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Full text of "Paulys Real-Encyclopadie der classischen Altertumswissenschaft volume 8 (Corniscae-Demodoros)"

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PATJLYS 



REAL-ENCYCLOPADIE 



DEE 



CLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT 



NEUE BEARBEITUNG 



UNTER MITWIRKUNG ZAHLREICHER FACHGENOSSEN 



HERAUSGEGEBEN 

VON 

GEORG WISSOWA 



ACHTER HALBBAND 

Comiscae — Demodoros 



STUTTGART 

J. B. METZLERSCHEE VERLAG 

1901. 



PAULYS 



REAL-ENCYCLOPADIE 



DEE 



CLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT 



NEUE BEARBEITUNG 



UNTER MITWIRKUNG ZAHLREICHER FACHGENOSSEN 



HEKAUSGEGEBEN 

VON 

GEORG WISSOWA 



VIERTER BAND 

Claudius moiis — Demodoros 



STUTTGART 

J. B. METZLEESCHEE VEJRLAG 

1901. 



1633 Corniscae Cornus lg34 

Corniscae (= cornices) divae, die zu Gottern hell. Ill 4 14 va-1 Strah V7n- *,,„ - * 

erhobenen Krahen (nach Ael. h. a. Ill 9 waren ra ,c Arriar, »„' Tin TT 57 °'„ ft,OTO ' ? *£««*- 

T iT! e, * e ,_ a l emem lhnen gewfflhten Orte be- A«tffc, V 557: mit solchen T,t„l X, 



cornea 



fCILlS^ VI W TfT* l Dativ] /° erMm 123; ^ e ™ ottT VII 408 xn 

rom I £l ,,7 w n. ? T* -5° k W b L" * e<Wov ^^ Athen " XI 479 F. 4) Zu Bogen 
rom. i 4rf4 nr. <i). Da Iuno Sospita gewohnlich und Pfeilpr, ■ &™fl vtt qo -t ' " ^S^ 

£ wsa\:„tfe I s, 3 iS,r;s ?o r ,„ a rs b «r M 's n i? g «»7»h.£5 

die Distanzen fallen in die G fJend vor . « I Kttrii.' ™ ^ ^T " ? r(m * <w ' Schade1 ' und ^ 

fcri* ruT^^ST*"- i m °°J l ° niam wh durchschimmern litest { ™ b} 

C J£Lo!SL g Z ■ 1St T? 16 Tri ^ S V0 " mr die botanische Wentiflcierung endlich ist 

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InschriftenafsC ctx TO1 F-7929 raSCf 6 wT" ^ir 6 ^ 1 Beschreib ™l ™ d 

und 4&*w5f?aSh Erke Tod xSlwn u f^ e "5 Hart ">? , ( cor T5 laSCulaL -) eins - Dem: 
Ihr Mark (^«) It hart und fest Theo^hr h } Y^^T decke \ si ? Eigenschaften und Ver- 

pl. I 6, 1) aucn hr H^sehr hart W ^" " mi ™fP**te?l "och heute fertigt man daraus 
sie waonst nTr pkIwtTt q ^ ( f'.f ); Drechslerarbeiten und Radzahne, noch heute die 

SL^^^^^is^ss' f\ Zi ?r h ™ et bekan ? ten * elben *»«l e 

tere auch #^S» (VI 12 1) Genauere Be' llfL **** «*"» "J**,™?-. F 1 186 ' ** 

schreibung Jeben TheophrVt (h } pl I 8 2 HI 6787 'm'toTtw^ ^ *if* °^V met - VH 

2, 1. 4, 2. 4 3 6 1 12 If TV I \ v a i C ^ ^ Die Tradition des Namens ist ununter- 

o Dl rill 4 10 ?' TM«wi 7 J ^1'™V br00hen von Homer bis Linn6 fortlaufend und 

PlinL n 'h XVI 74 97 kO 103 iSfm ml' ^ Ue \^ > u ° ch > ute bietet man in Sm ^ a 
211 226 XXI 79/ iw„; j ; t !?• und CoMtantmopel die Kornelkirschen unter dem 

Frucht H dafLz .'IT ^vlS™*** t ^ 8 *> Namra .Kmnia' feil, "och heute heisst d«Hta^ 
offSJ^^^^^iii 1 ^ riege J/ n G--henland , e «, t « u„d in Italien 
die rotliche KornelkirsZ m't Thtm bkToten TA^nF*^ ^^ °^ eoma - 
Safte gutbekannt (Plin. n I T XV 10? lOoTund fJ? ^ t'f^! 6 g enan «en Unterschei- 
die Cultur des Bamnes r T'der Kaiserzeit mit r g ' ? ' r° b d ? s /T Plmm . s 00rn ™ f"*™ die 
grflsster Sorgfalt betrieben (XV lS m L^ £ "angnipea L. aei .(Leunis) oder ob rich des 

des Fliichtlings Nahrung (Aen III 649 21^1 I , W Mlte Lue ^ m erat *» Balia, sed 

gemacht fiir den Wintef (Col XII 10 %'• 3) ^e" fZT,\ t^T- a ^ abatur ) . 2U b <^<*en « 
keltert, urn Obstwein zu gewinnen (PI h, I g £ ' Hehn )v° der ° b 1™. 1t ™™ avlum L - «»t mit 

ZZP- ^ZJI: ° aS H b°r = ^^ b ^ Se 6 (Sf). 10 GneChenland Skh einge " 
z-wecKen. 1) Z,u Lanzenschaften : xoaviivov axn V - hiiprM-th-lrm^rmi* i-vD 1 • -d n 

"^^Lf;;- 460; —' ira -^ ra Xen - ^ ^ t ttX t K^iXS 



1635 



Cornutius vicus 



Corona 



1636 



(Paus. Ill 13, 5) als auch. die Ableitung des Corolla, corollarium, oin kleiner Kranz, 

Naniens Kvqvos , den der Heros eponymos von tlberhaupt ein Kranz. Als Brautkranz Pest. ep. 

Corsica tragt, von xgavsia (Herodot. I 167) sind 68, 14; corollarium als Kranz eines Comissator 

spat, vereinzelt und ausgetiiftelt. Gell. IV 14, 5. Namentlieh aber nannte man 

TJber die griechischen Wortformen xgdveta, 6 so die kiinstlichen Kranze, die Scliauspieler und 

xgavoq, to hq6.vov und Ableitungen s. Lobeck andere Kiinstler (Flotenbliiser, Phaedr. V 7, 34), 

Paral. 339 und Phryn. 262. — Quellen: Bliimner wenn ihre Leistungen Beifall gefunden hatten, 

Techn. u. Term. II 270. Lenz Bot. d. Gr. u. von dem Spielgeber erhielten, Varro de 1. 1. V 

Rom. 596. Hehn Kulturpfl. u. Haustiere6 390ff. 178. Plin. n. h. XXI 5. 6 giebt die Geschicbte 
Koch Baume u. Straucher des alt. Griech. 195ff. 10 dieser C: sie waren anfanga aus (wohl goldartig) 

Murr Pflanzenwelt in der griech. Myth. 70ff. gefarbtem Horn, daun aus diinnem versilberten 

Leunis Synopsis II 273ff. " oder vergoldeten (nach Plin. n. h. XXXIV 94 auch 

[Max C. P. Schmidt.] durch Ochsengalle goldartig gefarbten) Bronze- 

Cornutius yicus der Civitas Eedonum, Greg. blech. Zuerst Crassus Dives gab als Aedil 211 

Tur. hist. Pranc. V 22 (29). Jetzt Corps -Nuds v. Chr. echt silberne und goldene C. mit goldenen 

(dep. Ille-et-Vilaine, arrond. Kennes). Longnon Schleifen, die zuerst P. Claudius Pulcber, Aedil 

Geogr. de la Gaule 308. [Dam.] 99 v. Chr., mit ciselierten Verzierungen schmiickte. 

Cornutus. 1) Cornutus s. Annaeus Nr. 5, Goldene Kranze Plut. Cato min. 46. Suet. Vesp. 

Caecilius Nr. 43— 47 , Pufioius, Iulius, 19. So wurde die ursprunglich als Ehrenzeichen 
Manilius, Servenius, Sulpicius. 20 (vgl. Plin. n. h. VII 185) gemeinte Gabe zu einer 

2) Cornutus. Tibull. II 2 feiert den Geburts- materiellen Belohnung, die zu dem bedungenen 
tag eines Cornutus, den or auch II 3, 1 anspricht. Lolme hinzukam. So kam corollarium zu der 
Wir haben daher alien Grund, anzunehmen, dass allgemeinen Bedeutung einer Zugabe zu dem Ge- 
C. ein vornehmer Mann und wahrscheinlich ein schuldeten. Varro a. 0. Cic. Verr. Ill 118. SeneC 
Preund oder Verwandter von Tibulls Gonner M. de benef. VI 17, 1. Es erhielten aber die erfolg- 
Valerius Messalla Corvinus ist; F. Marx oben reichen Kiinstler auch andere Geschenke, z. B. 
Bd. I S. 1323 denkt an die Pamilie der Sulpicii kostbare Kleider, Hist. Aug. Al. Sev. 33y 2 ; Carin. 
Camerini. Ihn mit Cerinthus, den Geliebten der 20, 4, sonstige wertvolle Gegenstande, Suet. Galba 
Sulpicia (Tibull. IV 3. 4. 5. 8. 11), zu identi- 15, und auch Geld, Suet, Vesp. 19, letzteres in 
flcieren, sind wir nicht berechtigt, vgl. S ch an z 30 solchem Masse, dass Marcus Aurelius es notigfand, 
Gesch. d. rOm. Litt. II 2 167 und die dort ange- das Maximum auf 10 Aurei festzusetzen, Hist. Aug. 
gebene Litteratur. [Stein.] Marc Aur. 11, 4; vgl. Iuven. 7, 243 m. Schol. 

3) C. Iulius Cornutus Tertullus, Consul suf- NeroverschwendetemasslosinsolchenGeschenken, 
fectus im J. 100 n. Chr. mit C. Plinius Caecilius die dann Galba wieder eintrieb. Tac. hist. I 20. 
Secundus, s. Iulius. Plut. Galba 16, 2. Suet, Galba 15. Es scheint, 

4) Cornutus Aquila , Legat von Galatien im dass auch diese Geschenke corollaria genannt wur- 
J. 748 = 6 v. Chr. (Meilensteine der von C. an- den; wenigstens heisst bei Cic. Verr. IV 49 so 
gelegten Via Sebaste CIL III 6974 [Corn. Aquila], ' das einem bei einem Gastmahl auftretenden Acro- 
Comuto las auf dem Steine Be'rard Bull. hell. ama gegebene Geschenk. Suet. Aug. 45 scheint 
XVI 1892, 420, vgl. CIL III 12217; III 14 185 40 freilich corollaria und praemia zu unterscheiden. 
[Colm . . . .). Friedlander Sittengesch. II « 471 undbeiMar- 

5) Cornuta s. Servenius. [Groag.] quardt St.-V. Ill 2 541, 6. Ribbeck R6m. 
Corobilium, Ort an der Strasse Durocorto- Tragoedie 658. [Mau.] 

rum (Reims)-Andematunnum (Langres), zwischen Corona. 1) Coroim, wahrscheinlich mit chorus 

Durocortorum und Segessera (Tab. Peut.). Nach (Pest. ep. p. 37) oder %oqos, das Hesych durch xvxXog, 

allgemeiner Ansicht das heutige Corbeil (dep. tsxicpaxos erklart, zusammenhiingend und daher 

Marne). Desiardins Tabic de Peut. 21. vereinzelt auch aspiriert geschrieben (Quintil. inst. 

[Ibm.] or. I 5, 20. T er. Scaur. G. L. VII 14 K. Charts. G. L. 

Corocotta, Rauber, der zur Zeit des Augustus I 265 K. Orelli 1735), in eigentlicher Bedeutung 
in Spanien sein Unwesen trieb und, weil er sich 50 bezeichnet den Kranz, der, zur Auszeichnung wie 

freiwillig stellte. vom Kaiser begnadigt und noch zum Schmucke dienend, im offentlichen wie im 

mit dem auf seinen Kopf ausgesetzten Preise be- privaten Leben der Romer cine wichtige Rolle 

schenkt wurde, Dio LVI 43, 3. [Stein.] spielte. Mit einer C. wurde vor allem die Gott- 

Corogennates, Bewohner einer im Mailan- heit geehrt, deren ausschliessliches Vorrecht sie 

dischen anzusetzenden Ortschaft, CIL V 5907. ursprunglich war (Plin. n. h. XVI 9. XXI 11). 

[Ihm.] Goldene Kranze wurden luppiter zu Ehren in den 

Corolamus, Hauptling der Boier, schlug 558 capitolinisehen Tenipel gestiftet (Liv. II 22 , 6. 

= 196 den Consul M. Claudius Marcellus in Ober- III 57, 7. IV 20, 4. VII 38, 2. XXXII 27, 1. 

italien (Liv. XXXIH 36, 4). [Munzer.] XXXVI 35, 12. XLIH 6, 6. XLIV 14, 3), ana- 

Corolia, Stadt der Sabaeer, an der Kuste des 60 Umpsiacae eoronae is. o. Bd. I S. 2055) der Isis 

Roten Meeres (Plin. n. h. VI 154), von Sprenger dargebracht ; Kranze setzten die Arvalen am Hain- 

(Alte Geogr. Arab. 383) mit dem fons Corolis feste den Gottmnen auf, vgl. CIL VI 2104. Honzen 

(Var. Goralus) Plin. VI 150 zusammengestellt, Acta fratr. Arv. 34; Kranze gehorten zu den Fest- 

demnach indasGebietderGaRaniverlegt. Glaser gaben, die man den Laren spendete (Plaut. Tri- 

(Skizze 36) stimmt Sprenger bei und erklart numm. 39; Aulul. 385f. Fest. ep. p. 69. Iuven. 

Coralia als kur -4- Halj (Land von Halj). Die sat. IX 138. XII 87. Marquardt St.-V. HI2 

Identification und noch mehr die Erklarung sind 128); Kranze. sclininckten an Festtagen die Tempel, 

hochst gewagt. [D. H. Muller.] Plut. Aem. Paul. 32 , 3. Nachstdem kam den 



1637 



Corona 



Corona 



1638 



Dienern der Gottheit, den Priestern, die C. zu Antiquarium zu Stuttgart), vgl. Benndorf Denk- 
(e. sacerdotalis Ammian. Marc. XXIX 5, 16). schr. d. Wiener Akad. XXVIII 1878 Taf. VII. VILL 
Ein Ahrenkranz (e. spicea CIL VI 2065. 2067. XV 2. Lindenschmit Altertiimer unserer heid- 
2075. 2078—2080. 2086. 2099. Gell. VII 7, 8. nischen Vorzeit III Heft 5 Taf. 4. Daremberg- 
Plin. n. h. XVIII 6. Henzen Acta fratr. Arv. . Saglio Diet. I 1535 Pig. 2007, sowie auf einem 
28. Marquardt Sfe-V. Ill 2 448, auf einem Altar zu Ruvo gefundenen Bronzehelm, vgl. Bonghi 
bildlich dargestellt vgl. Clarac Mus. de sculpt. Bull. d. Inst. 1834, 39. Kaum weniger begehrt war 
II pi. 249 nr. 318. Daremberg-Saglio Diet. die e. triumplialis (CIL V 3348) oder laurea (Cic. 
I 451 Pig. 541) war von alters her das Abzeichen in Pis. 58), ein Kranz von frischem Lorbeer, dem 
der Arvalen, das als Mitglieder des Arvalcollegiums 10 Zeichen des Sieges (Appian. Pun. 66), ursprflng- 
auch die Kaiser liihrten, vgl. CIL VI 968. 1000. lich der einzige Schmuck des Triumphators (Liv. 
1012. 1021. 1026. 1053. 1093. Wissowa oben VII 13, 10. Plin. n. h. XVI 127. 137. Dion. Hal. 
Bd. II S. 1464. Wohnten die Arvalen den Circus- II 34, 2. Ovid. met. I 560) und seiner im Triumph 
spielen im Haine bei, so vertauschte ihr Ober- aufziehenden siegreichen Soldaten (Liv. XLV 38, 
haupt, der Magister oder Promagister, den Ehren- 12. 39, 4. Pest. ep. p. 117. Appian. Pun. 66. Plut. 
kranz mit einer c. pactilis rosacea CIL VI 2076. Marc. 22, 2; Aem. Paul. 34, 6). Ihre Verieihung 
■2081 (rosacia VI 2065. 2075. 2086. 2100, rosea erfolgte durch den Senat (Cic. in Pis. 58. Val. 
VI 2104). Letztere hatte auch im Cult der Salier Max. II 8, 7. Dion. Hal. Ill 62, 2. Zonar. VII 21). 
Bedeutung, vgl. Plin. n. h. XXI 11. Hist. Aug. Dargestellt ist ein solcher Triumphalkranz wohl 
Antonin. philos. 4, 3. Einen Lorbeerkranz mit 20 auf einem Denkschr. Akad. Wien a. a. O. Taf. XIII 
drei Medaillons geziert trugen die Priester der abgebildeten Helme. Das Vorrecht, den Lorbeer 
Bellona, s CIL VI 2233. Doni Inscr. antiqu. IH standig tragen zu diirfen, hatte zuerst Caesar 
8. Daremberg-Saglio Diet. 1 1525 Pig. 1986, (Cass. Dio XLIH 43, 1. Suet. Caes. 45), nach 
desgleichen die Priester der Cybele, s. Mus. Capit. ihm Augustus, Eckhel VI 84, allerdings erst seit 
IV16. WinckelmannMon.ant.ined.I8. Muller- 36 v. Chr., Cass. Dio XLIX 15, 1 — vordem 
Wieseler Denkm. II 63, 817. CIL X 3698. durfte er damit nur beim Einzuge in Rom und 
XIII 1751. Marquardt St.-V. in 2 395. Be- bei den Spielen erscheinen, Cass. Dio XLVHI 16. 
kranzt erschien schliesslich jeder, der opfernd oder 1 — und alle folgenden Kaiser (Plin. n. h. XVI 
hiilfeflehend sich der Gottheit nahte, Plin. n. h. 137. Suet. Galb. 1) einschliesslich deren Mit- 
XVI 9. Liv. XXIII 11, 5. XXVLT37, 13. XXXIV 30 regenten, Mommsen St.-R. I» 428. 113 1150. 
55, 4. XXXVI 37, 5. XL 37, 3. XLIH 13, 8. Die sonstigen Mitglieder des Kaiserhauses fiihrten 
Gell. VI 4, 5. Mommsen St.-R. 13 426, 4. die Laurea bei Lebzeiten iiberhaupt nicht — eine 
Verschieden von diesen der Gottheit geweihten Ausnahme macht der junge Domitian, Mommsen 
Coronae waren die mannigfachen Kranze, welche, St.-R. I» 428, 4 — , doch wurden einzelne der- 
zumeist fur kriegerische Tiichtigkeit, aber auch selben, wie der altere Drusus, Eckhel VI 176, 
fur sonstige Verdienste urn das Gemeinwesen, und der Vater des Vitellius, Eckhel VI 313, im 
von Staatswegen verliehen wurden. Was wir, Tode damit geehrt (Mommsen St.-R. 113 830). 
von inschriftlichen Zeugnissen abgesehen (CIL Zu der Laurea triumphalis kam spater zur Er- 
I 624 fruheste inschriftliche Erwahnung einer c. hohung des Pompes die aurea triumphalis, vgl. 
militarist, Tiber diese Art Kranze wissen, gelrUODion. Hal. IH 62, 2. Appian. Pun. 66. Martial, 
in letzterLinie auf Varro zuruck, vgl. Mercklin VHI 33, 1 — Liv. X 7, 9 und Zonar. VH 21 
De Varrone coronarum Romanarum militarium erwahnen beide — , auch c. Etrusea genannt, 
interprete praecipuo, Dorpat 1859. Unter ihnen Plin. n. h. XXXIII 11, ein machtiger Gold- 
war die c. graminea (Plin. n. h. XXII 6) oder kranz (Iuven. sat. X 39), der beim Triumph von 
obsidiotwlis (Pest. ep. p. 190. 191. Gell. V 6, 8. einem Sclaven uber dem lorbeerbekranzten Trium- 
Plin. XXII 7 ; obsidMis Liv. VII 37, 2) , die phator gehalten wurde (Plin. a. a. O. Zonar. VH 
Ehrengabe fur den Befreier eines ganzen Heeres 21. Tertull. de cor. 13). Pompeius sollte damit 
oder Volkes, trotz des schlichten Grases, aus dem auch bei feierlichen Versammlungen und Spielen 
sie gewunden war (Fest. a. a. O. GelL V 6, 9. geehrt werden, vgl. Veil. Pat. II 40, 4 (mit der 
Plin. XXn 8), am angesehensten (Fest. ep. p. 97. 50 Interpretation Borghesis Oeuvr. I 452). Cass. 
190. 191. Plin. XXII 6), weil sie allein nicht Dio XXXVII 21, 4, desgleichen Caesar, Cass. Dio 
der einzelne, sondern die Gesamtheit zuerkannte XLIV 6, 3. 11, 2. XLV 6, 5. Cic. Philipp. II 
(Liv. Vn 37, 2. Fest. ep. p. 190. Gell. V 6, 10. 85, und Augustus, Cass. Dio LI 20, 2. Doch hat 
Plin. XXn 7). Dass als hoehste Auszeichnung die aurea triumphalis, ebenso wie die goldene 
gerade ein Graskranz gewahlt wurde, erklart nach Strahlenkrone (von Flor. II 13 unrichtig Caesar 
Zander Andeutungen z. Gesch. des rom. Kriegs- zugeschrieben) , mit der die Kaiser vielfach seit 
wesens 1. Fortsetz. 17f. die Bedeutung. die bei Nero auf den senatorischen (Eckhel VI 269. 
den Romern der Cult des Feldgottes Mars hatte. Mommsen Rom. Munzw. 765, 85), seit Caracalla 
Die wenigen, die er zierte, waren nach Plin. XXII auf den kaiserlichen Miinzen (Eckhel VH 220. 
9ff.: L. Siccius Dentatus (vgl. auch Plin. VII 60Daremberg-Saglio Diet. I 1535 Fig. 2006. 
102. Gell. n 11 , 2), P. Decius Mus (vgl. auch Mommsen a. a. O. 782) dargestellt sind, nie auch 
Liv. VH 37, 2), Q. Fabius Maximus (vgl. auch nur anuahernd die Bedeutung der laurea trium- 
Gell. V 6, 10), Scipio Aemilianus (vgl. auch Veil. phalis gehabt (Mommsen St.-R. 13 428). Co- 
Pat. I 12, 4). der Kriegstribun M. Calpurnius ronae triumphales heissen endlich auch die von 
Flamma, der Centurio Cn. Petreius Atinas, der Bundesgenossen wie Besiegten freiwillig oder ge- 
Dictator Sulla und der Kaiser Augustus. Bild- zwungen ges.tifteten goldenen Kranze, die dem 
lich dargestellt zu sein scheint eine c. gramiwa Triumphator vorangetragen wurden. vgl. Fest. ep. 
auf einem Helm vom Bettenberge (jetzt im Kgl. p. 367. Gell. V 6, 5-J-7. Liv. XXXIV 52, 8. 



1639 



Corona 



Corona 



1640 



XXXVII 58, 4. 59, 4. XXXVIII 37, 4. XXXIX VI 31098), vgl. Wieseler Die Ara Casali. Over- 

5, 14. 7, 1. 29, 6. 42, 3. XL 16, 11. 34, 8. 43, beck Kunstmythologie Atl. X 18. Baumeister 

6. Appian. Pun. 66. Plut. Aem. Paul. 34, 4. Denkm. Pig. 125. Auffallend viele Biirgerkranze 
Cass. Dio XLII 49, 3. 50, 2. Tertull. de cor. 13. verdienten sich Manlius Torquatus (Liv. VI 20 r 

5. auch Kubitschek oben Bd. II S. 2552f. 8. Plin. VII 103. XVI 14) und M. Siccius Den- 
Bcim Triumph des Pompeius wurden sogar kost- tatus (Plin. VII 102. XVI 14. XXII 9. Gell. II 
bare Perlenkranze mit aufgcfiihrt (Plin. n. h. 11, 2. Dion. Hal. X 37. Val. Max. Ill 2, 24). 
XXXVII 14). Mit der c. ovalis oder murtea Pur Cicero beantragte der Censor L. Gelhus die 
bezw. myrtea (Pest. ep. p. 144. 195. Gell. V 6, 20. o. eivica, um ibn als Better der Burger zu ehren 
Plin. n. h. XV 126. Val. Max. Ill 6, 5) mussten 10 (Gell. V 6, 15. Cic. Pis. 6). Aus demselben Grande 
sich die begniigen, welche keinen wirklich be- verlieh der Senat 27 v. Chr. dem Augustus den 
deutenden Krieg gefiihrt hatten und darum nicht Biirgerkranz (Mon. Ancyr. lat. 1, 14. 6, 13 und da- 
im Triumph, sondern nur als ovantes in Bom ein- zuMommsenBes gestae^ 149ff. Past. Praen. CIL 
Ziehen durften (Gell V 6, 21. 22. Pest ep. p. 195. 12 p. 231. Eckhel VI 88. Cohen Aug. 30. Cass. 
Plin. n. h. XV 125. Plut. Marcell. 22, 2) oder DioLIII16,4. Plin. XVI 7f. Ovid, trist. Ill l,47f.) r 
statt dessen auf dem Mons Albanus triumphierten der seitdem— nur unter Tiberius nicht, Ssuet. Tib. 
(Fest. ep. p. 144. Plin. XV 126. Val. Max. Ill 26 — iiber der Pforte des Kaiserpalaste prangte 

6. 5). Crassus erzwang sich nach Beendigung des (Suet. Claud. 17. Val. Max. II 8, 7. Ovid. Past. 
Sclavenkrieges die Laurea, obwohl ihm hierfur nur IV 953; Trist. Ill 1, 36; metam. I 562); vgl. die 
der Myrtenkranz zukam (Cic. Pis. 61. Gell. V 6, 20 Darstellung auf einer Miinze des L. Canimus 
23. Plin. XV 125). Die e. oleaginea, einen Oliven- G alius Cohen Aug. 385. Daremberg-Sagho 
kranz, trug, weT, ohne Mitkampfer zu sein, den Diet. I 1536 Pig. 2008. Auch ist derselbe auf 
Triumph hatte ausrichten helfen (Pest. ep. p. 192. vielen augusteischen Mtozen, umrahmt von Lor- 
Gell. V 6, 4), desgleichen fuhrten ihn bisweilen beerkranzen, zu sehen, Cohen Aug. 341. 356. 
nach Plin. XV 19 die ovantes. Mit Olivenkranzen 501. Daremberg-Saglio Diet. I 1536 Fig. 
geschmiickt versammelten sich iibrigens auch die 2009. Baumeister Denkm. Fig. 181. Augustus 
romischen Ritter an den Iden des Juli zum Census, mit dem Biirgerkranze zeigt eine in der Mttn- 
Dion. Hal. VI 13, 4. Plin. n. h. XV 19. Gleich chener Glyptothek befindliche Buste, vgl. Brunn 
wertvoll wie der Triumphalkranz war die e. ci- Beschreib. der Glypt. nr. 219. Visconti Icon. rom. 
vica (Liv. X 46, 3. Pest. ep. p. 42. 191. Gell. V 6, 30 XVIII 3. 4, und gleich ihm trugen ihn auch seme 
11. Plin. n. h. XVI 7ff. XXII 6; eivica: Senec. Nachfolger, Visconti a. a. O. XXIX 3. XXXI 
clem. I 26, 5. Quintil. VI 3, 79. Plin. paneg. 3. Hist. Aug. Ant. Philos. 12, 7. 

13), griechisch orsqmvog TioXixixog (Dion. Hal. X Sehr verdienstvoll war ferner noch die auch 
37), ein Kranz von Blattern der Eichenarten Ilex, unter dem Namen classica (Veil. Pat. II 81, 3) oder 
Aescuhis oder Querem (Fest. ep. p. 42. Gell. V rostrata (Plin. n. h. XVI 7. Verg. Aen. VIII 684), 
6, 12. Plin. XVI 11. Zonar. VII 21), nach der d. i. mit Schiffsschnabeln verziert (Gell. V 6, 8. 
letzteren auch quercea (Tac. ann. n 83), quemea Cass. Dio XLIX 14, 3), bekannte o. navalis (Fest. 
(Fasti Praenestini, CIL 1 2 p. 231) oder S e vivog ep. p. 163. Gell. a. a. O.), die dem zu teil wurde, 
(Mon. Ancyr. gr. 17, 24. Cass. Dio LIU 1 6, 4. Plut. der zuerst auf ein feindliches Schiff hinubersprang. 
quaest. Rom. 92) genannt, der den belohnte, der 40 Wahrend zur Zeit der Eepublik ihre Verleihung 
als Burger in der Schlacht einem Burger — nach ausserst selten war, da nur M. Varronach dem 
Polvb. VI 39, 6 auch einem Bundesgenossen — Seerauberkriege (Plin. n. h. VII 115. XVI 7) und 
das'Leben rettete (Mommsen St.-R. 13 426, 5. Vipsanius Agrippa nach seinem Siege iiber Sextus 
Pest ep. p. 42 Gell. V 6. 11. Tac aim. XH Pompeius (Liv. epit. 129. Veil. Pat, II 81, 3. Cass. 
31. XVI 15. Claudian. de cons. Stil. IH 72f.), Dio XXXXIX 14, 3. Plin. n. h. XVI 7. Senec. de 
den Feind tOtete (Plin. n. b. XVI 11) und seinen benef. Ill 32, 4. Ov. ars am. Ill 392. Verg. Aen. 
Platz behauptete (Gell. V 6, 13). Der Gerettete VIII 684) sie davontrugen, gehortesiem der Kaiser- 
schenkte ihn seinem Retter (Cic. Plane. 72. Fest. zeit zur stehenden Decoration derLegati consulages 
ep p. 42. Gell. V 6, 11) — sonst wurde er dazu (s. u.). Ammian. Marc. XXIV 6, 16 zufolge verlieh 
gezwungen, Polyb. VI 39, 6 — , worauf der Feld- 50 sie noch Kaiser Mian. Zur Verherrlichung seines 
hen ihn diesem vor versammeltem Heere zusprach britannischen Feldzuges liess Claudius sie uber 
(Plut. Coriol. 3, 2. Suet. Caes. 2. Tac. ann. Ill der Thiir seines Palastes neben der Civica an- 
21 XV 12. Hist. Aug. Aurel. 13. 3; Prob. 5. bringen (Suet. Claud. 17). Darstellungen von 
1. Ammian. Marc. XXIV 6, 16). Der so Geehrte SchiffskranzenzeigenzalilreicheMunzen des Agrippa, 
durfte iederzeit bekranzt erscheinen und genoss vgl. Eckhel VI 165. Daremberg-Sagho Diet 
besondere Vorrechte (Plin. n. h. XVI 13. Polyb. I 1536 Fig. 2012. Visconti Ieonogr. rom. \III 
VI 39, 9). Ein gewisser Helvius Rufus fiihrte, 5, desgleichen eine Miinze von Nicopohs, Ann. d. 
seitdem ihm die c. civica verliehen (Tac. ann. lust 1840 tav. d'agg. P 8, nicht jedoch, wie Four- 
Ill 21), den Beinamen Civica, vgl. CIL XIV 3472 nier bei Daremberg-Saglio a. a. O. memt, 
und D ess aus Anmerkung. Im Sciimucke des 60 eine Miinze des Agrippa Postumus (vgl. Fig. ^013) 
Biirgerkranzes dargestellt sind die Centurionen mit einem Eppiehkranze (Eckhel VI 174). Wohl- 
M. Caelius iCIRli 209j und Q. Sertorius (CIL V feiler, obwohl von Gold (Plin. u. h. XVI t), 
3374), vgl. Linden schmit Tracht und Bewaff- waren die folgenden Coronae. Zunachst die e. mu- 
nuno- des rom. Heeres wahrend der Kaiserzeit ralis (Liv. X 46, 3. Suet. Aug. 25. Sil. Ital. XV 
Taf.°I 1. 6. Baumeister Denkm. Fig. 2263. 257; muralis Plin. paneg. 13), griechisch ors- 
Iwan Miiller Handb. IV 2 2 Taf. 2 Fig. f. Der yavos xuyys.og A then. Mitt. XXII 1897, 39) oder 
namliehe Kranz umschliesst die Widmung eines .-ronreordff (Korr.-Bl. der Westd. Zeitschrift 189/, 
T. Claudius Faventius auf der Ara Casali (CIL 61)7 so genannt wegen ihrer zinnenartigen Ver- 



1641 



Corona 



ziernngen. vgl audi Gell. V 6, 16 (muri pinnis VI 1540. VIII 12536 Dagegen ist die Ehrung 
decorata). Sil. Ital. XIII 366. Zonar. VII 21. eines Praefectus castrorum durch drei coram 
Vom Feldherrn wurde sie dem erteilt, der zuerst murales, zwei vallares, erne aurea (CiL 111 oy»4) 
die Mauern einer feindlichen Stadt erstieg (Polyb. ohne Beispiel. Durch vier Coronae - je erne 
VI 39 5 Liv XXVI 48 5 Gell. V 6, 16). Von muralis, vallaris, classica, aurea — bezw. je 
<len Bittern er'rang sie Manlius Capitolinus zuerst zwei derselben wemi es sich um mehrere Knege 
/Plin n h VII 103 Liv. VI 20, 8). Das Aus- handelte, vgl. CIL \I 1444 und B.orghesi Oeuvi. 
sehen einer c. muralis veranschaulicht eine Munze V 33 - burden nur die Le^gati consulares aus- 
mit M Aorinnas Bild- vel Eckhel VI 164. gezeichnet, vgl. CIL HI 1457. 4013. V 531. 697b 
cthen & de T^p g XXXVIII Sulpic. 8.10^-6978 Mjl 1377. 1497 (X 8291 feht die 
Daremberg-Saglio Diet. I 1536 Fig. 2010, vierte C. nach Mommsen wohl nur aus Versehen). 
sowle ein zu Rochester gefundener Helm (1. Jhdt. Erst im 3. Jhdt. n. Chr. scheint die Ordnung 
ti Chr) vgl. Hiibner Bonner Jahrb. 1873, 171, aufgegeben worden zu sem, vgl. Hist. Aug. Aurel. 
1. Benndorf Denkschr. der Wiener Akad. 13, 3; Prob. 5, 1. 

XXVIII 1878 Taf IV V VI 3a. 3b. Lin- Aber nicht nur der siegreiche Kampier.auch 

denschmit Altertiimer unserer heidn. Vor- der Sieger im friedlichen Wettkampfe -beim- 
zeit HI Heft 7 Taf. 4. D are mb erg a. a. O. genrennen der Besitzer des siegreichen Gespannes, 
F Tg 2011. Baumeister Denkm. Fig. 2290. MommsenR.-G.F 229 - wurde mit dem Kranze 
Datn die e. eastrensis (Fest. ep. p. 57. Gell. V geehrt (vgl. aueh Art. Palma und BQaJeiov) 
6, 17) oder vallaris (Liv. X 46, 3. Suet. Aug. 25. 20 erne Auszeichnung die sich auch auf den \ ater 
Plin. n. h. XXXIH 38), griechisch oxkyavog oial- des Siegers erstreckte (Zwolf lateln X 7 rim. 
Ugwg (Korr.-Bl. d. Westd. Zeitschr. 1897, 61), n. h XXI 7 Mommsen St.-R. I •* 426, 2). 
mit dem goldnen insigne valli als Wahrzeichen. Dergleichen Siegeskranze, donahem tmmaege- 
Sie war der Lohn fur den, der zuerst das Lager nannt (Fest ep p. 69), wurden sogar mit ins Grab 
des Feindes sturmte (Fest, Gell. a. a. O.). Eine gegeben vgl Mommsen R. G. V 228 Lta^ otb 
Abbildung derselben s. CIL III 6984. Schliess- waren dieselben an den emzemen Wettspielen 
lich coronae gemmatae (Plin. n. h. XXH 6) und verschieden Silbeine . Krauze wurden an den O r- 
coronae aurel ohne bestimmtes Insigne (Plin. cusspielen des Hainfestes der Arvalbrudei verteilt 
n. h. VII 102. Gell. II 11, 2. Val. Max. Ill 2, vgl. CIL VI 2059. 2065. 2075 2086^ Heri*en 
24 CIL VI 1444 als auratae bezeichnet), letztere 30 Act. fratr. Arv. 36. Marquardt St -V. mf 458. 
zur Belohnung fiir hervorragende Tapferkeit im Ein Ehrenkranz war der Preis des Siegers m den 
Kriege (Liv. VII 10, 14. 26, 10. 37, 1. X 44, 3. neapolitanischen Augustalien, vgl. Stat. hIy. V 
Zonar VII 22). Abbildungen solcher coronae 3, 225f. Fnedlander Sittengesch. 1116 4Z5. 
aureae s. CIL IH 6984. Bull. d. Inst. 1890, 296. Um einen Eichenkranz wurde in dem 86 n. Chr. 
In der Kaiserzeit wurden von den genannten Co- von Domitian Iuppiter zu Ehren gesbfteten capi- 
ronae die vallares, murales, aureae und classicae tolinischen Agon gestrrtten, vgl mart. IV i,o. 
noch in besonderer Weise zur Auszeichnung ver- 54, 1. 2. IX 23, 5. XI 9, 1. Stat silv V d, 
wendet, und zwar so, dass den im Range anfnied- 231 luven sat VI 387 nut Seholiem Florus 
rigsten Stehenden hOchstens eine derselben zu- ed. Jahn XLI A^'tt^aI pit VT inlU 
erkanntwerdenkonnte, den am hochsten Stehenden 40 X 53. CIG II 3425 III 5804. CIL VI 10114 
dagegen alle vier zukamen, vgl. Henzen Ann. 10117 X 3716. XIV 2977. Haupt Opusc I 
d Inst 1860 205—210. Den Inschriften zu- 445. Fnedlander a. a. O. 116 482. 6301. Ill" 
folge wurde eine C. zuweilen als besondere Aus- 426f., und zwar empfing der Sieger denselben 
zeichnung an Gregarii, CIL VI 3584 (zweimal), eigenhandig vom Kaiser (Martial. IV 1, 6. Le 
Evocati, III 6359 X 3886. XI 395. 2112, oder Bas-Waddmgton 1620 a) der selbst mit emem 
Centurionen, II 4461 (dreimal). HI 5334. 7334. goldenen Kranze geschmiickt (Suet Domit. 4), 
10224 V 955 VI 3580. X 1202. 3733 5064. dem Feste bciwohnte. Dargestellt ist dieser capi- 
XI 390 391 1602 3108 Wilmanns 1589. tolinische Kranz wohl auf emem Glasgeiasse, das 
1598 (die Verleihung von zwei Coronae an einen Garrucci Vetri ornati trovati nei cimiten del 
Centurio, CIL VIII 217, ist eine Ausnahme), in 50 cristiani Taf. XXXIV 1 veroffenthchl ; hat vgl. 
der Regel aber nur an Praefecti, Tribuni oder anchDaremberg-Saglio Diet. I lodl iig. iy»a. 
Procuratores, CIL II 2637. IH 1193. 2018. Ein goldener Olivenkranz endlich ward dem zu 
6809 V 875 7003. 7425. VI 798. 1598. 1626. teil, der im albanischen Agon siegte, vgl. Mart. 
3539 VIII 9372. IX 1614. 4753. X 4862 (mehr- IV 1, 5. IX 23, 5. 35, 9. Stat silv III 5,281. 
mals). 5829. Inscr. Helv. 179. Arch.-epigr. Mitt. IV 2, 67. 5, 22f. V 3 227. Fnedlander a. 
XV 29 Bull. d. Inst, 1896, 252. Athen. Mitt. a. O. Ill 6 428. Was fur einen Kranz der bieger 
1897 39. verliehen. Doch trugen letztere Offers in den von Nero gestifteten ^eronia davontrug 
auch zwei Coronae, eine muralis und eine vol- (vgl. Suet. Nero 12. 21. Tac. ann. aVI 4. Cass. 
laris vgl. CIL VI 1449. VIII 9990. X 135. XH Dio LXI 21, 2. Fnedlander a. a. O. 116 480. 
3167 XIV 3612, ein haufisr geehrter Praefectus 60 Schiller Gesehichte des rOin. Kaiserreicnes unter 
alae (11 1086) sogar eine muralis und vier aureae Nero 137), ist uubekannt ; die neromamsctie 
davon Drei Coronae. je eine vallaris, muralis. Miinze, Eckhel VI 264. Daremberg-Saglio 
aurea erhielten - mit einer einzigen Ausnahme 1 1085 Fig. 1337, giebt daruber kemen Auischluss; 
CIL Mil 6706 — die Legati praetorii, vgl. CIL dasselbe gilt von dem CIL IX 1663 erwatmten, 
II 6145 III 6818. VI 1599. X 6659. XI 5210. zu Benevent veranstalteten musischen Agon. 
5211 Rev. arch. 1893 I nr. 88. Korr.-Bl. der Selbst die Schauspieler wetteiferten um die 

Westd Zeitschr. 1897, 61 , hatten sie mehrere Ehre des Krauzes. Derartige Schauspielerkranze, 
Kriege mitgemacht, die doppelte Zalil, vgl. CIL corollae (s. d.) genannt (Varro de 1. 1, \ 1 <8), waren 



1643 



uoronani 



(Jorporales res 



1(544 



mitunter sogar von Gold (Suet. Vesp. 19). Doch 
verwendete der jiingere Cato bereits an ihrer Statt 
Olivenkranze (Plut. Cato niin. 46, 2), und Plinitis 
(n. h. XXXIV 94j berichtet, dass hauflg auch 
kupferne Kranze, mit Ochsengalle gefarbt, die 
goldenen ersetzten, vgl. Marquardt St. -V. Ill 2 
S41, 6. Ribbeck Rom. Tragoedie 658f. Fried- 
lander a. a. 0. lie 471. [Fiebiger.] 

2) Corona, oxecpavog als Sternbild. Schon Ger- 
manicus (72. 391) und Ptolemaios unterscheiden 
einen nOrdlichen und slidlichen Kranz (Almag. 
VII o. 4 p. 36 Halma : der nordliche Kranz besteht 
aus acht Stemen; Almag. VIII 3 c. 1 p. 80f. : 
der siidliche Kranz aus dreizehn Sternen), wahrend 
sonst nur der nordliche Kranz im Altertume er- 
wahnt wird (Ideler Unters. iiber den Ursprung 
und die Bedeutung der Sternnamen 281f.). Er 
war vielleicht schon Pherekydes bekannt (Schol. 
Od. XI 320) und kam sicher bei Eudoxos vor 
(Hipparch. I c. 11 p. 112 Manit, Vitruv. IX 6 p. 229 
Rose). Der hellste Stern des nOrdlichen Kranzes, 
nach Ptolemaios von einer Lichtstarke zweiten 
Grades, heisst bei diesem 6 Aa/jjiodg 6 sv xa> Sxs- 
(pdvcp und bei Columella (XI 2, 74) clara stella 
Coronae. GewOhnlich wird berichtet, das Stern- 
bild sei der Kranz, den Ariadne als die Braut des 
Dionysos getragen habe, und sei von diesem spater 
an den Himmel versetzt worden; Ariadne hatte 
ihn von den Horen und Aphrodite erhalten, nach- 
dem er von Hephaistos aus kostbarem Golde und 
indischen Edelsteinen angefertigt worden war. 
Nach einer etwas abweichenden Darstellung hat 
sich Dionysos mit diesem Kleinode die Liebe der 
Ariadne erkauft (Arat. Phaen. 71. Cic. Arat. frg. 12. 
Germanic. 72. Avien. 194ff. Manil. I 319—323. V 
253. Ovid. fast. Ill 513ff. ; met. VIII 176ff. ; trist. V 
3, 42. Serv. Georg. I 222. Robert Eratosth. Ca- 
tast. reliquiae p. 66ff. Hygin. astron. p. 39f. Bunte. 

Auf- und Untergange bei Geminos 12. Juli, 
6. August, 3. und 6. Oktober, 2. Januar, 14. Marz; 
bei Ptolemaios 6. 16. 23. 27. Phaophi, 15. 21. 23. 
Athvr, 10. 19. Choiak, 9. 20. Phamenoth, 2. Phar- 
muthi, 18. 28. Epiphi. [Haebler.] 

Coronarii, oxerpavvnloxoi. Bei dem starken 
Verbrauch von Kranzen fur Gastmahler und son- 
stige Festlichkeiten war das Gewerbe der Kranz- 
flechter ein lohnendes und schwungvoll betriebenes 
und wird oft erwahnt. In alterer Zeit und bevor 
der Grossbetrieb Platz griff, scheint es vorwiegend 
von Frauen und mit weiblichen Arbeitern betrieben 
worden zu sein. Eine ox£<parr)7i).6y.og , die auf 
Bestellung 20 Kranze zu liefern hat, Arist. Thesm. 
448 ; bekannt ist das Verhaltnis des Malers Pau- 
sias zu der Kranzflechterin Glykera, Plin. n. h. 
XXI 4. XXXV 125. Sonstige Erwahnungen 
Theophr. h. pi. VI 8, 1. Plut. qu. conv. Ill 1. 
Erotische Scene mit einem Knaben, der Kranze 
flicht und verkauft, Anth. Pal. XII 8. Unter der 
von Alexander gefangen genommenen Dienerschaft 
des Darius waren 46 C, Athen. XIII 608 a. In 
romiscber Zeit erscheinen die C. hauflg auf In- 
schriften. Aus Rom CIL VI 7009. 9227. 9282. 
9283; ein Sepulcralcollegium der C. 4414. 4415. 
Aus Formiae CIL X 6125 ; aus Interamna Lirenas 
X 5372 ; aus Aesernia IX 2688 ; aus Pisa XI 
1450. Weibliche C. XI 1554 aus Fiesole, Oli- 
vieri Marm. Pisaur. 152 aus Pisaurum. Vgl. 
Gatti Bull. arch. com. 1878, 46. 



Bildliche Darstellungen, Eroten als C, flnden 
sich mehrfach in pompeianischen Wandgemalden. 
Helbig Wandgem. 799. 800. Sogliano Pitt, 
mur. 364. Die vollstandigste Darstellung in dem 
seit 1894 ausgegrabenen Hause der Vettier. Mau 
Rom. Mitt. XI 1896, 73, 151. Sogliano Mon. 
ant. d. Lincei VIII 343. 350. Wir sehen auf 
diesen Darstellungen, wie die Kriinze, von einem 
rechenartigen Geriist lang herabhangend (nicht 

10 mit den Enden zusammengebunden) von mann- 
lichen und weiblichen Arbeitern gcflochten und 
von diesem Geriiste aus auch verkauft werden. 
Vgl. J ahn Abh. d. sachs. G. d. W. V 315 Taf. VI. 

[Mau.] 
Coronatus vir elarissimus ist der Verfasser 
dreier Gedichte der Anthologie des Salmasianus 
(223. 226. 228 R. = Baehrens PLM IV nr. 190. 
402. 404). Die beiden letzten sind Epigramme auf 
eine gefullte Henne, das erste variiert in 21 pro- 

20 sodisch correcten Hexametern und stark hyper- 
bolischer Rhetorik das Wort des Aeneas bei Vergil 
III 315 vivo equidem vitamque extrema per omnia 
dueo; v. 22 — 29 scheinen nicht zugehOrig. Mit 
diesem C. ist zweifellos identisch dor Verfasser einer 
Schrift dc finalibus, deren Reste H. Keil De 
grammat. quibusd. lat. inf. aetat., Erlangen 1868, 
p. 4 (vgl. G. L. IV p. L) herausgegeben hat. Denn 
diese Schrift ist dem dominus eruditissimus atque 
inlustris frater Luxorius, offenbar dem aus der 

30 Anthologie sattsam bekann+en, gewidmet. L. M til- 
ler Jahrb. f. Philol. 1866, 555. Teuffel Rom. 
Litt.-Gesch. 5 § 476, 5. Riese Anthol. lat. I fasc. 
12 p. XXVI Anm. [Skutsch.] 

Coronus (?). Ein in Cerzede'llo (Conv. Bra- 
caraug.) gefundener Altar, CIL II 5562, enthalt 
auf der Vorderseite die Inschrift Paternus Flav(i) 
ararn posuit exs voto u. s. w., wahrend eine Seiten- 
flache GOEOyO bietet. Vielleicht ist also C. 
der Name des Gottes, dem der Altar geweiht ist. 

40 [Ihm.] 

Coropatina, Hafen am gangetischen Golf, 
neben Garafana, Geogr. Rav. p. 41, 17. Wenn 
Garafana mit 'Oyeoyavxa des Ptolemaios zusammen- 
fallt, das siidlich von Tamralipti (jetzt Tamluk) 
lag, so kann Koropattana an die Mundung des 
Adamas siidlich von Pippali verlegt werden ; die 
portugiesischen Seekarten verzeichnen da Condili- 
pattam. [Tomaschek.] 

Corotiacus, Beiname des Mars. Inschrift auf 

50 der Basis einer Bronzestatuette, die ein Glaueus 
fecit, CIL VII 93 a : Deo Marti Corotiaco Sim- 
plicia Proce v(otum) p(osuit) IfibensJ mferitoj. 
Fundort Martlesham (Suffolk). Hubner Exempla 
905. [Ihm.] 

Corpeni , Bewohner einer Stadt , die zum 
Conventus von Synnada gehOren. Plin. n. h. 
V 105. [Ruge.] 

Corpilli s. Korpilloi. 
Corporales res sind die greifbaren Sachen 

60 (Inst. II 2, 1 corporales eae sunt, quae sui na- 
tura tangi possunt : veinti fundus homo vestis 
aurum argentum et denique aliae innumerabiles), 
genauer gesprochen, die sinnlich wahrnehmbaren 
Vermogensstueke , Dig. I 8, 1, 1. Cic. top. 27. 
Den Gegensatz biiden die nicht wahrnehmbaren 
VermOgensstiicke, namentlich die Rechte an frem- 
den Sachen, die Forderungen u. a. m. , Inst. II 
2, 2: incorporates autem sunt, quae tangi nam 



1645 



Corpus 



possunt. qualia sunt ea, quae in iure consistunt : 
sieut hereditas, vsus fruetus, obligationes _ quo- 
quo modo contraetae. Der Gegensatz ist inner- 
halb der Anordnung der Instutionen des Gaius 
und Iustinian von grosser Bedeutung, s. Res. 
Puchta-Kruger Institutionen io II 127ff. § 222. 
Leonhard Institutionen 161. 246. 279ff. 

[R. Leonhard.] 
Corpus bezeichnet auch bei den Juristen den 
menschlichen KOrper, Gai. I 196. Ill 219. In 
einem besondern Sinne bedeutet es aber den sinn- 
lich wahrnehmbaren Sachverhalt. So namentlich 
bei dem Erwerbe und bei dem Verluste des Be- 
sitzes, wo zu einer Willensiiusserung (s. Animus) 
auch eine Veranderung der ausseren Sachlage gegen- 
iiber dem Erwerber oder Verlierer des Besitzes 
notig ist und ihr Eintritt mit dem Worte corpore 
gekennzeichnet wird. Dig. XLI 2, 3, 1 Apis- 
eimur possessionem corpore et animo. Dig. L 
17, 153. 

In einem besondern Sinne bezeichnet c. auch den 
wahrnehmbaren Zusammenhang mehrerer Sachen 
(z. B. Tiere oder Sclaven), Inst. II 20, 18. Dig. 
IV 16, 195, 3. XLI 3, 30. In demselben Sinne 
gilt es auch fiir die Gesamrheit von Menschen 
(universitas personarutn), die fur ihre Vereins- 
zwecke als Ganzes auftritt und ein besonderes 
VermOgen hat, also den Verband mit juristischer 
PersOnlichkeit. Dig. Ill 4, 1 pr. neque societas 
neque collegium neque huiusmodi corpus passim 
omnibus habere conceditur. XXXVII 1, 3, 4. 
Frg. Vatic. 158. 235. Verwandte Ausdrucke sind 
. corporatio und corporate Nov. Severi II de cor- 
poratis. Cod. IV 63, 5. XI 15 (14) de privileyiis 
corporatorum urbis Romae. CIL III 3016. IX 
4696. X 114. 542. 1579. 1880. 1881. 6682. 1869. 
XII 181. 411. 1189. 672. 700. 704. 719. 726. 728- 
731. 733. 736. 738. 982. 1005. 1189. 4107.4255. 
XIV 10. 32. 44. 71. 116. 117. 101. 102. 161. 168. 
172. 250. 251. 252. 256. 257. 280. 303. 309. 324. 
352. 363. 364. 368. 372. 374. 403. 409. 425. 438. 
448. 456. 4142. 4144. S. Collegium. Der Aus- 
druck pia corpora fiir fromme Stiftungen ist nach- 
rOmisclu vgl. Windscheid Pandekten? I § 57, 5. 
Litteratur. Puchta-Kruger Institutionen » 
II 6ff. 142. Leonhard Institutionen 170. 256, 6. 
276,1. 280, 1. 428. Eingehendere Litteraturan- 
gaben iiber juristische Personen s. Windscheid 
Pandekten7 I 139 § 57 bes. Anm. 4. Dernburg 
PandektenS 1 I38ff. 160 §§ 59ff. 68; s. auch 
Universitas. [R. Leonhard.] 

Corpus iuris drills ist die mit dem 12. Jhdt. 
iibliche Gesamtbezeichnung fiir das Gesetzeswerk 
Kaiser Iustinians (Savignv Gesch. d. R. R. im 
Mittelalter III* 510ff.). Da die Geschichte dieses 
C. i. und sein Siegeszug durch die mittelalter- 
liche und moderne Welt erst mit Iustinian an- 
hebt, gehOrt sie dem Plane dieses Werkes ge- 
mass nicht h'ierher. Die Geschichte der Gesetz- 
gebung Iustinians kommt in den einzelnen Artikeln 
Codex Iustinianus, Decisiones quinqua- 
ginta, Digesta Iustiniani. Institutiones 
Iustiniani, Novellae leges Iustiniani (vgl. 
auch Iustinianus, Tribonianus, Dorotheos, 
The ophilosIulianus)zur Darstellung. [Jors.] 

Correa, mit dem Beinamen Potentia (Plin. 
Ill 49), Stadt in Ligurien, ungewisser Lage. 

[xlUiacii.j 



Corrector. Die seit Traian bezeugten legati 
Augusti ad corrigendum statum, spater correc- 
tors genannt, sind ausserordentliche kaiserliche 
Commissare senatorischen Ranges, welche, mit 
der Durchfuhrung von Reformen in Verfassung 
und Verwaltung beauftragt, das dem Princeps 
zustehende imperium rnaius in solchen Reichs- 
territorien ausiiben, die fiir gcwohnlich der Com- 
petenz der kaiserlichen (zum Teil auch jener der vom 

10 Senate bestellten) Statthalter entzogen sind, nam- 
lich: A. in den befreiten Gemeinden (eivitates h- 
berae) im Bereiche der Senatsprovinzen (Achaia, 
Asia); B. an Stelle des vom Senate bestellten 
Proconsuls im Gesamtbereiche der Senatsprovinzen 
(einschliesslich der eivitates liberae; so in Pontus 
et Bithynia) ; C. in Italien, wo sie seit dem Ende 
des 3. Jhdts. zu standigen Statthaltern sich ent- 
wickeln. 

Bis gegen Ausgang des 3. Jhdts. ist die offi- 

20 cielle Bezeichnung kgatus Augusti pro praetore 
(missus) ad corrigendum (ordinandum) statum 
(mit Beifugung des Sprengels), griech. xgeofiev- 
ztjg nal avTioTQatrjycs Zepaorov diog&ayxijs (ejiarop- 
$a>rrjs) gewesen. Doch gebraucht bei den Griechen 
schon Arrian (diss. Epict. Ill 7, 1) das einfache 
dioQ&oitris, welches seit Ende des 3. Jhdts. auch 
in die Inschriften eindringt (ebenso inavoo&tarris). 
Das im Lateinischen entspreehende e. wird zu- 
erst von Papinian (u. S. 1649), im offlciellen Sprach- 

30gebrauch der Inschriften und Kaisererlasse erst 
seit Cams und Carinus angewendet. Vgl. Momm- 
sen Anm. zu CIL III 6103; St.-R. 113 858 mit 

A. 3. 

A. Correctoren in den eivitates liberae. 

1) Achaia. Sex. Quinctilius Valerius Maxi- 
mus ist der erste uberhaupt bekaunte Legat die- 
ser Art, nach Plinius ep. VIII 24, 2 als Praeto- 
rier (vgl. § 7) missus in provinciam Achaiam 
. .. ad ordinandum statum liberarum civitatium 
40 vgl. § 8 haec ipsa legatio); nach Mom m sen 
Anm. zu CIL III 6103; St-R, II 3 857, 1 (eben- 
so Prosopogr. Ill 117 nr. 23) derselbe, der bei 
Arrian diss. Epictet. Ill 7, Iff. als Siog&ojriig 
tiov tJ.evdF.QOiv xolewv auftritt (vgl. Hirsch- 
feld Verw.-Gesch. I 204f., 4). 

P. Pactumeius Clemens, nach dem Volkstri- 
bunat legatus divi Hadriani Athenis, Thespiis, 
Plateis, item in Thessalia (CIL VIII 7059 = 
Dessau 1067; dazu Mommsen St.-R, II 3 857, 
50 2. Prosopogr. Ill 5 nr. 25. W. Henze De civi- 
tatibus liberis 30). 

Von den Brudern Sex. Quintilius Maximus 
nnd Condianus (Consuln 151 !, die nach Philostratos 
vit. soph. II 1, 11 gleichzeitig (vgl. 10) &n<fa> 
rij; T/lddog i}g/Jrrjr , war vermutlich der eine 
Proconsul von Achaia. der andere legatus ad corr. 
statum liberarum civitatium (anders Mommsen 
St.-R. 113 852, 1. 8571'., 2. Prosopogr. Ill 116 
nr. 19. Liebenam Philol. LVI 311, 93). 
60 Egnatius Proculus 6 hxaxoozaio; vnaxtxo; 
' l-zavol&ojxtjs, CIG 1341 (Sparta; etwa unter Com- 
modus; vgl. Prosopogr. II 33 nr. 25). 

L Egnatius Victor Lollianus ixavog&ojxr,; 
'Ayatas (CIG 1624 = IGS I 2510, von den Pla- 
taeerr. ™esetzt>; in der vom Areopag gesetzten 
Ehreninschrift CIA III 632 wird seine xySefio- 
via xmv 'Adtfrtiv geruhmt (vgl. Prosopogr. II 38f. 



1647 



Corrector 



Corrector 



1648 



Ti. Claudius Callippianus Italicus vjxazog, 
jiQeofievzrjg xal dvziozQaxrjyog xwv SsfSaox&v (d. i. 
Severus utid Antoninus), Xoyiaxijg xal ejtavoQ&to- 
xi\g x&v elev&sQcov ozoXsmv (CIA III 631 ; vgl. 
Dittenberger Eph. epigr. I p. 248. Prosopogr. 
I 362 nr. 667. Groag o. Bd. Ill S. 2691 Nr. 94). 

Claudius Demetrius dvdvjzaxog xfjs 'A^atag xal 
nQEofi(Evxr)g) 2sji(aazovJ xal avxioxQaxrjyog xal 
inavog&oiTTjg xa>v eXev&eqcov tzoXsc&v (Ditten- 
berger-Purgold Inschr. von Olympia nr. 941 ; 10 
vgl. Groag o. Bd. Ill S. 2702 Nr. 124. 125). 

Cn. Claudius Leonticus 6 Xa/xxpozazog vszazi- 
xbg xal sizavoQ-fimzi/g zijg'EXXddog ('Aya'tag) (etwa 
Mitte des 3. Jhdts.; Belege Prosopogr. I 383 
nr. 732. Groag o. Bd. Ill S. 2728f. Nr. 203). 

L. Turranius Gratianus v(ir) c(larissimus) 
corrfector) provfinciaej Achaiae (CIL III 6103 
unter Diocletian). 

Bei mehreren kaiserlichen Legaten ist es nicht 
vtillig sicher, ob sie in der Mission ad eorrigen- 20 
dum statum oder mit einem anderen Auftrage in 
Achaia thatig waren: 

L. Aerailius Iuncus (Consul 127) , als Prae- 
torier HQeajSsvzrjg Ssfiaozuir xal dvziozodzrjyog (CIA 
III 622) ; als dixatodozrjg bezeichnet inn CIG 
1346 (dazu Dittenberger Eph. epigr. I p. 245ff. 
Mommsen St.-R. lis 858, 1. 2. Prosopogr. I 28f. 
nr. 235. P. v. Rohden o. Bd. I S. 550 Nr. 54). 

C. Ae , 6 xgdziozog jTQeoftfivrrjg [avzcbv 

xal dvziozodrtiyog .... J xai Xoyiozr/g ztjg naxqi- 30 
dog rjuoJv~(ClA. III 10 vom J. 209/210; Ergan- 
zung unsicher; vgl. Mommsen St.-R. lis 858, 
1. Prosopogr. I 11 nr. 88. Liebenam a. a. O. 
313, 9). 

Auf unrichtiger Erganzung beruht der q(uae- 
stor) et legat(us) [Aug(usti) prov(inciae) A]chaiae 
CIL XI 1837 (vgl. Mommsen St.-E. 13 516, 
1. 113 857f„ 2. Liebenam a. a. O. 311, 93). 

Vgl. Dittenberger Eph. epigr. I p. 247ff. 
Marquardt St.-V. 12 228, 1. Hertzberg Gesch. 40 
Griechenlands II 148. Mommsen K, G. V 256; 
St.-R. lis 857f. Jullian Transformations 159, 2. 
Euggiero Diz. epigr. I 33. W. Liebenam 
Philol. LVI 811f., 93. Brandis o. Bd. I S. 195. 

2) Asia. Ti. Claudius Atticus Herodes (als 
Praetorier), vgl. Philostrat. vit. soph. I 25, 6 
arpixzo uev eg zi/v 2fivgvav . . . xaza ygorovg, ovg 
zdg EAsv&eyag zatv tzoXzow avzbq bitood'ovzo. II 
1 , 3 f]QX e l lev 7 a Q x, ' )v xaza zijv 'Aoiar eXev&eqcov 
7i6).eo3v u 'Homorjg (zwischen 132 und 135; dazu 50 
Mommsen Amn. zu CIL III 6103; St.-R. 113 
857f., 2. Dittenberger Henri. XIII 75, 1. Pro- 
sopogr. I 357). 

Unsicher ist die Lesung und Erganzung in 
der Inschrift des M. Antonius Mem . . ., Bull. hell. 
VII 26 fr.zar]ooi')oixip> Ja/./arairJ .... (vgl. 
P. v. Bohden o. Bd. I S. 2633 Nr. 76. Prosopogr. 
I 101 nr. 678). 

B. Correctoren fur den Gesamtbereich 
einer Senatsprovinz. 60 

Pontus etBithyni a. Das kaiserliche Special- 
mandat, mit welchem der jungere Plinius (Con- 
sul 100 ; vgl. Prosopogr. Ill 49f. nr. 370) als le- 
gatus pro praetore in den J. Ill — 113 Pontus 
und Bithynien verwaltete, quoniam midta in ea 
(provincia) emendanda apparuerunt (Traian. 
ad Plin. 32, 1; vgt. anrh die Stellen bei Mar- 
quardt St.-V. I " 352, 3), ist, wie immer man 



es rechtlich auffassen mag, wesentlich identisch 
mit jenem der legati ad corrigendum statum. 
Die Competenz des Plinius umfasste samtliche 
Gemeinden im Bereiche der Provinz, die unter- 
thanigen sowohl wie die eivitates liberae (zu die- 
sen W. Henze De civitatibus liberis 61ff. ; Be- 
richte des Plinius in Sachen der befreiten Ge- 
meinde Amisus ad Trai. 92. 93, der vielleicht 
gleichfalls freien Byzantier 43. 44. 77. 78). Eine 
ahnliche Mission hatte wohl auch der Consular 
C. Iulius Cornutus (Prosopogr. II 188 nr. 187) 
als legatus pro praetore dim Traiani [Parthici] 
provincial Ponti et Bithyniae (CIL XIV 2925) 
und der P. (Iulius?) Severus (damals Praetorier), 
der ausdriicklich als Legat ad eorr. statum be- 
zeichnet wird (CIG 4033 = Arch.-epigr. Mitt. 
IX 118 nr. 75 Tigbg e gdfiSovg neufdhza ig Bei- 
&vvtav dioQ'&WTrjv xal Xoycoxyv vjtb &sov 'Adgta- 
vov, vgl. CIG 4034; dazu Mommsen St.-R. 113 
861, 3). Die Schilderung, welche Dio LXIX 14, 
4 von der Mission des letzteren giebt (xbv Se 
Seovxjqov eg Bidvviav sag/xytev [Hadrian] oiiXwv 
/.liv ovSev, aQxovzog Sk xal Emozdzov xal dixalov 
xal cpQovijiov xal ag'icop.a k'yorzog SsoftEvqv , a 
jidvza iv exsivo) r\v. xal b uev dirfyaye xal oi<o- 
xtjos xal xd i'oia xal xd xoiva avxwv U. s. w.), 
passt doch wohl nur auf eine die gesamte Pro- 
vinz umfassende Wirksamkeit, gleich jener des 
Plinius, nicht, wie Mommsen St.-R. II 8 861, 3 
und C. G. Brandis Herm. XXXI 162 annehmen, 
auf die Competenz eines Revisors der stadtischen 
Finanzen, neben welcher jene des ordentlichen 
Senatsstatthalters bestehen blieb. Daher diirfte 
auch die unmittelbar folgende, in den constanti- 
nischen Excerpten aus Dio erhaltene Angabe xf/ 
6e Srj fiovXj] xal zqi xXtjgco f) IIafi(pvXia dvxl zfjg 
Bi&vvlag sdofh] (LXIX 14, 4) trotz der Bedenken 
von Brandis (a. a. O. 163; o. Bd. Ill S. 529) 
richtig sein, allerdings mit Einschrankung auf 
die Zeit der Amtsfuhrung des P. Severus, da die 
dauernde Cberweisung Bithyniens in die kaiser- 
liche Verwaltung, wie Brandis zeigt, kaum vor 
Marc Aurel stattgefunden hat. 

Vgl. Marquardt St.-V. 12 352f. Brandis 
o. Bd. Ill S. 528f.; Herm. XXXI 161f. 

Schon friihzeitig hat die kaiserliche Central- 
gewalt durch voriibergehende Entsendung von 
Legaten in die Verhaltnisse der Senatsprovinzen 
(vgl. Dio LVII 17, 7 zum J. 17 n. Chr. ; dazu 
Mommsen St.-R. H3 861 mit A. 1), wie auch 
der von der statthalterlichen Verwaltung befrei- 
ten eivitates liberae (Legation des Tiberius auf 
Ehodos, Mommsen St.-E. LT3 853f., 5; Legaten 
fur die Strafrechtspflege , Mommsen Strafrecht 
106, 1) eingegriffen (Mommsen St.-E. lis 857ff.). 
Diese kaiserlichen Commissare sind, weungleich 
ihre Competenz gewiss in viel engeren Schranken 
sich bewegte, staatsrechtlich als die Vorlaufer der 
Legaten ad corrigendum (ordinandum) statum 
in den Senatsprovinzen, bezw. in den befreiten 
Gemeinden im Bereiche der Senatsprovinzen zu 
betrachten, die zuerst unter Traian in Achaia 
und Bithynien nachweisbar sind und wahrend 
des 2. und 3. Jhdts. in Achaia beinahe zur stan- 
digen Einrichtnng wurden. 

Ihrer rechtlichen Stellung nach sind die Cor- 
rectoren ausserordentliche kaiserliche Mandatare 
(legati Augusti pro praetore ; vgl. Plin. ep. VIII 



1649 



Corrector' 



Corrector 



1650 



24, 8 haee ipsa legatio; Papinian s. u. und die 
Inschriften). Die propraetorische Befugnis wird 
bei Plinius, Claudius Callippianus und Claudius 
Demetrius (s. o.) ausdriicklich hervorgehoben (da- 
zu Mommsen St.-E. 113 858, 1). Sie sind Inhaber 
eines abgeleiteten imperium; vgl. Plin. a. a. 0. 
§ 6 an eontemnitur qui imperium, qui fasces 
habet? Papinian. Dig. I 18, 20 legatus Caesaris, 
id est praeses vel corrector provineiae, abdicando 
se non amittit imperium. Die Correctoren fuhren 
daher auch Fasces, deren Zahl, wie bei den pro- 
praetorischen Legaten iiberhaupt (Mommsen St.- 
R. I 3 386, 1. 388, 5; Beitrage zur alten Gesch. 
u. Geogr., Festschrift fur H. Kiepert 104f., 4, 
Marquardt St.-V. 12 353, 3. 550, 5) auf fiinf 
festgesetzt ist (vgl. o. CIG 4033. 4034). Das impe- 
rium und somit auch das Eecht der Fasces er- 
streckt sich bei den Correctoren ausnahmsweise auf 
die Territorien der eivitates liberae (Plin. a. a. 0. 
§ 6, s. o. ; ahnlich bei der Legation des Tiberius 
auf Ehodos, Suet. Tib. 11; dazu Mommsen St.-E. 
II 3 853f., 5). Die Bestellung erfolgt selbstverstand- 
lich nicht sorie, wie bei den Senatsstatthaltern, 
sondern iudieio (Plin. § 9), d. h. durch kaiserliche 
Entschliessung in Form eines die Competenz genau 
festsetzenden Handschreibens(eocfeiWt'). Bei Arrian 
diss. Epict. Ill 7, 30ff. sagt der Corrector Maximus 
(s. 0.) XQtzrjg slfu zmv'EXXrjvav . . . KaTodg fioi xo)di- 
heXXov eyQaxpsv . . . Svvauai or diXm eig cpvXaxrjv 
fiaXstv . . . Svvauai igvAoxoizijoai or di.Xoi. Dabei 
ging die kaiserliche Eegierung wenigstens in jenen 
Fallen, wo es sich um die Correction einer ganzen 
Senatsprovinz (Pontus et Bithynia) handelte, regel- 
massig im Einvernelimen mit dem Senate vor, 
wie die tjberlieferung iiber Plinius (Brandis o. 
Bd. Ill S. 528) und P. Severus (s. o.) erkennen 
lasst. Dem Plinius wurde zu der vom Kaiser 
verliehenen propraetorischen Befugnis nach CIL 
V 5262 vom Senate die consularis potestas de- 
cretiert (vgl. Mommsen St.-R. 113 244; Eph. 
epigr. Vll p. 444f. E. Bormann Arch.-epigr. 
Mitt. XV 37ff. ; iiber ahnliche Cumulierungen in 
alterer Zeit vgl. v. Premerstein Abh. d. Wien. 
arch, epigr. Semin. XIV 6ff.). Bei den auf die 
eivitates liberae sich beschrankenden Correctionen 
ist eine Mitwirkung des Senates nicht iiberliefert, 
aber riicht unwahrscheinlich. 

Soferne sich die Competenz des C.s nicht auf 
eine ganze Senatsprovinz einschliesslich der in 
ihrem Bereiche liegenden eivitates liberae (wie 
in Bithynien) erstreckt, werden regelmassig die 
samtlichen eivitates liberae in einer Provinz zu 
einem Verwaltungssprengel zusammengefasst (vgl. 
Plin. ep. VIH 24, 2ff., Arrian und die Inschriften; 
der tnavoo&oixtjg xijg 'Ayatag ist nur ein kiirzerer 
Ausdruck); doch sind gelegentlich auch kleinere 
Sprengel gebildet worden (so fiir den P. Pactu- 
meius Clemens, s. o.). Durch die Correction der 
cu'itates liberae wird natiirlich die Verwaltung 
der unterthanigen Territorien durch den ordent- 
lichen Proconsul nicht beruhrt; doch mag es vor- 
gekommen sein, dass zu besonders wirksamer, den 
gesamten Provinzbereich umfassender Thatigkeit 
beide territorial streng getrennten Competenzen 
in einer Person cumuliert wurden (vgl. den Clau- 
dius Demetrius). 

Strittig ist der thatsachliche Inhalt des dem 
C. verliehenen Mandate (Jullian a. a. 0. 150f. E. 



Cagnat Diet, des ant. I 1538. C. Halgan Essai 
77f.). Nach Mommsen St.-E. lis 857f. 861 
(ebenso Marquardt St.-V. 12 227f.) waren die 
Correctoren kaiserliche Aufsichtsbeamte fiir die 
Finanzverwaltung der unterthanigen und befrei- 
ten Gemeinden gewesen, den euratores der itali- 
schen Stadte vergleichbar, jedoch mit dem Unter- 
schiede, dass sie zwar nicht selten ebenfalls fiir 
einzelne Stadte bestellt wurden, gewohnlich aber 

10 der kaiserliche Auftrag die samtlichen in den 
Grenzen einer Provinz gelegenen befreiten Gemein- 
den zusammenfasst. Dagegen halt Waddington 
zu Borghesi Oeuvres V 413, 1 die lediglicri 
mit der Finanzrevision betrauten euratores (in 
den griechischen Gemeinden Xoyiaxal) und die 
eorreetores wohl mit Eecht auseinander. Im An- 
schlusse an Waddington verweist Jullian 
Transformations 160f. auf die zahlreichen, zum 
Teile auch die Sicherheit des Eeiches gefahrden- 

20 den Ubelstande der autonomen Verwaltung, welche 
dringend ein Eingreifen der kaiserlichen Central- 
gewalt erheischten. Dass die Correctoren keine 
blossen Finanzrevisoren waren, wie die euratores 
(Xoywxai), zeigt schon die viel allgemeiner ge- 
fasste Bezeichnung ihres Mandates als ad cor- 
rigendum (ordinandum) statum, ferner das den 
sicheren Aufsichtsbeamten der stadtischen Finanz- 
gebarung durch weg fehlende imperium, welches 
in dem Eechte der Fasces und einer weitgehenden 

30 richterlichen und coercitiven Befugnis (Arrian. a. 
a. 0.) sich ausdriickt. Auch die Darstellung der 
Function des P. Severus bei Dio LXIX 14, 4 
(s. o.) und die Ratschlage des Plinius ep. VIII 24 
an Sex. Quinetilius Maximus (s. o.), bei der ihm 
aufgetragenen ordinatio wenigstens das Schein- 
bild der Freiheit (reliquam umbram et residuum 
libertatis rwmen) zu wahren, setzen eine ausge- 
dehnte Machtvollkommenheit voraus, die weit fiber 
den Eahmen der stadtischen Finanzcontrolle hinaus- 

40 ging. Bei der eine ganze Senatsprovinz um- 
fassenden Correction tritt vielmehr der kaiser- 
liche Legat, wie die Stellung des Plinius in Bi- 
thynien zeigt , ganz und gar in die Befugnisse 
des ordentlichen Statthalters ein (s. o. Dio LXIX 
14, 4 aoyorxog . . . xal ETiiaidxov), die ausserdem 
noch bedeutend erweitert und auf die sonst exemp- 
ten eivitates liberae erstreckt wird. Einblick in 
die mannigfachen Aufgaben, die dem C. hier ge- 
stellt waren, unter welchcn neben der Unter- 

50 driickung staatsgefahrlicher Umtriebe (z. B. der 
Hetaerien) allerdings die Revision der stadtischen 
Eechnungen (Traian. ad Plin. 18, 3) und die Auf- 
sicht iiber die Gemeindefinanzen eine hervorragende 
Stelle einnahm (Liebenam Philol. LVI 312; 
auch P. Severus ist 6iog§a>xi]g xai Xoyiozi);), 
gewahrt der umfangreiche Briefwechsel des Plinius 
mit Traian. 

Ausgedehnte Befugnisse derselben Art sind 
fiir die Correction der eiritates liberae in Achaia 

60 und Asia anzunehmen; daher spricht Plin. VIII 
24, 4 von einem regere (Lacedaemoncm esse quae 
regas), Philostrat. vit. soph. II 1, 4 von uq/eiv. 
Neben der Unterdriickung der gegen die Sicher- 
heit des Reiches und der Gemeinden sich richten- 
den Bewegungen (Aufstande: Philostrat. vit. soph. 
I 25, 2 von Hejodes Atticus; daneben wohl das 
in Griechenland stark verbreitete Raiibernnwesen, 
Jullian a.a.O. 160f.) beschiiftigte die Correctoren 



1651 



Corrector 



Corrector 



1652 



auch hier die Priifung und Reform der aig zer- 
riittcten stadtischen Finanzen. So wird der Titel 
des Claudius Callippiaims (CIA III 631, s. o.) latei- 
nisch gelautet haben legatus Augustorum pro 
praetore ad rationes putandas (vgl. CIL VIII 
7059) et corrigendum statum liberarum civita- 
tium (provine-iae Achaeae); vgl. auch die nijUs- 
fiovia (= euro) zojv 'Aihjvtiv des Egnatius Lol- 
lianus CIA III 632. 



Mannes, der vnaxog 8k w(>dtvu.(jtog und s'jiagxos 
'Profits war, mit dem Consul der J. 258 (oder 259) 
und 271 (De Eossi Roma sotteranea II 282; 
Bull, di arch, crist. II.ser.II [1871] 45. Mommsen 
Eph. epigr. I p. 139f. ; St.-R. 113 1086, 4. Prosopogr. 
Ill 75 nr. 527) keineswegs unzweifelhaft (Jullian 
a. a. 0. 149, 3), da in der erhaltenen Liste der 
praefecti urbis seit 254 kein Pomponius Bassus, 
verzeichnet ist. Vielmehr gehOrt die Inschrift 



Dem Range nach sind die Correctoren der 10 CIL VI 3836, da Hire Rrickseite anscheinend fur 



alteren Zeit zumeist Praetorier ; Ausnahmen sind 
der mit besonderer Vollmacht ausgestattete Con- 
sular Plinius und der Tribvmicier P. Pactumeius 
Clemens, welcher einen kleineren Sprengel zu- 
gewiesen erhielt, als die praetorischen Correctoren 
in Achaia. Wenn seit dem Ende des 2. Jhdts. 
die euavoQ&mral in Achaia als vatami oder fora- 
riy.oi bezeichnet werden, kann dies mit Ditto n- 
berger Ephem. epigr. I p. 249 auf eine Rang- 



die Grabschrift eines miter Kaiser Gallus (251-253) 
lebenden Mannes (Z. 6 [eljccto ab ifnr/ictfissimo) 
imp. Ca]es. Treb[oniavo Gallo u. s. w.) beniitzt 
wurde, wohl einer viel friiheren Zeit an und be- 
zieht sich vielleicht auf den Pomponius Bassus 
cos. ord. 211, der dann vorher cos. suff. gewesen 
sein miisste. Die Correctur desselben wurde dann 
vielleicht noch vor jene des Suetrius Sabinus fallen. 
Nach Trebellius Pollio Hist. Aug. XXX tyr. 



erhohuno- des Amtes, moglicherweise aber auch 20 24 hatte Kaiser Aurelian den im J. 273 besiegten 



auf ein wahrend der Correctur in Abwesenheit 
bekleidetes Consulat (vgl. Mommsen St.-R. 1 3 
516, 1) gedeutet werden. 

Mit der Ausgleichung der rechtlichen Unter- 
schiede zwischen den Reicbsterritorien , welche 
durch die zeitweilige Unterstellung der befreiten 
Gemcinden unter die Correctoren vorbereitet und 
gefOrdert wurde, hiiren die Correctoren in Achaia 
auf (der letzte unter Diocletian CIL III 6103, 



Usurpator Tetricus mit diesem Amte betraut: 
correctorem totius Italiae fecit, id est Cam- 
paniae Samni, Lucaniae Brittiorum, Apuliae 
Calabriae, Etruriae atque Vmbriae, I'iceni et 
Flaminioe omnisque annonariae regionis. Dem 
gegeniiber berichtet Vopiseus Hist. Aug. Aurel. 39 
in Ubereinstimmung mit den aus der niimlichen 
Quelle geschopften Angaben bei Aurel. Vict. Caes. 
35, 5; " epit. 35, 7. Eutrop. IX 13: Tetrieum 



s. o.). Die Notitia dignitatum nennt ausserhalb 30 triumph atum correctorem Lueaniae fecit; nach 



Italiens drei Correctoren, zwei im Orient (or. I 
126ff. p. 5 Seeck: correetores duo : Augustam- 
nicae. Paphlagoniae) , welche gleich jenen der 
alteren Zeit unmittelbar dem Kaiser, nicht dem 
Praefectus praetorio unterstehen, und einen im 
Occident (occ. I 82f. p. 105 S. per Pannoniam 
ummi: Saviae). Alle diese unterscheiden sieh 
von gewOhnliehen Provinzstatthaltern nur durch 
den Titel; letzterer erklart sich bei dem C. von 



der Epitome scherzte Aurelian bei diesem Anlasse 
sublimius habendum regere aiiquam Italiae par- 
tem, quain trans Aipes regnare. Die vielfach 
erorterte Streitfrage , welchem der zwei Berichte 
grossere Glaubwiirdigkeit zukommt (Borghesi 
Oeuvres V 415. Mommsen Feldmesser II 190; 
Ephem. epigr. I p. 140; St.-R. II" 1086. Desjar- 
dins a. a. O. 1811'. Jullian loOff. Prosopogr. 
II 39f. nr. 71), ist wohl mit E. Klebs Rh. Mus. 



Savia vermutlich dadurch , dass ein grosser TeiUO XLVII llff. bes. 14, 1, zu Ungunsten ^notorisch 

dieser Landschaft (das Territorium von Emona) ' " ' " " " i_ "" 

ehemals zu Italien gehOrt hatte (vgl. Mommsen 
CIL III p. 496). Ein dux et corrector limitis 
Tripolitani erscheint voriibergehend Cod. Theod. 
XII 1, 133 (vom J. 393; vgl. XI 36, 33. Momm- 
sen Herm. XXIV 268, 1). Uber den Rang dieser 
Correctoren s. u. S. 1655. 

C. Correctoren in Italien. Zum ersten- 
male begegnct uns der Consular C. Octavius 



schwindelnden. gerade in der Tetricus-Biographie 
hochst unzuverlassigen Trebellius Pollio zu ent- 
scheiden. 

Im J. 284 envabnt Aurel. Vict, Caes. 39, 10 
den Usurpator M. Aurelius Iulianus (Prosopogr. 
I 209 nr. 1267) als C. Venetiens {cum Venetos 
correettira ageret). Im J. 283/4 war nach einer 
Inschrift von Puteoli (CIL X 1655) ein Rufius 
Volusianus v(ir) cflnrissimus), eorum (d. h. der 



Ant)ius Suetrius Sabinus unter Caracalla im 50 Kaiser Carus und Carinus; kalieio beatissimus 



J. 215/216 als electus ad corrigendum statum 
Italiae (CIL X 5178. 5398 = Dessau 1159; dazu 
Mommsen Ephem. epigr. 1 p. 138ff.; St.-R. lis 
1086, 4. E. Desjardins Revue arch. N.S. XXVI 
181ff. Hirschfeld Verw.-Gesch.1 119, 3. E. Cuq 
Etudes d'epigr. juridique [Bibl. des ecoles franc. 
d'Athenes et'de Rome XXII 108ff. C. Jullian 
Transformations 149. Prosopogr. II 425f. nr. 19); 
anscheinend kniipfte diese Mission an das von 
ihm wohl gleichzeitig bekleidete Amt eines prae- 60 
fectus ali mentor urn an. mit welchem schon vor- 
her gewisse administrative Befugnisse verknupft 
waren (vgl. Mommsen Ephem. epigr. VII p. 398). 
Die Envalmur.g Italiens \?t mit Wahr-chein 
lichkeit zu erganzen in der Inschrift eines [Ti]b. 
Pomponius Bassus CIL VI 3836 = Suppl. 31 747 
= Kaibei IGI 10i6 t.taioyOfiui/i) .~i/'w}][c Itu- 
'/.(iag)]. Dagegen scheint die Identificierung dieses 



iterum corrector (wahrscheinlich von Campanien) 
auf dieselbe Stelhmg bezieht sich eine von Momm- 
sen mit Unrecht verdiichtigte Inschrift des nam- 
lichen Mannes, CIL X 304*, mit corrector Cam- 
pania [ej; wahrscheinlich ist mit ihm auch iden- 
tisch der 0. Caeionius Rufius Volusianus v. c. 
corr(ector) Italiae per aiiuos octo iCIL VI 1707 
= Dessau 1213: vor J. 314); vgl. Kleb= a. a. 
O. 14, 1. Prosopogr. Ill 141 nr. 117. 

Bereits in die ersten Jahre Diocletians fallen 
Paetus Honoratus v. fc] corrector Italiae . . . 
(OIL V 2817 = Dessau 014; wohl vor J. 286; 
vgl. Cod. lust. IX 2. 9 vom J. 289), Acilius 
Claras [cnrreeh.r ]tlal(iae) (CIL V 8205 vom 
J. 286) , L Kumidius corrector Italiae (Cod. lust. 
VII 35, 3 vom .1. 200,i. der ungenannte e. in dem 
Rescript vom J. 295 Frg. Vat 292 {arfi corre.ctft- 
re-iu v. e. amicam meum). Mit dem P. Helvius 



1653 



Corrector 



Corrector 



1654 



Aelius Dionysius consfularis) vir, corr(ector) Cam- 
panfiaej (CIL X 6084 = Dessau 1212; vgl. Frg. 
Vat. 41 vom J. 298 mit Mommsen s Note: 
Aelius Dionysius vir clarissimus amicus nostcr) 
ist trotz des Widerspruches von Mommsen und 
Dessau wahrscheinlich identisch der L. (?) Aelius 
Helvius Dionysius corrector utriusque Italiae (CIL 
VI 1673 = Dessau 1211; wohl vor J. 301, vgl. 
Jullian a. a. O. 151, 6. 7). Vor das J. 301 ist 
die Verwaltung des T. Plarius Titianus corrector 
Campaniae, corrector Italiae Transpadanac (CIL 
VI 1418; derselbe CIL VI 1419 [corjrector 
Italiae reg(ionis) Tranfspadanae] , dazu Mar- 
quardt St.-V. 12 234, 4) zu setzen. 

Seit Beginn des 4. Jhdts. besitzt jede der ita- 
lischen Provinzen (mit Sicilien) einen c. Die 
Listen der bekannten Correctoren sind zusammen- 
gestellt bei Marquardt St.-V. 12 234ff. (fiir 
Italien mit Sicilien). L. Cantarelli Bull. arch, 
com. XX (1892) 12HF. XXI (1893) 31ff. (fiir die 
dem Vicarius urbis Romae unterstehenden Pro- 
vinzen). E. de Ruggiero Dizion. epigr. I 534f. 
(Apulia et Calabria). 1049f. (Brutti et Lucania). 
II 43 (Campania). P. Tomasin Jahresber. d. K. 
K. Gymn. in Triest XLV (1895) 3fr. (Venetia et 
Histria). Ad. Holm Geschichte Siciliens III 5361. 
(Sicilien). Vgl. Hiilsen o. Bd. II S. 290 (Apu- 
lia). Ill 911 (Bruttii). 1326 (Calabria). 1438f. 
(Campania). 

Seit der Mitte des 4. Jhdts. tritt in beinahe 
samtlichen Provinzen Italiens an Stelle der Amts- 
bezeichnung c. das Rangpriidicat consularis (s. 
d.), z. B. consiilaris Venetiae et Histriae. Nur 
in Apulia-Calabria und Lucania-Bruttii , deren 
Statthalter nicht consularischen Rang erhielten, 
wurde die Bezeichnung c. bis in die ostgothische 
Zeit beibehalten ; vgl. Not. dign. occ. I 78ff. 
(p. 105 S.). XIX 7ff. ip. 163). XLIV Iff. (p. 2221'.), 
Cassiod. var. 1118,46. 47; dazu Biicking Not. 
dign. II p. 1180f. L'ber den c. Saviae s. o. S. 1651. 

Nach dem Vorstehenden traten die Organe 
des kaiserlichen imperium mains in Italien in 
derselben Form auf, wie in den befreiten Ge- 
meinden der Provinzen, d. h. als legati ad eorr. 
statum, deren Competenz sich in den zwei alte- 
sten bekannten Fallen auf ganz Italien erstreckte. 
Strittig ist es, ob in Italien bereits vor Diocle- 
tian (etwa seit Aurelian) oder erst seit Diocle- 
tian mehrere Correctorenbezirke bestanden, aus 
welchen die spiiteren Provinzen Italiens hervor- 
gingen. Das Vorkommen von Correctoren ein- 
zelner Landschaften noch vor Diocletian bejahen 
z. B. Borghesi Oeuvres V 416. Mommsen 
Feldmesser II 196. E. Kuhn Stadt, und bur- 
ger! Verf. II 218f. Marquardt St.-V. 11 80, 
5. C. Jullian Revue hist. XIX 339f. ; Trans- 
formations 150ff. E. Klebs Rh. Mus. XLVII 12. 
14, 1. Die gegenteilige Ansicht vertritt Momm- 
sen in seinen neueren Ausserungen uber dieFrage 
lEphem. epigr. I p. 140f.; St.-R. lis 1086; Bei- 
trage zur alten Gesch. und Geogr. , Festschrift 
fiir H. Kiepert 108 mit Amn. 5). dem Mar- 
quardt St.-V. 12 229f. sich anschliesst. Ein 
Nebeneinanderbestehen von correetores totius Ita- 
liae und Correctoren einzelner Bezirke vor Dio- 
cletian halt E. Desjardins Revue arch. N. S. 
XXVI (1873) 182ff. fur moglich. 

Wicivtig fiir die Frage ist der von E. Klebs 



a. a. O. iiberzeugend geftthrte Nachweis, dass 
die Version, wonach Tetricus im J. 273 c. Luea- 
niae wurde (s. o. S. 1652), die einzig glaubwiirdige 
ist und dass auch CIL X 304* mit c. Campa- 
niae (um das J. 283/4) von Mommsen mit Un- 
recht verdiichtigt wurde; dazu kommt noch die 
Nachricht bei Vict. Caes. 39, 11 von der cor- 
rectura des Iulianus in Venetien im J. 284. 
Doch folgt daraus nur so viel mit Sicherheit, 

10 dass bereits unter Aurelian und Carus in einzelnen 
italischen Landschaften (Campania, Lucania, Ve- 
netia) wenigstens zeitweilig Correctoren thatig 
waren, was vielleicht in besonderen localen Ver- 
haltnissen (Kriegsrustungen in der Transpadana, 
Rauberwesen in Unteritalien u. a.) seinen Grund 
haben mochte. Auf die dauernde Bestellung von 
Correctoren als ordentlichen Beamtenfur alle Land- 
schaften Italiens, welche eine feste Einteilung 
Italiens in provinzahnliche Sprengel voraussetzen 

20 wiirde, lassen diese vereinzelten Falle kaum 
schliessen. Auch in den ersten Jahren des Dio- 
cletian bis etwa 300 ist die Correctur nur fiir 
Oberitalien (Transpadana) und Unteritalien (Cam- 
pania) nachweisbar, also die Provinzeinteilung 
Italiens noch nicht vollzogen. Dafiir spricht auch 
der Umstand, dass neben der Bezeichnung des 
Correctors nach der ihm zugewiesenen Landschaft 
(z. B. c. Campaniae) noch immer als gleich- 
wertig, weil auf dieselben Personen angewendet, 

30 der allgemein gefasste Titel e. Italiae vorkommt 
(s. o.; vgl. auch den c. Italiae regionis Trans- 
padanae CIL VI 1419). Der schwer zu erkla- 
rende Titel c. utriusque Italiae (CIL VI 1673, 
s. o.), welcher die Teilung Italiens in eine pars 
annonaria und urbicaria voraussetzt (Momm- 
sen Beitrage a. a. 0. 108. Marquardt St.-V. 12 
229, 11) besagt wohl, dass der Betreffende hinter- 
einander in beiden Teilen Italiens je einen Land- 
strich (d. h. Campania nach CIL X 6084 und 

40 eine oberitalische Landschaft) verwaltete; anders 
Mommsen Feldni. II 204. E. Ku*hn Stadt. und 
burgerliche Verf. 219. Der Annahme, dass seine 
Mission ganz Italien umfasst hatte, widerstreitet 
die in utriusque Italiae ausgedriickte administra- 
tive Teilung Italiens in zwei Vicariate. Die feste 
Einteilung von ganz Italien in einzelne standige 
Correcturbezirke diirfte erst knapp vor dem J. 300 
anzusetzen sein. 

Beztiglich der Competenz der alteren itali- 

50 schen Correctoren sind wir bios auf Vermutungen 
angewiesen. Mommsen St.-R. II 3 1086 reiht 
auch sie in eine Kategorie mit den curatores ein. 
Wahrscheinlicher waren ihre Functionen analog 
jenen der provincialen Correctoren. Gegeu Ende 
des 3. Jhdts. hatten sie auch Truppen zu ihrer 
Verfiigung (vgl. Vict. Caes. 39, 11); als richter- 
liche Beamte — also wohl als Ersatz fiir die 
friiheren iurvJiei — erscheinen sie in den oben 
citierten Rescripten, Frg. Vat. 41. 292 (vgl. Jul- 

60lian Transformations 154). Seit dem 4. Jhdt., 
wo der Unterschied zwischen Italien und den Pro- 
vinzen bis auf den Namen geschwunden war, 
iibten die Correctoren innerhalb der ihnen zuge- 
wiesenen Bezirke geradezu statthalterliche Be- 
fugnisse aus; insbesondere vereinigten sie alle 
jene Functionen^ die zuvor einzeln an kaiserliche 
Specialmandatare (iuridici, curatores der Ge- 
meinden, curatores riorum, legati ad dilectus 



1655 



Corrector 



Corrumpere 



1656 



faeiendos) verliehen worden waren. In ihrer Pro- 
vinz waren sie iudioes ordinarii mit ausgedehnter 
richterlicher Befugnis (Dig. I 18, 10. Cod. Theod. 
I 7, 2. 16, 1 vom J. 315. E. Cuq a. a. 0. 138. 
Jullian a. a. 0. 166, 1. 2). Sie besassen die 
Civilgerichtsbarkeit (Cod. Theod. I 16, 1. XI 29, 
1. 30, 1) in alien Processen ohne Unterschied 
der processfuhrenden Personen (Cod. Theod. I 16, 
1); von ihren Urteilen (sentmtiae iuridicae Cod. 
Theod. XI 29, 1) appellierte man unmittelbar an 
den Kaiser. In der Strafrechtspflege erstreckte 
sich ihre Competenz auf alle Delicte (Cod. Theod. 
IX 1, 8; Urkundcnf alschung : Cod. Theod. IX 19, 
1 ; Christenprocesse : Acta SS. 12. Aug. II 72 If.) ; 
sie waren berechtigt, zu foltern und die Todes- 
strafe zu verhangen (ius gladii: Cod. Theod. IX 
19, 1. VIII 1, 6). Ein Erlass Kaiser Constan- 
tins (Cod. Theod. IX 1, 1 = lust. Ill 24, 1) vom 
J. 317, der erst von Valens (Cod. Theod. IX 1, 13) 
im J. 376 aufgehoben wurde, fibertrug dera fur 
den Thatort zustandigen C. sogar die Strafge- 
richtsbarkeit iiber Senatoren (Mommsen Straf- 
recht 287, 3); es blieb ihnen jedoch auch noeh 
spaterhin die Fiihrung der Voruntersuchung (vgl. 
Jullian a. a. 0. 1661). Die Correctoren leiteten 
ferner in ihren Bezirken die Einhebung der Steuern 
{Cod. Theod. VI 35, 6. VIII 3, 1. XVII 2, 1), hoben 
die llecruten aus (Cod. Theod. XVI 2, 2), beauf- 
sichtigten die opera publico, (z. B. CIL X 212. 
3867 u. s. w.), sorgten fur die Instandhaltung der 
Strassen und militarischen Etappenatationen (Cod. 
lust. X 2, 6. Jullian 169, 2) und stellten im 
kaiserlichen Auftrage die Diplome zur Benutzung 
des cursus publicum aus (Euseb. hist. eccl. X 5, 
23). Auf inunicipalem Gebiete lag den Correctoren 
die Obenvachung der stiidtischen Verwaltung 
ob, insbesondere der Finanzgebarung (P. Kniep 
Societas publicanorum I 435), und die Uberprii- 
fung der Rechnungen (durcli eigene numerarii, 
Cod^ Theod. VIII l", 6), die Ergiinzung der stadti- 
schen Curien, Cod. Theod. VII 22, 1. IX 19, 1. 
XII 1, 133); auch hielten sie die Decurionen zur 
Erfiillung ihrer Verpflichtungen an (Cod. Theod. 
XII 1, 65). Vgl. im allgemeinen Jullian Trans- 
formations 166—169. C a gnat Diet, des ant. 

I 1539. 

Die Correctoren der Zeit Dioelctians sind haufig 
Consulare (CIL X 6084 u. a.), jene der Epoche 
Constantins fiihren nur den Perfectissimat. Gegen 
Mitte des 4. Jhdts. tritt an die Stelle der Amts- 
bezeichnung c. in fast alien italischen Provinzen 
das Rangpradicat consularis; erstere erhalt sich 
hier bios in Apulien und Lueanien (s. o.). Die 
wenigen Correctoren des Occidents rangieren in 
verscbiedencn kaiserlichen Constitutionen (z. B. 
Cod. Theod. VIII 4, 8. XVI 10, 10. IX 1, 13) 
und in der Xotitia dignitatum Occidentis zwi- 
schen den consulares und praesides. Dagegen 
stehen sie im Orient nach der Notitia dignitatum 
Orientis den praesides im Range nach. In beiden 
Reichsteilen gehoren sie gleich den iibrigen rec- 
tores provinciarum. der dritten Rangselasse der 
clarissimi an. Vgl. Booking Not. dign. I 517. 

II 434. Bethmann-Hollweg Civilprocess III 
39. 41. Kuhn Stadt. und btirgerl. Verw. I 185. 
Karlowa Eechtsgesch. I 857f. Jullian Trans- 
formations 169f. 

Litteratur: Bocking Not. dign. 1517. II 



p. 434. 1180ff. A. W. Zumpt Comment, cpigra- 

phicae II lOff. Borghesi Oeuvres V 395. 407ff. 

Hegel Geschichte der Stadteverf. von Italien I 34. 

Bethmann-Hollweg Rom. Civilprocess II 68. 

Ill 39. 41f. Mommsen Feldmesserll 193. 196ff. ; 

Anm. zu CIL IH 6103; Ephem. epigr. I p. 138ff.; 

St.-R. 113 857f. 1086f.; R(Sm. Gesch. V 256; 

Beitrage zur alt. Gesch. und Geogr. (Festschrift 

fur H. Kiepert) 1081; Strafrecht 231. E. Kuhn 

10 Stadt. u. biirgerl. Verf. II 29f. 218ff. W. Ditten- 

berger Ephem. epigr. I p. 247ff. E. Desjar- 

dins Revue arch. N. S. XXVI (1873) 181ff.-, 

Revue hist. I (1876) 201. Marquardt St.-V. 

12 85. 162. 228ff. C. Jullian Revue hist. XIX 

(1882) 339ff. ; Les Transformations politiques de 

l'ltalie (Bibl. des ecoles franc. d'Athenes et de 

Rome XXXVII) 147-171. 172. 176. H. Schiller 

Gesch. der rorn. Kaiserzeit I 569f. II 56. 222; 

Iwan v. Miillers Handbuch IV 2 2, 114. 191. 

20 0. Karlowa Rom. Rechtsgesch. I 566. 579. 857f. 

889f. R. Cagnat in Daremberg-Saglio Diet. 

des ant. I 1538f. Madvig Verf. und Verw. II 

97. 142. E. Herzog Gesch. u. System II 477, 

1. 648, 4. 748f. Paul Meyer De Maecenatis ora- 

tione a Dione ficta (Berliner Diss. 1891) 34f. 36. 

48f. E. Klebs Rh. Mus. XL VII llff., bes. 14, 

1. J. Jung Fasten der Provinz Dakien, S. Ill 

Anm. 41. 42; Mitt, des Instituts fur osterr. Ge- 

sehichtsforschungV.Erg.-Bd., Heft 1 (1896) 14, 4. 

30 C. G. Brandis Hermes XXXI 161f. W. Lie- 

benamPhilol. LVISllf. 313, 99; Stadteverwal- 

tung im rem. Kaiserreich 482f. C. Halgan Essai 

sur l'admin. des provinces se'natoriales (Paris 1898) 

76ff. [A. v. Premerstein.] 

Correus, gehorte zu dem belgischen Stamme 
der Bellovaker und war zusammen mit dem Atre- 
baten Commius Fiihrer der letzten gallischen Er- 
hebung gegen Caesar im J. 703 = 51. Er riss 
mit seinem gluhenden ROmerhass namentlich die 
40 Massen des Volkes mit sich fort und fiihrte den 
Krieg glucklich und erfolgreich langere Zeit hin- 
durch, indem er grossero Kampfe vermied und 
sich in geschiitzten Stellungen hielt. Als Caesar 
in das Gebiet der Bellovaker eingeruckt war, 
suchte C. die zum Fouragieren ausgesandten 
Mannschaften in einem Hinterhait zu uberfallen, 
aber das Gefecht endete mit der Niederlage der 
Seinigen; C. verschmahte Flucht und Ergebung 
und fiel nach tapferer Gegenwehr unter den feind- 
50 lichen Geschossen (Hirt. b. g. VIII 6, ?,. 7, 5. 
17, 1—19, 8. 20, 2. 21, 4. Oros. VI 11, 12—14). 
tfber anderweitiges Vorkoramen des Namens auf 
Miinzen und Inschriften vgl. Holder Altcelt. 
Sprachschatz 1135. [Miinzer.] 

Corrharum (oder Corrhmjus), ein nur von 
Liv. XXXI 27, 2 genannter fester Platz im siid- 
lichen Illvrien, nordlich von Antipatria (s. d.), 
von den ROmern im J. 200 v. Chr. besetzt; vgl. 
Codrio und die dort angefiihrte Litteratur. 
g0 [Oberhummer.] 

Corrumpandice, Gebiet oder Stadt, ungewiss 
ob in Indien oder in Ariana, Geogr. Rav. p. 71, 
16; vgl. Corubantici; kaum die Ebene der 
Kaurava und Pandava am Oberlauf der Yamuna 
und Ganga, ' ' [Tomaschek.] 

Corrumpere 1st der technische Ausdruck fur 
Sachbeschadigungen, namentlich deutete die Juris- 
prudenz das Wort ruperit in der Lex Aquilia (s. 



1657 



CoiTuptio 



Corsica 



1658 



Damnum) in corruperit urn, Dig. IX 2, 27, 13. 
C. bedeutet aber auch die sittliche Schadigung, 
namentlich die Verfiihrung cines Madchens, Dig. 
XLVIII 19, 38, 3, aber uberhaupt jede Anstif- 
tung zum Unrecht. Dig. XLII 1, 33. XII 5, 2, 

2. Richtete sich eine solche sittliche Schadigung 
gegen einen Sclaven oder ein Hauskind, so hatte 
der Hausherr des Verfiihrten gegen den Ver- 
fflhrer eine Klage, die actio de servo eorrupto 
Dig. XI 3, bei dem Sclaven actio directa, bei 
dem verfiihrten Hauskinde actio utilis, Dig. XI 

3, 14, 1, im ersteren Falle auf das Doppelte des 
Interesses , Dig. XI 3 , 1 pr. , im letzteren auf 
eine vom Richter zu bestimmende Summe. In 
bildlichem Sinne bezeichnet das Wort c. auch die 
Beeintrachtigung eines Rechtssatzes, Dig. XL VII 
22, 4, eines Rechtes, Gai. IV 38, oder eines 
Rechtsgeschaftes, Dig. XXXIII 3, 2. XL 5, 30, 
16. XLIII 19, 2. Litteratur vgl. Windscheid 
Pand.' II 649 § 456, 18. Eisenberger tjber 
die actio servi corrupti directa und utilis , Er- 
langen Dissert. 1889. Dernburg Pand.5 II 353 
§ 129. Lenel Edictum perpetuum 134. 

[R. Leonhard.] 
Corruptio (auch corruptela) = Verschlech- 
terung bedeutet in der Rechtssprache : a) Be- 
stechung, und zwar active Bestechung, d. h. Ge- 
wahren oder Versprechen von Vorteilen fur eine 
Amtshandlung , fur ein Zeugnis bestimmten In- 
halts u. s. w. ; diese wird erwahnt als Bestechung 
des Richters, Digest. XII 5, 2 § 2. XLVIII 10, 
1 § 2. 10, 21; des von den Parteien gewiihlten 
Schiedsmannes (arbiter reeeptus), Digest. IV 8, 
31 ; des Beistandes der Gegenpartei, s. ebd. ; des 
Ankliigers in fiscalischen Sacnen , Digest. XLIX 
14, 29 pr. ; der GetreidebehOrden (officium, an- 
nonarium). Cod. Theod. XIII 5, 38; des Zeugen, 
Digest. XLVIII 10, 1 §2. XLII 1, 33. Die Be- 
stechung von Richtern oder Zeugen wird als fal- 
sum bestraft, jedoch gewohnlich milder, Digest. 
XLVffl 10, 21. Wer den Anklager in fiscalischen 
Sachen besticht, wird als iiberfuhrt behandelt. 
Vgl. noch Cic. in Verr. 1 15 und Ps.-Ascon. hierzu. 
Hor. sat. II 2, 9. Sallust. lug. 32, 3. 34, 1. 
38, 3. Tac. hist. I 2. Die passive Bestechung, 
d. h. Annahme von Geschenken durch den Be- 
amten fur seine Amtsthatigkeit wurde als crimen 
repetundarum bestraft. — b) Falschung und Ver- 
falschung von Crkunden (rationes, chirographa), 
Digest. XI 3, 11 § 1. XL 5, 15; von edieta pro- 
posita, Digest. XLVIII 10, 32; von Mass und 
Gewicht, s. ebd. Strafe nach der lex Cornelia 
de falsis, s. Falsum. — c) Schandnng, Verfiih- 
rung zur Unzucht (s. auch Corrumpere) wurde 
an humiliores mit damnatio in metalla. an nobi- 
liores mit relegatio oder cxilium bestraft. Digest. 
XXXIX 4, 16 § 1. XLVIII 19, 38 § 3. - 
d) Verfalschung der christlich-katholischen Lehre 
durch Sectiererei, Cod. Theod. XVI " ~ 



Der 

Sectierer wird als corruptor bezeichnet. Littera- 
tur: Heumann Handlexikon s. corrumpere, cor- 
ruptela, corruptor. [Kleinfeller.] 

Corsica (der Name nach Diodor. V 13 von 
den ROmern aus der Sprache der Urbewohner iiber- 
nommen ; griechisch Kvovog, was Kiepert mit 
dem semitischen qeren = Horn, Cap, zusammen- 
bringen will, nur spatere Griechen sagen Rooms, 
Dion. Perieg. 459 im Verse. Steph. Byz. , oder 



KoQoixa ; Ethn. Corsus, selten Corsicanus, Serv. 
und Solin. 3, 4, griechisch Kvgviog, KvqvoTos), die 
viertgro'sste (falsche Schatzungen der alten Geogra- 
phen Strab. II 123. Diodor. V 17. Skylax 113; uber- 
triebene Grossenangaben bei Strab. V 224. Plin III 
80) Inscl im Mittehneer (159 G ML, 8747 D km -) 
zwischen 41° 21' und 43° 1' nordlicher Breite ge- 
legen. Sie ist ein rauhes Bergland ; im Centrum 
der Insel steigen die Gipfel bis iiber 2600 m. 

10 auf (Monte d'Oro 2653 m., schon bei Ptolemaios 
xnvaovv oqos); der Abfall ist meist steil nach 
Westen, allmahliger nach Osten, wo auch die 
grossten, freilich immer nur wenig bodeutendeu 
Fliisse sich finden (Tuola, jetzt Golo; JRhotanus 
jetzt Tavignano). Das Klima ist besser, als das 
der Nachbarinsel Sardinien, nur in den frucht- 
baren aber der Versumpfung ausgesetzten Niede- 
rungen an der Ostkiiste herrschte auch im Alter- 
tum Malaria (Senec. epigr. sup. exilio 1; dial. 

20X11 6, 5. 7, 8. 9, 1). 

Unter den Landesproducten steht das Bauholz 
(Plin. n. h. XVI 197. Dion. Perieg. 460), welches 
die ausgedehnten Waldungen (Schilderungen bei 
Theophr. hist, plant. V 8) lieferten, obenan ; ferner 
Teer, Wachs, Honig (diese drei Dinge lieferten 
nach Diodor. V 13, 4. XI 88, 5 die Einwohner als 
Abgabe an die Etrusker), letzterer von bitterem 
Geschmack (Plin. XVI 71. XXX 28 u. a. Verg. 
eel. 9, 30. Ovid. am. I 12, 10). Im Suden wurden 

30 Steinbriiche (Granit) betrieben, deren Spuren noch 
an manchen Stellen sichtbar sind. Die Kiisten- 
ebenen im Osten lieferten Getreide, wahrend in 
den Gebirgen des Westens die einheimische Be- 
vOlkerung ein Hirtenleben fiihrte (Diodor. V 14). 
Abbauwiirdige Metalladern finden sich nicht ; als 
Merkwiirdigkeit erwahnt Plin. XXXVII 152 (da- 
nach Solin~ 3, 3 und Priscian, Perieg. 470) den 
lapis eatochites. 

Die Ureinwohner scheinen dem iberischen 

40 Volksstamm angehort zu haben ; bei dem Mangel 
an Denkmalern (megalithische Monumente nur 
ganz im Norden und ganz im Suden der Insel; 
vgl. Pigorini Bullet, di paletnol. ital. 1877, 178 
— 185. de Mortillet Rapport sur les monuments 
megalithiques de la Corse, Nouv. Archives d. miss, 
scientif. Ill 1893, 49—84) und der Diirftigkeit der 
sprachlichen Reste (nur wenige Eigennamen) legt 
man Gewicht auf das Zeugnis des Seneca (dial. XII 
7, 9), der sie den Cantabrern ahnlich land, und 

50 besonders auf das von Diodor bezeugte Factum, 
dass die C. den sonderbaren Brauch des ,Manner- 
kindbettes' (Couvade) pflegten, den in Europa 
nur die Iberer (Basken) kennen. Dagegen giebt 
Solin. 3, 3 (aus unbekannter Quelle, ob Sallust? 
vgl. hist. fr. II 8 Dietsch; aus Solin Isid. orig. 
XIV 6, 41) an, die Ureinwohner seien Ligurer 
gewesen. Nach Herodot (VII 165) dienten cor- 
sische Soldner unter den Karfhagern; in rOmi- 
scher Zeit beschreibt Strabon (V 224) die Berg- 

60 bewohner als verwildcrte Briganten. die nicht 
einmal zu Sclaven brauchbar seien; gunstiger 
lautet die Schilderung des Diodor (V 13. 14 : 
wohl unter dem Einfluss einer die NaturvOlker 
idealisicrenden griechischen Quelle). Als Stamme 
der Eingeborenen nennt Ptolem. Ill 2, 7 die Cer- 
vin i (KF.QOVivoi,ysc. Beoovirol, Ksgorrjvol; M ti 1 1 e r 
z. d. St. vermutet Ktoaowoi) am Mons Aureus, 
sudlich die Tarabenii, Titiani, Balantini; ganz 



1659 



Corsica 



Cortina 



1660 



im Norden die Vanacini Ciliberisex lAcuini Ma- 
crini; siidlich von diesen die Opini, Syrbi, Goy- 
maseni, ganz im Siiden die Subasani (zu alien 
Namen in den Hss. zahlreiche Varianten). 

In der Geschichte tritt C. zuerst anfangs des 
■6. Jhdts. v. Chr. anf, wo (564) die Phokaier die 
Xiederlassung 'AXaiUrj griindeten (s. Bd. I S. 1367), 
jedoch schon nacli wenigen Jahren den vereinigten 
Karthagern und Etruskern weichen mussten. In 
der Folgezeit blieb C. unter der Oberhoheit der 10 
Etrusker, die dort eine Stadt Nikaea griindeten 
(Diodor. V 13); auf Beziehungen zu den sicili- 
schen Griechen deutet der Name des Portus Sy- 
racusanus an der Siidspitze. Nach dem Fall der 
Etrusker kam die Insel unter karthagischen Ein- 
fluss, wurde 259 v. Chr. vom Consul L. Cornelius 
Scipio erobert (fasti triumph. ; CIL I 32 = 1287, 
Tgl. o. S. 1428), wenn auch die dauemde Occu- 
pation vielleicht erst zugleich mit Sardinien, nach 
dem Ende des ersten punischen Krieges , statt- 20 
fand (Fest. p. 322 s. Sardi). Ein Aufstand 
der Bergbewohner wurde 231 vom Praetor Pa- 
pirius Maso mit blutiger Strenge niedergeworfen, 
doch fand der Senat die Uberwindung dieser Bar- 
baren eines Triumphes nicht wert, worauf der 
Praetor den ersten triumphus in monte Albano 
abhielt (Fasti triumph, z. d. J. Val. Max. Ill 6, 
5. Plin.'n. h. XV 126; vgl. Zonar. VIII 18. Liv. 
«pit. XX). Aueh im J. 172 erhielt der Praetor 
C. Cicereius fur Besiegung der Corsen nur einen 30 
triumphus in monte Albano (Fasti triumph, z. d. 
J. Liv. XLII 21). Gegen Ende der Eepublik 
fuhrte Sulla eine Colonie nach Aleria, und Marius 
griindete die nach ihm benannte Mariana an der 
Miindung des Tu^la. Doch blieb C. auch in 
der Kaiserzeit ein unwirtliches , wenig civili- 
siertes Land, welches als Deportation sort diente; 
die Schilderungen des hierher verbannten Philo- 
sophen Seneca geben ein ungiinstiges, freilich 
nicht unparteiisches Bild, das jedoch in seinen 40 
Hauptzugen durch Diodors und Strabons Schilde- 
rungen bestatigt wird. Dass C. Station der classis 
praetoria Misenensis gewesen, ergiebt sich aus 
der Erziihlung von der Revolte des Decumius Pa- 
carius im J. 69 (Tac. hist. II 16) wie aus der 
relativen Haufigkeit von Inschriften der Flotten- 
soldaten. Nur an der Ostkiiste fand sich eine 
Kunststrasse (Stationen im Itin. Ant. 85 : Mariana 
— rnp. 40 — Aleria — 30 — Praesidio — 30 — 
Portu Favoni — 25 — Pallas). Die 33 ,Stadte'. 50 
von weichen Plin. Ill 80 spricht (Ptolem. Ill 2 
zahlt 31 auf) , konnen nur unbedeutende Orte ge- 
wesen sein. Wie wenig tief die romische Cultur 
in C. eingedrungen ist, zeigt am besten der L'm- 
stand. dass, abgesehen von Gefassstempeln u. dgl., 
nicht zwanzig lateinische Inschriften auf der Insel 
gefunden sind. 

Bis auf Vespasian gehorte C. administrate zu 
Sardinien ; dann scheint es bis Ende des 3. Jhdts. 
kaiserliche Provinz unter einem procurator ge- 60 
wesen zu sein (Rufus Fest. brev. 4. vgl. Momm- 
sen CIL X p. 838); in der diocletianischen Reiehs- 
einteilung steht es unter einem praeses (Not. dign. 
occ. Cod. Theod. I 16, 3. II 6, 2. Paul. Diac. 
II 22). Mitte des 5. Jhdts. scheint es von den 
Vandalen occupiert zu sein (Hydat. z. J. 456— 
457 in Mommsens Cliron. mill. II 29;, wurde 
533 von Belisar fur Ostrom erobert, und nach 



einer episodischen Herrschaft der Gothen (Totila) 
mit dem Exarchat von Ravenna vereinigt (Procop. 
b. Vand. II 5 ; b. Goth. IV 24). Im 8. Jhdt. ging 
es dann an die Sarazenen verloren. 

Hauptstellen uber C. : Diodor. V 13. 14. Strab. 
V224. Senec. dial. XII 7, 8. 9, 1; epigr. 1. 2. 
Ptolem. Ill 2. Lateinische Inschriften aus C. : 
CIL X 8034—8040. 8329. Ephem. epigr. VIII 
799—804. E. Michon Melanges de lYcole fran- 
caise de Rome XI (1891) 106—132. Vgl. J. A. 
G a 1 1 e 1 1 i Histoire illustree de la Corse , Paris 
1866. [Hiilsen.] 

Corstopitnin, Stadt der Briganten im n8rd- 
lichen Britannien, Station der romischen Strasse 
von Eburacum nach dem Wall des Hadrian (Itin. 
Ant. 464, 3), 20 Millien von Bremenium. Das 
heutige Corbridge am Flusse Tyne hat in dem 
nahegelegenen Corchester den Namen des britan- 
nischen oppidum und erhebliche Reste der Mauern 
bewahrt (CIL VII p. 97. Bruce Roman Wall, 
Lond. 1867 , 339 ; Lapidarium septentrionale, 
Lond. 1875 , 330) ; daselbst fand sich ein Altar 
der Astarte und des tyrischen Herakles mit grie- 
chischen Epigrammen (CIL VLT a. a. O. Kaibel 
IGI 2553. 2554) und aussar einer Anzahl von 
Altaren und auf den Bau des Castells beziiglichen 
Inschriftsteiiien , eine grosse Silberschiissel mit 
reichem Reliefschmuck (CIL VII 1286), ein kleineres 
Silbergefass (CIL VII 1287) und verschiedene 
andere silbeme Gefasse. Der Ort scheint demnach 
von einiger Bedeutung gewesen zu sein. 

[Hiibner.] 

Corte s. Kortia. 

Corterate, Station an der von Burdigala nach 
Vesunna (Perigueux) fuhrenden Strasse (Tab. Peut.). 
Heut Coutras, dep. Gironde. Desjardins Table de 
Peut. 39. Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. Vgl. 
Duro-cortorum, Cortoriacum. [Ihm.] 

Corticata. 1) Ort der Turdetaner in Hispania 
Baetica, siidwestlich von Mirobriga, nach Ptole- 
maios zwischen Hasta und Laelia (II 4, 10 Koq- 
xiy.aza). Die Lage ist nicht ermittelt; man dachte 
wegen dor Namensahnlichkeit an Cortegana bei 
Arucci (s. d.). Doch ist das ganz unsicher, der 
Name wird von den im sudwestlichen Andalusien 
haufigen Korkeichen stammen. 

2) Insel an der Kilste von Callaecien im Ocean, 
nach der auf Poseidonios und Varro beruhenden 
Kustenbeschreibung bei Plinius (IV 111 ex in- 
sulis nominandae Corticata et Aunios; in dem 
entsprechenden Abschnitt bei Mela III 10 fehlen 
die Inseln). Aunios (s. d.) ist unzweifelhaft das heu- 
tige Ons, an der Ria von Pontevedra, die Rinden- 
insel mag von den Begleitern des Decimus Bru- 
tus wegen ihrer Ahnlichkeit mit der Baumrinde 
benannt worden sein; man halt sie fur Salvora 
an der Ria von Iria (El Padron). [Hiibner.] 

Cortina, Bezeichnung eines Gefasses, ohne 
dass sich der Begriff nach Form, Material oder 
Gebrauch naher begrenzen liesse. Meist erscheint 
C. als Kochtopf. Plin. n. h. XXXVI 91, so auch 
mehrfach zur Bereitung von Farben, Plin. n. h. 
VILT 133. XXXV 43 (c. aerea). 150. Aus Blei, 
zum Klaren des Oles, Plin. n. h. XV 22 ; vgl. Cato 
de agri cult. 66, 1. Bei Plaut, Poen. 1291 
ist C. das Gefass. aus dem im Circus Wasser ge- 
sprengt wird. Poetisch heisst C. der Dreifuss 
des Apollo, Verg. Aen. Ill 92. VI 347. Val. Max. 



1661 



Cortona 



Corvius 



1662 



I 8, 10, eigentlich das auf demselben ruhende 
Becken , Prudent, apoth. 506 tripodas cortina 
tegit; so wohl auch Plin. n. h. XXXIV 14 cor- 
tinas tripodum. Unklar bleibt, wie das Wort 
im Spatlatein und daher in den vomanischen Spra- 
chen zu der Bedeutung ,Vorhang' kommt. Wahr- 
scheinlich handelt es sich um ein anderes Etymon 
und zufalligen Gleichklang; die Erklarungsver- 
suche s. bei Korting Lat. roman. WOrterb. s. v. 

[Mau.] 

Cortona. 1) Cortona (Koozcova Ptolem. Ill 
1, 43; ob etruskisch Curtunl vgl. Pauli CIE 
p. 68; Ethn. Cortonensis) , uralte feste Stadt in 
Etrurien, 10 km. nOrdlich vom trasimenischen 
See, noch jetzt C. Was aus dem Altertum uber 
sie iiberliefert wird, beschrankt sich fast aus- 
schliesslich auf Fabeln uber ihre Griindung und 
altesten Beherrscher. So soil sie (nach Verg. 
Aen. Ill 16.7—170. VII 206—210. Sil. Ital. IV 
720. V 123) von einem Heros Korythos gegriindet 
und benannt sein. Dion. Hal. I 26 identificiert 
C. mit dem von Herodot. I 57 genannten pelasgi- 
schen Kq-ijoxoiv, behauptet, die Stadt sei den Um- 
brern von den Pelasgern entrissen und in Koo- 
xa>v umgenannt worden, woraus dann die ROmer 
KoQ&covCa gemacht hatten (aus Dionys. Steph. Byz. 
s. Kqotociv). Andere Fabeleien bei Lykophr. Alex. 
308 und den Scholien dazu (wo aus Theopomp 
der angebliche Urname rogrwaia). Die feste 
Lage machte es zu einem bedeutenden Stiitzpunkt 
der etruskischen Macht (Tvqqvviwv /.nqxoojioXts 
Dionys. I 20 ; C, Perusia und Arretium als capita 
Etruriae populorum Liv. IX 37, 12 z. J. 448 
v. Chr.); noch heute zeugen die in ca. 2 km. Liinge 
erhaltenen Ringmauern von ihrer alten Grosse. 
In ro'mischer Zeit wird C. gelegentlich der Schlacht 
am trasimenischen See (Polyb. Ill 82, 9. Liv. 
XXII 4), femer von Plinius III 52 und Ptole- 
maios erwahnt ; inschriftlich genannt in den Prae- 
torianerlisten, CIL VI 2375 b, n 23. 2379 n 22. 
41. 2414, 7 und VI 3641. 9785. Die Tribus war 
dieStellatina(Kubitscheck Imp. Rom. 83). Dass 
es Colonie gewesen sei, wie Dionys. I 26 berichtet, 
ist vielleicht Verwechslung mit Kroton. Die In- 
schriften nennen als Magistrate llllviri iure 
dictmdo, 1111 tiri acdilcs , qitaestores. Etruski- 
sche Inschriften aus C. CIE 435 — 473, lateinische 
CIL XI 1903—1915. Uber die Reste vgl. Dennis 
Cities and cemeteries of Etruria 112 394—412. 
Neuere Funde in und bei C. Not. degli scavi 1881, 
43. 1891, 87. 1894. 51. 168. Zur Litteratur: 
Mau Katalog d. Bibl. d. archaeol. Inst. I 128. 

[Hulsen.] 

2) Cortona, Stadt in Hispania Citerior. In 
der aus Agrippa und Augustus Commentarien 
stammenden alphabetischen Liste der ciritates 
stipendiariae des Bezirks von C'aesaraugusta wer- 
den Cortonenses genannt, die sonst nirgends vor- 
kommen (Plin. HI 24). Dass es in Hispanien 
eine der italischen gleichbenannte Stadt gegeben 
habe (vgl. Norba), ist nicht unmoglich. obgleich 
keine anderen Zeugnisse dariiber vorhanden sind. 
Doch kOnnte die Namensform auch leicht ver- 
schrieben sein letwa Coriotienses von Corin oder 
Carnoniensesl vgl. Curnonium). Die Lage ist 
ganzlich unbekannt. [Hiibner.] 

Cortoriacenses, benannt nach dem gallischen 
Ort Cortoriacum, dem heutigen Courtrai (vlamisch 



Kortrijk), Not. dign. occ. V 96. 245. VII 88. Gliick 
Kelt. Namen 27. Holder Altkelt. Sprachschatz 
s. Cortoriaeus. Vgl. Corterate, Duro-cortorum. 

[Ihm.] 

CortOTallium s. Corio vallum. 

Cortuosa, etruskischer Ort im Gebiete von 
Tarquinii, 389 v. Chr. von den Rfimern erstiirmt, 
Liv. VI 4, 9. Lage ungewiss. [Hiilsen.] 

Corubantici, d. i. KoQvfiavTixr] , eine Land- 
10 schaft oder Stadt Asiens, ungewiss ob in Indien 
oder in Ariana; Geogr. Rav. p. 41, 11. 'Oq&o- 
y.oQvjSavtiot kennt Herodot. HI 92 neben Pari- 
kanioi; Jcauruvailt hat vielleicht ,schwarz, dunkel' 
bedeutet, wobei an die straffhaarigen Aithiopes 
des Herodot. erinnert werden kann, die Vorfahren 
der Brahuik. [Tomaschek.] 

Corncara, Hafen an der vorderindischen West- 

kiiste, Geogr. Rav. p. 42, 18; vgl. dravid. kodu, 

koru .Horn', kara ,Kiiste'. KoQovyxala des l'tole- 

20 maios lag im Gebiet der Maisoloi, etwa das heutige 

Worarikal in Telinga. [Tomaschek.] 

Coryilins s. Cornelius Nr. 168, oben S. 1355. 

Cor?ilu, Station auf der Strasse von Melitene 
nach Amida, XIII m. p. hinter Colchis (s. Kol- 
chis, gelegen am Ostrande des Goldziksee), XIV 
nordlich von Arsinia (d. i. Artinia, armen. Artni, 
arab. Alran, byz. 'AqKoiv, jetzt nach neuarmeni- 
scher Aussprache Arghny, tiirk. Arghana) ; Tab. 
Peut., Qorbilon Geogr. Rav. p. 81, 1. Vom Lager 
30 des Domitius Corbulo wird die Station kaum ihren 
Namen erhalten haben , eher von armen. krovili 
.streitbar' oder korotvi ,machtig'. Eine Feste 
Khrvik vermerkt die armenische Geographie in 
diesen Gegenden ; genau fallt aber C. auf die Nord- 
seite von Arghana-ma'aden. [Tomaschek.] 

Corrinius. 1) (Corvinius) Aemilianus, pro- 
curator) Aug(ustorum) von Pannonia inferior, 
Vater des Folgenden, CIL III 3281 (Mursa). 

2) Q. Corvinius Severianus, Sohn des Vorher- 
40 gehenden, wiihrend dessen Amtsfiihrung in Pan- 
nonia inferior er starb, CIL III 3281 (Mursa). 

[Stein.] 

Corvinus. 1) S. Statilius, Valerius. 

2) Corvinus, Freund Iuvenals, an den sat. 12 
gerichtet ist, Iuven. 12, 1. 93. 

3) Corvinus, verarmter Edelmann, Iuven. 1, 
106—108, wohl identisch mit M. Valerius Mes- 
salla Con-inus, s. d. 

4) Corvinus Celer, Quaestor von Oea (jetzt 
50 Tripolis) zur Zeit des Kaisers Pius , Apul. apol. 

101 (weiter unten ist der Name Corvinus Clemens 
an interpolierter Stelle). [Stein.] 

5) Corvinus, Cognomen folgender Consuln der 
Kaiserzeit: a) M. Valerius Messalla Corvinus, cos. 
ord. 723 = 31 v. Chr. mit Caesar (Augustus) cos. 
HI. b) Taurus Statilius Corvinus , cos. ord. 45 
n. Chr. mit M. Vinicius cos. II, dann mit Ti. 
Plautius Silvanus Aelianus. c) M. Valerius Mes- 
salla Corvinus , cos. ord. 58 mit Kaiser Nero 

60 cos. III. [Groag.] 

Corfius. M. Corvius Rusticus (?). Den Con- 
sulnamen eines pompeianischen Graffito vom 
17. August eines unbekannten Jahres (CIL IV 
1554 vgl. Taf. XV 1) las Garrucci M. Cor- 
vio Rustico, Borghesi M. Corvio Rufo; beide 
Lesungen sind kaum richtig, die wirklichen Namen 
des Consuls oder der Consuln mit Sicherheit nicht 
zu entziffern. [Groag.] 



1668 



Coruncanius 



Coruncanius 



1664 



Cosa 



1666 



•Comncanins, eine plebeische Familie. Tac. Capito bei Gell. IV 6, 10) und nn J. 508 = 246 

sunn XI 24 lasst den Kaiser Claudius in der Rede Dictator eomitiorum habendontm causa (Fasti 

fiber das Ins honorum der Gallier -- die erhaltene Cap.). Wenn L. Caecilius Metellus (s. o. Bd. Ill 

Rede hat nichts davon — sagen: Coruncanios S. 1204 Nr. 72), wie es den Anschein hat, sem 

Camerio in senatum ascitos. Von Tib. directer Nachfolger in der Oberpriesterwiirde war, 

Coruncanius Nr. 3 sagt dagegen Cic. Plane. 20, so ist C. 511 = 243 gestorben. Er wird von 

dass er aus Tusculum stammte, und zu Cic pro Cicero als einer der hervorragendsten Manner seiner 

Sulla 23 wo seine Herkunft aus einem Municipium Zeit, als Muster eines frommen, weisen und er- 

nochmals erwahnt wird, bemerkt Schol. Bob. p. 364 fahrenen Pontifex maximus Ofter genannt (de domo 
dasselbe Da Cameria in sehr friiher Zeit zer- 10 139; Brut. 55; de or. Ill 56. 134; nat. deor. I 

stort wurde (a. o. Bd. Ill S. 1428), ist es viel- 115. Ill 5; Cato 15. 27. 43; Lael. 18. 39, vgl. 

leicht mOglich, beide Angaben mit einander zu Sen. vita beat, 21, 3; ep. 114, 13), doch merkt 

vereinigen: das Geschlecht siedelte von Cameria man den Ausserungen an, dass nur diese allge- 

erst nach Tusculum iiber. meine Vorstellung von seiner Personlichkeit sich 

1 2) C und L. Coruncanii. Nach Polyb. II erhalten hatte und keine wirkliche Kenntnis semer 

8 3.' 6— 12 wurden im J. 524 = 230 C. und L. Wirksamkeit. Die Angaben iiber seine Freund- 

Coruncanius, wohl Bruder und Sonne von Nr. 3, schaft mit den anderen Helden aus der Zeit des 

als Gesandte an die KOnigin Teuta, Witwe des Pyrrhoskrieges , Q. Aemilius Papus, M\ Cunus 

Agron nach Scodra in Illyrien geschickt, urn sich Dentatus, L. Fabricius Luscinus, P. Deems Mus 
iiber die Verluste, welche romische Kaufleute von 20 (Cic. Cato 43; Lael. 39) sind reine Combination; 

den illyrischen Seeraubem erlittcn, zu beschweren. die Ausserung des Fabricius iiber die Lchre Epi- 

Als Teuta erwiderte, dass die Konige in Illyrien kurs (Plut. Pyrrh. 20) wird willkiirhch von Cic. 

nicht das Recht hatten , ihre Unterthanen von Cato 43 teilweise dem C. und dem Cunus Den- 

der Piraterie abzuhalten. sagte der jiingere der tatus in den Mund gelegt. [Miinzer.] 

Gesandten, Eom werde sie dann zwingen , das Seine juristische Bedeutung semldert Pom- 

illvrische Konigsrecht zu verbessern. Aus Zorn ponius mit den Worten (Dig. I 2, 2, 35): et qui- 

iiber diese stolze Ausserung liess Teuta die Ge- dem- ex omnibus qui seientiam naneti sunt ante 

sandtenbeiderAbfahrtiiberfallenunddenjungeren Ti. Coruneanium publiee profession mminetn 

tfiten, was die Veranlassung zu dem ersten illy- traditur : ceteri autem ad hune vel in latent*. 
rischen Kriege wurde. Verglichen mit diesem 30 ius civile retinere cogitabant, solmnque consul- 

Bericht sind die iibrigen abweichenden ohne Wert, tatoribus vacare potius quam discere volentibus 

sowohl der des Appian. Illyr. 7, wonach die Ge- se praestabant und (ebd. 38): post lios fuit T%. 

sandtschaft noch unter Agron fallt und der romische Coruncanius, ut dixi, qui primus profiteri coe- 

Gesandte C. (ohne Praenomen) gleich bei der An- pit. Bisher hatte eine juristische Schulung, d. h. 

kunft gctotet wurde (vgl. Niese Griech. und Unterweisung in der Methode der Rechtsanwen- 

maked. Staaten II 281f.) , wie der aus annales dung, nur innerhalb des Pontificalcollegiums statt- 

(des Valerius Antias?) geflossene des Plin. n. h. gefunden. Seitdem aber die zwolf Tal'eln dem 

XXXIV 24, wonach die Gesandten P. Iunius und Volke ein geschriebenes Eecht (im) gegeben hatten 

Ti. Coruncanius geheissen hatten, beide urns Leben und seitdem Ap. Claudius Caecus die Formeln 
gekommen waren und ihncn Statuen auf dem 40 (actiones) veroffentlicht hatte, war der emstmals 

Forum errichtet worden waren (vgl. Ihne R, G.2 ausschliesslichen Beherrschung der Rechtsanwen- 

I 133 Anm.). Ohne Namen zu nennen, erwahnen dung durch die Pontiflces der Boden entzogen. 

die Ermordung eines oder mehrerer Gesandten C. that den letzten Schritt: er liess jedermann, 

noch Liv. ep. XX. Flor. I 21, 3. Oros. IV 12, 2. der Neigung fur den Beruf des Eespondenten 

Dio frg. 47, 3. Zonar. VIII 19. Vgl. auch Zippel zeigte, bei seinen Consultationen zu und erorterte 

Rom. Herrsehaft in Illyrien (Leipz. 1877) 47—50. vor diesen seinen Zuhorern die ihm vorgelegten 

3) Ti. Coruncanius war Ti. f. Ti. n. (Fasti Rechtsialle. In diesem Siniie ist das publiee pro- 

Cap. Acta triumph.) und gelangte zuerst von fiteri zu verstehen ; an eineu theoretischen Unter- 

seiner Familie zu den Ehrenstellen im rOmischen richt darf man nicht dabei denken (vgl. d. Art. 
Staate (s. o. die Angaben iiber seine Herkunft. 50 Rechtsunterricht). Damit war der Bann, in 

dazu Veil. II 128, I). Im J. 474 = 280 war er dem die Pontiflces die Rechtsentwicklung gehalten 

Consul mit P. Valerius Laevinus (Fasti Cap. hatten, vollig gebrochen. mid die Kunst der Rechts- 

Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Cassiod.). Dieser anwendungen, die Tradition des Collegiums, die 

wurde mit einem Heere gegen Pyrrhos, U. mit Kenntnis der Vorentscheidungen waren zum Ge- 

einem anderen nach Etrurien geschickt und von meingut geworden. Der orfentliche Rechtsunter- 

dort nach der Niederlage des Amtsgenossen bei richt des C. bedeutet den Wendepunkt von der 

Herakleia zum Schutze der Stadt und zur Ver- pontificalen zur freien Jurisprudenz. 

starkung des Laevinus iierbeigerufen (Appian. Uber die litterarisehe Thatigkeit des C. anssert 

Samn. 10. 2. Zonar. VIII 4 Anil. Die Acta sich Pomponius (Dig. I 2, 2, 38): cuius tamen 
trimnphorum verzeichnen einen Triumph des C. 60 scriptum nullum exstat, sed responsa complura 

[de VJulsiniehsibus et Yulcientih(us); da der el memorabilia - eius fuerunt (feruntur Mur etu s). 

Krieg gegen die Etrusker in der Hauptsache schon Erhalten sind zwei kleiue Fragmente (Bremer 

vorher beendigt war. hat Ihne (R. G.2 I 485, 1) Iurispr. antehadr. I 7f.), von denen das eine sich 

die Zuverliissigkeit der Angabe in Abrede gestellt, auf das Sacralrecht, da.s andere auf die sacra 

doch geht seine Kritik wohl zu weit. Um 500 bei Erbschaften bezieht, also auf einem Grenz- 

= 254 wurde C. als erster Plebeier Pontifex maxi- gebiete stent ; irgend welche Schlusse auf den 

mus (Liv. ep. XVIII; vgl. Cic. de or. Ill 134; Charakter seiner Schnften kann man aus diesen 

nat. deor. I 115. Ill 5. Veil. II 128, 1. Ateius geringen Resten nicht Ziehen. 



schen einen Becher und eine Hydra stellte. Zu 
dieser Erzahlung fiigt Hygin (astron. p. 76 Bunte) 
noch andere. Eratosthenes legt der Schlange in 
alien ihren Windungen 27, dem Raben , der auf 
ihrem Schwanze steht, 7 und dem Becher, der in 
einiger Entfernung vor dem Raben und in einer 
andern Windung der Schlange steht, 10 Sterne 
bei. Das bei Eudoxos zuerst nachweisbare Stern- 



1665 Corvorum duorum portus 

Neuere Litteratur: Schrader Civ. Magazin 
V 187ff. Zimmern Gesch. d. R. Priv.-R. I 268. 
Sanio Varroniana in d. Schr. rOm. Juristen 157ff. 
Rudorff R. R.-G. I 158. Teuffel R. Litt.- 
Gesch. § 89. KarlowaR. R.-G. 1475. Kriiger 
Quell, u. Litt. d. R. R. 50f. JSrs R. R.-W. I 
73ff. Sohm Inst.7 87f. Voigt R. R.-G. I 35f. 
Landucci Stor. d. dir. R. 12 87. [JOrs.] 

■ 4) Ti. Coruncanius bei Plin. n. h. XXXIV 24 bild (Hipp. II c. 3 p. 170 Man.), besteht "nach 
s. Nr. 1. 10 Ptolemaios (Almag. VIII c. 1 p. 78 Halm.) aus 

Corrorum duorum portus s. Avo xoqa- 7 Sternen (5—3., 1—4., 1—5. Grfisse). 

ho>v Xiuijy. [Haebler.] 

Coryus. 1) s. Valerius. Coryllus s. Koryllos. 

2) Corvus, Rhetor der augusteischen Zeit, von Corylus s. Haselnuss. 

dem Seneca Rhetor suas. 2, 21 zwei Sentenzen Corynaeum promnntorium s. Koryne. 

als testimonia stup&ris anfuhrt, die eine mit dem Corynaeus. 1) Gefahrte des Aeneas, welcher 

Beisatze cum temptaret seolam Romae, Sosio illi bei dem Angriff des Turnus auf das troianische 

qui Iudaeos subegerat (C. Sosius, cos. 722 = 32) Lager fallt, Vorg. Aen. IX 571. 

declamavit controversiam. [Wissowa.] 2) Gefahrte des Aeneas, welcher sich in der 

3) Diese zum Entern bestimmte Kriegsma- 20 letzten Schlacht gegen Turnus auszeichnet, Vorg. 
schine verwendete Duilius 260 v. Chr. bei Mylae. Aen. XII 298ff. [O. Rossbach.] 
Nach Polyb. 1 22 bestand sie aus einem am Schiffs- Coryphanta, alte Stadt Bithyniens, Plin. n. h. 
vorderteil eingerammten 24 Fuss hohen und 3/ 4 V 148. Ostrea Coryphantena erwahnt von Mucia- 
Fuss breiten runden Balken, dessen untere Hiilfte nus, Plin. n. h. XXXII 62. [Puge.] 
eine schrag emporragende, mit Brettern benagelte, Cosa. 1) Cosa (so die Munzen und Inschriften, 
vorn mit einer Eisenspitze, an den Seiten mit nur poetisch Cosae Vergil; Koaaa oder Kdoa Strab. 
Schutzwehren versehene Leiter von 36 Fuss Lange V 222 ; Kooai Strab. V 225 ; Koaoai Ptolem. LTI 
und 4 Fuss Breite mittelst eines langlichen Ein- 1, 4; Einwohner Cosanus), Stadt an der etruri- 
schnittes umschloss. Letztere wurde beim Nahen schen Kiiste, Ostlich vom Mons Argontarius. Sie 
eines feindlichen Schiffes durch ein am Leiter- 30 scheint nicht als unabhangige Etruskerstadt exi- 
ende befestigtes Tau, das iiber eine am Balkenende stiert zu haben (Verg. Aen. X 168 boweist nichts), 
befindliche Rolle lief, nach vorn oder nach der sondern erst von den ROmern, die 280 v. Chr. 
Seite heruntergelassen, bohrtc sich bei der Hehe die Volcienter unterworfen hatten, in deren Ce- 
des Falls mit der Eisenspitze in das feindliche biet als Colonie im J. 273 gegrundet zu sein (Plin. 
Verdeck ein und stellte so zwischen beiden Schiffen HI 51 : Cosa Voleientium a populo Romano de- 
eine Briicke her. Naheres s. Halt aus Geschichte ducta. Vellei. 1 14). Sie wurde als wichtiger milita- 
Eoms im Zeitalter der pun. Kriege I 607—628. rischer Platz stark befestigt. Die turmbewehrte 
Ihne Rom. Geschichte 112 53f. Nicht fehlerfrei Stadtmauer, welche das annahernd quadratische 
ist die Reconstruction des C. von Corazzini Stadtgebiet und die Akropolis in einer Lange von 
Storia della marina militare e commerciale del 40 fast 2 km. umgiebt, zahlt noch heute zu den impo- 
popolo italiano II tav. 7. tfber den C. der Tyrier santesten und besterhaltenen Beispielen polj'gonaler 
(Curtius IV 2, 12. 3,26) und des Diades (Vitruv. Befestigungsbauten in Italien (nach F. Noack 
X 19, 3) s. unter Korax. [Fiebiger.J Rom. Mitt. 1897, 193ff. zeigt sie Nachwirkunggrie- 

4) Corms, K6oa£, der Rabe. Ein Sternbild, chischer Bautechnik des 5. oder 4. Jhdts.). Auch 
das in Verbindung mit der Wasserschlange, hydra, der Hafen, portus Cosanus, wird in den Kampfen 
hydrus, vdgos (Eratosth.), vdotj (Arat.) und dem gegen Karthago (Liv. XXII 11, 6. XXX 39, 1) 
Becher (crater, xgaitjg, y.q^xf)o) steht: Ovid. fast. und den Biirgerkriegen (Caes. bell. civ. I 34. Cic. 
II 243. Vitruv. IX 7 p. 230 Rose. Manil. I 422ff. ad Att. IX 6, 2. IX 9, 3. Rutil. Namat. I 297) 
Arat. 442ff. Cic. 214ff. German. 426ff. Avien. 891ff. genannt (s. auch Portus Herculis). Im J. 209 
Diese drei Sternbilder liegen in der siidlichen 50 gehflrte C. zu den 18 Colonien, welche Rom fernere 
Hernisphaere in grosser Ausdehnung zwischen dem Stellung ihres Contingents zusagten (Liv. XXVII 
Krebse, dem LOwen, der Jungfrau, dem Kentauren, 10, 8); im J. 196 erlangten die Colonisten eine 
■lem Schiffe und dem kleinen Hunde. Erato- drei Jahre vorher vergeblich erbetene Verstarkung 
sthenes erzahlt (Robert Catast, 188ff.) folgendes: um tausend Ansiedler (Liv. XXXII 2, 7. XXXIII 
Dtr Rabe, welcher Apollon heilig war, wurde von 24, 8). Munzen im 3. Jhdt. von der Colonie ge- 
diesem an eine Quelle geschickt , um in einem pragt. haben die Aufschrift COSA oder COSAXO 
Krater reines Wasser zu holen, und sah in deren (CIL I 14. Garrucci Monete dell Italia II 74. 
Niihe unreife Feigen am Baume hangen. Er setzte Berliner Miinzkatalog III 1, 34). In der Kaiser- 
sich neben die Quelle und wartete das Reifen geschichte wird C. nur erwahnt gelegentlich des 
dieser Fruchte ab. Als dies nach einigen Tagen 60 Ausgangs des Postumus Agrippa (Tac. ann. II 
geschah, frass er sie. Seiner Schuld bewusst. riss 39)," ferner von den Geo<rraphen (Strab. V 221. 
er erne Schlange aus der Quelle, trug sie zugleich 225. Mela II 72. Plin. Ill 51. 81. Ptolem. Ill 
mit dem Becher davon und gab vor, dass diese 1, 4) und Itinerarien (Ant. 292. 300; Maritim. 
ftfhlange taglich die Quelle ausgetrunken habe. 514); doch lag C. nicht direct an der Via Amelia, 
Da aber Apollon den Hergang der Sache wohl sondern war durch eine Vicinalstrasse mit der 
kanntc , so legte er dem Raben die Strafe auf, Succosa genanrrten Station verbunden (Tab. Peut. 
lass er eine Zeit lang Durstesqualen leiden musste, Geogr. Rav. IV 32 p. 267. V 2 p. 335 P.). In- 
U1 'd zeigte dies dadurch an , dass er ihn zwi- schriften, von der respubliea Cosanorum dem Ca- 

Pauly-wissowa IV 53 



1667 



Cosas 



Cosconius 



1-668 



racalla (CIL XI 2633) und Gordian (ebd. 2634) 
gesetzt, bezeugen das Fortbestehen ini 3. Jhdt., 
lehren aber nichts iiber die Stadtverfassung. Nicht 
einmal die Tribus ist sicher. Anfang dcs 5. Jhdts. 
nennt Butilius (Itin. I 485) die Stadt verOdet, 
angeblich seien die Bewohner durch Hauseplage 
gezwungen worden, sich eine andere Heimstatte 
zu suchen. Scit dem 9. Jhdt, tritt an die Stelle 
C.s eine Stadt Ansedonia, die aber gleiehfalls schon 



xlaioiv ejiidgajucov ec IToidixAovg sot.fiaXs . xal 
dvoiv f/fiegais to &9ros nagelafisv, worauf ihn Q. 
Caecilius Metellus Pius ablOste. Nach beiden 
Berichten hat C. einen grossen Sieg erfochten 
und versehiedene Stadte eingenommen, doch eine 
sichere Feststellung der Thatsachen ist auch 
Marcks (Die Uberlieferung des Bundesgenossen- 
krieges [Marburg 1884] 87f.) nicht gelungcn. Es 
ist allerdings richtig, dass C. in Apulien auf der 



im spatercn Mittelalter wicder unterging ; sie giebt 10 Kvistenstrasse einflel , und zwar noch ehe Sulla 

" . . , , i ^t die Samniten unterwarf; doch die Teilung seines 

Heeres und die getrennten Operationen im nOrd- 
lichen und siidlichen Apulien bleiben unsicher, 
gegen die Identitat des Toefldxios mit Marius 
Egnatius spricht ihr verschiedenes Geschick, und 
man sielit nicht, recht, in welchen Zusammenhang 
die grosse Hauptschlacht gehort. Nnr dass C. 
auf dem apulischen Kriegsschauplatz im Sonimer 
665 = 89 bedcuteude Erfolge errang, ist zweifellos. 



aber noch jetzt der Ruinenstatte den Namen. 
Gclegentlich erwahnt wird C. noch von Sotion 
sisqi jxoxa/iojr c. 14, aus Isigonus von Nicaea 
(Mueller FHG IV 437, 14). tiber die Keste der 
Stadt s. Dennis Cities and cemeteries of Etruria 
II 245—262 ; neuere Ausgrabungen Not. d. scavi 
1885, 241—248. Lateinische Inschriften CIL XI 
2629—2643. IlaufigwirdinHss. Commit Conipsa 
(s. d.) verwechselt, das angebliche C. im Gebiet 



von Thurii hat nie existiert, s. Mommsen CIL 20 Als tiichtiger Feldherr bewahrte sich ein C. Cos- 



40 



IX p. 88. X p. 18. Das (praedium) Cosanum 
bei Cic. ad Att. XV 27, 1 kann mit C. zusammen- 
hangen, schwerlich dagegen die praedia Cosana, 
wo Vespasian (nach Suet. Vesp. 2) erzogen wurde. 

[Hiilsen.] 

2) Ort in Aquitanien an der Strasse Bibona 
(Cahors) -Tolosa (Tab. Pent.). Nach d'Anville 
Cos-sur-1'Aveyron. Desjardins Table de Peut. 
54. Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. Vgl. 
die aquitanischen Cocosates. [Ihm.] 

Cosas (Koaas), Fltisschcn in Latium adicctum, 
an dem Frusino liegt, Strab. V 237 ; noch jetzt 
Cosa, Zufluss des Sacco (Trerus). [Hiilsen.]_ 

Cosata, eine Stadt wahrscheinlich von Areia, 
Geogr. Bav. p. 47, 10 ; der Ausgang -ta ist syri- 
schen Namen eigen. xlus dem Berglande der 
Hazara fallt in den Hamun der Chas-rud, an 
dessen Unterlauf Chas, arab. Chowas, lag. Von 
den zahlreichen Orten namens Chwast, Chfist 
scheint keines zu passen. [Tomaschek.] 

Cosconianus , cur(ator) operum publicorum 
zusammen mit Niger in unbekannter Zeit, CIL 
VI 1472. [Groag.] 

Cosconius, plebeisehes Gesehlecht. 

1) Cosconius, vineurus d. h. wohl plebeischer 
Aedil. erbaute den nach ihm benannten Clivus 
Cosconius (Varro de 1. 1. V 158). [Miinzer.] 

2) Cosconius, als prflder und langweiliger 
Dichter von Martial verspottet, II 77. Ill 69. 

[Stein.] 

3) C. Cosconius war im J. 665 = 89 anschei- 
nend Praetor und kampfte im Bundesgenossen- 
kriege. Daruber sagt Liv. ep. LXXV Cosconius 
et Luceeius Samniten acie vicerunt. Murium 
Egnatium nobilissimum host turn ducem occi- 
derunt compluraque oppida in deditionem ac- 
eeperunt. Nach Appian. bell. civ. I 52 verbrannte 
C. Salapia, nahm Cannae ein und belagerte Ca- 
nusium; den zum Entsatz anriickenden Samniten 
lieferte er eine grosse Schlacht, rnusste aber nach 60 hatte I Cic. 
Cannae zuriickgehen. Wahrend aber der.feind- 
liche Fiihrer Tosfidxtog, dessen Name zuerst von P e - 
rizonius in'Eyvdxios geiindert worden ist, fiber 
einen die Heere trennenden Fluss, jedenfalls den 
Aufidus, setzte, griff C. ihn an und schlng ihn; 
15 000 Feinde nelen. mit dem Rest rettete sich der 
feindliche Feldherr nach Canusimn: xal 6 Koo- 
xdiviog xi/r Aagiraioiv xal Ovsrovoiojv xal 'Aa- 



conius, der schon deshalb fiir denselben zu halten 
sein wird, etwa in den J. 676 = 78 bis 678 = 76 
als Proconsul von Myricum ; er unterwarf in einem 
zweijahrigen Kricge don grossten Teil Dalmaticns 
und nahm Salonae ein, obgleich Unruhcn in seinem 
Heere auszubrechen drohten (Cic. Cluent. 97. 
Eutrop. VI 4. Oros. V 23, 23; vgl. Mauren- 
brecher Sallusti hist. frg. I 71). Von einem 
C. Cosconius berichtet fernor Val. Max. VIII 1 
30 abs. 8, dass er von Valerius Valcntinus nach der 
Lex Servilia repetundarum angeklagt, aber frei- 
gesprochen worden sei , weil er den ihn schwer 
belastenden Ankliiger selbst aufs iirgste blossstellte, 
Biicheler (Ind. scholar. Bonn. 1877, 6) setzt 
diese Anklage etwa 667 = 87, weil Valerius Valen- 
tinus damals schon ein alter Mann gewesen zu 
sein scheint; sonst wiirde man eher geneigt sein, 
sie nach der iltyrischen Statthalterschaft des C. 
anzusetzen. 

4) C. Cosconius war 691 = 63 Praetor und 



Protocollfiihrer bei dem Processe der Catilinarier 
(Cic. Sulla 42). Dann verwaltete er als Pro- 
consul (vgl. Mommsen St.-R, II 647, 2) Hispania 
ulterior, wo P. Vatinius sein Proquaestor war 
(Cic. Vatin. 12). 695 = 59 gehorte er zu den 
Vigintiviri, die Caesars Ackergesetz ausfiihren 
sollten; er starb noch in demselben Jahre, und 
Cicero wurde als Ersatzmann in Vorschlag ge- 
bracht (Cic. ad Att. II 19, 4. vgl. IX 2 A, 1. 
50Quintil. XII 1, 16). Vgl. Nr. 12. 

5) C. Cosconius, mit Cicero befreundet, war 
Volkstribun 695 = 59 und kiindigte mit Zustim- 
mung Ciceros versehiedene Gesetzentwiirfe an, 
wagte aber nicht, sie gegen die Auspicien zur 
Abstimmung zu bringen. 697 = 57 war er Aedil, 
698 = 56 Bichter im Process des P. Sestius (Cic. 
Vatin. 16). In demselben Jahre verkaufte er dem 
Volkstribunen C. Cato eine Schar von Bestiarii, 
die er wohl fur seine aedilieischen Spiele gebraucht 
d Q. fr. LT 6, 5 [4. 5]). Wahr- 
scheinlich ist er der Praetorier C, der 707 = 47 
von den meuternden Veteranen Caesars erschlagen 
wurde (Plut. Caes. 51, 1; vgl. Dio XL1I 52,2); 
das Jahr seiner Praetur ist unbekannt. 

0) L. Cosconius, Sohn eines Marcus, etwa von 
Nr. 8. Miinzmeister zwischen 640 = 114 und 
650 = 104 (Mommseii-Blacas Monnaie rem. II 
362 nr. 170, vgl. Mommsen Staatsr. II 640, 2). 



1669 



Cosconius 



Cosilinum 



1670 



7) M. Cosconius flel als Kriegstribun 551 = 
203 in einer Schlacht gegen Mago im cisalpini- 
schen Gallien (Liv. XXX 18, 15). 

8) M. Cosconius. Zum J. 619 = 135 notiert 
Liv. ep. LVI: M. Cosconius praetor in Thracia 
cum Seordiscis prospere pugnavit. Durch einen 
Volksbeschluss von Kyzikos wird Machaon, der 
Sohn des Asklepiades, geehrt, der u. a. als Ge- 
sandter der Stadt jcgbg Mdgxov Kooxd>vto[v x6]v 
i/i Maxedovlq tore axgaxnyov mit einem Gesuch 
um Hiilfe gegangen war ; der Herausgeber C i - 
chorius hat es wabrscheinlich gemacht, dass 
wiihrend des Krieges des Aristonikos 621 = 133 
Kyzikos in solche Bedrangnis geriet, dass es sich 
an den Statthalter der nachsten rOmischen Pro- 
vinz wandte, der freilich wenig fiir die Stadt 
thun konnte, da er die im Zusammenhang mit 
jenem Kriege stehenden Bewegungen im Cher- 
sonnes niederwerfen musste (S.-Ber. Akad. Berl. 
1889, 367 Z. 9f. 370). Die Erstreckung der Statt- 
halterschaft des C. iiber mehrere Jahre ist trotz 
Livius wohl anzunehmen, weil dessen ausftihr- 
licher Bericht ungeschickt verkurzt ist. Fiir das 
Eingreifen des C. in die klcinasiatisch.cn Verhalt- 
nisse nach dem Tode Attalos III. liisst sich ausser 
dem Umstande, dass er der zunachst benachbarte 
rOmische Commandant war, auch noch eine Ehren- 
inschrift aus Erythrai geltend maehen, die kaum 
auf einen anderen C. bezogen werden kann: 'O 
<$ijjiog \ Mdgxov Koox-a'wiov Paiov vibv 'Ptofiawv | 
agsxijg evexsv xal evvoiag xrjg elg iavxov (Bull, 
hell. IV 156). " Die beiden inschriftlichen Erwiih- 
nungen des C. ergiinzen das Bild der Vorgange 
im Osten bei dem lleimfall des pergamenischen 
Reiches an Rom. 

9) M. Cosconius M. f. Teretina (tribuj, Se- 
nator um 650 _ 104 (SC. de Adramytt. Viereck 
Serrao Graecus 23 nr. XV 18. Mommsen St.-E. 
Ill 968f. Anm.). Er konnte, wie Nr. 6 Sohn 
von Nr. 8 sein. 

10) Q. Cosconius. Eine delphische Ehren- 
inschrift ist von dem xoivov der Phokier einem 
Koivxog Ko[ox]wvtog Kotvzov vibe jio£afievzl]g 'Pm- 
fialcor gesetzt; nach der Ansicht des Herausgebers 
Haussoullier (Bull. hell. VI 448) wiirde das 
Fehlen des Cognomens und die Hinzufiigung des 
Ethnikons es empfehlen, die Inschrift noch vor 
die Einrichtung der Provinz Achaia zu setzen. 
Freilich ist die Ergiinzung des Namens unsicher 
(vgl. Q. Coponius o. S. 1215 Nr. 7) und das Fehlen 
des Cognomens bei einem C. ohne Belang; immer- 
hin ware, es denkbar, dass er mit Nr. 11 iden • 
tisch ware und dass ein etwa gleiehzeitig mit 
Terenz in Griechenland weilender Romcr die Nach- 
richt von dem Tode des Dichters bei einem Schiff- 
bruch verbreitet hatte. [Miinzer.] 

11) Q. Cosconius, Gewahrsmann fiir den Un- 
Tergang des Terenz in mari bei Suet. vit. 
Ter. 32, 13 ed. Reiffersch. (aus Varroj; mit 
ihm wird gewehnlich der bei Varro de 1. 1. 
VI 36 und VI 89 { Cosconius in actionibus) ci- 
tierte C. identifioiert , von Norden (De Stilone 
Cosconio Varrone grammaticis, Gr3'phisw. 1895, 
4j auch der bei Solin. II 13 (aus Varro bezw. 
Hygin. de situ urbium Italiearumi erwahnte Gram- 
matiker dieses Namens (vgl. dagegen Mommsen 
Solin. praef. XIII i. Zur Erkliirung des Zusatzes 
in actionibus erinnert Ritschl Op. Ill 256 an 



die actiones scaenicae, richtiger Hertz Jahrb. 
f. Philol. LXXXV 52 an die juristischen actiones 
des Manilius. ijber die in dieser Zeit haufige 
Verbindung von grammatischer und juristischer 
Forschung vgl. Norden a. a. O. [Goetz.] 

12) C. Cosconius Calidianus, wohl durch Adop- 
tion aus der Gens Calidia (o. Bd. Ill S. 1353f.) 
in die Cosconia iibergegangen, wird von Cicero 
(Brut. 242) unter den Rednern seiner eigenen 
10 Zeit nicht sehr giinstig geschildert. Er konnte 
identisch sein mit Nr. 4. [Miinzer ] 

IS) C. Cosconius Commodianus, c(larissimus) 
pfuerj. CIL VI 1393 = 4229 (Grabschrift, im 
Grabmal des Gesindes der Livia gefunden, nach 
der Bemerkung der Herausgeber eher in das 3. 
als 2. Jhdt. n. Chr. gehOrig). [Groag.] 

14) M. Cosconius, M. f., (tribu) Poll(ia), 
Pronto, prasffectusj fabr(um) a co(n)s(ule) ad- 
leetus, praefeetus cohortis I [Cann]i(ne)f{a- 

20 tiumj (?), trib(imus) milfitum) leg(ionis) I Ita- 
l(icae) , procurator) August(orum) ad vectiyal 
XX Jierfeditatiurn) per Pontum et Bithyniam 
et Pontum mediterraneum et Paphlagoniam, 
proa. AugfustorumJ item ad ceetigal XX her. 
per Asiam Lyciam Phrygiam Galatiam insulas 
Cyeladas (also Finanzprocurator und zugleich Ver- 
walter der Erbschaftssteuer in diesen Provinzen), 
subpraef(e,etus) annonae urbis, proc. Augfusto- 
rumj ad vectig(al) ferr(ariarum) Gallic (aruni). 

30 proc. Augfustorum) et praef. prov(indae) Sar- 
diniae, als solcher von semen Untergebenen ge- 
ehrt, CIL X 7583. 7584 = Addit. p. 995' = 
Dessau 1359 (Carales); er selbst setzt die Weih- 
inschrift in Forum Traiani CIL X 7860. Die 
Augusti sind wahrseheinlich Septimius Sever as 
und Caracalla. [Stein.] 

15) Cosc(onius) Gentianus, Statthalter von 
Moesia inferior unter Severus (Miinzen von Ni- 
copolis R; vTi(axEvovxog) Koox. rivxiavov ... Pick 

40 Miinzen von Dacien und Moesien I 357 nr. 1264ff., 
und von Marcianopolis R; v. K. Pevxiavov . . . 
Pick 198 nr. 514ff.), vermutlich Nachfolger des 
Pollenius Auspex (Pick 198 zu nr. 543). Er 
wird die Provinz zu Anfang von Severus Regie- 
rung verwaltet haben (vgl. Pick Num. Ztschr. 
Wien XXIII 1891, 36), doch vielleicht noch im 
J. 198 n. Chr., wenn er, wie Pick (Miinzen von 
Dacien 81 , 4) vermutet, in einer Inschrift von 
Olbia genannt ist (Latyschew Inscr. Ponti Eux. 

50 I 97, voin Namen ist nur Ko ov erhalten; 

die Zeit ergiebt sich aus der Bezeichnung Cara- 
callas als Augustus). [Groag.] 

16) Cosconia, Gemahlin des Urbicus, Martial. 
XI 55, 5. [Stein.] 

Cosedia s. Constantia Nr. 8. 

Cosetani s. Cessetani. 

Cosilinum (so die stadtromische Soldatenliste 
CIL VI 2400 = 32645; Cosilianum Tab. Peut.) 
oder Cotisilinum (ethn. Consilina? Cassiod. var. 
60 VIII 33 : Consilina praefectiira Lib. colon. 229), 
Stadt in Lueanien, in der Nahe von Grumeiitum 
(Saponarej. Cassiod. a. a. O. beschreibt an- 
sdiaulich einen Markt, der in einem zu C. ge- 
b5rigeu Marktfiecken Marcelliana (s. d.) abgehalten 
wurde und zu dem die Besucher aus Campanien, 
Lueanien, Apulien und dem Bruttierlande zu- 
sammenstromten. Schon im 5. Jhdt. giebt es 
einen Bischofssitz eccl. Marcelliamnsis sive Con- 



1671 



Cosimbie 



Cossonius 



1672 



, n , . ■ , « Tnffp2 n a T. Ponvponius Atticus und ein Cossinius 

silinatium (Gelasius papa m J. 495 Jatte u a 1 r dcr 1 namentlich fll)er ziegenzucht 3 

653; Pelagius papa im J. 559 Ji f fe- 1015, Uj, 1), dic ffirten Jff ^ 

vgl. Ewald Neues Archiv V ol5, 17. 55£ ^ 45) 1 4, I. u , i ; Wort ift _ 

Bei La Civita, unweit Padula, sucht es G M. Rossi ube .die Miicn jii , , be f re undet 

(Riccrche sul site delle citta antiche di Oonsibna Jme^. Cossinius ^ n b cicero 

e Marcelliana , Napo i 1845 ; abei .die von to mid 4i vcmdies em J gchr;ft ^ ^ ^ 

beigebrachten angebhohcn Inschnftfragmente sind 694 60 se g ^ ^ ^ 

zweifelhaft ,. Monunsen CI L IX p. 25) , Jem ul ^ flbcr n (ad Att . t 19 n . 

neuerdwgs G. Patroni (JSot a. smm les , • *; gg g6 t er eu)ell L _ Cos- 

beistimmt. Ohnc Autoritat ist die ^5™ Be - 10 ^ ^^ ™° Nr .° 1 ro mischen Bitter mid 

nennung der Stadt Sala Consilma [Hulse .] ^ ^ g^ g3) 708 = 46 em pfiehlt 

Cosimbie, eine Stadt Vorderindiens nahe ar, y;^ r „l Y on Achiia Ser. Sulpicius Eufus 

Indravadara, Geogr. Eav. p 41,4; nicht zu ver- " <™ ^Xseuen des L. Cossinius. der mit 

wechseln ^«H^»£K Z sSbT SeTdet und sein Tribusgenosse, 
der Lage von Pippah. \ielmehr lag L. am unxer Cornelia, sei und noch mehr 

lauf der Yamuna, 32 miles west ich von Prayaga, al oausde r 1M f ffi ^ Ver bindung stehe 

und entspricht den, heutigen Eumenort Kosam = mit ^ticus m Ireu nose n ^ dem 

skr. Kaucambi, KScambi, einer Gnindung der Pan- M ^" ^Tetlnahme an dem Tode eines C 
m und sp^terem .orort der Pa^^ ^xm^yj. ™ 

ffi ira, die einstso niaehtigen Kaspeiraioi (s d) an alien bteUen g e^ g r 

deren Vorort Kaspeira h ess. * a ? mira *« s ^ Wr 1/ rpist6 708 = 46 in Geschaften seines Pa- 

noch jetzt bei den umwohnenden Bergs aimnen Nr. J reiste 70« ; 4 ^^ ^ ^ den 

in sehr entarteter prakntischer Form Kara, und trons mcd ^ 2g den dorti 

die Thalbewohner Kasira. In den mdischen W- f'^~rg C i Sulpicius Eufus. [Mfinzer.] 
kerlisten werden Ka ? mira. Darya AbMsara, Da- 30 Stat ™™ r ^:J^ V FeUX: v(ir) ( Aris»imus), 
rada, Kirata, Caka und Cina als ^ordvolker vor- o)P. ^^J^rum pr(o) pr (adore) 

gefuhrt ; im Mahabharata finden wir daneben audi W«W^(*to™f { ^ / incum . 

Khasira erwahnt (falsche Lesart tor Kliasiya?). von Pannonu inlenoi, v, ^ h ^ 

Vgl. das zu Casiri Bemerkte. [lomaschek.] Cosinius Eufinus (Praef. urbi 

8 C08mlanu8, CoBmiw s. Kosmianos, Kos- 315 ?* B _ C i t ^linS8. [Munzer.] 

U10S - „ t i. -^ Tj ,„„ QD rna«inn« romiscber Kitter, Fveund des Kaisers 

iS 5£ ST 2?»^ «* 2 .,»»»»?&»- »*«* ™- »• '• ^.f 

dzcawt Augusto. , ^™;l rnq«in Stadt der Vasates in Aquitamen, 

Cossa (Ktom), Stadt der Omotrer im Binne^- <^«« » \\ Oiaadr^ (Ovaaaa e wt Olaaa- 

!ande, nach Steph. Byz. aus Hekataios. Nicht Ptolem ll 11 ■ ui K (richti g e r Kooamv 

naehz'uweisen .jedenfifl. nicbt m,t ter i angeb- ^ die D, ^ « ^f -^ XXI | 7 , (p . 45 

lichen Cosa bei Ihurium (s. o. S. 166 '[ ™™ n m ^ per) stirpi J Aqui tanae mater tibi :jnam gem^ 




in sullanischer Zeit als Belohnung tur \ Ue erI01 S/- ft ^^T«rdins cTo^r dela GauleII421. Longnon 
reich durchgefuhrte Anklage des T. Caelms nach 50 J^^^^gXau Vie siecle 597. [Ihm.] 
der Lex Servilia repetundanim (Cic. Balb 53L). W^'f^iVr Casio fain ^ . ■ ■ Ulvir 
Er ist vielleicht identisch mit dem Folgenden ^^VJ^ff^ f^iutOoJ], 

Si. 2. Ein Preigelassener einer Coss lma (L. f.) ^^^ W % lsc U4agmei.t aus Acclanum 
flndet sich m Tibur (CIL XIV 3«5 ). Srlx 122). Mit L. Cossonius Eggius Ma- 

•2) L. Cossinius, Praetor b81 = J- ^uide Liii 1 -> ; x "^, ■ lt ide ntiscb sein, da 

creseii Spartacus geschickt. entgiug mit knapper rullus (Nr. 3) k.inn a mUu laen sc ^ 

IT der P Gefahr , fm Bade von ihm gefangen ? u dieser F^ ^amen , ar (CL A I 19 J g^ 
.verden, wurde sofort wieder ^gegnff^ er tt 2) gg ^ ^ . (? der ^ ?iMae 

eine Kiederlaee und fiel im Gefecht (Sail. hist. sctitn ^legeisienipeiu * , 

m 75 tJm 94 Maur. Pint. Crass, 9 6). «0&J--|— P ^ B8 ,« ^ 

3) L. Cossinius. Die £nteja^^™. ^^J^^XU^W^wob^ 
zweitcm Buche von der Landwirtsctiatt wi 11 aer mji dpm v erwanutsf h a ftskreise des L. Eggius Am- 



1673 



Cossus 



Costa Balaenae 



1674 



184 n. Chr. mit Cn. Papirius Aelianus, s. Eg- Zeit, da sonst viog nicht feblen wiirde (vgl. Dit- 

gius. tenberger a. a. 0. und Hermes VI 140). 

4) C. Passienius Cossonius Scipio Orfitus (CIL [Fabricius.] 
X 211) s. Passienus. 2) M. Cossutius, homo summo splendore ao 

5) Cosonia Hilara, an die ein Rescript der summa auctoritate praeditus, war Amvalt in 
Kaiser Severus und Caracalla aus dem J. 205. einem Process miter der sicilischen Praetur des 
Fragm. Vat. 267. [Groag.] Verres 682 =72 mid ivurde von Verres ausge- 

Cossus. 1) Cognomen der Cornelier (Kr. 11 Iff.), zeichnet (Cic. Verr. Ill 55. 185). [Milnzcr.] 

zu Aufahg der Kaiserzeit von den Cornelii Len- 8) M. Cossutius Cerdo, Freigelassener des Mar- 
tuli als Praenomen gefuhrt ; s. ausserdem C 1 a u- 10 cus , romischer Bildhauer aus dem Anfang der 

dius Nr. 120. Kaiserzeit. Seine Signatur tragen zwei 1775 von 

2) Cossus captator, Iuven. X 202 (vgl. Cor- G. Hamilton in der sog. Villa des Antoninus 

nelius Nr. 182). [Groag.] Pius bei Civita Lavinia (Lanuvium) gefundene, 

Cossutianus. 1) Cossutianus Capito. a) Name. jugendliche Panstatuen , die als genaue Pen- 
Ob Cossutianus Gentilnamen oder Cognomen ist, dants gearbeitet sind; jetzt im Brittischen Mu- 
wisseii wir nicht ; inschrif'tlich ist es als Cognomen seum (abgeb. Anc. Marbl. of the Brit. Mus. II 
belegt: vgl. CIL XIV 2987. b) C. gehorte unter 33. 43, die eine audi Brunn-Bruckmann 
Claudius zu den Senatoren, die aus ihrer Thatig- Denkm. 47). Furtwangler Meisterw. 479 
keit als Sachwalter Geldgewinn zu Ziehen suchten hat gezeigt , dass diose Statuen nach einem be- 
(maculosus foedusqw, Tac. aim. XIII 33) ; daher 20 riihinten Original copiert sind , von dem wir 
opponierte er im J. 47 n. Chr. einem Antrage, auch noch weitere Nachbildungen (in Peters- 
der diese mit Strafe bedrohte (Tac. ann. XI 6, burg, London, des Kopfes allein in verschiedenen 
vgl. 7). Unter Nero verwaltete er als (praetori- Sammlmigen) besitzen , und das mit grosser 
scher) Legat Kilikien (dass er Proconsul von Asia Wahrscheinlichkeit einem Schiller des Polykletzu- 
gewesen sei, ist eine irrige Annahme vonZumpt zuweisen ist. Ist es sehon dadurch wahrscheinlich, 
Comm. epigr. II 139, vgl. Marquardt St.-V. 12 dass C. zu der von Pasiteles in Eom gegriin- 
387, 4) ; nach seinem Abgang wurde er im J. 57 deten Copistenschule gehorte, so erhalt diese An- 
von den Kilikiern angeklagt und vom Senate lege nahme eine erfreuliche Bestatigung dureh die 
repetundanim verurteilt, da Thrasea Paetus fiir von Kaibel (Herm. XXII 156. IGS I 1250) auf- 
seine Anklager eintrat (Tac, XIII 33. XVI 21. 30 gewiesene Kiinstlerinschrift eines friiher in Villa 
Quintil. inst. VI 1, 14. Iuv. VIII 92ff. und Schol., Borghese befindlichen, jetzt verschollenen Statuen- 




sprache seines Schwiegervaters Ofonius Tigellii 

der in demselben Jahre Praefectus praetorio wurde. identificiert Kaib el gewiss richtigmit demMeister 

Bald nachher klagte er den Praetor Antistius der beriihmten Ludovisischen Gruppe. dem Schiiler 

Sosianus der Majestatsverletzung an und eroffnete des Stephanos und Enkelsehiiler des Pasiteles, 

■damit wiedcr die Eeihe der Majestatsprocesse, so dass er der Freigelassene desselben_ Marines 




seinen einstigen Gegner, Thrasea Paetus; nach ein von iliesem auf einer griechischen Insel ge- 

der Verurteilung Thraseas votierte ihm der Sen at sehener Marmoraltar trug. BrunnKiinstlergeseh. 

500000 Sesterzen zur Belohnung (Tac. XVI 21 I 609. Overbeck Griech. Plasty II 489. Loe- 

^33, vgl. o. S. 102). In demselben Jahre be- wy Inschr. gr. Bildh. 376. IGS I 1249. Furt- 

daclite Annaeus Mela im Testamente C und dessen w an gl er a. a. O. u. XL. Berl. Winckelniannsprogr. 

machtigen Schwiegervater mit einem grossen Le- 1880, 29, 1. [C. Robert.] 

gate, damit seine' sonstige Hinterlassenschaft vor 4) C. Cossutius Maridianus folgte im J. 710 

ihnen gesichert ware (Tac. XVI 17). [Groag.] = 44 dem L. Flaminius Chilo als einer der ersten 

2) ! . • • . Cossi[ti]anus [FJirmus, v(ir) c(gre- 50 von Caesar ernannten Quattuorvirn fiir die Miinz- 

gius) . procurator) Augfustorum) nfostrorum), pragung nach und schlug Denare mit dem Bilde 

CIL III Suppl. 13240. Die Kaiser sind die beiden des Dictators (Mommsen Miinzwesen 652. 658 

Philippi (244—249 n. Chr.). Da die Ehruug von Anm. 558, vgl. St.-R. II 602, 1, besonders Ganter 

einem >:i[l(icus)fe]r[r]ar(iarum) ausgeht, scheint Ztschr. fiir Numism. XIX 188. 203). [Miinzer.] 
C. Procurator fcrrariarum (in Dalmatia) gewesen 5) M. Cossutius Menelaos s. Menelaos. 

zu se i n , [Stein.] 6) L. Cossutius C. f. Sabula, Miinzmeister 

Cossutius. 1) Architekt, der, obwohl romi- zwischen 680 = 74 und 704 = 50 Olommsen 

scher Burger, in Athen den von Autiochos Epi- Miinzwesen 638 nr. 282). 

phanes (175—164 v. Chr.) unternommenen Bau 7) Cossutia, f am ilia equestri, sed admodum 

des Olympieions iiber den von den Peisistratiden 60 dives, wurde mit C. Iulius Caesar als Knaben 

selegten Fundamenten in korinthischem Stil aus- verlobt, doch von ihm verlassen, als er die Tochter 

fiihrte : die Cella, Siiulen und das Epistyl riihrten des L. Cornelius China heiratete (Suet. Caes. 1). 
von ihm her. Vitruv. VII pr. 15. 17 p. 160, 22. [Miinzer.] 

161. 18ff. Die in Athen beim Olympieion ge- Costa s. Pedanius. 

fundene Inschrift CIA III 561 Aexu'oe Koaaovno; Costa Balaenae, Station der ligurischen Ku- 

IioTi/.t'ov 'Poj/mioi hat Boeckh ohm- Zwoifel mit stenstrasse z^ischen Album Ingaunum und Al- 

Beeht auf den Architekten bezogen; sie stammt bintimilium , 31 nip. vom ersteren. 16 mp. vom 

von einer Statue desselben aus republicanischer letzteren; muss etwa halbwegs zwisehen San Eemo 



1675 



Costiae 



Cotoriae 



1676 



und Porto Maurizio, Ostlich von der Miindung der 
Taggia (Taula) gelegen haben, dooh nicht naher 
zu bestimmen, Tab. Peut. Geogr. Eav. IV 32 
p. 270. V 2 p. 338 P.; vgl. audi Mom m sen 
CIL V p. 900. [Hiilsen.] 

Costiae s. Cottiae. 

Costunius. Costunius Eufinus (wenn der 
Name Koarovvtog iiberhaupt verderbt ist, dann 
konnte man viclleicht an Kfotvrjog ['IJovviog 
denken) kam nach Pergamum, wo er zugleich mit 
Galons Lehrer Satyros mehrere Jalire (zwischen 
145 und 150 n. Chr.) zubrachte und einen Tempel 
des Zeus Asklepios baute, Galen, jiegi avaxoji. 
h/XUQv<y. I 217 = II 224 Kiihn. Er scheint Arzt 
gewesen zu sein. MOglicherweise identisch mit 
ihm ist der bei Aristides (or. XXIV. XXVI p. 510. 
514-516. 526. 532f. Dind.) mehrfach genannte Eu- 
finus, der in Pergamum durch reiche Weihungen 
und den Bau eines Tempels bekannt war (p. 510), 
und dessen Freund, der romische Senator Sedatus, 
der sich zu seiner Heilung in Pergamum auf- 
hielt (p. 506), vielleiclit von ihm arztlich be- 
handelt wurde. Jedenfalls hat er auch bei den 
Proconsuln von Asien, Severus und Iulianus, 
grossen Binfluss gehabt (p. 526. 532). [Stein.] 

Cosuanetes, Volk in Vindelicien. Plin. n. h. 
Ill 137 = OIL V 7817, 10 (var. aosuanetis, con- 
suanates , eosuanates, eusuanetes). Ptolem. II 
12, 3 Kaivaovavzai. Damit wohl identisch die 
Kcorovdvuoi Strab. IV 206. Z e u s s Die Deutschen 
234. 238. Holder Alkelt. Sprachschatz s. v. Vgl. 
die Suanetes. [Ihm.] 

Cosumis {Cosumius '?) , Beiname des kelti- 
schen Mereurius auf einer Metzer Inschrift, welche 
nach J. B. Keune (Jahrbuch der Gesellschaft 
f. lothring. Gesch. u. Altertumskunde VIII I, 64 
u. 81) echt ist. Doch ist die Lesung Dis Mfatris) 
Semumum tris (= tribusj et domin(o) Mer- 
(eurio) Cosurni; ex ius(su) Mercur(i) nicht ganz 
einwandsfrei. Uber der Inschrift war in einer 
Nische der Gott in der landlauflgen Tracht dar- 
gestellt, zu seinen Pilssen der Bock. [Ihm.] 

Cotena. Lars Cotena, Praetor von Falorii 
auf einer halb lateinischen. halb faliskischen Weih- 
inschrift, CIL XI 3081. [Miinzer.] 

Cotensii, ein dakischer Stamm, der sich, wie 
man aus seiner Erwiihnung bei Ptolem. Ill 8, 5 
(Kortjvawi) schliessen darf, auch nach der Occu- 
pation des Landes' erhalten hat; sein Name ist 
von dem Vororte des Gaues abgeleitet worden 
(Kiepert Formae orbis antiqui XVII 4. W. To- 
rn aschek Die alten Thraker I 105), die Lage 
desselben ist unbekannt. Wahrscheinlich ist auf 
diese C. CIL III 2831 [Forhmjae [Apollini 
Vi]ctoriaepro salute imp. Caes. Serefrij Alexan- 
i/ri Aufy.'l et luliae [Mameac August jac sane- 

tissim[aej e ives Cot in i ex provineia 2I[ ] 

milites cult. V [praet zu beziehen, auch 

wenn wirklich 2l[oesia ] zu lesen ware. 

da nach A. v. Domaszewski (Arch.-epigr. Mitt. 
XIII 129ff.) beide Moesien uber die Donau hinuber- 
griffen. Mommsen Ephem. epigr. V p. 184. 
A. Holder Altkelt. Sprachschatz s. Cotini. To- 
maschek a. a. O. 49. [Patsch.] 

Cotes s. Ampelusia. 

Cotiara CCotziara) s. Kot tiara. 

t'otia silTa bei Gregor. Tur. Jetzt der Wald 
von Compiegne (friiher Cuise-les-Compiegne). L o n g- 



non Geogr. de la Gaule 154. Holder Altkelt. 
Sprachschatz s. v. [Ihm.] 

Cotilus s. Kotilos. 

Cotinae (KorLvai). In der aus Poseidonios stam- 
menden Bescbreibung der hispanischen Silberberg- 
werke von Castulo (s. d.) und Sisapo (s. d.) auf 
dem rechten Baetisufer wird eine Ortlichkeit die- 
ses Namens bei Strabon allein genannt (III 141 
nam rag Kcorivag 2.eyoi.iei>ag ; so die Hss.). Schon 

10 Isaac Vossius zu Mela anderte trotz der kelti- 
schen Cotini wohl richtig rag Korivovg ; doch wird 
die weibliche Form nicht anzutasten sein. Wilde 
Olbaume hat es fast iiberall in Hispanien ge- 
geben ; dieses oleastrum ist aber ganz verschieden 
von dem an der Siidkiiste westlich von Gades ge- 
legenen (s. Oleastrum). [Hiibner.] 

Cotini, Volk in Germanien, nennt Tac. Germ. 
43 mit den Marsigni, Osi, Buri im Eiicken der 
Marcomanni und Quadi (Gotini ein Toil der Hss.). 

20 Hire Sprache verriet keltische Abstammung (Co- 
tinos Galliea . . . lingua ooarguit mm esse Ger- 
manos). Ptolem. II 11, 10 setzt sie zwischen Si- 
dones und Visburgii {Kmyvoi die Hss., lies K6- 
nvoi oder Korvoi). Sie erscheinen dann noch ein- 
mal im Marcomannenkriege bei Dio LXXI 12, 
urn dem Marc Aurel Heeresfolge zu versprechen. 
Gives Cotini ex provineia 21 ... . auf der stadt- 
rOmischen Inschrift CIL III 2831. Da Tacitus 
bemerkt, sie hiitten Eisenbau getrieben (a. O. Co- 

Zdtini . . . ferrum effodiunt), so sind ihre Wohn- 
sitze wohl an der oberen Gran anzusetzen; die 
oidtjQmQvisla, die Ptolem. II 11, 11 siidlich von 
den Quaden neimt, sind wahrscheinlich die der C. 
Zeuss Die Deutschen 122f. Miillenh off Deutsche 
Altertumskunde II 22. 33. 267. 277. 324ff. [337. 
343]. Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. Do- 
maszewski Serta Harteliana (Wien 1896) lOf. 
Much Deutsche Starnmsitze 131. 132. G. Holz 
Beitr. z. Deutseh. Altertumskunde I 48. [Ihm.] 

40 Cotiso, Dakcrkonig, der zur Zeit des Bilrger- 
krieges zwischen Octavianus und Antonius Ein- 
falle iiber die Donau unternahm (Flor. II 28), 
aber besiegt wurde (Hor. carm. Ill 8, 18). Da^s 
Octavian vorher mit ihm friedliche Beziehungen 
anzukniipfen gesucht habe, ist wahrscheinlich, 
ebenso wahrscheinlich aber, dass Antonius Be- 
hauptungen (Suet. Aug. 63), es habe Octavianus 
seine Tochter Iulia, die seit 718 = 36 (Dio XL VIII 
54, 4; vgl. LI 15, 5) dem jungen M. Antonius 

50 versprochen war, dem C. verlobt und da fur dessen 
Tochter selbst zur Frau begehrt (Octavian war 
schon seit 716 = 38 mit Livia vermahlt), den 
Thatsachen nicht entsprechen. Man kann zwei- 
feln, oh die Stellen, die Mommsen Ees gestae 
d. Aug. 2 130f. anfuhrt, alle auf C. zu beziehen sind, 
da wir eine Eeihe von Namen anderer dakischer 
Konige und Teilfiirsten aus dieser Zeit keimen 
und gerade darnals die Kriege mit den Dakern 
unaufhorlich fortdauerten ; vgl. auch Mommsen 

60 E, G. V 10. 12f. ' [Stein.] 

Cotius s. Cottius. 

Cotobacchi, ein sarmatisches, neben Cix,i 
Cetae Zigae vermerktes, also wohl mit den Cer- 
kessen verwandtes Volk des Kaukasos, Plin. VI 
19 ; die Costoboeae des Ammian. Marc. XXII 8, 
42 natio Seythiea sind fernzuhalten. 

[Tomaschek.] 
Cotoriae s. Me tall a. 



1677 



Cotrica 



Coventina 



1678 



Cotrica, Station der von Alexandria Buke- 
phalos uber den Mittellauf des Indus nach Bana 
in Gedrosia fiihrenden Heeresstrasse, XVI (Para- 
sangen) von der Indusstation Ochirea, XX von 
Bauterna (jetzt Qozdar) entfernt; Tab. Peut. Nach 
S.-Ber. Akad. Wien CVH 1883, 55 das heutige 
Kotri, Sitz des Transithandels zwischen Indien, 
Kalat und Q,ozdar. Der Ravennate vermerkt auch 
in diesen Strichen ein Alexandria, das ist wohl 



der Vorort Gandawa von Kaccha, Qandabil der 10 gularis exempli). 



plebi, et Memrniae Oallae ariae, CIL VI 1396, 
vgl. 31644 (Bom). Anfang der Eaiserzeit. 

3) A. Cottius, Sohn des Vorhergehenden, s. 
bei diesem. 

4) (Vestricius) Cottius s. Vestricius. 

5) Cottia, Gemahlin des Vestricius Spurinna, 
Mutter des (Vestricius) Cottius, der vor den Eltern 
starb; an C. und ihren Gatten richtete Plinius 
den Brief ep. Ill 10 (vgl. Ill 1, 5 utxorem sin- 



arabischen Schriften. Bei Plin. VI 94 lese man 
fur amnis Manain, Aeidri gens richtiger amnis 
Manima, Cutri gens , die Umwohner von C. 

[Tomaschek.] 
Cotta. 1) S. Aurelius Nr. 92ff. 
2) Cotta, schamloser Greis, Martial. VI 70. 
Derselbe Name wird sonst haufig bei Martial will- 
kurlich angewendet, I 9. 23. X 13, 10. 49, 4, 
XII 87, 1. 



6) Cottia Galla s. Nr. 2. 

7) Cotia(?) Procilla s. Servenius. [Groag.] 
Cotuantii s. Cosuanetes. 

Cotus, ein Aeduer aus sehr vornehmer und 
angesehener Familie, wurde im J. 702 = 52 von 
seinem Bruder Valetiacus, der darnals der hOchste 
Jahresbeamte der Aeduer, verqobretus (vgl. H ir s c h- 
f eld S.-Ber. Akad. Berl. 1897, 1116), war, gegen 
das Herkommen zu dieser Wurde erhoben, wah- 



3) Cotta, romischer Bitter, der unter Claudius 20 rend sein Nebenbuhler Convictolitavis auf gesetz- 



auf Narcissus Betreiben hingerichtet wurde. Sen. 
lud. 13. 

4) Cotta, wird von Lucan angesprochen in 
einem von Martial. X 64. 6 citierten Verse. 

[Stein.] 

5) Cotta. M. Aurelius Cotta, cos. 20 n. Chr., 
s. o. Bd. II S. 2489 Nr. 110. [Groag.] 

Cottaeobriga (KorrawpQtya), Stadt der Vet. 



liche Weise gewahlt und deshalb von den Eomern 
untersttttzt wurde. C. beteiligte sich am Kampfe 
gegen die ROmer und wurde in einem Reiterge- 
fecht gefangen genommen (Caes. b. g. VII 32, 4. 
33, 3. 67, 7). [Miinzer.] 

Cotuza, angeblich Stadt in Africa, in der 
Niihe von Utica, nach der Inschrift CIL VIII 
1204. Der Name ist wahrscheinlich verlesen (Co- 
tuxae fur col. Uxal.), s. CIL VIII Suppl. 14331 



tonen, nur bei Ptolemaios zwischen Lancia (s. d.) 

und Salmantica (s. d.) erwahnt (II 5, 7). Die 30 und unter Uzalis. [Dessau.] 

Lage innerhalb des weiten Gebietes im nordwest- Cotynus, Name eines Rermpferdes des Wage 

lichen Hispanien , das die Vettonen bewohnten, 

ist unbekannt; der Name vielleiclit romische Bil- 

dung zu Ehren eines Aurelius Cotta, wie Augusto- 

briga, Brutobriga, Caesarobriga, Flaviobriga, 

Iidiobriga (Mon*. ling. Iber. p. XCVIII). Unter 

den bekannten Proconsuln der beiden Provinzen 

ist zwar kein Cotta, aber wir kennen weder sie 

alle noch ihre Unterbefehlshaber. [Hiibner" 



gen- 
lenkers'Crescens (s. d. u. Circius) und eines 
Deichselpferdes des Diokles (s. d.), CIL VI 10048 
16. 27. [Pollack.] 

Cotys s. Kotys und Ti. Iulius Cotys. 

CoTeliacae, Ort in Eaetien, verzeichnet auf 
der Tab. Peut. (Coteliacas) zwischen Abudiacum 
(Epfach) und Partanum (Partenkirchen). Lage 
unbestimmt. Mommsen CIL III p. 735. Hol- 



Cottiae, Ort in Oberitalien, jetzt Cozzo (zwi- 40 der Altkelt. Sprachschatz s. 



schen Lomello und Vereelli). Der Name wird 
verschieden iiberliefert. Auf den Gefiissen von 
Vicarello CIL XI 3281— 3284 Cuttias (Ctdtiae); 
Tab. Peut. Outias ; Itin. Ant. 340 Cottiae (var. 
Guttiae); Itin. Hieros. 557 wutatio ad Cottias; 
Geogr. Eav. IV 30 p. 250 Costias: Guido 13 
p. 457 Cocias. Ob das MVNIC ■ COTT- der In- 
schrift von Eimini CIL XI 416 auf denselben Ort 
zu beziehen ist, steht dahin. Mommsen CIL V 

s .i 

Holder Altkelt, Sprachschatz s. Cuttiae. [Ihm. 

Cottiae (oder Cottia »o«)Alpes s. Alpes, Bd.I 
S. 1602. 1607. Die Zeugnisse vollstandig bei 
Holder Altkelt. Sprachschatz s.Cottios. Die Sta- 
tion in Alpe Cottia auf einem der Gefasse von 
Vicarello, CIL XI 3284 zwischen Tyrio und ad 
2Iartis (D e j ardin s Geogr. de la Gaule IV 17). 

[Ihm. 1 



[Ihm.; 



Coyennus, lnsel an der Siidostkiiste Britan- 
niens r.ara rovg Tgtvooiavrag (s. d.), nur bei 
Ptolemaios erwahnt (II 3, 14 Kmovwog, so die 
moisten Hss., Koovrjrrog drei florentinische und die 
lateinische Ubersetzung; beim Geogr. Eav. 423, 3 
verderbt in Jnsertos), jetzt Convey an der Themse- 
mundung; also war die eigentliche Namensform 
vielleicht Convennus. [Hiibner.] 

Coventina (Covventina , Conrentina, Cotetina, 



715 950 Desjardins Table de Peut. U8.50Cotontina, Countina, Coirintina), Gottm einer 

Heilquelle, welche im J. 1876 bei Procolitia, einer 
der Stationen am Hadrianswall in Britannien (bei 
der heutigen Farm Carrawburgh, CIL VII p. 121) 
aufgedeckt wurde. Ausser zahllosen Munzen (uber 
10000), unter denen am oftcsten Kupferstiicke 
des Traian, Hadrian und Antoninus Pius vertreten 
sind, wurden in der Quelle eine Eeihe Votivaltare 
kleinster Dimension gefunden, von denen ein Teil 
Cottion, Ort im siidlichen Gallien, Wohnort mit Inschriften versehen ist, ferner zwei Becher 
._.-i.... £ j.- j.. c;.i„.. \,,^ii .,«.-.,.. XXIV 60 mitAufschriften,Fibeln,Einge,Thonscherbenu.a., 



des Avitus. Freundes des Sidon. Apoll. carm 

75 hiuc tit Cottion ibis atque Avito nostro dicis 

.are'. [Ihm.] 

Cottius. 1) Zwei Kleinfiirsten in den Alpen, 
s. M. Iulius Cottius. 

2) A. Cottius. Cottia A. Cotti f(ilia) GaV.a 
testamento fieri iussit A. Coftio patri, proeofnj- 
sfulij Hiapaniae (sc. ulterioris), et Facullae 
matri et A. Cottio fratri, quaestori, aedfili) 



alles Votivgaben an die Quellnymphe, deren Namen 
auf den Inschriften in den verschiedenen oben an- 
gegebenen Schreibungen begegnet (am haufigsten 
Coventina). Ganz zu unterst lag ein Votivrelief 
von roher Arbeit, welches eine liegende Nymphe 
darstellt, die in der Linken eine Urne, in der 
Rechten einen Zweig oder eine Blume zu halten 
scheint. Darunter die Inschrift: J)cm Covventina e 



1679 



Cougium 



Crarus 



1680 



T. D. Cosconianus pr(aefectus) eohfortisj I Ba- nach a. 0, mit Unrecht aus dem auf Conjectur 

t(avorum) Ifubens) m.(eritq) , Bphem. epigr. Ill beruhenden constrati bei Lucan und dem reei- 

314 nr. 185. Die ubrigenlnschriftenbieten Ephem. pere bei Caesar. Bei den ROmern war ein dem 

epigr. Ill 314 nr. 186 Deae Goventine coh(ors) C. nachgebildeter und so benannter klciner Reise- 

I Gubernorum (= Cugernorum) Aur. Campester wagen iiblich ; wenn er von zwei Reisenden be- 

vet. 315 nr. 187 De ( = deae) Conve . . (Lesart un- niitzt wurde, mnsste einer selbst lenken. Martial, 

sicher, der Dedicant ist optio, eivis Germanus). XII 24, 8, wo C. von essedwm (es gab auch 

nr. 188 Die Goventine Aurelius Grotus Germa- Reisewagen dieses Namens) unterschieden wird. 

n(us). nr. 189 Deae Covet. (Lesart zweifelhaft, Worin der Dnterschied bestand, ist unbekannt; 
vgl. Ephem. epigr. VII nr. 1033). nr. 190 (vgl. lOnacb den Worten Martials mochte man annebmen, 

VII nr. 1034) Deae Nimfae Goventine (der De- dass der C. kleiner war. Bei Sidon. carm. XXIII 

dicant Germane), nr. 191 Deae Conventinae Bel- 251 ist C. der Rennwagen. Uber die Ablei- 

licus v. s. I. m. 316 nr. 192 Deae. sanctfae) tung des Wortes aus dem Keltisehen s. Holder 

Covontine Vincentius pro salute sua v. I. I. in. d. Altkelt. Sprachsch. I 1152. [Mau.] 

nr. 193 Dae Coven. . . nr. 194 Deae Countine Countina (Covontina, Covventina) s. Coven- 

(das weitere unsicber). nr. 195 Covvintiftie .... tina. 

317 nr. 197 Becber von roher Arbeit mit der Coymaseni (Kcovfiaotjvot die meisten Hss., 

aufvierSeitenverteiltenAufschriftCbffe^jfajlgrMsto Var. Koiftaotjvol, Kwvpaaivol, Kcovfiavvoi, Kov- 

votu(m) manibus sitis (vgl. Ephem. epigr. VII fiaoavot), Volkerschaft im Siiden von Corsica bei 

nr. 1035) Saiurninus fecit Gabinim, von dem- 20 Ptolem. Ill 2, 7. [Hiilsen.] 

selben der zweite Becher nr. 198 (vgl. Ephem. Cr • . . Severinus, als Befchlshaber genannt 

epigr. VII nr. 1036). Endlich Ephem. epigr. VII CIL VI 3001, aus dem J. 225 n. Chr.; Hirsch- 

323 nr. 1037 die Widmung [nyjmpkis (wohl feld Venv.-G. I 148 halt ihn fiir den Praefectus 

nymphae'i) Coventinae. Hervorzuheben ist noch vigilum; doch zeigt das Beispiel von CIL VT 

III 316 nr. 196, erne Dedication an die dia Mi- 3069, dass in diesen Wandinsehriften der Seba- 

nerva des gleichen Fundorts. Eine sichere Deu- ciarii nur die nachsten Vorgesetzten des Mannes 

tung des Namens C. ist noch nicht gefunden. genannt werdon. C. war demnach wohl Tribunus 

Hiibner Herm. XII 257ff. John Clayton Ar- cohortis VII vigilum. [Stein.] 

chaeologia Aeliana 1876 (S. A. Newcastle -upon- Crabra a«|ii;i, Wasserlauf im Gebiet von Tu- 
Tyne 1878 mit vicr Tafeln und mehreren Holz- 30 sculuin, oberhalb der Quellen der Aqua Iulia ent- 

schnitten). J. C. Bruce The fountain of Coven- springend, jetzt Acqua Angelosia und Acqua del 

tina at Procolitia in den Comment. Mommsen. Canalicchio, im Valle della Molara links der Via 

739ff. (bier genauerer Bericht iiber die Miinzfunde). Latina. Cic. ad fam. XVI 18, 3 ; de lege agr. Ill 

Holder Altkelt. Sprachschatz s. Gonventina. Vgl. 9. Frontin. aq. I 9. Irrig ist die Annahme, sie 

auch Bonn. Jahrb. LXXXIII 96. LXXXIV 186. sei bis Rom geleitet worden. De Rossi Ann. d. 

[Ihm.] Inst. 1873, 175-178. Lanciani Acque 109-113. 

Cougium (Kmoiywv) , in Hispania Citerior, [Hiilsen.] 

Ortscliaft der Vaccaeer, nur bei Ptolemaios zwi- Crabrasia, Vorgebirge an der Ostkuste von 

schen Pallantia und Cauca genannt (II 6, 49 so Iberi'en, nach dem Gebiet der Bebryker (s. d.) nur 
die Hss.; beim Geogr. Rav. 313, Cougion); die40im alten Periplus erwahnt (Avien. or. mar. v. 489 

Lage ist nieht ermittelt. K. Miillers Vermutung, post Crabrasiae iugum proeedit alte). Hekataios 

dass das bei Strab. Ill 152 bei den Vaccaeern nannte Kgaflaota, 7t6).ig 'Ifitjgcov (frg. 13 Mull.], 

genannte Acontia (s. d.) geineint sei. entbehrt WahrscheinlichdasCapOropesazwischenCastellon 

jeden Grundes. [Hubner.] de la Plana uud Alcala de Chisbert (Miillen- 

Coviacense castrum, wahrscheinlich in Astu- hoff D. A. I 169), wo einst eine alte Handels- 

rien, nur erwahnt bei Hydatius (chron. 186); die niederlassuug gleichen Namens gestanden haben 

Lage ist unbekannt. [Hiibner.] kann. Der Name ist iberiseb und hat mit dem 

Covinnus, der Streitwagen der Britannier, heutigen keinen Zusammenhang. [Hubner.] 

Mela III 6. Tac. Agric. 35. Sil. XVTI 417, nach Cracatonnum, vicus der Civitas Andecavoruni 
Lucan. I 426 auch der Belgier. Synonym ist 50 bei Greg. Tur. de virt. Mart. Ill 7. Jetzt Craon in 

essedum, Caes. b. G. IV 33 vgl. mit Tac. a. O. Die Anjou (dep. Mayenne). Longnon Geogr. de la 

Kampfweise der covinnarii oder essedarii schil- Gaule 303. [Ihm.] 

dert Caes. a. O. ; sie naherten sich dem Feinde, Cracina, Insel im alten Golf von Poitou (vgl. 

stiegen dami ab und kiimpften zu Fuss. Die An- Desjardins Geogr. de la Gaule I pi. VII), nur 

gabe, dass die C. Sichelwagen gewesen seien von Greg. Tur. hist. Fr. V 48 erwahnt. Nicht 

(Mela und Sil. a. O.: bei Lucan i>t rostrati die Insel Re. Longnon Ge'ogr. de la Gaule 565. 

Conjectur, iiberliefert monstrati; vgl. Frontin. [Ihm.] 

strat. II 3. 18. Lucian. Zeux. 8. 12 1 ist. wie Crambeis (Geogr. Rav. 211, 6) s. Clambetae. 

Th. Reinach Rev. celt. 1889, 122 nachweist. Crambiauis (Geogr. Rav. 191, 17) s. Grani- 
unglaubwiirdig. Sie steht im Widerspruch mit 60 vianae. 

Caes. a. O.;" audi andere iiber Keltenkriege Crane, nach Ovid. fast. VI 107. 151 urspriing- 

berichtende Historiker, Polybius, Livius, Diodor, licher Name der von ihm mit Cardea verwechselten 

Dio, wissen nichts davon . und Arrian. ars tact. Gottin Carna dm Gegensatz zu den Hss. schreiben 

19 unterscheidet deutlieh die britannischen Streit- Merkel und Kiese Cranaen). [Aust] 

wagen von den persischen Sichelwagen. Auch Cranium, falsche Lesart fiir Carnium ; s. 

waren bei den mehrfaeh in gallischen Griibern Iuliuni Carnicum. ^ [Ihm.] 

gefundenpn Streitwagen nie Spuren von Sicbeln. Craris s. Novemcraris. 

Dass der C. bedeckt t'ewesen sei, schliesst Rei- Crarus s. Diocrarus. 



1681 



Craspedites sinus 



Cratis 



1682 



Craspedites sinus , Teil des astakenischeu Crateae, eine dalmatinische Inselgruppe (Plin. 

Golfes, Plin. n. h. V 148. [ttuge.] n. h. Ill 152 contra lader est Lissa et quae 

Crassicius. 1) Crassicius, von Cicero Phil. appellatae, contra Liburnos Grateae aliquot nee 

XIII 3 unter den Genossen des M. Antonius ge- pauciores Libumicae Celadussae), die bereits bei 

nannt, ist jedenfalls der Grammatiker L. Cras- Ps.-Skylax 23 elol ds ev xovxm xcp y.6).jta> [Maviw] 

sicius Nr. 2, der u. a. Lehrer des Iullus Antonius, vfjooi ngotsQ&s, Kgaxeial, 'OXvvxa genannt wird. 

Sohnes des Triumvirn, war (Suet, gramm. 18). Nach Kiepert Formae orbis antiqui XVII jetzt 

[Miinzer.] Zuri, Capri, Kakanj, Orut und die umliegenden 

2) L. Crassicius aus Tarent, libertini ordinis, Scoglien. [Patsch.] 

mit dem Beinamen Pasicles, den er selber mit 10 Crater, Name des Golfs von Neapel bei Polyb. 

einem andern (Pansa) vertauschte (Suet, de gramm. XXXIV 11. Cic. ad Att. II 8. Strab. V 242; 

18). Anfangs fiir die Biihne thatig (dum mimo- s. Puteolanus sinus. [Hiilsen.] 

graphos adiuvat sagt Sueton; gegen Teuffel, Crathis, Fluss im Bruttierlande, jetzt Crati, 

der dabei an Philistion erinnert, vgl. Hillscher im Silagebirge entspringend, miindet nach einem 

Jahrb. f. Philol. Suppl. XVIII 382), spater als Laufe von 93 km. unweit Thurii in den Golf 

Lehrer (in pergula doeuit sagt Sueton) , wurde von Tarent. Nach Herodot. I 145 (daraus Paus. 

er beriihmt durch einen Commentar zur Smyrna VII 25, 11. VIII 15, 9. Strab. VIH 386) hatte 

des C. Helvius China. Auf diesen Commentar er seinen Namen von dem gleichnamigen Flusse 

bezieht sich einEpigramm (Baehrens PLM 348), in Achaia durch die Besledler von Sybaris erhal- 
das R. Unger dem Domitius Marsus zuschreiben 20 ten, die seinen Unterlauf canalisierten ; seit die 

niOehte (vgl. ausser Sueton noch Philargyr. zuVerg. Thuriner bei ZerstOrung von Sybaris die Damme - 

Eel. IX 35). Unter seinen Schiilern befand sich durchstachen, ist die Ebene an der MQndung ver- 

Iullus Antonius, der Sohn des Triumvirn. Obwohl sumpft und ungesund (Strab. VI 263). Erwahnt 

C. als Lehrer mit VerriusFlaecus verglicben wurde, noch von Herodot. V 45. Eurip. Troad. 228. Ari- 

gab er die Lehrtbatigkeit doch auf, um sich der stot. mirab. ausc. 169. Timaios b. Antigon. Ca- 

Secte des Philosophen Q. Sextius anzuschliessen. ryst. 149. Lycophr. Alex. 919 und Tzetz. 1021. 

Vgl. Graefenhan IV 276. Suringar Hist. crit. 1023. Theocr. V 16. Strab. VI 263. Diodor. XI 

schol. I 262flV Hillscher a. a. O. [Goetz.] 90. XII 9. Ovid. met. XV 315; fast. Ill 581. 

Crassum promuntorium s. Tlaisia axga. Plin. n. h. Ill 97. XXXI 13. Vibius Seq. p. 9 Burs. 

Crassus. 1) S. Calpurnius Nr. 31f. 91, 30 Auf der Tab. Pent., deren Zeichnung ganz zer- 

Galerius, Iulius, Licinius, Sulpicius. riittet ist, erscheint er unter dem Namen Crater, 

2) Consuln der Kaiserzeit mit dem Cognomen und miindet in den sinus Paestanus ; ebenfalls 

Crassus: a) M. Licinius Crassus, cos. ord. im confus der Geogr. Ravenn. IV 34 p. 278 (Gratia). 

J. 724 = 30 v. Chr. mit Caesar (Augustus) cos. IV. 279 (Grater). Nissen Ital. Landesk. 336. 
b) M. Licinius Crassus, cos. ord. 740 = 14 v. Chr. [Hiilsen.] 

mit Cn. Cornelius Lentulus augur, c) M. Licinius Craticula, Rost zum Braten von Speisen. 

Crassus Frugi, cos. ord. 27 n. Chr. mit L. Cal- Cato de agri cult. 13, 1. Martial. XIV 221; in 

pumius Piso. d) M. Licinius Crassus Frugi, cos. craticula subassare Apic. VII 2. Eiserne Roste 

ord. 64 n. Chr. mit C. Laecanius Bassus. e) C. sindin Pompeii mehrfachgefundenworden.teilsmit, 
Calpurnius Crassus Frugi Licinianus, cos. suffectus 40 teils ohne Griif und Ring zum Aufhiingen. Abbil- 

vielleicht im J. 87 n. Chr. mit L. Volusius Sa- dung einesmitRingDaremberg-Saglio Diet, d 

tuminus. [Groag.] Ant. I 1557 Fig. 2049. Mit Griff, noch auf dem 

C. Crastinns (bei Plut. Caes. 44, 4 und Appian. Herd stehend, Rom. Mitt. XI 1896, 30. Bei Petron. 

bell. civ. II 82 Koaoaivios, bei Plut. Pomp. 71, 1 31. 70 werden Speisen auf einer silbernen C. auf- 

Kgaaaiavos) hatte im J. 705 = 49 als Primus getragen, die naturlieh nur Tafel-, nicht Koch- 

pilus der zehnten Legion unter Caesar gedient gerat ist. [Mau.] 

und war im folgcnden Jahre von neuem als Evo- Craticulum wird bei Fest. ep. 53, 11 von 

catus in sie eingetreten. Am Morgen der Ent- y.gaxtvxai (s. d.) abgeleitet. Dass aber das Wort 

scheidungsschlacht bei Pharsalos, 9. August 706 diese Bedeutung gehabt habe, darf daraus wohl 
= 48, vcrsprach er dem Caesar, dass er sich 50 nicht geschlossen werden (Daremberg-Saglio 

lebend oder tot seinen Dank und hohen Ruhm Diet. d. ant. I 1557i und ist an sich sehr un- 

erwerben werde, und eriiffnete mit 120 auserlesenen wahrscheinlich. Es ist wohl nur eine Nebenform 

Maunschaften seiner Legion auf dem rechten von craticula. [Mau.J 

Fliigt-l den Kampf. Mit rasender Tapferkeit Cratis = Reisig, Geflecht, Gitter, Schicht ist 

fechtend, fand er durch einen Schwertstoss durch mit griech. y.dgxa/.og = Korb, got. katirds. nhd. 

den Mund den Tod und wurde als der helden- Hiirde u. s. w. von indog. y'kerto = kniipfen, flech- 

miitigste der Stinigen von deni Feldhenn aner- ten abzuleiten (W. Prellwitz Etymol. Werterb. 

kannt(Caes. b. c.III 91, I — 3. 99. If. Liv. frg. 41. d. gr. Spr. 1892, 139), und hat sich auch mehr- 

i'2 W.,snb. aus Schol. Voss. und Bern, zu Lucan. fach in den romanischen Sprachen erhalten, wie 
VII4701 Flor. II 13, 46. Lucan. VII 470ff. Plut. 60 ital. grata = Gitter (vgl. G. K fir ting Lat.-roman. 

Caes. 14. 4 i Pomp. 71, 1. Appian. bell. civ. II 82, Worterb. 1891 , Sp. 227.1. Doch ist dem iiber- 

wonaeh C. ein besonderes Grab neben dem gemein- liet'erten Sprachgebrauch entsprec-hend in spateren 

sarni-n der iibrigen Gefallenen erhielt). [Miinzer.] Glossarien crates mit x/Jyuara bs. gdjidtov (Corp. 

Crastus srKrastos. gloss, lat. II 117,30) und yeggor (ebd. 262,60), 

Crat.aeis, Fluss im Bruttierlande zwischen hingegen y.dgxai.oi mit fiscella (ebd. 72. 20. 339, 

Scylla und Columna Regia (Plin. Ill 73, woraus 18. 540, 41; vglr 553, 2> geglichen. Zur C. als 

So'lin. II 22), jetzt vielleicht Fiume di Solano Flechtwerk eigneten sich die jungen Zweige von 

oder Fiume dei Pesci. [Hiilsen.] Rebe. Linde, Birke und Pappel, am besten aber 



1683 



Gratis 



Cratis 



1684 



wegen Hirer Leichtigkeit die you Kcuschlamm unci 
Weide (Plin. n. h. XVI 209). Die Anfertigung fur 
die Zwecke des Ackerbaus geschah im tiefsten 
Winter (Plin. XVIII 233). An Beisig ist zu denken, 
wenn tier Vogel des Diomedes (Brandente ?) sich 
mit dem Schnabel ein Loch in die Brde grabt, 
dieses mit C. bedeckt und darauf die ausgegrabene 
Brde schfittet (Plin. X 126); ebenso wenn von 
Sicilien nach Africa C. (und Bauholz zur Her- 
stellung der arietes) geschafft wcrdcn (Caes. b. 
Afr. 20). Auch bestand der ebnendo Belag einer 
Briickc wohl nur aus unverflochtenen Reisern (Caes. 
b. G. IV 17, 8; b. c. I 40, 4), wie der mit Lehm 
vermischte Belag iiber den Querbalken eines dem 
Angriff gegen Massilia dienenden gemauerten ober- 
irdischen Ganges (Caes. b. e. II 15. 3; vgl. Luc. 
Phars. Ill 485. 495). 

Zusammengeschniirte Reisbiindel, Faschinen, 
waren die C, mit welchen die Schutzgraben der 
Feinde oder Siimpfe bei einem Angriff ausgefiillt 
wurden (Caes. b. G. VII 58. 1. 79, 4. 81, 1. 2. 
84, 1. 86, 5; b. c. I 27, 4; b. Hisp. 16. Tae. 
ann. I 68). Geflocbten war dagegen der Belag 
der vincae (Caes. b. c. II 2 , 2. Veget. r. m. 
IV 15). Da man ferner von Weiden und Eeben 
Schilde, aojitSzg, flocht (Theophr. h. pi. V 3, 4), 
so wurde der Sehild der griechischen Heroenzeit 
bisweilen hm , eigentlieh Weide (Eurip. Suppl. 
695; Cycl. 7), oder cratis trilix (Valer. Flacc. Ill 
199) und, da er mit Erz iiberzogen war, hea 
xazdya/.xog (Eur. Heracl. 376) oder Izea yaXy.6- 
vwzog (Eur. Troad. 1193) oder aerata cratis (Stat. 
Theb. IV 110) genannt. Vielleicht trugen auch 
spater die Dnbemittelten miter den Hellenen einen 
Sehild aus Plechtwerk (vgl. Aristoph. bei Eustath. 
II. XII 426 und Eustath. ebd. XXI 350), wie derm 
der Schildrand durch das mit Ma stammver- 
wandte i'zvg bezeichnet wurde. So begnugten sich 
wenigstens die Makedoner vor Alexander d. Gr. 
mit Schilden ex eratibns (Curto X 2, 23). Auch 
der yepQov genannte leichte Sehild der Perser 
(Herodot. VII 61. Xen. an. I 8, 9; vgl. Cy- 
rop. I 2, 13 und Strab. XV 734) bestand aus 
Flechtwerk (Aelius Dionvs. bei Eustath. Od. XX 
184. Corp. gloss, lat. II 262. 60) ; gleichfalls wird 
der der Thraker so genannt iPlut. Aem. 32). Er 
wird aussen mit rohem Leder iiberzogen gewesen 
sein. da die indogermanisehe Stammform gersnm 
— Fell zu Grunde liegt (s. Prellwitz a. a. O. 
58); bei den BOmern nahm (ferine, eigentlieh = 
crates vimincac, die Bedeutung nuaac an (Fest. 
ep. p. 94, 4: vgl. S. Brandt Jalirb. f. Philol. 
CXVII 1878. 365rf.|. Das innere Geflecht eines 
Eundschildes lasst auf einer Vase von Pantika- 
paion eine verwundete Kriegerin sehen (Abbild. 
bei Daremberg et Saglio Diet. I 1250 Fig. 
1639. nach Dubois de Montpe'reux Voyage en 
Caucase. Atlas, ser. IV pi. XII). 

Auch den Latinern und Sabinern der Heroen- 
zeit werden aus Weiden gefiochtene Schilde mit 
(metalleneni Buckeln in der Mitte (fleefmit sa- 
lignas uoitmnuiii cratis. Verg. Aen. VII 633; vgl. 
Serv.), und dem Consul Flaminius ein erzbeschla- 
gener Sehild (crates im Plur.) zugeschrieben (Sil. 
Ital. V 522). Mit einfachen Schilden , die nur 
aus Ruten geflocbten waren, iibten sich die romi- 
sehen Reeruten alter Zeit (Veget. r. m. I 11. 12 1. 
Von geflochtenen Schilden frernder Volker ist 



ubrigeiis, oline dass das Wort C. dabei gebraucht 
wird, auch sonst die Eede (Caes. b. G. II 33, 2. 
Tac. ann. II 14). Die C. , welche als Hiirden- 
schirme oder Brustwehren besonders bei der Be- 
lagerung von Stadten dienten (Caes. b. G. V 40, 
6; b. c. Ill 24, 1. 46, 1. 80, 5; b. Al. 18) und 
offers neben den plutei erwahnt werden (Caes. b. 
c. I 25, 9. Curt. V 3, 7. Tac. hist. II 21. 22. 
Ill 20. Ammian. Marc. XXI 12, 6) entsprachen 

10 wohl den xaQool, den Hiirden, welche bei deVVer- 
teidigung von Stadtmauern gebraucht wurdernmd 
kreuzweise aus auf- und wagerechten Bohrstaben 
geflochten waren (Aen. Tact. 32) , wahrend glu- 
teus (Veget. r. m. IV 15. Isid. orig. XVIII 11, 
3) dem auch zur Berennung einer Mauer gebrauch- 
ten ysoqov (Arrian. anab. I 21 , 10) entsprach. 
Mittels eines aus C. hergestellten Kastens wurden 
Bewaffnete durch einen Hebebaum auf die feind- 
liche Mauer gehoben (Veget. ebd. IV 21). Ge- 

20 flochten waren wohl auch die auf Schlauche ge- 
legten contabulatae orates, auf welchen arabische 
Strandpiraten voruberfahrende Schiffe anflelen (So- 
lin. 56, 8). Dagegen sch einen die metellae ge- 
nannten C. , welche mit Steinen gefiillt auf die 
Mauer einer belagerten Stadt gestellt wurden und 
bei der geringsten Beriihrung ihren Inhalt auf 
die Angreifer ausschtittetcn , wohl aus holzernen 
Latten (de ligno) hergestellt worden zu sein (Ve- 
get, ebd. IV 6). 

30 Auf einer liegenden Hiirde, d. h. wohl einem 
mit fiutcn durchfiochtenen Lattengestell, konnten 
ein Leichnam gebettct (Verg. Aen. XI 64), Wein- 
trauben getrocknet (Cat, agric. 112, 2. Plin. XIV 
84) und Oliven den Dampfen eines Bades aus- 
gesetzt werden (Pall. XII 22, 2). Die darauf zu 
trocknendeii Traubcn sollten fiir die Nacht durch 
zwei zu einem Satteldach gegeneinander gestellte 
C. gegen Eeif und Eegen geschiitzt werden (Col. 

XII 16, 2); das letztere sollte auch bei Feigen 
40geschehen (ebd. 15, 1), und durch c. fieariae, 

welche auf Stutzen und dariiber liegenden Quer- 
stangen ausgebreitet waren, die Cypressensaat und 
der Same anderer Biiume vor Kiilte und Sonnen- 
strahlen geschiitzt werden (Cato 48, 2 ; vgl. Plin. 
XVII 71). In Meerwasser gekochtes Wachs wurde 
auf einem Binsengeflecht getrocknet (Plin. XXI 
84). In aufrecht stehenden Hiirden, deren Ruten 
wohl durch Pfahle oder Bohrstiibe geschlungen 
waren, oder die aus einem festeren Gitterwerk als 
50 aus Weidengeflecht bestehen konnten , wurden 
Schaflierden eingepfercht iHor. epod. 2, 45. Cal- 
purn. I 39; vgl. rirgea claustrn bei Stat. Theb. 
VII 393 und foxo; xot/tirrjior bei Quint. Smyrn. 

XIII 48). oder "fand eine Versammlung von Krie- 
gern statt (Liv. X 38, 5). Die hurdenartige Ein- 
zaunung eines Wildparks ist auf einem erhaltenen 
Basrelief dargestellt (Daremberg et Saglio I 
1556 Fie- 2048. nach Gerhard Antike Denk- 
maler Taf. LXXX). 

60 Die C. genannte Egge (Verg. Georg. I 95) wird 
wohl in der Eegel ein mit Weiden durchflochtenes 
Holzgestell gewesen sein. Sie konnte zum Ebnen 
des bearbeiteten Bodens (Serv. Georg. I 95. Col. II 
1 7, 4) oder zur vollstandigeren Kriimelung und Ver- 
misehung desselben mit dem Dtinger (Plin. XVIII 
145) oder zum Zerkleinern der vom Pfluge auf- 
geworfenen Schollen und zur Unterbringung der 
Saat gebraucht werden (Plin. XVIII 180). Beim 



1685 



Gratis 



Greatio 



1686 



Aufeggen zu (ippiger Saat wurde eine do- unsrigen 
ahnliche Egge mit eisernen Zinken gebraucht (ebd. 
186; vgl. xzkveg islxrjzfjQsg bei Phanias in Anth. 
Pal. VI 297, 5). Die c. stercorariae (Cato. 10, 2 
und bei Varr. I 22, 3. Cato 11, 4) waren wohl 
ein Paar von einem Sattel rechts und links herab- 
hangender Korbe, in denen Dung von den asmi 
cliteUarii, qui stercus rectent (Cato 10, 1) fort- 
geschafft wurde. Ahnlich werden die C. gewesen 



Craucome s. Graucome. 

Craugasius, angesehener Biirger von Nisibis. 
Seine Frau wird von den Persern gefangen ge- 
nommen , was ihn veranlasst , in das persische 
Lager zu fiiehen und sie durch seine Ortskunde 
im J. 359 n. Chr. bei ihrem Kriege gegen die 
ROmer zu unterstiitzen , Ammian. XVIII 10. 1 
—3. XIX 9, 3—8. XX 6, 1. [Seeck.] 

Creatio. I. Begriff. Creatio ist (im ge- 



in welchen man Lehm fiir die Ziegelberei- 10 wohnlichen Sinne) die Volkswahl (in den Comi- 



tung herbeischaffte (Isid. orig. XIX 10, 17). Ein 
korbartiges Geflecht mogen ferner die c. salignae 
einer armlichen Behausung gewesen sein, in wel- 
chen Cerealien aufgetragen wurden (Petron. 135). 
Ebenso scheinen es Korbe gewesen zu sein, wor- 
unter Menschen mit Steinen beworfen und so ge- 
totet (Plaut. Poen. 1025) oder worin sie, even- 
tuell nach vorhergehender Steinigung, ertrankt 
wurden (Liv. I 51, 9, vgl. IV 50, 4. Tac. Germ. 



tien bezw. den dieselben ersetzenden Versamm- 
lungen) aber auch die im Wege magistratischer 
Ernennung erfolgende Berufung einer Person zu 
einem Amte (vgl. z. B. dictatorem cream Liv. 
II 18. 30. IV 26, 6. VI 68. XXII 8. 31. Fest. 
p. 198 s. optima lex; vam magister equitum Liv. 
IV 46, 11. 57, 6; vgl. Mommsen St.-R. II 151, 6. 
616, 5); so erklart es sich, wenn dem wahlleiten- 
den Beamten mitunter die C. zugeschrieben wird 



12, 2). Ein weitmaschiges Korbgeflecht muss die 20 (bei Gell. XIII 15, 4 Messalla lib. I de aiispi- 



rara c. gewesen sein, in welcher man zur guten 
alten Zeit die sicca terga suis, d. h. Schinken 
(vgl. Ovid. met. VIII 648), fiir die Festtage auf- 
bewahrte (Iuv. XI 82), indem man die C. mit dem 
zu conservierenden Fleische in den Eauch hing. 
Gitterartig waren die zuriickbleibenden Spu- 
ren, wenn Pi'erde bei gewissen Krankheiten mit 
einem gliihenden Eisen strichweise, eratieulatim, 
gebrannt wurden (Pelagon. 196. Veg. mulom. V 



cits praetore praetores creante). Den 

nachstehenden Ausfiihrungen ist der engere Be- 
griff der C. (Besetzung durch Volksbeschluss) zu 
Grunde gelegt. 

II. Entwicklung. TJrspriinglich ist in Rom 
das magistratische Ernennungsrecht bei Besetzung 
aller Beamtenstellen in Wirksamkeit gewesen 
(Mommsen a. a. O. I 212; anders Herzog R. St.- 
V. I 651) und erst allmahlich die Volkswahl an 



2, 5). Gitter- oder leiterartig auch die Futter- 30 die Stelle der Ernennung getreten. Die mutmass- 



raufe fiir Zugtiere (vgl. praesepes clalratae bei 
Cato 4, 1) , die vom Volke iacca genannte C. 
(Veg. ebd. II 28, 5), welche dem griechischen 
xnaarr/Qiov (Poll. VII 142. X 166) geahnelt haben 
muss. Endlieh wurde auch das aus Balken her- 
gestellte Gerippe einer Fach- oder Eiegelwand C. 
(Plin. XXXV 169) oder solea (Fest. ep. p. 300, 1), 
die Wand selbst paries cratieius genannt (Fest. 
a. a. O. Vitruv. VII 3, 11. Fabius Mela Dig. 



liche Entwicklung war (nach Mommsen a. a. O.) 
die, dass der wahlleitende Beamte zuniichst ein 
Vorschlagsrecht mit der Wirksamkeit ausubte, 
dass das Volk den Priisentierten entweder an- 
nehmen oder zuriickweisen konnte. Als Grunde 
fiir die Annahme dieser Zwischenstufe werden 
angefiihrt die Contractsnatur des comitialen Actes 
und die altera Terminologie, nach welcher quirites 
magistratus rogat (Liv. I 17, 9. Ill 64, 10. 65, 3. 



XVII 2, 52, 13; NahereG bei Bliimner Techno- 40 VI 42, 14. VIII 13, 10. XXII 35, 2. XXVI 22, 2. 



logie mid Terminologie III 151). 

In iibertragenem Sinne , sofern die C. nicht 
von Menschenhandcn hergestellt sind, wird das 
Wort gebraucht fiir die regehvidrige Verzweigung 
der SchOsslinge (Col. IV 2, li und der Wurzeln 
einer Eebe (ebd. 2), wie Theoplirast das verfloch- 
rene Wurzehverk der Getreidearten (h. pi. VIII 
2, 3) , einiger Krauter (ebd. VI 7, 4) ragijojdi]; 
•ji^a und die Bewurzelung der Saaten raooovoQai 
(c. pi. Ill 23, 3) nennt. Alsdann wurde der Waben- 50 
bau der Bienen C. genannt (Verg. Georg. IV 214. 
Pall. VII 7, 1), das Xnauel, in welches sich mehrere 
Schlangen unter eiuander verwiekeln (Plin. VIII 
35), der Brustkasten eines Menschen (Verg. Aen. 
XII 508), die Wirbelsiiule seines Eiickens (Ovid. 
met. VIII 808), seine Eippen (Ovid. met. XII 370) 
und wohl auch das ganze Knochengeriist (Tert. 
de resurr 42). Fast ganz verloren gin g der Begriff 
des Flechtens mit der Bedeutung Schicht. so bei den 



Gell. XIII 15. 4. Cic. de off. I 33; ad Art, 
XI 9, 3). Wann dieses Vorschlagsrecht des Be- 
amten wcggefallen und der Ubergang zur freien 
Wahl erfolgt ist, lasst sich zeitlich nicht fixieren ; 
in spiiterer Zeit ist das Eecht des Magistrates 
im wescntlichen beschrankt auf die Mitwirkung 
bei der Eogation und Eenuntiation und auf die 
Entscheidung tiber die angemeldeten Candidaturen 
(s. Art. Professio). 

In der Eepublik ist allmahlich die freie Volks- 
wahl Eegel geworden ; eine Anderung in der Be- 
setzungsart der Amter wurde durch die lex Titia 
eingeleitet, welche den Triumvirn das Recht der 
Beamtenernennung iibertrug (Cass. Dio XLVI 55. 
vgl. XL VII 19. LIII 21. Appian. bell. civ. IV 
2). Augustus hat zwar im J. 27 v. Chr. das 
comitiorum pristinum ins wieder eingefuhrt 
(Suet. Aug. 40. Dio LIII 21) und nur bei Un- 
ruhen von dem ausserordentlichen Ernennungs- 



abwvehselnd iiber eiuander gelegten Schichton von 60 recht Gebrauch gemaeht (Dio LIV 10. LV 34), 



Lorbeerblattern und Oliven (Pall. XII 22, 4), von 
Erde und Diinger (ebd. I 6, 17). bei der oberen 
Schicht einer Wiese (ebd. X 10, 4) und der Quer- 
schiclit der Streifen bei der Papierbereitung (Plin. 
^111 77). Das Deminutiv crateUa wird mit gvi.o- 
xarihj/uov identificiert (Auct. de idiom, gen. p. 581 a 
33 K.j. bedeutet also einen holzernen Packsattel. 

[Olck.] 



aber mit der sich ausbreitenden Commendation 
ist das Wahlrecht immer mehr zur Formalitiit 
herabgesunken. Unter Tiberius sind die Comi- 
tien in den Senat verlegt worden (Tac. ann. I 
15); dieser ist, von den Kaisercreationen und der 
vorubergehenden- Wiederherstellung des fruheren 
Zustandes durch Caligula abgesehen (Dio LIX 
9. 20), in der Kaiserzeit ausschliesslich Wahl- 



1687 



Creatio 



Creatio 



1688 



kfirperschaft geblieben. Yon den neu eingericli- 
teten Amtern sind nur die Curae durch Wahl be- 
setzt worden (s. Art. Commendatio). Em iiber 
das Nominations- und Commendationsrecht lnnaus- 
gehender Einfluss (Bestatigung der Senatswahlen) 
ist dem Kaiser bis ins 3. Jhdt. nicht zugestan- 
den und audi nicht von der staatsrechthchen 
Doctrin des 3. Jhdts. dem Kaiser beigelcgt worden 
(Mommsena Belege a. a. 0. II 928, 1 smd data 
nidit beweisend); im 4. Jhdt. finden wir die Er- 
neimung der Consules ordinarii durch den Kaiser, 
wahrend die von den Senaten der beiden Haupt- 
stildte vorgenommenen Wahlen der Coss. suffecti, 
Praetoren, Quaestoren kaiserlicher Bestatigung 
bediirfen (Mommsen a. a. 0. II 928f.). 

Ill Umfang. Die Wahl erstreckt sich 1. aut 
die magistrate und zwar a) auf die ordentlichen 
stiindigen Amter: Consulat (s. d.), Praetur (s. d.), 
curulische Aedilitat (s. d.) und Quaestor (nach lac. 
ann. XI 22 seit 447 v. Chr.; nach Plut. Pophc. 12 
seit Beginn der Republik, wahrend Iumus Grac- 
chanus bei Clp. Dig. I 13, 1 pr. deren Wahl schon 
in der Konigszeit annimmt, vgl. Quaestor); in 
spaterer Zeit sind audi die decemviri sthtibus 
iudieandis (s. d.) und die tresviri eapitalcs (s. d.) 
durch Volkswahl zu ihrem Amte berufen worden. 
Strittig ist. ob, wie die Uberlieferang bcrichtet, 
audi der Konig vom Volke (in den Curiatcomi- 
tien) gewahlt wurde (Cic. de rep. II 25 [Numas 
Wahll 31 [Tullus Ilostilius]. 38. Li v. I 41, 6. 
46 1. 47. 10. Dionvs. IV 31, 10 [Servius Tullius]), 
oder ob die beziigliehe Tradition nur Construction 
ist, um die Continuitat des Oberamtes zu be- 
grundcn (s. Rex). , 

' h) Ordentliche, unstiindige Amter : Censur (s. d.), 
Consulartribunat (s. d.) [der Interrex wird in histo- 
rischer Zeit durch Wahl des Senates bestellt 



(Appian. bell. civ. I 98. Dionys^ XI 20. Liv 
V 31 8 Suid. s. rot; fniifarsorsoois r<5r pov- 
levrdv,\'g\. Art. Interrex)]. Der Dictator wird 
nur in seltenen Ausnahinsfallen (mi J. 217 [vgl. 
Liv XXII 8. Fasti Cap. z. d. J. ; s. aber Liv. 
XXII 31. Polyb. Ill 87], in welch cm es an emem 
zur Ernenmvng bcfugten Beamten fehlte, und im 
J 210, Liv. XXVII 5. Plut. Marcell. 24, aus 
einem nicht niiher bekannten Grunde) vom Volke 
gewahlt; wenn dies der Fall ist, so diirfte audi 
der Masrister equitum durch die Comitien bestellt 
worden sein (vgl. Liv. XXII 8. Polyb. Ill 87 
dagegen anscheinend Plut. Fab. 4. Liv. X\\ il 

5. 19). , 

O Die ausserordentlich.cn Magistraturen. una 
zwar die decemviri legibiis scribendis (ygl.den 
Art.), die duoviri prrduellionis (vgl. Dio XXX\ II 
27, in Verbindmig mit Cic. pro Rabirio ad pop. 
12), die duoviri' ag ris adsignandis et coloniae 
dediicendnc (vgl. Mommsen a. a. 0. II 629), die 
duoriri W< dedirnndae und aedi locaitdae (Wahl 
fiir erstere durch Liv. XXIII 30, 14 bezeugt, fur 
letztere per analogiam anznnehmein: Wahl findet 
sich in der Kegel bei der Designation der ausser- 
ordentlichen Hiilfsbeamten fur den Krieg (Dio 
XXXVI 23 [6], Cic. de imp. Cn. Pomp. 32);. die 
im J. 212 zur Aushibung der Wehrfahigen -m- 
ge=etzten Triumviri iLiv. XXV 5) und die im 
J 44 zur Abhaltung der Consularwahlen >fur 
das folgende Jahr) eingesetzten duoviri (Dio 
XLVI 45i sind nach Vovschrift der betreffenden 



Einfiihrungsgesetze durch Volkswahl creiert wor- 

Teils durch Wahl, toils durch Einzelcreation 
ist ani'angs das Amt dor tribuni militum (s. d.) 
besetzt worden; im J. 362 wurde den Comitien 
die Wahl von 6 (Liv. VII 5, 9), im J. 311 von 
16 (Liv IX 30, 3) Militartribunen iiberlassen; 
zwischen 311 und 219 (207 2). ist dann festge- 
setzt worden , dass samtliche (24) Stellen durch 
10 Volkswahl besetzt werden sollten (Liv. XX^Ii 
36 14) wovon nur in schwerer Kriegsgetahr aut 
besonderen Volksbeschluss abgegangen wurde (Liv. 
XLII 31. XLII1 12, 7). 

d) Die plebeischen Magistraturen. Die Volks- 
tribunen sind bis zum Plebiscitum Trebomanum 
(448) teils durch Wahl , teils durch Coaptation 
(s d) des oder der gewahlten Tribunen, seither 
aber ausschliesslich durch Wahl, die Aediles plebis 
anfangs wohl durch Ernennung der Tribunen, 
20 spaterhin durcli Wahl designiert worden (s. Tri- 
buni plebis und oben Art. Aedilis (plebis) lid. 1 

S. 450). „ n ,., 

2 Auf Priesterstellungen. a) Die Fontihces, 
Auo-ures, Quindecimviri sacris faciundis und ver- 
mutlich auch die Epulones sind im J. 103 (Veil 
II 12 3) oder 102 (Ascon. in Cornel, p. 81) durch 
das Plebiscit des Cn. Domitius Ahenobarbus der 
Volkswahl unterstellt worden (Suet. Nero 2. Cic. 
ad Brut. I 5; ad fam. VIII 4) ; ein friiherer An- 
30 trag des C. Licinius Crassus (145) drang nicht 
durch i Cic. de amic. 26; de deor. nat. Ill 5); 
durch das Plebiscitum Labienum im J. 63 (Dio 
XXXVII 37) und eine Lex Iulia (Cic. ad Brut. 
I 5) ist die unter Sulla wieder eingefiihrte Coop- 
tation (Dio a. a. 0.) abgeschafft, die Volkswahl 
restauriert worden, und hat sich diese bis in 
die Kaiserzeit mit der Modification, dass auch 
hier der Senat eigentliche Wahlkorperschaft ist, 

erhalten (Tac. ann. Ill 19. Claudius m_ der 
fOLvoner Rede 2, 11). b) Der Pontifex maxnnus 

(s" d) ist nachweislich schon vom 3. Jhdt. v. Lnr. 

an durch Volkswahl bestellt worden (Liv. XX\ o. 

XXXIX 46, 1. 42, 11. Suet. Caes. 13. Mon. 

\ncvr 2 i>r i i; dieselbe hat sich auch hier m der 

Kaiserzeit erhalten (CIL 1 p. 388. Hen z en Act. 

arv p 67). ci Der Curio maximus ist schon 

vor'209 in den Comitien gewahlt worden (Liv. 

XXVII 8). . ^. ., 

3 Auf die Geschworenen : in exceptioneller 
5,1 Weise ist durcli die Lex Plautia (89) bestimmt 
' worden. dass die Geschworenen fur die Lnter- 
suchungen iiber die Majestatsverbrechen ex lege 
Varia durch Wahl bestellt werden sollten; die- 
selbe fand jedoch nicht in Comitien statt, sondern 
iede Tribus wahlte einzeln je 15 indices (Ascon. 
in Cornel, p. 79). — Audi die Vorsteher der em- 
zelnen Tribus, urspriinglich vom konig bezw. 
Consul ernannt, sind in spaterer Zeit gewanlte 
Beamte (s. Tribunusi; der Praefectus urbi 1st 
,iOohne Eingreifen der Comitien bestellt worden; 
Wahl bei diesem Amte ist mit Hinblick aul Dio 
LIV 6 Iraoapi rig .Tfo' T 'P' Tod ^' )/ -' a S/. ov l0IJ 
dta ra; uo/a; aioovftirov y/.iooTwnav ovufiaaa) be- 
hauptet worden, von Mommsen wird aber da- 
gegen angefiihrt , dass Dio LVIII 20 audi bei 
dem vom Kaiser vergebenen Consulat von yuqo- 
rovia spricht, Xur nebenbei sei bemerkt , dass 
Alexander Scverus bei Designation des Praefectus 



1689 



Creatio 



Creatio 



1690 



urbi wie des Praefectus praetorio dem Senat ein 
Vorschlagsrecht gclassen hat (Hist. Aug. Alex. 10). 
Uber die Bestellung des Princeps s. Trihunicia 
potestas. 

IV. Actives Wahlrecht. Das active Wahl- 
recht steht den Biirgerii und Latinern zu. Es 
fehlt den sog. eives sine suffragio, das sind jene, 
welchen das active Wahlrecht bei Verleihung der 
Civitat ausdriicklich durch das Gesetz entzogen 
wurde, und urspriinglich auch den von den Censoren 
aus der Liste Gestrichenen ; im 7. Jhdt. d. St. 
ist es strafweise bei verschiedenen Quaestionen 
entzogen worden. In der mittleren republicani- 
schen Zeit haben die Consularen, Praetorier, Aedi- 
licier insofern ein bevorzugtes Wahlrecht genossen, 
als sie dasselbe in den Rittercenturien ausiibten. 
In spaterer Zeit hat die censorische Riige nur die 
Ersetzurig des besseren Stimmrechtes durch das 
schlechtcre in einer stiidtischen Tribus zur Folge 
(s. Sota censoria); den nach dem Bundesge- 
nossenkrieg creierten Neubiirgern ist gleichfalls 
nur das Stimmrecht in gewissen Tribus verliehen 
worden. Die Verleihung des activen Wahlrechts 
gehOrt zur Praerogative des Volkes (Liv. XXXVIII 
36, 8); ebenso steht die Entziehung ausschliess- 
lich der Gemeinde zu, weshalb in spaterer Zeit 
die Nota censoria nur die ehen erwahnte Folge 
hat (Liv. XLV 15), s. Ius suffragii. 

V. Passives Wahlrecht ( Wahlqualifica- 
tion). Die Magistraturen sowohl wie die durch 
Volkswahl besetzten Priestertiinier sollen prin- 
cipiell alien ROmern zuganglich sein. Nach und 
nach sind jedoch fur die Bekleidung der Magi- 
strate- durch Herkommen und Gesetz eine Reihe 
von Erfordernissen festgcstellt worden, welche den 
Kreis der passiv Wahlfahigen bedeutend ein- 
schriinkten; die dui-chgreifendste Einschriinkung 
kniipft sich an die zu Beginn der Kaiserzeit ein- 
getretene Teilung der Magistraturen zwischen 
Senat und Ritterstand. Die Kehrseite der Wahl- 
erfordernisse sind die Wahlhindernisse. Momm- 
sen hat seiner Darstcllung die Einteilung der- 
selben nach dem Umfange der Wirksamkeit in 
absolute (schlechthin ausschliessende) und relative 
(im einzelnen Fall ausschliessende) zu Grunde ge- 
legt; wir besprechen im folgcnden die einzelnen 
fiir die Wahlqualification in Betracht kommenden 
Umstande (wobei wir fiir die einzelnen Magistra- 
turen auf die Specialartikel verweisen) sowie die 
Wahl trotz mangelnder Qualification und die Er- 
^etzung derselben. 

1. Die bei der Wahlqualification in Betracht 
kommenden Umstande. 

a) Status Hbertatis. Zur Bekleidung der Magi- 
strate (sowie der durcli Wahl besetzten Priester- 
tiinier) ist die Ingenuitat gefordert; die Wand- 
lung, welche dieser Begriff durch die Lex Terentia 
(189 v. Chr.) erlitt, ist auch fur das passive 
Wahlrecht von Bedeutung (s. Ingenuus), indem 
nach dem J. 189 Sonne von Freigelassenen zu 
Volkstribunen gewahlt werden kOnnen (Appian. 
bell. civ. I 133. Dio LIII 27) und in der spateren 
Kaiserzeit allgemein der Satz gilt: liltertorum 
filios adipisci clarissimatn dignitatem (Cod. lust. 
XII 1, 9). In spaterer Zeit sind Freigelassene 
rait Bcilegung der Ingenuitat (Active Ingenuitat) 
gewahlt worden (Hist. Aug. Coram. 6; Elag. 11). 
Nicht wahlbar sind daher Unfreie (Dio XL VIII 



39; Utp. Dig. I 14, 3 nur scheinbar dagegen, da 
die das Gegenteil aussprechenden Worte iustinia- 
nische Interpolation sind). 

b) Status civitatis. Gefordert wird das voile 
Bvirgerrecht; nicht wahlbar sind daher Fremdc 
(Latini, Peregrini) und die cives sine suffragio 
(s. o.), welchen in der Kaiserzeit auch jene bei- 
zuzahlen sind, denen bei der Verleihung des 
Biirgerrechtes das passive Wahlrecht nicht speciell 

10 verliehen worden ist (vgl. Tac. ann. XI 23. 25). 

c) Geburtsstand. a) Patriciat. Bis 367 ist der- 
selbe Erfordernis fiir samtliche Magistraturen. In 
diesem Jahre sind die Plebeier zum Consulat zu- 
gelassen worden (Liv. VI 35. 37, 4. 40, 16. 42, 9. 
VII 1. X 8. Fasti Cap. z. J. 388 d. St.), indem 
durch das licinische Plebiscit festgesetzt wurde 
eonsulurn utique alter ex plebe erearetur; bis 
zum J. 342 blieb eine Stelle den Patriciern reser- 
viert (Liv. XXVII 34, 9. XXXV 10, 4. 24, 4, 

20 XXIX 32, 7) ; im J. 342 wurden die Plebeier zu 
beiden Stellen zugelassen (Liv. VII 42 uti lieeret, 
consules ambos plebeios ereari). Die Praetur 
ist vermutlich von allem Anfang an den Plebeiern 
zuganglich gewesen (bei Liv. VIII 15, 9 zum 
J. 337 v. Chr. ist nach Mommsens Erklarung 
nur an ein subjectives Bedenken des wahlleitenden 
Beamten gedacht). Der erste plebeische Censor be- 
gegnet im J. 351 (Liv. VII 22, 7. X 8, 8); Momm- 
sen nimmt an, dass die Zulassung der Plebeier 

30 zur Censur auf die licinisch-sextischen Rogationen 
zuriickzufuhren sei. Im J. 339 (Liv. VIII 12. 16) 
wurde bestimmt, ut alter utique ex plebe, cum eo 
(im J. 342 V) vent urn sit, ut utrumque plebeium 
fieri lieeret, censor creatur (vgl. Plut. Cat. mai. 
16. Liv. ep. 59). Die curulische Aedilitat, ur- 
spriinglich nur patricisch, ist seit 304 (Liste der 
curulischcn Aedilen) , vielleicht schon seit 364 
(Fest. p. 326 s. saltatores in Verbindung mit 
Livius Bemerkung iiber die Entstehung der Biihnen- 

40 spiele VII 2 zum J. 354) alternierend von Patri- 
ciern oder Plebeiern (Liv. VII 1. Polyb. X 4), 
in der letzten Zeit der Republik promiscue von 
Angehorigen beider Stande (Liv. a. a. 0.), in der 
Kaiserzeit (s. u.i nur von Plebeiern bekleidet 
worden. /?) Plebeitat. Vom Volkstribunat und 
der plebeischen Aedilitat sind die Patricier stets 
ausgeschlossen gewesen (vgl. Fest. p. 231. Liv. 
IV 25, 11. Zon. VII 115. Dio XXXVII 51); fiber 
das Erfordernis der Plebeitat bei der Creation der 

50 curulischen Aedilen s. 0. 7) Senatorischer Stand. 
In der Kaiserzeit (seit Augustus) ist zur Erlangung 
von Gemeindeamtern und der hoheren Priester- 
tiinier der senat orische Stand gefordert; derselbe 
wird im Wege des Erbrechtes (Descendenz eines 
Senators) oder durch besondere Verleihung erworben 
(s. Ordo senatoriusi. 

d) Priestertum. Die Bekleidung eines Priester- 
turns steht der Wahlbarkeit fiir eine Magistratur 
nicht im Wege. Eine Ausnahme besteht in der 

00 Republik nur bezfiglich des Rex sacroruin (Plut. 
quaest. Rom. 63. Dionvs. IV 74 1 und in alterer 
Zeit vielleicht auch des Flamen Dialis (s. d. Plut. 
a. a. 0. 113); in der Kaiserzeit ist die Stellung 
des Rex sacrorum kein Wahlhindernis (CIL XIV 
3604. 4246). 

el Geschlecht. Frauen besitzen nicht das 
passive Wahlre'cht (LTp. Dig. L 17, 2). 

f I Gesundheit. Obwohl die Gesundheit nirgends 



1691 



Creatio 



Creatio 



1692 



ausdriicklich als Wahl erfordernis bezeichnet wird, 
ist sie doch wohl mit Eiioksicht auf die geregelte 
Thatigkeit des Magistrates gei'ordert wordcn 
(Dionys. II 21. V 25. IX 3; vgl. Ulp. Dig. Ill 
1, 1, 5 und Cod. lust. X 31, 8). 

gi Ehre. Die Unbescholtcnheit ist ein Er- 
fordernis zur Bekleidnng des Amtes; warm die- 
selbe dem Candidaten abgeht, beurteilt der wahl- 
leitende Magistral;, urspriinglich in der Kegel 
ganz naeh freiem Erraessen. Griinde fur die Zu- 
riickweisung sind criminelle Verurteilung — in- 
sofern dieselbe nicht schon kraft des Urteils den 
Verlust der Wahlfiihigkeit zur Folge hat — (Asc. 
p. 78. Lex Iul. mun. Z. 118. 135. Scliol. Bob. 
in Cic. pro Sulla 17. Dig. XLVIII 7, 1. 8, 8), 
schwebende Anklage (Cic. de leg. agr. II 24, vgl. 
aber Dio XXXIX 7), nota censoria (s. d.) und 
Begehung infainierender Handlungen (Cic. pro 
Cluent. 119; pro Q. Rose. 24, vgl. auch Lex Iulia 
mun. Z. 113f. 121. 1231". Tertull. de spect. 22). 
In der Kaiserzeit ist. wer civilrechtlich infam 
ist, auch von der Wahlbarkeit ausgeschlossen 
(Dig. XLVIII 7, 1 pr. Cod. lust. X 31, 8. 57. 1. 
XII 36, 3). S. Art. Infamia. 

h) Berufsstand. Der Betrieb eines Gewerbcs 
und entgeltliche Lcistung von Diensten macht 
wahlunfahig (Gell. VII [VI] 9. Liv. IX 42 ; vgl. 
auch Lex Iulia munie. Z. 104 in Verbindung 
mit Cic. ad fam. VI 18, 1). 

i) VermOgen. Seit Augustus ist ein VermOgen 
von mindestens einer Million Sesterzen notwen- 
dige Voraussetzung fiir Bekleidung eines Amtes 
(Dio LIV 17. 26. Suet. Aug. 21. "Ovid. am. Ill 
8. 55, Plin. n. h. XIV 5. Plin. ep. ad Trai. 4). 

k) Militarpflicht. Vor dem J. 213 ist die Er- 
fiillung der Dienstpflicht nicht gei'ordert worden. 
Im Anfang des 7. .Thdts. d. St. flnden wir, dass 
zur Ubernahme des Kriegstribunates fiinf, zu der 
der Quaestur zehn Dienstjahre gefordert werden 
(vgl. die vielbesprochene Stelle Polvb. VI 19, 2 
—4. Plut. C. Gracch. 2. Liv. XXVII 11, 14); 
wie Mommsen a. a. 0. I 505ff. bemerkt, wird 
nicht effective Dienstleistung, sondern nur ge- 
fordert, dass der Stellungspfiicht Folge geleistet 
wird; wenn in einem Jahre ein Aufruf nicht er- 
lassen wurde, wird das Jahr doch mitgezahlt. 
Bei besonderer Tapferkeit im Kriege tritt teil- 
weise Remission ein (s. u.). Der Nachweis der 
erfiillten Dienstpflicht entfallt mit dem 46. Lebens- 
jahre. Zu Ciceros Zeit sind diese Bestimmungen 
riicksichtlich der Dienstpflicht wohl ausser Kraft 
gewesen ; es deutet nichts auf ihre fernere Gel- 
tung bin; nur ein bestimmtes Alter wird gefordert 
(s. u.j. 

1) Intervallierung. Zwischen der Bekleidung 
zweier Amter muss in spiiterer Zeit eine gewisse 
Zwischenzeit liegen. Hieraus ergiebt sich 1. das 
Verbot der Continuation und zwar a) derselben 
Magistratur ; anfangs zulassig bei den curulischen 
Arntern und nur als gegen das Princip der Be- 
fristung verstossend gemissbilliat (Liv. Ill 21. 
XXIV 9, 1. XXVII 6, 4. Dionys. X 19), ist sie 
durch ein Plebiscit aus deni J. 342 (330?) 
untersagt und ein zehnjahriges Intervall fiir die 
Bekleidung desselben Amtes eingefuhrt worden 
(Liv. VII 42. X 13. Plut. Mar. 12), was nach 
zeitweiser Lntersagung der Iteration beim Con- 
sulat (s. d.) im J. 81 von Sulla wieder einge- 



scharft wurde (Appian. bell. civ. I 100. Cic. de 
leg. Ill 9) ; bei den plebeischen Arntern ist die 
Continuation desselben Amtes stets unzulassig 
gewesen (Dio frg. 22. Zonae. VII 15. Cic. in 
Catil. IV 4. Liv. ep. 58. Appian. bell. civ. I 14); 
/?) durch unmittclbar auf einander folgende Be- 
kleidung verschiedener Magistraturen ; die Con- 
tinuierung verschiedener patricischer Amter diirfte 
vermutlich bereits vor dem hannibalischen Kriege 

10 verboten worden sein, da sie nach Ausweis der 
Beamtenlisten nach diesein Zeitpunkt im allge- 
meinen nicht begegnet und, wo dies der Fall ist, 
das Abweichen von der Kegel sich durch beson- 
dere Griinde (s. u.) erklaren lasst ; fiir die Quae- 
stur ist das Verbot nicht erweislich. Das Inter- 
vall ist anfangs der Dauer nach unbestimmt; 
nach dem J. 171 (die Fixierung geht auf die 
Lex Villia annalis zuriick, welche ein Minimal- 
alter fur die Bewerbung — in welcher Weise ist 

20 nicht zu sagen — vorschrieb) flnden wir (s. Be- 
amtenlisten) sowohl zwischen Aedilitat und Prae- 
tur (vgl. Cic. ad fam. X 25, 2 ; pro Mil. 24) als 
auch zwischen Praetur und Consulat (vgl. Ciceros 
Bemerkungen iiber seine Carriere de offic. II 59 ; 
Brut. 323 ; de lege agr. II 3 ; ferner Carriere des 
Tiberius Suet. Tib. 9. He n z en Act, arv. p. CCXLII) 
ein amtsfreies Biennium; das gleiche Interval! 
diirfte vermutlich auch zwischen Quaestur und 
Aedilitat gegolten haben. Das Verbot der Con- 

30 tinuierung ist (s. Listen bei Liviusl im J. 196 
auf die plebeische Aedilitat (und wahrscheiiilich 
auch auf das Tribunat) ausgedehnt worden. In 
der Kaiserzeit ist das Intervall zwischen Quaestur 
und Aedilitat-Tribunat einerseits und zwischen 
dor letzteren und der praetorischen Rangstuf'e 
andererseits vermutlich auf ein Jahr (mit Zu- 
schlag von 6 bezw. 20 Tagen) festgesetzt worden. 
Nur ein Ausfluss des Verbotes der Continuierung 
ist es, wenn der wahlleitende Magistrat in der 

litgutcn republicanischen Zeit (s. die bei Momm- 
sen a. a. O. I 500, 1 angefiihrten Beispiele von 
Selbstrenuntiation) als von der Wahlbarkeit ausge- 
schlossen gilt (Liv. X 15, 11). 2. Das Verbot 
der Cumulierung mehrerer Amter. Cumulierung 
patricischer Jahresamter ist schon vor dem Ple- 
biscit vom J. 342 unzulassig (Liv. VII 42, 2. 
XXXIX 39), ebenso diirfen wohl die plebeischen 
Amter nicht gleichzeitig bekleidet werden. Cu- 
mulierung patricischer und plebeischer Amter ist 

50 unzulassig. 

mi Amterfolge. a) Qualiflcierender Charakter 
des vorher bokleideten Amtes. Die Amterfolge 
{honorum gradiis Liv. XXXII 37. 10; gradus 
petitionis Cic. Phil. V 47; honoris gradus Cic. 
pro Mil. 24) ist. urspriinglich gewohnheitsreeht- 
lich festgesetzt, durch die Lex Villia annalis (s. 
d.) im J. 180 gesetzlich geregeit und im J. 81 
durch Sulla neuerlich eingescharft worden (Appian. 
bell. civ. I lOOl; diese Grundlage gilt auch noch 

60 in der Kaiserzeit. 

aa) Patricische Magistrate. Der Vigintivirat 
ist i erst) seit der Kaiserzeit allgemeines Erforder- 
nis fiir die Bekleidung der Magistraturen (vgl. 
die Befreiungen Tac. ann. Ill 29. Dio LX 5i, 
Die vorherige Bekleidung der Quaestur ist fiir 
die Aedilitat nicht gefordert (vgl. quaestor aedi- 
licius Cic. in Pis. 88 1, ob auch fiir die Praetur 
(seit der Lex Villia annalis) ist bestritten (Momm. 



1693 



Creatio 



Creatio 



1694 



sen a. a. 0.15421'. gegen Kipper dey Die leges 
annales der rom. Republik 40f.) ; die der curuli- 
schen Aedilitat vor der Praetur ist erst am Ende 
der Republik gefordert (Mommsen a. a. 0. 541). 
Die Bekleidung der Praetur vor dem Consulat ist 
zwischen 198 und 148 (wohl 180 durch die Lex 
Villia annalis) gesetzliches Erfordernis geworden ; 
von 198 an haben das Consulat in der RegelPraeto- 
rier innegehabt. Strittig ist, ob die Consularitat 



bestimmt sich nach den Intervallen. Welches 
das zur Bekleidung der Quaestur gesetzlich ge- 
forderte Alter war, ist bei den widersprechenden 
Angaben der Quellen nicht mit Sicherheit fest- 
zustellen. Cic. Phil. V 48; de imp. Pomp. 62 
fiihren nach Mommsens (a. a. 0. I 569) Inter- 
pretation auf das 37. Lebensjahr (andere Inter- 
pretation Wex Rh. Mus. Ill 276ff. Nipperdey 
a. a. 0. 57), wahrend andererseits Beispiele 



zur gesetzlichen Wahlqualification bei der Censur 10 (Cicero, s. d., M. Antonius s. o. Bd. I S. 2595) 



gehort (Mommsen a. a. 0. I 549 negativ gegen 
Nipperdeys Avmahme a. a. 0. 39). Die Be- 
kleidung plebeischer Amter ist nicht Voraus- 
setzung fiir die Wahl zu den curulischen. 

jip) Die Reihenfolge, in welcher die plebeischen 
Amter zu bekleiden sind, ist durch Herkommen 
festgesetzt; ob die Quaestur fiir dieselben ge- 
fordert wurde, was Appian. bell. civ. I 100 fur 
die Zeit Sullas vermutet. ist strittig; vgl. Momm- 



fiir die Bekleidung nach zuriickgclegtem 30. Le- 
bensjahr vorhanden sind. Diesen Widerspruch 
sucht Mommsen durch die Annahme einer ge- 
setzlichen Bestimmung des Inhaltes aufzulcjsen, 
dass diejenigen, welche nicht nur die nicht obli- 
gatorischen Amter zu bekleiden gedachjgn, schon 
im 31. Lebensjahr zur Candidatur zugelassen 
wurden, die Praetur aber erst in dem Zeitpunkte 
erlangten, in welchem jene, die ihre Carriere mit 



0. I 593. Die vorherige Bekleidung 20 dem 37. Lebensjahr begonuen hatten, zur Beklei- 



s e n a. a. 

der Aedilitat odcr des Tribunates ist bei plebei- 
schen Candidaten in der Kaiserzeit (bis zum Ab- 
kommen der aedilicisch-tribunicischen Rangstuf'e) 
gefordert. t'ber Ausschluss der Patricier von 
dieser Stufe s. o. S. 1690. 

yy) Fiir ausserordentliche Magistraturen flnden 
wir mitunter in den Einfiihrungsgesetzen das Er- 
fordernis der vorherigen Bekleidung gewisser 
Amter statuiert, so ist z. B. die Consularitat durch 



dung wahlfiihig wurden. In der Kaiserzeit ist 
fur die Quaestur das 25. (Dio LII 20. GIL III 
550), fiir die Praetur wohl das 30. Lebens- 
jahr erforderlich (Dio a. a. 0.), fiir die anderen 
Amter liegen fiir diese Zeit bestimmte Nachrichtcn 
nicht vor. Bei den ausserordentlichen Magistra- 
turen wird zuweilen ein bestimmtes Alter durch 
das Einfuhrungsgesetz festgesetzt (Cic. de lege 
agr. II 24). Bei den Wahlpriestertiimerii besteht 
die Lex Gabinia fiir das Commando gegen die 30 in republicanischer Zeit das Erfordernis eines 



Seeriiuber (Dio XXXVI 6) und durch die Lex 
Cassia fiir die durch dieses Gesetz eingefiihrten 
deeemviri agris adsignandis (s. d.) als Wahlerfor- 
dernis statuiert. liber die Curationen s. Cur a, 
Curatores. 

(i) Disqualiflcierender Charakter des beklei- 
deten Amtes. a) fiir dasselbc Amt; dies gilt 
fiir die Censur (s. d.) und zeitweise auch fiir das 
Consulat (Liv. ep. 56) ; /?) fiir ein anderes Amt. 
Durch die Lex Cornelia (81) ist festgesetzt worden, 40 
dass ein gewesener plebeischer Tribun zur Inne- 
habung anderer (hoherer'l Amter unfahig sein solle 
(Appian. bell. civ. I 100), eine Bestimmung, 
welche im J. 75 wieder aufgehoben wurde (Cic. 
pro Corn. p. 79. Ascon. dazu ; vgl. auch ebd. 
p. 66. Sail. hist. Ill 61, 8. Sehol. zu Cic. Verr. 
p. 200 Or.). 

n) Alter. In iilterer republicanischer Zeit hat 
die passive Wahlfahigkeit jedenfalls dem im- 



hoheren Alters nicht, auch Knaben sind zu Prie- 
stern gewiihlt worden (Liv. XL 42, 7. XXIX 38, 7. 
XLII 28, 13); fiir die Kaiserzeit ist eine Anderung 
nicht mit Sicherheit zu behaupten (vgl. Momm- 
sen a. a. 0. II 32, 4). Fiir die Computation hat 
in der Kaiserzeit (vielleicht schon am Ende der 
Republiki der Grundsatz gegolten, dass annus 
coeptus pro plena habetur (Ulp. Dig. L 40, 8. 
Paul. Dig. XXXVI 1, 76 [74] 1). 

oi Professio. Hieriiber s. u. 

2. Wahl trotz mangelnder Qualification. Die- 
selbe ist entweder revolutionar (so z. B. Conti- 
nuation des Tribunats durch Ti. Gracchus, Cic. 
Catil. IV 4. Liv. ep. 58. Appian. bell. civ. I 
14) , oder sie erfolgt auf besondere Dispensa- 
tion. Die letztere beruht entweder auf gene- 
reller Vorschrift (z. B. Befreiung der Patricier 
von der aedilisch-tribunischen Kangstufe, Momm- 
sen a. a. 0. I 555; Befreiung der quaestores 



2>ubes gefehlt und von den pubere.s auch den 51) aerarii [44 — 56] von der Bekleidung der Aedi- 

■-■ " " ' '' litat und des Tribunats, Tac. aim. XIII 29. Dio 

LX 24. CIL VI 1403. XI 6163; Kecht fur jedes 
Kind ein Jahr von der allgemein geforderten 
Altersfrist abzurechnen, Ulp. Dig. IV 4, 2) oder 
auf Personalprivileg; Beispiele hiefur sind die Be- 
freiung des Scipio Africanus minor von der Prae- 
tur, des Pompeius von der Quaestur und Praetur ; 
Altersdispense in der Republik bei Caesar, Scipio 
Aemilianus u. a. m. ivgl. die prosopographischen 
In 00 Artikel iiber diese 1, Befreiung von der Vorschrift, 
dass der Candidat bei der Wahl personlich zu- 
gegen sein rniisse (Caesar, Pompeius), in der Kaiser- 
zeit Altersprivilegien bei den Mitgliedern des 
kaiserlichen Hauses, verbunden mit Xachsicht der 
dem Consulat vorausgehenden Amter bei den 
priisumtiven T-hronfolgern (Mommsen a. a. 0. 
I 576, 3), Altersnachsicht bei Privaten seltener 
(CIL III 2. XII 3164. Hist. Aug. Did. Iul. 



praetextati (Dio XLVIII 43); da es fiir das Ab 
legen des Kinderkleides eine fixe Altersgrenze 
nicht gab, hat es auch fiir die passive Wahl- 
fahigkeit eine solche nicht gegeben ; dass aber 
auch solche, welche jene Altersstufe iiberschritten 
batten, .wegen mangelnder Altersreife' zuruck- 
ge« iesen werden konnten , zeigen die erhaltenen 
Berichte iiber die Candidaturen des Scipio Afri- 
canus (Liv. XXV 2. Polvb. X 4) und des T. Fla- 
miiiinus (Liv. XXXII 7, 11. Plut. Flam. 2) ' 
spiiterer Zeit wird (durch die Lex Villia 1 die 
Altersgrenze fur die einzelnen Amter wohl mittel- 
bar durch die mit dem 17. Lebensjahre beginnende 
ztlmjahrige Militardienstzeit und durch die Inter- 
yalljahre festgesetzt. Nach Abkommen der zehn- 
jahrigen Militarpflicht ist wohl nur fiir die Quae- 
stur (Cic. Phil. V 47) ein fixes Alter festgesetzt 
worden ; das Altersminimum fiir die ubrigen Amter 



1695 



Creatio 



Creatio 



1696 



1), Dispensation voin Vigintivirat (CIL III 384. 
V 7153. XII 4354. VIII 7041. Plin. ep. XI 9); sie 
wird vom Senate (Cic. de imp. Cn. Pomp. 62) 
oder durch Gesetz (Cic. ac. pr. 1) erteilt. Er- 
setzung der Qualification findet riicksichtlich des 
Erfordernisses sub m) durch allectio (s. d.), bezw. 
durch Verleihung des latus clavus (s. d.) statt. 

VI. Die bei der Wahl mitwirkenden Fac- 
toren. 

1. Wahlleitender Magistrat. a) Dem 
Consul (s. d.), ordinarius oder suffectus (Liv. Ill 
20, 8. XXII 33, 9), steht die Wahlleitung zu bei 
C. der Consuln und Praetoren (Cic. ad Att. IX 9, 
3. Gell. XIII 15, 4), der Quaestoren (Cic. in Vat. 
11. Veil. II 92), der curulischen Aedilen (Varro 
r. r. Ill 2, 2. Cic. ad Att. IV 3; pro Plane. 49. 
Dio XXXIX 7. 32), des Censors (Cic. ad Att. IV 
2,6. Liv. VII 22. XXIV 10,2. XXVII 11. 17. 
XXXII 7. XXXIX 41, 5), bei ausserordentlichen 
Magistraturen vielfach infolge Vorschrift des Ein- 
fiihrungsgesetzes (vgl. z. B. Liv. VIII 6, 14. IX 
20, 8. XXXII 2. XXIII 30, 14. Cic. pro Mil. 
22), und seit der lex Domitia auch bei den Priester- 
wahlen (Cic. adBrut.1 14, 1). b) Der Praetor urbanus 
begegnet als wahlleitender Magistrat bei der Prae- 
tbrenwahl im J. 49 , was aber als gesetzwidrig 
bezeichnet wird (Cic. ad Att. IX 9, 3. 15, 2. 
Gell. XIII 15,4), bei der Wahl der Tresviri ca- 
pitales (Pest. p. 347 s. sacrammto) , bei ausser- 
ordentlichen Magistraturen (Liv. X 21. XXII 3. 
XXV 7. XXXI 4. XXXIV 53, 12. XXXVII 46, 
10. XXXIX 23; uber die Wahl der duoviri zur 
Abhaltung der Consulwahlen fiir 43 s. o.) ; zweifel- 
haft ist, ob auch die quattuorviri Capuam Oumas 
unter praetorischer Wahlleitung erwahlt werden 
(von Mommsen II 126, 4 auf Grund von Pest. 
p. 233 s. praefeeturae gefolgert). c) In die Com- 
petenz des Volkstribunen fallt die Wahlleitung 
bei Wahl der Volkstribunen, seitdem dieselbe den 
plebeischen Tribus zusteht (Liv. Ill 64, 4. Appian. 
bell. civ. I 14), bei der C. der plebeischen Aedilen 
(Dionvs. VI 90), bei ausserordentlichen Magistra- 
turen'(Liv. XXVI 2, 5. XXIX 13. 77. XXX 41, 4. 
XXXI 50, 11 ) regelmassig im 7. Jhdt. d. St. bei den 
Beamten agris adsignandis und coloniae dediicetv- 
dae (Cic. de lege agr. II 16. 20), bei der Wahl des 
Dictators im J. 210 is. o.). Mit der Verlegung 
der Comitien in den Senat ist die Aufhebung der 
tribunicischen Wahlleitung verbunden. d) Die 
tribuni militum consulari potentate haben als 
wahlleitende Magistrate bei Wahl von Consular- 
tribunen und Consuln (Mommsen a. a. O. II 189) 
und nachweislich auch der Quaestoren (Liv. IV 44, 
2) fungiert. e) Der Dictator (s. d.) erscheint 
zur Wahlleitung berufen bei der Wahl der Con- 
suln; er begegnet auch als wahlleitender Magi- 
strat bei Quaestorenwahl (Cic. ad fam. VII 30). 
f) Der Interrex hat nach dem Herkoinmen dann 
die Wahlleitung bei den Consulareomitien, wenn 
beide consules ordinarii im Amt verstorben sind 
(Liv. XLI 18, 16). g) Ausnahmsweise hat im 
J. 449 der Pontifex maxim us (Cic. bei Ascon. 
p. 77. Liv. Ill 54) die Wahl der Volkstribunen 
geleitet. In den Comitien zur Wahl des Pon- 
tifex maximus hat ein Pontifex, gewfihnlich der 
jiingste, die Wahlleitung (s. Pontifex); wer sie 
bei der den Curiatcomitien zustehenden Wahl der 
Volkstribunen innegehabt, lasst sich nicht mit 



Bestimmtheit sagen. Welchem von mehreren 
Concurrierenden die Wahlleitung zusteht , ent- 
scheidet die oomparatio oder sortitio (s. d.) ; bei 
curulischen Amtern nachweislich, sind sie bei den 
plebeischen per analogiam anzunehrnen. 

2. Wahlkorperschaft. a) Centuriatcomi- 
tien ; in ihnen erfolgt die Wahl der Consuln und 
iiberhaupt der hoheren Magistrate (Liv. I 60, 4. 
Dionys. IV 84). b) Die patricisch-plebeischen Tri- 

lObutcomitien; ihnen steht die Wahl der Aediles 
curules (Gell. VII 9, 2. Liv. XXV 2, 7. Varro r. r. Ill 
17, 1. Cic. pro Plane. 49. 53) und auch der anderen 
niederen Magistrate (Quaestoren), der tribuni 
militum a populo (Sail. lug. 63) und vielfach 
der oben sub III 1 c) angefiihrten Beamten zu. Nur 
die kleinere Halfte der Stimmabteilungen (welche, 
wird durch das Los bestimmt, Cic. de lege agr. 
II 17) hat bei der Wahl des Pontifex maximus 
und bei der C. der oben (III 2 b) angefiihrten 

20 Collegien (Cic. de lege agr. II 16 — 18) mitge- 
wirkt (s. bei Cic. a. a. 0. auch den Vorsehlag des 
Bullus). c) Concilium plebis; ihm steht die Wahl 
der Volkstribunen zu seit der Lex Publilia (471; 
Liv. II 56, 2; vgl. aber Dionys. VI 90. IX 43); 
auch die Wahl der plebeischen Aedilen (vgl. auch 
Dionys. IX 49) gehort in die ausschliessliche Com- 
petenz der plebeischen Tributcomitien ; noch in 
der Kaiserzeit sind die Plebeier ausschliesslich 
zu den plebeischen Magistratsvvahlen berufen wor- 

30 den (Dion. LVIII 20). d) Curiatcomitien; die 
Wahl der Volkstribunen stand urspriinglich den 
Curien zu (s. Mommsen a. a. 0. Ill 171). 
e) Senat. In republicanischer Zeit fungiert der 
Senat als wahlberechtigte Corporation bei der 
Wahl des Interrex; hier die bekannte Streitfrage, 
ob der ganze Senat oder nur die Patricier den 
Zwischenkonig bestellen (s. Interrex, Patres). 
In der Kaiserzeit sind die Comitien in den Senat 
verlegt worden , auch die zur Wahl der Volks- 

40 tribunen und der Priester (mit Einschluss der fiir 
die zu Divi erklarten Kaiser), s. Senatus. 

Durch die einzelnen Tribus ist die Wahl der 
Geschworenen ex lege Plautia in der Weise vor- 
genommen worden, dass jede Tribus 15 indices 
wahlte (Citate s. o. S. 1688). 

3. Nominationsberechtigte Subjecte. 
a) Der Oberbeamte hat urspriinglich bei Wahl 
des Nachfolgers und des Collegen ein Nominations- 
recht gehabt (s. o.). b) Beziiglich der duoviri aedi 

50 dedieandae bezw. aedi loeandae steht dem Senate 
die Nomination zu; der Volksbeschluss, welcher 
die Dedication anordnet, enthalt auch den Namen 
des vom Senate zu deren Vornahme nominierten 
Magistrats (Liv. XXIII 30, 14). c) Bei der 
Priesterwahl kann jedes Mitglied des Collegiums 
einen Candidaten nominieren (Ehet. ad Herenn. 
120. Cic Phil. XIII 12; ad Brut. I 7); vor der 
lex Iulia de sacerdoti is gilt der Grundsatz, dass 
nur zwei Mitglieder des Collegiums denselben 

60 Candidaten nominieren durften (Cic. Phil. 114); 
der Nominierende muss schworen , dass er nach 
bestem Wissen und Gewissen sein Beeht ausiibe 
(Cic. Brut. 1. Suet. Claud. 22); die Nomination 
findet bei eintretender Vacanz statt, in der Kaiser- 
zeit wird sie i'iir samtliche etwa sich ergebende 
Abgange an einem bestimmten Tage vorgenom- 
men (Plin. ep. II 1, 8. IV 8, 3). dj Uber das 
kaiserliche Nominationsrecht s. u. S. 1697. 



1697 



Creatio 



Crebcnnus 



1698 



4. Commendatioiisrecht des Kaisers. 
Hieriiber s. o. Commendatio. Nachzutragen ist, 
dass von Mommsen auch fiir die Priesterwahlen das 
kaiserliche Comraendationsrecht (im Hinblick auf 
Dio LI 20 und Tac. arm. Ill 19, ferner Plin. ad 
Trai. 13; ep. IV 8. Tac. hist. I 77) und zwar bei der 



darauf beschrankt , 12 Candidaten fur die Prae- 
tur zu nominieren (Tac. aim. I 14f.). 

b) Ankiindigung der Wahl; sie steht dem 
wahlleitenden Magistrat zu, kann aber auch durch 
Stellvertroter erfolgen ; die Ankiindigung geschieht 
durch Edict; in spaterer Zeit ist vielleicht auch 




nur fiber 

,_, 7 v.«i. WUV ji uvl ii«.uiu.j4.i. ul i- >j.v.ij Bcscnlusscs 

der Zusatz eandidatus principis , der nur dort 10 auf welchem die Wahl beruht"(s. o. S. 1697). 



entbehrlich erscheint , wo , wie fiir das Consulat 
allgemein mit Becht gelehrt wird, samtliche 
Stellon durch Commendation besetzt werden, nir- 
gends bei Priesteramtern begegnet; die fiir die 
Goltung des bindenden kaiserlichen Empfehlungs- 
rechtes bei Priesterwahlen angefiihrten Belege sind 
mit dem blossen Nominationsrecht sehr wohl in 
Einklang zu bringen. 

VII. Wahlverfahron. Soweit das Wahl- 



2. Der Wahlact: s. Comitia, Auspicia, 
Eogatio, Benuntiatio, Acclamatio. 

VIII. Wahlzeit. a) In der republicanischen 
Zeit flnden die Wahlen der patricischen Beamten, 
solange die Consuln das militarische Commando 
hatten, wohl kurz vor Schluss des Amtsjahres 
statt. Bestimmtes lasst sich nur fur die Periode 
von 222 — 154 und fiir die Zeit von Sulla ab an- 
geben. In der ersteren ist der Monat Januar 



verfahren in den Comitien sich abspielt, ist es 20 (Liv. XLIII 11; vgl. auch Liv. XXVII 4, 1 



nichts anderes als eine besondere Species des 
Comitialverfahrens und ist daher seine Darstellung 
bei diesem zu finden. Nur die Besonderheiten 
des Wahlverfahrens sind hier besonders hervor- 
zuheben. 

1. Vorverfahren. a) Professio. Urspriinglich 
facultativ, ist sie gegen Ende der B,epublik obli- 
gatorisch und die Wahl auf diejenigen, welche 
die Meldung beim wahlleitenden Magistrat zur 



XXXVIII 42. XXXIX 6, 3. XL 59. XLII 28), in 
der letzteren der Monat Juli (Cic. in Verr. I 30 ; 
ad fam. VIII 4 ; ad Att. I 16, 3 ; ad Qu. fr. 
II 15, 5. Ascon. p. 19) Wahlzeit; fiir die Wahlen 
der plebeischen Amter lasst sich fiir die nach- 
sullanische Zeit gleichfalls der Monat Juli als 
regelmassiger Termin bezeichnen (Cic. ad Att. I 
1, 1. XIV 15, 7f. Appian. b. c. I 14. Cic. ad fam. 
VIII 4) ; fiir die Kaiserzeit lasst sich etwas Be- 



rechten Zeit (Cic. ad fam. XVI 12, 3. Appian. 30 stimmtes nicht sagen (fiber Mommsens Ver- 

bell. civ. II 8) am rechten Orte (innerhalb der ' ~ " - - - 

Stadt Bom, Plut. Caes. 37 [Appian. bell. civ. II 

8]. Suet. Caes. 18. Dio XXXVII 54) und, nach 

gcsetzlicher Vorschrift, personlich (Cic. de lege 

agr. II 24, Plut. Mar. 12. Dio XXXVII 44. XL 56. 

Suet. Caes. 28. Caes. b. c. Ill 82) erstattet hatten 

— sofern nicht Dispensation von diesen Erforder- 

nissen eintrat (Augustus im J. 44 absens gewahlt. 

Appian. bell. civ. Ill 90. Dio XL VI 45. Mon 



mutung zweier Designation stermine s. St.-E. I 
516ff.). 

b) Die Wahlen fiir die patricischen Amter 
werden in der Eeihenfolge derselben , Consulat, 
Praetur u. s. w. vorgenommen (vgl. Cic. ad fam. 
VIII 4), dasselbe lasst sich per analogiam auch 
fiir die plebeischen Magistraturen vermuten; die 
Priesterwahlen finden in republicanischer Zeit 
zwischen denen fiir das Consulat und die Praetur 



o"°' L 31 lT u be - S J 0hl ' an ? S 1 t ^deri^Dio XXXIX 40 statt (Cic ad Brut. I 5 ; ad fam. VIII 4); die 
~ A " 1 """' J " ' " ' Wahlen der patricischen und plebeischen Beam- 

ten unterliegen nicht einer einheitlichen Polge 
(vgl. Cic. ad fam. VTII 8 einerseits und Plut. 
Mar.*^ andererseits ; s. auch Cic. pro Plane. 51). 
tlber die Praetorenwahlen wissen wir noch, dass 
sie urspriinglich am selben Tage mit den Con- 
sulareomitien (Liv. X 22, 8, vgl. auch XL 59, 5), 



27). Die Entscheidung fiber die Admission bezw. 
Zurflckweisung (nomen non aeeipere Gell. VII 9, 
3. Cic, Brut. 14, 55. Liv. IX 46, 2. XXVII 6, 5 
u. a. m.; nomen non recipere Liv. X 15. 10; 
mtionem non habere Liv. Ill 64, 5. VII 22, 8 
u. a. m.) ist urspriinglich insofem in das Er- 
messen des wahlleitenden Beamten gestellt wor- 
den, als er, verpflichtet, den nicht Qualificierten 
zuriickzuweisen , den Qualificierten zuriickweisen 



pater, sofern nicht Dilation eintrat (Liv. XXVII 

, „ • 35, 1. XXXII 27,6. XLIII 11, 7. Cic. ad fam. 

kann (Veil. II 92), spaterhin ist dies beseitigt 50 VIII 4), am darauffolgenden Tage (Liv. XXXIII 

worden; m zweifelhaften Fallen ist Befragung 24,2. XXXIV 54, 2. XXXV 10, 11 u. a. m.) statt- 

des Collegen (Liv. Ill 64, 5) oder eines consilium " " 

(Ascon. in or. in tog. cand. p. 89. Cic. Brut. 

224) durch den wahlleitenden Beamten, eventuell 

Entscheidung des Senates (Liv. XXVII 6, 9 

XXXII 7, 11. XXXIX 39, 6jusuell. Die vor An- 

peraumung der Wahleomitien erfolgte Eintragung 

"1 die Candidatenlisten hat keinen rechtsver°- 

bindlichen Charakter [Sallust. Cat, I81. Aus __ ._, .., .... _ „ 

'}-'t^r professio vor dem wahlleitenden Magistrat 60 treffend "Alter, Intervallierung. Amterfolge° s. die 
!st das Nommationsrecht^des Princeps hervorge- oben citierten Schriften von Wei und Nipperdey 



fanden. 

c) tjber die anticipierten Designationen s. 
Designatio. 

Litteratur: Eine Monographie uber das rom. 
Wahlrecht ist noch nicht vorhanden. Das Wesent- 
liche enthalten die bekannten umfassenden Werke 
von Mommsen, Becker, Lange, Herzog, 
Madvig, Karlowa; iiber die Specialfragen be 



gaiiy en ; es kann beim Kaiser die Meldung er- 
stattet werden (Dio LIE 21. LVIII 20. Tac. arm. 
1 81), welchem auch die Prufung der Wahl- 
jualification zusteht. Der vom Kaiser als quali- 
nciert erklarte Candidat (nominare. Tac. ann. I 
14. II 36. Plin. panegyr. c. 71) wird zur Wahl 
zu gelassen. Die beiden ersten Kaiser haben sich 

Tanly-Wissowa IV 



und Hofmann Der rom. Senat 172ff. [Brassloff.] 

Crebennus, Ortsname in der regio Bigerritana 
in Aquitanien, Gut des Axius Paulus. Auson. epist. 
XII 23 p. 233 Peip. run K S ephvov. XIV 19 
p. 235 Peip. sic r~ qui renalis tarn- longa aetate 
Crebennus non kabet emptorem, sit tibi pro pretio. 
Holder Altkelt, Sprachschatz s. v. [Ihm.] 

54 



1699 



Crebro 



Crematio 



1700 



Crebro s. Ciabrus. 

Creditor heisst der Glaubiger, Dig. L 16, 10 
und 11 (Gaius): Creditorum appellations non hi 
tantum accipiuntur, qui pecuniam erediderunt, 
sed onmes, quibus ex qualibct causa debetur. 
Hieraus geht bervor, dass in einem engern tech- 
nischen Sinne creditor der Darlehensglaubiger ist ; 
vgl. rubr. Dig. I 12 de rebus creditis si certum 
petetur et de condictione; vgl. hierzu auch Dig. 



certae pecuniae und der besondern actio certae 
pecuniae ereditae annimmt. Gaius bemcrkt nam- 
lich IV 171, dass bei der certa credita peeunia 
eine sponsio tertiae partis dem Verklagten ab- 
genfitigt wurde, so dass er als Strafe fur sein 
grundloses Processieren dann, wenn er verurteilt 
wurde, noch ein Drittteil der Schuldsumme neben 
dieser zahlen musste. Daher nimmt Baron an, 
dass die actio certae pecuniae ereditae von der 






1701 



Crematio 



Cremona 



1702 



I 12, 1, 1. 2, 3 und 5, sowie fiir die engere Be- 10 eondictio certi (= actio certae pecuniae sive ere 



deutung von credere = borgen Dig. I 12, 11 pr. 
Ubrigens werden gelegentlich mit dem Worte 
creditores die Pfandglaubiger (Dig. L 17, 158) und 
die Erbschaftsglaubiger bezeichnet, Dig. XXXV 
2, 3, 1. Gai. II 35. Ill 85. Nach Voigt (Rom. 
Rechtsgeschichte I 821) ist das Wort credere ira 
technischen Sinne auf einen mit eondictio be- 
wehrten Contract angewandt worden, wofiir die 
rubr. Dig. XII 1 allerdings spricbt; vgl. auch 



ditae sive non ereditae) als engerer Begriff zu 
unterscheiden sei. Obwobl nun Baron nach Dig. 
XII 1, 9 pr. unzweifelhaft nachgewiesen hat, dass 
die im Processe gegen den Schauspieler Eoscius 
angestellte Klage ein engeres Gebict hatte, als die 
eondictio certae pecuniae zur Zeit der Pandekten- 
juristen besass, so lasst sich doch diese Erschei- 
nung am ungezwungensten daraus erkliiren, dass 
das Gebiet der letzteren eondictio sich in der Zeit 



Cod. IV 1 und IV 2. Das Gebiet der eondictio (s. 20 zwischen Cicero und Dlpianus seinem Umfange 



d.) ist aber sehr streitig, vgl. besonders Pernice 
Labeo III 202ff. Die in der rubr. Dig. XII 
1 si certum petetur angedeutete Klage bezieht 
sich jedenfalls nicht bios auf das Darlehen, es 
ist aber zweifelhaft, wie weit sie greift ; vgl. Ulp. 
Dig. XII 1, 24 si quis certum stipulatus fuertt, 
ex stipulatu actionem non habet, sed ilia con- 
dicticia actione id persequi debet, per quam cer- 
tum petitur, und hierzu Gai. Dig. XLV 1, 74 sti- 



nach durch Gewobnheitsrecht erweitert hat, so 
dass diese eondictio ihren urspriinglichen Cha- 
rakter als actio stricti iuris verlor. Der Wort- 
laut der ciceronianischen Kede enthalt jedenfalls 
keinen Anhalt dafiir, dass die Klage, um die es 
sich dort handelte , keine eondictio certae pecu- 
niae, sondern eine Unterart dieser Klage, die actio 
certae pecuniae ereditae war. Ja selbst fiir 
die Zeit der Pandektenjuristen ist es mindestens 



pulaiionum quaedam certae sunt, quaedam in- 30 zweifelhaft, ob eine solche Unterart der damals in 



certae. certum est quod ex ipsa pronuntiutione 
apparet quid quale quantnmque sit, ut ccee aurei 
decern, fundus Tusculanus, homo Stichus, tritici 
Africi optimi niodii centum, r.ini Campani np- 
timi amphorae centum. Hieraus geht hervor, 
wie namentlich Voigt Pom. Rechtsgesch. I 818ff. 
im Widerspruche mit seiner friiheren Meinung 
ausfiihrt, dass certum im allgemeinen nicht bios 
bares Geld bezeichnet, wie man friiher annahm, 



ihrem Gebiete erweiterten eondictio bestand und 
namentlich ob die bei Gai. IV 71 erwahnte Klage 
wirklich als eine solche Unterart aufzufassen ist 
und nicht viclmehr einfach jene eondictio war. 
Gerade in einer Zeit, die mit dem Worte cre- 
ditor alle Glaubiger bezeichnete, ist es nicht wohl 
wahrschcinlich , dass man die Wendung peeunia 
credita zur Bezeichnung einer Gruppe von Schuld- 
grunden verwandte, deren Abgrenzung damals 



weil es im Gegensatze zu der actio triticaria eine 40 lediglich nur noch aus rechtsgeschichtlichen Ge 
solche engere Bedeutung allerdings hat, Dig. 
XIII 3 de cond. frit. 1 pr. (Ulpianus): Qui cer- 
tum pecuniam numeratam petit, ilia actione 
utitur. ,si certum petetur' ; qui autem alias res, 
per triticariam condictionem petct. Die Bedeu- 
tung des Wortes certum (s. d.) war also bei der 
eondictio certae pecuniae eine engere als bei der 
stipulatio certa. Hinsichtlich des Schuldgrundes 
war diese eondictio jedenfalls zur Zeit der Pan- 



sichtspunkten moglich war. V o i g t s Behauptung, 
dass der Begriff credere bei der eerta peeunia 
im technischen Sinne gerade ebenso weit reichte, 
wie die eondictio, ist hiernach als richtig anzu- 
sehen. 

Litteratur vgl. ausser den oben Genannten 
Bekker Die Actionen des riimisehen Privatrechts 
I 1871, 93ff. Lenel Paling. II 569, 4; Edict, 
perpet. 185ff. Kappeyne vanCapello Abhand- 



dektenjuristen vtillig unbegrenzt, Dig. XII 1, 9pr. 501ungen zum romischen Staats- und Privatrecht 
(Ulpianus): Certi eondictio competit ex omni Nach dem Hollandischen. Mit Vorwort von Mas 
die freilich fiir interpoliert 



(Ulpianus) 
causa leine Stelle 

gilt. vgl. Pernice a. a. O. 211 und die dort 
Angefuhrten ). Dies steht anscheinend im Wider- 
spruche mit der alteren Ansicht . nach der die 
eondictio eine actio stricti iuris war und sich auf 
die Schuldgriinde des strict um ius beschriinkte. 
vgl. Cic. pro Pvosc. com. 10. 14 peeunia petita 
est certa .... haec pecuni" necessc est ant data 
auf expense/ lata aut stipuhi/asit. Baron (Ztschr. tjO 
der Savignystiftung 1 1 16ff. ; Abhandlungen aus dem 
romischen 'Civilprocess I 186ff.). dem im wesent- 
lichen Karlowa zustimmt (Kom. Eechtsgesch. 
II 595; vgl. ebd. Anm. 2 gegen Wlassaks Aus- 
fuhrungen in der Ztschr. d. Savignystiftung IX 
383), lost diesen Zwiespalt zwischen Dig. XII 1, 
9 pr. und Cic. a. a. 0. 14 dahin, dass er einen 
Unterschied zwischen der allgemeineren eondictio 



Conrat (Cohn) I Stuttgart 1885, 201ff. und hier- 
zu Baron Munchener Krit. Vierteljahrsschrift 
XXVIII 243. Pernice Labeo III 202ff. . be- 
sonders 228. Leonhard Institutioncn 470ff. 

[B. Leonhard.] 

Credulitas, Personification der Leichtglaubig- 
keit in der Behausung der Fauia fs. d.'i . Ovid, 
met. XII 59. " [ViAier.] 

Crematio (bei Tertull. de an. 1. 33 rivi- 
comburi/'nt), ist eine den Romern wohl seit den 
iiltesten Zeiten bekannte Art der Todesstrafe. 
In republicanischer Zeit wird sie erwahnt als 
Strafe fiir politische Verbreehen, namentlich Ver- 
rat an der Plebs, Liv. Ill 53. Diod. XII 25. Val. 
Max. VI 3. 2. Zonar. VII 17. tberdies war sie 
in den zwiilf Tafeln wahrscheinlich als Strafe fiir 
vorsatzliche Brandstiftung vorgesehen, Gai. Dig. 



XLVII 9, 9. Vgl. — zum Teil ab weichend — V o i g t 
XII Tafeln I 488. Wachter De crim. incend. 
10—30. Rein Crim.-R. d. Rom. 766. 767. 914. 
Geib Lehrb. d. deutsch. Strafr. I 20; auch den 
Art. Incendium. Willkurliche Anwendung im 
provincialen Regiment, Cic. ad fam. X 32; ad 
Quint, fratr. I 2, 2. 

In der Kaiserzeit fiihren Paul. V 17, 2 und 
Callistr. Dig. XLVIII 19, 28 pr. die crematio 
unter den gumma supplicia (neben decollatio und 
crux) auf. Sie gilt unter den Todesstrafen als 
die schwerste, Paul. V 23, 17, vgl. mit Ulp. Dig. 
XLVLTI 13, 6 pr. Tertull. ad martyr. 4 summa 
ignium poena. Sie ist in erster Linie eine Todes- 
strafe fiir den Unfreien und wird haufig nur diesem 
angedroht, wo den Freien eine leichtere Strafe 
trifft, Ulp. Dig. XLVIII 19, 28, 11. Constant. 
Cod. lust. IX 11, 1. Constant. Cod. Theod. IX 
24, 2. Theod. Nov. XVII 1, 2. lust. Cod. lust. 
IX 13, 1, 4. Mehrmals wird sie auch dem Freien 
niedrigeren Standes, humilior, angedroht, wo den 
honestior die einfache Capitalstrafe trifft, so Paul. 
V 29, 1 (Majestatsverbrechen). Ulp. Dig. XLVIII 
19, 28, 11 (Brandstiftung); gegenfiber dem deeurio 
soil sie nicht angewendet werden, Ulp. Dig. XLVIII 
19, 9, 11 i. f. Dies ist auch da zu beriicksich- 
tigen, wo die Strafe allgemein — oline Riicksicht 
auf den Stand des Thiiters — angedroht wird, 
dies geschieht z. B. Ulp. Dig. XLVLTI 13, 6 pr. 
(Sacrileg). Ulp. Dig. XLVIII 19, 8, 2. Paul. Dig. 
XLVIII 19, 38 pr. (Ubergang zum Feind). Diocl. 
u. Maxim. Coll. XV 3, 6 (Zauberei). Constant. 
Cod. Theod. IX 22, 1. Cod. lust. IX 24, 2 (Miinz- 
falschung). Valent. Theod. u. Arcad. Cod. Theod. 
IX 7, 6 (Paederastie). Arcad. u. Honor. Cod. Theod. 
Ill 12, 3 (Incest) u. o. 

Von Anwendung der Feuerstrafe ist — von 
den Christenprocessen abgesehen — verhaltnis- 
massig wenig die Rede, vgl. etwa Senec. ep. Ill 
3, 3ff. Iuven. I 156. Zonar. XI 19. Joseph, bell. 
Iud. VII 450. Apul. met. VI 31. Lucian. Peregr. 
24. Ammian. Marc. XXII 3, 11. XXVIII 1, 26. 
XXIX 1, 38. 44. Liban. ad Theod. I 641 Reisk. 
loann. Chrysost. ad pop. Antioch. hom. Ill 6. 
Dagegen erscheint sie haufig in den Christen- 
processen , z. B. Tac. ami. XV 44. Euseb. hist, 
eccl. IV 15. 8ff. Ambros. ep. 40. Acten des Kar- 
pus, des Pap3'lus und der Agathonike bei Har- 
nack Texte u. Unters. Ill 435ff. Passio Pionii bei 
Ruinart Act. mart. sine. p. 150. 151. Die 
Kirchenvater erblicken in der haufigen Verhangung 
gerade dieser Strafe eine besondere Ungerechtig- 
keit, Tertull. ad Scap. 4. Lact. de mort. pers. 
11. 15. Dass die Strafe in der Gesetzgebung 
Constantins und seiner Nachfolger eine besonders 
grosse Rolle spielt, hangt mit dem Verschwinden 
der Kreuzigung zusammen; vgl. den Art. Crux. 

t'ber den Yollzug der Strafe bemerkt Ter- 
tullian lapol. 50): ad stipitem revincti — sarmen- 
torum ambitu exurimur , dies wird durch die 
Martyrien (vgl. auch Senec. de ira III 3, 6. Hist. 
Aug. Alex. 35. Lact. de mort. pers. 15) durchaus 
bestatigt. Dass die Einkleidung des Verurteilten 
in eine tunica alimentis ignium et illita et texta 
die gewohnliche Vollzugsart gewesen sei (so Geib 
^d Daude), kann aus Senec. ep. II 2, 5 nicht 
gefolgert werden. Der Hinrichtung geht Geisse- 
wng voraus, Joseph, bell. Iud. VII 450. Vgl. 



Wachter De crim. incend. 18 — 23. Geib Lehrb. 
d. deutsch. Strafrechts I 113. Daude De capit. 
poen. jur. Iustin. 52 — 56. Le Blant Revue archeol. 
1889, 19. 20. [Hitzig.] 

Cremera (mascul. , s. Ovid. fast. II 205), 
kleiner Fluss in Etrurien, der ca. 8 km. ober- 
halb Rom in den Tiber fa-lit, jetzt Fossa di Valca, 
bekannt durch den Untergang der 300 Fabier. 
Liv. II 49. 50. Ovid. fast. II 205. Dionys. IX 

10 15. Diodor. XI 53. Flor. I 12. Gell. XVI 21, 13. 
Sil. Ital. II 3. Iuven. II 155. Aur. Vict. vir. 
ill. 14. Macrob. sat. I 16, 23. Oros. II 19. Cre- 
merensis dies bei Tac. hist. II 91. Vgl. Moltke 
Wanderbuch 107-115. O. Richter Herm. XVII 
(1882) 425—440. ^ [Hiilsen.]^ 

Cremona (Kgsftcbvrj, K^s^mva ; auch Kge/uuv, 
Appian. Hann. 7. Strab. V 247; Ethn. Cremo- 
nensis), rOmische Colonie in Oberitalien am linken 
L T fer des Po, angelegt gleichzeitig mit dem nur 

20 30 km. davon entfernten Placentia auf dem rechten 
Ufer im J. 218 v. Chr. (Polyh. Ill 40, 5. Tac. 
hist. Ill 34. Vellei. I 14, 7. Liv. ep. 20) als 
Vorposten gegen die gallischen Stamme. Die Co- 
lonie bliihte, nach mancherlei Fahrlichkeiten im 
hannibalischen Kriege (Liv. XXI 25, 2. XXVII 
10, 8. Appian. Hann. 7) und Kampfen mit den um- 
wohnenden gallischen Volkern (Liv. XXVIII 11. 
10. XXXI 10, 3. 21, 2. XXXIV 22, 3), im J. 190 
durch 6000 neue Ansiedler verstarkt (Liv. XXXVII 

30 46, 9. 47, 2), bald zu einer der reichsten und 
glanzendsten Stadte Oberitaliens auf. Die Tribus 
von C. war die Aniensis; s. Kubitschek Im- 
perium Romanum tributim discr. 110. 268. Da 
sie im Biirgerkriege nach Caesars Ermordung auf 
die Seite des Brutus trat (Serv. praef. ad bucol. 
und Aen.) oder wahrscheinlicher neutral blieb 
(Prob. in Verg. p. 6 ed. Keil) , liess Augustus 
einen Teil ihres Gebietes seinen Veteranen assi- 
gnieren (Prob. a. a. O. ; vgl. Verg. Eel. 9, 28 mi- 

40 sera C. und Serv. z. d. St.). Sie heisst seitdem 
colonia (Plin. n. h. Ill 130. Ptolem. Ill 1, 31 ; 
vgl. Groin. 30. 170 ed. Lachm.). Die Stadt blieb 
reich und bliihend ( Schilderungen bei Strab. 
V 216 und Tac. hist. Ill 30. 32 ; vgl. Plut. Otho 
7. Cass. Dio LXV 15), bis sie im J. 70, nach 
der zweiten Schlacht bei Betriacum (ein Denk- 
mal aus der Zeit dieser Kampfe, die Kriegscasse 
der leg. Jill Maeedonica, neuerdings bei C. ge- 
funden, ist publiciert von Barnabei Not. d. scavi 

50 1887, 210 — 221), von den Truppen des Vespasian 
erobert, geplundert und zerstort wurde (Tac. hist. 
II 100. Ill 15—33). Vespasian liess sie sofort 
wieder autbauen (Tac. a. a. O. 34), doch gelangte 
sie nie wieder zum friiheren Wohlstande , wenn 
sie auch als Knotenpunkt des oheritalischen 
Strassennetzes (Tab. Peut, Itin., Ant. 283) und 
als militiirischer Platz (Zosim. V 37. Not. dign. 
p. 121) von Wichtigkeit blieb. Noch einmal zer- 
stort wurde sie im J. 605 durch den Longobar- 

6(i denkOnig Agilulf (Paul. Diac. hist. Long. IV 29). 
Antike Reste von Bedeutung sind nicht erhal- 
ten, weder von dem Amphitheater, das naeh Tac. 
a. a. O. das grosstc in ganz Oberitalien war. 
noch dem Tempel der Mefitis, der einzig den 
Brand im J. 69 iiberdauert hatte (Tac. a. a. 0.;. 
die Inschrift O-relli 1795 gehort naeh Lodi, s. 
GIL V 6353). Lateinische Inschriften aus C. s. 
CIL V 4091-4121. Pais Suppl. 1264. 1265. Ge- 



1703 



Cremonis iugum 



Crepereius 



1704 



not 



Crepida 



Crepundia 



1706 



leeentlich erwahnt OIL II 2631. Ill 6416 und Plinius angefiihrten beiden Stellen uber niytho- 

haW als Heiraat von Soldaten, s. Bohn Ephem. logisch-naturwissenschaftliche Dinge bei Cvor- 

et>ier V p 253 Zur Litteratur liber die Stadt- kamen, lasst sich mcht vermuten. Ich halte es 

geschichte vgl. Mau Katalog der Bibl. des Ar- mit Schanz iiberhaupt noch gar mcht fur un- 

chaol. Institute I 129. [Hiilsen.] bedingt sicher, dass sic gerade aus dem Geschichts- 

Cremonis iugum gilt als der heutige Mont werk des C. entnommcn smd. Ubngens erscheint 

Cramont. Nach Coelius Antipater bei Liv. XXI 38 Cordus auch noch in dem Quellenverzeichnis zu 

von Hannibal tiberschritten. Desjardins G^ogr. Buch VII der Naturalis hrstona unter den von 

de la Gaule I 73 S den Artikel Alpes Bd. I Plinius beniitzten Autoreu. Zu emem Irteil uber 
g 1602 [Ihm.] 10 das Werk geben die wenigen Fragment* kemen 

Cremutius. 1) M. Petronius Cremutius (CIL geniigenden Anhalt. Uber den Nachruf auf Cicero 

VI 2065) s. Petronius. spricht sich der altere Seneca suas. 6, 16 sehr 

2) A. Cremutius Cordus (so vollstandig nur abfallig aus. Was aus dem Altertum sonst noch 

bei Sen. consol. ad Marc. 1, 2 genannt), romi- daruber iiberliefert ist.be zieht sich fast ausschliess- 

scher Geschichtschreiber der spateren augustei- lich auf die freimutige Art der Darstellung. Wie 

schen Zeit. Da er nach Dio LVII 24 im J. 25 im Leben scheint C. auch m seiner Geschichte 

n Chi-, iv Mais n^n vyQtos stand, wird seine seiner scharfen, giftigen Stimmung freiestenLaui 

Geburt etwa in das Jahrzehnt 35-25 v. Chr. gelassen zu haben, denn selbst seme Angehongen 

fallen Abgesehen von den mit seinem Tode in hielten es, als das Werk wieder verbreitet werden 
Beziehung stehenden Ereiguissen wissen wir iiber 20 durfte, fiir notig, die starksten und anstossigsten 

sein Leben und seine Personlichkeit so gut wie Partien zu streichen. Aber auch dann noch waren 

nichts Er muss, da er spater vor dem Senate nach Quint. X 1, 104 audaces sentenhae zahl- 

aneeklagt wird, selbst Senator gewesen sein. Sein reich genug darin enthalten. Ob wir ubernaupt 

Geschichtswerk hat er sicher schon bei Lebzeiten von dem Werke etwas wissen wurden ohne diesen 

des Augustus verfasst, deml nach Sueton Tib. 61 Freimut, ist sehr zu bezweifeln. Auf kemen X all 

hat der alte Kaiser selbst noch einer Vorlesung aber hat das Buch auf die spatere Tradition irgend- 

daraus beigewohnt, und auch Dio a. a. O. sagt welchen tieferen Emfiuss geubt. 
ausdriicklich, dass die Abfassung lange Zeit vor Litteratur: Peter Hist. Rorm fragm. 28M , 

dem Process des C. zuruckgelegen habe. Ein Die geschichtl. Litter, ub ^ il r&m. Kaiserzeit II 88. 
Aufenthalt des C. in Agypten ist vielleicht aus 30 Teuffel R L.-G § 277 1 Schanz Gesch. d. 
frg 5 P (Plin. n. h. X 74) zu erschliessen. Unter rom. Litt. II 381. E athlet De A. Cremutio Cordo, 
Tiberius hatte er sich dann durch ein boshaftes Dorpat 1860. [Cichonus^ 

Witzwort den allmachtigen Seian zum Feinde ge- 3) Cremutius Ruso Freund des jungeren Pli- 

macht (Sen. consol. ad Marc. 22, 4), der ihn 25 nius. Ihn empfiehlt Plinius als semen Mitanwalt 
n. Chr. durch zwei seiner Creaturen im Senat an- dem Triarius, ep. VI 23, an ihn richtet er ep. 
klagen liess. Zum Vorwand fiir diese Anklage IX 19. _ , 

wurde genommen, dass C. in seinem Geschichts- 4) (Cremutia) Mama s. Marcius. [Stem.] 

werk die Caesarmorder verherrlicht, und Cassius Crenacca, Nebenliuss des Ganges, Megastn. 

den letzten Romer genannt habe (Tac. ann. IV bei Plin. VI 65; auffallende Entetellung aus Kon- 
34 Suet. Tib. 61. Dio a. a. 0.). Obwohl der 40 dochates (s. d.); schwerlich als Bemame skr. 
Process von vornherein fiir ihn aussichtslos war, kanaka ,schwarzlich' zu fassen. [lomaschek.j 
verteidigte C. sich mit einer Rede - die bei Crentius, Stadt zwischen Claudiopolis und 

Tacitus a. a. 0. 34. 35 stehende ist naturlich von Ancyra. Itm. Ant. 201. ^ ^ . L£ u ge.J 

Tacitus selbst verfasst -, endete dann aber frei- Crepedula (Creperidal) , Stadt m Byzacena 

willie durch Hungertod. Sein Werk wurde auf (Bischofsverzeichms in Halms Victor Y it. p. o/, 
Beschluss des Senats durch die Aedilen iiberall Byzac. nr. 40: Crepedulensis k ^\f r L ? ll f™ 
confisciert und verbrannt, Gleichwohl blieben Carthag. vom J. 411, c 183 bei Man si Act. 
Exemplare davon im Verborgenen erhalten, und concil. IV 114. Migne XI 1306: Creperulews- 
vor ailem hatte sich die Tochter des Cordus, Mar- verschrieben in dem Schreiben <ier byzacemschen 
cia die Adressatin von Senecas Consolation, um 50 Bischofe vom J. 649 bei Mansi X 9fo: becre- 
ihr'e Erhaltung bemtiht (Sen. a. a. 0. 1,3. Dio pednlensis) Vr W f)l 

a. a. 0.). Nach Tiberius Tode hat dann Caligula Crepemanus s. Cae«lins ^r. 5b (nacn- 

die Verbreitung des Werkes - wie der unter zutragen Rev. bibl. 1899, 19 = Rev. arch \X\I\ 
Tiberius vertotenen Biicher iiberhaupt — aus- 1899, 318) und 108. _ ^I 0I \H 

driicklich befordert (Suet. Calig. 16). Der Titel Crepereius. 1) M. Crepereius, aus ntterhener 

des Werkes irt mcht iiberliefert: denn mit den Familie, Senator und Richter mi Process de, C. 
Worten hzoe'iu, r,v . . . noi ra>v ry Aiyoioro, Verres 684 = 70 , fiir das iolgende Jahr ^ zum 
-zqaydhxwv ovvsTe&sty.u giebt Dio nur seinen In- Kriegstnbun desigmert (Lie. Verr. act 1 dU). 
halt' an. Vielleicht hiess es annaks (vgl. Tac. _ -S^T^Lr 

a a 0). und iedenfalls war es in Annalenform 60 2) Crepereius Calpurmanus Geschichtschreiber 
verfasst Es behandelte die Geschichte mindestens von Verus' Partherkneg, wird als thorichter ^ach- 
seit 43, aus welchem Jahre der altere Seneca beter des Thukydides verspottet von Lukian quom. 
suas 6, 19 daraus eine auf den Tod Ciceros be- hist, conscr. 15. . [btein.j 

zii-liche Partie erhalten hat. Das spateste Citat 3) Crepereius Donatianus an den em Rescript 

betrifft Ereignisse des J. 18 v. Chr. (Suet, Aug. des Kaisers Constantm vom J. 319 1 (Cod. lneod. 
35), und es ist nicht zu entscheiden, wie weit I 2, 4; der Gentilname ist zweifelhalt 
es e'twa iiber diesen Zeitpunkt hinabgefiihrt wor- L •-° a £'J«„ 

den ist. In welchem Zusammenhange die von 4) Crepereius Gallus, \ ertrauter der jungeren 



Agrippina , kam bei dem ersten , missgliickten ausliiuft, in der, um eine Axe drchbar, eine runde, 

Mordversuch auf die Kaiserinmutter urns Leben, am Rande mit beweglichen Ringen besetzte Scheibe 

im J. 59 n. Chr., Tac. ami. XIV 5. [Stein.] befestigt ist. Das andere, aus Pompeii, ist ein 

5) L. Crepereius Madalianus , so lautet der mit Schellen besetzter und mit einein Griffe ver- 
Name in der unvollstandig erhaltenen Inschrift sehener Ring. [Mau.] 
CIL VIII 5348 = Dessau 1228, die dem C. Crepsa (Ptolem. II 16, 13) s. Crexi. 
wahrend seines Proconsulates in Calama gesetzt Crepundia, allerlei kleine Gegenstande, die 
wurde und seine Amterlaufbahn enthalt ; CIL VI von den Kindern am Halse getragen wurden. 
1151 (vgl. 31248) = Dessau 707 ist Fl. (Bian- Der Name von dem Gerausch, das man, sie schiit- 
chini) und L. (Maffei) Creperius Madalianus 10 telnd, hervorbringenkonnte; vgl. Crepitaculum. 
iiberliefert. C. war corrector Flaminiae et comes Unsere Kenntnis beruht auf Plaut. Mil. 1399 : 
ordinis secunfdi], consularis Ponti et Bithyniac, virt faciam quasi puero in collo pendeant cre- 
praeffectus) annfonasj urb(is) cum iure gladii pundia, und Plaut. Rud. 1154f., wo die C. eines 
— zwischen 337 und 341 n. Chr., vgl. CIL VI Madchens aufgezahlt werden : ein kleines goldenes 
1151 — , vicarius Jtaliae oder ayens vicem pfraej- Schwert mit dem Namen des Vaters, ein kleines 
ffectij pfrastoriq), wie er in dem Rescript be- goldenes Beil mit dem Namen der Mutter, eine 
zeichnet wird , das die Kaiser Constantius (und Heine silberne Sichel, zwei sich fassende Hande, 
Constans) beziiglich der Einstellung des altrOmi- ein kleines Schwein — diese letzteren Dinge wohl 
schen Opferdienstes im J. 341 an ihn richteten aus Silber — und die goldene Bulla. Letztere 
(Cod. Theod. XVI 10, 2), comes ordinis primi, 20 bestatigt, was auch aus Mil. 1399 zu entnehmen, 
proco(n)sful) p(rovinciae) AffricaeJ et vice sacra dass die C. am Halse getragen wurden. Wie die 
iudicans. [Groag.] Bulla galten sie ohne Zweifel auch als Zauber 

6) Crepereius Pollio, leichtsinniger Verschwen- abwehrend. Solche kleine Gegenstande hangen 
der und Schuldenmacher, der schliesslich des Ritter- in grosser Zahl an einem in Ungarn gefundenen, 
ranges verlustig ging (vgl. Friedlander Sitten- jetzt in Wien befmdlichen goldenen Halsbande, 
gesch. 16 279) und an den Bettelstab geriet, Arneth Gold- und Silbermonumente des k. k. 
Iuven. 9, 6—8. 11,43; der Schol. z. St. erklart Mfinz- und Antikencabinets I. Es sind Beile, 
den Ausdruck falsch. [Stein.] Scheren, Messer, Waffen verschiedener Art u. a. m. 

7) A. Kqeheq[&]ios (?) IlQoy.Aos, vTiaxo;, dv&v- Ohne Zweifel ist hier cine Erinnerung an die C. 
xaioc , dem die Aqts/uoioi fQ^Togsg in Neapel 30 zu erkennen, nicht diese selbst, da das Halsband 
eine Statue setzten (CIG III 5798 = IGI 744, nicht fiir ein Kind bestimmt ist, die C. aber nur 
die Inschrift ist nicht erhalten , der Gentilname von kleinen Kindern getragen wurden, Plin. n. h. 
unsicher iiberliefert). [Groag.] XI 270. Prudent, apoth. 643; daher a crepun- 

8) Q. Crepereius Rocus, als M. f. vermutlich diis, von klein auf. Eine Knabenstatue (Visconti 
Sohn von Nr. 1, Miinzmeister gegen 700 = 54 Mus. Pio-Cl. Ill 22) tragt an einem von der rechten 
(Mommsen Miinzwesen 638 nr. 283). Schulter schriig iiber die Brust laufenden Bande 

[Munzer.] mehrere kleine Axte verschiedener Form, einen 

9) L. Crepereius Rogaius mit dem Agnomen Delphin, eine linke Hand, mehrere lunulas (Plaut. 
Seeundinus, c(la,rhsimus oder consularis) v(ir), Epid. 640) und andere nur ornamentale Anhangsel. 
pontifex dei Solis (seit Aurelian, vgl. Marquardt- 40 Trotz der abweichenden Art, sie zu tragen, werden 
Wissowa St.-V. III2 83. 245), septemvir (sc. audi hier die C. zu erkennen sein. Griissere Ab- 
epuhmum)et insignis lupcrcus (vg\.]lnrqua.r&t- bildung der Statue bei H at t einer Aus d. Leben 
Wissowa 441f.), islarum aedium conditor (CIL d. Kinder in Hellas u. Rom, Mainz 1865. Vis- 
VI 1397 = Dessau 1203), Gemahl der L. Baebia conti a. 0. citiert zwei iihnliche Statuen, deren 
Sallustia Crescentilla (CIL VI 1398 = Dessau eine einen Phallus an dem Bande trug. Solche 
1204). Brustbiinder auf Vasenbildern: Millingen Vas. 

10) Crepere[iaJ, in den Acta ludorum saecu- Coghill XLIV. Tischbein Vas. Hamilton II 17. 
larium vom J. 204 n. Chr. genannt, CIL VI Arch. Jahrb. XI 1896,33a, hier an einem ganz 
Add. 32329. [Groag.] kleinen Kinde. Doch sind hier iiberall die an 

Crepida s. Kgij.-rl?. 50 dem Bande hangenden Dinge nicht kenntlich; 

Crepitaculum, ein Gerat zur Hervorbringung bei Miiller-Wieseler I 275 a sind sie deutlich 

eines raschelnden Gerausches. meist erwahnt als nicht vorhanden. Ein Phallus mit Badegerat an 

Spielzeug der Kinder, Quintil. IX 4. 66. Martial. einem Brustband bei C. Fr. Hermann Der Knabe 

XIV 54 {crepitacilhim), die man auch durch dies mit dem Vogel. doch handelt es sich hier nicht 

Gerausch einschlaferte, Lucret. V 229. Martian. um ein kleines Kind. 

Cap. I 7. IX 909. 927. Arnob. IV 21. Griechisch In der Komoedie ist es ein beliebtes Motiv, 

x'/.aTaymriw, Poll. IX 127, x/.ardyrj, Anth. Pal. VI dass ausgesetzte Kinder an den ihnen mitge- 

309, 2, hier aus Buchsbaumholz ; bei Colum. IX gebenen und nachher in einer cistella aufbewahrten 

12. 2 bronzene C. zur Verscheucliung der Bienen. C. erkannt werden. Plaut. Rud. 1154 ; Cistell. 
Es gab ohne Zweifel versehiedene Gerate der Art. 00 634. Cic. Brut. 313: in uneigentlichem Sinn Apul. 

Bei Apul. met. XI 4 heisst das Sistrum C'., vgl. de mag. 56. Auch unter den monumenta Ter. 

Poll. a. 0. Zwei andere bronzene Instrumente, Eun. 753 sind wohl, da sie in einer cistella auf- 

die C.zu sein scheinen, sind abgebildet bei Darem- bewahrt werden, die C. zu verstehen. Da nun 

berg-Saglio Diet. d. Ant. I 1561 Fig. 2063. in gleicher Weise auch die Windeln als Erken- 

2064. Das eine, aus einem etruskischen Grabe nungszeichen vovkamen (Donat.- zu Ter. a. 0.), 

bei Vulci (auch bei De Witte Catal. Durand auch wohl voj) Wendungen aus wie a crepundiis 

nr. 1881. Raoul-Rochette 3e Mem. 105 pi. VII) = ex oxaoyavcov, entwickelte sich der auf Miss- 

ist ein Stab, der an einem Ende in eine Art Gabel verstandnis beruhende Sprachgebrauch von C. fiir 



1707 



Crepusius 



Cretio 



1708 



Windeln. Ein sicheres Beispiel Hist. Aug. Aurel. 
4, 5; doch konnen auch Prudent, apoth. 643. 
CIL VI 1724 (435 n. Chr.) und selbst Plin. n. h. 
XI 270 (in crepundiis) so verstanden werden. 
Becker-Goll Gallus II 69. Marquardt Pri- 
vatl.2 120. Daremberg-Saglio Diet. d. Ant. 
I 1561. [Mau.] 

P. Crepusius, Miinzmeister zwischen 668 = 86 
und671=83(Mommsen Miinzwesen 602 nr. 230 ; 
Tr. Bl. II 431 nr. 227). [Miinzer.] 

Crescens. 1) S. Aemilius Nr. 41, Antius 
Nr. 8 (hinzuzufiigen CIL VI Add. 32326ff. Acta 
lud. saec. des J. 204), Atilius Nr. 38, Bassi- 
lius, Caecilius Nr. 48, Mevius, Sattius, 
Sempronius, Tarquitius, Valerius. 

[Groag.] 

2) Crescens, Freigelassener Neros, gab in 
Karthago aus Freude iiber Othos Thronbesteigung, 
ohne die Erlaubnis des Proconsuls von Africa, 
(C.) Vipstanus Apronianus, abzuwarten, dem Volk 
ein Mahl, J. 69 n. Chr., Tac. hist. I 76. 

[Stein.] 

8) Kyniker, Ankliiger des Martyrers Iustinus, 
lust. Apol. II 3. Tatian. adv. gent. 19. Euseb. 
hist. eccl. IV 16. [v. Arnim.] 

4) Ein beruhmter Wagenlenker der blauen 
Partei, von Geburt ein Maure, bekannt aus einer 
Ehreninschrift, die in der Nahe des Stadiums des 
Domitian gefunden und von der Grafin Ersilia 
Lovatelli im Bull. com. IV (1878) 164ff. zuerst 
verflft'entlicht und erklart worden ist. Mom m sen 
Ephem. epigr. IV p. 247—252. O. Hirschfeld 
Arch.-epigr. Mitt. II 188f. Priedlander Fest- 
schrift d. KOnigsb. Univ. z. fiinfzigj. Jubil. d. 
arch. Instit. 7f. ; S.-G. 116 498ff. 508. 517. 

[Pollack.] 

5) ROmischer Steinschneider oder Besitzer 
einer Gemme der Sammlung Poniatowsky mit 
dem Bilde einer Frau mit einer Lyra. Die auf 
dem Stein angebrachte Namensform KPHCKHZ, 
welche als Beweis der Unechtheit angefiihrt wird 
(Brunn Gesch. d. griech. Kstlr. II 618ff.l, lasst 
sich sonst hiiufig nachweisen, s. z. B. CIL IV 
1433. 1659. 1660. 1975. [O. Eossbach.] 

6) Crescens, veranstaltete mit Leontius ein 
Taurobolium in Rom. In der darauf beziiglichen 
metrischen Weihinschrift bezeichnet er sich als 
dg dexajtsvte avdgcbv (XVvir saeris faciundis), 
4>oijiov oreipavrjqpoQog Igevg (pontifex Solis) und 
giebt an , dass er aus dem Osten des Reiches 
stamme (<LV arToXfyg). IGI 1020 = Kaibel 
Epigr. 823 (vgl. Zippel Festschr. f. Friedlaender 
519). 4. Jhdt. n. Chr. [Groag.] 

7) Vicarius Africae 370—372. Cod. Theod. 
X 4, 3 (wo dem Kaiserconsulat die Ziffer III hin- 
zuzufiigen ist). XI 1, 17. 1 15, 6. Ammian. XXVIII 
6, 23. [Seeck.] 

Crescentia. Aurelia Crescentia, Gattin des 
Aurelius Felicissimus , wird durch eine Statue 
geehrt von den trieliniares von Trebula Mutuesca, 
CIL IX 4894. [Stein.] 

Crescentianus, s. Aiacius Nr. 2, wo die 
Inschrift aus Kapersburg, Limesblatt 1898, 762, 
die Aiacius Hodestus als Legaten von Germania 
superior nennt, nachzutragen ist. [Groag.] 

Crescentilla s. Baebius Nr. 50. 

Crescentiua s. Cannutius Nr. 5. 

Crescentius, christlicher Schriftsteller zu An- 



fang des 4. Jhdts., nach Epiphan. Panar. 70, 9 mit 
Bischof Alexander von Alexandrien streitend fiber 
das Osterfest; vielleicht (so Duchesne Revue des 
questions histor. XXVIII 31) zu identiflcieren mit 
Tricentius, dem Adressaten der Schrift siegl xov 
jtdo%a des Petrus von Alexandrien bei Mai Script. 
vett. coll. I 2 S. 222. Seine Werke sind verloren. 

[Julicher.] 
Cresconius. 1) Comes metallorum im J. 365. 
10 Cod. Theod. X 19, 3. 

2) Flavius Alexander Cresconius, Praefeetus 
annonae zwischendenJahren425und450. Dessau 
805. [Seeck.] 

3) Flavius Cresconius Corippus s. Corippus. 
Cresimenses (mOglicherweise verdorben), Be- 

wohner einer Ortschaft in Africa , von der ein 
Bischof im J. 411 genannt wird (coll. Carth. c. 
187, bei Mansi Act. concil. IV 139 = Migne 
XI 1329). [Dessau.] 

20 Crestus, gallischer Vasenfabrikant der Kaiser- 
zeit, Dragendorff Terra sigillata 33. 

[C. Robert.] 
Creta ist dieselbe Linie im Circus, die sonst 
auch calx (s. d.) heisst. Seneca epist. 108: hano 
quam nunc in cireo eretam vocamus, antiqui 
ealeem vocabant (Glossem ?). Isid. XVIII 37 quo- 
rum (septem spatiorum) finis est creta id est 
indicium. Plin. n. h. XXXV 199 est vilissima 
[creta], qua cireum praeducerc ad victoriae no- 

30 tarn instituerunt maiores. VIII 160. Das Wort 
wird aber nicht, wie calx, im ubertragenen, sprich- 
wOrtlichen Sinne gebraucht. Corp. gloss, lat. II 
117, 35 creta ).evxr). 359, 54 Aevxi) ifjg ihjio- 
»gop.iag creta. Ill 11, 1. 84, 36. 302, 57. 372, 
10. 528, 48. V 448, 32. Ill 173, 57 cretata. S. 
die Artikel Asvxrj undLinea alba. [Pollack.] 

Creticus, Beiname der Caecilii Metelli, s. o. 
Bd. Ill S. 121011'., ausserdem s. unter lulius. 

[Groag.] 

40 Cretio (zusammenhangend mit xgtvstv, priifen, 
Karlowa R, Rechtsgesch. II 896). 1) Ein Erb- 
schaftsantritt vor Zeugen binnen einer bestimmten 
Frist und mit bestimmten Worten (s.Aditio here- 
ditatis), der nach rOmischem Rechte durch letzt- 
willige Anordnung des Erblassers fur den Erben 
nOtig wurde. Die Frist betrug in der Regel hundert 
Tage (Gai. II 170. Isid. orig. V 24). doch kommt 
auch eine solche von sechzig Tagen vor (Cic. ad 
Att. XIII 46), auch andere Fristen waren mOg- 

50 lich, Gai. II 170. Von der C. handeln V'arro de 
1. 1. VI 81 cemito, id est facito, videant te esse 
heredem. VII 98 crevi valet cmstitui. Cic. 
ad Att. XI 2. XI 12. Plin. ep. X 79. Gai. II 
164—173. Dip. XXII 25—34. Die bei der C. 
vom Erblasser gewahrte Frist, die nicht mit dem 
von der Obrigkeit zu setzenden spatium delibe- 
randi (Gai. II 167) zu verwechseln ist i vgl. 
hierzu Karlowa a. a. O.), konnte auf zwei Arten 
gesetzt sein, entwedcr als tempus continuum, 

(50 cretio continua. site certorum dierum (s. Con- 
tinuum tempus], d. h. als fortlaufende Frist, 
oder als sog. cretio mdgaris (nach Gai. II 
172 die ubliche Art der C), bei der nur solche 
Tage mitgezahlt wurden , in denen der Erb- 
schaftsantritt dem Antretungsberechtigten moglich 
war, quibus sciet poteritque; vgl. Cic. de orat. 
I 101. Gai. II 165. 171—173. Clp. XXII 31 u. 
32. Zweifelhaft ist, was der Gegensatz der c. 



1709 



Cretio 



simplex ist, von der Cic. ad Att. XI 12 spricht: 
Galeonis hereditatem crevi; puto ertim cretionem 
simplicem fuisse, quoniam ad me nulla missa 
est, wozu wohl zu erganzen ist epistula. Wahr- 
scheinlich war die c. simplex im Sinne Ciceros 
eine solche, die nicht an besondere Bedingungen 
gekniipft war (ahnlich Karlowa R. Rechtsg. 
II 897). Waren solche vorhanden gewesen, _ so 
wiirden wohl die Miterben sie dem Cicero brief- 
lich mitgeteilt haben. Von einer e. libera spricht 
Cic. ad Att. XIII 46 wohl in einem ahnlichen 
Sinne. Rein sah in der ersten Auflage dieser 
Realencyklopaedie unter Cretio in der c. simplex 
eine unniitze, d. h. wo nichts da war zu cernieren, in 
der c. libera eine solche, bei der genaue Bestim- 
mungen der Zeit fehlten. 

Da die C. an bestimmte Wortformeln gekniipft 
war, deren Beseitigung die spatrOmische Gesetz- 
gebung anstrebte (Leonhard Roms Vergangen- 
heit und Deutschlands Recht 1889, 153), so wurde 
auch die C. seit Constant™ fur uberfliissig er- 
klart, zunachst fur die Erbschaften besonders nahe 
stehender Personen, spater allgemein, so dass sie 
ausser Anwendung kam. Cod. Theod. IV 1. V 

I 1. VIII 18, 1, 1. 4. 5. VIII 18, 8, 1 und dazu 
Gothofredus II p. 695. Cod. lust. VI 30, 17. 
Rudorff Anm. r zu Puchta-Kriiger Instit. W 

II 449. 
Nach Gai. II 167 konnte der Erbschaftsantritt 

auch da, wo eine C. vom Testator nicht angeordnet 
war, durch C. geschehen. SchulinLehrb. d. Gesch. 
des rem. Rechts 440 folgert hieraus und aus Liv. 
XXIV 25, wo von einem cernere hereditatem regm 
die Rede ist und XL 8 (vivo me hereditatem 
meam crevistis), zwei Stellen, in denen offenbar 
das Wort c. nur in einem bildlichen Sinne ver- 
wendet ist, dass eine C. ursprunglich auch fur die 
gesetzliehen Erben notig gewesen sei; vgl. auch 
die von Schulin angefuhrte interpretatio des bre- 
viarinm Alaricianum ad c. Theod. de cret. IV 1 
Cretio et bonorum possessio antiquo iure a prae- 
toribus petebatur, eine Stelle, die wegen ihres 
Widerspruches mit den angefiihrtcn Berichten des 
Gaius und des Ulpianus wohl kaum etwas be- 
weist. Erst spater sei die formlose aditio here- 
ditatis aufgekommen (Schulin a. a. O. 447). 
Eine ahnliche Vermutung ist schon frtiher aus- 
gesprochen worden, namentlich von B. W. Leist 
(Die Bonorum possessio, Gettingen 1848 II 2, 
122ff.) und von Karlowa Rom. Rechtsgesch. II 
896ff. (auch die bei Leonhard Inst. 354, 5 An- 
sefuhrten). Karlowa nimmt an, dass die for- 
melle C. ursprunglich die alleinige Erbschafts- 
antretungsform war, deren Mangel durch usucapio 
pro hercde geheilt werden konnte. So anspre- 
chend diese Vermutungen sind, so ergiebt sich ihr 
Inhalt doch nicht mit Sicherheit aus den Rechts- 
quellen. Es ist auch sehr wohl moglich, dass die 
Erbschaftsantretung noch alter ist als die andern 
Geschiifte, die aus der Periode des Formalismus 
stammen, und dass sie aus diesem Grunde formlos 
und ohne Frist war, dass ferner die Testatoren 
in der Zeit des Formalismus das Bediirfnis fiihl- 
ten, der Rechtsunsicherheit zu steuern und des- 
halb die Antretungsfristen und Antretungsformen 
der C. festsetzten, dass endlich das neueste 
Recht ihnen diese Befugnis zwar beliess, aber 
die stereotvp gewordenen Formeln der C. wie alle 



andern festen stilistischen Geschaftsformen weg- 
strich 

Ein Streben nach Abschwachung der Strenge 
des Cretionsformalismus hatte sich schon frtiher 
darin gezeigt, dass man eine C nur dann als per- 
fecta ansah , wenn der Erblasser eine Enterbung 
fur den Fall ihrer Nichtbeachtung angedroht hatte, 
jedoch wohl auch sonst nur dann, wenn der Erbe 
statt der formlichen C. wenigstens eine formlose 
10 Erbantretung vorgenommen hatte, ihm die Erb- 
schaft zusprach. Hatte aber der Erblasser einen 
Substituten (Ersatzerben) fur den Fall der vom 
Erben unterlassenen C. ernannt, so erschien es 
hart, seinen Substitutionswillen darum nicht zu 
beachten, weil er die Enterbungsformel als Strafe 
der versaumten C. hinzuzufugen vergessen hatte. 
Darum schlug man, um den Kampf gegen den 
Formalismus nicht in sein Gegenteil umschlagen 
zu lassen, fur diesen Fall einen Mittelweg ein 
20 und teilte, wenn der Erbe die C. zwar versaumt, 
aber doch wenigstens in formloser Weise die Erb- 
schaft angetreten hatte, den Nachlass unter dem 
Erben und dem Ersatzerben. Eine Constitution 
des Marc Aurel gab ihn jedoch dem Erben auch 
in diesem Falle ganz, schritt also in der Ungunst 
gegen die Cretionsform noch weiter vor. Ulp. 
XXII 34. Gaius tragt noch das altere Recht vor; 
vgl Puchta-Kriiger Inst. 1° 449 q. Litteratur. 
Karlowa R, Rechtsg. II 896ff. Schulin Lehrb. 
30 der rom. Rechtsg. 440. 447. 465ff. 476. Cuq Les 
institutions juridiques des Romains, Paris 1891, 
536, der gleichfalls mit der oben angefochten An- 
sicht die C. fur die ursprunglich alleinige Erb- 
antretungsform halt. Puchta-Kriiger Institu- 
tionenW II 448ff. Leonhard Instit. 354, 5. 

[R. Leonhard.] 
2) Comes rei militaris, befand sich 350 in der 
Umgebung des Kaisers Constantius (Cod. Theod. 
VII 1, 4). Im J. 361 commandierte er in Africa 
40 und bewahrte bei der Erhebung des Iulianus die 
Provinz dem Constantius (Ammian. XXI 7, A). 
Sein Sohn hiess Massancio und war Protector 
Domesticus (Ammian. XXVI 5, 14). ISeeck.] 

Cretonius (einige Hss., auch Scholien, Jahrb. 
fur Phil. Suppl. XXII 496, Cetronius), reicher 
Bauspeculant, dessen Sohn die Bauwut bis auf 
die Spitze treibt und dadurch das schon vermin- 
derte VermOgen vollstandig vergeudet, Iuven. 14, 
86—95. [Stein.] 

50 CreYeni (Tab. Peut. ; Crebems bcim Geogr. 
Rav. 206, 7), Station der Strasse Lissus-Dlpiana- 
Naissus in Dalmatien. Nach J. G. v. H aim Alba- 
nesische Studien 96 bei Han Waudese-Spazit an 
der Einmiindung der Gjoska (Gloska) in den Dnn, 
wo sich die Wege nach Djakova, Prizren und Sku- 
tari kreuzen. Vgl. W. Tomaschek Mitt, der 
geogr. Gesellsch. in Wien 1880, 550. Kiepert 
Formae orbis antiqui XVII. A. v. Domaszewski 
Arch.-epigr. Mitt. XIII 145. [Patsch.] 

i;ii Crexi (Plin. n. h. Ill 140 insulae eius sinus 
cum oppidis praeter supra significatas Absor- 
tium. Arba, Crexi. . . .1, die grossere der beiden 
die libumische Gruppe der Apsyrtides (s. d.) vor- 
nehmlich ausmachenden Inseln ; jetzt Cherso (kroat. 
Cres) im Quarnero. Bei Ptolem. U 16, 13 er- 
scheint C. als eine Stadt auf der Insel Apsorms 
(Lussin oder Gssero ; s. d.) : vfjaoi bi xagdxetrrai, 
if] [liv AtflovQviq. "Arpoggog, Iv y Jio/.eig dvo Kgiya 



1711 



Crexi 



Crimen 



1712 



"Ayjoooog, ein Irrtnm, der sich aus dor unmittel- 
baren Nahe der beiden Inseln, die nur durch den 
schmalen Canal Cavanella getrennt sind, erklart. 
Die Insel besass zwei gro'ssere Orte : 1) Apsorrus 
an der Siidwestkiiste, jetzt Ossero, das im Norden 
voin Canale d'Ossero und im Siiden vom Canale 
di Punta Croce bespiilt wird, dicht an der nach 
Lussin fiihrenden Briicke. Der Ort war verinoge 
seiner Lage an einem fur die Kiistenschifffahrt 
gut geeigneten Sunde sclion in vorromischer Zeit 10 
von Bedeutung (,praehistorische* Funde; Miinzen 
von Kerkyra. 0. Benndorf Arch.-epigr. Mitt. 
IV 76); in der Kaiserzeit bildete er eine Stadt - 
gemeinde mit duumviri quiiiquennales (OIL III 
3138), acdiles (GIL III 3138. 3139), decuriones 
(CIL III 3137) und der tribus Claudia (CIL III 
3140 vgl. 10128. Mommsen CIL III p. 399. 
I. W. Kubitschek Imperiuin Rom. tributim di- 
scriptum 106). Die grosse Zahl der hier gefun 



antiken Geographic 361. H. Cons La province 
Rom. de Dalmatie 206f. 333. [Patsch.] 

Crhcpstlni (?) , Volk in Germanien auf der 
Tab. Peut. genannt zwischen Chamavi und Chauci 
(Chad). Der Name ist verdorbt. Nach Zeuss 
Die Deutschen 382 (vgl. Miillcnhoff Deutsche 
Alt. Ill 382. 314) = Cherusci, wiihrend Much 
Deutsche Stammsitze 222 in ihnen die Friesen 
vermutet. Desjardins Table de Pout. 3. 

[Ihm.] 

Crimen. I. Sprachlich zu oerno und xqIvco 
gehorend und auf eine Wurzel skar, Iter = schei- 
den, unterscheiden, entscheiden (Fick Werterb. 
d. indog. Spr. I 239. II 65), zuriickgehend , be- 
deutet crimen zunachst wahrscheinlich das, wor- 
iiber entschieden wird, worauf die Entscheidung 
des Eichters sich bezieht, Rein Crini.-R. d. Rom. 
93. So ist crimen zunachst a) Anschuldigung, 
Vorwurf, in technischer Sprache die Strafanklage, 



denen Inschriften (CIL III p. 399. 1649. 2172), 20 Klage auf offentliche Strafe, ohne Rucksicht darauf! 



glandes (CIL III 10192. K. Zangemeister 
Ephem. epigr. VI p. 109. 110; aus dem J. 49, als 
C. Antonius auf Curictae [s. d.] blockiert wurde?), 
signierten Lampen (CIL III 10184, 1. 4. 5. 11. 
16. 28. 29. 39. 42. 47), Amphoren (CIL III 10185, 
4. 5), Gefasse (CIL III 10186, 2. 3. 8. 9. 12. 
14. 16. 20—22. 10194, 5), Miinzen und Anti- 
caglien verschiedener Art (Benndorf a. a. O. 
Nowotny und Sticotti Arch.-epigr. Mitt. XIX 



bei wem sie eingebracht wird und wer iiber sie ent- 
scheidet. Diese Bedeutung hat crimen z. B. in 
den Verbinduiigen crimen intendere, obicere, pro- 
bare, crimine postulare, accusare, teneri, damnari, 
crimini respondere, crimen audire, in crimen 
subscriberc u. a., vgl. z. B. Paul. V 17, 14 und 
Dig. Ill 2, 21. XXXVII 10, 13. XLVIII 10, 22 pr. 
Mod. Dig. XLVIII 15, 5. Pap. Dig. XLVIII 3, 
2 pr. Scaev. Dig. XXXVIII 2, 48. XLVIII 5, 15 pr. 



170ff.) sprcchen von grosser Betriebsamkeit der 30 Ulp. Dig. XL VII 1, 3. XLVIII 2, 6 und ausserdem 

BevoTkeruiig(vgl. ClLIUSlSQartificibus Miner.), ' ~ 

die mit illyrischen Elementen stark durchsetzt 

war (CIL m 3144. 10138). Bemerkenswert sind 

die langeren, zum Teil metrischen Grabinschrif- 

ten (CIL III 3141 [vgl. 10129]. 3146). Liber 

wurde auch hier verehrt (CIL III 10133); das 

Christentum scheint bald Eingang gefunden zu 

haben (CIL III 10135 [vgl. p. 2173]. 10142. 

10 143. Arch.-epigr. Mitt. IV 82). Im Mittelalt. 



etwa Cic. pro Plane. 4; pro Cluent. 19; pro Gael. 
30. 56; in Vatin. 41. Tac. aim. II 50. Ill 44; 
hist. I 77. Plin. ep. II 11. X 66. Besonders 
haufig sind Verbindungen von crimen mid aeeu- 
satio; crimen stent auch geradezu fur und ab- 
wechselnd mit aeeusatio Gai. Ill 213. Dip. Di«- 
XIII 7, 36, 2. XLVIII 5, 18, 2. 19, 32. Gord. 
Cod. lust. IX 34, 3. Sever, u. Carac. Cod. lust. 
IX 41, 1; dabei nimmt es gelegentlich sichtbar 



war Apsorrus angesehener Bischofsitz. Der Stadt 40 die Bedeutung von Strafklagerecht, Moglichkeit 



wird die gleichnamige Insel und das Eiland 
Sansego, wo CIL III 3147 (vgl. Arch.-epigr. 
Mitt. XIX 170): Sex. lulius CCf. Niger, aed., 
(duumjvir gefunden wurde, attribuiert gewesen 
sein. 2) Caisole (oppidum Capisuli, Causularum 
im Mittelalter) an der Nordostseite der Insel, dessen 
antiker Name unbekannt ist. Dass er stadtiseh 
organisiert (Mommsen CIL III p. 399) und friih- 
zeitig romanisiert war, beweist CIL III 3148 (vgl. 



der Anklage, an, so in Wendungen wie crimen 
cessat (Ulp. Dig. XIII 7, 36, 1), crimen nascitur 
(Dip. Dig. XLVIII 15, 1. Gord. Cod. lust. IX 
2, 9, 1). crimen excluditur (Diocl. u. Maxim. Cod. 
lust. IX 22, 12). 

Erheblich seltener, und erst in nachclassischer 
Zeit haufiger werdend ist der Gebrauch von crimen 
im Sinn von b) strafbares Vergehen, eine Rechts- 
verletzung, die im Wege des Strafprocesses mit 



10131): Ti. Caesar [ej Aug. f. August*, ponft.] 50 Anklage veri'olgt werden kann; diese Bedeutun: 



max. [C] Aemilius Vols. f. Lncla ('<). L.F'm/eiu, 
Q. f. liufas (duum)riri porticum curiam d. d. fa- 
ciendum curarere idque prohar fercj . Zugleich 
bilden diese Inschrift und CIL III 3149 den Be- 
weis fur die Fortdauer der epichorischen lievol- 
kerung. Unter den Biirgern treten die Fontei 
(CIL III 3148. 3149) hervor. Atilii kommon hier 
(CIL III 10147) und in Apsorrus (CIL III 10137 1 
vor. Ein dritter Ort wird sich an Stelle der 



hat crimen in den Verbindungen crimen com- 
mitlere. admittere, contrahere, crimen eruere. in 
crimine deprehendi, pro crimine punire, crimi- 
nis snspicio, conscientia. socius u. a., vgl. z. B. 
Ulp. Dig. XLVIII 5, 30. 5. 12. 12. Papin. Dig. 
XLVIII 2, 22. Ulp. Dig. XXVIII 3. 0. 7. XLVIII 
18. 1 pr. Constant. Cod. lust. Ill 24. 1. Honor, 
u. The.. 1. Cod. Iu.,t. IX 47, 24. Sev. u. Carac. 
Cod. lust. VI 2. 2. Diocl. u. Maxim. Cod. lust. 



jctzigen Hauptstadt der Insel, Cherso, befunden 00 VII 16. 37; au serdem etwa Cic. pro Cael. 23; 



haben; vgl. CIL III 3151 (vgl. 10132). 3152. 
3154. 3155. 10134 mit zum Teil cinheimisclien 
Namen. Fortis Saggio d'osservazioni supra l'isola 
di Cherso ed Osero, Venedig 1771. Benndorf 
Arch.-epigr. Mitt. IV 73ff. P. Sticotti ebd. XVI 
32ff. E. Nowotnv und Sticotti ebd. XIX 
170ff. Bulic Bull.'Dalm. VIII 132. Kiepert 
Formae orbis antiqui XVII und Lchrbucli der 



divin. in Caec. 31. 32. Tac. aim. Ill 60. IV 20. 
XIII 26. In anderen Wendungen nimmt es da- 
bei die Bedeutung von Schuld an, so in criminis 
capax (Honor, u. Theod. Cod. lust. I 6, 2), in 
crimine ease ['Paul. Dig. IX 2, 30, 3), crimine 
carere il.'lp. Dig. IV 2, 14, 3) u. a. 

Xoch seltener bedeutet crimen c) den ganzen 
Strafproecss, criminal is causa, die auf aeeusatio 



1713 



Crimen 



Crimen 



1714 



bin eingeleitete Verfolgung und Untersuchung, so 
etwa in Verbindungen wie in crimine defendere, 
torquera. eondemnare. suspenso crimine u. a., 
s. Mod. Dig. XLVIII 2, 17. Arc. Char. Dig. 
XLVIII 18, 10, 1. Ulp. Dig. XXIX 5, 21 pr. 
XLVIII 19, 5 pr., und namentlich da, wo crimen 
etwa privatum, indicium, causa cioilis u. ahnl. 
gegenubergestellt werden, vgl. z. B. Ulp. Dig. 
XL VII 20, 3, 1. XLIX 9, 1. Valer. Cod. lust. 
Ill 8, 3; vgl. etwa noch Cic. Verr. V 22. 23; pro 
Sest. 87. 

Im strengen Sprachgebrauch wird crimen durch- 
aus getrennt von delictum (s. d.): ersteres be- 
deutet das Unrecht. das durch offentliche Anklage 
(aeeusatio) im Wege des Strafprocesses verfolgt 
und mit offentlicher Strafe geahndet wird; letzteres 
das L'nrecht, das durch Privatklage (actio) im 
Wege des Civilprocesses verfolgt und mit Privat- 
strafe geahndet wird. Insofern ist jedes crimen : 
publicum, jedes delictum, '.privatum; so erklaren 
sich Gegenuberstellungen wie delictum — publi- 
cum crimen, actio — crimen u. ahnl., vgl. z. B. 
Ulp. Dig. XXI 1, 17, 18. XLVII 8, 2, 24. XLVIII 
2. 15. Pompon. Dig. XL 7, 29 pr. Hermog. Dig. 
XLVII 19, 5. Paul. Dig. IV 8, 32, 6. Nov. Mart. 
1,1. Der strenge Sprachgebrauch wird aber nicht 
selten ausser acht gelassen; so steht ziemlich 
haufig delictum fur crimen (s. den Art. Delic- 
tum), seltener crimen fur delictum (Pri vat delict), 
z. B. Gai. Ill 197. 208. IV 178. Paul. Dig. Ill 
2, 5. IV 3, 16. XIX 2, 45, 1. Ulp. Dig. IV 2, 

14, 3. XVI 3, 1, 4. XLII 5, 31. 2. Pap. Dig. 
XLVIII 5, 6pr. Hadr. (Callistr.) Dig. XLVIII 

15, 6 pr. Zeno Cod. lust. Ill 24, 3 pr. ; noch 
seltener ist die "Verwendung von actio fur aeeu- 
satio, s. Ulp. Dig. IX 2, 23, 9. XLVIII 13, 11. 
Pap. Dig. XLVII 20, 1. Macer Dig. XLVIII 16, 
15, 3. Marcian. Dig. XLVII 19, 3. Val. Grat. 
u. Valent. Cod. lust. IX 31, 1. Theod. Arcad. u. 
Honor. Cod. Theod. II 26, 5. 

Litteratur. Birnbaum t'ber d. Untersch. zw. 
crimen und delictum etc., N. Archiv d. Crim.-R. 
VIII 396—443. 643—713. IX 339—429. Rein 
Crim.-R. d. Rom. 93-98. Voigt XII Tafeln I 380. 
381. B i n di n g Giuiidriss zu Vorlesg. iib. dtscb. 
Strafr. §1. Pemice Labeo 112 12—14. 

II. E in t ei In n ge 11. Eine E'mteilung der 
crimiim in leeiora und afrociora hat nur in- 
sofern Bedeutung als erstere vom Magistral de 
piano behandelt werden konnen. wiihrend letztere 
pro tribunali entschieden werden miissen , Ulp. 
Dig. XLVIII 2, G. vgl. I 16, 9. 3. Capifalia cri- 
miim sind diejeiiigen. deren Strafe eine capitale 
ist 1-. Art. Poena), vgl. z. B. Callistr. Dig. L 
13. 5 pr. Mod. Dig. XLVIII 2, 17. Ulp. Dig. 
XXXVIII 2, 14. 3. XXI 1, 23. 2. Paul. Dig. 
XLVIII 1, 2. Alex. Cod. lust. IX 2. 3. Die 
wichti^ste Einteilung ist diejenige in criminn 
pnbli'-a und criminn extraordinarin. 

ai (.'rimen publicum oder auch crimen legi- 
11 mam 1 Ulp. Dig. XLVII 20. 3, 2) ist zunachst 
= crimen publici iudicii ipublicorum iudicio- 
ruiui, wobei wiederum als indicia publica gelten 
die indicia , quae ex legibus iudiciorum puhli- 
coruni veniunt, Macer Dig. XLVIII 1. 1, vgl. 
XLVII 15, 3. 3. Leges iudiciorum /mb/icm-uin 
sind Volksschlusse [lex im alten Sinne), .lie fur 
emeu mehr oder minder genau bezeichneten Ver- 



breclienstliatbestand eine absolut bestimmte Strafe 
androhen, das Verfahren bei Anklagcn wegen solcher 
Verbrechen ordnen und die Entscheidung einem 
standigen Schwurgerichte zuweisen, iiber dessen 
Bildung genaue Vorschriften getroffen werden ; sie 
beschlagen somit zugleich Strafrecht, Strafprocess 
und Gerichtsverfassung; Beispiele solcher leges 
tudiciorum plublicoriim : lex Cornelia tie sieariis 
et veneficis, lex Pompeia de parricidiis, lex lu- 
ll) Ha maiestatis u. a. Die Schwurgerichte heissen 
iudicia publica (s. Naheres unter Art. I u d i c i u m), 
die Anklage, welche vor ihnen erhoben wird, eben- 
so dor Gegenstand dieser Anklage, d. i. das Ver- 
brechen, heisst crimen publici iudicii, publicum, 
legitimum. Den leges iudiciorum publieorum 
stehen an Bedeutung gleich die sie erganzenden Se- 
natsschliisse der Kaiserzeit, die gewohnlich den ge- 
setzlichen Verbrechensthatbestand erweitern, etwa 
mit der Formulierung ut qui . . . fecerit , lege 
20 (z. B. Cornelia de falsis) teneatw oder poena 
legis . . . teneatur oder in causa sit, ac si lege. . . 
facinoris noxius fuerit; auch die so eingeffihrten 
Anklagen sind crimina publica, Macer Dig. XLVII 
13, 2, vgl. XLVII 15, 3. 3. Ulp. Dig. XXIX 5, 
3, 12. Marcian. Dig. XLVIII 10, 1, 7. Auch in 
kaiserlichen Constitutionen, und zwar in Edicten, 
begegnen zweimal ahnlicheFormulierungen, Claud, 
bei Callistr. Dig. XLVIII 10, 15 pr. Traian. bei 
Ulp. Dig. XLVII 11, 6, 1, wahrscheinlich sind 
30 aber diese Edicte in Senatsbeschliisse aufgenom- 
men worden, vgl. Callistr. a. a. O. (edicto praeeepit, 
adiciendum legi Corneliae) und Alex. Cod. lust. 

IX 23, 3. Die Strafe ist bei den crim,ina publica 
durch das Gesetz absolut bestimmt; der Richter 
darf an der poena legitima nichts andern , Ulp. 
Dig. XLVII 20, 3, 2. Marcian. (Pap.) Dig. XLVIII 
16, 1. 3. Die Gerichtsverfassung besteht in einem 
regelmiissig von einem Praetor geleiteten Schwur- 
gericht (quaestio) .gleichsam einem Volksausschuss' 

40(Wachter); vgl. die Art, Iudicium. Quaestio. 
Das Verfahren ist ein reiner Accusationsprocess; 
die Anklage steht nicht nur dem Verletzten, son- 
dern regelmassig cuivis ex populo zu; mit dieser 
Freigebung der Anklage wird auch der Name indi- 
cium publicum in Verbindiing gebracht , Ulp. 
Dig. XXIII 2, 43, 10. Mod. Dig. XLVIII 10, 
30, 1. Constant, Cod lust. IX 9, 29. lust. Inst, 
IV 18, 1. Die Anklage selbst ist an bestimmte 
Formen gebunden (sollemnia accusal ionis). Paul. 

50 Dig. XLVIII 2, 3 pr. Alex. Cod. lust. IX 1. 3. 
Diocl. u. Maxim. Cod. lust. IX 12, 3. Symmach. 

X 49 : vgl. den Art. A e c u s a t i o. Allgemeine, 
fur alio iudicia publica- berechnete Bestimmungen 
iiber das Verfahren , namentlich fiber Anklage- 
fahigkeit und verwandte Capitel, enthielt die lex 
Iulia iudiciorum publieorum, wahrscheinlich eine 
allgemeine Strafprocessordnung des Augustus aus 
dem J. 737 = 17 (Wlassak Rjiii. Proeessgesetze 
I 18111 1. 

00 Als Besonderheiten der crimina publica wer- 
den envahnt: sie setzen alle dolose Begehung 
voraus; dabei wird culpa lata dem dolus nicht 
gleichgestellt, Paul. Dig. XLVIII 8, 7: der Ver- 
urteilte wird infam, Macer Dig. XLVIH 1, 7. 
Ulp. Dig. Ill 2, 13, 8. XXIII 2, 43, 12; er ver- 
liert die Anklagefiihigkeit. Ulp. Dig. XLVIII 2, 4. 
Cber calumnia bei crimina publica s. den Art. 
alum 11 i a. 



1715 



Crimen 



Crimen 



1716 



1717 



Crimen 



Criobolium 



1718 



b) Crimen extraordinarium ist zunachst jedes 
crim,em, das nicht crimen publicum ist und nicht 
durch eine lex publiei iudieii, sondern durch einc 
andere Rechtsquelle eingefiihrt ist; die Quellen 
stellen den crimina quae leyibus coercentur die 
crimina quae extra ordinem coercentur gegeniiber. 
Alex. Cod. lust. Ill 15, 1; vgl. Dip. Dig. XLVII 
15, 6. Beispiele: abigeatus, eoneussio, dardana- 
riatus, stellionatus. Eingefflhrt sind diese cri- 
mina extraordinaria vorwiegend durch kaiser- 
liche Constitutionen ; aucl) Gewohnheitsrecht wird 
als Quelle genannt, Macer Dig. XLVII 15, 3 pr., 
vgl. Paul. V 4, 6. Senatusconsulta erscheinen 
regelmassig als Amendements zu leges iudiciorum 
publicorum und begriinden so crimina publica 
(s. o.), nur ausnahmsweise erzeugen sie crimina 
extraordinaria, so die oratio Marei bei Mareian. 
Dig. XLVII 19, 1. Innerhalb der kaiserlichen Ge- 
setzgebung kommen namentlich die kaiserlichen 
Instructionen an die Provincialstatthalter {man- 
data) in Betracht, Mareian. Dig. XLVII 22, 1. 3. 
XLVIII 3, 6, 1. 13, 4, 2 (vgl. Dip. Dig. I 18. 
13 pr.). Mod. Dig. XXXVII 14, 7, 1. Ulp. Dig. 
XLVII 11, 6pr., weiterhin die Instructionen an 
den Praefectus urbi, dessen Competenzen fort- 
schreitend erweitert werden, tit. Dig. I 12. Dip. 
Dig. 1 15, 4,1. XLVII 11, 8. XLVIII 19, 2, 1. Coll. 
XIV 2, 2. 3. Mareian. Dig. XLVII 19, 3; schliess- 
lich, namentlich seit Hadrian, die Rescriptsthatig- 
keit der Kaiser, s. z. B. Ulp. Dig. XLVII 14, 1 pr. 
Callistr. Dig. XLVII 21, 2. Dig. XLVIII 10, 31. 
3, 12. Mareian. Dig. XLVII 11, 4. XLVIII 7, 1, 2. 

Die staatsrechtliche Begriindung und Bedeu- 
tung der crimina extraordinaria ist nicht ganz 
klar; wahrscheintich bildet den Ausgangspunkt 
das im magistratischen Imperium enthaltene Coer- 
citionsrecht. Schon in republicanischer Zeit steht 
neben der iudicatio die eoercitio (s. d.), neben 
der poena die multa, neben dem nach Verbrechens- 
thatbestand. Strafe, Verfahren normierten gesetz- 
lichen Strafrecht das solcher Normierung bare 
Amtsstrafrecht; die magistratische Coercition ffillt 
die Liicken des gesetzlichen Strafrechts aus. An 
dieses Coercitionsrecht kniipft die kaiserliche Ge- 
setzgebung an, wie denn auch der Ausdruck coer- 
ccre besonders hauflg fur die crimina extraordi- 
naria verwendet wird und einige der letzteren 
nachweislich aus Bussfallen herausgewachsen sind; 
,man darf daher sagen , dass die Anfiinge des 
kaiserlichen Strafrechts auf dem Gebiet der Polizei 
liegen; man kOnnte sogar vermuten , dass die 
Kaiser und ihre Beamten bei ihren Eingriffen be- 
wusst an das alte Multreeht anknupfen , um da- 
mit einen verfassungsmassigen Anhalt zu gewin- 
nen' (Pernice Labeo 112 18). Jedenfalls ist die 
Ausbildung und zunehmende Erweiterung dieses 
Gesetzgebungszweiges fur die Geschichte des Prin- 
cipats von grosster Bedeutung; der Kaiser macht 
dem Senat Concurrenz, in dessen Hand bisher die 
Weiterbildung des gesetzlichen Strafrechts (Sena- 
tusconsulte iiber crimina publico s. o.) gelegt 
war; andrerseits wird die Magistratsgewalt durch 
die kaiserlichen Anweisungen in Schranken ge- 
halten und dirigiert. Man kann die so geschaf- 
fenen crimina extraordinaria in zwei Gruppen 
einteilen; zum Teil sind es Verbrechen, fiber deren 
Ahndung gesetzliche Normen bisher iiberhaupt 
nicht bestanden, zum Teil Privatdelicte, die nun- 



mehr durch Offentliche Anklage verfolgt werden 
kOnnen. Bezuglich der zweiten Gruppe ist zu 
bemerken : Zunachst werden schwerere Falle von 
Diebstahl , Sachbeschadigung , dolus , die bisher 
nur Privatdelicte waren , als crimina extraordi- 
naria erklart und verfolgt und mit besonderen 
Namen ausgestattet , so abigeatus , effractura, 
stellionatus; sodann bildet sich — spatestens im 
Beginn des dritten Jahrhunderts — der Grund- 

lOsatz, dass wenigstens bei Diebstahl und Injurie 
allgemein der Verletzte die Wahl haben soil zwi- 
schen Anstellung der PrivatstraJklage und Er- 
hebung der offentlichen Anklage {crimen extra- 
ordinarium), Dip. Dig. XLVII 1, 3. XLVII 2, 93. 
Hermog. Dig. XLVII 10, 45. Paul. Dig. Ill 2, 21. 
lust. Inst. IV 4, 10. Wo crimina extraordinaria 
aus Privatdelicten herausgewachsen sind, kommt 
dieser Ursprung noch an mehreren Punkten zum 
Durchbruch; s. u. die Behandlung des Anklage- 

20 rechts und der Infamie. Die Strafe der crimina 
extraordinaria ist durch das Kaisergesetz regel- 
massig nicht absolut bestimmt, genauer z. B. Hadr. 
bei Callistr. Dig. XLVII 21, 2. Sev. u. Carac. bei 
Paul. Dig. XLVII 15, 6; regelmassig wird die 
Strafe entweder ganz dein Ermessen (liberum 
arbitrium statuendi) des Richters ilberlassen, der 
pro modo admissi, prout quisque deliquerit u. s. w. 
Strafe verhangen soil, Ulp. Dig. XLVII 18, 1, 1. 
Mareian. Dig. XLVlIl 13, 4, 2. Paul. Dig. XLVIII 

30 19, 37 ; oder die Strafe wird nur maximal be- 
grenzt (dummodo ne poenam . . [z. B. operis 
publiei temporarii] egrediatur), Ulp. Dig. XLVII 
17, 1. 18, 1, 2. 20, 3, 2. Ulp. Coll. leg. Mos. 
et. Rom. VII 4, 1. Paul. V 4, 17. Gerichtsver- 
fassung: Der kaiserliche Beamte fungiert alsEinzel- 
richter, hOchstens von einem freigewahlten Beirat 
(s. die Artikel A dsessor, Consilium) unter- 
stiitzt. Das Verfahren ist ein amtsrechtliches 
Cognitionsverfahren ; auch hier wird zwar von 

40 einer Anklage gesprochen, s. z. B. Mareian. Dig. 
XLVII 19, 1. Ulp. Dig. XLVII 11. 3; diese An- 
klage scheint abcr zunachst an die bei crimina 
publica vorgeschriebenen FOrmlichkeiten der An- 
klage nicht gebunden zu sein und war wohl von 
Anfang an nicht immer nOtig; es kann namlich 
kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Anfange 
des Inquisitionsprocesses auf dem Gebiet der cri- 
mina extraordinaria zu suchen sind; man ver- 
gleiche hierzu namentlich das Verfahren in den 

50 Christenprocessen und etwa den Wortlaut der 
Mandate bei Mareian. Dig. XLVIII 13, 4, 2 (vgl. 
Ulp. Dig. I 18, 13). Ulp. Dig. XLVII 11, 6 pr. 
und Ulp. Dig. I 15, 4. Die Befugnis, Anklage zu 
erheben. war da, wo mit dem crimen extraordi- 
narium die Privatstrafklage concurrierte , jeden- 
falls dem Verletzten vorbehalten ; dass diese Be- 
schriiiikung des Anklagerechts auch bei den iibri- 
geii crimina, extraordinaria gegolten habe, wird 
von den meisten (z. B. Wachter. Binding) 

00 angenommen , liisst sich aber aus den Quellen 
kaum nachweisen; wahrscheinlicher ist, dass in 
diesem ireieren Verfahren iiber die Zulassung und 
Anhandnalime der Anklage der erkennende Richter 
entschied, dass die Anklage iiberhaupt von Anfang 
an niehr den Charakter der Denuntiation hatte 
und, wie bei der Coercition, der Willkilr des Ma- 
gistrats in der Ordnung des Verfahrens in grossem 
Unifang Raum gegeben war. Man vgl. ausser 



den Christenprocessen etwa die Criminalprocesse 
auf agyptischen Papyri und zu diesen Momm- 
sen Ztschr. d. Savigny-Stiftg. XVI 181—195. 
Mitteis Herm. XXX 571. 572. Die Bestim- 
mungen der lex Iulia iudiciorum publicorum 
gelten fur crimina extraordinaria nicht. Ver- 
urteilung hat keine Infamie zur Folge, sofern das 
crimen extraordinarium nicht aus einem Privat- 
delict stammt, bei welchem Verurteilung infam 
macht, Macer Dig. XLVHT 1, 7. Ulp. Dig. Ill 
2, 13, 8; der Verurteilte wird nicht accusations- 
unfahig; neben Fallen doloser Begehung gelangen 
hier auch schwerere Falle fahrliissiger Begehung 
zur Ahndung, Paul. V 23, 12, vgl. mit Paul. Dig. 
XLVIII 8, 7, ausserdem etwa Ulp. Coll. leg. Mos. 
et Rom. I 6. 11. Uber calumnia bei crimina 
extraordinaria vgl. Art. Calumnia. 

Im Laufe der Entwicklung sind crimina extra- 
ordinaria und publica, einander immer mehr ge- 
niihert worden. Es kam vor, dass ein Verbrechen 
sowohl im Weg des crimen extraordinarium als 
im Weg des crimen publicum verfolgt werden 
konnte, Macer Dig. XLVII 13, 2. Mareian. Dig. 
XLVTII 7, 1, 2. Senec. de clem. II 1. Diocl. u. 
Maxim. Cod. lust. IX 2, 11. Mit dem Untergang 
der Schwurgerichte (wahrscheinlich unter Septi- 
inius Severus, vgl. den Art. Quaestio) verschwand 
der Unterschied in der Gerichtsverfassung; auch 
iiber die crimina publica urteilen nunmehr die 
Magistrate als Einzelrichter: de iudiciis publicis 
extra ordinem cognoseunl. Macer Dig. XLVIII 
16, 15, 1. Paul. Dig. XLVIII 1, 8; dagegen blieben 
die iibrigen Verschicdenheiten bestehen, Paul. a. 
a. 0. ; durante tamen poena legum , cum extra 
ordinem crimina probantur. Immerhin finden sich 
auch hier erhebliche Annaherungen. Der Richter 
scheint fur die Bemessung der Strafe — ahnlich 
wie bei den crimina extraordinaria — nunmehr 
auch bei den crimina publica freiere Hand zu be- 
kommen, vgl. Ulp. Dig. XLVIII 19, 13. Macer Dig. 
XLVIII If, 7, 3. 16. 15, 1. Ulp. Dig. XLVIII 19, 

1, 3. Coll. leg. Mos. et Rom. XII 5. Umgekehrt 
scheinen Bestimmungen von den crimina publica 
auf die crimina extraordinaria ubertragen worden 
zu sein, so namentlich die gegen Missbrauch des 
Anklagerechts gcrichteten Formlichkeiten der An- 
klageerhebung (subscriptio in crimen u. s. w.); 
s. Ulp. Dig. XLVII 1,3. 2, 93, vgl. XLVIII 

2. 7 pr. , und der Ausschluss der Stellvertretung, 
Zeno Cod. lust. IX 35, 11. Xov. Valent. 34, 1, 1. 
Cber die Behandlung der calumnia s. den Art. 
Calumnia. Kaisergesetzo aus spaterer Zeit er- 
lassen Bestimmungen iiber crimina schlechthin ; 
Mareian behandelt in seiner Schrift de iudiciis 
publicis auch die crimina extraordinaria, die er 
allerdings durch die Anordnung noch von den 
crimina publica trennt (vgl. die Zusammenstellung 
dereinschlagigenFragmentebeiLenelPalingenes. 
iur. civ. I 675—680): ahnlich reiht Ulpian de of- 
ficio proconsulis (bei Lenel II 975-986) die cri- 
mina extraordinaria an die crimina publica an. 

^vichtsdestoweniger hat die Unterscheidung 
noch im iustinianischen Recht praktische Bedeu- 
tung ; als Besonderheiten der crimina extraordi- 
naria scheinen immer noch betrachtet zu werden: 
die grossere Freiheit des Richters bei der Straf- 
zumessung, der Michteintritt der Infamie im Falle 
der Verurteilung, der bei leichteren Fallen mBg- 



liche Verzicht auf die sollemnia aceusationis (Arcad. 
u. Hon. Cod. lust. IX 37, 1 und Cod. Theod. II 1, 8) 
und die Beschrankung des Anklagerechts auf die 
Person des Verletzten, wenigstens bei den aus 
Privatdelicten hervorgegangenen crimina extra- 
ordinaria. Gerade mit diesem letzten Punkt 
hangt zusammen, dass noch in den letzten Jahr- 
hunderten der Kaiserzeit mehrmals crimina als 
crimina publica eingefuhrt werden mit dem Be- 
10 merken , dass die Anklage jedermann zustehen 
solle, Constant. Cod. lust. IX 11, 1. Arcad. u. 
Honor. Cod. lust. I 3, 10. Nov. Valent. Ill 17, 
2 (sitque publicum crimen et omni volenti . . talcs 
arguere facultas). 22, 8. 

Litteratur: Rein Criminalrecht d. Rom. 98 
-111. Geib Gesch. d. rem. Crim.-Proc. 393—411. 
Rudorff Rem. Rechtsgesch. II 346— 348. Wach- 
ter Beilagen zu Vorlesg. iiber deutsch. Strafr. 
I 57—66. Binding De nat. inquis. proc. crim. 
20 Rom. (1864) und Grundriss zu Vorlesg. iib. gem. 
deutsch. Strafr. I §5. Schulin Rom. Rechts- 
gesch. 148—154. Mommsen Religionsfrevel nach 
rom. R. in Sybels hist. Ztschr. LXIV (N. F. XXVIII) 
389ff. Pernice Labeo IP 14-18. [Hitzig.] 

Crimen expilatae hereditatis (Dig. XLVII 
19. Cod. IX 32) ist ein crimen extraordinarium 
(s. Crimen), die Nachlasspliinderung, nach einer 
oratio divi Marei strafbar. Die Straflosigkeit 
der Nachlasspliinderung entstammte dem alten 
30 Rechte , das ein solches Verhalten jedenfalls fiir 
bona vacantia (s. d.) gestattete. Eine Erbschafts- 
pliinderung konnte sogar durch usucapio pro 
herede(sA.) zu einem ErwerbedesWeggenommenen 
hinfuhren; vgl. auch Karlowa R. Rechtsg II 
898. Ihre Bestrafung war daher erst moglich, 
seitdem diese usucapio als unzulassig angesehen 
wurde und ihre Kraft verlor. Aber auch dann 
erhielt sich noch die alte Anschauung, dass an 
der Nachlasssache ein furtum nicht mOglich sei, 
40 so dass die Nachlasspliindening als ein besonderes 
Delict geahndet werden musste. Dig. XLVII 19, 
6. Cod. IX 32, 6. Gegen Miterben war es nicht 
verfolgbar, weil gegen diese die Erbschattsteilungs- 
klage genugte. Cod. Ill 36, 3; vgl. Leonhard 
Institutionen 357, 4. [R. Leonhard.] 

Crinagoras, Crinas s.Krinagoras.Krinas. 

CrindaYinus portus ad ripam fluminis Bho- 
dani auf einer in Nemausus gefundenen Inschrift, 
CIL XII 3313. Nahere Lage nicht bestimmbar. 
50 [Ihrn.] 

Crinitus, angeblich Beiname des Kaisers 
Traian (Eutrop. 8, 2. Lydus de mens. IV 23 p. 81 W.), 
s. Ulpius. (G roa gO 

Crino, Ort (Helvetien ?) beim Geogr. Rav. IV 
26 p. 232 (var. Criuo). Unbekannt. [ Inm -1 

Crino volum, untergegangene Ortschaft in 
Umbrien bei Plin. Ill 1H. [Hiilsen.] 

Crinsiani I '?) verzeichnet die Veroneser Volker- 
tafel XIII 11 unter den gentes barbarae quae 
60 pullulaverunt sub imperatoribus zwischen den 
Camari (d. h. Chamavi) und Amsivari. Der Name 
ist entstellt, die Herstellung unsicher (Friesen? 
Campsianil). C. Miiller Ausg. d. Ptolem. I 1, 
259. Mullen hoff Deutsche Altertumsk. Ill 31 3f. 

[Ihm.] 

Crioboliunir Der Widder war dem Attis 
gewidmet, wie der Stier der Kybele, und als 
in Rom das Taurobolium (s. u.) vom officiellen 



1719 



Crisida 



Crispinus 



1720 



Dienst der Magna mater adoptiert wurde, wurde 
•es duroh ein zweites Opfer erganzt, das man dem 
Kultgenossen der phrygischen Gottin darbrachte. 
Die untergeordnete Bedeutung des C. ist, schon 
daraus Mar, dass es auf den Insehriften gewOhn- 
lich nur neben (Ausnahmen CIL VIII 8203 [nicht 
2230]. IX 1538. XIV 41; vgl. auch IX 305 crio- 
bolium et aemobolium) und dann regelmiissig 
nach dem Taurobolium erwahnt wird , wahrend 
dieses oft allein erscheint (vgl. auch Firm. Mat. 
de err. rel. 27 , 8 tauribolium vel eriobolium). 
Gerade die altesten Denkmaler (CIL X 1596 vom 
J. 134 n. Chr. Wilmanns 119 vom J. 160. CIL 
XIV 40 u. s. w.) nennen das C. nicht, es taucht 
erst am Anfang des 3. Jhdts. auf (CIL IX 1538 
vom J. 228. VIII 8203 vom J. 222—235. II 5521 
vom J. 238. XII 1567 vom J. 245), so dass man 
kaum daran zweifeln darf, dass es eine SchOpfung 
der romischen Kaiserzeit ist. Es verbreitete sich 
mit dem Ritus des Tauroboliums in Italien (Ostia 
XIV 41 \crinobolium] ; Chieti IX 3015; Bene- 
ventum IX 1538), Gallien (Vasio XII 1311 [crio- 
polium]; Valence 1745), Spanien (Corduba II 
5521 [erionis bolium]) und Africa (Milev VIII 
8203; Mactar, Rev. archeol. 1892, II 298; An- 
nouna, ebd. 1895, 1 139 [creobolium], aber CIL VIII 
2230 ist anders zu lesen) und wurde in Rom bis 
zum Ende des Heidentums bcgangen (CIL VI 
499. 501—505. 508—510 [von 295—390 n. Chr.]. 
Kaibel IGI 1018. 1020). Dieses Opfer wird ohne 
Zweifel sowohl in seinem Charakter wie in der Be- 
deutung, welche man ihm beilegte. dem Tauro- 
bolium (s. d.) ahnlich gewesen sein. [Cumont] 

Crisida s. Chrysis. 

ad Crispas, nach Itin. Ant. 13, 4 Station 
an der Strasse zwischen Siga und Gilva, in Mau- 
retania Caesariensis. [J. Schmidt.] 

Crispiana, Strassenstation in Pannonia su- 
perior, XXV m. p. von Arrabona (Raab) entfernt 
(Itin. Ant. 267). Mommsen CIL III p. 432. 
Kiepert Formae orbis antiqui XVII. [Patsch.] 

(rispiiiianns s. Praecellius. 

Crispinilla. 1) S. CalviusNr. 4u. Marcius. 

2) Crispinilla, Mutter des C. Valerius C. f. 
Terentianus, cftarissimus) [ifiivenisj] , CIL III 
1989 Salonae. [Groag.] 

Crispilliiis. ('. Crispinius Hilarus aus Fae- 
sulae, ex ingenua plebe, hat mit seiner ungewcihn- 
lich zahlreichen Nachkommenschaft am 11, April 
749 = 5 auf dem Capitol geopfert, Plin. n. h. 
VII 60. [Stein.] 

Crispinus. 1) S. Antonius Nr. 47, Brut- 
tius Nr. 4 und 9, Caepio Nr. 3ff., Clodius 
Nr. 28, Curtius Nr. 16, Gallus, Lorenius, 
Novius, I'lotius, Procilius, Quinctius, 
Rufrius, Rutilius, Tullius, Varius, Vettius. 

2) Crispinus, Cognomen folgender Consuln der 
Kaiserzeit : a) T. Quinctius Crispinus Sulpicianus, 
cos. ord. im J. 745 = 9 v. Chr. mit Nero Clau- 
dius Drusus. b) T. Quinctius Crispinus Valerianus, 
cos. suffectus 2 n. Chr. mit P. Cornelius Lentulus 
Scipio. cl A. Caepio Crispinus, cos. suff. 96 n. Chr. 
mit Q. Asinius Marcellus. d) C. Clodius Crispinus, 
cos. ord. 113 n. Chr. mit L. Publilius Celsus 
cos. II. e) L. Novius Crispinus Martialis Satur- 
ninus. cos. suff. wahrsoheinlich im J. 150. f) L. 
Bruttius Qu'mtius Crispinus, cos. ord. im J. 187 
mit L. Roscius Aelianus. g) C. Bruttius Cris- 



pinus, cos. ord. 224 mit Ap. Claudius Iulianus 
cos. II. 

3) Crispinus (Herodian. VIII 2, 5ff. Hist. Aug. 
Maximin. 21, 6; Max. et Balb. 12, 2) s. L. Lo- 
renius Crispinus. [Groag.] 

4) Crispinus, Centurio im niedergermanischen 
Heer, der die TOtung des Legaten Fonteius Ca- 
pita (im J. 68) vollzogcn hatte und dafiir spater 
liingerichtet wurde, J. 69 n. Chr., Tac. hist. I 58. 

10 5) Crispinus, Wiirdentrager unter Domitian, 
wird von Iuvenal aufs grimmigste angegriffen. 
Er war in Agypten geboren, den untersten 
Volksschichten entstammt: pars Niliacae plebis 
verna Canopi nennt ihn Iuven. 1, 26; vgl. 4, 
24 patria . . . papyro, 33 munieipes .... siluros ; 
dass das beriichtigte Canopus nur zum Spott ge- 
braucht ist und nicht seine wirkliche Vaterstadt 
bezeichnen muss, gebt auch aus Mart. IV 99, 2 
tua Memphis hervor (von "der Angabe des Scho- 

20 Hasten zu Iuven. 4, 24, dass er Papierhandler 
aus Alexandria sei. beruht zum mindesten der 
erste Teil auf Missverstiindnis). Bei Domitian 
bekleidete er spater eine Vertrauensstellung ; denn 
in dem bekannten von Iuvenal fingierten Staatsrat 
Domitians in der Albanervilla ist er ausser Cor- 
nelius Fuscus der einzige Nichtsenator (als Agypter 
konnte er natilrlicli nicht in den Senat aufge- 
nommen werden, Dio LI 17, 1. 2, vgl. LXXVI 5, 
daher bezeichnet ihn ein Schol. zu Iuv. 1, 27 gewiss 

30 unrichtig als Senator; nach CIL IX 5420 hat 
Domitian am 22. Juli 82 gleichfalls im Albanum 
einen Staatsrat abgehalten adhibitis utriusque 
ordinis splendidis viris), Iuvenal. 4, 108. Da Fus- 
cus damals Praefectus praetorio war, liegt es nahe, 
dies auch von C. anzunehmen; dazu passt einiger- 
massen der Ausdruck prineeps equitum, Iuven. 4, 
32 (Schol. z. St. und v. 1 nennt ihn magister equi- 
tum). Aus diesen und anderen Grilnden (doch ist der 
Hinweis auf sein Purpurgewand als angebliches Ab- 

40 zeichen seiner Wurde nicht stichhaltig) hat schon 
Borghesi Oeuvres V 514—516. X 28—33 C. 
fur den Collegen des Fuscus im Praetorianer- 
commando gehalten. Dass C. noch langere Zeit 
darnach in der Gunst des Kaisers blieb, folgt aus 
Martial. VII 99 (geschrieben im J. 92), der ihn 
als Gdnner anredet; vgl. VIII 48. Hirschfeld 
Verw.-G. I 223 (ihm folgt Gsell Essai sur le 
regne de l'empereur Domitien, Paris 1894, 66) 
glaubt, dass er damals keine officielle Position 

50innegehabt habe und halt auch Borghesis Ver- 
mutung fur unsicher, da C. mOglicherweise auch 
Secretar oder Studienrat des Kaisers gewesen sein 
kOnne; doch ist zu bedenken, dass diese Amter 
im 1. Jhdt. nur ganz ausnahmsweise von Bittern 
bekleidet wurden ; und dass C. Freigelassener war, 
wird kaum anzunehmen sein. Iuvenal verspottet 
C. als Parvenu schlimmster Sorte und geisselt 
seine lacherliche Sucht, seine im Elend verbrachte 
Jugend (4. 32f.) nun durch iibertriebenen Luxus 

60 vergessen zu machen, 1, 26 — 29. 4, 15 ; die hef- 
tigsten Schmahungen stosst er 4, 1—33 gegen 
ihn aus: er nennt ihn ein monslrum nulla vir- 
tute redemptum a vitiis und fuhrt seine Sehlechtig- 
keit im einzelnen aus. Ob ausser dem wirklichen 
Charakter des C. auch irgend eine perscinliche 
Unbill, die der Dichter von ihm erlitten haben 
mag, an dieser Schilderung Anteil habe, entzieht 
sich unserer Beurteilung. Vgl. ausser der ange- 



1721 



Crispinus 



Crispus 



1722 



gebenen Litteratur auch Friedliinder Iuvenal- 
ausgabe p. 32f. und zu 4, 31. Mispoulet Rev. de 
phil. XIII 87—39. Klebs Prosopogr. imp. Rom. 
I 482 nr. 1297. 

6) Crispinus, Commandant (oroAa'ejj^s, vgl. 
Marquardt-v. Domaszewski St.-V. II 2 513) 
der elassis Pontiea in Kyzikos, wo nach Dio ep. 
LXXIX 7, 3 unter Elagabal eine Flotte, wohl 
ebon diese, stationiert war, CIG II 3694 = Kaibel 
Epigr. Gr. 337. 

7) Crispinus. P. Aelius Crispinus, Procurator 
des Kaisers Marcus oder Caracalla, Rev. arch. 
XXIV (1894) 408, 45. [Stein.] 

8) Praeses Phoeniciae in den Jahren 292— 
294. Cod. lust. I 23, 3. VII 35, 4. IX 2, 11. 9, 26. 

9) Herakleot aus Pontus, Studiengenosse des 
Libanius (or. I 21. 39). An ihn gerichtet Liban. 
epist. 266. Vielleicht ist dies derselbe C, an den 
Cod. Theod. XI 30, 10. XII 1, 2 erlassen sind. 



Denn da diese heiden Fragmente ein Gesetz des 20 unter Iulia Valentilla. 

Constantius (Cod. Theod. XI 30, 19) interpretieren, ^ TT - "' n "" r 

konnen sie nicht, wie die falsche Unterschrift an- 
giebt, schon in das J. 320 fallen. 

10) Magister Equitum im J. 423, Cod. Theod. 
II 23, 1. Doch ist hier der Name wahrscheinlich in 
Castinus zuandern; s. Castinus Nr. 2. [Seeck.] 

11) Schiiler des Bischofs Parthenius (f um 359) 
von Lampsacus, Verfasser einer kurzen Biographie 
des Parthenius, die hauptsachlich Wundergeschich- 
ten bringt. Ein lateinischer Text in Acta SS. 30 
Febr. II 38—42; der griechische Grundtext hsl. 
vorhanden nach Cave Script, eccl. hist. lit. 1720, 
129. Ware die Vita echt, also um 370 ge- 
schrieben— wie noch Tillemont Memoires VI 
388ff. ihrer Schlichtheit und der vielen Detail- 
angaben wegen fur sicher halt — so ware sie fur 
die Geschichte der Heiligenleben von hochster 
Bedeutung. Sie scheint aber eine spatere Fal- 
schung zu sein; dann wird der angebliche C. von 



(Nr. 11). Nachzutragen ist die Erwahnung bei 
Herodian. I 8, 4. S. auch Asinius Nr. 42, 
Caepio Nr. 7, Lorenius, Novius, Valerius, 
Vinius. [Stein.] 

Crispitia, Donaucastell in der Dacia ripensis, 
Not. dign. or. XLII 25 Auxilium Crispitiense, 
Crispitia. [Patsch.] 

Crispus. 1) S. Antonius Nr. 48, Catius 
Nr. 8, Iulius, Iunius, Marcius, Metilius, 
lOPassienus, Sallustius, Servilius, Tarqui- 
tius, Vibius. 

2) Crispus, Cognomen folgender Consuln der 
Kaiserzeit: a) C. Passienus Crispus, cos. II ord. 
im J. 44 n. Chr. mit T. Statilius Taurus, dann 
mit P. Pomponius Secundus. b) Q. Vibius Crispus, 
dreimal Consul suffectus in unbekannten Jahren 
unter Nero, Vespasian und Domitian (cos. Ill 
vielleicht im J. 83). 

3) Crisp[us] (Le Bas-Waddington 705) s. 



[Groag.] 

4) Von einem Crispus, den er als quendam 
antiquum rhetorem bezeichnet, citiert Senec. 
contr. VII 4, 9 nach der eigenen Erinnerung 
(memini) eine belle sonans sententia aus einer 
Controversia. [Wissowa.] 

5) Crispus, willkurlich gewahlter Name fur 
einen Geizhals, Mart. V 32. X 14. Der schwer 
verstiindliche Dichter C. von dem X 21 die Rede 
ist, scheint eine wirkliche Personlichkeit zu sein. 

6) Crispus, Freund des Philosophen Seneca, 
der an ihn epigr. 6 richtet und seine Treue und 
Giite, sowie seine Beredsamkeit, ein Erbe von 
seinem Vater und Grossvater, hochschatzt. 

7) Crispus, Centurio, der sich bei der Belage- 
rung Jerusalems unter Vespasian auszeichnet, 
Joseph, bell. Iud. VI 175. [Stein.] 

8) Angeblich Bruder des Kaisers Claudius 
Gothicus, Grossvater des spateren Kaisers Con- 
stantius, ist nur durch spate Stammbaumfalschung 



Lampsacus nie 'existiert haben. Nach den Acten 40 erfunden, um durch ihn Constantin d. Gr. einen 
■ •• n "" "' 3 — '- kaiserlichen und doch legitimen Stammbaum an- 

zudichten. Seinen Namen hat er nach dem Sohne 
Constantins erhalten, Hist. Aug. Claud. 13, 2. 9. 
Seeck Geschichte des Untergangs der antiken 
Welt I s 488; Rh. Mus. XLIX 215. 

9) Altester Sohn Constantins d. Gr. , Caesar 
31 7—326. Auf den meisten Munzen und Insehrif- 
ten (CIL II 4764. Ill 5206. V 8001. 8015. VII 
1153. IX 1116. 5434. XII 5502) wird er Flavius 



der Synode von Constantinopel 448 ist damals 
ein Diakon C. anwesend gewesen, Mansi Coll. 
concil. VI 730f. [Jiilicher.] 

12) Rhetor (?) aus unbestimmter Zeit. Von 
ihm citiert Stob. nor. XXXXVII 21 (II 247 Mein.) 
in dem Cap. on xak'/.ioxov r) /<ovaQ-/Ja ein Werk 
xaxd Aiovvawv. [Brzoska.] 

13) Sophist, begraben in Alabanda, Le Bas- 
Waddington III 575. [W. Schmid.] 



14) Kvivrog Kpioxlrog, Praetor im J. 752 = 50 Iulius Crispus genannt. vereinzelt erscheint Fla 



2 v. Chr. (Dio LV 10, 11); wie Dessau Prosop. 
Ill 122 nr. 38 bemerkt, ist wohl KvIvtios Kqw- 
mvos zu lesen, s. T. Quinctius Crispinus Vale- 
rianus. 

15) A. Crispinus (kaum Crispinius) Caepio- 
riianus start im Kindesalter (CIL VI 16587). 
Sein Name weist auf Zugehorigkeit zu den Cae- 
piones Crispini (o. Bd. Ill S. 1280). 

1(>) .... Crispinae, c(larissimae) f(eminae) 



vius Claudius Crispus (Cohen MeMailles imperiales 
VI12 349, 92; bei Dessau 713 ist C. Iul. wohl 
Claudius Iulius zu lesen) in Erinnerung an den 
angeblichen Ahnherrn des constantinischen Hauses, 
den Divus Claudius (Seeck Geschichte des Unter- 
gangs der antiken W r elt I 2 110. 488), zweimal 
auch Flavius Valerius Crispus, aber wohl nur auf 
Insehriften, die unmittelbar nach seiner Thron- 
besteigung gesetzt sind (Dessau 716. CIL III 



L. Arriufs] et C. Gerulonius Ian [uarins'fj 00 7172). Damals war man iiber die Namen der 



CIL VI Add. 31707. Vielleicht die Namliehe ist 
. . . Ha Crispitia Arri An1[onini sc. uxor], die 
in den Acten der Lud'i saeculares des J. 204 
ii. Chr. genannt wird (CIL VI 32331). Ihr Ge- 
mahl diirfte der o. Bd. II S. 1255 Nr. 12 behan- 
delte Arrius Antoninus sein. [Groag.] 

17) (Bruttia) Crispina = Crispina Augusta, 
Gemahlin des Kaisers Commodus, s. Bruttius 



Caesaren eben noch nicht genau unterrichtet und 
glaubte annehinen zu konnen, dass auch sie sich 
das Gentilicium Diocletians beigelegt hatten, wie 
es vorher alle Kaiser, die ihr Thronrecht unmittel- 
bar oder mittelbar an diesen ankniipften, gethan 
hatten. 

Als C. im J. 320 die Franken schlug, war 
er noch ein Knabe (Nazar. paneg. X 36 pueriles 



1723 



Crispus 



Crixus 



1724 



1725 



Crobiggi 



Crunis 



1726 



annos), d. h. noch nicht 14 Jahre alt, aber schon 
Ende 322 wurde ihni sein erstes Kind geboreti 
(CodTheoi. IX 38, 1). Danach muss er selbst 307 
geboren sein, unmittelbar vor der Hochzeit seines 
Vaters mit Fausta oder etwas nach derselben. 
Seine Mutter war Minervina, eine Concubine Con- 
stantins (Zosim. II 20, 2. Vict. epit. 41, 4. Zonar. 
XIII 2 p. 5 D). Am 1. Miirz 317 wurde er in 
Serdica zum Caesar crnannt (Mommsen Chron. 
min. I 232. Hieron. cbron. 2333. Anon. Vales. 
5, 19. Zosim. II 20, 2. Vict. Caes. 41, 6; epit. 
41, 4); dass um diese Zeit eine Sonnenfinsternis 
gemeldet wurde, die am 81. December 316 in 
Oberagypten beobachtet worden war, betrachtete 
man als bfises Vorzeichen (Vict. Caes. 41, 7. 
Seeck Ztschr. f. Rechtsgesch. Rom. Abtlg. X 
187). In den J. 318, 321 und 324 bekleidete er 
das Consulat. Noch als Knabe nach Gallien ge- 
schickt, um die Verwaltung des westlichsten Reichs- 
teils zu iibernehmen, genoss er dort den Unter- 
richt des greisen Lactantius (Hieron. vir. ill. 80; 
chron. 2333). Im J. 320 schlug er die Pranken 
(Nazar. paneg. X 17. 36. Cohen 75. Porphyr. 
Optat. V 32). Im Winter desselben Jahres wurde 
er an den Hof Constantins nach Serdica berufen, 
wahrscheinlich um dort sein zweites Consulat 
anzutreten und am 1. Marz 321 seine Quinquen- 
nalien zu feiorn (Nazar. paneg. X 36. 37; vgl. 
Ztschr. fur Rechtsgesch. Rom. Abtlg. X 226). 
Bald darauf muss er auch seine Vermahlung mit 
einer sonst unbekannten Helena gefeiert haben, 
die ihm im September oder October 322 das erste 
Kind gebar (Cod. Theod. IX 38, 1). In dasselbe 
Jahr oder auch 323 wird dann sein Sieg ttber die 
Alamannen zu setzen sein (Cohen 1. 74. 138. 
139. 141. 142. 145—147); eher wohl das letztere, 
da sein drittes Consulat im J. 324 wahrschein- 
lich wieder eine Belohnung fur den glucklichen 
Kampf darstellen sollte. Im Kriege gegen Lici- 
nius (324) befehligte er die Flotte seines Vaters 
und kampfte mit ihr erfolgreich im Hellespont 
(Anon. Vales. 5, 23. 26. 27; vgl. Euseb. hist. eccl. 
X 9, 4. 6. FHG IV 199. Zonar. XIII 2 p. 5 D. 
Iulian. or. I 9 D). Nach dem Concil von Nicaea 
(325) scheint ihn sein Vater nach Gallien zuriick- 
geschickt zu haben, doch wurde er schon unter- 
wegs in Pola (Ammian. XIV 11, 20) im J. 326 
(Mommsen Chron. min. I 232. Sozorn. I 5. 
Hieron. chron. 2341; vir. ill. 80) durch Gift ge- 
totet (Apoll. Sid. epist. V 8, 2; daraus geschOpft 
Greg. Tur. hist. Pr. I 36), noch ehe er am 1. Miirz 
seine Decennalien hatte feiern konnen (Seeck 
Ztschr. f. Numismatik XXI 27). 

Der Grund seines Todes wird verschieden er- 
zahlt und war wohl schon den Zeitgenossen nicht 
genau bekannt, da man Ursache hatte, ihn zu 
verbergen (Vict. Caes. 41, 11); doch wird er cin- 
stimmig mit der Ermordung von Constantins 
Gattin Fausta, die wenige Monate spater erfolgte, 
in Zusammenhang gebracht (Eutrop. X 6, 3. Apoll. 
Sid. epist. V 8, 2). Nach einer Quelle war sie 
in C. verliebt gewesen und hatte, als ihre An- 
triige bei ihm kein Gehor fanden , ihn bei dem 
Vater verleumdet, als wenn er versucht habe, ihr 
Gewalt anzuthun. Dies hatte Constantin veran- 
lasst, semen Sohn zu toten; doch seine Mutter 
Helena deckte den Betrug auf und bewirkte da- 
durch, dass auch Fausta im iiberheizten Bade 



erstickt wurde (Vict. epit. 41, 11. 12. Zonar. XIH 
2 p. 6 A. Zosim. II 29, 2. Sozom. I 5. Joh. 
Monach. pass. S. Artcmii 45 = Mai Spicilegium 
Romanum IV 375). Nach einer andern hatte sie 
ihren Stiefsohn verleumdet und dann den gleichen 
Tod gefunden, weil sie mit einem Cursor im Ehe- 
bruch ertappt worden war (Philost. Ill 4 = Migne 
G. 65, 468; eine dritte Version, die offenbar sehr 
spat ist, bei Joh. Chrysost. in epist. ad Philipp. 

10 IV 15, 5 = Migne G. 62, 295). Dass die Tragoedie 
des Kaiserhauses mit einer Liebesgeschichte zu- 
sammenhing, scheint auch aus folgendem hervor- 
zugehen. Am 14. Juni 326, also wahrscheinlich 
gleich nach dem Tode der Pausta, erliess Con- 
stantin ein Gesetz, durch welches das Zusammen- 
leben mit Concubincn alien Ehemannern unter- 
sagt wurde (Cod. lust. V 26). Da er selbst in 
dieser Beziehung gesiindigt "hatte, darf man hierin 
wohl eine Anwandlung von Reue sehen , dass er 

20 durch seine eigene Untreue auch sein Weib in 
die gleiche Stinde hineingetrieben habe. Dass 
aber C. nur einer Verleumdung zum Opfer flel, 
wird deslralb unwahrscheinlich, weil sein Name 
auf Inschriften zwar sehr oft ausradiert (CIL II 
4107. Ill 7172. V 8021. 8030. IX 6386a. Dessau 
708. 710), aber niemals uber der Rasur wieder- 
riergestellt ist. Der Vater scheint sich also nicht 
von seiner Unschuld iiberzeugt und sein Andenken 
wieder zu Ehren gebracht zu haben. Jacob Burek- 

SOhardt Die Zeit Constantins d. Gr.2 335. Seeck 
Geschichte des Untergangs der antiken Welt I 
66. 475—477; Ztschr. fur wissenseh. Theologie 
XXXIII 63; Theolog. Litt.-Bl. 1890, 18. [Seeck.] 

Critognatns, ein vornehmer und angesebener 
Arverner, riet wahrend der Belagerung von Alesia 
durch Caesar im J. 702 = 52 den Eingeschlossenen, 
sich bis znm Aussersten zu halten und, wenn 
die Nahrungsmittel fehlten, sich nach dem Bei- 
spiel der Ahnen von dem Fleische der zu schlach- 

40 tenden Greise und Schwachen zu niihren (Caes. 
b. G. VII 77, 2-78, 1). [Miinzer.] 

Critonius. 1) Critonius war Aedil im J. 710 
= 44 und gab als solcher Pestspiele, bei denen 
Octavian dem toten Caesar einen goldenen Ehren- 
sessel und einen goldenen Lorbeerkranz aufstellen 
wollte. C. erkliirte, dass er keine Ehren Caesars 
dulde, wenn er die Kosten der Feier trage, wurde 
von Octavian vor den Consul M. Antonius gefiihrt, 
erhielt aber von diesem Recht (Appian. bell. civ. 

50 ni 28, vgl. Cic. ad Att. XIII 21, 3 vom J. 711 
= 43. Groebe bei Drumann G. R. I 2 427). 
Vgl. Nr. 2. 

2) L. Critonius, plebeischer Aedil und Munz- 
meister um 672 = 82, vielleicht Vater des Vor- 
hergehenden (Mommsen Mtinzw. 592 nr. 223; Tr. 
Bl. II 447 nr. 235; St.-R. II 503, lj. [Miinzer.] 

Crixia, Ort in Ligurien an der Strasse von 
Aquae Statiellae (Acqui) nach Vada Sabatia ( Vado), 
im Thale der Bormida Spignense, Itin. Ant. 293. 

60 Tab. Peut. Da die Distanzziffern echwanken, ist 
der Ort nicht sicber zu identificieren. Vgl. Momm- 
sen CIL V p. 853. [Hiilsen.] 

Crixus, keltischer Name (vgl. Holder Alt- 
kelt. Sprachschatz 1171). 1) Fuhrer der von Rom 
zu Hannibal abgefallenen Boier, getotet in der 
Schlacht am Ticinus 536 = 218, von Sil. Ital. 
IV 148-299 frei erfunden. 

2) Keltischer Gladiator, brach 681 = 73 zu- 



sammen mit Spartacus und anderen aus der Fechter- 
schule in Capua aus und wurde neben Spartacus 
der bedeutendste Fuhrer der Sclaven in dem nun 
entbrennenden Kriege. Nach einiger Zeit ent- 
zweite er sich aber mit Spartacus und trennte 
sich an der Spitze eines Haufens von zehn- oder 
zwanzigtausend Mann von dem Hauptheer. Im 
J. 682 = 72 wurde diese Schar in Apulien beim 
Berge Garganus von dem Consul L. Gellius und 
dem Propraetor Q. Arrius angegriffen und auf- 
gerieben; C. selbst fand in der Schlacht seinen 
Tod (Sail. hist, in 77 Kr. = III 96 Maur. Liv. 
ep. XCV. XCVI. Flor. II 8, 3. Eutrop. VI 7, 2. 
Oros. V 24, 1—4 vgl. 22, 8. Ampel. 41. 45, 3. 
Appian. bell. civ. I 116f.). [Munzer.] 

CroMggi, pontisches Volk zwischen den Bachen 
Axiakes und Rhode, nordlich von den Tyragetai, 
Plin. IV 82; Stammverwandte der getischen Kro- 
byzoi, jedoch mit dem Ausgang -ing, wie im Eigen- 
namen Kosingas. [Tomaschek.] 

Crociatonum s. Crouciatonnum. 
Crococalanum, Station der rOmischen Strasse 
von Londinium nach Lindum im ostlichen Bri- 
tannien, 12 oder 14 Millien siidlich von Lindum 
(Itin. Ant. 477, 8. 478, 11; so die besten Hss.), 
etwa in der Nahe von Winthorpe zu suchen; doch 
ist die Lage nicht ermittelt. [Hiibner.] 

Crocus. 1) Gregor. Tur. hist. Pr. I 32-34 be- 
richtet von einem Alamannenkenig C. (Hss. meist 
Chroeus) , der zur Zeit der Kaiser Valerianus und 
Gallienus (253—260 n. Chr.) auf Anstiften seiner 
Mutter Gallien pliindernd und verwiistend durch - 
zog, das alte Mercurheiligtum der Arverner zer- 
storte und auch viele christliche Martyrer urns 
Leben brachte; doch sei bald darauf er selbst 
bei Arelate gefangen genonmien und getotet wor- 
den. Diese Ereignisse hat spater Predegar (und 
seine Ausschreiber) nach alteren('?) Quellen (Idat. 
Ill 11) in das J. 411 n. Chr. verlegt und man- 
ches (verdachtige) Detail hinzugefugt ; nach ihm 
ware C. ein Vandalenkonig gewesen, Mo nod 
Etude sur les sources de l'histoire Meroving. 95 
—97 halt die gesamte Uberlieferung iiber C. 
fur legendiir. Die Zeitbestimmung Gregors wird 
damit zusammenhangen , dass thatsachlich unter 
Valerianus und Gallienus, sowie unter den galli- 
schen Usurpatoren des 3. Jhdts. Einfalle der 
Alamannen nach Gallien stattfanden. Jedenfalls 
wird man C. von dem Alamannenkonig Erocus 
auseinanderhalten miissen, der nach Epit. de Caes. 
41, 3 (vgl. Vict. Caes. 40, 4) seine Zustimmung 
zur Erhebung Constantins gab, vgl. Ekkehard 
Chron., Mon. Germ. Hist. Script. Villi. [Stein.] 
2) s. Safran. 

Crodunum. 1) Ort im sudlichen Gallien in 
weinreicher Gegend, von Cic. pro Ponteio 19 er- 
wiihnt (Croduni. was Mommsen in Segodani 
andern will). Das heutige Gourdan (dep. Haute- 
Garonnei? Des jar dins Geogr. de laGaulc II 221. 
261. Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. [Ihm.] 
2) S. Carrodunum Nr. 1. 
Cronius. 1) s. Kronios. 
•2) Cronius Eusebius s. Eusebios. 
Crosa, Fluss in . Gtiasconia- beim Geogr. Rav. 
IV 40 p. 298. Heute die Creuse, Nebenfluss der 
Vienne. Holder Altkelt. Sprachsch. s. v. [Dim.] 

Crotalus, Fluss im Bruttierlande, bei Plin. 
Ill 26, jetzt Alii. [Hiilsen.] 



Crotus s. Krotos. 

Croucasis (var. Groucasis) d. i. nive candidus 
Mess in der Sprache der Sakai der Kaukasos, 
Plin. VI 50. Das zweite Glied deutet sich vor- 
zuglich aus skr. Met ,glanzend' ; von kde- scheinen', 
vgl. kafiristanisch kaSiri ,weiss'; ob aber crou-, 
grou- ,ni& bedeutet hat, lasst sich beim Mangel 
aller Entsprechungen bezweifeln; bereits A. v. 
Humboldt hat als Bedeutung saxum hingestellt 
10 unter Hinweis auf skr. glau ,Ballen, Kugel' ; besser 
passt skr. gravan ,schwerer Stein' ; vgl. skr. gwru, 
neupers. girdn, lat. gravis. [Tomaschek.] 

Crouciatonnum, Hafenstadt der Venelli in 
Gallia Lugdunensis, Ptolem. II 8, 2 (Kqovhio.- 
tovvov, die Mehrzahl der Hss. Kqoxi&tovov). Da- 
mit offenbar identisch das Orouciaeonnum der 
Tab. Peut. Beim heutigen Carentan. Desjar- 
dins Table de Peut. 24; Geogr. de la Gaule 1 337. 

[Ihm.] 
20 Crougintoudadigoe soil der Name eines 
Gottes sein auf der spanischen Inschrift CIL II 
2565. Lesart zweifelhaft. [Ihm.] 

Crovii s. Grovii. 

CroTius (Croviensis) vicus der Civitas Ande- 
cavorum, Greg. Tur. in glor. conf. 94; de virt. 
Mart. IV 17. 23 (auch auf inerowingischenMiinzen, 
Holder Altkelt, Sprachschatz s. v.). Beim heuti- 
gen Dorf Mire in der alten Dioecese Angers? 
Longnon Geogr. de la Gaule 304ff. [Ihm.] 
30 Crucium, Station der oberpannonischen Strasse 
Emona (Laibach) — Neviodunmn (Dernovo ; Tab. 
Peut. Crucio. Geogr. Rav. 220, 17 Cruppi), jetzt 
vielleicht bei Katzendorf an der Gurk, wo der 
Meilenstein CIL III 4617 -^ 11323 gefunden wurde. 
Mommsen CIL III p. 496. Kiepert CIL III 
tab. IV und Formae orbis antiqui XVII. [Patsch.] 
Crumena s. Geldbeutel. 
Crnnierum, Station und Castell an der Donau- 
uferstrasse in Pannonia superior, Ostlich von Bri- 
40getio (Itin. Ant. 246, 1 in medio Crumero. 266, 
8 iter ab Aeinco Crumeroque nostra consti- 
tuta Sineio; Not. dign. occ. XXXIII 9 = 30 
equites promoti, Crumero. Mommsen CIL III 
p. 1042; vgl. 460. 458. Kiepert CIL LTI tab. 
IV und Formae orbis antiqui XVII; I. W. Ku- 
bitschek Arch.-epigr. Mitt. Ill 163 rechnet es 
dagegen zu Pannonia inferior; identisch mit 
Ptolem. II 11, 5 [vgl. 15, 2] i? xara Kovquxv 
xaiixr). II 15, 4 Tzoleig Se eiaiv vjto /lev xov Aa- 
50 vovfiiov jrorafiov Kovqzu .... und Tab. Peut. Gar- 
dellaca? Mommsen CIL III p. 460; vgl. aber 
Itin. Ant. 264, 9 Gurtiana), jetzt hOchstwahr- 
sceinlich Neudorf, westlich von Gran, wo am Ende 
des 2. und zu Beginn des 3. Jhdts. die coh. V 
CaUaeeorum Ijucensium stand (CIL III 3662. 3664 
vgl. 10602. A. v. Domaszewski Die Religion 
des rOm. Heeres 71). Die Befestigungen wurden 
im 4. Jhdt. erneuert (CIL III 3772 d). Bemerkens- 
wert ist die hier gemndene Stiftung eines bene- 
00 ficiarius proeuratoris Augusti (CIL HI 3663). 
Neben dem Lager entstanden canabae (CIL III 
3665. 3Gi'6). Von den Culten ist nur der des 
Neptun und der Nymphen bekannt (CIL III 3662). 
CIL III p. 460. 1042. 1715. I. W. Kubitschek 
Arch.-epigr. Mitt. XI 146. A. Holder Altkelt. 
Sprachschatz s^Crumerum und Curta. [Patsch.] 

Crunis, Ort in Kilikien, Tab. Peut. X 3 (Miller). 
Geogr. Rav. 92, 16. 359, 8. Guido 95. [Ruge.] 



1727 



Cruppellarii 



Crux 



1728 



1729 



Crux 



Crux 



1730 



Cruppellarii hiessen die ganz in Eisen ge- 
panzerten gallischen Fechter aus dem Sclaven- 
standc, wolche nach Tac. ann. Ill 43 die Haupt- 
starke der Truppen des Aeduers Sacrovir aus- 
machten. Irrtiimlich rneint Becker (Neujahrs- 
blatt des Vereins filr Geschichte und Altertums- 
kunde zu Frankfurt a. M. 1868, 22 Anm. 38), sie 
seien beritten gewesen. [Fiebiger.] 

Cruppi (Geogr. Rav. p. 220, 17) s. Crucium. 



Cruptoricis villa. Eiuen Ort dieses Namens 10 Martis t 



Veientem at/rum a Grustumiuo, dein Fidcnatem 
Latinumque a Vaticano dirimit; die Frucht- 
barkeit lobt Cic. pro Flacc. 29 ; als Producte ge- 
nannt treffliche Birnen, Verg. Georg. II 88. Plin. 
XV 53. XXIII 115. Celsus II 24. Macrob. sat. 
Ill 19, 6; giftige Graser Plin. II 211), freilich 
kann es manchmal zweifelhaft bleiben, ob der an 
der Via Salaria oder in Sfidetrurien (s. Crustu- 
mena) gelcgene ager gemeint ist. Der locus 



in agro C, der gelegentlich eines Prodi- 
giums im J. 177 erwahnt wird (Liv. XLI 9, 4), 
kann schwerlich an der Via Salaria gesucht wer- 
den. Vgl. Nibby Dintorni di Eoma 1 523—528. 
Bormann Altlatinische Chorographie 246 — 249. 

[Hulsen.] 

Crustumina s. Clustumina. 

Crustumium, Fluss in Umbrien, zwischen 
Pisaurum tind Ariminum ins adriatische Meer 
miindend, Plin. Ill 115. Lucan. II 406. Tab. 



erschloss man fruher aus Tac. ann. IV 73, wo nur 
erzablt wird, dass 400 rOmische Soldaten , um 
nicht den Friesen in die Hande zu fallen , sich 
selbst den Tod gegeben batten occupata Crupto- 
ricis, quotidam stipendiari, villa, postquam pro- 
ditio rnetuebatur. Holder Altkelt. Sprachschatz 
s. Cruptorix (= german. Hroftarix). [Ihm.] 

Crurifragium s. Crux, u. S. 1731. 

('rusinia. Station an der Strasse von Chalon- ; ___ 

sur-Saone nach Besancon , wahrscheinlich das 20 Pent, (wo verschriebenl?«siWOT),~Vibius Sean! 
heutige Oi champs (dep. Jura), wo sich Altertiimer ' ' ~ " " " ' "" 

gefunden haben (Tab. Peut. Crusinie). Desjar- 
dins Table de Peut. 34. Holder Altkelt, Sprach- 
schatz s. v. [Ihm.] 

Crustumena, Ort in Etrurien, nach der die 
Tribus Crustumina benannt sein soil, Fest. ep. 55. 
Vgl. Plin. Ill 52: in eadem parte (Etrurien) 
oppidorum veterum nomina retinent agri Cru- 
stumimis Caletranus u. s. w. [Hulsen. 1 



p. 4 ed. Burs, (der irrig von einer gleichnamigen 
Stadt spricht). Wohl das bei Cattolica miindende 
Flusschen Conca. [Hiilsen.] 

Crutisiones coloni widmen deo Mercurio die 
InschrifttafelBrambach CIRh. 754 (gefunden bei 
Pachtem, Kreis Saarlouis). Hettner Die rOm. 
Steindenkiniiler d. Provincialmuseums zu Trier 44 
nr. 66 (vgl. Mom msen Herm. XV 408). [Dim.] 

Crux (die Ableitung des Wortes ist unsicher, 



Crmtumerixim (Kqovoto/xsqiov , auch Cru- soman hat es mit den "Sanskritwurzeln cram 



stumeria Kqovoto/x£(/iu , des Verses wegen Cm- 
stumeri bei Verg. Aen. VII 631, Crustumium 
Sil. Ital. VIII 366; vgl. Serv. Georg. II 88; Eth- 
nikon Crustuminus, seltener Omstumerinus, 
Kf>ovaro/.isoivos , dichterisch Crustumius , Verg. 
Georg. II 88. Colum. V 10), Stadt in Latium 
unweit Roms an der Via Salaria, in dem Hugel- 
lande zwischen Fidenae, Nomentum und Eretum, 
wird genannt in der friihesten Geschichte Roms. 



qualcn, krunc = kriimmen und shark (ver)schranken 
in Verbindung gebracht , vgl. A s c o 1 i Ztschr. f. 
vgl. Spr. XII 421ff. Corssen Krit. Nachtr. z. 
lat. Fonnenlehre 237. 244. Fick WOrterb. d. 
indog. Spr. I 813). Die Kreuzigung ist den 
ROmern zu alien Zeiten als eine besonders grau- 
same Todesstrafe erschienen. Cic. Verr. V 165 
nennt sie suppliciurn crudelissimum taeferri- 
mumque; in der Kaiserzeit wird sie unter den 



Spate Fabeleien iiber die Grundung durch Mch- ifj summa supplicia genannt (Paul. V 17, 2. Callistr. 

tige Trojaner oder Siculer (Name Crustumerium ~' -. -- 

= Clytemnestrum) bei Serv. Aen. VII 631 (aus 

Cassius Hemina) ; als athenische Colonie bezeich- 

nete es Dionys. II 36. 53. Diodor. bei Euseb. chron. 

vers. Arm. p. 185. Origo gent. Rom. 17. Unter den 

sabinischen Stadten erscheint C. in der Sage vom 

Frauenraube unter Romulus (Liv. I 9 — 11. Dionys. 

II 36. Plut. Rom. 17), dagegen als Ort der Prisci 

Latini bei Liv. I 38. Dionys. Ill 49, wo erzahlt 



Dig. XL VIII 19, 28 pr.) und geradezu als sum- 
mum suppliciurn, xaz s£oxrjv behandelt (Paul. 
V 21, 4. Lip. Dig. XLVIII 10, 8; vgl. Pomp. 
Dig. XII 4, 15); von den iibrigen Todesstrafen 
stehen ihr am nachsten crematio und bestiis 
obici; sie ist schwerer als die zweite (Ulp. Dig. 
XLVIII 13, 6 pr. 10, 8), aber wohl nicht so 
schwer wie die erste (s. Art. Crematio). Die 
Romer betrachten die Kreuzigung weiter als eine 



wird, wie Tarquinius Priscus es unterwarf. Nach 50 alte Strafe, Callistr. Dig. XLVIII 19, 28 pr. Aurel. 



Liv. II 19 wurde C. noch einmal im J. 500 v. Chr. 
unterworfen, und in der That scheint es urn 
diese Zeit seine stadtische Selbstandigkeit ver- 
loren zu haben; die Errichtung der Tribus 
Crustumina, wahrscheinlich 471 v. Chr., ist da- 
fur bezeichnend (obwohl es schwer glaublich ist, 
die seccessio Crustumerina bei Varro de 1. 1. V 
81 mit der auf den Mons sacer zu identificieren, 
den man sich kaura im Gebiete von C. gelegen 



Vict. Caes. 41; im Process des Rabirius wird sie 
von Labienus und Cicero zusammengestellt mit 
der Strafe des arbori suspendere, wie diese im 
Process des Horatius (Liv. I 26) und in den zwolf 
Tafeln (Plin. n. h. XVIII 12) erwahnt wird. Ob 
dies richtig ist. ob der Kreuzigung wirklich ein 
sehr hones Alter zukommt, ob sie gar in republi- 
canischer Zeit im stadtischen Gebiet die ,regel- 
massige, o'ffentlkhe Executionsfornr fur Freie und 



■j . 1 CJ C " ...v^j.^v.j vu^nnnii,. u^w U.llVllklH/1 III 1U1 x*v.n_ U.11VA 

denkeii kann, Mommsen St.-R. Ill 153. 167. 60 Unfreie gewesen (Mom msen). all das lasst sich 

171). In der repubhcanischen Zeit wird C. nur " ~ " ■" 

gelegentlich erwahnt (Liv. LT 64. IH 42. Dionys. 
VI 34. X 26. XI 23), und erscheint bei Plin. 
HI 68 unter den untergegangenen Stadten von 
Latium. Reste sind nicht nachzuweisen. Dagegen 
blieb der Name Crustumini monies (Liv. V 37. 
7, s. A Hi a Bd_. I S. 1585), Crustuminus ager 
(Plin. LTI 53: Tiberis citra XVI milia passuum 



mit Sicherheit nicht entscheiden. Dagegen spricht 
nicht nur die Behauptung des Livius (I 28) iiber 
die grosse Milde des altromischeii Strafensystems 
und der deutliche Protest des Cicero gegen die 
Anwendung dieser Strafe auf Burger , sondern 
auch die Formel im Process des Horatius; sie 
weist auf Erhangung hin (arbori infeliei reste 
suspendito); von letzterer unterscheidet sich die 



Kreuzigung aber dadurch , dass ihr das Moment 
des Andauerns der Todesqual wesentlich ist, Senec. 
ep. 101, 14 perire membratim et . . . per stil- 
licidia emittere animam; vgl. Isid. orig. V 27. 
34. Die zwolf Tafeln scheinen die Strafe noch 
nicht zu kennen, wenigstens drohen sie dem Scla- 
ven bei furtum manifestum als Todesstrafe nicht 
die Kreuzigung {servile suppliciurn, s. u.), sondern 
den Sturz vom tarpeischen Felsen an, Gell. XI 18, 
8, vgl. Gai. Ill 189. Wahrscheinlich haben die 
ROmer die Kreuzesstrafe nicht erfunden , sondern 
bei einem andern Volk kennen gelernt und in ihr 
Strafensystem viberuommen; dieses Volk diirfte — 
so Zestermann und Fulda — das punische 
sein; Kreuzigung bei den Puniern, Iustin. XXII 
7. Polyb. I 24, 6; vor den punischen Kriegen 
ist die Kreuzigung in Rom nicht nachweisbar, da- 
gegen kennen sie Ennius und Plautus, der altere 
Scipio soil sie zur Anwendung gebracht haben 
(Liv. XXII 33. XXX 43. Val. Max. II 7, 12), und 
Tertullian bringt ihr Aufkommen geradezu mit 
der Geschichte des Regulus in Verbindung (ad nat. 
I 18). 

In republicanischer Zeit erscheint die Strafe 
zunachst allerdings nur als schwere Strafe filr 
Sclaven, wie sie denn auch in der Folge recht 
eigentlich das servile suppliciurn (so z. B. Tac. 
hist. IV 11. Hist. Aug. Avid. Cass. 4, 6) geblie- 
ben ist; in dieser Anwendung erwahnen sie z. B. 
Plaut. mil. glor. 359; Mostell. 55. Liv. XXII 
33. Cic. pro Cluent. 187; Verr. V 12; pro Mil. 
60. Val. Max. VIII 4, 2. Auch die Anwendung 
der Strafe auf freie NichtrOmer scheint, nament- 
lich im provincialen Regiment und gegeniiber 
Raubern, nichts Bedenkliches zu haben, Cic. Verr. 

V 7. 28. 71ff. Val. Max. VI 3. 5. Joseph, bell, 
lud. II 271ff. Suet. Caes. 71 : dagegen wird die 
Kreuzigung rOmischer Burger als etwas durch- 
aus UnerhOrtes bezeichnet, Cic. pro Rabir. 16; 
Verr. I 7. V 12. 162ff. Suet, Galb. 9; vgl. Val. 
Max. II 7, 12. 

In der Kaiserzeit ist die Kreuzigung zunachst 
eben falls servile suppliciurn und trifft den Scla- 
ven mehrmals , wo den Freien leichtere Strafe 
trifft, Hadr. (Ulp.) Coll. I 6. 4. Paul. V 22, 1. 
25, 1 (vgl. Ulp. Dig. XLVIII 19, 1, 1). Ulp. Dig. 
XLVIII 10, 8. Apul. met. X 12. Petron. 53, 3. 
126, 10; namentlich bei schweren Vergehen gegen 
den Herrn (Nachstellung, Denuntiation) , Senec. 
de clem. I 26, 1. Hist. Aug. Pertin. 9, 10. Herod. 

V 2. Paul. V 21. 4. Lactant, inst. V 19. Constant. 
Cod. Theod. IX 5, 1. Sodann wird die Strafe 
immnehr auch gegeniiber Freien , Nichtbiirgern 
und Biirgern, minder bedenklich angewendet; 
mehrmals wird sie ohne Riicksicht auf den Stand 
•ies Thaters allgemein angedroht, haufiger aller- 
dings auf humiliores iGegensatz: honestiores) be- 
.-chriinkt; deeuriones sollen iiberhaupt nicht ge- 
kreuzigt werden, Ulp. Dig. XLVIII 19, 9, 11; 
ebensowenig Soldaten. sofern sie nicht transfugae 
sind, Mod. Dig. XLIX 16, 3. 10. Tarrant. Pat. 
Die. XLIX 16, 7. Paul. Dig. XLVIII 19, 38, 1. 
Diocl. u. Maxim. Cod. lust, IX 41, 8. Hist, Aug. 
Opil. 12, 2; die Strafe gilt als besonders schmach- 
voll, Arnob. I 36. Lactant. inst. I V26 (infame 
genus supptieii. quod eliam homine libero qtiam- 
i'i's noccnte rideatur indignum). Die Verbrechen, 
fur welche Freien Kreuzigung angedroht wird, 

Pauly-Wiaflowa IV 



sind: Totting mid Raub, Paul. V 23, 1. Callistr. 
Dig. XLVIII 19, 28, 15. Evang. Marc. 15, 27. 
Senec. ep. I 7, 5. Iuven. VIII 187. Joseph, bell. Iud. 
II 253. Petron. Ill, 5. Firm. Mat. math. Vin 22; 
Cbergang zum Feind und Hochverrat, Paul. Dig. 
XLVIII 19, 38, 1 ; Anstiftung zu Aufruhr (auctor 
seditionis) Paul. Dig. XLVIII 19, 38, 2. Joseph, ant. 
Iud. XX 129, hieher auch die Kreuzigung Christi ; 
sacrilegium Ulp. Dig, XLVIII 13, 6 pr. ; falsurn 

10 Paul. V 25, 1. Firm. Mat. math. VI 31 u. a. Haufige 
Anwendung hat die Kreuzigung in den Christen- 
processen gefunden, vgl. z. B. Tertull. apol. 31; 
ad mart. 4. Constantin hat die Kreuzesstrafe ab- 
geschafft, Cassiod. hist. trip. I 9. Aurel. Vict. 
Caes. 41. Sozom. hist. eccl. I 8, jedenfalls nicht 
vor dem J. 314, in welchem er sie selbst noch 
anordnet, Cod. Theod. IX 5, 1. In den iustinia- 
nischen Rechtsbuchern ist das Wort crux aus 
Pietat vor dem Zeichen des ErlOsers regelmiissig 

20 in furca abgeandert; dies macht wahrscheinlich, 
dass an Stelle der Kreuzigung eine andere Strafe 
(furca) in Anwendung kam, jetzt wahrscheinlich 
eine Strafe des Erhangens, bei der weder die Form 
des Geriistes, noch die Stellung des Opfers den 
Gedanken an das Kreuz Christi aufkommen liess, 
so wohl das vinctis post tergum manibus suspen- 
dere bei Amniian. Marc. XV 7, 4 und das ava- 
oxoXoxt&ir bei Procop. hist, arc, 17; vgl. Isid. 
orig. V 27, 34 suspensum et strangulatum ex- 

30 animat. 

Der Vollziehung der Kreuzigung geht die 
Geisselung des Verurteilten voraus , Cic. Verr. 
V 162ff. Jos. bell. Iud. II 308. Er wird ent- 
kleidet, Artemid. oneirocrit. II 61 und die Evan- 
gelien. Die fur den Act der Kreuzigung selbst 
gebrauchlichcn Wendungen sind in crucem agerc, 
tollere , avamavoovv , eruci affigere , suffigere ; 
damit ist gegeben, dass der Gekreuzigte in die 
Hfihe gehoben wird , und , irgendwie befestigt, 

40 in der Hohe hangt; wesentlich ist weiter ein Auf- 
hangen zu langsamem Tod. Im iibrigen scheint 
die Strafe zu verschiedencn Zeiten und an ver- 
schiedenen Orten und je nach der Laune des 
Schergen verschiedene Formen angenommen zu 
haben , Senec. ad Marc, de cons. 20 , 3. Jos. 
bell. Iud. V 449ft'. Urspriinglich wurde wohl ein- 
fach ein Baum oder ein ad hoc in die Erde ge- 
rammter Balkcn oder Pfahl (erueem ftgere bei 
Verr. V 12. 169, crucem statuere bei Suet. Galb. 

50 9 u. a.) benutzt, wie denn auch mit crux die Be- 
zeichnungen palux (Cic. Verr. V 11) und stipes 
(Senec. de vit. beat. 19, 3) abwechseln; darauf fiihrt 
auch der griechische Name des Kreuzes, azavgog 
= aufreeht stehender Pfahl, Eustath. zu Horn. Od. 
XIV 11. Hesych. s. mavQoi (azavnoi — xdvra ra 
totojta £v).a), vgl. Curtius Grundziige der griech. 
Etym.3 200. Jedenfalls ist nicht erwiesen und 
hochst unwahrscheinlich, dass das Kreuz notwen- 
dig. immer und uberall. die uns heute gelaufige 

60 und bei den Kirchenviitern beschriebene Fonn 

tgehabt habe. Das Aufkommen 
dieser Form , d. h. das Hinzu- 
kommen des horizontalen Quer- 
balkens hangt vielmehr wahrscheinlich (so na- 
mentlich Fulda, s. u.) zusammen mit der Sclaven- 
strafe des patilmlum.. Dieses wird dem Sclaven 
iiber den Nacken .gelegt. die seitwiirts ausge- 
spannten Arme daran befestigt (bracchia pati- 

55 



1731 



Crux 



Crypta Balbi 



1732 



bulo explicate, Senec. ad. Marc, de cons. 20, 3, 
vgl. Dion. Hal. VII 69. Plant, mil. glor. 359); 
mit diesem patibulum wird der Sclavo an das 
Kreuz (Hauptbalken) hinaufgezogen (patibzdo suf- 
fixus in crucem erigitur. Firm. Mat. math. VI 31), 
vielleicht (so Fuld'a) derart, dass ein die Enden 
des patibulum (Qucrbalken) vcrbindender Strick 
oben an dem in der Brde stehenden Hauptbalken 
befestigt wird, so dass die ganze Erscheinung 
des Geriistes an Mast und Segelstange erinnert 10 
(Tertull. ad nat. I 12). So wird auch haufig 
patibulum geradezu fiir crux gebraucht, nament- 
lich bei der Hinrichtung von Sclaven, Senec. de 
vit. beat. 19, 3; ep. 101, 12. Tac. hist. IV 3. 
Apul. met. X 12. Tertull. de pudic. 22. Paul. 
Nol. ep. 31, 5. Constantin. Cod. Theod. IX 5, 
1. Aurel. Vict. Caes. 41. Ublich ist ein An- 
nageln des KOrpers am Kreuz (cruci affigcre, suf- 
figere), namentlich der Hande am Querbalken (pa- 
tibulo suffyere) ; Nagel am Kreuz erwahnen u. a. 20 
Senec. de vit. beat. 19, 3. Plin. n. h. XXVIII 
4, 11. Artemid. oneirocr. II 61; ein von Blut trie- 
fendes Kreuz, Cic. Verr. IV 26. Dass der Hin- 
zurichtende sein Kreuz selbst zur Richtstiitte tragt, 
wird nicht nur in der Passionsgeschichte, sondern 
gelegentlich auch anderwarts erwahnt, s. Plut. 
de ser. num. viud. 9. Artemid. oneirocr. II 61. 
Charit. IV 2, 7. 3, 10; in der Rcgcl scheint aber 
das Kreuz an der Richtstatte den Verurteilten 



Crypta. Das Wort bezeichnet Raume ver- 
schiedener Art und Bestimmung als mehr oder 
weniger unterirdisch und hoblenartig, oder doch 
als geschlossen im Gegensatz zu sonst gleich- 
artigen offencn Raumen. So sind C. bei Vitruv. 
I 8 (5), 2 kellerartige Vorratsraume , bei Sidon. 
carm. 23, 3. 9 die Pferdestalle des Circus; bei 
Iuven. 5, 106 ist es gar eine Cloake. Insonder- 
heit aber ist C. : 

a) Ein hohlenartiges, mehr oder weniger unter- 
irdisches Cultlocal. ^Petron. 16. CIL III 1096 
(der Hekate geweiht, vgl. 1095); vielleicht auch 
4183. IX 3168. In Ostia ist nach CIL XIV 66 
eine C. eines Palastes zu einem Mithrasspelaeum 
eingerichtet worden. De Rossi Bull, erist. 2a 
ser. I 1870, 156. In diesem Sinne ging der Name 
auch auf die Cultstatten in den christlichen Kata 
komben uber. Martigny Diet. d. ant. clire't. 
s. Crypta. 

b) Ein unterirdischer Grabraum, CIL IX 3411. 
So die Katakomben der Christen, Prudent, pe- 
risteph. IX 154. Hieron. in Ezech. 40. Uber diese 
Bedeutung des Wortes bei den Christen s. M. 
St. de Rossi Roma sotterr. I 23ff. gegen Marclii 
Monumenti delle arti cristiane primitive 156. 167, 
der in den C. grOssere Kammern innerhalb der 
Katakomben erkennen wollte. 

c) Ein unterirdischer Gang ; so der noch jetzt 
von Neapel nach Pozzuoli fiihrende. Senec. ep. 



wartcn, Cic. Verr. V 162ff.; das sog. Kreuz- 30 57, 1. 2. Petron. frg. 16 Buech. Die C, in der 



tragen ist wahrscheinlich (Cobet, Pulda) nur 
ein Tragen des Querbalkens (patibulum, vgl. 
Plaut. bei Non. p. 221: patibulum ferat per 
urbem, deinde affigatur cruci). Standige, in- 
ventarische Kreuze gab es kaum; das Kreuz 
wurde vielmehr von Fall zu Pall errichtet und 
nach einmaligem Gebrauch wicder vernichtet (cru- 
ces succidere, Quint, declam. VI 9). Erwahnt 
wird ferner die Moglichkeit des crura frangerc 



Caligula ermordet wurde, Suet. Calig. 58, erkennt 
man mit Wahrscheinlichkeit in einem noch vorhan- 
denen unterirdischen Gange. 

d) Ein mehr oder weniger geschlossener Gang 
auch in Gebauden uber der Erde. Inschriftlich 
bezeugt ist der Name in Pompeii fiir den ge- 
wolbten, nur durch die Thtiren erleuchteten Cor- 
ridor, der sich um die oberen Sitzreihen des grOsseren 
Theaters hinzieht, CIL X 833. 834. Wir diirfen 



durch welche Operation die Schmerzen vermehrt, 40 also annehmen, dass iiberhaupt solche Gauge in 



aber auch die Todesqualen verktirzt werden, Cic. 
Phil. XIII 27. Ev. Joh. 19, 31. Firm. Mat. math. 
VIII 6, vgl. Euseb. hist. eccl. VIII 12, 6. Cruri- 
fragium komnit aber auch als selbstandige Strafe 
(Todesstrafe?), besonders gegen Sclaven, zur An- 
wendung, Suet. Aug. 67; Tib. 44. Senec. de ir. 
Ill 32, 1. Euseb. hist. eccl. VIII 12, 6. Aram. 
Marc. XIV 9, 8. Der Gekreuzigte wird mili- 
tarisch bewacht, Petron. sat. 111. 112. Auslie- 



ferung des Leichnams an Verwandte Philo Iud. 50 tibi viridia mint. 



Theatern und Amphitheatern C. hiessen. Ferner 
ebenfalls in Pompeii fiir den der Porticus paral- 
lelen und aus dioscr durch Fenster erleuchteten 
Gang im Gebaudc der Eumachia. CIL X 810. 
811. Overbeck PompejH 131ff. Diese Ver- 
bindung von C. und Porticus erscheint noch Hist. 
Aug. Hadr. 10, 4. CIL II 3428; iihnlich Varro 
sat. Men. 536 in Verbindung mit einer Garten- 
anlage {xystus) und CIL X 5971 mit einer arm 



in Flacc. p. 756 D. Ulp. Dig. XLVin 24, 1 
Eine besondere Art der Kreuzigung ist die sog. 
Pfahlung oder Spiessung, acuta crux, oxo).oy, 
Senec. ad Marc, de cons. 20, 3 [per obscoena 
stipitem agere); ep. 101, 10. Hesych. s. oxo- 

Litteratur. Cobet Adnot. crit. ad Charit., 
Mnemosyne VIII (1859) 275—279. Wachter 
De crim. incend. ('18331 13—17: T!eil. z. Vor 



In Betreff anderer in Inschriften vorkommer,- 
den C. ist unbekannt. welcher Art sie waren. 
CIL V 1008 a. 1891. IX 5159 (in Verbindung 
mit horreum). Vgl. Cryptoporticus. [Mau.J 

Crypta Balbi, in Rom, nur genannt in der 
Notitia reg. IX (Jordan Topogr. II 555). eine 
zum Balbustheater in Beziehung stehende gc- 
deckte Halle, wahrscheinlich hinter der Scene 
desselben. Man pflegt sie zu identificieren mit 



less. iib. deutsch. Strafr. I 66. 67. Geib Lehrb. GO den tberresten fistlich von Monte de' Cenci. 



d. "deutsch. Strafr. I 62, 113. Zesterniaini 
Bildl. Darstellg. d. Kreuzes u. d. Kreuzigung, 
Progr. d. Thomasschule in Leipzig 1867. 1868. 
Stockbauer Kunstgesch. des Kreuzes, 1870, 17 
— 51. Daude De cap. poen. iur. lust. (1871) 
56—61. Fulda Kreuz und Kreuzigung (1878). 
Mommsen Geschiehte der Todesstrafe im roui. 
Staat, Cosmopolis I (1896) 135ff. [Hitzig.] 



in Via de' Calderari noch jetzt ein Stuck einer 
Pfeilerhalle erhalten ist (Eeber Ruinen Roms- 
220); weit mehr sah man dort im 15. und 
16. Jhdt., wie Zeichnungen des Sangallo (cod. Bar- 
berin.i, Palladio und Serlio (Architettura 1. Ill 
p. 57 ed. 1552) beweisen. Den Grundriss des 
Gebaudes glaubt man auf frg. 115 der Forma 
urbis Romae zu-finden. Vgl. Hiilsen Nomencl. 






1733 Crypta Neapolitana 

topograph. 23. Lanciani Ruins and excavations 
of Anc. Rome (1897) 497f. [Hiilsen.] 

Crypta Neapolitana, Tunnel durch die Berg- 
hohe des Posilipo (s.Pausilypon) zwischen Nea- 
polis und Puteoli, noch jetzt als Grotta di Posi- 
lipo Hauptverkehrsweg, Strab. V 246. Senec. ep. 
57. Petron. frg. 16 Buech. Tab. Peut. Geogr. 
Rav. V 2 p. 333 C. Der Tunnel , 2673 neap. Palmi 
= 710 in. lang, hatte im Altertum einen Quer- 
schnitt, der zwischen 10 und 20 p. (2,64 und 
5,28 m.) in der Hohe, 9 und 12 p. (2,75 und 
3,18 m.) in der Breite schwankt; die Klage des 
Seneca a. a. O. iiber Dunkelheit und Staub ist 
nur zu begreiflich, da noch heute, wo (durch Er- 
weiterungen im 15. und 16. Jhdt.) die Breite 
auf das Doppelte, die Hohe aufs Vierfache ge- 
steigert ist, die gleichen Ubelstande sich fiihlbar 
machen. Vgl. BelochCampanien 84. 85. Momm- 
sen CIL X p. 171. [Hiilsen.] 

Cryptoporticus, etwas, was zwischen einer 
Crypta und einer Porticus in der Mitte steht, also 
ein bedeckter und geschlossener Gang, der aber 
durch grosse Fenster reichliches Licht erhalt. 
C. mit diesem Namen kommen vor in den beiden 
Villenbeschreibungen des jiingeren Plinius; vgl. 
Winnefeld Arch. J'ahrb. VI 1891, 201ff. Am 
deutlichsten im Laurentinum. ep. II 17, 16; der 
Gang hatte auf beiden Seiten Fenster; man schloss 
die der Windseite. Ahnlich in den Tusci V 6, 
27ff. ; hier waren drci C, davon zwei iiberein- 
ander, auf deren oberen sich ein Triclinium offnete, 
welches valvis vineas, sed per cryptoporticum,, 
quasi admittit. Etwas unklar Sidon. ep. II 2. 
Da auch eine Crypta Fenster haben kann, so ist 
die Greiize zwischen Crypta und C. keine teste. 
So kemnte der bedeckte Gang im Gebiiude der 
Eumachia in Pompeii (s. Crypta) auch C. heissen, 
wird aber in der Inschrift Crypta genannt, wohl 
weil er an einer Porticus licgt und im Gegensatz 
zu dieser ein geschlossener Raum ist. Anderer- 
seits wiirden wir fiir die untere der beiden iiberein- 
ander liegenden C. des Plinius nach der Beschrei- 
bung (V 6, 30) eher den Namen Crypta ervvarten. 
In Pompeii kann als C. bezeichnet werden der 
in der sog. Villa des Diomedes sich hinter dem 
vorderen (oberen) Teil des Hauses hinziehende 
bedeckte, mit Fenstern auf eine Terrasse geoffhete 
Gang, 26 auf dem Plan bei Overbeck PompejH 
370. Er ist erst nachtraglich aus einer Saulen- 
halle in einen geschlossenen Gang vervvandelt 
worden, Ivan off Architekt. Studien, Text II !i. 

[Mau.] 

a Crystallinis. Zur Aufbewahrung der Ge- 
fiisse aus Bergcrystall oder auch aus durchsich- 
tigem Glas. der crystallinn , deren Zahl im kai- 
serlichen Inventar man nach den vielen Zeugnissen 
iiber die Beliebtheit solcher Gefas.se in der romi- 
schen Aristokratie zu bereehnen hat, gab es in 
der spateren Hierarchic des kaiserlichen Gesindes 
einen besonderen pracposituz a crystallinis. Ein 
gewisser Theoprepes, der spater zu ritterlichen 
Amtem gelangt ist, begann seine Carriere als 
solcher praepositus (CIL III 536). Ob die cry- 
stallina mit den myrrina und den vielen Arten 
des aurum und argmtum potorium wirklich 
einen Teil der thesauri bildeten und ihrc Auf- 
bewahrerui iter dem procurator thesaurorum schon 
in der friiheren Kaiserzeit standen. ist zweifel- 



a Cubiculo, Cubicularius 1734 

haft (Friedl an der Sitteng. 16 199 behauptet 
es, neucrdings hat diese Bedeutung der thesauri 
Fairon im Muse'e beige 1899 wieder verteidigt, 
vgl. Rostowzew Rom. Mitt. 1898, 108. Dizion. 
epigr. Ill 107). [Rostowzew.] 

Cuba, rOmische Gottin der Indigitamenta, die 
das aus der Wiege ins Bett gelegte Kind behiitet, 
Varro bei Donat. Terent. Phorm. 49. [Aust.] 
Cuballnm, Ort vom Consul Manlius 189 v. 

lOChr. beriihrt, mehrere Tagemarsche vom Sanga- 
rios, Liv. XXXVIII 18. Korte Athen. Mitt. 
1897, 12. [R U ge.] 

Cnbda , Ortschaft in Africa , Provincia Pro- 
consularis, deren Bischof (Cubdensis) im J. 411 
(coll. Carth. c. 133, Man si Act. concil. IV 111 = 
Migne XI 1304) und im J. 649 (Schreiben der 
BischOfe der Proconsularis , bei Man si X 939) 
genannt wird. [Dessau.] 

Cuberni s. Cugerni. 

20 Cubi s. Bituriges und die Zeugnisse bei 
Holder Altkelt. Sprachschatz s. Cubi. [Ihm.] 

a Cubiculo, Cubicularius. Unter der zahl 
reichen und reich gegliederten Dienerschaft eines 
romischen Grossen aus den letzten Zeiten der Re- 
publik spielten die cubicularii — Kammerdiener 
oder Kammerer — eine nicht unwichtige Rolle. Die 
ganze Zeit, die der Hausherr in seinen Schlaf- 
oder Arbeitsgemachern verbrachte, bedienten ihn 
die C. Sie begleiteten ihn auch auf den Reisen 

30 (Suet. Caes. 4) und gingen mit ihm in die Pro- 
vinz, wo sie, da sie den Besuchern Zutritt zu 
ihrem Herrn entweder gestatten oder abweisen 
konnten, zuweilen zu sehr einflussreichen Per- 
sonen wurden (Cic. Verr. Ill 8 ; ad Att. VI 2, 5 ; 
vgl. CIL X 7127). 

Dieselbe Stellung nahmen die C. auch bei dem 
kaiserlichen Hofe ein. Aus ihrer Mitte schicd 
sich frlih ein Vorsteher, der den Titel a cubiculo 
bekam (griechisch im Hoamros, s. u. nr. 0, vgl. 

40Sterret An epigr. journey in Asia minor 78: 
hti y.ohtjg. Bull. hell. IV 218 und Acta apost. 
12, 20 ; bei Dio heisst er xQoxotxog [die Stellen 
bei Marquardt Privatl. 144, 5]; eine Umschrei- 
bung giebt Philo leg. ad C. 27, 571 M.). Dass 
a cubiculo kcineswegs mit cubicularius identisch 
ist. zeigen am besten die Inschriften (bei den 
Scriptores Hist. Aug. wird cubicularius von a c. 
nicht unterschieden , dagegen s. Philo leg. ad ('.'. 
27 : ri/v zov y.araxoLUiorov xai xar oixiav agyioo)- 

50 lio.TOtfvi.axOi Tstayfiivog xaiiv, oorj /itjdevl .toooi/r 
a?J.q>). Erstens sind alle uns bekannten a c. 
Freigelassene, die cubicularii aber in der crsten 
Kaiserzeit fast ausschliesslich Sclaven (im 1. Jhdt. 
n. Chr. kennen wir 20 Sclaven, CIL VI 3957. 
3959. 3960. 4231. 4234f. 4331. 4438. 4687. 8532. 
8693. 8764. 8780f. 8785f. 8788. 8790-8792, da 
gegen nur fiinf Freigelassene. CIL VI 5194. 5747. 
6191. 8782f.; aus dem 2. Jhdt. n. Chr. haben 
wir aber fast nur Freigelassene. CIL VI 8518. 

riO 8770—8772. 8774f. 8777f. 8787. 8794. X 526. 
XIV 5031 ; auf griechisch heissen die cubicularii 
xoiTcovTmi, IGI 1664. Arrian. dissert. Epict. IV 7); 
zweitens alle aus Schriftstellern und Inschriften 
uns bekannten Oberkammerer fiihren in den In- 
sehrifteii den Titel a e. ^Parthenius CIL VI 8761 ; 
Oleander Bull" coin. 1887, 323); endlich in der 
Inschrift, in der ein Teil des Hausgesindes eines 
reichen kaiserlichen Sclaven aufgezahlt wird, sehen 



1735 a Cubiculo, Cubiciilarius 

wir einen a c. und ihm untergeordnet einen mibicu- 
larius (CIL VI 5197). Es ist niOglicb, dass dieser 
Unterschied zwisclien a c. und c, schon in dcr 
Republik sich entwickelt liat, aber zu vollcr Gel- 
tung kam er erst in der Kaiserzeit. Eine dem 
a c. ganz entsprechende Einrichtung finden wir 
schon im Osten. Aus einer Inschrift (Bull. hell. 
IV 218) kennen wir einen em xouoivog der K0- 
nigin Kleopatra, der Frau des Antiochos Sidetes 
und Mutter des Antiochos Philopator, vgl. auch 
den BXdarog 6 km xon&vos des judisehen Konigs 
Herodes, Acta apost. 12, 20. Daher finden wir 
es nicht uberfhissig, die bekannten a e. der romi- 
schen Kaiser in chronologischer Eeihenfolge hier 
zusammenzustellcn. 
Unter Caligula: 1) Helico, Philo leg. ad C. 
27 p. 571 M., vgl. Friedlander Sittenge- 
schichte 16 115. 
Nero : 2) Ti. Claudius Aug. I. Quir. Alcibiades 
q(ui) ffuitj praegustator et a cubiculo Se- 
ronis, CIL X 6324; vielleieht auch ?>) Ti. 
Cljaudius Anicetus [Neronijs lib . . . . a cu- 
biculo, CIL VI 8758. 
Domitianus : 4) Partherjius, die Stellen, die sich 
auf ihnbeziehenbei Priedlander a. a. 0. 116 
und Prosopogr. imp. Rom. Ill 13; der andere 
bei den Schriftstellern genannte einflussreiche 
c. des Kaisers hiess Sigerus (odor Sigerius) ; 
wenn die von Friedlander vorgeschlagene 
und von Dessau angenommene Identificie- 
rung desselben mit dem Saturius bei Suet. 
Domit. 17 richtig ist, so hatte er die Stel- 
lung eines deeurio cubiculariorum, Pried- 
lander a. a. 0. Prosopogr. Ill 242. 
Traianus: 5) M. Ulpius Phaedimus Aug. lib. 
a eubicido, CIL X 6773. VI 8762, vgl. 1884, 
wo vielleieht ein gleichnamiger Verwandter 
des Oberkammerers genannt wird. 
Hadrianus : 6) 77b. AXXwg 'A/.xi(itddt]s «n xoi- 
x&vog Ze[j}(aaiov)] , CIG 2947f. Le Bas- 
Waddington 1652f. Bull, hell. VII 269, 
vgl. Priedlander 114. Prosopogr. 1 12. Viel- 
leieht noch unter demselben Kaiser: 7) Aelius 
Cladeus a memoria et cubiculo Aug. . CIL 
VI 8618. 
M. Aurelius: 8) Epitynchanus M. Aureli C'aes. 

lib. et a cubiculo, CIL VI 166. 
L. Verus : 9) L. Aurelius L. Caesar is I. Ni- 
comedes qui et] Ceionius et Aelius roci- 
tatus est L. Caesar is fuit a cubiculo et dirt 
Veri nutrfitor, CIL VI 1598, vgl. Hist. Aug. 
Verus 2. Friedlander 197f. Prosopogr. I 
211. 
Commodus: 10) Aelius Saoterus, die Stellen 
bei Friedlander 117. Prosopogr. I 21. 
11) M. Aurelius Cleander a cubiculo Aug. 
«., Bull. com. 1887, 323; die Erwahnungen 
bei den Schriftstellern bei Friedlander a. 
a. 0. Prosopogr. I 411. 
Commodus und Pertinax : 12) Eclectus, Fried- 
lander a. a. 0. Prosopogr. II 32. 
Septimius Severus: 13) Castor, vielleieht auch 
a memoria, Friedlander 117. Prosopogr. 
I 318, vgl. oben nr. 7. 
Caracalla: 14) Festus (auch a memoria, vgl. 
nr. 7. 13. Prosopogr. II 59 nr. 113. 114), 
15) M. Aurelius Augg. lib. Prosenes a cubi- 
culo Aug., CIL VI 8498. Friedlander 196. 



a Cubiculo, Cubicularius 1736 

Macrinus: 16) Adventus, Dio LXXVIII 14. 
Elagabalus: 17) M. Aurelius Zoticus, Fried- 
lander 97. 100, 3. 117. Prosopogr. I 218; 
vgl. CIL VI 1077. 

Wohl noch der Eegierung des Tiberius ge- 
hOrt der Carnius Ti. Caesaris Aug. I. a cubi- 
culo, CIL VI 4812 an; vgl. noch CIL VI 8759. 
8763—8765. X 6573. CIG 3804. 1GI 2143. Mit- 
glieder der kaiserlichen Familie hatten zuweilen 

10 auch Oberkammerer , so Domitia, CIL VI 8570. 
8978. Der Freigelassene der Actc CIL VI 8760 
bekleidete bei ihr dasselbe Ami 

Auch Private ahmten diese kaiserliche Sitte 
nach. So hielt einen a c. einer der Volusier, CIL 
VI 7570; in der Provinz Asien begegnen wir 
einem ijm xohi)z eines Procurators oder Procon- 
suls M. Calpurnius Longus, Sterret An epigr. 
journey 78. Ramsay Cities and bishopr. 314; 
den a c. des dispeusaior ad fiscum Qallieum, 

20 CIL VI 5197, haben wir schon erwiihnt. Doch 
sind a c. bei Privatpersonen eine seltene Ersehei- 
nung, was sich naturlich aus dem bekannten Un- 
willen des Kaisers erklart, wenn Privatleute den 
Hofgesindestellungen analoge Einrichtungen bei 
sich trafen (Tac. ami. XV 35. XVI 8). Doch ge- 
schah es auch in Bezug auf wichtigere Hofamter 
(s. die Inschrift Rev. arch. 1895, II 143). Unter 
den ersten Kaisern hatten die a c. nur einen ge- 
ringen Einfluss, aber auch in dieser Zeit begegnen 

30 wir einem Helico oder Parthenius, die iiber den 
Kaiser vollstandig herrschten. Vicl wichtiger 
wurde diese Stelle im 2. und 3. Jhdt. ; die gauze 
Eegierung des Commodus wird durch den Ein- 
fluss seiner a c. bedingt, und Pertinax gelangt- 
mit Hiilfe eines solchen zum Throne. Charakte- 
ristisch ist es, dass noch unter Nero das Amt 
zusammen mit dem Amte eines praegustator be- 
kleidet wird, im 2. Jhdt. aber wird die Vereini- 
gung mit dem wichtigen Amte a memoria. ublich. 

40 Doch entwickelt sich die Stellung nicht zu einem 
wirklichen Amte; die a c. bleiben immer Frei- 
gelassene (mehr bei Friedlander 114ff.). 

Eine anschauliche Schilderung der Thiitigkeit 
eines a c. giebt uns die Erzahlung des Philo 
leg. ad C. 27. Wir sehen den a c. auf Schritt 
und Tritt den Kaiser begleiten (ov rvxzwg , ov 
ueiV ijpeQuv atfiordfievo;, d)j.d siavraxov avfina- 
gmv), im Bade, bei den gyrmiastischen Cbungen, 
bei den Mahlzeiten. vor dem Schlafe war der 

50 a c. immer bei dem Kaiser (ovvsacpainiie ydo xal 
ovrsyvfivdicro xal avveiovero xal avvrjoioia xai 
fisllovxi xoi/uaodat rtagijv Fauo). Wir diirfen na- 
turlich diese Schilderung nicht ohne weiteres auf 
alle anderen Oberkammerer ubertragen, die per- 
sonlichc Gunst spielte bei der Gestaltung und dem 
Charakter des Dienstes in unserem Falle eine be- 
sondere Rolle, und in manchen Einzelheiten giebt 
es auch naturlich Ubertreibung seilens des Philo. 
aber die hauptsiichlichen Verprlichtungen eines 

tJO a c. und dcr pcrsonliche Charakter des Dienstes 
bliebeii doch unter jedem anderen Kaiser die- 
selben. 

Unter dem a c. stand eine ganze Scliar unter- 
geordneter Diener, cubieularii, teilweise aus Scla- 
ven, teilweise aus Freigelassenen bestehend (s. 
o.; im 1. Jhdt. sind die c. vorwiegend Sclaven. 
im zweiten Freigelassene). Die ganze Schar zer- 
flel in zwei (vielleieht auch mehr, iiberliefert sind 



1737 



Cubicumbilo 



Uuecium 



i.tats 



nur zwei: statin I, CIL VI 8518. 8532. 87741; 
statio II, 5195 ; vgl. 8776) Abteilungen, slationes. 
Ob man den Grand zu dieser Teilung im Wechsel 
beim Dienste (Marquardt Privatl. 144, 5) oder 
in dem verschicdenen Eange der Dienerschaft 
(Friedlander 114) zu erblicken hat. ist unge- 
wiss; es konnte beides vereinigt gewesen sein, 
d. h. je nach den zu leistenden Diensten wurde 
die Dienerschaft in stationes eingeteilt, so dass 



Cubitus, der Ellenbogen mit Einschluss der 
Hand bis zur Spitze des Mittelflngers, wurde, wie 
der griechische nfjxvs (s. d.), zu li/ 2 Fuss oder 
6 Handbreiten (palm/i, naXaiozai) gerechnet. Wie 
der Fuss entweder in 12 unciae oder in 16 digiti 
geteilt wurde, so kamen auf den C. 18 unciae 
oder 24 digiti. Als Langenmass diente der C. 
anstatt des' sonst iiblichen pes in der Sprache des 
gewOhnlichen Lebens in den Fallen, wo eine Ver- 



verschiedene stationes sich abwechselten (z. B. 10 gleichung mit der Arinlange naher lag, als die 



die Empfangsstunden, der Nachtdienst u. s ; w.) 
erstere Annahme ist uus doch wahrscheinlicher. 
Die stationes waren vielleieht in decuriae einge- 
teilt, eine Teilung, die auch sonst im kaiserlichen 
Hause und kaiserlichen Canzleien mehrfach bezeugt 
ist; an der Spitze jeder Decurie stand ein deeurio 
(Suet. Dom. 17. CIL VI 8773, vgl. 3959. 5747, 
wo auch Decurionen des collegium gemeint sein 
konnen). Die Verpflegung des ganzen Personals 



mit der Lange des Fusses; ausserdem flndet er 
sich bei Schriftstellern, welche griechische Quellen 
benutzen, als Ubersetzung von xijxvs ; aber in das 
System der geodaetischen Masse ist er nicht auf- 
genommen worden. Im Maximaltarif Diocletians 
werden die Masse des Baubolzes in cubiti und 
digiti angegeben. Nach dem Masse des rOmischen 
Fusses (vgl. Constratus pes) kommen auf den 
C. 444 mm. Vitruv. Ill 1, 7f. Balb. Gromat. I 



lae auf besonderen Beamten, welche a fmmento 20 95, 4. Exc. de mensuris Gromat. I 373, 2ff. (Me- 



cubiculariorum hiessen (CIL VI 8508. 87711). 
Bekannt sind uns ausserdem auch besondere ab 
aegris (CIL VI 8518. 8770). Die Schreibereien 
der Verwaltung besorgten eigeue Schreiber. scribae 
cubiculariorum (CIL VI 8767—8769). Es sind 
noch besondere supra cubicularios bezeugt (CIL 
VI 8766. 3954. 4439), samtlich aus dem 1. Jhdl. 
Ich glaube aber, dass sie zu der Person des Kaisers 
in keiner Bozichung stehen ; sie sind die den a c. 
entsprechenden Vorsteher der Kammerer bei Mit- 30 
gliedern dcr kaiserlichen Familie (CIL VI 3766. 
3955 Livia, 7439 Marcella) und ihnen nahe stehen- 
den Personlichkeiten (CIL VI 9287. 6645) ; vgl. o. 
Die c. waren die dem Kaiser vertrautesten 
Personen aus der ganzen Dienerschaft; ihnen iiber- 
trug, wie erzahlt wird, Nero das Gesc-hal't, Rom 
anzuziinden (Suet. Nero 38). Sie sind immer 
in der Nahe des Kaisers und sind offers Verbreiter 
und wohl auch Autoren mancher sensationellen 



trol. script. II 58, 18. 138, 3ff., vgl. ebd. 124, 17ff. 
125,3). HultschMetrologie2 76f. 98. Bllimner 
Maximaltarif Diocletians 31. 133. Die sog. the- 
saurische oder jiingere Artabe, welche in Agyp- 
ten unter romischer Herrschaft giiltig und zu 
31/3 romischen Modien normiert war, entsprach 
nahezu dem dritten Teile des Cubus der romischen 
Elle, Hultsch Metrologie 627f. vgl. mit Jahrb. 
f. Philol. 1895, 81ff. [Hultsch.] 

Cnbulteria (so die Inschrift aus guter Zeit 
CIL X 4620; Einwohner Culmlterini Plin. Ill 63, 
Cabulterni CIL X 4619 ; Combulteria die Hss. bei 
Liv. XXIII 39, 6; Conpulteria ebd. XXIV 20, 5), 
eine in der rtaiischen Geschichte nur im zweiten 
punischen Kriege genannte Stadt von Samnium (aus 
derselben Zeit, oder wenig spater [Mommsen 
Bom. Miinzw. 117] sind die Kupfermiinzen mit 
der Aufschrift KVPELTERNVM: Friedlander 
Osk. Miinzen 5. Berliner Milnzkatalog III 1, : 



Neuigkeit (z. B. Suet. Tib. 21). Sic begleiten 40 die im J. 215 zu Hannibal abflel und dann von 



den Kaiser auf den Reisen in Italien. sowie in 
die Provinzen (Hist. Aug. Carus 8. CIL II 4065 
Au(relim) Caecilius cubicularius percgre de- 
funetus). Miiglich ist es, dass in den Residenz- 
stadten der friiheren Kaiserzeit (Karthago, Lugu- 
dunum, xVlexandria) in den Palasten auch be- 
sondere Dienerschaft unterhalten wurde (s. CTL 
VIII 12657 : Valentiuus ex numero cubiculario- 
rum Aug. setzt den Stein seiner Frau, die ihm 



den Eomern wieder erobert wurde (Liv. a. a. 0.). 
Das Fortbestehen als selbstiindige Gemeinde be- 
zeugen Inschriften, die bei der Kirche S. Ferrante 
(friiher S. Maria di Covultere) am rechten Ufer 
des Volturnus zwischen Alvignano und Allife ge- 
funden sind (CIL IX 4615—4630). Die Inschrift 
CIL X 4574 (aus Cajazzo) scheint Marmorbriiche 
bei C. zu nennen, s. Faraone z. d. St. Die 
ecclesia Cuhultema nennt Gregor. Magn. epist. 



die Provinz gefolgt ist: denkbar ist es audi, 50 IX 94 (vom J. 599) nach Momm sens \erbesserung 
- ■ — -■ - -■ - ■ (quodnilturna, quodculterna die Hs.). [Hiilsen.] 

C*ubu(r)riates, Volksstamm in Ligurien, ost- 
lich der Alpen, nur genannt bei Plin. n. h. Ill 47 
(fruhere Lesung Euburiates). [Hiilsen.] 

Cuccium, Station (Itin. Ant. 243, 2 Oucci. 
Tab. Peut. Ch/ccio. Geogr. Eav. 219, 17 Catio) 
und Castell (Not, dign. occ. XXXII 6 — 25 cv- 
neus equitum promotorum, Cuccis; 13 = 32 
equites sagittarii. Cuccis) an der Donauuferstrasse 
8532is unVcrFi r scus7astrensis. Friedlander Qu Acumincum (Stari Slankamen) -Cornacum (Sotin) 

' .., „ T . . - , ^1 -tm- -1 . -i.Tn_i_ CKf ., . -. ., r'TT TTT ,-. ^Ol TTion^rl 



dass dieser c. "mit Hadrian in die Provinz ge 
kommen ist [Mommsen], aber er scheint doch 
in fruhere Zeit zu gehuren ; iiber die Verwaltung 
der ResiJenzpalaste s. Rostowzew Rom. Mitt. 
1898. 116), sowie in besonders beliebten Villen 
(z. IS. CIL X 695. 526; iiber die Villenvenval- 
tung vgl. Rostowzew a. a. 0. 111). Uber die 
Beziehung zwischen dem c. und der ratio ca- 
strensis (es zeugt davon die Inschrift CIL VI 



Sitteiigeschichte Roms I' 1 114ff. Marquardt 
Man Privatlebcn 144, 5. Saglio Dictionnairf 
des ant. I 1577. [Rostowzew.] 

Cubicumbilo. Station im nordlichen Teile der 
Mesopotamia, sudlich von Barbalissos, Geogr. Eav. 
p. 54, 9; vgl. Kommisimbela, Feste am Bilecha 
(var. mi; fitoi/ifliji.a), Isid. Charac. mans. Parth., 
Muller Geogr. Gr. M. I 246, 6. [Tomasehek.] 



jetzt IUok (Mommsen CIL IH p. 421. Kiepert 
CIL III tab. IV und Formae orbis antiqui XVII), 
das der Geburtsort des CIL III 3265 genannten 
Praetorianers war. Da im benachbarten Susek 
der Grabstein eines Duumvirs von Sirmium ge- 
funden wurde (CIL III 3685 = 10249), so durfte 
auch C. der "genannten Stadt attribuiert gewesen 
sein. Zwischen Illok und Susek kam der Diana- 



lYijy 



Lucconae 



Cuda 



altar CIL III 3264 zum Vorschein. Uber Puiido 
in Illok und Susek vgl. J. B runs mid und I. W. 
Kubitschek Arch.-epigr. Mitt. IV 105f. A. Hol- 
der Altkelt. Sprachschatz s. Gucci. [Patsch.] 

Cncconac (Geogr. Eav. p. 215, 11) s. Coc- 
conae. 

Cuchinehae, Beiname der Matron ae (s. d.) auf 
der Zulpicher Inschrift Brambach CIEh. 541 
== Bonn. Jahrb. LXXXIII 142 nr. 255. Unsicher 
dieErganzungBrambach519 = FreudenberglO 
Bonn. Jahrb. XXVI 108 [Mat]ron[i]s C[mhi- 
nehis], die Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. als 
sicher anzusehen scheint; unsicher, wenn auch 
nicht unmOglich, das von Siebourg Westdeutsche 
Ztschr. 1887, 284 fur Brambach 543 vorge- 
schlagene [Majtronis [Cticjkenchis. Der Bei- 
name ist topisch, zu beziehen vielleicht auf das bei 
Zfllpich gelegene Dorf Cuchenheim. Bonn. Jahrb 
LXXXm 23. 46f. Vgl. Guinehae. [Ihm.] 

i Cucins (var. Cutius, Curius) fons s. Ko e a- 20 
xlov z<j)Qa. 

Cncuas, Fluss der kaspischen Region, Geogr 
Eav. p. 78, 2. Auf die Eeihenfolge ist beim Ra- 
vennaten kein Verlass ; die armenische Geographie 
p. 30 ed. Sukry kennt in der Landschaft Melitene 
einen Nebenfluss des Euphrat, Namens Kavkav, 
der im Zygos basilikos entspringt; cbenso p. 24 
Kavkava oder Kankaua. [Tomaschek.] 

Cuculla (Cucullae), Ort in Noricum, z wi- 
se-hen Vocarium und Iuvavum, Tab. Peut. GueulU. 30 
Eugipp. vita s. Sever. XI 2 in eastellum quoque 
cm erat Oucullis vocabulum. Das heutige Kuchel 
wie es scheint. CIL III p. 622. Holder Altkelt. 
Sprachschatz s. v. flhm 1 

Cucullus, cucullio, cueulla, Capuze. Das 
Wort ist keltischen Ursprunges und wohl mit der 
Sache aus Gallien nach Rom gekommen. Uber 
die Etymologie s. Holder Altkelt. Sprachschatz 
1183. Es komrat abcr schon bei Cato de agri 
cult. 2, 3 vor. C. auf etruskischen Bildwerken 40 
Gori Mus. Etr. I 63. Micali Ant. mon. 28. 
Aus Siidrussland Ant. du Bosph. Cimm. XLII 1. 
Der C. wurde getragen als besonderes Kleidungs- 
stuck und als Teil des Mantels. In ersterem 
Sinne deutlich Martial. XIV 139, wo der dunkle 
C. auf der weissen Lacerna abfarbt. Dieser Art 
war auch der bardocucidlus (s. d.j, der nach 
Martial. XIV 128 einem Affen als Mantel dienen 
konnte. Viel spater besclireibt einen kaum auf 
die Schultern herabfallenden C. Cassianus instit Mi 
I 3. Die deutlichste bildliche Darstellung dieses' 
C. bieten die pompeianischen Bilder Helbig 
Wandgem. 1504, Scenen aus einer Caupona in 
denen die Gaste — es sind wohl Fuhrleute ; auf 
emem der Bilder tragi einer von ilmen den Sti- 
mulus — zum Teil den C. auf dem Kopfe haben • 
er lauft oben in eine Spitze aus und fallt ziem- 

* v et r, aut de!1 Eiiekei1 UI1 <1 von den Schultern 
auf die Brust herab. wo er vorn often stent ; doch 
ist naturhch anzunehmen . .lass er hier auch ge- GO 
schlossen werden konnte. Dies ist also wohl der 
cucullio viatorius oder muh'oniem, mit dem Veru« 
(Hist. Aug. Ver. 4, 6; und Elagabal ("ebd. Ela". 32, 9) 
sich bedeckten, um nicht erkannt zu werden. und 
an lhn wird auch zu denken sein, wo sonst von ahn- 
lichem Gebrauch des C. die Rede ist, Liven. 6, 
118. 330. 8, 145. Auch sonst koinint er als in 
der Stadt getragene Kleidung vor. Martial. XI 98. 



1740 



Etwas iinders gestaltet erscheint der 0. auf 
dem die Olivenernte darstellenden Relief Mont- 
faucon Ant. expl. Ill 196: der auf die Schultern 
fallende Teil ist vorn geschlossen und hier, wie 
es scheint, aus einem Stuck, so dass das Ganze 
als eine Art Sack mit einer Offnung fur das Ge- 
sicht erscheint. Dies mOgen die cuculiones sein, 
deren Anfertigung fur die Feldarbeiter Cato a. 0. 
als Beschaftigung bei schlechtem Wetter empfiehlt. 
Ahnlich scheint auch der C. des Jagers auf dem 
Sarkophag bei Lasinio Campo santo di Pisa 135 
gestaltet zu sein, wahrend er ebd. 134 wie auf 
den pompeianischen Bildern auf die Schultern zu 
fallen scheint. 

Der C, aus Wollenstoff, war von dunkler Faibe, 
venetus Iuven. 3, 170, pullus Martial. X 76, 8, 
callainus Martial. XIV 139; dunkelfarbig sind 
auch die C. der pompeianischen Bilder. Die weissen 
C, Schol. Iuv. 7, 221, beruhen wohl nur auf Miss- 
verstandnis eben dieser Stelle [nimique cadurci). 
Er wurde fabriciert in Landerii, wo Schafzucht 
und Wollindustrie bliihten : in Illyrien (Bardaici, 
Libumici c; s. Bardocucullus) und in Gallien, 
Ldngonicus Martial. I 53, 5, Santonicus Iuven. 
8, 145. 

C. als Teil des Mantels ist wohl gemeint Colum. 
I 8, 9 (sagis cucullis) und XI 1, 21 {sagatis cu- 
cullis). Als vestis cucullata bezeichnet Isid. orig. 
XIX 24, 17 die Casula; eine solche war auch 
die Caracalla (s. d.). Bei Martial. XIV 132 wird 
der pillcus den totae lacernae entgegengesetzt, 
erscheint also die Kopfbedeckung als Teil der 
Lacerna. Und wenn bei Hor. sat. II 7, 55 (caput 
obscurante lacerna) eben diese genau so vorkommt, 
wie Iuven. 6, 118. 330. 8, 145 der C, so liegt 
es nahe, sie auch hier mit einem C. versehen zu 
denken. Einen Mantel mit C. tragt auf dem 
Relief aus Aesernia, Bull. Napol. VI 1847 Taf I 
4 (vgl. CIL IX 2689) der mit der Wirtin ab- 
rechnende Reisende. Terracottafigur mit zuriick- 
geschlagenem C. am Mantel. Daremberg-Saglio 
Diet. d. ant. I 1578 Fig. 2091; Kind mit C\ am 
Mantel ebd. Fig. 2095. 

Bei den Christen ist C, Ofter cuculla. die 
Tracht der Monche, und kann das Wort auch den 
Mantel mit C. bezeichnen. Es scheint aber, dass 
dieser Sprachgebrauch alter ist. So wenn bei 
Iuven. 3, 170 C. als die nicht officielle Tracht 
des Burgers erscheint, ganz wie sonst die Pae- 
nula. Und in dem Kleideredict, Cod. Thcod. XIV 
10, 1, wo die Sclaven aid bgrris aid cucullis 
gekleidet sein sollen, ist auch offenbar ein Mantel 
gemeint.^ Vgl. Corp. gloss. II 338, 52. IV 105, 
30, wo C. mit y.aqay.a/liov und lacerna gleich- 
gesetzt wird. 

Becker- Gall Gallus I 135. Ill 223. Voll- 
standigste Stellensammlung Holder Altkelt. 
Sprachschatz 1183. Bildliche Darstellungen S. 
Reinach bei Daremberg-Saglio Diet. d. ant 
I 1598. [Mau.j 

CucuJum (Aoi-y.ov/.ov), Stadtname bei Strut'. V 
238, verdorben aus Ai'y.txi.ov s. Aequiculi Bd. I 
S. 598 und Mommsen CIL IX p. 388. [Hiilsen.] 
Cucumis s. Gurke. 
Cucurbita s. Kiirbis. 

Cuda, linker Nebenfluss des Durius in Hispania 
Citerior, jetzt Coa. Der alte Name ist nur ge- 
nannt in den mschriftlieh bezeugten Laneienses 



1741 



Cufis 



Culina 



1742 



(». Lancia) tramcudani im nCrdlichen Lusita- 
nien . die im J. 105 zum Bau der Briicke uber 
den Tagus bei Alcantara beitrugen (CIL II 760) 
und in einer Inschrift aus Emerita erwahnt wer- 
den (CIL II 5261), und in dem jetzigen Namen 
erhalten. [Hiibner.] 

Cufls (nicht Cutis, Plin. n. h. VI 92) s. Ko- 
phes. 

Cufrut(?), Ortschaft in Africa, Provmz By- 
zacena, von der BischOfe im J. 411 (coll. Garth. 10 
c. 128, Mansi Act. cone. IV 107) und im J. 484 
(Not. episc. Byz. 62 in Halms Victor Vit. p. 67) 
erwahnt werden. [Dessau.] 

Cugerni (Cuberni), gennanisches Volk, zwi- 
schen Ubiern und Batavcrn genannt von Plin. 
n. h. IV 106 Rhenum accolentcs Germaniae gen- 
tium in eadem provineia Nemetes, Triboei, Van- 
giones. in TJbis eolonia Agrippinensis, Guberni, 
Batavi. Sie grenzten der Ruhrmundung gegen- 
iiber in der Gegend von Gelduba ncirdlich mit 20 
den Ubiern zusammen , wie auch aus Tac. hist. 

IV 26 erhellt; loco cui Gelduba nomen est, castra 
feccre . . . utque praeda ad virtutem accenderetur^ 
in proximos Gugernorum (so die Hs.) pagos qui 
societatem Girilis aceeperant ductus a Vocula 
exercitus. Sie beteiligten sich am Aufstand des 
Civilis (Tac. hist. IV 26. V 16 Cugerni die Hs. 

V 18 Gugernos Hs.j. Im iibrigen leisteten sie wie 
die Batavi den Romern Kriegsdienste, und zwar 
stand die cohors I Cugeriwrum im 2. Jhdt. in 30 
Britannien, wie die Militardiplome CIL III p. 864 
= VII 1193 (vom J. 103 , coh. I Cugernorum), 
III p. 873 = VII 1195 (vom J. 124, coh. 1 
Ulp. Traiana Cuger. c, R.) und die Inschrift CIL 
VII 1085 [coh. I Cugernor.) bewcisen. Zeuss 
Vermutung (Die Deutsche!) 85), dass die C. zu 
den von den Romern aufs linkc Rheinufer ver- 
pflanzten Sigambrern gehiirt hatten , ist wahr- 
scheinlich (vgl. Miillenhoff Deutsche Altertums- 
kunde 11191). Was die Schreibung des Namens 40 
anlangt. so ist Cugerni am besten bezeugt und 
an alien Stellen bei Tacitus herzustellen (vgl. 
auch CIL III 2712 domo Cugemus), wahrend 
Plinius Cuberni geschrieben zu haben scheint, 
denn auch diese Form erscheint auf Irischriften 
der in Britannien verehrtcn dea Coventiua (Hiib- 
ner Herm. XII 262. 263). Als Mittelform wird 
man mit Miillenhoff Herm. XII 272 Curerni 
anzunehmen haben (friiher war Miillenhoff 
Haupts Ztschr. f. D. A. IX 244 fur die Lesart 50 
Guqerni eingetreten). R. Much Deutsche Stamm- 
sitz'e 156ff. 1 vgl- 223) deutet den Namen als Spott- 
namen .die nach Kiihen und Riudern lusternen'. 
i>b im Itin. Ant. 372 Tolbiaco vicus Cugernorum 
istatt Supeuorum ■ oder Hupernoruni) herzustellen 
ist . bleibt st-hr zweifelhaft (E i e s e Rhein. Ger- 
maiiien im Register unter Cugerni und Sui>erm\. 

[Ihm.] 
Cuicnl, in Numidien, 45 (oder nach Itin. Ant. 
50) Millien von Milev, 25 Millien von Sitifis. Tab. i;u 
Peut. Itin. Ant. 29 (fraglich ist, ob Kov/.xova 
y.o/.oiria bei Ptol. IV 3, 28 hierhergehOrt). A11- 
sehnliche Ruinen von Djemila, unter andern ein 
dem Caracalla und der Iulia Domna errichteter 
Triumphbogen. s. Exploration scientiflque de l'Al- 
gerie, Beaux arts par Ravoisie Taf. 29ff. Zahl- 
veiche lateinische Inschriften aus dem 2. — 4. Jhdt, 
CIL VIII 8300ff. ; Suppl. 20135ff. Auch in der 



kirchlich^n Uberlieferung wird die Stadt haufig 
genannt, zuerst im J. 255 (Sententiae episcopo- 
rum, in Hart els Cyprian p. 457: Pudentianus 
a Cuiculi). [Dessau.] 

Cnlaro, Stadt im Gebiet der Allobroges (Gall. 
Narbon.), zuerst erwahnt im Briefwechsel Ciceros 
ad fam. X 23, 7 (v. J. 43) Gularone ex fmibus 
Allobrogum. Auf der Tab. Peut. verschrieben 
Culabone (Desjardins Table de Peut. 57), beim 
Geogr. Rav. IV 27 p. 241 Ourarore. Das Ethni- 
kon Cularonensis aui Inschriften CIL XII 2227. 
2229. ^ 2252. Erst von den Kaisern Diocletian 
und Maximian scheint sie die Civitat erhalten zu 
haben (CIL XII 2229 Diocletianus . . . et . . . 
Maximianus .... muris Oidaronensibus cum 
inter ioribus aedifkiis procidentia sua institutis_ 
adque perfecfis portam Fomanam Ioviam voeari 
iusserunt; vgl. Herzog Gall. Narb. 174). Seit 
Gratian fiihrt die Stadt den Namen Gratiano- 
polis, woraus das heutige Grenoble entstanden 
ist. Not. Gall. XI 5 eivitas Gratianopolitaua 
(zur provineia Viennensis). Augustin. civ. dei XXI 
7 mm l.onge a Grotianopoli civilate. Sidon. Apoll. 
ep. Ill 14, 1 und so Otter bei Spateren. Die In- 
schriften nennen scviri Augustales CIL XII 2237. 
2242 u. 0.; der aedilis nr. 2215 ist zweifelhaft. 
Es war Zollstation, wo die quadragesima Gallia- 
rum (Marquardt St.-V. 112 272) erhoben wurde 
(CIL XII 2252 librarius XL Gall, stationis Ou- 
ter., vgl. 2227). O. Hirschfeld CIL XII p. 273. 
Longnon Gtogr. de la Gaule au VI'' siecle 428. 
S. auch C alar on a. [Ihm.] 

Cnlcianus. Clodius Culcianus, Praelectus 
Aegypti im J. 303 (Grenfell und Hunt The 
Oxyrhynchus-Papyri I 132. 133). war einer der 
grausamsten Christenverfolger. Er stieg unter 
Maximinus (305-313) zu noch hoheren Wiirden 
auf, bis der Sturz seines Herrn auch ihm den 
Tod brachte. Euseb. hist. eccl. IX 11,4. Epiph. 
haer. 68, 1. [Seeck.] 

Culcitanensis s. Cuius it ana eivitas. 
Culex s. Vergilius. 

Culina (eoqidina mit Abfall der ersten Silbe ? 
Alte Form colina. Varro bei Non. 55, 14 und bei 
Serv. Aen. Ill 134; spater werden die von coquus, 
cocus abgcleiteten Worter coquina, cocina [Pri- 
scian. IV 1. 5] iiblich; aber coquinaris schon 
Varro bei Non. 195. 15), die Kiiche. Bei den 
Griecheii kennt die liomerische Zeit keine Kiiche ; 
der Herd [iayaon, ''<"•»/) &teU im McRar<> n - Ho '"- 
Od. V 59. VI 305. VII 52. 15311'. XIV 420. XIX 
55. XXHI 71. So auch in Tiryns, Schliemann 
Tiryns 237. Spater wild die Kiiche (attisch 0.1- 
Tavior, raTavewt: spater uuyaonov) utters erwahnt 
(z. B. Komiker bei Athen. VII 291 b. IX 378 d. 
Poll .1 80. VI 10). doch crfahren wir nichts Naheres 
iiber sie. Auch in Rom und Italien kochte man 
in alterer Zeit iin Atrium (s. d.l; wann diese 
Sitte nbkam und eine besondere Kiiche einge- 
richtet wurde. ist nicht bekannt. C. bei Plaut. 
Most. 1. Die Sitte, im Hauptwohnraum zu kochen 
und zu speiscn, crhielt sich in der Villa rustica, 
wo dieser Raum C. heisst. Varro r. r. I 13, 2. 
Vitr. VI 9(6), 1. Colum. I 0; vgl. Hor. sat. II 
6, 65. Es bleibt zweifelhaft. ob diese Benennung 
alt ist und von hier aus auf die spater entstandene 
C. des Stadthanses iiberging . oder ob auch auf 
dem Lande der Hauptraum urspriinglich Atrium 



1 tto 



Lulma 



Culleus 



1744 



hiess, und den Namen C. erst orhiclt, nachdem 
im Stadthause eine besondere C. entstanden war, 
und um ihn von dem, jctzt wesentlicli verschie- 
denen Atrium des Stadthauses zu unterscheiden. 
Es ist somit die Kiiche des Landhauses von 
der des Stadthauses wesentlich verschieden : jene 
der Hauptwohnraum, dem alten Atrium entspre- 
chend, diese ein kleiner, nur zum Koehen dienender 
Eaum. Die C. des Landhauses soil nach Colum. 
16,3 gross und hoch am Hole in moglichst warmer 
Lage erbaut werden. Eine Anschauung giebt die 
Villa rustica in Boscoreale bei Pompeii. Rom 
Mitt. IX 1894, 350. Die C. liegt hier an der 
nordlichen, der Mittagsonne ausgesetzten Eoke 
des Hofes und ist ziemlich 5x6 ra. gross; die 
Hohe ist nicht kenntlich. In der Mitte der Herd, 
etwa 1 m. im Quadrat ; dem Eingang gegenuber 
die Msche fur die Laren. Rechts, nur durch eine 
Holzwand getrennt, der Stall, geradeaus das Bad, 
an dessen Apodyterium der Abtritt; links der 
Heizraum des Bades. 

Pur die C. des Stadthauses bietet Pompeii 
zahlreiche Beispiele. Sie ist in der Begel klein. 
Ausnahmsweise misst sie in der Casa del Fauno 
annahernd 5 x 6, im Hause des Pansa 4 x 5 m. ; 
sonst sind auch in besseren Hausern Kuchen von 
3x4 m. nicht ungewohnlich , and es kommen 
auch noch kleinero vor. Der Herd ist stets an 
eine Wand angemauert, gross bis zu 1 x2i/ 2 m. 
(Haus des Pansa). meistens betrachtlich kleiner; 
auf ihm nicht selten kleine, hufeisenformige aber 
rechtwinkelige Aufmauerungen zum Aufstellen des 
Kochgeschirres. Wo diese fehlten, beuutzte man 
zu demselben Zweck ciserne Dreifiisse. Abbildung 
eines Herdes mit Dreifuss und sonstigem Koch- 
gerat, aus dem Hause der Vettier, Bom. Mitt, 
XI 1896, 30. Ein Eauchl'ang ist nie vorhanden ; 
haufig aber ist kenntlich, dass die C. holier war, 
als die umliegenden Baume. Der Rauch zog 
durch die Penster ab, deren meistens eines liber 
dem Herd angebracht ist. Nur ausnahmsweise 
findet sich ein gemauerter Kiichentisch (Over- 
beck Pompeii* 278. 295); meistens muss ein 
holzerner Tisch diesem Bediirfnis geuiigt haben. 
Bisweilen enthalt die C. cinen kleinen Backofen 
fur Kuchenbackerei (Over beck ' 373). Der Ab- 
tritt findet sich stets entweder in der Kiiche oder 
in umnittelbarer Nahe derselben : nicht selten 
auch ein Ausgnss {fusorium . Pallad. I 37, A). 
Haufig. aber nicht immer. finden sicli audi Spuren 
des Larencultus, desseu Verbindung mit der C. 
mehrfach bezeugt ist (Hor. sat. II" 6. 15. Sen'. 
Aen. II 469. Arnoh. II 67): entweder eine kleine 
Wandnische. oft in Form einer Aedicula. oder 
haufiger das auf die Wand gemalte Bild der Laren. 
des Genius und der zwei Schlangen. 

Die C. hat keine bestimmte Stclle im Hause. 
In Pompeii liegt sie fast immer irgendwo am 
Peristyl [in postica parte, Varro bei Xon. 55. 19j, 
ausnahmsweise (Casa della Caccia, Overbeck'* 
278) am Atrium. Es kommt auch \or, dass in 
dem allein erhaltenen Erdgeschoss keine C. vor- 
handen, dieselbe also im Oberstock anzunehmen 
ist; so in dem Hause mit Cenaculum (s. d.) VII 
15, 8. Kiiche im Keller De Vogue Syrie cen- 
trale pi. 34. Viel grossere Kuchen gab es natur- 
lich in den Palasten Eoms. Senec, ep. 64 1 
114. 26. 



In Inschriften kommt C. manchmal in Ver- 
bindung mit Tempeln und Heiligtumern vor CIL 
VI 2219. 1X1269.3075.3440. XIV 3543. Orelli 
1322. Sie wird hier fur die Bereitung der Opfer- 
schmause gedient haben. Die bei dem Isistempel 
in Pompeii erhaltene kleine C. gohort zur Prie- 
sterwohnung (Overbeck Pompeii'' 109). Als 
offentliches Gebiiude oder in Verbindung mit einem 
solchen erscheint C. auch CIL X 3781. XIV 3002, 
10 wo der dafiir gekaufte Platz 146 i/ 2 X 1 6 Fuss 
gross ist ; vielleicht standen auch diese mit Tem- 
peln in Verbindung ; sonst konnten sie fur Volks- 
speisungen bestimmt sein. 

C. in Verbindung mit Grabern, CIL VI 14614. 
29958. XIV 1869; sie diente ohne Zweifel zur 
Bereitung des Totenmahles, auch wohl zur Ver- 
brennung des dem Toten bestimmten Anteiles, 
Pest. ep. 65, 12: O. vacatur locus in quo epulae 
in funere comburuntur. Von hier aus kam das 
20 Wort dazu, auch das Grab selbst zu bezeichnen. 
Dies scheint der Fall zu sein CIL III 2811. IX 
4079. X 4765. Nach Gromat. 21, 15. 55, 9. 
86, 9 heisst C. der Begriibnisplatz fur die Armen 

[Mau.] 
Culleo s. Terentius und Torius. 
L. Culleolus, nach der Praetur Statthalter 
(pro consuls) von Illyrien , etwa 695 = 59 (Cic. 
ad fam. XIII 41. 42, vgl. Holzl Fasti praetorii 
52f). Ob C. mit Cornelius Culleolus (Cic. div. 
30 I 4) zusammenhangt und denselben Gentilnamen 
fiihrte, ist unsicher (s. Cornelius Nr. 123). 

[Mimzer.] 
Culleus (in spaterer Zeit auch culeus, nur 
culleus nach Placidus im Corp. gloss, lat. V 10, 
3 und 60, 1) und culleum. Ob Varro (r. r. I 
2, 7; vgl. Non. 197, 22 und Grammaticus de 
gener. nom. p. 76 Haupt) auch schon in Catos 
Origmes den Plural cullea gelesen hat, ist zweifel- 
haft, da in dem entsprechendeu Citat des Plinius 
10(i)- h. XIV 52) und bei Cato selbst (agr. 148. 1) 
die Hss. cullcos bieten. Das Wort ist mit xo- 
Isos , ionisch y.ovhov , y.ovlsog — Scheide des 
Schwertes, wohl auch lit, /culis = Sack, xd/bj = 
Knospe, aahd — Hiitte (Nest) auJ' eine indoger- 
manische Grundform koheios zuruckzufuhren (W. 
Prellwitz Etym. Worterbuch d. gr. Spr. 1892, 
156) und jedenfalls auch mit coleus — Hodensack 
nahe verwandt (vgl. das Wortspiel bei Cic. ep. IX 
22, 4 honesti cole/ Lanuvini , wohl = Wein- 
50 schlauche von Lanuvium, und Cliterni non ho- 
liest i = Hodeu, aber eigentlich = Sacke von Cli- 
ternura wohl mit An spit-lung auf den durch Mi- 
schung mit dem fons Clitorius unschmackhaft 
gemaehten arkadischen Wein). 

1) Das Wort bezeichnete einen aus dem Full 
des Rindes verfertigten Ledcrsack I — day.6; j/6- 
cw; Corp. gloss, lat. II 118, 41. 119, 39 oder 
= aay.o; rai-osio; ebd. 248, 1. 452, 3. 500, 3. 525. 
21 oder = iio/.yd: ebd. Ill 24, 17, d. h. im Taren- 
(JOtinisehen — ,idaoi doy.d; narli Poll. X 187. oder 
= /.ayra* ebd. II 118, 41. Ill 484, 49 oder = 
foil is bubulus ebd. V 187, 4). Der C. diente 
zum Transport von Wein und 01 (Plaut. Pseud. 
212 und 214. Cat. agr. 154. Fest ep. p. 50. 11. 
Plin. VII 82. Ulp. Dig. XXXIII 7, 12, 1). Auf 
den Wandgemalden einer pompeianischen ' Wein- 
schenke sind zwei vierriidiige Leiterwagen mit 
einem darauf liegenden grossen und unverhaltnis- 



1 



1745 Culleus 

iiiassig dicken Weinschlauch abgebildet; die bei- 
den vor jedem Wagen stehenden Zugticre sind 
ausgespannt und zwei Manner damit beschaftigt, 
aus einem hinteren, rohrenartigen Toil des Schlau- 
ches, welcher aus dem Fell eines Hinterbeines 
hergestellt ist , den Wein auf x^mphoren abzu- 
zapfen. Der Schlauch scheint in beiden Fallen 
aus einer oder mehreren gegerbten Rindshauten 
hergestellt zu sein; der Hals, durch welchen der 



Culleus 



1746 



frischer Rindsihaut gemacht sein konnten (Horn. 
Od. X 19). In der TJrzeit wenigstens konnte man 
leicht , nachdem man die Haut eines Tieres an 
einer geeigneten Stelle aufgesclmitten hatte, das 
Fleisch und die Knochen hcrausnehmen , die an 
den Piissen, am After und Halse bleibenden Off- 
nungen zubinden und so den Behiilter herstellen 
(Hessel a. a. O. 41). Heute werden im Orient 
die gcwOhnlich vom Bocke genommenen Schlauche 
Wein eingefullt worden, ist nach oben gerichtct 10 gegerbt, aber nicht enthaart; bei den Wasser- 



und mit einem Stricke zusammengeschniirt. Auf 
dem ersten Gemiilde (Mus. Borb. IV tav. A. 
Hessel D. Weinveredelungsmethoden des Alter- 
tums 1856, Taf. Rich 'lllustr. Worterb. der 
rfim. Altert., fibers, von C. Muller, 1862, 206. 
Helbig Wandgemiilde nr. 1487) ist derselbe 
noch durch drei iiber ihn hinweggehonde Bander 
an das halbkreisformige Wagengitter befestigt; 
am obern Hinterteile ist ihm wie zum Scherz der 



schlauchen wird die Haarseite nach aussen , bei 
den Weinschlauchen nach innen gekehrt, bei jenen 
auch die Innenseite gewohnlich eingeolt (ebd. 42). 
In solchen Schlauchen (deren Innenseite iibrigens, 
wie erwahnt, auch mit Harz oder Pech iiberzogen 
sein kann) halt sich zwar der Wein sehr gut, so- 
fern die tierische Haut die Eigenschaft hat, vor- 
zugsweise nur Wasscr, nicht aber Weingeist ver- 
dunsten zu lassen, so dass man bei schwiicheren 



Tierschwanz gelassen. Das zweite Gemalde (Mus. 20 Weinen den Weingehalt in ihnen concentrieren 



Borb. V 48. Panofka Bilder ant. Lebens 1843, 
Taf. 16, 2. Hessel a. a. O. Helbig nr. 1488. Over- 
beck-Mau Pompeii 579. Baumeister Denk- 
maler III 2087 Fig. 2335. Guhl und Koner 
Leben der Griech. u. Rom. 6, herausg. von Engel- 
mann, Fig. 923) zeigt wesentlich dieselbe Com- 
position, nurlaufcn die zur Befestigung des Schlau- 
ches dienemlen Bander durch Ringe, Avelche an 
einer oben aufliegenden eisernen Stange ange- 



kann (vgl. Hessel a. a. O. 1 und 42), doch be- 
diirfen dieselben nach der Entlecrung einer sehr 
sorgfaltigen Eeinigung, damit der Wein nicht 
sauer und das 01 nicht ranzig wird; auch kann 
der Inhalt sehr leicht den unangenehmen Geruch 
des Gerbstoffes, bezw. cler Bockshaut annehmen. 
Kamelschlauche fiir den Transport kamen bei den 
Arabern (Hercdot, III 9) und Juden (Plin. XII 
31) vor. In der Bibel ist oft von Schlauchen 



bracht sind , und der infolge des Abfullens des 30 zum Transport des Weines (I Sam. 16, 20. Jos. 



Weines zusammensinkende Schlauch zeigt trotz 
der Dicke der Haut merkliche Falten. Ein klei- 
nerer, mit Most oder Wein gefullter Schlauch, 
dessen Gestalt mohr einem naturlichen Schweins- 
rumpfe almelt und der auf einer bekranzten Bahre 
von vier trunkencn Satyren aus dem Weinberge 
uach Hause getragen wird, ist auf einem in Ne- 
apel befindlichen Krater dargestellt (Guhl und 
Koner a. a. 0. S. 278 mit'Fig. 200 nach Ger- 



9, 4 und 13), zum Aufhangen desselben in den 
Rauch (Ps. 119, 83) oder zur Aufbewahrung des- 
selben (Job. 32, 19. Matth. 9, 17. Marc. 2, 22), 
aber auch zur Aufbewahrung der Milch (Jud. 4, 
19) und Mitnahme des Wassers (Gen. 21, 14. 15. 
19) die Rede. 

2) Aus dieser Anwendung des Schlauches aus 
TieriV-ll erklaren sich mehrere Benennmigcn von 
Hohlmasscn und Gefassarten bei den indogerma- 



hard Antike Bildw. Taf. 107). Da die Griechen 40 nischen Volkern (0. Schrader Linguist.-histor. 



dem Seilenos cincn Wasser-, bezw. Weinschlauch 
als Attribut gaben (vgl. J. H. Krause Angeio- 
logie 1854, 303), so war seine bronzene Statue in 
Herculaneum und Pompeii eine beliebte Brjnneu- 
figur. Als solche tragt er zur Decoration eines 
lierculanensischen Brunnens einen grossen, bau- 
.schigen Ochsenbalg, welcher als Miindung des- 
>i-lben dient (Baumeister a. a. 0. Ill 16391'. 
mit Fig. 1699 nach Mus. Borb. Ill 28). Neben 



Forschungcn zur Hanilelsgesch. u. Wareukuiidc 
I 1886, 152). So bezeichnet, wie wir gesehen, 
C. nicht nur einen kiinstlich hergestcllten ledernen 
Sack , sonderu auch ein bestimmtes Mass (Cat. 
orig. bei Plin. XIV 52: agric. 11, 1. 2 und bei 
Varr. r. r. I 22, 4. Cat. agr. 23, 2. 24), d. h. 
dem Volumen eines Ochsenrumpfes wohl ziemlich 
entsprechend von 5,242 hi., das grosste Weinmass 
der Romer (Carmen de ponder. 86 bciBahrens 



liesen grossen Schlauolien bediente man sich 50 Poet. lat. min. V 76). Es wird namlich der C. 

" "" ~ =20 amphorae (ebd. Plin. XIV 52) oder = 40 

nmae (Col. Ill 3, 10; quiudcoim cullea bei Varr. 
I 2, 7 = sescciiac urnac hoi Col. Ill 3, 2 und 
9, 3) gesetzt. Bei Cato ist er freiiich einmal (agr. 
148, 1) zu 41 urnae gerechnet, aber offenbar nur 
nach geschaftlicher L'sance seitens des Verkaufers 
des Weins. Die dolia. in welchen der Wein oder 
das 01 lagerten, werden wohl in der Regel etwa 
einen C. gefasst haben iCato 105, 1). da Vitruvius 



in Italien zum Transport, wie wohl auch heute 
noch in einigen unwegsamen Gebirgsgegenden, 
auch kleiner, besonder> aus Bockshaut verfertig- 
ter. utrcs (Plaut. True. 903. Plin. XXVIII 240. 
Flpian a. a. 0.). Irn eigentlicht-n Griechenland. 
wo man auch heute noch vielfach den Wein 
in Bockshiiuten , die mit Harz ausgegossen sind, 
aufbewahrt , wurden solche kleineren doxoi ge- 
wohnlich zum Transport illom. II. Ill 247: Od. 



V 265. VI 78. IX 196 



212; 



mann-Blumner Privatalt. 232), aber initunter 
auch zur Aufbewahrung oder Veredelung des Wei- 
nes (Aristot. meteor. IV 10. 5 (7j) gobraucht, 
zum Teil auch gut zusammengeniihte Schlauche, 
ooool, zum Transport von Gerstenmehl (TToin. Od. 
II 354 u. 380; vgl. 291). Zum Transport von 
Wasser kanntc man aber auch grosse Schlauche 
(ebd. V 266. Nep. Eum. 8, 7|, die wold auch von 



auch Her- nil (VI 6 [9], 3) fur die Olfasser als die vorauszu- 



setzende Grflsse dieses Mass angiebt und dann fiir 
ihren grossten Durchme^ser einen Eaum von 4 
Fuss = 1,184 m. lasst. obwohl die Fasser auch 
30 (Col. XII 18. 7). 50 i Cato 69 und 112, 3) bis 
100 Amphoren (Diod. XIII 83, 2) fassen konnten. 
Auch unter den erhaltenen dolia finden sich wohl 
selten solche, die weniger als einen C. fassen. 
Zum Vermessen bediente man sich eines labrum 



1747 



Culleus 



Culpa 



1748 



1749 



Culpa 



Culpa 



1750 



culleare (Cato 154), d. h. einer Wanne wit vier 
Henkeln und einem Loch oben an der Seite, so 
dass sie nur bis zu diesem gefiillt werden und 
die Fiillung das Mass eines C. erreichen konntc. 
Diese "Wanne wurde zwischcn die (in diesem Falle 
fiber der Erde stehenden) Fiisser auf eine Erhohung 
gestellt, der Wein aus de'm (geneigten) Fasse hinein- 
gegossen und dann wieder durch eine unten an- 
gebrachte Rohre in den C. des Kaufers abgelassen 
(vgl. Cella Bd. Ill S. 1875D. [Olck.] 1( 

3) Unter poena cullei versteht man die Strafe 
der Sackung, bei welcher der Hinzurichtende zn- 
erst mit rot en Ruten (virgis sanguineus) ge- 
peitscht, dann zusammen mit einer Schlange, 
einem Affen, einem Hund und einem Hahn in 
einen Sack genaht (etdleo insuere) und so in einen 
Fluss oder ins Meer geworfen wird, Mod. Dig. 
XL VIII 9, 9 pr. lust, Inst. IV 18, 6. Nach der 
Annabme der rOmischen Schriftsteller ist diese 
Strafe uralt; schon Tarquinius Superbus soil sie 20 
in einem Fall wegen schweren Religionsfrevels 
verhangt haben, Dionys. IV 62. Val. Max. I 1, 
13. In spaterer Zeit erscheint sie beinahe aus- 
schliesslich als poena parricidii, wobei wahr- 
scheinlich tiberall an parricidium im neueren 
Sinne (= Verwandtentotung) zu denken ist; als 
Strafe fur dieses Verbrechen ist sie wahrschein- 
lich nicht durch Gesetz (so Val. Max. a. a. 0.) 
eingefiihrt, sondern moribas instituta, Mod. Dig. 
XLVIII 9, 9 pr.. ahnlich Cic. pro Rose. Am. 70. 30 
Sulla hat sie, wie Ciceros Reden fur den Roscius 
aus Ameria und fur den Cluentius bewcisen, in 
seiner lex Cornelia de sicariis et veneficis fur 
den Fall der AscendententOtung, nicht aber fur 
die Totung entfernterer Verwandten vorbehalten ; 
die lex Pompeia hob die Strafe auf (nach andern 
hat sie sie bestiitigt), indem sie fur jeden Fall 
des parricidium die (allgemeine) Strafe des cor- 
nelischen Gesetzes, d. h. die Strafe der aquae 
et, ignis intcrdictio androhte ; Marc. Dig. XLVIII 40 
9, 1, vgl. Suet. Caes. 42. Aber schon Seneca 
de clem. I 23 bezeugt wieder eine h&ufige An- 
wendung der Sackung; ihr Wiedererscheinen (vgl. 
auch Senec. de ira I 16, 5. Suet. Oct. 33; Claud. 
34. Cass. Dio LXI 16, 1. luven. VIII 212ff. 
XIII 153ff.) mag damit zusammenhangen , dass 
sie sich im Hausgericht erhielt, Senec. de clem. 
I 15, 7. Senec. controv. Ill 16. Hadrian schreibt 
die poena cullei vor fiir die Totung von Eltern 
und Gross'lt'Tii, aber audi hier nur, si mare»i) 
proximiim sit. Mod. Dig. XLVIII 9, 9, vgl. Do- 
sith. Hadr. sent. 16; in den iibrigen Fallen treten 
andere Todrsstrafen ein. Paul. V 24, 1 erwahnt 
die poena cullei als eine nicht mehr in Gebrauch 
stehende. Constantin schreibt sie aber neuerdings 
vor und zwar fur alio Falle der Verwandten- 
totung; ist das M>'er nicht in der Xahe, so soil 
der Sack in i-inen Fluss geworfen werden, Const, 
Cod. lust. IX 17, 1. lust, Inst, IV 18, 1. 

Die Strafe ist wesentlich das Einnahen in den hi 
Sack und das Ertranken des Sackes; haufig ist 
schlechtweg nur hievon die Rede, Cic. pro Rose. 
Am. 70. Senec. de ira I 16 , 5. Apul. met. X 
8. Fact. inst. Ill 14. Die Tiere, die wohl 
nicht immer alle aufzutreiben waren , werden 
nicht immer genaimt; am haufigsten die Schlange, 
z. B. Plut. Tib. Gracch. 20. Iuvenal. a. a. O. 
Senec. controv. Ill 16. Senec. de clem. I ID. 7. 



Isidor. orig. V 27, 36. Constantin Cod. Theod. 
IX 15, 1. fiber die Tiersymbolik (aoefirjs uera 
aosfitiv t.comv Dosith.) vgl. Schrader (s. u.) 769. 
770. Wahrscheinlich ist die Sackung von Hause 
aus kcine Strafe, sondern eine Form der sog/. 
procuratio prodigii, Fortschaffung eines mon- 
strOsen Wesens ; die That erschien als unglaublich 
und naturwidrig (prodigii ac portenti simile Cic. 
pro Rose. Am. 37. Senec. de clem. I 23); das 
) Land soil endgiiltig und vollkommeii von dem un- 
nattirlichen Verbrecher befreit werden, der den 
Gottern nicht gefallig ist und Verderben uber 
das Land bringt, das ihn birgt. Sofort nach dem 
Urteil soil die Isolierung beginnen ; der Verbrecher 
erhalt holzeme Sohlen an die Fusse, sein Haupt 
wird mit einem follieuius lupinus verhuilt; dann 
wird er in den Kerker abgefiihrt, wo er verbleibt, 
bis der culleus fiir die Execution bereit ist, Rhct. 
ad Herenn. I 23. Cic, de inv. II 50. Die mehr- 
fach aufgestellte und auf Suet, Oct. 33 gestiitzte 
Behauptung, die poena cullei habe nur den ge- 
standigen parricida getrotfen, ist unhaltbar; sie 
stent im Widerspruch mit der Anwendbarkeit der 
Strafe in den Fallen bei Cic. pro Rose. Amer. 
Senec. controv. Ill 16. Apul. metam. X 8 (p. 694 
Oud.). Brunnenmeister (s. u.) 197, 1 ver- 
mutet etruskischen Ursprung der Strafe. 

Anwendung der poena cullei fiir andere Falle 
(ausser parricidium) ist selten nachweisbar; vgl. 
Val. Max. I 1, 13. Dionys. IV 62. Plut. Tib. 
Gr. 20. Euseb. de mart. Palaest. 5; gcsetzlich 
war sie voriibergehend dem Ehebrecher angedroht, 
Constantius u. Constans Cod. Theod. XI 36, 4. 
Uber verwandte Strafen bei andern Volkern des 
Altertums Schrader (s. u.) 767. 

Litteratur. Schrader Ausgabe der Insti- 
tutionen (Corp. iur. civ. torn. I) zu Inst. IV 18, 
6p 764ff. Rein Criminalrecht der Romer 457 
—459. Voigt XII Tafeln 1255— 257. Daude 
De capit. poen. iur. lust. 45—52. Brunnen- 
meister Totuugsverbrechen im altrom. Recht 
177. 185-198. H. F. Hitzig Schweiz. Ztsch. 
f. Strafr. IX (1896) 40. 41. Vgl. die Art Lei 
Pompeia, Parricidium. [Hitzig.] 

Culpa bezeicb.net die unentschuldbare Ver- 
letzung eines andern und die ihr zu Grande lie- 
gende Gesinrmng. d. i. die Verschuldung oder die 
Schuld. Ihr hOchster Grad ist der dolus malus, 
Dig. L 16, 226, s. Dolus. Nach ihrer recht- 
lichen Bedeutung ist die 0. sowohl Voraussetzung 
von Delictsklagen , insbesondere der actio legis 
Aquiliae is. Damnum), als auch ein Haftungs- 
grund bei Schuldverhaltnissen. namentlicii aus 
Vertragen {culpa in contractu, im Gegensatze zn 
der culpa in contrahendo, die bei dem Entstehen 
des Vertrages, also wahrcnddesVertragsabschlusses 
begangen wird. z. ]!. durch sehuldhafte Verwechs- 
lung von Personen oder Sachem. Die C. bei Schuld- 
verhaltnissen bezeichnet man vielfacli unpassender- 
i weise als ausseraquilische, indem man die 0. als 
Voraussetzung einer Delictsklage nach ihrem er- 
wahnten Hauptfalle aquilische nennt, doch ist 
diese Bezeichnung darum irrefiihrend, weil eine 
und dieselbe Verschuldung. z. B. die Beschadi- 
gung einer gemieteten Sache, sowohl eine e. in 
contractu enthielt als auch mit der actio legis 
Aquiliae ohne Riicksicht auf den Mietscontract 
verfols;bar war. Die aussercontractliche Schuld 



begrtindet nicht wegen allcr Schadcn, die sie ver- 
ursacht, Ersatzansprliche , sondern nur bei Sach- 
beschiidigungen, was iibrigens nicht ganz zweifellos 
ist, s. Damnum. 

Auf den Grad der Schuld kommt es bei ausser- 
contractlic.her Schuld nicht an. In lege Aquilia 
et. levissima culpa venit Dig. IX 2, 44 pr. Beides 
ist andcrs bei derC. aus Schuldverhaltnissen. Hier 
haftet der Verpflichtete nicht bei jedern Schuld- 



ialt zu leisten, als wie er in semen eigenen an- 
zuwenden pflegt. Hier ist der concrete Massstab 
statt des abstracten offenbar eine Erleichterung 
der gewohnlichen Haftung, Dig. XVII 2, 72. 
Doch kann er bei sehr sorgfaltigen Verpnichteten 
auch als eine Erschwerung gemeint sein; vgl. 
Dig. XVI 3, 32. Vielleicht ist es so zu deuten, 
warum auch der Ehemann wegen der dos (s. d.) 
und der Vormund fur diligentia quam suis rebus 




213, 2 (Ulpianus) nimia negligentia, i. e. non in 
telligere quod omnes intelligunt , wobei omnes 
nur so viel bedeutet wie fere omnes. C. lata ist 
hiernach ein Grad der Fahrliissigkeit, wie er von 
fast alien Menschen vermieden zu werden pflegt, 
also die Abwesenheit der fast iiberall vorhandenen 
Riicksicht auf die Mitmenschcn. C. Uvis ist da- 



verstandliche) Erleichterung der Haftpflicht. Uber 
die Haftung fiir casus vgl. Leon hard Institu- 
tionen 390 und die o. B. Ill S. 1781 Angefuhrten. 
Der Umfang der Haftung fur C. hat im Laufe 
der romischen Rechtsgeschichte erhebliche Ab- 
anderungen erfahren. Eine Ubertreibnng liegt 
in der Behauptung, dass in der Drzeit die Ver- 



gegen der Mangel einer diligentia^ diligentis pa- 20 letzung haftbar geinacht habe ohne jede Riick- 



trisfamilias, wobei zu bedenken ist, dass pater- 
familias (s. d.) weniger Hausvater bedeutet als 
Hausherr, Dig. XIII 6, 18 pr. (Gaius) in rebus 
commodatis talis diligentia praestanda est, qua- 
le-m quisque diligentissimus paterfamilias suis 
rebus adhibet; vgl. aber auch Dig. IX 2, 25, 7 
si omnia sunt, quae diligentissimus quis- 
que observaturus fuissct. C. leeis ist derunach 
die Ab\yesenheit derjenigen Sorgfalt, wie sie selb- 



sicht auf ihre Entschuldbarkeit. Das Recht der 
Notwehr ist vielmehr wohl immer anerkannt wordeu. 
Dig. IX 2, 4, 1, und uralt ist sicherlich die Regel : 
Qui iure suo utitur netnini facit iniuriam Dig. 
L 17, 55. 151. XLIII 29, 3, 2. Die Haftung fur 
O. ist aber insofern erleichtert worden, als man 
die Entschuldbarkeit einer verletzenden Handlung 
in spaterer Zeit nicht bios auf ein besonderes 
Verletzungsrecht zu griinden brauchte, sondern 



standige Verwalter des eigenen Vermogens zu 30 auf die blosse Unvorhersehbarkeit des verursachten 



zeigen pfiegen im Gegensatze zu den unselbstan- 
digen und deshalb minder verantwortlichen, aber 
darum auch minder sorgialtigen Hauskindern. 
Die c. lata, stcht in Vertragsverhaltnissen dem 
dolus gleich, Dig. XI 6, 1, 1. XVIH 1, 29 pr. 
Zweifelhaft ist, ob dies auch sonst zutrifft (vgl. 
hieruber v. Jhering Dogm. Jahrb. IV 12ff. 
Mom in sen uber die Haftung der Contrahenten 
bei der Abschliessung von Schuldvertragen 1879, 



Schadens griinden durfte. Dig. IX 2, 31 culpam 
autem esse, quod cum a dilgente provideri po- 
terit, non esset provisuin. Eine Verletzung, die 
von ihrem Urheber (ihrer Art nach) nicht vor- 
hersehbar war, gait also schliesslich nicht als C. 
(auf die Vorhersehung der einzelnen Umstande 
der Verletzung, z. B. der Beschaffenheit einer 
Sache, die jemand durch einen Wurf aus dem 
Fenster zertriimmert hatte. kam es naturlich nicht 



5ff. Burckhard Sinn und Umfang der Gleich- 4o an, nur die Art des Ubels musste vorhersehbar 



stellung von dolus und lata culpa im rOm. Rechte, 
Gottingen 1885). 

Nicht bei alien Schuldverhaltnissen wird fiir 
ifinnis culpa gehaftet, sondern in der Regel nur 
von solchen Parteien. die aus dem Verhaltnis Vor- 
trile haben, walnend solche Parteien, die ledig- 
lich Vorteile gewahren, in der Regel nur fur c. 
lata haften, Dig. XIII 6, 5, 2. Zu jenen gehoren 
/.. B. die Commodatare (s. Commodatum), De 



seinj. Wahrend also nach dieser Seite der Umfang 
des unentschuldbaren Unrechts sich verengt hat, 
hat es sich nach anderer Richtung erweitert. Die 
altere Zeit scheint eine Haftung nur dann ange- 
nommen zu haben, wenn die Verletzung der That 
unrmttelbar folgte, d. h. kein Zcitraum dazwischen 
lag. So unterschied man z. B. das occuhre von 
dem mortis causam praestare, nur zu dem letz- 
teren rechnete man die Einsperrung eines Selaven, 



nonenten (s. Depositum) und alle Parteien aus 50 die seinen Hungertod zur Folge hatte, Dig. IX 



jregenseitig verprlichtenden Vertragen , zu diesen 
die t'ommodanten und Depositarien. Die Man- 
•latarien (s. Man datum) haften fiir c. levis, ob- 
v. ohl sie eine Gefalligkeit erweisen , eine Aus- 
riahme, die wohl aus der Unentbehrlichkeit einer 
( ^''schiiftsiiihrung fiir andere zu erklaren ist und 
1:1 der Regel auch bei auftragloser Geschiiits- 
fuhrung gilt. Paul. I 4 pr. Cod. IV 35. 11. 
13. 21. Abweichend Coll. X 2, 3 und dazu Ru- 
dorff bei Pucht a - Kriiger Institutionen 10 
II 374 § 278 Anni. f. Eine eigenartige Haftung 
iit die Haftung fur diligentia quam suis rebus 
odltibere solet, die nicht nach dem allgemeinen 
Vtrhalten der Mitmenschen, sondern nach den 
Gewohnheiten des Haftenden bestimmt wird (sog. 
diligentia oder culpa in concrete). So braucht 
'■■ B. ein Gesellschafter (socius) dem andern in 
Angelegenheiten der Gesellschaft nicht mehr Sorg- 



2, 7, 6. Erst die spiitere Jurisprudenz stellte die 
mittelbare Schadigung der unmittelbaren gleich, 
vermutlich zunachst bei Vertragen, spater auch 
bei aussercontractlichen Verletzungen , Dig. IX 
2, 7, 6. Hiermit hangt jedenfalls zusammen, dass 
man fiir die Folgen von Unterlassungen ursprung- 
lich gar nicht haftete, spater freilich geschah es, 
jedoch nur unter Bedingungen. die streitig siml. 
Als Ausgangspunkt fiir die Aufklarung diese? 
1 Grundsatzes sind die Ervvagungen zu betrachten, 
die sich an das Sprichwort kniipfen : imperitia 
culpae adnumeranda est ; vgl. Dig. IX 2 , 8 
(Gaius) cum affectare quisque non debcat, in quo 
lei intellcgere debet inftrmitatem suam alicui 
periculosam futuram. Ein Kutscher, der die 
Pferde nicht ziigela kann, haftet weniger wegen 
seiner Unterlassung, sondern deshalb, weil er eine 
Aufgabe unternommen hat, von der er wissen 



1751 



Culpa 



Cutter 



1752 



musste, dass er ihr nicht gewachsen war. Das- 
selbe, was hicr von der Geschicklichkeit gesagt 
ist, muss anch von der sittlichen Kraft gelten. 
I)ie fjbernahme einer Aufgabe ohne das Bewusst- 
sein der v oil en sittlichen Kraft, die zu ihrcr Durch- 
fiihrung notig ist, ist culpos und inacht fur die 
Folgen haftbar. So, wenn der Arzt den kranken 
Sclaven schneidet und nachher nicht ordentlich 
verbindet, oder wenn der "Wat-liter am Ofen ein- 



Lcbre von den Sachbeschiidigungen nach rem. 
Rechte, 1867. Mommsen tFber die Haftung der 
Contrahenten bei der Abschliessung von Schuld- 
vertragen, Braunschweig 1879 und dazu Leon- 
hard Ztschr. f. Hdlsr. XXVI 284ff. Pucht/a- 
Kriigerlnstitutionenio II 366. S73ff. Leonhard 
Institutionen 390. 393. 429. 438. [R. Leonhard.] 

Culter, fiaymqa. Messer wurden im Alter- 
tum zu denselben Zwecken gebraucht wie noch 



1753 



Cultor 



Cuminarius vicus 



1754 



schliift und eine Feuersbrunst entstehen lasst, 10 jetzt und wcrden haufig ganz oder teilweise er- 



Dig. IX 2, '27, 9. Die Schuld ist hier vom Schaden 
durch einen Zeitrauni getrenut, und aus diesem 
Grande kann diese Haftung erst spiiterhin aner- 
kannt worden sein. Hieraus erkliirt sich aueh 
die auffallige Erscheinung, dass bei den strengen 
verborum obliyationes , in denen sich das alte 
Recht erhalten hatte, der Schuldner nur l'iir eine 
culpa in faciendo haftete, nicht far culpa in nan 
faciendo. So wird Dig. XL V 1, 91, 3 mit Recht 



halten gefunden. Bronzemesser aus mykenischer 
Zeit Walters Bronzes in the Brit. Mus. (Index 
nr. 7—98); Bronzemesser deutschen Pundortes 
Lindenschmit Altertumer unserer heidn. Vorzeit 
II 8, 2. Viel haufiger sind Messer aus rOmischer 
Zeit init eisernen Klingen, Walters a. 0. (s. 
Index). Lindenschmit a. 0. 114, 4. Fried e- 
richs Kleine Kunst 310, 1480—1486. S. Rei- 
nach Musee de Saint-Germain-en-Laye (Index). 



gedeutetvonHartmann Die Obligation, Erlangen20Daremberg-Saglio Diet. d. Ant. I 1582ff. Es 



1875, 227ff. Aus der urspriinglieheu Nichthaf- 
tmig wegen blossen Unterlassens erkliirt sich wohl 
auch die besondere Bedeutung des Wortes casus 
(s. d.) als eines nicht zu vertretenden Umstandes 
im Gegensatz zur menschlichen Thatigkeit, Dig. 
XL 5, 33. Alle Nichtthatigkeit flel wahrschein- 
lich urspriinglich in den Begriff des casus und 
wurde erst spiiter unter besonderu Umstanden der 
C. zugerechnet; s. tiberhaupt iiber das Verbalt- 
nis der Ausdrucke casus und c. Art. Casus. 

Sehr zweifelhaft ist, inwievveit bei Schuldver- 
triigen der Gescliiiftsherr fur die Gehulfen bei der 
Yertragserfullunghaftet. Wiihrenddieherrsehende 
Lehre, sofern der Vertrag die Annahme von Ge- 
hiilfen gestattet, nur fur eigenes schuldbaftes Ver- 
halten des Herren , namentlich bei der Auswabl 
der Gehulfen und ihrer Bewachung haften lasst, 
sog. culpa in eliijendo el eustodiendo (vgl. z. B. 
"Windscheid Band.' 461 § 401), nimmt eine 



linden sich sowohl Klappmesser (Taschenmesser), 
als solche, die fest im Griff stehen. Erstere sind 
seltener, Walters a. 0. 357. 2955 (Griff aus 
Bronze). Lindenschmit a. 0. II 4, 4, 7. Darem- 
berg-Saglio Fig. 2102. An letzteren ist bis- 
weilen der Griff ganz aus Eisen und in einem 
Stuck mit der Klinge; bisweilen bestcht er aus 
einer Platte, in einem Stuck mit der Klinge, auf 
die beiderseits cine Bekleidung aus Holz oder 
30 Knochen aufgenagelt war. Selten ist er in eine 
Tulle eingesetzt. Am Mufigsten ist die Klinge 
rait einer Spitze in den Griff eingelassen. Die 
Klinge ist ineisteiis zu Grande gegangea und es 
findet sich der Grift' allein , besonders haufig -- 
wegen der Dauerhaftigkeit des Materiales — aus 
Bronze. Diese Bronzegriffe sind oft mit figiir- 
lichem Schmuck versehen oder ganz als Figuren 
gestaltet, die aus einem Blattkeleh. auch wohl 
ins einem korinthischen oder ionischen Capitell 



andere, richtige Ansicht auch schon nach romi- 40 herauswaehsen : eine Biiste, ein Tierkopf oder Tier- 

~ " " "' " " fuss, ein Schauspieler, ein Gladiator, ein Wagen- 

lenker (Walters a, 0. 357, 2955-2973. E. Cae- 
tani Lovatelli Nuova miscellanea archeologica 
13, auch in Atti di Eomagna, 3. Ser. IX); ein 
Affe auf einem Hund, Hund und Hase (Darem- 
berg-Saglio Fig. 2100. 2101; vgl. noch Mont- 
faucon Ant. expl.IIIpl. 61. Friederiehs a. 0.). 
Goldcner Griff mit Edelsteinen , Rhein. Jahrb. 
XXXVIII 1864, 247. Von verschiedenen Arten 



schem Rechte die unbedingte Haftung des TTerrn 
fur das Verschulden seiner Gehulfen bei der 
Yertragserfiillung an. Die Litteratur vgl. bei 
Windscheid Pandekten-' II 461 § 401 Anm. 5. 
Dernburg Pandekten 5 II 105. 107 § 38 Anm. 
1 u. 8 und die von Leonhard Gutachten in den 
Verhandlungen des 17. deutschen Juristentags 
353ft'. Angefiihrten. Dig. VII 1, 65 pr. XIII 6, 
10, 1. 11. 20. XIV 1, 1. 18. XIV 3, 5, 10. XVII 



2. 41. 62. XIX 5, 20, 2. 2. 19. 21. 23 pr. XIX 2. 50 von Messern verdienen f'olgende Erwahnung: 



13, 5. 25, 7. 30, 2. 40. 

Unter compensatio culpae versteht man den 
Fall einer Verletzung, die nicht bios von einem 
andern, sondem daneben auch von dem Verlerzten 
selbst durch dessen eigene Unvorsichtigkeit ver- 
schuldet ist. Dig. L 17, 203 quod quis ex sua 
culpa damnum sent it, nan zidctur damnum sen- 
tire ; vgl. hieruber P e r 11 i c e Labeo II - 89ff. P r i e - 
ster Compensatio culpae. YViirzburg 1896 und 
die dort Angefiihrten; s. auch Compensatio. 

Litteratur tber C. v. L h r Theorie der 
culpa, Giessen 1S06. Hasse Die culpa de» rOm. 
Rechts 1815, 2. Ausg. 1838. Goschen Vorle- 
sungen fiber das gem. Civilrecht II 2, 1839, 51ff. 
ferner die bei Windscheid Pand. " 1285 § 101, 
5 Angefiihrten, insbesondere Pernice Labeo II 2 
1895, Iff. und Chironi La colpa nel diritto ci- 
vile odiereo 1884. 1887, ferner Per 11 ice Zur 



Das Opfermesser. In bildliehen Darstellungen 
erscheint es haufig mit kurzer, brciter, dreieckiger 
Klinge, deren Riicken meist leicht convex ist. So 
unter anderem Opfergerut auf dem Relief Clarac 
220, 307. hier in einer Seheide. Ein in der 
Seheide erhaltenes Exemplar D a r <■ 1 11 b e r g- S a g 1 i 
a. 0. Fig. 2110. Zwei solche Messer auf dem 
Grabstein des Cultrarius Q. Tiburtius Menolavus 
in Capua, CIL X 3984; mehrfach in Stuckrelief an 
ilu pompeianiselien Laienheiligtumern, Mau Pompeii 
its life and art 265. Ein Messer dieser Form 
aus Bronze, also wohl zu sacralem Gebrauch be- 
stimmT, Daremberg-Saglio a. 0. Fig. 2118. 
Dass es nicht nur zum Schneiden und Haeken, 
sondeni auch zum Stechen diente, zeigt das Relief 
Mus. Borb. XIII 12, wo ein Ferkel damit abge- 
stochen wird. Abweichender Form ist das Opfer- 
messer auf ilen Miinzen, Babelon Monn. de la 



rep. II 473, mit langer schmaler Klinge und leicht nernen Becher, die von den Pontifices und Vir- 
convexem Schnitt. Nicht sicher beglaubigt ist gines Vestales beim Opfer benutzt wurden (Por- 
cine dritte Form, mit langer, schwertartiger, zwei- phyr. a. a. 0.), dann allgemein Becher (Hor. 
schneidiger Klinge. Sie erscheint mit anderem a. a. 0.). [Samter.] 
Opfergcrat auf dem Relief bei Piranesi Lapidea Calusitana ciritas, in Africa, Victor Vit. Ill 
Capitolini (danach Barbault Recueil de divers 26. Bischefe werden genannt im J. 348 (Mansi 
monuments CIV). Dies Relief ist aber von Pira- Act. cone. Ill 147), 411 (Mansi IV 123. Migne 
uesicomponiert,mitBenutzungantikerVorbilder; XI 1316), 419 (Mansi IV 419. 433, an welchen ' 
doch ist gerade fiir dies Messer das Vorbild nicht Stellen (Msitan- stent, 436. 508. 509), 484 
nachweisbar. Man kOnnte sonst an die secespita, 10 (Not. ep. prov. proc. 33, in Halms Victor Vit. 
Fest. p. 348a 4, denken. p. 64, wo ebenfalls Christian- iiberliefert ist), 525 

Die an erster Stelle genannte Form des Opfer- (Mansi VHI 647), 649 (ebd. X 940: episcapus 

messers ist wohl auch die des Schlachtermessers sanctae ecchsiae Gulcitanensis). DieErwahnungcn 

(machaera Suet. Claud. 35; culter Liv. Ill 48, 5); aus dem J. 484 und 649 zeigen, dass die Stadt 

auf einem pompeianischen Gemalde, Bull. d. Inst. zur Provincia proconsularis gehorte. [Dessau.] 
1879, 267, 42, liegt es neben rohem Fleiscb, diente Cumae s. Kyme. 

also zur Zerteilung desselben. Doch wurden ohne Cumania, Felsburg in Iberia siidlich von 

Zweifel von den Schlachtern , wie auch in der den Kaukasiai pylai, nSrdlich von der Metropole 

Ktiche (C. coquinaris, Varro bei Kon. 195, 15) Hermastis oder Armozica, Plin. VI 30. Wenn 
Messer verschiedener Formen benutzt. 20 man vom Kreuzberg, der Wasserscheide zwischen 

Tischmesser erwahnen Pherekrates bei Poll. dem Terek und Aragwi, gegen Siiden nach Guda 

X 89. Clem. Al. Paed. 113, 37. Nach letzterer hinabsteigt, so liegt unterhalb die Kumlis-ciche 

Stelle trieb man Luxus mit denselben und waren in M'thhilethi (georg. m'thiuli ,Hoehlander,' von 

ihre Griffe aus Elfenbein und mit Silber beschla- m'tha ,Gebirge'). Klaproth Reiso in den Kau- 

gen Bildliche Darstellung des Essens mit Hiilfe kasos I 693 deutet den Namen der Burg aus 

eines Messers auf der Vase Mon. d. Inst. VIH 27. georg. humli ,Pfefferkuchen' ; richtiger vergleicht 

Das Jagdmesser (C. venatorius, Hirschfanger, sich georg. Jcwamli, komli, mingrel. kuma ,Rauch, 

s. namentlich Martial. XIV 31) erwahnen Suet. Nebel', kumani .rauchig' ; das kappadokische Ko- 

\ug 19- Claud. 13. Tac. ann. Ill 43. Petron. 40. mana wird im Etym. M. mit ovaxwg ubersetzt. 

Rasiermesser s. d. Ausser diesem fuhrten die 30 Reineggs II 78. 80. 154 schildert Kumlis-ciche 

Barbiere noch ein kleineres Messer, eultelltis ton- als ragendes Felsennest auf der Hauptpassage 

sarins, zum Schneiden der Nagel, Hor. ep. I 7, zwischen dem Terek und Kur mit prachtiger 

51 Val Max III 2 15. Einzige eingehende Be- Fernsicht. miteinigeneisenhaltigenWasserquellen. 
handlung des Gegenstandes S. Reinach bei [Tomaschek.] 

Daremberg-Saglio Diet. d. Ant. I 1582ff., dem Cnmanus s. Ventidius. 

auch obiges grosstenteils entnommen ist. [Mau.] Cumba, xv/ipr) (Sophokl. bei Athen. XI 482), 

Cultor, Beiname Iuppiters, der uns nur aus der Nachen des Fischers und des Charon, nach Plm. 

der Notiz Iovi Cultori c(irccnses) m(isms) XXIIII VII 57 zuerst bei den Phoinikern. [Assmann.] 
zum 13. Maris in den Fasten des Philocalus be- Ciimera {o&e* curnerum) bezeichnet zuniichst 

kannt ist (CIL 12 p. 260; vgl. dazu Mommsen 40 ein Geiass zur Aufbewahrung des Getreides (Hor. 

p. 316). [Aust.] sat. I 1, 53; ep. I 7, 30). W. Prellwitz (Ety- 

Cultrarius, einer der unter dem Namen vie- mol. WOrterb. d. gr. Spr., 1892 , 136) leitet das 

timarii (s. d.) zusammengefassten Opferdiener, Wort mit Lit. camur = gewfilbt, gr. y.afidga — 

und zwar im Gegensatze zum papa (s. d.). der Gewolbe . xd/nroe = Ofen, xui/.sdQov (= ite/.a- 

das Opfertier mit Beil oder Hammer schlagt, der- door), altbaktr. hamara = Gewolbe, Giirtel, mhd. 

jenige, dem das Abstechen der kleineren Opfer- hame = sackartiges Fangnetz, nhd. Hemde, goth. 

tiere mit dem Messer zufallt, Suet. Calig. 32 himins = nhd. Hinnnel u. s. w. von einer mdo- 
admota altarihus victima siwcinctus poparum germ. Wurzel kema : kmna = bedecken , wSlben 
habitu (Caligula) elato alte malleo culfrarium ab. Ps.-Acron (zu Hor. sat. I 1, 53) unterscheidet 
mactavit. Die eultrurii der beiden capuanischen 50 dreierlei eumerae: 1) sehr grosse Gefasse aus 
Inschriften CIL X 3984 und 3987 sind aber wohl Weidenruten zur Aufbewahrung des Getreides 
sicher Messerschmiedc : vgl. Bliimner Technol. (ebenso Porphyrio zu Hor. ep. I 7, 30); 2) thonerne, 
XY ggg, [Wissowa.] den dolia ahnliche Gefasse zu demselben Zwecke ; 

Culnlis. Stadt in Africa, im Innern der Pro- 3) kleinere Gefasse, welche 5—6 Modien fassten 
vinz Byzacena unter lustinian neu befestigt, Pro- und von den Sabinern tri.mnd.iae genannt wurden 
cop. de aedif. VI 6 : vgl. Not. episc. prov. Byzac. (vgl. Bd. HI S. 612). Bei dem Opfer einer Hoch- 
56 in Halms Victor Vit. p. 67. Not. prov. s. zeit trug ein Opferdiener, eamillus. ein turner urn 
Leon, in Parthevs Hierokles p. 79, wo KovhovX. (Varro de 1. 1. VII 34); diese cumera wurde auch 
iiberliefert ist. " [Dessau.] eamilhnu genannt und enthielt mol a salsa und 

Cnlullns (Horat. carm. I 31, 11; ars poet, 60 andere Requisiten des Opfers (Fest. ep. p. 63, 11; 
434; cvlulla Porphvr. zu c. I 31. 10). nach vgl. Marquardt PrivatlebenS 51, 3). 1st also von 
Keller Lat. Volksetymologie 82 von ciiligna = der aeerra, dem beim Opfer gebrauchten Woh- 
xviiyrn, daher culillus die etymologisch verlangte rauchkastchen. verschieden (Marquardt a. a 0. 
Forni (in den Hss. des Horaz sind die diei Formen A. 2). Verfertigt wurde das cumeru.m aus (den 
nuhillus, eululus. culillus bezeugt, s. Keller diinneren Stammen der) Palmen und aus Spart- 
Epilcg. zu Horaz c.'l 31, 11), durch Volksetymologie gras (Fest. ep. p. 50, 7). [Olck.] 

als Deminutivum von ciileus aufgefasst (Ps.-Acron Cuminarius vicus, Station der romischen 

zu Horat. a. p. 434), bezeichnet zuniichst die thd- Strasse von Emerita nach Caesaraugusta, 18 Mil- 



1755 



Cuminion 



Cuneus 



lien siidlich von Titulcia (s. d.) nach dem Itin. 
Ant. 445, 6 (vico Guminario), wonach sie an 
einen wiisten Ort, genannt t)ancos, zwischen Lillo 
und La Guardia gesetzt wird (Guerra Discurso 
a Saavedra 106). Kiimmel wiichst in Hispanien 
viel. [Hubner.] 

Cuminion (Geogr. Eav. 216, 16) s. Acumin- 
cum. 

Cnmodina (Geogr. Eav. 190, 4) s. Pomo- 
dianae. 

Cunnaria, nur auf Miinzen genannte Stadt in 
Hispania Ulterior, die nach ihren Typen (Thun- 
fisch) in die Gegend von Gades zu setzen sind 
(Mon. ling. Iber. nr. 155); sie wird also an der 
Siidostkiiste zu suchen sein, etwa zwischen Carteia 
und Gades. [Hubner.] 

Cunchas, Hauptling der Cidariten, eines hun- 
mschen Stammes, der an den Grenzen Persiens 
hauste. Um seine Preundschaft zu gewinnen, 
hatte ihra der Perserkonig Peirozes seine Schwester 
zur Frau versprochen, statt dessen aber eine ver- 
kleidete Sclavin geschickt. Die Rache des C. 
fiihrte um 465 n. Chr. zu einem Kriege zwischen 
ihm und dem Perserreiche, Prise, frg. 33. [Seeck.] 

Gnnculiana, Ortschaft in Africa, Provinz Bv- 
zacena, Sitz eines Bischofs, Not. ep. prov. Byz. in 
Halms Victor Vit. p. 68; vgl. Gesta coll. Carth. 
c. 128, wo Cenmlian- iiberliefert ist. [Dessau.] 
Cunei s. Cynetes. 

Cunerum promunturium, Vorgebirge im 
mittleren (picentinischen) Appennin, unmittelbar 
siidlich von Ancona (Plin. Ill 111. Vibius Sequ. 
p. 15 Burs. Serv. Aen. X 183). Jetzt Monte Conero 
(572 m.). Nissen Ital. Landesk. 234. [Hfllsen.] 

Cunetio, Station der romischen Strasse von 
Isca Dumnoniorum (s. d.) nach Calleva (s. d.) im 
siidlichen Britannien, die iiber Aquae Sulis (s. d.) 
fuhrte (Itin. Ant. 486, 5 Cunelione) , nach den 
Entfernungen etwa bei Marlborough am jetzigen 
Fluss Kcnnet zu suchen; doch ist die Lage nicht 
genauer crmittelt. [Hubner.] 

Cuneus. 1) s. Sacrum promunturium 
und Cy notes. 

2) Bei den BOmern Name der keilftirmigen 
Abschnitte (xeqy.ideg) , in die der ansteigende 
Zusehauerraum der Theater und Amphitheater 
(s. QsajQovt durch die radienartig nach oben 
emporlaufenden Treppen geteilt wird, vgl. Vi- 
truv. V 6, 2. Die cunei des Oberstockes wer- 
den haufig durch Treppen , die in der Bichtung 
der Mittellinien der unteren Abschnitte anirelegt 
sind, noch weiter geteilt. Diese Gliederung des 
Zuschauerraunis pflegt der Einteilung des Publi- 
cums nach politischen Classen und Privilegicn zu 
Grundf gelegt zu wcrden; vgl. Friedlander 
bei Marquardt E. St.-V. Ill 537. So hat Au- 
gustus m der Lex Iulia d..-n Praetextati einen be- 
sondern C. und den Paedagogen den benachbarten 
C. zugewiesen (Suet. Aug. 44). Eiu c. imuunni, 
(der jungeren Eitteri. der nach dem Tode des 
Germanicus c. Gcrmaniti genannt wurde , wird 
von lac. ami. II S3, die euuei equeslris oc se- 
natorii ordinis werden bei Suet. Dom. 4 er- 
wahnt. In der Arvah-ninsehrift CIL VI 2059 
werden im J. 80 dem Arvalencollegium die Platze 
im flavischen Amphitheater nach gradus und ni- 
ne t zugewiesen, iiber die weiteren Aufklarungen, 
die wir dieser Insehrift iiber die Einteilung des Zu- 



1756 



1757 



Cunici 



Cunobelinus 



1758 



schauerrauiues entnehmen koimen ; vgl. Hills en 
Bull, archeol. comun. di Eoma XXII 341. S. 
Maenianum. Auf die Zuweisung der einzelnen 
cunei an die verschiedenen politischen Curien schei- 
nen sich die Inschriften auf den Sitzstufen des 
Amphitheaters zu Lambaesis in Numidien CIL 
VIII 3293 zu beziehen. Auch in andern Thcatern 
warcn die cunei vielfach mit Namen und Zahlen 
bezeiclmet (Hubner Ann. d Inst. 1856, 32. 1859. 
10122), s. Kegxtg. Man hat mit Riicksicht dar- 
auf eme Gruppe von Marken {tesserae) aus Elfen- 
bem und Knochen, die auf der einen Seite Namen 
und Zahlen (von I— XV), auf der andern wech- 
selnde Embleme zeigen, als Eintrittsmarken in 
die einzelnen Keile der Schauriiume erklaren 
wollen, vgl. Wieseler Comment, detesseris ebur- 
neis osseisquc tbeatralibus, Gottingen 1866 und 
1867. Benndorf Ztschr. f. Osterr. Gymnasien 
1875, 88. Doch hat neuerdings Hiilsen ROm 

20 Mitteil. XI 238 diese Auffassung widerlegt und 
die betreffenden Marken als Spielstcine erklart. 
da die Embleme grOsstentoils zur Bezeichnung 
der cunei ungeeignet sind und die Zahlen XIV 
und -XFwenigste-ns in dem untern Diazoma, auf 
das sich die Marken beziehen miissten, bei keinem 
Theater erreicht werden. Die angebliche tessera 
mit der Inschrift eav II cm III grad VIII Ca- 
sino. Plauti (Ore Hi 2539) hat nie existiert, vo-1 
Wieseler Theatergebaude 38, 117. [Reisch.f 

30 3) Militarisch : a) die keilformige Aivmffstel- 
lung (Gell. X 9, 1. Quintil. II 13, 4. Isid. orig. 
IX 3, 61. Augustin. de ord. II 18, 47) in Gestalt 
eines Dreiecks (Veget. I 26), bestimmt, die feind- 
hche Schlachtreihe zu durchhrechen (Veo-et III 

19. 20), vgl. Marquardt St.-V 112 429. In 
erster Linie kam dieselbe durch die Griechen zur 
Anwendung (s. u. Embolon), doch war der C. 
auch bei den Latinern (Liv. VIII 10, 6). Galliern 
(Liv. X 29, 7 1, Karthagcrn (Liv. XXII 47 5 8l 

10 und Hispaniern (Liv. XXXIX 31, 3. XL 40, 8), 
vor allem aber bei den Bomern eine beliebte tak- 
tisehe Formation, vgl. Liv. II 50, 9. VII 24 7 
Caes. bell. Gall. VI 40, 2. Frontin. strat II :V 

20. Tac. hist. II 42. Ill 29. Scherzweise nannten 
lhn die romischen Soldaten Caput porci (Ammian. 
Marc. XVII 13, 9) oder Caput porcinum (Veget. 
Ill 19). Anzugreifcn war der C. am beaten in der 
Flanke (Liv. XXXIX 31, 6). Dies geschah durch 
den forfex (Ammian. Mare. XVII 13, 9. Veget 

50 IH 19) oder forceps (Fest. ep. p. 344. Ammian 
Marc. XVI 11.3) genannten hohlen Keil, der die 
Form ernes V hatte. tbrigens bezeiclmet Livius 
XXXII 17, 11 auch die iiiakedonische Phalanx 
als C. 

b) Ein Heerhaufen. eine Abteilung Soldat.-p 
vgl. Tac. ami. I 51. Eiitlehnt ist diese Bedeu- 
tung wahrscheinlich vuii den Germanen. bei denen 
jede einzelne Vflkerschaft einen Keil bildete. vo-I 
Tac. Germ. 6. 7: hist. IV 16. 20. V 16. Annular 

Go Marc. XVI 12. 2o. XVII 2, 1. XXVII 2. 4. 
Peucker Das deutsche Kriegswesen der Crzeiten 
II 209tf.. und e S ist wohl kein Zufall. dass der 
erste, durch Inschriften des 3. .Jhdts. n. Chr. (CIS 
VII 415. Ephem. epigr. Ill 85. VII 1040. 1041 1 
fur das r.iinische Heer bezeugte C. ein c . Fri- 
siorum ist. Uber diesen C. haben gvhande]t ■ 
Mommsen Ilerm. XIX 231ff. Hubner Westd' 
Zeitsclir. Ill 120ff. 287ff. ; Rem. Herrschaft in 



Westeuropa 65ft. Scherer S.-Ber. Akad. Berl. 
1884, 571ff. Brunner Ztschr. der Savignystif- 
tung germ. Abt. V 1885, 226f. Er war am Ha- 
drianswall in Britannien stationiert und fuhrte 
unter Alexander Severus den Beinamen Severianus 
Alexandrianus, unter Philippus den Beinamen 
PhiKppianus. Zahlreichen romischen Eeitercunei 
begegncn wir in nachconstantinischer Zeit, vgl. 
Cod. Theod. V 4, 1 (J. 345). Ammian. Marc. XVI 
11, 5. Damals recrutierten sich dieselben auch 
aus Volkerschaften , die nichtgermanischen Ur- 
sprungs waren, so aus Dahnatern (Not. dign. or. 
XLI 15. 18. 19. XLII 13. 14. 16—18; occ. XXXII 
23. XXXIII 25. XXXIV 14), Mauren (or. XXXI 
23), Palmyrenern (or. VII 34), Sarazcnen (Ammian. 
Marc. XXXI 16, 5) und Sarin atcn (Not. dign. occ. 
XL 54). Nach Mommsen (Herm. XIX 232) sind 
diese Cunei den Numeri beizuzahlen, und zwar 
ersetzten sie die ehemalige Legionsreiterei (Herm. 
XXIV 207f.). " [Fiebiger.] 

Cunici s. Guius. 

Cuniculariae insulae, eine Gruppe kleiner 
Eilande, bei Plin. n. h. Ill 83, im fretum Gallicum 
(strada di Bonifacio) zwischen Sardinien und Cor- 
sica, wahrscheinlich die jetzt Isola Razzoli, Budelli 
und S. Maria genannten. Die Tab. Peut. hat, 
bei Turns Libysonis, eine Inselgruppe mit der 
Beischrift .... lariae , der Geogr. Eav. V 23 
p. 466 P., nach Turribus \ Sibrorum den Namen 
Cunici ilari. Bei der Zerriittung von Text und 
Zeichnung lasst sich fiir die Identification daraus 
nichts entnehmen. [Hiilsen.] 

Cunicularii. Diese auch cunicula,tores (Lact. 
zu Stat. Theb. II 418) genannte romische Genie- 
truppe wurde vom Praefeetus fabrum befehligt 
(Veget. II 11) und hatte bei einer Belagerung 
die Milieu (s. u. Cuniculi) zu legen, vgl. Ammian. 
Marc. XXIV 4, 22. [Fiebiger.] 

Cuniculi (griech. vsiovouoi, lavgai), allerhand 
kiinstliche oder naturliche (z. B. Katabothren) 
unterirdische Giinge. nach antiker Erklarung von 
der Art, wie sie die Kaninchen zu bauen pflegen 
(Varro r. r. Ill 12, 6. Plin. n. h. VIII 218 u. a.). 
Es wird zur Bezeichnung der Bergwerksstollen 
gebraucht (Plin. n. h. XXXV 174. Veget. r. mil. 
IV 24. Diodor. V 36) und darnach von iihnlich 
angelegten Cloaken und Entwasserungscanalen 
(vgl. iiber die C. in dem vulcanischen Boden des 
siidlichen Etruriens und vonLatiurn Daremberg- 
Saglio Diet. I 1591f., namentlich aber von den 
durch die cunicularii oder ii£Ta/./.etg (vgl. den 
ftsTaV.tvrijz Krates) nach Art des thrakischen 
Bergbaues angelegten Minen, um bei der Bela- 
gerung einer Stadt Bresche in die Mauer zu legen 
oder um unbemerkt und unvermutet in das In- 
nere der Stadt zu dringen; vom Bergbau her 
waren die Gallier besonders erfahren darin (Caes. 
b. G. VII 22"). Die Minen werden auch specus, 
6r>vyun.Ta , iiETn/j.n'-orA; . ornr/yrs u. it. genannt. 
Die Belagerten schiitzten sich dagegen durch tiei'e 
unter Unistandcii init Wasser gefiillte Quergriiben. 
oder indtin sie mit Hiilfe von stark resonieren- 
den Metallgefassen Lage und Eichtung der feind- 
lichen Minen erkundeten und darnach durch Con- 
treminen u. a. Gegenmassregeln trafen. Aeneas 
tact. 37. Philomech. 91, 20 Thev. Veget. r. mil. 
II 11. IV 5. 24. Diodor. XX 9'4. Vitruv. X 22. 
9ff. Herod. IV 200. Polvb. XXI 24. Polvaen. 



VI 17. VII 11, 5. II. Drovsen Heerwesen u. 
Kriegfiihrung d. Griech. 223.*' 266. Endlich ver- 
steht man unter C. Tunnels fiir Wasserleitungen 
(Plin. n. h. XXXI 57, specus bei Vitruv. VIII 
7. 3. Plin. VI 128. XXXVI 121; der Tunnel fiir 
die Leitung des Eupalinos heisst ogvyfia Herod. 
Ill GO), selbst solche kleinsten Dmfanges (Colum. 
VIII 17, 4. Veget a. vet. I 56), vereinzelt auch 
die Ziige einer Heizung, Digest. XLIII 21. 3 

10 § 6. Plin. n. h. IX 133. [Puchstein.] 

Cunigastus, vir inlustris, Cassiod. var. VIII 

28, ein Gegner des Boethius, vgl. Boeth. consol. 

philos. I 4. [Hartmann.] 

Cunina. romische Gottin der Indigitamenta, 

welche das Kind in der Wiege beschiitzt. Lactant. 

inst. I 36. Aug. c. d. IV 8. 11. 21. 24. 34. Varro 

bei Non. p. 167. Die inschriftliche Widmung an C. 

(CIL X 254*) gehert zu den falsae. [Aust.] 
Cunobelinus, britannischer Konig zur Zeit 
20 des Kaisers Gaius. Nur Suet. Cal. 44 und Oros. 

VII 5, 5 von den rSmischen, Dio LX 20f. von 
den griechischen Autoren berichten iiber ihn ; doch 
ist eine grosse Zahl von seinen Munzen bekannt. 
Die vielen alteren Publicationen einzelner Munzen 
sind entbehrlich gemacbt durch J. Evans The 
coins of the ancient Britons, London 1864, 284 — 
348, tab. IX— XIII; vgl. 220—245. Ausserdem 
Zeitschr. f. Numism. XV 2 und Academy 1890, 
I358f. Muret-Chabouillet Catalogue des mon 

30 naies Gauloises de la bibl. nat. (Paris 1889) 223f. 
und (von mir nicht eingesehen) Supplement zu 
Evans (1890) 557ff. De la Tour Atlas des 
monnaies Gauloises, tab. XLIIIf. Sein Name 
lautet auf den Mtinzen vollstandig Cunobelinus 
(vielfach in Abkiirzungen), bei Sueton und Dio 
Cynobellinus ; der seines Sohnes Adminius bei 
Orosius (der Sueton beniitzt) verderbt Minocyno- 
belinus, durch Vermengung mit dem Namen des 
Vaters entstanden. Als Kflnig wird er auf Munzen 

4d und bei den Autoren bezeiclmet; aus jenen lernen 
wir auch den Namen seines Vaters, Tasciovanus 
(auf eiuigen Munzen ist der Genetiv Tasciovantis 
angegeben ; vgl. iiber ihn E v a n s 220-245 und Num. 
Chron. XVIII 36. XX 161), kennen. Er residierte 
in Camulodunum (Dio LX 21, 4; auch seine Miin- 
zen enthalten haufig den Namen dieser Stadt, wo 
sie siimtlich gepragt zu sein scheinen, vgl. Evans 
291 undNum. Chron. XX 107. 166), der Hauptstadt 
der Trinovanten (Ptol. II 3, 11), deren KOnig er 

511 also war. Sein Sohn Adminius wurde von ihm 
vertrieben und fand Zuflucht bei Kaiser Gaius, 
der ihn aufnahm, Suet. a. a. O. = Oros. a. a. O.: 
diesen und zwei andere Sohne , Caratacus und 
Togodumnus , nennt Dio LX 20, 1 , demzufolge 
C. im J. 43 schon tot war. Tac. ann. XII 35 
erwahnt fratres des Caratacus, die in deditionem 
aeeepti seien : da Adminius dieses Schicksal schon 
friiher erfahren hatte mid Togodumnus damals 
schon tot war. so muss angenoninieii werden. dass 

On noch andere Sohne des C. vorhanden waren. Jeden- 
falls waren seine Sohne zur Zeit des Gaius schon 
erwaebsen und er selbst daher schon in vorge- 
riicktem Alter; seine Regierungszeit wird man 
von Augustus bis Claudius ansetzen konnen. vgl. 
Evans 223. Ob die nach Art der romischen 
Kaiserkopfe dargestellten rortriite auf einigen 
seiner Miinzen ihn wiedergeben sollen, ist nicht 
sicher, Evans 347. A. v. Salle t Zeitschr. f. 



1759 



Cuntinus vicus 



Numism. XV 2. Auch die Sage hat sioh der 
Figur des C. bemachtigt und ihn als Cymbeline 
verherrlicht. Litteratur: Klebs Prosopogr. imp. 
Rom. I 485 nr. 1309. Holder Altkelt. Sprach- 
schatz I 1198ff. [Stein.] 

Cnntlniis yicus, das jetzige Dorf Contes bei 
l'Escarene (Scarena), dep. Alpes Maritimes (bei 
Nizza). CIL V 7868 [SJegomoni Cuntino (topi- 
scher Beiname dos Segomo) vic(ani) Oun(tmi) 
pfosueruntj. Dazu die Anmerkung Mommsens 
und Holder Altkelt. Sprachschatzs. v. [Ihm.] 

Conns aurens(?), Station an der von Curia 
(Chur) nach Clavenna (Chiavenna) und Comum 
fuhrenden Strasse (Tab. Pcut. cunu aureu), CIL 
V p. 558. _ _ _ [Ihm.] 

Cunusitani (Kovvovonavol, var. Kovvxiravot), 
Volksstamm im Norden Sardiniens, nur genannt 
von Ptolem. Ill 3, 6. Vgl. Cusini. [Htilsen.] 

Cnpido, wie Amor eine lateinische Benennung 
des Liebesgottes, in der besonders der Gedanke 
an die sinnliche Leidenschaft zum Ausdruck kommt. 
In der Litteratur werden beide Narnen schon in 
alterer Zeit ohne erkennbaren Unterschied ver- 
wertet; vgl. Naev. com. 55 Ribb. Plaut. Most. 
163 ; Cure. 3 ; Pers. 25. Die aus den rflmischen 
Schriftstellern bekannte Vorstellung eines Liebes- 
gottes oder einer Mehrheit von Liebesgottem (Ca- 
tull. III. XIII 12. XXXVI 3. LXVIII 133 Tib 
II 1, 67. 3, 33. 5, 107. Propert. I 1, 2. Ill 18, 
21. Hor. c. I 2, 34. 19, 1. II 8, 14. Verg. Aen. 
I 658. 709ff. Serv. Aen. IV 194. Ovid, met I 
452ff. V 363ff. ; am. I 2, 23ff. Sen. Oed. 500; 
Hippol. 274; Phaedr. 280. Cic. de nat. deor. II 
61. Ill 58ff. und bei Lactant. inst. I 36. Arnob. IV 
15. Plin. n. h. XXXIII 115 u. s. w.) entstammt 
nicht dem nationalrOmischen Cult und hat auch 
nie Aufnahme in ihn gefunden, sie geht vielmehr 
auf den Einfluss griechischer Poesie und Kunst 
zuriick und zwar auf die durch die alexandrini- 
schen Dichter und Kiinstler geschaffene Auffassung, 
in der das begriffliche Wesen des Eros durch ein 
persfinliches verdrangt und an Stelle des edlen 
Jiinglings und seiner symbolischen Handlungen 
ein mutwilliger Knabe mit ausgepragt inensch- 
lichen Ziigen getreten ist. Der Bogen wird sein 
standiges Attribut; vgl. Eurtwangler in Ro- 
schers Mythol. Wo'rterbiicli I 1365ff. Signa Cu- 
pidinis oder Cupidinum werden inschriftlich er- 
wiihnt CIL II 3270. V 741. VIII 6965. XIV 
2865; der Name des Gottes begegnet uns noch 
ofter. aber nie eine Widnmng an ihn, CIL II 1956. 
2407. VII 2. XIV 3565. Auf einem Spiegel (CIL 
I 58) erscheint C. als gefliigelter stehender Knabe 
neben Venos und Victoria. Auf Munzen des 
iulisehen Geschleehts ist Venus von zwei fliegen- 
den Liebesgottem umgeben (Cohen Med. cons, 
pi. XX nr. 4), Venus auf einem Viergcspann, hinter 
ihr C, der sie kr.'int iCohen a. a. O. pi. XIX 
nr. 2), C. neben dem Kopf der Venus (Cohen 
pi. XX nr. 11. 12). [Aust,] 

Cupiennius. 1) C. Cupiiennius?), Miinzmeister 
im Anfang des 7. Jhdts. d. St. (Mommsen Miinz- 
wesen 511 nr. 70; Tr. Bl. II 307 nr. 112). Die 
Erganzung des Namens ist ebenso wie bei Nr. 3 
ganz unsicher. 

2) C. Cupiennius wurde im J. 710 = 44 von 
Cicero, der mit seinem Vater in freundschaftlicher 
Verbindung gestanden hatte, brieflich gebeten, 



Cupra 



1760 



1761 



Cupressenia 



Cura 



1762 



seinen Einfluss bei dem design ierten Praetor L. 
Plotius Plancus zu Gunsten von Buthroton geltend 
zu machen (ad Att. XVI 16 D). 

3) L. Cup(iennius ?), Miinzmeister im 6. Jhdt. 
der Stadt Rom (Mommsen Miinz wesen 510 nr. 69; 
Tr. Bl. II 278 nr. 76). Vgl. Nr. 1. [Miinzer.] 

4) C. Cupiennius Libo aus Cumae, Ehebrecher, 
Hor. sat. I 2, 36; Porphyr. z. St. p. 192 M. be- 
zeichnet ihn audi als bekannten Preund des 

10 Augustus. Bemerkenswert ist, dass noch im 
3. Jhdt. in Cumae ein C. vorkommt, CIL X 3699, 
7 C. Cupiennius Primitivus. [Stein.] 

Cuppae, Station (Itin. Ant. 217 Ouppe. Tab. 
Peut. vico Ouppe. Geogr. Rav. 190, 17 vico 
Cuppae) und stark besetztes Castell (Not. dign. 
or. XLI 9 = 19 cuneus equitum Dalmatarum, 
Ouppis. 25 auxilium Cuppense, Ouppis. 32 prae- 
fectus legionis septimae Claudiae, Ouppis ; vgl. 
Cod. lust. VIII 45, 28 Cuppis. Procop. de aedif. 
20 IV 6 p. 287 Kovjiov;) an der Donauuferstrasse 
in Moesia superior, ostlich von Viminacium (Ko- 
stolac); jetzt wahrseheinlich Golubac (Mommsen 
CIL III p. 1021, vgl. 1447. Kiepert CIL III 
tab. II und Pormae orbis antiqui XVII), wo Reste 
eines Castells mit Ziegeln der leg. VII Claudia 
p. /. gefunden worden sind (F. Kanitz Rom. 
Stud, in Serbien 24ff. CIL III 1702 verzeichnet 
auch einen Ziegel COH V). C. scheint nach 
Osten zu der Ausgangspunkt kleinerer fortifica- 
30 torischer Anlagen gewesen zu sein (Kanitz a. a. 
O. 26ff.); sicher ist, dass bei Brnjica ebenfalls 
an der Donau Ruinen eines Castells constatiert 
worden sind, in welchen ein Detachement der 
leg. VII CI. lag (CIL III 6297 = 8097, 168 n. Chr.). 
W. Tomaschek Die alten Thraker II 2, 86. 

[Patsch.] 
Cupra. 1) Cupra maritima (Kod.-c^a fiagi- 
rlfia Ptol. Ill 1, 18 p. 333 M. ; KvTiQa Strab. V 
241; Cypra Mela II 65; Ethn. Ouprensis CIL 
40 IX 5309. Lib. colon.) Stadt in Picenum, jetzt 
Civita di Marano bei Grottamare, entstanden wie 
es scheint, um einen Tempel der sabinischen 
Dea Cupra [s. Nr. 3] (Sil. Ital. VIII 434 qua 
litoreac fumant altariae Cuprae: weniger richtig 
Strab. a. a. O. eyei-ye <5£ r« zijg Kvizgas Uqov 
TvQorjvwv tdgvfia Hal xriniin ' rtjr b' "Hqov Ixu- 
vm Kv.-rpar xalovoi) , der noch von Hadrian 
wiederhergestellt wurde (CIL IX 5294). Erwahnt 
audi bei Plin. Ill 111. Tab. Peut, Geogr. Rav. 
50 IV 31. V 1 p. 326 P. Liber colon. 226. 254 
(ager C. lege Augustiana adsignatus). CIL VI 209. 
Uber antike Reste der Stadt vgl. Gamurrini 
Not, degli scavi 1888. 559—566. 1895, 18—22. 
Lateinische Inschriften aus C. CIL IX 5286— 
5348. Ephem. epigr. VIII 221—234. 828, vgl 
CIL 12 p. 62 n. V (Fasti Cupr.). Zur Litteratur 
vgl. Mau Katalog der Inst. Bi'bl. I 130. 

2) Cupra montana I Kovmoa Movrdva Ptolem. 
Ill 1, 45 p. 351 M. ; Ethn. Cxprensis Plin. n. h. Ill 

60 HI. CIL IX 5700. 5707), Municipium (CIL IX 
5705. XI 5718 = Orelli 88) in Picenum, beim 
modernen Masaccio (neuerdings in Cupra Montana 
umgenannt), siidwestlich von Jesi. Lat, Inschrif- 
ten daher CIL IX 5699—5729. Zur Litteratur 
Mommsen CIL IX p. 544. [Hiilsen.] 

3) Cupra dea oder mater hiess eine in Picenum 
und Umbrien verehrte Gottheit; in diesen Land- 
schaften lagen ihre uns bekannt gewordenen Heilig- 



tiimer , das eine , hochangeselien , in der Stadt 
Cupra Maritima (Sil. Ital. VHI 434. Strab. V 241, 
der die Gi'ittin ohne Grund fur etruskisch erklart), 
das im J. 127 durch Hadrian wiederhergestellt 
wurde (CIL IX 5294), ein zweites unweit des heu- 
tigen Fossato, wie aus einer daselbst gefundenen 
Inschrift geschlossen werden darf (Jordan Quae- 
stiones Umbricae, Ind. lect. Regim. 1882, 3f. 
Biicheler Umbr. 173). Der Name C. bezeichnet 
die Gottin als ,die Gute' (Varro de 1. 1. V 159). 
Zu Rom begegnen wir der gleichen Benennung 
bei den Gottheiten des Ackerbaus und der Unter- 
welt {Bona dea, Bonus Eventus, bonus Kerus, 
dii manes). Da fur eine weibliche Totengottin in 
der italischen Religion ein sicheres Analogon fehlt, 
so wird sie der ersten Classe zuzuweisen sein. 

[Aust.] 

Cupressenia. Herennia Cupressenia Etru- 
scilla Augusta, Gemahlin des Kaisers Decius (249 
— 251 n. Chr.), s. Herennius. [Stein.] 

Cnprius vicus, Strasse in Rom auf dem Es- 
quilin, nach Varro de 1. 1. V 159 so genannt von 
einer Ansiedlung von Sabinern, qui a bono omine 
appellarant, nam ciprum sabine bonum ; erwahnt 
in der Geschichte von der Ermordung des Servius 
Tullius und der Prevelthat der Tullia, Liv. I 
48, 6, wonach an seinem hfichsten Punkte ein 
Seitenweg (Clivus Orbius, spater vieus scelera- 
tus) nach dem Plateau des Oppius und zum Hause 
des Servius Tullius (bei S. Pietro in Vincoli) 
hinauffiihrte. Ferner bezeichnet Dionys. Ill 22 
das Tigillum sororium als gelegen h> rq> arevauzq) 
to) (pzftovTi ajto Kagivijg xdtai roig km xbv Kvzzgiov 
egxoftsvoig oxevwiior. Da die Lage des Tigillum 
in der Nahe des Colossus sicher ist , muss der 
v. C. um den unteren Saum des Oppius, an dessen 
West- und Nordseite, gelaufen sein, etwa im Zuge 
der modernen Strasse Via del Colosseo, Via del 
Cardello, Via di S. Pietro in Vincoli, und an der 
Nordwcstspitze des Hiigels seinen hOchsten Punkt 
erreicht haben. [Hiilsen.] 

Cura (euratio). 1) Im Staatsrecht. Die 
Verteilung des Stoffes unter die Artikel Cura 
(euratio) und Cur a tores ist in der Weise er- 
iblgt, dass unter Cura die allgemeine Charak- 
teristik, die geschichtliche Entwicklung und die 
verschiedenen Erscheinungen dieses zunachst un- 
standigen Hiilfsbeamten turns in der re public a ni- 
schen und der Obergangszeit zum Principat 
und die wenigen Beispiele soldier unstandiger 
Commissare unter dem Principat selbst gegeben 
werden, wahrend diejenigen eurae oder curationes 
der Kaiserzeit, fur welche eigene, standige Be- 
amte mit dem Titel eurahtres geschaffen wurden, 
unter diesem Stichworte behandelt werden. Cura. 
euratio sind staatsrechtlich zuniichst keine tech- 
nischen Begriffe. Es ist aber friihzeitig Sitte ge- 
worden. jedes Amt ausserordentlidier Art im Amts- 
gebiet donii, das extra ordinem. neben dem eertus 
ordo der Magistrate, vergeben wird, im gewohn- 
lichen Sprachgebrauch mit einem dieser Ausdriicke 
zu belegen. Im officiellen Gesetzesstil vermeidet 
dagegen Cicero die Substantiva und bedient sich 
nur des Verbums curare, de leg. Ill 10: ast quid 
erif, quod extra magistratus eoerari oesus est, 
qui coeret populus ereato eique ius eoeraruK data. 
Es mangelt im Grund diesen Hulfsiimtern wie 
dem dadurch erforderten Hulfsbeamtentum an 

Pauly-Wiseowa IV 



einem bestimmtcn Titel. Wie die hoheren, nament- 
lich die ins Amtsgebiet mililiae gehOrenden Hiilfs- 
beamten als cum imperio, werden die hier in 
Betracht kommenden niederen, nicht militarischen 
als cum potestate bezeichnet, Fest. ep. p. 50 ,eum 
imperio est' dieebatur apud antiquos, eui nomi- 
natim a populo dabatur imperium : ,cum potestate 
est 1 dieebatur de eo, qui a populo negotio alieui 
praeftciebatur. Da cum potestate est also die 

10 offlcielle Bezeichnung des gewohnlich curator ge- 
nannten Beamten ist, so bildet potestas das Syno- 
nym technischer Art zu den nicht technischen 
cura, euratio, und beide Bezeichnungsarten wer- 
den neben einander angewandt, wenn es gilt, das. 
ausserordentliche niedere Amt von dem ordent- 
lichen gleicher Art, das auch potestas heissen 
kann, zu unterscheiden ; so nennt Cicero de leg. 
agr. II 21 potestas curatiove das Amt der Illviri 
agris dandis assignandis, vgl. ebd. LT 22. 25. 

20 17, wo nebeneinander gestellt werden potestates, 
imperia, eurationes , und in der Kaiserzeit er- 
scheinen dieselben Worte in dieser oder einer 
ahnlichen Reihenfolge in den Gesetzen, um neben 
magistratus die nichtmagistratische Amtsgewalt 
zu bezeichnen , im iulisehen Repetnndengesetz, 
Dig. XL VIII 11, 1 in magistratu potestate cu- 
ratione legatione, in der Lex de imperio Vespas. 
CIL VI 930 Z. 10 magistratus potestas impe- 
rium curatiove cuius rei , wahrend bei Aufzah- 

30 lungen dieser Art in den uns erhaltenen republi- 
canischen Gesetzen nur magistratus imperiumve 
gesagt wird (vgl. daruber Mommsen St.-R. \ ? > 
117, 1). In der Litteratur der Kaiserzeit ist of- 
fieium das standige Synonym von cura und eu- 
ratio, Front, de aquae duct. Vorrede § 1. c. 102. 
Plin. ep. V 14. Suet. Aug. 37, vgl. auch CIL 
XIV 2922 offieium viarum. 

Mommsen vermutet mit Recht (St.-R. II s 
614), dass diese Hiilfsmagistraturen ,eher unter als 

40 mit der Republik entstanden sind, wie sie denn 
auch mehr den Hshe- als den Ausgangspunkt der 
republicanischen Entwicklung bezeichnen'. In 
jeder Beziehung sind sie den ordentlichen repu- 
blicanischen Magistraturen gleichgestellt. Nur 
durch ein Specialgesetz des populus Romanus 
oder etwas, was dem gleichsteht, treten sie ins 
Leben; die Inhaber der curationes mtissen ver- 
fassungsgemiiss aus der Volkswahl hervorgegangen 
sein (Cic. de leg. Ill 10; de leg. agr. II 17. 31), 

50 und zwar geschieht die Wahl in den Tribut- 
oomitien (Cicero und Lirius passim). Sie erhal- 
ten das notige Hiilfspersonal an Apparitoren, 
Schreibern u. s. w. (Cic. de leg. agr. II 32), aber 
ihre Stellung bleibt, so einflussreich manches 
dieser Amter auch wird. ausserlich eine bescheidene, 
abgesehen von der allerletzten republicanischen 
Zeit (vgl. fur diese letzte Zeit den Antrag des 
Volkstribunen Rullus auf Gleichstellung seiner 
Ackercuratoren mit der Praetur, Cic. de leg. agr. 

iifi a. a. O. und das Auftreten mancher dieser Cu- 
rationen im Cursus honorum der Beamten). Die 
Amtsdauer ist entweder gegeben durch die Zeit, 
die die betreffende ausserordentliche Funktion er- 
fordert, oder durch das Specialgesetz festgelegt, 
namentlich wenn sie die gewohnliche einjahrige 
Amtszeit tibersehreitet. Doch wird das letztere 
nach Moglichkeit vermieden, ja kommt eigentlich 
nur bei curationes mit einer der censorischen 

56 



1763 



Cura 



Cura 



1764 



potcstas analogen bezw. im censorisehen Amts- den durch besonderen Volksbeschluss beauftragtcn 

gebiet enthaltenen Gewalt vor ; so werden die im niederen Magistrate:) speciell fur die Location 

J. 557= 197 v. Chr. znr Griindung von fiinf coloniae oder Dedication eines Tempels bis etwa ins 7. Jhdt. 

maritimae gewahlten tresviri auf drei Jahre (Liv. bestellt werden (Belege bei Mommsen a. a. 0. 

XXXII 29, vgl. XXXIV 25), die decemviri nach 621, 1 ; der duovir lege Plaetoria CIL VI 3732 

der Lex Servilia agraria auf fiinf Jahre (Cic. de gehiirt wohl auch hierher ; letzte Anwendung dieses 

leg. agr. II 32) bestellt , wogegen das serapro- Verfahrens unter Augustus im J. 752 = 2 v. Chr. 

nische Ackergesetz von 621 = 133 v. Chr. an der bei der Dedication des Marstempels, Dio LV 

Annuitat festhalt (Appian. bell. civ. I 9). In 10). ,Das Festhalten an der Collegialitiit als 
anderen Fallen ist das Verlassen des Princips 10 dem Grundprincip der republicanischen Ordnung 

der Annuitat schon ein Zeichen des Niedergangs und zwar in der ursprtinglichen Form der Zwei- 

der Kepublik, kommt also erst im letzten Jahr- zahl tritt vielleicht nirgends so scharf hervor, 

hundert derselben vor. Noch strenger als an der wie bei diesem Duovirat und bei dem analogen 

Annuitat wird bei diesen Hiilfsamtern zuniichst fiir Perduellion, da die Acte selbst die collegia- 

an der Collegialitat festgehalten ; selbst in Fallen, lische Vollziehung ausschliessen' (Mommsen 

wo die betreffende Verrichtung nur einen Com- 622). Vgl. Art. Dedicatio, Locatio. 
missar erforderte, ist die Zweizahl das Gewohn- 3. Die Beamten agr is dandis adsignandis 

liche, und es kommen wohl mehr, dagegen in und coloniae deducendae (Mommsen a a 

der besseren republicanischen Zeit nie weniger 624ff. Euggiero Diz. epigT. I 108ff.). Vergebung 
Amtsinhaber vor. Auch das Auftreten des Einzel- 20 von Gemeindeland und Colonisation liegen in der 

curators ist ein Zeichen des Sinkens der Republik ausgebildeten Republik nicht in den Handen der 

und der republicanischen Grundsatze im 7. Jhdt. ordentlichen Magistrate, sondern erfolgen auf einen 

der Stadt; ganz besonders bezeichnend fiir die Specialbeschluss des Volkes hin. Die zur Aus- 

neue Zeit aber ist die Ausstattung eines Einzel- fiihrung dieses Beschlusses in den Comitien ge- 

curators mit einer solchen Machtfillle, wie sie Cn. wiihlten Beamten treten auf in Collegien von drei, 

Pompeius durch die Lex Cornelia Caecilia vom fiinf, sieben, zehn, fimfzehn und zwanzig Mannern,' 

J. 697 = 57 in Gestalt einer cura annonae er- Illviri, Vviri, Vllviri, Xviri, XVviri, XXviri 

hielt, niimlich zusammen mit dem proconsularischen a. d. a. Nur in dem Ackergesetz von 643=111 

imperium infinitum, Cic. ad Att. IV 1, 7. Ware v. Chr. begegnen duoviri. Wcnn Mommsens 
nicht Pompeius der Inhaber dieser C. gewesen, 30 Vermutung (St.-E. II a 629), dass der eine der- 

so hatte vielleicht daraus die Monarchie sich ent- selben die Ackeranweisung in Africa, der andere 

wickclt. Augustus hat, um daa hier vorauszu- in Griechenland ausfiihren sollte, richtig ist so 

nehmen, dieselbe C. mit gleicher MachtfOlle, wie stellt das schon einen Versuch dar, ,durch die 

Pompeius, aber nur fur ganz kurze Zeit im J. 732 Teilung der Competenz die Collegialitat illusorisch 

= 22 bekleidet (Mon. Ancyr. gr. II[ 5—9. Dio zu machen.' Denn ,auch auf diesem Gebiet raumt 

LI\ 1, dazu 0. Hirschfeld Verwaltungs- mit dem Ende der Republik das collegialische 

gesch. I 138, 1; falsch Mommsen St.-E. 113 Princip vor dem monarchischen das Feld' (vgl. 

1038); aber auch er hat weder diese cura an- den curator qui hat: lege erit in dem caesari- 

nonae noch die ihui dreimal in den .1. 735 = 19, schen Ackergesetz von 695 = 59, Bruns Pontes 5 
736 = 18 und 743= 11 vom Senat und Volk40 95). Eine besondere Wahlqualification war zu 

angebotene cura legttm et morum maxima pote- dem Amt nicht notig ; haufig war die Cumulation 

state_ (Mon. Ancyr. gr. Ill 14f., die Angaben der dieses ausserordentlichen Amtes mit einer ordent- 

Schnftsteller tiber diesen Punkt sind falsch) zur lichen Magistratur, insbesondere dem Consulat 

Grundlage seiner Stellung gemacht (tiber die und dem Volkstribunat (die Graccli<m und C 

letztere C. vgl. Mommsen St.-E. 113 705ff.). Marius!). Die wesentliehe Aufeabe dieser Beam- 

Mit diesen beiden euros spiolen die hier zu be- ten bestand in dem, was ihre" Arntsbezeichnung 

trachtenden ausserordentlichen Magistraturen fiir andeutet, in der rechtlichen Ubeieignung und 

kurze Zeit eine Eolle in der grossen politischen factischen Uberweisung von Gemeindeland, teil- 

Geschichte, um dann durch die Neuorganisation weise mit der sich dabei ergebenden Iudication 
des Augustus fur immer wieder daraus zu ver- 50 und dem Coercitionsrecht. Neben der Bezeich- 

schwmden. Uber die stautsreehtliche Stellung nung durch die Zahl ihrer Mitglieder (Illviri. 

der curac bezw. curatores der Kaiserzeit und die Vviri, Xviri u. s. w.) findet sich fiir diese Hulfs- 

versohiedenen Arten der kaiserlichen Curationen beamten auch die Bezeichnung curatores (Fesi 

vgl. Art. Curatores. ep. p. 48. Cic. de leg. agr. II 17. Lex Iulia 

Die republicanischen curat oder curationes agraria von 695 = 59 v. Chr. a a. 0.). Vgl. die 

teilen wir mit Mommsen (St.-E. JJ3 613ff.) ein Art. Adsignatio und Coloniae oben S. 568ff. 
in A. die verfassungsmassig vorgesehenen , der 4. Beamte fiir Miinzpragung und Staatsdar- 

Competenz der ordentlichen Magistrate ein fur lehen (Mommsen St.-E. lis 639ff.). Die stad- 

allemal entzogenen Geschafte, und B. die inner- tische Munzpiiigung wird geleitet entweder auf 
halb der Competenz der ordentlichen Magistrate 60 Grand eines besonderen Auftrags des Senats von 

gelegenen, aber zeitweise selbstandig gemachten den Quaestoren und den Aedilen, welcher Special- 

Functionen. Unter A fallen: auftrag auch als eigene C. aufgefasst wird (vgl. 

1. Die duoviri perduellioni iudicandaell omm- die wahrscheinlich 680 — 74 v. Chr. ex s. e. j/r- 
sen a. a. 0. 615ff. : Eom. Strafr. 154f., s. Art, schlagenen Miinzen des Quaestors Cn. Lentulus. 
Perdue llio und Duoviri perdu ellionis. auf deneu er sich bald qfuaestorj, bald curfator 

2. Duoviri aedi dedimndae und aedi loeandae denariisj flfandisj nennt, CLL I 445 p. 138. 
(Mommsen St.-E. lis GlSff. Euggiero Dizion. Mommsen Bom. Miinzw. 611), oder von eigenen 
epigr. I 165ft'.), die neben den Oberbeamten oder offenbar ausserordentlicherweise fur diesen Zweck 






1765 



Cura 



Cura 



1766 



erwiihlteii Mannern , Illviri aere argento auro sammenhang stehenden Verbrechen , wobei ein 

flando feriundo (die alteste ausdriickliche Er- quaesitor vom Volk aus den Consularen, und zwar 

wahnung in dem Elogium des Consuls von 662 L. Domitius Ahenobarbus, gewahlt wird (Ascon. 

= 92 v. Chr. C. Claudius Pulcher CIL 12 p. 200 Mil. p. 39). Einen bestimmten Amtstitel fiihren 

nr. XXXIII, der zwischen Quaestur und Aedilitat auch diese Hulfsbeamten nicht; quaesitor, die Be- 

lllvir a. a. a. f. f. war). Soit dem Bundes- nennung sowohl der amtlichen wie der nichtamt- 

genossenkrieg findet sich diese Magistratur unter lichen Leiter von Criminalgerichten , wird auch 

den regelmassigen Jahresamtern, and zwar des fiir sie gebraucht, vgl. Mommsen St.-E. II 3 

niedrigsten Eanges. 664ff.; Strafr. 196. 207ff. 

Besondere Commissionen zur Vergebung von 10 2. Die Aushulfsbeamten im censorischen Amts- 

Staatsdarlehen an einzelne Burger werden zwei- gebiet sind die zahlreichsten, weil die Censur, so 

mal in schweren Zeiten erwahnt, 403 = 351 v. Chr recht eine Behorde des engherzigen Stadtstaates, 

(Liv. VII 21) und im Jahre der Schlacht bei fiir die grossen Verhaltnisse des Flachenstaates 

Cannae 538 = 216 (Liv. XXIII 21, 6). wozu noch am ersten nicht mehr geniigte, von Sulla sogar 

ein dritter Fall aus der Kaiserzeit tritt (unter voriibergehend thatsachlich beseitigt und vom 

Tiberius , Tac. ann. VI 17 z. J. 33). Das Ver- J. 684 = 70 ab nie wieder so recht lebensfahig 

fahren in der republicanischen Zeit entspricht dem wurde. 

bei der Adsignation eingehaltenen. Nach Be- a) Fiir die Aushebung, d. h. das censorischc 

schluss der Massregel wird eine Commission von Geschaft , die Dienstpflichtigen zu verzeichnen, 
3 oder 5 Mitgliedern gewiihlt: tres viri oder quin- 20 treten in der Notzeit des zweiten punischen Krieges 

que viri mensarii, welche langer als auf Jahres- wahrend der langen Unterbrechung der Censur 

frist im Amte sind; die Illviri von 538 = 216 542 = 212, wie fiir andere censorische Geschafte 

fungieren noch 544 = 210, vgl. Liv. XXVI 36, 8. (s. u.), ausserordentliche Magistraturen ein, und 

Allerdings sind diese Commissare auch als Huffs- zwar zwei Dreimannercollegien , Liv. XXV 5, 9. 

beamte fiir die gewOhnlichen Geschafte des Aerars Mommsen St.-E. II s 662f. 

verwendet worden (Liv. a. a. 0. XXIV 18, 12). b) Fiir das Bauwesen: a) Fiir den Mauerbau 

5. Ausserordentliche Beamte fiir den Frieden- wurden in demselben J. 542 = 212 auf Grund 

schluss begegnen in der Zeit der punischen Kriege, eines Plebiscits Vviri muris et turribus re.fi- 

so nach dem ersten punischen Krieg Xviri, Polyb. ciendis gewahlt, Liv. XXV 7, 5; /S) fiir die Wieder- 
163; ahnliches vermutet Mommsen auch fiir 30 herstellung von Tempeln in demselben Jahr Illviri 

den Frieden nach der Zerstorung Karthagos 608 reficiendis aedibus und zugleich Illviri saeris 

= 146 v. Chr. (Appian. Pun. 135. Ackergesetz conquirendis donis persignandis , d. h. fur die 

von 643= 111 v. Chr., Bruns Fontes^ p. 72ff. Herbeischaffung und Einziehung der zum Ein- 

Z. 77. 81 und dazu Mommsen St.-E. lis 643, 2). schmelzen und Verrminzen gceigneten Weihge- 

Dann ist offenbar dieses alte Volksrecht nicht sclienke der Tempel (Liv. a. a. 0.). Die C. fiir 

mehr geiibt worden, vielmehr sind die Friedens- die Wiederherstellung des im J. 671 = 83 ab- 

schiiisse zu stande gekommen durch die Feld- gebrannten capitolinischen Tempels wurde zuerst 

herren und zehn beigeordnete Legati des Senats. dem Dictator Sulla, nach dessen Tod 676 = 78 dem 

Der Versuch des Volkstribunen P. Servilius Eullus damaligen Consul Q. Lutatius Catulus iibertragen, 
693 = 61 den alten Zustand wieder herzustellen 40 der sic trotz des Widerstandes des Praetors Caesar 

misslang (CIL I p. 99. Mommsen St.-E. lis 642ff.). i m J. 691 = 62 (Suet. Caes. 15. Dio XXXVII 44) 

B. Von den ausserordentlichen Hulfcamtern bis an seinen Tod behielt, Catulus heisst daher 

fiir gewisse in den magistratisch.cn Competenzen bei Vavro (Gell. II 10) curator restituendi Cn- 

gelegene Functionen, die wahrscheinlich sehr zahl- pitoh'i; er hat den wiederhergestellten Tempel 

reich, aber meist politisch bedeutungslos waren, auch dediciert, vgl. CIL I 591. 592 = VI 1313. 

kennen wir offenbar nur einen verhiiltnismassig 1314 und I p. 171. Mommsen (St.-E. IP 670) 

sehr kleinen Toil (Mommsen St.-E. II :! 667). nimmt falschlich Cbertragung dieser curat io nur 

Was uns durch die romische Annalenlitteratur durch Senatsbeschluss an, vgl. dagegen Cicero Vcrr. 

und durch die Inschriften in dieser Beziehung IV 69: seruitus populique Bomani beneficio. 
bekannt geworden ist. hat Mommsen a. a. 0. 50 ;•) Fiir Wasserleitungsbauten reichte die censo- 

662ff. zusammengestellt. rische Amtsfrist in der Eegel nicht aus. Wenn 

1. Aushiilfsbeamte im praetorischen Amtsge- nicht volligungesetzlicheVerliingerung des ordent- 

biet treten auf infolge einiger im 7. Jhdt. er- lichen Amtes. wie der Censur des Appiu? von 

lassener crimincller Ausnahmegesetze . durch die 442 = 312 beim Bau der appischen Leitung (Fron- 

nicht nur Specialgerichte , sondern auch ausser- tin. de aquaeduct. 5, vgl. Art, Appia aqua), oder 

ordentliche Magistrate zur Untersuchung der be- in vollig anomaler Weise Prorogation, wie der 

treffenden Fiille angeordnet wurden. so durch das an Stelle der Censur herangezogenen stadtischen 

peducaeische Plebiscit vom J. 640 = 114 gegeu Praetur im J. 610 = 144 beim Bau der marci- 

den Incest verschiedener Vestalinnen (hierbei po- schen Leitung. stattfand (Frontin. 7i, wurden auch 
pulus Cassium creavit, qui de cisdem virginibus 60 hier Hiilfsbeamte creiert. z. B. Ilviri aquae pcr- 

quaercret, Ascon. Mil. p. 46), das mamilische ducendae fiir die im J. 482 = 272 begonnene 

Plebiscit vom J. 644 = 110 wegen landesverrate- Anioleitung, von denen jedoch der eine nach vier 

rischer Vergehen rOmischer Feldherren und Ge- Tagen starb, so dass der College allein das Werk 

sandten im iugurthinischen Krieg (gewahlt werden zu Ende fuhrte (Frontin. a. a. 0. 6). b) Fiir die 

fiir die zahlreichen Processe drei Quaesitoren. jeder Wegebauten reichte ebenfalls die Amtsdauer der 

mit einern consilium, Sail ust. lug. 40), das pom- ordentlichen Magistrate, selbst der Censoren, nicht 

peische Consulargesetz vom J. 702 = 52 wegen /us. Wie die appische Wasserleitung. sind auch 

der Ermordung des Clodius und der damit in Zu- die appische Strasse und ahnlich wahrschein- 



I IV < 



(Jura 



Cura 



1768 



lichspaterdieubrigengrossenitalischenChausseen b) Fur das Getreideweser. rnr T?™, , <■•• 

auf exceptionellem Wege hergestellt worden. Von ursprtoglioh auch alleln d e A d ien zu' sortn 
emereigenen e. vim-urn, die auf Grund ciner hatten (Cic de lee a a hXrft!.! JtT 

S, MSS.SXrnrflS 1299) t t^ Mc!Q n ^Si fo 'iAn A I SJS5s r £ 1 S 

C r™^Er ?pi ( + /?" ? 6 ^°) r7 ve ™ utet - d " r « h «3en Frumentationen ciner besonderen c annonae 

S;% ■ ( ^V ?■ Gl 'T 1 i.- 7 - - Appian - belh oder e - frumenti, die zunachst mH den 3e„T 

civ. I 23) eingenchtet war haben wir erst Kundc lichen Magistraturen cumuliert wurde Von C 

aus dem letzten Jahrhundert der Eepublik, OIL Gracchus selhst wi^m, ™ J a„ I • ■ on J^ 

12 d 200 nr XXXTTT - VT 19«q. n m a- Y-T^ Wls sen wir, dass er bei semen Ge- 

zwischen der Praetur and demConsulat; CIL VI deTvoSiS U nat° S iff**^?!^ 

SHKsss x^rx n fn:rd;-^~ 

«sq _ ?iT Pi j °; ■ : 593 r VI Tr 1299 ™n anfanglichen Einrichtungen Caesars vrf Suet 

Herkuntt auch konnte dieselbe mit jedem ordent- Volkes nach solchen Einzelcuratoren ft iv TV 19 
lichen Amt cumuliert werden (v DomasipwsH « iq 7\ „„ j T* j ^"^eituraroren (i,w. J.V iz, 
•i „ n «rw\ -n " cl . uc " i> -^oinaszewsKi 8. 13, 7) verdankt den Tageskamirfen der pirrpnpn 

wie feCaratoren derRefubVgin^nSdte Sar^C i n ^ef& ^dfdS ™t 
derVelS lk !^L ^^ g t ng6n i8t Sukrs JL Acmilius Taurus vom J 650 -?04" 

bestimmte, ob die curatores viarum von Pall zu Uber die Pflichtcn df, vo.Ll 71 n V' • °' 

sen Stl-K IP 668ff v ^.zVwTk, fZ; ^ ^ "^ ^v WaS P ? mp0nius < D *- X 2 < 2 < 
Vindobonen-is (1894) 6 W H 1 1 \ ] u f' e " 1C A,1 S abe - an deren Richtigkeit man 

scavi 189^87194 \gl~Alf ^ ^ u, 1 C °ura ^f^? ^ifelt hat .vgl : Hirschfeld Philol. 
tores u. S. 1781ff \n^ v V-L auf alle f alle slnd nill -' h Caesar die 

3. Aushulfsbeamte fur aedilicische Competent. ° ^tf^^^T^^t^ T 
^ ^^r S™ g nt ^ff ~ * ^TT ^ nat d ^ ^- ^-Zeren Best's &l£ 

.Jn und^ S.elnz^;; tJffi"^ lei^ a^rirt^ ^TTt W ^ 

r ^ ei„ ^^-i^^ l el ri 2 %?™ n S i0 ?V d 3^ iT tUS 
aZ^ctt L^"Soirn der T ^ n " ?tOT 6 ° ^ ^mS Jto SsSft'ciL^ 

Saetoren ^ uberwies Dio I TV 5 ^ ™ 1 A i wi<? ^ au ^c-i S cl.en, bezeichnet wir d* 

wesentMcbengbl^^^^ S 6 ^ dartber Art. CuratoresS. 1779. 

■J17ff FriedL Prh»;M «• In d « Kaiserzeit sind fur die meisten der 

kaiserliche Cuatores ludorun "l S Curat ore nocb , r 7" '"r d0Ch k ° mmen W en aucl1 
S. 1798 p tunt. ire.- noch unstandige Commissionen und Einzelcom- 

missare vor, die sich aber von denen der Repu- 



1769 



Cura 



Cura 



1770 



blik durch die Art der Bestellung (nicbt mehr rator regionum urbis: adiuneto sibi officio via- 

durch Volkswahl, sondern durch Senatsbeschluss, rum- sternendarum urbis partibus duabus. Of- 

durchs Los oder durch directe kaiserliche Ernen- fieium ist hier, wie oben S. 1762 bemerkt, 

nung) unterscheiden. Ausserordentliche Commis- gleichbedeutend mit C. Anch die vom Kaiser zu 

sionen zur Regulierung des Standes des Aera- Aushebungszwecken in Italien evnannten Commis- 

rium begegnen im J. 6 n. Chr. unter Augustus sare senatorischen Ranges (Agiicola im J. 70, 

(tresviri eonsulares, durchs Los gewahlt, Dio Tac. Agric. 7; ein Tribunicier missus ad dilee- 

LV 25), im J. 62 unter Nero (wieder drei Con- turn iuniorum a divo Hadriano in regionem 

sulare, Tac. aim. XV 18), im J. 70 unter Ve- Transpadanam, CIL VIII 7036 ; ahnlich die Prae- 
spasian (Zahl unbekannt, Wahl durchs Los, Tac. 10 torier X 3856. 1259, unter Pius, VI 1377, wah- 

hist. IV 40 vgl. 9), im J. 97 unter Nerva (quin- rend des armenisch-parthischen Kriegs des Verus, 

qtteviri, qui minuendis publicis sumptibus iu- VI 3836, aus dem 3. Jhdt., und der missus ad- 

dioio sen at us eonstituebantur, Plin. ep. II 1, versus hostes publicos in regionem Transpada- 

9, vgl. Mommsen St.-R. II 3 642). Fur die Aus- nam tironibus legendis et armis fabrieandis hi 

fuhrung der im J. 70 im Senat beschlossenen urbe Mediolanio aus dem J. 238 bei der Orga- 

(aber nachher doch nicht perfect gewordenen) nisierung des Widerstandes in Italien gegen Ma- 

Staatsanleihe wurde ein Einzelcurator eingesetzt ximin, Bonn. Jahrb. LXXXIV 1887, 88 mit den Er- 

(Tae. hist. IV 47 praepositusque ei eurae Pom- ganzungen von Domaszewskis Korr.-Bl. Westd. 

peius Silvanus). Zwei curatores restituendae Ztschr. XI 1892, 230ff.) seien noch erwahnt. Auch 
Campaniae bestellte Titus nach der Vesuvkata- 20 ihnen fehlt, wie den vorher genannten, ein eigent- 

strophe von 79 n. Chr. durch Auslosung aus den licher Amtstitel. 

Consularen (Suet. Tit. 8. Dio LXVI 24, vgl. Endlich sei hier noch auf den so haufigen 

Mom m sen a. a. O. 995f.). Nerva hat die Assi- Gebrauch von C. auf Inschriften hingewiesen, wo 

gnation von Staatsland in den Formen der Re- es sich um Ausfiihrung irgend eines Werkes oder 

publik wieder aufleben lassen, d. h. auf Grund um die Ausiibung irgend eines Amtes handelt, 

eines Gesetzes (lex agraria. quam divus Nerva dessen Trager iiberhaupt nicht curator heisst, 

tulit, Dig. XLVII 21, 3, 1), und wenn auch nicht sondern einen anderen Titel filhrt, vgl. CIL II 

durch Magistrate, so doch durch quasimagistra- 4248 ob curam tabulari eensualis fideliter ad- 

tischc Commissarien (Dio LXVIII 2. Plin. ep. mini-stratam (Amt eines tabularius). CIL VIII 
VII 31, 4. CIL VI 1548 ein [missus'} a] divo 30 9327 ein procurator Augusti ad curam gentium. 

Nerva ad agros dividendos). Als im 3. Jhdt. Stehend ist die Phrase sub cura alieuius fur 

noch cinmal, wie beim Regierungsantritt des Nerva, curante aliquo, so sub cura legati Augusti, prae- 

die Senatshet'rschaft wiederauflebte, begegnet im fecti, centurionis legionis, decurionis aloe u. s. w. 

J. 238 die ausserordentliche Behflrde Aer XXviri z. B. CIL III 1171. VII 269. 270. 279. 344. 

ex s. c. rei publieae curandar, um Italien gegen 502 c. 833. 964. 965. 967. 1043. VIII 4323. 2466, 

Maximin zu verteidigen (Hist. Aug. Gord. 10. vgl. XIII 1811 =Henzen6652; dazu Hirsch- 

Zosim. I 1-1. CIL XIV 3902). Daneben giebt feld Verw.-Gesch. I 76, 2. TJber die Wasser- 

■es Commissare in Masse, die der Kaiser direct leitungsrfihren mit der Formel sub cura illius 

ernennt, Vertrauensmanner, die fur denselbcn die procurator-is (seit Marcus auch suceura) vgl. CIL 
betreffende Aufgabe ltisen. Mommsen St.-R. IIM0XV p. 906ff. Ebenso haufig ist curam agens oder 

948ff. Als extra sortem auctorif ate Augusti curagens, namentlich bei militarischen Abcom- 

Caesaris et senatus eonsulto missus fdie mandierungen z. B. CIL III 75. 3096. 6362. 1980, 

Inschrift bat misso) ad componemlum statum vgl. Art. Curatores S. 1799; aber auch sonst 

in reliquum provinciac Cypri wird noch P. Pa- CIL III 3. 445. 905. 3412 u. s. w. vgl. Curatores 

quius Scaeva in augusteischer Zeit bezeichnet S. 1813. 

(CIL IX 2845, vgl. VI 1483), cine Art der Be- 2) Cura als Hofamt der Kaiserzeit. a) Einc 

stellung, die so recht ein Ausdruck der strengen c. epislularum et legationum simul et anuli hat 

augusteischen Dyarchie ist. Claudius ernennt da- der Vater des Trogus Pompeius bei dem Dictator 

gegen einseitig schon fur alle moglicben Dinge Caesar bekleidet, lust. XLIII 12; a cura (s. d.) 
kaiserliche Commissare (Tac. ami. XIV 18. CIL 50 begegnet im Titel von kaiserlicben Hofbedienten 

V 5050). Von Vespasian heisst es in, J. 70 (Tac. in der besseren Zeit des Principats. Vom 3. Jhdt. 

hist. IV 53) curam restituendi Capitolii in Lu- ab wird schliesslich c. selbst der Titel des Beamten: 

cium Vestinum confer/, cquestris ordinis virum, b) c. praetorii (genannt Hist. Aug. Claud. 14) 

sed auetoritate famaque inter proceres. Mit der ist offenbar der Inter.dant des kaiserlichen Palastes, 

Ausfiihrung der ersten traianischen Alimentationen Mommsen Korr.-Bl. Westd. Ztschr. Ill 1884, 66 

werden als ausserordentliche kaiserliche Commis- und Art. a Cura. [Kornemann.] 

sare betraut Cornelius Gallicanus und Pomponius c) Seit der diocletianischen Reform werden 

Bassus (Tafel von Veleia, CIL XI 1147 n 37. mit cura palatii in der Notitia dignitatum (Or. 

in 12. 53. v 38. 56. vn 71), von denen der XVII: Occ. XVi Beamte niedeien Ranges be- 
zweite den ersten abgelOst zu haben scheint. Keiner 60 zeichnet. welche dem castrensis sa-cri palatiiwtei- 

von ihnen ffihrt einen Amtstitel. aber in Bezug auf geordnet sind. Allein zunachst vielleicht in nicht 

den Auftrag, den Pomponius Bassus vom Kaiser offieiellem Gebrauche, dann offlciell ist die Be- 

empfangen hat, heisst es in dem Gemeindebeschluss zeichnung C. p. an die Stelle der Bezeichnung 

von Ferentinum vom J. 101 (CIL VI 1492) de- castrensis getreten; im 5. Jhdt. gehort der cura 

mandatam sibi cura m ab indu/gentissimo palatii genannte Beamte zu der zweiten Rang- 

imp Traiano. In einer Inschrift vom J. 180 classe, den spertabiles (Cod. Theod. VI 13, 1. XI 

n. Chr. (CIL XIV 2922) stent in dem Cursus 18; vgl.* Ammian. Marc. XIV 7, 19. XXII 3, 7. 

honorum des T. Flavius Germanus nach ■prom- XXXT 12, 15. 13, 18. Renatus Frigiredus bei 



1771 



Cura 



Cura 



1772 



Greg. Tur. h. Franc. II 8. Sidon. Apoll. oarm. Leon hard Beitriige zur Erlauterung des deut- 

23, 431), ebenso im ostgothischen Beiche. Aus schen Rechts, herausg. von Rassow, Kiintzel 

dem Bestallungsformulare bei Cassiodor (var. VII und Eccius XXXVII 158). 

5) erfahren wir , dass er der Oberaufseher der Die Bestelhmg der curatores geschah im neue- 

kOniglichen Palastc und Bauten war und das sten romischen Eecht durch die Obrigkeit. Das 

Privileg genoss, die goldene Bute als Zeichen altere Eecht kannte neben den in dieser Wcise 

seiner Wiirde in der Hand, unmittelbar vor dem bestellten curatores honorarii auch curatores le- 

Konige einherzuschreiten. Im ostrOmischen Reiche gitimi, die ihr Amt unmittelbar kraft Gesetzes 

gelangten die curae palatii in die erste Eang- erlangten ; vgl. Ulp. XII 1 curatores aid leqitimi 
classe, da man offenbar nur besondere Vertrauens- 10 stmt, id est qui ex lege duodecim tabularum 

manner mit der Wiirde, die in die unmittelbare dantur, ant honorarii. id est qui a praetore con- 

Nahe des Monarchen fiihrte, bekleiden wollte. So stituuntur, auch hierzu Cic. de inv. II 48 lex 

waren z. B. Iustinus und Baduarius mit der C. p. est : si furiosus est, agrtatorum qentiliumque in 

betraut. Vgl. Boecking im Commentare zur eo pecuniaque eius potestas esto (Karlowa Rom. 

Not. dign. a. a. 0. und Mommsen Ostgoth. Rechtsg. II 78ff. C u q Les institutions iuridiques 

Studien, Neues Archiv XIV 513. [Hartmann.J des Romains, Paris 1891, 150, 2). 

d) Bin aura epistolarum begegnet in der No- Die Befugnisse der curatores waren nach dem 
titia digmtatum im Subalternpersonal gewisser besonderen Zwecke der C. verschieden. Das rOmi- 
hoher Beamten der spateren Zeit, wie der Prae- sche Eecht kennt namentlicli auch allgemeine Cu- 
fecti praetono und Vicarii, Not. dign. Or. II 67. 20 ratelcn fur alle Angelegenheiten eines Pfleglings. 
Ill 28. XXIII 22. XXIV 27. XXV 33. XXVI 23, also Falle einer Fiirsorge, in denen die neuere 
vgl. auch Seeck zu XXII 40; Occ. II 51. Ill Eechtssprache von Vormundschaften, nicht von 
46. IV 27. XIX 22. XX 22. XXII 46. XXIII 22; Pflegschaften redet, z. B. die cura mirwrum, s. 
Seeck zu XXI 22. [Kornemann.] Minores und Lei Plaetoria. cura furiosi, s. 
3) Im P r i v a t r e ch t ist cura die staatlich an- F u r o r , die cura prodigi, s. P r o d i g u s und Bonis 
geordnete Fiirsorge hulfsbediirftiger Personen, die interdicere. Die sog. cura debilium perso- 
neben der tutela (s. d.) steht. Inst. I 23. Das narum (schwacher oder kranker Personen) wurde 
Unterscheidungsmerkmal der C. von der tutela ist von den Pfleglingen selbst erbeten. Inst. I 23, 4. 
dann zu sehen, dass sie eine Fiirsorge ohne Er- Dig. XXVI 5. 12 pr. XXVII 10 2- vgl iiber- 
ziehungsgewalt, also Befehlsrecht ist, Dig. XXVI 7 30 haupt Dig. XXVII 10 de curatoribus furioso 
de admvmstraUone et periculo tutorum, 12, 3 cum et aliis extra minores dandis. Auch fur Ab- 
ator non rebus dumtaxat, sed etiam moribus pu- wesende konnte eine aura absentis bestellt werden, 
pilhpraeponatur. Dig. XXVI 1, 1 pr. Inst. I 13, Dig. XLII 5, 22, 1, namentlich auch fill- Kriegs- 
1. bo ist auch zu deuten Inst. I 14, 4 Tutor .... gefangene, Dig. L 4, 1, 4. Cod. VIII 50 (51), 3. 
personae non causae rei rei datur, womit zu ver- Ferner wurde dem Erbschaftsanwarter im Mutt'er- 
gleichen ist Dig. XXA/II 10, 7 pr. consilio et leibe ein curator vmtris gegeben, Dig. L 4 1 
opera curatoris tuen debet non solum patrimo- 4. XXXVII 9, 1, 17 u. 18, und daneben noch auf 
ntum, sed et corpus et salus furiosi. Gewohn- Wunsch der Glaubiger ein besonderer curator 
lich erklart man (vgl. z. B. die bei Leonhard bonis, weil hinsichtlich des Umfanges der Ver- 
Institutionen 222, 4 Angefuhrten) den Satz tutor 40 pflegung der schwangeren Mutter ein Widerstreit 
personae datur, curator rei daraus , dass der der Interessen des Kindes und der Interessen 
tutor seinem Schiitzlinge bei dem Abschlusse von der Erbschaftsglaubiger vorliegt ; v<*l auch Dig. 
Rechtsgeschaften gegen wartig beistehen musste XXXVII 10, 5, 1. 

(s. Auctoritas Nr. 3). wahrend ein curator die Im Ubrigen entspricht das Recht der C. durch- 

Geschafte seines Pfleghngs , die seiner Zustim- aus den Grundsiitzen der tutela (s. d.), namentlich 

mung bedurften, auch abwesend zu erteilen be- hinsichtlich der Pflicht zur Sicherheitsbestellung, 

™F *" (consensus curatoris, s. Consensus). der Entschuldigungsgriinde des zum Amte Be- 

Dig. XXVI 8 de auetontate et consensu tuto- rufenen und seiner Absetzbarkeit we<?en verletzter 

rum et curatorum. Nach Cuq Les institutions Pflichten, Dig. XXVI 3 XXVI 5— 10 XXVII 1- 
jundiques des Romains 1891, 308ff. lag der Haupt- 50 vgl. Cod. V 6 de interdicto matrimonio inter 

zweck der tutela darm, den Schiitzling gegen pupillam et tutorem sen curatorem liberosre 

andere zu unterstiitzen , der C. aber, ihn gegen eorum. Cod. V 31—34 36—44 Inst. I 1, 24 

eigene Missgnffe in seiner VermOgensverwaltung -26. auch wegen der Kla^en aus dem Rechts- 

zu sichern; wahrschemlich waren aber beide Ziele verhiiltnis zwischen Curator und Pflegling (Dig 

sehon der altesten tutela nicht fremd. XXVII 3-5. XXVII 7-9. Cod. V 38; vgl. hierzu 

Die curatores dienen zuweilen den Sehutz- Wlassak Zur Geschichte der negotiorum gestio, 

bedurimssenbestimmterPersonen, z.B. eines minor Jena 1879, 85ff., bes 125- auch Windscheid 

oder furiosus, zuweilen haben sie aber die Auf- PandektenT II 594. 597. § 438 Anm. 1 u. 17) 

gabe, widerstrebemle Interessen mehrerer nach mit dem einzigen Cnterschiede, dass die Kkgen 
Massgabe des Rechtes zugleich zu beriicksichtigen, 60 gegen den tutor erst nach der Beendigung des 

z. B. der curator hercditatis Dig. XXVII 10, 3, Vormundschaftsverhaltnisses zulassig waren, die 

s. Hereditas, und der curator bonorum im Con- Klagen gegen den Curator aber auch wahrend 

curse s. Bonorum emptio, Dig. XXVII 10, 9. der Dauer der <■ Dig. XXVII 3, 1, 24. 4 pr 

IrrefBhrend 1st die Einteilung in curatores per- § 3. 9, 4 u 5 XXVII 4, 1, 3. 

sonarum und rerum, da fast bei jeder c. das Wohl Litteratur Pernice Labeo I 225ff. Kar 

von Personen und die Fiirsorge fur Vermogens- Iowa Rom. Rechtsfesch. II 1, 301—310. Voigt 

stucke in Betracht kommt (vgl. Adamkiewicz Rom. Rechtsgesch.°I 280. 281. Cuq Les insti- 

Der Rechtsbegnff der Curatel, 1892, und dazu tutions juridiques des Eomains, Paris 1891 71 



1773 



a Cura 



Curatores 



1774 



150 2 307ff. 520. 566ff. Schulin Lehrb. der Curatores. I. Die stadtr omischen magi- 

Gesch d rom. R. 196ff. Gerardin Nouv. Revue stratischen Curatoren der Kaiserzeit. In 

historique XII/XIII, Paris 1888/89 nr. 16. Au- Art. Cura Nr. 1, wo iiber die entsprechenden 

dibert obd. XIV 1890 nr. 12 und XV 1891 nr. 8. Beamten der Republik gehandelt 1st, 1st bereits 

Puchta-Kriiger Institutionen 10 II 415ff. 420ff. darauf hingedeutet, dass in der letzten republi- 

Leonhard Institutionen 221ff. 23611. canischen Zeit die ordentlichen Magistraturen, vor 

[R. Leonhard.] allem die seit Sulla absterbende Censur, dem 

4) Dichterische Personification der Sorge ; sehr erweiterten Geschaftskreis der romisch-itah- 

ultrices curae lagern mit a,ndern Schreckgestalten schen Verwaltung nicht mehr genugten, und dass 
am Eingang zum Orcus (Verg. Aen. VI 274; vgl. 10 daher gerade im letzten Jahrhundert der Republik 

Sil Ital. XIII 583) ; der Gedanke des Horaz (c. II eine gauze Anzahl magistratischer Hullsamter 

16 22 LTI 1, 40) , dass die C. des Menschen {curae) zunachst in collegiahscher, dann auch in 

sta'ndige Begleiterin sei , flndet eine sinnige Er- Form von Einzelcuratoren entstanden. Die Ver- 

klarung in der schonen Fabel Hygins (fab. 220; haltnisse wurden mit der beginnenden Kaiserzeit 

vgl Herder Das Kind der Sorge undBernays eher noch comphcierter. Die stadtremischen An- 

Gesamm. Abhandl. II 316): C. bildete einst aus lagen des Agrippa in seiner beruhmten Aedihtat 

Erde eine menschliche Gestalt, der Iuppiter auf von 721 = 33 waren so gewaltig, dass die yor- 

ihre Bitten Leben einhauchte, unter der Bedin- handenen Xrafte zur Instandhaltung bei weitem 

gung, dass das GeschOpf nach ihm benannt werde, nicht ausreichten(Hirschfeld Verwaltungsgesch 
dasselbe verlangte die Erde, weil von ihr der Stoff 20 1 162). Zunachst haben die Machthaber auch 

genommen sei. Saturn entschied als Richter, der jetzt noch durch ausserordenthche Massregem zu 

Name des Geschepfes solle homo lauten, da es helfen versucht. So war Agrippa, wie h rontm 

aus Erde (humus) gebildet sei, Iuppiter solle (de aqu. 98) es ausdriickt, von seiner Aedihtat ab 

seinen Leib nach dem Tode erhalten, cura aber bis zu seinem Tode operum suorum et muneruni 

solle den Menschen wahrend seines ganzen Lebens velut perpetuus curator, Augustus selbst bewirkte 

besitzen. Ob die Widmung Coerae pocolofm) gleich nach Ubernahmc des Prmcipats 7<ir -it 

(CIL I 45) der C. gilt (Mommsen zur angef. die Instandsetzung der von Rom auslautenden 

Inscbrift) bleibt unsicher (Wilmanns Inscr. grossenitalischenChausseenaufausserordentlichem 

lat 2827 d) [Aust] Wege (Mon. Ancyr. IV 19, Mommsen Res gestae 
'a Cura (a curis). Die Bezeichnung a c. 30 divi August 86f. CIL XI 365. Suet. Aug 30. 

kommt vor in dem Titel des kaiserlichen Be- Dio L1II 22). Tiberius besorgte 731 = 23 v-. Chr 

diensteten (meist eines Freigelassenen) a cura als Quaestor die cura annonae der Hauptstaat 

amicorum, CIL VI 604. 630 (vom J. 108). 8795 (Suet. Tib. 8. Veil Pat. II 94). Einen neuen 

—8799 Er gehOrt nach Marquardt Mau Weg schlug dann aber Augustus seit ^dem J. 161 

(Privatleben d. R.'-i 144, 5) zu dem kaiserlichen = 22 ein, insofern er in diesem Jahr_ die erste 

officium admissionis und steht nahe dem nornen- standige Curatio mit magistratischer. C. ins Leben 

clator ab admissione , der die Nameu der ein- rief. Mommsen mmmt an (St.-K. 11 * lU4t.), 

tretenden amid nennt; denn er fiihrt ein schrift- ,dass das Missglilcken des in diesem Jahre ge- 

liches Verzeichnis der letzteren (so auch Monim- machten Versuchs, die mchtkaiserliche Censur 
sen Hcrm IV 128 mit A. 3). Im Gegensatz 40 wieder ins Leben zu rufen und der Entschiuss 

hierzu bezieht Friedlander (S.-G. 16 138, 11) des Augustus die kaiserlichc Censur nicht nach 

diesen Titel auf die Bedienung der beim Kaiser dem regelmiissigen Lustralintervall, sondern mit 

speisenden Freunde. Falsch sind die Inschriften, liingeren Zwischenfristen eintreten zu lassen dabei 

die eine Freigelassene der Livia a cura catellae wesentlich mitgewirkt haben'. Doch das 1st secun- 

nennen (Orelli 2910 = CIL VI 879*. 895*). dar; hervorzuheben ist, dass nicht an emer Curatio 

Auf einer echten Inschrift von Genf dagegen fur eine im censorischen Anitsgebiet hegenden 

(CIL XII 5878 add.) tragt C. Vitalinius Victorinus Competenz die neue Institution der standigen t. 

miles leaimiis XXII den Titel a curis. Momm- sich ausgebildet hat, sondern an der ursprunglich 

sen Korr.-Bl. Westd. Ztschr. ni (1884) 66f. zieht aedilicischen Function der cura annonae. Die 
zum Vergleieh den domicurim legati auf einer 50 grosse Hivngersnot des J. 732 = 22 hat die neue 

Inschrift von Lambaesis (CIL VIII 2797) und den Gestaltung der Dinge 111 erster Lime herbeige- 

cura praetorii, Hist. Aug. Claud, c. 14 (vgl. fiihrt. In diesem Jahre ubernahm es zunachst 

oben S 1770) heran, so dass also miles a curis wieder Augustus selbst, als die i\ot mKom auls 

einen Soldaten bezeichnete, der iiber eine der hiichste gestiegen war, auf die Aufiorderung des 

Residenzen des Statthalters die Aufsicht fuhrte. Senates und des ^ olkes hm als Curator annonae, 

K-ai diese Weise finde auch der aufi'allcnde Plural nach dem Vorbild der Cura annonae des Pompeius, 

am ersten seine Erklarung, da dabei recht wohl den Notstand zu beseitigen In wemgen Tagen 

eine Combination mehrerer Geschaftsfiihrungen gelang es ihm, diese Auigabe mit Hfliie der inm 

denkbar sei. Wenig einleuchtend ist die daraus zu Gebote stehenden Mittcl zu losen (Mon. Ancyr. 
folgende Annahme , dass das Hauptquartier von 60 gr. Ill 5-9. Dio LTJ 1; dazu Hirschfeld Ver- 

Obergermanien eine Residenz in oder bei Genf waltungsgesch. I 129. 130 mit Anm. 1. Artikel 

sehabt haben sollte. Vielleicht handclt es sich Cura 0. S. 1763; falsch Mommsen Res gestae^ 

doch urn ein Etappencommando. und zwar nicht 25; St.-R. 113 1038, 1). Dann aber wurden in dem- 

auf der grossen Verbindungsstrasse Mainz-Rom selben J. 732 = 22 zur Beaufsichtigung der regel- 

(vl Mommsen a a O. 67), sondern auf der massigen Getreideverteilungen zwei (seit 73b- 

Route Mainz-Lvon. [Kornemann.] 18 vier) jahrlich zu wahlcnde Beamte von prae- 

Curagendarius s. Bd. I S. 778, 53. torischem Rang eingesetzt die ^ echs « ln 1 d 

Curatio s. Cura. (e* 6ta&oxn?) die Aufsicht fuhvten (Dio LI\ -1. 



J. < (i> 



curatores 



17, das ist die von Suet. Aug. 37 unter den 
nova officio, crwahnte cura frmnenti populo di- 
vidundi) und c. frmnenti ex s. c. (CIL VI 1460 
= XIV 2264. Prontin. de aqu. 100 in der Aus- 
gabe von Guilder ma nn, vgl. Suet. a. a. 0.) 
oder praefeeti frumenti dandi ex s. c. genannt 
wurden (dariiber vgl. unten S. 1779f.). Nach 
diesem Vorbild wurden dann 734 = 20 fur die 
Verwaltung der italischen Chausseen die c. viarum 
geschaffen (Dio LIV 8. Frontin. a. a. O. Suet. 10 
a. a. O.) und 743 = 11 die o. aquarum, wahrend 
die c. operum publicorum und die c. alvei Tiberis 
auf alio Falle jtinger sind als dieses Jahr (dar- 
uber unten unter den einzelnen C). Die' ur- 
spriingliche staatsrechtliche Stellung dieser C 
hat Mommsen nicht scharf genug bestimrnt, 
insofern er sie von vornherein zu aehr als rein 
kaiserliche Hiilfsarnter ansielit, etwas, was sie 
vielmehr erst im Laufe der Entwicklung geworden 
sind (St.-E. 113 1034 mit Anm. 1 . 1038 mit Anm. 1. 20 
1050f.). Es muss aufs scharfste mit Hirschfeld 
(Verw.-Gesch. I 150, 3. 173. 283f.) betont wer- 
den, dass diese Curationes zunachst nicht Hiilfs- 
und Vertreterstellungen des Princeps, sondern des 
Senates waren, dass also Augustus und sein erster 
Nachfolger bis zu einem gewissen Grade das 
Dispositions- und Aufsichtsrecht des Senates iiber 
die Eesidenz formell wenigstens respectiert haben' 
(Hirschfeld 173). Der Princeps handelt nam- 
lich zunachst in alien ehemals censoriscben und 30 
aedilicischen , die ■Hauptstadt betreffenden Ob- 
liegenheiten auf Grand eines Senatsbeschlusses, 
ist also gewisseruiassen Executivbeamter des Se- 
nates, mag er nun personlicb die Ausfiihrung der 
betreffenden Sache iibernehmen (nach CIL VI 
1236 vollzieht Augustus 747 = 7 v. Chr. selbst die 
Termination des Tibcrufers ex senatus consulto- 
em iihnlicher Pall VI 1262, wo allerdings die 
Formel ex s. c. fehlt) oder mflgen andere ent- 
' V A e T d r er o»' dentl 'che, aber fur don Pall unstandige 40 
(CIL VI 1235. 1265; vgl. 1263. 1264. Ball, 
com. XXV 1897, 165). oder ausserordentliche, 
aber standige Beamte mit der Ausfiihrung be- 
auftragt werden. Der letztere Pall ist der uns 
hier niiher interessierende. Er wild bezeugt durch 
das SC. bei Frontin. de aqu. 104, wo es wenig- 
stens fur die c. aquarum heisst: quos senatus 
consulto (in der Hs. steht S. C. . vgl. die Aus- 
gabe von Gundermanii) Caesar Augustus ex 
senatus auctoritate nominavit. Die Worte se- 50 
natus consulto gehen auf den ersten Senats- ' 
beschluss, durch den die c. aquarum iiberhaupt 
ins Leben gerufen wurden (Prontin. 100;, wahrend 
die jedesmalige Personenauswahl durch den Kaiser 
ex senatus auctoritate (im SC. c. 100 dafur: ex 
consensu senatus) erfolgt (dariiber gleicki; so 
richtig schon Hirschfeld Verw.-Gesch. I 150, 3; 
falsch Mommsen St.-R. IP 1034, 1. 1048,' 2 
Dadurch erhalt auch die Formel ex s. c. die 'die 
meisten Curatoren dieser Art in augu^teisch-tibe- 60 
rischer Zeit fuhren (CIL VI 1460 = XIV 2264: 
frumenti curator ex s. c. IX 2845: viarum cu- 
rator extra urbem Bontam ex senatus consulto 
in quinquennium. VI 1501: ein Praetor designa- 
tes ex s. c. viarum curator, vgl. VI 1466. CIL 
"VM237 und Not. d. scavi 1889, 70 ■- Bull. com. 
XVII 1889. 165: je fiinf curatores riparum et 
alvei Tiberis ex s. e. CIL VI 1266. 1267. Bull. 



Curatores 



1776 



com. XIV 1886, 277 nr. 1273: jc fiinf curatores 
locorum publicorum iudicandorum ex s. c vgl 
auch die praefeeti frumenti dandi mit dem Zu- 
iQo C e oi^ C - bei Can tarelli Bull. com. XXIII 
1895, 217— 34), eine ganz neue Beleuchtung : sie 
gent ebenfalls auf den ursprimglichen Einsetzungs- 
beschluss des Senates und bezeichnet die Betreffen- 
den als ausserordentliche, durch den Senat ins 
Leben gerufene und zu dem Maebtbereieh des 
Senates gehorige Beamte (anders Mommsen 
Herm. IV364ff. und Hirschfeld Philolog. XXIX 
40ff.). Aber die Mitwirkung des Senates ist nicht 
nur auf den ersten Act der Schaffung der euros 
sowie die notwendige Dmgrenzung der Connie! 
tenzen der C. und ihres Unterpersonals (fur die 
cura aquarum hat Frontin die hierhergehorigen 
Senatsbeschliisse von 743 = 11 v. Chr. erhaltcn 
vgl c. 100. 104. 106. 108. 125. 127) beschrankti 
sondern bleibt auch zunachst in der Personen- 
frage. Fiir die C. aquarum bezeugen das un- 
widerleglich die Senatsbeschliisse von 743 = 11 
bei Frontin. 100. 104 mit den schon besprochenen 
VVorten ex consensu senatus und ex senatus aucto- 
ritate; in welcher Weise das Cooperieren von 
Senat und Kaiser in diesem Paile geschah, wissen 
wir nicht. Dagegen berichtet Dio (LIV 17) bei 
der Erhohung der Zahl der C. frumenti auf vier 
von der eigentiimlichen Wahlform, die dabei fest- 
gesetzt wurde; jeder hohere Magistrat solle aus 
den drei oder mehrjahrigen Praetoriern einen in 
Vorschlag bringen und aus diesen Vorgeschlagenen 
sollten jahrlich vier durch das Los fiir die Cura 
frumenti ausgewiihlt werden. Ahnlich wird das 
System dor Erlosung gewesen sein, das Tiberius 
bei Einsetzung der C. alvei Tiberis anordnete 
Dio LVII 14, Der Einfluss des Princeps war 
durch das demselben sicher auch hier zustehende 
Vorschlagsrecht gewahrt. Fiir die Wegecuratoren 
beweisen^ die Worte Dios fiber ihre Einsetzung 
(Dio LIV 8) noch nicht eine andere Form der 
Bestellung, zumal da wir gerade bei den au°-u- 
sterschen Curatoren dieser Art den Zusatz ex s°c 
linden (falsch daherMommsen St.-E. IP 1034, 2. 

iQR 8 i'- W ° n " ■ Veiter in den Pra g' menta Vtticana 
136 die Eede ist von viae cura ab i/nperatore 
tniuncta, so geht Hirschfeld (Verw.-Gesch. I 
150 3) zu weft. we:m er sagt, dass dabei nicht 
an die senatorischen C. viarum zu denken sei. 
vielmehr entsprecben diese Worte der spater factiscii 
geiibten Praxis, beweisen nur nichts fiir den an- 
fanghchen Eechtszustand. Unstreitig war von 
Augustus in bewusster Ankniipfung an die Cura- 
tionen der republicanischen Zeit die Sache so 
gedacht, dass die Einsetzung der allerdings jetzt 
als standige Beamte vorgesehenen C, wie in 
der Republik durch Volks-, so jetzt durch einen 
Senatsbeschhiss ins Leben treten, und dass bei 
der tt ahl der Personen ebenfalls wenigstens for- 
mell der Senat, so gut wie einst das Volk, mit- 
wirken sollte. Die Anlehnung an die Verhaltni^e 
der republicanischen Zeit Mgt sich auch sonst 
V\ie die im Art. Cura S. 1763ff. betrachteten un- 
standigen Hulfsiiniter der Kepublik, bildeten diese 
standigen Curationen der Kaiserzeit Erganzuii"s- 
niagistraturen (L ex d e i mp . Vespas. lOf. Herz'ocr 
Rom. Staatsverf. II 738), deren Mitglioder ;von 
wemgen Ausnahmen abgesehenj mindestens prae- 
tonschen (so bei der Cura viarum), teilweise sogar 



1 



1777 



Curatores 



Curatores 



1778 






consularisclien Rang (zum Teil bei der Cura 
operum, durchgiingig bei der Cura riparum et 
alvei Tiberis, besonders aber bei der Cura aquarum, 
der vornehmsten von alien) hatten, daher ausge- 
stattet waren mit den magistratischen Insignien 
(Prontin. de aqu. 99. 100). den magistratischen Ap- 
paritoren (SC. von 743 = 11 v. Chr. Frontin. 100), 
sogar zwei Lictoren, soweit sie ausserhalb Bonis 
thatig waren (stets daher die C. viarum, deren 
Amtsthatigkeit sich vollstandig vor der Stadt 
abspielte, Dio LIV 8, nur ausserhalb Eoms die 
C. frumenti und C. aquarum, SC. von 743 = 11 
bei Frontin. 100), endlich den magistratischen 
Iminunitaten, wieBefreiung von der Geschworenen- 
thatigkeit (mit irgend einer Beschrankung , SC. 
von 743 = 11 v. Chr. bei Frontin. 100 Ende in 
der Passung von Gundermann, vgl. dessen Com- 
mentar z. d. St.) und von der Tutel (fiir die C. 
viarum nach Fragm. Vatic. 136). Das Pesthalten 
an den republicanischen Principicn durch Augustus 
zeigt sich auch in der collegialischen Gestaltung 
dieser Magistraturen (zunachst in der Zweizahl: 
C. frumenti von 732 =. 22 v. Chr., C. operum 
publicorum, C. viarum, letztere spater mehr: da- 
p°gen drei C. aquarum, fiinf C. riparum) aller- 
dings nur ausserlich. Denn bei Curationen mit 
nur zwei Mitgliedern waren diese mit wohl recht- 
lich concurrierender , dagegen factisch geteilter 
Competenz ausgestattet (so die C. operum, Momm- 
sen St.-R. lis 1051 mit Anm. 2; ahnlich die aller- 
dings spater sicher aus mehr Mitgliedern be- 
stehende Cura viarum, vgl. u.); bei den aus drei 
bezw. fiinf Mitgliedern bestehenden Collegien der 
C. aquarum und C. riparum war das scheinbar 
befolgte Collegialitatsprincip dadurch lahmgelegt, 
dass jedesmal einer der Vorsteher, die zwei bezw. 
vier anderen seine Gehiilfen waren (vgl. u.). 
Noch weniger als das Princip der Collegialitat 
hat sich dasjenige der Annuitiit bei diesen Be- 
amten einhalten lassen. Fiir die C. frumenti, 
die altesten also , wird es von Dio (LIV 1) aus- 
driicklicb bezeugt , aber schon bei der Cura 
viarum ho'ren wir von einer funfjahrigen Dauer 
(CIL IX 2845 viarum curator extra urbem Bo- 
mam ex senatus considto in quinquennium) und 
gar unter den C. aquarum finden sich Manner gleich 
zu Anfang, die das Amt lebensliinglich verwalten 
(so Messalla Corvinus 743—766 = 11 v. Chr.-- 
12 n. Chr.), was aber nicht als die Regel zu be- 
tracbten ist (vgl. den Cursus honorum der unten 
S. 1786f. aufgezahlten Beamten dieser Kate- 
gorie). Cumulation der Curae mit ordentlichen 
Amtern, wie sie in der Kepublik hiiuflg war (s. 
oben S. 1707), kommt in der Kaiserzeit audi 
noch vor, bildet aber die Ausnahme (CIL VI 
1523, vgl. unter Curatores riparum et 
alvei Tiberis, CIL VI 1267. 31573 unter 
Curatores 1 o c o r u m publicorum i u d i c a n - 
dorunij. 

Die Mitglieder aller betrachteten Curationen, 
vielleicht einschliesslich des von Tiberius ge- 
scharTenen, nach den gleichen Principien gestal- 
teten Amtes der C. locorum publicorum iudican- 
dorum (s. d.), bildeten in ihrer Gesamtheit ge- 
wissermasseii ein Collegium. Plinius ep. V 14 
nennt die cura viae Aemiliae des Cornutus ein 
der von ihm selbst gefiilirteu cura alvei Tiberis 
gleichartiges Amt (oar offtcium) und redet ibn 



geradezu als Collegen an, epist. VII 21, 1; vgl. 
Mommsen St.-R. lis 1046, 3. Die jiingeren 
Einzelcollegien sind nach dem Muster der alteren 
eingerichtet (SC. von 743 = 11 bei Frontin. 100). 
Die Koston der ganzen Institution sollte urspriing- 
lich das Aerarium populi Romani zu tragen haben 
(SC. von 743 = 11 v. Chr. bei Frontin. 100. Sicul. 
Place. Grom. I p. 146 Lachm.); doch sind wohl 
schon friihzeitig Zuschiisse aus dem Piscus ge- 

10 leistet worden (Dio LIII 22), ja die Cura annonae 
wurde offenbar von Augustus in semen letzten 
Lebensjahren nach Einsetzung des Getreideprae- 
fecten ganz auf die kaiserliche Casse iibernommen. 
Wie so vieles in dem kilnstlichen Gebaude 
der augusteischen Dy archie, ist auch diese Ein- 
richtung der Curationes nur von dem ersten Nach- 
folger ihres Schopfers respectiert, ja noch weiter 
ausgebaut worden (vgl. unter C. riparum et 
alvei Tiberis und C. locorum publicorum 

20 iudicandorum). Dagegen Claudius bezw. seine 
Preigelassonen haben, wie Augustus bei der Cura 
annonae selbst schon gethan hatte, auf die Mit- 
wirkung des Senates ein fiir allemal verzichtet 
und haben nicht nur das Ernennungsrecht der 
C. vollkommen als kaiserliches Privileg angesehen, 
wie deutlich die fiinf ex auctoritate Ti. Claudi 
Caesaris bestellten c. riparum et alvei Tiberis, 
Bull. com. XV 1887, 306ff., im Gegensatz zu den 
oben erwahnten tiberischen ex s. c. gewahlten 

30 beweisen (und so ist es in der Folgezeit geblieben, 
vgl. Bull. com. a. a. O. 15 fiir die vespasiani- 
sche Zeit), sondern haben auch in einzelne Ver- 
waltungen offenbar wegen der unglaublichen Miss- 
wirtschaft, die infolge der Geschaftsunkenntnis 
der leitenden Beamten und der Betriigereien des 
Unterpersonals einriss (vgl. die Klagen des Frontin 
in beiderlei Hinsicht Vorrede § 2. c. 101. 117. 
130 sowie diejenigen des Domitius Corbulo unter 
Tiberius iiber Xachlassigkeiten nnd Betriigereien 

40 in der Cura viarum, Tac. ann. Ill 31; dazu 
Dio LIX 15), neben die magistratischen Cura- 
toren kaiserliche Procuratoren gesetzt, so in die 
Verwaltung der Wasserleitungen nach dem J. 52 
(ein Freigelasscner, Prontin. 105 nebst einer fa- 
milia Gacsaris, ebd. 116) und in die Cura Ti- 
beris (GIG 3991 , ein ritterlicher l-rfrgoxo; Kai- 
oagos ,-rooj oyj'iat; TijisQeio; aus claudiseher Zeit; 
ein praifectus curatorum alvei Tiberis von Ritter- 
rang, wie es sclieint in Laurentum, aus derselben 

50 Zeit; vgl. den adiutor curator is alrci Tiberis 
et cloacarum in Osiia, ebenfalls von Eitterrang. 
vom J. 184, CIL XIV 172, add. p. 481; iiber 
ahnliches in der Cura annonae vgl. Momm- 
sen St.-R, lis 1041), denen spater dann auch 
die Cura operum gef'olgt ist (itir diese konnen 
wir erst fiir das 2. Jlidt. Procuratoren nach- 
weisen. s. unten S. 1788). Zugleich ist seit Clau- 
dius, was die Unterhaltung dieser Verwaltungcn 
betrifft. der Fiscus neben dem Aerarium dauernd 

60 mit herangezogen worden (Frontin. 118 Caesaris 
familia ex fiseo accipit commvla. wide et omne 
plumbum et omnes impensae ad ductus et, ca- 
stdla et lacus pertinentes emgantur : vyl. Stat. 
Sil. Ill 3, lOOff.. dazu Mommsen St-R. lis 
1003, 1). Damit ist eine Entwicklung angebahnt, 
die schnell Fortschritte gemacht hat. Fiir die 
it.alische Strassenverwaltung ersehen wir aus CIL 
IX 6072. 6075, dass unter Hadrian bei Wieder- 



1779 



Curatores 



Curatores 



1780 



1781 



Curatores 



Curatores 



1782 



herstellungsarbeiten an der Via Appia nur noch 
der Fiscus, abgesehen von einem Drittel, das die 
anliegenden possessores agrorum aufbrachten, die 
Kosten zu tragen hatte, und was die Cura operum 
betriftt, heisst es Hist. Aug. Pertin. 9 : nil opera 
publico, cerium sumptum constituit, dazu Momm- 
sen St.-R. 113 1050, 5: ,arn nachsten licgt die 
Erkl&rung, dass Pertinax der Cura operum pu- 
blicorum aus seinem Fiscus einen festen Jahres- 



ovvxh'jtov Poj/iai'cav, CIG 5793 (vgl. im ilbrigen 
die fleissige Zusammenstellung des Materials von 
L. Cantarelli Le distribuzioni di grano in 
Roma e la serio dei praefecti frumenti dandi, 
Bull. com. XXIII 1895, 217—234; cs fehlen nur 
die Inschriften CIL VI 1406 raid 1456), sind viel- 
mehr mit Hirschfeld (Philologus XXIX 40ff.; 
Verwaltungsgesch. I 133 mit Anm. 5) als die 
Fortsetzung des augusteischen Amies zu betrach- 



etat auswarf 1 . Wie somit das Aerarium an der 10 ten. Die furchtbare Hungersnot der J. 6 und 7 



Aufbringung der Kosten dieser Verwaltungen .spa- 
testens im 2. Jhdt. nicht mehr beteiligt ist, ist 
die urspriinglich audi auf diesem Gebiete deut- 
lich wahrnehmbare Dyarchie von Senat und Kaiser 
im 2. Jhdt. ein f'iir allemal verschwunden und die 
Curationes sind weiter niclits als Hfllfs- und Ver- 
treterstelluiigen beim Princcps (Fragm. Vatic. 
§ 1 36 : viae cura ab imperatore iniuncta). Diese 
Wandlung aber, die die Amter duichgemacht 



n. Clir. hat grosse Veriinderungen gebracht In 
jedem dieser Jahre hat Augustus offenbar neben 
den vorhandenen vier Praetoriern, den Beamten fur 
die Getreideverteilung, zwei Consulare als ausser- 
ordentliche Behorde fur die Annona iiberhaupt 
eingesetzt (Dio LV 26. 31. Hirschfeld Philo- 
logus XXIX 381'., besser Verwaltungsgesch. I 
130 mit Anm. 2), eine Neuerung, die aber keinen 
Bestand hatte, sondern durch die Einrichtung der 



haben, von senatorischen bezw. senatorisch-kaiser- 20 rein kaiserlichcn Praefectura annonae, wahrschein- 



lichen Magistraturen zu rein kaiserlichen Hiilfs 
amtern, hat eine zweite im Gefolge : die immer 
starker zu Tage tretende monarchische Gestaltung 
aller Curationes an Stelle der eollegialischen, wo- 
fiir die Entwicklung der Cura alvei Tibeiis vor 
allem tjpisch ist (vgl. unten S. 1790ff.), bis sie 
schliesslich nach der diocletianisch-constantini- 
schen Reform, soweit sie sich iiberhaupt bis da- 
hin erhalten haben, als Einzelbeamte sub dispo 



lich bald nach dem J. 7 n. Chr., wieder beseitigt 
wurde. Wie neben den erwahiiten Consularen 
sind nun aber neben dem kaiserlichen Praefectus 
annonae nach Ausweis der Inschriften die meist 
praetorischen Praefecti frumenti dandi ex SC. be- 
steben geblieben, und zwar nicht fiir irgend welche 
ausserordentliche Spenden aus dem Aerarium, wie 
Mommsen will, sondern fiir die regularen Fru- 
incntationen (Hirschfeld Philol. a. a. O.; Ver- 



sitione praefecti , urbis erscheinen, an der Spitze 30 waltungsgesch. I 133. 5). Specieil die Ausgahe 



censorisch - 



diejenigen fiir die Wasserleitungen und den Tiber 
allerdings unter dem neuen Titel comes: comes 
formarum und comes riparum et alvei Tiberis 
el cloacarum (Not. dign. Occ. IV, Seeck p. 1131'., 
vgl. dariiber die einzelnen C. und Art. Comi- 
tes). 

Wir betrachten zunaehst : 

A. Curatores im friiher 
aedilicischen Amtsgebiet. 

1. Curatores frumenti ex s. c, 
frumenti dandi ex s, c. Die C. frumenti sind, 
wie oben ausgefiihrt, die zuerst, niimlich 732 = 
22, eingesetzten magistratisehen Erganzungsbe- 
amten in der stadtrOmischen Verwaltung. Nach 
den oben citierten Stellen des Dio (1,1 V 1. 17) 
waren es von 732—736 = 22 — 18 zwei, seit 
736 = 18 vier gewesene Practoren. Bei Frontin 
im SC. von 743 — 11 (de aqu. 100) werden sie 
bezeichnet bald als ii per quos frumentum plc- 



les zur unentgeltlichen Verteilung gelangenden 
Getreides erfolgte bis ins 3. Jhdt. offenbar,"' wie 
der Name deutlich zeigt, durch die Praefecti 
frumenti dandi ex SC. (vgl. die Materialsamm- 
lung von Cantarelli; der letzte datierbare 
Praefectus dieser Art hat spatestens unter Ma- 
ximin amtiert, schon vor Aurelian hOren die monat- 
liehon Frumentationen infolge der taglichen Brot- 
verteilungen auf, Hirschfeld Philol. XXIX 44 ; 
und praefecti 40 -AufMYig ist die grosse Liicke in der Liste dieser 
Praefecti fiir die Zeit von Claudius bis Nerva, 
die den Schluss wohl rechtfertigen diirfte, dass 
Claudius voriibergehend das Amt ganz beseitigt; 
hat, und dass Nerva oder Traian es wieder ins 
I.eben gerufen haben, Hirschfeld Verwaltungs- 
gesch. I 134), wahrend der Praefectus annonae die 
Ueschaffung des fiir die Hauptstadt notwendigen 
Getreides, die Aufspeicheiung desselben (Senec. 
de brev. vit. 18 — 19), die Oberleitung mit einem 



bei datur, bald als praefecti frnmento dando, bald 50 Wort fiber die gesanite annona und das dazu : 



(Ende von 100) als c. frumenti. Der letztere 
Titel erscheint audi auf der der augusteischen 
Zeit angehOrigen Inschrift CIL VI 1460 = XIV 
2264: L. Memmius C. f. Gat. q. tr. pi. fru- 
menti curator ex s. c. Das Amt bezeichnet Sueton 
(Aug. 37) als cura frumenti populo dicidundi. 
Die definitive Umwandlung des Titels curator in 
praefectus frumenti dandi, bezw. das Aufhoren 
des Sehwankens in der Titulatur erfolgte ver- 



horige Beamtentuni in Handen liatte (vgl. Ait. 
Annona). Einer seiner Unterbeamten ist in 
claudisch-neronischer Zeit der kaiserliche Frei- 
gelassene, der CIL VI 10223 bezeichnet wird als 
curator de Minucia die XIJIJ ostio XLII. nach 
Rostowzew iRerue Numism. XII 1898. 262) 
der Bureaubearnte in der die Bureaux fiir die Ge- 
treideverwaltung enthaltenden Porticus Minucia, 
welch er bei den reg.lniassigenGetreidevertt'ilungen 



mutlieh bei der Einsetzung des praefectus an- 60 dem Inhaber einer Tessera frumentaria die zum 



nonae in Anlehnung an dessen Titel. Derin die 
Ansicht Mommsens iHerm. IV 368, gemildert 
St.-R. 113 673 un d 1041 m. A. 3), dass die Prae- 
fecti frumenti dandi mit den augusteischen C. 
frumenti nichts oder wenig gemein haben, ist 
zuriickzuweisen. Die Praefecti frumenti dandi, 
die ebenfalls fast regehnassig den Zusatz ex s. c. 
fiihren, griechisch t^aoyoi odiov boaeojg doyuart 



Empfang des Getreides aus den Staatsspeichern 
nCtige Controlmarke (tessera nummaria) aushan- 
digte (falsch Hirschfeld Philol. XXIX 64f., 
besser Verwaltungsgesch. I 134). Die Existenz 
dieses Beamten hangt vielleicht mit der erwahnten 
Reform des Claudius zusammen. 

Spater begegnen Beamte aus dem Ritterstande 
mit dem Titel proc(urator) Aug(usti) ad Mini- 






mam, (Orelli 516 = CIL XI 5669) bezw. procu- 
rator Minuciae (CIL III 249. VI 1648), in der 
Zeit des Septimius Severus dagegen neben einem 
gewesenen Praetor als praefectus Minicia(e) 
(Gruter 422, 7) ein Consular als curator Mi- 
n(ieiae) (CIL VI 1408 vor dem J. 204), offenbar 
der Leiter der Porticus Minucia, die in spaterer 
Zeit ausser fiir die Annona noch zu anderen Z wecken 
gedient hat. Denn, wie der Titel curator aqua- 
rum et Miniciae (dariiber unten) zeigt, wurde die 
minicische Halle etwa seit Alexander Severus auch 
(oder ausschlieslich ?) fiir die Verwaltung der 
Aquaeducte verwendet. 

Im Dienste der stadtromischen Cura annonae 
ausserhalb Roms stand offenbar als ausserordent- 
licher Commissar des Praefectus annonae der 
curator frumenti comparandi in annona [rn] 
Urbis factus a diro Nerva Traiano (CIL VIII 
5351) in Calama, ein Mann von Ritterrang, der 
vorher u. a. auch den Duovirat seiner Vaterstadt 
bekleidet hatte. 

Auch bei den Vorstehern der Getreidespeicher 
(horrea) in Rom, die in der fruheren Kaiserzeit 
den Titel Praefectus, Praepositus fiihren, begegnet 
schliesslich die Bezeiehnung curator, so e. hor- 
reorum Galbanorum in der Notitia dign. Occ. 
IV 15 p. 114 Seeck. Vgl. auch Art. Annona. 

Litteratur: Ausser Hirschfeld, Mommsen, 
Cantarelli aa. aa. OO. Daremberg-Saglio 
Diet, des ant. I 1613f. Ruggiero Diz. epigr. I 
475f. 

2. Curatores viarum, zunaehst zwei an der 
Zahl, eingesetzt 734 = 20 (Dio LIV 8. Suet. Aug. 
37) , gewOhnlich aus den Praetoriern genommen, 
daher im Range unter alien diesen senatorischen 
Curatoren der Hauptstadt am niedrigsten stehend. 
Das Vorbild derselben sind die gleichnamigen C. 
der Republik (s. o. S. 17661). Nach Mommsen 
(St.-R. lis 1077) wurde schon durch Augustus 
fiir die einzelnen von Rom auslauf'enden italischen 
Hauptstrassen ein Einzelvorsteher (c. viae) be- 
stellt (was allerdings zu der Annahme zwingt, 
dass Augustus ahnlich wie bei den C. frumenti 
sehr bald fiber die Zweizalil hinausgegangen sei; 
Mommsen St.-R. lis 1045, 2 liest daher auch an 
der angefuhrten Suetonstelle mit dem Codex Mem- 
mianus curam . . . rinruni rariarum, wahrend 
Hirschfeld (Verwaltungsgesch. I 109f.) der An- 
sicht ist, dass Augustus zunaehst C. viarum all- 
geinein eingesetzt habe, die nicht zu identificieren 
seien mit den in den Inschriften so hiiuflg ge- 
nannten Curatoren von bestimmten Strassen. Als 
Beweis dienen ihm Frontin. de aqu. 100 Ende, 
wo allgemein von C. viarum die Rede ist , und 
die oben schon angefuhrten Inschriften mit c. 
viarum ex s. c. , die der augusteischen Zeit an- 
gehoren, CIL IX 2845. VI 1501, vielleicht auch 
VI 1466, endlich die Inschrift CIL IX 5393 mit 
einem c. viarum Labieanae et Latinae von Rit- 
terrang aus der Zeit des Tiberius (vor 29 n. Chr.). 
Er schliesst daraus, dass vor Claudius noch nicht 
praetorische Curatoren der einzelnen Strassen exi- 
stiert haben. Aber worin soil denn dann die 
Thatigkeit der senatorischen C. viarum bestanden 
haben? Zudem begegnen schon in der republi- 
canischen Zeit die Bezeichnungen C. viarum und 
C. einer bestimmten Strasse nebeneinander (vgl. 
o. S. 1767). In der augusteischen und tiberi- 



schen Zeit war offenbar wie unter der Republik 
der officielle Titel des einzelnen Mitglieds dieses 
Curatorencollegiums allgemein Curator viarum, 
aber das schliesst doch nicht aus, dass, wie 
Mommsen richtig meint, schon von vornherein 
die Competenzen der einzelnen C. so verteilt 
wurden, dass jeder eine oder besser zunaehst wohl 
mehrere Hauptstrassen verwaltete, wonach er sich 
dann spater , etwa von Claudius ab , auch be- 

10 nannte. Daneben kommt aber auch noch nach 
Claudius die alte allgemeine Bezeichnungsweise 
vor, so CIG 4011 ixifie?.n&eis 6Swv. 4240 sjttfieXtj- 
rijg odwv (nicht nach Antoninus Pius, vgl. Proso- 
pogr. HI 497 nr. 16). CIL X 6892 curator viarum 
(nach Diocletian allerdings). Die viae Labicana et 
Latina aber sind unter Tiberius wie spater die 
Nebenstrassen verwaltet worden, namlich durch 
ritterliche c. (bezw. procuratores). Wie viel Mit- 
glieder das Collegium der C. viarum spater (in der 

20 besseren Kaiserzeit) umfasste, wissen wir nicht. Da 
es im 2. Jhdt. n. Chr. ca. 10 in Betracht kommende 
Hauptstrassen giebt (aufgezahlt bei Mommsen 
St.-R. IP 1078, 1), so ware 10 die Maximalzahl. 
Doch war unter Augustus oder iiberhaupt in der 
ersten Kaiserzeit die Zahl sicher viel geringer, 
woffir der erwahnte ritterliche C. unter Tiberius 
indirect ein Beweis ist. Verfolgen kOnnen wir 
die C. viarum bis in die constantinische Zeit 
(CIL X 3732. 5061). Man nimmt an, dass sie 

30 dann verschwunden sind, nach Hirschfeld in- 
folge der Verlegung der Residenz nach Constan- 
tinopel, nach De Rossi infolge der allgemeinen 
Umgestaltung des Beamtentums und der Verwal- 
tung unter Diocletian und Constantin (Bull. com. 
XVI 1888, 259). Seit Nerva oder Traian ist die 
Oberaufsicht fiber das Alimcntarwesen , fiir das 
Italien in bestimmte , an die grossen Chausseen 
sich anschliessende Bezirke geteilt war , den C. 
viarum fibertragen worden. Erst unter Hadrian 

40 tritt der Titel praefectus alimentorum auf, aber 
so, dass fast immer auch fernerhin dieses Amt 
mit der Cura viarum verkettet blieb (vgl. Hirsch- 
feld Verwaltungsgesch. I 116f. Ruggiero Diz. 
epigr. I 406; die unten angeiiibrten Inschriften; 
Hist. Aug. Marc. 11: c. regiomim ac viarum, 
auch Art. Alimenta). Seit Marcus bekamen 
die C. viarum auch die Aufsicht fiber die Ein- 
treibung der rectigalia und zum Schutze gegen 
dabei stattfindenue Erpressungen eine gewisse 

50 Strafgewalt (Hist. Aug. Marc. 11). Neben den 
schon aufgezahlten allgemein genannten C. viarum 
kennen wir folgende c. von Einzelstrassi-n : 
ai Fiir die grOsseren Strassen: 
c. viae Aemiliae, CIL III 4013. XI 571 ifla- 
vische Zeit, vgl. Tac. ami. XV 7. Borghesi 
Oeuvres III 72ff.i. XIV 2925 (105 7. Borghesi 
IV 117). VI 1428 c. viae Aemjitiae, praef. alfim. 
(unter Commodus). VI 1368 = XIV 3993 c. via[e] 
Ae[m]iiiae et aliinentorum (unter Caracalla, 

60 Borghesi VI 4831'.); dazu ein ritterlicher sub- 
eurator viae Aemiliae et alimentorum. X 7587 
(hadrianische Zeit). 

c. viae Appiae, CIL II 1929 (vorher schon 
c. viae Latinae unter Hadrian). CIG 4029 (unter 
Antoninus Pius). CIL V 865 (unter Marcus). V 
4341 (unter Sept. Severus). XIV 2505—2509. 
2512 (unter demselben; C. vor der Praetur). VI 
3832 add. (unter Gallienus ; Consular). IX 1129. 



1783 



Curatores 



Curatores 



1784 



e. viarum Aureliae veteris et novae, Cor- 
neliae et Triumphalis, GIG 2638 ranter Hadrian) 
CIL II 1283. 1371, vgl. 1284 (unter demselben). 
Ill Suppl. 10336 (unter demsclben). XIV 3610 
(unter Pins). VI 1511. 1512 (unter Caracalla). 
VI 1462. IX 973. VIII 946. 

e. viarum Clodiae , Anniac, Gassiae, Cimi- 
■niae, trium Traianarum, Amerinae, CIL V 877 
(unter Traian). X 6006 (unter Hadrian). IX 5833 
(unter demsollten). IIJ 1458 (unter demselben) 10 
III Suppl. 6813 (unter demselbeu). IH Suppl. 
7394 (unter Pius). VI 1356 (unter Marcus). XIV 
2164 (unter demselben). II 1532 (212). VIII 2392. 
7049 (unter Alexander Severus). Ore Hi 3143 
= Wilmanns 1215 (unter Gordian III. c. via- 
rum etpraefectus alim. Clodiae et cokarentium) 
IX 5155. XI 3008. ; 

o. viae Flaminiae, CIL III 4510. XI 3002. 
XIV 3599 (unter Hadrian: c. viae Flaminiae, prae- 
feetus alim.). VI 1333 (unter demselben).' VIII 20 
Suppl. 12442 (Ende des 2. Jhdts.). VI 1529 (unter 
Macrinns : e. Flaminiae et. alim.). X 5061 (unter 
Constantin und Licinius). II 4126 (auch o. viae 
Tiburtinae). VI 3836. XIV 2933 (c. viarum Fla- 
miniae et TifburtinaeJ); dazu ein subcurator viae 
Flaminiae et alim., CII7VII 1054 von Eittcrrang. 
c. viarum. Labieanae et Latinae, CIL X 5393, 
Tgl. 5394 (unter Tiberias; von Ritterrang). Stat 
Silv. IV 4, 60 (im J. 95). Bull. hell. Ill (1879) 
272 (unter Traian _lii^/.nti } s Aarelvng). CIL II 30 
1929 (c. viae Latinae unter Hadrian; s. oben 
S. 1783, 63). Ill 1455 (desgleichen unter Pius). 
VI 332 (c. viae Labieanae, unter Commodus). 

XI 2106 (c. viae Latinae, unter Commodus). VI 
1450 (a. viae Latinae, unter demselben). HI 
6154 (e. viae Lavieanae et Latinae veteris, unter 
Caracalla). Epli. epigr. IV p. 223 (iniueXtjTijc 
odon- AafSiftan'jg xal Aarsivtjg, Ende des 3. Jhdts.). 
CIL X 3732 (c. viae Latinae, unter Diocletian). 
XIV 3595 (e. viae Lalinaeu VI 1337 (desgleichen). 40 
Oichorius S.-Ber. Akad.' Berl. 1889, 373 (des- 
gleichen). CIL XIV 2942 (desgleichen). CIL X 
1259 I.e. viae Labieanae). 

c. viae Latinae nfovae], CIL X 5398. 

(:. viae Salariae, CIL VI 1509 l unter Com- 
modus : c. viae Salariae ct alim.). Ill Suppl 
10471 — 10473 (miter Sept. Severus).' CIL VI 1507 

XII 3170 (severische Zeit'?). XIV 2405. VIII 7033 
■.'■. viarum Salariae, Fo . . .). 

c. viarum Tiburtinae et Valerias. , CIL IX 50 
4965 (c. viae Tiburtinae; unter Domitian). VI 
1517 i.e. viae Yaleriae; unter Antoninus Pius) 
Bull. hell. XIV, 1890 043 (unter Antoninus Pius) 
CIL II 4126 fs. oben Z. 23). IX 3667 (e. rio- 
rum Tiburtinae, Valeriae et aliarum , vd 
Ephem. epigr. VIII 158 a). X 3761. VI 3844. 

XIII 1803. 
o. viarum Traianae, Aureliae, CIL X 6321 

(c. r,ae Traianae im J. 110). Ill 1456 (c. ad 
populum vi[ar(umjj Traianae et Aureliae [et] CO 
Aeelanensis von Bitterrang, unter Alexander Se- 
verus; vielleicht auf Vizinalwege an der grossen 
Heerstrasse sich beziehend, vgl. Hirschfeld Ver- 
waltungsgesch. I 112, 4. Buggiero Diz. epigr 
I 138). IX 1126. 

b) Fur die kleineren Strassen (C. von Bitter- 
rang): c. viae. Xomentanae, CIL XIV 3955. II 
Suppl. 7271. 



o. viatttm Osticnsis et Campanae, CIL VI 
1610, daneben X 1795 ein procurator Aug. viae 
Ostiensis et Campanae. 

c. viae Praenestinae , CIL XIV 169 (unter 
Sept. Severus). Hierher gehOrige Inschriftenfrag- 
mente: CIL X 8291. VI 1558. 1419. XIV 2503 
CIG 4240. CIL VI 3536 (succufratorj viae . . . 
von Ritterrang). Vgl.Borghesi OeuvresIV 129ff. 
Hirschfeld Verw.-Gesch. I 109ff. Mommsen 
St-R, lis I077ff. L. Cantarelli La serie dei 
curatori italici delle vie durante l'impero, Bull 
com. XIX 1891, 81—131. 

3. Curatores aqua/rum. Durch Fronting Schrift 
de aquae ductibus urbis lloinae (beste Ausgabe 
die von Gundermann) sind wir iiber diese C. 
am eingehendsten unterrichtet. Nach dem Tode 
des Agrippa, der, wie schon erwahnt, operum 
suorum et munsrum velut perpetuus curator war 
(Frontin. 98), iibergab Augustus die von dem- 
selben hinterlassene Sclavenschaft von 240 Kopfen 
dem Staat als Eigentum (Frontin. 98. 116) und be- 
stellte zusammen mit dem Senat im J. 743 = 11 
v. Chr. einen curator aquarum aus den Consu- 
laren (Messalla Corvinus), dem zwei senatorische 
Gehulfen, adiutores bei Frontin. 99 genannt, aber 
offlciell zum Tragen desselben Titels wie der 
leitende curator berechtigt (vgl. den Plural c. 
aquarum in den Senatsbeschliissen bei Frontin. 
100. 104. 108. 127, wechselnd 129; dann die drei 
namentlich aufgefiihrten c. aquarum mit A. Di- 
dius Gallus an der Spitze, CIL VI 1248 aus 
claudischer Zeit), jedoch im Bange dem ersten 
nachstehond (von den adiutores des Messalla war 
der eine praetorius, der andere pedarim) . und 
von untergeordneter Competenz (Frontin. 102 mit 
Bezug auf die jeweilig leitenden Curatoren: qui 
post Mexsalam huie officio ad nos usque prae- 
fuerint), beigegeben wurden (Frontin. 100 steht 
das SC, durch welches das Amt geschaffen 
wurde). Die Dreizahl dieses Collegiums ist nicht, 
wie Hirschfeld (Verw.-Gesch. I 164, 4) ver- 
mutet, spiiter aufgegeben worden ; sicher hat es 
zu Frontins Zeit noch adiutores gegeben (vgl. 
Vorrede § 2), und wenn die unten aufgefuhrr.e 
Liste derselben zu Becht besteht, auch noch im 
ganzen 2. Jhdt, Unter alien in der Kaiserzeit 
geschaffencn Curationen war die Cura aquarum 
die vornehmste; der leitende C. aquarum war 
stets ein Consular, oft einer der hervorragendsten 
Manner des Staates (Frontin. Vorrede § 1) ; vide 
stiegen von dieser Cura direct zum Proconsulat 
von Africa empor (vgl. Lanciani Acque 312). 
Ihre Amtsdauer ist von vornherein sehr lang be- 
messen worden, mehrere sind sogar bis zu ihrem 
Tode in diesem Amte geblieben (so die beiden 
ersten, wahrscheinlich auch M.' Acilius Aviola 
74—97 u. A.). Die Competenz ist offenbar un- 
geschmiilert die alte censorische, bezw. aediliciseh- 
censorische. soweit sie die Wasserleitungen be- 
traf (Frontin. 94ff., bes. 97, postquam res ad cu- 
ratores transiit sub Augusta), im einzelnen fiir 
die grOsseren Verhaltniss'e der Kaiserzeit scharfer 
bestimmt durch Agrippa, der vor allem in semen 
commentarii festgesetzt hatte , in welchem Urn- 
fang und nach welehen Grundsatzen die Uber- 
lassung Gffentlichen Wassers an Private erfolgen 
sollte (Frontin. 98). Auf Grund hiervon hatten 
Senat und Kaiser die Pflichten der C. aquarum 



1785 



Curatores 



Curatores 



1786 






gesetzlich normicrt (ebd. 99. 100), die naturgemass 
vor allem auf die Erhaltung der vorhandenen 
offentlichen Leitungen und Brunnen . was Zahl 
und Beschaffenheit derselben betraf (103. SC. 104), 
dann auf die Beaufsichtigung der zur Wasser- 
entnalrme berechtigten Privaten, die Einhaltung 
der fur die Wasserbenutzung aufgestellten Grund- 
satze (SC. 106), die Fernhaltung der Nichtberech- 
tigten (107. SC. 108. 109—111), die Oberauf- 
sicht iiber das grosse Unterpersonal , die Anord- 
nung der durch dasselbe zu leistenden Arbeiten 
(116. 117. 119), die Verdingung der Instandhal- 
tungsarbeiten , soweit sie nicht von den Tech- 
nikern der eigenen Arbeiterschaft geleistet wer- 
den konnten (119), endlich auf die Indication in 
diesen Dingen (so bei Bebauung oder Bepflanzung 
des zu den Wasserleitungen gehtirigen Grund und 
Bodens durch Private, SC. 127, bei irgendwelcher 
StOrung der Wasserleitungen durch Anbohrung, 
Beschadigung, An'bringung einer Mauer, Hecke 
oder dergleichen durch die Angrenzer u. s. w., 
vgl. das quinctische Gesetz von 745 = 9 , Fron- 
tin. 129), einschliesslich des alten censorischen 
Multierungs- und Pfandungsrechts (die erwahnte 
lex 129, dazu Mommsen St.-R. lis 464), sich 
erstreckten. Das zuletzt angefiihrte Gesetz be- 
stimmte bei der Ausiibung der magistratischen 
Coercition als Vertreter des Curator aquarum (nur 
des Leitenden, wie es scheint, der allein dieses 
Recht hatte) den Peregrinenpraetor. Zur Abgabe 
von Wasser an seither nicht berechtigtc Private 
war der C. aquarum ebensowenig befugt, wie der 
Censor, sondern das ist in der Kaiserzeit das all- 
einige Becht des Princeps, der durch Cabincts- 
ordre an den Curator Anweisung dazu giebt (Fron- 
tin. 103. 105, vgl. 99. Stat, Silv. Ill 1, 62. Clp. 
Dig. XLHI 20, 1. 42). Seitdem in der claudi- 
schen Zeit, wie oben schon beriihrt, der kaiser- 
liche Procurator (zuniichst ein Freigelassener) in 
die Verwaltung cingetreten war , ist in diesem 
Punkt der Geschiiftsgang so, dass der Curator 
nur die schleunige Vollziehung der kaiserlichen 
Anweisung anordnet, der Procurator dagegen die 
technischen Ausiuhrungsarbeiten zu erledigen hat 
(Frontin. 105). Die Verteilung der Competenzen 
zwischen Curator und Procurator ist uberhaupt 
derartig, dass jener fernerhin die gesamte Ober- 
leitung, auch ubei- die ebenfalls durch Claudius 
ncben der famitia publica geschaffene . 460 
Kfipfe starke familia Caesaris (Frontin. 117), 
mit dem Sckwerpunkt im Bureau iebd. >. der 
Procurator dagegen melir das Technische, in erster 
Linie die Priifung und Eichung des Materials, 
also die Arbeiten im Freien, unter sich hatte. Da- 
bei konnte sehr wohl dasjenige eintreten . was 
Hirschfeld (Verw.-Gesch. f 164ff., vermutet. 
dass namlich .der Procurator eine unbequeme Con- 
trolle iiben und schwacbe oder unerfahrene Cu- 
ratoren wahrscheinlich ganz von ihren dauernd 
im Amte bleibrnden Unterbeamten sich abhangig 
fiihlen mochten' (er zieht mit Becht wegen des 
Wortes ministerium Vorrede § 2 als Beleg auch 
hierfiir heran ; denn hier wird nicht nur auf die 
eigentlichen adiutores , sondem auf das ganze 
den C. umgebemie Personal angespielt). Aber das 
Wirken Frontins zeigt andererseits audi . dass. 
wenn die richtige Personlichkeit an der Spitze 
stand, gerade das Gcgenteil der Fall war. Seit 



Septimius Severus wird regelmassig die cura Mi- 
niciae oder Minuciae (s. oben S. 17801) mit 
der Cura aquarum combiniert und der Titel des 
Oberbeamten fur die Wasserleitungen lautet da- 
her von jetzt regelmassig e. aquarum et Mi- 
nieiae, in den Inschriften des 4. Jhdts. auch 
consularis aquarum et Minieiae, bezw. consu- 
la/ris aquarum (s. u.). Doch ist die Einrichtung 
der ganzen Verwaltung nach Constantin eine 

10 etwas andere. Hirschfeld nimmt an, dass der 
Procurator unter oder bald nach Constantin ver- 
schwunden sei. Nach der Eotitia Dignitatum 
(Occ. IV 5 p. 113 Seeck) steht an der Spitze der 
Verwaltung, unter der Aufsicht des Praefectus 
urbi, der comes formarum (CIL VI 1765. Lan 
ciani Acque 177), und ihm scheint jetzt unter- 
geordnet zu sein der consularis aquarum. Der 
erstere entspricht im wesentlichen dem curator 
aquarum der friiheren Zeit, wahrend die Execu- 

20 tive wahrscheinlich von dem Procurator auf den 
Consularis iibergegangen sein wird (Hirschfe Id 
Verw.-Gesch. I 173, vgl. Becking Not. dign. 
Occ. 183ff., auch H. Schiller Gesch. d. rom. 
Kaiserzeit II 62). 

Ein Verzeichnis der leitenden C. aquarum aus 
dem 1. Jhdt. giebt Frontin. 102. Es sind M. 
Valerius Messalla Corvinus (743 = 11 v. Chr. 
—13 n. Chr.); C. Ateius Capito (13—23); L. 
Tarius Rufus (23 — 24); M. Cocceius Nerva, der 

30 Grossvater des Kaisers Nerva (24 — 34, Lanciani 
Sill. aqu. 567 a); C. Octavius Laenas (34—38); 
M. Porcius Cato (38, post mensem ist nicht iiber- 
liefert, vgl. Gundermann); A. Didius Gallus (38 
-49, CIL VI 1248 add., vgl. fiber ihn Henzen 
Acta Arvalium p. XV. v. Domaszewski ROm. 
Mitt. VI 1891, 165f. Prosopogr. II 9 nr. 60); Cn. 
Domitius Afer (49—59); L. Calpurnius Piso (60 
—63) ; P. Petronius Turpilianus (63—64) ; P. Ma- 
rius Celsus (64—66): C. Fonteius Agrippa (66 

40—68); Albius Crispus (68—71); M. Pompeius 
Silvanus (71 — 73); L. Tampius Flavianus (73-74); 
M.' Acilius Aviola (74—97); Sextus Iulius Fron- 
tinus (von 97 ab ; Dauer des Amtes unbekannt ; 
Lanciani Sill. aq. 128). Dazu kommen folgen- 
dc durch Inschriften bekannte: L. Funisuianus 
Vettonianus, CIL XI 571. Lanciani Sill. 374 
= CIL XIV 4016 (aus der traianischen Zeit, 
Nachfolger des Frontin.'?): L. Neratius Marcel- 
lus, CIL IX 2456, vgl. Borghesi Oeuvres V 

50 359 (unter Traian): c aquarum et Minieiae: 
M. Valerius Bradua Mauricus, CIL V 7783. Lan- 
ciani Sill. 177 (cos. ord. 191); Q. Virius Egna- 
tius Sulpicius Priscus, CIL V 7783. Lanciani 
Sill. 113 = CIL XV 7330 (unter Septimius Se- 
verus); C. Caesonius Macer Bufinianus. CIL XIV 
3900 i unter Alexander Severus oder einem 
seiner Vorganger) ; L. Caesonius Lucillus Macer 
Bufinianus, CIL XIV 3902 (unter Alexander 
Severus oder seineni Nachfolger. auf alle Falle 

60 vor 238); L. Valerius Poplicola Balbinus Maxi- 
mus, CIL VI 1531. 1532 (zweifelhaft, ob der Con- 
sul von 232 oder 256 . vgl. Prosopogr. ni 376 
nr. 121); Name unbekannt, CIL VIII Suppl. 11338 
(3. Jhdt.); L. Aelius Helvius Dionysius, CIL VI 
1673 (Praef. urbi 301); Name unbekannt (nicht 
Nummius Tnscu??; wie bei Ruggiero Diz. epigr. I 
551 steht). Bull. d. Inst. 1885. 68 ram 300 n. Chr.); 
T. Flavius Postumius Titianus . CIL VI 1418 



nm 



L-uratores 



Curatores 



1788 



consularis aquarum et Minieiae, cos. ord. 301, 
Praef. urb. 305); Centullius Valerianic, Bull. 
com. IX 1881, 197 m. Tafel XIII (curator aqua- 
rum et Minieiae unter Constantin) ; Maximilianus, 
Cod. Theod. XV 2, 1 (330), vgl. IX 12, 2 und 
€IL VI 1134 (consularis aquarum unter Con- 
stantin) ; Q. Flavins Maesius Egnatius Lollianus, 
CIL VI 1723 (curator alrei Tiberis et operum 
maximorum et aquarum). X 1695. 1696 (con 



1789 



Curatores 



Curatores 



1790 



...... „„,, < ^ x „„ u . ^nv yvun- Kcnen jiigenwim una aer Auflage eines Grund 

Mans albet Hberis et cloaca-rum, consularis 10 zinses filr Nutzniessung desselben (CIL VI 1585 



8, 2, 17: is qui operibus publicis procurat); 
dazu gohOrt das fruher censorische Recht der Ver- 
waltung des Offentlichen Grand und Bodens (CIL 
VI 1585. 814, und alle die Insohriften, welche 
beginnen mit locus a-dsignatus a curatoribus etc 
z. B. CIL VI 855. 858. 1008. 1119 b. 1854; dazu 
Mommsen St.-R. lis 436, 1. 1052), der Beseiti- 
gung von Bechtsstdrungen gegenuber dem stadti- 
schen Eigentum und der Auflage eines Grund- 



operum publicum, consularis aquarum). X 
4752 (curator albei Tiberis et cluacarum sa- 
crae urbis, curator operum publicorum, con- 
sularis aquarum et Minuciae, cos. ord. 355); 
Eustocbius, CIL VI 3866, besser Epb. epigr. IV 
845 (consularis aquarum im J. 365); M. Aure- 
lius Paconius, CIL VI 515 (consularis aquarum 
et Minieiae); ein Unbekannter vom J. 381 con- 
sularis aquarum, CIL VI 3865, vgl. Lanciani 



,7o t- ,• , ' s uauu '"" iniiscuieiu a. a. u. loo. toy), mit demrlirsch 
AcquL p. 143. Jon adiutores curatorum konnen20feld (a. a. O. 160) einen ebenfalls dem Bitter 
wir zunaebst die beiden pnton rHo r,*h* n Moo „t-„„,i '„ i.*_: '.*. , , ,.■""''" 



Ulp. a. a. O.), vor allem aber die Aufsicht fiber 
die Tempel, die darin aufgestellten Weihgeschenke 
(Suet. Vitell. 5) und alle offentlichen Bauten der 
Hauptstadt, und zwar in der ersten Kaiserzeit, 
wio Hirschfeld (Verw.-Gesch. I 155) vermutet, 
mit Einschluss der neuen kaiserlichen Bauten. 
Dagegen tritt im 2. Jhdt. auch ein eigener kai- 
serlicher procurator operum publicorum auf 
(Hirschfeld a. a. O. 156. 159), mit demHirsch- 



wir zunachst die beiden ersten, die neben Mes- 
salla Corvinus fungierten: Postumius Sulpicius 
und L. Cominius (Prontin. de aqu. 99), die beiden 
adiutores des Didius Galhis : T. Rubrius Nepos 
raid M. Cornelius Firmus, CIL VI 1248; weiter 
sind folgende auf Lcitungsrohren ohne genauere 
Titelgabe vorkommende Manner wahrscheinlich 
einzelne adiutores: unter Domitian M. Arrecinus 
Clemens CIL XV 7278. XI 428 ; unter Traian Silius 



Declaims und Mem[m]ms Rufmus , CIL XV 7302 ; 30 Bull, du comite. 1893, 214), so dass in dieser Zeit die 
unter rtus Aernihus Frrmtiniio Ptt. w 7Qi.i. n „_t.i: . , ., •, . . 



stand angehorigen subcurator operum publicorum, 
offenbar aus dem 8. Jhdt. (CIL VII 1054), iden- 
tificicrt. Daneben finden sicb in der spateren 
Zeit bald als curator, bald als -procurator be- 
zeiebnete Hitter fur einzelne kaiserliebe Bauten 
(procurator, operis theatri Pompciani in severi- 
scher Zeit, CIL VIII 1439. XIV 154; ein cu- 
rator operis ftheajtri, bezw. amphitheatri aus 
etwas spaterer Zeit, CIL VIII 822 — Suppl. 12345 ; 



unter Pius Aemilius Prontinus. CIL XV 7314, 
im J. 177 Calpurnius Maximus, CIL XV 7360; 
unter Marcus und Coininodus Plavius Secundus' 
CIL 7320. Vgl. Hirschfeld Verw.-Gesch. I 
161 — 174. Lanciani Topografia di Roma antica. 
I commentarii di Prontino intorno le acque et 
gli aquedotti. Silloge epigrafica aquaria , Rom. 
1880 (A tti d. R. Ac. dei Lincei S. Ill Mem. stor 
IV 308ff.). Mommsen St.-R, lis io.J4ff iQ53f 



C. operum publicorum sicher mit den kaiserlichen 
Neubauten nichts mehr zu thun gehabt haben. 
Fur die Verteilung der Competenzen in der Bau- 
verwaltung zwischen dem C. operum publicorum 
und dem Procurator ist wichtig die Inschrift CIL 
VI 1585, behandelt von Mommsen Ztschr. fur 
gesch. Rechtswiss. XV (1848) 335ff. : vgl. Hirsch- 
feld Verw.-Gesch. I 157f., welche erne Bittschrift 
des kaiserlichen Freigelassenen Adrastus, des Cu- 



T , , - ~ ; "■ " „ • •■"""*■ "<=■' jiaiDcinujieii neigeiassenen Aarastus, aes Uu- 

Daremberg-S^ho Diet I1615f. Ruggiero 40 stoden der AntoninusWc. an Septimius Severus 



Diz. epigr. I 549ff. Art. Wasserleitungen. 

4. Curatores aedium sacrarum et operum 
locorumque pullicorum. Geschaffen wurde das 
aus zwei Mitglicdern bestehende Collegium nach 
dem ,I._743 < _- 11 v. Chr. fsonst ware es er- 
wahnt mi SC. von iliesem Jalire bei Frontin. 
de aqu. 100: fal.sch Cantarelli Bull. com. XXII 
1894, 204), aber noch unter der Re"ieruiig des 
Augustus (Suet. Aug. 37: CIL 1X3306: Q. Va- 



wegen des Baues eines Custodenhauses auf eigene 
Kosten enthiilt nebst drei angeschlossenen Briefen 
der rationales ; der erste an einen Freigelassenen. 
wohl den exactor, der zweite an den Procurator, 
beide wegen der Lieferung von Haumaterial , end- 
lich ein drittes Schreiben an zwei Manner, offen- 
bar die C, wegen Anweisung des offentlichen 
Grund und Bodens i'iir den Bau gegen den iib- 
n ichen Grundzins. Vom 3. Jhdt, ab" tritt neben 



ri " p„ m :',„ " V , . i- i , ' "*■ "*" 1Ujl,cu ^""«u2»i«. vom .->. j nut, an tritt neben 

nus (jcmiM, war wahrscheinlich schon unter 50 Curator die Bezeichnung Consularis auf (s da< 



Augustus c. aedium sacrarum monumeniorum 
que tuendorum, Cantarelli Bull. com. XXK 
1894, 205). Die beiden (',., die bald praetorisclien 
bald consularis. hen Ranges waren, haben recht- 
lich die doppelte in dem Titel angedeutete Ver- 
waltung gemeinschaftlioh gefiihrt. factisch da- 
gegen trat wahrscheinlich von vornherein, Com- 
petenzteilung ein, so dass der eine die sacralen, 
der andere die profanen Bauten iib.-rnahm. und 



■r f,-,i,,.^„ -t • i ;,.,:, ""."■"""'■ """ "-j-^ ij.wi.io aus ccjiistantimscner ZiCit . \Me rli. 

■o ■ tuhien die emzehien Mitgheder mit demselben 6u opera maxima to* & en opera publiJsich unter 



nachfolgende Verzeichnis der C). Unter diesen 
beiden Bezeichnungen begegnen diese Beamten 
auch noch nach der Verlegung der Hauptstadt und 
zwar stehen sie unter der Disposition des Prae- 
fectus urbi. Jedoch nemit die Xotitia dignitatum 
(Occ. IV 12—14 p. 114 Seecki neben dem c. ope- 
rum publicorum einen c. operum maximorum 
und einen curator statuarum I'der letztere auch 
CIL VI 1708 aus constantinischer Zeit). "Wie di 



Eechte den vollen Titel wie auch nur den einen 
Teil desselben ic. operum. publicorum neben dem 
e._ aedium sacrarum). Seit Diocletian scheint 
die Competenz der C. aber auch rechtlich geteilt 
gewesen zu sein (Mommsen St.-R. II » 1052). 
Ihr Geschaftsbereich umfasst die Leitung des ge- 
samten hauptstadtischen Bauwesens (cura operum 
locorumque publicorum; vgl. Dip. Dig. XLIII 



scheiden, weiss man nicht geuau, vgl. Jordan 
Topogr. II 72f. Auf alle Falle waren die opera 
maxima zunachst ein Teil der opera publico. 
wie tier Xante sagt, offenbar die 'hervorragend- 
sten Bauten der Stadt (Vigneaux Histoire de 
la Praefectura Urbis a Rome, Revue generate du 
droit 1887, 234) und der curator operum publi- 
corum hatte zugleich auch die opera maxima 









unter Aufsicht (Bull. com. XII 1884, 8 nr. 709, fiber 
die allerdings unsichere Erganzung der Inschrift 
s. u. CIL X 4752. VI 1723, wo derselbe Mann 
aus constantinischer und nachconstantinischer Zeit 
c. operum publicorum und c. operum maximo- 
rum heisst), wahrend schon im J. 202 ein beson- 
derer operfum) minforum.) c. von Eitterrang auf 
einer Wasserleitnngsrohre (CIL XV 7241) begeg- 
net; liber ihn vgl. Mommsen Bull. d. Inst. 1866. 



derselbe Mann heisst consularis bezw. c. operum 
publicorum bezw. auf der erst nach 355 gesetzten 
Inschrift VI 1723 c. operum maximorum. Nicht 
zu datieren : CIL VI 1472 c. operum publicorum ; 
1493 c. operum publicorum et aedium sacra-rum; 
Bull. com. VIII 1880, 21 nr. 178 c. aedium 
sacrarum locorumque publicorum; ebd. IX 1881. 
21 nr. 457 c. operum publicorum ; CIL VI 3741 
e. aedium sacrarum; XI 384 c. operum loco- 



128. Hierin liegen wohl die Ansatze zur spa- 10 rumque publicorum. Fragmente: CIL V 537 



teren Teilung der cura operum maximorum und 
der c. operum publicorum. Zum Schluss eine 
Zusammenstellung der C. operum publicorum: 
CIL IX 3306 c. aedium sacrarum monumen- 
torumque tuendorum (unter Augustus) ; fiber CIL 
XIV 3602 aus tiberischer Zeit (nicht hieher ge- 
horend) vgl. unten S. 1795; Suet, Vit. 5: Vitel- 
lius war als Consular c. operum publicorum 
unter Nero: CIL XI 5271 c. aedium sacrarum 



7775. 7812. VI 1546. XV 7808 = Lanciani 
Silloge aquaria nr. 358. Vgl. Borghesi Oeuvres 
IV 151—156. Mommsen St.-R. 113 1033. 1045f. 
1051ft. Hirschfeld Verw.-Gesch. I 154—161. 
J. Klein Eh. Mus. XXXVI (1881) 634—640. 
Cantarelli La serie dei curatores operum pu- 
blicorum, Bull. com. XXII 1894, 203—224. 

5. Curatores riparum et alvei Tiberis, seit 
Traian C. alvei et riparum Tiberis et cloaearum 



locorumque publicorum (am Ende von Neros Re- 20 Urbis. Controvers ist bei dieser Behorde schon 



gierung); CIL VI 814 operum. publicorum c. 
(unter Vespasian); CIL X 6658 c. operum 
publicorum wahrscheinlich als Consular (unter 
Traian) ; CIL XI 3718 c. operum locorumque 
publicorum (anter Hadrian); CIL II 4510. _ XI 
3002. XIV 3599 c. operum publicorum et aedium 
sacrarum als Consular (unter Hadrian); CIL 
X 6006 c. operum locorumque publicorum als 
Consular (unter demselben); CIL VI 858 c. ae. 



die Zeit der Entstehung: Dio (LVII 14, 8) giebt 
an, dass Tiberius im J. 15 fiinf durchs Los zu 
wahlende Senatoren fur den Tiber oingesetzt habe, 
offenbar auf den Bericht hin, den der damalige 
leitende C. aquarum Ateius Capito und L. Arrun- 
tius auf Befehl des Kaisers betreffs eines reme- 
dium coercendi flumiuis erstatteten, auf den hin 
aber der Senat alles beim Alten gelassen hatte 
(Tac. ami. I 76. 79; andcrs Mommsen CIL I 



dium sacrarum operum, locorumque publicorum 30 p. 180. VI p. 266, vgl. dagegen Cantarelli 



(i J 133) : ebd. 1854 c. oper[um et locorum 
publicorum] (im J. 137) ; CIG 4033. 4034 <L*n- 
/xelrjrrjg igyfcajr di/uoaiav rcov h''Pd>u/j als Con- 
sular (unter Antoninus Pius); CIL II 1283 c. 
operum publicorum (im J. 146); VI 855. XFv 
3610 e. aedium sacrarum locorumque publico- 
rum (im J. 150); VI 857 c c. aedium sacrarum 
et operum publicorum (im J. 159); XI 3365 c. 
operum publicorum als Consular (im J. 161) ; 



Bull. com. XII 186f.), wahrend Sueton (Aug. 37; 
unter den von Augustus neu geschaffenen Curae 
auch die Cura alvei Tiberis , wie er sie nennt. 
aufzahlt, Die meisten Neueren, darunter Momm- 
sen (St.-R. 113 1046. 2), haben die Nachricht 
des Sueton einfach verworfen und sich Dio an- 
geschlossen. Demgegeniiber hat zuerst Preller 
(Berichte der sachs. Gesellschaft der Wiss. 1848. 
1421'. und ihm folgend Richter Topographic von 



VI 1517 c. aedium sacrarum (unter Marcus); 40 Rom 43, 4 = Handbuch der class. Altertumswiss. 



VI 360 c. aedium (im J. 160); III 1457. VI 
1377 e. operum locorumque publicorum (unter 
Marcus ca. 167); Revue archeol. XXI (1893) 390 
c. operum locorumque publicorum (unter dem- 
selben ca. 169); CIL VI 3702 c. aedium sacra- 
rum et operum locorumque publicorum (175); 
CIL VI 861 c. operum publicorum (181 1; V 7783 
c. operum publicorum (aus den letzten Jahren des 
Coinmodus): VI 1585 b. darubers. o. S. 1788 (193). 



Ill 767, 4. Gilbert Gesch. u. Topographie d. 
Stadt Rom III 289, 4. 290. 1, ganz besonders aber 
Cantarelli Bull. com. XXII 1894, 39-48. 354 
—359. dagegen Vaglieri ebd. 254—256) die An- 
gabe des Sueton zu retten versucht durch Hin- 
weis auf die Inschriften der curatores riparum 
qui primi fuerunt oder term-imiveruni (CIL VI 
1235 f-g. l~m. Bull. com. XIII 98. XIV 368 
= Not. 1886, 273. Bull. com. XXII 255), unter 



VI 1352 c. operum publicorum (199); XIV 2505. 50 denen die zwei Consult! des J. 746 = 8 fweg< 



9507 — 2510 c. aedium sacrarum (unter Septi 
mius Severus); VI 804. Bull. com. VIII 1880, 
80 c. aedium sacrarum et operum locorumque 
publicorum (210); Bull. com. XII 1884, 8 nr. 
709 c. operum publicorum et maxfimorum''!) [et] 
c. aedium sacrarum, die Erganzung- ist unsieher, 
moglich, dass Max. zu dem Nam en des zweiten 
Curator gehflrt. Prosopogr. Ill 17 nr. 125 (im 
J. 214! ; CIL III 6154 vgl. 6224 = Suppl. 7591 



CIL VI 1235 f—g. l—m), eingesetzt von Augustus 
747 = 7 oder 748 = 6 als c. riparum , zu ver- 
stehen seien. Die Gegner beziehen diese Inschrif- 
ten auf die ersten von Tiberius im J. 15 einge- 
setzten Flinfmanner. Auffiillig ist allerdings, dass 
diese ihre Nanien ganzlich verschwiegen haben 
sollten, noch auffalliger die kurze Bezeichnung 
c. riparum , wahrend alle von Tiberius ab be- 
<jegnenden c. riparum et alrei Tiberis heissen. 



operum publicorum (unter Elagabal od..-r Ale- 00 Daher ist bei dem jetzigen Stand des Materials 
""''• vir "•"" - die Moglichkeit nicht ausgeschlossen, dass Suetons 

Nachricht nicht ganz falsch ist, dass vielmehr 
Augustus, wenn auch nicht eine cura ahei Tiberis, 
so doch eine cura riparum , vielleicht nur vor- 
iibergehend, eingerichtet habe. Sicher ist, dass 
er sich zunachst damit begniigt hat. die in der 
Republik unter die censorischen Competenzen 
gehorende Termination des Tiberufers (CIL I 



xander Severus, aber vor 224) : XIV 3593 c. ae 
dium sacrarum et operum publicorum lunter 
Alexander!: Kaibel IGI 1045 vnazixo; j-.ti ro>r 
vawr (244); CIL VI 1673 c. . . . operum publi- 
corum (unter Diocletian vor 298); Kaibel IGI 
1026 vmnxo; isnwr vawr (299); Bull, colli. 
XXVII 1899, 239" c. aedium sacrarum (Anfang 
des 4. Jhdts.j; CIL X 1695. 1696. 4752. VI 1723, 



1791 



Curatores 



Curatores 



1792 



1793 



Curatores 



Curatores 



1794 



608—614 = VI 1234. Bull. com. XXII 255. 
XXV 1897, 62f. 275) durch die ordentlichen 
Beamten und zwar die Consuln vollziehen zu 
lassen, so im J. 746 = 8 v. Chr. (CIL VI 
1235), oder selbst vorzuncliinen , namlich 747/8 
= 7/6 v. Chr. (CIL VI 1236), woran sich dann 
die gemutmasste Einsetzung der cura riparum 
im J. 748 = 6 v. Chr. angeschlosscn haben milsste. 
Diese Cura kann aber, wie geaagt, keinen Be- 
stand gehabt haben oder muss sich einzig und 
allein auf die Ufer und nicht auf don Fluss selbst 
erstreckt haben; sonst hatte Tiberius nicht im 
J. 15 n. Chr. besondere Zweimanner, darunter 
den damals leitenden Curator aquarum, zur Auf- 
flndung eines remedium coerceiidi fluminis (da- 
riiber oben) zu bestellen brauchen. Somit ist 
die eigentliche dauernde cura riparum et alvei 
Tiberis erst im J. 15 n. Chr. geschaffcn worden, 
wie Dio berichtet. 

Das neue Ffinfmannercolleg (CIL VI 1237. 
Not. d. scavi 1887, 323) wurde von einem Con- 
sular prasidiert, Borghesi Oeuvres III 363. V 62, 
falsch Mommsen St.-R. II' 1047; vgl. Can- 
tar el li Bull. com. XVII 1889, 187ff. Was diesen 
leitenden Consular betrifft, so steht im allge- 
meinen also die Cura riparum mit der Cura aqua- 
rum auf eincr Eangstufe (Borghesi Oeuvres IV 
534), aber doch hat die Cura aquarum offenbar 
als das vornehmere Amt gegolten ; CIL XIV 3902 
steigt ein C. alvei Tiberis zum C. aquarum auf 
und noch in der Notitia dignitatum (Occ. IV 5. 6 
p. HSf. Seeck) stcht der comes formarv/m, der 
ehemalige C. aquarum, fiber dem comes riparum 
et alvei Tiberis e.t cloacarum und beide iiber den 
zwei c. operum, Mommsen St.-R. lis 1049, 4. 
Die iibrigen Mitglieder des Collegiums scheinen 
Praetorier gewesen zu sein, so M. Claudius Mar- 
cellus und L. Viselliua Varro, CIL VI 1237. 31544. 
Aber nur ftir die tiberisch-claudische Zeit haben 
wir bis jetzt Inschriften, die alle ffinf Mitglieder 
aufzahlen. Von da ab flnden wir immer bei Ter- 
minationen nur einzelne C. genannt, woraus nicht 
unbedingt geschlossen werden muss, dass der 
Quinquevirat einem monarchischen System Platz 
gemacht habe (wie Cantarelli Bull. com. XVII 
189 meint) ; vielmehr kann das audi nur bei for- 
meller Beibehaltung des Collegialitatsprincips ma- 
teriell eine monarchische Handhabung der Insti- 
tution beweisen, Mommsen St.-R. lis 1047. Als 
Belege fur diese Auffassung konnen angeflihrt 
werden einmal der Umstand, dass im J. 73 n. 
Chr. neben dem Consular C. Calpetanus Rantius 
Quirinalis Valerius, offenbar dem Vorsitzenden 
der Ffinfmannerbehiirde (CIL VI 1238, dazu V 
531), auf einem anderen Tenninationsstein des- 
selben Jahres, Not. d. scavi 1886, 343 = Bull, 
coin. X'\ 1887, 15, Dillius Aponianus, nur ein Prae- 
torier, als curator riparum et alvei Tiberis. und 
zwar auf der ripa Veientana erseheint, den man 
deshalb aber noch nicht zum zweiten Vorsitzen- 
den des Ccllegiums zu machen braucht (vgl. gegen 
diese Ansicht Mommsens Cantarelli Bull, 
com. XVII 188f. i, und dass auf dem Ostienser Stein 
CIL XIV 192 C. im Plural begegnen, wahrend 
auf einer glcichfalls aus Ostia stammenden In- 
schrift vom J. 184 (CIL XIV 172 add. p. 481) 
ein adiutor cur at or is alvei Tiberis et cloacarum 
(von Ritterrang) erseheint, was immerhin die Ver- 



mutung nahelegt, dass die Cura Tiberis, wenig- 
stens im 2. Jhdt., nach Analogie dor Cura aqua- 
rum geordnet gewesen ist, an der Spitze ein 
loitender curator (Consular), daneben die iibrigen 
Mitglieder des Collegium als adiutores und zwar 
hier in der Vierzahl (Mommsen Herm. Ill 95 
Henzcn Bull. d. Inst. 1883, 207). Unter Nerva 
oder im Anfang der traianischen Regierung ist 
mit der Cura Tiberis die Cura cloacarum Urbis 
10 yerbunden worden — der erste C. alvei et riparum 
Tiberis et cloacarum Urbis, den wir kennen, ist 
Ti. Iulius Ferox (101-103, vielleicht bis 105, s. u ), 
CIL VI 1239 a— h. Bull. com. XII 1884, 41. XIII 
1885, 99. XV 1887, 16. Notizie 1890, 187. ebd. 
355 = Bull. com. XVIII 1890, 327) — und dabei 
ist vielleicht die Neuorganisation der Cura vor- 
genommen worden, moglicherweise in noch um- 
fangreicherem Masse, als eben dargestellt (vgl. 
Cantarelli Bull. com. XVII 189f. XXII 359). 
20 Dann sind die Verhaltnisse stabil geblieben bis 
auf Constantin, von dem ab der Titel consularis 
neben C. erseheint; endlich in der Notitia digni- 
tatum steht an der Spitze dieser Verwaltung der 
comes riparum et alvei Tiberis et cloacarum 
(Occ. IV 6 p. 114 Seeck). Die Competenz der 
C. riparum et alvei Tiberis erstreckte sich auf 
die Instandhaltung des Flussbettes, die Oberauf- 
sicht fiber die dasselbe Benutzenden, nicht nur 
in der Staut, sondern bis zur Miindung (Inschrift 
30 von Ostia CIL XIV 254) , auf die Termination 
der Ufer und die damit zusammenhangende Indi- 
cation, seit Traian, wie gesagt, auch auf die Auf- 
sicht uber die Cloaken der Hauptstadt. Die funf 
C. terminieren in dor tiberischen Zeit genau wie 
die Censoren in republicanischer Zeit, die Consuln 
in augusteischer Zeit, bezw. Augustus selbst (s. o. 
die Belege) ex sfenatus) cfonsultq) (Not. d. scavi 
1889, 70 = Bull. com. XVII 165. CIL VI 1237), 
dagegen von der claudischen Zeit ab ex auctori- 
40 tate AwjnMi (Notizie 1887, 323 ,= Bull. com. XV 
306), was zu der allgcmeinen Tendenz dieser Zeit 
vorzfiglich stimmt; von der flavischen Zeitab 
terminiert dann mit Anwendung derselben Formel 
allerdings nicht mehr das Gesamtcollegium, son- 
dern ein einzelner C, gewohnlich der leitende, 
ausnahmsweise ein speciell beauftragter (Dillius 
Aponianus), vgl. die unten angefiihrten Terminal- 
cippen aus der flavischen und traianisch-hadria- 
nischen Zeit. Seit Marcus tritt eine neue Form 
50 auf den Tenninationsstein en zu Tage, die Kaiser 
im Nominativ als die Terminierenden , ein C, 
nach unserer Ansicht der leitende, als der aus- 
ffihrende z. B. curante A. Platorio Nepote Cal- 
purniano curatore u. s. w. (CIL VI 1241 a. b. 
1242). In jeder Beziehung ist somit die Ent- 
stehung und Entwicklung dieser Cura tvpisch 
fur die Geschichte der magistratischen Curae der 
Kaiserzeit uberhaupt, in der Art der Einsetzung 
des Amtes ex sfenatus) cfonsiiltoj. der Bestellung 
60 der C. durchs Los in tiberischer Zeit, durch den 
Kaiser seit Claudius, entsprechend in der Ver- 
richtung ihrer Aufgaben in tiberischer Zeit ex 
s. c, in der claudischen und der folgenden Zeit 
ex auctoritate Caesaris , was beides den Uber- 
gang des Amtes aus der Machtsphare des Senates 
in die des Kaisers bedeutet, weiter in der Be- 
scitigung des Collegialitatsprincips durch das 
monarchische wenigstens materiell, bis schliess- 



lich der Monarch selbst, seit der Mitte des 2. Jhdts. 
etwa , als der Terminierende auftritt mit einem 
einzelnen Curator als Executivorgan. Damit ist die 
Entwicklung vom magistratischen Beamten des 
Senates im Collegialverbande zum Einzelbeamten 
oder Diener des Kaisers beendet, und der Zustand 
geschaffen, der der absoluten Monarchie der spiit- 
rOmischen Zeit angemessen ist. Bekannt sind 
folgende Collegien, bezw. Einzelcuratoren: Ge- 
handelt ist bereits fiber die c. riparum qui 10 
primi fuerunt oder terminaverunt, CIL VI 1235 
f—g. l—m. Bull. com. XIII 98. XIV 368 = 
Notizie 1886, 273. Bull. com. XXII 1894, 
255 ; aus der Zeit des Tiberius kennen wir zwei 
Funfmannercollegien von C. , eines geleitet von 
L. Caninius Gallus (CIL VI 31543 = Not. 1889, 
70 = Bull. com. XVII 165), das andere unter C. 
Vibius Rufus (CIL VI 1237. 31544, aus der Zeit 
vor 24 n. Chr. vgl. CIL VI p. 266); ein drittcs 
aus der Zeit des Claudius unter Leitung des 20 
Paullus Fabius Persicus (Not. 1887, 323 = Bull, 
com. XV 1887, 306, die Vermutung von Gatti 
Bull. com. a. a. O. 313 , dass der Cippus nicht 
vor der Censur des Claudius , d. h. dem J. 47 
gesetzt sei, ist kaum richtig, Prosopogr. Ill 221 
nr. 376) ; von den C. des J. 73 ist der Leitende 
wohl C. Calpetanus Rantius Quirinalis Valerius 
Festus (CIL VI 1238, sein Cursus honorum steht 
V 531); aus dem Collegium dieses Jahres kennen 
wir den Dillius Aponianus durch den schon be- 30 
sprochenen Tenninationsstein, Not. 1886, 343 = 
Bull. com. XV 15. Im J. 74 terminiert C. Cae- 
cinaPaetus, Ephem. epigr. IV 807, in die flavische 
Zeit gehiirt audi Sex. Sentius Caecilianus, CIL IX 
4194, vgl. Prosopogr. Ill 199 nr. 291 ; dazu kommen 
noch folgende einzeln auftretende Curatoren, alle 
betitelt a. alvei et riparum Tiberis et cloacarum 
Urbis, bezw. einer Abkurzung hier von: Ti. Iulius 
Ferox (101—103, vielleicht —105, Mommsen 
Herm. Ill 95. CIL VI 1239 a-h. Bull. com. 40 
XII 1884, 41. XIII 1885, 99. XV 1887, 16. Not. 
1890, 187. ebd. 355 = Bull. com. XVIII 1890, 
327); C. Plinius Caecilius Secundus (105—107, 
CIL V 5262. 5263. 5667. Mommsen a. a. O. 
47f. 95. LiebcnamForschnngen zur Verw.-Gesch. 

I 346ff.); L. Minicins Natalis (ca. 110, Momm- 
sen a. a. 0. 95. CIL IT 4509 = Suppl. 6145. 
Not. 1888, 139 = Rom. Mitt. 1888,84. Liebe- 
nam a. a. 0. 306); P. Tullius Varro (wohl auch 
noch unter Traian . CIL XI 3364) ; L. Messius 50 
Rusticus (121, CIL VI 1240 a— d. Bull. com. IX 

1881, 14) ; ... a/ Gran Orat- 

tius . . . Geminius R (aus traianischer oder 

hadrianischer Zeit wegen der guten Arbeit an 
der zum Teil erhaltenen Statue des Mamies, CIL 

II Suppl. 6084) ; M. Statins Priscus Licinius Ita- 
licus (159, in demselben Jahr, da er Consul war, 
CIL VI 1523. Liebenam a. a. 0. 99f.); A. Pla- 
torius Nepos Calpurnianus (161. CIL VI 1241 a. b. 
Not. 1890, 355. Bull. com. XVIII 1890, 327); 60 
M. Invent his Secundus Rixa [Postumius ? Panjsa 
Vahrianus Severus (friihestens unter An- 
toninus Pius, vielleicht aber noch spater, CIL V 
4335) ; P. Cornelius Anullinus (unter Commodus, 
CIL II Suppl. 5506) ; . . . . lius Valerius Macedo 
(198, CIL VI 31555); C. Caesonius Macer Rufi- 
nianus (unter Septimius Severus oder seinem Nach- 
folger; nach der Bekleidung der Cura Tiberis wurde 

Pauly-WUsowa IV 



er Statthalter von Obergermanien, darnach C. aqua- 
rum et Miniciae [s. o. S. 1786J, CIL XIV 3900); 
L. Caesonius Lucillus Macer Rufinianus, Sohn des 
Vorhergehenden (unter Alexander Severus c. albei 
Tyberis et cloacarum urbis, darnach C. aquarum 
et Miniciae [s. o. S. 1786], endlich einer von den 
XXviri ex s. c. reipublieae ourandae vom J. 237/8, 
CIL XIV 3902); Aurelius Artemidorus (244, CIL 
VI 863 Add. p. 839); M.' Acilius Balbus Sabinus 
(unter Diocletian, CIL VI 1225. 1242) ; C. Vct- 
tius Cossinius Rufinus (unter Constantin und Li- 
cinius, CIL X 5061); Q. Attius Granius Caele- 
stinus (unter Constantin, CIL VI 1143); Q. Fla- 
vius Maesius Egnatfns Lollianus Mavortius (unter 
Constantin und seinen Nachfolgern), CIL VI 1773. 
X 1695. 1696. 4752, fiber die Bezeichnung bald 
als curator, bald als consularis albei Tiberis, 
s. o. S. 1786f. 

Nicht genauer bestimmbar ist die Cura alvei 
Tiberis des L. Vitrasius Flamininus, CIL X 3870 
(auf alle Falle nach Traian ; fiber die schlecht ge- 
lesene oder interpolierte Inschrift vgl. v. Doma- 
szewski Eranos Vindob. 63, 4. Prosopogr. Ill 
455 nr. 522). 

Hierhergehorige Fragmente: CIL VI 1552 
(aus tiberischer Zeit wegen des Zusatzes ex s. c). 
XIV 192 c. riparfum et alvei] Tiberis (vortraia- 
nisch). 254. X 3761. VI 1545, vgl. p. 3146 (nach- 
traianisch). VIII Suppl. 11 338 (aus dem 3. Jhdt.). 
Bull. com. XXVII 1899, 241. Mommsen CIL 
VI p. 266; St.-R. lis 1033. 1046ff. 1054. Darem- 
berg-Saglio Diet, des antiqu. 1 1623ff. G. Gatti 
Bull. com. XV 1887, 306ff. L. Cantarelli ebd. 
XVII 1889, 185-205. XXII 1894, 39-48. 354 
—359. D. Vaglieri ebd. XXII 254—256. 

Neben diesen funf oder nach Wegfall der C. 
frumenti eigentlich nur vier grossen Curationen im 
ehemalig censorisch-aedilicischen Amtsgebiet der 
Hauptstadt begegnen eine Zeit lang im 1. Jhdt. 
n. Chr. noch 

6. die curatores locorum publicorum iudi- 
candorum ex s. c. Das alte censorisch-consula- 
rische Geschaft der Terminierung des Offentlichen 
Bodeneigentums und die damit zusammenhangende 
Indication (Mommsen St. -R.ns 435; vgl.o.Bd. Ill 
S. 1904) wurde durch Augustus nicht fur den 
Princeps in Anspruch genommen, sondern bestand 
weiter selbstandig neben dem Principat (Momm- 
sen a. a. 0. 993). Augustus hat aber daffir keine 
eigene Behorde eingerichtet , sondern durch die 
vorhandenen ordentlichen Beamten diese Cura aus- 
ftthren lassen. Nach CIL VI 1262 terminiert er 
selbst ; im J. 757 = 4 n. Chr. sind es die Consules 
suffecti C. Clodius Licinius und Cn. Sentius Satur- 
ninus, CIL VI 1263. 1264; ein andermal endlich 
sind es zwei praetores aerarii (CIL VI 1265). 
Wieder war es Tiberius, der auch hierfur eine 
eigene Behorde schuf, die genannten C. Genau wie 
bei dfr Cura Tiberis war es ein Collegium von ffinf 
Mitgliedern mit einem Consular an der Spitze, 
bestellt auf Grund eines Senatsbeschlusses (ex 
s. c.). Die vier iibrigen Mitglieder waren niederen 
Ranges, zum Teil nicht einmal Praetorier. Wir 
kennen zwei solche Collegien. beide aus der Zeit 
des Tiberius, eines unter dem Vorsitz des T. Quinc- 
tius Crispinus Valerianus, des Consul suffectus 
vom J. 2 n. Chr., mit folgenden Mitgliedern: C. 
Calpetanus Statius Rufus, C. Pontius Paelignus, 

57 



ivyt) 



Curatores 



Curatores 



1796 



C. Petronius Umbrinus, M. (Licinius) Crassus 
Frugi (GIL VI 1266), ein zweites unter dem Vor- 
sitz des L. Nonius Asprenas, des Consul suffec- 
tus vom J. 6 n. Chr. (CIL 1267 a. b. 31S73. 
Bull. com. XIV 1886, 277 nr. 1273 = CIL VI 
31 574) , der aber nicht jedesmal die namlichen 
Collegen hat, sondern cinmal (CIL VI 1267. 31573) 
P. Viriasius Naso (zu gleicher Zeit Volkstribun), 
M. Caecilius Cornutus, L. Volusenus Catulus, P. 
Licinius Stolo, dann aber (CIL VI 31574) statt 10 
des P. Viriasius Naso den auch im Collegium 
des Crispinus vorkommenden P. Pontius Paelignus 
(an funfter Stelle). Diesein Thatbestand ent- 
sprechend heisst P. Pontius Paelignus CIL V 4348 
curator locorum publicorum iterum. Zugleich 
lernen wir durcli diese letztere Inschrift auch die 



abgekiirzte Bezeichnung fur diese Beamten kennen. 
Daher beziehen sich auch die Inschriften CIL XIV 
3602 (mit einem c. locorum publicorum, nach- 
weislich aus tiberischer Zeit) und CIL VI 1544 20 
(mit einem C. der gleichen Bezeichnung, der die 
Cura yor der Praetur bekleidet hat), auf diese C. 
und nicht, wie Cantarelli will (Bull. com. XXII 
1894, 206. 224), auf die C. operum publicorum. 
Langen Bestand hat diese Erganzungsmagistratur 
nicht gehabt, vielleicht hat sie nicht einmal die 
Zeit des Tiberius iiberdauert. Wenigstens hat 
Claudius in dem Jahre seiner Censur, 47 n. Chr., 
mit seinem Collegen das alte censorische Termi- 
nierungsrecht selbst ausgeubt (CIL VI 919), und 30 
bei Streitigkeiten wegen unbefugter Besitznahme 
von Domaniallandereien ausserhalb Roms hat er 
Specialcommissare ausgesandt (so fiir Kyrene 
Tac. ann. XIV 18, fur Tridentum CIL V 5050). 
Als dann Domitian die Censur dauernd mit dem 
Principat verschmolz, ging dieses Recht definitiv 
auf den Princeps als solchen fiber. CIL IX 5420. X 
1018. Mommsen St.-R. II' 993f. Daremberg- 
Saglio Diet. I 1625. 

B. Curatores in der Aerarverwaltung: 40 
G. tabularum publicarum, em Collegium von drei 
Mannern, werden auf drei Inschriften der friihen 
Kaiserzeit erwahnt: CIL X 5182. VI 916 = 31201 
(hier ist der Titel c. tabular iorum publicorum. 
vgl. auch Mommsen St.-R. 113 558, 3). XI 6163! 
Mommsen bezieht dieselben an der einen Stelle 
des Staatsrechts (II 3 558f.) auf die von Tiberius 
im J. 16 n. Chr. den Praetores aerarii an die 
Seite gesetzten drei Manner senatorischen Ranges, 
denen die Erneuerung der schadhaften und die 50 
Beischaffung der fehlenden offentliehen Urkunden 
zur Aufgabe gestellt ward (Dio LVII 16 1, an 
einer andercn (II 3 642) auf die drei von CIhu- 
dius im J. 42 n. Chr. als ausscrordentliche Quasi- 
magistratur mit Li'ctoren ausgestatteten Praeto- 
rier, die namen'flieh die Euckstande des Aerarium 
beizutreiben batten (Dio LX 10). Die letztere 
Ansieht ist wohl die richtige (sie vertritt. wie 
es scheint, auch Herzog Rom. Staatsverf. II 744), 
da die eine der erwalmten drei Inschriften (CIL 60 
VI 916) in die Zeit des Claudius und zwar in das 
J. 46 gehort, Die Neuordnung der Aerarverwal- 
tung durch Nero hat wohl spatestens diese Ma- 
gistrate wieder verschwinden gemacht. Momm- 
sen St.-R. lis 558f. 642; vgl. den Art. Ta- 
bulae. 

C. Curatores actorum senatus. Ein sol- 
cher begegnct CIL IX 2456, wahrscheinlich L. 



Neratius Marcellus, vgl. Borghesi Oeuvres V 
359. Prosopogr. II 401 nr. 43, nach dem J. 74 
n. Chr. Das Amt scheint schon von Augustus 
geschaffen zu sein; denn im J. 29 n. Chr. be- 
steht es schon (Tac. ann. V 4), und wenn es von 
Tiberius herriihrte, batten wir wohl durch Tacitus 
Kunde davon, vgl. E. Hiibner De senatus po- 
pulique actis , Jahrb. fur Philol. Suppl.-Bd. Ill 
587ff. Mommsen St.-R. IP 900, 4. Hiibner 
nimmt an, dass das Amt nach der Quaestur be- 
kleidet wurde, ist aber infolgedessen gezwungen 
mit Borghesi (Oeuvres V 360) die Amterfolge 
der Inschrift CIL IX 2456 fur zerriittet zu halten, 
wiihrend Mommsen richtiger im Einklang mit 
den Angaben dieses Steins als Norm im 1 . Jhdt. 
hinstellt, dass zu dem Amt junge Manner vom 
Kaiser ausgewahlt wurden, die sich der senato- 
torischen Laufbahn bestimmt hatten, aber noch 
nicht in den Senat eingetreten waren. Dazu 
stimmt auch die Ausdrucksweise bei Tacitus a. 
a. 0. und der durch diesen bezeugte Charakter 
des Amtes als einer Vertrauensstellung beim Kaiser. 
Es muss dann aber etwa seit Nerva eine Neue- 
rung in der Bestellung dieser Beamten ange- 
nommen werden, insofern jetzt junge Senatoren 
(Quaestorier) dazu ernannt wurden (CIL III Suppl. 
6819, dazu Prosopogr. Ill 497 nr. 14. Hist. Aug 
Hadr. 3. CIG 1133. 1327. CIL X 6658 u. s. w , 
vgl. die Materialzusammenstellung bei Hiibner 
a. a. 0. 588ff. Ruggiero Dizion. epigr. I 46ff.), 
wohl mit Rucksicht auf den Senat selbst. Diese 
Annahme erhalt eine Stfitze dadurch, dass von, 
derselben Zeit ab der Titel dieser Beamten sich 
verandcrt in ad acta senatus (CIL III Suppl. 
6819), bezw. ab actis senatus oder imperatoris. 
Vgl. Art. Acta Nr. 4 und 0. S. 724ff. 

II. Curatores als Bezirksbeamte der 
Hauptstadt. 1. Curatores tribuum waren 
schon in der republicanischen Zeit vorhanden; 
doch ist unsere Kenntnis derselben fur diese 
Epoche sehr gering. Nach Dionys. IV 14 soil 
Servius Tullius fur jede Tribus Vorstoher be- 
stellt haben, denen er aufgab, iiber den Wohnsitz 
eines jeden Tribulen orientiert zu sein. In dem 
censorischen Ladungsbefehl bei Varro dc 1. 1. VI 
86 werden neben den einzelnen Biirgern noch be- 
sonders die c. omnium tribuum zur Schatzung 
gerufen. Die griechische Bezeichnung ist (piXaQ/m, 
so bei Appian. bell. civ. Ill 23, wo sie der Meiige 
das von Caesar derselben hinterlassene Legat aus- 
zahlen. Nach alledem sind es niedere Beamte 
der Tribus oder besser der tribuarischen Ccnturien- 
eomplexe, die Mommsen mit Dnreeht mit den 
tribuni aerarii identiflciert (ROmische Tribus 20ff. 
45ff. 83; St.-R. Ill 190f., dagegen Hcrzoff R. 
Staatsverf. I 1024f.). Genauer unterrichtet "sind 
wir nur infolge des vorliegenden inschrift] ichen 
Materials fiber die C. der mit corporativer Or- 
ganisation versehenen ptebs urbami frumentaria 
quinque et triginta tribuum (daruber Mommsen 
Tribus 77ff. 194ff. ; St.-R. Ill 444ff. Herzog 
Staatsverf. II 985f. Marquardt Staatsverw. 112 
129f.). Sie begegnen in der Mehrzahl fur jede 
Tribus und bezeiebnen sich entweder als c, tribus 
oder als c. centuriae tribus, da jede Centurie 
einer Tribus unter einem Curator (oder auch Cen- 
turio) stand. Dies beweisen zwei Dedicationen 
der tribus Sucusana iuniorum aus vespasiani- 






1797 



Curatores 



Curatores 



1798 



scher Zeit, von denen die eine (CIL VI 199) ge- 
setzt ist von den acht c. tribus Sueusanae iu- 
niorum (einer von ihnen ist ein Preigelassener, 
zwei sind e. iterum), die andere dagegen (CIL VI 
200) von der genannten Tribus selbst nach ihren 
acht Centurien, die mit Nennung ihrer Vorsteher 
verzeichnet werden, vgl. dazu die Inschrift Bull, 
com. XIII 1885, 161 tribui Sueusanae corpori 
seniorum centuriae primae Q. Pomponeus Aga- 
thopus curator centuriae suae dat; Mommsen 
St.-R. Ill 190, 1. Die Grabinschriften dreier c. 
tribus Polliae aus der fruheren Kaiserzeit, viel- 
leicht der augusteischen Zeit, sind in Rom un- 
mittelbar vor Porta Salara zuro Vorschein ge- 
kommen, offenbar aus einer gemeinsamen Grab- 
statte der Tribulen der Pollia (Not. d. scavi 1887, 
191 = Bull. com. XV 1887, 185f. nr. 1920. 1921. 
1922). Dieselben belehren uns, dass diese C. 
immer auf ein Jahr von den Tribulen gewahlt 
wurden , und bestatigen, dass Wiederwahl nicht 
ausgeschlossen war, Mommsen St. R. Ill S. IX 
1. Ein curator XVI wird auf der Grabschrift 

CIL VI 10214, die permissu tribulium ge- 

setzt ist, genannt. Bcstanden hat die Behorde 
noch bis in die spateste Kaiserzeit (Iulian. or. 
Ill 129 C zum J. 356 spricht von xwv cpvXwv oi 
kawxaxai xai exazovr&Qxai rov jihjS'ovs). Herzog 
(Staatsverfassung II 987) hat Recht, wenn er diese 
Verbande als eine Art Vereine mit eigenem lei- 
tendem Personal bezeichnet mit denselben Rechten, 
wie sie den Collegien zustehen (vgl. CIL VI 198, 
wo in vespasianischer Zeit ein corpus lulianum 
der Suburana mit Curatoren erwahnt wird), vgl. 
im iibrigen Art. Tribus. 

2. Curatores regionum, eine oder zwei Per- 
sonen freigelassenen Standes fur jede der 14 Re- 
gionen, begegnen seit Hadrian, CIL VI 975, die 
sog. capitolinische Basis, im J. 136 dediciert von 
den maqistri vicorum urbis regionum XIIII. 
Mommsen (St.-R. lis 1036, 1) rechnet hierher 
auch die beiden Personen der stadtrOmischen In- 
schrift Ephem. epigr. IV 746, durch deren cura 
eine Strassencapelle unter Alexander Severus im 
J. 223 erneuert wird. Endlich finden sich noch 
in der constantinischen Stadtbeschreibung an der 
Spitze jeder Region zwei C. (Jordan Topogr. II 
77). Hirschfeld (Verw.-Gesch. I 151, 1) nimmt 
an, dass dieselben an Stelle des nur in derfriiheren 
Kaiserzeit nachweisbaren procurator a regionibus 
urbis fur die kaiserlichen Frumentationen getreten 
sind. Doch constatiert er selbst, dass in dev 
Zeit des Commodus auch wieder ein procurator 
regionum urbis auftaucht, CIL XIV 2922. Mit 
diesen c. regionum aus dem Freigelassenenstand 
darf man nicht verwechseln die 

3. curatores urbis quattuordecim . hohe Be- 
amte senatorischen undzwarconsularischenRanges, 
welehe Alexander Severus, je einen fur eine Region, 
einsetzte als eine Art Consilium fur den Prae- 
fectus urbi (Hist. Aug. Alex. 33. Mommsen 
St.-R. 113 1061). Ein solcher C. begegnet unter 
der Bezeichnung consularis sacrae urbis regionis 
JUL CIL XIV 2078. Dagegen steht auf dem 
Stein CIL X 3732 — Hen z en 6507 (aus con- 
stantinischer Zeit) nicht c. regfionis/ VII, son- 
dern c. Reg/ii/ lulCii). Sehr einleuchtend bringt 
Hirschfeld (Verw.-Gesch. I 153) die Einsetzung 
dieser consularischcn C. mit dem Eingeben der 



Aedilitat und des Tribunats in Verbindung, aus 
welchen Amtern bis dahin (vgl. Dio LV 8) die 
Vorsteher der Regionen erlost worden waren. 

4. Ein curator vici, und zwar vici Quadrati, 
kommt vor CIL XIV 2213 (aus dem J. 100). Es 
ist das eine Singularity, da wir sonst nur ma- 
gistri vici finden. Vielleicht ist sie auf die 
XIV. Region, zu der der Vicus gehort, beschrankt; 
dieselbe Region hat auch nach der constantini- 

10 schen Stadtbeschreibung statt zwei drei Curatoren 
(Preller Die Regionen der Stadt Rom 84, 3). 
in. Curatores genannte niedere Be- 
amte in der Hauptstadt und der kaiser- 
lichen Civilverwaltung. 1. Curatores tem- 
plorum. Durch die stadtrOmische Inschrift Eph. 
epigr. IV 863 ist ein e. saeellorum publicorum 
bekannt. Ein Veteran als curator templi steht 
neben einem sacerdos auf der auf dem Aventin 
in den Resten des Tempels des Iuppiter Doliche- 

20nus ausgegrabenen Inschrift CIL VI 406. liber 
die Controverse, wie diese Tempelverwalter zu den 
aeditui sich verhalten, vgl. Art. Aedituus. 

2. Curatores ludorum, munerum etc. Die 
gliinzenden, von den Kaisern selbst gegebenen, 
ausserordentlichen Spiele in der Hauptstadt wur- 
den auch von ausserordentliclien Beamten besorgt. 
So wird im J. 55 die cura ludorum, qui a Cae- 
sare parabantur, dem Ritter Arruntius Stella iiber- 
tragen, Tac. ann. XIII 22. Controvers ist die 

30 Stellung der mit der Ausrichtung eines kaiser- 
lichen Gladiatorenspiels {munus) Beauftragten. 
Mommsen (St.-R. 113 951) halt den mehrfach 
erwiihnten procurator a muneribus fur einen 
standigen, alle Curatoren dagegen auch hier fur 
unstandige Beamte, wahrend Hirschfeld (Verw.- 
Gesch. I 177f.) iiberhaupt ein standiges kaiser- 
liches Beamtentum fur dieses Ressort, hiichstens 
fur die neronische Zeit daneben auch besondere 
Mandate (Plin. n. h. XXXV 52. XXXVII 45), 

40 annimmt (ebenso Priedlander bei Marquardt- 
Wissowa St.-Verw. III2 487). Eine sichere Ent- 
scheidung ist kaum zu treffen. da wir eigentlich 
nur den c. munerum ac venationum bei Sueton 
Caligula 37 kennen. Vgl. Art. Ludi, Munus. 

3. Ein c. spoliarii, ein Freigelassener, ist be- 
zeugt CIL VI 10171 , d. i. der Vorsteher der 
Leiehenkammer im Amphitheater; vgl. den Art. 
Spoliarium. 

4. Als c. triumphi felicissimi Cermanici se- 
50 cundi wird ein Ritter unter Commodus (im J. 180) 

bezeichnet, CIL XIV 2922. Prosopogr. II 68 nr. 186. 

5. Uber C. genannte Unter- oder Nebenbeamte 
in der Getreideverwaltung (c. de Minucia, e. Mi- 
niciae, c. horreorum) vgl. 0. S. 1780f., fiber 
solche in der hauptstadtischen Bauverwaltung (c. 
nperis theatri. c. operum maximorum, c. operum 
minorum, e. statuurnm) vgl. o. S. 1788f. 

IV. Curatores in der Heeresverwaltung 
sind Chargierte des Subalterndienstes unterhalb 
60 des Centarionates (vgl. P. Cauer Eph. epigr. IV 
1881 p. 434—436). 

1. C fisci heisst der Cassenbeamte in den 
praetorischen und stadtischen Cohorten (wahr- 
scheinlich seit Tiberius, daruber Rostowzew bei 
Ruggiero Piz. epigr. Ill 1311; gewohnlicb ge- 
stellt fisci curator, abgekiirzt F. G, CIL VI 
2375 a, 9. 2375b, 27. 31. 2379 a 11 40. iv 41. 
2379 b it 2. 2385, 26 p. 868 Addit. 2544. 627. 



1799 



Curatores 



Curatores 



1800 



X 1763. II 2610. IX 2772. Henzen 6771. CIL 
VI 2404b. 3884 v. VIII 4874. VI 2917. VIII 
4679. IX 1617. VI 202. 3661. Bull. com. XXVII 
1899, 43; vgl. audi CIL II Suppl. 5684. An- 
genommen wird , dass cs in jeder Cohorte einon 
c. fisei gab. Auffallig ist aber, dass CIL VI 2375 b 
in einer Centurie zwei Curatoren sich finden. 
Vgl. Art. Tiscus. 

2. G. aloe, turmae, cohortis etc. sind ausser- 



mit Geld und die freiwillige Ansiedlung derselben 
in den eanabae der Standlager, weshalb sie dann 
neben den cives Romani consistentes erscheiiien. 
Vgl. Kornemann De civibus Romanis in prov. 
imp. Rom. consistentibus 82ff.; falsch Schulten 
Hermes XXIX 1894, 506. Art. Canabae, Ve- 
teran]'. 

4. Cwrator operi armamentarii heisst CIL 
VIII 2563 (209-211 n. Chr,), ein optio valetu- 



ordentlicherweise (extra ordinem) an die Spitze 10 dinarii in Lambaesis; Cauer a. a. O. p. 440, 
dieser Truppenkorper , und zwar bei den Garde- ' ' ' ' 

reitern, den Auxiliartruppen zu Pferd und zu Puss 
gestellte Leutc, Mo mm sen Arehaeol. Ztg. N. F. 

II 1869, 126. Bei den Equites singulares: CIL 

VI 225 (vom J. 200). 228 (205); in der Auxiliar- 
reiterei: CIL VIII 4510 c. equitum alas Flaviae. 

VII 587 e. aloe II Asturum ; VIII 9291 c. alae 
I Contariorum: III 1338. VIII 2094 c turmae; 

III 5925 (?); in einer Auxiliarcohorte : CIL III 
6025 (vom Jahre 140) c. cohortis eiusdem,, d. i. 20 



/ Flaviae Cilicum equitatae. Dieser Curator ist 
eenturio legionis II Traianae. Die Ersetzung 
der gewShnlichen Cohortenbefehlshaber von Ritter- 
rang durch abcommandierte Legionscenturionen ist 
vom 2. Jhdt., etwa von Hadrian ab, keine Selten- 
heit. Nur findet sich nicht immer die Benennung 
curator fur einen solchen, Brambach CIRh 
1583 (vgl. 1584. 1590) heisst der betreffende Le- 

gionscenturio praepositus chor. I Helvetiorum ; ± ___ , r - , 

ebenso CIL III 1918, vgl. die Inschrift sub eura 30 aucn in ihrem Beamtentum. Mit ""der" "Zeit Tost 



besser Art. Armamentarium. 

5. Don curator ab indicibus auf der Inschrift 
eines ehemaligen Angehorigen der 22. Legion 
(CIL XI 19 aus dem Gebiet von Ravenna) rech- 
netMarquardt St.-Verw. 112 550, 16 zu den 
militarischen Bureaubeamten , wahrend Momm- 
sen und Cauer a. a, O. p. 433 das Amt, da es 
erst nach der Evocator bekleidet wird, richtiger 
in der kaiserlichen Civilverwaltung suchen. 

Der curator scolae (CIL VIE 2562, vgl. 18051), 
den Cauer (a. a. O. p. 436) noch anfugt, gehCrt 
unter die curatores eollegiorum ; vgl. v. Doma- 
szewskiWestd.Ztschr.XIV1895,88. Waltzing 
Etude hist, sur lcs corp. prof. Ill 380 nr. 1445. 

V. Curatores in der Municipalverwal- 
tung. Dass die Municipien und Colonien des 
Reiches, vor allem die italischen, wie es bei Gellius 
XVI 13 einmal heisst, effigies parvae simula- 
craque populi Romani sein wollten , zeigt sich 



centurionis CIL VIII 4323, audi 2466. 2465 
Die Abkommandierung der Offiziere der Legionen 
geschieht auch zu Specialauftragen civiler Art. 
Neben der Bezeichnung curator kommt dann die 
allgemeinere curam agens (CIL III 6362. 1980), 
abgekurzt curagens (III 3096, ein eenturio co- 
hortis I Be/garum auf der Insol Brazza als cur- 
agens ttmatri) vor , oder auch hier praepositus 
(CIL III 25 praepositus operi marmorum monti 



sich, besonders im 2. Jhdt. mit der Ausgestal- 
tung des Systems der munera (dariiber Ohnesr 
seitPhilol.XLIV550ff. Liebenam ebd.LVI816; 
vgl. Art. Munus), von den ordentlichen Gemeinde- 
iimtcrn eine Unzahl von Specialcompetenzen los, 
welche mit den vorhandenen cumuliert (vgl. Ilvir 
curator fur eine Adsignation, CIL X 1814, Pu- 
teoli; iihnlich ist es vielleieht bei einer ganzen 
Anzahl der folgenden Curatoren, vgl. CIL XII 



Glaudiano), vgl. CIL III Index p. 1156. VII In- 40 4363, Narbo, aedilis f frumenti V cfuratorV XII 

rloi- v. OOnf O" , 1^„ * 4. J rt . 7...' ■ rnc\ » ^ .... . ,_,- 



dex p. 337f. Singular ist der curator legionis 
XIII g(eminae) CIL III 3513, der wohl 'ein e. 
veteranorum dieser Legion ist; s. das folgende. 
3. C. veteranorum sind Vorgesetzte der zur 
Disposition gestellten, im Legion slager unter dem 
vexillum . unter welchem sie in die ihnen be- 
stimmte Colonie abgefiihrt werden sollten , aus 
Sparsamkeitsrficksichten zuriickgehaltenen Vete- 
ranen (vexilarii, vexilla veteranorum. dariiber 



522, Aquae Sextiae, aedilis munerarius. XII 525 
quaestor tabulari publici curator u. s. w.) oder 
zu selbstandigen Amtern erhoben werden. Vor 
allem treffen wir in den Landstadten, namentlich 
in der mittleren Kaiserzeit, auch die den vier 
grossen Curationen der Hauptstadt nachgebildeten 
Beamtungen. 

1. Curatores annonae oder frumenti u. s. w. 
zur Entlastung der Aedilen und Agoranomen (s. 



v. Domaszewski-Marquardt St.-Verw. II 3 50 &.), da in den grOsseren Stadten ausserhalb R 



463ff.). Da die geschlossene Deduction in neu 
zu errichtende Colonien eigentlich nur noch im 
1 . Jhdt. der Kaiserzeit vorkommt (v. Domaszewski 
Rhein. Mus. XLVIII 1893, 345, 2) und gerade 
durch den Mangel an den notigen Liindereien und 
an Geld jenes Sparsystem hervorgerufen wurde, 
so begegnet das Ubergangsinstitut der zwar zur 
Disposition gestellten, aber noch nicht rite ent- 
lassenen veterani rexillarii mit ihren c. nur in 



nach dem hauptstadtischen Vorbild eine geregelte 
Getreideverpflegung eingefiihrt wurde. Zu unter- 
scheiden ist das eigentliche munus annonae oder 
frumenti. bei welchem namentlich die Besehaf- 
fung des Getreides lag, vgl. Dig. Ill 5, 29 curator 
ad sitiginem emendam deereto ordinis eonttiti/- 
tus. Dig. L 4, 18, 5 cura quoque emend i fru- 
menti. olei inter personalia munera in quibus- 
dam eivitatibus numerantur, auf Inschriften c. 



der crsten Kaiserzeit. CIL V 5832 (Grabsehrift 60 annonae CIL IX 2663 (Aesernia). 3922. 3923. 

eines Mannes , geboren 43 v. Chr., gestorben 29 «-"-■'«-<•" ~ - - --■ ■ 

n. Chr.). V 7005 (vor Vespasian). Brambach 
CIRh 717 (1. Jhdt.). CIL V 3375 (nicht datier- 
bar, aber sicher aus der besseren Zeit). CIL III 
2733 ist bis jetzt nicht richtig erganzt; ebd. 3513 
gehOrt vielleieht hierher (s. 0.). Im 2. Jhdt. 
n. Chr. tritt allgemein an die Stelle der Ausfuh- 
rung in Colonien die Abfindung der Veteranen 



3949 (?) (Alba Fucens). Orelli '3908 (Ameria). 
CIL IX 4071 (c. annonae frumentariae popu- 
lique, Carsioli). X 5419 (Casinum). Not. 1889. 8 
(Forum Clodi). CIL VIII 2757 ([cur.'!] ad anno- 
nam pcrpetua-m , Lambaesis). IX 3437 (Peltui- 
num). XIV 2972. 3014 (c. annonae triennio eon- 
tinuo, Praeneste). Ephem. epigr. VIII 140 (c. 
annonae frumentariae, Sulmo); c. frumenti oder 



1801 



Curatores 



Curatores 



1802 



rei frumentariae CIL X 1216 (Abella). VIII 16417 
(Aubuzza). X 451 (Eburum). X 7239 (c. frumenti 
publici, Lilybaeum). XII 4363 (aedilis f(ru- 
mentiy e(urator^), Narbo). X 1491 (c. II fru- 
menti eomparandi, Neapolis). IX 2603 (Terven- 
tum). X 4559 (Trebula), die entsprechenden griechi- 
schen Bezeichnungen sind oirwvai und evih)vidQxai 
(s. d.); weiter die Verwaltung der fur die An- 
schaffung der Vorrate, vor allem an Getreide, 
daneben an 01, Wein u. s. w. vorhandenen Gelder, 
der area frumentaria ; von den c. arcae frumen- 
tariae ist die Rede Dig. L 4, 1, 2. 8, 9, 5; auf 
Inschriften kommt neben cinem quaestor oder 
praepositus pecuniae frumentariae auch curator 
pecuniae amumariae (CIL X 5928 aus Anagnia) 
vor; endlich ist ein besonderes munus die annonae 
divisio Dig. L 4, 1, 2. Von den fiir diese Be- 
amten in der Getreideverwaltung erlassenen Be- 
stimmungen, namentlich bezuglich der fiir die 
Beschaffung der Vorrate festgelegten Fonds, hat 
Ulpian einige erhalten, Dig. L 8, 2, 2—6; vgl. 
Cod. lust. XII 63, 2, 6. X 27, 3, 1. E. Kuhn 
Stadt. u. burg. Verfassg. d. rom. Reiches I 46f. 
Ohnesseit Philolog. XLIV (1885) 533ff. Rug- 
giero Diz. epigr. I 485f. Liebenam Stadteverw. 
368ff. Art. Annona. 

2. Curatores viarum kommen seltener in den 
Landstadten vor, CIL IX 2345 (Allifae) ein Ilvir 
c. viarum sternendarum, mit dem der Veroneser 
IIlMr viar. cur. (CIL V 3341) zu vergleichen 
ist. Fiir die Vicinalwege in Italien scheinen in der 
Kegel auch Municipalbeamte, zum Teil vom Senat 
oder vom Kaiser bestellt, thatig gewesen zu sein, 
HirschfeldVerw.-Gesch. I 112, 4. CIL X 5714 
ein viocurus ex s. c. [et] d. d. (Sora). 3910 curator 
viae Falernae (Capua). IX 2655 c. viae cu . . . . 
datus a. Divo Hadriano , c. viae Afeserninac'}] 
dolus ab imp. Antonino [Aug. Pio] (Aesernia). 
3384. 3385 viocurus bezw. curator viae Claudiae 
(Aufinuml 3613 c. viae Claudiae (Aveia). 3434 
viacClaudiaec.(Ye\txBxmm). 2600c. viae Traianae 
Pataesinae (Terventum). IX 1674 heisst es von 
einem Manne in Benevent viarum curam, egit; 
auch der hochadelige P. Plautius Pulcher steht 
wohl als c. viarum sternendarum a vicinis lectus 
ex auctoritaie Ti. Claudii Caesaris Augusti (CIL 
XIV 3607) im Municipaldienst von Tibur und 
verwaltet Vicinalwege; fiber den ritterlichen c. ad 
populum viarum Traianae et Aureliae [et] Aecla- 
uensis GIL III 1450, vgl. 0. S. 1783. An ein 
ausserordentliches Commissorium denkt Hirsch- 
feld (Verw.-Gesch. I 112. 4) bei dem c. viarum 
et pontium Umbriae et Piceni allectus ab optimo 
imp. T. Actio Antonino Aug. Pio, Wilmanns 
2111. In den Provinzen hatten die Statthalter die 
Aufsicht fiber die Wege ; auf der mir verdachtigen 
Inschrift Henzen 6951 findet sich ein tribunus 
militum als curator viarum provineiae Africae. 
C. Iulius Celsus, ein Mann von Ritterrang. ist nach 
der Lyoner Inschrift CIL XIII 1808 c. lignariae 
triumphalis. Vgl. Hirschfeld Verw.-Gesch. I 
112, 4. Ohnesseit a. a. O. 542f. Liebenam 
a. a. O. 402f. Art. Viae. 

3. Curatores aquarum sind ebenfalls in den 
Municipien nicht allzu haufig. Dig. L 4, 18, 6 
heisst es cura custodiendi aquae ductus perso- 
nalibus muneribus adqregatur. Ein c. aquarum 
in Formiae CIL X 6094, ein gleicher mit dem 



Zusatz perpetuus in Ostia CIL XIV 171 (zu- 
gleich c. operum publicorum, s. unter diesen); 
ein c. aquae in Telesia IX 2234, c. aquae Au- 
gustae per annos . . . omni sumptu propria 
[administrator] in Puteoli X 1805 p. 1009, 0. 
aquae Tiburtinae in Tibur X 6427, andere Beamte 
3674. 3689. 3682; c. aquae ducendae in Allifae 
IX 2353; c. aquae ductus in Alba Fucens IX 
3922; sm/iEln-aus rijs xov vdarog Etaaymyfjg ix 
10 ioJ)' dnuooicov y_Qt}fidxa>v in Hadrianopolis CIG 
3797 c, in Mainz dagegen ein praefectus aquae 
Brambach CIRh 1329. Auch die Bader, die 
ja eine grosse Masse Wasser verbrauchten, hatten 
manchmal eigene Verwalter, c. balinei novi in 
Jesso, CIL II 4610, an der Stelle des heutigen 
Burguillos (Baetica), II Suppl. 5354. Ohnesseit 
a. a. O. 540. Ruggiero Diz. epigr. 1564. Liebe- 
nam Stadteverwaltung 408f. 414f. Art. Wasser- 
leitungen. 
20 4. Curatores operum publicorum. Durch die 
immer mehr zunehmende Bauthatigkeit wurden 
auch diese Specialbeamten neben den ordentlichen 
Beamten (Duumvirn und Aedilen) nOtig, Dig. L 
4, 18, 10 curatores ad extruenda vet reficienda 
aedifwia publica, vgl. ebd. L 4, 4. XLIII 8, 2, 
17. L 10, 1 ; auf Inschriften CIL X 3759 (Acer- 
rae). IX 3923 (Alba Fucens). X 3910 (Cales). XI 
3091 (Falerii). Ill 285 (Germe). XIV 373. 171. 
172 add. (c. perpetuus operum publ. Ostia). X 1799 
30 (Puteoli). XI 3258 (Sutrium). XIV 2590 (Tuscu- 
lum). V 6649 (Vallis Ossolae), vgl. 4201; um- 
fangreichere Titel haben der e. aedium saerarum 
et operum. publicorum in Luna CIL XI 1340 
und der c. sartorum tectorwn operum publicorum 
et aedium saerarum in Praeneste XIV 2922; 
dazu kommen noch X 1266 (Nola). IX 1160 
(Venusia), s. u.; im griechischen Sprachgebiet 
ixifielnri]; sgycov ^nfiootcov (Liebenam Stadte- 
verwaltung 385, 1). In Benevent findet sich ein 
40 c. operis thsrmarum. CIL IX 1419, in Ariminum 
(CIL XI 417) und Praeneste (XIV 4091, 9) ein 
c. aedium bezw. c. aedium saerarum. Diese 
Beamten wurden aus den angesehensten Personen 
der Gemeinde gewahlt (Dig. L 10, 1, der C. von 
Acerrae [s. o.J war IIIMr llqq gewesen und hatte 
alle onera et honores der Stadt innegehabt), und 
zwar auf Zeit; nur in Ostia begegnet ein c. per- 
petuus (s. 0.). Daneben kommen vom Kaiser er- 
nannte c. operum publicorum vor (die oben er- 
50 wahnten von Nola, Venusia, Benevent; die Kaiser 
sind Vespasian und Hadrian), nach Liebenam 
(Stadteverwaltung 385), wenn Werke durch kaiser- 
liche Spenden subventioniert wurden, wahrend 
sie Mommsen (St.R. 113 1083) als kaiserliche 
Aufsichtsbeamte fiir das stiidtische Bauwesen auf- 
fasst. vgl. Dig. L 10, 3, 1. Das Amt wurde mit 
anderen auch cumuliert, Dig. L 10, 1, 1, in Ostia 
(CIL XIV 171, s. o.) ein c. operum publicorum 
et aquarum perpetuus, in Sutrium (s. o.)_ ein c. 
60 pecuniae publicae et operum p., in Falerii (s. 0.) 
sogar ein c. operum et reipublieae. Der curator 
operum hatte die offentlichen Bauten an Unter- 
nehmer zu verdingen und war seiner Gemeinde 
allein verantwortlich, Dig. L 10, 2, 1; in Streit 
fallen hatte der Statthalter die Entscheidung (Dig. 
ebd.). Das dem C. zu Bauzwecken eingehandigte, 
aber noch nicht verausgabte Geld war von diesem 
nach dem Erlass des Antoninus und Verus zu ver- 



1803 



Curatores 



Curatores 



1804 



zinsen, Dig. L 8, 11; vgl. XXII 1, 17, 1. Ohnes- 
seit 540f. Liebenam 385f. 

Ganz singular ist der den stadtromischen c. 
alvei Tiberis et riparum nachgebildete e. alvei 
et riparum Naris in Interamna, Orelli 3210. 

b. Curatores templi, fani. Neben der Be- 
zeichnung magistri ad farm, templa, delubra, 
von denen es Lex Urson. 128 heisst: ludos air- 
censes sacrificia pulvinariaque facienda curent, 



rarius in Oea, CIL VIII 24. 10999, auch den 

our munificus in Luceria CIL IX 804 ; 

Liebenam 372, 4. Art. Munerarius). Viele 
dieser Curatoren sind entweder Seviri Augustales 
oder Flamines eines Kaisers. Ohnesseit 543f. 
Liebenam 371f. Art. Ludi, Munus. 

7. Curatores iin stadtisehen Finanzwesen. Der 
eigentliche Cassenbeamte der Stadte hat die 
mannigfachsten Titel, neben quaestor mit den 



findet sich auch in dem iiberaus zahlreichen stadti- 10 verschiedensten Zusatzen wie reipublieae vecu- 



schen Cultpersonal der Titel curator templi, fani 
u. s. w. und zwar bis jetzt belegt vor allera in 
Italien und Gallia Narbonensis, zumeist erst aus 
dem 2. Jhdt. Die e. fani Herculis Victoris in 
Tibur (CIL XIV 3599. 3600. 3601. 3609 u. s. w. 
3610 c. maximi exempli, vgl. p. 368; Index p. 577) 
bekleiden eine hoehangesehene Ehrenstellung ; e. 
templi Minervae CIL V 5503 (ripa lacus Verbani 
or.) ; p. Saturni V5067 (Anauni) ; e. aput Iovem 



niae publicae, areae, aerari arcae publicae (Lie- 
benam 298 und Art, Quaestor) und praefeetus 
aerarii (Liebenam 299, 4) kommt auch der 
Titel curator haufig vor und zwar c. pecuniae 
publicae CIL XI 3256. 3258. 3261 (Sutrium, 3258 
c. pecuniae publicae et operum publicorum s. o.j. 
Wilmanns 2087 (cwr.p(ec.)p(ubl.)); vgl. XI 3868 
(Capena). IX 441 (Venusia). XIV 375, 9—11. 
376, 14 — 16 (Ostia, c. pec. publ. exigendae et 



Statorem IX 3923. 3949. 3950 (Alba Fucens) ; 20 attribuendae in eomitiis factus, s. u.); c 

c. templi divi Augusti IX 2595 (Terventum); "" ~— — • ■• -■■ -■■'--- 

c. tempuli Qermeilensium X 1578 (Puteoli), vgl. 

VI 406; c. templi et arcae Vitrasianae Cale- 

norum X 4873 (Venafrum s. u.) ; der e. aedium 

saerarum in Praeneste (XIV 2922. 4091, 9| da- 

gegen gehiirt indie Bauverwaltung, s. o. S. 1802; 

fiber den c. aedituom = aedituorum in Tusculum 

(CIL VI 2202 = XIV 2629) vgl. unten S. 1812 

und Art. Aedituus; iiber die c. fanorum im 



CIL XI 3382 (Tarquinii, c . . . bis). X 4873 (Cales. 
e. areae Vitrasianae Calenorum, dariiber Liebe- 
nam 299, 2). Ill Suppl. 6839. 6840 (Antiochia 
in Pisidien, c. areae sanetuariae) ; c. aerarii CIL 
V 5866 5906. 6348 (Mediolanium). V 2504. 2822. 
2861 p. 634 (Patavium); c. peculi reipublieae 
Olanicorum CIL XII 1005. Diese C. haben zum 
grossten Teil sicher die Function der Quaestur 
iiberhaupt gefuhrt. Doch haben sie offenbar stellen- 



pagus Arusnatium (CIL V 3924) und in Furfo (IX 30 weise auch neben der eigentlichen Cassenverwal 



3523) vgl. unten S. 1811. Ausserhalb Italians 
kennen wir einen curator templi in Narbo (CIL 
XII 5374), in Dea Augusta Vocontiorum (XII 
1566), endlich in Tarraco (CIL TI 4202). Ohnes- 
seit 529ff. 536. Liebenam 343f. 

6. Curatores ludorum, muneris publici. Die 
Ausriistung der stadtisehen Spiele ist im allge- 
meinen die Pflicht der Duumvirn (Belege bei 
Liebenam 371, 3; CIL X 6240 ist einem solchen 



tung hergehende Specialmandate. Besteht doch in 
Venusia (CIL IX 441) neben dem Quaestor ein c. 
pecuniae publ. ; weiter deuten darauf Inn die Spe- 
cialnamen der betreffenden von den Curatoren 
verwalteten G elder, ausser dem schon ervvahnten 
c. arcae Vitrasianae von Cales vgl. man den 
c. pecuniae Ocranianae, CIL XIV 2171 (Alicia). 
Nicht recht klar ist die Function des auch neben 
dem stadtisehen quaestor aerarii sich findenden 



gesetzt, quod curam muneris publici splendide 40 curator pee. publ. exigendae et attribuendae von 



administraverit) oder der Aedilen (L i e b e n a m ebd. 
4). Doch es finden sich auch Specialcommissare wie 
bei den vom Kaiser gegebenen Festen in Rom 
(s. o. S. 1798), oft nur fur einen oder mehrere Tage 
bestellt. Selten ist der c. ludorum; nur bis jetzt 
in Nemausus, CIL XII 3290, dazu ein c. agonon 
Caesareon in Korinth, CIL III 539 ; dagege'n sehr 
haufig der c. muneris (publici), CIL IX 690 (c. 
bis, Herdonia). XIV 2114 (Lauuvium). II 2343 



Ostia (s. o.), Mommsen Ber. der sachs. Gesell- 
schaft 1849, 297 ; Ephem. epigr. Ill p. 328 ; St.-R. 
113 558, 3. 559, 2. Homolle Kev. arch. XXXIV 
1877, 249. Liebenam 312, 5. Er scheint ein 
ausserordentlicher Commissar (daher auch in eo- 
mitiis factus) gewesen zu sein zur Kegulierung 
der in Unordnung geratenen stadtisehen Finanzen ; 
Dig. L 4, 18, 9 ist die Rede von c. qui ad col- 
Ugendos civitatium publicos reditus eligi solent. 



(Mellaria). IX 1705 (c. muneris unius diet, Be- 50 Die stadtische Finanzverwaltung war infolee d 
nevent). IX 5016 (c. ... bis, Hadria). VIII 24; v " - ' " - " * - • ■ - - - 

Suppl. 10999 (Oea). XIV 2972. 3011. 3014 (Prae- 
neste, 3011 c. .. . tertium). IX 3025 (Teate, Illliir 
quinq. et c. muneris publici). X 1785. Ephem. 
epigr. VIII 370 (Puteoli c. muneris gladiatori, 
in der Ephemeris mit dem Zusatz tridui). CIL 
X 6090 (Formiae, die gladiatori muneris pu- 
*l'fi cu ''. a aus g eubt vom patronus eoloniae). X 



tjbernahme aller mOglichen Leistungen durch die 
Gemeinde recht compliciert geworden und bedurfte 
eines vergrosserten Personals, vor allem im 2. Jhdt., 
man vgl. o. S. 1801 iiber die area oder peeunia 
frumentaria, im folgenden S. 1805 iiber die cura 
pecuniae ali mentariae. In Ostia hat auch das 
stadtische tabularium einen besonderen Beamten, 
CIL XIV 376, der e. pec. publicae exigendae et 



4643 (Cales, geubt von einem AngehSrigen der attribuendae war auch tabular urn et librorum 
in ^ dieser btadt hochangesehenen Vitrasii). IX 447 60 curator primus constitute, ebenso in Aquae 

i; e ,' m o^' t mumns Cati >" a ni)- Pais Suppl. Sextiae (CIL XII 525) em ' quaestor , tobulari 

Ital. 870 iTicinum, e. muneris Tulliani). VIII 

1225 = 14403 (Vaga, c. muneris Tup . . .). XII 

1585 vgl. 1529 (Dea Augusta Vocontiorum, c. 

muneris gladiatori Villiani). X 226 (Grumentum, 

c. muneris peg. Aquillianae). Identisch mit den 

c. muneris publici sind die sog. munerarii (vgl. 

vor allem den curator muneris publici mune- 



Sextiae (CIL XII 525) ein quaestor, 
publici curator. 

Auch fur die Verwaltung des stadtisehen Be- 
sitzes an Grund und Boden kommen hier und da 
Specialbeamte vor ; c. agrorum in Asculum, CIL 
IX 5195, in Laodicea ein iiiue/.tjrijg zomiojv Stj- 
fioaiojv rijg .To'/fcoj CIG 3945 — Ramsay The 
cities and bishoprics of Phrygia I 74. Nach Dig. 



1805 



Curatores 



Curatores 



1806 



L 4, 1. 2 gehOrt die praedionim publicorum euro, 
zu den munera personalia; E. Kuhn Die stadti- 
sche und biirgerliche Verfassung des romischen 
Reiches I 42f. 48f. Ohnesseit 532f. Liebe- 
nam 298ff. 318, 5. 

8. Curatores genannte stadtische Beamte in 
der staatlichen Alimentationsverwaltung. Seit 
der grossartigen SchOpfung des Nerva begegnet 
in den Stadten eine quaestura alimentorum, die 
entweder mit der stadtisehen Quaestur vereinigt 
ist (Liebenam 361, 4) oder einen besonderen 
Beamten mit dem Titel quaestor alimentorum, 
quaestor pecuniae alimentorum oder dgl. an ihrer 
Spitze hat (Liebenam 361, 5. 6). Statt dessen 
findet sich in Alba Fucens (CIL IX 3923) ein 
curator pecuniae alumentariae, in Neapolis (CIL 
X 1491) ein alimentorum quaestor curator sacrae 
pecuniae. Fur private Alimentarstiftungen in 
den Stadten besorgen die Hviri die Ausfuhrung, 
so in Sicca, CIL VIII 1641, ebenso in Curubis 
(VIII 980), wo sie Iloiri et curatores alimen- 
torum disiribuendorum heissen. Hen z en Ann. 
d. Inst. 1844, 33ff. 1849, 235ff. Ohnesseit 533f. 
Ruggiero Dizion. epigr. I 407f. Liebenam 
360ff. Art. Alimenta. 

9. Curatores kalendarii reipublieae sind die 
Verwalter des stadtisehen Schuldbuchs, die etwa 
seit Traian begegnen. IJber ihre Obliegenheiten 
informicrt am bestcn ein Gesetz Constantins, Cod. 
Theod. XII 11, 1, wonach sie mit der Anlage 
stadtischer Capitalien auf Guter betraut sind. 
Auch ihr Amt war, wie das der besprochenen C., 
kein konos, sondorn ein munus personate. Sie 
hafteten mit ibrem VermOgen der Gemeinde (Dig. 
L 8, 11, 5). obwohl sie nach einer Verordnung 
der Kaiser Marcus und Verus keine Caution zu 
leisten batten (Dig. L 8, 12. 4). Die inschiift- 
lich bekannten sind durchweg ritterlichen Standes, 
vgl. dazu Ulp. Frg. Vatic. 187. Es sind mit 
Mommsen (z. d. St.) zwei Arten dieser C. zu 
unterscheiden, die aus der Selbstwahl der Stadte, 
verrnutlich des ordo hervorgegangenen und die 
vom Kaiser bezw. vom Statthalter (Dig. L 8, 12, 
4) bestellten. Kiibler (s. u.) hat nachgewiesen, 
dass auch untcr den inschriftlich iiberlieferten 
bei weitem die meisten zu der zweiten Kategorie 
gehoren, auch wenn sie nicht direct als vom 
Kaiser ernannt bezeiehnet werden, sondern nur den 
vollen officiellen Titel fuhren; unstreitig Recht 
hat er bei alien denen. welcbe nicht in der eigenen, 
sondern in einer Xachbargemeinde das Amt be- 
kleiden. Er sondert nur nr. 12, 16, 26 (s. u.) 
seiner Materialsammlung, samtlich in italischen 
Stadten. als Municipalbeamte aus. Von diesen 
ist nr. 12 (s. u.) ein Beispiel, dass ein und der- 
selbe Mann auch mit der Cura mehrerer solcher 
Zinsbucher betraut sein konnte. Offenbar besass 
nicht jede Stadt einen curator kalendarii; am 
baufigsten sind sie in den italischen Stadten. 
selten in den westlichen, gar nicht in den ost- 
lichen Provinzen des Reichs vorhanden. Ein ahn- 
licher Beamter ist der einmal in Dalmatian (CIL 
III 2026), vor allem aber in mauretanisehen Stadten 
('CIL VIII 9020. 9068. 9069. 9840) auftretende 
dispunctor (s. d. Art.), der auch curator et dis- 
pwwtor reipublieae heisst (VIII 9644. 9325. 
Ephem. epigr. V 1300. CIL VIII 8396). Gegen 
Kublers Vermutung, dass die kaiserlichen c. 



Tcaleudarii von Traian im Zusammenhang mit 
den grossen Alimentarstiftungen den stadtisehen 
Behorden aufoctroyiert worden seien, werden von 
Kniep (Societas publicanorum I 366f. 4341'.) Em- 
wendungen erhoben, vgl. aber Liebenam Philol. 
LVI 301; Stiidteverwalt. 482. In vielen Bezie- 
hungen sind die e. kalendarii den c. reipublieae 
zu vergleichen, doch sind die Aufgaben der letz- 
teren umfassendere (s. u.), auch sind diese zum Teil 
10 senatorischen Ranges, die c, kalendarii dagegen 
niemals. Das inschriftliche Material ist nach 
Kiibler (170ff.) folgendes: 1. CIL V 7468 (In- 



dustria). 2. VI 1838 (Fabrateria nova). 3. IX 
1160 (aus Aeclanum c. kal. Nolanorum datus 
ab imp. Antonino Aug. Pio). 4. IX 1175. 5. IX 
3836 (Antinum). 6. IX 3838 (ebd.). 7. IX 49 
(Brundismm). 8. IX 5016 (aus Hadria c, kal. 
Aoeiae). 9. IX 1619 (aus Benevent item hono- 
ratus ad curam kalendarii reip. Ganusinor. a 
20 divo Traiano Parthico et ab imp. Hadriano). 
10. IX 3160 (Corfhmvm). 11. X 416 (aus Volcei 
c. kal. r. p. Aeelanensium electus a divo Pio). 
12. X 1824 (Puteoli c, Kal. maioris et Clodiani 
et Minuciani). 13. X 4570 (Caiatia). 14. X 4619 
(Cubulteria). 15. X 4584 (aus Caiatia c. kal. 
Cubulterinorum electus ab impp. Severo et An- 
tonino). 16. X 5657 (Fabrateria vetus c. k. arce 
decurionum). 17. X 5654 (ebd. c. kal. novi). 
18. X 226 (aus Grumentum e. reip. kalendari 
30 Potentinorum). 19. X 4873 (aus Venafrum e. 
calendarii col. Suess.). 20. X 6013 (aus Minturnae 
c. cal. reip. Teanensium). 21. X 7295 (Panormus 
[e. kal. . . .]iani . ., c. Portensis kal.). 22. XI 
1444 (aus Pisa c. kal. Fiorentinorum). 23. XI 
1847 (Arretium c. kal. pleb is Ar retinae). 24. Gori 
345 (aus Sestinum c. kal. Tifcrnatium datus ab 
impp. Severo et Antonino Augg.). 25. CIL XIV 
2972 Praeneste). 26. Kiibler Ztschr. d. Saviguy- 
Stift. XIII 161 (Pisaurum c. eal. pecuniae Va- 
iOlentini). 27. Gruter p. 1091, 7 (Ameria). 28. 
Gruter p. 1104, 6 (ebd.). 29. Bull. d. Inst. 1840, 
87 (ebd.); dazu kommen 30. Fragm. Vatic. 187 
(Gades). 31. Eumen. gratior. act. Constant. Aug. 
4 p. 183, 16 Baehr. vom J. 311 (Bibracte). Vgl. 
B. Kiibler Ztschr. d. Savignystift. f. Recht^gesch. 
Roman. Abt. XIII 156—173 und bei Ruggiero 
Diz. epigr. II 26f. Kniep Societas publicanorum 
I 364ff. Liebenam 4811'. Art. Kalendarium. 
10. Curatores reipublieae sind kaiserliche Ee- 
50 gierungsbevollmachtigte fur einzelne oder mehrere 
Gemeinden, bestellt zurBeaufsichtigungder ganzeu 
stadtisehen Finanzverwaltung. Man streitct, ob 
diese die communale Selbstvevwaltung so sehr 
beeintracbtigende Institution schon in der fiavi- 
schen Epoche aufgekommen sei, DegnerDe cu- 
rat, reip. 13ff., vgl. Herzog Rom. Staatsveifa.-s. 
11309,1. Krascheninnikoff Philol. LIU 1894, 
166, oder erst Nerva und Traian ihre Entstehung 
verdanke. Henzen Annali 1851. 5f. Mommsen 
OOSt.-E. 113 1082f. Liebenam Philol. LVI 1897, 
291tf. Das Material, das fur die erstere Anaicht 
in Betracht kommt, ist so gering und dabei 
noch so vieldeutig (CIL III 291 = [besser] 6818, 
dazu Mommsen Herm. Ill 115, 1. v. Doma- 
szewski Rhein. Mus. XLVIII 247. Prosopogr. 
Ill 256 nr. 537 ; Philostr. v. soph. I 19 p. 512, 
dazu Riese Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. XII 1893, 
1521'. ; einige Digestenstellen aus Ulpian, beson- 



1807 



Curatores 



Curatores 



1808 



ders Dig. XLIII 24, 3, 4, die aber bei geniigen- 
der Beriicksichtigung von Ulpians Arbcitsmethode 
auch eine andere Deutung zulassen, Mommsen 
St.-E. 113 1083, 1, besonders aber Liebenam 
Philol. LVI 1897, 292f.), dass bei der grossen 
Masse von Inschriften (fiber 400), die erst seit 
Traian einsetzcn, an eine Schopfung dieses Kaisers 
gedacht werden muss. Es ist ja immerhin nicht 
ausgesehlossen, dass in der letzten flavischen Zeit 
(unter Domitian), und zwar in den Stadten des 
Ostens, wo die Misswirtschaft am argsten war 
und daher am fruhesten zu Tage trat, schon ver- 
einzelt Controllbeamte sich no'tig erwiesen (vgl. 
Philostr. a. a. O. fur Smyrna); fur den Westen 
und Italien selbst fehlt es ganzlich an Zeugnissen 
(ein curator divi Tiftji in der Baetica CIL II 
3271 ist nicht als c. rei publicae aufznfassen, 
CIL XII 3212 add. ist die Brgiinzung des Kaiser- 
namens — offenbar nicht Titus, sondern wahr- 
scheinlich Traian — unsicher) aus der vortraia- 
nischen Zeit. Die zunachst der statthalterlichen 
Aufsicht nicht unterliegenden civitates liberae und 
die Stadte in den senatorischen Provinzen sind es 
neben den italischen vor allem gewesen, bei denen 
sich die Notwendigkeit einer staatlichen Controlle 
herausstellte. Der Titel dieser Controllbeamten 
ist in den weitaus meisten Fallen curator rei- 
publicae, daneben koramt vor curator civitatis 
(z. B. CIL VI 1449. 1549. II 1180. 4114), c. co- 
lonics (z. B. CIL VIII 8207. IX 1584. 1121. 
XIV 2941), e. municipii (CIL II 1180), curator 
direct verbunden mit dem Namen der Stadt (c. 
Capuae, CIL X 3846) oder der Stadtbewohner 
(c. Ariminensium , CIL VIII 7030. XI 3367), 
curans rempublicam (CIL VIII 608. 906), qui 
Thysdrum curat (CIL VIII 51). im Osten meist 
dafiir loyiair); (s. d. Art.), Cod. lust, I 54, 3: 
c. rei publicae, qui graeco vocabuh logista nun- 
eupatur. CIL II 4114 logista civitatis Nico- 
medensium, item Ephesiorum. Die inscbriftlich 
iiberlieferten curatores rei publicae haben nicht 
alle den Zusatz datus ab imperatore (die ihn 
haben, sind zusammengestellt von Liebenam 
Philol. LVI 294, 12), aber trotzdem sind nicht 
zwei Arten von C. , mit und ohne kaiserliche 
Autorisation , zu unterscheiden , Hist. Aug. M. 
Aur. 11, vgl. Ch. Le"ciivain Le mode de nomi- 
nation des curatores r. p. , Melanges d'arch. et 
d'hist. IV (1884) 357ff. Liebenam a. a. O. 294. 
Es werden zu diesem Vertrauensposten Manner 
senatorischen wie ritterlichen Ranges, ja sogar 
solche plebeischen Standes, die die Municipal- 
carriere durchlaufen oder militarische Chargen be- 
kleidet batten (letztere allerdings seltener vor 
Marcus i, ausgewahlt. vgl. die Indices des CIL. 
Liebenam Philol. LVI 295. Iteration kommt 
selten vor bei dem Amte (CIL XIV 3900. Bull 
helLXI 400. CIL VIII 2388. 12 269, vgl. 12277. 
12 279. X 453), vielmehr wurde dasselbe wohl 
gleich auf langer vergeben, dagegen ist hauflg 
Cumulation des Auftrags mit anderen staatlichen 
oder communalen Amtern: CIL II 1405 Legat des 
Proconsuls und C. rei publicae; II 1116 agens vices 
praesidii et c. r. p. Italicensium ; II 484 proe. 
prov. Lusitaniae et Vettoniae et c. r. p. Emerit.; 
IX 3667 c. r. p. civitatis . . . Mars. Marr. 
eodem tempore et cur. viarum Tib. Val. u. s. w.; 
VI 1450 cur. viae Latiiiae item reip. Faven- 



tinorum, sehr hauflg curator et patronus (Deg- 
n er 64), in Africa c. et flamen perpetuus (Liebe- 
nam Philol. LVI 320 mit A. 132), iiber CIL X 
3344 praef. classis et c. r. p. Misenatium vgl. 
Schulten Hermes XXIX 1894, 502; oder der 
Commissar vereinigt die curae einer ganzen An- 
zahl Nachbarstadte in seiner Hand, z. B. CIL 
V 8921 (Comum und Bergomum). Not. 1888, 408 
(Mantua und Vicentia). CIL V 7830 (Pedo, Ca- 
10 burrum und Forum Germanorum). XI 3367 (Pyrgi 
und Caere, dann Tarquinii und Graviscae). X 
6440 (Privernum, TSTepete, Ametinum und Truen- 
tum). XIV 3593 (Leptis und Tripolis). XH 3275 
(Cabellio, Avennio, Forum Iulii). II 4114 (Nico- 
media und Ephesus). V 4341 (Nicomedia und 
Nicaea) u. s. w. , daneben auch e i n C. fur alle 
Stadte einer Landschaft oder Proviuz : CIL VIII 
7030 c. civitatum per Aemiliam; vgl. 865 cur. 
multarum civit. XIV 2107 c. eivitatium uni- 
20 versarum prov. Siciliae, vgl. den missus in 
provinciam Achaiam ad ordinandum statum li- 
berarum eivitatium Plin. ep. VIII 24, 2 = 
dioQ&coTijs ?6>r ilev&sQwv noXscov bei Arrian. 
diss. Epictet. Ill 7. Liebenam a. a. O. 296; 
s. o. unter Corrector. Die Regel war es, dass 
die C. rei publicae nicht aus den Biirgern der- 
jenigen Stadte genommen wurden, deren Controlle 
sie fiihren sollten; Ausnahmen: Henzen 6771 
= Wilmanns 1598 (Matilica in Umbrien). CIL 
30 XIV 2409, vgl. 2410 (Bovillae). X 1795 (Puteoli). 
X 131 (Potentia). V 3342 (Verona). Orelli 2170. 
3866= Wilmanns 2102 (Hispellum). CH/X 
338 (Petelia). IX 1151 (Aeclanum), unsicher ist 
die Lesung CIL XI 2699 (Volsinii) = Wilmanns 
2091 , also nur in Italien. tiber Wirkungskreis 
und Befugnisse des C. rei publicae enthielt Ul- 
pians liber singularis dc officio curator is rei 
publicae wohl alles Wesentliche; leider sind da- 
von aber nur sechs Fragmente erhalten (Lenel 
40 Palingenesia II 958) , dazu vgl. noch Ulp. Dig. 
L 8, 2, 4. Papinian. ebd. L 22, 6. Der Curator 
beaufsichtigt die Verwaltung des ganzen com- 
munalen Vermogens an Capital und Grundbesitz 
unter der Oberleitung des Statthaltcrs , so die 
Verwertuug der Gemeindegelder (Dig. XXII 1, 
33, 1; dazu Liebenam 298), die Sicherstel- 
lung der ausgeliehenen stadtischen Capitalien 
(Cod. lust. XI 33 [32], 2 tiber den curator et 
dispunctor reipublicae in den mauretanischen 
50 Stadten, s. o. S. 1805), die Annahme der den 
Stadten zufallenden Vermachtnisse (CIG 2741), 
die Verwendung der fur die Getreidebeschaf- 
fung reservierten Capitalien, Dig. L 8, 2, 3. 4. 
CIL VIII 11332 (Sufetula), die Erhaltung des 
stadtischen Grundbesitzes (Dig. L 8, 11, 2), 
seine Verpachtung. Dig. L 8, 5. 6, 1, die 
Kiindigung von Erbpacht, aber nur mit Er- 
machtigung des Kaisers, Dig. XXXIX 4, 11, 1, 
den Vcrkauf von Grund und Boden (vgl. den inte- 
60 ressanten Auszug aus dem Gemeindeprotocoll von 
Caere, CIL XI 3614 vom J. 113, betreffend die 
tberlassung eines Gemeindegrundstiicks an die 
A.ugustalen, wo der Stadtrat eine Eingabe an den 
in Ameria befindlichen Curator der Stadt mit der 
Bitte urn Einwilligung beschliesst , worauf dann 
in verbindlichem Ton die zustimmende Antwort 
erfolgt: hauflg auch in der Zeit der Antonine 
die Anweisung eines Bauplatzes durch den Cu- 



1809 



Curatores 



Curatores 



1810 



rator rei publicae (CIL XIV 2410, vom J. 158. 

X 1814, vom J. 161. X 1791 = VI 861, vom 
J. 181 , daher seiner auch bei Errichtung von 
Widmungen und Statuen gedacht wird, CIL IX 
4958. 4959. 4972. X 7474. XI 2633. XIV 130. 
2070. 2071 ; nach Dig. L 8, 12, 1 wird er fur 
Nachlassigkeiten beim Verkauf von stadtischem 
Gut mit dem einfachen, bei Betrug mit dem 
doppelten Betrag gestraft), den Wiederaufbau 
zerstOrter oder verfallener Gebaude (Dig. XXXIX 
2 , 46) , die Sorge fiir die Offentlichen Platze 
(aber ohne das Verfiigungsrecht dariiber, falls 
nicht die lex municipalis weitergehende Special- 
bestimmungen hat , Ulp. Dig. XLIII 24 , 3 , 4, 
anders Serv. ebd. 5, 4), die Untersuehung bei 
Occupation Offentlicher Grundstiicke oder Gebaude 
durch Privatpersonen (Dig. L 10, 5, 1). Aber 
damit ist seine Competenz noch nicht erschepft. 
Dieselbe war bei einem solchen Vertrauens- 
posten wohl von vornherein mOglichst wenig be- 
stimmt begrenzt. ,Wo die Not gebot, hatte 
er das Recht und die Pfiicht, einzugreifen und 
den Willen des Herrschers, seines Mandators, zur 
Geltung zu bringen' (Liebenam Philol. LVI 
315). In Bovillae richtet er im J. 157 Wahl- 
comitien ein, CIL XIV 2410; als ein durch Ge- 
meinderatsbeschluss freigelassener Sclave sich be- 
schwert , dass er als Actor trotzdem genCtigt 
worden sei, stadtische Geschafte zu ubernehmen, 
verweist der Kaiser auf den Curator rei publicae, 
der Einspruch hatte erheben mussen, Cod. lust. 

XI 37 (36), 1. Bei der Ernennung Getas zum 
Mitregenten durch Septimius Severus fordert der 
koyiaxr/g die athenischen Beamten auf, eine Fest- 
feier zu veranstalten, CIA III 10 (anderes derart 
aus spilterer Zeit Liebenam 318). Zur Beratung 
konnte der Curator rei publicae ein Consilium 
aus Biirgern der Stadt berufen (Ulp. Dig. I 22, 
6). Ein Strafrecht stand ihm nicht zu (Cod. lust. 
I 54, 3). Nach Cod. lust, VIII 46, 2 konnte von 
seiner Eutscheidung an den Kaiser appelliert 
werden. Das stadtische Beamtentum ist durch 
den C. rei publicae nicht verdrangt worden. Die 
leitenden Duovirn oder Quattuorvirn erscheinen in 
vielen Dingen gleichberechtigt mit demselben, 
vgl. Rescript Alexanders an die Behorden von 
Fabrateria, Cod. lust. XI 40 (39), 1; dazu Momm- 
sen Herm. XII 117f. Im Laufe des 2. Jhdts. 
hat sich das urspriinglich sporadisch auftretende 
Anit zu einer dauernden Institution entwickelt. 
Liebenam (309, 82) hebt mit Recht hervor, 
dass die Regierung des Marcus und Verus mit 
ihren mannigfachen , die Municipalverhaltnisse 
ordnenden Erlassen von entschiedenem Einfluss 
auf die Ausbildung dieser Stellung gewesen ist. 
Von da ab sprechen die kaiserlichen Commissare 
das entscheidende Wort in communalen Angelegen- 
lieiten. 

In der spateren Kaiserzeit war dann die Stel- 
lung des C. rei publicae oder, wie er jetzt ent- 
sprechend der Wandlung in der Terminologie fiir 
den Begriff Stadt gerade so oft heisst, des c. civi- 
tatis eine ganz veranderte, insofern aus dem ausser- 
ordentlichen, vom Kaiser entsandten Controllbe- 
amten ein standiger municipaler, aus dem Kreise 
der Decurionen gewahlter Beamter wurde, dessen 
Wahl aber wohl noch kaiserlicher Bestatigung 
unterlag (Mommsen St.-R. II 3 1087. Degner 



25ff. Liebenam 319). Diese Wandlung hat sich 
im 3. Jhdt. seit Alexander Severus vorbereitet 
und ist mit der Reform des Diocletian beendet. 
Die Verordnung Constantins Cod. Theod. XII 
1, 20 (vom J. 331) schreibt die jahrliche Wahl 
des C. aus denjenigen Decurionen vor, welche 
alle munera ihrer Gemeinde erledigt'hatten. Der 
Gewahlte war der hBchste stadtische Beainte (an 
der Spitze des Album von Thamugadi, CIL VIII 

10 2462. J. Schmidt Rh. Mus. XLVII 1892, 114ff. 
und zu CIL VIII 17903), an den die Weisungen 
und Verordnungen der vorgesetzten Behorde ge- 
richtet wurden (Liebenam 320). Umgekehrt 
wurden die Widmungen fiir Kaiser von dem C. 
und dem Ordo ausgefuhrt, ordo cum, curatore rei 
publicae CIL VIII 779. 780. 5338; curator rei 
publicae, cum ordim CIL VIII 768. 5337. 5347. 
12231. 11807, vgl. 11805. 12360. 2387. IX 1561, 
vgl. ebd. 2639. Die Functionen des C. sind auch 

20 in dieser Zeit sehr umfangreich (jetzt auch betitelt 
pater civitatis) ; im Mittelpunkt blieb aber neben 
der allgemeinen Oberleitung der Stadt (Cod. 
Theod. XV 7, 1) auch jetzt die Finanzverwaltung 
(Finn. Mat. math. V 1 ; Schenkungen mussen bei 
' ihm angemeldet werden, Cod. Theod. VIII 12, 3 
[vom J. 316], ausser Kraft gesetzt ca. 100 Jahre 
spater, ebd. VHI 12, 8, s. u.); daneben hat er 
eine Anzahl aedilicischer Aufgaben, wie die Markt- 
polizei (Schol. zu Demosthenes c. Timocrat. p. 117 

30 ed. Sauppe-Baiter), die Sorge fiir Lieferung guten 
Getreides nach Rom (Cod. Theod. XIV 15, 2. Cod. 
lust, XI 22, 1 , aus dem J. 366), die Bauverwal- 
tung nach jeglicher Richtung (CIL V 47. 568. 
3857. 7783. 8480. 8807. V 1862. VIII 1183. 2345. 
2388. 2480. 2660. 2723. 4224. 5178. 5335. 5341. 
8480. 11184. 12285. 16400. IX 1588. X 1199. 
4860. 5200. XI 3368. Cod. lust. VIII 12 (13), 
vgl. X 30, 4. Liebenam 321, 137), wobei neben 
ihm auch oft der Statthalter der Provinz erscheint, 

40 dem das Aufsichtsrecht zustand (beide werden 
nebeneinander genannt CIL III 445. VIII 608. 
1277. 2345. 2346. 4224. 5367. X 1199. Rev. arch. 
XXVII 1895, 387. CIG 3747. 3771. 3773. Le 
Bas 1224; neben dem corrector CIL X 4785. 
Liebenam a. a. O. 138); weiter hat der C. eine 
hohere Polizeigewalt, insbesondere bei Vergehen 
gegen die Kirchen, den Cultus, die Priester (Cod. 
Theod. XVI 2, 31 ; vgl. Euseb. hist. eccl. IX 2, 2. 
Cod. Theod. VIII 15, 5); schwere Verbrecher 

50 mussen aber von den Curatoren oder den Defen- 
soren der Stadte an den Statthalter weiterge- 
geben werden (Cod. Theod. IX 2, 5; vgl. Cod. 
lust. I 55, 7). Der defensor civitatis (eingesetzt 
im J. 364, Cod. Theod. I 29. Cod. lust. I 55, 
s. d. Art.) ist derjenige Beamte , durch den der 
C. rei publicae in der allerspatesten Zeit all- 
mahlich verdrangt wurde. Geschaffen war der 
neue Beamte zunachst zum Schutze der niederen 
Stande gegeniiber den Erpressungen der Staats- 

60 beamten und der hoheren Classen. Aber allmah- 
lich wurde der Defensor statt des Curator der 
erste Beamte der Stadt (meist an erster Stelle 
genannt: Cod. Theod. XI 8, 3. aus dem J. 409. 
IX 2, 5, aus demselben Jahr; jedoch VIII 5, 59, 
aus dem J. 400, noch curator sive defensor et 
principalis. Dufch die Verordnung Cod. Theod. 
VIII 12, 8 aus dem Anfang des 5. Jhdts. wird 
die Beglaubigung der Schenkungsacte den Duum- 



1811 



Curatores 



Curatores 



1812 



1813 



Curatorieii equi 



Curia 



1814 



vim und Defensoren aufgegeben und zwar wegen 
der geringen Bedeutung der C. rei publicae, ne 
tanta res eorum eoncidat vilitate), friiher im 
Westen als im Ostcn , wo die C. rei publicae 
noch ein Jahrhundert langer eine gewisse Be- 
deutung behalten zu haben scheinen (Cod. lust. 
X 44 (43), 3. Liebenam 323f.). In unanselm- 
licher Stellung an der Seite des Defensor hat 
aber der Curator rei publicae auch im Westen noch 
existiert unter der Ostgothenherrschaft, und zwar 
wird er jetzt ernannt Ijezw. bestatigt von dem 
KOnig; er hat den Vorsitz in der Curie und 
die tlberwachuiig des Marktverkehrs , insbeson- 
dere init Riicksicht auf die standigen Maximal- 
tarife ; in den Adressen der an einc Stadtge- 
meinde gerichteten Sehreiben eraeheint aber nicht 
er, sondern der Defensor (Cassiod. Var. VII 11. 
12, dazu Hegel Stadteverfassung I 111. Ch. Le- 
er ivain Hemarques sur les formules du curator 
et du defensor civitatis dans Cassiodore, Melanges 
d'arch. et d'hist. IV 133ff. Mo mm sen Ost- 
gothische Studien, Neues Archiv XIII 494f. Liebe- 
nam 324). Im byzantinischen Eeich fand zur 
Zeit Iustinians die Wahl des C. in einer Ver- 
sammlung des Bischofs, der primates und posses- 
sores statt (Nov. 128, 16), worauf noch die kaiser- 
lichc Bestatigung folgen musste (Nov. 75); dem 
Bischof, der in der stadtischen VermOgensver- 
waltung immer melir an die erste Stelle riickt, 
sowie einer aus fiinf vornehmeii Biirgern der Stadt 
gebildeten Commission liegt die Priifung der Ge- 
schaftsfuhrung des Curator ob (Nov. 128, 16). 
Dessen Titel ist jetzt meist pater (audi patronus) 
civitatis. Vgl. Ch. Diehl Etude sur l'admini- 
stration byzantine dans l'exarchat de Ravenna, 
Paris 1888, 98ff. 

Litteratur : Grundlegend W. H e n z e n Sui 
curatori delle citta antiche, Ann. d. Inst. 1851, 
5 — 35. Ed. Degner Quaestionis de curatore rei 
publ. pars prior, Diss. Halle 1883 (umfangreiehste 
Materialsammhmg). Mommsen St.-R. IIS 857f. 
861. 1081ff. Marquardt St.-V. 12 163ff. 228. 
Daremberg-Saglio Diet, des ant. 12 1619ff., 
vor allem aber W. Liebenam Curator rei pu- 
blicae, Philol. LVI 1897, 290-325; Stiidtever- 
waltung 480f. Fur das Material vgl. neben 
Degner und Liebenam die Indices znm CIL, 
fiir Africa auch J. Toutain Les cites Romaines 
de la Tunisie 399f. 

VI. Curatores in nichtstadt ischen Ge- 
meinwesen. 1. Curator pagi, curatores fano- 
rum pagi. Eine Singularity ist bis jetzt der 
c. pagi Veiani (oder Vetani) bei Benevent, der 
zugleich Decurio in dieser Stadt war, CIL IX 
1503. Zwei c. fani oder fanorum. fuhren in 
Furfo de pagi sentcntia ein Bauwerk auf (CIL 
IX 3523). vier fanorum e. hat neben flamines 
und flaminicae der pjagus Arusnatium im Terri- 
torium von Verona (CIL V 3924). Da im all- 
gemeinen magistri die Vorsteher der stadtischen 
pagi sind, handelt es sich hier vielleicht um 
selbstandigere Gebilde, die mehr in einem Ver- 
hiiltnis der Attribution zu den betreffenden Stadt- 
geineinden standen. Vereinzelt in Italien (CIL IX 
5146) und in Dacien (CIL III 1407), vor allem 
aber in der gallischen Volksgemeinde oder del- 
tas , wo der pagus eine ganz andere Stellung 
hatte, als in der italisehen Stadtgemeinde (dariiber 



E. Kornemann Zur Stadtentstchung in den 
ehemaligen keltischen und germanischen Gebieten 
des Romcrreichs, Giessen 1898, 12ff.), linden sich 
praefeeti pagi in iihiilicher Stellung, wie der 
curator pagi Veiani. Auch der erwahnte dacische 
jyraefectus pagi Aquensis ist decurio in Samii- 
zegetusa. Vgl. Schulten Philolog. LILT 1894, 
631 (eine sehr wenig geordnete Sammlung des 
Materials). 

10 2. Curatores viei oder vicanorum heissen die 
Vorsteher der quasimunicipalen viei innerhalb der 
eivitas in den keltisch-germanischen Grenzgebieten 
des Romerreichs, in denen der gallische pagus, 
abgesehen von der eivitas Helvetiorum , noch 
nicht nachgewiesen ist. Die meist germanischen 
civitates der Rheingrenze, die ihre erste Organi- 
sation , bezw. eine Neuorganisation (so die Hel- 
vetier) in der flaviseh-traianischen Zeit empfangen 
haben , scheinen mit anderen Worten vieatim, 

20 nicht pagatim organisiert gewesen zu sein. Die 
einzelnen viei aber, aus denen sich die eivitas 
zusammensetzte , waren ortlichen Curatoren oder 
auch Quaestoren unterstellt. Wir kennen einen 
curator vicanorum Lusonnensium 11 (Lausanne), 
Mommsen Inscr. Helv. 133, einen curas agens 
rico Saloduro (Solothum), ehd. 219; ganz auf 
derselben Stufe stehen die c. colonorum von 
Aventicum, des caput Helvetiorum (ebd. 154. 155. 
156, vgl. Mommsen Henri. XVI 445ff.); weiter 

30 zwei c. viei in Beda (Bitburg), Korr.-Bl. Westd. 
Ztschr. IX 1890, 246-249 (aus dem J. 198 n % 
Chr.), einen euratoricius in Tolbiacum (Zutpich)." 1 
Brambach CIRh 549 (aus dem J. 352 n. Chr.). 
Vgl. Kornemann a. a. O. 47ff. 

3. Curatores (conrentus) civium Romanorum 
sind die Vorsteher der eheufalls quasimunicipalen 
Verbiinde romischer Burger in den Provinzen, 
bezw. neben den Standlagern an der Grenze. 
Dieselben sind zusammengestellt und behandelt 

40 in den Art. Conventus (zu dem daselbst ge- 
gebenen Material ist nachzutragen der Convent 
von Hierapolis in Kleinasien , bezeichnet als to 
avvedgiov Twr'Pa>fialo>v mit einem xovjSnxaoxiqoag 
row 'Pw/iaicov — das ist hier der Titel des Cura- 
tor — W. Judeich Altertumer von Hierapolis, 
Jahrb. des Inst. 4. Erganzungsheft 1898. 81 
nr. 32) und Canabae. 

VII. L'ber die Curatores der Collegia 
vgl. im allgemeinen Art. Collegium o. S. 422f. 

50 (fiir die collegia iurenum und deren Beamte 
ist dazu noch nachzutragen das Material, welches 
Rostowzew Revue nuniismatique XII 1898, 
27 Iff. aus den tesserae iuvenum beibringt/. liber 
diejenigen des corpus oder ordo Augusta Hum 
(CIL XII 1005 c. einsdem [sc. Augusta/iu?n] 
corporis, vgl. CIL X 1880. 1881. 1567. 1574. 
6677 [c. arcae AugustaUum]. XIV 8. 12. 360. 
421. 431, 19. 396: vgl. 316. 367. 3003. XIII 
1937. 1960. 1961. 1966. 1967 u. s. w.). vgl. 

60 August ales. Mit diesen c. Augustalium steht 
sfuf einer Stufe der curator aedituom oder aedi- 
tuorum d. i. der Vorsteher der XVI i?) Augu- 
stales aeditui Castoris et Pollueis in Tusculum, 
CIL VI 2202 = XIV 2629. 2620. 2639 . dazu 
Art. Andituus. 

VIII. Curatores aufGiitern (saltusj. Ein 
curator saltus kommt vor CIL V 5503 (vom Ost- 
ufer des l.acus Verbanus): c. saltus Firroniani, 



nach Schulten Grundherrschaften 82 der In- 
tendant des Gutes, welches in Selbstbewirtschaf- 
tung sich hefand. 

Dann heissen e. auf den Giitern einige Sclaven 
vom Hofgesinde, so der c. apiarii fiir die Bienen- 
zucht, Colum. IX 5, 2. 9, 2, der bei Varro de 
r. r. Ill 16, 3. 17 melitturgus oder niellarius 
genannt wird; der e. aviarii (Varro III 5, 5) 
= aviarius fiir Federviehzucht, daneben ein a. 
gallinarius (Varro III 9, 7) speciell fiir Hiihner- 
zucht; ein e. pavonum (Colum. VIII 11, 2); vgl. 
Marquardt-Mau Privatleben der Romer 2 141. 

IX. Curator begegnet endlich sehr haufig auf 
Inschriften fiir denjenigen , der die Ausfiihrung 
einer Widmung , eines Monuments , eines Baues 
u. s. w. iibernommen hat = is qui curaeit, also 
synonym mit curans, euram agens (s. o. S. 1770), 
vgl. z. B. CIL II 1637. Ill '391. 445. V 6649. 
VIII 1473. 1494 u. s. w. 

X. Curatores im Privatrecht s. Cura 
Nr. 3. [Kornemann.] 

Curatorieii equi werden nur in zwei Gesetzen 
des Honorius vom J. 401 und nur in Africa er- 
wiihnt (Cod. Theod. XI 1, 29. 17, 2). Sie stehen 
im Gegensatze zu den equi eanonici (vgl. Cod. 
Theod. XI 17, 3), d. h. zu denjenigen Pferden, 
die als regelmassige Naturalsteuer von der 
Provinz eingefordert werden, und bezeichnen da- 
her wohl eine ausserordentliche Pferdesteuer. 
Ihren Namen fiihrten sie wahrscheinlich davon, 
dass nicht die Decurionen sie beizutreiben hatten, 
denen sonst die Steuererhebung oblag, sondern 
die curatores civitatitm, deren grfissere Macht 
das Einlaufen einer schwer zu erhebenden Auflagc 
besser zu sichern schien. Am 13. Februar 401 
verordnet der Kaiser, dass ihre Lieferung in Geld 
abgelOst werde und zwar mit je 20 Solidi (= 254 
Mark), von denen die Soldaten 7 fur jedes Pferd 
bekommen sollen (Cod. Theod. XI 17, 2; vgl. 3); 
wahrscheinlich durch Reclamationen bestimmt, 
setzt er am 31. Marz 401 die Steuer fiir die pro- 
vincia proconsuiaris auf je 18 Solidi, fiir die 
Byzacena und Tripolitana auf je 15 Solidi herab 
und beseitigt die Sportel, die der Comes stabuli 
noch von ihr zu erheben hatte (Cod. Theod. XI 
1. 29). [Seeck.T 

Cnratoricins , Brambach CIRh 549; vgl. 
oben S. 1812, 33. Svnonvm ist der Titel excura- 
t«r CIL VIII 962 und'Suppl. 12 440. 

[Kornemann.] 

Curatnra = cura, das Amt eines curator 
(collegii); vgl. CIL XIII 1954 curatnra eiusdem 
corporis bis functus. [Kornemann.] 

Cnrcnm, nach Ptolem. II 16, 9 Kovgxovft, 
eine Stadt im Binnenlande von Liburnien (Dal- 
niatieni. W. Tomaschek setzt sie (Mitt, der 
geogr. GeseUsch. in Wien 1880, 501f.) bei Udbina 
iin Thalbeeken der Krbava an, wo sich romische 
Uberreste befinden (CIL III 2997. 2998. 10030 
—10032; vgl. Mommsen ebd. p. 384) und wo 
das mittelalterliche Bistum Corbavia seinen Sitz 
hatte. H. Cons La province Rom. de Dalmatie 
198. [Patsch.l 

Cnrense litns in Hispania Ulterior, nur bei 
Plinius in der auf Poseidonios und Varro beruhen- 
den Kiistenbeschreibung genannt (III 7 Vitus Cu- 
rense inflexo sinu) zwischen der Baetismiindung 
und dem promunturium Iunonis (s. d.), also die 



Kiistcnstrecke etwa zwischen Cadix und Conil. 
Vgl. Kyrene. [Hiibner.] 

Cures (KiiQsig), haufig Cures Sabini (Liv. I 
18, 1. Lib. colon. 253, 17. 256, 1. 258, 22. CIL 
VIII 10501 und fast durchweg in den Inschriften 
aus C. selbst, CIL IX 4958. 4961ff.), Stadt der 
Sabiner unweit der Grenze von Latium, nahe der 
Via Salaria und dem linken Tiberufer, genannt 
namentlich in der Urgeschichte von Rom. Von 

10 C. aus soil T. Tatius (daher Tatiae G. Propert. 
IV 9, 74) die sabinische Niederlassung auf dem 
Quirinal gegriindet haben (Varro de 1. 1. V 51. Liv. 
I 13. Dionys. II 36. 46. 48. Plut, Rom. 19), die 
sich nach dem Kriege um die geraubten Frauen 
(Fest. 254, vgl. Verg. Aen. VIII 638. Flor. I 1, 
14) mit den palatinischen Ansiedlern vereinigt 
und dem gesamten Volke den Namen Quirites 
gegeben hatte. tjber letztere unmogliche Angabe 
vgl. unter Quirites. Die Einwohner von C. 

20 heissen stets Curenses (Ovid. fast. Ill 94. Fest. 
ep. 67. Plin. n. h. Ill 107) oder Curenses tia- 
bini (Fest. 254), wogegen der dichterische Ge- 
brauch (Verg. Aen. VII 710 prisei Quirites, vgl. 
Col. I praef.) ebensowenig beweist, wie die Zu- 
ruckfuhrung auf den Grander Modius Fabidius, 
Sohn des Quirinus (Dion. Hal. II 48) und die 
Ableitung des collis Quirinalis a Curetibus ( \ r arrc- 
de 1. 1. a. a. O.). Sehr haufig genannt wird es 
ferner als Heimat des zweiten romischen KOnigs 

30Numa Pompilius (Cic. de rep. II 25. Liv. I 18. 
Flor. I 2. Verg. Aen. VI 812. Plut. Num. 5. 
Dionys. II 58. Auct. de vir. ill. 3 u. a. und unter 
Numa). Die bedeutende Stellung, welche C. unter 
den Sabinern einnahm, wird nicht nur durch 
diese Fabeln (vgl. audi Strab. V 228), sondern 
auch durch das Factum bestatigt, dass das Gebiet 
von C. ofters direct ager Sabinus heisst (Cic. de 
leg. agr. II 66. Sicul. Flacc. 136, 14. Liv. XXII 
36, 7. XXIV 10. 9. XXXI 12, 6; vgl. Moinmsen 

40 CIL IX p. 396. 472). Zu Anfang der Kaiscrzeit 
wird es als unbedeutender Flecken genannt [parri 
C. Ovid. fast. II 135. Strab. V 228 y.mjuov). 
scheint aber spater wieder zur Bliite gelangt zu 
sein, wie die grosse Zahl offentlicher Inschriften 
beweist. Es war Municipium. Die Angabe iiber 
eine Deduction von Colonisten unter Caesar im 
Lib. colon. 253 ist ohne Gewahr. Genannt wird 
es noch von Cic. ad fara. XV 20. Plin. n. h. Ill 
107. Stat. silv. IV 5, 53. Consentius G. L. V 

50 349. Ovid. fast. II 480. HI 201. VI 216; met. 
XIV 778. Als Bischofssitz erscheint C. im 5. Jhdt. 
(Synod. Romana a. 465 bei Thiel Epist. pmitif. 
I 159; Synod, a. 487 ebd. I 259; Synod, a. 499 
bei Cassiod. ed. Mommsen p. 400. 407. Gregor. 
Magn. dial. 1. I c. 4 Sabinenis ep.), doch ver- 
einigte Gregor d. Gr. (epist. Ill 20) dasselbe mit 
dem Episcopat von Nomentum, nachdem wahr- 
scheinlich im J. 589 die Stadt von den Longo- 
barden verwiistet war. Ruinen von C. finden sich 

60 in der agli Arci genaunten Localitiit unweit des 
Dorfes Correse. Vgl. Nib by Dintorni di Roma I 
528 — 539. Lanciani Commentationes Momm- 
senianae 411—416. Tomassetti Not. d. seavi 
1877, 245. 1878, 29. Lateinische Inschriften aus C. 
CIL IX 4952—5012. Ephem. epigr. VIII 204. 
205. " [Hiilsen.] 

Curia. 1) Ort in der Schweiz, an der von 
Comumnach Brigantia(Bregenz) fiihrendenStrasse, 



1815 



Curia 



Curia 



1816 



1817 



Curia 



Curia 



1818 



jetzt Chur (Kanton Graubiinden), Tab. Peut. Itin. 
Ant. 277. 278. Vgl. Holder Altkelt. Sprach- 
schatz s. v. [Ihm.] 

2) s. Coria. 

3) Die Curien gehciren nach ihrer Entstehung, 
Bedeutung und Entwicklung zu den dunkelsten 
Institutionen dcs romischen Staates. Die Nach- 
richten der Alten versagen fast giinzlich ; Dionys, 
der einzige, der im Zusammenhang dariiber be- 
richtet, schreibt olme Verstandnis fur eine Ein- 
richtung, die zu seiner Zeit boreits jede politische 
Bedeutung verloren hatte und deren urspriingliches 
Wesen ihm nicht mehr klar war. Die vereinzelten 
Notizen Spiiterer stiften fast mehr Verwirrung als 
Klarheit. So sind wir vielfach auf Vermutungen 
und Analogiesehliisse angewiesen, wobei denn, wie 
begreiflich, die Ansichten weit auseinandergehen. 

I. Die Curien in Bom. Die Curien sind 
Geschlechtsverbande, wie solche bei den meisten 
arisehen Volkern begegnen. Die rOmische Glie- 
derung Gens Curie Tribus flnden wir fast durch- 
gangig, und wie man die Analogie der Curien 
mit den attischen Phratrien von jeher erkannt 
hat (Dionys. II 7. Labbaeus Veteres glossae 
verborum iuris, Paris 1606, 123) , so kann man 
auf dieselbe Linie stellen die sraiotai in Kreta 
(Zitelmann Rh. Mus. XL 1885 Erganzurigsheft 
S. 55), die Oben in Sparta, die indischen vie, 
die eraniscben xantu,-&ie germanischen pagi (skan- 
din. fylki, sysset, angels, scir, slav. pleme; vgl. 
Leist Graeco-italische Rechtsgesch. 105. Bern- 
boft Stadt und Eccht z. rom. Kflnigszeit 145). 
Wir erblieken daher in den romischen oder viel- 
mehr latinischen Curien mit Leist einen Bestand- 
teil der altarischen Grundorganisation. 

Die Ableitung des Wortes ist unsicher. Die 
Alten bringen es ohne Ausnahme in Zusammen- 
hang mit curare (Varro de 1. 1. V 155. VI 46; 
de vit. pop. Rom. bei Non. p. 57. Paul. p. 49. 
Pomp. Dig. I 2, 2, 2. Dio frg. 5, 8. Isid. orig. 
XV 2, 28 = Schol. Bern. Lucan. V 32), und dieser 
Deutung haben sich auch einige Neuere ange- 
schlossen, so Ceci Le Etimologie dei Giurecon- 
sulti, Turin 1892, 118, und friiher Mommsen 
(Rom. Gesch. I 64 ,Pflegschaft' ). Vergleicht man 
aber die attische rpgaroia (Bruderschaft) oder die 
kretische haigia (Genossenschaft), so hat die grOsste 
Wahrscheinlichkeit die Etymologie curia — co- 
viria, volsk. covehriu (Pott Etymol. Forsch. 112 
373. Schwegler E. G. I 496, 8. Biicheler 
Lexie. itai. p. XIV. XXX. Breal Revue arch. 
1876, 244 und Diction. Etymol. latin. Paris 1891, 
440. Herzog Syst. 96 u. a. m.). Andere 
bringen das Wort in Verbindung mit Quiris (Jor- 
dan zu Prellers Rom. Mythol. I 278) oder hus, 
Haus (Corssen Vocalismus 12 354. Vanicek. 
Jordan Henn. VIII 217). Mommsen entscheidet 
sich neuerdings (St.-R. Ill 5. 90 1 fur die Ablei- 
tung von xroo; (vgl. zoioaro;; ahnlich schon friiher 
Lange Jahrb. f. Philol. LXVII 1853, 42). Vgl. 
noch J. Schmidt Ztschr. f. vgl. Sprachf. XXV 
166. BersuDie Gutturalen 39. 118. Schrader 
Spraehvergl. u. Urgesch.2 572. 

Wenn die Tradition allgemein dem Romulus 
die Einrichtung der Curien zuschreibt, so darf 
man darin einen Beweis fur ihr hobes Alter er- 
blieken. Romulus soil das Volk in 30 Curien ein- 
geteilt und diese nach den geraubten sabinischen 



Jungfrauen genannt haben (Cic. de rep. II 14. 
Liv. I 13, 6. Dionys. II 7. Plut. Rom. 14. Pomp. 
Dig. 1 2, 2, 2. Paul. p. 49). Als Tribusnamen sind 
uns folgende bekannt: Poriensis, Rapta, Veliensis, 
Velitia (Pest. p. 174), Titia (Paul. p. 366), Faucia 
(Liv. IX 38, 15), Acculeia (Varro de 1. 1. VI 23), 
Tifata (Paul. p. 49. 131. 366); vgl. Prob. de not. 
G. L. IV 272. Sie lassen jedoch zum Teil 
eine locale Benennung erkennen, und wir werden 

lOjene Ableitung von den sabinischen Jungfrauen 
kurzer Hand ins Reich der Mythe verweisen diirfen. 
Jeder Curie war eine abgesonderte Feldmark an- 
gewiesen (Dionys. II 7), und es ist wohl mOglich, 
ja wahrscheinlich, dass in der altesten Zeit dieses 
Ackerland von den der Curie angehorigen Gentes 
gemeinsam oder, wie bei den Germanen (Caes. 
b. G. VI 22, 2), nach jahrlicher Aufteilung be- 
wirtschaftet wurde, und dass das Sondereigentum 
der einzelnen Gentes erst spater entstand. Jede 

20 Curie bildete eine Sacralgemeinschaft. Sie besass 
ein gemeinsames Local, gleichfalls curia genannt, 
wo ihr Herd (Dionys. II 23) und ihr Altar, die 
mensa eurialis (Paul. p. 64), sich befand (Dionvs. 
II 23. Fest. p. 174. Varro de 1. 1. V 155). Die ■ 
Locale sollen ursprimglich alle zusammen gelegen 
haben, spater aber wegen Raummangels nach dem 
Compitum Fabricium verlegt worden sein; nur 
sieben, fur welche die Exauguration nicht voll- 
ziehbar war, seien in dem alten Local zuriickge- 

30blieben (so Fest. p. 174, wo aber nur vier zuriick- 
gebliebene — Foriensis, Rapta, Veliensis, Velitia — 
genannt werden. Varro de 1. 1. V 155). O. Gilbert 
Gesch. u. Topogr. d. Stadt Rom I 199 sucht zu 
erweisen. dass die curiae veteres und spater die 
novae die Locale waren, in denen die Culthand- 
lungen der vereinigten Curien stattfanden , dass 
aber daneben jede C. noch ihr besonderes Haus 
hatte. Die curiae veteres nennt noch Tac. ami. XII 
24 und das Eegionenverzeichnis zur Regio X Pala- 

40 tium Preller Cod. urb. topogr. p. 14. 15. Victor 
beiPreller p. 41 ; die capitolinische Basis, CIL 
VI 975, aus dem J. 136 n. Chr. nennt einen vipus 
curiarum ivgl. 0. Richter in Baumeisters 
Denkmalern III 1483 und Progr. des Kgl. Gymn. 
zu Schoneberg-Berliu W. 1891). Jordan Topogr. 
I 1, 165 sucht die Curiae veteres in der Nahe des 
Constantinsbogens, ahnlich wie Gilbert Topogr. 

I 130. 213 und 0. Richter a. a. 0., die Curiae 
novae in der Nahe der Porta Capena, Topogr. I 1, 

50 191, im Bezirk des Caelius auch Gilbert Topogr. 

II 126. In den Versammlungssalen fanden die 
geineinsamen Opfermahlzeiten der Curialen statt 
(Dionys. II 23. 65. 66. Paul. p. 49) ; hier wurde 
der limo Quiritis oder Curis geopfert (Dionvs. II 
50. Serv. Aen. I 17. Fest. p. 254. Paul. p. 49. 64). 
Die Sacra der Curien [eurionia sacra Paul. p. 62) 
waren im Gegensatze zu den gentilicischen Sacra, 
welche privat waren. publica (Fest. p. 245. Dionys. 
II 23). An der Spitze jeder Curie stand ein curio 

60^der eurionits, neben dem ein flamcu eurialis 
den Opferdienst versah; ein lietor war ihm als 
Amtsdiener beigegeben, s. Art. Curio. Die Kosten 
bestritt man aus der gemeinsamen Kasse, dem 
aes cur ionium (Paul. p. 49. Dionys. II 23), wel- 
ches nach Dionysius vom Staate gezahlt wurde. 
Uber alien Curien und Curionen stand der Curio 
maximus (Paul. p. 126, s. Art. Curio). Es ist 
mOglich, dass diese Wurde, wie die des Pontifex 



maximus, erst bei Abschaffung des Kflnigtums 
eingerichtet wurde und dass bis dahin der Kflnig 
als oberster Curio fungierte. 

Neben der religidsen Bedeutung der Curien 
stent die burgerliche. Die Beratungen, welche 
am gemeinsamen Herde gepfiogen wurden, er- 
streckten sich in erster Linie auf die gemein- 
samen Interessen der zur Curie vereinigten Ge- 
schlechter, wie das von Genz ganz folgerichtig 
entwickelt worden ist (Das patricische Rom, Berlin 
1878, 33ff.; der Widerspruch von Herzog System' 

I 98, 3 ist unberechtigt). Ob die Curien, wie 
Genz annimmt, eine Controlle uber die Geburten 
in ihren Gentes fuhrten, ob sie bei den Ehe- 
schliessungen mitwirkten (10 Zeugen den 10 Cu- 
rien der Tribus entsprechend), ist fraglich, da es 
uns an Zougnissen hieruber fehlt, aber nach der 
Analogie der attischen Phratrien nicht unwahr- 
scheinlich. Sicher ist, dass sie noch in histori- 
scher Zeit, wie die attischen Phratrien und die 
Hetaerien in Gortyn, bei der Adrogation mit- 
wirkten; s. Art. Calata corqitia. Pernor ge- 
stattet unsere Kenntnis der Curialordnung zu 
Simitthus (CIL VIII 14683; s. u.) den Riick- 
schluss auf die romischen Curien, dass auch sie 
einst Sepulcralgemeinschaften bildeten. 

Als die drei Tribus sich zur Civitas Romana 
vereinigt hatten, bildete die Curienverfassung die 
durch die Verhaltnisse gegebene, natiirliche Glie- 
derung der Biirgerschaft. Aus den Curien wurde 
das Heer gebildet, indem jede Curie 100 Mann 
zum Fussvolk und 10 Mann zur Reiterei zu stellen 
hatte (dies ist fur das Fussvolk nicht ausdriick- 
lich uberliefcrt, wird aber mit Reeht aus Dionys. 

II 7 erschlossen. Mommsen St -E, Ill 104; fur 
die Reiterei Dionys. II 13. Paul. p. 55. Serv. 
Aen. IX 368; vgl. auch Isid. orig. IX 3, 51). 
Auch nimmt man allgemein an. dass aus den Cu- 
rien der Senat gebildet wurde, so dass auf jede 
derselben zehn Senatoren gerechnet wurden (Mom m- 
sen St.-R, III 867, vgl. Fest, p. 246). Wurde 
die gesamte Biirgerschaft versammelt, so war 
sie nach Curien gegliedert und stimmte nach 
solchen. 

Insofern als die Curien Geschlechtsverbande 
waren, konnten in ihnen nur die Geschlechtsge- 
no'sen (Gentiles) Aufnahme fiuden. Zwar ist es 
bei dem Pietatsverhaltnis, durch welches von jeher 
der Freigelassene mit seinem Patron verbunden 
war, nicht undenkbar, dass die Clienten an den 
gemeinsamen Opfern teilnehmen durften (Momm- 
sen St.-R. Ill 66). Aber vollig ausgeschlossen 
ist es. dass sie zur Beratung oder Abstimmung 
zugelassen wurden. Dies ist jedoch nicht immer 
so areblieben. In der historischen Zeit sind die 
Plebeier in den Curien stimmfahig : unsere Uber- 
lieferung kennt keine andern Curiatcomitien, als 
solche, in welchen Plebeier und Patricier gleiches 
Stimmrecht haben . Es ist M o m m s <■ n * Verdienst. 
dies erkannt und in aller Schiirfe zum Ausdruck 
gebracht zu haben (Rom. Forsch. I 140ff., Belege 
namentlich 147, 25). Die Plebeier miissen sich 
dieses Recht in gleicher Weise ertrotzt haben, 
wie das Eherecht mit den Patriciern und den 
Zutritt zu alien Amtern und Priestertumern 
(Mommsen St.-R. Ill 67). Aber wahrend wir 
iiber diese Kampfe in unserer Uberlieferung man- 
nigfache Nachrichten haben, fehlt es an jeder 



Kunde uber den Streit um das Stimmrecht in 
den Curien. Einen sichern Terminus ante quern 
giebt das J. 545 = 209, in welchem zum ersten- 
male ein Plebeier zum Curio maximus gcwahlt 
wurde (s. Art, Curio). Aber wie Mommsen 
(Rom. Forsch. I 183ff. ; St.-R. Ill 151) zeigt, sind 
nach Cic. pro Corn, (bei Ascon. p. 76) und Dionys. 
VI 89. IX 41 bis zum J. 282 = 472 die Volks- 
tribunen in Curiatcomitien gewahlt worden. Schon 

lOdamals also versammelte sich und stimmte die 
Plebs nach Curien. Mommsen glaubt jetzt (St.-R. 
HI 92), die Plebeier hatten das Stimmrecht in den 
Curien erst erlangt nach Erlass der servianischen 
Centurienverfassung und nach Einrichtung des 
Mancipationstestamentes. Das kann richtig sein, 
lasst sich aber nicht sicher erweisen. Vielmehr 
scheint doch der Zeitpunkt der Zulassung der Ple- 
beier zum Stimmrecht in den Curien jenseits aller 
sicheren historischen Traditlonen au liegen, da die 

20 Quellen iibereinstimmend bereits von Romulus, 
dem Begrunder des Staates, den gesamten Populus, 
d. i. Patricier und Plebeier, nach Curien versammelt 
werden lassen (ipsum Romulum traditur po- 
pulum in triginta partes divisisse, quas partes 
curias appellavit propterea, quod tunc reipublicae 
curam per senientias partium earum expediebat. 
et ita leges quasdam et ipse curiatas ad poptdum 
tulit, Pomp. Dig. I 2, 2, 2). Friiher hat Momm- 
sen selbst die Zulassung der Plebeier zur Ab- 

30 stimmung in den Curien vor die servianische Vcr- 
fassung gesetzt (Rom. Forsch. I 146) ; siehe jetzt 
dagegen seine scharfe Bemerkung St.-R. Ill 69, 
1 gegen Soltau Altrom. Volksvers. 88. Fur 
Zulassung der Plebeier zu den Curien sprechen 
sich ansserdem aus Huschke Verfassung d. Serv. 
Tull. 29. 84. Genz a. a. 0. 32. Bernhoft a. 
a. 0. 145; an der alten, von Niebuhr und 
Schwegler entwickelten Ansicht, dass nur die 
Patricier in den Curien stimmberechtigt waren, 

40 hatten fest Herzog Philol. XXIV 1866, 307; 
System I 1014. 1059. Clason t)ber das Wesen' 
der Curien und ihrer Comitien 1871, 4. Lange 
Rom. Altert. I 3 279ff. Vermittelnd Gilbert 
a. a. 0. II 386. 

Eine Vermehrung der Curien iiber die Zahl 
30 hinaus hat vermutlich niemals stattgefunden. 
Wenn Augustin (comm. in Psalm. 121, 7, Tom. IV 2 
p. 1624 Mign.), Ps.-Asconius (Cic. Verr. p. 159 
und 136 Or.) und Paulus (p. 49) von 35 Curien 

50reden oder die Curien den Tribus gleichsetzen 
(Aug. a. a. 0. Paul. p. 54. Isid. orig. IX 4, i), so 
kom'men ihre Zeugnisse der guten Cberlieferung 
gegeniiber, die nie und nirgends mehr als 30 Curien 
kennt, nicht in Betraeht, und Augustin wenigstens 
will weiter gar nichts, als seinen afrk-anischen 
Zuhorern den Begriff tribus durch den ihnen ge- 
lauflgeren der Curie is. u.i erliiutern (\gl. auch 
comm. in Psalm. 75, 1. Tom. IV 2 p. 956 Mign.). 
Daraus den Schluss zu ziehen, dass zu irgend einer 

60 Zeit fur die Plebeier fiinf neue Curien eingerichtet 
oder die Curien in einer der Ccnturienreform aua- 
logen Weise zu den Tribus in Beziehung gebracht 
worden seien, wie das unter andern Ambrosch 
(De locis nonnullis qui ad curias pertinent, Breslau 
1846) und E. Hoffmann in .-einer an Hirnge- 
spinsten reichen gchrift Patricische und plebeische 
Curien (Wien 1879; ahnlich audi Karlowa Rom. 
Rechtsgeschichte I 383) gethan haben, ist ganzlich 



1819 



Curia 



Curia 



1820 



1821 



Curia 



Curia 



182S 



verfehlt. In Eom haben die Curien bis indie VIII 14683), ilforeja (Thamugadi CIL VIII 17906), 

Kaiserzeit hinein fortbestanden, hatten aber ge- Salinensis (in einer Stadt unbekannten Namens 

ringe oder gar keine politische Bedeutung seit CIL VIII 12258; vgl. Ulp. Reg. 22,6), Sexver- 

Einrichtung dor Centurion- und Tribusordnung viana (Mons). Als Beamte und Priester dieser 

(vgl. Art. Comitia). Als Sacralgemeinschaften Curien linden wir magistri, flamines und quae- 

dagegen scheinen sie auch in der historischen stores (s. Art. Curio). Wir sehen die Curien als 

Zeit immer noch einigermassen im Ansehen ge- StimmkOrper bei den Wahlen der Bearaten thatig 

standen zu haben. Sie feierten die beiden Feste in Malaca (Lex Malac. c. 52 — 57). Uber ihre 

der Fornacalien im Februar (Ovid. fast. II 527) rechtliche Stellung sagt J. Schmidt (Rh. Mus. 
•und der Fordicidien am 15. April (Ovid. fast. IV 10 XLV 1890, 608): ,Abgesehen von der auf ihre 

633ff.). Vgl. Marquardt St.-V. Ilia 197. Gil- urspriingliche Bestiramung und Bedeutung sich 

I>ert Topogr. II 129. griindenden, bald aber zu einem leeren Schatten 

II. Curien in den Municipien und Colo- hinabgeschwundenen staatsrechtlichen Stellung 

nien. Die Einteilung der Biirgerschaft in Cu- und von den Diensten, die sie vielleicht der stadti- 

rien hat gleich den iibrigen Institutionen Alt- schen Verwaltung auch spater noch leisteten, 

roms in den Municipien und Colonien, sowohl unterscheiden sie sich nach allem, was wir von 

denen romischen als denen latinischen Rechts fort- ihnen erfahren , wenigstens vom 2., 3. Jhdt. ab, 

gelebt. Doch findet sich daneben auch die Ein- nicht wesentlich von den sonstigen staatlich zu- 

teilung in Tribus, ohne dass ein festes Princip gelassencn Genossenschaften, z. B. den Augustalen, 
crkennbar ware, nach welchem diese oder jene 20 den fabri oder den collegia tenuiorum. Sie hatten, 

Einteilung vorgezogen worden ware. Mommsen wie jene (seit Marc Aurel) das Recht einer ju- 

(Ephem. epigr. II p. 125) vermutet, dass fur Mu- ristischen Person, hatten eine gemeinsame Easse 

nicipia und Colonien latinischen Rechts die Cu- (res curiae, vgl. CIL VIII 1845 [usurae euriales 

rieneinteilung. ftir Colonien romischen Rechts die CIL VIII 11813]), durften Geschenke und Legate 

Tribuseinteilung gewahlt worden sei. In Africa, annohmen (CIL VIII 1845. 4202. 5146. 974. 14613), 

wo die Curieneinteilung in Stadten beider Art hatten ein eigenes Versainmlungshaus (CIL VIII 

ausschliesslich herrschte, sei das Princip durch- 17906), wahlten sich Patrone (CIL VIII 2405), 

brochen worden , weil zur Zeit der tjbertragung ehrten GOnner, sei es ihrer KOrperschaft oder der 

rOmischer Institutionen auf africanische Gemein- Gemeinde, Kaiser und Gotter durch Widmung 
wesen der Unterschied zwischen Municipien und 30 von Statuen und dergl., entweder allein (einzelne 

Colonien bereits verwischt worden sei. In fol- Curien CIL VIII 72. 974. 2405. 2712. 2714 curiae 

genden Stadten kflnnen wir die Existenz von Cu- Sabinae seniores. 5276 singulae curiae singula* 

rien nachweisen : In Spanien : Malaca (Lex Malac. statuas de suo posuerimt. 8655. 11008. 12258. 

c. 52 — 57) und Acinipo (CIL II 1346). In Sar- 14613; curias universae, auch universus populus 

dinien: Colonia lulia Turris Libisonis (CIL X curiarum: 1827 euriales curiarum X. 1828 po- 

7953). In Italien: Lanuvium (CIL XIV 2114. pulus curiarum X. 11332.11344. 11345.11348. 

2120. 2126). In Africa: Abbir Cellae. Althiburus. 11349. 11813. 11814. 12096. 12353. 12354. 14612) 

Municipium Aurel. Commodianum Turca (CIL oder in Gemeinschaft mit andern Korperschaften 

VIII 12353. 12354. 12356), Avitta Bibba (CIL (mit dem ordo CIL VIII 11340; mit den Augu- 
VIII 12269 ?), Cillium, Municipium Cincaritanum 40 stalen CIL VIII 16556—16560), iibernahmen die 

(CIL VIII 14769), Gurza, Hippo Regius. Lam- Sorge fur das Grabdenkmal verstorbcner Curialen 

baesis, Mactar (CIL VIII 11813. 11814), Mididi (CIL VIII 3298. 3302. 3516), erhielten Sporteln 

(CIL VIII 11774), Mons, Muzuc (CIL VIII 12096), (CIL VIII 16556 deeurionibus el lihertis Gaes. 

Neapolis, Rusicade (? Ephem. epigr. V 908 ; die In- n. itemque forensibus et amieis, curiis quoque 

schrift, scheint im Supplementband des Corpus zu et Augustalibus aureos binos el populo vinum 

fehlen), Simitthus (CIL VIII 14612. 14613. 14683), dedit. VIII 16560), veranstalteten besonders haufig 

Sufetula (CIL VIII 11332. 11340. 11344. 11345. gemeinsame Festmahlzeiten, meist auf Kosten frci- 

11348. 11349), Thagaste. Thamugadi (CIL VIII gebiger GOnner, Dedicanten, Legatoren u. s. w. 

17829. 17831. 17906), Theveste (CIL VIII 16556— (CIL Mil 1827. 1828. 1830. 1845.5146. 11813. 
16560), Turcet, Verecunda. Villa magna (CIL VIII 50 12356. 12434. 14613. 17831. 16417.17829), und 

10523). Zucchnris (CIL VIII 11201). Ausserdem hatten, wie dies auch bei den andern Genossen- 

einige Stadte, deren Namen noch nicht bekannt schaften bezeugt ist. besondere Platze bei den 

sind, CIL VIII 11008. 12258. 16417 (vgl. die Liste offentliclien Spielen (CIL VIII 3293).' 

im Index des CIL VIII und bei Mommsen St.-R. Besonders belehrend fiber die inneren V .. 

Ill 90. 1, die wir aus den beiden Supplement- nisse der Municipakurien ist eine Inschrift von 

banden des achten Corpusbandes ergiinzt haben). Simitthus (CIL VIII 14683, besprochen von J. 

Ihre Zahl s.heint. in Africa wenigstens. durch- Schmidt daselbst und Rh. Mus. XLV 1890, 599ff.(. 

gehends 10 betragen zu haben ; dazu stimmt Sie enthalt einen Curienbeschluss der Curia Iovis 

dann vortrefflich der Ordo von 100 Deeurionen. vom 27. November 185 tMateriw et Attire, cos.). 
Von Namen der Curien begegnen folgende : In 60 dem Geburtstage der Stadt. Darin wird bestimmt. 

Lambaesis samtliche zehn: Antoniniana, Augusta. wieviel man zu leisten hat, wenn man eins der 

Aurelia, Hadriana (CIL VIII 18234i. lovia, Mia drei Amter iibernehmen will, Flamen, Magister, 

oder lulia felix. Papiria. Sabiiia, Saturnia, Quaestor. Der Flamen hat drei Amphoren Wein, 

Traiana. In den iibrigen Stadten Africas: Aelia ausserdem Brot, Salz und ciharia zu spenden, 

(Neapolis), Antmiia (Gurza), Caelcstia (Simitthus der Magister zwei Amphoren, der Quaestor zwei 

CIL VLTI 14613 und Turcet), Commoda (Tha- Denare. Es folgen Strafbestimmungen ftir den, 

mugadi), Faustina (in einer Stadt unbekannten der den Flamen mit Worten oder thiitlich ver- 

Namens CIL VIII 11008), Iovis (Simitthus CIL letzt, sodann gegen den Quaestor fur Ungehorsam 



erhiilt- 



gegen Befehle des Magisters, fur Versaumnis der Aurel. 41 ; Tac. 3 vorkommende Benennung c. 

Versammlung (concilium), fur Unterlassung der Pompiliana, der auf Numa deuten wiirde, koimnt 

Ladung (zur Versammlung 1 ?) oder der Todesan- nicht in Betracht) dem dritten Konige Roms zu 

zeige eines Mitglieds des ordo; ferner gegen die (Cic. de rep. II 17. 31. Varro de 1. 1. V 155. Liv. I 

Curialcs fur Entwendung von Wein, fur Beste- 30, 2. Auct. de vir. ill. 4, 3), wogegen Jordan 

chungsversuche des Quaestors (?), fur Versaumnis (Herm. VIII 218; Topogr. I 1, 158) vermutet, 

des Begrabnisses von Verwandten. dass der Name vom Neubau durch ein Mitglied der 

III. Uber die in der spateren Kaiserzeit iib- Gens Hostilia, etwa aus dem 5. oder 6. Jhdt. 

liche Bezeichnung des Senates in den Stadten des d. St., herriihre. Sie war als Templum inauguriert 
Reiches als curia s. Art. Decurio. [Kubler.] 10 (Varro bei Gell. XIV 7, 7. Liv. I 30, 2. Serv. 

4) Bezeichnung einer Reihe von Versamm- Aen. I 446. VII 153. XI 235. XII 120. Cic. pro 

lungslocalen teils sacraler, teils profaner Bestim- Mil. 90; pro domo 131. 137); da das Comitium 

mung (Varro de 1. 1. V 155 curiae duorum gene- hOchst wahrscheinlich (s. 0. S. 71 7f.) ein nach 

rum: nam et ubi curarent saeerdotes res divinas, den vier Himinelsgegenden oriontiertes Rechteck 

ut Curiae veteres, et ubi senatus humanas, tit bildete, wandto sie ihre Front wohl genau nach 

Guria Hostilia). Es werden in Rom folgende Siiden, so dass in alter Zeit die Abrufung des 

curiae namhaft gemacht: Mittags dureh den vor der C. stehenden accensus 

a) Guria Aeculeia, nur genannt bei Varro de consulum vorgenommen werden konnte (Plin. n. h. 
1. 1. VI 23: Angeronalia ab Angerona, mi sacri- VII 212). Uber die Baugeschichte der C. in 
fwium fit in curia Aeculeia. Da dasselbe Opfer 20 friiherer republicanischer Zeit iiberliefern unsere 
von anderen Autoren als in sacello Volupiae dar- Quellen fast nichts. Wenn im J. 263 v. Chr. 
gebracht erwahnt wird (s, Bd. I S. 2190), ist ein M. Valerius Messalla zum Andenken an die Be- 
raumlicher Zusammenhang, wenn nicht Identitat siegung des Konigs Hiero ein Schlachtgemalde 
beider Cultlocale und demnach die Lage der Curia (tabula Valeria:) in latere curiae proposuit , so 
Aeculeia am Abhang des Palatins nach dem Vela- ist dies von einem selbstandig neben dem Gebaude 
brum zu wahrscheinlich. Die angebliche Neben- aufgestellten Bilde zu verstehen (vgl. Rom. Mitt, 
form des Namens c. Oeculeia beruht auf falscher 1893, 93). Einen Umbau, der das Gebaude er- 
Erganzung der luckenhaften Stelle in den Fasti weitert zu haben scheint, erfuhr die C. durch 
Praenestini zum 21. December, wo Mommsen den Dictator Sulla (Cass. Dio XL 49. Plin. n. h. 
(CIL 12 p. 337) vorschlagt: ut qui nojsset n[o- 30 XXXIV 26); doch ging sein Bau schon im J. 54, 
men] oeeul[tum urbis , taceret. Vgl. Gilbert in den Krawallen nach dem Tode des Clodius, 
Topogr I 56. 58. II 104—107. durch Brand zu Grande (Ascon. in Milon. 29. 37. 

b) Curia Calabra, auf dem Capitol, nach Plin. n. h. XXXIV 21. Liv. ep. 107. Appian. bell. 
Mommsens Vermutung urspriinglich fiir die civ. II 21. Cass. Dio XL 49). Die Wiederher- 
Senatsversammlungen bestimmt (daher nach ihm stellung ubernahm des Dictators Sohn, Faustus 
auch bei Liv. XLI 27, 7 einfach als c. bezeichnet), Sulla , und vollendete sie im J. 52 (Cass. Dio 
spater. als bei der wachsenden Zahl der Senatoren XL 49); aber sein Gebaude stand nicht emmal 
der fiaum nicht geniigte und die capitoliuischen 10 Jahre, da der Dictator Caesar im J. 45 im 
Sitzungen in der Cella des nahen Iuppitertempels Zusammenhange mit der grossartigen Regulierung 
stattfanden, nur noch genannt als der Ort, wo 40 des Forums auch einen Neubau der C. in Angrrff 
der pontifex minor an den Kalenden jedes Monats nahm, der dieselbe ganzlich umgestaltete. 
verkiindigte, nonae eius mensis quint anae an Uber die innere Einrichtung der Curia Hostilia 
septimanae sint futurac (Varro de 1. 1. VI 27). wissen wir nur wenig. Sie enthielt emen Vor- 
Nach Macrob I 15, 9f. lag sie in der Nahe der raum (restibulum curiae Liv. II 48, 10. A I 26, 3. 
casa Romuli; genauere Bestiramung der Ortlich- XXII 59, 16. XXX 21 , 4. XLV 24, 12), zu welchem 
keit ist nicht moglich. Erwahnt noch bei Fest. Stufen binauffiihrten (Liv. I 48, 3. Dionys. IV 38. 
p ^49 Hemerol. Praenest. ad kal. Ian. CIL I 2 Zonar. VII 9). Im Vorraume horten die noch 



231. Vgl. Jordan Topogr. I 2, 51. Moram- 



nicht zum Senate gehorigen jungen Manner sena- 

sen St.-Rni 914. 927. torischen Standes den Versammlungen zu, und 

c) Curiae veteres . geraeinsames Cultlocal der 50 hier hatten auch urspriinglich die Volkstribunen 
dreissig Curien. an der Ostecke des Palatins, nach ihren Platz (s. daruber Mommsen St.-E. II 294. 
dem Constantinsbogen zu gelegen (Varro de 1. 1. Ill 931). Die Senatoren sassen. ohne bestimmte 
V 155 Tac. ann. XII 24. Not. reg." X; ein vicus Rangordnung, auf Banken, die Consuln oder der 
curiarum an dieser Stelle auch auf der Basis Praetor, welcher den Vorsitz fiihrte, auf ihren 
Capitolina. CIL VI 975); Reste bis jetzt nicht curulischen Stiihlen in der Mittc der Hmterwand 
gefunden. Ein Teil wurde in nicht niiher ange- gegeniiber der Thiir (Mommsen III 932f.); dass 
gebener Zeit nach dem curiae norac genannten die Vorsitzenden einen etwas erhohten Platz hatten, 
Local beim compitum Fabricium, wahrscheinlich ist an sich wahrscheinlich und wird durch die 
o-eseniiber, am Abhang des Caelius unter S. Gio- Praxis der Kaiserzeit (s. u.tbestatigt. Uber Neben- 
vaiini e Paolo (wo die Basis Cap. einen vicus 60 riiume, Archive u. dgl. sagt unsere tberlieferung 
Fabrici nennt) verlegt (Fest. p. 174). Vgl. J or- nichts, doch konnen sie schwerlich gefehlt haben. 
dan Top. I 1, 165. Gilbert I 126'. 195. 208— Fiir die Einfachheit der Einrichtung ist bezeich- 
213 Mommsen St.-R. Ill 101 : s. audi oben nend, dass jegliche Heizvornchtung iehlte, so dass 
g^ ig^g an besonders kalten Tagen die Sitzung aufge- 

d) Guria Hostilia, spiiter lulia, das Hauptver hoben werden musste (Cic. ad Quint, fratr. II 
sammlungslucal des Senates, am Comitium. Die 12, 1). In der Nahe der C. lag der Warteplatz 
romische Tradition schreibt die Erbauung des Ge- fiir die Senatoren (senaeulum, s. d.) und fur die 
biiudes fast einstimmig (die nur in der Hist. Aug. Gesandten fremder Volker [graecostasts, s. d.). 



1823 



Curia 



Curia 



1824 



1825 



Curia 



Curiata lex 



1826 



Bci der radicalen Umwandlung, die Caesar St.-R, II 932). Der grosso Brand unter Carinus 
firr die Locale der Volksabstimmung plante und beschiidigte die C. erheblich; unter Diocletian 
zum Teil durchfuhrte , war eine Erbaltung des wurde sie wiederhergestellt (Chronogr. a. 354 bei 
alten Comitiums nicht mehr an der Zeit; Caesar Mommsen Chron. min. I 148), der Hauptsaal 
occupierte das Areal desselben grossenteils durch vielleicht zu den Decennalien des Kaisers im J. 305, 
den Neubau seiner C. (s. auch oben S. 717). wo die beiden grossen Basen CIL VI 1204. 1205 
Das Terrain der Curia Hostilia wurde zum Teil dediciert sind (s. Rom. Mitt. 1893, 281), das secre- 
tin einen Tempel der Felicitas (Cass. Dio XLIV tarium durch den Stadtpraefecten Iunius Fla- 
5), zum Teil, wie es scheint, fur das Forum lulium vianus 311. Die constantinischen Regionarien 
beniitzt (s. den Plan Rom. Mitt. 1893 Taf. IVlOnennen senatum und atrium Minervae unmittel- 
und ebd. S. 86). Die neue C, erheblich grosser bar hintereinander. Ende des 4. Jhdts. wird die 
als die Hostilia (Cic. de fin. V 2), war gleichfalls C. haufig genarint wegen des Strcites um den 
als Templum inauguriert (Varro bei Gell. XIV Altar der Victoria, der, nach vielen Verhandlungen 
7, 7). Caesar erlebte nur den Anfang des Baues, zwischen der christlichen und heidnischen Partei 
der dann von don Triumvirn fortgefiihrt (Cass. (Symm. rel. Ill p. 280f. Seeck. Ambros. ep. 17. 
Dio XLV 17. XLVII 19 zum J. 43. 42), aber erst 18 = Migne 1. 16, 96 Iff. Prudentius contra Symm. 
29 von Augustus dediciert wurde (Cass. Dio LI 22. II Iff. Claudian. de sexto cons. Honor. 597 : de 
Mon. Ancyr. 4, 1). Der caesarisch-augustische Bau cons. Stilich. Ill 202), im J. 382 endgiiltig aus 
umfasste ausser dem grossen Sitzungssaal (curia dem Gebaude entfernt wurde (vgl. J. Auer Der 
senates) noch mehrere Nebengebaude, von denen im 20 Altar der Gtittin Victoria in der Curia Iulia, Wien 
Monumentum Ancyranum namentlich das Chalci- 1859. O. Gerhard Der Streit nm den Altar der 
dicum (s. Bd. Ill S. 2042) hervorgehoben wird; Victoria, Siegen 1860. Jordan Topogr. I 2, 252). 
der Hauptsaal war mit Gemiilden des Philochares Anfangs des 5. Jhdts. litt das Gebaude, viel- 
und Nikias geschmiickt (Plin. XXXV 27. 131). Am leicht im Gotheneinfall unter Alarich 410, noch- 
28. August 29 wurde ein Bild und ein Altar der mals durch Brand; im J. 412 stellte der Stadt- 
Victoria in der C. geweiht (Fast. Maffeian. und praefect Fl. Annius Eucherius Epifanius das ,von 
Vatic, z. d. Tage, Mommsen CIL 12 p. 327), die seinem Vorganger Flavianus begriindete, von einer 
von nun an als SchutzgOttin des Hauses gait. Das Feuersbrunst zerstorte 1 secretarium senatus wie- 
aus Tarent stammende (Cass. Dio LI 22) Bild stand der her, wie die bis ins 16. Jhdt. an ihrer Stelle, 
nachHerodian. V 5 h> to~> fieoatzdrq) rov cvyxXr'/rov ; 30 in der Apsis des spater zur Kirche S. Martina 
vgl. fiber dasselbe noch Suet. Aug. 100. Hist. Aug. geweihten Raums, verbliebene Monumentalinschrift 
Alex. 14, Herod. VII 11 und unten S. 1824. Die (CIL VI 1718) besagt, In dieselbe Zeit mochte 
C. wird als Local der Senatssitzungen unter den man dem Schriftcharakter nach die neuestens ge- 
ersten Kaisern oft erwahnt, mit vollem Nanien fundene Inschrift setzen, die von einer Restaura- 
Curia Iulia, z. B. SC. de lucari ludorum saecu- tion der curia senatus durch einen (sonst nicht 
larium (15. Februar 17 v. Chr.) CIL VI 877a bekannten Ncratius luflianusl] spricht (Not. d. 
= Ephem. epigr. VIII p. 245; bei Suet. Calig. 59 scavi 1900, 49. Bull. com. 1900, 15, vgl. Archaol. 
(nach dem Tode des Gaius consules senatum non Anzeiger 1900, 4). In der Epoche des Theoderich 
in curiam, quia Julia vocabatur, sed in Gapi- kommt fur das Gebaude gelegentlich die Bezeich- 
tolium convocarunt). Wie es scheint, litt die C. 40 nung Atrium lAbertatis vor (Cassiod. var. VIII 
in den Biirgerkriegen des J. 69, wohl gleichzeitig 10. 11; vgl. aula Libertatis VI 15, 3, curia Libcr- 
mit dem Brande des Capitols; Domitian stellte tatis VI 15, 3. IX 25, 3, s. Mommsen Herm. 
sie wieder her (Chronogr. a. 354 bei Mommsen XXIII 631 und im Index z. Cassiod. p. 507); sonst 
Chron. min. I 146; daraus Hieronym. ad a. Abr. heisst der Senatssaal noch correct (SovXevzijQi.ov 
2105 u. a,). Das Bild dieser domitianischen C. bei Procop. bell. Goth. I 25, aber auch ad pal- 
zeigt uns das Relief der einen Forumsschranke mam (Exc. Valesiana 66. Acta S. Restituti 29. 
(Jordan I 2 Tf. zu S. 219) als einen tempelartigen Mai p. 12) oder ad palm am auream (Vita Ful- 
Bau korinthischer Ordnung, mit hoher Freitreppe gentii Ruspensis c. 13j, vielleicht von einem nahe- 
davor. Es scheint, dass der Kaiser bei dieser Wieder- gelegenen Palast, domus palmata (vgl. Jordan 
herstellung ein Bild seiner besonderen Schutz- 50 Topogr. I 2, 258f. De Rossi Bull. com. 18*7, 
giittin Minerva im Chalcidicum aufstellen liess, 64—66. 1889, 363). Nach dem Fall des Gothen- 
welches seitdem auch Atrium Minercae heisst reiches verfidete das Senatshaus, und Anfangs des 
(vielleicht bezicht sich auf eine spate Erneaerung 7. wandelte Papst Honorius I. den grossen Saal 
die Inschrift CIL VI 526, vgl. Rom. Mitt. 1893, in eine Kirche des Martyrcrs Hadrian, den kleineren 
280). Im 2. und 3. Jhdt, wird die C. erwahnt (secretarium) zu einer der hi. Martina um (De 
z. B. im SC. de nundinis saltus Beguensis, CIL Rossi Bull. com. 18*9. 63), als welche sie noch 
VIII 270, in der Prescription der Saecularacten jetzt bestehen. 

des Severus (Ephem. epigr. VIII p. 278 in co- Die Reste der Curia Iulia waren Anfang des 

initio in curia Iulia). in der Biographic des 16. Jhdts. noch weit besser erhalten, als jetzt. 
Claudius Gothicus 'c. 3 rlipe.mn aureum senatus 60 Baldassare Peruzzi und Antonio da Sangallo (Ar- 

fotius iudieio in Romana curia contocatum est) chitecton. Handzeichnungen in Florenz , Uffiz. 

und sonst in der Hist. Aug. (Marc. 10; Pertin. 389. 625. 687. 896. 1123. 1143. herausgeeeben 

4. 13; Didius Iul. 4; Sever. 7; Carac. 2; Geta von Lanciani L"aula del Senate Taf. IL III) 

6. 7; Heliog. 12; Maximin. 12). Die severischen sahen sowohl hinter S. Adriano, als auch zwischen 

Saecularacten bezeugen , dass die Consuln den C. und Secretarium manche wichtigen, jetzt ver- 

Sitzungen auf einer Estrade isugge.itus, vgl. Flor. schwundenen Bauteile. Vieles ward zerstort, als 

II 13. Cass. Dio LIX 26) prasidierten (Momm- unter Sixtas V. der Cardinal Bonelli die nach 

sen Ephem. VILT p. 297 zur Berichtigung von ihm benannte Strasse zwischen S. Adriano und 



S. Martina durchlegte; dann als unter Urban VIII. 80. 81. Ascon. in Milon. 46. Cass. Dio XLIV 16 

S. Martina (um 1634) und wenig spater (1654) Chronogr. a. 354 bei Mo mm sen Chron. min. 1 145). 

b. Adriano modernisiert wurden. Unter anderem Sie wurde dann als locus sceleratusverm&uert (Suet 

fielen diesen Bauten der Barockzeit die Apsis von Caes. 88; falsch Appian. b. c. II 147 xb povXsv- 

i>. Martina nut der Inschrift des Epiphanius, wie zt/gtov . . . xaxe<pXe£av), die ursprunglich dort auf- 

auch die antiken Bronzethiiren von S. Adriano gestellten Kunstwerke anderswohin versetzt (Suet 

zum Opfer (letztere jetzt modern umgestaltet in Aug. 31 : Statue des Pompeiiis contra regiam 

S. Giovanni in Laterano). Die wahre Bestimmung eius theatri; Plin. XXXV 35 Polygnoti tabida 

des Gebaudes wurde verkannt, es figuriert in den est in portieu Pompei quae ante curiam eius 

Astygraphien des 17. und 18. Jhdts. als aerarium, 10 fuerat). Genau die Lage innerhalb der Pompeius- 

als tempio di Vulcano, tempio di Saturno oder bauten anzugeben ist bis jetzt nicht mOglich; 

unter anderen falschen Namen. Die wahre Be- vgl. Becker Topogr. 615. Gilbert III 169. 325! 

deutunghat zuerst Detlefsen erkannt; ihm fol- f) Curia Saliorum, auf dem Palatin , Auf- 

gend haben Jordan und Lanciani die Details bewahrungsort des Augurenstabes des Romulus, 

der Frage weiter ins Klare gestellt. der hier unversehrt einen Brand iiberdauerte, Cic! 

Die diocletianische C. (S. Adriano) prasentiert de div. I 30. Val. Max. I 8, 11 (das Wunder 

sich als ein Ziegelbau, dessen Front im untersten auch Dionys. XIV 5 u. a., ohne Angabe des Ortes). 

Teile mit Marmorplatten (s. die Photographie Bull. Die Lage nicht genauer nachzuweisen- verfehlt 

comun. 1900 Taf. Ill), weiter hinauf mit Stuck- Gilbert Topogr.III 424, vgl. 149. 140. [Hillsen 1 

werk, das Quaderbelag nachahmte, bekleidet war 20 5) Curia Tifata s. u. S. 1844. 

(Zeichnungen von Giov. Colonna, 1554, cod. Vat. Cariales s. Decurio. 

7721, und von dem sog. Destailleurschen Anony- Cnrianum promuntorium (Kovoiavdv axgov) 

mus im Berliner Kunstgewerbemuseum, s. L an- an der Mundung der Gironde heut Cap Ferret 

ciani Ruins and Excavations 266). Der Mitte Ptolem. II 7, 1. Marcian. Heracl. peripl. II 20 

vorgelagert war eine Freitreppe von wenigen p. 551, 29. Desjardins Geogr. de la Gaule I 

Stufen (s. Bull, comun. 1900 a. a. O.), die zum 261ff. II 420. flhrnl 

Haupteingang ffihrte. Vom Inneren haben die Carl aims s. Asudius. 

neuesten Ausgrabungen einen Teil des Paviments Curiata lex. Konigszeit. Nachvollzo- 

und des Wandsockels, beide aus kostbaren Mar- gener Wahl des Konigs erfolgte die Bestatigung 

morsorten, zu Tage gefordert (Archaol. Anzeiger 30 durch die patres (s. den Art. Auctoritas Nr. 2) 

1900, 4), ausserdem hat der Anonymus Destailleur und die Einholung der C. L., deren Bedeutung 

von den Marmorincrustationen der oberen Wande viel umstritten ist, seit Sigonius und Gruc- 

Zeichnungen (Lanciani a. a. O.); gedeckt war chius daruber disputierten (die betr. Schriften 

der 51x28 m. grosse Saal mit einem Tonnen- in Graevius Thes. I 815-1005). Auf Grand 

gewolbe, das wahrscheinlich vergoldete Lacuna- einiger Stellen in Ciceros wieder entdeckter Schrift 

rien hatte (eamara auri fulgore splendens, In- de republica erklarte Niebuhr R. G. 15 190 es 

schrift gefunden 1654 in S. Hadriano, CIL VI nicht fur zweifelhaft, dass die auctoritas pa- 

30314). Wahrscheinlich hinter dem grossen Saal trum bei Livius (z. B. I 17, 8: deereverunt ut, 

lag das Chalcidicum (s. Bd. Ill S. 2042), links cum populus regem iussisset, id sic ratum esset, 

(nordlich) neben ihm ein Saulen- oder Pfeilerhof 40 si patres auctores fierent. I 22, 1 : Tullum Ho- 

(Htilsen Rom. Mitt. 1892, 279). Das Secretarium stilium . . regem populus iussit, patres auctores 

selbst war ein Bau aus Quadern und enthielt im faeti, vgl. I 32, 1. 47, 10) und bei Dionysios (II 60 : 

Inneren einen 10 X 22 m. grossen Saal mit Apsis, x&v xargixicov f.MxvQ(t>oavx<ov xa. bu^avxa xcp siXn- 

der jetzt bis auf wenige in die Unterkirche von #«), die Bestatigung der Patricier, genau das nam- 

S. Martina verbaute Reste verschwunden ist. Ob liche sei, was Cicero die /. c. de imperio nenne; 

an diese anschliessend weitere Raume fiir Zwecke eine solche habe zuerst Numa veranlasst. Cic. de 

des Senats vorhanden waren , lasst sich beim rep. II 25 : Xumam . . regem . . patribus aue- 

jetzigen Stande der Ausgrabungen nicht ent- toribm sibi ipse populus adscirit eumque ad 

scheiden. regnandum .. Romam Curibus a-ceivit; qui ut 

Litteratur: Reber Die Lage der Curia Ho- 50 Awe renit, quamquam populus curiatis turn eo- 

stilia und Iulia, Munchen 1858. Detlefsen Ann. mitiis regem esse iusserat, tamen ipse de suo 

d. Inst. 1860, 128—160. Lanciani L'aula e gli imperio. curiatam legem tulit, vgl. betreffs der 

Uffici del Senate Romano (Memorie dell' Aca- folgenden Konige II 31 ; Ttdlum Hostilium po- 

demia dei Lmcei vol. XI 1883, 3—21); Ruins pulus regem comitiis curiatis creavit isque de 

and excavations (1897) 263— 267. Hiilsen Rom. imperio suo.. populum consuluit curiatim. II 

Mitt. 1S93, 81f. 278f. The'denat Le forum 33: rex a populo est Aneus Martins constituius 

102—115. Not. d. scan 1899, 431f. 490ff. 1900, itemqw de imperio suo legem tulit. II 38. Die 

48f - Niebuhrsche Ansicht hat zunachst viel Zustim- 

e) Curia Pompei, em Saal mit Exedra (Pint. mung gefunden, u. a. bei Gottling, Walter 

Brut. 14 1, den Pompeius im Zusammenhang mit 60 (der "S. 38 zwar die voUkommene Gleichsetzung 

seinen grossartigen Portiken hinter der Scene des beider Acte nicht billigte, doch seien sie in der- 

Pompeiustheaters im Marsfelde fiir (extrapomeriale) selben Versaramlung und regelmassig gleich hinter- 

Senatssitzungen erbaut hatte. In ihr fand die einander erteilt), ist von Becker gegen Einwande 

Sitzung am 15. Miirz 44 statt, in der Caesar vor verteidigt und von Schwegler ausfiihrlichst be- 

einer in der genannten Exedra aufgestellten Bild- grundet worden, allerdings spater (112 172) unter 

saule des Pompeius ermordet wurde (Cic. de divin. einer gewissenEmsehrankung. Gegen die Identificie- 

II 23. Nic. Damasc. Caes. 23. Appian. b. c. II 115. rung wandten sichHuschke, Rubino, BrOcker, 

Liv. epit. 116. Plut, Caes. 66; Brut. 14. Suet. Caes. Mommsen, Ihne, Soltau, Herzog, Karlowa. 

Pauly-WiBSOWa IV 5g 



1827 



Curiata lex 



Curiata lex 



1828 



Die Thatsache, class nach der Wahl Livius nur anderangen von Huschke und Lange I 387 sind 

die auetoritas patrum, Cicero nur die I. c. er- nicht nOtig) curiata datur lege, jedoch fur solcne 

wahnt, hat verschiedene Brklarvmgen gefunden. Beamte, die kein ius agendi eum populo hatten, 

Nach Mommsen ROm. Forsch. I 248 brauchte mussten hehere den Antrag stellen ; so der Consul, 

Livius desCurienheschlusses nicht zu gedenken, ,da wie schon Rubino 393 vermutete, fiir die Quae- 

dieser von Haus aus eine wesentlich formale Bedeu- storen, deren das Curiatgesetz nach Tac. ann. At 

tung gehabt', ebenso halt Her zog I 62, 3 die Diffe- 22 : quaestores regibus etiam turn imperanttbus 

renz nicht fiir bedeutsam , da Livius die einzelnen instituti sunt, quod I. c. ostendit a Bruto repe- 

Wahlacte auffiihren wolle, Cicero hingegen wegen tita ausdrficktich gedachte, so der Praetor fiir die 
der in den politischen Kampfen seiner Zeit Ofter 10 ausserordentliche Commission der Xviri desser- 

umstrittenen I. c. mehr Interesse fiir diese gehabt vilischen Gesetzes, Cic. de lege agr. II 28 :_ tubet 

habe, wahrend Karlowa I 29, welcher der Nicht- ferre legem de his (Xvirisagris dandis) euriatam, 

erwahnung der I. e. bei Livius und Dionysios praetori imperat . . tubet qui primus sit praetor 

mehr Gewicht beimisst, zu der freilich bedenk- foetus eum legem euriatam ferre, si is ferre 

lichen Annahme kommt, ,dass dem altesten Staate non possit qui postremus sit. 

der 30 Curien die Scheidung zwischen potestas Eine Frist, binnen welcher die L. c. emge- 

und imperium unbekannt war'. Dass die Ertei- holt werden musste, war nicht f estgesetzt ; zu- 

lung der I. c, welche der erwahlte Konig selbst nachst geschah es wohl unmittelbar nach dem 

bei den Curien behufs Ubertragung des imperium Amtsantritt, Liv. Ill 27, 1. IT 14, 1, spater nach 
beantragte, damit das Volk sich zu Gehorsam 20 Verlegung dieses Terrains auf den 1. Januar, am 

und Heeresfolge Offentlich und feierlichst ver- 1. Marz oder bald darnach (Bedenken aussert 

pflichtet — Herzog 1 114 hebt die Wichtigkeit Herzog I 587). Gewohnlich wartete man _ den 

eines solchergestalt vollzogenen GelObnisses in niichsten dies eomitialis ab, Liv. XXII 35, 4; 

schriftloser Zeit hervor — , ein besonderer von das frMmradmww war nicht zubeobachten. Momm- 

der auetoritas patrum verschiedener Act war, sen St.-R. I 610 will aus Dio XXXJX 19: ovx 

ist ferner notwendig anzunehmen, wenn, wie o. da (KlcbSws) t6v (poaxQiaxov vopov sseve X »rjrai • 

S 682 bemerkt, die Curiatcomitien aucb Plebeier nolv yap ixcivov te&ijvai, ovt alio « xow onov- 

umfassten, sodann weil die Bestatigung der patres daicov ev to) xoivy noax&rjvai oi're oixnv ovde- 

nur auetoritas heisst, der Curienbeschluss hin- filar eoax&yvai l$ijv schhessen, dass in spater er 
<*egen als Beschluss der Gemeinde nie anders als 30 Zeit fiir alle Beamte zugleich die Ubertragung 

lex Mommsen R F 1249. Andere Griinde stattfand. Daraus geht ferner hervor, dass es sich 

ero'rtert eingehend Soltau 112ff. 125ff., der auch von selbst verbot, allzu lange zu warten denn 

Clasons, Peters und Langes vermittelnde An- wichtige Functionen konnten erst nach Erteilung 

sichten kritisiert. der L. c. vollzogen werden, namentlich die mili- 

Republik Wie einst die Konige, haben auch tarischen, Cic. de leg. agr. II 30: consult, si legem 

die Beamten der Republik sich nach der Wahl euriatam non liabet, attingere rem militarem 

an die Gemeinde gewendet, ihnen das imperium non licet. Liv. V 52,15: comitia curiata, quae 

formell zu bewilligen. Rubino 373f. fasst im- rem militarem continent — die wenigen Male, 

perium hier in streng technischer Bedeutung als wo in Notfallen (vgl. Mommsens ErOrterung 
hohe obrigkeitliche Gewalt fiber die Burger, ebenso 40 St.-R. I 612) ein militansches Commando ohne 

Karlowa I 130. S. den Art. Imperium. Der Curiatgesetz ausgefibt wird, so von C. Flammms 

Antrag geht an die Curienversammlung , daher 537 = 217 Liv. XXI 63, von C Lentulus und 

der Name des Gesetzes c. /. - der meist ge- M. Marcellus 705 = 49 Dio XLI 43, bestatigen 

brauchte Zusatz de imperio ist nach Mommsen nur die Regel — ebenso war Jurisdiction vorner 

St.-R. I 588 trotz der angegebenen Cicerostellen unzulassig, Liv. IV 14, 1. Cic. de leg. agr. II 

durchaus kein allgemein notwendiger und bei 28. Wurde denselben Beamten das Imperium 

Aedilen und Quaestoren geradezu unrichtig, vgl. prorogiert, so erfolgte seit 539/40 = 215/214 keine 

auch Karlowa I 132 — , nur beziiglich der Cen- neue L. c. Fest. p. 351 : [Transit imperium nee 

soren an die Centurien, Cic. de leg. agr. II 26 : denuo l]ex curiata fertur, quod (Hs. quo) Han- 
maiores de singulis magistratibus bis vos sen- 50 nifbal in vicimtate] Romae eum esse, t nee ex 

tentiam ferre (fiber diese mehrfach missverstan- praesidi[is tuto deeedi posset], Q. iabius Ma- 

dene Stelle treffend Rubino 379ff. und Soltau ximus Verrufcossus M. Claudius MaJrceUus cos. 

120) roluerunt: nam cum centuriata lex censo- facere in[stituerunt] , vgl. Mommsens lirgan- 

ribus ferebatur, cum curiata ceteris patriciis zung, Forsch. II 412; St_-R. 1 613. *abms be- 

magistratibus. turn iterum de eisdem iudieabatur, sass dasselbe als Consul des J. 53 J - <21&. Mar- 

>,t esset reprehendendi potestas. si pojndum bene- cellus als Inhaber der proconsulariscnen bewalt; 

ficii sui paeniteret. In jedem Falle war aber der obwaltenden militarischen Schwierigkeiten 

die Erledi<mng desselben nur in Rom moglich. halber hielten sich beide Anfang des J. 540 = 

Natiirlich konnte der Beamte selbst den Antrag 214 fiir bereehtigt, keine neue C. L zu bean- 
nur stellen, wenn er zustandig war, die Curien 60 tragen , denn wie Mommsen torscn il 413; 

zu versammeln, so der Consul (Cic. de leg. agr. Rechtsfrage zwischen Caesar und dem benat it 

II 30. Tac. ann. XI 22), der Dictator (Liv. IX ausffihrt, das Imperium war der 4eit nach nicht 

38, 15) ; Stellvertretung bei solcben Magistraten absolut begrenzt, sondern dauerte, bis der Mch- 

war wohl unzulassig. Ebenso war die C. L. er- folger eintraf, mithin ihnen nicht entzogen. Her- 

forderlich fiir die geringeren Magistrate, denen zog I 679 setzt einen Senatsbeschluss als not- 

kein imperium, sondern nur eine potestas zukam, wendig voraus und erganzt die Festusstelle dem- 

Gell. Xin 15, 4 minoribus ereatis magistratibus entsprechend. Vermuthch ist im letzten Jahr- 

tributis comitiis magistrate, sed iustus (Text- hundert der Republik, seit das Verbot, zwei patri- 



1829 



Curiata lex 



Cunatius 



1830 



«ische Jahresamter unmittelbar nach einander zu keine Wahlen abhalten , trotzdem alle iibrigen 

bekleiden, nicht mehr beachtet ward, ebenso ver- massgebenden Factoren vorhanden waren, Dio XLI 

fahren. Dass die C. L. KOnigen und Beamten 43 und die naheren Ausfuhrungen Rubinos 370ff. 

jemals verweigert worden ware, ist nicht bezeugt ; Lange III 410. 424. In der Kaiserzeit sind 

dass aber fiberhaupt kein solcher Fall vorgekommen keine Spuren dieser C. L. noch erkennbar; andere 

sei, soil deshalb nicht behauptet sein. Wenn auch Curiatgesetze in Geschlechtsangelegenheiten oben 

Cicero de lege agr. II 26 (s. o.) der Gemeinde eine S. 685. 

reprehendendi potestas in diesen Comitien zu- Litteratur: C. F. Schulze Von den Volks- 

schreibt, so bedeutet das keineswegs die Ungfil- versammlungen der ROmer 287ff. GottlingGesch. 
tigkeitserklarung der Wahl. Mommsen St.-R. 10 der r&m. Verf. 261ff. 309. Peter Epochen 14. 

I 613. Soltau 119. Karlowa I 84. Schon Walter Gesch. des r(5m. Reehts 13 38. 99. 169. 

Rubino 386 warnte davor, aus diesem Ausdruck Becker Handb. II 1, 316. Schwegler R. G. II 2 

die strengsten Folgerungen abzuleiten. Dass 159ff. 171. Huschke Verf, des ServiusTullius403ff. 

Schwierigkeiten bei Erledigung der L. c. sich aus Rubino Untersuchungen I 360ff. BrOcker Alt- 

ungiinstigen Auspicien ergeben konnten, ist selbst- rOm. Verf. 64 — 100. Lange R. Alt. I 3 285. 300ff. 

redend, Liv. IX 38, 15: eil.c. de imperio ferenti 404. 407. 459. II 64. Ill* 164. 345. 410. 424. 

triste omen diem diffidit. Dio XLII 21. Lange 430. Mommsen Rom. Forsch. I 247ff. II 407ff.; 

m 430. Die tribunicische Intercession hat, wie St.-R. 13 609—614. 631. II 38. 876. Clason 

Cic. de leg. agr. II 30: consulibus I. c. ferentibm Krit. Erfirterungen 61-68. Ihne Rh.Mus. XXVIII 
a tribunis plebis saepe est intereessum hervorhebt 20 356. Soltau Altrflm. Volksvers. 109—119.125. 

(vgl. Dio XXXIX 19), nicht selten Verzogerung 156. 179. Herzog R. St.-V. I 61. 111. 113. 138. 

bewirkt. Nach Genehmigung der C. L. wurde der 583. 586. 677—680. 1060—1062. Karlowa R. 

Beamte erst magistratus optima lege, optimo R.-G. I 29. 84. 129ff. W. Allen Transactions of 

iure, Cic. Phil. XI 12; de leg. agr. II 29, vgl. the Ameiic. Philol. Assoc. XIX. Ad. Nissen Bei- 

Messalla bei Gellius XIII 15, 4 magistratus . . trage zum rOm. Staatsrecht § 4f. [Liebenam.] 
iustus curiata datur lege. Liv. XXII 1, 5. Cic. Curiatius. Der Name wird in der r&mischen 

de leg. Ill 6 : iusta imperia. Cberlieferung zuerst bei der Geschichte des dritten 

Der Inhalt der C. L. ist dem Wortlaute nach Konigs Tullus Hostilius genannt , als man den 

nicht bekannt. Mag dieselbe zu Anfang der Re- Streit mit Alba Longa ran die Oberherrscbaft 
publik, wie Herzog I 138 will, mit besonderer 30 durch einen Zweikampf auserwahlter Krieger zu 

Wichtigkeit behandelt sein, um sich bei der Ver- entscheiden beschloss. Liv. I 24, 1 leitet dessen 

fassungsanderung ,des Einverstandnisses der Alt- Erzahlung ein: Forte in duobus turn exercitibus 

burgerschaft zu versichern', in den weiteren Jahr- erant trigemini fratres nee aetate nee viribus 

hunderten ist sie immer mehr zur Formalitat ge- dispares. Horatios Guriatiosque fuisse satis 

worden, namentlich bei den niedern Beamten. constat, nee ferme res antiqua alia est ', nobilior ; 

Das zeigt sich auch ausserlich, indem nicht mehr tamen in re tarn clara nominum error manet, 

die Curien selbst sich zu dem Acte versammeln, v.trius popidi Horatii, utrius Ouriatii fuerint. 

sondern als deren Vertreter 30 Lictoren , wie denn auctores utroque trahunt, plures tamen invenio, 

fiberhaupt curiata comitia tantum auspieiorum qui Bomanos Horatios vacant; hos ut sequar, 
causa remanserunt, Cic. de leg. agr. II 27. 31 40 inelinat animus. In den uns vorliegenden Dar- 

(s. o. S. 686). In der Zeit nach Sulla haben die stellungen ist jede Spur von dieser Unsicherheit 

Consuln, so lange sie in der Stadt amtierten, die verwischt; die Horatier werden durchweg als die 

L. c. gar nicht mehr nachgesucht. Romer und die Curiatier als die Albaner be- 

Uberdies wurde, um den geflissentlich bereiteten trachtet. Die Tradition ist fiberhaupt so gleich- 

Schwierigkeiten wahrend der Parteistreitigkeiten lautend und einstimmig in der Erzahlung von 

in der sinkenden Republik wirksam zu begegnen, dem Zweikampfe der Drillinge und dessen Folge, 

von der L. c. dispensiert, so dass der Beamte auch dem Schwestermord des Horatius, dass die voll- 

ohne deren formelle Erteilung Inhaber des Im- standige Ausbildung der Sage fiber die Zeit der 

perium war. Cic. de leg. agr. II 29: si ea (L. c.) ersten schriftlichen Aufzeichnung hinausreichen 
lata non erit, turn ii decemviri, inquit, eodem 50 muss. Nach der friihesten litterarischen Fkierung 

iure sint quo qui optima lege . . . quid attinet sind nur wenige und unbedeutende Ztige hinzu- 

tertio eapite legem c. ferre iubcre cum quarto geffigt oder modificiert worden; so fehlt bei Li- 

permittas, ut sine lege c. idem iuris habeant, vius und anderen Autoren der von Dionys. Ill 

quod haberent, si optima lege a populo essent 13, 4 und kfirzer von Zonar. VII 6 erzahlte, an- 

creati? Ob aber Sulla eine solche allgemeine Be scheinend auch dem Colum. Ill 8, 1 (eximme 

stimmung fiir das proconsularische und proprae- fecunditatis Albanas Guriatiae familiae trige- 

torische Imperium getroffen, stent dahin; vgl. minorum moires) bekannte, dass die Mutter der 

Mommsens ErOrterung St.-R. I 614 fiber die romischen und der albanischen Drillinge Zwillings- 

Machinationen des Appius Claudius im J. 700 schwestern gewesen seien, nach Dionys Tochter 
= 54, Cic. ad fam. I 9, 25; ad Q. fr. HI 2. 3;60eines Albaners Sicinius, und so giebt nur Schol. 

ad Att. IV 16, 12. Lange III 345. Karlowa Bob. Milon. p. 277 Or. dem einen Albaner, dem 

I 132. Unbedingt nOtig blieb die C. L. stets Verlobten der Romerin, einen Vornamen, den alter- 

fiir die Praetoren behufs Iurisdiction (Dio XXXIX tumlichen Attus. Eine Analyse der bekannten 

19) und fur die Beamten, welche die Centuriat- Erzahlungen wird passender in dem ArtikelHora- 

comitien versammeln wollten; daher konnten die tius gegeben; ffir jetzt genfigt es, fiber die Cu- 

Pompeianer, die so schnell die Stadt verlassen riatier zu bemerken: obwohl manche neuerdings 

hatten, ohne dass die Consuln ffir sich und die gegebenen Auslegungen (Pascal Rendiconti della 

Statthalter die C. L. beantragten, in Thessalonike accad. dei Lincci 1896, 139ft. Pais Storia di 



1831 



Curiatius 



uunauus 



Roma I 1, 295ff.) vie! zu writ gehen und abzu- 4ff. . Dass der Name auf histonscher ttber liefe- 

lehnen sind so 1st es jedenfalls riehtig, dass sich rung beruht , karm bezweifelt werden ; sollte & 

die Sa/e nach hrem ersten Emporkeimen aus aber der Pall sein, so wfirde das Auftreten ernes 

eLnefwXlnrgewisseDenkmalerangelehnt plebeUchen C. in so fruher Zeit die Bedenken 

mfd T *Z weite^erankt hat. In der wich- gegen die Existed emer patncischen Gens Cunatia 

Wen Gruwe solcher Monumente flndet sich ein noch verstarken. Vielleicht ist aber diese Per- 

AHar des Ianus Curiatius (Pest. p. 297. Schol. sOnlichkeit nur rm Hmbhck auf Nr. 3 von einem 

Bob a Monys III 22, 7); mag auch die Er- Annalisten erfunden [Munzer.] 

Sung dieses Be namens des Gottes, die Lydus 5) C. Curiatius Cosanus Mitbesitzer ierfig- 
de mefs. IV 1 p. 63 Wunsch aus Cornelius Labeo 10 Knae ^nianae ™\™fi %^M 

ffiebt wertlos sein, so ist der Bemame jedenfalls stempel CIL XV 9b— W£. lUb. 111. i/4Ui.i, worn 

Sent von to albanischen Drillingen genommen, identisch mit dem im J 113 genannten Gurato 

2rn umffekehrt aus ihm deren Name er- von Caere, Curiatius Cosanus (CIL XI 3614 

Sotsen S Wenn Liv. I 30, 2 und Dionys. derselbe Mann in einer Inschnft aus Amelia XI 

m 29 7 die Curiatier unter den albanischen Ge- 4347); vgl.DresselsBemerkungenCIL XVp. 25. 

schlechtern aufffihren, denen Tullus Hostilius bei _ . ^oag.J 

der tWedkng nach Rom den Patriciat ver- 6) P. Curiatius Fistus Trigeminus wd von 

lien sotat das gewiss nur aus der Sage heraus- den Fasti Cap. (P. Our*aH[us . . .f- . .]n. 

Jespomien, und um diese zu bekraftigen, ist man Pistus Trigeminus/ vgl Chronogr. ^™>- 
Sweite'r gegangen. Man hat in die Consulate- 20 Mat Festo. ^ Chron. Pasch JW Dio^XII 

fasten der fitesten Zeit einen Curiatius Trige- 7, 1 T&ye/iivov). Liv 111 M, 1(1. Vuna 

minus eingeschmuggelt (Nr. 6), und die im An- tins, vgl. Cassiod.) als Consul 301 =.453 und von 

Wdes 6 Jhdts d. St. wirklich lebenden Cu- Liv. Ill 33, 3 (P. CuriaUus) als emer der De 

riatii eine unbedeutende plebeische Pamilie, haben cemviri legibus scribundis 303 = 451 verzeichnet 

dieles Cognomen und ohne Zweifel die Abstam- deren Liste in den Fasti Cap. und bei Diodoros 

mung von den verschollenen Helden der Sage fur unvollstandig erhaltenist. Dagegen nennt . Dioiiys 

rich in Anspruch genommen. In Wirklichkeit X 53. 56 in beiden Magistra scol egien an Stelle 

hat nte ein patricisches Geschlecht dieses Namens des P. Curiatius einen 7W«o S Oe<mo S . Seme 

exisHert [Miinzer.] Angabe ist keineswegs glaubwurdiger wie die 
1) Curiatius, von Pestus an drei Stellen alsSOamlere, sonderneher eine noch jiingere Interpola- 

Gewahrsmann fur Etymologien angefiihrt, von tion, aber ihr Gewahrsmann muss doch das Ge- 

denen d^eine (Pest, p 355 a 6 turmam equi- fiihl oder Bewusstsein gehabt haben dass bei dem 

umdMamZseait Curiatius quasi terimam, Namen des Consuls C. etwas nicht in Ordnung 

auZltrlii equites ex tribus libubus Titierl sei, und wollte _ vielleicht erne Falschung durch 

I Zi RaliuJl^cerum fiebant; itaque primi Conjectur beseitigen. Der in den Pasta Cap. ^ 

singular*** decuriarum decuriones dieti, qui ex lieferte erste Bemame des C ^J^^^ 

eo in singulis turmis sunt etiam nunc terni) von Strab. V 230 als Ort des Ambarvalienlestes 

wortlich mit VarVo de 1. 1. V 91 (turma terima, genannten ^ow irgendwie zusammenhangen ; em 

E in U Ziit auodter deni u. s. w.) iiberein- Argument zu Gunsten der Tradition ist daraus, 
stiZt- vg dafu L Mercklin De' Varronis 40 dass er unerklarlich ble bt mcht zu entneW 

traTafe o scribendi genere (Dorpat 1858) 7ff. An Auch der Name des Amtsgenossen des C ist 

ff^Ufef^ *t ^nrSus^rS 1 1 ^J^TL 

SXv^eSrifin^is 1 " SilSS im \ f f CJ (die «r ^^^f 

Flaccus vermittelt hat (s. namentlich p. 166 b 2 entscheidende Stelle riehtig erklait von E. Hor- 

?JS appXntur vulgo fullones, ut ait Curia- den Antike Kunstprosa I 32o 2, m semen. Hausc 

Z qtJnawi non lint, id quod est nullius spielenden Dialogus de • ^to'ibus d « J^ 

vreti idem sentit et Cincius. quidam aiunt nur durch diesen bekannt (s. u.) Als nou 

preti. mem sen \ W issowa.l angesehener und erfolgreicher bachwalter (das, 
<» Curiatius Martial. IV 60 erwahnt einen 50 er senatorischen Standes gewesen ware, geht aus 

C dl in T bur star" [Stein.] dial. 11, 18 nee tereor ne nnh, umquam verba 

' J) C Curiatius, vielleicht identisch mit Nr. 10 in senatu nisi pro alter,™, f^"^" 

foder 111 Volkstribun 616 = 138, geriet in einen sint keineswegs hcrvor) hattc er nach lacitus 

heftigenStre? m denConsulnP.s'cipioNasicaund damals ausgesprochen die ^«f »f" s a f .7°^ 

D Iunius Brutus erst fiber eine Getreideverteilung Anwaltsthatigke.t zuruckzuziehen (dial 11 18 ac 

(Val Max. Ill 7, 3) und dann fiber die Aus- iam me deiungere a forenn labore consMu nee 

hebungen und Uess iie schlicsslich ins Gefangnis comiiatus istos et egressus ^J^*™"'^- 

abfiihren (Cic de leg. HI 20, vgl. Liv. ep. LV). In lutantium eonnqn-sco, non magis quam ae,a et 

£S SchmaLde g'egen sie ifgte er d'em fi'cipio i,»agine*, qua, etiam rnenoen^ «»*»-»» 
den Spottnamen Serapio bei (Liv., s. o. S. 1502). 60 meam mruperunt; vgl. , 13 '^«* ^ «^" 

Cicero nennt ihn homo omnium infimus et sor- Uam virdem et oratortam ... omitM s tumu, , 

didissimns, vieUeicht mit der Nebenabsicht, gegen und sich ganz der tragischen E Kchtung £™£™ ; 

die angebliche Abstammung von den Curiatiern die er schon von Beginn emer Laut bab » an 

der Sa|e Einspruch zu erheben. neben der rednensdien Tha tigk eit mit gro» m 

4) P. Curiatius soil als Tribunus plebis 353 Erfolge gepflegt hattc, dial. 11, 7. ego autem 

= 401 zusammen mit seinen Collegen M. Metilius sieut m camis agmdis effioere f^ZhatZ't 

und M. Minucius zwei Consulartribunen des vor- fortasse possum, ita r f c ' ahom ^~^lt 

hergehenden Jahres angeklagt haben (Liv. V 11, ingredi famam auspieatus sum, mm quideni 



1833 



Curiatius 



Curictae 



1834 



imperante Nerone (so haben M. Haupt und Luc. si qua omisit Oato, sequenh recitatume Thyestes 

Mueller das uberlieferte in Neronem [AB, ge- dicet; hatio enim tragoediam disposm mm ti 

halten von Baehrens und Gudeman] oder in intra me ipse formavi, atque ideo maturare libn 

Nerone emendiert: eine Tragoedie Nero ware huius editionem festino, ut dimissa prtore eura 

natiirlich erst nach Neros Tode mOglich, dass novae cogitationi toto pectore incumbam. Uber 

aber Maternus mit einer Praetexta debutiert haben den Inhalt wissen wir nichts Naheres, Birts Ver- 

sollte, ist wenig wahrscheinlich) improbam et such (Rhein. Mus. XXXIV 530f.), Domitius und 

studiorum quoque sacra profanantem Vatinii Cato als Personen ein und derselben lragoedie 

potentiam fregi, et hodie si quid nobis notitiae aufzufassen , ist mit Recht allgemein zuruckge- 
ac nominis est, magis arbitror earminum quam 10 wiesen worden. Auch die Hypothese F. Klt *e rs > 

orationum gloria partum. Er ist daher die ge- der die erhaltene Praetexta Octavia (s. o. Bel. 1 

eignete PersOnlichkeit , um in der ovjxqiok von S. 2245) dem Curiatius Maternus zuscnreiben 

Poesie und Redekunst, die den ersten Teil des wollte, bedarf heute keiner Widerlegung mehr. 
Dialogus ausfiillt, die Sache der ersteren zu ver- Um uns von dem schriftstellenschen Wirken 

treten (c. 11—13; vgl. dazu R. Hirzel Der Dia- des Curiatius Maternus ein Bild zu machen, reichen 

logII52f). Seine Dramen waren durchweg Lese- die Angaben der taciteischen Schrift nicht aus; 

dramen ireeitaverat dial. 2, 2 ; sequenti reeitatione nur der vornehme und freimiltige Mann tntt uns, 

3 11; reeitatione tragoediarum 11, 8), und zwar von Tacitus mit sichtlicher Liebe gezeichnet, deut- 

kennen wir aus dem Dialogus folgende: 1) eine lich entgegen; zur schulmassigen Rhetonk wird 
Tragoedie unbekannten Titels, verfasst und vor- 20 er in scharfen Gegensatz gestellt (namentlich in 

getragen unter Nero, darin die Angriffe auf den den Schlussworten der Schrift c. 42, 6 ,ego', m- 

Giinstling des Kaisers, Vatinius (fiber diesen Pro- quit [Maternus] ,te [den M. Aper] poetis, Messalla 

sopogr. imp. Rom. Ill 389 nr. 208), dial. 11, 10 antiquariis eriminabimur 1 . ,at ego vos rketori- 

(s o ) ; 2) Medea, dial. 3, 18 omne tempus modo bus atque scholiastieis' inquit [Aper]. Aus diesem 

circa Medeam . . consumas; vgl. 9, 6 cui bono Grunde ist es, so sehr die bei beiden Personen 

est si apud te Agamemnon aut Iason diserte hervortretende litterarische Opposition gegen die 

loquitur 9 ; 3) eine Tragoedie, in der Agamemnon ,Tyrannen' daffir zu sprechen schemt, unmoghen 

auftrat dial. a. a. O., moglicherweise mit nr. 1 den Curiatius Maternus mit dem im J. 91 von 

identisch ; 4) eine Praetexta Domitius , dial. 3, Domitian getOteten Declamator Maternus (Cass. 
16ff.: adeo te tragoediae istae non satiant, quo- 30 Dio LXVII 12, 5 Mdregvov SI oocpiOTrjv, ort xara 

minus omissis orationum et eausarum studiis rvodvvcov shts xi aoxwv, ajiexzeivs) zu identlfi- 

omne tempus modo circa Medeam. ecce nunc cieren, wie es neuerdings wieder E. Norden 

circa Tkyestem consumas? cum te tot amico- Kunstprosa I 324f. thut ; gegen die Gleiehsetzung 

rum causae, tot eolonianm et munieipiorum erklaren sich u. a. Teuffel-Schwabe R. L.-G. 

clientelae in forum vocent, quibus via suffeceris, § 318, 1. Gudeman Ausg. d Dialog. pLXVlllt. 

etiamsi non novum tibi negotium importasses, V. Leo Gott. gel. Anz. 1898, 169. KleDS ™" 

Bomitium et Catonem, id est nostras quoque sopogr. imp. Rom. I 486. C. John Ausg. d. 

historias et Romana nomina, Oraeculorum fa- Dialog. 45, 30. _ [Wissowa.J 

bidis aggregans (fiber den Sinn der Stelle vgl. 8) M. Cornelius Nignnus Curiatius Maternus 

R. Sch'oell Commentat. Woelfflin. 393ft.); ffir40s. Cornelius Nr. 276. 

den Helden des Stfickes hielt man fruher den Pom- 9) L. Stertinius Qumtilianus Acilius btrabo 

peianer L. Domitius Ahenobarbus, Cos. 700 = 54 C. Curiatius Maternus Clodius Nummus s. Clo- 
(vgl. Lucan. VII 599ff.), nach den fiberzeugenden dius Nr. 42. 

4usftihrungen R. Schoells a. a. O. 396ff. ist 10) C. Cur (ixitius) Trigeminus), Munzmeister 

vielmehr an den Sohn des Genannten, Cn. Domi- um 600 = 154, wahrscheinlich identisch mit Nr. 3 
tins Ahenobarbus (Cos. 722 = 32), den Anhanger (Mommsen Mfinzw. 511 nr. 71). 
des Brutus und Cassius und Parteiganger des Anto- 11) C. Cur(iatius) Trigeminus) f(ihus) als 

nius (als Domitius Enobarbus in Shakespeares solcher unterschieden von Nr. 10 und wemge J ahre 
Antonius und Cleopatra auftretend) zu denken ; nachdiesem, vor 620 = 134, Munzmeister (Mom m- 
5i eine Praetexta Cato, eine Verherrlichung des 50 sen Mfinzw. 607 nr. 234; Tr. Bl. II 295 nr. 101). 
Uticensers, die wegen der volligen Selbstidentifi- S. Nr. 3. , , . . . [ M ™ zer -J 

cation des Autors mit der Person des Helden bei Curictae, die grosse dalmatimsche Insel Ve- 

den Machthabern Anstoss erregte; Tacitus lasst glia (kroat. Krk) im Flanaticus siims-Quarnero 
den Dialogus am Tage nach der ersten Vor- mit zwei Stadten: Cuncum oder Curictae und 
lesung dieses Stuckes spielen, 2, 1: nam postero Fulfinium (Strab. II 12:< vijaot oe shir ivravda 
die quam Curiatius Maternus Catonem rceita- ovyvat uh aixgorijg'mvQidogai'K'AyjvoTtdeg 
rerat, cum offendisse. potentium animos diceretur, y.al Kvgixny.i/ y.ai AtpvoriOe.;. Vll 31o ai Ayvo- 
tamquam in eo tragoediae argumento sui obli- rides .... e^na fi Kvgiy.uzii y.aza rov; lanoda;- 

tits tantum Catonem cogitasset eaque de re per ei& ai Aipvgvlde; Phn. n. h. Ill 139 tus tta- 

urbem frequens sermo haberetur u. s. w., vgl. 60 lieum habent et ex msuhs FerUnates, Cu- 

3 4 nihilne te, Materne, fabulae malignorum rictae. Ptolem. II 16, 13 Kovgiy.xa, sv yxotets 
terrent. quominus offensas Catonis tui ames? ovo QovXcpiviov , KovQiy.ov. Tab. Peut Curun. 
an ideo librum istam apprehendisti, ut diligen- Geogr. Rav. 409, 3 Curncus. Cassiod var. Vll 
tins retractarcs et sublatis si qua pravae inter- 16 Curritanae et Celstnae msuhs ; hex Lomltmi. 
metationi materiam dederunt, emitteres Catonem Porphyr. c. 29 p. 128, 5. 140, 6 und c. 60 p. i*<, 
non qtiidem meliorem, sed tamen securiorem? ; 10 heisst sie-schon Bsyj.a). Die erstgenannte 
6) eine zur Zeit des Dialogus noch nicht ver- Stadt lag an einer Bucht m welcher sicn oas 
offentlichte Tragoedie Thyestes, dial. 3, 11 quod Eiland Cassione (CIL III 3132 [vgl. P- ^"i- 



1835 



Curictae 



Curio 



1836 



13298. Arch. - epigr. Mitt. XIX 162f.) befindet, I— XIV passim. Arch.-epigr. Mitt. XIX 1661. 

im Westen der Insel an der Stelle des heu- G. Cubich Notizie naturali e storiche sull' isola 

tigen Hauptortes (CIL III 3126 [vgl. 10125. di Veglia, Triest 1874— 1876 P. Sticotti Arch. - 

und p. 2171] coh. XI urb., trib. coh. VI epigr. Mitt. XVI 34ff. und E. Nowotny und 

praet. et protector. Auggg. nnn., patroni splen- Sticotti ebd. XIX 159ff. (fiber Reste der Stadt- 

didissimae civitatis Ourietarum ) ; sie war mauern, Ausgrabungen, Kleinfunde, die zum Teil 

schon in der republicanischen Zeit romanisiert. jetzt auch im CIL III 13340, 1. 13341, 2. 4 ver- 

Der in CIL III 13295 Turns Pataiius Oranp zeichnet sind). Miinsterberg-Patsch ebd. XV 

Opiafei) f(ilius), Venetus Lastimeis Hosp(ohs) 67ff. Kiepert Lehrbuch d. alten Geographie 361. 
f(ilius) pra(ifectei) murnm locacerunt lo(n)g(um) 10 A. Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. H. C ons 

pfedes) CXI att(um) pfedesj XX; eisdefm) pro- La province Rom. de Dalmatie 125. 208f. 327. 331. 

ba[ver(unt)] genannte Mauerteil gehort nach 0. F. Bulic Bull. Dalm. VIII 144. [Patsch.] 
Hirschfelds Vermutung (CIL III zu 13295) zu Curidachus, einer der Konige der Akaziren, 

den fortificatorischen Anlagen, hinter denen sich eines hunnischen Stammes, will anfangs mit Theo- 

im Hochsommer 49 v. Chr. C. Antonius, Caesars dosius II. ein Biindnis schliessen, wird aber durch 

Statthalter von Illyricum , mit seinen zwei Le- dessen Gesandten beleidigt und schliesst sich dem 

gionen, nachdem das ausvierzigSchiffenbestehende Attila an, Prise, frg. 8 = PHG IV 82. [Seeck.] 
Geschwader seiner Partei unter P. Cornelius Dolla- Curiga , Stadt im nordwestlichen Teil von 

bella in dem Sunde zwischen dor Insel und dem Hispania Ulterior, nach der auf Varro beruhenden 
Festlande von den Pompeianern M. Octavius und 20 Beschreibung des Gebietes der Keltiker in Bae- 

L. Scribonius Libo vernichtet worden war, ver- turien, die zum Bezirk von Hispalis gehorten, bei 

gebens zu halten versuchte. Da die Entsatzungs- Plinius (III 14 Contributa Mia IJgidtuniacum 

truppen aus Italien unter Basilius und Sallustius quae et Curiga mine est), Station der rOmischen 

und die tyrrhenische Flottenabteilung unter Hor- Strasse von der Miindung des Anas nach Emerita 

tensius gegen den die Stadt blockierenden Gegner (Itin. Ant. 432, 5 Gurica. Geogr. Rav. 314, 16), 

nichts auszurichten vermochten und die Vorrate bei Ptolemaios irrtumlich an zwei Stellen unter 

ausgegangen waren, ergab sich die auch nach der den Stadten der Turdetaner (II 4, 10 Kovqoov) 

Flucht von einigen Abteilungen auf das Festland, und Keltiker (II 4, 11 Kovp/ia, wenn hier nicht 

die auf Flossen bewerkstelligt worden war, noch vielmehr Turobriga zu suchen ist, s. d.), genannt. 
fiinfzehn Cohorten starke Besatzung, und Stadt 30 In dem kleinen Orte Monesterio zwischen Santa 

und Insel flelen in die Hande der Pompeianer Olalla und Fuerite de Cantos im sfldlichen Teil 

(Caes. b. c. Ill 8, 4 a Salonis ad Corici portum des spanischen Estremadura ist eine Inschrift ge- 

stationes litoraque omnia longe lateque elassibtts funden worden , die von den mutatione oppidi^ 

occupavit. 10, 5 .... militumque deditione ad municipes et incolae pagi translucani et pagi 

Corictam [Corcyram codd.]. Flor. II 13, 31 suburbans wahrscheinlich einem Kaiser gesetzt ist; 

Antonius . . . . ' Curietico Wore castra posuis- in dem fehlenden Anfang ist der Rest des Na- 

sent. Lucan. IV 406ff. illie bellaci confisus gente mens lulfienses?] erhalten (CIL II 1041). Im 

Curictum, quos al.it Adriaco tellus circumflua 2. Jhdt. heisst der Ort res publica Curigensium 

ponto; vgl. Liv. per. 110. Oros. VI 15, 8. 9. (II 1040) und gehOrte zur Tribus Quirina(II 1042). 
App. b. c II 46f. Dio XLI 40. Suet. Caes. 36. 40 Obgleich diese Zeugnisse unvollstandig sind, so 

Mommsen Hermes II 145; R. G. Ill' 406f. scheint doch daraus hervorzugehen, das verschie- 

G. Zippel Die rom. Herrschaft in Illyrien bis dene viei und pagi, die mit der Gemeinde von 

auf Augustus 202ff. E. Klebs o. Bd. I S. 2582f.). Ugultuniacum (s. d.) verbunden waren, spater, 

Aus spaterer Zeit sind als Magistrate von C. vielleicht durch Vespasian oder schon durch Augu- 

bekannt : duumviri iure dieundo und quinqum- stus , zu einem besonderen Municipium mit dem 

nales (CIL III 3130); Decurionen werden CIL Namen C. erhoben worden sind, dessen Lage bei 

III 3128. 3129 (vgl. p. 1648. 2171) genannt. Monesterio zu den im Itinerar angegebenen Ent- 

Die Tribus ist noch unbekannt. Unter den Bur- fernungen stimmt. [Hiibner.] 

gern kommen mehrfach Iulii vor (CIL HI 3130. Curio. 1) s. Scribonius. 

3135 = 13294. 13297). Nach Plinius besassen50 2) Jede Curie hatte als Vorsteher einen curio 

C. und die Fertinates das ius Italicum. Diese oder curionus (Dionys. II 7. Paul. p. 49; in 

Fertinaten sind wohl identisch mit der x6Xts des der Kaiserzeit begegnen fur ihn auch die Be- 

Ptolemaios <Pov~/.<pinov (vgl. Mommsen CIL III zeichnungen sacerdos curio sacris faciundis CIL 

p. 398); fur diesen Ort kommen zwei Localitaten VIII 1174 und curio minor CIL H 1262. VI 

in Betracht, Okladi bei Castelmuschio (kroat. 2169, letzteres im Gegensatze zum curio ma- 

Omisalj) im Norden der Insel, wo die Inschriften ximus'i). Er hatte urspriinglich die Oberautsicht 

CIL III 3127 (vgl. 10126). 3214, 8a 14. 10184, 9. iiber die Curialen in jeder Beziehung und die Lei- 

13340, 4. Arch.-epigr. Mitt. XVI 40. XIX 168f. tung aller Angelegenheiten, welche die Curie be- 

gefunden warden, und Valle di Besca bei Besca trafen, der religiOsen sowohl, als der staats- und 
nnova (kroat. Baska nova) im Siiden mit den In- 60 privatrechtlichen. Er musste iiber 50 Jahre alt 
schriften CIL III 3133: 3134 (vgl. 10127) = sein, durch Adel der Geburt und sittliche Eigen- 
13296.13299. Arch.-epigr. Mitt. XVI 41. XIX 164ff. schaften ausgezeichnet, hinreichendes Vermogen 
Kiepert hat sich (Formae orbis antiqui XVII) besitzen und frei sein von korperlichen Fehlern 
fur die erstere entschieden. Daneben treten durch (Dionvs. II 21 nach Varro. II 64). Ihm zur Seite 
romische Funde noch hervor Ponte (kroat. Punat; stand nach Dionys in jeder Cune em zweiter Be- 
CIL III 3213, 6*. Arch.-epigr. Mitt. XV 69), Val. amter oder Priester, welcher die gleiche Quali- 
di Sus (Arch.-epigr. Mitt. XIX 163) und Gorica fkation besitzen musste, und wir erblicken in ihm 
bei Vrbenik (CIL III 10195, 3. Agramer Vjestnik mit den meisten Forschern den in der Epitome 



1837 



Curio 



Curiosum urbis Eomae 1838 



des Festus genannten flamen curialis (Paul. p. 64 tricier (z. B. Liv. Ill 7, 7). Im Jahre 545 -209 

euriales famines euriarum saeerdotes), umsomehr, wurde zum erstenmale, nicht ohne heftigen Wider- 

als solche flamines aus der Kaiserzeit fllr die spruch der Patricier und erst nach dem Eingreifen 

Stadte Lambaesis und Simitthus auch inschrift- derTribunen, ein Plebeier gewahlt (Liv. XXVIi 

lich bezeugt sind (CIL VIII 2506. 14683). Mit 8, 1). Mommsen (St.-R, 113 27) mmmt an, dass 

Unrecht leugnet Gcnz (Das patricische Rom 47) die Wahl des C. maximus in der Versammlung 

die Existenz der Flamines, indem er glaubt, Paulus von 17 ausgelosten Tribus erfolgt sei. In der 

verwechsle sie mit den Curionen und Dionys rechne Kaiserzeit musste der C. maximus wahrscheinlich 

die Lictoren zu den curialen Priestern, wie ja dem Senate angehOren; bezeugt ist freihch nur 
auch die scribae pontifieum pontifices minor es 10 einer, Eprius Marcellus (CIL X 3853. Momm- 

hiessen. Richtiger urteilt Mommsen (St.-R. Ill sen St.-R. Ill 568, 2). Auch der Ober-C. hatte 

101, 5), der das Verhaltnis zwischen curio und in historischer Zeit ausschliesslich pnesterliche 

rfamm'vergleicht mit dem zwischen magister und Functionen (Arnob. IV 35. 38); er leitete unter 

flamen der Arvalen. Das Zutreffende dieses Ver- anderem die Fornacalien im Februar (Ovid. last, 

gleiches ist neuerdings glanzend erwiesen worden II 527. Varro de 1. 1. VI 13. Plut. quaest. Rom. 

durch die soeben erwahnte Inschrift von Simitthus; 89) und die Fordicidien am 15. April (Varro de 

denn hier hat der C. den Titel magister (vgl. 1. 1. VI 15. Ovid. fast. IV 633). Marquardt 

auch CIL VIII 11008), und neben ihm functio- St.-V. His I94ff. _ [Kiibler] 

niert der Flamen. Curiones wie Flamines besassen Cnriones (Kovotwvts), Volk im inneren Ger- 
ihr Amt lebenslanglich und waren vom Kriegs- 20 manien, slidlich von den Marvmgi, nOrdlich von 

dienst — dies schon durch ihr Alter — wie von den Chaetuori, Ptolem. II 11, 11. Der Name 

alien iibrigen burgerlichen Lasten befreit (Dionys. vielleicht keltisch. Zeuss Die Deutschen 121. 

II 21). Ausser den beiden genannten Beamten 309. Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. (dagegen 

hat jede Curie noch einen lietor euriatius (Lae- R. Much Deutsche Stammsitze 86f.). [Ihm.] 

lius Felix bei Gell. XV 27; s. Art. Calata co- Curionium aes s. Aes cunonium. 

mitia). Man hat ihn wohl mit dem Flamen Curiosi s. Agentes in rebus, Bd. I S. 778, 

identificieren wollen (vgl. Mommsen St.-R. I 3 45ff. 

390); eher hatte man ihn dem C. gleichsetzen Curiosolitae s. Conosolites. 

sollen da curio wiederholt in der Bedeutung Curiosum urbis Rouiae regtonum XIIII cum 
^.usrufer vorkommt (Martial, praef. libr. II. 30 breviariis mis ist der Titel der jiingerenBeschrei- 

Hist Aug. Gallien. II 12, 4). Aber beides ist bung der Stadt Rom, welche, gleich der iilteren 

gleich unriehtig, wie die Inschrift von Simitthus Xotitia auf ein officielles Staats- und Geschichts- 

lehrt Denn wenn hier neben magister und fla- handbuch zuriickgehend , doch selbstandig und 

mm ein quaestor als untergeordneter Beamter, nicht, wie die Notitia, mit den anderen Stucken 

Bote und Ausrufer, begegnet, so werden wir diesen (Kalender, Fasti consulares u. s. w., vgl. daruber 

dem fur Rom bezeugten Lietor vergleichen diirfen, Mommsen Chron. min. I 36f.) zusammen uber- 

der dort dieselben Geschafle zu besorgen hat, wie liefert ist. Sie entspricht in der Anlage viillig 

der quaestor in Simitthus (Genz Das patricische der Notitia; die erste Halite enthalt ein nach 

Rom 48 identificiert den lietor euriatius mit dem den vierzehn Regionen geordnetes \ erzeichms der 
curio minor; vgl. aber Mommsen St.-R. Ill 40 merkwurdigstcn Ortlichkeiten und Gebaude, nebst 

101, 4). Wir haben also in jeder Curie drei stan- statistischen Zahlen iiber i-ici insulae domus 

dige Beamte: curio, flamen, lietor, bezw. in Si- u. s. w. in jeder einzelnen Region; die zweite 

mitthus magister, flamen, quaestor. In altester Halfte {breviaria) bringt statistische Zahlen uber 

Zeit hatte jede Curie 100 Mann zum Heere zu Berge, Briicken, Platze, Basiliken, Thermen u. s. w., 

stellen (s. Art. C u r i a Nr. 3) ; Curie ist daher fur das doch ohne regionale Teilung. Die Abf assungszeit 

Heer gleichbedeutend init eenturia, und darauf fallt nach 357, da der von Constantius im Circus 

mag es beruhen, dass Paternus bei Laur. Lyd. Maximus errichtete Obelisk (s. Bd. Ill S. 2577) 

de mag. I 9 und Paul. p. 49 centurio und curio erwahnt wird, aber auch wahrscheinlich nicht er- 

gleichsetzen und dass Dionys (H 7) curiones iiber- heblich spater , keinenfalls nach dem Ende des 
setzt ygaTQiaoxoi y.ai t.oyayoi. Nur darf man 50 4. Jhdts. Die sachlichen Abweichungen vom Texte 

nicht glauben, dass der C. die 100 Kriegsmanner der Notitia sind meist wemg bedeutend, die 

seiner Curie selbst angefuhrt habe. Denn, wie Sprache bereits merklich corrumpierter als in 

wir sahen, besass er die vacatio militiae. Uber ersterer. Die alteste Hs., Vat. 3321, gehort noch 

die Art der Bestellung des C. erfahren wir nichts. dem 8. Jhdt. an, mit ihr zusammen bilden Vat. 

Gewohnlich nimmt man an, dass er von den Cu- 3327 saec. IX und Vat. 1984 saec. X (nicht XII) 

rialen gewahlt wurde. In historischer Zeit ist die kritische Grundlage, nach der Jordan im 

von seinem Amte nur der religiose Teil ubrig zweiten Bande seiner Topographs der Stadt Bom 

geblieben; er ist jetzt lediglich Priester. In der (1871) und, in einigen Details berichtigt, m den 

Kaiserzeit fmden wir das Amt oft inschriftlich Prolegomena zur Forma Urbis Eomae (18.4) den 
bezeugt (CIL II 1262. VI 2169. 2174. VIII 3845. 60 Text herausgegeben hat; dort auch ausfuhrhcher 

1174. IX 2213. X 3761. 6439 = VI 1578. XI Commentar, Untersuchungen uber die Quellen, 

1331. Xn 4354); alle Inhaber desselben ge- Nachweisen uber Hss. und Ausgaben u. s. w. 

hbren dem Ritterstande an, gelangen aber da- Vgl. auch A. E Iter De forma Urbis Romae et de 

nach meist in den Senat, Sie bekleiden es oft orbis antiqui facie I. II, Bonn. 1891. [Hulsen.] 

vor der Quaestur, also vor dem 25. Lebensjahre. Curius. In Cicerohandschntten wird mehr- 

Mommsen St.-R. Ill 567. facb derselbe JS T ame teils Curius, tells OurHus 

An der Spitze aller Curionen steht der Curio iiberliefert; hier fehlende Cum s. daher unter 

maximus. Er war in alterer Zeit immer Pa- Curtius. 



1839 



Curius 



Curius 



1840 



1) Curius, lm J. 689 = 65 als Bewerber urns 6) M\ Curius. Vetter des C. Coelius Caldus 
Consulat ohne alle Aussicht auf Erfolg genannt (Cic. ad fam. II 19, 2, wo das Praenomen fehlt, 
(Cic. ad Att. I 1, 2). Er wird gewOhnlich mit doch die Bezeichnung mihi maxime necessarim 
Q. Curius Nr. 7 identiflciert , was Holzl (Fasti nur auf diesen C. passt), war mit Cicero und 
praetoni 32f.) zu rechtfertigen sucht, doch bleibt Atticus nahe befreundet und wird daher in dem 
dies bedenklich; denn nach Analogie anderer be- Briefwechsel des ersteren oft genannt, auch meistens 
kannter Falle (vgl. Mom m sen St.-R. I 522, 3) als ein Mann von grosser Liebenswiirdigkeit und 
konnte ein aus dem Senate ausgestossener Mann, feiner Bildung geruhmt. Er lebte als angesehener 
urn wieder in den Senat zu gelangen, kein hoheres romischer Kaufmann in Patrae (ad fam. XIII 17, 
Amt ubernehmen, als er vorher bekleidet hatte, 10 1. 50, 1) und nahm Cicero, wenn dieser dorthin 
so dass Q. Curius nach dem J. 684 = 70 sich zu kam, stets sehr freundlich bei sich auf (ad fam. 
diesem Zwecke erst wieder um die Quaestur be- XIII 17, 1). So verweilte der Redner bei ihm 
werben musste. Dann ist aber die Zeit zu knrz, im Herbst 704 = 50 auf der Riickreise von Kilikien 
als dass er mi J. 689 = 65 schon die Qualiflca- und siegelte als Zeuge mit seinem Bruder, seinem 
tion fur das Consulat erworben haben konnte. Neffen und seinen iibrigen Begleitern das Testa- 

2) Curius , Proconsul einer nicht bekannten ment, das C. damals aufstellte, und worin e^ ihn 
Provinz wahrscheinlich unter Caesars Dictatur selbst und Atticus bedachte (ad Att VII 2 3 
zwischen 707 = 47 und 710 = 44, an den Cic vgl. 3, 9). Bei der Weiterreise musste der er- 
ad fam. XIII 49 einen Q. Pompeius Sex. f. empfahl. krankte Tiro in Patrae zuriickgelassen werden 
Versuche, ihn nut anderen Curii der ciceronischen 20 und wurde der Sorge des C. iibergeben; darauf 
Zeit zu identificieren , sind z. B. von Willems beziehen sich die Stellen der Briefe an Tiro (ad 
Le senat de la rep. rom. I 493 und von O. E. fam. XVI 4, 2. 5, If. 9, 3f. 11, 1) oder iiber 
Schmidt Briefwechsel des Cicero 232 gemacht ihn (ad Att, VII 2, 3. VIII 5, 2. 6, 3) aus der 
worden, bleiben aber ganzunsicher. Vgl. noch Nr. 8. nachsten Zeit. Auch wahrend des Biirgerkrieges 

3) Curius (Praenomen nicht iiberliefert) , von hat Cicero wieder einmal bei C. in Patrae ver- 
Antomus als guter Genosse beim Mahle und beim weilt (ad fam. VII 28, 2. XIII 17, 1). Im J. 708 
Wurfelspiel geschatzt und deshalb 710 = 44 zum =46 schrieb ihm Cicero aus Rom den Brief ad 
Richter befordert (Cic. Phil. V 13f. VIII 27). fam. VII 28 mit einer Schilderung seiner Stim- 
Vielleicht derselbe C. gehorte 719 = 35 zu dem mungen und wissenschaftlichen Beschaftigungen 
Gefolge des von Antomus bestellten bithynischen 30 und empfahl ihn aufs angelegentlichste dem Pro- 
Statthalters Cn. Domitius Ahenobarbus, wurde consul von Achaia Ser. Sulpicius Rufus, ad fam. 
yon Sex. Pompeius zum Verrat an diesem ver- XIII 17. Im J. 709 = 45 am 29. October richtete 
leitet, aber nach Entdeckung seiner Plane getotet C. an Cicero den Brief ad fam. VII 29 (iiber 
(Appian. bell. civ. V 137). dessen Sprache vgl. Schmalz Zeitschr. f. d. 

4) M'. Curius, Volkstribun 555 = 199, erhob Gymnasialwesen XXXV 137ff.), worin er u. a. um 
mit seinem Amtsgenossen M. Fulvius Einspruch eine Empfehlung an den Nachfolger des Sulpicius, 
gegen die Wahl des T. Quinctius Flamininus zum den von Caesar nach GriechenlandgesandtenM. Aci- 
u? n x U l, we ? en dessen Ju ? end < Liv - xxxn 7 - 8 ; lius (o. Bd. I S. 252 Nr. 15), bat. Cicero antwortete 
Hut. Flamm. 2, 2 giebt nur das Praenomen, ent- ihm kurz nach dem 1. Januar 710 = 44 ad fam 

L\ ™ M Z Ul0g )- 40 VII 30, und erfullte gleichzeitig diese Bitte durch 

5) M\ Curius, bekannt aus emem Erbschafts- das Schreiben ad fam. XIII 50; etwas spater im 
process, den er nicht lange vor 663 = 91 gegen Februar, schrieb er ihm noch einmal, ad fam. VII 31. 
M Oopomus fiihrte. Ein romischer Burger, wahr- 7) Q. Curius, natus hand obscuro loco (Sail, 
scheinlicb. em Coponius, hatte in Voraussicht der Cat. 23, 1), war Quaestor gewesen (Cic. in tog 
Niederkunft seiner Frau im Testamente verordnet, cand. b. Ascon. p. 83) und' geherte daher dem 
dass, im Falle ihm ein Sohn geboren wurde und Senate an (Sail. Cat. 17, 3. [Q. Cic] pet. cons. 
dieservorerlangterVolljahrigkeit sturbe,M'. Curius 101 mirHp »U aw»n O o;„«c «v, a ii 1 ow^v,+;r,f a „ 



der Erbe seines Vennogens sein sollte. Der Erb 
lasser starb, aber seine Frau gebar keinen Sohn 



10), wurde aber wegen seines ubelberuchtigten 
Lebenswandels (vgl. twtissimus aleator und den 

T c . ■ « Vers des Calvus bei Ascon. p. 84) von den Censoren 

Iniolgedessen trat der niichste agnatische Ver- 50 aus dem Senat gestossen (Sail. Cat. 23, 1. Appian 
wandteM. Coponius mit dem Anspruch auf, dass bell. civ. II 3; vgl. damnatus bei Ascon. a. O.). 
die Erbschaft ab tntestato ihm zufallen musse. jedenfalls von denen des J. 684 = 70, da unter 
Seine Sache wurde vor dem Centumviralgericht den beidenfolgendenCensorencollegienkeine Lectio 
V0 ^u 2 eruhmten Juristen Q. Mueius Scaevola senatus zu stande kam. Er schloss sich der cati- 
geranrt, der den Wortlaut des Testamentes zu linarischen Verscbworung an, briistete sich aus 
Gunsten des Coponius und gegen C. auslegte; da- Eitelkeit seiner Geliebten Fulvia gegenuber mit 
gegen ubernahm dessen \ erteidigung der nicht seinen grossen HoffnuDgen, brachte diese, die mit 
minder beruhmte L. Lieinius Crassus , der mit dem Consul Cicero in Verbindung stand, auf die 
Scaevola 660 = 94 Consul war, und machte die richtige Spur und liess sich schliesslich dazu be- 
Willensmeinung des Erblassers geltend. Der Pro- 60 stimmen , ein offenes Gestandnis abzulegen und 
cess wurde semeni Antrag gemass zu Gunsten die ganze Verschworung zur Anzeige zu bringen 
semes Clienten C. entschieden ; welche Beriihmtheit (Sail. Cat. 23, 2—4. 26, 3. 28, 2. Appian bell 
er durch die Reden der beiden gefeierten Anwalte civ. II 3 ; ausgesehmiickt, doch ohne Namen. Diod 
ernalten hat, geht aus den zahlreichen Anfuh- XL 5 [frg. Escor. 35, 2ff FHG II p. XXVII) 
t 11 ^"^^ ^™° hervor |de inv - n 122: de or - UntCT den Mitschuldigen denuncierte er auch 
U?2' Bo' l A2& \ ° I 4 ' 140f - 220ffi ; Bm - 144f - Cacsar ' d « dafe veranlasste. dass dem C. die ihm 
194ff. 256; Top 44; Caec. 53. 195ff. 256. Boeth. zugesprochene Anklagerbelohnung wieder genom- 
zu Cic. Top. IV p. 341 (Jr.). men wurde (Suet. Caes. 17). Vgl. Nr. 1 






1841 



Curius 



Curius 



1842 



8) Vibms Curius erschien mit dem Vortrab Flor. 115,2 an, ziemlich tibereinstimmend, doch 
von Caesars Armee in den letzten Tagen des unter Verwechslung von Sabinern und Samniten, 
Februar 705 = 49 in Latium, und das Auftauchen Auct. de vir. ill. 33, 1 ; sonst werden die That- 
semer Reiter geniigte, um die pompeianischen sachen nur in Form von Anekdoten iiberliefert, 
Truppen in Alba und Tarracina zur Desertion zu deren Kern Ausspriiche des C. selbst bilden. Der 
veranlassen (Caes. bell. civ. I 24, 3. Cic. ad Att. eine iiber die GrCsse und Menge des unterwor- 
IX 6, 1). Auch dieser Caesarianer konnte fiir fenen Landes und Volkes (Flor. I 15, 3. Oros. 
den Proconsul C. Nr. 2 gehalten werden. Auct. de vir. ill. 33, 2. Dio frg. 36) zeugt von 

9) M'. Curius Dentatus war M. f. M. n. einem Eigenlob, wie es auch Cato nicht scheute; 
(Acta triumph, zum J. 479) und erhielt seinen 10 die andere besagte, welches Mass von Ackerland 
Bemamen , well er mit Zahnen zur Welt kam fiir den Lebensunterhalt eines Burgers ausreichend 
(Plin. n. h. VII 68; der Beiname auch bei Sic- sei; sie ist von den Autoren mit mancherlei Va- 
cius Dentatus). Er stammte aus einem bis dahin riationen und auch in verschiedenero Zusammen- 
unberiihmten Geschlecht (Cic. Mur. 17), angeblich hang erzahlt worden, doch stets mit der Tendenz, 
aus emer Landstadt (Cic. Sull. 23, wozu Schol. die Dneigenniitzigkeit des C. zu verherrlichen, der 
Bob. p. 364 Or. die aus der Lage seines Land- sich mit demselben begniigte, was andere erhielten 
gutes gezogene, falsche Schlussfolgerung fiigt: (Val. Max. IV 3, 5. Colum. I praef. 14. 3, 10. 
Sabinis oriundm videtur). In einem unbekannten Plin. n. h. XVIII 18. Frontin. strat. IV 3, 12. 
Jahre vor seinem ersten Consulat war er Volks- Auct. de vir. ill. 33, 6, vgl. 10. Pliit. apophth 
tnbun und soil den Senat gezwungen haben, die 20 M\ Curii 1 ; vgl. Pais Storia di Roma I 2, 465f.). 
Wahlen im voraus zu bestatigen ; aber wenn als In Verbindung mit den Ackerverteilungen im Sa- 
Grund seines Vorgehens angegeben wird, dass binerlande unternahm C. die Ableitung des Lacus 
Ap. Claudius Caecus versucht habe, die Wahl pie- Velinus durch einen spater mehrfach wieder- 
beischer Consuln zu verhindern, so ist das un- hergestellten Emissar, wodurch das fruchtbare 
geschichtlich, und daher bleibt auch die Notiz Becken von Reate trocken gelegt und der Cultur 
iiber C. bedenklich (Cic. Brut. 55. Auct. de vir. nutzbar gemacht wurde (Cic. ad Att. IV 15, 5: 
ill. 33, 10, s. o. Bd. Ill S. 2683 und Mommsen a M' . Ourio. Varro bei Serv. Aen. VII 712: a 
St.-E, III 1042, 1. 3) Dass dieser, gestiitzt auf qitodam consule; vgl. Mommsen a. O. Nissen 
einen starken persOnlichen Anhang, die Volksver- Ital. Landeskunde I 313). Nachdem im J. 470 
sammlung beherrschte und in Gegensatz zum 30 = 284 der Consul L. Metellus Denter von den 
Senat _ stand, sagt Appian. Samn. 5 ; das Frag- Senonen geschlagen und getotet worden war, wurde 
ment ist ganz aus dem Zusammenhang gerissen, C. zu seinem Nachfolger gewahlt; er forderte 
so dass nicht zu entscheiden ist, ob es sich auf durch Gesandte Rechenschaft, aber die Gesandten 
denselben Vorgang oder auf eine spatere Zeit wurden erschlagen; darauf besiegte er die Se- 
(nach Niebuhr R. G. Ill 493 auf die Acker- nonen,vernichteteundverjagteihrenganzenStamm 
anweisungen von 464 = 290) bezieht; auch ab- und nahm ihr Gebiet fiir Eom in Besitz, von dem 
gesehen davon ist sein Inhalt verdachtig, weil nun hier die Colonie Sena angelegt wurde. Nur 
er nach dem Muster ahnlicher Vorgange spaterer Polyb. II 19, 9—12 hat zuverlassige Kunde von 
Zeit erfunden sein kann. Als Consul 464 = 290 diesen Ereignissen erhalteD ; die romische Uber- 
(Cic. Cato 43. Plin. n. h. VII 166. Eutrop. II 40 lieferung hat vielleicht den Senonenkrieg noch 
9, 3, Cassiod. Chronogr.) brachte er gemeinsam unter dem ersten Consulat des C. erzahlt, da sie 
mit seinem Amtsgenossen P. Cornelius Eufinus die Deduction von Sena unmittelbar darauf an- 
den Samniten eine schwere Niederlage bei (Liv. setzt, und hat sein Suffecteonsulat von 470 = 284 
ep.XI. Eutrop.) mid triumphierte iiber sie (Cic. Cato vollstandig ignoriert (vgl. Mommsen Rom.Forsch. 
55. Liv. a. a. O. Apul. apol. 17. Auct. de vir. ill. II 366-368. 372f. o. S. 1299). Dagegen berichtete 
33, 1. Schol. Bob. p. 364). Der lange Kampf sie anscheinend aus diesen Jahren von einem 
zwischen Rom und Samnium fand durch diese andern gliieklich gefuhrten Kriege; der Auct. de 
letzte grosse Schlacht seinen Abschluss ; unmittel- vir. ill. 33, 3, der den Triumph des C. iiber Pyr- 
bar darauf wurde der endgiiltige Friede gesehlossen. rhos verschweigt, fugt nach denen iiber die Sam- 
C. wandte sich jetzt gegen die Sabiner, die sich 50 niten und Sabiner hinzu : Tertio de Ijucanis ovans 
erhoben hatten ; nachdem er sie geschickt von urbem introivit, und die Acta triumphorum ver- 
den ruinischen Grenzen abgezogen hatte (Frontin. zeichnen den Triumph iiber Pyrrhos im J. 479 
strat. I 8, 4), brachte er sie rasch und leicht zum = 275 als seinen vierten. Der Annahme, dass 
Gehorsam zuruck (Liv. Flor. I 15, 2f. Oros. Ill diese Ovatio noch in das erste Consulat zu setzen 
22. 1. Colum. I praef. 14), so dass er auch iiber sei, stehen ausser den Worten des Liv. ep. XI: 
sie einen Triumph feiern konnte (Cic. Liv. Apul. bis in eodem magistratu triumphant, auch all- 
Auct. de vir. ill. 33, 3). Ihre Unterwerfung hatte gemeine Bedenken entgegen ; sie muss aber vor 
eine grosse politische Tragweite; ein Teil ihres 473 = 281 in den Triumphalacten verzeichnet 
Gebietes wurde ihnen genommen, um in Ager pu- gewesen sein, da diese von hier an wieder voll- 
blicus yerwandelt oder in einzelnen Ackerlosen 60 standig erhalten sind. Es liegt daher die Ver- 
an rOmische Burger verteilt zu werden ; aber die mutung nahe, dass die romische Tradition den 
wichtigsten Stadte erhielten das Halbbiirgerrecht Feldzug des C. gegen die Lucaner an die Stelle 
und wurden schon 486 = 268 in das romische des Feldzuges gegen die Senonen ins J. 470 = 
Vollbiirgerrecht aufgenommen (Veil. I 14, 6, vgl. 284 gesetzt hat, zumal da zum J. 471 = 283 eine 
Mommsen CIL IX p. 396). Die Ackcradsig- Bewegung unter den Lucanern und Bruttiern be- 
nationen leitete C. und empfing selbst ein Grund- richtet wird (Oros. Ill 22, 12), und da schon im 
stuck in dem von ihm gewonnenen Lande. Die J. 469 = 285 beschlossen wurde, den Thurinern 
Grenzen des ganzen einverleibten Gebietes giebt gegen die Lucaner Hiilfe zu senden, aber die Sen- 



1843 



Curius 



Curius 



1844 



dung erst 472 = 282 erfolgte (Plin. n. h. XXXIV 
32, was bei Pais Storia di Roma I 2, 449, 1 
den Verdacht erregt, dass eine doppelte Version 
darfiber existierte). Dadurch, dass C. damals nur 
irgend em ausserordentliches Commando besass 
und Thurii nicht ganz befreite, konnte man recht- 
fertigen, weshalb er bios eine Ovatio erbielt. Im 
J. 479 = 275, in dem Pyrrhos aus Sicilien naob 
Italien zurfickkehrte, war C. Consul mit L. Len- 
tulus Caudinus (Cassiod. Chronogr. ; Benago Idat. ; 
Bevaxov Chron. Pasch.). Die Aushebungen loitete 
er mit grosser Strenge, indem er den ersten dienst- 
pflicbtigen Burger, der sich auf seinen Euf nicht 
stellte, samt seiner Habe verkaufte (Varro sat. 
Menipp. p. 140 Biese bei Non. p. 19, 8. Liv. ep. 
XIV. Val. Max. VI 3,4, vgl. Mommsen St.-E. 
1 152, 2 ; Strafr. 44, 1). Die entscheidende Schlacht, 
die er dann dem EpirotenkOnige lieferte, fand 
nach Plor. I 13, 11. Oros. IV 2, 3 in Lucanien 
auf den sog. Campi Arusini statt; nach Plut. 
Pyrrh. 25, 2 wurde dagegen der College des C. 
durch einen Teil des feindlichen Heeres in Lu- 
canien festgehalten, er selbst aber stand bei Be- 
neventum, das damals noch Maluentum hiess; 
Frontin. strat. IX 1, 14 liisst die Schlacht statt- 
finden in Campis Arusinis circa urbem Fa- 
tumtum oder nach anderen Hss. Statuentwm, wo- 
fiir meistens Maluentum gelesen wird, obgleich 
dies der Angabe, dass die campi Arusini in Lu- 
canien lagen, widerspricht (hervorgehoben von 
Hfilsen o. Bd. II S. 1493. Ill S. 274). Bs ware 
mOglich, dass die Schlacht in Wahrheit von den 
beiden vereinigten consularischen Heeren (vgl. 
Niese Gesch. der griech. und maked. Staaten II 
51, 4) und in Lucanien geschlagen worden ist, und 
die andere Uberlieferung erst spater kiinstlich 
zurecht gemacht wurde. Damit wiirde der Schlacht- 
bericht Plutarchs (Pyrrh. 25, 2-7), dem Schubert 
(Geschichte des Pyrrhus [Konigsberg 1894] 220 
—223) und mit vorsichtiger Zuiiickhaltung (vgl. 
bes. a. 0. II 52, 3) auch Niese den Vorzug vor 
den romischen geben, allerdings an Wert bedeu- 
tend verlieren ; eine klare Schilderung des Kampfes 
ist bei dem Stande der Uberlieferung auch ohnehin 
kaum mfiglich (vgl. ausser Plut. besonders Liv. 
Flor. Eutrop. Oros. Frontin. strat. II 2, 1. IV 
1, 14. Gell. X 16, 16f. XIV 1, 24. Auct. de 
vir. ill. 33, 5. 35, 8. Dionys. XX 10-12. Plut. 
Cato 2, 1. Zonar. VIII 6), und auch seine Be- 
deutung hatneuerdings Niese (Herm. XXXI 501f. ; 
a. 0.) abzuschwachen gesucht. Jedenfalls ist Pyr- 
rhos unterlegen und hat unmittelbar darauf Italien 
verlassen ; C. feierte einen glanzenden Triumph 
([de Sajmnitib. et rege Pyrrho Acta triumph. Cic. 
Mur. 31; Cato 55. Liv. XLV 38, 11. Flor. I 13. 
26. Eutrop. Sen. brev. vit. 13. 3. Plin. n. h. VIII 
16. Apnl. apol. 17; vgl. Plut. Cato 2, 1: Maviov 
Kovgiov tov to!; dgtauflevoarTos), bei dem zuerst 
mehrere gefangene Elefanten aufgefuhrt warden 
(Flor. I 13, 28. Eutrop. Sen. Plin., vgl. Dionys. 
XX 12. Plut. Pyrrh. 25, 6f. Zonar. VIII 6). Eine 
Anekdote tiber die Uneigenniitzigkeit des C. wird 
nach der Anspielung des Val. Max. IV 3, 5 in 
Verbmdtmg mit dem Siege fiber Pyrrhos gebracht 
worden sein. wahrend sie urspriinglich (wohl von 
Cato, vgl. Gell. XI 18, 18) ohne Zeitangabe er- 
zahlt wurde : er habe, wegen Beuteunterschlagung 
angeklagt, einen Eid geleistet, dass er nur ein 



holzernes Opfergefass fur sich genommen habe 
(Plin. n. h. XVI 185. Auct. de vir. ill. 33, 8). 
Im J. 480 = 274 war C. noch einmal Consul 
(Chronogr. Idat. Chron. Pasch. [Namensformen 
wie oben beim J. 479]. Cassiod.) und im J. 482 
= 272 Censor (Frontin. aqu. I 6). Als soldier 
verdang er den Bau der zweitaltesten ro'mischen 
Wasserleitung , des Anio vetus, wofiir die Beute 
aus dem pyrrhischen Kriege die Mittel lieferte, 

10 und wurde 484 = 270 selbst als Duumvir mit 
der Vollendung des Werkes beauftragt, starb aber 
bald nach der Wahl (Frontin. a. 0. Auct. de 
vir. ill. 33, 9, vgl. Mommsen St.-E. II 668). 
In seine letzten Lebensjahre, nach dem Triumph 
iiber Pyrrhos, wird die unendlich oft wiederholte 
Anekdote verlegt, wie die samnitischen Gesandten, 
die ihn mit vielem Golde bestechen wollten, ihn 
in seinem bescheidenen Bauernhaus im Sabini- 
schen am Herde sitzend und sein Bubengericht 

20 selbst bereitend trafen und mit den Worten ab- 
gewiesen wurden, er brauche kein Gold, da ihm 
fur seine Mahlzeit Thongeschirr geniige, und wolle 
lieber iiber Leute herrschen, die Gold besassen, 
als es selbst besitzen u. dgl. (Erzahlungen und An- 
spielungen bei Cic. rep. Ill 40 ; Cato 55 ; parad. 
1, 12. 5, 38. 6, 48. Val. Max. IV 3, 5. Plin. n. h. 
XIX 87. XXXVI 111. Flor. I 13, 22. Ampel. 
18, 8. Auct. de vir. ill. 33, 7. Schol. Bob. p. 364. 
Hor. carm. I 12, 41. Iuven. XI 78f. Plut. Cato 

30 2, 2; apophth. M\ Curii 2. Athen. X419a aus 
Megakles FHG IV 443); Frontin. strat. IV 3, 2 
iibertragt diese Anekdote auf C. Fabricius, wie 
umgekehrt Flor. I 13, 21 eine andere von Fa- 
bricius auf C. ; mit der ersteren beriihrt sich nahe 
die Erzahlung von Fabricius bei Hygin. frg. 3 
Peter (aus Gell. I 14, If.) und die bei Val. Max. 
IV 3, 6. Von der Einfachheit und Annut des 
C. wird noch berichtet, dass er nur zwei Tross- 
knechte bei sich zu haben pflegte (Apul. apol. 

40 17, vgl. die ebd. und sonst angefiihrte Erzahlung 
Catos von sich), und dass seine Tochter von Staats- 
wegen ausgestattet werden musste (ebd. 18). Ihm 
selbst soil nach Auct. de vir. ill. 33, 10 wegen 
seiner Verdienste ein Haus npud Tifatam vom 
Staate geschenkt worden sein, womit zu verbinden 
ist Fest. ep. 49 : Curia Tifata a Curio dicta, 
quia eo loco domum habuerat, vgl. 366 Romae 
autem Tifata Curia und ep. 131, 1 ; jene Angabe 
ist wohl nur zur Erklarung eines unverstand- 

50 lichen und auch von den Neueren nicht sicher 
erklarten Namens einer Ortlichkeit erfunden. 

Die Verherrlichung des C. reicht weit zuriick. 
Gewiss von Ennius (ann. frg. 220 Vahlen) stammt 
der von Cic. rep. Ill 6 citierte Vers fiber ihn : 
Quern nemo ferro potuit superare nee auro. Vor 
allem aber hat der alte Cato die Gestalt des C. 
popular gemacht, denn er hat sich ihn nicht nur 
zum Muster und Vorbild genommen, sondern sich 
dieses Ideal iiberhaupt erst zurecht gemacht. Sehr 

60 richtig bemerkt Mommsen R. G. I 304 Anm., 
dass die Anekdoten von der Armut (und Sitten- 
strenge) jener alten Zeit zum Teil auf Missver- 
standnis der damaligen Verhaltnisse beruhen. 
Cato sah die Grfisse des Grundstucks und das 
Gehoft des C. im Sabinerlande, das seinem eigenen 
benafhbart war, mit ahnlichen Augen an, wie 
etwa spater Seneca (epist. 86, Iff.) die Villa des 
alteren Africanus bei Liternum, und zog dar- 



1845 



Curmi 



Cursus publicus 



1846 



aus seine Schliisse (Cic. Cato 55f. ; rep. Ill 40. 
Plut. Cato 2, If.; vgl. z. B. orig. frg. inc. 119 
Peter aus Serv. Aen. I 726 mit Plin. n. h. IX 
118); er brachte Ausspriiche des C, die einzeln 
uberliefert wurden, erst in einen bestimmten Zu- 
sammenhang und verwendete das, was er von der 
Lebensweise des C. wusste und annahm, stets so, 
dass es seiner eigenen zur Folie diente. Seine 
Bewunderung fur C. (vgl. noch Cic. Cato 15. 43. 



lisker 87). Die Darstellungen der Iuno C, in 
denen sie ahnlich der Iuno Sospita hoch zu Wagen 
erscheint, gerustet mit Schild und Speer, gehen 
vermutlich auf griechische Vorbilder zuriick (vgl. 
Deecke Falisker 86. Jordan in Prellers Bom. 
Mythol. I 279, 3). Die einen sehen in ihr eine 
kriegerische Wagen- oder LanzengOttin , andere 
eine biirgerliche Curiengottheit, unter deren Schutze 
die Ehefrauen und der junge Nachwuchs der 



Plut. Cato 8, 13; comp. Arist. c. Cat. 1, 4. 4, lOBfirgerschaft standen. Ob es sich hier um die 



7) hat auf Varro, Cicero, den jiingeren Cato 
(Sen. vita beat. 21, 3) und die spateren Anek- 
dotensammler (Val. Max. IV 3, 5 : M '. Curius exac- 
tissima norma Romanae frugalitatis idemque 
fortitudinis perfeetissimum specimen, vgl. 4, 11) 
sehr stark cingewirkt; da es sich aber fast mehr 
um Combinationen, als um Thatsachen handelt, 
sind diese Nachrichten fur weitere Folgerungen 
mit grOsserer Vorsicht zu benutzen, als es z. B 



Combination zweier urspriinglich verschiedener 
Culte oder um die Entwicklung des einen aus 
dem andern handelt, das zu entscheiden ist um 
so weniger mOglich, als Schreibweise, Herleitung, 
Deutung und Darstellung sich gegenseitig be- 
einflussten und wahrscheinlich auch auf den Cult 
nicht ohne Wirkung blieben. 

Cultstatten ; Cures, Schol. Pers. a. a. 0. Fa- 
lerii: Iuno C. war die HauptgOttin von Falerii, 



von Nitzsch (Gesch. der rom. Eep. I 112. 115ff.) 20 das nach ihr den Namen cohmia Iunonia fiihrte ; 



geschehen ist. [Miinzer.] 

10) Curius Fortunatianus , schrieb angeblich 
eine Geschichte der Kaiser Pupien(i)us und Bal- 
binus, Hist. Aug. Max. Balb. 4, 5. [Stein.] 

11) L. Ovinius Curius Proculus Modianus Afri- 
canus (CIL VI 1479) s. Ovinius. 

12) Curius Severus s. Vibius Severus. 
Curmi s. Bier. 
Curmiliaca, Station an der von Samarabriva 



hier fanden sich die meisten Inschriften, CIL XI 
3125. 3100; vgl. 3152, wo ein pontifex, 3126, 
wo ein Hain der Iuno C. erwahnt wird. In augu- 
steischer Zeit wurde ihr daselbst ein Fest ge- 
feiert, das dem Culte der argivischen Hera nach- 
gebildet war und von dem nationalen Wesen der 
Gottin nichts mehr erkennen lasst (Ovid. amor. 
Ill 13ff. Dion. I 21). Eom: der Festkalender 
verzeichnet zum 7. October Ioei Fulguri, Iunoni 



(Amiens) nach Caesaromagus (Beauvais) fiihrenden 30 Curriti in campo (fast. Arv. Paul. CIL 12 p. 381) 



Strasse , Itin. Ant. 380. ' Heut Cormeilles , dep 
Oise. Gliick Renos 19. [Ihm.] 

Curnoniuin, Stadt der Vasconen in Hispania 
Citerior, von Ptolemaios zwischen Pompaelo und 
Iacca genannt (II 6, 66 Kovqvoviov). Die Lage ist 
nicht ermittelt. Auf einer Inschrift aus Burdigala 
erscheint ein L. Hostilius Satuminus Rispanus 
Curnoniensis (Jullian Inscriptions de Bordeaux 
nr. 67). Vgl. Cortona Nr. 2. [Hfibner.] 



Nach dem Sprachgebrauch der Hemerologien setzt 
diese Bemerkung im Dativ eine aedes sacra vor- 
aus. tjber die Verehrung der CuriengOttin s. o. 
Tibur: Serv. Aen. I 17 in einer Gebetsformel an- 
gerufen. Benevent: CIL IX 1547. [Aust.] 

Cursor s. Caelius Nr. 22 und Papirius. 

Cursu s. Curiga. 

Cursus publicus, griechisch drjfiooios doo/ws 
(Procop. bell. Vand. I 16 p. 216 D; hist. arc. 30 



Curretia, der alte Name der Correze, Neben- 40 p. 85 B. Joh. Lyd. de mag. II 10. Ill 4. 21. Theodor. 



flusses der Vezere, in dem Ortsnamen Briva Cur 
retia (s. Briva Nr. 2) bei Greg. Tur. hist. Fr. 
VII 10 (,Briicke fiber die Correze'). Holder Altkelt. 
Sprachschatz s. v. Longnon G^ogr. 526. 

[Ihm.] 

CurrJtis oder Quiritis (neben diesen inschrift- 

lich bezeugten Formen wird hsl. noch Curitis 

und Curis uberliefert), Beiname der Iuno, den 

die Etymologie der Alten bald mit der Stadt 



hist. eccl. II 16, 18. Athan. hist, Ar. ad mon. 20 = 
Migne G. 25, 716 und sonst), die kaiserliche Post. 
Wahrend der ganzen Dauer des Altertums pflegte 
man Briefe, wenn sich nicht zufallige Gelegen- 
heiten zu ihrer Beforderung darboten (Plaut. mil. 
glor. 131. Cic. ad Qu. fratr. II 12 [14], 3 ; ad 
Att. V 4, 1. 15, 3. Symmach. epist. I 46. II 9 
und sonst), durch besondere Boten (tabellarii), 
die man wohl meist aus seinen Sclaven oder Frei- 



Cures im Sabinerlande (Schol. Pers. IV 26. Steph. 50 gelassenen auswahlte, bestellen zu lassen (Cic. 



Byz. s. Kvqk; vgl. Fest. 254) oder dem sabi- 
nischen euris = hasta (Fest. ep. 49. Mart. Cap. 
II 149. Mytbogr. Ill 4, 3) bald mit currus 
(Serv. Aen. I 8. 17 [Fuld.]. Mythogr. a. a. 0.) 
oder curia (Test, 254. Dion. Hal. II 50; vgl. 
Fest. ep. 64] in Verbindung brachte. t'ber die 
Art ihrer Verehrung erfahren wir: die Krie- 
ger brachten ihr Gelubde dar und spendeten 
ihr Wasser und Wein (Fest. 254. Mart. Cap. 



Phil. II 77; ad fam. XIV 22. XV 17, 1; ad 
Att, V 15, 3. Dig. XLI 1, 65. Symmach. epist. 
VI 54. 55. 63 und sonst). Das gait nicht nur 
ffir Privatbriefe , sondern auch fur die officiellen 
Depeschen, welche die Statthalter an den Senat 
(Liv. XLV 1, 6. Cic. ad fam. XII 12, 1; oder 
die Unterthanen ihrer Provinz (Cic Verr. Ill 
183) und fremde KOnige an den Kaiser richteten 
(Plin. ad Trai. 64). Wer nicht fiber eigene Boten 



a. 0.), in den alten Curienheiligtumern 60 verfiigte, konnte in Eom auch gewerbsmassige 
— ■ - - . . , ., Brieftrager benutzen; denn an gewissen Stellen 

hatten Freigelassene und andere arme Teufel ihre 
bestimmten Standorte, um sich fur solche Zwecke 
dingen zu lassen (CIL XI 991*: tabellarius a 
ripa. 9921: a porta Fontiiiale: vgl. 9916. 9917. 
X 1961). Wenn Caesar wahrend des Bfirger- 
krieges in bestimmten Abstanden Reiter statio- 
nieren liess, die den Nachrichtendienst zwischen 



standen Tische (mensae curiales), an denen ihr 
geopfert wurde (Fest. 254; ep. 64. Dion. II 
50), in Zusammenhang mit ihrem Culte stand 
der alte Hochzeitsbrauch , mit einer bereits vom 
Feindesblut benetzten Lanze das Haar der Braut 
zu scheiteln (Fest, ep. 62.1, ,offenbar eine Erinne- 
rung an die alte Sitte der kriegerischen Erobe- 
rung der Braut, des Brautraubes' (Deecke Fa- 



1847 



Cursus publicus 



den verschiedenen Kriegsschauplatzen vermittel- 
ten (Caes. b. c. Ill 101, 3), so war dies Aus- 
nahme fur den besonderen Zweck ; doch mag sie 
dem Augustus bei seiner spateren Einrichttmg 
des Postwesens teilweise zum Vorbild gedient 
haben. Jene BefOrderung durch Reisende oder 
Tabellarii war langsam und unsicher, die letztere 
noch dazu sehr kostspielig; aueh sah man sich 
dadureh gezwungen, wenn sich eine Gelegenheit 
darbot, bei Freunden und Bekannten die Briefe 10 
zu sammeln, urn so ganze Fascikel auf einmal 
abschicken zu konnen (Cic. ad Qu. fratr. II 10 
(12], 4) ; doch bot sie dafiir den Vorteil, dass der 
Uberbringer, der ja unmittelbar vom Absender 
herzukommen pflegte, durch miindliche Erzahlung 
den Inhalt des Schreibens erlautem und erganzen 
konnte (Suet. Aug. 49. Symmach. epist. I 28 
46. 87. VI 13. 23 und sonst). 

Erst Augustus scbuf eine regelmassige Brief- 
befiirderung, fur die dem hochgebildeten und be- 20 
lesenen Manne der Bericht des Herodot iiber den 
persischen Nachrichtendienst (s. Bd. I S. 2185, 
18ff.) die Anregung geboten haben mag. Gleich 
diesem diente sie nur den Zwecken des Staates, 
nicht auch der Privatcorrespondenz , und so ist 
•es bis zum Ende des romischen Beiches geblieben. 
Auf den grossen Heerstrassen wurden kraftige 
Leute (iurenea) in nicht zu weiten Abstanden 
stationiert, welche die Depeschen empfingen und 
zur nachsten Station weitertrugen , urn sie dort30 
<?inem frischen Boten zu iibergeben. So ging der 
Brief von Hand zu Hand, bis er in Rom an den 
Kaiser gelangte. Wenn noch Augustus selbst das 
Institut wieder anderte, so geschah dies weniger 
um grOssere Geschwindigkeit zu erzielen — denn 
in dieser Beziehung stellte es einen solchen Fort- 
schntt gegen die fruhere Art der BefOrderung 
dar, dass es den bescheidenen Anspriichen jencr 
Zeit vollkommen geniigte — , sondern er vermisste 
nur die Gelegenheit, welche vor seiner Reform 40 
bestanden hatte, einen Boten, der vom Orte der 
Ereignisse herkam, auch persflnlich ausfragen zu 
konnen (Suet. Aug. 49: commodius id visum est, 
ut qui a loco perferunt litteras, interrogari quo- 
que, si quid res exigant, possint). Er liess daher 
statt der Laufer auf den einzelnen Stationen Fuhr- 
werke zum Wechseln bereitstellen. So ivurde 
aus der Briefpost eine BefOrderung von Personen. 
Denn wenn diese auch zum grossten Teil Brieftrager 
waren, so konnten die Wagen doch auch von 50 
anderen Leuten benutzt werden, fur die ein be- 
sonders eiliges Reisen im Interesse des Staates 
erwunscht war. Diesen Charakter hat der C. p. 
denn auch bis aii sein Ende bewahrt. 

Die Kostspieligkeit der augusteischen Ein- 
richtung ffihrte schon vor dem J. 49 dazu, dass 
die kaiserliche Casse diese Last auf die einzelnen 
Stadte abwalzte (Dessau 214. CIG4956). Feste 
Stationen, auf denen allezeit Fuhrwerk bereit stand, 
schemt es seitdem nicht mehr gegeben zu haben, 60 
sondern die Municipalbeamten mussten es auf 
Requisition stellen, was natiirlich die BefOrderung 
der Reisenden wieder sehr verlangsamte (Pint. 
Galba 8. Plin. paneg. 20). Vielleicht kniipfte 
dies an die Einrichtung der Republik an, dass 
Gesandte, welche der Senat eilig abschickte, von 
den Stadten des Reiches, die sie beruhrten, Zug- 
tiere zur Weiterreise geliefert bekamen (Liv XLII 



Cursus publicus 



1848 



1, 11). Solche Frondienste in Anspruch zu nehmen, 
war nur demjenigen erlaubt. der ein sog. diploma 
bei sich fflhrte (Dig. XLVIII 10, 27 § 2 Hist 
Aug. Pertin. 1, 6. GIG 4956). Mit der Bewilli- 
gung dieser Erlaubnisscheine war man ausserst 
sparsam. Dass selbst die kaiserlichen Tabellarii 
meist zii Fusse gehen mussten und nur Wagen 
erhielten, wenn aussergewOhnliche Eile not that, 
ergiebt sich schon aus der Existenz eines be- 
sonderen Corps von tabellarii diplomarii (Dessau 
1702). Denn wenn dies, wie man doch wohl an- 
nehmen muss, fahrende Eilboten waren, die regel- 
massig ein Diplohia erhielten, so folgt daraus, dass 
die gewOhnlichen Tabellarii sich meist ohne Fuhr- 
werk behelfen mussten (Plin. epist. ad Trai. 64). 
Auch bezeichnet sich einer in seiner versificierten 
Grabschrift ausdriicklich als Fussganger (Dessau 
1710: adque meos versus, dum transeo per/ego et 
ipse, diploma circavi totam regiom pedestrem; in 
diesem Falle bedeutet diploma einfach die kaiser- 
liche Depesche, nicht den Erlaubnisschein zur 
Wagenrequisition). In Rom stellte nur der Kaiser 
selbst Diplomata aus und beglaubigte sie durch 
sein eigenes Siegel (Senec. de clem. I 10, 3. Suet. 
Aug. 50; Otho 7. Plut. Otho 3. Lact. de mort. 
pers. 24, 5). Daher erscheinen auch kaiserliche 
Freigelassene mit den Titeln: officialis a me- 
moria et a diplomatibus und a diplmuatibu-s 
sardonyehi (Dessau 1677. 1678), welcher letz- 
tere Zusatz ausdriicklich auf den Siegelring hin- 
weist. Wahrend der Thronvacanz nach dem Tode 
Neros nahmen dies Recht in Rom der Praefectus 
praetorio und die Consuln (Plut. Galba 8), in den 
Provinzen die Statthalter in Anspruch (Tac. hist. 
II 65). In gewohnlichen Zeiten erhielten diese 
eine angemessene Anzahl von Diplomata durch 
den Kaiser zugeschickt (Plin. ad Traian. 45. 46. 
121), die sie nach bestem Wissen und Gewissen, 
aber mit mfiglichster Sparsamkeit zu verwenden 
hatten (Plin. ad Traian. 64. 120). Auch privaten 
Reisenden durften Diplomata gewahrt werden 
(Plin. ad Traian. 121. Senec. de clement. I 10, 
3. Dig. XLV 1, 137 § 2. Fronto ad M. Caes. 
I 6 p. 15), doch sollte dies nur in den seltensten 
Fallen geschehen (Plin. ad Traian. 120). Trotz- 
dem wurden diese Fuhrleistungen durch den Miss- 
brauch der Beamten zu einer driickenden Last fur 
die Stadte (Dessau 214. CIG 4956), namentlich in 
Italien, wo die Boten und Beamten aus alien Pro- 
vinzen auf ihrem Wege zum Kaiserhofe zusammen- 
strOmten, muss sie schwer zu tragen gewesen sein. 
Hier beseitigte sie daher Nerva ganz und liess 
seine Tabellarii innerhalb der Alpengrenze, wie 
in der guten alten Zeit, entweder zu Fusse laufen 
oder, wenn die Sache eilig war, sich gekauften 
Fuhrwerks bedienen (Eckhel D. N. VI 408). 
Nachdem man sich an einen schnelleren Boten- 
dienst gewohnt hatte, konnte dieser Zustand frei- 
lich nicht mehr dauern; schon Traian stellte 
daher das alte Fuhrwesen wieder her (Vict. Caes. 
13, 5), und natiirlich wurde es sogleich wieder 
als harter Druck empfunden. Unter den Mass- 
regeln, mit denen Hadrian gleich im Anfang seiner 
Regierung sich Popularitat zu gewinnen strebte 
(s. Bd. I S. 502, 60), war daher auch die Be- 
stimmung, dass die Beschaifung des Postfuhrwerks 
den stadtischen Beamten erlassen und auf die 
Staatscasse iibernommen werden solle (Hist. Au<*. 



Hadr. 7, 5). Wahrscheinlich wurde die Ordnung 
hergestellt, die Augustus in seiner spateren Re- 
gierung eingefuhrt hatte. Sie gewahrte zugleich 
den Vorteil, den Nachrichtendienst zu beschleu- 
nigen, weil das zeitraubende Requirieren wegflel. 
Hadrian ernannte auch zuerst praefecti vehicu- 
lorum, d. h. Oberpostmeister aus dem Ritter- 
stande, von denen jeder einen bestimmten Post- 
bezirk unter sich hatte (Mo mm sen R. St.-R, 



Der letztere hatte wahrscheinlich dem abreisen- 
den Tabellarius als Legitimation die tessera zu 
iibergeben, eine kleine Bronzeplatte, wie einzelne- 
noch erhalten sind (Dessau 270. 1701). Neben 
denjenigen, die dem Kaiser unmittelbar zur Ver- 
fiigung standen, gab es noch besondere Boten fur 
die einzelnen Ressorts der kaiserlichen Verwal- 
tung, z. B. tabellarius castrensis (Dessau 1704), 
ex officio annonaes (Dessau 1705), optio tabel- 



lnL}^% f ™ h f te Brwiim ™ng Dessau 1434; die 10 lariorum officii rationum (Dessau 1706), prae 
...7 i._ i... tt L positus tabellariorum stationis vigesimae liber- 
tatum (CIL VI 8445), optio tabellariorum sta- 
tionis marmorum (Dessau 1707), stationis pa- 
trimonii (CIL VI 8505). Von den tabellarii di- 
plomarii (Dessau 1702), den Eilboten, die An- 
spruch auf BefOrderung zu Wagen hatten, haben 
wir schon geredet. Ausserdem befanden sich Ab- 
teilungen des Botengesindes wohl in alien Me- 
tropolen der Provinzen und vielleicht auch in 



alteren Freigelassenen a vehieulis bei Hirsch- 
feld Untersuchungen zur rOmischen Verwaltungs- 
geschichte I 100 sind wahrscheinlich nicht Post- 
beamte, sondern Aufseher iiber den Wagenpark, 
der fur die Reisen des Herrschers immer bereit- 
stehen musste; vgl. Bd. I S. 503, 17). Schon 
Pius aber scheinen die schweren Kosten wieder 
veranlasst zu haben, auf die Stadte zuriickzu- 
greifen. Denn wenn es von ihm heisst, er habe 



das Postwesen mit grOsster Sorgfalt erleichtert 20 manchen anderen Stadten. So kennen wir eine 



(Hist. Aug. Pius 12, 3), so deutet dies darauf hin, 
dass es wieder druckend geworden war. Erst 
Severus kam auf die Massregel Hadrians zuriick, 
auch er geleitet von dem Wunsche, sich popular 
zu machen (Hist. Aug. Sever. 14, 2). Aber unmittel- 
bar nachher kehren die Requisitionen wieder; denn 
schon unter Alexander Severus erscheint die Stel- 
lung von Zugochsen als eine VermOgenslast, von 
der nur die Soldaten und die professores libera- 



statio Taurinensis (Dessau 1701), collegia ta- 
bellariorum in Narbo (CIL XII 4449), Karthago 
(CIL VIII p. 1337. Dessau 1710. 1711), The- 
veste (CIL VIII 1878), Ephesos (CIL HI 6077> 
und vereinzelt begegnen uns Tabellarii in Puteoli 
(CIL X 1741), dem numidischen Nattabutes (CIL 
VIII 10827) und dem kretischen Lutron (CIL 
III 3), Mo mm sen Herm. I 343. Wenn man 
schon frflher als Uberbringer besonders wichtiger 



Hum artium befreit bleiben (Dig. I 5, 10 § 2). 30 Botschaften ausnahmsweise Soldaten (Plut. Galb; 



Unter Carus werden einzelne Decurionen mit der 
Bestimmung zu curatores gewahlt, dass sie im 
Gebiete ihrer Gemeinde die requirierten Tiere be- 
schaffen mussen (Cod. lust, X 43, ll. Diocletian 
lasst in den Stadten Consortien bilden, deren Mit- 
glieder abwechselnd oder gemeinsam das Munus 
tragen, eine bestimmte Zeit lang die Ochsen fur 
die Staatspost zu stellen (Cod. lust. X 38). So 
wechselt man mehrmals zwischen fiscalischcr und 



8) oder gar Centurionen benutzt hatte (Herod. V 
4, 8. Dio LXXVIII 39, 3), so wird dies unter 
Diocletian zur Regel. Wie alle kaiserlichen Be- 
diensteten, so werden auch seine Bricfboten aus 
Sclaven und Freigelassenen zu freien, hochange- 
sehenen Mannern, und an die Stelle der Tabellarii 
tritt das militarisch organisierte Corps der Agentes 
in rebus, das einen hohen Rang und grossen Ein- 
fluss besitzt; s. Bd. I S. 776ff. O. Hirschfeld 



requirierter Post; doch die letztere erscheint als 40 Berichte Akad. Berl. 1893, 421 



die vorherrschende Form, die nur ausnahmsweise 
unterbrochen wird, wenn ein Kaiser sich bei den 
Unterthanen beliebt machen will. Im 4. Jhdt. 
herrscht dann ein gemischtes System, das weiter 
unten dargestellt werden soil; wer es eingefuhrt 
hat, ist unbekannt. 

Wie reiche Privatleute es thaten (CIL VI 6342. 
6357: tabellaHi aus der familia Statiliorum. Dig. 
XLI 1, 65. Petron. 79. Plin. epist. II 12, 6. Ill 



tlber die Organisation des Postwesens besitzen 
wir genauere Nachrichten erst seit dem 4. Jhdt. 
und wissen nicht, wieviel und was sich davon 
auch auf die fruhere Kaiserzeit beziehen lasst. 
Die damals benutzten Tiere waren Ochsen (Cod. 
Theod. VIH 5. 1. 11. 53. Socrat. Ill 1), Maul- 
tiere (Cod. Theod. VIII 5, 8 § 2. 53. Dig. L 4, 
18 § 21. Liban. or. I 569. Mian, epist. 72. 
Sulpic. Sev. dial. II 3, 6. Socrat. Ill 1), Pferde 



17, 21, so hielt auch der Kaiser Tabellarii unter 50 (Cod. Theod. VIII 5, 17. 64. Dig. a. O. Socrat. 



seinem Gesinde, natiirlich in noch viel grosserer 
Anzahl (Herod, m 5, 4. IV 12, 6. CIL X 6638 C 
II 24. XIV 2465. VI 9051. 9052. 9915 mit den 
dort angefuhrten Inschriften). Sie scheinen ein 
ziemlich umfangreiches Corps gebildet zu haben, 
da eigene castra tabellariorum in den Regionen- 
verzeichnissen der Stadt Rom erwahnt werden 
(H. Jordan Topographie der Stadt Rom II 
574)._ Es sind teils Sclaven, teils Freigelassene. 



a. O.) und Esel (Cod. Theod. VIII 5, 38. 41. 
Socrat. a. O. Liban. or. I 570. Procop. hist. arc. 
30 p. 86 A). Die Ochsen heissen. soweit sie der 
Post dienen. technisch angariae (Dig. L 4, IS 
§ 21. 29. Cod. Theod. VIII 5, 21), die Pferde 
veredi (Procop. bell. Pers. II 20 p. 137 B. Joh. 
Lyd. de mag. Ill 61. Dig. a. O. Cod. Theod. 
VIH 5, 53 und sonst). 

Die Post zerfallt in zwei Abteilungen, den 



Zur Zeit des Commodus stehen sie unter prae- 60 eursus clabularis (Cod. Theod. VI 29, 2 § 4. 



positi tabellariorum, die Freigelassene (CIL VI 
3445) oder Ritter sind (CIL VI 746); vorher 
und wohl auch nachher sind ihre Vorgesetzten 
nur Optiones aus ihrer eigenen Mitte (Dessau 
1706-1708. CIL VI 8505). In einer Inschrift 
unbekannter Zeit (CIL VI 9915) finden wir gleich- 
zeitig am Hofe anwesend 18 Tabellarii, an deren 
Spitze zwei optiones und ein tesserarius stehen. 



5 § 1. VIH 5, 23. 26. 62. Cod. lust, XH 50. 
22. Ammian. XX 4, 11) und den cursus velox 
(Cod. Theod. VIH 5, 62; SH'S dodfio; Joh. Lyd. 
de mag. HI 61) oder cursus schlechthin (Cod. 
Theod. VIII 5, 66), die wenigstens zum Teil unter 
gesonderter Verwaltung gestanden haben mussen, 
da eigene mancipes cursus clabularii erwahnt 
werden (Cod. Theod. Vni 5, 23. 26). Beiden 



1851 



Gursus pubhcus 



Cursus publicus 



1852 



treten auf den grossen StrOmen als Erganzung 
die kaiserlichen Schiffe hinzu (Cod. Theod. VITI 
5, 48. Itin. Ant. 126, 6), die gleichfalls dem C. p. 
zugerechnet werden (Apoll. Sidon. epist. I 5, 2. 3. 
Cassiod. var. II 31. IV 45; vgl. Dromonarii). 

Der Cursus clabularis besteht aus langsamen 
schweren Wagen, die von je zwei Paar Ochsen 
gezogen werden (Cod. Theod. VIII 5, 11) und 
als gesetzliches Maximum 1500 Pfund tragen 
diirfen (Cod. Theod. VIII- 5, 28. 30). Das ganze 
Gefahrt, wic das einzelne zu seinem Dienste be- 
stellte Tier, heisst angaria (s. Bd. I S. 2184, 
51). Er dient zunachst dem Transport der fis- 
calischen Giiter (Cod. Theod. VIII 5, 16. 48 § 1. 
Cod. lust. XII 50, 22); doeh werden Gold und 
Silber mit dem cursus velox befo'rdert (Cod. Theod. 
VIII 5, 48). Ausserdem werde solche Fuhrwerke 
den Familien von Beamten gewahrt (Cod. Theod. 
VIII 5, 4; vgl. Ammian. XX 8, 22) oder von 
Soldaten, denen Frauen und Kinder bei Verande- 
rung der Standquartiere nachfolgen (Ammian. 
XX 4. 11), mitunter auch den Truppen selbst 
(Ammian. XXI 13, 7. Cod. lust. XII 50, 22). 
Im J. 360 wurde allerdings verfugt, dass jede 
Legion hochstens zwei Ochsenwagen begleiten 
diirften, die nur dazu bestimmt sein sollten, die 
Kranken aufzunehmen (Cod. Theod. VIII 5, 11. 
45) ; doch der Bequemlichkeit und schlechten Dis- 
ciplin der Soldaten scheinen diese Gesetze zum 
Opfer gefallen zu sein, da sie in den Codex Iu- 
stinianus nicht mehr aufgenommen sind (vgl. Cod. 
lust. XII 50, 22). Auch Bischdfe (Zeitschr. fur 
Kirchengesch. X 551), Gesandte (Cod. lust. a. O. 
Cod. Theod. XII 12, 9), kurz Leute, die zwar 
im offentlichen Interesse reisen, deren BefCrde- 
rung aber keine Eile hat, sind auf den cursus 
clabularis angewiesen. Ob die Bastagae einen 
Teil desselben bilden, oder wie er sich sonst zu 
ihnen verhalt, ist unbekannt; s. Bd. Ill S. 110. 

Ochsen dienen ausschliesslich dem cursus cla- 
bularis. Im cursus velox sind die Maultiere zum 
Ziehen bestimmt, die Pferde nur zum Reiten 
(Hieron. epist. 118, 1 = Migne L. 22, 960), ja 
es wird ausdrucklich verboten, sie vor den Wagen 
zu spannen, wenn zufallig auf einer Station keine 
Maultiere mehr zu haben sind (Cod. Theod. VIII 
5, 24). Die Esel dienten den Reitenden wahr- 
scheinlich als Gepacktrager (Cod. Theod. VIII 
5. 38 1 ; denn dem Pferde darf ausser seinem Reiter 
nicht mehr als 30 Pfund aufgebiirdet werden 
(Cod. Theod. VIII 5, 8. 17. 28. 30). Deshalb 
erhalten die Agentes in rebus, die als kaiserliche 
Depeschentriiger eilen miissen und daher lang- 
same Esel nicht brauchen konnen, ein zweites 
Pferd fur ihr Gepack zugebilligt (Cod. Theod. 
VIII 5. 49. VI 29, 6). Dieses heisst parhippus 
(Cod. Theod. VIII 5, 22 § 1. 27. 29. Iulian. epist. 
20. 31. 76. Joh. Lyd. de mag. HI 7. Cassiod. 
var. IV 47, 5. V 5, 3), was nicht mit paraveredus 
zu verwechseln ist (s. u.), oder avertarius nach dem 
Felleisen \averta), das es zu tragen hat (Cod. 
Theod. VIII 5. 22 § 1). Das Gewicht desselben 
darf 100 Pfund nicht ubersteigen (Cassiod. a. O.), 
wie auch die Schwere des Sattels gesetzlich ge- 
regelt wird (Cod. Theod. VIII 5, 47). Anfangs 
scheinen die Agentes in rebus sich dieser Bei- 
pferde nur widerrechtlich bedient zu baben; denn 
noch unter Iulian wird parltippus definiert als 



das Pferd, das man iiber die erteilte Berechtigung 
hinaus in Anspruch nimmt (Cod. Theod. VIII 5, 
14 § 1) ; doch ist diese Bedeutung spater geschwun- 
den, als der Gebrauch der parhippi ein ganz 
regelmassiger wurde. 

Als Fuhrwerke der Post kommen vor : 1) redae, 
die im Sommer von acht, im Winter, wenn die 
Wege schlechter sind, von zehn Maultieren ge- 
zogen werden und bis zu 1000 Pfund tragen 

10 diirfen (Cod. Theod. VIII 5, 8. 17. 28. 30. 47). 
Allerdings waren die Tiere oft so abgetrieben, 
dass kaum zwanzig fiir eine Reda geniigten (Liban. 
or. I 569). 2) carri, die bis zu 600 Pfund beladen 
werden diirfen (Cod. Theod. VIII 5, 47). 3) birotae, 
die von drei Maultieren gezogen werden und bis 
zu 200 Pfund tragen diirfen (Cod. Theod. VIII 
5, 8. 9. VI 29, 2 § 2). 

Wie der letzte, sehr niedrige Satz zeigt, ist 
noch das Gewicht des Reisenden selbst hinzuzu- 

20 rechnen. Fiihrte dieser kein Gepack, so konnten 
auf der Birota doch nicht mehr als zwei Menschen 
fahren, auf der Reda dagegen eine gauze Anzahl, 
etwa sieben bis acht. Dem entspricht auch die 
Erzahlung des Sulpicius Severus (dial. II 3, 2) 
von einer plena militatitibus viris fiscalis reda, 
d. h. ein Postwagen voll Subalternbeamten. Da- 
mit die Tiere durch das Schleppen gar zu grosser 
Wagen nicht iiberanstrengt wiirden, verbot Con- 
stantius II. die Benutzung des C. p. mit Privat- 

30fuhrwerk (Cod. Theod. VIII 5, 10). Da dieses 
sich, wie es scheint, den Ubergriffen der Be- 
amten gegenilber nicht durchsetzen liess, wurde 
der Bau iibergrosser Wagen ganzlich verboten und 
die Zimmerleute dafur unter Strafe gestellt (Cod. 
Theod. VIH 5, 17. 30). 

Die Beschaifung der Tiere ist verschieden, je 
nachdem sie auf den grossen Hauptstrassen oder 
auf abgelegeneren Nebenwegen zu laufen haben. 
Dies pragt sich schon in den Namen aus, inso- 

40 fern die Pferde und Ochsen in j enem Falle veredi und 
angariae, in diesem equi agminales (Cod. Theod. 
VIII 5, 3. 6. Dig. L 4, 18 § 21) oder parave- 
redi und parangariae heissen (Schol. Basil. LVT 
18, 11 bei Gothofredus zumCod. Theod. VIH 
5, 4 ; xai eoziv dyyageia [lev r\ jrdgodog fj 6ia rijg 
ftrjfiooiag odov rijg xai dgo/wv ixoiotjg, dig xvybr 
ivTevfcv [d. h. von Berytus aus] sal Tvgov, na- 
gayyageia dk f\ dia xov ix Jif.ayelag odov, d>; rv- 
Xov evzEv&sv ijii 'HXiovTtohv. Cod. Theod. VIII 

50 5, 3. 15). Dieser Unterschied ist insofern wesent- 
lich, als auf den Strassen, wo sich der grosse 
Botenverkehr zum und vom Hoflager bewegte, die 
erforderlichcn Tiere bereitstehen mussten (Lact. de 
mort. pers. 24, 6. 7. Zosim. II 8, 3. Anon. Vales. 2, 4. 
Vict. Caes. 40, 2; epit. 41, 2), was auf minder ge- 
branchten Wegen nicht nOtig war. Daher giebt 
es nur auf jenen einen wirklichenC. p. (xrjg drj/iooia; 
odov xrjg xai dgopiov E/ovor/g a. O. si a publico 
itinere aliqua militari r.ia devertendum fucrit, 

GO ubi etectio iion erit, Cod. Theod. VIII 5, 3), auf 
diesen. miissen, wie es scheint, die Pferde oder 
Ochsen durch die Decurionon requiriert werden 
(vgl. Cod. Theod. VIII 5, 64), weshalb wir oben 
von einem gemischten System geredet haben. So 
kommt es. dass auch fiir die Reisen der Herr- 
scher selbst equi agminales nicht in geniigender 
Zahl aufzutreiben sind (Cod. Theod. VIII 5, 3), 
und dass man viel leichter die Erlaubnis zur Be- 



1853 



Cursus publicus 



Cursus publicus 



1854 



nutzung der organisierten Post, als zum Gebrauch 
von parangariae und paraver'edi erhalt (Cod. Theod. 
VIII 5, 3. 6. 7. 15. 59. 63. 64. Cassiod. var. V 
39, 14). Denn diese ausserordentlichen Leistungen, 
bei denen mitunter dem Bauern seine Ochsen vom 
Pfluge fortgenommen wurden, was auch ein kai- 
serliches Verbot nicht ganz verhindert haben wird 
{Cod. Theod. VIII 5, 1), lasteten besonders schwer 
auf dem Landvolk (Cod. Theod. VIII 5, 16. 3. 



dazu beitragen (Dig. L 4, 1 § 1. 18 § 21—23). Sie 
wurde als so wichtig betrachtet, dass, selbst wenn 
im iibrigen Steuererlasse gewahrt wurden, diese 
Leistung davon ausgenommen blieb (Cod. Theod. 
XI 28, 7). Kein Standesprivileg schiitzte vor 
ihr (Dig. L 4, 18 § 24. 29). Im J. 382 wurden nur 
die hochsten Beamten, das Kirchenvermogen, die 
Rhetoren und Grammatiker von der Stellung von 
parangariae und paraveredi befreit, aber nicht 



Cassiod. XI 14, 1. XII 15, 6), ja sie wurden mit- 10 von den regelmassigeir Postlasten, und auch jenes 



unter geradezu als ruinOs empfunden (Cod. Theod, 
Vffl 5, 7. 15; vgl. Ammian. XIX 11, 3. Vict. 
Caes. 13, 6). Ubrigens scheint cs, wenn auch 
vielleicht nur zeitweise, ganze Provinzen gegeben 
zu haben, in denen das Offentliche Fuhrwesen 
ausschliesslich durch Requisitionen geleistet wurde. 
Denn wenn es Cod. Theod. VI 29, 5 heisst: in 
Us dumtaxat provinciis, in quibus cursus a pro- 
vineialibus exhibetur, so beweist dies sicher, dass 



nur mit gewissen Ausnahmen, die durch mili- 
tarische Zwecke bedingt waren (Cod. Theod. XI 
16, 15. 18. Cod. lust. XII 50, 21). Erst 432 
erhielten, was sehr charakteristisch ist, die ersten 
der kaiserlichen Kammerdiener ausserdem auch 
den Erlass der Ochsensteuer, die fiir die Land- 
wirtschaft die enipfmdlichste war (Cod. Theod. 
VI 23, 3. 4), mussten aber, wie es scheint, Pferde, 
Maultiere und Esel nach wie vor entrichten. Bei 



die Einrichtung nicht in alien Provinzen gleich- 20 der sorglosen und schlechten Behandlung, die 
• — -- • — - "" „...«> g j e er f uarerij scheinen die Tiere im Durchschnitt 

nicht langer als vier Jahre brauchbar gewesen 
zu sein. Jedenfalls war es Regel, dass alljahr- 
lich der vierte Teil durch neue ersetzt werden 
musste (Cod. Theod. VIII 5, 34); man nannte 
das reparatio cursus publiei (Cod. Theod. XI 
28, 7. VIII 5, 42; vgl. X 20, 4). Doch fielen 
die Zugtiere vor der Zeit, so hatten die Stadte, 
denen die Fiirsorge fur die betreffenden Stationen 



fermig war (vgl. Cod. Theod. VIII 5, 28. 34 § 3), 
und die Worte des Gesetzes weisen darauf hin, 
dass in einigen die Zugtiere vom Staate selbst, 
in andern, wahrscheinlich denjenigen, die weniger 
vom grossen Botenverkehr beruhrt wurden, von 
den Unterthanen auf besondere Anweisung zu 
stellen waren. Auch heisst es in Bezug auf den 
C. p. von ganzen Provinzen : licet in eanalibus 
publicis haec necessitas cxplicetur (Cod. Theod. 



VI 29, 2 S 1), und canalis ist der technische 30 oblag, den Schaden zu tragen, mdem sie neue 

- - - " ' ' n beschafften (Liban. or. I 570). Die Eintreibung 

dieser Steuer mussten die Statthalter durch ihr 
Ofncium besorgen (Cod. Theod. VIII 5, 42), auch 
mussten sie, naturlich auf Kosten der Unterthanen 
(Cod. Theod. XI 1, 21), dafur sorgen, dass die 
Stationsgebaude (mansiones) in gutem Zustande 
waren, so dass sie auch ansehnlichen Reisenden 
zum Nachtquartier dienen konnten (Cod. Theod. 
I 16, 11. VII 10, 1). Ausserdem wurde den Pro- 



Ausdruck fiir die Nebenstrassen , auf denen sich 
der Postverkehr nur durch parangariae und pa- 
raveredi vollzieht (Cod. Theod. VIII 5, 15). 

Dbrigcns sollte der Mangel eines regelmassigen 
C. p. fiir die betreffenden Provinzen wahrschein- 
lich keinen Kachteil, sondern eine Wohlthat vor- 
stellen. Wenn Hadrian und Severus einen cursus 
fiscalis cinrichteten, so bedeutete dies eine Er- 
leichterung fur die Unterthanen. Hochstens dann 



konnte es ihnen beschwerlich werden , wenn die 40 vincialen fiir die Bedienung der Tiere und um 



Kosten nicht durch Sparsamkeit auf andern Ge 
bieten einzubringen waren, sondern zu einer Steuer- 
erhflhung fiihrten. Im 4. Jhdt. liefen auf den 
Hauptstrassen animalia publiea (Cod. Theod. VIII 
5, 2. 10. 53. Ammian. XXI 16, 21 u. s.\ d. h. die Zug- 
tiere waren Staatseigentum ; man hatte also hier 
einen cursus fiscalis. Doch nach dem System Diocle- 
tians, die Geldwirtschaft des Staatesmoglichsteinzu- 
schranken und seine meisten Bediirfnisse durch Na- 



die Abnutzung der Wagen zu ersetzen, Geld ab- 
genommen, was Valentinian I. verbot (Cod. Theod. 
VIII 5, 21). Da bei diesen schweren Lasten die 
Steuerzahler oft vcrsagten, gait es als ein beson- 
deres Verdienst des Statthalters , wenn er bei 
Kiederlegung seines Amtes die Zugtiere voll- 
zahlis und die Mansionen gut ausgerustet seinem 
Nachfolger iibergeben konnte (Symmach. epist. 
II 27). Reiste der Kaiser durch, so gehSrte es 



turalsteuem zu befriedigen, mussten die Tiere (Dig. 50 zu den officiellen Ceremonien, dass ihm die Tiere 



L 4, 18 § 21. Cod. Theod. VIII 5, 34. XI 28, 
7) und das Futter zu ihrer Ernahrung (Cod. Theod. 
XI 1, 9. VLTI 5, 64) von den Unterthanen ge- 
liefert, ja zeitweilig selbst die Stalle auf ihre Kosten 
gebaut werden (Cod. Theod. VIII 5, 34 § 2). Es 
konnte denmach als Vorzug erscheinen, wenn in 
einzelnen Provinzen die Zugtiere nicht dauernd 
hergegeben, sondern nur auf Requisition darge- 
liehen wurden, obgleich in diesem Falle die Un 



der Post vorgemhrt wurden, damit er sich von 
ihrem guten Zustande uberzeuge (Ammian. XXI 
16, 21). Zu den Stationen mussten die Unter- 
thanen auch das Viehfutter hinschaffen (Cod. 
Theod. XI 1, 21). weshalb hier auch Normal- 
masse und -gewichte aufbewahrt wurden, um die 
Richtigkeit der Lieferungen zu priifen (Cod. Theod. 
XII 6, 21). Diese Verpflichtung wurde oft zu 
Erpressungen benutzt, indem die Subalternbe- 



reo-elmiissigkeit der Leistung ihren Druck er- 60 amten des Praeses ganz plotzlich und zu unge- 



schwerte. Da sich hierdurch, wie es scheint, die 
Wohlthat in ihr Gegenteil verwandelte, machte 
Iulian in manchen jener Provinzen den C. p. 
wieder fiscalisch (Dessau 755). 

Die Steuer, welche in Zugtieren zu entrichten 
war, lastete auf dem VermOgen, aber nicht nur, 
wie die Annona, auf dem landlichen Grundbesitz, 
sondern auch wer von Capitalzinsen lebte, musste 



legener Zeit die Leistungen verlangten, bis um 
das J. 359 der Praefectus Praetorio Italiae et 
IllyTici Anatolius, der sich auch sonst darum ver- 
dient machte, die Lasten des C. p. zu erleichtero 
(Ammian. XIX 11, 3. Vict. Caes. 13, 6), hierin 
Wandel schaffte und fur jede Stadt nach der Lange 
und Unbequemlichkeit des Weges einen bestimmten 
Lieferungstermin festsetzte (Cod. Theod. XI 1, 



Cursus publicus 



Cursus publicus 



1856 

9). Um dieselbe Zeit scheint man audi gestattet 5, 1; vgl. Lact. de mort. pers. 24, 6; mansiones 
zu haben, diese Leistung durch Geld abzulCsen mutationesque werden zuerst im J. 365 neben- 
(Cod. Theod. VIII 5, 23 § 3). Aber da die Hohe einander erwahnt, Cod. Theod. XI 1, 9; vgl. VIII 
der betreffenden Summen nicht fest war, sondern 5, 34. 36. 53. 58. 60. Dessau 755). Auch nennt 
sich wahrscheinlich nach dem Marktpreise der das sog. Itinerarium Antonini, das etwas alter ist, 
Naturalien richtete, blieb den empfangenden Be- noch alle Stationen mansioties (6, 3. 94, 2. 260, 6. 
amten die MOglichkeit iibertriebener Schatzungen, 305. 5. 387, 6. 439, 11. 13. 446, 2) und zeigt im ail- 
so dass auch dies zu Erpressungen Gelegenheit gemeinen viel weitere Entfernungen. Abstande 
gab (Cod. Theod. VIII 5, 60). Bald nach 400 der Stationen von 50 Milien und dariiber kommen 
ist daher die Naturallieferung wieder ilblich (Cod. lOmehrfach vor (19, 1. 2. 42, 5. 43. 1. 44, 6. 93, 3. 
Theod. VIII 5, 64). Dagegen war es um diese 119, 2. 170, 4. 181,1. 2. 277,6. 278,4. 5. 324,5- 
Zeit gestattet, statt der Tiere Geld zu steuern 328, 5. 335, 3. 339, 5. 390, 6. 392, 2. 415, 4. 425. 5. 
(Cod. Theod. a. O.), wofiir dann die Mancipes, 426, 3. 438, 7), ja vereinzelt steigen sie bis auf 
von denen unten noch die Rede sein wird, die 66 (390, 5; vgl. 259, 5. 6). Wenn einzelnen 
erforderlichen Tiere kauften (Cod. Theod. VI 29, Namen das Wort ■mansio beigeschrieben ist (127, 

9 § 1). Diese Neuerung entsprang vielleicht 12. 129, 1. 3), was eine Kenntnis des Unterschiedes 
weniger der Rticksicht auf die Steuerzahler, als zwischen mansio und mutatio schon vorauszu- 
der Erfahrung, dass sie immer die wertlosesten setzen scheint, so erklart sich dies daraus, dass 
und schlechtesten Tiere der kaiserlichen Post zu auch das Itinerarium Antonini noch in der letzten 
liefern pflegten. Spater trat insofern eine Er- 20 Zeit Constantins Zusatze erhalten hat (138, 5. 
leichterung ein, als das Viehfutter nicht mehr 139, 1. 323, 8. 329, 3. 331, 6. 332, 10). Mithin 
in der Form der Naturalsteuer beschafft, sondern hat dieser Kaiser, um die Zugtiere der Post besser 
von den umwohnenden Grundbesitzern aus Staats zu schonen , die grOsseren Strecken geteilt und 
mitteln gekauft wurde, was aber erst im Anfang zwischen die mansiones noch eine Anzahl muta- 
tes 6. Jhdts. nachweisbar ist (Procop. hist. arc. Hones eingeschoben. Ubrigens giebt uns das 
30 p. 85 D. 86 A. Joh. Lyd. de mag. Ill 61). Itinerarium Hierosolymitanum nur von den grossen 

Im Itinerarium Hierosolymitanum, das im Hauptstrassen Kunde; auf den Nebenwegen, wo 

J. 333 entstanden ist (571, 6), steht vor dem requirierte Zugtiere zu benutzen waren, kann also 

Namen jeder Poststation eines der drei Worte der Abstand der Wechselstellen auch spater ein 
civitas, mansio oder mutatio, ausnahmsweise auch 30 weiterer geblieben sein. Als Beispiel besonderer 

victts, eastellum (551, 7. 9) oder palatium (581, 7). Schnelligkeit wird angefuhrt, dass ein Bote von 

Am Ende einer liingeren Reihe flnden sich dann Aquileia nach Rom nur drei Tage gebraucht habe 

Summierungen folgender Art: fit a Burdigala (Hist. Aug. Maxim. 25, 2), was ungefahr 150 Mil- 

ArelateusquemiliaCGCLXXI, mutationes XXX, lien oder 200 Kilometer auf den Tag ergeben 

mansiones XL Aus diesen Zahlen ergiebt sich, wurde (vgl. Plut. Galb. 7). 

dass mutatio, d. h. der Ort zum Wechseln der Auf den einzelnen Stationen befanden sich im 

Zugtiere, der allgemeine Begriff ist, der alle Arten Anfang des 6. Jhdts. bis zu 40 Pferden (Procop. 

von Stationen umfasst. Mansioties sind dann die hist. arc. 30 p. 85 C) ; im 4. Jhdt. muss die Zahl 

grosseren, auch zu einem Aufenthalt der Erholung viel kleiner gewesen sein , da Gratian 378 ver- 
geeigneten Haltestellen, von denen je eine auf 40 ordnete, dass nur in begriindeten Ausnahmefallen 

zwei bis drei Mutationes zu kommen pfiegt. In mehr als 5 Pferde taglich von derselben Station 

ihrer Zahl sind nicht der vicus, das eastellum abgelassen werden dilrfen (Cod. Theod. VIII 5, 

und das palatium, wohl aber alle eivitates ein- 35). Jene Vermehrung war wohl dadurch herbei- 

gerechnet; wenn einmal civitas et mansio bei gefiihrt, dass Kaiser Leo den cursus clabularis 

einem Namen steht (610, 12), wird dies hsl. Ver- (Cod. lust. XII 50, 22) und vielleicht die ganze 

derbnis sein. Die Entfernungen zwischen den Fahrpost abschaffte, wodurch mehr auf die reitende 

einzelnen Stationen schwanken in der Regel um verwandt werden konnte. Denn Prokop (vgl. bell. 

10 Milien herum; ausnahmsweise sinken sie bis Vand. I 16 p. 216 D) und eine Verordnung des 
auf 5 Milien (550, 3. 581, 7. 616, 3. 617, 2; fur Anastasius (Cod. lust. XII 50, 23) scheinen nur 
IIII ist 583, 13 zu schreiben Villi, da der Ort 50 noch Pferde als Posttiere zu kennen, der erstere 
ad Xonum heisst, und auch 584, 8 diirfte III findet den Zweck des C. p. einzig in der schnellen 
kaum richtig iiberliefert sein ) oder erheben sich Bestellung von Botschaften und im Transport der 
bis auf 18 (552, 5. 575, 12. 576, 6. 580, 4. 596, 5. Steuersummen, also nicht mehr in den Diensten, 
608, 8. 610, 6); dariiber hinausgehende Zahlen, welche er den reisenden Beamten leistete (hist, 
wie 19 (607, 2), 22 (600, 2) und 24 1 615, 5 1 kommen arc. 30 p. 85 B. 86 A), und Iustinian (Nov. 30. 
nur vereinzelt vor und werden durch Iulian, der 7, 3) nennt die Post xov ro>v %<oo(W £t.tcoi> 
die Zwischenraume der Mutationes noch mehr dgduov, was die Benutzurig anderer Tiere als Pferde 
verkfirzte (Dessau 755), wahrscheinlich ganz be- ausschliesst. 

seitigt sein. Dies entspricht der Angabe des Zur Besorgung der Pferde dienten hippoeom i 
Prokop (hist. arc. 30 p. 85 C), wonach 5—8 Sta- 60 (Cod. Theod. VIII 5, 37. 50. Cod. lust. XII 50, 

tionen auf die Strecke kommen, die ein kraftiger 12. Liban. or. I 570. Procop. hist. arc. 30 p. 85 Di, 

Mann zu Fuss in einem Tage zurucklegen kann, fur die Maultiere muliones (Cod. Theod. VII 14. 1. 

d. h. auf etwa 50 Milien. Es war also dafur ge- VIII 5, 10. 31); doch wird dieser letztere Name 

sorgt, dass die Zugtiere nicht zu sehr ermiideten; auch ganz allgemein fur die Sclaven des C. p. an- 

doch scheint diese Einrichtung erst auf Constantin gewandt, unabhangig davon, welche Tiere sie zu 

d. Gr. zuruckzugeben. Denn noch in den Gesetzen bedienen haben (Cod. Theod. VIII 5, 14. 53. 58). 

seiner fruheren Zeit braucht dieser Kaiser mansio So verfiigt Gratian , dass auf drei. Pferde nicht 

gleichbedeutend mit mutatio (Cod. Theod. VIII mehr als ein mulio kommen diirfe (Cod. Theod. 



I 857 



Cursus publicus 



Cursus publicus 



1858 



VIII 5, 34 § 1). Ausserdem werden bei den Sta- fur den cursus velox in immer ausgedehnterem 

tionen carpenlarii und mulomedici erwahnt. Diese Masse geschehen zu sein, so dass 377 es nOtig 

Bedicnsteten , die wohl alle semi publici waren wurde, von neuem einzuscharfen, dass nicht die 

(Cod. Theod. VIII 5, 21. 58), sollten keinen andern Decurionen , sondern die fruheren Officialen zu 

Lohn empfangen, als Unterhalt und Kleidung, die dieser Thatigkeit berufen seien (Cod. Theod. VIII 

der Staat lieferte (Cod. Theod. VIII 5, 31). 5, 34 § 3; vgl. 35). Dies wird im Occident noch 

Jeder Mutatio des cursus velox steht ein man- 385 wiederholt .und hinzugefiigt, dass diejenigen, 

ceps vor (Cod. Theod. VIII 5, 36. 65. Cassiod. welche Geistliche geworden seien, zwar nicht mehr 

var. IV 47, 6); bei dem cursm clabularis da- zu dem persOnlichen Postdienst veranlasst werden 
gegen, dessen Ochsen bei ihrer langsamen Gangart 10 diirften, dafur aber ihr VermCgen zu Gunsten des 

und grosseren Kraft minder haufig gewechselt zu C. p. eingezogen werden solle (Cod. Theod. VIII 

werden brauchten, befanden sich mancipes nur 5, 46). Im Orient dagegen werden schon 382 

auf den mansiones und waren , wenn diese sehr die Officialen der friiheren Verpflichtung entbun- 

nah bei einander lagen, sogar noch iiber weitere den und den Statthaltern einfach die Anweisung 

Strecken verteilt (Cod. Theod. VIII 5, 23 § 1). gegeben, geeignete PersOnlichkeiten anzustellen 

Mit den praepositi cursus publici sind sie nicht (Cod. Theod. VIII 5, 42). Naturlich kam man 

zu verwechseln, da diesen eine militia zugeschrie- damit wieder auf die Decurionen zuriick , denen 

ben wird (Cod. Theod. VI 29, 9), wahrend der man ja jede unangenehme Last aufzubiirden pflegte, 

Mancipat nur ein »»« war. Jene sind von und diese erscheinen seitdem regelmassig als Man- 
den euriosi nicht verschieden (CIL X 7200), wes-20cipes (Cod. Theod. VIII 5, 51. 64). Cbrigens 

halb das Gesetz, das sie betrifft, im Codex Theo- scheinen diese Bestimmungen nicht fur alle Dioe- 

dosianus auch ganz richtig unter dem Titel de cesen des Reiches gleich gewesen zu sein (Cod. 

euriosis steht. Wohl aber giebt es mancipes, Theod. VIII 5, 28. 34 § 3). Nach Abdienung 

die den Titel praepositus mansionis fuhren (Cod. seiner 5 Jahre soil der Manceps, nach einer Ver- 

Theod. VIII 5, 35. XII 1, 21. Cassiod. var. V ordnung vom J. 381, mit der Wiirde des Per- 

5, 4. Symmach. epist. II 46, 3). Ob diese Ver- fectissimats belohnt und von alien weiteren Lei- 

schiedenheit der Benennung auf provincielle Be- stungen fur Reich oder Gemeinde befreit sein 

sonderheiten zuruckgeht, ob sie einer Verschieden- (Cod. Theod. VIII 5, 36). 

heit des Wirkungskreiscs entspricht etwa derart, Der Manceps ist wahrend der 5 Jahre, die 
dass der praepositus einer Mansio, der gewOhn- 30 seine Thatigkeit dauert, an die ihm zugewiesene 

liche Manceps nur einer Mutatio vorsteht, lasst Mutatio gebunden. Bis zu 30 Tagen kann er 

sich nicht entscheiden. . sich von ihr entfernen, in welchem Falle wahr- 

Das Wort manceps bezeichnet einen, der etwas scheinlich einer der Muliones seine Obliegenheiten 

meistbictend oder mindestfordernd bei einer Auction iibernimmt. Langeres Wegbleiben wird nach einem 

ersteht, namentlich wo es sich um Pachtvertrage Gesetze vom J. 381 mit dem Tode bestraft (Cod. 

mit dem Staate handelt. Man darf wohl aus ihm Theod. VIII 5, 36). Doch gerade diese iiber- 

den Schluss Ziehen , dass urspriinglich die Ver- • triebene Strenge weist darauf hin, dass das Ubel, 

waltung jeder Poststation nach den Regeln des gegen das sie sich wendet, ein tief eingerissenes 

Publicanensystems an diejenigen Fuhrunternehmer war , d. h. viele Mancipes sich kaum auf den 
gegen eine Pauschsumme versteigert wurde, welche 40 Stationen sehen liessen und die ganze Verwaltung 

die massigste Forderung stellten (Bull. com. XII derselben in den Handen der Knechte blieb. Unter 

1884, 8. 9. Dessau 1471. 1472. Tac. ann. Ill Valentinian I. konnte wenigstens beim cursus 

31). Dazu passt es, dass die Thatigkeit jedes clabularis ihre Thatigkeit durch Verfiigung des 

Manceps 5 Jahre wahrt (Cod. Theod. VIII 5,36. 42) ; Praefectus praetorio auch iiber die vorgeschriebenen 

denn auch Pachtvertrage aller Art wurden regel- 5 Jahre hinaus ausgedehnt oder auf eine kiirzere 

massig auf ein Lustrum abgeschlossen (Seeck Zeit beschrankt werden (Cod. Theod. VIII 5, 23 

Ztschr.f. Social- undWirtschaftsgeschichteVI352). § 2). Sie miissen, seit die Stellung von Zugtieren 

Aus dem freiwilligen Gesohaft ist aber im 4. Jhdt. durch Geld abgelOst ist, diese kaufen (Cod. Theod. 

eine erzwungene Leistung geworden (obsequium VI 29, 9. VIII 5, 42). Werden dieselben von 
Cod. Theod. VIII 5, 34 §3. XII 1,21; funetio, 50 denjenigen , welche sie benutzt haben, nicht zu- 

munus Cod. Theod. VIII 5, 26; molestia Cod. riickgegeben, so haben die Mancipes in Gemein- 

Theod. VIII 5, 23). Unter Constantin d. Gr. schaft mit den Muliones die entwendeten Tiere 

wird sie zuerst den Primipilares anfgelegt (Cod. aufzusuchen und die Bestrafung des Diebes zu 

Theod. VIII 7, 6 vom J. 326; vgl. Seeck Ztsehr. veranlassen (Cod. Theod. VIII 5, 53). Sie sorgen 

d. Savignv-Stiftung f. Rechtsgeseh. Rom. Abt. X fur die Ernahrung der Tiere (Cod. Theod. VIII 

237). dann den stadtischen Decurionen (Cod. Theod. 5, 23 §3), und als das Futter nicht mehr in 

XII 1,21); seit Constantius II. liegt sie den aus- Natura geliefert, sondern Geld dafur gesteuert 

gedienten Officialen der Statthalter ob (Cod. Theod. wird, schatzen sie die zu zahlende Summe ab und 

VIII 4, 8. 5, 34 § 3. 46. 7, 7). Speciell fur den beschaffen dafur das Notige (Cod. Theod. VIII 
cursus clabularis sollen nach einer Verordnung 60 5, 60). Ihnen miissen die Erlaubnisschcine zur 

Valentinians I. diejenigen verwendet werden, die, Benutzung der Post vorgezeigt werden (Cod. Theod. 

nachdem sie in der municipalen Curie oder dem VLH 5, 23 §3; vgl. 8); sie weisen dem Reisen- 

Officiuin eines Statthalters alien ihren Pflichten den die Zugtiere zu und hindern jeden Ubergriff 

nachgekommen sind, irgend eine der niedvigeren iiber dasjenige, was der Schein gestattet, und jeden 

Titularwurden erhalten haben (Cod. Theod. VI 11 Missbrauch der postalischcn Einrichtungen (Cod. 

5, 23); reicht ihre Zahl nicht aus, so konnen Theod. VIII 5, 1. 24. 35; vgl. VI 29, 2 § 2). 

auch die andern Decurionen herangezogen werden Dass sie gerne Trinkgelder nahmen und, wenn 

(Cod Theod VIII 5, 26). Dies scheint dann auch diese auf sich warten liessen, die Transport* auf- 

Panly-Wissowa IV °' 7 



1859 



Cursus publicus 



Cursus publicus 



1860 



hielten (Symmach. epist. II 46, 3) , uberhaupt 
nach Moglichkeit fiir ihre Tasche sorgten (Cod. 
Theod. VIII 5, 60), ist in dieser Zeit selbstver- 
standlich. 

Uber den Mancipes stehen als Leiter des Post- 
wesens fiir die ganze Provinz bis auf Constantin 
d. Gr. noch die alten praefecti vehiculorum (Cod. 
Theod. VHI 5, 4 § 1), spater agentes in rebus, 
aus der Rangclasse der ducenarii (s. Bd. I 



mussten die Gesandten der Provinzen und Dioe- 
cesen (Cod. Inst. XII 50, 22. Cod. Theod. XII 
12, 6. 9. VIII 5, 32) und fremder Volkerschaften 
(Cod. Theod. VII 1, 9. VIII 5, 57. Cassiod. var. 
V 5, 1) mit der Post an den Hof geschafft werden, 
und der Erlass der notigen Verfugung stand nattir- 
lieh den Provincialbeamten zu, aus deren Gebiet 
jene herkamen. Seit Iulian wird daher jedem 
yon ihnen eine feste Anzahl von Evectionen gleich 



1861 



Cursus publicus 



Cursus publicus 



1862 



S. 777), die officiell den Titel praepositi cursus 10 beim Antritt des Amtes (ibergeben (Cod Theod 
™.t,7^- mi,,™ rnn y 7000 n„A t^a vt VIII 5> l2 ), in Amm wa^rgcheinlich die Namen 

derjenigen, welche sie benutzen sollten, in bianco 
auszufflllen waren. Die Zahl derselben ist in der 
Notitia dignitatum Orientis bei jedem Beamten 
am Schlusse des ihn betreffenden Capitels ange- 
geben und richtet sioh nach dem Bedlirfnis. Die 
Duces z. B. erhalten regelmassig fiinf Evectionen, 
aber der Dux Mesopotamiae acht, der Dux Arme- 
niae sieben (Not. dign. Or. XXXVI 44. XXXVIII 
des Herrschers (Cod. Theod. VIII 5, 9. 12. 39. 20 46), weil von der stets bedrohten persischen Grenze 

A(\ Kf\\ PU|-l/»Tl YITl + Ol* Tll/\i»lo+l II TIC 11 YlWllT-T-flll-tn-fnn liniiAnnvn nn A -rrri flU^^A-,. !_>„!.„ „1, „ i*J J IT" - • * 



>liei fiihren (CIL X 7200. Cod. Theod. VI 
29, 9), aber im Volksmunde curagendarii oder 
curiosi genannt wurden (Cod. Theod. VI 29, 1), 
was dann auch bald in den Sprachgebrauch der 
Gesetze iibergeht. tlber ihre Obliegenheiten und 
die Erpressungen, die sie sich zu erlauben pflegten, 
ist schon Bd. I S. 778 das Ndtige gesagt. 

Die Bewilligung von Erlaubnisscheinen (evec- 
Hones) zur Benutzung des C. p. ist ein Recht 



40. 56). Noch unter Diocletians unmittelbaren 
Nachfolgern bediirfen sie zu ihrer Beglaubigung 
des kaiserlichen Siegels (Lact. de mort. pers. 24, 5), 
und unter Iulian und Valentinian I. werden sie 
sogar in der Form der Adnotatio, d. h. mit eigen- 
handiger Unterschrift (s. Bd. I S. 382), ausgestellt 
(Cod. Theod. VIII 5, 12. 14. 29). Doch vorher 
und nachher steht das gleiche Eecht am Hofe 
auch dem Magister officiorum zu (Not. dign. Or. 



hauflgere und wichtigere Botschaften an den Kaiser 
zu erwarten waren; umgekehrt hat der Dux Li- 
byarum, der seine Provinz nur gegen schweifende 
Wustenstamme zu verteidigen hat, nicht mehr 
als drei (Not. dign. Or. XXX 6). Die Vicare ver- 
fugen iiber je zehn bis zwolf (Cod. Theod. VIII 
5, 12. Not. dign. Or. XXV 35) , die Magistri 
militum fiber je funfzehn (Not. dign. Or. V 75. 
VI 78. VII 68. VIII 62). Die beiden Finanz- 



XI 53. Cassiod. var. V 5, 2. VI 6, 4. Cod. Theod. 30 comites , die wegen der flscalischen Transporte 
VIII 5, 8. 9. 35_._ 49), der spater wohl regelmassig das Offentliche Fuhrwesen in besonders ausge 

dehntem Masse benutzen miissen, erhalten keine 



die Stelle des Kaisers in dieser Beziehung ver- 
tritt (Cod. Theod. VIII 5, 22 § 1). Er war fiir 
diesen Zweck die gegebene Person lichkeit , da 
unter ihm die kaiserlichen Botenreiter (agentes 
in rebus) standen (s. Bd. I S. 776). Die Prae- 
fecti praetorio erscheinen auch darin als alter 
ego des Kaisers, dass sie nicht nur fiir ihre Person 
freie Verfugung iiber die Post besitzen (Cod. Theod. 



bestimmte Zahl, sondern quotiem usus exegerit 
(Not. dign. Or. XIII 35. XIV 15). Doch scheint 
sich diese Einrichtung Iulians nicht bewahrt zu 
habcn, obgleich man vielleicht in der Zeit der Ost- 
gothenkOnige auf sie zuriickgekommen ist (Cassiod. 
var. XI 9, 5). Aber schon Valentinian I. giebt 
dem Praefectus urbi das Recht, selbst Evectionen 



VIII 5, 3. 62. Ammian. XXI 9, 4), sondern auch 40 auszustellen, freilich nicht fiir Privatpersonen, 



Evectiones verleihen konnen (Not. dign. Or. II 72 
in 33. Cod. Theod. VIII 5, 9. 12. 35. 40. 56. 
Cassiod. var. VI 3, 3. V 5, 2), fur welchen Zweck 
sie im 6. Jhdt. zwei besondere Unterbeamte, die 
Regendarii, besassen (Joh. Lyd. de mag. DTI 4. 21. 
Cassiod. var. XI 29). Auch den Statthaltern kam 
im Anfang des 4. Jhdts. das gleiche Recht zu, 
und wirklich konnten sie es kaum entbehren. 
Trotzdem fiihrte sein Missbrauch dazu, dass es 



dern nur fiir Offentliche Zwecke (Cod. Theod. VIII 
5, 19); bald darauf wird es auch dem romischen 
Senat fiir die Gesandten , die er an den Kaiser 
schickt, gewahrt (Cod. Theod. VIII 5, 32). Na- 
tiirlich erhalt auch der Magister officiorum die 
Befugnis, die ihm Iulian gennmmen hatte, nicht 
sehr lange nach dem Tode des Kaisers wieder 
(Cod. Theod. VIII 5, 35 § 1). In Bezug auf di.> 
iibrigen Beamten bleibt es Kegel, dass sie iiber 



sehr beschrankt, ja zeitweilig ganz aufgehoben 50 den C. p. keine selbstandige Verfugung habei 



wurde. Schon zwischen 338 und 340 verordnete 
ConstantiusII., dass sie nur die gewOhnliche Post, 
keine requirierten paraveredi fiir sich in Anspruch 
nehmen diirften (Cod. Theod. VIII 5, 3 ; die Datie- 
rung ist durch den Adressaten gegeben s. Bd. I 
S. 1169, 66); bald nachher wurde ihnen das Recht. 
Evectionen auszustellen, ganz genommen (Cod. 
Theod. VIII 5, 5). und Iulian dehnte das gleiche 
Verbot auf alle Beamten. mit einziger Ausnahme 



doch lasst man in dringenden Fallen , z. B. bei 
Gesandtschaften, Ausnahmen zu (Cod. Theod. VIII 
5, 55. 57. Snip. Sever, chron. II 42, 2). Dass 
diese besehrankte Befugnis sehr oft ausgedehnt 
und missbraucht wurde, beweist die haufige Wieder- 
holung desselben Verbotes (Cod. Theod. VIII 5. 5. 
12. 38. 40. 43. 52. 55. 56. 57. 61. 66. Novell. 
Maior. 7. 13). 

Ausser dem Praefecten darf keiner, welchen 



der Praefecti praetorio, aus (Cod. Theod. VIII 60 Rang er audi bekleiden mag, die Post ohne Evectio 

5, 12). Doch war dies so unpraktisch, dass schon ' ' '" * ™ "'" ~" " " " """ ~ ~ 

unter demselben Kaiser Ausnahmen zugelassen 

wurden. Namentlich sollte fiir den Transport 

fiscalischer Giiter in erster Linie der Vicar der 

Dioecese (Cod. Theod. VIII 5, 13. 33. 61), falls 

dieser aber nicht zur Stelle war. auch der Statt- 



halter der Provinz die Evection geben diirfen 
,(Cod. Theod. VIII 5, 13. 18. 20. 33. 40). Auch 



benutzen (Cod. Theod. VI 29, 2 § 2. VIII 5. 8. 
22. 27. 57. 59), und nicht nur die Vorsteher der 
Stationen (Cod. Theod. VIII 5, 8 § 2. 23 § 3) 
und die Curiosi (Cod. Theod. VI 29, 2), sondern 
auch die Statthalter der Provinzen (Cod. Theod. 
VI 29. 2 § 3. Vni 5, 22. 27. 49), ja selbst die 
Municipalbeamten (Cod. Theod. VIII 5. 59 1 sind 
verpflichtet, daruber zu waehen und sich das Papier 






zeigen zu lassen. Dieses enthalt nicht nur ganz 
allgemein die Erlaubnis zum Gebrauch der Post, 
sondern auch genaue Bestimmungen dariiber, wie 
weit die Reise gehen soil (Cod. Theod. VIII 5, 
27), ob besondere Eile nOtig ist (Cod. Theod. VIII 
5, 35 § 1), und was fur Beforderungsmittel und 
in welcher Zahl in Anspruch genommen werden 
diirfen, und jede Abweichung davon ist strafbar 
(Cod. Theod. VI 29, 2 § 3. VIII 5, 22 § 1. 29. 
38. 49. Novell. Maior. 7, 13. Iulian, epist. 20. 
31. 76). Mitunter ist die Evectio auch mit einer 
Anweisung auf staatlichcn Unterhalt wahrend der 
Reise verbunden und kann dann tractoria heissen 
(Cod. Theod. VIII 5, 9; vgl. Sulp. Sever, chron. 
II 41, 2. Gothofredus zu Cod. Theod. VIII 6). 

Die Post ist eigentlich nur fiir Offentliche 
Zwecke bestimmt (Cod. Theod. VIII 5, 19. 59. 
63). Evectionen erhalten daher in erster Linie 
die Agentes in rebus zu ihren Botenritten (Cod. 
Theod. VIII 5, 7. 9. 14 § 2. Ammian. XV 1, 2 und 
sonst), sodann Gesandte (Cod. Theod. VII 1, 9. 
Vni 5, 32. 57. XII 12. 6. 9. Cassiod. var. V 5, 1), 
Officiere (Cod. Theod. VIII 5, 49. Ammian. XIV 
11, 5), die Subalternen der Beamten (Cod. Theod 
VIII 5, 2. 12. 25. Sulpic. Sever, dial. II 3, 2. 
Joh. Lyd. de mag. Ill 7. Cod. lust. I 40, 4) und 
diese selbst (Cod. Theod. VIII 5, 38. Nov. Maior. 
7, 13 und sonst). Bei den Transporten der Heere 
wird der Cursus clabularis fiir die Kranken (Cod. 
Theod. VIII 5, 11. 45), die Familien derSoldaten 
(Ammian. XX 4, 11), mitunter auch fiir diese 
selbst verwendet (Ammian. XXI 13, 7. Cod. lust. 
XII 50, 22. Cod. Theod. XI 16, 15. 18). Aber 
auch wenn der Kaiser irgend jemand an seinen 
Hof beruft, darf sich dieser meist der Post be- 
dienen (Cod. Theod. VIII 5, 54. Apoll. Sidon. 
epist. I 5, 2. Athan. apol. c. Ar. 51 = Migne G. 
25, 341. Iulian. epist. 20. 31. 76 und sonst), und 
ebenso werden die Bischefe zu ihren Synoden be- 
fordert (Amm. XXI 16. 18. Theodor. "hist. eccl. 
II 16, 17. Sulp. Sever, chron. II 42, 2. Hilar. 
frg. 3, 25 = Migne L. 10. 673. Athan. hist. Ar. 
ad mon. 20 = Migne G. 25, 716 u. sonst). Doch 
auch aus persOnlichem Wohlwollen des Kaisers 
oder seiner Beamten wird manchem Privaten die 
Evectio gewahrt (Ammian. XX 8, 22. Cod. Theod. 
VIII 5, 44. 54. Symmach. epist. IV 7. VII 96, 2. 
105. 106 u. sonst). Die Baren, die Symmaohus 
fiir die praetorischen Spiele seines Sohnes gekauft 
hat, werden mit dem C. p. nach Rom geschafft 
(Symmach. epist. LI 46, 3), und mitunter selbst 
der Marmor fiir die Bauten vornehmer Herren (Cod. 
Theod. VIII 5, 15). Manchmal verkaufen auch 
diejenigen, welche Evectionen besitzen, entweder 
diese selbst oder doch die freibleibenden Platze 
in ihren Wagen an Reisende. was aber bei Strafe 
der Deportation auf eine Insel (Cod. Theod. VIII 
5. 4) und spater sogar bei Todesstrafe verboten 
wurde (Cod. Theod. VIII 5, 41. 47). 

Uberhaupt geht die Tendenz der ganzen Epoche 
nicht, wie man nach Analogie der Neuzeit er- 
warten sollte, auf Erweiterung des Postverkehrs. 
sondern auf immer grOssere Beschrankung des- 
selben. Selbst die Beamten werden nach Mog- 
lichkeit auf ihr eigenes Fuhrwerk angewiesen, zu 
dem ihnen zvvar der Staat die Mittel gab, das 
aber kein Wechseln der Zugtiere erlaubte und 
daher sehr viel kngsamer war (Cod. Theod. VIII 



5, 3. 16. 66). Namentlich der Gebrauch der requi- 
rierten paraveredi, wird ihnen schon unter Con- 
stantius verboten (Cod. Theod. VIII 5, 3. 6. 7). 
Urn die Post zu schonen, werden die Statthalter 
angewiesen , dass sie nicht an den Kaiser direct 
berichten, sondern ihre Schriftstilcke dem Vicar 
tibersenden, der dann eine grossere Anzahl zu- 
gleich an das Hoflager abfertigen soil (Cod. Theod. 
I 15, 3). Iulian hebt in Sardinien, aus dem bei 

10 seiner insularen Lage wichtige Botschaften kaum 
zu erwarten waren, den cursus velox ganz auf und 
lasst nur den cursus clabularis fiir den Transport 
der flscalischen Giiter bestehen (Cod. Theod. VIII 
5, 16). Spater hat er vielleicht auch diesen auf 
die Bastagae iibertragen, die moglicherweise mit 
gekauften Tieren arbeiteten; jedenfalls wiirde sich 
auf andere Art die Nachricht kaum aufrecht er- 
halten lassen, dass er die Ochsen, Maultiere und 
Esel ganz'aus dem C. p. beseitigt und nur die 

20 Pferde fiir schnelle Botenritte beibehalten habe 
(Socrat. Ill 1). Wenn iibrigens diese Verordnung, 
.die ganz kurz vor dem Tode des Kaisers erlassen 
sein miisste, zur Ausfiihrung gelangte, so hat sie 
doch sicher keinen Bestand gehabt. Im J. 378 
verfiigt dann Gratian, dass nicht mehr als fiinf 
Pferde und eine Reda taglich von jeder Station 
abgelassen werden diirfen (Cod. Theod. VIII 5, 35); 
nur fiir fiscalische Zwecke wird die Zahl dev 
Pferde 382 auf sechs erhOht (Cod. Theod. VIII 

30 5, 40). Im J. 407 wird den militarischen , wie 
den civilen Provincialbcamtcn und ihren Sub- 
alternen ganz verboten, fiir die Rcisen iiinerlialb 
ihrer Provinz den C. p. in Anspruch zu nehmen 
(Cod. Theod. VIII 5, 66). Leo hebt dann den 
Cursus clabularis ganz auf unci bestimmt, dass 
fiir den Transport von Waffen , die Beforderung 
von Soldaten und Gesandten kiinftig fiir Geld ge- 
mietete Zugtiere verwendet werden sollen (Cod. 
lust. XII 50, 22). Bald darauf muss man auf die 

40Massregel zuriickgekommen sein, die schon Iulian 
angeordnet, aber noch nicht durchgefiihrt hatte. 
Denn seit dem Ende des 5. Jhdts. giebt es auf den 
Stationen nur noch Pferde ; die Ochsen , Maultiere 
und Esel sind abgeschafft (s. S. 1856). Iustinian 
liess auch die Pferdepost nur auf den Strassen 
bestehen, die zur persischen Grenze fuhrten, weil 
hier der immer drohende Krieg einen schnellen 
Nachrichtendienst unentbehrlich machte. Im iibri- 
gen begniigte er sich mit den wohlfeileren Eseln, 

50 und auch fiir diese wurden die Stationen auf die 
Entfernung eines vollen Tagemarsehes auseinander- 
geriickt, so dass die Boten nur einmal taglich 
frische Tiere erhielten und folglich sehr langsam 
vorwarts kamen (Procop. hist. arc. 30 p. 86 A ; 
vgl. Joh. Lyd. de mag. ILT 61). 

Der Grund fiir dieses Zuriickgehen war die 
furchtbare Last, welche die Post den Provinzen 
auilegte. Trotz aller Verbote (Cod. Theod. VIII 
5, 2) wurden die Tiere furchtbar abgetrieben (Liban. 

60 or. I 570), ja mitunter zu Tode gejagt (Ammian. 
XV 1, 2) und mussten dann immer wieder mit 
schwerem Steuerdruck ersetzt werden. Unziihlige 
Gesetze werden daher gegen den Missbrauch der 
Post erlassen und die Strafen dafiir von hohen 
VermOgensbussen (Cod. Theod. VIII 5, 17. 30. 
40. 47. 48. 53. 57. 59. 62. 63 1 bis zur Depor- 
tation (Cod. Theod. VIII 5, 2. 4. 17. 35) und 
sidbst bis zur Hinrichtung gesteigert (Cod. Theod. 



1863 



Curta 



Curtius 



1864 



VUI 5, 14. 41. 47). ohne dass man damit einen 
Brfolg erreicht, obgleich man Kundsehafter aus- 
sendet (Cod. Theod. VIII 5, 3. 4 § 1) und neben 
den ordentlkhen Beamten vornehme Militars zur 
besonderen Aufsicht befehligt (Cod. Theod. VIII 
5, 30). So verkam die Einrichtung immer mehr, 
und ihr Verktimmern wurde von den Unterthanen 
nur ala Segen empfunden. H. Stephan Baumers 
histor. Taschenbuch, 4. Folge 18G8, 120. E. E. 
Hudemann Geschichte des rOmischen Postwesens 
wahrend der Kaiserzeit, Berlin 1875. Mommsen 

B. St.-E. II 3 1029. 0. Hirschfeld Untersu- 
chungen auf dem Gebiete der rOmischen Verwal- 
tungsgeschichte I 98. Schurz De mutationibus 
in imperio ordinando ab imperatore Hadriano faetis, 
Bonn 1883. W. Liebenam Stadteverwaltung im 
rOmischen Kaiserreiche 88. [Seeck.] 

Cnrta. 1) Station der Strasse Poetovio-Sa- 
varia in Pannonia superior (Itin. Ant. 262, 1 in 
medio Curta). CIL III p. 525. A. Holder 
Altkelt. Sprachschatz s. v. 

2) Kovqxa bei Ptolem. II 11, 5. 15, 2. 15, 4 
s. Crumerum. [Patsch.] 

Curtiana (Itin. Ant. 264, 9) s. Crumerum. 

Cnrtilius. 1) Ein Caesarianer, der nach dem 
Siege seiner Partei in den Besitz eines Gates des 

C. Sextilius Bufus zu Fundi kam, yon Cicero (ad 
Att. XIV 6, 1. 10, 2) im J. 710 = 44 mit Ver- 
achtung genannt. [Miinzer.] 

2) T. Curtilius Mancia, Consul suffectus mit 
Cn. Cornelius Lentulus Gaetalicus im (November 
und) December wohl des J. 55 n. Chr. (die Be- 
legstellen s. o. unter Cornelius Nr. 221). Legat 
von Germania superior bereits im folgenden Jahre 
(Phlegon mir. FHG III frg. 56), nahm er im 
J. 58 an den Operationen seines Collegen in der 
niederrheinischen Provinz, Duvius Avitus, teil (Tac. 
ann. XIII 56). Seine Tochter war mit Cn. Do- 
mitius Lucanus vermahlt, dem sie die Domitia 
Lucilla gebar ; sie scheint vor dem Vater gestorben 
zu sein. Denn aus Hass gegen den Schwieger- 
sohn setzte C. nicht diesen, sondern seine Enkelin 
zur Erbin seines grossen Vermogens ein und zwar 
unter der Bedingung, dass sie aus der vaterlichen 
Gewalt entlassen werde (Plin. ep. VIII 18, 4). 

[Groag.] 

T. Curt i sius, anfangs Soldat einer Praeto- 
rianercohorte , zettelte spater einen Sclavenauf- 
stand in der Gegend von Brundisium an, wo er 
Aufrufe zur Freiheit an die dortigen Landarbeiter 
ergehen liess. Die fur Eom bald gefahrliche Er- 
liebnng wurdc durch den Quaestor Cutius Lupus 
und den Tribunen Stains niedergeschlagen , der 
C. nach Eom brachte, 24 n. Chr., Tac. ann. IV 
27. [Stein.] 

Curtius. 1) Gewerbsmassiger Anklager, ge- 
totet bei den Proscriptionen Sullas 672 = 82 (Cic. 
Rose. Am. 90, s. o. Bd. I S. 2545 Nr. 1). 

[Miinzer.] 

2) Curtius, rOmischer Ritter zur Zeit des Au- 
gustus, Macrob. sat. II 4, 22. 

3) Curtius, als Typus des grosssprecherischen, 
nichtssagenden Advocaten genannt bei Iuven. 11, 
34. [Stein.] 

4) Praefectus praetorio Italiae in den J. 407 
und 408, Cod. Theod. I 20, 1. XIV 1, 5. XVI 
5, 43. 10, 19. Const. Sinn. 12. [Seeck.] 

5) C. Curtius (Name in den Hss. auch Curius 



iiberliefert) war verheiratet mit Eabiria , der 
Schwester des C. Eabirius , der den Saturninus 
ermordete; er starb noch vor der Geburt eines 
Sohnes, der dann von diesem seinem Mutterbruder 
adoptiert wurde und den Namen C. Rabirius Po 
stumus fuhrte. Er war in Ciceros Jugend einer der 
angesehensten rOmischen Eitter und der grossten 
Steuerpachter und Speculanten, soil aber seinen 
Eeichtum in ehrenhafter Weise erworben und an- 

10 gewendet haben. Er wurde wohl nicht lange 
nach der Katastrophe des Saturninus im J. 654 
= 100 und im Zusammenhang damit wegen Unter- 
schlagung Offentlicher Gelder und wegen Brand- 
stiftung in einem Archiv angeklagt, aber frei- 
gesprochen. Die Lobspriiche, die Cicero ihm in 
den Verteidigungsreden fur seinen Schwager und 
fur seinen Sohn spendet und die allein von ihm 
Kunde geben (Bab. perd. 8; Eab. Post. 3f. 45), 
sind mit Vorsicht aufzunehmen. Sein Leben wird 

20 sich etwa von der Gracchenzeit bis zum Bundes- 
genossenkriege erstreckt haben. 

6) C. Curtius, wahrscheinlich Sohn des C. 
Nr. 1, da er gleichfalls von den sullanischen Pro- 
scriptionen betroffen wurde. Er verlor damals 
sein VermOgen und ging in die Verbannung; 
spater durfte er zwar heimkehren, blieb aber, wie 
die anderen Nachkommen von Proscribierten, bis 
zum J. 705 = 49 von den Ehrenrechten ausge- 
schlossen und wurde erst nach diesem Termin 

30 von Caesar in den Senat aufgenommen. Von den 
Resten seines VermOgens hatte er ein Landgut 
bei Volaterrae erworben ; bei den Landverteilungen 
an die caesarischen Veteranen 709 = 45 drohte 
ihm der Verlust dieses Besitzes, und er hatte dann 
aus Mangel an Mitteln seine Senatorenwiirde 
nicht behaupten kOnnen; deshalb verwandte sich 
der von Jugend auf mit ihm befreundete Cicero 
fiir ihn bei Q. Valerius Orca, der mit der Aus- 
fiihrung der Ackerverteilungen beauftragt war (ad 

40 fam. XIII 5, vgl. CIL XI p. 325). 

7) M. Curtius. Die am meisten verbreitete 
und wohl auch alteste Erklarung des Namens des 
Lacus Curtius (s. u. S. 1892) auf dem Forum lau- 
tete etwa, dass sich einst hier ein tiefer Spalt in der 
Erde gebildet habe, und eine Weissagung ver- 
kiindet habe, er werde sich schliessen, wenn Eom 
das Gut, das seine grOsste Starke ausmache, zum 
Opfer bringe; ein edler Jungling, M. Curtius, habe 
sich darauf in der Erkenntnis, dass Waffen und 

50 Heldenmut dieses hflchste Gut seien, selbst zum 
Opfer gebracht, indem er sich mit seinem Eosse 
in voller Riistung in den Abgrund stiirzte, worauf 
sich die Erde wieder geschlossen habe; das Er- 
eignis wird ins J. 392 = 362 verlegt. Nament- 
lich im Vergleich mit den anderen Deutungs- 
versuchen des Namens (vgl. Nr. 9 und 15) macht 
diese Erzahlung den Eindruck echter und alter 
Volkssage ; sie hat sich deshalb auch am zahesten 
im Gedachtnis des Volkes behauptet und ist mit 

60 mancherlei Abweichungen im einzelnen sowohl 
von Historikern wie von Antiquaren stets wieder- 
holt worden, ohne dass ihr Kern durch die Aus- 
schmuckungen geandert wurde (vgl. Procil. frg. 1 
Peter bei Varro de 1. 1. V 148. Liv. VII 6, 1—6 
mit charakteristiscber Schlussbemerkung. VaLMax 
V 6, 2. Plin. n. h. XV 78. Stat. silv. I 1, 66ff. 
Fest. ep. 49. Oros. Ill 5, 1—3. Ampel. 20, 9. 
Minuc. Fel. 7, 3. Augustin. civ. dei V 18. Dionys. 



1 865 



Curtius 



Curtius 



1866 



XIV 11. Plut. par. min. 5 aus Aristid. FHG IV 
322, 11. Dio frg. 28, 1. Zonar. VII 25. Suid. 
s. AtfsQvo; II 1, 572ff.). Da eine Gens Curtia 
erst in spatrepublicanischer Zeit hervortritt (vgl. 
Nr. 15), so wird die Bezcichnung des Lacus 
Curtius iiberhaupt nichts mit diesem rOmischen 
Familiennamen zu thun haben. Nach Suidas 
hatte C. auf dem Forum einen Cult und einen 
Altar ; den letzteren erwahnt auch Ovid. fast. VI 



Cn. Domitius und M. Iunius Silanus zwischen 
640 = 114 und 650 = 104 genannt, vermutungs- 
weise fur den Vater des bei Cic. Verr. I 158 ge- 
nannten Q. Curtius Nr. 12 gehalten (Mommsen 
Munzwes. 541 nr. 139 ; Trad. Blac. II 359 nr. 167). 
12) Q. Curtius, als Genosse des C. Verres be- 
zeichnet, wurde fiir dessen Process im J. 684 = 70 
zum Iudex quaestionis (vgl. iiber diese Stellung 
Mommsen St.-E. II 588ff.) ausersehen, aber von 



403. Auf dem Forum ist im J. 1553 ein Belief 10 Cicero unter allgemeinerBilligungabgelehnt (Verr. 



(jetzt im Conservatorenpalast) gefunden worden, 
das nach der gewOhnlichen Annahme dem spaten 
Mittelalter oder der Friihrenaissance angehOrt und 
Mettius Curtius Nr. 9 darstellt (vgl. Helbig 
Fiihrer durch die Offentl. Sammlungen 2 I 379 
nr. 563). Dagegen weist es jetzt Furtwangler 
(Die antiken Gemmen HI 2841 , vgl. 452. II 136) 
der augusteischen Zeit zu, vergleicht die Dar- 
stellung mit ahnlichen auf rOmischen Lampen der 
friihen Kaiserzeit und auf einer Gemme etwa des 20 
3. Jhdts. v. Chr. und bczieht sie anscheinend 
richtig auf den Opfertod des M. Curtius, fiir den 
die Gemme demnach das alteste Zeugnis ware. 

8) M. Curtius, Quaestor urbanus 693 = 61 
(Cic. Flacc. 30), konnte mit dem Volkstribunen 
von 697 = 57 identisch sein, wenn M. als dessen 
Praenomen feststande (vgl. Nr. 23). 

9) Mettius Curtius. Zur Erklarung des Na- 
mens des Lacus Curtius (s. S. 1892) auf dem 



I 158, vgl. Schol. z. d. St. p. 201 Or., auch Schol. 
Gronov. p. 398 Or.). Wahrscheinlich ist er mit 
Q. Curtius Postumus Nr. 25 identisch. 

13) Q. Curtius, bonus et eruditus adulescens, 
klagte im J. 700 = 54 den C. Memmius, der 
sich urn das Consulat beworben hatte, wegen 
ambitus an. Der Name ist jedoch ohne Gewahr, 
da die bessere Uberlieferung bei Cic. ad Q. fr. 
Ill 2, 3 vielmehr Q. Amtius bietet. [Miinzer.] 

14) Curtius Atticus, eques Romanus illustris 
(vgl. Mommsen St.-E. Ill 563, 1), begleitet Ti- 
berius im J. 26 bei seiner Abreise von Eom, Tac. 
ann. IV 58; er fallt spater den Nachstellungen 
Seians und des Iulius Marinus zum Opfer, Tac. 
ann. VI 10. [Stein.] 

15) C. Curtius Chilo, war angeblich Consul 
mit M. Genucius Augurinus im J. 309 = 445. 
Der Name ist nicht sicher iiberliefert: Curtius 
Varro de 1. 1. V 150. Idat. Chron. Pasch.; rdiog 



Forum giebt Varro de 1. 1. V 148ff. drei Erkla- 30 Koigrto; Zonar. VII 19; P.Curatius Liv. IV 



rungen, darunter V 149 die folgende : Piso in anna- 
libus (frg. 6 Peter) scribit, Sabino bello, quod fuit 
Romulo et Tatio, virum fortissimum Mettium 
Curtium Sabinum, cum Romulus cum suis ex 
super iore parte impressionem fecisset, [Curtium] 
in, locum palustrem, qui turn fuit in foro, ante- 
quam cloacae sunt factae, se.cessisse atque ad 
suos in Capitolium reeepisse. ab eo locum in- 
venisse nomeri. Im wesentlichen iibereinstim- 



1, 1; T. Cur alius Cassiod.; 'Ayglnnaq Kovguog 
Xilmv Diod. XII 31, 1; Philo Chronogr.; da- 
gegen rdws Kohxios Dionys. XI 53. Nach Li- 
vius bekampften beide Consuln die bekannten 
Eogationen des Volkstribunen C. Canuleius und 
seiner Collegen (IV 2, 1. 6, 1. 6): als diese durch- 
gedrungen waren, leitete C. die ersten Wahlen 
von Consulartribunen , veranlasste aber durch 
einen Fehler bei der Auspication ihre Ungiiltig- 



mend erzahlen diese Geschichte mit geringen Er- 40 keitserklarung (IV 7, 3; Namensform Ourahus 

"•" - -" " un a Curiatius). Nach Varro a. O. fiihrten Lu- 

tatius und Cornelius den Namen des Lacus Cur- 
tius (s. u. S. 1892) auf diesen C. zuriick, weil er auf 
Senatsbeschluss ein Blitzgrab (vgl. den Altar bei 
Ovid, und Suid. o. Nr. 7) an der betreffenden 
Stelle eingehegt habe. C. ist der einzige Con- 
sul seiner Familie, und zwar soil er das Consu- 
lat zu einer Zeit bekleidet haben, als es nur den 
Patriciern zuganglich war, wahrend die spateren 



weiterungen und Abweichungen Livius I 12, 2. 
8—10. 13, 5, vgl. VII 6, 5. Dionys. II 42, 2—6, 
der 46, 3 C. unter den in Eom zuruckbleibenden 
Sabinern nennt , und Plutarch Eom. 18, 5 — 7 
(ohne Praenomen); den Sabiner Mettus (nicht 
Mettius) Curtius kennt auch Auct. de praenom. 
1. Die Erflndung dieser Erzahlung ist gewiss, 
wie Schwegler (E. G. I 484, 2; ahnlich schon 
Niebuhr E. G. I 249) mit Eecht betont, das 



Werk Pisos, der die alte Volkssage durch die 50 Curtii Plebeier sind; ausserdem ist der griechische 



rationalistische Umbildung des Wunderbaren ent 
kleiden wollte; die Annalisten snllanischer Zeit 
sind ihm darin gefolgt. Uber die vermeintlichen 
bildlichen Darstellungen des C. vgl. Nr. 7. 

10) P. Curtius, Bruder des Q. Curtius Salas- 
sus Nr. 32, fasste im J. 709 = 45 mit mehreren 
Spaniern den Plan, sich durch Hinterlist der 
Person des jungeren Cn. Pompeius zu bemach- 
tigen und ihn an Caesar auszuliefern ; der Plan 



Beiname befremdend, und auch gegen den Amts- 
genossen erheben sich Bedenken; deshalb ist, 
zumal bei dem Schwanken der Uberlieferung, der 
Name des Consuls C. wahrscheinlich unhistorisch 
und gefalscht (vgl. Mommsen EOm. Forsch. I 
111. JordanTopogr.il, 519 A. 47). [Miinzer.] 

16) [CJurtius Crispinus. Sein Name findet 
sich in dem Bruchstiick einer Liste, die, wie es 
scheint, Senatoren aus der Zeit des Commodns 



wurde entdeckt und C. auf Befehl des Pompeius 60 nennt , Bull. com. 1877, 30. Ein Curtius Cri- 



im Angesicht des Heeres hingerichtet (Cic. ad 
fam. VI 18, 2 nach Mitteilungen Messallas an 
Q. Curtius Salassus). Ein P. Curtius P. f. Sa- 
lassus erscheint als Quattuorvir von Canusium auf 
zwei Weihinschriften (CIL IX 326. 327) ; er ist 
vielleicht eher ein Sohn dieses P. Curtius als mit 
ihm identisch. 

11) Q. Curtius , auf Munzen zusammen mit 



spinus, splendidus eques, Municipalbeamter in 
Puteoli, wird als Gatte der im J. 187 n. Chr. 
verstorbenen Gavia Marciana CIL X 1784 ge- 
nannt. Ein A. Curtius Crispinus CIL HI 231 a 
= CIG III add. 4342 d 4 wahrscheinlich aus der 
Zeit der Kaiser Marcus und Verus ; dessen Sohn 
A. Curtius Crispinus Arruntiamts setzt die zwei 
Grabschriften CIL XIV 2695. 3030. 



!»()/ 



Curtius 



Curtius 



1868 



17) Cn. Cur(tius?) Dexippus, Xoyiarrjs (= cura- 
tor) von Chaironeia, Sohn der Flavia Lanica, 
deren Grabstein er setzt, IGS I 3426. Die In- 
schrift stammt nach Dittenberger wahrschein- 
lich aus dem Anfang des 3. Jhdts. n. Chr. [Stein.J 

18) C. Curtius C. f. Pol(lia) Justus, cos. 
(suffectus in unbekanntem Jahre unter Kaiser Pius), 
sodalis Augustalis, leg(atusj pr(o)[pr(aetore)] 
imp(eratoris) CaesfarisJ T. Aelii Antonini .... 
(Inschriftfragnient aus Mailand CIL V 5809). Als 
Legat von Moesia superior unter Pius, und zwar 
im J. 158 oder 159, wird C. in einer Liste ver- 
abschiedeter Soldaten (CIL III 8110 Viminacium) 
genannt (vgl. Mo mm sen Arch.-epigr. Mitt. VII 
1883, 190). Vielleicht ist er der Statthalter Da- 
ciens, dem eine von dem Falscher Zamosius 
iiberlieferte, aber ohne Zweifel echte Ehreninschrift 
(CIL III 1458) in Sarmizegetusa gesetzt war. 
Als Name wird C- CVBTHIOLLIVS TROOVS 
uberliefert; Mommsen erganzt C. Curtfius . . 
fil. P]olli[a P]ro[c]u[lus], denkbar ware jedoch 

auch PJoltfiaJ lust [us] Ist diese Gleich- 

setzung richtig, so bekleidete C, der dann mit 
dem Folgenden (Nr. 19) nicht identisch sein 
kann, vor dem Consulat folgende Amter: [IHIvir 
vjiarum curandarum, sevir [eqfuituni) R(oma- 
norumj] turmis dueendis (von Zamosius an un- 
rechter Stelle — nach der Praetur — eingeschoben, 
vgl. Mommsen St.-R. Ill 506, 3), quaestor urba- 
nus, [adleotus] inter tribunicios a div[o II] a- 
dfriano], praetor peregrinus, praef(eetus) [fr]u- 
mcn[t(ij] da[n]di , curator via[r(um)] Clodiae. 
Annum, Cassiae, [C]iminiae, legfatusj imp. 
Antonini Augusti Pii legfionis) XX Valferiae) 
Vietfricis) — in Britanmen — , proco(n)[s(ul)] 

provineiae [Siei]liae(f) — so Borghesi — uber- 
liefert ist COLLIAE, nach Zumpt ist Galliae, 
nach Mommsen Achaiae zu lesen — , leg(atus) 
prfqj [prfaetorej] imp. Anton(ini) Aug. Pii pro- 
vineiae Daciae. Curtius Iustus stammte wahr- 
scheinlich aus Oberitalien; sein Sohn ist wohl 
C. Curtius Rufinus (Nr. 29) gewesen. Vgl. Jun«- 
Fasten der Provinz Dacien 8f. ° 

r 19) <?.(?) Cur [Pius?., f.l Poll(ia) Iu[stus'>]. 

Xvi[r]slht[ibus iudicandis] (CIL XIV 2943 

Praeneste) diirfte von dem Vorhergehenden ver- 
schieden sein, aber derselben Pamilie angehoren. 

[Groag.] 

20) C. Curtius Mithres, Freigelassener des 
M. Curtius Postumus Nr. 26, wohnte in Ephesos 
und wurde 708 = 46 von Cicero an den Statt- 
halter von Asia, P. Servilius Isauricus, empfohlen 
(ad fam. XIII 69). [Miinzer.j 

21) Curtius Montanus wurde als junger Mann 
(probae iurentae, ob er bereits Senator war, er- 
scheint unsicher) im J. 66 n. Chr. von Eprius 
Marcellus angeklagt, weil er detest anda carmina 
verfasst habe (dagegeu hielten die Freunde des 
Montanus Neros Eifersucht fur den wahren Grund 
der Anklage : Montanum . . . usque famosi car- 
minis, quia protuterit ingenium, extorrem agi). 
Der Senat begnadigte ihn seinem (sonst unbe- 
kannten) Vater zuliebe, jedoch unter der Be- 
dingung, dass er der offentlichen Laufbahn ent- 
sage (Tac. ami. XVI 28. 29. 33; die Gedichte des 
Montanus waren vermutlich Satiren, w\ Nip- 
perdey-Andresen zu XVI 28j. Nach Neros Stuiz 
scht'int Montanus den Seiiutorcnstaml (wiedcr-) 



erlangt zu haben; wenigstens befand er sich zu 
Beginn des J. 70 im Senate. Damals beantragte 
er, das Andenken des Piso Licinianus zu ehren 
(Tac. hist. IV 40), und griff den Feind desselben, 
Aquilius Regulus, in leidenschaftlicher Rede an 
(Tac. hist. IV 42. 43). Nach einer Vermutung 
Heinrichs (in dessen Iuvenalausgabe) ware ei- 
der Montanus, den Iavenal an dem bekannten 
Cabinetsrat in Domitians Albanervilla (c. 83 n. 
10 Chr.) teilnehmen lasst und als Schlemmer charak- 
terisiert (Iuv. IV 107 Montani quoque venter 
adest abdoniine tardus. 131ff. nulli maior fuit 
usus edenditempestatemea; Borghesi Oeuvres 
V 523 dachte an T. Iunius Montanus cos. suf- 
fectus 81 , bei Nipperdey-Andresen zu Tac. 
arm. XVI 33 wird dieser Montanus ohne alien 
Grund fur den Vater unseres Curtius Montanus 
erklart). Das Auftreten des Montanus gegen die 
Delatoren im J. 70 und die Achtung, mit der 
20 Tacitus seiner gedenkt, sind schwer mit der Rolle 
vereinbar, die ihm Iuvenal zuweist; die Worte des 
Dichters noverat ills luxuriant imperii veterem 
noctesque Neronis (v. 136f.) weisen wohl eher 
auf einen Zechgenossen Neros hin. [Groag.] 

22) Curtius Nicias. Den vollen Namen giebt 
nur Suet, gramm. 14, Cicero spricht stets bios 
von Nicias. Er stammte aus Kos und hatte 
wohl durch Vermittlung eines C. das romische 
Biirgerreeht erhalten , denn nichts weist darauf 
30 hin, dass er ein Freigelassener gewesen sei. Von 
seinem Leben weiss Sueton nur, dass er mit 
Cicero befreundet war, aus dessen Briefen ad fam. 
IX 10, 1 und ad Att. XII 26, 2 und ausserdem 
Folgendes aus anderer Quelle: Curtius Nicia 
liacsU Cn. Pompeio et C. Memmio; sed cum 
eodicillos Memmi ad Pompei uxorem de stupro 
pertulisset , proditus ab ea, Pompeium offendit. 
domoque ei interdietum est. Da C. Memmiusj 
der bekannte Freund des Catull und Cinna, im 
40 J. 702 = 52 nach Griechenland ins Exil ging, 
wo er 705 = 49 starb, fallen die Beziehungen 
des Nicias zu ihm vor diesen Zeitpunkt. Ende 
7 04 = 50 traf Nicias wohl zufallig mit dem aus 
Kilikien heimkehrenden Cicero auf der Fahrt nach 
dem Piraeus zusammen (ad Att. VII 3, 10: Ni- 
cias Cous); spater schloss er sich an dessen 
leichtlebigen Schwiegersohn Dolabella (o. S. 1300ff. ) 
an und kam so in niihere Beziehungen zu dem 
Redner selbst, der ihn im J. 709 = 45 Dolabella 
50 (ad fam. IX 10, 1) mid Atticus (ad Att. XII 26, 
2. 51, 1. 53. XIII 1, 3. 28,3. 29, 1) gegeniiber 
haufiger als guten gemeinsamen Bekannten nennt. 
Nach seiner Schilderung war Nicias ein Freund 
bequemen und behaglichen Wohllebens, wofur 
auch die Wahl seiner Conner spricht, aber auch 
ein angenehmer und geistvoller Gesellschafter, 
de»sen Besueh dem damals so vielfach verstimm- 
ten Cicero ganz willkommen war. Im J. 710 
= 44, als Dolabella die Provinz Syrien erhielt. 
60 gedachte Nicias ihn dorthin zu begleiten (ad Att 
XIV 9, 3, vgl. XV 20, 1). Von seinen litterari- 
schen Arbeiten erwahnt Sueton nur die auf latei- 
nische Philologie beziigliche: huius de Lucilio 
libros etiam Santra comprobat; Hillscher 
(Jahrb. f. Philol. Suppl. XVIII 373f., vgl. Suse- 
mihl Litt. d. Alexandrinerzeit II 177) vermutet, 
dass Curtius Nicias mit dem in den Homerscliolien 
iiiehrfach citjerteii Cnunmatiker Nikias identisch 



1869 



Curtius 



Curtius 



1870 



sei und sich mit Lucilius auf Anregung des Va- 
lerius Cato beschaftigt habe. 

28) Curtius Peducaeanus. Unter den ihm 
wohlgesinnten und seiner Rilckberufung geneig- 
ten Volkstribunen des J. 697 = 57 nennt Cicero 
ad Q. fr. I 4, 3 einen C. (schlechtere Lesart 
Curius) und p. red. 21 einen M. Curtius, cuius 
ego patri quaestor fui. Im J. 704 = 50 richtet 
er einen Empfehlungsbrief an einen Praetor ur- 
banus C. Curtius Peducaeanus (ad fam. XIII 59). 
Da Cicero im J. 679 = 75 unter der Statthalter- 
schaft eines Sex. Peducaeus auf Sicilien Quaestor 
war, so wird der Volkstribun und der Praetor 
derselbe von einem C. adoptierte Sohn dieses 
Sex. Peducaeus sein; das Praenomen ist dann 
an einer der beiden Stellen verderbt, vielleicht 
an der zweiten durch Dittographie entstanden. 

24) C. (Curtius?) Postmtus , war 691 = 63 
einer der Anklager des L. Licinius Murena wegen 
Ambitus, obgleich er mit ihm sowie mit seinem 
Verteidiger Cicero seit langerer Zeit befreundet 
war und sich selbst damals um die Praetur be- 
warb. Der Name ist jedoch bei Cic. Mur. 54. 
56f. 69 keineswegs sicher uberliefert und kann 
durch Hinweis auf Cic. ad fam. XII 1 69, 1 (C. 

Curtius Mithres libertus Postumi fami- 

liarissimi mei) nicht gestiitzt werden, weil diese 
Stelle eher auf den damals mit Cicero verkehren- 
den M. Curtius Postumus zu beziehen ist (Nr. 26). 
Auch wenn der Anklager Murenas nicht Postu- 
mius, sondern Postumus hiess, braucht er nicht ein 
C. gewesen zu sein (vgl. •/.. B. C. Rabirius Postumus). 

25) Cn. und Q. Curtii Postumi, entlehnten 
nach Cic. Verr. I 100 (cum Q. et Cn. Postumis 
Curtiis, vgl. 102 Curtii. Schol. z. d. St. p. 187 
Or.) von C. Verres Gelder, die dieser unterschlagen 
hatte. Vgl. Nr. 12. 

26) M. Curtius Postumus, nur von Cic. ad 
Att. IX 2 a, 3 Postumus Curtius genannt, sonst 
nur M. Curtius, Curtius oder Postumus. Im 
J. 700 = 54 wurde er von Cicero dem Caesar 
fiir eine Kriegstribuiienstelle empfohlen und er- 
hielt sie (ad Q. fr. II 13, 3. Ill 1, 10), weshalb 
sich Cicero spater als seinen Patronus bezeich- 
nete (ad Att. IX 6, 2). Bei Beginn des Burger- 
krieges im Fruhjahr 705 = 49 besuchte er Cicero 
auf dessen Fonuianum, verletzte ihn durch seinen 
leidenschaftlichen Eifer fiir Caesars Sache (ad 
Att. IX 5, 1. 6, 2) und wiegte sich in den kuhn- 
sten Hoffnungen auf ihren raschen Sieg lebd. 2a, 
3) und auf reiche Belohnung durch Ehrenstellen 
(ad fam. II 16, 7); etwas spater suchte er den 
Atticus von der Abreise au.s Italien abzuhalten 
(ad Att. X 13, 3). Im J. 707 = 47 oder 708 
= 46 wurde er von Caesar wahrscheinlich zur 
Praetur befSrdert , da er daran dachte , sich fur 
710 = 44 um das Consulat zu bewerben (ad Att. 
XIII 49, 2). 708 = 46 stand er mit Cicero in 
freundschaftlichem Verkehr (ad fam. VI 12, 2. 
XIII 69, 1). doch 710 = 44 naeh Caesars Tode 
machte er ihm entschiedene Vorwiirfe, weil er zu 
den Mordern des Dictators hinneigte (ad Att. XIV 
9, 2) , und trat auf die Seite von dessen Erben. 
indem er mit C. Matius und Saserna die Aus- 
i-ichtung del' Spiele iibernahin , die Octavian in 
Erfiiliung der Getubde Caesars gab und zu Demon- 
strationen beniitzte (ad Att. XV 2, 3). [Miinzer.] 

27) C. Curtius l'i'wiilus (?) s, ('. Curtius 



Iustus Nr. 18. Ein C. Curtius Proculus aus Me- 
gara, Gemeinde- und Provincialbeamter in seiner 
Heimat und q^tcoq IGS I 106, vgl. 107 Megara. 

[Groag-] 

28) P. Curtius [P]ropinquus, Kern Inschrif- 
ten von Magnesia (Berlin 1900) 118 nr. 141. 

[Stein.] 

29) O. Curtius C. [f.] Pollia Rufinus, wahr- 
scheinlich Sohn des C. Curtius Iustus (Nr. 18), 

10 IITvir a(ere) afrgentqj a(uro) f(lando) fferiundo), 
VIvir turmis ducen[d(is)] , tribunus latic[l(a- 
vius)] leg(ionis) XIII Qem(inae) unter seinem 
Vater in Dacien. CIL III 1459 (Sarmizegetusa). 
V 5810 (Mailand). 

30) Curtius Rufus. Cber seine Abstammung 
sagt Tacitus (ann. XI 21) : de origine Curtii 
Rufi., quern gladiatore genitum quidam prodidere, 
neque falsa prompserim et vera exsequi pudet. 
Im Gefolge des Provinzquaestors kam C. , noch 

20 unbekannt und in geringer Stellung, nach Africa. 
Als er sich in den Saulengangen von Hadrume- 
tum einsam erging, soil ihm eine weibliche Ge- 
stalt von ubermenschlicher Grosse und SchOn- 
heit erschienen sein, die ihm zurief, er werde 
dereinst als Proconsul in die Provinz zuruckkehren 
(nach der Version bei Plinius ep. VII 27, 2, die 
auch sonst von der Erzahlung des Tacitus in 
Einzelheiten abweicht, bezeichnete sie sich als 
Africa — d. i. als den Genius der Provinz — 

30 und verkiindete ihm , er werde als Proconsul 
sterben). Nach Rom heimgekehrt, erlangte er 
mit Unterstiitzung freigebiger Freunde die Quae- 
stur und durch diese den Scnatorenstand, spater 
(nach dem Volkstribunat oder der Aedilitat) no- 
biles inter candidatos die Praetur als Candidat 
des Kaisers Tiberius (Tac. ann. XI 21). Wahr- 
scheinlich unter Claudius bekleidete er den Con- 
sulat als suffectus , vielleicht im J. 45 , fiir wel- 
ches ein Consulnpaar Rufus und Pompeius Sil- 

40 vanus bezeugt ist (Joseph, ant. XX 14, vgl. Klein 
Fasti cons. z. J.; die Datierung — 28. Juni — 
ist unsicher, vgl. Niese z. St.). Nach dem Con- 
sulat wurde C. Legat in Germania superior; um 
das J. 48 n. Chr. liess er durch seine Truppen 
im Land der Mattiaker an der unteren Lahu ein 
Silberbergwerk anlegen, wofur ihm die Triumphal- 
ornamente zuerkaunt wurden (Tac. XI 20. 21 ; 
Spuren rOmischen Bergbaues , die in Friedrichs- 
segen, 3 km. vom Rhein, nachgewiesen wurden, 

50 fiihrt Dahm Rhein. Jahrb. CI 1897, 117ff. auf 
die Thatigkeit des C. zuriick). In hohem Alter 
(vgl. Tac. XI 21 longa . . senecta) erfiillte sich 
sein Los; als Proconsul von Africa ist er, wahr- 
scheinlich zu Beginn von Neros Regiernng, in der 
Provinz gestorben (Tac. XI 20. 21. Plin. ep. VII 
27. 2. 3, vgl. Pallu de Lessert Fast. d. prov. 
Afr. I 135f.). Tacitus urteilt von C, er sei ad- 
oersus superiares tristi adidalione, adrogans >ni- 
uoribus, inter pares diffieilis gewesen, doch 

60 riilimt er sein acre ingenium und citiert einen 
Ausspruch des Kaisers Tiberius , Curtius Rufus 
ritletur mild ex se natus, der gerade im Munde 
dieses Kaisers viel besagt. Die Frage, ob C. mit 
dem Rhetor und Schriftsteller Q. Curtius Rufus 
(Nr. 31) identisch sei, ist oft erortert worden (s. 
Teuffel-Schwabe R. L.-G. 11^ 711. Schanz 
1!. L.-G. II 22, 204ff. und die dort angefuhrte Lit- 
teratur. vat auch u. S. 1871 ). Als O-riiiule gegen die 



1871 



Curtius 



Curtius 



1872 



1878 



Curtius 



Curtius 



1874 



Verselbigung werden angefilhrt: ein gewisser Frei- 
mut des Autors der Alexandergeschichte und seine 
militarisch unzulanglichen Schlachtbeschreibungen 
— fur beides bietet der rhetorische Charakter der 
Schrift die Erklarung — , ferner sein Rationalismus, 
der sich allerdings gegen orientalischen Magier- und 
Orakelglauben wendet, bei einem Manne, der die 
Vision von Hadrumetuni erlebt haben will, aber 
doch auffallt. Andererseits wird die Identificierung 



Zeit des Werkes nur aus dem Stil, der geistigcn 
Richtung und zufallig auftauchenden Anspielungen 
auf die Verhaltnisse der Gegenwart bestimmen. 
Der Stil mit den zerhackten S&tzen, den aufdring- 
lichen Sentenzen, der unruhigen Effecthascherei 
weist auf die Zeit Senecas ; jede Spur von Archais- 
mus fehlt. In der Beschreibung Indiens (VIII 
9, 19) heisst es bei Erwahnung der dortigen Perlen 
und Edelsteine : neque alia illis maior opulentiae 



namentlich durch die Gleichheit des sonst seltenen 10 causa est utique postquam vitiorum commercium 

Namens und wohl auch der Zeit empfohlen; ' ' 

Plinius wiirde kaum von Curtius Rufus schlecht- 

hin reden, hatte es zwei hervorragende Manner 

dieses N aniens gegeben ; Tacitus widmet ihm einen 

besonderen Excurs, der in Fassung und Aus- 

fuhrlichkeit am meisten der Charakteristik Petrons 

(ann. XVI 18) ahnelt. Die Tendenz der Historia 

Alexandri — eine Verberrlichung der massvoll 

gehandhabten monarchischen Gewalt (vgl. Holtz- 

mann Zur Lecture u. Krit. des C, Gymn. -Progr. 20 viert der Bemerkung, dass nach Alexanders Tod 



ere in exteras gentes: quippe aestimantur 
purgamenta exaestuantis freti pretio quod libido 
eonstituit; und ahnlich bei der Erzahlung eines 
festlichen Empfangs indischer Gesandten (IX 7, 
15) quidquid atd apud Persas vetere luxu aut 
apud Macedonas nova immutatione eorruptum 
erat ; so raisonniert der altere Plinius. Diese Be- 
obachtungen gestagen die vielberufene Notiz X 
9, 3ff. zu deuten, die ilberraschend und unmoti- 



Bruchsal 1895) — fiigt sich gleichfalls in das 
Bild des loyalen Reichsbeamten claudischer Zeit. 
Ein Mann vom Schlage gewohnlicher rOmischer 
Senatoren war der sicher nicht, der Einbildungs- 
kraft oder Erfindungsgabe genug besass, um iiber- 
irdischen Machten Anteilnahme an seinera Leben 
zuzuschreiben. [Groag.] 

31) Q. Curtius Rufus hat eine Geschichte Ale- 
xanders verfasst, die nach den Subscriptionen in 



die Kampfe um die Krone das Weltreich spalteten, 
angehangt wird. Der Kaiser, der nach der Nacht, 
die den Untergang drohte, als eine neue Sonne auf- 
gegangen ist, der Mord und Brand ein Ende ge- 
macht hat, dessen Haus eine Blute von Jahrhun- 
derten gewiinscht wird, kann nur Claudius sein; 
auf Vespasian oder Nerva passen die Ausdrficke 
nicht, und die Zeit nach Marc Aurel ist durch 
Sprache und Anschauungen des Geschichtschreibers 



den altesten Hss. den Titel fuhrte: Historian Ale- 30 absolut ausgeschlossen. Vgl. die sorgfaltige Er 



xandri Magni regis Macedonum. Das Werk be- 
stand aus zehn Biichern; doch sind die beideu 
ersten, der Anfang des dritten, das Ende des 
funften, der Anfang des sechsten und sehr be- 
deutende Stiicke des zehnten Buches verloren 
gegangen ; dagegen ist der Schluss erhalten. Es 
hat im Altertum keines besonderen Ansehens ge- 
nossen; kein einziges Citat liegt vor, und die 
immer wiederholten Versuche (vgl. Dos son Etude 



orterung Mutzells in der Vorrede zu seiner Aus- 
gabe XLVIIff., zu der Dosson 18ff. ausser einem 
weitschweiflgen Litteraturverzeichnis und einem 
wenig geschickten Raisonnement nichts hinzuge- 
fiigt hat. 

Der Schriftsteller ist keine litterarische GrOsse 
gewesen, das Buch keine Leistung, die Epoche 
gemacht, dem Urteil uber Alexander eine neue 
Richtung gegeben oder die historiographische 



sur Quinte-Curce, Paris 1886, 31ff. 357ff.), auf 40 Technik mit neuen oder wiederaufgefundenen Mit 



Grund scheinbarer Coincidenzen nachzuweisen, das: 
der jiingere Seneca und Lucan es gelesen haben, 
miissen als gescheitert angesehen werden. Durch 
Zufall hat sich ein arg beschadigtes Exemplar 
ins friihe Mittelalter gerettet, aus dem sich dann, 
noch vor dem 9. Jhdt, eine doppelte, gering diffe- 
rierende tjberlieferung entwickelt hat, die des 
Bernensis 451, Laur. 64, 35, Leidensis 137, Vos- 
sianus Q. 20 und die des Parisinus 5716, zu der 



teln bereichert hatte. Schon die Uberlieferungs- 
geschichte rat, in dieser Alexandergeschichte ein 
ephemeres, durch blossen Zufall der Vergessenheit 
entrissenes Product zu sehen, das die landlaufige 
Tradition uber Alexander in eine Form brachte. 
die dem Geschmack des Tages entsprach, mit 
den viel tiefer gehenden Arbeiten Plutarchs und 
Arrians nicht zu vergleichen. C.s Werk flOsst an 
und fur sich kein Interesse ein — Dossons Ver- 



auch die alten, aber wenig umfangreichen Frag- 50 such zeigt schlagend, wie wenig es geeignet ist. 

mente von Wiirzburg, Darmstadt, Wien u. a. zu ge- ' . - - . 

horen scheinen; vgl. Hedicke De codicum Curtii 
fide at que auctoritate, Progr. von Bernburg 1870 
und die von Dosson 315ff. angefiihrte Litteratur. 
Die iibrigen, sehr zahlreichen Hss. sind interpo- 
liert und wertlos; ein Verzeichnis giebt Dosson 
a. a. O. 



Wie von dem Werk, so schweigt auch von 
dem Schriftsteller das Altertum vollig; es ist zwar 



den Mittelpunkt einer giossen Monographic zu 
biklen — , es hat Bedeutung nur als das ausfiihr- 
lichste Document des Urteils, das im 1. Jhdt. im 
kaiserlichen Rom uber Alexander gefallt wurde. 
Damit ist auch die richtige Fragestellung fiir die 
Untersuchung der Gewahrsmanner gegeben ; es 
kann sich nur darum handeln. festzustellen, wie 
und durch welche Einflusse sich die der Form 
nach historische, im Grunde romanhafte helle- 



nicht unmoglich, aber ebenso wenig ratsam, ihn 60 nistische Unterhaltungslitteratur fiber Alexand. 

mit dem Q. Curtius Rufus zu identificieren , der ■.-■•.,. ,. ™ , 

in dem Verzeichnis der Rhetoren vorkommt, das vor 

Sueton. de rhetor, uberliefert ist. Abzuweisen ist der 

Gedanke, dass er der Consul Curtius Rufus (Nr. 30) 

sein kOnnte, der 46 n. Chr. die ornamenta trium- 

phalia erhielt und spater als Proconsul von Africa 

starb (Tac. ami. XI 20f. Plin. ep. VTI 27). Da 

ferner di' 1 Vorrede verloren ist, so lasst sich die 



umgebildet hat, um die Tendenzen auszubildf 
denen C. sich hingegeben hat. Freilich ist dieser 
Process viel complicierter gewesen, als die .Quellen- 
forscher' glauben: zu scharf umgrenzten Resul- 
taten mit bestimmten Namen ist nicht zu ge- 
langen. Das meiste geleistet ist auf diesem Ge- 
biete von J. Kaerst (Beitr. z. Quellenkritik des 
Q. Curtius Rufus, Gotha 1878; Forsch. z. Gesdi. 





1 Alexanders d. Gr., Stuttgart 1887); neben ihm Curt 


. V 5,2-4 


= Diod. XVII 69, 1. 2 




I ist hOchstens noch Petersd 


Drff (Diodorus Curtius 


5, 5—9. 12. 








1 Arrianus quibus ex fontibus 


. . hauserint, Danzig 


23.24 


= 


69,2-8; vgl. 




1 1870; Beitr. z. Gesch. Alex 


d. Gr. , Progr. Flens- 






lust. XI 14, 




1 burg 1872; eine neue Hauptquelle d. Q. Curtius 






11.12 




I Rufus, Hannover 1884) zu 


nennen. 


6, 1—5. 8. 9 


- - 


70, 1—71, 2 




1 Fiir das grosse Publicum der hellenistischen 


VI 2, 15 


= 


75, 1 




Epoche ist die glanzend geschriebene Zusammen- 


4,3—6 


= 


75, 2 




fassung und Verarbeitung 


der zeitgenOssischen, 


4, 18. 22 


= 


75, 3. 6 




von Anfang an romanhaften Darstellungen , die 10 


5, 11. 12. 18 








Kleitarch von Alexandrien 


herausgab, das mass- 


—21 


= 


76, 3—8 




gebende Buch gewesen; ihm verdankte er die 


5, 24—26. 








Aufnahme in den Kanon der Geschichtschreiber 


30-32 


= 


77, 1-3; vgl. 




(Usener Dionys. de imit. 


114), und die Vor- 






lust. XII 3, 




behalte fiber seine Zuverlassigkeit haben seiner 






5—7. Strab. 




Verbreitung nicht geschadet. Diodor, der in der 






XI 505 




Regel an populare, bekannte Autoren sich halt, 


VII 1, 5—9 


= 


80,2 




erzahlt Alexanders Geschichte nach ihm und nur 


2, 18 


= 


80,3 




nach ihm; seine Citate (I] 


7, 3. XI 58, 1) be- 


2, 35—37 


= 


80, 4; vgl. 




weisen das allein schon, von 


der Ubereinstimmung 20 






lust. XII 5, 




mit den Bruchstiicken abgesehen. Auch bei ober- 






4-8 




flachlichster Beobachtung fallt es auf, wie oft C. 


3, 1.3 


=r 


81, 1. 2 




sich bis auf die Worte mit Diodor beriihrt: langst 


3, 5-18 


= 


82 




sind diese Concordanzen 


luf Kleitarch zuruck- 


3, 22. 23 


~ 


83, 1. 2 




gefiihrt, und mit vollem Recht. Ich gebe ein 


4, 33—38 


— 


83, 4—6 




Verzeichnis der besonders charakteristisehen tTber- 


5, 28—35 


Vgl. 


« 




einstimmungen : 




10, 4—9 


vgl. 


*0 




Curt. Ill 2, 1 = Diod. XVE 30, 7 


10, 15. 16 


vgl. 


xS 




11, 7—11 = 


34,2-6 


VIII 1, 11-19 


vgl. 


*ff 




11,20.23-26 = 


35,2. 36,5.30 


5. 4 


vgl. 


"la. lust. XII 7, 5 






2.4;vgl.Iust. 


10, 5. 6 


vgl. 


¥ 






XI 9, 11. 12 


11,2 


= 


85,1.2. lust. 




1. 27—33 = 


48,2-4 






XII 7, 12 




IV 1, 39. 40 


48, 1. 2 


11,3.4 


= 


85, 4. 5 




2,7 = 


40,4 


11, 7. 8. 25 


= 


85, 3. 8. 9. 




2, 12 = 


41,3. 4 






86, 1 




2, 18 = 


40,5 


12, 1—3 


= 


86,2 




2,20 


41, 1 


12,4—10.14 = 


86,3-7 




3,6.9.11.12 = 


42,5.6.43,3 


14, 13 


= 


87,5 




3,20 = 


41, 2; vgl. 40 
lust. XI 10, 


IX 1, 1. 3. 4. 6 


= 


89,3—6.90, 
1 






14 


1,8—12 


= 


90, 4—7 




3, 25. 26 = 


44, 1—3 


1, 24—33 


= 


91,4—92,3 




4, 1. 2 


45, 7 


1, 35—2, 7 


=1 


93, 1—3 




4,10-12.17 = 


46,2—4 


3, 10. 11 


= 


93,2 




5,11 ^ 


48, 6 


3, 19 


— 


95, 1.2. lust. 




6,30 = 


49, 1 






XII 8, 16 




7, 1. 5. 9 


49, 2—4 


3, 20. 23 


= 


95, 3. 5 




7, 12-14 = 


49, 4. 5 


4, 1. 2. 5 


= 


96, 1—3 




7,16.17.20-28 = 


50,3—51,3 50 


4, 8—14 


= 


97, 1—3 




13, 26—29 = 


57, 1-4 


7, 16—26 


= 


100,2-101,6 




15,9—11 = 


59, 6. 7 


8, 4—8 


= 


102, 1—4 




15, 16. 17 = 


58, 4. 5 


8, 13—15 








15,28.29.32 = 


60, 2—4 


(Citat Klei- 








16, 31. 32 = 


61,3 


tarchs) 


= 


102,6 




V 1, 10. 11 = 


64. 3 


8, 17—28 


= 


103. lust. XII 




1, 40—42 = 


65, 1 






10,2. 3; vgl. 




1, 43—45 ^ 


64, 5. 6 






Cic.de divin. 




1, 25. 26 


II 7.3. 4 (Citat 
Kleitarchs) 60 


10,5-11.17 




II 135 




1, 34. 35 


10,4.1 


18.27 


= 


104,4-106,1 




2,1-7 


XVII 65. 2—4 vgl. 


X 2,4. 8—12 










27, 1. 2 


30 


= 


190, 1.2 




2,8. 12—15 = 


65,5.66,2-7 


5. 21—25 


= 


118,3. lust. 


! 


3,1.2.4.5.10 = 


67,1.2.4. 5 






XIII 1,5.6. 




3,17.18.23. 




10, 14. 18. IS 


= 


117, 5. 118, 




1 4, 2—4. 10. 








2;vgl.Iustin. 




\ 12.18 


68, 1—6 






XII 13, 10. 



1875 



Curtius 



Curtius 



1876 



1877 



Curtius 



Curtius 



1878 



Besonders zu beachten sind die gemeinschaftlichen, zu schneidern wie die vornehmen Frauen der 

auf Kleitarch zuriickgehenden Variantenangaben, Makedonen, eine ruhrende Scene. 

Curt. V 2, 8. VI 4, 18. X 10, 18. 19 = Diod. Die Beispiele genugen, urn zu beweisen, dass 

XVTI 65, 5. 75, 3. 118, 2. neben dem kleitarchischen Boman noch andere 

Dieses Verzcichnis von Concordanzen wurde ihie Spuren bei C. hinterlassen haben. Esbrauchen 

sich wahrscheinlich nicht unerheblich vennehren keineswegs nur jilngere Erweiterangen von Klei- 

lasaen, wenn von Kleitarch mchr erhalten ware tarch zu sein; die Moglichkeit ist nicht abzu- 

als der magere, die Einzelheiten verwischende weisen, dass die alteren Romane neben und nach 

Auszug Diodors, der noch dazu durch eine grosse der massgebenden Zusammenfassung durch Klei- 

Liicke unterbrochen ist. Trotzdem ware es ein 10 tarch fortwucherten und in verschiedener Weise 

Missgriff, wollte man aus C. das kleitarchische in die Vulgata trotz der Vorherrschaft Kleitarchs 

Gut erheblich vennehren ; die Wahrscheinlichkeit, eindrangen. Besonders zu beachten sind die gar 

Fremdes emzumischen , ist erheblich grosser als nicht seltenen Falle, in denen C. sich mit Plu- 

die, Echtes bei seite zu lassen. Es lassen sich tarch beriihrt: dieser hat Kleitarch sicher nicht, 

noch mit dem Auszug Diodors gar nicht selten wohl aber altere Gewahrsmiinner benutzt, so dass 

V erschiebungen , Erweiterungen , andere Formen die eben angedeutete Moglichkeit zur Wahrschein- 

gerade der romanhaften Tradition, nach weisen. lichkeit wird. 

Kleitarch (Diod. XVII 30f.) verlegt die Scene zwi- Die Geschichte von Alexanders tiefem Schlaf 
schen Dareios und Charidem in den Rat, den der in der Nacht vor Gaugamela und seinern Ge- 
Komg nach Memnons Tod abhiilt, darauf folgt 20 sprache mit Parmenion steht bei Diod. XVII 56 
Dareios Entschluss, das Commando persflnlich zu lust. XI 13, Iff. Curt. IV 13, 17ff. Plut Alex 
ubernehmen, die Sammlung und Ordnung der Con- 32. Aber wahrend Iustin die Antwort Alexan- 
tmgente m Babylon. C. (Ill 2) dreht die Sache ders an Parmenion genau nach Kleitarch giebt 
um : Dareios iibernimmt sofort nach Memnons Tod ist sie bei C. in derselben Weise wie bei Plutarch 
den Oberbefehl und versammelt die Truppen in modiflciert. Nur Plutarch (Alex. 32) und C. (IV 
Babylon; bei der Musterung entspinnt sich das 15, 2) verschieben in dem Bericht der Schiacht 
Gesprach mit Charidem, das diesem verhangnisvoll selbst den Angriff der baktrischen und skythischen 
wird. Dieses Gospriich ist Zug fur Zug, vom Ende Reiter vom rechten (Arrian. Ill 13, 2ff. Diod 
abgesehen, Nachahmung einer Unterhaltung zwi- XVII 59, 2ff.) auf don linken makedonischen Fluo-el 
schen Xerxes und Demarat, die Herodot (VII lOlf.) 30 nur bei ihnen (Plut. a. a. 0. Curt. IV 5, 6—8) 
benchtet; um diese Situation herauszubringen, schickt Parmenion gleich bei Beginn der Schiacht 
ist die bei Kleitarch vorliegende Tradition ver- ein Hiilfegesuch an Alexander. Plutarch lasst erst 
schoben. Auch die Ziihlung und der Anschluss nach diesem Angriff auf den linken Fliigel, nach 
des Verzeichnisses an die Zahlung sind, wie ge- der Pliinderung des Lagers, Alexander sich den 
radezu gesagt wird (III 2, 2), aus Herod. VII 60f. Helm aufsetzen , die Truppen haranguieren den 
ubertragen. Diese Variante, die mit historischer Adler uber seinem Haupt erscheinen. Eben dieses 
Kritik nichts zu thun hat und nur vom kiinst- Wahrzeichen steht audi bei C. (IV 15, 26. 27). 
lenschen Gesichtspunkt aus beurteilt werden will, wo militibus in pugnam iuteiitis noch verrat' 
ist alt, alter jedenfalls als die eratosthenische Geo- dass es an den Anfang der Hauptschlacht, wie 
graphie; denn der Katalog, der nach Ausweis der 40 sie jener Gewahrsmann Plutavchs construiert ge- 
Zahlen nicht aus Kleitarch (Diod. XVII 31, 2. hflrt: jetzt ist die Wendung infolge der Conta- 
Iustin. XI 9, 1) stammen kann, differenziert Baq- mination mit dem Gemisch von kleitarchischer 
xdvioi und 'Ygxdvwi, obgleich beides nur ver- und sog. besserer Tradition, das bei C. vorliegt 
schiedene Transscriptionen desselben eranischen (s. u.), unverstandlich geworden. Plutarch (Alex 
Namens sind, ein Irrtuni des Ktesias (Diod. II 33) und C. (IV 16, 3. 18. 19) erzahlen iiberein- 
2,3), der wie viele andere in die alteren Alexan- stimmend. aber abweichend von Arrian (III 15 
derhistorienubergehen, nach Eratosthenes aber sich Iff.) und Kleitarch (Diod. XVII 60 7f ) die zweite 
kaum noch behaupten konnte. Botschaft Parmenions um Hiilfe,' nur fehlt bei 
C.s Bericht von der Belagerung von Tyros ent- C. der charakteristische Tadel Parmenions (vgl 
halt sehr viele kleitarchische Elemente, wie die 50 vielmehr IV 16, 4 = Diod. XVII 60, 8). Be- 
obige Tabelle zeigt, aber verstellt, verschoben, zeichnend ist endlich das fibereinstimmende L»b 
audi variiert, und nicht nur infolge der noch zu von Alexanders tapferer Besonnenheit , das Plu- 
besprechenden Contamination mit der sog. besseren tarch (Alex. 32) an den Anfang. O. (TV 16, 27ft'.i 
Tradition.^ Es hat mit dieser nichts zu thun. an den Schluss der Erziihlung stellt. Es ist augeii- 
wenn die Tyner die Statue A pollons nicht einfach scheinlich, wie ein panegvrischer , gewiss nicht 
an die Basis, wie bei Kleitarch (Diod. XVII 41, 8) juneer Roman nicht kleitarchischen Ursprunov 
und anderen (Plut. Al. V4), sondern an den Altar hier vorlieet: an Kallisthenes zu denken, ist mik'- 
lhres Herakles fesseln (IV 3, 22): wichtiger noch lich, aber nicht nOtig, da den bei Plutarch ein- 
lst die Verschiebung des Wahrzeiehens des Meer- gelegten Citaten bei ('. nichts entspricht. Keine- 
ungetiims (IV 4, 3ff. , vgl. Diod. XVII 41, 5f.): 60 falls darf jede Concordanz zwischen C. und Pin- 
es wird nicht nur praciser gefasst, sondern die tarch einfach auf Kallisthenes zuriickgefiihrt wer- 
Jbreude der Tyner, die es falsch deuten und sich den: der Traum des Dareios. den beide berichten 
der Uppigkeit ergeben, ist ein deutlich aus dem (Plut. Alex. 18 = Curt. HI 3, 2ff.), deutet auf 
Epos von der ZerstOrung Ilions entlehntes Motiv. Alexanders Tod. kann also bei Kallisthenes nicht 

Bei Kleitarch (Diod. XVII 67, 1) lasst Ale- gestanden haben. 

sunder die gefangenen persischen Prinzessiimen Die Belagerung des Aornusfelscn* ist bei C 

gnechweh lernen, bei C. (V 2, lSlf.) wird daraus, i VIII 11) zumichst nach Kleitarch (Diod XVII 

dass Alexander ihnen zumuten will. Purpuriniintel 85) erziihlt: wie dort. niacht auch hier ein alter 



Ilirt den Fiihrer. Aber die Kletterei hat, anders Wenigstens heben sich von den sehr rohen, die 

als bei Kleitarch (Diod. XVII 85, 6), nicht nur Klarheit namentlich der Schlachtberichte zerstOren- 

kein Resultat, sondern wird zum zweitenmal unter- den Einschtlben in die rein kleitarchische Er- 

nommen, ohne dass diese Wiederholung motiviert zahlung manche Falle — zu voller Sicherheit ist 

wurde. Hier spielt nicht der alte Hirt, sondern natiirlich nicht immer zu gelangen — hinreichend 

ein Namensvetter des KOnigs die Hauptrolle ; von deutlich ab , in denen die romanhafte und die 

ihni wird dasselbe berichtet wie bei Plut. Alex. kritische Tradition geschickt zu einer neuen Ein- 

58. Offenbar sind bei C. nur, weil mit der klei- heit verschmolzen sind; die kritische Tradition 

tarchischen eine andere, sonst nur bei Plutarch ist dann starker umgebogen. 
vorkommende Tradition verschmolzen ist, aus der 10 Diodor (XV1T 73, 2) hat den kleitarchischen 

einen Expedition zwei geworden; es wird direct Bericht von Dareios Flucht zwar sehr zusammen- 

gesagt, dass die erste ubernussig gewesen sei gestrichen, aber doch nicht so, dass sich nicht 

(VIII 11, 25). Die Katastrophe des Philotas (VI erkennen liesse, wie C. trotz der durch die Uber- 

7ff.) ist in den Hauptzugen nach Kleitarch (Diod. einstimmung in den Zahlen (V 8, 3 = Diod. a. 

XVII 79) erzahlt, aber die Abweichung, dass Ni- a. O.) verbiirgten Abhangigkeit von Kleitarch 

komachos nicht aus Leichtsinn (Diod. XVII 79, seine Erzahlung in das Gegenteil verkehrt. Nach 

2), sondern aus Gewissenhaftigkeit das ihm von jenem will Dareios zunachst Widerstand leisten, 

seinem Liebhaber mitgeteilte Geheimnis verrat, wird aber durch das rasche Herannahen Alexan- 

kehrt bei Plutarch (Alex. 49) wieder. Verzwickter ders verhindert , die Truppen aus den Ostlichen 
noch gestaltet sich das Durcheinander der variie- 20 Satrapien an sich heranzuziehen, und zur Flucht 

renden Erzahlungen im folgenden: C. (VI 7, 29) gezwungen. Bei C. ist das dahin verschoben, dass 

stimmt mit Kleitarch darin gegen Plutarch, dass der KOnig urspriinglich nach Baktra fliehen will, 

Dimnos_ sich selbst totet, umgekehrt mit diesem aus Furcht aber , von Alexander eingeholt zu 

gegen jenen, dass er sich nicht gutwillig ver- werden, sich zu verzweifeltem Widerstand ent- 

haften lasst, wahrend er bei Kleitarch sich erst schliesst; Bessos und Nabarzanes hintertreiben 

nach dem VerhOr totet ; eine contaminierende Aus- das aus verraterischer Absicht. Die Vergleichung 

gleichung ist es wiederum , wenn er bei C. in mit Arrian III 19 klart den Widerspruch auf. 

Alexanders Gegenwart stirbt. Parteinahme fur Soweit die Vorgange im persischen Lager in Frage 

oder gegen Philotas werden urspriinglich diese kommen, giebt Arrian nur die nach und nach bei 
Varianten hervorgerufen haben; in dem von C. 30 Alexander eintreffenden Nachrichten wieder, ein 

wiedergegebenen Gemisch disparater Triimmer ist deutliches Anzeicheii, dass sein Gewahrsmann, 

ein sicherer Faden nicht aufzuflnden. Dei Klei- wahrscheinlich Ptolemaios, nur officielle Quellen 

tarch wird, wie im officiellen Bericht des Ptole- beniitzen wollte. Auf der ersten Meldung (III 

maios (Arrian. Ill 26, 2), Philotas von den Ma- 19, 1) beruht die kleitarchische Darstellung, die 

kedonengerichtet; das von Plutarch erzahlte pein- C.s ist aus alien dreien combiniert: erst die Ab- 

liche VerhOr im Rat der Hetairen soil offenbar sicht zu fliehen (III 19, 1), dann Entschluss zum 

die officielle Version Liigcn strafen; C. vereinigt Widerstand (III 19,3), endlich nochmaliger Auf- 

beides, nicht zum Vorteil seiner Erzahlung. bruch zur Flucht (III 19, 4). Das ist keine 

Ausserdem lassen sich noch vergleichen III kritische Correctur, auch kein einfacher Einschub 
12, 6. 13 mit Plut. Alex. 21; V 7, 2. 11 (eon- 40 von der Art, wie sie in den Schlachtbeschreibungen 

stat) mit Plut. Alex. 38 (o^oloysliai); VI 6, 14 — 17 so oft vorkommen, sondern cine neue Erfindung, 

mit Plut. Alex. 57; VII 5, 35 mit Plut. de ser. die keck ignoriert, dass die zweite Meldung eine 

num. vind. 12; VIII 12, 16. 17 mit Plut. Alex. Ente war. und den Widerspruch zwischen der 

59 (Strab. XV 698) ; X 1, 17—19 mit Plut. Alex. 68. zweiten und dritten Nachricht durch den roman- 

Neben solchen Erweiterungen Kleitarchs steht haft ausgesponnenen Verrat von Bessos und Ge- 

die Contamination mit der von Arrian vertretenen nossen zudeckt; eine raffinierte Technik ist nicht 

Tradition, die besonders von Kaerst beobachtet zu verkennen. 

und, wenn auch keineswegs in vollem Umfange, Bei C. (VIII 11, 19ff.) und Kleitarch (Diod. 

dargestellt ist. Es wiederholt sich hier der fur XVII 85, 7f.) wird die schliessliche Eroberung 
die Entwicklung der Alexandergeschichte charak- 50 der Feste Aomos duixh eine List Alexanders be- 

teristische Process, dass die romanhafte Entstel- werkstelligt; wahrend aber bei jenem Alexanders 

lung immer wieder corrigiert wird. In verstan- Beharrlichkeit die Inder schreckt, sein Zuriick- 

diger und durchgreifender Weise leisteten das ziehen der Posten ihnen das Entweichen ermOg- 

Ptolemaios und Nearch, aueh die Publication der licht, so dass er die leere Feste besetzt, ist bei 

Briefe Alexanders wird solchen Bestrebungen ihren C. die Behaniichkeit des KOnigs nur ein listiges 

Ursprung verdanken. Viel verbreiteter war die Schreckmittel . das die Inder zur Flucht treibt. 

Manier, die romanhafte Tradition nicht zu be- bei der die Makedonen iiber sie herfallen. Dieser 

seitigen, sondern mit Hiilfe der Primarberichte letzte Zug ist eine Angleichung an den bei Ar- 

niehr oder weniger zu retouchieren; von Aristobul rian (IV 30, 2ff.) vorliegenden Bericht; aber an 
bis auf Plutarch und Arrian ist das immer wieder 6U eine einfache Contamination ist nicht zu denken, 

versucht, bald mehr, bald weniger geschickt, je denn das Man Over, mit dem die Inder bei C. ihre 

nach der kritischen Begabung oder der kiinstleri- Flucht verstecken, ist von dem bei Arrian er- 

schen Gestaltungskraft des Erzahlers. So lasst zahltcn verschieden und steht andererseits zu dem 

sic-h mit nichten behaupten, dass die bei C. vor- Bericht Kleitarchs in diametralem Widerspruch. 

liegende Contamination einem einzigeii Schrift- Also liegt eine selbstandig verniittelnde Erfindung 

steller ihren Ursprung verdanken miisse; manches vor. 

spricht entschiedeli dafiir, dass auch hier mehrere Diese Beobachtungen reicheii hin zu dem 

Schichten sic-h iiber einander gelagert haben. Schluss. class die- Erziihlung des C. eine sehr 



1879 



Curtius 



Curtius 



1880 



1881 



Curtius 



Curtius 



1882 



mannigfaltige, die ursprfinglichen Uberlieferungen 
durch- und iibereinanderschiebende Weiterbildung 
der Tradition voraussetzt; sie kann nicht. wie die 
Arrians und Plutarchs wenigstens zum Teil es 
sind, aus alteren und altesten Berichten kritiscb 
componiert sein, sondern muss auf jiingere Ge- 
wahrsmanner zuriicklaufen. Geographische Be- 
obacbtungen bestatigen diesen Schluss. C.s Igno- 
ranz auf diesem Gebiet ist so arg, wie sie nur 
bei einem Romer sein kann ; es passiert ihm, dass 
er den Tigris nicht vom Euphrat unterscheiden 
kann (IV 9, 7. 12), una nur ein grasses Beispiel 
anzuftihren. Neben alten, aus Kleitarch iiber- 
nommenen Fehlern (vgl. VI 5, 24. Diod. XVII 
77, 1. Strab. XI 504) stehen Bemerkungen und 
Naraen, die den alteren Alexanderhistorikern nicht 
angehOren konnen , und zwar nicht bios in Ein- 
lagen, sondern im Kern der Erzahlung. Die per- 
sische ordre de bataille bei Gaugamela (IV 12) 
weicht von der Aristobuls (Arrian. Ill 11, 3ff.) 
ab und lasst sich nicht analysieren ; das aber ist 
sicher, dass vor dera 2. Jhdt. kein Geschicht- 
schreiber darauf verfallen konnte, von Gross- und 
Kleinarmenien zu sprechen. In der Beschreibung 
Indiens lassen sich Concordanzen feststellen, so- 
wohl mit Artemidor (VIII 9, 5. 9 = Strab. XV 
719), als mit dem Excerpt Strabons (XV 718f.) 
aus den ovyyQaqieig, die deutlich von den Alexander- 
historikern unterschieden werden, wie sich denn 
auch an einer C. und Strabon gemeinsehaftlichen 
Stelle eine Polemik gegen Megasthenes consta- 
tieren lasst (VIII 9. 21. 22 = Strab. XV 719, 
vgl. 709. Kaerst Beitr. 37). Diese Beschreibung 
Indiens kann von der Erzahlung nicht getrennt 
werden; die Polemik gegen Nearch (VIII 9, 28. 
vgl. Strab.. XV 717 = Arrian. Ind. 16, 6. 7) kehrt 
in den Schlachtberichten Oftcr wieder (VIII 13, 

6. 14, 19. IX 5, 9). 

C. besass nicht genug schriftstellerische Kunst, 
urn die disparaten Massen, die ihm, durch welche 
Canale immer, zufiossen , zu einem Ganzen zu 
formcn; er hat die Tendenz, die latenten Poin- 
ten , die in den Varianten steckten , oft gemig 
nicht erkannt. Die Katastrophe des Philotas will 
er gewiss nicht in einem Alexander giir.stigen 
Sinne darstellen ; unmittelbar hinterher (VII 1, 
lOff.) erzahlt er die Geschichte von Amyntas und 
Polemon in einer Form , die darauf abzielt , die 
Hochherzigkeit des Konigs in das glanzendste 
Licht zu stellen. Man braucht nur das ktyoiiKvav 
Arrian. Ill 27, 1—3 genau zu vergleichen, uin 
zu sehen, wie die ruhrende Geschichte von den 
Brudern im Grunde nur die Unschuld der von 
den Makedonen Freigesprochenen erweisen will. 
In grassem Gegensatz dazu folgt bei C. unmittel- 
bar die mit den schwiirzesten Farben gem alt e Hin- 
richtung Parmenions. Er spielt gelegentlich den 
Aufgeklarten, spottet fiber das Wunder der Qnellen 
am Oxos (VII 10, 14, vgl. Arrian. IV 15. 7. Plut. 
Alex. 57), setzt Alexander herab, dass er vor dem 
Ubergang fiber den Tanais den Seher befragt (VII 

7, 8). Dabei merkt er gar nicht, dass die fol- 
gende Geschichte lediglich den Zweck hat. den 
Widerspruch zwischen den ungunstigen Zeichen 
und dem glanzenden Sieg auszugleichen ; auch 
bei Arrian tritt das Bemuhen hervor, den Seher 
zu rechtfertigen , allerdings ohne dass Roman- 
evtliidniigen zu ITiilfe gi'iiommen wnrden (IV •)). 



So stolpert die Darstellung unklar, unzusammen- 
hangend fort, es wird fortwahrend.Stimmung ge- 
macht und keine teilt sich dem Leser mit ; denn 
der Schriftsteller dringt in die Seele der Erzah- 
lungen nicht ein, und der rhetorische Prunk flattcrt 
um durcheinandergeworfene Trfimmer. 

Nicht einmal das Urteil fiber Alexander selbst 
will sich abrunden; doch bleibt hier der ent- 
schiedene Gesamteindruck , dass die GrOsse des 
10 gliicklichen Eroberers herabgesetzt wird, und die 
Absicht des Schriftstellers ist es zweifellos ge- 
wesen. Alexander schuldet dem Glttck mehr als 
der Tugend: darauf lauft die Charakteristik X 

5, 26ff. hinaus. An unendlich vielen Stellen (III 
4, 11. 8, 20. 29. IV 16, 22. V 1, 39. 13, 22. VI 

6, 27. VIII 3, 1. 10, 18. IX 10, 28) der Erzah- 
lung wird hervorgehoben, wie nur einem uner- 
borten Gliicke Alexander seine Erfolge, seine Ret- 
tung aus Gefahren verdankt habe ; bezeichnender- 

20 weise wird das Lob des Siegers von Gaugamela, 
das, wie eben gezeigt wurde, entlehnt ist, mit 
den Worten eingeleitet (IV 16, 27) eeterum heme 
victoriam rex maiore ex parte virtuti quam 
fortunae suae debuit. Das verachtliche Pradicat, 
das auch Seneca (de benef. I 13, 3. VII 3, 1) dem 
Genie des Kflnigs anhangt, felix temeritas, wird 
von C. mehr als einmal vorgebracht (IV 9, 22. 
23. VII 2, 37. IX 5, 1 [vgl. das Urteil Kleitarchs 
Diod. XVII 99, 1]. IX 9, 3). Aber nicht nur das 

30 Schosskind, sondern auch das Opfer seines Glficks 
ist der Weltbesieger gewesen: es hat ihn ver- 
fiihrt, sich fur den Sohn Amnions zu halten, den 
orientalischen Sultan zu spielen. Ein stehender 
rojiog der Alexandergeschichte ist die Lobpreisung 
des Siegers von Issos, dass er die Freuden des 
erbeuteten Harems verschmiihte (Diod. XVII 38, 
■Iff. Plut. Alex. 21. Arrian. II 12, 8); C. (Ill 
12, 18ff.) hat ihn nicht gestrichen, aber abge- 
sehwacht durch den Hinweis darauf, dass die 

40 Tyche damals Alexander noch nicht verdorben 
hatte; eine ahnliche Bemerkung findet sich V 3, 
15. Bei der Bestrafung des Commandanten von 
Gaza (IV 6, 29), bei dem Besuch des Ammons- 
orakels (IV 7, 29) macht sich schon der vcrdcrb- 
liche Einfluss der Tyche geltend, die gute Auf- 
nahme der Makedonen in Babylon, die Kleitarch 
rfihmend hervorgehoben hatte (Diod. XVII 64, 4). 
wird zu einem dusteren Gemalde wiister Schwel- 
gerei umgebildet (V 1, 36ff.), der die Tyche die 

50 verdiente Strafe erspart. Der eigentliche Um- 
schlag erfolgt mit dem Tode des Dareios (VI 2, 
Iff.); freilich lasst C. der ersten darauf zielenden 
Declamation eine Geschichte. folgen , die das ge- 
rade Gegenteil beweist, gemass der oben geschil- 
derten Unfahigkeit, die verschiedenen Elemente 
der Oberlieferung organisch zu vcrbinden. Mit 
dem Costumwechsel ist die Wendung zum Schlech- 
teren entschieden (VI 6, Iff.); wieder zeigt die 
Vergleichung mit Kleitarch (Diod. XVII 77, 4ff.) 

60 Ubereinstimmung in den Thatsachen und Ver- 
schiebung der Tendenz. 

Diese Auffassung Alexanders muss in der ersten 
Kaiserzeit die herrschende gewesen sein. Gegen 
sie polemisieren, ihre Verbreitung beweisend, Ar- 
rian am Schluss der Anabasis, Plutarch durch die 
ganze Haltung seiner Biographie und die unvoll- 
endeten Declaniationen lleul rije'AXe^tivdoov tv/>j^ 
!} dtierijj. Auf Seneca ist schon hingewieseu. 



Schwierigcr ist es, die Frage zu beantwoiten, 
wann und wo sie sich gebildet hat; fest steht 
zunachst nur, dass die altere Alexandergeschichte, 
nicht nur die officielle, sondern auch die roman- 
hafte, sie nicht geteilt hat. Kallisthenes, Onesi- 
kritos, Kleitarch haben, jeder in seiner Weise, 
das Lob des Konigs gesungen, ihn, wo es notig 
schien, entschuldigt, aber nie ihn herabgesetzt; 
die hellenische Opposition hat nur wirkungslose 



iiiideren Berichten (Plut. a. a. O.) begeistert teil, 
wiihrend der Konig bald Befehl zum Losehen giebt ; 
bei C. wollen umgekehrt die Makedonen loschen 
und werden durch das Beispiel des Konigs zur 
ZerstOrung angespornt. Die Reue des Konigs war 
ein der Uberlieferung gemeinsamer Zug (6^.0X0- 
ysttai Plut.; constat Curt. V 7, 11): aber bei C. 
wird sie nicht zur That, sondern zu einem Aus- 
pruch, der eine, ebenfalls von Plutarch (Alex. 



Pamphlete, wie das des Ephippos, hervorgebracht, 10 37. 56; de fort. Alex. I 7) fiberlieferte, fur Ale 



und die makedonische machte Halt vor dem 
Schatten des Heros, dem alle Diadochen ihre 
Throne verdankten ; Kassander hat keine Dynastie 
gegriindet, die seinen Hass gegen die Argeaden 
erben und verewigen konnte. 

Caesar und sein getreuester Nachahmer, Marc 
Anton, sind mit dem Plan, sich die Krone Alexan- 
ders aufs Haupt zu setzen, gescheitert, und es lasst 
sich nicht leugnen, dass dies seinem Andenken 



xander ruhmvolle Thatsache in einen irrealen 
Wunsch umsetzt (V 7, 11). Ja auch die aus der 
officiellen Uberlieferung (Arrian. Ill 18, 11. Plut. 
Alex. 38 Schl.) stammende Variante, dass die Ver- 
brennung eine tiberlegte Massregel gewesen sei. 
ist ins Tendenziose verzerrt : die Makedonen, nicht 
Alexander, schamen sich der Orgie und behaupten, 
die ZerstOrung sei absichtlich geschehen (V 7, 10). 
Die grosse Lilcke im 17. Buch Diodors, welche 



goschadet hat, dass die Angriffe , welche in der 20 die kleitarchische Darstellung von Kleitos und 

Kaiserzeit gegen Alexander gerichtet werden, nicht ^~" : ~"- : - v - i ~ t '--■'■ — ^ - — «" 1 " v > 

nur seinem, sondern dem Despotismus im allge- 
meinen gelten ; es steckt in ihnen etwas von dem 
in der Kaiserzeit beliebten loyog soxrjfianoictvog. 
Um so energischer muss betont werden, dass die 
alexanderfeindliche Tendenz damals nur actueller 
geworden, nicht erst geschaffen ist. 

Da C. nicht im stande war, das kleitarchische 
Fundament der von ihm wiedergegebenen Tradi 



Kallisthenes vernichtet hat, macht es unmOglich, 
C.s Bericht fiber diese Vorgange zu analysieren; 
so viol aber lasst sich aus der Notiz des In- 
haltsverzeichnisses (*f) Ilegi rrjs els *ov Aiowaov 
d/iagriag xai zijs siaQa tbv Ttoxov avatgedewe Klu- 
rov schliessen, dass Kleitarch Alexander so viel 
als mOglich entlastet hat. Das gerade Gegenteil 
ist bei C. der Fall. Der Zorn des Dionysos wird 
zu einem nachtraglich ausgegrabenen Milderungs- 



tion nach der Kleitarch fremden, ja direct ent- 30 grund degradiert (VIII 2, 6); Kleitos Prahlen 



gegengesetzten Tendenz umzubilden, so sieht es 
in der Regel so- aus, als sei das ungunstige Urteil 
nur eine oberflachliche Farbung, welche die Li- 
nien der Erzahlung nicht zu verdecken vermag. 
Es fehlt aber nicht an Beispielen, dass unter Um- 
stiinden die Tendenz sich tiefer eingefressen hat, 
der sicherste Beweis, dass sie langer gewirkt hat 
und schon zu einer Zeit, in der die hellenistische 
Geschichtschreibung noch schfipferische Kraft be 



mit der Lebensrettung (Arrian. IV 8, 6. 7. Plut. 
Alex. 50) wird zu einer hohnischen Bemerkung 
des Konigs umgesetzt (VIII 1, 39); Alexander 
ersticht ihn nicht, als er wieder in den Saal tritt 
(Plut. Alex. 51. Aristobul bei Arrian. IV 8, 9), 
sondern lauert ihm beim Hinausgehen auf (VIII 
1, 49ff.). 

In sehr charakteristischer Weise ist bei der 
Gefangennahme des Bessos die Tyche Alexanders 



sass was in der caesarisch-augusteischen Epoche 40 zum trcibenden Factor gemacht. Die wichtigsten 



nicht mehr der Fall ist. Kleine Verschiebungen, 
so kleine, dass eine oberflachliche Beobachtung 
sie fibersieht, geben gelegentlich der Erzahlung 
eine total verschiedene Pointe. Bei Kleitarch (Diod. 
XVII 98, 3f.) verweist Alexander dem Seher Da- 
mophon seine Warnungen, <Its iiaodiCovn tip 1 
aQtzrjv zS>v ayoiviCofievcov ; selbst die diodorische 
Verdunnung lasst noch erkennen, dass Kleitarch 
ein effectvolles Gegenstfick zu der Scene zwi 



Momente der kleitarchischen Erzahlung (Diod. 
XVII 83, 7f.) sind der Streit zwischen Bessos und 
Gobares, dessen Flucht und gute Aufnahme bei 
Alexander, die Anerbietungen Alexanders, die zu- 
sammen mit der Rettung des Gobares die Ge- 
nossen des Bessos bestimmen, ihn an Alexander 
auszuliefern. Der Bericht des Ptolcmaios, den 
Arrian (III 29, tiff.) erhalten hat, fibergeht die 
Vorgange am Hofe des Usurpators; wie Spita- 



schen Hektor und Polydamas in der Hias (XII) 50 mencs und Dataphernes dazu kamen, Bessos zu 



hatte schaffen wollen. Bei C. (IX 4, 29) spricht 
nicht der unerschrockene Held, sondern der ehr- 
geizige Eroberer, der sich um die G5tter nicht 
kummert, wenn sie ihm nicht passen; und doch 
wird im iibrigen das Gesprach genau nach Klei- 
tarch erzahlt. Die romanhafte Uberlieferung mo- 
tivierte die Verbrennung der persischen Konigs- 
burg durch den Vorschlag der attischen Hetaere 
Thais, die Zerstorung Athens durch Xerxes zu 



verhaften, wird nicht erzahlt, sondern nur ihr an 
Alexander gerichtetes Anerbieten und die Expe- 
dition des Ptolemaios, die zur Verhaftung ftthrte; 
sie geschieht ohne directe Mitwirkung des Spita- 
menes. Aristobul vereinigte, wie oft, die roman- 
hafte und die officielle Version zu einem schlechten 
Compromiss; nach ihm liefern Spitamenes und 
Dataphernes Bessos an Ptolemaios aus. C. kennt 
den Streit zwischen Bessos und Gobares (VII 4, 



rachen- die panegyrische Pointe tritt scharf her- 60 Iff.) und dessen Flucht zu Alexander; aber die 



vor, dass Alexander die einst so furchtbare Perser- 
macht zu einem Spielzeug von Dirnen gemacht 
hat (Diod. XVH 72, 2. Plut. Alex. 38). C. (V 7) 
macht daraus eine wiiste Orgie des trunkenen 
Eroberers. Mit Berechnung wird Thais attische 
Herkunft verschwiegen, ist der Kcinig selbst, nicht 
einer der Gaste, derjenige, der den Vorschlag zu- 
erst aufgreift. Die Makedonen nehmen nach 



Geschichte bleibt ohne Folgen. ist also mit einer 
Umbildung der kleitarchischen Version unorga- 
nisch combiniert. Dagegen ist diese Umbildung 
selbst sehr geschickt darauf angelegt (VII 5, 19f.), 
dass jeder Anteil Alexanders an der Katastrophe 
des gefahrlichen- Usurpators eliminiert wird und 
Spitamenes Verrat alles besorgt; es wird direct 
als Luge des Spitamenes bezeichnet, dass er auf 



1883 



Curtius 



Curtins 



1884 



1885 



Curtius 



Curtius 



1880 



Alexanders Befehl gehandelt hiltte (VII 5, 26). 
Die Tendenz der Erfindung wird durch das Wort 
des Bessos verraten : deos Alexandra propitios esse, 
emus victoriam semper etiam hostes adiuvissent, 
ein Wort, das mit der Bemerkung VIII 3, 1 liber 
das Ende des Spitamenes zusammenzustellen ist: 
sed ham quoque exped.itionem, tit pleraque alia, 
fortuna indulgendo ei numquam fatigata pro 
absente transegit. Es ist ganz unmoglich, ein 
so iiberlegtes Ausarbeiten neuer Versionen dera- 
selben Schriftsteller zuzutrauen, der oft auf das 
unverstandigste contaminiert und die Pointen der 
Versionen nioht erkennt; die von ihm vertretene 
Auffassung der Tyche Alexanders ist nicht von 
ihm, ist fiberhaupt von keinein Romer geschaffen, 
sie muss noch derhellenistisehen Epoche angehoren. 
Entscheidend greift hier das Verhaltnis zu 
Iustin oder vielmehr Trogus ein, dessen Darstel- 
lung der des C. ausserordentlich nabe steht. Es 
geht das so weit, dass gelegentlich die eine Dar- 
stellung aus der anderen erklart werden kann ; 
die von Iustin XI 11, 1 unverstandig excerpierte 
Notiz wird durch Vergleichung von Curt. IV S, 
9 aufgehellt, und umgekehrt beweist die Zusammen- 
stelhing von Curt. VIII 8, 22 mit lust. XII 6, 
17, dass C, der in den letzten Bfichern sehr eilig 
rorwarts geht, die Geschichte von Kleitos Tod 
unvollstandig erzahlt hat. Die Verwandtschaft 
ist seit lange bekannt, und doch wird erst deut- 
lich, wie eng sie ist, wenn die Eigentfimlichkeiten 
der curtianischen Tradition sich klar herausge- 
hoben haben. Der kleitarchische Grundstock ist 
bei Trogus ebensowenig zu verkennen wie die Er- 
weiterungen und Verschiebungen, in denen er oft 
und auffallig mit C. zusammentrifft. Beide (Curt. 
IV 1, 15ff. lust XI 10, 8ff.) machen Abdalonymos 
zum Konig von Sidon statt von Tyros (Diod. XVII 
47, noch anders Plut. de fort. Alex. II 8i und 
stellen demgemass die Anekdote vor die Belagerung 
beide (Curt. VI 1, Iff. lust. XII 1, 4ff. ; vgl. Diod. 
XVII 62f. 73, 5f.) verschieben in gleicher Weise 
den Krieg mit Agis von Sparta, wobei die Uber- 
gangsformel bei C. (V 1, 1. 2; die falsche Be- 
merkung VI 1, 21 ist wohl durch die Uinstellung 
veranlasst) noch die Veranderung des Originals 
verrai beide rucken die makedonische Bewaffnung 
der persischen Truppen hinter die grosse Meuterei 
(Curt. X 3. lust. XII 12, vgl. Diod. XVII 108, 
If. 109, 3), nicht ohne die Erzahlung etwas zu 
modificieren. Zwei romanhafte Ziige, die Trogus 
(lust. XI 14. 3. 4) der Schlaeht bei Gaugamela 
einverleibt hat, kehren bei C. (IV 15, 30. 16, 8f.) 
wieder, durch dicitur und constat als Cberliefe- 
rung gekennzeiehnet, fiir die der Schriftsteller 
die Verantwortung ablehnt. 

Auch Concordanzen zwisclien Trogus und Plu- 
tarch lassen sich nachweisen. In der Reihenfolge 
der Fragen. die Alexander an das ammonische 
Orakel richtet. stimmt er (XI 11) genau mit Plu- 
tarch (Alex. 27), wahrend C. (IV 7. 26ff.) eben- 
so genau der kleitarchischen Anordnung (Diod. 
XVn 51) folgt. Auch X 2, 10 hat er die Zahlen 
Kleitarchs (Diod. XVII 109, 2. ebenso Plut, Alex. 
70) genau er wiedergegeben als Trogus (XII 11, 
3), der sich zu einem /.eyofievov bei Arrian (VII 
5, 3) stellt. Diese Falle sind zwar seltener als 
die entgegengesetzten, in denen Trogus die klei- 
tarchische Tradition reiner als C. bewahrt bat, 



aber erheblich wichtiger; denn sie beweisen, was 
jene nicht vermfigen, dass C. nicht, wie Peters- 
dorff vermutet hat, das kleitarchische Gut, das 
in ihm steckt, durch Trogus Vermittlung erhalten 
hat. tibrigens hat schon v. Gutschmid mit 
Recht hervorgehoben, dass ein Werk von zehn 
Biiehern nicht aus den zwei Buchern, in denen 
Trogus die Alexandergeschichte darstellte, abge- 
leitet sein kann. 
10 Die schwierigste Frage ist die, ob schon Trogus 
die fiir C. so charakteristische Contamination der 
kleitarchischen mit der officiellen Tradition, wie 
sie mehr oder weniger rein bei Arrian vorliegt. 
gekannt hat. Jene rohen mechanischen Einschiibe, 
wie sie namentlich die Schlachtbeschreibungen bei 
C. verunzieren. sind in dem Auszug Iustins nicht 
nachzuweisen : zugegeben werden muss aber, dass 
Iustins Excerpt kaum geniigendes Material fiir 
eine solche Analyse, die mit sehr vielem und 
20feinem Detail operieren muss, liefert. Dagegen 
glaube ich Spuren der auch bei C. constatierten, 
raffinierten Amalgamierung beider Uberlieferungen 
wahrnehmen zu konnen. Sie treten auf in der 
Geschichte von dem Briefwechsel zwisclien Ale- 
xander und Dareios (behandelt von K. J. Neu- 
mann Jahrb. f. Philol. CXXVII 545ff.). C (IV 
1, 7ff. 5, Iff. 10, 18ff.) und Iustin (XI 12) stimmen 
in alien wichtigen Motiven und Angaben iiberein : 
das wesentlichste ist, dass sie beide, im Gegen - 
30 satz zu alien anderen Berichten (Diod. XVII 54, 
7. Plut. Alex. 30. Arrian. IV 20. Karvstios bei 
Athen. XIII 603b), die dritte und letzte'Verhand- 
lung hinter Stateiras Tod legen, eine technisch 
vorzugliche Erfindung, welche den Roman sehr 
verbessert. Zu beacbten ist, dass C. den Tod 
von Dareios Gemahlin mit weniger engem An- 
schluss an die bei Plutarch vorliegende Tradition 
erzahlt als Trogus, auch das bei Plutarch sehr 
intensive persische Colorit verwischt; es ist also 
40 auch diese secundare Erfindung nur in einer weiter 
modificierten Form an ihn gelangt. Noch ent- 
schiedener aber muss betont werden , dass C. die 
ersten beiden Briefe in Marathos und Tyros an 
Alexander gelangen lasst, genau so wie" Arrian 
(II 14. 25), d. h. Aristobul — an Ptolemaios ist 
nicht zu denken — . Trogus dagegen der klei- 
tarchischen Tradition erheblich naher steht. welche 
sich begntigt, den einen Brief von Babylon im< 
zu datieren, und iiber die zweite und dritte Ver- 
50 handlung zusammen berichtet (Diod. XVII :',?». 
54. die Verhandlung 54 ist mit dem 39 mitge- 
teilten Brief nicht identisch). Ebenso hat er auch 
in der letzten Antwort Alexanders eine charak- 
teristische Phrase aus Kleitarch (Diod. XVII 54, 
5 = lust. XI 12. 15) aufbewahrt, die bei C. fehlt 
Diese Beobachtungen reichen aus um zu beweisen, 
dass Trogus ein etwas alteres Stadium der Roman- 
bildung vertritt als C. ; das Fehlen jener bei C. 
auftretenden Contamination mit Aristobul wird 
60 nun sehr wichtig. um so mehr als die Verhand- 
lungen selbst. wie C. und Trogus sie darstellen. 
nichts anderes sein konnen als eine Amalgamierung 
der Version Kleitarchs mit der von Aristobul er- 
fundenen oder ubernommenen. Es kommt alles 
darauf an. die Angebote des Dareios bei Kleitarch 
geographisch ricbtig zu interpretieren. Im ersten 
und zweiten Brief wird das Land bis zum Halvs 
abgetreten. d. h. Kleinasien, das naili der alt- 



ionischen Gcographie durch den Halys von den 
Svqoi getrennt wird (Herod. I 72) ; Kleitarch ver- 
wechselt die ,weissen Syrer' mit den siidlichen. 
Unmittelbar vor Gaugamela erhoht der GrosskOnig 
das Gebot auf alles Land jenseits des Euphrat. 
Das war fur Kleitarch geographisch richtig, denn 
er dachte sich Euphrat und Tigris auch im Mittel- 
lauf so nah bei einander wie im eigentlichen Ba- 
bylonien. Nur so lasst sich verstehen, dass er 



Dareios rechts vom Tigris und links vom Euphrat 10 stin derartige Phrasen des Originals nicht bei 



Philipps Anlass zu dem bosen Streit (lust. XII 
6, 2. Curt. VIII 1, 22ff. ; vgl. Arrian. IV 8, 6) — 
und die gleiche boshaft entstellende Tendenz auf. 
Aber ein sehr wesentlicher Zug des curtianischen 
Bildes fehlt bei Trogus ganzlich, den man am 
kfirzesten mit Senecas Ausdruck felix temerita-s 
bezeichnen kann, und dafiir darf nicht etwa Iu- 
stins schlechtes Excerpieren verantwortlich ge- 
macht werden. Ganz abgesehen davon, dass Iu- 



in die Gegend von Ninive marschieren lasst (Diod. 
XVII 53, 3 = Curt. IV 9, 6); nur so, dass bei 
ihm Mazaios den Ubergang nicht fiber den Euphrat 
(Arrian. Ill 7, 1. 2), sondern fiber den Tigris 
decken soil (Diod. XVII 55). Zu Grunde liegt 
der berilchtigte Irrtum des Ktesias, der Ninive 
an den Euphrat verlegte (Diod. II 3). Dareios 
iiberlasst also Alexander das Land, das er oceu- 
piert hat, nicht mehr, aber auch nicht weniger, 



seite zu lassen pflegt, der Vergleich zwischen 
den Urteilen, welche C. (IX 5, 1) und Trogus 
(lust. XII 9, 8) fiber Alexanders verwegenes Vor- 
gehen beim Sturm auf die Mallerfeste fallen, 
zeigt auf den ersten Blick, dass die Auffassung 
des Konigs bei beiden trotz aller Ahnlichkeit 
doch auch wieder grundverschieden , bei Trogus 
unvergleichlich gunstiger ist. Beide (Curt. VII 
2, 35ff. Iustin. XTI 5, 1—8) geben die kleitar- 



in der Hoffhung, dass er, damit zufrieden , es auf 20 chische Geschichte von dem dxdtczeor zdvua (Diod. 

dpn TfflTYrnf iYii+ rlon TVf a scan rHiarooinmo »,i,iTi+ «« VT7TT on A\ — :~;i _T ;.j.__ •! .. -i 



den Kampf mit den Massen Oberasiens nicht an- 
kommen lassen wird; der Rat Parmenions passt 
vortrefflich in die Zeit unmittelbar vor Gauga- 
mela ; der Vorwurf war sehr alt, dass er den ent- 
scheidenden Sieg nicht gewiinscht hatte (Plut. 
Alex. 33). Das ist zwar keine kritische Geschichte, 
aber, die geographischen Praemissen vorausgesetzt, 
ein in sich geschlossener und zusammenhangender 
Roman. Aristobuls Correctur dieses Romans ist 



XVII 80, 4) wieder, aber jeder mit einer anderen 
Schlusspointe : nach C. schlagt Alexander die ver- 
wegene Massregel ohne sein Verdienst zum Guten 
aus, nach Trogus fiihrt er sie mit harter Conse- 
quenz und richtig berechnetem Erfolg durch. Der 
Alexander des Trogus ist nicht das verzogene 
Schosskind der Tyche, sondern der gewaltige Ty- 
rann, der alles bezwingt, dem kein Feind und 
keine Stadt widerstehen kann, der sogar dem 



halb und lahm wie gewohnlich. Es mag ein Rest 30 Tode trotzt. Er ist nicht durch die Schmeiche 



echter ilberlieferung sein, wenn er aus dem ersten 
Brief das Landangebot streicht ; dass er Kleitarchs 
dritten Brief zum zweiten machte, war nur da- 
durch veranlasst, dass nach seiner geographischen 
Kenntnis vor Gaugamela, von Alexander nicht ver- 
langt werden konnte, hinter den langst tiber- 
schrittenen Euphrat zuriickzugehen, und er sich 
doch nicht entsehliessen mochte, die romanhafte 
Fortsetzung des Brief wechsels einfach fortzuwerfen 



leien der Ammonspriester verfuhrt, sondern er 
selbst hat die Orakel planmassig vorbereitet. Nur 
tiickiscbem Verrat ist der Weltbezwinger erlegen ; 
je genauer Trogus die Worte wiedergiebt, mit 
denen Kleitarch die von ihm als beachtenswerte 
Variante wiedergegebene Tradition von der Ver- 
giftung charakterisiert , um so scharfer tritt die 
Tendenz hervor, um derentwillen er diese Tradi- 
tion acceptierte, Gewiss bleibt zwischen dem 



Diese Correctur ist von dem gemeinschaftlichen 10 Bilde des Weltbesiegers und des seinen Liisten 



Gewiihrsmann des C. und Trogus acceptiert, di 
dritte Verhandlung aber aus Kleitarch beibehalten 
und durch Alexanders Edelmut gegen Dareios 
verstorbene Gemahlin neu motiviert. Dagegen 
fehlen bei Trogus die mit Aristobul sich deckenden 
Angaben fiber die Orte, wo Alexander die ersten 
beiden Briefe erhielt. Das bestiitigt den Schluss. 
dass die technisch geschickte. mit neuen Erfln- 
dungen arbeitende Amalgamierung der Traditionen 



und Leidenschaften fronenden Sultans ein ge- 
wisser Widerspruch , derselbe, wie ihn Polybios 
in Theopomps Beurteilung Philipps aufdeckt, aber 
doch ein Widerspruch, den ein geschickter Schrift- 
steller benutzen konnte, um die Farben seines 
Bildes noch grellcr und contrastreicher zu machen. 
Die Tvyri hat in dieser Composition nichts zu 
schaffen, da sie die Yorstellung des Unbesieglichen 
zerstert und zerstfiren soil, wie sie ja auch be- 



ein alterer, der hcllenistischen Periode angehoriger 50 nutzt ist, um den Ruhm des weltbeherrschenden 



Process ist : die C. eigentiimlichen Contaminationen 
sind ganz jung, auch so schlecht und roh, dass 
er ganz gut selbst dafiir verantwortlich gemacht 
werden kann. 

Nach der herrschenden Anschauung ist auch 
die ungunstige Beurteilung Alexanders bei C. und 
Trogus identisch; der SchOpfer dieses Charakter- 
bildes und der gemeinschaftliche Gewahrsmann 
des C. und Trogus sollen ein und dieselbe Per- 



Rom zu schwarzen (Dionys. arch. I 4). 

Es ist ebenso gewiss, dass die zahllosen Pane- 
gyriken auf Alexander, welche die hellenistischen 
Rhetorenschulen producierten (vgl. z. B. Cie. de 
fin. II 116; de orat. II 341), seine Unbesieglich- 
keit feierten, als es keinem Zweifel unterliegt, dass 
der Schriftsteller, aus dem Trogus seine Auffassung 
iibernahm . besondere , nicht rein epideiktische 
Zwecke damit verfolgte. Livius polemisiert in 



son sein. Die Dinge liegen nicht so einfach. Zu- 60 der berfihinten Digression des neunten Buches (1 



zugeben ist. dass auch bei Trogus Alexander durch 
seine Erfolge zu Ausschweifungen und Grausatu- 
keiten verleitet wird, dass seine orientalischen 
Neigungen die gleiche iible Deutung erfahren wie 
bei C. (XI 10. 1. 2. 11, 12. XII 3, 8-12. 5, 1. 
7, 1. 2. 12, 12); die Geschichte von Kleitos Tod 
weist dasselbe verzerrende Detail — Alexander 
selbst giebt bei beiden durch die Herabsetzung 



-19) gegen die Anschauung, dass auch die ROmer 
dem Genie Alexanders nicht widerstanden haben 
wtirden ; seine Ausfiihrungen bcrfihren sich in zu 
auffallender Weise mit Ausserungen des Trogus, 
als dass ein Zusammenhang geleugnet werden 
konnte, wenn er-auch kein directer gewesen zu 
sein braucht. Trogus feiert Alexander, weil er 
nie besiegt sei; Livius (IX 18, 9) wendet sich 



1887 



Curtius 



Curtius 



1888 



1889 



Curtius 



Curtius 



1890 



gegen die, wekhe Alexanders GrOsse dadurch zu 
iibermassiger Hohe hinaufschrauben, daas sie seine 
ununterbrochene Siegeslaufbahn mit den zahl- 
reichen Niederlagen der Romer vergleichen. Trogus 
deutet (XII 13, 1), den Namen der Romer wohl ab- 
sichtlich unterdriickend, auf die berufene Gesandt- 
schaft der Romer nach Babylon (vgl. Kleitarch bei 
Plin. n. h. Ill 57. Arrian. VII 15, 5), er fiigt hinzu: 
adeo universum terrarum orbem nominis eiits ter- 



dem nun aber sein wie ihm wolle — und hier wird 
sich nie voile Sicberheit erzielen lassen — , das kann 
und muss unbedingt geleugnet werden, dass Livius 
mit dem partherfreundlichen Scribenten, dem er 
ein so wenig scbmeichelhaftes Denkmal gesetzt 
hat, Tiraagenes gemeint hat. Dieser — und wir sind 
iiber seine Lebensumstande besser unterrichtet als 
iiber seine Werke — hat nie im Sold des Parther- 
konigs gestanden, es ist auch nichts anderes von 



ror invaserat, ut cimctae velut gentes destinato sibi 10 ihm bezeugt, als dass er sich gerne Bosheiten 



regi adularentur. Das war im Original auf Rom 
gemunzt, wie die scharfen Worte, mit denen Livius 
jede Beziehung Roms zu Alexander leugnet, ver- 
raten (IX 18, 6): id iiero periculum erat, quod 
levissimi ex Graecis, qui Parth&rum quoque 
contra nomen Romanum glorias favent, dieti- 
tare solent, ne maiestatem nominis Alexandri, 
quern ne fama quidem Mis notum arbitror fuisse, 
sustinere non potuerit populus Romamis. Livius 



gegen Augustus erlaubte. woraus noch nicht folgt, 
dass er in parthischem Sinne Geschichte schrieb. 
Dagegen ist der Schriftsteller, gegen den Dionys 
im Prooemion (I 4) polemisiert, der die GrOsse 
der Romer auf ein blindes Walten der sich um 
kein Verdienst kummeniden Tyche zuriickfuhren 
wollte, ein ol'ficioser Litterat im Dienst des Parther- 
hofes (I 4, 3): nal zi bei negi rebv aXXcov Xeyeiv 
Stiov ye xii rmv avyyQacpsmv rives exoXfitjoav er 



behauptetdiefjberlegenheitder rOmischen Truppen 20 xai; iaxogtais ravxa ygdipavxeg xaxakuzeTv, §aoi- 

iiber die Alexanders, hebt unter anderem hervor '■'"-■ "--"-' -"- -'— - ; — ■'— - r - s — • 

(IX 19, 6), dass Alexander der junge Nachwuchs 
gefehlt haben wurde. Dem stellt sich Trogus 
Ausfuhrung fiber die 'Emyovoi gegenubor ; wiederum 
erscheint die Unbesieglichkeit (XII 4, 10): a par- 
rula aetate laboribus periculisque indurati in- 
rietus exercitus fuere. Wichtig ist auch die Be- 
merkung (XII 4, 7) quae consuetudo in succes- 
soribus quoque Alexandri mansii, sie gehOrt zu 



Xevm fiaQJiaQOis (iiaovoi xrjv r\yej.ioviav ofs dov- 
Xevovreg avrol xai xd y.aff rjScrvag SfiiXovrres Sie- 
xekeoav, ovxe Sixaiag ovxs dXn&eTg [orogias x a S l ~ 
Cofievoi. Es liegt unendlich viel naher, statt mit 
Timagenes, mit dieser Personlichkeit den levis- 
simus Oraecus des Livius zu identificieren und 
ihm zum mindesten einen starken Einfluss auf 
Trogus zuzuschreiben. Die auffallenden Erwah- 
nungen der Partherherrschaft bei Trogus , die 



dem merkwiirdigen Panegyrikus auf die Diadochen 30 Herleitung der Dynastie von einern persischen 
.. . . .. , Satrapen Alexanders (Iustin. XI 15, 1. 2. XII 4, 

12) sind sehr geeignet, diese Hypothese zu untcr- 
stiltzen. Es ist von grossem historischen Interesse 
zu sehen, wie die PartherkOnige, nachdem sie die 
einzigen Gegner Roms im Osten geworden waren, 
also im 1 . Jhdt. v. Chr. , nach Mithridats und 
Tigranes Sturz, versuchen, sich als die Vertreter 
des Hellenismus und die berufenen Nachfolger 
Alexanders gegeniiber den Barbaren des Westens 



(XIII 1, 10ff.), die nur sich selbst, keinem anderen 
Feind unterliogen konnten: quis igitur miretur 
talibus ministris orbem, terrarum victum cum 
exercitus Macedonum tot non ducibus, sed regi- 
bus regerentur? Vergleicht man damit die Po- 
lemik des Livius, dass im Pall eines Zusammen- 
stosses auf makedonischer Seite nur Alexander, 
auf rOmischer Seite eine unversiegliche Fiille von 
Feldherren, die Alexander gewachsen waren, vor- 



handen gewesen sein wiirden, dann springt in 40 zu legitimiemi; einen anderen Sinn hat es nicht, 



die Augen, dass in diesen ErOrterungen bei Tro 
gus eine historische Parallele zwischen Makedonien 
und Rom steckt, die eine romerfeindliche Spitze 
hatte. 

Seit iiber 60 Jahren gilt Timagenes fur den 
griechischen Schriftsteller, den Livius angreift; 
auf diese von Schwab vorgetragene Hypothese 
(De Livio et Timagene, Stuttgart 1834) ist dann 
die weitere gepfropft, dass Timagenes der SchOpfer 



wenn ein griechischcr Litterat dem PartherkOnig 
zu Gefallen Alexander und seinen Makedonen den 
Preis der Aoexij zucrkennt, den Romern nur die 
Gunst der Tvpi lasst. Hatte das schandbare 
Regiment der rfimischen Oligarchie im Osten 
langer gedauert, so wiirden diese offlciosen Pam- 
phlete Erfolg gehabt haben: die Monarchie hat 
Rom die Rolle wiedergegeben, das Griechentum 
zu schiitzen, und damit ist auch jener parther- 



des bei Trogus und C. vorliegenden Charakter- 50 freundliche Graeculus der Vergessenheit iiber 



bildes Alexanders sei. Diese leztere Behauptung 
tallt mit der Wahrnehmung, dass der Alexander 
des Trogus von dem des C. grundverschiedeu ist; 
inOglich ist hochstens, dass Timagenes der romer- 
feindliche Autor ware, aus dem Trogus schOpft 
und den Livius bekampft : man kiiimte das Ver- 
lialtnis noch durch Einschiebung von Mittelgliedern 
complicieren, doch kommt darauf nichts an. Diese 
Anschauung aber steht und fallt mit der Schwab 



antwortet. Livius und Dionys bekampfen ihn 
noch; ein Menschenalter spater stand dasrOmische 
Prestige schon so fest, dass Trogus hoffen konnte, 
mit der Verherrlichung des invictus Alexander 
nur Sensation , nicht nationale EmpOrung zu er- 
regen. Freilich wird er die antiromischen Pointen 
abgestumpft haben, wie er durch das Hineinmalen 
der tyrannischen vfioi; neben das allzu helle 
Licht der Heldengestalt die tiefen Schatten setzte, 



schen Hypothese, und der ist damit, dass sie so 60 ohne die der romische Hochmut den Anblick nicht - 



lange als festes Axiom gegolten hat, eine sehr 
onverdiente Ehre zu teil geworden. Es ist zu- 
nachst ganzlich zweifelhaft, ob Timagenes eine 
Geschichte Alexanders geschrieben hat. Das Citat 
des _C. (IX 5, 21) fugt sich ebenso gut wie die 
keltischen Stucke, die Strabon und Ammian er- 
halti-n haben, in eine Diadochengeschichte ein, auf 
welche die Fragmente ausnahmslos hinweisen. Mag 



rOmischer GrOsse nicht gern ertrug. 

L'brigens ware es ganzlich verkehrt zu glauben, 
dass die beiden Auffassungen , die des unbesieg- 
lichen Eroberers und die entgegengesetzte , die 
Livius dagegen ausspielt, die des vom Gliick ver- 
zogenen und verdorbenen Sultans, erst den par- 
tliisch -rOmischen Debatten ihren Ursjjrung ver- 
danken; diese haben nichts geschaffen, sondern 



nur langstvorhandenen rojtot ein actuelles Interesse 
verliehen. Schon vor jenem partherfreundlichen 
Scribenten hat die alte Tradition von der rOmi- 
schen Gesandtschaft an Alexander es sich gefallen 
lassen miissen , auf die Gegenwart projiciert zu 
werden. Zufiillig ist nur eine rOmerfreundliche 
Behandlung erhalten (Arrian. VII 15, 5), aber 
daraus folgt nicht, dass der lange und scharfc 
Gegensatz zwischen Rom und Makedonien nicht 
auch zu der entgegengesetzten Anlass gegeben 
hat ; die Rom feindliche Litteratur ist friih unter- 
gegangen, weil sie nicht Recht behalten hatte. 
Die Frage, ob Alexander seine Erfolge der 'Aqetv) 
oder der Tvyr\ zu verdanken hatte, muss ein 
unzahligemal behandelter ronos der hellenisti- 
schen epideiktischen Rhetorik gewesen sein, die 
sich so gut wie die isokrateische um syxm/xiov und 
yoyos, um av^eir und xcmeivovv drehte. Die von 
Dionys (arch. 1 4) bezeugte Ubertragung des xonos 
auf die Beurteilung Roms zeigt seine allgemeine, 
feststehende Geltung, die nicht auf einzelne Namen 
zuruckgefuhrt werden darf. Ein hellenistisches 
Lehrbuch der Rhetorik (Auct. ad Herenn. IV 31) 
fuhrt in einem Beispiel unter anderen Lobspriichen 
Alexanders den Satz an: Alexandro si vita data 
longior esset, trans Oceanum Macedonum trans- 
volassent sarisae; die zaneivmais steht bei C. 
in der Charakteristik (X 5, 36) expectaverc eum 
fata dura Oriente perdomito aditoque Oceano 
quidquid mortalitas capiebat impleret und liegt 
auch der maguitudo colleeta paulo plus decern 
annorum felicitate des Livius (LX 18, 8) zu Grunde. 
Das sind Phrasen, die in den Horsiilen der Rhe- 
toren Jahrhunderte lang immer wiederholt wurden, 
dem alten Inhalt immer neue Formen in &ems 
und dvxi&eots schaffend, nicht Gedanken, die eine 
schriftstellerische Individualitat charakterisieren. 

Handelt es sich bei dieser Controverse um ein 
Spiel der Rhetorik, das nur dadurch ein reales 
Interesse bekommt, dass es ausserlich in den 
Dienst politischer Gegensatze gestellt wird, so 
ist die Auffassung des kosmopolitischen GrosskOnig- 
tums Alexanders als einer tyrannischen vfigis erst 
im Lauf der Zeit zu einem rhetorischen xevpa- 
laiov geworden; ihre Wurzeln liegen viel tiefer. 
Sie ist nichts anderes als die Fortsetzung der 
makedonischen Opposition , die Alexander selbst 
schon so viel zu schaffen gemacht hatte. Weder 
die niakedonisehe officielle noch die ionischeroman- 
liafte Geschichtschreibung der ersten Zeit haben 
sie ubernommen, aber wie schon Kallisthenes der 
Wortfiihrer der unzufriedenen makedonischen 
Junker wurde , so haben Bilcher wie Aristoteles 
Thol (Saodelas und Theophrasts Ka/J.iafievi;s y 
jwqI Tievdovs dem Widerstand Antipaters und 
Kassanders gegen die Hellenisierung des Orients 
eine geistige Kraft verliehen, die dein Fortleben 
Alexanders hochst gefahrlich geworden ist. Das 
Wort, mit dem Theophrast (Cic. Tusc. Ill 21) 
im Ka/.'uo&ev^s Alexander charakterisierte: homi- 
nem summa potentia summaque forfuna, sed 
ignarum quern ad modum rebus seeimdis uti 
conveniret, fasst kurz und scharf die Vorwurfe 
zusammen , die Livius und C. gegen Alexander 
richten und die schon Cicero als stehende t'ber- 
lieferung kannte (ad Att. XIII 28, 3 quid? tit 
non rides ipsuni ilium Aristoteii diseiputum, 
summo iugen-io, siiiit/tta modest in, jinslnn qiuim 

l'auly-Wiaaowa IV 



rex appellattis sit, superbum, crudelcm , iiumo- 
deratum fuisse?), zum Beweis, dass Livius dies 
Gegenargument gegen den leDissimus Oraecus 
nicht aus ihm selbst, fur den es gar nicht passt, 
entlehnte, sondern mit Recht behauptet, soweit 
die jflngere Alexanderhistorie in Frage kommt, 
nee quicquam dubium inter scriptores refero 
(IX 18, 5). Es hat freilich Zeit gekostet, bis 
diese Auffassung die lebendige Erinnerung an den 

10 Gewaltigsten des Menschengeschlechts zersetzte. 
Mcht nur die Panegyriken der Rhetorik, die ebenso 
leicht das Gegenteil verfocht, auch die mit gross- 
artigem, hinreissendem Schwung geschriebenen 
Verteidigungen der Kyniker Onesikritos und Era- 
tosthenes haben sie bekampft, und sie hat beim 
grossen Publicum erst den Sieg errungen, als die 
Erben Alexanders den rOmischen Waffen erlagen 
und die rOmische antimonarchische Oligarchie in 
den hellenischen Philosophen, den Stoikern und 

20 Akademikern, beredte Anwalte ihrer GrOsse fand. 
Es giebt zu denken, dass Panaitios Philipp uber 
Alexander stellte und in diescm ein warnendes 
Beispiel der schadlichen Wirkungen grosser Er- 
folge crblickte (Cic. de off. I 90); erst dann wird 
es verstandlich, warum Plutarch sich solehe Muhe 
giebt, Alexander zum stoischen Philosophen zu 
stempeln, wenn man bedenkt, dass er gegen die 
in der Stoa herrschende Beurteilung seines Helden 
kampft. Fur Seneca (nat. quaest. Ill praef. 5) und 

30 Lucan (X 21) ist Alexander das, was Napoleon fur 
Niebuhr war, der Rauber grossen Stils, eine Auf- 
fassung, von der auch bei C. (VIII 7, 19) sich 
Spuren finden. Das ist nicht nur republicanische 
Opposition der Kaiserzeit; das Gespriich Alexan- 
ders mit dem gefangenen Seerauber, das Cicero 
wahrscheinlich aus Karneades, jedenfalls aus einem 
hellenistischen Philosophen kennt (de rep. Ill 24), 
lauft auf diese Pointe hinaus. 

Die rhetorische Geschichtschreibung hat dann 

40 dieses Philosophenurteil mit dem liingst feststehen- 
den Typus des Tyrannen combiniert und das Bild 
geschaffen, das bis auf den heutigen Tag allcr 
ernsthaften, aufbauenden Kritik hartniickig wider- 
steht. Es ist fur die richtige Beurteilung der 
jtingeren Alexandergeschichte , die wir lediglicli 
aus C. kennen, nicht zu iibersehen, dass die prag- 
matische und philosophische, man kann auch sagen 
peripatetische Historiographie des Hellenismus sicli 
ihre Themen aus der Zeitgeschichte iiolt, dass es 

50 den Rhetor charakterisiert, wenn der Stoff in der 
Vergangenheit gesucht wird. Und dii;se rein rhe- 
torische Geschichtschreibung ist mit den That- 
sachen noch viel scrupelloser unigegangen, als die 
kunstlerische des Duris und Phvlarch (vgl. Herm. 
XXXIV 453f.). 

Wenn also C. mit Livius in der ungiinstigen 
Beurteilung Alexanders zusammentrifft, so braucht 
er darum keinen Gewahrsmann benutzt zu haben, 
der gegen den lerissimus ex Graecis polemisierte ; 

60 er konnte sie ohne Schwierigkeit in der historisch- 
rhetorischen Litteratur des jtingeren Hellenismus 
finden, deren Reichhaltigkeit und relative Bcdeu- 
tung man darum nicht unterschatzen soil, weil 
der griechisch-rOmische Classicismus ilir den Unter- 
gang gebracht hat. Aber dass C. gerade eine 
oder mehrere derartige Darstellungen den pane- 
gyrischen vorzog, wird eine Concession an d;i.s 
national-rOmische Enipfinden sein. Er hat den 

GO 



1891 



Curtuis 



Curtius lacus 



1892 



Mut nicht. das Experiment des Trogus zu wieder- L. YII 155, 23— -158. 8 (vgl. 147, 6) em kurzes 

liolen, und der Umschlag in der Auffassung Ale- Excerpt giebt. Da er den Papirianus (s. d.) bc- 

xanders, den Plutarch und Arrian so energisch nutzt (Keil a. a. 0. 131), der seinerseits G. L. 

forderten, war noch niclit eingetreten; er gehort VII 161, 14 den Donat citiert, so gehort er jeden- 

zu den Symptomen des seit den Plaviern miichtig falls ins 5. Jhdt. An eine Identification mit 

erstarkenden griechischen Selbstbewusstseins, das Valerianus, dem Adressaten von Symmach. epist. 

sich am Ende der Kepublik und unter den iulisch- VIII 69 und IX 13 (vgl. Seeck Praef. p. CCIV) 

claudischen Kaisern der romischen Suprematie ist nicht zu denkeri. [Wissowa.j 

mit geringen Ausnabmen unterworfen hatte. An 35) Curtius Valerianus s. Curtia Procilla 

derselben Stelle der Erzahlung, da wo nach Ale- 10 Nr. 37. 

xanders Tod der Streit zwiscben den Makedonen 36) P. Delphius Peregrinus Alfius Alennius 

ausbricbt, schaltet Trogus den Panegyricus auf Maximus Curtius Valerianus Proculus M. Nonius 

die Diadochen ein, C. das bcgeisterte Lob der Mucianus s. Nonius. 

den Weltfrieden verbfirgenden Monarchie (X 9, 8ff.), 37) Curtia C. f. Procilla, Mutter des P. Al- 

ahnliche Tone anscblagend, wie Livius am Schluss fins Alennius Maximus Curtius Valerianus, 

der Digression gegen Alexander (IX 19, 17). Darin CIL V 3590. Die Vielnamigkeit weist auf vor- 

liegt doch wohl ein bewusster Gegensatz ange- nehnien Rang hin; Verwandtschaft mit den Alfii 

deutet gegen die Glorification Alexanders, die der Maximi und mit dem Consul P. Delphius Pere- 

partherfreundliche griechische Litterat, den Livius grinus Al[f]ius Alennius Maximus Curtius 
bekampft, und Trogus aufs Tapet gebracht hatten ; 20 Valerianus Proeulus M. Nonius Mucianus, CTL 

dieser Gegensatz, bei dem die Riicksicht auf das VIII 270 = 11 451, werden wir jedenfalls anzu- 

rOmische Publicum gewiss eine grOssereRollespielte nehmen haben. f Stein.] 

als die wenig ausgepragte Individuality des zum Curtius lacus, in Rom, mitten auf dem Forum, 

Gescbichtschreiber nieht geborenen Schriftstellers, urspriinglich ein Brannen oder Teich, im Anfang 

wird C. bei der Auswahl seiner unmittelbaren der Kaiserzeit ein trockenes Puteal (Ovid. fast. 

Gewahrsmanner geleitet haben. VI 403. Dionys. II 42), uber dessen Entstehung 

Der Text der Alexandergeschichte ist in sehr Varro de 1. 1. V 148—150 drei Versionen giebt. 

verwahrloster Gestalt iiberliefert; narnentlich sind Entweder sollte der Sabiner Mettius Curtius im 

ausser den grossen Liicken oft Worte und Satze Kriege zwischen Romulus und Tatius hier in den 
iiusgefallen, dagegen sind alte, vor dem Archetypus 30 Sumpf geraten sein (vgl. auchLiv. 1 12. 13. Dionys. 

Hegende Interpolationen nicht nachzuweisen. ' Die II 42. 50. Plut. Rom. 50 und o. S. 1865f. Nr. 9), 

einzige kritische Ausgabe ist die von Hedieke, oder im J. 362 M. Curtius durch seinen Opfertod 

die aber durch genauere Collationen uberholt ist. einen dort geoffneten Erdspalt geschlossen haben 

Die Vogelsche Recension ist verstiindig, aber (Procilius b. Varro a. a. O.; audi Liv. VII 6. 

mit Vorsicht zu gebrauchen, da sie oft Unsicheres, Val. Max. V 6, 2. Paul. 49. Augustin. de civ. 

nicht selten Falsches in den Text setzt. Der dei V 18. Oros. Ill 5 und o. S. 1805 Nr. 1), 

grosseMutzellscheCommentaristfurdasSprach- oder im J. 445 v. Chr. der Consul C. Curtius 

liche immer noch sehr wertvoll; die sacbliche, (s. o. S. 1866f. Nr. 15) auf Senatsbeschluss 

narnentlich die geographische Erklarung, fur die den vom Blitze getroffenen Ort umzaunt haben. 
damalige Zeit eine vorziigliche Leistung, ist ver- 40 Letztere Notiz kaim sehr wohl auf die Stadt - 

altet. [Schwartz.] chronik zuriickgehen und historisch begriindet 

32) Q. Curtius Salassus, als Bruder des P. sein. Die beiden ersten stimmen in einem Detail 
Curtius Nr. 10 im J. 709 = 45 genannt (Cic. ad merkwiirdig iiberein, namlich dass Curtius, sowohl 
lam. VI 18, 2: Q. Salassus), wurde im .1. 713 der Sabiner wie der TiOmer, von der Nordhohe 
— 41 von Antonius zur Steuereintreibung nacli des Capitols (a Concordia remit m, Procilius bei 
Svrien gesandt und verfuhr dubei mit soldier Varro; ab area Liv. I 12, 8) her in den Sumpf 
Harte, dass Arados sich emporte, und er mit bezw. den Erdspalt hineingeritten sei. Dies 
seinen Soldaten dort lebendig verbrannt wurde wilrdc sich am einfachsten erkliircn, wenn beini 
iHieron. zu Euseb. chron. II 139 i Schoene aus L. C. ein die That des Curtius darstellendes Bild- 
Suet. : Curtius Salassus; vgl. Dio XL VII I 24, 3, 50 werk gestanden hatte, aus dessen Aufstellung 
wo der Name nicht genannt wird). Ein Frei- man jene Richtung erschliesseu konnte. In der 
gdassener dieses C. ist wahrscheinlich Q. Cur- Mitte des Forums, unvveit der Focassaule, ist 
tins Salassi I. Pothinus auf einer megarischen nun das bekannte jetzt im Conservatorenpalast 
Inschrift (CIL III 546). [Miinzer.] aufbewahrte Relief mit Darstellung des Mettius 

33) Curtius Severus, Praefectus equitum, wurde Curtius (Helbig Museen Poms 12 379 nr. 563) 
im J. 52 n. Chr. gegen die aufstandischen Cieten gefunden, dessen antiker Ursprung gegen die von 
i vgl. Wilhelm Arch.-epigr. Mitt. XVII 2f.) zum Matz (Bull. d. Inst. 1869, 71), Helbig (Rh. 
Entsatz von Anemurion in Kilikien geschickt. Mus. XXIV 1869, 478) und Jordan (Tnp,,gr. I 
aber besieet. Tac. aim. XII 55. Ein P. Curtius 1. 519. 2, 400. II 501) ausgesprochenen Ycr- 
Srrerus fam(en) A urj fust alt's) CIL XIV 3590. 60 dachtigungen neustens von Furtw angler (Die 

[Stein.] antiken Gemmen III 284f.| mit Recht verteidigt 

34) Curtius Valerianus, spatlateinischer Grain- worden ist, Nur kann ich Furtwangler darin 
uiatiker und Verfasser eines Werkes de ortho- nicht zustimmen, dass er das Relief fur alter er- 
graphia (Cassiod. div. lect. 30 p. 525 Gar. = klart, als die auf der anderen Seite befindliche 
Gramm. lat. YTI 212, 24 K. ortlioaruphns anli- Inschrift des /,. Xnerius L. f. Surdinus prfaelor) 
quos legant, i,l (:gl ]'diitiu Loitgum , Curtium inter eitis et peretjriltos (CIL VI 1467; tiberia- 

Valerianum, AdmnantiumMart.i)rium de Yet 11 nische Zeit), und tialte dasselbe vielmehr fur eine 

u. s. w.), aus dem Cassiodor de orthogr. 3 = G. Copie des iilteren Denkmals, die vielleicht Anfang 






1893 



Cumins 



Cusjiidius 



1894 



des 4. Jhdts., naehdem jenes in dem grossen mit actum Cur undo, (CIL II 2633). Die Lage 

Forumsbrande unter Carinus beschadigt war, mit ist unbekannt, wird aber in der Nahe von Asturica 

Beniitzung der Basis des Surdinus, gefertigt ist. (s. d.) zu suchen sein, da hier der Vertrag im 

Erwahnt wird der L. C. bei Plaut. Curcul. 477. J. 152 erneuert wurde (nach der angefuhrten Ur- 

Phn. n. h. XV 77 (Olbaum, Weinstoek und Altar kunde). Vielleicht ist derselbe Ort gemeint in 

beim Lacus). Suet. Aug. 57 (omnes orddnes warfen der Inschrift eines Soldaten der ala Pannoniorum 

jahrhch Opfergelder fur das Wohl des Augustus in Salonae, der Susarrus — Name einer asturi- 

m den L. C). Tac. hist. I 41. Suet. Galba 20. schen Volkerschaft — domo Curunniace genannt 

Plut. Galba 27 (Ermordung des Galba am L. C): wird (CIL III 2016). [Hiibner.] 

alle diese Stellen bezeugen die Lage desselben 10 Cusaba, angeblich ein Fluss der kaspischen 

,gerade in der Mitte des Forums' (iv amy r»; 'Pm- Region, Geogr. Rav. p. 78, 1 ; neupers. Chos-ab ? 

itaicor dyoQix, Dionys. a. a. O. Cass. Dio LXIV 6), Vgl. Kasape. [Tomaschek.] 

doch sind Reste bisher nicht nachzuweisen. Vgl. Cusibi, Stadt in Hispania Citerior, nur ge- 

Jordan Topogr. I 399f. II 501. Gilbert Topogr. nannt in dem aus den Annalen geschopften Be- 

I 334—338. Miinzer o. S. 1865. [Hiilsen.] richt iiber den Feldzug des M. Fulvius Nobilior 

Curubis, Stadt an der Kiiste der Zeugitana, vom J. 562 = 192 v. Chr. in das Gebiet der Ore- 

zwischen Clupoa (Aspis) und Neapolis, Plin. n. h. taner, wo er sich der beiden oppida Nolibe und 

V 34, 30 Million von Clupea, Itin. Ant. p. 57, 0»s*&i bemikhtigte (Liv. XXXV 22, 7), und von wo 

vgl. Ptolem. rV 3, 8 u. a., an der Stelle des er gegen den Tagus weiter zog. Also mussen die 
heutigen Kourba (CIL VIII 980; Suppl. 12452). 20 Orte etwa zwischen dem oberen Lauf des Anas 

Die Stadt wurde um das J. 46 v. Chr. von don und des Tagus gelegen haben , wurden aber da- 

pompeianischen Feldherren P. Attius Varus und mals wahrscheinlich zerstort und sind daher spater 

C. Considius Longus befestigt, wovon die von nicht wieder genannt worden. [Hiibner.] 

Mommsen (Herm. XXX 456) besprochene In- Cusicelenses , topischer Beiname der Lares 

schrift Kunde giebt. Durch Caesar wurde die auf der spanischen Inschrift CIL II 2469. Wis- 

Stadt Colonie (eolonia Mia C, CIL VIII a. a. O. ; sowa Roschers Lex. II 1885. [Ihm.] 

bei Plin. a. a. O. libera C). Offers wird die Stadt CnsinfiJ], Name eines Stammes in Mittel- 

in kirchlichen Documenten genannt; vgl. CIL sardinien, auf dem bei Fonni gefundenen Grenz- 

VIII p. 127. Hierher wurde im J. 257 Cypria- stein CIL X 7889, zusammen genannt mit den 
nus verwiesen (Passio Cypriani in Hartels Cy- 30 Celes [itani] '. Mommsen z. d. St. vergleicht die 

prian p. CX. CXI). [Dessau.] Kowovonavoi bei Ptolem. Til 3, 6. [Hiilsen.] 

CurTedenses sind die Brittones (cohors) be- Cusinius. 1) M. Cusinius, Praetor 710 = 44, 

nannt auf der dem Iuppiter Dolic(h)enus gewid- von Antonius fur das folgende Jahr zum Statt- 

meten Inschrift Br am bach CIRh. 1455 (Hed- halter von Sicilien bestimmt (Cic. Phil. Ill 26 

dernheim); nach einem Ort Curveda? Gluek nach der besten Cberlieferung), vielleicht derselbe 

Keltische Namen 17. Holder Altkelt. Sprach- C., der im J. 709 = 45 als Mitbesitzer eines 

sehatz s. v. [Ihm.] Grnndstiicks des Trebonius genannt wird (ad 

Curveunta s. Gorbeus. Att. XII 38, 4. 41, 3). [Miinzer.] 

CurYius. Sex. (Currius) Vater der 2) M.OusiniusM.f. Vd(imi),aed(ilis)pl(ebis), 

Currii fratres (Mart. V 28, 3, in den Hss. Curios, 40 aerario praeffectus wohl kurz vor 726 = 28 

emendiert von Friedlander). die nach ihrer zu v. Chr.; vgl. o. Bd. I S. 670), prfitetor) , Sohn 

Lcbzeiten des Vaters erfolgten Adoption durch Cn. des M. Cusinius . . f. Vel(ina) und der Fictoria 

Domitius Afer (im J. 42 n. Chr.) die Namen Cn. C. /., Bruder der Cusinia M. f. (gemeinsame 

Domitkcs Sex. f. Afer Titius Marcellus Curvius Grabscbrift der Familie in Tuseulum , CIL XIV 

Lucanus und Cn. Domitius {Afer Curvius) Tul- 2604). Freigelassene eines M. Cusinius CIL VI 

lus fuhrten (s. Domitius). Er hiess wohl nicht 16 676—16 678. 
Sex. Curvius Marcellus, wie Dessau Prosopogr. 3) Cusinia M. f., Gemahlin des C. (Ascouius) 

II 17 vermutet, eher Sex. Curvius Lucanus oder Sardus, Mutter des C. Asconius Sardus und der 
Sex. Curvius Tullus, wie dner seiner Sonne vor Asconia, der Gemahlin des (T. Mustius?) Augu- 
der Adoption. War letzteres der Fall, so ist er50rinus (s. o. Bd. II S. 1527), CIL V 2829 (Padua); 
vielleicht der Sex. Curvius Sex. f. VolftiniaJ Zeit der Flavier. Eine Cusinia M. f. Fir ma, 
Tullus, dessen Grabscbrift (CIL VI 16 671) bei CIL V 6956a (Turin). [Groag.] 
Rom gefunden wurde. Obwohl Domitius Afer in Cuslanus, Name eines Gottes auf einer im 
so nahe Verbindung mit ihm getreten war, klagte pagus Arusnatium (s. d.) gefundenen Inschrift 
er ihn an und erwirkte seine Yerurteilung zu (De- CIL V 3898 (im Museum von Verona) Cuslo.no 
portation,) Verlust des Burgerrechtes und Conns- sac(rum) L. Octavius C. f. Crassus u. s. w. 
cation der Giiter (vor dem J. 59, dem Todesjahre [Ihm. I 
des Afer, vielleicht noch unter Claudius, vgl. Dio Cnspianus. Caetnmius Cusfpjianus s. Cae- 
LX 17, 5; uber die Strafe vgl. Mommsen Straf- tronius Nr. 2. 

recht 956ff.), Plin. ep. VIII 18, 5. 6. Ist C. mit 60 Cuspidius. 1) Cuspidius Celerinus. soil nach 

dem oben erwahnten Sex. Curvius Tullus iden- dem Falle Maximins (238 n. Chr.) im Senat An- 

tisch, so wird er das Biirgerrecht spater wieder- triige zur Ehrung der Kaiser Balbinus. Pupienus 

crlangt haben. [Groag.] und Gordianus gestellt haben, Hist. Aug. Maximin. 

Cnrunda, Oil: in Hispania Citerior. In dem 26, 5. 
Gastfreundschaftsvertrag, der im J. 27 n. Chr. 2) Cuspidius, Flaniinius Severus, Legat von 

zwischen zwei gentilitutes der Zoelae, einer Volker- kappadokien unter den Kaisern Balbinus, Pupienus 

schaft des siidlichen Asturien, abgeschlossen wor- und Gordian III. (238 n. Chr.), sowie unter des 

den ist, wird der Ort der Verbandlnng V'zddmrt letzteren Alleinherrschaft. stellte die Strasse von 



1895 



Cuspius 



Custodia 



1896 



Melitene nach Comana wieder her (Meilensteinc 
CIL III Suppl. 6905 = 12 168. 6913. 6934. 6936. 
6953 = 12210. 12176. 12180 (?). 12198; die 
Namen des Pupienus und Balbinus sind getilgt). 
Auf denselben Mann dfirfte sich folgendes In- 
schriftfragment aus Rom beziehen: . . . Cuspi- 
di[o ... J Sevefro], Xviro stl. [itftbus) iud(i- 
eandisj] , tribuno [mil(itum) leg(ionis) . . . .], 
allectfo inter quaestorios (?) a] . . . . (CIL VI 
1576 = 31 708). Vgl. Nr. 3. 

3) Cuspidia Severa, c(larissima) f (amino), 
vermutlich Tochter des Cuspidius Flaminius Se- 
verus (Nr. 2), setzte der Cuspidia Matro [nat] , 
vielleicht ihrer Tochter oder Schwester, die Grab- 
schrift (CIL VI 31709, gefunden bei S. Sisto an 
der Via Appia). [Groag.] 

Cuspius. 1) P. Cuspius. angesehener Steuer- 
pachter, war zweimal in Geschiiften seiner Publi- 
canengesellschaft in Africa und hatte dort ver- 



L. Statins Quadratus im J. 142 n. Chr. (vgl. 
Klein Fasti cons. z. J.). L. Cuspius Rufinus 
wird er genaimt CIL VI 160. XIV 67, C. G(uspius) 
Ruf(inus) XV 1065, Cuspius Rufinus III Suppl. 
12495; wahrscheinlieh war er ein Polyonymus, 
der zwei Praenomina fiihrte (Klebs Prosopogr. 1 
488 nr. 1338). Mommsen identiflciert ihn mit 
C. Atilius On. f. [L. Guspijus (?) lulianus CI. 
Rufinus (CIL X 8291, vgl. daruber o. Bd. II 
10 S. 2083 Nr. 40). 1st diese Annahme richtig, so 
wird nicht er selbst, sondern sein Sohn (Nr. 5) 
der Pergamener L. Cuspius Pactumeius Rufinus 
sein (vgl. Nr. 3) ; doch staramte er ohne Zweifel 
gleichfalls aus Pergamon. Als Besitzer von TOpfe- 
reien wird er auf einera Ziegelstempel aus Praeneste 
genannt (ex fig (Urns) Cuspi Rufini Brittio co(n)- 
s(ule), wohl 153 n. Chr., CIL XIV 4091, 35 = XV 
2322 rait Dressels Anmerkung). 

5) L. Cuspius Eufinus, Sohn des Vorhergehen- 



canengeseiiscnan in Sirica unu iimiab uun, vci- »j j.. ^^ r ^., „^ u ,^„, ^„.... — _.„„.„„_-.. 

schiedene Preunde, die Cicero 698 = 56 dem neuen 20 den, Consul ordinarius im J. 197 mit 1. Sexti 



Proconsul der Provinz Q. Valerius Orca empfahl 
(ad fam. XIII 6 a. b. , vgl. XVI 17, 2 von dem- 
selben Jahr). [Milnzer.] 

2) C. Cuspius Fadus, Procurator von Judaea 
unter Claudius. Seinen Vornamen erfahren wir 
aus der Inschrift seines Freigelassenen C. Cuspius 
Fadi I. Euphemus CIL VI 16 691. Nach dem 
Tode des Konigs Agrippa I. von Judaea, im J. 44 
n. Chr. (Joseph, ant. XIX 3501; bell. Iud. II 



Lateranus (L. Cuspius Rufinus CIL XIII 1754, 
C. Ouspius Rufinus VIII 8937; iiber die Ver- 
schiedenheit des Praenomens vgl. Nr. 4). Er empfing 
ein Rescript von Kaiser Severus (vielleicht als 
Praetor tutelaris zwischen 193 und 196). Modest. 
Dig. XXVI 6, 2, 2 (Cuspio Rufino). [Groag.] 

Cussius. P. Cussius Phoebianus , procfu- 
rator) Augficstil (von Lusitania), Ephem. epigr. 
VIII 365 nr. 25 (Emerita; dem Schriftcharakter 



219) "richtete Claudius , da der 'Sohn des ver- 30 zufolge aus dem 2. Jhdt. n. Chr.). [Stein.] 



storbenen Konigs noch zu jung war, das Land zu 
einer Provinz ein und schickte C. als Procurator 
hiti (Joseph, ant. XIX 363; bell. II 220). Den 
hier herrschenden haufigen Unruhen musste Fadus 
wiederholt entgegentreten. Zuerst hatte er Un- 
gehOrigkeiten der Caesareer und Sebastener (Sa- 
mariter) zu bestrafen, an welchen auch fiinf Co- 
horten und die Ala Sebastenorum (vgl. Cichorius 
Bd. I S. 1260 und Mommsen Herm. XIX 217, V 



Custodia. 1) C. bedeutet in der Besitzlehre 
den Gewahrsam, d. h. eine solche Lage einer Sache, 
durch welche ihre Bewachung oder Verwahrung fur 
ihren Besitzherrn moglich wird. Durch Erlangung 
der C. vollzieht sich der Besitzerwerb corpora (s. 
Corpus und Animus) und durch Aufrechterhal- 
tung der C. wird er in korperlicher Weise be- 
wahrt. Dig. XLI 2, 3, 3. 3, 13. Gai. II 67. Baron 
Jahrb. f. Dograatik VII 59ff., hes. 8311. Verwandt 



Da. 1 >3. liOV UI1U Hi. U 111 III s c H licim. aiji ai,, i) ./uimu. *. — & . — - ---■, ----- -- 

tcilgenommen batten (Joseph, ant. XIX 364f.).40mit diesem Begriffe ist die erbrechtliche custo 
Dann ziichti&rte er die Juden von Peraea, die sich de-la, Fest, ep. p. 51 euslodelam anhqut, quant 
■■■ - " " ' " ' -,-!■- V gi g a |_ XI 104 und 



in einem Grenzstreit gegen Philadelphia Selbst 
hiilfe verschafft hatten (Joseph, ant. XX 2—4), 
und befreite durch kluge Umsicht ganz Judaea 
von dem Riiuberunwesen (ant. XX 5). Auch ein 
drohender Aufstand der Juden in Jerusalem gab 
ihm Anlass einzuschreiten, wobei er von C. Cassius 
Longinus unterstiitzt wurde, der mittlerweile als 
Statthalter von Syria auf C. Vibius Marsus ge- 



ep. p. 
nunc dicimus custodia/m: 

s. Testamentum. Viele Zweifel knupfen sich 
an den Begriff C. bei verpflichtenden Vertragen. 
Der richtigen Meinung nach bezeichnet C. hier 
nur die Bewachung oder Verwahrung als Gegen- 
stand der Vertragspflicht. Sie kann dabei in 
doppelter Hinsicht in Frage kommen (Leonhard 
Gutachten in den Verhandlungen des 17. detit- 



folgt war (Joseph, ant. XV 406. XX 6-8). Der 50 schen Juristentags 354, 5. 375ft.). Es kann erne 

.. ^. t % ,- T , 1_ V • T>..:„i- J-- T> „l*,-.~~ nana*, EVtrroH rtflBQ «A VPrSllrOChPll 



Sti-eit wurde schliesslich durch einen Brief de 
Kaisers vom 28. Juni (?) 45 n. Chr. beigelegt 
I Jos. ant. XX 9—14). Fadus letzte That in Judaea 
war die Bezwingung des falschen Propheten Theu- 
das und seiner Anhanger (ant. XX 97—99 — 
Eiiseb. hist. eccl. II 11, 2. 3 = Zonar. XI 11). 
Im J. 48 kommt schon Fadus zweiter Nachfolger 
Ventidius Cumanus als Procurator nach Judaea 
(ant. XX 104). Vgl. Schiirer Geschichte d 



Bewachung gegen Entgelt etwa so versproohen 
sein, dass die Gegenleistung unterbleibt, wenn jene 
nicht geschieht, z. B. bei Annahme eines Wachters 
oder bei der Cbernahme einer Pflicht fur einen 
solchen zu sorgen, Dig. XIX 2, 40 u. 41. Es 
kann aber auch z. B. von den Gastwirten die 
Bewachungspflicht als eine blosse Nebenpflicht 
ubernommen werden, Dig. IV 9, 5 pr. Hier kommt 
die Gegenleistung des Berechtigten nicht in Weg- 



iudischen Volkes 12 471—473 und die dort ver- 60 fall, wenn die Bewachung unterbleibt, aber da- 

•* . * T ... mi -_i j .\. !.,-;„ Ortlio/lr.T, ^.uo^V,ioh+- In heinpn hiilpn 



zeichnete Litteratur. [Stein l 

3) L. Cuspius Pactumeius Rufinus, fearo;. 
tegivs Aid; 'O/.vu.-itov xal HiiaT>]g rfjs xaroldo; 
(Pergamon). Inschrift einer Statuenbasis, Frankel 
Inschr. v. Pergamon II 434. Rufinus ist entweder 
mit L. Cuspius Rufinus , cos. 142 (Nr. 4 , s. d.), 
oder mit dessen Sohne (Nr. 5) identisch. 

4-) L. Cuspius Rufinus, Consul ordinarius mit 



durch kein Schaden geschieht. In beiden Fallen 
ist aber C. nicht etwa ein besonderer Haftungs- 
grad, sondern einfach ein Vertragsinhalt. Viel- 
fach wird freilich in der Haftung ftr C. eine Stei- 
gerung der Haftung iiber das blosse Einstehen 
fur culpa gesehen (vgl. Goldschmidt Ztschr. 
f. Hdlsr. XVI 353ff. Baron Archiv f. civ. Praxis 
LIl 49. Windscheid Pand. 7 § 401) und die 



189< 



Custodia 



Custodia 



1898 



Redeweise einiger Stellen legt eine solche Deu- gebeu wird. Sie bewacht den Angeklagten in 

tung allerdings nahe; vgl. z. B. Dig. XIII 6, 5, ihrem Hause und behandelt ihn, soweit es die 

15 et dolum et culpam et diligentiam et custo- Umstande erlauben, mit mOglichster Schonung, 

diam .... praestare debet; vgl. ferner Dig. Liv. XXXIX 14. Sail. Catil. 47. Cic. in Catil. 

XIII 7, 13, 1 venit autem in hac actione (sc. Ill 14. Tac. aim. Ill 22. VI 3. 23. Cass. Dio 

pignrraticia) et dolus et culpa ut in eommodato LV1II 3, 5. 18, 4. Verwandt damit ist die Unter- 

venit et custodia, vis maior non venit. Trotzdem bringung von Gefangenen zu gelinder Haft bei 

sind diese Stellen wohl dahin zu verstehen, dass Stadten, Liv. XXIV 45, die aber gewiihnlich nicht 

die C. hier eine Nebenleistung bezeichnet, die als Untersuchungshaft, sondern als Strafhaft er- 
neben der mit diligentia vorzunehmenden Haupt- 10 scheint, Liv. XXXIX 19. Cic. in Catil. IV 7. 

leistunfr (Ruckgabe der verliehenen oder verpfan- Sail. Catil. 51, 43. 52, 14. Tac. hist. I 88. 

deten Sache) steht, nicht aber etwas von der In der Kaiserzeit verschwindet diese libera 

d iligentia Verschiedenes. Dass vielmehr die Pflicht custodia; sie macht neuen Formen der Unter- 

zur C. von der Pflicht zur diligentia nicht grand- suchungshaft Platz ; Ulpian Dig. XLVIII 3 . 1 

satzlich verschieden ist, ergiebt sich aus Dig. eroffnet dem Magistrat fur die Behandlung der 

XVIII 6, 2, 1 custodiam- autem ante admetiendi Untersuchungsgefangenen vier Wege : de custodia 

diem qualem praestare venditoremoporteat,utrum- reorum proconsul aestimare solet, utrum 1) in 

plenam, ut et diligentiam praestet, an- vera carcerem reeipienda sit persona, 2) an militi 

dolum dumtaxat vuleamus. Hier ist klar aus- tratlenda, 3) vel fideiu-ssoribus committenda, 
gesprochen, dass die plena custodia nicht iiber 20 4) vel etiam sibi. Dabei soil der Magistrat die 

die diligentia hinausreicht (vgl. auch fiir den Zu- Schwere des vorgeworfenen Verbrechens , Stand 

sammenhang beider Begriffe Baron Archiv f. civ. und Vermogen des Angeklagten und den Grad 

Pr. LII 46ff.). Fur die soeben erorterte Frage ist der Wahrscheinlichkeit der Schuld beriicksich- 

von Bedeutung, dass nach Dig. XIX 2, 41 jernand, tigen. Neu sind die Formen 2 und 3. 

der eine Bewachung ubernommen hat, nicht bios Die militaris custodia ist eine Schflpfung der 

fiir die eigene Schuld haftet. sondern auch fiir die Kaiserzeit; sie darf nicht verwechselt werden mit 

schuldhafte Vertragsausfiihrung durch den von der careeralis custodia , bei welcher (s. Art. 

ihm bestellten Wachter. Darin sehen die Ver- Career) Soldaten als Wachepersonal vorkommen 

treter der Ansicht, die den Verpfiichteten fiir seine konnen ; auf letztere beziehen sich die fiilschlieh 
Gehiilfen bei der Vertragsausfiihrung grundsatz- 30 meist auf erstere bezogenen Falle bei Senec. epist. 

lich nicht haften lassen will, eine Ausnahme von I 5, 7; de tranq. aniin. 10, 3. Act. apost. 12, 

der Rechtsregel. Vom Standpunkte der entgegen- 6. Joseph, ant. XVIII 203f. Die militaris cu- 

gesetzten, richtigen Ansicht hat diese Entschei- stodia besteht darin, dass der Angeklagte einem 

dung nichts Auffalliges an sich, s. iiber die er- oder mehreren, in der Regel zwei Soldaten zur 

wahnte Meinungsverschiedenheit Art. Culpa. Bewachung iibergeben wird; diese haben dafiir 

Litteratur. S. die oben Genannten, ferner einzustehen, dass der Angeklagte jeden Augenblick 

Pernice Labeo II 339ff. Engelmann Die cu- dem Gericht abgeliefert werden kann; vernach- 

stodiae praestatio nach rOmischem Rechte, N(ird- lassigen sie ihre Pflicht und gelingt es dem Ver- 

lingen 1887. Bruckner Die custodia nebst ihrer hafteten zu entweichen, so trifft sie schwere Strafe; 
Beziehung zur vis maior nach romischem Rechte, 40 Rekruten sollen fiir diesen Dienst nicht verwendet 

1889. Hellmann Miinchener Krit. Vierteljahrs- werden, Callistr. Dig. XLVIII 3, 12. Modest. 

schriftXXXIV45ff. BiermannZtschr.d.Savigny- Dig. XLVIII 3, 14. Paul. V 31, 1. Die custo- 

stiftung XII 33ft Dem burg PandektenS II 103 dia militaris gilt als eine verhaltnissmassig ge- 

§ 37, 9. Leonhard Institutioiien 390. 393, 1. linde Haft, sie ist erheblich leichter als die Ker- 

[R. Leonhard.] kerhaft und — im Gegensatz zu dieser — aperta 

2) Das Institut der Untersuchungshaft , cu- et libera et in usum lumiinum instituta , Con- 

stodia delatae crimination-is bei Constantius Cod. stantiu. Cod. lust. X 19, 2. 1; es ist denkbar, 

Theod. IX 1, 7 , ist dem rOmischcn Strafprocess dass der Gefangene trotz der Haft seinen Geschiif- 

von Hause aus fremd, Mommsen St.-R. I 153. ten nachgeht (rei suae supcresse), Ulp. Dig. IV 
In dem in der Coercition enthaltenen Verhaftungs- 50 6, 10; der Apostel Paulus bezieht mit dem Sol- 

r.'cht ist aber dem mit der Sache befassten Magi- daten , der ihn bewacht , in Rom eine Mietwoh- 

strat die MOglichkeit gegeben, eine Untersuchungs- nung (Act. apost. 28, 30: ev ibim /.uoflwuazi); 

haft herbeizufiihren. Hieriiber und iiber die Ab- iihnlieh wohl Liban. de vit. ips. I 46ff. Reisk. ; 

wendung der Incarceration durch Biirgenstellung vgl. ausserdem Tac. aim. Ill 22. XIII 15. Act. 

s. o. Art. Career. ' apost. 28, 16. Ulp. Dig. XLVIII 3, 3. 22, 7 pr. 

Erfolgt eine Verhaftung nicht , so bleibt der (bei Relegation, wahrend bei der schwereren De- 

Angeklagte auf freiem Fuss; dies ist auch noch portation Kerkcrhaft eintritt, ebd. 6, 1|. Paul, 

in der Kaiserzeit mOglich (Ulp. Dig. XLVIII 3. Dig. XLIX 1,^ 25. Macer Dig. XLIX 16, 13, 5. 

1: persona commitiitur sibi), kani aber wohl Symm. epist. X 49. August, in Johann. e. XI tract, 
selten vor, vgl. lust. Cod. lust. IX 4, 6, 3. 60 XLIX § 9 (tradere optionibus). Mit der custodia 

Ein Mittelding zwischen careeralis custodia militaris nahe verwandt, aber nicht identisch 

(custodia publico Callistr. Dig. IV 6, 9) und Be- ist die Uberweisung des Angeklagten an einen 

lassung in vollstiindiger Freiheit ist schon in re- bestimmten Officialen (apparitori custodiendum 

publicanischer Zeit die sog. libera custodia; sie dare), Amm. Marc. XXVIII 1, 47. Pont. vit. Cypr. 

besteht darin, dass der Angeklagte nicht in den 15 ; sie wird von Augustin. in Johann. a. a. O. 

career abgefiihrt, sondern einem hoheren Magi- von der militaris custodia getrennt und als be- 

strat oder sonst einer angesehenen PersOnlichkeit, sonders leicht bezeichnet (humanum et mite offi- 

die solchen Vertrauens wiirdig erscheint , iiber- cium atque civile). 



1 809 



Custodia Rulniensis 



Gustos 



1900 



1901 



Gustos 



Gustos 



1902 



Audi das von Ulpian erwahnte fideiussoribus 
committere ist wohl eine neue Form der Unter- 
suchungshaft, gewissermassen eine Verbindung von 
Gestellungsbfirgschaft und libera custodia, der An- 
geklagte kommt in das Haus des Biirgen; com- 
mittere fideiussoribus Ulp. Dig. XLVII1 3, 1. 3, 3 
= tradere vadibus Symra. epist. X 23, 10. Hieher 
wohl die Falle Tac. ami. V 8. Suet. Vit. 2. Sidon. 
Apoll. ep. I 7, 4. Nov. Val. 31, 1 (custodia pri- 
vata) ; vgl. audi Ulp. Dig. IV 6, 28, 1. Marcian. 
Dig. XL VIII 21, 3, 7. Der Biirge, der den An- 
geklagten nicht stellt (exhibere), verfallt in Geld- 
oder extraordinaire Strafe, Ulp. Dig. XL VIII 3, 4, 
Die Pandekten setzen Stipulationsbtirgschaft vor- 
aus, es findet sich aber auch eautio iuratoria, 
Mitt c is Hermes XXXII 659. 

Von custodia reorum kann schliesslich auch 
noch in anderem Sinn gesproehen werden. Uber 
die Strafhaft s. Art. Career. Daneben findet 
sich inilitarische Bewachung der Gefangenen auf 
dem Transport vom Verhaftungsort zur Gerichts- 
statte, z. B. Liban. de vit. ips. I p. 46ff. Reisk. 
Zos. IV 14. Symm. epist. II 44. X 36. Grat. Valent. 
u. Theod. Cod. lust. IX 3, 2, 2 u. 0. ; ebenso 
inilitarische Beaufsichtigung des Strafvollzugs , 
Transport der Verurteilten an den Strafort, Senec. 
de tranq. an. 14, 7. Tac. aim. I 6. VI 19. Cass. 
Dio LV 20, 5. Petron. sat. 111. 112. Zos. V 
47. Buseb. hist. eccl. VI 40, 4. 6. Nachweise 
aus den Martyrerakten (von H ar n a c k) bei H i r s c h- 
feld S.-Ber. Akad. Rerl. 1891, 876, 155. 

Oustodia bezeichnet iibrigens nicht nur die 
Bewachung und den Bewachenden, sondern ebenso 
auch den Bewachten, Verhafteten, namentlich in 
der Verbindung custodias audire . Senec. ep. X 
1 , 18. VIII 1 , 23. Suet. Calig. 27 ; Dom. 14. 
Plin. ep. X 30. Ulp. Dig. I 16, 6 pr. II 12, 9. 
Paul. Dig. XLVII1 18, 18, 10. Mod. Dig. XL VII I 
1, 12. Tertull. apol. 44. 

Litteratur: Geib Gesch. d. rom. Crim.-Proz. 
U7ff. 287ft'. 3t51ff. Eudorff Rdmische Reehts- 
geschichte II 434ff. Naudet Memoir, de l'inst. 
.1. France IV (1844) 817ff. VI (1850) 854ff. 
Sontag Entlassg. g. Caut. v. rom. Strafverf. 1865. 
Zumpt Crim.-Keclit d. rom. Rep. I 2, 165—167: 
Crim.-Proz. d. rom. Rep. 165—168. LeBlant 
Les actes des martvrs, Mem. de l'inst. XXX 2 
(1883), 104. 105. Krauss Im Kerker vor und 
nach Christus (1895) 73. 74. [Hitzig.] 

Custodia Rubriensis, auf Sardinien, wie es 
scheint im siidosten, nur genannt Geogr. Rav. 

V 26 p. 412 P., vgl. Guido ebd. 500. [Hiilsen.] 

Cnstos. 1) Beiname Iuppiters, der unter dieser 
Bezeichnung mit wechselndem Tvpus auf den Miin- 
zen der Kaiser von Nero bis Hadrian erscheint 
(Cohen Med. imp. 2 Neron 118—123; Galba 372; 
Vespasien 222. 223; Titus 106; Adrien 861). Dem 
Iuppiter C. baute Domitian zum Danke fur seine 
Lebensrettung beim Sturme der Vitellianer auf 
das Capitol im J. 69 nach seiner Thronbesteigung 
einen priiclitigen Tempel mit einem Bilde, das 
den Kaiser unter dem Schutz des Gottes stehend 
zur Darstellung brachte (Tac. hist. Ill 74. Suet. 
Dom. 5). Widmungen finden sich zu Rom (CIL 

VI 376), Tibur (CIL XIV 3557) und Ceneda im 
cisalpinischen Gallien (CIL V 8795). Name und 
Abbildung zeigen seine enge Verwandtschaft mit 
Iuppiter Conservator, dessen Name den andern 



verdrangt. Beide Benennungen sind vereint auf 
der Inschrift aus Tuder (Orelli 1228). 

Dii Custodcs werden auf Mflnzen des Per- 
tinax genannt, die Abbildung zeigt Fortuna mit 
Steuerruder und Fiillhorn (Cohen Pertinax 14. 
15); unsichrer Lesart sind neben Iuppiter Opt. 
Max. und dem Genius dii Gustodes auf einer In- 
schrift aus Chesterholm (CIL VII 705). [Aust.] 
2) Custodes corporis oder vielmehr Corporis 

10 custodes , wie die regelmassige Wortfolge ist, 
griech. oco/uazoipvXaites (s. d.), sind uberhaupt die 
Leibwachter von Fiirsten und Heerfuhrern, wie des 
Datames (Nep. XIV 9, 3), Alexanders d. Gr. (Nep. 
XVIII 7, 1. Arrian. anab. I 6, 5. Ill 17, 2. VI 
9, 3. 28, 3—4. 30, 2 und Abicht Ausg. I S. 20 
— 21), des PartherkOnigs Artabanus (Tac. aim. 
VI 36 corpori custodes, wozu vgl. Drager Hist. 
Synt. I 2 442), insbesondere aber hiess so die 
zum kaiserlichen Gesinde gehOrige germaiiische 

20 Leibwache des iulisch-claudischen Hauses. 

Gegeniiber der Schreibung corporis custos (CIL 
VI 8803. 8804; vgl. Suet. Calig. 55. 58 Ger- 
mani corporis custodes) bevorzugen die Inschriften 
die volkstiimliche Zusammensetzung corpore-eustos 
(CIL VI 4340. 4342. 4343. 4437. 8810) oder kurzen 
ab corpor. und corp. oust. bezw. cnstos (CIL VI 
4716. 8802. 8806—8809; XI 3526). Wie Sueton 
a. a. O., an vervollstandigen auch CIL VI 4340 
und 8802 die Bezeichnung C. durcli Vorstellung 

30 von Germ aims ; vgl. Tac. ann. I 24 (robora Ger- 
mauorum qui. turn custodes imperatori aderani) 
mid XIII 18 (Germanos . . . custodes). Suet. Calig. 
45 (pemcos de custodia Germanos) und Galba 
12 (s. u.i. Manche Inschriften und Schriftstellen 
begniigen sich auch mit der blossen Benennung 
Germauus, Germani, CIL VI 4337. 4338, wenn 
iiier nicht nach 4340 corporecustos zu ergiinzen 
ist, und 4341 (vgl. 4339. 4345. 8811. 4305. 8802 
—8805. 8807—8809). Joseph, ant. Iud. XIX 119. 

40 125f. 138. 149. 152f. 215 (JV(?/<aiW). Tac. ann. XV 
58. Suet. Nero 34. Dagegen sind unter den Ger- 
mani bei Herodian. TV 13,6 (FtQitavoi i.x-raj). VIII 
8, 2 und Hist. Aug. Max. et Balbin. 13 — 14 die 
equites singulares des Caracalla bezw. des Maxi- 
mus und Balbinns zu verstehen (Mommsen St.-R. 
113 809,1; vgl. Jullian Bull, epigr. Ill 70f.). 
Hatavi endlich nennt die C. Suet. Calig. 43 (numero 
Dntarorum qua.* circa se habebat; ebenso nennt 
Cass. Dio LV 24 die spateren Equites singu- 

5o lares); derselbe Name schwebt dem Josephus vor, 
wenn er XIX 119 (nach der Herstellung von 
Xiese bei Mommsen N. Arch. VLT.I 349, 6i 
sagt: tiow'ifdyoi b' i/aar ovtih (oi Fsgaaroi) ouiit- 
rrttoi rrjt i'Ovsi hj' or xarEiXryajo KsXzixov jayua. 
Dass Germanien und vornehmlich das Land 
der Bataver die Heimat der C. war, bestatigen 
die Inschriften. von denen fiinf bis sechs einen 
Bataus (CIL VI 8802—8804. 8806. 8807. wahr- 
scheinlich auch in 4341 herzustellen : vgl. den 

60 Erben 8802 Batacus), andere einen Frisius (4342) 
oder Frisiao (4343), einen Ubhis (8809; viel- 
leicht auch 8805), einen Germanfus) Peucenuus 
(4344), einen Gennanus nations Vein. (4339) oder 
Yeius (4337), einen Baetesius (8808; sonst Bae- 
tasius), vielleicht auch einen Sufebus] (8810) 
nennen. Sowcit bekannt. wohnten diese Volker- 
schaften im romischen Germanien, dass aber 
auch das freie Germanien jenseits der rtimischen 






Grenze zu der kaiserlichen Leibwache beisteuerte, 
lehrt Suet. Calig. 43. 

Wie die Inschriften beweisen und ihre Einzel- 
namen, die meist lateinisch (Bassus, Censor, Fuscus, 
Hilarus, Nobilis, Severus, Valens u. s. w.), sel- 
tener griechisch (Alcimachus, Linus, Phoebus u 
a.), vereinzelt barbarisch sind, bestatigen, waren 
diese Leibwachter fiberwiegend S c 1 a v e n des 
kaiserlichen Hauses ; nur CIL VI 4305. 8803 und 
8811 hezeugen Freigelasseue des Kaisers, und zwar 
des Claudius, und CIL XI 3526 nennt allein 
Namen eines C, welche don Namen von Biirger- 
soldaten eutsprechen : G. iMcilius Vfajlens. Wenn 
aber auch rechtlich unfrci, galten diese Ger- 
manen doch thatsachlich als eine Soldatentruppe, 
und daher ist auch der Leibwachter Nobilis, em 
geborener Bataver, freilich missbrauchlich , in 
seiner Grabschrift CIL VI 8806 miles genannt 
(vgl. VI 8808 und die Bezeichnung axQaximrat bei 
Joseph, ant. Iud. XIX 139). 

Vorbildlich war fur die C. die im Zeitalter 
der Biirgerkriege seit Sulla aufgekommene Sitte 
der Heer- und Parteifuhrer, sich neben der offi- 
ciellen cohors praetoria noch eine zuverliissigere 
personliche Leibwache von Sclaven und Auslandern 
zu halten (Jullian Bull, epigr. Ill 61—62). Als 
ihre unmittelbaren Voriaufer aber sind die Ger- 
mani zu betrachten. welche Augustus bis zur Nie- 
derlage des Varus als Leibwachter um sich gehabt, 
damals aber entliess (Suet. Aug. 49 dimissa 
Calagurritaiwrum manu, quam usque ad de- 
victum Anionium, item- G ermanorum , quam. 
usque ad el a dem Varianam inter armi- 
(feros circa sc habueraf ; vgl. Cass. Dio LVI 
23, 4 der diese Leibwache Kelroi nennt. aber 
von den (ialliern. raiarai. als verschieden t.rcnnt). 
Mag nun Augustus im J. 9 n. Chr. alle jene Ger- 
mani oder nur die Landsleute der Angreifer des 
Varus entlassen haben. jedenfalls bestand zur Zeit 
des Regierungsantrittes des Tiberius 14 n. Chr. 
diese kaiseiiiche Ijeibwache von Germanen. denn 
als Tiberius damals seinen Solm Drusus zur Unter- 
driickung des Militaraufstandes in Pannonien ent- 
sandte. verstarkte er die diesem mitgegebenen 
zwei Priitorianercohorten auch durcli die genna- 
nische Leibwache (Tac. ann. I 24). Fur Tiberius 
ist diese Leibwache ausserdem bezeugt durch CIL 
VI 4339 und 4341, wo beidemal der C. gleich 
anderen AngehOrigen des kaiserlichen Gesindes 
als Gcrmanicianus bezeichnct ist. Demnach 
batten diese beiden Sclaven friiher zur Leibwacln' 
des Germanicus gehOrt, in dessen Besitz sie ge- 
legentlich seiner Kriege am Rhein gelangt sein 
werden . und nach seinem Tode (t 19 n. Chr.) 
kamen sie alsErbschaft in den Besitz seines Adop- 
tivvaters Tiberius (Mommsen zu CIL VI p. 899, 
4. Jullian Bull, epigr. Ill 66. 6). Andere Ger- 
maniciani fielen aus der Erbschaft des Uermanieus 
seinen Siihnen, den Prinzen Nero und Drusus zu 
(CIL VI 4344. 4337); fur ersteren sind die C. 
ausserdem bezeugt durch CIL VI 4342 und 4343. 
wahrend Sinnio c. Drusianus CIL VI 4437 aus 
der Erbschaft eines anderen Drusus. vielleicht des 
Alteren. stammte. Auch fur den Bruder des Cier- 
manicus, den spateren Kaiser Claudius liegen In- 
schriften von C. aus der Regierungszeit des Ti- 
berius vor. CIL VI 4338. 4340. 4345; vgl. 4334. 
4716 (?). Und fur den dritten Sohn des Germa- 



nicus C. Caesar (Caligula) als Kaiser bezeugt die 
germanischen Leibwachter Suet. Calig. 43. 45. 55. 
58. Die letztgenannte Stelle erw&hnt die Rache, 
welche die C. an den Mordern des Caligula nahmen, 
woruber uns ein ausfiihrlicher Bericht bei Joseph, 
ant. Iud. XIX 114ff. erhalten ist, Dass Clau- 
dius auch nach seiner Thronbesteigung C. hatte, 
lehren CIL VI 8804. 8807. 8809— 8811; vgl. 4305. 
Fur Kaiser Nero liegen inschriftliche und Schrift- 

10 stellerzengnisse vor, CIL VI 8802. 8803. 8806. 
8808 und fur das J. 55 n. Chr. Tac. ann. XIII 18 
iexcubias militares, quae ut coniugi imperatoris 
olim, turn, ut niatri servabantur, et Germanos 
nuper eundem {in) honorem custodes ad- 
ditos degredi iubet) mit Suet. Nero 34 (matrem 
. . . mox et honore ornni et potestate privavit ab- 
duct aque militum et Q ermanorum statione 
contubernio quoque ac Palatio expulit), sowie fur 
das J. 65 n. Chr. Tac. ann. XV 58 (VerschwOrung 

20 des Piso : peddles equitesque permixti Qermanis, 
quibus fidebat princeps quasi externis). Dann 
aber hat Galba im J. 68 n. Chr. die C. nach 
Suet. Galb. 12 aufgelOst: Germanorum cohortem 
a Gaesaribus olim ad custodiam corporis in- 
stitufaiu, multisque experimentis fidelissimam 
dissohit aesine eommodo ullo remisit in patriam, 
quasi On. Dolabellae, iuxta cuius hortos tendebat, 
proniorem. An ihre Stelle trefen spatestens unter 
Traian, wahrscheinlich aber friiher, die equites 

30 singulares oder imperatoris Augusti (s. d.), welche 
aber im Gegeusatz zu jenen Sclaven eine wirklich 
inilitarische Truppe darstellen. 

Der Dicnst der C. ergiebt sich schon aus 
ihrem Namen: sie batten iiber Leib und Leben 
des Kaisers oder Prinzen, ihres jeweiligen Herrn, 
zu wachen und daher n. a. diesen ins Feld zu 
begleiten (Suet, Calig. 45) und im Kaiscrpalast 
zu Rom (wo sie iibrigens — wenigstens zur Zeit 
ihrcr Auflosung — eine eigene Kaserne batten, 

40 Suet. Galb. 12) oder dem sonsiigen Aufenthaltsort 
ihres kaiserlichen Herrn neben dor Praetorianer- 
garde, jedoch in uuniiltelbarer Nahe, Wachposten 
zu stellen. Ausnahmsweise hatte Nero seiner 
Mutter Agrippina ausser den ihr, wie friiher als 
Kaiserin, sojetzt als Kaiscrin-Mutter zustehenden 
militarischen Wachposten, audi germatvische Leib- 
wiichter — doch nur fur kurze Zeit — zugewiesen 
(s. o.). Ausser diesem AVachdienst bestimmte das 
kaiserliche Vertrauen die C. auch zu anderen Auf- 

50 gaben (Tac. ami. I 24. XV 58), denn sie waren 
zuverliissig und ihrem Herrn blind ergeben (Suet. 
Galb. 12; vgl. Joseph. XIX 121. Tac. ann. XV 
58). jedenfalls zuverlassiger als die Praetorianer. 
Die Bezeichnungen cohors (Galb. 12) und Hu- 
merus (Calig. 43) hat Sueton von den eigent- 
lichen Truppen auf diese Leibwache ubertragen : 
sie bedeuten nichts mehr und nichts weniger al^ 
/nanus Germanorum bei demselben Suet. Aug. 
49. Dagegen beziehr sich die Bezeichnung col- 

60 legium Germanorum (stets in der Verbindung 
/teres ex collegio Germanorum CIL VI 8802 — 
8805. 8807—8809) nicht auf ihr dienstlicb.es Ver- 
haltnis als Leibwache, sondern auf eine — natQr- 
lich mit Genehmigung ihres Herrn — privatim 
und zwar hauptsachlich zu Begriibniszwecken von 
ihnen gebildete Genossenschaft, wie sie auch fur 
andere Gruppen des kaiserlichen Gesindes bezeugt 
sind: s. Jullian Bull, epigr. Til 68f. Die Ge- 



19 OP) 



Gustos 



Cutiim 



1904 



sclial'te dieser Genossenschaft besorgte ein curator 
(OIL VI 4305 curator Germmwrum: vgl. Jullian 
a. a. 0. 70). 

Der Titel des Befehlsbabers der C. im Jan. 41 
n. Chr., Sajiivog, den Joseph, ant. Iud. XIX 122 
yjXiaoz&v (tribunus) nennt, ist nicht wertlich zu 
riehmen; dieser Sabinus war nach Josephus ein 
Gladiator und ist also ein Beleg fur die Nachricht 
des Sueton Caligula 55 : Threces quosdam Ger- 
manis corporis custodibus praeposuit. Die In- 
schriften bezeugeii die Einteilung der C. in de- 
cnriae und deren Vorgesetzte, die decuriones (CIL 
VI 8802—8809. 4345. 8811). Diese Einteilung 
gait sicherlich nicht bios fur die Truppe, sondern 
auch fiir das Collegium, vvie ja auch fur andere 
Genossenschaften diese Einteilung mit decuriones 
gewOhnlich war (Jullian a. a. O. 69, 7). 

Die decurimies (s. d.) warden zu einer Beiter- 
truppe passen, und es sind auch, insbesondere mit 
Berufung auf Cass. Dio LV 24, die C. als be- 
ritten bezeichnet worden; allein Dio meint hier 
die Equites singulares seiner Zeit, und andere 
sichere Anhaltspunkte fiir jene Auffassung haben 
wiv nicht, Im Gegenteil sprechen die Zeugnisse 
eher fiir eine Fusstruppe. Doch ist es nicht aus- 
geschlossen, dass dieser Truppe, ebenso wie den 
cohortes praetoriae und den anderen coliortes equi- 
tatae, Reiter beigegeben waren und dass auch der 
Felix Ti. Claudi Germanici eques (CIL VI 4334) 
zu diesem Mischkorps der C. gehOrte. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass die uns 
bekannten Inschriften der C. teilweise gcfunden 
sind in dern Massengrab der Freigelassenen und 
Sclaven der Kinder des alteren Drusus, des Gcr- 
manicus und Claudius (CIL VI 4337—4345 und 
Mommsen ebd. p. 899), zwei auch in dem Grab- 
mal der fumilia der Marcella (CIL VI 4437. 4716 
und Mommsen p. 909f.). Diese und die sonstigen 
Grabschriften nennen zwei Verheiratete , wovon 
einer deeurio (8811). der andere Gemeiner (8812) 
war; das Lebensalter (20 — 40 Jahre), welches 
die Verstorbenen erreicht haben , ist auffallend 
gering (4337. 4340ff. 8802ff.); zweimal sind nach 
Soldatenweise auch die Dienstjahre angegeben, 
wonach die Dienstzeit mit 17 — 18 Jahren begonnen 
hatte (8806. 8808). 

Litteratur. Henzen Ann. d. Inst. 1850. 13 

— 18; Bull. d. Inst. 1856, 104—107. Nipperdey 
zu Tac. ami. XV 58. CIL VI 2 (1882) p. 1170 

— 1171. C. Jullian Bull, epigr. de la Gaule III 
1883. 61 — 71 und im Diet, des antiq. II 2 (1896) 
1549 u. d. W. Germani. Th. Mommsen im 
Neuen Archiv der Gesellsch. f. altere deutsche 
Geschiehtskunde VIII 1883, 349-351; St.-R. 113 
2 (1887) 808f. Marquardt-v. Domaszewski 
St.-V. 112 (1884) 487—488. 

3) Gustos urbis, griech. ipv/.at; zi); ao/.etos, 
wird — abgesehen Ton der Anwendung auf An- 
tonius (Cic. Phil. Ill 27) und Maecenas (Momm- 
sen St.-R. 113 729, 2) — ofters statt der amt- 
lichen Bezeichnung praefectus urbi gebraucht, 
doch fur deu republicanischen Stadtpraefecten nur 
bei Lydus mag. I 38 (Mommsen St.-R. I 3 663, 
1), haufiger fur den kaiserlichen, wie L. Piso bei 
Seneca epist. 83, 14 {urbis custos, nachher tutela 
urbis, dagegen § 15 urbis praefeetum); vgl. Veil. 
II 98, 1 : seeuritatis urbanae custodem) und Ru- 
tilius Gallicus bei Iuv. 13, 157, vgl. Stat. silv. I 4, 



16. Mommsen SL-R. 113 1059, 1. S. Prae- 
fectus urbi. [Keune.] 

4) Gustos aedis kommt zuweilen in der Be- 
deutung von aedituus (Bd. I S. 465f.) vor, nament- 
lich bei den Tempelhiitern militarischer Corpora, 
CIL III 1 158 aedis custos cftviumj R(omanorum) 
legionis XIII (gleichbedeutend CIL III 5822 
aedituus alae 11 Flaviae singularium) und IX 
1609 [f actus custos imp.] Antonino aedis sa- 

10 [cr(ae)]; unsicher ist Mommsens Erganzung der 
stadtromischen Inschrift VI 435 Iovi Statori suo 
ordo lictorum III decuriarum cos. Aur(elius) 
Gae[t]ulicus eusftos) a(edis) s(acrae) basem d. d. 

[Wissowa.] 

Custrensis s. Chusirensium civitas. 

('usiietani ? untergegangene Volkcrschaft in 

Latium, Plin. Ill 69; nach Seecks Vermutung 

(Rh. Mus. XXXVII 16), gcgen die Mommsen 

Herm. XVII 54 Bedenken aussert, identisch mit 

20 den Carventani, s. o. Bd. Ill S. 1628. [Hiilsen.] 

Cusuni, Station der Donauuferstrasse in Pan- 
nonia inferior zwischen Acumincum (Stari Slan- 
kamen) und Malata-Bononia (Banostor. Itin. Ant. 
242, 4 Cusi. Tab. Peut. Ousum. Geogr. Rav. 
219, 15 Usum. Meilensteine [gefunden in Peter- 
wardein] CIL III 3700—3702 a Malata Ousum 
m. p. XVI) und Castell (Not. dign. occ. XXXII 
15 = 34 equites Dalmatae, Cusi). Jetzt Peter- 
wardejn {IIstqixov Cinnamus V6p. 217. Momm- 

30 sen CIL III p. 421; vgl. p. 1674f. Kiepert 
CIL III tab. IV und Formae orbis antiqui XVII), 
wo auch der Mithrasstein CIL III 3260 = F. 
Cumont Textes et monuments figure's relatifs 
aux mysteres de Mithra I nr. 320 gefunden wurde. 
K. Miillenhoff Deutsche Altertumskunde II 326. 
337. A. Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. ,1. 
Brunsmid und I. W. Kubitschek Arch.-epigr. 
Mitt. IV 109. [Patsch.] 

Cusuneneoecus, topische Gottheit auf der 

40 spanischen Inschrift CIL II 2375 = 5552 : deo 
domeno Gusuneneoeco ex voto Severns posuit. 
Der Artikel Domcaousuemecus in Roschers Lex. 
I 1196 ist zu streichen. [Ihm.] 

Cusus, Nebenfiuss des Danuvius an der Nord- 
seite, Grenze des im J. 19 errichteten Reiches 
des Quaden Vannius, woselbst die Geleitscharen 
des Maroboduus und Catualda Aufnahme fanden; 
Tac. ann. II 63 inter Marum et Ousum. Momm- 
sen R. G. V 196 Anm. sucht den C. in dem heu- 

50 tigen Gusen gegeniiber Linz, ohne den Schein der 
Wahrscheinlichkeit, da der Fluss offenbar die Ost- 
grenze von der March aus gebildet hat. Zeus s 
(Die Deutschen 16) hatte darum an die Waag 
gedacht; Miillenhoff (D. A. II 326f.) findet den- 
selben im heutigen Eipel, ostlich vom Gran, da 
die Waag damals Duria geheissen habe, der Gran 
aber Granua. Kossinna (Anzeiger f. d. A. XVI 
55) entscheidet sich fiir die Waag und halt Du- 
ria fiir den Eipel. R. Much halt den Namen 

60 Waag (*udgi ,beweglich, bewegt') fur entschieden 
germanisch, in die Zeit des Vannius reiehend. 
Kann aber nicht C. die pannonische und altere 
Benennung der Waag gewesen sein, mag nun 
Duria welchen Fluss immer bezeichnet haben? 
vgl. Art. Cusum. [Tomaschek.] 

Cntiliae s. Aqua, Aquae Nr. 38. o. Bd. II 
S. 299f. 

Cntina, Stadt im Vestinerlande. nach Li v. 






i9or> 



Cutius 



Gvnetes 



1906 



I 



wahrsdieinlioh cJnen ricus Cyclopis auf der Grcnze 
der ersten und zweiten Region, und das antrum 
oder atrium O. ist zwischen Villa Mattei und 
der Via Appia zu suchen. Vgl. Jordan Topogr. 
II 589. Gilbert Topogr. Ill 347. [Hiilsen.] 
Cydainus s. Kidame. 

Cydara amnis, ein aus dem Innern zur Nord- 

westkiiste abfliessender Fluss der Insel Taprobane, 

in Hispalis (eolonia Mia Romula) setzten (CIL Plin. VI 86; der heutige Arevi-ar. im Oberlauf 

II 1172. 1 173). Die Familie dieser Cutii stammte 10 Malavatti-oya genannt, der^ siidhch yon Mantotte 



VIII 29, 13 im .1.325 vom Consul Innius Brutus 
vingenomiiK-n; ungewisscr Lage. [Hiilsen. | 

Cut! us. 1) D. Outius Balbinus M. Cornelius 
Potitus L. Attius Iunianus Romulus (so lautet 
sein Name CIL II 1172, nur Cutius Bomulus 
II 1173), Sohn des (Cutius) Balbinus und der 
Prisca, Illlrir mar(um) curandarfumj, wird in 
zwei Inschriften genannt , die ihm seine Eltern 



1173). 
aus der Baetica; ihren Stamnibaivm s. zu Nr. 5. 
C. diirfte der Zeit Traians oder Hadrians ange- 
horen (vgl. Nr. 3 und Hiibners Bemerkung zu 
CIL II 1172). 

2) Cutius Lupus unterdriickte im J. 24 n. Chr. 
als Quaestor von Siiditalien [cui provincia- vetere 
ex more Cales [Hs. calles] evenerat, vgl. Momm- 
sen St.-R. II :j 571, 2) einen Sclavenaufstand, der 
in der Gegend von Brundisium ausgebrochen war, 
Tac. ann. IV 27. 

3) M. Cutius M. f. Gal(eria) Prisms Messius 
Rusticus Aemilius Papus Arrius Proculus Iulius 
Oehus (CIL II 1371 Lvom J. 128 n. Chr.]. 1282 
[J. 147]. 1283) s. Messius. 

4) M. Messius M. f. GalferiaJ Rusticus Aemi- 
lius Afer Cutius Romulus Priscianus Arrius 
Proculus (CIL XIV 3516; vielleicht derselbe ist 
der in einer nicht erhaltenen Inschrift aus Hispalis 
genannte M. Messius M. f. Gal. Rusticus Aemilius 



(s. Monduttu) bei der Rhede Arippu in den 
seichten Perlenfischereigolf Manaar miindet. In 
den singalesischen Annalen wird ein Fluss Maha- 
kundara erwahnt, worin kundara ,eine Art Gras' 
bedeuten soil. Besser passt der Hinweis auf das 
an der Kiiste siidlicher folgende Vorgebirge Ku- 
dara-male d. i. .Rossberg', llippuros des Plinius 
§ 84, womit eben die Rhede von Arippu bezeichnet 
wird. [Tomaschek.] 

20 Cylissos (Culisson), Schreibfehler (?) bei Plin. 
n. h. VI 59 uiid hienach auch bei Solin. 11, 4 
fur Tylissos (Stadt auf Kreta) , s. d. und Bur- 
si an Geogr. II 557, 2; doch schreibt man an 
iTstcrer Stelle nach guten Hss. jetzt Gytisos. 

[Oberhummer. ] 

Cylypenus sinus, ein Busen der Ostsee gegen 

die Vistla hin, mit der vorgelagerten Insel Latris; 

westwarts gegen die kimbrische Halbinsel liegt 

der sinus Lagnus , Plin. IV 97. Vielleicht bc- 



VerusP) AeliusCi) Romulus Priscianus Titus (?) 30 zeichnet C. das Stettiner Haff, und Latrii > (germ. 
Proculus CIL II 1175) s. Messius *'■""■ ' ' "**~ i>-^i~*»« TTo^ m .w ft H,n. 



5) Cutia Prisca, setzte mit ihrem Gemahl, 
Aemilius Papus, dem Sohne (Nr. 4) die Grab- 
schrift (CIL XIV 3516 Latium). Zur Erlaute- 
rung ihrer Familienbezichungen dicne folgender 
mutmasslicher Stammbaum: 

(D. Cutius) Balbinus 
cv Prisca 



1. D. Cutius Balbinus 
M. Cornelius Potitus 
L Attius Iunianus Ro- 
mulus 



5. Cutia Prisca 

c^> (M. Messius Rusticus) 

Aemilius Papus 



*lahtri- Xagerstatte, Rastplatz') Uscdom-Wollin; 
von da fuhr man ,Sack- auf' ; vgl. altn. ki/ll, ags. 
ei/ll, ahd. kiula .Sack' (= geschlossene Meerbucht) 
und alts, tip, got. iup. Oder man liest und teilt 
Ci/li-phmius, worin got. fanja- altn. fen. prass. 
pania ,Sumpf enthalten. [Tomaschek.] 

Cymiza, Castell im sudlichen Teil von Ar- 
menia auf dem Wege von Van nach Tigranoccrta, 
XXII m. p. hinter Dizana, XX vor Zanzerio; Tab. 
40 Peut. ; Dimixa, Geogr. Rav. p. 65, 11. Im kur- 
dischen Geschichtswerk Seref-name (p. Charmoy 
I 2 p. 142) und im Gihan-numa p. 440 wird eine 
Feste Qumiz, auch Giwer genannt, welche zuni Ge- 
biet von Tanza gehort, erwahnt ; Tanza liegt sud- 
lich von Cheizan, Se'irt und Ma'aden, auf der Ost- 
seite der vereinigten Tigrisquellen. [Tomaschek.] 
CjiiamoUi s. Kynamolgoi. 
Cynapes, pontischerKustenfluss, Ovid.exPonto 
IV 10, 47f.; wohl ein schleichend.s und faules 
Cuzabetenses (so die Inschrift zweimal, Gu- 50 Rinnsal der skythischen Steppenregion ; Wz. qun- 
x.ab- die Gesta coll.), Einwohner einer Stadt in ,stinken'(lat.cM«t>e,skr.fcM«^a,Aas-,neupers :kun 
Africa, deren donatistischer Bischof beim Reli- = pndex) und arischnp passer', [lomaschek. 
-ionsgesprach in Karthago im J. 411 anwesend Cynetes (Kvv^e S ), \olk im Sudwesten Ibe- 

war (Geste collat. Carth. c. 198, bei Migne XI riens, um das heutige Vorgebirge jCap) St. Vin- 



t. M. Messius Rusticus 
Aemilius Afer Cutius Ro- 
mulus Priscianus Arrius 
Proculus 

Cuttiae {Outuie) 



3. M. Cutius Priscus 
Messius RusticusAemi- 
lius Papus Arrius Pro- 
culus Iulius Celsus 
[Groag.] 
Cottiae. 



cent. In den viel besprochenen Worten des He- 
rodot iiber den Nil, worin er dem Hekataios folgt 
und ihn bekampft, dass der Istros dq^auevos ex 
KfIiojv y.a'i liver)''*!? *6'-t°s entspringe, die Kelten 

_ _ alier sSw xmv 'HoayJJmr oztj?Ja»' wolmten, was 

onerariam navem m'aximam 19. 60 vielmehr von der Insel Erytheia gilt (IV 8), 6uov- 

qsovoi de Kvvrjoioiot, ot eayazoi xgo; dvouecor 
oiy.eovai xebr sv Evownrj y.aroizrjuhmv (II 33), ist 
der Ausdruck ,ausserhalb der Saulen' nur eine 
allgemcrne Bezeichnung fiir den aussersten Westen, 
wie die fast wortliche Wiederholung derselben 
Nachricht mit den Worten doSd/icevo; ly. KeXxtor, 
o'i eoyaroi Jipo; filiov dvoftecov fierd Kvrrjxai oi- 
yjouai xmv er xf, Evowxr) (IV 49) zeigt. Heka- 



1337). Lag nach einer von Gsell (Melanges 
d'archeologie publics par l'ecole fr. de Rome XIV 
1894, 24) entdeckten Inschrift in der Gegend 
nOrdlich von Thamugas. [Dessau.] 

Cybaea, ein grosses Handelsschiff nach Cic. 
Verr. IV 17 (= onerariam navem maximam 19. 
150). V 44. [Assmann.] 

Cyclopia antrum (so die Notitia, atrium die 
Hss. des Curiosum, s. Jordan Topogr. II 543), 
Ortlichkeit in Rom in der zweiten Region (Caele- 
montium), nach der Abfolge der Nam en an der 
Sudseite des Caelius. wozu stimmt , dass in der 
Inschrift CIL VI 2226 ein magister vici ab Cu- 
clopis regione prima vorkoimut. Es gab also 



1007 



taios hatte. wohl in Massalia von den Kynesiern 
— das ist die graecisierte Form — oder Kynetcn 
gehort als dcm noch weiter westlich als die Kclten 
wohnenden Volk im aussersten Westen, aber von 
einer Einwanderung der Kelten aus dem eigent- 
lichen Keltenland bis dahin bezeugt weder er 
noch Herodot etwas. Aut' derselben Anschau- 
ung beruhen die vielleiclit nooli alteren Angaben 
des alten Periplus, wonach das Gestade Iberiens 
nocb diesseits der Pyrenaeen iiberhaupt als kyne- 10 
tisches bezeicbnet wird (Avien. ora marit. 565 
post Pyrenaeum iugum iacent hareiiae litoris Cy- 
iietici easque late sulcat amnis Roscyn-wi, wofern 
hier nicht eine eini'ache Namensverwechslung vor- 
liegt). In ausfilhrlicher Darlegung aber erscheint 
darin das Volk der Kyneten als siidwestlich den 
Cempsi (s. d.) benachbart (200 inde Cempsis 
adiacent populi Cynstum'), im Besitz der ganzen 
siidwestlichen Ecke Iberiens , und zwar sich Ost- 
lich erstreckend bis zur Anasmiindung (205 Ana 20 
amnis illic per Ognetas effluit) und den Tar- 
tessiern (223 genii et Cynefum, hie terminus). 
Das Oynstieum, lugum, (v. 201), die Siidwest- 
spitze von Europa (208 alte tumescens ditis Eu- 
ropae extimum), die cau/es Sacra (v. 215), wird 
dann genau beschrieben niit den davorliegenden 
beiden Inseln Agonis (s. d.) und einer namen- 
losen, und den Felsen mit ihren Ziegenherden, 
deren langhaarige Felle den Bewohnern als Decken 
zur Lagerstatte und als Segel fur ihre Schiffe 30 
dienen (v. 212—223). Dass diese Schilderung 
auf Autopsie beruht, beweist ihre voTlige t T ber- 
einstimmung mit der Wirklichkeit, wie neuerlich 
angestellte Untersuehungen der Ortlichkeit er- 
weisen (vgl. Hiibner Die Nordwest- und die Siid- 
westspitze Europas in der Festschrift fur Kiepert 
1898). Der urn das J. 440 v. Chr. schreibende 
Herodoros von Herakleia hat sodann in der aus- 
fiihrlichen Geschichte seiner Vaterstadt wohl bei 
Gelegenheit der Geryoneussage seine Leser fiber 40 
das 'Ijinyiy.br yevos aufgeklart in einer bei Steph. 
Bvz. s. 7/V'«< (V- 323, 10; vgl. 393, 12. 2u9, 
14. FHG II 27) erhaltenen Stelle. wonach die 
an der Kttste wohnenden Iberer, an denen man 
vorbeifahrt. wie er sagt, e i n Volk sind, aber nach 
Stammen verschieden benannt ; zuerst im ausser- 
sten Westen wohnen die Kyneten, von ihnen niird- 
lich die Gleten (s. d.), u. s. w. Hieran schliesst 
sich die auf unbekannten dichterischen Quellen. 
aus denen wohl Timaios schopfte , beruhende Er- 50 
zahlung bei Iustin, wonach die Cunctes (Curetes 
die Hss.) die saltus Turtessiorum bewohnten, 
in quibu-s Titanas helium adrrrsus duos gessisse 
proditur; worauf dann die Fabel von ihrem ur- 
alten Konig Gargoris und seinem Enkcl Habis 
erzahlt wird, der, wiederholt ausgosetzt. endlich 
anerkannt wird, zur Herrschaft gelangt, zuerst 
Rinder in den Pflug spannt und Getreide saen 
lehrt und seinen Xachfolgern das Reich fur ,viele 
Jahrhunderte' hinterlasst ; eine Erzahlung, deren 60 
Glaubwtirdigkeit mit den ahnlichen von der Kind- 
heit des Kyros und Romulus erhartet wird (XLIV 
4, 1 — 14). Hier erscheint auch schon, aber aus 
ganz anderer Quelle, in der Beschreibung Hi- 
spaniens die Zusammenstellung der Kyneten mit 
dem lateinischen cuneus (XLIV 1, 9 forma terrae 
prope quadrata , nisi quod artantibus freti li- 
toribus in cuncum coif). Dann begegnet der 



Cynos 



1908 



Name des Volkes erst wieder in Polybios Bericht 
fiber den licginn von des P. Scipio Africanus Feld- 
ziigen in Hispauien, wonach Scipio erfahrt, dass 
eines der drei karthagischen Heere, und zwar das 
des Mago, sich aufhalte h'rog 'Hoaxleioiv ain/.wr 
h zoig Korioig noooayoQuvoufaoig (X 7, 5) : denn 
trotz der veranderten Namensform und der An- 
gabe, dass sie noch innerhalb, nicht ausserhalb 
der Saulen wohnten , ist doch unzweifelhaft das- 
se.lbe Volk gemeint. Etwa fiinfzig Jahre nach- 
dem Polybios mit dein jiingeren Scipio in Hi- 
spanien gewesen war, um das J. 100 v. Chr., 
besuchte Artemidor von Ephesos das Land und 
gelangte, wie er ausdriicklich angab, bis zum west- 
lichen Vorgebirge (Strab. Ill 138, frg. 12 Stiehle). 
Er stellte gegen die wohl auf Timaios zuriick- 
gehende Angabe des Ephoros fest, dass keiu Heilig- 
tum des Herakles sich darauf beflnde; es heisse 
nur das Heilige, wie viele Pliitze an den Saulen, 
weil es dem Herakles von den Phoinikern geweilit 
sei. Dagegen lagen an vielen Stellen drei bis 
vier Steine aufeinander, die von den Besuchem 
nach alter Sitte gewendet und zum Schein weg- 
gebracht wiirden (so die nicht recht verstandliche 
Stelle bei Strab. Ill 137, frg. 13 Stiehle). Zu 
opfern und Nachts hinaufzusteigen, wo die Gotter 
dort weilten, sei nicht Brauch; daher die Be- 
sucher in einem Dorf in der Nahe zu iibernachten 
und zu der Besteigung am Tage wegen des Wasser- 
mangels sich Trinkwasser mitzunehmen pfiegten. 
Er verglich die Gestalt des Vorgebirges niit der 
eines Schiifes, die drei — nicht zwei — kleinen 
Inseln davor mit dem Schnabel und den Ohren- 
balken dieses Schiffes (Strab. a. a. O., frg. 13 
Stiehle). Was er dabei fiber den Sonnenunter- 
gang im aussersten Westen bemerkte, widerlegte 
sein Naehfolger Poseidonios (Strab. Ill 138), auf 
den wohl auch die Bemerkung zuriickzufuhren ist, 
dass das Land um das Westkap auf lateinisch 
daunts heisse (Strab. Ill 137 t?jv x(jaor,yi] iovtio 
yijooav TtJ lari'vy ff-oivfj xalovoi Kovveov, otfijru 
on/iaireir fiovioim'oi). Darauf geht die oben an- 
gefuhrte Angabe bei Iustin zurfick. Im Zusammen- 
liang damit steht wohl die Erzahlung des Posei- 
donios vom Feldzug des L. Mummius im J. 601 
— 153 v. Chr. (bei Appian. Hisp. 57), wo die 
Lusitaner in das Gebiet der den IiOmern unter- 
worfenen Kuneer (Kovreot) einfallen und ihre Stadt 
Conistorgis (s. d.) erobern. Hieraus erklaren sich 
die durch Varros Vermittlung aus Poseidonios 
stammenden Angaben derKfistenbeschreibung fiber 
die ,drei' Vorgebirge bei Mela (III 7 Anae pro- 
ximum. quia lata sale procurrens paulatim se 
ac sua latum- fastigat. Cuneus ager dicitur, se- 
quent Sacrum rocant. Magnum quod ultcrius 
est) und Plinius (IV 116 in umgekehrter Folge 
promuntvriinn Sacrum et alterum Cuneus ; das 
Magnum hat er vorher 115 genannt, wo die Hss. 
sacrum haben). Der Name Cuneus, durch volks- 
etymologische Anpassung vielleicht erst scit De- 
eimus Brutus von den Roraern gegeben, steht 
hier noch im Sinne des promunturium Cyneticum. 
Spater kommt auch dieser Name ausser Gebrauch ; 
es heisst nur .das Heilige' (Strab. Ill 137. Ptolem. 
II 5, 2). [Hiibner.] 

Cynos, Fluss in Ostarabien (Plin. VI 148), 
wohl mit Canis flu men (Plin. VI 149) identisch. 

[D. II. Miiller."! 



1909 



Cyprcsse 



Cypresse 



1910 



Cypresse. Die C, Cupressus seiupervireus 
L., wird heute in zwei Varietaten, der C. pyra- 
midalis Targ. Tozz. und der seltoneren (.'. hori- 
zontalis Mill., durch das ganze Mittelmeergebiet 
cultiviert ; sie ist auf den Gebirgen des niird- 
lichen Persiens und Ciliciens wildwachsend gefun- 
den worden, namentlich aber im Libanon, auf den 
Bergen von Cypern, Rhodos und Melos, sowie auch 
auf Kreta, wo sie zwischen 600 und 1400 m. eine 
eharakteristische Region bildet (A. Engler bei 
V. Helm Kulturpri> 282). Fur autochthon auf 
Cypern halt Ohnefalsch-Richter (Kypros, die 
fiibel und Homer 1893, 461) die C. ho'rizontalis. 
Das Wort xvxaQiaoos wird vom hebr. goprit — 
Schwefel hergeleitet (O. S c h r a d e r bei He h n 
a. a. O. H. Lewy Die semit. Fremdw. im Griech. 
1895, 33), wahrend das letztere vielleicht wieder 
mit dem baktr. vohuJrereti = Kienholz, dann — 
Schwefel zu vergleichon ist (H. Lewy a. a. O.). 
Wenig wahrscheinlieh ist, dass die Insel Cypern 
von der C. ihren Namen hat (0. Schrader a. 
a. 0.). Den Griechen war die C-, wie wir sehen 
werden, zur Zeit Homers schon durchaus bekannt. 
Vielleicht benutzten auch die Romer wenigstens 
das importierte Holz schon sehr fruh. Nur aus- 
nahmsweise gcbrauchten sie die griechische Form 
cyparissus (Verg. Aen. Ill 680; vgl. Isiil. orig. 
XVII 7, 34); spatlateiiiisch findet sich mitunter 
dem ital. cipresso entsprechend eypressus (s. K. 
E. Georges Lexikon der lat. Wortformen 1890). 
Vielmehr wurde das griechische Wort von den 
Romern durch Volksetymologie mit Anklang an 
cuprum zu cuprcssus (0. Keller Lat. Volks- 
etymol. 1891, 59). Als Masculinum gebrauchte 
es Ennius in seinen Annalen (bei Gell. XIII 21 
[20], 13 = Non. 195, 23 und bei Philarg. zu Verg. 
Ge. II 444) ; offers finden sich die Casus obliijui 
der 4. Declination (Georges ebd.i. 

I. Botanisches. I>ie Wurzeln halten sich 
an der Oberflache (Theophr. h. pi. I 6, 4. Plin. 
XVI 128) und treiben nie (Theophr. ebd. I 6, 5 1 
oder selten Ausschlag (ebd. II 2, 2), wie es auf 
Kreta die dgrnm genannten 0. thun (Theophr. c. 
pi. I 2, 2). Daher sagt auch Servius (Ge. I 20; 
Aen. Ill 64. 681. IV 507). dass die 0. umgehauen 
nicht wieder wachse. Der Stamm ist gerade und 
schlank (Theophr. h. pi. I 5. 1. 9, 1: o. pi. II 
11. 9. Ill 7, 4. Ennius a. a. 0. Catull. 64, 291. 
Plin. XVI 125. Plut. Phoc. 23. Serv. Aen. Ill 
680; vgl. Verg. Eel. 1, 25. Sen. Oed. 545). Die 
Blatter sind tleischig (Theophr. h. pi. I 10, 4. 
Plin. XVI 90l und fallen (im Herbsti nicht ab 
(Theophr. h. pi. I 9, 3. Plin. XVI 79. Plut. sym- 
pos. Ill 2, 1): sie sind denen des Sadebaumes 
iihnlich (Plin. iun. Ill 23. 24), weshalb auch dieser 
Baum einer ausgebreiteten C. ahnelt (Plin. XII 
78) und kretische C. genannt wurde (ebd. XXIV 
102) ; wenig zutreffend wird das Laub mit dem 
der Ceder von Vitruvius (II P, 13) verglichen. 
Der Schatten, welchen dieses gewiihrt. ist wenig 
umfangi-eich (Plin. XVII 89). Die C. bliiht nach 
dem Lorbeerbaum und vor dem Granathaum (Plin. 
XVI 1<H) und reift angeblich ihre Friichte nicht 
nur (wie heute thatsachlich in Italien) im Januar, 
sondern auch im Mai und September (Plin. XVI 
115. Serv. Aen. Ill 64), und zwar in grosser Zahl 
(Plin. XVI 139) ; es finden sich an demselben Baum 
(infolge der 2 jahrigen Frachtreife) grime und reife 



Samen (Cat. agric. 17, 1). Die Friichte sind holzig 
(Theophr. c. pi. 1 17, 6) und werden wegen ihrer Ge- 
stalt (wenig zutreffend) ami genannt (Col. VI 7, 2. 
Serv. Aen. Ill 64. 680. Isid. XVII 7, 34), wes- 
halb auch der Baum couifera genannt wird (Verg. 
Aen. Ill 680; vgl. Serv. u. Isid. a. a, 0.). Von Pli- 
nius werden sie bacac (XVI 112. 115. 139), aber 
auch pilulae (XVH 73. XXIV 15; ebenso von 
Veget. mulom. u. Pelagon.), von Varro (r. r. 1 40, 

10 1) galbuli, von den Griechen, wenn nicht xagxol, 
richtiger oycugia (Theophr. c. pi. I 5, 4. Diosc. 
I 102. Gal. XII 52; spaerulae bei Cass. Fel. 76) 
genannt. Die Samen sind hautig (Theophr. c. pi. 
I 19, 1) oder rindenartig (Varro a. a. 0.), kaum zu 
sehen (Theophr. c. pi. 15, 4. IV 4, 3. Varro a. 
a. 0. Plin. XVII 72), so dass es Sachkenntnis 
erfordert, die Zeit der Reife abzupassen und die 
Samen zu erkennen (Theophr. c. pi. I 5, 4), wes- 
halb die C. auch geradezu fur unfruchtbar gehalten 

20 zu sein scheint (Plut. Phoc. 23) ; sie sind nam- 
lich viel kleiner als Weizen- und GerstenkOrner 
(Plin. ebd.) und denen der Ceder iihnlich (Plin. 
XIII 53); sie springen aus der Frucht heraus, 
wann diese noch am Baume hiingt (Theophr. c. 
pi. I 19, 1). Man unterscheidet eine mannliche 
C, welche astreicher ist (Theophr. h. pi. I 8, 2) 
und ihre Zweige weiter ausbreitet (Plin. XVI 141), 
und eine weibliche, kegelfonnige (ebd. Serv. Aen. Ill 
64j; die mannliche soil fruchtbarer sein (Theophr. 

30 h. ])1. V 4, 1) oder allein fruchtbar (Plin. XVI 
211), die weibliche unfruchtbar (Plin. Serv. aa. 
CO.); doch wird seltsamerweise auch die mann- 
liche als unfruchtbar bezeichnet (Plin. XVII 73. 
Geop. XI 5, 5) ; man sagt, dass oft aus der weib- 
lichen eine mannliche werde (Theophr. h. pi. TI 
2, 6); der weihlichen wilden ist die citrus, Cal- 
litris quadrivalvis Vent., an Blattern, Geruch und 
Stamm iihnlich (Plin. XIII 95). Die C. hat einen 
licblichen (Harz-) Geruch (Horn. Od. V 64. Isid. 

40 XVII 7, 34), einen reinen und einfachen Ge- 
schmack und Geruch (Theophr. c. pi. VI 12, 3), 
einen starken Geruch (Plin. XVI 139. Serv. Aen. 
Ill 64) , bittere Blatter und scharfschmeckende 
Friichte (Plin. ebd.). Wegen ihrer Bitterkeit wird 
die C. nicht von Wiirmern angefressen (Plin. XVI 
221). doch sind die Ameisen hegierig nach den 
Samen (ebd. XVH 73). Der Baum wachst lang- 
sani (Theophr. c. pi. I 8, 4), weshalb seine Er- 
scheinung im Traum zur Langrnut und Bedach- 

fiO tigknit auffordert (Arteinid. onirocr. IV 11). Man 
hehauptet , dass er abstirht . wenn man ilm ent- 
laubt (Theophr. c. pi. V 17, 3) und den Wipfel 
abhaut (Theophr. ebd. Plin. XVII 236); im iibri- 
gen hat er eine zahe Natur (Plin. XVll 74). Im 
Gebiet von Tarrha auf Kreta macht er immer 
neue Triebe . ob man ihn an der Erde . in der 
Mitte oder am Wipfel abhaut (Theophr. h. pi. II 
2, 2 1. Fiir das kretische Gebirge Ida ist die C. 
so eharakteristisch . wie die Ceder fur die cilici- 

60 sehen und svrischen Berge (Theophr. h. pi. Ill 
2, 6; vgl. Xic. ther. 585. Verg. Ge. II 84). Man 
sagt. dass sie auf den Spitzen des Ida und der 
Weissen Berge auf Kreta, die von ewigem Schnee 
bedeckt sind. gedeihe (Theophr. h. pi. IV 1 , 3. 
Plin. XVI 142). Weil sie Kreta besonders eigen- 
liimlich ist (Hermipp. com. bei Athen. I 27 f. 
Theophr. h. pi. Ill 1, 6. Plin. a. a. 0. Plut. sym- 
pos. I 2, 5; vgl. Vitruv. LT 9, 13), kommt sie 



1911 



Cypresse 



Cypresse 



1912 



dort sogleieh aus ilem Boden hervor, wrnn man 
diesen bearbeitet und aufriihrt I Theophr. Plin. 
aa. 00.). Doch gedeiht sie in warmen Gegenden 
am besten (Theophr. h. pi. IV 5, 2. Plin. a. a. 0.), 
wie auf Kreta, in Lykien und auf Rliodos (Theophr. 
a. a. 0.). Es gab auch in Kyrenaika (Theophr. h. 
pi. IV 3, 1), auf dem Kaukasos (Verg. Ge. II 444). 
bei Ktesiphon (Ammian. Marc, XXIV 6, 3) und 
uberhaupt in Asien, wovon spiiter beim Cult der 



ans, welches 13 Jahrhunderte unter Wasser ge- 
legen hatte und doch noch vollstaridig crhaltcne 
C.-Planken zeigte'. 

II. Anpflanzung. Die C. wird nur durch 
Samen fortgepflanzt (Theophr. c. pi. IV 4, 2), 
ausser wenn der Baum, wie erwahnt, rnituuter 
aus der Wurzel ausschlagt, wie dies auf Kreta 
geschieht, wo er durch Wurzelsprossen, denen noch 
ein Stiick der Wurzel anhaftet , fortgepflanzt wird 



C. die Bede sein wird, sehr schone C. WohllO(ebd. I 2, 2); besonders geschieht dies mit der 



nur aus Versehen wird auch das troische Gebirge 
Ida als darch seine C. beruhmt genannt (Claudian. 
de r. Pros. Ill 371). Nach Italien, wo ihre An- 
pflanzung anfangs grosse Schwierigkeit bereitet 
haben muss (Plin. XVI 139), ist sie aus ihrer 
Heimat Kreta gekornmen und wohl fiber Tarent, 
da Cato (agric. 151, 2) sie Tarentina nennt; auf 
der Insel Aenaria (Ischia) schliigt sie sogar, wenn 
abgehauen, wieder aus (Plin. XVI 141). Sie hat 



Berg-C. beim dortigen Tarrha (Theophr. h. pi. II 
2, 2). Uber die Pflanzschule handelt Cato (agric. 
151, vgl. 48) sehr eingehend: ,Manius Percennius 
Nolanus hat folgende Vorschrift gegeben : man 
muss den Samen der C. von Tarent im Friihjahr 
sammeln (im Januar und Februar nach Plin. XVII 
73; vgl. 60. 61; wofiir ziemlich unpassend audi 
der Aufang September angegeben wird, Geop. XI 
5, 1). Den Samen lege in die Sonne und reinige 



eine trockene Natur und liebt nicht die Feuch-20ilm; wenn er trocken ist, bewahre ihn an einem 



tigkeit (Theophr. e. pi. V 15, 3; vgl. Plin. XVI 
76; anders Cato 151, 2 u. Geop. XI 5, 5), auch 
nicht den Dung; ja die junge C. stirbt ab, wenn 
sie stark bewassert wird (Theophr. h. pi. II 7, 1. 
Plin. XVII 247); fur sie eignet sich thoniger 
Boden (Philostrat. imag. 19, 1). Bei feuchtem 
Siidwinde entsteben rundliche Ausschwitzungen 
(Harzbeulen) , was man fur eine Wundererschei- 
nung oder ein Wahrzeichen ansieht (Theophr. c. 



Orte, wo er trocken bleibt. Im Friihling sae ihn 
in ein recht loekeres Erdreich, wo Wasser in der 
Nahe ist. Dieses diinge gut mit Ziegen- oder 
Schafmist, dann grabe es auf Doppelspatentiefe 
tilchtig urn und reinige es vom Unkraut. Die 
Beete mache 4 Fuss breit und etwas gewolbt, da- 
mit sie die Feuchtigkeit festhalten kOnnen; da- 
zwischen lasse Furchen, von denen aus man die 
Beete von Unkraut reinigen kann. Alsdann (im 



pi. V 4, 4). Sie liefert uberhaupt Harz (Vitruv. 30 April, Plin. XVII 73;im Winter, Geop. XI 5, 1) 

II 9, 13), aber nur in Syrien, und zwar fliissiges 

(Plin. XXIV 32) , von sehr scharfein Geschmack 

(ebd. XIV 122). Am Fusse bringt sie schadliche 

Pilze und Erdschwamme hervor (ebd. XVI 31 ; 

vgl. XXII 97). Aus den vom Regen herabge- 

schlagenen Bliiten entstehcn auf der Insel Kos 

wilde Seidenwiirmer (ebd. XI 77). 

Das Holz ist fleischleer (Theophr. h. pi. I 5, 
3) d. h. faserig; es duftet stark (Apul. de mundo 



sae den Samen so dicht wie Leinsamen. DaTauf 
streue durch ein Sieb Brde von der Dicke 
e i n e r h a 1 b e n F i n g e r b r e i t e (oder des Dau- 
mens , weil der Samen eine grOssere Last nicht 
tragen kann, Plin. ebd. 74). Diese Erde ebne 
sorgfaltig. Wenn Durre eintritt, leite ein wenig 
Wasser auf die Beete oder besprenge sie ein we- 
nig. Den Samen muss man mit Stroh bedeckcn 
und darauf achten , dass wahrend des Sommers 



36), ist unverwiistlich (Mart. VI 49, 5. 73, 7. 40 kein Unkraut entsteht. Wann der Keim aufgeht, 



Pall. XII 15, 3), denn es widersteht der Faulrri; 
(Theophr. h. pi. V 4, 2. Plin. XVI 212. 223) und 
dem Wurmfrass (Plin. XVI 223). Die Ursache 
davon ist, dass die Fliissigkeit, welche das Innere 
durchdringt, einen bittern und scharfen Geschmack 
hat (Vitruv. II 9, 12). Es scheint andere Hiilzer, 
welche auch der Faulnis widerstehn, noch durch 
seine Dauerhaftigkeit zu ubertreffen; denn das zu 
den Thiiren des neuen (Artemis-) Tempels in Eplic- 



entfcrnt man das Stroh'. Man glaubte zum Toil, 
dass , wenn etwas Gerste unter die C.-Saat ge- 
mischt werde, die jungen Pflauzchen schon im 
Laufc des ersten Sommers ebenso hoch wie die 
Gerste wachsen wurden (Geop. XI 5, 2). Bei der 
Versetzung an den Standort sollte ebenso ver- 
i'ahren werden wie bei andern Culturbaumen (Cato 
28). Der Pflanzling musste ein Jahr alt und eine 
Spanne hoch sein und die Umpflanzung bei klarem 



endete Holz hatte vier Mensehenalter bin- 50 Wetter und ruhiger Luft geschehen (Plin. XVII 



durch gelagert (Theophr. h. pi. V 4, 2). Diese 
Thiiren sahen nach 400 Jahren, wie Mucianus, 
ein iilterer Zeitgenosse des Plinius, bezeugt, noch 
wie neu aus (Plin. XVI 215). Man hatte dazu 
das Holz der C. gewahlt, weil es seinen Glanz 
am langsten bewahrt (ebd.i. Uberhaupt gehort 
es zu den Holzern. welche in der Politur einen 
scbcinen Glanz annelimen und aus welchen man 
feinere Sachen verfertigte (Theophr. a. a. 0.). Uber 
die Dauerhaftigkeit des Holzes sagt A. Fee (Com- 60 
mentaires sur la botanique de Pline I 1833, 379, 
nach Leon Alberty V 12): ,Die Thiiren der Pe- 
terskirche zu Rom waren von C.-Holz und hatten 
schon eineDauer von elf Jahrhunderten, als Eugen 
IV. (Papst 1431 — 47) sie beseitigen liess, nicht 
weil sie wurmstichig geworden waren . sondern 
weil man sie durch eherne ersetzen wollte. Vor 
einiger Zeit zog man ein Schiff. den Trajan, her- 



74). Aber auch der Fall ist ins Auge zu fassen, 
dass neue Pflanzen von selbst durch herabgefallene 
Samen entstehn, und man diese umpflanzen kann 
(Geop. XI 5, 1); der Baum braucht weder ver- 
edelt zu werden (Plin. XVH 60), noch kann er 
zur Unterlage fur andere Edelreiser benutzt wer- 
den (Pint, sympos. II 6, 1). Er verlangt keine 
Pflege (Plin. XVII 247). Insbesondere wird der 
weibliche nicht beschnitten (Theophr. c. pi. Ill 
7, 4. Plin. a. a. 0.). weil er von Natur schlank 
ist (Theophr. ebd.). der mannliche freilich wird 
es (Plin. XVI 241)! 

III. Anwendung. Das Holz, welches man 
beim Gelbwerden der Gerste (etwa anfangs Juni 
in Italien) schlug (Cato 151, 2), land wegen der 
erwahnten Eigenscbaften seit alters mannigfache 
Anwendung. So bestand daraus ein Thiirpfosten 
in dem Palaste des Odysseus (Horn. Od. XVII 340). 



1913 



Cypresse 



Cypresse 



191.4 



Man machtc davon Gebrauch beim Schiffsbau (Plat, 
leg. IV 705 c; vgl. unten Abschnitt V), nament- 
lich aber beim Hausbau (Theophr. h. pi. V 7, 4; 
in Ekbatana nach Polyb. X 27, 10. Verg. Ge. II 
443. Vitr. I 2, 8. II 9, 5. 12. Plin. XVI 213. 
223. Plut. Pericl. 12), insbesondere zu Latten in 
den gewolbten Decken der Zimmer (Vitruv. VII 
3, 1). Auf dem Verdeck eines Prachtschiffes des 
Ptolemaios Philopator befand sich ein grosser 
Saal aus Cedcrn- und C.-Holz, und die Schafte 
der das Dach tragenden Saulen waren von letz- 
terem (Kallixenos Rhod. bei Atben. V 205 b). Fer- 
ner bewahrte man Biicher in Kasten von diesem 
Holze (Hor. op. II 3, 332), weil es durch seinen 
Geruch die Motten fern halt (Ps.-Acron u. Por- 
phyr. ebd.). Fur lange Zeit gultige Urkunden 
sollten auf solche Holzplatten geschrieben wer- 
den (Plat. leg. V 741 c und beim Auct. de subl. 
IV 6). Andererseits wurde der Baum auf Ge- 
malden zur Zierde der Landschaft augebracht 
(Plin. XVI 140. Philostr. im. I 9, 1), in Park- 
anlagen zur Unterscheidung der Pinienreihen an- 
gepflanzt und zur Herstellung von Laubwanden 
geschoren (Plin. ebd.). Der einen Hippodrom ab- 
schliessende Halbkreis war mit C. eingefasst (Plin. 
epist. V 6, 33). Haufig findet man daher die (.!. 
in den pompeianischen Malereien (Comes Dar- 
stellung d. Pfl. i. d. Malereien von Pompeii 1895, 
nr. 17; Abb. in Antichita di Ercolano II 52. 53. 
VII 74. 92 [20b]. 93 [23 b]. 96 [34]. 98 [40]). 
Die Landleute pflanzten ihn zur Abgrenzung (Varr. 
I 15) oder zur Umfriedigung (Geop. XI 5, 4) des 
Landgutes an. Man machte Weinpfahle von C.- 
Holz (Plin. XVII 174) und benutzte tote Stiimin- 
chen (Col. IV 26, 1) wie lebende Biiumchen als 
Weinpfahle, ohne sie in letzterem Falle hoher 
als diese werden zu lassen; dabei setztc man die 
Rebe nicht dicht an die lebende C, weil beide 
einander feindlich sein sollten (Varr. I 26). Drei- 
zehnjahrige Stainme wurden zu Stangen gebraucht 
und kosteten einen Denar = ca. 90 Pf. (Plin. XVI 
141). Hiezu bemerkt Plinius, dass man vor alters 
allgi'inein eine C.-Pflanzung wegen ihrer Eintrag- 
lichkeit Mitgift far die Tochter genannt habe, 
und Fe"e (a. a. 0. 381), dass man heute auf der 
Insel Kreta der C. einen Namen gebe, welcher 
dasselbe bedeute, wahrend man in Frankreich bei 
der Geburt eines Kindes mehrere tausend Pappeln 
pflanze, urn ihm spater beim Eintritt ins Leben 
ihren Ertrag zu schenken. 

Von der C. gewann man auch 01 (Plin. X\ 
28) ; Zapfen und frisches Holz. in Most gekocht, 
gaben C.-Wcin (ebd. XIV 112). Ausgesater Ge- 
treidesamen war gegen Wurmer geschiitzt, wenn 
ihm zerstossene C- Blatter beigemischt waren 
(Plin. XVIII 158. Geop. II 18, 4; vgl. Col. II 
9, 9). Vielleicht weil der Baum verhaltnismassig 
(wegen seines sehr langsamen Wachstums) ge- 
ringen Holzertrag lieferte (Plin. XVI 139), mag 
Sorvius I Aen. Ill 64) nicht nur die Fruchte, son- 
ilern sogar den Baum selbst fur unniitzlich und 
schadlich und dazu noch den Schatten fiir schad- 
lich crklaren. 

IV. M e d i c a m e n t. Die Hippokratiker wandten 
verschiedene Teile der C, besonders bei Frauen- 
krankheiten an. So gegen Mutterblutfluss ein 
Decoct zur Waschung (I! 859 K.) , Sagespane in 
Fett als Suffiment (IT 860. vgl. 859), ein Decoct 



davon und andern Mitteln zur Bahung (II 858), 
die Wurzel in RosenOl als Suffiment (II 860), 
dieselbe als Bestandteil eines Mutterzapfchens 
zur Erweichung des Muttermundes (I 478), die 
zerriebene Fruchtim Mutterzapfchen (II 861). den 
Samen mit andern Mitteln im Getrank (II 855). 
Zur Beforderung der Menstruation die zerriebene 
Frucht und anderes im Mutterzapfchen (II 601. 
602. 720. 721). Gegen Geschwiire der Gebar- 
10 mutter ein Suffiment von Spanen und Panaxsaft 
in einer agyptischen Salbe (II 568). Gegen Un- 
empfangUchkeit wurden zur Bahung der Gebar- 
mutter dem Sitzbade Spane und Lorbeerblatter 
beigemischt (I 472). Gegen Blasenleiden der Jung- 
frauen hilft ein Suffiment (II 597) oder ein De- 
coct zum Baben von Spanen und anderem (II 598. 
599). Gegen Schmerzen einer schwangeren Frau 
an den Geschlechtsteilen und in deren Umgebung 
zerschabtes und maceriertes Holz, womit der Mutter- 
20 inund gebeizt und schwririg gemacht wird (II 
523. 682). Gegen Geschwiire am Kopf pulverisiertes 
Holz. welches in Einschnitte derKopfhautgestreut 
wird (II 225). Gegen Blutungen des Afters aufge- 
legt eine Mischung von zerriebenem Kupfererz und 
Spanen (III 337). Von Mkandros wurde gegen den 
Biss giftiger Tiere im Gemenge mit andern Mitteln 
das Laub in Weill (Ther. 564) und der Same (ebd. 
585), von Plinius gegen den Biss der Schlangen 
die aufgelegten zerstosseneu Blatter und die Zapfen 
30 im Getrank (XXIV 15), gegen giftige Spinnen 
die Wurzel und die Blatter zerrieben iin Getrank, 
gegen Scorpionenstiche die Spane im Getrank (ebd. 
16) einpfohlen. Nach Celsus verteilt die C. Stoff- 
• ansammlungen (V 11), treibt die Krankheitsstoffe 
aus (vgl. Gal. XII 52. Orib. coll. med. XV 1, 10, 87 ; 
cupor. II 1, 10, 101. Aet. I) und erfrischt (II 33), 
und der Same treibt Drin (III 21 p. 107, 13 
Daremb.; die Wurzel nach Plin. XXIV 16). Scn- 
bonius Largus empfahl gegen Zahnschmcrzen, den 
40 Mund mit einem Decoct der Zapfen zu spiilcn (53), 
gegen geschwollene Hoden in Wein gekochte Zapfen 
(233), wahrend nach Plinius (XXIV 15. 16) die 
Blatter in Wachs oder der aus Zapfen und Samen 
gepresste Saft mit einer getrockneten Feige darauf 
gelegt werden sollten. Dioskorides empfahl gegen 
Husten das Mssige Harz (I 92) und zerstossene 
Fruchte (I 102). Uberhaupt schreibt er (I 102) 
der C. sehr mannigfaltige Heilwirkungen zu : ,Sic 
astringiert und erfrischt. Ihre Blatter, m Aus- 
50 bruchwein und etwas Mvrrhe genommen, oder audi 
ein Decoct davon helfen gegen rheumatische Affec- 
tionen der Blase (nach Plin. XXIV 16 die Wurzel 
gegen Blasenleiden) und Hanizwang (vgl. Ccls. a. 
a. 0.). Zerstossene Fruchte in Wein gegen Blut- 
speienlPlin. ebd. 15), Durchfall, Bauchfluss, Eng 
brustigkeit. Mit einer Feige zerstossen erweichen 
sie Verhartungen und heilen Nasenpolypen. In 
Essig gekocht und mit Lupinen zerstossen Ziehen 
sie vom Aussatz befallene Nagel ab, und in einem 
eoUmschlage aufgelegt treiben sie ebenso wie die 
Blatter Eingeweidebriiehe zuriick (vgl. Plin. XXI\ 
15. Gal. XII 53. Orib. eupor. II 1, 10, 101. Aet. I). 
Der Rauch von gebrannten Frucht en und Blattern 
soil Stechmucken vertreiben. Zerriebene Blatter 
aufgelegt Ziehen Wunden zusammen (vgl. Plin. 
XX16. Gal. X1T 52) und stillen Blutungen; zer- 
riebene Blatter mit Essig fiirben das Haar (schwarz 
nach Plin. XXIV 15); allein oder mit Gersten 



1915 



Cypresse 



Cypresse 



1916 



mehl werden sic aufgelegt gegen die Rose, Haut- 
geschwiire und Karbnnkeln (vgl. Gal. A6t. a. a. 0.). 
sowie Augentziindungen (der aus Zapfen und Samen 
gewonnene Saft in 01 gegon BlOdigkeit der Angen 
nach Plin. ebd. 16): mit cinem Wachspflaster 
werden sie zur Starkung auf den Magen gelegt.' 
Ausserdem wurden die verschiedenen Teile der C. 
von den Arzten bald gegen diesc, bald gegen jene 
Krankheit ohne Ubereinstimmungangew'andt (Plin 



so weit verirrt habe, dass man schonen Baunien 
wegeri ihrer SchOnheit opferte, wie den C, Pla- 
tanen und ahnlichen. Doch hatte die C. auch 
einc specifische Bedeutung im Cult der alten Volker. 
wenn auch in mannigfacher Beziehung. Wenigstens 
in dem vorderasiatisch-semitischen und dem von 
diesem beeinflussten Eeligionsgebiet war sie das. 
allgemeinste Symbol der weiblichen Gottheit in 
ihrer zweifachen Beziehung zu Zeugung und Tod 



vW* l n 16 V^ U L Eph , e o', P ; £ 89 Daremb - Gal - 10 (Jos. Murr D. Pflanzcnwelt i. d. gr. Mythol. 1890, 
X 357 Cass Fel 76 p 18b, 1 Rose. Alex Trail. 124). Schon zur babylonischen Zeit scheint die 
II p. 225. 539; frg. 20 Puschm.). Sowohl den ~ 



C. eine ahnlich grosse Rolle als heiliger Baum 
gespielt zu haben, wie spater bei den Phoinikern, 
Syrern, Kypriern, Palmvrenern bis hinab zu den 
Romern (M. Ohnefalsch-Richter Kypros, die 
Bibel und Homer, S. 88. 461 mit T. CLIII und 
CLIV). Diese Bedeutung der C. im Altertum ist 
sehr ausfuhrlich in einem Werke Ton F. Lajard 
■n- rp- .. . , - , x , Becherches sur le culte du cypres pyramidal chez 

Die iierarzte gebrauchten gegen den Huston 20 les peuples civilises de l'antiquite (Mem. de l'Inst 
'i ot'W- T L V 6 £> . 5 ) und Pferde de Francft > Acad - des inscr. et b.-l. XX 2, 1854 



Blattern als Sprossen und jungen Zapfen wurde 
eine troeknende Wirkung und ein bitterer und 
sehr herber Geschmack, doch ohne beissende und 
crhitzende Wirkung zugeschrieben (Gal. XII 52. 
Orib. coll. med. XV 1, 10, 87; eupor. II 1, 10, 99. 
Aet. I), dem 01 dieselbe Wirkung, wie dem Myr- 
tenel (Plin. XXIII ~ 



(Pelag. 89) Pastillen, die zum Teil gedorrte oder 
gekochte Zapfen enthielten, gegen den der Pferde 
auch gedorrtes und zerstossenes Laub in Gerste 
(ebd. 460). Gegen Wundon der Pferde zerstossene 
und gesiebte Zapfen (ebd. 165) oder abgekochte 
Zapfen mit andern Mitteln in Honig aufgelegt 
(ebd. 317). Gegen Nierenleiden der Rinder grime 

Zapfen, nachdem sie gedorrt und zerstossen, im v ^. ,„ „„ JJiall , ^ ±i uv t ^ V1CI1 lu(0 

Getrank (Pelag. 220. Veget, mul. V 2, 3). Die 30 obeliskenartige (Ovid. met. X 106.' Plin. XVI 140 



..-. , -__4) 

behandelt, welches zwar mitunter den Einfluss 
des Orients auf den Occident iiberschatzen mag, 
doch im ganzen noch hcute von holier Bedeu- 
tung ist. 

A. Symbol des Lebens und Emblem oder Attri- 
but der zeugenden Gottheiten. Unter Berufung 
darauf, dass den Griechen und Romern die schlanke 
(Theocr. XI 45. Mart. XII 50. 1. Avien. 107. 



zerstossenen Zapfen mit andern Mitteln gegen 
starke Dysenterie der Rinder (Col. VI 7, 2) und 
als Umschlag gegen die Wurmkrankheit der Pferde 
(Pelag. 449). Zerstossene Blatter mit Gersten- 
graupen in Essig aufgelegt gegen Lendenschinerz 
der Pferde (ebd. 223) und ebendieselben als Be- 
standteil eines Pflasters gegen Sehnenschwache 
und Verrenkungen der Pferde (ebd. 261). 

V. Baumcultus. Zunachst hat wie andere _.„„_ , ^ 

Baume die C. eine gewisse Bedeutung fur die 40 510. V." Hdin^turpT^iT Mu 

bcnicksalsbestimmung des Menschen. Von dem *"" _. ^ . . 

Aberglauben, welcher sich an die Harzbeulen des 
Baumes kniipfte (Theophr. c. pi. V 4, 4), ist schon 
die Rede gewesen. Auf einem Landgute des jungen 
Vespasian stflrztc im J. 69 plotzlich eine hohe C. 
uin, erhob sich aber am folgenden Tage wieder 
und entwickelte sich urn so kraftiger. Daher weis- 
sagten die Haruspices ihni eine gliinzende Zukunf't, 
und er selbst schOpf'te hieraus und aus andern 
Pmdi • ■■ - - 



Serv. Aen. Ill 64), zum Himmel aufstrebende 
(Ovid. ebd. 140) Gestalt auffiel und eyparixsias 
ein feuriges Meteor bezeichnete (Fest. ep. 51, 13. 
• 64, 2. Sen. nat. quaest. 1 15, 4) nimmt Lajard 
an. dass die chaldaeischen Priester die C. zum 
Symbol der schaffenden Gottheit gemacht batten 
(S. 5f.). .Tedcnfalls schaute die Zendreligion in 
dieser Gestalt das Bild der heiligen Peuerflamme 
(C. Botticher 1). Baumcultus der Hellenen 1856, 

O. 



122). Als weitere Eigenschaften der C, welche 
vermutlich zu dieser Symbolisierung aufforderten. 
hebt Lajard (S. 8f.) 'hervor die lange Lebens 
dauer, die Fruchtbarkeit . ferner die vierkantige 
Form der Zweige, sofern die Vierzahl im Zend- 
Avesta auf die vier Elemente bezogen wurde und 
dem Mithra heilig war und die Pythagoraeer durch 
das Viereck oder Quadrat die Macht der Rhea. 

, ,. . ,. .. _- „. , Aphrodite, Demeter, Vesta und Hera ausdriickten 

r..digjen die Hoffnung, Kaiser zu werden (Tac. 50 (Hut. Is. et Os. 30); ferner die immergriinen 
lust. 11/8. buet. \esp. 5). Als derselbe Baum Blatter, das unverwiistliche Holz, den Wohlgerudi 

des Baumes, den von ihm producierten Brcnn- 
stoff, die Eigenschaft, dass im Holze oder in den 



dann aberuials plotzlich umbrach, ziihlte man 
diese Erseheinung zu den Wahrzeichen, welche 
den Tod Domitians ankiindigten iSuet. liom. 15). 
Es war wohl auch ein C.-Hain, welchen Turullius, 
ein Praefect des Antonius. {nach einem unhisto- 
nschen Bericht) zum Bau von Sehiffen auszu- 
hauen begonnen hatte, als wahrend dieses Be- 
ginnens die Partei des Antonius 



Blattern aufbewahrte (iegenstande sich gut er- 
hielten; den Glauben. dass der Baum auch der 
Kiilte widerstehe und seine Friichte zu drei ver- 
schiedenen Jahreszeiten reife; die runde Gestalt 
der Friichte, welclie an die der maimlichen Hoden 



t„ „„• ,. , . .,--" -iesiegt und erinnere. Seliwerlieh mit Recht zieht hier Laian 

luiullius von Octavians Nddaten m jenem Hain 60 auch die Einhiiusigkeit der C. heran, sofern ' 



getotet wurde. Da derselbe dem Asklepios ge 
heiligt war. glaubte man, dass der Gott selbst 
die Strafe herbeigefuhrt und den Frevler an den 
Thatort gelockt habe (Val. Max. 1 1, 19). Theo- 
phylaktos (m ev. Ioann. IV 561 = Migne gr. 123 
1246), auf den bei Ezechiel (23, 37) geschilder- 
ten Gotzendienst Samarias und Jerusalem* an- 
spielend, sagt, dass die menschliche Natur sich 



der 
Schopfer der Welt in sich das mannliehe und weib- 
liche Geschlecht vereinige (S. 6f.) Demi abge- 
sehen von der Zweilmusigkeit der Dattelpalriie, 
auf welche Lajard sich berate, hatten die Alten 
sehr unkiare Vorstellungen von dem Geschlecht, 
bezw. den Geschlechtsorganen der Pflanzen. ganz 
besondfrs auch von dem der C. is. o. [j. 

1) Zuerst fiihrt uns Lajard (8. llf.| nacli 



191' 



Cypresse 



Cypresse 



1918 



Syrien. Ein wohl aus Palmyra stammender und 
im capitolinischen Museum zu Rom aufbewahr- 
ter marmorner Altar wird von ihm (S. 13f. m. 
T. I 1. 2. II 1. 2) eingehend besprochen. Die 
Weihinschrift auf der vordern Seite, welche sich 
unter dem Bilde des Baal beflndet, besagt, dass 
der Altar Soli sanctissimo von einem ROmer Tib. 
Claudius Felix nebst Gattin und Sohn geweiht 
ist, also romischer Zeit angehflrt. Auf der rechten 
Seitenflache besteigt der die materielle Sonne ver- 
tretende , sichtbare Sonnengott einen von vier 
Greifen gezogenen Wagen , und die Siegesgottin 
setzt ihm einen Kranz aufs Haupt (S. 15. 37). 
In einer darunter stehenden palmyrenischen In- 
schrift kommen die Namen Tib. Claudius Felix 
und Malachbel vor, der letztere = ,Konig Baal' 
bezeichnet den Sonnengott (S. 16f.). Die mann- 
liehe Figur auf der linken Seitenflache deutet 
Lajard auf einen dem Chronos entsprechenden 
syrischen Gott mit dem Namen .Zeit ohne Gren- 
zen' (S. 18), den Vater des Baal und der Baltis 
(S. 38). Auf der hintern Seite endlich erhebt sich 
cine grosse C. , deren Gipfel mit einem Krauze, 
dem Zeichen der Ewigkeit oder GOttlichkeit, und 
darau hangenden Bandern geziert ist. Aus dem 
Laube der C. erhebt sich ein kleines, nicht ge- 
flugeltes Kind, welches auf seinen Schultern einen 
kleinen Widder tragt. In der C. erkennt Lajard 
die asiatische Aphrodite, die Baltis oder Beltis, 
in dem Kinde den Eros; der Widder sei hier diesem 
geweiht, wie er sonst mitunter das Attribut seines 
Vaters Hermes und seiner Mutter Aphrodite bilde 
(S. 191'.). Dabei zieht er zum Vergleich eine per- 
sische Tradition des Zend-Avesta heran, welche 
aus dem Baume Reivas den ersten Mann, Meschia, 
und die erste Frau, Meschiane, hervorgehen lasst 
(S. 20. 274). Diesen Vorgang sehen wir denn 
auch auf dem im J. 1826 bei Heddernheim im 
Nassauischen ausgegrabenen und im Museum zu 
Wiesbaden beflndlichen Mithraaltar dargestellt 
(Abb. bei Cumont Textes et monuments figure's 
rclatifs aux mystcres de Mithra II 862ff. nr. 251 
pl. VII). Zur Rechten des Bauines Reivas stehen 
drei C. ; ein junger Mensch zwischen der ersten 
und zweiten, welcher einen Stier triigt. bietet uns 
das Bild der zweiten Phase des menschlichen 
Lebens; zwischen der zweiten und dritten setzt 
Mithra einen Kranz auf das Haupt desselben 
Menschen, wodurch die dritte Phase des mensch- 
lichen Lebens versinnbildlicht wird (S. 21). Frei- 
lich mochte Botticher (a. a. O. S. 141 mit Fig. 
47) die das Kind tragende C. auf dem palmyre- 
nischen Altar auf die Kybele und den mit ilir ver- 
• inigten Attis denten. Ohnefalsch-Richter (a. 
a. O! S. 105f. mit Taf. LXXII 3) auf die in eine 
Myrrhe verwandelte Smyrne, die Tochter des kypri- 
schen Konigs Kinyras, wie sie den widdertragen- 
den (?) Adonis gebare. Zugleicli glaubt letzterer 
(S. 106), dass auf beiden genannten Monumenten 
das alte agyptische Motiv der aus der Sykomore auf- 
steigenden Nut, nur umgebildet, nachklinge. 

Als zweites Beispiel fur die Darstellung der 
Aphrodite-Beltis fiihrt Lajard (S. 39f. mit Taf. 
Ill 1) ein ebenfalls aus Palmyra stammendes und 
in demselben Museum aufbewahrtes marmornes 
Basrelief an (Beschreibung und Litteratur dariiber 
auch bei W. Helbig Fiihrer durch die offentl. 
Samiul. in Rom I nr. 423). Die in griechischer 



und palmyrenischer Sprache verfasste Inschrift 
besagt, dass das Monument im 3. 235/236 n. Chr. 
von dem Palrayrener L. Aurelius Heliodorus den 
GOttern seiner Vaterstadt, dem (Mondgotte) Agli- 
bolos und dem (Sonnengotte) Malachbelos geweiht 
sei. Die C. steht zwischen diesen beiden, in 
menschlicher Gestalt dargestellten, Gottheiten. 
Daran reiht Lajard (S. 51 mit Taf. V 1. 2) einen 
aus Syrien nach Paris gebrachten kleinen bronze- 

10 nen Votivthron, dessen Stil seine Entstehung in 
die letzte Zeit der rOmischen Herrschaft ilber 
Syrien zu verweisen scheint. Hier sind auf der 
vordern Seite dieselben drei Gottheiten wie auf 
dem eben genannten Basrelief, aber alle drei als 
C. dargestellt. Unentschieden lasst es Lajard 
(S. 57f.), ob auf dem Revers einer Miinze aus 
Apameia sich drei C. oder Getreideahren befinden ; 
in ersterem Falle wurden die C. denen des Votiv- 
thrones entsprechen. Aus der zum Gebiet von 

20 Kommagene gehOrigen Stadt Germanicia Caesarea 
ist eine Miinze mit dem Bildnis der Kaiserin Iulia 
Domna erhalten , deren Revers eine von einem 
Kreise eingeschlossene Galeere, welche nach L a - 
jard (S. 80 mit Taf. VIII 7) an die so oft auf 
romischen MunzenPhoinikiens angebrachte Galeere 
der Astarte erinnert, darunter einen Stier und zur 
Linken eine auf einem kubischen Altar stehende C. 
zeigt. Ebenfalls eine fiber einem Altar stehende C. 
ist auf einem Cylinder im Museum des Louvre, dessen 

30 Herkunft Lajard nicht angiebt, zu finden. Hier 
stehen zwei Personen im Gebet vor diesem Baume. 
Was Babylonien und Assyrien betrifft, so be- 
spricht Lajard (S. 58f.) zunachst eine Stelle 
Strabons (XVI 738), wo er sagt, dass in der Um- 
gegend von Arbela ein C.-Hain , heilige Feuer 
und ein Tempel der Anaia, d. h. der Mylitta, sich 
beflnde. Dafur, dass hier ein heiliger Hain zu 
verstehen sei, beruft er (S. 59) sich auf zwei Bas- 
reliefs von Khorsabad, auf deren einem ein von 

40 C. umgebener Feuertempel und anderem ein Tern- 
pel und Votivthron in einer feindlichen, vielleicht 
phoinikischen, Stadt mit je drei C. geschinuckt 
zu sehen ist. Besonders aber hat man viele baby- 
lonisch-assyrische Cylinder gefunden , auf denen 
verschiedene Cultscenen und die C. in mehr oder 
minder conventioneller Form dargestellt sind (L a - 
jard S. 62f. mit Taf. IX 1—5. Ohnefalsch- 
Richter a. a. O. S. 86. 87. 99. 159. 185. 186. 
254 mit Taf. XXIX 1. LXXXIV 7. CLIII 2, 4. 6). 

50 Auch hier soil unter dem Emblem der C. nach 
Lajard die Mylitta zu verstehen sein. Ein 
Gleiches gilt denn nach ihm auch von den in 
grosser Zahl gefundenen assyriscben Bronzeschalen 
(S. 63). Ein Relief von Kujundschik mit einem 
von C. umgebenen Tempelchen bringt Ohne- 
falsch-Richter (a. a. O. Taf. CLIII 5). Der- 
selbe (S. 186 mit Taf. LXXXIV 7 = Lajard Taf. 
IX 1| mochte auch annehmen. dass auf einem der 
erwahnten Cylinder, auf dem wir die C. am Sonnen- 

60 und Feuertempel gepflanzt sehen , eine in der 
spatern Gfltterlehre des Zoroaster hochst wichtige 
religiflse Grundanschauung durch eine vielleicht 
um zwei Jahrtausende altere altbabylonische Dar- 
stellung illustriert sei. Dagegen beruft sich La- 
jard (S. 64f.) fur das Alter des C.-Cultus bei 
den Assyriern besonders auf die alte Verehrung 
des Baumes bei den Armeniern, welche von jenen 
auf diese ubergegangen sei. 



1919 



Cypresse 



Cypresse 



1920 



In Armenien soil namlich nach dem Bericht 
des ca. 140 v. Chr. schreibendcn Syrers Mar Iba 
Cadina bei Moses von Khorene (Hist. arm. I 15, 
19) zur Zeit der Semiramis der Konig Anuscha- 
van den Beinamen S6s (nach Lajard S. 66 = 
Cypresse, nach andern bei Botticher a. a. 0. 
S. 121, 60 allerdings = Platane) erhalten haben, 
weil er nach dem Ritus zu Fiissen der C. (Pla- 
tanen?) eingeweiht worden war, welche durch 
Armenag (welcher nach L aj ard die erste Dynastie 
der armenischen KOnige um 2026 v. Chr. ge- 
griindet haben soil?) zu Amavir, der alten Haupt- 
stadt Armeniens . angepfianzt waren. Wahrend 
einer langen Zeit, fahrt der syrische Historiker 
fort, bewahrten die armenischen Priester die Sitte, 
von den C. (Platane?) Armenags gunstige oder 
ungiinstige Wahrzeichen zu entnehmen, je nach- 
dem ein sanfter oder ein heftiger Wind die Sprossen 
and Zweige dieser Baume bewegte. 

Dass in Phrygien der Cult der C. seit vor- 
troianischer Zeit sich mit dem der Rhea und 
Aphrodite vereinigt habe, folgert Lajard (S. 80) 
aus zwei Stellen der Aeneis. Nach der einen (II 
714) namlich bestimmt Aineias cine C, seit alters 
Gegenstand religiflser Verehruug und befindlich 
in der Niihe eines alten Tempels der Demeter, 
bezw. der lydischen Rhea, zum Sammelpunkt fiir 
die fliehenden Seinen; nach der andern (III 64) 
schmiickt derselbe an der thrakischen Kiiste die 
den Manen des ermordeten Polydoros geweihten 
Altiire mit schwarzen C.-Zweigen (die hier aber 
auch ein Zeichen der Trauer sein konnen). Ab 
gesehen davon, dass der Sohn der Aphrodite diese 
Handlungen vollzieht, so kommt fur den Cult der 
Rhea in Betracht, dass man bei Kuossos auf Kreta, 
dem sagenhaften Sitz der Titanen , zur Zeit des 
Piodoros (V 66, 1) den Grand, auf dem das Haus 
der Rhea gestanden, und einen seit alter Zeit ge- 
heiligten C.-Hain zeigte. Ausserdem lasst bei 
Claudianus (de r. Pros. Ill 870f.) die Ceres zwei 
einamler fast wie Geschwister ahnelnde C. nach- 
dem sic dicselben in die Schlilnde des Aetna ge- 
schleudert hat, als ewige Fackeln zum Ersatz der 
Hochzeitsfackeln fiir Proserpina fortleuchten und 
durchtrankt das Holz mit einem geheimnisvollen 
Saft, welcher auf die Rosse des Sonnengottes und 
die Stiere der Mondgottin herabtraufelt. Dabei 
vergleicht cr diese C. mit denen des troischen Ida 
und des Haines in Antiocheia (ebd. 571 — 573). 

Zur weiteren Bcgriandung seiner Ansicht von 
der Beziehung der C. zur Astarte beruft sich La- 
jard (S. 82f.) auf mehrere westasiatische Miinzen 
aus der rSmischen Kaiserzcit. Zahlreich sind die, 
welche auf der phoinikischen Insel Arados ge- 
priigt sind. Sie haben alle auf dem Revers eine 
C. als Bild der Astarte zwischen einem Lowen, 
dem Emblem der Sonne und des feurigen oder 
activen Princips. und einem Stier, dem Emblem 
des Mondes und des fenchten oder passiven Prin- 
cips, wie z. B. eine mit dem Bildnis des Cara- 
calla und eine zweite mit dem des Elagabal(S. 83f. 
mit Taf. VI 1. 2). Dieselbe Vorstellung bringen 
mehrere Miinzen von Damascus mit den Bild- 
nissen des Elagabal, Trebonius Gallus und Volusia- 
nus zum Ausdruck, nur befindet sich die C. als 
Sinnbild der Astarte zwischen einem Lowen und 
Pferde (S. 85f. mit Taf. VI 3). Andere eben- 
daselbst gepragte Stiicke mit dem Hildnis di-s 



30 



Alexander Severus, Philippus des Vaters und des 
Sohnes oder des Trebonius Gallus zeigen die 
nackte Gestalt des Seilenos oder Paunus, welcher 
einen gefullten Schlauch auf der rechten Schulter 
tragt, in Anbetung vor einer C., d. h. der Astarte 
(S. 91 mit Taf. VII 1, Miinze des Philippus). 

Was speciell den Libanon oder Antilibanon be- 
trifft, so schliesst Lajard (S. 86f.) schon aus der 
haufigen Erwahnung des Vorkommens der C. auf 

lOdiesem Gebirge (Reg. I 5, 22. 24. 9, 11. II 19, 
23. Is. 14, 8. 37, 24. 60, 13. Ez. 27, 5. Zach. 
11,2. Sap. Sir. 24. Diod. XIX 58, 3. Anastasii 
Bibliothec. hist. eccl. ex Theophane, Migne gr. 
108, 1350) , dass die Heiligtiimer der dort unter 
dem Namen Libanitis (Luc. adv. indoct. 3) oder 
Libaneis (Nonn. XLIII 106) verehrten GOttin von 
C. umgeben gewesen sein miissen. Sofern Ps.- 
Sanchoniathon (bei Philon Byblire, FHG III 567, 
12) eine bei Byblos wohnhafte mythische Frau 

20 Beruth nennt, und Nonnos die spater Berytos ge- 
nannte Stadt Beroe in die engste Verbindung mit 
der Aphrodite bringt (s. Diimmler oben Bd. II 
S. 2763), so fiihrt Lajard den Namen Beruth 
auf das nordpalaestinensische Wort niia (Cant. 
I 17) -- C. zurikk. Den ersteren Namen erklart 
auch Baudissin (s. Schrader bei Hehn 283) 
gleich Baalat Berfit, GOttin der C. Den Stadt- 
namen Beirut oder Berut mOchte auch Ohnc- 
falsch-Richter (a. a. O. 461) von nil? ableiten, 
dagegen Muss-Arnoldt (Transactions of the 
American Philological Association XXIII 1892, 
47)vonri~iNa — die Brunnen. Zu dem syrischen 
Berge Kasios , welcher nach einem mythischen 
Wesen benannt war (Phil. Bybl. a. a. 0. 566, 7 ) flieht 
auch nach einigen Kyparissos (Serv. Aen. Ill 680). 
Aus Heliopolis, welches in dem zwischen Libanon 
und Antilibanon befindlichen Hochthale lag, be- 
sitzen wir cine Miinze mit dem Portrat Philipps 

40 des Vaters (Abb. bei Lajard Taf. VI 5) und 
eine mit dem seiner Gattin Otacilia, welche beide 
uber der zum Peristyl fiihrenden Treppe eine C. 
zeigen. Auf andern asiatischen Miinzen flndct 
sich aber an derselben Stelle , wie hier die C, 
nach Lajard (S. 97) bald ein konischer Stein, das 
Emblem der Astarte und Artemis, bald die Fuss- 
statue der Astarte oder einer andern Gottheit von 
dcmselben Range, bald endlich eine Colossalbiiste 
der Astarte. Auf einer andern Miinze aus Helio- 

50 polis sieht man auf dem Revers zwei Athleteu, 
den einen neben einer Eiche, den andern neben 
einer C. Jene deutet Lajard (S. 100) auf Baal 
oder Zeus, diese auf Beltis, Atergatis oder Here, 
d. h. die Gottheiten, zu deren Ehren dort die 
gymnastisehen Spiele eingesetzt waren. 

Aber dem Zeus war nicht bios die Eiche, son- 
dem auch die C. geweiht, nachdem er in spiiterer 
Zeit dem asiatischen Baal, dem Gott der SchOpfung. 
substituiert war. So sieht man auf zwei zu Ehren 

60 des Antoninus Pius in Ephesos gepragten Medail- 
len (bei Lajard Taf. IV 4. 5) die C. als Symbol 
des Lebens neben dem Bilde des Zens. Dass nach 
Cypern der Cult der asiatischen Aphrodite vor- 
gerlrungen ist, beweisen zwei vergoldete, vielleicht 
einem koniglichen Schatze angehOrige Schalen des 
Museums des Louvre, da die auf ihnen dargestell- 
ten Culthandlungen in Anwesenheit einer oder 
zweier znsammengepaarten C. vor sich gehen (La- 



1921 



Cypresse 



Cypresse 



1922 






jard S. 95; vgl. Ohnefalsch-Richter Taf. 
CLIII 3 a. b). Ausserdem findet sich die C. als 
heiliger Baum dieser Insel wohl auch auf kypri- 
schen Cylindern (Ohnefalsch-Richter S. 32) 
and Iclolen (ebd. Taf. CLIV 3). 

Da auf kleinasiatischem Roden der orienta- 
iisehe Cult sich auch auf den der Artemis tiber- 
trug, finden wir zunachst auf zwei zu Ehren des 
Aurelianus in Perge gepragten Miinzen am Ein 



der rflmisehen Kaiserzeit angehoren (Lajard 109 
mit Taf. Ill 3), z. B. den zu Ehren des Hadria- 
nus (Taf. Ill 4) und des Commodus (Taf. IV 2) 
dort gepragten Miinzen, zeigt der Revers eine Ama- 
zone zu Fuss, welche sich einer neben einem Altar 
stehenden C. nahert. Eine vierte Miinze mit dem 
Bildnis des Gallienus zeigt ausserdem noch den 
Hermes, welcher mit der Hand den Ziigel des 
Amazonenrosses ergreift (Taf. IV 3) und es offen- 



gang de? Artemistempels einen diese Gottheit 10 bar in ein Sanctuarium fiihren will, namlich nach 



symbolisiereiiden Kegel zwischen zwei C. und Aen 
Sonnenetern iiber der einen und die Mondsichel 
liber der andern C. (Lajard S. 55f. mit Taf. XIV 
1. 21. Bei Ephesos lag ein meist aus C. be- 
stehender Hain Ortygia und in diesem unter ande- 
;en auch ein Tempel mit den Statuen der Latona 
und der auf jedem Arme ein Kind. d. h. Apollon 
•ind Artemis, tragenden Ortygia (Strab. XIV 639. 
340). Die Thttren an dem Tempel der Artemis 



Lajard (S. 112) das der orientalischen Aphro- 
dite. Auch der Palast der Kirke, aus welchem 
sich Odysseus mittels der ihm von Hermes ver- 
liehenen Pflanze Moly rettet (Horn. Od. X 277f.), 
und die zum Teil von C. umgebene Grotte der 
Kalypso auf Ogvgia, aus welcher Hermes jenen 
entfiihrt (ebd. V 55f.) erklart Lajard (S. 110) 
fiir der orientalischen Aphrodite geweihte Heilig- 
tiimer. Die Amazonen aber spielen eine grosse 



! Ephesos waren, wie oben (S. 1911) erwahnt, 20 Rolle in den Mysterien der genannten Gottheit. 



von C.-Holz. Xenophon (anab. V 3, 12; vgl. Paus. 
V 6. 5) stiftete bei Skillus nach dem ephesischen 
Vorbilde einen Tempel der Artemis mit einem 
aus C.-Holz gefertigten Standbilde der Gottin. 
Uberhaupt waren C.-Haine der Diana geweiht 
(Verg. Aen. Ill 680). 

So ist es nicht zu verwundern, dass der Baum 
auch dem Apollon heilig war. In der Daphne 
cenannten Vorstadt von Antiocheia gab es einen 



Bei einer Miinze von Mastaura in Lydien, auf 
welcher wir nur eine C. auf einem Altar, ohne 
von einer Figur begleitet zu sein, erblicken, lasst 
Laj ard (S. HOf.) es unentschieden, ob sich dieser 
Typus auf den Cult der asiatischen Aphrodite 
oder des Hermes oder Apollon beziehe. Auf den 
Cult der ersten Gottheit bezieht er (S. lllf.) je- 
doch die neben dem phoinikischen Herakles stehende 
C. auf einer zu Ehren des Commodus in der bithy- 



von C. und Lorbeerbaumen umgebenen Apollon- 30 nischen Stadt Herakleia gepragten Miinze, da 
' " ' " "-*--■- -- ., Herakles wie jede Amazone in die Mysterien dieser 

Gottheit eingeweiht gewesen sei. 

Als letztes asiatisches Denkinal bchandelt La- 
jard (S. 113f. mit Taf. VII 6) noch sehr ein- 
gehend eine Bronzeplatte ungewisser Herkunft, 
aber wohl aus der letzten Zeit romischer Herr- 
schaft. Unter der dargestellten Cultscene sind 
einige Tiere eingraviert, welche nach ihm das 
feuchte Princip symbolisieren sollen. Zu beiden 



tempel (Philostr. vit. Apoll. I 16, 1. Liban. or 
I p. 351 Reiske. Ioann. Chrysost. homil. XVII 2 
ad popul. Antioch. de statuis evers. bei Mont- 
j'aucon II p. 1 78 e. Sozom. hist. eccl. V 19. 
Procop. Pers. II 14: vgl. Claud, de r. Pros. Ill 
?73). I>ie Zahl der C. wird auf 300 angegeben 
(Liban. ebd. p. 352). Auf der tabula Peutinge- 
riana ist dieser Hain durch eine C. angedeutet 
(Gothofredus ad cod. Theod. X 1, 12). Die 



i. h. Melkart, gcpflanzt haben iloann. Malalas 
■iron. VIII bei Mign e Patrol, gr. XCVII p. 320 a), 
.ider den ersten Spross die Erde um des fur 
einen assyrischen Jungling gehaltenen Kyparissos 
willen hervorgebracht haben (Philostr. ebd.). Diesen 
Hain zu betreten gait bei anstandigen Leuten 
r ;ir unehrenhaft (Sozoin. ebd.'l. Mehrere romische 
Kaiser von Gratianus bis Iustinianus sorgten fur 
.!'<■ Erhaltung dieser C. (Cod. Theod. X 1, 12. 



ersten dieser C. sollte der phoinikische Herakles, 40 Seiten der Scene erhebt sich je eine C, und aus 

jeder geht eine Schlange hervor. Diese beiden 
Schlangen schlingen sich im Bogen herum bis 
gegen ein Lowenhaupt, das in der Mitte iiber der 
Cultscene schwebt. tjber diesen Schlangen sind 
noch die Biisten des Sonnengottes und der Mond- 
gottheit dargestellt. jede begleitet von einem sechs- 
strahligen Stern, vielleicht dem Venusstern. Unter 
den beiden C. denkt sich Laj ard als den Biiumen 

n der Sonne und des Mondes das active und das 

'od. Iustin. XI 78). Auf' dem Revers einer in 50 passive Lebensprincip symbolisiert, da die Schlange 

selbst ein Symbol des Lebens sei. Die KOpfe der 
Schlangen vereinigen sich gewissermassen mit dem 
Lowenkopfe, dem Kopfe des Sonnentieres, wahrend 
zu gleicher Zeit ihre Schweife aus den C. das 
Leben sehopfen. So befinden sich die an der Cult- 
handlung beteiligten Personen zwischen deroberen 
Region des Lichts und der unteren Region oder 
der Schattenwelt. 

2) Fiir Arabien in der Zeit vor Muhammed 
uher Oichalia sjenannten "kamasischen Hain Mes- 60 fehlt' es uns an Denkmiilern oder litterarischen 



Aiexandreia-Troas gepragten Miinze steht Apollon 
zwischen einem flammenden Altar und einer C. 
(bei Lajard Taf. XHI ll; auf zwei andern Miin- 
zen derselben Stadt. der einen mit dem Bildnis des 
Commodus. der andern mit clem des Maximus, 
vendet er sich mit dem Gesicht ge^en den Altar 
und bat die C. im Eiicken (ebd. XIII 2. 3). 
Dieser zahlreichen Liste glaubt Laj ard (S. 108) 
ch den Hermes hinzufiigen zu miissen. In dein 



-eniens lag ein vorziiglich mit C. bestandener 
Hain , und in diesem standen die Statuen des 
Apollon Karneios, des einen Widder tragenden 
Hermes und der Hagne benannten Demeter (Paus. 
IV 33. 4. 5). Audi seine Geburtsstatte. das arka- 
dische Gebirge Kyllene, wird cupressifera ge- 
nannt (Ovid. fast. V 87). Auf mehreren Miinzen 
aas dem lydischen Gebiet von Mostene, welche 

Panly-WlSBOira IV 



Urkunden. Jedoch liefern spatere orientalische 
Dichter und Historiker den Beweis, dass die As- 
syrier mit dem Cult der Mylitta den Arabern die 
Sitte, dieser GOttin die C. zu weihen, iiberbracht 
haben miissen (Lajard S. 1221'.). Die arabischen 
Schriftsteller benennen den urspriinglich nicht ein- 
heimischen Baum mit Namen , welche teils der 
persischen Sprache wie serv oder saru und div- 

61 



1923 



Cypresse 



Cypresse 



1924 



dar oder div-daru, teils viellcicht dem Pehlevi 
wie arar angehOren. Firdusi giebt den persischen 
Namen serv dem Ktinige von Yemen, dessen drei 
TOchter die drei Sohne Feriduns, eines iranischen 
Heros, heirateten. Mehrere arabische Schriffcsteller 
sagen, dass mehrere Stamme unter dem Emblem 
eines Baumes eine Gottheit verehrten. welehe sie 
bald Allat, bald el-Samora, bald el-Uzza oder el- 
Ozza nennen. 

3) Bei den Persern spielte die C. in der Keli- 10 
gion des Zoroaster eine grosse Eolle (Lajard 

S. 126f. Botticher a. a. 0. S. 510f.). 

4) Fur die Lander zwischen Persian und In- 
dien nnd letzteres selbst halt es schwieriger, den 
Cult der C. nachzuweisen. Immerhin t'iihrt in 
den Vedas und in Dichtungen Kaschmirs die C. 
den Namen devadaru , d. h. Gottesbaum , und 
bildet den Gegenstand eines besondern Cults, mit 
welehem sich der den Faunen, Dryaden und Hama- 
dryaden vergleichbarer mythischer Personen ver- 20 
bindet (Lajard S. 154). In der Alexandersage 
befragt Alexander bei seiner Ankunft in Indien 
den Baum der Sonne und den des Mondes. wor- 
auf ihm diese Baume, an Gestalt der C. ahnlich 
und myrobalani genannt, in indischer und grie- 
chischer Sprache antworten (Iul. Valer. res gest. 
Alex. Ill 24 — 26 Kiibler). In dem apokryphen 
Briefe Alexanders an Aristoteles de, itinere suo 

et de situ Indiae (ebd. p. 212) ist die Rede von 
dem Baume der Sonne und seinen Fruchten, und 30 
die heiligen Baume der Inder sollten mit ihrem 
Laube sehr den C. ahneln. 

In den nordlicheren Gegenden Chinas wird die 
Pyramiden-C. heute inn Tempel und Graber an- 
gepflanzt (Lajard S. 163). 

5) Mehrere iigyptische Denkmaler dienen zum 
Beweise, dass die C. mit dem Cult der Hathor 
unter verschiedenen Namen und des Amnion Ho- 
rus oder Ammon-Ka verbunden gewesen ist (La- 
jard S. 164f.j. Nach Ohnefalsch-Richter 40 
(a. a. 0. Taf. CLIV 1) scheint man an und auf 
dem Altar des Min ebenso kleine kiinstliche und 
naturliche C.-Baume in Menge aufgestellt zu haben 
wie in den kyprischen Heiligtumern. 

6) Fiir Karthago und andere phoinikische Colo- 
nien fehlen uns, abgesehen von den den Toten- 
cult betretfenden tiberlieferungen , directe Zeug- 
nisse dafiir, dass die C. dort der Astarte geweiht 
gewesen ist, da, wie Lajard (S. 190) annimmt, 
ihre Spuren durch die politischen Umwiilzungen 50 
venvischt sind. 

7 1 Nach Griechenland und Thrakien muss sich 
der Cult der C. in sehr friiher Zeit verbreitet 
haben (Lajard S. 192). Pausanias IVIII 17, 2) 
nennt unter den Holzern, aus welchen die ersten 
holzernen Gotterbilder in Griechenland verfertigt 
wurden, an erster Stelle das Eben- und C.-Holz. 
Dieselbe Nutzung des C.-Holzes scheint auch der 
Komiker Hermippos (bei Athen. I 27 fi anzudeu- 
ten, wahrend Theophrast ih. pi. V 3, 7) nur von 60 
der Verwendung zu Bildsaulen uberhaupt spricht. 
Ob also in diesem Falle immer ein religioser 
Grund obgewaltet hat oder nicht vielmehr die 
Dauerhaftigkeit allein in Betracht gekommen ist, 
wie Plinius (XIII 53) von der Ceder behauptet. 
ist fraglich. Denn auch die Athletenstatue des 
Praxidamas aus Aigina , welehe demselhen in 
Olympia im J. 544 errichtet worden war, bestand 



aus C.-Holz (Paus. VI 18, 7). Aus demselhen 
Grunde mag dieses Holz ferner fiir das Bild des 
Orpheus bei Leibethra (Plut. Alex. 14), einer alten 
thrakischen Stadt in Makedonien, und des Triton 
in einem Tempel der Byzantiner zu Olympia (Polem. 
Perieg. bei Athen. XI 480 a) verwendet worden 
sein. Fiir seine Ansicht fiihrt Lajard folgendes 
an. Den alten Tempel des Zeus von Nemea mn- 
gab ein C.-Hain (Paus. II lb, 2). Auf dem Berge 
Lykone in Arkadieu lag der von sehr schOnen C. 
umgebene Tempel der Artemis Orthia; in diesem 
befanden sich auch marmorne Bildsaulen des Apol- 
lon, der Leto und Artemis (Paus. II 24, 5). Dieser 
Tempel erinnert an den in dem Hain Ortygia bei 
Ephesos gelegenen, von welehem vorher (S. 1921) 
die Rede gewesen ist. Auf dem Parnass (Stat. 
Theb. VII 344) lag eine, angeblich nach den dort 
in Menge vorhandenen Baumen (Steph. Byz.) oder 
nach Kyparissos, dem Sohne des Minyas (s. Drex- 
ler in Roschers Lex. II 1711), benannte Stadt 
Kyparissos, welehe schon von Homer erwiilmt wird 
(II. II 519) und spater Apollonias hiess (Steph. 
Byz. |. Im Apollontempel zu Delphoi bestand das 
Getafel der Cella aus C.-Holz (Pind. Pyth. V 37). 
Fiinf Miinzen von Epidauros in Argolis, von wel- 
chen zwei das Bildnis des Antoninus Pius und 
eine das des Caracalla tragen, zeigen auf dem 
Revers eine ein junges Kind zu Fiissen einer 
<TOssen C. saugenden Ziege. Die C. wird von 
Lajard (S. 195 mit Taf. XXI 1. 2) auf Apollon 
und das Kind auf Asklepios gedeutet. Auf zwei 
Miinzen von Troizen mit dem Bildnis des Septi- 
mius Severus sieht man auf dem Revers einen 
Tempel, welcher sich auf einem Hiigel zwischen 
einem Hirsch und einer C. erhebt; diesen Tempel 
erklart Laj ard (S. 197) fiir den des Apollon Thea- 
rios oder Epibaterios. Diese Thatsachen und der 
Bericht des Pausanias (IV 33, 5), dass man in 
dem von Lajard (S. 108) erwahnten karnasischen 
Hain die Mysterien der grossen Gottinnen feierc 
und er diesen Mysterien hinsichtlich ihrer Heilig- 
keit den zweiten Rang nach den eleusinischen 
gebe, beweisen Lajard (S. 198), (lass in Griechen- 
land, wie im westliehen Asien, der Cult des Apol- 
lon oder eines mit verschiedenen Namen bezeich- 
neten Sonnengottes sich enge verhand mit der 
Einsetzung der Mysterien. 

Die Sage von dem in einen C.-Hain verwan- 
delten Kyparissos, Sohn des Telephos, war auf 
verschiedene Weise ausgebildet (s. Drexler und 
Stoll bei Roscher a. a. 0.). Diese Verwand- 
lung bildet das Sujet eines in griechischer Com- 
position und Stilisierung entworfenen Fre?koge- 
maldes (bei Lajard Taf. XII nach Mus. Borbon. 
XII Taf. 2). Man sieht Apollon, Kyparissos und 
einen verwundeten Hirsch vor einem von C. um- 
gebenen Tempel; an der Seite steht inmitten der 
C. ein Dreifuss; aus dem Haupte des Kyparissos 
erhebt sich der Wipfel einer C. Die Attribute 
erinnem an die auf den erwahnten (ft. 1921, 
Miinzen von Alexandreia Troas. Philostrat".- 
giebt. wie wir gesehen haben, dem Mythos einen 
asiatischen Ursprung. Andere (bei Serv. Aen. Ill 
680) gehen dem Kyparissos Kreta zum Vaterlande 
und lassen ihn zum Flusse Orontes auf den Berg 
Casius fliehen , also in eine durch den Cult der 
semitischen Lichtgottheiten beruhnite Cegend. 
Wenn an die Stelle des Apollon auch Zephyros trat 






1925 



Cypresse 



Cypresse 



1926 



(Serv. a. a. 0.; vgl. Nonn. Dion. XI 364), so erinnert 
Lajard (S. 201) an die erwahnten vom Winde 
bewegten C. (Platanen?) Armeniens. Ovidius (met. 
X 106—142), der alteste Schriftsteller , welcher 
uns die Fabel von Kyparissos und Apollon erhalten 
hat, verlegt den Ort der Handlung nach der Insel 
Keos. Fiir diese Gegend, wenigstens fur das be- 
nachbarte Attika nimmt nun Lajard (S. 202) 
einen sehr weitgehenden Einfluss westasiatischer 
Civilisation an. Auch scheint er dem Apolloncult 
auf Keos eine zu grosse Bedeutung beizulegen. 
Den Namen der von Ovid genannten Stadt Kar- 
thaia deutet er mit Hinweis auf Karthago fiir 
semitisch = Stadt. Den Hirsch, welchen Ovid 
allerdings auf phantastische Weise schildert, fasst 
Lajard als Symbol Apollons zugleich als Sonnen- 
und Mondgottes auf. Mit kundigem Blick aber 
sieht er (S. 204) sowohl in der Erzahlung Ovids 
als in der pompeianischen Freske ein Beispiel fiir 
die Neigung der Griechen und Romer, das Symbol 
in den Mytlius umzugestalten. An die Stelle des 
Apollon im Kyparissosmythus ist auch Silvanus 
gesetzt (Serv. Georg. I 20; eel. X 26. Myth. Vat. I 
6. II 178), und Vergilius (Georg. I 20) lasst den Sil- 
vanus mit den Worten angerufen werden teneram 
ab radiee ferens Silvane eupressum (wiederholt 
in einer Inschrift der Abruzzen vom J. 156, OIL 
IX 3375, 12). Hieraus mSchte Lajard (S. 206f.) 
auf die Identitat von Apollon und Silvanus schlies- 
sen , indem er an die asiatischen Cylinder und 
iigyptischen Denkmaler erinnert, wo man eine 
junge C. in der Hand eines Priesters oder Ein- 
geweihten oder einer dem Leben und dem Friih- 
ling prasidierenden Gottheit erblickt. Botticher 
(a. a. 0. S. 487) freilich halt sich an die von Ser- 
vius (Georg. I 20) angedeutete Erklarung, dass Sil- 
vanus durch die Worte Vergils nur als Gott der 
Pfianzung charakterisiert sei; andere nehrnen hier 
eine auf Tod und Leichenbegangnis beziigliche 
Symbolisierung an. Die erwahnten beiden Mythogr. 
Vat. sagen, Silvanus solle den Zweig zur Trostung 
dariiber, dass er seinen Liebling verloren habe, 
tragen. In der Verwandlung des Kyparissos in 
die C. als Sinnbild der Unsterblichkeit sieht 
tibrigens Lajard (S. 209) eine Apotheose des- 
xelben, ahnlich der des Herakles, sofern der Jung- 
ling den Hirsch, das Symbol des feuchten Elements 
und demnach des materiellen Lebens und der 
schaffemlen oder lebenspendenden Getter, besiege; 
es handle sich um den Sieg der Seele uber den 
Leib. Von dem Tempel der Artemis Orthia in 
Arkadien und von dem , welchen Xenophon bei 
Skillus stiftete, ist schon die Rede gewesen (o. 
S. 1921 1. Ein Tempel der Artemis stand in einem 
Hain von C. und Kiefern bei Oiantheia in Phokis 
(Paus. X 38, 9). Ein eben soldier Hain war der- 
selben Gottin in dem Thale Gargaphia des Kithai- 
ron. wo Aktaion die Gottin beim Bade uberraschte. 
geweiht ( Ovid. met. Ill 155). Baume dieses Hains 
sehen wir denn auch auf dem Basrelief eines bei 
Rom gefundenen Sarkophags, auf dem die Be- 
strafung des Aktaion durch Artemis dargestellt 
ist (Abb. bei Clara c Mus. de sculpt. Taf. CXIII. 
CXIV: danach Baumeister Denkm. I Fig. 39a. 
40. 41). 

Lajard (S. 212i will nun den Weg verfolgen, 
auf dem sich der C.-Cult mit dem Cult der orien- 
talisehen Getter von Vorderasien aus nach Grie- 



chenland verbreitet habe. Der Kyparissosmythus 
habe sich von Syrien nach Keos verbreitet; der 
Cult der asiatischen Aphrodite von Phoinikien 
tiber die Insel Kypros, nach welcher die Griechen 
die Aphrodite Kypris nannten, hinaus zunachst 
nach Rhodos, welches durch seine C.-Waldungen 
beriihmt gewesen sei (Theophr. h. pi. IV 5, 2; 
diese waren aber dort wohl indigen). Die Insel 
Samos habe friiher Kyparissia (Plin. V 135) und, 

10 weil die Hera hier herangewachsen sei (Varro bei 
Lact. inst. I 17), auch Parthenia (Aristot. bei 
Plin. a. a. 0. Apoll. Rhod. I 187. Steph. Byz. 
s. Sd/xog) geheissen, was auf die Identitat der 
Hera mit der Kyparissia genannten Athene zu 
Asopos in Lakonien (Paus. Ill 22, 9 ; vgl. Strab. 
VIII 363) hinweise (S. 215). Von den Beziehungen 
der Rhea und des Kyparissos zu Kreta ist schon 
die Rede gewesen (S. 1919. 1924). Das Scepter 
des Zeus , welcher auf Kreta erzogen sein sollte, 

20 war nach Pythagoras (Hermipp.bei Diog. Laert. 
VIII 10. Iambi, vit. Pythag. 155) von C.-Holz. 
Das letztere soil nach Lajard (S. 216) nur 
eine Modification des erwahnten (S. 1925) orienta- 
lischen Brauches sein, den Gottheiten oder ihren 
Priestern eine junge C. in die Hand zu geben. 
Alsdann gedieh, wie wir gesehen haben (S. 1910), 
die C. in Kreta so vortreff lich , dass Plinius 
(XVI 141) diese Insel fiir ihre Heimat ausgeben 
konnte. Beriihmt war auch das C.-Holz von Mi- 

301etos (Athen. V 205b), welches Lajard (S. 217) 
fiir eine Colonie der Kreter ansieht, wohin aber 
die Karer schon friih die C. von Kreta verpflanzt 
haben kOnnen. Besonders lebensfahig sollte die 
C. im Gebiet der kretischen Stadt Tarrha sein 
(Theophr. h. pi. II 2, 2), wo Apollon verehrt wurde 
(Steph. Byz.). 

Sofern die Hohle des Polyphemos in Sicilien 
von Lorbeerbaumen und schlanken C. umgehen 
war (Theocr. XI 45), glaubt Lajard (S. 218), 

40 dass die Gestalt des Polyphemos wie aller Kyklo- 
pen orientalischen (Jrsprungs sei. Auf dem grossen 
Schiffe des Hieron befand sich ein der Aphrodite 
geweihtes Gemach, dessen Wande und Decke von 
C.-Holz waren (Moschion bei Athen. V 207 e). 

Den schon zu Beginn dieses Abschnitts ange- 
deuteten Spuren, welehe nach Boiotien und Phokis 
hintiberleiten, folgend, kommtLajard (S. 219) auf 
die alten Holzhilder der Aphrodite in Thebai zu 
sprechen, welehe Harmonia aus den Akrostolien 

50 der Schiffe des Kadmos gemacht und ihrer Mutter 
Aphrodite geweiht haben sollte (Paus. IX 16, 3;. 
Zur Beglaubigung dieser Nachricht will er nur 
daran erinnern, dass die C. des Libanon nach den 
angegebenen (S. 1920) alttestamentlichen Berichten 
ganz besonders zu Schiffsbauten verwendet wurde. 
wie auch Alexander in den Hafen des persischen 
Meerbusens Schiffe von bahylonischem C.-Holze 
habe bauen lassen (Aristobulos bei Strab. XVI 
741. Arrian. VII 19, 4|. Dagegen mochte Bot- 

60ticher (a. a. 0. S. 217) sogar glauben, dass jene 
Holzbilder schon die an den Akrostolien befind- 
lichen Bilder der Aphrodite selbst gewesen seien. 
wenn er auch (S. 491) meint, dass die C. der 
hellenischen Aphrodite nicht geweiht gewesen zu 
sein scheine. 

In Arkadien war es nicht nur das Gebirge 
Kyllene (Ovid. fast. V 87 ), sondern auch der Ery- 
manthos (Ovid, heroid. IX 87), weleher als rit- 



1927 



Cypresse 



Cypresse 



1928 



prcssiferus bezeiclmet wurde, und, da auf letzterem 
Herakles den Eber crlegte, so glaubt Lajard 
(S. 220), dass sich hier eine Grotte befunden haben 
miisse, in welcher die avis dein westlichen Asien 
stammenden Mysterien der Aphrodite gefeiert wor- 
den seien. In Arkadien gab es femer bei Phi- 
galia ein von C. umgebenes, altertilmliches mid 
schwer zugangliches Heiligtum der Eurynome, 
ileren holzernes Bildnis eine weibliche Figur mit 



schen Votivthron und den Miinzen von Perge (s. 
S. 1918). Die iibrigen fiinf sich hinter dem Tempel 
erhebenden C. sind nach ihm die Embleme der 
fiinf von den sieben Planeten, welche die Alten 
mit Einschluss von Sonne und Mond zahlten, wie 
auch auf Mithramonumenten romischer Zeit die 
sieben Planeten mitunter durch sieben C. darge- 
stellt sind. Auch noch andere Beweise bringt 
Lajard fur seine Behauptung, dass die Gottin 



einem Fischleibe zeigte, die mit goldenen Ketten 10 auf den Bronzen von Apollonia die Aphrodite s 



umschlungen war. Nach phigalischem Volks- 
glauben war Eurynome ein Beiname der Artemis, 
Kundigerc dageg'en erklarten sie fiir die schon von 
Homer erwahnte Tochter des Okeanos, und letzterer 
Ansicht war auch Pausanias (VIII 41, of.). Da- 
gegen erklart sich Lajard (S. 2211'.) fur die 
Volksiiberlieferung, da sie gegriindet sei auf der 
urspninglichen Identitiit der Aphrodite und Arte- 
mis bei niehreren Yiilkern des westlichen Asiens. 



Auf zwei Bronzemiinzen aus Sikyon mit dem Bild- 
nis der Plautilla, der Gattin des Caracalla, von 
denen Lajard (Taf. VII 3) eine abbildet, sieht 
man auf dem Rovers einen viersauligen Tempel, 
zu dessen Seiten je eine Herme und eine C. stehen. 
Er lasst es (S. 233) unentschieden, ob der Tempel 
dem Asklepios, dem Hermes oder der Aphrodite 
geweiht gewesen sei, doch macht er auf die bei- 
den Bildsaulen des Asklepios und der Hygieia in 



Diese Eurynome sei identisch mit der svrischen 20 dem Tempel des Asklepios zu Titane bei Sikyon 



Derketo oder Atargatis, welche auf einem Bas- 
relief durch einen Fisehleib dargestellt sei; die 
goldene Kette aber vergleicht er mit dem ketten- 
ahnlichen Maeander. welcher auf einem Basrelief 
aus dem Dorfe Nimrud den Leib der Mylitta um- 
sehlinge. 

Bei Korinth lag ein C.-Hain mit dem Nam en 
Kraneion, in welchem sich der Tempel der Aphro- 
dite Melainis, d. h. der Dunkeln. befand (Paus. 



aufmerksam, in dessen Peribolos alte C. standeu 
und welcher von dem Enkel des Asklepios, von 
Alexanor. gegriindet sein sollte (Paus. II 11, 5). 
Hinzuzufugen ist, dass sich auf Kos eine C. be- 
fand. zu welcher sich an einem bestimniten Tage 
die dem Asklepios Geweihten in feierlichem Auf- 
zuge begaben (Ps.-Hippocr. epist. 11, 1). Auch 
sei an den (o. S. 1915) envahnten Hain dieses 
Gottes erinnert. Da sowohl die C. (Geop. XI 4) 



II 2 4); dieser Beiname soil nach L aj ard (S. 225) 30 als auch die in C. verwamlelten Tochter des Eteo 



daran erinnern, dass die orientalische Theologi 
in derselben Gottheit die Ideen der Nacht und 
der Zeugung vereinigte. Auf der Burg von 
Phlius befand sich ein C.-Hain und ein seit alters 
in grosser Verehrung stehendes Heiligtum einer 
Gottin. welche die Phliasier in alter Zeit Gany- 
meda genannt hatten (Paus. II 13, 3l. Lajard 
i S. 226) vermutet , dass die Ganymeda identisch 
mit der assvrischen Mvlitta. weil ihr die C. 



kles Charites genannt wurden (Theoer. XVI 104. 
Geop. ebd.1, so glaubt Lajard (S. 234). dass die 
Charitinnen als Begleiterinnen der Aphrodite unter 
der symbolischen Form der C. dargestellt werden 
konnten. Auch den unter dem Namen Parthenoi 
um das Grabmal des Alkmaion zu Psophis in 
Arkadien, wo die Aphrodite von Eryx einen Tempel 
hatte. stehenden C. (Paus. VIII 24, 2. 6) lassen 
Lajard (S. 235), Curtius iPelop. 1400), Murr 



sreweiht gewesen sei und" ihr Name Hebe uns40 (a. a. O. 125) undBaudissin (Stud. z. semit. Reli 



nach dem westlichen Asien weise. Denn diesem 
Religionsgebiet sei die Vorstellung der Grieehen, 
dass Hebe den Nektar in die Schale des Zeus 
giesse. entlehnt; dies bewiesen zwei phoinikische 
Gemmcn, auf welchen die Baltis denselben Dienst 
dem Baal erweisend dargestellt sei. Aus dem 
illyrischen Apollonia, einer Colonie Korinths, be- 
sitzen wir drei grosse Bronzen mit den Bildnissen 
des Septimius Severus. der Iulia Domna und des 



gionsgeseh. II 197) unter Annahme phoinikischen 
EinfiusseseineVerwandluiigssage zu Grundeliegen. 
Die Stadt Kvparissos in Phokis (Horn. II. II 
519. Strab. IX 423. Stat. Th.-b. VII 344. Nomi. 
XIII 123. Dionvs. Call. 80. Geogr. gr. min. 1 
•241. Eustath. II. II 519. 594 1 hiess spiiter 
Apollonias (Schol. II. II 519. Steph. Byz.) od.?r 
Antikyia (Paus. X 36. 5 1 und sollte entweder 
nach den in ihrer Umgebung befindlichen C. oder 



Geta. auf deren Revers ein viersauliger. von sieben 50 nach dem Sohne des Minyas i Schol. II. ebd. Steph. 

Byz.) benannt sein. Nach dem, was Lajard iiber 
die Beziehungen der C. zu Apollon gesagt hat, 
entscheidet er (S. 241 1 sich natiirlich dafiir. dass 
der erstere Name entweder von einem dem Apollon 
geweihten C.-Hain oder direct von Apollon her 
zuleiten sei. In Elis gab es eine Stadt Kypa- 
risseeis (Horn. II. II 593), spater von Strabon (VIII 
348l Kvparissia genannt. und einen Fluss des 
Namens Kvparisseeis (ebd. und 349). Auch eine 



C. umgebener Tempel mit einer thronenden, aber 
unbekannten Gottin dargestellt ist (Lajard S. 227 
und Taf. VIII 4 mit der Bronze der Iulia Domna i. 
Durch ziemlich weit ausholende Vergleiche sueht 
Lajard iS. 228f.) zu beweisen, dass diese Gottin 
wieder die orientalisch-occidentalische Aphrodite 
sei. die Konigin des Himmels. der Erde und der 
Unterwelt und die zeugende Gottheit. Die vier 
Saulen stellten die vier Elemente dar. Die in 



mitten des Tempelgiebels angebrachte Kugel finde 60 Stadt Messeniens hiess Kypanssia (Diod. isic. XV 
- -- - ■ - - --' ■ ' "" ' 77. Strab. Vm 349. 359. 361 u. s. w.) oder Ky- 

parissiai mit einem Tempel der Athena Kvparissia 
(Paus. IV 36, 7); daselbst hiess Kyparisseeis ein 
Fluss (Strab. A1LT 349), Kyparissios ein Meer- 
busen (Plin. IV 15. Pompon. Mela II 50f.) und 
Kvparission ein Vorgebirge (Ptol. Ill 16, 7). Auf 
einer Halbinsel Lakoniens lag die Hafenstadt Ky- 
parissia l Strab. VIII 363j. Daraus schliesst La- 



sich wieder auf asiatischen Miinzen mit dem Tempel 
der Astarte und erinnere an die Feuerkugel, welche 
man bei dem Feste der Astarte zu Aphaka im 
Libanon in den Liiften erscheinen liess (Zosim. 
I 58, 4). Die beiden C. , von welchen die eine 
zur Rechten, die andere zur Linken des Tempels 
steht, symbolisieren nach Lajard die Sonne und 
den Mond wie auf dern envahnten kleinen syri- 



1929 



Cypresse 



Cypresse 



1930 



jard (246), dass der Cult der C. mid der Gott- 
heiten, welche diesen Baum zu ihrem symboli- 
schen Attribute batten, in Lakonien seit sehr fruher 
Zeit stark verbreitet gewesen sei. Der Name 
KvxaQiaodmv, welcher sich auf Miinzen mit den 
Bildnissen des Septimius Severus, der Iulia Domna, 
des Caracalla, der Plautilla und des Geta^ findet, 
wird von den Numismatikern auf Kvparissia in 
Messenien bezogen. Im Westen und zwar in Gallia 
Narbonensis lag die Ortschaft Cypresseta (Itin. 
Hieros. p. 553). 

Zu weit gehtLajard (S. 247f.) in der Behaup- 
tung, dass die von den griechisehen und romi- 
sehen Arzten der C. zugeschriebenen Heilwirkungen 
o-ew5hnlich mit den Functionen und Attributen, 
welche den Gottheiten zugewiesen waren, in Be- 
ziehung gestanden hatten. 

8. Zum Beweise fiir die Verbreitung des C- 
Cultus nach Etrurien und Picenum fiihrt Lajard 
(S. 252) die Namen der Gottin Cupra, welche er 
mit Kypris identificiert, und der beiden Stiidte 
Cupra oder Cupra maritima oder Cupra litorea 
und Cupra montana an. Alsdann bespricht er 
(S. 253 m. T. XIII 4) eine Graburne aus Terra- 
cotta von Montepulciano, deren Basrelief den mit 
Kuhhornern geschmiickten Kopf einer Gottin zeigt, 
welche unverkennbar an die agyptisch-asiatische 
Aphrodite erinnert; da der offenbar die Cupra 
darstellende Kopf sich zwischen zwei C. befindet, 
erklart Lajard (S. 318) diese fur das Symbol der 
Sonne und des Mondes. Auf einer wahrschein- 
lich etruskischen Vase sind Scenen geinalt, welche 
nach Lajard (S. 254) an die bei der Einweihung 
in die Mysterien der assvrischen Aphrodite und 
des Persergottes angewandten Symbole erinnern, 
(iavunter eine C. zwischen einem Lowen und einer 
I.rnvin. Mit grOsserer Sicherheit kann man mit 
Lajard I'S. 2541) auf die Mysterien der assvrischen 
Aphrodite zwei grosse silberne Schalen beziehen, 
welche in dem etwa dem Ende des 7. oder An- 
fang des 6. Jhdts. v. Chr. angehorigen Regulini- 
Gafassischen Grabe zu Caere gefunden sind (vgl. 
L. lulius bei Baumeister Denkm. I 507. 
HelbigFiihrer d. d. offentl. Samml. in Rom II 302. 
Sol). Auf dem Reliefstreifen der einen Schale 
sohweben mehrere Tauben zwischen den an dem 
Ramie der heiligen Strasse stehenden C, welche 
eine religiose Procession durchzieht. Auf einem 
Reliefstreifen der andern Schale werden unter 
niehreren C, zwischen welchen ebenfalls Tauben 
schweben, mystische Kampfe gefiihrt ; ein zweiter 
Streifen derselben Schale zeigt wieder eine reli- 
giose Procession auf einem mit C, zwischen denen 
Tauben und ein Geier fliegen, bordierten Wege. 
9 . Was Rom und das rOmische Reich betrifft, 
so spricht Plinius (XVI 236), allerdings nur um 
ein Beispiel fiir die lange Lebensdauer des Baumes 
anzufuhren, von einer C. im Volcanal zu Rom, 
die zu Ende der Regierungszeit Neros zusammen- 
brach und so alt wie die Stadt sein sollte. Im 
J. 207 v. Chr. wurden zwei Bilder der Iuno Re- 
gina von C.-Holz unter Anfuhrung der sibyllini- 
schen Decemvira in den Tempel jener Gottin auf 
den Aventinus iLiv. XXVII 37, 12) gebracht, 
also der Gottin, deren Cult und Bild im J. 358 
d. St. von Veii nach Rom gelangt war (Liv. V 
22. 4f.). Audi in den Jahren 99 und 97 wurden 
je zwei Bilder dieser Gottin von demselben Holz 



aufgestellt (lul. Obseq. 106. 108). Sie wird von 
Laj ard (S. 258) mit der Hera von Samos und der 
etruskischen Cupra identificiert. Doch sei noch 
darauf hingewiesen, dass die Aphrodite in Ta- 
rentum den Beinamen Baodk hatte (Hes.) und 
Cato (agr. 151, 2) von einer tarentinischen C. 
spricht, wohl weil die C. iiber Tarentum nach 
Italien gekommen war (Plin. XVI 141). In Rom 
hatte sich ferner seit dem J. 93 v. Chr. em aus 
10 C.-Holz verfertigtes Bild des Veiovis erhalten 
(Plin. XVI 216). Dies, zusammengehalten mit 
dem, was cr aus romischen Dichtern angeftthrt 
hat, dient Lajard (S. 260) zum Beweise, dass bei 
den ROmern, bevor sie erobernd in Asien auftraten, 
der Cult der C. mit dem des Apollon, der Diana, 
der Venus, des Mercurius und einiger anderen 
Gottheiten enge vereinigt gewesen sei, wobei 
noch hinzuzufugen, dass das Bild des Priapns 
(Mart. VI 49, 4) oder seines Phallus (ebd. 73, 7) 
20 als aus C.-Holz gemacht bezeichnet wird. Dann 
kommt Lajard (S. 260f. mit Taf. XX 5) auf eine 
silberne, nach seiner Meinung dem 1. oder 2. Jhdt. 
n. Chr. angehorende Scheibe zu sprechen, welche 
in Notre-Dame-d'Alenfon im Departement Maine 
et Loire gefunden ist und den Boden eines reli- 
giOsen Zwecken dienenden Gefasses gebildet haben 
muss. Sie zeigt die aufrecht stehende Figur des 
Apollon mit mehreren Attributen, die teils ihm 
selbst, teils mehr oder minder dem Mithra zu- 
30kommen, darunter eine C. als Symbol des Lebens. 
Wenn aber die C. bei den Romern dem Apollo 
geweiht war, so ist es kein Wunder, dass sie es 
auch der Diana war (Verg. Aen. Ill 681), wenn 
auch vielleicht aus einem anderen Grunde, als 
Lajard hier (S. 265) annimmt, namlich soferu 
sie Gottin der Unterwelt war (vgl. Serv. ebd.). 
Zugleich wiederholt Lajard (S. 264; vgl. 206f.) 
seine Behauptungen iiber die Beziehungen der 
C. zu Silvanus. Fiir die Beziehungen derselben 
40 zur Venus zieht er (S. 264f. mit Taf. XIV 3, 3 a 
und 3 b) die Darstellung auf der Vorderseite eines, 
wie er annimmt, das Piedestal einer Iuppiter- 
statue bildenden Basreliefs heran, welches zu Vienne 
in der Dauphine gefunden ist und nach ihm der 
Zeit des Verfalls rOmischer Kunst angehort. Wir 
erblicken hier auf einem Berge, namlich dem 
Tavgetos, Leda und einen den Iuppiter darstel- 
len'den Schwan zwischen einer C. und dem Amor. 
Wie auf dem vorher (V A 1) erwahnten palmy- 
SOrenischen Altar die asiatische Aphrodite, erkennt 
hier Lajard in der C. die Venus, welche mit 
ihrem Sohne dem Gliicke der Liebenden assi- 
stiere. Ebenso erklart er die C, auf welche 
Amor bei der Trennung von der Psyche sich 
schwingt (Apul. met. V 24 1, fiir die Venus, in 
deren Armen er Verzeihung fiir seinen Ungehorsam 
sucht (S. 27 If.). 

Mit diesem alten Cult der Venus hat sich, 
wie Lajard (S. 272f.) annimmt, der Cult des 
60 Mithra, welchen die Grieehen nur in sehr be- 
schranktem Masse von den Persern angenommen 
hatten, bei den ROmern vermischt, seitdem ihre 
Legionen wahrend und nach dem Kriege des Pom- 
peius gegen die kilikischen Seeriiuber sich in- 
mitten der mit Grieehen verm isch ten asiatischen 
Volker aufhielten. Er beruft sich dabei auf funf 
Basreliefs. Auf dem ersten, welches sich in der 
Villa Altieri in Rom befindet (Cumont a. a. 0. 



1931 



Cypresse 



Cypresse 



1932 



monum. fig. nr. 54), sieht man Mithra auf einem 
Stiere und zu seiner Eechten die Biiste des Sonnen- 
gottes, zur Linken die der Mondgottheit; ausser 
andern Attributen befindet sich noch an der Seite 
jeder Biiste je eine C. Das zweite Beispiel bildet 
das bereits erwahnte (S. 1917) Mithramonument 
von Heddernheim (Cumont nr. 251). Ausser 
dem vorher besprochenen Felde desselben zeigt 
ein zweites wiederum drei C, welche nach L a j ar d 



fuhrung ein Werk der Phoiniker gewesen sei und 
sie sich besonders an die Einfuhrung des Baal- 
cultus gekniipt babe. Die Miinzen von Anticaria 
und Balsa scbeinen ihm (S. 292) zu beweisen, 
dass die Iberer und Lusitaner es von den Phoi- 
nikern gelernt hatten, unter dem Symbol der C. 
die Astarte als lunisolare oder einfach lunare 
Gottheit darzustellen, wahrend die von Ostur uns 
erinnern an den von ihm (S. 51) besprochenen 



(S. 275) eine himmlisehe Trias, zusammengesetzt lOsyrischen Votivthron und die ebenfalls von ihm 



aus Mithra, Sonne und Mond, symbolisieren. Auf 
einem zu Neuenbeim bei Heidelberg gefundenen 
Mithra-Basrelief (Cumont nr. 245) stehen sieben 
C. auf dem heiligen Berge Albordj oder Gorotman, 
welcher sich hinter dem Haupte des Mithra und 
zwischen Sonnen- und Mondbiiste erhebt, Unter 
Berufung auf einige Cylinder, welche die aus dem 
Taubensymbol der Mylitta oder des Mithra, dem 
Sonnenstern und der Mondsichel bestehende gOtt- 



(S. 82f.) erwahnten westasiatischen Miinzen. wel- 
che uns die mit Sonne und Mond eine Trias bil- 
dende asiatische Aphrodite gezeigt haben. 

B. Eine besondere Besprechung erfordert die 
C. als Symbol der Trauer und Emblem oder 
Attribut der unterirdischen Gottheiten. Zu einer 
solchen Wahl forderte nach Lajard (S. 293) die 
lange Lebensdauer der C. auf, die unverwiistliche 
Beschaffenheit des Holzes, ihr immergrunes Laub 



liche Trias neben funf oder sieben Planetenkugeln 20 und der Umstand, dass sie, einmal abgehauen. 
zergen,^ erklart^ Lajard (S. 278) die genannten nicht mehr ausschlagt. 



sieben C. ebenfalls fur Reprasentanten der Planeten. 
Auf einem in Siebenbiirgen aufgefundenen und 
in Karlsburg aufbewahrten Basrelief, nach L aj ard 
aus der Verfallszeit der Knnst (Cumont nr. 193), 
stellen die sieben C. die Amschapands, die sieben 
hSchsten Geister des Lichtreiches in der Eeligion 
des Zoroaster, dar (S. 280). Jedenfalls auch in 
der Umgegend von Karlsburg ist ein Basrelief 



1. Was den Orient betrifft, so berichtet Pro- 
bus (Verg. Ge. II 84), nachdem er die C. einen 
Trauerbaum genannt hat, dass nach dem Zeugnis 
des Asclepiades von Tragilos einige glaubten, die C. 
habe diese Bedeutung, weil der keltische Konig 
Boreas zuerst auf dem Grabhugel seiner Tochter 
Kyparissa den Baum angepfianzt habe. Zwei 
Stellen des Vergilius weisen auf diese Bedeutung 



von ziemlich barbarischer Arbeit gefunden, in 30 bei den Troianern hin. Nach der einen (Aen 

III 64) werden die zu Ehren des ermordeten Po- 
lydoros errichteten Altare atra cuprestso, mit C- 
Zweigen, bedeckt; nach der andern (ebd. VI 216) 
werden vor dem frondibus atris gesehmuckten 
Scheiterhaufen des Misenus ferales cupressi auf- 
gestellt. Die from funerea (ebd. IV 506), mit 
welcher Dido ihren Scheiterhaufen umgiebt. er- 
klart Lajard (S. 296) ebenfalls fur C.-Laub. 
Da man ferner im Westen von Oran mehrero 



dessen Mitte der den Stier opfernde Mithra sich 
befindet und in dessen beiden Ecken die beiden 
Gehiilfen desselben, nach Lajard (S. 282 mit 
Taf. XV) das personificierte Friihlings- und Herbst- 
aequinoctium, jeder hinter einer C, dem Symbol 
des Lebens. 

An diese Denkmaler reiht Lajard noch drei 
Contorniaten , den einen mit dem Bildnis des 
Vespasianus (Taf. XVIII 3), den zweiten mit dem 



des Nero und den dritten mit dem des Homeros, 40 Leichensteine gefunden haben soil, auf welchen 



welche alle drei auf dem Eevers denselben Typus 
zeigen. Ein Mann sticht mit seiner Lanze nach 
einem gewaltigen Eber, und dahinter steht eine 
0. Palls hier Meleagros und der kalydonische 
Eber dargestellt sein sollten, meint Lajard 
(S. 284), konnte die C. als Embleme der Unsterb- 
lichkeit aufgefasst werden, welche dem griechi- 
schen Heros fur die Besiegung des Ebers ver- 
sproehen gewesen sei (?). 



ein Mann und eine Frau neben einer von zwei 
C. flankierten Halle stehen, so mochte Lajard 
(S. 296) annehmen, dass die Vorstellung der C. 
als eines Trauerbaumes durch Vermittlung der 
Phoiniker von Assyrien ausgegangen sei, obwohl 
uns kein Zeugnis fur diese Vorstellung in Assy- 
rien erhalten ist. Dazu fugt er (S. 297f.) die 
Thatsache hinzu, dass man die C. als ein Symbol 
der Trauer in Agypten nicht nur auf Grabpapyri, 



10. In Spanien sind mehrere Miinzen mit C.-50sondern auch auf'vielen Mumiensargen und einem 



Bildern gefunden. Einige Miinzen von Ostur wohl 
in Hispania Tarraconensis zeigen auf der Vorder- 
seite einen Eber und auf dem Revers eine deut- 
lich erkennbare C. zwischen zwei cypressenahn- 
lichen Baunien (Beispiel bei Lajard Taf. XX 4), 
andere auf der Vorderseite eine deutlich erkenn- 
bare C. und auf dem Revers zwei cypressenahn- 
liche Baume (Beispiel auf Taf. XX 3). Auch 
Miinzen von Anticaria in Baetica und Balsa 



Basrelief eines Leichenhauses bei Karnak findet. 
Ausserdem weist er noch darauf hin, dass die 
heutigen Muselmanen Afghanistans, Persiens und 
der asiatischen Tiirkei den Baum als Zeiehen der 
Trauer gebrauchen. Daher mochte er (S. 303, 3) 
auch die von dem Historiker Dinon (bei Athen. 
XI 503 f) erwahnten C.-Kranze der Perser als 
Trauerkranze deuten. So war auch der aithio- 
pisehe Soldat, welcher dem Septimius Severus, 



Lusitama haben wohl auf dem Revers eine C, 60 allerdings, wie es heisst, nur scherzweise, sagte, 
die ersteren in Verbmdung mit der Mondsichel dass er fortan Deus victor sein, also bald aus 
and emem Stern, die letzteren inmitten einer " " " 



grossen Mondsichel. Ferner scheint auf Miinzen 
einer sonst unbekannten Stadt Olunt der darge- 
stellte Baum eine C. zu sein. Beweisen diese 
Miinzen unzweifelhaft die Einfuhrung des C. -Sym- 
bols in Iberien und Lusitanien, so glaubt Lajard 
(S. 291) annehmen zu miissen, dass diese Ein- 



dem Leben scheiden werde, mit einem C.-Kranze 
geschmiickt (Hist. Aug. Sept. Sev. 22), und die 
ROmer legten einen solchen zum Zeiehen der Trauer 
aufs Haupt (Stat. silv. V 1, 136). Unentschieden 
lasst es dagegen Lajard (S. 306), ob der indi- 
sche Philosoph Kalanos, welcher sich zur Zeit 
Alexanders des Grossen in Babylon auf einem aus 



1933 



Cypresse 



Cypresse 



1934 



C- und anderem wohlriechenden Holze errichte- 
ten Scheiterhaufen verbrannte (Aelian. v. h. V 6), 
einem indischen oder babylonischen Brauche ge- 
folgt sei. 

2. Zu Griechenland und seinen Colonien iiber- 
gehend erinnert Lajard (S. 309f.) an die von 
ihm (S. 234f. und 294) erwahnten, in einen Brun- 
nen gefallenen und in C. verwandelten TOchter 
des Eteokles, die C. um das Grab des Alkmaion 
und die C. auf dem Grabe der keltischen KOnigs- 
tochter Kyparissa als Beweise, dass der Baum 
bei den Griechen ein Symbol der Trauer gewesen 
sei. In Attica wurde das Sterbehaus durch C- 
laub verhiillt (Serv. Aen. Ill 681), wahrschein- 
lich wegen des dort ebenso wie in Rom, wovon 
spater die Rede sein wird, herrschenden Aber- 
glaubens, welcher manchen abhielt, auf ein Grab 
zu treten oder sich einem Toten zu nahern (Theophr. 
char. 16). Auffallenderweise bezeichnet die In- 
schrift einer bei Petelia gefundenen goldenen 
Platte aus dem 3. oder 4. Jhdt. v. Chr. (Kaibel 
IGI 638, 2) eine weisse C. als dem Hades ge- 
weiht: Evgtjoeis <5' 'Atdao do/j,mv «jt' aoioxtQa xoi'j- 
t'})v, IlaQ d'avriji Xsvxtjr eaztjxvTav hvticuhooov . 
Lajard (S. 311) will mit Riicksicht darauf, dass 
in dem italienischen Gedicht des ftorentinischen 
Priesters Jacopo di Carlo ,Alessandro Magno- oder 
.Alessandreide' der eine der beiden von Alexander 
dem Grossen befragten Schicksalsbaume, namlich 
der des Mondes (vgl. S. 1923), glanzend und weiss 
wie Silber genannt wird und im Chinesischen 
die Pyramiden-C. mit einem Namen bezeichnet 
werde, welcher nach den Schriftzeichen = .weisser 
Baum' sei, die /.svxlj xvxagioooi der Inschrift 
als silberne C. und Symbol der Unterwelt deuten. 
Ubrigens erinnern die hier genannten Quellen 
des Hades und der Mnemosyne an das Orakel 
des Trophonios in Lebadeia (Paus. IX 39. 8i und 
das kiihle Wasser der letzteren Quelle an die auf 
Grabschriften nicht selten zu findenuen Worte 
tj'v'iqov viiwf) t)ot'i] not 6 "Ooipi; (vgl, Kaibel a. a. 
O.). Im Gegensatz dazu , dass die Athener zu 
Beginn des peloponnesischen Krieges die 1'iir das 
Vaterland gefallenen Krieger dem Herkoinmen ge- 
mass in Siirgen von C.-IIolz beerdigten (Time. II 
34, 3), erfahren wir, dass Pythagoras verboten 
habe , davon Sarge zu machen (Hermippos bei 
Diog. Laert. VIII 10. Iambi, vit. Pyth. 155) 
oder es zur Beseitigung von Flecken am Kor- 
per und zur Reinigung der Ziihne zu benutzen 
i Iambi, ebd. 154). In diesein Verbot mochte 
Lajard iS. 312) ein Zeiehen der Bescheidenheit 
sehen, da Pythagoras durch die C. und gewisse 
andere Baume die Gtitter geehrt wissen wollte. 
Ein in Athen gefundenes, wohl der rOmischen Zeit 
anyehoriges Sepukralrelief bespricht A. (J onze 
(Archaeol. Zeit. XXIX 1872. 81f. mit Taf. 49). 
Auf demselben ist Herakles mit einem Manne, 
wohl einem Verstorbenen, und aeht Weibern oder 
Musen bei einem im Freien stattfindenden, luxu- 
riosen Mahle dargestellt ; dasselbe findet zu Fiissen 
mehrerer Baume statt, um deren Kronen vier 
Eroten schweben und von welchen nur fiinf Laub- 
l'iiume und zwei C. erhalten, da das Relief arg 
best'h&digt ist. Conze vermutet, dass das Relief 
den Verstorbenen, dessen Andenken es gait, des- 
lialb beim Mahle an der Seite des Herakles dar- 
stelle , weil er das Vorbild verklarter Sterblicher 



gewesen und seine Seligkeit schon von alters her 
gern mit dem Genuss reichlichen Mahles verbunden 
gedacht worden sei. Noch heute ist die in Attika 
sehr haufige C. zugleieh dort der Baum der Gra- 
ber und FriedhOfe (Th. v. Heldreich bei Aug. 
Mommsen Griech. Jahreszeiteu 1877, 593). 

3. Von etruskischen Denkmalern bespricht La- 
j ard (S. 318) nochmals die bereits von ihm (S. 253) 
erwahnte Graburne von Montepulciano, welche die 

10 so oft wiederkehrende Trias der asiatischen Aphro- 
dite, der Sonne und des Mondes zeige. Diese 
Trias ist in derselben Weise auch auf einer andern, 
kleinen Aschenurne einer etruskischen Frau dar- 
gestellt gewesen, deren Abbildung Lajard ge- 
sehen, die aber selbst anscheinend verschollen ist. 
Auf einer dritten etruskischen Urne sieht man 
unter einer liegenden Frau eine Pforte und inner- 
halb derselben eine grosse C. und einen Gegen- 
stand, welchen man fur einen Pinienzapfen halten 

20 konnte ; zu beiden Seiten der Pforte stehen je 
drei andere C. Hier erinnert Lajard (S. 320 
mit Taf. XIII 5) an die sieben C. auf den von 
ihm (S. 227) besprochenen Bronzeri von Apollonia 
und auf zwei Mithrareliefs (S. 278 und 280), nur 
sei auf der genannten Urne die Venus-Cupra nicht 
in menschlicher Gestalt, sondern, wie auf dem 
von ihm (S. 57) besprochenen syrischen Votiv- 
thron der asiatischen Aphrodite, als C. dargestellt. 
Auch ein Beispiel fur die C. als Symbol der Trauer 

30 bei den Etruskern liefert ein marmornes Grab- 
monument, auf welchem sich zwar C. befinden, 
aber keine Andeutung auf die genannte Gottin. 
Deshalb mOchte Lajard (S. 321) glauben, dass 
es sich hier um das Denkmal eines Mamies handle. 
Ein (ehedem) dem Museum Casuccini zu Chiusi 
(dessen Sehatze mittlcrweile nach Palermo ge- 
kommen sind) angehOriges etruskisches Basrelief 
wird von Lajard (S. 322) ebenfalls fur ein Grab- 
monument erkliirt. C. stehen hier zu beiden Seiten 

40 eines Weges, welchen ein Wagenzug durcheilt. 
Es ist dies nach ihm ein Bild der schnellen Be- 
wegung iin Strudel des Menschenlebens, wie es 
sich auch sonst ohne C. -Decoration auf mehreren 
andern etruskischen und romischen .Sarkophagen 
findet. Die hier und auf den von ihm (S. 254) 
erwahnten Silber?chalen von Caere erscheinenden 
religiosen Aufziige bezieht er auf Mysterien, wel- 
che in Etrurien wie bei den Assyriern und Phoi- 
nikern unter den Auspicien der Aphrodite gefeiert 

50 wurden, so dass die C. an den Seiten des Weges, 
welchen die als Sieger aus den mystischen Pru- 
fungen und Kampfen hervorgegangenen Einge- 
weihten im Triumphe durchziehen, so zu ewigem 
Leben gelangend, zugleieh Symbole des Lebens 
und des Todes sind. Dieselbe Bedeutung scheinen 
ihm (S. 323) die C. und mystischen Kiimpfe auf 
dem von ihm (S. 95) besprochenen kyprischen Sil- 
berschalen und auf Bronzeschalen aus den Ruinen 
von Persepolis zu haben. Ubrigens mochte er 

60 I S. 324) die Ge wander der Personen auf dem etrus- 
kischen Basrelief und den Silberschalen von Caere 
fur asiatischer Herkunft halten. P a s s e r i (Dissert. 
Ill bei Gori Museum etrusc. Ill 177. 178) will 
allein in dem Museum Bucelli viele mit C. ge- 
schmiickte etruskische Aschenurnen gesehen haben. 

4. Ausser den schon angefiihrten Stellen rOmi- 
scher Schriftsteller beweisen auch noch andere 
(Hor. c. II 14, 23; epod. 5, 18. Ov. trist. Ill 



1935 



Cypresse 



Cypresse 



1936 



13, 21. Sil. Ital. X 534), dass bei den Romem 
die C. bei den Bestattungsgebrauchen oder zuni 
Schmuck der Graber verwendet wurde. Allerdings 
seheint sich dieser Gebrauch nicht auf die niedere 
Volksklasse ausgedehnt zu haben (Luc. Phars. Ill 
442). Doch nimmt Lajard (S. 325) an, dass 
er bis in sehr alto Zeit zuriickgehe. Dabei beruft 
er sich auf den bereits (S. 206) erbrachten Nach- 
weis, dass der Cult der C. eng vereinigt war rait 
dem des Silvanus. wie rait dem des Pluto (Plin. 
XVI 139. Pest. ep. p. 63, 16) und der Proser- 
pina (Serv. Aen. Ill 681), oder iiberhaupt der 
Unterirdischen (ebd. 64. 681. Petron. 120, 75). 
Zu diesen will Lajard auch den altitaliscben 
Gott Yeiovis, dessen Bild von C.-Holz auf der 
Burg in Rom stand (Plin. XVI 216), rechnen, 
welche Ansicht aber nur bei spateren Schrift- 
stellern anzutreffen ist (Ammian. Marc. Ill 9, 10. 
Martian. Cap. II 166). Cberhaupt sprcchen sich 
die romischen Schriftsteller nicht klar genug iiber 
den Grand fur den vorher erwahnten Gebrauch 
der C. aus. Kach Varro (bei Serv. Aen. VI 216; 
vgl. Isid. XVII 7, 84) sollten die Scheiterhaufen 
deshalb rait C. umgeben worden sein, damit die 
Umstehenden nicht durch den bei der Leiehen- 
verbrennung entstehenden iiblen Geruch belastigt 
wfirden. Plinius (XVI 139) sagt, dass die C. zum 
Zeichen der Trailer an die Hauser gestellt werde, 
weil sie dem Pluto geweiht sei. Hiefiir giebt 
wieder Festus (ep. p. 63, 15) als Grund an, dass 
die abgehanene C. nicht wieder ausschlage, wie 
auch von einem Toten nichts nielir zu hoffen sei. 
Servius, die erwiihiite Stelle des Horatius (c. II 

14, 23) erklarend, sagt (Aen. Ill 64: vgl. IV 
507. VI 216), es sei Sitte gewesen. an einem 
Trauerhausc einen C.-Zweig anzubringen , damit 
niclit ein Pontifex durch seinen Eintritt in das- 
selbe sich beflecke, oder (ebd. Ill 681; vgl. IV 
507) weil sie abgehauen nicht wieder wachse, 
oder (III 681) weil man in Attika die Trauer- 
hauser mit dem Laube vcrhiille. Claudianus hie 
raptu Pros. II 108) .spricht davon, dass C. die 
Grabhiigel bedecken. Alle diese Griinde sind von 
einem Mvthographen des 13. Jhdts. zusammen- 
gestellt (Mythogr. Vat. Ill 6, 28). 

Grabdenkmiiler mit C. aus republicanischer 
Zeit werden von den Sehriftstelleni ni.-hl erwahnt. 
Eine solche Notiz will jedoch Lajard (S. 357) 
in der Angabe Strabons (V 236] finden, dass das 
Mausoleum des Augustus mit immeryrunen Baumen 
bedeckt gewesen sei. Ebenso wenig sind uns aus 
republicanischer Zeit Denkmaler, welche den Ge- 
brauch der C. als Trauerbaum bezeugen. erlialten, 
dagegen ersieht man aus den mannisfaehen Denk- 
malern der Kaiserzeit, dass die Sitte. den Baum 
auf Grabmonumenten und Bestattungsgeritten au- 
zubringen, sehr verbreitet gewesen ist. Von diesen 
bringt Lajard (S. 327f.j nur einige Beispiele. 
Zuerst koramt er nochmals auf das bereits |S. 
1925) envahnte Basrelief eines romischen Sarko- 
phags zu sprechen, auf welehem die Bestrafung 
Aktaions durch Diana dargestellt ist. Sofem die 
C. hier neben der Diana stehe, meint er iS. 329), 
sei sie das Symbol des Lebens in Bezug auf den 
Leib und das des Todes in Bezug auf die Seele; 
sofern sie neben Aktaion stehe, welcher wegen 
Mangels an Selbstbeherrschung den Tod erleide, 
sei sie ein Trauerzeichen. Dann bespricht er 



(S. 329f. mit Taf. VI 6 und 6 a) ziemiich aus 
fiihrlich einen in Siidfrankreich gefundenen kleinen 
silbernen Becher vielleicht aus dem zweiten nacl.- 
christlichen Jahrhundert. welcher beim Totencult 
gebraucht sein muss. Es finden sich darauf in 
Relief dargestellt drei C, eine Pinie, ein Lorbeer- 
baum, ein flamraender Altar, eine mit einer Asehen- 
urne gekronte Siiule und drei Gruppen von pflan- 
zenfressenden Tieren, die durch fleischfressemle 
10 Tiere verschlungen werden. Die drei genannter. 
Baume, sonst auch Symbole oder Embleme des 
Lebens. stehen bier nach Lajard (S. 331) in 
Beziehung zum Totencult, die Tiergruppen \er- 
sinnbildlichen die Vorstellung des Todes und eine; 
neuen Lebens. Hierauf unterzieht Lajard (S. Mi 
mit Taf. XVI 1 — 6) eine am Rhein gefuuder;e 
silberne Schale der Besprechung, von welcher 



glaubt, 



ebenso wie die gleicli danach 



angefiihrte, welche dem Mereurius als Totenfiihrer 

20 geweiht war, auf den Altaren einer Gottheit ge- 
weiht gewesen sei, welche dem Leben, den My- 
sterien und dem Tode vorstand. Die Randrelief- 
zeigen Masken, fleisehfressende Tiere, welche pflan- 
zenfressende anfallen, Totenkapellen, Altare und 
verschiedene Pflanzen und Baume, darunter aucl. 
C. Das Medaillon in der Mitte der Schale stellt 
einen zu Boss gegen einen Eber kampfenden R<">mer 
dar, welehem die aus den Liifteu herbeischwebemie 
Siegesgottin einen Kranz aufs Haupt setzt, worin 

30 Lajard eine mystische Andeutung des ibrtw-ih- 
renden Kampfes sehen mochte, welchen wir auf 
Erden gegen unsere Leidenschaften zu fuhre;'. 
haben. Eine zweite silberne Schale (bei Lai arc 
S. 334f. mit Taf. XVII 1—3 und X\'11I 1 1, welehe 
in Berthouville bei liernay gefunden ist, hat tine 
Dedication, welche besagt, dass sie dem Mereurius 
von Kaneto, einem unbekaunten Orte, geweiht gt -■ 
wesen sei. Die Randbilder zeigen wesentlich der. ■ 
selben Charakter wie bei der vorigen Schale, da-; 

40 Medaillon in der Mitte einen Keiter. welcher gegen 
eine I.owin und eine Wdlfln kampft, aber keir.e 
Gottheit. Der Charakter der Arbeit weist nacl: 
Lajard iS. 335) beide Schale n dem zweiten oder 
dritten nachchristliciien Jahrhundert zu, einer Zeit. 
in welcher. nach einer grosseren Zahl von Mont: 
menten zu sehliessen. die romischen Kiinstler sk-!. 
darin geflelen, ihre StofTe dem (Orient zu entnehm. n, 
wie speciell den einen Stier versehlinaenden Lowe::. 
Weiter koramt Lajard (S. 338f. mit Taf. XVIII 

50 2i auf einen in Pari.- gesehenen Stiel. wele:.-: 
zu einem im Totencult verwendeten Gefass gehort 
haben muss, zu sprechen. Auf der oberen Fliiche 
desselben steht. rechts und links von je einer <.'. 
flankiert. ein Leichenhiiuschen zwisehen eine::. 
Steinbock und der Fiy'ur des Totenfiihrers Mer- 
eurius. Das Hauscben vergleicht er mit do.. 
kleinen Leichenhausehen und den C. aut ehi..:.: 
Basrelief der Traianssiiule (bei Bellori Colo:::.: 
Traiana. Taf. XLIIi und auf den Randem de, 

60 eben erwahnten Silberschalen. Auf zwei in Bhei: . 
zabernausgegrabenenFragmenteneinerTerracott< - 
vase (bei M. Schweighiiuser und M. Matter 
Antiquite's de Rheinzabern S. 3 mit Taf. VIII 
5 und 6) sind eine C. und ein Krieger mit an le::: 
auf den Totencult beziiglichen Bildern dargestellt. 
In derselben Gegend ist eine TOpferarbeit ge- 
funden (ebd. mit Taf. IX), deren Verfertiger nach 
Lajard iS. 340) die Vorstellungen des Lebens, 



1937 



Cypresse 



Cyprianus 



1938 



des Todes und der Ewigkeit durch eine C. in- 
mitten mehrerer Wasservogel vcrsinnbildlicht hat; 
letztere seien Symbole des feuchten Princips und 
daher des Lebens, sofern die ersten lebenden Wesen 
im Wasser entstanden seien und das Wasser neben 
der Luft und dem Feuer fiir das Leben von prin- 
cipieller Bedeutung sei. Das Relief einer Grab- 
urne (Abb. bei Montf aucon L'antiquite expliquee 
V 1 p. 72 mit Taf. XLIII) stellt eine Romerin 



dann nach Berlin gekommene durehaus ahnlich 
(Lajard S. 351 mit Taf. XXI 3), jedoch ist die 
C. undeutlicher dargestellt. Der Stil und die 
Arbeit verbieten es, die Lampe einer friiheren 
Zeit als der zweiten Halfte des 4. Jhdts. zuzu- 
weisen. 

Im siidlichen Frankreich ist es noch heute. 
wie Lajard (S. 355) bezcugt, Sitte, den Palm- 
sonntag durch C.-Zweige zu weihen, deren Blatter 



dar, welche zwisehen zwei ihr die Wipfel zunei- 10 und Frilchte versilbert und vergoldet sind, 
genden C. auf einem flammenden Altar Libationen 
daibringt. Aus der Inschrift geht hervor, dass 
die Frau Cypris heisst und dass sie das Monu- 
ment dem Andenken ihres Sohnos und dessen 
Kindern gestiftet hat. Tndem sich Lajard der 
Ansicht Montfaucous anschliesst, dass die C. 
zugleich eine Anspielung auf den Namen der Frau 
seien, beruft er sicli auf analoge Falle, z. B. dass 
auf dem Grabstein einer Laberia Daphne das Bild 
ier in einen Lorbeerbaum verwandelten Daphne 20 ill. 07 das eognomentum Caeetihcs erst bei seiner 



[Olck.^ 

Cypresseta, mutatio zwisehen Avenio (Avig- 
non) und Arausio (Orange) , Itin. Hieros. 553. 
Nach Walckenaer La Treille-Peyn. [Ihm.] 

Cyprianus. 1) Einer der altosten und grOss- 
ten Schriftsteller der lateinischen Kirche, um 250. 
Geboren um 200 wohl zu Karthago von reichen 
Eltera, mit vollem Namen Thascius Caecilius 
Cyprianus — doch soil er nach Hieron. de vir. 



dargestellt ist. Unter den Denkmiilern romischer 
Zeit bespricht Lajard (S. 342) auch einen aus 
Smyrna stammenden Sarkophag (bei Patinus 
Comment, in tres inscript. graec. col. 1071 — 1082 
c. tab.), welcher die Keste des sonst unbekannten 
L. Murdius Heraclas enthielt. Dieser Heraclas 
ist dargestellt eine Libation auf einem flam- 
menden Altar davbringend und neben diesem 
Altar eine Schlange, welche sich um den Stamm 



Bekehrung dem Presbyter Caecilius zuliebe an- 
genommen haben — , wurde er ein angesehener 
Rhetor in seiner Vaterstadt. 246 wurde er Christ: 
der Presbyter, der ihn gewann, hiess nach Pon- 
tius vita 4 Caeeilianus, nach Hieron. a. a. O. 
Caecilius. Nach kurzer Zeit empfing er selbst 
die Presbyterweihe, und 248 wahlte man ihn zum 
Bischof von Karthago. Er hatte schwere Auf- 
gaben zu erfiillen. 250 brach die decische Ver- 



C. windet. Das letztere Bild driickt nach 30 folgung aus . C. Melt sich in sicherem Versteck. 



Lajard die doppelte Idee des Lebens und der 

L'nsterblichkcit aus. Denselben Gcdanken soil 

wahrscheinlich auf einer Lampe (bei Passeri 

Luc-rn. fictil. Ill tab. LX) eine Grabstele mit 

einem daraufsitzenden Adler und je drei C. zu 

beide n Seiten zum Ausdruck bringen, indem der 

Adler das Symbol des himmlischen Feuers, der 

Wachter des Blitzes und das Zeichen der Apo- 

theose ist (vgl. Oder oben Bd. 1 S. 373f.l. Be- --...-„. 

sonders liefem uns in romischen Grabem gefun- 40 laps-i (Abgefallenen) und die Schwiengkeit, Ei 



bis er 251 zuruckkehren konnte: durch Mittels- 
personen hat er auch in der Zwischenzeit seine 
bischiinichen Pflichten treu erfiillt. Als 257 die 
valerianische Verfolgung begann, wurde C. nach 
Curubis verbannt, ihm der Process gemacht — 
die acta praconsularia liegen noch vor, Cypr. opp. 
ed. Hartel III, CX— CXIV — und er nahe bei 
Karthago am 14. September 258 hingerichtet. 
Als nach der decischen Verfolgung die Menge der 



dene Lampen von Terracotta zahlreiche und man- 
nigfaltige Beispiele fur die Bedeutung der C. im 
Totencult. Auf zweien derselben (bei Lajard 
Taf. XIX 1 und 2) tin (let. man wieder zwei C, 
v.viehe ihre Wipfel wie zur Huldigung der zwi- 
sehen ihnen stehenden Graburne zuneigen. Auch 
einige andere Lampen bespricht Lajard (S. 345), 
auf welchen je zwei ('. vor oder neben einem 
Grabmal, bezw. einem Altar stehen. Selbst den 



e'rstandnis fiber ihre Behandlung seitens der 
Kirche zu erzielen , die Kirche fast mit dem 
Zerfall bedrohte , indem Novatian in Rom die 
Wiederaufnahme der fops/schlechthin verweigerte, 
Felicissimus in Karthago sie ohne jede Garantio 
gewiihrt wissen wollte, auch die Autoritat de.- 
Klerus, insbesondere des Episcopats, auf dem Spieb- 
stand, insofern die Confessoren sich das Reeht. 
von ihrem uberschiissigen Verdienst an die laysi 



on ihm (S. 283) besprochenen drei Contorniaten 50 mitzuteilen, zusprachen.hat in erster LinieC.sTact 



unrt iiberhaupt alien diesen Medaillen mochte 
Lajard (S. 345) eine Bedeutung fiir den Toten- 
cult beilegen. 

5. Der Lnkenntnis des Yolks iiber die sym- 
I'olische Bedeutung der C. schreibt Laj ard(S.347) 
e; zu. dass die Sitte der Rdnicr, sie beim Toten- 
cult zu verwenden, sich iiber das ganze rOmische 
Reich verbreitet und bis in die christliche Zeit 
erhaiten habe. Zuerst fiilirt er (S. 348 mit Taf. 



und von Eigensinn freie Energie in Africa Ord- 
nung geschafft; in Rom hat er die Vermittlungs- 
partei gegen die Extremen wirksam geschiitzt. 
und nur mit einem der zeitgenOssischen Bischofe 
von Rom, Stephanus (254—257), ist er nach an- 
fanglichem Frieden zerfallen, als in dem damals 
wieder aufgenommenen Ketzertaufstreit C. im 
Einverstandnis mit den africanischen Bischofen 
wie mit den kleinasiatischen die Giiltigkeit einer 



XX 1 1 eine von Rom nach Paris gekommene Lampe 60 Ketzertaufe bestritt, ein Standpunkt, den nach 

der constantinischen Zeit zwar die Donatisten in 
Africa eifrig festhielten, eben deshalb aber die dor- 
tigen Katholiken mit moglichster Schonung C.s 
aufgaben. Die grossartige praktische Thatigkeit. 
die°C. entfalten musste, erklart, dass wir von 
ihm besonders~viele und kirchengeschichtlieh wert- 
volle Briefe besitzen. Die Sammlung derselben, 
aus 81 Nummern bestehend, ist keineswegs voll- 



atis Terracotta an, welche er dem 3. oder Anfang 
des 4. Jhdts. zuweist. In der Mitte sieht man 
das Bild Christi umgeben von verschiedenen christ- 
lichen Symbolen und einen Heiligen im Todes- 
schlaf zu Fiissen einer C. liegend, welche zugleich 
ein Zeichen des Lebens. des Todes, der Unsterb- 
lichkeit und Ewigkeit ist. Dieser Lampe ist eine 
andere. fruher zur Sammlung Belloris gehorige, 



1939 



Cyprianus 



standig — aus der Zeit vor 248 ist iiberhaupt 
kein Schreiben von ihm erhalten — andrerseits 
enthalt sie auch viele nicht von ihm, sondern an 
inn gerichtete Briefe, einer der langsten ist ep. 75, 
das aus dem Griechischen iibersetzte zustimmende 
Antwortschreiben des Kleinasiaten Firmilianus 
an C. in Sachen der Behandlung der Ketzertaufe; 
in dem von Mommsen verOffentliehteu, 359 nieder- 
geschriebenen Verzeichnis der Werke C.s (s. Herm. 



Cyprianus 1940 

stark abhangig ist, obne ihn in der Form nach- 
zuahmen, an Tiefe der religiOsen Empfindung von 
Augustin weit iibertroffen ; er sehreibt einfaeh, 
eher zu breit als zu knapp und immer bemiiht, 
den Leser unfahig zum Widerspruch zu machen ; 
aber er ist der vollendete personlich vornehme 
Typus des Durchschnittsehristentums der Genera- 
tionen, die ihn zu einem apostolischen Mamie er- 
hoben. Einige Stiicke der cyprianisohen Samm- 



XXI 1886. ^ 142ff. XXV 1890, 636ff.) werden nur 10 lung sind ins Griechische und von da ins Syrische 

iibersetzt worden; aber es hangt mit seiner edit 
lateinischen Natur zusammen, dass ein erhebliches 
Interesse fur ihn im Orient nicht zu spiiren ist, 
schon nicht bei Eusebios. Unter den massenhaften 
Ausgaben der Werke C.s — urn von Auswahl- 
editionen ganz zu schweigen — ist eine der mangel- 
haftesten die bei Migne Patrol, lat. IV, die ge- 
diegenste die von Hart el im Corpus script, eccl. 
lat. Vindob. Ill, pars I— III 1868—1871 (s. dar- 



etwa die Halfte seiner jetzt bekannten Briefe 
notiert. sie haben aber bald eine ungeheure Ver- 
breitung gefunden. Allerdings soil es von alien 
seinen Schriften, die ilbrigens ofters samtlich als 
epistulae behandelt worden sind, gelten, wenn 
Hieron. de vir. ill. 67 es tiberflussig nennt eirn 
ingenii imlieem texere, cum sole clariora sint 
eiits opera, und ganz abgesehen von der Begeiste- 
rung, mit der Lactantius und Prudentius ihn feiem. 



Lucifer von Calaris und Pacianus ihn als Auto- 20 fiber de Lagarde Symmicta. Gott. 1877, 65ff ). 



ritat beniitzen, zeigt gerade das Mommsensche 
Verzeichnis, das die Werke C.s, und nur diese, 
neben den libri canoniei Alten und Neuen Te- 
staments ganz in den gleichen Fonnen aufzalilt, 
wie nahe C. daran war, ein kanonischer Schriffc- 
steller fiir die Kirche zu werden. Die .Geschichte 
der cyprianisohen Litteratur', wie sie bis zu der 
Zeit der ersten erhaltenen Hss. K. Gotz, Basel 
1891, geschrieben hat, ist ein wichtiger Beitrag 
fiir die Geschichte des kirchlichen Geistes. 



Unbewusst hat sich C. audi ein Verdienst um 
die kirchliche Litteratur erworben, insofern sein 
. Name eine Eeihe von interessanten , grossenteils 
alten Schriften, die sicher nicht von ihm her- 
riihren, vor der Vernichtung bewahrt hat. Die 
pseudocyprianischen Werke ffillen bei H artel, 
obwohl er noch manches fortgelassen hat, den 
ganzen dritten Band ; aber nur weniges von dem 
hier Gebotenen ist inhaltslos, wie die gefalschten 
30vier Briefe p. 272—282 und die beiden Gebete 



Unter C.s Abhandlungen pflegt auch eine zu 
stehen, an der er nur einen gewissen Anteil hat, 
die senteutiae episcopomm numero LXXXVII 
de hacreticis bapthandis. das Protokoll fiber die 
Abstimmungen aller Beisitzer einer von C. ge- 
leiteten Synode vom J. 256 in der Ketzertauf- 
tache. Int wesentliohen eine Spruchsaminlung 
aus der Bibel, bei der der Verfasser verantwort- 
lioh nur fiir die Auswahl ist und fiir die Formu- 

lierung der zu belegenden Thesen. z. B. quod Ad mas adv. aleat. , Erlang 
laorifleium vctus eeaeuuretur et novum celebra- 
rernr oder parent ibiis obsequendum , bilden die 
;irei Biicher tcstimoniornm ad Quirinum , von 
denen das dritte nachtraglich hinzugefiigt worden 
ist. Fiir die Geschichte des Textes der altesten 
lateinischen Bibel ist dies Werk von hochster Be- 
deutung; seine Echtheit anzuzweifeln liegt kein 
Grand vor. nur muss der Text mit Hiilfe der im 
Apparat bei Hartel 1 35—184 verzeichneten 



P- 144 — 151 und der erst von Erasmus verfertigte 
Tractat de duplici martyrio ad Fortimatnm. 
Uber die Carmina (Hartel p. 283—325) s. unter 
Nr. 2. De paseha computus ist eine sprach- 
lich und sachlich eigenartige chronologische Ab- 
handlung aus dem J. 243; de aleatoribus eine 
im Vulgarlatein — ebenso wie ffinf Briefe der 
cyprianisohen Sammlung, zusammen mit jenem 
am besten ediert von A. Miodoriski Anony- 
1880 — geschriebene 
Predigt gegen das Hazardspiol. Viel jiinger als 
C. ist ihr Verfasser nicht; Harnack will ihn 
sogar im romischen Bischof Victor (etwa 189 — 199) 
erkennen (Texte u. Untersuoh. zur Gesch. d. alt- 
christ. Litt. V 1, 1888). Die Schriften dc speeta- 
calis und de bono pudici'iae hat C. Weyman 
Hist. Jahrb. XIII 1892. 737. XIV 1893", 330, 
nach ihm A. Demmler Theol. Quartalschrift, 
Tiibg. 1894, 223 als Eigentuin des Novatianus er- 



Variariten erst neu constituiert werden. Einen 50 kannt und erwiesen; weniger einleuchtend hat 



ahnliehen Charakter tragt ad Fortuaatum de 
crhortatir/ne martyrii. In den meisten seiner 
Tractate behandelt C. ethische Fragen, als Apo- 
loget bezw. Polemiker tritt er auf in ad Deme- 
trianum und q-aod idola dii noa sint; letztere 
neben ad Dnnatum wohl eine der altesten Arbei- 
ten des Christen C, falls die Echtheit aufrecht- 
erhalten werden kann. Am wichtigsten fiir C.s 
Gegenwart wie fiir spatere Geschlechter sind die 



Harnack Texte u. Untersuoh. XIII 4, 1895, de 
I a wie martyrii fiir eine Schrift Novatians vom 
J. 249,50 erklart. Be rebaptismate kann zwar 
nicht von C. stammen, da hier gerade der ent- 
gegengesetzte Standpunkt betreffs der Ketzertaufe 
begriindet wird, um so sicherer aber von einem 
geistig gar nicht gering zu schatzenden bischof- 
lichen Zeitgenossen des Karthagers. Ad Xova- 
tianum, am Schluss unvollstandig, will Harnack 



principiell so bedeutsamen Abhandlungen de lapsis qq Texte u. Untersuoh. XIII 1, 1895, ins J. 2578 



und de catkohcae ecclesiae mi itate geworden ; in 
letzterer ist der katholische Kirchenbegriff schon 
in fast classischer Correctheit entwickelt. 

Der SchriftsteUer C. ist wie der Theolog kein 
Mann ersten Banges: an Eleganz des Stils wirci 
er von Lactanz. an Originalitat und Fulle der 
Gedanken von Tertullian, von dem er z. B. in 
de bono patientiae und de dominica oratione 



verlegen und dem rOmischen Bischof Sixtus LT. 
zuschreiben. Adversus Iudaeos steht bereits 359 
im Mommsenschen Verzeichnis — ebenso de 
lattde martyrii — unter den echten Werken des C. 
Die weitere Erforschung der Geschichte der cv- 
prianischen Uberlieferung wird wohl noch manches 
Riitsel lOsen. Ob unser C. der bei Sammlung 
Aernotae Tironianae beteiligte ist — so Schmitz 



1941 



Cyprianus 



Cypsela 



1942 



I 



Symbola philol. Bonn. 540 — wird kaum noch aus- 
zumachen sein, der Name war nicht. ganz selten. 

Vgl. F. W. Rettberg Thascius Caec. Cypr., 
Gott, 1831. B. Fechtrup Der h. Cypr. I, Mfinst. 
1878. O. Ritschl Cypr. v. Karth. u. d. Verfassung 
d. Kirche, Gott, 1885. Gotz s. 0. Harnack Gesch. 
d. altchristl. Litt. I 688-723. 

2) Oyprianus Qallus poeta. Unter diesem 
Xamen hat B. Peiper (Corpus script, ecclesiast. 
lat. Vindob. XXIII) 1891 ein grcisseres Dichtwerk 
herausgegeben, dessen Hauptmasse zuerst, freilich 
in hochst mangelhaftem Zustande, durch J. B. 
Pitra 1852 veroffentlicht worden war. Es ist 
das eine Bearbeitung der sieben ersten Biicher 
des Alten Testaments — daher der Name hepta- 
teuchos — in heroischem Versmass, die indes 
schon hier liickenhaft fiberliefert ist und urspriing- 
lich, da einzelne Verse auch aus andern Biichern 
noch vorhanden sind, vielleicht samtliche Ge- 
schichtsbucher des Alten, wenn nicht auch des 
Neuen Testaments umfasst hat. Das Versemachen 
wird dem Verfasser leicht, der die poetischen Be- 
standteile z. B. von Exodus und Deuteronomium 
nicht ungeschickt aus dem iibrigen heraushebt, 
indem er hier trochaeische Hendecasyllaben an- 
wendet; doch hat seine Sorgfalt im Laufe der 
Arbeit sichtlich nachgelassen. Inhaltlich ist sein 
Buch von geringem Wert; er beschriinkt sich 
meist darauf, den Wortlaut der Bibel zu um- 
schreiben. Die Idee der Arbeit, die doch wohl 
fiir den Schulunterricht christliche Stoffe in classi- 
scher Form bieten sollte, die benutzte Litteratur, 
der Geschmack des Dichters: alles spricht dafttr, 
dass er ein Gallier, etwa um 425, ist. Ob er aber 
C. geheissen hat. ist recht ungewiss. Soweit die 
hsl. tjberlieferung einen Verfasser nennt, ist es 
der hi. C. von Karthago; diesem sind aber so viele 
ganz anonyme oder von Verfassern mit anderem 
Xamen herriihrende Werke untergeschoben worden, 
dass wir geringen Anlass haben, hier einen jiingeren 
C. zu postulieren. Vgl. John Mayor The latin 
heptateuch, Cantabr. 1889 und die Dissertationen 
von C. Becker De metris in hepta teuchum, Bonn 
1889 und H. Best De Cypriani quae feruntur 
metris in hept., Marbg. 1891. Bests Hypothese, 
wunach das erste Buch (die Genesis) von einem 
andern Dichter herriihre als die iibrigen, der An- 
fiinger des Werkes in Italien, der Fortsetzer oder 
^*ollender in Gallien — wenn auch nur wenig 
spater — zu suchen sci, entbehrt aller Wahr- 
scheinlichkeit; sie grfindet sich auf ganz falsche 
Vorstellungen von der Itala. 

Ware die Existenz des Cyprianus Galltts poeta 
erwiesen , so miisste erwogen werden , ob nicht 
noch andere von den unter die Werke des kar- 
thagischen C. geschobenen Gedichten auf jenen 
zuruckgehen. Noch Harnack seheint dies zu 
glauben (Altchristl. Litt.-Gesch. I 721: ,ein Cy- 
prian saeo. V ist der Verfasser einiger dieser Ge- 
dichte'); Peiper durfte mit Becht dagegen die 
erhebliche Verschiedenheit in den metrischen Ge- 
wohnheiten geltend gemacht haben. Die beiden 
bedeutendsten unter den fraglichen Stficken, So- 
doma und de Iona, die zweifellos von einem 
Verfasser herstammen, weichen auch in der Be- 
handlung der biblischen Vorlage durchaus vom 
Heptateuchos ab — und zwar in der Richtung 
auf freie Umgestaltung und Lebendigkeit; die 



85 Verse ad senatorem sind wohl nur eine Stil- 
iibung. Peiper hat diese drei carmine a. a. O. 
212 — 230 abgedruckt; de paseha (bei Hartel 
III 305ff.) und de resnrrectioue mortuorum (III 
308ff.) haben verschiedene Verfasser, von denen 
keiner dem Schreiber des Iieptateuchos ahnelt, die 
auch beide spaterer Zeit angeheren. 

3) Cyprianus , Bischof von Toulon , etwa von 
520 — 550, bekannt als Teilnehmer an vielen gal- 

10 lischen Synoden von 524 an und als naher Freund 
des Caesarius von Aries. Die wertvolle Vita des 
Caesarius ist von ihm geschrieben worden, wenig- 
stens der wichtigste Teil (vgl. Arnold Caes. von 
Arelate 1894, 496f.).- Ausserdem hat W. Gund- 
lach 1892 in den Mon. Germ. hist. Epist. Ill 
434— 436 zum crstenmal aus einem Kolner Codex 
saec.VII einen langeren Brief des C. an den Bischof 
Maximus von Genf verflffentlicht , worin sich C. 
gegen den Vorwurf verteidigt, er habe nicht der 

20 Orthodoxie entsprechend von Dews homo j»ss«s 
geredet. Der Brief ist schlieht gehalten , sein 
grosser Wert liegt in den reichlichen Citaten 
aus der Bibel, kirchlichen Hymnen und alteren 
Vatern, namentlich Hilarius , sowie in der wOrt- 
lichen Wiedergabe der Hauptteile des symbolum 
quod et tenemus et eredimus. [Julicher.] 

4) Sohn des Opilio, gehflrte zu den ROmern, 
welche sich der gothischen Herrschaft vollstandig 
anschlossen, nahm in irgend einer Stellung an 

30 der pannonischen Expedition teil, bekleidete dann 
bei Theoderich das Vertrauensamt eines Referen- 
dars, beschuldigte den Albinus und dann auch 
den Boethius des Hochverrates, wurde noch unter 
Theoderich Comes sacrarum largitionum , spater 
Magister officiorum und von Athalarich zum Patri- 
cier ernannt. Cassiod. var. V 40. 41. VIII 21. 22. 
Anon. Vales. 14, 85f. (Mon. Germ. Auct. ant. IX 
326ff.). Boeth. cons. phil. 14. Vgl. Mommsen 
Ostgoth. Stud., N. Archiv XIV 483, 1. 

40 5) Cyprianus, ein Foederatenfuhrev . der an 
Belisars Vandalenkriege teilnahm und der in Be- 
lisars Nainen die Person des KOnigs Gelimer i)i 
Empfang nahm (Prok. Vand. I 11 p. 359 B. II 3 
p. 420. II 7 p. 439). Wahrend des italieni- 
schen Krieges kampfte er abermals unter Belisar, 
zur Zeit der ersten Belagerung in Rom (Goth. I 
23 p. 112), fiihrte die mehrmonatliche Belagerung 
von Faesulae im J. 539 zu glucklichem Ende und 
vereinigte sich vor Auximum wieder mit dem 

50 Oberfeldherrn (Goth. II 23 p. 238. II 24 p. 246. 
H 27 p. 259). Nach Belisars Riickkehr blieb er 
in Italien, nahm an dem Entsatze von Florenz 
und dem ungliicklichen Treffen von M^uoella teil 
und blieb dann in Perusia (Goth. Ill 5. 6) , wo 
er auf Anstiften des Totila im J. 545 ermordet 
wurde (Goth, in 12 p. 327; vgl. IV 38 p. 629 B.). 

[Hartmann.] 
Cyprusa, Insel im persischen Golfe. 'lab. Peut. 
Geogr. Rav. p. 390, 4 neben Cataga, d. i. Kataie 

60 vermerkt, aber von dieser gewiss nicht zu unter- 
scheiden, da nach Nearchos Kataie dem Hermes 
und der Aphrodite, d. i. der babylonischen istar, 
heilig war; vgl. Aplirodisias des Iuba bei Plin. 
\I 111. Demnach die heutige Insel Kis oder 
Qais. [Tomaschek.] 

Cypsaria s. Gypsaria. 
Cypsela (Kvys/.u), Hafenstadt der Indiketen 
im nordostlichen Teil von Hispania citerior, nur 



1943 



Cvrei 



Cvtni 



1944 



erwahnt in dom alten Pcriplus (Avien. ora marit. 
527), schon Yon Marca (Hispan. p. 164) mit 
grosser Wahrscheinlichkeit auf das heutige San 
Feliu de Guixols bezogen, dessen Lage in der 
That den griechisclien Seefahrern den Eindruck 
einer Kiste machen konnte. Der Name ist daher 
mit Miillenhoff (D. A. 1 175) wohl appellativisch 
zu fassen wie bei den gleichnamigen thrakischen 
und arkadischen Stadten (s. Kypsele) mid bei 
Apamea xiflcorog. Ihr eigentlicher iberischer Name 
ist verschollen ; jedenfalls darf or nicht mit Marca 
in dem lecsalis (fur Guixols) der mittelalterlichen 
Urkunden gefunden werden. [Hubner.] 

Cyrei, Volk im siidwestlichen Arabien mit 
der Stadt Elmataeis (Plin. VI 158). G laser 
(Skizze 149) stellt die C. mit dem Staram der 
Kohra und ihre Stadt Elmataeis mit El-midhaka 
(Hamdani 68, 26. 113. 1) zusammen. 

[D. H. Muller.] 

CyrenaicajBeinamederLegioIII, s.u. Legio. 

Cyrila, Feldherr des Westgothenkonigs Theo- 
dorich, gi-eift teils als Heerfiihrer, teils als Ge- 
sandter urn die Mitte des 5. Jhdts. mehrfach in 
die spanischen Wirren ein , Hydat. chron. 192. 
193. 219. 220 = Mommsen Chron. rain. II 31. 33. 

[Seeck.] 

Cyrni, ein indisehes Volk, dessen Angehiirige 
ein huhes Alter, bis 110 Jahren, erreicben, Isi- 
gonus bei Plin. VII 27 ; nacb Lykos erreichen 
die Kyrnioi ein holies Alter, weil sie vor allem 



Honig geniessen, Athen. II 47 a. WahrschehuicL 
die in indisclien VOlkerlisten erwalmten Kinia ; 
skr. kiriia , Wz. ~kir- ,ausstreuen, schutten', be- 
deutet wisMrdna ,gemiseht'; ein Landstrich iw 
heutigen Singhbhum nOrdlich von Katak hie»s 
Kirana suvarna. Es gab wohl auch ein Volk Kirna- 
bha, mit dem in Volksnamen so haufigen Suffix 
bha ; daher Cirndba sinus als Bezeiclmung des 
gangetischen Golfes, Plin. VI 50. [Tomaschek.] 

10 Cytis, Troglodytische Insel an dem Ausgangc 
des arabischen Meerbusens. Hier fand man schone 
Chrysolithe (topaz um) , Plin. VI 170. XXXVII 
107. Jetzt entweder die Insel Perim in der Strasse 
Bab-el-Mandeb oder die siidlicher gelegene Insel 
Missah. [D. H. Miiller.] 

Cytni, ein keltischer Volksstamm im nord- 
lichen Teil von Pannonia superior (Ptolem. II 
14, 2 y.areyovai de t!/v ixaoyjav iv fth 1 rotg rroos" 
cigxTovg [.leqemr "ASa/.oi ftev bvafiixwrsijoi, Kvrvot 

20 d' draro/.ncujTSQoi), wohl im Gebiete des Arrabo- 
(Raab-)flusses; sie haben sieh nach K. Mullen ho if 
Deutsche Altertumskunde II 327f. von den stamm- 
verwandten. nOrdlich der Donau im oberen Gran- 
thale wohnenden Cotiui (s. d.) getrennt und nach 
der Einwanderuiig der Boier im rOmisehen Eeiche 
Schutz gesucht. Kiepert Formae orbis antiqui 
XVII 6.' V. Tomaschek o. Bd. II S. 2638 und 
Azaloi. O. Kammel Anfiinge deutschen Lehens 
in Ostenvi.-li 305. A. Holder Altkelt. Spraeh- 

SOschatz s. v. [Patsch.] 



D. 



Daai (Mai, audi Mat, bei Strabon Mot, lat. 
Dahae), liomadisches Skythenvolk, ostlich vom 
kaspischen Meere; die Form Aaaai bezeugt Steph. 
Byz. 216 Mein.. entweder fur Aa'ai, oder in Wie- 
dergabe der indischen Nainensform Dc'tsa; Hero- 
lots Adoi (s. d.) vergleichen sich bios etymolo- 
giseh, nicht binsichtlich der Wohnsitze. Als ein 
nordisches Volk des Zweistromlandes am Iaxartes 
•and Oxos begegnen sie zuerst zu Alexandras Zeit, 
teils unter den HiilfsvOlkem des letzten Dareios, 
teils als Verbiindete des fliichtigen Magnaten Spi- 
tamenes; sie stellen jedoch gleieh nach der Be- 
waltigung des sogdian'ischen Aufstandes dem Ale- 
xandres Reiter fur den indischen Feldzug; vgl. 
Arrian. an. Ill 11, 3-5. 12, 21. 30. IV 17. V 
12. Curt. IV 12, 6. VII 4, 6. 7, 32. VIII 1, 6. 
«. 3. 1. 16. 14. 5. IX 2, 24. Iustiu. XII 6, 13. 
Oros. Ill 18, 11. Curtius bezeugt ihre Wohn- 
-itze am Unterlauf des Margos (Murgh-ab) ; anch 
Ptolem. VI 10, 2 setzt sie in die nOrdliche Steppen- 
region von Margiane. Mela I 13. Plin. VI 50 
bieten nur allgemeine Angaben; doch weiss Mela 
III 42 nach Eratosthenes", dass die grosse Wen- 
dung des Oxos gegen Xordwesten iuxta Da/ias 
beL'fnne; nach Plin. XXXVII 110 bezog man die 
'■ulldina (skr. kalyana , schon'. wornnter bald Ne- 
urit und Jaspis,' bald Tiirkis verstanden wurde) 
aus dem Bergland der Tocharoi und Sakai, sowie 
der D.. wobei an die Turkisminen des Binalud- 
"ebirges westlich von Meshed gedacht werden 
kann = Die Weltkarte bei Oros. I 2, 42 setzt 
die D. an die Seite der Parthvenoi und des 
Grenzdorfes Saphri, sowie gegen die Sakaraukai 
is. d.). Die Parthoi selbst sassen inter Ilyrca- 
uiam et Dallas et Apacortcnos et Margianam, 
Iustin. XLI 1, 10. An die Nordgrenze von Areia 
-r-tzt Tae. ann. XI 10 die D. und nennt hiebei 
len Sindes (Tegend) als Grenzfluss. Am genaue- 
-ten sind die aus Patroklos und Apollodoros ge- 
zogenen Angaben Strabons VII 304. XI 508. 511. 
515: darnach hausten die D., skythische Wander- 
hirten, ostlich vom kaspischen Meere und nOrd- 
lich von Hyrkania, von dieser Landschaft durch 
tine Wiiste geschieden, welche der Sarnios (Atrek) 
durchfloss, und entlang der parthischen Land- 
H-haft Nisaia, welche der Ochos (Areios. jetzt 
Tegend) bewassert; sie durchzogen gleieh den 
heutigen Achal-Tekke-Turkmanen pliindernd die 
anstossenden Gaue: ihr Hauptstamm waren die 
Aparnoi (s. d.) oder Parnoi, entfernter wohnten 
die Pissuroi und Xanthioi oder Xandioi. welch 
letztere von einigen in Verwechslung des Iaxartes 
mit dem Tanais an die Maiotis versetzt wurden ; 
falsch ist auch der Ansatz der D. am Pontus 
Euxinus. Ammian. Marc. XXII 8, 20, vgl. Solin. 
15. Aus dem Stamme der Aparnoi soil Arsakes, 
der Griinder der parthischen Macht, hervorge- 
gangen sein; dahische Hulfstruppen bezog noch 
Antiochos III. Megas in seinem Kampfe wider 



die P,oiiier, Polyb. V 79. Appian. S3T. 32. Liv. 
XXXIV 48. XXXVII 38. 41; spiitere Erwah- 
nuiigen der D. bei Flav. Joseph, ant. XVIII 100 
und" Tac. a. a. O. Sie waren ausgezeichnete 
Bogenschiitzen zu Pferde, aber auch im Nah- 
kampf zu Fuss geiibt, Suid. s. ayados ; indomiti 
Verg. Aen. VIII 728. Lucan. VII 429. Der Name 
muss iranisch Daha gelautet haben, entsprechend 
der vedischen Sanskritform Dasa (vgl. Dasameya, 
10 nordisches Volk in den Purana), von der Wurzel 
das .anfeinden', mit der urspriinglichen Bedeu- 
tung .Feind der Arier und der arischen Getter, 
unterworfenerLandeseinwohner' ; im Awesta finden 
wir dahdka ,verderblich, feindlich' und das Eth- 
nikon Dahi im Sinne von ,turanisch', vgl. Yast 
13, 143: ,wir preisen die frommen Vorfahren aus 
den arischen Gauen, aus den turanischen Gauen, 
aus den Gauen der Carima und der Cani, und 
aus den dahischen Gauen (Dahin&m daqyun&m)' ; 
20 der Ausdruck ist hier deutlich auf ein Sonder- 
volk bezogen, das zwar schon einige Anhanger des 
zarathustrischen Reformglaubens zahlte, im ganzen 
iedoch roh und rauberisch gebliebeu war; vgl. W. 
Geiger Ostiranische Cultur 193. 200f. Einen 
Canton Dehistan kennen die mittelalterlichen Be- 
richte nOrdlich von Gurgan gegen Chwarizm, im 
Bereich der heutigen Yomud-Turkmaiien und der 
alten Aparnoi, vgl. Ritter As. VIII 61. 123f. ; 
neupers. deh ,Gau, Dorf geht auf zend. daqyti, 
30 skr. d/tsyu ,unterworfener Landstrich-, von d.er- 
selben Wurzel das, woher Daha, zuriick. Kie- 
pert Lehrb. d. alten Geogr. § 61 glaubt in den 
D. Vorfahren der heutigen Turkmanen zu erkennen ; 
doch sind wahrbafte Turkstamme erst seit Beginn 
des Mittelalters in das Zweistromland vorgedrungen, 
und das Beispiel der Skolotoi und Samiatai lehrt, 
dass Wildheit der Sitten und nomadische Lebens- 
weise nicht gegen arische Abkunft streiten ; im 
Awesta tritt bios der religiose und culturelle, 
40 nicht aber der ethnische und nationale Gegen- 
satz hervor ; Spuren eines fremdsprachlichen Ele- 
mentes fehlen durchaus. [Tomaschek.] 

Dabana (Davana). 1) Castell in Osrhoene 
an der Quelle des Belias, eine Tagereise von Cal- 
linicum. Ammian. Marc. XXIII 3, 7. Not. dign. or. 
XXXV 5 = 17. Der Name findet sich in der origi- 
nalen aramaischen Form auch bei Josua Stylites 
(ed. Martin) § 62 als Dah'ia'ma. Er bedeutet 
wohl .goldig' und ist vielleicht ursprunglich der 
50 Name der Quelle. Dazu vgl. den alttestament- 
lichen Flussnamen me xahab, d. i. ,Goldwasser', 
Gen. 36. 39. 

2) Aafiava, kleine Festung zwischen Dara und 
Amida. Procop. de aed. II 4. [Fraenkel.] 

Dabanegoris regio (Plin. n. h. VI 150), nach. 
Rei chard (Kl. Schr. 459) und G laser (Skizze 
85) Landschaft-an der Westkiiste Arabiens. 
' [D. H. Miiller.] 

Dabanos (Procop. de aedif. 281, 16 Adparog), 



lVtt 



Da bar 



Castell in Dardanien, W. Tomasckek Die alten 
Thraker II 2, 70. rp a tseh.] 

Vabar, bohn des Massugrada, eines Bastard? 
Massimssas, verhandelte im J. 649 = 105 im 
Auftrag des Kenigs Bocchus von Mauretanien 
mit Sulla uber die Auslieferung Iugurthas (Sail 
lu S- 108, Iff). [Miinzer.] ' 

Dabaritta (Aafidgnra Joseph, bell. Iud. II 
595; Vita 26. 62; A dpuoa und A dfeaS bei Euseb 
Onom. ed. Lagarde 250, 53. 72. Hieron. ebd 115 
}o o, 6, oo ; ™ Alten Testament Dabrat Jos. 19^ 

\h 28 \,l C ^° n - 6 ' 57 )' Stadt in Gali laeal 
nach dem Alten Testament (a. a. 0.) zum Stamme 
Issaschar gehOng und Grenzstadt gegen Sebulon- 
nach Josephus (a. a. O.) in Sfldgalilaea am Nord- 
rande der .grossen' Ebene (Ebene Jesreel), nach 
Eusebius (a a. O.) am Tabor gelegcn. Demnach 
entspncht der Ort dem heutigen Dorf Deburiie 
m malerischer Lage am Westfuss des Tabor 
nut Rumen einer alten Kirche. Van de Velde 
Reisen II 324. Guerin Galilee I 143ff. Robin- 
son Palastma 1X1 451. Baedeker Palast.4 275. 

[Benzinger.l 
Dabausa (Aafiavoa, var. BdSavoa), Stadt in 
Mesopotamieii, Ptolem. V 18, 13; zu dem Namen 
vgl. vielleicht das alttestamentliche Dabbeset 

T , 19 '. 1L t, , [Praenkel.1 

Dabeira s. Dabaritta. 

Dabelli oder Davelli, Volk Aethiopiens, Iuba 
bei Plm. n. h. VI 190. 196. [Sethe 1 

Dablae, Ort in Bithynien an der Strasse von 
Nikaia nach Ankyra, Ptolem. V ], 14 AaBhic 
Tab. Peut. IX 2 Miller. Itin. Ant. 141 It' n' 
Hieros 573. Geogr. Rav. 112, 2. Der Ansatz bei' 
Tarakly. wo alle Ruinen fehlen, ist durch nichts 
zu beweisen und jetzt um so unsicherer, als naeh 



Dacia 



1948 



1949 



Dacia 



Dacia 



1950 



der neuesten Messung Tarakly nur ca 23 km 
von Genyeli (Tataion) entfernt zu liegcn scheint 
und 43 km. verlangen die Itinerare. Kiepert 
Specialk. des westl. Kleinasiens III. 4nton 
Petermanns Mitt. Erg.-Heft 116,112. Ramsav 
Asia mm 240. Bull. hell. 1899, 233. Bild von 
larakly bei v. d. Goltz Anatolische Ausfliige 
\ . [Ruge.f 

l»al»ronas (AafeaJra xora/iov ex§o/.ai, Ptolem 
11 2, oi, Fluss an der Sfidkuste von Hibernien fir- 
land). Ob der kleine Fluss bei Dungervan oder 
der grfosere bei Joughal gemeint sei (K. Mailer 
zu Ptolem.), ist unsicher. [Hubner 1 

Itacalaiplms s. Dagalaifus. 
Dachareni (Aa/amp-oi) sind nach Steph. Byz 
(s. v. und s. Aovaam'i und "OSoda) ein Volk der 
Nabataeer und ihr Name bedeute .die mannlichen' 
(arab. dakar, arain. dechrcma). Sprenger (Alte 
Geogr. 394,1 stellt sie mit den Essenem zusammen 
fcie sollen, wie Steph. Byz. beriehtet, den Gott 
Dusares verehrt haben. Hiervon zu trcnnen sind 
nach Sprenger die Aaya^voi bei Ptolem. VI 
», <*•■>. die im Bmnenlande Arabiens wnhnen 
fcprenger (a. a. 0.) zieht die Lesart Dacharimeni 
vor welches er in Chadarimeni (Hadarim) emen- 
diert G 1 as e r (Skizze 5 und 256ff.) vergleicht damit 
das keilscJmftliche Dithrdni (Dichtani) der \s- 
surhadon-Inschrift und verlegt es nach dem Ber*- 
lande Jemima Ist es Zufall, dass neben den 
Dacharenern bei Ptolemaios die Dusarener *e- 
nannt werden? p. H- Miiller f" 

Daehinabades, indischer Name der Halb- 



msel Dekhan, d. i. ,Siidland>, abgeleitet von bd- 
Xavoe ■ o votos Peripl. mar. Erythr. 50, wo die 
Dreiecksform der Halbinsel im Gegensatz zum 
Pmax des Ptolemaios richtig hervortritt, im Ein- 
klang mit der indischen Vorstellung bei Tara- 
natha Geschichte des Buddhismus (ubersetzt von 
fechiefner I 268): Dakkhinabadha hat die Gestalt 
eines langschenkeligen Dreiecks, dessen Spitze 
(bei Kanya-Kumari) nach Stlden zeigt, wahrend 
10 die Wurzelsate (an die Narmada und) an Mad- 
hyadeca haftet; dieses dreieckige dvipa bewirkt, 
dass das Westmeer von Ratnagiri ,Juwelengebirg' 
und das grosse .Milchmeei" im Osten Mahldadhi 
die Farbe ihres Wassers weithin unvermischt be- 
wahren und dass der Wellenschlag beider eine 
scharfe Scheidelime bildet. • Die voile Namen*. 
torm lautet skr. Daksinapatha, prakr. Dakkhina- 
badha, von dakSina ,recht, 8^t6 e ' oder ,sudlich« 
oo ~"/ er ^ten gait den Indiern als Stirnseite — 
20 und patha Pfad, Gegend'. Als Haupthandels- 
platze von D. im Binnenlande erwahnt der Pe- 
nplus Paithana und Tagara (s. d.) im Stromge- 
biet der Godavari; unter den Aboriginervolkern 
treten nachmals die Dimuri (s. d.) hervor, so dass 
die ganze Halbinsel auch den Namen Dimurica 
tuhrt; fiber die Natur Dekkhans s. India. 
-,,,., [Tomaschek.] 

liachs {t S o-/o ? , taaeas). Der z e 6 X o S wird nur 
von Anstoteles (de gener. anim. Ill 6) erwahnt 
30 wo die abenteuerliche Erzahlung des Herodor von 
Herakleia, dass das Tier zweierlei Geschlechts- 
teile habe und sich mit sich selbst begatte, als 
cmfaltig verworfen wird. Der Name des Tiere* 
(Lauter m die Runde) scheint auf den I) zu 
weisen; die Bemerkung des Herodor wurde aus 
dor Beobachtung zu erklaren sein , dass der D 
moist allem in seinem Bau angetroffen wird Doell 
bleiben Zweifel. Sicher ist, dass die von dem 
logatendic liter Afranius (Isid. orig XX 2 24 1 
f W ^ nte adeps taxea auf den D. geht. D a Isidor 
das Wort ausdriicklich als gallisches Lehnwort 
bezcichnet, da ferner der Gallier Marcellus Empi- 
ricus_(5. Jhdt.) die adeps taxonina als Bestand- 
teil ernes Podagramittels kennt (XXXVI 5 367 H ) 
so scheint die Vermutung Hehns das Ric'htige zu 
treffen dass das Tier bei den Volkern geimaiii- 
scher Abkunlt schon seit alter Zeit existiert hat 
und dass von ihnen die Bekanntschaft den roma- 
nischen A olkeni vermittelt worden ist (V. Hehn 
50 Cult, und Haust.6 589. 454). Leider versa^ei. 
die Notizen der Alten fiber das Tier fast vOl'Iio- 
Dass das D.-Fett wie noch heutzutage in der 
\olksmedicin eine Rolle spielte, bezeugt aus<,. r 
Marc. Emp. a. a. 0. noch Serenus Sammonicus 
liber med. v. 890: nee spernendus adeps. dcderit 
quern besha meles , wenn nicht auch an dieser 
fetelle, wie an mehreren anderen (Varro r. r. Ill 
12, 3), vielmehr der Harder zu verstehen ist V^I 
\. Hehn a. a. 0. 450. [H. Wellmann.f ' 

60 Dacia (Einwohner Bad, griechisch oi Aaroi i 
btrabon sagt VII 304, die Dacer hatten vor alters 
Aaoi geheissen. Der Eigenname Aao; beo-egnet 
auf phrygischen Inschriften (Papers of Am. School 
at Athens II nr. 38. 81. Bull. hell. II 265 III 
479), auf einer Inschrift von Delos, wo in eine" 
Liste unter den fthmxoi ein Aaog Ba/.d^oov) er- 
scheint Bull hell. VII 1 1 1. und auf Thaso S ; Joum. 
Hell. Stud. VIII 411 nr. 7, ebenso kommt er in 






der attisehen Komoedie bei Menander in dessen 
neugefundenem Feomyos (v. 1 1 in der Ausgabe 
von Nicole, v. 32 in der Weilschen Edition 
in der Revue des Etudes grecq. XI 127). woher 
der Sclavenname Daros zu den rOmischen Komikern 
iiberging, und bei Herondas V 68 vor. Nach 
Galen, de natural, facult. I 17 o/ioime roi; vno 
rov [ieltlotov MsvdvSgcw xard rag xoy^uodiag sloayo- 
/.dvois oixsrats Adoi; xs not r.ai Feraif hat Menan- 



Thracer oder Illyrier, ein in viele Stamme zer- 
fallendes Volk. Eine Liste dieser Stamme giebt 
Ptolemaios (III 8, 5), freilich so, dass die von 
ihm gegebenen Namen meist von Ortsnamen ab- 
geleitet erscheinen. Von dem Orte Buridava ist 
BovQidavtjvmoi abgeleitet, und dieser letztere Name 
gilt dem Ptolemaios als Name eines dacischen 
Stammes. Ebenso sind Potulatenses, Albooenses, 
Saldenses, Ratacenses, Sienses, Cotenses, Cau- 



der zuerst Aaoe als Personennamen in die Littera- 10 coenses zu beurteilen. Von wirklichen Stammen 



tur eingeftihrt, aber natiirlich konnte er es nicht, 
wenn nicht schon damals gerade wie die rhai 
so auch die Aaoi als Volksname, wonach die diesen 
Namen tragenden Personen benannt sind, bekannt 
waren. Denn die Athener pflegten ihre Sclaven 
— und das waren die in der attisehen Komoedie 
auftretenden Aaoi — mit den ihrem Volksstamme 
entlehnten Namen zu nennen , wie Avdos oder 
SvQog (Strab. a. a. 0.). Sowohl die enge Be- 



flnden sich bei ihm : "Avagmi, Tsvgiaxoi, Bit]<poi, 
Keidysiooi, nisqpsiyot und Kiorofiwxoi. Koiaxo- 
proxoi kommen bei Ptolem. Ill 5, 21 auch nOrdlich 
der Karpathen vor. Anarten nennt Caesar als 
Grenznachbarn der Sueven mit Dacern zusammen; 
von dort warden sie spater weiter ostlich ge- 
schoben. Ein Meilenstein, CIL III Suppl. 8060, 
nennt den vicus Anar[torum] beim heutigen 
Sebesvaralja. Die iibrigen Namen sind ganz un- 



ziehung und nahe Verbindung, worin Henander 20 bekannt. Dazu kommen noch einige andere. bei 



nach Strabon und Galen die Namen Aaoi und 
rhat gebracht hatte, wozu man Terenz vevglei- 
chen kann , welcher seinen Davos sagen lasst : 
amicus summus rneus et papillaris Oeta heri 
ad me venit (Phormio 35), als auch die Thatsache, 
dass Athen in den regsten und vielfaltigsten 
Handelsbeziehungen zu Thracien und der thraci- 
schen Pontoskiiste stand, lassen dariiber keinen 
Zweifel, dass die Daer in dieselbe Gegend gehoren 



anderen Schriftstellern erwahnte dacische Stamme, 
wie die Saci bei Aurel. Vict. Caes. 13, deren 
Hauptort Sacidava war, die Apidi mit dem in 
ro'mischer Zeit zu grosser Bliite gelangten Ort 
Apulum in der consol. ad Liv. 387, und die Buri. 
Bekannt ist Dios Erzahlung (LXVIII 8), dass im 
ersten dacischen Krieg Traiaus bei des Kaisers 
Vormarsch auf Tapae die Buren und andere 
Bundesgenossen einen mit lateinischen Buchstabeti 



wie die Geten, dass sie also dem thracischen Nor- 30 beschriebenen Pilz geschickt und dem Kaiser ge- 



den angehOren. Im 4. Jhdt. v. Chr. war der 
Name der Daer bekannt; spater ist er ganz ver- 
schollen und nur" als Personenname auf Inschriften 
(s. o.) nachweisbar. Man kOnnte daran denken, 
in dem Ortsnamen AaovaSava (Ptolem. Ill 10, 12), 
der in die Gegend der Donaumundung gehOrt, 
den Stamm der Daer erkennen zu wollen, denn 
gerade das erste Element der mit -dava compo- 
nierten Ortsnamen enthalt vielfach Stammesnamen, 



raten hatten, djiiato auzisrai xal eiQtjt'tjaai. Ge- 
wOhnlich werden die Buren mit dem germanischen 
Stamme gleichen Namens, welcher an die Weichsel- 
quelle gehort , identiflciert. Aber sicher gab es 
im Altthal nach der Tab. Peut. einen Ort Buri- 
dava, worauf schon das ptolemaeische BovQibavijr- 
aioi fuhrt. Bei Dios Erzahlung liegt es naher, 
an einen dem Kriegsschauplatz benachbarten. als 
an einen demselben so entfernten Stamm. wie die 



z. B. Sacidava, Buridara, vgl. weiter unten. Ist 40 germanischen Buren es waren, zu denken. Dios 



diese Vermutung richtig, dann ware in der Nahe 
der Geten ein Volksstamm mit dem Namen ,Daer' 
wirklich nachgewiesen. Freilich finde ich in den 
anderen dacischen Ortsnamen kein Analogon fur 
das a vor dava. Hiess der Ort Aaobaval 

Statt des ganz verschwindenden Namens Aao; 
kommt spater Dacus, Aay.6; in Gebrauch. Wann 
das geschah, ist nicht mehr genau festzustellen. 
Nach den weiter unten folgenden Erorterungen 



Bovoot sind offenbar derselbe Stamm. welcher dem 
Orte Buridava seinen Namen gab , wie die Saci 
dem Orte Sacidava. Dazu stinimt . dass nach 
Dio ausser den Buren auch allot re tw ovii- 
udyon' die Botschaft dem Traian geschickt hatten. 
Dass aber gerade unter den Dacern die Romer 
ovf(Ha/oi gehabt haben folgt aus lord. Get. 13, 76 
foedus quod dudum cum aliis principihus — nam- 
lich roniisthen Kaisern — pepiyerant Gothi — 



sind schon im Anfang des 2. Jhdts. v. Chr. Dacer 50 Gothen sind in diesem Falledie Dacer — . und 



nachzuweisen. Damit ist die gangbare Auffassung. 
als ob das Aufkommen des Namens Dacus mit 
der nationalen Erhebung des Volkes unter Buruista 
zusammenhinge, nicht zu vereinen. Kretschmer 
Einleitung in die Geschichte der griech. Sprache 
314 meint, dass zlao< sich zu Daci verhielte wie 
Graeci zu roaToi. Diese Gleichung ist sprachlich 
gewiss richtig, bewahrt sich aber auch sachlich. 
insofern gewiss A aoi und FgaioiAer engere. Daci 



aus der beriihmten Inschrift des Plautius Silvanu.- 
CIL XIV 3608: regibus Bastarnarum et Rhaxo- 
lanorum filios , Dacorum fratrum captos out 
hostibus ereptos remisit. wo nach Vollmers im 
Rh. Mus. Lm 636 gegebener trefflieher Er- 
klarung fratres im Sinne von socii oder si/»<- 
titachi steht (vgl. weiter untenj. 

Die Dacer waren ein thracischer Stamm. das 
wusste man im Altertum schon . wie die neuere 



und Graeci dagegen der allgemeinere Begriff sind. 60 Sprachforschung (vgl. Kretschmer Einleitung 



Sobald die Dacer haufiger in der Geschichte ge- 
nannt werden und wir in ihre inneren Verhalt- 
nisse einen Blick zu werfen vermogen. wird es 
klar, dass ihr Name ein Collectivname ist. welcher 
filr eng verwandte. in derselben Gegend wohnende 
Stamme venvandt ist. Freilich, weder wann er 
aufkam, noch was er bedeutet, wissen wir. 

Die Dacer sind, wie gesagt, ahnlioh wie die 



in die griechische Sprache 213. 314. Tomaschek 
Die alten Thraker. S.-Ber. Akad. "Wien CXXVIII) 
durch Untersuchung der Sprachreste es bestatigt 
findet. Unter den thracischen Stammen waren 
die Geten ihnen nachstverwandt, Strab. V7J 305 
ottoyuozToi b elaiv oi Aaxol toT; rhat; undlusthi. 
XXXII 3. 16: Daci quoqite saboles Getarum. 
Ihrer thracischen Abstamniung sowohl als auch 



1951 



Dacia 



Dacia 



1952 



1953 



Dacia 



Dacia 



1954 



ihrer nahen Verwandtschaft mit den Geten ge- 
denkt auch Cass. Dio TJ 22: ol 6k sizexfavu (nam- 
iich jenseits der Donau) Aaxol xixlrjvzai mzc St] 
Pszai- zivf.g f.Tzs xal Ggaxsg zov Aaxixov ykvovg 
zov zijv 'Pofioxr/v Tiozk txowrjoavzog ovxig. Aber 
ein Aaxixov yivog an der Rhodope kennt sonst 
niemand. Tomaschek a. a. 0. 101 meint, Dio 
habe an den thracischen Stamm der AToi erinnern 
wollen und das Ataxov yerog des Thukyd. VII 27 
ohne weiteres in Aaxixov geandert. Jedenfalls 10 
liegt doch wohl dem Dio oder seiner Quelle ein 
Versuch zu Grunde, die Origines der Dacer aufzu- 
klaren und zwar so, dass aus der Verwandtschaft 
der Dacer mit den Thracern auf die Herkunft 
der ersteren aus dem eigentlichen Thracien ge- 
sehlossen wurde; mogen nun dem Dio oder seinem 
Gewahrsmann die ATot dabei vorgeschwebt haben 
oder mogen der Theorie, dass eben die Dacer vom 
Siiden der Donau her eingewandert seien, zu Liebe 
einfach Aaxol einst an der Rhodope wolmend an- 20 
genommen worden sein, fiir uns darf als fest- 
stehend betrachtet werden, dass die Dacer dem 
Lande nOrdlich der Donau angehorten und ab- 
gesehen von einzelnen Ansiedlungen, welche ihnen 
z. B. von Augustus angewiesen wurden — Strab. 
VII 303, worauf offenbar Dio LI 22 : «;./.' ol f£v 
im zdSs avzov (niimlich der Donau) xal jzgog zfj 
TgijiaX/.txij olxovvteg i'g ze xtsv zrjg Mvoiag vofiov 
rt/.ovoi xal Mvool ^lijv Tzagd zoig ^dvv sjzr/co- 
ghig 6vo/j.d£ovrat anspielt — , niemals siidlich der- 30 
selben gelebt haben. Einer Wanderung der Dacer 
aus der Rhodope nach Norden widerspricht auch 
die oft geinachte Beobachtung. dass die thraci- 
schen Stamme aus dem Norden gegen Siiden, nicht 
urngekehrt, meist sich vorgesehoben haben. Aber 
die nahe Verwandtschaft der Dacer mit den Geten, 
die den Alten auffiel und welche sich in der 
Sprache sowohl als in den Sitten und Vorstel- 
lungcn kundgab, war auch offenbar die Veranlas- 
.-ung, dass die Griechen meist die Dacer .Geten' 40 
nannten. Die Romer hingegen nannten sie so, 
wie sie sich nannten. .Dacer' (Cass. Dio LXVII 6). 
Strabon (VII 304 1 unterscheidet zwar die Dacer 
von den Geten, doch im allgeineinen nennt er 
die Dacer nach allgemein griechischem Spraeh- 
gebrauch Geten, wie Appian (prooein. 4) sagt: 
Fezdjv rear f.TfO "lozgoi- , org Aaxorg xa/.ovoiv. 
Wir werden die Geten hier ganz beiseite lassen 
und nur die Dacer behandeln. 

G r e n z e n u n d A u s d e h n u n g. Der erste Ver- 50 
such, die Grenzen und Ausdehnung Daciens fest- 
zulegen, geht, soviel wir sehen. auf Agrippa zuriick, 
aus dessen geographischem Werke die Bearbeiter 
der uns erhaltenen Dimensuratio provinciarum 
ic. 8) und der Divisio orbis terrarum (c. 14) so- 
wohl als Plinius in seiner Naturalis historia (IV 
^li gescboplt haben. Nach ihnen ist D. im Nor- 
den von dem Ocean , im Osten von den Deserta 
Sarmatiae, im Westen von der Weichsel und im 
Siiden von dem Hister begrenzt ivgl. Partsch60 
Die Darstellung Europas in dem geographischen 
Werke Agrippas 73). Das ist offenbar ein erster 
Versuch, das weite, zwischen Sarmatien und Ger- 
manien einer- und den siidlich der Donau woh- 
nenden thraeisch-iilyrisehen Volkem andererseits 
gelegene Gebiet zusammenzufassen und geogra- 
phisch einzuordnen . wobei der ganze auf diese 
Weise zusammengefasste Strich nach dem be- 



kanntesten Volke, das nOrdlich der unteren Donau 
wohnte, benannt wurde. Dass aber dies Volk je 
von der Donau bis zum Ocean gesessen hatte, 
ist wohl nie die Meinung Agrippas gewesen, wel- 
chem es nur darauf ankam, fiir die von ihm zu 
einer Einheit zusammengefassten Lander und fiir 
die von ihm fiir dicselben ermittelten Entfernungen 
nun auch einen einheitlichen Namen zu haben; 
jedenfalls ist von keinem der anderen Geographen 
die Ausdehnung der Dacer nach Norden bis zum 
Ocean festgehalten worden. ' Je mehr wir ircs 
dariiber klar werden, dass D. bei Agrippa nicht 
im ethnographischen Sinne aufzufassen, sondern 
lediglich der Ausdruck fiir eine von ihm selbst her- 
riihrende und geschaffene geographische Einheit 
ist, desto weniger werden wir auch geneigt sein, an 
der Weichsel als Westgrenze D.s festzuhalten. 
Diese letztere konnen wir nach anderen Quelle;] 
genauer bestimmen. Im Westen stosst )/ xtiiv Pszojv 
yij — das ist aber nach griechischem Sprachge- 
brauch dasselbe, was nach romischem Spraeh- 
gebrauch D. heisst — an das von dem germanischen 
Stamme der Sueben bewohnte Land, wahrend es im 
Siiden von der Donau, im Norden von den Kar- 
pathen — n'Egxvrwg dgv/tog — begrenzt ist, nur 
im Nordosten greift es fiber das Gebirge hiniiber in 
die Ebene des Dniestr, eha ^/.azvrszai Tipbg zcig 
agxzovg iiiyoi Tvof.yezwv. So Strab. VII 2i*5, 
der aber gesteht keine genauen Grenzen angeben 
zu konnen. Durch Caesar erfahren wir mindestens 
iiber die Westgrenze etwas Genaueres; er lasst 
den hercynischen Wald parallel zur Donau streichen 
bis zu den Grenzen der Dacer und Anarter, dann 
linksum in einer dem Flusse entgegengesetzten 
Richtung verlaufen — hinc se fleet it sinistrorsus 
dirersis ah (himine reyioiiibus Caes. b. G. VI 
24. Also da, wo die Donau bei Waitzen aus der 
westostlichen Richtung in die nordsiidliche iiber- 
geht, war die Grenze der Dacer gegen Westen. 
Dasselbe bestatigt Plin. n. h. IV SO, der frei- 
lich hier schon Iazygen kennt. welche nach Caesar 
und Strabon in die Ebene zwischen Donau und 
Theiss einwanderten , aber 'loch weiss. dass die 
Dacer einst weiter nach Westen bis an die March 
sassen und hier an die Sueben grenzten. Er sagt: 
in dem Gebiet zwischen Donau und hercynischern 
Wald — d. h. den Karpathen, wie aus Strabo-.i 
und Caesar hervorgebt — bis zu dem pannoni- 
schen Standlager zu Carnuntuni und der dortigen 
Grenze der Germanen haben die Iazygen die Ebene 
inne . montes rem et saltun pulsi ah his Daci 
ad Patliissum amnem a Maro. sive Duria. est 
a Suebis regnoque Yaititiaao dirimens eus. Aho 
als Plinius schrieb . waren die Dacer fiber die 
Theiss zurtickgedrangt — palsi ad Patliissum — , 
und es grenzten Iazygen und Sueben aneinander; 
aber es gab eine Zeit. wo Dacer und Sueben an- 
einander grenzten. In diesem Punkte stimmen 
Strabon und Plinius ausdriicklich ilberein. Wenn 
aber nach Plinius die Dacer von Westen her bis 
zur Theiss zuriickgedrangt wurden. mussten sie 
friiher westlich derselben sitzen. und wenn an der 
Donau. da wo sie nach Siiden umbiegt, ihre Grenze 
gegen germanische Stamme lag, so war dieser 
Fluss auch in seinem ganzen nordsiidlichen Laufe 
ihre Grenze. Also die Westgrenze Daciens bildete 
die Donau, ebensogut wie dessen Siidgrenze. Leider 
kennen wir nicht die Zeit des Einbruehs der Iazy- 



gen in die Donaugegend; zuerst werden sie im 
J. 50 n. Chr. hier erwahnt (Tac. ann. XII 29). 
Caesar und Strabon aber kennen die Donau als 
Westgrenze ; also etwa zwischen 20 und 50 n. Chr. 
wurden die Dacer von hier weiter gegen Osten 
geschoben. Auch Appian. Illyr. 22 bezeugt die 
Donau als Westgrenze Daciens. 

Aus der Landschaft zwischen Donau und Theiss 
wurden die Dacer von den Iazygen vertrieben; so 
bildete fortan die Theiss ihre West-, die Donau 10 
wie friiher immer ihre Siid- und die Karpathen 
ihre Nordgrenze. In diesem Umfange kennt Ptole- 
maios das Land (HI 8, 1), welches also im grossen 
und ganzen dem heutigen Siebenbiirgen und Ru- 
miinien entspricht. Die Ostgrenze ist noch ge- 
nauer zu bestimmen. Strabon, wie gesagt, lasst 
im Norden, richtiger jedoch im Nordosten, seine 
rezaJv yij reichen fi£X@ l Tvgsyezmv, welche, wie 
schon ihr Name sagt, am Tyras (heute Dniestr) 
sassen. Im Osten kennt Strabon (vgl. VII 305f.), 20 
abgesehen von versprengten Resten anderer Volker, 
wie der Peukiner an der Donaumiindung auf der 
nach ihnen benannten Insel Peuke und den bis 
zur Donauebene nomadisierenden Sarmaten (tov- 
zovg <paal xal jzaga tov "Iotqov olxuv, iq? exdzsoa 
jiolXdxis), bis zum Schwarzen Meere nur Geten; 
bei ihm heisst der Strich nOrdlich der Donau- 
miindung bis zum Tyras langs des Schwarzen 
Meeres f\ zmr rezcov igi]iua. Nach Ptolemaios 
(III 8, 5) bildet Daciens Ostgrenze der Fluss 30 
Hierasus (heute Sereth) und eine Linie, welche 
diesen mit dem Tyras verbindet und den letzteren 
trifft, wo er die" Wendung gegen Siiden macht. 
Zwischen Hierasus und dem Schwarzen Meer woh- 
rjen nach Ptolem. Ill 10, 13"Agmoi, die zweifels- 
ohne dieselben sind wie die an anderer Stelle 
(III 5, 24) genannten Kagmavoi, welche dieselben 
Wohnsitze wie die Arpier innehatten. Dass die 
Karpen, welche spater so oft noch genannt wer- 
den sollten, zum dacischen Stamme gehflrten, be- 40 
zweifelt soviel ich weiss niemand. Damach also 
stimmen Strabon und Ptolemaios darin iiberein, 
-lass bis zum Schwarzen Meere hin die Dacer 
oder, um mit Strabon zu reden, die Geten sich 
.msgebreitet hatten, ohne freilich die unmittelbar 
am Pontus gelegenen Striche, welche einst den 
Skythen , dann den oben erwahnten Sarmaten, 
-pater den verschiedenen germanischen Volkern 
eine bequeme Durehgangsstrasse aus Sudrussland 
iur Donau hin boten, dauernd zu halten. Jeden- 50 
:',ills waren hier die Grenzen , wie es auch die 
Natur der Gegend mit sich brachte, schwankend 
and abhangig von der jeweiligen politischen Macht- 
stellung Daciens. Dass aber Ptolemaios Grenze 
(der Sereth) zu weit westlich liegt, beweisen nicht 
bios der ostlich von diesem Fluss wohnende da- 
■ ische Stamm der Karpen, sondern auch der Um- 
stand, dass in den Flussthalern des Sereth und 
des Ostlich davon fliessenden Pruth die echt daci- 
schen Ortsnamen auf -dava sehr haufig sind. Dass 60 
Ptolemaios die Grenzen der romischen Provinz D. 
bezeichnet haben sollte, wie Goos Studien zur 
Geschichte 24 meint, ist meines Erachtens ver- 
kehrt, da, wie wir sehen werden. das von Ptole- 
maios umschriebene Gebiet nicht mit dem romi- 
schen D. sich deckte ; Ptolemaios hat nach alteren 
Quellen den Umf'ang des vorromischen . also un- 
abhangigen Daciens angegeben. 

Pauly-Wisaowa IV 



Cultur und Sitten. Die Dacer waren ein 
ansassiges Volk, welches Ackerbau und Viehzucht 
trieb. Hinder, Schafe und Ziegen finden sich auf 
Bild 76 der Traianssaule, welches den Abzug der 
dacischen BevOlkerung aus dem von den Romern 
nach dem Feldzug im J. 102 n. Chr. occupierten 
Terrain darstellt. Dagegen war die Pferdezucht 
wohl nicht sehr ausgebildet; die Dacer kampften 
zu Fuss, nicht zu Ross. Pferde erscheinen auf 
der Traianssaule nur als Zugtiere. Sie wohnten 
in Ansiedelungen, welche aus Holzhausern bestan- 
den und mit Pallisaden umgeben waren. Charak- 
teristisch bei ihnen sind die auf Pfahlen errich- 
teten Hiiuser (vgl. Traianssaule Bild 57), wie sie 
schon Herodot (V 16) bei einem der siidthraci- 
schen Stamme gefunden hatte. Doch gab es auch 
— jedenfalls in spaterer Zeit — bei ihnen feste 
Orte, welche durch eine zinnenbewehrte Quader- 
mauer geschiltzt waren. Diese Art, ihre Siedlungen 
zu befestigen, lernten die Dacer von den ROmern, 
ebenso wie Thalengen durch starke Mauern und 
aus Steinen errichtete Turme mit kegelfermigem 
Dach zu sperren. Wissen wir doch, dass ihr letzter 
KonigDecebalusrOmischeArchitekten in seiner Um- 
gebung hatte ; vgl. C.Cichorius Traianssaule Text 
II 332. Das iibliche Wort fur Siedlung und Ort- 
schaft war davu, daher die vielen im ganzen weiten 
Gebiet des alten Daciens sich findenden Orts- 
namen wie Sacidava, Arcidava, Buridava u. a. m. 

Neben dem Ackerbau und der Viehzucht war 
den Dacern der Bergbau nicht fremd. Nennt 
doch schon Herodot (IV 104) die Agathyrsen, 
welche er im heutigen Siebenbiirgen, clem Land 
der spateren Dacer ansetzt, %gvoocp6goi, nach dem 
Gold, welches sowohl in den Fliissen, als in den 
Bergen des Landes sich fand und noch findet. 
Beriihmt, wie es heute ist, war auch schon im 
Altertum das siebenbtirgische Erzgebirge mit 
seinen Goldminen. Dass schon die Dacer hier 
Bergbau trieben und Gold forderten, zeigtTeglas 
Beitrage zumGoldbergbau des vorromischen Dacien, 
in der Ungarischen Revue 1889, 332. Auch eigene 
Miinzen, ohne Aufschrift und sehr roh, schlugen 
die Dacer. Mommsen Rom. Miinzwesen 697. 
Bielz Siebenbiirg. Archiv XI 454. 

Wie alles dies, zeigt auch ihre Bekleidung, 
wie wir sie namentlich aus den Bildern der Traians- 
saule kennen, eine hohere Stufe der Cultur. Nicht 
mehr in Felle kleideten sie sich, sondern in Zeuge, 
woraus sie ihre Hosen, Kittel und Mantel her- 
stellten. Dass diese Zeuge bei ihnen selbst fabri- 
ciert wurden, darf man wohl annehmen. Von 
der hochentwickelten Leinenweberei bei den Thra- 
cern, siidlich der Donau, erzahlt Herodot. 

Mit den Geten, ihren nachsten Stammver- 
wandten, teilten die Dacer den Glauben an die 
Unsterblichkeit ; ov yag d,-zodv)'/ax£cv a'/.Xa /iszoi- 
xlfro&ai rofti£ovzes waren sie todesmutig, wie 
der Kaiser Iulian sagt (Conv. 327 D), welcher hier 
unter to rezwv e&vog dem griechischen Sprach- 
gebrauch entsprechend die Dacer meint, wie das 
der Zusainmenhang verlangt. Eine hervorragende 
Stellung nahmen bei ihnen die Priester ein; De- 
kaineos half dem KOnig Burvista seine Reformen 
durchfuhren, und wenn auch das einzelne flber- 
trieben und verkehrt sein mag, was Iordan. c. 11 
von ihm berichtel, im ganzen ist daraus doch 
die hervorragende Stellung und das hohe Ansehen, 

62 



1955 



Dacia 



Dacia 



1956 



1957 



Dacia 



Dacia 



1958 



in welchera er bei somen Landsleuten stand, zu 
erkennen. Wie bei anderen thracischen Volker- 
schaften, war auch bei den Dacern das Secten- 
wesen nicht unbekannt; gegeniiber den allgemein 
thracischen Lastern des Trunks und der Unkeusch- 
heit, von denen die Dacer nach Strab. VII 304 
mindestens dem ersteren ergeben waren, hildeten 
sich Secten, denen wir Liebe zum Ackerbau, Ehe- 
losigkeit, Verwerfung der Sclaverei und Giiter- 
gemeinschaft als Ziele, welche sie erstrebten, zu- 
schreiben diirfen. Josephus (ant. Iud. XVIII 22) 
vergleicht mit ihnen die Essener bei den Juden, 
aber leider ist der Name dieser dacisehen Secte 
verderbt. Im iihrigen ist es sehr sehwer, die reli- 
giosen mid sittlichen Anschauungen der Dacer in 
unserer Uberlieferung von denen der Geten und 
anderer thracischen Stamme zu scheiden. 

Was die sociale Gliederung anlangt, so ist, 
wie bei den Thracern im allgemeinen, so auch 
bei den Dacern die Einteilung der Bevolkerung 
in Edle und Unedle, in Vornehme und Gemeine 
nachweisbar. Nach Dio Chrysostomos (bei Iordan. 
5, 40) hiessen die Edlen und Vornehmen tarabo- 
stesei, ein Ausdruck, der mit dem lateinischen 
pilleati wiedergegeben wird, offenbar weil sie mit 
dem Filzhut (pileus) das Haupt zu bedecken das 
Vorrecht hatten. Ihnen gegeniiber heisst das ge- 
meine Volk, welches sein Haupt unbedeckt hatte 
capittati (Iordan. 11, 71) oder xcoutjrai bei Petrus 
Patricius frg. 4 und Cass. Dio LXVIII 8. Die 
griechische Obcrsetzung der tarabostesei ist .ti/.o- 
cpoQoi. Auf der Traianssaule kann man vielfach 
die dacisehen sdocpogoi neben den xm/tr/Tal be- 
obachten. Aus der Classe der Edlen gingen so- 
wohl Konige als Priester hervor, wie Dio Chrysost. 
a. a. 0. bezeugt. 

Geschichte. Nach den uns erhaltenen Pro- 
logen hat Trogus Pompeius in dem 32. Buch 
seiner Historiae Philippicae, da wo er den Tod 
des Philopoimen, den Krieg des Manlius in Klein- 
asien, die Cnterhandlungen des Kflnigs Philippos V. 
von Makedonien mit den Bastarnen und den Krieg 
des Eumenes von Pergamon gegen Pharnakes von 
Pontos und Prusias von Bithynien erzahlte, auch 
die illyrischen Angelegenheiten und . . . origines- 
qtie Paniioniorum et incrementa Daeorum per 
Burobiisfni reyem beriihrt. Burobusfen, so liest 
Gutschmid in seiner Ausgabe der Prologe in 
Riihls Edition des Tustinus; die Hss. haben: Ru- 
bobosten oder Rubobaten. Gutschmid hair 
Burnbustes filr den Buruista des Iordanes und 
den Boigtjjiara; des Strabon. Dass aber Trogus 
bei der Erzahlung von Erejgnissen, welche siimt- 
lich in den Anfang des 2. Jhdts. fallen, des daci- 
sehen Konigs Burbista, welcher um die Mitte des 
1. Jhdts. nachweislich regierte (s. Bd. Ill S. 2903.1. 
gedacht haben sollte. ist kaum glaublich. Demi 
man holt wohl bei irgend einem Anlass friihere, 
der Zcit vorausliegende Ereignisse nach , bringt 
aber in einer chronologischen Erziihlung schwer- 
lich Ereignisse zur Darstellung, welche um 100 
und mehr Jahre dem gerade dargestellten Zeit- 
abschnitt voraufliegen. ohne dieselben ausdriick- 
lich als spiitere zu charakterisieren. Iustinus 
(XXXII 3, 16), welcher des Trogus Geschichts- 
werk epitomierte, erwahnt in demselben Zusam- 
menhang wie oben der Trogusprolog die Dacer: 
Daei quoque si/bole* Getarum stmt, qui r-iim Ornle 



rege adversus Bastamas male pugnassent , oh 
ultionem scgnitiae capturi somnuni capita loco 
pedum ponere iussu regis eogebantur ministeria- 
que wtoribus quae ipsis ante fieri solebant faeere. 
Und dies wurde nicht eher geandert, als bis sie 
die durch ihre Niederlage empfangene Schmach 
durch tapfere Thaten ausgeloscht hatten. Also 
ganz oft'enbar gedachte Trogus der Dacer aus 
Anlass der von den Makedonen mit den Bastarnen 

10 gepflogenen Unterhandlungen. Das Verhiiltnis der 
Bastarnen zu Philipp V. gab ihm Anlass , audi 
ihre Beziehungen zu anderen Volkern zu erzahlen. 
hierhin gehoren die Kampfe derselben mit den 
Dacern, wie sie Iustinus erzahlt und die Worte 

' des Prologes: incrementa Daeorum per Ritbo- 
bosten regem. 

Mfillenhoff Deutsche Altertumskunde III 
144 bezieht die Notiz des Iustinus auf die Geten 
am Haemus; aber schon die Worte Daei suboles 

20 Getarum zeigen, dass Trogus nicht von Geten. 
sondern von einem zwar den Geten verwandten. 
aber von ihnen zu scheidenden und verschiedenen 
Volke sprach. Es liegt nicht der geringste Grund 
vor, die hier genannten Dacer nicht far die wirk- 
lichen Dacer, d. h. fur Bewohner des Landes nord- 
lich der Donau, zu halten, wo wir sie stets finden. 
sobald unsere Quellen haufiger sie erwahnen. Was 
nun den Namen des Konigs anlangt, welcher die 
Dacer auf die erwahnte Weise erzog, um sie 

30 schliesslich zum Siege iiber die Bastarnen zu 
fiihren — jedenfalls zeigt der weitere Verlauf der 
Begebenheiten, sow r eit wir sie kennen, dass trotz 
des anfanglichen Sieges die Bastarnen nie Herren 
in dem Gebiet geworden sind, in welchem wir 
spater durch Jahrhunderte hindurch Dacer flnden 
— so halte ich den Rubobostes im Prolog des 
Trogus und den Oroles bei Iustinus fur ein und 
denselben Namen, dessen richtige Form noch zu 
flnden ist. Jedenfalls steht meines Erachtens fest. 

40 dass zu Anfang des 2. Jhdts. jenseits der Donau 
ein dacisches Reich bestand — allerdings mussten 
die Bastarnen bei ihrem Vordringen von der oberen 
Weichsel gegen die untere Donau auf diese Dacer 
stossen; es gab Kampfe zwischen beiden Volkern. 
aber die Dacer wurden nicht vernichtet. Dass 
Trogus die Bastarnen erwahnen musste, als er 
die makedonische Geschichte vortrug, diesem Uni- 
stande verdanken wir die erste Erwahnung unserer 
Dacer. 

50 Dann werden die Dacer zuerst wieder zun. 
J. 109 v. Chr. erwahnt, als der Proconsul Make- 
doniens, M. Minucius Rufus, die langjahrigei; 
Feinde Boms und seiner Provinzen, die Skordiske; 
oder Skordister, besiegte. Nicht allein, sonden: 
im Verein mit anderen benachbarten Volken: 
hatten die Skordister durch Minucius die Nieder- 
lage erlitten, welche dem romischen Feldherrn 
die Ehren des Triumphes eintrugen. Jiingst in 
Delphi gefundene Inschriften, veroffentlicht und 

60 trefflich commentiert von Paul Perdrizet in, 
Bull. hell. XX 484, nennen neben den Skordisteis 
und Bessen auch xov; /.oircovs Boaiy.ag, iiber welehe 
Minucius gesiegt habe; die Bessen meint offenbar 
Floms (I 39, 5) mit seinem toto vastavit Hebro, vor, 
den iibrigen Thracern nennt Eutrop. IV 27 die 
Triballer und Frontin. strat. II 4, 3 die Dacer. 
Jedenfalls ist an der Teilnahme des transdanu- 
vianischon thracischen Stammes der Dacer an 






dem Kriegszug und der darauf folgenden Nieder- 
lage ihrer Nachbarn, der Skordister, nicht zu 
zweifeln. Auch Strabon kennt (VII 313) freund- 
schaftliche Beziehungen zwischen diesen beiden 
Vfilkern. Oberlegt man aber, dass Florus im 
39. Capitel seines I. Buchs von Skordiskem und 
ihren Beziehungen zu Rom sprechen will, den 
Kriegszug aber des M. Minucius Rufus gegen sie 
und ihre Verbiindeten mit den Worten abthut: 
toto vastavit Hebro, muttis quidem amissis, dum 
perfidtim glacie flumen equitatur , welche offen- 
bar nur auf die Bessen als Nachbarn des Hebros- 
thales sich beziehen, dass er offenbar aus seiner 
Vorlage nur das aufnimmt, was ihm gerade be- 
sonders auffallend erscheint, so wird man auch 
geneigt sein, den unmittelbar vorangehenden Satz 
bei Florus : Drusus idterius egit et tetxdt trans- 
ire Daimvium (im J. 112 v. Chr.) nicht mit 
Perdrizet (a. a. O. 490) auf die Skordister — 
denn wer hatte je geho'rt, dass diese auf dem 
linken Ufer der Donau gewohnt haben? — son- 
dern auf die Dacer zu beziehen. Auch im J. 112 
v. Chr. , also als M. Livius Drusus gegen die 
Skordister focht, waren die Dacer ihre Verbiin- 
deten; auch hier griff Florus etwas heraus, was 
ihm besonders markant erschien, und bezieht es 
in seinem Zusammenhange auf das damals be- 
kriegte Hauptvolk, wahrend es nur auf Verbiindete 
desselben von der Nordseite der Donau passt. 
Allerdings des Drusus Verbot, die Donau zu uber- 
schreiten, wurde bald genug, wie wir eben sahen, 
iibertreten. 

Zwischen 112 und 109 v. Chr. waren die Dacer 
mit den Skordistern vereint, machten mit ihnen 
zusammen Einfalle in das romische Gebiet und 
wurden mit ihnen zusammen von romischen Feld- 
iierrn geschlagen. Das ist alles , was wir von 
ihnen aus dieser Zeit wissen. 

In den Kampfen der Rimier gegen die Stamme 
der thracischen Gebirge und der Donaugegend, 
welche der ersten Halfte des 1. Jhdts. v. Chr. 
angehoren, begegnet der Name dor Dacer in unserer 
allerdings sehr karglichcn Uberlieferung nur ein- 
nial. Als C. Scribonius Curio urns J. 74 v. Chr. 
gegen die Dardaner focht und dieselben besiegte, 
scheinen auch Dacer als Hulfsvolker ihren siid- 
danuvischen Nachbarn beigestanden zu haben. 
Hierauf beziehe ich die Notiz des Florus (I 39, 6j: 
Curio Dacia terms renit, sed tenebras salhmm 
cxparit. Da Curio zuerst von den Romern bis 
zur Donau vordrang — das wird besonders her- 
vorgehoben Ruf. Fest. 7 und Eutrop. VI 2 — 
kounen die Worte Dacia. tenus venit sich sehr 
wohl mit dem von Festus und Eutropius Berich- 
teten decken, denn jenseits der Donau auf deren 
nr.rdlichem Ufer war D. Dass er iiber die Donau 
setzte und in das letztgenannte Land selbst vor- 
drang, besagen Florus Worte nicht. Aber seine 
Notiz. vor allem der von ihm angefiihrte Grund, 
warum Curio nur bis an die Grenzen Daciens 
kam, aber nicht iiber dieselben vordrang — tene- 
bras salhmm expavit, und gerade die Wilder 
werden von Florus (s. weiter unteii] und anderen 
oft als eine charakteristische Eigenschaft Da- 
ciens hervorgehoben — scheint mir darauf hin- 
zuweisen, dass auch Dacer bei diesen Kampfen 
den Dardanern beistanden und dass sie gerade 
deshalb wohl eine Ziichtigung von romischer Seite 



verdient hatten, welche lediglicli wegen der Un- 
zuganglichkeit des Landes unterblieb. Nur unter 
dieser Annahme ergeben die kurzen Worte des 
Florus, welche ein sehr gekiirztes Excerpt seiner 
Quelle darstellen, einen einigermassen verstand- 
lichen Sinn. 

Aber mehr erfahren wir erst von den Dacern, 
seitdem ein KOnig von grosser Thatkraft und 
Unternehmungslust ein Reich griindete, welches 

10 bei seiner ausgesprochenen Tendenz sich aus- 
zudehnen und durch Eroberungen sich zu ver- 
grOssern bald Roms Aufmerksamkeit auf sich 
zog. Dieser KOnig Mess Burbista oder Boirebista. 
Als er die Regierung antrat, waren die Dacer 
durch haufige Kriege geschwacht und ihre Macht 
gering, Strab. VII 304. Gewohnlich bringt man 
hiermit die oben erorterte Notiz des Iustinus von 
dem dacisehen KOnig Oroles in Verbindung, was 
wegen der Zeitdifferenz , welche zwischen Oroles 

20 und Burbista liegt, unmoglieh ist. Aber wie bei 
Iustinus das siegreiche Vordringen der Bastarnen 
dem Oroles Anlass giebt, sein Volk durch Zucht 
und Erziehung zu heben und zum Widerstand 
gegen die neuen AnkOmmlinge zu befahigen, so 
sind auch bei Burbista die klaglichen und kiimmer- 
lichen Verhaltnisse des Landes die Ursache zu 
den von ihm begonnenen Reformen. Darin gleichen 
sich beide KOnige. Bei Iustinus werden die Ba- 
starnen ausdriicklich als Feinde der Dacer ge- 

30 nannt; Strabon spricht ganz allgemein von ,haufi- 
gen Kriegen', wodurch die Dacer in eine iible 
Lage gerieten, ohne ein Volk namhaft zu machen, 
mit welchem sie Krieg fiihrten. Wir konnen aus 
den allgemeinen Zeitverhiiltnissen, soweit sie uns 
bekannt sind, nur vemiuten, dass um diese Zeit 
die Dacer sich namentlich nach Osten und Nord- 
osten hin gegen Angriffe der Bastarnen , nach 
Weston hin gegen die kurz zuvor an die Donau 
vorgedrungenen Boier zu verteidigen hatten, und 

40 dass namentlich Kriege mit diesen Volkern es 
waren, welche Strabon a. a. O. meint. Die Macht 
der Bastarnen und ihren Einfluss in den Gebieten 
der Donaumundung zeigt am besten ihre Unter- 
stiitzung der mit Rom verbiindeten, aber von dem 
Statthalter Makedoniens hart bedrtickten Pontos- 
stadte und ihr Sieg bei Istropolis iiber C. Antonius 
(im J. 62 v. Chr), Cass. Dio XXXVIII 10. LI 26. 
Jedenfalls ist diese Action der Bastarnen nicht 
denkbar, wenn schon damals, also urns J. 62 v. 

50 Chr.. das dacische Reich die achtunggebietende 
Stellung eingenommen hatte, in welcher wir das- 
selbe kurz nachher sehen. 

Iordanes (Get. 11, 67j lasst den Burbista schon 
regieren ums J. 82 v. Chr.. als Sulla in Rom sich 
der Alleinherrsehaft bemiichtigte. Nach v. Gut- 
schmids Untersuchungen (Kl. Schriften V 324) 
entlehnt Iordanes seine chronologischen Ansatze 
der Chronologie Cassiodors , wefcher nach Ge- 
schlechtem rechnete und das Schema der G^- 

60 schlechterrechnung auch fur die spatere Zeit bei- 
behielt, wo ihm genauere Bestimmungen iiber die 
Regierungsdauer der KOnige feblten. Nach v. Gut- 
schmid hat Cassiodor den Burbista zu hoch hinauf- 
geriickt. Jedenfalls tritt dieser Kr.nig in unserer 
sonstigen Uberlieferung erst lange nach Sulla 
hervor, und an der gut beglaubigten Thatsache. 
dass er ein Zeitgenosse Caesars gewesen ist. darf 
man nicht zweifeln. Die Frage. wann und wie 



1959 



Dacia 



Dacia 



1960 



1961 



Dacia 



Dacia 



1962 



er zur Regierung gekommen , kann nicht beant- Gebirgsgegend, also nicht fur Bewolmer der Alpeii 

wortet werden, ebensowenig die Frage, wie lange im spateren Noricum, wie man sonst allgemein 

die Beformen gedauert haben, durch welche er annimmt. Es ist zu beachten, dass, wie wir ge- 

die tief gesunkene Macht der Dacer hob, sie an sehen haben, noch Ptolemaios ira Nordwesten 

Zucht und Gehorsam wieder gewtihnte, ihre Krafte Daciens Teurisker anfiihrt. Wie die Anarter, 

stahlte und iibte und durch Hinarbeiten auf Nuch- konnen auch die Teurisker durch den Einbruch 

temheit und M&ssigkeit auch ihre Sitten veredelte der Iazygen weiter nach Osten geschoben sein. 

(Strab. VII 304). Zum Genossen an seinern Re- Also Burbista scheint erst nach Westen gegen 

formwerk hatte er den Priester Dekaineos (Strab. die Boier gefochten zu haben, bevor er den oben 
Iordan. aa. 00.). 10 erwahnten Beutezug gegen die griechischen Colo- 

Nach dieser reformatorischen Thatigkeit ging nien unternahm. Zwar hatten diese letzteren im 

der Konig daran, seinern Volke unter den Nach- J. 62 gegen Rom die Waffen ergriffen und der. 

t;3»»^ei n e angesehene Stellung zu schaffen und romischen Proconsul C. Antonius, der sie bedriickte, 

intern er selbst erobernd vordrang, den tjberfallen in einer Feldschlacht geschlagen, jetzt mussten 

und Angriffen der umwohnenden Stamme ein Ende sie aber doch gegen die Macht der Dacer Schutz 

zu machen. Aber leider wissen wir zu wenig, suchen, welchen sie nirgendwo sonst finden konnten 

um die praktischen Absichten des Konigs erraten als bei Rom, mit welchem sie schon fruher in 

zu konnen. einem Symmachieverhaltnis gestanden hatten, wo- 

Nun zunachst von seinern Verhaltnis zu den fur ich auf Dio XXXVIII 10 verweise. Dazu kam, 
Bastarnen erfahren wir nichts. Wenn aber Dio 20 dass die Dacer ihre Beuteziige bis Thracien, ja bis 

Chrysostomos (II p. 75 R.) erzahlt, dass die Geten zur romischen Provinz Makedonien ausdehnten, 

(in diesem Falle die Dacer) etwa urns J. 55 v. Chr. Strab. VII 304. Suet. Caes. 44. Ohne alien Zweifel 

die am Hypanis gelegene und bllihende griechische waren diese Verhaltnisse fur Caesar bestimmend, 

Stadt Olbia erobert und zersttirt haben und in dass er kurz vor seinem Tode einen Krieg gegen 

gleicher Weise mit alien griechischen Stadten an die Dacer plante , wozu er schon Truppen nach 

der Westkiiste des Pontos Euxeinos bis herunter Illyrien gesandt hatte; als er darauf selbst er- 

nach Apollonia verfahren sind, so leuchtet wohl mordet wurde, unterblieb der geplante Krieg, 

ein, dass das machtige Erstarken des dacischen Strab. VII 298. Suet. Aug. 8. Appian. Illyr. IS; 

Reiches unter Burbista dem noch wenige Jahre bell. civ. II 110. 

zuvor machtigen Einfluss der Bastarnen in diesen 30 Aber auch Burbista wurde ermordet, kurz vor 

Gegenden ein Ende gemacht hat. oder nach Caesar, und was er geschaffen hatte, 

Wir haben vorhin vermutet, dass die Dacer zerflel mit ihm (Strab. VII 298). Er hatte den 

auch im "Westen durch die Boier zu leiden ge- Namen der Dacer zu einem gefurchteten gemacht, 

habt hatten. Denn wenn Strabon (VII 313) be- genugte doch die Furcht vor ihnen und vor ihrem 

richtet, es sei zum Kriege wegen eines an der Einfall in Makedonien, dass man in Rom nach 

Theiss gelegenen Stiickes Landes zwischen den Caesars Tod die Provinz Makedonien dem Antonius 

Dacern und Boiern gekommen — (paoxovzeg (nam- iibertrug, trotzdem eine dorthin entsandte Senats- 

lich die Dacer) thai zyjv zmoav a<pezeoav xainao commission bestatigen musste , zur Zeit keine 

TTOza/iov duigyorzog zov IJadloov (so ist zu lesen, Dacer in Makedonien gesehen zu haben, Appian. 
nicht IJagwov) — so ist es klar, dass das strittige 40 bell. civ. Ill 25. 

Land auf dem boischen, d. h. in diesem Fall auf Nach Burbistas Tod zerfiel sein Reich. An 

dem rechten Ufer der Theiss lag, wenn dieser die Stelle des einen und geeinten dacischen Reiches 

Fluss als Grenze zwischen beiden Volkern gait. traten anfangs 4, spater 5 Teilherrschaften (Strab. 

Aber die Boier waren noch nicht lange zuvor in VII 304). Zwar miissen wir darauf verzichten, 

diese Gegend eingewandert und hatten das Land Umfang und Lage derselben feststellen zu wollen, 

bis zur Theiss erobert und zwar, wie es der An- aber es begegnen uns doch in unserer Uberliefe- 

spruch der Dacer auf rechtsseitiges Gebiet dieses rung, in der Zeit unmittelbar nach Burbistas Fall, 

Flusses beweist, von den Dacern. Auf alle Falle mehrere Namen dacischer Konige. welche wir, da 

musste den Dacern die Besitzergreifung der Theiss- sie gleichzeitig auftreten, als Teilkonige, als Fursten 
ebene durch die Boier gefahrhch gewesen sein 50 von Teilherrschaften, anzusprechen berechtigt sind. 

und sie in viele Kriege und Handel verwickelt Es sind dies: 

haben. Burbista begann Krieg mit ihnen, in Cotiso. Nach Suet. Aug. 63 soil Antonius in 

dessen Verlauf er sie vollig vernichtete: die Reste seinen Memoiren berichtet haben, dass Octavian 

der Boier wanderten aus, ihr Land auf dem rechten seine damals etwa fiinfjahrige Tochter lulia dem 

Ufer der Donau in Pannonien hiess noch spater Cotiso verlobt und des dacischen Konigs Tochter 

Boiojv eoi/iua, Strab. VII 304. 314. Burbista zur Frau begehrt habe. Mag an dieser Geschichte 

herrschte" jetzt bis zur Donau, die Theissebene etwas Wahres sein oder nicht, dass Cotiso ein 

also war ganz in seiner Hand. Wann die Ver- dacischer Fiirst gewesen ist, erfahren wir aus 

nichtung der Boier durch Burbista stattfand, ist Horaz Ode II 8. 18 (occidit Daci Cotisonis 
unsicher; neuerdings hat Niese Ztschr. f. d. 60 agmen) . welche zum 1. Marz des J. 29 v. Chr. 

deutsche Altertum XLII 154. wie mir scheint mit gedichtet ist. Auch Florus (II 28) weiss von 

gutem Grand, dies Ereignis urns J. 60 v. Chr. einem Cotiso zu berichten, obwohl die Verbin- 

gesetzt, womit Goos Siebenbiirg. Archiv XIII dung, worin er denselben mit dem sicher spater 

447 Anm. ubereinstimmt. Goos halt auch die stattfindenden Feldzug des Lentulus bringt, offen- 

Taurisker, welche nach Strabon den Boiern bei- bar falsch ist. Denn Horaz Worte lassen ver- 

standen und mit ihnen zusammen von Burbista muten. dass auch Cotiso selbst mit zu Grunde 

bis zur Vernichtung geschlagen wurden, fur Be- ging und zwar. wie aus der Abfassungszeit der 

wohner keltischen Stammes der nordungarischen Ode hervorgeht, im J. 29 schon tot war. Des 



Florus Worte: Daci montibus inhaerent. inde arma eivilia gehen doch auf den Biirgerkrieg. 

Cotisonis regis imperio, quotiens corwretus gelu Das Beispiel dieses Scorylo kann gut die azaotg 

Danuvius iunxerat ripas, decurrere solebant et iv aXXrjXoig bei Dio illustrieren und mag zeigen, 

vicina populari legen die Vermutung nahe, dass in welcher Richtung und durch welche Factoren 

des Cotiso Furstentum in Siebenbiirgen, nicht in die Actionsfahigkeit der Dacer gerade m dieser 

der Theissebene oder in der Walachei gelegen hat. Zeit gelahmt wurde. Jedenfalls ist die gangbare 

Dann Dikomes. Unmittelbar vot der Schlacht Annahme, dass nach Burbista noch Cotiso Konig 

bei Actium riet Canidius dem Antonius die See- des Gesamtvolkes gewesen sei, nicht begrundet. 

schlacht aufzugeben und nach Thracien oder Ma- Den Krieg gegen die Dacer, welchen Caesar 
kedonien abzumarschieren , um dort eine Land- 10 geplant hatte , wollte Octavian zur Ausfuhrung 

schlacht zu liefern: xai yag Aixofirjg 6 r«ro>>' bringen. Als er in den J. 35/34 v. Chr. die Iapu- 

jiaadsve vmoivuzo noXXfj azgazia poi]4rjoeiv (Plut. den und Pannonier unterwarf und die Stadt Segeste 

Ant. 63). Zwar heisst'hier Dikomes Konig der eroberte, lag ihm an dem Besitz dieser Stadt be- 

Geten; aber auch Cotiso wird bald als Dacer sonders viel, weil er sie als Stutzpunkt in dem 

(Hor. od. n 8, 18. Flor. II 28), bald als Gete von ihm beabsichtigten Kriege gegen die Dacer 

bezeichnet (Suet. Aug. 63), wie iiberhaupt so oft verwenden wollte, Appian. Illyi. 22. Strab. vll 

diese beiden Volksnamen als Synonyma gebraucht 313. Octavian wollte damals also offenbar von 

werden. Dass Dikomes aber in der That Dacer Westen her nach D. vordringen. 

im engeren Shine war, also dem transdanuvia- Dieser Krieg kam aber nicht zur Ausfuhrung. 
nischen Volksstamme angehorte, erhellt, scheint 20 Dagegen kampfte im J. 29 v. Chr. Marcus Crassus 

mir, aus Cass. Dio LI 22: ovzoi ovv oi Aaxol an der untcren Donau. In den einleitenden Worten, 

(das sind nach Dios ausdriicklicher Erklarung die womit Cassius Dio diesen Feldzug des Crassus zu 

Bewohner des linken Donauufers) sjcgeafovoavzo beschreiben beginnt (LI 22), gebraucht er dieJWen- 

/iikv jiqo zov xqovov zovzov ng6g zov Kaiaaga, wg dung: zoTg ze AaxoXg xai zols BaazdgvaighzoXs- 

8' ovdsvog Sv eSlovzo Izvyov ankyJ.ivav nqog zov fitjos, welche doch auffallend an Appians (Ulyr. 22) 

'Arzmviov, welchem sie aber auch keine nennens- Worte: tov Aax&v xai Baozepvwv xokefiov er- 

werte Hulfe leisteten, weil sie unter sich in Hader innern , womit er den von Octavian im J. 35/34 

und Zwietracht lebten {azaoidaavzsg sv aXXrj).otg). v. Chr. beabsichtigten Krieg meint. In der That 

Das war vor der actischen Schlacht; zwar macht hat aber Crassus die Donau nicht iiberschntten 
es nach Dio den Eindruck, als ob die Gesamtheit 30 und nur sudlich der Donau die Bastarnen zu- 

des dacischen Volkes (otzm oiV ol Aaxol) zuerst sammengehauen und getische Stamme und getische 

dem Octavian,- dann dem Antonius ihre Hiilfe Fursten bekriegt und unterworfen. Hiermit stim- 

angeboten habe. Aber der von Dio angegebenc men die Triumphalfasten (CIL 12 180) M. Liet- 

Grund far die mangelhafte Ausflihrung dieser nius . . . Crassus pro cos. ex Thraecia et (xe- 

Hiilfesendung, namlich die ozdotg h aXXfy.oig, zu- teis IV. non. Iul. Man darf wohl annehmen, dass 

sammengehalten mit den oben angefiihrten Worten in einem officiellen Document, wie es die lnum- 

des Strabon , zeigt doch , dass nicht mehr ein phalfasten sind, auch die Namen der unterworienen 

Mann von starkem Willcn und klarer Einsicht Volker richtig genannt smd, dass wir es also hier 

die Dacer regierte, dass vielmehr statt des ein- wirklich mit Geten und nicht mit Dacern, welche 
heitlichen und straffen Regiments die Ansichten 40 von griechischen Schriftstellern so oft Geten ge- 

und Sonderbestrebungen mehrerer Manner Geltung nannt werden, zu thun ha,ben. Dann smd Dios 

gewonnen hatten. Dios Worte oxamanavieg iv Worte: zolg te Aaxote xai zolg Baozagvaig eno- 

AlXrjXotg werden sicher mit Recht auf die seit Xe/^aa entweder eine Remimscenz an den von 

Burbistas Tod, also seit mehr als einem Decen- Augustus beabsichtigten, aber nicht ausgefuhrten 

nimn vor der actischen Schlacht , eingetretene Krieg, oder aber Dio hat denselben Fehler wel- 

Teilung des dacischen Reiches in mehrere Fursten- chen er selbst an den Griechen tadelt, die Geten 

turner bezogen. Zwei dieser Teilfiirsten, den Cotiso nenncn, wo es Dacer heissen muss (LXvII b), 

und den Dikomes, haben wir kennen gelernt; begangen, nur umgekehrt, dass er Dacer nennt, 

einen dritten namens Scorylo Dacorum dux nennt wo es sich um wirkliche Geten handelte. Crassus 
Frontin 110, 4. Dieser Scorvlo — Bent lev zu 50 Feldzug beriihrte das eigentliche Dacien nicht; 

Hor. od. II 8, 18 wollte Cotiso schreiben, das iiber die Geten, welche er an der unteren Donau 

i*t nicht nOtig; einen Mannsnamen Seorilo . . . bekriegte, ist hier nicht zu handeln. 

domo Dacus bezw. Scerulo nennen die auf daci- Um wirkliche Geten, nicht um falschhch Geten 

scheniSprachgebietgefundenenlnschriften.Jahres- genannte Dacer wird es sich auch handeln m 

hefte d^s osterr. arch. Instituts II Beih. 65 und dem Feldzug eines unbestimmten Jahres, welchen 

CIL III 6145, vgl. noch den Namen des dacischen Cornelius Lentulus fuhrte und welcher lhin^ die 

Konigs Corylhis bei Iordan. 12, 73. welchen v. Gut triumphalia de Getis einbrachte, Tac. ann. I\ 44. 

>chmid Kl Schriften V 325 mit Scorylo identi- Auch hier finden wir, wie oben in den Trmmphal- 

ficiert was mir richtig scheint — riot seinem fasten bei Crassus, den Ausdruck de Getis, welcher 

Volke vorn Kriege gegen Rom ab , cum seiret 60 doch sicher auf die officiellen Listen zuruckgeht. 

dissociatum armis civilibus populum Roma- Zwar erwahnt auch Florus ill 28) den Lentulus 

man weil durch einen auswartigen Krieg die und zwar in Verbindung mit dem oben erwahn- 

innere Zwietracht, naturlich bei den Romern, hatte ten Dacerfiirsten Cotiso und dessen Einfallen ms 

beigelegt werden konnen. Offenbar wird mit der romische Gebiet iiber die gefrorene Donau. Aber 

angegebenen Zeitbestimmung auf den Krieg des so lange nicht aus anderen Quellen bewiesen ist 

Octavian und Antonius hingewiesen, nicht, wie dass Cotiso nach dem J. 29 v. Chr. lebte wird 

v. Gutschmid will, auf den Militaraufstand in man annehmen durfen, dass er in diesem Jahre, 

Pannonien bald nach Tibers Thronbesteigung, die in dem Horaz sang: occidit Daci Cotisonis agmen, 



1963 



Dacia 



Dacia 



1964 



tot war. Bass der Feldzug des Lentulus, welcher Gegen das Ende der Regierung des Augustus er- 
erst im J. 18 t. Chr. Consul war, nicht ins J. 29 wahnt noch Orosius VI 22, 2 eine Bacorum 
v. Chr. fallt, leuohtet von selbst ein. Ich bin commotio. Mit dieser Notiz verbindet v. Do- 
daher geneigt anzunebmen, dass Floras falschlich maszewski Neue Heidelberger Jahrb. I 190 
Cotiso und den Lentulus in Verbindung gebracht die von Ovid, ex Ponto IV 7 und I 8 erwahnten 
hat, dass vielmehr das von ihm (iber die beiden kriegerischen Ereignisse. Wenn Josephus (bell. 
Manner Berichtete chronologisch in verschiedene Iud. II 369) sagt, dass die zwei illyrischen 
Zeiten gehOrt. Legionen genflgt hatten, nicht nur die Illyrier 

In der Zeit des Augustus werden nocli mehrere- in Buhe zu halten , sondern auch die Dacer 
male die Dacer erwahnt. Nach Strabon (VII 303) 10 von ihren Einfallen abzuhalten, so mag sich 

soil Aelius Catus 50000 Leute vom jenseitigen das auf ruhige Zeiten beziehen, m unruhio-en Zeit- 

Ufer der Donau. mgd imv TexCbv, in Thracien lauften war das anders. Da riihrten sich sofort 

angesiedelt haben. Darunter sind wohl Dacer zu die Dacer, wie wir dies eben beim Aufstand der 

verstehen, wie ja gerade Strabon meist dieselben Pannonier sahen. Auch im J. 69 n. Chr., als 

Geten nennt, Auf denselben Vorgang scheint die Provinz Moesia von Truppen entblOsst war 

Cass. Dio LI 22 anzuspielen, sonst ist er in der Uber- und mehrere Thronbewerber um das Diadem foch- 

lieferung ganz unbekannt. Jiingst hat v. Premer- ten, hatten die Dacer die Donau uberschritten, 

stem (Die Anfange der Provinz Moesia, in der die Lager der Cohorten und Alen erobert und 

Beilage zu den Jahresheften des Oster. arch. In- wollten eben die Legionslager zerstOren, als Mu- 
statuts I 157) diesen Aelius Catus in- dem bei Dio 20 cianus mit der legio VI ferrata auf seinem Marsch 

LIV 20 genannten Aovxios laioe, wofur er Aov- vom Orient nach Italien durch Moesien kam und 

xtog Kdxo; liest, wiedererkennen vvollen. Ist dies die Dacer wieder zuriicktrieb (Tac. hist. Ill 46). 

richtig, so fallt die Verpflanzung der rechtsdanuvi- Das sind feindliche Beriihrungen der Romer mit 

schen Dacer aufs linke Donauufer ins J. 16 v. den Dacern, die gerade dieses ihres Charakters 

■ wegen in den Annalen der Geschichte aufgezeich- 

Dann traten die Dacer wieder hervor in dem net wurden. Wie in ruhigen Zeiten die Verhalt- 

Aufstand der Pannonier. Zum J. 16 v. Chr. be- nisse sich gestalteten und sich heranbildeten, er- 

richtet Dio (LIV 36) von einem Einfall der Dacer fahren wir nicht. Man darf wohl behaupten, dass 

m Pannonien; sie uberschritten die zugcfrorene mit der allmahlichen Romanisierung des ganzen 
Donau und brachten aus Pannonien eine reiehe 30 rechten Donauufers und der Aufrichtung romischer 

Beute heim. Im Monumentum Ancyranum (5, 47) Caste^e und Lager von Viminacium bis zur Donau- 

benchtet Augustus gleichfalls von einem Einfall miind V die friiher so beliebten Einfalle der 

der Dacer m das Land am rechten Donauufer; Dacer .,>rfliorten. Ja es scheint sogar, als oh teil- 

hierbei wurde das dacische Heer zuriickgeschlagcn weise wenigstens freundliche Beziehungen zwischen 

111 »l eS * e ^ t ' beiden Volkern, den Romern und den Dacern, sich 

Aber nicht genug damit. Gleichzeitig oder herausgebildet hatten. Es steht heute fest dass 

wemg spiiter liess Augustus seine Heere uber die der Ort Drobetae auf dein linken Donauufer muni- 

Donau setzen; die Dacer wurden zur Anerken- cipium Flavium hiess (CIL III Suppl. 8017); er 

Tiung der romischen Oberherrschaft gezwungen: muss also in flavischer Zeit Municipalrechte be- 
ct jjostea trans Banuvium ductus exercitus mem 40 kominen haben. Ereilich weiss man nicht durch 

Baeorum gentes imperia popidi Bomani perferre welchen Flavier. Aber man darf wohl schliessen, 

eoi-git, wo die Erganzungen durch die gi-iechische dass die romische Colonisation schon in flavischer 

Ubersetzung gesichert sind. Hierauf bezieht sich Zeit auf das linke Donauufer hinubergegriffen 

wohl Strabon (VII 304): 6eT dk . . . . llagioog und dass romische Handelsleute und Ackerbauer 

(es ist nicht die siebenbiirgische Marosch, sondern, schon dmuals sich dort festgesetzt hatten, vgl. 

wie der Zusammenhang lehrt, die heutige Theiss v.DomaszewskiRh.Mus.XLVIII241. Mitdieser 

gemeintl. w xu; rxagaoxivas arrs.oj.ntov oi 'Poj- Thatsache vereinigen sich trefflich einige Notizen, 

fiaToi t<\; jioog ror .-ro/.e/iov und ijvixa frtwe.v welche zufallig erhalten , bisher noch nicht in 

£.t ayim-s (namlich die Daceri oxgaxtiar 6 le- diesem Zusammenhange beachtet sind. Ich meine 
flaoxos KaToag. Auch der von Sueton (Aug. 21) 50 die Notiz des Iordanes [13, 76): foedus quod du- 

berichtete \ organg, dass der Kaiser den Einfalien dum cum aliis principibus' pepigerant Gothi 

der Dacer mit Erfolg gewehrt habe, wobei drei sol rentes (Gothi sind hier die Dacer) und die 

lhrer Fuhrer mit vielen Leuten urns Leben kamen, Inschrift des Plautius Aelianus (CIL XIV 3608), 

wird hierher gehoren. Allerdings die Unterwer- welcher in der letzten Zeit des Nero in Unter- 

fung der Dacer . von der Augustus spricht. war moesien commandierte. Von ihm heisst es — 

kerne vollstiindige. wenu man iiberhaupt von einer wir iibergehen hier seine Beziehungen zu den 

Interweriung spreohen darf. Besiegt und ge- iihrigen transdanuvischen Volkerschaften — regi- 

sehlagen werden sie sich zur Respectierung der bus Bastarnarum et Bhoxolanorum filios, Daco- 

romisenen Grenzen und zum Verzicht auf ihre rum f rat rum captos ant Iwstibus ereptos remi- 
-kmiaile verstanden haben. Aber sobald sie sich 60 sit, ab aliquis corum apsides accepit; Vollmers 

von diesem Schlage erholt hatten und eine gunstige Erklarung (Rh. Mus. LIII 636) des fratrum als 

Geiegenheit. welche Erfolg versprach, sich ihnen sociorum (s. o.) eroffnet uns das voile Verstandnis 

^,. V.,, eg ^ nnen ? le , Wleder ihre Eaubzuge und ihre dieser Stelle. Darnach hat Plautius den Konigen 

iuniaile in rOmisches Gebiet. In dem furchtbaren der mit den Romern verbiindeten Dacer ihre 

Aufstand der Pannonier. welcher von 6—9 v. Chr. fruher von den Romern gefangenen oder ihre in 

dauerte. fehlten auch die Dacer nicht. Diesmal die Hande der Feinde geratenen und bei den 

machten sie emen Einfall nach Moesien. woraus Kriegsziigen des Plautius jenseits der Donau wie- 

Caeema Severus sie herausschlug (Dio LV 30). der daraus befreiten Leute zuriickgeschickt und 



196< c 



Dacia 



Dacia 



1966 



von einigen derselben — das sind doch Dacer, Er begann mit einem Einfall der Dacer in Moesien, 
welche nicht mit den Romern verbiindet waren dem der dortige Statthalter Oppius Sabinus zum 
— Geiseln empfangen. Der Gegensatz captos aid Opfer fiel. Mit der Ffihrung des Krieges betraute 
hostibus ereptos lasst bei captos nur an dacische Domitian seinen Praefectus praetorio Cornelius 
Gefangene bei den Romern denken. Daraus kann Fuscus. Die Dacer wurden wieder aus der Pro- 
man wohl schliessen, dass das durch fratrum an- vinz Moesien hinausgetrieben. Dann uberschritt 
gedeutete Biindnis ein Werk des Plautius und Fuscus mit seinem Heere auf einer Schiffbrucke 
dass die Herausgabe der Gefangenen eben eine die Donau und riickte seinerseits in das Land der 
Folge dieses Bilndnisses war. In einem anderen Dacer ein. Gleich beim ersten Zusammentreffen 
Zusammenhange habe ich schon oben auf die Stelle 10 wurden die Romer vollig geschlagen, ihr Feldherr 
des Dio hingewiesen, wo unter Traian von Buri fiel und eine grosse Beute wurde von den Dacern 
xal allot rmv ov/iftdxmr die Rede ist. Sind, wie gemacht, Iordan. 13, 78. Gsella. a. O. 214mmmt 
ich oben andeutete , die Buri Bewohner des Alt- an, gestutzt auf Dio LXVIII 9, dass diese grosse 
thales, dann sind die in Verbindung mit ihnen ge- Schlacht im Thai der Temes und der Bistra zwi- 
nannten av^iaym selbstverstandlich auch dacische schen Tapae (d. i. dem Eisernen Thorpass) und 
Stamme, welche den Buren benachbart waren. der Hauptstadt Sarmizegetusa statthatte. Das 
Das sind einige wenige Spuren, welche aber wohl ist nicht richtig. Denn seitdem Cichorius 
zu dem Schluss berechtigen, dass mindestens seit (Traianssaule Bild 61, Text II 276) nachgewiesen 
Nero freundliche Beziehungen zwischen Romern hat, dass die von Dio unmittelbar vorher be- 
und Dacern sich angebahnt hatten , dass die rO- 20 richtete Gesandtschaft der pileati an Traian ins 
mische Politik auch hier Wege ging, die ihr auch zweite Kriegsjahr fallt und dass dieselbe in der 
sonst nicht fremd waren, namlich Zwiespalt in Gegend der oheren Aluta, an dem Sudabhang der 
die Masse der Feinde zu bringen , um mit dem Karpathen vor dem Rotenturmpass, statthatte, ist 
einen Teil derselben verbiindet den iibrigen desto es klar, dass auch Fuscus, am Lauf der Aluta 
ungefahrlicher zu machen. Es bedarf wohl kaum vordringend, durch den Rotenturmpass _D. zu er- 
noch des Hinweises, dass eine im Schyl- und Alt- reichen suchte, denn hier fand nach Dio a ; a. O. 
thai sich allmahlich ausbreitende romische Co- Traian to re oM.a xd re /.irj/avr/fiaTa xal ranij;- 
lonisation und Cultur, wovon das municipium fidlona to t« orifietov xo HI xov (frovoxov a).6v. 
Flavium Brobetae ein Beispiel ist, eine wesent- Ware Fascus, wie Gsell meint durch das Thai 
liche Stiitze in dem Biindnis der Romer mit daci- 30 der Temes vorgedrungen, um den Eisernen Thor- 
schen Stammen gefunden haben muss. pass zu erreichen, und hatte hier die Vernich- 
Aber diese freundlichen Beziehungen nahmen tungsschlacht stattgefunden, so begreilt man nicht, 
An iahes Ende. An die Spitze der Dacer oder warum die Dacer ihre dem Fuscus abgenommene 
doch wenigstens eines grossen Teiles derselben Beute in die Gegend des Rotenturmpasses und 
trat ein Mann von ungewOhnlicher Thatkraft und nicht vielmehr in ihre Hauptstadt Sarmizegetusa 
Energie. Ahnlich wie einst Burbista, wusste auch brachten, wenn sie dieselbe iiberhaupt nicht da 
Decebalus dem dacischen Namen Achtung zu ver- lassen wollten, wo sie sie erbeutet hatten. 
schaffen und die dacische Nation noch einmal zu Nach des Fuscus Tode kam Domitian noch 
einigen. Unter Decebalus hort man nur von ihm; einmal selbst auf den Kriegsschauplatz, aber auch 
Decebalus ist fur einige Jahrzehnte die alle anderen 40 diesmal iibernahm er nicht den Oberbefehl. Tet- 
tberragende Persfinlichkeit in Dacien. Cassius tius Iulianus fuhrte den Krieg und drang ms 
Wo (LXVII 6) schildert ihn als einen kriegser- Feindesland ein. bei Tapae schlug erden Dece- 
fahrenen und kriegsgewandten Mann, der den fur balus. Iulian also hatte, wie spater Traian, den 
einen Angriff wie fur einen Riickzug giinstigen Weg durch das (istliche Ungarn gewahlt , um 
Zeitpunkt abzupassen verstand, der Cberfalle zu durch das Westthor Siebenbiirgens einfallend den 
'nachen so gut (vie eine Schlacht zu liefern ver- Feind in seinem eigenen Lande zu beknegen. 
mochte und den Sieg auszunutzen wie aus einer Nach der Schlacht bei Tapae war die Hauptstadt 
Niederlage sich wieder zu erheben gelernt hatte. Decebals, Sarmizegetusa, bedroht; die Lage war 
Er war ein Organisator , der ein Heer sich zu kritisch fur den Konig, welcher schon vorher um 
^ehaffen und dasselbe auch kriegstiiehtig zu machen 50 Frieden gebeten, aber mit seinen Antragen sich 
verstand Romische Arehitekten und Werkleute hatte zuriickweisen lassen mussen (Dio LXMI 7). 
•lahm er bei sich auf und haute mit ihrer Hiilfe Jetzt rettete ihn Domitians Niederlage durch die 
Krie^smaschinen und Fcstungen, romische Uber- Markomannen. Es kam zum Frieden. Decebalus 
laufer stellte er in seine Armee ein und machte gab die erbeuteten Waffen und einige Gefangene 
-o =einen Dacern die Vorteile der romischen Kriegs- (also nicht alle, wie Dio ausdriickhch sagt) heraus, 
kun-t zu eigen. Uber die an seinen Namen sich und Domitian setzte dem dacischen Abgesandten 
aiischlie*sende Controverse s. den Artikel Dece- Diegis die Krone auf — offenbar erkannte Dece- 
balu= wo man auch das Nahere uber seinen balus scheinbar die romische Oberhoheit an, in 
Rfderungsantritt sehe. Wahrheit konnte davon kerne Rede sem, da Do- 
ribgleich ein KOnig Dorpaneus oder Diurpaneus 60 mitian nicht nur zu einer einmaligen Geldzahlung 
anfangs in dem grossen Krieg der Dacer gegen sich verstand, sondern stets Gelder zahlen zu 
die Romer genannt wird (Oros. VLT 10. lord. wollen versprach. 

Get, 13, 76), tritt doch in der Folge Decebalus allein Dieser fur Rom schmacnvolle Zustand musste 

hervor ' Von Dorpaneus ist weiter keine Rede ein Ende nehmen. als nach dem Tode des Donn- 

mehr Die Ursache dieses Krieges ist unbekannt; tianus und der kurzen Regierung des Nerva em 

liber die Zeit desselben s. jetzt die sorgfaltigen starker und krregserfabrener Mann den romischen 

Untersuchungen von Gsell L'empereur Domitien Kaiserthron bestieg. Bald nach dem Regierungs- 

212 darnach dauerte er etwa von 85—89 n. Chr. antritt des Traian begann denn audi der Krieg 



1967 



Dacia 



Dacia 



1968 



gegen die Dacer und Decebalus. Dor erste Krieg einer romischen Colonic Ulp. Dig. L 15, 1, 9 — 

wahrte von 101—102 n. Chr. und endete mit und forderte den Bau und die Anlage neuer An- 

einem Frieden, worin Decebal das in den beiden siedlungen. 

Feldziigen von den Romern besetzte Gebiet ihnen Gleiehzeitig begann man aber auch Castelle 
abtrat — damit kamen die Striehe vom Bisernen zu bauen, um das mit grossen Opfern erworbene 
Thorpass bis zum Altfluss und damit die wich- Land in Verteidigungszustand zu setzen und das- 
tigsten Passe, ausser dem genannten noch der selbe vor den Einfallen der umwohnenden Bar- 
Rotenturmpass und der "Vulcanpass, in die Hande baren zu schiitzen. Auf Traians Thatigkeit in 
der ROmer — die Waffen und die Kriegsgerate, wie dieser Hinsicht weisen die Castra Traiana an der 
die romischen Werkleute und tberlaufer heraus- 10 Aluta hin, unter Hadrian und Pius wurden nach 
zugeben , seine Pestungen zu schleifen und auf neugefundenen Inschriften gleicbfalls an der Aluta 
eine selbstandige Politik zu verzichten versprach. zu Raconitza-Copaceni und Bivolarie castra ge- 
Aber ein dauernder Zustand war damit nicht ge- baut, bezw. scbon vorhandene vergrOssert (Arch.- 
schaffen. Decebalus hatte , der Not gehorchend epigr. Mitt. XVII 225), und unter Philippus wurde 
und besiegt, in diese Bedingungen gewilligt; so- die Colonie Romula (heute Re"cka) mit einer 
bald Traian selbst abgeruckt war, begann er von Mauer umgeben (OIL III Suppl. 8031). So zog 
neuem zu riisten und nach Bundesgenossen sich sich an der Aluta hinauf ein Ring von Castellen. 
umzusehen. Das fiihrte zum zweiten Krieg, von Auch im Westen auf der alten Verkehrsstrasse. 
105—107 n. Chr. Abermals drang Traian an welche von Tsierna (Orsova) aus durch die Tere- 
der Spitze seines Heeres in Dacien ein, nach 20 govaer Schliissel sich nach Norden zieht, um durch 
tapferer Gegenwehr wurde Decebalus besiegt und den Bisernen Thorpass die alte Hauptstadt Sar- 
totete sich darauf selbst. Seinem Beispiel folgten mizegetusa zu erreichen, sind bis jetzt in Tsierna 
viele seiner Genossen und Kriegsgefahrten. Dies- und in ad Mediam (CLL III Suppl. 8074, 10. 
mal behielt Traian das eroberte Land und machte III 1577 = Suppl. 8010) Militarstationen nach- 
es zur romischen Provinz. Die Thaten Traians gewiesen. Auf diesen Verteidigungslinien im 
sind auf der Traian ssaule in Rom dargestellt, die Westen und Osten beruhte die Verbindung des 
jetzt von Cichorius herausgegebon wird. Bis siebenbiirgischen Hochlandes mit der Donau und 
jetzt liegt je ein Band Text und Tafeln vor, worin den alten romischen Provinzen Ober- und Unter- 
der erste Krieg dargestellt ist. Vortrefflich ist moesien. Auf diese Weise war auch die Riick- 
es Cichorius gelungen, den Gang des Krieges 30 zugslinie der im eigentlichen Siebenburgen sta- 
ausdenBildernwiederlebendigzumachen;hierauf tionisrten Truppen gesichert. In Siebenburgen 
verweise ich far alles Detail. selbs. *agen sich in weitem Bogen um die Legions- 
Das rfimische Dacien. Die Einrichtung lager dpulum und Potaissa Castelle, die vorwie- 
der romischen Provinz D. erfolgte sofort nach der gend dem Charakter des Landes entsprechend 
Besiegung und dem Tode des Konigs Decebalus. Thalsperren waren; das ist besonders im Osten 
Die langen Kriege hatten zu einer Entvolkerung der Pall, wo ,die Thaloffnungen samtlicher von 
des Landes gefuhrt. auch hatten viele entweder den Karpathen herabfallender Flusslaufe als eben- 
dem Beispiel ihres Konigs folgend sich das Leben soviele Einfallsthore der Barbaren durch Castelle 
genommen oder sich ausser Landes gefmchtet, um gesperrt' waren, deren 14 Jung Fasten der Pro- 
auf diese Weise der Fremdherrschaft zu entgehen 40 vinz Dacia 137 aufzahlt. Im Norden lag am Fluss 
und ihre lange tapfer verteidigte Freiheit sich Szamos eine Reihe von Castellen, wahrend im 
zu erhalten. Das war der Grund, warum Traian Nord westen ein mit Wachttiirmen versehener Limes 
aus dem ganzen Reiche Colonisten nach D. ver- sich hinzog, welcher von Kis Sebes an der Koros 
pfianzte, um, wie Eutrop (VIII 6) sich ausdriickt, bis Tiho an der Szamos in einer Lange von 65 km. 
die Acker zu bestellen und die Stadte zu bevol- auf den Kammen der Meszeser Gebirgskette von 
kern, er hatte hinzufiigen konnen, auch um die Torma nachgewiesen ist. Hinter diesem Limes 
reichen Schiitze des siebenbiirgischen Erzgebirges lagen Castra, deren sieben bis jetzt bekannt sind 
auszubeuten. Demi gerade unter diesen Colonisten (s. Ungarische Revue 1882, 278 ; der Originalauf- 
finden wir die als Bergleute bekannten Pirusten satz Tor mas: a Limes dacicus felsO resze und die 
aus Dalmatien und von ihnen bevolkert und be- 50 dazu gehorige, fur das genauere Studium unent- 
wohnt den Vicus Pirastarum im Gebiet der Gold- behrliche Karte flnden sich in Ertekezfeek a tur- 
bergwerkebeimheutigenVerespatak. JungROmer tenelmi tudomanyok korebol IX 1882). Zweifel 
und Romanen 107. Daneben bezeugen viele In- an Tormas Ang'aben iiber diesen Limes aussert 
schriften die Verpflanzung von Asiaten, wie Leuten v. Domaszewski zu CIL III Suppl. 7633. Uber 
aus Kommagene, Palmyra, Syrien nach D.. die das Verteidigungssvstem im ganzen vgl. noch 
auch ihre heimischen Culte mitbraehten. Daher v. Domaszewski'Rh. Mus. XLVITI 240 und 
sind hier Weihungen fur Mithras besonders hauflg, E. Ritterling DLZ 1895 nr. 50. 
neben ihm begegnen auch andere asiatische Gott- Uber die Grcnzen des vorromischen Dacien- 
heiten wie Balmarcodes CIL LTI Suppl. 7680 und ist oben gesprochen worden. Die rOmische Pr<- 
Malagbel CIL III Suppl. 7954, um nur einige60vinz D. wurde nicht in dem Umfange, wie ilm 
Beispiele anzufiihren. Es verdient hier wohl her- das Reich des Burbista oder Decebalus gehabt 
vorgehoben zu werden, dass Traian, die Wichtig- hatte, constituiert; man beschrankte sie auf 
keit der neuen Provinz wiirdigend, audi auf andere das Bergland Siebenburgen und die kleine Wa- 
Weise dieselbe zu heben suchte ; er baute Strassen lachei. Die Aluta bildete eegen Osten die Grenzc 
— so von Potaissa nach Napoca, CIL III 1627 — , der romischen Provinz; am ganzen Laufe derselben 
hob durch Privilegien und Gerechtsame schon be- lagen Castelle, um das Land zu verteidigen, an 
stehende Stadte — so erhielten Tsierna und die der Aluta zog sich auch die Zolllinie hin. s. v. Do- 
alte Komgsstadt Sarmizegetusa die Gerechtsame maszewski Arch.-epigr. Mitt. XIII 137. Uber 



1969 



Dacia 



Dacia 



1970 



neuerdings an der Aluta gefundene und entdeckte Westgrenze der Dacer gewesen war (s. o.) Die 
Castelle und Lager zu Slaveni, Radacinesti, Co- Zolllinie, deren Stationen v. Domaszewski Arch.- 
paceni, Bivolaria, vgl. Arch.-epigr. Mitt. XIX 81. epigr. Mitt. XIII 142 in Tsierna (Orsova), ad 
XVII 82. 225. XV 12. 13. Die grosse Walachei Mediam (Mehadia), Pons Augusti, Sarmizegetusa, 
also, ostlich von der Aluta und siidlich vom Ge- Micia> (Veczel) und Ampelum (Zalatna) nachge- 
birge, gehorte nicht zur Provinz D., wurde viel- wiesen hat, war zugleich Landesgrenze. Es ist 
mehr zu dem niedermoesischen Militarcommando aber wohl zu beachten, dass weder Sarmizegetusa, 
gerechnet und war der Hut der niedermoesischen die Hauptstadt des Landes, noch Ampelum, der 
zu Novae, Durostorum und Troesmis stationierten Hauptort des Golddistrictes, unmittelbar auf oder 
Legionen anvertraut, s. v. Domaszewski a. a. 0. 10 an der Grenze gelegen haben werden, dass viel- 
undTocilescuArch.-epigr. Mitt. XIV 15, welcher mehr die von Tsierna uber Mehadia und Pons 
in dem Orte Gradistea, District Prahova, ein romi- Augusti gefiihrte Linie in gerader Fortsetzung 
sches Lager und darin Ziegelstempel der nieder- Micia (Veczel) trifft und dass weiter erne von 
moesischen Legionen, namlich der leg. V Mace- Veczel in gerader Fortsetzung gedachte Lime an 
donica, leg. I Italica und leg. XI Claudia p. f. der Koros bei Kis Sebes auf den oben erwahnten 
gefunden hat. Ganz offenbar liegt dem Iordanes Limes trifft. Also diese Linie wird im Westen 
eine Quelle zu Grunde, worin Aluta als Ostgrenze die Grenze gebildet und Sarmizegetusa sowohl 
aufgefiihrt war ; Iordanes namlich giebt zwei- als Ampelum nicht in unmittelbarster Nahe der- 
mal den UmfangDaciens an und zwar das einemal selben gelegen haben; iibrigens sind beide Orte 
(12, 74) dessen Grenzen nach den umwohnenden 20 nicht wie z. B. Micia und Pons Augusti ausdriick- 
Volkern, das anderemal (5, 33) nach den Fliissen lich als statio genannt, also wohl auch nicht Zoll- 
bestimmend; ausdriicklich aber weist er darauf stationen; jedenfalls folgt dies nicht notwendig 
hin dass er nicht etwa die Grenzen des zu seiner aus den dafiir angefiihrten Inschriften (CLL III 
Zeit existierenden Gepidenreicb.es, sondern die- Suppl. 7429 und 7837). Im Nordwesten bildete 
jenigen des friiheren Daciens — 12, 74 hanc Go- jedenfalls der oben erwahnte Limes die Grenze. 
thiam quam Daeiam appellavere maiores, quae Der westliche Teil des siebenbiirgischen Kand- 
nune ut diximtis Gepidia dieitur , tunc ab gebirges und die ganze Tiefebene an der Theiss 
oriente Roxolani, ab oecasu lazyges, a septen- und Temes gehOrten nach v. Domaszewski (a. a. 
triom Sarmatae et Bastarnae, a meridie amnis O. und Rh. Mus. XL VIII 240) zu Moesia superior, 
Dauubii terminabant und Daeiam dico anti- 30 ahnlich wie das Land ostlich der Aluta zu Moesia 
quam quam nunc Gepidarum populi possidere inferior gehorte. _ 
noseuntur — meint. Dieses alten Daciens est- Die neue Provinz wurde von emem btat.- 
liche Nachbarn waren also die Roxolanen, seine halter, welcher praetorischen Rang hatte, ver- 
westlichen die lazy gen; nun fahrt Iordanes fort: waltet. Ihm unterstand erne Legion und zwar 
nam lazyges ab Boxolanis Aluta tantum fluvio die legio XIII gemina, und ausserdem hatten zahl- 
segregantur. Davon weiss aber sonst niemand reiche Auxilien ihre Standquartiere in der Pro- 
etwas, dass die Iazygen je bis zum Altfluss ge- vinz. Die Provincialhauptstadt war Sarmizege- 
reicht hatten, ebensowenig aber auch davon, dass die tusa. 

Roxolanen je die grosse Walachei besessen und an Nach Traian zuerst unter Hadrian im J. HJ 

der Aluta mit den Iazygen gegrenzt hatten. An der 40 n. Chr. (MD 13) flnden wir D. in zwei Verwal- 

andern Stelle 5, 33 ist die Theiss Nord- und West- tungsgebiete geteilt, in D. superior und D. ui- 

grenze, die Donau wie immer Sudgrenze, dagegen ferior. 

im Osten Fhdaus is secat qui rapidus ae verticosus D. superior umfasste das eigentlicne kieben- 

m Istri fluenta furens ditohitur. Dass Flutausis biirgen mit der Hauptstadt Sarmizegetusa (CIL 




xolanis Aluta tantum fluvio segregantur) zeigt, teranen obliegt, s. das MD 6i vom J. 158 = OIL 

dass audi hier als Ostgrenze die Aluta gemeint HI Suppl. p. 1989 : qui sunt in Dacia supenore 
ist jedenfalls verbietet sie die Correctur Scku-50e? sunt sub Statio Frisco leg. Darnach ist MD 

chardts (Arch.-epigr. Mitt. IX 225, 45) von 66 vom 13. Dec. 157 n. Chr. zu corngieren. Lnter 

Flutausis in Hierasiis, welcher bekanntlich nach dem Legaten stand wie sonst auch ein Procurator: 

Ptoleiniiios die Ostgrenze des unabhangigeii Daciens etwa im J. 160 n. Chi-., jedenfalls einige Jalnv 

war. In beiden Stellen ist Aluta zu verstehen vor 166 war T. Desticius Severus proc. Awj. 

als Ostliche Grenze des rOmischen Daciens. Und Daciae superior. CLL V 8660. 

wahrend das nach den Flusslaufen umschriebene D. inferior umfasste die kleme Walachei. Das 

Dacien im grossen und ganzen mit der romi- geht zweifellos aus den jiingst an der Aluta g- 

schen Provinz zusammenfallt, ist an der anderen fundenen Inschriften hervor, welche Truppenkorpe:. 

Stelle durch Einschiebung der an sich guten Nach- unter ihnen einen numerus burganorum et rere- 
richt, dass einmal die Aluta die Ostgrenze Da- 60 dariorum Daciae inferioris unter dein Commando 

ciens' bildete. unter die aus einer ganz anderen eines Procurator Augusti nennen. Dieselben In- 

Quelle staminenden Nachrichten von den Grenz- schriften nennen Suri sagittari sub T. Fl. Com- 

volkem Daciens der Unsinn entstanden, wie lor- stante proc. Aug., den schon erwahnten nmmrus 

danes ihn in den Worten wiedergiebt: nam la- burgariorum et veredariorum sub T. Fl. hori- 

ziiqes ab Roxolanis Aluta tantum fluvio segre- stante proa. Aug. im J. 138 und im J. 140 n. Chr., 

„ an t ur denselben numerus burg, et rered. per Aquilain 

Auch im Westen reichte das rOmische Dacien Fidum proc. Aug., Arch.-epigr. Mitt. XVH 225. 

nicht mehr eanz bis zur Theiss, welche vorher 226. XIV 13. Nehmen wir hiezu das MD U 



1971 



Dacia 



Dacia 



1972 



Tom J. 129 n. Chr. : sunt in Dacia infer iore 
sub Plautio Caesiatw, so ist es klar, dass die 
Verwaltung von D. inferior von einem Procurator 
Augusti geleitet wurde. welcher natiirlich einen 
hoheren Rang als sein dem Legaten unterstehender 
College in D. superior hatte. Der Procurator von 
D. inferior war em Procurator praesidialen Cha- 
rakters und hatte das ius gladii. Wie sein Ver- 
haltnis zum Lcgatus Augusti war. ist nicht aus- 
drlicklich fiberliefert ; doch war er wohl selbstandig 
und nicht demselben untergeordnet. Anderer An- 
sicht ist v. Domaszewski Eh. Mus. XL VIII 240. 

Erne fernere Veranderung in der Verwaltung 
trat in den ersten Jahren der Eegierung des 
Marcus Aurelius ein. Es wurde eine zweite Le- 
gion — die friiher in Untermoesien stationierte 
legio V Macedoniea — nach Dacien gelegt. Ihre 
Garnison war in Potaissa. An der Spitze der 
Verwaltung stand nunmehr ein Statthalter von 
consularem Rang, entsprechend dem Grundsatze, 
dass Praetorier Provinzeii mit bios einer Legion, 
Consulare aber Provinzen mit deren zwei oder 
raehreren verwalten sollten. Sein Titel ist leg. 
Augusti pr. pr. Daeiarum trium , auch eonsu- 
laris trium Daeiarum, CIL VIII 9363. Ill 1374. 
Diese tres Daciae — und das war eine weitere 
Neuerung Marc Aurels, welche mit der ersten 
eben besproehenen aufs engste zusarnmenhing -— 
waren drei Bezirke, an deren Spitze je ein Pro- 
curator stand. Dies waren selbstredend gewiihn- 
iiche Procuratoren, kerne solchen mit praesidialem 
Bang und dem ius gladii. Sie unterstanden dem 
Legaten. Dies Verhaltnis kommt in dem offi- 
ciellen Tite! des letzteren deutlich zum Ausdruck. 
Diese drei Verwaltungsbezirke waren nach einer 
in ihnen gelegenen Stadt benannt. So gab es 
also 1. D. Porolissensis mit dem Hauptort Poro- 
lissum. Erwahnt werden die Procuratoren der 
I). Porolissensis Aelius Lycinus (CIL III Suppl. 
7659) und Cocceius Genialis (ebd. 7662) und Ul- 
pius . . . (CIL III 1464). Aus den beiden ersteren 
Inschriften erhellt zugleich, dass Xapoca zu diesem 
Bezirk gehorte. 2. D. Apulensis mit dem Haupt- 
ort Apulum, also im Suden von D. Porolissensis. 
Die Procuratoren dieses Bezirks oft genannt, ihre 
Liste bei Jung Fasten der Provinz D. 41ff. 
3. I>. Maluensis, benannt nach einem Ort Maluese, 
welcher Colonie war. s. MD 41 vom J. 230, wel- 
ches gegeben ist einem Soldaten 31. Aurelio De- 
ciaiio colonia 3lalmse ex Dacia. Die Lage dieser 
Colonie ist bis jetzt unbekannt, doch hat D. Ma- 
luensis wohl den siidlichen Teil der Provinz, also 
die heutige kleine Walachei, unrfasst. wenn I>. 
Porolissensis aus dem nOrdlichen und D. Apu- 
lensis aus dem mittleren Teil der Provinz bestand. 
Der proc(urator) procfineiaej Dae. 3Iaic. 31. 
Macrinius Avitus war lange bekannt, CIL VI 
1449 : neuerdings hat uns eine Inschrift aus Thes- 
saionike (Arch.-epigr. Mitt. XVII 117] den .1/. 
Aurel(ium') Cassianum cfirumi eigregium) prai- 
sidem prov. Daeiai Ma/uensis kennen gelehrt. 

Dass diese drei proeiiwiae nicht selbstandige 
Provinzen im eigentlichen Sinne, sondern nur Ver- 
waltungssprengel und Teile einer hoheren Ein- 
heit waren, kommt dadurch zum Ausdruck. dass 
der Statthalter offlciell lcgatus Augusti pr. pr. 
Daeiarum trium heisst und dass ebenfalls nur 
c i n Landtag fur diese drei Bezirke nachzuweisen 



ist. welcher concilium proefineiarum) Daeiarum 
trium sich nennt (CIL III 1454). In Sarmizege- 
tusa versammelte sich der Landtag, wo auch die 
ara Augusti war. Wie in alien iibrigen Pro- 
vinzen hatte auch in Dacien der Landtag das 
Recht, fiber provinciale Angelegenheiten zu be- 
raten, gegebenenfalls fiber einen Statthalter sich 
zu beschweren und der Eegierung Bitten vorzu- 
tragen, welche wie die Beschwerden durch eine 

10 Deputation an den Kaiser gebracht zu werden 
pflegten, und die Steuerbetrage auf die einzelnen 
Comrmmen zu repartieren, daneben aber lag firm 
recht eigentlich die Pflege des Kaisercultus ob, 
an dessen Spitze der Provincialpriester stand. 
Derselbe hiess hier saeerdos arae Augusti oder 
Augusti nostri, auch wohl coronatus Daeiarum 
trium. CIL III 1209. 1433. 1513. Die abge- 
tretenen Provincialpriester hiessen sacerdotales 
provincial oder Daciae. CIL III Suppl. 7962. 

20 7688. Von den eben angefiihrten Inschriften 
stammen die beiden datierten (1454 und 1438) 
aus dem J. 241 bezw. aus den J. 238 — 244, also 
aus einer Zeit, wo, wie schon das concilium, Da- 
eiarum trium und der coronatus Daeiarum trium 
beweisen, die Einteilung der Provinz in drei Ver- 
waltungssprengel erfolgt war. Es ware sehr in- 
teressant zu wissen, ob auch friiher bei der Zwei- 
teilung der Provinz ein gemeinsamer Landtag fur 
D. superior und inferior bestanden hat. Man dan" 

30 wohl bei der stark hervortretenden Selbstandig- 
keit von D. inferior, wie wir sie oben besprochen 
haben, die Frage aufwerfen, ob nicht damals auch 
zwei Landtage berufen wurden. Aus dem Schluss- 
satz der dem abtretenden Statthalter P. Furius 
Saturninus im J. 161 gesetzten Inschrift: n/o- 
mini) felicissimo et praecipuis rirtutibus eius 
obstricta simul et deuota provineia ist kein bin- 
dender Schluss zu ziehen, da provineia ebenso 
gut D. superior (darin lag Sarmizegetusa, wo die 

40 Inschrift errichtet wurde) als auch beide dama- 
ligen prorinciae, namlich D. superior und D. in- 
ferior, bedeuten kann, entsprechend dem spater 
ublichen Sprachgebrauch , da.ss statt des legatus 
Augusti pr. pr. Daeiarum trium auch cinfaoh 
leg. Aug. pr. pr. Daciae. begegnet (CIL III 1412 
= Suppl. 7902). Den saeerdos institutus ab 
Helvio l'ertinaci cos. mocrite ich nicht fur einen 
Provincialpriester halten. wie es gew6hnlich ge- 
schieht, sondern fur einen localen Priester, wohl 

50 des Hercules und der Stadt Apulum ; daffir spricht 
der Fundort (Apulumj sowolil als auch die Wei- 
hung Hercuii Aug. Dass der Statthalter Daciens 
und spatere Kaiser Pertinax einen Priester be- 
stellt. ist immerhin sehr auffallend und hatte 
einen uns unbekannten speciellen Grund; da^s 
jedenfalls die Provincialpriester aus der Mitte des 
Landtage* gewahlt und bestellt wurden, dfirfen 
wir nach der Analogic anderer Provinzen und 
Landtage auch fur D. mit Bestimmtheit voraus- 

60 setzen. 

Uber die Steuerverhiiltnisse in D. wissen wir 
wenig. Nach der Eroherung des Landes und der 
Constituierung der Provinz fand eine Ackerver- 
messung durch die Agrimensoren statt, um die 
Zahl der Steuerhufen zu ermitteln und darnach 
die Abgabenverhaltnisse festzustellen. Der Gro- 
matiker Balbus hat seine in Dacien gemachten 
Erfahrungen in seiner Geornetrie fur Feldmesser 



1973 



Dacia 



Dacia 



1974 



verwertet (Lachmanns Ausg. d. rom. Feldmesser 
II 96) ; von dem hier eingefiihrten Census spricht 
Lactantius de mortib. persecutorum 23, vgl. Jung 
Romer und Eomanen 43. Das ist alles, was wir 
davon erfahren. Etwas besser sind wir fiber die 
indirecten Steuern unterrichtet, unter denen der 
in HOhe von 21/2% von aiien Waren erhobene 
Grenzzoll die wichtigste Stelle einnimmt. Uber 
die beiden bis jetzt nachgewiesenen Zolllinien. 



lassene und Sclaven hatten doch wohl in einer 
Weihetafel fur die kaiserliche Gemahlin ihre Herren 
und Arbeitgeber nennen miissen. Vielleicht dfirfen 
wir noch einen Schritt weiter gehen und aus der 
Fassung der in Rede stehenden Inschrift schliessen, 
dass nicht kaiserliche Freigelassene und Sclaven 
im allgemeinen, sondern solche der Lucilla selbst, 
der eben die Inschrift geweiht wurde, zu ver- 
stehen sind. Ist diese Annahme richtig, so mo'chte 



deren eine von Celei an der Aluta hinauf fiber 10 auch der weitere Schluss gerechtfertigt scheinen, 



Romula zum Rotenturmpass, die andere von 
Tsierna fiber ad Mediam, Pons Augusti und Micia 
nordwarts zog, ist oben bei Gelegenheit der Grenzen 
des rOmischen Daciens gesprochen worden. Die 
Belege fur die einzelnen Stationen dieser Zolllinien 
findet man bei v. Domaszewski Arch.-epigr. 
Mitt, XIII 135ff., wo auch das Nahere fiber die 
Art der Verwaltung dieses Zolles beigebracht ist. 
Wahrend er fruher verpachtet wurde, fand seit 



dass das Goldbergwerk, auf dem die Betreffenden 
beschaftigt waren, nicht Staatsdomane schlechthin, 
sondern Privatbesitz der Lucilla war. Aber bevor 
nicht neue Funde uns weiter helfen und unsere 
Kenntnis fOrdern, reicht das Material nicht aus, 
um derartige Fragen sicher zu beantworten. 

Einen sehr bedeutenden Aufschwung nahm 
das Stadtewesen. In der vorromischen Zeit gab 
es viele Ansiedlungen, aber keine Stadte im an- 



den letzten Jahren des Marcus die Erhebung des- 20 tiken Sinne. Mochten auch Sarmizegetusa, die 



selben durch kaiserliche Beamte statt, durch Pro^ 
curatoren, denen ein zahlreiches Personal zur Seite 
stand. 

D. bildete kein Zollgebiet fur sich, sondern 
gehOrte zu dem grossen, von einem Procurator 
verwalteten Zollgebiet Illyricum; innerhalb des 
letzteren fand auch eine Combinierung verschie- 
dener Districte unter einem Procurator statt, wie 
z. B. T. Claudius Xenophon procurator Ulyriei 



alte KOnigsstadt, vielleicht auch Tsierna an Grosse 
die iibrigen Siedlungenfibertroffen haben, zu Stadten 
im antiken Sinn, zu Gemeinwesen mit eigenen 
Magistraten und Selbstverwaltung wurden sie erst 
durch Traian, der beide zu rOmischen Colonien 
erhob. Sarmizegetusa hiess fortan colonia Ulpia 
Traiana Augusta Dacica, CIL III Suppl. 7969. 
7971 u. 0. Auch Maluese, wonach die provineia 
Dacia Maluensis benannt war, war Colonie, MD 



per Moesiam inferiorem et Dacias tres war, CIL 30 41. Auch Ampelum und Aquae waren Colonien, 

t-tt c l ninn nAin T„ T> 1„ - i. 1--: 1 : „ u ntT TTT 1 0Cft . 3 1 HQQQf HQCi<) . «,ic Koirlan 



III Suppl. 7127. 8042. In Romula ist kurzlich 
die Inschrift eines vicesimarius (Arch.-epigr. Mitt. 
XIX 79 nr. 9) zu Tage getreten. Damit ist wohl 
die 5°/ Freilassungssteuer - vicesima lihertatis - 
gemeint. 

In diesem Zusammenhange sind auch die in 
D. nachweisbaren Staatsdomanen zu erwahnen, 
die Weidelandereien (pascua), Salinen und Berg- 
werke. Die Weidelandereien und die Salinen wur- 



CIL III 1279; Suppl. 7838f. 7892; aus beiden 
Stadten flnden sich dec(urio) col(oniae), die doch 
zu der Stadt gehiiren, wo sie gefunden sind, nicht 
zu anderen Stadten. In letzterem Falle ware 
hinter col(oniac) der Name des Ortes gesetzt, 
dessen Decurionen die Betreffenden waren. woffir 
es viele Beispiele giebt, z. B. CIL III Suppl. 7996. 
7804 u. a. m. Und aus Ampelum ist der ordo 
Ampelensium bezcugt CIL III 1308. Andere 



den verpachtet ; nach dem uns vorliegenden durf- 40 Orte waren municipia , wie Porolissum und Ti- 



tigen Material wurden beide an einen Unternehmer 
vergeben, CIL III 1209. 1363. Salz wurde in 
Salinae (heute Maros Ujvar) an der Maros, in 
Potaissa (Tarda) und Vizakna gefunden. Von 
den Bergwerken kommen hier besonders die Gold- 
bergwerke in Betracht, welche im siebenbfirgi- 
schen Erzgebirge, eingeschlossen von den Fluss- 
laufen der Maros und Aranyos, lagen. Auch diese 
scheinen anfangs verpachtet zu sein, wie man 
aus dem auf einer Inschrift sich findenden eol- 50 
legium aurariarum (CIL III 941) geschlossen 
hat, s. Hirschfeld Untersuchungen auf dem Ge- 
biete der rOm. Verwaltungsgesch. I 76. 77, 4. 
Spater trat an die Stelle der Verpachtung die 
directe Exploitierung der Gruben und die Ver- 
waltung dersclben durch kaiserliche Beamte. So 
flnden sich procuratores aurariarum (CIL III 
13111'.) und ein subproeurator aurariarum (CIL 
III 1088). Unter diesen Procuratoren stand ein 



biscum, wieder andere wurden aus Municipicn im 
Laufe der Zeit Colonien, wie Napoca, Apulum, 
Potaissa, Romula und Drobetae. Die Belege findet 
man im CIL III und Suppl. in der Vorrede zu 
den einzelnen Stadten. Apulum und Potaissa er- 
wuchsen aus den Ansiedlungen, welche bei den 
Standlagern sich bildeten ; auch die Castelle ent- 
wickelten aus sich heraus solche Siedlungen, vgl. 
Jung Fasten 167. 

Diese stadtische Entwicklung in Verbindung 
mit dem von Traian begonnenen, von spateren 
Kaisern fortgesetzten Strassenbau forderte die Ro- 
manisierung des Landes. Die dacischen Einwohner 
selbst, soweit sie zurtickgeblieben waren, dachten 
an keine Erhebung; jedenfalls hOren wir davon 
nichts. 

Dementsprechend ist aus der ausseren Ge- 
schichte der Provinz nichts zu berichten ; die Ge- 
chicke Roms sind zugleich ihre Geschicke. Der 



zahlreiches Beamtenpersonal, welches wir aus der 60 MarkomannenkriegunterMarcAurelberiihrtenatur- 

~ " "• ■ ' " lich auch Dacien; der Golddistrict wurde von den 

Barbaren uberfallen, der damalige Statthalter 
M. Claudius Fronto fiel tapfer kampfend in einem 
Gefeeht gegen die Germanen und Iazygen, die 
Hauptstadt Sarmizegetusa weihte dem Kaiser 
Marc Aurel eine" Inschrift ancipiti periculo vir- 
futibus restituta (CIL LTI Suppl. 7969). Das sind 
einzelne Zuge aus diesem fur Rom so furchtbaren 



Dedication der liberti et familia et leguli aura- 
riarum an Lucilla, die Gattin des Lucius Verus, 
kennen lernen (CIL III 1307). Dass hier unter 
den liberti et familia nur kaiserliche Freigelassene 
und Sclaven, welche in verschiedenen Stellungen 
bei der Verwaltung der Goldbergwerke beschaftigt 
waren, verstanden werden kOnnen, ist wohl an 
sich klar; denn andere als kaiserliche Freige- 



1975 



Dacia 



Dacicus 



1976 



Kriege, welche auf Dacien ein Licht werfen, ohne 
dass wir im stande waren, von den Gesamtver- 
h&ltnissen dieser Provinz in dieser Zeit wis ein 
genaues Bild zu machen. Sowohl im Markomannen- 
krieg als auch spater treten wiederholt die sog. 
freien Dacer hervor, welche auf den Karpathen 
und dem galizischen Plateau wohnten, den Romern 
nicht unterworfen waren und von deren Einzel- 
stammen uns die Bessen, Saboken, Anartofrakten, 



Westgrenze lief so, dass Taliata zu Moesia prima, 
Transdiema undEgeta aber zuD. ripensis gehOrten. 
Grenzfluss war wohl die Porecka, an deren west- 
lichem Ufer Taliata lag, Not. dign. or. XLII. Haupt- 
stadt war anfangs Serdica, spater Ratiaria. Die 
Ost- und Westgrenze blieb dieselbe, auch als neber. 
der D. ripensis noch eine zweite Provinz des 
Namens D. gesehaffen wurde. Das war 

Dacia mediterranea, dessen Hauptstadt 



Koistoboken und Daci Petoporiani (d. i. Dacer, 10 Serdica (heute Sofia) wurde. Andere zu D. me. 



welche damals unter einem Fiirsten oder KOnig 
Petoporus lebten) u. a. m. bekannt sind. Eine 
Schar von 12 000 Mann dieser freien Dacer — Aa- 
x&v tcov xqoooqwv — siedelte der Statthalter Sa- 
binus auf Provincialboden an h tij Aaxia rfj 
jjfisTseq, so heisst es bezeichnend genug bei Cass. 
Dio LXXII 3. Unter Caracalla und Macrinus 
gab es Kampfe mit diesen freien Dacern (Dio 
LXXVIII 27). 



diterranea gehOrende Orte waren Pautalia, Ger- 
mane Naissos (heute Nish) und Remesiana. Der 
Zeitpunkt, wann diese Provinz gesehaffen wurde, 
steht nicht fest, die Not. dign. or. I 77. Ill 15 
kennt beide Dacien, sowohl ripensis als mediter- 
ranea. Im Laterculus des Polemius Silvius (jetzt 
bei Mommsen Chron. min. I) steht unter Bly- 
ricum 5, 15. 16 Daeia, Scitia, wo es statt Scitia 
wieder Dacia heissen muss, da Seythia zur Dio- 



Auch Maximums focht gegen sie und legte 20 cese Thracia, beide Dacien aber zur Diocese Illy 



sich infolgedessen den Titel Dacicus Maximus 
bei, s. Goos Korr.-Bl. des Vereins fur siebenburg. 
Landeskunde I 34. Einzelnes wissen wir von diesen 
Kampfen nicht. Im ganzen gelang es aber den 
ROmern, diese Stamme im Schach zu halten und 
die von ihnen der Provinz drohende Gefahr immer 
abzuwehren. 

Das wurde anders, als etwa 238 n. Ghr. die 
Gothen sich der Positionen von Tyras und Olbia 



rieum gehOrten, wie Polemius Silvius 6, 5 selbst 
angiebt und der Laterculus Veronensis 5, 6 und 
die Not. dign. bestatigen. [Brandis.] 

Dacicus, Siegerbeiname mehrerer Kaiser. Der 
erste, der inn fiihrte, war Traian. Schon nach 
dem ersten dacischen Peldzuge, der 101 — 102 
n. Chr. gefiihrt wurde, nahm Traian diesen Bei- 
namen an (Dio ep. LXVLU 10, 2 = Zonar. XI 
21 vol. Ill p. 66 Dind.); er lasst sich seit dem 



bemiichtigten und von hier aus die Donaumiin- 30 Ende des J. 102 auf Miinzen, die zur Erinnerung 



dungen und die siidwarts gelegenen Landschaften 
angriffen; auch Dacien war ihren Einfallen und 
Raubzugen ausgesetzt. Dazu kam, dass auch 
— etwa urn 250 n. Chr., s. Mullenhof'f Deutsche 
Altertumskunde III 217. II 91 — die Gepiden 
an den Karpathen anlangten und naturgemass 
unter den dortigen Volkern eine Bewegung her- 
vorriefen , welche wiederum der Provinz D. ge- 
fahrlieh sein musste. Wir erfahren, dass im J. 256 



an den Triumph geschlagen wurden, etwas spater 
auf Inschriften nachweisen und gehOrt von da 
an zur officiellen Titulatur (die frtthesten Munzers 
mit dem Titel Dacicus Cohen 112 31, 128. 32. 
129. 36, 173f. 79,598-80,600. Eckhel VI 415 
aus dem J. 102; von den Inschriften ist CIL III 
p. 864 dipl. XXI = CIL VII 1193, datiert von. 
19. Januar 103, die erste, auf der dieser Titel 
erscheint; ungefahr gleichzeitig ist der Papyru:- 



n. Chr. unter Valerian und G allien ein schwerer 40 Lond. II nr. 291, zwischen dem 29. August 102 



Krieg in diesen Gegenden gefiihrt wurde (Hist. 
Aug. Aurel. 11); es ist doch gewiss kein Zufall, 
dass in demselben Jahr (256) die erst mit dem 
J. 246 n. Chr. begonnene provinciale Miinzprii- 
gung aufhOrt. Seit Gallien ist der Besitz der 
Provinz D. in Frage gestellt ; Aurelianus gab die 
Provinz entgiiltig auf und zog die romischen 
Truppen und die Einwohner daraus heraus (271 
n. Chr.). 



und dem 28. August 103 , wo sich ebenfalls des 
Titel Aaxixdg flndet; in BGU III 829 hat Traian 
auch den Titel Aaxixde; dass dieser Papyrus, 
wie der Herausgeber meint, vom 10. Januar U"' 
stamme, ist schlechterdings unmOglich, liier ist 
Lj' entweder schlecht gelesen oder verschriebei. 
[vielleicht L <;''-]; zurZeitbestimmung vgl.Momm- 
sen R. St. II 3 800, 1. wo er seine friihere An- 
icht [Herm. Ill 126—129] modificieri, und wo- 



In dem eheinaligen traianischen Dacien brei- 50 nach auch Dieraucr in Biidingers Unter 



teten sich die siegreichen Barbarenstamme aus 
allerdings in der Weise, dass die Gothen sich den 
LOwenanteil nalimen und Bastamen, Vandalen, 
Gepiden und andere Stamme, welche neben oder 
zwischen ihnen sassen , bedrangten und hinaus- 
warfen. 

Dacia ripensis. Aurelian gab zwar das traia- 
nische Dacien auf. schuf aber aus Gebieten von 
Moesia superior und Moesia inferior zwischen 



rom. Kaisergesch. I 92f.. 3 zu berichtigen isti. 
Nur ausnahmsweise wird auch dem dints Traia- 
nns Parthicm die Bezeichnung D. beigogebe;i. 
CIL II 186. Nach Traian begegnet uns dieser 
Titel erst bei Maximin und seinem Sohne Maxi- 
mus; wir findeii ihn schon im J. 236 [tribuincin 
potestate II imperatur III: CIL III 3735 = 373>> 
= Suppl. 10 649. II 4731 [hier sind die beideii 
Zahlen vertauscht] ; dass die Kaiser nicht sehor. 



Tsierna und Oescus ein neues Dacien, wo er die 60 zu Anfang des J. 236 diesen Titel hatten. zeigt 



aus dem alten Dacien herausgezogenen Einwohner 
ansiedelte. Das ist D. ripensis. Die Ostgrenze 
bildete der Fluss Utus (heute Vidj, an dessen 
linkem Ufer das Castell Utus noch zu D. ripen-is 
gehorte, wahrend der Fluss Asemus (heute Osma) 
mit dem Castell gleichen Namens zu Moesia ge- 
zogen war. Tomaschek Ztschr. f. d. oest. Gvmn. 
1867, 720. Kanitz Donaubulgarien II 159." Die 



u. a. CIL III Suppl. 11316, wo sich der Name 
Gcrmanicvs. aber nicht Sarmaticus Dacicui 
findet; hingegen sind CIL III Suppl. 8060. 14216, 
19 nicht beweisend, weil hier (iberhaupt die Sieger- 
beinamen fehlen; CIL III 4630 = Suppl. 1133? 
und V 8076 konnen nicht genau datiert werden) ; 
ein Kanipf mit den Dacern oder wenigstens zum 
Schutze von Dacia muss daher schon friiher statt- 



1977 



Dacira 



Dadokerta 



iyv» 



t 



gefunden haben; vgl. Rappaport Die Emfalle 
der Gothen in das rOm. Reich, Leipz. 1899, 27. 
Die Papyrusurkunden, auf denen Maximin und 
sein Sohn Aaxixoi heissen, stammen aus den 
J 237 und 238, Mitt, aus d. Pap. Erzh. Ram. 
li/III 21. Grenfell und Hunt Greek Papyri 
II 102, 67. Auf den Miinzen Maximins fehlen 
die Beinamen Daeicus und Sarmaticus, auf den 
alexandrinischen Miinzen iiberhaupt alle Sieger- 
beinamen. Auf militarische Erfolge des Kaisers 
Deems in Dacien bezieht sich ausser einer schiefen 
Nachricht bei Lact. de mortib. persec. 4, 3 eine 
Inschrift. (.CIL III 1176 = Dessau 514 aus dem 
J. 250), die den Kaiser restitutor Daeiarum 
nennt; ausserdem sind zahlreicbe Miinzen von 
ihm mit dem Revers Dacia, Dacia felix bekannt, 
Eckhel VII 343. Cohen V* 187, 12—189, 86. 
Diese Erfolge verschafften auch ihm den Bei- 
namen Dacicus maximus, CIL II 4949 (aus dem 
J. 250). 4957f. = Dessau 517 (aus dem J. 251); 
vgl. Rappaport a. a. O. 40. Demnachst fuhrt 
dann Gallienus den Titel Dacicus maximus, CIL 
II 2200 (aus dem J. 257). VIII 1430; vgl. Miin- 
zen mit dem Revers Dacia, Cohen V2 361, 147. 
Dass sein Heer einen Teilerfolg gegen die Gothen 
davontrug, berichtet Hist. Aug. Aurel. 13, 2; im 
ubrigen ist gerade unter ihm der grosste Teil 
von Dacia verloren gegangen; vgl. Rappaport 
52—54. Zuletzt finden wir diesen Siegerbeinamen 
bei Kaiser Aurelian, Dessau 581, wie es schemt 
aus dem J. 275. Wahrscheinlich hat zur Fiih- 
rung dieses Namens nicht so sehr der Sieg fiber 
die Gothen, als "die gegen Ende seiner Regierung 
erfolgte Neugriindung der Provinz Dacia auf dem 
Boden von Moesia (Hist, Aug. Aurel. 39, 7. 
Eutr IX 15, 1. Ruf. Fest, 8. lord. Rom. 217. 
Malal. XII 301. Synkell. I 721f. Dind.; vgl. 
Zonar. XII 24 vol. Ill p. 143 Dind.) Anlass ge- 
geben woran Miinzen mit der Aufschrift Daeia 
felix (Eckhel VII 481. Cohen \I* 184, 73f.) 
erinnern; vgl. Rappaport 96—100. [Stem.] 
Dacira s. Diacira. _ 

Dactoniuni, Stadt der Lemavi (s. d.) im hi- 
spanischen Kallaekien, nach Ptolemaios (II 6, 25 
Ar/iaimv Aaxzdviov) 30 Millien sudlich von Lucus 
Augusti (s. d.i. Die Lage ist nicht ermittelt; 
man hat an Monforte de Lemos gedacht, wegen 
der Lemavi. [Hiibner.] 

Dada {Adda, Valesius vermutete AaSa), die 
Fran des Kreters Samon, mit dessen Hiilfe Ska- 
rnandros die Einwohner der Troas besiegt hatte. 
Nachdem Samon in der Schlacht gefallen war, 
sendete Skamandros seine Witwe, die Mutter 
mehrerer Jiinglinge. nach Polion (cod. .-i6/.t]or, vgl. 
Strab. XIII 601), wo sie sich wieder vermahlen 
sollte. Aber der Herold, der sie begleitete, schan- 
dete sie unterwegs, und sie durchbohrte sich selbst 
mit dem Schwert ihres Gatten. Als die Kreter 
dies erfuhren. steinigten sie den Herold an der 
spater x™Q°i 'Araiieias genannten Stelle (Nicol. 
Damasc. excerpt, de virtut. 21, FHG IH 369). 

[Wagner.] 
DadagOS, Sohn des Kuzaios (Aa&ayo; Kov- 
Laiov). lToaTr,yo; in Olbia ca. 2. Jhdt. n. Chr., 
Latvschew Inscr. orae septent. Ponti E. I 7.». 

[Kirchner.] 
Dadaleis (Ptolem. V 2, 21 N.I, Ort Maioniens 
in dem Grenzstrich zwischen Mysien, Lydien und 



Phrygien; K. Buresch Aus Lydien 100 glaubt, 
es musse SarraXsTs oder ZaXkavSeis gelesen werden, 
Pauli Eine vorgr. Inschr. von Lemnos I 72 ver- 
gleicht mit diesem Namen den lykischen Per- 
sonennamen Daidalos. Zum Suffixum -ala vgl. 
G. Meyer Karier 184 und Pauli a. a. O. 57. 

[Biirchner.] 
Dadara (Ptolem. V 19, 3), Stadt in Syrien 
(Ptolem. ggtjfios 'Aga^ia), am Euphrat gelegen; 
10 sonst unbekannt. [Benzinger.] 

Dadas (uberdieNamensformvgl. P.Kretsch- 
mer Eml. in die Gesch. der griech. Sprache 337), 
Griinder von Themissos in Karien, Steph. Byz. 
s. Oefueoos. [Swoboda] 

Dadasa (ra Addaoa), ein Castell in der Nahe 
von Komana Cappadociae, in den Kampfen der 
Romer gegen Mithridates erwahnt, Cass. Dio 
XXXVI 12. 2. [Ruge.] 

Dadastana (ra Aaddorava), Ort in Bithymen 
20 an der Strasse von Ankyra nach Nikaia. Hier 
starb der Kaiser Iovianus plotzlich. Ammian. 
Marc XXV 10, 12. XXVI 8, 5. Zosim. Ill 35. 
Zonar. XIII 14, 10. Socr. hist. eccl. HI 26, 1. 
Sozom. hist. eccl. VI 6, 1 {h AaSaarava). Theo- 
dore! IV 4 (sv AadaoTdvij). Philoatorg. VIII 8. 
Georg. Cedr. I p. 540 Bonn. Chron. Pasch. 
■o 555 Bonn. Ptolem. V 1, 14 (AaSaordva). Itin. 
Ant 141. Tab. Peut. LX 3 Miller. Geogr. Rav. 
112, 1. Itin. Hieros. 573. Die Lage ist ganz 
30unsicher; denn Torbaly, bei dem D. angesetzt 
wird, liegt viel zu nahe an Geiweh (Tataion) 
und hat keine Rumen; ebensowenig passt Gorkaya. 
Cramer Asia min. I 211ff. Ramsay Asia mm. 
241 v Diest Petermanns Mitt. Erg.-Heft 94, 57. 
Anton ebd. Erg.-Heft 116, 109. [Ruge-1 

AaSeg &x 6 a, Vorgebirge von Kypros, Ptolem. 
V 14,' 2; jetzt Cap Kiti. S. Oberhummer Ab- 
handl. W. v. Christ dargebracht 103. 

[Oberhummer.] 
40 Dadikal {AaSixai), ein Volk des persischen 
Reiches. das nach der Steuereinteilung des Da- 
reios zusammen mit den Sattagydai, Aparytai mid 
Gandarioi den siebenten Steuerbezirk bildete, He- 
rodot. Ill 91; im Heere des Xerxes hatten sie, 
gleichwie die Gandarioi und die ubrigen Volker 
des Nordostens, eine den Baktrioi conforme Bc- 
waffnung. Herodot. VII 66. Steph. Byz. p. 216 
Mein. Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich 
die Zuweisung der D. zu den ostiranischen Stam- 
50 men an der Westseite der indischen Gandhara, 
sei es im Hochlande Gh6r oder jenem von Ghazna. 
Ihr Name lasst sich auf verschiedene Weise deuten ; 
Spiegel Eran. Altert. H 380 findet sie m den 
awestischen Daidhika wieder. welche an zwei 
SteUen mit den sonst unbekannten Aidhyu ver- 
bunden erscheinen und an einer dritten Stelle lur 
vich allein erwahnt werden, in der Folgezeit 
mangelt iede Spur von ihnen. [Tomaschek.] 
Dadis. 1) Auf einer Inschrift von Dorylaion 
60 steht Aadicjs, was vielleicht als Ethnikon anzn- 
sehen ist Radet verlegt den daraus zu er- 
schliessenden Ort nur ganz vermutungsweise nach 
Yassi Uyiik (Ostlich). Nouv. archiv. miss, scien- 
tif. 1895, 575. 588. [Ruge.] 

2) Dadis wird von Varro r. r. I 1, 9 unter den 
Schriftstellern aufgefiihrt, welche fiber Landwirt- 
schaft geschrieben haben. [M. Wellmann.] 

Dadokerta (Aadoxcnra) , grossere Festung 



iy?y 



Dados 



Daeira 



1980 



Grossarmeniens an der medischen Grenze, Steph. 
Byz. [Baumgartner.] 

Dados. 1) Sohn des Dados. ZxQaxrjyog in 
Olbia ca. 2. Jhdt. n. Chr., Latyschew Inscr. 
orae septent. Ponti B. I 54. 

2) Sohn des Satyros. ZxQaxr\ydg in Olbia um 
dieselbe Zeit, Latyschew I 144. [Kirchner.] 

Daduchos (Sqdovyog). 1) Niichst dem Ugo- 
(pdrrtjg der hdchste priesterliche Beamte in Eleu- 



auch beim Beginn der Mysterienfeier an der jiody- 
§t]aig teilnahm, ist schon bemerkt worden (vgl. 
Toepffer Attische Genealogie 49). Auch bei 
den in Eleusis stattfmdenden kathartischen Brau- 
chen war er beteiligt, Suid. s. Aids xcodtov. Nach 
Suidas s. dqdovxei hat er auch gemeinschaftlich 
mit dem Hierophanten offentliche Gebete ver- 
richtet. Eustath. II. p. 1157, 16 spricht von einer 
besonderen Dokimasie dieses Priesters. Eine be- 



sis. Sein Amt war eines der Vorreehte des Ge- 10 sondere Amtswohnung des D. (at dvgai xfjg isgeiag 



schlechts der Keryken, iiber das W. Ditten 
berger Henu. XX 1885, Iff. vortrefflich gehan 
delt hat. Im 5. und 4. Jhdt. y. Chr. hat es 
durch mehrere Generationen in derselben Familie 
fortgeerbt. deren Mitglieder abweehselnd Kallias 
und Hipponikos hiessen. Dass diese Familie dem 
Geschlecht der Keryken angehcrte, geht aus An- 
dokides I 127 hervor, welcher erzahlt, dass der 
Daduch Kallias seinen von der Tochter des Ischo- 



xai xov S(u8ov%ov) in Eleusis, 'E<pr\fi. agy. 1883, 
126 Z. 9; Ehrensitz im athenischen Theater zu- 
sammen mit dem Priester des Apollon Pythios, 
CIA III 246. 247. [Kern.] 

2) Sohn des Apollodoros. 2xgaxt)ydg in Ky- 
zikos 4. oder 3. Jhdt. v. Chr., Athen. Mitt. X 
201. [Kirchner.] 

Dadybra, feste Stadt in Paphlagonien, Hierokl. 
696. Not. I 257 u. a. Const. Porphyr. de them. 



machos geborenen Sohn in das Geschlecht der 20 p. 30 Bonn. (AdSi^ga). Iustin. Nov. 29, 1 



Keryken eingefiihrt habe (vgl. auch § 116 mit 
der Emendation vonBeiske). Soweit wir sehen 
konnen, ist das Amt des D. stets beim Geschlecht 
der Keryken geblieben ; wenigstens ist die Hypo- 
these von K. O. M ii 1 1 e r , dass nach dem Aussterben 
der Familie des Kallias und Hipponikos die Da- 
duchenwiirde an das Geschlecht der Keryken iiber- 
gegangen sei, von Dittenberger a. a. 0.16 
definitiv beseitigt worden, und derselbe Gelehrte 



Nicet. Chon. p. 624f. Bonn. Auf dem Concil 
zu Kalchedon 451 war Polychronius Dadybriensis 
Paphlagoniae (Mansi VII 405). Ramsay Asia 
minor 193 behauptet, dass D. oder Sora = Se- 
baste Paphlagoniae sein muss. [Ruge.] 

Dadyma, Metropolis in Armenia quarta, Gau 
Anzeta (Hanzit, assyr. Enzite), Georg. Cypr. 959 
(mit Gelzers Anmerkung p. 170). Acta concil. 
ed. Mansi IX 177. 398; arab. Dadim, erwahnt 



hat aus Aristeides XIX (I p. 417 Dind.) mit Recht30 im Lobgedicht des Abu'l-'Abbas es-Sufri an Seif 



geschlossen. dass auch noch im 2. Jhdt. n. Chr. 
die Keryken Besitzer dieses Amtes waren; vgl. 
auch Schol. Aeschin III 18. Ein Geschlecht der 
Daduclien hat es nie gegeben ; vielmehr beruht 
diese auch von K. O. Muller begrundete An- 
sicht auf einem Missverstandnis von Xenophon 
hell. VI 3, 6 (vgl. Dittenberger a. a. 0. 15). 
Hierophant und D. werden als die vornehmsten 
eleusinisohen Priester oft zusammengenannt und 



ed-Daula als Ort in Hanzit, Yaqut II 516; jetzt 
Tadim, armenisches Dorf in der Charput-owassi 
neben Til-enzit, Sestini Viaggio a Bassora p. 88, 
ebenso auf Hausknechts Karte westnordwest- 
lich vom See Goldzik. [Tomaschek.] 

Dae, Fluss in Media minor, Geogr. Rav. 65, 
19; deutbar aus npers. dayak ,Amme', Wurzel 
dim ,saugen'. Doch kann auch an die Nairi- 
Landschaft Daiaini der assyrischen Keilinschriften, 



dementsprechend auch Eumolpiden und Keryken 40 sowie an die assyrische Feste 6e).Sr/ (Tell-Dai) 



als die cigentlichen Leiter des Festes. Die ande 
ren Mysterienbeamten stehen alle erst in zweiter 
Reihe. 'legorfdrxyg xai 6. zusammen erwahnt z. B. 
Dittenberger Syll.2 20. 25. 'Ecptjfiegie do/ai- 
oloycx)'] 1900, 79 nr. B 19. Plutarch quaest. 
sympos. I 4, 3. Lukian Lexiphan. 10. Auch die- 
selbe Culthandlung, die xpoowjoig er xf/ xoixtb) 
nxort. wird beiden zusammen zugeschrieben, vom 
Schol. Aristoph. Ran. 369 dem iegoydvxyg xai A 



des Ptolemaios erinnert werden. [Tomaschek.] 

Daedala s. Daidala. 

Daedalium, Ort an der Siidkiiste von Si- 
cilieu, 18 nip. sudostlich von Agrigentum, 5 mp. 
von Plintis { — Phintias Licata), also in der Niihe 
des modernen Castel di Palma, Itin. Ant. 95. 

[Hiilsen.] 

Daeira (Adeiga) gehort nach Joh. Toepffer 
Attische Genealogie 95 ,zu den dunkelsten Gott- 



von Isokrates IV 157 den Evfioi-m'Sai xai K>)- 50 heiten der eleusinischen Mysterienreligion', und 



gvxeg. Seiner Wiirde entsprechend tragt der D. 
nun auch dieselbe konigliche Kleidung wie der 
Hierophant: nach Athenaios I 21 e und Plutarch 
Aristid. 5 tragen sie oxob) . xoutj und axootftnv, 
eine Tracht, wie sie u. a. auch den Dionysos- 
priester ausgezeichnet hat: vgl. E. Bethe Pro- 
legomena zur Geschichte des Theaters 42. Eine 
sichere Darstellung des D. auf Vasen oder anderen 
Kunstwerken ist bislier noch nicht nachgewiesen 



an diesem Urteil haben auch die Ausfiihrungen 
von H. von Prott Athen. Mitt. XXIV (1899) 
258, der sie mit der aus eleusinischen Inschriften 
bekannten ded identificieren will, nichts zu andern 
vcrmoeht. D., die .Schwagerin', fiihrt uns in den 
engsten Kreis der Familien- und Geschlechtsge- 
meinschaft und ist, wie Toepffer in einem nach 
seinem Tode gedruckten Baseler Vortrage, einer 
mundlichen Anregung Ferd. Dummlers folgend. 



worden, trotz C. Strube Bilderkreis von Eleusis 60 ausgefiihrt hat, ein neuer Beleg dafur, dass" ,der 



31ff. tber die hier in Frage kommende Gruppe 
der sog. Mysterienvasen vgl. den Art. A owner a. 
Auf die Hauptthatigkeit des D. deutet der Name. 
Wir wissen aber nicht, bei welchem Act haupt- 
sacblich er die Fackel zu schwingen hatte, wahr- 
scheinlich wohl bei der nachtlichen Feier im Te- 
lesterion, wenn der Hierophant den Epopten die 
hqd zeigte, Eustath. II. p. 104, 24. Dass er 



eleusinische Mysteriendienst aus gentilicisclier 
Wurzel entsprungen ist' (Beitrage zur griechi- 
schen Altertumswissenschaft 340). Das eigentliclie 
Wesen dieser schon im Altertum viel umstrittenen 
Gfittin lehren uns die wenigen Zeugnisse, die wir 
iiber sie besitzen, nicht kennen. 

Schon bei Aischylos in den Vv/ayoy/oi (frg. 
277 Nauck 2 ) war D. mit der Persephone iden- 



iysi 



Uaemtes 



Jjaesmates 



1982 



t 



tiflciert, woraus hervorgeht , dass bereits dem 
in Eleusis geborenen, von eleusinischer Religion 
ganz geweihten Tragiker das eigentliclie Wesen 
der D. nicht mehr deutlich gewesen ist. Andere 
sind ihm in dieser Identification gefolgt, z. B. Ti- 
mosthenes (von Rhodos ?) er xo) 'E^rjyrjxixoi (Schol. 
Apoll. Rhod. Ill 847); vgl. Lykophr. Alex. 710 
mit Schol. und Eustath. zu Hias VI 378; &vydxrjQ 
A>]fii]XQog Hesych. s. A/tTa. Etym. M. 244, 34. 
Pherekydes hielt sie fur eine Schwester der Styx, 
weshalb sie dann 01 na/.atoi &ri vygdg ovolag 
xdxxovoiv (Eustath. zu II. VI 378 p. 648, 37). 
Da Styx schon bei Hesiod als Tochter des Okeanos 
und der Tethys gilt, darf es nicht wunder nehmen. 
wenn auch D. als Tochter des Okeanos erscheint; 
so bei Pausanias I 38, 7, der sich auf Autoren 
beruft, die den Heros Eponymos von Eleusis fur 
einen Sohn des Hermes und der Okeanide D. 
halten; vgl. Hesych. s. Afua (— Adewa): 'Qxea- 
vov -dvydxtjo xai Atfotrjxoog. Phanodemos (Eustath. 
a. a. 0.) identificiert sie zugleich mit Aphrodite 
und Demeter; noch andere setzen sie der Hera 
gleich (Eustath. a. a. 0.). Religionsgeschichtlich 
wichtig scheint nur die bei Serv. Aen. IV 58 
erhaltene Notiz zu sein, dass der Tempel der luno 
in Eleusis geschlossen wird, cum Cereris sacrum 
fit, und umgekehrt der Tempel der Ceres, cum 
Iunoni Eleusine (sacrum) fit, nee sacerdoti Iuno- 
nis licet gustare. unde Cereri sit Kbatum. Denn 
dass mit luno die ihr von einigen Mythologen 
(vgl. Eustath. a. a. 0.) gleichgesetzte D. gemeint 
ist, hat v. Prott a. a. 0. 259 richtig bemerkt. 
Auf dieselbe Quelle wie Servius gehen folgende 
Worte des Eustath. a. a. 0. zuriick: 5(6 xai xoie- 
/uav xf) Ar\(ir)XQi vo/tiCovm. oxav ydg frv>)zai avxfj, 
ov Tidoeoxiv 1) xfjg Ai]/njxgog legeia xai ovdk xmr 
xedvijArmv yeveoOai avxijv ooiov. Nach anderen 
(Eustath. a. a. 0.) soil I), von Pluton als Wachterin 
der Persephone eingesetzt seiu. D. ist zweimal 
auch in die Genealogien der alteleusinischen Local- 
sage aufgenomrnen worden, einmal als Mutter des 
Eleusis (Paus. a. a. O.i und dann als Gemahlin 
des Eumolpos und Mutter des Immaros (Clemens 
Alex. Protr. Ill 45 p. 39 Pott.; Bd. I p. 47, 26 
I'ind.). Auch die Inscliril'ten bringen hier niclit 
die geringste Entsclieidung und Aufkliirung. Aus 
der Hautgelderinschrift CIA II 741 (Ditten berger 
Syll.z 620, 38) geht zwar mit Sicherheit hervor, 
dass D. vor den Lenaeen ihr Opfer von den Epi- 
meleten erhalt. Aber an welchem Feste und mit 
v.elehcn Gottheiten zusammen. bleibt noch immer 
unsicher, da eine sichere Erganzung noch nicht 
gefunden ist (vgl. namentlich Toepffer Attische 
Genealogie 95. 96, 1). Jedenfalls lasst sich weder 
aus dieser Inschrift noch aus dem Fragment CIA 
I 203 irgendwie erweisen . dass D. der Beiname 
d-»r Perseplione je gewesen ist, was u. a. Boeckli 
angenommen hat. Der Opferkalender aus Kukunari 
iv. Prott Leges Graecorum sacrae 26. 11) lehrt, 
dass der D. im Monat Gamclion in der attischen 
Tetrapolis ein trachtiges Schaf geopl'.-rt ist. Ihr 
Priester hiess Aaeiohtj; (s. u.|. Die Namensfonu 
Aaina statt Adsioa ist bezeugt fur Aischylos. 
Timosthenes und Aelius Dionysios (E. Scliwabe 
Aclii Dionysii et Pausaniae attlcistarum frag- 
menta p. 134, 12 m. Anm. 4; vgl. Hesych. 
«. AaToa). [Kern.] 

Daeirites (Jaeiohi;;) hiess der Priester der 



in Eleusis verehrten Gattin Adeitia nach Poll. I 
35 p. 10 Bethe: laxxaymyb; yaQ xai xovQoxo6q>og 
xai SaeiQixrfg, xai Soa xoiavxa, i'Sta xaw Axxix&r. 
Die Variante SeipTxig, auf die A. Mommsen Feste 
der Stadt Athen im Altertum 1898, 224, 1 grossen 
Wert legt, findet sich in Bethes Apparat fiber- 
haupt nicht. Inschriftlich begegnet das priester- 
liche Amt D., soviel ich sehen kann, nirgends. 
Vgl. Toepffer Attische Geneal. 96, 1. [Kern.] 

10 Daemon (Aarj/jcov). 1) Daemon ist von De- 
mokritos von Trozen als ,Vater Homers genannt 
worden ; er sei Kaufmann gewesen : aymr 'Ontfeov 
xai 'Haiodov Z. 20 Rzaeh (Hesiod). [Bethe.] 

2) Eponym von Rhodos auf rhodischem Henkel- 
stempel, M. Fraenkel Inschr. von Pergamon 978. 

[Kirchner.] 
DaSs (FHG IV 376) aus Kolonai (6 Kcolio- 
raevg Strab. XIII 612), Localhistoriker seiner Vater- 
stadt; wie in Milet, so ist auch in den milesi- 

20 sehen Colonien die locale Chronik zu besonderer 
Bliite gelangt. Er wird von Demetrios von Ske- 
psis (Strab. a. a. 0.) citiert und kann nicht jiinger 
sein als das ausgehende 4. Jhdt., da nach der Grim- 
dung des troischen Alexandrien durch Antigonos 
und Lysimachos (Strab. XIII 593. 604) Kolonai 
aufhOrte, eine selbstandige Gemeinde zu bilden, 
und das Ethnikon 6 Kw/.covaevg unmOglich wurde. 

[Schwartz.] 
Daesitiates (CIL HI 3201 = 10159. 9739, 

30 vgl. IX 2864. Veil. II 115, 3. Plin. Ill 143; 
Aawixidxai Strab. VII 314. Appian. 111. 17: Desi- 
dias CIL III D. VI = VII2; A>joididx, ls Cass. Dio 
LV 29), einer der grOssten und tapfersten Volks- 
stamme Dalmatiens, dessen Wohnsitze noch nicht 
genau ermittelt werden konnten, da der Endpunkt 
der Strasse, CIL III 3201 = 10159 riam a Sa- 
lonis ad HE (s. u.) [cjastelflumj Daeaifia- 
tium per m[il. passluutn CLVI nicht feststeht 
(vgl. Ballif-Patsch Rom. Strassen in Bosniei) 

40 und der Hercegovina I 55. A. Bauer Arcli.- 
epigr. Mitt. XVII 136). Dass sie sich in be- 
trachtlicher Entfernung von den dinarischen Alpeii 
hefanden , sieht man aus dieser Distanzangabe 
sowie daraus, dass die D. erst bei dem tiefere:. 
Eindringen derRfimer in dasdalmatinischeBinnei:- 
land genannt werden. Mommsen sueht sie 
(ebenso wie G. Zip pel Die rom. Herrschaft ii' 
Illyrien 197. 0. Hirschfeld Herm. XXV 357) 
CIL III p. 407 1 vgl. tab. Ill) ,in ipsis fwihtis 

50 Dalmaiiae Moesiam versus' und R. G. V 3 35 
,uin Serajevo'; H. Kiepert Formae orbis antiqui 
XVII und H. Cons La province Rom. de Dal- 
matic 257 (s. seine Karte) verlegen sie an die 
obere Bosna (ctwa von der Einmundung der Lasva 
am. in das Quellgebiet der Krivaja, in die Eo- 
manja planina bis zur Drina (bei der Einmun- 
dang des Lim): nach W. Tomaschek Mitt, der 
geogr. Gesellsch. in Wien 1880, 565 erstreekte 
sich da> D.-Gebiet etwas siidlicher ,iiber Rogatica. 

00 Visegrad 1 und Srebrenicaj. Gorazda und Priboj ii. 
der Richtung nach Taslidza (Plevlje)'. Uber del. 
Charakter des Landes und Volkes berichtet Veil. 
II 115, 3: ilia a-estas maximi belli eonsummavii 
effectus: quippe Perustae or; Daesitiates Debnatai. 
situ locorum ac niontium. ingeniorum ferocia. 
mira etiain pugnandi scientia et praeeipue an- 
gustiis sattuum' paene inexpugnabiles no>> iam 
ductv, sed manibus clique arm it ipsius Caesaris 



1983 



Dagalaifus 



Dagellius 



1984 



1985 



Dagisthaios 



Daia 



1980 



turn demum pacati sunt, cum paene fundihis 
eversi forent. Zippel meint 1961, dass die D. 
bereits in republicanischer Zeit, wenigstens nomi- 
nell unter der rOmischen Hoheit standen, da sie 
von Varro bei Plin. Ill 143 als zum ccmventus 
Naronitawus gehorig bezeichnet werden; sie wur- 
den auch von Octavian 34 oder 35 v. Chr., jedoch 
ohne nachhaltigen Erfolg bekampft (Appian. 111. 17, 
vgl. J. Kromayer Herm. XXXIII 12, 4). In der 
dalmatinisch-pannonischen Insurrection, 6 — 9 n. 10 
Chr., hatte der energische Daesitiate Bato (Strab. ' 
VII 314 Aaiaaiarai, &v Bdrcov r/yeftcbv , s. Art. 
Baton Nr. 5. E. Klebs Prosopogr. I 233) infolge 
seines hervorragenden Feldherrntalentes die Fiih- 
rung inne ; in welcher Weise sicb der Stamm an 
den Kampfen beteiligt hat, ist im einzelnen nicbt 
iiberliefert. Aus Cass. Dio LV 29 und Veil. II 115, 3 
wissen wir, dass er der erste war, der sich erbob 
und nebst den Pirustern als letzter die Waffen 
streckte (Mommsen R. G. V 37. A. F. Abraham 20 
Zur Geschichte der germanischen und pannoni- 
schen Kriege unter Augustus lOff. Hirschfeld 
a. a. 0. 357. H. Schiller Gesch. der rom. Kaiser- 
zeit I 227)'. Zu ihrer dauernden Pacificierung 
wurde die friiher erwatmte Strasse bis zu»ibrem 
Vororte HE j ; I oder LIB I j j oder LIP I j j (vgl. 
die varia lectio OIL III 10159) angelegt und 
19/20 n. Chr. vollendet. Die D. waren 103 De- 
curien stark und gehorten zum Convent von Na- 
rona (Plin. Ill 143, spater zu dem von Salona?30 
Kiepert Formae Beiblatt 6); sie bildeten cine 
civitas mit einem landfremden primipilus als 
praefectus civitatis an der Spitze (OIL IX 2564 
aus dem J. 75 n. Chr., vgl. Mommsen CIL III 
p. 282. Zippel 297. A. Schulten Eh. Mus. L 
1 895, 536. 543, 1 4. P a t s c h Wissensch. Mitt. VII 60). 
Daraus, dass sie Ptolemaios unter den dalmati- 
nischen Stammen nicht anfiihrt, werden wir viel- 
leicht folgern diirfen, dass der Gau im Laufe des 
1. Jhdts. oder zu Beginn des 2. in eine Stadt- 40 
gemeinde umgewandelt worden ist. Die D. wur- 
den fruhzeitig, sowohl fiir die Auxiliartruppen 

(CIL III 9739 [Gardun] = Dessau 2579 

enians Platoris [Dajesitias vexill. [ejquit. coh. I 
Belgar .... vgl. Mommsen Ephem. epigr. V 
p. 183. 241), wie auch seit Claudius fur die Kriegs- 
marine ausgehoben (CIL III D. VI = VII 2 = X 
1402 [Herculaneum] vom 7. Marz 70 Nervae Laidi 
f. Desidiati, entlassen nach 20 oder mehr Dienst- 
jahren als ret. ley. II ad., nachdem er friiher in 50 
der Flotte von Misenum gedient hatte. Momm- 
>en CIL III p. 907: Ephem. epigr. V p. 184; 
Herm. XIX 32, 2; nach F. Giindel De legionell 
adiutrice 9. 11, 3. 16, 1 in der ravennatischen). 

[Patsch.] 
Dagalaifus (raAd/.an.-ro; CIG IV 9259 ; Da- 
lac fai fits] CIL V 8600; Dacaflaifus] CIL XIV 
1945). 1) Consul 366, von Ammian. XXV 5, 2 
zu den proeeres Gallorum gerechnet, wird von 
Iulian 361 zu seinem Comes domesticorum ge- 60 
macht (Ammian. XXI 8, 1) und gewinnt bald 
darauf bei dem Zuge seines Kaisers gegen Con- 
stantius Sirmium durch naehtlichen tfberfall (Am- 
mian. XXI 9, 6). Im Perserkriege Iulians leistet 
er mehrmals wichtige Dienste (Ammian. XXIV 
1, 2. 4, 13. Zosim. Ill 21, 4), und bei den fol- 
genden Kaiserwahlen tritt sein Einfluss bedeutsam 
hervor (Ammian. XXV 5, 2), ja nachdem er von 



Iovian zum Magister equitum ernannt war (Am- 
mian. XXVI 5, 2. 1, 6), soil er bei der Wahl 
Valentinians I. eine entscheidende Eolle gespielt 
haben (Philostorg. VIII 8 = Migne G. 65, 561), 
wofiir er mit dem Consulat des J. 366 belohnt 
wurde (Ammian. XXVI 9, 1. Mommsen Chron. 
min. Ill 523). Dagegen zeigte er sich der Er- 
hebung des Valens wenig geneigt (Ammian. XXVI 
4, 1). Er begleitete 364 den Valentinian nach 
Gallien (Ammian. XXVI 5, 2) und kampfte dort 
365 mit wenig Gliick gegen die Alarrtannen (Am- 
mian. XXVI 5, 9. XXVII 2, 1). Doch ist er 
noch Ende 366 als Magister militum nachweisbar 
(Cod. Theod. VII 20, 9). 

2) Consul im Orient im J. 461 (Mommsen 
Chron. min. Ill 534), Sohn des Areobindus, der 
434 Consul war, vermahlt mit Godisthea, der 
Tochter des Ardabur, die ihm den Areobindus, 
Consul 506, gebar (Theophan. 5997). 

3) Flavius Areobindus Dagalaifus, Consul 506, 
Dessau 1303, s. Bd. LT S. 841, 55. [Seeck.] 

Dagalassos oder Dagolassos, Ort zwischen 
Arabissos und Nikopolis, 24 Milien vom letzteren, 
Itin. Ant, 182. 207. 213. Vielleicht der Sivri 
Tepe, 3 Stunden ostlich von Kechiut, woher eine 
Inschrift aus iustinianischer Zeit stammen soil. 
Munro Roy. Geogr. Society 1893 III 5 Suppl. 
pap. 724. Vielleicht = Megalossos (Ptolem. V 6, 
10) und Megalasso, Tab. Peut. X 5 zwischen Xi- 
copoli und Seuastia, allerdings passt die Ent- 
fernungsangabe von 35 Milien nicht. Ramsay 
Asia minor 270. [Rige,] 

Dagana, Ort an der Siidkuste der Insel Ta- 
probane (Sailan), Ostlich vom Vorgebirge 'Ogvemv 
ax(>a, Ptolem. VII 4, 5; Smith, Tenncnt und 
Mac Crindle vergleichen das heutige Tangalle; 
richtiger wird man die Pagode Tanavare heran- 
ziehen, welche Ostlich von der Siidspitze Dondure 
liegt, ras Dannavar im Mohit. Der ptolemaeische 
Name erklart sich aus skr. dakSina .siidlich' (vgl. 
Dachinabades)singales. dakonu. [Tomaschek.] 

Daganes, ein um 570 n. Chr. mit den Persern 
verbiindetes ostkaukasisches Volk, Theophanes bei 
Phot. bibl. 65 ; kaum von turk. dagh .Gebirge', 
Daghestan ,Ostkaukasien' abzuleiten, eher in Aa- 
yireg oder auch TalavEs zu andern, unter Hin- 
weis sei es auf die lesgischen Lak (pers. Plural 
Lagan, die Afjyai des Strabon), sei es auf die 
rfjXai, Gelan, syr. Galan. [Tomaschek.] 

Dagaris, 6oQv<p6(>os, zeichnete sich in Iusti- 
nians Perserkriegen gegen die Hunnen aus, Prok 
Pers. I 15 p. 74. 22 p. 114 B. [Hartmann.] 

Dagaseira {Aayaatioa\, ein von Wanderhirten 
besetzter Ort an der Kiiste der gedrosischen Ichthyo- 
phagoi, 1100 Stadien ostlich von der OstgTenze 
von Karmania, 300 westlich von den DOrfern der 
nomadischen Taoi, Nearchos bei Arrian. Ind. 29, 
6. Die Taoi wohnten entlang dem Unterlauf 
des Flusses Gabrig; D. setze Mockler beim heu- 
tigen ras Gagin an, Mac Crindle bei Girisk; die 
Grenze begann hinter dem Hafen Gask beim ras 
k6h-i-Mubarek. [Tomaschek.] 

Dagellius Fuscus, Hist. Aug. tyr. trig. 25, 2 
als Autor fiir die Geschichte des jungen Tetricus 
citiert. Die Nennung des Autornamens hat frei- 
lich wenig Gewahr, doch wird man wohl an- 
nehmen konnen, dass dem Verfasser der wohl- 
bekannte Name Arellius Fuscus vorgeschwebt 



habe, zuinal da gleiehzoitige Manner dieses Namens 
genannt werden |s. Arellius Nr. 5). [Stein.] 

Dagisthaios, commandiorte als noch junger 
Mann das rOmische Heer bei der ungliicklichen 
Belagerung von Petra (Prok. Pers. II 29. 30), 
schlug aber dann in Verbindung mit den kolchi- 
schen Bundesgenossen die Perser am Flusse Hip- 
pis; nichtsdestoweniger wurde er wegen seines 
Verhaltens vor Petra denunciert und vom Kaiser 



treide' in Zusammenhang. Man kann aber zweifeln, 
ob es iiberhaupt semitisch ist (Schrader a. a. O.). 
Philo berichtet weiter, dass D. Sohn des Uranos 
und der Gaia, Bruder des El, des Baitulos und des 
Atlas sei und dass er die schon schwangere Mutter 
des Demaroos als Frau bekommen habe. Wich- 
tiger ist, dass in Babylonien Dagan mit Bel iden- 
tificiert und als Vater der GOtter und WeltschOpfer 
angerufen wurde (Scholz a. a. O.; vgl. Bcta- 



in Hausarrest gehalten (Prok. Goth. IV 8. 9). 10 gon). Nach dem hellenistischen Zeitalter (I Mace 



Aus der Haft entlassen, machte er mit seinem 
Gefolge des Narses italienische Expedition rait, 
nahm an der Entscheidungsschlacht gegen Totila 
bei Busta Gallorum teil und ersturmte dann das 
kaum mehr von den Gothen verteidigte Rom 
(Prok. Goth. IV 26 p. 598. 31 p. 618. 33 p. 631 B.). 
Vgl. Paul. Diac, hist. Lang. II 3. [Hartmann.] 

Dagnerana (Tab. Peut., Dognavana Geogr. 
Rav. 63, 15). Station in Armenia am Ostufer des 



a. a. O.) kennen die Schriitsteller, ausser Philo, 
den D. nur durch die Bibel; der Hauptgott von 
Gaza tragt in der Kaiserzeit den Namen Mamas 
(s. d.). Die Beziehungen von D. zu der Derketo 
von Askalon, die ebenfalls eine Fischgestalt hatte, 
sind unklar (vgl. Dea Syria, Ichthys). Stark 
Gaza und die Philist. Kiiste 1852, 248rf. B au- 
di ss in in Her zogsRealencycl. LTI 2 460ff. Scholz 
Gotzendienst und Zauberwesen bei den Hebraern 



Vansees, 15 Parasangen siidlich von der (am Bend- 20 1877, 238if. 



i-mahifluss gelegen) Ortschaft Elegosina; gebildet 
wie Thorn-avan, Thukhn-avan u. a. mit dem armen. 
avan ,Wohnstatte, Dorf'; Avan heisst noch jetzt 
eine Station auf der Nordseite von Van; diese 
altberuhmte Stadt selbst (s. Buana) blieb wohl 
abseits von der Uferstrasse liegen. [Tomaschek.] 

Dagolassos s. Dagalassos. 

Dagon. 1) Ortschaft in Judaea, = Dok (s. d.). 

2) Aayo'jv, Hauptgott der Philistaeer, der 
in Gaza (Iud. 16, 23ff., vgl. I Chron. 10, 10), 30 
Asdod JAzotus] (I Sam. 5. 3. 5. I Mace. 10, 84. 
11, 4; vgl. Joseph, ant. VI Iff. XIII 99ff.; bell. 
Iud. V 384), Askalon und wohl auch in den an- 
deren Stadten des Landes verehrt wurde (Hieron. 
In Es. 46, 1 : I), est idolum Aseahmis, Gaxae et re- 
liquarum. urMumPMlistim). Die OrtsnamenBcth- 
Dagon oder Kaphar-Dagon (E. v. StarckPalastina 
1894, 30) bezeugen die Verbreitung seines Cultus 
im nOrdlichen Palastina; Philo Byblius (frg. 2, 
14ff„ FHG III 567) spricht von ihm als von einem 40 
phoinikischen Gott, und er ist in der That auf 
den Munzen von Arados dargestellt (Head HN 
666). In den Keilinschriften wird mehrmals ein 
Dak an oderDagauni erwahnt, der unzweifelhaft mit 
dem D. identisch ist (Schrader Die Keilinschr. 
das A. T. 1883, 181f. MCnant La glyptique 

cine 



[Cumont.] 



orieiitale II 1886. 49ff.i. D. ist also nicht 
dem philistaeischen Stamme eigentiimliche Gott- 
heit, sondrrn scheint von Assyrien aus nac-h di-r 
Kiiste des Mittelmi-eres gelangt zu sein. Er ist 50 190. 
wohl akkadischen Ursprungs, jedenfalls geht seine 
Verehrung iiuf ein sehr hohes Alter zuriiek, wie 
durch die assyrischeii Urkunden bewiesen wird 
(Scholz Gotzend. 241ff.). Auch Berosos (Euscb. 
chron. p. 10 Schoene) spricht von einem in mythischer 
Zeit vom roten Meer geborenen Fischmenschen. <5 
urofiaiBaxmr. Wie imEuphratthalewurdeD. auch 
bei' den Philistaeern mit einem menschliehen Kopf, 
llanden und Fiissen, aber mit einem FischkOrpe 



Dagona, Ort in Kleinarmenien zwischen Se- 
basteia und Nikopolis, Ptolem. V 7, 3, wo nicht 
mit Ramsay Asia minor 71 in Agayoira zu andern 
ist. Tab. Peut. X 5 Miller (Dogana). Lage un- 
bekannt. Cramer Asia minor II 154. [Ruge.] 

Dagotthenoi (Aayor&tjvoi , Const. Porphyr. 
de them. I 4) in Mysien. Sehr wahrscheinlich 
hangt der Name mit dem des Orts Daguta (s. d.) 
zusammen. [Biirchner.] 

Dagusa, Station am Limes Euphratensis in 
Armenia minor, siidlich von Daskusa (s. d.), Ptolem. 
V 7, 5; oppidum Dagusa Oros. 12, 23, etwa 
am Beginn der Euphratschlinge von Malatya gegen- 
uber dem heutigen Grubenbezirk Keban-m'aden 
zu suchen. Da D. in zwei von einander unab- 
hiingigen Schriftquellen als nOrdlicher Grenzpunkt 
von Melitene bezeugt erscheint, wird man es kaum 
als blosse Dittographie von Daskusa hinstellen 
durfen. [Tomaschek.] 

Daguta {Aayovra Ptolem. V 2, 14), Ort im 
Binnenland Grossmysiens. In der ptolemaeischen 
Karte an der bithynischen Grenze unter dem 
Olymposgebirge, von H. Kiepert F. O. A. IX 
mit Fragezeichen zu Hadrianoi in der Olympcne 
gesetzt; Text: ,wird als der altere einheimische 
Name von Adriani anzusehen sein, womit die 
zwischen Pmsa und Lopadion noch in byzanti- 
nischer Zeit erwahnten Wohnsitze der Dagotthenoi 
iibereinstimmen'. Vgl. auch Ramsay Asia min. 

| Biirchner. | 

Daliae s. Daai. 

Daho. Votivinschrift ausGourdan bei Polignau 
(Haute-Garonne) MARTI DAHO , LAXSAC 
Y-S-L-M; Allnier Rev. epigr. I nr. 47. Sacaze 
Rev arch. n. s. XLIII 352 ; Inscr. ant, des Pyre- 
nees 260 nr. 205. CIL XIII 87. [Ihm.] 

Daia (iiber die Form des Namens vgl. CIL 
VIII 10784), Schwestersohn des Kaisers Galemis 
Valerius Maximianus (Vict. epit. 40, 1. 18. Zosim. 



Jaro-estellt (I Sam. 5. 3ff.) und ist also wohl als no II 8, 1. Lact. de inort. pers. 18, 13. 14) in II 



Wassergottheit aufgefasst worden. Deshalb halt 
er auf den angefiihrten Munzen einen Delphin in 
jeder Hand. Sein Name selbst ist von :>- ,Fiscb- 
j abgeleitet worden. Philo (frg. 2, 14) dagegen 

i iibersetzt ilm mit ohwr und sagt (2, 20) 

ixiibii cioc oliov y.al uooz(,or (Aaydir) ixh)t)ii 
Zei'i uGGTyjos, setzt also das Wort mit "J1 ,Ge- 

Pauly-Wisaowa I\" 



lyrieum (Vict. Caes. 40, 1) aus niedrigstem Stande 
geboren, wurde von seinem Oheim erst zum Scu- 
tarius, dann zum Protector, dann zum Tribunus 
befordert (Lact. de mort. pers. 19, 0), endlich 
adoptiert und in Galerius Valerius Maximinus 
umbenannt (Lact. de mort. pers. 18, 13. Dessau 
656. 063. CIL m 5748. V 8963. VIII 10293. 
IX 087 5433 5907 und sonst). Als Adoptiv 

63 



1987 



Daia 



Daia 



1988 



enkel Diocletians, der sicli fiir einen Sohn des 
Iuppiter erklart und danach den erblichen Nainen 
lovius angenommen hatte , wird auch er mit- 
unter als lovius Maximinus bezeichnot (Bull, 
hell. XII 102. Cohen MedaillesimpdrialesVII 2 153 
nr. 130. 155 nr. 134. 135). Unter den genannten 
Namen erhoh ihn Diocletian am 1. Mai 305 (Lact. 
de mort. pers. 19, 1, vgl. Seeck Gesch. d. Unter- 
gangs der antiken Welt 12 462) in Nicomedia zum 



1), wagte Maximin deni iilteren Augustus den 
Gehorsam nicht zu versagen. Doch brachte er 
seine Unzufriedenheit dadurch zum Ausdruck, dass 
er das Gcsetz in seincm Reichsteil nicht offent- 
lich verkiindigen Hess und nur durch ein Rund- 
schreiben seines Praefectus praetorio Sabinus, 
nicht dureh eigene Verordnung, den Bearaten die 
Einstellung der Christenprocesse befahl (Euseb. 
hist. eccl. IX 1). Gleich darauf traf die Nach- 



Caesar und iibertrugihm die Verwaltung derDioe- 10 richt von dera Tode des Galerius ein, und Ma- 



cesen Oriens und Aegyptus (Mommsen Chron. 
min. I 231. Vict. Caes.40,1 ; epit, 40, I. Eutrop. 
X 2, 1. 1, 1. Anon. Vales. 3, 5. 4, 9. Zositn. II 
8, 1. Zonar. XII 32 p. 643 A ; iiber seinen Reichs- 
teil s. Lact. de mort. pers. 36, 3. 19, 6. Seeck 
I 2 463). Das Consulat bekleidete er in den J. 307, 
311 und 313 (Mommsen III 517. 518). Er 
war militarise!) wie politisch gleich untiichtig 
(Lact. de mort. pers. 19, 6), ein Wolliistling, der 



ximin eilte jetzt so schnell wie mflglieh an den 
Bosporos, urn die Dioecesen Asia und Pontus, die 
jetzt von dem Erbteil des Verstorbenen deni Li- 
cinius hatten zufallen sollen, fiir sich zu occu- 
pieren. Um sich hier die Volksgunst zu gewinnen, 
hob er, als er am 1. Juni 311 in Bithynien ein- 
zog, die Bestimnmng des Galerius auf, durch 
welche auch die Stadter dem Census und der Na- 
turalsteuer unterworfen waren, und beschriinkte 



in brutalster Weise die kaiserliche Gewalt seinen 20 diese wieder auf den liindlichen Grundbesitz 

Lusten diensthar machte (Lact. 38. Euseb. hist. 

eccl. VIII 14, 12. Zonar. XII 32 p. 643 B), ein 

Trunkenbold, der jeden Abend nach dem Mahle 

unzurechnungsfahig zu sein pflegte (Vict. epit. 

40, 18. 19. Euseb. hist. eccl. VIII 14, 11. Anon. 

Vales. 4, 11), zudem hOehst aberglaubisch, nament- 

lich den heidnischen Wahrsagektmsten ergeben, 

durch die er alle seine Handhmgen bestimmen 

liess (Euseb. hist. eccl. VIII 14, 8; vit. Const. 



(Lact. 36, 1. Cod. Theod. XIII 10, 2; iiber die 
Datierung dieses Gesetzes s. Seeck Ztschr. f. 
Social- und Wirtschaftsgeschichte IV 290). Li- 
cinius zog ihm entgegen, und die Heere standen 
sich an den Ufern des Bosporos gegeniiber ; doch 
kam es noch zwischen den Gegnern zum Vertrage 
(Lact. 36, 2. 43, 2. Euseb. hist. eccl. IX 10, 2). 
Gleichwohl blieb ein gespanntes Verhaltnis be- 
stehen; die Riistungen wurden eifrig fortgesetzt, 
I 58. Zonar. XII 32 p. 643 C. Lact. de mort. 30 und der Handelsverkehr zwischen den Reichs- 



pers. 37). Die Christenverfolgung Diocletians ist 
daher von keinem anderen seiner Nachfolger mit 
grosserem Eifer fortgesetzt worden (Euseb. hist, 
eccl. VIII 14, 9. IX 1, 1; mart. Palaest. 4, 1. 
8 u. sonst). Doch auch seine heidnischen Unter- 
thanen bedriickte er kaum minder schwer, da er 
irgend ein Recht des Privaten deni Kaiser gegen- 
iiber gar nicht anerkannte, sondern ohne jeden 
Rechtstitel nahm, was ihm gefiel, und bei seiner 



teilen war fast ganz unterbrochen, weil jeder Kauf- 
mann, der aus dem Westen kani, im Orient Ge- 
fahr lief, als Spion behandelt zu werden (Euseb. 
hist. eccl. VIII 15). Auch kniipfte Maximin mit 
Maxentius, der Italien beherrschte, Verbindungen 
an, um mit (lessen Hiilfe den Licinius zugleich 
von Osten und Westen her angreifen zu konnen 
(Lact. 43, 3. 44, 10. Euseb. hist. eccl. VIII 11, 
7). Zugleich suchte er seine dynastische Stellung 



furchtbaren Verschwendung sehr viel hrauchte 40 dadurch zu befestigen, dass er die Witwe des Ga- 



(Lact. 37, 3. Euseb. hist. eccl. VIII 14, 10. Zonar. 
XI 1 32 p. 643 B). Nur bei den Soldaten, die er 
als einzige Stiitze seiner Herrschaft betrachtete, 
suchte er sich beliebt zu machen und uberhaufte 
sio daher mit Geschenken (Lact. 37, 5. Euseb. 
hist. eccl. VIII 14, 11). 

Als in den Wirren nach dem Tode des Con- 
stantius cine Reihe neuer Kaiser erhoben wurden, 
die alle fiir sich den Augustustitel in Anspruch 



lenus, die Tochter Diocletians, Galeria Valeria, 
die nach dem Tode ihres Mannes an sein Hof- 
lager gekonmien war, noch ehe ihre Trauerzeit 
abgelaufen war, zu einer zweiten Ehe mit ihm 
zu veranlassen suchte, fur welehen Zweck er sich 
von seiner Gattin scheiden lassen wollte. Als sie 
ihn abwies. zog er ihr VermOgen ein und ver- 
bannte sie und ihre Mutter in irgend eine Einode 
Kyriens. Freuiidinnen von ihr liess er in Nicaea 



nahmen, wiinschtc ihn auch Maximinus zu erlangen ."ill auf falsche Anklagen hinrichten. Die hrieflichen 



und trat de.shalb mit Galerius in Unterhandlungen. 
Um ihn zu berahigen. benannte dieser ihn und 
Constantin nicht mehr Caesarcs , sondern filii 
Auoiistoruni. Doch Maximin erkannte diesen Titel 
nicht an — denn in den Priigstatten seines Reichs- 
tftils sind wohl fiir Constantin. nicht aber fiir 
ihn .-elbst Mtinzen datnit gepragt wurden — und 
liess sich eigenmiichtig von den Soldaten zum 
Augustus ausrufen (Lact. de mort. pers. 32. Euseb. 



Bit! en Diocletians um Zusendung seiner Fran 
und Tochter blieben vergeblich (Lact. 39 — 41 j. 
Nachdem die Toleranz, die Galerius hatte ver- 
kiinden lassen, noch nirht voile sechs Monate ge- 
wahrt hatte (Euseb. hist. eccl. IX 2), d. h. Ende 
October oder Anfang November 311, veranlasste 
Maximinus die Decurionen von Nicomedia. wo er 
sich damals aufhielt (Euseb. hist. eccl. IX 0. 3), 
dass sie ihn durch eine Deputation baten. er mOge 



hist. eccl. VIII 13. 15. Dessau 683. Eckhel 60 die Christen, welche die Opfer und Culthandlungen 



VIII 52. 72. Schiller Gesch. der romischen 
Kaiserzeit II 172). Dies scheint 310 geschehen 
zu sein, da Vict. epit. 40, 18 seine Regierung 
als Augustus auf drei Jahre berechnet und er 311, 
wahrscheinlich um seine neue Wtirde dadurch zu 
feiern, zum zweitenmale das Consulat bekleidete. 
Als Galerius im April 311 sein Toleranzedict 
fiir die Christen erliess (Lact. de mort. pers. 35, 



durch ihre Anwesenheit befleckten, aus der Stadt 
ausweisen. Gerne erfullte dies der Kaiser und ver- 
galt die Bitte mit solchen Wohlthaten, dass andere 
Gemeinden sich zu entsprechenden Gesuchen ver- 
anlasst sahen (Euseb. hist. eccl. IX 9. 13, 4ff. 
Mommsen Arch.-epigr. Mitt. XVI 93. 108). So 
begann die Christenverfolgung aufs neue (Lact. 36, 
3. Euseb. hist. eccl. IX 2—4. 7, 2. 6). Zu ihren 






1980 



Daia 



Daidala 



1990 



I 



ersten Opfern gehOrten der Biscbof von Alexan- 
dria, Petrus, der am 25. November 311 hinge- 
richtet wurde (Seeck Ztschr. f. Kirchengesch. 
XVII 66), und der beriihmte Kirchenlehrer Lu- 
cianus, Presbyter in Antiochia, der in Gegenwart 
des Kaisers zu Nicomedia den Martyrertod erlitt 
(Euseb. hist. eccl. VIII 13, 2. IX 6, 3). Im all- 
gemeinen aber blieb das Toleranzedict des Galerius 
soweit bestehen, dass man die Christen nicht am 
Leben strafte, sondern sie aus den Stadten ver- 10 
hannte, viele auch blendete oder verstummelte 
und in die Bergwerke schickte (Lact. 36, 6. Euseb. 
hist. eccl. VIII 12, 10. 14, 13; vit. Const. 158. 
Rutin, hist. eccl. 14 = Migne L. 21, 470). Erst 
ein Brief Constantins, dem Maximin den Gehorsam 
nicht zu versagen wagte, fuhrte 312 insofern 
eine Anderung herhei, als die Verfolgung nur 
noch heimlich betriehen, Offentlich aber die Be- 
amten angewiesen wurden, allein durch Lockungen 
und Versprechungen auf die Bekehrung der Chri- 20 
sten einzuwirken (Lact. 37, 1 ; vgl. Euseb. hist, 
eccl. IX 9, 10ff.). Durch gefalschte Acten des 
Processes Christi vor Pilatus und andere Urkunden 
iihnlicher Art, die in den Stadten angeschlagen 
wurden, suchte Maximin zugleich auf die Gffent- 
liche Meinung zu wirken (Euseb. hist. eccl. IX 
5, 1. 2. 7, 1), kurz, alles wurde in Bewegung 
gesetzt, um das Heidentum zu starken und ihm 
seine Bekeuner zuriickzugewinnen (Lact. 36, 4. 5. 
Euseb. hist. eccl. VIII 14, 9. IX 4, 2). 30 

Im Winter 311/12 trat im Orient Durre ein, der 
Hungersnot und Pest folgten (Euseb. hist. eccl. VIII 
15, 2. IX 8, 1. 4. Lact. 37, 4. Bull. hell. XII 102). 
Zugleich erhoben sich die Armenier und zwangen 
den Kaiser, mit seinem Heere nach Stiden zu 
Ziehen (Euseb. IX 8, 2. 4). Obgleich der Feld- 
herr des Maximin, Verinus, sie besiegte (Symmach. 
epist. I 2, 7), zerstOrte dies doch den Plan, mit 
Maxentius im Kriege gegen Licinius und Constantin 
zusainmenzu wirken. Der letztere hatte sich nach 40 
der Schlacht an der Milvischen Briicke durch den 
Senat die erste Stelle im Kaisercollegium zude- 
cretieren lassen, die hisher Maximinus einge- 
nommen hatte (Lact. 44, 11. Dessau 663. 664. 
Arch.-epigr. Mitt. XVI 94. 98. Inschriften, die 
( 'onstantin dem Senatsbeschlusse gemass vor Ma- 
ximin nennen: CIL V 8021. 8060. »963. VI 507), 
suchte aber doch, obgleich er in Rom entschei- 
dende Beweise erhalten hatte, dass dieser mit 
Maxentius verbundet gewesen war (Lact. 44, 10), 50 
die Eintracht mit ihm herzustellen. Dies fand 
darin seinen Ausdruck, dass Constantin sich selbst 
zusammen mit Maximinus fiir das .1. 313 zum 
Consuln ernannte (CIL VI 507. Mommsen Chron . 
min. Ill 897. 518). 

Dieser hatte unterdessen erfahren, dass Li- 
cinius nach Mailand gegangen war, um dort seine 
Hochzeit mit Constantins Schwester zu feiern, 
und hoffte, in der Ahwesenheit des Herrschers 
dessen Reichsteil leicht gewinnen zu konnen. t;ij 
Deun da Licinius sehr karg gegen seine Soldaten, 
Maximinus freigebig bis zur Verschwendung war, 
glaubte or, dass er die Truppen Thrakiens und 
lllyricums zum Abfall werde verfiihren konnen. 
So brach er denn im Winter 312/13 aus Syrien, 
wohin ihn der anneirische Krieg gefiihrt hatte, 
auf, durchzog ohne Rucksicht auf die Verluste 
an Lasttieren und Menschen in grOsster Hast die 



schneebedeckten Gebirge Kleinasiens und gelangte 
so mit 70 000 Mann nach Byzanz. Da die Be- 
satzung sich nicht zur Ubergabe hereitflnden liess, 
nahm er die Stadt nach elftagiger Belagerung 
ein und eroberte dann auch Herakleia. Unter- 
dessen aber war Licinius eiligst herbeigekommen 
und trat ihm mit einem schnell zusammenge- 
rafften Heer von 30 000 Mann auf dem Campus 
Serenus, etwas nordlich Herakleia. entgegen. Nach- 
dem persfinliche Verhandlungen der beiden Kaiser 
gescheitert waren, kam es am 30. April 313 zur 
Schlacht, in der Maximin unterlag (Lact. 45-47. 
Anon. Vales. 5, 13. Zosim. II 17, 3. Euseb. hist, 
eccl. IX 10, 2—4; vit. Const. I 58). Jetzt liess 
er die Wahrsager, die ihm den Sieg verkiindet 
hatten, als Betriiger hinrichten und versuchte 
noch in letzter Stunde den Christengott zu ver- 
sflhnen, indem er seine Toleranzedicte in ent- 
schiedenster Weise erneuerte und zugleich den 
Kirchen ihr confisciertes VermOgen zuriickgeben 
liess (Euseb. hist. eccl. IX 10, 6ff.; vit. Const. 
I 59). In Kappadokien hatte er wieder ein Heer 
versammelt (Lact. 47, 6), zog sich aber vor deni 
anruckenden Licinius hinter die Passe des Taurus 
zuriick und starb noch 313 in Tarsus an einer 
Krankheit (Lact. 49. Eutrop. X 4, 4. Vict. Caes. 
41, 1 ; epit. 40, 8. Euseb. hist. eccl. IX 10, 14; 
vit. Const. I 58ff. Zosim. II 17, 3). Seine Frau 
liess Licinius in den Orontes stiirzen, seinen aeht- 
jahrigen Sohn und die siebenjahrige Tochter, die 
mit Candidianus, dem Bastard des Galerius, ver- 
lobt war, auf andere Weise tOten (Lact. de mort. 
pers. 50, 6. Zonar. XIII 1 p. 2 C). Schon am 
26. November 313 war in Agypten das Consulat 
des Maximinus annulliert und das des Licinius 
verkundet (Agypt. Urkunden d. Berliner Museums 
I 349) ; sein Tod muss also noch einige Zeit 
friiher eingetreten sein. Seeck Geschichte des 
Untergangs der antiken Welt 12. [Seeck.] 

Daiara (Aalaga), Ort in Mesopotaniien, auf 
der rechten Seite des Euphrat, Isid. Char. Mans. 
Parth. 1 (Geogr. gr. min. I 245). [Fraenkel.] 

Daidachos (Aaioa-/o; Diog. Laert. I 30) s. 
Daidalos Nr. 5. 

Daidala. 1) Ortschaft in der indischen Land- 
schaft Kaspeiria nahe dem Zaradros, Ptolem. VII 
1, 49; Yule sucht dieselbe Ostlich von Bhatnir 
am Flusslauf Khaghar, wo sich ein Ort Dudhal 
iindet; sehr fragliche Annahme. 

2) AaiSa/.a • ton xai 'Irbucijz bei Steph. Byz. 
bezieht sich auf die zur Zeit des Alexanderzuges 
ervrahnte Datdala rcgio Curt. VIII 10, 19 und 
die monies Daedali Iustin. XII 7, 3. Oros. Ill 
19, 1. d. i. die Eingangspforte in das Land der 
Aspasioi am Unterlauf des Choaspes oder Choes 
entlang einem ,gehirgigen rauhen Weg'. Arriaii. 
an. IV 23, 2 ; heutzutage heisst die Passage nOrd- 
lich von Gellalabad, wo der Kabulfluss iiber- 
schritten wird, durch die Steilregion entlang dem 
ab-i-Kunar am rechten Ufer Tang-i-Gh6rband. am 
linken Ufer Sarkhand oder Tra'i ; iiber Sewa hinaus 
finden wir am rechten Ufer die SeiteuthSler von 
Nur, Mazar, Deo-gal und Pic, in welch letzterem 
das dionysische Nysa (s. d.) lag. Der Name I), 
hat wohl daidala (dardara. von dar, dal ,spalten'i, 
d. i. ,Bergspalt' gelautet. [Tomaschek.] 

3) Nicht naher bekannte Stadt auf der Insel 
Krete, Steph. Byz. [Burchner.] 



1991 



Daidala 



Daidala 



1992 



4) Stadt der rhodischen Peraia, im Grenz- 
gebiet von Lykien und Karien, Li v. XXXVII 22. 
Strab. XIV 651. 664. Plin. n. h. V 131 (contra 
Ghimaeram .... Daedale.im duae sc. insulae). 
Ptolera. V 3, 2 (Aaidala roitos). Steph. Byz. 
Stadiasm. mar. magn. 256. Zuorst von Hoskyns 
in den Ruinen von Assar im Thai von Inedsche 
gesucht, in der Nahe des Nordufers der Makri- 
bai. Das wird gebilligt von Arkwright (Journ. 
Hell. Stud. XV 93) , der zugleich auf einer ge- 
naueren Karte die Kiepertsche Specialkarte d. 
westl. Kleinas. XIV berichtigt. Kiepert Form, 
orb. ant. IX, Text, Aran. 76. 

5) Gebirgszug bei deT Stadt D. Nr. 4 ; Strab. 
XIV 664. Steph. Byz. ; vermutlich der Kyzyl Dagh 
im Osten, 984 m.. Arkwright a. a. 0. [Euge.] 

6) Aai'SaZa wird Schol. Ven. II. XIX 19 mit 
Saijrat znsammengestellt, von den Neueren aber 
iBenfey Wurz.-Lexik. I 99. II 339. Pott in 
Kulms Ztschr. VI 32. G. Curtius Etym. 232) 
von der Wurzel SaX abgeleitet und bedeutet in 
den homerischen Gedichten ,Kunstwerk' (daher 
daiddl.eos = kiinstleriseh) , entweder ganz allge- 
mein. oder speciell von Erzarbeiten ; so auch Hesiod. 
Theog. 581. Pind. Pyth. V 36; nur an einer Stelle 
(II. XIV 179) wird D. im Sinne von .Stickereien' 
gebraucht (Schol. xoixi/.a jtdvxa) , aber dieselbe 
bietet auch andere AnstOsse irn sprachlichen Aus- 
druck und erregt den Verdacht, dass ein compi- 
lierender Nachdichter hier fremdes Gut in un- 
passender Weise verwendet habe. Jedenfalls fiir 
Holz- oder Schnitzarbeit speciell liisst sich das 
Wort nicht nachweisen, und doch soil D. gebrauch- 
lich gewesen sein zur Bezeichnung der uralten 
aus Brettern oder Baumstammen mehr oder minder 
rob in Nachbildung menschlicher Gestalt geschnitz- 
ten Gotteridole , die spiiter als Jo'«i<« bezeichnet 
wurden; dies behauptet Pausanias (IX 3, 2). Mag 
er solches auch nur aus den Gebrauchen des boio- 
tischen Festes gleichen Namens geschlossen haben, 
so ist doch sein Schluss kaum abzuweisen, da 
(loch mit diesem Worte unleugbar der Name des 
Daidalos zusammenhangt, der in der Uberlieferung, 
wie auch seine angebliehen Schiiler, hauptsach- 
lich als Holzschnitzer erscheint (so schon Paus. 
a. a. 0.); auch die gleich zu erwahnenden vier- 
zehn D. in Plataiai erinnern lebhaft an den schon 
11. XVIII 592 geruhmten y.ogds dieses Kiinstlers. 
Nur eine Erkliirung scheint mflglich zur Ver- 
meidung dieses Widerspruches: D. bedeutet ,ein- 
gelegte Arbeit' und konnte sowohl Erzarbeiten 
mit eingelegten Figuren (nach Art der mykeni- 
nischen Schwertklingen) , als auch Holzschnitz- 
werke mit eingelegtem Silber oder Elfenbein be- 
zeichnen, worauf es dann auch iiberhaupt fiir 
Werke der Holzschneidekunst verwendet werden 
konnte. 

D. wurde weiter auch ein Fest in Plataiai 
genannt, welches zur Feier der Versohnung zwi- 
schen Zeus und Hera eingesetzt worden war (dar- 
iiber ausfiihrlich Paus. IX 3. Plut, bei Euseb. 
praep. evang. Ill mit.), rich tiger wohl des Ugog 
yu./iog, da Hera hiebei den Beinamen w/Kpevo- 
ftevtj trug (wie sie eben in Plataiai auch xe'/.ua 
hicss [Paus. IX 2, 7] als Schutzerin der Ehe). 
Sie soil sich vor Zeus verborgen haben auf den 
Hiihen des Kithairon (daher "Hoa Ki&aivcovi'a 
Eurip. Phoen. 24 mit Schol. Plnt.Arist.il. Clem. 



Al. Protr. 40), da habe letzterer auf Eat des Alal- 
komeneus (nach Pausanias des Kithairon) ein hoT- 
zernes ,Daidalon' angefertigt und dasselbe tief 
verschleiert als seine Braut Plataia, des Asopos' 
Tochter (nach Plutarch Daidale), durch das Land 
am Fusse des Kithairon gefiihrt; die eifersilchtige 
Gottin sei herbeigeeilt, aber, den Schleier der ver- 
meintlichen Braut zerreissend, in heftiges Lachen 
ausgebrochen, wonach sie sich ihrem Gatten nicht 

10 mehr habe versagen kflnnen und an Stelle des 
Bildes auf den Brautwagen gestiegen sei, dasselbe 
aber doch, ihrer Eifersucht nachgebend, den Flam- 
men iibergeben habe. Zur Erinnerung daran wurde 
von den Plataiern an dem ,kleinere D.' (A. ui- 
y.Qd) genannten Feste ein Holzbild auf einem 
Wagen herum gefiihrt, das aus einer Eiche des 
Haines von Alalkomenai gefertigt war; ein Rabe, 
der zuerst eines der zu diesem Zwecke ausgestreu- 
ten Stiicke Opferfleisch aufgriff und dasselbe auf 

20 einen Baum trug , bezeichnete dadurch den aus- 
erwahlten Stamm. Dieses kleinere Fest wurde 
nach Pausanias in jedem siebenten Jahre gefeiert, 
obgleich er selbst zugeben muss, dass bei ge- 
nauerer Nachrechnung die Zwischenzeiten nicht 
vollstandig iibereinstimmten , ja sogar weiterhin 
von ,den jedes Jahr bei den kleineren D. ange- 
fertigten Holzbildern' spricht. Augenscheinlich 
beruhen letztere Angaben auf irgend welcher Con- 
fusion des Periegeten; den Schlussel dazu giebt 

30 vielleicht die Nachricht , dass die grossen D. in 
jedem sechzigsten Jahre gefeiert worden seien 
(angeblich wegen der gerade so lange dauernden 
Vertreibung der Plataier), und bei diesem Feste 
die in der Zwischenzeit angefertigten vierzehn 1). 
eine Rolle spielten — es ist unzweifelhaft, dass 
man in sechzig Jahren bei sechsjahTigcr Zwischen- 
zeit zwischen den kleineren D. nur zehn Bilder 
hatte verfertigen kflnnen. Dazu kommt noch, dass 
auch bei den kleinen D., entsprechend der Cult- 

40 legende und in Analogie zum grossen Feste, das 
Schnitzbild wohl sicher verbrannt wurde, also die 
Nachricht uber die Aufbewahrung der vierzehn I), 
falsch ist. Endlich ist die ausnehmend lange 
Zwischenzeit sowohl bei dem grossen wie dem 
kleineren Feste hochst iiberraschend; gewOhnlieli 
waren die sog. ,kleineren' Feste jahrig, und das 
ware besonders angemessen gewesen bei der Feier 
des lefjo; ydfiog , der sich ja jeden Friihling er- 
neuern mttsste — ob solches nicht auch bei den 

50 kleineren D. anzunehmen ist, wiihrend die Hepte- 
teris fiir die grOsseren zu gelten hatte und das 
sechzigste Jahr auf einer nur durch zufallige Ura- 
stande, wie es auch Pausanias andeutet, zu er- 
kliirenden Unterbrechung beruhen wiirde? Das 
ware freilich eine sehr kiihne und durch nichts 
zu beweisende Hypothese. Auch in der Besehrei- 
bung des gro'sseren Festes, an dem alle Stadte 
des boiotischen Bundes teilnabmen , ist manche 
Einzelheit dunkel und wenigstens eine Liicke im 

t30 Teste anzunehmen. Die im voraus angefertigten 
vierzehn Holzbilder wurden durch Los unter die 
teilnehmende Stadte verteilt, und zwar je eines 
an die grOsseren, Plataiai, Koroneia, Thespiai, Ta- 
nagra, Chaironeia, Lebadeia, Orchomenos, Theben 
(letztere soil erst seit ihrem Wiederaufbau durch 
Kassandros beteiligt gewesen sein) , die iibrigen 
an die zu Syntelien verbundenen kleineren Stadte. 
Danach wurden die Bilder geschmuckt, im Asopos 



1993 



Daidale 



Daidalos 



1994 






gebadet und daim auf Wagen in Begleitung je 
einer vvfupevxQia auf den Kithairon gebracht, wo- 
bei das Los die Reihenfolge derselben in der Pro- 
cession bestimmte; auf dem Berge wurde ein 
riesiger Holzstoss aus vierkantigen Blflcken cr- 
ricbtet (vgl. Puch stein Arch. Jahrb. XI 57), 
darauf die Bilder gesetzt und die geschlachteten 
Opfertiere, von jeder Stadt je eine Kuh fiir Hera 
mid ein Stier fiir Zeus und ausserdem von Privat- 



Daidiilion. 1) AaMltov s. Daedalium. 

2) AatSaXuov, Sohn des Heosphoros (Lucifer, 
Ovid. met. XI 271f. 294f.), belloquc ferox ad 
vimque paratus, Bruder des Keyx, Vater der 
Chione. Die Tochter wird, weil sie die Schon - 
heit der Artemis verachtet, von der Gottin mit 
dem Pfeile getotet; der Vater stiirzt sich aus 
Schmerz dariiber auf dem Parnass von einem 
Felsen, wird aber von Apollon in einen Habicht 



leuten je nach ihren Mitteln Binder oder Klein- 10 verwandelt, Ovid. met. XI 294ff. Hyg. fab. 200. 

vieh, gelegt, dann alles mit Weinspenden begossen Nach Paus. VIII 4, 6 ist D. Vater des Antoly- 

-'"■ 6 -' - - - ■ - , ,. ,^ kos [Hoefer.] 

Daidalos. 1) Der mythische Repraseutaut 
des altesten Kunsthandwerks (vgl. II. XXIII 743 
2\66veg jroXvSaldaXoi. XVIII 497 navxoos dcuddk- 
Xtor. V 60 x e 9 "' sziiotaro SaidaXa TioXla, ferner 



und mit Raucherwerk bestreut und schliesslich 
insgesamt von weithin in die Feme leuchtenden 
Flammen verzehrt, ohne dass die Teilnehmer vom 
Opferfleische genossen. Inschriftliche Zeugnisse 
iiber dies Fest sind leider nicht vorhanden, wenn 
man die D. nicht mit den Herophaneia identi- 
ficiert (mit Bursian Rh. Mus. 1857, 330. Gruppe 
Griech. Mythol. u. Religionsgesch. 83: IGS I 48), 



XVIII 400. XIX 226. XXIII 199 u. 0.), spiiter 
auch der archaischen, fiir das Beiwerk vielfach 
Gold und Elfenbein verwendenden Holzplastik 



was aber nicht'annehmbar ist (Le Bas-Foucart 20 (daidala = ^oava Paus. IX 3, 2, daher das Hera- 



II 42 b). Die Festgebrauche sind sehr seltsam; 
dass die Opfertiere ganz verbrannt wurden, kOnnte 
auf ein Siihnopfer hinweisen; aber noeh selt- 
samer ist das Verbrcnnen der vierzehn D. — eine 
Erinnerung an ehemalige Menschenopfer kann 
wohl kaum darin liegen, denn das Sehmucken, 
Baden, Fahren auf dem Wagen in Begleitung einer 
Brautfflhrerin stimmt dazu absolut nicht, auch 
die feierlicbe Wahl des Holzes ist nur fiir ein 



fest Aaldaka [s. d. Nr. 6] in Plataiai), zuletzt 
auch Meister besonders complicierter altertum- 
licher Bauanlagen. 

Die Heimat dieses Heros scheint Attika zu 
sein. Er begegnet dort einerseits als Mitglied 
des Geschlechts der Metioniden (Toepffer Att. 
Geneal. 164ff.), andrerseits als Eponymos des De- 
mos AaidaUdat, den man zusammen mit den iibrigen 
Handwerkerdemen (v. Wilamowitz Herm. XXII 



Gotterbibl begreiflich, aber ein solches verbrennt 30 238, 2) im oberen Kephisosthal in der Gegeiid 



man doch nicht, selbst dem Gotte zu Ehren. Die 
kurzen und vielleicht unvollstandigen Notizen des 
Pausanias und Plutarch gestatten keine bestimmte 
Losung der Aporie; dass die Cultlegende nichts 
dazu beitragen kann, braucht nicht bemerkt zu 
werden, da sie ja augenscheinlich aus den Cult- 
gebrauclien selbst herausgesponnen ist. 

Litteratur: K. O. M filler Orchomenos 216. 
0. Fr. HermannGottesdienstl. Altert. § 63, 18-20. 



des heutigen Patissia ansetzt (M i 1 c h h f e r Karten 
von Attika II 39 und oben in dem betreffenden 
Artikel). Sein Vater ist nach der altesten Tra- 
dition Metion, der Sohn des Erechtheus (Pherekyd. 
FHG I 97 frg. 105. Plat. Ion p. 533, so auch noch 
Diod. IV 76). Spatere schieben zwischen Metion 
und I). noch einen gleichartigen , aber, wie es 
scheint, rein fictiven Heros Eupalamos ein, Apollod. 
Ill 15, 8 (vermutlich nach Istros). Schol. Plat. 



SchoemainiGr.Altert,II492f. Preller-Robert -lorep. 529D;^Alk.I_121 A.^Sunl. ^Ilesjuxos hqov. 
Griech. Mythol. I 164, 4. Daremberg-Saglio 
Diet, des ant. II 19 (Hunziker). [v. Schoeffer.] 

Daidale (Aaiddhf), Tochter der Metis, Er- 
ziehrrin der Athena, verkorpert mythisch die da/'- 
<W.a xaxaaxFvdnfiara , die sie der Gottin lehrt, 
Schol. Townl. V II. XVI 222. Eustath. z. d. St. 
p. 1056, 53. ITiimpel.] 

Daldalidai (Aaida/.idai . Demot. Aaiia).idti?. 
fx AatbaXib&v) , kleinster Demos der attischen 



Serv. Aen. VI 4. Hyg. fab. 29. 244. 274 (wo der 
Name zu Euphemus verschrieben ist); Pausanias 
a. 0. giebt die Namensvariante Palamaon. Diodor 
a. 0. hingegen macht diesen Eupalamos zum 
Vater des Metion und Sohn des Erechtheus, iihn- 
lich wie in der Pelopiden-Genealogie Pleistbenes 
bald vor bald h inter Atreus gesetzt wird. Die 
Absicht dieses Einschubs ist, D. zum altcren Zeit- 
genossen des Theseus zu machen, der sonst zwei 



Phvle Kekropis, spiiter in die Hadrianis versetzt. r,0 Gencrationen junger sein wurde. Die Mutter 



Vermutlich gehorfe D. zu der Binnenlandtrittys 
der Kekropis und lag nicht fern von der Stadt 
in der Nahe der Turkovuni. Der oft verglichene 
modeme Ortsname Chalkomatades ist aber von 
der Familie Xa).x(o(iaia abzuleiten ; vgl. Sp. Lam- 
bros 'H orofiaroXoyia T)j; 'Anixij; S. 8 des S. A. 
der 'ExF.rijm; des Pamassos 1896. Ein Adels- 
geschlechtder D. hat Toepffer Att. Geneal. 
168 mit Ei-cht abgelehnt; die quasigentilicische 
Bezeichnung stanimt von Vertreteni des Kunst- i;n 
bandwerkes, die Daidalos als ihren Ahnheiin be- 
trachtet haben werden. Hingen die Beziehungen 
des Sokrates zu Daidalos (vgl. Plat. Euthyphr. lie; 
Alkib. I 121a) mit seinein vaterlichen Gewerbe in 
Alopeke zusammen, so wiirde es gut passen, wenn 
die beiden Handwerkerdemen benachbart lagen ; 
(vgl. auch v. Wilamowitz Aristot, und Atlicn 
II 155, 3D). [Milchhofer.] 



ieisst mit durchsichtig allegorischer Tcndenz balil 
Iphinoe (Pherek.i, bald Phrasimede (Schol. Plat, 
rep. 529 D), bald Metiadusa (Tzetz. Chil. XI 884). 
Die Letztgenannte ist nach Apollod. Ill 15, 5 viel- 
mehr eine Tochter des Eupalamos. also des D. 
Schwester. und zugleich die Gemahlin des Kekrops, 
wie denn auch Sohol. II. II 536 Metion Sohn des 
Kekrops, nicht des Erechtheus heisst. Fiir diese 
offenbar jungen Genealogien wird wohl die Zu- 
gehurigkeit des Demos Daidalidai zur Phvle Ke- 
kropis massgebend gewesen sein. Die gleiche 
Tendenz liegt der Verbindung des D. mit der 
Enkelin des Kekrops. der Tochter der Aglauros 
Alkippe zu Grunde, die nach Apollodor seine 
Grossmutter, nach Schol. Plat. Alk. I 121 A seine 
Mutter ist. Die bei Plut. Thes. 19 in ganz ratio- 
nalistischer Umgebung aberlieferte Genealogie. die 
den D. nicht durch seiiti-ii Vater, sondern (lurch 



iyys 



Daidalos 



Daidalos 



1996 



seine hier Merope genannte Mutter von Ereclithous 
abstammen lasst, verrat schon durch die Elimi- 
nierung des Motion ihren jiingeren Drsprung. 
Toepff er a. 0. 165, 2 vermutet, dass hier die Me- 
roper von Kos und die karische Ortlichkeit Daidala 
(s. d. Nr. 4) hineinspielen mOchten. Als ehrwiirdige 
Reliquie dieses Handwerksmeisters aus kOnig- 
lichem Geschlecht bewahrte man in der Polias- 
cella des Erechtbeions, wo auch das alte Palla- 
dion und der von Kekrops geweihte Hermes stan- 10 
den, einen Klappstuhl (Paus. I 27, 1), den man 
sich wohl, wie das Bett des Odysseus (XXIII 200 
SiuSdXXam X6 va< P re xai agyvQco jjd' iXerpavn) mit 
Edelmetall und Elfenbein ausgelegt zu denken hat. 
Dieser attische D. ist deutlich der heroische 
Doppelganger des in dem Nachbardemos Iphi- 
stiadai verehrten Handwerkergottes Hephaistos, 
der auf einer Phlyakenvase des Brit. Mus. (Catal. 
IVF 269, abgeb. Elite cCramogr. I 36. Miiller- 
Wieseler Denkm. alt. Kunst II 18, 195. Wiese- 20 
ler Buhnengebaude LX 14, vgl. Heydemann 
Arch. Jahrb. I 290), wie zuerst E. Q. Visconti 
und Welcker ausgesprochen haben, selbst den 
Namen AaldaXog tragt. Die Situation auf der 
Vase und also auch in der ihr zu Grunde liegen- 
den Komoedie beruht auf der Sage, dass Ares 
den Hephaistos zwingen will, die Hera von dem 
verhangnisvollen Sessel zu losen (Sappho frg. 66 
Bgk.4). Hera ist durch den Platz in der Mitte 
deutlich als der Gegenstand des Kampfes, durch 30 
ihre steife Haltung als gefesselt bezeichnet; Ares, 
hier wie hiiufig Enyalios genannt, weicht vor dem 
vordringenden Hephaistos zuriick. Die Berech- 
tigung, in der als AaidaXos bezeichneten Figur 
Hephaistos zu erkennen, ist allerdings von Kuh- 
n ert (Jahrb. f. Philol. Suppl. XV 197) und v. Wi 1 a- 
movitz (Gott. Nachr. 1895, 222) bestritten wor- 
den. Indessen, da die Situation zu dem Mythos 
durchaus stimmtund von den dargestellten Pigurcn 
zwei mit den handelnden Personen jenes Mythos 40 
identiscli sind, so muss nach einem bekannten 
mathematischen Gesetz auch die dritte mit der 
dritten identisch sein. Man miisste sonst eirie 
Version des Mythos supponieren, nach der nicht 
Hephaistos, sondern D. jenen verhangnisvollen 
Stuhl fur Hera gefertigt hatte, was wieder ein 
iihnliches Verhiiltnis zwischen D. und Hera voraus- 
setzen wiirde, wie es nach der popularen Version 
zwischen dieser und Hephaistos besteht. Es wiirde 
dann 1). dem verwandten Gott nicht bios den 511 
Namen geliehen haben, sondern er wurde direct 
ihm substituiert worden sein, wodurch ihre Wesens- 
verwandtschaft noch starker markiert wiirde. Die 
gleiche Namensiibertragung hat Bergk PLG4 
I 268 bei Pind. N. IV 259 ra dk AaiddXov (Scu- 
fiaXro Didymos) fiayaioa (von dem Messer, das 
Hephaistos dem Peleus schenkt, Hesiod. frg. 38 
Ez.) und bei Eurip. Herakl. 470 Si'Xov AaibdXov 
(baibaXov Dobree, Hermann , v. Wilamowitz; 
von der Keule des Herakles, I'ltfawtdzsvxrov Diod. 61 
l\ 14, wogegen Apollod. II 4, 8, 11 polemisiert) 
constatieren wollen, aberbei Haupt (Op. II262ff.). 
Kuhnert und v. Wilamowitz lebhaften Wider- 
spruch gefunden, wiewohl nicht recht abzusehen 
ist, warum nicht ebenso gut von einem SvXov 
AaibdXov und einer fidyatga AaibdXov gesprochen 
werden konnte, wie von einem 'Eoftrj; AaibdXov 
tvXiro; Plat. Com. frg. 188 (Schol Eurip. Hek. 



838) und wiewohl die Bezeiclmung baibaXov fur 
die doch nicht mit Gold und Elfenbein ausge- 
legte, sondern hOchstens mit Bronzeniigeln be- 
schlagene Herakleskeule nicht ganz unbedenklich 
ist. Dass sonst das Epitheton baibaXos oder ttoXv- 
baibaXos in der erhaltenen Litteratur von Hephai- 
stos nicht vorkommt, wird dadurch reichlich aul- 
gewogen, dass Homer seine Thatigkeit als Sai- 
bdXXsiv und seine Werke als daidala oder bai- 
ddXea bezeichnet. 

Wie die Daidalidai ihren D., so werden auch 
die Eupyridai ihren Eupyros, die Aithalidai ihren 
Aithalos gehabt haben; mit letzterem hangt viel- 
leicht der Argonautenherold Aithalos zusammen. 
Doch haben es diese Demenheroen nicht fiber locale 
Bedeutung herausgebracht, wahrend D. sich zum 
griechischen Nationalheros entwickelte. 

Der attische Mythos erzahlt, dass D. einen 
Schwestersohn gehabt habe, der sein Schiiler ge- 
wesen sei, aber den Meister bald an Geschick- 
lichkeit iibertroffen habe. Dieser habe die Sage 
erfunden, wobei ihm die Kinnlade einer Schlange 
(Apollod. Ill 15, 9. Diod. IV 76) oder eine Fisch- 
grate (Ovid. met. VIDZ 236. Hvg. fab. 39. 274. 
Serv. Aen. VI 14) als Modell ged'ient habe. Auch 
die Erfindung des Zirkels (Diod. Ovid. Hyg. Serv. 
a. O. und Georg. I 143) und der Topf'erscheibe 
(Diod.) wird ihm zugeschrieben. Aus Kiinstler- 
neid totet ihn sein Oheim. Am Siidabhang der 
Akropolis liegt er begraben (Paus. I 21, 9. Luk. 
pise. 42). Dazu stimmt, dass Ovid und Serv. 
Georg. I 143 erzahlen, D. habe ihn von der Akro- 
polis hinabgestiirzt; mit leichter Variante bcrichtet 
Hyg. fab. 39 vom Dache des Hauses, wobei die 
gewiss auf alter Tradition beruhende Vorstcllung 
zu Grunde liegt, dass D., der Enkel des Erech- 
theus, seine Wohnung auf der Burg hatte. Jener 
Neffe heisst bei Hellanikos FHG I 56, 82 (Schol. 
Eurip. Orest. 1648). Diod. Luk. mid Apollod. 
Talos, hingegen bei Paus. I 21, 4. 26, 4. Suid. 
Phot. s. IJegbixos Zeqov = Apostol. XIV 17 Kalos, 
was LOschcke Enneakrunos-Episode 25 fur die 
richtige Form erklart, indem er zugleich bei Clem. 
Alex. Protrept. IV 47 (aus Polemon FHG III 
127, 41) das hsl. KdXw; (KdXa^us Schol. Aesch. I 
188) zu halten sucht, in welchem Falle das alte 
Cultbild der Erinys am Areopag fiir ein Werk 
dieses Kalos gegolten haben wurde. Mercklin 
Talossage 55 verweist auf Schol. Soph. O. C. 1320. 
wo auch fiir den peloponnesischen Heros Talaos die 
Nebenform Kalaos bezeugt wird. Bei Sophokles in 
den Kd/uxoi frg. 300 (Suid. Phot. s. Ileobixo; 
ifoov. Athen. IX 3S8 F. vgl. Schol. Ov. Ibis 498) 
hiess der Erschlagene ffiobi- ,Rebhubn', welchen 
Namen sonst die Mutter jenes Talos fuhrt. Dass 
dieser Perdix bei Sophokles ein Neffe des D. ge- 
wesen sei, wird streng genommen nicht gesagt und 
lasst sich sogar mit dem Wortlaut des Fragments 
nur schlecht vereinigen, scheint aber doch aus Hv<*. 
fab. 89. 244. 274. Serv. Georg. I 143; Aen. VI 4 
und Ovid. met. VIII 236 gefolgert werden zu 
miissen. Bei dem Letztgenannten wird Perdix in 
den gleichnamigen Vogel verwandelt. Die Sache 
wird dadurch compliciert, dass Suid. Phot. a. O. 
ein gleichfalls an der Akropolis gelegeues Heilig- 
tum der Perdix envahnen, wo die Mutter des 
Talos, die .sich aus Trauer iiber den Tod ihres 
Solutes erhilJigt hatte, heroische Ehren genoss. 



1997 



Daidalos 



Daidalos 



1998 






Ob dies Heiligtum ohne weiteres mit dem Grab 
des Talos identificiert werden darf, wie es u. a. 
Wachsmuth Stadt Athen I 244, 3 gethan 
hat, erscheint fraglich. In jedem Fall ist es 
schwer zu begreifen, wie Sophokles den durch das 
vorhandene Grab alien Athenern bekannten Talos 
ignoricren oder umtaufen konnte. Die von Kuh- 
nert a. 0. angedeutete Ldsung, dass Perdix der 
ursprungliche Name sein mOge, der spater dem 



zu beweisende Vermutung. Wenn ilm Ovid iihn- 
lich auffasst, so beruht das sehwerlich auf alter 
Tradition, sondern auf freier dichterischer Erfin- 
dung. Die Verbindung, in die hier D. mit einem 
dionysischen Heros tritt, bereitet seine spiitere Ver- 
bindung init der Gemahlin des Dionysos, Ariadne, 
vor. In dieser Gegend sind auch die mythischen 
Beziehungen zu Kreta zahlreiclt und alt. Hier 
wird der Minossohn Androgeos (s. d.) erschlagen, 



kretischen Talos habe weichen miissen, scheitert 10 hier ist die Sage vom marathonischen Stier zu 



an dem Zeugnis des Hellanikos, der bereits den 
Namen Talos kennt. Auch ist die von Mercklin 
(Talossage, Mem. de l'Acad. d. St. Petersb. VII 
1854, 55ff.; vgl. Frazer zu der Pausaniasstelle) 
behauptete Identitat des attischen Talos mit jenem 
ehernen Biesen von Kreta, der ohne Zweifel mit 
dem Zeus Tallaios und den oq-tj TalXaia zusam- 
menhangt (Preller- Robert Griecb. Myth. I 
136, 3), schr problematisch. Eher ware ein Zu- 



Hause, der ein Doppelganger des kretischen ist 
und haufig mit diesem geradezu identificiert wird. 
Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die 
tibertragung der mythischen Figur des D. nach 
Kreta von hier aus erfolgt ist. 

Fiir den kretischen Aufenthalt des D., wie fiir 
diesen Heros uberhaupt, ist das alteste litte- 
rarische Zeugnis die vielbesprochene Stelle der 
homerischen Schildbeschreibung II. XVHI 590ff., 



sammenhang mit dem oben erwahnten pelopon- 20 das alteste bildliche die von Rayet Gaz. arch. 



nesischen Heros Talaos denkbar ; denn wie dessen 
Sohn Adrastos Konig von Sikyon, so ist der Epo- 
nym von Sikyon nach Paus. II 6, 5, der sich auf 
Asios beruft," Sohn des Metion, also Bruder des 
D. und Oheim des attischen Talos. Der bei Serv. 
Aen. VI 14 iiberlieferte weitere Name Cireinus 
(TnQvos) beruht wohlauf spaterer Fiction. 

Wegen der Ermordung seines Schwestersohues 
muss sich D. vor dem Areopag verantworten und 



IX 1884 Taf. 1 verOffentlichte attische Vase aus 
der ersten Halfte des 6. Jhdts. Bei den Ilias- 
versen: iv dk %ogdv jiotxiXXe negixXvrdg &n<piyvtjeis 
T(5 i'xeXov otov Jiot' evi Kvwotji e.vgsh] AaldaXog 
ijaicrjasv xaXXtxXoxd/n<(> 'Agidbvy. ?.v&a fikv rjideoi 
xai naq&faoi dXq>so0oiai uiq^vvx dXXrjXcov cm 
xaQTim lEiQag e'xovrss dreht sich die Controyerse 
darum, ob unter diesem fiir Ariadne gefcrtigten 
yoQoi ein Tanzplatz oder ein Bildwerk zu ver- 



^vird verurteilt (Hellanik. a. 0.). Die gewfihn- 30 stehen sei. Fiir die erstere Auffassung treten 



liche Sage knupft hieran unmittelbar die i'lber- 
siedlung des D.' nach Kreta an (Apollod. Hyg.), 
aber die von Diod. IV 76 bewahrte Version, nach 
der er zunachst in den nach ihn benannten Demos 
ging, diirfte auf sehr alter Tradition beruhen, zu- 
mal sie richtig mit dem Umstand rechnet, dass 
Athen und die Landgemeinden in dieser vorthe- 
seischen Zeit noch keine politische Einheit bil- 
deten. Die Daidaliden werden sicherlich auch 



namentlich C. 0. Miiller Arch. § 64, 1. E. Pe- 
tersen Z. alt. Gesch. d. griech. Kunst, 1871. 
Benndorf (S.-Ber. Akad. Wien CXXIII 1890 
in 50 und bei Reich el Horn. Waft'. 136ff.) und 
Pallat (De fab. Ariadn. 2ff.) ein. Man macht 
den Gebrauch von aaxuv, der den alteren Inter- 
preten wie Westermann den Gedanken an 
einen Tanzplatz auszuschliessen schien, jetzt gerade 
fiir diese Auffassung geltend, da das Wort stets 



das Grab ihres Heros Eponymos besessen haben. 40 ein kunstreiches rauniliches Bilden bedeute. In 



Der iiltesten attischen Sagenform scheint auch 
bereits Ikaros anzugehoren, der mit der wcit nord- 
lich von der Linie Athen-Kreta oder Kreta-Sici- 
lien ablicgenden Insel Ikaria sehwerlich urspriing- 
lich etwas zu thun hat, deren Eponymen Aischylos 
(Pers. 876 'Ixdgov rbog) vielmehr als einen Konig 
zu kennen scheint. Der gleichnamige Sohn des 
D. wird wohl der Eponymos des im Pentelikon- 
gebiete gelegenen Demos Ikaria sein , den die 



dessen wird es bei Homer niemals von einer bau- 
lichen Anlage irgend welcher Art, wohl aber von 
Sesseln, Wagen, Mischkriigen, selbst von Wolle 
und Gewandern gebraucht, lauter Dingen, denen 
eine Statuengruppe jedenfalls niiher verwandt ist, 
als ein Tanzplatz irgend welcher Art. Man be- 
ruft sich auf die bei Homer vorherrschende raum- 
liche Bedeutung von ?oq6s. Indessen die Stellen, 
an denen dieses Wort zweifellos in diesem Sinne 



'pater popular gewordene Sage freilich in ganz :,$ gebraucht wird, linden sich nur in der Odyssee 



anderer" Gestalt kennt. Weiche thatsachlichen 
Beziehungen dazu gefiihrt haben, den Eponymen 
der Daidaliden zum Sohn des Eponymen von 
Ikaria zu machen, entzieht sich unserer Kenntnis; 
vergleichen lasst sich das Verhiiltnis von Kollytos 
und Diomeia. Der Mythos von Ikaros liegt uns 
nur in einer verhaltnismiissig jungen Fassung vor, 
doch scheint der Zug, dass Herakles den Ikaros 
begriibt (Apollod. II 6, 3. Paus. IX 11, 5. Hesych. 



(VIII 260. XII 4. 318) und an zweien dieser Stellen 
steht das Wort im Plural. In der Ilias konnen alle 
Stellen und mussen die meisten auf den Reigen 
bezogen werden, und kurz auf die unistrittene Stelle 
folgt ein Vers 603. wo diese Ubersetzung die einzig 
mogliche ist. Auch ist die Grundbedeutung von 
yooo; nach einer Mitteilung von Bechtel nicht 
tanzplatz , sondern Gangart , Tanzschritt (litt. 
aras, s. Prellwitz Etymol. WOrterbuch u. d. 



.-rhjSavTti xai. .7/.ij;.wra). ein Rest der iiltesten i;o Wort). Man verweist auf iVtfa, das sich nicht 



attischen Sagenform zu sein. Denn so schlecht er 
sich in die jiingere Version einfiigt, wo der Schau- 
platz die Insel Ikaria ist, so vortrefflich passt 
er zu der benachbarten Lage des Demos Ikaria 
und der Tetrapolis, der iiltesten attischen Cult- 
stiitte des Herakles. Dass der Tod des Ikaros 
ursprunglich ein Siilmopfer fiir die Ermordung 
des Talos war, ist eine naheliegende, aber nicht 



auf den Reigen, sondern nur auf das Local be- 
ziehen konne. Allein die Vorstellung des Locals 
ist durch die Erwahnung der Tanzenden unmittel- 
bar gegeben , daher es auch nicht wie bei den 
vorhergehenden Bildern ausdriicklich bezeichnet 
zu werden braffcht. Man behauptet, dass die 
Analogie der iibrigen dem D. zugeschriebenen 
Werke die Erklarung begiinstige. Allein die Vor- 



1999 



Daidalos 



Daidalos 



2000 



stellung von D. als Baumeister ist seouiidar. Audi 
macht bei dieser Auffassung die Beziehung dos 
Dativs xaXXwtiLoxdpup 'AQiahvy Schwierigkeit; denn 
einen solchen Tanzplatz , den sich Benndorf 
nach Art der nordischen Trojaburgen denkt, wird 
man fiir die gesamte Jugend einer Stadt, nicht 
aber fur eine einzelne KOnigstochter oder eine 
einzelne Gottin herstellen. Diese Schwierigkeit 
fallt bei der Auffassung als Reigen weg (Hel- 
big Horn. EposS 424. Robert Arch. March. 11, 1. 
Preller-Robert Griech. Myth. I 680, 4. Over- 
beck Plastik I* 34). Ariadne ist in der Iliasstelle 
noch nicht als die sterbliche Tochter des Minos, 
sondern als die gOttlichc Gemahlin des Dionysos 
gedacht, das Werk des D. aber war eine dieser 
Gottin geweihte plastische Darstellung eines 
Reigentanzes, wie deren noch mehrere erhalten 
sind (Helbig a. 0. 224). Wirklich gab man in 
der Kaiserzeit ein in Knossos befindliches Marmor- 
relief mit einem Reigentanz fur das in der Ilias 
erwahnte Werk des D. aus (Paus. VII 4, 5. VIII 
16, 3. IX 40, 3). So wenig diese Identificierung 
Glauben verdient (Heyne Op. V 339. Helbig 
a. 0., anders Overbeck), so wenig ist an der 
Thatsache zu zweifeln , dass in alter Zeit zu 
Knossos ein solches Anathem fiir Ariadne, sei es 
Relief oder Rundwerk, vermutlich aus Erz, wirk- 
lich cxisticrte und dem D. zugeschrieben wurde, 
ein SaidaXov, wie es der Vorstellung von diesein 
mythischen Kunsthandwerker durcliaus entsprach. 
Dieses Werk konnte der Dichter von II. XVIII 
ebensogut zu einem Vergleich heranziehen, wie der 
von Od. VI 162 die Palme von Delos, ohne dass 
wir zu der Frage berechtigt waren , warum cr 
aus der Menge gleichartiger und wcitverbreitcter 
Anatheme gerade dies Exemplar herausgegriffen 
liabe. Ein Grund, die beiden fraglichen Verse 
mit Kuhnert 205 fiir jiinger zu halten als die 
iibrige Schildbeschreibung liegt nicht vor. Viel- 
mehr zeigen sie, dass die mythische Figur des 
D. und sein Aufenthalt auf Kreta schon im 
7. Jhdt. eine gelaufige VorstelluDg war. 

Die Rayetsche Vase setzt bereits eine ziem- 
licli detaillierte Gestaltung des Mythos voraus. 
Sie zeigt auf der Vorderseite Theseus, wie er in 
Gegeuwart der Ariadne und der vierzehn athe- 
nischen Kinder den Minotauros niederstosst. 
Rechts von den Kindern ist der wegfliegende D. 
(largest ellt. der bereits auf die Riiekseite iiber- 
greil't. Der diese Seite einnehmende gewappnete 
Rriter ist eine rein decorative, mit der mythischen 
Darstellung in keinem Zusammenhang stehendc 
Figur. die eine individuelle Benennung weder ver- 
langt noch vertragt. Fiir die Sage, dass D. sich 
Fliigel gefertigt habe und mit deren Hiilfe ent- 
hV.hen sei. ist diese Vase der alteste Beleg. Die 
vergleichende Mythologie pflegt auf den Wiland 
der Edda zu venveisen. Doch waren in der Vor- 
stellung von dem erfindungsreiclien Tausendkiinst- 
ler auf der einen , in der Notwendjgkeit ilim, 
dem keiii Schiff zu Gebote stand, dennoch die 
Flucht iiber das Meer zu ermOglichen , auf der 
andern Seite die Elemente gegeben, aus deren 
Verbindung sich ein soldier Mythos auf griechi- 
schem Boden selbstandig entwickeln konnte. Selir 
viel hat die Vermutung von Kuhnert 188 fiir 
sich, dass der Flug iiber das Meer 7.11 erst i'iir die 
i'bersiedelung von Attika nach Kreta erfundeii 



sei, die bei einigen Schriftstellem nicht als Ver- 
bannung infolge des Richterspruchs des Areopags, 
sondern. als heimliche Flucht, um diesem Richter- 
spruch zu entgehen, dargestellt wird (Paus. I 
26, 4. VII 4, 4. Serv. Aen. VI 14). Jiinger als 
die von Hellanikos berichtete, nach der der Pro- 
cess wirklich stattfmdet , kann doch auch diese 
Version schon dem 7. Jhdt. angehSren. Eine 
Spur dieser Sagenform hat Kuhnert in der ratio- 

10 nalistischen Erzahlung eines Menekrates (wclcher 
von den Schriftstellern dieses Namens gemeint 
sei, ist nicht zu entscheiden) nachgewiesen, der 
den Tod des Ikaros nicht auf der Flucht nach 
Sicilien, sondern auf der Fahrt von Attika nach 
Kreta erfolgen lasst (Serv. a. 0. FHG II 344 
frg. 7), was denn die zweitalteste Form der Ikaros- 
sage sein wurde. Hierzu stimmt, dass auf der 
Rayetschen Vase neben dem hier ohne Zweifel 
aus Kreta fortflicgenden D. Ikaros nicht darge- 

20 stellt ist, 

Wenn diese Flucht hier in unmittelbare Verbin- 
dung mit dem Minotaurosabenteuer des Theseus 
gebracht ist, so liegt dem gewiss die Sage zu 
Grunde, dass D. es war, der der Ariadne jenes 
Garnknauel gab, mit dessen Hiilfe sich Theseus 
in den Trrgangen des Labyrinths zurecht findet, 
Pherkyd. FHG I 97 frg. 106. Apollod. epit. I 
126, vgl. R. W T agner Ep. Vat. 128ff. Herakleid. 
Pont. aoX. 41. Zur Strafe dafiir halt inn Minos 

30 im Labyrinth gefangen, er aber entflieht auf kiinst- 
lichen Fliigeln. Ob der Vasenmaler, der diese 
Flucht neben der Totung des Minotauros darstellt, 
nur mit der bekannten Naivitat archaischer Kiinst- 
ler zwei zeitlich getrennte Ereignisse zu einem 
Moment zusammengefasst hat , oder ob er eine 
Version kannte, nach der D. sich der drohenden 
Rache des Minos sofort durch die Flucht ent- 
zieht, noch bevor dieser Zeit hat, ihn gefangen 
zu setzen , muss dahingestellt bleiben. Die Ge- 

40 schichte von dem Garnknauel muss schon zieni- 
lich friih neben die alteste Sagenform gctreten 
sein , die Theseus durch die Krone der Ariadne 
aus dem Labyrinth gerettet werdeu lasst (Roberl, 
Herm. XXXIII 1898, 145). Furtw angler hat sie 
bereits auf einem korinthischen Goldpliittcheu aus 
dem Anfang des 6. Jhdts. und einem Thonbecken 
in Corneto ungefahr derselben Zeit nachgewiesen 
(Arch. Zeit. XLII 1884, 107 Taf. 8, mit Unrecht 
bezweifelt von Robert Arch. Anz. 1889, 143i. 

.",it Ferner findet sie sich auf der beruhmten Pole- 
draravase, Journ. Hell. Stud. XIV 1894 pi. VII. 
Auch bei dem spiralformigen Gegenstand. den 
Ariadne auf der Vase Rayet in der Hand haft, 
konnte man an den Kniiuel denken ; doch ist es wohl 
eher eine stilisierte Bliite. Vermutlich gehort 
das Fadenmotiv von Anfang an mit der Figur 
des erfindungsreichen D. zusammen. Wie die 
gottliche Ariadne ein Anathem, so empfangt < 1 i < ■ 
sterbliche von ihiu den zur Rettung ihres Gelieb- 

liu ten bestimmten Kniiuel. In diesen Zusammen- 
hang gehort auch die Version, dass Theseus den 
D. mit sich nach Athen zuruckbringt; sie wird 
von Hyg. fab. 40 als Variante verzeichnet und 
seheint noch auf einem rdmischen Sarkophag des 
3. Jhdts. dargestellt zu sein (M. Maver Arch. 
Zeit. XLII 1884, 273. Robert Journ. Hell. Stud. 
XX 1900 pi. VIII b p. 91f.). Dass I). von Kreta 
nach Athen zuriickrloh. erzahlen audi Kleidemos 



2001 



Daidalos 



Daidalos 



2002 



J 



(FHG 1 359 frg. 5 bei Plut. Thes. 19) und der 
Scholiast zu Eur. Hipp. 887, allcrdings in anderem 
Zusammenhang. 

Die zweite Version, die die Flucht des D. mit 
dem Pasiphaemythos in Verbindung bringt, ist 
jiinger und geht wahrscheinlich auf Euripides 
zuriick (R. Wagner Epit. Vat. 131). Dieser 
hatte in seinen Kretern , einen alten kretischen 
Mythos mit kiihnem Rationalismus umbildend, 
erziihlt, dass D. fiir Pasiphae eine holzerne Kuh 
angefertigt habe, damit sie Hire Leidenschaft zu 
dem von Poseidon gesandten Stier befriedigen 
konne (Kerte Aufs. f. E. Curtius 195ff. Kuhnert 
a. 0. 192ff. Robert Pasiphae-Sarkophag, XIV. 
Hall. Winckelm.-Progr. 1890, 15ff. und Sarkophag- 
Reliefs III 46). Wie in der ersten Version wird 
nun D. ins Gefangnis gesetzt, aus dem er sich mit 
Hiilfe der Fliigel befreit (Serv. Aen. VI 14. Hyg. 
fab. 40, vgl. Paus. VII 4, 6. Ovid. met. a. 6.), 
oder er entzieht sicb sofort der Rache des Minos 
durch die Flucht (Diod. IV 77); in beiden Fallen 
ist ihm Pasiphae behiilflich , wie dies auch der 
Sarkophag III 37 zeigt. 

Das Ziel der Flucht ist nach der herrschen- 
deu Version Sicilien. Die dritte und jiingste 
Form des Mythos von Ikaros, die gleichfalls auf 
die Kreter des Euripides zuriickzugehen seheint, 
lasst diesen, den D. nach Apollod. epit. I 12 
mit einer Sclavin des Minos, Nausikrate, erzeugt 
hatte, seinen Vater auf dem Flug begleiten und 
den Tod in den Wellen flnden , Xenoph. mem. 
IV 2, 33. Wegen der Namensgleichheit wird 
dieser Sturz ins ikarisehe Meer und nach der 
Inscllkaria verlegt (Heraklid. Pont. jioL 41. Strab. 
XIV 639); zur Popularisierung dieser Sagenform 
seheint namentlich Kallimachos beigetragen zu 
haben (Schol. II. II 145). Diese Ubertragung des 
I), nach Sicilien hat gewiss durch die kretischen 
Dorer stattgefunden, die im 7. Jhdt. Gela griin- 
deten, und wird dadurch zeitlich fixiert. In der 
That spielt sich die sicilische D.-Sage an der 
Siidkiiste in unmittelbarer Naehbarschaft von 
Gelas Pflanzstadt Akragas ab. In Kamikos oder 
nach Paus. VII 4. 6 in Inykos findet er bei 
Konig Kokalos freundliche Aufnahme und setzt 
sich durch kunstvolle Arbeiten. offenbar Sehinuck- 
sachen. bei dessen ToY-htern in Gunst il'aus.i. 
Minos sucht den Entflohenen in alien Landen, in- 
dem er iiberall unter reichen Versprechungen nacli 
einem Kiinstler forscht, der im stande sei. durch 
die Windungen einer Muschel einen Faden zu 
ziehen. eine Aufgabe , die unverkennbar mit Br 
ziehung auf das Labyrinth und den Ariadnefaden 
gestellt wird iPalfat De fab. Ariadn. 7). Als 
it nach Kamikos kommt, verspricht Kokalos, diese 
Aufgabe zu losen, und lost sie in der That mit 
Hiilfe des D. , der den Faden an einer lebenden 
Ameise befestigt. Da erkennt Minos, dass D. im 
Lande sein musse, und verlangt dessen Ausliefc- 
rung, die ihm auch zugesagt wird; abrr die Toch- 
ter des Kokalos toten den Kreterkonig im Bade. 
Diese Gescbichte hatte Sophokles in seinen Ka- 
tnxoi dramatisch behandelt (s. namentlich frg. 301 
Nauck^j, von welchem Stuck Apollod. ep. I 14 
wahrscheinlich die Hvpothesis giebt (R. Wagner 
Epit. Vatic. 132, vgl. Hyg. fab. 44). Auch 
Herodot, VII 170 kennt sie bereits als alte Sage, 
und gewiss ist sie ihiem Kern nach nicht jiinger 



als das 7. Jhdt. (vgl. auch Philistos FHG I 185 
frg. 1). In rationalistischer Fassung erscheint sie bei 
Heraklid. Pont. nol. 29, wo Minos die Barbaren be- 
siegt und Minoa griindet, und bei Diod. IV 79, 
wo Kokalos personlich den Minos umbringt. Von 
dem Tod des D. berichtete eine lykische Local- 
sage, dass er an der Stelle der lykischen Stadt 
durch den Biss einer Schlange umgekommen sei 
(Alex. Polyhistor bei Steph. Byz. s. AaiSaXa. FHG 

10 III 235). 

Wahrend in alien diesen Mythen D. ausschliess- 
lich als Kunsthandwerker erscheint, kennt ihn 
das 5. und vielleicht schon das 6. Jhdt. auch 
als Verfertiger von Statuen. Diesen schrieb man, 
wie den Werken des Hephaistos, die Gabe der 
Bewegung, ja selbst die der Sprache zu (Eurip. 
Hek. 838. Kratinos 6gq.Tzai frg. 74. Aristoph. 
frg. 194 bei Hesych. s. Aaidakeia. Plat. Com. 
frg. 188. Plat. Euthyphr. 11C. Aristot. Pol. 1 2, 

20 3 p. 1253 b 35. Dio Chrysost. 37). Oder man 
behauptete, dass ihnen der Kiinstler wenigstens 
den Schein der Bewegung verliehen habe (Eur. 
Eurysth. frg. 838), woraus hides nicht gcfolgert 
werden darf, dass man sich diese Statuen wirk- 
lich in Schrittstellung vorstellte. Mit witzigem 
Rationalismus erklarte das der attische Komiker 
Philippos (bei Thcmistios zu Aristot. .1. yvy.. II 
39, 26 Speng., vgl. M ein eke Com. 1342 u.Eub'ulos 
frg. 22 Kock) so, dass D. in seine Statuen Queck- 

30 silber gegossen habe. Ebenso rationalistisch, aber 
ernst gemeint ist die bei Spateren auftauchende 
Erklarung, dass D. der erste gewesen sei, der die 
Statue mit auseinandergesetzten Fiissen, gelOsten 
Armen und geoffneten Augen gebildet habe (Schol. 
Eur. Hek. 838. Diod. IV 76. ' Palaiph. 22. Schol. 
Plat. Euthyph. 11 B; Menon 97 D. Schol. Luk. 
Philops. 19. Zenob. Ill 17; vgl. Petersen Z. 
alt. griech. Kunst 25ff.). Dass man dabei bereits 
im 5. und 4. Jhdt. zum Teil wirklich vorhandeue 

-10 Statuen im Auge hatte (vgl. audi Plat. Hipp, 
mai. 282) , beweist der Umstand , dass sich der 
Witz des attischen Komikers auf eine bestiminte 
Statue, das Holzbild einer Aphrodite (n))> %vU- 
ri;v'Jq-i>odinjv) bezog. Es kann dies um so weniger 
befremden , als man Ahnliches auch von dem 
troischen Palladium erzahlte (Ch a van lies De 
raptu Palladii 42. vgl. Robert Sarkophag-Reliel's 
II 150). Jene bei Philippos erwiihnte Aphrodite 
ist wuhl nichts anderes, als das beriihmte C»lt- 

50 bild, das Ariadne von D. erhalten und dem Theseus 
geschenkt haben solltc, der es auf Delos weibte 
(Plut. Thes. 20). Kallimachos Del. 308 bezeichnei 
es als hgor ayakua Kv.toidoc a.Qii)y.nor (vgl. I'rel- 
ler-Robert Griech. Myth. 1348.3. I'allat 
a. 0. 4) und Paus. IX 40. 4 (vgl. VII 4. 5) be- 
^chreibt es als ein kleines, durch das Alter laedier- 
tes Xoanon. das unten in einen viereckigen Pfeiler 
ausgelaufen sei. Fiir den Typus vergleiclit Wald- 
stein Rev. arch. XLII 1881, 329 mit Reclit die 

1K1 Artemis der Nikandre, wenn auch seine writcmi 
Hvpothesen unhaltbar sind. Noch verwandter ist 
da's Bull. hell. X 1886 pi. 7 (vgl. Colli gn on 
Sculpt, gr. I 122) abgebildete Unterteil einer Kalk- 
steinstatue aus dem Ptoon. Dass die Zuteilung 
der delischen Statue an D. , fiir die seine Be- 
ziehung zu Theseus und Ariadne massgebend war, 
iiltcr ist als das 5. Jhdt., ist sehr wahrscheinlich, 
wenn auch nicht strong zu beweisen. Wenn hier 



2003 



Daidalos 



Daidalos 



2001 



die Legende durch die vorhandcne Holzstatue er- 
zeugt ist, so scheint umgekehrt bei dem Holz- 
bild des Herakles, durch das D. diesem Heros 
seine Dankbarkeit bezeugen wollte (Apollod. II 
6, 3. Paus. VIII 35, 2. IX 11, 4. 40, 3), der 
Mythos das prim are und die Identificierung der 
Statue mit vorhandenen Xoanen des Herakles das 
secundare zu sein, da die Angaben uber den Ort 
der Weihung einander widersprechen. Apollodor 
nennt Pisa, Pausanias VIII 35, 2 kennt eine Ver- 
sion, nach der das Eild auf der Grenze von Arka- 
dien und Messenien gestanden haben sollte. Beide 
Angaben scheinen auf eine Version des Ikaros- 
mythos zu deuten, die dessen Sturz geographisch 
richtiger an die Westkiiste des Peloponnes ver- 
legte. Eine Spur dieser Version liegt vielleicht 
auch bei Charax von Pergamon vor, der von einem 
Aut'enthalt des Herakles bei Augeias weiss (Schol. 
Arist, nub. 508. FHG III 637). Fiir dieses 
Werk des D. gaben auch die Thebaner ihr altes 
Holzbild des Herakles aus (Paus. IX 11, 4. 40, 3; 
vgl. Furtwangler Meisterw. 721, der schwer- 
lich mit Recht in dem weitausscbreitenden Hera- 
kles der thebanischen Miinzen eine Nachbildung 
dieser Statue vennutet), und die Zuteilung eines 
in Korinth beim Tenipel der Athena Chalkinitis 
stehenden nackten Holzbildes des Herakles an D. 
(Paus. II 4, 5) bcruht wohl auf derselben Sage. 
Auf diese scheint auch das oben citierte Frag- 
ment des euripideischen Satyrspiels Eurystheus 
Bezug zu nehmen, das auf eine Scene schliessen 
lasst, in der einem durch das Erscheinen des 
Herakles erschreckten alten Manne (Sthenelos?) 
weis gemacht wird, das aci gar nicht der wirk- 
liche Herakles. sondern sein von I), geschnitztes 
Bild, und die Hesychglosse nitj^avra xai nlr]yivxa, 
die sich auf die Geschichte bezieht, dass Herakles, 
durch die Lebenswahrheit jencr Statue getauseht, 
in der Nacht einen Stein nach ihr warf (Apollod. 
II 6. 3), wird wohl gleichfalls einem attischen 
Drama entnommen sein. Aus der Liste der von 
Pausanias dem D. zugeschriebenen Statuen (IX 40, 
3. 4; vgl. II 4, 5. VIII 35, 2), in der natiirlich 
auch die eben besprochenen nicht fehlcn, mogen 
ausserdem das spater verschwundene Holzbild, das 
die Argiver ins Heraion geweiht batten, und das 
gleichfalls verschwundene, das der Grander von 
Gela, Antiphemos, in der Sikanerstadt Ompbake 
crbeutet und nach Gela gebracht haben sollte, 
auf iilterer Tradition beruhen I vgl. I'aus. VIII 
47, 2). Bei den drei (ibrigen . einer Athena in 
Knossos, einer Britomartis in Olus (vgl. Sol. II 8) 
und dem Trophonios in Lebadeia (vgl. Paus. IX 
39, 8). ist das Alter der Zuteilung zweifelbaft. 
Es sind ausschliesslich ioavn; der Vertreter des 
niythischen Kunsthandwerks- ist also in einer bc- 
stimmten Zeit, vielleicht schon im 6. Jhdt., zum 
Vertreter der archaischen Holzplastik geworden 
(vgl. Paus. VIII 53, 8i, eine Weiterbildung, die 
• lurch die Bezeichnung dui'da/.a iiir die mit Gold < 
und Elfenbein geschmiickten inava sehr erleichtert 
wurde. Auch in Elis scheint sich nahe bei Olym 
pia ein dem D. zugeteiltes Bild der Artemis be- 
fundeu zu baben, das sogar den Beinamen Aai- 
baXsia fuhrte. Man schliesst dies aus einer alter- 
tiimlichen Bronzestatuette der Artemis, die in 
dem Dorf Mazi bei Olympia gefunden ist und 
die in elischein Alphabet gescbriebene Weih- 



inschrift eines gewissen Chimaridas tragt (fruhcr 
in der Sammlung Tyskiewicz, jetzt in Boston, s. 
F r h n e r Auctionskatalog der Samml. Tysk. nr. 1 39 
pi. XV. Arch. Anz. 1899, 136, 16. American 
Journal of Archaeology III 1899, 569, anders 
Furtwangler S.-Ber. Akad. Munch. 1899, 573). 
Allem Anschein nach ist die Votivstatuette eine 
Nachbildung des Cultbildes, das dann, wie die 
Aphrodite von Delos, einen pfeilerahnlichen Unter- 

lOtriiger gehabt haben wiirde, aber, selbst wenn 
wir annehmen, dass der Copist es modernisiert 
hat, schwerlich alter als 600 gewesen sein kann. 
Als Erfinder der Gotterbilder bezeichnen den D. 
Apollod. Ill 15, 9 und Hyg. fab. 274, und bei 
der nahen Verwandtschaft zwischen der altesten 
Holz- und Steinbildhauerei konnte es nicht aus- 
bleiben, dass man auch Statuen aus Stein auf 
ihn zuruckfuhrte, wofiir in der Artemis Monogissene 
wenigstens ein Beispiel vorliegt (Steph. Byz. s. 

20 Movoyiooa). Hingegen sind seine und des Ikaros 
Portratstatuen auf den Bernsteininseln (Steph. 
Byz. s. 'HlsxTQiSsi) vOllig apokryph, und der be- 
malte Altar auf dem libyschen Vorgebirge Soloesa 
(Skyl. 53) war eine karthagische Stiftung (Hanno 
perip!. 4). 

Auf der Vorstellung von D. als Meister archai- 
scher Plastik fussend setzt die construierende 
Kunstforschung des Altertums die altesten ihr 
bekannten historischen Kiinstler zu ihm in nahe 

30 Beziehung. Eucheir, der alteste Maler, wird sein 
Verwandter (Plin. n. h. VII 205 nach AristotelesV), 
Simmias aus Athen , der Verfertiger des alten 
Steinbildes des Dionysos Morychos, sein Bruder 
(Polemon FHG III 136 frg. 73, vgl. Klein Arch.- 
epigr. Mitt. V 88), ein anderer athenischer Bild- 
hauer Endoios sein getreuer Schulcr, der ihn so- 
gar auf seiner Flucht nach Kreta begleitet haben 
soil, wahrend er in Wahrheit im 6. Jhdt. gelebt 
hat; die kretischen Bildhauer Dipoinos und Skyllis 

10 werden gleichfalls fiir seine Schulcr oder sogar 
fiir seine mit einer Kreterin erzeugten Sohne aus- 
gegeben, und zu diesen wird wieder rein combi- 
natorisch eine ganze Reihe weiterer arehaischer 
Kiinstler in ein Schulverhaltnis gebracht, wobei 
zugleieh die Tcndenz mitspielt , Attika als die 
llrheimat der gesamton griechischen Plastik mit 
Ausnahme der als minderwertig gedachten aegi- 
nctischen hinzustellen (Robert Arch. March. Iff. 
Furtwangler Meisterwerke 720f.). Die moderne 

50 Kunstforschung thut diesen antiken Constructionen 
zu viel Ehre an . wenn sic mit ihnen auch nur 
iusoweit rechnet. als sic diese angeblichen Schiller 
des D. zu einer einheitlichen Kunstschule, einer 
Gilde mit I), als ijoto; anyrjyirrji, zusammenfasst 
und sie mit einem selbstgepragten, dem Altertum 
in diesem Sinn durchaus fremden Namen als 
Daidaliden bezeichnet (Klein a. O. 86. Stud- 
niczka Arch. Jahrb. II 1887, 154). Ein in Kreta 
gefundener altei'tiimlicher Kopf, den man in diese 

joFrage hineingezogen hat (Lowy Kendic. d. Ace. 
d. Lincei 1891, 599). bestiitigt nur die schon durch 
die Cberlieferung iiber Dipoinos und Skyllis fest- 
stehende Thatsache, dass es auf Kreta "Vertreter 
der archaischen Plastik gab, beweist aber nichts 
fiir die Behauptung, dass diese als Mitglieder 
einer daidalisclien Schule anzusehen seien. Auch 
dass die dem I), selbst zugeschriebenen Werke alle 
derselben Stilrichtung angehort hatten, ist schon 



2005 



Daidalos 



Daidalos 



2006 



fl 



darum eine ungerechtfertigte Voraussetzung, weil 
fiir die Zuteilung nicht sowohl stilistische Beob- 
achtungen als die Altertiimlichkeit der Bildwerke 
und der Localpatriotismus ihrer Besitzer mass- 
gebend gewesen sein werden. Daher sind denn 
auch die Angaben uber den Stil der daidalischen 
Statuen einander durchaus widersprechend. Wah- 
rend sie z. B. von Diod. I 97 den agyptischen 
verglichen werden, behandelt Paus. VII 5, 5 alt- 
attisch, was nach V 25, 13 gleichbedeutend mit 10 
daidalisch ist, und agyptisch als Gegensatze. Nach 
welchen Gesichtspunkten die antiken Kunstschrift- 
steller daidalisch-attische und aeginetische Arbei- 
ten unterschieden, ist ganz dunkel. Furtwangler 
(Meisterwerke 721) ninimt im Vertrauen auf die 
Hesychglosse Alyeivszixa £'(>ya • rove av/x^e^fjxora; 
avSQtavTas an, dass fiir die ersteren die Schritt- 
stellung, fiir die letzteren das Stehen mit ge- 
schlossenen Fussen charakteristisch gewesen sei; 
indessen bezeichnet Philostr. vit. Apoll. VI 3, 20 
allerdings im Widerspruch mit den oben erwiihn- 
ten ration alistischen Kunsthistorikern, gerade die 
geschlossenen Fiisse als daedalisch, und fiir die 
delische Aphrodite und die Artemis von Mazi 
trifft das wirklich zu. Fiir einen historischen 
Bildhauer halten den D. Waldstein Rev. arch. 
XLII 1881, 321 und Kuhnert a. 0., der eine, 
indem er den niythischen von ihm unterscheidet, 
der andere, indem er die historische Gestalt sich 
zu einer niythischen entwickeln lasst. 30 

Zuletzt ist D. auch zum Architekten gemacht 
worden (Apollod. Ill 15, 8, 6). Da sein Name 
fur diese Erweiterung seiner Thatigkeit keinen 
Anhalt bot, muss dies als die letzte Phase seiner 
Entwicklung gelten. Man schrieb ihm die Er- 
bauung des Labyrinths zu (Apollod. Ill 15, 8, 6. 
Hyg. fab. 40), wobei ihm nach Diod. I 37. Plin. 
XXXVI 85 das agyptisciie Labyrinth des Mendes 
als Vorbild gedient haben soil; nach Solin. a. 0. 
war auch der Temp el, nicht nur das Bild der Brito- 10 
martis in Olus sein Werk. Namentlich aber gait er 
als Schopfer der grossartigen Bauanlagen Siciliens, 
des Reservoirs des Flusses Alabon bei Megara, des 
Hohlendampfbads bei Selinus (vgl. Holm Gesch. 
Sicil. I 106f.), der Burg des Kokalos bei Agrigent 
und einer Mauer auf dem Eryx. Auch ein seinem 
urspriinglichen Charakter mehr entsprechendes 
Werk, eine goldene Honigscheibe fiir die Aphrodite 
von Eryx, wird genannt. Alle diese Angaben 
finden sich bei Diod. IV 78. der sie einer andern 50 
Quelle entnimmt, als der vorher beniitzten mytho- 
graphischen. So lange diese Quelle nicht mit Be- 
stimmtheit ermittelt ist (Antiochos nach Sieroka 
Quellen f. Diod. IV. V, Lyek. 1878,19. Kuhnert a. 
O. 191, dagegen Bethe Quaest. Diod. 39), muss 
jedes Urteil iiber das Alter dieser Zuteilungen 
zuriickgehalten werden. Immerliin scheint es. 
dass die Vorstellung von D. als Architekten vor- 
nehmlich in Sicilian und Unteritalien ausgebildet 
worden ist. Einen von ihm in Cumae erbauten 
Apollontempel erwahnt Verg. Aen. VI 1-1, einen 
gleichen in Capua Sil. Ital. XII 102. Auch nach 
Sardinien lasst man ihn, entweder als Begleiter 
der Aristaios (Paus. X 17, 4) oder auf Einladung 
des Iolaos, gehen und dort grosse bauliche An- 
lagen. die Aaidu/.eia, ausfiihren (Diod. IV 30), wo- 
mit wahrseheinlich die Nuraghen gemeint sind. 
Als Vater des lapyx und Stammvater der Iapyger 



kennt ihn Plin. Ill 102 (vgl. Strab. VI 279). 
Bei Diod. I 97 wird seine Thatigkeit auch auf 
Agypten ausgedehnt. Er sollte dort den Hephaistos- 
tempel von Memphis mit einer Vorhalle vcrsehen 
haben und auf einer der bei dieser Stadt gelegenen 
Inseln in einem Tempel gOttlich verehrt worden 
sein. 

Die Schriftsteller tcsq'i s!iQt]fj,azow (Plin. VII 
198) sehreiben dem D. die Erflndung der fur die 
Hoharbeit wichtigsten Instrumente und Hiilfs- 
mittel zu, der Axt, des Bohrers, der Setzwage, 
des Leims, auch im Widerspruch mit dem alten 
attischen Mythos der Sage. Wenn ausserdem 
noch Mastbaum und Segelstange und als Erfln- 
dung des Ikaros die Segel genannt werden, so 
beruht das auf der rationalistischen Umdeutung 
seines Fluges als Schifl'fahrt, wie sie sich z. B. 
bei Kleidemos (FHG I 359, 5. Plut. Thes. 19) 
und Phanodikos (FHG IV 473, Serv. Aen. IV 14j 
findet. 

Uber den chronologischen Ansatz des D. ist 
schon im Eingang dieses Artikels gesprochen wor- 
den. Wenn ihn Paus. X 17, 4 als Zeitgenossen 
des Oidipus bezeichnet, so bedeutet das so viel 
wie alterer Zeitgenosse des Theseus. Es wird 
aber der thebanische Konig statt des attischen 
genannt, weil der Schriftsteller darauf aufmerksam 
machen will, dass D. zwei Geuerationen junger 
gewesen sei als der Kadmosenkel Aristaios und 
folglich diesen nicht nach Sardinien begleitet haben 
kOnne. 

Von den dramatischen Behandlungen der 1).- 
Sage sind die Kreter des Euripides und die Ka- 
miker des Sophokles schon erwahnt worden ; ausser- 
dem gab es von letzterem Dichter auch einen 
AaidaXog, der auf Kreta gespielt zu haben scheint. 
Von Aristophanes gab es einen Aulfialog und einen 
K&xaXos; ein anderer Aai&aiog wird bald unter 
dem Namen des Philippos, bald unter dem des 
Eubulos citiert. Uber die bildlichenDarstellungen, 
die sich meist auf den Pasiphae- und den Ikaros- 
mythos beziehen, s. 0. Jahn Arch. Beitr. 237H'. 
Korte Aufs. f. E. Curtius 195; Urne etrusche 
II 79ff. Robert Arch. Zeit. XXXV 1877, Iff.; 
Pasiphae-Sarkophag, XIV. Hall. Winckelm.-Progr. 
15ff.; Sarkophag- Reliefs III 47; Journal of hel- 
lenic studies XX 1900, 91ff. Rayet Gaz. arch. 
IX 1884, Iff. Mit I'nrecht hierher gezogen und 
auf- die Erniordung des Tales gedeutet wird ein 
poinpeianisch.es Wandbild (Arcli. Zeit. VIII 1850 
Taf. 17. Helbig 1480), das ein Fcrculum mit 
der AVerkstatt eines Stellniachers darstellt ; die 
in einen Kopf auslaufende Deichsel mit dem 
dariiber liegenden Joch hat man als eine am 
Boden hingestreckte menschliche Figur niissver- 
standen. 

Wichtigste Litteratur: Brunn Kiinstlergescli. I 
14ff. Petersen Kritische Bemerkungen z. altest. 
Gesch. d. gr. Kunst. Gvnmasial-Proirr. Plon 1S71. 
Kuhnert Daidolos. Jahrb. f. Philol. Sujipl. XV 
185ff. Topffer Att. Geneal. 1641". Overbcck 
Plast. H 34. Murray Greek sculpt. I 67. Col 
lignon Sculpt, gr. I 110. 

2) D. aus Sikyon, Erzgiesser, Sohn und Schuler 
des Patrokles und wahrseheinlich Enkel des be- 
riihmten Polyklet (Robert Herm. XXXV 1900, 
191ff.), also einer alten Kunstlerfamilie angehorig 
und offenbar nach dem mythischen D. benannt. 



2007 



Daklalos 



Da'imachos 



2008 



Datiert ist er durch zwci von ihm gefertigte olym- 
pische Siegerstatuen, die des Laufers Eupolemos 
(Paus. VI 3, 7. VIII 45 , 4 ; 01. 96) und des 
Ringers Aristodemos (Paus. VI 3, 4; 01. 98), 
beide aus Elis. Ferner fertigte er fiir Olympia 
die Siegerstatue des Ringers Narykides von Phi- 
galia (Paus. VI 6, 1), deren Basis aufgefunden 
ist (LOwy lnschr. gr.'Bildh. 103. Dittenbergcr 
lnschr. v. Olympia 161) ; in der Signatur nennt er 
si eh nicht Sikyonier, sondern vielleiclit Phliasier, 
scheint also spater nach dieser Stadt iibergesiedelt 
zu sein oder dort das Ehrenbttrgerrecht erhalten 
zu haben. Beachtenswert ist, dass ihn Pausanias 
trotzdem auch in der Besprcehung der Statue des 
Narvkidas Sikyonier nennt. Eine zweite in Olympia 
ausgegrabene Basis trug ein unbekanntes Werk, 
das D. in Gemeinschaft mit einem anderen sikyo- 
nischen Kiinstler, nach der wahrscheinlichsten Er- 
ganzung dem gleichfalls dem polykletischen Kreise 
angehorigen Kleon gearbeitet hatte (Lflwy 89. 
Uittenberger 635. 636). Zwei weitere Olym- 
pionikenstatuen , die des Timon, Siegers im 
Wagenrennen, und seines Sob nesAisypos, Siegers 
im Knabenreiten, verzeichnet Paus. VI 2, 8. Die 
Basis der Statue eines pytbischen Siegers Taureas 
oder Sohnes des Taureas mit der Kunstlerinschrift 
des D. ist in Delphi gefunden, Bull. hell. XXIII 
1899, 381. Eine seiner friihesten Arbeiton scheint 
das in der Mitte der Altis stehende Tropaion 
gpwesen zu sein, das einen Sieg der Eleer iiber 
die Lakedaimonier verherrlichte (Paus. V 27, 11, 
VI 2, 8). Pausanias nimmt an, dass dieser 
Sieg in der Altis selbst erfochten worden sei 
und bringt, ihn mit dem Feldzug des Agis 01. 95 
in Zusammenhang, was sieh aber mit der Schil- 
derung dieses Krieges bei Xenophon (hell. Ill 
2, 21 — 31) schlecht vertriigt: vgl. Iiobert Herm. 
XXIII 1888, 42 if. Die dort' versuchte Datierung 
auf 01. 90 kann indessen heute nicht mehr auf- 
recht erhalten werden. Das spateste uus bekaimte 
Work des D. sind die Statuen der Nike und des 
Arkas in dem grossen delphischen Weihgeschenk 
der Arkader, das durch die aufgefundene Basis 
in die Zeit nach 369 datiert wird (Paus. X 9, 5, 
vgl. Frazer z. d. St.. Pomtow Atben. Mitt. 
XIV 1X89, 15ff. Niese Herm. XXXIV 1899, 522ff, 
s. den Art. Antiphancs Nr. 21). Endlich kcnncn 
wir von D. nocb durch die in Ephesos aufgefundene, 
aber wieder verschollene Basis mit metrischer 
Kunstlersignatur die Statue eines Euthenos (Lowy 
88) und aus Plin. XXXIV 76 zwei als a-Toifro'/isroi 
ilargestelltc Knabensieger unbekannten Standorts. 
Ob eine in Halikarnass gefundene Basis, die in 
spateren Schriftziigen die Inschrift Aai&aXo; ?xoisi 
triigt, eine Copie nach einer Statue des sikyoni- 
schen Meisters oder seines mythischen Pathen, 
oder endlich, was das am wenigsten wahrschein- 
liche ist. ein Original von einem jiingeren gleich- 
namigen Kiinstler trug. muss dahingestellt bleiben, 
Bull. hell. XIV 1890. 107. iMl'ignon Sculpt, 
gr. II 165. Murray Gr. sculpt. II 234. 327. 
Furtwangler Meisterw. 416. Bobert Arch. 
March. 104; Herm. XXIII 1888, 429. 

3) Daidalos. hithynischer Bildhauer, falsche 
Lesung fur Doidalsos, s. d. [C. Bobert.] 

4) Aamovoyog in Knidos, Zeit nach Alexander 
d. Gr., OtG UT praof. p. XIV 47. [Kirchner.] 

5) /\tu'()u/.o; I nach Cobet, sonst Auihuyog. var. 



Aaidaxog). Platoniker, von dem Diog. Laert. I 30 
eine Angabe iiber Thales von Milet mitteilt. Nach 
Casaubonus ware vielmehr Aai/iaxoe 6 IlXa- 
raievg zu lesen, der nach Plut. comp. Sol. et 
Poplic. c. 4 auch irgendwo fiber Solon gesprochen 
hatte. [Natorp.] 

Daidan [AaiSav Euseb. Onom. ed. Lagardc 
251, 86. Hieron. ebd. 116, 26), von Eusebius als 
Ort in Sfidpalastina (Idumaea) bezeichnet; die 
lOStelle in Jeremias (49, 8), auf welche er Bezug 
nimmt , redet aber von dem Araberstamm der 
Dedaniter, und die Existenz des von Eusebius ge- 
nannten Ortes diirfte fraglich sein. [Benzinger.] 

Daidaphorios, der fiinfte Monat des mit, der 
Soinmersonnenwende beginnenden Kalenderjahrs 
von Delphi, entsprechend dem attischen Mauri a- 
kterion (November), Mufig erwahnt in den delphi- 
schen Inschriften; benannt nach dem in ihm ge- 
feierten Festc der Daidaphoria, Bull. hell. XIX 
20(1895) 5ff. (Dittenberger Syll.M38, 169), das 
nach der ansprechenden , wenn auch nicht voll- 
kommen sicheren Vermutung von Th. Homolle 
dem Dionysos gait und mit der von Plut. de Is. 
et Osir. 35 p. 364 E erwahnten Nachtfeier iden- 
tisch war. Ob in der ersten Silbe des Namens 
at, at oder a zu lesen ist, diirfte sich kaum ent- 
scheiden lassen. S. E. Bischoff Leipziger Stud. 
VII 35 Iff. [Dittenberger.] 

Daikles, Messenier. Siegt zu Olympia im 

30 Lauf, 01. 7. 752, Dion. Hal. I 71. Phleg. Trail. 

1 (FHG III 604). Nach letztgenannter Stelle war 

er der erste, welcher bekranzt wurde. Bei African. 

b. Euseb. I 196 heisst er Diokles. [Kirchner. 1 

Daiklos (Aaixlog), Sohn des Philaios, Sohnes 
des Aias und Stammvaters des attischenGeschlechfs 
der Philaiden (s. d.). Er wird in deren Stamuibauin 
genannt von Fherekydes (frg. 20 Miiller aus 
Markellinosvit. Thukyd. 2 = frg. 6 v. Schocffei' 
lieitriige zur griech. Historiographic [russ.] 1, vgl. 
10 S. 181), sonst unbekannt. [v. Schocffer.] 

Dailochos (AaO.oyog). 1) Athener, im Siegex- 
reigen des Theseus nach der Riickkehr aus Krcta, 
auf der Francoisvase, CIG 8185. [Wagner. J 

2) Dailochos, Sikeliote, Liebling Hierons I., 
Xenoph. Hieron I 31ff. [Niese.] 

Dai'maehos. I) Hipparch der Syrakusaner in 

einer Geschichte bei Polyaen. strateg. I 43, 1, 

die angeblich zur Zeit des athenischen Krieges 

spielt, also 427-424 oder 415-413 v. Chr. Holm 

;,iiGesch. Sii-il. II 366. [Niese.] 

2J Daimachos (FHG II 440— 442. Susemihl 
Gesch. d. gr. Litt. I 656; die iouisch-attische Aus- 
sprache des boioti.-chen Namens findet sich bei 
Eratosthenes |s. u.] und Lysimachos [s. u.Jj von 
Plataiai (6 ID.ajaitv; Harpocr. s. lyyvdr]xtj. Plut. 
comp. Sol. et Popl. 4. Diogen. I 30 ist Aaibayo: A' 
o ri/.aromy.o; von Casaubonus mit grosser \Vahr- 
scheinliihkeit in Aaluayo; 6' 6 Warmer; vit- 
bessertj, wurde von dem syrischen Kfinig Antin- 
HOchos Soter (293— 261 1 nacli Indien zu dem Nach - 
folger (Jandraguptas, Amitroghata ('A/aronyMijg 
Strab. II 70; 'AiHiiio/dxii; Hegesandros bei Athen. 
XIV 652 f; vgl. Las'sen Ind. Altertumsk. II 222) 
geschiekt und verarbeitete diese Gesandtschafts- 
reise, ahnlich wie Megasthenes die seine zu Can- 
dragupta, zu einem Buch iiber Indien ih ft xf.qI 
'Jvdixf/g Harpocr. s. tyyvdr'jxij ; h to7; 'Ivriixotg 
Athen. IX 394 e), das, nach Eratosthenes scharfem 



2009 



Da'imenes 



Daimon 



2010 



Urteil (Strab. II 70. 76), in noch hoherem Grade 
als das des Megasthenes unter dem Bann des 
Stilgesetzes stand, welches von Eeisebiichern fiber 
den fernen Osten verlangte, die alten Fabeln zu 
wiederholen und fortzusetzen. Entlehnung von 
und Polemik gegen Megasthenes ist auch in den 
durftigen Fragroenten noch zu erkennen (vgl. Strab. 
II 70. 76. Harpocr. s. eyyv&tjxt) und Megasthenes 
bei Ath. IV 153 d). Neben dem sehrpopularen Vor- 
ganger ist D. fruh vergesscn worden; nur Schrift- 10 
steller alterer, gelehrter Zeit kennen ihn, Kallixenos 
IIsqI 'Atel-avdeetag, der Delpher Hegesandros, Era- 
tosthenes, auf den samtliche durcb Strabon erhal- 
tenen Fragmente zuriickgehen, der zoologische 
Gewahrsmann des Athenaios. Dem praktischen 
Weltmann stand es wohl an, fiber Belagerungs- 
technik zu schreiben (Aai/tiaxos ev IIoXioQxrjttxoTi 
imofivr'/uaot Xiymr , das Oitat selbst ist ausge- 
fallen , Steph. Byz. s. Aaxedaifuov), was ja auch 



karnass gefundenen Basis, die die Statue eines 
Neon, Sohn des Aristeides, Priesters des Apollon 
Archegetes, getragen hat (Haussoullier Bull, 
hell. IV 1880, 401. Lowy lnschr. gr. Bildh. 305). 
Der Dargestellte und der Weihende, sein Oheim 
Theodotos, sind noch durch zwei weitere hali- 
karnassische Inschriften bekannt, Bull. hell. a. 0. 
399. 402. Nach dem Schriftcharakter gehSrt der 
Kiinstler dem 1. oder 2. Jhdt. v. Chr. an. 

[C. Robert,] 
Daimon (daifiwv). Etymologie unsicher, 
vgl. Hesych. s. datpoveg und daiftwr. Pott Et. 
Forsch.2 II 1, 947ff. G. Curtius Grundz.5 231. 
Preller-Robert Gr. M. 112, 1. Litteratur: 
Ukert Ob. Damonen, Heroen und Genien (Abh. 
d. sachs. Ges. d. W. II 1850, 137—219). Ger- 
hard Ob. Wesen, Verwandtschaft und Urspr. d. 
Damonen und Genien (Abh. Akad. Berl. 1852, 
237—266). Nagelsbach(-Autenrieth) Horn. 




x.(r]X)i>i(QV [bir\viyov oder dieviyoii jtsQOeuxidv 
codd., Arjif-taxov fand schon Wescher) xal xmv 
Aidd{ov xal XaQi)ov (dt.' avrov codd., vgl. p. 10, 
10) rcov axoXovikjaavrmv 'A).e^avl>Q(a xal en rwv 
i'TTo IIvqqov Tov MaxeSovog y(>a.<p£vxa>v IIoXioq- 
xijTixmv ogydvior; die gelehrte Zusammenstellung 
hat Athenaios von Agesistratos entlehnt (vgl 



Lehrs Pop. Aufs.2 141ff. 189ff. Zeller Phil. d. 
Gr. s. Reg. Leop. Schmidt Ethik d. Gr. T 
153_155. Preller-Robert Gr. M. Rohde 
Psyche. Usener Gottern. s. Regg. Bei Homer 
heisst der Gott -d-tog oder dal/Ltwv; lasst sich 
ein Unterschied statuieren in der Verwendung 
der beiden Begriife , so ist es der , dass tieog 



10, 10. 31, 6). Dagegen passt zu dem Reise- 30 mehr ,die PersOnlichkeit eines Gottes, wie dieselbe 



roman — es genfigt, an Hekataios von Teos und 
Megasthenes (Strab. XV 713) zu erinnern — das 
Buch risoi svaefieiag, aus dem Plutarch (Lys. 12) 
ein fabufierendes Bruchstiick erhalten hat. Ob er 
in diesem oder in dem fiber Indien oder in einem 
sonst nicht bekannten Werk auf die sieben Weisen 
zu sprechen kam, ist nicht auszumachen, nicht 
unwahrscheinlich ist es, dass die dahin gehorigen 
Notizen (Plut. comp. Sol. und Popl. 4. vortreff- 



durch Cultus und Mythologie bestimmter um- 
schrieben war', dat/umv dagegen mehr .seine im 
Leben und in der Natur hervortretende Macht 
und Wirkung' (Preller-Robert 112) ausdrfickt; 
deutlicher noch offenbart sich der Unterschied in 
den Derivata ihiog und dai/tovtog. Der Grieche 
besass also zur Bezeichnung des Gottes selbst, 
von der Seite seiner Wirksamkeit betrachtet, eine 
eigene Benennnng: dalumv, wo ahnlich der Romer 



lich vonToepfferQuaestPisistr. 40ff. behandelt. 40 vom numen (s. d.) des Gottes spricht (Lehrs 



Diogen. I 30) durch den Kallimacheer Hermippos 
vermittelt sind. Eine mythographische Notiz hat 
Lysimachos (schol. Apoll. 1 558) aus D. erhalten: 
das lasst sich mit der Schriftstellerei des Anti- 
kleides von Athen vergleichen. Alles in allem 
gehort D. mit seiner Mischung von praktischer 
Weltkenntnis und mannigfaltig schillernder Ro- 
mantik zu den charakteristischen Erscheinungen 
der ersten Epoche des Hellenismus ; die Einseitig 



145f.). ,Die Vorstellung (von D. neben den mit 
bestimmten Namen und Eigenschaften bezeich- 
neten Gottern) ist nach zwei Seiten in bemerkens- 
werter Weise fortgebildet worden' (Usener 29211'.). 
Schon II. VIII 166 kommt d. in gleicher Be- 
deutung und Verbindung vor, wie ddvarog II. IX 
571, und so heisst zumal in der Tragoedie alles, 
,was plotzlich wie eine Schickung von oben an 
einen herantritt', das unentrinnbare Menschen- 



keit diese Epoche als .Alexandrinerzeit' aufzu- 5< i schicksal, allgemein 8.: vgl. besonders Aisch. Sejit. 

' 812; <i. = Tod haufig auf Inschriften ; das ineiste 

bei Roscher M. Lex. 1938, dort nachzutragen : 
(JIG 1988 b. 3715 (vgl. Anth. Pal. app. 126) 



fassen, wird durch ihn, wie iibrigens durch un 
endlich viel anderes, als den Thatsachen zuwider- 
laufend gekennzeichnet. Porphyrios Bemerkung 
(Euseb. praep. ev. X 3) ri yuo 'E^ouov i'dtov in 
ju~)v Aatudyov xal Ka).).iaderovg xal 'Ara';iiif:vovg 
ni'zaZg /Jieaiv eaxiv (ire zgtoyuiovg ii/.ovg (etwa = 
einem Buch der achtbandigen Thukydidesausgabei 
imjart&trTag ou'yovg muss auf Confusion beruhen, 
Venn man niclit annehmen will , worauf sonst 



(Ijdcxavog 6. wie 6200 16315] und 2059). 6201 
(xax6; b. wie 0281). Add. 3857 u. CIA II 4319. 
In der Tragoedie offer rov .-raodrra dul/iora. Aisch. 
Pers. 825. Soph. frg. 592. Eur. Alk. 561 ; Androm. 
974; gleichzeitig auch das Derivat dai/ior<ir ,von 
einem D. besessen sein', womit sich eine Vor- 



keine Spur ffihrt, dass Ephoros Weltgeschichte, wie 60 stellung verband, die bei uberhandnehmeiidein 



es Weltgeschichten zu gehen pfiegt, modernisierte 
Auflagen erlebt hat, [Schwartz.] 

DaTmenes. 1) Hellene im Dienste der Kar- 
thager. von Dionysios I. 397/6 v. Chr. in Motye 
gefangen und ans Kreuz geschlagen. Diodor. XIX 
53, 4. [Niese.] 

2) Sohn des D., aus Orianda, Bildhauer, be- 
kannt durch die Kunstlersignatur einer in Hali 



Aberglauben die sog. Exorkismen im Gefolge hatte. 
Beschworungen und Teufelaustreibungen, wie sie 
noch in der christlichen Kirche gefibt wurden. 
Anderseits hat sich der Glaube an individuelle 
Schutzgeister herausgebildet, die den Menschen 
von Geburt ab_ durch s Leben begleiten; schon 
Pindar kennt ihn (Pyth. V 164f.). desgleichen 
Theognis iv. 161ti'.); noch bestimmter die Unter- 



2011 



Daimon 



Da'ipliantos 



2012 



scheidung zwcier soldier D. , eines guten und 
eines bosen, bei Menander frg. 550 Kock; vgl. die 
Composita ev8ai/ia>v , etwas spater auch SvaSai- 
/icov. xaxoflaiftow, f}ai>vdaifiror. denen voraufging 
tiXfiiodaifiaiv bei Horn. Tl. Ill 182; auch die 
Etymologie von A axedaiurov bei Eustath. II. p. 293, 
26ff. Dieser Glaube wird bcsonders von den 
Philosophen ausgesprochen , Plat. Phaid. 107 D. 
108 B. 113 D und sonst (Schmidt, 153f.); hieher 
gehort auch das Sat/toviov des Sokrates, das sich 10 
nur abmahnend ausserte, und so als Gcwissen kenn- 
zeichnete. Der bOse D. des Brutus, Plut. Brut. 36, 
des Cassius Parmensis, Val. Max, I 7, 7. Scharfere 
Umrisse zeigt die italische Gestalt des Genius 
is. A.): bier ging man so weit, den Genii Iunones 
(s. d.) gegeiiiiberzustellen , d. h. man nahm an, 
wie dein Marine ein Genius, so stehe der Frau 
eine Iuno zur Seite. Unter dem Gesichtspunkt 
von Sehutzgeistern von Landern und Stildten kann 
der giittlich verehrte Demos (s. d.) betrachtet20 
werden, sowie die im helleiiistisch-rOmischen Zeit- 
alter vielfach als StadtgOttin aufgestellte 'Tyche 
(s. d.). Schliesslich vgl. die Art. Agathodai- 
mon undAlastor (die beiden zusammengestellt 
als 8. ijyd&eos und 8. tzijucov Qvi]tS>v Orph. H. 
prooim. 31). 

Die hesiodisehe Dichtung von den Weltaltern 
Uisst die Menschen des goldenen Zeitalters nach 
dem Willen des Zeus zu Saliioves werden, zu 8. 
.auf der Erde, zu Wiicbteru der sterblichen Men- 30 
schen, die beobachten Recht und Missetbaten, in 
Wolken gebullt, allhin wandelnd iiber die Erde, 
Reichtuin spendend wie Kiiiiige', egya 122ff. So 
inusste sieb der Begriff 8. als die allgemeinste 
Bezeichnung eines gfittlichen Wesens in seiner 
gegen av&gainog hin absteigenden Fortentwickhmg 
(vgl. avdgotJioSai'urar) kreuzen mit dem andern 
Begriff yomg (s. d.), der urspriinglich fiir hervor- 
ragendes. ilann verkliirtes Menschentum gebraucht, 
mehr und mehr sich zur Geltung von Deog erhob 40 
(vgl. i/filfteoi : f-'oya 160), und sofern es gait, gott- 
liche Wesen niedern Ranges zu bezeichnen, mussten 
die beiden Begriffe im spatem Sprachgebrauch 
zusammenfliessen (Usener 248ff., anders Rohde 2 
1 152f.). Philosophische Speculation fixierte die 
Rangfolge: J)foc 8ai/irov ijqwc avftooxog , die 
Plutarch (de del. orac. 10 p. 415 B) bereits bei 
Hesiod findet, nach Athenagoras (leg. pro Christ. 
21) Thales zuerst aufgestellt hat; als iie.rafr 
Ihov tf nai flrijTov bestiinmt auch der platonische 5d 
Sokrates die 8. (svmp. 202 E: vgl. rep. Ill 392 A. 
IV 427 B; leg. IV 717 A. Bi. 'Der Verstorbene 
heist 8., Aisch. Pers. 620 (vgl. aber Rohde2 II 
232. li. Eur. Alk. 1003: im Rhesos 971 N. die 
Neubildung urducinobal/uov (vgl. Prokop. hist, 
arc. 12 p. 7H I) [Suid.], wn drbiiuinobaiunre; von 
den Schaden bringendeii Gespenstern), vgl. .too- 
Tndaiiitur bei Hesveh. s. v. und rixvbaiitwr Bull, 
hell. XII 1888, 209. Rohde-' I 101. 2.' Usener 
253. Die heroisierte Romulus als cv/tEvi/; 8. Plut. i;ii 
Rom. 28; 8. besoinlers 1'iir biiswillige Heroen, wie 
fiir den Heros von Temesa (Paus. VI 6, 8. 9), 
einen Odysseusgefahrten (Polites) nach Strab. VI 
255, Alybas nach Suid. s. Ei'&v/wg, (s. o. Bd. I 
S. 1708), fur den Heros des attischen Demos Ana- 
gyrus, der 'Avayvgdaiog 8. heisst. s. o. Bd. I 
S. 2027 u. s. w. AaifWVEi — Manes, Luc. de luctu 
24; de morte Peregr. 36. 37 ; vgl. CIG 4232: so 



hating auf Insehrifleii {leoig 8ai/iooir = Bis Muni- 
bus , bei Roscher I 939 beizufiigen Bull. hell. 
IV 1880, 103. IGI 938. 1609. 1611.2506. Add. 
901 a. 1359 a (?), foot; xal Sai/xooiv IGI 941. 6 A 
IGI 1396. 2056; in gleicher Verwendung Sai/iovan' 
aya&tiv. Athen. Mitt. XIV 1889, 110. XV 1890, 
276f. (23—25. 27) und &ya&ov Sai/iovog Bull, 
hell. XIV 1890, 628; auf Thera dafiir der Aus- 
druck uyyeXog (vgl. K. Keil Jahrb. f. Philol. 
Suppl. IV 654f.), den die Sprache der Septuaginta 
iibernommen hat in der weitern Bedeutung von 8. 
als Mittelwesen zwischen Gott und Mensch. Als 8, 
werden bezeichnet Hermes CIG 8358 und Hckate 
CIG 5950 vgl. (I) 26; weiterhin dii minores wie 
Memnon CIG 4738, Mithras CIG 6012, Chronos 
Anth. Pal. VII 245 (CIA II 1680). Dikaiosyne 
CIA IV 2, 2544 b, Telesphoros CIG I add. 511, 
Eurynomos Paus. X 28, 7 , Himalis, Nostos und 
Eunostos, Preller-Robert607, 4. Usener 256f. 
A. fur Subalterngotter (ttqojtoJ.oi. dswr), mit den 
Satyrn, Seilenen, Bakchen u. a. die Kureten als 
solche bezeichnet Strab. X 466 (die Korybanten 
als siQOTtoloi h'vrmloi der Rhea 472) ; Akratos au.s 
der Umgebung des Dionysos (Paus. I 2, 5), zu- 
sammen zu halten mit dem Heros Akratopotes, 
Athen. II 39 c; Hadreus aus der Umgebung der 
Demeter, Etyrn. M. s. v.; Tychon aus dem Kreis 
der Aphrodite, Etym. M. s. v.; Orthanes und 
Konisalos, Pre Her - Robert 735,4. Tzetz. 
Lyk. Al. 538 COgd-dyrjg); 8ai/iovsg der Hekate 
CIG add. 3587 u. s. w. So haben Juden und 
Christen alle HeidengOtter fur 8ai/iovsg erklart 
(vgl. z. B. CIG 8627), und zwar fiir bose Daemo- 
nen , gefallene Engel und Teufel , wie etwa in 
Dantes Inferno (III 82ff.) Caronte, als dimoniu 
aufgefasst, dasselbe Amt verrichtet, wie die so 
benannte mythologische Gestalt in der heidnischen 
Unterwelt. Uber den 8. auf dem in'raj des Kebes 
vgl. Arch. Ztg. XLII 1884, 115ft. (Relieffragment). 
iiber stiergestaltige Daemonen MilchhOfer Arch. 
Ztg. XLI 1885, 253f. [Waser.] 

Aaifiovcov vrjaog, Insel an der Westkiiste von 
Arabien, 66° 45' Liinge, 23° 15' Breite, Ptolem. 
VI 7, 43. Wahrscheinlich die Pelseninsel westlich 
von Gar, auf der Admiralskarte Suflnmij genannt, 
die durch aufgesteckte Warnungszeichen vor den 
umherliegenden Korallenklippen sich auszeichnet. 

|D. H. Miiller.] 

Dailies, auf einer athenischen Grabstele der 
Kaiserzeit als der Weibende genannt, wurde von 
Ross Arch. Aufs. II 675 irrtiimlich fiir den Bild- 
hauer gehalten. CIA III 1340. Lowy Inschr. gr. 
Bildh. 458. Kaibel Ep. gr. 139. [C. Robert.] 

]>a°i|)liantOS. 1) Aaty-arros (Plut. Phot., Aai- 
(/drrtjg Paus.), Sohn des Bathyllios (Plut.) aus Hy- 
ampolis. Fiihrer der Phoker (der Reiterei, Paus. -, 
einer der drei aoy^orre;, Plut.) im Kriege gegen 
die Thessaler, der einige Zeit vor den Perser- 
kriegen anzusetzen ist, erfocht einen glanzeuden 
Sieg im Gebiete seiner eigenen Vaterstadt bei 
Kleonai ; dieser That wurde noch zu Plutarchs Zeit 
beim Feste der Elaphebolien, das die Hyanipo- 
liten der Artemis feierten, beim (tpfer gedacht : 
es soheint, als ob D. dabei heroische Ehren erhielt 
(Plut, inul. virt. 2 p. 244; non posse suav. viv. 
sec. Epic. 18 p. 1099 e. f, wo {tvoiwv nai nuwy 
wohl auf D. geht; de ser. num. vind. 13 p. 558b). 
Plutarch hat eine eigene — verlorene — Lebens- 



aui:. 



Daiphontis 



Daisios 



2014 



beschreibung des D. verfasst, |de mul. virt. a. a. O. 
Sopater bei Phot. bibl. cod. 161), welche nach 
den von ihm selbst erhaltenen Proben (s. o.) eine 
altere auch von Paus. X 1 (D. genannt § 8) be- 
nutzte Geschichte von der (pommij anovoia mit 
novellistischen Ziigen, aber auch mit eigenen Be- 
obaebtungen der Festgebrauche von Hyampolis 
ausstattete. Die Quelle scheint alter als Polybios 
zu sein. der XVI 33, 2 auf die Geschichte an- 
spielt ; die Art, wie eine sprichwOrtliche Redens- 
art verwendet wird. sieht ganz nach Ephoros aus 
(vgl. dessen frg. 30). Herodot VIII 27ff. bat in 
seiner Erzahlung von den phokisch-thessalischen 
Kriegen, die an die Weihgeschenke in Delphi und 
Abai ankniipft, noch nichts von D., aber seine 
Erzahlung wird von dem Anonymos (Ephoros'?) 
bemitzt sein, der den D. in der localen Tradition 
entdeckte und damit das Sprichwort contaminierte. 
Wohl erst Pausanias hat dann in greulicher Weise 
den Herodot und den angenommenen Ephoros zu- 
sammengearbeitet. So diirfte der vielfach ver- 
kannte Sachverhalt sein. Litteratur bei Busolt 
Gr. Geschr. I 2 700, 1, der immer noch zu viel 
Wert auf Pausanias zu legen scheint und, wie 
ich glaube, mit Unrecht annimmt, dass zwei 
Kriege iiberliefert sind. [Hiller v. Gaertringen.] 

2) Thebaner, Freund des Epameinondas. fiel 
in der Schlacht bei Mantineia 362 v. Chr. (Ael. 
v. h. XII 3. Plut. apophth. reg. et imp. Epamin. 
24). [Judeich.] 

DaTphontis, eine Phyle in Thuria in Mes- 
senien, inschriftlich belegt bei Le Bas II 302, 
terrier in Messene bei Wilhelm Athen. Mitt, XVI 
346. Den Namen hat sie vom Herakleiden Dai- 
phontes, der Hvrnetho, die Tochter des Temenos, 
geehelicht hatt'e (Paus. II 19, 1. Herod. VI 52). 
Auch der Name der zweiten fiir Thuria bezeugten 
Phyle Aristomachis geht auf einen Herakleiden 
(s. Aristomachos Nr. 2) zuriick. Als Abtei- 
lung des Volks auch belegbar in Mykenae 'Erf. 
aQZ 1887, 156; dnch scheint dort eine Phratrie 
genieint. [Szanto.] 

Daipliron (zlai'V/yoj)'). 1) Sohn des Aigyptos. 
der die Danaide Skaie erloste, Apollod. II 16 W. 

•2) Sohn des Aigyptos (von der Hephaistine), 
der die Danaide Adiante erloste, Apollod. II 20 W. 

| Waser. | 

3) Erzgiesser unbekannter Zeit und Schule. 
von Plinius XXXIV 87 im dritten alphabetischen 
Verzeichnis als Verfertiger von Philosopbenstatuen 
irenannt. [C. Robert.] 

Oai'ppos (Aaixxag). 1) Atliener [MaoaOojviog). 
Toi/jocwyoc in Seeurkunib-n vmn J. 373 2. CIA 
II" 789 "b 26. und 356 5, eb.l. 794 b 73. 

i) Aus Kroton. Siegt zu Olvmpia im Faust- 
kampf, 01. 27 = 672. Phleg. Trail, frtr. 4 (FHG 
III 605.1. [Kirehner.] 

3) Aus Sikyon. Sohn und Schiiler des Lysippos, 
von ITin. XXXIV 52 (wo die Hss. irr'tumlich 
Laippot habeti) in der clironologisclicii Tabelle 
auf Ol. 121 datiert. Zwei Olympionikenstatucn 
von seiner Hand, die des Eleers Kallon. Siegers 
im Fanstkainpf der Knaben. und die des Liiufers 
Nikandros, gleichfalls eines Eleers, erwahnt Paus. 
VI 12, 6. 16, 5. Ob der von Plin. XXXIV 87 
erwahnte neoizvdfierog mit einer dieser Statuen 
identisch ist, lasst sich nic-ht entscheiden. 

[C. Robert.] 



Dais (Aalg OdlF.ia), die iippige Schmauserei, 
von Sophokles im Triptolemos personiflciert und 
als jiQeojUarr) #ewr bezeichnet , frg. 544 Dind. 
(aus Hesych. s. Artie). [Waser.] 

Daisias scheint nach einem Fragment des 
Archippos (bei Athen. X 424b = Kock I 683 
xva&ov F.jiQid[ii]v aaQa. Aawlov) Becher verfertigt 
zu haben, woraus aber nicht mit Sicherheit (vgl. 
Brunn Gesch. d. griech. Kiinstler II 404) zu 

10 schliessen ist, dass er ein Toreut und Zeitgeuosse 
des Archippos war. [O. Rossbach.] 

Daisios, makedonisch-grieehischer Monats- 
name. 1. In dem Mondsonnenjahr der Make- 
don ier, dessen Anfangspunkt die Herbstnacht- 
gleiche bildete, nahm der D. die achte Stelle ein 
und entsprach so dem attischen Thargelion (Mai), 
wie derm Plutarch die Schlacht am Granikos ein- 
mal (Alex. 16) in den Daisios, an einer anderen 
Stelle (Carnill. 19) in den Thargelion setzt. Vgl. 

20ldeler Handbuch der Chronologie I 402, 2. In 
der makedonischen Inschrift Dittenberger Syll. ' A 
318, 39 (Lete 118 v. Chr.) findet sich der Monat 
erwahnt. Von Alexander bis auf Augustus war 
jeues alte makedonische Jahr iiber einen grossen 
Teil des hellenisierten Orients verbreitet; den 
Monat D. treffen wir z. B. in Pergarnon (Joseph, 
ant. Iud. XIV 247) und Sardes (Altert. von Per- 
garnon VIII 2, 268 D 36). Als dann unter der 
Regierung des Augustus fiir die Provinz Asia ein 

3d Kalender eingeftthrt wurde. der unter Beibehal- 
tung der makedonischen Monatsnamen (doch s. 
unter D i o s) ein dem iulianisehen nachgebildetes 
Sonnenjahr darstellte (die Originalurkunde dariiber 
ist zum grossen Teil erhalten, herausgegeben von 
Th. Mommsen und U. v. Wilamowitz-Mol- 
lendorff Athen. Mitt. XXIV 1899, 27'Jff.), wurde 
der Monat D. 3ltagig, vom 23. April bis zum 
23. Mai (Z. 70 der Inschrift). Sehr wenig weicht 
davon der Kalender der Ephesier im Hemerologium 

4(1 Florentinum ab, indem er ihm 30 Tage, vom 24. 
April bis zum 23. Mai giebt, und hierzu stimmt 
die sardianische Inschrift CIG 3467 (Le Bas- 
Waddington Inscr. Ill 628j mit der Doppel- 
datierung jiqo xfvtc xalav8r5v Matcar — xal /ty- 
ro; Asaiov TFrdozji (Z.4. 6). Andere Erwabnungen 
des Monats in Inschriften der Provinz Asia CIG 
2943. 14. 3515, 10. 3872c, 1. 4255,3. Le Bas- 
Waddington Inscr. Ill 1044, 12. 1522, 1. 1676. 
8. In anderen roinischorieiitalischen Sonnen- 

50Jahren. die wir aus dem Heinerologiuni Floren- 
tinum und iihiilichen hsl. erhaltenen VeiYeich- 
nissen kennen, hat er sich um eine oder einige 
Stellen verschoben. So ist der Anfangstag im 
Kalender der .Arabei" der 21. Mai, in dem vuii 
Gaza der 26. Mai, in dem syromakedonischen lent- 
sprechend dem syrischen tiiteaii) der 1. Juni. in 
Tyros der 19. Juni, in Askalon der 25. Juni. in 
Sidon der 1. August. Vgl. I del er Handbuch der 
Chronologie I 430. 434'. 43611'. Dass in Syrien 

iiii dieser Kalender erst mit der ROmerherrschaft ein 
Ende gefunden hat. zeigt das Vorkommen des 
Monats D. in sehr spiiten Inschriften wie CIG 
"641 (Le Bas-Waddington Inscr. Ill 1S7S, aus 
dem J. 565 n. Chr.). 9730 (431 n. Chr.). Auf 
einen ahnlichen Sonnenjahrkalender sind ohne 
Zweifel die makedonischen Monatsnamen in den 
aus der romischen Kaiserzeit stammenden In- 
schriften des bosporanischen Reichs zu beziehen ; 



2015 



Daitas 



Dakes 



2010 



der Aaiatog findet sich bei Latvschew Tnscr. or. 
sept. Ponti Eux. TI 27, 8. 54, 4. 364, 4. 423, 14. 
449, 22. 

2. Der einzige bekannte Monat des Kalenders 
von Sikyon, den Plutarch Arat. 53 dem athe- 
nischen Anthesterion (Februar) gleichsetzt; vgl. 
Ideler Handbuch der Chronologie I 402, 2. K. 
F. Hermann Monatskunde 52ff. E. Bischoff 
Leipziger Studien VII 380ff. 

Der Name hiingt ohne Zweifel nach Entstehung 
und Bedeutung mit dem in zahlreichen griechi- 
schen Kalendern auftretendcn Theodaisios (s. d.) 
zvisammen. [Dittenberger.] 

Daitas (Aaizag). 1) Vater des Machaireus 
(s. d.), von welch letzterem Neoptolemos getfltet 
wurde, Asklepiades im Schol. Pind. Nem. VII 62 
(FHG III 303, 9). Vgl. Wide Lakon. Kulte 
292, 1. [Waser.] 

2) S. Daito. 

Daites (Aahtjg), nach Demetrios von Skepsis 
im 24. Buch seines Tganxog didxoofiog ein bei 
den Troern verehrter Heros des Schmauses (daig), 
dessen Mimnermos (vgl. frg. 18 Bgk.) gedenke, 
Athen. IV 174 a. Eustath. zu Od. 1413, 20ff. 
Vgl. Deipneus, Zeus als ElXamvaotiqg und 
ZxXay%voz6fiog, Dsener GcVttern. 256. [Waser.] 

Dai'tlios, Spartiate, beflndet sich unter den- 
jenigen, welche 421 v. Ohr. die Vertrage rait Athen 
beschwuren. Thuc. V 19, 2. 24, 1. [Nicse.] 

Daitichai (AattTxai), eiti den Gymnosophistai 
am oberen Ganges benachbartes Volk, Ptolem. VIT 
1, 51 ; vielleicht, da in ihr Gebiet die Stadt Pas- 
sala filllt, eine Abteilung der Passalae, skr. Pan- 
ciila. Kaum als ,geteilte' Dayitika zu fassen ; 
eher, da der Anlaut d auf skr. ;"/ zuriickgehen 
kann, mit Lassen als Gatika ,Leute mit ge- 
rlochtenem Haar', von gatd ,Haarflechte', zu er- 
kliiren, vgl. indische Volksnamen wie Gatasura, 
Gatadhara ; die im Mahabharata neben den Aratta 
und Bahika erwahnten Gartika konnen gleichfalls 
in Betracht kommen, obwohl sie weiter gegen 
Westen abliegen. [Tomaschek.] 

Daito (Aairw), Schwester des Thyestes, mit 
welchem sie aus einem Ei einen Knaben erzeugte. 
N aniens Enorches (s. d.), Schol. und Tzetz. Lyk. 
Al. 212 (bei Tzetzes der Name zu Antra; verderbt). 

[Waser.] 

Daiton (Aaizior). soviel wie Daites (s. d.i. 
Athen. IV 173 f. Eustath. zu Od. 1413, 2off. Vgl. 
Keraon. [Waser.] 

Duitondns aus Sikyon, Erzgiesser, fertigt iur 
Olvmpia die Statue eines Siegers im Faustkampf 
der Knaben, Theotimos, dessen Vater Moschion 
die Feldzuge Alexanders mitgemacht hatte (Paus. 
VI 17, 5). Die Siguatur dieses Kiinstlers hat 
sich auf einer im Ohvald bei Delphi gefundenen 
Basis erhalten, die eine Statue der Aphrodite ge- 
tragen zu haben seheint und nach dem Schrift- 
charakter in den Anl'ang des 3. .Ihdts. gehort. 
Job. Schmidt Athen. Mitt. V 1880, 197. LOwv 
Inschr. griech. Bildh. 97. IGS I 2472. 

[C. Robert.] 

Daitor (Aainan, var. ftaico, Etyni. M. s. Aat- 
ri'jo) , Troianer, von Teukros getiitet, II. VIII 
275. [Hoefer.] 

Aaizgol hiiiigt etyinologLsch mit der Wurzel 
bat in duko = zerteile zusammeii (G. Curtius 
Etym. 230. Brugmaun Gruudr. d. vergl. Gramm. 



II 1063) und bezeichnet die mit der Zerlegung 
und Verteilung der Portionen unter die Festgaste 
(fiats = Festschmaus, Satzv/uov = Gast) beschaf- 
tigten Diener, die Vorschneider (Odyss. XVII 331 ; 
die zwei andcren StellenI 141 und IV 57f. warden 
schon im Altertum beanstandet, Athen. V 193 b; 
vgl. Plut. qu. sympos. II 10). Da das Schlachten 
der Tiere urspriinglich stets mit einem Opfer 
und ein solches meist mit einem Festschmaus 

10 verbunden war (Artemid. V 253 Herch. Poll. VI 8. 
Hermann Gottesdienstl. Altert. § 28. Nissen 
Pomp. Studien 276), so stiegen die D. zum Range 
von Cultbeamten auf, die das Opfertier zerlegeu 
und unter die Teilnehmer das Fleisch verteilen 
mussten. Speciell sind solche D. fur das attische 
Fest der Diipolien (s. d.) bezeugt, und zwar wur- 
den sie einem Adelsgeschlecht entnommen, ja es 
soil sogar nach der gewOhnlichen Ansicht ein ge- 
wisses Adelsgeschlecht diesen Namen gefuhrt haben 

20 (Bossier De gent, sacerd. 14f. Meier De gent, 
att. 46. Hermann Gottesdienstl. Altert. § 61. 
Schoemann Griech. Altert. II 505. Band Diipol. 
21. Martha Saccrd. atheri. 166. Dittenberger 
Herm. XIII 393f.) nach Zeugnis des Theophrastos 
(Porphyr. de abstin. II 30). Diese Deutung ist 
aber schlagcnd widerlcgt worden von Toepffer 
(Att. Geneal. 149f£), der nicht nur bewiesen hat, 
dass die D. kein besonderes Adelsgeschlecht waren, 
sondeni auch aus der scharfsinnigen Zusammen- 

30 stellung von Hesychios (A. fidyeigog diaiQOjv za 
xqia) und einem Fragment des Kleidemos (frg. 3. 
17 bei Athen. X 425 e. XIV 660 a), wo die Keryken 
als fidyeigoi und (lovzvxot (auch bei den Diipolien 
beteiligte Cultbeamten) bezeichnet werden . ge- 
schlossen, dass dem Geschlechte der Keryken die 
Ehrenpflicht oblag, die D. zum Feste zu stellen. 
Ihm stimmte bei Stengel Griech. Cultaltert. 172. 
Bedenken erregt nur, wie es dem eleusinischen 
Geschlecht gelingen konnte, bei dem uralten athe- 

40 nischen Feste die dabei unzweifelhaft einst thiiti- 
geii einheimischen Geschlechter zu verdrangen. 

[v. Schoeffer.] 
Aairv/j.6ves, die Schmansenden, technisch. wie 
es seheint, gebraucht fur die Teilnehmer an den 
Syssitien bei Herod. VI 67. ebenso wie bei Alk 
man frg. 22 (37 1. [Szanto.] 

Paix (Gen. Adi'xog), ein aus den norossisclien 
Bergen von Norden her in das kaspische Merr 
mundender Fluss Sarmatias, Ptolem. VI 14, 2-5; 

.-,ii Da i mm (sic) Ammian. Marc. XXIII 6, 63; Aaiy 
Menander Protector im J. 568, Ai// Const. Por- 
phyr. d. adm. imp. 37 p. 164; Jajac bei Job. de 
Plane Carpini und Willi, de Rubruk; der Nor- 
mals Jajiq genannte Fluss heisst seit den Tagen 
der Kaiserin Katharina II. Ural. Das Wort ist 
hunnisch-tiirkisch : jajygh (aus jatygli) ,ausge- 
breitet' von jat-, jaj- ,sich ausbreiten'; dem An- 
laut j legt sich im Tiirkischen gem ein unorgu- 
nisches <l an, daher dii' echte Aussprache Djajygli. 

tifi Die aus Innerasien ausgezogenen Chunoi (s. d.) 
erseheinen im Pinax des Ptolemaios bis an den 
Borysthenes geriickt. [Tomaschek.] 

Dakasye> Ort in unbekannter Lage in Gala- 
tien, Ptolem. V 4, 5. [Ruge.] 

Dakes (so Zosimus, Adaces bei Ammian), pi-r- 
sischer Satrap. Er wurde als Gesandter wegen 
eines Friedens an Kaiser Constantius geschickt 
und spiiter in dein Kriege des Kaisers lulian gegen 



•20 r 



Dakibv/.a 



HaUvlni 



•2018 



die Perscr, 363 n. Chr., bei einem Gefechte mit 
der rfimischen Nachhut getotet (Zosim. Ill 27, 4. 
Ammian. Marc. XXV 1, 6; vgl. Sie vers Studien 
zur Geschichte der rOtnischen Kaiser 259). 

[Swoboda.] 
Dakibyza, Ort in Bithynien, an der Strasse 
von Kalchedon nach Nikomedeia. Zonar. XIII 16, 3. 
Socr. hist. eccl. IV 16, 5. Sozom. hist. eccl. VI 
14. Proc. hist. arc. 30, 1. Georg. Acrop. Ann. 
37. Georg. Cedren. hist, corap. I p. 544 Bonn. 
Ephraem. v. 8313. Bei Georg. Pachyni. I p. 192. 
307 und II p. 103 Bonn, heisst es : zb xqos #d- 
Xaaoar zrnv Nixtjztdzcov xf\g Aaxtpv'Qrjg rpoovoior. 
Dazu vgl. die Anmerkung von Bekker 1 646 und 
Cantacuz. I p. 360 Bonn. Acta SS. 18. Mai IV 170. 
Theodoret. IV 21. Cassiod. var. VTI 30. Nikeph. XI 

16. Jetzt Gebize oder Guebseh. Vgl. Mann ert 
Geogr. VI 3, 586. Hammer Reise nach Brussa 
145. Leake Asia minor 4, der als modernen grie- 
chischen Namen Kl(Sv£a angiebt. Unbedeutende 
Inschrift bei Mordtmann S.-Ber. Akad. Munch. 
1863, I 241 nr. 52. Ramsay Asia minor 184. 
Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien 1891, vm 6. 
v. d. Goltz Anatolische Ausfltige 74. Schwab 
Berl. philol. Wochensehr. 1896, 1663. [Rugo.] 

Bakie (2), Aay.lt), Hciligtum des Iuppiter in 
Kataonien, an einem mit steilen, hohen Ufern urn- 
gebeuen Salzsee , Strab. XII 536. Z im merer 
sehreibt fur Aaxhj vermutungsweise Bayairj ; aber 
BayaTos ist ein phrygischer, nicht kataonischer 
Beiname des Zeus, Ob er hummer undZimmercr 
Durch Syrien und Kleinasien 171,2. [Ruge.] 

Dakora (Aaxoga), Ort in Kappadokien in der 
Nahe des Berges Argaios, Vaterstadt des ariaiu- 
schen Bischofs Eunomius. Sozom. hist. eccl. VII 

17, 1 (vgl. dagegen Rams a v Asia minor 300); 
vgl. Socr. hist. eccl. V 20. Philost. X 6 [Aaxo- 
po>]voi dyi>oi). Die A'ermutung von Ramsay, 
a. a. O., dass es derselbe Ort wie das zwischen 
Garsaoura und Caesarea Capp. gelegene Sadakora 
ist (Strab. XIV 663), liisst sich nicht beweisen, 
wenn sie auch wahrseheinlich ist. [Ruge.] 

AaxQv&iov s. So ammonia. 

Daktyliotheke, ein Behiilter zur Aufbewah- 
rung von Fingen'ingen , Martial. XI 59.4. XIV 
123." Dig. XXXII 52. 8. 53. Auch eine in einem 
-olchen Behalter entbaltene Sannnlung von Ringen, 
namentlich von solchen mit gesclnnttenen Steinen. 
Nach Plin. XXXVII 1 1 besass eine solche in Rom 
/.uerst Scaurus, Praetor 56 v. Chr. Eine aus dem 
Besitz des Mithradates staimneiide weilite Porn- 
peius im Capitol, ihrer sechs Caesar im Tempel 
der Venus Genetrix, eine Marcellus, der Sohn der 
Octayia. im palatinischen Apollontempel, Plin. a. 
O. Uber die Form der D. ist nichts bekannt : 
es wird ein Kastchen gewesen sein. Ganz ver- 
fehlt ist der Versuch von Miner vini Ann. d. Inst. 
1842, 82, ein in einem Grabe bei Telese gefun- 
denes Bronzegerat unbekannter Bestiiiiniung fiir 
cine D. zu erkliireii , d. h. fiir eine Vorrichtung, 
urn Ringe und auch andere Schmucksachen daran 
aufzuhiingen. Die Inschrift Muratori 907, 3 
!« dactylwiheca Caesaris) ist zweifelhafter Eeht- 
heit. Becker-Goll Gallus III 244. Marquardt 
Privatl.2 701, 5. 6. 611. 5. Daremberg-Saglio 
Diet, des Ant. II, 2. [Mau.] 

AattTvloSoxpri, nach Poll. II 157 und Fragm. 
Greaves. Metrol. script. I 179 synonym mit So/utj 

Pauly-Wissowa IV 



(s. d.), als Mass so viel als die Handbreite (jioc- 
latoxrj) = 4 Daktylen = \ Fuss. [Hultsch.] 

Daktyloi. Die 'ISaiot Aaxrvloi entsprechen 
den Zwergen der dentschen V T olkssage; es sind 
Oaumlinge, die Idatot heissen, weil sie im Waldc 
leben (v. Wilamowitz-Moellendorff Gfitting. 
Nachrichten 1895, 241; Reden u. Vortriige 176). 
Der Name ist bereits im Altertum versehieilen 
erklart worden, Poll. Onomast. II 156 xal rov; 

lti'Idaiovg AaxrvXovg xsxlrjo&ai Xiyovoiv ot /iev z«ra 
tov agi&jtidv, on nevte, ol de xazct to ri] e Pea jtavtT 
vnovQysTr, on xal ot rijg ^stpo? SdxrvXoi xsyvhai 
re xai ndvxoiv egydicu. Wo ihr Cult zu Hause 
ist, lasst sich nicht niehr ermitteln. Besouders 
stark ist ihre Bedeutung dann im Culte der 
kretischen Rhea gewesen. Die wichtigste Quelle 
fiir die D. ist Apollodors xatdXoyog vemv, den E. 
Be the Herm. XXIV (1889) 411 als Quelle in 
dem die Kureten und 1). behandelndcn Abschnitte 

20Diodors V 64. 65 und Strabons X 473 nachge- 
wiesen hat. Das iilteste Zeugnis uber die phry- 
gischen D. sind einige Schol. Apoll. Rhod. I 1129 
p. 371 K. erhaltene Verse aus dem Epos Phoronis 
(Kinkel Epic, gr, 211 frg. 2), in denen sie als 
ydrjTse (so auch statt avX>]id; zu lesen bei Strab. 
X 471; vgl. Bethe Herm. a. a. O. 413, 2) be- 
zeichnet werden, die im Waldgebirge wohnen. 
Ihre Namen sind KeX/ng (vgl. Hesych. s. xeX/tdc 
deo/itf), Aa^ivatievF.vg (der, trotzdeni er, wie der Da- 

30 ktylos-Name besagt, ein Daumliiig ist, als /tiyae be- 
zeichnet wird und dessen Name von da[irdo> her- 
kommt; vgl. Eur. Alk. 980 tor ev XaX.ifiotg 5a- 
/i.d&is av fSla oioaoov\ s. Preller-Robcrt Gr. 
Myth. I* 658, 2) und vtteQflios "Ax/tow (A. h. 
Ainbos). Die Phoronis bezeichnet sie weiter als 
die geschickten Diener der Adrasteia, welche die 
Kunst des Hephaistos als die ersten erfanden in 
den Waldthalern, das Eisen zum Feuer fiihrten 
und ein herrliches Work lehrten. Es sind also 

Id werkthatige, kunstgeiibte Daimonen, die zum Kreis 
der grossen Gottin gehoren, welche als /trjiijo oofuj 
auch Herrin der in ihren Bergen vorhandenen 
Erze ist und zu ihrer Bearbeitimg der Kobolde 
bedarf. Vgl. dazu Marnior Parium CIG II 2374. 
21, woBoeckh nach den Phoronisversen ergiinzt 
hat. Auch von Hesiod soil es nach Hesych. Mil. 
ein Gedicht nem xa>v 'ISauov AaxTvXotr gegeben 
haben, s. Rzach Hesiodi quae feruntur omnia 
p. XVI und frg. 186. 187. Hellanikos (Schol. 

5(i Apoll. a. a. O.) ineinte, sie seien 'IdaTot AaxzvXm 
genannt. on h'rog'Ibrjg ovvzvyovztg zij 'Pea ff)e:io'>- 
oarzo T)/r fttov xai rwr daxTV?.o)v avrijg iji/'ttrrn. 
Nach Stesimbrotos (Schol. Apoll. a. a. O.I soil 
eine kretische Nymphe die Mutter der D. gewesen 
sein. Der Apolloniosscholiast citiert auch Sopho- 
kles Satyrdrama Kaiq-ot, in denen die D. als Phry ger 
bezeichnet seien. Sophokles (Strab. X 473. Diodor 
V 64, 3. Nauck F. Tr. Gr.2 337 1 hat fiinf miinii- 
liche und fiinf weibliche D. unterschieden und 

Oi.i von diesen Zahlen her ihren Namen hergeleitel. 
Die mannlichen D. nennt er die Erfinder und Br- 
arbeiter des Eisens. Die Zahl der D. hat aber 
offenbar mit dem Namen nichts zu thun. Phc- 
rekydes (Schol. Apoll. a. a. O.'i unterschied rechte 
und" linke D. ; die linken bezeichnete er als die 
veraauberndeu , die rechten als die den Zauber 
losenden. Er kannte zwanzig rechte und zwei- 
unddreissig linke. Neben anderen hatte auch 

64 



2019 



Daktyloi 



Daktvlos 



2020 



Ephoros (Diodor. V 04, 4; vgl. aber Bcthc a. 
a. 0. 412, 1), berichtet, dass die D. im phrygi- 
schen Idagebirge zwar geboren, dann aber mit 
Mygdon nach Europa tibergesiedelt seien. Ihre 
Kunst sollten sie von der &ewv /.irjzrjg selbst er- 
lerat haben (Diodor. XVII 7). Apollonios Rho- 
dios (Argon. I 1125 mit Schol.) nennt Titias und 
Kyllenos die jzdgsSgoi der idaeisohen firjzrjg Phry- 
giens, die er dann aber trotzdem mit den kretischen 
D. identificiert. Von Kreta ist der Dienst der D. friih 
nach Olympia gekommen, dessen Cultus iiberhaupt 
von Anfang an starke kretische Einfliisse zeigt 
|C. Robert Athen. Mitt. XVIII 1893, 40). Pau- 
sanias berichtet V 7, 6, dass Rhea das eben ge- 
borene Zeuskind den idaeischen D. zur Bewachung 
iibergeben babe, die aucb den Namen Koigyzeg 
gefiihrt hatten. Sie seien von dem kretischen 
Idagebirge hergekommen und hatten die Namen 
Herakles, Paionaios, Epimedes, Iasios und Idas 
gefiihrt. Der alteste von ihnen sei Herakles ge- 
wesen; der habe seine Briider zu einem Wett- 
laufe veranlasst und den Sieger mit einem Koti- 
noszweige bekranzt. So hat nach Pausanias (V 
7, 9) der idaeische Herakles den Wettkampf dort 
eingerichtet und ihm den Namen olympische Spiele 
gegeben. Dabei setzte er fest, dass die Spiele 
alle fiinf Jahre gefeiert werden sollten, weil er 
und seine Briider zusammen fiinf waren. Vgl. 
Strab. VIII 355. Diodor. V 64. Dieser Herakles 
hatte unter dem Namen FTagaozdzrig auch einen 
Altar in der Altis (Paus. V 14, 7) und im Gym- 
nasion von Elis (Paus. VI 23, 3). Seine vier 
Briider hatten auch in der Altis Altare (Paus. 

V 14, 7); von dem des Idas erzahlt Pausanias, 
dass er von einigen auch Altar des Akesidas ge- 
nannt wiirde. Vielleicht ist dies der authenti- 
sche Name (vgl. Bd. I S. 1163). DerStifter dieser 
Altare soil Klymenos gewesen sein, der Sohn des 
Kardys, ein Nachkomme des idaeischen Herakles, 
der fiinfzig Jahrc nach der deukalionischen Flut 
nach Olympia gekommen sei (Paus. V 8, 1 ; vgl. 

VI 21. 61. Uber die olympischen Altare vgl. auch 
C. Robert Athen. Mitt. a. a. 0. 44, 2. Der 
Cult dieses idaeischen Herakles war aber nicht 
auf Kreta und Olympia beschrankt. Wir finden 
ihn in Erythrai (Paus. IX 27, 8), in Mykalessos 
I in Verbindung mit Demeter Mykalessia, Paus. 
IX 19, 5. 27, 81, in Megalopolis (auch zusammen 
mit Demeter, Paus. VIH 31, 3, der sich dabei 
auf c.-it) des Onomakritos beruft) und vielleicht in 
Thespiai (Pans. IX 27, 81. Cicero de door. nat. 
Ill 42 . der den im 2. Jhdt. v. Chr. von einem 
rhodischen Peripatetiker verfassten ps.-aristoteli- 
sdien Peplos hier benutzt (vgl. dariiber die wert- 
volle Dissertation von Walther Michaelis De 
origins indicis deorum cognominum, Berlin 1898 1, 
behauptet, dass die Koer diesem idaeischen He- 
rakles ein Totenopfer dargebracht hatten. Gegen 
Gronovs Vermutung, Goi fiir cut der Hand- 
schriften, s. Lobeck Aglaophamus II 1173. 

Spiiter sind dann auch die D. in den grossen 
synkretistischen Wirrwarr hineingezogen worden, 
der durch die Mysterien und die orphische Theo- 
logie in Bezug auf Kureten, Kabiren. Telchinen 
u. s. w. angerichtet ist. In diese Dinge Ordnung 
irgendwie zu bringen, ist auch dem Scharfsinn 
Lobecks nicht gelungen (vgl. Preller-Robert 
Griech. Myth. I* 658 und H. Diels Herm. XXXI 



1896, 368, 5). Spater scheinen auch Faunus und 
Picus mit ihnen identificiert zu sein (Plutarch. 
Numa 15). 

Es lag auch in der Entwicklung dieser Zauber- 
wesen, dass ihnen Kiinste zugetraut wurden, die 
zunachst mit der metallurgischen Kunstfertigkeit 
nichts zu thun zu haben scheinen, so die Musik, 
(Plutarch, de musica c. 5 p. 8, 3 Volkm. aus Ale 
xandros avvaycoyij zcov jisqi <Pgvyiag, vgl. Pollux 

10 Onomast. II 156 xai ddxzvkog 6 gv&pdg. Solin. 
c. 11, 6 p. 72, 13 Momms. s stuMum musicum 
itide eoeptum, cum Idaei daetyli modulos ere- 
pitu ae tinnitu aeris deprettensos in versifieum 
ordinem transtulissent). Aber es ist langst rich- 
tig bemerkt worden, dass fur diese Annahme die 
Kunst der Schmiede mit ihrem Tact selbst die An- 
leitung gab. Vgl. dazu K. Biicher Arbeit und 
Rhythmus2 1899, 29. 112, der auch 325, 2 rich- 
tig auf den Daktylenmythus hinweist. Kunstdar- 

20 stellungen der D. sind bisher nicht bekannt ge- 
worden (Preller-Robert Griech. Myth. ]> 657, 4). 
Litteratur: Lobeck Aglaophamus II 1156 — 
1181. E. Riickert Troias Ursprung, Blflte und 
Untergang und Wiedergeburt in Latium, Ham- 
burg und Gotha 1846, 15—30. Preller-Robert 
Griech. Mythol. I* 657f. [Kern.] 

AaHxvXoi 'ISaZoi s. Paeonia. 
Daktvlos. 1) Vater der idaeischen Daktylen 
nach Mnaseas iv jzqojzo) negi Aaiag (Schol. Apoll. 

30Rhod. I 1129 p. 371 K.I. 

2) Zu den Tanzen, die er als ozaaifuazega xai 
jwixUanega xai rr/v OQ%r]oiv ajzXovozegav fyovra 
bezeichnet, rechnet Athenaios XIV 629 d den Tanz 
A., viber den weiter nichts bekannt ist. Vgl. 
Pollux Onomast. II 156 xai ddxridog 6 gv&iidg. Die 
D. kamen zu dem Namen eines Tanzes offenbar, 
als die Identification der daemonischen Daktyloi 
(s. d.) mit Kureten und Korybanten bereits er- 
folgt war. [Kern.] 

40 3) AdxzvXog bedeutet in dem von den Gliedern 
des menschlichen Korpers abgeleiteten Systeme 
der griechischen Langenmasse den vierten Teil 
der Handbreite (jiahawzrj) = ,'j OTU&aprj = -,',, Fuss 
= ,', Elle. Er gait als die kleinste Einheit der 
Masse, weshalb noch kleinere Strecken, die etwa 
zu messen oder zu berechnen waren, als Teile des 
(5. bezeichnet wurden. Soranos tzeqi hvfioloyimv 
zov owfiazo; av&gwxov in Orionis Etymol. 130, 4 
Sturz. Poll. II 157. Fragm. Greaves., Heronische 

50 und andere metrologische Tafeln an den im Index 
zu den Metrologici script, nachgewiesencn Stellen. 
Hultsch Metrologie 2 28f. Archimedes hat in 
seinem yia^/uztjg dem Durchmesser eines Mohn- 
kornes j' n 6. gegeben ; da er aber auf einen sol- 
chen kugelformigen Korper 10 000 kleinste Sand- 
kOrner rechnete, so setzte er fiir ein Sandkorn 
einen Durchmesser von nahezu 5 ^j 6., d. i. etwa 



0,022 mm. voraus (denn es ist ylO 000 = 21,5443, 

60 und davon das 40fache nahezu = 862). Von die- 
sem minim alen Masse aus hat er dann sein System 
der Sandzahlen aufgebaut, deren jede der Reihe 
nach grosser ist als die Zahlen von SandkSrnem, 
welche Kugeln im Durchmesser von 1 , 100, 
10000 Daktvlen, von 1, 100, 10000 Stadien u. s. f. 
fiillen wurden. Archim. op. II 264, 22—266, 8. 
274ff. Heib., vgl. o. Archimedes § 7. Das Mass 
des <5. lasst sich ebensowenig mit Sicherheit be- 



2021 



Daktyloton 



Dalios 



2022 



i 



stimmen wie das der verschiedenen griechischen 
Fuss- und Ellenmassstabe ; man muss sich be- 
gniigen, es einzuschliessen zwischen den Grenzen 
von 22 mm. (= ,'j der kiiniglichen agyptischen, 
von den Ptolemaeern bcibehaltenen Elle) und 
18,5 mm. (= j' R des Fusses von 296 mm., der als 
vfimischer Fuss bekannt ist). Ausser dem Langen- 
masse, evdv /.iczgixog d., kommen vor das davon 
abgeleitete Flachenmass, ixtxsdog oder iftpadixog 
oder s/tfiadoiiezoixog 6., und das Kubikmass, ore- 
(isbg d. ; Heron daaycoyal xtav oxEQzofx. in Heronis 
geom. 161, 9 Hultsch. Didymos idzQa fiagfidgmv 
ebd. 241, 18 — 23. Ovyxiaopog vdazog in den He- 
ronischen /lezQ^nntg ebd. 195, 4 — 16, vgl. Tan- 
nery Rev. arche'ol. 1885 II 365f. [Hultsch.] 

4) AdxzvXog s. Phoenix. 

Daktyloton, wird von Athen. XI 468 c unter 
den Trinkgefasscn aufgefiihrt. Doch beruht dies 
nur auf einer Stelle des Tragikers Ion , in der 
von einem sxxco/ta 8olhtvXoh6v die Rede ist. Die 
Vermutungen der Grammatiker uber dies ihnen 
offenbar fremde Adjectiv s. bei Athen. a. O. Nach 
dor Etymologie kann es wohl nur besagen, dass 
dieser Becher irgend welche Fingern mchr oder 
weniger ahnlichc Verzierungen hatte. [Mau.] 

AaxxvXov (n.vr](i.a, erwahnt von Paus. VIII 34, 2 
auf dem Wege von Megalopolis nach Messene als ein 
massig hoher Erdaufwurf, auf dem sich ein Finger 
aus Stein befunden habe. Pausanias erzahlt, dass 
sich Orestes, als er voin Wahnsinn befallen sei, 
hier einen Finger abgebissen habe. Diese Deu- 
tnng des A. it* auf die Orestessage ist offenbar 
durch den Umstand veranlasst, dass sich in der 
Niihe ein Eumenidenheiligtum befand, in dem 
auch von Orestes erzahlt wurde (Paus. a. a. O.J. 
Belger (Archaeolog. Anzeiger 1892, 64; Die my- 
kenische Localsage von den Grabern Agamemnons 
und der Seinen, Progr. des Friedrichsgymnasiums 
zu Berlin 1893, 9) denkt vielmehr richtig an 
einen Erdhaufen, d. h. ein Grab, in dem ein Phallos 
steckte (vgl. hierzu A. Koerte Athen. Mitt. XXIV 
1899, 9). [Kern.] 

Daldiaios (Auibiulog), Epiklesis des Apollon 
Mystes in Daldia in Lydien , Artemidor. II 70 
p. 168 Herch. (vur. h- Aa'lbiu). [Jesscn.] 

Daldis oder Daldeia (Auldig, AtD.dnn), Stadt 
in Maionien an den Grenzen von Mysien, Lydien 
und Phrygien, meist zu Lydien gerechnet, Ptolcin. 
V 2, 21 {AA7.6f.ia). Suid. s. Adlhig und 'Ayte/udaiQog. 
Not. eccl. (Aai.Htj). Von K. Buresch (Aus Lydien 
192)anderbedeutenden RuinenstatteNardy ( = Bal- 
drianj kalessi bei Kemer, lialbwegs von Sardeis 
nach Iulia Gordos, sicher erkannt. Vaterstadt des 
Artemidoros, des Verfassers der dreiuoxotTixd. Vgl. 
auch W. Ruge N. Jahrb. f. d. klass. A'ltert. 1898, 
471 und von friiheren Forschungen W. Ramsay 
Cities and bishoprics of Phrygia 170. 177. 206. 
Spatere Namen : Kaisareia, dann Flavia oder Flavia 
Kaisareia und Flaviopolis (zu Elinn des Vespa- 
sianus und seiner Sohne). Miinzen : F. Imhoof- 
Blumer Lydische Stadtmunzen. Genf 1897, 6off. 
Hcad-Sworonos 'Ioxogia Nouia/idzon- II 196. 
Typen : Heraklesherme, Apollon Mystes (der Dal- 
dianer, Artemidor. ovewoxg. II 70), Senat, Demos, 
Kore. Nach Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien 
CXXIV 98 hatte D. spater die Namen 'Yd'/.m, 
'Yahtg (vgl. 'Yiliov nahe der Maeanderbriicke), 
Nic. Chon. VI 7 (im J. 1176?). [Biirclmer.] 



Dalion (AaXlwv). 1) Ein Reisender aus der 
Zeit der ersten Ptolemaeer, den Plinius unter den 
Autoren des sechsten Buches nennt. Er war weit 
sudwarts von Meroe gekommen und hatte Nach- 
richten verbreitet uber verschicdene Volker am 
oberen Nil, die einem iiusseren Siidmeere nahe 
wohnen sollten. Plin. n. h. VI 183. 194. Vgl C. 
Muller FHG IV 376. Drovson Gesch. des Hell. 
Ill 1, 308. Susemihl Litt. d. Alex. I 660. 
10 Seine Angaben scheinen demnach fiir den Grundriss 
der eratosthenisehen Geographic von grosser Be- 
deutung gewesen zu sein. [Berger.] 

2) Griechischer Arzt aus vorchristlicher Zeit, 
wird von Plinius Ind. zu B. XX — XXIII zu- 
sammen mit einem Damion als Quelle aufge- 
fiihrt, wahrend im Ind. zu B. XXIV —XXVII in 
dem aus gleicher Quelle stammenden Arztever- 
zeichnis nur der Name Damion steht. Beide 
Namen hczcichnen ohne Zweifel dieselbe Person- 

20 lichkcit; die bciden sichern Oitate gehfiren dem 
B. XX 103 und 191 an. Eine dritte Stelle (Plin. 
XX 148) kommt nicht in Betracht, da der Name 
Dalion einer Conjcctur Silligs seine Existenz 
verdankt. Die hsl. Ubcrliefcruug weist allerdings 
beide Namen auf {Damion XX 103 = med. Plin. 
74,314.; Dalion XX 191); daher ist es moglich, 
dass Plinius in seiner Quelle bereits beide Les- 
arten vorfand und sie getreulich im Index regi- 
strierte. Zu einer Identificierung des Arztes mit 

30 dem von Plinius gleiehfalls beniitzten Goographen 
I). (Nr. 1) liegt keine Vcranlassung vor. Das folgt 
aus der Bezeichnung herbarius, <\\c er bei Plinius 
fiihrt (XX 191) und die darauf si-hliessen lasst, 
dass er medicinisch-botanische (jegenstande be- 
handelt hat, in der Art des giCmouixov des 
Krateuas. Das eine Bruchstiick (XX 191), in 
dem bezeugt M'ird , dass er zur Beschleunigung 
der Geburt sowie bei Gebarmutterschinerzen Anis 
in Form eines Umschlags oder als Trank empfahl, 

-lObeweist, dass er auf dem Boden alter knidiseher 
Doctrin steht. da in den yvraixeTa des liippu- 
kratisclien Corpus ahnliche Mittel wiederkehrcn 
(VIII 80 L. 184; vgl. 70. 82. 416), die allerdings 
von Soran (.t. y. .-i. II 65) als wirkungslos ver- 
worfen werden. [M. Wellinanii.] 

3) Wohl der Lithoglyph eines Florentiner Car 
neols mit dem Urustbilde eines kur/.geloekten, 
bekranzten Jiinglings (abgebildet Arehiiol. Jahrb. 
1888 Taf. 10,17. Furtwiingler Die aiitikenGeiii- 

5ll men Taf. XLIX 3) im Stile der ersten Kaiserzeit. 
An dem auf gleichzeitigen griechischen Insrhriften 
haufigen Fehler, dass in der Kunstlerinschrift hier 
in der letzten Silbe statt des U ein O steht, ist 
kein Anstoss zu nehmen. Ein Amethyst der nie- 
derlandischen Sammlung mit dem Bilde einer 
Nereide mit einem Hippokampen und der Inschritt 
AAAIQX (s. J. A. C. van Heusde L'ainethyste 
signee Dalion an cabinet du roi des Pays- lias, 
la Have 1*78, abgebildet Furtwiingler Die 

(juantiken Gemmen Taf. XLIX 30 1 wird mit L'n- 
recht fiir modern erkliirt. Vgl. H. Brunn Geseli. 
d. griech. Kunstler II 594ff. A. Furtwiingler 
Archaol. Jahrb. 1889, 65f. ; Die antiken Geniiiion 
III S. 357. S. Reinach Pierres grave'es 159. 

[O. Eossbach.] 
Dalios, griechischer Monatsname, hauptsiich- 
lieh auf den dorischen Inseln im siidostliehen Teil 
des aegaeischen Meeres. 1. In Kos durch zwei In- 



2023 



Dalis 



Dalmattio 



2024 



si'hrifteii (Baton and Hicks Inscr. of Cos ur. 30, 
1. 367, 55) bezeugt. Der Cultus ties delischen 
Apollon steht fiir die Insel fest durch Paton- 
Hicks nr. 125, 5 isfjaisvaavza 'Anolkeovos Aa- 
llnv, nr. 43 a 20. b 15 (Dittenberger Syll.2 
619, 20. 37) «H AdXiov. 2. In Kalymna Bull, 
hell. VIII (1884) 29 nr. 2 Col. II 9. 22. Vgl. 
Paton and Hicks Inscr. of Cos nr. 60, 1 'Aitok- 
Xmvi AaXio> KaXv/ivag /.tedeovzi. 3. In Rho- 



Mariims von 1). war auf dem Concil zu Con- 
stantinopol 381, Stephanas 451 in Kalchedon 
(Mansi VII 106). Dcr Name wird von dem kili- 
kischen Gott Sandon abgeleitet. E. Meyer ZDMG 
XXXI 738. "Wernicke Aus der Anomia 76. 
Kretschmer Einl. in die Gesch. der griech. 
Sprache 308. Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien 






2025 



Dalmatas 



Damagetos 



2020 



1891, vin 63. Hogarth und Headlam glaubten 
,, . den Ort bei den Ruinen von Sinabich, nOrdlich 

dos auf sehr zahlreichen Amphorenhenkeln (S. 10 von Mut (Claudiopolis) gefunden zu haben (Royal 
Hiller v. Gaertringcn IGIns. I Indices p. 237) Geogr. Society 1893 III 652 Suppl Pap und Soc 



und in ciner Steininschrift IGIns. I 839, 52. 4. In 
Nisyros IGIns. Ill 89, 3. Der Kalender von 
Nisyros ist so gut wic unbekaunt, von den drei 
iibrigen Inseln steht es fest, dass ihre Jahres- 
ordnungen nahe mit einander verwandt waren. 
Die von Kos und Kalymna sind sogar, abgesehen 
von dem Schaltcyklus, identisch, und auch der 
rhodische Kalender stimmt mit ihnen in neun 



_ Pap. 

for the promotion of Hell. Stud. Suppl. Pap. II 
1892, 26). Aber Heberdey hat festgestellt, dass 
die Inschrift, auf der dieser Ansatz beruht, nicht 
Aogfiig Ilaoxa Aai[taavdevs] zu lesen ist, sondcrn 
Aagfiiojias Kafiddtjvi. Somit ist die Lage von D. 
noch nicht gesichert. Heberdey und W i 1 h e 1 m 
Denkschr. Akad. Wien, phil.-hist. CI. XLIV, VI 
120. Miinzen aus der Kaiserzeit bei Head HN 



von den zwOlf Monatsnamen fiberein. Man ist 20 595. Ramsay (Asia minor 366; Cities and bishop- 



emnach gewiss berechtigt zu der Annahme, dass 
der D. in alien dreien dieselbe Stelle eingenommen 
hat; welche dies aber war, ist nicht mit abso- 
luter Sicherheit zu entscheiden. Wahrend B. La- 
tischew Uber einige aeolische und dorische Ka- 
lender, Petersburg 1884, 160f. und E. Bischoff 
Leipziger Studien VII 381ff. ihm die achte Stelle 
iles mit der Herbstnachtgleiche beginnenden Jahres 
anweisen, macht C. Robert Herm. XXI 170ff. 



rics of Phrygia I 436) scheidet von diesem D. 
noch eines in Pamphylien ; vielleicht mit Recht ; 
vOllig unbegrundet ist aber die Ansetzung dieses 
Ortes bei Fassiler, Ostlich vom Sudende des Bei- 
schehir-GjOl, wo Sterret Ruinen und Inschrif ten 
gefunden hat (Papers of the American school, 
Athens III 163ff.). [Rnge.] 

Daliterni, Volkerschaft von Avion, or. mar. 
675 ed. Holder erwahnt in der Beschreibuug dos 



nit Recht dagegen geltend, dass die koische In- 30 Rhodanus. Nach Zenss (Die Deutschen 226. 



schrift bei Paton-Hicks 367 dazu zwingt, ihn 
z wischen den Hyakinthios und den Alseios zu stellen. 
Unter alien danach mo'glichen Coinbinationen halt 
er fiir die walirscheinlichste die, nach vvelcher der 
1>. dem attischen Gamelion (Januar) entsprechen 
wiirde. Paton Inscr. of Cos p. 330 setzt den D. 
dem attischen Hekatombaion (Juli) gleich, indem 
er ihm die elfte Stelle im Kalender von Kos und 
Rhodos anweist. Sichere Entscheidung konnen 



227) ,Alpengermanon'. Anders Miillenhoff 
Deutsche Alt. I 196. II 239. Vgl. Holder Alt- 
kclt. Sprachschatz s. v. (.Anwohner der Dala im 
Wallis'). [Ihm.] 

Dalluntum, zweite Station der Strasse Narona- 
Scodra in Siiddalmatien (Itin. Ant. 338 Dallunto. 
Tab. Peut. Dilunto), nach dem Namen (W. Helbig 
Herm. XI 269. W. Tomaschek Mitt, der geo- 
graph. Gesellsch. in Wien 1880, 549. H. Nissen 



hier nur neue Inschriftenfunde bringen. 5. Fiir 10 Italische Landeskunde I 543, 3) bereits 



Pergamon beruht der Monatsname nur auf einem 
Ziegelstempel (Altertiimer von Pergamon VIII 2, 
668). dessen Lesung 'Afirdi.ov) ft(am).wmnos) iff 
Aal(iov) feststeht. Dagegen erklart auf zwei ahn- 
lichen (ebd. 669. 694) der Herausgeber (.'. Schuch- 
hardt selbst den Monatsnamen fur unsicher. 
H. Die Annahme von C. Wachsmuth Rh. Mus. 
XXIV 463 und E. Bischoff Leipziger Studien 
VII 372, dass es auch in Tauromenion einen 



romische Ansiedlung, wird noch 532 n. Chr. auf 
dem zweiten Concil von Salona als muuicipium 
DeAontinum genannt mit einer Basilica, die dem 
Bischof von Sarsentero unterstellt war (Acta cori- 
cilii II Salonitani, Parlati Illyricum sacrum II 
173). Die Lage des Ortes ist" nicht ermittelt. 
Tomaschek sucht ihn, a. a. O. 549 (vgl. 548i, 
.entweder bei Oslje, 'Ioah) Constant. Porplryr., oder 
mehr landeinwarts im Utovo polje, als feste Posi- 



Monat D. gegeben habe und dass dieser der zehnte, 50 tion, welche den Eingang in das 'Thai der 

entsprechend dem attischen Pyanopsion (October) '"""" 

gewesen sei, beruht auf irrtiimlicher Lesung einiger 
Stellen in den Rechnungsurkundcn dieser Stadt- 
gemeinde (IGI 424 i 16. 427 n 1. 428, 3). Die 
Abklatsehe und Vergleichungen von Bormann, 
Cichorius und Kaibel haben ergeben, dass hier 
ein ganz anderer Name gestanden hat. 

[Dittenberger, 



l>alis, aiigebliche Ortschaft auf der Insel 



binjcica beherrschte', Kiepert Formae orbis an- 
tiqui XVII im Popovo polje, M. Hoernes Alter- 
tiimer der Hercegovina II 147 in Vranjevo selo 
bei Neum und H. Cons La province Rom. de 
Dalmatie 380 in Neum. Richtiger verlegt ihn 
meines Erachtens A. J. Evans Antiquarian re- 
searches in Illyricum (parts I and II) 92 weiter weg 
von der Kiiste nach Stolac im Bregavathale. wO 
eine romisch constituierte Stadt mit prachtig 



Panchaia, Diod. V 45; das Element dlial- rindet ijn ausgestatteten offentlichen und Privatgebaude 



sich allerdings in indischen Ortsnamen Ofter 

[Tomaschek.] 
Dalisandos, Stadt in der kappadokischen Pro- 
vinz Kataonien, spater zu Isaurien gerechnet. 
Ptolem. V 7, 7. Hierokl. 710. Not. eccl. 1, 843 
u. a. Steph. Byz. s, Aa/Joarda. Zu des Basilius 
Zeit war sie klein und unbedeutend, Migne G. 85, 
580ff. ; vgl. Const. Porphyr. de them. p. 35 Bonn. 



zum Teil blosgelegt wurde (Wissenschaftliche Mit- 
teilungen aus Bosnien und der Hercegovina I 
284ff. Ill 272ff. V 169ff.). Eine Station der benc- 
fkiarii consuktris bezeugen daselbst CIL III 
8431. 8435; vgl. Ballif-Patsch Romische 
Strassen in Bosnien und der Hercegovina I 59. 

[Patsch.] 
Dalmatae s. Delmatae. 






Dalmatas, ein Castell im Bezirke von Reme- 
siaua in Moesia superior (Procop. de aedif. 284, 
31 Adlfiarac:), wohl nach einer hier stationierten 
dalmatischen Abteilung so genannt. [Patsch.] 

Dalmatia s. Illyricum. 

Dalmatica, ein zuerst aus der Zeit des Com- 
modus erwiihntes Kleidungsstiick, Hist. Aug. Comm. 
8, 8 ; Heliog. 26, 2. Es war eine mit Armeln 
versehene Tunica, eMridotas Dalmatarum Hist. 
Aug. Pert. 8, 2; ferner Hist. Aug. Comm. 8. 8, 
vgl. mit Dio Cass. LXXII 17, 2: imiiva yeiQi- 
lionov oijQixor Xsvkov dta^Qvaov. Durch die Armcl 
unterschied sich die D. von dem zuerst im Ed. 
Diocl. vorkommenden Colobium (s. d.); die Zeug- 
nisse christlicher Schriftsteller hierfur bei Gotho- 
fredus zn Cod. Theod. XIV 10, 1; besonders 
bezeichnend Vita S. Silvestri (bei Duchesne 
zum Lib. pontif. p. 171): die romischen Diaconeu 
hatten fruher Colobia, dann aber, weil die Nackt- 
heit der Anne anstOssig schien, D. getragen. 
Dieser Grund beruht freilich auf Irrtum, weil 
man unter dem Colobium und der D. eine lang- 
ilrmelige Tunica trug. Das Ed. Diocl. betrachtet 
rlas Colobium als eine Art der D., eine D. ohne 
Armcl, deren Preise daher auch etwas niedriger 
sind. Nach Isid. or. XIX 22, 9 war die D. weiss 
mit purpurnen Clavi. Nach alle dem erkennt 
man wohl mit Recht die D. in einer haufig in 
den Gemalden der Katakomben, aber auch in 
altchristlichcn Mosaiken vorkommenden weiten, 
ungegiirteten, bis unter die Knie reichenden Tu- 
nica , mit weiten, die Ellbogen bedeckenden Ar- 
meln , weiss mit zwei roten , von den Schultem 
bis an den unteren Sauni reichenden Streifen. 
Man trug unter der D. eine lange. eng anliegende 
Tunica mit langon Anneln, in spaterer Zeit aus 
Leinen (stricter ia , arlx>j , linea), fiber ihr, wenn 
es die Witterung erforderte, einen Uberwurf (Pae- 
nula, Byrrus, Lacerna, Toga). Alle drei Kleidung- 
stucke, Byrrus lacerna, D. . Linea, in den Acta 
S. Cypriani, Ruinart 189f. Dies ist auch die 
Ed. Diocl. XIX vorausgesetzte Tracht: das Hemd 
(oriyrj , strirtoria) , dann als Oberkleid D. und 
Colobium. endlich verschiedene Mantel, nament- 
lich der Birrus; die alto Tunica kommt nicht vor, 
ebensowenig die Toga. So audi Colobium und 
Paenula im Kleideredict Cod. Theod. XIV 10. 1. 
Doch trug man die D. auch ohne Obergewand ; 
nur so kann Hist. Aug. Comm. 8. 8 dahnaticahis 
in pnltlici) prneesm't, und Heling. 26. 2 dalmati- 
ratus in publico risus est, verstanden werden. 

Tuniken, die die Anne bedecktcn. ehiridotnt, 
gab es schon in republicanischer Zeit ; doch bezeugt 
Gellius VI (VII | 12 vollkommen deutlich . dass 
dies nicht durch eigentliclie Armel, sondern durch 
die grOssere Breite des Tiu-hes bewirkt wurde, 
und es kommt ihm nicht in den Sinn, die Chiri- 
dotae mit der ihm ohne Zweifel bekannten D. zu 
vergleichen. Vgl. Poll. VII 58: /ewidonu; /itoji: 
xuzii rov; wuov; hanjojicro; , was von einem 
eigentlichen Aimelchiton nicht gesagt werden 
kann. Es ist also auch bei Cie. Catil. II 22 
unanicatig tunicis) nicht nOtig, an eigentliclie 
Armel zu denkeii, und der Unterschied der D. 
von den Chiridotae wird eben darin bestanden 
haben, dass jene eigentliclie Armel hatte, womit 
es auch stimmt, dass Serv. Aen. X 613 das dun.li 
das Pehlen der Armel von der D. ver^cbiedene 



Colobium der altrOmischen Tunica gleichstellt. 
Die Chiridotae der alteren Zeit trugen nach Gel- 
lius a. O. Frauen und weichliche Manner. Im 
Ed. Diocl. erscheint als Miinner-D. das armellose 
Colobium, eben dieses im Kleideredict vom J. 382. 
Cod. Theod. XIV 10, 1, als Tracht der Senatorem 
Und in den Katakombengemalden wird die Ar- 
mel-D. meist nur von Frauen, selten von Man 
nern getragen (Wilpert Die Gewandung der 

10 Christen in den ersten Jahrhunderten 21). Es 
scheint also, dass jederzeit fiir Manner die armel- 
lose Tunica, spater das Colobium, iiblicher blieb. 
welches darum nicht gerade Exomis zu sein 
brauchte, sondern, an mehreren Punkten zusam- 
mengenestelt, die Schultem bedecken konnte. 

Dass die D. urspriinglich Tracht der Dalmater 
war, besagt der Name, aus dem es auch Isid. or. 
XIX 22, 9 oder seine Quelle geschlossen haben 
wird. Sie war ohne Zweifel urspriinglich aus 

20 Wollstoff; doch war schon die D. des Commodus, 
wenn sie mit dem bei Cass. Dio a. O. bezeich- 
neten Gewande identisch ist, aus Seide, weiss, mit 
Gold durchwebt. Das Ed. Diocl. kennt wollene. 
leinene (gestreifte und ungestreifte), seidene und 
halbseidene D. 

Ausser der D. kommt im Ed. Diocl. auch M- 
f.iaxtxofi.acpiQTwv vor. Der zweite Teil des Wor- 
tes begegnet mehrfach im Spatlatein als majors, 
maforieum, mafortium (s. Ducange) und wird 

30 erklart als ein weibliches Kleidungsstiick, welches 
fiber den Kopf gezogen und von dem ein Teil 
auf den Riicken geworfen werden konnte , Serv. 
Aen. I 282. Non. 542, 1. Isid. or. XIX 25, 4. 
Danach ware also Sek/iarixofiafpioTior vielleicht 
eine D. mit einem den Kopf bedeckenden An- 
bang, der auf den Riicken zurfickgeworfen werden 
konnte. Damit stimmt, dass Ed. Diocl. XXII 11. 
13 der Waschpreis holier ist als der der I). ; der 
Kaufpreis ist nirgends erhalten. 

40 Als liturgiscbes Gewand der romischen Kirchc 
hat die D. starke Voranderungen erfahren ; sie 
besteht hier aus zwei viereckigen Stricken , die 
nur durch Schulterblatter verbunden, den Kftrper 
vom und hinten bedecken, ist also an den Seiten 
offen. Unrichtig ist die auch bei Marquardt 
Privatl. 2 582, 4 abgcdruckte Bemerkung von Sulp. 
Boisserde Abh. d. Bayer. Akad. ph. hist. CI. 
Ill 556, die ursprunglicne D. babe sich als nroi- 
yaniov in der griecbischen Kirche erhalten. Viel- 

r,nmelir entspricht dieses nach Namen und Form 
der unter der D. getragenen oTiytj, xtrirtorittm, 
der Alba der abendliindischen Kirche. 

Marquardt Privatl. 2 581. Darembeig- 
Saglio Diet. d. ant. II 19. Kraus Realencycl. 
d. christl. Altert. II 207. Wilpert Die Gewan- 
dung der Christen in den ersten Jahrhunderten. 
KoTn 1898, 20. 25. 36. [Mau.] 

Dalmatius s. Delmatius. 
Kama, willkiirlich gewahlter Name, Martial. 

lid VI 39, 11. XII 17, 10." [Stein.] 

Damagretos. 1) Spartiate. Vater des weisen 
Cbilon (Bd. Ill S. 2278|. Diog. Laert. I 68. 

2) Einer von den Spartiaten, welche 421 v. Chr. 
im Namen des Volkes die Vertrage mit Athen 
beschworen. Thuc. V 19, 2. 24, 1. [Niese.] 

3) Rhodier. Altester Sohn des beriihmten Ring- 
kampfers Diagoras aus Rhodos, fiber welchen vgl. 
Aristot. frg. 264 (FHG II 183) - Sebol. Pind. 01. 



2027 



Damagon 



Damalis 



2028 



2020 



Damania 



Damarchos 



2030 



VII I (Boeckli II 1, 158). Er siegt, im Pan- (Plut. Luc. 3); nicht versehieden von ihm ist nach 

kration zu Olympia, Paus. VI 7, 1, an demselben Hiller v. Gaerlriugen der IGIns. I 41 (auch 

Tage wie seiii Bruder Akusilaos (vgl. Akusilaos 46, 157) crwahnte D., Sohn des Euphranor. 
Nr." 1). Sein Standbild in Olympia, Paus. a. O.. [Willrich.] 

von dem der Sockel mit Weihinschrift erhalten Danialnetos. 1) Eponym von Rhodos, IGIns. 

{AafiayrjTo? Aiaydoa), D ittenberger-Purgol d I 1115. CIG III praef. pi VIII 183—190 IGI 

Inschr. v. Olympia 152. Der Sieg des D. wird 2393, 188—191. 

von G. H. Forstcr Olymp. Sieger (Progr. Zwickau 2) A.'Aya&wv KgaQidirtjg. Sieger in den olym- 

1891) nr. 253 in 01. 86 gesetzt. Als von Pindar pischen Spielen zu Tegea, Le Bas II 338b. 
besungen wird D. genannt Aesch. cpist, IV 1. 4. 10 3) A. Aei . . . EgaetwTrjs. Sieger in denselben 

[Kirchner.] Spielen, Le Bas II 338b. 
4) Epigrammdichter des Meleagerkranzes (vgl. 4) A. EvgvTiftmAnof.Xcovidzijg, Sieger in den- 

Anth. IV 1, 21 iv <5' ago. Aa/^dytjtor I'ov idlav), scllien Spielen, Le Bas II 338 b. [Kirchner.] 
von welcbem im Cod. Palat, 9 oder 10 Gedichte er- Damaios (Ad/miog). 1) Vater des Didaktikers 




zeit II 547, 150) mit Berufung auf Benndorf Gotting. , die iibrigen Aa/nvaiov); Suidas nennt 

De antb. epigr. 70 als jiinger betrachten; memos falschlich Xenophanes. Der in dem delphischen 

Erachtcns mit Unrecht. Die Zeit des Dichters20ProxeniedecretegenannteAnaxagoras(CauerDeL- 

bestimmt sich aus VII 541. 438. 231, welche auf 209 Nixav&gm 'Ava^ayoQov Kokorpcoviq) biecor noa;- 

die Kiimpfe in Griechenland 220—217 weisen. to) ist der Vater eines alteren g'leichnamigen 

Hierzu passt, dass sich VI 277 ungezwungen auf Dichters (Grossvaters des Didaktikers?). Knaack 

Arsinoe III., Tocbter des Ptolemaios Euergetes Berk phil. "Wochenschr. 1893, 12221'.; Herm. XXIX 

(vgl. Bd. II S. 1287) beziehen lasst, Der Dich- 473 gegen Maass Aratea 311 und Susemihl 

ter scheint aus einer der dorischen Gegenden des Alex. Litteraturgesch. I 891. [Knaack.] 

Mutterlandes zu stammen, wenn er auch nur in 2) Epiklesis des Poseidon in Korinth, Pind. 

VII 231 und XVI 1 dorische Wortformen in 01. XIII 98 nebst Schol., von der Bandigung des 

starkerem Mass der poetischen xoivrj beimischt. Rosses, wie die Epikleseis des Poseidon Hippege- 

Das Citat bei Stephanos von Byzanz (s. M«r»J)30 tes, Hippios, Hippokurios u. a. Vgl. Prellev 

scheint von Jacobs und Knaack mit Becht auf Griech. Myth. 1* 591. Abweichend in der Er- 

ihnbezogen. In dem kraftigen Ton der auf Krieger klarung Kuhn Ztschr. f. vergleich. Spr. I 468. 

beziiglichen Epigramnie wie in der zarten , ja [Jessen.] 

weichen Enipfindung anderer (vgl. z. B. VII 735, Dainaithidas, Sohn des Menippos.Eleier. Siegt 

7. 8 mit Tibull. I 1, 60) zeigt sich D. als Port- zu Olympia mit dem Pohlenzweigespann etwa im 

setzer^ der pcloponnesischen Epigrammatik (vgl. 1. Jhdt. v. Chr. Sein Standbild zu Olympia, 

z.B. VII 735 mit VII 646); hierzu passt der lyrische wovon Weihinschrift erhalten. Dittenberger- 

Schmuck der Rede und die Einfachheit der Ge- Purgold Inschr. v. Olympia 209. [Kirchner.] 

danken; nur sind die Pointen schon schiirfer heraus- IJamaithos (Ad/ia/Oog). Konig von Karien, 

geavbeitet als z. B. bei Anyte (vgl. etwa VII 10 Vater der Syrna; als diese seine Tochter vom 

231. 438). Erotische und sympotische Epigramnie Dache fallt. giebt er sie ihrem Retter Podaleirios. 

fehlen. Die Anklange an Nussis (VI 277, vgl. der (aus der Troas?) nach Karien in die Ver- 

273. VII 355. vgl. 414), an Kallimachos (VII 355. bannung (ixxeoaw) gegangen war, zum Weibe und 

vgl. 415. VII 540. vgl. 521). an Theaetet (VII zugleich die karische Chersones zur Herrschaft: 

540, vgl. 499, vgl. Stadtmuller), sowie an die Griindungssage der karisclien Stadte Bybassis und 

ps.-sinionideische Saninilung (XVI 95, vgl. V1I344. Syrna bei Steph. Bvz. s. v.. nach Geffc ken De 

vgl. dazu Benndorf a. a. 0. 70. 1) sind allgemein Steph. Byz. 1886, 59 (52) aus Alexandros Polvhistor 

und unsieher. Dagegen zeigt VII 9 (auf Orpheus (frg. 9b). letzthin vielleicht aus Theopompos fru'. 

als Erfmder der Mysterien und des Hexameters) 111 M. Meineke erkennt ihn auch bei Steph. 

und VII 432 (auf spartanische Tapferkeit . vgl. 511 Byz. s. Hnviirrjaia in dem Grander dieser karisclien 

X\I li sokhe tbereinstinimung mit den Lieb- Stadt *Miuatdog wieder, dessenName verschrieben 

lingsstoffen des Dioskorides. dass die Beeinflussung ist. Das Fragment gehort nach Geffcken a, 0. 52 

iles einen Dichti'rs dun-li den andern wahrschein- den Kagrs.a des Apollonios (s. d. Nr. 29) und ist 

hch ist. [Reitzenstein.] dureh Alexandros Polvhistor dem Steph. Byz. ver- 

5) Nach Suidas s. AijimoOn-,/; r-)or,:~ schrieb mittelt. Vgl. Paus. HI 26.7. Tzetz. Lvk."l047f. 

Demosthenes Thrax u. a. eine hn'iiiij rd,v Aaita- [Tiimpel.] 

■■ynv tiic'II ijay./.FMjrw; doch ist hier wahrschein- Damalis. 1) Adiia/.i; hiess angeblich nach 

li'-h mit Mull.T FUG III 317 Anm. an Timagetos der gleichnamigen Geliebten des athenischen Feld- 

!s. d.i zu denken, dessen Name audi Schol. Apoll. herrn (".'hares is. Nr. 2) die Landspitze von Chrv- 

liliud. I 224 zu AijndytjTo; verdorben i B t ivgl. i;o sopolis (s. d.i. bis zu welcher man von Chalkedon 

Mii Her FHG IV 520 frg. 5). [Wissowa.] aus der Stn'mung wegen an der Kfiste hinzu- 

Damagon, Spartiate. einer der drei Oikisten fall re n r.flegte, ehe man iiber den Bosporos nach 

von Herakleia iin Lande der Malier (426 v. Chr.). Byzantion setzte. sonst gewohnlich Bov; genannt. 

Time. Ill 92, 5. [Niese.] iVr Name tritt als Ortsbezeichnung zuerst bei 

Daiuairoras. Nauarch der Rhodier. zeichnet Arrian. frg. 35 und dann bei byzaiitimschen 

sich aus bei der Belagerung von Rhodos durch Schviftstellern auf, wo sich auch der offenbar ge- 

Mithradates (App. Mithr. 25) und miter Lucullus sucbte Ausdruck Aa,itd?.eoj; .-rood/nog =- Bosporos 

in derSeescblachf gegen Neoptolemos bei Tenedos flndet. so Jo. Kinn. II 16. VII 2. Andere Stellen 



, 



s. FHG III 593, dazu noch Gillius De Bosp. Kleomenes (lurch Bestechung erscblichenen del- 

Thrac. HI 9 (Geogr. gr. min. II 92). Millingen phischen Orakels zu Ungunsten des D. entschieden, 

Byzantine Constantinople 650f. Die Beziehung der nun in den Privatstand zuriickkehren musste, 

auf den sog. Leanderturm lasst sich litterarisch Herodot. VI 61ff. 74. In wie weit die Behaup- 

nicht belegen, s. Bd. Ill S. 754 nr. 110. S. 1072 tungen der Gegner berechtigt waren, lasst sich 

Bus Nr. 2. [Oberhummer.] nicht entscheiden; D.s Mutter soil feierlich ver- 

2) Gemahlin des athenischen Feldherren Chares, sichert haben, er sei der Sohn entweder Ari- 

s. d. Sie begleitet ihren Gatten im J. 340 nach stons oder des Heros Astrabakos, der in Aristons 

Byzanz, woselbst sie stirbt und ibr Grab flndet, Gestalt ihr genaht sei, Herodot. VI 68f. Ohne 
ITesych. Miles. 29. 30 (FHG IV 151. 152), vgl. 10 Zweifel hatte der Process politische Ursachen, 

Schafer Dem. II 2 509, 4. [Kirchner.] und wer die Zeitumstande erwagt, wird es fur 

Damania, Stadt der Sedetaner — nicht Ede- wahrseheinlich halten, dass D. die Krone verlor, 

taner (s. d.) — im diesseitigen Hispanien, in der weil er medischer Gesinnung verdachtig war. 

alphabetischen Liste der Commentare des Agrippa Nach seiner Absetzung verweilte er noch in Sparta 

und Augustus bei Plinius (III 24 Damanitani) und bekleidete bei den Gymnopaedien ein Amt, 

unter den stipendiarii des Bezirks von Caesar- entschloss sich aber bald, angeblich wegen einer 

augusta aufgezahlt, wahrend Ptolemaios Edetaner von Leotychides empfangenen schweren Krankung, 

und Sedetaner vermengt und Aa/uavta jenen zu- zu entfliehen. Unter dem Vorwande einer Reise 

teilt (II 6, 62). Damanitaner werden genannt zum delphischen Orakel verliess er Sparta; von 
in dem Patronatsdecret von Pompaelo vom J. 185, 20 Elis aus, wohin ihm Hascher nachgesandt wurden, 

in einer Inschrift aus der Gegend von Dertosa entkam er nach Zakynthos und weiter zum KOnige 

(CIL II 3990) und in der eines Flamens der Pro- Dareios, der ihn gut aufnahm und mit Land und 

vinz aus Tarraco (CIL n 4249), der als adlectus Stadten beschenkte, Herodot VI 70. Nach seinem 

in coloniam Caesaraugustanam zwei verschie- Rate soil Dareios den Streit seiner Sflhne 11111 

denen Tribus angehOrte, der Galeria von D. und die Nachfolge zu Gunsten des Xerxes entschieden 

der Aniensis von Caesaraugusta (vgl. Kubitschek haben, Herodot. VII 3. Den Feldzug des Xerxes, 

Imp. Rom. tributim discr. 193). Der Stadt ge- den er nach einer bekannten Anekdote (Hero- 

hOren die Miinzen mit der iberischen Aufschrift dot. VII 239. Polyaen. strat. II 20) rechtzeitig 

drnaniu (Mon. ling. Iber. nr. 86). Die Lage ist in Lakedaimon ankundigte, soil er im Gefolge 
nicht ermittelt ; sie wird westlich von Dertosa 30 des GrosskOnigs mitgemacht haben, und zwar er- 

und siidlich von Celsa gesucht. [Hubner.] scheint er in der mehr poetischen als historischen 

Damarata- (Damareta) s. Damarete. Rolle des aufrichtigen Frenndes und guten, aber 

Damaratos (ion. Ati/idpr/tog). 1) Sohn Ari- nicht gehorten Ratgebers. Er soil empfohlen 

stons , lakedaimonischer Konig aus dem Hause haben, Sparta zur See anzugreifen und Kythera 

der Eurypontiden. Der Name ward ihm beige- zubesetzen, Herodot. VII lOlff. 209. 234ff. Diodor. 

legt, weil das ganze Volk fur Ariston, der lange XI 6. Senec. de benefic. VI 31, 4ff. und die un- 

kinderlos blieb, cinen Sohn erfleht hatte, Herodot. genaue Notiz des Ktesias bei Photios bibl. p. 39 

VI 63. Vermahlt war er mit Perkalos, die er a 21. Dareios schenkte ihm Pergamon, Teuthrania 

ihrem Verlobten Leotychides entfiihrte, Herodot. und Halisama, nach Athen. I 29 F auch Gam- 
VI 65. Er ist der erste und vielleicht einzige 40 breion, in Mysien, wo seine Nachkommen spater 

lakedaimonische Konig, der in Olympia einen als Herrscher begegnen, Xen. hell. Ill 1, 6 ; anab. 

Wagensieg gewann, Herodot. VI 70. Jiingere II 1, 3. VII 8, 17. Paus. Ill 7, 8. Sextus Empir. 

Autoren berichten, dass er mit Kleomenes zu- adv. mathem. 1258. Thramer Pergamos 214ff. 

sammen Argos angriff, schon in die Stadt ein- Babelon Les Perses Achemenides (catalogue des 

gedrungen war, jedoch durch die Tapferkeit der monnaies grecques de la bibliotheque nationale) 

von der Dichterin Telesillu begeisterten Argiver LIXf. In der hellenistischen Zeit, nach einer 

vertrieben worden sei (Plut. nml. virt. 4. Polyaen. Vermutung durch Lysimachos, scheinen die Naeli- 

strat. VIII 33); allein dies ist mit Herodot un- kommen wieder nach Sparta zuruckgekehrt zu 

vereinbar und also spiitere Erflndung. Den einzigen sein. Bull. hell. XX 505ff. 

Feldzug, von dem wirwissen, f'iihrte D. mit Kleome- 50 2) Abkommling von Nr. 1, Sohn des Prokles 

nes bald nach Vertreibung des Isagoras gegen die und der Pythias, der Tochter des Aristoteles. 

athenische Demokratie nach Eleusis. Hier schloss Scbiiler des Theophrastos. Sextus Empir. adv. 

er sich den Gegnern des Unternehmens an und mathem. I 258. Diog. Laert. V 53. 
bewirkte dadurch die Umkehr des Heeres , und 3) Sohn Gorgions, Lakedaimonier, Freund des 

dies soil ihm zuerst die Feindschaft des Kleo- Konigs Lysimachos, wohl ein Naehkomme von 

menes zugezogen haben, Herodot. V 75. Als kurz Nr. 1. Vgl. das delische Ehrendecret Bull. bell, 

vor der Schlacht bei Marathon Kleomenes gegen XX 506. 

die verdachtigen Aigineten einschritt, wirkte ihm 4) Lakedaimonier. Vater des Tyrannen Nabis. 

D. entgegen und trug dazu bei , dass Kleomenes Vgl. Bull. hell. XX 502f. [Niese.] 

unverrichteter Sache wieder abziehen musste, He- 60 Damarchos. 1) Sohn des Gelon. Boioter. 

rodot. VI 50f. Dies kostete ihn den Thron. Leo- Teilnehmer an den Soterien in Delphi ca. 270— 

tychides, sein Verwandter und personlicher Feind, 260 v. Chr., Weseher-Foucart Inscr. de Delphes 
nahm auf Betreiben des Kleomenes das Konigtum 6 = Dittenberger Syll. 2 691,44; vgl. Pom tow 
fur sich in Anspruch. Es ward behauptet, D. sei Jahrb. f. Philol. 1894. 501ff. 
nicht Aristons Sohn ; denn seine Mutter, die vor- 2) Aatuovgydg in Knidos, Zeit nach Alexander 

her Gattin eines andern war, habe ihn sieben d. Gr.. CIG IH praef. p. XIV nr. 48. 
Monate nach der Vermahlung mit Ariston ge- 3) Sohn des Dinnytas, Parrhasier. Siegt im 

boren. Der Process ward auf Grund eines von Faustkampf zu Olympia, woselbst sein Standbild 



^"•>i unmarfite 

mit Epigiamm, Paus. VI 8, 1 ; vgl. FHG IV 407 
und G. H. Forster Olymp. Sieger (Progr. Zwickau 
1892) nr. 452; hicr wird tier Sieg des D. etwa 
01. 132 (252 v. Chr.) zugewicsen. [Kirchner.] 

Damarete (Aa/iaghij oder Arj/iaghri). 1) Toch- 
ter des Theron von Akragas, Gemahlin des Ty- 
rannen Gelon von Syrakus, fOrderte nach der Be- 
siegung der Karthager bei Himera (480 v. Chr.) 
die Friedensverhandlungen. Da die Karthager 
gelindere Redingungen crhielten, als sie nach der 
schweren Niederlage erwarten konnten, so be- 
schenkten sie die Vermittlerin mit einem Kranze 
von 100 Talenten Goldes. Da ein (kleines) Gold- 
talent das Gewicht von 6 attischen Drachmen 
= 20,2 g. hatte, so wog der Krans 2,62 kg. und 
gait, wenn man den damaligen Wert des Goldes 
annahernd dem zwolffachen Silberwerte gleich - 
setzt, etwa so viel wie li/ 5 Silbertalent. Aus 
diesem Silbergewichte liess D. eine Miinze schlagen, 
die nach ihr Damareteion (s. d.) genannt wnrde. 
Nach dem Tode Gelous vermiihlte sie sich mit 
dessen Bruder Polyzelos. Das Grabmal des Gelon 
und der D. wurde wShrend des Krieges der Kar- 
thager gegen Dionysios I. im J. 397 von Himil- 
kon zerstort. Diod. XI 26, 3 (nach Timaios). XIV 
63,3. Schol. Pind. 01. II 29. Holm Gesch. Si- 
ciliens I 205. 208. Freeman Hist, of Sicily 
II 190. 210. 215. 525. 537. IV 127. Meltzer 
Gesch. der Karthager I 221. Hultsch Metro- 
logies 129. 433f. 665ff. Ein hoheres Gewicht 
ties Kranzes der D. haben angenommen und da- 
nach die Zahl der damals geschlagenen Da- 
niareteien zu bestimmen versucht Lenormant 
bei Daremberg et Saglio II 62 und Evans 
Syracusan medallions and their engravers 124f • 
Num. chron. 1894, 194f. Ersterer setzt die 
Auspriigung auf 900 000 oder gar fiber eine 
Million Stiicke an; letzterer vermutcte zuerst 
eine Zahl von 3120, spater von 20700 Stucken. 
Diesen Ansatzen stehen erhebliche Bedenken ent- 
gegen. I), hat durch tJbervveisung des Kranzes 
zur Staatscasse die Anregung zur Ausmiinzung 
der nach ihr benannten Dekadrachmen gegeben; 
allein es lasst sich nicht erweisen, dass gerade 
nur so viele Stiicke, als der Erlos aus dem Kranze 
ergab, geschlagen worden sind. Vgl. Damare- 
teion. 

Nach einem Epigramm des Simonides (Anth. 
Pal. VI 214) soil Gelon mit seinen Brfldem in 
Delphi einen Dreifuss geweiht haben ES Ixazdv 
/.izgusv y.ai :zerz>jxorzu za/.dvzznv Aaoeziov -/ovaov, 
to; Sexdza; dexdrnr. Nachdem Bentley statt des 
verderbten Haorn'ov Aauuoeriov vermutet und da- 
durch eine Beziehung auf It. hergestellt hatte, 
errcichte Meineke (Soph. Oed. Col S. 315f.) das- 
selbe Ziel durch die Conjectur Aaoertou, indem 
er Aaai-Ti] als dorische Xebenform fiir Aanauiztj 
vorauss.-tzte. Das Gewicht des Dreifusses ' haben 
nach diesem Distichon und Diod. XI 26, 7 zu 
errnitteln versucht Hultsch De Damareteo loff. 
Meltzer Gesch. der Karthager I 502f. Evans 
Syracusan medallions 128 ivgl. Num. chron. 1894, 
194f.). Holm Gesch. Siciliens I 417f. Ill 619f. 
nach Mitteilungen von S i x. Doch ist an letz- 
terer^telle die sprachwidrige Deutung von ;■'„- 
ixazdr = 600 zuriickzuweisen. Die Lesung fg 
ixazdv riihrt von Boeckh Metrol. Unters. 295. 304 
her und ist von diesem, anlangend die Stellung 



Damareteion 



2032 



der kleineren Zahl vor dor grosseren. geniigend 
erklart worden. Indes hatte man die durch den 
Cod. Palat. und bei Suid. s. Aagsziov iiber- 
lieferte Lesart iS nicht beanstanden "sollen. Vgl. 
Phot. "Lznuog 6 Ix xsaodgwv otaSicov dgdiiog. 
Heron stereom. II 28 a. E. uddcog ix, Saozdiv 
'hahxSiv agifyup ig . Xen. hell. IV 2, 7 ozetparoi 
XyvaoT . . . and zeTidgmv zcddvrcor. Ahnlich Dem. 
XVIII 92. Polvb. XXI 30, 10. 34, 4. XXIII 1, 
10 7. XXX 5, 4. XXXII 3, 3. 5, 1. 6, 1. Diod. XI 
26, 7. Joseph, ant. lud. XIV 147 Niese. Vgl. 
Viereck Sormo Graecus 63. 

Aus verschiedenen Grilnden ist das angefuhrte 
Distichon fiir unecht erklart worden von Schnei- 
dewin Simonidis carm. rel. 182f. Droysen S- 
Ber. Akad. Bed. 1882, 1015. Wilamowitz Nach- 
richten Gesellsch. der Wissensch. Gottingen 1897, 
313ff. Homolle Melanges Henri Weil 22111'. 
Selbst wenn man die Anderung Aageztov fur 
20 zweifellos und somit die Beziehung auf das ,Gold 
der D.' fur sicher halt, bleiben doch die Be- 
denken, dass dieses Gold nicht ohne weiteres 
mit dem hundertsten Teile der Kriegsbeute (rag 
hsxdzag Scxdzav) in Verbindung gebracht werden 
durfte, ferner dass dasselbe nach Timaios (s. 
Damareteion) eine andere Verwendung gefunden 
hat, endlich dass der verhiillte Hinweis auf die 
Gemahlin Gelons, nachdem vier Sonne des Dei- 
nomenes als Spender genannt worden sind, un- 
30 passend erscheint. Es durfte also eine vergeb- 
liche Miihe sein, die Spiele mit den Zahlen D von 
100 Litren, 50 Talenten und der dexdztj zijg de- 
xdrrjedem Simonides zuzuschreiben und aus diesen 
vielleicht erst zwei oder drei Jahrhunderte nach 
Lebzeiten des Dichters ersonnenen Angaben das 
Gewicht des Dreifusses und die Summe der Kriegs- 
beute zu berechnen. tlber die schwierigen Pragen. 
die sich weiter an die Weihgeschenke des Gelon 
und Hieron knupfen, vgl. Blass zu Bacchvl. carm 
40 HI 18 praef. p. LVff. 

_ 2) Tochter Hierons II. von Syrakus, vermaldt 
mit Adranodoros, der von Hieron als einer der 
Vormunder des Hieronymos bestellt war. Da D. 
nach der Ermordung 'des letzteren den Adrano- 
doros dazu driingte, sich der Herrschaft zu be 
machtigen. wurde sie in seinen Sturz verwickelt 
und ermordet (215 v. Chr.). Liv. XXIV 22. 8-11 
24, 2. 25, C— 11 (nach Polybios). Holm Gesch 
Siciliens III 48—50. [Hultsch.] 

50 ^ Damareteion (Aa/taghetov oder Ayfiaghiori, 
Name einer syrakusanischen Silbermunz'e im Be- 
trage eines .-iFyzijxovzd'uzgov. d. i. 50 altsicilischen 
Litren = 10 attischen Drachmen. Diod. XI 20. 
3 : KaopjUdrmi . . . azicfaror yovaocr zfj ym-utxi 
zod rr'/.ojvo; Auuaohfi .TOoacono/.dyijaav . . . y.ai 
oztrfavmdetaa l-.t' avxojy fxuzdv zu/.dvzon yyvaiov 
rdfttouu iStxoif'F zo x/.,ji)t:r cIt' txtivt/; /Q/iuot- 
™" toPto d' aiye uh- 'Azzixdg dgaxfiii; dfxa, 
>x/.ijitij c5t naoa zol; ZixF/.uozai; u.to zor oza!)- 
&0 not- .letzijy.orzd/.izooy. Die Worte vofitattu tSt- 
y.mps bedeuten wohl, dass Damarete (s. d. Nr. 1 ) das 
empfangene Geschenk der Staatsgemeinde von 
Syrakus zueignete und diese von dem ErlOs eine 
Auspragung von Siegesmunzen begann. die dann 
aus den Bestanden des Aerars fortgefuhrt werden 
konnte. Als Silbermfinze ist das D. zuerst von 
K. Ottfr. Miiller (Etrusker I 327; Ann. d. Inst. 
II 1830, 337) und vom Herzog de Luvnes 






2033 



Damarotoion 



Damas 



2034 



(Ann. a. a. O. 81ff.) erkannt worden (Hultsch 
De Damaretco 12. 19ff.; Metrologie^ 664f.). Nach 
der durch Aristoteles bozeugten sicilischen Mtinz- 
wahrung gait der korinthische Silberstater, der 
dem attischen Didrachmon gleich war, 10 Silber- 
litren, deren jede den Wert eines sicilischen Pfun- 
des Kupfer hatte (Metrologie 660f.). Der Stater 
hiess davon dsxduzgog (Aristoteles bei Poll. IV 
175. IX 81, vgl. u. AexdXizQog atartjg); mit- 
hin war das D., das nach Diodor 50 Litren gait, 
gleich 10 attischen Drachmen. Die Auspragung 
des D., die im J. 480/79 begonnen wurde, scheint 
nicht lange fortgesetzt worden zu sein ; doch hat 
sich immerhin die verhiiltnismassig grosse Zahl 
von neun Stucken eThalten, Die Vorderseite der 
Mflnze zeigt {YPAKOJJON in rucklaufiger 
Schrift, einen weiblichen Kopf mit Lorbeerkranz 
in feinem Linienkreise und ringsum vier Delphine ; 
auf der Riickseite erscheint eine Quadriga im 
Schritt und darilber Nike, die Rosse bekranzend, 
im untern Abschnitt ein Lowe, vielleicht zu deuten 
als das Symbol Libyens, iiber welches die Sieges- 
gOttin im Triumphe hinfahrt. Head HN 15 If. 
Priedlaender und Sallet Das KOnigl. Miinz- 
cabinet 157. Catalogue of the Greek Coins in 
the Brit. Mus., Sicily 153. Evans Syracusan 
medallions and their engravers I22ff. ; Num. chron. 
1894, 189ff. Holm Gesch. Siciliens I 208. 416. 
in 570f., Taf. II 2. 

Nach dem Vorbilde des D. ist spater in der 
Zeit der hochsten Kunstentwicklung (ungel'ahr 
430 — 360) die Auspragung von Dekadrachmen 
wieder anfgenommen worden. Kiinstler vom ersten 
Rang, Euainetos, Kimon u. a. haben auf der Vorder- 
seite der Miinze einen idealen, von Delphinen um- 
gebenen Frauenkopt (Euainetos vermutlich das 
Bildnis der Kore, Kimon das der Arethusa) ge- 
schaffen, wahrend die Riickseite ein Viergespann 
in vollem Lauf und dariiber schwebend die Nike, 
ausserdem im untern Abschnitte erbeutete Waffen 
zeigt. Auch dies war also eine Siegesmiinze, 
deren erstc Pragung vielleicht nach der Vernich- 
tung des athenischen Heeres im J. 413 erfolgt 
ist. Head HN 1541'. Priedlaender und Sallet 
a. a. O. 168f. Evans Svracusan medallions 11. 
13ff. 121f.; Num. chron'. 1894, 189ff. Holm 
Gesch. Siciliens III 604ff.. Taf. V 8. 9. Free- 
man Hist, of Sicily III 721.. 

Bei der Auspriigung ist, wie eine Anzahl von 
Stucken noch heute be/.eugt, das attische Nor- 
inalgewicht = 43,66 g. zu seinem vollen Betrage 
gewahrt worden. Hultsch De Damareteo 33ff. ; 
Metrologies 209f. (bei Friedlaender und Sallet 
Kunigl. MUnzcabinet nr. 550. 598—602. 601 sind 
Gewichte von 43,35 bis 42,2 g. verzeichnet: zwei 
Stiicke des Miinchner Cabinetts wiegen 43.35 und 
42,60 g., zwei andere von 42,30 und 42,15 g. sind 
ein wenig abgenutzt). Das Korn ist gewiss ebenso 
fein gewesen wie das der gleichzeitigen 'I'etra- 
drachmen, bei denen die Analyse von drei Stiicken 
t-inen Feingehalt von 955 his 965 Tauaendsteln 
ergeben hat. I mho of -Blum er Monnaies grec- 
ijues 473 nr. 13 — 15. Der Wert des D. kann 
daher gleich dem des attisschen Dekadrachmuns 
= 7,86 Mark gesetzt werden. Hultsch Metro- 
logies 209f. 235. 

Da Diodor in seinem aus Timaios geschopften 
Berichte fs. o.) auf die Worte oietpavcoficToa Ixa 



zor zaXdvxoig zqvoiov unmittelbar vd/Ma/ia «£«- 
xoyie folgen lasst, so lag das Missverstandnis, 
das D. sei eine Goldmunze gewesen, sehr nahe. 
So fuhrt Poll. IX 85 am Schlusse eines Verzeich- 
nisses von Goldmunzen das D. an und fiigt die 
anderwarts nicht beglaubigte und an sich unwahr- 
scheinliche Nachricht hinzu, Damarete habe bei 
der Kriegsnot von den syrakusanischen Prauen 
ihren Schmuck eingefordert und daraus die Munze 
10 geschlagen oder, wie Hesychios (s. Atj/mghtov) 
meldet, Gelon habe von Damarete ihren Schmuck 
empfangen und ihn auspragen lassen. Deshalb 
hielten Boeckh Metrol. Unters. 304f. u. a. nach 
dem Vorgange von Scaliger das D. fiir eine 
Goldmiinze im Werte von 10 Drachmen Silbers 
und im Gewichte von 1 (oder 5/ 6 ) Drachme. Vgl. 
Hultsch De Damareteo 1 If. Bergk Verhandl. 
der 25. Versammlung deutscher Philologen 35ff. 
und die Gegenbemerkungen von Hultsch ebd. 37ff. 
20 Freeman Hist, of Sicily II 190. [Hultsch.] 

Diliiiiirolos, Messenier. Siegt zu Olympia im 
Faustkampf dor Knaben. Sein Standbild daselbst 
von Silanion aus Athen, Paus. VI 14, 11, welcher 
Mitte des 4. Jhdts. v. Chr. bluht, Brunn Kiinstlerg. 
I 394. [Kirchner.] 

Damaristos, Sohn des Timainetos, Eleier. 
TSAAavodixas in einer olympischen Weihinschrift 
Ende 2. oder Anfang 1. Jhdts. v. Chr., Dittcn- 
berger-Purgold Inschr. von Olympia 398. 
30 [Kirchner.] 

Dailiarineilidas, ozgaztjydg zov xoivov rwr 
ElEvdsQolaxwvmv , etwa unter Kaiser Claudius, 
CIG 1389. Le Bas II 256. [Kirchner.) 

DamarmeilOS, ozgazj/ybg Ektv&eQokaxtovorr, 
Anfang 1. Jhdts. v. Chr., Le Bas II 242 a .-. - 
Dittenberger Syll.2 330. [Kirchner.] 

DillliaS. 1) Ad/iag (Adfiurzog), Heros aus Aulis, 
Gonosse des Arkesilaos auf der Pahrt gegen Hion, 
fiel von Aineias Hand, Qu. Smvrn. Posthom. VIII 
40 303. 

2) Aa/iag (Gen. Aa/iii), eponymer Griinder von 
Damaskos, Begleiter des Dionvsos auf seinem Zuge 
nach Asien. wo er ihm in Syrien das i-rste Heilig- 
tum in Gestalt einer oxijvi) mit Cultbild stiftete. 
Aa/iu-oxiji')'/ genannt, Rtyni. M. s. Aauuaxdg. Er 
ist ein Gegenstiick zu Damaskos Is. d.) und Askos 
(s. d.). [Tiimpel. | 

3) Ein angesehener Syrakusaner, Gonner des 
spiiteren Tyrannen Agathokles. Als Peldherr 

50 in einem Kriege gegen Akragas veranlasste er 
die Beforderung desselben zum Chiliarchen und 
gab ihm zum erstemnale Gelegenheit. sich aus- 
zuzeichiien. Nach seinem Tode heiratete Aga- 
thokles seine Witwe. Diodor. XIX 3. lustin. XXII 
1.12. Holm Gesehichte Siciliens II 220. Ni e s,. 
(ieschichte der griech. und makedon. Staaten 1 
431. [Niese.J 

4) GriechischiT IVclamatoi' der augusteischen. 
Zeit. ijfti-rs citiert beim Rhetor Seneca, zweinial 

60 mit dem Beinamen Skomhros (cont.r. X 4, 21. II 
6, 12). jedenfalls identisch mit dem Adiiaao; d 
~xoi<[Jnog bei Strab. XIV 649, wo vermutlich auch 
Aduag d Sxutififjog herzustellen ist. Nach Straboii 
stammte 1). aus Trallcs. ziihlte zu den ui'/rogeg 
t.-zM/avcTg und war jiinger als sein Landsmann, 
der Rhetor Dionysokles. In seinem rhetorischen 
Gebaren war er zweifellos Asianer (Rohde Rh. 
Mus. XL! 1886, 1771'.); eorruptissimr dixit sen- 



203f 



Damascenus 



Damasias 



2036 



2037 



Damasias 



Damasithvmos 



2038 



tcntiam Glycmiis urteilt Seneca contr. \ 5, 21 
richtig liber eine dem zeitgenOssischen Khctor 
Glykon nachgebildete alberne Sentenz des D. ; 
habet aliquid eorrupti kaee sententia, lautet sein 
Urteil iiber eine leider ausgefallene Sentenz eontr. 
I 4, 10. Erhalten sind ans nur wenige kurze 
Ausspriiche suas. 2, 14; contr. II 6, 12. X 4, 21 
(Wortspiel, nachgebildet von Oestrus Pius, in andrer 
Weise verwendet von Arellius Fuseus ebd. 21). 



also --- dem eislen Olyinpiadenjahr gestellt seien, 
wiirde sich das D.-Jahr auf 640/39 verschiebeu. 
Dies scheint aber kaum annehmbar, denn abge- 
sehen von dem sprachlichen Ausdruck des Dio- 
nysios, der eher fiir die gewOhnliche Deutung zu 
sprechen scheint, ware es seltsam, wenn der Autor 
die Olympiade doppelt bezeichnet hatte, durch 
den Sieger und den athenischen Archon, das Jahr 
aber gar nicht geglichen — jeder unbefangene 



5,21. Der Ehetor Damaseticos, wie man friiher 10 Leser musste doch die hiavoiog &QyJi auf das 



suas. 1, 13 las, ist nach Herstellung der rich 
tigen Lesung Da-mas ethieos aus der Zabl der 
Rhetoren und Eigennamen zu streichen. liber 
IX vgl. Buschmann Charakt. d. griech. Ehet. 
bei Ehet. Sen., Parchim Progr. 1878, 14. 

[Brzoska.] 
Damasceiias (Iuppiter). tber den Stadtgott 
von Damaskus, tr/v Aibg xdXiv dJ.rj&<og (Ps.-Iul. 
ep. 24, 392 c), schweigen die Schriftsteller fast 



Jahr, nicht auf die Penteteride bezi'ehen, wenn 
der Autor nicht ausdriicklich sich dagegen ver- 
wahrte. 

2) Athenischer Archon, 01. 49, 2—3 = 583/582 
und 582/581 , der sich zwei Jahre nacheinander 
im Besitze der obersten Magistrate erhielt und 
erst im dritten nach Verlauf von zwei Monaten 
durch Gewalt gestiirzt wurde (Aristot. 'Ad. .to/.. 
13, 2). Ein Jahr des D. ist gegeben durch die 



ganz. Ans lust. XXXVI 2 nomen urbi a Da- 20 Stiftung des pythischen Agons (aw<pavhr)s) unter 



maseo rege inditum in cuius honorem Syrii 
sepulchrum Athares (hsl. Arathis), uxoris eius, 
pro templo coluere (vgl. Etym. magn. s. Aafiaoxdg ■ 
Aafiag . . . [dgvaaro exeT SvQi'ag &eov tioavov) darf 
man schliessen, dass, wie gewo'hnlich, der Gott 
als der Grander der Stadt angesehen wurde, und 
dass neben ihm eine weibliche Ba'alat, die Athare 
(s. Atargatis), verehrt wurde. Eine Inschrift 
aus Damascus (Le Bas-Waddington 1879 vgl. 



seinem Archontat (Marm. Par. 38. Schol. Pind. 
Pyth. arg.), d. h. 01. 49, 3 = 582 (dies Datum 
fiir den ersten Agon are<pavhrjg auch bei Paus. X 
7, 4—5. Schol. Pind. Pyth. 3, 1. Euseb. Hier.: 
01. 49, 4) ; es bliebe nur zweifelhaft, welches von 
den zwei Jahren gemeint sei, wenn nicht die An- 
gabe des Marm. Par. aqyovrog A. rov Ssvtsqov 
ganz augenscheinlich als ,zum zweiten male', ohne 
Beziehung auf seinen Namensvetter (Nr. 1), zu deu- 



2549f.) beweist, dass sein Tempel bedeutende Be- 30 ten ware. Damit scheint auch die etwas verworrene 



sitztiimer hatte. Derselbe wurde von Theodosius I. 
in eine christliche Kirche verwandelt (Malal. XIII 
p. 344Dind.; Chron. Pasch. I 561 Dind.). In der 
Kaiserzeit drang der Cult des Gottes in Italien 
ein. In Puteoli waren die saeerdotes lovis op/imi 
maximi Damasecni angcsehene Burger (CIL X 
1576) , und in Eom wurde demselben von einem 
orientalisehen Veteran trans Tiberim eine von 
einein Pinienzapfen gekronte Stele gewidmet (CIL 
VI 405). [Cumont.] 

Damasen (Aauaaijv, Bezwinger), ein gewaltiger 
Gigant Maioniens , auf dem Schild des Dionysos 
dargestellt, Norm. Dionys. XXV 453. Gaia gebar 
ihn aus sich selbst, gleich vollbartig, Eris war 
seine Amme , und kaum geboren wappnete ihn 
Eileithyia. Auf Bitte der Nymphe Morie erschlug 
er den Drachcn , der ihren "Bruder Tylos getotet 
hatte, ebd. 486ff. (245). Vgl. Damysos. 

[Waserf 
i, Tyrann von Milet, Y 
gr. 32. Er gehort wahrscheinlich in die Zeit 
nach Thrasybul, also in die erste Halfte des 
6. Jhdts. v. Chr. (Duncker Gesch. des Altert. 5 
VI 291. Ed. Mever Gesch. des Altert. n 615. 
616). * [Swoboda.] 

Damasia (Aauaoia), Stadt der am Lech woh- 
nenden Licates (Aixdnoi) in Vindelicien, von Strab. 
W 206 als marrsij dxgoxohs bezeichnet, woraus 
sich schliessen liLsst, dass die Licates siid warts 



und verderbte Chronologie bei Aristot. a. a. 0. zu 
stimmen. Die Angabe (Diog. Laert. I 22), dass 
Demetrios von Phaleron die sieben Weisen auf das 
Jahr des D. fixiert habe, widerspricht dem nicht, 
obgleich Thales gewohnlich nach der von ihm 
vorhergesagten Sonnenflnsternis des Jahres 01. 48, 
3 = 586/585 datiert wird (so auch Hieron. und 
Euseb. vers. Arm. II 94 Schoene, die dieselbe 
vier Jahre vor Pythias I. ansetzen, aber zwischen 
40 ihr und den sieben Weisen einen Zeitraum von 
sechs Jahren annehmen; vgl. Diels Eh. Mus. 
XXXI 15). tber diese stark controverse Frage 
vgl. Boeckh Expl. Pind. II 2, 207. Bergk PLG 
Ip. 12. BauerLit.-hist.Forschungen zu Arist. 'Ati. 
.to/. 49. Busolt Griech. Gesch. 2 I 697 Anm., be- 
richtigt II 300. v. Wilamowitz Aristot. und 
Atlien I lOff. Auch nach des letzteren Ausfuhrungeu 
kann man es nicht fiir ausgeschlossen halten, dass 
in den Archontenlisten, wie fiber den ersten einjali- 



Kamasenor^ Tyrann von Milet, Plut quaest. 50 rigen Archon Kreon und wie es scheint auch ttber 

Solon , so auch fiber D. chronologische Sehwan- 
kungen obwalteten und dass z. B. Demetrios die 
erste Pythiade = 01. 48, 3 = D. ansetzte und da- 
nach auch die sieben Weisen unter sein Archontat 
verwies, wie ja auch Pausanias (a. a. 0.) dieselbe. 
freilich als Agon /gijfiarirtjg, als erste bezeichnet. 
Mit dem Archontat des D. ist eng verbunden 
die Nachricht fiber eine Reform der athenischen 
Verfassung. Namlich nach seinem Sturze wurde 



noch bis an das Gebirge wohnten (,wohl eine arx 60 die Zahl der Archonten von 9 auf 10 erhoht und 



Alpibu-s imposita-', Zeuss Die Deutschen 238) 

[Ihm.] 
Damasias. 1) Athenischer Archon, 01. 25, 2 
= 639/38 (Dionys. Hal. ant. Eom. Ill 36). Nach 
Hertlein (Neues Corresp.-Bl. 1895, 49f.), welcher 
sich bemiiht nachzu weisen, dass die Gleichungen 
bei Dionysios nicht auf das bezeichnete Jahr der 
Olympiade, sonde rn auf den Beginn derselbe)]. 



bestimmt, dass die Halfte da von aus den Eupa- 
triden, 3 aus den sog. Sygoixoi (d. h. den nicht 
adeligen Landbesitzern) und 2 aus den Demiurgen 
is. d.) bestellt werden sollten (Aristot. 'Aft. .to/.. 
13, 2 nach dem Londoner Papyrus, wahrend der 
Berliner 4 Eupatriden, also nur 9 Archonten, zu 
ergeben scheint, was E. Meyer Gesch. d. Altert. 
II 664 Anm. als allein richtig ansieht). Wie fiber 



I 



den Uharakter der Usurpation des l>. , so gehen 
die Meinuugen der Gelehrten auch iiber diesc 
Reform oder Eevolution auseinander und es ist 
schon eine ziemlieh bedeutende Litteratur vor- 
handen, da dieses Stuck der aristotelischen Schrift 
schon seit langerer Zeit aus dem Berliner Papyrus 
bekannt war; auf diejenige Behandlung, die von 
der Uberzeugung ausging, es sei D. Nr. 1 gemeint 
(Blass Herm. XV 366. XVI 42. XVIII 478. 
Bergk Eh. Mus. XXXVI 87f. G. Gilbert Handb. 10 
d. Staatsalt. II 123. Holm Gr. Gesch. I 480; 
dagegen L a n d w e h r Philol. Suppl. V 103f. 
I von problem atischem Werte]. Diels S.-Ber. Akad. 
Berl. 1885, lit'. Holzapfel Berlin. Stud. VIII 
11), braucht jetzt nicht mehr eingegangen zu 
werden. Danach spitzt sich die Frage darauf hin 
zu: wer sturzte den D.? Das Volk oder der Adel? 
Einerseits wird angenommen , D. sei der Vor- 
kampfer des letzteren gewesen und habe mit dessen 
Connivenz eine Art Tyrannis gegrfindet (Sidg-20 
wick Class. Eev. VIII 333f., dagegen v. Schoef- 
fer Burs. Jahresber. LXXXIII 241), danach trat 
eine Reform in demokratischem Sinne ein, indem 
statt der solonischen Bestimmung, welche zwar 
auch Nichteupatriden zum Archontat zuliess, aber 
unter Beschrankung durch einen Census, durch 
besonderen Wahlmodus und Bestatigung des Areo- 
pag, ein Gesetz in Kraft trat, das den Demoten 
die Halfte der Stimmen im obersten Beamten- 
collegium und folglich auch im Areopag sicherte. 30 
Anderc (so F. Cauer Parteien und Politiker in 
Megara und Athen, Stuttgart 1890, 50f.) sind ge- 
neigt, in D. einen Volksfiihrer zu sehen, der sich 
zur Tyrannis aufzuschwingen versuchte, aber durch 
einen Bund des Adels mit den Demiurgen ge- 
stiirzt wurde; letzteren mussten wcitgehende Con- 
cessionen gemacht werden, aber nicht ohne Vor- 
teile fiir den Adel, denn durch directe Wahl statt 
der Losung gewann letzterer die Moglichkeit, 
willfahrige und ihm geneigte Leute aus dem Demos 40 
in die Reihe der Archonten zu bringen. Auch 
die Dauer dieser Constitution ist unsicher; sie 
mag bfs zur Tyrannis des Peisistratos in Kraft 
gewesen sein, wahrscheinlicher aber ist, wie die 
meisten Gelehrten annehmen, dass sie nur eine 
Yorfibergehende Massregel gewesen sei. Die Frage 
lasst sich nicht sicher entscheiden. Am wahr- 
scheinlichsten erscheint es, dass D. nach der Ty- 
rannis strebte, ohne sich auf eine bestimmte Partei 
zu stutzen , aber im Widerstreit derselben sich 50 
doch langere Zeit im hochsten Amte bchauptete, 
bis sich die gemassigteren Vertreter des Adels 
mit dem besser situierten Teil des Demos ver- 
bundeten. letzteren die Garantie der thatsach- 
lichen Zulassung zum Archontat gewahrend; die 
ganze Constitution tragt zu sehr den Stempel 
eines notgedrungenen Compromisses, und dement- 
sprechend wird sich diese exceptionelle Bestim- 
mung nicht lange gehalten haben, und das scheinen 
auch die Worte des Aristoteles zu bestiitigen. da 60 
wenn sie auch nicht so zu deuten sind, dass die- 
selbe nur ein Jahr in Kraft gewesen sei, die vor- 
sichtige Ausdrucksweise doch zeigt, dass ihm von 
einer langeren Dauer nichts bekannt war. 

[v. Schoeffer.] 

3) Aus Amphipolis. Siegt zu Olvnipia im 
Lauf, 01. 115 = 320 v. Chr., Afric. b. Euseb. I 206. 

4) Aus Kydonia auf Krcta. Siegt zu Olympia 



im Lauf Ol. 201 = 25 n. Chr., African, b. Euseb. 
I 214. [Kirclmer.] 

Damasichthou (Aa/iaalx&ov). 1) Einer der 
Sohne der Niobe bei Apollod. bibl. Ill 45 Wagn. 
Tzetz. Chil. IV 421. Ovid. met. VI 254. Hyg. 
fab. 11 (wo Scheffer den Namen (Dama)sich- 
tkm aus dem verderbten sietothius hergestellt hat). 

2) Sohn des Kodros, nach attischer Sage (s. 
dazu Toepffer Att. Geneal. 236) znsammen mit 
seinem Bruder Promethos Fiihrer der ionischen 
Colonie in Kolophon, nachher von Promethos er- 
schlagen, Paus. VII 3, 3. 

31 Sohn des Opheltes, Enkel des Peneleos, 
nach Autesion (s. d. Nr. 1) KOnig von Theben. 
Paus. IX 5, 16. [Wissowa.] 

Damasiklos (AaftdaixAog), Vater derErymede, 
der Mutter des Tainaros (Pherekyd. bei Schol. 
Apoll. Ehod. I 102). [Wagner.] 

Damasippe (Aauuabmrj), Gemahlin des Thra- 
kerkonigs Kasandros, verliebte sich in ihren Stief- 
sohn Hebros , der dann , vom Vater mit dem 
Schwert verfolgt, sich in den (spater nach ihm 
Hebros genannten) Fluss Ehombos sturzt; so 
[Plut.] de fluviis 3, 1, angeblich nach Timotheos 
jieq'i itotandiv. [Hoefer.] 

Damasippos (Aa/idoimmg). 1) Sohn des Ika- 
rios und der Nvmphe Periboia, Bruder der Pene- 
lope, Apollod. Ill 10, 6. [Hoefer.] 

2) A[aftdot]sinog, Ethnikon unbekannt. Siegt 
im Lauf zu Olympia etwa Mitte des 5. Jhdts. 
v. Chr., Kirchhoff Arch. Ztg. 1881, 84 nr. 385. 
Dittenberger-Purgoldluschr. v. Olympia 154. 

3) Feldhauptmann Pbilipps II. vonMakedonien, 
wird wegen Verletzung der Disciplin aus dem 
Heer gestossen. Polyaen. IV 2. 3; vgl. Droysen 
Hellenism. I 1, 83. [Kirchner.] 

4) Aafidoijurog hiess nach einigen der Vater 
des Philosophen Demokritos, Diog. Laert. IX 34. 

[E. Wellmann.] 

5) s. Iunius, Licinius. 
0) Damasippus, von Iu venal VIII 185 unter 

den vornehmen Manncrn aus neronischer Zeit ge- 
nannt, die ihr VermOgen verprasst haben und 
sich dann auf der Bfihne preisgeben. [Stein.] 

Damasistrate {Aanaoiazgdrtf}, eine der von 
Theseus geretteten Jungfrauen auf Kreta. Fran- 
foisvase, CIG 8185. Kretschraer Griech. Vasen- 
inschr. 184. Fick-Bechtel Griech. Pers.-Namen2 
385. [Escher.] 

l)amasistratos('la»cio(oro«roj). 1) Kfinig von 
Plataiai . der den von Oidipus erschlagenen Laios 
in der Schiste (Paus. X 5, 4) oder bei Plataiai 
begrabt, Apollod. Ill 52 W. Be the Theban. 
Heldenlieder 169. Fick-Bechtel Griech.Pers.- 
Namena 385. _ [Escher.] 

2) Ans Chios. Vater des Historikers Theo- 
pompos , Paus. Ill 10. 3. Suid. s. 0fo'.To«.Toc. 
Bei Phot. bibl. 176 p. 120 heisst er ,1a//o'arparo,-. 
Nach Beitritt von Chios zum attischen Seebumle 
im J. 378 fiuchtct D. mit seinem Sohne Theo- 
pompos wegen seiner lakoniscben Gesinnung aus 
der Vatcrstadt, vgl. S chafer Dem 12 28. 

[Kirchner.] 

Damasithyinos, Sohn des Kandaules. Fiirst 
von Kalynda in Karien; er nahm als Befehls- 
haber eines Flottencontingents an dem Xerxeszuge 
teil (Herod. VII 98). Er land in der Schlacht 
von Salauiis dadurch seinen l.'ntergang, dass Ar- 



2039 



Damaskoue 



Damaskios 



2040 



2041 



Damaskios 



Damaskos 



2042 



temisia, um der Verfolgung der Athener zu ent- 
gehen, das Schiff, auf dem er sich befand, in den 
Grand bohrte, so dass es mit Mann und Maus 
unterging (Herod. VIII 87. 88. Polyaen. VIII 
53, 2, zu letzterein Melber Jahrb. f. Philol. 
Suppl. XIV 480ff.). [Swoboda.] 

Damaskene (Strab. XVI 755. 756. Nicol. 
Damasc. bei JosepJi. ant. Iud. I ItiO. Mela 1 62. 
Plin. n. h. V 66), die Landschaft um Damascus, 



etwa auf 458 als Geburtsjahr (kurzer Artikel des 
Suid. Kopp Praef. Vff.j. Als Philosoph steht 
er ganz auf den Schultern des Proklos, an dessen 
kunstvoll aufgebautem System er nur wenige Ein- 
zelheiten zu verschieben' wagt; doch hat er eine 
noch starkere Neigung zu Mystik und Wunder- 
glauben (er beurteilt seine Genossen nach Hirer 
Begabung fur Ekstasen u. dgl. : V. Isid. 12. 12C 
u. o.) und ist in die Praxis des Aberglaubens seiner 



insbesondere die grosse Gartenebene (heute Ghuta 10 Kreise tief verstrickt gewesen (Vit. Isid. 93. 131 



genannt). In der spiiteren Zeit wird der Aus 
druck als Bezeichnung eines historisch-geographi- 
schen Teiles von Syrien (wie Judaea u. s. w.) ge- 
braucht. Die Ausdehnung dieses geographisctien 
Begriffs wird nirgends niiher angegeben. Ihre 
naturlichen Grenzen hatte die Landschaft im 
Siiden gegen den Hauran an dem Hohenzug des 
Dschebel el-Mani", am Antilibanus (Hermon) im 
Westen und Norden; im Osten dehnte sich die 



148. 203. 211), daher wohl seine .Sympathie fur 
Iamblichos' (Simpl. in phys. 795, 15). Schriften : 
1. fiios'IoidwQov, eine ausfiihrliche Biographic 
seines xaStjyEjimv, uns bekannt durch ein trcff- 
liches Eeferat (cod. 181) und Ausziige (cod. 242) 
des Photios und zahlreiche Artikel des Suidas 
(Reconstruction wilnschenswert). D. folgte der 
Sitte der platonischen Schule, wenn er seinem 
Lehrer ein biographisches Denkmal setzte; aber 



Landschaft wohl soweit als die bebaute und be- 20 da er sich von seinem Temperament hinreissen 
ait t iir. ■, , j- egg ^ sq entstand statt einer von der obligaten 

Bewunderung getragenen Biographie ein umfang- 
reiches Werk von stark subjectiver Farbung, in 
dem von alien nur halbvvegs bedeutenden Ver- 
tretern des Heidentuins, welche der Generation 
Isidors angehorten, scharf gezeichnete litterarische 
Portrats entworfen waren. Der Schatten war dabei 
ebenso reichlich verteilt wie das Licht, was schon 
Photios bemerkt hat, selbst an Isidores allerlei 



wohnte Ebene (die .Wiesenebene', el-Herdsch ge 
nannt) aus, d. h. bis zu den Wiesenseen. Das 
ganze Gebiet, insbesondere das Gartenland, das 
in einer Breite von etwa 2 Stunden die Stadt 
umgiebt, ist dank dem Uberfluss an Wasser von 
ausserordentlicher Pruchtbarkeit , vgl. den Art. 
Damaskos Nr. 1. Das Wiesenland hat noch viele 
Ruinen von Prachtbauten, die beweisen, dass einst 
der Boden fleissig bebaut wurde und die Gegend 



dicht bewohnt war. Baedeker Paliist. u. Syrien 4 30 ausgesetzt. Die Tendenz war entschioden 



333f. 356. [Benzinger.] 

Aafiaatetjv6v s. Prunus. 

Damaskios. 1) Romanschrii'tsteller nach der 
Zeit des Antonius Diogenes, Phot. bibl. cod. 166 
)>■ HI. [W. Schmid.] 

2) Neuplatoniker und letzter btaboyog Illa- 
Ttnvixoc:. Er stammt-e aus Damaskos (Simpl. phys. 
624, 38. Phot. cod. 181 p. 125 b 30. Vit. Isid. 

200, vgl. 76. 115) und ging friihzeitig nach Ale- , __ _ 

xandreia, w-o er drei Jahre "lang bei Theon (den 40 ausfiihrlich 'geschfldert (§ 290 unT'Suid. 



er bei Suid. s. v. Vit. Isid. 62 nicht sehr giinstig 
beurteilt) Ehetorik studierte, dann neun Jahre 
eine Rhetorenscbule leitete (Phot. 126b 40. Vit. 
Isid. 201. 295; vgl. Suid. s. AtSeaia). Spater 
wendete er sich der Philosophie zu und hurte in 
Alexaudreialsidoros, Amuionios und vielleicht auch 
des letzteren Bruder Heliodoros, in A then Marines 
und Zenodotos (Phot. a. a. O. Suid. a.'Eouciag). 
kehrte aber dann wieder nach Alexandria zu- 



anti- 
christlicb. und es fehlte nicht an heftigen Ans- 
fallen (§127. 290. Phot. 126 a 13. Suid. s. 
'Hyiac. 'Ynatia). D. suchte zu zeigen , dass es 
auch auf heidnischer Seite Askese, Wohlthiitig- 
keit, Wunderkraft gebe (vgl. z. B. die Wunder- 
zeiclien an Heraiskos Leichnam § 107); die Ver- 
suche zur Wiederaufiichtung des Heidentuins und 
die dabei beteiligten Personen (Severianos, lllus, 
Markellinos, Pamprepios u. a.) waren besonders 

v.). 



Das ging nicht ohne viele Excurse ab, und Pho- 
tios bezeugt, dass er sich Abschweifungen im i'fbcr- 
mass gestattete (vgl. 159. 175. 306). Auch soust 
war die Form nicht crfreulich; man merkt es 
dem friiheren Rhetor an, wie froh er ist, einnial 
nicht in die en gen Fesseln proklianiseher Ter- 
minologie gebunden zu sein und sich seiner Nei- 
gung zum Schwulst liingeben zu kOnnen; Photios 
(der ihn heindich bewundert, § 230) tadelt mit 



ruck (Suid. s. rQiiyoQtoc). Dort wird er als Lehrer 50 Reeht die xeoi/inh', und xmiTowraa seines Stiles 



der Philosophie thiitig gewesen sein. bis er — viel 
leicht als Hegias Nachfolger — auf den athe- 
nischen Lehrstuhl berufen wurde [buiboyng nennt 
ihn die I'berschrift zu ,t. anywr und die Unter- 
sehrift der d.rouiat zum Panuenides). Als Iu- 
stinian im J. 52~9 die Schule von Athen aufliob. 
\ trior er diese Stellung. und da auch der t'ber- 
tritt aller Heiden zumChristentum verlangt wurde. 
.ring er 531 mit sechs Gesinnungsgeiiossrn an 



Verfasst war die Schrift vor 526 (§ 64 heisst 
von 1 heoderich : 5,- vvr rb nryioror ryrt xodiog 
'ha'/.lix; .tuct?/,-), gewidrnet einer hoehgebildeten 
Heidin Theodora, die Isidores und D.s Schulerin 
war. Die Excerpte des Photios herausgegeben 
von Westeriiiann hinter Cobets Diogenes. 
2. Sammlung von Wundergeschichten in vier 
Biieherii. uns nur bekannt durch die kurzn Xotiz 
des Photios cod. 130. Damaeh handelte Bmli I 



den Ilof des (.'hosroes von Persien und erreiehte, 60 in 352 Capiteln iiber xaoaAoia xoiyimru (?l, II 
dass^dn-ser ilmen^ zwei Jahre spater in seinem in 52 Capiteln fiber Daemonen, III' in 63 Ca- 



Frieden mit Iustinian ungestorte Ubung ihr .. 
Glaubens erwirkte; darauf kehrte er in das ronii- 
sche Reich zuruck (Agath. II 30f. Malal. p. 451 D. 
Z e 1 1 e r V a g^n; s c h ii c k Jahrb. f. Philol. CXXVI 
42611.). Da er erst nach Proklos Tode (485) nach 
Athen gekommen zu sein scheint und damals min- 
destens 27 Jahre alt gewesen ist, so kommt man 



piteln liber Erscheinungen Verstorbener, IV in 
1 05 Capiteln iiber xu(>abo$ m (ftoeig. Photios lobt 
den Stil als knapp und durchsichtig : von dern 
Inlia.lt kfiunen wir uns nach manchen Partien des 
jJio; 'Ioidojyov einen Begriff machen (§ 9 vgl 64 
233. § 92ff. 69. 191 u. a.). Dass Antonius Dio 
genes benntzt war, wie Phot. cod. 166 p. 111b 



I 



35 behauptet, ware deni D. zuzutraucn. :j. Ein 
(jrabepigramm Ja/toojsww qidoaorpov Anth. Pal. 
VII 553 auf eine Sclavin. 4. anogiou xai Xvaeig 
.-tepl r.wv jiqwxcov aQywv, erhalten (ohne den 
Schluss) in Cod. Marc. gr. 246 saec. IX/X. Mit 
haarapaltender Dialektik zergliedert D. die Be- 
griffe der obersten Principien (vgl. 38, 27) des 
anoQQtjror, sv und vorjxov (or, t]pa>/tevov) nach alien 
Seiten, ohne in irgend einem wesentlichen Punkte 
iiber Proklos hinauszukommen. Wie auch auf 
solclie spinosen Untersuchungen die Mystik ein- 
wirkt, zeigt I 137, 7 : &g fioi zig sSr/Xov xai ovei- 
r>oq tovto strut ).iyu>v zb Sv, o sxdozov sort id 
svegyeiq,, vgl. 142, 21. Ausgabe von Kopp Frank- 
furt 1 826 (nach einer abgeleiteten Hs.) ; von R u e 1 1 e 
Paris 1889 (unzulanglich . vgl. Gott. Gel. Anz. 
1892, lllff.; Philol. LIII 424). tbersetzt von 
Ohaignet Paris 1898. 5. meqI aqt-d-fiov xai 
toxov xai xqovov, angefiihrt von Simpl. in 
phys. 774, 28 (einzeln .tsqi tojzov 644, 25, vgl. 
625, 4, und meqI ygdvov 800, 20), vielleicht von 
ihm selbst mit ev aXXoig I 265, 19 citiert, wohl 
zum Teil eine Weiterbildung der von Proklos jr.afji 
rnjtov entwickelten Gedanken. 6. e/g rbv TlXd- 
riovog II a g/ievlbtjv dnoglai xai imXvosig avxi- 
xayaTewofisvai rotg elg abxbv vnofivrjfiaoiv zov rpi- 
}.oo6<pov (IIqoxXov ergiinzt Heitz S. 27 ohne Not, 
vgl. z. B. Vit. Isid. 8. 20), erhalten im Cod. Mar- 
tian. 246 ohne den Anfang (nur ein Quaternio 
scheint verloren), eine schon dem Titel nach epi- 
gonenhafte Arbeit. Da uns Proklos Erklarung 
nur bis zum Schlusse der ersten Hypothesis er- 
halten ist, D.s ajioolai aber jetzt wenigstens erst 
mit der zweiten einsetzen, so ist eine Verglei- 
chung nicht moglich. Dass die Schrift nur der 
zweite Teil von jisq'i agymv sei, liat Ruelle wieder- 
bolt behauptet (zuletzt Arch. f. Gesch. d. Phil. 
Ill 380ff.), aber alle ilusseren und inneren (Jrunde 
sprechen dagegen. Erste Ausgabe von Ruelle, 
Ubersetzung von ('haiguct (s. o.). 7. Einen 
Oomnientar zum Tiniaios citiert er selbst in 
nr. 6 II 216, 16. 236, 13. 252, 11. 269, 1. 16, 
vielleicht auch 251, 22; es braucht aber nicht 
notweridig ein herausgegebener Commentar, son- 
dern es kOnnen Vorlesungen geineint sein. 8. Einen 
Commentar zum ersten Alkibiades oder 
rine abnliche Schrift wie nr. 7 hat Olympiodor 
vor Augen gehabt, der fiinfmal (S. 4. 5. 9; 91. 
95; 106; 126; 135 Creuzer) einen Widersprucli 
zwischen Proklos und D. cnustatiert. 9. Dasselbe 
gilt vom Phaidon; hier macht Olvmpiodor zwei- 
mal eine solche Bemerkung (S. 22, 22. 39, 18 
Finckh) 10. Vorlesungen iiber die chal- 
daeischen Orakel erwahnt D. in nr. 6 als be- 
vorstehend (II 9, 21. 11, 11- ^ 132, 9 aila yog 
tovto ij'zv eig jag Xa/.bai'xag avafiai.'/.oiim ovrov- 
nia;) ; ob er sie auch herausgegeben hat. wissen wir 
nicht. 11. Das erste Buch von Simplikios Com- 
mentar zu Aristoteles .tfoi ovgarov wild in den 
Uss. ziemlich iibereinstiminend dem D. beigelegt 
iHeiberg praef. IX n. 1). Da aber der Stil der 
des Simplikios und nicht des D. ist, so wird man 
annehmen miissen, dass Simplikios fiir das erste 
Buch Materialien oder Gedanken seines Lehrers 
benutzte. 12. Philoponos im Commentar zur Me- 
teorologie f. 86b und 104b Aid. (vgl. Ideler 
Arist. met. I 217ff.) flihrt Ansichten des D. iiber 
die Sonnenwarme und die Milchstrasse an, die 



eher in den nagdbo^a (nr. 2) als in einem Com- 
mentar gestanden haben werden. Andere Schriften 
des D., deren Existenz man behauptet hat, sind 
gefalscht oder nicht vorhanden. Vgl. ZellerV3 
837ff. Heitz Strassb. Abb. f. Zeller Iff. 

[Kroll.] 
Damaskos. 1) Die Hauptstadt Syriens (Gen. 
14, 15 u. o. im Alt. Test. I Makk. 11, 62. 12, 
32. Act. 9, 2ff. II Kor. 11, 32 u. a. im N. Test. 

10 Strab. XVI 755. 756. Ptolem. V 15, 9. 22. VIII 
20. Berosus FHG II 509. Nicol. Dam. frg. 30. 31, 
FHG III 373. Porphyr. FHG III 710. 713. Po- 
seidon. FHG III 276. Joseph, ant. IX 252ff. XI 
317. XVIII 1 531'. u. o.; bell. Iud. oft; vita 27. 
Iustin. XXXVI 2, If. Mela I 62. Plin. n. h. 
V 66. 74 88. 89. XXXVI 61. XXXVII 148 u. o. 
Tbeophr. h. pi. Ill 15, 3. Curt. Ill 8, 12. IV 
1, 1. Plor. Ill 5. Ammian. XIV 8, 9. Arrian. 
anab. Ill 11, 15. Polyaen. IV 5. Diodor. XVII 

20 32, 3. XIX 100, 5. XL 2. Hierocl. 717. Not. 
dign. or. XI 20. Iulian. ep. ad Scrap. 24. Malal. 
Chron. XI 132. Euseb. Onom. ed. Lagarde 249, 
30 = 114, 211. u. o. Euseb. Chron. ed. Schoene 

I 251. 260. Tertull. c. Marc. Ill 13. Damascius 
in Phot. bibl. 348. Tab. Pent. Steph. Byz. Geop. 
X 39f. Isid. orig. IX 2, 3. XV 1, 15). 

D. mit seinem Gartenland war eine grosse 
Oase am Rand der Steppe. Sobald der Barada 
die Schlucht des Antilibanos verliisst und in die 

30 Ebene kommt, begimit die segenspendende Kraft 
seines Wassers der Ebene, die er durchfliesst, 
dem ager Damascenus, sich mitzutcilen. In sieben 
Armen spaltet sich der Fluss, die sich fiber die 
Ebene hin verteilen und so einen Platz schaffen, 
welcher, wie kein anderer Syriens, von der Natur 
als Statte menschlicher Siedlungen begiinstigt ist. 
Auf drei Seiten fassen Berge die Ebene von D. 
ein; im Norden die Auslaufer des Antilibanus, 
die sich nach Nordosten hinziehen; unmittelbar 

40 iiber der Stadt erhebt sich hier im Nordwesten 
der Dschebel Kasjiin. Im Westen begrenzt sie 
der Hermon, im Siiden die vulcanischen Hiigel- 
riicken des Dschebel A swad und Dschebel el-Mani', 
jenseits welcher im Siiden die Hauranebene be- 
ginnt. Der westliche Teil der Ebene, das grosse 
Gartenland. in welchem die Stadt liegt und das 
auf Hirer Siid- und Ostseite sich etwa drei Stunden 
weit ausdehnt. tragt den Namen el-Ghuta, der 
dstliche Teil den Namen el-Merdsch. Ihr Ende 

50 flndet sie ca. 6 Stunden ostlich von D.. bei den 
sog. Wiesenseen, deren grosster die Bahret el-Atebe 
ist. Aus den Gebirgsschluchten des Antilibanus 
stromen eine Anzahl Biiche in die Ghuta berunter; 
ausser dem schon genannten Barada (s. Chry- 
sorrhoas Nr. 8) im Norden der Ebene sind zu 
nennen der Nahr Barbar und der Nahr el-A'wadscli 
(letzterer der Pharphar des alten Testaments, 

II Reg. 5. 12) im Siiden der Ebene. Alle diese 
Biiche" verlaufen sich im Osten in den Wiesen- 

6nseen, die im Friihjahr und Sommer ziemlich viel 
Wasser haben, im Herbst und Winter ab'-r nur 
als Steppensiimpfe bezeichnet werden konnen. 
Dank diesem Uberfluss an Wasser ist die nachste 
Umgebung von D. ausserordentlich fruchtbar, sie 
ist ein grosser, griiner Garten mit Pappeln, Wall- 
niissen, Aprikosen,.Granaten, Mandeln und anderen 
Biiumen, sowie Weinreben, die sich in gewaltigen 
Ranken von Baum zu Baum schlingen. Ein sol- 



204? 



Damaskos 



Damaskos 



3044 



cher Garten ist das Ideal des Orientalen zu alien uns audi in der biblischen Uberlieleruu" , die 

Zeiten gewesen. Er nemit deshalb heute noch Form init r flndet sich in den spateren Schriftcn 

die Stadt ein ,Paradies', die ,Perle des Orients', (I Chron. 18, 5. II Chron. 28, 5), und ist dann 

und was dergleichen Bilder mehr sind. Aber auch die herrschende Form im Aramaischen. Steph. 

die Alten bewunderten die Fruchtbarkeit der Byz. kemit ebenfalls beide Formen. 

Gegend (Strab. XVI 756. Plin. n. h. V 74| und In ein helleres Licht der Gesehichte tritt I) 

die vieler Garten urn die Stadt her (Flor. a. a. 0. vom 11. Jhdt. an, seit die Beriihrungen mit dein 

per nemora ilia odorata , per turis et balsami israelitischen Staat zahlreicher werden. In dieser 

silvas). Plinius (n. h. XIII 51. 54. XV 43) riihmt Zeit jedenfalls sind jene Gegenden bereits seit 
die schOnen Damascener Pflaumen und die grossen 10 langem im Besitz der Aramaer, und I), ist der 

Terebinthen; letztere lobt auch Theophrast (a. Mittelpunkt eines aramaischen Bciches,' welches 

a. 0.); Poseidonios (a. a. 0.) preist den Wein, der sich rasch zum machtigsten Staat Svriens ent- 

derselbe sei wie in Chalybon (s. d.). wickelte (vgl. auch Art. Syria). Wenn das alte 

In dieser Lage liegt das Geheimnis der Be- Testament (II Sam. 8, 5ff.) e-rzahlt, dass David 

deutung, welche die Stadt durch die Jahrhunderte nach dem Sieg liber dieses Aramaerreich auch D. 

hindurch gehabt hat, und ihrer Lebenskraft. So unterworfen und in ilir Gebiet einen judischen 

oft sie auch erobert und venviistet worden ist, Statthalter mit Garnison gelegt habe, so ist das 

ist sie doch immer wieder neu erstanden. Das zum mindesten nicht von Dauer gewesen. Demi 

macht, dass ihre Frnchtbarkeit unverwiistlich ist, sofort nachher (I Eeg. 11 , 23ff.) und fur die 
so lange die unversieglichen Wassermengen des 20 Folgezeit flnden wir D. als selbstandiges Eeich 

Barada sie durchstromen. Und damit vcrbindet unter einem Usurpator Reson. Seinem Nachfolger 

sich die Lage am Rand der Wiiste, an dem Punkt, gelang es, D. zum machtigsten Staat in Syrien 

wo die grossen natiirlichen Handelsstrassen sich zu machen. Naturgemass konnte das nicht'ohne 

kreuzen, welche die Wiiste mit der Cultur, das Conflict mit dem benachbarten Eeich Israel ab- 

Abendland mit dem Morgenland verbinden. Fiir gehen. Die beidengrOsstenEeichejener Gegenden, 

alle die Karawanen, die von Nordsyrien nach die beide aneinander stiessen, mussten immer 

Arabien, vom Euphrat zum Nil, vom persischen wieder in Streit geraten. D. musste seine Macht 

Meer zum Mittelmeer Ziehen, ist D. zu alien Zeiten nach Wcsten zum Meer vorzuschleben suchen. 

der gegebene grosse Haltepunkt gewesen; und Da sperrte ilirn Israel den Weg. Die grosse 
so ist es zur Sammelstelle, zum Mittelpunkt des 30 Handelsstrasse von D. zur Kiiste, die via maris 

ganzen Handels im Orient geworden. Erst der des Mittelalters , fiihrte durch israelitisches Ge- 

SuezcanalhatdiesemLandhandeldenTodesstreich biet, und Israels Konig hatte cs in der Hand, 

gegeben, und seitdem geht D. von Jahr zu Jahr den Handel von D. so gut wie ganz vom Meere 

zuriick. Doch bleibt ihm immer noch die Bedeu- abzuschliessen. Die Spaltung von Israel in ein 

tung des grossen Marktes fur die Steppe Inner- Nord- und Sudreich war das Gliick fur D. Sie 

synens und ihre Bewohner; sie ist damit stets schwachte diese Staaten, und so flnden wir bald 

und noch heute der gegebene Mittelpunkt fiir das kleine Juda wenigstens in einer gewissen Ab- 

Synen und die Hauptstadt fiir alle Beherrscher hiingigkeit von D. (I Eeg. 15, 18ff.). Die Kriege 

des syrischen Eeiches. zwischen D. und dem israelitischen Eeich setzten 

Wir verstehen so, dass der Ursprung von D. 40 sich dann fort, meist mit Erfolg fiir !>., das unter 
m die alteste Zeit hinaufreichen muss (Joseph. Biridri (ca. 885—844) den Hohepunkt seiner 
ant. I 145 = Genesis 10, 22. Ammian. a, a. 0.1. Macht erstieg. A'on Israel erzwingen sich die Da- 
Erne Menge von Mythen iiber ihren Ursprung mascener das Eecht, in der israelitischen Haupt- 
und die Bedeutung ihres Namens sind bei Juden, stadt Samaria Handelsquartiere anzulegen (I Eeg. 
Christen und Muhammedanern verbreitet gewesen 20,34. Nic. Dam. frg. 31, FH(i III 373f.). Erst 
(Damascius a. a. 0. Euseb. Onom. 181, 78. 190, der israelitische Konig Ahab kampfte. wieder mil 
22. 202, 65 = 5, 6. 41, 19 u. o. Steph. Byz. Isid. Erfolg gegen die Svrer. aber auch ihm gelang 
a. a. 0.). Die Sage brmgt die Stadt auch in cs nicht vollstandig; ilir .loch abzuschiitteln. In 
Verbmdung mit Abraham, der Konig von D. ge- der Schlacht von Karkar 851 musste er nach 
wesen sein soil (Iustin. a. a. 0. Nicol. Damasc. 50 d.'n assyrisclien Denkmiilern Biridri Heeresfolge 
bei Joseph, ant. I 159f. Genesis 14, 15. 15, 2). gegen die Assyrer leisten. 

Nach der Meinung des Propheten Amos ist die An Assyrien hatte numnehr das Aramaerreich 

:>tadt ^egriindet von Leuten lAramaern), welche den iiberlegenen Gegner gefunden. Auch fiir die 

aus Kir hergekommen sind; aber wo er dieses Assyrer war es cine Lebensfrage , nach Westeii 

Land selbst sich denkt, wissen wir nicht (Amos zuni Meer freien Zugang zu haben, also den Staat 

9, 7). Die Liste der eroberten palastiuensischen zu unterwerfen , welcher den Weg zu den phoi- 

Stadte von Thutraosis HI. nennt D. als Ti-mas-ku uikischen Hafen beherrschte. namlich D. Di<- 

(16. Jhdt. v. Chr.); Ausgangs des 15. Jhdts. wird ersten Angriffe freilich waren erfolglos; die fimf 

die Stadt in den Tell-Amarna-Briefen als Ti- Ziige, welche Salmanassar II. tregen D. in den 
niaseh-gi erwiihnt. Ende des 13. Jhdts. kam 60 Jahren 854—839 macbte, waren keine Sietre, eher 

Ramses III. mit diesen Gegenden in feindliche Niederlagen fiir die Assvrer. Die Aramaer konnten 

Beruhrung. erne Liste aus seiner Zeit nennt die gerade damals unter Hasael (ca. 844-804 ?i wieder 

Stadt Ti-ra-niaski(Muller Asieu und Europa227i. mit grosser Kraft gegen Israel sich wenden und 

Die Einsetzung des r in den Namen ist vielleicht auch Juda unterwerfen. Erst unter Hazels Nach- 

aui aramaischen Einfluss zuriickzufiihren; dann folger Mari trat der Umschwung ein. Rammani- 

haben wir darin ein Zeugnis dafiir, dass schon in rari III. machte 803 D. tributpflichtig. und nun 

dieser truhen Zeit die Aramaer in jenen Gegenden konnte sich Israel unter Jerobeam 11/ wieder un- 



2045 



Damaskos 



Damaskos 



2046 



i 



sassen. Die doppelte Form des Namens begegnet abhangi"- 



Eine Eeihe weiterer Einfalle 



der Assyrer unter Salmanassar III. nach Westen des Aretas gar nichts orwahnt wird in dem Be- 
(in den J. 773^755) brach die Macht von D. richt des Josephus iiber den Zug Aristobuls nach 
immer mehr, bis endlich unter Maris Nachfolger I). , welchen er angeblich urn Ptolemaios Men- 
Resin die Stadt von Tiglat-Pileser belagert und naios zu schiitzen unternahm (ant. XIII 418; bell, 
erobert wurde. Die ganze Umgebung wurde ver- Iud. I 115). Im J. 66 liess Pompeius die Stadt 
wustet, die Garten und Baume zerstOrt, die Be- durch seine Legaten Lollius und Metellns be- 
volkerung deportiert und das Land zur assyri- setzen (Joseph, ant. XIV 27ff.; bell. Iud. I 127); 
schen Provinz gemacht. D. hatte seine politische im J. 64 kam er dann selbst dorthin und empfing 
Eolle auf lange hinaus nun ausgespielt ; es ver- dort die Gesandten und Geschenke der bonach- 
schwindet auch fur langere Zeit fast giinzlieh aus 10 barten Kbnige (Flor. a. a. 0. Joseph, ant. XIV 
der Litteratur. 33; bell. Iud. I 131). 

Die Stadt selbst scheint sich rasch erholt zu D. gehOrte nun zur romischen Provinz Syria, 

haben. Schon Ezechiel (27. 18) nennt sie als be- Nach Plinius (n. h. V 74) und Ptolemaios (V 15, 

deutende Haudelsstadt. In der Perserzeit ist sie 22) war sie eine Stadt der Dekapolis ; auffallend 

wieder zu volleni Glanz erbliiht. Strabon (a. a. ist, dass Josephus sie nicht als solche nennt, viel- 

0.) nennt sie nohg a&oXoyos, oxedov n xai im- mehr Skythopolis als die grosste Stadt der Deka- 

rpavsoTaTrj xiSv tavirj xaxa ra JlepoMd. Dareios polis bezeichnet (s. Art. Dekapolis). Aus der 

brachte vor der Schlacht von Issus seine Familie Zeit des Cassius (44 — 42 v. Chr.) wird uns der 

und seine Schatze dort in Sicherheit. Aber durch Name des romischen Befehlshabers von D., Fabius, 
Verrat kam D. nach der Schlacht in die Hiinde 20 genannt (Joseph, ant. XIV 295. 297; bell. Iud. I 

des Parmenion (Curt. a. a. 0. Arrian. a. a. 0. 236. 239). Im J. 38 gab Antonius Koilesyrien 

Polyaen. IV 5. Diodor. XVII 32). Von da an und einen Teil von Iudaea und Arabien an Kleo- 

gehorte sie zum Reiche Alexanders d. Gr., der patra (Joseph, ant. XV 79. 91ff.; bell. Iud. I 359ff.). 

dort auch Munzen pragen liess (L. Miiller Nu- Die Konigin selbst kam nach D. (Joseph, ant. 

mismatique d'Alexandre le Grand 287f. pi. 1338 XV 96; bell. Iud. I 362), und es flnden sich 

_1346). aus den J. 275. 276. 280 seleuc. = 37. 36. 32 

Nach dem Tode Alexanders wechselte die Stadt v. Chr. Munzen von D. mit dem Bilde der Kleo- 

mehrfach die Herren. Im J. 320 bemiichtigte patra (Mionnet a. a. 0. V 285. De Saulcy 

sich Ptolemaios I. Syriens und wolil auch der 30ff.). Dann besuchte der jungere Herodes in D. 
Stadt D.; 314 wurde ihm Syrien und Palastina 30 den Sextus Caesar und erhielt von ihm Koile- 

wieder von Antigonos genommen (Diod. XIX 100, syrien (im engeren Sinn). D. selbst gehorte nicht 

5). Dann war sie abermals im Besitz des Ptole- zu seinem Gebiet; trotzdem erwies er sich sehr 

maios II. Philadelphos (283—247 ; Porphyr. a. a. wohlwollend gegen die Stadt und haute ihr ein 

0.), welchem Antiochos I. (280—262) sie wieder Theater und ein Gymnasium (Joseph, bell. Iud. 

entriss (Polyaen. IV 15). Als dann 246 v. Chr. I 422). Wie ausgedehnt damals das Gebiet von 

Seleukos II. fast ganz Syrien an Ptolemaios III. D. war, zeigt der Umstand, dass unter Tiberius 

verlor, wurde D. wahrscheinlich imr belagert, nicht die Damaskener einen Grenzstreit mit den Sido- 

erobert und 242/1 von Seleukos entsetzt (Euseb. niern hatten; beider Gebiete grenzten also an- 

Chron. ed. Schoene I 251 armen. Text, nach der einander (Joseph, ant. XVIII 153f.l. Eine Zeit 
Ghersetzung Petermanns, vgl. Schiirer Gesch. 40 lang kam die Stadt dann wieder an Aretas. Wir 

d. jud. VolkesS III 117 Anm. 199). Bei der haben romische Kaisermiinzen aus D. nur von 

Teilung des svrischen Reiches im .1. Ill v. Chr. Augustus und Tiberius und dann wieder_ vom 

fiel 1). mit der Siidhalfte an Antiochos IX. Kyzi- neuuten Jahr Ncros an, aber keine von Caligula, 

kenos uud wurde dessen Hauptstadt, von wo aus Claudius und aus den ersten Jahren Neros. Das 

er sein Reich Phoinikien und Koilesyrien regierte ist nicht Zufall, sondern (vgl. Schiirer a. a. 0.) 

(Euseb. Chron. ed. Schoene I 260). Ebenso war ist mit der Thatsache zusammenzustellen , dass 

es Hauptstadt des Reiches des Deinetrios Eukai- nach dem Bericht des Apostels Paulus D. damals, 

ros, des vierten Sohnes des Antiochos VIII. Gry- als er von dort floh (wahrscheinlich unter Cah- 

pos, der mit Hiilfe des Ptolemaios Lathuros dort gula) , nicht unter dem romischen Statthalter, 
Konig wurde (Joseph, ant. XIII 370). Ihm folgte 50 sondern unter einem Ethnarchen des Konigs Are- 

ea. 87 v. Chr. Antiochos XII. Dionysos. ebenfalls tas stand. Vorubergehend hat also dieser Araber- 

ein Sohn des Antiochos Grypos, als Konig von fiirst die Stadt wieder in seinem Besitz gehabt. 

D. (Joseph. Ant, XIII. 38711. |. Ihm suchte sein Wie er dazu gekommen, ob durch Waffengewalt 

Binder Philippos die Stadt wegzunehmeu, aber oder durch kaiserliche Gunst, wissen wir nicht: 

ohne Erfolg. Aber schon nach kurzer Zeit, *5 das letztere ist nach v. Gutschmid (bei Euting 

v. Chr., fiel er in der Schlacht gegen den Naba- Nabat. Inschriften 85, vgl. Schiirer a. a. 0.) 

taeerkonig Aretas (wahrscheinlich der dritte seines das Wahrscheinliehere. Wie lange die Stadt in 

Namens, s. Aretas Nr. 3), welchen die Damas- seinem Besitz blieb, ist ebenso wenig bekannt ; 

kener herbeigerufen hatten aus Hass gegen Ptole- jedenfalls stand sie von Nero an wieder unter 
maios Mennaios (Joseph. Ant. XIII 292 ; bell. Iud. 60 den Romern. Beim Aushruch des judischen Kriegs 

I 103). D. blieb nun im Besitz der Araber; Are- war dort eine ausserordentlich starke jiidische 

tas liess dort Bronzemunzen mit griechischer In- Colonie (auch durch das Neue Testament wird 

schrift pragen (Eckhel III 330). Da aus dem eine solche bezeugt, vgl. Act. 9, 2. II Korinth. 

J. 243 seleuc. = 70/69 v. Chr. autonome Stadt- 11, 32); nach Josephus sollen nicht weniger als 

munzen vorhanden sind (Mi o nil etSuppl. VIII 193. 10000 Juden damals dort umgebracht worden 

De Saulcy a. a. 0. 31 nr. 9), so muss sich die sein (bell. Iud. JI 559ff. VII 368). Seit Hadrian 

Stadt wieder eine Zeit lang von Aretas freigemacht tragt die Stadt auf den Munzen den Titel ^j;i,oo'- 

haben. Dazu stimmt, dass von der Herrschaft .Wis; seit Severus Alexander ist sie rOmische 



2047 



Darmislu: 



Damasos 



2018 



Colome (De Saulcy a. si. (.). 37ft'. 43. Mionnet 
V 283ff.). Im 2. Jhdt. bei der veranderten Pro- 
vincialeinteilung gehort sie zu Phoenicia, dessen 
eigentliche Hauptstadt sie war, worm audi Emesa 
die Wflrde einer Metropole der Proviuz hattc 
(Amniian. Marc. a. a. 0.). Bei der weiteren Zer- 
stiicklung der Provinzen, wie sie seit Diocletian 
begann, blieb D. bei Phoenicc ad Libarmm (Haupt- 
stadt Emesa), wahrend das Kiistenland als Phoe- 
nicc inaritima losgetrennt wurde. Diese ganze In 
Zeit hindurch scheint D. eine bliihende Stadt 
rait grossem Handel und Verkehr geblieben zu 
sein. Diocletian legte dort grosse Waffenmaga- 
zinc mid Waffenfabriken an (Malala Chron. a. a. 
0.; vgl. Not. dign. a. a. 0.). Moglicherweise 
geht der Rubin der Damaskener Waffenschmiede 
bis auf diese Zeit zuriick. Zur Zeit Tulians gait 
sie als cine der schonsten Stiidte; der Kaiser selbst 
ueiint sie eroag nuidorjg dqi&akfiov (Iul. a. a. 0.). 

Audi untcr den Byzantinem behielt die Stadt 20 
ihre Bedeutung als Grcnzwacht gegen die Wiistc. 
Sie wurde Sitz eines christlicben Biscbol's, der 
dem Range nach der zweitc im Patriarchal von 
Antiochien war. Eine Eeihe der Bischofe sind 
nns bekannt. Theodorus , der die heidnischen 
Tempel in Syrien zerstorte, verwandelte auch den 
grossen Tempel von D. in eine Kirche, und Iusti- 
nian baute dort eine neue Kirche. In den Kampfen 
der Byzantiner und Perser hatte die Stadt viel 
zn leiden, Unter Heraelius (610 641) wurde der 30 
grosse Teil der Bewohner von D. nach Persien 
in die Sclaverei weggefuhrt. 

Mit dem Islam begann fur D. die dritte und 
gliLnzcndste Periode seiner Geschichte. Nach der 
Sdilaoht am Iarmuk. in weleher die Macht der 
Byzantiner gebrochen wurde, fiel D. in die Hande 
der Araber unter Abu Ubeida und Chalid Ibn 
Welid. Mit den Christen verfubren dieselben 
glimpflich; der Besitz von 15 Moscheen wnrde 
ilmen verbrieft. Mu'awija (661 — 679) und seine [0 
Nachkommen. die Oniaijaden, verlegten den Sitz 
des Chalifals nach D. Welid (705— 715) erbaute 
in I). an Stelle der alten Johanneskirche eine 
grossartige Moschee, welche von den arabischen 
Schriftstellern als Weltwunder gepriesen wird. Es 
war ftir D. ein barter Scblag, als im J. 750 die 
Abassiden den Schworpunkt des Reiches von D. 
weg nach Bagdad in das Stromland des Euphrat 
und Tigris verlegten. In den I'olgenden Jahr- 
liunderten hatte D. in den hiuvfigen Unruhen und 50 
Kriegen viel zu leiden und wechseltc mehrmals 
die flerrscher. l)ir Kreuzi'ahrer machten mehr- 
fac-he vergeblicbe Versuche, die Stadt zu ge- 
winnen ; P. hielt alle Belagerungen aus. Dagegi-n 
inusste es sicli 1260 den Mongolen unter Hulagfi 
ergeben. fiel aber im gleiclien Jahr noch an die 
Mamluken zuriick. 1399 konnte 1). sicb nur durch 
schweron Tribut an Tinmr 'I'anierlan von der 
Plunderung loskaufeu; dancils wurden die be 
riihmten Schwertschnhedf nach Samarkand und 00 
Chorasan weggefuhrt. Seit 1516 (Sultan Selim Li 
ist D. dem tiirkisehen Eeiche einverleibt. 

Litteratur: Forbiger II 651f. Mannert VI 
1, 316ft'. Bo'diger in Ersch und Grubers En- 
cycl. 5. Section XXII 2, 113—116. Smith Dic- 
tionary ot' Greek and Roman Geogr. I 749ff. 
Cheyne und Black Encycl. Biblica I 987ff. Die 
Bibelworterbiicher vonW i n e r , S c b e n k e 1, R i eh m. 



Hitter Krdkunde XVII 1332ft'. Krouier Top. 
von Damascus (Denkschr. d. Wiener Akad., phil.- 
hist, CI. V/VI 1854 u. 1855). Porter Five years 
in Damascus 1855. Robinson Neuere bibl. For- 
schungen 578—610. Ebers und Guthe Palae- 
stina in Bild u. Wort I 389—442. G. A. Smith 
Historical geogr. of the Holy land 639ff. Guy lc 
Strange Palestine under the Moslems 224—273. 
Schiirer Gescb. d. jud. VolkesS III 117ff. Bae- 
deker Palast. u. Syrien 8 329—354. Miinzen s. 
bei Eckhel III 329—334. Miouuct V283— 297. 
Suppl. VIII 193—206. I) e S aulcy Numismatiquo 
de la Terre Sainte 30-56 Inschriften CIG 4512ft'. 
l,e Bas 2549 — 2551c. liber die Zeitrechnung von 
D. vgl. Art, Aera Bd. I S. 634. [Benzinger.] 

2) Arkadischer Heros, eponymer Griinder der 
Stadt Damaskos, Sohn des Hermes und derNymphe 
Halimede, wandcrte aus Arkadien nach Syrien, 
Steph. Byz. s. v. 

3) Nach andorn, ebd., ein meuschlicher (dvijg) 
Geguer des Dionysoseults ; er hieb die vom Gottc 
in Syrien gepflanzten WeinstOcke mit. dem Beile 
um, wurde zur Strafe daffir von Dionysos verfolgt, 
geschunden und zu einem Aaguaoxog (von 8eq/.ici 
und noxdg) gemacht, woraus , durch Ausfall des o 
D. entstand 1 ; eine etymologische Legende, in ver- 
stummelter Form erhalten. Sie ist auf D. wohl 
falschlich iibertragen und eignete ursprttnglich dem 
zu ahnlichen Zwecken erfundenen Giganten Askos 
(s. d.), die bei Steph. Byz. ebenfalls, an erster 
Stelle, erzahlt wird. [Tumpel.] 

Damasos (Adfiaaog, Fick-Bechtel Griech. 
Pers.-Namen2 385). 1) Ein Troer, von Poly]>oites 
getotet, 11. XII 183. 

2) Ein Thebaner, von Tydeus getotet, Stat. 
Theb. VIII 495. 

3) Damasos und Nauklos, Fiihrer der atti- 
sehen Siedler auf Teos, Paus. VII 3, 6. Strab. 
XIV 633. 

4) Kallimachos frg. 13 a Schn.: tftquftov Aa- 
tuinov .TrtTrtrt Tf.'/.emcinibrjr ist nach D i 1 1 r i c h 
'.lahrb. f. Pbilol. Suppl. XXIII 179 zu lesen tf,- 
rijdfvot' fid/iaaav .t«mS« Tr/.earoniflrji', und bezicht 
sieh auf Linos. [Escher.] 

5) Solin des Amyris aus Siris. Unter den 
Freiern der Agariste genannt, Herod. VI 127; 
vgl. Curtius Gr. Gescb. I s 250. [Kirchner.) 

<t) Bruder des Philcisophen Demokritos, der 
dicsen. als er vmi seinen Rcisen veranut heini 
kehrtr, unterstutzt haben «dl. Diog. Laert. IX 39 
(vgl. Suid. s. Atjiinxnimi, der ilm Dainastes nennt). 
Plin. n. h. XVIII 35. Clemens Alex, strom. VI 
32 p. 755 P. IE. Wellmann.] 

7) Bischof von Rom 36t;— 384. Geboren um 
3n5 wohl in Rom — seine spanische Herkunft 
hat im Liber Pontificalis (ed. Duchesne I 2121 
>'inen ungeniigenden Zeugen — ist er friih dort 
in den Kirchendienst eingetreten. 355 war er 
Diakon : nach dem Tode des Liberius 366 wurde 
er zu dessen Nachfolger erwahlt. Eine gegncri- 
.-che Partei aber wahlte einen Diakonen Ursinus 
zum Bischof; dieser scheint die Weihe eher als 
D. empfangen zu haben ; die Erbitterung der Par- 
teien fuhrte blutige Metzeleien in den Kirchen 
herbei (Ammian. Marc. XXVII 3, 11). Die Staats- 
gewalt nahm fur D. Partei ; nacheinigem Schwanken 
wurde der Gegencandidat 367 definitiv aus Rom 
verbannt. Aber eine VersOhnung der Gegner war 






2049 



Damasos 



Damastes 



2050 



I 



Tvieht erreicht; um 380 wurde auf dercn Betrieb 
D. von einem Juden Isaac angeklagt, ein Capital- 
verbrechen begangen zu haben, und bis zum Tode 
des D. hofften seine Feinde, dass ihnen ihr Becht 
wiirde (s. Art, Faustinus). Einen Synodalbo- 
schluss zu seinen Gunsten hat D. nicht erwirkt, 
wohl aber ist er alsbald durch Brief'e und die 
Teilnahme an seinen Synoden factisch im Morgen- 
und Abendland als der rechtmassige Nachfolger 
Petri anerkannt worden. Eine Anzahl Brief'e von 
ihm sind uns erhalten, darunter dogmengeschicht- 
lich am wertvollsten die an Paulinus von Antio- 
chien. In besonders intimem Verhaltnis stand er 
zu Hieronymus, mit dem er gem correspondierte, 
und den er 382 sogar veranlasste, nach Rom zu- 
riickzukehren und eine Art von Secretarstelle bei 
ihm anzunehmen (Hieron. ep. 123, 10). Er hat 
diesen von ihm bewunderten Gelehrten zu ver- 
schiedenen wissenschaftlichen Arbeiten angeregt, 
darunter die bedeutsamste die Revision der alt- 
lateinischen Bibeliibersetzung (Hieron. praef. in 
IV evangel.). Durch Bauten und sorgialtige Fest- 
stellung von Martyrergi'abern bezw. Fixierung der 
Geschichte romischer HeiUgen hat er sich um seine 
Gemeinde verdient gemacht. Da ihm seine kirch- 
lichen Widersacher den Titel auriscalpius ma- 
tronarum beilegten, durfte die Constitutio des 
Kaisers Valentinianus vom J. 370 iiber die Erb- 
sehleichereien der Kleriker ad Damasum, Cod. 
Theod. XVI 2, 20, kaum ohne alien Zusammen- 
hang mit dem Verhalten des Bischofs erlassen 
worden sein. Allein D. hat auch direct auf die 
Entwieklung der christlichen Litteratur Einfluss 
geiibt. Das de.cre.tum de libris recipiendis u. s. w., 
das ihm zugeschrieben worden ist, mag spateren 
Ursprungs sein (s. Art. Gelasius). Aber D. ist 
der erste christliche Diehter von Epigranunen. 
Den Inschriften, die er grossenteils im Dienst 
seiner vorhin erwahnten kirchlichen Thatigkeit 
anbringen lassen inusste, gab er poetische Form. 
Mit einein einfacben Beatissimo martyri Iamtario 
Damasus ep. fecit begnugte er sich nur aus- 
nahmsweise; in eiuigen Versen, meist Hexametern, 
selten Distichcn, pflegte er die Verdienste derer, 
deren Gedachtnis er wahreu wollte, zu beschreiben. 
Diese in den Stein wohl mit Hiilfe des auch sonst 
beruhmten Schreiber-< Furius Dionysius Filocalus 
is. epigr. 18) eingehauenen Epigranune sind zum 
grossen Teil durch neuere Ausgrabungeu (J. B. 
de Rossi Inscriptiones christ. urbis Romae I. II 
1857ff. 1888) wicderaufgefunden worden; sie sind 
an dem besonderen Charakter der Buchstaben 
ohne weiteres erkennbar. Die von D. bier be- 
wiihrte Kunst ist gering. die VeivtOsse gegen die 
Prosodie zahlreich, die Phantasie und die Sprache 
des Verfassers sind gleich ami; dieselben Wen- 
dungen wiederholen sich, und audi die dogmenge- 
schichtliche Bedeutung des Inhalts wird wohl iilier- 
schiitzt. Aber die Zeitgenossen des D. fanden Ge- 
schmack an seinen Gedichten ; er wurde nachgeahmt, 
so stark, dass die Sammluugen soldier Inschriften, 
die man zu Beginn des Mittelalters in Rom her- 
zu^tellen begann. mehr ps.-damasianische als echte 
Epiirrannne'von ihm enthalten. Ubrigens hat er 
nicht bios ftr den Marmor gedichtet; ein paar 
von seinen .Liedern', wie das auf David, sind nie 
eingeineisselt gewescn. Nach Hieron. de vir. ill. 
103 und ep. 22, 22 scheint D., dem der Freund 

Pauly-Wipsowa IV 



ein elegans in vers thus componendis iiitjenium 
nachriihnit, iiberhaupt mehr geschriftstellert, ins- 
besondere die Jungfraulichkeit versu prosaque 
gepriesen zu haben. Diese volumina sind aber 
wie manche seine Inschriften verloren gegangen; 
originelle GedanKen haben sie schwerlich ent- 
halten. Die Ausgabe der Eeliquien des D. bei 
Migne Patrolog. lat. XIII (epistolae 347ff. ; car- 
mina 375ff. ; die apokryphen Briefe aus Ps.-Isidor 

10 423ft.; Nachtrage 1195—1218) ist nur fur die 
Briefe noch brauchbar; auf Grund von de Rossis 
Forschungen hat M. Ihm Antholog. lat. supplem. 
vol. I, Lips. 1895, die Epigramme des D. und die 
ps.-damasianischen musterhaft herausgegeben und 
cominentiert ; dort S. XLIXff. und in I h m s Auf- 
satz Rh. Mus. L (1895) 191-204 findet man auch die 
sonstige reichliche Litteratur iiber D. verzeichnet 
und berucksichtigt. Vgl. M. Rade Damasus Bischof 
von Rom, Freibg. i. Br. 1882. , [Julicher.] 

20 Damaspia (Fern, von altpers. Jamaspa, Justi 
Iranisches Namenbuch 109), Gemahlin des Arta- 
xerxes I., Mutter des Xerxes II. (Ktesias Eel. pers. 
44). Nach Ktesias Text starb sie an demselben 
Tage, als Xerxes ermordet ward; sicherlich ist 
aber, wie C. Miiller (zu Ktes. a. a. 0.) aus dem 
Zusammenhang vermutet, die Stelle verdorben 
und statt Sig^tjg vielmehr zu lesen 'AgroS-eQtyg 
(vgl. auch Unger Chronologic des Manetho 293). 
D.s Tod ist also in das Ende des J. 425 zu setzen. 

;-{i) [Swoboda.] 

Ad/.iaoaa 6'qt] (var. Adfiaaaa, Aoftaooa Ptoleni. 
VII 2, 8 — 19), ein hinterindisches Gebirge zwi- 
schen dem Maiandros (Yu . ma-dong) und dem 
Semanthinos (Kustengebirge von "An . nam) ober- 
halb der Chalkitis (s. d.), zugleich Quellengebiet 
des Sobanas (Ma . nam), Doanas (Ton.ly) und Do- 
rias; Anwohner Damassai § 18. Zu beziehen auf 
die erzreiehe archaische Platte zwischen Ma . nam 
und Ma.kong, welche von Luang-pra.bang iiber 

40 Ko.rat bis zur Senke des Ton.ly-sap stidwarts 
dahinstreicht ; der Mittellauf des grossen Stromes 
Sa.lwen blieb unkannt. Zum Namen liesse sich 
skr. yamasa, prakr. damasa ,austrinus polus', 
Plin. VI 69, vergleichen. [Tomaschek.] 

Ihnaastes (Aaudarri;). 1) Ein sonst Frokrustes 
(s. d.) oder Polypemon genannter Riese, dessen 
Totung die sechste That des Theseus war, Plut. 
Thes. 11. Apollod. epit, I 1. Robert Hermes 
XXXIII 1898, 149. L EsclK ' r -] 

50 -) AaiidoTijg, nach Suid. s. Atjftdxgtro; Bruder 
des Philosophen Demokritos; vgl. Damasos Nr. 6. 

[E. Wellmann.] 
3) Damages (FHG II 64—67) von Sigeion 
(Dionys. ant. rem. I 72, 2; de Thuc. 5. Agath. 
i, 1. "Avien. ora mar. 42. Suid.), muss um 400 
angesetzt werden. Er behauptete, von Diotimos. 
Strombichos Sohn, einen Bericht iiber dessen Ge- 
sandtschaftsreise nach Persien selbst gehort zu 
haben (Strab. I 47): es kann nur der Stratege 

60 des J. 433/2 geineint sein (Thuk. I 45, 2. CIA 
I 179). Eratosthenes (Agathem. 1, 1) nennt ihn 
im Geographenkatalog unmittelbar nach Hellani- 
kos, Suidas bezeichnet ihn als 'E'/lavUov ttadi]- 
Tyg. So mag er allenfalls ein jiingerer Zeitgenosse 
des noch nach 406,5 schreibenden Hellanikos 
(Schol. Arist, Fro. 694) gewesen sein; unmoglich 
ist es nicht, dass die litterarische Thatigkeit 
beider Manner genau parallel lief. Was Suidas 

65 



2051 



Damastion 



Damatnos 



2052 



berichtet, griindet sich darauf, dass D. dieselben 
Stoffe behandelte, wie Hellanikos, und sich ini 
einzelnen hiiufig mit ihm beriihrte, wie in den 
Citaten ofter hervorgehoben wird (Val. Max. VIII 
13 ext. 6. Dionys. ant. rom. I 72, 2 , vgl. audi 
Steph. Byz. s.'i'.-rFgflogeoi mit Clem, strom. I 72 
p. 359f.); an ein wirkliches Schiilervcrhaltnis ist 
nicht zu denken, und nicht einmal das stent fest, 
ob D. jemals Hellanikos citiert bat. Aus Por- 
phyrios Behauptung (Euseb. praep. ev. X 3, 16), 
dass Hellanikos Bagflagixa vo/ut/ia aus Herodot 
und D. zusammengeschrieben seien, folgt umge- 
kehrt auch nichts, da jenes Buch eine Sammlung 
war. die Hellanikos nur zugeschrieben wurde, 
weil sie viel aus ihm enthielt. D. hat die alte 
ionische Weltkarte des Anaximandros und Heka- 
taios neu bearbeitet (Agath. 1, lj. Darauf be- 
ruht es, dass Eratosthenes, der den dgyaTog siTra'S 
durch einen neuen ersetzen wollte, ihn bentitzte 
(Strab. I 47. XIV 684, die Polemik ist mit eratostbe- 
nisehem Material gefiihrt; XIII 583 stammt aus 
Demetrios von Skepsis), Hellanikos dagegen iiber- 
ging, da dieser keine Karte gezeichnet hatte. Wie 
Hekataios, so erlauterte auch D. die Karte durch 
eine Erd- und Viilkerbeschreibung, die unter ver- 
schiedenen Titeln umlief (77e£< tdvwv Steph. Byz. 
s/Yfiegfiogtoi. 'Edvttir xatd?.oyos xal no/.ecov Suid., 
JIsgLr!.ovg Agath. 1, 1). In dem Bruchstiick iiber 
die Hyperboreer (Steph. Byz.) sehimmert noch 
deutlich das altionische Kartenbild durch, gegen 
das Herodot, der standige Gegner der Ionier, 
poleniisiert (EV 32. 36; vgl. Hellan. bei Clem, 
strom. I 72 p. 359f. = IV 172 p. 640. Hipp, de 
aer. aq. loe. 19 und die Altes allerdings nur in- 
direct iiberliefernden Berichte bei Mela II 1. Ill 
36. Plin. IV 88). Mit Hellanikos Chroniken ist 
zusammenzustellen ein Werk, das bei Suidas den 
Titel IJegl zmr ir 'Ellddi ysrofiivoir erhalten hat 
und noch von dem — nicht jungen — Verfasser 
eines Speusipposbriefes (Epist. Socrat. 30, 4; fehlt 
in FHG) neben Herodot als autoritative Dar- 
stellung der Perserkriege genannt wird. Den Kag- 
veovTxai des Hellanikos muss eine Festchronik 
litterargeschichtlichen Inhalts entsprochen haben, 
die bei Suidas Tlsgl xoujzcov xal ootpioreSv heisst. 
Das Buch Ilto! yovscor xal xQoyovcov row uzT/.iov 
OTgaTfvaaiiErojv fitfl).!a <5?5o wurde auch Gorgias 
Schiiler Polos zugeschrieben (Suid. Ilalos . . . 
t'ygaipf. Pevfa/.oyiar 1 zoiv i^l "D.iov oxgazzvodrroiv 
'EV.rjron 1 xal fianfidgojr xal .tyo£ p'xaozog djzijj.- 
Lit.'^e ' ztvkg d? ai'.'To Aaitdnrov far/od^ovai) , war 
also in Wahrheit anonym iiberliefert; zu beach- 
ten ist, dass in der Homerbiographie eine genea- 
logische Notiz bald aufD.. bald anf Gorgias zu- 
riiekgefiihrt wird (Herm. XXV 453. Procl.chrestom. 



p. 25, 22 West.). 



[Schwartz." 



4) Ein D. wird einmal mit einer Notiz iiber 
die Notwendigkeit der sofortigen Ernahrung des 
Siiugling seitens dfr Mutter angefiihrt (Sor. rr. y. .-t. 
I 31, 87). Die Conjectur Ermerins a. a. 0. 
Demosthenes fur D. entbehrt jeder Gewiihr. Die 
Xotiz scheint aus einem Werk iiber die Behand- 
lung des Sauglings zu stammen, <la.~ sich hoben 
Ansehens erfreute (Sor. a. a. O.). [M. Wellmann.] 

Damastion, nur bei Strabon I'VII 326) er- 
wiihnte Stadt mit Silberbergwerken im siidliclien 
Illyrien, in unVstimmter Lage. Zahlreiche Siiber- 
miinzen, bis zum Emle des 4. Jhdts. v. Chr. lierab, 



aind von D. und der Nachbarstadt Pelagia be- 
kannt. Imhoof-Blumer (Ztschr. f. Numism. 
I 1874, 99 — 114) vermutet D. in dem spateren 
Antigoneia, jetzt Tepeleni am Aoos, die Gruben 
bei dem benachbarten Damesi; jedocb sind heute 
keine Silbererze in irgend einem Teil von Siid- 
illyrien oder Epeiros bekannt. Sollte der Name 
der heutigen Stadt Argyrokastron mit Silbervor- 
kommen zusammenhangen? [Philippson.] 

10 Damastor (Aa/Mazcog). 1) Sohn des altcren 
Nauplios und der Amymone, Vater des Peristhe- 
ncs, dessen Sohne Diktvs und Polydektes waren 
(Pherekyd. bei Schol. Apoll. Ehod. IV 1091). 

2) Ein Gigant, der in der Gigantomachie den 
von Athene durch das Gorgonenhaupt versteiner- 
ten Leichnam seines Bruders Pallas, da ihm ein 
anderes Geschoss nicht zur Hand war, auf seinen 
Gegner schleuderte (Claudian. Gigantom. lOlff.). 

3) Vater des Troers Tlepolemos, der II. XVI 
20 416 Damastorides genannt wird. 

4) Vater des ebenso bezeichneten Agelaos, eines 
Freiers der Penelope (Od. XX 321. XXII 212. 
241. 293). 

5) Preier der Penelope aus Dulichion nach 
Apollod. epit. 7, 27, vgl. Wagner Rh. Mus. 
XLVI 419. [Wagner.] 

Damastorides (Aa/iaazogiSrje). 1) Ein Troer, 
von Agamemnon getfitet (Quint. Smyrn. XIII 211). 

2) D., d. i. Sohn des Damastor, werden Tlepo- 
SOlemos und Agelaos genannt (s. Damastor Nr. 3 
und 4). [Wagner.] 

Damatrios. 1) Sohn des Hamaloios, Aioler 
aus Myrine, siegt als Kitharoide bei den Chari- 
teisien zu Orchomenos, Anfang 1. Jhdts. v. Chr., 
IGS I 1760. 

2) "Aeywr Botondv zwischen 223—192 v. Chr., 
IGS I 220. 2825. 2826. 

3) Eponym in Tauromenion, 3. Jhdt. v. Chr., 
IGI 421 1 a 2. 21. 67. 94. 

40 4) Sohn des Aristobulos, Eponvni in Tauro- 
menion, 3. Jhdt. v. Chr.. IGI 422 '111 a 94. 

5) Sohn des Xymphodoros. Sznarayoq in Tauro- 
menion 3. Jhdt. V. Chr., IGI 421 1 a 4. Der- 
selbe yvuraoiagyos 422 11 a 69. 

6) Sohn des Philon. Eponvm in Tauromenion 
3. Jhdt. v. Chr., IGI 421 I) a 4. a 13. Als 
yv/tvaalagyo; 422 in A 89. 422 in D a 7. 

1) Sohn des Apollonidas, iihotxos in Tcgea. 
siegt in den olvinpischen Spielen daselbst, Le Bas 
.51) II 338 b. 

8) Sohn des Aristippos. Nach einer tegeati- 
schen Inschrift. C1G 1515, war er Periodonike, 
und zwar errang er einen Sieg im Lauf der Knaben 
zu Olympia. einen Sieg im Dauerlauf der Miinner 
ebenda-. ferner siegte er im Dauerlauf der Manner 
oder Knaben in den Nemeen viermal, in den Py- 
thien einmal. in den Isthniien dreimal, in der. 
Asklepieien zu Epidauros einmal. in den Aleaien 
zu Tegea viermal, in den Lykaien in Arkadien 

GO dreimal. in den Basileien zu Lebadeia einmal. 
An den Hekatomboien zu Argos war er zweimal 
Sieger im dd/.f/o; t.-i.-nos. [Kirclmer.] 

9) Damatrios (Demetrios), griechischer Monats- 
name. 1. Aaudigio;, der elfte Monat des mit 
der Wintersonnenwende beginnenden Kalender- 
jahres der Boioter. dem attischen Pyanopsion 
(October) gleichgesetzt von Plut. de Is. et Osir. 
69 p. 378 E. Hiiufig erwiihnt in boiotischen In- 






2053 



Damatrys 



Damianos 



2054 






schriftcn, IGS I 296. 3. 340, 1. 388, 2. 505, 1. 
507, 1. 523, 1. 524, 1. 1739, 6. 3172, 141. 3303, 
1. 3304, 1. 3333, 2. 3372, 1. 3389, 1. Vgl. E. 
Bischoff Leipziger Studien V1T 344. 2. Arji.ii)- 
zgios, der zwolfte Monat des romischen Soimen- 
jahrs der Provinz Bithynien, 31tagig vom 23. 
August bis zum 22. September nach dem Heme- 
rologium Florentinum. Vgl. Ideler Handbuch 
der Chronologie I 421. [Dittenberger, 



der Artemis, des Poseidon und des Lysander (Paus. 
X9, 8); vgl. die Art. Alypos Nr 2, Antiphanes 
Nr. 21 und Athenodoros Nr. 25. [C. Robert.] 

Dauienetos (Aa/itjvstog), Sohn des Glaukos, 
Argcier. Siegt als Aulode an den Charitesien 
zu Orchomenos, Anfang 1. Jhdt. v. Chr., IGS I 
3195. [Kirclmer.] 

Dameon (Aa/iewv), Sohn des Phlius, Genosse 
des Herakles auf dem Zuge gegen Augeias den 



Dainatrys (Aafiargvi) ist der erst in byzan- 10 Eleer. Er fiel mit samt seinem Rosse von der Hand 



tinischer Zeit auftauchende, aber wohl schon im 
Altertum gebrauchliche Name fur einen waldigen 
Berg in Bithynien Ostlich vor den Thoren von 
Byzantion, wo Kaiser Iustinian II. im Kampfe 
gegen Philippikos Bardanes sein Ende fand (711 
n. Chr.), Thcopli. chron. 380 de Boor. Const. Man. 
4069ff. Georg. Kedr. I 783 B. Mich. Glyk. 520 B. 
Nikeph. Const. 47 de B. Als strategisch wich- 
tiger Punkt wird der Ort auch im lateinischen 



des Aktorsohnes Kteatos und erhielt wiederum mit 
seinem Ross im spateren Hippodromos von Olympia 
jenes Denkmal, das von anderen Taraxippos oder 
Grab des Olenios genannt wurde, Pau3. VI 20, 8. 
NachFick-BechtelGriech.Personennam.2 387ist 
D. eine Koseform fiir Demophon 0. a. [TiimpeL] 

AaprjTiSai, Patra von Kamiros, IGIns. I 695, 
71. [Hiller v. Gaertringen.] 

Damia, eine alte Gottin der Fruchtbarkeit, 



Kreuzzug genannt, Niket.Chon.718B. Im iibrigen 20 ist zusammen mit Auxesia in Epidauros, Aigiiia 
befand sich dort ein kaiserliches Jagdrevier (Io. und Trozen verehrt worden. Auch fiir Sparta 
Kinn. VI 6), womjt wohl auch die Erbauung eines ist ihr Cult durch eine Weihinschrift an Zevs 

Tatezhas, [Avfyjola und Aauoia bezeugt; vgl. 
F. Diimmler Bd. II S. 2616—2618. Sie wird 
ursprunglich der Demeter wesensgleich sein. Den 
Diimmler schen Ausfiihrungen hinzuzufugen ist 
jetzt eine archaische Felsinschrift, die F. Hiller 
von Gaertringen im J. 1896 in Thera (San- 
torin), sudlich vom Heiligtum des Apollon Kar- 



Palastes (Jagdschlosses) daselbst unter Tiberius II. 
und Maurikios (578 — 602) in Zusammenhang zu 
bringen ist, Kodin. 118B. Ausser einem nach 
dem heiligen Auxentios benannten Kloster(Theoph. 
436f. 443 de B.) befand sich dort ein solches des 
Namens Speira (Zjzsigd), Theoph. contin. 369. 
375. 712. 803. Ramsay Asia minor 218. 312, 



20. Andere Stellen noch bei Ducange Const. 30 neios , entdeckt hat. Unter den vielen dort 



christ. IV 13, 5. Der Berg ist bei der beriihmten 
Quelle von Tschamlidscha zu sucheii, in deren 
Name (eig. .Ffihrenwaldchen', von tiirk. tsoham 
Fohre) v. Hammer Constantinopel II 337 eine 
Anpassung an das byzantinische D. erkennen will. 
Dieselbe liegt ostlich von Skutari bei dem Dorfe 
Bulgurlu unter einer 268 m. hoben Kuppe, welche 
eine umfassende Aussicht gewahrt und ebenfalls 
nach dem Dorfe oder der Quelle benannt wird. 



fundenen Namen von Gottheiten, die meist neben 
ziemlich unregelmassigen , Aachen Einarbeitungen 
in den blauen Kalkfels gehauen sind, finden wir 
neben einem in den Fels gehauenen runden Loch 
die Namen Aox(h)aia Aa/ua (IGIns. Ill 361; 
vgl. F. Hiller von Gaertringen Die archaische 
Cultur der Insel Thera. Berlin 1897, 19; Die Insel 
Thera in Altertum und Gegenwart I 1899, 150). 
Auf Loeschckes Eat hat v. Hiller zuletzt die 



G. H. v. Schubert Reise in das Morgenland I40olfenbar allein richtige Ansicht vertreten, dass 

239. Meyers Tiirkeis 349f. Murrays Constan- T 

tinople u. s. w. 109. Kiepert Formae XVII. 
Moltke Karte von Const, v. d. Goltz Karte 
d. Umgeg. v. Const. [Oberhummer.] 

Daineas (Ja/ra,-). 1) Sohn des Matrokles. 
Strateg in Megara vor 243 v. Chr., IGS 18—11. 

2) Sohn des Phintwi. Strateg in Tegea. Le 
Bas II 338a. 

3) A. <2Wco 710'Uzrii At' 'Aftrjvaiov, Sieger in 
den olympischen Spielen zu Tegea. Le Bas II 50 



338 b. [Kirclmer.] 

4) Aus Kroton, Erzgiesser, fertigt fiir Olympia 
die Statue seines beriihmten Landsmannes , des 
Ringers Milon. Die Legende behauptet, dass dieser 
die Statue mit eigenen Hiinden nach der Altis 
getragen habe iPaus. VI 14, 5). Eine beim Bu- 
leuterion gefundene Rundbasis wollte RohllGA 
589 mit dieser Statue in Beziehung bringen; s. 
dagegen Dittenberger und Purgold Inschr. 
v. Olympia 264. Da von den sechs olympischen 130 des Aristeides und Adrianos liefern (p. 87,°20. r 8», 



Lochaia der aeginetischen Auxesia genau entspricht, 
und Lochaia und D. als Geburtsgottinnen aufzu- 
fassen sind. Ober die Verehrung der I). in Rom 
unter dem Namen Bona Dea s. 0. Bd. Ill S. 690. 

[Kern.] 

Damianos. 1) Diente mit seinem Oheim 
Valeriauus wahrend des Gothenkrieges in Italien. 
Prok. Goth. II 7 p. 176. II 11 p. 191. IV 33 
p 628 B. [Hartinann.] 

2) Damianos von Ephesos , aus reichem und 
vornehmem Geschlecht, Schiiler des Aristeides in 
Smyrna und des Adrianos in Ephesos, lehrte in 
seiner Vaterstadt, die er durch prachtvolle Bau- 
anlagen (insbesondere eine im Namen seiner Frau 
geweihte, an das Artemisheiligtum angebaute Halle 
von 1 Stadion Lange und Villen in den Vorstadten) 
verschonerte. PhilostratosII. suchte ihn in Ephesos 
als bejahrten Mann auf (vit. soph. II 23. 4) und 
liess sich von ihm das Material fiir die Biographie 



Siegen des Milon einer durch Euseb. I 201 SchOne 
auf 01. 62 fixiert ist, so ergiebt sich als Lebens- 
zeit des Kiinstlers die zweite Halfte des 6. Jhdts. 
Collignon Sculpt, gr. I 487. 

5) Aus Kleitor. Erzgiesser, Schiiler des Polv- 
klet (Plin. XXXIV 50), verfertigt fiir das AVeih- 
geschenk , das die Spartaner nach der Schlacht 
bei Aigospotamoi in Delphi aufstellen. die Statuen 



20. 107, 29 der Textausg. v. Kayserj. Er starb 
70 Jahre alt in Ephesos und wurde in einer der 
von ihm angelegten Villenvorstiidte begraben. 
Seine Nachkommen waren angesehene Mitglieder 
des Senates von Ephesos, Philostrat. vit. soph. 
II 23. - [W. Schmid.] 

3) Unter dem Titel Aafitavov rov 'H/.to5o>gov 
Aaoiaaaiov xecpd/.ma zwv o.-znxoiv vnso&eaeo>v ist 



2055 



Damiatrix 



Damis 



2056 



in verschiedenen Hss. eine Einfiihrung in die Op- 
tik enthalten, in welcher die Katoptrik Herons 
und die outixtj TiQayfiaxsia des Ptolemaios oitiert 
werden ; derselbe Tractat aber, nur um das letzte 
Capitel verkiirzt, erscheint in andern Hss. als 
'HXwbwqov AaQiooaiov xe<pd).cua imv otitix&v. 
Wenn diese Uberlieferung zuverl&ssig und nicht 
etwa der letztere Titel durch eine irrtiimliche 
Abkiirzung aus dem ersteren entstanden ist, so 
ist zu schliessen, dass Heliodoros von Larisa eine 
Einfuhrung in die Optik in 13 Abschnitten ver- 
fasst, und dann sein Sohn oder Schiller D. eine 
Neuausgabe desselben Werkes veranstaltet und 
diese um ein Capitel vermehrt hat, welches, wie 
es scheint, Ausziige aus Herons Katoptrik ent- 
halt. Da Heliodoros alter als Theon von Ale- 
xandria gewesen ist, so kann D. mit einiger 
Wahrscheinlichkeit in das 4. Jhdt. nach Chr. 
(schwerlich in das vorhergehende Jhdt.) versetzt 
werden. Tannery Rapport sur une mission en 
Italie 38ff. (Extrait des Archives des Missions, 
3« se'rie, tome XIV 1888). Hultsch Heronis 
Alex. geom. praef. VIII. Heiberg Studien iiber 
Euklid 136ff. ; Euclidis optica prolegom. XXXIf. 
SchOne Damionos Schrift fiber Optik Vff. (nach 
ihm hat der urspriingliche Titel Aa/uavov rod 'HI. 
AaQ. xsqi r<5r djtzixcov VTto&eoemv gelautet). 

Herausgegeben wurden die ersten 13 Capitel 
der Optik zuerst in Florenz 1573 als .Heliodori 
Larissaei xerpdl.aia %&v anrtxtov', dann wiederholt 
von Lindenbrog, Hamburg 1610 u. a. Hei- 
berg Stud. 136f. SchOne a. a. 0. V. Die um ein 
vierzehntes Capitel vennehrte Schrift wurde als 
angebliches erstes Buch von ,Damiani philosopbi 
Heliodori Larissaei de opticis libri II' verOffent- 
licht von Bartholin, Paris 1657. Das 14. Ca- 
pitel, welches ausserdem in mehreren Hss. filr sich 
und ohne Aufschrift sich flndet, ist herausgegeben 
von Martin Mem. pre'sente's, l e se'rie IV 414ff. 
und von Hultsch in den zur Ausgabe von He- 
ronis Alex. geom. beigefiigten Variae collectiones 
249ff. (kurz besprochen von Tannery Bulletin 
des sciences mathem., 2e se'rie IX 1 [1885], 317f.). 
Als zweites Buch des D. hat Bartholin, irrege- 
fiihrt durch eine von Ange Vergece compilierte 
Hs., einen Abriss der Optik des Euklid beigefiigt, 
der aus den Schlusscapiteln der noch unedierten 
Geometrie des Pachymeres entlehnt ist. Tannery 
Bapport 39ff. Heiberg Eucl. opt. proleg. XXXI. 
Nach der besten hsl. Uberlieferung ist ,Damianos 
Schrift iiber Optik, mit Ausziigen aus Geminos, 
griechisch und deutsch' von B. SchOne. Berlin 
1897. herausgegeben worden (iiber die Hss. s. da- 
selbst S. Vlff. , iiber die Hss. der Ausziige aus 
Geminos Xf.). Einige Verbesserungsvorschlage 
und Erliiuterungen zum Text hat Hultsch Berl. 
Philol. Wochenschr. 1898, 1413ff. beigetragen. 

[Hultsch.] 

Damiatrix, Name der rOmischen Priesterin 
der Bona dea-Damia, s. o. Bd. Ill S. 690. 

Damigerou (Damogeron , Damegeron), der 
Magier, unter dessen Namen schon im 2. Jhdt. 
n. Chr. eine Schrift iiber die Kriifte der Steine 
umlief, die sich inhaltlieh mit derjenigen des 
schon von Plinius beniitzten Zoroaster beruhrte 
und in spaterer Zeit viele Lescr fand (vgl. V. Rose 
Damigeron de lapidibus, Herm. IX 471f.j. Das 
Machwerk war urspriinglich in griechischer Sprache 



verfasst, Apuleius (ap. 45 p. 56, 1 Kr.; vgl. 90 
p. 100, 16) hat es bereits gekannt, der sog. Orpheus 
hat es in seinem Zaubergedicht itegl Xii)o>v (ca. 
4. Jhdt.) in Verse umgesetzt, im 5. Jhdt. ent- 
stand der uns unter dem Namen des Euax er- 
halteue lateinische Aus/.ug, und im 6. Jhdt. wild 
er von Aetius bezw. seiner Quelle unter dem 
Namen Arj/iooi^svtje Aioyevrjs erwahnt (vgl. V. R o s e 
a. a. 0.). Die lateinische Bearbeitung hat zuerst 

10 aus der einzigen Hs., dem Cod. Paris. 7418 (saec. 
XIV) in wenig zuverlassiger Weise Pitra Spici- 
legium Solesmense Til 324f. herausgegeben, dar- 
nach Abel Orphei Lithica 157f. Der im Vat. 
gr. 578 und Ambros. A 95 Sup. erhaltene Tractat 
2oixgdxovs xal Atovvolov xsqi Xl&tov, den Abel 
fiir das Original des lateinischen D. ansah, ist 
kiirzlich von Josef Mesk Wiener Studien 1898, 
309f. zum erstenmal gedruckt und in seinem Ver- 
haltnis zum Euax richtig gewiirdigt worden. Eine 

20 iihnliche Figur ist der in dem Corpus der Geo- 
ponici erwahnte Damegeron, der ausdriicklich B. I 
prooem. als Quelle genannt wird. Textcitate giebt 
es von diesem D. nur eins (XI 30), und dies Citat 
lehrt uns ein Sympathiemittel in der Art, der 
spateren Zeit kennen. Vermutlich ist der auch als 
Arzt schriftstellerisch thatige LandwirtschaftlerDi- 
dymos (4. Jhdt. n. Chr.) der Vermittler des Citats; 
dann gehOrte dieser I), etwa dem 3. Jhdt. an. Vgl. 
Gemoll Unters. iiber die Quellen u. s. w. der Geo- 

30 ponica, Berl. Stud. I 1, 105f. [M. Wellmann.] 
Damlndas (Aa/tlvdas), Spartaner, Zeitgenosse 
Philipps II. von Makedonien, Plut. apophthegm. 
Lacon. 219 F. [Niese.J 

Damion s. Dal ion Nr. 2. 
Damios, Nauarch des Eumenes II., wird von 
der Flotte des Perseus aus Tenedos vertrieben, 
Liv. XLIV 28. [Willricli.] 

Damippo?. 1) Lakedaimonier im Dienste Hie- 
rons II. und seines Enkels Hieronymos. Bei der 

lOBeratung, die Hieronymos 215 v. Chr. vor dem 
Abfall von den Romern abhielt, gehorte er zu 
den wenigen, die am Biindnis festzuhalten rieten. 
Er diente spater auch unter Epikydes weiter 
und ward 212 v. Chr. als Gesandter nach Make- 
donien geschickt, dabei aber von den Romern 
gefangen. Epikydes wiinschte ihn auszulcisen, 
wozu Marcellus geneigt war ; die dariiber geiuhrten 
Besprechungen gaben den Anstoss zum gliick- 
lichen Uberfall von Epipolai. Polyb. VII 5. 3. 

50 Liv. XXV 23. 8ff. Plut. Marcell. 18. Polvaen. 
strat. VIH 11. [Niese.J 

2) Ein Pythagoreer, wird bei Stobaios eel. Ill 
63 p. 214 Hense (= fior. 3, 74 Mein.) neben Kriton 
als Verfasser einer Schrift .-irgj <poovrjoeo>; >' t si- 
zvyja; genannt. [E. Wellmann.] 

Damis. 1) Aus Megalopolis. Zum Strategen er- 
nannt, verteidigt er Megalopolis erfolgreich sjegen 
Polvsperchon im J. 318, Diod. XVni 71: vgl. 
Droy sen Hellenism. II 1, 227. Wird von Kas- 

60 sandros zum i^itu/.yjt/ji von Arkadien gemacht, 
Diod. XIX 64. Droysen II 2, 19. [Kirchner.J 

2) Spartaner, Zeitgenosse Alexanders des 
Grossen. Ein Wort von ihm findet sich bei Plu- 
tarch, apophthegm. Lacon. 219 E. [Niese.J 

3) Epikureer, in Lukians Iuppiter Tragoed. 
4f., ohne Zweifel eine wirkliche Person unci Zeit- 
genosse des Verfassers. 

4) Damis von Ninive , Schuler und Begleiter 



2057 



Damiskos 



Damnameneus 



2058 






des Apollonios von Tyana, angeblicher Verfasser 
der Quellenschrift, aus der Philostratos den Haupt- 
inhalt seines Apolloniosromans geschOpft haben 
will, Philostr. Apollon. I 3. Ein Verwandter des 
D. (ngooijxcov xis r<j5 AdfiiSi) hatte der Iulia Domna 
das Manuscript iibergeben. Diese befahl dem 
Philostratos, es schriftstellerisch zu iiberarbeiten. 
Es muss danach als zweifelhaft bezeichnet wer- 
den, ob diese Schrift, die nicht von Philostratos 



diirfte nach I Chr. 6, 62 durch Schreibfehler aus 
Rimmona entstanden sein (s. d.). [Benzinger.] 

DamiiameiieilS (Aafiva/tevevg). 1) Nach der 
Phoronis frg. 2 beim Schol. Apoll. Rhod. I 1129 
einer der kunstreichen phrygischen yorftsg 'ISatoi, 
Diener der Adresteia vom Berge Ida, Genosse des 
Kelmis und Akmon, mit denen zusammen er die 
hephaistische Kunst der Erzbehandlung mittels 
Feuers erfand, d. i. nach dem Scholion einer der 



fingiert sein kann, von D. oder seinem angeblichen 10 spater sog. idaeischen Daktylen , der auch im 



Verwandten verfasst war. Ja selbst, dass Apol 
lonios einen Schuler dieses Namens gehabt hatte, 
ist nicht iiber jeden Zweifel erhaben. Vgl. Zeller 
Ph. d. Gr. V3 151 Anm. v. Gutschmid Kl. 
Schr. V 543ff. [v. Arnim.] 

Damiskos, Messenier. Siegt zwfllfjahrig im 
Lauf der Knaben zu Olympia, 01. 103 = 368 v. Chr., 
Paus. VI 2, 10. 11; vgl. Curtius Gr. Gesch. 
Ill 5 360. Nach Paus. a. 0. errang er spater im 



Marmor Parium Epoch. 11 (des Pandion) hinter 
Kelmis als Miterflnder des Erzes einzusetzen ist/ 
CIG 2374, 22. FHG I 563; Paus. VIH 31, 3 
(nach Onomakritos frg. 4 Ki.) zahlt als vierten 
noch Herakles hinzu, nennt aber die Frage nach 
Autochthonie oder Einwanderung strittig. Wenn 
Skamon frg. 1 aus Clem. Al. Strom. I 75 p. 132 
Sylb., FHG IV 490 diesen und den Akmon weg- 
lasst, so hat das triftigen Grand; Akmon gehort 



Pentathlon Siege in den Nemeen und Isthmien. 20 als Eponymos von Akmonia erst der^ phrygischen 

[Kirchner.] T ' " v ' '"' a- ~ 1 : ~" 1 "~ 

Damithales (Aafii&dkijg) , einer der Heroen, 
bei denen die Legende die ihr geraubtes Kind 
suchende Demeter einkehren lasst. D. gehOrt 
nach Pheneos in Arkadien, wo er zusammen mit 
Trisaules die Gottin gastlich aufgenommen haben 
soil, Paus. VIII 15, 4. Beide galten als Grander 
des Heiligtums der Demeter Thesmia am Fusse 
der Kyllene und als Stifter der Weihe, yv xai 



Landschaft an, wahrend die nordpeloponnesische 
Heimat der Adrasteia (s. Bd. I S. 410f.) nur D. und 
Kelmis kannte. Diese beiden nannte auch wohl die 
hesiodische Dichtung Jiegl r&v 'Idalaiv Aaxxvlaiv 
Epic. frg. ed. Kinkel p. 150f. Von der Peloponne- 
sos sind sie ohne Zusatz nach Kypros (Skamon), 
um Akmon vermehrt nach Phrygien (Phoronis 1) 
und um Lykos. Eponymos von Lykien, vermehrt 
unter dem Namen ,Telchinen- nach Rhodos tiber- 



vvv ayovair. 



Dieser Cult ist wohl ein Filial des 30tragen (vgl. Tump el Jahrb. f. Philol. Suppl. XX 



eleusinischen , Preller-Robert Griech. Mythol. 
I* 748, 6. Immerwahr Culte und Mythen Arka- 
diens I 120. " [Kem.j 

Damiupolis (Geogr. Rav. p. 169, 10. Lamiu- 
polis ebd. p. 367, 17. Guido p. 532, 17), ponti- 
sche Uferstadt in Abasgia, nahe an Sebastopolis- 
Dioskurias gegen Nikopolis (Anakophi, Nicofia), 
etwa das heutige Suchum-kale" oder Ts^omi. 

[Tomaschek.] 



1891,165ff. Preller-Robert Gr. Myth. I* 605, 3). 
2) Ein Telchin nach Nonnos Dion. XIV 38ff. 
Dieser nennt D. Bruder des Skelmis (XXXVII 233 
= Kelmis, s. o. Nr. 1), eines Poseidonsohnes 
(XXXVII 165) und Genossen(wohl ebenfalls Bruder) 
des Lykos. mithin selbst Sohn des Poseidon. Alle 
drei wurden aus einer (nicht genannten) Heimat 
durch die HeliossOhne Thrinax, Makareus und 
Auges nach dem ,Lande des Tlepolemos' (Rhodos) 



Dammana, Ortschaft von Arachosia, etwa 40 vertrieben und machten dort die Flur durch sty- 
Gebiet der Eoritai gegen den Indos hin, Ptolem. gisches Wasser unfruchtbar. Nach XXHI 155 
-- - " ■ ' ' " ' ' " ' -'—•■ J: - fuhren sie dem Dionysos beim indischen Feldzuge 

iibers Meer zu Hiilfe; vgl. XXXVII 475. Von 



im „ _. 

VI 20, 5. Daman, d. i. .Saurn', heisst jetzt die 
Flachregion zwischen dem Indos und dem Vor- 
hiigelgebiet des k6h-i- Suleiman ; doch kann auch 
irgend eine Station auf dem Wege nach Ghazna 
gemeint sein. [Tomaschek.] 

Dainna. 1) Ortschaft in Serike im Flussgebiet 
des Oiehardes auf dem Wege nach Pialda und 
dem serischen Issedon, Ptolem. VI 16, 4. 6, wo 



der Meer-Aphrodite wurde D. zu hitziger Liebes- 
verfolgung der Nymphe Melia erregt, die vor ihm 
in den Meeresfmten Rettung suchte und fand, 
aber ertrank, XXXIII 324—330. 342. Jene Ur- 
heimat muss Nordarkadien gewesen sein, schon 
wegen der Einflechtung der Styx, dann weil die 



auch Damnai und Pialdai als kleinere Volker 50 Vertreiber Auges und Makareus Eponymen pelo- 



iiber dem grossen Volke der Issedones erwahnt 
sind. Diese Issedonen waren sicher Nordtibeter 
oder Tanguten, wahrscheinlich auch die friihzeitig 
von den Hun.yo uberschichteten Damnai und 
Pialdai. Der Ortsname D. deutet sich aufs beste 
aus tibet. adam. dam .Rohrsumpf' (vgl. das Becken 
Tsai.dam, ferner Aq.dam, Station zwischen dem 
Nag.chu und Bri.chu, und Dam, Bezirk, 5 Tagreisen 
nordlich von Hla.za) mit dem tib. Locativsuffix -na 



ponnesischer Landschaften, Elis und Messene oder 
Siidarkadien, sind, Thrinax iiberhaupt Eponymos 
von Thrinakia = Peloponnesos (v. Wilamowitz 
Homer. Unters. 168. 169, 5). Wirklich ist der 
Begleiter der Drei bei Nonn. XXLII 151ff. der 
ziegenftissige ,Parrhasier' Pan. t'ber die Ver- 
treibung der Telehinen durch Phoroneus und die 
Parrhasiervgl.LobeckAgl. 1195b. Tiimpela.O. 
Offenbar sind D. Nr. 1 und 2 identisch und nach 



n, bei-; gemeint ist wohl der heutige an einemcoKohde (Gr ; Roman 506f., 2) gleichzusetzen mit 
Sumpfsee gelegene Ort Bugur, ein Knotenpunkt der ™ x ' _ 1 "" A: -' r ^' i - «»>/.«-« 

Verkehrswege zwischen Qara-sar und Kiica ; vgl. 
S.-Ber. Akad. Wien CXVI 739. [Tomaschek.] 

2) In Palastina, von Eusebios und Hieronymos 
(Unom. ed. Lagarde 250, 70 = 116, 7) ais Leviten- 
stadt im Gebiet des Stammes Sebulon bezeichnet. 
Die entsprechende Stelle Jos. 21, 35 hat im hebrai- 
schen Text Dimna ; dieser Name, der in LXX fehlt, 



= Damon Nr. 1. Da die Telehinen ebenso wie die 
idaeischen Daktylen durch ihre Zauberkunst der 
Erzbearbeitung beruhmt sind, so passt fiir beide D. 
Roberts Etymologie (Preller Griech. Myth. I* 
658) = Schmied, von da/uvdui = <5«/(df«, scil. o«5j;- 
qov, y.akx6v wegen Eur. Alk. 980. Kornut. 19. Vgl. 
die von Fick Gr. Personenn. 2 432 aufgenommene 
Prelhvitzsche (Beitrage 15. 148) Etymologie von 



2059 



Damnas 



Damnatio memoriae 



2060 



Trivia = Ka/.ztvia (Xa).r.6s. lit. gck-Zis). Lit- Fallen ties Majestatsverbrechens eintretende iqno- 

teraturausserdem:LobeckAgl. IT 1156. Becker minia post mortem bezeichnet (a insbes Rein 

De Rhodiorum primordiis, Jena 1882, 103 (der an Rom. Crim.-R. 477. 537. 916) Einige Schrift- 

die rhodische Autoohthonie der Telchinen glaubt). steller haben unter den letzteren Begriff auch 

3) D. = rjhos dafidCojv, wird dem "Aaniog = die Rescission der Testamen'te, der Schenkungen 

axoxos entgegengesetzt, symbolisch in den 'Eyioia zwischen Ehegatten und der donatio mortis causa 

yea^aralautZeugmsdesPythagoreersAndrokydes subsumiert (so die alteren Dissertationen von 

bei Clem. Alex, strom p. 568. 672; vgl. Hesych. s. Schreiterund Wolle), und Schrader (in seiner 

£.<psoca yga/1/j.ara und die spateren Zauberformeln Ausgabe des Corp iur civ zu Inst IV 18 3V 
bei FrOhner Philol. XXII 544. [Tflmpel.] 10 ist sogar so weit gegangen, die D. m. der spateren 

_ Damnas = damnatus bedeutet .haftbar wie Kaiserzeit mit der VermOgensconfiscation zu iden- 

ein Verurteilter'. Die I ormel damnas esto legte tiflcieren. Die Einziehung des VermOgens ist 

daher mcht erne gewChnliche Verpflichtung auf, aber eine von der D. m. ganz abgesonderte Neben- 

sondem eine solche, wie sie in der Kegel die Folge strafe; die oben erwahnten, auf Austileunff des 

einer Verurteilung war. Bezeugt ist diese Formel Andenkens an den Verbrecher gerichteten Mass- 

bei dem legatum per damnationem und dem le- nahmen kOnnen nicht unter dieser mitinbegriffen 

gatumsinendtmodos. Legatum (Gai. II 201. sein, noch viel weniger den einzigen Inhalt der- 



Aquihae Dig IX 2 frg. 2 pr. Wahrscheinlich griff bownmn gekommen waren. Die Rescission des 

sie auch bei dem nexum Plata, fuschke Uber Testamentes, die Ungultigkeit der Schenkungen, 

das Rechtdes Nexum 1846, 50. [B. Lombard.] Manumissionen u. s. w. ist aber nichts anderes 

J>amnata aqua, Wasserleitung in Rom, nur als eine Folge der auf den Zeitpunkt der be- 

genannt in der Appendix der Notitia (Jordan gangenen That zuriickbezogenen ademptio bono- 

lopogr. 11 569) , wohl richtig von Jordan (To- rum und kann daher nicht auf die Strafe der 

pogr. 1 1, 479) als Zweigleitung einer der zwOlf Austilgung des Andenkens bezogen werden Einer 

grOsseren aufgefasst. Inmoglich ist, wie Lan- Erweiterung des herrschenden Begriffes der D m 

Ti ai l-* ( f- qUe ¥1 be ™ erkt > die frUher beliebte hat Joh. Schmidt (Henu. XV 585ff.) das Wort 
Identification mit der ,Marrana Mariana'. Ob die 30 geredet, der mit Riicksicht auf Dig XL VIII 19 21 

Dotracw™ (wofiir Jordan I 1, 480 Dioeletiana und Cod. Theod. IX 40, 17 den Ausdruck D m auch 

vermutet) im Verzeichms des Polemius Silvius da fiir anwendbar halt, wo die Tilgung des An- 

(Mommsen Chron. mm. I 545) oder die Drusia denkens an den wegen Hochverrates Damnierten als 

aqua in dem anonymen Verzeichnis , ebd. 546 Begleitstrafe der Relegation (Deportation) auftritt 

(= Preller Kegionen 37) damit idcntisch sind, Eine von der herrschenden Ansicht grundver- 

ist mcht ausznmachen. [Hulsen.] scliiedene Begriffsbestimmunghat Zedler a. a O 

Uamnati {damnation) s. Kaxabiaoi. 2ff. zu begrunden versucht; er erblickt in der D m 

Damnatio memoriae. Den wegen Hoch- nicht eine Strafe, sondern den Endpunkt (die Ver- 

verrates ■.(per due/ ho) Verurteilten trifft nach dem urteilung) in dem nach dem Tode eines Verbrechers 
ausgebildeten romischen Criminalrecht, sofern 40 (wegen Majestatsverbrechen [s. ausser den obigen 

uber lhn die Todesstrafe verhangt oder das Ver- Belegen fur D. m. noch Dig XXXVIII 16 13 

fahren erst nach dem Tode zu Ende geffihrt wird XXXIX 5, 31, 4. XL 9, 15 XLVIII 2 20 4 11 V 

(Mommsen R. Strafr. 592), ausser der in der 15, 3. Cod. lust. I 5, 4, 4. 7, 2. IX 8, 6,' 11, wegen' 

tonhscation des VermOgens bestehenden Neben- erimen repehtndarum [Dig. XLVIII 2 20 16 15 

strafe (Mommsen a. a. O. 592. 1006f.) noch 3], und in der spateren Kaiserzeit bei versch'iedenen 

eine Keihe anderer, auf die Austilgung des An- Religionsverbrechen [Cod. lust 15 4 7 21) statt- 

denkens an ihn abzielender Nebenstrafen. Es findenden Verfahren; wenn die Quellen von einer 

wird ihm das Grabrecht entzogen (Belege bei memoria . . . damnata sprechen. so sei memoria 

Mommsen a a. O. 98v), den Verwandten ver- in praciserer Ausdrucksweise zur Bezeichnung des 
boten urn ihn zu trauern (Dig. HI 2, 11, 8), 5 n angeklagten {memoriam defunct i aemsare Cod. 

die ihm zu Ehren emchteten Standbilder werden lust. I 5, 4, 4) und verurteilten Subjectes (memoria 

umgesturzt (Belege bei Zedler De damnatione defuneti = defunctus) verwendet. Zedlers Mei- 

memoriae, quae dicitur 11), seme AngehOrigen nung griindet sich im wesentlichen (die anderen 

durfen seine imago mcht emmal im Hause haben Beweisstellen haben nur secundare Bedeutuncr) 

•■ffVv'l 11 ' I V' , Sem ^ am f Wird aus allen darauf > dass U1 P- D 'g- XXVIII 3, 6, 11 die D. m. 
offentlichen Denkmalem (Zedler a. a. 0. llff. nicht auf das crimen maiestatis {perduelUomst 
Alommsen a a. 0. 989) und auch privaten Ur- bescln-ankt; er sagt hier namlich wOrtlich: sed 
kunden (Zedler a. a 0. 20) getilgt; bisweilei. m eorum quidem. testamenta rata sunt. ,,,d 
wird auch die Fortfuhrung des Praenomens des irrita fient. quorum memoria postmortem d«m- 
Verurteilten in seiner Gens antersagt (Plut. Cic. 60 nata est, ut pitta ex causa maiestatis vet ex 
49. lac. ann. II 82. m 17. Hist, Aug. Elagab. alia tali causa. Diese letzteren Worte be- 
M; vgl. auch Liv. VI 20) Diese Ehrenstrafen zieht Zedler auf das crimen repetundarvm. Vi 
werden gewOhnlich unter dem hauptsachlich in welcliem das Verfahren nach dem Tode zwar fort- 
den Rechtsquellen (Dig. XXIV 1, 32 7. XXVIII gesetzt wird. nicht aber die oben erwahnten auf die 
3, b, 11. XXXI ,6 9. Cod Inst. \ II 2, 2. IX 8, Entehrung des Gedaclitnisses abzielenden Proce- 
o, i. inst. in j, 5. IV 1, 8, 3) begegnenden duren vorkommen . und folgert schon aus dieser 
Ausdrucke memoria . damnata u. dgl. begriffen Stelle die Identitat der D. m. mit .Verurteilung 
und die D. m. demnach als die bei den schwersten nach dem Tode'. Die Stelle de< Ulpian i<t aber 



2061 



Damnatio memoriae 



Damnum 



2062 



als Argument nicht zu verwenden, da sie, wie De damnatione memoriae, Leipziger Dissertation 

sich nachweisen lasst, in ihrem Ganzen oder doch 1689. Wolle-Solbrig-Stiglitz De damnatione 

der Zusatz ex alia tali causa iustinianische Inter- memoriae, Leipziger Dissertation 1776, 2 Teile; 

polation ist. Dieser allgemeine Ausdruck hat b) neuere: Rein Criminalrecht der ROmer (1844) 

keinen Sinn, wenn es ausser dem crimen maie- 282. 501. 537. 916. Joh. Schmidt Zweigetilgte 

statis nur noch ein einziges Verbrecheii giebt, Inschriften, Hemi. XV 574ff. G. Zedler De 

bei welchem das Verfahren durch den Tod des memoriae damnatione quae dicitur, Leipz. Dissert. 

Angeschuldigten nicht endet; iiberdies giebt es 1884. Mommsen R. St.-R. II 1139f.; R. Straf- 

keine causa criminis, von der gesagt werden reclit 987. _ [Brassloff.] 

konnte, sie sei beschaffen, wie die causa maiestatis. 10 Damneus {Aafivevs), euboeischer ,Korybant\ 

Eher lasst sich der in Rede stehende Zusatz vom einer der sieben Sonne des Sokos und der Kombe, 

Standpunkte des iustinianischen Reehts erklaren, Bruder des Akmon , Idaios , Prymneus , Mimos, 

in welchem die Fortdauer des Verfahrens nach Okythoos, Melisseus, vom Vater mit Mutter und 

dem Tode auch fiir Apostasie und Haeresie be- Briidern nach Knossos vertrieben, von da nach 

zeugt ist und auch (vgl. Cod. lust. 1 3, 23) die Aus- Phrygien wandernd und weiter nach Athen und 

tilgung des Andenkens bei Religionsverbrechen Marathon, bis Kekrops den Sokos bestrafte und 

stattgefunden hat. Das ganze Fragment erweist ihre Riickkehr in die ,kuretisch-abantische' Heimat 

sich noch durch logisch - stilistische Gebrechen Chalkis ermSglichte; ein Fuhrer von HiilfsvOlkern 

(Tautologie; Wiederholung von sed im selben fiir Dionysos, Nonn. Dionys. XILI 144-170. XXVIII 
Satze, das widersinnige Futurum fiet), sowie da- 20 271, kampft er mit seinen Briidern, umPyrrhichos 

durch, dass im Vorhergehenden gerade von Fallen vermehrt, unter dem Namen eines idaeischen Kory- 

die Rede ist, in welchen das Testament ratum banten (270), wahrend sie XIV 24 als idaeische 

bleibt als emblema Triboniani. Aus Cod. lust. Daktylen bezeichnet werden* Diese Bezeichnung 

VII 2, 2 (welcher Erlass , wenn die Datierung, rechtfertigt die Zusammenstellung mit Idaios und 

richtig ist — was keineswegs unbezweifelbar ist — Akmon, aus der zugleich hervorgeht, dass D. nur 

dem J. 207 angehOrt) wird man ohne gleichzeitige ein hypokoristisch verkiirzter Aafivansrevg (s. d.) 

Quellenzeugnisse nicht die Identitat der damnata ist. Die Verknupfung mit der epichorischen Kombe- 

memoria mit der damnatio bei erimen quod sage von Chalkis ist ebenso willkiirlich, wie die 

morte non intercidit annehmen kOnnen , da der Erfindung der Wanderung, welche Attisches, Phry- 
kaiserliche Erlass nur in einem knappen Auszuge 30 gisches und Kretisches pragmatisierend damit ver- 

erhalten ist, bei Abfassung desselben aber auch mengt. [Tumpel.] 

die spatere Rechtsentwicklung beriicksichtigt sein Damnia, eine Landschaft in Siidarabien, un- 

kann; unter crimen quod morte non intercidit weit Yon Acila (Okelis = al-Mandab), Plin. VI 152: 

konnen iibrigens jene concreten Einzellalle des Emporium eorum {Sabaeorum) Acila, ex quo in 

Majpstiitsverbreche'ns verstanden werden, bei wel- Indiam navigatur. Begio Amithoseutha, Damnia 

chen die Abolition nicht eingetrcten ist. Nicht (vgl. Sprenger Aire Geogr. 157). [D.H.Miiller.] 
beweisend fiir Zedlers Annamne (Cod. lust. IX Damno {Aauvca), Heroine, Tochter des Belos, 

8, 6, 2 und Inst. IV 8, 3 sprechen eher gegen als erste Gattin des Poseidonsohnes Agenor, mit dem 

fiir seine Lehre) ist der Ausdruck defuneti memo- sie Phoinix, Melia (Gattin des Danaos) und Isaie 
riam aceusarc. Cod. lust, I 5, 4, 4, es ist dies ein 40 (Gattin des Aigyptos) erzeugt, Pherekydes frg. 40 

singularer Sprachgebrauch dieser Constitution (vgl. aus Schol. Apoll. Rhod. Ill 185. FHG I 83, wo 

daselbst in mortem [fiir mortuum] crimen ten- dieses die Danaidensage behandelnde Stemma fiir 

datur) kein allgemeiner. Die Definition Zedlers die Kadmosgenealogie beigezogen ist, weil Kad- 

entspricht somit keineswegs der romischen Reehts- mos Mutter, die Neilostochter Argiope, zweite Frau 

theorie. Mit Riicksicht darauf, dass die Reehts- Agenorsward. KaehFickGriech.Personennamen2 

quellen von der D. m. ausschliesslich bei dem 385 dachte Pherekydes bei Erdichtung dieses 

gegen den Hochverriiter nach dem Tode start- Namens an die Heroine Ilolvoa^a, KOnigin von 

findenden Verfahren reden, erscheint es als das Aigyptos (Homer. Od. IV 218. Herodot, II 116 

einzig Richtige, den Begriff der D. m. auf die u. a.). Uber die Genealogie vgl. Crusius Roschers 
im Verfahren nach dem Tode wegen der Perduel- 50 Myth. Lex. I 843, 17ff. (Kadmos). [Tiimpel.] 
lion schuldig Erkannte ausgesprochene (bei Damaonii s. Dumnonii. 

Verurteilung des Lebenden treten die Ehrenstrafen Damnum bedeutet auf dem Gebiete des Pri- 

von selbst ein) Strafe der Austilgung des Ge- vatrechts den Schaden, den jemand entweder am 

dachtnisses zu beschranken (Mommsen R, Strafr. Gesamtbestande oder an einem einzelnen Stucko 

<:<87 scheint dieser Ansicht zu sein); sie ist in seines VermOgens erleidet. Beispiele Dig. XXXV 

diesem Falle die Hanptstrafe, die Confiscation des 2, 30 pr. In diesem Sinne ist yon einem dam- 

Vermogens eine an den Ausspruch der D. m. ge- nosus socius die Rede (Dig. XVII 2, 14j, auch 

kniipfte Nebenstrafe; so begreift es sich, dass bei von der parcntibus damnosa nequitia filiorvm 

den juristischen Sehriftstellern die Rescission der familias, Gai. IV 75. Zum D. gehoren nament- 
Rechtsgeschafte inter vivos und mortis causa als 00 lich auch Unkosten (Dig. L 4, 18, 18), daher das 

mit der Verurteilung des Gedachtnisses verbunden mit Unkosten verkniipfte Amt ein officium dam- 

bezeichnet wird. Die D. m. im letzteren Sinne nosum ist (Dig. XXIX 3, 7), und insbesondere die 

ist nanientlicli oft iiber die verstorbenen Kaiser iiberschuldete Erbschaft als hereditas damnosa 

(s. Mommsen St.-R. II 1139) in dem vom Senate gilt. Gai. LT 258. Ulp. XXV 16. Dig. XXXVII 

abgehaltenen Totengericht verhangt worden leine 1. 3 pr. ; vgl. auch Vat. frg. 16 : intommodum 

Zusaminenstellung der Eradierungen in den In- medii femporis damnum emptoris est. Dig. XLIII 

schriften hat Zedler a. a. 0. 27ff. gegeben). 8, 2 pr. : ne quid in loco publico facias ince eum 

Litteratur: a} Altere: Schreiter-Gerlach locum immittas qua -ex re illi damnum detur ; s. 



2063 



Damnum 



Damnum 



2064 



auch iiber D. als Strafe Art. Mult a und uber die 
compensatio damni cum lucro und die compen- 
satio culpae bei dem Ersatze eines D. Art. Com- 
pensatio. Unrichtig ist DOderlein Latein. Sy- 
nonym. V 125 : ,d. ist der selbstverschuldete Verlust'. 
Uber die Herleitung des Wortes bemerkt Varro 
de 1. 1. V 176: damnum a diminutions rei vo- 
oatum. Ahnlich Isid. orig. V 27. Paul. Dig. 
XXXIX 2, 3: damnum et damnatio ab ademp- 
tion?, et quasi deminutione patrimonii dicta 
sunt. Die Verurteilung wird hier als eine Scha- 
digung durch Eichterspruch aufgefasst. Anders 
Mommsen BOm. Strafrecht (1899) 13, nach dem 
d. ,wortlich die Gabe, im rechtlichen Gebrauch 
insbesondere des Substantivs bei dem Privatdelict, 
wenigstens bei dem Diebstalil und bei der Sach- 
beschadigung, die von dem Beklagten dem Klager 
als Suhne dargebotene Gabe, das Losegeld' be- 
zeichnet, wofilr in Anm. 1 ebd. auf scamnum 
neben scandere, auch auf alumnus und vertum- 
mts hingewiesen wird. Ahnlich die von Voigt 
Abb. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. VI 142ff. 
Angefiihrten. Voigt leitet die alteste Bedeutung 
des Wortes vom Sanscritstamme da (binden) her, 
nimmt aber an, dass sie (d. h. ,Betrag der Bechts- 
verbindlichkeit') friihzeitig untergegangen sei (a. 
a. 0. 144. 151). Insoweit D. einen Schaden be- 
zeichnet, bandelt es sich um einen ,vertretungs- 
pflichtigen Schaden (Dig. L 17, 203. Maschke 
Archiv f. civ. Praxis LXXXV 132 und die dort 
Anm. 1 Genannten). Das I), kommt im ubrigen 
vornehmlich in doppelter Hinsicht in Betracht: ein- 
mal als Gegenstand einer Ersatzpfiicht und zweitens 
als Anlass zu einer Cautionspflicht, d. h. zu einer 
Pflicht, gegen einen drohenden Schaden Siche- 
rung zu gewiihren (sog. d. infeetiim = nirndum 
factum quod futurum tamcnveremur, Dig. XXXIX 
2, 2, namentlich bei den aedes quae damnose im- 
minent XXXIX 2,40, 3; vgl. o. Gautio Bd. Ill 
S. 1816. Lenel Edictum perpetuum 42. 299. 
483 und dazu auch noch Dig. XL VI 5, 1, 2. Lex 
Kubr. c. 20. Bruns Fontes6 p. 98 (Eegelung 
der Zustiindigkeit der Municipalmagistrate und 
Zulassung eines besondern Verfahrens wegen unter- 
bliebener cautio damni infccti, wobei auf das 
Edict des riimischen Praetor peregrinus Bezug 
genommen wurde). Zweifelliaft ist die Bedeutung 
von Cicero top. 22: Omnibus est /'us pariefem 
directum nd parietem communem adiungerc rei 
solidum re! fornicatum. Sed qui. in pariete 
communi demolkndo damni infect! promiserit. 
non debebit praestare quod fornix ritii fecerit. 
Xon enim eiits ritio. qui demolitus est. damnum 
factum est, sed eius operis ritio. quod ita aedi- 
fieatum. est, ut suspend! non posset. Der Sinn 
der Stelle ist folgender: Es hatte jemand an eine 
gemeinsame Mauer eine Wolbung (fornix} ange- 
baut. Er versprach Ersatz, des Schadens, den 
diese Mauer bei ihrem Abbruche einem Nachbar 
zufiigen werde. Die Mauer wurde beseitigt. ohne 
den Xachbar zu schadigen. hinterber sturzte aber 
die Wolbung ein, die nach dem Wegfalle der 
Mauer der Stiitze entbehrte. Da nun in dor sfi- 
putatio damn! infect! nur von der Mauer die 
Bede gewesen war. nicht von der angebauten 
Wolbung. so konnte nach der strengen altrOmi- 
schen Auslegung der Stipulationen das Verspre- 
chen nur auf diese. nicht auf jene bezogen werden, 



da der Verletzte unvorsichtig genug gewesen war, 
es nicht auch auf sie auszudehnen. 

Bei dem Schadenersatz aus Vertragen unter- 
scheidet man vielfach das d. emergens von lucrum 
cessans (vgl. statt vieler Windscheid Pand. '• 
§ 258, 1 [8. Aufl. besorgt von Kipp II 51]. Dern- 
burg Pand.125 § 45) in einem ahnlichen Sinne, 
wie Dig. XLII 8, 6, 11 das lucrum extorquere 
in einen Gegensatz zu dem d. infligere stellt 

10 (Dig. XLI 3, 44, 6 wird iibrigens auch die Nicht- 
vollendung einer usucapio, also ein lucrum ces- 
sans, als d. bezeichnet). 

Die Haftung aus Vertragen fur Schadenersatz 
kann ausdriicklich oder stillschweigend ubernommen 
sein. so muss z. B. der Gesellschafter partem 
damni praestare, Gai. Ill 149. 150. Inst. Ill 
25, Iff. Ebenso der legatarius partiarius, dem 
der Erbe einen Teil der Erbschaft abgeben muss. 
Gai. II 254. Inst. II 23, 5. In der Kegel haftet 

20 man aber bei Vertragen und ahnlichen Verhiilt- 
nissen auch ohne besondere Festsetzung fur Scha- 
denersatz wegen schuldhafter Nichterfiillung. 

Besondere Schwierigkeiten macht der Ersatz 
des D., das der Beauftragte bei Ausfiihrimg des 
Auftrages erlitten hat, Dig. XL VII 2, 62, off. 
Eisele Archiv f. civ. Pr. LXXXIV 319. Maschke 
ebd. LXXXV 123ff. 

Neben der vertragsmassigen Ubemahme eines 
Schadensersatzes steht die Haftung aus Verschul- 

30 dung und zwar entweder aus Vertragsverhaltnissen, 
wobei der Grad der zu vertretenden Schuld bei 
den verschiedenen Vertragen ein verschiedener ist, 
oder aus einem unrechtmassigen Verhalten (d. 
iniuria datum). Hierauf bezog sich vornehmlich 
die Lex Aquilia, ein Plebiscit (s. Lex Aquilia 
und o. Culpa). Dieses trat an die Stelle einer 
Zwo'lftafelvorschrift (Dig. IX 2, 1 pr.), deren In- 
halt und Umfang uiigewiss ist und von der wir 
sicher nur wissen, dass sie die Worte rupitias 

40 (oder rupsit ?) und sarcito enthielt. Fest. p. 265 
s. rupitias. Dig. XLIII 8. 5. Dirksen XII 
Tafelfragm. 529ff. C. Sell Die actio de rupitiis 
sarciendis der XII Tafeln und ihre Aufhebung 
durch die Lex Aquilia 1877 (Bonner Festschrift). 
Voigt Die XII Tafeln 531, 17. Karlowa E. 
E.-G. II 1. 796 und die dort Angefiihrten. Die Lex 
Aquilia war eine lex satura in drei Capiteln, von 
denen sich nur das erste und das dritte auf die 
Sachbeschadigungen bezog, wahrend das zweite 

50 von einer Schadenersatzpflicht betrugerischer ad- 
stipulators handelte, Gai. Ill 210. 215. 217. 

Eigentiimlich ist der Haftungsumfang sowohl 
im ersten Capitel, das von der TOtung eines 
Sclaven oder eines vierfussigen Herdentieres (einer 
quadrupes, quae pecudum numero est, Gai. Ill 
210) spricht. als auch im dritten. das alle andern 
Sachbeschadigungen erwahnt. Dem Ersatzpflieh- 
tigen wird nicht nur der Betrag des Schadens 
aufgebiirdet, sondern auch noch ein Zusatz zu 

GO dieser Summe. Es kam nicht bios der Wert der 
beschadigten Vermogensstiicke in Ansatz, sondern 
der hi'ichste Wert, der ihnen in einem friiheren 
Augenblicke zugekommen war, und zwar in den 
Fallen des ersten Capitels der hOchste Wert im 
let/.ten Jalire, in den Fallen des dritten aber 
(uacli der Ausleeung des Sabinus) der hiichste 
Wert der letzten" 30 Tage, Gai. Ill 218. Des- 
halb saht-ii die Bonier selbst die actio legis Aqui- 



I 



2065 



Damnum 



Damnum 



2066 



liae als eine gemischte Klage an, d. h. als eine 
solche. die zugleich auf Ersatz und Strafe ging, 
Inst. IV 3, 9. Als Strafe gait dabei die er- 
wahnte riickblickende WerterhOhung bei der Be- 
rechnung des Schadens. In der That musste auch 
eine solche als Strafe von dem Ersatzpfiichtigen 
empfunden werden. Es ist ubrigens neuerdings 
(von Tuhr Zur Schatzung des Schadens in der 
Lex Aquilia, Baseler Festgabe fiir R. von Jhering 



legis Aquiliae direcia. tlber die Haftung aus 
Unterlassungen s. Culpa. 

In alien diesen Eichtungen gait die civilrecht- 
liche Klage als zu eng, je mehr das Misstrauen 
gegen die Trager des Eichteramtes in den Hinter- 
grund trat und das Schutzbediirfnis der Verletzten 
in den Vordergrund riickte. Man gab daher, wo 
die alte actio legis Aquiliae nicht ausreichte, 
eine actio utilis oder eine actio in factum, z. B. 



1892, 2ff.) die sehr ansprechende Vermutung auf- 10 da, wo eine Sache nicht beschadigt, aber doch 



gestellt worden, dass jener Zusatz urspriinglich 
nicht zu Strafzwecken eingeftihrt wurde, sondern 
das Plebiscitum des Aquilius vornehmlich den 
Zweck verfolgte, die streitenden Parteien gegen 
die Willkur der Eichter zu schiitzen, die bei der 
Feststellung des Wertes einer beschadigten Sache 
besonders leicht zu befurchten ist. So z. B. dann, 
wenn der Eichter Zeugen, die die Sache vor ihrer 
Verletzung gesehen hahen, noch als zuverlassig 



dem Eigentumer entzogen war. So, wenn ein 
Eber aus der Schlinge befreit worden oder ein 
Becher zum Schaden des Eigentiimers in das 
Meer geworfen worden war, Dig. XLI 1, 55. Wie 
weit nun hiernach die Schadenersatzpflicht eine 
Erweiterung gefunden hat, ist nicht zweifellos. 
Nach Inst. IV 3, 16 scheint es, als ob schliess- 
lich jede schuldhafte Minderung eines fremden 
Vermogens zum Ersatz verpflichtet habe. Da aber 



sieht, obwohl sie von einer langstvergangenen, 20 die Quellenbeispiele nur von solchen Schaden reden, 



nicht mehr massgebenden Zeit aussagen, ebenso 
aber auch dann, wenn sie zuruckgewiesen werden, 
weil ihre Beobachtung bereits veraltet sei, wah- 
rend dies in der That nicht der Fall ist. In- 
dem hier durch Plebiscitum der Zeitraum, auf 
den sich die Aussage uber den Sachwert be- 
ziehen musste, umgrenzt und unter mehreren 
glaubwiirdigen Aussagen iiber verschiedene Zeit- 
punkte die dem Beschadigten gunstigste ein fiir 



die den Eigentumer durch die Beriihrung be- 
stimmter greifbarer Dinge verletzen (Sachbescha- 
digungen), so nimmt man an, dass die Haftung 
fiir das d. iniuria datum uber derartige Schaden 
nicht hinausgegangen ist ; vgl. S o h m Inst, s 
401. Insbesondere ist es zweifelhaft, inwieweit 
neben dem Eigentumer auch ein blosser Glaubiger, 
der eine Forderung auf Beniitzung der Sache hat 
und durch ihre Verletzung Schaden leidet, spater- 



allemal als durchschlagend hingestellt wurde, setzte 30 hin zu einer Ersatzforderung gelangt ist. Dem 



die Lex Aquilia dem freien richterlichen Er- 
messen eine Schranke, die der Plebs erwiinscht 
erscheinen mochte. Uber den Zusammenhang 
des Gesetzes mit einer Secessio plebis vgl. Cuq 
I^es institutions des Eomains, Paris 1891, 586. 
Mit der Annahme einer derartigen Gesetz- 
getmngstendenz lasst sich sehr gut der Umstand 
vereinigen, dass die Jurisprudenz gerade in der Aus- 
legung dieser Lex Aquilia eine auffallende Strenge 



Pachter wurde wegen entwerteter Friichte eine 
solche zugesprochen (Dig. IX 2, 27, 14 si lolium 
aid avenam in alienam segetem inieeeris), dem 
Commodatar aber abgesprochen (Dig. II 11, 9, 
ebenso dem Stipulationsglaubiger, Dig. IV 3, 18. 
5); vgl. Dernburg Pand.e II § 131 N. 15. Es 
wird dahei angenommen, dass fiir den Frucht- 
bezugsberechtigten eine Ausnahmebestimmung 
gait i vgl. statt vieler Windscheid Pand. ' II 



gezeigt hat, die aus der alteren Auslegungsweise 10 643 § 455, 15; 8. Aufl. von Kipp 913). Als 

-- • - - eine solche tritt jedoch der Wortlaut von Dig. IX 

2, 27, 14 nicht auf. Natiirlicher erscheint es daher, 
anzunehmen, dass die entgeltlich erworbenen Ge- 
brauchsanspriiche dem Berechtigten eine Ersatz- 
forderung wegen Sachbeschadigung gewahrten, 
die unentgeltlich erworbenen dagegen nicht, weil 
z. B. der Pachter bei der ZerstOrung der Friichte 
den Pachtzins aus seinem Vermogen ohne Ent- 
gelt verliert, der Entleiher aber bei Vernichtung 



allein kaum in geniigender Weise erklarlich ist. 
Die actio legis Aquiliae wurde nainlich nicht 
schlechthin bei einer jeden Sachbeschadigung ge- 
geben, sondern ausschliesslich nur in solchen 
Fallen, in denen man die Haftbarkeit des Be- 
schadigers formlich mit den Handen greil'en konnte, 
oder. wie man gemeinhin zu sagen lifiogt , nur 
bei dem d. corpore corpori datum. Gai. Ill 219: 
si quis corpore suo damnum dederit. Auf blosse 



Verletzungen des KOrpers eines Freien wandte 50 des unentgeltlich geborgten Gegenstandes eine 



man diese Klage nicht an , nur auf VermOgens- 
stucke, da der Gesetzestext von Ersatzanspriichen 
des dominus redete , Dig. IX 2 , 2 und 27 
§ 5. Auch versagte man die Klage den durch 
die Sachverletzunggeschadigten Nichteigentiimern 
in Anlehnung an den Wortlaut des Gesetzes. Dig. 
IX 2. 11, 6^ vgl. iiber die Lesart dieser Stellen 
die bei Danz Lehrb. d. Gesch. d. rum. Eechts I 81 
§ 155 Citierten und tlberhaupt hierzu Pernice 
Zur Lehre von den Sachbescbadiguiigen nach r. 00 ihm den Anspruch gegen den Beschadigten ab 



Minderung seines Eigentums nicht erleidet. Bei 
Beschadigung der verkauften Sache, die dem 
Kaufer noch nicht ubergeben ist, wird dem Be- 
sitzer der Anspruch gewahrt, Dig. XIX 1, 13, 12. 
Dies erklart sich daraus, dass in solchem Falle 
der Verkaufer sich zunachst gegeniiber dem Kaufer 
dafiir. dass die Sache beschadigt ist, verantworten 
muss. Der Kaufer kann bei Schuldlosigkeit des 
Verkiiufers infolgedessen verlangen, dass dieser 



Eecht, Weimar 1867, 64ff. 183ff. Schadigungen, 
die einem Augenzeugen nicht sofort als eine Folge 
der Handlung des Schuldigen entgegentraten, 
wurden hiernach zunachst nicht beaehtet. So 
unterschied man occidere und mortis causa?n 
praestare (z. B. Dig. IX 2, 7, 6: qui renenum 
pro medicameuto dedit .... qui furcnti gladium 
porrexit) und gewahrre nur bei ersteren die actio 



trete. Dies Eecht auf Ahtretung macht fiir ihn 
eine besondere Ersatzforderung in der Eegel iiber- 
fliissig. So richtig Dernburg Pand. 6 II § 131 
N. 15; vgl. aber auch Ferrini Eivista Italiana 
per le science giuridice XII 180. 

Inwieweit bfcsse Unterlassungen schadenersatz- 
pflichtig macht en, daruber vgl. Culpa und na- 
mentlich Pernice Labeo II 2 56 und wegen Dig. 



2067 



Damo 



Damokrates 



2068 



VII 2, 13, 2 insbesondere audi v. Tuhr Ztschr. 
d. Savignystift VII 2, 164. 

tjber die Fassung der actio legis Aquiliae, 
die gegen den Leugnenden auf das Doppelte ging, 
vgl. Lenel Edict, perp. 158. Karlowa Rom. 
Rechtsgesch. II 1, 804. Voigt Rom. Rechtsgesch. 

I V08 und die dort Erwahnten. 

Eine besondere Klage wurde wegen des d. in 
turba datum gewiihrt. Dig. XL VII 8, 4 (in anno 
quo primum de ea re experiundi potestas fuerit, 
in duplum, post annum in simplum). 

Litteratur: Windscheid-Kipp Pand.8 

II §455. DernburgPand.6H§ 131. Puchta- 
Krfiger Inst, w II § 277. Sohmlnst.? 232.245, 
12.399ff. v. Czyhlarzlnst.4128. 160. 215. Leon- 
fa ar d Inst. 277ff. 500. 526. 446ff. ; insbesondere fiber 
das d. iniuria datum Pernice Zur Lehre von den 
SachbeschadigUDgen nach rom. Rechte, 1867. Kar- 
lowa Rom. Rechtsgesch. II 1, 793ff. und Erwin 
Grueber The Roman Law of Damage to Property 
being a Commentary on the title of the Digest 
ad legem Aquiliam (IX 2), Oxford 1886, sowie 
hierzu v. Tuhr Ztschr. der Savignystift. VII 2, 
161ff. Voigt XII Tafeln 526ff. § 131ff. ; Rom. 
Rechtsgesch. I 707ff. II 962ff. [R. Leonhard.] 

Damo (Aafub), Tochter des Pythagoras, der 
ihr angeblich schriftliche Aufzeichnungen mit der 
Weisung hinterliess, sie niemand ausser dem 
Hause mitzuteilen (Diog. Laert. VIII 42). D. soil 
diese dann ihrer Tochter Bitale hinterlassen haben 
(Iamblich. vit. Pyth. 146). [E. Wellmann.l 

Damochares, Archon in Delphoi, etwa 230, 
Pomtow Rh. Mus. XLIX 580. Ebd. 596 (Tafel) 
ist ein Stammbaum der Familie des D. gegeben. 

[Kirchner.] 

Dainocharis, Grammatiker und Epigramm- 
dichter, aus Kos geburtig (vgl. das Grabgedicht 
des Paulus Silentiarius auf ihn (Anth. Pal. VII 588), 
Schuler des Agathias (vgl. ebd. VII 206), in dessen 
Epigrammcvclus 4 unbedeuteude Gedichte von D. 
erhalten sind (Anth. Pal. VI 63. VII 206. IX 633; 
Plan. 310 [Atj//6xagi;]). [Reitzenstein.] 

Aaficbdeig • drjuozai >) oi h'xe/.eT; xaga Adxcoot, 
Hesych. Diese vereinzelte Glosse kann nur er- 
klilrt werden aus der in der Litteratur otters be- 
gegnenden Bezeichnung der reo&atiMng Is. d.), 
d. i. freigelassener Heloten. Je nachdem man 
glaubt, dass diese vollberechtigte Spartiaten oder 
dass sie Leute perioekischen Rechts wurden, wird 
man unter <5. Vollbvirger, Sfioioi, oder Perioeken 
verstehen. Das erstere haben hauptsachlich L a c fa- 
man n und Waehsmuth vertreten, das letztere 
hat eingehend Schoemann Recognitio quaestio- 
nis de Spaitanis homoeis , Greifswalder l'rogr. 
1855, 19ff. = Opusc. ac. I 131 zu erweisen ge- 
sucht. Er suchte daher auefa die Glosse bei He- 
sych zu corrigieren und fur ivzcXet; vielmehr avv- 
zeXel; zu schreiben , wahrond er unter diiuozat 
tlieils nach attiscfaer Analogic die Umwohner der 
Stadt verstand. Da kaum zu denken ist, dass die 
Neodamoden Vollbvirger wurden, ist die Gleichung 
dafiojdsc; = ouoioi wohl audi nicht moglich, und 
der Erklarung Schomanns wenigstens im all- 
gemeinen beizustimmen. [Szanto.] 

Daiuogeron s. Damigeron. 

Damokleidas. 1) Sohn des Chaleas. Spartaner. 
Xixtjoag to Timbixov xtj.nzi. nach Kleomenes III., 
CIG 1416. 



2) Thebaner. Einer der Verschworenen , die 
im J. 379 die Oligarchen stiirzen, Plut. Pelop. 
8. 11; de gen. Socr. 26. 30. Er ist Boiotarch 
im J. 371, Paus. IX 13, 6. [Kirchner.] 

Dainokles. 1) Eponym (iegevg) von Rhodos, 
2. Jhdt. v. Chr., Frankel Insehr. von Pergamon 
nr. 980—996. IGIns. I 1117. CIG III praef. 
p. VIII 194—196. CIG 8518 I 58. 59. IGI 2393, 
198—202. 
10 2) A. Aa/wxXeovg toii xat <I>tXoxgdzovg, vviira- 
oiagi&v in Sparta, CIG 1366. 

3) A. AmXXowidav 'Afio&.ojvidrtjs , Sieger in 
den olympischen Spielen zu Tegea, L e B as II 338b. 

4) Mkoixog in Tegea, siegt daselbst in den 
olympischei i Spielen, L e B a s II 338b. [Kirchner .J 

5) Sohn des Timokrates von Aigai, erringt 
cinen pythischen Preis in Concurrenz mit Aristis 
unter Archon Patreas, Mitte 2. Jhdts. v. Chr., 
Couve Bull. hell. XVIII 75. [v. Jan.] 

20 6) Beamter und Holding des jiingeren Dio- 
nysios, der sich durch Schmeichelei hervorthat. 
Timaios bei Athen. VI 250 A (PHG I 224). Po- 
lyaen. strat. V 46. Nach der weltbekannten Anek- 
dote pries er das Gliick des Tyrannen, dieser liess 
es ihn nun selbst kosten und bereitete ihm ein 
prachtiges Gastmahl. Aber bald bat ihn D. um 
ErlOsung, als er bemerkte, dass fiber seinem Haupte 
an einem diinnen Paden ein scharfes Schwert oder 
Beil von der Decke herabhange. Cic. Tuscul. 

30 V 61. Horat. carm. Ill 1, 17 und dazu Porphy- 
rio. Sidon. Apoll. epist. II 13, 6. Jedoch nach 
Schol. Pers. sat. Ill 14 ist ein Philosoph Demo- 
krates der Trager dieser Geschichte, und anderswo 
wird iiberhanpt kein Name genannt. Philo bei 
Euseb. praep. evang. VIII 14, 29 p. 391 D. Ma- 
crob. soma Scip. I 10. 16. Vgl. Ainm. Marcell. 
XXIX 2, 4. Boeth. consol. Phil. Ill Pros. 5, 
15 (p. 61 Peiper). [Niese.] 

7) Damokles aus Messene, Stoiker, Schuler 

40 des Panaitios, Ind. Stoic. Here. col. 76, 4 (ed. 
Comparetti Riv. d. Fil. Ill i. [v. Arnim.] 

Damokrateia (AaiioxgdzFia), Tochter des Zeus 
und der Aigina (s. d. Nr. 2) und Schwester des 
Aiakos, gebar in Thessalien dem Aktor (s. d. Nr. 1) 
den Menoitios, Pythainetos im Schol. Pind- 01. 
IX 107 (FHG IV 487, 4). Durch diese Ein- 
schiebung von D. zwischen Aigina und Menoitios 
riickt Patroklos, des Menoitios Sohn, mit Achilleus 
in die gleiche Generation. [Waser.] 

50 Damokrates. 1) Einer der siebeu Archegeten 
von Plataiai , denen Aristeides vor der Sclilacht 
im J. 479 auf Befehl des delphischen Orakels ein 
Opfer darbringen muss (Plut. Aristid. 11. Clemens 
Alexandr. Protr. p. 35 Pott.). Vgl. Rofade Psyche 
12 172 und den Art. Androkrates Bd. I S. 2149. 

[Kern.] 
i) Archon in Delphoi, CIG 1691, wahrschein- 
lich im letzten Drittel des 3. Jhdts. (nach Pom- 
tow* Mitteiiungi. 

60 8) Sohn des Timokles, aus Kos. Siesrt als 
Ringer bei den Erotideen zu Thespiai. Ende 2. 
oder Anfang 1. Jhdts. v. Chr.. IGS I 1765. 

4) Eponvm von Rhodos, IGIns. I 1118. IGI 
2393. 203. 204. CIG III praef. p. IX nr. 197ff. 
CIG 8518 I 60. 

5) Sohn iles Hagetor. Tenedier. Siegt im 
Ringkampf der Manner zu Olympia, woselbst sein 
Standbild von Dionysikles aus Miletos, Paus. VI 



2069 



Damokrates 



Damokritos 



207O 



17, 1; vgl. Aeliau. v. h. IV 15. Er, der wie 
schon sein Vater das Biirgerrecht in Elis besass, 
wird vom Rat wegen seiner Verdienste zum ngd- 
g~wog xai svsgyhr/g ernannt, ansserdem werden 
ihm noch mehrere Vergunstigungen zu teil, nach 
der im Tempel zu Olympia gefundenen Erzplatte, 
Kirchhoff Arch. Ztg. 1875, 183 = Ditten- 
berger - Purgold Insofar, von Olympia 39. Nach 
Dittenberger gehfirt die Inschrift in die Zeit 
von 300—250. 

C) Archon in Thisbe, Zeit unbekannt, IGS 1 
2223. [Kirchner.] 

7) Lakedaimonier, der zur Zeit des kleome- 
nischen Krieges als Verbannter bei den Achaiern 
lebte, Plut. Cleom. 4. [Niese.] 

8) Damokrates (Demokrates) aus Athen (Alex, 
v. Tr. ed. Puschmann I 569) oder mit vollem 
Namen Sendlius Damokrates, Freigelassener des 
Consulars M. Servilius (3 n. Chr.), dessen Tochter 
Considia er nach Plinius (n. h. XXIV 43) be- 
handelt und geheilt hat, beruhmter rOmischer 
Arzt aus der Zeit des Nero und Vespasian (Plin. 
XXV 87. 88: invenit nuper et Servilius Demo- 
crates e primis medentium quam appellavit Hi- 
berida etc., Einlage des Plinius; er ist demnach 
jimger als Sextius Niger; Kriton, der Leibarzt 
des Traian, benutzt ihn bereits, Gal. XII 486; die 
Verse XII 889 stammen gleichfalls aus ihm). Ge- 
ruhmt wird von ihm, dass er eine neue, von einem 
Freunde in Spanien entdecktc Pflanze, die er nach 
ihrer Heimat Iberis nannte, dem Arzneischatz zu- 
geffigt habe (Plin. a. a. O. Gal. XIII 349f. ; dar- 
aus Aet. HI c. 184. XII c. 2 und aus Aetius wieder 
der Interpolator des D. II 205 in den Hss. der 
interpolierten Classe ; Galen identifleiert die Pflanze 
der Beschreibung nach mit dem Xenidwv Pfeffer- 
kraut; Archigenes envahnte die Beschreibung in 
seiner l^iotolrf tzqos 'Agtarcora, Aet. Ill 184 und 
im 2. Buch rcov xara yevo; (fagfidxo)v Gal. XIII 3). 
Wie sein Zeitgenosse Andromachos ist D. ein Ver- 
treter des medicinischen Lehrgedichtes ; er hat 
seine Recepte im iambischen Trimeter verfasst, 
wodurch die willkilrlicfae Umanderung der Zahl- 
zeichen in den Recepten seitens der Abscfareiber 
verhindert wurde, eine Form, die der Aristarcheer 
ApoJlodor fur das Lehrgedicht eingefiihrt faatte, 
und hat mehrere solcfaer Recepte zu kleinen Schrif- 
ten zusammengefasst, die besondere Namen fiihr- 
ten. So erfahren wir, dass er in seiner K/.ivixo; 
betitelten Schrift drei Mittel metrisch behandelte; 
die Iberis, ein schmerzstillendes und das unter 
dem Namen der isou bekannte Abfuhrungsmittel 
(Gal. XIII 349). Andere Titel sind der hvdtxos 
(Gal. XII 889f; vgl. Alex. v. Tr. I 569 P.). der 
$[/./«Tpoj (Gal. X1TI 40f.). und in einem besonderen 
Buche hatte er die gebrauchlichsten Gogengifte 
behandelt. Die von ihm versiflcierten Zahnpulver, 
Pflaster. Antidota u. s. w. riihren zum grOssten 
Teil nicht von ihm her. so-mlem sind aus den 
pharmakologischen Werken zeitgenOssischer und 
alterer Arzte entlehnt; so benutzte er den The- 
mison (Gal. XHI 40 1, Andromachos (Gal. XHI 
920). Menekrates (Gal. XIIT 996f.), Channis (XIV 
126f.i, Nikeratos (XIV 197), Rufus (Gal. XIV 
119) u. s. w. Sein Trimeter zeigt strengere Formen 
als der des Apollodor und Ps.-Skymnos; die Caesur 
ist entweder penthemimeres oder hephthemimeres, 
die Arsis vor der Caesur kann aus zwei kurzen Silben 



bestehen, der proceleusmaticus wird vermieden, 
Dactylen und Spondeen sind nur an den ungeraden 
Stellen, Anapaest und Tribrachys uneingeschrankt 
bis auf den letzten Fuss im Gebrauch, Positions- 
lange ist nicfat immer innegehalten. Vgl. Kuhn 
Addit. ad elench. med. vet. XIII 3. Die Brucfa- 
stucke sind gesammelt von Bussemaker in den 
Poetae buc. et did., Paris 1851. Eine Neuausgabe 
auf kritischer Grundlage faatte Studemund ge- 
10 plant; eine Probe giebt er in Damocratis poetae 
medici fragmenta selecta, Index lect. Vratisl. 
1888/89. [M. Wellmann.] 

!)) Wird in der spartaniscfaen Inschrift aus 
dem 1. Jhdt. v. Chr., Le Bas 163a, unter den 
Mitgliedern einer Cultgenossenschaft als agyi- 
xixxoiv (jedenfalls der Genossenschaft) genannt. 
Vgl. Ziebarth Griech. Vereinswesen 64. 

[Fabricius.] 

10) Bildhauer aus Itanos, nur bekannt durch 
20 eine verschollene Kiinstlerinschrift ungewisser Zeit 

und nicht ganz sicherer Lesung, die Gr liter 
nach einer Abschrift von Pigafetta veroffent- 
licfat hat. Der Vatersname scheint Aristomedes 
zu sein, Loewy Insehr. griech. Bildh. 413. 

11) Verfertiger sog. rhodischer Becfaer, Athen. 
XI 500 B. [C. Robert.] 

Damokratidas. 1) Eponym von Rhodos ("?), 
IGI 2393, 205. 

2) Sohn des Agiadas, war vo/nocfv/.ai;, yegovota;, 
30 hpogng, fiiSvog in Sparta; ROmerzeit, CIG 1254. 

[Kirchner.] 

Damokretes (Aapoxghtjg), eponymer Prytanis 
in Mytilone, Athen. Mitt. IX 89. [Kirchner.] 

Damokritos. 1) Aus Kalydon. Zrgarrjybg 
AhmXmv zum erstenmal 200/199, Liv. XXXI 40. 
Dittenberger Syll.2 845. Als Gesandter der Ai- 
toler nach Rom geschickt 198/7, Polyb. XVII 10, 9. 
Zzgainybg to devzagov 198/2, Bull. hell. V 416 
nr. 26. Wescher-Foucart Inscr. de Delphes 
40 304. 319. IGS III 360. Als romerfeindlicfa ge- 
schildert Polyb. XXII 14, 13. Liv. XXXVIII 10. 

[Kirchner.] 

2) Damokritos (FHG IV 377. Susemihl Gr. 
Litt.-Gesch. II 387), verfasste nach Suidas Tax- 
zixd in zwei Biichern und ein antisemitisches 
Werk Ilsgi 'lovSaicov. Er kann frfihestens dem 
1. vorchristlichen Jhdt. angehoren, andererseits 
aber auch nicht nach 70 n. Chr. geschrieben 
haben. [Schwartz.] 

50 3) Damokritos aus Sikyon , Erzgiesser , ver- 
fertigt fur Olj-mpia die Statue des Hijipos von 
Elis , der im Faustkampf der Knaben gesiegt 
hatte, Paus. VI 5, 3. Welche Glaubwfirdigkeit 
der ebenda uberlieferten Notiz beizumessen ist, 
dass er Schuler des Pison von Kalauria gewesen 
sei und in der an Kritios angeknupften Kun^tler- 
diadochie die funfte Stelle eingenommen habe, 
muss dahingestellt bleiben, Robert Arch. Miirch. 
14. Ihre Richtigkeit vorausgesetzt , wiirde seiin 
60 Lebenszeit in die erste Halfte des 4. Jhdts. fallen. 
Derselbe Kunstler scheint von Plinius in der 
dritten alphabetischen Liste als Verfertiger von 
Philosophenportrats genannt zu werden, XXXIV 
87. Auch Antigonos hatte ihu in seiner Kunstler- 
geschichte erwahnt (Diog. Laert. IX 46). End- 
lich bezieht man- auf ihn wohl mit Recht. trotz 
derionischen Namensform Aij/wxytzog die Kiinstler- 
inschrift einer friiher in Villa Mattei befindlichen, 



2071 



Damon 



Damon 



2072 



bei Porta Latina im 16. Jlidt. gefundeneu Bronze- 
basis, die die Copien von mindestens sechs Por- 
tratstatuen nach Originalen beriihmter Kiinstler 
trug, Kaibel IGI 1149. Die von D. gefertigte 
wivd als das Portrat eines ganzlich unbekannten 
Lysis von Milet bezeichnet, wobei aber der Ver- 
dacht der Verlesung nahe liegt, Loewy Inschr. 
griech. Bildh. 484. [C. Robert,] 

Damon (Adfioiv). 1) Bei Nikandros im Sohol. 
Ovid. Ibis 473 Fiirst der Telchinen (Thelginii 
Eohde Griech. Bom. 506f., 2), Vater der Makello 
und zwei oder drei anderer TOchter (cum (II. 
7/Jsnppl. Bohde) sororibus), darunter der Dexi- 
thea (hsl. Desithone corr. Schneide* Callim. 
II 660, nach Apollod. bibl. Ill 1, 2), durch die 
er Schwiegervater des Minos, Grossvater des Euxan- 
tios (hsl. Eus- corr. Schneider; vgl. Apollod. 
a. 0.) mid somit Aim des Miletos und der Euxan- 
■ tiaden von Miletos wird. Er wird mit seiner 
Familie zum Dank fiir bewiesene Gastfreundschaft 
verschont, wahrend Makello mit ihrem (nicht ge- 
nannten) Gatten und den anderen Telchinen, zur 
Strafe fur Vernichtung der Peldfriichte durch 
Gift, den Blitzestod sterben; eine milesische Ge- 
schlechtersage. Pick denkt (Griech. Personenn.2 
96f.) falschlich an eine Abkiirzung aus Aa/tottl^g 

0. a. D. ist kein anderer als Damnameneus (s. d.), 
der Telchine. der mit arkadischem Styxwasser auf 
Ehodos die Saat verzauberte (Bohde a. 0.). Vgl. 
Geffcken Herm. XXV 1890, 93. [Tiimpel.] 

2) Komischer Schauspieler, in einer Didas- 
kalie Mitte 2. Jhdts. v. Chr., CIA II 975 col. 
IV 18. 22, col. V 12. 14 = Dittenberger 
Syll.2 698. 

3) Archon in Ambrvssos, in einer delphischen 
Inschrift, Bull. hell. V 431 nr. 46, unter dem 
delphischen Archon Herakleidas (IX. Priesterzeit 
c. 130—120 v. Chr.); Pom tow Fasti Delph., 
Jahrb. f. Philol. 1889, 519. 575. 

4) Archon in Antikyra in einer delphischen 
Inschrift, Wescher-Foucart Inscr. de Delphes 
nr. 442, unter dem delphischen Archon Babylos, 
Sohn des Aiakidas (VI. Priesterzeit c. 150— 140j; 
Pomtow Jahrb. f. Philol. 1889, 517. 575. 

5) Sohn des Damokles, acy/mv lv Xa/.eup, Bull, 
hell. XVII 389 nr. 94, im Jahr des delphischen 
Archon Kleoxenidas (XV. Priesterzeit, um die Mitte 
des 1. Jhdts. v. Chr.): Pomtow Jahrb. f. Philol. 
1889, 524. 575. 

6) Aus Delphoi. Siegt zu Olvmpia im Lauf, 

01. 162= 132 v. Chr., Afric. b. Euseb. I 210. 

7) Sohn des Agathon, Delpher. Priest er der 
XVII. Priesterzeit (etwa Mitte 1. Jhdts. v. Chr.), 
zusammen mit Nikostratos , Sohn des Archon; 
Pomtow Jahrb. f. Philol. 1889, 526. 527. 575. 

8) Sohn des Polemarchos, Archon in Delphoi, 
Cur tius Anecdota Delphica 37a, wahrend der 
XXI. Priesterzeit, Anfang 1. Jhdts. n. Chr.; Pom- 
tow Jahrb. f. Philol. 1889, 532. 575. 

9) Sohn des Xenostratos, Archon in Delphoi, 
Wescher-Foucart Inscr. de D. 428. Bull. hell. 
XVII 364 nr. 45. 366 nr. 48. 367 nr. 49. V 425 
nr. 39. Curtius Anecdota Delphica 37b. Bull, 
hell. XVH 365 nr. 46, wahrend der VIII. Priester- 
zeit um 130 v. Chr.; Pomtow Jahrb. f. Philol. 
1889, 517. 546. 575. 

10) Eponymer Prytanis in Korkvra, IGS III 
770, wohl 1. Jhdt. v. Chr. 



11) Sohn des Eudemos, Megarer, zgayqrfos. 
Teilnebmer an den Soterien in Delphoi, Wescher- 
Foucart Inscr. de D. nr. 3, 35, um 270—260 
v. Chr., Pomtow Jahrb. f. Philol. 1894, 501ff. 506. 

12) Eponym von Ehodos, IGIns. I 1120. 

13) Aus Thurioi. Siegt zu Olympia im Lauf, 
01. 101 = 376 v. Chr., Diod. XV 36. Paus. VII 
25, 4. ■ Afric. b. Euseb. I 206, und 01. 102 = 372 
v. Chr., Diod. XV 50. Paus. IV 27, 9. VI 5, 3. 

10 VIII 27, 8. Afric. a. 0. [Kirchner.] 

14) Herrscher von Kentoripa, der sich 396 
v. Chr. durch einen Vertrag an Dionysios I. an- 
schloss, Diodor. XIV 78, 7. Holm Geschichte 
Siciliens II 123. [Mese.] 

15) Gesandter des Ptolemaios Philomctor an 
die Rfimer zur Zeit, wo der Konig mit Antio- 
chos Epiphanes um Svrien zu kampfen begann. 
Polvb. XXVIII 1. " [Willrich.] 

16) Damon (FHG IV 377. Susemihl Gr. 
20 Litt.- Gesch. II 399) , Localhistoriker von Byzanz 

vermutlich hellenistischer Zeit, wird nur einmal 
(Athen. X 442 c sv zqi IIsol BvCavziov) erwahnt. 

[Schwartz.] 

17) Der athenische Musiker, wird unter den 
Schiilern des Sophisten Prodikos genannt (Plat. 
Laches 197 d) und war selbst ein hochachtbarer Ge- 
lehrter. Diogenes Laertius berichtet II 19 mit Beru- 
fung auf Alexandros sv dia8o%aTs, I). sei Lehrer 
des Sokrates gewesen (wogegen Z e 1 1 e r sich 

30zweifelnd aussert Gesch. d. Phil. II 1, 48 A.); 
sicherlich gait sein Urteil sehr viel bei So- 
krates sowohl wie bei Platon (Alcib. I 118 c; 
Laches 180 d). Dem Perikles soil er unter dem 
Schein von Musikstunden Anweisungen dariiber 
erteilt haben, wie der Staat zu lenken sei; zum 
Lohn dafiir sei er verbannt worden (Plut. Per. 4. 
Isocr. XV 236, s. unter Damon ides). In der 
Musik gilt D. als Schiller des Agathokles (s. d. 
Nr. 22) und des Lamprokles sowie als Lehrer 

40 des Drakon (Schol. Plat. Alcib. I 118c; vgl. 
iiber diese athenische Schule Westphal Musik 
des gr. Altertums [1883] 168. 175). Da es zu 
den Eigentumlichkeiteii D.s gehOrte, die Be- 
wegungen des Rhythmus und der Melodie in 
Zusammenhang zu bringen mit entsprechenden 
Begungen in der Seele des HOrers (Athen. XIV 
628 c), gehen wir gewiss nicht fehl, wenn wir 
ausser dem, was Platon in der Republik III cap. 
11 iiber den Eindruck verschiedener Rhythmen 

50 mit ausdriicklicher Berufung auf D. sagt , audi 
das meiste und beste von dem, was wir im vor- 
hergehenden Capitel iiber die Eigenschaften der 
verschiedenen Tonarten lesen, auf Anschauungen 
D.s zuriickfiihren. Auch Aristides Quintilianus, 
der als Platoniker oft auf die ethische Wirkung 
der Musik zu sprechen kommt und in seinem 
zweiten Buch den Wert dieser Kunst als Er- 
ziehungsmittel behandelt, wird von dieser Weis- 
heit ungleich mehr als dem oft citierten Platon 

60 unserem D. verdanken , den er freilich nur ein- 
mal mit Xamen nennt. Li II 14 namlich heisst 
es: .Die Tonarten (dgfiovicu) sind verwandt mit 
den Intervallen, welche darin vorherrsehen, oder 
den Tonen, welche die letzteren umsehliessen : 
diese aber sind wiederum den Bewegungen und 
Regungen der Seele verwandt. Denn die Tone 
einer zusammenhangenden Melodie formen infolge 
der Gleichartigkeit ein Ethos in Knaben und Er- 



2073 



Damon 



Damona 



2074 



wachsenen, wo solches noch nicht vorhanden, und 
lassen es hervortreten, wo es bisher im Innern 
verborgen war, wie das die Schiller D.s deutlich 
machen. In dem, was diese selbst fiber die Stim- 
mungsarten der verschiebbaren Tfine gesagt, kann 
man wenigstens sehen, wie hier die weiblichen, 
dort die mannlichen TOne entweder haufig auf- 
treten oder gar nicht verwendet werden, offenbar 
weil die Harmonie (Tonart?) sich dieser Mittel 



ft-Saite erreichen mit es, as, b. Das war cine 
Stimmung, welche den Namen iMtveipevt) (Plut.), 
&vst/j,Bvtj (Aristot.) oder x a "t- a H<* (Platon) in vollem 
Masse verdiente; sie war als tiefe der mit eis 
gestimmten mixolydischen Tonart gerade entgegen- 
gesetzt. Spielte man aber von nun an auch die 
rOmischen Trinklieder lieber mit herabgelassenen 
(3) in es als mit hochgespannten (4) Saiten in e, 
lann war die von D. gefundene Stimmungsart. 



ie nach dem seelischen Ethos bedient.' Hiezu sei 10 auch naganlrjoia rfj Iddi, beide Tonarten waren 

» ■ T. 1. 1 J. J L ' J 1.-1 J Tj 1 ^ 1 / 7wrni 1? *r+w*wi n nxirl aina ^Tlf^f. (\ H V 1 «^ 



sogleich bemerkt, dass auch in der bekannten Er 
zahlung von trunkenen Jiinglingen, die durch den 
Klang des dorischen Spendeliedes beruhigt und 
zur Vernunft gebracht werden, Martian. Cap. IX 
926, unsern D. als denjenigen nennt, welcher diese 
Weise anzustimmen geboten habe. Bei Aristides 
aber mfissen wir zunachst die Unterscheidung der 
Tone mit mannlichem oder weiblichem Charakter 
II 12 auf D. zuriickfiihren. Auch bei der Defi- 



Xo.lo.Qai. Zwei Extreme und eine Mitte, das ist 
bei den Harmoniai wie bei den Tonen, den Be- 
wegungen der Seele u. s. w. die trichotomische 
Teilung-D..s Er mag als einer der ersten und 
originellsten Musiktheoretiker Griechenlands die 
Stellung wohl verdient haben, welche ihm Cicero 
de oratore III 132 noch vor Aristoxenos anweist. 

[v. Jan.] 
18) Ein Pythagoreer aus Syrakus, bekannt 



nition, welche I 4 die Musik fiir eine xi]vr\ xqs- 20 durch seine Freundschaft mit Phintias. Hieruber 



Tiovxmv erklart, werden wir gem an ihn denken. 
Ihm wird ferner die Stelle ihren Ursprung ver- 
danken, welche die menschliche Natur in Xoyixov 
und ciloyov scheidet, zwischen hinein aber das 
dvfuxov setzt (II 2). Alles dieses ist schon von 
II. Deitors De Aristidis Quint, fontibus (Pro- 
gramm Diiren 1870) 6. 13ff. vortrefflich ent- 
wickelt. Derselbe Gelehrte erinnert S. 16, dass 
die Stellen, an denen Aristides das vollkommene 



berichtete Aristoxenos, der die Geschichte aus dem 
Munde des jungeren Dionysios, als dieser sich 
nach seiner Vertreibung in Korinth aufhielt, selbst 
gehort haben will, folgendes: Unter den Ver- 
trauten des Dionysios entstand einst ein Streit 
dariiber, ob wohl die vielgepriesene Freundschaft 
der Pythagoreer sich in der Gefahr als echt er- 
weisen wiirde. Um die Probe zu machen, be- 
schuldigte man den Pythagoreer Phintias falsch- 



System auf den Raum einer einzigen Octave be- 30 lich eines Anschlages gegen das Leben des Tyran- 
schrankt (z. B. in I 6), jedenfalls auf eine sehr nen, und dieser verurteilte ihn zum Tode. Ver- 



alte Quelle zuriickgehen, und ist S. 3 geneigt, 
das meiste von dem, was Aristides iiber die tio.- 
/.aiol berichtet, auf D. zu beziehen (vgl. den Schluss 
der Harmonik I 82). Sicher weist auf D. der 
II 14 gebrauchte, von uns auch oben Bd. II S. 
894 erwahnte Ausdruck tp&oyyot <psg6[ieroi. Be- 
sonders merkwiirdig klingt, was Ps.-Plutarch de 
musical6 erziihlt: y.airrjv c.-iavnifi£v?jv Ivdiort 



gebcna beteuerte Phintias seine Unschuld. Als 
er sah , dass sein Schicksal nicht zu andern sei, 
bat er nur um Frist bis zum Abend, um seine 
hauslichen Angelegenheiten noch vor seinem Tode 
zu ordnen. Sein Freund D. werde mit dem eignen 
Leben dafiir biirgen, dass er sich rechtzeitig wieder 
einstelle. Wirklich erklarte sich dieser dazu bereit, 
und Dionysios nahm die Biirgschaft an. D. wurde 



ijneg havria rij iu;oAvficorL 7taQa7ih]olav ovoav 40 allgemein wegen seines leichtsinni gen Vertrauens 
■---■•-'' - - - • - - • auf die Treue des Freundes verspottet, allein zum 

grOssten Erstaunen aller kehrte Phintias zuriick, 
als schon die Sonne im Begriffe war unterzu- 
gehen. Der Tyrann war so geriihrt fiber diese 
Treue, dass er die beiden Manner umarmte und 
kfisste und sie bat, ihn als dritten in ihren 
Freundschaftsbund aufzunehmen ; jedoeh dazu 
liessen sie sich auf keine Weise bewegen. So 
berichtet Iamblich. vit. Pyth. 233 (127. 267) 



rfj Zddi v.-io Aducoros evorjodai cpaoi rov 'Adr/v 
Die meisten Ausleger haben den Ausdruck Inav- 
et/ievr] /.vSiatt auf die hypolydische Octave be- 
zogen, welche den einfachen Tonen von f — f 
ohne chromatische Verschiebung gleichzusetzen 
ware. Aber sollen wir D. wirklich fiir einen 
praktischen Tonkiinstler halten der auf neuen, 
ungeahnten Bahnen wandelt und eine Octav- 
gattung entdeckt, an die vorher niemand ge- 



dacht hatte? Wer D. fiir einen Philosophen 50 aus der Schrift des Aristoxenos iiber das pytlia- 



und Theoretiker halt, den mochte ich viel- 
mehr an die Erklarung erinnern, die ich Jahrb. f. 
Philol. XCV1867,815von den ein schlagigen Stellen 
Platons und Plutarchs gegeben habe. Das grie- 
chische Nationalinstrument umfasste die einfachen 
T6ne von e— e'. Andere Harmonien liessen sich 
durch Hinaufschrauben einzelner Saiten erreichen 



goreische Leben. Ebenso Porpliyr. vit. Pyth. 60 
und Diodor. frg. X 4, 3—6. Cicero (de offic. Ill 
45; Tusc. V 63; de fin. LT 79) iibertragt den Vor- 
gang in die Zeit des alteren Dionysios ; vgl. ferner 
Val. Max. IV 7, 1. Hygin (fab. 257), dem Schiller 
in seiner bekannten'Ballade folgt, berichtet ganz 
Ahnliches vou Moiros und Selinuntios, Polyaen 



die a eolische Octave verlangte fis, die phrygische (strateg. V 21) in starker abweichender \ersion 
r-.is u. s. w. Kam die Reihe der Erholrangen an von Euephenos und Eukritos. [E. Wellmann.] 
die e-Saite, s erreichte man die weinerlich hohe 60 19) Philosoph der mittleren Akademie. in dem 



mixolydische Octave, welche, wie ihr Xame schon 
andeutet. die Brficke schlagt zum hohen (syn- 
tonolydischen) in f. Auch e— e mit vier Er- 
hohungen stellte bereits eine lydische Octave dar. 
An das Herunterschrauben der Saiten gingen die 
Kitharisten nicht gerne. Der Theoretiker D. zeigte 
ihnen aber, sie kOnnten eine tadellose lydische 
Octave auch durch Herabstimmen der e-, a- und 



Verzeichnis akademischer Diadochen bei Suid. s. 
77/.drcoi' zwischen Euandros und Hegesinos genannt, 
sonst unbekannt. [v. Arnim.] 

Damona (-ona, vgl. Epona, Divona u. a.), 
keltische LocalgOttin, neben (Apollon) Borvo (oder 
Bonno) als Gesuadheitsspenderin verehrt auf meh- 
reren in den Badeorten Bourbon-Lancy und Bour- 
bonne-les-Bains gefundenen Inschriften. Zu den 



2075 Damone 

unter Bormo und Borvo angefuhrten (vgl. CIL 
XIII 2805ff.) koramt noch die Widmung Damonae 
Aug(ustae) Claudia Mossia et C. lul(ius) Superstes 
fil(tus) l(oco) dfato) ex dfeeurionum) d(ecreto) 
vfotmn) s(olverunt) l(ibentes) mt'eritq) aus Bour- 
bomie-les-Bains , Chabouillet Rev. arch. n. s. 
XXXIX 1880, 25 (Abbild. pi. Ill nr. 8), sowie die 
Aufschrift eines cinst vcrgoldeten Bronzegefasses. 
das mit anderen ahnlichen in Chassenay (dep. 
C6te-d'Or) in eiiiem Brunnen gefunden wurde : 10 
Aug/tisto) sacrfumj. Deo Albio et Damonae Sex. 
Mart. Coeiliani [f.] ex iussu eius s. 1. m., CIL 
XIII 2840. Hier erscheint also D. als Genossin 
des Thermengottes Albius (vgl. Candidus Nr. 1). 
Der Name Damonus auf Figulinon mehrfach be- 
zeugt, s. H o 1 d e r Altkelt. Sprachsch. s. v. [Ihm.] 

Damone, Dana'ide, die den Aigyptiaden Amyn- 
tor ermordete, Hyg. fab. 170 (p. S3, 4 Sch.). Viel- 
leicht ist Aa/M'w (s. d.) das Ursprungliche , und 
die Enkelin hiess wie die Grossmutter. [Waser.l 20 



Damophilos 



2076 



Damoneikos, Sohn des Damon, aus Thespiai, 
Dichter, siegt im xoitj/.ia ek tag Movaag in den 
Muscien zu Thespiai, 2. Jhdt. n. Chr., IGS I 1773. 

[Kirchner.] 

Damonides. 1) Athener, Katgeber des Perikles, 
der letzteren zur Verteilung flffentlicher Einkunfte 
veranlasste, Aristot. 'AOrjv. izoXiz. 27 und hiernach 
Plut. Pericl. 9; wegen seines auf Perikles aus- 

geubten Einflnsses durch das Scherbengericht ver- „ „„. „„, ^„,_ 

bannt, Aristot. a. O. Plut. Aristid. 1; Nic. 6. Wie 30 pOrer Enna besetzt hatten, ward"er7ns Theater 



Gclzcr freilich (Eh. Mus. XXXV 1880, 518) halt 
D. fur erne irdische Eepraesentantin des lydischen 
Gotterweibes, bei dem Lydiens Konige zu Lehen 
gingen, muss aber doch zugeben, dass die Sage 
selbst ein unhistorisches mythologisclies Element 
in der lydischen Konigsgesctiichte ist. [Tiimpel.] 

Damonon. In einer der Athene geweihten 
Inschrift, welche das Verzeichnis der Siege des 
D. enthalt, IGA 79. [Kirchner.] 

Damopheles, Stratege in Herakleia Pontica 
wiihrend der Belagerung durch die Eomer im 
dritten mithradatischen Kriege, verrat die Stadt 
an Triarius, Meinnon frg. 51. [Willrich.] 

Damophilos. 1) Archon der Boioter, zwischen 
221—199, IGS I 352. 3180. 

2) Prytanis in Korkyra 2. Jhdt, v. Chr. IGS 
III 769. 

8) A. 'Ejiaivhov Aaic, ozgaztjvdg in Tauro- 
menion, 3. Jhdt. v. Chr., IGI 421 D a 8. 

4) Thebaner. Boiotarch im J. 371, Paus. IX 
13, 0. [Kirchner.] 

5) Commandiert die rhodischen Kreuzer {rat? 
<pvZay.idag) zur Zeit der Belagerung durch De- 
metrios Poliorketes. Segelt nach Karpathos und 
fiigt den Schiffen des Demetrios viel Schaden zu, 
Diod. XX 93. [Willrich.] 

6) Aus Enna, ein sehr reicher Mann, der durch 
seine Harte gegen die Sclaven den Anlass zum 
ersten sicilischen Sclavenkriege gab. Als die Em- 



v. Wilamowitz Aristoteles u. Athen I 134 er- 
weist, ist mit ihm identisch des Perikles Lehrer 
Damon (s. d. Nr. 17), Plut. Pericl. 4, 6 xaz exeivov 
tov xqovov (pQOvi/twxazog dd^ag thai x(ov tioXixwv, 
Tsokr. XV 236, der nach Plut. Pericl. 4 gleichfalls 
dem Scherbengericht erliegt. Dass der Lehrer und 
Katgeber des Perikles Damon hiess, dafilr spricht 
.Steph. Byz. s. "Oa ■ Ad/Aojv AaftmviSov "OaOer; 
vgl. v. Wilamowitz Herm. XIV 318ff. Boeckh 



geschleppt and dort umgebracht (etwa 139 v. Chr.). 
Diodor. XXXIV 2, lOff. Poseidonios bei Athen. 
XII 542 B (FHG III 257). Holm Geschichte 
Siciliens ni 106f. [Niese.] 

7) Damophilos (so in der Kegel die Uberliefe- 
rung, Arj/ioydog nur loannes Lyd. de mens. IV 
2 und die Uberschrift der beiden Spruchsamm- 
lungcn) aus Bithynien {AafwqplXcot xcot Bi&vvoJi 



, TT Iulian. misop. 358 c. — FHG III 656) war nach 

felaatsh. lis Anm. 02, 401. Bei Aristot, und Plut. 40 Suidas Pflegesohn des M. Salvius Iulianus, des Con- 
Pericl. 9 ist Aaitowldrjg das Demotikon Ofydsv suls von 175 n. Chr., und verfasste die Werke <Pd6- 



beigefiigt. [Kirchner., 

i) Spartaner, Plutarch, apophthegm. Lacon. 

!>■ 219 E. _ [Niese.] 

Damonikidas , ozoaztjydg xov y.oivov xa>r 

L/.evi}f.ooXano)ron' y.ai aycovodhrjg , Kaiserzeit, 

Athen. Mitt. I 156. [Kirchner.] 

Damouno (Aafiorvo'i), Gattin des Lyderkonigs 

Kadys, liess sieh mit einem dreyndg ihres Gatten, 



Spermos, in Ehebruch ein und trachtete dann mit 50 fiber Bom 



flifl/.og a jieqi ag~ioxTr\TO)v fiifHitav (die anderen Bii- 
cher scheinen zur Zeit des Hesychios verloren ge- 
wesen zu sein, er sagt ausdriicklich, dass er nur 
die verzeichne, die er noch in den Bibliotheken ge- 
funden hatte) und Ilgog AoXXtov Md^i/tov xmi 
jiiov dqyaicov. Dieses citieren offenbar der Kaiser 
Iulian a. a. O. und Euagrios (hist. eccl. VI 1) 
aus eigener Lecture; nach Euagrios handelte es 



ihm gemeinsam dem Ehemann nach dem Leben. 
Sie wollte ihn mit einem Trank vergiften. er 
wurde aber durch einen Arzt geheilt und seitdem 
nachgiebiger. Nun warf sie ihre Eachsucht auf 
den Arzt. da aber ihre Vergiftungsversuche beim 
Fachmann nichts ver.schlugen, lud sie ihn zu einem 
Gastmahl ein, stellte seine xXi'vtj auf eine unter- 
huhlte Stelle und verschuttete ihn, als er ver- 
sunkeii war, lebendig, worauf sie die Spurpn ihrer 



aQyaimr wird auf die republicani- 



sche Zeit gehen — ; nach jenern war es eme 
Sammlung von Citaten und Excerpten; in dem 
von Euagrios citierteu Bruchstiick wird eine all- 
gemeine Sentenz Plutarchs (de fort. Eom. 2i an- 
gefuhrt, nach Iulian erganzte D. eine Anekdote 
aus Plutarchs Cato min. (13 vgl. Pomp. 4<.i) durch 
eine antiquarische Xotiz iiber Pompeius Freige- 
lassenen Demetrios. In dasselbe Werk gehort sicher 
auch das Fragment bei Lydus (a. a. O.), wahr- 



Unthat tilgte; lydische Sage bei Xikolaos Damask. 60 sclieinlich auch das bei Steph. Bvz. s. ¥md\- 



frg. 49. FHG III 580, die aber. wie auch die 
tibrigen Namen, Kerses, Thyessos, Eponymos von 
Gvsoaov y.a.-rr,/.ia . und die Zuspitzung auf den 
Hermescult von r Eo/.ioy.a.-ituia beweisen, den helle- 
nischen Colonisten Lvdiens gehurt; vgl. Tiimpel 
Philol. K.F. IV 189L 612. Sie stammt wohl aus 
Xanthos Lydiaka. Die Xamensform ist, wie schon 
C. Miiller z. d. St. bemerkt, aiolisch-griechisch. 



ist offenbar im 4. bis 6. Jhdt. gern benutzt. Die 
Verbindung mit Rom ist fur den Bithynier cha- 
rakterisfech , und wie D.s Landsmann Arrian 
Epiktets Lehren und Ausspriiche sammelte. so 
ist D. wahrscheinlich identisch mit dem Aijuo- 
rft/.o; (s. d. Xr. 10), unter dessen Namen uns zwei 
Spruehsammlungen iiberliei'ert sind. [Schwartz.] 
S) Maler und Thonbildner, der mit Gor^asos 



2077 



Damophon 



Damoplion 



2078 



den von dem Dictator A. Postumius gelobten. 
von Sp. Cassius 493 v. Chr. geweihten Tempel 
der Ceres am Circus Maximus mit Wandbildern 
und thonernen Akroterien ausschmuckte. Nach 
Varro bei Plin. n. h. XXXV 154 (s. jedoch Vitruv 

III 2) waxen vor ihnen alle decorativen Kunst- 
werke an den Tempeln in Rom etruskisch ge- 
wesen, wahreud sie in griechischem Stile gear- 
beitet und griechische Verse hinzngefiigt hatten. 
s. Brunn Gesch. d. gr. Kiinstler I 530f. II 57. 
D. Detlefsen De arte Roman, antiquiss. I lOf. 
A. Furtwangler Archaol. Zeitg. XL (1882) 346. 

[O. Rossbach.] 
Damophon (Aafio<pa>v). 1) Sohn des Thoas, 
Enkel des Sisyphiden Ornytion, Vater des Propodos, 
Grossvater des Doridas und Hyanthidas, unter 
denen die Dorier gegen Korinthos zogen , Paus. 
II 4, 3 in einem Stemma, das die mythischen 
Vorfahren der.vordorischen BevOlkerung der Stadt 
mit den Doriern in Beziehung setzen will (0. 
Miiller Dor. 12 88). [Tiimpel.] 

2) Bildhauer aus Messene, in dev Litteratur 
nur von Pausanias, von diesem aber merkwiirdig 
oft und offenbar mit einer gewissen Vorliebe er- 
wahnt (IV 31, 6 ov /td?uoza a^iov aoirjaao&ai 
/.tvtjfitjv. 10 Meaar/vteor Ss on fiij xovxov aX'/.ov ye 
ovSsva Xoyov ironjaavza dg~icog oida dyd/./iaza). 
Nur Gotterbilder werden von ihm genannt und 
zwar teils aus Marmor, teils aus Holz, hingegen 
kein einziges Erzbild. Fiir seine Vaterstadt fertigt 
er die Gottermutter, die Artemis Laphria (Paus. 

IV 31, 6) und als Weihgeschenke fur den Askle- 
piostempel die Personification von Theben, die 
Tyche (Personification von Messene'?) und die 
Artemis Phosphoros (Paus. IV 31, 10). Ob auch 
die Cultbilder des Asklepios und seiner Sfihne 
und eine zweite Votivgruppe, Apollon, die Musen 
und Herakles, von seiner Hand waren, liisst sich 
aus den Worten des Pausanias mit Sicherheit nicht 
entnehmen. Dagegen bezeugt dieser ausdriicklich, 
dass die zu der ersten Gruppe gehorige Eisenstatue 
des Epameinondas das Werk eines anderen Kiinst- 
lers sei, von dem es dahingestellt bleiben muss, 
ob er ein Zeitgenosse des D. oder ob er alter oder 
jiinger als dieser war. Fiir den alten Eilcithyia- 
tempel des achaeischen Aigion machte er ein neues 
Cultbild, ein akrolithes Xoanon, das die eine 
Hand mit dem obligaten Gestus der Geburts- 
helferin ausstreckte, wahrend es mit der Rechten 
eine Fackel emporhob (Paus. VII 23, 6). Auch 
die Cultbilder im Asklepiostempel dieser Stadt, 
Asklepios selbst und Hygieia, waren sein Werk 
(Paus. VII 23, 7). Fiir Megalopolis arbeitet er 
die colossalen Cultbilder der grossen Mutter und 
der Soteira. Die erstere war aus Marmor , die 
letztere akrolith gebildet; vor ihnen. vielleicht an 
den Ecken der Basis, waren zwei Miidcheu an- 
gebracht, die BlumenkOrbe auf den Kopfen trugen 
und von den Periegeten bald als Athena und 
Artemis gedeutet, bald fiir die Tochter des Kiinstlevs 
ausgegeben warden (Paus. VIII 31. Iff.). Ob D. 
auch an den im Eingang angebrachten Reliefs 
und dem mit Reliefs geschmuckten Opfortisch 
Anteil hatte, ergiebt sich aus den Worten des 
Pausanias nicht. Fiir den im Peribolos desselben 
Heiligtums gelegenen Aphroditetempel arbeitet er 
ein akrolithes Bild der Giittin und eine Holz- 
statue des Hermes (Paus. VIII 31, P). Endlich 



fertigte er auch die colossale marmorne Cultgruppe 
fiir den Tempel der Despoina in Lykosura (Paus. 
VIII 37, 4), in der Mitte die Sitzbilder der De- 
meter und ihrer Tochter Despoina, diese mit 
Scepter in der Linken und dem mystischen Kastchen 
auf dem Schoss, jene mit Fackel in der Rechten 
und den linken Arm um den Hals der Despoina 
legend. Neben Demeter stand Artemis in Jager- 
tracht, in der einen Hand eine Fackel, in der 

10 andern zwei Schlangen haltend , wie solche als 
Weihgeschenke an die Despoina roh aus Thon 
modelliert in der nachsten Umgebung des Heilig- 
tums in grossen Mengen gefunden werden. Ihr 
entsprach neben Despoina die geriistete Gestalt des 
Anytos (s. Bd. I S. 2655). Die seit 1883 von 
dergriecnischenarchaologischenGesellschaftunter- 
noinmeneu Ausgrabungen haben bedeutende Reste 
dieser Gruppe zu Tage gefordert und die Angabe 
des Pausanias, dass Statue und Basis aus einem 

20 einzigen Block gearbeitet seien, den man infolge 
eines Traumgesichts innerhalb des heiligen Be- 
zirks ausgegraben habe, als irrtumlich erwiesen. 
Das Material ist Marmor von Doliana (bei Tegea); 
die einzelnen Statuen waren aus mehrercn BlScken 
hergestellt und vielfach gestiickt. Gefunden sind 
von der Demeter der Kopf und ein Stuck der 
Brust, von der Despoina der Schoss mit Resten 
der Cista, sowie em grOsseres und mehrere kleinere 
Bruchstiicke des Mantels, auf dem in fiachem 

30 Relief Blitze und Adler, Niken mit Thymiaterien, 
Olivenzweige und am Saum des tfberschlags ein 
Zug von Seegottheiten, am unteren Saum mensch- 
lich costumierte Haustiere, die einen Komos auf- 
fflhren, dargestellt sind; ferner von der Artemis 
und Anytos die KOpfe, endlich Teile desThrons; 
Kavvadias Fouilles de Lycosura. Leonardos 
in den TlQaxzir.d x. aQjjxioXoy. haiosiag tov ezovg 
1896, 10 Iff., wo auch die umfangreiche Zeit- 
schriftenlitteratur am vollstandigsten angegeben 

40 ist. Overbeck Plast. II* 485ff. Taf. Collignon 
Sculpt, gr. II 626ff. Frazer Paus. IV p. 371ff. 
Phot. d. ath. Instit. Avxoa. 34. 43. 45. Ausser 
diesen eigenen Schopfungen des D. ist noch seine 
Restaurationsarbeit am Zeus des Pheidias zu er- 
wahnen, dessen klaffende Elfenbeinplatten er wie- 
der zusammenftigte (Paus. IV 31, 6). 

Vor den Ausgrabungen in Lykosura schloss 
man aus dem Charakter der messenischen Gruppe, 
die die politische Verbindung von Messenien und 

50 Theben zu verherrlichen scheint . sowie aus der 
Thatigkeit des Kunstlers fur das 01. 102, 2 er- 
baute Megalopolis und seine im folgenden Jahre 
wiederhergestellte Vaterstadt, dass er ein Zeit- 
genosse des Epameinondas gewesen sein miisse 
(Brunn Kiinstl.-Gesch. I 290ff.). An diesem 
friihen Ansatz halten heute nur noch E. Gard- 
ner (Greek sculpt. 403) und Percv Gardner 
(Class. Rev. XI 1897, 71) fest. Alle iibrigen 
Forscher stimmen darin uberein, dass sowohl der 

60 Stil der Sculptural , als die architektonischen 
Formen des Tempels und seine nachliissige Con- 
struction (Dorpfeld Athen. Mitt. XV 1890. 230. 
XVHI 1893, 219) auf einen weit spateren Ansatz 
fuhren. Die meisten entscheiden sich fiir die 
Zeit des achaischen Bundes. in der die Rernini- 
scenzen an die Zeit des Epameinondas besonders 
vcrstandlich ericheineii und auf die auch die 
Thatigkeit do- D. in der Bivndeshauptstadt Aigion 



2079 



Damophyle 



Damostratos 



2080 



hinzuweisen scheint (Conze Arch. Anz. 1893, 125. 
Collignon a. 0.). Indessen wurden dieselben 
Reminiscenzen auch in der Zeit des Hadrian wie- 
der gepflegt (Paus. VIII 11, 8) mid zugleich mit 
ihnen die an den achaisclien Bund; Aegion be- 
gann damals wieder Miinzen zu priigen (Head 
HN 348). Auf diese Zeit weist aber mit Ent- 
schiedenheit der Stil der Sculpturen, die in den 
Figuren der in der Antoninenzeit begirmenden 
,griechisch-r6misehen' Sarkophagclasse ihre nach- 
sten Verwandten haben; vgl. fur den Kopf des 
Anytos Sark.-Eel. II 24, fur die der Demeter 
und Artemis III 160. 160 a. Dieselben Sarkophage 
bieten in den mit Aachen, figiirlicheii Reliefs ver- 
zierten Deckelmatratzen die einzigen bekannten 
Parallelen zu dem Mantel der Despoina ; vgl. R o - 
bert Herm. XXIX 1894, 429ff. Bei diesem An- 
satz erklart sich ebenso das sonst sehr auffallende 
Schweigen des Plinius fiber D., wie die Begeiste- 
rung des Pausanias fur diesen seinen alteren Zeit- 
genossen. Auch die Restauration des olympischen 
Zeusbildes , die vielleicht mit dem Besuch des 
Hadrian in Zusammenhang steht, scheint fur diese 
Periode zu passen. Fiir sie ist auch einerseits 
die Riickkehr zur alten Holztechnik charakte- 
ristisch, andrerseits die virtuose, wenn auch keines- 
wegs gleichmassig sorgfaltige Behandlung der 
Marmortechnik , in der eine miiglichst genaue 
Wiedergabe des Thonmodells und eine Wirkung 
auf die Fernansicht angestrebt wird. Die Kopfe, 
obgleich jeder fiir sich sehr effectvoll, lassen 
Einheitlichkeit des Stils und Innerlichkeit der 
Charakteristik vermissen. Vermutungsweise hat 
man dem D. auch einen Colossalkopf • des capito- 
linischen Museums zugeteilt, Helbig Fiihrer 12 
453. Brunn-Bruckmann Denkmaler 265. Rom. 
Mitt, IV 1889, 218. [C. Robert.] 

Damophyle (Aa/.wrpv/.rj), Schulerin der Sappho 
nach Philostr. vit, Apollon. I 30, aus Pampbylien, 
angeblich Verfasserin der an sapphische Dich- 
tung anklingenden Hymnen auf die Artemis von 
Perge , Dichterin von v/xvot und kgmxixd und 
Haupt eines Thiasos von sangeskundigen Miid- 
chen. wie Sappho. Christ setzt sie missverstand- 
lich in die Kaiserzeit (Gr. L. § 112 a. E.). Aller- 
lei Vermutungen bei Flach Geseh. d. gr. Lyrik 
511. 522f. Das Zeugnis des Philostratos steht 
ganz vereinzelt; es stammt wohl aus dem uninittel- 
bar vorher citierten sog. Damis, d. h. aus einem 
Schwindelbuche des 2. Jhdts. (denn so ist die 
von Miller o. Bd. II S. 146 offen gelassene 
Alternative zu entscheiden). Die PersOnlichkeit 
der D. ist also schwerlich historisch. [Cnisius.] 

Damosia (Saaoai'a, zu erganzen oxtjvr)), das 
Geineindezelt, ist in Sparta die Benennung fiir 
das konigliche Zeit und entspricht etwa unserem 
Hauptquartier. Der lakedaimonische Ktinig hatte 
das Vorrecht, im Kriege mit seinera nachsten Ge- 
folge von der Getneinde unterhalten zu werden. 
Sein Zeit ist also das Geineindezelt, und seine 
Zeltgenossen heissen oi .-rem daitooiar; es waren 
die Polemarchen und ausserdem znr Bedienung 
drei andere vollberechtigte Spartiaten (fitioioi). 
Xen. hell. IV 5, 8. VI 4. 14; respubl. Laced. 13, 1. 
0. Miiller Dorier II 235. G. Gilbert Griech. 
Staatsaltert, 12 83. [Niese.] 

Damosiophylakes, eine Behorde in Dyme in 
Achaia, in der Inschrift Collitz Dial.-Inschr. 



1615 gonaimt, mit nicht sicher gestellter Compe- 
tenz. Ein ygafi/xaxiozag xu>v da/j,ooio<pv"/.ay.<ov 
ebendaselbst Collitz 1612. [Szanto.] 

Damosthenes. 1) Damosthenes (I.). Archon 
in Delphoi, Wescher Monument bilingue de 
Delphes 138c = Dittenberger Syll.i 212 = 
Pomtow Jahrb. f. Philol. 1894, 523. Nach 
Pomtow Jahrb. f. Philol. 1897, 832 im J. 232/1. 

2) D. (II.), Sohn des Archelaos. Archon in 
10 Delphoi, J. 182/1, Wescher-Foucart Inscr. de 

Delphes 392. Derselbe ohne Vaternamen Wescher- 
Foucart 18, 201. 297. 298. 309. 327. 366. 371. 
372. 382. 392. 396. 398. 436; vgl. A. Momm- 
sen Philol. XXIV 42. 48 Taf. I, XVII. 

3) D. (III.), Sohn des Archon. Archon in 
Delphoi, Bull. hell. XVII 359 nr. 35. 363 nr. 42. 
V 427 nr. 40. 432 nr. 47. XVII 359 nr. 36. 358 
nr. 34. 362 nr. 40. 358 nr. 33. 364 nr. 44. 360 
nr. 38. 362 nr. 41 = Jahrb. f. Philol. 1889, 518. 

20 Bull. hell. XVII 363 nr. 43. Curtius Anecdota 
31. Bull. hell. V 422 nr. 35. XVII 361 nr. 39. 
360 nr. 37, wahrend der VII. Priesterzeit , mn 
140 v. Chr.; Pomtow Jahrb. f. Philol. 1889, 
517, 575. 

4) Eponym in Rhodos, IGIns. I 1119; vgl. 
CIG III praef. p. XVII. IV 39. [Kirchuer.] 

Dainostrateia. 1) Verfasserin eines spaten 

Grabepigramms (CIG 6283 = IGI 1976 = Kaibel 

Epigr. gr. 642); vgl. fiber die Namcnsform R. 

30 Wagner Quaest. gramm. de epigr. gr. ex lapid. 

coll. 1883, 15. [Preuner-Reitzenstein.J 

2) Kebsweib des Commodus; dessen Ober- 
kammerer M. Aurelius Cleander (185—189 n. Chr.) 
heiratet sie, Dio ep. LXXII 12, 2. [Stein.] 

Damostratos. 1) Sohn des Menestratos, 
Archon in Delphoi, Bull. hell. XVII 355 nr. 29. 
356 nr. 30. V 428 nr. 42. XVII 357 nr. 32. Cur- 
tius Anecdota Delphica 37 d. Bull. hell. XVII 
353 nr. 25. 26. Wescher-Foucart Inscr. de 
40 Delphes 273. Bull. hell. XVII 355 nr. 28. 356 
nr. 31, wahrend der VI. Priesterzeit c. 150 — 140 
v. Chr.; Pomtow Jahrb. f. Philol. 1889, 517. 575. 

2) Eponvmer Prytanis in Korkvra, 2. Jlult. 
v. Chr., IGS III 762-768. 

3) Sohn des Aristodamos, 'foxo&oUi]g, Sieger 
in den olympischen Spielen zu Tegea, Le Bas 
II 338 b. [Kirchuer.] 

4) Vielleicht Verfasser eines Epigramnis der 
griechischen Anthologie IX 328 ; da jedoch bier 

50 wie in dem vorausgehenden die Namen der Ver- 
fasser und der in dem Gedicht erwalvntcn Per- 
sonen identiseh sind, ist es moglich, dass es sich 
entweder urn wirkliche Steininschriften handelt, 
oder die Verfassernamen von spaten SchiviWrn 
erfunden sind. Die Gedichte sind alt und schiin 
(Vorbilder sind Leonidas von Tarent IX 329 bezw. 
Moiro VI 189). [Reitzenstein.] 

5) Damostratos ( Detnostratus bei Plinius und 
Aelian), romischer Senator (Ael. h. a. XV 19). lebte 

60 in der ersten Kaiserzeit (nach Leonidas von Byzanz 
und vor Sextius Niger, iler gegen ihn polemisiert, 
vgl. M. Wellmann Leonidas und Demostratos, 
Herm. XXX 176) und war als Historiker und 
Paradoxograph schriftstellerisch thatig, Suid. s. 
Aa/idozgaxog • tcxogmog. d/.icvxixd ev fiifi/.ioig y.' 
xui Titot x/'/g ivvSgov fiavxixTjg xai i'rega oi'\u- 
fiiy.ta eyd/ieva iaxogiag. Am beriihmtesten waren 
seine d/.uvzixd oder /.dyoi d/.ievxtxoi (Ael. XIII 



2081 



Damoteles 



Dan 



2082 



21) in 20 Biiclieru, von denen sich nicht unbe- 
deutende Reste in Aelians Tiergeschichte erhalten 
haben (M. Wellmann a. a. O). Aus den Citaten 
bei Aelian (XIII 21. XV 4. 9. 19) ergiebt sich, 
dass er ein Wundersehriftstcller der abenteuer- 
lichsten Art gewesen, dass er in volliger Unab- 
hangigkeit von der massgebenden naturwissen- 
schaftlichen Tradition lediglich dem Sensations- 
bediirfnis des grossen Publicums Rechnung ge- 
tragen hat (vgl. K a 1 k m a n n Pausanias der Perieget 
30 j. Fiir den Kleinstiidter Aelian ist es recht be- 
zeichnend, dass er in ihm eine Autoritiit ersten 
Ranges auf dem Gebiet der Fischkunde sieht, 
hauptsachlich wohl, weil er es verstanden hat, 
dem sproden Stoff eine anmutige Form zu geben 
(Ael. XV 4. 19; epil. p. 435, 26 H.). Ausser den 
paradoxographischen Fischgeschichten stammen die 
von heilkraftigen Fischen und von den Meerbe- 
wohnern des Westens handelnden Capitel der aelia- 
nischen Compilation aus seinen Halieutika. Noch 
der Sophist Sopatros aus Apamea (urn 500) be- 
niitzte diese Schrift im 6. Buch seiner exkoyal 
dtufpogot (Phot. cod. 161). Nach den Anfiihrangen 
bei Plinius, der ihn (Lid. XXXVII) unter den 
externi nennt, weil er griechisch schrieb, scheint 
er auch eine Schrift jiegi iifttar verfasst zu haben 
(Plin. XXXVII 34. 85. 86). Der Apameer Demo- 
stratos bei Ps-Plut. de fluviis 13 ist eine Falschung. 

[M. Wellmann.] 
Damoteles. 1) Sohn des Dameas. Sxgazayog 
in Megara bald nach 307 v. Chr., IGS 1 1 — 6. 

[Kirchner.] 

2) Lakedaimonier unter Kleomenes III., Plut. 
Cleom. 28. 

3) Angeblich Uberbringer eines Briefes des 
spartanischen KOnigs Areus (Bd. II S. 683, 49ff.) 
an die Juden. Joseph, ant. XII 227. XIII 167. 

[Niese.] 

4) Prytanis der Rhodier, findet den Helden- 
tod wahrend der Belagerung durch Demetrios 
Poliorketes, Diod. XX 98. [Willrich.] 

Damothemis , eponymer iegevg in Rhodos. 
! >. Jhdt v. Chr., CIG III praef. p. VIII nr. 191 
—193. CIG 8518 I 57. IGIns. I 1116. 1276(9). 
Friinkel Inschr. v. Pergamon I 979. IGI 2393, 
192—197. [Kirchner.] 

Damothoidas,aus Lepreon. Schwiegersohn des 
messenischen Heerffihrers Aristomenes, Paus. IV 24, 
1 : vgl. Curtius Gr. Gesch. I» 216. [Kirchner.] 

DamothoinOS. Stgarayiiuv ev Otooa/.in, 
Wescher-Foucart Inscr. de Delphes 55, zur 
Zeit des delphischen Archon Andronikos, Sohnes 
'ies Phrikidas, IV. Priesterzeit c. 170 — 157 v. Chr.; 
Pomtow Jahrb. f. Phil. 1889, 516. [Kirchner.] 

Damotiinos. l)Sohn desTirnon.ausAmbrakia. 
Kco,uo)86g, Teilnehmer an den Soterien in Delphoi. 
mn 270—260 v. Chr.. Wescher-Foucart Inscr. 
■le Delphes 6 = Dittenberger Syll.2 691. 62, 
vgl. Pomtow Jahrb. f. Philol. 1*94. 501ff. 

2) Archon in Delphoi, Bull. hell. XVIII 267. 
2ri8, im letzten Drittel des 3. Jhdts. v. Chr., 
Pomtow Philol. LTV 357, 1. [Kirchner.] 

Dainotthidas (AaiioTdibag), Archon in Orcho- 
menos Ende 3. Jhdts. v. Chr., IGS I 3109. 

[Kirchner.] 

Damoxenidas, aus Mainalos. Siegt im Faust- 
kampfe zu Olympia. woselbst sein Standbild von 
Nikodemos aus Mainalos, Paus. VI 6. 3. Davon 

Pauly- Wiesowa IV 



Sockel mit Inschrift Ja/no^f[rtS]ag McuraAios er- 
halten, Dittenberger-Purgold Inschr. von 
Olympia 158. Nach Furtwiingler Athen. Mitt. V 
1880, 31 bliiht Nikodemos von Mainalos Anfang 
4. Jhdts. v. Chr. H. G. Forster Olynip. Sieger 
(Progi. Zwickau 1891) nr. 319 setzt den Sieg des 
D. lira 01. 99. [Kirchner.] 

Dauioxenos. 1) Archon in Delphoi, Bull, 
hell. XVIII 181, zwischen 345—343 v. Chr., 
10 Pomtow Philol. LIV 214. 

2) Sohn des Philippos, Thessaler. Strateg des 
Magnetenbundes im 2. Jhdt. v. Chr., Athen. Mitt. 
VII 339; vgl. XIV 56. [Kirchner.] 

3) Komodiendichter, aber nicht Athener, wie 
der Name lehrt. Er ist uns nur aus drei Ci- 
taten bei Athenaeus bekannt (Suidas Artikel 
stammt ganz aus Athenaeus), der III p. 101 aus 
den Svvrgocpot ein sehr grosses Bruchstiick be- 
wahrt hat (Vortrag eines philosophierenden Kochs), 

20 XI 468 f ein paar Verse (Prahlerei des Miles) 
aus dem Avxbv xsv&wv , I 15b die anmutige 
Schilderung eines schonen ballspielenden Jung- 
lings. Die Zeit des Dichters wird dadurch be- 
stimmt, dass der Koch erzahlt, er sei bei Epikur 
in die Schule gegangen, und der Soldat prahlt, 
er habe in Kypsela mit Adaios, Konig Philipps 
Soldnerfuhrer, gezecht, d. h. vor der Schlacht, in 
welcher Adaios im J. 353 fiel, vgl. Sehaefer 
Demosthenes 12 443; anders Niese Herm. XXXV 

80 69, der in Adaios einen thrakischen Dynasten des 
3. Jhdts. sieht, Meineke I 484. Fragmente bei 
Meineke IV 529. Kock III 348. [Kaibel.] 

Damnras (Polyb. V 68, 9), Fluss in Phoinikien, 
s. Tamyras. '' [Benzinger.] _ 

Dainysos (Adtwaog), der schnellste aller Gi- 
ganteu. Seinen Leichnam , der auf Pallene lag 
(vgl. Philostr. Heroik. I 3, vol. II 140, 13ff. Kays.), 
grub Chiron aus, entnahm ihm einen KnOchel 
und fiigte diesen dem Achilleus statt des von 

40 Thetis verbrannten des rechten Fusses ein. Wie 
letzterer von Apollon verfolgt wurde , sei dieser 
Knochel herausgefallen, infolge dessen Achill nieder- 
gestfirzt und getotet worden (s. o. Bd. I S. 225. 
238). Dieser spate Mythos, erfunden, um des 
Achilleus Schnellfussigkeit zu motivieren, bei 
Ptolem. Heph. VI (195 Westerm.). Vgl. M. Mayer 
Gig. u. Tit. 6. 8. 2o2f. . und Art. Damasen 
und Da mas tor. [Waser.] 

Dan (Jud. 18, 7. 27ff. und oft im Alten Testa- 

50ment. Joseph, ant. Iud. I 177 Advog: V 178 u. a. 
Jam. Euseb. Onom. ed. Lagarde 234, 3. 249, 32. 
275, 28. 33. Hieron. ebd. 104, 2. 114, 26. 136, 6. 
111. nordliche Grenzstadt des israelitischen Be- 
sitzes, dessen Ausdehnung haufig mit dem Aus- 
druck .von D. bis Bersaba' bezeichnet wird (z. B. 
Jud. 20. 1 u. a. i. Nach der Erzahlung des Richter- 
buchs (a. a. O.i war der Name des Ortes Lajisch 
(oder Leschem Jos. 19, 47, besser wohl mit Well- 
hausen De gent. Iud. 37. LesehAm zu lesen); es 

60 war ein handel- und gewerbetreibender Ort. viel- 
leicht eine Colonie der Phoinikier, jedenfalls in 
Beziehung mit diesen stehend. Der israelitische 
Stamm der Daniter besetzte dann die Stadt und 
nannte sie D. Die Erzahlung berichtet zugleich 
die Errichtung des beruhmten Heiligtunis dort; 
bis herab zuin Untergang Samariens blieb D. 
ein Hauptheiligtum des Nordreichs (I Reg. 12, 
29f. II Keg. 10, 29. Amos 8, 4). Ja noch Jo- 

66 



2083 



Dana 



Danae" 



2084 



sephus berichtet, dass zu seiner Zeit an der Jordan- 
quelle in Daphne (ganz nahe bei D., wenn nicht 
identisch damit, s. d. Nr. 2) ein Heiligtum des ,gol- 
denen Kalbes' stand (bell. Iud. IV 3). Die Lage des 
Ortes wird ziemlich genau besehrieben: er lag in 
einer Ebene in fruehtbarer Gegend (Jud. a. a. 0.), 
nicht weit vom Libanon, an der einen der beiden 
Jordanquellen , an der des sog. ,kleinen Jordan' 
(Joseph, a. a. 0.), 4 Millien westlich von Paneas 
(Banijas). Nun haftet eben in dieser Gegend an 
einem ansehnlichen Hiigel der Name Tell el-Kadi; 
die Bedeutung der beiden Worte Kadi und Dan 
ist dieselbe, ,Richter', und es konnte vielleicht 
eine Reminiseenz an den alten Namen hier vor- 
liegen. Jedenfalls passt die Lage vorziiglich auf 
die angegebene Beschreibung. Auf der Westseite 
des Hiigels kommt aus einem breiten Becken ein 
grosser Wasserstrom. Mit ihm vereinigt sich das 
Wasser einer kleinen Quelle am Siidwestende des 
Hiigels in einem grossen Becken. Den hicr ent- 
strOmenden Fluss el-Leddan (der ,kleine Jordan' 
des Josephus a. a. 0.) sieht das Yolk als die 
Hauptquelle des Jordan an, weil sie die grBsste 
ist; sie enthalt doppelt so riel Wasser, als der 
Bach von Banijas. G. A. Smith (a. a. 0.) hat 
neuerdings den Versuch gemacht, D. mit Paneas- 
Banijas zu identificieren , weil dies die bessere, 
die Gegend beherrschende Lage sei. Allein der 
Umstand, dass Josephus, der beide Stadte nennt, 
davon gar nichts andeutet und dass das Ono- 
masticon geradezu beide Stadte als benachbart 
unterscheidet, macht diese Gleichsetzung unmog- 
lich. Art. Dan in Riehms Handworterbuch. Sur- 
vey ofWest-Palest. Memoirs 1 139ff. Ritter Erd- 
kunde XV 207—218. Baedeker Palastina und 
Syrien*290. Gu<5rin Galilee II 338ff. Robinson 
Neuere bibl. Forschungen 511ff. Buhl Geogr. 
Palast. 238. G. Ad. Smith The historical geo- 
graphy of the holy Land 473. 481. [Benzinger.] 

Dana s. Tyana. 

Danaba. 1) InderPalmyrenei/lara/faPtoleni. 
V 15, 24. Not. dign. or. XXXII 16. 81. Tab. 
Peut. Dannva), Ort in Syrien an der Strasse von 
Damascus nach Palmyra, 20 Millien (30 km.) von 
Nezala (= KarjatSn). Diese Entfernung und die 
Position sangaben des Ptolemaios passen auf das 
heutige Sadad, das auch im Alten Testament (als 
Sedad) mehrfach erwahnt wird (Num. 34, 8. Hesek. 
47, 15) , ca. 5 Std. nordwestlich von Karjaten. 
Dabei muss allerdings die alte Strasse von Da- 
mascus nach Nezala einen Umweg (nach Norden) 
gemacht haben. Die andem Entfernungsangaben 
der Tab. Peut. stimmen nicht ganz; von Cehere 
sollD. 18 Millien = 27 km. entfernt sein, wiihrend 
die Strecke Sadad-Kara nur 21 km. betragt. Aber 
bei dem ziemlich kiirzeren geraden Weg Dama- 
scus-Nezala wtirden die Entfernungen noch weniger 
stiinmen, abgesehen davon, dass hier gar keincrlei 
Spuren dieser bedeutenden Station sich finden. I >er 
Ort war offenbar ein Punkt von hervorragender mili- 
tiirischerWichtigkeit, dasHauptquartier derdritten 
gallisclien Legion war zur Zeit dor Notitia dort. 
Seine Lage am Eingang der Hochebene von Da- 
mascus, auf der Grenze zwischen Cultur und Wiiste, 
erklart dies. In den spateren Bisehofslisten wer- 
den Bischflfe von D. genannt (Le Quien Or. christ. 
II 847f.). Betriichtliche Reste alter Fe'stungs- 
bauten, ebenso Ruinen zweier alter Kirehen be- 



zeugen noch jetzt die einstige Bedeutung des Ortes. 
Vgl. Moritz Abh. Akad. Berl. 1889, 22ff. 

2) Im siidlichen Moab (Dannaia Hieron. Onom. 
ed. Lagarde 114, 31 = Dinhaba Gen. 36, 32. 
I Chr. 1, 43), eine Stadt zwischen Areopolis (Rabba) 
und dem Arnon (Wadi M6dschib), 8 Millien von 
ersterer Stadt entfernt. Nicht aufgefunden. 

3) Im nOrdlichen Moab (Euseb. Onom. ed. 
Lagarde 249, 35ff. Aavvea, der Test ist iibrigens 

10 hier verdorben; Hieron. ebd. 115, 1 Dawn-aba), 
auf dem Berge Fogor (= Peor. unweit des Dschebel 
Neba) gelegen, 7 Millien von Esbus (= Hesban) 
entfernt. [Benzinger.] 

4) Ort im siidlichen Mesopotamien am Tigris. 
Zosim. Ill 27, 4. Vielleicht desselben Stammes wie 
Dinhaba LXX, Aivvafia Gen. 36, 32 (Nr. 2). 

[Fracnkel.] 
Danacia Quartilla Aureliana, c(larissima) 
fteminq), CIL VIII Suppl. 11 152 (Horrea Caelia 

20 in der Provinz Africa). 3. oder 4. Jhdt. n. Chr. 

[Groag.] 
Danae. 1) Danae (oder Danati), Ort im Pon- 
tes Polemoniakos, Ptolem. V 6, 10. Tab. Peut. X 
4 Miller. Es muss im Thai des Iris gesucht 
werden ; mit Dora-num zwischen Tavia und Seba- 
stia (Itin. Aut. 205), mit dem es Cramer Asia 
minor I 320 zusammenbringt , hat es nichts zu 
thun. [Ruge.] 

2) Danae ist die Ahnfrau des durch Perseus 

30 und seine Nachkommen repriisentierten Zweiges 
des Danaervolkes, der Tiryns besass, Mykenai 
griindete und zu einer bestimmten Zeit die Vor- 
herrschaft in der Argolis behauptete. Aus dem 
Ethnikon Aaraol sind die beiden Eponymen Aa- 
vdrj und Aavao; abstrahiert. Tsuntas Mvxijvai 
xaX Mvxijvawg noXmofidg 240f . ; anders U s e n e r 
Gottemamen 206. Bedeutung hatte D. ausschliess- 
lich als Mutter ihres Sohnes; sie ist nicht als 
Erdgottin zu betrachten und hat audi nirgends 

40 einen Cult. Das Motiv des goldenen Regens 
fusst auf den beiden Momenten : Wasserarmut 
des Landes und Reichtum der Perseiden. Preller- 
Robert Griech. Myth. 14 80. Wirth D. in 
christl. Legenden Iff. E. Merer Forsch. z. alten 
Gesehichte I 1892, 73f. 

D. ist das einzige Kind des Konigs von Argos, 
Akrisios; nur Schol. Ar. ran. 849 wird noch ein 
Bruder Megareus erwahnt. Ihre Mutter ist Eu- 
rydike, die Tochter des Lakedaimon (oder des 

50 Eurotas, Tzetz.), oder Aganippe (Hyg.). Als ihr 
Yater wird von Steph. Byz. s. &daog, wo aber wohl 
der Name des Akrisios ausgefallen ist, Abas ge- 
nannt. 

Als Akrisios den Gott in Delphoi filter die 
Geburt eines Sohnes anfragte, erhielt er zur Ant- 
wort, dass ihm selbst kein Knabe werde geboren 
werden, wohl aber seiner Tochter. Durch diesen 
werde er den Tod finden. Darauf schloss er seine 
Tochter mit der Amine im Hofe des Palastes in 

60 ein ehernes Gemach ein {dalafiog ya'/.xov; Schol. 
Apoll. Rhod. Apollod. Schol. II. ; ya'/.xodexoi av- 
).ai, Tvtiftijo)]; &d"/.auog Soph. Ant. 945f., vgl. die 
Gallerien in Tiryns und Mykenai und die Kammer- 
graber ; fld/.aftog yalxovg r) otdtjoov; Luc. Timon 
13; d. m. 12; otdnooqxioov /.is/.ai)pov, ya'/.xoqpooog 
xaodevediv Norm. Dion. VIII 137. XL VII 543f.: 
turn's aenta Hor. carm. Ill 16, 1. Ov. am. II 
19, 27; ars am. Ill 416; munis lapidens Hyg.: 






2085 



Danae 



Danae 



2086 



Paus. II 23, 7 erwahnt das Bauwcrk in Argos). 
Durch eine Offnung im Dache nahte sich Zeus 
der D. in Gestalt des goldenen Regens; sie ge- 
biert den Perseus und zieht ihn mit der Amme 
auf. Wie Perseus drei- oder rierjahrig ist, hort 
Akrisios die Stimme des spielenden Knaben. Er 
lasst die dreie kommen, totet die Amme und 
fiihrt die D. zum Altar des Zeus Herkeios, wo 
er sie iiber das Geschehene fragt. Nicht glaubend, 
dass Zeus der Vater des Kindes sei, schliesst er 
die Tochter mit ihrem Sohncben in einen Kasten 
(Xagvag, auch xifionog, Luc. d. m. 12. Schol. Pind. 
Pyth. X 46 (72) ; xijfatxiov Eur. Danae Argum. ; 
area Hyg. Serv. Aen. VII 372) und lasst diesen 
ins Meer werfen. 

Nach Schol. Pind. a. O. und Tzetz. Lyk. 838 
schloss Akrisios die D. ein, als sie schwanger 
war, und wartete die Geburt des Kindes ab, um 
dann beide auszusetzen. Nach auderer Version 
hatte sich nicht Zeus der D. genaht, sondern ihr 
Oheim Proitos. Es wird damit der Streit der 
beiden Bruder motiviert, Pindar. (?) frg. 284 = 
Schol. II. XIV 319. Apollod. II 34 W. Ob die 
Versteinung des Proitos (Ovid. met. V 236) 
damit in Verbindung zu bringen sei, ist zweifel- 
haft. Oder ihr Bruder Megareus (s. o.) hatte 
mit ihr Umgang gepflogen. 

Der Kasten wird nach der Insel Seriphos ge- 
trieben und dort von Diktys (iiber diesen Usener 
a. O. 41) aufgefischt, der dann D. und Perseus 
in seinem Hause pflegt. Sein Bruder Polydektes, 
Kiinig von Seriphos, sucht D. zur Ehe zu zwingen. 
Da ihm dies nicht gelingt, schickt er den Perseus, 
das Medusenhaupt zu suchen, indem er droht, 
wenn er es nicht bringe, sich der Mutter zu be- 
miichtigen. Perseus kommt zuriick, findet D. und 
Diktys als Schutzflehende am Altar, rersteint den 
Polydektes und seine Genossen beim Mahle, setzt 
Diktys zum Konig der Seriphier ein und geht 
mit D., Andromeda und den Kyklopen nach Argos. 
D. bleibt bei Eurydike ; Akrisios , der nach La- 
rissa geflohen ist, findet durch Perseus den Tod. 

Nach der Version Pind. Pyth. XII 141 Anth. 
Pal. Ill ll.Strab. X 487 muss D. dem Poly- 
dektes als Sclavin zu Willen sein, eine andere 
Uberlieferung (Hyg. fab. 63, vgl. Schol. II. a. 0.) 
lasst D. von Polydektes zur Gattin genommen, 
Perseus im Tempel der Athena auferzogen werden. 
Akrisios kommt nach Seriphos, um D. und ihren Sohn 
herauszuverlangen, und wird von diesem zufallig 
bei den Leichenspielen des Polydektes erschlagen. 

Hauptstellen : Pherekvdes ev nS ft in Schol. 
Apoll. Rhod. IV 1091. 1515, danach' wohl Apollod. 
II 34-36. 45. 47 W. Schol. II. XIV 319. Tzetz. 
Lyk. 838; ferner II. XIV 319. Hesiod. scut. 216. 
Simonid. frg. 37 (dazu Blass Herm. XXX 1895. 
314—320). Hekat. frg. 358 Miiller. Pind. Nem. X 
11; Pyth. X 45. Erat. cat. 22. Diod. IV 9, 1. 
Mvthogr. Gr. West. app. narr. 17. Luc. gallus 
13. Nonn. VII 120. VIE 290. 302. X 113. XXV 
114ff. Ovid. met. IV 610. 697. XI 117. Hyg. 
fab. 155. 224. Terent. Eun. 584f. Schol. Stat. 
Theb. VI 286. Zeus ygvoofiogcpog Soph. frg. 1026. 
Perseus ygvodxaioog Lykophr. 838. 

Ahnlichkeit mit dem D.-Perseusmythus haben 
auch die Sagen voa Auge-Telephos (Immer- 
wah r Arkad. Culte 55f. 64) und Semele-Dionysos, 
Paus. Ill 24. 3. 



Andere erzahlten, dass D. und Perseus an die 
Kiiste Latiums getrieben und dort von einem 
Fischer aufgefangen worden seien. D. wurde die 
Gattin des Konigs und griindete die Stadt Ardea. 
Ein Nachkomme von ihr ist Turnus, Verg. Aen. 
VII 372. 410 und Serv. z. d. St. Plin. Ill 56. 
Solin. II 5. Schol. Stat. Theb. II 220. Sil. Ital. 
I 660. Serv. Aen. VIII 345 lasst D. mit ihren 
zwei Sohnen Argus und Argeus nach dem sa-eri 

10 nemus Argihti gelangen. Endlich ist nach Ioann. 
Antiochen. frg. 6, 18 und Paus. Damasc. frg. 4 
Dind. D. von Picus oder Zeus Picus die Mutter des 
Perseus. 

Die D.-Perseussage ist mehrfach von Dichtern 
behandelt worden, so von Aristias in seinem neq- 
aev;, iiber den nichts Naheres bekannt ist; von 
Aischylos in der Trilogie Aixxvovfotol, (Pogxtdeg, 
no\vhixxr\i. Eine Aavdrj, wie Welcker will, 
hat Aischylos wohl nicht geschrieben. Sophokles 

20 scheint in 'Axgiaiog »; Aavdrj die Sage bis zur 
Aussetzung der D. behandelt zu haben, in den 
AagiaoaTot die Totung des Akrisios. Von Euri- 
pides ist eine D. (Inhalt: die Aussetzung) er- 
wahnt, Ioann. Malal. p. 34, 19. Uber den ps.- 
euripideischen Anfang des Stuckes s. Wunsch 
Rh. Mus. LI 1896, 138f. Ein zweites Drama, 
die Ereignisse auf Seriphos behandelnd, war Diktys, 
vgl. v. Wilamowitz Eurip. Herakles I 39. San- 
nyrion und Apollophanes schrieben eine Komoedie 

30 D. ; beriihrt war die Sage wohl auch in Kratinos 
Seriphioi und den Gorgones des Heniochos. Auch 
Livius Andronicus und Naevius verfassten eine 
D. ; nach Rib beck ware das Stuck des Naevius 
eine Contamination von Sophokles Akrisios und 
Euripides D. gewesen. Den Inhalt dieser Dramen 
kennen wir zum allergeringsten Teil, und welche 
einzelnen Ziige der Sage dem einen oder dem 
andem Dichter zuzuweisen sind, ist vollends un- 
sicher. Luc. de salt. 44 erwahnt einen mimischen 

40 Tanz : die Jungfrauschaft der D. und die Geburt 
des Perseus. P. Schwarz De fabula Danaeia, 
Diss. Halle 1881. 

Die Kunstwerke, welche D. darstellen, sind 
zusammengestellt von F. Knatz Quomodo Persei 
fabulam artif. Gr. et Rom. tractaverint, Diss. 
Bonn 1893. Argivisches Weihgeschenk in Delphoi, 
Paus. X 10, 5. Bull. hell. XX 605f. D. den gol- 
denen Regen empfangend: Gemalde des Nikias 
(4. Jhdt.), Plin. XXXV 131, vgl. Ter. Eun. 584f. 

50 Mehrere rf. Vasen, z. B. Steph an i Yasenkat. St. 
Petersburg 1723. Gerhard 14. Berl. Winck. Progr. 
1854. Overbeck Kunstmyth. Zeus, Atlas VI 2. 
Pompeianische Wandgemalde: Helbig 115 — 118. 
Mus.Borb.H36.XI21. Mosaik in Palermo: He vde- 
mann Arch. Ztg.. XXVII 1869, 39. Bronzeniunze 
von Argos : A. Biiste des Hadrian, R thronende D., 
den goldenen Regen empfangend. Brit. Mus. 
Cat. of Greek Coins. Peloponnesus p. 148 nr. 148 
— Imhoof-Blumer und Percy Gardner Nu- 

60 mism. Com. on Paus. p. 41 nr. 25 Taf. L 49. 
D. und Perseus in oder bei dem Kasten, wo- 
bei nicht sicher erkannt wird, oh die Aussetzung 
oder die Landung auf Seriphos gemeint ist : Ge- 
malde des Artemon, Plin. XXXV 139; danach 
wahrscheinlich die Wandgemalde Helbig 119 
-121. Rf. VaserrStephani a. 0. 1723 und 1357. 
Mon. d. Inst. 1856 Taf. 8. Hevdemann Yasen- 
kat. 3140. Mus. Borb. II 30, 4. Arch. Jahrb. I 



2087 



Dana'ide 



Dana'ides 



2088 



1886, 312. Dubois-Maisonneuve Introd. XVI 
3. In Epigrammen, Anth. Pal. VI 317; Plan. 262, 
ist ein Marmorwerk des Praxiteles erwahnt: D., 
Nymphen und Pan. Vielleicht stellte es die Lan- 
dung der von Nereiden geleiteten D. auf Seriphos 
dar, wobei Pan als Vertreter des Landes zu denken 
ware Die sqnst nur von Luc. d. m. 12 (vgl. 
Hypothesis des Musuros zur euripideischen D.) 
erwahnte Begleitung der Nereiden wiirde damit 
als weit iilterer Zug der Sage erwiesen. Frauen- 
(Nereiden-?) Chor in der D. des Euripides, Pollux 
IV 111. Die Bronzemiinze von Elaia, Imhoof- 
Blumer Monnaies grecques 274 nr. 236, friiher 
auf die Landung der D. gedeutet, stellt vielmehr 
die der Auge dar, Marx Athen Mitt. X 1885, 21. 

3) Danae, Tochter des Neoptolemos und der Leo- 
nassa, Schol. Eur. Andr. 24. Der Name ist cor- 
rupt, wahrscheinlich aus dem vorhergehenden /¥- 
voov entstanden. [Escher.] 

4) Tochter der Freundin Epikurs Leontion, 
Vertraute der Laodike, dor Gattin des Antiochos II. 
von Syrien. Als Laodike nach der Vergiftung 
ihres Gemahls gegen die ihr feindliche Hofpartei 
wiitet, warnt D. ihren friiheren Geliebten Sophron, 
der sich nach Ephesos fliichtet; dafiir wird sie 
von der Konigin umgebracht. Athen. XIII 593 b If. 
nach Phylarchos. [Willrich.] 

Dana'ides (Aara'tdss), die fiinfzig Tochter des 
Danaos (s. d.), heissen auch Aavaai, Strab. VIII 
371 und (nach ihrem Grossvater Belos) Betides, 
Ovid. a. a. I 74 (trist. Ill 1, 62); met. IV 463. 
X 44. [Sen.] Here. Oet. 964. Ihr Namensver- 
zeichnis bei Apollod. II 16—20 W. und Hyg. fab. 
170 (p. 32, 18—34, 2 Sch.); dazu W. Schwarz 
Jahrb. f. Philol. CXLVII (1895) 93ff. Die !>.- 
Sage bildete den Inhalt des nachhomerischen Epos 
Aavat; (s. d. Nr. 5) in 6500 Versen (vgl. Danaos 
Nr. 1); den Stoff verwertetc Archilochos (frg. 
150 Bgk.), desgleichen Melanippides (frg. 1 Bgk.); 
Phrynichos hat, wie nach ihm Aischylos, Aiyv- 
.itioc und A. auf die Biihne gebracht (FTG frg. 
1. 4), ebenso zwcimal Aava'tSe; der Tragiker 
Timesitheos (Suid. s. Tiftrjoideog) , Theodektes 
aus Phaselis einen Avyxsve (FTG p. 623); A. 
waren Komoedien des Aristophanes (frg. 245 
—265 K.) und des Diphilos (frg. 25 K.). Von 
Aischylos sind erhalten die 'Ixhidrg, so benannt 
nach dem Chor der DanaostOchter, die vor ihren 
Vettern, den Aigyptiaden, in Argos Schutz finden ; 
vermutlich waren die 'InhiSse (Vorbereitung und 
Motiv) zur Trilogie verkniipft rait den Galaito- 
.tiW (FTG p. 19f.) oder Alyvxxioi (frg. 4) , die 
wohl die Bluthochzeit der Aigyptiaden zum Gegen- 
stand hatten (tragische That), und den A. (frg. 42 
— 45), worin die Gottin der Liebe die Verteidi- 
gung der Hypermestra Iibernahm (Urteil und 
Siihne); dazu mochte als Satyrspiel 'A^viaJn'tj 
(frg. 13 — 15) gehflren; iiber die Behandlung der 
Sage durch Aischylos giebt einigen Aufschluss 
Aisch. Prom. 853tf. Cber die 'Aftvucovij des Ko- 
mikers Nikochares Kock I 770. 

Nach Apollod. II 15ff. W. folgten die Sohne 
des Aigyptos dem Danaos nach Argos und ver- 
langten seine Tochter zu heiraten; Danaos loste 
die Ehen aus, gab aber seinen Tochtern Dolche; 
diese ermordeten die schlafenden Gatten mit Aus- 
nahme der Hypermestra, ,die nach eignem Rat- 
sehhiss in der Scheide behielt das Schwert' (Pind. 



Nem. X 6f.). Hypermestra verschonte den Lyn- 
keus, weil er ihr Magdtum nicht angetastet (vgl. 
auch Schol. II. IV 171 und Pind. Nem. X 10 r 
wogegen bei Aischylos Liebe das Motiv der Hyper- 
mestra ist , vgl. Aisch. frg. 43 : Prom. 865ff. ; 
auch Hor. c. Ill 11, 33ff. und Schol. Eur. Hek. 
886); dafiir liess sie Danaos einsperren und be- 
wachen (aus dem Gefangnis die ovidische Epistel 
der Hypermestra an Lynkeus, Heroid. XIV [in ver- 

10 schiedenen Ziigen in tjbereinstimmung mit Hor. 
c. Ill 11, 33ff.]). Die iibrigen Tochter warfen die 
KOpfe ihrer Gatten in den Lernasee, die Leichen 
bestatteten sie vor der Stadt; und es entsiihnten 
sie Athena und Hermes auf Zeus Befehl. Danaos 
vermahlte spater die Hypermestra dem Lynkeus, 
die iibrigen Tochter gab er den Siegern in einem 
gymnischen Wettkampf. Die Ermordung der 
Aigyptiaden hat bald Argos, bald Agypten zum 
Schauplatz; dafiir s. Danaos. Wie Hypermestra 

20 des Lynkeus, so habe Bebryke des Hippolytos ge- 
schont, Eustath. Dionys. Perieg. 805; vgl. Schol. 
und Eustath. (p. 37, 30) zu II. I 42. Von dem 
gemeinsamen Grab der Hypermestra und des 
Lynkeus (nahe dem Altar des Zeus Plryxios) horen 
wir Paus. II 21, 2, von einem Heiligtum der 
beiden Hyg. fab. 168 (31, 23 Sch.). Schol. Strozz. 
z. Germ. Aratea p. 172 Breys. SprichwOrtliche 
Redensart war Asgvt] xax&v, Strab. VIII 371, 
nach Zenob. IV 86 (Paroemiogr. I 108, vgl. auch 

301 182. 271), weil Danaos die KOpfe der Aigyp- 
tiaden in den See versenkt habe; Kratinos (frg. 
347 K.) machte daraus Asgvi) ftsatcov, vgl. Hesych. 
s. Asovrj xaxwv rmiAsgrtj &eara>v. Suid. s. Asgvrj 
de.a.T.wv (daraus Apost. X 57. Arsen. p. 334Walz). 
Nach Paus. II 24, 2 lagen umgekehrt die Leich- 
name im See, weil dort der Mord veriibt worden, 
und die Kopfe, welche die D. abgeschnitten, dem 
Vater zum Beweis ihrer That, waren getrennt 
beerdigt auf dem Weg zur Akropolis von Argos, 

40 wo auch ein Denkmal fur die Aigyptiaden war. 
Nach Pind. Pyth. IX 112ff. stellte Danaos seine 
To'chter am Ziel der Bennbahn auf und hatte 
schon vor Mittag fur jede einen Eidam. Pindar 
singt von 48 Tech tern; denn, sagt der Scholiast. 
Amymone und Hypermestra waren bereits ver- 
mahlt, die eine mit Poseidon, die andere mit 
Lynkeus, oder es kam nach Eustath. Dionys. Pe- 
rieg. 805 mit Hypermestra Bebryke in Wegfall. 
Nach Paus. Ill 12, 2 blieben die Tfichter weiter- 

50 hin schuldbehaftet, und ihres Frevels wegen wollte 
niemand aus ihrer Mitte freien. Nun erkliirte 
Danaos, er werde sie ohne die iiblichen Braut- 
geschenke ausgeben und veranstaltete fur die nicht 
eben zahlreich erschienenen Freier einen Wett- 
lauf; der erste Sieger hatte die erste Wahl. nach 
ihm wiihlten die iibrigen . wie sie sich folgten ; 
die iibriggebliebenen iladchen aber mussten auf die 
Ankunft anderer Freier und einen erneuten Wett- 
lauf warten. Des Danaos Eidame wurden u. a. 

60 die Sohne des Achaios aus der Phthiofe, Archi- 
teles, der die Automate, und Archandros (bei Herod. 
II 98 des Achaios Enkel und des Phthios Sohn), 
der die Skaia erhielt, Paus. VII 1, 6. Nach 
Herod. II 171 waren es die D., welche die Weihen 
der Demeter, die sog. Thesmophorien, aus Agypten 
gebracht und die pelasgischen Frauen darin unter- 
wiesen hatten. 

Die D.-Sage wird gewehnlich in Verbindung 






2089 



Dana'ides 



Dana'ides 



2090 



gebracht mit dem fur die argivische Landschaft 
charakteristischen Wechsel von Dtirre und Uber- 
schwemmung ("Aoyo; avvfipov sov Aavaug noli]osv 
srvSgov, Hesiod. [frg. 47 Kink.] bei Eustath. [p. 
46lf zu II. IV 171); iiber die Wasserverhaltnisse 
in der Argolis E. Curtius Pelop. II 338ff. Die 
D. werden als Quellnymphen des Landes aufge- 
fasst (vgl. Anrymone undPhysadeia [Schol. Kallim. 
H. V 47]), die Aigyptiaden, die Nachkommen des 



vollenden (a-Xvai-rs/.&e. vgl. d-rsXw;) heirateten, 
Paroemiogr. I 204. II 139. 337f.; bei Apostolios 
wird (wie von Bohde) zur Erklarung gegeben, 
was Schol. Eur. Hek. 886 bietet, bei Makarios 
die besondere Begriindung, Aigyptos (doch wohl 
der Aigyptiade, der nach Apollod. II 20 die Dio- 
xippe erloste) habe seine Gattin wegen ihrer 
Hasslichkeit im Stich gelassen, dafiir habe ihn 
der Schwiegervater Danaos ermordet. Fur jede 



grossen Aigyptosstromes, als die Wildbache und 10 vergebliche Arbeit wurde sprichwOrtlich ; sis rot 



Fliisse, die in der nassen Jahreszeit iippig und 
mutwillig strOmen , gleich ungestiimen Freiern, 
im Sommer aber dahinsterben , durch das Ver- 
siegen der Quell en ihrer Eopfe beraubt; die Be- 
stattung letzterer in der Lerna bezeichnet den 
Wasserreichtum dieser Niederung im Gegensatz 
zu der an Quellen armen Umgegend von Argos 
(vgl. E. Curtius a. a. O. 340), vgl. Preller 
Gr. M. 112 46ff. Wecklein S.-Ber. Akad. Miinch 



TSTQTjaivov Tti&ov avrXeTv , Xenoph. Oik. VII 40. 
Aristot. Oik. I 6; Polit. 1320 a 31. Philetairos 
frg. 18 K. (vgl. Plat. Gorg. 493 b). Paroemiogr. 
I '343. 347. II 161. 387 (Arsen. p. 222 Walz). 
Suid. s. tie tot' rsrgrj/jJvov und sie tsxQrjjis- 
vov xi&ov avrlslv , vgl. Plut. VII sap. conv. 16 
(Porphyr. de abst. Ill 27). Luc. d. mort. XI 4; 
6 rmv Aavatdcov mdoe, Luc. Tim. 18; Hermot. 61. 
Alkiphr. ep. 1 2. Mak. Ill 16 (Paroemiogr. II 154); 



1893 II 397ff. Die D. als weibliche Kcgengott- 20 axtyotoe mtioe, Paroemiogr. I 32f. 195. 290. 353. 



heiten, Henry Rev. des et. gr. V 1892, 284ff. 
Die D. auf die fiinfzig Wochen des Jahres ge- 
deutet, Welcker Kl. Schr. V 50, auf die fiinfzig 
Monde des olympischen Festcyklus (gleich den 
fiinfzig Tochtern des Endvmion und der Selene), 
Schwenck Rh. Mus. X 1856, 377ff. (380). Im 
Gegensatz zu diesen Deutungen vgl. die nticb- 
ternere Auffassung der Sage als Schiffer- oder 
Handelsepos (gleich der Argonautensage) bei 



II 300. Suid. s. ajtJ.->]oria; vgl. noch Anth. gr. 
App. epigr. 350; in pertusum dolium in(eon)- 
;,erere, Plaut. Pseud. 363. Lucr. Ill 949; vgl. 
Tib. I 3, 80. Hor. c. in 11. 26f. Phaedr. app. 
(VI) 5, lOf. M. Plin. XXVIII 12, ferner Hyg. 
fab. 168 (p. 31, 22f. Sch. Schol. Strozz. z. Germ. 
Aratea 172 Breys.). Serv. Aen. X 497 (Myth. Vat. 
I 134). Myth. Vat. II 103 u. s. w. Vgl. Waser 
Schweiz. Arch. f. Volksk. II 1898, 55ff. und Arch. 



Schwarz a, a. O. 95. 101. 105f.; .das Epos 30 f. Religionswiss. II 1899, 47ff., wozu Fourriere 



konnte gewissermassen einen Abriss der Geo- 
graphie geben'-, Ed. Mever Forschgn. z. a. G, 
I 79. 

Auf die D. wurde tibertragen die unendliche 
Arbeit des Wassertragens in zerbrochenen Scher- 
ben, die man auf Polygnots Unterweltsbild die- 
jenigen vollbringen sah, welche die eleusinischen 
Weihen gering geachtet , die a/ivtjzoi , wie wohl 
die Beischrift fur diese Personen verschiedenen 

Geschlechtes und Alters lautete, Paus. X 31, 9. 40 der Porticus vgl. Prop. HI__29 
11, vgl. hierzu Plat. Gorg. 493b. c; rep. II 
p. 363d; so schon Creuzer Symb. und Myth. 
IIP 480ff. Erst seit dem 4. Jhdt. kennen'die 
Darstellungen (s. u.) bios noch wassertragende 
Jungfrauen , d. h. von da ab verkorpern die D. 
das Schicksal der Ungeweihten im Hades. In 
der Litteratur ist unser altcster Zeuge fur die 
Einfuhrung eines hero'ischen Namens fur diese 
Hollenpein orphischen Ursprungs (v. Wilamo- 



Rev. d'ex<5gese myth. VII 1898, 313ff. 

Die That der D. als Gegenstand der bilden- 
den Kunst: Verg. Aen. X 497ff. Stat. Theb. IV 
132ff. (vgl. Anth. Lat. I 58 Riese); in Rom war 
der Mythos von einer gewissen Popularitat, worauf 
auch die Aufstellung einer D.-Gruppe in der Saulen- 
halle des palatinischen Apollontempels schliessen 
liisst. Fiir diese Darstellung des Danaos mit ge- 
ziiektem Schwert und der D. in den Intercolumnien 

4. Ovid. am. 
II 2, 4; a. a. I 73f.; trist. in 1, 62; von eben- 
soviel Reiterstatuen der Sohne des Aigyptos. den 
1). gegeniiber unter freiem Himmel, weiss Acron 
(Schol. Pers. II 56). Vgl. Jahn Arch. Aufs. 22ff. 
Stark Niobe 328 (141). Copien von solchen D. 
sieht Helbig in den Madchenstatuen vom Esqui- 
lin, Fuhrera nr. 580. 581 (520). Vgl. O. M fil- 
ler Hdb. d. Arch. § 414, 2. Fiir die Relief- 
darstellung (D. und Oknos) im Museo Pto-Clemen- 



witz Horn. Unters. 202) der Verfasser des Axio-50tino des Vatican vgl. Visconti M. Pio-Cl. IV 



chos, der zuerst von Aavaidow vdosTai axsXsT; 
spricht, Axioch. 371 e. Das reloe, dessen Nicht- 
vollendung an den Danaostuchtern so geahndet 
wird, ist nach Rohdes gliicklicher Entdeckung 
(Psvche 2 I 327) ihr durch eigene Schuld unvoll- 
endeter Ehebund, ,wobei allerdings vorausgesetzt 
wird, dass ihre That nicht Siihnung und sie selbst 
nicht neue Gatten gefunden hatten. sondern etwa 
gleich nach ihrer Frevelthat in den Hades ge- 



t. 36. Helbig Fiihrer2 nr. 379, abgeb. bei Ro- 
scherM. Lex^ I 951 (wozu Baumeister Denkm. 
Abb. 2041). Sechs Gestalten beiderlei Geschlechts 
mit Wasserkriigen zu einem Fass eilend und 
Oknos auf einer sf. attischen Lekythos zu Pa- 
lermo. Arch. Ztg. VI 1848, 284ff. (Panofka). 
XXVni 1870, 42i' z. T. XXXI 22 (Heydemannj. 
Arch. Jahib. V 1890, 24f.* (Furtwangler). VIII 
1893. HOf. (Kuhnert); ,der Gedanke an die D. 



sendet worden waren' (vgl. z. B. Schol. Eur. HeL 60 ist hier (noch) ganz von der Hand zu weisen'. 



886). .Ewiges lovzoocpoouv gait dem Volke als 
das Los der ayafioi in der Unterwelt : ayafiot 
waren die DanaostOchter', Kuhnert Arch. Jahrb. 
Till 1893. Ill (vgl. 109ff.), auch Dieterich 
Nekyia 70, 1. Diimmler Delph. 17. v. Wila- 
mowitz z. Eur. Her. 1016 (II 2 221). So wandte 
man Aiyv.-rTov yanoe als sprichwOrtliche Redensart 
an auf solclie. die ohne das ri'/.oe der Ehe zu 



die Darstellungen sind im Anschluss an Polygnot 
zu betrachten, wie das Kuhnert thut a. a. O. 
109ff. Eine sf. archaische Mfinchner Vase zeigt 
hinter dem steinwalzenden Sisyphos ein aus dem 
Boden ragendes Fass, an dem auf jeder Seite zwei 
kleine gefliigel*e Wesen im kurzen Chiton mit 
gehenkelten Hvdrien (D. als Eidola) emporklettern ; 
die beiden obersten giessen den Inhalt ihrer Hy- 



2091 



Dana'is 



Danake 



2092 



drien in den xidog, Jahn Vasensamml. des K. scher Quelhiymphen , den einige. wie 'A/tvftcbv^, 

Ludw. nr. 153, abgebildet bei Miiller-Wiese- nsigr/vi], <lhodb*ua (nur bei Callim. lav. Pall. 47), 

ler D. d. a. K. II 866. Roscher I 950. Bau- 'Amelia im Namen tragen (vgl. C. 0. Milller 

meister Abb. 2040. D. mit Gefass in der Linken Proleg. zu einer wissensch. Mythologie 185), fast 

dastehend und dem Gesang des Orpheus lauschend ganz verwischt ist mid Agypten — auch Ehodos 

in Cbereinstimmung mit Hor. c. Ill 11, 22ff. (vgl. — eine Eolle spielt. Dadurch wird aber fur die 

auch Ovid. met. X 43f.; anders Kuhnert 111) Sage spate Zeit nicht unbedingt bevviesen, da die 

auf der Karlsruher Vase aus Kuvo, Arch. Ztg. I Beziehungen von Argos zu Rhodos und Agypten 

1843, 181 (Welcker) z. T. XI; dazu vgl. die im 15. Jhdt. v. Chr. lebhafte waren. Wenn diese 
jedenfalls urspriinglich als D. gedachte, an einen 10 auch wahrend der dorischen Wanderung abrissen 

Fels lehnende Fran auf der Unterweltsvase Sant- und in homerischer Zeit die Kenntnis Agyptens 

angelo, zu Neapel (nr. 709), Arch. Ztg. XLII 1884, sehr gering war, so geniigte die Erinnerung doch 

261f. (Hartwig) z. T. XVIII; weiterhin die D. fur die Sage und ihre epische Behandlung. Ich 

auf der Vase aus Altamura zu Neapel, abgebildet kann deshalb C. O. Miillers a. a. 0. auch von 

z. B. Baumeister 2042 A, auf der Petersburger Ed. Meyer aufgenommene Datierung auf das 

Vase nr. 426, Bull. Nap. n. s. Ill t. 3 (Mine rvini). 7. Jhdt. als die Zeit der Erschliessung Agyptens 

Stephani V.-S. d. K. Erm. I 233ff. Ferner vgl. nicht fur sicher halten. Jedoch ist das Epos 

die Hydrophoren auf der Vase Pacileo zu Peters- wohl in der That jung, wie schon die Erwahimng 

burg (nr. 424), Arch. Ztg. II 1844 T. XIII. Ste- des attischen Erichthonios zeigt. Die sehr nahe 
phani a. a. 0. 223ff.; endlich zeigt die Peters- 20 liegende, bereits von Welcker Epischer Cyklus 

burger Vase nr. 1535 (Stephani II 200) auf der 12 305 geausserte Vermutung, Aischylos habe die 

Vorderseite die von Poseidon verfolgte Amymone, Aavaldsg in seinen Schutzflehenden benutzt, hat 

auf der Riickseite mOglicherweise Danaos mit D. Ed. Meyer a. a. 0. 67—68 naher zu begriin- 

Vgl. noch Arch. Anz. XIII 1898, 237. Die D. den versucht, jedoch ohne Wahrscheinlichkeit. 

dargestellt auf dem zweiten Unterweltsbild unter E. Maass ist in seinera Programm De Aeschyli 






2093 



Danala 



Danaos 



2094 




Aischylos habe hauptsachlich Hesiods Kataloge 

lauierin der Argo, Schol. Apoll. Rhod. I 4 , s. benutzt. Zwei Fragments bei Welcker Ep. Cykl. 

Danaos Nr. 1. 30 lis 560. Kinkel Ep. gr. p. 78. [Bethe.] 

2) Eine Tochter des Danaos, z. B. Amymone, Danake (davaxr; oder dav dxys , altpersisch 
Apoll. Rhod. I 137, s. Dan aides. danaka), nach Poll. 1X82 eine persische Mflnze, 

3) Eine Nymphe, die dem Pelops den Chry- nach Hesych. und Etym. M. s. v. eine Bar- 
sippos gebar, den dieser mehr als seine ehelichen barenmiinze, die etwas mehr als einen (attischen) 
Sonne liebte, Dosith. bei Plut. parall. 33 (FHG Obolos gait. Daher bei Suidas und im Etym. 
IV 402, 7), s. Chrysippos Nr. 1. die aus Kallimachos geschopfte Notiz, dass eine 

4) Eine kretische Nymphe, mit der Apollon die D.. wie sonst ein Obolos, den Toten als Fahr- 
Kureten zeugte, Tzetz. z. Lyk. Al. 77. [Waser.] geld fiber den Acheron in den Mund gelegt wurde. 

5) Aarat's ist nach Harpokration s. avro/dovsg Die Form Savdxtjg bieten Poll. a. a. 0. und das 
und Clem. Alex. Strom. IV 224 p. 618 P. der TiteUOEtym. In einem bei Suidas in den meisten Hss. 
eines alten Epos, das auf der borghiaschen Tafel angefiigten Fragmente ist statt davixov vielleicht 
(Jahn-Michaelis Ant. Bilderchroniken K 2) Savuxtov zu lesen, woraus sich ergeben wurde, 
wohl richtiger Aavatdtg (neben Oidipodeia und dass die D. in Antiocheia in Syrien eine landes- 
Thebais) genannt wird. Es hat nach der aus ubliche Miinze gewesen ist, nach Brandis Miinz-, 
besten Quellen stammenden Angabe auf derselben Mass- und Gewichtswesen in Vorderasien 235, 1 
Tafel 6500 Verse gehabt, also etwa die Halite ein nicht zu verachtender Zusatz. Auch die Halfte 
des Umfanges der Ilias. Unsere Kenntnis dieses der D., das jjpidardxiov, wird von Hesychios als 
Epos beruht allein auf den genannten drei An- r6/uo,ua xoidv erwahnt. Brandis a. a. 0. 234 f. 
gaben. Clemens Alex, fiihrt zwei Verse an, nach hat erkannt, dass die D. und andere unter per- 
denen sich die Tochter des Danaos am Ufer des 50 sischer Herrschaft wahrscheinlich in Syrien ge- 
Nils eiligst riisteten (wnUZovxo). Sie bestatigen pragte Silberrafinzen der phonicischen Wanning 
also den aus dem Titel zu ziehenden Sehluss, angehflren. Diese beruhte in Vorderasien aui 
dass die Sage von den Danaiden, ihrer Flucht einem Silbergewichte, das gleichwertig mit einem 
yor den Sohnen des Aigyptos nach Argos und Sechzigstel des Goldschekels war. Da es sich 
ihre dortigen Schicksale behandelt waren. Die urn persische Miinzen handelt, haben wir von dem 
Notiz des Harpokration aus den D., Erichthonios Schekel Goldes koniglicher Norm, und zwar, wie 
und Hephaistos seien aus der Erde aufgetaucht, ist sich sofort zeigen wird, von dem leichten Schekel 
kaum verstandlich und fur uns mit dem Thema oder Dareikos (s. d.) auszugehen. Ein Sechzig- 
nicht vereinbar. Den Inhalt des Epos genauer stel von dessen Normalgewichte betriigt 0,140 g., 
festzustellen, ist nicht so einfach, wie Ed. Meyer 60 mithin musste, da im persischen Reiche das Gold 
Forsch. z. alten Gesch. I 77ff. meint. W. S ch warz 131/3 mal sp hoch als das Silber stand, die gleich- 
Jahrb. f. Philol. CXLVII 1893, 95ff. hat mit Recht wertige Silbermfinze 1,87 g. wiegen. Die Halfte 
aus den stark abweichenden Katalogen der Danai- davon ist die D. im Normalgewichte von 0.93 g. r 
den und ihrer Freier bei Apollodor II 16 W. und wozu das f/tudavdxwv von 0.46 g. komint. Es 
Hygin. fab. 170 auf zwei Fassungen geschlossen, gait also die D. = T J n und das rj/udavdmov = ,},, 
von denen er jene fiir die altere, local argivische des Dareikos. Dazu kamen als grossere Silber- 
hiilt. Die Sage liegt oftenbar stark umgestaltet stiicke das Achtfache der D., normal = 7.48 g., 
vor, da der Charakter der Danaiden als argivi- und das Zweiunddreissigfache, normal = 29.92 g. 



Setzen wir statt der Normalgewichte die that- diclite crklaren. Irgend welche Beziehung auf 

sachlichen, erheblicli niedrigeren Munzgewichte eine Landschaft oder einen Stammeshcros fandet 

ein mid vergleichen dieses kOniglich persische sich bei Homer nicht. Schon deswegen ^ schemt 

Silber mit anderen Auspragungen nach phonici- es bedenklich, D. als ,Leute des Danaos' zu er- 

schem Fusse, so beginnt die Reihe mit einem klaren und den Namen als blosse poetische Jir- 

Grossstucke im Maximalgewichte von 28,30 g. und findung zu bezeichnen — so Beloch Gr. Gesch. 

im Werte von fv, Dareikos. Dieses Silberstiick I 6. 156 (P. Cauer Grundfragen der Homerkntik 

wird im phonicischen System als ein doppelt- 145f. ist geneigt zuzustimmen). Pind. lytn. IV 

schwerer Schekel uud seine Halfte als ein schwerer, 85ff. nennt D. die ehemaligen Bewohner yon La- 
sein Viertel als ein leichter Schekel oder nach 10 kedaimon, Argos und Mykenai, wohl nur im An- 

griechischer Auffassung als ein Didrachmon be- schluss an den homerischen Sprachgebrauch. Aut 

zeichnet Solche Schekel = 7,48 g. normal, im die Bewohner von Argos wird der Name beschrankt 

Werte von -K Dareikos erscheinen mit dem Ma- Pans. VII 1, 7 ; die Ableitung des Namens von 

ximalgewichte von nahezu7g.; ausserdem als Aavabg findet sich zuerst bei Eunp.Archel.trg.iJ30 

Achtel dieses Schekels die schon erwahnten Da- bei Strab. V 221 IleXaayicoTag o>vo/.iaafisvoygro 

naken, im Werte von •* Dareikos, mit einem Ma- tiqIv Aavaohg xaluodai vopov efrrjx av EUada, 

ximalgewichte von 0,90 g. Auch das rj f n8avdxiov vgl. Herod. VII 94. Ein Zusammenhang zwischen 

im Maximalgewichte von 0,37 g. kommt vor. D. und Aavaog, Aavdtj, Aavatdeg 1st nicht un- 

Brandis a a. 0. 226ff. 234f. 424ff. Hultsch wahrscheinlich, ergiebt aber, auch wemi wirklich 
Metrol 2 592f. ; Abh. Gesellsch. der Wiss. Leipzig 20 vorhanden, fiir die Bestimmung des Lands keineii 

XVIH 2 (1898) 71 73. 76f. 1071'. Unter den sicheren Anhalt, da ausser an Argos auch an lhes- 

letzten Achaeme'niden traten neben die D. und salien gedacht werden kann, s. v. Wilamowitz 

ihre Halfte Kupfermunzen, wobei das Silber wahr- Eurip. Herakl.2 I 17, 34. 

scheinlich zum 120fachen Werte des Kupfers ge- Die Gleichsetzung der D. mit den unter Dhut- 
rechnet wurde. Hultsch Metrol. 593, 3. mose III. genannten Telisnu bez*\ Ltlmitiu 1st 
Die Normalgewichte des Danakengeldes sind, aufgegeben, Ed, Meyer Gesck d. Altert. 1 Zd4; 
,1a sie vom Dareikos abhingen, nach der kanig- Gesch. d. alten Agypt. 230, 2 Busolt Gr. Gesch. 
lichen Gewichtsnorm gegeben, die um 3 ' 6 hoher 12 108; etwas mehr W ahrscheinlichkeit hat die 
stand als die urspriingliche nach dem agyptischen Gleichsetzung mit den Danauna {Da ennuna), 
Kitegewicht bemessene Norm. In den Pragungeu 30 einem der weder agyptischen noch semitischen 
Vorderasiens, mochten sie nun auf der ursprung- Volker, die unter Ramses IH. (ca. 1180-11&UJ 
lichen oder auf der etwas hoheren koniglichen einen Einfall nach Agypten versuchten, und zwar 
Norm beruhen, traten bald so erhebliche Ab- (nur?) die Danauna von ,ihren Inseln' her. Busolt 
knappungen im Munzgewicht ein, dass der Unter- a. a. 0. 12 125 denkt an die Moglichkeit, class 
schied zwischen den beiden Nonnen vollig ver- die D. aus dem Pelopoimes durch die Dorcr ver- 
wischt wurde. Hultsch Abh. a. a. 0. 75ff. Es trieben, sich mit asiatischen Stamnien zu diesem 
i<t daher gestattet, den schweren phonicischen Zuge vereinigt hattcn. Hermann Gnech. fetaats- 
Silberstater, d. i. die Halfte des persisch-syrisehen altert. 6 I 1, 115, 4 mit Litteraturang. B rugsch 
Grossstiickes, im thatsiichlichen Gewichte vou Gesch. Agyptens 597ff. E r man Agypten 7 ion 
reichlich 14 g., = 16 D„ und den babylonischen 40 E. Meyer Gesch. des Altert, I 3171 11 lSbl. 
Silberstater von ungefahr 11 g., der sich zum 210ff.; Gesch. des alten Agypt 312ff M. Ma ler 
phonicischen Silberstater wie 3 : 4 verhielt, = 12 D. Asien u. Europa 362ff. KOhler S.-Ber. Akad. 
zu setzen. Demnach gait die auf einen halben Berl. 1897, 272f. Maspero Histoire anciemie des 
babylonischen Stater ausgebrachte koniglich per- peuples d'Orient II 360, 1 (iiber die *°™ f* 
sische Silbermiinze, die wir als medischen Siglos Namens und die Heimat des 1 \o ks) 46^. 4M. 
kennen, = 6 D. [Hultsch.] Bury Journ. of Hell. Stud. XV (1895) 230, oO- 

Danala (Aavd/.a), Ort in Galatien, im Gebiete [J. Miller. J 

der Trokmer. Hier trafen im mithridatischen Dauaos (Aaraog). 1) Der Heros eponymos der 

Kriege Lucullus und Pompeius zusammen. Strab. Danaer (s. u.]. Etymologic unsicher: D. 1111 Z,u- 
XII 567 • bei Plut. Luc. 36 heisst es ohne Namens- 50 sammenhang mit der Deutung der Danaidensage 

nennung ev xwan nvi o] ? ra/.miag. Lage un- erklart (s. Danaides), vgl. W T ecklein b.-Ber. 

bekannt. [Huge.] Akad. Miinch. 1893 II 398f.; mit skr. dame zu- 

Uanaoi (Aavaoi; Etymologie unsicher; vgl. sammengebracht, Henry Rev. des 6t. gr. V 189-, 

Danaos Nr. 1 ; die Erklarang des Etym. M. s. 284ff. Usener Gottern. 206. &ohn des Belos 

Am-dx,,;: Aavaoi 7 a(, o[ vtxooi tovtzoti fy S ol ist (s. d.) und der Neilostochter Anchinoe (Apollod. 

wrtln' da sie nur erfunden ist um davL,g zu im Schol. II. I 42 und bibl. II 11 W ) oder eher 

erklareni, bei Homer und nach ihm bei den Spa- Anchirrhoe (Schol. Plat. Tim. 2oB, lalsch -^'1 

teren Gesamtname der Griechen vor Troia, in bei Tzetz. Chil. VII 353, vgl. Izetz. Lyk. o83) ; 

dicem Sinne sanz gleichbedeutend gebraucht mit Zwillingsbruder des Aigj-ptos (s. (1), wozu nach 
Aymoi (II. IX 370f. 641f. XI 797-800. XXIII 60 Eur. frg. 873 N. als Sonne des Belos noch Ke- 

7,<1 703 XXIV 336—338) und 'AgvcToi (II. I pheus und Phineus koinmen (nach Apollod II 11), 

°54— 258' VIII 227f. IX 34—36. XII 3f.; Od. bezw. Phoinix, Phineus und Agenor (nach Schol. 

IV 978f ■ Deutunc und Lesart von Aoyeimv Aa- Aiseh. Suppl. 317). Nach Herod. II 91 (vgl. IHG 

racHv Od. VIII 578 sind bestritten). Dass die V 56) ist D. (wie Lynkeus) Agypter aus Chemmis, 

Griechen hauptsachlich in ihrer Eigenschaft als vgl. auch VII 94 Isokr. X 68. Ml 80. Plat 

Krieeer D. genannt werden, wie G 1 a d s 1 n e Horn. Menex. 245 D. Jlekataios aus Abdera (i HG 11 

Stud'ien 71f. (deutsche Ubersetzungl bemerkt, mag 392, 13) bei Diod. XL 3; vgl. Ed. Meyer *or- 

zufallig sein und sich aus dem Inhalt der Ge- schungen z. a. Gesch. I 99ff.; D. gait als der 



2095 



Danaos 



Danaos 



2096 



Griinder des Ammoneion (s. d.). Diod. XVII 50; 
ja man suchte ihii in der agyptischen Gesehichte 
nachzuweisen als Arma'is oder Hermaios, als Bru- 
der des Sethos oder Sethosis (Sesostris) oder Rha- 
meses . der Aigyptos scin musste . Manethos bei 
Ioseph. c. Ap. f 15. 26 (FHG II 573 [50]). Euseb. 
bei Synkellos chron. p. 135f. 293 Dind. , vgl. 
Wiedemann Herodots zw. B. 4171'. (616). Als 
seine Frauen, von denen er funfzig Toehter hatte, 
nennt uus Apollod. II 16 — 20: Elephantia, Europe, 
die Hamadryaden Atlanteie und Phoibe, Aithiopis, 
Memphis, die Naiade Polyxo, Piereia, Herse und 
Krino ; ausserdem bietet Pherekydes (FHG I 83, 
40) Melia; Hippostratos (FHG IV 432, 1) lasst 
als Mutter aller Danaiden nur die bei Apollodor 
als flaodis yvvr'/ bezeichnete Europe gelten. Des 
D. zahlreiche Nachkommenschaft sprichwOrtlich, 
Cic. parad. VI 1, wozu Plut. de am. prol. 1 p. 497. 

Mit der Gestalt des D. wurden wichtige Cultur- 
fortschritte und Evfindungen verkniipft. Nach 
dem echten Apollodor (im Schol. II. I 42; vgl. 
auch Eustath. z. St. [p. 37, 25ff.]. Marm. Par. 
1 5 [ep. 9, FHG I 543]) rustete D. auf der Athena 
Rat als erster ein nach der Zahl seiner TOchter 
TTevTtjy.ovroQog genanntes Schiff aus ; er, der Vater 
von funfzig Tochtern, gait als der Erflnder des 
Fiinfzigruderers ; vgl. Apollod. bibl. II 12, wo 
es allgemein heisst, D. habe zuerst ein Schiff 
gebaut; nach dem Sehol. Apoll. Rhod. I 4 hiess 
es Aaratg als Vorlauferin der 'Aovd>; vgl. noeh 
Schol. Eur. Med. 1 . ferner Plin. VII 206. Hvg. 
fab. 168. 277 (p. 31, 13ff. 153, 15f. Sch.); der 
Erbauer der Argo wird als Sohn des I), bezeichnet, 
Hyg. fab. 14 (p. 48. 3 und 49, 8 Sch.), ja das 
Schiff selbst Argo (bezw. Argos) genannt , Schol. 
Strozz. z. Germ. Aratea 172, 7 Breys. Lact. z. 
Stat. Theb. II 222. Myth. Vat, I 134. II 103. 
P. habe vor Kadmos die Buchstaben nach Grie- 
chenland gebracht, FHG II 5. 1 (vgl. audi II 
67, 2. IV' 476, 1 und 649, 175 aV ,Konig D. 
gait als der eigentliche Schopfer aller auf kttnst- 
liche Landesbewasserung bezfiglichen Einrich- 
tungen' (i-SosTa : Polvb. bei Strab. I 23 [Eustath. 
zu II. p. 461, 12]): E. Curtius Ges. Abh. I 125, 
vgl. Plin. VII 195, aueh Nonn. Dion. IV254ff.; 
die Dana'iden sollen das Brunnengraben erfunden 
und gelehrt haben, weshalb ihnen vier der Brunnen 
des Landes geweiht waren, Strab. VIII 371. Schol. 
und Eustath. (p. 461, 5) zu II. IV 171. Als es 
sieh darum handelte, die Dana'iden (s. d.'l neu 
zu vermahlen , habe 1). den Wettlauf erfunden, 
Paus. Ill 12, 2: jedenfalls gait er als einer der 
ersten, die Wettspiele veranstalteten , vgl. Pind. 
Pyth. IX 112ff.; bei Aristoteles (FHG II 189, 
282) erscheint er an dritter. bei Hyg. fab. 273 
ip. 146, 8f. Sch.) an fiinfter Stelle : es sei hiebei 
der erste Hymenaios gesungen worden. Auch fiir 
den Stifter der sog. Sthenien wurde D. angesehen, 
Plut. de raiis. 26. 

Der ursprungliehen Sage dtirfte in versehie- 
denen Punkten am nachsten kommen der Berieht 
im Schol. Eur. Hek. 886 ; danaeh waren Aigyptos 
und D. direct Saline der argivischen Io, der Toehter 
des Inachos (vgl Ed. Meyer Forsch. z. a. G. I 
77). Aigyptos erhielt funfzig Sonne, desgleichen 
D. funfzig Toehter. Aus Neid auf die mannliehe 
Nachkommenschaft des Bruders und aus Furcht 
vor ihr vertrieb D. den Aigyptos samt seinen 



Sohnen in das Land, das nach Aigyptos benannt 
wurde. Spater, wie die Sohne Manner geworden, 
kehrte Aigyptos im Vertrauen auf seiner Sonne 
Starke nach Argos zurfick, und es erfolgte die 
Bluthochzeit der Aigyptiaden (s. D a n a i d e s). 
Der einzig gorettete Iiynkeus riichte seine Brfider, 
indem er die TOchter des D. und ihn zugleich 
ermordete. Indem dem D. ein Racher erstand 
in Lynkeus (vgl. auch Archilochos frg. 150 Bgk.), 

10 erfiillte sich ein Orakelspruch, von dem wir in 
andem Berichten horen ; D. erfahrt vom Orakel. 
aus der geschlossenen Ehe drohe ihm Gefahr, und 
lasst die Eidame morden, Schol. Eur. Or. 872 ;. 
genauer berichtet Apollod. im Schol. II. I 42 : 
D. wusste aus einem Orakel, dass er von eineiti 
der Aigyptiaden werde getotet werden. Durch 
den Nam en Aiyvxros ist Agypten in die Sage 
hineingekommen , und weiterhin wurde auch D. 
dahin versetzt. So heisst es hier : den D. siedelte 

20 sein Vater Belos iu Libyen an, den Aigyptos in 
Arabien; wie sie aber mit einander in Zwist ge- 
rieten wegen der Herrschaft, liess D. (infolge des 
Orakelspruches) des Aigyptos SShne bis auf einen 
oder zwei (s. Dana'ides) durch seine TOchter um- 
bringen, entfloh dann mit diesen und kam iiber 
Rhodos nach Argos, wo ihm der damalige KOnig 
Hellanor (Verschreibung fiir Gelanor) die Herr- 
schaft iibergab. 

Diese Form der Sage, nach der die Haupt- 

30 sache nach Agypten verlegt ist, darf man viel- 
leieht als die Darstellung der ,Danais' betrachten 
(vgl. frg. 1). Teilweise gleichen Wortlaut wie 
der echte Apollodor bietet Apollod. bibl. II 11 
—13, doch wird als Grund der Flueht aus Agypten 
einfach die Furcht vor den Aigyptiaden ange- 
geben und die Ermordung (wohl im Hinblick 
auf Aischvlos) nach Argos zuriickversetzt , des- 
gleichen bei Eustath. II. I 42 (p. 37, 20ff.), wo 
als Grund der Flueht wieder das Orakel erscheint. 

40 Nach Phrvn. frg. 1 und Eur. frg. 229 (aus Aristoph. 
Fro. 1 206ft'.) (vgl. aueh Eustath. II. I 42. Ovid. 
Her. XIV 24 [111]) sei Aigyptos mit seinen 
Sohnen nach Argos gekommen; Pausanias sah 
noeh in dem einen Sarapisheiligtum zu Patrai 
ein Grabmal des Aigyptos ; dieser sei nach der 
Ermordung seiner Sohne aus Furcht vor D. hieher 
nach Aroe geflohen, Paus. VII 21, 13. Andere 
sagen, Aigyptos sei gekommen, den Mord zu rachen : 
durch Vermittlung des Lynkeus aber habe sich 

50 D. vor einem aus den Edelsten der Agypter una 
Argiver bestellten Schiedsgericht auf dem Pron 
bei Argos verantwortet, vgl. Eur. Or. 871tf. mit 
den Scholien. Ed. Meyer a. a. O. I 83, 4. lOlff. 
Andere stellten in Abrede, dass Aigyptos nach 
Argos gekommen sei, Hekataios im Schol. Eur. 
Or. 872 (FHG III 24. 3); er scheint die Raehe 
dem Lvnkeus uberlassen zu haben; s. o. und vgl. 
noeh Serv. Aen. X 497. Myth. Vat. LT 103 mit 
Hinweis auf das Orakel, das sich somit erfiillte •. 

60 hier taucht fiir Aigyptos Egestus auf, eine offen- 
bare Verschreibung. 

Auf der Flueht aus Agypten landete D. bei 
Rhodos und erricbtete da der Athena Lindia ein 
Standbild, Apollod. im Schol. II. I 42 und bibl. 
II 13. Plut. bei Euseb. praep. ev. Ill 8. Ans- 
fiihrlicher finden wir bei Diod. V 58, dass D. vor; 
den Einheimischen aufgenommen den Tempel der 
Athena griindete und ihr Standbild weihte, dass 



2097 



Danaos 



Danastris 



2098 



vahrend des Aufenthaltes auf Rhodos drei seiner 
Toehter starben, die iibrigen mit dem Vater nach 
Argos segelten. Vielleicht hangt damit zusammen, 
was Strab. XIV 654 (Eustath. II. p. 315, 14f.) 
berichtet, dass nach einigen Tlepolemos die Stadte 
Lindos, Ialysos und Kameiros gegriindet und nach 
gleichnamigen Tochtern des D. benannt habe (so 
soil auch der Hafen Side, unweit des lakonischen 
Vorgebirges Malea, nach einer D.-Tochter den 



Poseidon, wenn der Wolf, dem Apollon einen 
Tempel bauen. Als D. den Wolf siegen sah, 
weihte er den Tempel dem Apollon Lykios. Im 
Tempel war noeh zu Pausanias Zeit ein Thron 
des D. aufgestellt, ferner barg er ein Xoanon der 
Aphrodite, von Hypermestra geweiht. Denn sie, 
die allein das Gebot des Vaters unbeachtet ge- 
lassen, zog dieser vor Gericht, da er in des Lyn- 
keus Rettung fiir seine Person eine nicht geringe 



Namen ffihren, Paus. Ill 22, 11). So gait der 10 Gefahr sah, anderseits Hypermestra, dadurch, dass 



hochberuhmte Tempel der Athena Lindia entweder 
als eine Stiftung des D. (Kleobulos habe ihn wieder 
hergestellt, Diog. Laert. I 89) oder der Danaiden, 
Herod. II 182. Strab. XIV 655. Eustath. II. p. 315, 
16 ; auch im Marm. Par. 16. 17 (ep. 9, FHG I 545) 
waren Dana'iden genannt (erhalten die Namen 
Helike und Archedike), die auf der Fahrt nach 
Argos in Lindos geopfert haben. Vgl. Arch. Anz. 
VIII 1893,1311'.* (iber die Beziehungen von Rhodos 
zu Argos vgl. Gruppe Gr. Myth. 169. 267ff. 

Ausfuhrlich berichtet Pausanias fiber die An- 
kunft des D. in Argos und sein Verhaltnis zu 
Apollon Lykios. Nach Paus. II 38, 4 habe D. 
mit seinen Tochtern den Boden von Argolis bei 
Apobathmoi betreten, am Ostlichen Fuss des Pon- 
tinos; bei Plut. Pyrrh. 32 heisst die Gegend 
,Pyramia in der Tlryreatis' (vgl. E. Curtius 
Pelop. II 371f.). D. habe auch das Heiligtum der 
Athena Sa'itis (Adrjva Sams) auf dem Pontinos 



sie nicht an der That der Schwestem teilgenommen, 
fiir ihn, den Anstifter, die Schmach erhflht hatte. 
Vor dem Gericht der Argiver (fiber die Ortlichkeit 
Paus. II 20, 7. Ed. Meyer a. a. O. I 85. lOlff.) 
freigesprochen, weihte Hypermestra eine Aphrodite 
Nikephoros, sowie (nach Paus. II 21, 1) ein Hei- 
ligtum der Artemis Peitho. Vor dem Apollon- 
tempel stand ein Fussgestell, das im Relief den 
Kampf des Stieres mit dem Wolfe darstellte (vgl. 
20 Plut. Pyrrh. 32), und dabei eine Jungfrau, die 
einen Felsen auf den Stier schleudert ; man glaubte, 
es sei das Artemis ; D. weihte ja in der Nahe 
auch ein Xoanon dieser Gottin, der standigen Ge- 
fahrtin des Bruders; vgl. Paus. II 19, 5ff. Be- 
rfihmt war spater der Schild des D.. den dieser 
in den Heratempel zu Argos geweiht hatte ; Hyg. 
fab. 170. 273 (p. 34, 6f. 146, 14f. Sch.), s. u. Abas 
Nr. 3. D. soil der Begriinder der Akropolis von 
Argos sein, uberhaupt alle friihern Herrscher so sehr 



erstellt, seine TOchter hatten am Meer ein mar- 30 uberragt haben (vgl. auch Paus. X 10, 5), dass 



mornes Standbild der Aphrodite geweiht, Paus. 
II 37, 2. D. machte der Herrschaft der Nach- 
kommen des Agenor ein Ende bei Gelanor, dem 
Sohn des Sthenelas, Paus. II 16, 1 (bei Aisch. 
Hik. 250f. [vgl. Ovid. Her. XIV 23] heisst der 
argivische Kflnig, den D. vorfindet, Pelasgos, ein 
Sohn des Palaichthon). Nachdem nach des D. 
Ankunft in Argos von beiden Parteien viel hin- 
und hergeredet worden, verschob das Volk die 



(nach Eur. frg. 230 N.) die vordem Pelasgioten 
genannten Bewohner der Argolis nach ihm Aa- 
vaol hiessen, Strab. VIII 371 (vgl. auch V 221). 
vgl. Paus. VII 1, 7. Schol. und Eustath. zu II. 
I 42; AavatSat Eur. Or. 876. 933. Steph. Byz. 
s. 'Agyos ; Argos als die Stadt des D. Pind. Nem. 
X 1. Anth. Plan. 295, 5, der Aavatbai Eur. Or. 
876. Des D. Grabmal, mitten auf dem Markt zu 
Argos, sah noeh Pausanias (II 20, 6, vgl. auch 



Entscheidung auf den folgenden Tag. Bei An- 40 Strab. VIII 371), ebenso sein Standbild zu 



bruch desselben fiel ein Wolf in eine vor der Stadt- 
mauer weidende Rinderherde und kampfte mit 
dem Stier, dem Ffihrer der Herde. Da verglichen 
die Argiver Gelanor mit dem Stier und D. mit 
dem Wolf; wie der Wolf nicht unter Menschen 
lebe, so habe auch D. bis zu diesem Zeitpunkt 
nicht unter ihnen gelebt; und da der Wolf den 
Stier uberwaltigte, erhielt D. die Herrschaft. Im 
Glauben, Apollon habe den Wolf gegen die Rinder- 



Delphi, von den Argivern gestiftet mit den Stand- 
bildern der Hypermestra und des Lynkeus und 
des ganzen Geschlechtes bis hinunter auf Perseus 
und Herakles, Paus. X 10, 5. 

t)ber Danaos und die Danaiden Waser Arch. 
f. Religionsw. II 1899, 47—63, wozu Fourri en- 
Rev, d'exegese myth. VII nr. 39, 313—318. Fur 
Kunstdarstellungen s. Dana'ides. [Waser.] 

2) Eponymer Prytanis in Ephesos um 129/>- 



herde getrieben, erbaute D. dem Apollon Lykios. 50 v. Chr., Dittenberger Syll.2 510, 93 und eben 



ein Heiligtum mit dem Holzschnitzbild des Gottes, 
Paus. II 19, 3. 4, vgl. Plut. a. a. O. Im- 
hoof-Blumer and Gardner Num. comm. on 
Paus. 36, 10. Head HN 368. Anders giebt 
Serv. Aen. IV 377 die Veranlassung zum Bau 
des Apollontempels : Poseidon wollte sich rachen 
dafiir, dass, wie es sich urn die Grfindung Athens 
handelte, der Flussgott Inachos sein Urteil gegen 
ihn und zu Gunsten der Athene abgegeben ; durch 



da not. 32. [Kirchner.] 

3) Danavs, Rennpferd des Gutta Calpurnianus 
bei der grfinen Circuspartei, GIL VI 10047. 

[Pollack.] 
Dauapris (Aiirangig), ein seit dem Ende der 
romischen Kaiserzeit vielbezeugter Name fiir den 
Borysthenes, zuerst Anon, peripl. Pont. 58 p. 417 M.. 
dann bei Menander, Theophanes chron., Const. Por- 
phyr. etc. ; DanapriGeogr. Rav. 179,9. 11, Daiiaber 



seinen Zorn also wurde der Boden von Argos 60 lord. Get. 5; slaw. Dneprii. kleinruss. Xepr, lit. 



von dauernder Dfirre versengt. Deshalb sandte 
Ii. seine Toehter Amymone (s. d.) aus, um Wasser 
zu holen; diese land auch eine Quelle, die aber, 
vor ihren Augen von der Erde versehlungen. ver- 
siegte. Dem D. wurde vom Orakel des Apollon 
der Bescheid: wo er einen Stier und einen Wolf 
mit einander im Kampf finde, solle er auf den 
Ausgang achten. und wenn der Stier siege, dem 



Kepras. In der Hervara-saga heisst Kijew Dan- 
par-stadir. Der Name gilt fiir sarmatisch, vgl. 
zend. danu, oset, don (pi. dantliu) ,Fluss - ; fur 
gothisch halt ihn Zeuss Die Deutschen 410 Anm., 
ohne Belege vorzubringen ; ags. denu ,Thab? 

[Tomaschek.] 
Danastris (Advaarot;), eine seit der Vfllker- 
wanderung namentlieh bei den bvzantinischen 



2099 



Dandaguda 



Javetov 



2100 



Autoren fibliche Bezeiehnung fur den Fluss Tyras, 
Turla der Tiirken und Wlachen, TgovkXos Const. 
Porphyr. d. adin. imp. 38, vgl. Nicephor. und 
Theophan. chron. und besonders Const. Porphyr. 
a. a. 0. 73, 6. 78, 18. 177, 5. 179, 18; Danaster 
oder Danastrus Arnmian. Marc. XXXI 3, 3. 4. 
lord. Get. 5 ; slaw. Dnestru , Dnjester. Z e u s s 
hielt den Namen fur gothisch und verweist fiir 
den Ausgang auf Bildungen wie Indistra, Alistra 
u. s. w. [Tomaschek.] 

Uandagnda, Ort an der vorderindischen Ost- 
kiiste nahe dem promunturium Calingon, 625 
mp. siidlich von der westlichsten Milnde des Ganges, 
Plin. VI 72. Mit dieser Entfernungszahl und 
mit der bei Kustenfahrten verdoppelten Lange 
der Masseinheit geraten wir nur bis Kalinga- 
patnam, dem Hafen von (,!ri kakola. Doch reichte 
das Kiistenland der Kalinga bis zur Munde der 
Godavari, weshalb Yule das Prom. Calingon dem 
point Godavari gleichsetzt, dem die gefahrliehe 
Sacramentobank vorliegt. Cunningham Geogr. 
of ancient India I 51Sf. geht vom Hafen Koringa 
aus und sucht D. in der Kalingastadt Danta-pura 
bei Raga-Mahendri, 30 miles aufwarts von der 
Godavartmunde. Der Name D. erkliirt sich aus 
skr. dmida ,Baumstamm' und giula, gida ,Rohr- 
zucker'. [Tomaschek.] 

Dandake, Ort an der Siidwestkuste der tauri- 
schen Halbinsel , nahe der Stadt Chersonesos, 
Ptolem. Ill 6, 2. Arnmian. Mare. XXII 8, 36; 
wahrscheinlich der siidlich von Symbolon limen 
(jetzt Balaklawa) sich anschliessende Felsvor- 
sprung oder Eckstein , iranisch Dantaka , oset. 
dandag ,Zahn'. [Tomaschek.] 

Daiidamis (AdvSafus), einer der indischen As- 
keten oder Gymnosophisten in dem Reiche des 
Taxiles, die die Makedonier in Taxila kennen 
lernten (Anf. 326 ; vgl. Bd. I S. 1429). Arrian. anab. 
VII 2, 2ff. Plut. Alex. 8. 65. Strab. XV 715f. 718 
(bei Strabon wird er, offenbar infolge eines Fehler.s 
der tjberlieferung, Mandanis genannt). Die Er- 
ziihlungen iiber den Inhalt seiner Reden sind 
verschieden und tragen zum Teil das Geprage 
griechischer Philosophic, am entsehiedensten der 
ausfiihrliche Bericht, den Onesikritos von seiner 
Unterredung mit D. gegeben hat, der uns bei 
Strab. XV 715f., kiirzerPlut. 65 = Onesikr. frg. 10 
im Auszuge erhalten i.st; hier spricht der kyni- 
sche Philosoph im Gewande des indischen Biissers ; 
vgl. Schwartz Gr. Roman 83ff. Anders, aller- 
dings auch als cine Parallele zu der Weisheit des 
Kynikers Diogenes, ist der Inhalt der Rede wieder- 
gegeben bei Arrian. a. 0., der sich mit Megasthenes 
bei Strab. 718 (= frg. 42) beruhrt. [Kaerst.] 

Dandarioi, Volk nordlichvomKaukasos.dessen 
schon Hekataios gedacht haben soil. Steph. Byz. 
Der Spartokide Leukon I. (327—347), Herrscher 
von Bosporos und Theodosia, nennt sich zugleich 
Konig der Sindoi und Toretai, der maiotischen 
Psessoi und D.; ebenso sein Sohn Pahisades I., 
Latyschewlnscr. Pont. II 66. 344. Eine Gegend 
Dandafrjitis kannte Eratosthenes, Etyrn. M. 472. 
Pompcius, Besieger des Mithradates Eupator, 
unterwarf die D., Plut. Luc. 16 (wo Dandarios 
den Konig der D. bezeichnet); Pharnakes, Sohn 
des Mithradates, leitete die alte Munde des Hypanis 
(Kuban) in das Land der D. , um es zu uber- 
schwemmen, Strab. XI 495; wie die Maiotai iiber- 



haupt, so neigten sich aueh die D. bald zur Ge- 
meinde Tana'is, bald zu den Bosporanoi , blieben 
jedoch meist unabhangig. Unter Claudius be- 
machtigte sich Mithradates, Sohn des Aspurgos 
und Bruder des Kotys, der ihn aus Bosporos ver- 
trieben hatte, der Dandaritis und suchte, verbilndet 
mit dem Sirakenkfinig Zorsines, Bosporos wieder 
zu gewinnen; die ROmer und Bosporaner eroberten 
jedoch die dandarische Feste Soza und die sira- 

10 kische Uspe und drangen bis drei Tagereisen von 
Tana'is vor, Tac. ann. XII 15 zum J. 49. Die Sitze 
der D. lagen also zwischen der Hypanismunde, 
nahe den Psessoi, und dem Inlandgebiet der Sirakoi 
etwa bis zum Rhombites hinauf, entlang der 
sumpf- und fischreichen Ostkiiste der Maiotis; 
hier kennt nach einer alteren Welttafel eine an- 
tiqua patria spatiosa Dandaria (Hs. Dardmvia) 
der Geogr. Rav. p. 29, 22. 176, 2, wahrend Ptole- 
maios nur kleine Sonderstamme anfuhrt. Plinius 

20 VI 19, vermerkt Tindari als Naehbam der Zigae 
oder Cerkessen; darin liegt wohl die echte kau- 
kasische Namensform fur die D. vor, wie denn 
auch die Feste Soza aus cerkessisch sdd.zd .schwarz' 
sich deutet; wie die nordkaukasischen Aboriginer 
im Altertum von den iranischen Sarmatai , so 
wurden sie im Mittelalter von den hunnobulga- 
rischen Horden iiberschichtet und beherrscht. Vgl. 
Dandarium. [Tomaschek.] 

Dandarium, pontische Uferstation, zwischen 

30 Olbia und Alecturia (s.Aaexzoqo; <pqovoiov), 
Geogr. Rav. p. 177, 11. 369, 15 Dandareon; viel- 
leicht ein Landungsplatz fiir die Fischerboote aus 
dem maiotischen Ufergebiet der Dandarioi (s. d.). 

[Tomaschek.] 
Dandaxina, Ort zwischen Kokussos und Me- 
litene, Itin. Ant. 178. 211. 215. Die Bestim- 
mung seiner Lage ist noch nicht gelungen, sie 
hangt davon ab, wo Kokussos gelegen hat. Ram- 
say Asia minor 273. Hogarth Roy. Geogr. Soc. 

40 1893 suppl. papers III 687. R u g e Phil.-hist. Beitr. 
Curt Wachsmuth gew. 29ff. Tomaschek Fest- 
schr. f. H. Kiepert 143. [Euge.] 

Daudes, aus Argos. Siegt im Lauf zu Olympia, 
01. 77 = 472 v. Chr., Afric. b. Euseb. I 204. Dion. 
Hal. IX 37; an letztgenannter Stelle ist ddzig A, 
ddvriog B a, Sdvns B b hsl. iiberliefert. Besungen 
wird I), von Simonides in einer Elegie frg. 125 
Bergk; hiemach hat er im Lauf zwei Siege zu 
Olympia, drei in den Pythien. zwei in den Isth- 

50jnien, fiinfzehn in den Nemeen errungen. von 
anderen Siegen ganz abzusehen. D. war somit 
zweifacher Periodonike. [Kirchner.] 

Danduti (Aarbovroi) , Volk im inneren Ger- 
manien, von Ptolem. II 11, 11 siidlich von den 
Chasuarii und Nertereani angesetzt (var. Aav- 
dovzot, Aavdovroi). C. Miiller zu Ptolem. a. 0. 
meint, dass vielleicht Aavbovzot die richtigere 
Form sei, unter Berufung auf die Aarfioi Stra- 
bons VII 292. Nach Much Deutsche Stammsitze 

60 80f. sollen die D. .Cherusker unter einem andtrn 
Namen- sein (Aavbovyoi = dandies'.). [Ihm.] 

Danedebae, Castell im Bezirke Kavetzos 
(Procop. de aedif. 282, 29 AaveStfai). W. Toma- 
schek Die alten Thraker II 2, 70. [Patsch.] 

Aaveiov, Sdveio/ia, davewuo; , Darlehen. Der 
Gebrauch der Worte i.st so unterschieden, dass <5. 
meist das entliehene, seltener das ausgeliehene 
Geld (Demosth. XXXIV 12. LVI 12. 29), der 



2101 



Daneon portus 



Danum 



2102 



Plural auch das Rechtsgeschaft (Arist. Eth. Nik. 
X 1167 b), Sdvew/m zunachst die Handlung (dd- 
vnofia xoirjaaa&ai Thuc. I 121. Demosth. XLIX 
12), dann das Geld und zwar meist das ausge- 
liehene, endlich geradezu die Forderung (Aisch. 
I 105. Isai. VIII 35) bezeichnet, wahrend Saveta- 
fiog das eigentliche Wort fiir das Rechtsgeschaft 
ist (Arist. Eth. Nik. V 1131a). AaveL£eiv heisst 
das Geld auf Borg geben, davei&odai es nehmen, 
der Glaubiger heisst SavewTrjg. Das Darlehen er- 10 
folgt mit oder ohne Schuldvertrag (aovyy(>aq>ov 
Diod. I 79), mit oder ohne Zinsen (smzoxov, axo- 
xov Poll. VIII 141), wenngleich die Ableitungen 
des Stammes Savel^eiv fast ausschliesslicb vom 
zinstragenden Darlehen vorkommen (Meier-Lip- 
sius Att. Proz. 683, eine Ausnahme vielleicht 
[Demosth.] XLIX 6f.). Ferner geschieht es mit 
oder ohne Gewahr, d. i. Biirgschaft {eyyvrf} oder 
Unterpfand. Das urspriinglichste und nachst- 
liegende Unterpfand war die Person des Schuld- 20 
ners (8avei(sir ijii omfiazi), was fiir Athen durch 
Solon abgeschafft wurde (Arist. resp. Ath. 9), 
andenvarts auch spaterhin noch iiblich war (Thai- 
fa eim Rechtsalt. •> 21). Demnachst konnte das 
Unterpfand eine bewegliche Sache (evs^vqov) oder 
ein liegendes Gut, Hans oder Grundstiick (vsio&tjxrj) 
sein, oder endlich es konnte im Gegensatz zu diesen 
baveiopiara eyysia in einem Schiff und seiner Ladung 
bestehen (8. vavuxov, k'xdoais Demosth. XXVII 
11). undim letzteren Falle konnte es entweder nur 30 
auf die Hinfabrt (6. eregoxlovv) oder auf Hin- und 
Riickfahrt (d. auyoTSQcalovv) gegeben sein, Poll. 
VIII 141. Meier-Lipsius a. 0. [Thalheim.] 

Daneon portus, Hafen im Innern des heroo- 
politischen Meerbusens, wo der vom Nil zum Roten 
Meer fuhrende Schiffahrtscanal miindete, Plin. n. h. 
VI 165. [Sethe.] 

Dangalae, Volk westlich vom Indus, nahe 
den Sydraci, demnach in Arachosia oder in Ge- 
drosia, Plin. VI 92. Der sinische Pilger Hjuan- 40 
Thsang (III p. 177) giebt im J. 641 Kunde von 
einem , den Parya gehOrigen, aber von indischen 
Brahmana besiedelten Gebiete Lang.kie.lo d. i. 
Langala; eine Spur dieses Namens linden wir 
noch jetzt in der Ruinenstatte Langleg bei 'Wad, 
siidlich von Qozdar, wo Masson (Journey to 
Kalat p. 54) zahlreiche alte Walle oder gkorband 
vorfand. Sei es nun, dass der Name jenes Volkes 
wirklich mit d anlautete, das spater nach afgha- 
nischer Weise oder mit Anlehnung an skr. langala 50 
,Pflug" in / iibergieng, oder dass schon in der 
Grossschrift des griechischen Originals ein Lambda 
stand — , immerhin lassen sich beide Namen 
schwer von einander trennen. [Tomaschek.] 

Daniel. 1) Comes rei militaris. wird im J. 374 
heauftragt, dem entflohenen Armenierkonig Para 
naehzusetzen , vermag ihn aber nicht zu fangen, 
Arnmian. XXX 1, 11—17. [Seeck.] 

2) Christlicher Bildhauer, dem Theodorich ein 
Privilegium fiir Marmorsarkophage verlieh. Cas- 60 
siod. var. Ill 19. [C. Robert.] 

Dannaia (Danneai s. Dan aba Nr. 2 und 3. 

Danora (Tab. Peut.) s. Dan aba Nr. 1. 

Danthaletai (Aav&a/.ijTai Theop. ; Aar{t>]/.tj- 
rai Strab. Ptolem.; Aevfttf/.fizai Polj-b.; Aev&e- 
).i]Tai Cass. Dio; Dentlieletas Liv. ; Deiisdetae 
Cic. Plin. Lii-in. |, thrakisches Volk, vielleicht iden- 
tisch mit den Desiloi (s. d.) des Hekataios und 



jenen Thrakern, welche nach Herod. VIII 115 an 
den Quellen des Strymon wohnten, wo nach Strab. 
VII 318. Plin. n. h. IV 40 ihr Wohnsitz zu 
suchen ist. Bestimmt genannt werden sie zuerst 
von Theopomp. 48 bei Steph. Byz. (frg. 248 Mull.). 
Philipp V. von Makedonien bekriegte sie gleich- 
zeitig mit den Odrysen und Bessern im J. 183 
v. Chr. nach Polyb. XXIII 8 (XXIV 6), 4 Liv. 
XXXIX 53, 12. Sie unterwarfen sich ihm, gleich- 
wohl wurden durch das auf dem Ruckzug vom 
Haimos befindliche makedonische Heer im J. 181 
ihre Hofe und DCrfer gebrandschatzt, Liv. XL 
22, 9ff. Zur Zeit des Bundesgenossenkrieges linden 
wir sie als Freunde der Romer, deren Praetor C. 
Sentius im J. 89 v. Chr. mit ihrer Hiilfe andere, 
in Makedonien eingebrochene thrakische Stainme 
zuruckschlug, Cic. Pis. 84. Hertzberg Gesch. 
Griechenl. unter der Herrsch. der Romer I 342. 
Mommsen R. G. II '287. Bald darauf machten 
sie jedoch selbst mit den Dardanem und Skor- 
diskem Einialle in diese Provinz und wurden von 
Sulla zur Unterwerfung gezwungen (85 v. Chr.), 
Gran. Licin. p. 34f. Bonn. Mit diesen Einfallen 
mag ihre Bekampfung durch L. Calpurnius Piso 
(57_55 v . Chr., s. Bd. Ill S. 1388) zusammen- 
hangen, dessen Gegner Cicero a. a. 0. sie als treue 
Bundesgenossen der Romer bezeichnet. Hertz- 
berg a. a. 0. 428. In neue Kiimpfe wurden sie 
unter ihrem blinden KOnige 2izag im J. 29 v. 
Chr. durch den Einbruch der Bastarner (s. d. 
Bd. Ill S. Ill) verwickelt, welche sich die D. 
vorubergehend abhangig machten, aber von M. 
Licinius Crassus zuriickgeschlagcn wurden, ebenso- 
im J. 28 v. Chr., Cass. Dio LI 23, 4. 25, 3. 
Einen neuen verheerenden Einbruch nach Make- 
donien unternahmen sie mit den Skordiskern im 
J. 16 v. Chr.; ebd. LIV 20, 3; hierauf bezieht 
sich wohl ihre Bezeichnung als Raubervolk bei 
Strab. a. a. 0., in welcher Hinsicht sie freilich 
von den Bessern (s. d.) noch weit iibertroffen 
wurden. In der Kaiserzeit bildete ihr Gebiet die 
westlichste, an Moesien grenzende orQazrjyia der 
Provinz Thrakien, Ptolem. Ill 11, 6 (8). In ver- 
stiimmelter Form scheint der Name der D. noch 
auf der Tab. Peut. erhalten zu sein, s. C. Miiller 
zu Ptolem. a. a. 0. D. als Legionssoldaten linden 
sich an der Rheingrenze : Sesc Vemdae f. Dan- 
sala Br am bach CIRh. 980, C. Tutius Manii 
f. Dans. ebd. 1290 ; als Personenname begegnet 
Densola Dndentis f. Arcb.-epigr. Mitt. XIV 1891, 
147 nr. 13. Auf einer Inschrift von Swrlyg (Arch.- 
cpigr. Mitt. X 240 nr. 4) erscheint ein Strateg 
AevdclrjzLxijg xedtaaias, wozu wir uns eine doeivi) 
als Gegensatz denken miissen. Tomaschek Die 
alten Thraker I (S.-Ber. Akad. Wien 1893) 03: 
,Sie bewohnten das obere Strumathal von der » >so- 
gow-planina und vom Rujen aufwarts bis zum 
Witosa und Znepolje; ihren Mittelpunkt bildete 
das Beckf]) von Kostendil oder Pantalia'. Kie- 
pert Formae orb. ant. XVII. [Oberhummer.] 

Danum, Stadt in Britannien an der Strasse 
von Londinium nach Eburacum (Itin. Ant. 475, 5. 
478, 8), jetzt Doncaster, wo ein romischer Ma- 
tronenstein gefunden worden ist (CIL VII 198), 
an dem gleichnamigen Fluss, dem Don. In dio- 
cletianischer Zeit-war es Sitz des praefectus equi- 
tum Crispiaiv>rum, die sonst nicht bekannt sind 
(Not. dign. occ. XL 20). [Hiibner.] 



2103 



Danuvius 



Danuvius 



2104 



Danuvius. 1) Der grosse Fluss Europas, dor 
heute Donau heisst. Die richtige Form ist Da- 
nuvius, so jmmer auf Inschriften (Mon. Ancyr. 
V 47. 48. CIL IX 5363. V 8002. 8003 aus den 
J. 46 und 47 n. Chr. Ill 3676. 5755 = Suppl. 
11846. XIV 3608 = Dessau 986, wo die Be- 
wohner des jenseitigen Donauufers Transdanu- 
viani genannt werden ; hiezu kommt die neuer- 
dings gefundene Inschrift mit incur su Danuvi 
von der Tiberiusstrasse , Bev. archeol. XXVIII 
[1896] 269 iir. 18 = CIL III Suppl. 13813 d; 
darnach herzustellen Arch.-epigr. Mitt. VIII 32 
= CIL III Suppl. 7485) und auf Miinzen (Cohen 
II 32 nr. 136 Munze des Traian; freilich liest 
man auf einer Miinze Constantins [Cohen VIII 
285 nr. 483] Danubius, doch ist nach Cohens 
Anmerkung die Lesung nicht gesichert). Hierher 
gehoren auch die inschriftliohen Zeugnisse, in 
■denen D. zwar nicht den Fluss selbst, wohl aber 
den Flussgott (CIL III 3416. 5863 aus dera J. 201 
n. Chr.; Suppl. 11894. 10395. 10263) oder ein 
nach dem Flusse benanntes Schiff, wie wir heute 
unsere Schiffe Main, Weser, Latin u. dgl. nennen. 
bedeutet (CIL X 3508. 3546. 3553. XI 67. VI 
3154, wo freilich Danubio gelesen wird, doch 
ist die Inschrift nur hsl. erhalten). Vereinzelt 
kommen neben D. Danivius (Not. d. scavi 1895,350) 
und Dannunus (Bull. com. 1884, 13 = Bue- 
cheler Carmina epigraphica 1264 = Dessau 
2167), auch Danuius CIL X 3508 vor. Dagegen 
ist die von Katanscich Istri accolarum geo- 
graphia vetus II 132 nr. 10. 220 nr. 48 iiber- 
lieferte Inschrift mit praef. ripae Tibisoi Da- 
nuvii gefalscbt, s. CIL III *90. Diesen Zeugnissen 
gegenuber hat die in Hss. und darnach in vielen 
unserer Ausgaben gebotene Form Danubius kei- 
nerlei Gewa.hr (J. Becker Ztschr. f. Altertums- 
wissenschaft 1851,453. Fleckeisen 50 Artikel 
15. Brambaeh Neugestaltung der lateinischen 
Orthographie 239. 332). Die Griechen gaben das 
iateinische v durch j). so auch D. durch Aavoi- 
fiiog wieder. 

Neben der Form Aarovfiiog kommt vielfach 
in griechischen Quellen die verschliffene Form 
Adrovfiig vor. So bei Caesarius von Nazianz quae- 
stiones theologicae in Magna bibliotheca patruin 
XI 672 Aaroifiijg inatiirlich = Adrovfiig) ; ini 
anonvmen Periplus 68 = Miiller Geogr. min. I 
419: ovzog 5 "largos noraudg 6 xa'i Adrovfiig ).e- 
•'Sftcvoe; bei Procop. de aedif. IV 5: ... "Iotqov 
or y.ai Adrovfitr dro/id^ovair ; in der anonvmen 
vxoTvxcoats ■•eor/oaffiag — Miiller Geogr. min. 
II 496: "Iotqos or Adrovfiiv xa/.ovair ; Nikephoros 
Blemmides p. 6 Spohn : Kai ovrog xa/.shai Ad- 
rovfiig. Auch der Kaiser Iulian ep. 75 ed. Hertl. 
II 597 scheint Adrovfitr, nicht Aarovfitor ge- 
schrieben zu haben. Tzetzes chil. XI 926 ge- 
braucht Adrovfiig. Also die vulgare Form im 
spateren Griechisch war Adrovfiig. Darnach ist 
bei Steph. Byz. s. Adrovfiig (und in der ganz ent- 
sprechenden Stelle bei Eustathios zu Dionysios 
Perieg. v. 298) statt des iiberlieferten Adrovfiig 
»/ Adrovaig herzustellen: Aarovfiiog y Adrovfiig. 
worauf auch im Eustathios der Cod. E mit seinem 
Aarovaiog ?; Adrovfiig fuhrt. Jedenfall> ist die 
Form Adrnvnig nicht zu halten. 

Eine Etymologic des Namens D. aus dem 
Altertum hat Steph. Byz. p. 217 M. (daraus 



Eustathios zu Dionysios Perieg. v. 298) aufbe- 
wahrt. Darnach hat der Fluss den Namen Ad- 
rovfiig bekommen, als den Skythen, welche friiher 
immer ohne Schaden iiber denselben gesetzt seien. 
einst ein Ungluck zugestossen sei : ovfupogag Sk 
zoig Sxvdaig Ijimzaovong ovzo) sxkr'j-ftr] ... 6 hh 
Adrovfiig sg/tijvuvf.zai dio^eg zov d/iaozeir lyoyv 
ahtav und Eustathios ftigt hinzu: zovzsozir ai- 
zim/itsrog did zov zoioizov oro/.iarog for' exsivcov 

10 xaza rrjr avroir yX&ooav, d>g ai'uog avzoXg 8v- 
orvyjag ysvo/iisrog. So wertlos diese Etymologie 
ist, so fiihrt sie uns doch in eine Zeit, wo am 
Unterlauf — denn hierher weist uns die Erwah- 
nung der Skythen — der Name D. etwas Neues 
war und wo man fur sein Aufkommen nach einem 
Grunde suchte. Wichtiger ist, was Stephanos 
und nach ihm Eustathios gleichfalls berichten, 
dass der Fluss, bevor er D. genannt sei, Matoas 
geheissen habe : Mardag Sk teyexai eg tijv 'EiJ.r/- 

20 rida yloioaar al'oiog (so nur der Cod. Mouacensis 
des Eustathios, alle anderen Saiog; aber schon 
der Gegensatz zu dem ,Unglucksfiuss D.' lasst 
die Etymologie des ,Matoas als Glucksflusses' [also 
aioiog] berechtigt erscheinen) , on aolldxig xegai- 
oii-isroi ovdev iTtF.ndrd-uaar , namlich oi Zxvdai. 
Wann und bei welchem Volke hiess die Donau 
Matoas? Eustathios, der den Stephanos fast wort- 
lich ausschreibt, giebt als seine Quelle den Strabon 
an (ipnoi, de 6 avzog yemygdcpog und das ist Stra- 

30bon); aber in unserem Strabontext findet sich 
diese Stelle nicht. C. Miiller denkt daran, dass 
in dem uns verlorenen Teile des VII. Buches Strabon 
erzahlt haben kOnne, dass die Donau Matoas ge- 
heissen habe und in D. umgetauft sei. Ist diese 
Annahme richtig, so sind die bei Stephanos er- 
wahnten Skythen die alten iranischen Bewohner 
der siidrussischen Steppe, und Matoas hatte dar- 
nach als der skythische Name der Donau zu gelten. 
Geht aber diese Notiz nicht auf Strabon, sondeni 

40 auf Stephanos selbst zuriick, so kann nicht fest- 
gestellt werden, welche Volker mit Skythen ge- 
meint sind, denn in den spateren Jahrhunderten 
hiessen auch die Gotheu und andere sowohl ger- 
manische als nichtgermanische Volker, welche in 
der grossen Steppe und an der unteren Donau 
auftauchten, ganz allgemein Skythen. tibrigens 
darf man wohl daran erinnern, dass das Auf- 
kommen des Namens D. unniittelbar vor die Zeit 
Strabons fallt; er kann sehr gut die verschie- 

50 denen Namen des grossen Stromes zusammenge- 
stellt haben, wenn ich auch nicht glaube, dass 
die Etyraologien der Namen D. und Matoas ihm 
zuzuschreiben sind; dieselben entstanvmen sicht- 
lich einer viel spateren Zeit. Sonst berichtet 
niemand etwas vom Matoas ; dass er der alte sky- 
thische Name fur die Donau gewesen ist. gewinnt 
dadurch noch an Wahrscheinlichkeit . dass die 
Thraker diesen Fluss Istros benannten, woher dann 
die Griechen und nach ihnen die Bomer ilire 

60 Formen "loroog bezw. Ister und Hister nahmen 
(Jordan. Get. 12, 75; vgl. TomaschekDie alten 
Thraker II 2, 101 [S.-Ber. Akad. Wien CXXXI] | und 
die Gothen spater aus der Form D. ihr Aovrafiig 
und Aovvavig fso bei Caesarius von Nazianz in 
Magna bibliotheca patrum XI p. 588 und 672j, 
woraus unser Donau entstand, macbten. wahrend 
die Slaven gleichfalls keinen neuen Namen bil- 
deten, sondern den alten zu ihrem Dunav oder 



2105 



Danuvius 



Danuvius 



2106 



Dunaj umforniten (Miillenhoff Ztschr. f. deutsch. 
Altertum XX 26 = D.A.-K. II 362). Will man 
also Matoas nicht als altskythischen Namen 
gelten lassen, muss man unter den nichtgothischen 
und nichtslavischen VOlkern nach einem Volke 
suchen, welches beim Vordringen gegen die Donau 
diesen Fluss kennen lernte und ihn auch zugleich 
ohne Anlehnung an bereits bekannte Namen des- 
selben mit seinen eigenen Lauten Matoas be- 
nannte. Die von Johannes Lydos de magistr. Ill 32 
gegebene Deutung des D. als rsqysXoqydQog konnen 
wir wohl mitsamt seiner Begriindung auf sich 
beruhen lassen. In der That ist aber, was heute 
allgemein angenommeu wird, der Name D. kel- 
tischen Ursprungs (Gliick Keltische Namen bei 
Caesar 92. Much Deutsche Stammsitze 63) und 
kam von den Kelten, die ja auf beiden Seiten 
des Stromes lange genug wohnten, zu den ROmern. 
Andererseits musste den letzteren aber auch von 
ihren Kriegen auf der Balkanhalbinsel her und 
durch die griechischen Schriftsteller, welche bis 
in die Kaiserzeit hinein nie D. schrieben, der 
Name Hister bekannt sein; drang doch C. Scri- 
bonius Curio urns J. 74 v. Chr. zuerst von alien 
romischen Feldherrn bis zur Donau vor (Bufus 
Fest. 7. Eutrop. VI 2, vgl. o. S. 1957) und be- 
diente Varro sich in seiner Landerbeschreibung 
des Namens Hister, wie aus Gell. X 7, 2 hervor- 
geht. Daraus ergab sich, dass anfangs wenig- 
stens die Kdmer D. mehr fur den Ober- und 
Mittellauf der Donau anwandten, da ja hier Kel- 
ten gesiedelt hatten und von hier aus ihnen der 
Name bekannt geworden war, wahrend Hister 
ihnen entweder nach allgemein griechischem 
Sprachgebrauch der ganze Flusslauf oder aber 
speciell der Unterlauf war, da ja hier thrakische 
Starnme zu alien Zeiten sassen, von welchen der 
Name "largog zu den Griechen und weiter zu den 
EOmern gekommen war. 

Der Name D. begegnet uns zuerst bei Caes. 
bell. Gall. VI 25. nach welchem die Hercynia 
silva vom Ehein ab bis zu den Grenzen der Daker 
und Anarten parallel zur Donau (recta fluminis 
Danuvli rcginiie) streicht, von da ab aber linksum 
(also nach Norden) in einer dem Stromlauf ent- 
gegengesetzten Richtung (diversis ab flumine re- 
qionibus) abbiegt. Es ware ja interessant genug 
zu wissen, ob Caesar gewusst hat, dass D. und 
Hister Namen eines und desselben Flusses seien ; 
aber nur an dieser einzigen Stelle erwahnt er die 
Donau und daraus ergiebt sich weiter nichts, als 
dass D. als Name fur den Oberlauf derselben ihm 
bekannt war. Auffallend ist es, dass er an einer 
anderen Stelle (bell. Gall. I 5 : Boiosque qui trans 
Rhentim incoluerant et in agrum Xorieum tratis- 
ierant Xoreiamque oppugnarant) trans Rhenum 
schreibt, wo man doch notwendig trans D. er- 
warten musste; denn offenbar mussten die aus 
Bohmen vertriebenen und ins Land der Noriker 
iibergesiedelten Boier nicht. wie Caesar will, den 
Ehein, sondern die Donau iiberschreiten, um Noreia 
belagern zu konnen. Es handelt sich hier um 
Ereignisse. die kurz vor dem Anschluss der Boier 
an die Hel verier sich ereigneten, nicht um eine 
historische Reminiscenz, wonach dieselben vor 
ihrem Einfall in Noricum (also auch vor ihrer 
Siedlung in Bohmen) einst in Germanien (trans 
Rhenum), also zwischen Ehein, Donau, Main ge- 



sessen haben sollten, wie Much German. Stamm- 
sitze 2 es darstellt. Die Plusquamperfecte inco- 
luerant — transierant , oppugnarant stehen auf 
einer Stufe; das transierant bedingt, dass man 
an eiuen Flussiibergang denkt, dieser Fluss kann 
aber nicht der bei Caesar genannte Rhenus, son- 
dern muss der D. sein. Man darf wohl behaupten, 
dass Caesar, wie dies auch aus der ganzen Er- 
zahlung VI 24ff. erhellt, eine ungenaue und un- 

10 geniigende Kcnntnis dieser ganzen Gegend um 
die Hercynia silva, speciell aber der Donau selbst 
hatte. 

Der nachste, welcher den D. erwahnt, ist 
Sallust. Im frg. Ill 79 seiner Historien hat er 
offenbar im Zusammenhang mit der geographi- 
schen Beschreibung des Pontos mid des Pontos- 
gebiets von der Donau gesprochen und gesagt: 
nomenque Danuvium Jiabet, quoad Qermanorum 
terras adstringit. Vergleicht man hiermit, was 

20 Gell. X 7 , 1 sagt : proxima magnitudine esse 
Histrum scripsit Sallustius, wo doch sicher die 
Form Hister getreulich entlehnt ist, so erhellt, 
dass Sallust beide Namen fur die Donau, sowohl 
Hister als D., kannte und dass er weiter auch 
den letzteren Namen auf den Oberlauf des Stromes 
anwandte. Das beweist der Zusatz quoad Ger- 
manorum terras adstringit, denn diese Germanen 
konnen selbstverstandlich nur am Oberlauf der 
Donau gesucht werden. 

30 Ferner kannte die auf Agrippa und Augustus 
zuriickgehende Chorographie beide Namen, sowohl 
Hister als D., und verwandte dieselben so, dass 
jener fur den Unterlauf und das Miindungsgebiet, 
dieser aber fur den Ober- und Mittellauf Ver- 
wendung fand. Das ergiebt sich deutlich aus 
den bei Plinius (n. h. IV 45. 78. 81) erhaltenen 
Fragmenten des Agrippa, welche die Entfernung 
von Byzanz bezw. der Pontosmiindung bis zur 
Donaumiindung — beidemale heisst es ad /lumen 

40 Histrum bezw. ab Histri ostio — und dann die 
Lange und Breite des ganzen Landstriches zwi- 
schen Donau (ab Histro) und Ocean und zwischen 
Weichsel und Pontos angeben. Das ist derselbe 
Landstrich, welchen die Dimensuratio provincia- 
rum (VIII bei Riese Geogr. lat. min.) und die 
Divisio orbis terrarum (XIV), welche beide auf 
die Chorographie von Agrippa und Augustus zu- 
riickgehen, als Dacia bezeichnen. und als dessen 
Siidgrenze sie das flumen Hister angeben. Da- 

50 gegen wird sowohl in der Dimensuratio als auch 
in der Divisio in den weiter westwarts gelegenen 
Landschaften, wenn die Donau als Grenze ange- 
geben wird, nicht der Name Hister, sondern D. 
gebraucht ; so bei Illyricum ... a scptentrione 
flumine Danurio (dimens. XVIII und div. X) und 
so bei Germania ...a meridie flumine Danuvio 
(dimens. XIX und div. XI). Auch hier gehen die 
beiden geographischen Handbficher auf die Cho- 
rographie von Agrippa und Augustus zuriick. Au- 

60gustus gebrauchte im Monumentum Ancyranuin 
(V 47f.| im lateinischen Text D., im griechischen 
dagegen "loroor. und beide Namen sind auch dem 
Strabon (VII 304), dem Ovid (ex Ponto 1 8. 11) 
und dem Horaz , um bei der augustischen Zeit 
stehen zu bleiben, bekannt. wahrend der Ver- 
fasser der Consolatio ad Liviain v. 387 nur D. 
gebraucht. Ich glaube auch, dass Horaz, als er 
nou qui prof undum Danuvium bibuut edieta rum- 



2107 



Danuvius 



Danuvius 



2108 



•pent lulia, non Getae, non Seres infidive Fersae, 
non Tanaim prope flumen orti sang (carm. IV 
15, 12), nicht, wie man will, an die Daker und 
die Anwohner des Unterlaufs der Donau bei den 
Worten qui profundum D. bibunt daohte, weil 
diese schon geniigend durch das folgende Getae 
•charakterisiert werden, sondern vielmebr die An- 
wohner der oberen Donau, die Grenznachbarn der 
eben, als er das Gedicht verfasste, unterworfenen 
Vindeliker und Raeter, meinte; dann ist auch 
ein Gegensatz zwischen non qui profundum Da- 
nuvium bibunt und non Getae, wie zwischen 
Getae und alien folgenden Vdlkerschaften, den 
ich bei der iiblichen Auslegung der Worte qui 
profundum Danuvium bibunt vermisse. Diodor 
dagegen, der natiirlich als Grieche und aus seinen 
griechischen Quellen den Namen "iesrpoj gut kannte, 
erkannte offenbar nicht, dass dieser Fluss iden- 
tisch sei mit dera bei den BOmern und in romi- 
schen Quellen iiblichen D. ; denn er lasst (V 25, 
4) bei der Beschreibung Galliens D. und Ehenus 
in den Ocean fliessen, wahrend er weiss, dass 
der Istros in den Pontos miindet (IV 56, 7). Deut- 
lich tritt noch die Verwendung des Namens D. 
fur den Ober- und Mittellauf bei Seneca hervor, 
w r ahrend er Ister fur den Unterlauf gebraucht, 
wenn er sagt: Ultra Istrum Dacus non exeat 
.... Danuvius Sarmatica ac Ronurna dister- 
minet. Mit Sarmaten kOnnen hier nur die Iazygen 
der Theissebene gemeint sein, Dacus ist der Be- 
wohner Siebenbiirgens und der grossen walachi- 
schen Ebene (Senec. quaest. natur. I prol. 8). Der 
augustischen Zeit ist also der Name D. durchaus 
bekannt; gewohnlich findet er sich auf den Ober- 
lauf der Donau beschrankt. 

Das geniigte den Geographen nicht, welche 
ihrerseits eine bestimmte Grenze, bis wohin der 
Fluss D. und von wo ab er Hister genannt 
wurde, auszumitteln suchten. Nach Plinius (n. 
h. IV 79: et wide primum Illyricum adluit 
Bister adpellatus) ist der Fluss bis zur illyri- 
schen Grenze D. , von da ab aber Hister ge- 
nannt. Denn obgleich Illyricum ihm nur das 
I/and von dem italischen Grenzfluss Arsia auf 
der istrischen Halbinsel ostwarts, das nordlich 
nicht fiber die Saulinie hinausgeht, bis zum 
flumen Drinium (heute Drina) ist (Tlin. n. h. 
Ill 139. 147. 150) und also streng genommen die 
Donau dies Gebiet auf ihrem Laufe nicht beriihrt, 
muss in den Worten wide primum Illyricum ad- 
luit Illyricum in dem Sinne verstanden werden, 
in dem es sonst hiiufiger vorkommt, namlich Cst- 
lich iiber die Drina, die Grenze der Provinzen 
Dalmatia und Moesia, hinausgehend und Moesia 
mit eiuschliessend. Dann kann aber der Punkt 
un/le primum Illyricum adluit nur der Einfluss 
der Sau in die Donau sein; das ist derselbe Punkt, 
welchen Appian (Illyr. 22) als Grenze der Namen 
D. und Hister angiebt. Etwas Ahnliehes fand 
auch Johannes Lydos (de magistr. Ill 32) in seiner 
Quelle, wenn er behauptet: 6 "largo; aygi fiev 
IJavvovtag y.al Setg/itov . . . xr/v ibiav Siaow^ei 
xgoo>]yoglav, freilich dreht er die Sache lira und 
nennt den Oberlauf der Donau Ister. den Unter- 
lauf D. Weiter ostwarts suchten andere die Grenz- 
scheide fiir diese beiden Namen, so soil nach Stra- 
bon (VII 305) der Strom bis zu den Katarakten 
<d. i. bis zum eisernen Thor), nach Ptolemaios 



(III 10, 1) und Tzetzes chiliad. XI 926 bis 
zur untermoesischen Stadt Axiupolis D., von da 
ab bis zur Mundung aber Hister genannt sein. 
Noch eine andere Grenze nennt die anonyme &ro- 
xijimaig yecoygatplas (Geogr. gr. min. II 496): 
6 "Ioxgos, ov fieygi NovioSovvov nokscos Advovfiiv 
xakovotv, wo friiher OvtvSoftovvr/s gelesen wurde: 
NovioSovvov kommt allerdings dem iiberlieferten 
ue%gis ov Sowov naher, wenn man nicht nach 

10 der aus Inschriften (Arch.-epigr. Mitt. XVII 175 
nr. 12. 178 nr. 21) bei Beleni zwischen Nikopolis 
und Sistov festgelegten statio Dim(ensis) den 
aus Itineraren bekannten Ort Dimum in dem 
verderbten fieygis ov dovvov wiederzuerkennen vor- 
ziehen sollte. Wie dem aber auch sein mag, eine 
Einigkeit zwischen den alten Geographen, wie 
weit D., wie weit Hister reichten und Geltung 
hiitten, existierte nicht und konnte der Natur der 
Sache nach nicht existieren, da das Geltungsge- 

20 biet derartiger Namen sich nicht gut auf einen 
bestimmten Punkt festlegen lasst. 

In Wahrheit gebrauchen denn auch viele la- 
teinische Schriftsteller die Namen Hister und D. 
unterschiedslos wie Plin. n. h. Ill 146 — 149. Am- 
mian. Marc. XXVII 5, 2. 5. XXIX 6, 2. 6. XVn 
13, 4. Auson. Mosella 106. 424. Claudian. XXVI 
331. 337. 489. 523. Sidon. Apoll. carm. n 200. 
270. Mamertin. Paneg. XI 7. n 2. Ill 6. 16. 
Eugipp. vita Severini 10 u. a. , wahrend andere 

30 nur des Namens Hister sich bedienen wie Lucan. 
II 50. 418. 419. Ill 202. V 437. Martial. V 
3, 2. VII 7, 2. 80, 11. 84, 3. VIII 2. •£. IX 
101, 17. Pacat. Drepan. XII 5. 10. 33 = Paneg. ed. 
Baehrens p. 275. 280. 301, gerade wie dies bei 
den Griechen wie Strabon, Stephanos von Byzanz, 
der nur ini Lemma (s. o.) Aavovjitog hat, u. a. 
iiblich ist. 

Gegenuber alien diesen Zeugnissen ist auch 
die Thatsache zu beachten, dass Tacitus und Pli- 

40 nius im Panegyricus nur die Form D. gebrauchen 
und dass sowohl in der Tabula Peutingeraua als 
in der Not. dign. or. XXXIX der ganze Fluss- 
lauf D. genannt wird, wozu man Jornandes Get. 
5, 31 . . . Istri qui dieitur Danuvius ab ostio sua 
usque ad fontem vergleiche, obwohl er unmittelbar 
darauf in demselben Satze Ister und D. sagt. 

So deutlich auch in der ersten Kaiserzeit die 
Verwendung des Namens D. fiir den Oberlauf der 
Donau und diejenige des Hister fur seinen Unter- 

501 auf hervortritt, womit, wie wir sahen, die Be- 
miihungen der Geographen diese Namen in ihrem 
Geltungsbereich an einen bestimmten Punkt zu 
kniipfen, in Verbindung standen, in der Praxis 
galten immer mehr und mehr D. und Hister fur 
gleichwertige Namen eines und desselben Flusses. 
Das geht deutlich aus den oben zum Belege der 
verschlifFenen Form Advovfii; angefuhrten Zeug- 
nissen hervor, gerade wie seit Ovid so manche 
rOmisehe Dichter den Hister binomen nannten 

60 (Ovid, ex Ponto I 8. 11. Stat. silv. V 1, 89. Sil. 
I 326. Auson. Mosella 106). Dementsprechend 
werden wir hier, was die Alten Qber die Donau 
und deren Lauf erkundet hatten, iiberhaupt was 
sie von ihr wussten, zusammenstellen. 

Den Griechen wurde die Donau spatestens im 
7. Jhdt. v. Chr. naher bekannt ; bei ihnen heisst 
der Strom Istros. Denn als sie die Ufer des Pontos 
zu colonisiereu begannen und an dessen Nord- 



2109 



Danuvius 



Danuvius 



2110 



ufer Olbia, in der Nahe der Doiiaumiindung die 
Stadt Istros anlegten, was um die Mitte des 7. Jhdts. 
geschah, mussten sie auch mit dem grossen Strome 



Herodot kennt genauer die Mundung der Donau 
— darauf kommen wir spater zuriick — und 
sagt von ihrer Quelle und ihrem Laufe Folgendes 



der seine Fluten ins schwarze Meer ergiesst, be- (II 33) : "Iotqos re ydg xoxauos dg^d/ievosex Kel- 
kannt werden; hat doch die eine Colonie sicht- xwr xai nvgijvijs siohog geei ueoip< ayfQon* rt;r 

' " " Evowxrjv ■ ol 6k Kelxoi slot e£a> ' Hgax/Jiov axij- 

Xitov , 6/.IOQEOVOI S'e Kvvnoiowi . o'i eoyaxoi sigos 
Sva/ihov olxiovoi xwv ev rfj Evowxy xaxowrjjd- 
vcov . wXevxq ds 6 'largos h {rd/.aaaav geoir tijr 



lich ihren Namen vom Flusse erhalten. _ Aber 
wohl schon friiher war ihnen der Istros wenigstens 
dem Namen nach bekannt; er begegnet uns zu- 
erst bei Hesiod (Theog. 339), der ihn unter den 



Flflssen, welche Tethys dem Okeanos gebar, er- 10 row Ev&ivov tiovzov dia^idotjs EvgoM>]s,Tij'IoTQi- 



vviihnt und ihm den Beinamen xaihgh&Qos giebt. 
Die ersten griechischen Schriftsteller, welche 
uns mehr als den blossen Namen geben, sind Ai- 
schylos und Pindar; nach dem ersteren entspringt 
der Istros bei den Hyperboreern auf den rhipae- 
ischen Bergen (rw "lorgov ipaoiv sx x&v 'Yneg- 
fiogecov xaxaysgeodai xal x&v 'Ptxaimv og&v Schol. 
Apoll. Ehod. IV 284 = frg. 183), nach dem letz- 
teren holt Herakles den Olbaum von den schat 



nvoi (so z. B. Pick Miinzen von Dacien und 
Moesien) Mih]ola>v olxeovoi cuzoixoi. Dazu vgl. 
man Herodot IV 49: qbei ydg Si] did jidorj? rijs 
Evqo'j^ijs 6 "largos, ag$d[ievos ex Ke).xo>v , ol 
zayaxoi zigbq ffkiov Svofiicor (itxa Kvvr/xag olxeovoi 
Toj'r iv xf] Evod>7in. Klar ist, dass Herodot seinen 
Istros im Westen und zwar im Lande der Kelten 
bei einer Stadt, welche er Pyrene nennt, ent- 
springen und in west-Ostlicher Eicbtung Europa 



tigen Quellen des Istros, welche er sich beim 20 durchfliessen lasst. Die Kelten wohnen nach ihm 

Volke der Hyperboreer denkt (Olymp. Ill 25ff.), _ "- 1 - L --i-L.n,_j:-.T.._ «■_„. „.,^™„ ^ 

und Apollon eilt nach Vollendung des mit Poseidon 

iinternommenen troischen Mauerbaues zum Istros, 

was mit der eben erwahnten Anschauung uber- 

einstimmt, da ja die Hyperboreer als Diener Apol- 

lons galten (Olymp. VIII 64). Wohin verlegten 

die Alten nun das Land der Hyperboreer, wohin 

die rhipaeischen Berge? Ohne diese Frage hier 

eingehender zu erOrtem, so geht doch klar aus 



nicht am mittellandischen Meer, wenn anders man 
die Saulen des Herakles durchfahren muss, um 
zu ihnen zu gelangen, und auch nicht im ausser- 
sten Westen Europas, also am atlantischen Ocean, 
wenn westlich von ihnen noch ein Volk, Kynesier 
oder Kyneten, wohnt. Es scheint mir nicht mog- 
lich zu sein nach dieser Beschreibung, die Quelle 
des Istros zu localisieren. Jedenfalls scheint es 
mir aber verfehlt zu sein, aus der Erwahnung 



den bei Herodot. IV 13 erhaltenen Angaben des 30 der Stadt Pyrene bei Herodot zu schliessen, dass 



Aristeas von Prokonnesos, aus Hippokrates de aere 
(I 567) und aus je einem Fragment des Hella- 
nikos (frg. 96) und des Damastes von Sige (FHG 
II 64) hervor. dass nach der Anschauung der vor 
oder gleichzeitig mit Aischylos und Pindar lebenden 
Hellenen Hyperboreer und rhipaeische Berge zu- 
sanimengehOrten und dass beide von ihnen in den 
liohen Norden versetzt wurden; als Ausgangs- 
punkt ihrer geographischen Kcnntnis in diesem 



er sich am Nordabhang der Pyrenaen die Quelle 
des Istros gedacht habe. Denn vergleicht man 
mit ihm Aristoteles meteorol. I 13, 19: ex 6'e 
rrjs nvgtjvrjs — xovxo ffeoxiv ogos xgdg dvo/iijv 
lotjfiegtvi]V iv xf) Kelxixfi — geovaiv o t' "Ioxgos 
xal 6 TaQxrjoaos • ovxos n'ev ovv e£a> axrfi.Ssv , 6 
8' "Ioxgos Si SXyjs xrjs Evga>jit]s els xov Ev^eivov 
tiovxov, so wird es klar, dass beiden Autoren eine 
Quelle vorlag, wonach der Istros im Westen und 



Punkte ist aber das durch die Fahrten ins Schwarze 40 im Keltenlande und weiter bei Pyrene entsprang, 



Meer ihnen bekannt gewordene Land der Skythen, 
d. i. also Sudrussland, zu betrachten, weil nach 
Skythien die Lage der ubrigen VOlker bestimmt 
wird. Wenn gesagt wird, dass die Hyperboreer 
ans Meer reichten (xarrjxorxas ejil d-dlaooav Ari- 
steas ; xa&tjxetv els xijv exegav dd/.aooav Dama- 
stes), so ist mit diesem Meer der nCrdliche Ocean 
gemeint. D'Arbois de Jubainville (Lasource 
du Danube chez H^rodote, Revue archeologique 



dass aber eben dies Pyrene der Ankss fur den 
Verfasser der Meteorologie wurde, zu irren, in- 
dem er es fiir die Pyrenaen hielt und damit weiter 
den spanischen Fluss Tartessos in Zusammenhang 
brachte. Aber in demselben Capitel der Meteo- 
rologie ist ihm die Ehone, ja sogar die Perte du 
Ehone bei Bellegarde bekannt (vgl. G. F. Unger 
Philolog. Suppl. IV 278. Avien. ora mar. 634); 
sollte Aristoteles selbst die Donau, wenn sie nach 



III Ser. XII 61) setzt die Hyperboreer in den 50 ihm auf den Pyrenaen entsprang, iiber die Ehone 



Nordwesten Europas und identificiert sie mit den 
Kelten. Ihm widersprach mit vollem Recht A. 
Hauvette (La geographie d'Herodote in Eevue 
de philol. N. S. XIII 1). Denn die vnrliegen- 
den Zeugnisse fiihren uns betreffs dieses Volkes 
nicht in den Nordwesten Eurpoas, sondern viel- 
mehr in den Norden und zwar nicht so sehr Eu- 
ropas als Asiens. wenn anders man beachtet, dass 
die Issedonen, nuch denen zunachst bei Aristeas 



hinweg haben fliessen lassen? Eher mochte man 
doch in dem betreffenden Capitel der Meteorologie 
eine Compilation von allerhand Notizen sehen. 
die der endgultigen Verarbeitung ermangeln. 
Jedenfalls wurde der Gleichklang der Anlass. dass 
aus Pyrene die PyTenaen wurden, wahrend bei 
Herodot Pyrene eine Stadt war. Was war und 
wo lag nun aber Pyrene? Ob es ein Gebirge. 
ob es ein Ort war. steht dahin, vielleicht war es 



d Damastes die Lage der Hyperboreer bestimmt 60 beides; jedenfalls lag es im Keltenlande, und dies 



wird, nicht nordlich, sondern vielmebr nord- 
ostlich von Skythien angesetzt werden. Es darf 
also als sicher' gelten, dass Aischylos und Pindar 
die Quelle der Donau im hohen Norden suchten. 
Ihnen gegenuber bedeutet Herodot, zu dessen An- 
sicht wir jetzt ubergehen, einen Fortschritt in 
der Erkenntnis. nicht wie d'Arbois de Jubain- 
ville will, einen Eiickschritt. 



Keltenland durfen wir, da wir es nicht mehr am 
Nordabhange der Pyrenaen zu suchen haben, 
nach anderen Zeugnissen am Mittellauf des Eheines 
und am Oberlauf der Donau suchen. Zwischen 
Pyrenaen und Alpen war damals (im 5. und 4. 
Jhdt. v. Chr.) alles ligurisch und iberisch (man 
vgl. Hauvette' Revue de philol. N. S. XIII 1. 
Bei'fk Griech. Litteraturgesch. IV 272. Nie- 



2111 



Danuvius 



Danuvius 



2112 



buhr Kleine histor. u. philol. Schrii'teu I 141). 
Herodot hatte genaue Kunde von den Nebenfliissen 
des Unterlaufs, ebenso wie er von den fiinf Miiu- 
dangen wusste; das ist selbstverstandlich, da die 
Griechen hier Handel trieben und gerade von 
der Donau viele Salzfische bezogen (vgl. Sopater 
bei Athen. Ill 119A. Athen. VII 311 F. Aelian. 
de nat. an. XIV 28. 25. 26). Von links aus 
Skythien fliessen fiinf grosse Fliisse: Porata, Tia- 



wir oben sahen — und ein pyreiiaisehes Gebirge. 
Das sind dieselben Namen, aber fiir verschiedene 
Locale angewandt. Lange blieb noch die hero- 
doteisch-aristotelische Lehre von dem Ursprung 
der Donau im fernen Westen und im Lande der 
Kelten in Ansehen und wurde von verschiedenen 
Sehriftstellern weiter verbreitet. Die geographische* 
Beschreibung in Versen , welche dem Skymnos 
falschlich beigelegt wird, und welche nach ihrer 



rantos, Araros, Naparis, Ordessos; aus dem Lande 10 Dedication an einen der bithynischen Konige 



der Agathyrsen : Maris ; rechts vom Haimos : Atlas, 
Auras, Tibisis; aus Thrakien: Athrys, Noes, Ar- 
tanes ; aus dem Lande der Paionen : Skios ; aus 
Illyrien: Brongos mit dem Angros und endlich 
aus dem Lande der Umbrer Karpis und Alpis. 
Nun ist es langst beobaehtet (vgl. Miillenhoff 
D. A. Ill 1), dass die nach Herodot vom Haimos 
fliessenden Flusse Atlas, Auras, Tibisis auf das 
linke Ufer gehoren und den heutigen Olt (Aluta), 



Namens Nikomedes im 2. Jhdt. v. Chr. entstan- 
den ist, lasst die Donau duo zibv eoTiegkov zo- 
xcov kommen und behauptet, dass sie bis zum 
Keltenlande bekannt ist (Ps.-Skymnos v. 774ff.), 
ivomit die anonyme vnozinoiaig yemygarpiag 30 = 
Geogr. Gr. in. II 502 ubereinstimmt : "largos og 
rpegopevo; oltto zoyv tiqos dioiv zoxwv. Noch Pro- 
kop de aed. IV 5 sagt: xdzeioi pev ig ogeoyv zmv 
ev KelzoTg norafioe Iozgog. Dagegen gehort aber 



Schyl und Temes entsprechen. Aber der Grund, 20 Arrian anab. I 3, 2 , der von der Donau sagt, 



welcher Herodot zu diesem Irrtum veranlasste. 
scheint noch nicht beachtet zu sein. Wie nam- 
lich die Thraker siidlich der Donau ihr grosses 
Gebirge Haimos nannten, so hicss bei den thra- 
kischen Dakern und Geten des Nordufers das 
Gebirge — d. h. die Karpaten — auch offen- 
bar Haimos; vgl. Steph. Byz. p. 12 'Ayd&vg- 
ooi • i'dvog evSozeoco zov Ai'fiov — die Agathyr- 
sen setzte niemals jemand auf das rechte Donau- 



dass sie an vielen Volkern vorbeifliesse zd pev 
tcoUm KsXzixd, d'&ev ye xai al mjyal avzq~> dvi- 
oxovaiv, nicht hierher, da hier nach einem auch 
sonst nicht seltenen Sprachgebrauch unter Kelten 
Germanen verstanden werden , wie die unmittel- 
bar folgenden Worte &v zeXevzalovg Kovddovg 
xai Magxopdvovg lehren. 

Von den bisher behandelten, ctwas allgemeinen 
Angaben , wonach die Donauquelle im Westen 



ufer. Also bei der an sich richtigen Kunde, 30 lag, gehen wir jetzt zu denjenigen iiber, welche 
. _„_-i m-i • • , diegeibe bestimmter localisieren , und zwar ins 

Gebiet der Alpen. Ich erwahne zuerst Pseudo- 
Skymnos, nach welchem (v. 187ff.) es im ausser- 
sten Keltenlande eine ozr/Xrj §6geiog giebt, deren 
Lage durch die umwohnenden Volker der Kelten, 
Veneter und Istrer und durch das Adriameer be- 
stimmt wird , und von woher der Istros herab- 
fliesst. Berger (Geschichte der wissenschaftl. 
Erdkunde II 60) sucht diese oz/jXtj flogetog am 



dass Atlas, Auras und Tibisis dem Haimos ent- 
fliessen , dachte Herodot an den Haimos auf 
dem Stidufer des Istros und liess so diese Flusse 
nach Norden fliessen. Je weiter Herodot bei der 
Aufzahlung seiner Nebenflusse dem Oberlauf sich 
nahert, desto geringer wird ihre Anzahl und desto 
unbestimmter die Angaben iiber sie. Wenn wir 
den Brongos nebst dem Angros mit der Morawa, 
wie gewohnlich geschieht, noch identiflcieren 



konnen, so ist schon bei den beiden aus dein 40 atlantischen Ocean; aber dahin reichen dochweder 



Lande iiber den Umbrern nach Norden fliessen- 
den Karpis und Alpis klar, dass keine genauen 
Nachriehten mehr, sondern nur eine unbestimmte 
und vage Kunde dem Herodot zur Verfugung 
stand. Gewohnlich halt man Karpis und Alpis 
fiir Ankliinge an die Gebirge der Alpen und der 
Karpaten ; aber die Karpaten hiessen zu Herodots 
Zeit Haimos, und aus Kagxd&yg hatte er wohl 
keinen Kdg.-ng gemacht. Aber sei dem wie ihm 



die Veneter, noch die Istrer, und so verderbt die 
Stelle auch sein mag, so ist doch nicht daran 
zu zweifeln, dass durch das Zusammentreffen der 
erwahnten drei Volker die L:ige der Stele be- 
stimmt werden soil. Das fiihrt uns auf die Alpen. 
Miillenhoff (D. A. I 89 Anm.) versteht auch. 
unter ozijXi} ftogewg die Alpen; man vgl. Avien. 
or. mar. 637 at rupis ilh/d erigentis se latus quod 
edit amnem gentiei cognominant Soils coliim- 



wolle . genauere Kunde und bessere Nachriehten 50 nam , und Steph. Byz. p. 78, 8 : 'Ahteta 



iiber den Oberlauf der Donau fehlen ihm. Also 
wild man sich gar nicht wundern, wenn er iiber 
die Quelle noch schleehter unterrichtet war und 
dieselbe ganz allgemein aus dem Lande der Kel- 
ten, d. h. aus dem Westen, herkommen liess. Und 
Menu er in Verbindung mit der Donauquelle den 
Namen Pyrene horte und darnach ni ederschrieb, was 
er uns mitteilt, so wusste er iiber die Lage dieses 
Pvrene sicher nichts Bestimiutes, nach dem wir 



.too; dgxzov zijg Tvogijvidog xai 'loriag daXdooij;, 
woraus klar wird , dass ein hoher Gebirgszuir, 
hier die Alpen, mit einer Saule verglichen und 
selbst , Saule' genannt wird. Dionys von Hali- 
karnass lant. XIV 1) nennt dagegen ausdriicklich 
die Alpen als Quellgebiet der Donau. Kltngt es 
nicht wie eine Kritik dieser eben vernommenen 
Ansicht, wenn Plinius n. h. IV 79 bei seiner Schil- 
derung der Donauquelle auf dem Abnobugebirge 



den Versuch machen kflnnten, wie es oft gethan 60hinzusetzt: m?dtis ultra Alpes milibus'i Darnach 



worden ist, dasselbe zu localisieren. Wie es zwei 
Gebirge mit dem Namen Haimos gab, so gab 
es mehrere Pyrenai — eine Stadt Pyrene wird 
an der franzosischen Kiiste des mittellandischen 
Meeres, am Abhange der Pyreniien, erwahnt, die 
man aber nicht mit dem "herodotisehen Pyrene 
identiflcieren darf, da Herodots Kelten nichts mit 
dem mittellandischen Meere zu thun haben, wie 



scheint es, als ob die Annahme, dass die Donau 
auf den Alpen entsprange, verbreiteter gewesen 
sei, als wir nach den beiden uns erhaltenen Zeuir- 
nissen bei Ps.-Skymnos und Dionys anzunehmen 
uns berechtigt fiihlen kOnnten. Es ist zu beach- 
ten, dass auf alten, echten Karten des Ptolemaios 
die Donau auf den Alpen entspringt, so auf den 
Kavten des Codex Urbinas 82 (s. Jelic in den 



2113 



Danuvius 



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2114 



Wissenschaftl. Mitteilungen aus Bosnien VII) und 
des Codex von Vatopedi, der von Langlois pu- 
bliciert ist. Uber den Text des Ptolemaios in 
diesem Pnnkt vgl. weiter unten. Denn wenn auch 
in der litterarischen Uberliefcrung nicht weiter aus- 
driicklich die Alpen, so werden doch die herkyni- 
schen Berge als Quellgebiet der Donau hezeichnct 
und zwar in Ps.-Aristoteles de mirabil. auscult. 
105: (paoi de xal zov "lazgov geovza ix xtbv 'Eg- 
xvvicov xaXovfievcov 8gv/i&v , von Eustathios im 
Commentar zu Dionysios v. 298 a. E. : ziveg di (das 
sind Geographen im Gegensatz zu Strabon , der 
vorher citiert wird) ovzm avvzoficbraza siegi zov 
"Iozgov (faoiv ■• "Iozgog (6 zov g Tlalovag izagaiXEijimv ; 
dies ist wohl als Zusatz des Eustathios einzuklam- 
mern ; den ganz gleichlautenden Zusatz haben aus 
Herodian. VI 7, 6 die mirabil. auscult. des Ps.- 
Aristoteles 168) ex z5>v 'Egxwlcov og(ov vavoi- 
xogog ex ntjytjg al'gezai, und gleichlautend bei 
Suidas: 'Egxvvioi Sqv/ioI, 8i%v 6 "lozgog vavai- 
.TOpoff ex jrtjy&v aigszai. Nach Mullenhoffs 
Untersuchungen (D. A. I 432. II 240), wozu man 
Nissen Ital. Landeskunde I 161 und 138 ver- 
gleiche, darf es als ausgemacht gelten, dass 'Eg- 
xvviot figv/iol, Egxvvia 6'grj ein Name fiir die 
Alpen war, eben als der Name ,Alpen', der nament- 
lich durch Hannibals Alpeniibergang eine weitere 
Verbreitung fand, noch nicht allgemein bekannt 
und gebraucht war. Wahrscheinlich gehen alle 
diese Angaben, wonach die Donau auf den Alpen 
oder den herkynischen Bergen, die eben nichts 
anderes sind als die Alpen, im letzten Grunde 
auf Eratosthenes zuriick, welcher in seinem geo- 
graphischen Handbuch diese Frage behandelte 
und durch das Gewicht seines Namens auch seiner 
Ansicht fiber die Donauquelle eine weite Ver- 
breitung verschaffte. In den Scholien zu Apoll. 
Rhod. IV 284 heisst es: Sxv/nvog de ev zt~j ig 
-Tegi Eigamijs avrbv jiovov (prjalr a.716 sgrjfiov 
fpegeoftat. zov "lazgov ■ Ego.zoa-frev'rjg de ev y Feco- 
ygaifixwv el; egt'j/icov zoxcov geiv, xegifidXXeiv 6e 
vijaov IJevxrjv; der Codex Parisinus hat statt cbro 
rgr'/fiov vielmehr dno egv\f.ia>v zotiuiv und beim Era- 
tosthenes statt i* egrifiojv zojzwv vielmehr &*<> 
z&xan> egrjpojv und davor (pegeodai zov "Iozgov. 
Berger (Die geograph. Fragm. des Eratosth. Ill 
B 99 S. 345)zieht zur Vergleichung Stellen heran, in 
denen die Alten davon sprechen, dass die Donau- 
quellen einst unbekannt waren (wie Seneca qu. 
nat. IV 1 quod et fontis ignoti . . . sit. Auson. 
Mosella 424 et fontem Latiis ignotum annalibus 
Histri; in den beiden anderen von Berger heran- 
gezogenen Stellen Avien. descr. orbis 435 quin et 
Danuvit/m produnt secreta repente barbara und 
Auson. epigr. IV Danuvius penitis caput 00- 
eultatus in oris ist von der Verborgenheit der 
Donauquellen eigentlich nicht die Rede) und meint, 
.man wurde demnach vielleicht nicht ohne Grund 
vermuten durfen, dass in jener zuniichst von Seneca 
berichteten Ansicht fiber die Isterquelle ein vor 
■ier endgfiltigen Entdeckung derselben durch die 
PiOruer, aber nach relativ besserer Kenntnis des 
Westen s gewonnenes negatives Resultat zur Zeit 
des Eratosthenes der herodoteisch-aristotelischen 
Annahme entgegengestellt gewesen sei'. Das 
scheint mir nicht richtig zu sein. Denn die ro- 
aoi egrj/ioi kOnnen doch nicht ,unbekannte' Ge- 
biete sein und dasselbe bedeuten, was Seneca und 
Pauly-Wissowa IV 



•1/tOl. ZOTlOl 



Ausonius mit iguotus ausdriicken. 'Egrji, 
sind vielmehr .unhewohnte', ,wiiste', auch von 
fruheren Bewohnern verlassene Gegenden; man 
vgl. die egrjfiia Sxv&mv bei Herodot. IV 53, die 
'Elovrjzicov i'gr/,uog bei Ptolemaios II 11, 10 und 
Prokop de aed. IV 5: Der Ister entspringt auf 
den keltischen Bergen, imgav Se jiegiftd/lei jioX- 
li)v ex pev zov enuiXeiarov siavzeX&g egrjuov, evia/Jj 
tie fiagfidgovg olxrjzogag e'xovoav. Also Berger s 

10 Interpretation ist nicht richtig. Aber anderer- 
seits hat wohl auch Eratosthenes, dem Skymnos 
folgte, schwerlich gesagt, dass die Donau aus 
,wiisten' Gegenden komme, deren es doch fiberall 
geben kann, wahrend man hier notwendig einen 
bestimmten geographischen Begriff erwartet und 
nicht eine so vage allgemeine Bestimmung wie 
,wfiste Gegenden.' Man darf auch darauf hin- 
weisen, dass des Eratosthenes Vorganger, wie 
Herodot und Aristotelcs , schon bestimmter und 

20 genauer die Gegend , woraus die Donau kommt, 
bezeichnet hatten. Linen gegeniiber sind doch 
des Eratosthenes sgrjfioi zoxoi ein Rfickschritt. 
Und weiter kommt auch in Betracht. dass gerade 
bei den entscheidenden Worten — if igrjpcov 
zoacDv, ouzo egripov — die Uberlieferung schwan- 
kend ist. Eratosthenes hat ex zwv 'Egxvriojv 
ogcov geschrieben, woraus, weil friih verderbt oder 
frtih missverstanden, das ganz farblose If Igrjficav 
zojtwv des Scholiasten wurde. Dass dem Erato- 

30sthenes die herkynischen Berge bekannt waren, 
bezeugt ausdriicklich Caesar b. G. VI 24. Auf 
das (idvog im Skymnosexcerpt wage ich nicht zu- 
viel Gewicht zu legen; es kann ja echt sein, und 
Eratosthenes kann j a dem Ister etwas zugeschrieben 
haben, was ihm allein unter den damals bekann- 
ten grossen Fliissen zukommt und eignet; ob dies 
aber die Thatsache war, dass er allein auf den 
Alpen entspringt? Das ist mir sehr zweifelhaft 
im Hinblick auf Aristoteles meteorol. I 13, 19, 

40 wonach auf den herkynischen Bergen, d. h. also 
auf den Alpen, mehrere Flusse entspringen. Da- 
gegen ist es sicher verfehlt, im obigen Skymnos- 
excerpt und also bei Eratosthenes, die sich doch 
nicht trennen lassen, mit Hols ten statt <L-ro 
egrj/icov zo.-zcov nach dem anonymen Periplus Ponti 
Euxini 68 = Geogr. Gr. min. I 419, woraus man 
die poetische Periegese auf den Namen des Skym- 
nos hergcstcllt hat, ajib zwv eauegicov xomov her- 
stellen zu wollen. Denn diese auf den Namen 

50 des Skymnos getaufte Periegese hat mit dem 
wirklichen Skymnos, dessen Excerpt beim Scho- 
liasten des Apollonios Rhodios vorliegt. nichts zu 
thun, abgesehen davon, dass die Verderbnis des 
egrjiuov aus eoxeoicov sehr viel unwahrscheinlicher 
und schwerer zu" begreifen ist, als diejenige aus 
'Egxwlcov. 

Einen bedeutenden Fortschritt in der Kenntnis 
der Donauquelle brachte erst die romische Kaiser- 
zeit. In dem Kriege , den Augustus im J. 15 

60v. Chr. gegen die Alpenvolker fiihrte, gelang es 
seinem Stiefsohne, dem spateren Kaiser Tiberius, 
vom Bodensee aus, auf welchem er gegen die 
Vindeliker eine Seeschlacht geschlagen hatte, vor- 
zurficken und an die Quelle der Donau zu ge- 
langen. So wenig freilich dieser Marsch aus 
einem wissenschaftlichen Interesse heraus ausge- 
fiihrt wurde, so sehr nfitzte er doch der Wissen- 
schaft dadurch, dass Tiberius bei dieser Gelegen- 

67 



2115 



Danuvius 



Danuvius 



2116 



heit auf die Donauquelle stiess und damit ein 
im ganzen Altertum vielfaoh erOrtertes, aber nie- 
mals vorher gelOstes Problem entschied. Strabon 
VII 292 spricht ausfiibrlieh von dieser Ent- 
deckung. Nach ihm liegt die Donauquelle einen 
Tagemarsch vom Bodensee entfernt. und zwar 
nordwarts; wer aus Gallien nach dem herkyni- 
schen Walde reisen will , muss erst fiber den 
Bodensee und den Hister setzen und dann durch 
hiigeliges Gelande bis zum Walde fortschreiten. 10 
Also hier ist der herkynische Wald nicht mebr 
der Nordabfell der Alpen — vgl. oben — , sondern 
ist bereits auf die deutschen Gebirge nOrdlich 
der Donau iibertragen. Ausser am Anfang dieses 
Abschnittes , wo die nahe Verbindung mit der 
Eheinquelle auch von einer Donauquelle zu sprechen 
nahe legte, ij xe xov "Ioxgov jxrjyrj xal i] xov 'Pfjvov, 
spricht sonst Strabon nicht von einer Quelle, son- 
dern von Donauquellen mjyai wie voxioixeqa d' 
eoxl xwv xov "Ioxgov nnyoiv xal avxrj , namlich 20 
der Bodensee. und Tifieqiog eide xag xov "laxgov 
xijyag, und so auch IV 6, 9 p. 207 otiov at xov 
"Ioxqov Tirjyai. Man kann nicht zweifeln , dass 
Tiberius Marsch die Brkenntnis brachte, dass die 
Donau aus mehreren Quellflfissen , offenbar die- 
selben, die wir Brege und Brigach nennen, ent- 
stand ; der Ausdruck Tiflsqiog tide xag xov 'Ioxqov 
Tinydg besagt also, dass er, in die Nahe des Zu- 
sammenflusses dieser Quellfliisse gekommen , er- 
kannte und sah, dass der daraus entstandene Fluss 30 
die Donau war, kann aber nicht bedeuten , dass 
er nun auch im eigentlichen Sinne die Quellen 
selbst sah und zu den Quellen selbst vordrang, 
dazu hatte vom Bodensee aus doch offenbar ein 
Tagemarsch nicht geniigt. Denn in einem Tage- 
marsch konnte er wohl an die Donau vom Bodensee 
aus herankommen und zwar an einen Punkt, der 
ihm geniigenden Aufschluss fiber den aus meh- 
reren Quellfliissen entstandenen Fluss bieten konnte, 
aber wohl schwerlich an die Quellen selbst ; dazu 40 
hatte erliinger marschieren mfissen. Dass nun diese 
Donauquellen auf dem Schwarzwald lagen, sagt 
Strabon ausdrficklich freilich nirgends ; aber wenn 
schon die oben ausgehobene Beschreibung uns auf 
das Gebirge, welches wir heute Schwarzwald nennen, 
als Quellgebiet der Donau fiihrt, so spricht er 
VII 1, 5 p. 289 davon, dass der Hister, welcher 
zuerst nach Suden, dann sich wendend von Westen 
nach Osten fliesst — schon die Weudung gemr 
xgog voxov xax' aqydg bestatigt die Annahnie, 50 
dass unter den jinyai wirklich die beiden Quell- 
fliisse Brege und Brigach verstanden werden miissen, 
von welchen man in der That sagen kann, dass 
sie nach Suden fliessen, dass also auch der aus 
ihnen entstandene Fluss anfangs sfidlich fliesst — , 
beginnt und seinen Ursprung hat jLto xmv Ffq- 
Liavty.o'iv dxqov xo»> Eo^eoloiv, und IV 6, 9 p. 207 
davon, dass die Alpen in ihrer Hauptmasse eine 
zusammenhangende Kette bilden (was voran geht, 
ist schwer verderbt und kann hier nicht in Be- 60 
tracht kommen) von Ligurien Ins zu den Earnern 
und Tauriskern, dass sie dann aber niedriger 
werden und dann sich wieder erheben. ei; x).eia> 
fif-Qij xal ji'/.siovg xoqvtpdg . xqo>t)j d' iax'iv xov- 
xo)v y xov 'Prjvov xe'qav xal xij; /.iiivijg xexhinvij 
.-too? ico gd'/ig [iszgimg vifr/h), otxov at xov "Ioxqov 
TTtjyal Tthjaiov Zoi'jflcov xal xov 'Egxvriov Sgv/tov. 
Diese gdy.ig, die jenseits des Rheines und des Sees 



(natiirlich des Bodensees) liegt und diese Ispfia- 
vixa axga xa conigia kOnnen doch nurunser Schwarz- 
wald sein. Und wenn Strabon diesem Gebirgszug 
das Pradicat giebt fiexglwg vynlxi, so erinnert sich 
jeder, dass Tacitus spater von demselben Gebirge, das 
er Abnoba mons nennt, sagte: molli et elementer 
edito montis Abnobae ittgo. Strabon verschweigt 
den Namen dieses Gebirges, wie er auch nirgends 
den Namen der li/xwi, welche ganz sichor unser 
Bodensee ist, nennt. Etwas spater erscheint bei 
den Schriftstellern auch der Name des Schwarz- 
waldes. Auf dem mons Abnoba ■ — so wurde 
unser Schwarzwald genannt — lassen die Donau 
entspringen Tacitus Germ. 1. Plinius n. h. IV 79. 
Avienus orb. descr. 437. Martian. Cap. VI 662, 
wo Miillenhoff D. A. IV 107 Hister flnvius 
ortus in Germcmia de eacumine inontis Abnobae 
verbessert hat statt des tiberlieferten ad novem. 
Hierher gehoren ferner Solin. XIII 1 Hister Ger- 
manicis iugis oritur effusus monte qui Rauraeos 
Galliae aspectat und Ammian. Marc. XXII 4, 44 
Danuvius oriens prope Rauraeos monte confine 
limitibus Raetieis, obwohl sie den mons, wo die 
Donauquelle liegt, nicht namentlich nennen ; aber 
die Orientierung des Berges nach der Stadt der 
Rauriker und die ausdrtickliche Hervorhebung, 
dass dieser mons in Germanien gelegen ist (das 
will natiirlich auch des Ammianus monte con- 
fine, limitibus Raetieis besagen), stimmen so sehr 
zu Plinius Worten ortus hie in Germania iugis 
montis Abnobae ex adverso Eaurici Galliae op- 
pidi, dass alle diese Notizen auf eine einzige 
Quelle zurfickgehen. 

Ohne nahere Details zu bieten fiber Namen 
und Lage des Berges, auf dem die Donau ent- 
springt, geben Seneca (quaest. nat. IV 1, 1), 
welcher nachdrficklich die Ansicht gewisser Phi- 
losophen, dass unser Fluss rait dem Nil auch das 
Gemeinsame habe, dass er fontis ignoti sei, be- 
kampft, und Mela II 8 an, dass die Donauquelle 
in Germanien gelegen ist. 

Es fragt sich nun aber, ob nicht auch die 
Alten die Quelle bei Donaueschingen, die bis in 
unsere Tage oft als die wahre Quelle der Donau 
angesehen wurde, gekannt haben. Ich glaube 
diese Frage bejahen zu kOnnen. Plin. n. h. XXXI 
25 redet von schwarzen Fischen, die den Toil 
bringen, wenn sie gegessen werden; derartige giebt 
es anderswo, aber auch an der Donau, quod et 
circa Danuvii exortum auditi, donee veniatur 
ad fontem alrco adpositum, ubi finitur id genus 
piscium ideoque ibi caput amnis eius intellegit 
fama. Dieser fans aheo adpositus kann doch 
wohl nur die Donaueschinger Quelle sein, welche 
schon damals einige fur das caput des Stromes 
liielten. Plinius selbst allerdings scheint nicht 
diese Ansicht geteilt zu haben. 

Audi Ptolemaios hielt, wie aus seinen Lansjen- 
undBreitenbestimmungensicherhervorgeht (geogr. 
II 1 1, 5. 7), den Abnoba mons nicht fur das Quell- 
gebiet der Donau. Dare Quelle liegt nach ihm 
unter, d. h. sfidlich von der Alb xal xa o/to'tm/xa 
xoTg'A/.xeioi; xal ovxa vnig xijv xetpa).i]r tov Aa- 
vovjiiov; dies ergiebt sich auch aus_den beige- 
fiigten Graden, bei der Donauquelle /. und ,noy, 
bei der Alb xl) und /no; zu "/.y und /<;;«'. Dass 
die ofidivviia rot; 'A/.xeioi; og7j unserer heutigen 
Alb, wofiir sonst im Altertum dc-r Name Alba 



2117 



Danuvius 



Danuvius 



2118 



vorkommt, entsprecb.cn, ist ja klar. Darnach setzte 
Ptolemaios wohl die Donauquelle bei Donau- 
eschingen an; jedenfalls berichtet er nichts von 
mehreren Quellen und nichts von ihrem Ursprung 
auf der Abnoba, welche er mit la und Ji& zu /.« 
und VJS ansetzt. 

GeringesTnteresse bieten die Angaben spaterer 
Schriftsteller. Claudian XXVI 330 und Zosimus 
III 10 lassen die Donau in Eaetien entspringen. 



ist durchaus unsicher. Vereinzelt steht die An- 
sicht des Timagetos in seinem Buch fiber die 
Hafen, dass die Donau drei Mfindungen habe 
(Send. Apoll. Rhod. IV 306). Nach der gewohn- 
lichen Annahme hatte die Donau ffinf Mfindungen. 
Diese Ansicht wird von Herodot an bis ins spate 
Altertum oft wiederholt und muss in Grieehen- 
land und uberhaupt in der alten Welt bis zu Be- 
ginn der romischen Kaiserzeit als die ausschliess- 



Unzweifelhaft ist hiernach die Lilcke bei Aelian 10 lich gfiltige bezeichnet werden. Wir finden dieselbe 



de nat. animal. XIV 23 vji6 r<j> jiodl ds xmv "AX- 
xecov oqmv aqog ars/uov ftoqoav hub tfj (Iqxxco 
.^ . . ovxa xsx'/.ijxai, ysvog de xotovxov innixol 
avSoeg . h'xsv&ev rot nqouotv 6 xcov EvoWTtaicuv 

xoxaftwv /.dyioxog "loxqog zu erganzen. Clau- 

dians Verse sublimis in Arcton prominet Hercy- 
triae eonfinis Raetia silvae, quae se Danuvii iaetat 
Rlienique parentem legen es nahe, anzunehmen, 
dass bei Aelian von Raetien die Rede war, dass also 



bei Herodot IV 48. Ephoros bei Strab. VII 305. 
Ps.-Scymn. 773. Dionys. orb. descr. 301 = Mfiller 
Geogr. gr. min. II 119 und daraus Avien. descr. 
orb. 440. Arrian. anab. I 3, 2. V 4, 1; Ind. II 5; 
peripl. Ponti Euxin 24; anonym. Periplus P. E. 
68 = Mfiller Geogr. gr. min. 1419. Claudian. 
XXVI 337. VIII 630. Nikeph. Blemmid. p. 6 
Spohn. Anna Komn. VII 2 — also uberwiegend bei 
Griechen. Claudian steht, wie wir sehen werden, 



in der Lficke xuxai ■>) 'Paixia stand; allerdings ist 20 mit seinen ffinf Don aumiindungen unter den ROmern 



dieselbe damit noch nicht ganz ausgeffillt; man 
yergleiche noch Lilian xal 'Patxol Sk xa vnb xr/v 
aqxxov, Iva 'Prfvov xs eloiv ai mjyal xal at xov 
'Ioxqov xlrjoiov xaga xoig yeixooi (taqj}dqoig (or. 
II 72 C). Die von Claudian und Mian her- 
vorgehobene Nachbarschaft der Rhein- und Donau- 
quellen, welche auch Dionys. orb. descr. 298, die 
anonyme vjioxv.-xojoic ysojyqaoyiag bei Mfiller 
Geogr. gr. min. II 502 und Nikephoros Blem- 



vereinzelt da. Denn seit des Augustus Zeiten 
dringt die Annahme von sieben Mfindungen immer 
mehr durch und wird namentlich von romischen 
Schriftstellern vertreten. Strab. VII 315 und Ovid. 
trist. II 189 eroffnen den Reigen, ihnen folgen 
Mela II 8. Stat. silv. V 2, 137. Valer. Flacc. 
Argon. IV 718. VIII 187. Ammian. Marc. XXII 
8, 44 Solin. XIII 1. Sidon. Apoll. carm. V 471. 
Auf der Karte, welche dem Iulius Honorius vorlag, 



mides p. 6 Spohn betonen , wahrend Mela II 79 30 hatte die Donau gleichfalls sieben Mfindungen 



die Rhone non longe ab Histri Rkenique fon- 
tibus entspringen lasst, war dann weiter offenbar 
die Veranlassung, dass Leute wie Himerios (or. 
I 8) und Johannes Lydos (de magistr. Ill 82) 
eine gemeinsame Quelle fur Rhein und Donau 
annahmen. Den Zeitverhaltnissen entsprechend 
— denn bekanntlich siedelten sich germanische 
Volker seit dem 3. Jhdt. immer mehr und mehr 
auf romischem Gebiet an — lassen lord. Get. 12. 75 



(Riese Geogr. lat. min. 39), wie deren auch sieben 
auf der von E. Miller (Mappae mundi Heft 1) 
herausgegebenen Earte des Beatus eingezeich.net 
sind. Hierher gehoren auch Tac. Germ. 1. Plin. 
n. h. IV 79. Ptolem. geogr. Ill 10, die mit Un- 
rccht als Vertreter der Annahme von sechs Mfin- 
dungsarmen der Donau hingestellt werden. Zwar 
sagt Tacitus donee in Ponticum marc sex meati- 
bus erumpat, aber schon der unmittelbar folgende 



die Donau in Alamanieis arvis und Ausonius 40 Zusatz : septimum os paludibus hauritur zeigt, 



epigr. V mediis Suebi-s entspringen. Das ist 
nichts anderes, als wenn frfihere Schriftsteller 
(vgl. o.) den Strom einfach in Germanien ent- 
stehen liessen. 

Wir gehen jetzt fiber zu der Mfindung der 
Donau. Von den Neueren haben, was bei den 
Alten dariiber sich findet, zusammengestellt F. C. 
H. Eruse De Istri ostiis, Breslau 1820 und P. 
Becker Beitrage zur genaueren Eenntnis Tomi's 



dass er in Wahrheit der seit Augustus aufge- 
kommenen Lehre von sieben Mfindungen huldigt; 
jedenfalls wurde von ihm und der Quelle, der er 
folgte, anerkannt, dass auch die nicht direct ins 
Meer, sondern in palud.es gehende Mfindung in 
der Gesamtzahl derselben mitzuzahlen sei. Denn 
offenbar ist doch des Tacitus septimum os identisch 
mit dem in folgenden Worten beschriebenenDonau- 
arm des Plinius: primum ostium Pences, mox 



und^ der Nachbarstadte , Jahrb. f. Philol. Suppl. 50 ipsa Pence insida, in qua proximus alveus *ap- 

i, , , pellatus XIX p. magna palude sorbetur. ex eodem 

aheo et super Histropolin lacus gignitur LXIII 
passuum ambitum. Halmyrin vocant. Der Name 
dieses alveus ist bei Plinius ausgefallen, ist aber 
offenbar derselbe Donauarm. der heute Dunavez 
heisst, denn der durch Plinius beschriebene und 
durch die Lage der Stadt Istropolis, gewfihnlich 
Istros genannt, naher bezeichnete See, den er 
Halrnyris nennt. kann doch nur der heutige Braek- 



XIX 1853, wozu man noch namentlich wegen der 
jetzigen Gestaltung des Donaudeltas Peters in 
den Denkschriften der Wien. Akad. Mathem.- 
naturw. CI. XXVII 1867 vergleiche. Zunachst 
wird oft Eratosthenes als Vertreter der Ansicht 
hingestellt. als hatte die Donau zwei Mfindungen. 
Aber aus den Worten des Scholiasten zu Apol- 
lonios Rhodios (IV 310 = frg. in 398 in Bergers 
Sammlung) rptjai oi xal 'Egaxoodh-jjg . . . ^eol 



nzvxr)v vfjoov xqiyoi'or dval oxo/iaoi ixdi&ovai 60 wassersee Rasim sein, fiber welchen Peters a. a. O. 



xov "Ioxqov elg xi/r dd'/.anaav geht nur hervor, dass 
Eratosthenes von den zwei die Insel Peuke um- 
schliessenden Aririen des Istros an dieser Stelle 
gesprochen hat, gerade wie Apollonios selbst (IV 
311. vgl. den Scholiasten z. d. St.) von dieser 
Insel sagt daoA ok boiai oyliovxai rroo/ooi. Also 
wie viele Mtmdungsarme ausser diesen beiden, 
welche Peuke bilden, Eratosthenes angesetzt hat, 



99 handelt. Man vergleiche die bei Plinius, Solin. 
XIII 1 und Ammian. XXII 8, 45 fiberlieferte Liste 
der Namen der sieben Donaumfindungen, so wird 
man finden, dass dieselbe auf eine gemeinsame Quelle 
zurttckgeht und das? der siebente Arm fiberall 
mitgezahlt ist, tfotzdem er nicht in die offene See 
sich ergiesst, sondern in ein Binnenmeer; so heissen 
bei den drei genannten Autoren die Mfindungs- 



2119 



Danuvius 



Danuvius 



2120 



arme: 1. Peuee; 2. Naraeustoma; 3. Calonstoma; 
4. Pseudostomon; 5. Borionstoma; 6. Psilonstoma 
(Spilonstoma Solin.; Stenostoma Ammian.). Wah- 
rend Plinius zwischen 1. irnd 2. seinen alveus 
*appellatus anfiigt, setzen Solin und Ammian als 
nr. 7 hinzu: septimum pero pigrum ao palustri 
specie ntm habet quod anini comparetur und 
septimum seffnius et palustri specie nigrum. 
Diese siebente Miindung bei Solin und Ammian 
ist doch sicher nicht in den Norden, trotzdem 
sie bei der Aufzahlung von Siiden nach Norden 
gehen, sondern in den Siiden zu setzen und sclion 
wegen des durch palustri specie gegebenen An- 
klanges an paludibus hauritur und palude sor- 
betur mit dem septimum os des Tacitus und dem 
ungenannten, aber auch ungezahlten alveus des 
Plinius zu identificieren. Tacitus und Plinius 
zahlten in der That sieben Donaumundungen. 
Ptolemaios (geogr. Ill 10, 3) Beschreibung der 
Donaumundungen ist etwas schwierig und um- 
standlich; aber die von ihm ausdriicklich genannten 
Arme: Hieron (ij Ilevxrf), Narakion, Kalon, Pseudo- 
stomon, Boreioxi, Psilon stimmen zu den in der 
obigen Liste gegebenen Namen, es sind dereu 6. 
Dazu kommt als siebenter ftliindungsarm derjenige, 
welcher nach seinen eigenen Worten sxavexai /«- 
xgov jrgo xtjs els xov IIovxov ixfSoXrjs; das sonst 
nur Peuke genannte ordfia nennt Ptolemaios auch 
legov. Auch Strabon (VII 305) kennt das legov 
oroua, und Becker (a. a. 0. 331) identificiert es 
mit der heutigen St. Georgsmtindung, derselben, 
die sonst im Altertum Ilevxt] genannt wird. Bei 
dieser Auffassung bleibt eine Schwierigkeit, die 
auch Becker nicht entgangen ist, namlich die 
Worte Strabons : fieyioxov de xo legov oxofia xa/.ov- 
fievov, dt' ov oxadlwv dvoTikovs cm xrpr TIevxr\v 
exaxbv el'xoor, man kann doch unmOglich von 
einem avdxXovs ejil xljv Ilevxr/v sprechen, wenn 
das legov oxofia der St. Georgsarm ist, an dem 
in seiner ganzen Lange bis zu seiner Miindung 
die Insel Peuke liegt. Strabon selbst sagt xgos 
di xals ex[io).ais fieyaJ.i) vfjaos iaxiv fj Ilevxt}, 
Plinius sagt primum ostium Peuces, mox (d. h. 
der im ganzen Abschnitt innegehaltenen Bichtnng 
von Siiden nach Norden entsprechend nOrdlich 
von diesem ostium Peuces) ipsa insula Pence, 
und bei Ptolemaios (III 10, 2) umfasst der von 
ihm Peuke oder Hieron genannte Arm auch die 
Insel Peuke. Also wenn man in den St. Georgs- 
arm, den Strabon legov genannt haben soil, hinein- 
fahrt, ist man sofort an der Insel Peuke; dazu 
bedarf es keiner Stromfahrt von 120 Stadien. 
Strabon muss unter dem Hieronstoma den heute 
Dunavez genannten Mfindungsarm verstehen, der 
vom St. Georgsarm abzweigt; nach Becker ent- 
sprechen die 120 Stadien der Lange des Dunavez 
von seiner Abzweigung vom St. Georgsarm bis zu 
seiner Einmflndung in den Rasimsee (bei Plinius 
Halmyris). Beckers Erklarung (a. a. 0. 334), 
dass unter Strabons legov oxoua sowohl die St. 
Georgsmtindung, als auch der Dunavez gemeint 
sei, scheint mir unannehmbar zu sein. Und da 
im Altertum jedenfalls noch die Verbindung zwi- 
schen Rasimsee und dem offenen Meer freier war, 
als sie es jetzt infolge der starken Stromanschwem- 
mung ist, konnte Strabon sein legov oxoua auch 
gut als das ,-rotorov oxoua ir dgwxegu eloM.eovxi 
els xov IIovxov bezeichnen. Ich glaube aber weiter, 



dass in dem eben ausgehobenen Satz bei Strabon 
unter em xi/r Ilevxyv gar nicht die Insel, sondern 
der Stromarm Peuke zu verstehen ist. Dann hat 
also Strabon zwei Arme, die Peuke und das Hieron- 
stoma, genannt und dann kann von einer Identi- 
ficierung des letzteren mit dem St. Georgsarm 
gar keine Rede sein. Allerdings hat Ptolemaios 
diese beiden in Wirklichkeit zu trennenden Miin- 
dungsarme zusammengeworfen. In der Lticke bei 

10 Plinius hat saeer oder hieros gestanden. Auf den 
Versuch, diese sieben Mundungen mit den jetzigen 
Mundungen zu identificieren, muss trier verzichtet 
werden; dariiber sehe man Niiheres bei Becker 
a. a. 0. Klar ist es aber doch geworden, dass 
von einer im Altertum iiblich gewesenen Annahme 
von sechs Donaumundungen nicht die Rede sein 
kann , und dass weiter die weit verbreitete An- 
sicht von sieben Mundungen auf eine in die 
friiheste rOmische Kaiserzeit hin aufreichende Quelle 

20 zuriickgeht. Die Peutingersche Tafel kami hier 
nicht in Betracht kommen; zwar sieht man bei 
Desjardins und M i 1 1 e r sechs Donaumundungen, 
aber bei Scheyb deren nur vier, und auf den in 
Wien hergestellten Photographien ist die betref- 
fende Partie nicht sehr klar, so dass eine erneute 
Priifung der Karte wiinschenswert erscheint. Auch 
der Scholiast zu Lucan. Ill 202 kennt nur eine 
divisio (des Ister) septena vel quina, keine andere. 
Wenn schon der augustischen Zeit die Kennt- 

30 nis der wahren Donauquellen und das Aufkom- 
men und die Verbreitung des Namens D. verdankt 
wird, so darf man derselben auch noch mit Recht 
das Verdienst zuschreiben, einen alten und lange 
gehegten Irrtum in Betreff der Donau endgultig 
beseitigt zu haben. Man glaubte namlich, dass 
der Pluss sich teile, nicht etwa bios, wie es dev 
Wirklichkeit entspricht, in seinem Unterlauf, urn 
in mehreren Armen sich ins Sehwarze Meer zu 
ergiessen, sondern auch in seinem Oberlaufe und 

40 /.war so, dass ein Arm in den Pontos, ein anderer 
in das Adriameer sich ergosse. Diese Ansicht 
finden wir zuerst im Skylax c. 21: uexa de 'Eve- 
xois eloiv" loxgoi e-thos xal xoxauos "loxgos ' ovxog 
6 jioxauog xal els xov IIovxov eloflaXXei; hier wird 
also ein auf der Halbinsel Istrien miindender und 
mit dem dieselbe bewohnenden Volke der Istrer 
gleichlautender Fluss fur identisch erkliirt mit 
dem Fluss Istros, der ins Sehwarze Meer fliesst. 
Viel deutlicher noch sprechen sich andere Schrift- 

50 steller iiber diese Bifurcation der Donau aus. 
Aristoteles berichtet de anim. hist. VIII 13, dass 
eine gewisse Fischart, die er igi^/av nennt und 
die nach Aubert und Wimmer in ihrer Ausgabe 
der aristotelischen Schrift Sardellen sind. auf ihrer 
Wanderung aus der Propontis in den Pontos ge- 
fangen zu werden pflegte, aber niemals auf der 
Ruckwanderung aus dem Pontos gefangen wurde. 
Als Grand fur diese auffallende Erscheinung wird 
aDgegeben, dass diese Fische die Donau hinauf- 

60 Ziehen, start also in die Propontis zurtickzukehren, 
wie andere Fische dies thun, eW ft oyi^exac (nam- 
lich o "loxgos) xaxa.r/.eovoi els xov 'Adglav. Auch 
Theopomp. frg. 140 = Strab. VII 317 und Ps.- 
Aristot. de mirab. auscult. 105 lassen die Donau 
sich teilen und mit einem Arm in das Adriatische, 
mit dem anderen ins Sehwarze Meer sich ergiessen. 
Apoll. Rhod. IV 322 lasst seine Argonauten vom 
Pontos die Donau hinauffahren und ohne Umsteigen 



21Z1 



uanuvius 



uanuvius 



Z1.Z2 



ins Adriameer gelangen; der Punkt, wo sie sich 
teilt , liegt nach ihm am oxoxeXos KavMaxoto ; 
nach Hekataios bei Stephanos von Byzanz gab es 
ein Volk Kavhxoi, welche Patsch Die Lika in 
romischer Zeit (= Schriften der Balkancommis- 
sion I) mit den von Plin. n. h. Ill 130 genannten 
Flamonienses Oulici identificiert. Die Flamo- 
nienses gehoren nach Istrien und leben im heuti- 
gen Fianona weiter. Aber freilich mit dieser 
Identification gewinnen wir nicht viel, da doch 10 
niemand weiss, wie weit die Kavhxoi ins Land 
Mneinreichen, und Apollonios schwerlich die Bifur- 
cation nahe an der Kftste sich gedacht hat. Aber 
auch das unmittelbar dem oxoneXos Kavhaxolo 
vorangehende "Ayyovgov ogog und das vom Scho- 
liasten zum Apollonios als Gegend, wo die Donau 
sich teilt, angegebene xmv SlvScov jiedlov sind bis 
jetzt nicht localisiert und wohl auch nicht zu 
localisieren. Von den grossen griechischen Geo- 
graphen der alesandrinischen Zeit hat wahrschein- 20 
lich Eratosthenes und sicher Hipparch an die 
Isterteilung geglaubt (Strab. 1 57 und dazu B e r g e r 
Die geographischen Fragmente des Eratosthenes 
349). Auch des Ps.-Skymnos Verse 778ff. handeln, 
trotzdem sie sehr verderbt sind, offenbar von der 
Bifurcation der Donau ; zuletzt hat diese Ansicht 
Cornelius Nepos vertreten (Plin. n. h. Ill 127). 
Das ist wichtig. Denn schon Strabon (I 57. VII 
317) und Diodor (IV 56) bekampfen mit triftigen 
Griinden diese Ansicht von der Isterteilung und 30 
haben erkannt, dass die Gleichnamigkeit zweier 
Fliisse. des grossen in den Pontos miindenden Istros 
und des kleinen auf der Halbinsel Istrien fliessen- 
den Istros diesen Irrtum verschuldet habe. Und 
wenn Diodor die Aufdeckung und Beseitigung 
dieses Irrtums den Feldziigen der RBmer in der 
dortigen Gegend zuschreibt, so ist das richtig. 
Augustus Kriege an der Save und im Land der 
Pannonier mussten hier seine Zeitgenossen das 
Richtige iiber den Lauf der Donau erkennen lassen. 40 
Wahrseheinlich also hot die auf Agrippa und 
Augustus zuriickgehende Chorographie auch Auf- 
schluss iiber den richtigen Lauf der Donau, gerade 
■wie sie (vgl. o.) die Namen D. und Hister auf 
den Ober- bezw. Unterlauf des Flusses angewandt 
hat. Hieraus schOpfte wohl auch Plin. n. h. Ill 127 : 
wenn Mela II 63 offenbar noch an der Bifurcation 
festhalt, so folgt er alten und veralteten Quellen. 
In diesen Zusammenhang gehOrt auch die 
allerdings vereinzelt stehende Annahme des Tima- 50 
getos in seinem Buch iiber die Hafen , wonach 
die Donau (xov fiev <I>aaiv xaxaqegeo&ai ex 
xwv KelxixCw 6ga>v ist uberliefert in den Schol. 
Apnll. Rhod. IV 259, aber sowohl Mullenhoff 
D. A. I 431 als auch Gutschmid bei Wiede- 
mann Herodots 2. Buch 143 Anm. haben erkannt, 
dass zu Anfang $aaiv verkehrt ist und dass start 
dessen der Hister genannt sein mtisse ; die Ver- 
besserang xov fiev ("Ioxgov)cpa.olv ist durchaus 
einleuchtend) von den keltischen Bergen komme, 60 
dann in den Keltensee fliesse , darauf sich teile 
und teils ins Sehwarze Meere teils in das Kelten- 
meer miinde. Unter Kehiov U\.ivr\ versteht v. Gut- 
schmid den Bodensee, unter Kelxixi] da/.aaoa 
den Golf du Lion, gewiss mit Recht. Auch bei 
Apoll. Rhod. IV 634 ist unter den /.ifivai . . . ah' 
ava KtAxmv ijxmnor Tiewiavzai adeoq axov der 
Bodensee zu verstehen. 



Zu erwahnen ist noch die Ansicht , wonach 
die Donau mit dem Adriameer durch unterirdische 
Canale in Verbindung stehe. Dieselbe Geschichte 
von den xgiymi, wie Aristoteles, erzahlt auch 
Plin. n. h. 1X53, aber hier heisst es: sed hi soli 
in Histrum amnem subeunt et ex eo subterraneis 
eius venis in Hadriatieum mare defluunt. Und 
nach Theopompos (bei Strab. VII 317) sind die 
beiden Meere, namlich der Pontos und der Hadria, 
durch unterirdische Canale verbunden, ovvxexgij- 
odai xa Ttelaytj. Der fur diese auffallende Er- 
scheinung angegebene Grand and xov evgioxeo-Dai 
xega[i&v xe Xlov xal Sdoiov ev xa> Ndga>vi be- 
weist natiirlich nicht das, was er beweisen soil, 
giebt uns aber einen Fingerzeig, wie alle diese 
Ansichten der Alten iiber die Bifurcation der 
Donau sowohl als fiber ihre Verbindung mit dem 
adriatischen Meere durch unterirdische Canale 
entstanden sind, namlich durch die von vielen 
gemachte, aber von fast alien falsch gedeutete 
Beobachtung , dass der Pontos und der Hadria 
durch den Handel mit einander seit alters in 
Verbindung standen. 

Man kann sich also nicht mehr wundern, dass 
Ptolemaios eine genauere Beschreibung des Fluss- 
laufes mit Angabe vieler Krummungen und Her- 
vorhebung der beiden grossen Biegungen bei 
Waizen und der Savemiindung liefern konnte 
(geogr. II 11, 5. 15). Dazu standen ihm seit 
der Entdeckung der wahren Donauquellen und 
der standigen Beruhrung der RCmer mit der 
Donau auf ihrem ganzen Laufe genug Beobach- 
tungen zu Gebote. Ebenso waren natiirlich die 
Nebenflusse des Oberlaufes, welche dem Herodot 
noch unbekannt waren, bekannt geworden und 
wurden von Ptolemaios (geogr. II 11, 5) und Plinius 
an verschiedenen Stellen seiner Landerbeschrei- 
bung erwahnt; so wurden die NebenflBsse des 
ganzen Flusslaufes gezahlt und nach GrOsse und 
Zahl mit den Nebenilussen anderer grosser Fliisse 
verglichen (Arrian. Ind. IV 15). Die Gesamtzahl 
der Donaunebenfliisse wird gewohnlich auf 60 an- 
gegeben, so Plin. n. h. IV 79. Ammian. XXII 
4, 44. Mart. Cap. VI 662. Iordan. Get. 12, 75. 

Seit alter Zeit wurden auf der Donau die Ein- 
baume zum Sehiffen gebraucht, bei Arrian. anab. 
I 3, 6 und Cass. Dio XLIX 37 uov6g~vka xloTa, 
bei Ammian. Marc. XXXI 4, 5 cavatis arbarum 
aive.is und XVII 13, 27 cavatis roboribus. Dieser 
Art Nachen bedienten sich die Anwohner des 
Flusses, bei Arrian und Dio die thrakischen und 
pannonischen Stamme, bei Ammian die Sarmaten 
und Gothen, die spater nach Verdrangung thra- 
kischer und anderer Stamme an der Donau sassen 
und gleich ihnen mit Einbaumen den Fluss be- 
fuhren. Neben diesen primitiven Fahrzeugen 
waren aber immer auch besser construierte im 
Gebrauch, welche je nach ihrer GrOsse verschie- 
den benannt wurden; am haufigsten begegnen 
rotes (Boote) und naves (Schiffe); Lastschiffe. 
vi]es <pogxideg und olxabes (Apoll. Rhod. IV 283), 
kommen auch vor, waren wohl aber auf das Mun- 
dungsgebiet und den Unterlauf beschrankt. Diesen 
Fortschritt von den primitiven Einbaumen zu den 
Booten und Sehiffen verdankten die Donauanwoh- 
ner den Griecben, welche, um Handel zu treiben, 
den Strom hi»auffuhren ; zu Ovids Zeiten gab es 
auf der Donau rates (Trist. Ill 10, 31), wie spater 



"i-w JJilUUVIUS 

die Gothen ausser den Einbaumen auch nates 
und rates hatten (Ammian. a. a. 0.1. Ich finde 
keine Stelle, wonach auf der Donau gesegelt wurde ; 
dagegen wird haufig das Rudem auf derselben 
erwahnt, Zosim. Ill 10 bei Iulians Fahrt auf der 
Donau sziii de rjy ovveyjjs eigcaia. Ammian. XXVII 
5, 9 navibus remigio direetis. Claud. Mamert. 
paneg. XI 8 p. 250 Baehr. classem per maximi 
fluminis tractum remis reniisque volitantem. 
Claud. XXVI 338 ambo (sc. Rlienus und Danuvius) 
habiles remis und V 27 expertaque remos frangunt 
stagna rotis. Nach Schulthes Donaufahrten 
wurde im vorigen und in diesem Jahrhundert nie 
auf der Donau gesegelt; hier also hat erst das 
Dampfschiff Wandel geschaffen, bis zu dessen Er- 
flndung seit den altesten Zeiten die Tradition 
scheinbar nicht unterbrochen wurde. Auch auf 
den uns erhaltenen bildlichen Darstellungen, der 
Traians- wie der Marc Aurelsaule, worauf sich 
die Donau mit Fahrzeugen dargestellt findet, giebts 
nur Buderboote und durch Ruder fortbeweete 
Schiffe. B 

Es ist schwer fiber Umfang und Bedeutung 
der Donauschiffahrt im Altertum sich ein klares 
Bild zu machen; statistische Angaben fehlen ganz- 
lich, gelegentliche Bemerkungen der alten Schrift- 
steller sind es, welche, so durftig sie an sich sein 
mogen, doch wohl im ganzen gentigen, uns die 
Bedeutung der Donau als Wasserstrasse ahnen 
zu lassen. Auszusondern sind hier alle im Verfolg 
kriegerischer Verwicklungen stattgehabten Befah- 
rungen der Donau, denn wenn sie auch lehren, 
was eigentlich keines Beweises bedarf, dass der 
Strom schon im Altertum mit Schiffen bcfahren 
wurde, so fanden sie doch alle zu einem bestimm- 
ten Zweck statt, und sobald dieser erfullt war, 
wurden auch wieder die Fahrzeuge von der Donau 
entfernt. Beachtenswert ist es aber, dass man 
auch aus diesen von Machten, welche eine Kriegs- 
marine hatten, begonnenen Unternehmungen er- 
sieht, in welchen Bichtungen der Strom befahren 
wurde. Des Dareios Schiffe fuhren denselben eine 
Strecke, wozu sie zwei Tage gebrauchten, hinauf 
bis zu dem Punkte, wo er sich zuerst gabelt, um 
hier ihn fur das durch Thracien heranziehende 
Landheer zu iiberbriicken, Herodot. IV 89. Ebenso 
liess Alexander d. Gr. seine Kriegsschiffe aus 
dem Schwarzen Meer die Donau hinauffahren und 
sie zusammen mit dem Landheere gegen die auf 
die Insel Peuke gefiohenen Triballer operieren, 
als dies nicht gelang, benutzte er sie zur Uber- 
fahrt auf das Nordufer, wo er die Geten angriff, 
Arrian. anab. I 3, 3. Augustus Schiffe dagegen 
sollten in dem beabsichtigten Kriege gegen die 
Dacer von der Sau in die Donau und dann die 
letztere hinabfahren, um das kriegfiihrende Heer 
mit dem nOtigen Proviant zu versehen, Appian. 
Hlyr. 22. Auch der zum Entsatz des von den 
Geten eroberten Aegisos im J. 12 n. Chr. heran- 
ruckende Vitellius fuhr auf der Donau strotn- 
abwarts. Schade ist es nur, dass wir nicht wissen, 
wo er die Schiffe bestieg, Ovid, ex Ponto IV 7, 27. 
Alles dies sind gelegentliche Fahrten zu Schiffe 
auf der Donau. Dieselbe wurde aber auch standig 
befahren und als Wasserweg im ganzen Altertum 
zur Beforderung von Waren und zur Vermittlung 
des Verkehrs benutzt. Erwahnt sind schon die 
Einbaume der thrakischen und pannonischen An- 



Uaimvms 



2124 



wohner des Flusses, welche nach Arrian zum Fischen 
und zum Verkehr von Ufer zu Ufer dienten, nach 
Dio aber auch zur Abwehr feindlicher Unterneh- 
mungen gebraucht wurden. Nach Ovids Worten 
(Trist. HI 10, 31) quaque rates ierant pedibus 
nunc itur, niimlich im Winter, wenn die Donau 
zugefroren ist, wird niemand an einem lebhaften 
Schiffsverkehr zweifeln. Und Augustus fand, als 
er gegen die Pannonier focht und Siscia belagerte, 
10 an dem Mittellauf der Donau so viele Fahrzeuge 
einheimischen, nichtromischen Ursprungs (xlota 
najja r&v ^ ravzrj ovpfidxaiv xoirftivxa sagt Cass. 
Dio XLIX 37), dass er sie aus der Donau in die 
Save und Kulpa hinuberfuhren liess und mit Er- 
folg bei der Belagerung der feindlichen Stadt ver- 
wandte. Gegen diese Boote bauten die Belagerten 
ihre Einbaume. Auch Aelians Erzahlung (de 
anim. XIV 24), wie die aus dem Schwarzen Meer 
in die Donau einlaufenden Lastschiffe (vtjeg al 
20 <poQzldss) den Strom ebenso fiirchten wie das Meer 
wegen seiner Gefiihrlichkeit, wie weiter ein im 
Eise festsitzendes Schiff — also auch zur Winters- 
zeit wurde gefahren — rasch von seinen Insassen 
verlassen und seiner Ladung entledigt wird, um 
letztere an eine eisfreie Stelle zu bringen, natfir- 
lich um sie hier weiter auf ein anderes Schiff zu 
verfrachten, macht durchaus den Eindruck, dass 
die Schiffahrt auf der Donau etwas Haufiges und 
GewOhnliches war. Wir flnden im alten Axiu- 
30 polis eine Weihinschrift der nautae universi Da- 
nun (CIL III Suppl. 7485), die doch beweist, 
dass das Schiffergewerbe an der Donau heimisch 
und ansehnlich war, und in Viminacium die Wei- 
hung an Mithras von einem nauelerus (Arch, 
epigr. Mitt. XVII 31), der seine Schiffe doch sicher 
auf der Donau fahren liess. Als Iulian im J. 361 
gegen Constantius auibrach, benutzte er von dem 
Punkte an, wo die Donau schiffbar wurde, zum 
Transport seiner 3000 Begleiter und um schneller, 
40 als dies auf dem Lande mOglich gewesen ware, 
Sirmium zu erreichen, den Wasserweg auf der 
Donau. Zosim. Ill 10 sagt: x/.ota jiordfiia xa- 
raaxevdaas, Ammian. Marc. XXI 9, 2: lembis 
esccmis quos opportune fors dederat plurimos, 
Mamert. paneg. XI 8: lembis liburnisque; frei- 
lich sind liburnae Kriegsschiffe, und daher glaubt 
Koch Kaiser Iulian, Jahrb. f. Philol. Suppl. XXV 
75, dass Iulian auf eine Abteilung der Kriegs- 
flotte, die, wie auf dem Rheine, so auch auf der 
50 Donau an verschiedenen Orten stationiert war, 
gestossen sei und dieselbe zu seiner Fahrt be- 
nutzt babe. Aber abgesehen davon, dass so weit 
stromaufwarts keine Station der Donauflotte nach- 
weisbar ist — die nachsten Stationen waren in No- 
ricum Lauriacum und Arlape; Eaetien, und da- 
mm handelt es sich hier, scheint uberhaupt keine 
gehabt zu haben — und dass auf den Ausdruck des 
Panegyrikers Mamertinus kein allzu grosses Ge- 
wicht gelegt werden darf, die Wendungen des 
60 Zosimus una Armnianus legen doch die Vermu- 
tung nahe, dass der Kaiser eine Flotille von sol- 
chen Schiffen, wie sie auch sonst zu verschiedenen 
Zwecken auf der Donau gehalten wurden, traf. 
Waren das wirklieh, wie Koch will, Kriegsschiffe 
gewesen, dann versteht man schwer das xctra- 
axevdoa; des Zosimus; denn diese miissen doch 
zur Aufnahme von Truppen von Anfang an her- 
gerkhtet sein. Sind es aber keine Kriegsfahr- 



2125 



Danuvius 



Damiyius 



2126 



zeuge, sondern dem Handel oder der Fischerei 
dienende Schiffe gewesen, dann hcisst xmaaxev- 
doas so viel, dass er sie seinem Zweck entspre- 
chend hergeriehtet , sie in der Schnelligkeit so 
ausgeriistet habe, dass sie dem Transport von 
Truppen dienen konnten. Und wenn Ammian 
von dem .Zufall' spricht, der ihn sehr viele Boote 
treffen liess, so passt auch dies besser zu der 
Annahme, dass gerade Donauschiffe in besonders 
grosser Menge in Ulm, von wo aus die Donau 
schiffbar wird, versammelt waren als zu jener von 
Koch. Wir wissen zwar ivichts von der Starke 
einer solchen Station fiir Kriegsfahrzeuge ; sollte 
dieselbe aber wirklieh fiber so viele Schiffe ver- 
fiigt haben, dass 3000 Mann auf ihnen transpor- 
tiert werden konnten? Mag dies Beispiel un- 
sicher und meine Interpretation verfehlt sein, einen 
ganz sicheren Beleg fiir das Vorhandensein einer 
starken Donauflotte, die Handels- nicht Kriegs- 
zwecken diente, bietet Eugippius v. Sever. 3 p. 14 
Momms. igitur non nmlto post rates plurimae 
de partibus Baetiarum mercibus onustae inspe- 
ratae videntur in litore Danurii, quae multis 
diebus erassa Aeni fluminis glacie fuerant col- 
Ugatae. Also diese Schiffe brachten Getreide und 
anderen Mundvorrat aus den oberen Teilen Rae- 
tiens den Inn herab an die Donau nach Batavis, 
wo gerade der heilige Severinus sich aufhielt. In 
diesem Zusammenhang muss noch darauf hinge- 
wiesen werden, dass auch die barbarischen An woh- 
ner der Donau, also die verschiedenen Bewohner 
ihres Nordufers-, Schiffe besassen. Der Kaiser 
Marc Aurel legte zwar den Iazygen nach Beendi- 
gung des Markomanenkrieges leichtere Friedens- 
bedingungen auf als den Markomanen und Quaden, 
gestattete ihnen aber nicht, eigene Schiffe zu halten 
(Idlois x/.oioi; yjyijo&ai Dio LXXI 19); der Zweck 
dieses Verbotes liegt klarlich darin, dass sie von 
den Donauinseln ferngehalten und uberhaupt am 
tbersetzen auf das romische Ufer des Stromes 
gehindert werden sollten. Interessant ist die 
Schilderung des Ammian (XVII 12, 4) vom Feld- 
zug des J. 358 in das Theissgebiet gegen eben 
dasselbe Volk, dem Marc Aurel die Haltuug von 
Schiffen untersagt hatte. Die Sarmaten wurden 
besiegt, dann aber navigia aufgetrieben , um sie 
bis in die entlegensten Schlupfwinkel zu verfolgen. 
Diese navigia waren sarmatische: die Sarmaten 
waren sehr erstaunt iiber die sie auf ihren eigenen 
Booten verfolgenden Romer; quos repentinun fe- 
f el lit aspeetus gentiles Umbos et nota remigia 
conspicantes sagt Ammian. XVI 13, 17. Also 
auch hier wie oben bei der Beschreibung von 
Iulians Fahrt auf der Donau gebraucht er den 
Ausdruck lembi. Von Fahrzeugen der Gothen 
ist oben gesprochen worden. Es liegt in der 
Xatur der Sache, dass wir von Schiffen und Fahr- 
zeugen der Donaubarbaren nur erfahren. wenn 
bei kriegerischen Verwicklungen dieselbcn irgend- 
wie eine Eolle spielten; stent aber irgend etwas 
■ler Annahme entgegen, dass sie nicht bios im 
Kriege zum Ubersetzen auf rOmisches Gebiet, son- 
de™ auch im Frieden zum Transport von Gutern, 
beim Fischfang und uberhaupt beim Verkehr be- 
nutzt wurden? 

Also wahrend des ganzen Altertums gab es 
auf der Donau sowohl auf rfimischer als auf bar- 
barischer Seite Schiffe ; und wenn auch nur selten 



ausdriicklich angegeben wird, welchem Zwecke 
dieselben dienten, so kann doch nichts sicherer 
sein, als dass sie des Verkehrs und des Handels 
wegen gebaut und gehalten wurden. Und in der 
That war die Donau eine Strasse fur den Handel 
und eine Verkehrsader von Bedeutung schon im 
Altertum. 

Von Italien aus bestanden seit alters Handels- 
wege ins Donaugebiet. Strabon (VDI 314. IV 207) 

10 berichtet von zwei Strassen , fiir Lastwagen be- 
fahrbar, von denen die eine von Aquileia aus- 
gehend und die Okra iiberschreitend nach Nau- 
portus (Oberlaibach), die andere dagegen von Ter- 
geste aus iiber einen sudlicher gelegenen Teil der 
Okra nach dem slog Aovyeov (Zirknitzer Sec) fuhrte. 
Die Waren und Gfiter, welche man auf der Strasse 
Aquileia— Nauportus beforderte, wurden an letz- 
terem Orte von den Wagen auf Schiffe verladen 
und dann auf der Laibach (Strabon nennt hier 

20 die Laibach KoQxoQag, ein Name, den man viel- 
mehr in der heutigen Gurk wiedererkennen mOchte) 
in die Save und von da weiter in die Donau iiber- 
gefiihrt. Ahnlich ging es mit den von Tergeste 
aus auf der Strasse zum s'Xos Aovysov beffirderten 
Waren ; auch sie wurden auf der Save und dann 
auf der Donau weiterbefordert ; das verlangt der 
ganze Zusammenhang; aber bei Strabon ist die 
Stelle schwer verderbt und dabei das notwendige 
Verbindungsglied dieser Strasse vom i'Xog Aouyeov 

30 bis zur Save verloren gegangen. Befahren der 
Save bezeugt aus eigener Anschauung auch Arrian. 
Ind. IV 15. Ein collegium nacieidariorum in 
Emona bezeugt CIL III Suppl. 10771. 

Selbstverstatullich wurden von der Donau her 
umgekehrt auch Waren nach Aquileia und Ter- 
geste gebracht, was Strab. V 214 ausdriicklich 
bezeugt. Aber diese Handelsstrasse war nicht 
bios eine Verbindung zwischen Italien und der 
Donau, sondern auch zwischen Italien und dem 

40 Pontos. Sicher bezeugt dies die Nachricht bei 
Ps.-Arist. de mirab. ausc. 101, wonach mitten 
zwischen dem Adriameer und dem Pontos ein 
Handelsplatz gelegen war, wohin von den ponti- 
schen Handelsleuten lesbische, chiische und tha- 
sische Waren, vom Adria aus aber korkyraeische 
Waren gebracht wurden ; wenn wir hiermit des 
Theopompos Nachricht (bei Strabon VII 317) ver- 
binden, dass am Naro (also an der illyrischen 
Kiiste des adriatischen Meeres) chiische und tha- 

50 sische Topferwaren gefunden wurden , so werden 
wir allerdings nicht mehr den Grund fur diese 
Erscheinung mit Theopompos in einer unterirdi- 
schen Verbindung der beiden Meere (vgl. o.), son- 
dern vielmehr in der regen Handelsverbindung 
suchen, welche auf dem Wasserlaufe der Donau 
zwischen eben diesen beiden Meeren bestand. Und 
bekannt war dieser Wasserweg und der auf dem- 
selben betriebene Handel auch den Dichtern der 
Argonautensage, welche vom Pontos Iason und 

60 seine Gefahrten den Istros hinauf fahren, dann 
in die Save gelaugen und dann weiter von der 
Save aus ihr Schiff fiber die Berge forttragen 
liessen, bis sie schliesslich ins Adriameer gelang- 
ten. Also so wie Strabon den Transport von 
der Kfiste des adriatischen Meeres beschreibt, 
der erst auf Wagen, dann erst zu Schiff vor sich 
ging. An die Stelle des Tragens der Argo fiber 
das Gebirge tritt bald die von Apollonios aufge- 



2127 



Danuvius 



Danuvius 



2128 



nommene Bifurcation der Donau (vgl. o.); dar- 
nach benutzten also die Argonauten nur den Wasser- 
weg. Die Nachricht bei Ps.-Aristoteles tiber den 
— natfirlich an der Donau gelegenen, denn aus- 
drficklich ist in dieser Stelle yon Schiffen und 
vom Befahren dieses Stromes die Rede — Han- 
delsplatz, wohin von beiden Seiten Waren ge- 
bracht wurden, der sich also gleichsam als Um- 
ladeplatz kund giebt, konnte man sich versucht 
ffihlen, dahin zu deuten, dass die Katarakten im 10 
sog. Eisernen Thore wenigstens grosseren Schiffen 
die Durchfahrt unmoglich machten und deshalb 
eben die Waren umgeladen wurden, sei es nun, 
dass sie dann auf kleineren Fahrzeugen weiter 
transportiert, sei es, dass sie auch hier eine Strecke 
Weges auf Wagen oder Saumtieren iiber die Berge 
geschafft wurden, um so den gefahrlichen Riffen 
zu entgehen. Auf dem Unterlaufe der Donau ver- 
wandten die Griechen grosse Schiffe (vijes ipoQzlSes 
Aelian. de animal. XIV 24 oder oi.xade? Apoll. 20 
Bhod. IV 283); es ist kaum anzunehmen, dass 
diese schweren Fahrzeuge das Eiserne Tlior, das 
heute erst durch Sprengung der Riffe eine unge- 
hinderte, wenn auch wegen der starken Strudel 
keineswegs gefahrlose Durchfahrt bietet, passieren 
konnten oder jedenfalls immer passierten. Daraus 
ergab sich ein Omladeplatz, wie wir ihn uns nach 
Ps.-Aristoteles vorzustellen haben. Die Romer 
stellten, um die hCchst gefahrvolle Passage durch 
das Eiseme Thar zu umgehen, einen Canal her, 30 
welcher an der Miindung des Kasajnabaches be- 
gann und bei Sip (= Zerna) endete. Kanitz 
Denkschriften d. Wien. Akad. XLI 50. 

Uber das Alter dieser Handelsstrasse steht so 
viel fest, dass sie, wie aus Theopompos und den 
Dichtern der Argonautica erhellt, im 4. Jhdt. 
v. Chr. bestand. Ob die Donau auch schon im 
5. Jhdt. als Wasserweg in ihrer ganzen Liinge 
benutzt wurde? Die Beantwortung dieser Frage 
hangt von der Erklarung einer Stelle des He- 40 
rodot (IV 33) ab. der in Delos von Weihgeschenken 
der Hyperboreer hOrte, welche durch das Skythen- 
land nach dem Adriameer, weiter fiber Dodona 
und Euboia nach Delos gelangten. Hfichst auf- 
fallend ist dieser Weg. da doch diese fiir Delos 
bestimmten Weihgeschenke von der Kiiste des 
Schwarzen Meeres aus leichter zu Schiff an ihren 
Bestimmungsort gelangen konnten. Die Verbin- 
dung, worin Herodot die Skythen, welche nach 
ihm Anwohner der unteren Donau waren , mit 50 
dem Adriameer brachte , lasst vermuten , dass 
schon damals der Wasserweg benutzt wurde und 
dass schon damals "Waren auf demselben aus den 
Donaugegenden an die illyrische Kiiste geschafft 
wurden. Worin diese Weihgeschenke bestanden, 
sagt Herodot nicht-, nur fiber ihre Verpackung 
horen wir etwas : loa tv&ibeuera sv xa/.d//j) xvgior. 
Xissen Ital. Landeskunde I 150 sieht in dieser 
Stelle einen Himveis auf den Bernsteinliandel von 
der Ostseekuste an die Pomundung ; aber da He- 60 
rodot selbst die Skythen an der Donaumfindung 
und an der Nordkuste des Pontos Euxeinos an- 
setzt, liegt es doch naher, den frfihzeitig den 
Griechen bekannt gewordenen Wasserweg der 
Donau, wodurch eine Verbindung fiir Handel und 
Verkehr zwischen Pontos und Adria geschaffen 
wurde, als die Ursache und den Grund anzusehen, 
woshalb die Delier fiir die von den Hyperboreern 



ihnen gestifteten Weihgeschenke den Weg vom 
Skythenlande zum Adria wahlten. 

Um das Bild, welches wir von der Donau im 
Altertum entworfen haben, vollstandig zu machen, 
muss mindestens mit einigen Worten noch auf 
die Rolle hingewiesen werden, welche sie in der 
rOmischen Kaiserzeit zu spielen berufen war. So 
wenig sie an sich volkertrennend war — denn 
seit alters wohnten auf beiden Ufern stammver- 
wandte VOlker, zwischen denen nicht nur Verkehr 
stattfand, sondern auch ein Hiniiberwandern von 
einem Ufer aufs andere nachgewiesen werden kann ; 
man denke an die thrakischen Geten und die kel- 
tischen Skordisker und Boier, welch letztere aus 
Boioaemum = Bohmen aufs rechte Donauufer 
hiniibersetzten , wo Reste von ihnen noch spiiter 
nachweisbar sind — so sehr wurde sie zu einer 
Volkerscheide, seit sie durch Augustus zur Grenze 
des rOmischen Reiches gemacht war. Wenn friiher 
ein Hiniibersetzen und ein Hiniiberwandern keine 
besonderen Schwierigkeiten bereitete, so wurde 
beides unmOglich oder war jedenfalls nur mog- 
lich, wenn es in einem besonderen Falle gestattet 
wurde, seitdem an der Donau der rflmische Limes 
sich hinzog. Abgesehen von der Zeit zwischen 
Traian und Aurelian, in welcher das auf dem 
linken Ufer liegende Dacia eine Provinz des rO- 
mischen Reiches war, bildete in der ganzen fibrigen 
Kaiserzeit die Donau die Reichsgrenze, und zwar 
von Hienheim bei Kelheim, von wo bis Lorch im 
Remsthale der aus einer mit Tiirmen besetzten 
Mauer bestehende Limes Raeticus sich hinzog, um 
bei Lorch in den Limes Germanicus iiberzugeheu, 
bis Axiupolis in Moesia inferior, von wo quer durch 
die Dobrudscha bis Tomi am Schwarzen Meere 
laufend wieder ein Wall und Graben, besetzt mit 
Castellen, erriehtet war. Uber diese in der Art 
ihrer Construction sowohl als durch die Zeit ihrer 
Entstehung verschiedenen Walle in der Dobrud- 
scha handelte zuletzt C. Schuchhardt in den 
Neuen Jahrb. f. class. Altertum V 100. Aller- 
dings bestand am Ufer der Donau der Limes nicht 
wie in der Dobrudscha, in Germania und sonstwo 
aus Erdwall oder Mauer mit Graben, sondern 
wurde wie an der Mainstrecke des Limes trans- 
rhenanus durch befestigte Castelle, die unter sich 
wieder durch eine Kette von Wacht- und Signal- 
stationen verbunden waren, gebildet. Ausgezeieh- 
nete Untersuchungen fiber Lage, Construction und 
die ganze Art dieser Donaucastelle lieferte fiir 
die serbische Strecke Kanitz Denkschr. d. Wien. 
Akad. XLI. Groller und Bormann haben im 
ersten Heft des ROmischen Limes in Osterreich 
Carnuntum und die in dessen Nahe nachweisbaren 
Wacht- und Signalstationen behandelt; die auf 
der Strasse von Passau bis Regensburg nachweis- 
baren Castelle findet man bei Ohlenschlager 
Abh. Akad. Munchen philos.-philol. CI. XVII 1 
(1884). Die alteren Forschungen und das oft 
weit zerstreute Material verzeicbnet Kenner Iso- 
ricum und Pannonien in Berichten und Mittei- 
lungen des Altertumsvereins Wien XI (1870) 1 
— 146. Aber unentbehrlich ist immer noch des 
Grafen Marsigli Danubius Pannonico-Mvsieus, 
welcher vom Kahlenberg bei Wien bis zur Jantra- 
niiindung alle antiken Reste in langjahriger Arbeit 
aufnahm. Es wfirde viel zu weit fuhren, wenn 
wir alle von den erwahnten und gelegentlich auch 



2129 



Danuvius 



Danuvius 



2130 



von anderen Forschern nachgewiesenen Castelle 
und andere zur Sicherung der Grenze erbauten 
Anlagen auffiihren wollten. Es mag genugen, hier 
die grossen befestigten Legionslager zu erwahnen, 
zwischen denen iiberall kleinere befestigte Lager 
fiir Cohorten und Alen und weiter wieder Wacht- 
und Signalstationen nachweisbar sind. Grosse 
sog. Legionslager befanden sich in Untermoesien 
in Troesmis (Iglitza), Durostorum (Silistria) und 



Orte an der Donau mit einander verbindend. Gauz 
ungeheure Mfihe verursachte ihre Anlage auf ser- 
bischem Gebiet, wo Felsen auf eine grOssere Strecke 
hart an das Ufer herantreten und senkrecht ab- 
fallen. Hier, im Grebendefile und im Kazanpass, 
war die Strasse in den Felsen gesprengt und auf 
starken Tragern, welche in die in den Fels ge- 
hauenen Einschuitte passten, eine Fahrbahn an- 
gelegt, welche die in den Felsen gesprengte Fahr- 



Novae (Sistov) ; in Obermoesien in Viminacium 10 bahn fiber den Strornspiegel hinaus verbreiterte. 



(Kostolatz) und Singidunum (Belgrad) ; in Unter 
pannonien in Acumincum (wohl Peterwardein), 
spiiter in Aquincum (Altofen); in Oberpannonien 
in Brigetio (Komorn), Carnuntum (Petronell) und 
Vindobona (Wien); in Noricum in Lauriacum 
(Lorch) ; in Raetia in Castra Regina (Regensburg). 
Zur grosseren Sicherung dieser Castelle wie zur 
besseren Beobachtung des Feindes waren auf das 
linke, also das feindliche, Ufer BriickenkOpfe vor- 



Tiberius legte sie an und zwar im J. 33/34 
n. Chr. durch die 4. skythische und 5. makedo- 
nische Legion, wovon noch heute zwei Inschriften 
zeugen. Restauriert wurde der Teil dieser Strasse 
zwischen Scrofulae (Dobra) und Taliata (Ostlich 
von Milanovac) von Domitian im J. 92 n. Chr., 
weil sie durch die Uberschwemmungen der Donau 
schadhaft geworden war (Ungar. Revue 1895, 9 
= Revue archeol. XXVIII 1896, 269 nr. 18). 



geschoben, welche, wenn sie auch in friedlichen 20 Die Strecke am Kazanpass scheint durch Traian 



Zeiten durch die Pontonbrttcke, wodurch sie doch 
wohl sicher mit dem rOmischen Ufer verbunden 
waren, dem Verkehr dienten, doch vorwiegend 
aus militarischen Grfinden angelegt waren. Der- 
artige BriickenkOpfe sind aus Resten und Ge- 
mauern nachgewiesen oder werden vermutet gegen- 
fiber von Brigetio (Arch.-epigr. Mitt. I 146 und 
Patsch o. Bd. Ill S. 847ff.), in dem oden Schloss 
an der Miindung des Rosskopfarmes in die Donau 



restauriert zu sein, wenn anders die Restauration 
montibus exeisi[s], anco[ni]bus (d. h. die Trag- 
balken) sublatis ria[m re]f[ecit] richtig ist ; vgl. 
Benndorf zu Hirschfelds Nachlese zum CIL 
III S. 57. Ausser Benndorf a. a. O. vgl. fiir 
die ganze Anlage dieser Strasse wie auch fiir die 
Tiberiusinschriften, worttber man CIL III 1698 nur 
unvollkommen belehrt wird, namentlich Kanitz 
Denkschriften Akad. Wien XLI 31 und v. Preiner- 



gegenuber von Carnuntum (Groller a. a. 0. 87),in 30 stein Osterr. Jahreshefte I Beibl. 176. 



Contra- Aquincum gegeniiber Aquincum (Kenner 
Noricum und -Pannonia 102 und Tomaschek 
o. Bd. II S. 333), in Contra-Bononia = Onagrinum 
(gegeniiber von Banoster) und in anderen mit 
Contra zusammengesetzten linksdanuvischen Orts- 
namen (vgl. o. S. 1161). 

Alle diese grossen und kleinen Befestigungen 
wurden unter sich durch eine Strasse verbunden, 



Auf dem Flusse selbst war in verschiedenen 
Orten eine Flotte stationiert, welche nicht so 
sehr dem Verkehr zwischen den einzelnen be- 
festigten Lagern dienen, als vor allem die Ord- 
nung und Sicherheit auf dem Strome selbst auf- 
recht erhalten sollte. Ihr Zweck war nicht bios 
ein rein militarischer, sondern auch ein handels- 
politischer, insofern ihr die Aufgabe zufiel, den 
Handel zu schtttzen und die Wasserstrasse von 



so dass von einem Ort leicht Truppen an einen 

anderen augenblicklich gefahrdeten Ort geworfen 40 Pirateu und Raubgesindel freizuhalten. Auf dem 
werden und die kleineren Wachtstationen ebenso Oberlauf der Donau war die classis Pannoniea, 
schnell an die grosseren Lager Meldungen erstatten auf ihrem Unterlauf die classis Moesiea statio- 

" " " niert (Belege s. bei Ferrero Annate dell' Impero 

Romano in Memorie della R. Accademia della 
Scienze di Torino Ser. II. Tom. XLIX und o. Bd. Ill 
S. 2646f.). Sie bestand aus Trieren und anderen 
auch sonst in den einzelnen classes gebrauch- 
lichen Schiffsarten, eigentumlich waren ihr nach 
Veget. epit. r. m. IV 46 die nares Insoriae, eine 



als im Xotfalle Hfilf'e von ihnen bekommen konnten. 
Alle Lager waren aber auch, um die Rfickzugs- 
linien der Truppen zu sichern, durch Strassen 
mit dem Binnenlande verbunden. Die grosse 
Donaustrasse begann bei Vindonissa am Rheiu 
und erreichte fiber Iuliomagus Brigobanne, das 
wohl nicht von Brege und Brigach zu trennen 



und daher in die Nfihe dieser beiden Flusse zu 50 Art Kreuzer, welche schnell fuhren und vor alien 



verlegen ist (Herzog Bonner Jahrb. LVII 62). 
um von da am rechten Ufer writer zu gehen bis 
zum Pontos. Auf der Tabula Peutingerana ist 
durch eine arge Verzeichnung der Donau auch 
Verwirrung in diesem Strassenzug eingetreten ; 
die Strecke Arae Flaviae (Rottweili, Samulocenna 
(Rottenburg), Grinario (jetzt bei KOngen festge- 
legt [Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. 1900 nr. 3]), 
CTarenna, Ad Lunam (Lorch?), Aquileia (A alen). 



durch tagliche Fahrten fiir die Sicherheit der 
kleinen zwischen den grOsseren Lagern postierten 
Wachtcommandos zu sorgen batten, quae in Danu- 
vio agrarias cotidianis tidantur exeuhiin. Tacitus 
(ann. XII 30) erwahnt zum J. 50 n. Chr. zuerst 
die Donauflotte. In der Notitia dignitatum finden 
wir am ganzen Laufe des Flusses Stationen er- 
wiihnt. wo Abteilungen der Flotte lagen; es ist 
nicht zu bezweifeln, dass es auch schon in der 



Opie dps) bis Celeusum gehOrt auf das linke Ufer. 60 frfiheren Kaiserzeit derartige feste Stationen gab. 



Die Strecke auf dem rechten Ufer zwischen Bri- 
gobanne und Arusena— Regino fehlt auf der Peu- 
tingerana ; dass sie aber in Wirklichkeit existierte, 
heweist der Umstand, dass sie in Wiirttemberg 
von Mengen a. d. Ablach bis Giinzburg in einer 
Breite von 17,78 m. nachgewiesen ist (Miller 
Beschreibung Wurttembergs II 3<)4). A'on Regina 
castra (Regensburg) ging sie weiter, alle befestigten 



MarquardtSt.-V.II506 hat dieselben zusammen- 
gestellt. Alle diese eben besprochenen Vorkeh- 
rungen dienten in erster Linie dem Schutze des 
Reiches. Der Zweck des Limes war vorwiegend 
ein militarisch-politischer, daneben aber auch ein 
fiscalischer , insofern als er die Grenze des rOmi- 
schen Reiches bezeichnete und damit zugleich 
auch zu einer Zollgrenze wurde, welche niemand 



2131 



Danuvius 



Danuvins 



2132 



2133 



Daochos 



Daphitas 



2134 



mit Waren passieren konnte , ohne dieselben zu halt zu thun ; praesidis . . . ad dandestinos latrun- 

versteuera. An der ganzen Donau gabs Zoll- etdonim transitus oppositisheisstesCIL IE. 3385, 

comptoire; inscliriftlich bezeugt sind als solche wonach CIL III Suppl. 10312. 10 313 herzu- 

Durostorum CIL III Suppl. 7479; Nicopolis; stellen sind. Septimius Severus baut ein zer- 

Dimum (Beleni zwischen Nicopolis und Sistov) Mlene* praesidium (Wachthaus) an anderer Stclle 

Arch.-epigr. Mitt. XVII 178 nr. 21. 175 nr. 12; auf, CIL III 3387. In der aus Kutlovica (= ci- 

Oescus(Gighen); Celei am nordlichen Ufer, Gighen vitas Montanensium) stammenden Inschrift aus 

gegeniiber, der Ausgangspunkt einer Zolllinie, dem J. 256 n. Chr. ist von einem Bau die Rede, 

welche sioh an dem Ufer der Aluta hinzog ; Ostrowo ; un[de latruneidos o]bservare[nt. und der errichtet 
Almus (Lorn); Katiaria (Arcer); Tsierna (Alt-Or- 10 wurde zum Schutz des Lagers' und der Burger 

sova) wieder am nordlichen Ufer und wieder Aus- der erwahnten Stadt, welche offenbar unter diesen 

gangspunkt einer Zolllinie , woruber man vgl. o. Baubern arg litten, Arch.-epigr. Mitt. XVII 214 

S. 1970; Margum (bei Dubrovica); Sirmium (Mitro- nr. 112 und v. Domasze wski Nene Heidelberger 

vica); Aquincum (Rem. Mitt. VIII 192 und Mit- Jahrb. Ill 195. Und diese latrunouli kommen 

teilungen der Centralcommission N. F. XVILT63); nochmals vor in einer Inschrift aus Troesmis 

Boiodurum CIL V 121. Belege flndet man bei (Iglitza), wonach die kaiserlichen Briider Con- 

v. Domaszewski Arch.-epigr. Mitt. XIII 129. stantinus, Constantius und Constans locum in 

Uber die Zeit der Anlage dieses Donaulimes ist parte limitis positum gentilium Gothorum teme- 

zur Stunde Genaues und Bestimmtes nicht zu ritati semper aptissimum ad eonfirmandam pro- 
sagen; dass er aber in seinen wesentlichsten Teilen 20 vincialhtm. suorum aeternam securitaiem erecla 

m die erste Kaiserzeit, wohl auf Augustus selbst, istius fabricae munitione elawerunt- latru[nc]u- 

zuruckgeht, darf nicht bezweifelt werden. Den lorumque impetum perennis mun[imi]nis dispo- 

Bau der Strasse auf wiirttembergischem Gebiet sitione tenuerunt, Arch.-epigr. Mitt. XVII 84 nr. 7 

von Mengen bis Giinzburg fiihrt Miller (Beschrei- Schon ihr Vater hatte, urn den Schutz, welchen 

bung Wurttembergs II 304) auf die augustische der Limes dem Binnenlande bot, wirksam zu er- 

Zeit zuruck; in Carnuntum stand die Legio XV halten, die Tropeensium civitas, welche an dem 

Apollinaris schon vor Vespasian , also gabs dort Limes in der Dobrudscha lag, neu aufbauen (Arch.- 

auch ein yorvespasianisch.es Lager, wohl schon im epigr. Mitt. XVLT 108 nr. 52) und in Beroe (heute 

J. 5 n. Chr. , als Tiberius von Carnuntum aus Dojani an der Donau, in der Niihe von Troesmis) 
gegcnMarbod marschierte, s. Groller undBor-30zum Schutz dieser Stadt eine Befestigung von 

mann Der romische Limes in Osterreich I 58. Grund aus neu auffuhren lassen; eine rege Bau- 

141 und namentlich 20; der Bau der Felsenstrasse thatigkeit am Limes durch Auffiihrung von Castel- 

lm Grebendefile' durch Tiberius ist inschriftlich len bezeugt auch Aurel. Vict. Caes. XLI 12. 

bezeugt, vgl. oben ; ich sehe gar keinen Grund ein, Etwas spotter wird dann von Valentinian eine 

die Notiz des Bufus Festus (breviar. 8) . . . et grosse Thatigkeit am Limes entfaltet; er begmigt 

limes inter ltomanos ae barbaros ah Augusto sich nicht damit, am rechtsdanuvischen Ufer Ca- 

Yindclicum per Xnricum Pannnnias ac Moesiam stelle zu bauen , wie in Noricum bei Mauer an 

est constitutes nicht auf den Augustus, von dem der Mundung der Ips CIL III 5670 a und in Salva 

in den unmittelbar vorangehenden Satzen die Bede (Gran) CIL III 3653, vgl. Ill Suppl. 10596. son- 
war, zu beziehen , sondern irgend einem anderen 40 dem fiihrt auch auf dem linken Ufer, im Lande 

Kaiser, der nicht genamit ist, zuzuteilen. Damit der Quaden, Castelle auf, wie Ainmian. Marc 

stimmt die Notiz des Florus II 28, dass Augustus XXIX 6, 2 bezeugt. Bezeiehnenderweise be- 




siidlichen) Ufer praesidia angelegt habe. Der dient eben verschiedenen Zwecken, alle diese be- 

ganze Limes ist nicht auf einmal entstanden; festigten Orte konnen ebensowohl dem Feind, wenn 

aber die urspriingliche Anlage geht in die friiheste er in feindlicher Absicht liber den Strom setzt, 

Kaiserzeit zuruck. Der spateren Zeit war der die Landung und den Durchzug wehren, als ihm 
Ausbau und die vollige Absperrung des Reiches 50 auf der anderen Seite, wenn er im Frieden kommt 

vorbehalten. Der an der Wiener Akademie eta- Gelegenheit bieten. Waren zu kaufen und zu ver- 

blieiten Liniescommission verdanken wir wiehtige kaufen. Niemals hat der Limes die romische 

Aufschliisse iiber Carnuntum, welche in dem l.Hefte Welt von jedem friedlichen und Handelsverkehr 

lhrer Pubhcationen niedergelegt sind; sicher wer- mit dem Ausland abgeschlossen. 

den wir ihr bald weitere wichtige Aufschliisse zu Seinen Zweck . das Reich vor Einfallen der 

verdanken haben. Vielleicht werden wir dann Barbaren zu schutzen, hat der Limes Jahrhunderte 




Pannomen 25). Und die Inschriften bestatigen 60 der Limes keinen Schutz mehr und konnte "die 

die Annahine, class noch spatere Kaiser am Ausbau Barbaren nicht mehr aufhalten. In diesen Kampfen 

des Limes thatig waren. Auf der Strecke sudlich zwischen Rom und den Barbaren hat von Augustus 

von Aquincum entfaltete der Kaiser Commodus an bis auf Iustinian die Donau immer eine grosse 

eine rege Bauthatigkeit ;. in der Nahe des alten Rolle gespielt; als die Donaulinie nicht mehr ge- 

Matnca und beim alten Intercisa wurden burgi halten werden konnte, drangen unaufhaltsam die 

und praesidia gebaut, um den offenbar aberhand Barbaren vor. bis das romische Kaiserreich er- 

nehmenden, ins romische Gebiet hinuber unternom- schiittert zu Boden sank, 

menen riiuberischen Streifereien der Barbaren Ein- 2) Danuvius. der Flussgott, als Personification 






der Donau. Inschriftlich werden dem Gotte D. Land. Vgl. frg. 2 ebd. aus dem armenischen 

Weihinschriften gestiftet in Ofen = Aquincum (CIL Euseb. I 10, 9ff. Sehone. Das Meer ist das ery- 

III 3416; Suppl. 10395), in Raetien (CIL III Suppl. thraische, d. h. bier der persisch-arabische Golf. 

11894 = Haug und Sixt Inschriften und Bild- Aus Berosos stammt die gauze Geschichte; vgl. 

werke Wurttembergs nr. 14), dem D. im Verein desscn frg. 5 und 6 (aus Alexandres Polyhistor 

mit dem Iuppiter optimus maximus gleichfalls in und Apollodoros frg. 67, FHG I 439, citiert von 

Raetien (CIL III 5863 = Haug und Sixt nr. 18 Syncell. p. 39b, FHG II 499f.). [Tumpel.] 

a. d. J. 201 n. Chr.) und dem D. und dem Dravus Dapalis, ein auf die altromische Sitte, den 

zusammen in Mursa (Eszeg, CIL Suppl. Ill 10263). Gettern einSpeiseopferhinzusetzen, zuruckgehender 
Bei Schriftstellern kommt D. als Gott nicht vor, 10 Beiname des Iuppiter, dem der Landmann bei 

doch lasst Claudian. XXVI 81 die Gothen bei dem Beginn der Aussaat im Sommer wie im Winter 

nwnen Histri schwOren und Sidon. Apollin. carm. ein Mahl (daps, vgl. Paul. p. 68) bereitete, zu dem 

VII 43 an einer Gotterversammlung auch den Ehein eine Weinspende hinzutrat. Der Tag des Opfers 

und den Hister teilnchmen ; Hister und D. sind (s. war fur den Bauern und sein Zugvieh ein Feier- 

o. S. 2108) gleichwertige Begriffe. Darstellungen tag (Cato de agric. 132). [Aust.] 

des Gottes D. flndet man auf der Traianssaule Daphitas (Aa<phag, vgl. CIG 1514 = Lar- 

(Frohner pi. XXXI. Cichorius Taf. VI), auf feld Inscr. Boeot. 261, bei Suid. = Aelian. Atupl- 

der Marcussaule (Peters en und v. Domaszewski Sag; wohl zu Aatyavtos), Giammatiker (Aelian.) 

Taf. IX), auf einer Miinze Traians (Cohen II 32 oder .Sophist' (Val. Max.) aus Telmessos (dem 
nr. 136) und Constantins (Cohen VII 285 nr. 483), 20 beriihmten Orakelort in Karien); vgl. v. Wila- 

welche nach der Anmerkung Cohens nach einem mowitz Comment, gramm. Ill (Gott. 1890) 13; 

antiken Exemplar hergestellt ist, also wohl die von ihm abhangig Friedlander De Zoilo 63. 

bildliche Darstellung des D. bezeugen kann, ob- Zeugnisse: A. Cic. de fato 3, 5. Val. Max. 

wohl sie, wie wir oben S. 2103 anmerkten, fur die I 8 ext. 8. Suid. s. AaylSaz = Aelian. negl tiqo- 

Schreibung Danubius nichts beweist. Cber eine volag oder jisgi $eia>v ivagyeuSv (frtiher falsch 

jetzt sehr zerstorte und verstummelte Darstellung aus dem wertlosen Ps.- Hesychios abgeleitet ; 

des D. auf der Terrasse unter der Tabula Traiana Flach meint den ersten Absatz bis fjv Ss dem 

im Kazaupasse vgl. Benndorf bei Hirschfeld echten Hes3'ch zuweisen zu diirfen [Bh. Mus. 

Nachlese zum CIL III S. 50, iiber die Mvinzen XXXV 209, kaum mit Becht]): eine einheitliche 
der Stadt Istros mit einem gehOrnten biirtigen 30 Zeugnisgruppe. B. Strab. XIV 647: selbstandig, 

Kopf s. Pick Miinzeu v. Dacien u. Moesien I 151. aus verwandter Quelle. — Man kannte von D. (nach 

[Brandis.] Suidas) eine Schrift jieqI 'O/h'iqov, in der er, wie 

Daochos, Furst der Thessaler, Dem. XVIII andere obtrectatores Homeri beweisen wollte, dass 

295; im J. 388 als Gesandter Philipps nach Theben Homer hpsvoaxo • 'AdrjvaToi yap ovx sorgdievaav 

geschickt, Mars.yas b. Plut. Dem. 18; vgl. Schafer iji'"IXiw. also im Anschluss an die alte Debatte 

Dem. 112 431 Anra. 549. [Kirchner.] iiber II. II 546ff. (anders v. Wilamowitz a. O. 

Daoi, eine nomadische Tribus (zaiitu) der 11, der die Schrift mit Dions Troikos vergleicht 

Perser, Herodot. I 125; etymologisch ebenso zu und fragweise Athenienses in Ackivos andert). 

deuten wie die Daai, Dahae, jedoch beziiglich Ausserdem wird bei Strabon (B) ein bissiges 
der Wohnsitze auf die eigentliche Persis zu be- 40 Distichon auf einen Attalos von Pergamon citiert, 

schranken; ob als Best der nichtarischen Urein- dessen Kenntnis auch die Zeugnisse der ersten 

wohner, welche in den Persern aufgegangen waren, Gruppe (A) voraussetzen; er hatte also skoptische 

oder als urspriingliche Perser, welche die noma- Epigramme geschrieben. In dem angegriffenen 

dische Lebensweise beibehielten, aufzufassen, bleibt Attalos will Susemihl (Griech. Litt. d. Alex.- 

ungewiss; dasselbe gilt von den heutigen Belucen. Zeit II 22 Anm. Ill) Attalos II. oder III. er- 

[Tomaschek.] keniien, olme jeden greifbaren Grund; nach den 

Daokome. Auf zwei in Saghir, nordlich vom Darlegungen von Jakob s (Animadv. Anthol. II 1 

Hoiran-gjOl, gefundenen Inschriften steht das Eth- p. 105, ahnlich v. Wilamowitz a. O.) wird 

nikon Aaon(oft^rtjs. Sterret Papers of the Ame- man aber an den ersten Herrscher dieses Namens 
rican school, Athens III nr. 378. 382. Ramsay 50 denken miissen. D. wiirde dann noch ins 3. Jlidt. 

Asia minor 412. [Euge.] v. Chr. geboren. 

Daones s. Do an as. Der /.oiSoqos, der weder vor dem Dichter- 

Daortho (Aaogdw), Eponyme des illyrischen fiirsten noch vor dem KOnige Respect hatte, wagte 

Stammes der Adgooi (fur den darum Schweig- sich (eine Art yotJTcov <pwQa im Stil des Oinomaos 

hiiuser Aaogmoi lesen wollte), nach dg/ato/.oyoi von Gadara) in seinem Vorwitz schliesslich auch 

bei Appian. Illyr. 2 Tochter des Illyrios, Enkelin an das delphische Orakel. Nach der einen Fassung 

des sikelischen Polyphemos und der Galat-eia, (B, Strabon) missachtet er — wohl im Gefuhl 

Schwester der Dassaro (s. d.) und anderer mann- seiner Starke und Gesundheit — eine Orakel - 

licher und weiblicher Eponymen illyrischer Volks- warnung. (fv'/.drxsadai tov Odyoaxa (von ihm auf- 
stamme. [Tumpel. J 60 gefasst im Sinne von Brustkorbj, und wird in der 

Kaos (Aad)s, auch Adcovos, Daonus s. u.), bei Stadt @coga£ ans Kreuz geschlagen (em Mirakel- 

Abydenos frg. 1 (aus Syncell. p. 38 b, FHG IV typus, fiir den der fttos Hesiods ein Beispiel 

280 i. Name des seehsten KOnigs der Chaldaeer, bietet); nach der andern Version (A. darchweg 

eines Hirten aus Pautibibloi ; wahrend »einer Romer) stellt er an die Pythia die Vexierfrage, 

10 Saren (zu mehr als 360 Jahren) dauernden ri riiv faxov cvgtjoei, ohne eines zu besitzen (ein 

Herrschaft tauehten die beriihniten vier halb- auch sonst nachweisbarer Anekdotentypus , vgl. 

menschlieh gestalteten Fischungeheuer, Annedotoi Aesop. Fur. 32 Cor. 16 = Babr. 229 p. 197 Cr., 

genannt, aus dem Meere auf und stiegen aufs vgl. Crusius Festschr. f. Overbeck 105ff.), und 



2135 



Daphnai 



Daphne 



2136 



wird von den Scliergen des Atlalos bei einer Ort- und scin Tempel nur als Id Adyvy charakten- 

schaft dieses Namens in eincn Abgrund gestiirzt. siert, so auch in den Inschriften CIG 4458. Inschr 

Die Anekdote hat eine autithetischePointe: gerade von Pergamon 160,55. Weitere auf den Cult 

die urbs religiosissima (Plin. n. h. XXX 6) muss bezfigliche Inschrift Le Bas 2713a. Tiber das 

die Heimat des aoefiijs sein. Von der gleichen Cultbild des Bryaxis vgl. die litterarischen Zeug- 

Beobachtung ausgehend, hat v. Wilamowitz die nisse bei Overbeck Schriftquellen 1321ff., ferner 

tberlieferung fiber die Heimat bezweifelt. Er Overbeck Griech. Plastik LT 68, 200 und Artikel 

identiflciert diesen D. mit dem in der angefiihr- Bryaxis o. Bd. Ill S. 917f. Uber den ganzen 

ten boiotischen Inschrift genannten aus Alexan- Cult s. auch K. 0. Mailer Antiquit. Antiochenae. 
dreia Troas. In der That begriffe sich so vor- 10 2. In Dalmatien, Areh.-epigr. Mitt. IX 6 : AaqpvaTov. 

trefflich die Animositat gegen die Pergamener, 3. In Brigetio in Pannonien, CIL III 4285. Viel- 

wie die Opposition gegen Homer. Alles in allem leicht darf man die Epiklesis D. auch fur Apollon- 

kann man D. als einen Kyniker bezeichnen, dem culte in anderen Daphne genannten Orten vor- 

grammatische Studien nur Mittel zum Zweck aussetzen, desgleichenffirdasKephalidenheiligtum 

waren. So erklart es sich auch, dass die Zeug- des Apollon Pythios zwischen Athen undEleusis, 

nisse, die allesamt in die erbauliche Geschichte wo der Name des Klosters Dafni darauf ffinrt, 

eimniinden, unverkennbar in letzter Instanz auf Paus. I 37, 6. Soph. Oed. Col. 1047 nebst Schol.; 

hellenistische (wohl stoische) Popularphilosophie vgl. Hitzig-Blumner Paus. I 353. Toepffer 

zuriickgehen; filr den romischen Arm der Ober- Att. Geneal. 261, s. o. Bd. II S. 46. [Jessen.] 
lieferung ist der bei Cicero citierte Poseidonios 20 2)Feldherr der Syrakusaner, ward anderSpitze 

(ttsqi uavTixijsf) der directe Gewahrsmann. In eines Heeres der Syrakusaner und lhrer sicihschen 

der Geschichte der Litteratur und Philologie hat und italischen Bundesgenossen ausgesandt, um das 

D. keinerlei Spuren zuruckgelassen. — Sehr wun- von den Karthagern belagerte Akragas zu ent- 

derlich Susemihl Gesch. d. griech. Litt. in der setzen. Eine Flotte begleitete ihn. Unterwegszog 

Alex.-Zeit II 22, der nur Suidas s. Aoupidag citiert er von mehreren Stadten Verstarkungen an sich, 

•und behauptet, wir wfissten sonst nichts von schlug die ihm entgegengesandten Truppen Hi- 

diesem Manne. [Crusius.] milkons, vertrieb sie aus ihrer Stellung und ver- 

Saphnai {Adyvy Steph. Byz., sonst Adyvai), einigte sich mit den Eingeschlossenen. Jedoch 

agyptische Grenzfestung gegen Palastina, etwas sein Angriff auf das karthagische Lager schlug 
oberhalb Pelusion am pelusischen Nilarm gelegen, 30 fehl, Diodor. XIII 86, 4ff. 88. Polyaen. strateg. 

Herod. II 30. 107 (Eustath. zu Dionys. perieg. V 7. Spater ward er genotigt, das Heer wieder 

516) Steph. Byz. Itin. Ant. 162, 6. Epiphan.de zuruckzufiihren und Akragas preiszugeben, woraus 

vit. prophet. 12 (Migne Gr. 43, 421), hebr. dann die Tyrannis des Dionysios entstand. Er 

Tachpanches (Sept. Tdcpvas), Ruinen bei Tell war ein Gegner desselben und wurde bald von 

Defenne, s. Petri e Tanis II, Nebesheh and De- ihm beseitigt (406/5 v. Chr.), Diodor. XIII 96, 3. 

fenneh- vgl. v. Lemm Bull, de l'Acad. de St. Holm Geschichte Siciliens II 90. 97. [Niese.] 
Pelersborg 1900 XIII 113ff. [Sethe.] Daphne. 1) Ein z <oqIov in Lykien, Steph. 

Daphnaia (Acupvaia, auch Acupvia), Epiklesis Byz. Lage unbekannt. Kalnika Festschr. i H. 
der Artemis als Schwester des Apollon Daph- Kiepert 172. [ Rl i^?-] 

naios, 1 in dem lakonischen Hypsoi , Paus. Ill 40 2) In Palastina (Joseph, bell. Iud. IV 3). 
24 8. Sam Wide Lakon. Culte 106. 122; 2. in Nach Josephus erstreckten sich die Sumpfe des 
Olympia, Strab. VIII 343. Uber Lorbeer als Attri- Sees Semachonitis (Hulesee) bis zu dem in frucht- 
but der Artemis s. o. Bd. II S. 1437. [Jessen.] barer Gegend liegenden D., bei welcher die 

Daphnaios. 1) AayvaTog (vereinzelt auch Quellen des kleinen Jordan entspringen. Bei den- 
Adyvtos, Schoell-Studemund Anecd. Graec. II selben stand ein Heiligtum des ,goldenen Kalbes\ 
267), Epiklesis des Apollon von seinem Attribut. Wenn also D. nicht einfach ein anderer Name iur 
<lem Lorbeer (s. o. Bd. II S. 110. Preller- Dan (= Tell el-Kadi, s. Art. Dan) ist, so muss 
Robert Griech. Myth. I 291), in der Poesie es jedenfalls in unmittelbarer Nahe dieses Ortes 
haufiger, z. B. Anth. Pal. IX 477. Nonn. Dionvs. gelegen haben. Etwas sfidwestlich von Tell el- 
XIII 82 129. XXIV 99. XXXVIII 60. XLVin 50 Kadi auf der rechten Seite des Nahr el-Leddan 
30ii. Io. Tzetz. Prooem. in Iliad. 437. Im Cultus ('des Jordanquellflusses) liegen Euinen. Tell Defne. 
1. in Daphne (s. d. Nr. 3) bei Antiocheia, Philostrat. in welchem Namen sich der alte Name D. er- 
vit. Ap. Tvan. I 16; vit. sophist, praefat. Ammian. halten hat. Auch die palastinensischen Targume 
Marc. XXII 13. Theodoret hist. eccl. HI 10 ed. und die Vulgata nennen D. in Num. 34. 11. 
Vales. Das berfihmte Seleukidenheiligtum mit Robinson Neuere bibl. Forschungen 515. Guerm 
seinem Hain, Quellen und Orakel (vgl. Strab. XV Galilee H 343. Survey of West. Palest. Memoirs 
750 Eutrop VI 14. Joh. Damasc." vit. Artemii I 118. Buhl Geogr. Paliist. 238f. Smith Hist or. 
bei Aug. Mai Spicil. Rom. TV 379ff. Nonn. narr. Geogr. 473. [Benzmger.] 

ad Greg. inv. II 14 bei Westermann Mythogr. 3) In Syrien , die Vorstadt von Antiochien. 

374. Liban. orat. 61 fiovcodta £t< x& er Ad<pr>i 60 welches nach diesem Ort_ den Beinamen i" t s.-n 
vtoi toC 'AxoV.wvos) und mit den Agones (Strab. Aa<pvr,s erhielt (Strab. XVI 719. Pirn. n. h. ^ 
a. 'a O Polyb. XXXI 3. Inschr. v. Pergamon 76 u. a.). Wie Antiochien war auch D. von Se- 
160, 50. Athen. V 194 c. Liv. XXXIII 49) be- leukos Nikator gegrfindet und dem Apollon ge- 
wahrte seinen Euhm bis in die Zeiten Iulians. weiht (Iustin. XV 4, 8. Joh. Malal. Chron. Vffl 
wo der Brand des Tempels den Anlass zu Christen- 204). Der Ort selbst war nur massig gross. Was 
verfolgungen gab. An den meisten Stellen, an ihm seine Bedeutung verlieh , war sem Heilig- 
welchen von diesem Heiligtum die Rede ist. fehlt turn, der grosse heilige Ham. Auf 80 Stadien 
jedoch die Epiklesis D., und es wird der Gott wird von Strabon (a. a. O.) der I.mfang dieses 



2137 



Daphne 



Daphne 



2138 



Haines angegeben. Die Schonheit dieses Wunder- heutigen Bet el-Ma, l'/ 4 Stunde von Antiochien, 

ortes der sich durch prachtige Vegetation, kiihlen ist ohne geniigenden Grund angezweifelt worden. 

Schatten,sprudelndekrystallhelle Quellen auszeich- Reste von Gebauden, Saulen, Sarkophagen u. dgl. 

nete, wird mit dem Tempe Thessaliens verglichen. flnden sich noch dort. [Benzinger.] 

Hier soil die sprode Nymphe Daphne auf der 4) s. Daphnai. 

Flucht von ihrem Verfolger Apollon in einen 5) Adfvri fiaivo/uvt] (yvxdvov;), Laurm m- 
Lorbeerhain verwandelt worden sein. Besondere sana, Hafen am asiatischen Bosporos, nach dem 
Gesetze schfitzten die Baume (Prokop. bell. Pers. Lorbeer am Grab des Amykos (s. d. Nr 2) ^be- 
ll 14 Liban. Antioch. I 301) vor dem Umhauen nannt, s. Bosporos Nr. 1 nr. 95 (Bd. Ill S. <53> 
(Dion. Perieg. 916. Ammian. Marc. XXII 13. Sozom. 10 und V. Hehn Culturpflanz.t 187. [Oberhummer.] 
hist. eccl. 209). Inmitten des Haines stand der be- G) Name eines Madchens, das in den ver- 
riihmte Tempel des Apollon (s. Art. Daphnaios schiedenen Mythen stets in Verbindung mit Apol- 
Nr. 1) und der Artemis, von Seleukos Nikator er- Ion erscheint , der personifleierte Lorbeerbaum. 
baut, mit einem ehernen Apollonbild von Bryaxis Die mannerscheue Nymphe wird von Apollon ge- 
geschmuckt, welches von Ammianus (a. a. O.) der liebt und verfolgt (.sprflde Geliebte Apolls- bei 
Statue des Iuppiter Olympius gleichgestellt wird. Gerhard Gr. M. § 321, 4) ; auf ihr Flehen nimmt 
Eine genaue Beschreibung der Statue giebt uns Li- sie die Erde in ihren Schoss auf und lasst an 
banios(or 61, III p. 334Reiske, vgl. dazu Malal. X ihrer Statt einen Lorbeer spriessen, oder das 
234Dindf. Georg. Cedren. Comp. hist. 306 u. 13). Madchen wird direct in den Baum verwandelt; 
Naheres hiertiber s. in dem Art. Bryaxis Bd. Ill 20 der Gott bekranzt sich mit den Zvveigen desselben. 
S 9171'. DerBericht des Ammianus Marcellinus, So erscheint sie: a) als Tochter des arkadischen 
dass erst Antiochos Epiphanes Tempel und Statue Flussgottes Ladon und (wo die Mutter genannt ist) 
gestiftet, ist selbstverstandlich chronologisch un- der Erde, Myth. ed. Westerm. p. 309 (Palaiph. jr. 
moglich und in dieser Form unrichtig; es konnte an. 50). 366 (Libanii narr. 11 [IV p. 1102 R.]). 
sich hochstens um Vergrosserung oder Verschone- 367 (Nonni narr. ad Greg, in v. 2, 16 p. 165). 
rung der Bauten handeln. Unter dem Kaiser Paus. X 7, 8. Schol. Horn. II. I 14 (Ps i.-Eud. 
Iulian 362 n. Chr. zerstorte der Blitz Tempel und p. 106f. Vill.) und. Cass. Bass. Geop.XI 2. Aphth. 
Bild Der Kaiser suchte die Schuld daran auf prog. 5. 6. (Rhet. Gr. ed. Walz I 72ff., ed. Speng. 
die Christen zu walzen (Ammian. Marc. a. a. O. II 28ff.). Nonn. Dion. XLII 387ff. Tzetz Lyk. 6 
Glykas ann. p. 470. Georg. Cedren. I 536 Migne). 30 (Ps.-Eud. p. 273f. VflL) ; Exeg. in II p 74ffi Herm. 
Auchlsis, Artemis und andere Gottheiten hatten Eustath. Dionys. Perieg. 416. Stat. in. IV ^89t. 
ihre Tempel. Der unter Decius getOtete Mlir- Serv. Aen. II 513. Ill 91; Buc. Ill 63 -( Myth, 
tyrer Babylas lag in D. begraben; auf Iulians Vat. I 116), vgl. Hes. s. Aadcoyevrje ; b) im lako- 
Befehl wurden dann seine Gebeine beiseite ge- nischen Eurotasthal als Tochter des Amyklas: 
schafft (Georg. Cedren. a. a. O. Socr. hist. eccl. Phylarchos (FHG I 342, 33) bei Parth. erot D> 
III 18. Theodoret. hist. eccl. Ill 10. Euagr. hist. (Prob. Verg. Buc. Ill 62 p. 9 K.) und bei Plut 
eccl I 16. Philostorg. hist. eccl. VII 8. 12). Mit Agis 9 (vgl. FHG II 288, 76), vgl. Verg. Buc VI 
diesem Tempel hing auch das Asylrecht der Stadt 83 ; c) als Tochter des thessalischen Peneios : Ovid, 
zusammen (Strab. a. a. O.; der judische Hohe- met. I 452ff. Hyg. fab. 203 p. 128 12ff Sch.), vgl. 
priester Onias fmchtete sich z. B. dorthin, IIMakk. 40 Stat. silv. I 2, ISOf. Serv Aen. Ill 91 Fulg .myth. 
4 33) Glanzende Spiele wurden ferner hier ge- I 14 (24, lOff. Holm.). Myth. Vat. II 23. Ill 8, 4. 
feiert, besonders von Antiochos Epiphanes in dem In die sprode Jagenn habe sich Leukippos ver- 
von ihm erbauten Stadium (Polyb. XXXI 3, 1. liebt, der Sohn des pisatischen Komgs Oinomaos, 
Liv XXXIII 49). In den musischen Spielen trat und, um sie zu gewinnen, sein Haar lang wachsen 
hiebei der KOnig selbst oft auf. Seit Commodus lassen (zum Weihgeschenk fiir den Alpheios), dann 
wurden dann hier regelmiissig olympische Fest- sich in weiblicher Gewandung als Tochter des 
spiele gefeiert, welche eine grosse Anziehungs- Oinomaos der Geliebten angeboten als Jagdge- 
kraft ausubten und sich bis ins 6. Jhdt. erhiel- nossin und so dieser Zuneigung erworben; der 
ten Es begreift sich unter diesen Umstanden, eifersuchtige Apollon aber habe D. veranlasst, sich 
dass D nicht nur fur die Antiochener ein Budi 50 mit ihren Gefahrtinnen im Ladon zu baden ; die 
retiro war, sondern auch ein Lieblingsaufenthalt Tauschung sei erkannt und Leukippos von den 
der Seleukiden selbst, und ebenso spater dann von Madchen mit Wurfspiessen und Jagdmessern ge- 
vielen vomehmen Romern (Joseph, bell. Iud. I tOtet worden, Paus. VIII20, 2ff. Diod bei Parth. 
243 328 Dio Cass. LI 7). Pompeius gefiel es erot. 15, wo sich noch die Flucht der D. vor 
so gut daselbst, dass er das Gebiet von D. auf Apollon und ihre Verwandlung (durch Zeus. vgl. 
Unkosten Antiochiens vergriisserte (Eutrop. VI auch Prob. a. a. O.) anschliesst; d) als Tochter 
14 Sext Ruf brev 16). In sittlicher Beziehung des Ladon. mit diesem ubertragen nach Syrien; 
war freilich der Ruf von D. kein guter; Schwel- als Seleukos I. Nikator in der Gegend yon An- 
eerei und Uppigkeit waren gross und die Daphnici tiocheia am Orontes jagte, wuhlte seir i Pferu mit 
mores waren verrufen (Hist. aug. Avid. Cass. 5, 60 dem Hufe eine Pfeilspitze aus dem Boden mit 
5) Unter den spateren Kaisern befand sich in Aufschrift -Poipov, woraus man schloss, hier sei 
D ein Palatium (Itin. Hieros.), das von Theodo- die Verwandlung der D. vor sich gegangen (als 
sius verschonert war (Liban. or. XIII p. 418). Local die Gegend am Olympos ibeiPrusa Bithyn., 
Chosroes verbrannte nach der Zerstorung von wo sich Lorbeerblatter unter die bteme vermengt 
Antiochien die Kirche des Erzengels Michael in fanden, Anon. Vat. 15 bei Keller Scr. rer nat. 
D ■ die ubrigen Gebaude schonte er der Annehm- min. I 108), urrd Apollon habe hier aus Schmerz 
lichkeit des Ortes wegen (Procop. de aedif. V 9; fiber den Verlust seine PI'eile fallen lassen Liban 
bell Pers II 11) Die Identitat von D. mit dem Antioch. I 302 R. Daher nach D. erne \orstadt 



2139 



Daphne 



Daphnephoros 



2140 



von Antiocheia (Nr. 3) benannt mit Heiligtum des 
AayvaTog 'AtioXXcov (und der Artemis), Philostrat. 
vita Apoll. Tyan. 1 16. Iulian. misop. p. 357 C. 361 
Spanh. (tov Aaifvaiov -dsov), vgl. noch p. 346 B 
und ep. 27 (p. 400). Ammian. Marc. XXII 13 
(vgl. XIX 12, 19). Sozom. V 19 (Aayvalog 'An6k- 
Aeov s. Apollon o. Bd. II S. 46f. und oben Art. 
Daphnaios Nr. 1), isoug Axdkkwvog tov em A. 



Die Legende von Apollon und D. symbolisiert die 
tberwiiltigung der Erdmantik durch Apollon und 
seine Art der Weissagung, Rohde Psyche 2 II 
58, 2; vgl. I 141. 238 A. II 58, 1. 181, 2. Mas 
Miiller (vgl. Essays 112 84f. 143. 411f.) deutet 
D. auf die vor der aufgehenden Sonne fliehende 
MorgenrOte, wozu ,die Verwandlung der D. in einen 
„ T „- - - . . - -■ Lorbeerbaum eine auf griechischera Boden er- 

CU* 4458; mit dem Heiligtum waren Asylrecht wachsene Fortsetzung der Mythe'; vgl. dagegen 
und Spiele verbunden, vgl. besonders Polyb. XXXI lOMannhardt a. 0. II 20 Preller-Eobert 
3 4 (aus Athen. V 194 c, X 439 b). Poseid. FHG Gr. M. I 292, 1. Justi Berl. phil. Wschr. XVIII 



III 263, 31 (Athen. XII 540 a. V 210 e). Iulian. 
p. 361 ; daher Antiocheia zur Unterscheidung 
von andern Stadten dieses Namens Art. r\ im 
Aayvy, Strab. XV 719. XVI 749. 750 (Eustath. 
Dionys. Perieg. 916 = FHG III 589, 17). Plin. 
V 79, auch Ioseph. ant. XVII 24, vgl. noch XIV 
325. 451 (A. Tijg'AvT.); bell. Iud. I 243. 328 (if 
.-zoos 'Avr. A.) Oder auch f) tizqI tjjv Adcpvrjv, Steph. 

"Rv7 o ""Aijns. nn/1 IVT^^J.^. XT r-. n A TT"\T £* t O TT_1 



Byz. s. 'Axqo. und Mhqot]. Head HN 658. Vgl. 20 bei Paus. X 5, 5." 



1898, 1493ff. 

7) Tochter des Teiresias, fur die gewOhnlieh 
der Name Manto (s. d.) genannt wird, wurde 
nach der Einnahme Thebens durch die Epigonen 
von dieseti einem Geliibde zufolge nacb Delphi 
geweiht (als Hierodule), erteilte daselbst Orakel, 
denen Homer vieles entnommen habe, und erhielt 
den Beinamen Sibylla, Diod. IV 66, vgl. Daphnis 



noch Paus. VIII 20, 2 und Paus. jr. 'Avr. bei 
Tzetz. Exeg. in II. 138. Herm. Cass. Dio LI 7. 
Nomi. Dionys. XL 136f. 149. Zosim I 52. Liv. 
XXXIII 49, 6. Ausonii ordo urb. nob. 15 Sch. 
Eutrop. VI 14. Hegesipp. (Ioseph.) IV 1. Aacpvrjozo- 
Mg : Stadt in der Phantasie des Eustath. (Eumath.) 
Makremb. VIII 18. 

D. wurde im Liede besungen (Ach. Tat. I 5, 
5), im Pantomimos als Fliehende dargestellt (Luc. 



[Waser.] 



8) Als Pflanze a) s. Laurus; b) Daphne L. 
s. Aarpvoetd&g, Kv sa>Qog, KvfjoTQor, Gv/jt- 
laia; c) Adtpvrj aXs^avHQEta s, Xafiai8d<pvy. 

Daphnephoria (AayvtjrpoQia) hiess ein Fest, 
das man dem Apollon zu Ehren alle acht Jahre 
in Boiotien feierte , namentlich in Theben dem 
Apollon Ismenios. Ein Knabe, dem noch beide 
Eltern lebten, erOffnete die Procession, einer seiner 
naehsten Verwandten, ebenfalls an der Spitze des 



u e i Sa v; t!\ A - US °^ a ? p ' V . 30 ^ 85 ) Sch ' Anth.30Zuges schreitend, trug einen mit Lorbeer und 



Pal. XI 255), in Gemalden im Moment der Ver- 
wandlung (Luc. vera hist. I 8), plastisch in poly- 
chromer Manier (Anth. lat. I 172Biese), wurde 
auf Siegelringen getragen (Anth. Pal. IX 751), 
erscheint als Jagdgenossin des Hippolytos (wohl 
an Stelle der ,Virtus ' rtimischer Darstellungen) in 
der Beschreibung ernes Gemaldecyklus bei Cho- 
rikios iy.cpq. ux. p. 165ff. Boiss. Brunn Kl. Schr. 
I 18. Kalkmann Arch. Ztg. XLI 1883, 148ff. 



Blumen umwundenen Olivenstab, xcoitdi genannt. 
Auf der Spitze war eine eherne Kugel befestigt, 
von der kleinere Kugeln herabhingen. Purpurne 
und krokosfarbene Bander schmuckten den Stab. 
Hinter dem Stabtrager schritt der Priester, mit 
goldenem Kranze, wallendem Haar, in prachtigem 
Gewande, den Stab beriihrend. Ein Jungfrauen- 
chor trug Hymnen vor. Man hat in den Kugeln 
Sonne, Mond und Sterne und in den Bandern die 



Vgl noch Anacreontea 59 Bgk. Luc. dial. deor. 40 Tage des Jahres angedeutet sehen wollen, docl 



2. 14—16. Anth. Pal. IX 124. 307. Ovid. ep. 
XV 25. Mart. XI 43. Auson. epigr. CV (102). CVI 
(103) Sch. ; old re A. beliebter Versschluss beiNonnos 
(Dionys. II 108. 114. IV 98. XXXIII 222), Dion. 
XXIV 99 werden unter den iibrigen Adryades 
(s. Dryades) die daquvatat vvfitpai hervorgehoben 
als besondere Schiitzlinge Apollons; Weiteres s. 
Ind.: in der Polemik der Kirchenvater: Stellen 
bei Baoul-Rochette Choix de peint. 61 



scheint diese Erklarung nicht alt zu sein, Procl 
in Phot. bibl. 321 Bekk. Paus. IX 10, 4. Schol. 
zu Clem. Alex. Protr. IV 95 Klotz. MOglich, dass 
die Festfeier mit der gleichfalls ennaeterischen 
pythischen Procession (Plut. quaest. gr. 12. Aelian. 
v. h. Ill 1. Preller-Eobert Griech. Myth. I 
287, 2; vgl. Rohde Psvche2 I 274) zusammenfiel. 
Boeckh Explic. Pind. 590. O. Miiller Orchom. 
215. 385ff. Hermann Gottesd. Altt.2 § 63, 28. 



Fiir Kunstdarstellungen vgl. Helbig P.h. 50 Schoemann Griech. Altt.3 II 463. DarembeYf 



Mus. XXIV 1869, 251rL. besonders auf VYand- 
gemalden der vom Vesuv verschutteten Stadte 
Campaniens (Helbig Wandgem. nr. 206 — 215); 
hier haufig eine von unserer litterarischen Uber- 
lieferung abweichende Version illustriert, derzu- 
folge Apollon die Geliebte durch seine Musik zu 
gewinnen trachtet ; vgl. Nonn. Dionys. XV 309f. 
(Helbig Unters. (iber die campan. Wandmalerei 
222. 267). Eeliefdarstellung in Trier, Arch. Anz. 



Saglio II 24f Preller-Robert a. a. O. I 288. 
Toepffer Att. Geneal. 266. Aa<pvrj<f6c>o t be- 
gegnen auch sonst otters. So verzeichnet z. B. 
der Opferkalender von Ikaria (v. Prott Leges 
sacrae 49 B 38) im Hekatombaion eine Summe 
fiir die Sayvij^dooi. [Stengel.] 

Daphnephoros {Aayvrjcpooog) , Epiklesis des 
Apollon . in dessen Cult der Lorbeer fast aller 
Orten von Bedeutung war. In der Poesie Ana 



Xin 1898, 74f. Fig. 5. L'ber D. auf Munzen, 60 creont. 11, 6 Bgk. 4; im Cult: 1. Athen, CIA IH 
zumal von Apollonia Salbake (Karien), vgl. J. ------ 

Friedlander Ztschr. f. Num. VII 1880, 218. 
Head HN 251. 

Apolls Liebschaft ergab sich aus der Bedeu- 
tung des Lorbeers fur seinen Cult als eine aitio- 
logische Legende, Mannhardt Wald- und Feld- 
culte I 297, iiber die Symbolik des Lorbeers: 
Boetticher Baumk. "d. Hell. 338ff. (264). 



298. 720 a Priester des Apollon D. 2. Phlva. Plut 
Them. 15. Theophrast bei Athen. X 424f. :' Aayv,)- 
rpoouov; vgl. Toepffer Att. Geneal. 209. Maass 
Getting, gel. Anz. 1889. 814. 3. Eretria, Heilig- 
tum des Apollon D. 'Ecpiju. do/. 1869, 404 a. 1872 
418. 1892, 121. 128. 134. ' Ae/.z. d sx . 1889. 104.' 
4. Chaironeia. CIG 1595 = IGS 1 3407 : Aa<pva- 
r/i'mwg. Diesem Apollon D. galten die bekannten 



2141 



Daphnidis insula 



Daphnis 



2142 



Dapbnephorien (s. d.) sowohl im delphischen Culte 
(Preller-Eobert Griech. Mythol. I 287f.) wie 
im Culte des Apollon Ismenios zu Theben, wobei 
der dem Gott dienende Knabe selbst D. genannt 
wurde, Paus. IX 10, 4. Auch Herakles diente 
in der Jugend als solcher D. dem Apollon, Jahn 
Bilderchron. Taf. V p. 43f., s. o. Bd. II S. 37f. 

[Jessen.] 

Daphnidis insula (Iuba bei Plin. n. h. VI 
172, Aa<pvlvr\ vfjaog Ptol. IV 7, 37), Insel an der 
Westkiiste des arabischen Meerbusens, nOrdlich 
von Adulis. [Sethe.] 

Daphnis. 1) Nach der gewohnlichen Annahme 
sikelischer Hirt, ,Erflnder' der Bukolik. Litteratur: 
Welcker Kl. Schriften I 188—202 (grundlegend 
in der Analyse der Sagenformen). K. Fr. Her- 
mann De Daphnide Theocriti, Gsttingen 1853 
(Festschr. z. Bectoratswechsel , wirft das von 
Welcker Geschiedene wieder zusammen und fOr- 
dert nur in Einzelheiten). Klaus en Aeneas u. 
die Penaten I 518 — 534 (ausfiihrliche Zusammen- 
stellung und Beurteilung der Zeugnisse, aber in 
einer wunderlichen Theologie befangen). B e i t z e n - 
stein Epigramm u. Skolion (Giessen 1893) 197 
— 202. 243 — 263 (geistreiche , aber von einer 
falschen Grundanschauung ausgehende Combina- 
tionen), dagegen u. a. Legrand Etude sur The"o- 
crite (Paris 1898) 144ff. Helm Philol. LVIH 
1 1 Iff. (nieht iiberzeugend). W e n d e 1 De nominibus 
bucolicis (Lpz. 1900) 23f. 35ff.; Stellensammlung 
bei Stoll in Eoschers Lex. I 955 — 961. 

Die alteste Form der Sage lasst sich nur durch 
Combinationen erschliessen und bleibt in alien 
Einzelheiten vollig unklar. Wir finden D. auf 
Euboia gepaart mit dem spater bei den Buko- 
likern allmahlich zu einem schattenhaften Figu- 
ranten herabgesunkenen Menalkas ; beide Gestalten 
der Volkspoesie, fiir uns nur durch die leider sehr 
kurzen Notizen aus Hermesianax ([Leontion] frg. 2 
= Schol. Theokr. VIII 53 = Argum. Theokr. 
IX) einigermassen kenntlich (unrichtig E o h d e 
Bom. 2 83, 1). D. ist hier der Geliebte des 
Chalkidiers Menalkas. Nach dem Liede des 
Tityros-Alexandros bei Theokr. VII 73fT. (vgl. 
den Artikel Bukolik Bd. Ill S. 1003) beklagen 
die Eichen am Flusse Himeras den um die Liebe 
zu Xenea dahinschmachtenden D. ; das setzt also 
Localisierung der Sage an der Nordkiiste Siciliens 
voraus. Himera ist eine Colonie des chalkidischen 
Zankle , bei der Griindung nahmen zahlreiche 
Chalkidier (doch wohl aus der Heimati neben ver- 
bannten Syrakusanern teil (Thukyd. VI 5); die 
Sprache war ein Mischdialekt zwischen Ionisch 
und Dorisch, dagegen uberwogen die chalkidischen 
Gesetze und Einrichtungen. Stesichoros von Himera 
aber hat zuerst den D. besungen (Aelian. v. h. 
X 18j; da liegt der Schlass nahe, dass diese Ge- 
stalt aus der einheimischen Sage von ihm ent- 
nommen und dass in den leider allzu kurzen Andeu- 
tungen Theokrits noch ein Nachhall seiner Dich- 
tung zu erkennen ist (den Fluss Himeras er- 
wahnte Stesichoros [frg. 65]). Dass Tityros-Ale- 
xandros auch sonst dem Stesichoros gefolgt ist, 
lehren Frg. 2 und 3 Mein. ; vgl. Bukolik. In 
dem Verse &g xoy.a rag Eevsag fjodoaaTO Adrpvig 
6 poviag ist der Beginn eines neuen Liebesver- 
haltnisses ausgesprochen (K. Fr. Hermann p. 5); 
diese ungluekliche Liebe aber setzt, wie Welcker 



treffend bemerkt (S. 195), ein vorhergehendes Vtsr- 
haltnis voraus, worin D. den Eros hartnackig 
zuriickgewiesen hatte. Erganzend tritt der Bericht 
des Klearchos (FHG II 315 sv nQwto) 'Egmxixior, 
Athen. XIV 619 c) ein: Eriphanis fj /neXojwiog, in 
ungliicklicher Liebe zum sprOden Jager Menalkas 
entbrannt und von Menschen und Tieren be- 
mitleidet, irrt in den Bergwaldern mnher, indem 
sie ihr Leid im Liede (flanged Sqveg, d> Msvdlxa) 

lOklagt; der chalkidische Menalkas stiirzt sich, da 
er die Liebe der Kenaierin Euippe nicht gewinnen 
kann, vom Felsen hinab (Hermesianax frg. 3). 
Beides schliesst sich eng aneinander; der Bericht 
des Hermesianax ist die Fortsetzung Klearchs und 
erganzt die bei diesem fehlende Localangabe. Aus 
dieser vervollstandigten Geschichte diirfen wir 
nun wohl einen Euckschluss auf das der Liebe 
des D. zu Xenea vorherliegende Verhaltnis bei 
Theokrit wagen, naturlich ohne Gewahr fur die 

20 Gestaltung im einzelnen. Wie die Klage der 
wilden Tiere um die ungluekliche Eriphanis in 
der Klage der unbelebten Natur um den dahin- 
schmachtenden D. wiederklingt — ein genau 
entsprechender Zug findet sieh in dem ersten 
Idyll Theokrits (s. u.) — so hat vielleicht Ahn- 
liches auch in dem stesichoreischen Gedichte ge- 
standen. Nymphodoros (Schol. Theokr. I 65. 
Aelian. de nat. an. XI 13) wusste in den ,Wun- 
dern Siciliens' von dem Grabe der fiinf Hunde 

30 des D. zu erzahlen, deren Namen auf dem Denk- 
mal zu lesen waren: unter lautem Geheul seien 
sie dem Leichnam ihres Herrn gefolgt und frei- 
willig aus dem Leben geschieden; leider fehlt 
die Localangabe. Welcker 190, offenbar in 
Erinnerang an die von Stesichoros behandelte 
Aktaionsage (frg. 68, vgl. frg. adesp. 69, Bergk 
PLG ffl 699), will die Namen der fiinf Hunde 
auf Stesichoros zuruckfuhren, was naturlich ganz 
unsieher ist. Dagegen klingt diese altere Version 

40 wohl in dem ovidischen Distichon (ars am. I 731): 
pallidus in Side silvis errabat Orion, palli- 
dus in lent a naide Daphnis erat noch wieder: 
Nonnus (Dion. XV 307) fugt (doch wohl nach 
alterer Uberlieferung) den Zug hinzu, dass das 
Madchen vor dem Liede des D. fliehend sich in 
den unzuganglichen Bergschluchten verbirgt. 

Von dieser nur wenig erkennbaren Fassung 
der Sage an der Nordkiiste Siciliens ist die durch 
Timaios (bei Parthen. erot. 29 und Diod. IV 84. 

50Geffcken Timaios Geogr. d. Westens, Philol. 
Unters. XIII 118) verbreitete, seit Welcker 
mit der ersteren zusammengeworfene Version zu 
scheiden; die genaue Localangabe verdanken wir 
einer glanzenden Yerbesserung Useners (Eh. Mus. 
XXXIV 434, 4) im Schol. Theokr. VH 79 zovzor 
(D.) ydq fj fn)zijf> tgidrjxc zbv szazeoa araxza 
ei/.a^ovf/crrj, tidvta on oi jzeiosi mo zov Xgv- 
o o v (Xgvoov uberl., corr. Usener, seit Lennep 
wird 'Eoiiov geleseni Siaxomj&fjrai "/Jyovoa; das ist 

60 der Gott des durch die Feldmark von Assoros strO- 
menden Flusses, der einen prachtigen von Verres 
ausgeplunderten Tempel auf dem Wege von Asso- 
ros nach Henna besass (Cic. in Verr. IV 96) 
und dessen Bild die Assoriner auf ihren Munzen 
fuhrten (Head HN 111). Wir werden also in dieser 
Gegend das Local der Sage zu suchen haben; 
dazu stimmt gut, dass nach Timaios (bei Diod.) 
D. iu den heraeischen Bereen zur Welt kam, die 



2143 



Daphnis 



Daphnis 



2144 



sich ,von der nebrodisch-maronischen Hauptkette 
in siidostlicher Richtung abzweigen und nach 
machtiger Abzweigung schliesslich in das flache 
und niedrige Gelande von Siidost-Sicilien fiber- 
gehen' (Freeman-Lupus Geschichte Siciliens 
I 59). Auch der ,Hirte vom Aetna', wie D. bei 
Timaios und Theokr. I heisst, findet nach dieser 
Localsage hinreichende Erklarung. Sie hilt't ferner 
ein wohlbegriindetes Bedenken Welckers 192 
beseitigen: aus der Ehe zwischen Hermes und 
einer Nymphe (Diod. Ael. v. h. X 18. Philargyr. 
Verg. Eel. V 20) wfirde nicht ein Hirt, sondern 
irgend ein Daemon hervorgegangen sein. Darum 
wird man die KOnigstochter (und auch den Fluss- 
gott Chrysas) als das Urspriingliche ansetzen 
mlissen , zumal da die Nachrichten iiber Hermes 
Verhaltnis zu D. schwanken (cu /iiiv sQu>fievov 
'Eq^iov, ol Si vlov Aelian); noch Theokrit lasst 
den Gott nur als Freund des ersten der Hirten 
in seiner Sterbestunde crscheinen, I 77, wie schon 
der Schol. z. d. St. richtig bemerkt. Aus Scham 
hat die Mutter den Nengeborenen im Lorbeer- 
gebusch ausgesetzt (Aelian oi Schol. Verg. Eel. 
V 20), Hirten flnden ihn und geben ihm deswegen 
den Namen D. Er wachst, von Nymphen auf- 
erzogen (Diod.), zum schOnen bliihenden Jiingling 
heran, den Pan in der Musik unterweist (Schol. 
Verg.). Am Aetna, fern vom Gewiihl der Welt 
(Parthen.), weidet er im Sommer und Winter seine 
Herden, erfindet das bukolische Lied (vgl. Dio- 
med. G. L. Ill 487. Sacerdos ebd. VI 506 K.) und 
erfreut damit seine Jagdgefahrtin Artemis (Diod.). 
Alle Nymphen verlieben sich in ihn, endlich fesselt 
ihn eine (Eclieiiais ,Haltenix- Parthen. , Lyca 
Philargyr. zu Verg. Eel. V 20) und schenkt ihnr 
ihre Gunst; sie nimmt ihm den Schwur ab, keinem 
Weibe zu nahen, und droht ihm, wenn er ihn bricht, 
mit dem Verlust seiner Augen (Parthen. Diod. 
Aelian. Schol. und Philargyr. e»» Schol. Theokr. 
VILT 93, stark gekiirzt, aber aus derselben L'ber- 
lieferung, wie das C'itat aus Sositheos zeigt, der 
Schol. Verg. Eel. VIII 68 beniitzt ist). Langc 
Zeit halt er ihr die Treue (xaUep ovx o'/.iyojv 
ixtfiaivoficvcov avxta Parthen.); als er aber ein- 
mal seinen (verirrten?) Rindern nachgeht, kommt 
er zur KOnigsburg und wird von der KOnigs- 
tochter mit sussem Wein berauscht und verfiihrt 
(vgl. ausser den Angefiihrten noch Schol. Theokr. 
I 85). Im einzelnen mag diese Sagengcstalt, 
welche wir als die Vulgata bezeichnen diirfen, 
mannigfach variiert gewesen sein ; die Hauptsache 
steht fest, ,dass der Gcttinnen Gunst streng bindet 
und dass ein einziger schuldiger Augenblick den 
Sterblichen aus seinem Himmel zurfiekwerfen kann ' 
(Welcker 192). Das geht durch die Poesie aller 
Volker und Zeiten hindurch : von dem alten 
Lampsakener Charon (Schol. Apollon. II 477 = 
Schol. Theokr. HI 13) bis auf H. Seidel (,Wald- 
fraulein Hechta' Ges. Werke IX 209ff.). Wie be- 
liebt diese Sagenform gewesen ist, zeigen die ver- 
schiedenen Augaben iiber das Lebensende des D. : 
blind in der Irre umherschweifend stiirzt er vom 
Felsen (Schol. Theokr. Vffl 93), oder er trOstet 
sich in seinem Leid mit der Musenkunst nee tamen 
diu tixit (Philargyr., vgl. Aelian und besonders 
Parthen. [Vergleieh mit Thamyras]) oder endlich 
sein Vater Hermes hebt ihn auf sein Flehen zum 
Himmel empor (danach Verg. Eel. V 43ff.) und 



lasst auf Erden eine Quelle, Daphnis genannt, zu- 
riick, an welcher die Sicilier jahrlich Opfer dar- 
bringen (Schol. Verg. V 20, leider ohne genauere 
Localangabe). Eine Mittelstellung zwischen diesen 
beiden Hauptversionen nimmt die Localtradition 
von Kephaloidion (also wieder an der Nordkiiste 
Siciliens, nicht allzuweit von Himera en|fernt) 
ein: die Nymphe Nomia liebt den schonen D., 
er aber verschmaht sie und verfolgt die Chimaira. 

10 Die Zuriickgewiesene beraubt ihn im Zorn seiner 
Augen und verwandelt ihn dann in einen Stein, 
der in der Nahe der Stadt zu sehen war und die 
Gestalt eines Menschen zeigte. Die Ahnlichkeit 
mit der oben erschlossenen himeraeischen Version 
springt in die Augen, die Blendung stamint aus 
der Vulgata — sie ist eigentlich uberfliissig, da 
die Volkssage offenbar an einen wunderlich ge- 
stalteten Felsen anknflpfte. Diese Version hat 
wahrscheinlich Dosiades (s. d.) in seinem Gegen- 

20 stiick zu dem Liede des Tityros-Alexandros be- 
folgt, indem er in freier Erfindung D. nach 
Kreta versetzt und ihn durch den Zorn der Nymphe 
iiber ihre Nebenbuhlerin in einen Fels verwandeln 
lasst (Ovid. met. IV 276; eine Ahnung der Sach- 
verhalte noch bei dem Schol. Theokr. VII 73 
p. 262 Ahr.), vgl. Eeitzenstein 255f. Nichts 
Naheres wissen wir fiber die agrigentiner Localsage 
(Isid. orig. Ill 20, 6), zumal da der Name des D. 
an dieser Stelle nur auf Conjcctur beruht. Eine 

30besondere Stellung zur Sage nimmt das vielbe- 
sprochene erste Idyll Theokrits ein; auch hier 
hat Welckers intuitiver Scharfblick gegeniiber 
den unsicher tastenden Versuchen der Neueren 
im wesentlichen das Richtige getroffen. Das Lied 
von den Leiden des D. ist von dem Dichter einem 
Ziegenhirten Thyrsis in den Mund gelegt (6vQotg 
o<V coif Axrpas 65), der es einst im Wettstreit 
mit dem Libyer Chromis vorgetragen und den 
Preis errungen hat (vgl. fiber diese durchsichtige 

40 Fiction den Art. Bukolik); er setzt die Sage 
als bekannt voraus und ist deshalb fiir uns in 
Einzelheiten nicht immer gleich verstandlich. D. 
der Hirt vom Aetna verzehrt sich in ungliicklicher 
Liebe, gegen die er vergeblich ringt (97f.), be- 
klagt von den Tieren des Waldes und seiner 
Herde , vergeblich getrtistet von Hermes , den 
Hirten und Priapos, auf deren Worte er nichts 
entgegnet. Erst gegen die iiber ihn triumphie- 
rende Aphrodite findet er die Sprache wieder, 

50 heftig fahrt er die Verhasste an, nimmt Abschied 
von der Welt und ruft Pan herbei, damit dieser 
aus seiner Hand die Syrinx empfange. Dann 
verstumint er , Kypris will ihn aufrichten , aber 
sein Los ist erfullt, der Strom (der Unterwelt, 
vgl. 130) umrauscht ihn. Entscheidend fiir die 
Frage, welche Sagengestalt der Dichter befolgt 
hat, sind nicht die Verse 102 und 103, aus denen 
Reitzenstein auf das Prototyp eines sacralen 
Bakchen geschlossen hat, sondern die Worte des 

60 Priapos 82f. : ,Das Madchen sucht Dich an jedem 
Quell und in jedem Wald' — sie ist also ,als 
eine bestimmte und bekannte bezeichnet, die dem 
D. nachgeht, die also von ihm geflohen wurde', 
allerdings nun nicht die ihn zum Manne genom- 
men hatte (Welcker 197), sondern die Nymphe, 
deren Liebe er einst verschmaht hat. In ver- 
messenem Trotz hat er sich geriihmt, den Eros 
niederringen zu konnen (97), jetzt ist er selbst 



2145 



Daphnis 



Daphnis 



2146 



bezwungen, d. h. er liebt ungliicklich eine andere, 
obwohl er sich gegen die Allgewalt des Gottes 
mit alien Kraften straubt; den Namen der beiden 
anzugeben hat der Dichter fiir uberflussig be- 
funden, da der Stoff allgemein bekannt war. Mit 
dieser Einscbrankung diirfen Welckers Worte 
hierhergezogen werden (198): ,Das naive Miss- 
verstandnis des Priapos unterbrieht den Trauerton 
des Liedes, und es ist diesem Gott vollkommen 
angemessen, dass er nur das Sinnliche, nicht den 10 
Eigensinn der Liebe begreift und mit der Empfind- 
samkeit des D. im vollkommensten Contrast steht'. 
Ist diese Annahme richtig, so haben wir, abge- 
sehen von der Localisierung am Aetna, wieder 
ein Zurfickgreifen auf die alteste Sagengestalt 
zu constatieren ; vielleicht war der Dichter durch 
das Lied seines Freundes Alexandros von Pleuron 
unmittelbar beeinflusst, jedenfalls darf das Motiv 
der gebrochenen Treue, welches in der zweiten 
Version stets mit der Blendung verbunden auf- 20 
tritt, in die theokriteische Darstellung nicht 
hineingetragen werden. Pan empfangt die Syrinx, 
weil er der Lehrer des D. gewesen, das war ge- 
geben (s. o. Schol. Verg. Eel. V 20); eine Po- 
lemik gegen die arkadischen Anspriiche auf die 
Prioritat der Erfindung der Syrinx wird man 
schwerlich mit Reitzenstein (244ff.) heraus- 
lesen diirfen. Wenn hier das Verhaltnis des D. 
zu Pan nur angedeutet ist, so erscheint es ganz 
deutlich bei Glaukos (Anthol. Pal. IX 341), Meleager 30 
(VII 535. XII 128), Diodoros, Zonaras (IX 556, 
Nachbildung von IV 341), die das erotische Ele- 
ment hervorkehren (daher der Scherz Suet, gramm. 
3 Ilavds ayduiq/ia iiber Lutatius D.), und auf 
einer Anzahl bildlicher Gruppen, fiber die Sauer 
Excurs IV im Buche Reitzensteins handelt 
(vgl. noch Amelung Fiihrer durch die Antiken 
in Florenz 40) ; IX 338 in einem angeblich theo- 
kriteischen Epigramm belauschen Pan und Priapos 
ilen schlummernden D. In ganz eigentiimlicher 40 
Weise ist die D.-Sage von Sositheos (FTG 821 N.2; 
vgl. Welcker Gr. Trag. Ill 1252ff. Mannhardt 
Mythol. Forsch. Iff.) behandclt worden ; er stellte 
dem guten Hirten D. den Unhold Lityerses gegen- 
iiber. Fiir die Versetzung nach Phrygien kommt 
bereits Alexandros von Pleuron in Betracht (falls 
dieser nicht durch Sositheos beeinflusst ist), nach 
welchem Marsyas von D. die Auletik erlernte 
(Meineke Anal. Alex. 250). Der Dramatiker 
L'riff wieder auf das alte Paar Menalkas und D. 50 
zurfick, Hess in einem Wettstreit zwischen ihnen 
Pan zu Gunsten des D. entscheiden und diesem 
die Thaleia (oder Pimpleia [Schol. Verg. Ed. VIII 
68], Oakcta IJifuii-rjia stand wohl in der Vorlage) 
zusprechen. Rauber entfuhren die Geliebte, D. 
sucht sie in der ganzen Welt und findet sie end- 
lich als Magd bei dem bcisen KOnig Lityerses, 
aus dessen Gewalt er sie nach harten Prfifungen 
durch die Hulfe des Herakles befreit. Nach dem 
Tode des Unholds nimmt er den Thron ein. Dieses 60 
nierkwiirdige Stuck, wahrscheinlich ein Satyr- 
Jrama, hat weiter gewirkt. Der Verfasser der 
unechten Bovxo/uaazai a (Theokr. VIII) hat es 
vor Augen (a>; <pavxi v. 2), wenn er die ider (wie 
in IX Rovxnhaazal p) freilich zu Schemen herab- 
gesunkenen Hirtenjiinglinge D. und Menalkas 
einen dichterischen Wettgesang anstimmen lasst, 
aus dem D. nach dem Richterspruch eines ai.-id).og 

Pauly-Wissowa IV 



(der also fiir Pan eintritt) als Sieger hervorgeht. 
Ziemlich unvermittelt heisst es zum Schluss nach 
der Erwahnung, dass D. seit der Zeit der erste 
unter den Hirten gewesen: xaX rvft<prjv axQr)§os 
icov hi NatSa ['ExevatSa'}] yijfisv, das kann Re- 
miniscenz aus der Vulgata sein. Viele Ziige der 
Sositheosfabel kehren, wie Reitzenstein 260, 1 
fein bemerkt hat, in dem Hirtenroman des Longus 
wieder: der Wettstreit des D. mit Dorkon, das 
verdoppelte Motiv der Entfiihrung des D. (I 28), 
der Chloe (II 20); der frOhliche Ausgang erinnert 
an den Schluss des sositheischen Dramas. Da- 
neben erscheinen vollig unmotiviert Ziige aus den 
andern Sagenversionen ; die D.- Quelle (IV 4), 
der Selbstmordversuch, sich vom Felsen zu stiirzen 
(IV 22), so dass man wohl annehmen darf, dem 
Romanschriftsteller habe eine mit Varianten aus- 
gestattete Quelle, etwa ein mythologisches Hand- 
buch, vorgelegen. Vielleicht ist Longus auch 
durch die 'Oagwtvs angeregt, deren D. mit dem 
Helden der Sage allerdings kaum mehr als den 
Namen gemein hat. Dunkel an diesen erinnern 
noch der Name seiner Mutter (Nofiaia) und der 
Vater des Madchens Menalkas. Freie Erdichtung 
endlich sind Verg. Eel. V (s. o. und Rib beck 
Gesch. d. rOm. Dichtung II 18) und Silius XIV 
466 : Phoibos lauscht, ins Gras gestreckt, den zaube- 
rischen Gesangen des D. 

Was die Deutung des Namens anlangt, so 
sind alle Versuche, einen ursprunglichen Gott in 
ihm wiederzuerkennen, von vornherein abzulehnen. 
,Denn menschlich bleibt die Natur des D. immer, 
wenn er auch den Hirtengott zum Vater hat' 
(Welcker 192; nicht einmaldasist das Ursprung- 
liche, s. o.). Dem widerspricht nicht, dass ihm 
zu Ehren nach dem einen Bericht an der gleich- 
namigen Quelle geopfert wird. Vielmehr ist dies 
,Lorbeerkind' eine echte SchOpfung der Volkssage, 
von einer gewaltigen DicbterpersOnlichkeit her- 
vorgezogen und im Laufe einer fiir uns noch un- 
kenntlichen Entwicklung zum Archegeten einer 
neuen Dichtungsart erhoben. 

2) Kentaur (zu den smcpavsoxaioi gezahlt), 
von Herakles in dem Hause des Pholos erschlagen, 
Diod. IV 12, 7. 

3) Bergnymphe, von Ge als Prophetin ihres 
alten (vorapollinischen) Orakels eingesetzt, Paus. 
X 5, 3. [Knaack.] 

4) Tvrann von Abvdos, Ende 6. Jhdts. v. Clrr., 
Herod. IV 138. " [Kirchner.] 

5) Sclave, ermordet zur Zeit der mithradati- 
schen Kriege den Tyrannen Nikokrates von Ky- 
rene. Polyaen. VIII 38. Plut. de mul. virt. IP. 

[Willrich.] 
<>) Griechischer Redner, nur aus Eutil. Lup. 
I 15 (p. 9 Halm) bekannt, wo ein ins Lateinische 
iibcrtragenes Fragment einer Rede an die Byzan- 
tier als Muster fur die Wortfigur der did/.voi; 
(Weglassung der Conjunctionen) iiberliefert wird. 
Da des Rutilius Vorlage der Rhetor Gorgias aus 
dem 1. Jhdt. v. Chr. ist, so ist der Terminus 
ante quem der Lebenszeit des D. gegeben ; dar- 
iiber Mnaus lasst sich Genaueres fiber seine Le- 
benszeit nicht feststellen. Ebensowenig kann man 
mit Sicherheit angeben, welcher Stilrichtung D. 
angehert hat. Das angezogene Fragment ist ziem- 
lich ahnlich der'Stelle des Demosthenes XVJII 
301ff. (Blass Griech. Bereds. 35, 3). [Brzoska.] 

68 



2147 



Daphnitae 



Daphnus 



2148 



7) Aus Milet, Architekt, der mit Paionios von 
Ephesos den grossen ionischen Tempel des Apollon 
Didymeus zu Milet entworfen nnd begonnen hat 
(Vitruv. VII pr. 16 p. 161, 9 instituerunt). Da 
Paionios den von Chersiphron nm 570 angefangenen 
alteren Artemistempel in Ephesos , an dem im 
ganzen 120 Jahre gebaut worden ist (Plin. XXXVI 
95), vollendet hat (Vitruv. a. a. 0.; s. Paionios 
von Ephesos), gehorte D. der ersten Halite oder 
der Mitte des 5. Jhdts. an, nicht wie Rayet 10 
nnd Thomas Milet et le golfe Latmique II 30ff. 
annehmen, erst der Zeit Alexanders d. Gr. Sein 
im grfissten Massstab angelegter Ban, der an die 
Stelle des von den Persorn zerstOrten Tempels 
treten sollte (Strab. XIV 634), wird also etwa 
nach der Schlaeht am Eurymedon begonnen wor- 
den sein, wurde aber niemals vollendet (Paus. VII 
5,4; vgl. Haussoulier Eev. phil. XXII 1898, 
37ff. 113ff. XXIII 1899, Iff., wo die neuerdings 
gefundenen , auf die Baugesehichte des Tempels 20 
bezfiglichen Inschriften mitgeteilt nnd die chrono- 
logischen Fragen der Baugeschichte besprochen 
sind). [Fabricius.] 

Daphnitae, Volksstamm im westlichen Li- 
byen, zwischen den Salathi (am Salatafluss, dem 
heutigen Bu Regreg) und den Zamazii (am Asana- 
oder Anasafluss, dem heutigen Um er Rbia, vgl. 
Miiller zu Ptol. p. 746) wohnend, erwahnt von 
Ptolem. IV 6, 6. [Fischer.] 

Daphnites (Aa<pviri]g), Epiklesis des Apollon 30 
in Syrakus, in gleichem Sinne wie Daphnaios 
und Daphnephoros, Hesych. = Etym. M. 250, 38, 
aus Diogenian.; vgl. Wentzel 'EtzikXtjosis II 7. 

[Jessen.] 

AacproeiSeg, bei Dioskorides mat. med. IV 
146 Name einer Pflanze (Theophrastos gebraucht 
ftatpvoeiSrjg nur als Adjeetiv), die auch evxha/.ov 
(petcdcm Cod. Mon. 337), ;£a,ua«5ayvj; nnd nenhor 
(peplon) genannt wurde. Dieselbe wird beschrieben 
als ein ellenhoher Strauch mit vielen riemen- 40 
artigen Zweigen, die von der halben Hohe an be- 
blattert sind. Der Bast der Zweige ist sehr zah, 
die Blatter gleichen denen des Lorbeers, sind aber 
weicher, schmaler und schwer zerbrechlich ; ge- 
nossen verursachen sie Beissen und Brennen in 
Mund und SpeiserOhre. Die Bluten sind weiss, 
die ausgereiften Friichte schwarz. Sie wiichst 
an gebirgigen Orten. Die Wurzel wird medi- 
cinisch nicht beniitzt, das Blatt dagegen wirkt 
i'risch und getrocknet abfiihrend, Erbrechen, Nies- 50 
reiz und Monatsfluss erregend. Auch die Frucht 
wirkt abfiihrend u. s. w. Plinius giebt n. h. 
XXIII 158 die medicinischen Wirkungen ziem- 
lich gleich an, weicht dagegen XV 132 in den 
Namen (Pelasgton, euthalon und stephanon Ale- 
xandri) sowie in der Beschreibung etwas ah, ins- 
bosondere mit der Angabe: bacis e nigra rufis. 
Nun zeigt der Codex Constantinopolitanus zu Wien 
f>. als einen verastelten Strauch mit eiformigen 
oder elliptischen an der Basis etwas keiligen Blat- tin 
tern und roten kurzgestielten oder sitzenden 
Friichten. der vielleicht gar keine Daphne ist. 
Man konnte also annehmen, Plinius beschreibe 
in naherem Anschlusse an Krateuas (vgl. M. We 11- 
mann Abh. d. K. Gesellsch. d. Wissensch. zu 
Gottingen. Phil.-hist. Classe. N. F. II 1) eine 
andere Pflanze als Dioskorides. Doch weisen oben 
angefiihrte Namen raoglichenveise auch auf eine 



Verwechslung mit Ruscusarten hin (vgl. Xa/iat- 
dd<pvrj), die, bei Galen. XI 863. Paulus Aegi- 
neta VII fol. 107 b Aid. angedeutet, ersichtlich 
vorliegt bei Ps.-Apuleius 59 und in den mittel- 
alterlichen Glossarien (vgl. Thes. Gloss, emend, 
s. Vidoriola). Von den Neueren erklart d. schon 
Simon Januensis fur Laureola (Daphne Lau- 
reola L.), ihm folgen Matthioli, Dodonaeus, 
Lobelius, AnguillaraundCaesalpinus (vgl. 
Sprengels Comm. 635). Da jedoch diese zwar 
schwarze Friichte, aber gelbliche oder griinliche 
Bluten hat, so spricht es Sprengel a. a. O. als 
D. alpina L. an und findet dabei den Beifall von 
Fraas (Synops. 224), der nur richtig bemerkt, 
dass diese nicht in Griechenland wachse. Doch 
das machte bei Dioskorides nichts aus, der ja 
immerhin die in Italien vorkommende Pflanze 
(Arcangeli PI. it. 218) gekannt haben kOnnte 
(Abbild. u. a. in Reichenbach Icones flor. Germ, 
et Helv. XI 553. Atlas der Alpenflora herausge- 
geben vom deutschen u. Csterr. Alpenverein III 
275). Allein sicher ist auch diese Deutung nicht, 
hatdochD. alpina rdtliche Friichte (vgl. Schlech- 
tendahl-Hallier Flora von Deutschland X 5 
Taf. 978) ; weisse Bluten und in ausgereiftem Zu- 
stande schwarzliche Friichte hat dagegen die ge- 
wOhnlich ohne zwingende Griinde fur frv/tekata 
(s. d.) erklarte Daphne Gnidium L. (vgl. Casia 
Nr. 2). Nun identificierten aber einige der Alten 
selbst schon dvfisXaia und ^a/itUata (Diosc. IV 
170. Plin. n. h. XIII 114), und weicher Wirr- 
warr in den Namen spater herrschte, lehrt ein 
Blick auf Bauhini Theatrum botanicum 462. 
Nach so groben und wechselnden Merkmalen wie 
Bluten- und Fruchtfarbe, die ohendrein bei Pli- 
nius anders angegeben werden als bei Dioskorides, 
lassen sich eben so ahnliche Pflanzen wie die 
Daphnearten nicht genau bestiinmen. Auch die 
nicht ubel beschriebenen medicinischen Wirkungen 
geben keinen Anhaltspunkt, da sie mehr oder 
weniger einer jeden zukommen. 

Aa<pvoeidkg ist bei Dioskorides IV 7 auch noch 
Synonym der x/.r/fiarig (xbjfiaTizig Cod. Const.), 
vgl. Plin. n. h. XXIV 141 (clematis Aegyptia. 
q-uae ab aliis daphnmdes vacatur) und Galen. 
XII 31. Paul. Aeg. VII fol. 110b. [Stadler.] 

Daphnon (Aaipriov [isyag und fitxQog) s. Aa- 
(pvovg /.iiirjv. 

Daphnos (Ad<prog), Fluss im ozolischen Lo- 
kris, wahrscheinlich der jetzige Mornopotamos, 
der auf der Sudseite des Berges Pyra (Oite) ent- 
springt, in siidlicher Richtung ein breites Thai 
zwischen Korax und Parnass durchfliesst und dann 
in gewundenem Engthal nach Siidwest durch- 
bricht, um ostlich von Naupaktos mit einer kleinen 
Deltaebene in den korinthischen Golf zu miinden. 
Plut. VII sap. conv. 19. Bursian Geogr. von 
Griechenland I 144. [Philippson.] 

Daphnus {Aarpvovg d. h. Lorbeerhausen). 
1) Stadt in Lydien in der Nahe des Sipylos, zu 
des Plinius Zeit untergegangen, Plin. n. h. V 117. 

2) Ein Demos der Insel Kos, Steph. Byz. 

[Burchner.] 

3) Hafen von Trapezunt. Anon, peripl. Pont. 
Eux. 36. [Euge.] 

4) Stadt in Mittelgriechenland am euboeischen 
Golf bei dem jetzigen H. Konstantinos (30 km. 
Ostlich von den Thermopylen) gelegen an einer 



2149 



Daphnusa 



Daraanon 



2150 



kleinen, von den Abhangen der Knemis und dem 
Deltavorsprung eines Baches eingefassten Bucht. 
In alterer Zeit gehiirte sie zu Phokis und trennte 
das Gebiet der epiknemidischen und opuntisehen 
Lokrer, kam dann am Ende des phokischen Krieges 
a,n die Lokrer, war zu Strabons Zeit schon zer- 
stort, aber noch als Hafen benutzt; jetzt sind 
nur geringe Reste vorhanden. Strab. IX 416. 
424—426. Steph. Byz. Plin. IV 27. Ross Wan- 
derungenll 135f. Bursian Geogr. 1 156. 165. 188. 
Lolling Hellen. Landesk. 133. [Philippson.] 

Daphnusa (Adcpvovoa, Aaq/vovaa), anderer 
Name fur das Eiland Thalusa oder Tellusa bei 
Erythrai, Plin. n. h. V 136. Vom reichlich vor- 
handenen Lorbeer genannt. [Burchner.] 

Daphnusia s. Apollonia Nr. 14; vgl. dazu 
noch TomaschekS.-Ber. Akad. Wien 1891 VIII 
75. Ramsay Asia minor 182, 430. [Ruge.] 

Daphnusion (Aatpvovotov), xwpij in Agypten, 
Steph. Byz. s. Aarpvovg. [Sethe.] 

Aatpvovolg Aifivy , See in Bithynien, nicht 
weit vom Olympos, Steph. Byz. Nach Cramer 
Asia minor I 202 der Efnanly-gjol (richtiger Ev- 
teni-gjol) im Gebiet des Hypios; ebenso Kiepert 
Forma orb. ant. IX. Die genauste Karte des 
Sees ist bei v. Diest Petermanns Mitt. Erg.- 
Heft 94, Bl. II. [Ruge.] 

Aacpvovg Xiffqv, Hafenplatz der Kivvafico/io- 
tpogog j;G>e<x im AvaUrtjg xohios (Golf von Aden), 
nicht weit vom^iipaf-Berge, Artemidor. bei Strab. 
XVI 774. Ps.-Arrian. peripl. mar. erythr. 11 
(Geogr. gr. min.- 1 266) nennt an derselben Stelle 
zwischen dem Handelsplatz Mosylon und dem Cap 
Aromata einen dacpvmva /uxqov und einen &a<p- 
ro>va fisyav Xeyofisvor 'Axavvai, welch letzterer 
Ort bei Ptolem. IV 7, 10 als 'Axdvvai Sfixogcov 
genannt ist. [Sethe.] 

Daphoineus (Aayoivevg), ein Pan, der mit 
seinem Vater und elf Briidern dem Dionysos in 
seinem Kampf gegen Deriades und die Inder zu 
Hulfe kam, Nonn. Dionys. XIV 80. [Waser.] 

Dapli(J)dike bei Hyg. fab. 170 (p. 33, 18 Sch.) 
Tochter des Danaos, die den Aigyptiaden Pugnon (?) 
«rmordete. Statt dieser verderbten Namen sind 
wohl aus Apollod. II 20 W. einzusetzen die Namen : 
Kallidike (Tochter des Danaos von der Krino) 
und Pandion. [Waser.] 

DapjTt, KOnig der Geten. sudlich der Donau, 
nahe ihrer Miindung. Wir hOren nur einmal von 
ihm bei Cass. Dio LI 26 aus Anlass der Feld- 
Yii^e des Crassus an der unteren Donau. D. be- 
fand sich im Kriege mit einem anderen getischen 
Kflnig, Namens Roles, weicher von Crassus Hulfe 
erbat und auch erhielt. D. floh nach einer un- 
gliieklichen Schlaeht in seine Festung, welche 
belagert und erobert wurde, wobei D. umkam. 
Nach der gewohnlicben Annahme (vgl. Zippel 
Die romische Herrschaft in Elyrien 239. Roes lei- 
Das vorromische Dacien , S. - Ber. Akad. Wien 
XL VII I war D. ein dacischer Furst, dessen Reich 
Zippel auf dem linken Donauufer sucht. Aber 
diese Annahme kann nicht richtig sein. Crassus 
iiberschritt niemals die Donau, wahrend er an 
der unteren Donau kampfte und den D. bekrie^te 
und belagerte; das hatte Cassius Dio angegeben. 
Ausserdem wird D. ausdrucklich als Arav rtvoiv 
flaadei'g bezeichnet, und in den Fasti Cap. ad a. 
726 wird der Triumph des Crassus als ex Throeeia 



et Geteis bezeieb.net. Dass Geten am siidlichen 
Ufer der Donau wohnten zur Zeit, um die es 
sich hier handelt, darf als feststehend bezeichnet 
werden, vgl. o. S. 1962 und Art. Getae. Und 
Cassius Dio selbst (LXVTI 6) unterscheidet sehr 
genau zwischen Dacern und Geten, so dass also 
auch seine Bezeichnung des D. als getischer'KOnig 
nicht angezweifelt werden darf. [Brandis.] 

Dara. 1) Eine vom Partherkonig Arsakes I. 

10 in monte Apaortenon gegrundete Stadt, rings um- 
geben von steilen Felsen, daher fast uneinnehm- 
bar und leicht zu verteidigen, iiberdies mit er- 
giebigem Boden und einer Fiille von Quellen, 
sowie mit wildreichen Waldern versehen, Iustin. 
XLI 5, 2; Dareium fertilitatis inelutae locus 
in regione Apavortene, Plin. VI 46. Die letzt- 
genannte Landschsft, Apauarktike des Isidoros 
(Bd. I S. 2681f.) oder Abiward, Baward des Mittel- 
alters, umfasste die heutige Oase Attek, Ostlich 

20 von den Achal-Tekke-Turkman; sudwarts erhebt 
sich bis zum Langsthal des Kesef-riid die Alburz- 
kette k6h Hazar-mesgid, welche mit ihren gegen 
die Oase steil vorspringenden Querriegeln mehrere 
Kesselthaler, wie Derre-gez und Kalat, umschliesst. 
Die arabischen und persischen Schriftquellen schil- 
dern uns Kalat als eine uneinnehmbare, auf steilen 
Felsen erbaute Feste mit Rinnsalen;, mitten im 
Kessel von Kalat liegt jetzt das Dorf Cah-gumbed 
in 37° N. 59° 46' O.; vgl. die Karte des russisch- 

30 persischen Grenzgebietes in der kaukas. Abt. der 
Petersburger geogr. Ges. 1881 VII 203 und Taf. 12 
in Petermanns Mitt. 1887. [Tomaschek.] 

2) Dara (Adga), starke Festung in Mesopo- 
tamien, drei Parasangen von Mardis und vierzehn 
Parasangen von Amudis entfernt (Theopbyl. Sim. 
Ill 10, 4), friiher ein armlicher Flecken, von Ana- 
stasius im J. 507 angelegt (daher auch Anastasio- 
polis genannt) und von Iustinian mit besonderer 
Kunst befestigt und mit Wasserleitungen ver- 

40 sehen (Proc. de aed. II 2. 3). Hier war eine 
Zeit lang der Sitz des Dux Mesopotamiae, Proc 
bell. Pers. I 22. Menander Prot. frg. 11 Miiller. 
Constantin. Porphyr. de cerim. I 89. Die Stadt 
wurde von den Persern hauflg angegriffen und 
auch mehreremal erobert, so unter Iustin II. 
im J. 573 (Theopbyl. Sim. Ill 5, 11. 17. V 3. 
Cedren. I 684) und unter Phocas (Cedren. I 711). 
Vgl. noch Proc. bell. Pers. I 10; bell. Goth. IV 
7. Cedren. I 630. Johann. Lyd. de magistr. Ill 

50 28. 47. Theoph. Chron. I 231. Georg. Cypr. 
912 Gelz. Job.. Epiph. fig. 378. 379. 382 Dindf. 
Candid, frg. 449 , 5 Dindorf. D. wird auch 
bei Syrern haufig erwahnt, vgl. Zachar. Rhet. 
bei Mai Script, vet. nov. coll. X 344. Chron. de 
Josue le Stylite ed. Martin 99 ; andere Steilen bei 
Payne Smith Thes. Syr. 943. Uber ihre Er- 
oberung durch die Araber beriehtet, Beladori ide 
Goeje) 176. Jetzt Dara. Beschreibung der aus 
der Zeit der Kaiser Iulian und Anastasius stam- 

60menden Euinen bei Sachau Reisen in Mesopo- 
tamien und Syrien 395£f. [Fraenkel.] 

3) Auf einer Inschrift aus Gundani, nOrdlich 
vom HoirangjOl, kommt das Ethnikon Aaor\vog 
vor. Sterret Papers of the American school, 
Athens III nr. 366, 38; vgl. Eamsav Journ. 
Hell. Stud. 1883", 23ff. [Ruge.] 

Daraanon, pontischer Fluss, Scyl. 82, ver- 
dorben fur Archauon. s. Arcliabis. [Tomaschek.] 



2151 



Darabescus 



Daras 



2152 



Darabescus s. Drabeskos. 

Darada (Adgada), Stadt an der Westkiiste 
des arabischen Meerbusens, oberhalb des Evftevovg 
aloog, siidlich von Sabai gelegen, bewohnt von 
Elephantophagoi; daselbst das xvvfjyiov iltyav- 
tmv to nnog t<5 (fQtaxi xaXov/ievov , Artemidor. 
bei Strab. XVI 771. [Sethe.] 

Daradae, Volksstamm im Gebiet des Flusses 
Daras (= Ued Draa) , erwahnt von Ptolem. IV 
6, 6 und Ps.-Agath. II 16 (Geogr. gr. min. II 10 
p. 497). Agrippa bei Plinius V 9 unterscheidet 
Aethiopes Daratitae an der Kiiste und Ga-etuli 
Daras im Binnenlande. Die letzteren sind sicher 
einer der berberischen (Imosag-) Stamme, die noch 
heute uberall in diesen Gegenden Niederlassungen 
haben, die ersteren vermutlich nur dadurch von 
ihnen verschieden, dass sie stark mit nigritischem 
Blute vermischt sind (vgl. Hartmann Nigritier 
73. 252); indessen ist auch nicht ausgeschlossen, 
dass wir in ihnen wirkliche Nigritier zu sehen 20 
Jiaben (vgl. Hartmann 279). Mit diesen D. 
identisch sind die Lixitae Hannos; auch hier 
flndet sich die Scheidung von eigentlichen Lixi- 
tae und Acthiopen; Hanno lasst aber die letzteren 
im Binnenlande wohnen; durch ihr Vordrangen 
in die fruchtbaren Kiistenstriche ist dann spater 
die Verschiebung eingetreten. Nur dem Anschein 
uach verschieden sind die von Ptolem. IV 7, 35 
in der Centralsahara angefiihrten D., die gewohn- 
lich nach Darfur versetzt werden (vgl. Smith 30 
Dictionary of gr. and rom. geogr. s. v.). In der 
Niihe der Quellen des Ued Draa sind die des 
Ued Ger; von hier bat Ptolemaeos die D. in das 
Quellgebiet des Flusses ubertragen, den er Gir 
nennt (vgl. unter Gir); das hat Miiller zu Ptol. 
IV 6, 4 (p. 742) richtig erkannt. [Fischer.] 

Daradax (AaQaSag Xenoph. anab. I 4, 10), 
Nebenfluss des Euphrat in Syrien (Kyrrhestica), 
30 Parasangen nordlich vom Flusse Chalos und 15 
Parasangen siidlich von Thapsacus; hochst wahr- 40 
.scheinlich der heutige Sadsohur. [Benzinger.] 

Daradrai s. Dardai. 

Darae Saetuli s. Daradae und Daras Nr. 1. 

Daranalis (armenisch daran-aii ,Salzwerke 
enthaltend') , Gau (gavar) in Armenia magna 
(Bardzr-Haikh) am oberen Euphrat mit der Feste 
Kamachos und der zwischen Satala und Melitene 
gelegenen Station Analibla (armenisch anati-blh 
.salzloser Sprudel'), Acta concil. Cp. a. 680 ed. 
Hardouin III 1408. 1380. 1392. Die Aufsicht 50 
iiber die aus Quellen und Gruben. gewonnenen 
Salze befindet sich im Dorfe Komiir. dessen Fluss- 
lauf aus den Bergen von Gerdzanis herabkommt, 
Travels of Ewliya, bei Hammer II 200. Uber 
die in D. gelegenen Localitaten Sepuh-learn und 
und Manaj-airkh , Thordan und Thiln-avan s. 
Ritter Erdk. X' 775f. [Tomaschek.] 

Darandai, Volk in Drangiane, Ptolem. VI 
19, 3; offenbar zu lesen Darangai oder Drangai ' 
(s. d.). [Tomaschek.] 60 

Darauissa (Aaodvtaaa), Stadt des mittleren 
Grossarmenien, Ptolem. V 13, 14. [Baumgartner.] 

Darantasia, Stadt im Gebiet der Alpes Graiae 
an der von Mailand nach Vienne fiihrenden 
Strasse (Itin. Ant. 346. 347. Tab. Peut ). Vom 
4. Jhdt. ab scheint D. der Hauptort der Ceutrones 
(s. d. Nr. 1) gewesen zu sein, wenigstens wird 
von da ab Forurn Claudii (= Axima?) nicht 



mehr erwahnt (Hirscht'eld OIL XII p. 16; vgl. 
p. 24. 299. 805). Die Not. Gall. X 1 verzeichnet 
,in provineia Alpium Graiarum et Poeninarum' 
metropolis civitas Ceutronium Darantasia (var. 
Tarantasia). Die spateren Zeugnisse (Leo M. 
epist. 66. Ennod. vita Epiph. 177 u. a. Daran- 
tasia, seltener Tarantasia) bei Holder Altkelt. 
Sprachsch. s. v. Beim Geogr. Rav. IV 26 p. 238 
entstellt in Daradatia. Heute Moutiers en-Ta- 
rentaise (de"p. Savoie), wo nur wenig Inschriften 
gefunden worden sind. Die Identificierung mit 
Forum Claudii (Ptolem. Ill 1, 33) ist ganz un- 
wahrscheinlich. Desjardins Table de Peut. 56. 

[Ihm.] 

Darapsa, Stadt in Baktriane am Nordabhang 
des Paropannisos, wo Alexander im Winter des 
J. 330/29 kurze Rast hielt, nachdem er von seiner 
Griindung Alexandreia (Nr. 6 Bd. I S. 1389) unter 
unsaglichen Beschwerden in 15 Tagmarschen uber 
den Hochkamm gestiegen war, Strab. XI 516. 
XV 725; Drapsaka bei Arrian. anab. Ill 29, 1, 
welcher berichtet, dass Alexander von da aus 
weiter gegen Aornos und Baktra zog. Menu 
Meletemata historica, Bonn 1839, 32f. hat fur D. 
die Lage von Anderab festgestellt; das ist der 
erste namhafte Ort auf der Nordseite des Hin- 
dukus, wenn man aus dem Panghirthale den Cha- 
wakpass flberstiegen hat. Der sinische Pilger 
Hyun-Thsang zog a. 644 von Hupian aus dem 
Kabulthale und erreichte zuerst in sieben Tagen 
den Fuss des Hochgebirges Paru-Paracaena , so- 
dann in drei Tagen die Passhiihe, und vollendete 
in drei weiteren Tagen den Abstieg nach dem zum 
Reiche der Tukhara gehOrigen Gau Antar-apa, 
d. i. ,zwischen den Wassern (zend. afs) gelegen' ; 
in sieben Tagen erreichte er Huo (s. C ho an a). 
Nicht verschieden von D. ist wohl auch das ptole- 
maeische Drepsa (s. d.). [Tomaschek.] 

Daras. 1) Daras oder Darat (Plin. n. h. V 
9), Fluss an der Westkuste Africas (vgl. Agrippa 
bei Plin. a. a. O. Ptolem. IV 6, 2. 3. 4. Vitruv. 
VIII 2, 6, wo mit Miiller zu Ptol. p. 741 statt 
Dyris Daras zu lesen ist. Oros. I 1); heute Ued 
Draa. Er entspringt in dem hochsten Teil des 
Atlas, den die Alten speciell Arms nennen (Strab. 
XVII 825; Djebel Deren bei Edrisi), d. h. ,Schnee- 
gebirge' (vgl. Schnell in Peterm. Mitt., Erg.- 
Heftl03[1892] 10); ebendasselbebedeutet6A 7 'd^,- 
oQog , das falschlicherweise weit vom Atlas ge- 
trennte Quellgebiet des D. bei Ptolemaios ("vgl. 
Miiller p. 731). Jetzt fast ganz ausgetrocknet, war 
er im Altertum nicht ohne Bedeutung (vgl. de 
Castries Bull. d. 1. soc. d. geogr. de Paris 1880 
II 497ff. Fitzau Nordwestkiiste Africas von 
Agadir bis St. Louis 1888, 231ff. Schnell a. a. 
O. P5ff. 103ff.|. Derselbe Fluss heisst Aifog im 
Periplus des Hanno (vgl. Corn. Nep. bei Plin. V 
4), Atgitbv bei Skylax (§ 112), und darf dann 
nicht, wie es bei Nepos und Skylax geschieht, 
mit dem nordlicheren Lixus, dem heutigen Ued 
el Kus , verwechselt werden (vgl. Fischer De 
Hannonis periplo 18ff.). [Fischer.] 

2) Fluss an der persischen Kiiste uahe der 
Grenze von Karmania, zwischen dem Kathraps 
im Osten und dem Bagradas im Westen, Ptolem. 
VI 8, 4: nach der Umrechnung des Protagoras 
angeblieh 800 Stadien von ersterem . 300 von 
letzterem entfernt, Marcian. Heracl. I 27. Der 



2153 



Darasa 



Dardanariatus 



2154 



Name hat sich in dem heutigen Dar-i-ab oder 
Daryab erhalten, der seine Quellen im Felsgebirge 
tfstlich von Lar sammelt und in die Bucht von 
Nachiltih mundet, wo er die ausgedehnten Palmen- 
]>flanzungen bewassert; Persian Gulf Pilot 246. 

[Tomaschek.] 
Darasa {Adgaoa), nach Tomascheks sehr 
ansprechender Conjectur fiir Adgafbjoa, Ptolem. 
VI 2, 13, Darathe Tab. Peut. (s. d.); diese Namen 



Dzang.bo, und die Goldgraber nennen sich Dul.ba, 
vgl. tib. rdul ,Goldstaub'. Die indischen D. 
waren also nicht, wie Megasthenes angiebt , Be- 
sitzer dieser Goldfelder; sie wohnten vielmehr 
weiter gegen Westen an der grossen Beuge des 
Indos und waren bios, wie Herodot sagt, ars).- 
X6/xevoi_ im xov zgvoov. Die noch heutzutage zwi- 
schen Citral, Gilgit, Kasinir und Buner sesshaften 
Dardustamme werden in den indischen Schrift- 



erscheinen in der Gegend, wo man Bagistana (s. d.) 10 werken, zumal den Epen und Puranas, in der Form 



erwartet. Tomaschek (S.-Ber. Wien. Akad. Cll 
151f.) vergleicht auch Daras-Koh, den Namen 
eines Gebirges, das sich doch wohl in der Niihe 
befindet. [Weissbach.] 

Darasos, unbekannter Ort in Isaurien, Hierokl. 
709. G. Hh-schfeld (Gott. Gel. Anz. 1888, 580) 
setzt es gleich Lalassis. [Ruge.] 

Darathe, Station zwischen Onoadas und Con- 
cobar (jetzt Kongawer) auf der Strasse vom Zagros 



Darada neben anderen BergvoTkern des Himavat- 
giirtels haufig erwahnt ; in Kalhanas Raga-taran- 
gini ist von Kampfen des Kac-mtravolkes mit den 
Darada-Montagnards die Rede, und eine ihrer 
Festen heisst (III lOOf. ed. Troyer) Darad-puri; 
der Name erklart sich kaum aus skr. dardu ,Kratze', 
auch nicht als zerdehnte Form von drdhd ,fest, 
stark, tapfer', sondern aus darad, einem Worte, 
das sich in dard. ddr, kafir. da ,H(igel, Bergab- 



pass nach Ekbatana in Medien, Tab. Peut. ; nahe 20 hang' erhalten hat. Lebensweise, Brauche, Clan 



lag Bagistane (Bisutun), und der in Hauss 
knechts Rou tier weiter siidlich verzeichnete Berg- 
zug Daras-k&h mag seinen Namen einer Ortschaft 
Daraca verdanken, die auch in Aagaaa (AaQaaa) 
des Ptolem. VI 2, 13 vorzuliegen scheint. S. 
Darasa. [Tomaschek.] 

Daratitae s. Daradae. 

Dardai, Volk im nordlichen Indien (Plin. XI 
111. VI 67. Nonn. Dion. XXVI 61. Dionys. Bassar, 



verfassung und Kastenwesen, sowie die Sprache 
der Stamme Dardistans haben uns zuerst kurz 
Vigne, Cunningham und Hay ward, in neuerer 
Zeit sehr ausfuhrlich L eitner (Results of a tour in 
Dardistan, Lahore 1870; The languages and races 
of Dardistan, 1873, und in einem zusammenfassen- 
den Hauptwerk 1893), Biddulph (Tribes of the 
Hindookoosh, Calcutta 1880) und Drew (Jamoo 
und Kashmirterritories, London 1875) dargelegt; 



b. Steph. Byz.); Derdai, Bewohner einer grossen 30 R. Shaw hat dazu fiir die buddhistischen ,Almen 



Hochebene, wo die Ameisen Gold aufwiihlten, 
Megasthenes bei Strab. XV 706. Arrian. Ind. 15 
(vgl. Dio Chrysost. or. 35. Clem. Alex, strom. II 
207) ; AaQaSoai am oberen Indos, in der Nachbar- 
schaft der Baktroi und Sakai, sowie der Byltai und 
Chauranaioi (s. d.), Ptol. VII 1, 42, Aagdarhg Dion, 
per. 1138; sie sind jene Inder, welche auf Kamelen 
in die ,<'5stliche Sandwttste' ausziehen, um in Sacken 
den Goldstaub zu sammeln, welche die an Grflsse 



bewohner' (tib. Broh.pa) in Baltistan, welche einen 
Darddialekt reden, Nachtrage geliefert (A stray 
Arians in Tibet, J. of Asiat. soc. of Bengal 1878 
Bd. XL VII). Die Dardsprache ist ein echter, dem 
Pangabi, Kasmiri und Kafiri verwandter arischer 
Dialekt, wenn auch durchsetzt von Worten aus 
der Sprache der alteinheimischen Burisk (vgl. zu 
Saetae) von Hunza-Nager, Gilgit und Yasin; die 
D. sind also von Siiden her, das Sindhuthal auf- 



zwischen Hund und Fuchs stehenden Ameisen aus 40 warts , vorgedrungen und von Haus aus Arier, 



der Erde herauswuhlen, Herodot. Ill 108; Ktesias 
bei Ael. h. a. IV 27 setzt an Stelle der Ameisen 
Greife und bemerkt, dass die Goldstaub holen- 
den Karawanen drei Jahre ausbleiben ; Ael. h. a. 
Ill 4 zieht in diesen Sagenkreis auch das (tibe- 
tische) Volk der Issedones und den indischen Grenz- 
fluss Kampylinos; nach demZeugnis des Nearchos 
wurden Felle jener Ameisen ins makedonische 
Lager gebracht. In den Ameisen haben Moor 



wenngleich ihr leiblicherTypus auf starke Mischung 
mit den Autochthonen sowie mit Arabern hin- 
weist. Nach Ujfalvy (Aus dem westlichen Hima- 
laya. Leipzig 1881,228; Les Aryans de l'Hindou- 
kouch, Paris 1896) haben die Dardu gleich den 
Balti (s. Byltai) ,Raubvogelgesichter' und hyper- 
dolichokephale Schadel, braunes und manchmal 
gelocktes Haupthaar und eine scblanke, dabei 
kraftige Statur; individuell tritt ,semitischer' 



croft (Asiat. Researches XII 439), Hodgson und 50 Typus hervor. Vgl. Lassen Ind. Alt. I 849f. 



Wilson das tibetische Murmeltier (tib. phyi.ba) 
erkannt, das sich HOhlen grabt und Vorrats- 
kammern fur den Winter anlegt; in der aufge- 
•niihlten Erde findet sich mitunter Goldstaub; die 
indische Sage nannte das Tier pipilika ,Ameise'; 
im Mahabharata II 2860 bringen Himavatbe- 
wohner des Nordens, Khaea Kulinda und Tangana, 
den indischen Fursten als Tribut das von den 
.Ameisen' hervorgescharrte Gold, piptlikam gata 



M'a'rkham Dardistan (Geogr. Magazin, London 
1875, 252f.). [Tomaschek.] 

Dardanariatus, Darunter verstehen die clas- 
sischen Juristen Vorkehrungen, durch die ein ein- 
zelner oder mehrere zu einem Cartell verbundene 
Personen auf kunstlichem Weg den Preis einer 
Ware in die Hohe treiben oder einen Mangel an 
dieser Ware herbeifuhren. Dies kann namentlich 
durch Aufkaufen und Abpassen einer gunstigen 



rupam uddrtam pipilikais. Noch jetzt ist der 60 Verkaufsgelegenheit (z. B. Missernte) geschehen, 



tibetische Grenzort Gar.tok ein Centrum des Gold- 
staubhandels, wahrend das indische Land selbst, 
wie schon Herodot wusste, kein Gold hervorbringt. 
Die Goldfelder der tibetischen Provinz Gna.ri- 
khor.sum (s. Chauranaioi) oder des nordischen 
Landes skr. Hataka-deca der polyandrischen Tribus 
Suvarna-gotra sind in unserer Zeit genauer be- 
kannt geworden; sie liegen im Quellengebiet des 



coemtas merees supprimunt; locupletiores 
frtietus suos aequis pretiis vendere nolunt, dum 
minus uberes prorentus expectant, Ulp. Dig. XL VII 
11, 6 pr. D. kann in jeder Ware getrieben wer- 
den (ullius mereis bei Ulp. a. a. O.) ; besondere 
Bedeutung haLder D. in Getreide, durch welchen 
bewirkt wird. tit annona oneretur. id annona 
carior fiat Ulp. Dig. XLVIII 12, 2 pr. XLVII 



2155 



Dardanees 



Dardani 



2156 



11, 6 pr. Gegen solchen Komwucher schritten in 
republicanischer Zeit die Aedilen mit ihrer Polizei- 
gewalt ein, s. Art. Annona; besondere Bestim- 
mungen dagegen enthielt die lex Iulia de annona 
tit. Dig. XL VIII 12; kaiserliche Eescripte erleich- 
terten propter publicum utilitatem annonae die 
Erhebung der Anklage, Marcian. Dig. XL VIII 2, 
13. Papir. lust. Dig. XL VIII 12, 3, 2. Soweit 
der D. nicht unter die Lex Iulia de annona fallt, 



Tomaschek Thraker I 25f. Kretschmer 185). 
Sie wohnten am oberen Axius-Wardar (Bylazora 
war bereits makedonisch, Polyb. V 97, 1), dem 
(weissen) Drin (Strab. VII 316 Agilmv 7iora/j.og avd- 
jiXovv k'%oJv Jigog sco ,wszqi Tijg Aagdavtxfjg) , zu 
beiden Seiten der Marava-Margus bis iiber Naissus- 
Nis binaus (Ptol. Ill 9, 6 xfjg Aagdaviag de no- 
hsig 'AoQtpavTiov, Neaog . . . .) und am Oberlaufe 
des Timacus-Timok (Plin. Ill 149 flumina elara 



ist er crimen extraordinarium, s. Art. Crimen. 10 e Dardanis Margus Pinqus Timachus; Pincus 

frl^v ^5 Q Q+T-q^a li^nUaf H^'n^ (Ti: ~ TTTTn 11 T>~1. :~i. 1.1 : L^ — M -1. -. _!• Ti.-l i 



tber die Strafe berichtet Ulpian (Dig. XL VII 11, 
6 pr.) fur seine Zeit: poena in hos varie statui- 
tur; nam plerumque, si negotiantes sunt, nego- 
tiatione Us tantum interdicitur ; interdum et re- 
legari solent, humiliores ad opus publicum dari. 
Fur den besonderen Fall, wo die Verteuerung der 
Ware durch Gebrauch falscher Wagen herbeige- 
fiihrt war, wurde die lex Cornelia de falsis fur an- 
wendbar erklart, Ulp. Dig. XL VII 11, 6, 1. Paul 



Pek ist wohl irrtumlich in die Reihe gekommen) ; 
iiber die Nachbarstanime vgl. Plin. IV 3. Strab. 
VII 313. 316. 318. 329 frg. 4 (MommaenE. G. V 
11. G. Zippel Die rOmische Herrschaft in Hlyrien 
39.45. Tomaschek Thraker I 23). Die Grenzen 
des siidlichen Teiles von Moesia superior, d. i. von 
Dardanien, hat zu ermitteln gesueht A. v. Do- 
maszewski Arch.-epigr. Mitt. XIII 154, darnach 
Kiepert Formae orbis antiqui XVII; vgl. D. 



Dig. XLVIII 19, 37. Verwandt mit dem D. sind 20 Kalopothakes De Thracia provincia Rom. 6f 



die von Zeno Cod. lust. IV 59, 2 mit Strafe be- 
drohten Vergehen. Litteratur: Rein Criminal- 
recht d. RCm. 829. 830. Geib Lehrb. d. deutsch. 
Strafrechts I 89. G. Keel Industrielle und kom- 
merzielle Ringe und Kartelle und ihre strafrecht- 
liche Behandlung, Zurich 1897. [Hitzig.] 

Dardanees (Aag&avhg). 1) Volk im Grenz- 
gebiet von Assyria und Media am Flusse Gyndes 
(Diyala), Herodot. I 189; wahrscheinlich eine Ab 



A. v.Premerstein JahresheftedesOsterr.archaeol. 
Institute 1898, Beiblatt 147. Die Hauptstamme 
der D. waren die Galabrii und die Thunatae (Strab. 
VII 316, s. d.); nach aussen hin tritt jedoch das 
ganze Volk seit 284 v. Chr. (Polyaen. IV 12, 3) 
geeint unter KOnigen auf, wodurch es zu einer 
sehr ansehnlichen Macht kam; tiber seine Be- 
ziehungen zu dem Reiche von Scodra, den Bastar- 
nern und zu Makedonien in griechischer und 



teilung der Kurden. Die Anderung Aagvaicov 30 romischer Zeit s. unter Moesia, welche Provinz 



fur Aagbavimv des Textes, mit Riicksicbt auf die 
wichtige Position Darna (s. d.), erscheint zu ge- 
wagt. 

2) Volk am oberen Indos, Dionys. perieg. 1138 
u. Eusl; s. Dardai. [Tomaschek.] 

Dardaneion, Dardanis {AagSavstov, Aagddvig), 
Vorgebirg bei Dardanos Nr. 1 (Diod. Sic. XIII 
45. Strab. XIII 595), wahrscheinlich die jetzt 
Kephes Punta genannte Landspitze. [Burchner." 



aus diesen Kampfen bervorgegangen ist; im ubrigen 
vgl. dariiber Droysen Zur Geschichte der Nach- 
folger Alexanders. Zippel 39ff. trber die Sitten 
und wirtsehaftlichen Zustande der D. ist mehreres 
uberliefert. Sie waren ein ungesittetes (Strab. 
VII 316. Plin. IV 3), tapferes, widerstandsfahiges 
Volk (Ammian. Marc. XXIX 5, 22 Dardanorum 
ferociam in modunt Lernaeae serpentis aliquo- 
tiens renascentem Iwc genere poenarum extinxit ), 



Dardani (so die rOmisehen Inschriften und 40 das in mit Diinger zugedeckten Erdhohlen gewohnt 



Sehriftsteller durehgehends ; bei den Griecben 
keine feststehende Namensform: Adg&avoi, Aag- 
ddvioi, AagSarug [vgl. CIL III 714. 715], Aag- 
davidtat, die Autoren schwanken selbst in einem 
und demselben Capitel, vgl. Polyb. IV 66. XXVIII 8. 
Appian. 111. 5), ein kraftiges illyrisches Volk in 
Moesia superior (Strab. VII 315. 318. Appian. 
111. 2. 5; bell. civ. V 75; vgl. auch die illyrischen 
Personen- und Ortsnamen Bato, Longanus, Monu- 



haben soil (Strab. a. a. O.); doch besass es auch 
befestigte geschlossene Ansiedlungen. Es war als 
schmutzig verrufen (zgig zov filov Xklovxai woszeg 
Aagbavevg); liebte die Musik, kannte die FlCte 
und Saiteninstrumente (Strab. VII a. a. O.). Nach 
Agatharchides von Knidos bei Athen. VI p. 272 
verfiigte es iiber zahlreiche Leibeigene, wohl eine 
altere BevoTkerungsschicht. Es betrieb Weide- 
und Alpenwirtsehaft, bekannt war der caseus 



nius, Scupi u. s. w. K. Zenss Die Deutschen 50 Dardanicus (Expos, totius mundi, Geogr. lat. min 



und die Nachbarstamme 253. H. Kiepert Lehr- 
buch der alten Geographie 331. Mommsen R. 
G. V3 11. W. Tomaschek Die alten Thraker 
I 23; Zur Kunde der Hamushalbinsel I 446. P. 
KretschmerEinleitung in die Gesch. dergrieoh. 
Sprache 245), das im Osten jedoch auch thrakische 
Elemente in sich aufnahm (vgl. Art. Dardapara. 
Tomaschek Thraker I 25. II 2, 70). Ihre topo- 
graphische Nomenclatur hat sich die ganze romische 



ed. Riese p. 119). In ihrem Lande bestanden 
Bergwerke; Plin. XXXIII 39 erwahnt den Dar- 
daniuni genannten Goldschmuck; vgl. die Berg- 
werksmiinze Traians und Hadrians mit dem R. 
DABDAXJC1 (Cohen Traian338; Hadrian 1166) 
und die proeuratores metallorum intra Mace- 
donian!, Daciam mediterraneam , Moesiam seu 
Dardaniam. tber die Reste alten Eisen-, Blei- und 
Silberbergbaues in dem Dardanergebiete handelt 



und byzantinische Zeit (vgl. Procop. de aedif. 60 C. Jirecek Die Handelsstrassen und Bergwerk. 



Tomaschek Zur Kunde der Hamushalbinsel I 
446) hindurch und zum Teil bis auf den heutigen 
Tag (vgl. Scupi— Skoplje— Uskub) erhalten; das 
Volk selbst hat zur Bildung des rumanischen Volks- 
tums beigetragen. Wegen der Namensgleichheit 
mit den troischen Dardanern wurden unsere D. 
fiir eingewanderte Troianer gehalten (Solin. II 51. 
Hist. Aug. Claud. 11, 3. Kiepert Lehrb. 331. 



von Serbien und Bosnien wahrend des Mittelalters 
43f. 53ff. und Arch.-epigr. Mitt. X 79ff. Ausser- 
dem werden grobe dardanische Stoffe erwahnt 
(Tomaschek Thraker I 24). Von ihrer Sprache 
sind nur zwei Pflanzennamen bekannt (Toma- 
schek I 25. II 1, 26). Das als Durchzugsland 
von der Adria zur Donau und von Viminacium 
nach Thessalonica wichtige Land wurde in der 



2157 



Dardania 



Dardanidai 



2158 



Kaiserzeit durch Strassen erschlossen (v. Doma- 
szewski Arch.-epigr. Mitt. XIII 151 vermutet, 
dass die Strasse Lissus - Naissus bereits unter 
Augustus erbaut worden sei; sonst vgl. CIL III 
p. 1469. Kiepert Formae XVII Beiblatt 4 und 
A. J. Evans Antiquarian researches in Illyricum 
III 65ff. IV 153ff.). Das ROmertum hatte hier 
feste Stiitzen (ausser an den hier in augustischer 
Zeit vielleicht stationierten Legionen, vgl. A. v. Do- 
maszewski Neue Heidelberger Jahrb. I 199ff. 
A. v. Premerstein Jahreshefte des oester. arch. 
Instituts I Beibl. 165) an Scupi, wohin unter 
den Flaviern Veteranen der legio VII Claudia 
deduciert worden sind (CIL in p. 1460. v. Do- 
maszewski 151) und das sich zur Metropole 
Dardaniens entwickelte, und an Ulpiana, das 
wahrscheinlich eine Griindung Traians ist. Cber 
kleinere Ansiedlungen vgl. Evans a. a. O. Viel 
mehr trug jedoch zur Romanisierung der Militar- 
dienst (vgl. v. Domaszewski a. a. 0.) bei, zu 
dem die D. stark herangezogen wurden; sie bildeten 
hochst wahrscheinlich seit Vespasian eine ala I 
Vespasiana Dardanorum, die in Moesia inferior 
garnisonierte (Mommsen CIL III p. 2024 ; Ephem. 
epigr. V p. 185. Cichorius o. Bd. I S. 1240) 
und eine cohors Dardanorum (IGI2433. Momm- 
sen Ephem. epigr. V p. 185. Cichorius oben 
S. 280); dienten aber auch in fremden Auxi- 
liarabteilungen , so in der eoh. Claudia milia- 
rensis (CIL V 898. Mommsen Ephem. epigr. 
V p. 185. 242), ferner in der legio VII Claudia 
(Brambach 1077. Mommsen Ephem. epigr. V 
p. 184. 21 7), unter den equites singulares (Ephem. 
epigr. IV 931. Mommsen Ephem. epigr. V 
p. 185. 234) und den Praetorianern (CIL VI 2845, 
vgl. Mommsen Ephem. epigr. V p. 185). Unter 
Marc Aurel wurden latrones Dardaniae unter 
die Soldaten eingereiht (Hist. Aug. Marc. 21, 7. 
Mommsen R. G. VS 212, vgl. 228. Patsch 
Wissensch. Mitt. VIII 120). Einzelne brachten 
es auch zu hoheren Militar- (CIL XI 705) und 
Verwaltungsposten (CIL III 5283) ; Kaiser Clau- 
dius II. ist wahrscheinlich ein D. (Hist. Aug. Claud. 
11, 9) und aus Naissus stammte Constantin. 

[Patsch.] 
Dardania (Aaqddvia; der Name wohl nicht 
griechisch, sondern illyrisch; vgl. P. Kretschmer 
Einl. in die Gesch. d. griech. Spr. 245ff. ,Man hat 
mit dem albanesiscben Wort darSe [= Birne, 
Birnbaum] den alten Volksstamm der Dardaner 
in Verbindung bringen wollen', Gustav Mayer 
Albanesisches WOrterbuch 60; albanesisch darbdn 
= Bauer , eigentlich Birnenziichter). 1) Land- 
schaft in der Troas langs des Siidgestades des 
Hellespontos von Zeleia bis Skepsis, Apoll. Rhod. 
I 931. Apollod. Ill 12, 1. Hermesian. frg. II 43. 
Strab. XII 565. XIII 606.^ Hesych. Steph. Byz. 
Ihre Einwohner hiessen Adqbaroi oder Aagddrtoi. 
Die Leute, die dieser Landschaft den Namen 
gaben, scheinen mit illyrischen Stammen verwandt 
gewesen zu sein. Die Mythen nennen als Konig 
Dardanos (s. d. Nr. 3). Die Gegend ist hiigelig, 
von zahlreichen Flusslaufen, die im Sommer wenig 
Wasser fuhren, durchzogen, und dahinter liegt 
ein bequem zugangliches Bergland mit sanftge- 
neigten Hangen. Fruchtbar und nicht ohne Reize. 
Stadte u. a. und Schriftstellen bei Forbiger 
Handb. der alten Geogr. Ill 137ff. Ein dich- 



terischer Name von D. war vielleicht Tevxglg, 
Mnaseas bei Steph. Byz. 

2) Aagbavlt], Aagdavla, Stadt in der Land- 
schaft D. (Nr. 1). Nach dem Mythos von Dardanos 
(s. d. Nr. 3), dem Sohn des Zeus, schon vor Ilions 
Griindung erbaut (II. XX 216. Diod. XIII 45. Apol- 
lod. IH 12, 1. Conon narr. 21), jedenfalls eine 
alte Stadt, aber fruh zu grunde gegangen. Nach 
Strab. XIII 592 fand sich zu seiner Zeit keine 

10 Spur mehr. Lawton (Papers of Arch. Inst, of 
Am. Class. Ser. I 1882, 162 und Plan) setzt ihre 
Statte auf dem Balidagh bei Bunarbascbi an. 

3) Dichteriscber Name fur die Insel Samo- 
thrake (Paus. VII 4, 3, vgl. Steph. Byz. s. Adq- 
davog und Eauo&Qaxt]). [Biirchner.] 

Dardanidai (AagSavidai) , die Nachkommen 
des troischen Dardanos. Den Geschlechtsnamen 
fuhrt in der Ilias haufig Priamos , zweimal Hos 
in feierlicher Wendung (XI 166. 372). 

20 Den Stammbaum des Geschlechts liefert 
durch den Mund des Aineias II. XX 215ff. , fiir 
die beiden letzten Generationen lasst er sich 
durch gelegentliche Angaben der Dichtnng be- 
deutend vervollstandigen, in einer Hinsicht aber 
versagt letztere fast ganz, namlich fiir die Ahn- 
frauen. Hier traten erganzend die jiingerenEpen ein, 
direct uberliefert ist es nur fiir des Aineias Gat- 
tin (Eurydike) aus Kyprien und kleiner Hias, aber 
gewiss nach epischer Quelle nennt Alkman (frg. 

30 113) des Laomedon Gattin Zeuxippe. Die Ahn- 
frauen der mythographischen Litteratur hatte 
unter Beniitzung des Hellanikos u. a. Porphyrios 
in seiner Schrift nsgl tr3v ^agai.skst/j./j,Evaiv t(p 
jtoirjTjj ovojiaxmv behandelt, und aus ihr schOpfen 
die Scholien (vgl. E. Schwartz De schol. Horn, ad 
hist. fab. pert., Jahrb. f. Phil. Suppl. XII 1881). 
Besonders wertvoll waren die Angaben des Phere- 
kydes, man weiss aber nur, dass er Laomedons 
Gattin Leukippe nannte und Hekubas Stamm 

40 durch drei Generationen auf Proteus oder Sanga- 
rios zuruckfiihrte (frg. 99). Zusammenstellung 
verschiedener Versionen ist nicht seine Art, also 
Proteus ist zu streichen oder Sangarios; wenn 
letzterer, dann ware Pherekydes hier von der 
Autoritat Homers abgewichen. Das thut er hOchst 
seiten — vgl. frg. 24 a (FHG IV 635] und frg. 
102 — , dagegen verdankt man ihm wichtige Er- 
ganzungen gerade zu Homer, so fiir Ae'don (vgl. 
Bd. I S. 468) und Niobe (Thraemer Pergamos 

50 7). Da im Schol. Lyk. 18 Priamos und Tithonos 
Stiefbriider sind und des ersteren Mutter den 
pherekydeischen Namen Leukippe tragt, so geht 
wohl auch die Mutter des Tithonos, Rhoio 
des Skamandros Tochter, auf diesen Logographen 
zuriick. Reichlicher fiiessen die Angaben aus des 
Hellanikos Troika. Uber des Dardanos Mutter 
Elektryone und Gattin Bateia vgl. S. 2165. 2169. 
Frau des Tros war nach ihm Kallirrhoe Toch- 
ter des Skamandros (Schol. II. XX 232), des 

60 Laomedon Strymo Tochter des Skamandros (frg. 
137; man beachte die Abweichung von Phere- 
kydes). Ebenfalls einheimische Flussnymphen 
(tochter des Siraoeis) sind Astyoche des Erich- 
thonios und Hieromneme des Assarakos Frau 
(Tzetz. Lyk. 29. Apollod. Ill 12). Auch sie 
mogen aus Hellanikos stammen, wie M. W ell- 
man n Comm. Gryph. 62 vermutet. Zu den Fluss- 
nymphen gehort noch Oinone, Tochter des Kebren, 



2159 



Dardanidai 



Dardanidai 



2160 



Frau des Paris, wahreiid Kalybe, von Laomedon 
Mutter des Bukolion, einfach als Nymphe be- 
zeichnet ist (Apollod. Ill 12, 6, 1 u. 3, 8). Von 
anderer Art ist die Ilosgattin Eurydike, Tochter 
des Adrastos (Scliol. 11. XX 236).' Ich vermute 
im Vater den Eponym von Adresteie (II. II 828); 
dieses namlich lag in der Nachbarschaft von Pria- 
pos, und gerade in der Geschichte des Ilos spielt 
der priapische Apoll eine Rolle (Hellanikos im 
Schol. Lyk. 29). Zweimal findet Heirat unter 
Dardaniden statt: des Ilos Tochter Themis (Apol- 
lod. Ill 12) oder Erytheia (Schol. Town. II. XX 
239) verbindet sich mit dem Vetter Kapys , ja 
des Laomedon Tochter Klytodora (Dion. Hal. I 
62) gewinnt es fiber sich, dem Grossoheim Assa- 
rakos die Hand zu reichen (die Frauen im Ver- 
zeiehnis des Dionysios tragen teils die auch ander- 
weits bekannten Namen, aber in abweiehender 
Zuteilung, teils ganz neue, wie die eben ge- 
nannte Klytodora oder des Tros Frau Akallaris, 
Tochter eines Eumedes; dieser Name kelirt im 
troischen Kreise wieder als Vater des Dolon, II. 
X 314). Uberblickt man die ganze Reihe der 
Gattinnen, so ist ihr specifisch troisches Gepriige 
ins Auge fallend, hochstens ein bef'reundeter Nach- 
barstamm liefert einmal einen Beitrag, wie Phry- 
gien die von einem Unbekanntcn dem Laomedon 
gesellte Plakia Tochter des Otreus (der Name des 
Vaters richtig gestellt von M. Wellmann a. a. 0. 
56). Hier hat offenbar das Vorbild der Ilias ge- 
wirkt, denn was diese an Gattinnen des Geschleclits 
bietet, ist (von Eos und Aphrodite abgesehen) 
entweder troisch (die Nymphe Abarbaree VI 22, 
hierher stelle ich audi die namenlos erwalvnte 
Ahnmutter XX 305) oder freundnachbarlich wie 
Hekabe, Phrygerin vom Sangarios (XVI 719), des 
I'riamos Nebenfrau Laothoe (Lelegerin aus Peda- 
ros XXI 81) und Andromache aus dem hypopla- 
kischen Theben (VI 395). Ein jiiher Sprang fiihrt 
aus dem enggezogenen Kreise dardanischer Ver- 
bindungen zum Paar Hesione-Telamon, den Eltern 
iles Teukros (Hellanik. frg. 138). Aber wie jung 
ist das! Diese Verbindung soil doch wohl die 
auffallende Thatsache erklareu, 'dass in der Ilias 
ein Achaeer den Namen Teukros fulirt. Die 
Mutter Hesione giebt allerdings die Erklarung, 
aber unter der Vorbedingung, dass das teukrische 
Volkstum der Troas bereits entdeckt ist (vgl. das 
S. 2167 zu Kallinos Bemerkte). Die Laomedontis 
Hesione ist denn auch ein dorisches Gewachs, 
mag immerhin die Ilias in uberlieferter Gestalt 
auf sie anspielen (XX 145 — 148). Das gehort 
in das Capitel der dorischen Verfalschungen des 
echten Homer (vgl. Thraemer Pergamos 112ff. 
und speciell iiber die prahlerisch vorgedrangten 
troischen Heldenthaten des Herakles ebd. 120). 
Die Rolle der Hesione nimmt das Geschick einer 
Kassandra oder Andromache vorweg und deckt sich 
andererseits mit der Geschichte der Andromeda. 
Wahrend die Griechen sich begniigt haben, 
den Ahnherrn der D. in Abhangigkeit von der 
hellenisclien Sage zu bringen (durch Einsetzung 
der Arkaderin Elektra fur die yvvij Ort^n) Homers, 
vgl. S. 2165 1, suehten die spater in die Geschichte 
eintretenden Volksstamme Anschluss an die letzte 
Generation des Geschlechts. Den Anfang machte 
das molossische Herrscherhaus, ihm folgten die 
mit ihm verschwagerten Argeaden. In marm- 



licher Linie leiteten sich jene von Aiakos, diese 
von Herakles ab (vgl. v. Gutschmid Die make- 
donische Anagraphe, Symb. phil. Bonn. 131ff.), 
mit Dardanos wurde das Band durch Achills Sohn 
Pyrrhos gekniipft. Verschleiert liegt dies schon 
in Pindars Anrede an den Makedonen Alexander: 
SXfllcov 6/.iwri'fie AagdaviSav, jiaT tf(>aovfj,r)d£s'A/M'V- 
za (frg. 120 Bgk.), gerade heraus heisst Alexan- 
der d. Gr. bei Lykophr. 1440 an Aiaxov re xaxb 
10 Aagddvov ysymg . . , l&mv. Die Rechnung hat 
einen kleinen Fehler, ilenn die Stammmutter An- 
dromache ist nicht Dardanis, sondern Kilissa. 
Die Behauptung der Scholien zu Lykophron, dass 
das molossische Herrscherhaus sich auf den Dar- 
daniden Helenos zurfickfuhrte (sie berufen sich 



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2161 



Dardanidai 



Dardanidai 



2162 



auf Theopomp), ist falsch, des Helenos und der 
Andromache Sohn Kestrinos gehOrt den Chaonern. 
Der romischen Gens Iulia dagegen gab die Ab- 
stammung von Aeneas sowohl Dardanidenblut als 
das nachste Anrecht auf die Penates populi Romani. 

Tiber die einzelnen Figuren des Kreises vgl. 
die betreffenden Artikel , hier mogen nur zwei 
Punkte allgemeinerer Natur beriihrt werden, die 
Residenz der D. und die Vorherverkiindigung des 
Dardanidenschicksals. 

1. Der Herrschersitz der Dardaniden. 
Nach Angabe der Ilias griindet der Ahnherr Dar- 
danie am Ida, wahrend Ilion noch nicht existiert 
(vgl. unter Dardanos S. 2164). Von wem die 
jungere Residenz Troia-Ilion gegriindet worden, 
sagt die Dichtung nicht, sie erwahnt nur den Mauer- 
bau des Laomedon. Erichthonios und Tros sind 
jedenfalls noch in Dardania residierend gedacht, 
wenn also letzterer als Tqweooiv ava% erscheint (II. 



2. Die Weissagung iiber das Schicksal 
der beiden Dardanidenzweige. II. XX 302ff. 
verkiindet Poseidon dem durch Priamos vertretenen 
alteren Zweige den Untergang, nach dessen Er- 
fiillung aber dem Geschlecht des Aineias in Kind 
und Kindeskindern die Herrschaft iiber die Troer. 
Dieselbe Weissagung wiederholt Aphrodite in dem 
ganz den Troika gewidmeten homerischen Hym- 
nus IV 196f. Grundlage ist sie endlich auch fur 
10 die.Persis, nach welcher das von Zeus einst dem 
Dardanos verliehene Palladion in Troia (wohin es 
also aus Dardania tibergefuhrt worden war) vor- 
sorglich im Geheimen bewahrt, Offentlich dagegen 
eine Copie aufgestellt war ; nur letztere sei in die 
Hande der Achaeer gekommen (Dion. Hal. I 69). 
Die Dichtung liess nach dem Untergang Laokoons 
Aineias mit den Seinen nach dem Ida abziehen, 
natiirlich unter Mitnahme des echten Palladions, 
an dessen Bewahrung das Heil der Dardaniden 



XX 230), so ist Tgdies hier in der verallgemeiner- 20 gekniipft war (vgl. S. 2164). Die summarische 



ten Bedeutung von der BevOlkerung des ganzen 
Landes verstanden. Die richtige Folgerung aus 
den Andeutungen der Ilias bietet Konon 12: za stepl 
Towog ..... 6's efiaoO.evaE xa>v zzegi zi]v "Idr/v 
Xcogimv xal yeii'5. .... Tkov. ef ov to "IXiov, vgl. 
Strab. XIII 593. So ist also der Eponym Troias in 
der griechischen Sage vor Troias Grundung geriickt. 
Seine einzige der Nachwelt iiberlieferte Thatigkeit 
ist die Erzeugung der drei Sohne Ilos, Assarakos. 



Inhaltsangabe des Proklos hat das Palladion unter - 
druckt. Die Darstellung der Persis richtet sich 
gegen die Heine Ilias, die bekanntlich den Pal- 
ladionraub durch Diomedes und Odysseus erzahlt 
hatte. Ein schwachlicher Ausgleich zwischen der 
Aineiadeniiberlieferung und der kleinen Ilias sind 
die zwei Palladien des Dardanos bei Dion. Hal. 
I 68. Was in der alteren Sage eine gelegent- 
liche Weissagung aus go'ttlichem Munde war, ist 



Ganymedes ; fur den Verlust des letzteren ent- 30 von den Spateren in einen unter den Troem um- 



schadigt ihn Zeus durch das Geschenk herrlicher 
Rosse (II. V 265). Die kleine Ilias (Schol. Eur. Or. 
1392; Troad. 821) nimmt ihm auch noch den 
Ganymed und macht diesen zum Laomedontiaden ; 
die Entschadigung besteht jetzt in einem goldenen 
Weinstock. Uberhaupt scheint Laomedon einen 
Hauptanziehungspunkt fiir die Sage darzustellen. 
Denn wie die Geschichte von Ganymed ist auch 
der Mauerbau (vgl. u.) von ihm attrahiert worden; 



laufenden Orakelspruch umgewandelt (Schol. U. 
XIII 461) und zwar nach Alex. Polyhistor der 
sib)'llinischen Bucher (Schol. V u. Townl. I!. XX 
307 und dazu M a a s s). Von ihm soil Homer Kennt- 
nis erhalten und sie im Y verwertet haben. Um 
die Beziehung auf Rom deutlich hineinzubringen, 
wurde der Vers XX 307 so umgearbeitet : rvv d's dij 
Aivela) yeveij ndvzeoai ava^u (vgl. Strab. XIII 608). 
Eine Geschmacklosigkeit sondergleichen liefert die 



endlich sind auch die vielen Frauen Laomedons 40 von den Schol. ABD a. a. O. dem Akusilaos zuge- 



ein Zeugnis mannigfach von ihm umgehender Uber- 
lieferung. Mogen Rhoio (Mutter des Tithonos) 
und Kalybe (Mutter des Bukolion , Apollod. Ill 
12, 3) als Nebenfrauen ausser Rechnung bleiben, 
als legitime Gattinnen concurrieren Zeuxippe 
(Alkman), Leukippe (Pherekydes), Strymo (Hella- 
nikos), Thoosa (Skamon), Plakia (Ps.-Apoll. bibl.). 
Troias Geschichte eroffnet nach der Sage erst 
Ilos; damit stimmt bestens sein in der Niihe 



chriebene lozo(ila, dass Aphrodite nach Erkundung 
dieses Orakels die Verbindung mit dem alternden 
Anchises gesucht und dann den troianischen Krieg 
angezettelt habe. Indem die Schol. V und Townl. die 
Gottin gegen solche Niedertracht in Schutz nehmen. 
fiigen sie die hochst wertvolle Erklarung der 
homerischen Weissagung hinzu (die Herstellung 
des Scholientextes bei Schwartz L^e schol. Horn. 
16): 011 Alo'hili {oix) eSeflahov zovs dxoydrovs 



Ilions befindliches Grab {"]/.ov aijfia xaXaiov Aao- 50 Aimlov. Selbst die Wandersage des Aineias hat 



bavidao II. XI 166). Die Spateren nennen ihn 
ausdrficklich den Grander Ilions. Da indessen 
die Stadt nach der Ilias erst unter Ilos Sohn 
Laomedon eine Mauer erhalt, evov rs xai /ndJ.a 
kqJ.ov, Tv aggijxTos xo'ug ei'ij (die Dichtung kennt 
zwei verschiedene Versionen. nach XXI 416 hat 
Poseidon allein, nach VTI 543 haben Poseidon 
und Apoll die Mauer errichtet), so wird das vor- 
laomedontische Ilion als offene, etwa um eine 



die Cberlieferung von dem Fortbestand troischer 
Aineiaden nicht unterdriicken konnen. Rein er- 
scheint letztere bei Konon 41 (Ephoros nach 
Hofer Konon 70), der des Aineias Sohn Askanios 
am Ida herrschen lasst. Mit einem Seitensclioss- 
ling tritt sie auf bei Hellanikos (frg. 127). wenn 
hier Aineias selbst zwar nach Thrakien auswan- 
dert, zuvor aber den Askanios nach dem askani- 
schen See in Phrygien schickt, wo er Konig wird 



feste Konigsburg gelagerte Stadt gedacht worden 60 und spater, durch Zuzug des aus Europa zuruck- 



sein. In den von Nicole verflffentlichten Genfer 
Scholien zu XXI 144 soil dieser Mauerbau die 
nigya/w; fixoi] befestigt haben, und als Gewahrs- 
mann dafiir wird daselbst Hellanikos genannt. 
Was bleibt da fiir Ilos ubrig, dem derselbe Hel- 
lanikos die Griinduug IHon? zugeschrieben haben 
soil (Schol. Lyk. 29j? Eines der Zeugnisse muss 
fallen, ohne Zweifel das erstere. 



kehrenden Hektoriden Skamandrios verstarkt, in 
das alte Dardanidenreich zuriickkehrt. Diese Ver- 
sion muss auch Xanthos gekannt haben (vgl. 
Thraemer Pergamos 294. Kretschmer Gesch. 
d. gr. Spr. 186). Etwas anders wieder lautet die 
Geschichte bei -Konon 46 iHegesipp nach Hofer 
59). Da gebietet namlich zunachst Aineias am 
Ida. Aber zwei Hektoriden kehren aus Lydien, 



2163 



Dardanios 



Dardanos 



2164 



wohiii sie Priamos wahrend des Krieges gescbickt, 
nach der Troas zuriick und beanspruchen ihr 
vaterliches Erbe. Nun weicht ihnen Aineias frei- 
willig und wandert nach Thrakien aus. Durch 
die Hineinziehung der Hektoriden ist die der 
Weissagung Poseidons zu Grunde liegende Idee 
verhunzt. Auch Demetrios (Strab. XIII 607) spricht 
von Aineiaden und zugleich von Hektoriden, was 
seinem von vielen fur authentisch gehaltenen 
Zeugnis Abbruch thut. Immerhin aber mag in 
Skepsis ein Geschlecht exiatiert haben, das sich 
auf Aineias zuriickfilhrte. [Thraemer.] 

Dardanios, Verfasser einer Schrift icegi ara&- 
fuov. Ei- hat unter Kaiser Constantin oder noch 
etwas spater geschrieben, aber noch Kunde von 
dem vorsolonischen attischen Talente gehabt. Der 
in den Ausgaben des Prise, de fig. numer. erwahnte 
Dardanus (s. Dardanos Nr. 14) ist wahrschein- 
lich kein anderer als D. wept ora&pwv. Hultsch 
Metrologies 7f. 201 ; Metrol. script. II 22f. 28. 
83. 85. [Hultsch.] 

Dardanis, nach Andron von Teos in Schol. 
Apoll. Ehod. II 354 die Tochter des Konigs Acheron 
im bithynischen Herakleia. Von Herakles hatte 
sie einen Sohn Poimen. Als dieser und seine Mutter 
gleiebzeitig gestorben waren, erhielten zwei Ort- 
lichkeiten ihren Namen. TOpffer Att. Gen. 311 
vermutet in Poimen den Ahnherrn der attischen 
Poimeniden. E. Curtius Stadtgeschichte von 
Athen 24 sieht in der Figur der D. den Hinweis 
auf dardanische Elemente in der BevOlkerung 
Attikas. [Escher.] 

Dardanos (Adpdavog). 1) Griechische Stadt in 
Troas (Adgdavov, Dardanum Ptolem. Liv., Dar- 
dankini Plin.) an der Kiiste des Hellespontos, 
unweit des Vorgebirges Dardaneion (AagSarig axga 
Strab. XIII 587. 505. Diod. XIII 45) und der 
Miindung des Ehodios (Strab. XHI 595. Miinzen). 
Sie war zwOlf rOmische Meilen von Ilion und 
neun rOmische Meilen (70 Stadien) von Abydos 
entfernt (Strab. Tab. Peut. Itin. Ant.). Gegriindet 
von Aiolern. Ihr Name ist offers mit dem von 
Dardania (s. d. Nr. 1) confundiert worden, darum 
heisst es, ein dichterischer Name von ihr sei 
Tevxglg gewesen, Mnaseas bei Steph. Byz. See- 
scblacht im peloponnesischen Kriege, Thuc. VIII 
104. Diod. Sic. XIII 45. Nach den Kriegen des 
Philippos II. von Makedonien gegen die thraki- 
schen Stadte hatte es sehr viele Sklaven, ein- 
zelne Burger 1000 und mehr, Agatharchides bei 
Athen. VI 272 D. Die Nachfolger des grossen 
Alexandres verpflanzten ihre Einwohner nach 
Abydos, t'uhrten sie aber spater wieder nach 
D. zuriick iStrabonj. Im Frieden mit Antio- 
chos d. Gr. wird D. mit Ilion von den Eomern 
aus Pietat fur frei erklart (Liv. XXXVIII 39). 
Hier scblossen Sulla und Mithridates Eupator 
den Frieden. welcher den ersten mithridati- 
schen Krieg endigte (84 j, Memnon bei Phot. 
Bibl. p. 282 Bekk. Strab. XIII 595. Pint, Sull. 
24. Cass. Dio frg. 175. — Vgl. Herodot, V 117. 
VII 43. Skvlax 78. Apoll. Ehod. Arg. I 931. Liv. 
XXXVII 9. "37. Mela I 96. Plin. n. h. V 125. 127. 
Ptolem. V 2, 3. Hierocl. — Von der Stadt D. haben 
die Dardanellen-SchlOsser ihren Namen. Die 
Stadt lag auf dem jetzt Mal-tepe (d. h. Schatz- 
hiigel) genannten Buhl nicht ganz 10 km. siid- 
westlich von der heutigen Stadt Dardanellia (Kale'i 



Sultanie"h [d. h. Schloss des Herrschers] oder 
Tschanak kalessi, d. h. Topfwarenschloss], Athen. 
Mitt. VI 1881, 219) in der fruchtbaren Kiisten- 
landschaft am Saum sanft ansteigender Hohen. 
Dabei das Cap Dardaneion oder Dardanis (s. d.). 
Mtinzen seit dem 7. Jhdt. Head-Sworonos 'lor. 
vofiioix. II 76. 

2) Anderer Name fur 'PoSiog (s. d.), ein Fliiss- 
chen in Mysien (Troas), jetzt Kodschah tschai, Schol. 

10 II. XII 20. Auch Dardaneios (Aagdaveiog) kommt 
als Name vor, Arcad. de ton. 44, 24. [Burchner.] 

3) Der kleinasiatische Heros. An sich 
nur Eponym eines kleinen Barbarenstammes, ward 
er friih vom Epos zum Ahnherrn eines machtigen 
Fiirstengeschlechts gemacht, dann von den Griechen 
und schliesslich auch von den Eomern fur das 
eigene Volk in Anspruch genommen. 

I. Dardanos, eingeborener Herrscher der 
Troas. 

20 Wenig, aber Stolzes berichtet die Ilias von D. 
XX 215ff. heisst er Sohn des Zeus (man denke 
den auf der HOhe des Ida thronenden Gott), erster 
des Konigsstammes und Grander der altesten 
Eesidenz Dardania am Fusse des quellreichen 
Ida, ,denn noch nicht stand in der Ebene die 
heilige Ilios'. Er zeugt den Sohn Erichthonios, 
den reichsten der Sterblichen, dem in den Niede- 
ruugen 3000 Stuten mit ihren vom Boreas em- 
pfangenen Fullen weiden. Erichthonios zeugt 

30 den Tros. Mit diesem teilt sich der Stamm in 
zwei Aste, die bis zur Zeitstufe der Dichtung ver- 
folgt weiden. Noch erfahrt man XX 304f., dass 
eine Sterbliche dem D. das Leben gegeben , der 
Kronide aber diesen Sohn mehr geliebt habe als 
alle iibrigen ihm von irdischen Frauen geborenen 
SprOsslinge (die dorisierenden Erweiterungen der 
Ilias [vgl. Thraemer Pergamos 113ff.] iiber- 
trumpfen D. mit dem Sohn der Alkmene). Be- 
stimmte Gunsfbeweise des Zeus gegen D. er- 

40 wahnt die Ilias nicht , von einem handelte die 
Persis (Dion. Hal. ant. I 69) , dem Geschenk 
des Palladion, dessen Bewahrung das Heil des 
Stammes verbiirgte. Auch die Ilias kennt — und 
es ist das einzige Gotterbild des Gedichts — ein 
Palladion (VI 92. 302); es thront im Tempel der 
Athene auf der Burg Troias. Dieses Bild mit 
Reichel Vorhell. Gotterculte 53ff. durch die 
Theorie des leeren Gotterthrones zu beseitigen, 
scheint bedenklich. tjber das Fehlen der Bilder 

50 im altesten griechischen C'ultus denke ich ganz 
wie Reich el, aber was die homerischen Gedichte 
betrifft, so hat die Tendenz, einen fruheren Cultur- 
zustand festzuhalten (Eohde Eh. Mus. XXXVI 
1882, 571), das Eindringen von Anachronismen 
nicht gehindert. Zu diesen rechne ich das Pallas- 
bild der Ilias. tjber seine Herkunft macht sie 
keine Andeutung, weil diese Herkunft noch nicht 
entdeckt ist. Vermutlich hat eben das Palladion 
der Homilia die Sage vom Talisman der Darda- 

60 niden erst veranlasst. Fur diese ist bis zur Grim- 
dung Ilions die alte Eesidenz Dardania am Ida 
als Aufbewahrungsort des Bildes zu denken. Die 
spatere Cberliefevung (nicht seit alexandriniseher 
Zeit, wie Bd. II S. 1901 zu lesen, sondern schon 
Hellanikos im Schol. Lyk. 29 und dazu Schol. II. 
XIX 131 1 wusste anzugeben. warum 1). eine Be- 
siedelnng der Statte Troias vermieden hatte. 
Letztere hiess urspriinglich Xvifoe Zxafidrdgov, 



2165 



Dardanos 



Dardanos 



2166 



aber seit Ate, aus dem Himmel auf die Erde 
hinabgeworfen, an jener Stelle niedergefallen, ward 
sie X6<pog "Arr/g genannt; dtb xal Adgdavog avrbv 
oi'x exTiaev , aXXd xtjv vjco rrjv v Br)v Aagdaviav 
xalovfif.vqv. Das Local von Ates Sturz ist gc- 
zwungen aus II. XIX 131 specialisiert. Vielleicht 
aber verdunkelt die Bezugnahme auf Homer eine 
wirklich volkstiimhche Vorstellung vom .verwun- 
schenen Platz'. Die Ausgrabungen auf Hissarlik 



getastet; allein nach Dion. Hal. I 47 nennt er 
unter den am Abzug des Aineias sich beteiligen- 
den Orten auch das hellespontische Dardanos und 
tragt andererseits kein Bedenken, in einem zwi- 
schen Troia und der Kiiste liegenden Hiigel das. 
Grabmal der D.-Gattin zu erblicken. So mOgen 
ihm sowohl Dardania als D. Griindungen des 
Ahnherrn gewesen sein. Die Unterdriickung des 
ersteren Ortes zu Gunsten des letzteren fallt dann 



haben eine Geschichte des Orts enthiillt, die bis 10 einem Nachfolger des Hellanikos zur Last. Seine- 



zum Auftreten der aeolischen Colonisten noch ver- 
nehmlich genug sein mochte, um die Statte zum 
,Hiigel des Unheils' zu stempeln. Nach Tzetzes 
zu Lyk. 29 wurde D. durch ein Orakel des pria- 
pischen Apollon vor dem Ungliicksort gewarnt, 
wahrend nach Hellanikos das warnende Orakel 
erst dem Urenkel Ilos zu Teil wird, vergeblich, 
denn das Schicksal fiihit den Ilos doch an die 
Stelle (der Bericht bei Apollod. Ill 12, 3, vgl. 



Spur linden wir bei Konon 21, nach welchem D. 
an der Stelle, wo seine ozediai die troische Kiiste 
erreicht haben, die Stadt ,Dardanie' (sic !) griindet. 
Ebenso sind bei Lykophron die Stadt und das 
Grabmal des D. in der Ebene gedacht (Al. 72), 
und entsprechend ist die Gattin Eponyme eines 
bei Dardanos liegenden Ortes (Al. 1308). Eine 
beachtenswerte Station auf diesem Irrwege be- 
zeichnet Mnaseas, wenn er (bei Steph. Byz. s. 



Lycophr. 29), und damit ist der altere Zweig der 20 Adgdavog) Dardania als Landschaft und Dardanos 



Dardaniden dem Untergange geweiht, den jiingeren 
Zweig aber wird das Palladion an den Ida zuriick- 
begleiten. tjber die Dnterlage dieser von den 
kyklischen Epen ausgebildeten Vorstellung vgl. 
den Artikel Dardanidai. ZerstOrt ist die Idee 
bei Apollod. Ill 12, 3, wonach erst Ilos auf seine 
Bitte um ein giinstiges Zeichen to dimersg xaX- 
/.ddiov im neugegrimdeten Ilion vor seinem Zelte 
findet. Dieses Bild hat iibrigens, im Gegensatz 



als Residenz auseinanderhalt. Wenn die ROmer im 
Frieden von 189 Ilion und Dardanos aus Pietat 
fur frei erklarten, so sieht man, dass auch ihnen 
letztere Stadt als Griindung ihres Ahnherrn gait 
(vgl. Dion. Hal. 1 61). Der Ort erscheint zum ersten- 
mal unter Dareios (Herod. V 117), seine Griindung 
mag der des aeolischen Ilion ziemlich gleichzeitig 
fallen. Eine Fiirsorge durch Alexander oder Lysi- 
machos ist nicht iiberliefert, wahrend sich beide 



zur Vorstellung der Ilias, den Typus der stehend 30 um Ilion bemiihten. Strabon nennt (XIII 595) Dar- 



dargestellten Palladien, ist also abhangig von der 
in den Schol. II. VI 92 ausgesprochenen Ansicht 
Aristarchs. Sie wird von Apollodor bekampft bei 
Strab. XIII 601, wobei man erfahrt, das rOmische 
Palladion (des Aineias) habe sitzende Stellung 
(nach VI 264 auch das ebenfalls mit dem troi- 
schen identificierte von Siris). 

Mutter des D. ist nach der Ilias unbestimmt 
eine yvvt) fiviizij. Man denke nicht an die At 



danos ein xrio/ia &qxoXov, aber von den Konigen 
(den Attalen) gering geschatzt. Sowohl an dieser 
Stelle, wie XIII 592 und VII frg. 50 unterscheidet 
er (d. h. seine Quelle Apollodor) von der Kiisten- 
stadt das epische Dardania als Eesidenz des D., 
vvv fi'sv yaQ ovd? I'xvog xoXecog ccb£ezai avxofti. 
Merkwiirdig ist, dass ein EOmer neben Ilion, unde 
omnis rerum elaritas, Dardanus mit partntm oppi- 
dtim abfertigt (Plin. V 124. 127). Hiermit kommen 



lantis _ Elektra, denn durch diese soil D. der 40 wir zu einem anderen Delict der Jiingeren, der 



griechischen Heroensage einverleibt werden, wah 
rend er in der Ilias einen feindlichen Stamm 
vertritt. Gerade die Anonymitat der Mutter 
zeigt das Nichtvorhandensein der spater zu 
Tage tretenden Tendenz. Auch die Gattin des 
D. bleibt unbekannt. Denn die im Scholion 
V zu II. XX 219 (es steht durch ein Versehen 
bei v. 239) nach Hellanikos genannte Bateia 
stammt nicht aus echter Sage. Das verrat eben- 



im Schol. A zu II. XX 215 gerugten ovyxvoig 
von Ilion mit der Griindung des D. Wer sich 
dieser als erster schuldig gemacht hat, ist nicht 
festzustellen. Der Anlauf dazu wird bei Diodor 
genommen, der IV 75 und V 48 D. zum Griinder 
der gleichnamigen hellespontischen Stadt, zu- 
gleich aber auch schon zum Erbauer des /Jaoi- 
/.eiov von Troia macht. Bei Plut. Cam. 20 ist 
dann Dardanos ganz unterdruckt, und der Heros 



so sehr ihr Vater Teukros (vgl. unter II) wie ihr 50 geht von Samothrake direct nach Troias Statte. 



eigener Name, der nur aus dem bei troia er- 
wahnten ,Dornenhugel' (BarUia), in der Gotter- 
sprache o>7,«a Mvyivrjg (II. II 811ff.), abgeleitet 
ist — nicht eben glucklieh, denn des D. Gattin 
gehort nach Dardanie. Dieselbe Herkunft aus 
subjectiver Kliigelei verrat die von Lykophron 1308 
und Kephalon (Steph. Byz. s. 'Agia^tj) statt Bateia 
genannte Arisbe, mythische Vertreterin der gleich- 
namigen Stadt (II. II 836. VI 13 u. s. w.) in der 
Nachbarschaft von Dardanos am Hellespont. Letz- 60 
terer Ort ist namlich als Grfindung und Eesidenz 
des D. bei den Jiingeren an Stelle der epischen 
Dardanie getreten. Die Tendenz dazu setzt wohl 
schon bei Hellanikos ein. Unter der Voraussetzung, 
dass im Schol. Lykophr. 29 die Worte 616 xal 

Adftdavog iijv AaQdavlr/v xaXov/xevtjv (vgl. 

o. S. 21641.1 noch auf Hellanikos zuriickgehen, 
liiitte er zwar die homerische Dardanie nicht an- 



Den gleichen Standpunkt vertritt das Schol Ly- 
kophr. 73. Tzetzes zur Stelle faselt von einem 
spateren Zusammenwachsen Dardanias und Ilions 
(votcoov ya.Q xal r\ AagAavia xal fj "IXwg xal ?) 
Tgot'a ilia jtoXig yeyovaoi). Zum Sohn des D. 
Erichthonios fiigen Apollod. Ill 15, 3. Tzetz. zu 
Lycophr. 29 und Arrian. frg. 64 einen Bruder 
Ilos I. (der Grand der Verdoppelung ist nicht er- 
sichtlichi. Uber eine Dardanis Idaia vgl. u. S. 2178. 
Wenn nach der altesten Uberlieferung D. ent- 
schieden voraussetzungslos die Sagengeschichte der 
Landschaft erOffnet und auch die mit dem Stamm- 
baum der Dardaniden verkniipften Ahnfrauen den 
Localcharakter bewahren (vgl. Dardanidai), so 
hat die weitere Ausgestaltung der Sage aus dem 
einheimischen Urkenig einen Zuwanderer gemacht, 
dabei aber soverwickelteFaden geknilpft, dass deren 
Auflosung zu den schwierigsten Aufgaben gehort. 



2167 



Dardanos 



Dardanos 



2168 



II. Dardanos, Zuwanderer nach der Troas. 
Wurdc D. von seinem Stammlande abgelest, 
so lag es nahe, vor ihm einen alteren Landes- 
kCnig einzuschieben. Das ist nach allgemeiner 
Uberlieferung Teukros. also wieder ein durch- 
sichtiger Eponym. Die Teukrer tauchen zuerst 
r»ei Kallinos auf (Strab. XIII 604). Nach ihm waren 
sie von Kreta gekommen, bei Hamaxitos gelandet 
und hatten auf ein Orakel hin die Gegend urn 



mandros (nichtsnutzig ist die Umkchrung der 
Genealogie in Schol. Lyk. 1302 und Etym. M. s. 
Zxd/Mxvdeog) und einer idaeischen Nymphe (Konon 
21. Apollod. Ill 12, 1. Diod. IV 75) ; sie geht allem 
Anschein nach bis auf Hellanikos zuriick und wiirde, 
wenn wir recht sahen, auch der Ansicht Herodots 
entsprechen. Eine abweichende Einordnung des 
Teukros bietet Skamon (Schol. II. Ill 250), nach 
welchem er Schwiegervater des Laomedon , also 



den Ida besetzt. Kretische Herkunft der Teukrer 10 der vierten Generation der Dardaniden gleichzeitig 



zu statuieren wurde Kallinos nach Kretschmer 
Einl. in d. Gesch. d. gr. Spr. 191 durch specifisch 
milesische Vorstellungen veranlasst. Mir scheint 
eine in weiteren Kreisen herrschende Tendenz 
vorznliegen, denn nach Hesiod. frg. 55 Rz. (vgl. 
Herod. V 173) geht ein anderer Kreter (Sarpe- 
don) nach Lykien, ein dritter (Althaimenes) wan- 
dert nach Rhodos (Diod. Apollod.). So wird auch 
D. zum kretischen Einwanderer (s. u. S. 2170). Die 



ist. Andere wieder (in der verwirrten Darstellung 
beim Interpol. Serv. Aen. Ill 108) machen inn zum 
Schwiegersohn des D. Man sieht, den Griechen 
ist einmal die Vorstellung eines teukrischen Volks- 
tums der Troas aufgegangen, aber bei Unkenntnis 
seiner Vorgeschichte wurde es in die Landesgenea- 
logie verschieden eingeordnet. 

Mit der LoslOsung des D. von seiner Heimat 
beginnt das Spiel der Willkiir. Welcher d«r jetzt 



Tendenz ist offenbar die, bereits durch urzeitliche 20 erscheinenden Geburtstatten die Prioritiit zuzu- 



Canale hellenisches Blut nach dem Osten zu leiten; 
wenn dabei mit Vorliebe Kreta zum Ausgangs- 
punkt gemacht wird, so liegt das an der Be- 
deutung und geographischen Lage dieser Insel. 
Speciell fiir den Weg Kreta-Troas aber sprachen 
die zahlreichen kretisch-troischen Homonymien. 
Indem Kallinos auf sie gestiitzt die Teukrer zu 
den Taufvatern des troischen Ida machte, setzte 
er ihre Einwanderung in die vordardanische Zeit. 



sprechen sei, ist nicht ohne weiteres klar. Nach 
bisheriger Ansicht ward D. zunachst nach dem 
benachbarten Samothrake und dann noch weiter 
westwarts abgeriickt (vgl. z. B. M. Wellmann 
Comm. Gryph. 59, 9. Furtwanglcr in Roschers 
Lex. I 1234. Bloch ebd. II 2528f., letzterer im 
Anschluss an Preller-Robert G. M. I 854ff., 
der iibrigens den relativ jungen Charakter der 
Fassung des Hellanikos richtig hervorhebt, aber 



Allein der kretische Ursprung der Teukrer ist 30 ihren Ursprung bereits im Anfang des 5. Jhdts. 



eben nur eine Hypothese. Kallinos sind Lyko- 
phron (Al. 1303), Kephalon u. a. gefolgt. Phano- 
demos frg. 8 corrigierte ihn in maiorem Athe- 
niensiur.L gloriam. Dagegen fehlt es nicht an 
Zeugen fiir eine ganz andere Auffassung der 
Teukrer. Zu ihnen gehort zunachst wohl Herodot. 
Dieser erklart V 122 die troischen Gergithes fiir 
einen Rest raiv aQyalaiv Tsvxqoiv , letztere aber 
VII 20 fiir Bewohner der Landschaft bereits jzqo 



sucht). Samothrake als erste Station der Sagen- 
verschiebung aufzustellen , halte ich fur unbe- 
rechtigt. Die Einfiigung des D. in die Geschichte 
dieser Insel ist so locker, lauft zugleich ander- 
weitig verbiirgten mythologischen Vorstellungen 
so sehr zuwider, dass sie nur das Erzeugnis eines 
mythographischen Tuftlers sein kann. Mehr liesse 
sich zu Gunsten Kretas anfuhren, denn hier ist 
wenigstens der als Novum im D.-Kreise auf- 



rcov TqqjixcSv. Kein Wort verriit ihren kretischen 40 tauchende Bruder Iasion alteingebiirgert, allein 



Ursprung, sie sind ihm schlechthin das Volk der 
Troas, zu dessen Gunsten er sogar das epische 
Ethnikon Dardaner bezw. Troer unterdrrickt hat. 
Nun ist in den Teukrern ein reales Bevolkerungs- 
element der Troas entschieden anzuerkennen und 
zwar die kleinasiatische Grundbevolkerung, wie 
auf die von Troas bis Kypros erscheinenden Namen 
Teukroi, Gergithes, Gergines und andere Parallelen 
hin langst v. Gutschmid (vgl. Thraemer Per- 



D. selbst scheint auf Kreta keine rechte Statte zu 
haben. Ganz anders in Arkadien. Hier ist er 
von der Sage thatsachlich an mehreren Punkten 
localisiert und die Tendenz der arkadischen Version 
ist klar und volkstirmlich ; sie spricht den Ahn 
eines ruhmreichen Geschlechts den Asiaten ab 
und dem e^igenen Volke zu. Die Mutter Elektra 
ist allem Anschein nach nicht auf Samothrake, 
sondern in Arkadien erwachsen, und erst nachdem 



gamos 180. 354) erkannt hat, Argumente mit 50 sie im Glauben feststand, hat sie sich bequemen 



denen auch DOmmler (Athen. Mitt. XI 250ff.), 
ohne v. Gutschmids Vorgangerschaft zu kennen, 
operiert (Kretschmer a. a. O. glaubt an pra- 
historische Handelsniederlassung«n kyprischer Ger- 
githen in Milet, Kyme, Troas [?]). Steht das 
Ethnikon Teukroi mit der Urraee in Zusammen- 
hang, so kann die Ethnologie die sagengeschicht- 
liche Einordnung der Teukrer vor den Dardanem 
unterschreiben , aber es ist zu betonen. dass sie 



mussen, ihren Wohnsitz aus der peloponnesischen 
Heimat in den fernen Osten zu verlegen. Dem- 
nach stellen wir die Arkadien zum Ausgangspunkt 
nehmende Fassung der D. Sage an die Spitze. 

1. Dardanos, Zuwanderer aus Arka- 
dien. Vorweg ein Wort fiber Hellanikos, der 
von der mythographischen tiberlieferung fur drei 
verschiedene Versionen der D.-Sage citiert wird. 
Nach Schol. Apoll. Shod. I 916 (frg. 129 Miill.i 



im Zeitalter des Epos ein latentes Dasein fristen; 60nannte er in den Troika als Heimat der Atlanti 



ja der einzige Trager des Namens, den Homer 
kennt, erscheint unter den Achaeern. Fiir Hel- 
lanikos (frg. 139) ist er achaeisch-dardanisches 
Halbblut (vgl. unter Dardanidai S. 2159), im 
Grunde gehort er nach Kypros. Die Teukrer der 
Troas haben ihren richtigen Platz in jener Fassung 
der Sage, welche Teukros zum CrkOnig der Land- 
schaft macht , zum Sohne des Flussgottes Ska- 



Elektryone (nicht Elektra) Samothrake und gab 
ihr drei KindeT: D., Iasion und Harmonia. Da- 
gegen soil er nach Schol. H. II 494 (frg. 8) £>• 
Bntconaxots (man erwartet er <PoQ(ovibi\ Harmonia 
als Tochter des Ares und der Aphrodite vorge- 
fiihrt haben. Dies Zeugnis fallt durch den ein- 
dringenden Nachweis der Wertlosigkeit der Seho- 
lien-Subscriptionen, den man E. Schwartz ver- 



2169 



Dardanos 



Dardanos 



2170 



dankt (De Schol. Horn, ad hist. fab. pert., Jahrb. 
f. Philol. Suppl. XII 1881). Ferner behauptet 
Eustathios zu Od. V 125 (= frg. 58), dass Hel- 
lanikos den Iasion auf Kreta ansetze. Auch das 
unterliegt starkstem Zweifel (vgl. Crusius in 
Roschers Lex. II 855, 2). Endlich soil derselbe Logo- 
graph nach Schol. II. XVIII 486 (frg. 56) in seiner 
Atlantias unter den sieben To'chtern des Atlas 
Elektra (nicht etwa Elektryone) mit dem Sohne 
D. vorgefiihrt haben. Die sieben Atlantiden des 
Hellanikos tragen dieselben Namen wie in den 
hesiodischen der Astronomie zugewiesenen Versen 
(frg. 12 Rz.). Heimat der AtlastCchter ist der 
Peloponnes; das mag bei Hesiod auch fiir Alkyone 
gegolten haben , bei Hellanikos wird sie durch 
den Sohn Hyrieus nach Boiotien geriickt, das in 
der Pleiadensage mit dem Peloponnes concurriert. 
Unbefangen gelesen weckt die Inhaltsangabe der 
Atlantias die Vorstellung, dass Elektra im Pelo- 
ponnes Mutter ward, ihr Sohn demnach erwachsen 
nach dem Osten auswanderte, und eine solche Sage 
gab es thatsachlich (vgl. u.). Soil man nun an- 
nehmen, dass Hellanikos dieser Sage in der Atlan- 
tias gefolgt ist, in den Troika dagegen Elektra 
einen veranderten Namen, einen andern Wohnort 
und statt eines Sohnes drei Kinder gegeben habe? 
Einen solchen Wandel des Standpunkts halt Prel- 
ler (Ausgew. Aufsatze 64; vgl. Cauer Berl. 
Stud. I 466, 19) gegenuber einem ahnlichen Wider- 
spruch in den Bruchstiicken der Aineiassage fiir 
wahrscheinlich. Allein die MSglichkeit liegt vor, 
dass Hellanikos .in der Atlantias doch mit der 
Fassung seiner Troika ubereinstimmte , die An- 
gaben des Iliasscholions also teils ungenau, teils 
unvollstandig sind. Man weiss von der Schrift- 
stellerei des Hellanikos noch nicht genug, um 
eine Entscheidung zu wagen, vorab mo'ge er von 
den Zeugen fiir die rein arkadische Fassung der 
Sage ausgeschlossen bleiben. Nach dieser nun 
lebt Elektra (Hesiod. frg. 12 'HMxTQtj xvavmxig), 
Tochter des Atlas und der Pleione, in Arkadien 
und gebiert dort dem Zeus den Sohn D. , der 
herangewachsen sein Mutterland verlasst, um im 
fernen Osten der Ahnherr eines ruhmreichen Ge- 
schlechts zu werden. Leider kennen wir nur 
spatere Ubermittler dieser Sagenform, erwachsen 
scheint sie aus der Vollkraft nationalen Selbst- 
gefuhls. Dieselbe Tendenz , den gleichen Aus- 
gangspunkt und ein entsprechendes Ziel bietet 
die Wandersage des Arkaders Telephos , deren 
al tester Zeuge Hekataios ins 6. Jhdt. zuriickreicht. 
Pherekydes stent diesen Dingcn fern , da sein 
Atlas am fernen Erdrand (frg. 33), seine Pleiaden, 
Tochter des Lykurg (frg. 46), in Boiotien leben. 
Die arkadische D.-Sage lag in zwei Varianten 
vor. Schauplatz der einen war das ursprunglich 
(Curtius Pelop. II 75) zu Arkadien gehorige 
Gebiet der triphylischen Paroreaten, das zwischen 
Lepreon und Makistos bis ans Meer reichte. Hier 
befand sich eine Hohle, an welche die Sage to. .-icgi 
raj 'Az/.avTibas xal irjv Aagddvov yeveoiv kniipfte 
(Strab. VIII 346). Von Einzelheiten verlautet 
nichts , doch wird man dieser westarkadischen 
Version den Sohn Zakynthos (Steph. Byz. s. v.) 
zuweisen. Wenn ihn Pausanias (VIII 24, 3) speciell 
als Psophier bezeichnet, so geschieht es wegen 
des Namens der zakynthischen Akropolis. Auch 
die parallel gehende Wandersage des Aineias be- 



riihrt Zakynthos (Dion. Hal. I 50; ungeschickt 
ist hier Zakynthos zum Sohn der Bateia gemacht, 
was ubrigens I 62 unterdriickt wird). Die zweite 
Fassung spielt im mittleren und ostlichen Arka- 
dien (Methydrion, Pheneos, Pallantion). Sie liegt 
ausfiihrlich bei Dion. Hal. vor, aber contaminiert 
mit der samothrakischen Fassung. Auch Varro 
hat auf letztere alien Nachdruck gelegt. Wir 
kommen auf beide unten (S. 2174) zuriick und 

10 betonen hier nur, dass es eine einfachere Form 
der arkadischen Version gegeben haben muss, die, 
Samothrake aus dem Spiele lassend, den D. direct 
nach Troas fiihrte. Angedeutet wird sie vom 
Interp. Serv. zu Aen. II 325 mit den Worten: 
(Dardanum) quidam ah Arcadia profeetum ve- 
nisse ad Phrygiam volunt. Alii de Samothracia 
ad loca memorata venisse dicunt. 

2. Dardanos, Zuwanderer aus Kreta. 
Fiir das Vorhandensein dieser Version spricht 

20 direct nur das lakonische Zeugnis des Interp. Serv. 
Aen. Ill 167 : alii Oretensem dicunt. Vergil hat 
sie beiseite gelassen, denn sein Aeneas landet 
nur wegen der Abstammung von Teukros auf 
Kreta (III 107; vgl. Trogus bei Serv. Aen. Ill 
108). Ein indirecter Hinweis auf sie liegt in 
dem Briiderpaar Iasion und D., denn es ist nicht 
abzusehen, wo sonst als auf Kreta diese sonder- 
bare Verbindung zu stande gekommen sein sollte. 
Seeliger in Roschers Lex. n 61 hatte den An- 

30 walten samothrakischen Iasioncults Theocr. HI 
50 nicht preisgeben sollen — von geheimnisvollem 
Hinweis auf die samothrakischen Mysterien ent- 
decke ich bei Theokrit nichts. Er hat wohl den 
sicilischen Iasion imAuge (vgl. Diod. V 77. Eustath. 
zu Horn. Od. V 125). Die Heimat des Iasios-Iasion 
aber ist Kreta, wo er veuji hi TQuioXqt mit Demeter 
den Plutos erzeugt (Hesiod. Theog. 971). Seine 
gOttliche Natur (Mannhardt Myth. Forsch. 238) 
hat er in der Theogonie eingebiisst, eben so in 

40 dor Odyssee (V 125), die den Bund ohne Hinweis 
auf den Ort erwahnt und den Buhlen der Erd- 
gOttin unter Zeus Blitzstrahl fallen lasst. Als 
Eltern Iasions nannte die kretische Heroensage 
(Schol. Od. V 125 und Schol. Theokr. Ill 50 — 
letzteres mit Bethes Verbesserung Herm. XXIV 
423) Katreus, des Minos Sohn, und Phronia. Sie 
gelten auch fiir den kretischen D., falls die Fassung 
der Sage, welche beide zu Briidern machte, nicht 
einen abweichenden Stammbaum (etwa in An- 

50 lehnung an die arkadische Version) aufgestellt 
hat. Der Gewahrsmann ist unbekannt. 

Bestand einmal die Tendenz, den Asiaten D. 
zu einem Griechen umzupragen, so konnte zu 
Gunsten Kretas die Homonymie troischer und 
kretischer Ortsnamen (Ida, Pergamos, Dikte, Pytna, 
Rhytion-Rhoiteion u. s. w.), die vorausgesetzte 
Identitat von Rheia und Kybele, von Kureten 
und Korybanten in die Wagschale fallen. Be- 
achtenswert ist. dass schon der Dichter der Pho- 

60 ronis (Strab. X 472) die Kureten und Daktylen zu 
Phrygern machte; der Urheber der kretischen D.- 
Sage wiirde umgekehrt die Korybanten fiir Kreter 
erklart haben, wie es wirklich die theologi bei 
Cic. n. d. Ill 23 thun. Die Localisierung auf 
Kreta hat dem D. den Bruder Iasion und damit 
die Beriihrung mit dem Kreise der Demeter ein- 
getragen. Wenn nun die Mysterien im allge- 
meinen und die samothrakischen im besonderen 



2171 



Dardanos 



Dardanos 



2172 



flir AbkSmmliuge des kretischen Demetercults 
erklart werden (Diod. V 77, man vgl. dazu den 
Standpnnkt des Pherekydes unten S. 2174), so sieht 
man die Briicke geschlagen. auf welcher das 
Briiderpaar Iasion und D. nach Samothrake iiber- 
gehen konnten. 

3. Dardanos, Zuvvanderer aus Samo- 
thrake. Hatte die Versetzung nach Arkadien 
lediglich den Zweck gehabt, einen gefeierten Heros 



(Preller I 854), dass hier in der Verkappung 
als Heroen die beiden samothrakischen Gfltter- 
paare unschwer zu erkennen seien (er stfltzt sich 
dafur auf Athenikon im Pariser Scholion Apoll. 
Ehod. I 917, das gegen den Laurentianus zuriick- 
treten muss; vgl. Lobeok Aglaoph. 1220 und 
gegen eine ebenfalls auf dem Parisinus fussende An- 
gabe E. Meyers Gesch. v. Troas .32, 1. Thraemer 
Pergamos 267, 1). Eine Anlehnung mag beab- 



des Ostens der eigenen Nation zuzusprechen, so 10 sichtigt sein , namentlich die Hereinziehung 

war D. auf Kreta in Verbindung mit dem reli- ^ ' ' " " . • ^ - - — 6 - 

giOsen Gebict geraten. In der samothrakischen 

Fassung ist der Zweck, den Helden zur Erzeugung 

eines Heldenstammes nach der Troas zu fiihren, 

ganz von religiosen Gesichtspunkten iiberwuchert. 

Er ist jetzt die mythische Verkorperung der Idee, 

dass troischer und samothrakischer Gottesdienst 

identisch sind. Die Frage nach dem Ursprung 

der samothrakischen Mysterien hat offenbar erst 



Kadmos und Harmonia scheint durch den Kabiren 
Kadmilos veranlasst. Aber bei Hellanikos ist eine 
Person uberschiissig (5 gegen 4) und die Mutter 
mit den drei Kindern zu den Kabiren in kein 
rechtes Verhaltnis zu bringen. So glaube ich, 
dass es Hellanikos weniger um versteckte Glei- 
chungen als einfach um Aufstellung heroischer 
Ubermittler der Mysterien zu thun war : Kadmos 
brachte sie nach Theben (einer notorischen Statte 



seit ihrem Aufschwung im 5. Jhdt. , dann aber 20 des Kabirendienstes) , D. aber nach der Troas 



lebhaft die Gemuter beschaftigt. Wahrend nun 
von den einen die Wiege des Cults bei den 
Phrygern, von andern bei den Griechen gesucht 
wurde, traten wieder andere fur Samothrake selbst 
ein, unter ihnen als altester Zeuge Hellanikos. 
Dass dieser gerade dem D. die Rolle des Myste- 
rientragers zuwies, ware befremdlich, wenn der 
Heros sich bis dahin unbehelligt in seiner Heimat 
sollte behauptet haben, dagegen wird es sehr ver 



Gerade die Eolle, welche bei ihm Iasion spielt, 
scheint eine innere Beziehung der Heroen zu den 
MysteriengOttern auszuschliessen. Ware es ihm 
auf diese angekommen, dann hatte er Iasion, den 
Liebling der mit der einen Kabirengottheit iden- 
tificierten Demeter, in den Vordergrund stellen 
miissen. Allein Iasion hat bei ihm nichts weiter 
zu thun, als seine Liebe zu Demeter mit dem 
Tode zu biissen, und dabei wird noch die Fassung 



standlich wenn er von ihr bereits abgelCst war 30 der Odyssee widerwartig verunstaltet, denn Iasion 

und von Gnechenland her seinem alten Stamm- ' " ' ~ 

lande zuwanderte. Und in der That bildet die 
Existenz der arkadischen Version die Voraus- 
setzung fur den Standpunkt des Logographen. 
Er acceptiert den miitterlichen Ahnherrn Atlas, 
aber dessen Tochter heisst nun nicht Elektra, 
sondern Elektryone und wohnt nicht an der Kyl- 
lene, sondern auf Samothrake. Man mochte glauben, 
dass Hellanikos dazu irgend eine Loealuberliefe 



leidet den Tod vjiQi^mv ayaX/ja rijg ArnxrjzQog 
(Konon 21 bietet dafur die Variante <pdo/ia Ai)- 
/iijTQog ala/vvai flovXij&eig). Die Schattenfigur 
Iasion in der Fassung des Hellanikos versteht 
man nur, wenn dieser als Bruder des D. in der 
Sage bereits vorlag, also vom Logographen mit 
in den Kauf zu nehmen war. Seine personliche 
Erfindung scheint die Schwester Harmonia zu 
sein, nicht eben eine gliickliche, denn Harmonia 



rung die Handhabe geliefert babe. Zur Erklamng 40 ist auf Samothrake nur anwesend, um von Kadmos 



weist v. Wilamowitz (Herm. XIV 458) auf die 
rhodische Alektrona (Inschrift von Ialysos) oder 
Elektryone (Diod. V 56), Tochter des Helios und 
der Rhodos. Konnte sich Hellanikos auf samo- 
thrakischen Cult oder Mythos einer Elektryone 
stiitzen, dann durfte die Expatriierung der Arka- 
derin Glauben finden. Leider vermisst man ein 
anderweitiges in diese Richtung weisendes Zeugnis 
(Apoll. Rhod. I 916 und Dionys. perieg. 524 fussen 



dorthin gebracht zu werden, wo sie hingehOrt. 
nach Theben. Man wird Hellanikos den Vorwurf 
nicht ersparen kOnnen, dass er religionsgeschicht- 
lichen Hypothesen zu Liebe eine Fassung der D.- 
Sage zu stande gebracht hat, die einer Verun- 
staltung gleichkommt. Seine Leistung hat denn 
auch keinen Bestand gehabt oder doch nur nach 
Vornahme wesentlicher Correcturen. Eng sehloss 
sich ihm, soweit man sieht, nur Ephoros an. Dieser 



auf Hellanikos; bei ihnen, wie iiberhaupt bei 50 berief sich (frg. 12) zur Rechtfertigung der Roll 
alien ScnriTt^tpllpm na*4i Hollan;i-/\o fi.,++ A;~ tj — ~.~„:„~ ~..v j_' .1 t ■ i ^, ,, 



alien Schriftstellern nach Hellanikos, tritt die 
Kurzform Elektra wieder auf). Wenn das Schol. 
Apoll. Rhod. 1916 den Namen Elektryone wenig- 
stens als den epichorischen beibrachte, der aber 
soil vielmehr ,Strategis' gewesen sein. 

Die Version des Hellanikos lautet nun folgendcr- 
massen (frg. 129. 130j: Auf Samothrake lebt die 
Atlantis Elektryone und gebiert (dem Zeus) drei 
Kinder. D., Iasion und Harmonia. Letztere wird 



Harmonias auf den samothrakischen Festbranch 
der LtJTijois, doch ist mit dieser wohl eigentlirh 
das Suchen der Kore gemeint (Preller-Robert 
I 856, 1). Eine Variante zu Hellanikos lieferte 
Demagoras | Schol. Eur. Phoen. 7), insofern er 
Elektra nicht aus Arkadien, sondern fwegen Ver- 
setzung des Atlas nach dem Suden) aus Libyen 
nach Samothrake kommen liess. Im Qbrigen 
scheint er dem Logographen gefolgt zu sein. In 



I°" K?dmos^nach Boiotien entfuhrt, Iasion biisst 60 der spateren mythographischen Litteratur steht 

i-^ . Hellanikos unci Ephoros am nachsten, aber mit Zu- 

thaten und Ausbesserungen (der Knauel erscheint 
mir nicht ganz so wild wie Be the Herm. XXIV 
426) der Bericht Diodors V 48. 49. IV 75. Die 
Schwester Harmonia wird hier gegen die ,Mytho- 
logumena der Hellenen- verteidigt, ja sogar' ihre 
beriihmte Hoclizeit auf Samothrake veranstaltet. 
Dagegen wird der bei Hellanikos so kummerlichen 



eine Versundigung an dem Bilde der Demeter 
unter Zeus Blitzstrahl, D. aber siedelt nach Troas 
iiber und gewinnt dort durch die Hand der Teukris 
Bateia das Konigtum. Fur Mutter und Sehne 
brachte Hellanikos die angeblich epichorisch-samo- 
thrakischen Namen Strategis, Polyarches und 
Eetion bei, fur die Tochter Harmonia blieb er 
«inen solchen schuldig. Nun meint Robert 



2173 



Dardanos 



Dardanos 



2174 



Rolle lasions aufgeholfen. Der Satz xov <5s Ala 
fiovXriMvxa. xai sxegov xoiv vlwv xifirjg xvxeTv klingt 
geradezu wie Correctur eines Vorgangers; die 
Besserung ist freilich massig: Iasion wird von 
Zeus in die bereits bestehenden Mysterien einge- 
fiihrt und bringt sie durch Einweihung zahlreicher 
£evoi in Aufschwung; er heiratet Kybele und zeugt 
mit ihr den Korybas; das fatale Verhaltnis mit 
Demeter wird zwar zugegeben (sgaadsToav, avvov- 
cla), aber seine Frucht per allegoriam (nXovxog) 
beseitigt und Iasion schliesslich unter die Getter 
versetzt. D. endlich geht zu grossen Thaten 
(Diodor nennt ihn nsyahm^okog wie Herakles) 
nach Asien, freit die Tochter des Teukros, grtindet 
die Kiistenstadt Dardanos, zugleich auch das fiaol- 
Xeiov von Troia, und wird Beherrscher vieler Volker. 
Auf das Festland haben ihn die ieQa xijg /xtjxqos 
xcov &sc3v, die Schwagerin und der Neffe (Kybele 
und Korybas) begleitet; letztere sorgen fiir die 
Verbreitung des Gottesdienstes. Nicht ersichtlich 
ist, woher die Angabe des Schol. Eur. Phoen. 1129 
stammt, das von Diomedes geraubte Palladion 
sei ein dvd&rj/ia 'Hkixxgag gewesen. Etwa aus 
einer Variante der samothrakischen Version, die 
auch Elektra nach Troas iibersiedeln liess? Das 
Bild ist hier als Geschenk des Zeus an Elektra, 
nicht an D. gedacht. 

Keinen Bestand hat die gewaltsame Ver- 
kniipfung von Harmonia und Kadmos mit Samo- 
thrake gehabt. Strab. VII frg. 50, d. h. Apol- 
lodor (Niese Rh. Mus. N. F. XXXII 303), gab sie 
der thebischen Sage zuruck, Elektra und ihre beiden 
SOhne erkannte er auf Samothrake an. Iasion stirbt 
auf der Insel (motiviert ahnlich wie bei Hellanikos), 
D. siedelt nach Troas iiber, grtindet Dardania am 
Ida (vgl. Homer), und unterweist die Troer in den 
Mysterien. Die Ausmerzung Harmonias vertraten 
ferner Kallistratos und Satyros (Dion. I 68), sowie 
Athenikon (Schol. Laur. Ap. Rh. I 917), endlich 
Tzetz. zu Lyk. 29. Konon 21. Apollod. Ill 12, 1 
(die Zuruckfuhrung der beiden letzteren auf Hel- 
lanikos bei Hofer Konon 43 und M. Wellmann 
Comm. Gryph. 58 ist nicht haltbar). Plut. Camill. 
20 spricht nur von D. und lasst ihn mit dem 
Palladion von Samothrake nach Troia gehen. 
Dadurch wird aber der Bruder Iasion nicht aus- 
gesehlossen, wie Vergil. Aen. VII 207f. zeigt, 
verglichen mit ebd. IH 187f. Die Zurechtstel- 
lung der Rolle lasions, zu der bei Diodor nur ein 
Anlauf genommen ist, stent noch aus. Sie wird 
geliefert bei Clem. Alex. Protr. II 13 durch gleich- 
massige Abwagung der Verdienste: Iasion stiftet 
die samothrakischen, D. die Kybelemysterien. 
Ahnlich vom Standpunkt der unten S. 2175f. be- 
handelten Version der sog. Interp. Serv. Aen. Ill 
167. Unbekannt ist des Kallimachos Stellung 
unter den Anwalten fur Samothrake, man erfahrt 
nur, dass er die Insel mit alterem Namen Dar- 
dania benannte (Plin. IV 73). Auf Hellanikos 
fussen Mnaseas (Steph. Byz. s. Aaobarog\ und 
Arrian (frg. 64. 65. 67), insofern sie "die drei Ge- 
schwister und Samothrake-Troas als Schauplatz 
bieten, aber in der Herkunft des D. weichen sie 
von Hellanikos ab. Auf beide genauer einzugehen, 
muss ich einem anderen Orte vorbehalten. 

Bereits S. 2171 wurde bemerkt, dass die Frage 
nach dem Ursprung der samothrakischen und ver- 
wandter Mysterien keineswegs allgemein im Sinne 



des Hellanikos beantwortet worden ist. Sehr be- 
achtenswert ist Pherekydes Standpunkt (frg. 6 bei 
Strab. X 472). Er unterscheidet die Dienste von 
Lemnos nnd Samothrake: Lemnos, die Insel des 
Hephaistos, hatte schon ein unbekannter Lyriker 
(PLG in 713) als Sitz der Kabiren bezeichnet. 
Dies that offenbar auch Pherekydes, und zwar 
zahlte er sechs Kabiren, SprOsslinge des Hephai- 
stos und der Kabeiro. Durch der letzteren Vater 

10 Proteus (vgl. v. Wilamowitz Horn. Unt. 27, 15) 
sprach er dem Kabirencult Herkunft von der 
Chalkidike zu. Samothrake dagegen machte er zum 
Sitz eines Neunvereins von Korybanten, Sohnen 
Apollons und der Rhytia. Wenn letztere, wie ich 
Pergamos 412 (Nachtrag zu 267) auf Grund zweier 
Seholienzeugnisse angenommen habe, mit Rhoi- 
teia, der Eponyme des troischen Vorgebirges, iden- 
tisch ware, dann hatte Pherekydes eine Uberfiih- 
rung des Dienstes von der Troas nach Samothrake 

20 behauptet. Indessen habe ich a. a. O. geirrt ; 
der Name Rhytia, die Vaterschaft Apollons und 
die Neunzahl der samothrakischen Korybanten 
weisen vielmehr nach Kreta. Letztere Insel also 
betrachtete Pherekydes als die Mutterstatte des 
samothrakischen Dienstes. Er that es, und das 
ist ihm als Verdienst anzurechnen, ohne den 
Heros D. mit dieser rein religionsgeschichtlichen 
Frage zu behelligen. Gerade umgekehrt wie Hel- 
lanikos hat das samothrakische Problem gelfist 

30 sein Zeitgenosse Stesimbrotos, indem er ,Berek3Ti- 
tien', d. h. Phrygien zur Wiege der Kabiren- 
religion machte (Strab. X 472, vgl. Nic. Dam. frg. 
54 und zur Beurteilung der ganzen Hypothese 
Thraemer Pergamos 266). Eine Nutzanwendung 
auf den Kreis des D. (sie wurde in der Form 
eines Abstechers des Heros von der Troas nach 
Samothrake Ausdruck finden) ist nicht sicher 
nachweisbar. Demetrios wurde in Betracht kom- 
men, wenn Gaede Dem. Seeps. 54, 85 in ihm 

40 mit Recht einen Vertreter troischer Provenienz 
des D. vermutete. Indes ist mir wahrseheinlicher, 
dass wir des Demetrios Standpunkt bei Apollodor 
(Strab. VII frg. 50) wiederfinden. 

Die Dardanossage der romischen Re- 
publik. Eine Contamination der arkadischen 
Version (o. S. 2170) mit der samothrakischen 
des Kallistratos und Satyros bietet die Darstel- 
lung des Dionysios von Halikarnass ant. I 61. 
62. 68. 69. Sie lehrt zugleich im wesentlichen 

50 den Standpunkt Varros kennen (vgl. die ein- 
dringende Untersuchung von Wissowa Die Uber- 
lieferung iiber die romischen Penaten, Herm. XXII 
28ff.). Atlas, der erste KOnig von Arkadien, re- 
sidiert am Berge Thaumasion (zweifellose Ver- 
besserung des Glareanus fur Kavxdaiov) bei Me- 
thydrion (vgl. Paus. VIII 36, 2). Seine Tochter 
Elektra empfangt von Zeus bei Pheneos (der Ort 
aus Varro beim Interp. Sen'. Aen. HI 167 er- 
ganzt) das Kinderpaar Iasios (hsl. "Iaoog) und D. 

60 Ersterer bleibt unvermahlt (damit verrat sich, 
dass Iasios in arkadischer Sage Fremdling ist). 
D. freit Chryse, die Tochter des Lykaoniden Pallas 
(Pallantion), und zeugt mit ihr Deimas und Idaios. 
Uberschwemmung und Hungersnot zwingen einen 
Teil des Volks zur Auswanderung. Deimas bleibt 
als KOnig zuruck,. die Auswanderer besteigen unter 
Fuhrung von D. und Idaios die Schiffe. Zunachst 
kommen sie nach Samothrake. Beachtenswerter- 



2175 



Dardanos 



Davdanos 



2176 



weise wird erst I 08 (aus Kallistratos und Sa- 
tyros) der fur Samothrake wichtige Umstand naeh- 
getragen, dass Chryse ihrem Gatten als Hitgift 
Geschenke der Athene, zwei Palladien (zwei wegen 
der griechischen Sage vom Palladienraub) und 
zwei Bilder der grossen Gotter nebst deren re- 
hzxai zugebracht hate. Sie haben die Auswan- 
derer nach der Insel begleitet, und darait ist den 
samothrakischen Mysterien arkadischer Ursprung 



Preller-Jordan Eorn. Mythol. II 315, 3) die 
Bewohner des alten Cora an den Volskerbergen 
a Dardano Troiano orti. Allein die Commenta- 
toren Vergils schweigen sicb iiber Cora aus und 
erklaren Corythus (filr sie nieht nur Personen- 
sondern auch Ortsname) bestimmt als civitas Tu- 
seiae (zu I 380. X 719 u. s.w.). Dass darunter 
das fern von Latium gelegene Cortona zu ver- 
stehen sei, bat schon Heyne (Exc. VI zu Aen. 



zugesprochen. Bei der Einrichtung des Dienstes 10 HI) gezeigt. Man sollte meinen, dass die mytho- 
bleibt Iasios wieder ausser Thatigkeit, er hat logische Spatgeburt, um die es sieh hier handelt, 



auch bei Dionysios nur die Aufgabe, ein Attentat 
auf Demeter mit dem Tode zu biissen. Griinder 
der Mysterien ist D. ; fur ihre Verwaltung lasst 
er auf der unwirtlichen Insel einen Teil der Be- 
gleiter zuriick, mit der Mehrzahl, dem Sohne 
Idaios und den vier Gotterbildern (vgl. I 66) be- 
steigt er wieder die Schiffe und gelangt nach Troas. 
Idaios begiebt sich in das nach ihm benannte Ge- 
birge und griindet dort der GOttermutter Tempel 20 
und zeXerai, D. aber bleibt an der Kiiste, erhalt bc- 
ziiglich der Gotterbilder ein Orakel gleiehen In- 
halts wie in der Sagenform I (S. 2165), griindet 
die KiistenstadtDardanos und heiratet nach Chryses 
Tod die Teukris Batieia. Es wird dann der Stamm- 
baum der Dardaniden in der Seitenlinie bis auf 
Aineias hinabgefilhrt , der die Heiligtumer des 
Geschlechts nach Latium bringt, wo sie schliess 
lich der Cultus Roms als Unterplander des Staats 



zu wenig Interesse hot, um an ihr noch herum- 
zumodeln. Allein wie zwei verschiedene Sitze, 
so werden auch zwei abweichende Stammbaume 
des D. iiberliefert. Der eine ist auf die Herakles- 
sage zugeschnitten , der andere nach strengerem 
Moralcodex gearbeitet : 

I. Zu Aen. Ill 167 und VII 207: 
Atlas 



II. 



Iuppiter cs> Electra cv Corythus 

Iasion 

19: 



Dardanus 
Zu Aen. VII 209 und X 

Iuppiter cns Electra 

Corythus 



Dardanus Iasion 

Vergil hat offenbar einen gemeinschaftlichen Aus- 
wohles hiitet. Die romische Fassung der Dar- 30 zug der Briider (oder Stiefbruder) angenommen 



danidensage mag urspriinglich eine antihelleni- 
sche Tendenz gehabt haben (Preller-Jordan 
Rom Mythol. II 315), in der varronischen Form 
ist sie griechenfreundlich , da Arkadien als Aus- 
gangspunkt anerkannt wird. Allen Nachdruck 
aber legt Varro auf die Beziehungen zu Ilion und 
Samothrake. An dieser Fassung hat Rom bis 
zur Zeit des Augustus Geniige gefunden. 

4. Dardanos, Zuwanderer aus Italien. 



(Ill 167ff.), wenn auch an einer anderen Stelle 
(VII 208) nur des D. Landung auf Samothrake 
erwahnt ist. Die einzige neu auftretende Figur, 
der ausonische Urkonig Corythus, tragt einen grie- 
chischen Namen. Dass man selbst hier mit einem 
Brocken vom hellenischen Tisch vorlieb nahm, 
ist wohl durch die Absicht bedingt, mOglichst 
mit iiberliefertem Material zu arbeiten. Nach 
einigen (beim Interp. Serv. Ill 170) gait als 



Der unstat gewordene Heros sollte auch in der 40 Griinder Cortonas Korythos, Sohn des Paris und 



von der rOmischen Republik anerkannten Sagen- 
fassung noch keine Ruhe gefunden haben. Die 
Umgebung des neuen Weltbeherrschers hat seine 
Wicge nochmals verschoben und damit die ge- 
1'eierte Landung des Aeneas am Tiberufer zur 
Heimkehr an den Ursitz des Geschlechts ge- 
stempelt. Durch diese nationalistische Ubertrum- 
pfung der republicanischen Sagenform ist aber 
auch der von Wissowa Herm. XXII 45 aufge- 



der Oinone. An diese offenbar noch in voraugu- 
steischer Zeit ausgeheckte Legende anzukniipfen, 
scheint nun eine gelehrte Zeitrichtung den Aus- 
schlag gegeben zu haben. Damit kommen wir 
zu den Penaten. Bei Vergil kann von ihrer ar- 
kadischen Herkunft naturlich nicht mehr die Rede 
sein ; aber auch die Landung des Aeneas auf Sa- 
mothrake (Herm. XXII 39) lasst er fallen, da- 
gegen sind ihm die grossen Gutter und die Pe- 



stellte Satz in Frage gestellt, durch Varro sei 50 naten — darin bleibt der alte Glaube Sieger 



der troische Ursprung der rOmischen Penaten end- 
giiltig festgestellt worden. Die iiberlieferte Ab- 
stammung des D. von Atlas und Elektra wird 
zwar festgehalten , aber beide wohnen jetzt in 
Italien. Ausgangspunkt des Heros ist nun der 
dem ratlosen Enkel als Ziel gewiesene ,Sitz des 
Corythus in Ausonien'. Vertreter, nicht Erfinder 
dieser fama obseurior minis ist Vergil, die Uber- 
mittler der Kunde sind Aurunci seiies (Aen. VII 



immer noch ,teukrische' oder ,phrygische' (II 747. 
Ill 148). Allein logisch consequent ist das nicht, 
denn zogen einst I), und Iasion von Italien aus, 
so werden sie nicht ohne vaterliche Sacra in die 
Feme gegangen sein; dann aber hat Aeneas 
nicht troische Gotterbilder gerettet, sondern die 
Urmale latinisehen Gottesdienstes an ihren Ursitz 
zuriickgebraeht. So ist die Sache denn auch auf- 
gefasst im Commentar zu Aen. Ill 15, wo es von 



2u6i, eine genauere Bestimmung der ausonischen 60 den Sohnen des Corythus heisst: eum oinni he 



Ortlichkeit aber scheint Vergil absichtlich offen 
zu lassen. Nach der ganzen Tendenz und den 
Andeutungen der Dichtung sollte man zwar, trotz 
Corythi Tyrrhena ah sede (VII 207 1, den Ursitz 
des Geschlechts in Latium suchen, denn VII 240 
heisst es aus der Situation zwischen Tiber und 
Numicus: hinc Dardanus ortus, und Plin. Ill 
163 nennt denn auch (ich verdanke den Hinweis 



reditate maiorum diciserunt etiam deos Penates 
Dardanus et Iasion fratres, quorum alter Thra- 
ciam alter Phrygian incohiit oeeupatam. Dass 
Corythus nun doch nicht in Latium, sondern in 
Etrurien seinen Wohnsitz nehmen muss, dies be- 
ruht gewiss auf der schon zu Varros Lebzeiten 
einsetzenden Neigung, die romische Religion mit 
der Etrusea diseiplina in Verbindung zu bringen 



2177 



Dardanos 



Dardanos 



2178 



(vgi. Wis so was Bemerkungen iiber Nigidius Fi- 
gulus und Caesius a. a. O. 53ff.). Wenn die hoch- 
heiligen, im Vestatenipel gehuteten Sigilla einst 
von Cortona aus nach dem Osten gelangt waren, 
so ist damit die uranfangliche Identitat des rOmi- 
schen und des etruskischen Penatencults ausge- 
sprochen. Gegen diese Idee haben die Vertreter 
der Combination Coiythus-Cora nicht aufkommen 
konnen. 

III. Dardanos, der Eponym der klein- 10 
asiatischen Dardaner. 
So iiberzeugt ich auch bin , dass der klein- 
asiatischen Ethnographie nicht generalisierende, 
sondern differenzierende Behandlung not thut (vgl. 
Pergamos 362), so kann ich doch die von Eret- 
schmer (Einl. in d. Gesch. d. gr. Spr. 182ff.) 
aufgestellte vorgeschichtliche Vo'lkertafel der Troas 
mir nicht aneignen. Er statuiert iiber der Ur- 
bevOlkerung als indogermanische Zuwanderer aus 
Thrakien 1. Troer, 2. Paioner, 3. Dardaner. Die 20 
beiden ersten sind meines Erachtens zu streichen. 
Bei einer ethnologischen Untersuchung hat der 
Name ,Troer' etwas Missliches, da er im Grunde 
nicht ethnischen, sondern topischen Bezug hat. 
Speciell die Einwohner von Troia bezeichnet er 
auch an einigen Stellen des Epos (II. II 125. 130. 
816. XIV 88), unzahligemal freilich die Gesamtbe- 
volkerung, und darin folgt Homer die ihm geltende 
Litteratur bis auf Strabon (nebst dem Sprach- 
gcbrauch der modernen Ethnographie), wahrend 30 
andererseits ein Herodot von Troern nur einmal 
(bei der Helenasage), sonst stets nur von Teukrern 
spricht. Cber letztere o. S. 2167. Die Gruppe Tpoit), 
Tijcog , Tijwsg glaube ich der Urrace zuweisen 
zu miissen. Der Anklang an TXcog (so heisst 
nicht nur die lykische. sondern auch eine pisi- 
dische Stadt) ist wohl kein ,zufalliger', wo andere 
Ubereinstimmungen und Anklange wie Teukroi, 
Gergithen-Gerginer, Keteier-Ketis-Kittion in der- 
selben Richtung verlaufen. Geben wir Troia und 40 
Troes der GrundbevOlkerung, so bleibt Ihon, ,die 
Stadt des Ilos', wie Kretschmer 183 den Namen 
ansprechend deutet , fur die indogermanischen 
Dardaner iibrig. Das Ethnikon Adgdavoc braucht 
man sich von den alten Erklarern (Schol. II. XIII 
150. Strab. XIII 592) aus der Ilias nicht weg- 
interpretieren zu lassen , und diesen Stamm als 
einen aus Thrakien zugewanderten zu betrachten 
giebt es stichbaltigen Grund. Auf die Behauptung 
der Paioner (Herod. V 13) , von den troischen 50 
Teukrern abzustammen , kann ioh freilich (vgl. 
Pergamos 290) nicht so viel bauen , um ,durch 
Umkehrung' des Verhaltnisses Paioner in die Troas 
zu bringen. Aber das Bewusstsein einer Ver- 
wandtschaft von Paionern und Dardanern mag in 
Hevodots Angabe immerhin zmn Ausdruek kommen. 
Aus der liomerischen Troas weist vieles nach 
Europa hiniiber. Die Alten selbst haben die 
ilinen auffallenden Homonymien gesammelt (Strab. 
XIII 590) . auf illyrische Dardaner als nordliche 60 
Niichbarn der Paioner weisen sie dabei aber nicht 
hin. Nur Diodor sagt gelegentlich (V 48). D. habe 
iiber viele Stamme Asiens geherrscht xal rofj 
t'.Tfy &oqx>js Aaoddrovs xaroixiocu. Man ver- 
steht das sonstige Schweigen : Griechen-Epeiroten, 
Makedonern und Romern hat es eben widerstan- 
den, den als Landsmann oder Ahn verehrten Heros 
mit jenem rohen Barbarenvolk in Zusammenhang 

PauIy-WisBOwa IV 



zu bringen. Trotzdem war es kein unbedeutender 
Stamm, wie seine vielen Kriege mit den Make- 
donern und nicht minder das Angebot von 24000 
Kriegern zur Abwehr der Kelteninvasion (Iustin. 
XXIV 4) beweisen. Es ist ganz wohl mOglich, 
dass bei den vorgeschichtlichen VOlkerschiebungen 
auf der Balkanhalbinsel ein Teil dieser Dardaner 
abgesplittert und gleich den Phrygern nach Klein- 
asien hiniibcrgegangen ist. Aber im Idagebiet 
betraten die Dardaner keine Wildnis, sondern den 
Boden der kleinasiatischen UrbevOlkerung. Zu 
den schon S. 2167 erwahnten Zeugnissen fiir letz- 
tere kommen noch die Ortsnamen auf -ss (vgl. 
Thraemer Pergamos 354. Kretschmer Einl. 
188), zu ilinen kommt endlich auch der archaeo- 
logische Befund, aus dem ich im Gegensatz zu 
Bruckner (Troia 1893, 104) und Kretschmer 
180 gewissc Bestandteile als entschiedene Uber- 
reste der vordardanischeu Epoche absondere, ein 
Thema, auf das genauer einzugehen hier freilich 
nicht der Ort ist. Dass die Burg des mykeni- 
schen Zeitalters (Hissarlik Schicht VI) die Blute 
der Dardanermacht vorfuhrt, bedarf keines Be- 
weises. Ihr mythischer Reprasentant hat nach 
aeolischer Sage diese Burg nicht erbaut, sondern, 
wie es dem SprOssling des idaeischen Zeus eignet, 
vom Idagebiet aus der Herrschaft gewaltet. Erst 
sein Urenkel Hos stieg zur Ebene hinab und legte 
mit der Griindung Ilions zugleich den Grund zum 
Verderben seines Geschlechts. Das ist Sage. Die 
Geschichtsforschung erkennt einen umgekehrten 
Weg, ein Vorriicken der Dardaner von der Kiiste 
des Hellespont ins Land hinein. Dagegen ist die 
Vorstellung von dem Untergange entronnenen Dar- 
daniden im Idagebiet (das Zeugnis des Demetrios 
ist wohl nur ein Echo der oben S. 2162f. beriihr- 
ten Uberlieferung) ohne Zweifel historisch be- 
griindet, denn die vor den Aiolern zuriickweichen- 
den Dardaner werden sich eben in den schwer zu- 
ganglichen Gebirgsthalern am langsten behauptet 
haben. 

4) Dardanos, KOnig der Skythen, Vater der 
Idaia, zweiter Frau des Phineus (Diod. IV 43). 
Der Name der Tochter verriit die Identitat des 
Vaters mit Nr. 3. Bei Apollodoros III 15, 1, 3 
heisst er schlechthin D. Der in Salmydessos 
(ostliches Thrakien nordwarts vom Bosporos) locali- 
sierte Phineus ist ein passender Eidam des Herr- 
schers der Troas. 

5) Dardanos, Eponym der illyrischen Darda- 
ner. Dieser kriegstiichtige Stamm taucht erst in 
der makedonischen Geschichte nOrdlich von den 
Paionern im oberen Moesien auf. Der illyrische 
D. ist im Gegensatz zu seinem troischen Narnens- 
bruder (fiber den vorauszusetzenden Zusammen- 
hang beider oben S. 2177) ein ganz schemenhafter 
Eponym. Doch ist sein von Appian Illyr. 2 iiber- 
lieferter Stammbaum nicht ohne Interesse: 

Polyphem oi Galateia 



Keltos Illmos Galas 



Autarieus Dardanos Encheleus Perrhaibos etc. 



Pannonios Paion. 

Appians Angabe, dass die drei Sohne des Kyklo- 
pen von Sicilien-her zugewandert seien , hangt 
mit der Verschiebung der Schauplatze der Odys- 
seussage zusammen. Aber die Abstammung vom 

09 



2179 



Dardanos 



Dardi 



2180 



Kyklopen scheint nicht willkiirliche Erfindung zu 
sein, vielmehr ein Bruchstttck halbverklungener 
griechischer Colonistensage an der Adria. Dieae 
hat die Phaiaken zu Epeiroten gemacht (v. Wi- 
lamowitz Horn. Unt. 169ff.). Nun meldet die 
Odyssee VI 4ff. : Ursprunglich wohnten die Phaia- 
ken als Nachbarn der Kyklopen im Oberlande 
(er ev^v^ogto ' Yjiegsiij) , dann raumten sie den 
unholden Nachbarn das Feld mid siedelten sich 



70). In Wirklichkeit ersoheint er also zuerst im 
J. 412 in Gallien, als dieses schon durch Con- 
stantius dem italischen Kaiser zum grossten Teil 
unterworfen und eine Neuordnung seiner inneren 
Verhaltnisse daher mOglich und geboten war. 
Es gelang ihm 413, das Bilndnis zwischen dem 
Usurpator Iovinus und dem GothenkOnig Athaulf 
zu losen und diesen zu bestimmen, dass er jenen 
im Namen des Honorius bekampfte (Mo mm sen 



in Seheria an. Dieses identificierten die altesten 10 Chron. min. I 654; vgl. Bd. II S. 1940, 14). Als 



griechischen Siedler der epeirotischen Kiiste (Chal- 
kidier, wie v. Wilamowitz gezeigt hat) mit 
Korkyra. Dadurch aber ward die den Kyklopen 
iiberlassene 'Ynsgurj zum epeirotischen Festland. 
Die korkyraeischen Colonisten haben sich daun 
noch wei'ter nordwarts vorgewagt und an der 
illyrischen Kiiste die Pflanzstadte Apollonia und 
Epidamnos gegriindet. Werden nun die wilden 



Iovinus gefangen war und an das Hof lager nach 
Italien geschickt wurde, ermordete ihn D. in 
Narbo mit eigener Hand (Olvmp. frg. 19 = PHG 
IV 61. Mommsen II 18). Bis zum J. 419 be- 
kleidete er noch eine zweite Praefectur (Hieron. 
epist. 129, 8 = Migne L. 22, 1106); schon vorher 
war er zum Patricius erhoben worden (Dessau 
1279). Hieronymus riihmt seine Beredsamkeit, 



StSmme des inneren Illyriens bis nach Epeiros Apollinaris Sidonius (epist, V 9, 1) schreibt ihm 
hinab (Encheleer) zu Nachkommen der wilden 20 jede Untugend zu. An ihn genchtet Hieron. epist, 
Kyklopen gemacht, so ist dies schwerlich ein ,nn --- J »-- —*■ "™-* 1S " - Mi— T. 9.9 ioqq 
sp'ater Einfall. sondern Anlehnung an eine alte 
Vorstellung. Das Elternpaar Polyphem-Galateia 
kommt natiirlich auf Bechnung Appians oder seiner 
Quelle. Die Mutter haben die ra.la.xai auf dem 
Gewissen, und zu Galateia fiigte sich dann von 
selbst der Kyklop Polyphem. 

6) Dardanos, ein von Achill getoteter Troianer, 
Sohn des Bias (II. XX 460) 



129 und August, epist. 187 = Migne L. 22, 1099. 
33, 832. Wenn bei Dessau 1279 ein Claudius Le- 
ontius der comas et frater des D. genannt wird, 
so bedeutet dies nach dem Sprachgebrauche jener 
Zeit wohl keinen Bruder, sondern irgend einen ent- 
fernteren Verwandten. Hirschfeld und Momm- 
sen zu CIL XII 1524. [Seeck.] 

11) Der D., dessen Schrif'ten, wie Plinius (n. h. 
XXX 9) berichtet, Demokrit erlautert und sogar 



7) Angeblich ein Achaeer thessalischer Her- 30 aus seinem Grabe aufgestfibert haben soil 



kunft, Warner ([irrjftcov) des Protesilaos. Anti- 
pater von Akanthos bei Ptol. Heph. I p. 184 
West, oder o 'Egioioq (?) bei Eustath. zu Od. 
p. 1697, 66. Hier liegt offenbar eine tolle Lysis 
der in II. II 701 hineingelegten Schwierigkeit 
vor. Der AdgSavog avr]Q, der Protesilaos erschlug, 
verwandelt sich in einen Griechen Namens Dar- 
danos, der den Tod seines Schutzlings ver- 
schuldet! [Thraemer; 



ist 
offenbar niemand anders als der mythische Stamm- 
vater der Troianer, der den Spateren als der Be- 
griinder der samothrakischen Mysterien und der 
Magie gait. Vgl. Diod. Sic. V 48, 4. Clem. Al. 
protr. 2, 13. Col. X 358 u. a., die Fabricius 
Bibl. Graec. I* 19 aufzab.lt. [E. Wellmann.] 

12) Dardanos aus Athen, Stoiker, Schiiler des 
Diogenes von Babylon, Antipatros von Tarsos und 
Panaitios, des letzteren Nachfolger in Gemein- 



8) Freigelassener des C. Furnius, erwahnt im 40 schaft mit Mnesarchos, Ind. Stoic. Here. col. 51 



J. 711 =43 (Cic. ad fam. X 25, 3), 

9) Waffentrager des M. Iunius Brutus, hielt 
unter dessen Getreuen bei Philippi 712 = 42 bis 
zuletzt aus (Plut. Brut. 51, 2. 52, 1). [Miinzer.] 

10) Claudius Postnmns Dardanus, Consularis 
Viennensis, Magister libellomm, Quaestor sacri 
palatii, Praefectus praetorio Galliarum, vermahlt 
mit Naevia Galla (Dessau 1279). Als Praefect 
wird er scheinbar zuerst in einem Gesetze des 
Honorius erwahnt. das mit dem Consulat von 409 50 
bezeichnet ist (Cod. Theod. XII 1, 171); doch 
kann das Datum nicht richtig sein, da Gallien 
damals im Besitze des Usurpators Constantin III. 
war. Zwar hatte dieser Ende 409 mit Honorius 
sich vorubergehend ausgesiihnt -. eine Verordnung 
des letzteren an einen gallischen Beamten ware 
also an sich nicht unmftglich. Aber hatte Ho- 
norius das Municipal- und Steuerwesen Galliens 
in der Weise regeln kOnnen, wie es in diesem 



53. 78 (ed. Comparetti Eiv. d. Fil. III). Epit. 
Diog. (Herm. I). Cic. Acad. II 69 sagt. Mnesar- 
chos und D. seien Atlienis turn principes Stoi- 
corum gewesen. als Antiochos der Askalonit gegen 
Philon auftrat. Zeller Ph. d. Gr. IV3 48. 569. 1. 

[v. Arnim.] 

IS) Der Assyrer (d. h. Syrer) , Sophist des 
2. Jhdts. n. Chr., einer der Lehrer des Antiochos 
von Aisai, Philostrat. vit, soph. II 4, 2. 

[W. Schmid.] 

14) Schriftsteller fiber griechische Gewichte 
nach Prise, de fig. numer. 10. 14. Da jedoch an 
letzterer S telle die hsl. t'berlieferung auf die Na- 
mensform Dardanius hinweist, so ist es wahr- 
scheinlich, dass Priscian keinen andern Autor als 
Dardanios .-reoi oxrx'JiiGw (s. d.) gemeint hat. 

[Hultsch.] 

Dardapara (Procop. de aedif. 281, 32. 284, 
52 Aannamoa). Castell an der Grenze von Dar- 



Gesetz geschieht. solange das Land nicht in seinen 60 dania 'und Dacia mediterranea , im dardanisch 



Handen war? Man wird daher mit Tillemont 
fur Honorio VIII et Theodosio III A A. coss. zu 
schreiben haben Honorio IX et Theodosio V AA. 
coss. (412), eine Anderung. die um so leichter 
ist, als Kaisereonsulate im Codex Theodosianus 
unziihligemal verwechselr worden sind (Seeck 
Ztschr. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschichte, 
■Roman. Abt. X 28' Kriiger Commentat. Momms. 



(illyrisch)-thrakischen Sprachgebiet. W. Toma- 
schek Zur Kunde der Hamushalbinsel , S.-Ber. 
Akad. Wien XCIX 446; Die alten Thraker I 25. 
n 2. 70. [Patsch.] 

Darden I Ace). Stadt in Aethiopien auf einer 
Insel des Nils, Bion bei Plin. n. h. VI 193. 

[Sethe.] 

Dardi (Dardae), Volksstamm in Apulien un- 



2181 



Dare actionem 



Dareikos 



2182 



weit Arpi, von Diomedes iiberwunden nach Plin. 
Ill 104, sonst nirgends erwahnt. [Hfilsen.] 

Dare actionem (iudieium), die praetorische 
Genehmigung der Processformel vor der Litis- 
contestation. Der Beklagte soil nicht zur litis- 
■eontestatio (durch Mitwirkung bei der legisaetio 
oder durch aeeipere iudieium auf Grand des in 
der dictierten formula bezeichneten Streitpro- 
gramms) aufgefordert und (durch die dem inde- 
fetisus drohenden Nachteile) genotigt werden, 
wenn sich aus den Verhandlungen in iure ergeben 
hat, dass der Angriff des Beklagten unzulassig 
oder aussichtslos ist, oder dass durch die vom 
Klager gewiinschte Formel die Verteidigung des 
Beklagten beeintrachtigt wird. Deshalb muss der 
Edition einer im Edict verheissenen oder fur den 
Fall (in factum) gebildeten formula deren Ge- 
wahrung vom Praetor an den Klager {dare iudi- 
eium, spater auch actionem, zuweilen auch all- 
gemeiner ius dicere) vorhergehen. Fiir eine legis 
actio oder die Edition einer actio civilis (oben 
Bd. I S. 310) bedarf es zwar weder einer postu- 
latio durch den Klager noch einer Gewahrung 
durch den Magistrat, da sie lege dantur (ipso 
iure eonpetunt Gai. IV 112). Doch wird auch 
bei ilmen von dem Praetor, der nicht von der 
aus gleichen Grunden zulassigen denegatio (s. Art. 
Denegareactionem) Gebrauch macht, zuweilen 
gesagt, dass er actionem dot. Vorstehendes nach 
Wlassak E. Processgesetze I 42; Litiscontesta- 
tion im Formularprocess (Breslauer Festschrift fur 
Windscheid) 27. Die verbreitete Meinung, dass 
das d. a. (indicium) dem aeeipere indicium (o. 
Bd. I S. 140) entspreche und mit diesem die 
litiseontestatio selbst bilde, ist damit iiberwun- 
den. [Leist,] 

Dareikos (arazljo Aaonxog oder schlechthin 
Aageixo;), die persische Konigsmiinze in Gold, 
benannt nach Dareios I., der sie zuerst auspragen 
liess. Ein uraltes babylonisch-agyptisches Ge- 
wicht war normiert auf 60 kleinere Gewichte oder 
Scheksl zu l</ 5 agyptischen Kite = 16,37 g. 
Sechzig solche Schekel bildeten eine sog. schwere 
Gewchtsmine, fiinfzig eine Goldmine. Dieses 
Funfzigstel und seine Halfte erscheinen als die 
altesten Goldgewichte und werden unterschieden 
als schwerer und leichter Goldschekel. Daneben 
aber hat es schon gegen Ende des dritten Jahr- 
tausends v. Chr. eine etwas hohere Norm gegeben, 
die durch Aufsehriften auf babylonisch-assyrischen 
Gewichtstficken als kOnigliche bezeugt "ist und 
sich fiir den schweren Goldschekel auf 16.83 g., 
fiir den leichten auf 8.41 g. stellt. Nachdem die 
griechischen Gemeinden Phokaia, Teos und Milet 
mit der Auspragung des schweren Schekels kOnig- 
licher Norm vorangegangen waren, dabei aber 
weder das voile Gewicht noch die Feinheit des 
Korns lange aufrecht erhalten hatten. liess Dareios 
kOnigliche Goldmiinzen auf genaues Gewicht uud 
von feinstem Korn schlagen. Hauptsachlich waren 
es leichte Goldschekel, die von den Griechen Aa- 
geixoi genannt wurden, wahrend die schweren 
Schekel, nach der geringen Zahl der noch er- 
haltenen Stficke zu schliessen, seltener ausgepragt 
worden sind. Auf der Vorderseite zeigt der D. 
den biirtigen, mit langem Rock und Hosen be- 
kleideten KOnig in kniender Stellung nach rechts, 
auf dem Haupte die Krone, in der Linken den 



Bogen, in der Bechten Stab oder Lanze. Auf 
der Riickseite erscheint statt eines Bildes nur ein 
unregelmassig eingeschlagenes Zapfenloch. Der 
Doppel-D. zeigt auf der Vorderseite dasselbe Bild 
entweder allein oder mit griechischen Milnzbuch- 
staben, auf der Riickseite eiu eingeschlagenes Qua- 
drat. Mommsen Gesch. des rOm. Miinzwesens 
Off. (Traduction Blacas I 8ff.). Brandis Miinz-, 
Mass- und Gewichtswesen in Vorderasien 62. 24411'. 

1 420. HcadHN 698ff. Lehraann Altbabyloni- 
sches Mass- und Gewichtssystem (Acten des 8. 
Orientalistencongresses), Leiden 1893, 168. 205f. 
Hultsch Abh. Gesellsch. der Wiss. Leipzig XVIII 
2 (1898), 19f. 24. 69ff. 76f.; Metrologies 484f. 
491. Nach einer Durchschnittsrechnung betrug 
das Mtinzgewicht des D. mindestens 8,385 g., 
woraus auf ein Normalgewicht von 8,40 g. zu 
schliessen war (Metrologie 491, 3). Lehmann 
a. a. O. 168 bestimmte die leichte kOnigliche Ge- 

20 wichtsmine zu 505 g.. mithin ihr Sechzigstel, d. i. 
den D., auf 8,41 g. Dies wurde bestatigt durch 
die Auffindung des Verhaltnisses der kOniglichen Ge- 
wichtsnorm zu der urspriinglichen Norm (Hultsch 
Abh. a. a. O. 69ff.). Die schwere babylonische 
Gewichtsmine hat nach authentischen Gewicht- 
stficken 982,4 g. betragen. Ihr Drittel, das ro- 
mische Pfund von 327,45 g., bezeugt noch in weit 
spaterer Zeit dieselbe Norm. Mit dem Zuschlage 
von j'j, ist aus der urspriinglichen Gewichtsmine 

30 die erhohte kOnigliche Norm = 1009,7 g. gebildet 
worden. Demnach betragt das Sechzigstel oder 
der schwere Goldschekel koniglicher Norm 16.83 g. 
und seine Halfte, der leichte Goldschekel oder D., 
8,41 g. 

Erwahnt wird der D. von Herodot. VII 28. 
Thukyd. VIII 28, 4. Xenophon an mehreren Stellen 
u. a. (s. d. Nachweise Metrologie 485, 2). Von 
inschriftlichen Belegen sind die aus dem 5. bis 
4. Jhdt. stammenden CIG I 1511, 2. 15. 22. 1571, 

40 14. CIA I 199, 5. 207, 13. II 660, 43. 766, 98. 
813 B 11 (letztere Stellen aus Tempelrechnungen) 
hervorzuheben. Als cran/g A. erscheint die per- 
sische Goldmttnze bei Herod, und Thukyd. a. a. O. 
(vgl. Poll. IX 59). als Aagtxo? OTatijg CIG I 1571, 
14. Als yovnovg oran/o wird sie erklart von 
Harpokr. s. AaoF.iy.6;. Hesych. s. Aaoeixoi. Suid. 
s. Aageixov;; vgl. CIA II 843, wo hinter Aa- 
geixov [y_gvaiov] eine nicht vollstandig erhaltene 
Zahl sich findet, Nach dem Geprage heisst der 

50 D. Tofdr»/s bei Plut. Ages. 15 a. E. (wiederholt 
apophth. Lac. 40). Da jedes Talent unter sich 
60 Minen und die Mine Goldes 50 Schekel oder 
Statere hatte. so sind die rgta/Jhoi A. bei Suid. 
s. Aagtixo; soviel wie ein leichtes Goldtalent 
(vgl. Diod. XVII 66, 2 Ta/.avra ybvaov yagaxTfjoa 
Aagsixov i/ot'ra), wahrend 300 D. den Wert eines 
babvlonischen Silbertalentes darstellen (Xenoph. 
anal). I 7, 18. Diod. XVII 71, 1. Metrologie 237. 
494). Es verhielt sich niimlich das babylonische 

60 Silbertaleut zum Goldtalente dem Gewichte nach 
wie 4:3, dem Werte nach wie 1 : 10, d. h. das 
Gold wurde im persischen Reiche zum lSVgfachen 
Werte des Silbers gerechnet. Mommsen Gesch. 
des rOm. Miinzwesens 12f. Brandis Mfinz- Mass- 
und Gewichtswesen 07ff. Hultsch Metrologie 
402ff. 486ff. (irber Herod. Ill 89. 95 vgl. Abh. 
a. a. O. 100). Es gait also ein D. gleich 10 ba- 
bvlonischen Silbersfhekeln zu 11,22 g. oder gleich 



218E 



Jaquvri axqanoc 



Dareios 



2184 



20 Halbstiicken zu 5,61 g., die als Reichssilber- 
miinze dem D. zur Seite traten and ebenfalls 
Schekel (oiy/ioi Xen. anab. I 5, 6, [oiyjloi Mr/- 
dixo! CIG I 150 § 20) benannt wurden. Brau- 
dis a. a. 0. 62f. 69. 421f. Hultsch Metrologie 
485ff. ; Abh. a. a. 0. 76. 78. Uber die Wertglei- 
chungen des D. mit dem phOnicischen Silberstater 
und dessen Teilmiinzen s. Danake. Wenn Har- 
pokr. Suid. mid das Lex. Seguer. 237, 17 den D. 
an Gewicht gleich dem attischen Goldstater (= 
8,73 g.) und an Wert gleich 20 Silberdrachmen 
rechnen, so sind das nur ungefahre Ansatze ; that- 
s&chlich hatte das Gold zum Silber im 5. Jhdt, 
v. Chr. und spatcr einen hoheren Wert als den 
zchnfachen. Hultsch Metrologie 238f. ; Berliner 
Philol. Wochenschr. 1894, 299ff. Nach deutscher 
Wahrung ist der D. auf 23 Mark 46 Pfennig an- 
zusetzen. 

Wenn bei Herondas mim. VII 102. 122 von 
einem Verkaufer in Alexandreia um das J. 280 
v. Chr. (Meister Abh. Gesellsch. d. Wiss. Leipzig 
XIII 7 [1893], 148f.) far ein paar Schuhe 4 oder 
gar 7 D. gefordert werden, so sind das scherz- 
hafte Cbertreibungen. Meister a. a. O. 137. 
Hultsch Berl. Philol. Wochenschr. 1894, 301 f. 
Die bei Herondas Aagixog benannte Miinze ist 
als ein 'A/.sgavS(>Eiog tnaxiJQ (s. d.) im Gewichte 
von zwei attischen Draclimen Goldes gedacht. 
Auch anderwarts mag im Volksmunde der Gold- 
stater attischen Fusses als D. bezeichnet worden 
sein, denn in dem Fragm. inc. CIA IV 2 nr. 845 c 
8 ist [Aagjeixovg $i/.ajzeiovg X (oder A , wie 
Koehler vermutet) wohl dahin zu deuten, dass 
statt ararfjQ $u.foxe.tog (Metrologie 242f.), daja 
der Goldstater Philipps von Makedonien als Nach- 
folger des D. gait, die persische Konigsmiinze 
mit dem von Philipp hergeleiteten Zunamen ge- 
setzt wurde. Die Form Aaytxdg rindet sich 
ausser bei Herondas auch CIG I 1511, 2. 15. 22. 
1571. 14. 

Teilstiicke des D. hat es in der kflniglich per- 
sischen Miinze nicht gegeben. Xen. anab. I 3, 

21 erwahnt zwar eine von Kyros zugesagte Sold- 
erhohung von monatlich 1 D. auf tgla r\fiibat>uxa ; 
doch konnte deshalb immer noch die Zahlung, 
wie iiblich, in ganzen D. erfolgen, wenn man fur 
den Zeitraum von zwei Monaten drei Lohnungs- 
tage ansetzte. Nach Mommsen Gesch. des rOm. 
Miinzwesens lOf. (Traduct. Blacas I 12) konnen 
die rftubaouxa, wenn sie als Mfinzen gedeutet 
werden sollen, Viertelstiicke des schweren Gold- 
schekels iphokaiischen Staters) gewesen sein, die 
von den persischen Satrapen, namentlich von denen 
in Tyros, in betrachtlichen Mengen ausgemiinzt 
worden sind. 

Auf einem Missverstandnis beruht die Erwiih- 
nung von aoyvgol Augeixol bei Plut. Kim. 10, 
58 Sim. Gemeint sind persische Silbermiinzen, 
die ebenso wie die an derselben Stelle erwiihnten 
Golddareiken als gesetzlichesZahlungsmittel gelten, 
Man wird also an die medischen Siglen (s. o.) 
zu denken haben, die in ahnlicher Weise wie die 
D. das Bildnis des knienden KOnigs mit Bogen 
und Lanze oder Schwert oder andern Symbolen 
trugen. [Hultsch.] 

Aageiri] azganog, Bergclause mitten im Zuge 
des Kaukasos zwischen Alania und Apsilia, a. 569 
von Zemarchos begangen, Menander Protector im 



Corp. Byz. vol. I 301 ; in der georgischen Chronik 
Dariani genannt, osetisch Dairan. Daneben be- 
gegnet die persische Form Dar-i-Allan ,Alanen- 
thor', arabisch bab-Allan, im Brief des Chazaren- 
chans Josef a. 960, Russ. Rev. 1875, 83, Daralan. 
Das Thalthor, georgisch /ewis-kari, war durch eine 
Befestigung geschiitzt, deren Spuren am linkers 
Ufer des Terek noch jetzt sichtbar sind, dort wo 
der vom Trachytkegel Qaz-beg (os. Urs-j;o^ ,weisser 

10 Berg', georg. M'qinwar'i ,der eisbedeckte') kom- 
meude Gletscherbach Thafta-riid oder Defdarok 
seinen Moranenschntt ablagert; vgl. Kaukasiai 
pylai, Sarmatiai pylai, Biraparach. 

[Tomaschek.] 
Dareion (AaQsiov), Ortlichkeit an der Grenze 
Mysiens, genannt in der athenischen Tributliste 
CIA I 37. Ist von Aaouov xcofitj verschieden. 
P. Foucart Bull. hell. IX 1885, 394ff. Vgl. Steph. 
Byz. Aaqluov Tzohg xfjg <P()vyiag. [Burchner.] 

20 Dai'eios (Aagetog, abgekiirzt . aus AagciaTog, 
Keiper Acta semin. philol. Erlangens. I 253, 
Vocativ Aagsidv bei Aeschyl. Pers. 662. 671), alt- 
pers. Darajavaf'hju, Nomin. Darajava(k)uS, vgl. 
Lindner Litter. Centralblatt 1880, 358. Spiegel 
Altpers. Keilinschriften 2 225. Justi Iranisches 
Namenbuch 78. In einer verdachtigen Stelle bei 
Herod. VI 98 (dazu Steins Bemerkung und 
Keiper a. a. O. 253) wird D. mit egftyj = 
izQCLxrixdg geglichen; nach Spiegel a. a. 0. 81 

30 bedeutet der Name ,Giiter besitzend', nach Justi 
a. a. 0. 80 ,haltend (aufrechthaltend, befestigend) 
das Gute'. Vgl. auch P. Kretschmer Einl. in 
die Gesch. der gr. Sprache 184. Ed. Meyer 
Forschungen zur alten Gesch. I 194. 195. Name 
mehrerer persischer Konige und Prinzen; ihre 
Miinzen bei Babelon Catalogue des monnaies 
grecques de la Bibliotheque nationale. Les Perses 
Achemenides etc. (1893). 

1) Persischer Konig, Sohn des Hystaspes (alt- 

40 pers. WiStaspa), Enkel des Arsames, aus dem 
Gesehlechte der Achaimeniden (s. Achaimeni- 
daij. Filr die Abstammung und das Aufkommen 
des D. sind die von ihm selbst verfassten In- 
schriftcn von Behistan, welche in drei Sprachen 
(altpersisch, ,neususiseh\ babylonisch) wesentlich 
ubereinstimmend aufgeschrieben sind, die Haupt- 
quelle; sie sind am leichtesten zuganglich bei 
Spiegel Die altpersischen Keilinschriften 2 1881. 
C. Bezold Die Aehamenideninschriften = Assy- 

oOriolog. Bibliothek II (1882 1. F. H. Weissbach 
Die Aehamenideninschriften zweiter Art = Assv- 
riolog. Bibliothek IX (1890). F. H. Weissbach 
und W. Bang Die altpersischen Keilinschriften. 
1. Lfg. = Assyriolog. Bibliothek X 1 (1893), vgl. 
auch Weissbach Grondriss der iranischen Phi- 
lologie II 55ff. 73. Uber deren Glaubwtirdigkeit 
Prasek Forsch. z. Gesch. d. Altert. HI 24ff. 
Die genannten Vorfahren des D. sind angefiihrt 
Bh. § 1. Bh. a § 1, Dar. Pers. a, b, die genaue 

60 Reihenfolge der Ahnen bis anf Achaimenes Bh. 
§ 2—4, Bh. a § 1—3. Mit Beiziehung der Stamrn- 
tafel bei Herod. VII 11 und des neu entdeckten 
Cyrus-Cylinders lasst sich D.s Ahnenreihe mit 
ziemlicher Sicherheit herstellen, wie dies in iiber- 
einstimmender Weise Biidinger S.-Bcr. Akad. 
Wien XCVII 715 und Wiener Ztschr. f. Kunde d. 
Morgenlands II 50. Noldeke Aufsatze z. pers. 
Ge>ch. 15. Hugo Winckler Untersuchungen zur 



2185 



Dareios 



Dareios 



2186 



altoriental. Gesch. 126ff. Justi Iran. Namenbuch 
398; Grundriss d. iran. Philol. II 416. Prasek 
a. a. 0. Ill 28ff. versuehten (abweichend Weiss- 
bach Assvriol. Bibl. 1X86. Op pert Melanges 
Henri Weil 823ff. und F. Cauer o. unter Achai- 
menidai). Die radicale Ansicht Eosts (Mitteil. 
der vorderasiat. Gesellschaft 1897, 208ff.) und 
Win cklers (a. a. 0. 128 und Orientalistische Litt- 
Ztg. 1898, 43), D. sei uberhaupt kein Achai 



altoriental. Gesch. 137. E. Mfiller Ztschr. f. 
Assvriologie IX 112ff. Marquart a. a. 0. 633. 
J. V. Prasek Forsch. z. Gesch. d. Altert. I 
23ff.) herausgefundene angebliche Schwierigkeit, 
dass bezuglich der Regierungsdauer des Gaumata 
die Behistaninschrift und Herodot einerseits und 
babvlonische Tafelchen (Strassmeier Ztschr. 
f. Assyriol. IV 123ff.) anderseits von einander 
abwichen, ist unbegriindet (vgl. Oppert ZDMG 



menide gewesen, wurde von Prasek a. a. 0. ni 10LII 262ff.). Der ptolemaeische Kanon, welcher 



24ff. widerlegt. D.s Vater war Statthalter von 
Parthien (Bh. § 35). Nach Ktesias Eel. 19 (bei 
Photius Cod. 72) wurde D. 72 Jahre alt, von 
welcher Zeit er 31 Jahre regierte; wahrscheinlich 
ist letztere Zahl in 36 zu verandern (Marquart 
Philol. Suppl. VI 588), womit Ktesias kiinstliches 
System aufgedeckt ist. Nach Herodots glaub- 
wtirdigerer Angabe (I 209) zahlte D. bei Kyros 
Tod ungefahr 20 Jahre, war also bei seinem Re 



den falschen Smerdis ganz iibergeht, lasst das 
erste Regierungsjahr des D. mit 1. Januar 521 
(nach babylonischer Datierung also mit dem 1. Ni- 
san 521), dem 227. Jahr Nabonassars beginnen, 
vgl. Clinton Fasti Hellen. 2 II 313. C. Wachs- 
muth Einleitung in d. Studium d. alten Geschichte 
305. Oppert ZDMG LI 156. 163. DieErklarung 
fiir diesen Ansatz rindet Ed. Meyer nach seinen 
Untersuchungen uber altpersischeChronologie [jetzt 



gierungsantritt noch nicht 30 Jahre alt (Dun cker 20 Forsch. z. alten Gesch. II 448. 474 ; 475]*) darin, 



Oesch.*d. Altert, IV 5 468). Aus seiner Jugend 
wird nur in sagenhafter Weise ein Traum des 
Kyros vor dessen letztem Zug gegen die Massa- 
geten berichtet (Herod. I 209ff.), in welchem die 
zukiinftige Herrschaft des D. vorausverkiindet er- 
scheint (Analyse der Tradition bei Dun cker 
a. a. 0. IV 5 '3881'.). Unter Kambyses fungierte 
er wahrend des Zuges nach Agypten als ,Lanzen- 
trager' des KOnigs (Herod. Ill 139), also in einer 



dass man in Babylon , wo man die KOnigsjahre 
chronographisch rechnete und das erste Jahr eines 
KOnigs von dem auf seine Thronbesteigung fol- 
genden Neujahr (1. Nisan) ab gezahlt und die 
vorhergehenden Tage und Monate dem Vorganger 
zugewiesen wurden, bei D., wie spater bei Xerxes, 
von diesem Brauch der Postdatierung abwich und 
antedaticrend 521/0 als sein erstes Jahr rechnete. 
Gewohnlich wird Gaumatas Tod in das Friihjahr 



der hOchsten Beamtungen des persischen Hofes30 521 gesetzt (Duncker a. a. 0. IVM44. Justi 



{Duncker a. a. 0.5 IV 534); Aelians (v. h. XII 
43) Angabe, .er sei Kochertrager des Kyros ge- 
wesen, beruht wohl auf einer Verwechslung des 
letzteren mit Kambyses. 

Gegeniiber dem Usurpator Gaumata (Bardija, s. 
Smerdis) verschwor sich D. mit sechs der hOch- 
sten Adligen zu dessen Sturz. Der Original- 
bericht des D. uber dieses Ereignis ist in Bh. § 13. 
67 enthalten, die dort mitgeteilte Liste der Ver- 



Gesch. des alten Persiens 51. Spiegel Eran. 
Altertumsk. II 321. Noldeke a. a. 0. 30) ; wahr- 
scheinlicher fallt er den babylonischen Urkunden 
gemass in den Herbst desselben Jahres (Mar- 
quart a. a. 0. uud Philol. N. F. X 234ff. Op- 
pert Ztschr. f. Assyriol. VI 115. VIII 61; ZDMG 
LII 259ff. Ed. Mever Entstehung des Juden- 
tums 82 [15. October 521] und briefliche Mit- 
teilung [jetzt a. a. 0. II 474. 501, 16. October 



schworenen stimmt fast ganz mit Herod. Ill 68ff. 40 521]; nach linger Abh. Akad. Muncheii XVI 



flberein (Spiegel a. a. O. 2 105. Oppert Le 
peuple et la langue des Medes 185 ; MeTanges Henri 
Weil 329rT. Noldeke a. a. 0. 29. 30). Dagegen 
giebt Ktesias Eclog. 14 eine Liste, in welcher in 
einigen Fallen die Sonne anstatt der Vater ge- 
nannt sind (Duncker a. a. 0. IV* 252. Keiper 
a. a. 0. 222ff. v. Gutschmid Kleine Schriften 
III 505ff. Marquart a. a. 0. 622ff.). D. erzahlt, 

dass er mit seinen Gefahrten Gaumata auf der ,, 

Festung Sikayauvatis in Mcdien uberfiel und den 50 tagoras) stammt (dagegen R. Scholl Die Anfange 



289! Justi ZDMG LI 236. 237; Grundriss II 
426 und Prasek a. a. 0. I 18n\ in den Herbst 
522!). Unmittclbar nach Gaumatas Ermordung 
muss D. zum KOnig erhoben worden sein. Hero- 
dots Erzahlung (III 80ff.), dass die Verschworenen 
nach begangener That iiber die kunftige Regie- 
rungsform berieten. ist sicherlich ungeschichtlich. 
wenn sie auch nicht, wie Maass will (Herm. 
XXII 58lfF.), aus einer sophistischen Quelle (Pro- 



Usurpator selbst totete ; auch dessen Anhanger 
wurden niedergemacht. In den griechischen Be- 
richten (Herod. Ill 76rT.. mit ihm wesentlich iiber- 
einstimmend Iustin I 9, 14rf. Ktesias Eel. 14. 
ein besonderer Zug bei Polyaen VII 11, 2 und 
Plut. praec. rei publ. gerendae 27 D) flnden sich 
ausgefuhrtere Darstellungen des Ereignisses, deren 
Realitat ganz zweifelhaft ist (iiber Aeschyl. Pers. 
775ff.. der Artaphrenes als MOrder nennt. Keiper 
a. a. 0. 221ff.), umsomehr, da in ihnen als Schau- ( 
platz der That wahrscheinlich Susa gedacht er- 
scheint (Keiper a. a. 0. 219ff. Spiegel Eran. 
Altertumskunde II 308). Als Datum der Ermor- 
dung nennt D. den zehnten Tag des persischen 
Monats Bagayadis, iiber dessen Lage im Jahr. da 
eine Gleichungmit dem entsprechenden assyrischen 
Monate fehlt, wir nicht unterrichtet sind. Die 
von Neueren (Winckler Untersuchungen zur 



einer politischen Litteratur bei den Griechen llff. 
Dummler Akademika 247ff. Ed. Meyer For- 
schungen z. alten Gesch. 1 201ff.; vgl. auch 
Reitzenstein Philol. N. F. XI 45ff). Mit Hero- 
dot (IE 83ff.) stimmen die iibrigen griechischen Hi- 
storiker (Ktes. Eel. 15. Polyaen VII 10. Iustin 
I 10, 7ff.) iiberein , dass D. durch eine Art von 
Gottesurteil. welches er allerdings durch List zu 
seinen Gunsten wandte (nach Joseph, ant. Iud. 
XI 31 durch Wahl), die Konigs wurde zugesprochen 
wurde. In Wahrheit war mit Kambyses die altere 



*) Herrn Professor Dr. Ed. Meyer, der mir 
mit der grOssten Bereitwilligkeit von seinen bei 
der Abfassung dieses Artikels noch nicht veroffent- 
lichten Ergehnissen Mitteilung machte, spreche 
ich auch an dieser Stelle meinen herzlichsten 
Dank aus. 



2187 



Dareios 



Dareios 



2188 



Linie der Aehaimeniden ausgestorben und D., nach- nalen Dynastie des Kyaxares auftrat, da aucb 

dem sein Vater verzichtet haben wird, der nachste Armenien sich der Emporung anschloss. Die von 

Repraesentant des herrschenden Geschlechts; er D. ausgesandten Feldherren (Vidarna, Dadarsis, 

erlangte demnach die KOnigswiirde kraft des Erb- Vaumisa) errangen einige, wie es scheint, nicht 

reehts (Duncker a. 0. IV5 464ff. Ed. Meyer allzu bedeutende Ertblge, es gelang ihnen aber, 

Gesch. des Altert. I 613). wenigstens die Vereinigung der armenischen Auf- 

Die Ermordung Gaumatas, der sich durch den riihrer mit den Medern zu verhindern (Spiegel 

Erlass von Steuern beliebt zu machen gewusst Altpers. Keilinschriften2 96; Eran. Altertunisk. II 

hatte (Herod. Ill 67), fuhrte zu gefahrlichen Er- 322ff.|. Die Bezwingung des Aufstands erfolgte 
schiitterungen ; es kam zu einer Eeihe von sich 10 erst, als D., der inzwischen Babylon zur Uber- 

wiederholenden Aufstanden und Abfallen, so dass gabe gebracht hatte und dort geblieben war. 

das Reich der Auf lOsung zu verfallen schien. Ge- sich selbst nach Medien wandte (wahrscheinlich 

rade in dem Obsiegen liber die sich aufturmenden erst nach 16 Monaten , zu Anfang seines dritten 

Schwierigkeiten, denen eine minder starke Natur Eegierungsjahres, vgl. Weissbach ZDMG LI 

bald erlegen ware, bewahrte sich die hervorragende 517) und Fravartis bei Kundurus entschieden 

Tiichtigkeit des neuen Herrschers. Die einzige schlug, worauf letzterer gefangen genommen und 

Quelle ffir diese Ereignisse ist die grosse Inschrift hingerichtet wurde. In Verbindung mit der Er- 

von Behistan § 16-51 (der babylonische Text hebung Mediens stand eine Emporung von Parthien 

bietet in Einzelheiten ran einiges mehr als der und Hyrkanien (Bh. § 35ff.), welche von Hystaspes. 
altpersische). Leider giebt D. fur die einzelnen 20 gedampft ward; auch der Abfall von Sagartien 

Ereignisse nur die Monatstage, nicht die Jahre unter Citrantakhma (§ 33), der Sattagyden und 

an, so dass die Dauer dieses ganzen Zeitabschnitts der Saken (Bh. § 21) und von Margiana unter 

verschieden bemessen werden kann; um nur die Frada (Bh. § 38) muss in dieselbe Zeit gehoren. 

wichtigsten Ansiitze der neueren zu nennen. so Noch wahrend D. in Babvlon war, hatte sich 

setzt Oppert (Le peuple et la langue des Medes in Persien ein neuer falscher Smerdis (Vahyaz- 

161ff. 179. 187ff.) das Ende der Emporungen in data) erhoben, der auch Arachosien zum Abfall 

das Jahr 512 (jetzt ZDMG LII 268ff. in das J. 513), brachte ; durch das Verdienst von D.s Feldherren 

Dun eke r erstreckt diese Periode bis Frlihling Artavardiya und Vivana wurden beide Provinzen 

517 (a. 0. IV* 485) oder 515 (ebd. 486). F. Justi wiedergewonnen. Den Schluss der Kette machte 
(Gesch. d. alten Persiens 52ff.) bis 516, ZDMG LI 30 eine zweite EmpOrung Babylons. wahrend D. mit 

236 und Grundriss II 427ff. bis zu Anfang 519 der Ordnung der Dinge in Medien und Persien 

bezw. 514, Ed. Meyer (Gesch. d. Altert. I 614. besehaftigt war, unter einem angeblichen Sohne 

616 und Entstehung des Judentums 84) bis Ende Nabunaids. Nebukadnezar (nach Justi ZDMG LI 

519 (ahnlich Noldeke a. 0. 31, auch Unger 236. 240; Grundriss II 431 erst im J. 514, nach 

a. a.O. 292ff. bis 519 oder 518), Marquart a. a. Oppert ZDMG LII 269 im J. 513). Zur Erinne- 

0. 683ff. von Herbst 521 bis Marz 518 (ahnlich rung an die Aufstande und seinen endlichen Sieg 

Weissbach ZDMG LI 509ff. und Maspero liess D. smf der Felswand von Behistan (s. Bagi- 

Hist. ancienne des peuples de POrient classique III stana) die Erzahlung seiner Thaten einmeisseln, 

682). Wegen des Aufenthalts des D. von 517 in mit einem Relief, das ihn sowie die Emporer 
Agypten wird spatestens dieses Jahr als Absehluss 40 darstellt (Weissbach Grundriss d. iran. Phil, 

der Aufstande anzusehen sein. Anderseits erscheint II 55. Justi ebd. II 431ff., Abbildung des Re- 

es fraglich, ob die Anordnung in der Inschrift liefs bei F. Justi Gesch. d. alten Persiens 52 

chronologisch oder, was wahrscheinlicher , sach- und Maspero a. 0. Ill 681). 
lich ist, so dass Ereignisse, die in ihr spater er- Wahrend diese Aufstande den Osten des Reiches 

wahnt werden, vorher angefiihrten gleichzeitig sein erschiitterten, war der Westen. besonders Klein- 

kOnnen oder ihnen sogar voraufgehen (vgl. die An- asien, ruhig geblieben. Nur der Satrap von Sardes, 

ordnung bei Duncker a. a. 0. IV 5 467ff., Mar- Oroites, der uber eine grosse Macht verfiigte 

quart a. a. 0. 633ff. Oppert ZDMG LII 268ff. hatte den Statthalter von Daskyleion, Mitrobates. 

Justi Grundriss II 428ff.). Der erste Aufstand des beseitigt und sich gegen D. un'botmassig gezeigt 
Atrina in Susiana wurde bald niedergeschlagen. 50 (Herod. Ill 126ff.). Da D. kein Heer hatte, um 

Viel wichtiger war die Erhebung des Nidintu-Bel ihn zu zuchtigen, liess er Oroites durch List 

in Babylon, der sich Nebukadnezar nannte; liber aus dem Wege riiumen; es gehort dies gleich in 

diese Belagerung bietet Herod. Ill 150ff. (vgl. die erste Zeit seiner Regierung (Herod. HI 127 are 

auch Iustm I 10, 15ff. Diod. X 19,2) eine mit oiScovrcor ezi z<bv xotiyfidTtor. Duncker a. 0. 

romanhaften Ziigen ausgeschmiickte Erzahlung, IV5 469ff. KrumbholzDe AsiaeMinoris satrapis 

welche Zopyros Verdienst verherrlicht und auf persicis 16ff. Maspero a. 0. HI 678). Bald 

einer Familientraditionberuht (Duncker a. 0.IV5 nach dem Ende der Aufstande muss die Erwer- 

472ft. ]. Mit grOsserer Wahrscheinliehkeit schreibt bung von Samos fallen (Herod. Ill 139ff. 144ff. 

Ktes. Eclog. 22 Ahnliches dem Sohne des Zopy- Aristot. frg. 574 ed. Rose 2. Heracl. Pont. 34. Strab. 
ros, Megabyzos, bei einer Empomng Babylons 60 XIV 638)," welches ausdriicklich die erste Erobe- 

unter Xerxes zu (Noldeke a. 0. 42ff. Ed. rung des D. genannt wird ; Maiandrios. der sich 

Meyer Forsch. II 477ff. C. F. Lehman n zum Herrscher aufgeschwungen hatte, wurde von 

Woehenschr. f. cl. Phil. 1900, 959ff.). Wahrend Otanes vertrieben und Syloson als Vasallenfiirst 

D. die Stadt belagerte, flel eine Reihe von Land- eingesetzt (um 516, Duncker a. 0. IV-5 498 

schaften, die eigentlichen Kernlande des Reichs YV> 534. 550. Justi Gesch. d. alten Pers. 56- 

im Osten und Nordosten, von ihm ab ; am ge- Grundriss II 440. Unger a. a. 0. 295. Maspero' 

fahrlichsten war der Aufstand in Medien. wo ein a. 0. Ill 695, 4). Daran hat sich wohl die Erwer- 

Usurpator Fravartis als Abkuinmling der natio- bung der Meerengen, des Hellespont* und der Pro- 



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Dareios 



Dareios 



2190 



pontis, geschlossen (Duncker a. 0. IV » 493f. 500. der Persis. in zwanzig ,Satrapien' gegliedert — es 
VI 5 531) ; unter den unterworfenen VOlkerschaften gab schon Satrapen vorher, aber die systematische 
sind Dar. Pers. e § 2 die ,Ionier des Festlandes Einftlhrung ist D.s Verdienst (Busolt a. 0. 112 
und die des Meeres' genannt. Zu den Landschaf- 514) — und jeder Satrapie eine bestimmte Steuer- 
ten, welche sich gegen D. emporten, scheint auch summe auferlegt. Das Verzeichnis derselben giebt 
Agypten gerechnet zu werden (Bh. § 21); der Herod. Ill 90ff., wohl zu unterscheiden von der 
Statthalter Aryandes , welcher seit Kambyses der Liste der Lander, welche D. als seiner Herrschaft 
Provinz vorstand und einen Zug gegen Barka unterworfen aufftihrt, Bh. § 6. Dar. Pers. e § 2. 
unternommen hatte (Herod. IV 165ff. 200ff., zu NR a § 3 (vgl. Krumbholz a. a. 0. 2ff. Nol- 
dessenKritik Duncker a.O. IV5 524f. Macan 10 deke Getting. Gel. Anz. 1884, 292. Krauth 
Herodotus thefourth,nfthandsixtbBooksII 261ff.), Jahrb. f. Philol. CLin 1896, 285ff.). Der Satrap 
strebte nach Unabhangigkeit — doch ist das von (altpers. Khmtfapam ,Landbeschiitzer', Bh. § 38. 
Herod. IV 166 angegebene Motiv fur seine Beseiti- 44) hatte eine ausgedehnte Machtvollkommenheit 
gung nicht haltbar — und wurde getotet. Herodot und grosses Ansehen, besass auch bis zu einem 
setzt diese Thatsache spater an (in die Zeit des gewissen Grade das Recht der Miinzpragung; das 
Skythenzugs, IV 145, angenommen von Duncker Gegengewicht bildete, dass die Befehlshaber so- 
a. 0. IV 5 499. 520ff. und Busolt Griech. Gesch. wohl der Truppen als diejenigen der festen Platze 
lis 532; Unger a. a. 0. 312 setzt den Zug in vom Konig ernannt wurden (Lenschau Leipz. 
das J. 493!); doch hat Wiedemann (Gesch. Stud. XII 137ff. A. Buchholz Quaestiones de 
Agyptens von Psammetich I. bis auf Alexander 20 Persarum satrapis satrapiisque 8ff. 21ff.) und ein 
d. Gr. 235ff.; Agypt. Gesch. 678ff.) mit Heran- strenges S.vsteni der tberwachung durch Inspec- 
ziehung von Polyaen VII 11,7 nachgewiesen, dass tionen, sei es des Konigs selbst, sei es durch von 
D. zu Ende 517, also bald nach Herstellung der ihm dazu bevollmachtigte Organe, Platz griff 
Ordnung im Reiche, sich in Agypten aufhielt (so (Duncker a. 0. IV 5 540ff. Spiegel Eran. Alter- 
auch Justi Gesch. d. alten Pers. 55; ZDMG LI tumskundelll 629ff. Justi Gesch. d. alten Pers. 
236; Grundriss II 444), und es ist wahrscheinlich, 59ff.; Grundriss II 432ff. G. Rawlinson History 
dass Aryandes damals hingerichtet ward. Die of Herodotus II* 555f. Noldeke Aufsatze z. pers. 
Herrschaft Persiens uber die an Agypten an- Gesch. 34. Maspero a. 0. Ill 690). Bei der Ver- 
grenzenden Lander wurde befestigt (vgl. die An- waltung wurden in verniinftiger Weise die Ge- 
gaben der Inschrift von Naks-i-Rustem § 3 fiber 30 wohnheiten der einzelnen Landschaften geschont, 
die Putiya, Kusiya, Maciya, Karka, dazu Duncker wie sich dies auch in der Anwendung mehrerer 
a. 0. IV 5 526. - Iustins Nachrieht XIX 1, 10ff.), gleichberechtigter Sprachen in den offlciellen 
dass D. eine Gesandtschaft nach Karthago ge- Actenstiicken (so in den Inschriften des D.), 
schickt habe, welche das Verbot brachte, weiter in der autonomen Stellung der griechischen Stadte 
Menschen zu opfern und Hundefleisch zu geniessen Klcinasiens, in der Belassung der Miinzpragung 
sowie die Leichen zu begraben, und welche zu in den abhangigen Stadten und Gebieten (Bran- 
eineni Biindnis gegen die Griechen aufforderte, dis Das Miinz-, Mass- und Gewichtswesen in 
ist wenigstens zum Teile unecht (Melt zer Gesch. Vorderasien 219ff. 492ff.) ausspricht. In Ven- 
der Karthager I 207ff. 499. Freeman History bindung mit der Steuer- und Provincialorgani- 
of Sicily II 483). In die Zeit nach der Erwer- 40 sation stand die Einfuhrung einer Reichswah- 
bung von Samos und die Beruhigung Agyptens rung (Herod. IV 166) und einer Rekhspost. 
ist die Unterwerfung des nordwestlichen Indiens, Die Eiuheit der Reichsmiinze bildete ein Gold- 
des Quellgebiets des Indus, zu setzen (Duncker stuck (s. Art. Dareikos) von durchschnittlich 
a. 0. IV & 490, vgl. Herod. Ill 94), welcher die 8 • 40 g. (eigentlich ein selten vorkommendes 
von D. anbefohlene Expedition des Skylax von Ganzstiick von 16-77 g., welches dem phokaischen 
Karyanda vorausging (Herod. IV 44ff.), der den Miinzfuss entspricht); neben dem Dareikos war 
Indus herabfuhr und bis Africa gelangte ; in den ein Silberstuck von 5 ■ 60 g. (,medischer Siglos', 
Inschriften von Behistan ist Indiens noch nicht Sekell im Umlauf. Wahrend die Goldpriigung 
gedacht, dagegen ist es Dar. Pers. e § 2 und NR dem Konige vorbehalten war, schlugen daneben 
a § 3 als unterworfenes Land mit aufgefiihrt. 50 die Satrapen, wenn auch nicht regelmassig (nur 
Die gefahrvollen Anfange seiner Regierung als Truppenbefehlshaber) Geld und blieben die 
legten es D. nahe, seinem bisher lose zusannuen- Dynasten und Cominunen im Besitz des Miinz- 
gefiigten Reiche eine straffere Organisation zu reehts in Silber und Kupfer und jhres localen 
geben ; er fuhrte diese Aufgabe der Hauptsache Miinzfusses ; doch war allein das mit dem k6nig- 
nach in den niichsten Jahren, jedesfalls bis zum lichen Wappen bezeichnete Geld Zahlungsmittel, 
Skvthenzus (Krumbholz a. a. 0. 12f.i durch. alles ubrige gait nur als Ware (Brandis a. 
Die Verwaltungseinrichtung des D. hat bis zum a. 0. 217ff. 247ff. Mommsen Gesch. des rom. 
Ende des Perserreichs bestanden und fand in den Munzwesens 9ff. Hultsch Griech. und rom. 
hellemstischen Staaten des Orients Fortsetzung. Metrologie- 484ff. Duncker a. 0. IV s 553f. 
Die Grundlage bildete die Einfuhrung einer regel- 60 Spiegel Eran. Altertumsk. Ill 661ff. Babe- 
niassigen Jahressteuer (Herod. Ill 89) an Stelle Ion a. 0. inf. XXIf. Bruno Keil Herm. XXIX 
der bisherigen .Geschenke' (vgl. Plat. Leg. 695 Di, 256.264. Justi Grundriss II 439). In noch 
eine Neuerung, die zu Anfang naturgemass un- hflherem Masse diente die Einrichtung einer 
popular (Herod, a. 0.), den Beginn einer ratio- Reichspost oder vielmehr eines nur zu Staats- 
nellen Finanzwirtsehaft bedeutete und der Willkur zwecken bestimmten und den Bcfehlen des Herr- 
der Beamten Grenzen setzte. Zum Zweck dt-r schers zur Verfiigung stehenden Courierdienstes 
Steuererhebung und der Verwaltung wurde das der Einheit des Staates (vgl. Herod. Ill 52f. 
gesamte Reich, mit Ausnahme des Stanimlandes Duncker a. 0. IV 5 548); die Vorbedingung dafur 



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Dareios 



Dareios 



2192 



war die Erbauung von Strassen vom Mittelpunkte 
des Eeiches nach alien Provinzen ; uns ist nur 
(durch Herod, a. a. 0.) die ,KCnigsstrasse' be- 
kannt, welche Susa mit Sardes und Ephesos ver- 
band und deren Route von I), mit Anlehuung 
an eine altere Strasse aus der assyrischen Zeit 
gewahlt ward (Kiepert M.-Ber. Akad. Berl. 1857, 
123flf. Bam say Historical Geography of Asia 
Minor 27ff. Ma can Herodotus the fourth, fifth 



434ff.); Ktesias( Eel. 16) benutzte Herodot, schmuckte 
aber dessen Erzahlung sensationell aus, womit 
Trogus (Iustin II 5, 8ff.) iibereinstimmt, wogegen 
Strab. VII 305 Wichtiges zur Erganzung bietet 
(einzelne wenig bedeutende Ziige giebt Polyaen 
VII 11, 1. 4). Die Zahl der aufgebotenen Streit- 
krafte war nach Herod. IV 87 und Iustin 700 000 
Mann, nach Ktesias (und Diod. II 5, 5) 800 000 
Mann. D. stellte sich persOnlich an die Spitze 



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Dareios 



Dareios 



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and sixth Books II 289ff. Radet La Lydie aulOdesZugs und nahm den Weg von der kleinasiati 



temps des Mermnades 96ff.). Zur factisehen Haupt- 
stadt des neuorganisierten Beichs ward Susa ge- 
macht, das durch seine centrale Lage sich hiezu 
vorziiglich eignete (so ist wohl audi Plin. n. h. 
VI 133 zu verstehen, Duncker a. O. IV 5 544. 
571); die grossartigen Palast- und Festungsbautcn 
des D. auf der Akropolis dieser Stadt, auch be- 
zeugt durch die Inschriften Dar. Sus. a und b, 
sowie Artaxerxes II. Sus. a, sind in der letzten 



schen Kiiste fiber den Bosporos nach Thrakien 
gegen den Ister; bezeichnend ist die hervorra- 
gende Verwendung der G-riechen : die Schiffbriicke 
uber den Bosporos baute Mandrokles aus Samos 
(Herod. IV 87f.), die griechischen Stadte Klein- 
asiens stellten eine Flotte von 600 Schilfen (ebd.) 
unter dem Befehl der damals regierenden Tyrannen ; 
letztere fuhr nach dem Ister voraus und dessen 
Miindung hinauf, urn eine Briicke zum tjbergang 



Zeit durch das Verdienst des franzosischen Archi- 20 nach dem Skvthenland zu schlajjen. Wahrend" 



tekten Dieulafoy (L'Acropole de Suse, Paris 
1890) genauerbekannt geworden (vgl. auch B iller - 
beck Susa 133ff.). Baneben ward in dem Stamm- 
lande, in Persepolis (dessen persischer Name un- 
bekannt ist) , der ideale Mittelpunkt des Reichs, 
wie etwa Moskau in Russland, geschaffen (NOl- 
deke Aufsatze z. pers. Gesch. 135ff. Weissbach 
und Bang a. O. 5ff. Justi Grundriss II 447ff., 
und besonders Stolze Persepolis, Berlin 1882 und 



dem riickte D. durch Thrakien vor, dessen Be- 
wohner sich zum grOssten Teil ergaben, nur die 
Geten mussten mit Waffengewalt zum Anschluss 
gezwungen werden. D. soil anfangs die Absicht 
gehabt haben, die Briicke abbrechen und die 
Flottenmannschaft langs der Kiiste mitziehen zu 
lassen (Herod. IV 97ff.); er stand dann davon 
ab und befahl den ionischen Tyrannen, auf ihn 
60 Tage zu warten und, wenn er bis dahin nicht 



Marcel Dieulafoy L'art antique de la Perse, 30 zuriickkehre, nach Hause zu fahren. Uber die 



Paris 1884. 1885); uber die Bauzeit (um 515) 
Duncker a. a. 0. IV 5 500. Justi ZDMG LI 
240; Grundriss II 449. 

Fur die Zeit von dem Ende der Aufstande 
horen wir von Bewegungen im Innern des Keichs 
nichts mehr; nur in einer verstfimmelten Stelle 
von Bb. § 69 berichtet I), von einer noch- 
maligen EmpOrung von Susiana, die von Gobryas 
niedergeschlagen ward (nach Justi Gesch." d. 



Operationen des D. im Skythenlande ist zu keiner 
Sicherheit zu gelangen, da unsere Uberlieferung 
dariiber ganz getriibt ist (vgl. Grote History 
of Greece IV 2 190ff. Duncker a. 0. IV^ 505ff. 
Spiegel Eran. Altertumsk. II 352. NOldeke 
a. 0. 35. v. Gutschmid a. a. 0. Busolt a. 0. 
II 2 526f. H a u v e 1 1 e Herodote historien des guerre s 
m<5diques 193ff. Macan a. 0. II 42f. 50flf.); D. 
ist kaum weit nach Osten vorgerfickt und war 



alten Pers. 56 im J. 508; ZDMG LI 236. 241 40 der Taktik der ihn umschwarmenden skvthischen 



und Grundriss II 445 im J. 510; nach v. Gut- 
schmid a. 0. Ill 2 um 515, ebenso Macan a. 0. 
II 37/8; ahnlich Unger a. a. 0. 296). 

Jedesfalls hatte D. im Zusammenhang mit 
den ubrigen Reformen auch das persische Heer 
einer eingreifenden Umbildung unterworfen; es 
ist, begreiflich, dass der auf der Hohe der Kraft 
stehende und thatendurstige KOnig darnach strebte, 
die Waffe in seiner Hand zu verwenden. Dies 



Eeiter gegemiber hiilflos, zudem durch den Mangel 
an Trinkwasser (Strab. a. a. 0.) in eine schlimme 
Lage versetzt. So war er gezwungen, mit grossen 
Verlusten (nach Ktes. und Iustin a. a. 0. an- 
geblich 80 000 Mann) zum Ister zuruckzugehen : 
dort batten die zuriickgelassenen griechischen Ty- 
rannen, da die Frist ihres Bleibens schon ver- 
strichen war, angeblich auf Aufforderung der 
Skythen (was kaum glaublich ist, der Gedanke 



ist wohl, wie Noldeke (a. 0. 35) vermutet, der 50 wird in ihrer eigenen Mitte entstanden sein) uber 



wahre Beweggrund fur den Zug gegen die Skythen 
(Skoloten) im sudlichen Russland gewesen ; eine 
Ubersicht fiber die in dieser Hinsicht aufgestellten 
Hvpothesen von Herod. IV 1. VII 20 an geben 
Busolt a. a. 0. 112 524 und Macan a. a. 0. 
II 39ff.. neue Ansichten bei Bury Class. Rev. 
XI 277ff. (hochst unwahrscheinlich) und Maspero 
a. 0. Ill TOOff. Nach Ktes. Eclog. 16 soil der 
Expedition schon ein Streifzug des Ariaramnes 



den Abbruch der Briicke und die Heimfahrt be- 
raten , wofiir der Athener Miltiades , Tyrann der 
thrakischen Chersones : — der hier schwerlich mit 
Becht als Verfechter der Befreiung Ioniens er- 
scheint — eintrat (Herod. IV 136f. Corn. Nepos 
Milt. 3). Auf das Eingreifen des Histiaios von 
Milet hin, der im eigensten Interesse der Tyrannen 
fiir die Aufrechterhaltung der Perserherrschaft 
sich einsetzte , wurde der Vorschlag verworfen 1 dl 



voraufgegangen sein. Die Zeit der grossen Unter- 60 historische Realitat von Miltiades' Verhalten wird 



nehmung ist nach dem wahrscheinlichsten Ansatz 
(Busolt a. a. 0. 112 528 1 auf 514 zu bestimmen 
(Justi ZDMG LI 236. 246; Grundriss II 440 auf 
513. Oppert ebd. LII 269 vor 510/509. Macan 
a. 0. II 38ff. auf 512. Prasek a. a. 0. Ill 37 auf 
511 oder 510). Unsere Hauptquelle ist Herodots Be- 
richt IV 1. 83ff., den v. Gutschmid einer ein- 
dringenden Analyse unterwarf (Kleine Schriften III 



von Thirlwall Gesch. Griechenlands. Deutsche 
Ubersetzung von L. Schmitz II 212 und Macan 
a. 0. II 46 bezweifelt). Doch war D.s Expedition 
vollstandig misslungen; der Passus in Bh. § 72, 
welcher sich auf die Skythen bezieht, ist verstum- 
melt (Spiegel Altpers. Keilinschriften* 11 1 und 
die Erwahnung der pontischen Skythen in XR b 
§3 zweifelhaft (Spiegel ebd. 119; Eran. Alter- 






tumskunde II 331. v. Gutschmid a. a. 0. Ill 
439. Oppert La langue des Medes 209), so dass 
die Auffassung des Konigs von dem Zuge nicht 
wiederzugewinnen ist. Auf das vflllige Scheitern 
des Unternelunens hin war unterdess im Rucken 
der persischen Macht unter den hellespontischen 
Stadten Perinth, Byzanz, Chalkedon u. a. eine ge- 
fahrliche EmpOrung ausgebrochen (Herod. V 2. 25. 
26. Ktes. Ed. 17) ; D. selbst ging nach Asien 
und Mess Megabazos mit Truppen zur Dampfung 10 
des Aufstands zuriick (die Nachricht Herodots VI 
40 liber eine bald darauf folgende Invasion der 
Skythen bis zur Chersones ist trotz Hauvettes 
A'erteidigung a. a. 0. 199 nicht glaublich, vgl. 
auch Duncker a. 0. IV* 518ff.). Letzterer nahm 
zunachst Perinth (Herod. V 1. 2), wandte sich 
aber dann gegen Thrakien und unterwarf dessen 
Kiiste (Herod. V 2. llff.) ; auch Makedonien musste 
die Oberherrschaft des KOnigs anerkennen (Herod. 

V 18, der ebd. 17ff. die Bedeutung dieser That- 20 
sache zu verdunkeln sucht, lust. Vn 3). Doch 
wurde Megabazos bald abberufen und an seine 
Stelle trat Otanes, der zugleich Satrap von Da- 
skyleion ward (Krumbholz a. 0. 23f. 28). Er 
brachte Byzanz und Chalkedon, dann Antandros 
und Lamponion zur Ubergabe (Herod. V 26. Po- 
lyaen. VII 11, 5); auch Lemnos und Imbros wur- 
den erobert und daselbst ein persischer Statt- 
halter eingesetzt. 

So waren die Perser hart an die Grenze des 30 
eigentlichen Griechenlands vorgeruckt ; um diese 
Zeit wird allmahlich in D.s Seele der Entschluss 
gereift sein, gegen Hellas vorzugehen, dessen Aus- 
fiihrung er vorliiuflg noch auf einen spateren Zeit- 
punkt verschob. Die Hellenen selbst gewOhnten 
sich daran, Persien als eine Macht anzusehen, deren 
Einmischung in ihre Angelegenheiten bevorstand. 
Als die Athener nach Kleisthenes Reform das 
Eingreifen der Spartanerbevorsahen (507), wandten 
sie sich durch eine Gesandtschaft an Artaphrenes 40 
in Sardes mit der Bitte um Hiilfe (Herod. V 73) ; 
die Gesandten waren bereit. auf die yon Arta- 
phrenes gestellte Bedingung einer Unterwerfung 
Athens einzugehen, wurden aber zu Hause des- 
avouiert. Anderseits hetzte Hippias, der sich nach 
seiner Vertreibung in Sigeion niedergelassen hatte, 
gegen die Athener, und Artaphrenes trug letzteren 
auf, den Tyrannen wieder aufzunehmen (Herod. 

V 96). In das letzte Jahrzehnt des 6. Jhdts. 
wird auch die Expedition des Demokedes von 50 
Kroton gehOren, der im Verein mit angesehenen 
Persern zu Schiff ausgesandt ward, um die helle- 
nischen Kiisten auszukundschaften (Grote Hist. 

of Greece IV 2 180ff.. nach Herod. Ill 129 viel 
friiher, vgl. dagegen Duncker IV* 498. 530. Bu- 
solt a. 0. 112 5361- 

Der endliche Zusammenstoss zwischen Persien 
und Hellas ward durch einen Aufstand der ioni- 
schen Stadte Kleinasiens herausgeschoben (einzise 
Quelle Herod. V 23f. 49f. 97 bis VI 33) ;. der- 60 
selbe brach im J. 499 aus (vgl die iiberzeugende 
Auseinandersetzung Busolts a. 0. 112 537 fiber 
die Chronologic dieser Zeit. dazu grosstenteils 
stimmend Beloch Griech. Gesch. I 347ff., anders 
dagegen Clinton Fasti Hell. 2 II 243ff. Grote 
a. 0. IV2 233. Duncker a. 0. VII 5 30 und 
Macan a. 0. II 62ft'.). Seit dem Scheitern des 
Zugs gegen die Skythen miissen die Ionier auf 



eine Erhebung gegen Persien gesonnen haben; 
den Ausbruch lasst unsere Uberlieferung, dem 
ganzen Umfang nach schwerlich mit Recht (Be- 
loch a. 0. I 348). durch personliche Momente 
bewirkt werden. Histiaios, der zur Belolmung fur 
sein Verhalten an der Isterbriicke einen Land- 
strich in Thrakien erhalten hatte, wurde zum 
Aufenthalt an den Hof nach Susa befohlen (Herod. 

V 11. 23. 24); als sein Stellvertreter iibernahm 
sein Schwiegersohn Aristagoras die Regierung von 
Milet, der Artaphrenes, den Satrapen von Sardes. 
zu einer Flottenunternehmung gegen Naxos zu 
Gunsten der von dort vertriebenen Aristokraten 
bewog, die den Anfang zur Unterwerfung der 
Kykladen bilden sollte (Herod. V 28ff.). Allein 
der von Megabates geleitete Angriff missgliickte. 
und da Aristagoras daraus schlimme Folgen fiir 
sich befiirchtete — Ersatz der Kriegskosten und 
Verlust der Tyrannis — und auch Histiaios auf 
ihn einwirkte, trat er mit den Fiihrern der perser- 
feindlichen Partei unter den Ioniern in Verbin- 
dung, und sie beschlossen loszuschlagen. Den An- 
fang der Befreiung bildete, dass die noch auf der 
Flotte, die von der Belagerung von Naxos eben 
zuriickgekehrt war, beflndlichen Tyrannen der ioni- 
schen Stadte festgenommen wurden; dies gab 
das Signal zu einer allgemeinen Erhebung Ioniens, 
auch die noch ubrigen Tyrannen wurden verjagt 
und ein Kriegsbund gebildet (Herod. V 109) ; 
Aristagoras, der die Leitung des Aufstands iiber- 
nahm, legte freiwillig die Herrschaft fiber Milet 
nieder (Herod V 37). Er ging in das Mutter- 
land hiniiber, um Hiilfe seitens der Stammesge- 
nossen zu gewinnen, wurde aber in Sparta ab- 
gewiesen, wogegen er von Athen, das sich ohne- 
dem als Persiens Feind ansehen musste (Herod. 

V 96) , eine Abteilung von zwanzig Schiffen er- 
hielt (Herod. V 49 — 51. 97. 99), denen sich einige 
Fahrzeuge von Eretria anschlossen. Aristagoras 
glaubte mit einem Schlage seiner Sache zum 
Siege verhelfen zu konnen, indem er Sardes ver- 
brannte (Sommer 498); allein die Ionier wurden 
zu Lande von den persischen Truppen bei Ephesos 
geschlagen (Herod. V 99ff.. von Beloch a. 0. 
I 350 und Maspero a. 0. Ill 704, 5 auf 
Grundlage der unvollstandigen Notiz aus Charon 
von Lampsakos frg. 2 mit Unrecht geleugnet), 
worauf die Athener nach Hause segelten. Trotz- 
dem schlossen sich die hellespontischen und aeoli- 
schen Stadte im Norden und Karien im Siiden 
clem Aufstand an ; die Insel Cypern hatte sich 
schon vor Sardes Verbrennung auf Antrieb des 
Dynasten Onasilos empOrt 1 Herod. V 103f.), und 
gegen sie wurde zuerst ein persisches Heer unter 
Artybios ausgesandt, wahrend die Kyprier die 
Huffe der ionischen Flotte erhielten. In einer 
Doppelschlacht bei Salamis siegten die Ionier zu 
Wasser. dagegen unterlagen die K_\-prier durch 
Verrat in der Feldschlacht iHerbst 498) ; die Ionier 
fuhren darauf nach Hause, die kyprischen Stadte 
wurden von den Persern belagert und zur Uber- 
gabe gebracht (Herod. V 108ff.). Wahrenddem 
hatte sich die persische Armee nach dem Siege 
bei Ephesos geteilt, um nach verschiedenen Rich- 
tungen vorzugehen. Noch im Sommer 498 wurd? 
ein Teil der hellespontischen und aeolisehen Stadte 
durch Daurises und dann Hvmaies zuriickerobert 
(Herod. V 116. 117. 122). Artaphrenes und Otanes 



2195 



Dareios 



Dareios 



2196 



nahmen Kyme und Klazomenai (Herod. V 123) ; 
Daurises war auf die Kunde von dem Aufstande 
Kariens in diese Landsohaft geeilt, nach anfang- 
lichem Erfolg aber ganzlich vernichtet worden 
(Herod. V 118—121). Die Fortschritte der Perser 
bewogen Aristagoras, sich zu salvieren; er ging 
nach Thrakien, wo er bald von den Edonen er- 
schlagen ward (Herod. V 124ff.). An seiner Statt 
versuchte Histiaios, den D. zur Vermittlung nach 
lonien geschickt hatte, die Leitung des Aufstands 10 
in seine Hand zu bekommen ; allein er fand kein 
Gehor und verlegte sich auf das Corsarenhand- 
werk, bis er zum Schlnss (schon nach Milets Fall) 
von den Persern gefangen und hingerichtet ward 
(Herod. VI Iff. 26ff.). Im Friihjahr 497 ver- 
einigten die Perser ihre Streitkrafte und riickten 
gegen Milet vor, wo sich auch ihre Flotte von 
600 Schiffen concentrierte. Die lonier konnten 
dem gegenflber nur S53 Fahrzeuge aufbieten ; 
zudem fehlte es auf ihrer Seite an Disciplin und 20 
einheitlieher Befehlgehung. Als es endlich bei 
der Insel Lade zur Schlaeht kam, ging sie gleich 
anfangs durch den Verrat der Samier verloren 
(Herod. VI 6 — 17). Damit war das Los der lo- 
nier entschieden. Doch dauerte die Unterwerfung 
der Stadte noch langere Zeit, Milet hielt sich 
bis 494 (Herod. VI 1 8f.) ; erst nach seinem Falle 
unterwarfen sich auch die Karer (Herod. VI 25) 
und wurden, wahrscheinlich Frtinjahr 493, die 
ionischen Stadte von den Persern genommen und 30 
samt den Tempeln in Brand gesteckt; die Flotte 
brachte die Inseln, die thrakische Chersones und 
den Hellespont zum Anschluss (Herod. VI 31ff.). 
Nach dem furchtbaren Strafgericht, das die Perser 
hielten, war eine vfillige Neuordnung Ioniens, in 
dem ganz verwirrte Verhaltnisse geherrscht haben 
miissen, notwendig; Artaphrenes veranlasste die 
Stadte, unter sich Vertrage iiber Rechtshulfe zu 
schliessen, und liess den Boden zum Zweck der 
Steuerregulierung von neuem vermessen (Herod. 40 
VI 42. Diod. X 25, 4). Vgl. iiber den ionischen 
Abfall Grote a. O. IV2 207ff. Duncker a. 0. 
VII& 24f. Hauvette a. 0. 205ff. Holm Gesch. 
Griechenlands II 3ff. Busolt a. 0. II 2 53711. 
Beloch a. 0. I 347ff. Macan a. 0. II 62f. 
Maspero a. 0. Ill 702ff. 

D. ging daran, seinen Plan einer Unterwerfung 
von Hellas ohne Saumen zur Ausfuhrung zu bringen, 
unisomehr als die Athener ihn durch die den 
Ioniern geleistete Hiilfe aufs hOchste erziirnt batten 50 
(Herod. V 105. Hauvette a. 0. 210ff.). Schon 
im Friihjahr 492 (493 nach Duncker a. 0. VII » 
30. 101) brach sein Schwiegersohn Mardonios mit 
einer Flotte und einem Landheere gegen Griechen- 
land auf; er nahm den Weg von lonien, wo er 
einige von den Tvrannen ihrer Herrschaft enthob 
(aber nicht alle, Duncker a. 0. VII 5 69). zum 
Hellespont und von da ab langs der thrakischen 
Kvbte. Thasos und Makedonien, dessen Abhangig- 
keit sich in der letzten Zeit gelockert haben muss, 60 
unterwarfen sich (das gleiche wie fur Makedo- 
nien gilt vielleicht auch fur Thrakien. Macan 
a. 0. II 61 1; als Mardonios aber das Vorge- 
birge des Athos umschiffen wollte. iiberfiel ihn 
ein heftiger Sturm, der den grossten Teil seiner 
Schiffe vernichtete. Mardonios musste umkehren, 
nachdem noch die thrakischen Bryger unterworfen 
worden waren (Herod. VI -12ff. Charon frg. 3, 



dazu Grote a. 0. IV2 238f. Duncker a. O. 
VII5 98ff. Busolt a. 0. 112 567f. Beloch a, 0. 
I 354. Macan a. 0. II 73ff.). Doch hatte der 
Zng den Erfolg, dass alles Land im Norden bis 
Thessalien eine persische Satrapie ward (Herod. 

111 96. VII 108. 185). 

Mardonios Missgeschick spornte D. nur zu 
weiteren Anstrengungen auf dem einmal einge- 
schlageneu Wege an. Im niichsten Jahre befahl 
er Riistungen zu einem neuen Zuge und sandte 
zugleich Boten an die griechischen Staaten, welche 
die Zeichen der Unterwerfung fordern sollten 
(Herod. VI 48) ; sie fanden auch bei den meisten 
Griechen, besonders den Inselbewohnern , williges 
Gehflr und nur bei den Athenern und Spartanem 
entschiedene Zuriickweisung (Herod. VI 49. VII 
133. Pausan. Ill 12, 7. Plut. Themistocl. 6). 
An Stelle des in Ungnade gefallenen Mardonios 
erhielten Artaphrenes und Datis den Oberbefehl ; 
in dem Hauptquartier befand sich Hippias, der 
die Perser zu dem Zuge fortwahrend aufgestachett 
hatte und von ihnen die Wiedereinsetzung in seine 
Herrschaft erhoffte (Herod. VI 94. 102). Die Ex- 
pedition sollte diesmal, um den Unfall der friiheren 
zu vermeiden, den Weg quer iiber die Kykladen 
nehmen. Im Friihjahr 490 sammelte sich das 
Heer in Kilikien und setzte auf einer Flotte von 
600 Schiffen iiber (Herod. VI 94ff.). Naxos wurde 
genommen, Delos beriihrt und die Inseln zum An- 
schluss gezwungen. In Euboia angekommen, be- 
rannten die Perser Karystos und Eretria und 
nahmen beide Stadte; dann landeten sie in der 
Ebene von Marathon. Da die erbetene Hiilfe von 
den Spartanem ausblieh, wurden die Athener nur 
durch die wenigen Plataeer verstarkt; trotzdem 
errangen sie durch ihre Tapferkeit und die geniale 
Fuhrung des Miltiades in der Schlaeht von Ma- 
rathon (August oder September 490. Busolt a. 0. 

112 596. Hauvette a. 0. 269ff.) einen voll- 
stiindigen Sieg (Herod. VI 102ff.). Cber den Feld- 
zug s. Datis Nr. 1. Die Perser hatten 6400 Tote 
auf dem Schlachtfelde gelassen (Herod. VI 117), 
doch gelang ihnen die Einschiffung ihres ge- 
schlagenen Heeres; ihre Flotte zeigte sich nach 
der Niederlage noch auf der Hohe des Phaleron- 
hafens, fuhr aber dann umnittelbar nach Hause 
(Herod. VI 116. 118). 

Trotz dieser Niederlage war D. nicht gewillt, 
seine Absichten auf Griechenland aufzugeben. uiu- 
somehr als er durch den letzten Feldzug die Unter- 
werfung der Kykladen erreicht hatte. Er ordnete 
sogleich neue Rustungen an, welche drei Jahre 
hindurch fortgesetzt wurden (Herod. VII 1), im 
vierten Jahre (486) jedoch eine unerwartete Unter- 
brechung dadurch erfuhren, dass sich Agypten, 
trotzdem D. das Land inimer sehr rueksichtsvoll 
und milde behandelt hatte, gegen die persische 
Herrschaft erhob (Wiedemann Gesch. Agypt. 
von Psammetich I. u. s. w. 245ff. ; Agypt. Gesch. 
683ff. Ed. Meyer Gesch. des alten Agyptens 
390ff.) ; zum einheimischen Konig wurde Chab- 
basch gemacht. Wahrend D. sich rustetc, gegen 
die Aufriihrer zu Ziehen, starb er (Herod. VII 4) 
im Herbste 485 (Bestimmung der Jahreszeit nach 
babvlonischen Urkunden durch Oppert Ztschr. 
fur Assyriol. VIII 59ff. und ZDMG L1I 269. nach 
Ed. Meyer [brieflich, jetzt Forsch. II 476. 481. 
501] ca. October 485) nach einer Regierung von 36 



2197 



Dareios 



Dareios 



2198 



1 



Jahren (Herod, a. a. 0., bestatigt durch den ptole- 
maeischen Canon, der seinen Tod in das 262. Jahr 
Nabonassars setzt, vgl. Clinton a. 0. II 2 313. 

C. Wachsmuth a. 0. 305, und durch Manetho 
bei Synkellos 142 Ddf.) und ungefahr in der Mitte 
der sechziger Jahre. Vor seinem Tode soil er noch 
nach dem Ratschlage des Demaratos Xerxes zu 
seinem Nachfolger designiert haben (Herod. VII 
2ff.). Sein Grab befiiidet sich in Naks-i-Rustem 
(iiber dasselbe Weissbach Grundriss II 57. 
Justi ebd. II 453ff Perrot-Chipiez Histoire 
de l'Art dans l'Antiquite' V 628ff. , dazu auch 
Ktes. Eel. 15) und ist mit einem Relief ge- 
schmuckt (wenig befriedigende Abbildung bei 
Stolze Persepolis II, PL 108. 109, dann bei 
Dieulafoy a. a. 0. 1, PI. X und III, PL I— IE), 
neben dem seine Inschrift angebracht ist. 

D. hatte schon vor seiner Thronbesteigung 
eine Frau, die Tochter des Gobryas (Herod. VII 
2. 97). Nachdem er Kcinig geworden war, ver- 
mahlte er sich mit Atossa, Kyros Tochter, die 
schon friiher Frau des Kambyses und des Gau- 
mata gewesen war (Herod. Ill 88) ; daneben hei- 
ratete er eine andere Tochter des Kyros, Arty- 
stone, und eine Tochter des Bardiya, Parmys. 
Auch Phaidyme, die Tochter des Kambyses, die 
ebenfalls friiher Frau des Gaumata war, ehelichte 
er (Herod. Ill 68. 88) ; durch diese Heiraten ge- 
wann er eine Verkniipfung mit der alteren Linie 
der Achaimeniden. Von seinen sonstigen Frauen 
wird erwahnt Phratagune, die Tochter seines 
Bruders Artanes - (Herod. VH 224). Uber seine 
zahlreiche Nachkommenschaft vgl. die Stamm- 
tafel zu dem Art. Achaimenidai. 

Bildnisse des D. : Besonders am Pfeiler seines 
Palastes in Persepolis bei Dieulafoy a. a. 0. II, 
PL XVI. XVII und III, PL XVII, dann in Susa 
(bei Maspero a. 0. Ill 673) und die Stele am 
Suezcanal (abgebildet bei Justi Gesch. d. alten 
Pers. 65 und Maspero a. 0. Ill 731), die sein 
eigentumliches Profil mit der Ian gen Nase gut 
zeigt; dann das Siegel bei Justi a. 0. 112 und 
die Miinzbilder bei Babelon a. 0. PI. I 1 — 15, 
dazu Text XIV. Keine Portratiihnlichkeit be- 
anspruchen die Abbildungen auf der sog. Perser- 
vase (Wiener Vorlegeblatter Serie 7. Taf. Via, 
dazu Heydemann Ann. d. Inst. XLV 1873, 20ff.; 
Alexander d. Gr. und Dareios Kodomannos auf 
unteritalischen Vasenbildern, 8. Hallisches Winckel- 
mannsprogramm 1883, lOff.) und auf dem Denk- 
mal des Antiochos von Kommagene auf dem Nim- 
rud-Dagh, vgl. Humann und Puchstein Reisen 
in Kleinasien und Nordsyrien (Berlin 1890) Tf. 
XXXV 3 (versturamelt) ; in der zngehorigen In- 
schrift bezeichnet Antiochos den IS. als seinen 
Ahnen. 

Charakteristik des D. (dazu besonders erwagens- 
wert Noldeke Aufs. z. pers. Gesch. 41ff.). Ob 

D. ein grosser Feldherr gewesen ist, kann als 
zweifelhaft erscheinen; die Schlachten gegen die 
EmpOrer zu Arifang der Regierung und gegen 
die aufstandischen lonier wurden zum grossten 
Teile von seinen Feldherren, die er allerdings 
passend auswahlte, geschlagen. und den Krieg 
gegen Griechenland untemahm er seines vorge- 
riickten Alters wegen nicht mehr in Person. So 
bleibt zur Beurteilung einzig der Skythenzug 
iibrig, wo die Art der Kriegfuhrung ganz ab- 



weichend von der sonst iiblichen war ; aber man er- 
sieht wenigstens aus ihm, dass sich D. der Grenzen 
des militarisch Erreichbaren gar nicht hewusst 
war (anders Curtius Griecb. Gesch. 13 575f.). 
Wie sehr diese Seite bei ihm zuriicktritt, erkennt 
man am besten aus dem Vergleich mit einem 
so hervorragenden Feldherrn wie Kyros. Dennoch 
hat er die Grenzen des Reichs im Westen er- 
weitert und trotz des Unfalls des Mardonios und 

10 der Niederlage bei Marathon einen grossen Teil 
der griechischen Welt sich unterworfen; seine 
Herrschaft machteihr gegeniiber stete Fortschritte, 
und D. ist nach seiner Auffassung sicherlich kein 
Geschlagener gewesen. Dagegen war er ein ge- 
borener Herrscher, ein organisatorisches Talent 
ersten Ranges, einer der grOssten Organisatoren 
der Weltgeschichte iiberhaupt und im Altertum 
der bedeutendste bis auf Alexander d. Gr. Die 
verschiedenen Seiten seiner grundlegenden Thatig- 

20 keit, Reichsverwaltung, Strassenbau, Mtinzwesen, 
die grossen Bauten wurden bereits beriihrt. Es 
ist noch hinzuweisen auf seine gemeinniitzigen 
Leistungen, so die Expedition des Skylax und 
vor allem, in Nachahmung des Necho, die Anlage 
eines Canals von dem roten Meere zum Nil (Herod. 
II 158. IV 39. Diod. I 33, 9f. Strab. XVII 804), 
von welchem Werk eine Reihe von Inschriften 
erhalten ist (Oppert La langue des Modes 214ff. 
Weissbach und Bang a. a. 0. 7. Weissbach 

30 Grundriss II 58. 59), vgl. Letronne Recueil des 
inscr. grecques et latines de l'Egypte I 19111. 
Wiedemann Gesch. Agyptens 241ff. ; Agypt. 
Gesch. G80f. Duncker a. 0. IVs 463f. Ed. 
Meyer Gesch. d. alten Agypt. 390. Dazu traten 
schwerwiegende Reformen auf geistigem Gebiet; 
D. ist wahrscheinlich, wie aus der nur in neu- 
susischer Version erhaltenen Inschrift Bh. L ge- 
folgert werden darf, der Erfinder der altper- 
sischen Keilschrift gewesen (Weissbach Grund- 

40riss II 64; Assyriol. Bibl. X 1,2. Foy ZDMG 
LII 597. LIV 361). Er wurde durch seine Bau- 
ten der Schopfer einer neuen Kunst, die freilich, 
ein durchaus kiinstliches und officielles Erzeu- 
guis, keine Wurzel in dem einheimischen Boden 
hatte , sondern sich in eklektischer Weise an 
fremde Vorbilder anlehnte, in der Architektur 
an ionisch-griechische Muster, welchen agyptische 
Motive beigemischt waren, wahrend in der Scul- 
ptur assyrische Einfliisse zu beobachten sind (vgl. 

50 Dieulafoy a. a. 0. II und III, besonders die 
Zusammenfassung III lOOff. Perrot-Chipiez 
a. 0. V 513ff. 638. 783. 883ff.). D. war unge- 
mein klug und tolerant gegen die unterwor- 
fenen Nationen und schonte besonders deren reli- 
gioses Empfinden ; am bekanntesten ist sein 
Verhalten gegen Agypten, wo er (Wiedemann 
Gesch. Agvpt. 235ff.; Agypt. Gesch. 678ff. Ma- 
spero a."0. Ill 685. 711ff.) den Dienst des 
Apis begiinstigte, eine Reihe von Tempeln baute 

60 und die religiose Gesetzgebung forderte (Diod. 
I 95, 4ff.). Auch den Juden gestattete er den 
Wiederaufbau des Tempels (Duncker a. 0. 
IV 5 539ff. Wellhausen Israelit. und jfid. 
Gesch. 123. Ed. Meyer Entstehung des Juden- 
turns 79ff.). Den Griechen gegeniiber gab sich 
D. als eifriger Verehrer Apollons (nach Herod. 
VI 97. 118}, was durch eine vor einigen Jahren 
in Magnesia am Maeander aufgefundene Urkunde 



2199 



Dareios 



Dareios 



2200 



bestatigt ward (Bull. hell. XIII 520f. XIV 646ff., 
dazu Dittenberger Herm. XXXI 643ff. u. Syll* 
2). Obwohl D. vor der rflcksichtslosesten Strenge 
nicht zurfickschrak , wie die fiber die Empflrer 
verhangten grausamen Strafen beweisen, und Uber- 
griffen auch von befreundeter Seite in der scharf- 
sten Weise entgegentrat (man vergleiche sein Ver- 
halten gegen Intaphrenes, Herod. HI 118ff., und 
gegen Oibares, ebd. Ill 84ff.), so verstand er es 



zu Artaxcrxes, dem er 41 Jahre zuteilt, zieht 
(Clinton Fasti Hell. 112 314). Bine bis jetzt 
unlOsbare Schwierigkeit , auf welche mich Ed. 
Meyer aufmerksam macht [jetzt Forsch. II 483ff.. 
wo eine Erkliirung daf'iir versucht istj, bieten baby- 
lonische Urkunden aus Nippur (H. V. Hilprecht 
The Babylonian Expedition of the University of 
Pennsylvania. Series A: Cuneiform Texts, Phila- 
delphia 1898, mir unzugiinglich, vgl. die Anzeige 



doch, im richtigen Augenhlick Milde zu iiben 10 vonEd. Meyer in der Theolog. Litteraturztg. vom 



(Aelian. v. h. VI 14), und besass in hervorragender 
Weise die Tugend der Dankbarkeit, wie mannig- 
fache iiberlieferte Zuge beweisen (Herod. Ill 140. 
IV 143. V 11. VI 30). Eine charakteristische 
Seite an ihm ist die energische Betonung der 
Wahrhaftigkeit, der Verwerflichkeit der Luge 
(vgl. seine Inschriften Bh. § 54ff. 63), wie es 
dem Gesetze Auramazdas entsprach, als dessen 
ergebenster Verehrer der Konig sich offenbart. 



6. Aug. 1898, XXin 434ff.), welche bis zum 
17. Sebat des 41. Jahres des Artaxerxes I. reichen, 
und an welche sich bisher noch nicht verOffent- 
lichte Urkunden aus der Zeit D.s II. unmittelbar 
anschliessen, Abgesehen davon , dass (wie im 
Kanon) die Zwischenregierangen des Xerxes und 
des Sekydianos iibergangen werden, wurde in Ba- 
bylon nicht nur wahrend des Restes des J. 425/4. 
sondern auch wahrend des ganzen Jahres 424/3 



Bezeichnend fur die Geltung des D. bei seinen 20 nach Jahren des toten Artaxerxes I. datiert. 



Zeitgenossen und besonders bei seinen Feinden, 
den Griechen, ist die Achtung, welche Aischylos 
in den ,Persern' ihm entgegenbringt ; er nennt 
ihn ,unvergleichlich' (645), xavraQy.^g , ananas, 
afiaxog (Saadevg ioo&nog (855); wenn auch manches 
davon auf Rechnung des Gegensatzes zu Xerxes 
gesetzt werden muss, so ist doch die Grundauf- 
f'assung fur D. ehrenvoll. 

Litteratur: Zu der erwahnten noch Curtius 



Nach Ktes. Eel. 46ff. entbot Sogdianos, der einen 
Abi'all des Heeres befiirchtete, Ochos, der ihm 
gefahrlich erschien, an seinen Hof, was dieser 
immer wieder aufschob und unterdes Truppen 
sammelte; endlich traten der Befehlshaber der 
Reiterei Arbarios und der Satrap von Agypten Ar- 
xanes zu Ochos iiber und erhoben ihn, vereint 
mit dem Eunuchen Artoxares. einem Giinstling 
seines Vaters, zum Konig. Sogdianos ergab sich 



Oriech. Gesch. 3 1 569. II Iff. Spiegel Eran. 30 gegen das eidliche Versprechen der Schonung. 



Altertumskunde II 315ff. ; dann Noldeke Auf- 
satze zur pers. Geschichte 30ff. und Maspero 
Hist, ancienne des peuples de l'Orient classique 
III 673ff. 

2) D. II., persischer Kflnig, einer der siebzehn 
unechten Sohne des Artaxerxes I. von der Baby- 
lonierin Kosmartidene (Ktes. Eel. 44). Sein Ge- 
burtsjahr ist unbekannt. Er hiess vor der Thron- 
besteigung Ochos und war Satrap von Hyrkanien 



wurde aher dessen ungeachtet getotet. Diod. Xll 
71, 1 setzt den Antritt des D. in das J. 424/3, 
Eusebius bei Hieronymus a. a. O. in dasselbe Jahr, 
der ptolemaeische Kanon, der mit Artaxerxes I. 
zur Postdatierung zuriickgekehrt ist (Ed. Meyen, 
beginnt seine Regierung mit dem 325. Jahre 
Nabonassars (7. Dec. 424, also dem 1. Nisan 423. 
Oppert ZDMG LI 157. 164) ; der bei Thuc. Vni 
58 erhaltene Vertrag zwischen Tissaphernes und 



(Ktes. a. a. 0.), vermiihlt mit seiner Schwester 40 den Spartanern, welcher aus den beiden ersten 



Parysatis (bei Ktes. a. a. 0. steht falschlich 
Sso^ov /ikv Svydtr/Q statt 'Aorassog'ov , linger 
Chronologie des Manetho 293). Unsere Berichte 
stimmen darin iiberein, dass nach Artaxerxes I. 
Tod (wahrscheinlich Ende 425, Clinton Fasti 
Hell. II 2 314. 315) zwei kurze Zwischenregierungen 
eintraten, zuerst die legitime des Xerxes II., der 
bald von seinem Halbbruder Sekydianos (so Ktes., 
die Chronographen ,Sogdianos', Pausan. VI 5,7 



Soyiiog) ermordet ward , und differieren nur in 50 September 424). 



Monaten von 411 stammt, datiert nach dem 13. 
Jahre des Konigs. Da diese Angabe im allge- 
meinen zu dem Kanon stimmt , ist D. zu Ende 
424 oder zu Anfang 423 zur Herrschaft gelangt 
(Clinton a. 0. II 2 315. Unger Chronol. des 
Manetho 290ff. Bergk Rh. Mus. XXXVII 366. 
Noldeke Aufs. z. pers. Gesch. 57. B u s 1 1 
a. a. 0. Ill 1, 133. Nach Ed. Meyer [briefliche 
Mitteilung, jetzt Forsch. II 483. 487. 501] im 



der Dauer dieser Regieruugen : Ktes. Eel. 45. 48 
giebt Xerxes 45 Tage, Sogdianos 6 Monate und 
15 Tage, Diod. XII 64, 1. 71, 1 fiihrt fur Xerxes 
zwei einander widerstreitende Angaben an, ein 
Jahr oder zwei Monate. in letzterem Fall folgt 
Sogdianos mit siehen Monaten, der letztere An- 
satz (Xerxes zwei Monate, Sogdianos sieben Mo- 
nate) findet sich noch bei Manetho (Syncell. 142 
Ddf.| und bei den Chronographen (Afric. bfi Svii- 
cell. 484. Euseb. bei Hieron. ad a. Abr. 1593' = 
01. 89, 1 und Vers. Arm. a. Abr. 1592], nur die 
Exc. Barb. 31a (Euseb. I 207 Sch.) geben Xerxes 
funf, Sogdianos sieben Monate. Der ptolemaeische 
Kanon (C. Wachsmuth Einl. in das Stud. d. 
alten Gesch. 305) erstreckt Artaxerxes Regiernng 
bis 8. December 424 und lasst unmittelbar dar- 
auf D. folgen : er ubergeht die beiden Zwischen- 
regiemngen. die er. nach babylonischem Brauche. 



Ochos nahm den Namen D. an (AaQeiaTos Ktes. 
eel. 48. 56); der Beiname Nodos (Bastard) er- 
scheint erst spat (Schol. Aeschyl. Pers. 6 und bei 
den Chronographen: Afric. bei Syncell. 484. Euseb. 
bei Hieron. a. a. 0. und in der Vers. Arm. . der 
Beiname in den Exc. Barb. a. a. 0. Darius iu- 
vetiis qui vocatur Memoratus [= Mvi'i/iov] ist 
sonst unbezeugt und unwahrscheinlich, D. ShiUiis 
in den Exc. Barb. 1 222 Sch. eine ungesehiekte 
60 Ubersetzung von A'o'fe). In den altpersischen Keil- 
inschriften kommt sein Name nur in den Genea- 
logien seiner Nachfolger Artaxerxes II. (Artax. Su- 
sa und in dessen Inschrift von Hamadaii) und 
Artaxerxes III. (Artax. Pers. § 2) vor; so sind wir 
fiir seine Geschichte auf die unzuverlassige und 
sensationell aufgeputzte Erzahlung des Ktesia* 
(Eel. 48ff.) angewiesen. D.s Regierung bezeichnet 
den tiefsten Verfall des persischen Reiehs; der 



2201 



Dareios 



Dareios 



2202 



Zusammcnhang lockert sich, Aufstande folgen auf 
Aufstande, vielfach hervorgerufen durch Zwistig- 
keiten innerhalb der kOniglichen Familie und 
Serailintriguen , an welchen von Anfang an die 
Eunuchen und die Konigin Parysatis Anteil hatten, 
deren Einfluss auf D. (Ktes. Eel. 49) hochst un- 
heilvoll war und die thatsachlich das Regiment 
in ihren Handen gehabt zu haben scheint. D. 
selbst tritt als greifbare PersOnlichkeit fast gar 
nicht hervor , man hOrt beinahe nur von seinem 10 
Nachgeben. 

Wahrscheinlich in den Anfang von D.s Regie- 
rung gehOrt die EmpSrung seines leiblicheu Bruders 
Arsites, an der auch Artyphios, Sohn des Mega- 
byzos (und Biuder des Zopyros) teilnahm (Ktes. 
Pers. 50. 51); der Schauplatz dieses Aufstandes war 
sicherlich Syrien (Noldeke a. 0. 58), da diese 
Satrapie damals schon im erblichen Besitz der 
Familie des Megabyzos war (Ktes. Eel. 37). Arta- 
syras wurde gegen sie ausgesandt, der, zu Anfang 20 
geschlagen, endlich siegte und die griechischen 
Soldner des Artyphios durch Bestechung zum Ab- 
fall bewog. Artyphios ergab sich gegen die eid- 
liche Zusicherung verschont zu bleiben, wurde 
aber auf Rat der Parysatis nur so lange geschont, 
bis auch Arsites das gleiche gethan hatte; dann 
fanden beide den Tod, obwohl der Konig seinen 
Brader zuerst retten wollte. Auch der Eunuch 
Pharnakyas, welcher Sogdianos bei Xerxes Er- 
mordung" Hiilfe geleistet hatte, und Menostanes, 30 
ein anderer Vertrauter des Sogdianos, wurden 
hingerichtet (Ktes. a. a. 0.). 

Der nachste Abfall war derjenige des mit 
dem KOnigshause verwandten (Noldeke Gott, 
Gel. Anz. 1884, 294) Satrapen Pissuthnes von 
Sardes (Ktes. Eel. 52), welcher einige Zeit vor 
413 stattgefunden haben muss (Noldeke Aufs. 
z. pers. Gesch. 58. Krumbholz De Asiae Min. 
satrapis persicis 31ff. 93); er stiitzte seine Macht 
vorziiglich auf griechische Soldner, die der Athener 40 
Lykon befehligte. Es wurden gegen ihn Tissa- 
phernes, Spithradates und Parmises ausgesandt, 
welche die Soldner durch Bestechung zum Uber- 
tritt bewogen, worauf Pissuthnes gefangen und 
hingerichtet ward. Tissaphernes erhielt zum Lohn 
dafiir dessen Satrapie, hatte aber zu Anfang mit dem 
von den Athenern unterstiitzten unechten Sohne 
des Pissuthnes, Amorges (Thuc. VIII 5, 5, s. 
Amorgesj zu kampfen, dessen Gefangennahme 
durch die Hfilfe der Peloponnesier erst im Herbste 50 
412 gelang (Thuc. VIII 28. 3; auf diese Ereignisse 
scheint sich auch der lykische Teil der sog. Har- 
pagos-Stele von Xanthos zu beziehen, vgl. Deecke 
Berl. philol. Wochenschr. 1888. 827. 828 und So- 
phus Bugge in der Festschrift f. 0. Benndorf 
231ff.]. Trotz des Niedergangs des Reiches er- 
rangen die Perser urn diese Zeit an der West- 
kuste Kleinasiens ungeahnte Erfolge, welche sie 
allerdings nicht der eigenen Kraft, sondern dem 
Zwiste der griechischen Hauptmachte und der Be- 60 
fahigung zweier Satrapen, des Tissaphernes von 
Sardes und des Pharnabazos von Daskyleion, ver- 
dankten. Die seit den fiinfziger Jahren des 5. Jhdts. 
unterbrochenen Beziehungen zu den Griechen wur- 
den damit wieder angekmipft. Ganz in den Anfang 
der Regierung des D. 1 423) gehOrt der durch Epi- 
Ivkos namens der Athener mit den Persern ge- 
schlossene Vertrag (Andok. Ill 29, dazu K h 1 e r 



Herm. XXVII 1892, 73ff.), der wahrscheinlich 
nichts mehr bedeutete als eine Erneuerung des 
Kalliasfriedens (dazu auch v. Seal a Staatsver- 
trage des Altert. I nr. 80). Als nach dem jahen 
Sturze der attischen Macht im sicilischen Fcld- 
zuge die kleinasiatischen Unterthanen Athens zum 
Abfall drangten, wurden ihre Bitten in Sparta 
von den beiden Satrapen unterstutzt, welche sich 
in merkwiirdigem Wetteifer bemilhten, das Ein- 
greifen der Spartaner jeder gerade in seinem Ge- 
biete herbeizufiihren (Thuc. VIII 5, 5. 6, 1); der ge- 
heime Grund dafur war, dass der Konig den Zeit- 
punkt zum Wiedergewinn der griechischen Stadt© 
und Inseln fur gekommen hielt und sie durch 
Einforderung der auf die Stadte entfallenden 
Steuersummen zu einem entschiedenen Vorgehen 
zu zwingen suchte. Fiir die folgende Partie vgl. 
Grote Hist, of Greece 2 VII 205ff. VIII Iff. Holm 
Gesch. Griechenlands II 55 Iff. Curtius Griech. 
Gesch. 3 II 608ff. Die Spartaner entschieden sich 
unter Alkibiades Einfluss fur Tissaphernes (Thuc. 
VIII 6, 3); die Befehlshaber der spartanischen 
Macht. welche im Fnihjahr 412 aussegelten und 
wichtige Bundner Athens in Kleinasien zum Uber- 
tritt hrachten, schlossen in demselben Sommer 
mit den Persern einen Vertrag zur gemeinsamen 
Kriegfuhrung gegen Athen (Thuc. VIII 18), in 
welchem sie deren Anspruch auf den Besitz der 
kleinasiatischen Kiiste anerkannten (dazu Thuc. 
VIII 43, 3), vgl. daruber Kirchhoff Thukydides 
und sein Urkundenmaterial 128ff. Milet ging in 
den Besitz des Tissaphernes fiber (Thuc. VIII 
84, 4ff.). Infolge dessen wirkte von nun ab, wie 
schon kurz vorher (Thuc. VIII 16, 3), Tissaphernes 
im Felde mit den Peloponnesiern zusammen (Thuc. 
VIII 20, 2. 25, 2. 28, 2) und iibernahm zu Be- 
ginn des Winters 412 die Soldzahlung fiir ihre 
Flotte (Thuc. VIII 29). In demselben Winter 
wurde an Stelle der ersten Vereinbarung ein zweiter 
Vertrag zwischen Sparta und Persien geschlossen 
(Thuc. VIII 37), durch welchen die Verpflichtung 
des Grosskonigs zum Unterhalt der spartanischen 
KriegsvOlker festgesetzt ward (Kirchhoff a. 0. 
135ff.). Bald darauf wurde aber das Einver- 
nehmen der Peloponnesier mit Tissaphernes ge- 
trubt (Thuc. VIII 43, 2ff.|, welch letzterer auf 
Antrieb des Alkibiades den Sold der Peloponnesier 
einschrankte (Thuc. VIII 45, 2); er hOrte bereit- 
willig auf dessen Ratschlag, die beiden Gegner 
im Kampfe sich gegenseitig aufreiben zu lassen 
(Thuc. VIII 46. Iustin V 2, 8ff.), und trat sogar, 
wenn auch nicht aufrichtigen Sinnes, in Verhand- 
lung mit den attischen Oligarchen (Thuc. VIII 
56), die aber an den von Alkibiades in seinem 
Namen gestellten unmassigen Forderungen schei- 
terten. So naherte er sich wieder den Pelopon- 
nesiern und schloss mit ihnen Anfang 411 einen 
dritten Vertrag (Thuc. VIII 58), in welchem das 
Besitzrecht des Konigs auf Kleinasien einen ganz 
praecisen Ausdruck erhielt (Kirchhoff a. a. 0. 
139ff.). Tissaphernes ubernahm dafur die Ver- 
pflichtung, die Cooperation der phoinikischen Flotte 
des Konigs zu bewirken (Thuc. VIII 46, 1. 59), 
erfullte sie aber sei es freiwillig, sei es unfrei- 
willig nicht (Thuc. VIII 87), wie er auch die 
Soldzahlungen wieder unregelmassig leistete (Thuc. 
VIII 78. 80, 1. 87, 3), so dass endlich die Pelo- 
ponnesier, welche schon fruher mit Pharnabazos 



2203 



Dareios 



Dareios 



2204 



angekniipft hatten (Thuc. VIII 80, 1), im Sommer 
411 den Kriegsschauplatz nach dem Hellespont 
verlegten (Thuc. VIII 99). Pharnabazos leistete 
von da ab den Spartan ern kraftige Hiilfe; er 
nahm auf ihrer Seite an der Schlacht bei Abydos 
(Herbst 411) teil (Xen. hell. I 1, 6. Diod. XIII 
45, 6), eroberte gemeinsara mit Mindaros K3'zikos 
(Diod. XIII 49, 4) und liess nach der Niederlage 
der Peloponnesier bei dieser Stadt (410), bei der 
seine Soldner auf der Seite der Peloponnesier ge- 10 
kampft hatten (Diod. XIII 51, 1. 2, 4. Polyaen 
I 40,9), ihnen neue Schiffe bauen (Xen. hell. I 
1, 24ff.). Zu Beginn des Winters 410 wurde er 
Ton Alkibiades bei Abydos geschlagen (Xen. hell. 
I 2, 16), und auch in das Treffen bei Chalkedon 
409 suchte er einzugreifen (Xen. hell. I 3, 5 — 7). 
Die Fortschritte der Athener bewogen jedoch 
Pharnabazos, einen Vertrag mit ihnen zu sehliessen 
(Xen. hell. I 3, 8ff.), durch den er sich verpflichtete, 
eine attische Gesaudtschaft zum Grosskonig zu 20 
geleiten. In der That trat er mit derselben die 
Reise an. (Jnterdes hatte aber an dem Hofe zu 
Susa ein Wechsel der Stimmung stattgefunden ; 
die seit 413 eingehaltene Politik, die Teilnahme 
an dem Kriege zwischen Sparta und Athen als 
eine Sache der Satrapen anzusehen , was aller- 
dings eine Annaherung bald an die eine, bald an 
die andere Macht mOglich machte, war zu Gun- 
sten einer entschiedenen Parteinahme fur Sparta 
fallen gelassen worden (Xen. hell. I 1 , 9. 4 , 2. 30 
5, 2), die eintrat, als Athen die Oberhand im 
Kriege bekam. Allerdings wirkten bei diesem 
Umschwung, an dem auch eine spartanische Ge- 
sandtschaft nach Susa teil hatte (Xen. hell. I 
4, 2), stark personliche Momente mit; Parysatis 
hatte es durchgesetzt, dass ihr Lieblingssohu Kyros 
als Satrap von Lydien , Phrygien und Kappado- 
kien und als Oberbefehlshaber samtlicher Streit- 
krafte der westlichen Provinzen im Fruhjahr 408 
ausgesandt ward, mit dem stricten Auftrag, die 40 
Spartaner zu unterstiitzen , was seinen eigenen 
Neigungen entsprach (Xen. hell. 14, 3ff. 5, 3; 
anab. 19,7. Iustin V 5, 1; vgl. Krumb- 
holz a. a. O. 41ff. 54ff. Buchholz Quae- 
stiones de Persarum satrapis satrapiisque 32ff.j. 
Die attischen Gesandten mussten ihre Weiter- 
reise aufgeben und wurden von Pharnabazos 
drei Jahre lang zuriickbehalten (Xen. hell. I 
4 , 4ff.). Kyros Mission wurde praktisch , als 
Lysander im Herbste 408 spartanischer Nauarch 50 
wurde und unverzuglich mit dem Prinzen in Ver- 
bindung trat (Xen. hell. I 5, 2ff. Plut. Lys. 4. 
Diod. XIII 70, 3); er erhielt sogleich die Sold- 
zahlung fiir seine Flotte, eine attische Gesaudt- 
schaft an Kyros wurde nicht vorgelassen. Als 
im Herbste 407 Kallikratidas Nachfolger Lysan- 
ders wurde, der ein Gegner der Verbindung mit 
Persien war . lockerten sich diese Beziehungen 
(Xen. hell. I 6, 6ff.): ab aber Kallikratidas in 
der Schlacht bei den Arginusen gefallen war, 60 
wirkten Kyros und die Ionier zusammen, dass 
Lysander wieder von den Spartanern ausgeschickt 
ward iXen. hell. II 1. 6ff.). Kyros ver^chaffte 
ihm wieder die Mittel zur Vermehrung seiner 
Flotte (Xen. hell. II 1, llff. Plut. Lys. 9. Diod. 
XIII 104, 3. lj. Nicht zum mindesten durch 
dieses entschiedene Eintreten Persiens fiir Sparta 
und durch die materielle Unterstiitzung. die es 



ihm bot, gewann dieses die Oberhand fiber 
Athen. 

Wahrend dieser Erfolge war das Reich nicht 
von weiteren Erschutterungen frei geblieben. In 
das J. 410/9 fallt eine Emporung Mediens (Xen. 
hell. I 2, 19), die noch in demselben Jahre nieder- 
geschlagen ward. Ob dieselbe, wie Noldeke 
(Aufs. z. pers. Gesch. 61) vermutet, mit einem 
Zwiste innerhalb der koniglichen Familie zusam- 
menhing, erscheint als zweifelhaft: D.s Schwieger- 
sohn Terituchmes dachte an die Beseitigung seiner 
Frau Amestris, sein Anschlag wurde verraten und 
er aus dem Wege geraumt (Ktes. Eel. 53 — 56); 
auch seine Briider und Schwestern wurden auf 
Antrieb der Parysatis hingerichtet, nur Stateira, 
die Gemahlin des Thronfolgers Arsikas, blieb ver- 
schont (Ktes. a. a. O. Plut. Artox. 2). Dagegen 
ist der von Ktesias Eel. 53 erzahlte Versuch des 
schon genannten Eunuchen Artoxares, die KOnigs- 
wiirde sich anzumassen, ganz marchenhaft. Am 
folgenschwersten war der erneute Abfall Agyp- 
tens, dessen Anfange schon in das J. 410 zuriick- 
zureichen scheinen (Diod. XIII 47, 6). Der Zeit- 
punkt dieses Abfalls ist strittig (Wiedemann 
Gesch. Agyptens von Psamnietich I. u. s. w. 261ff.; 
kg. Gesch. 693ff. Ed. Meyer Gesch. des alten Ag. 
394), am wahrscheinlichsten ist er in das J. 408 
zu setzen (Judeich Kleinasiat. Studien 144ff.). 
An die Spitze der Agypter trat Amyrtaios (s. o. 
Amyrtaios Nr. 4), der 6 Jahre lang das Regi- 
ment fuhrte; von einem Versuche der Perser. ihre 
Herrschaft wiederherzustellen, hOren wir zunachst 
nichts. 

Im J. 405 erkrankte D. auf einem Feldzug 
gegen die Karduchen ; auf Antrieb der Parysatis 
wurde Kyros zu seinem Vater befohlen (nach einer 
anderen Version bei Xen. hell. II 1, 10, um sich 
wegen Hinrichtung seiner Vettern zu rechtferti- 
gen), wobei die Konigin die Absicht hatte, die 
t'bertragung der Thronfolge auf ihn durchzusetzen 
(Xen. hell. II 1, 13ff. ; anab. I 1. 2. 4, 12. Plut. 
Artox. 2). Allein dies gelang ihr nicht. Bald 
darauf starb D. in Babylon (Ktes. Eel. 57). Diod. 
XIII 108, 1 setzt seinen Tod in dem Jahre des 
Archon Alexias (405/4) an , womit der ptolemae- 
ische Kanon (Wachsmuth a. a. O.) uberein- 
stimmt, welcher D. bis 1. December 405 (bis zum 
344. Jahr Nabonassars) regieren lasst. Diod. a. 
a. O. Manetho bei Syncell. 143 Dindf. und die 
Chronographen geben iibereinstimmend D. eine 
Regierung von 19 Jahren (Afric. bei Syncell. 484 
Dind. Euseb. Vers. Arm. ad ann. Abr. 1592 und 
bei Hieron. ad ann. Abr. 1593, die Exc. Barb. I 
222. 307 Sch.) , nur Ktesias (Eel. 57) lasst ihn 
falschlich 35 Jahre regieren (eine Erklarung fiir 
diese Zahl versucht Marquart Philol. Suppl. VI 
588ff.). Am wahrscheinlichsten ist D.s Tod wegen 
Diod. a. a. O. in das Fruhjahr 404 zu setzen 
iCnger Chronolode d. Manetho 292. Bergk 
Rh. Mus. XXXVII 366. Ed. Meyer [biieflioh] 
ca. Marz oder April 404 [Forsch. II 483. 487. 
502]. Clinton Fasti Hell.* II 315 entseheidet 
sich fur December 405). tber D.s Kinder s. Ar- 
taxerxes Nr. 2. Bildnisse des D. auf Miinzen 
bei Babelon Catalogue des monnaies grecques de 
la Bibliotheque nation ale. Les Perses Achemeni- 
des PI. II 1—6 (dazu Text XV) und Maspero a. 
(». Ill 747. 



2205 



Dareios 



Dareios 



2206 



Litteratur: Spiegel Eran. Altertumskunde II 
418f. F. Justi Gesch. d. alten Persiens 128ff.; 
Grundriss d. iran. Philol II 461ff. Noldeke 
Aufs. z. pers. Gesch. 57ff. Maspero Hist, an- 
cienne des peuples de TOrient classique III 746ff. ....... a 

3) D. III., persischer Konig, Sohn des Arsanes getrachtet haben soil (Diod. XVII 5, 6. Curt. 
(so Diod. ; .Arsames' im ptolemaeischen Kanon, bei VI 10. Joh. Antioch. frg. 38. 39). 
Syncell. 392 und Joh.Antiochen.frg. 38. 39. Euseb. D. ist unter dem Einfluss der Uberlieierung 

beiHieron.adann.l652;,Armusames'Sync.486D.; des Altertums, wie sie in der grflsstenteils aus 
Asamus Exc. Lat. Barb. 32 a, I 209 Sch.) von 10 Kleitarch stammenden, rhetorisch und sentimental 



502) auf ca. December 336, Niese (Gesch. der 
griech. und makedon. Staaten I 50), was ganz 
unmCglich ist, auf Mitte 335 (ebenso Justi Grund- 
riss d. iran. Philol. II 468). D. entledigte sich 
bald des Bagoas, welcher auch nach seinem Leben 



seiner Schwester und Gattin Sisygambis, Enkel 
des Ostanes, eines Sohnes des D. Nothos (Diod. 
XVII 5, 5. Plut. Artox. 1. 5. 22); die Uberliefe- 
rung bei Aelian. v. h. XII 43, er sei Sclave ge- 
wesen, ist ganz unsinnig, ebenso Strabons An- 
gabe falsch (XV 736), dass er nicht aus konig- 
lichem Gebliit stammte. Den Beinamen Codo- 
mannus, der recht zweifelhaft ist und mit Un- 
recht in die Handbiicher aufgenommen wurde (A. 



gefarbten Erzahlung des Curtius vorliegt (vgl. 
Kaerst Forschungen zur Geschichte Alexanders 
d. Gr. 83), auch von den Neueren viel zu giinstig 
beurteilt worden. Dies gilt besonders fiir Droy- 
sen Gesch. des Hellenismus^ I 1, 65. 180, dann 
auch fur S chafer Demosthenes 2 III 111. Justi 
Grundriss d. iran. Philol. II 469 und Maspero 
Hist, ancienne des peuples de TOrient classique III 
808. Diese Auffassung muss als falsch angesehen 



D Mordtmann ZDMG XIX 411), giebt ihm 20 werden: bezeichnend ist, dass Grote (Hist, oi 
- - -- - - - - Greece 2 XII 9) trotz seines Widerwillens gegen 

Alexander D. durchaus nicht hoch stellt und ihn (V2 
96) mit Xerxes vergleicht; und Noldeke (Aufs. z. 
pers. Gesch. 81) hat in durchaus richtiger Weise 
hervorgehoben , dass D. ein ganz gewohnlicher 
orientalischer Despot gewesen ist, der weder 
durch seinen Charakter noch durch Begabung 
sich auszeichnete (so auch Beloch Gr. Gesch. II 
, wui 606). Diese Ansicht wird durchaus von unserer 

fem'dMch'en Vorkampfer erlegte; zum Lohne fiir 30 besten Cberlieferang, wie sie^in Arrians Anabasis 

diese That, welche ihm hohes Ansehen verschaffte, ™ 

wurde er zum Satrapen von Armenien ernannt 

(Diod. XVII 6, "1. Iustin a. a. O.). Als Bagoas 

den Artaxerxes Ochos, dann dessen Sohn und 

Nachfolger Arses und die iibrigen mannlichen Mit- 

glieder der koniglichen Familie durch Gift be- 

seitigt hatte, crhob er den mit ihm befreundeten 

D.. in dem er jedesfalls ein gefiigiges Werkzeug 

zu fmden hoffte. auf den Thron (Diod. XVII 5, 5 



allein Iustin X 3, 3ff. , die Bezeichnung 
(Meder) in den Exc Lat. Barb. I 209 Sch. ist 
irrtumlich. Er wurde ungefahr 380 v. Chr. ge- 
boren, da er nach Arrian. anab. Ill 22, 6 bei 
seinem Tode gegen 50 Jahre alt war. Nach einer 
Anspielung Plutarchs (de Alexandri Magni fortuna 
I 2) soil er zuerst datavStji (koniglicher Courier) 
gewesen sein. Sicherer ist, dass er sich in einem 
Kampfe mit den Kadusiern auszeichnete und einen 



vorliegt, bestatigt , welche D. in nichts weniger 
als giinstigen Farben schildert. Wenn Arrian 
III 22, 2 sagt, dass D. in der Kriegfuhrung schlaff 
und ohne Einsicht gewesen sei, so wird dies durch 
die Ereignisse bestatigt; aber auch die folgende 
Bemerkung Arrians, D. habe gar keine Gelegen- 
heit gehabt, seinen Unterthanen etwas tlbles zu 
thun, da er von allein Anfang an in Bedrangnis 
gewesen sei — und man diirfe ihm daher dies nicht 



Arrian. anab. II 14, 5. Curt. VI 3. 12. Strab. XV 40 als Verdienst anrechnen — . trifft zu. Schon die 



736). Diod. XVII 6, 2 setzt die Erhebung des D. 
in dieselbe Zeit wie den Antritt Alexanders; auch 
Euseb. (Vers. Ann. ad a. Abr. 1681) lasst beide 
KCnige in demselben Jahre die Regierung iiber- 
nehmen (dagegen bei Hieron. ad a. 1682 D. ein 
Jahr spater antreten). Der ptolemaeische Kanon 
zahlt als sein erstes Jahr das 413. Jahr Nabo- 
nassars (vom 15. November 336 ab), Eusebius 
336 (Vers. Arm.) oder 335 (Hieron.); die Regie- 



Art seines Aufkommens mit Hiilfe des Bagoas. 
den er bald aus dem Wege raumte, wirft kein 
giinstiges Licht auf ihn, wenn auch die bei Arrian 
II 14. 5 gegen ihn erhobene Beschuldigung, er 
habe gemeinsam mit jenem Arses beseitigt, eine 
Ubertreibung ist. Dass er milder Natur gewesen 
sei, steht nur bei Curtius (III 2. 17. 8, 5. V 10. 
14); allein sein Benehmen gegen Charidemos (Diod. 
XVII 30, 2ff. Curt. Ill 2. Iff., von Niese a. a. O. 



rungsdauer, die ihm gegeben wird, schwankt zwi- 50 I 71 mit Unrecht in Zweifel gezogen) contrastiert 



schen 6 (Euseb. Vers. Arm. und Hieron. Syncell. 
486. Exc. Lat. Barb. Euseb. chron. I 70. 127 Sch. 
Series regum 29 Sch.) und 5 Jahren (Babykmische 
Tafel bei Ed. Meyer Forsch. II zu 457. Liber 
cbronicorum bei Frick Chron. min. I 432). Die 
genaueste Angabe bietet wahrscheinlich Joh. An- 
tiochenus frg. 38: 6 Jahre 2 Monate (denient- 
sprechend Hippolyt. ad frg. 136 bei Frick Chr. 
min. I 451, da? D. im siebenten Jahre seiner Re- 



stark dagegen und zeigt, dass er sich von sinn- 
losen Wutanfallen hinreissen liess. Zu dem giinsti- 
gen Urteil uber ihn scheint auch die mehrfach 
iiberlieferte (bei Arrian. IV 20, 1 unter den i.e-,-6- 
,<era, dann Plut, Alex. 30; de fort. Alex. II 6. 
Curt. IV 10, 25ff.. etwas veriindert Caryst. Perg. 
frg. 5) pathetische Geschichte beigetragen zu 
haben. wie er auf die Nachricht von dem Tode 
seiner in der Gefangenschaft gestorbenen Frau 



<nerune von Alexander getotet ward i ; wenn Ma- 60 hin den Segen der Gotter auf Alexander, der sie 



netho bei Syncell. 145 und der ptolemaeische Kanon 
4 Jahre rechnen, so hangt dies mit dem Datum 
der Eroberung Agyptens durch Alexander zusam- 
men. Am wahrscheinlichsten ist D.s Erhebung 
in den Mai 336 zu setzen (Unger Chronol. des 
Manetho 342); dagegen bestimmt sie Judeich 
{Kleinasiat. Stud. 304) auf Ende 336 oder Anfang 
335, Ed. Meyer (brieflieh, jetzt Forsch. II 488. 



gut behandelt hatte, herabfleht (von E. Pridik 
De Alexandri Magni epistularum commercio 5 Iff. 
auf Kallisthenes zuriickgefuhrt); viel sicherer ist 
es aber, dass er seinen Gegner mit den gewOhn- 
lichen Mitteln orientalischer Tiieke bekiimpfte: er 
trat (Arrian. I 25. Iff.) mit dem Lynkesten Ale- 
xander wegen 3essen Anschlags auf den Kflnig in 
Verbindung (Curtius III 5, 16 Bericht, dass D. 



2207 



Dareios 



Dareios 



2208 



einen Preis auf Alexanders Kopf gesetzt habe, 
gehort wohl hierher) und suchte die Hellenen in 
dessen Heer zum Verrat an dem KOnig zu be- 
wegen (Curt. IV 10, 16). Man hat D.s Liebe zu 
Weib und Kind hervorgehoben (Droysen a. a. 0. 
I 2 309); allein ob es notig war, sie und seine 
Mutter in das Feldlager mitzunehmen , ist trotz 
Curtius Versicherung (III 8, 12), es sei dies more 
patrio geschehen, zweifelhaft, und es ist nicht zu 



XVII 32, 3): trotz des Widerratens eines make- 
donischen Uberlaufers Amyntas, der Alexander und 
dessen Art genau kannte, liess er sich durch das 
Zureden seiner Hoflinge , die prahlten , die per- 
sische Reiterei werde die Makedonen zertreten, 
bewegen, die Stellung bei Sochoi, welche seiner 
Ubermacht freie Entfaltung gestattet hatte, auf- 
zugeben (Arrian. II 6, 3ff. Plut. Alex. 20, etwas 
anders Curt. Ill 8, Iff.) und gegen Issos vorzu- 



vergessen, dass auch D.s 360 Kebsweiber sich in 10 rucken, wo das Terrain fur inn viel ungiinstiger 



seiner Begleitung befanden (Curt. Ill 3, 24. Di 
kaiarch. frg. 18). 

tiber den Zug Alexanders s. Alexandros o. 
Bd. I S. 1412ff. ; hier werden nurjenePunkte her- 
vorgehoben, bei denen die persOnliche Beteiligung 
des D. hervortritt und die zu seiner Charakteri- 
sierung beitragen. Den Operationen, welche den 
Feldzug von seiten Makedoniens in Kleinasien er- 
offneten und die schon zu Lebzeiten Philipps be 



war (Arrian. II 6, 6. 7, 3). Das anerkennende 
Urteil, welches Be loch (a. a. 0. II 634. 635) 
fiber D.s Vorgehen aussert, stent in Widerspruch 
mit der Ansicht des Ptolemaios (jedesfalls von 
Arrian. a. a. 0. zu Grunde gelegt), der gewiss 
als competenter Kenner der militarischen Ver- 
haltnisse gelten darf; vgl. iibrigens jetzt die 
ausschlaggebenden Bemerkungen von Bauer 
Jahreshefte des o'sterr. archaol. Instituts II 1899, 



gonnen batten (Judeich Kleinasiat. Studien 20 121ff. und Delbrfick Gesch. d. Kriegskunst I 

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302ff.), scheint D. wenig Beachtung geschenkt zu 
haben (Diod. XVII 7, 1. Droysen a. a. 0. 12 
1, 182ff.); cr hoffte sie nach der hergebrachten 
Art der persischen Politik dadurch zu paralysieren, 
dass er mit den Hellenen in Verbindung trat und 
dieselben durch Bestechungsgelder zu gewinnen 
suchte (Arrian. II 14, 5. 6. Plut. de fort. Alex. 
13. Schafer a. 0. Ill 2 114ff.); namentlieh fand 
er an Demosthenes einen entschiedenen Partei- 



168ff. Zudem versaumte D. bei seiner Aufstel- 
lung die Besetzung des Strandpasses (Bauer a. 
a. 0. 125). Was D.s Verhalten in der Schlacht 
von Issos anlangt, so stimmt die schOnfarbende 
t'berlieferung (Curt. Ill 11 , 11. Iustin XI 
9, 9) mit unserer Hauptquelle Arrian. II 11 , 4 
und mit Diod. XVII 34, 7. 37, 1 darin fiber- 
ein, dass D. das Zeichen zur Flucht gab, durch 
welches die Schlacht entschieden ward (Grote 



ganger (Schafer a. a. 0.). Es wird zwar von 30 a. 0. XI 2 446); er liess semen Wagen und seine 



persischen EQstungen berichtet (Diod. XVII 7, 2), 
allein das Ergebnis war zunachst ein geringfiigiges, 
da Memnon fur seinen Feldzug in der Troas (335) 
nur 5000 SOldner zur Verfugung hatte (Diod. a. 
a. 0.). Allerdings sammelte sich im Fruhjahr 334 
in Vorderasien ein bedeutendes Heer (Droysen 
a. 0. 12 1, 185), das aber an dem Mangel litt, 
dass an seiner Spitze kein Oberbefehlshaber stand; 
die Niederlago desselben am Granikos und die 



Waffen zuriick, welche dem Sieger in die Hande 
fielen (Arrian. II 11, 5. 6. Curt. a. a. 0. Plut. 
Alex. 20). Die Tradition iiber den Zweikampf 
zwischen D. und Alexander (Chares bei Plut. a. 
a. 0. und de fort. Alex. II 9) muss gegeniiber 
einem urkundlichen Zeugnis Alexanders selbst 
zurficktreten (E. Pridik a. a. 0. 57ff.). Es war 
nach dieser entschiedenen Niederlage ein Zeichen 
merkwiirdigen Hochmuts und eines volligen Ver- 



bedeutsamen Fortschritte Alexanders an der West- 40 kennens der Lage , wenn D. sich herabliess , in 



kfiste Kleinasiens vermochten noch immer nicht 
den Konig aus seiner Zuruckhaltung herauszu- 
riitteln, der seine ganzc Hoffnung auf die aller- 
dings bedeutende Feldherrenbegabung des Memnon 
und auf die von letzterem befehligte Flotte ge- 
setzt zu haben scheint (Arrian. II 1, 1. Diod. XVII 
23, 6. 29, 1). Der Tod dieses Feldherrn bezeichnet 
fur den persisch-makedonischen Krieg auch in- 
sofern eine Wendung, als D. sich genUtigt sah 



einem Schreiben Alexander Freundschaft und Biind- 
nis anzutragen und sich dafiir die Freilassung 
seiner gefangenen Angehorigen ausbedang (Arrian. 
II 14, Iff., die Echtheit dieses und des folgenden 
Schreibens scheint mir zur Genfige erwiesen durch 
E. Pridik a. 0. 39ff. 55ff.); sein spaterer Ver- 
such, Alexander durch grflssere Zugestandnisse zu 
versOhnen (Arrian. II 25, Iff.), zeigt wenigstens 
von einer richtigeren Erkenntnis der Dinge, musste 



sich in eigener Person an ihm zu beteiligen und 50 aber naturgemass scheitern. Es ist bezeichnend. 



den Oberbefehl gegen Alexander zu iibernehnien 
(Diod. XVII 30). Dass D. von strategischer Be- 
gabung gewesen sei, urn auch einem geringeren 
Feldherrn, als Alexander es war, entgegenzutreten, 
kann nicht behauptet werden, es fehlten ihm die 
notwendigsten Vorbedingungen zur Rolle des Feld- 
herrn, Festigkeit und Mut, und er unterschatzte 
den Gegner trotz dessen vorausgegangener Erfolge 
Am liesten ware es naturlich gewesen , wenn D 



dass sich D. die ganze folgende Zeit, wahrend 
Alexander seinen Zug durch Phoenikien bis Agyp- 
ten fortsetzte und sich in diesem Lande hauslich 
einrichtete, ruhig verhielt und keinen energischen 
Versuch machte. den Gegner im Rucken zu be- 
unruhigen (dariiber Grote XI 2 477. Niese a. 0. 
I 89, etwas abweichend Beloch a. a. 0. II 644), 
sondern wartete, bis derselbe im Fruhjahr 331 
wieder Aeypten verlifss. D. soil sich anfangs 



333 die kappa dokiseh-kilikischen Passe und spater 60 daruber nicht klar gewesen sein , ob es besser 



die kilikisch-svrischen Passe (vgl. fiber beide K. J. 
Neumann Jahrb. f. Philol. CXX VII 535ff. H e b e r- 
dey und Wilhelm Denk^chr. Akad. Wien XLIV, 
VI 24) verteidigt hatte, welche Alexander ohne 
grosse Mfihe gewann (Arrian. 11 4, 3ff. 5, 1. 6, 2, 
dazu Grote a. 0. XI 2 437ff.i. Als er Alexander 
nach Kilikien entgegenrfickte, glaubte er, letzterer 
wfirde in der Ebene keine Schlacht wagen (Diod. 



ware, den Kampf in Mesopotainien aufzunehmen 
oder sich nach den ostlichen Provinzen zurfick- 
zuziehen (Curt. IV 9, li. Allerdings rfistete er 
dann eifrig und brachte ein gewaltiges Heer zu- 
sammen (Arrian. Ill 8, 3ff. Diod. XVII 53. Curt. 
IV 9. Iff. |; allein auch jetzt beging er in merk- 
wiirdiger Lassigkeit den F elder, Alexander ganz 
gemiichlich den Euphrat, der von einer ungenfigen- 



2209 



Dareios 



Dareios 



2210 



den Truppenmacht gedeckt war (Arrian. Ill 7, Iff. 
Curt. IV 9, 12), und den Tigris, dessen schwierig 
zu bewerkstelligender tfbergang iiberhaupt nicht 
verteidigt wurde (Arrian. Ill 7, 5, nach Diod. 
XVII 55 Schuld des Mazaios), passieren zu lassen. 
Es ist anzuerkennen, dass der Platz bei Gauga- 
mela, welchen D. besetzt hielt, fur die Entfaltung 
seiner Massen und die Verwendung der Eeiterei 
gut gewahlt war; D. verdankte dies. dem Eat seiner 
Freunde (Arrian. Ill 8, 7). Fiir die Schlagfertig- 10 
keit seiner Truppen war es von schlimmer Folge, 
dass sie der Konig aus Furcht vor einem Uber- 
fall die ganze Nacht vor der Schlacht unter den 
Waffen stehen liess, so dass die Leute ermfidet 
in den Kampf gingen (Arrian. Ill 11, 1. 2). Auch 
bei Gaugamela liess es D. an der gewOhnlichsten 
soldatischen Tugend fehlen. Unsere geringere 
Cberlieferung meldet zwar (Curt. IV 15, 24ff. 30), 
D., auf welchen Alexander eindrang, habe bei 
dem sich um seinen Wagen entspinnenden Kampf 20 
zum Schwertc gegriffen, um sich zu verteidigen, 
sei aber in die Flucht der ubrigen mitgerissen 
worden , was dann (Diod. XVII 60. Iustin XI 
14, 3) zu einem fo'rmlichen Zweikampf der beiden 
KOnige erweitert wurde, allein Arrian (III 14, 3) 
weiss nichts davon, sondern nach ihm war D. 
wieder der erste, der bei dem Einbruch der feind- 
lichen Schlachtlinie die Flucht ergriff (damit 
stimmt Plut. Alex. 33, dazu Grote XI 2 487). 
Auch diesmal wurden sein Wagen und seine Waffen 30 
Beute der Feinde, wahrend er eiligst weiterfloh 
(Arrian. ITI 15, 5. 16, 1. Plut. Alex. 33), ohne 
sich um das Los seines geschlagenen Heeres zu 
kummern. Erst in Medien machte er Halt (Arrian. 
Ill 16, If. Diod. XVII 64, 1 , wahrend Curt. V 
1, 3 inn schon in Arbela sich aufhalten lasst); 
er blieb in Ekbatana, wahrend Alexander gegen 
Babylon und Susa zog und im Winter 331 auf 
330, nachdem er die Konigspalaste von Persepolis 
verbrannt hatte, in Persien langere East hielt. 40 
Die geringere Uberlieferung (Diod. XVII 64, Iff. 
65, 5. Curt. V 1, 3ff.) meldet von neuen Rustungen, 
die er anordnete, und von grossartigen Planen zur 
Fortsetzung des Krieges ; allein dies ist nach der Er- 
zahlung Arrians (ni 19, Iff.) dahin einzuschranken, 
dass D. an keinen heroischen Widerstand dachte, 
sondern sein Verhalten nach Alexanders Vorgehen 
einrichtete : wenn dieser nicht fiber Susa vorruckte, 
so hatte er die Absicht, selbst in Medien zu 
bleiben , wenn aber Alexander sich gegen ihn 50 
wandte, sich nach Parthien und HyTkanien, notigen- 
falls nach Baktrien zu fifichten und Alexander 
die Verfolgung durch Verwustung der dazwischen 
liegenden Landschaften unmoglich zu machen. 
Ob er wirklich die Absicht hatte, Alexander in 
Medien eine Schlacht zu liefern , wie letzterem 
gemeldet ward, und dies nur aufgab, weil der 
versprochene Zuzug der Kadusier und der Skythen 
ausblieb (Arrian. HI 19, 3ff.), steht dahin -, That- 
sache ist, dass sich D. bei Alexanders Heran- 60 
nahen mit einer ganz geringen Macht, die zum 
Widerstand nicht hinreichte, auf die Flucht machte 
(Arrian. ebd. 4. 5. Diod. XVII 73, 2, dagegen 
giebt ihm Curt. V 8, 3 mehr Truppen). Das 
folgende besteht darin, dass Alexander in marchen- 
hafter Eile dem D., der einen Vorsprung von einer 
Woche hatte, nachsetzte (Arrian. Ill 20, Iff.), von 
Ekbatana nach Rhagai und, nachdem er dort ffinf 
Pauly-Wissowa IV 



Tage gerastet hatte, durch die ,kaspischcn Thore' 
nach Parthien. Unterdes hatten der Chiliarch 
der Eeiterei Nabarzanes und die Satrapen Bessos 
und Barsaentes D. gefangen genommen; sie fuhrten 
ihn gefesselt auf einem Wagen mit sich, Bessos 
war an seiner Statt von dem grOssten Teil der 
begleitenden Truppen die Gewalt fibergeben wor- 
den (Arrian. Ill 21, Iff. 4). Die Verschworenen 
hatten die Absicht, D. an Alexander auszuliefern, 
um eine Belohnung zu erhalten, wenn er ihnen 
aber nicht nachfolge, ein Heer zusammenzubringen 
und den Krieg weiter zu ffihren. Alexander setzte, 
nur von seinen schnellsten Leuten begleitet, die 
Verfolgung durch Tag und Nacht trotz der Er- 
schopfung seiner Mannschaft fort; endlich am 
sechsten Tag seit seinem Aufbruch von Rhagai 
erreichte er die Colonne der Feinde, welche so- 
gleich floh (Arrian. ni 21, 9). D. war, als Ale- 
xander schon nahte, von Nabarzanes und Barsaentes 
durchbohrt worden; er starb noch, bevor er 
Alexander sehen konnte (Arrian. ebd. 10. 22, 2, 
Hekatombaion im Archontat des Aristophon, Juli 
330 ; vgl. auch das neu entdeckte Brachstiick 
der parischen Marmorchronik Z. 7. Athen. Mitt. 
XXII 1897, 192. Ed. Meyer Forsch. II 493. 
502). tlber den Ort seines Todes s. A. D. Mordt- 
mann S.-Ber. Akad. Miinchen 1865 I 521ff. 
und Spiegel Eran. Altertumskunde II 533. D. 
hatte manche von seinen Fehlern durch sein trau- 
riges Ende und den Verrat, den seine Unter- 
gebenen an ihm verubten, gesiihnt; das Mitge- 
ffihl mit diesem erschutternden Umschwung mag 
zu der romanhaften Ausschmuckung beigetragen 
haben, welche seine letzten Tage spater fanden 
(besonders Curt. V 8, Iff. Diod. XVII 73, 4. Plut. 
Alex. 43. Iustin XI 15, Iff.) und welcher auch 
die neuere Geschichtschreibung (Drovsen a. a. 

0. I 2 1, 372ff.) zum Schaden der Sache folgte 
(vgl. die richtige Beurteilung bei Niese a. a. 0. 
I 101). Alexander liess D.s Leichnam eine kOnig- 
liche Bestattung zu teil werden (Arrian. Ill 22, 

1. 6. Diod. XVII 73, 3. Plut. Alex. 43. Iustin XI 
15, 15. Plin. n. h. XXXVI 132). D. wurde neben 
den Griibern seiner Ahnen beigesetzt (Noldeke a. 
0. 138); wahrscheinlich ist das bei St olze Per- 
sepolis PI. 73 abgebildete Grab in Naks-i-Rustem 
das seinige (Justi Iran. Namenbuch 79). 

D. war mit Stateira vermahlt, die durch die 
Schlacht von Issos in Alexanders Gefangenschaft 
geriet und in derselben vor der Schlacht von 
Gaugamela starb; ihren Namen nennt nur Plut. 
Alex. 30. Von seinen Tfichtern wurde spater 
eine, die bald Barsine, bald Stateira heisst, Ale- 
xanders Gattin (Droysen a. 0. I 2 2, 243), eine 
andere Drypetis zu gleicher Zeit Hephaistions Frau 
(Arrian. VII 4. 5. Diod. XVII 107, 6). 

Abbildungen: Auf Mfinzen bei Babelon Les 
Perses Achemenides, Text XVII. PI. II 16—17. 
VI 16. IX 17—19. XXX 15-18 und Maspero 
a. 0. Ill 804. Ideale Portraits auf dem Mosaik 
der sog. Alexanderschlacht (Schlacht bei Issos) 
Museo Borbonico VIII Taf. 36. 40 und auf unter- 
italisehen Vasenbildern, s. Heydemann Alexan- 
der d. Gr. und Dareios Kodomannos auf unterita- 
lischen Vasenbildern (8. Hallisches Winckelmanns- 
programm 1883)._ 

Litteratur: Grote History of Greece 2 XI 376ff. 
XII Iff. Schafer Demosthenes 2 III lllff. 152ff. 

70 



2211 



Dareios 



Daremma 



2212 



Holm Gesch. Griechenlands III 349ff. F. Justi 
Gesch. des alten Persiens 139ff.; Grundriss d. 
iran. Philol. II 468ff. Spiegel Eran. Altertums- 
kunde II 490ff. Noldeke Aufsatze z. pers. Gesch. 
81ff. Droysen Gesch. des HellenismusS I 1, 64ff. 
N i e s e Gesch. der griech. und makedon. Staaten 
seit der Schlacht bei Chaeronea I 49ff. Beloch 
Griech. Gesch. II 606. 634ff. Maspero Hist, an- 
cienne des peuples de l'Orient classique III 807ff. 

4) D. (Ktes. Aagsiatog), der alteste Sohn des 10 
Xerxes (Diod. XI 69, 2). Sein Vater vermahlte 
ihn zu Sardes (nach der Schlacht von Mykale 479) 
mit Artaynte, der Tochter des Masistes (Herod. 
IX 108ff.): Xerxes unterhielt mit ihr ein intimes 
Verhaltnis, welches Anlass zu der Eache wurde, 
die seine Frau Amestris an Masistes Frau nahm, 
und damit zur Katastrophe des Masistes selbst 
fuhrte. D. wurde in einer nicht ganz klaren 
Weise in den Sturz des Xerxes (465) verwickelt 



6) Dareios, Sohn des Mithradates Eupator von 
Pontos, ergiebt sich in Phanagoreia den Romern, 
App. Mithr. 108, wird bei dem Triumph des Pom- 
peius aufgefiihrt, a. a. 0. 117. 

7) Dareios, der Meder, von Pompeius bekriegt 
und vertrieben, App. Mithr. 106. 

8) Dareios, Sohn des Pharnakes, Enkel des 
Mithradates Eupator, wird von Antonius zum 
KOnig von Pontos gemacht, Appian. bell. civ. V 75. 

9) Dareios, Sohn des PartherkOnigs Arta- 
banos III., wird von diesem als Geisel an Tiberius 
geschickt, Joseph, ant. XVIH 103. Caligula hatte 
D., der noch ein Knabe war, bei sich, als er auf 
der Briicke von Baiae sich amtisierte, Suet. Calig. 
19. Cass. Dio LIX 17. 

10) Dareios, Hipparch des JudenkOnigs Agrippa 
II., Joseph, bell. Jud. II 421. Waddington 
identiflciert ihn mit dem auf einer Inschrift von 
Deiresch-Schair genannten Eparchen des Agrippa. 



undfand dabei sein Ende (s. Artaxerxes Nr. 1). 20 Le Bas Voy. arch. II, explic. des inscr. 2135 



Nach der verbreitetsten Erzahlung (Ktes. Eel. 29. 
Diod. XI 69. Iustin III 1, Iff.) ermordete Arta- 
banos den Xerxes und denuncierte dann D. bei 
seinem jiingeren Bruder Artaxerxes, dass er die 
That begangen habe, worauf Artaxerxes D. toten 
liess; nach Iustin a. 0. geschah dies, wahrend 
D. schlief. Ganz abweichend ist Aristoteles text- 
lich nicht sicher gestellter Bericht (Pol. 1311b, 
36ff.), Artabanos habe Xerxes ermordet, weil er 



p. 501. [Willrich.] 

11) Consularis einer orientalischen Provinz 
im J. 382, Cod. Theod. XH 1, 91. 

12) Hoher Beamter am Hofe Valentinians III. 
mit dem Titel vir ittustris (August, epist. 229, 
2 = Migne L. 33. 1020), wurde um 429 nach 
Africa geschickt, um zwischen Bonifatius und dem 
Kaiser einen Frieden zu vermitteln (s. Bd. Ill 
S. 699, 28). Sein Sohn Verimodus begleitete ihn 



D. ohne dessen Befehl aufhangen liess und die 30 (August, epist. 229, 2. 230, 6. 231, 7). An ihn 



Rache des Konigs befurchtete (Grote a. a. 0. 
vertritt eine andere Auffassung). Vgl. Noldeke 
Aufs. z. pers. Gesch. 49. Grote Hist, of Greece 2 
VII 304. Duncker Gesch. des Altertums N. F. 
I 24. 194f. 198ff. Maspero Hist, ancienhe des 
peuples de l'Orient classique IH 727. 728ff. 

5) D., altester Sohn von Artaxerxes II. und 
der Stateira (Plut. Artox. 26). Geboren um 412, 
wurde er, schon fiinfzigjahrig, von seinem Vater, 



gerichtet August epist. 229. 231, ein Brief von 
ihm an Augustinus epist. 230. 

13) Praefectus praetorio Orientis in den J. 436 
und 437, Cod. Theod. VI 23, 4. XI 1, 37. 5, 4. 

[Seeck.j 

Dareitai (AageXxai), ein Volk, das nebst den 
Kaspiern und zwei anderen Volkern zum elften 
Steuerkreise des Dareios gehorte, Herodot III 92 ; 
Aaglxat Steph. Byz. s. AaQiazavtj. Nach Ptolem. 



trotzdem dessen Gemahlin Atossa den jiingeren 40 VI 2,6 lag rj Aagetxtg x<^>Q a in Medien amjaso- 



Bruder" begiinstigte, zum Mitregenten und Nach- 
folger designiert (lust. X 1, Iff.), geriet aber mit 
ihm in Zwiespalt, da er sich von dem Vater dessen 
Maitresse Aspasia (s. Aspasia Nr. 2) als Ge- 
schenk zum Regierungsantritt ausbat (Plut. Artox. 
26. 27. lust. X 2, 1). Artaxerxes musste ihm 
dies dem Gesetze gemass zugestehen, machte aber 
Aspasia bald zur Priesterin der Anaitis, wodurch 
sie dem Sohne entzogen wurde. Dies erbitterte 



nischen Gebirge. Nach anderen bildete Daritis 
einen Teil von Ariana, 1900 (Var. 1800 und 1400) 
Milien lang und halb so breit als.Indien, Plin. 
n. h. VI 95. Gehort hierher auch Teriton (Gen. 
PL), eine persische Provinz bei Geogr. Rav. Il 5? 

[Weissbach.] 
Dareiu koine (Aaguov xojfit]), Niederlassung 
beim jetzigen Dere-kjoi oder Darin-kjoi im alten 
Lydien, nOrdlich vom Hermos, tj Aageiovxm/aircov 



D. ungemein, der noch dazu von Tiribazos auf- SOxaxoixta, Movo. x. BifSL Evayy. SyoXfjg £v 



gestachelt WQrde und eine Anderung der Thron 
folge befurchtete (Plut. Artox. 28ff.) ; so verschwor 
er sich, nach lust. a. a. 0. mit seinen Brtidern, 
zum Tode des Vaters. Wahrscheinlich fallen diese 
Ereignisse in das J. 362 (Judeich Kleinasiat. 
Stud. 207. 334) oder 361 (Grote Hist, of Greece'-! 
X 128); Bergks Ansatz (Rh. Mus. XXXVH 368) 
auf das J. 3598 hat wenig Wahrscheinlichkeit 
fur sich. Der Anschlae wurde von einem Eunuchen 



Hfiigvp xeg. 5, 1884-1885. 77f. E. Fontrierebd. 
1885—1886, 13**. 22. Fontrier merkt an, dass 
man dieses AegexwV (tiirkische Vocalisierung) zum 
Unterschied von einem anderen D. bei Palamut 
(alt Apollonis) Aagiv-xioi genannt habe. Radet 
und Paris Bull. hell. IX 1885, 398. X 190. XI 91. 
Der antike Name der Dorfschaft ist eine Erinne- 
rung an die Niederlassungen unter den persischen 
KOnigen. Nach den Inschriften wurde dort die 



entdeckt (Plut. Artox. 29); D. wurde durch dasUr- 60Demeter Kagxoqiogog verehrt (vgl. noch Kiepert 



teil eines koniglichen Gerichts zum Tode verdammt 
und durch Abschneiden des Halses hingerichtet 
(Plut. a. a. 0. lust. X 2, Iff. Aelian. v. h. IX 42). 
Vgl. Grote History of Greece 2 X 127ff. Spiegel 
Eran. Altertumskunde II 478ff. Justi Gesch. d. 
alten Persiens 137. Noldeke Aufsatze z. pers. 
Gesch. 74. Maspero Hist, ancienne des peuples 
de l'Orient classique III 762ff. [Swoboda.] 



F. 0. A. IX, Text 4 Anm. 49). S. Dareion. 

[Biirchner.] 

Dareium s. Dara Nr. 1. 

Daremas (Ace. }, Stamm der Trogodvten. Iuba 
bei Plin. n. h. VI 176. _ [Sethe.] 

Daremma (Aage/i/ua), Stadt in Mesopotamien, 
Ptolem. V 18, 13. Der Name ist wohl mit Dar 
,Wohnung' zusammengesetzt. [FriinkeL] 






2213 



Darenos 



Dares 



2214 



Darenos (Aagyvog), eine Ortlichkeit im tie/iia 
der Thrakesier, Theophan. 456 (vom J. 782) ; vgl. 
Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien CXXIV (1891) 
37, der die Vermutung ausspricht, dass der Name 
mit dem des Hohlenklosters Dariro in Verbindung 
zu bringen ist. [Biirchner.] 

Darentlaca, mulatto im Itin. Hieros. 554 
xwischen Augusta (Aouste) und Dea Vocontiorum 
(Die). Beim heutigen Saillans, wo die Meilen- 



einen Christen zu halten. Der fitters ausgespro- 
chene Zweck der Schrift ist im Gegensatz zu 
dem ,viel spater lebenden' Homer den troianischen 
Krieg durch einen Augenzeugen erzahlen zu lassen; 
auch sucht der Verfasser durch scheinbar sehr 
genaue Angaben tiber die Zahl der Gefallenen, 
die bis auf Tage berechnete Dauer des Krieges 
u. a. den Eindruck der hochsten Zuverlassigkeit 
zu machen. Zugleich steht er iiberall in be- 



steine CIL XII 5504 — 5505 gefunden worden sind. 10 wusstem Widerspruch zu Homer und der mytho- 



Desjardins Geogr. de la Gaule II 233. [Him.] 

Dares. 1) Priester des Hephaistos in Troia, 
Vater des Phegeus und Idaios, Horn. II. V 9f. 
Tzetz. Homeric. 53f. An diesen D., dem man 
wegen seines priesterlichen Standes schriftstelle- 
rische Neigungen zutrauen durfte, hat spate Er- 
findang die in einer lateinischen Bearbeitung er- 
haltene historia Daretis Phrygii de excidio Troiae 
angekniipft, eine Darstellung des troianischen 



graphischen tiberlieferung, indem z. B. Helena 
von der insula Oytherea geraubt wird, Telephos 
auf seiten der Griechen steht und der Tod des 
Patroklos im Anfang des Krieges vor dem Zorn des 
Achilleus stattfindet, welcher wieder durch dessen 
Werbung um die Polyxena und Annaherung an die 
Troianer begriindet wird. Bemerkenswert fur die 
Entstehung der griechischen Vorkge ist, dass die 
attischen Helden, Menestheus und Akamas, sich 



Krieges, welche von dem Fortleben und der Ge- 20 mehr auszeichnen als bei Homer und Palamedes die 



staltungsfahigkeit dieses Sagenstoffes auch gegen 
Ausgang des Altertums Zeugnis ablegt und nebst 
dem nahe verwandten Diktys (s. d.) in einem ahn- 
liehen Verhaltnis zu Homer steht, wie etwa die 
apokryphen Evangelien zu den biblischen. Die 
erste Erwahnung findet sich bei dem Liigenmytho- 
graphen Ptolemaios Chennos I extr. (vgl. Eustath. 
Odyss. p. 1697, 58) : 'Arxhaxgog 8e yrjoiv 6 'Axdv- 
■&iog Adgtjxa ngb 'Ojtrjgov ygdxpavxa xijv 'Ikidba 



Rolle des seiten erwahnten Odysseus iibernimmt. An 
die Stelle des holzernen Pferdes tritt entsprechend 
spaterer Grammatikerweisheit (Serv. Aen. II 15) 
ein am skaeischen Thore ausgehauener Pferdekopf, 
und Troia fallt nur durch den Verrat des Aineias, 
Antenor, Dolon, Polydamas und Ukalegon, welche 
dies Thor den Griechen Offnen. Uberhaupt wendet 
der Verfasser seine Gunst mehr den Troianern 
als den Griechen zu, was sich auch darin aus- 



fivt'jfiova yevso&ai "Exxogog vnhg xov /ti] avsXstv 30 spricht, dass Achilleus oft verwundet wird, die 



ndrgoxXov, ein Sagenzug, der jedoch bei dem 
lateinischen Dares nicht vorkommt. Noch deut- 
licher sagt Aelian. v. h. XI 2 von D. , ov <&gv- 
yiav 'IXidSa t.ti xal rvv oa>£ofievt]v olda. Dem 
entsprechend erzahlt der Verfasser der lateinischen 
historia de excidio Troiae in der Vorrede, worin 
er unter dem Namen des Cornelius Nepos sein 
Buch dem Sallustius Crispus widmet, er habe 
das griechische Original in Athen gefunden und 



Gesamtzahl der gefallenen Griechen 886 000, die 
der Troianer 676 000 betragt und Aias, der Sohn 
des Telamon, durch einen Pfeil des Paris erlegt wird. 
Diese Richtung, die bereits Vergil angebahnt hat, 
namentlich aber die vorgegebene Autopsie des Ver- 
fassers haben bewirkt, dass das Buch im Mittelalter 
viel gelesen und beniitzt wurde. Ausser dem ro- 
man de Troie des altfranzOsischen Trouvere Benoit 
de Sainte-More gehen auf D. die deutschen Bear- 



wOrtlich ins Lateinische iibertragen. Diese An- 40 beitungen desselben Stoffes durch Konrad von 



gabe verdient an und fiir sich allerdings keinen 
Glauben, aber der ausdriickliche Hinweis des 
Aelian auf ein zu seiner Zeit vorhandenes Werk 
und noch mehr die Thatsache, dass die Schilde- 
rung der ausseren Erscheinung der griechischen 
und troischen Helden und Frauen bei Malalas 
und D. bis auf unbedeutende Abweichungen die 
gleiche ist, beweisen, dass der lateinische D. in 
der That aus einem ausfiihrlicheren griechischen 



Wiirzburg und Herbort von Fritzlar zuriick. Auch 
sind viele Hss. erhalten, von denen der Parisinus 
7906 (9. Jhdt.) wohl die alteste ist, s. F. Meister 
Uber Dares von Phrygien de excidio Troiae, Breslau 
1871, If. und vor seiner Ausgabe Illf. Von den 
Aus gab en scheint die zu Koln 1470 zusammen 
mit Dictys erschienene die alteste zu sein. Er- 
wahnung verdienen noch die von Jos. Mercier 
(Paris 1618. Amsterdam 1631), A. Daciera in 



Werk iibersetzt ist (H. Haupt Philologus XL 50 usum Delphini (Paris 1680. Amsterdam 1702) 



107f.). Das muss vor Isidor geschehen sein, da 
dieser orig. I 41 die lateinische Fassung kennt. 
Die Erzahlung beginnt mit der Fahrt der Argo- 
nauten und der Eroberung Troias durch Herakles 
und schliesst mit der Zerstorung der Stadt. Die 
Ausdrucksweise der nur 44 Capitel zahlenden 
Schrift ist so knapp und kurz, dass die Vermu- 
tung, das Erhaltene sei nur ein Auszug aus 
einer ausfiihrlicheren Darstellung (G. Korting 



U. Obrecht (Strassburg 1691), L. Smids (Am- 
sterdam 1702, darin Jac. Perizonius De historia 
belli Troiani), A. Dederich (Bonn 1835. 1837) 
und F. Meister (Leipz. 1873). Cber die Quellen 
und Benutzer s. ausser den unter Diktys an- 
gefuhrten Schriften H. Dunger Die Sage vom 
troianischen Kriege in den Bearbeitungen des M.- 
A. und ihre antiken Quellen, Dresden 1869. A. 
Joly Benoit de Sainte-More et le Roman de Troie 



Dictys und Dares 70. G. Paris Revue critique 60 ou les metamorphoses d'Homere et de l'e'pope'e 

1874,289; Romania 1874, 129) manches fiir sich " ^ *" " ' """"" " • ' 

hat. Dabei weist die halbbarbarische, sehr nach- 
lassige Latinitat friihestens auf das 5. Jhdt. als 
Entstehungszeit bin. Doch berechtigen die Worte 
des einleitenden Briefes: (de Homero) Athenis 
indicium fuit, cum pro insano liaheretur, quod 
deos cum hmninibus belligerasse scripserit nicht 
dazu, mit Teuffel-Schwabe den Verfasser fiir 



greco-latine an moyen age, Paris 1870f. Meister 
vor seiner Ausgabe S. XVIf. G. Korting Dictys 
und Dares, ein Beitrag zur Geschichte der Troia- 
sage in ihrem Ubergange aus der antiken in die 
romantische Form, Halle 1874. R. Jackel Dares 
Phrygius und Benoit de Sainte-More, Breslau 
1874. C. Wagener im Philologus XXXVIII 91f. 
Teuffel-Schwabe Gesch. d. rSrn. Litt.s 1209f. 



2215 



Dargamancs 



Daroma 



2216 



2) Gefahrte des Aineias aus Troia und aus- (Ptolem. II 2, 8 ™Qoixovo<, di rijv ^tevQav xai 

gezeichneter Faustkiimpfer, welcher jedoch bei den xavxy (una xovg Pofioy^vg Aa S ivoc v<f • ove 

zu Ehren des Anchises abgehaltenen Leichen- Oiolovvxw) ; den Namen glaubt man m heutigen 

spielen von Entellus besiegt wird. Die Beschrei- Londonderry erhalten. I- • rJii., 

bung dieses Kampfes ist von Vergil (Aen. V 368ff., Darioritum, , Hauptort derVeneti m Gall a 

vtrl Hvsr fab. 273) dem ahnlichen des Epeios mit Lugudunensis, Ptolem. II 8, 6 Ovwxoi mv xohs 

dem Euryalos in der Ilias nicht ohne bewusste Aagioqnov (var. Aagiogtyov). Auf der lab. Pent. 

Anderuneen nachgebildet. TO. Rossbach.] Dartoritum (zwischen Duretie und Suhs) m der 

Zrlamanes (Ptolem. VI 11, 2. 4. 18, 2; Not. Gall. Ill 8 (prov. Lugdun tertia) m few Ve- 
Dargomams Ammian. Marc. XXIII 6, 17), Fluss 10 netum Heute Vannes., dep. Morbihan. Auf emem 

in Baktriane, welcher im Paropannisos entspringt in St. Chnstophe (en Elyen dep. Morbihan) ge- 

und sich westlieh vom Zariaspes (Balch-ab) dem fundenen Meilenstein hest Mowat Rev. arch, n. 

Ochos anschliessen soil, urn mit diesem vereint s. XXVII 7 aDfUrwntoJ IfeugaeJ XL Desiar- 

in den Oxos zu fallen. Da der Ochos gewohn- dins Table de Peut. 29; Geogr. de la Gaule I 

lich dem Hare-rud oder Tegend gleichgestellt 142. 298 301 Longnon Geogr 3 4 Holder 

wird, und da ilberdies der Margos (Marw-rud, Altkelt. Sprachsch. s. v. Hirschfeld OIL Xlli 

Marg-ab) dazwischen fallt, so wird die Deutung p. 489. Zum zweiten Bestandteil des Namens 

erschwert. Westlieh vom Balch-ab fliessen zu- (ritum), vgl. Augustoritum. [lhm.J 

nachst zwei Stromadern, welche aus dem Pass- Dariro, Hohlenkloster das unter Iustimanus 
irebiet von Gurzwan kommen: zuerst der Pluss 20 an der Statte eines Gotzentempels auf dem Berge 

von Saripul und Sibergan, dann der Nari von Mesogis in Lydien gegrundet worden ist (Ioann. 

Maimene und Andchui; beide nahern sich in ihrem Ephes. hist eccl. III 8/); vgl. Tomaschek S.- 

Vuflosungsgebiet gegenseitig und erreichen nicht Ber. Akad. Wien CXXIV (1891) 37. [Burchner.] 

mehr, wie vor alters* den Amu-darya; der erstere Daristane, Stadt m Persien , unbestimmter 

konnte den D. bezeichnen, der zweite den ver- Lage, Steph. Byz.; der Name bedeutet ,Thor- 

meintlichen Ochos. Im Namen kann zend. daregha standplatz, aida' ; erne fetation in der persiscnen 

,lang, gestreckt', auch wohl npers. dargh ,Hemm- Wiiste Namens Danstan begegnet m den arabi- 

nis, Damm' vorliegen, dazu manis ,Sinn'. Slid- schen Itineraren.^ [lomascneJj.j 

lich von Samarqand fliesst ein Canal, der seit Dartama, richtiger wohl Drachama, nach 
alters DarghamVer Dargham genannt wird -30 Ptolem. VI 17, 8 erne Ortschaft von Areia im 

sollte derselbe im Pinax des Ptolemaios gleich Gebiete der Drachamai (s. d.). _ [Toma.chek.J 

der Stadt Marakanda aus Sogdiane nach Baktra Darna, Ortschaft in Assyria, etwa in der 

versetzt worden sein? [Tomaschek.] Landschaft Arrapachitis -Ptolem VI 1, 9; vgl. 

Dargoidos, Fluss in Baktriane, der im Paro- zend. derena ,Bergspalt Flussthal . Da» heutige, 

pannisos entspringt und in nordwarts gerichtetem in der Landschaft Ardil&n in 35° 3 IS. am Gavo- 

Lauf ostlich vom Zariaspes (Balch-ab) dem Oxos rud, emem Ostlichen Zufluss des Diyala (s. Gyn- 

zufliesst. der vorher das Gebiet von Choana (s. d., des) gelegene Darnah ist ein wichtiger Kreuzungs- 

ietzt Kunduz) bewiissert hat, Ptolem. VI 11, 2. punkt der Bergpassagen im Zagrosnahe dem Pass 

Offenbar der neutige ab-i-Chulm, der nordlich von Dar.tang; Ritter IX 415. 420. [Toiiiaschek.] 
der Bamianclause entspringt, an den alten Festcn 40 Darilis, Aaqvcg (in den Hss. des Ptolem. Joo- 

Ktt und Simingan voriiberfliesst und bei Chulm Same) oder A«e»v (}™™- Mosch , Zag^ __Sted. 

in Canale sich auf lost, ohne den Amu-darya zu mar. magn.), die Ostlichste Stadt der kyrenaischen 

erreichen; die Passage von Anderab (s. Darapsa) Pentapolis, zugleich der trrenzhafen gegen die zu 

nach Balch verliisst bei dem Orte Baghlan den Agypten geh(inge Marmanca, Ptolem. IV 4 2. 

ab-i-Kundiiz, erreicht in drei Tagmarschen gegen 5. 6. 5, 1. 6, 2. 7 2. Aminian. Marc. XXII 16, 4. 

Westen das Flussthal des ab-i-Chulm und halt Stad. mar. magn. 47. _ 48. Itm. Ant. 68, i. 70, .J, 

=ich zwei Tage lang bis Chulm an dieses Thai, in byzantinischer Zeit zur ^aQ X ia AtMs *>/? 

von wo aus zwei Tage westwarts bis Balch zu- *d™ gehorig, Hierocl. 734, 3; Bischofssitz, Ioann. 

riickzulesren sind. [Tomaschek.] Mosch. in prat, spiritual, c. 119 Synes. epist. 6, ; 

Darit Volk fistlich vom Indos, unterhalb der 50 in der Not. episc. 800 (ed. Parthey) als Aeavwor 

\smagi oder Acmaka gegen die Wiiste zu, Plin. ^rgojiohg, in der Not. patriarchies Neilos Doxa- 

VI 73- vielleicht die heutige Tribus Dhar am Unter- patrios 1 17 als m m6.-io/.i; Aa S rs.a> genannt ; heute 

lauf des Setleg oder Gharra. [Tomaschek.] Derna. _ [bethe.j 

Dariagara, Ortschaft Hinterindiens im Mun- Daroakana, Ortschaft im Gebiet der Paro- 

dungsgebiet des Doanas und Seros (Ma.kong), pannisadai an der Nordostseite von Kabura-Orto- 

Ptolem VII 2, 24; vielleicht Arianagara zu lesen, spana, Ptolem. \I 18, o; etwa nahe der Clause 

\rierstadt" 5 [Tomaschek.] Daruntha am Kabulfluss, zwschen Lamgan und 

" Bariansa, Ortschaft im Umkreis von Ekba- Gelalabad zu suchen. [Tomaschek] 

tana in Media, Ptolem. VI 2, 12; etwa Daraya- Daroma (Euseb. und Hieron Onom. haufig,, 

va'usa. s. Dareios S. 2184. Nicht etwa Dariyas, 60 ,das Sudland% ist spathebraische Bezeichnung des 

eine Burg der Mikri-kurden im Zagros siidUch ziemUch ebenen Landstnchs im Suden des judae- 

vom Ummiasee, Ritter IX 1022. [Tomaschek.] ischen Gebirges, welches im Alten Testament als 

Daridna, eine »«6^ in Paphlagonien, Steph. Negeb bezeichnet wird (vgl. die Lbersetzung des 

Bvz ' [Huge.] Onkelos und des Arab, von Deut. 34, 3). Der 

Darieion, Stadt Phrygiens, Steph. Bvz., wahr- Umfang dieses Landstnchs wird verschieden an- 

scheinlich dasselbe, wie Aooinov bei demselben. gegeben. In den talmudischen Schnften umfasst 

Cramer Asia minor II 56: [Ruge.] D. die Kiistenebene welche ,m Alten Testament 

Darini, Volk an der Ostkiiste von Hibernien und bei Eusebms Schephela heisst (s. 2 £<pt1 Xa). 






2217 



Daromacus 



Dasius 



2218 



Es wird ein ,oberer' und ein ,unterer' Darom unter- 
schieden, vgl. Neubauer Geogr. des Talmud 62f. 
Bei Eusebius und Hieronymus ist diese KOsten- 
ebene ausgeschlossen , die stidlichsten Orte des 
Gebirges Juda dagegen gehtiren zu D. Eleuthero- 
polis (BSt Dschibrin) wird noch davon getrennt 
(Onom. ed. Lagarde 274, 9ff. = 135, 22ff.), wenn- 
gleich anderwarts der D. teilweise zum Gebiet 
von Eleutheropolis gehorte (Onom. ed. Lagarde 



der Existenz einer besonderen Stadt (Cities and 
bishoprics of Phrygia I 327, 3). Dim stimmt 
Partsch zu, der die Frage aufwirft, ob nicht 
vielleicht dorso zu schreiben ist, Berl. philol. 
Wochenschr. 1896, 493. [Ruge.] 

Darsanioi, indisches Volk mit der Stadt Dar- 
sania, Steph. Byz. p. 219f., wo auch von den feinen 
Stoffen die Rede ist, welche die dortigen Frauen 
zu weben verstanden ; skr. darpana, drfenya ,an- 



254, 70 = 119, 18); D. war also ein rein geo- 10 sehnlich', Darcaka, Name eines Volkes; A ogodvt)g, 



graphischer Begriff. Die Ausdehnung nach Sflden 
betreffend, erfahren wir von Eusebius, dass z. B. 
Jether (s. d.) , welches 20 Millien sudlich von 
Eleutheropolis war, im Jnnern' von D., iv x<$ 
eoco A., lag (Onom. ed. Lagarde 266, 42ff. = 133, 
3ff.; vgl. 255, 78f. = 119, 27f.). Dagegen war 
Gerar, 25 Millien sudlich von Eleutheropolis, schon 
jenseits' von D. Nach Osten zu reichte D. bis 
nahe ans Tote Meer, wenn nicht ganz bis zu 



der indische Herakles (Civa), Hesych, ist sicher, Dar- 
cana, f. DarcanaGemahlin des Civa. [Tomaschek.] 

Darsioi (Adgoioi), thraMsches Volk nach He- 
kat. frg. 130 bei Steph. Byz., von Appian. 111. 2 
zu den Blyrern gerechnet, also wohl im Grenz- 
gebiete, und vielleicht = Dersaioi (s. d.). 

[Oberhummer.] 

Dartha (Aagda, var. Aafta), d. i. aramaisch 
Dar'tM = ,Hof, Stall' (vgl. die alttestamentlichen 



demselben. Maon wird als im ostlichen Teil 20 Stadtenamen O'dera I Chron. 4, 23; Bosrd Gen. 



D.s liegend bezeichnet (Onom. 280, 291. = 139 
15); Gadda, das ,am aussersten Ende'von D.' sich 
befand (Onom. 245, 35), nennt Hieronymus als 
imminens mart mortuo (Onom. 127, 28ff.). Als 
weitere Stadte in D. werden von Eusebius erwahnt: 
Anea 9 Millien sudlich von Hebron, Gabaa und 
Gabata, Duma 17 Millien von Eleutheropolis, Ere- 
mintha, Esthema, Thalcha, Jetta 18 Millien von 
Eleutheropolis, Remman, Karmel nahe bei Hebron 



36, 33, arab. LJira, griech. Av\r\ und Avhxl mit 
derselben Bedeutung), Stadt in Assyrien, Ptolem. 
VI 1, 4. Die var. lect. Ad&a ergiebt sich durch 
die gesicherte Etymologie des Namens als wert- 
los. [Fraenkel.] 

Dartoritum s. Darioritum. 

Darucinte, Station auf der Strasse von Satala 
nach Artaxata, 40 mp. hinter Satala, 20 mp. vor 
Aegea (Lidz am oberen Euphrat), Tab. Peut.; 



(Onom. 221, 17 = 93, 12. 246. 52 = 128, 15. 250, 30 zu suchen auf der Wasserscheide zwischen dem 



68 = 116, 4. 254, 60 = 119, 4. 261, 30 = 157, 4. 
267, 51 = 133, 10. 289, 34 = 147, 18. 302, 51 
= 113, 8). [Benzinger.] 

Daromacus s. Caesaromagus Nr. 2. 

Daron, Adgcov i} Awqcov, Ort (xw/iri) im siid- 
lichen Teile der Insel Meroe, Ptolem. IV 7, 21; 
identisch damit ist die Stadt Diaron, am Ostufer 
des Nils, 17 Tagreisen oberhalb Meroe, eine Griin- 
dung der von Psammetich abgefallenen Agypter, 



Coro/ und Gail-get im Norden und dem Euphrat 
im Siiden, etwa bei Qara-diwan; deutbar aus 
armeniseh dor ,Abhang' und khinih ,Nase, Vor- 
sprung 1 . ' [Tomaschek.] 

Daseai oder Dasea (Aaoeat, Aaoea), Ort im 
Becken von Megalopolis (Arkadien), an der Strasse 
von Lykosura nach Megalopolis, beim heutigen 
Dorfe Delihassan in fruchtbarem, teilweise be- 
waldeten Hiigelland am linken Ufer des Alpheios, 



wie das nOrdlicher gelegene Eser, Aristokreon bei 40 zu Pausanias Zeit in Trummern. Paus ; VILT 3, 



Plin. n. h. VI 19L " [Sethe.] 

Darrhai (Ad(>§ai), arabischer Volksstamm an 
dem arabischen Mecrbusen, von Ptolem. VI 7, 4 
neben den Oafiv&Xxai angefuhrt. Plin. VI 32 kennt 
die gens Darras als ein siidarabisches Kiisten- 
volk, sie sind also im Zeitraume zwischen Plinius 
(oder besser Iuba) und Ptolemaios von Siiden nach 
Norden vorgeriickt (Sprenger Alte Geogr. 29. 
382). Vgl. auch Glaser Skizze 37 u. 231, der 



3. 27, 4. 36, 9. Steph. Byz. Ross Reis. im Pelop. 
91f. Curtius Pelop. i" 294. Bursian Geogr. 
II 240. |Philippson.] 

Daseatas (Aaaidxag), Sohn des Lykaon, Epo- 
nym der Stadt Daseai (s. d.) in Arkadien, Paus. 
VIII 3, 2. [Hiller v. Gaertringen.] 

Dasibari, Fluss in der Centralsahara, erwahnt 
von Plinius VI 37 (nach Cornelius Balbus). Nicht 
mit Sicherheit zu identiftcieren. Plinius nennt 



auf die Gleichung Darra =-- Axd (Wiistenfeld 50in seiner Nahe (mm) die Stadt Baracum; das 



Gen. Tab. X 10) und das inschriftliche yy, Da- 
rijjan hinweist. [D. H. Mflller.] 

Darrhon (AaQQwv), ein makedonischer Daemon 
der Krankenheilung, nach Curtius Etymol. 5 256 
= Qagpiov (Daemon des Muts), nach Preller- 
Robert Griech. Myth. I* 527 Daemon des guten 
Muts und identisch mit dem pergamenischen Te- 
lesphoros und sikyonischen Akesis in der Um- 
gebung des Asklepios._ ^ [Tumpel.] 



ist das heutige Barakat; so erscheint mOglich 
eine Beziehung auf das Thai Telissarhe, von dessen 
Felssculpturen Barth berichtet (Reisen in Nord- 
u. Centralafr. I 209ff.). [Fischer.] 

Dasins, lateinische Form eines messapischen 
Kamens. Seine Triiger gehBrten einem alten 
apulischen Furstengeschlecht an, das auch spater 
noch im Besitz der hOchsten Amter, besonders 
in Arpi und Salapia, war und sich noch im han- 



Darsa, Stadt in Pisidieu zwischen Konnasa 60 nibalischen Kriege hier uberall an die Spitze der 
und Sagalassos, Liv. XXXVIII 15. Die Stadt nationalen rOmerfeindlichen Partei stellte. Vgl. 
ist in dem parallelen Bericht von Polybios fiber 
den Feldzug des Manlius 189 v. Chr. nicht er- 



wahnt, daher zweifelt Ramsay, der friiher Bar- 
Mam andern und den Namen mit Dyrzela bei 
Ptolemaios in Verbindung bringen wollte (Ame- 
rican Journ. of Archaeology 1888, 275 ; Asia minor 
408), neuerdings sehr mit Recht iiberhaupt an 



die Belege fur das Vorkommen dieses Namens 
und des verwandten Dasumius aus Schriftstellern, 
Inschriften und Miinzen bei Mommsen Unter- 
italische Dialekte 71f,, auch C. Dazupos Rennius 
aus Brundisium in Dodona um 584 = 170 (Ca- 
rapanos Dodone et ses ruines I 54. 114 = 
Griech. Dialektinschr. II 1339). 



2219 



Daskon 



Jaaxvklnig k/'ixvt] 



222a 



1) Dasius aus Brundisium, im J. 536 = 218 
Commandant der aus Bundesgenossen bestehenden 
Besatzung von Clastidium, Hess sich nach der 
Schlacht am Ticinus fiir einen geringen Preis von 
Hannibal erkaufen und ilberlieferte ihm die Stadt 
mit ihren grossen Proviantmagazinen (Liv. XXI 
48, 9f., vgl. Polyb. Ill 69, 1 : dvSgdg BqevtsoIov). 

2) Dasius, Haupt der punisch gesinnten Par- 
tei in Salapia (jetzt Salpi), siidlich von Arpi in 
Apulien, denuncierte im J. 544 = 210 seinen Ri- 10 
valen Blattius bei Hannibal , dass er die Stadt 
wieder den ROmern iiberliefern wollte, fand aber 
infolge der Verschlagenheit des Gegners keinen 
Glauben und liess sich schliesslich zu dessen 
Partei bekehren, so dass der Consul M. Claudius 
Marcellus Salapia nehmen konnte (Liv. XXVI 38, 

6 — 11, daraus Val. Max. Ill 8 ext. 1; abweichend, 
doeh weniger zuverlassig Appian. Hann. 45 — 47 ; 
mit Livius iibereinstimmend Zonar. IX 8, bei dem 



Daseylos; so muss es auch die Nebenform AdoxvXog 
gegeben haben, da Steph. Byz. sagt, das Ethnikon 
heisse AaoxvXhrjg wie von Kvjzgog KviiQirrjg. 

1) Stadt im kleinasiatischen Ionien. Sie fiihrte- 
zum Unterschied von anderen Stadtchen dieses 
Namens den Beinamen to /.isya, weil sie grosser 
war, Steph. Byz. 

2) Eine Stadt an der Grenze der kleinasiatischen 
Aiolis und des nfirdlichen Phrygiens, Steph. Byz. 

3) Stadt in Karien, an den Grenzen des ephe- 
sischen Gebietes, Steph. Byz. Sie soil nach dem 
Namen des Daskylos, des Sohnes des Periaudes, 
genannt sein, wahrscheinlich = Aaaxvkov xw/ir}, 
Paus. IV 35, 11. Athen. II 43 A, s. d. 

4) Auch eine zweite Stadt in Karien erwahnt 
Steph. Byz. Sie soil nach dem Krieg gegen Troia 
gegriindet sein. [Biirchner.] 

5) Stadt in Bithynien an der Propontis, Ost- 
lich vom Ausflusse des Rhyndakos. Strab. XII 



jedoch Blattius m.avnog und D. infolge Verwechs- 20 575. Mela I 99. Plin. n. h. V 143. Ptolem. V 



lung mit Nr. 4 'AXtrtog heisst). [Munzer .] 

3) Dasius, Arzt, Martial. VI 70, 6; Bade- 
inhaber ebd. II 52. [Stein.] 

4) Dasius Altinius (beide Namen bei Livius), 
leitete sein Geschlecht von Diomedes, dem mythi- 
schen Grander von Arpi in Apulien, ab (Sil. Ital. 
Appian.) und war der angesehenste und reichste 
Mann dieser Stadt. Nach der Schlacht von Can- 
nae 538 = 216 hatte er sie an Hannibal ver- 



1, 4. Steph. Byz. s. AaaxiXtov und s. BqvU.iov. 
Hierokl. 693. Not. ep. I 193 u. a. Obgleich die 
Gegend von D. bald nach dem troianischen Kriege 
von Aioliern besetzt wurde (Strab. XII 582), 
scheint doch D. selbst lydischen Ursprungs zu 
sein, denn Daskylos war der Vater des Gyges 
(Herodot. I 8. Paus. IV 21 ; Alex. Aitol. frg. X 
6 ed. Capellm. wird die Lesart AaoxiXea) be- 
stritten), auch war D. unter Sadyattes lydisch 



raten, und als im J. 541 = 213 sich das Gliick 30 (Mkol. Damasc. frg. 63; vgl. Marquardt Cy- 



mehr den Ro'mern zuneigte, hot er ihnen wieder 
an, Arpi in ihre Gewalt zuriickzubringen. Aus 
Misstrauen liessen ihn jedoch die Romer nach 
Cales in Gewahrsam bringen, und die Karthager, 
deren Verdacht durch sein Verschwinden erregt 
worden war, nahmen an den Seinigen grausame 
Rache (Liv. XXIV 45, Iff. 47, 10. Sil. Ital. XIII 
30ft". Appian. Hann. 31 , etwas von Livius ab- 
weichend). Vgl. Nr. 2. [Munzer.] 

Daskon. 1) s. Syrakusai. 

2) Syrakusaner, mit Menekolos Grander Ka- 
marinas (etwa 599 v. Chr.), Thuc. VI 5, 3. [Niese.] 

Daskusa (Aaaxovaa) , Stadt in Kappadokien 
oder nach der spateren Einteilung in Annenia 
minor (Armenia secunda) am Euphrat, da wo dieser 
die Kette des Antitaurus schon durchbrochen hat, 
zwischen Zimara und Melitene. Plin. n. h. V 84, 
vgl. VI 27. Ptolem. V 7, 2. Itin. Ant. 209. Tab. 
Peut, XI 2 Miller. Not. dign. or. XXXVIII 22 ; bei 



zicus 51f. Meyer Gesch. des Altert. I 584). 
Als Mitglied des attischen Seebunds erwahnt CIA 
I 226 u. a. 01. 81, 3-88, 4. Unter der per- 
sischen Herrschaft war es die Residenz der per- 
sischen Satrapen Kleinphrygiens, die einen pracht- 
vollen Park daselbst unterhielten (Xenoph. hell. 
IV 1, 15. Herodot, in 126. VI 33); von der 
Residenz hiess die Provinz auch fj Aaoxvling 
oarodxeia oder 6 Iv AaaxvXeuo vofidg (Thuc. I 
40 129-, 1. Herodot. Ill 120. Dion. Hal. I 47, 5). 
Alexander d. Gr. liess darmn nach der Schlacht 
am Granikos D. durch Parmenio besetzen (Arrian. 
anab. I 17, 2). Steph. Byz. s. BqvXXiov nennt 
D. ein fitxgor noXm^idxiov in der BgvXXig #<«£>«. 
In byzantinischer Zeit hiess der Golf von Mudania 
xi'hnog AaoxiXwg (Nic. Greg. XXXVII 53ff.), auf 
den italienischen Seekarten steht der Name Dia- 
sehilo, Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien 1891, 
Vin 13. Heute Eskil kjoi, westlich von Mudania, 



Oros. I 2, 23 und Ptolem. V 7, 5 erscheint auch 50 wo eine alte Ortslage gefunden worden ist. Kie 



noch ein Dacusa, Adyovoa. Es ist noch nicht auszu- 
maehen, ob beide Orte von einander zutrennen sind, 
oder ob sie ein und derselbe sind. Gegen das erste 
spricht der Umstand, dass man dann das Dacusa 
des Orosius mit dem Aaaxovaa, nicht mit Adyovoa 
des Ptolemaios gleichsetzen muss ; gegen das letz- 
tere, dass Ptolemaios beide an getrennten Stellen 
ansetzt. Ebenso unsicher ist naturgemass die 
Localisierung bei Pingan, bezw. bei Korpanik 



pert Specialk. d. westl. Kleinasiens II. Unbe- 
deutendelnschrift Athen. Mitt. XIV 247. Bull. hell. 
XVn545. Texier Asie Mineure II 136. Perrot 
Galatie et Bithynie I 93ff. Regel Journal f. Volks- 
aufklarung, Mai 1887, 1—8 (russisch). [Ruge.] 

AaoxvXTxis Xifivy, See in Bithynien, Strab. 
XII 550. 575ff.; ein Versehen Strabons liegt vor 
XII 587. Plut. Lucull. 9. Texier Asie Mineure 
II 163ff. nimmt an, dass er entweder mit dem 



oder Denizly am Euphrat. Ramsay Asia min. 71. 60 Manias-gjol oder mit dem Abulliond-gjol iden- 



276.314. YorkeGeogr. Journal 1896 VIII 5, 466. 
Tomaschek Festsehr. f. H. Kiepert 139. Inschrif t 
aus Pingan, CIL III Suppl. 6743. [Ruge.] 

Daskyleioil {to AaoxiXtov und AaaxvXuov). 
Diesen Namen hatten mehrere Stadtchen und 
Dorter des vorderen Kleinasiens. Er stammt aus 
kleinasiatischem Sprachgut. Das bithvnisehe D. 
(Nr. 5) heisst bei Mela I 99. Plin. n^ h. V 143 



tisch ist; Marquardt dagegen betont mit Recht, 
dass nach Strabon drei Seen in der Gegend an- 
gesetzt werden miissen (Cyzicus u. s. Gebiet 7ff.j, 
ebenso Perrot Galatie et Bithynie I 95. Der 
See muss im Gebiet des Ulfertschai (Odryses) 
gesucht werden, dem Fluss von Brussa. Jetzt 
ist er verschwunden, Regel Journal f. Volksauf- 
kliirung, Mai 1887, 1 — 8 (russisch). Ruge Peter- 



2221 



Daskylos 



Dasumius 



2222 



manns Mitt. 1892, 226. Kiepert Text zu den 
Form. orb. ant. Bl. IX S. 2 Anm. 16. [Ruge.] 

Daskylos (AdaxvXog). 1) Sohn des Tantalos 
und der Anthemoeisia, der Tochter des Flusses 
Lykos, Konig der Mariandynen in Bithynien. 
Nymphis und Herodor in Schol. Apoll. Rhod. II 
724. 752. D. oder sein Sohn Lykos nehmen He- 
rakles bei seinem Zuge nach dem Giirtel der Hip- 
polyte freundlich auf. Herakles hilft ihnen dafilr 
die umliegenden Volkerschaften unter vverfen, Apoll. 
Rhod. II 775ff. Apollod. I 126. II 108, vgl. Hyg. 
fab. 14 (corrupt). Zum Dank fiir die von He- 
rakles dem Vater geleisteten Dienste giebt Lykos 
den Argonauten seinen Sohn D. als Fiihrer mit, 
Apoll. Rhod. II 802ff. 

2) Vater des Nakolos, des Griinders der phry- 
gischen Stadt Nakoleia, Steph. Byz. s. v. 

8) Sohn des Periaudes, Grunder der karischen 
Stadt Daskylion an der Grenze des ephesischen 
Gebietes, Steph. Byz. s. v. 

4) Vater des Gyges, Herodot. I 8. Nikol. 
Damask. 49 (wahrscheinlich aus Xanthos Lydiaca). 
Paus. IV 21, 5. Anth. Pal. VII 709. fEscher.] 

AaoxiiXov xco/xrj, Ortchen im Asvxor nsdiov 
von Karien. Hier befand sich eine warme Quelle' 
mit Wasser, das fetthaltig wie Ol (Athen. II 43 A) 
und angenehmer zu trinken war als Milch, Paus. 
IV 35, 11; s. Daskyleion Nr. 3. [Biirchner.] 

Dasmenda, Castell im nordwestlichen Kappa- 
dokien auf eincm steilen Berge in der Praefectur 
Chammanene, Strab. XII 540. Nach d'Anville 
ist es identisch mit dem bei Cedrenus p. 423 
Bonn, erwahnten TCa/navSog (Cramer Asia minor 
II 145); G. Hirschfeld (Geogr. Jahrbnch 1888, 
304) fuhrt die Vermutung weiter und bringt den 
Namen mit dem heutigen Zamanti-su in Verbin- 
dung: alles Vermutungen, die sich bisher nicht 
beweisen lassen. Ramsay Asia minor 290 nimmt 
zwei Orte Namens D. an, weil das strabonische 
zu weit westlich anzusetzen ist, als dass es zum 
Zamanti-su gehtiren kOnne. [Ruge.] 

Dasinini praesidiuni, Station der Constan- 
tinople]- Strasse in Moesia superior zwischen Horrea 
Margi-Cuprija und Naissus-Nis (Tab. Peut. Presi- 
dio Dasmini; Geogr. Rav. 192, 2 Dasmiani); 
urspriinglich wohl eine militarische Anlage zur 
Sicherang der Strasse, welche die Donaugarnisonen 
mit den im Binnenlande liegenden Festungen ver- 
band. Jetzt vielleicht bei Jovanovac im Morava- 
thale, wo rOmische Reste constatiert worden sind, 
F. Kanitz ROmische Studien in Serbien 73. H. 
Kiepert Formae orbis antiqui XVII. Cbr. H n 1 s e n 
Arch.-epigr. Mitt. XII 181. A. v. Premerstein 
Jahreshefte des Osterr. arch. Institutes I Beiblatt 
170. _ [Patsch.] 

Dasmon, aus Korinth. Siegt zu Olympia im 
Lauf, Ol. 14 = 724 v. Chr., Paus. IV 13,~7. Afric. 
b. Euseb. I 196; an letztgenannter Stelle heisst 
er Dcsmon. [Kirchner.] 

Dassaretis (Aaooaerjng), Dassarctia, Land 
des Stammes der Dassareten (Aaooagrinot, Aaaaa- 
(ji'jrai. Dassarefae) im Binnenlande von Sudillvrien. 
Im Osten begreiizt von Makedonien (Liv. XLII 
36j erstreckte sich D. von der Stadt Lychnidos 
am gleichnamigen See (Ptolem. in 12. Liv. XLIII 
9), die jedoch nach anderen Nachrichten von D. 
getrennt war (Polyb. V 108. Liv. XXVn 32), bis 
zur Stadt Antipatria (Berat) am unteren Apsos 



(Polyb. V 108). Es umfasste demnach das Becken 
des Lychnidossees und das Flussgebiet des Apsos 
(Semen) von der Wasserscheide im Osten bis zur 
Kustenebene im Westen, ein wildes und wenig 
bekanntes Gebirgsland ans hohen, von Nordnord- 
west nach Stidsfidost streichenden Kalkketten und 
Flyschmulden bestehend, von dem Apsos (Osum) 
und seinem Nebenfluss Eorda'ikos (Devol) in Thalem 
durchbrochen, in denen Langsthalstrecken mit 

10 wilden Querschluchten wechseba. Nur das untere 
Thai des Apsos sowie die Beckenebenen von Lych- 
nidos (Ochrida) and des (jetzigen) Koritza bilden 
fruchtbarere und bevolkerte Culturcentren. Die 
Dassareten waren einer der bedeutendsten Stamme 
Illyriens; ihnen werden auch die Pirusten und 
die Penesten, die nordlich davon am schwarzen 
Drin sassen, zugerechnet. Zahlreiche nicht naher 
zu fixierende Stadte werden in D. genannt. Im 
J. 217 pliinderte Skerdila'idas das Land. Der 

20 Consul Sulpicius durchzog im J. 200 D. im Kriege 
gegen Philipp (Liv. XXXI 33. XLV 26. Plin. 
Ill 145. IV 3. Mela n 55. Steph. Byz. Strab. 
VII 316. 318). Heuzey et Daumet Miss, en 
MaceM. 340. Zippel Die rOm. Herrschaft in Illyrien 
61ff. Kiepert Alte Geogr. 356. Lolling Hellen. 
Landesk. 227f. Reisewerke: Weigand Aromunen 

I 38-122. v. Hahn Denkschr. Akad. Wien, Phil- 
hist. Kl. XV 1867, 90ff. [Philippson.] 

Dassaro (Aaoaagw), nach dgxaioioyoi bei 

30 Appian. lllyr. 2 illyrische Heroine, Eponyme des 

Stammes der Dassaretioi, Tochter des Illyrios, 

Enkelin des Kyklopen Polyphemos und der Gala- 

teia, Schwester der Partho, Daortho (s. d.) u. a., 

sowie des Encheleus, Autarieus, Dardanos, Maidos, 

Taulas, Perrhaibos, samtlich Eponymen einheimi- 

scher Stamme, die bis auf Maidos daselbst auf- 

gezahlt werden, die Maidoi Ibcr. 5 als aus Illyrien 

stammend. [Tiimpel.] 

Dastarkon, Castell in Kataonien auf einem 

40 Berge, an dessen Fusse der Fluss Karmalas strOmt, 

Strab. XII 537. Texier Descr. de l'Asie Mineure 

II 43ff. sucht es, allerdings zweifelnd, in den 
Bergen nordlich von Marasch bei Nadjar. Ram- 
says Ansatz (Recueil des travaux relat. a la 
philol. et archeol. ass. et e'gypt. 1892, 81 ; Asia 
minor 312l im Zamanti-su-Gebiet beruht auf der 
falschen Identification dieses Flusses mit dem 
Karmalas (s. d.). [Ruge.] 

Dasteira (AdazeiQa), wahrscheinlich Festung 
50 an einem gleichnamigen wasserreichen Berge der 
grossarmenisehen Akilisene nahe beim Euphrat. 
Hier suchte sich Mithridates vor seinem Riick- 
zuge nach Kolchis noch einmal gegen Pompeius 
zu halten, Strab. XII 555. Die Verlegung des 
mons Dastracus nach Kleinarmenien bei Oros. 
VI -I, 3 deutet angesichts des Fehlens einer Po- 
lemik dagegen bei Strabon auf ein Versehen des 
Livius CI bei seiner Benutzung des Theophanes 
von Mitylene. [Baumgartner.] 

60 Dastracus mons s. Dasteira. 

Dasumius (fiber den Namen s. unter Dasius). 

1) L. Dasumitis P. f. Stellkttimi) Titllius 
Tuscus (CIL XI 3365; L. Tullkis Tuscus III 
4117: ... [TJulIius Tuscus VI 1526). Sohn des 
Consularen P. Tullius Varro (XI 3364 1, Enkel 
des Praetoriers 'Tullius Varro (XI 3004). Er 
wurde nach der gewohnliehen Annahme im J. 108 
von L. Dasumius (Nr. 3) adoptiert, wobei frei- 



2223 



Dasumius 



Datames 



2224 



lich auffallt, dass er erst unter Pius (138—161) 
zur Quaestur gelangte; daher vermutete Bor- 
ghesi, dass L. Dasumius einen anderen, etwa 
einen Bruder des P. Tullius Varro adoptiert und 
dieser erst semen Namen auf D. iibertragen habe 
(Oeuvres VI 430). D. vollendete in Tarquinii, 
wahrscheinlich der Heimat seiner Familie, die 
Thermen, deren Bau sein (leiblicher) Vater im 
Testamente angeordnet hatte (CIL XI 3306; D.s 



sus Servianus cos. II 102 — dem D. wohl be- 
sonders nahe stand — , Sosius Senecio cos. II 107. 
Fabius Eusticus und, wie vermutet wurde, [Pli- 
nius] Seeundus und Cornelius [Taeitus] (v. 17) 
mit Legaten bedacht werden, fiir seine ZugehOrig- 
keit zu den senatoriscben und vielleicht audi zu 
den litterarischen Kreisen seiner Zeit (Momm- 
sen a. a. 0.; im Briefweehsel des Plinius wird 
D. allerdings nicbt genannt). Er wird daher 



Name ist hier allerdings nicht erhalten); daher 10 dieselbe PersOnlichkeit sein, wie der Consul suf- 



wurden beiden im Thermengebaude von P. Tul- 
lius Callistio, wohl einem Freigelassenen des 
Hauses, Statuen errichtet, deren Inschriften ihren 
Cursus honorum enthalten. Die Laufbahn des 
D. gestaltete sich danach folgendermassen (CIL 
XI 3365 = Dessau 1081): triumvir a(ere) a(r- 
gento) a(uro) f(lando) f(erumdq), tribfiinusj mi- 
lit(um) legfionisj lIIIFlaviae (in Moesia superior), 
quaest(or) impferatoris) Antonini Aug(usti) Pii 



fectus Dasumius, auf den das Senatusconsultum 
Dasumianum liber fideicommissarische Freilas- 
sungen (Dig. XL 5, 36 pr. 51, 4) zuriickzufiihren 
ist , und wie der Proconsul von Asia , Aovxiog 

Aaoov/n/uog , den eine milesische Ehren- 

inschrift Traians nennt (CIG II 2876, vgl. Wad- 
dington Fast. d. prov. Asiat. nr. 120). Beide 
Stellungen des D. lassen sich zeitlich mit Wahr- 
scheinlichkeit flxieren: das SC. Dasumianum setzt 



legfatus sc. proconsulis) provinc(iae) Afrieae, 20 das SC. Eubrianum voraus, das unter Traian (98 
. -, . .,..., ....i^.i -..- y.^.._ _.../__.-, — 1 17) von den Suffectconsuln Rubrius Gallus und 

M. Eppuleius Proculus Ti. Caepio Hispo veranlasst 
wurde (Dig. XL 5, 26, 7), und wurde selbst wieder 
durch das SC. Articuleianum (Dig. XL 5, 51, 7) 
erganzt, das wahrscheinlich im J. 101 abgefasst 
ist (vgl. Waddington a. a. O. nr. 119; ab- 
weichend setzt Mo mm sen Herm. Ill 45, 5 den 
Consulat des D. bald nach 103 an, doch vgl. u.). 
Der Proconsulat des D. fallt nach dem Princip 



tribunfusj pleb(is), praetor, praefeetus aer(ari) 
Saturni, eo(n)s(ul suffectus in unbekanntem Jahre), 
legatus pr(o) prfaetorej provinciar(um) Germa- 
niae superior(is) et Patinoniae superiorfisj — 
letztere Provinz verwaltete D., vernmtlich nach 
Germanien, unter Marcus und Verus (161 — 169), 
CIL III 4117 (Poetovio), vgl. Eitterling Arch.- 
epigr. Mitt. XX 1897, 27 — , curatfor) operam 
publicorum, comes August (i, wohl des Marcus 



im Markomanenkriege). Von Priesteramtern hatte 30 der Anciennitat in spatere Zeit_ als die Procon- 



D. die eines augur (vgl. CIL VI 1526), sodalis 
Hadrianalis und sodalis Antoninianus (nach 161) 
inne. In Eoni haben sich Inschriften von Statuen 
gefunden, welche die Lugudunenser ihm und dem 
M. Dasumius Tullius Varro (Nr. 2) setzten (CIL 
VI 1526, vgl. 1400); dieser war demnach wahr- 
scheinlich D.s Sohn. 

2) M. Dasumius L. f. Stellatina Tullius Varro 
(CIL VI 1400), wohl Sohn des L. Dasumius Tul- 
lius Tuscus (Nr. 1); s. d. 

3) L. Dasumius Tuscus Mess anscheiuend der 
Autor des Testamentes, das in fraginentarischer 
Erhaltung an der Via Appia gefunden wurde 
(CIL VI 10229 = Bruns Fontes 16 nr. 98, vgl. 
Rudorff Ztschr. f. gesch. Eechtswissensch. XII 
1845, 301ff. Borghesi Oeuvres VI 421ff. Momm- 
sen im CIL). Aus den Namen der nutrix des 
Testators, Dasumia Syclie (v. 35. 47), und einer 
Erbin (seiner Tochter?) Dafsumia] (v. 11) er 



sulate des Q. Fulvius Gillo Bittius Proculus cos. 
97, procos. 115, und des eben erwahnten Caepio 
Hispo; da ausser diesen noch Ti. Iulius Ferox 
cos. 99 unter Traian Proconsul von Asia war, 
gehiirt D.s Proconsulat in das J. 116/117 oder 
117/118, sein Consulat daher in das J. 98 oder 
99 n. Chr. [Groag.] 

Dasyllios (Aaoilhog). 1) Epiklesis des Dio- 
nysos in Megara, Paus. I 43, 5, seine Statue soil 
40 von Euchenor gestiftet sein. Die Epiklesis, nach 
Etym. M. 248, 54 otto rov baavvuv rag dfixs/.ovg, 
gehort zu denen , welche die vegetative Bedeu- 
tung des Dionysos kennzeichnen. Preller-Eobert 
I 708. 

2) Ein Sohn des Tainaros aus Amyklai, den 
Morrneus im Kampfe totet, Nonn. Dionys. XXX 
188. [Jessen.] 

Data, Station in Armenia, Geogr. Eav. 73, 
19, angeschlossen an die Orte Bastavena (viel- 



schloss Borghesi das Gentile Dasumius; da 50 leicht Vastan oder Ostan siidwestlich von Van 



ferner L. Dasumius Tullius Tuscus (Nr. 1), selbst 
wenn dieser nicht der im Testament bestimmte 
Adoptivsohn des D. war, jedenfalls zum Teil dessen 
Namen tragt, so wird dieser L. Dasumius Tuscus 
gelautet haben (Mommse n a. a. O). D. stammte 
vielleicht aus Corduba, da er die Errichtung von 
Gebauden in dieser Stadt verfugt (v. 31) und in 
Corduba und sonst in der Baetica Inschriften von 
Dasumii gefunden wurden (CIL II 10*9. 1096. 1801. 



am Ufer des Sees) und Amoequuru (Amiuk, Amuk 
nfirdlich von Van auf dem Wege nach Barker!, 
bei Alur); vgl. jedoch Datha. [Tomaschek.] 

Datames (Aardu^g), persischer Satrap, Sohn 
des Karers Kamisares und der Paphlagonerir. 
Skythissa, diente in seiner Jugend unter der 
Pa'lastgarde des Artaxerxes II. Mnemon und zeich- 
nete sich zuerst im Kriege gegen die Kadusier mm 
384 v. Chr.) aus. Nachdem der Vater in dcm- 



2273. 5391. 5392; Grabschriften von Dasumii in 60 selben Kriege gefallen war. wurde D. mit dessen 



Bom CIL VI 1674off.). Das Testament ist im 
Sommer 108 n. Chr. verfasst ([Ael]io Hfadriajno 
et Trebatio Pr[isco cos.], vgl. o. Bd. 1 S. 499); 
hinzugefiigt ist ein Codicill, in welchem auch 
Kaiser Traian als Erbe genannt wird. Wie aus 
den testamentarischenBestimmungen auf D.s Wohl- 
habenheit gesehlossen werden kann, so spricht 
die Thatsache, dass unter anderen L. Iulius Ur- 



Provinz, dem siidliehen Kappadokien, belehnt 
(Corn. Nep. Dat. 1. 2, 1; vgl. Diod. XV 91. 2. 
Judeich Kleinas. Studien 1892, 129. 191). Da- 
nach hat er vielleicht an den Kampfen teilge- 
nommen , die Autophradates von Lydien gegen 
den aufstandischen Flottenffihrer Tachos (um 382) 
fiihrte. und ganz Kappadokien als Statthalterschaft 
erhalten (Corn. Nep. Dat. 2, 1. Judeich a. a. O. 



2225 



Datamissa 



Datianus 



2226 



191). Im Anfang der 70er Jahre finden wir D. mit 
der Unterwerfung Paphlagoniens beschaftigt. Den 
Fursten Thuys fiihrte er gefangen zu Hofe (Corn. 
Nep. Dat. 2, 2—3, 5; vgl. Theop. bei Athen. IV 
144 f. X 415 d. Aelian. v. h. I 27). Zut Beloh- 
nung sandte ibn der GrosskSnig als Feldherrn 
zu dem sich damals gegen Agypten sammelnden 
Heer. Spater (um 375) erhielt er sogar den Ober- 
befehl (Corn. Nep. Dat. 3, 5) und hat anscheinend 



Artaxata, m. p. X westlich von der Station Ad 
Confluentes (s. d. Nr. 7), wo sich die beiden Haupt- 
quellen des Araxes vereinigen ; Tab. Peut. Geogr. 
Eav. p. 74, 11. Ausgang wie in Daranissa u. a.; 
der persische Eigenname Datama ist nach Justi 
Kurzform von Data-Mi#ra. [Tomaschek.] 

Dataphernes, ein Baktrier, gehflrte zu der 
nachstenUmgebungdesBessos, verliess diesen aber 
in Gemeinschaft mit dem Sogdianer Spitamenes, 



in dieser Stellung Miinzen schlagen lassen (Babe- 10 im J. 329 v. Chr. (Arrian. Ill 29, 6f. 30, 1. Curt. 

i *-t.j_i j.. ° „._ n - ij T»:\--|' J.1.X -\T„ XTTT K 01ff\ Y*r.+™l,'«4-,i ci rt Vi Ao-nn am Anfytanrie 



Ion Catal. des monn. gr. de la Bibliotheque Na 
tionale. Les Perses Acheme'nides 1893, XXXVIIff. 
25ff.). Aber noch ehe er gegen Agypten auf- 
brach, wurde ihm der Auftrag, den Dynasten 
von Kataonien Aspis zum Gehorsam zu zwingen. 
Auch das leistete er rasch. Trotzdem veranlassten 
ihn Verdachtigungen und Intriguen seiner Feinde 
am Hofe, das Heer zu verlassen und sich in seine 
Provinz zu begeben. Hier bemuhte er sich, seine 



VII 5, 2 Iff.), betciligte sich dann am Aufstande 
des Spitamenes (vgl. Bd. I S. 1427f.) und fiel nach 
dessen Tode in die Hande Alexanders d. Gr. (wohl 
Ende328; vgl. Curt. VIII 3, 16). [Kaerst] 

Datatim ludere s. Ballspiel Bd.I S. 2834,3. 

AartfTai erscheinen in Athen in der Klage 
auf Erbteilung (els baxr^xmv aiQsatv), welche nach 
Arist. resp. Ath. 56 beim Archon, bezw. fiir Me- 
toeken beim Polemarchos anzubringen war, ear 



Herrschaft zu festigen und auszudehnen, besetzte 20 rig ^tlj &eh] xotva ta ovza vifieoSai, wahrend die 



Paphlagonien , griff Sinope an, stand aber auf 
Artaxerxes Befehl zunachst von der Belagerung 
ab (Corn. Nep. Dat. 4. 5, vgl. Polyaen. VII 21, 
2. 5. Judeich 192f.). Aber spater hat er die 
Stadt doch genommen, wie zahlreiche von ihm 
dort geschlagene Miinzen beweisen (Judeich 195; 
vgl. J. P. Six Numism. Chronicle XV 1895, 169ff.), 
auch Amisos und andere feste Pliitze scheinen in 
seiner Gewalt gewesen zu sein (Polyaen. VII 21, 1 



Miterben einer Teilung widerstrebten. Der Ge- 
richtshof entschied, ob die Teilung vorgenommen 
werden sollte oder nicht. tlber die Art, wie die 
Teiler bestellt wurden, ist nichts bekannt, Meier 
Att. Proz.2 484 vermutet, sie seien den Offent- 
lichen Schiedsrichtern entnommen worden. Die 
Grammatiker (Harp. s. dazew&ai. Lex. Cantabr. 
667, 28) verallgemeinern die Klage auf die Teilung 
jegliches Gemeinbesitzes, auch wenn er nicht durch 



vgl. Ps.-Aristot. oecon. II p. 1350 b. Corn. Nep. 30 Erbschaft entstanden war. Immerhin war dies 



Dat, 5, 6). 

Die Abfallsgedanken , die man D. bei Hofe 
zuschrieb, reiften wirklich. Als erster in dem 
grossen Satrapenaufstande des 4. Jhdts. v. Chr. 
erhob er um 370 die Fahne der Emporung, viel- 
leicht durch den Verrat seines eigenen Sohnes 
Sysinas zu fruherem Losschlagen gedrangt. Auch 
als der Kampf schon entbrannt war, fand sich 
Verrat im eigenen Lager — sein Schwiegervater 



letztere derweitaushaufigsteFall. Meier-Lipsius 
Att. Proz. 482f. [Thalheim.] 

Datha (var. Dartha), Ortschaft im nSrdlich- 
sten Teil von Assyria odei in Arrapachitis, gegen 
Armenien und Atropatene zu, Ptolem. VI 1, 4; 
vgl. Data. [Tomaschek.] 

Dathema {Aa-depa I Makk. 5, 9ff. Joseph, 
ant. Iud. XII 330, Niese liest Aiafttjfta), ein 
befestigter Ort im Ostjordanland. Zur Zeit des 



Mithrobarzanes ging im entscheidenden Augen- 40 Judas Makkabaeus bildete die Stadt den Zunuchts- 



blicke iiber — , dennoch behauptete sich D. ge 
schickt gegenuber den Angriffen des Autophra- 
dates, bis dieser um 367 durch den Aufstand des 
mit D. verbundeten Satrapen von Daskyleion Ario- 
barzanes genotigt wurde, mit ihm einen Schein- 
frieden abzuschliessen (Corn. Nep. Dat. 6 — 8. Diod. 
XV 91, 2. 7. Polvaen. VII 21, 6. 28, 2. Frontin. 
strat. II 7, 9. Judeich 194ff.). Wenig spater 
(um 365) scneint D. selbst zum Angriff iiberge- 



ort fiir die in Gilead ansassigen Juden; sie wurde 
von Timotheus belagert und von Judas Makka- 
baeus entsetzt. Der Ort muss in der Nahe 
von Bosor (s. d. Nr. 2) gelegen haben, vielleicht 
zwischen diesem Ort und Maspha = Mispe Gilead 
(s. d.). Die Ortslage ist nicht mit Sicherheit zu 
bestimmen, Furrer hat es mit 'Ataman auf der 
grossen Ebene 6stlich von el-Muzerib zusammen- 
cestellt (ZDPV XIII 200); S. Merill will es mit 



gansen zu sein. In Mesopotamien und Pam- 50 Salchad identificieren, wofiir aber kein besonderer 



phylien wurde gekampft (Polyaen. VII 21, 3 
Nep. Dat. 9. Judeich 204), bis es endlich nach 
mehreren vergeblichen Versuchen dem GrosskOnig 
gelang, um 362 D. durch Mord zu beseitigen 
(Diod. XV 91, 2. 7. Corn. Nep. Dat. 9—11. Po- 
lvaen. VII 29). Das Andenken des kiihnen, schlauen 
rind thatkraftigen Mannes hat sich lange in seiner 
Provinz gehalten, es spiegelt sich noch in der 
Art der Erwahnung, in der spater willkurlich 



Grund vorliegt (East of Jordan 50ff.). Da im ersten 
Makkabaeerbuch fa. a. O.) eine andere Lesart 
Rametha ist, will Smith (Historical Geogr. 588f.) 
den Ort mit Ramoth Gilead (s. d.) zusammen- 
stellen, was aber wenig Wahrscheinlichkeit hat, 
da der sehr haufige Name Rama und Ramoth 
nicht leicht in Ad&sfia verdorben worden sein 
diirfte. [Benzinger.] 

Daththa (AdMa, var. Aodda), Ort im stid- 



zusammengestellten Ahnenreihe der kappadoki- 60 lichen Medien, Ptolem. VI 2. 17; Data Geogr. 



schen Fursten piod. XXXI 19, 2ff.) wieder. Es 
scheint, dass nach ihm sein verraterischer Sohn 
Svsinas zunachst die Satrapie iibernommen hat 
(J. P. Six Numism. Chronicle XIV 1894. 302ff.). 

[Judeich.] 
Datamissa, eine wichtige, etwa mit dem 
heutigen Hasan-kale - zusammenfallende Station 
auf der grossen Heerestrasse von Satala nach 



Rav. II 9. [Weissbach.] 

Datianus, Consul 358, Antioehener (Liban. 
epist. 1 14). Sein Vater hatte sich davon ernahrt. 
dass er den Badenden die Kleider hiitete. Er 
selbst war durch seine Kenntnis der Stenographic 
Notar geworden and hatte sich dadurch empor- 
geschwungen (Liban. or. II 400. 401). Um das 
J. 345 erscheint er als Comes des Constantius 



2227 



Datii 



Datis 



2228 



und schreibt als solcher an Athanasius, um ihn 
zur Riickkehr nach Alexandria zu bewegen (Athan. 
hist. Ar. ad mon. 22 = Migne G. 25, 717). Spater 
ernennt ihn derselbe Kaiser zum Patricius und 
gewahrt ihm auch sonst mannigfache Gunstbe- 
zeugungen (Philostorg. VIII 8 = Migne G. 65, 
561. Cod. Theod. XI 1,1, ein Gesetz, das nicht 
von Constantin, sondern von Constantius ist). Dm 
351 gehOrte er zu der Commission, welche liber 



vorher die Zeichen der Unterwerfung geleistet 
hatten (Herod. VI 49). Zuerst gingen sie auf 
Naxos los, welches 499 von den Persern vergeb- 
lich angegriffen worden war (Herod. V 28ff.) ; die 
Einwohner fliiehteten, die Stadt wurde verbrannt 
(Herod. VI 95. 96. Plut. de Herod, malign. 36). 
Dann hielt die Flotte bei Delos, wo D. im Auf- 
trag des Konigs die Einwohner schonte und Apollon 
ein grossartiges Rauchopfer darbrachte (Herod. 



die Ketzerei des Photeinos zu urteilen hatte (Epi- 10 VI 97); die von v. Schoeffer (De Deli insulae 



phan. haer. 71, 1). Dem Libanios erwirkte er 
353 die Riickkehr aus Constantinopel nach An- 
tiochia (Liban. epist. 411. 1033. 1243. 1279). 
Diese Stadt hatte er mit prachtigen Bauten ge- 
schmiickt (Liban. epist. 114. 1033). Aufenthalte 
von ihm in Italien (Liban. epist. 1280), in Con- 
stantinopel (Liban. epist. 114), in Ancyra (Liban. 
epist, 1286) und in Antiochia (Liban. epist. 1482) 
sind nachweisbar ; wahrscheinlich machte er diese 



rebus 23ff.) gegen diese Thatsache erhobenen Be- 
denken — er sieht darin eine Erdichtung von 
seiten der Delier — sind schwerlich begriindet, 
da die Verehrung des Apollon durch Dareios be- 
kannt ist (Bull. hell. XIII 529ff.) und es sich 
seitdem durch ein urkundliches Zeugnis heraus- 
gestellt hat, dass D. den delischen Gottern ein 
Weihgeschenk darbrachte (in einer unedierten deli- 
schen Rechnungsurkunde nach der Mitteilung Bull. 



weiten Reisen im Gefolge des Constantius. Im 20 hell. XLTI 539 ; der Name des D. in dem Inventar 



J. 464 begleitete er den Kaiser Iovianus, war 
aber seines hohen Alters wegen in Galatien zu- 
riickgeblieben, als dieser in Bithynien starb ; doch 
sollen briefliche Ratschlage von ihm die Wahl 
Valentinians beeinflusst haben (Philostorg. a. O.). 
An ihn gerichtet Liban. epist. 114. 411. 1033. 
1077. 1252. 1361. 1377. 1396. 1400. 1482; er- 
wahnt epist. 1319. Gothofredus zu Cod. Theod. 
XI 1, 1. Sievers Das Leben des Libanius 218. 

[Seeck.] 
Datii, Volkerschaft in Aqnitanien, von Ptolem. 
II 7, 11 sudlich von den Gabali und nBrdlich 
von den Auscii angesetzt, Adztoi xai jidhg Tdoza. 
Sonst nicht bekannt. Valesius ■will'Ooxidduoi 
herstellen (Oseidates Plin. n. h. IV 108), s. C. 
Miiller zu Ptolem. a. O. Zu Allmers Ver- 
mutung (Rev. epigr. Ill 1895. 388ff.), die D. seien 
mitdenLactorateszuidentificieren, vgl. O. Hirsch- 
feld S.-Ber. Akad. Berl. 1896, 438f., der an die 



des J. 279 II 95. 96, Bull. hell. XIV 410 ist 
allerdings spater iibergeschrieben, vgl. Bull. hell. 
XV 113). Dann nahm D. von den Inseln Truppen 
und Geiseln auf und richtete die Fahrt gegen 
Euboia (Herod. VI 99ff.). Karystos, das friiher 
verschmaht hatte zu huldigen, wurde zur tfber- 
gabe gezwungen; der Hauptangriff richtete sich 
gegen Eretria, das nach einer Berennung von 
sieben Tagen durch Verrat fiel und verbrannt 
30 ward (s. die Schriftstellerzeugnisse bei Busolt 
a. a. 0. II 2 578, 3). Dann wandte sich D. gegen 
Athen; die Nachricht Diodors (X 27) von einer 
von ihm an die Athener gerichteten Aufforderung, 
sich zu unterwerfen, die er aus der Vorgeschichte 
der Meder begriindete, ist wohl ephoreisches Mach- 
werk (Bauer Jahrb. f. Philol. Suppl. X 340). 
Das persische Heer, in dessen Hauptquartier sich 
der vertriebene Tyrann Hippias befand, landete 
auf dessen Rat in der Ebene von Marathon (Herod. 



Stelle der Adxioi^ bei Ptolemaios &ie'H/.ovodztoi 40 VI 102). Uber D.s Befehlgebung in der Schlacht 

von jj; arat - non wer( j en w ; r aus ( f er altesten Uber- 
lieferung (Herod. VI lllff.) nicht unterrichtet ; 
Ephoros, dessen Bericht bei Corn. Nep. Milt. 5 
vorliegt (vgl. Wiener Stud. VI 9ff.), lasst D. die 
Offensive ergreifen, eine Ansicht, die von neueren 
Gelehrten wieder aufgenommen wurde (Delbriick 
Perserkriege 52ff. 68ff. ; Gesch. der Kriegskunst 
I 48ff.). Ktesias Angabe (Pers. 18), D. sei bei 
Marathon gefallen und die Auslieferung seines 



setzen mochte. Jedenfalls scheint die Uberliefe 
rung bei Ptolemaios nicht in Ordnung zu sein. 
S. auch Holder Altkelt. Sprachsch. s. v. [Ihm.] 

Datis (altpersisch Dat, gekilrzt aus Daticeh, 
P. Justi Iranisches Namenbuch 81). 1) Persischer 
Feldherr. Er war Meder (Herod. VI 94), sein Vor- 
leben ist unbekannt; er wurde mit Artaphrenes, 
dem Neffen des Dareios, von letzterem an die 
Spitze des Heeres und der Flotte gestellt, welche 



490 ausgesandt wurde, um Gnechenland zu unter- 50 Leichnams den Persern verweigert worden . hat 

jochen (Herod, a. a. 0. Corn. Nep. Milt. 4, 1). ' . _ . . .*> 

Bei Herod. VI 119. VII 8. 10. 74 werden beide 

gemeinsam als Oberbefehlshaber genannt, doch 

scheint D. , dem gegenuber Artaphrenes in der 

Erzithlung des Kriegs ganz zuriiektritt, die eigent- 

liche Leitung des Feldzugs gehabt zu haben 

(Duncker Gesch. des Altertums 5 VII 115. 

A. B u c h h o 1 z Quaestiones de Persarum satrapis 

29, bei Diod. XI 2. 2 ist er allein als Befehls- 



nur den Zweck, seine Geschichte um einen sen- 
sationellen Zug zu bereichern. Den Persern ge- 
lang es, die Einschiffung ihres geschlagenen 
Heeres zu bewerkstelligen, ohne mehr als sieben 
Fahrzeuge bei dem sich an dem Strande ent- 
spinnenden Kampfe zu verlieren; D. richtete die 
Fahrt der Flotte um das Vorgebirge Sunion herum 
gegen den Phaleronhafen (Herod. VI 114ff.), ge- 
wiss nicht in der Absicht eines Angriffs, wozu 



haber genannt;. Im Friihjahr 490 sammelte sich 60 die Krafte des geschlagenen und moralisch depr 



das Heer, dessen Starke unbekannt ist (Vermu 
tungeo dariiber bei Duncker a, a. 0. VII& 114. 
Busolt Griech. Gesch. 2 II 575. Delbriick 
Perserkriege und Burgunderkriege 161; Gesch. 
der Kriegskunst I 41 1 in Kilikien und schiffte sich 
dort ein; von da fuhr die Flotte (600 Schiffe) 
nach Ionien und dann quer durch das aegaeische 
Meer, dessen Inseln den Herolden des Dareios 



mierten Heeres nicht ausgereicht hatten, sondern 
als Demonstration (Wiener Stud. VI 22. Del- 
briick Perserkriege 57ff.). Inzwischen waren auch 
die Athener in die Stadt zuriiekgekehrt. D. fuhr 
darauf direct auf demselben Wege, auf welchem 
er gekommen war, nach Asien zuriiek (Herod. VI 
118ff.|; es wird nur sein Aufenthalt in Mykonos 
und Delos erwahnt, der ebenfalls mit der Ver- 



2229 



Daton 



Davero 



2230 



ehrung des Apollon zusammenhing (dazu Paus. X 
28, 6. Suid. s. Aaxig 2). Die Voraussetzung von 
welcher Ephoros Erzahlung (frg. 107 und Corn. 
Nep. Milt. 7, 3) ausgeht, dass D., wiihrend Mil- 
tiades Paros belagerte, mit seiner Flotte noch 
bei Mykonos weilte, ist mit Herodot unvereinbar 
(Hauvette a. a. 0. 273. Busolt a. a. 0. n 2 
599). Immerhin hatte der Feldzug den Erfolg, 
dass die Kykladen den Persern unterworfen waren ; 
die gefangen genommenen Einwohner von Eretria 
wurden nach Susa gebracht und von Dareios im 
kissischen Lande angesiedelt (Herod. VI 119). 

Wir erfahren nichts davon, dass die Nieder- 
lage von schlimmen Folgen fiir D. gewesen ware; 
wir wissen nichts von seinem weiteren Schicksale. 
Seine beiden SOhne Harmamithres und Tithaios 
treten im Xerxeszuge als Reiterbefehlshaber auf 
(Herod. VII 88). Auf dem die Marathonschlacht 
darstellenden Gemalde der Poikile waren auch 
D. und Artaphrenes dargestellt (Plin. n. h. XXXV 
57, dazu Robert Die Marathonschlacht in der 
Poikile, 18. Hallisches Winckelmannsprogramm 
1895, 27). 

Litteratur: Busolt Griech. Gesch. 2 II 575f. 
Duncker Gesch. d. Altert.5 VII 108f. ; Abhand- 
lungen aus der griech. Gesch. 21ff. Holm 
Gesch. Griechenlands II 18f. Grote Hist, of 
Greece 2 IV 256f. Curtius Griech. Gesch. lis 
llff. Beloch Griech. Gesch. I 355ff. Delbriick 
Die Perserkriege und die Burgunderkriege 52f. ; 
Gesch. der Kriegskunst I 41ff. Hauvette Hero- 
dote historien des guerres Mediques (Paris 1894) 
143f. 236f. F. Justi Gesch. des alten Persiens 
101. Spiegel Eran. Altertumskunde II 370ff. 
Niildeke Aufsatze zur persischen Geschichte 40ff. 
Mac an Herodotus the fourth, fifth and sixth 
books (London 1895) II 149ff. Maspero Hist, 
ancienne des pcuples de l'Orient classique III 
707ff. [Swoboda.] 

2) Sohn des Karkinos (s. d.), Schol. Aristoph. 
Fried. 289; Frosche 86. [Dieterich.] 

Daton (Adzov), Stadt im Ostlichen Makedonien, 
ostrich vom Strymon in der Umgebung des gold- 
reichen Pangaion, gegenuber von Thasos. Ur- 
spriinglich thrakisch, wurde D. von den Thasiern 
colonisiert, die von hier aus die Goldgruben des 
Pangaion ausbeuteten. Nach Strab. VII 331 frg. 
36 besass D. fruchtbare Ebenen, einen See, Fliisse, 
Schiffswerfte und Goldbergwerke — daher das 
Sprichwort ,ein Daton an Gutern' fiir eine Fillle 
von Gutern — und lag neben der Stadt Neapolis 
(zwv Auztjr&v TtoXtg Nsd^tokig xal avro to Adzov) 
an der Kuste beim Strymon (.-raga zijv xaoai.iav 
zov Zzqvuovos). Danach setzen Leake (North. 
Greece III 223f.). Kiepert (Alte Geogr. 315). 
Lolling (Hellen. Landesk. 220. 230) D. neben 
Neapolis (s. d.) an der Kiiste an oder halten es fur 
identisch mit diesem. Dagegen sagt Appian (bell. 
civ. IV 105 : auch Harpokration). dass die Stadt 
Philippi (im Binnenlande hinter Neapolis) vorher 
D. und noch friiher Krenides geheissen habe. 
Heuzey (Miss, en Macexl. 35. 62ff.) sucht diese 
widersprechenden Nachrichten durch die Annahme 
zu vereinigen, dass D. ursprunglich keine Stadt, 
sondern den ganzen Bezirk im Osten des Pan- 
gaion bezeichnet habe, in dem die Goldausbeute 
stattfand. Dieser Bezirk umfasste die einen sum- 
pfigen See umgebende Ebene von Philippi, die 



nach Norden mit dem Becken des Angitesfiusses 
(mit der Stadt Drabeskos, jetzt Drama) in Ver- 
bindung steht, nebst der zugehorigen Kiiste, die 
durch einen niedrigen HOhenzug von jener Ebene 
getrennt wird. In diesem Bezirk wurde dann 
spater Neapolis an der Kuste, im Innern aber an 
Stelle des alten Krenides von den Thasiern die 
Stadt D. gegriindet, die dann bald darauf von 
Philipp Philippi genannt wurde. In der That 
10 lasst sich Strabons Satz ganz gut in diesem Sinn© 
deuten. Vgl. auch Strab. VII 331 frg. 33. Herod. 
IX 75. Plin. IV 42. Skylax 68. Eustath. zu 
Dionys. Perieg. 517. [Philippson.] 

Datus. 1) Schauspieler, der in einer Atel- 
lane mit einer fiir Nero beleidigenden Zweideutig- 
keit extemporierte; er wurde dafiir aus Italien 
verbannt, Suet. Nero 39. 

2) Datus, wegen seiner Opposition gegen den 
Kaiser Macrinus von diesem getotet im J. 217 
20 n. Chr. , Dio ep. LXXVTLI 15, 3. Er ist wohl 
identisch mit dem Praefecten von Agypten Vale- 
rius Datus, s. d. [Stein.] 

Dauaba, Ortschaft am Ostufer des kaspischen 
Beckens, nahe der vermeintlichen Munde des Oxos, 
Ptolem. VI 14, 14. VIII 23, 16; etwa in der Lage 
des heutigen Krasnowodsk; bis dahin mag die 
sichere Kunde des kaspischen Ostufers gereicht 
haben; in -aba steckt vielleicht das iranische 
Wort fiir ,Wasser', zend. dp (nom. dfs), neupers. 
30 ah, She ; zum ersten Teil hesse sich zend. daqyu, 
dahhu ,Gau', zaza-kurd. dau ,Dorf' heranziehen, 
vgl. Daai. [Tomaschek.] 

Davara, Castell im Tauros, zwischen Kappa- 
dokien und Kilikien, Tac. ami. VI 41. Lage un- 
bekannt. [Ruge.] 

Dayares (Amm. Marc. XXIX 5,33) s.Bavares. 

Dauchis, Berg im Sudan, erwahnt von Ptolem. 
IV 8, 3. Vgl. unter Dochi. [Fischer.] 

Dauchitai, Volksstamm im inneren Libyen, 
40 erwahnt von Ptolem. IV 6, 6. Vivien de St. 
Martin Le nord de l'Afrique dans Pantiquite 
455 bringt sie zusammen mit den ,Dakhious sur 
le bord septentrional de la sibkha de Melghir, 
a Touest de Touzer'. Miiller zu Ptol. p. 746 
vermutet ohne zureichenden Grund eine Corruptel 
des Namens und denkt an die Ahayizai. oder 
Avyjzai in der Cyrenaica (vgl. Ptolem. IV 5, 12). 

[Fischer.] 

Dauciones (Aavxicoves), Volk in Skandinavien, 
50 Ptolem. II 11, 16. Nach Zeuss Die Deutschen 
158f. verstiimmelt aus Zxavhltovtg. Vgl. Jac. 
Grimm Gesch. d. deutschen Sprache 113 508. 
Miillenhoff Deutsche Altertumsk. II 11. 0. 
Bremer Ethnogr. d. german. Stamme § 104. 

[Ihm.] 

Daudyana (Aavdiava), Stadt Grossarmeniens 
ostlich der Tigrisquellen , in der Bagravandene, 
Ptolem. V 13, 21, wohl = Dogmitana der Tab. 
Pent. XI 4 an einem von Tigranocerta ausgehen- 
60 den, ostlich vom Tigris und sudlich vom Dschndi- 
gebirge verbleibenden Strassenzug und = Dogiui- 
i-ana, Geogr. Rav. 63, 15 Parth., der sie unter 
Berufung auf Castorius zu Grossmedien rechnet. 

[Baumgartner.] 

DarerOj Fluss in Kleinasien, wie es scheint 
an der paphlagonischen Kuste, Geogr. Rav. p. 114, 
2; nordlich von Kastamdni bei dem Dorf Dew- 
rikan entspringt der Dewrikan-irmaq, der im Alter- 



2231 



Daversi 



David 



2232 



turn die Landschaft Timonitis durchfloss und als 
Kytoris zwischen Kytoros und Aigialos in den 
Pontos mtindete; der Namensanklang kann jedoch 
tauschen. [Tomaschek.] 

Daversi (OIL III D. XVI = XXIII 2 ; Daverxus 
Brambach 742; Duersi Plin. Ill 143 [Momm- 
sen und Detlefsen Daursi]; Daorseihvi. XLV 
26, 14 ; Aaooooi Mfinzen [s. u.] und Polyb. XXXII 
18, 2; Aaovgoiot Ptol. II 16, 8; Adgoioi Appian. 
111. 2 Aaogdm . . ., odsv elal Adgoioi; Aaogi^oi 
Strab. VH 315), ein illyrischer Volksstamm in 
Dalmatien, der bereits fruh unter griechischem 
und rfimischem Cultureinfhisse stand. Seine Wohn- 
sitze giebt am genauesten Strab. a. a. 0. an: 
«(i?' 6 JSaQcov norcLftdg xal 01 jzsqI avror AaogiCoi 
xai Agdcatoi xal UfojQaZoi, mv xoXq [tev Tilqoid&t. 
vfjoog r\ fielmva Kogxvga xakov/ifvrj xal nohg . . . ., 
roig de Agdiaioig fj <Pdgog, und Mera <5' ovv tijv 
t(ov Agdiatcov xai ID.rjgaimv nagaUav 6 'Pi£o- 
vixog xokxog .... Darnach wobnten die I), an 
der Narenta, ohne jedoch die Kiiste zu erreichen 
(Kiepert Formae orbis antiqui XVII weist ihnen 
Irrtumlich die Halbinsel Sabioncello zu), was mit 
Ptolem. II 16, 8: ivrog Ss rijg Aal/tiariag Aaovg- 
oiot stimmt (G. Zippel Die rOm. Herrschaft in 
Illyrien 36. 96). W. Tomaschek s Angabe in 
den Mitt, der geogr. Gesellschaft in Wien 1880, 
565, vgl. 558: ,Sie bewohnten das Thai des Tre- 
bizat, des Br6cnopolje und grenzten an das Gebiet 
von Narona zunachst an ; sie hatten aber bedeu- 
tende Strecken am linken Ufer der Narenta bis 
zu dem heutigen Begusa inne 1 , ist zu bestimmt. 
Die D. gehOrten zu dem Ardiaeerreiche ; unter 
Konig Gentius verweigerten sie 168 v. Chr. jedoch 
dessen Bruder Caravantius, als er Verstarkungen 
gegen den Praetor L. Anicius sammelte, ihr Con- 
tingent und traten zu den BOmern iiber. Sie 
erhielten dafiir auf der Versammlung zu Scodra 
im J. 167 die Steuerfreiheit (Liv. XLV 26, 14. 
Mommsen E.G. IIU65. Zippel 84. 98) und 
blieben fortan in romischer Unterthanigkeit (T - 
mascheks Vermutung a. a. 0. 558 [vgl. Kro- 
mayer Herm. XXXIII 1898, 12, 4], dass sie 
sich in dem J. 34 und 33 v. Chr. erhoben haben, 
ist durch nichts begriindet) zu ihrem Schaden, 
denn sie wurden von ihren Nachbarn, den freien 
Dalmaten bedrangt, gegen die sie wiederholt um 
Hiilfe bitten mussten. Im J. 158 schiekte der 
Senat endlich Gesandte ab, die sehr iibel aufge- 
nommen wurden (Polyb. XXXII 18, 2. Liv. epit. 
XLVII. Appian. 111. 11. Mommsen a. a. 0. Zip- 
pel 130; unter den von Zonar. IX 25 erwahnten 
von den Delmaten ermordeten Gesandten der rOrni- 
schen Bundesgenossen werden auch die der D. 
gemeint sein). An den nun folgenden Kriegen 
der Rcmer gegen die Delmaten (s. d.), Ardiaeer 
und Pleraeer (s. d.) werden wohl auch die D. 
teilgenommen haben. Ausdriicklich werden sie 
nirgends genannt. In der republicanisehen und 
in der Kaiserzeit gehorten sie, bis auf 17 Decu- 
rien zusammengeschrumpft, dem eonventus Naro- 
nitanus an (Plin. Ill 143. Zippel 196f.). Eine 
Gaugemeinde (vgl. A. Schulten Bh. Mus. L 1895, 
■536) diirften sie noch im 2. Jhdt. gebildet haben. 
da sie von Ptolemaios noch unter den dalmati- 
nischen Stammen angeffihrt werden. Es stimmt 
dies auch mit dem , was wir iiber ihren Militar- 
dienst erfahren. Sie dienten in den dalmatini- 



schen Cohorten sowohl wie in fremden Abtei- 
lungen, im Lande wie auch ausserhalb ihrer 
Heimat, Brambach742 (vgl. Mommsen Ephem. 
epigr. V p. 183. 242): Annaius Pravai f. Daver- 
zus -mil. ex eoh. IIII Delmatarum. CILLUD. XVI 
= XXIII 2 (vom 13. Juli 93 gef. in Salona, vgl. 
Mommsen CIL III p. 282. 2032; Ephem. epigr. 

V p. 183. 241): coliortfis) III Alpinorum , 

pediti, Veneto Diti f., bavers(o). Von hervor- 

lOragendem Interesse ist, dass die D. allein unter 
den dalmatinischen Stammen eigenes Geld be- 
sassen, Kupfermiinzen mit dem Kopfe des Hermes 
auf dem Avers und der Aufschrift AA0P2QN 
nebst einer Lembe auf dem Bevers; naeh J. 
B r u n § m i d Die Inschriften und Miinzen der griech. 
Stadte Dalmatiens 74f. wurden sie nach 168 v. Chr. 
gepragt. [Patsch.] 

Daufena (Diana) wird auf einer unter Corn- 
modus geschlagenen Miinze von Coela genannt 

20 (Salle t Ztschr. f. Num. X 1883, 148f.). Die 
ratselhafte Benennung ist wohl von einem thraki- 
schen Ortsnamen abgeleitet (Drexler Jahrb. f. 
class. Philol. 1894, 325). [Cumont.] 

Daviaunm. Mutatio Daviano, verzeichnet im 
Itin. Hieros. 555 zwischen Mons Seleuci (Mont- 
Saleon) und Vapincum (Gap). Beim heutigen 
Veynes, dep. Hautes-Alpes. Holder Altkelt. 
Sprachsch. s. v. [Ihm.] 

David, christlieher Neuplatoniker aus der Pro- 

30 vinz Hark in Armenien. Von seinen Schriften 
in griechischer Sprache scheinen noch vorhanden 
zu sein: 1. Einleitung in die Philosophic (Ex- 
cerpte daraus bei Brandis Schol. in Aristot. 12a 
3— 16b 42, einige Capitel bei E. Wellmann 
Progr. d. Kflnigstadt. Gymn. Berlin 1882, 10ff.). 
2. Commentar zur eloaymyrj des Povphyrios, in 
der Nachschrift eines ZuhOrers erhalten ; der An- 
fang bei Cramer Anecd. Oxon. IV 434 — 442, 
Excerpte bei Brandis 16a43-21b 21, vollstan- 

40 dige Ausgabe zu erwarten von Busse Comment, 
in Aristot. XVIII 2. 3. Commentar zu Aristoteles 
Kategorien, nur in Bruchstiicken vorhanden in 
cod. Urbin. 35 ; dagegen scheint der vollstandig 
erhaltene griechische Commentar zu den Kate- 
gorien (Comm. in Arist. XVIII 1), der D.s Namen 
tragt, vielmehr von Elias(s.d.)herzuriihren (Busse 
Comm. in Arist. IV 1 praef. XXXVIff. ebd. XVIII 
1 praef. Vff.). Diese drei Schriften (3. vollstan- 
dig) existieren auch in armenischer Sprache, aber 

50 nicht mit den griechischen Texten iibereinstim- 
mend ; und schwerlich ist D. selbst der Urheber 
der armenischen Fassung (Conybeare Anecd. 
Oxon. Class, ser. I 6, Oxford 1892). Ausserdem 
giebt es in armenischer Sprache philosophische 
Definitionen (im 12. Jhdt. von dem Patriarchen 
Nerses commentiert) , eine Sammlung von Apo- 
phthegmen griechischer Philosophen, Ubersetz- 
ungen aus Aristoteles (Organon ausser Topik und 
soph. el. : de virt. et vit. : de mundo) ; eine 

60 Grammatik und eine Rede iiber das Kreuz gegen 
die Nestorianer (Corionis Mambre et Davidis phi 
losophi opera ed. Mechitaristae , Venet. 1833). 
die ihm spater zugeschrieben werden, aber (mit 
Ausnahme vielleicht der Bede) nicht von ihm 
verfasst sein konnen (Conybeare a. a. 0. Vllff.). 
Da die zweite Schrift von Ol.ympiodoros Com- 
mentar abhangig ist, so kann ihr Verfasser nicht 
vor der zweiten Halfte des 6. Jhdts. gelebt haben, 



2233 



/Javxog 



Dausara 



2234 






und die auch sonst verdachtigen Angaben arme- 
nischer Chronisten, nach denen er ein Schiiler 
des Syrianos war und um 490 bliihte oder bald 
nach 400 dreissig Jahre in Athen lebte (Conybeare 
Xff), miissen falsch sein; auch die von V. Rose 
(Leben des hi. David, Berlin 1887) vorgenommene 
Identification mit dem Abte David von Thessa- 
lonich, der bis in die ersten Jahre des Iustinian 
lebte und nach seinem Tode als Heiliger verehrt 
wurde, kann nicht aufrecht erhalten werden. Vgl. 10 
C P. Neumann Memoire sur la vie et les ou- 
vrages de David, Paris 1829 (S.-A. aus Nouv. 
Journ. Asiat. II). Busse Progr. d. Friedrichs- 
gymn. zu Berlin 1892. [Kroll.] 

Aavnos s. Pastinaca. 
Dauliens (Aavhevg), Sohn des Tyrannos und 
der Chrestone, Griinder von Daulis in Phokis 
(Schol. Horn. II. II 520). [Wagner.] 

Daulis. 1) Daulis oder Daulia (Aavtig oder 
Aav/Ja). Stadt in Phokis beim jetzigen Dorf Davlia, 20 
am Ostfuss des Parnass und am Bande der unteren 
Kephissosebene gelegen. Die Reste der ansehn- 
lichen, aus polygonalen und viereckigen Steinen 
errichteten Befestigungsmauern erheben sich auf 
einem steilen Kalkriicken zwischen zwei Thal- 
schluchten. Die Lage war fest und strategisch 
bedeutsam, unweit des Engpasses zwischen oberem 
und unterem Kephissosbecken und an der Strasse 
von Chaironeia nach Delphi. Der sehr alte Ort 
war einst ein Hauptsitz der Thraker in dieser 30 
Gegend (Hiller v. Gaertringen De Graec. fa- 
bulisadThraces-pertinent., Berlin 1886. Kretsch- 
mer Einleit. in die Gesch. d. griech. Sprache 
242), auch bekannt durch die Mythe von Prokne 
und Philomele. Von Xerxes verbrannt, im pho- 
kischen Krieg zerstort, war sie zur Romerzeit 
wieder eine starke Festung. Im Mittelalter blieb 
sie bewohnt und war Diaulia oder Davalia ge- 
nannt. Bischofsitz (Lequien Oriens christ. Ill 
853) Horn. II. II 520. Thuc. II 29, 3. Strab. VII 40 
321 323. IX 416. 423f. Paus. I 41, 8. X 3, 1. 
4, 7. Steph. Byz. Liv. XXXH 18. Plin. IV 8. 
Ulrichs Reisen 1 148f. Bursian Geogr. I 168f. 
Leake N. Gr. II 98ff. [Philippson.] 

2) Nymphe, Tochter des KepMssos, gab der 
phokischen Stadt Daulis den Namen (Paus. X 4, 7. 
Steph. Byz.) [Wagner.] 

Daulotos {forties), Plin. VI 151, Quellgebiete 
im siidwestlichen Teil Arabiens ivgl. Sprenger 
Mte GeoCT. 382 und Glaser Skizze 31ff.). 50 

8 [D. H. Miiller.] 

Daunia (poet. Daunias Horat. od. I 22, 14; 
Aavvia), Gebiet im nOrdlichen Apulicn beim Mons 
Garganus; Einwohner Daunii (Aaivioi; Ethn. 
poetisch auch Aawizrig Lycophr. 1063. Steph. 
Bvz. ^. v.; Aawioxos Steph. Byz.; Dauniaeus Sil. 
Ital XII 429). Die Daunier, ein Teil der Iapyger, 
<ind gleich diesen von Nordgriechenland einge- 
war.dert (Fest. ep. 69); Diomedes, der nach der 
Le<*ende von dem epichorischen Konige Daunus 60 
(« d ) gastlich aufgenommen war, gait als Grander 
irpi* und mehrerer anderer Stadte, Lycophr. Alex. 
592 Appian. Hann. 31. Strab. V 215. VI 284; 
vsrl auch Ps.-Aristot. mir. auscult. 109. Timaios 
Scliol in Lycophr. 1137f. und bei Tzetz. in Lycophr. 
615. 1050 = frg. 13-15, FHG I 195f. Ein 
sehr unklarer Passus bei Skylax 15 schemt die Aav- 
vlztg ywrja iiber die ganze adriatische Kiiste von 



Garganus bis Ancona auszudehnen. Polybios 
scheidet die Iapyger in drei Stamme, Daunier, 
Peuketier und Messapier und giebt als Stadte 
der ersteren an Luceria, Vibonium, Arpi (III 88, 4) 
und (V 108, 9) Geranium. Die Geographen der . 
Kaiserzeit geben den Daunii das nOrdliche Flach- 
und Hilgelland von Apulien, siidSstlich vom Flusse 
Tifernus (Biferno). Als Stadte nennt Mela II 65 
Cliternia (0. S. 56), Larinum, Teanum; Plin. 
Ill 104 Luceria, Venusia, Canusium, Arpi; Ptolem. 
Ill 1, 14 an der Kiiste Salapiae, Sipontum, Ape- 
nestae und Hyria am Gargano, ebd. 63 im Bmnen- 
lande Teanum, Nuceria, Vibarna, Arpi, Herdoniae, 
Canusium; Steph. Byz. Arpi ('AoyvQuuia), Larina, 
Sipontum, ausserdem 'EXuia und die sonst un- 
bekannten Aio^Seta und IlaToog (s. d.). Das 
Schwankende in diesen Angaben erklart sich leicht, 
da das urspriingliche .KOnigreich' der D. schon 
seit sehr friiher Zeit in eine Anzahl von Stadt- 
republiken zerfallen war, die der rOmischen Er- 
oberung geringen Widerstand entgegensetzten, so 
dass die alten Stammteilungen und Stammnamen 
zu Strabons Zeiten an Ort und Stelle verschwun- 
den waren (Strab. VI 283. 285). Doch werden 
dieselben von rOmischen Dichtern gern im weiteren 
Sinne fur Apulien und ganz Unteritalien ge- 
braucht (Horat. od. H 1, 34. IV 6, 27. Verg. 
Aen VIH 146. XII 723. 785. Ovid. rem. amor. 
797 Sil. Ital. I 291. II 244. V 631. VII 157. 

VIII 359. XVII 220. 431 u. a.). Vgl. Polyb. 

IX 7, 10. X 1, 3. Diodor. XIX 10, 2. Dion. Hal. 
XX 3. Appian. Samn. 4. 10 u. a. Von neueren 
K i e p e r t Alte Geogr. 449f . N i s s e n Ital. Landesk. 
541. Helbig Herm. XI 258f. S. auch 0. Bd. II 
S. 290 unter Apulia und Art. Iapyges. 

[Hiilsen.] 
D million (Aa.vvi.ov), angebliche Stadt in Italien, 
Steph. Byz. aus Lykophron; Ethn. Aaivioi, Aav- 
viaiai, Aavvazixog. [Hiilsen.J 

Daunos (auch Aavvwg). 1) Sohn des auto- 
chthonen Lykaon und Bruder des Iapyx und Peu- 
ketios, welche nach Italien auswanderten und 
den gleichnamigen Stammen ihre Namen gaben, 
Nikander bei Anton. Lib. 31. Es ist klar, dass 
der Name im Anschluss an den der Daunier (= 
Apulier) erfunden ist, Weiter erzahlt der wieder 
auf eine Verwandlungssage zuriickgehende Anto- 
ninus (37), dass D. von dem nach Italien kom- 
menden Diomedes im Kampfe gegen die Messa- 
pier unterstiitzt wurde und ihm einen Teil seines 
Landes sowie seine Tochter zur Gemahlin gab. 
Diese Sage wird von Ovid. met. XIV 457f. 510f. 
weiter ausgefuhrt und von demselben fast. IV 76, 
von Plin. n. h. Ill 103 sowie Serv. Aen. VIII 9 
kurz erwahnt. Nach Tzetzes zu Lykophron 603f. 
ware D. spater mit Diomedes in Streit geraten 
und von ihm ermordet worden. Das Beich des 
D. (s. Daunia) steilen sich die rOmischen Dichter 
entsprechend dem spateren Apulien als wasser- 
arm und von Bauern bewohnt vor, Horaz carm. 
m 30, llf. Ovid. met. XIV 510. 

2) Nach Vergil Vater des Turaus, Aen. X 616f. 
688. XII 22. 90f. 932f. u. 0. [O. RossbachO 

Dausara (to Aavodeow), Castell in der Nahe 
von Theodosiopolis, Proc. de aed. II 6. Steph. Byz. 
Identisch mit Dausar der arabischen Geographen 
Ibn Hordadbih (ed. de Goeje) 74, 10. 98, 1 (nachste 
Station von Rakka [Nicephoriurn]) ; nach Iakut 



2235 



Dausdava 



Geogr. Worterbuch (ed. Wlistenfeld) II 621. IV 
164 noch in spaterer arabischer Zeit ein Castell. 

[FraenkeL] 
Dausdava, em bereits vorrOmischer Ort in 
Moesia inferior zwischen der Donau und dem 
Haemus (Ptolem. Ill 10, 12 fieta^v de xov nora- 
fiov Jtoleig atde • Aaovodava), wird von H. Kiepert 
Pormae orbis antiqui XVII Beiblatt S. 3, 28 
hypothetisch mit der ausgedehnten Ruinenstatte 
(Eeste einer etwa 6 km. langen und 3 km. breiten 
Befestigung, nach E. Bormann Jahreshefte des 
Osterr. archaeol. Instituts I 53 Verquickung eines 
romischen Lagers mit einem altbulgarischen) von 
Aboba und Sojiitlu (7 km. nordwestlich von Jeni- 
pazar in Bulgarien. Karsten Niebuhr Eeisen 
durch Syrien ni 173. F. Kanitz Donaubulgarien 
und der Balkan III 241ff. C. Jirecek Arch.- 
epigr. Mitt. X 194ff., der hier Abrittus ansetzen 
mOchte, vgl. W. Tomaschek oben Art. Abrytus) 
identificiert. Hier wurden die grieehischen Inschrif- 
ten Kanitz a. a. 0.355 (Kaiser Titus, vgl. Jire- 
cek a. a. 0. 195) und Jirecek a. a. 0. 197 (un- 
bekannter Kaiser) und die rOmischen Steine CIL 
HI 7464 (Septimius Severus) und 7465 {numerus 
seutariorum) gefunden. Tomaschek Die alten 
Thraker II 2, 70 sucht D. in Easgrad, sudostlich 
von Buscuk. [Patsch.] 

Dantonia im Itin. Ant. 266, 2 fehlerhaft fur 
das inschriftlich bezeugte Andautonia (s. d.). 

[Patsch.] 
Daxata, Stadt in Serike, rechts von der Stelle, 
wo sich die drei Hauptquellfliisse des Bautisos 
vereinigen, Ptolem. VI 16, 8. Diese drei Ober- 
laufe, sin. San.ho ,die drei Strflme', vereinigen 
sich zu einem Strom oder zum Ho links von der 
Stadt Lan.ceu, einem altberiihmten Handelsorte 
an der westlichen Bingangspforte in das eigent- 
liche Cina, wo die nach der Metropole Sera (s. d. 
und Chumdan) ziehenden Karawanen wahrschein- 
lich einer Durchsuchung und Warenzollabgabe 
unterzogen wurden. Wie die meisten Orte der seri- 
.schen Handelsstrasse, so zeigt auch D. iranische 
Lautform. F. v. Richthofen China I 491 billigt 
die von Hager aufgestellte Etymologie aus per- 
sisch dolt, .Ebene, Wiiste', und bezieht D. auf 
Sa.ceu, d. i. Sandwiistenbezirk; aber Sa.ceu fallt 
eher in den Bereich der Issedones, und anderseits 
erweist sich fur D. recht passend die Herleitung 
aus der Wz. daU, zend. daxs- = ,rechtmachen', 
subst. daMata, zend. dajSatia = ,Eichtigkeit, 
Regelung', vgl. npers. day/ = ,Geschaftsabschluss, 
richtiger Handel'. Im Bericht der Abgesandten des 
Sah-Rokkh wird Lan.ceu auch Chosabad ,SchOn- 
heim', sinisch auch Kin.cing ,Goldstadt' genannt; 
vgl. S.-Ber. Akad. Wien CXVI 744. [Tomaschek.] 

Daximonitis, fruchtbare Ebene am Iris in 
Pontos, zwischen Komana Pontica und Gaziura. 
Strab. XII 547. Heute die Kaz Ova am Iris! 
Cramer Asia minor 1306. E a m s a v Asia minor 
329. Munro Geogr. Journal 1893, s'uppl. papers 
III 736. Journ. Hell. Stud. XIX 76. [Ruge:] 
Daza s. Dai a. 

Dea Augusta Vocontiornm lautet auf den 
Inschriften (CIL XII 690. 1529. 1581 u. 6.) der 
Name einer Stadt der Vocontii (dea heutigen Die, 
de'p. Dr5me), welche von keinem alteren Sehrift- 
steller erwahnt wird, die aber doch nach Aus- 
weis der Inschriften eine ziemliche Bedeutun» 



Dea Syria 



2236 



2237 



Dea Syria 



Dea Syria 



2238 



gehabt haben muss. Sie muss das religiose Cen- 
trum der Vocontii gewesen sein, eine Art Wall- 
fahrtsort ; den Namen hat sie wohl von der dort 
hauptsachlich verehrten Gottin Andarta (s. d.), 
die auf den Inschriften immer als dea Augusta 
bezeiehnet wird. Eine politische Eolle hat sie 
nicht gespielt, Denkmaler von Beamten sind nicht 
vorhanden; die seviri Augustales (CIL XII 1556. 
1580 u. 0.), flamines (nr. 1529. 1585), das ool- 
10 legium senator (um) Deensium qui minister io 
armaria funguntur (nr. 1590) und die sonst noch 
auf Inschriften genannten Stande (Fleischhandler, 
Salbenverkauferin u. a.) kennzeichnen sie als Cult- 
ort, als eine Stadt, die auf Festbesucher rechnet. 
Einmal fuhrt sie den Titel colonia CIL XII 690 
(Aries), wie es scheint durch ein Versehen des 
Concipienten der Inschrift. Von den Inschriften 
abgesehen, erscheint der Name der Stadt zuerst 
in den Itinerarien; Itin. Ant. 357 {Dea Bocon- 
20 ti&rum). Itin. Hieros. 554 (Civitas Dea Voeon- 
tiorum). Tab. Pent, (ad Deam Boeontiorum). 
Die Not. Gall. XI 7 verzeichnet sie als Civitas 
Deensium (in prov. Viennensi). Bococilon Geogr. 
Eav. IV 27 p. 241. Als Bischofssitz wird sie 
vom 6. Jhdt. ab oft erwahnt, z. B. Greg. Tur. 
in glor. conf. 69 Maroellus Deensis urbis epi- 
seopus (a. die Zeugnisse bei Holder Altkelt. 
Sprachsch. s. Dea). Als 716X1$ 'IzaXlag bezeiehnet 
die Stadt irrtumlich Steph. Byz. s. AXa. Vgl. 
30Desjardins Table de Peut. 58; Geogr. de la 
Gaule III 430f. Longnon Geogr. de la Ganle 
au Vie siecle 439. 0. Hirschfeld CIL XII 
p. 161. 190 und S.-Ber. Akad. Wien CIII 297ff 

[Ihm.] 
Dea Dia, die von den Arvalbriidern in ihrem 
am 5. Meilensteine der Via Campana gelegenen 
Heiligtume verehrte altrCmische Gottin, nur aus 
den Protocollen dieser Priesterschaft bekannt, in 
der Litteratur nie erwahnt; ihr Name (zur Ety- 
40mologie s. F. Solmsen Studien zur latein. Laut- 
geschichte 11 Off.) ist kein Eigenname, sondern 
eine an dessen Stelle getretene Indigitation, hinter 
der sich wahrscheinlich Ceres oder Tellus verbirgt ; 
s. dariiber Bd. II S. 1472ff. [Wissowa.] 

Deae castrum in der Civitas Biterrensium, 
Greg. Tur. hist. Franc. Ill 21 Deas castrum ob- 
tinuit. JetztDio (dep. He'rault). Longnon Geogr. 
de la Gaule 61 If. [Ihm.] 

Dea inutft s. Tacit a. 
50 Dea Syria (so CIL VI 116. VII 272 759- 
Dea Suria VI 399. VII 758 ; Suria dea IX 6099 '; 
Diasurm [Gen. Diasuriaes] Ephem. epigr. IV 
873. [dat. Diasuriae] CIL III 10393; DiasuraVl 
115; Dasyr(a) X 1554; Iasura Mommsen Chron. 
min. I 147, vgl. Jordan Herm. VI 315; griechisch 
2vg!a &eo; oder dea. 1) dsog ij Zvgt'a, CIG 7041 ; 
Auaovoia [nach Mordtmann ZDMG 1885, 43]) 
ist im Abendlande die gewohnliche Bezeichnuni' 
der Gottin, welche auch genauer Atargatis oder 
60 Derketo genannt wird. Obwohl der erste Teil 
dieses Namens urspriinglich von dem der Astarte 
nur dialektisch verschieden ist (s. 0. Atargatis), 
und eine Verschmelzung der beiden Gottheiten 
in gewissen Tempeln stattgefunden haben ma", 
so muss man doch die syrische r,n?"in5 (Atar- 
gatin Syrorum, Tertull. ad nat, II 8) von der 
phoinikischen rTfflrsorgfaltigunterscheiden (yd. 
Baethgen 74) und daran festhalten, dass die 






D. S. die erstere reprasentiert. In Askalon im 
Philisterland scheint jede von beiden ihr beson- 
deres Heiligtum gehabt zu haben. In der Nahe 
der Stadt bei einem grossen Teich befand sich 
nach Diodor (II 4, 2) das ti/ievog der Derketo 
(vgl. Luc. d. d. S. 14. Philo de provid. II 646 M.). 
Dieser Tempel ist kaum mit dem Igov Ovgaviag 
HipQodirrjg, welches als die alteste Cultstatte der 
Astarte gait (Herod. I 105. Paus. I 14, 6), iden 



463), und das Bruchstuck von Eunapios (frg. 94, 
FHG IV 54) fiber eine Priesterin Zvgiag &eov 
ist wohl auf den Durchroarsch des Kaisers Mian 
durch dieselbe Stadt (363 n. Chr., Iul. ep. 27. 
Zosim. Ill 12 u. a.) zu beziehen. Endlich be- 
schreibt Macrobius (I 17, 66) die Apollonstatue 
des Tempels (vgl. Luc. 35), als ob dersclbe am 
Ende des 4. Jhdts. noch existiert habe. Wann er 
zerstOrt wurde, ist unsicher ; heute sind nur unbe- 



tisch (vgl. Stark Gaza 250ff. 258f.), ,weun der 10 deutende Reste davon iibrig geblieben (Sachau 
Cultus der Derketo nicht spater als ein verwandter Reise in_ Syrien 1883, 147^ 



zu dem der anderen hinzukam' (Baudissin) 
Dies ist wohl in Karnion (Astaroth-Karnaim) der 
Fall gewesen, wo nach JJ Makkab. 12, 26 ein 
UragyaTeTov stand. In derselben Gegend scheint 
die Gottin auch in Namara verehrt worden zu 
sein (Le Bas 2172). Dagegen dass Derketo, 
wie zu Askalon, auch in Ioppe (Plin. n. h. V 69 
eolitur illie fabulosa Ceto, vgl. Stark a. a. 0.) 



Die Beruhmtheit dieses Heiligtums war ausser- 
ordentlich. Nicht nur aus Syrien, sondern aus 
Kappadokien, Arabien und Babylonien wallfahrte 
man nach Hierapolis (Luc. 10, 13). Die syri- 
schen Schriftsteller (The doctrine of Addai ed. 
Philipps 24. Jacob. Sarug. ZDMG XXIX 132), 
der babylonische Talmud (Aboda Zara lib) spre- 
chen von Tar'atha als der Gottin von Mabog (Bani- 



und in Azotos-Asdod (Hoffmann Ztschr. f. Nu-20byke). Wohl von dieser Stadt aus wurde ihr Cultus 



mism. 1882, 97) zu linden ware, ist mindestens 
sehr zweifelhaft (Ceto ist eine blosse Latinisie- 
rung von xijrog, vgl. Plin. n. h. IX 11. Hygin. 
astron. LT 31; iiber die Munzen von Azotos vgl. 
Head HN 680). 

Nicht in Palaestina war die Atargatis zu Hause, 
sondern im eigentlichen Syrien, wo ihr gewChn- 
lich der Hadad (s. d.) als Paredros beigegeben 
und beide zusammen als das hOchste Gotterpaar 



angesehen wurden. Dieser doppelte Dienst ist 30 potamien) verzeichnet. 



nach Edessa und dessen Gebiet, wo der KOnig 
Abgar ihn aufgehoben haben soil (Bardesanes bei 
Cure ton Spicil. Syriac. 20, iibers. 31 ; vgl. Duval 
Histoire d'Edesse 1892, 65. 78f.), nach Carrhae- 
Harran (Jacob. Sarug. a. a. 0.) und nach Nisibis- 
Medzpin (Moses Choren. bei Langlois Hist. arm. 
II 94, vgl. Lerubna ebd. I 326) ttbertragen. Bei 
Charas (Geogr. gr. min. I 249) finden wir sogar 
ein legov 'Aragydri in Besechana (Begez in Meso- 



nicht nur fiir Bambyke (s. u.), sondern auch fur 
Heliopolis-Ba'albek bezeugt (Macrob. I 23, 18) 
und ist ebenfalls fur das benachbarte Damaskos 
unzweifelhaft (s. Damascenus). Spuren des 
Atargatiscultus sind auch sonst in Coelesyrien 
nachweisbar (Tempel der xvqioi 'Aragydng in Kefr. 
Aour, Le Bas 1890), und selbst in Palmyra wird 
sie neben Malachbel und der Tyche-Taimi als 
Landesgottheit auf gleicher Stufe hingestellt (L e 



Desgleichen im Abendlande dehnte sich der 
Dienst der D. S. bis in die entferntesten Gegenden 
aus. Die bekannten auf einen verlorenen Roman 
des Lucius von Patrae zurfickgehenden Schilde- 
rungen des Lukian (Lucius 35ff.) und des wohl 
nicht von ihm, sondern von seiner Quelle ab- 
hiingigen Apuleius (metam. VIII 24ff.) ffihren uns 
die orientalischen Bettelpriester vor, welche mit 
dem auf einem Esel getragenen Bild der Gottin 



Bas 2588. De Vogue" Inscript. Semitiques 3). 40 auf dem Lande herumstreiften und als Belohnung 



Aber das bekannteste Heiligtum der D. S. besass 
Bambyke , das deswegen auch Hierapolis hiess. 
Schon Ktesias wusste von der Gottin von Bam- 
byke manches zu erzahlen (s. u.), und zur Zeit 
Alexanders erscheint das Bildnis der 'atar'atha 
mit dem Namen des hohen Priesters 'abd hadad 
auf den Munzen der Stadt (Waddington Revue 
numism. 1861, 9. Six Numism. Chronicle XVIII 
1878, 103ff., vgl. Head HN 654). Kurz nach 



fiir ihre blutigen Wirbeltanze von den Zuschauern 
Geld und Gaben einsammelten. Indessen hat diese 
Art von Propaganda wenig zur wirklichen Ver- 
breitung dieses Cultus beigetragen. Die syrischen 
Kaufleute sind es, die zuerst die Atargatis in 
der grieehischen Welt eingebiirgert haben. In 
zahlreichen Hafen hat sie Spuren ihrer Anwesen- 
heit hinterlassen. So in Mylasa (iegevg 'A<pf>o- 
dht); Zv[gi]ag Athen. Mitt. XV 259), in Smyrna 



300 v. Chr. wurde der uralte Tempel, dessen Griin- 50 (Dittenberger Syll.2 584; iiber die Aphrodite 



dung verschiedenen Gottern und Heroen zuge- 
schrieben (Luc. d. D. S. 12ff.), in griechischem Stil 
(c 30) von Stratonike, der Frau des Seleukos, neu 
gebaut (Luc. 16. 19ff., vgl. Ael. h. a. XII 2) und gait 
seitdem als der grflsste und reichste Syriens (Luc. 
lOff.). Seine Schatze, welche von Antiochos IV. be- 
gehrt worden waren (Granius Licin. p. 9 Bonn., 
vgl. jedoch Preller Rem. Myth. IP 397, 1), wurden 
von Crassus geplundert (Plut. Crass. 17), aber er 



Iroarovixig daselbst vgl. Preller-Eobert I 
380, 1), in Nisyros (Thiasos 'Ayoobtoiaorav Svqcov 
y.al Aiog/nsdiyjaozar Athen. Mitt. XV 131) in 
Astypalaia (Widmung 'Aza^yaTeXxi Bull. hell. Ill 
407). Im Peiraieus wurde seit dem 3. Jhdt. v. Chr. 
von den Orgeonen der Grossen Mutter die Mit- 
beniitzung ihres Tempelbezirkes den Anbetern der 
'A<f>oo6ixrj Svoia oder Ovgavla gestattet (CIA II 
168", vgl. 136.611b. 615c. Foucart Associations 



hob sich bald wieder. Er wird von Strab. XVI 60 religieuses 98ff. 196ff. und dazu Maass Orpheus 



748 und Plin. V 87 erwahnt und die Schrift de 
Dea Syra, welche kaum mit Recht dem Lukian 
abgesprochen worden ist, giebt (28. 30ff.) eine 
ausfuhrliche Schilderung des prunkvollen Gebaudes. 
Bei spateren Schriftstellem ist fast nicht mehr 
davon die Rede. Doch ist die agyala Ntrog, von 
der Philostratos (vit. Apoll. I 19) spricht, vielleicht 
keine andere als Hierapolis (Noldeke Herm. V 



1895, 72ff.j, und in der Kaiserzeit wird daselbst 
eine legeia 2vgiag deov genannt (CIA III 1280 a). 
Tempel derselben Gottin in Messenien auf der 
Akropolis von Thuria und an der Kuste von Achaia 
in Aigion erwahnt Pausanias (IV 31, 2. VLT 26, 
7). Indessen in manchem dieser Orte handelt es 
sich viel mehr um die phoinikisch-kj-prisehe Astarte 
(z. B. CIA II 168. 615 c), als um die syrische 



2239 



Dea Syria 



Dea Syria 



2240 



Atargatis, wenn nicht urn erne Versehmelzung 
von beiden. Besonders zahl- und lehiTeich sind 
die Inschriften von Delos, wo seit dem Ende des 
2. Jhdts. v. Chr. nicht nur Leute, welche sich 
als 'hgojioXslxai bezeiclmen, Widmungen 'ASdxai 
xai Axagydrsi foots Tiaxgiois machen, sondorn auch 
athenische Burger letzere als ayvrj {tea 'Arpgodhrj 
verehren, ihren Tempel schmiieken und die Priester- 
wiirde bekleiden (Bull. hell. VI 490ff. VII 477. 
VIII 131, 2; vgl. v. Schoeffer De Deli insulae 
rebus 191ff. 237). 

Gleichzeitig wurde der Cultus der D. S. in 
Sicilien durch die syrischen Solaven verbreitet. 
Der Sclave aus Apamea, der in Henna die grosse 
Emporung vom J. 134 v. Chr. anstiftete, gehOrte 
zu den Dienern der Gottin (Diod. frg. XXXIV 2, 5 ; 
Flor. II 7 [III 19] fanatico furore simulato dum 
Syriae deae comas iactat [vgl. Luc. d. S. 60]), und 
in spaterer Zeit hatte sie ein sodalicium in Sy- 
rakus (IGI 9). Desgleichen haben syrische Sclaven 
oder Kaufleute ihren Cultus nach Italien mit- 
gebracht, wo er in Brundisium (CIL IX 6099), 
Puteoli (X 1554, vgl. 1596, wo die Venus cae- 
lesta wohl die D. S. ist), Amiternum (IX 4187 
Deana syria) nachvveisbar ist. In Rom, wo Nero 
voriibergehend zu seinen Anhangern gezahlt wurde 
(Suet. Nero 56), wurde er in einem eigenen Tempel, 
der wohl trans Tiberim stand, ausgeiibt (tem- 
plum lasurae Chron. ann. 354 bei Mommsen 
Chron. min. I 147, 23; vgl. Jordan Herm. VI 
314ff.). Die daraus stammenden Denksteine ge- 
heren wahrscheinlich noch Neros Regierung an (CIL 

VI 716, vgl. Jordan a. a. 0. 321; ausserdem VI 
115. 399. 30970). Ferner wurde durch die orien- 
talischen Truppen die D. S. bis an die ndrdlichste 
Grenze des Reiches getragen, wo ihr gewidmete 
Inschriften in Dakien (Ampelum CIL III 7864, 
vgl. 956), Pannonien (Aquincum III 10393 tem- 
plum Baltis et IHasuriae [s. Bait is]) und Bri- 
tannien (Cataractorium VII 272, Magna VII 758f. 
[von Officieren coh. I Hamiorum, s. v. Doma- 
szewski Die Religion des rOm. Heeres 52], vgl. 
IGI 2553) zu Tage gekommen sind. 

Dem allgemeinen Charakter der semitischen 
Ba'alat entsprechend (s. Baltis) wurde die Atar- 
gatis als die Prau eines Ba'als, gewohnlich Hadad 
genannt (s. o.), der neben ihr verehrt wurde, be- 
trachtet. Deshalb wird die D. S. im Abendland 
dem Iuppitcr zur Seite gestellt (CIL VI 116f. 399 
lovi o. m. et deae Suriae, vgl. Luc. 31) und oft von 
den Griechen mit der Hera identificiert (Luc. Iff. 
Plut. Crass. 17). Ursprunglich bildete dieses hSchste 
Herrscherpaav die besonderen Schirmgottheiten 
des Stammes bezw. der Gemeinde, die es anbetete. 
Die Atargatis ist immer im Orient als eine dsd 
.-zo?.tov%os angesehen worden und tragt als sokhe 
die Mauerkrone (Luc. 32, vgl. die oben angefiihrten 
Miinzen von Hierapolis). Sie wurde fur die Griin- 
derin der Stadt gehalten (vgl. Damascenus), 
und die localen Konige fiihrten wohl auf sie ihre 
Abstammung zuriick (Derketo, Mutter der Semi- 
ramis, Diod. II 4, 3ff. Luc. 14. Hvg. fab. 223, 
s. Derketades. Mnaseas FHG III 155 frg. 32 
fiaoihooa). Sie hat das bfirgerliche und religiose 
Leben emgerichtet, indein sie den Menschen das 
Recht und die Gottesverehrung gelehrt hat (CIL 

VII 759 = Biicheler Carmin. epigr. 24 iusti in- 
ventrix, urbium eonditrix, ex quis muneribus 



nosse contigit deos), und sie wird iiberhaupt als 
die wohlthatige Boschutzerin gepriesen, welcher 
man alle ntitzlichen Erfindungen verdankt (Nigi- 
dius Figul. p. 126 Swohoda. Plut. Crass. 17 ti)v 
ndvxiov sis dvfigwiiovs dg/f/v aya&aiv xaxao'dg'aoav). 
Besonders ist sie, als Gattin des Hadad, eine Gott- 
heit der Erzeugung und Fruchtbarkeit (Plut. a. 
a. 0. xrjv ao%as xai OTi&gfiaxa namv ij vygiov 
3taQao%ovoav ahiav xai qrvoiv. Apul. met. VIII 

10 25 omniparens. CIL VII 759 spicifera). Im 
Vorhof des Tempels zu Hierapolis wandelten in 
Freiheit allerlei Tiere, die der Gottin der Fort- 
pflanzung heilig waren, und nach Lukian, der sich 
mit Vorliebe daruber ausdehnt, spielte der Phallus 
in ihrem Cult eine grosse Rolle (16. 28ff.). Es 
ist also leicht verstandlich, dass die Griechen zu- 
weilen die S3'rische Gottin ihrer Aphrodite gleich- 
stellen (Plut. a. a. 0. Plin. XXXII 17. Luc. 32; 
in Delos dyvij 'Atpgodhi] und sonst, vgl. oben). 

20 Diese Eigenschaft der Atargatis erklart die 
Umwandlung der alten StammgOttin in eine all- 
gemeine NaturgOttin, welche sich friihzeitig voll- 
zogen hat. Ihrem Namen nach ist vielleicht die 
Ata/ata ,dicjenige Atar, welche den Ate (s.'Eftaos) 
in sich aufgenommen, und insofern sie den ursprung- 
lich neben ihr stehenden Gott absorbiert, eine uni- 
versale Gcttin ist' (Bathgen 73). Wegen ihrer 
Beziehungen zum Wasser und zu den Fischen 
(s. u.) wollten einige das feuchte Princip in ihr 

30 erkennen, welches in der ganzen Welt das Leben 
hervorruft (Plut. a. a. 0. ; vgl. Symp. probl. VIII 
8, 730 E. Cornut. nat. deor. 6). Andere hielten 
sie fur die allgebarende Mutter Erde (Macrob. I 
23, 18ff.), und sie wurde daher der Rhea (Luc. 32. 
Cornut. nat. deor. 6. Euseb. praep. ev. VI 10, 42 
[wo Tar'atha durch 'Pea ubersetzt] ; vgl. CISem. I 
177, mit Etym. M. s.'A/t/Lid), oder der GOttermutter 
Kybele assimiliert (in Delos Bull. hell. VI 502 
Mrjxgi fieydXrj; ebd. 500 /itjxgi &eotv. Apul. met. 

40 IX 10 deum Mater soror deae Syriae. CIL VI 
30970 Mater deorum et mater Syriae. VII 759 
mater divum). Fur die V.erschmelzung der beiden 
Culte im Peiraieus s. o. S. 2238 ; in Brundisium CIL 
IX 6099 saeerdos Matris magnae et Suriae deae 
et sacrorum Isidis (vgl. Bull. hell. VI 502 xaxd 
jtQoozayjxa 'OoeigiSos). Man erdichtete sogar vor- 
geschichtliche Beziehungen zwischen Hierapolis 
und Phrygieu (Luc. 15). Aber diese und andere 
Gleichsetzungen (Diana: Luc. 32. CIL IX 4137 

50 Diana syra. Granius Licin. p. 9 ; CIL VII 759 
Pax, Virtus, Ceres) sind samtlich nur teilweise 
zutreffend, und die griechischen Schriftsteller sind 
sich wohl bewusst, dass im Olymp kein so mamiig- 
faltiges Wesen, wie die Atargatis es war, existierte 
(Plut. Crass. 17. Lukian. 32). Die Haufung der 
Attribute auf dem Bilde der Gottin druckte ihre 
pantheistische Natur aus (Macrob. 1 23, 18j. Dem- 
entsprechend hielt man sie auch fur allmachtig 
(s. d. und Apul. VIII 25 omnipotent et omni- 

60 parens. Bull. hell. VI 502 zfj ndrxcov xgaxovoij). 
Ja sie wurde als eine SchicksalsgOttin angesehrn, 
die das Leben der Menschen und den Lauf der 
Dinge unwiderstehlich leitet (Luc. 32 ?/« bi ri . . . 
J^efuoios xai Moioecov . . . x tl Q l ■ ■ ^/. ei axgaxxov. 
Sehol. Germanic. 65 Breysig Virginem dicunt 
alii Atargatia alii Fortunam ; vgl. 125 ; neben 
Tyche angerufen, Vogue" Inscr. Sem. 3 [s. o.]; 
s. auch die Darstellung auf den Miinzen von 



2241 



Dea Syria 



Dea Syria 



2242 



Askalon Head HN 680). Die von Simplicius 
(in Aristot. physic. IV 641, 39 Diels) mitgeteilte 
Etymologie xr/v Svgiav 'Axagydxrjv xonor &eu>v 
xalovai findet so ihre Erkliirung : namlich afiar- 
yade (= loeus Fortunarum, fiber den Gebrauch 
des Plurals vgl. Payne Smith Thes. syr. I 649). 
Diese letzte ITmgestaltung ist wohl unter dem 
Einfluss der chaldaeischen Astrologie geschehen, 
welcher auch anderswo erkennbar ist. In dem 
merkwiirdigen Gedicht, das ein syrischer Officier 10 
in Britannien zu Ehren seiner LandesgOttin ver- 
fasste (CIL VII 759), ist sie nicht nur als mit 
der punischen Gaelestis sondern auch mit dem 
Zodiacalzeichen der Jungfrau (vgl. Schol. Germ. 
65. 125 Breysig) identisch betrachtet. 

Der Einfluss der Sterndeuterei ist auch in den 
Legenden, welche uns von der D. S. erzahlt werden, 
bemerkbar. Eine Sage, die sich aus unbekannter 
Quelle bei Nigidius Figulus befand (Schol. Germ. 
81. 145 Breysig. Ampel. II 12. Hyg. fab. 197. 20 
Arnob. I 36 ovorum progenies dii Syri; vgl. 
Nigiilii rel. ed. Swoboda 126) berichtet, dass Fische 
im Euphrat ein Ei von wundcrbarer GrOsse ge- 
funden und auf das Land geschoben hatten. Dort 
sei es von einer Taube ausgebrutet worden und 
nach einigen Tagen sei die D. S. daraus geboren. 
Spater habe die dankbare Gottin von Iuppiter als 
Belohnung fur die Fische erlangt, dass sie in den 
Zodiacalkreis versetzt wurden. Nach einer anderen 
Uberlieferung, welche auf Ktesias zuriickgeht, ware 30 
die D. S. in den Teich von Bambyke gefallen 
und durch die spater in den Himmel getragenen 
Fische gerettet worden (Eratosth. Catast. 38. 
128ff. Robert. Schol. German. 176 Breysig [wo fiir 
boecmice vielmehr Bambyce zu lesen ist]. Theon 
Schol. in Arat, 239 p. 282 Buhle. Hyg. astron. 
II 41. Athenag. leg. ad Chr. 156. Anonym, bei 
Westermann Paradoxogr. 213). Nach einer 
anderen iiberarbeiteten Fassung des Diognetus 
Erythraeus (vgl. Miiller Script, rer. Alex. p. 134)40 
hatte sich die Gottin mit ihrem Sohn Cupido in 
den Euphrat gesturzt. um Typhons Wut zu ent- 
gehen (Hyg. astron. II 30. Ovid. Fast. II 460. 
Manilius II 597ff.), eine sonderbare Mischung von 
griechischer, syrischer und agyptischer Mythologie. 
Die stark abweichende Sage von Askalon, die dem 
Xanthos schon bekannt war (frg. 11. FHG I 38), 
ist am besten bei Diodor zu lesen (II 4, 3ff. vgl. 
Ovid. met. IV 46. V 331. Tzetz. Chil. IX 502 
[der vom Moerissee spricht]). Aus Scham uber 50 
einen mit einem schOnen syrischen Jungling be- 
gangenen Fehltritt hatte sich die D. S. in den 
heiligen Teich geworfen und sei in einen Fisch 
verwandelt worden. Die aus dieser Liebe geborene 
Tochter, Semiramis,sei vonTauben genahrt worden. 
Von den Gestirnen ist hier nicht mehr die Rede. 
Diese Mvthen (behandelt von Robertson Smith 
English histor. Review II 1887, 303ff.l haben wohl 
hauptsachlieh einen aetiologischen Charakter und 
wollen die oft besprochene Thatsache erklaren, 150 
dass die Syrer keine Fische assen und die Tauben 
fiir gottlich hielten. Diese Bemerkungen sind 
der gewohnliche Schlusa der Erzahlung (vgl. ausser- 
dem fiir die Fische Xenoph. anab. I 4, 9. Cic. 
nat. d. Ill 39. Plut. symp. probl. VHI 8, 730 Df. 
Clemens. Al. coh. 25 p. 35 Potter, vgl. Porph. 
de abstin. IV 7. Dieterich Die Grabschrift 
des Aberkios 40, 1 — fiir die Tauben Xenoph. 

Pauly-Wissowa IV 



a. a. O. Sextus Emp. hyp. Ill 223. Tibull. I 7, 
18. Clemens a. a. O.; vgl. Thompson Glossary 
of Greek birds 1885, 144. Hehn Culturpflanzen 6 
336). In der That, bei jedem Tempel der D. S., 
in Askalon (Diod. II 4, 2. Luc. d. S. 14) wie in 
Hierapolis (Luc. 45. Ael. h. a. XII 2. Plin. n. h. 
ni 17), in Edessa (Duval a. a. O.) und anderswo 
(Charax a. a. 0. mit Miiller s Anm. Smyrna 
Dittenberger Syll.2 584. Baudissin Studien 
z. sem. Religionsgesch. II 165ff.) befand sich ein 
heiliger Teich, dessen Fische von keinem Menschen 
gefangen oder verletzt werden durften (Ditten- 
berger a. a. 0. ix&vs legovs /J-rj aScxeiv, vgl. Athen. 
VIII 346 c. Anthol. Pal. VI 24. Artemid. oneir. 
I 18 [der 'Aaxdgxrjv fiir 'Axagydrrjv schreibt]; s. 
NOldeke ZDMG XXXV 220). Nur die Priester 
sollen das Recht gehabt haben, dieselben beim 
Opfermahl zu verzehren (Mnaseas frg. 32, FHG 
III 155; vgl. Dittenberger a. a. 0. idv de 
xis x&v l%{Mj<av dnoftdvt], xaQTiovo&oo av&rjiiEgor 
«rt xov jjcofiov und Diog. Laert. VIII 34). Es 
wurden ebenfalls in den Heiligtiimern der D. S. 
eine grosse Anzahl von weissen Tauben genahrt, 
welche man nicht ohne Siinde beruhren durfte 
(Luc. d. S. 14. 54; Iup. trag. 42. Diod. II 4, 6. 
Philo de provid. II 646 M. Cornutus n. d. 6 ; 
vgl. Scholz 319ff. Baudissin 176). 

Auf die anderen Gebrauche und Feste, welche 
Lukian (42ff.) ziemlich ausf uhrlich bespricht, konnen 
wir hier nicht naher eingehen. Es ist heute noch 
unmoglich festzustellen , welche dem Ritus von 
Hierapolis eigentiimlich und welche allgemein iib- 
lich waren. Wir begnugen uns, zu bemerken, dass 
heilige Prostitutionen, wie sie in den phoinikisch- 
punischen Culten (s. Astarte und Caelestis) 
herkOmmlich waren, in den Teuipeln der D. S. 
iiberhaupt nicht vorzukommen scneinen (Euseb. 
praep. evang. IV 16, 22 verwechselt wohl Helio- 
polis mit Aphaka; vgl. Miiller Geogr. gr. min. II 
518, 30), und dass selbst die vielbesprochene Sitte, 
sich zu Ehren der Gottin zu entmannen (Luc. d. 
S. 50, Verschnittene im Abendland, Luc. Lucius 
35. Apul. met. VIII 26f.) nach Lukian (d. S. 27) 
in Hierapolis ziemlich spat eingefiihrt worden ist, 
wohl unter dem Einfluss der kleinasiatischen Culte 
(Luc. d. S. 15, vgl. Lafaye bei Daremberg et 
Saglio II 1458) und kaum iiberall geherrscht 
haben wird. Uberhaupt scheint der Dienst der 
D. S. in den griechischen Thiasoi und den roini- 
sohen sodalicia, einen wesentlich anderen Charakter 
gehabt zu haben als im Orient. Nur folgende 
Priester werden auf den Inschriften genannt : In 
Delos jahrlich ernannter (xEigoxovrjOeis) hods, 
Bull. hell. VI 489ff. 495. vgl. Athen. Mitt." XV 
259 ; jahrlicher Caxogos (Zaxoosvorzos) Bull. ebd. 
497ff.; saeerdos CIL IX 6099," vgl. IGI 9; auss.-r- 
dem praesidenies (jigooxdxat ?j des Vereins IGI 9. 

Von den bildlichen Darstellungen der 
Atargatis in den syrischen Tempeln finden wir 
genaue Beschreibungen bei den Schriftstellern. 
In Askalon wurde sie ahnlich wie Dagon (s. d.j, 
dem sie wohl als Gattin zur Seite stand, als Fisch- 
weib gebildet (Luc. d. S. 14 rjutoerj fiiv yvvrj ■ xo 
<5f Sxoaov ix iirig&v is dxgoi's jcodas ix&ios oigi) 
dxoxdvsxai, vgl. Diod. II 4, 2. Ovid. met. IV 
46. V 331 ; doch. bieten die Miinzen diesen Typus 
nicht, s. de Saulcy Numism. Terre Sainte 1874, 
178ff. Head HN 680). Von den Tempelbildem 

71 



2243 



Deba 



Decaeneus 



2244 



in Heliopolis sagt Macrobius (I 28, 18) Simu- 
lacrum Adad insigne cemitur radiis imlinatis 
. . . Adargatidis simulacrum sursum versum re- 
clinatis radiis insigne est . . . Sub eodem simu- 
laero species leonum sunt. Auch in Hierapolis 
thronte nach Lukian (31f.) die ,Hera' neben dem 
, Zeus', beide vergoldet, letzterer auf Stieren, die 
erstere auf LOwen sitzend. Die GOttin hielt in 
der einen Hand ein Scepter, in der anderen eine 



arabische Stadt Dahaban (von dakab, Gold) bei 
Niebuhr Dhaban (Breite 18° 7'), deren Gold- 
reichtum er nachzuweisen sueht. Auch die un- 
gewOhnliche Gastfreundschaft wird nicht nur von 
den Griechen, sondern auch von Ibn Magawir be- 
zeugt. Glaser (Skizze 29ff.) sucht die D. nord- 
licher in der Gegend von Konfuda, wo er durch 
eine Conjectur ein Taiba zu finden vermeint, wo- 
mit er die 0»|/?aj nohg bei Ptolemaios und den 



\ 



2245 



Decaniacus 



Decatera 



2246 



Spindel ihr Haupt war von Strahlen umgeben 10 Baetiofluss zusammenstellt. [D. H. Mtiller.] 

und tru'g einen Turm (Mauerkrone) und urn den «~..~i~^~ — ti;„„i,i R77 r, in w,™ 

Leib hatte sie Aphrodites Giirtel (xsaxog). Ihr 

Kleid war mit Gold und Steinen geschmiickt. 

Ausserdem hatte sie auf dem Kopf einen Stein, 

der in der Nacht den Tempel erleuchtete (vgl. 

die Miinzen von Hierapolis Lajard Eecherches 

sur le c. de Venus 1837 pi. in B, 1. V 11. Head 

HN 654). Diese Darstellung, wo morgen- und 

abendlandische Elemente verbunden waren (fiber 



Debalakia, von Hierokl. 677, 5 in Phrygia 
Salutaris genannt. E amsay Asia minor 143 sah 
es friiher als verderbte Lesart fur Beudos Vetus, 
jetzt mit Badet fiir Sibidonda an. Cities and 
Bishoprics of Phrygia I 753. Bbenso Anderson 
Journ. Hell. Stud. XVIII 105. [Ruge.] 

Debellion (Debeltos) s. Develtos. 

Debitor. Debere bezeichnet die Lage des 
Verpflichteten bei dem Schuldverhaltnisse, s. Obli- 



die LSwen und Stiere vgl. Diod. IX 5. Bau-20gatio. Der Ausdruck betriffb aber auch ausser- 
-- ■■ • ' " n T "" ' halb der Schuldverhaltnisse die Haftung aus 

einem dinglichen Anspruche. Dig. L 16, 178 § 3 : 
Hoe verbum debuit omnino actionem compre- 
hendere intelligitur. Inst. IV 6, 2 Actio nihil 
aliud est, quam ius persequetidi iudicio quod 
sibidebetur, s. Actio. Windscheid Die Actio 
des romischen Civilrechts 1856. Bekker Die 
Actionen des romischen Priratrechts I Iff- Leon- 
hard Instit. 458ff. [R. Leonhard.] . 

Debitoris ductio ist die Wegfiihrung des 



dissin 177 und Dolichenus), diente den Kiinst- 
lern im Occident als Vorbild. In dem Tempel 
zu Rom befand sich auf einer Seite Iuppiter se- 
dens inter duos tauros, auf der anderen Dea 
sedem inter duos lemws (CIL VI 116. 117, vgl. 
115. 30970). Sie sass, ahnlich wie die Magna 
Mater, auf einem vergoldeten Thron (Bull. hell. 
VI 494 ixQVGojoev xbv Qqovov xijs fie&s), der zur 
Seite zwei LOwen hatte (vgl. CIL X 1554 Leon- 
toscasma) und trug in der rechten Hand eine 30 
Spindel, in der linken einen Spiegel [oder Tym- 
panon? vgl. Luc. d. S. 15] (Zeichnung des Ful- 
vius Ursinus Cod. Vatic. 3439 f. 120). Movers 
Phonizier I 584ff. Scholz Gotzendienst und 
Zauberwesen bei den Hebraern 1877, 301ff. Bath- 
gen Beitrage zur semitischen Religionsgeschichte 
1888, 68ff. Baudissin in Herzogs Realency- 
clopadie 113 mflf., wo man die altere Litteratur 
finden wird. [Cumont 1 



Schuldners durch Zwang im Wege der Zwangs- 
vollstreckung ; tab. Ill (Bruns Fontes « 20. Gel- 
lius XV 13, 11): Aeris confessi rebusque iure 
iudicatis XXX dies iusti sunto. Postdeinde 
numus iniectio esto. In ius ducito. Ni iudi- 
catum faeit aut quis endo eo in iure vindicit, 
secum ducito, vincito aut nervo aut compedibus 
XV pondo, ne minore, aut si volet maiore vin- 
cito. Das alteste romische Recht kannte daher 
Deba7.d »]#«). 1) Stadt in Mesopotamien am 40 lediglich eine Personalexecution, die_ zur Schuld 



Tigris, Ptolem. V 18, 9. Der Name gehort wohl 
zu demselben Stamme wie Dtbon Num. 21, 30. 

[Fraenkel.] 
2) Stadt in Syrien, in der Landschaft Ko- 
magene (Ptolem. V 15, 10); sonst nicht be- 
kannt. [Benzinger.] 

Debai (de/Ja«), ein Volksstamm an der West- 
kuste von Arabien, welcher von Artemidor (bei 
Strab. XVI 777), Agatharchides § 95 und Diodor. 



haft fiihrte. Streitig ist, ob vorher eine besondere 
addictio des Magistrats erfolgen musste. Dagegen 
Huschke Uber das Recht des nexum 79, 97. An- 
dererMeinungmitEechtBethinann-HollwegE. 
Civilprocess I 198 , 19 , da es nicht wahrscheinlich 
ist, dass der Schuldner vor den Magistrat gefuhrt 
werden musste (in ius ducito), ohne dass dieser 
eine Entscheidung uber den weiteren Verlauf des 
Verfahrens zu fallen hatte ; vgl. auch Ter. Phorm. 



Ill 45 erwahnt wird. Durch ihr Land fliesst ein 50 334 und weitere Litteratur bei Keller-Wach 



Fluss, der Goldsand mit sich fiihrt, so dass der 
Sand rotlich schillert (Agath. 95). Auch gegrabenes 
Gold giebt es bei ihnen, nicht als Sand, sondern 
als Goldstfickchen von der GrOsse eines Nusskerns 
bis zu der einer Wallnuss iStrabonl. Sie sind 
sehr gastfreundlich, besonders gegen die Boiotier 
und Peloponnesier, wegen des alten Verkehrs mit 
Herakles. K. Mtiller bemerkt mit Recht, dass 
Herakles nach der Stadt Thebai in Boiotien The- 
baios geheissen wurde, und folgert, dass man das 60leicht das BMsiqov des Ptolemaios l\ b,\^. das 



Rom. Civilproc. 5 406 § 83 Anm. 1018. Auffallend 
ist, dass die Schwere der Fesseln fur den ver- 
hafteten Schuldner nach dem Mindestbetrage be- 
stimmt war. Es erklart sich dies wohl daraus, 
dass der Verhaftende aus Rflcksicht auf andere 
Glaubiger den Schuldner durch gehOrige Fesselung 
an der Flucht verhindem sollte. [R. Leonhard.] 

Debri (var. Decri), von Cornelius Balbus er- 
oberte Garamantenstadt (vgl. Plin. V 36); viel- 



Volk, welches Agatharchides D. nennt, fruher auch 
Thebaner und ihre Stadt Thebai hiess. In der 
That kennt Ptolemaios VI 7, 5 eine Stadt QT^ai 
im Gebiete der Kiraiboxo'/.xaat (= arab. Kinana) 
an der siidarabischen Kuste des roten Meeres (69° 
40' L. und 21° 0' Br.), und Steph. Byz. erwahnt 
eine Stadt Tabis. Sprenger lAlte Geogr. Arab. 41, 
vgl. auch 52. 56. 73) identificiert mit D. die 



heutige Bedere (vgl. M filler zu Ptol. p. 742 und 
unten Art. Derbikkai). [Fischer.] 

Debus s. Dibon. 

Decaeneus, griechisch Aexalvsof, ein Dacer, 
welcher nach verschiedenen Reisen und Wande- 
rungen (nach Strab. VII 304 soil er in Agj-pten ge- 
wesen sein, womit man Jord. Get. 11, 67 Dicineus 
venit in Gothiam vergleiche) in sein Vaterland 



zuriickkam, zu einer Zeit, als der Konig Burbista 
die dacischen Stamme einte und auf dacischem 
Boden ein Reich schuf, das gefahrlich genug er- 
schien, um Caesars Aufmerksamkeit auf sich zu 
Ziehen. Hier trat D. als Gehulfe und Priester 
dem Burbista zur Seite, half ihrn bei seinen Ee- 
formplanen, welche eine Ausrottung der iiberhand 
nehmenden Laster und eine Veredlung der Sitten 
bezweckten. Des D. Kunst bestand in der Deu- 
tung von Vorzeichen und dem sich hierin kund- 
gebenden Willen der Gotter; sein Ansehen stieg 
so, dass er selbst als &sog gefeiert wurde, ahnlich 
wie vor ihm Zamolxis, dass der Konig ohne ihn 
nichts unternahm, dass auch die Dacer seine Rat- 
schlage befolgten und das, was er sagte und wozu 
er riet, als das ihnen Erspriesslichste ansahen. 
Nach Jordanes lehrte D. seine Volksgenossen Ethik, 
Physik, praktisehe Philosophic, Himmelskunde und 
sogar Botanik; er malt ein Bild seiner erziehe- 
rischen Wirksamkeit aus, welches rhetorisch stark 
iibertrieben ist. Auch was derselbe Jordanes 11, 71 
von D. sagt: elegit namque ex eis tune nobilissimos 
prudentioresque viros, quos tlwologiam instruens 
numina quaedam et sacella venerari suasit fe- 
citque sacerdotes nomen illis Pilleatorum contra- 
dens ist nicht richtig, denn Gotterverehrung sowohl 
wie Priester gab es lange vor D. bei den Dacern, 
wie das Beispiel des Zamolxis und alles was 
Strabon von ihnen erzahlt, beweist. [Brandis.] 

Decaniacus {-cum), Ort in Gallien, von Eu- 
ricius (Bischof von Limoges) genannt epist. II 
62, 2 me lias -de Decaniaeo ad vos dedisse sig- 
nifico. [Ihm.] 

Decantae, Volk im nOrdlichen Britannien, 
Ostlich vom kaledonischen Waldgebirge, nach Pto- 
lemaios II 3, 8 o KaXridmnog Sgvfiog, wv ava- 
TofaxdjrsQoi Aexarxai, /icff ovg Aovyoi ovvdjizovTcs 
rote KoQvavioLs ; etwa in Eossshire im nOrdlichen 
Schottland. [Hiibner.] 

Decanus. 1) Militarisch a) ein tJnterofficier 
des spatrOmischen Heeres, der ein Contubernium 
(s. d.) von 10 — nicht 9, wie Masquelez beiDa- 
remberg-Saglio Diet. I 1489 unrichtig be- 
hauptet — Soldaten befehligte ; vgl. Veget. II 8. 13. 
Modest, de vocab. rei milit. 9. Nach Cagnat 
(Daremberg-Saglio Diet. II 31) standen in 
einer Legion 550 solcher Decani, vgl. auch Mar- 
quardt St.-V. 112 607. Inschriftlich werden die- 
selben nicht erwahnt. b) Ein hoherer Flotten- 
officier, der allerdings nur auf einer einzigen, zu 
Alexandria gefundenen griechischen Lischrift (zu- 
erst von Ne"routsos-Bey Bulletin de l'institut 
e"gyptien XIII 175 — 177 veroffentlieht, dann von 
Ferrero L'ordinamento delle armate romane 161f. 
und zuletzt in den Leipziger Studien XV 377f. 
behandelt) erwahnt wird; vgl. auch Mo mm sen 
zu CIL X 3340. Danach huldigten die dexavoi 
einer der beiden praetorischen Flotten, der misena- 
tischen oder ravennatischen (s. o. Bd. HI S. 2635ff.), 
nicht der alexandrinischen, wie Ne"routsos-Bey 
falschlich meint, 166 n. Chr. den Kaisern Marcus 
und Verus. Uber ihre Stellung erfahren wir aus 
der Inschrift nichts. Wahrscheinlich fuhrten sie, 
da D. den bezeichnet, der iiber 10 gesetzt ist 
(Augustin de morib. eccles. cathol. 67), den Ober- 
tefehl iiber eine dexavaia, d. i. ein Geschwader 
von 10 Schiffen (vgl. Polyb. XXII 10, 4. XXIV 
6, 1. Diod. XIV 103, 3) und sind wohl mit den 



auf zahlreichen Inschriften genannten Nauarchi, 
den Geschwadercommandanten (Naheres s. unter 
Nauarchos), identisch; vgl. Leipziger Studien 
XV 381). [Fiebiger.] 

2) Decani, zuerst gegen Ende des 4. Jhdts. auf- 
tretend (Ambros. epist. 20, 4 = Migne L. 16, 995), 
die niedrigste Classe der Hofbeamten (Johann. 
Chrysost. in epist. ad Hebr. VIII 13, 5 = Migne 
G. 63, 109), sind bis jetzt nur im Dienste der kai- 

10 serlichen Frauen nachweisbar (Cod. lust. XII 59, 
10 § 5. Marci diac. vita S. Porphyrii 39. 40 = 
Abh. Akad. Berl. 1874, 190). Bei diesen sind 
sie als Thurhiiter (Marcus diac. 40) und Boten- 
laufer thatig (Marcus diac. 39). Wenn Georgios 
Kedrenos das Wort durch ga/SdoS/oj iihersetzt 
(Migne G. 121, 336), so darf man vielleicht daraus 
schliessen, dass sie, wenn die Kaiserin offentlich 
erschien, als Stabtrager vor ihr hergingen. Sie 
bilden ein zahlreiches Corps (Coripp. laud. Iu- 

20 stini UI 160 : turba deoanorum), an dessen Spitze 
vier Primicerii stehen. Diese scheiden, nachdem 
sie zwei Jahre lang diesen hOchsten Rang be- 
kleidet haben, aus, um den Nachrfickenden Platz 
zu machen (Cod. Theod. VI 33). Sie stehen, wie 
fast alle Corpora von Hofbeamten, unter dem 
Magister officiorum, der nach einer Bestimmung 
von Theodosius II. auch in Civilprocessen ihr 
Richter sein soil (Cod. lust. XE 26, 2). Gotho- 
fredus zum Cod. Theod. VI 33. [Seeck.] 

30 Decargyrus numnuis, nur genannt in einem 
Gesetz des J. 395 (Cod. Theod. IX 23, 2), be- 
zeichnet wahrscheinlich jene kleinsten rOmischen 
Silbermiinzen, die nur 0,83—1,13 Grainm wiegen 
und zuerst in der Zeit des Honorius auftreten. 
Sie scheinen mit jenen argentei minutuli iden- 
tisch zu sein, die Hist. Aug. Alex. 22, 8 ; Aurel. 
9, 7. 12, 1 erwahnt sind (Seeck Rh. Mus. XLIX 
221). Nach ihrem Namen zu schliessen, sollten 
sie 10 Kupferdenaren oder i/ 60 des Goldsolidus 

40 an Wert gleichkommen, was in deutschem Gelde 
21 Pfennig bedeuten wurde. Aber da in jener 
Zeit die Curse der drei Metalle, auch wenn sie ge- 
miinzt waren, immerfort gegen einander schwankten, 
ist diese Wertung nicht als feste zu betrachten. 
Seeck Ztschr. f. Numismatik XVTI 66. Momm- 
sen Geschichte des romischen Miinzwesens 791. 
840. [Seeck.] 

Decastadium, im Bruttierlande, Station der 
Kiistenstrasse von Regium nach Tarent, 20 mp. 

50 von Regium, in der Nahe des jetzigen Melito, am 
sudlichsten Punkte des italischen Festlandes, Itin. 
Ant. 115. [Hulsen.] 

Decatera (Geogr. Rav. 208, 7. Guido 541, 24 
Deeadaron; Decadoron Geogr. Rav. 379, 12. Const. 
Porphyr. de adm. imp. c. 29 p. 130. 139 rd xaoxoov 
xoir Aexaxeoeor), jetzt der Kriegshafen Cattaro 
(kroat. Kotor) in Dalmatien. D. wurde fiir den 
jungeren Namen von Acruvium angesehen (H. 
Kiepert CIL ILT p. 284. G. Zippel Die rOm. 

60 Herrschaft in Illyrien 97. C.JirecekDie Handels- 
strassen und Bergwerke von Serbien und Bosnien 
wahrend des Mittelalters 5. 9. 72. W. Toma- 
schek Mitteilungen der geograph. Gesellschaft in 
Wien 1880, 550 und oben Art. Acruvium), jetzt 
setzt Kiepert Formae orbis antiqui XVII Beiblatt 
S. 5 Anm. 49 letzteres ausserhalb der Bocche am 
Hafen Traste an. In Cattaro bestand eine nicht 
unansehnliche Stadt mit duumviri an der Spitze 



2247 



Decebalus 



Decebalus 



2248 



(CIL III 1711, vgl. p. 1028. Mommsen p. 284) 
und der Tribus Sergia (CIL III 1710, vgl. p. 1028. 
1711. W. Kubitschek Imperium Bom. tributira 
discriptum 232); Decurionen werden CIL III 1710. 
1711 erwahnt. Unter den Bttrgem ragten die 

cipii (Cil in 1710), ciodii (cil in mi. 1713, 

vgl. p. 1028. 1491) und Statii (CIL HI 6358), 
die audi in der Umgebung vorkommen, hervor. 
Sonstige Inschriften CIL III 1712 (vgl. p. 1491). 



der Feinde; bei Cassias Dio a. a. 0. fehlen alle 
diese drei Namen ; bei Petrus Patricius (FHG IV 
185 frg. 4) wird als Gegner des Fuscus nicht 
Diurpaneus, sondern D. genamit. Duras und Diur- 
paneus oder Dorpaneus ist offenbar ein und die- 
selbe Person, wie v. Gutschmid Kleine Schriften 
V 327. 374 sah. Danach begann der Krieg mit 
den Romern unter Duras oder Diurpaneus ; dieser 
KOnig leitete den Binfall in Moesien, dem der 



1714 (vgl. p. 1028. 1491) bis 1716. 8387. 8388. 10 dortige Statthalter Oppius Sabinus zum Opfer 



Vgl. R. v. Schneider Arch.-epigr. Mitt. IS 82. 
TomaschekZur Kunde der Hamushalbinsel II 63. 
H. Cons La province Romaine de Dalmatie 251ff. 
Uber den von Backing Not. dign. occ. p. 279 
mit Cattaro in Verbindung gebrachten numerus 
Catharensium s. unter C atari. [Patsch.] 

Decebalus, dacischer Eigenname. Die ge- 
wOhnliche Form des Namens ist Deeebalus, grie- 
chisch Aexefiakog; in Inschriften begegnet anch 



flel. Im weiteren Verlaufe dieses Krieges dankte 
er ab und fiberliess die Regierung dem D. 
Man wird wohl nicht fehlgehen mit der Vermu- 
tung, dass dieser Rucktritt des Diurpaneus im 
Zusammenhange steht mit der Wendung, die der 
Krieg mit der Ankunft des Kaisers Domitian und 
seines Gardepraefecten Cornelius Fuscus auf dem 
Kriegsschauplatz nahm. Denn deren unmittelbare 
Wirkung zeigte sich darin, dass Moesien von den 



die Form Decibalus CIL III 4150 vom J. 188 20 Feinden gesiiubert wurde; wir wissen, dass Fuscus 



aus Savaria; VII 866 aus Amboglanna; Arch.- 
epigr. Mitt. XI 23 aus Dnrostorum. Der be- 
riihmteste Trager dieses Namens war dacischer 
KOnig zu Domitians und Traians Zeiten; die 
Thatsache, dass nehen diesem Konig D. noch 
andere Trager dieses Namens, die nicht fttrstlichen 
Geschlechtes waren, auf Inschriften — vgl. oben 
— sich finden, widerlegt schlagend die oft auf- 
gestellte Behauptung, dass D. gar nicht Eigen- 



spater seinerseits fiber die Donau ging, das konnte 
er doch nur thun, wenn die Provinz wieder den 
Handen der Dacer entrissen war. 

Was wir von diesem Kriege Domitians mit 
den Dacern wissen, ist wenig; aber dies wenige 
geniigt doch, uns erkennen zu lassen, dass auch 
von romischer Seite die Sauberung Moesiens und 
der Riickzug der Dacer als ein Ereignis betrachtet 
wurde, das wichtig genug war, um es durch einen 



name, sondern ein Appellativum gewesen sei. Das- 30 Triumph zu feiern. GewOhnlich freilich setzt man 
selbe lehrt auch die Ehreninsehrift fur Traians den Triumph fiber die Dacer ans Ende des ganzen 
General Licinius Sura (CIL VI 1444), worin es 



heisst : gentem Daeor(um) etregemDeoebalum hello 
superamt; ware D. wirklieh ein Gattungsname 
gewesen, hatte man doch in einer gleichzeitigen 
romischen Inschrift, welche vom Kaiser Traian 
seinem verdienten General gesetzt wurde, ret/em 
und nun seinen richtigen Namen, nicht regem 
Decebalum gesetzt, zumal wenn D. nichts ander> 



Krieges, d. i. ins J. 89 n. Chr.. vgl. Gsell Essai 
sur le regne de l'empereur Domitien 223. 198, 3. 
Aber es gab zwei Kriege Domitians gegen die 
Dacer; das hat man langst aus Suet. Dom. 6. 
Eutrop. VII 23 und der Inschrift des Vilanius 
(CIL VIII 1082 donis donatus a Domitiano ob 
bellum Dacicum, item ab eodem ob bellum Ger- 
maaieum, item torquib. armillis ob bellum Daci- 



als ,einen Dacen , vielleicht des edelsten konig- 40 cum) geschlossen. Der Krieg begann im Winter 
- - - ~ - - ' 85/86 n. Chr. — fiber die Zeit vgl. Gsell a. a. 0. 

209 — mit einem Einfall der Dacer in die romische 
Provinz Moesien ; in den Kampfen und Schlachten 
unterlagen die Romer, ihr Statthalter Oppius Sa- 
binus fiel, das Land wurde erobert, Castelle und 
Stadte geplundert. Hierauf begab sich der Kaiser 
selbst an die Donau, iibertrug aber die Krieg- 
flihrung seinem Gardepraefecten Cornelius Fuscus. 
Es gelang den Romern Moesien zuriickzuerobern 



lichen Geschlechtes', so J. Grimm Gesch. d. d. 
Spr. 193, oder .Dacierfflrst', .Oberster der Dacier', 
so H. Leo Lehrbuch der Universalgesch. II 35 
und Vorlesungen fiber deutsche Gesch. I 99, be- 
deutet hatte. Die Vcranlassung, dass Grimm, 
Leo u. a. den Namen D. fur ein Appellativum 
hielten, lag hauptsachlich darin, dass in einem 
Teil unserer tFberlieferung bei der Erzahlung des 
von den Dacern mit den Romern unter Domitian 



geffihrten Krieges neben dem Konig 1). noch ein 50 und"die Feinde hinauszuschlagen — diese That 
anderer Konig Namens Diurpaneus oder Dorpaneus sache folo-t unmittelbar aus dem 



genannt ist, so dass man Diurpaneus ffir das 
Nomen proprium, D. fur das Appellativum hielt. 
In der That sind es aber zwei verschiedene Namen 
und also auch zwei verschiedene Personen. Nach 
den Excerpten des Konstantinos Porphyrogennetos 
bei Cass. Dio LXVII 6 dankte der FiVrst Duras 
freiwillig zu Gunsten des D. ab. In unseren 
Quellen ist der Name des Dacerkonigs Diurpaneus. 



_ache folgt unmittelbar aus dem von Jordanes a. 
a. 0. berichteten fjberschreiten der Donau durch 
Fuscus und dessen Einfall ins Land der Dacer, 
der dem romischen Feldherrn selbst das Leben 
kostete und den Romern eine schwere Niederlage 
brachte. Gewdhnlichlasst man diese verschiedenen 
Begebenheiten unmittelbar aufeinander folgen.und 
ihnen schliesst man dann weiter das siegreiche 
Vordringen des Iulianus nach dem Tode des Fus- 



mit den Namen der Romer Oppius Sabinus, des 60 cus in Feindesland bis Tapae (= Eiserne Thor 
-■■■■-■ -- ■ .,,.-. r,- * „ pass ^ den dui-ch Niederlage der Romer durch die 

Markomanen veranlassten Friedensschluss Domi- 
tians mit D. und endlich den Triumph des Kaisers 
im J. 89 an. Aber es gab, wie gesagt, zwei 
Feldzuge; der erste schloss mit der Zurfickerobe- 
ruiifr der Provinz Moesien, der zweite begann mit 
dem" Vorrucken des Fuscus fiber die Donau und 
schloss mit dem Triumph im J. 89. Zwischen 



Statthalters von Moesien, welcher bei dem Einfall 
der Dacer urns Leben kam, und des Cornelius 
Fuscus, des Praefec-tus praetorio, welcher die Dacer 
aus der Provinz Moesien wieder fiber die Donau 
zurucktrieb, verbunden — so bei Oros. VII 10 und 
Jord. Get. 13, 7th Suet. Domit. 6 und Eutrop. VII 
23 nennen zwar die Namen des Sabinus und Fuscus, 
aber nicht den Namen des Konigs und Fuhrers 



2249 



Decebalus 



Decebalus 



2250 



diese beiden Feldzuge fallt ein Triumph fiber die 
Dacer, Ende des J. 86. Suetons Worte de Catthis 
Dacisque post varia proelia duplieem triumphum 
egit (dasselbe bei Eutrop. VII 23) werden gewohn- 
lich so erklart, dass der Kaiser zwei Triumphe 
zu gleicher Zeit und zwar fiber die Chatten und 
fiber die Dacer, also einen Doppeltriumph, gefeiert 
habe ; aber duplieem triumphum egit kann doch 
auch heissen : er feierte fiber jedes der genannten 
VOlker je zweimal einen Triumph. Auch bei der 
ersteren Erklarung versteht man unter den Chatten 
die mit dem Antonius Saturninus verbundenen 
germanischen Volker (vgl. Gsell 197); fiber die- 
selben hatte er schon im J. 83 n. Chr. triumphiert 
(Gsell 184); also hier steht nichts im Wege 
duplieem triumphum egit von einem zweimaligen 
(zu verschiedenen Zeiten gefeierten) Triumph fiber 
ein und dasselbe Volk zu erklaren. Dasselbe gilt 
von den Dacern; auch hier heisst de . . . Daeis 
. . . duplieem triumphum egit: er feierte zweimal 
einen Triumph fiber sie. Und dass dies Suetons 
Meinung war, ergeben auch seine Worte (Dom. 
13): post autem duos triumphos, Germanici 
cognomine assumpto (das geschah nach dem 
Chattenkrieg Ende 83), Septembrem mensem et 
Octobrem ex appellationibus suis Germanieum 
Domitianumque transtiominavit. Diese Ura- 
taufung der Monatsnamen September und October 
in Germanicus und Domitianus geschah nach 
Eusebios im J. 2102 = 1. October 86 bis 30. Sep- 
tember 87 n. Chr.; nach dem Chron. Pasch. I 
466 unter dem Consulat des Domitianus VIII 
(vielmehr XLT) und des Dolabella, d. i. im 3. 86 
n. Chr. Darnach hatte er im J. 86 schon zwei 
Triumphe gefeiert; der erste derselben ist der- 
jenige fiber die Chatten im J. 83, der zweite ist 
doch zweifelsohne ein Triumph fiber dasjenige 
Volk, mit dem er nachweislich in den J. 85,86 
Krieg ffihrte, also fiber die Dacer. Auch aus den 
bei Xiphilinus erhaltenen Excerpten aus Cassius 
Dio folgt, dass vor dem Feldzug des Iulian (LXVII 
10) bereits ein Triumph fiber die Dacer gefeiert 
wurde; der nach Beendigung dieses zweiten daci- 
schen Krieges von Cassius Dio erwahnte Triumph 
des J. 89 ist in den ursinischen Excerpten er- 
halten (LXVLT 7, 2—4 Bekker). Wir haben also 
zwei Feldzuge gegen die Dacer und so auch zwei 
Triumphe fiber dieselben anzunehmen; vgl. Voll- 
mer Silven des Statius S. 45. Auch dieser 
Triumph, den wir ins J. 86 n. Chr. zu setzen 
haben, zeigt, dass dem anfanglichen Siegeszug 
der Dacer eine Niederlage folgte, dass fur sie ein 
Rfickschlag antrat; in diese Zeit fallt offenbar 
der Ubergang der Regierungsgewalt von Duras 
oder Diurpaneus auf D. 

Dio (LXVII 6)schildert den D. als huvog 
fihr ovvetrai ra TtoXsfita, Seivbg &e xai ,-ipa|a(, y.a't 
ixeXfttiv evoTOyoi, avayoiorjoai scatotog , svibrmq 
Te/rhtj; , /.idy.'js sQyanjs y.ai y.a/.oi; fier rixfl yoi]- 
caodai, xa).<»g dk xai fjtzav biadeodcu ribo'ig und 
schliesst diese Schilderung mit folgenden Worten : 
acp' ov Si] xai arrayoyviori]; a^tofiayo; e.t< xoi.v 
ror,- 'Pwnaloig syercro. Man hat den Eindruck, 
dass ausserordentliche Umstande und Vorgange 
einen ausserordentlichen Mann an der Spitze der 
Dacer erforderten, dass Dio diese Charakteristik 
des D. an die Erzahlung von Begebenheiten ge- 
kniipft hat, woraus uns nur in den Excerpten 



des Konstantinos Porphyrogennetos die kurze Notiz 
erhalten ist: ozi Aovgag ov fj riys/iovia lyiyvexo 
sx6)v avrfj; siaoeywoiioe rqj Asxe^dXrp. 

Duras oder Diurpaneus ffihrte also den ersten 
Krieg gegen Domitian, D. den zweiten. Wenn 
wir hiernach die Thronbesteigung des letzteren 
etwa ins J. 86 oder 87 setzen konnen, so fallt 
sein Tod ins J. 107, so dass er 20 bis 21 Jahre 
an der Spitze seines Volkes gestanden hat. 

10 Von Diurpaneus abgesehen, welcher bei Orosius 
Konig genannt wird, womit Jordanes Worte Gochis 
autem Dorpaneus principatum agebat fiberein- 
stimmen, wird in den von Domitian und Traian 
mit den Dacern gefuhrten Kriegen nur D. Konig 
genannt. Uberhaupt erscheint neben ihm nie- 
mand von irgend welcher Bedeutung, nur er tritt 
als Gegner den Rfimern entgegen, nur er schliesst 
Frieden und ffihrt Verhandlungen , sein Tod be- 
deutet das Ende der Preiheit seines Volkes und 

20 Landes , das unmittelbar darauf zur romischen 
Provinz gemacht wird. Seine Stellung darf man 
derjenigen des Burbista vergleichen, welcher in 
der Zeit von Sulla bis Caesar so hervortritt, dass 
unter ihm das dacische Volk geeint und einig 
erscheint, welches unmittelbar nach seinem Tode 
wieder in mehrere Furstentfimer und Herrschaften 
geteilt worden ist ; in der Zeit von Burbistas Tod 
bis zum Beginn der Kaiserzeit gab es gleichzeitig 
mehrere Fursten der Dacer, vgl. o. S. 1960f. 

30 Und dass dieser Zustand der gewohnliche war, 
dass die Dacer in mehrere Furstentfimer zerfielen, 
mag auch die Grabschrift des Plautius Aelianus 
aus neronischer Zeit (CIL XIV 3608) lehren, worin 
ausdrticklich reges Dacnrum erwahnt werden. 
Von Duras oder Diurpaneus wissen wir zu wenig, 
um fiber seine Stellung genauer urteilen zu konnen; 
aber selbstverstandlich wurde sein Rucktritt von 
den Geschaften erleichtert, wenn er nicht KOnig 
des Gesamtvolkes , sondern ein TeilkOnig war, 

40 dem zu einem bestimmten Zwecke die fibrigen 
Ffirsten sich untergeordnet hatten. Auch D. war 
nicht KOnig des gesamten dacischen Volkes; das 
beweist die Erzahlung Dios von den mit den 
ROmern verbfindeten Buren und anderen Verbttn- 
deten (alkoi re xcov ovftfidycov xai Bovqqoi, LXVUI 
8), welche dem Kaiser Traian bei seinem ersten 
Vormarsch gegen D. zum Frieden rieten; diese 
Buren waren nicht Bewohner der oberen Weichsel- 
gegend, wie man gewohnlich glaubt, sondern wie 

50 der Ortsname Buridava an der Aluta, d. i. Buren- 
ansiedlung, beweist, Bewohner der Walachei. 
Naheres hieruber s. o. S. 1950. Also in diesem 
Teil des dacischen Landes standen Volksangehorige 
auf seiten der ROmer. Auch die in einem Ex- 
cerpt aus Dio erhaltene Bemerkung (LXVDH 11 
Bekk.) on xoiv Aaxcov avyvcHv fiediOTafttvon' nob; 
Toai'avov. wodurch D. um Frieden zu bitten ver- 
aiilasst wurde, beweist doch zum wenigsten, dass 
die durch D. erzielte Einigung der Dacer nicht 

60 so fest war, dass nicht einzelne Stamme, wenn 
sie wollten, abspringen und mit den Feinden 
Ffihlung suchen konnten. Und doch zeigt wohl 
nichts des D. Bedeutung und Grosse besser, als 
dass er den grSssten Teil der Dacer nicht nur 
geeint und zu einer Einheit zusammengefasst hat, 
welche den ROmern gefahrlich war, gerade wie 
die Dacer, als Burbista an ihrer Spitze stand, es 
gewesen waren, sondern auch verstanden hat, 



2251 



Decebalus 



Decemiuges 



2252 



durch viele Jahre und durch viele ungliickliche 
Kriege hindurch die Einigkeit zu erhalten mid 
die unter seiner Fiihrung geeinten Stamme bis 
zu seinem Tode zu einem den ROmern gefahr- 
lichen Gegner zu machen. Wenn D. also nicht 
KOnig aller Dacer, sondern nur eines Teiles der- 
selben war, so darf man wohl auch die Prage 
aufwerfen, welches Gebiet des weiten Daciens er 
dann beherrschte. Sicher gehOrte ihm das Ge- 
biet urn Sarmizegetusa herum, wo seine KOnigs- 10 
burg lag, welche nach dem ersten Kriege Traians 
die ROmer besetzten, Dio Cass. LXVlil 9. Ira 
zweiten Kriege ist also unter dem bei Dio LXVIII 
14 genannten und gleichfalls von den ROinern 
eroberten fiaailsiov des D. jedenfalls nicht Sarmi- 
zegetusa zu verstehen. Cichorius Die Reliefs 
der Traianssaule III 398 sucht dies fiaottsior am 
Westabhang der Ostkarpathen am Flusse Var- 
gyas, der mit dem von Dio genannten Sargetia 
identisch ist. Ist dies richtig, so wird man das 20 
eigentliche Siebenbiirgen in seiner ganzen Aus- 
dehnung von West nach Ost als Herrschaftsgebiet 
des D. betrachten. Siidlich von den Siidkarpathen, 
an der oberen Aluta bei Rimnik, wohin man 
Buridava setzt, wohnten die Buren, welche, wie 
wir sahen, sicher nicht des D. Dnterthanen waren. 
Wie weit aber D.s Gebiet nach Norden reichte, 
weiss niemand. 

Wenn nach Dios oben angefuhrter Charakter- 
schilderung D. ein Kriegsmann und Feldherr war, 30 
so entspricht das , was uns zufallig von seiner 
Thatigkeit iiberliefert wird , diesen Ziigen voll- 
kommen. Im Friedensschluss mit Domitian im 
J. 89 bat er sich drj^iiovayovg siavrolag xifyr]q 
xai eigrivixfjs xai jioXepixfjg aus (Dio LXVII 7, 
4), wie er tuchtige Leute aller Art, namentlich aus 
Rom und dessen Reich, an sich zog (Dio LXVIII 
9, 6). Mit diesen Baumeistern und Ingenieuren 
baute er Kriegsmaschinen, legte Festungen und 
Verhaue an , welche im Falle eines Krieges den 40 
Bewohnern Schutz, den anruckenden Feinden aber 
Hindernisse bieten sollten. Welche Gefahr hierin 
fiir die Romer lag , erkannte klar Traian , der 
nach dem ersten Kriege mit D. im Friedensschluss 
die Schleifung der Festungen und die Herausgabe 
der Kriegsmaschinen und der Kriegsingenieure 
verlangte (Dio Cass LXVIII 9. Petrus Patricius 
frg. 5 = FHG IV 185). Und dieser wesentlich 
auf Kriegstuchtigkeit seiner Truppen und Wider- 
standsfahigkeit seines Landes gerichteten Thatig- 50 
keit verdankte D. wohl am meisten die Moglich- 
keit, so lange, wie er es that, seinen Feinden 
wirklich Widerstand leisten zu kOnnen. 

Von seinem Kriege mit Domitian haben wir 
gesprochen. Trotzdem es ihm anfanglich gelang, 
die iiber die Donau vorriickende Armee des Cor- 
nelius Fuscus zu vernichten, geriet er spater durch 
Iulian in arge Bedrangnis, woraus ihn aber der 
etwas voreilig von Domitian abgeschlossene Friede 
rettete; musste D. auch die Krone aus Domitians 60 
Handen annehmen und dadurch scheinbar die 
Oberhoheit Roms anerkennen, in Wahrheit blieb 
er doch selbstandig und empfing sogar vom Kaiser 
ausser den bereits erwahnten rOmischen Werk- 
meistern Jahresgelder. 

Als Traian , ein starker und kriegserfahrener 
Mann, rOmischer Kaiser wurde, begann von neuem 
der Krieg mit den Dacern und D.; der erste 



Krieg wahrte von 101 — 102 n. Chr. , der zwcite 
von 105—107 n. Chr. Trotz tapfersten Wider- 
standes der Dacer, trotz ruhrigster Thatigkeit des 
KOnigs, der auch vor Hinterlist und Tucke nicht 
zuriickscheute , endete der erste Krieg mit einer 
Besetzung der KOnigsburg Sarmizegetusa und des 
umliegenden Gebietes durch die Romer, der zweite 
mit der Broberung des ganzen Landes und dem 
Selbstmord des D. Fortan wurde Dacia eine Pro- 
vinz des rOmischen Reiches. Die beiden Kriege 
Traians mit D. sind auf der Traianssaule in Rom 
bildlich dargestellt. Von Cichorius Ausgabe 
dieser Reliefs liegen bis jetzt je 2 Bande Text 
und Tafeln vor; darauf verweise ich denjenigen, 
welcher die Kriegsziige Traians naher verfolgers 
will. 

Es liegt in der Art unserer tberlieferung, die 
zudem fiir diese Zeit sehr zertriimmert ist , dass 
wir von D. nur hOren, wenn er mit den ROmern 
zu kampfen hat. Man darf aber aus Dio LXVIII 

10, 3: xai twv 'la^vycov xai %<b(iav two. ajisxk- 
fiero schliessen , dass D. ahnlich wie vor ihm 
Burbista auf Kosten der Nachbarn die Macht der 
Dacer auszudehnen und ihrem Reiche neue Ge- 
biete hinzuzugewinnen suchte. Freilich ausser 
diesem den Iazygen entrissenen Gebietsteile kennen 
wir keine Eroberungen des D. E. Petersen 
Traians dacische Kriege 83, 1 deutet zwar Dios 
Worte (LXVIII 9, 5) xai xiji /cogas zfjg laXw- 
xviag djroorijvai als ,unzweifelhaft von den Dacern 
besetzte Nachbargebiete' ; aber der Schluss des 
Diocapitels, wonach Sarmizegetusa Hauptquartier 
der rOmischen Occupationsarmee und das ,ubrige 
Land' durch Wachtposten besetzt wurde, zeigt 
doch, dass xijg %iooag xijg eaXoixvtag djioaxtjvai. 
besagt, dass D. auf die dacischen, von den ROmern 
besetzten Gebietsteile verzichtete und dieselben 
zu raumen gezwungen wurde. [Brandis.] 

December, der zehnte Monat des vom 1. Marz. 
an zahlenden altesten rOmischen Jahres, der 
zwOlfte der spateren Zahlung, ursprunglich 29 tagig, 
nach der caesarischen Kalenderreform 31 tagig 
(die beiden neuen Tage sind der 29. und 30. Dec, 
Macrob. sat. I 14, 9). Das Zodiakalzeichen ist das 
des Steinbockes (17. Dec. bis 15. Jan., in den 
Bauernkalendern dafiirverschoben dasdesSchiitzen, 
18. Nov. bis 16. Dec, s. Mommsen Chronol. 
305f.), die Monatsgotthcit des eudoxischen Kalen- 
ders dementsprechend Vesta. Das fiir den Monat 
charakteristische Fest sind die Saturnalia, daher 
wird er als der eigentliche Vertreter der genialis 
Uiems (Verg. Georg. I 302; vgl. Carm. de mens. 
Anthol. lat 394, 12 Riese [Baehrens PLM I p. 206] 
unde, December, amat te genialis hiems. Auson. 
eclog. 10, 12 p. 98 Peip. tu genialem hiemem, 
feste December, ayis; 11, 23 p. 99 eoneludens 
numerum genialia festa December finit) von Ovid, 
fast. Ill 58 als acceptus geniis bezeichnet. Unter 
Commodu.s ist vorubergehend der Name D. (lurch 
Amazonius ersetzt worden (Hist. Aug. Commod. 

11, 8, vgl. 20, 5. Cass. Dio LXX 15, 4f.j. 

[Wissowa.] 
Decemiuges, der Zehnspanner, im besonderen 
der Rennwagen, vor den zehn Pferde nebenein- 
ander gespaimt waren. £s ist aus technischen 
Griinden undenkbar, dass sich samtliche zehn 
Pferde am Ziehen des Wagens beteiligt hiitten; 
vielmehr muss man sich vorstellen, dass nur die 



2253 



Decemmodia corbula 



Decemprimi 



2254 



beiden mittleren Pferde unter dem Joche gingen 
und hOchstens je eines links und rechts von diesen 
beiden sog. Stangenpferden angestrangt waren, 
wahrend die iibrigen sechs, je drei links und rechts 
von jenen vieren, unbestrangt und nur mit dem 
jedesmaligen Nachbarpferde zusammengekoppelt 
waren. Es wurde also durch die grosse Anzahl 
von Pferden keineswegs eine grossere Schnellig- 
keit erzielt, im Gegenteil wird es einer grossen 
Fahrkunst bedurft haben, die Menge der Ziigel 
mit Sichcrheit zu handhaben und samtliche Pferde, 
namentlich auch die an den aussersten Enden 
laufenden, immer in einer Front zu halten und 
sie so eine geordnete Schwenkung ran die Wende- 
saulen (metae) machen zu lassen. Der Kaiser 
Nero rannte, obwohl er den KOnig Mithridates 
in einem seiner Gedichte deshalb getadelt hatte 
(dieser war nach Appian. Mithr. 112 sogar mit 
einem Sechzehnspanner gefahren), dennoch selbst 
in Olympia mit einem Zehnspanner und wurde 
bekranzt, trotzdem er vor dem Endlaufe (deeursu-s) 
das Rennen hatte aufgeben mussen, Suet. Nero 
24. Friedlander S.-G. lie 354. Dass in der 
Kaiserzeit, wo das Virtuosentum auch auf dem 
Gebiete des Rennsports mit Extravaganzen zu 
glanzen suchte, Rennen mit Zehnspannern nicht 
zu den Seltenheiten gehOrt haben werden, be- 
weist die Inschrift des Wagenlenkers M. Aurelius 
Polynices, der unter seinen Siegen neun mit dem 
Zehngespann errungene aufzahlt, CIL VI 10049. 
S. die Artikel Bigae, Trigae, Quadrigae, 
Seiuges, Septemiuges, Octoiuges. 

[Pollack.] 

Decemmodia corbula, von Colum. de r. rust. 
XII 18, 2. 50, 8 zusammen mit der trimodia cor- 
bula erwahnt. Beide Arten von KOrben dienten 
den Winzern bei ihren Arbeiten, die decemmodia 
besonders beim Eintragen der Trauben. Dieser 
grOssere Korb sollte, wie der Name zeigt, 10 rO- 
mischc modii = 87,5 1., der kleinere 3 modii 
= 26,24 1. fassen. [Hultsch.] 

Decempagi , Ort im Gebiet der Medioma- 
trici, Tab. Peut. ad Deeempagos (zwischen ad 
duodecimum und Pons Saravus). Itin. Ant. 240 
Deeempagis (zwischen Tabernae und Divodurum). 
Ammian. Marc. XVI 2, 9 (z. J. 356) cum pla- 
cuisset per Deeempagos Alamannam adgredi 
plebem. Paulus Diac. Gesta episc. Mettensium, 
Mon. Germ. hist. II 262 ad oppidum Deeempagos 
quod a Mettensi urbe triginta milibus abest 
(XXXVIII und XX mpm. sind im Itin. Ant. an- 
gegeben). Nach gewOhnlicher Annahme das heu- 
tige Dieuze (DOSO VICO auf merowingisehen 
Miinzen, Holder Altkelt. Sprachsch. s. Dosoj, 
richtiger vielleicht das am Linderweiher bei Dieuze 
gelegene Tarquinpol, das als Fundstatte rOmischer 
Altertumer bekannt ist(Wichmann Korr.-Bl. der 
Westd. Ztschr. XII 168ff. Keune Jahrb. d. Ge- 
sellsch. f. Lothring. Gesch. IX 1897, 165; hier 
weitere Litteratur). Vgl. Desjardins Table de 
Peut 18. Bergk Zur Gesch. und Topogr. der 
Rheinlande 108. _ [Ihm.] 

Decempeda heisst die zehnfiissige Messstange, 
deren sich die rOmischen Agrimensoren bedien- 
ten. Zu d. ist zu erganzen pertiea, Messstange; 
Feldmesser I 95 , 6 : decempeda , quae eadem 
pertiea appellatur, habet pedes X; pertiea de- 
cempeda ebd. 371, 18. Es giebt auch perticae 



von mehr als zehn (12, 15, 17) Fuss, vgl. a. a. O. 
p. 371, 18: pertieas autem iuxta loca vel cras- 
situdinem terrarum, prout provineialibus pla- 
cuit, videmus esse dispositas, quasdam decim- 
pedas, quibusdam duos additos pedes, aliquas 
vero XV ml X et VII pedum diffinitas, ita 
dumtaxat ttt crassioribus terris minores men- 
suras, sterilioribus maiores tribuissent , prout 
modiorum numerus incremento frugum uni eid- 

10 que loco suffieeret. Wie nach der Bonitat des 
Bodens mehr oder weniger grosse sortes, Acker- 
lose, gegeben warden, so wurden zu deren Ver- 
messung mehr oder weniger grosse Masse ge- 
nommen, genau so wie man je nach der GrOsse 
der Lose grflssere oder kleinere Centurien bildete. 
Das ZwOlffache der d. ist der actus von 120 pedes, 
das uralte rflmischeLandmass, wahrend der osMsche 
und umbrische versus 10 d., also 100 Fuss, ent- 
halt (Feldm. I 30, 8ff.). D. ist das von decem- 

20 pedalis (pertiea) gebildete Substantiv. Vergleichen 
kann man das zum Substantiv gewordene decu- 
manus (limes) = der zehnte Limes, die nach je 
10 actus auf dem cardo abgetragene Querlinie 
(s. Mommsen Herm. XXVIII 91). [Schulten.] 

Decemprimi. 1) In den rOmischen Munici- 
pien sind die D. Mitglieder des Senates (curia), 
und zwar sind es jedesmal diejenigen zehn, welche 
im Album des Senates an den zehn ersten Stellen 
eingetragen waren. Im Codex Theodosianus heissen 

30 sie daher decemprimi euriales (XVI 2, 39 a. 408. 
IX 35, 2 a. 376) und werden deutlich von den 
iibrigen Senatoren unterschieden (XVI 5, 54 § 4 a. 
414 : decemprimi euriales . . . addicantur, reliqui 
decuriones . . . solvant). Wie sie bei der Ab- 
stimmung im Senat zuerst stimmten, so kam ihnen 
auch gegenuber den iibrigen Mitgliedern desselben 
eine hohere Wiirde, ein hoherer Rang zu ; sie sind 
befreit von Korperstrafen, denen die anderen De- 
curionen sich unterwerfen mussten, bezahlten aber 

40 auch hohere Geldstrafen (Cod. Theod. IX 35, 2. 
XVI 5, 54 § 4). Die D. sind also keine stehende 
Senatscommission, der bestimmte Geschafte zu- 
gewiesen waren, sondern lediglich Repraesentanten 
der Curie, welche, wie sie gewisse Privilegien ge- 
nossen, so andererseits auch fiir Unregelmassig- 
keiten oder Ungesetzlichkeiten, deren ihre Korper- 
schaft sich schuldig machte, verantwortlich ge- 
macht und dafttr mit Strafen belegt wurden, wofiir 
im Cod. Theod. XVI 2, 39 ein Beispiel sich findet. 

50 Es war von altersher Sitte, bei besonderen Ge- 
legenheiten, wenn die Curie nicht in corpore auf- 
treten konnte, die Vertretung derselben den zehn 
ersten Mitgliedern zu iibertragen ; so schickt Ameria 
an Sulla in Sachen des Sextus Roscius eine Ge- 
sandtschaft von zehn Mannern : itaque decurio- 
num decretum statim fit, id decemprimi profisei- 
scantur ad L. Suttam (Cic. pro S. Roscio 25), 
so entbieten Rom und romisehe Machthaber aus 
den ihnen untergebenen Stadten neben den ordent- 

60 lichen Magistraten dieser Stadte auch eine Com- 
mission von zehn Decurionen zu sich, wie An- 
tonius evocavit litteris e municipiis decern pri- 
mos et IIII viros (Cic. ad Att. X 13, li. Hier 
ist D. die legitime Beziehung fiir die jeweilige 
aus den zehn ersten Mitgliedern des municipalen 
Senates gebildete Commission; Livius erwahnt 
gleichfalls derartige aus zehn Decurionen bestehende 
Abordnungen, nennt sie aber nicht D., sondern 



2255 



Decemprimi 



Decemviri 



2256 



decern principes (VIII 3, 8: eeterum Bomani 
. . . decern principes Latinorum Jtomam evoca- 
veruni und XXIX 15, 5 : itaque . . . decreverunt — 
die Senatoren Roms — , ut cmisules magistratus 
denosque principes — aus zwolf Colonien — Bo- 
mam exeirent). Das ist dem Wesen und der 
Sache nach dasselbe; an der zuletzt angefiihrten 
Stelle fahrt Livius so fort (§ 8) : si qui ex iis 
(namlich den Magistraten und den deni prin- 
cipes der envahnten zwolf Colonien) reeusarent, 
retinere eius cokmiae magistratus legatosque pla- 
c.ere, und nennt die, welche er eben vorher denos 
principes genannt hatte, jetzt legatos, womit er 
ihren Charakter und ihre von den municipalen 
Magistraten verschiedene Stellung treffend be- 
zeichnet. D. finden sich in Pisa (GIL XI 1420 
= Ore Hi 642), in Centuripae (Cic. Verr. II 
162), in Lilybaeum (CIL X 7236) und vielleicht in 
Misenum (CIL X 8132), wenn die von de Rossi 
vorgeschlagene AuflOsung prineipali . col. Mis. 
ex . X . p. in : prineipali col. Mis. ex (decern) 
p(rimis) das Richtige trifft. 

Auch in Rom selbst war es Sitte, bei beson- 
deren Anlassen Senatsconimissionen von zehnMann 
zu bilden; Liv. I 17 und Dion. Hal. II 57 er- 
wahnen eine solche schon beim Tode des Romulus, 
und bei der Debatte fiber die Lex des Sp. Cassius 
beschliesst der Senat avdgag ex x&v vjiaxixeov 
ojiodei%&fjvai dexa xovg ziQeoftvxdxovg (Dionys. 
VIII 76). Bekannt und stehend ist die Zehn- 
zahl der senatorischen Commissare, wenn es sich 
urn Feststellung der Friedensvertrage mit einem 
anderen Staat und um die Regulierung neu ge- 
wonnener Gebiete handelte (s. Mommsen St.-R. 
II 665. 673). Aber nirgendwo begegnet hier der 
Ausdruck D., ausser einmal scheinbar bei Diony- 
sius (XI 15: mvxeg iSijg oi ugaixevovxeg dexa xov 
ovvedglov xf/ KXavdiov yvd)fir\ xgooeziftevxo) , wo 
wohl mit dem oi zrgcoxevovxeg dexa xov ovvedginv 
eine ahnlich gebildete Commission wie die oben 
erwahnten geineint sein und die xgaixevovxeg dexa 
sich nicht wesentlich von den bei iihnlichen An- 
lassen von Dionys genannten dexa xovg Tigeojiv- 
xaxovg (s. o.) oder dexa xovg exupaveoxdxovg x&v 
xyeofivxegcov, wie die zurBehandlung auf den Mons 
sacer geschickte Abordnung genannt wird (VI 69), 
unterscheiden werden. Seeck in C. F. Lehmanns 
Beitr. z. alten Gesch. I 154 begrundet eine andere 
Auffassung dieser Stelle , wonach Dionys die 
Gruppe von 10 Mannern von den municipalen 
Einrichtungen , wie er sie an vielen Orten beob- 
achtet haben mochte, auf den Senat der Haupt- 
stadt (ibertrug. Es leuchtet wohl ein, dass 
diese hie und da genannten Zehnmanner-Com- 
missionen in Rom nichts mit den municipalen 
D. gemein haben ausser der Zehnzahl. In den 
Municipien ist der Name D. heimisch, in Rom 
selbst begegnet er nicht, jedenfalls nicht beim 
stadtromisehen Senat. Die frtiher oft ausgespro- 
chene, jiingst von Bloch Les origines du Senat 
Romain 205 (Bibliotbeque des Creoles Franchises 
d'Athenes et de Rome fasc. 29) wiederholte An- 
sicht, dass auch in Rom selbst die D. ein fest- 
umgrenzter Begriff gewesen und damit die zehn 
Vorsteher der zehn Decurien, in die der rOmische 
Senat geteilt sei, bezeiehnet waren, ist nicht haltbar. 
Uber die decuriae des romischen Senates s. jetzt 
Mommsen St.-R. ILT 851. 



Dagegen begegnet der Ausdruck D. in Rom 
sowohl in sacralen als auch in anderen Collegien. 
Erhalten ist uns eine tabula ordinis saeerdotum 
domus Augustas; hier folgt auf die D. die Mit- 
gliederliste mit der Cberschrift : item ordo (CIL 
VI 2010). Die D. sind auch Mitglieder des in 
Rede stehenden ordo, aber wie in den municipalen 
Senaten an Rang und Wiirden hfiherstehende, 
weil ihre Namen zuerst im Album an erster Stelle 

10 eingetragen standen. D. begegnen auch bei den 
Collegien der apparitores, lictores und praecones, 
s. Mommsen St.-R. I 328. 340. 348. 

2) Decemprimi kommen auch in der nach- 
diokletianischen Heeresorganisation vor und zwar 
werden dieselben in der Haustruppe, den domestici 
und proteetores , fiber welche man Mommsen 
in der Eph. epigr. V p. 131 vergleiche , neben 
dem primicerius, genannt. Nach verschiedenen 
leges des Codex Theodosianus (Cod. Theod. VI 24, 

20 7 vom J. 414; 8 und 9 J. 416 und 10 J. 427) 
sollen die D. der Proteetores und der Domestici, 
cum primum ad, dscemprimatus gradum ordine 
militiae temporis prolixitate pervenerint , die 
Wurde eines Senators bekommen und der Claris- 
simat ihnen beigelegt werden; sie sollen als Al- 
lecti, gleichsam als Exconsulares, die senatorische 
Wfirde haben, ohne die weiteren Pflichten und 
Burden dieses Amtes auf sich zu nehmen. In 
die Stelle der ausscheidenden D. sollen die der 

30 Dienstliste nach Altesten rficken ; man sieht deut- 
lich, dass der Decemprimat kein bestimmtes Amt, 
sondern vielmehr eine den Dienstaltesten einer 
bevorzugten Truppe zugestandene Auszeichnung 
ist. Auch im Heere des republicanischen Roms 
soil es nach Lydus de magistr I 46 D. gegeben 
haben; doch ist des Lydus Notiz so unbestimmt, 
dass man fiber den Charakter dieser D. nichts 
erfahrt. Ausser Lydus weiss sonst niemand et- 
was von ihnen. [Braiidis.] 

40 Decern tabernae, in Rom, in der sechsten 
Region, Notit. und Curios, (bei Jordan Topogr. 
II 549) , wahrscheinlich auf der Sfldspitze des 
Viminals. In der Nahe, in ralle S. Agatltae aedi 
subiecta soil eine Inschrift gefunden sein , die 
diesen Namen cnthalt, aber nicht vollstandig ab- 
geschrieben, sondern nur aus einer gelegentlichen 
Erwahnung bei Fr. Albertini Mirabil. U. R. 
f. 7 ed. 1523 (danach Marliani Topogr. 15441. 
IV c. 20 u. a.) bekannt ist. Vgl. Rom. Mitt. 1892. 

50 308. [Hiilsen.] 

Decemviri. Bezeichnung eines magistrati- 
schen Collegiums, welche in mehrfacher Beziehung 
vorkommt (Mommsen St.-R. 13 32. Kuntze 
Excurse fiber romisehes Rechts 1880, 70). 1) De- 
cemviri agris dandis adsignandis. Es begegnen 
ffir die Landanweisung Collegien von drei, ftinf, 
sieben, zehn. funfzehn und zwanzig Mitgliedern. 
Zehnmanner waren bestimmt durch die Acker- 
gesetze des Sp. Cassius Viscellinus im J. 268 = 

60 486 (Dionvs. VIII 76 1, des alteren M. Livius 
Drusus im*J. 642 = 112 (Lex agrar. CIL I 200 
= Brims Fontese p. 74f. Z. 77. 81. Plat. C. 
Gracch. 9. Appian. bell. civ. I 23), des jungeren 
M. Livius Drusus im J. 663 = 91 (Appian. bell, 
civ. I 35. Liv. epit. LXXI. Aurel. Viet, de vir. 
ill. 66. CIL VI 1312 = Dessau 49 M. Livius 
M. f. G. n. Drusus . . . Xrir a/gris) d(andis) 
a(dsignandis) lege sua) und des P. Servilius Rullus 



2257 



Decemviri 



Decemviri 



2258 



im J 691 = 63 (Cic. de leg. agr. II 16). Auf 
Senatsbeschluss wurden Zehnmanner mit der Acker- 
anweisung betraut in den Jahren 553 = 201 (Liv. 
XXXI 4, 2). 554 = 200 (Liv. XXXI 49, 5) und 
581 = 173 (Liv. XLII 4, 4). Auf eine undatierte 
Ackerverteilung weist die Inschrift CLL VI 1510 
= Dessau 48 C. lulius L. f. Caesar Strabo . . . 
X vir agr(is) dandfis) adtrfibuendis) iud(icandis). 
Uber die Functionen dieses Amtes s. Art. Ad- 
s i g n a t i o und C o 1 o n i a, fiber Qualification, Wahl- 
modus und Competenzen Art. Tresviri. Mar- 
quardt ROm. Staatsverwaltung I 2 96ff. Momm- 
sen St.-R. lis 624— 639. Karlowa Rom. Rechts- 
gesch. I 268. 

2) Deeemriri legibus scribendis. Im J. 292 
= 462 erklarte der Volkstribun Terentilius Arsa, 
er wolle beim Volke einen Gesetzesvorschlag ein- 
bringen, ut quinqueviri creentur legibus de im- 
perio consulari scribendis. quod populus in se 
ius dederit, eo consulem usurum (Liv. ILT 9, 5). 
Die Mitglieder der Commission sollten samtlich 
Plebeier sein (Liv. Ill 31, 7). Die Absicht ging 
also auf Beschriinkung der consularischen Gewalt 
{vgl. Liv. Ill 24, 9) und Aufstellung plebeischer 
Standesrechte. Sie wurde nicht erreicht. Nach 
achtjahrigem heissen Ringen inassigten die Ffihrer 
des Volkes ihre Forderung. Es sollten zu gleichen 
Teilen Patricier und Plebeier gewahlt und ein 
Gesetz erlassen werden, das ffir beide Stiinde in 
gleicher Weise nfitzlich sei (Liv. Ill 31 , 7 si 
plebeiae leges displicerent , at UK eommuniter 
legum latores -et ex plebe et ex patribus, qui 
utrisque utilia ferrent quaeque aequandae liber- 
tatis essent, sinerent ereari). Uber diesen Vor- 
schlag kam ein Compromiss zu stande, nach wel- 
chem die Abfassung eines Gesetzes im Princip 
zugestanden, als Mitglieder der Commission aber 
ausschliesslich Patricier vorgesehen wurden. Vor- 
laufig wurden drei Manner nach Athen gesandt, 
um die dortigen Gesetze und diejenigen anderer 
griechischer Staaten zu studieren (Liv. Ill 31, 8). 
Nach deren Ruckkehr schritt man endlich unter 
Aufhebung aller andern Amter zur Wahl von zehn 
Mannern, welche die neuen Gesetze verfassen sollten ; 
ein nochmaliger Versuch, Plebeier in die Com- 
mission zu bringen, misslang wiederum (Liv. Ill 

32, 7). Gewahlt wurden also nur Patricier, und 
zwar Ap. Claudius, T. Genucius, P. Sestius, L. 
Veturius, C. lulius, A. Manlius, P. Sulpicius, P. 
Curiatius, T. Romilius, Sp. Postumius (so Liv. HI 

33, 3, dessen Angaben durch die capitolinischen 
Fasten im grossen und ganzen bestatigt werden ; 
statt L. Veturius haben die Fasti Cap. mit Diodor 
Sp. Veturius, vgl. Borghesi Oeuvres IX 76f., 
mehr oder weniger abweichend Dionys. X 56. Diod. 
XII 23. Isid. orig. V 1, 4. Schwegler Rom. 
Gesch. IE 2 23). 

Von diesem hier kurz skizzierten livianischen 
Bericht weicht der des Dionysios, wie auch in 
der Folge, nicht unerheblich ab. Nach ihm war 
von vornherein die Wahl von 10 Mannern ins 
Auge gefasst : davon, dass sie alle oder zum Teil 
plebeischen Standes sein sollten, sagt Dionys nichts, 
und der Zweck des zu erlassenden Gesetzes ging 
nach ihm nicht auf Beschrankung des Consulates, 
sondern vielmehr auf Codificierung des bestehenden 
Rechts, um der herrschenden Rechtsunsicherheit 
ein Ende zu machen (Dionys. X 1 xara vo/iov; 



rj^lov dioixetofiat xd xe idicozixa xal xd Stjl^oata; 
C 3 ardgag atQe&ijvai dexa . . xovxovg Se avyygd- 
yjavzag xovg vnhg dsidvxcov voftovg xdiv xe xoi- 
v<3v xal xwv Idlcav eig xov drjfiov e^eveyxetv). Ob- 
wohl nun aber die Darstellung des Dionysios auf 
eine gute Quelle zuriickgeht und sicherlich in 
manchen Stucken vor der livianischen den Vorzug 
verdient, wie sich ihr denn auch Ranke (Welt- 
gesch. LT 65f. Ill 2, 143f.) anschliesst, so darf 

10 man deshalb doch dem Livius nicht alien Glauben 
absprechen oder gar den Grund seiner Angabe, 
es habe sich bei der Rogation des Terentilius 
Arsa ursprunglich um Beschrankung der consu- 
larischen Gewalt gehandelt, mit Mommsen (St.R. 
lis 702, 2) und andern in einem Missverstandnis 
suchen (vgl. zu Liv. ILT 9, 5 besonders III 24, 9). 
Der voile Titel der ausserordentlichen Magi- 
strate lautete nach den capitolinischen Fasten 
zum J. 303 decemviri consulari imperio Isgibus 

20 scribendis, doch wird er meist verkfirzt bezeiehnet 
als decemviri legibus scribundis CIL VI 2011 
= XIV 2236. Suet. Tib. 2. Gell. XVII 21, 15. 
Aurel. Vict, de vir. ill. 21, 1 und hienach Isid. 
orig. V 1, 3.4; decemviri ad condenda iura 
creati Liv. XXXIV 6, 8, vgl. Ill 34, 1; dexa 
avdgeg vofioygdrpoi Diod. XII 23, 1 ; eigentfimlich 
Ampel. 29, 2 legum ferendarum et rei publicae 
constituendae causa. Die D. waren vom Volke 
auf ein Jahr gewahlt (Liv. ILL 32, 6. Dionys. 

30 X 55. Pomp. Dig. I 2, 2, 4. 24). Ihre Macht- 
befugnis wird gewohnlich als die consularische 
(Fasti Cap. Varro bei Gell. XIV 7, 5), daneben 
auch als die hochste (Cic. de rep. II 61 qui 
summum imperium haberent, vgl. Pomp. Dig. 

I 2, 2, 4) bezeiehnet. Sie haben die consulari- 
schen Insignien, die Lictoren mit den Fasces, 
und vollziehen die Functionen des Consulats, sie 
ffihren den Oberbefehl im Kriege (Liv. Ill 41, 7), 
sprechen Recht und berufen den Senat (Varro bei 

40 Gell. XIV 7, 5), nicht alle gleichzeitig, sondern 
jeder allein im Turnus, der von Tag zu Tag 
wechselt (Liv. Ill 33, 8. Dion. X 57. Zonar. VII 
18, 3). Wahrend ihrer Amtsdauer waren alle 
fibrigen Magistrate suspendiert, auch der Volks- 
tribunat, dessen Befugnisse gleichfalls auf die 
D. ubergegangen sind (Liv. Ill 32. 6. Cic. de rep. 

II 61. 62; de leg. Ill 19. Dionys. X 55. 56. XI 
6. Zonar. VII 18, 2. Pomp. Dig. I 2, 2, 24. 
Ampel. 29, 2). Ihre Amtsgewalt ist durch die 

50 Provocation nicht eingeschrankt (Liv. Ill 32, 6. 
36, 4. 41, 7. Cic. de rep. LT 61. 62. Pomp. Dig. 
12, 2, 4; atgaxtjyoi avxoxgdxoQeg Zonar. VII 18, 
2), doch gilt die Intercession der gleichberech- 
tigten Collegen (Liv. ILT 36, 6. Dionys. X 59). 
Die D. des ersten Jahres verfertigten zehn 
Gesetzestafeln, die sie in Centuriatcomitien vom 
Volke genehmigen liessen : qui nunc quoque in 
hoc immenso aliarum super alias acervatarum 
legum cumulo fons omnis ptiblici privatioue est 

60 iuris Liv. HI 34, 6 ; vgl. Dionvs. X 55. 57. Zonar. 
VII 18, 3. Fur das folgende Jahr (304 = 450) 
wurde ein gleiches Collegium von Zehnmannern 
mit derselben Machtbefugnis gewahlt, um noch 
zwei Tafeln hinzuzufugen (Liv. Ill 35. Cic. de 
rep. II 61. Diod. XLT 24. Dionys. X 58). Ihre 
Namen sind nach Liv. LTI 35, 11 und Dionys. 
X 58: Ap. Claudius, M. Cornelius Maluginen- 
sis, M. (?) Sergius, L. Minucius, Q. Fabius Vibu- 



2259 



Decemviri 



Decemviri 



2260 



lanus, Q. Poetilius, T. Antonius Merenda, K. 
Duillius, Sp. Oppius Cornicen, M'. Eabuleius. 
Bei Diodor. XII 24, 1 werden nur sieben ge- 
nannt ; es fehlen Pabius, Antonius und Duillius ; 
statt Sp. Oppius wird Sp. Veturius genannt (vgl. 
Borghesi Oeuvres IX 85. 199. Schwegler III2 
43). Nach Dionys waren Poetelius, Duilius und 
Oppius Plebeier. Livius sagt dagegen, dass sie 
alle Patricier gevvesen scien (IV 3, 17). Die 
Namen des Antonius und Eabuleius legen die 
Vermutung nahe, dass auch diese beiden Plebeier 
waren. Ware das richtig, so hatte die Halfte 
des Collegiums aus Plebeiem bestanden, demnach 
die Plebs bei den Wahlen des zweiten Jahres 
einen bedeutenden politischen Sieg errungen (Nie- 
buhr E.-G. II 364 Anm. 755. LT 480). 

Die neuen D. erfiillten zwar ihre Mission, in- 
dem sie die noch fehlenden beiden Tafeln her- 
stellten (Liv. Ill 37, 4. Dionys. X 60. Cic. de 
rep. II 63). Im ubrigen aber unterschieden 
sie sich nach der Tradition sehr zum Nachteil 
von ihren Vorgangern. Namentlich ihr Haupt, 
Appius Claudius, schien mit der Wiederwahl ein 
ganz anderer geworden zu sein. Sie fiihrten die 
Amtsgewalt und die Fasces alle gleichzeitig , so 
dass am Tage ihres Amtsantrittes das Porum von 
120 Lictoren bevOlkert war, die aus den Buten- 
biindeln die Beile hervorblinken liessen (Liv. Ill 
•36, 3. Dionys X 59). Sie fallten zu Hause bei 
verschlossenen Thiiren die Eechtsspriiche und ver- 
kundeten sie nur Offentlich (Liv. Ill 36, 8); die 
Intercession der Collegen hoben sie auf oder machten 
sie durch ihre Amtsfuhrung unwirksam (Liv. Ill 
36, 6. 8. Dionys. X 60). Die beiden Gesetzes- 
tafeln, die sie verfasst hatten, legten sie dem 
Volke nicht zur Bestatigung vor (Liv. Ill 51, 13. 
Dionys. XI 6), um einen Vorwand zu haben zur 
Fortfiihrung des Amtes. Nach einer geheimen, 
eidlich bekraftigten Verabredung waren sie unter- 
einander ubereingekommen , ihr Amt (iberhaupt 
nicht niederzulegen (Liv. Ill 36, 9. Dion. X 59. 
Pomp. Dig. I 2, 2, 24). So unterliessen sie wah- 
rend ihres Amtsjahres und auch nach Ablauf des- 
selben die Berufung der Comitien. Sie wurden 
daher durch eine Revolution, die infolge einer von 
Appius Claudius an der schonen Plebeierin Vir- 
ginia versuchten Gewaltthat ausbrach, von den 
Plebeiern unter Mitwirkung der Patricier gestiirzt 
(Liv. in 54, 6. Diod. XII 25. Dionys. XI 40f.j. 
Die beiden letzten Tafeln wurden dann auf An- 
trag der neuen Consuln Valerius und Horatius 
vom Volk in Centuriatcomitien genehmigt (Diod. 
XII 26, 1. Mommsen St.-R. 113 726, 2). Die 
siimtlichen von den D. verfassten Gesetze wurden 
in Erztafeln gegraben und offentlich aufgestellt 
(Liv. in 57, 10. Diod. XII 26, 1. Dionys. X 57. 
Pomp. Dig. I 2, 2, 4 in tabulas eboreas pro 
rostris composuerunt ; statt eboreas hat man 
aerea*, roboreas u. a. vermutet, wahrend andere 
die Uberlieferung verteidigen). t'ber ihren In- 
halt und ihre Bedeutung s. Art. Zwolftafel- 
gesetz. 

Litteratur : M o m m s e n St.-E. II 3 702f. N i e - 
buhr E. G. II 313f. Karlowa Rom. Eechtsgesch. 
I 103f. Schwegler R. G. III2 1—70. Lange 
Eom. Altert. 13 616f. M. Voigt Die XII Ta- 
feln, Leipzig 1883. B. W. Nikolsky System 
und Text des Zwolftafelgesetzes. Eine Unter- 



suchung aus der romischen Eechtsgeschichte. In 
russischer Sprache erschienen bei A. Ssuworin, 
St. Petersburg 1897, VIII und 480 S., mir nur be- 
kannt und zuganglich durch die Anzeige von Per- 
gament Ztschr. der Savignystiftung XIX (1898) 
374ff. Nikolsky nimmt an, dass nur ein Zehn- 
mannercollegium existiert habe ; ,die D. habe man 
von Anfang an usque ad leges absolvendas ge- 
wahlt, ihre Beschrankung sei mithin nicht eine 

10 doppelte — durch LOsung der Aufgabe und Zeit — , 
sondern bios eine einfache gewesen. Die Erzah- 
lung von der Porderung nach Decemvirn zum 
zweitenmal beruht auf nichts weiter als Erfin- 
dung.' (Eeferat von Pergament). Derartige 
Hypothesen sind wohlfeil gegeniiber einer Tra- 
dition, die noch kein Forscher von Eang seit 
Niebuhr fur einen treuen historischen Bericht 
gehalten hat. Wenn sich aber Nikolsky, wie 
es nach dem Eeferate Pergaments den An- 

20 schein hat, fur seine Hypothese auf den Bericht 
des Pomponius stutzt, so hat dies keine Berech- 
tigung ; Pomponius kennt keine andere Tradition, 
als die conventionelle der romischen Annalistik, 
welcher Cicero, Livius und Dionysius folgen (eon- 
stituti anno uno cum magistratum prorogarent 
sibi et cum iniuriose traetarent neque vellent 
deinceps suffieere magistratus [so Haloander; 
magistratibus Hss.] Dig. I 2, 2, 24; datum 
est eis ius eo anno in eivitate summum . . . 

30 qui ipsi animadverterunt aliquid deesse istis 
primis legibus ideoque sequenti anno alias duas 
ad easdem tabulas adieeerunt Dig. I 2. 2, 4). 
3) Decemviri stlitibus iudicandis. Nach der 
Einsetzung der Peregrinenpraetur (um 512 = 242) 
und vor der Errichtung der Statthalterschaften von 
Sicilien und Sardinien (um 527 = 227) wurde ein 
Eichtercollegium von zehn Mannern mit dem Titel 
decemviri stlitibus iudicandis begriindet, dessen 
Mitglieder den Vorsitz im Centumviralgericht 

40 fuhren sollten. So berichtet Pomponius Dig. I 
2, 2, 29 : Deinde cum esset necessarius magi- 
stratus qui hastae praeesset (praeessent Hss.), 
decemviri litibus (so Haloander ; in litibus Hss.) 
iudicandis sunt constituti. . Inschriftlich wird 
dieses Amt zum erstenmal bezeugt im Anfange 
des 7. Jhdts. d. St. CIL I 38 = VI 1293 = Dessau 
6 On. Cornelius Cn. f. Seipio Hispanus pr. (im 
J. 615 = 139; Val. Max. I 3, 3) aid. cur. q. 
tr. mil. II Xvir st. iudik. 

5(1 Allein die meisten Forscher rticken, indem sie 
die Glaubwiirdigkeit des Pomponius anzweifeln, 
die Begrundung des Amtes viel hoher hinauf, 
manche, wie Huschke, Keller, Bethmann- 
Hollweg, Puchta (Instit. I 154), bis auf Ser- 
vius Tullius, andere, wie Mommsen und Lange, 
bis zur Begrundung des Volkstribunats. Sie stutzen 
sich auf eine Angabe des Livius III 55, 7, wo- 
nach in den Leges Valeriae Horatiae, die nach 
Absetzung der Decemvirn im J. 305 = 449 er- 

60 lassen wurden, die Bestimmung stand: ut qui 
trUnmis plebis aedilibus iudicibus decemviris 
nocuisset, eius caput lovi sacrum esset. Huschke 
(Servius Tullius 593. 596. 606f.) stellte die Be- 
hauptung auf, dass hier indices d. als ein Be- 
griff zusammenzufassen sei und dass diese iudiees 
</., urspriinglich ein plebeisches Arnt. nichts anderes 
seien als die spateren d. litibus iudicandis. Ihm 
haben sich unter andern angeschlossen Mommsen 



2261 



Decemviri 



Decemviri 



2262 



St.-E. is 605. Lange Bom. Altertumer 13 601f. 
903ff. Bethmann-Hollweg Civilprocess I 57f. 
Keller Civilprocess N. 65. Karlowa R. Eechts- 
gesch. I 118. H. J. Miiller in der fflnften Auf- 
lage der Weiss enbornschen Ausgabe 1881. 
Allein mit Recht haben andere widersprochen, so 
J. E. Kuntze Excurse iiber rOm. Recht 2 1880, 
113f. Hartmann-Ubbelohde Eom. Gerichts- 
verfassung 1886, 282f. 565f„ auch Walter Gesch. 
d. rom. Eechts II 3 335 N. 26. Sprachlich ist 
es zum mindesten auffallend, dass das Zahlwort 
der Bezeichnung der amtlichen Function folgen 
soil, wahrend das Umgekehrte ublich ist. Wenn 
sich Mommsen (St.-E. 113 605, 3) dagegen auf 
die municipalen praetor es Ilviri und aediles 
Ilviri beruft, so sind dies gegeniiber der Eegel 
vereinzelte Ausnahmen, welche zur Bekraftigung 
vonHuschkes Ansicht nicht viel beitragen. So- 
dann spricht dagegen der weitere Bericht des Li- 
vius. Dieser namlich sagt, dass nach Ansicht 
einiger durch das horatische Gesetz auch den 
Consuln Unverletzlichkeit gewahrt worden sei; 
sie seien fruher indices genannt worden und folg- 
lich in der Bezeichnung indices auf dem Gesetze 
mit einbegriffen (Liv. Ill 55, 11. 12). Eine solche 
Annahme ware nun doch ganz unmoglich gewesen, 
wenn die indices mit den d. zu einem Titel zu- 
sammenzufassen waren; sie hat nur dann Sinn, 
wenn indices von d. getrennt zu verstehen ist. 
Dies ist schon von Zumpt Bern. Criminalrecht 
I 2, 23f. und von Puntschart Die Entwicklung 
des grundgesetzlkhen Civilrechts der Romer 1872, 
82. 83 ausgefuhrt worden, und was Wlassak 
Rem. Processgesetze 1 140f. (1888) dagegen vor- 
bringt, schlagt nicht durch. Es erscheint als das 
angemessenste, bei der Aufzahlung der Amtsnamen, 
wie sie im Wortlaut des Gesetzes bei Livius iiber- 
liefert ist: tribunis plebis. aedilibus, iudicibus, 
decemviris, jeden Titel allein fur sich zu nehmen. 
Sind somit d. und indices als zwei verschie- 
dene Kategorien aufzufassen, so fragt es sich, 
was unter jeder der beiden zu verstehen ist. Die 
iudices gehen uns hier nichts an. Was die d. 
betrifft, so kann man darunter keinesfalls mit 
Hartmann-Ubbelohde a. a. O. 282. 285. 555 
die soeben abgesetzten d. leg. scrib. verstehen, 
schon deshalb nicht, weil das Gesetz nicht Pri- 
vatleute als d. bezeichnen konnte, wie Wlassak 
a. a. 0. 141 treffend bemerkt hat ; ausserdem aber 
auch, weil, wie der livianische Bericht zeigt, diesen 
D. thatsachlich kein Schutz gewahrt worden ist. 
Nicht mehr Wahrscheinlichkeit fur sich hat N i e - 
buhrs Annahme (Rom. Gesch. II 366), die von 
Kuntze (a. a. 0. 113) weiter entwickelt ist, dass 
unter d. ein besonderes, noch zu begriindendes 
plebeisches Amt zu verstehen sei. wobei Kuntze 
auf die spateren Consulartribunen verweist. Denn 
wie konnte man in einem Gesetz eine BehSrde 
auffuhren, die noch gar nicht bestand ? Zum min- 
desten hatte sie doch genauer bezeichnet werden 
miissen! Moglich, dass, wie Wlassak (a. a. 0. 
142j andeutet, das Gesetz in verkfirzter Gestalt 
uberliefert ist, moglich auch, dass es, wie der- 
selbe Forscher in Erwagung zieht, von Livius 
unter falschem Datum angefiihrt wird, moglich 
endlich, dass decemviris als Glosse eines unwissen- 
den Erklarers zu beseitigen ist ; jedenfalls ist in 
Bezug auf diese D. der Leges Valeriae Horatiae 



nach Wlassaks Eat (a. a. 0. 143) die ars 
nesciendi ,strengstens' zu uben, ein Eat, den frei- 
lich der, der ihn erteilt hat, vielleicht noch nicht 
streng genug befolgt, wenn er (a. a. 0. II 361) 
schreibt : ,Die Decemvirn des valerisch-horatischen 
Gesetzes von 305 sind eine plebeische Behorde 
unbestimmbaren Charakters'. 

Indem wir also mit W 1 a s s a k j eden Zusammen- 
hang zwischen den D. des valerisch-horatischen 

10 Gesetzes und dem d. litibus iudicandis leugnen, 
wenden wir uns wieder zu den letzteren zuriick. 
Sie gehflren zu den magistratus minores (Cic. de- 
leg. Ill 6), die man unter dem Gesamtnamen der 
viginti sexviri, seit Augustus vigintiviri zusammen- 
fasste und von denen man seit dem 7. Jhdt. d. 
St. regelmassig einen bekleidet haben musste, 
ehe man sich um die Quaestur bewerben konnte 
(Dio LIV 26, 6. Mommsen St.-E. I» 544. IP 
592). Der Titel lautet bei den Schriftstellern, 

20 wo er genau angegeben ist, decemvir litibus iudi- 
candis: Cic. or. 156. Pomp. Dig. I 2, 2, 29. Hist. 
Aug. Hadr. 2, 2; auf lnschriften Xvir stlitibus 
iudicandis. Orthographische Abweichungen sind 
sclitibus iudic. CIL XI 576 = Dessau 1192. 
CIL X 211 = Dessau 1199 (Mommsen Herm. 
IV 365) und si. iudik. CIL VI 1293 = Des- 
sau 6. Xvir allein steht CIL X 5058 = Des- 
sau 1197, decemvir ad hastam CIL X 8260. 
Irrig triumvir stl, iud. CIL X 6439, XVvir 

SOstl. iud. CIL VIII 7036 = Dessau 1068. Grie- 
chisch a(>£as dexa drSgcov dgxv v & 1 * 'Pcburjs IGI 
719 = CIG III 5793; irrttimlich xevrexaiSexav- 
8qos t(3v ixdixa£6vTwv ra nodyuara CIG III 4029, 
to5)' dixa dvdocdv «5v ra (fovixa dtxaadvzmv CIG 
I 1133. 1327. 

tjber die Art der Bestellung fehlt ein aus- 
driickliches Zeugnis. Doch steht nichts im Wege, 
auf die D. die Nachricht des Messalla bei Gell. 
XIII 15. 4 zu beziehen, wonach die magistratus mi- 

40 nores in Tributcomitien gewahlt wurden. Momm- 
sen (St.-R. 113 606) vermutet, dass die D. ,an- 
fanglich' vom Praetor urbanus bei Antritt seines 
Amtes fur das ganze Jahr ernannt, ,spaterhin~ 
unter seiner Leitung in Tributcomitien gewahlt 
wurden. Bei der Auslegung der Worte ,anfang- 
lich' und .spaterhin' darf nicht vergessen werden, 
dass Mommsen die D. zugleich mit der Con- 
stituierung der Plebs begriindet sein lasst, also 
lange vor der Errichtung der stadtischen Praetur. 

50 Da wir seine Annahme verworfen , uns vielmehr 
dem Berichte des Pomponius angeschlossen haben, 
wonach die D. zwischen 242 und 227 v. Chr. be- 
griindet worden sind, so kOnnten wir die Wahl 
in Comitien als die gleich bei Errichtung des 
Amtes vorgeschriebene Bestellungsform ansehen, 
wenn Mommsen die Wahl durch das Volk nicht 
unter das J. 630 = 114 herabriickt*, weil die D. 
im Stadtrechte von Bantia, welches aus jenem 
Jahre stammt, nicht erwahnt werden. Doch kann 

60 dies auch einen andern Grund haben. Cber Ver- 
mutungen ist hier schwer herauszukommen. Nicht 
besser sind wir iiber die Qualification (Alter des 
Candidaten u. s. w.), die zur Bewerbung um das 
Amt erforderlich war, unterrichtet. Ein zwanzig- 
jiihriger Decemvir kommt vor CIL VI 1439 = 
Dessau 959. Der Kriegstribunat pflegt dem 
Decemvirat zu folgen (IGI 719. Dessau 928. 
950. 991. 1002. 1016. 1021. 1036. 1039. 1050. 



2263 



Decemviri 



Decemviri 



2264 



1054. 1060, 1063. 1071. 1076. 1077. 1078. 1086. 
1087. 1093. 1096. 1101. 1111. 1126. 1138. 1141. 
1142. 1144. 1168. 1180; umgekehrte Reihenfolge 
Dessau 946. 978. 987. 1025. 1127. Momm- 
sen St.-R. I 3 546). Ovid bekleidete ausser dem 
Decemvirat auch das Amt eines triumvir capi- 
talis (trist. IV 10, 33; fast. IV 383. Teuffel 
ROm. Litteraturgesch. 247, 2), in welcher Eeihen- 
folge, ist nicht ersichtlich; man nimmt ge- 



zeugt: Paneg. in Pison. 41 (Baehrens PLM I 
227). CIL X 8260 (Xvir ad hastam). Dessau 
1911 (deeuria Xviralis qui ad indicia centum- 
viralia praesunt). Dio LIV 26, 6. Plin. ep. V 
9 (21), 2. tjber die Befugnisse der D. als Vor- 
steher des Centumviralgerichts und ihr Verh&ltnis 
zum Praetor s. Art. Centumviri. 

Wenn Cicero de leg. Ill 6 mit deutlieher Be- 
ziehung auf die D. sagt lites contractas iudi- 



wehnlich an, dass der Triunrvirat dem De- 10 canto, so geht daraus hervor, dass sie eine eigene 



cemvirat vorausgegangen sei, vgl. CIL V 36. 
Zwei Falle sind uns bekannt, in welchen der 
Decemvirat nach der Quaestur bekleidet wurde: 
decemvir stlitibus iudicandis ex s. c. post quae- 
sturam CIL IX 2845 = Dessau 915 (vgl.Momm- 
sen St.-E. IIS 674, 1) und L. Antistio G. f. Veteri 
pont., pr., Xvir. stl. iud., q. Ti. Caesaris Au- 
gusti CIL XIV 2802 = Dessau 948. Vgl. auch 
Dessau 916 Xviro stlitib. iud. ex s. c, wo die 
Quaestur fehlt. 

Die Bekleidung des Amtes berechtigte gleich 
■der des Kriegstribunats zum Ehrenplatze auf den 
beiden vordersten Eeihen im Theater, Ovid. fast. 
IV 383. Mommsen St.-E. Ill 521. An Amts- 
dienern standen den D. zur Verfiigung Scribae, 
Viatoren und Apparitoren (scriba aedil. et Xvir. 
CIL VI 1840 = Dessau 1900; decuriali decuriae 
lictoriae papillaris denuntiatorum itemque geru- 
lorum sed et decemvirali-s CIL X5917 = Dessau 



Gerichtsbarkeit hatten, in der sie selbst Urteils 
finder waren (bestritten von Kuntze Excurse 2 
116). In der That spricht Cicero an zwei Stellen 
(pro Caec. 97 und de dom. 78) von einem Ver- 
fahren vor D., beidemale in Freiheitssachen ; und 
dies Verfahren ist durch Ciceros Bericht deutlich 
als legis actio sacramento gekennzeichnet. Aber 
zu weit geht Hartmann, wenn er annimmt, dass 
die D. nur bei der petitio ex libertate in servi- 
20 tutem, nicht auch umgekehrt bei der adsertio ex 
servitute in libertatem zustandig waren (a. a. O.). 
Dass Processe letzterer Art in der Kaiserzeit vor 
Recuperatoren verhandelt wurden, erklart sich 
anders ; s. u. Ob die Competenz der D. in Frei- 
heitssachen eine ausschliessliche war, odor ob mit 
ihnen der index unus (so Wlassak), bezw. Be- 
cuperatoren concurrierten, dariiber lasst sich bei 
der Sparlichkeit der Quellen eine bestimmte Be- 
hauptung nicht aufstellen. Ebensowenig ist die 



1909; viat[or decuriaje Xviralis qui a[d iu]- 30 Frage zu entscheiden, ob den D. ausser den Frei- 



dic(ia) [centumvjiralia praesunt Dessau 1911; 
apparitor Xvir. CIL XIV 3492 = Dessau 1938). 
Die urspriingliche Bestimmung der D. war nach 
Pomponius der Vorsitz im Centumviralgericht (s. 
Art. Centumviri). Nach Suet. Aug. 36 wurde 
ihnen diese Befugnis erst von Augustus erteilt, 
wahrend sie bis dahin von den gewesenen Quae- 
storen ausgeubt worden sei. Wlassak o. Bd. Ill 
S. 1937 sucht nach dem Vorgange von Lange 



heitssachen noch andere Privatklagen zur Ent- 
scheidung iiberwiesen wurden. Sicher ist dagegen, 
dass die D. keine legis actio hatten und dass 
dem Verfahren vor ihnen eine Verhandlung in 
iure vor dem Praetor vorausgehen musste. Es 
ergiebt sich dies aus Ciceros Ausdruck lites con- 
tractas iudicanto ; das contractas _ weist auf voll- 
zogene Litiscontestation, das iudicare stent im 
Gegensatz zur iuri-sdictio (Hartmann a. a. O. 



(Bom. Altert. 13 906) und Hartmann-Ubbe- 40 307). Nach allgemeiner Ansicht (Mommsen 



lohde (a. a. O. 300) unter Berufung auf Mon. 
Ancyr. 2, 12 (legibus novis latis complura exempla 
maiorum exolescentia iam ex nostra usu reditxi) 
den Widerspruch dadurch zu losen, dass er den 
Vorsitz der Quaestorier als ein Zwischenstadium 
betrachtet, welches Augustus beseitigt hatte. In- 
dessen wenn man mit Wlassak die Errichtung 
der D. in das 6. Jhdt. d. St. setzt, so ist schwer 
ersichtlich, wie die urspriingliche Bestimmung 



St.-E. 113 008, 1. Lange Rom. Altert. 13 906. 
Hartmann-Ubbelohde a. a. 0. 307. 530. Sohm 
Institutionen 8- 9- 221,3. Bethmann-Hollwe^ 
Civilprocess II 53. 331. WlassakProcessgesetzel 
131. 178. II 292. 361) hat Augustus denD. die eigene 
Eechtsprechung abgenommen. Hatte sie weiter 
fortbestanden, so wurde sich fur den Freiheits- 
process die legis actio sacramento erhalten haben, 
und dies hatte Gaius IV 31 nicht iibergehen 



des Amtes so rasch ausser tbung hatte kommen 50 konnen. In der Kaiserzeit gehen die Freiheits- 



sollen; und selbst wenn dies gesehehen ware 
(Hartmann sucht es durch Mangel an Candi- 
daten zu erklaren), so wurde ein solcher amts- 
rechtlicher Abusus schwerlich unter die Miss- 
stamle zu rechnen sein, welche Augustus durch 
neue Gesetze abgestellt zu haben sich ruhmt. Erhat 
wohl dabei mehr an die von Sueton Aug. 34 aufge- 
ziihlten leges gedacht : sumptnariam, de advlteriis, 
de pndicitia, de anibitu, de maritandis ordinibus, 



processe an Recuperatoren (Suet. Vesp. 3; Dom. 
8); auf diese werden die indices Dig. XLII 1, 
36—38 zu beziehen sein, falls sie nicht den Com- 
pilatoren ihre Herkunft verdanken (Hartmann 
a. a. O. 248. Mommsen a. a. 0.). Es ist in 
hohem Grade wahrscheinlich, dass beide Mass- 
regeln des Augustus, die Ubertragung der Frei- 
heitssachen von den D. auf Recuperatoren und 
die Verleihung des Vorsitzes im Centumviralge- 



oder an die Neubelebung des Priestertums derCOricht an die D., zusammenfallen und einen der 



Flamines (vgl. Becking und Huschke zu Gai. 
I 136). Wenigstens denkt man doch zunachst 
an die altromischen durch Religion und Sitte ge- 
heiligten Brauehe bei den Worten exempla ma- 
iorum exolescentia. Sonach diirfte wohl Suetons 
Nachricht gegeniiber der des Pomponius den Vor- 
zug verdienen. Fur die Kaiserzeit ist der Vor- 
sitz der D. im Centumviralgericht mehrfach be- 



Gegenstande der von Gai. IV 30 genannten dnae 
leges luliae bildeten. 

Inschriftlich kommen die D. bis in die Mitte 
des 3. Jhdts. n. Chr. vor. Die beiden letzten In- 
schriftcn sind die des Annianus, Legionslegaten im 
J. 242. Dessau 1188, und des M. Aurelius Aelius 
Theon, Legionslegaten unter Valerian und Gallien 
(253—260), CIL III 89 add. XI 376 = Dessau 



2265 



Decennalia 



Decennalia 



2266 



1192. 1193 (vgl. Art. Aelius Nr. 30. P.Meyer 
Jahrb. f. Philol. 1897, 591, 44. Mommsen St.-E. 
113 594, 1). In der diocletianisch-constantini- 
schen Verfassung haben die D. keinen Platz. In 
einem vor dem Senat in Bom verhandelten Maje- 
statsprocess (im J. 467, Cassiod. Chron. Min. II 
158) gegen Arvandus, den Statthalter Galliens 
zur Zeit des Westgothenkonigs Eurich (466—485), 
von dem Sidonius Apollinaris ep. I 7 berichtet 
(Gibbon c. 36; Bd. VII p. 43f. der Ubersetzung 
von Sporschil), kommen D. vor, ohne dass recht 
ersichtlich ware, welche Bedeutung sie haben. 
Mommsen St.-B. lis 608, 3 halt sie fur ,eine 
Art von Gerichtsdienern' und meint, sie seien 
vielleicht aus den d. stlit. indie, hervorgegangen. 
Beides dfinkt uns wenig wahrscheinlich. Nach 
dem Berichte des Sidonius senden die D. den 
Anklagern Boten (a. a. 0. § 7 cum accusatores 
. . nuntios a deeemmris opperirentur), demnach 
scheint es doch eher, als ob sie eine leitende Stel- 
lung bei der Verhandlung gehabt hatten. 

Litteratur. Meier De decern viris stlitibus 
iudicandis, Halle 1831. Walter Gesch. d. rom. 
Rechts §695. Mommsen St.-R. lis 605—608. 
Lange Bom. Altert. 13 903ff. Keller Rom. 
Civilprocess § 5 und die bei dem Art. Centum- 
viri angegebene Litteratur. 

4) Bei Friedensschlussen pflegten die Romer 
mit der endgultigen Festsetzung der Friedens- 
bedingungen und der Eegulierung des neu ge- 
wonnenen Gebietes Commissionen von zehn Mannern 
zu betrauen, so. im J. 513 = 241 nach Beendi- 
gung des ersten punischen Krieges (Polyb. I 63, 
1) und sonst sehr oft. Sie sind entweder, wie 
in dem eben erwahnten Falle, vom Volke ernannte 
ausserordentliche Magistrate oder Abordnungen 
des Senates, die, obwohl eigentlich dem Oberfeld- 
herrn nur als Consilium beigegeben, diesen doch 
durch ihre Beschliisse binden. Mommsen St.-E. 
IIS 642f. 692f. Art. Legatus. [Kttbler.] 

5) Decemviri saeris faciundis s.Quindecim- 
viri saeris faciundis. 

Decennalia, das Fest der zehnjahrigen Re- 
gierungsdauer des Kaisers, zuerst unter Augustus 
gefeiert, der im J. 727 = 27 die Regierung nur 
auf die Dauer von zehn Jahren iibernahm (Cass. 
Dio LIU 13,1; s. Mommsen St.-R. 112 769f.); 
der Ablauf dieser Frist wurde durch ein Fest be- 
gancen, das offenbar die Einlosung eines im Be- 
ginne dieser Periode abgelegten Geliibdes dar- 
stellte. wie man ja auch schon in republicani- 
scher Zeit vota concipierte fur den Fall, si in 
decern annos res publica eodem stetisset statu 
(Liv. XXI 62, 10. XLII 28, 8). Auch fur die 
Regierung des Tiberius ist diese xavrjyvgis fj de- 
xaenjois (Cass. Dio LVH 24, 1) nach Ablauf von 
je zehn Eegierungsjahren bezeugt, sie wurde als 
decennalia prima und altera {rrjv dsxaernglda 
Tijv bevzhav . ovto> yao avnjv, d//.' ovx clxoos- 
r>]o(da MvouaZov Cass. Dio LVLTI 24, 1) in den 
J. 24 und 34 n. Chr. gefeiert, und dieser Brauch 
ist dann in der Weise festgehalten worden (Cass. 
Dio LIII 16, 3 xal Sia rovto xai ot /iera zavra 
avTOXpaTOQEs, xaljisg /irjxh' h raxxov %qovov &)J' 
eg xavra xa&<btag~ xov $iov cuiodetxvvftevoi, Sfiojg 
hia icov hixa ad ixmv etogtaaav dis xai zrjv rjye- 
uoviav avdig zors dvaveoifievoi • xai zoizo xai 
rvv yiyvszai), dass beim Begierungsantritte eines 



jeden Kaisers durch die Magistrate und Priester 
(wie es im Mon. Ancyr. gr. 5, 8 von Augustus 
heisst: ev%as vxsq Tfji spy? acoztjQias [= vota 
pro valetudine mea] avalapfiaveiv 6ia zoiv vna- 
rcov xai teoeojv xa& sxdazrjv jisvzezngida ey>n- 
(piaaro q avyxktjzog) vota decennalia pro salute 
et ineolumitate imperatoris concipiert wurden^ 
so thun es die Arvalbriider beim Regierungsan- 
tritt des Pertinax (CIL VI 2102, 10), Elagabal 

10 (CIL VI 2104b 33) und Gordian I. (CIL VI 2113, 
5) ; dass man von vornherein einen langeren als 
zehnjahrigen Zeitraum ins Auge fasste (eine aus 
dem Anfange der Regierung des Kaisers Philippus 
Arabs stammende Inschrift entha.lt die Beifiigung 
vot(is) XX annalfibus) felicfiter), CIL VI 1097), 
war gewiss nur eine seltene Ausnahme ; fiber die 
mit der alten Censusperiode des Lustrum zusammen- 
hangende Bemessung der Absatze der Vota auf 
5, 10, 15 Jahre s. Art. Quinquennalia. Dass 

20 die Festfeier namentlich durch prunkvolle Spiele 
mit Aufgebot aller die Schaulust reizenden Mittel 
begangen wurde , geht aus den Beschreibungen 
der Decennalien des Septimius Severus (Cass. Die- 
LXXVI 1) und des Gallienus (Hist. Aug. Gallien. 7„ 
4ff.) hervor, ein feierliches Opfer von Suovetau- 
rilia zeigt das wahrscheinlich zum diocletiani- 
schen Neubau der Curie gehflrige (Hiilsen Efim. 
Mitt. VIII 1893, 281) Saulenpostament mit der 
Inschrift Caesarum decennalia feliciter (CIL VI 

30 1203, vgl. Matz-Duhn Antike Bildwerke in Rom 
nr. 3629). Da mit der EinlOsung der vota d. zu- 
gleich die Concipiernng neuer Vota fiir den gleichen 
Zeitraum der Zukunft verbunden war (eftog 8k 
'Poiftaiotg drjfioxeZfj xavrjyvgiv ayetv xaff sxdazrjv 
dexdda hwv zijg zov xgazovvzog dgxfjg, Sozom. I 
25), dessen Vollendung man seit dem 3. Jhdt. 
nicht mehr als d. altera, sondern als vicennalia 
bezeichnete (Eichstaedt Opusc. orat. II 223ff.)> 
so flnden wir haufig mit der Erwahnung der voll- 

40 zogenen D. die der bevorstehenden und erwunschten 
Vicennalia verbunden; so stand auf dem Seiten- 
stiicke zu dem erwahnten Saulenpostamente Au- 
gustorum vicennalia feliciter (CIL VI 1204f., 
vgl. Hiilsen a. a. 0.), und ganz ebenso trug der 
arms novus des Diocletian in Eom die Inschrift 
votis X et XX (Hulsen Bull. arch. com. 1895, 
46, 1), die Inschrift eines zu Ehren des Diocle- 
tian und Maximian ob felicissimum diem XX 
(d. i. vicennalium) vestrorum errichteten Ehren- 

50 bogens in einem nuniidischen Municipium beginnt 
mit den Worten midtis XXX (d. i. tricennalibus) 
restris (CIL VIII 4764) und der im zehnten Jahre 
der Eegierung Constantins d. Gr. fiir ihn in Eom 
erbaute Triumphbogen hat auf den Seiten die In- 
schriften sic X sic XX und votis X votis XX 
(CIL VI 1139 ; vgl. auch in der Inschrift zu Ehren 
desselben Kaisers aus Sitifis in Mauretanien, CIL 
Vni 8477 vot(is) X ... mulflhj XX). Das Gleiche 
gilt von den Miinzen, auf denen zuerst die D. 

60 des Antoninus Pius im J. 148 n. Chr. erwahnt 
werden (Inschr. primi deeennales innerhalb eines 
Kranzes); es finden sich da Verbindungen wie 
votis X et XX felficiterj , vot(is) XX multdsj 
XXX, votis XX sic XXX, auch vota sol(ida> 
decfennalia) II — vota suscepta dee(ennalia) III 
(s. Nachweise dafiir bei Eckhel D. N. VIII 475ff. 
Eichstaedt a. a. 0. Stevenson Dictionary 
of Roman Coins Sllf. 898ff.). Auch die alexan- 



2267 



Decennium 



Decentius 



2268 



drinischen Kaisermunzen feiern die xtftiodog 8e- 
xaeTTjQig oder TzeoloSog dexdxn, vereinzelt auch 
Sexaexnglg xvqiov genannt, aber nur die voll- 
endete, nicht die angetretene Periode, insbesondere 
durch das Beizeichen eines Palmzweiges, der die 
Begliickwunschung symbolisiert und sich nicht 
nur auf den MQnzen des zehnten sondem auch 
der folgenden Regierungsjahre findet ; dariiber er- 
schSpfende Darlegungen bei L. Schwabe Die 
kaiserliehen Decennalien und die alexandrinischen 10 
Miinzen, Tubingen 1896. Im 4. Jhdt. brachte 
der Senat an den D. eine dem Namen nach frei- 
willige Beisteuer zu Gunsten der kaiserliehen 
Casse (durum oblaticium, s. d.) auf (Symm. rel. 
13, 2 bei G-elegenheit der I). des Valentinian II., 
385 n. Chr. : nam divis parentibus tuis ob de- 
cennium singulis minor summa decreta ; etiam 
divus f rater mansuetudinis tuae, cum tertium 
lustrum aevi imperialis exigeret, parciore mu- 
nifieentia honoratus adseritur. nunc in amo-rem 20 
tuum studia nostra ereverunt, nam mille ses- 
centas auri libras deoennalibus imperii tui festis 
devotus ordo promisit urbanis ponderibus eon- 
ferendas), wahrend andererseits die Kaiser den 
Anlass zu Gnadenbeweisen und Geschenken (Sozom. 
I 25 von den Vicennalia Constantins d. Gr. Cod. 
Theod. IV 13, 1 mit der Anmerkung von Got ho - 
fredus) beniitzten; wir besitzen noch den mit 
Beliefs verzierten silbernen Ehrenschild,den Theo- 
dosius I. an seinen D. der Stadt Emerita in Lusi- 30 
tanien verlieh (E. H it b n e r Antike Bildw. in Madrid 
nr. 472 ; die Inschrift CIL II 483 d(ominu-s) n(o- 
■sterj Iheodosius perpet(uus) Aug(ustus) ob diem 
felicissimum X [d. i. decennalium]). Tiefer 
hinunter reichen nur die Zeugnisse der Kaiser- 
miinzen, auf denen sich die Inschriften vota V, 
X, XX, XXX bis etwa in die Mitte des 5. Jhdts. 
finden. [Wissowa.] 

Decennium, in Eom, das von der Marrana 
durchflossene surapfige Thai siidlich des Caelius, 40 
dessen Einwohner in der Inschrift CIL VI 31 893 
{Ende des 4. Jhdts. n. Chr.) Decennenses heissen. 
Sonst meist erwahnt in mittelalterlichen Quellen, 
vgl. Jordan Topogr. II 318. Corvisieri Buonar- 
roti 1870, 193. Lanciani Acque p. 12; FUR 
Tf. 36. 42. Gregorovius Gesch. Boms III'' 511. 
Hiilsen Bull. comm. 1891, 355. [Hiilsen.] 

DecennoYium (Aexawofiiov Procop.), Teil der 
Via Appia in den pontinischen Siimpfen, zwischen 
Forum Appi (43 nip. von Bom) und Tarracina 50 
(62 nip.), die niedrigste Strecke, in der noch in 
fruher Kaiserzeit der Personenverkehr, wenigstens 
in der feuchten Jahreszeit, nicht auf der Strasse, 
sondern auf einem parallel zu ihr laufenden Canal 
-erfolgte (Strab. V 233. Hor. sat. I 5. 3ff.. s. o. 
Bd. II S. 240 1. Erst Traian pflasterte im J. 110 
die Strasse auch an dieser Stelle (Meilensteine von 
Mesa. Forum Appi und Tarracina CIL X 6833. 
6835. 6839: XVJIII [lies decennovium] silice sua 
peeunia stravit. Im 6. Jhdt. war, mit dem Ver- 60 
fall des Strassen- und Canalnetzes, die versumpfte 
Region weiter nach Norden erstreckt; KBnig Theo- 
dorich iibergab das Decennovium viae Appiae, id 
est a Tripontio usque Tarrieinam, iter et loea. 
quae confluent ibus ah utraque parte paludibus 
per omrtes retro principes inundaverant (CIL 
X 6850. 6851), dem Caeeina Mavortius Basilius 
Decius, ex praefeeto urbi, ex praefecto praetorii. 



ex eonsule (486 11. Chr.) zur Trockenlegung und 
Meliorierung (Cassiod. var. II 32f.); pomphafte 
Inschriften (CIL X 6850—6852) verkiinden das 
Gelingen des Werkes, und Prokopios (bell. Goth. 
I 11) spricht von dem jiozaube Sv Asxavvofitov 
xfj Aaxivmv cpojvfj xalovoiv ol ejii^cogtoi , on 81/ 
EvveaxaiSsxa Tteouoyv otj^isTa . . . sxfidlXsi slg &d- 
laoaav a/.i(pi noXiv Tagaxivnv; doch kann die 
Bcsserung nicht von Bestand gewesen sein. Vgl. 
de la Blanchere Tarracine 188. 196. Momni- 
sen CIL X p. 642. 684 (aber die dort versuchte 
Beziehung des uralten Meilensteins von Mesa mit 
dem Doppelzahlen LIII und X auf das D. ist 
weniger wahrscheinlich; er stand vielleicht am 
diverticulum der Via Appia und Setina, s. Rom. 
Mitt. 1889, 84. 1895, 301). 691. 1019. [Hiilsen.] 

Decentii (Asxevxtoi) , nach Steph. Byz. s. v. 
ein pannonisch.es Volk. [Patsch.] 

Decentius. 1) Caesar 350 — 353. Magnus 
Decentius heisst er auf seinen Miinzen (Cohen 
Me'dailles impe'riales VIII 2 23) und Inschriften 
(Dessau 745. 747. CIL II 4827. 6221. VIII 
10169). Wenn eine der letzteren ihn Flavius 
Decentius nennt (Dessau 746), wird dies nur 
falsche Reminiscenz an das flavische Kaiserhaus 
sein, das vorher regiert hatte. Er war Vetter 
des Magnus Magnentius, der sich 350 durch Er- 
mordung des Constans der Krone bemachtigt 
hatte (eonsanguineus Vict. epit. 42, 2 ; ysvei avv- 
a^rofxei'os Zosim. II 45,. 2) ; dass andere Quellen 
ihn den Bruder des Usurpators nennen, stent da- 
mit nicht im Widerspruche, da ein frater patru- 
elis gemeint sein kann (Zonar. XIII 8 p. 16 B. 
9 p. 18 C. Vict. Caes. 42, 8. Eutrop. X 12, 2. 
Socrat. II 32, 9. Sozom. IV 7). Seine Erhebung 
zum Caesar fand wahrscheinlich in den letzten 
Tagen des J. 350 statt. Daraus wurde sich einer- 
seits erklaren, dass man ihm Anfang 351 in Rom 
falschlich das Consulat zuscbrieb (D e Rossi 
Inscr. christ. urbis Romae I 111), andererseits, 
dass er es erst 352 wirklich bekleidete (Momm- 
sen Chron. min. Ill 522. De Rossi I 112 — 
116. Brambach CIRh 549). Demi es war regel- 
massige Ubung, dass ein Kaiser dem ersten Jahre, 
das nach seiner Thronbesteignng begann, den 
Namen gab, und dies ist die Drsache fur den 
Irrtum des ro'mischen Steinmetzen gewesen. Wenn 
351 eine Ausnahme eintrat, so wird das daran 
gelegen haben, dass Magnentius den Gaiso schon 
zu seinem Mitconsul designiert hatte, ehe D. die 
Caesarenwiirde erhielt. 

Um dem Usurpator hinter seinem Riicken 
Schwierigkeiten zu schaffen, hatte Constantius II. 
die Germanen zu einem Einfall in Gallien ange- 
stiftet (Liban. or. I 533. 540. Zosim. II 53, 3j. 
Dm einen Feldhemi zu ihrer Abwehr zu gewinnen, 
der keiner Usurpationsgeluste verdachtig sei, liess 
Magnentius in Mailand den D. zum Caesar aus- 
rafen und schickte ihn sogleich an die Rhein- 
grenze (Zonar. XIII 8 p. 16 B. Vict. Caes. 42. 
8; epit. 42, 2. Eutrop. X 12, 2. Zosim. II 45, 
2). Aus den schweren Kampfen, die er hier zu 
fiihren hatte und die mit einer furchtbaren Ver- 
wiistung Galliens endeten (Liban. a. O. Mian. 
epist. ad Athen. 278 D ff.), ist im einzelnen nur 
uberliefert, dass er eine Schlacbt gegen den Ala- 
mannenkOnig C'hnodomarius verlor (Ammian. XVI 
12, 5) und dass ihm die Stadt Trier einmal den 



2269 



Decetia 



Decidius 



2270 



Eintritt verwehrte (Ammian. XV 6, 4). Da die 
Besatzung Galliens zum grOssten Teil fiir den 
Krieg gegen Constantius verwendet wurde, war 
die Macht, welche D. befehligte, zu schwach, um 
sich gegen die Germanen zu halten (Iulian. or. 

I 35 A). Im letzten Kampfe des Magnentius 
wollte er ihm gegen die Truppen des Constantius 
zu Hulfe Ziehen, erfuhr aber schon unterwegs 
seinen Tod (Zonar. XIII 9 p. 18 C. Zosim. II 54, 
2) und totete sich am 18. August 353 (Momm- 
sen I 238) in Sens (Eutrop. X 12, 2) durch den 
Strick (a. O. Vict. epit. 42, 8. Caes. 42, 9. 
Socrat. II 32, 9. Sozom. IV 7). 

2} Tribunus etNotarius am Hofe Constantius II., 
von diesem 361 an den Caesar Iulianus geschickt, 
um ihm bestimmte Truppen abzufordern (Ammian. 
XX 4, 2. 11. 8, 4. Iulian. epist. ad Athen. 283 C). 
Spater muss er am Hofe des Valens eine sehr 
einfiussreiche Stellung eingenommen haben, wie 
die an ihn gerichteten Briefe des Libanios (ep. 
1387. 1393. 1498. 1509. 1514. 1530. 1531. 1534. 
1535. 1541. 1542) beweisen. Sievers Das Leben 
des Libanius 137 Anm. 22. 

3) Agens in Rebus am Hofe Valentinians H. 
im J. 384 (Symmach. rel. 38, 4). Vielleicht der- 
selbe vir clarissimus D., an dessen Sohn Pan- 
sophius der Bischof Ambrosius in Florenz eine 
Wunderheilung vollbracht haben soil, Paulin. vit. 
Ambros. 28 = Migne L. 14, 36. [Seeck.] 

Decetia, Stadt der Aeduer, Caes. b. G. VII 
33. Kreuzungspunkt mehrerer Strassen. Itin. 
Ant. 367 (Decetia). 460 (Deecidae). Tab. Peut. 
(Degetia). Beim Geogr. Rav. IV 26 p. 234 Di- 
zezeia. Heute Decize, de"p. Nievre. Desjardins 
Table de Peut. 32. Holder Altkelt. Sprachsch. 
s. v. [Thm.] 

Aexds, ein Rauni des Gefangnisses in Sparta, 
wo die Verurteilten durch Erdrosselung hinge- 
richtet wurden, vgl. Plut. Ag. 19. [Thalheim.] 

Deciana. 1) Station der Strasse von Gallien 
liber den summits Pyrenaeus nach Hispanien, 
zwischen diesem und Iuncaria (s. d.), nach der 
Peutingerschen Tafel (Deciana) und Ptolemaios 
(II 6, 72 Aexidva. Geogr. Rav. 303, 1. 341, 10). 
Die Lage ist nicht ermittelt (Guerra Discurso a 
Saavedra 92) ; man sucht es bei San Iulian. Wahr- 
scheinlich nach der Besitzung eines Decius be- 
nannt. [Hubner.] 

2) s. Neratius. 

Decianae thermae, in der dreizehnten Region 
von Rom (Aventinus) ; nur erwahnt in den Regio- 
nariern (Jordan Top. JJ 561. 569), im Chronogr. 
von 354 (Mommsen Chron. min. I 147), wo 
irrtiimlich Commodianae geschrieben wird, bei 
Eutrop. IX 4 (Decius Romae lamcrum aedificarit), 
Cassiod. chron. ad a. 252 (Mommsen Chron. min. 

II 147 his consulibus Decius Romae lavaera 
aedifieavit, quae suo nomine appellari iussit) 
und in der Inschrift eines Sclavenhalsbandes Bull, 
com. 1887, 266 = CIL XV 7181: in Abentino 
in domo Potiti v. c. ad Deeianas. Einen Plan 
derselben hat Lanciani unter Palladios Zeich- 
nungen in der Sammlung Devonshire entdeckt 
und Ruins and exc. of A. R. 545 zuerst publi- 
ciert. Es ergiebt sich, dass einzelne in der Vigna 
Torlonia (fruher den Jesuiten , _ noch fruher den 
Massimi gehOrig) zwischen S. Prisca und S. Alessio 
erhaltenen Reste diesen Thermen angehSren; zahl- 



reiche an dieser Stelle gefundene Inschriften 
sprechen von der Sorge, die namentlich Stadt- 
praefecten des 4. Jhdts. fiir die kiinstlerische 
Ausschmuckung der Thermen trug (CIL VI 1159. 
1160. 1167. 1192. 1651. 1672 a. b; dagegen gehort 
die von Lanciani hierher gezogene nr. 1165 zu 
den Thermen des Agrippa, nr. 1703 wahrschein- 
lich zu denen des Sura , die Zugeherigkeit von ' 
nr. 1671 ist ganz ungewiss). S. Lanciani 

10 Bull. com. 1878, 252ff.; Ruins and exc. a. a. O. 
Gilbert Topogr. in 299. [Hiilsen.] 

Declaims. 1) Stoiker aus Emerita (Martial. 
I 8. 61, 10), Freund und GOnner Martials, der 
ihn seiner innigen Freundschaft versichert (II 5) 
und ihn als echten Anhanger der stoischen Lehre 
(I 8. 24) und als treuen und bescheidenen, dabei 
auch hervorragend gebildeten und geistvollen 
Mann von rechtschaffener Gesinnung riihmt (I 
39). Ihm dediciert er auch das zweite Buch der 

20Epigramme, II praef. Vgl. Friedlander zu I 8. 
Vielleicht ist er der Consul im J. 93 n. Chr. L. 
Silius Decianus, s. Silius. [Stein.] 

2) Decianus, Cognomen des L. Silius Decia- 
nus, Consuls suffectus im J. 93 n. Chr. mit T. 
Pomponius Bassus, vgl. Jahresh. d. Ost. archaol. 
Inst. I 172. [Groag.] 

3) Decianus, s. Appuleius Nr. 21. 22, 
Attius Nr. 15, Catus Nr. 1, Macrinius, Pom- 
peius Senecio, Roscius Coelius, Satrius, Si- 

301ius, Valerius Trebicius. [Stein.] 

Deciates (Aextijzai Polyh. Steph. Byz., As- 
xidrwi Ptolem.), ligurisches Volk, Nachbarn der 
Oxybier, in Narbonensis an der Kiiste westlich 
vom Varusfluss. Strab. IV 202 Holvfiiog xqoo- 
xiftijoi ToTg Svol cpvkoig roiv Aiyvcov roTg Xe-^&sTai 
(Ingauni und Intemelii) xo re xoiv 'O^v^imv xal 
to t(Sv Asxinrwr. Plin. n. h. Ill 47 Ligurum 
celeberrimi ultra Alpes Sallui, Deciates, Oxubi. 

III 35 in ora oppidum Latinum Antipolis, regio 
40 Deeiatium, amnis Varus. Ptolem. II 10, 5 Ae- 

xtaxlcov (Aexiaxcov coni. Miiller) 'AvxUohg. Als 
diese beiden Stiimme (Transalpini Ligures Liv. 
ep. 47) Antipolis und Nicaea bedrangten, wurden 
sie von den von den Massalioten zu Hulfe ge- 
rufenen ROmern unter Q. Opimius im J. 154 be- 
siegt, Polvb. XXXIII 10. 11 (7. 8). Liv. ep. 47 ; 
vgl. Flor.'l 18 (II 3), 4. 5. Mommsen R. G. 
lis 100. Desjardins Geogr. de la Gaule H 270. 
Die Stadt der Aexcijxai nennt Artemidor bei Steph. 
50 Byz. Aexlrjxor, bezeichnet sie aber irrtiimlich als 
Tidi.ig 'Ixaliag; die genaue Lage ist nicht zu er- 
mitteln (vgl. Mela H 76 Xieam tangit Alpes, 
tangit oppidum Deciatum, tangit Antipolis). Mog- 
licherweise steckt der Name auch in der ver- 
derbten Uberlieferung beim Geogr. Rav. V 3 p. 339 
Xieea, Micalo colonia Diceorum, Antipolis; 

IV 28 p. 243 Xieea, Alelacontl-itia (var. Melo- 
condina), Antliopolis (bei Guido 80 p. 513 A't- 
calon eofonia); dazu C. Mailer zu Ptolem. II 

60 1", 5- Ohne Grand scheidet De Vit Onomast. 
die D. bei Plin. m 35. Mela. Ptolem. von den 
D. Ligures (Plin. HI 47. Flor. Polyb. Artem.). 
Desjardins Geogr. II 63f. (Thm.] 

Decidiana s. Domitius. 

Decidius. 1) On. Decidius Samnis, d. h. jeden- 
falls: ein Samnite, wurde 672 = 82 wie viele seiner 
Landsleute von Sulla proscribiert , entging dem 
Tode und wurde von dem gleichfalls aus Samnium 



2271 



Decidius 



Decimin 



2272 



stammenden A. Cluentius Habitus unterstiitzt 
(Cic. Cluent. 161). Tac. dial. 21 citiert eine un- 
bedeutende Rede des jungen C. Iulius Caesar 
pro Deeio Samnite, von der schon H. Meyer 
(Orat. Rom. frg. 2 418) vermutete, dass sie die 
Rehabilitierung eines von Sulla geachteten Sam- 
niten behandelte. Die Identitat beider PersOnlich- 
keiten ist sehr wahrscheinlich , und John hat 
jetzt auch den Namen D. in den Text des Tacitus 
aufgenommen. 

2) Domitius Decidius s. Domitius. 

3) Decidius Saxa, Bruder des Folgenden, war 
rait diesem als sein Quaestor 714 = 40 in Syrien 
und befehligte anscheinend in Apameia; wahrend 
die Besatzungen der iibrigen Stadte, die aus alten 
Soldaten des Brutus und Cassius bestanden, zu 
Q. Labienus Parthicus tibergingen, behauptete er 
sich hier bis nach der Flucht seines Bruders aus 
dera Hauptquartier (Dio XL VIII 25, 2); vgl. Nr. 4. 



Kilikion fort, wurdc aber von Labienus verfolgt 
und eingeholt, worauf er sich entweder selbst 
den Tod gab oder ihn durch Feindeshand empfing, 
Anfang 714 = 40 (Liv. ep. C XXVIII. Flor. II 
19, 4. Veil. II 78, 1. Dio XL VIII 25, 3f., vgl. 
Hor. earm. Ill 6, 9 und Porphyr. und Aero z. d. St. 
Mommsen Res gestae D. Aug.2 125. Drumann- 
Grocbe G. R. I 318). Vgl. Nr. 3. [Miinzer.] 

Decii ara ? nach Jordan. Get. 18, 103 wurde 
10 noch spater die Statte so genannt , wo Traianus 
Decius vor der Schlacht bei Abrittus geopfert 
hatte. [Patsch.] 

Deciuia, rCmische Gottin der Indigitamenta, 
zu der man flehte, wenn die Geburt im zehnten 
Monat der Schwangerschaft erfolgte (Varro bei 
Gell. Ill 16, 10. Tertull. de anima 37). Wenn 
Varro und Caesellius Vindex bei Gellius a. a. O. 
die GeburtsgOttin zu einer Schicksalsgfittin machen 
und in D. eine der Parzen erkennen, so beweist 



4) L. Decidius Saxa (Name in den Hss. viel- 20 das, wie die Deutungsversuche der Grammatiker 



1'ach entstellt, Praenomen nur bei Caes.), war ein 
Spanier von Geburt (ex ultima GeUiberia Cic. 
Phil. XI 12; ex ultimis gentibus XIII 27) und 
urspriinglich castrorum metator (Cic. Phil. XI 
12. XIV 10). Er diente zuerst unter Caesar in 
dem Krie'ge gegen die Legaten des Pompeius in 
Spanien 705 = 49 (Caes. bell. civ. I 66, 3) und 
dann anscheinend in dem gegen die Sohne des 
Pompeius 709 = 45, wurde darauf von Caesar mit 



durch die Bekanntschaft mit griechischen Vor- 
stellungen, hier der von den Motpai, beeinflusst 
sind. [Aust] 

Decimanus, Freund Frontos, der seinen Tod 
beklagt, De nepote amisso 2 p. 236Naber, ge- 
schrieben um 165 n. Chr. [Stein.] 

Decimatio, griechisch Sexarela (Plut. Ant. 
39, 7) oder dsxdrevoig (Zonar. VII 17), war eine 
bei den Roniern althergebrachte militiirische Strafe 



nach Rom genommen, mit dem rOmischen Burger- 30 (Dion. Hal. IX 50, 7. Tac. ami. Ill 21. Plut. 



recht beschenkt und fur das nachste Jahr zum 
Volkstribun ernannt (Cic. Phil. XI 12. XIII 27). 
Nach Caesars Tode schloss er sich an Antonius 
an , erhielt von ihm Landereien in Campanien 
angewiesen und gehorte im mutinensischen Kriege 
zu seiner niichsten Umgebung, wird daher oft von 
Cicero verhfihnt (Phil. Vni 9. X 22. XI 12. 37. 
XII 20. XIII 2. 27. XIV 10). Im J. 712 = 42 
fuhrte er mit L. Norbanus die Vorhut des Heeres 



Crass. 10, 3. Ammian. Marc. XXIV 3, 2), durch 
welche ganze Truppenteile , die gemeutert, die 
Reihen verlassen oder die Feldzeichen weggeworfen 
hatten, gemassregelt wurden (Marquardt St.- 
V. 112 573^ Si e bestand darin, dass der Ober- 
befehishaber vor vcrsammeltem Heere jeden zehn- 
ten Mann der Schuldigen durch das Los zum 
Tode bestimmte; die iibrigen kainen mit dem 
Schrecken davon und erhielten nur schlechtere 



:ler Triumvirn in Makedonien und nahm zunachst 40 Rationen (Polyb. VI 38, 2. 3. Plut. Ant. 39, 7. 



bei den Passen der Korpiler in Thrakien Stel 
lung, um den Vormarsch des Brutus und Cassius, 
die von Asien kamen, aufzuhalten (Appian. bell, 
civ. IV 87. Dio XL VII 35, 2ff. Zonar. X 19). 
Vor der feindlichen Obermacht musste er sich 
jedoch bis an die makedonische Grenze, wo Nor- 
banus stand, zuriickziehen und besetzte mit diesem 
die hier Ostlich von Philippi liegenden sapaeischen 
Passe. Es gelang dem Feinde , diese sehr feste 



Suet. Aug. 24. Cass. Dio XLIX 27, 1. 38, 4. 
Front, strat. IV 1, 37). Um den Schimpf der D. 
(Plut. Crass. 10, 3) zu erhohen, wurden die dem 
Tode Verfallenen vielfach nicht mit dem Beil, 
sonderti mit Knutteln getotet (Polyb. VI 38, 2. 
3. Dion. Hal. IX 50, 7. Tac. aim. Ill 21. Front, 
strat. IV 1, 34). Decimationes waren, nament- 
lich zur Zeit der Republik, sehr haufig. So voll- 
treckten diese Strafe Appius Claudius Sabinus 



Position zu umgehen und in den Riicken des Nor- 50 471 v. Chr. im Volskerkriege (Liv. II 59, 11 



banus und D. nach Philippi zu kommen (Appian. 
IV 102—104. Plut. Brut. 38. Dio. Zonar.), aber 
sie zogen sich wenigstens noch rechtzeitig nach 
Amphipolis zuriick und verteidigten sich hier bis 
zum Eintreffen des Antonius (Appian. IV 104. 
107). Nach der Schlacht bei Philippi begleitete 
D. den Antonius nach Asien und erhielt von ihm 
die Statthalterschaft von Syrien im J. 713 = 41 
(Appian. Syr. 51. Dio XLVIII 24, 3). Schon 



Dion. Hal. IX 50, 7. Frontin. strat. IV 1, 34. Zo- 
nar. VII 17), Q. Fabius Maximus Rullus (Front, 
strat. IV 1, 35), M. Crassus im Sclavenkriege 
(Plut. Crass. 10, 3), Iulius Caesar 49 zu Placentia 
(Cass. Dio XLI 35, 5i, Domitius Calvinus 39 iu 
Spanien (Cass. Dio XLVIII 42. 2), M. Anto- 
nius 36 im Partherkriege (Plut. Ant. 39, 7. 
Cass. Dio XLIX 27, 1. Frontin. strat. IV 1, 37), 
Octavian 34 im Dalmaterkriege (Cass. Dio XLIX 



gegen Ende dieses Jahres brachen die Farther go 38, 4. Suet. Aug. 24), L. Apronius 20 n. Chr. 



unter Fiihrung des Q. Labienus in die Provinz 
ein und verheerten sie weithin; D. wurde zwischen 
Apameia und Antiocheia geschlagen , schopfte 
Verdacht, dass seine Truppen sich von Labienus 
zum Abfall verlocken lassen mochteii, und entfioh 
heimlich aus seinem Lager nach Antiocheia. Als 
nun Apameia, wo man ihn fur tot hielt, sich 
den Parthem ergab, setzte er seine Flucht nach 



im Tacfarinaskriege (Tac. ann. Ill 21), Galba bei 
seinem Einzuge in Rom (Suet. Galb. 12] , von 
den spateren Kaisern lulian (Ammian. Marc. XXIV 
3, 2) und Maerinus (Hist. Aug. Macrin. 12, 2). 
Um milde zu erscheinen , verfugte der letztge- 
nannte statt der D. bisweilen auch bios eine 
Centesimatio. [Fiebiger.] 

Decimin, Strassenstation in Dalmatien vor 



2273 



Decimius 



Decimum 



2274 



i 

I 



Andetrium-Gornji Muc (Geogr. Rav. 210, 17). 
Wohl ad Decimum von Salona aus auf der Via 
Gabiniana. [Patsch.] 

Decimius, rOmischer Familienname. Die altere 
Form Decumius findet sich in den Hss. nur beim 
bell. Afr. 34, 2 (Nr. 2), dagegen haufig auf In- 
schriften republicanischer Zeit in Rom (CIL VI 
16771. 16771a. 16774), Praeneste (XIV 2855. 
2968. 3116), Tusculum (vgl. Nr. 5) und sonst 
(vgl. noch CIL I p. 577). 

1) C. Decimius, wahrscheinlich Sohn von Nr. 9, 
ging 583 = 171 als Gesandter nach Kreta (Liv. 
XLH 35, 7), war 585 = 169 Praetor peregrinus 
(Liv. XLHI 11, 7. 15, 3. XLIV 16, 7) und wurde 
586 = 168 als Gesandter nach Agypten geschickt, 
um Antiochos Epiphanes zur Einstellung der 
Feindseligkeiten gegen Agypten zu bewegen; im 
Gegensatze zu dem Haupt der Gesandtschaft C. 
Popillius Laenas (s. d.) ausserte er sich wahrend 
des Aufenthaltes auf Rhodos milder iiber die Hal- 
tung, die die Insel im Kriege mit Perseus ein- 
genommen hatte; nach Ordnung der agyptischen 
Angelegenheiten kehrte er nach Rom zuriick (Liv. 
XLIV 19, 13. 29, 1. XLV 10, 10—15. 12, 3ff. 
13, Iff.). 

2) C. Decimius, iiberbrachte im J. 700 = 54 
dem Cicero einen Brief des Atticus aus Buthroton 
(Cic. ad Att. IV 16, 9). Vielleicht identisch ist 
C. Decimius, der im J. 708 = 46 als Quaestorier 
mit seiner zahlreichen Selavenschar die Proviant- 
magazine auf der Insel Cercina in der kleinen 
Syrte bewachte, aber beim Nahen des Caesarianers 
C. Sallustius Crispus eilends entfioh (Bell. Afr. 
34, 2). 

3) L. Decimius, ging im J. 583 = 171 vor 
Ausbruch des Krieges mit Perseus als Gesandter 
zu Konig Genthios nach Illyrien, kehrte aber 
Ende des Jahres unverrichteter Sache zuriick und 
stand in Verdacht, dass er sich von den illyrischen 
Hauptlingen habe bestechen lassen (Liv. XLH 
37, If. 45, 8 aus Polybios, vgl. Appian. Mac. 11, 4; 
s. Nr. 4). 

4) M. Decimius, wurde nach Liv. XLH 19, 7 
im J. 582 = 172 zusammen mit Ti. Claudius Nero 
nach Asien, besonders audi nach Kreta und Rhodos 
geschickt und kehrte mit ihm gegen Ende des 
Jahres wieder heim (ebd. 26, 7). Die Angabe 
stammt aus einem ungenauen annalistischen Be- 
richt und ist wertlos gegeniiber der besseren aus 
Polybios geflossenen bei Liv. XLII 37, If. (vgl. 
Appian. Mac. 11, 4), wonach L. Decimius damals, 
wiihrend Claudius mit zwei anderen Gesandten 
nach Asien ging, an Konig Genthios nach Illyrien 
geschickt wurde (vgl. Nr. 3). Die Entstellung 
des Praenomens wird dem Annalisten zur Last 
zu legen sein. 

5) M. Decumius, Aedil von Tusculum in cicero- 
nischer Zeit (CIL I 1125 = XIV 2626). 

6) Num. Decimius, princeps genere ac divitiis 
non Boriani modo, unde erat, sed toto Samnio, 
rettete durch sein rechtzeitiges Erscheinen an 
der Spitze von 8000 Mann zu Fuss und 500 zu 
Pfercl im J. 537 = 217 den Magister equitum Q. 
Minucius vor einer Niederlage durch Hannibal 
bei Gereoniura. Der Bericht dariiber, den Liv. 
XXII 24, 11—14 (vgl. Zonar. Y1U 26: uvk 
SavvtTwv xaxa rvxtjv *oTg 'Piofialoig sxixovyoi 
atpixvovusvoi) aus quidam auctores entnimmt, ist 

Pauly-WiBBOwa IV 



gewiss zuverlassig, da in der Regel hervorragende 
Leistungen der Bundesgenossen von den rOmischen 
Annalisten nicht erwahnt, sondern geflissentlich 
verschwiegen werden. Es ist mOglich, dass D. 
mit dem rOmischen Biirgerrecht belohnt wurde, 
und dass die seitdem in Rom erscheinenden De- 
cimii seine Nachkommen sind. [Miinzer.] 

7) Decimii, FaustusundFortunatusbezeichnen 
sich auf einer Grabinschrift (CIL VI 9239) als ea- 

10 batores de via sacra. Da cavare der technische 
Ausdruck fur die Herstellung von Gefassen und 
anderen Gegenstanden aus Steinen ist (Plin. n. h. 
XXXVI 132. 159. Apul. met. H 19 u. 0.), so wird 
man sie fur Steinarbeiter , nicht fur Gemmen- 
schneider (R. Rochette Lettre a Schorn 38) zu 
halten haben. [O. Rossbach.] 

8) C. Decimius Flavus, soil sich als Tribunus 
militum unter dem Consul M. Claudius Marcellus 
im J. 545 = 209 gegen Hannibal ausgezeichnet 

20 haben ; der ganze Schlachtbericht ist aber unge- 
schichtlich, und daher ist auch der von Nr. 9 
entlehnte Name als erfunden anzusehen (Liv. 
XXVII 14, 8, daraus Plut. Marcell. 26, 4: QXdBiot, 
vgl. 0. Bd. Ill S. 2752). 

9) C. Decimius Flavus , Stadtpraetor 570 = 
184, bald nach dem Amtsantritt gestorben (Liv. 
XXXIX 32, 14. 38, 2. 39, 1. 7). [Miinzer.] 

10) Decimius Philo, an den Marcus und Verus 
(161 — 169 n. Chr.) ein Rescript richteten, Dig. 

30 XLIX 11, 1. 

11) Decim(ius) Secundinus , v(ir) oflarissi- 
musj, proconsfulj von Achaia im 3. oder 4. Jhdt. 
n. Chr., CIL III 568, Schreiben des D. an cura- 
t(or) et defens(or) Amfissensium, worin er diesen 
die Wiederherstellung der Wasserleitung auftragt 
(vgl. Mommsen z. Inschr.). [Groag.] 

Decimum [ad Decimum, ad Vecumum, s. auch 
Art. Decimin). 1) Decimum, Vorort (xQoaoxsiov) 
des rOmischen Karthago, wo im J. 536 Kampfe 
40 zwischen den von Hadrumetum anriickenden Trup- 
pen Belisars und den Vandalen stattfanden, Pro- 
cop, bell. Vand. I 17 — 20. Offenbar so benannt, 
weil am zehnten Meilenstein von Karthago gelegen 
(dazu stiinmt auch, dass Prokop selbst die Ent- 
fernung von Karthago auf 70 Stadien ansetzt, vgl. 
H u 1 1 s c h Mctrol.2 69). Wohl beim heutigen Dorfe 
Sidi-Fethalla, 54 m. Ostlich von Tunis (Tissot 
Ge'ogr. comp. de l'Afrique II 120). [Dessau.] 

2) ad Decimum, erste Station der Via Latina 
50 (Itin. Ant. 305), in der Nahe der heutigen Tenuta 

di Ciampino; dort gefunden eine BleirOhre mit 
pub(licum) Decimiensium, CIL XIV 4229. Vgl. 
Tomassetti Not. d. scavi 1886, 159; Illustra- 
zione della via Latina 84. 316. 

3) ad Decimum, in Gallia Cisalpina, mutatio 
an der Strasse zwischen Mediolanium und Ticenum 
(Itin. Hieros. 557), von jedem der beiden Endpunkte 
10 mp. Die Distanz fuhrt auf das jetzige Binasco, 
welches aber keine antiken Reste zu haben scheint 

60(Muoni Binasco, Milano 1864). 

4) ad Decimum, in Gallia Cisalpina. mutatio 
an der Strasse von Augusta Taurinorum nach 
Laumellum (Itin. Hieros. 556) , 10 mp. ostlich 
Turin, zwischen dem heutigen Settirao Torinese 
und Chivasso. 

5) ad Decimum, in Calabrien , mulatto der 
Via Traiana, 10 mp. siidOstlich von Gnathia (Torre 
di Agnazzo), Itin. Hieros. 609. [Hiilsen.] 

72 



2275 



Decimus 



6) ad Decumum, Station der romischen Strassc 
von (Jades nach Corduba, zwischen diesem und 
Epora, nur in den Itinerarien von Vicarello (CIL 
"XT 3281 — 3284) verzeichnet, und zehn Millien von 
Corduba zu suchen, am reohten Baetisufer, etwa 
gegenflber von Villafranca de las Agujas, von den 
Nadeln oder Klippen im Fluss (Guerra Discurso 
a Saavedra 92). Daher nicht mit Detumo (s. d.) 
zusammen zu stellen. [Hiibner.] 

Decimus. 1) s. Aurelius Nr. 114, Flavius 
und Pacarius. Der Name beispielsweise genannt 
von Martial. V 21, 1. [Stein.] 

2) M. Aurelius Decimus. princeps peregri- 
norum, praeses Numidiae im J. 284. Dessau 
607. 609. CIL VIII 2529. 2530. 2643. 2663. 
2678. 2717. 4221. 4222. 4578. 7002. 

3) Flavius Decimus, Consul suffectus im J. 289, 
CIL X 4631. [Seeck.] 

Decisiones quinquaginta war der Titel einer 
Sammlung von Constitutionen, durch welche Iu- 
stinian nach Erlass des alteren Codex (529) das 
auf den Schriften der Juristen beruhende und 
nach Massgabe des Citiergesetzes (Bd. Ill S. 2608ff.) 
noch fortgeltende ,alte Recht 1 zu verbessern und 
zu vereinfachen suchte (c. Cordi 1). Das Werk 
ist als solches nicht erhalten ; es wurde mit dem 
Erlass des jiingeren Codex (534) ausser Kraft ge- 
setzt (c. Cordi 5). Die Constitutionen Iustinians 
aber, aus denen es bestand, sind (jedenfalls zum 
weitaus grossten Teil) in das letztere Gesetzbuch 
aufgenommen worden. 

In den iustinianischen Rechtsbiichern wird 
mehrfach auf die D. q. Bezug genommen : 1. Inst. 
I 5, 3 (= Cod. lust. VII 5 vom J. 530) ; 2. Inst. 
IV 1, 16 (= Cod. lust. VI 2, 22 vom 17. Nov. 530); 
3. Cod. lust. VI 51, 10b (= ebd. VI 30, 20 vom 
30. April 531). Ausserdem werden sie 4. in der 
sog. Turiner Institutionenglosse (Text von Kriiger 
Ztschr. f. Rechtsgesch. VII 66) nr. 241 (= Cod. 
lust. VIII 47, 10 vom 1. September 531) erwahnt 
(den Versuch von Dirks en Hinterl. Schr. II 163ff., 
dies Citat durch Textanderung zu beseitigen, hat 
Savigny Gesch. d. R. R. im Mittelalter 112 202. 
VI 2 62 mit Recht zuriickgewiesen). Die unter die 
Ereignisse des J. 529 eingereibte Notiz in der Chro- 
nographie des Malalas (XVIII p. 448 Dindorf) ist 
aller Wahrscheinlichkeit nach auch hinsichtlich 
des am Schlusse erwahnten piovoflifiXov auf den in 
jenem Jahre ergangenen (alteren) Codex zu beziehen. 

Die friiher ofters unternommenen Versuche 
der Wiederherstellung unserer Decisionensamm- 
lung (MerilliusExpositiones in L decisiones, 1618. 
Wieling Iurisprudentia restituta II 144ff.) be- 
ruhen auf unsicheren Grundlagen. Denn es steht 
fest, dass Iustinian zur Verbesserung des ins vetus 
nicht nur die in dieser Sammlung vereinigten Ge- 
setze erlassen hat, sondern auch noch andere selb- 
standige neben ihr (c. Cordi 1. 5; vgl. Inst. I 
5, 3). Man hat zwar geglaubt, aus der ganzen 
(weit iiber fiinfzig hinausgehenden) Zahl der hier 
in Betracht kommenden Constitutionen diejenigen 
fur unsere Sammlung in Anspruch nehmen zu 
durfen, in denen der Kaiser Controversen des 
alteTen Rechts entschied. Hierfiir darf man sich 
nicht auf Inst. I 5, 3 (decisiones, per qt(as . . . 
antiqui iuris altercationes placavimus) berufen. 
Nimmt man den Inhalt der Stelle im ganzen, so 
zeigt sich, dass mit diesen Worten keine scharfe 



Decisiones quinquaginta 2276 

Abgrenzung der in unserer Sammlung vereinigten 
und der nicht in sie aufgenommenen Constitutionen 
gegeben werden soil. Denn hier wird das Gesetz 
iiber die Auf hebung der dediticia Kbertas (Cod. VII 
5) den Decisionen, das iiber die Beseitigung der 
Latini luniani (Cod. VII 6) den Extravaganten 
zugeschrieben. Beide aber enthalten keine Ent- 
scheidung einer Streitfrage, sondern eine Ab- 
schaffung veralteten Rechts. Hierzu kommt, dass 

10 auch die c. Cordi 1. 5 sowohl die Sammlung wie 
die Einzelgesetze erwahnt, aber alien zu ihnen 
gehorigen Constitutionen den gleichen Charakter 
beilegt : tarn quinquaginta decisiones fecimus 
quam alias ad commodum propositi operis per- 
tinentes plurimas eonstitutiones promulgavimus, 
quibus maximus antiquarum rerum articulus 
emendatus et eoartatus est. Da schliesslich auch 
das Mittel einer zeitlichen Abgrenzung versagt, 
so miissen wir darauf verzichten, die zu den D. 

20 q. gehorigen Gesetze aus dem Codex von 534 
herauszuschalen. 

Fraglich ist auch das Verhaltnis dieser Con- 
stitutionen — sowohl der in den D. q. ver- 
einigten wie der Extravaganten — zu den Di- 
gesten Iustinians. Nach der einen Meinung (B i e n e r 
Gesch. d. Novellen 4f.) ging der Plan nach dem 
Erlasse des alteren Codex (von 529) nur darauf, 
das Juristenrecht durch Kaisergesetze zu regeln, 
welche veraltete Rechtsinstitute und Rechtssatze 

30 beseitigten und Controversen entschieden ; erst 
allmahlich sei der Gedanke einer durchgreifenden 
Codification gereift. Nach der anderen Ansicht 
hatte der Kaiser von vornherein oder doch wenig- 
stens nach Fertigstellung des ersten Codex das 
gesammte Juristenrecht in die Form eines Gesetz - 
buches zu bringen beabsichtigt und seien die Con- 
stitutionen, welche die Controversen regelten, nur 
als Vorarbeit zu diesem Gesetzeswerke aufzufassen 
(Puchta § 139. Karlowa 1006). Entscheidend 

40 ist, dass die Commission zur Abfassung der Di- 
gesten schon vor der Herausgabe der D. q., nam- 
lich am 15. Dec. 530 eingesetzt wurde (c. Deo 
14). Denn unter den sicher dieser Sammlung 
angehorigen Constitutionen finden sich zwei, nam- 
lich die ohen unter nr. 3 und 4 angefiihrten, 
welche erst dern J. 531 angehOren. Der eine Plan 
kann also nicht den andern ersetzt haben, son- 
dern beide gingen neben einander her. Die Ord- 
nung der fraglichen Gegenstande in den Consti- 

50 tutionen unserer Sammlung und in den Extra- 
vaganten diente zur Vorbereitung der Digesten 
und zur Klarstellung der Absichten des Gesetz- 
gebers. Ohne Frage war es fiir den Richter, dem 
die Juristenschriften nun in neuer Gestalt als 
Gesetzbuch (Digesten) vorgelegt wnrden, nicht 
ausreichend, dass in diesem nichts mehr von den 
res mancipi, dediticii, Latini luniani u. s. w. 
enthalten war, sondern es musste ihm. wenig- 
stens soweit die betreffenden Rechtsinstitute nicht 

60 schon vorher vOllig aus der Praxis verschwunden 
waren, ausdrucklich gesagt werden, dass sie be- 
seitigt oder abgeiindert seien. Und wenn die Con- 
troversen auch grundsatzlich in das neue Gesetz- 
buch nicht iibergingen, so war es doch wiinschens- 
wert, dass ihre Entscheidung offen ausgesprochen 
wurde. Diese Ziele suchte man, da zuniichst der 
altere Codex von 529 in Geltung blieb (c. Tanta 
23), durch Nachtragsgesetze zu diesem zu er- 



2277 



Deeiumat . 



Decius 



2278 



reichen. Erst allmahlich (534) sah man ein, dass 
es richtiger sei, die Novellen in den Codex selbst 
einzuverleiben (c. Cordi 1. 2); so entstand dessen 
neue Bearbeitung. 

Neue Litteratur: Zimmern Gesch. d. Rom. 
Privatrechts I 176f. Puchta Inst. 10 § 139. Ru- 
d o r f f Rom. Rechtsgesch .1298. Karlowa ROm. 
Rechtsgesch. 1 1006f. Kriiger Gesch. d. Quellen 
und Litt. d. Rom. Rechts 325f. Landucci Stor. 
d. dir. R. 12 284f. [Jors.] 

* Deeiumat . . ., Volk oder Gemeinde der Vas- 
conen im diesseitigen Hispanien, nur bei Mela 
erwahnt (in der ganz verderbten Stelle III 15 de- 
ciumaturia sonans sauso et magrada; Una, s. 
d., ist die heutige Oria), vielleicht *Deetumates 
(auch an Decumates, wie in Germanien, konnte 
gedacht werden) oder ahnlich. Plinius hat den 
Namen iibergangen ; die Lage ist nicht ermittelt. 

[Hiibner.] 

Decius, plebeisches Geschlecht, von dem nur 
die drei Decii Mures (Ursprung des von Cicero 
meist absichtlich vermiedenen Beinamens unbe- 
kannt) im 5. Jhdt. d. St. zum Consulat gelangten 
und hohen Ruhm erwarben. Bei den sabellischen 
Stammen ist D. (Dekis) in der Regel nicht Gen- 
tilname, sondern Praenomen (vgl. Mommsen 
Unterital. Dial. 241. 243. Planta Gramm. d. 
oskisch-umbrischen Dialekte II 679). Daher wird 
z. B. der Fiihrer der 474 = 280 von Rom abge- 
fallenen campanischen Besatzung von Rhegion De- 
cius Iubellius, obgleich er bei griechischen Autoren 
nurD. heisst, richtiger unterlubellius behandelt. 

1) Decius, Senator, im J. 711 = 43 geachtet 
und sofort nach Bekanntmachung der Proscriptions- 
liste getotet (Appian. bell. civ. IV 27). [Miinzer.] 

2) Decius, romischer Kaiser von 249 — 251 
n. Chr., mit vollem Namen Imperator Caesar C. 
Messius Quintus Traianus Decius Augustus, s. 
M e s s i u s. Sein Sohn und Mitherrscher : Imperator 
Caesar Q. Herennius Etruscus Messius Decius 
Aug., s. Herennius. [Stein.] 

S) Decius und Rustic(i)us, angeblich Consuln- 
paar unter Vespasian, Malal. X p. 260 Bonn. 

[Groag.] 

4) Praefectus urbis Romae in den J. 401 und 
402, s. Bd. Ill S. 1865, 31. 

5) Sohn des Lucillus, Consularis Tusciae im 
J. 416. Rutil. Namat. I 599. [Seeck.] 

6) Decius, ein Patricier, offenbar aus der- 
selben Familie, wie die Vorhergehenden, floh aus 
Rom. als die Stadt von Totila genommen wurde, 
Prok. Goth. Ill 20 p. 363 B. [Hartmann.] 

7) M. Decius, nach Dionys. VI 88, 4 einer 
der Gesandten der auf den Mons Sacer ausge- 
wanderten Plebs an den Senat im J. 260 = 494. 
Wohl derselbe soil der Volkstribun D. sein, dem 
die Anklage gegen Cn. Marcius Coriolanus im 
J. 263 = 491 von Auct. de vir. ill. 19, 3. Dionys. 
VH 39, Iff. VEI 31, 4 zugeschrieben wird. Beide 
Angaben sind ungeschichtlich und wertlos. 

8) M. Decius, Volkstribun 443 = 311, brachte 
ein Gesetz durch. wonach die Duoviri navales 
vom Volke gewahlt werden sollten (Liv. IX 30, 4 ; 
vgl. Mommsen St.-R. II 579). 

9) P. Decius. Gegenuber Liv. ep. LXI, der 
das Praenomen Q. giebt, ist P. gesi chert durch 
Cic. Brat. 108; de or. II 135. Auct. de vir. ill. 
72, 6. Als Volkstribun im J. 634 = 120 klagte 



er den Consul des vorhergehenden Jahres L. Opi- 
mius auf Grand des sempronischen Provocations- 
gesetzes wegen seiner gewaltsamen Unterdruckung 
der gracchischen Bewegung an; aber der von C. 
Papirius Carbo verteidigte Angeklagte wurde frei- 
gesprochen, und dem D. wurde von seinen Gegnern 
vorgeworfen, dass er von der gracchischen Partei 
erkauft worden sei (Cic. de or. II 132. 134f.; 
partit. orat. 104. 106. Liv. ep. LXI). Cicero, 

10 der der gleichen Anklage spater erlag (vgl. iiber 
die Rechtsfrage Mommsen Strafr. 258f.), inter- 
essierte sich deshalb fur diese Rede des D. und 
grflndete wohl nur auf sie sein Urteil iiber ihn, 
er sei non infans ille quidem, sed ut vita sic 
oratione etiam turbulentus gewesen (Brut. 108). 
Im J. 639 = 115 war D. Praetor und zog in einem 
Conflict mit M. Aemilius Scaurus, dem einen Con- 
sul dieses Jahres und Vormann der Optimaten- 
partei, den Kurzeren: (Consul) P. Deciwm prae- 

20 torem, transeunte ipso sedentem, iussit adsurgere 
eique vestem seidit, sellam eoncidit; ne quis ad 
eum in ius iret, edixit (Auct. de vir. ill. 72, 6). 
Auf D. bezieht sich ferner illud Africani quod 
est apud Lueilium (1007 Lachm.): Quid? Decius, 
Nueulam an confixum vis faeere? inquit (Cic. 
de or. II 253). 

10) P. Decius hatte sich an M. Antonius an- 
geschlossen und wird unter dessen Genossen von 
Cicero Anfang 711 =43 verhohnt (Phil. XI 13: 

30 Maiorum exempla persequens pro alieno se aere 
devovit; XIII 27: Ab Mis, ut opinor, Muribus, 
itaque Caesaris munera rosit). Bald darauf ge- 
riet er im mutinensischen Kriege in die Gefangen- 
schaft Octavians, wurde aber von diesem zu An- 
tonius entlassen und suchte dabei Octavian zu 
einer Ausserung uber seine Stellung zu Antonius 
zu veranlassen (Appian. bell. civ. Ill 80 ohne 
Praenomen). Einen Nachkommen dieses D. ver- 
mutet Gardthausen (Augustus II 47, 5) in 

40 einem Sex. Decius P. f. unter Tiberius (CIL XII 
2430). Ein Sclave eines P. Decius im J. 695 
= 59 CIL I 602 =V 4087 v. 11. 

11) Q. Decius bei Liv. ep. LXI irrig statt 
P. Decius (Nr. 9). [Miinzer.] 

12) Decius Andromachus, s. L. Aemilius De- 
cius Andromachus (Aemilius Nr. 42). [Stein.] 

13) Decius Caecina Mavortius Basilius, v. e. et 
inl. ex pfraefecto) ufrbisj, ex p(rae)pfositq) , ex 
cons(ule) ord(inario), pat(ricius) in der Inschrift 

50 CIL X 6851. 6852, der Consul des J. 486, der 
von Theoderich mit der Austrocknung der Sumpfe 
des Decennovium (s. d.) beauftragt wurde, vgl. 
Cassiod. var. II 32. 33 ; dazu auch IV 22. Er gehort 
zu der in der Ostgothenzeit hervortretenden vor- 
nehmen romischen Familie, die auf die alten De- 
cier zuruckgefuhrt wird ; vgl. Inportunus, Pau- 
linus, Venantius. [Hartmann.] 

14) Decius Mundus, rSmischer Ritter, der durch 
eine von ihm ins Werk gesetzte Tauschung seine 

60Begierde zu Paulina, der Gattin des (Sentius?) 
Saturninus, befriedigte und dafur von Tiberius 
mit Verbannung bestraft wurde, wahrend gegen 
die Isispriester , durch deren Mithiilfe die List 
gelungen war, strenge eingeschritten wurde, Joseph, 
ant. Iud. XVIII 66—80 (= Zonar. VI 5). Allem 
Anschein nach "spricht Tac. ami. II 85 von dem- 
selben Ereignis, das daher in das J. 19 n. Chr. 
zu setzen ist. [Stein.] 



2279 



Decius 



Decius 



2280 



15) P. Decius Mus, war Q. f. nach Cic. de 
div. I 51. Fasti Cap. zum J. 442. 446 und im 
J. 402 = 352 einer der ersten Quinqueviri men- 
sarii, die axis Staatsmitteln den Schuldnern Vor- 
schuss gewahrten (Liv. VII 21, 6, vgl. Momm- 
sen St.-E. II 640f.). Seine weitere Geschichte 
ist em Teil der Tradition fiber den angeblichen 
ersten samnitisch-latinischen Krieg, von der im 
allgemeinen noch heute das Urteil Mommsens 
E. G. I 355f. Anm. gilt, wonach sie fast vollig 10 
preiszugeben ist. In dem ersten Kriegsjahr 411 
= 343 soil der eine Consul A. Cornelius Cossus 
Arvina (s. o. S. 1294) beim Einmarsch in Samnium 
in einem Engpass eingeschlossen worden sein; 
er ware mit seinem Heere verloren gewesen, wenn 
nicht der als Tribunus militum unter ihm dienende 
D. sich erboten hatte, mit einer kleinen aus- 
erwahlten Schar eine Anhohe zu besetzen, die 
die feindliche Stellung beherrschte, so dass die 
Samniten sicb nicbt rtthren konnten und den 20 
Consul abziehen lassen mussten ; D. selbst sei 
dann in der Nacht gliicklich durch das feindliche 
Lager durchgebrocben und zu den Seinigen zuriick- 
gekehrt und habe durch seinen Eat, sofort an- 
zugreifen, einen grossen Sieg herbeigeffihrt. Aus- 
ftihrlicher, sehr ausgeschmiickter Bericht Liv. 
VII 34, 3 — 36, 13, kiirzer, aber ubereinstimmend 
Frontin. strat. I 5, 14 = IV 5, 9. Auct. de vir. 
ill. 26, If., der jedoch die Localitat dieses Kampfes 
mit der einer von dem andern Consul M. Vale- 30 
rius Corvus geschlagenen Schlacht verwechselt ; 
etwas abweichend von Livius unter Berufung auf 
annates Cic. div. I 51. Schon Liv. XXII 60, 
11 stellt die That des D. zusammen mit der des 
M. Calpurnius Flamma im ersten punischen Kriege 
(s. o. Bd. Ill S. 1373 Nr. 42), und moistens wird 
sie nur als eine Doublette dieser besser beglau- 
bigten Erzahlung angesehen, wie ahnliche Situa- 
tionen in der Geschichte der Samniterkriege tiber- 
haupt wiederholt geschildert werden (vgl. Pais 40 
Storia di Eoma I 2, 2491). Der alteste Bestand- 
teil der Uberlieferung dfirfte der Bericht fiber 
die dem D. verliehenen Auszeichnungen (coronae) 
und Ehrengeschenke sein, den ausser den Histo- 
rikern (Liv. VII 37, 1—3. Auct. de vir, ill. 26, 
3) auch die Antiquare geben (Fest. p. 190. Plin. 
n. h. XVI 11. XXII 9, beide aus Varro); da- 
gegen ist der Zug, dass der Plebeier D. hoheren 
Euhm aus dem Kriege heimbrachte, als die beiden 
patricischen Consuln (Liv. VLT 38, 3, vgl. Appian. 50 
Samn. 1, 1) erst von spaten Autoren betont wor- 
den. Zum Consulat gelangte D. als erster aus 
seiner Familie (Cic. div. I 51; fin. II 61. Val. 
Max. V 6, 1) im J. 414 = 340 mit T. Manlius 
Torquatus (Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Liv. 
VLTI 3, 5. Flor. I 14, 1. Oros. HI 9, 1. Cassiod. 
Schol. Bob. Sull. p. 366 Or. Diod. XVI 89, 1) 
und verherrlichte seinen Namen durch seine frei- 
willige Aufopferung fur den Sieg der rOimsehen 
Waffen im Kriege mit den Latinern. Es wird 60 
stets von der Gesamtauffassung dieses Latiner- 
krieges abhiingen, ob man der Tradition fiber den 
Tod des D. Glauben schenken will oder nicht, 
und dass jener in der Zeittafel der Oxyrhynchus 
Papyri I nr. XII Col. II 25 iiberhaupt "erst nach 
dem Consulat des D., ein Jahr spater als bei 
Livius angesetzt wird, erhiiht noch die bisherigen 
Bedenken gegen dessen Zuverliissigkeit (s. o. 



S. 1294). Nach Cic. div. I 51 vgl. II 136 soil dem 
D. schon, als er Militartribun war, ein Traum- 
gesicht verkiindet haben, dass er im Kampfe einen 
ruhmvollen Tod finden werde. Diese Erzahlung 
der alteren Annalisten ist von den jiingeren weiter 
ausgestaltet worden : es sei den beiden Consuln, 
als sie mit ihren vereinigten Heeren den Latinern 
bei Capua gegenuberstanden, im Tranme dieselbe 
Weissagung zu teil geworden, dass das Volk den 
Sieg gewinnen werde, dessen Fiihrer sich selbst 
und das Heer der Feinde den unterirdischen 
Gottern weihen wurde (Liv. VIII 6, 8ff. Val. 
Max. I 7, 3. Auct. de vir. ill. 26, 4. Zonar. VII 
26, ungenau Plut. par. min. 18); darauf hatten 
sie sich dahin geeinigt, dass der von ihnen, dessen 
Flfigel zuerst zu weichen beginne, sich zum Opfer 
bringen sollte, und so habe sich das Geschick 
des D. erffillt. Dieser letztere Zug ist erst aus 
der Erzahlung von der Devotion des Sohnes D. 
(Nr. 16) entlehnt; derselbe spate Annalist, nach 
dessen Erfindung beide Consuln als Opfer zur 
Wahl standen, musste auch erklaren, weshalb das 
Los D. und nicht seinen Collegen traf. Ein Bruch- 
stfick der altesten Uberlieferung ist dann wieder 
die Devotionsformel, die Liv. VIII 9, 6—8 (vgl. 

X 28, 14f. Auct. de vir. ill. 27, 3) im Wortlaut 
wiedergiebt; Kenntnis davon verraten auch Cic. 
nat. deor. II 10 (imperatores . . . se ipsos dis 
immortalibus . , . verbis certis pro re publico, 
devoverunt) und Plin. n.'h. XXVIII 12 (durat. . . . 
Deciorum patris filiique, quo se devovere carmen). 
Damit hangt die Angabe fiber die bestimmte 
Tracht des sich dem Tode Weihenden, den cinctus 
Gabinus (Liv. VIII 9, 5. 9, vgl. Cic. a. O. Flor. 
I 14, 3. Zonar. VLT 26), eng zusammen, die 
bereits Duris von Samos machte, wenn Zonar. 
VIII 5 (IIvQQOi . . . TioAvxQayfiovtjoag zi/v axolrjv, 

XI exQrjoavxo oi Aexioi emdiSdvzeg eavzovg, sraQtjy- 
yetrXe zoig olxsioigj av ziva ovzcog soxsvaousvov 
idwoi, fxr] xzeTrat avzor, aXXa £coov ovllafielv) 
wirklich in letzter Linie auf ihn zuriickgeht (vgl. 
Nr. 16). Die Ausffihrung der Devotion wird in 
fast alien Berichteu ubereinstimmend so geschil- 
dert, dass sich D. zu Ross mitten in die feind- 
lichen Scharen stfirzte und im Handgemenge seinen 
Tod fand. Abweichende Berichte bieten Zonar. 
VII 26 : xai oi uiv ovzco (paoiv s<p' Xnnov dra- 
jtijdrjoat avxbv xal siaeXdaat agog zovg xoi.Ei.dovg 
xai for' exeivcov ajtoftayuv, oi Se vnb avozgazicbzov 
noliuxov oqsayfjvat. Plut. an vitios. ad infelic. 
suff. 3: Aexwg . . . zwv ozgazoxeScov iv fteoq) 
xvQav vrfoag, zw Koovm xaz' svyj^v avzbg eavzbv 
ixa!Mf(irjoer vxeg zrjg tjyeuoviag; beide sind ge- 
wiss ganz spate, vermutlich griechische Erfin- 
dungen. Die ausffihrlichste Erzahlung vom Opfer- 
tode des D. giebt Liv. YTII 6, 8—16. 9, 1 — 11, 
1 ; kfirzere Berichte Val. Max. I 7, 3. V 6, 5. 
Flor. I 14, 3. Oros. Ill 9, 3. Auct. de vir. ill. 
26, 4f., vgl. 28, 4. Zonar. VII 20. Von dem 
Opfertod eines D., ohne zu sagen, ob des Vaters 
oder des Sohnes, spricht Auct. ad Her. IV 57 ; 
Plut. par. min. 18 erzahlt den des Vaters als in 
einem Kriege xqbg 'AAflavovg vollzogen, wahrend 
er ebd. 10 aus anderer Quelle D. nob; Aazivovg 
kampfen lasst ; dass Tzetzes ad Lycophr. 1378 
Vater und Sohn zusammenwirft, fallt ihm selbst, 
nicht den von ihm citierten Autoren Duris, Diodor, 
Dio zur Last (s. Nr. 16). Vielfach wird die 



2281 



Decius 



Decius 



2282 



Devotion beider zusammen erwahnt, schon in dem 
Drama des Accius beruft sich der Sohn auf das 
Vorbild des Vaters (Decius frg. 10. 11 Eibbeck), 
ebenso bei Liv. X 7, 3f.; von beiden Deciern 
sprechen Cic. Sest. 48 (mit Schol. Bob. z. d. St. 
p. 299 Or.); Eab. Post. 2 ; Phil. XI 13. XLTI 27 (s. 
o. Nr. 10); div. I 51 ; Cato 75; off. Ill 16; parad. 
I 12. Frontin. strat. IV 5, 15. Ampel. 20, 6. Iuven. 
VIII 254ff. mit Schol., von den drei Deciern, Vater, 



sul de Samnitibus triumpliavit; spolia de his 
Gereri eonsecravit , vertritt also wie in einem 
Falle bei Nr. 17 eine ganz abweichende Tradition. 
Aus den Consularfasten des J. 442 = 312 hat 
der Gewahrsmann des Liv. IX 40, 12. 21 die 
Namen des D. und des Valerius entlehnt, urn 
beide 445 = 309 in einem frei erfundenen Schlacht- 
bericht als Legaten des Dictators L. Papirius 
Cursor einzufuhren. Im folgenden J. 446 = 308 



Sohn und Enkel Cic. fin. II 61 ; Tusc. I 89. Wenn 10 waren D. zum zweiten und Q. Fabius Maximus 



die Frage aufgeworfen wird, ob von den Devo- 
tionen des Vaters und des Sohnes die eine nach 
dem Muster der andern erdichtet ist, so kann 
ohne Zweifel nur die des Sohnes als historisch 
und als Vorbild der Erzahlung fiber den Vater 
angesehen werden, weil die ganze Tradition fiber 
den Latinerkrieg sehr getrubt ist. Aber auch 
dann kann man unbedenklich als Kern der Tra- 
dition festhaltcn, dass Vater und Sohn als Con- 
suln ihren Tod auf dem Schlachtfelde gefunden20 
haben und nur die naheren Umstande des Todes, 
eben die Devotion, von dem einen auf den andern 
tibertragen wurden. Eationalistische Deutungen 
der Uberlieferung sind schon im Altertum laut 
geworden , so bei Cic. nat. deor. Ill 15 : Tit 
autem etiam Deciorum devotionibus placatos 
dcos esse censes. Quae fuit eorum tanta in- 
iquitas, ut plaeari populo Romano non possent, 
nisi viri tales occidissent ? Consilium Mud im- 



Eullianus zum drittenmale Consuln (Fasti Cap. 
Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Liv. IX 40, 21. 
41, 1. 44, 3. Cassiod. Auct. de vir. ill. 27, 2. 
Diod. XX 37, 1); sie kampften auf verschiedenen 
Kriegsschauplatzen mit grossem Erfolge, nament- 
lich D. gegen die Etrusker, so dass Tarquinii 
einen vierzigjahrigen und die fibrigen Etrusker 
einen einjahrigen Waffenstillstand von Eom er- 
bitten mussten (Diod. XX 44, 8f. Liv. IX 41, 2 
—20, vgl. Auct. de vir. ill. 27, 2; fiber die Kriegs- 
geschichte dieses Jahres ausfuhrlich BinnebOssel 
Untersuch. fiber Quellen und Gesch. des zweiten 
Samniterkrieges [Diss. Halle 1893] 84-88. 115f.). 
448 = 306 war D. Magister equitum des fur die 
Leitung der Wahlen bestellten Dictators P. Sci- 
pio Barbatus ( . . . . Mus . . . Fasti Cap. Liv. IX 
44, 1 , vgl. o. S. 1425) und 450 = 304 Censor 
mit Q. Fabius Maximus Eullianus (Liv. IX 46, 
14. Val. Max. II 2, 9), der damals die demokra- 



veratorium fuit. quod Graeei oxoazriyrjixa appel- 30 tischen Eeformen seines Vorgangers Ap. Uauarus 



lant, sed eorum imperatorum, qui patriae con- 
sulerent, vitae non parcerent; rebantur enim 
fore, ut exercitus imperatorem equo ineitato se 
in hostem immittentem perseqiteretur , id quod 
evenit; vgl. ferner Dio frg. 32, 4 (Zonar. VH 
26). Ernste Bedenken lassen sich aber im Hin- 
blick auf romische Eeligion und Eeligiositat selbst 
gegen die Tradition, dass sich ein romischer Con- 
sul freiwillig dem Tode wcihte, kaum erheben 



Caecus rfickgangig zu machen suchte, indem er 
die Freigelassenen auf die vier stadtischen Tribus 
beschrankte. Im J. 454 = 300 soil D. ffir das 
ogulnische Gesetz, das den Plebeiern Zutritt zu 
den politisch wichtigen Priesterstellen gewiihrte, 
eingetreten (Liv. X 7, 1—8, 12) und infolgedessen 
selbst als einer der ersten Plebeier zum Pontifex 
gewahlt worden sein (ebd. 9, 2). 457 = 297 war 
er zum dritten, Fabius zum viertenmal Consul 



(vgl- 



Pais Storia di Eoma I 2, 260ff.) ; 40 (Fasti Cap. [erhalten nur ein Best der Iterations- 



namentlich in der Schlacht bei Sentinum mochte 
eine solche Handlung auf die dem Sonne D. 
gegeniiberstehenden Kclten, bei denen Menschen- 
-opfer und ahnliche Eeste uralter religiOser Vor- 
stellungen noch in spateren Jahrhunderten er- 
halten waren, eine nicht minder tiefe Wirkung 
ausiiben, als auf das eigene Heer. 

16) P. Decius Mus, als P. f. Q. n. Sohn des 
Vorigen (Fasti Cap. und zahlreiehe andere Stellen) 



zahl]. Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Liv. X 13, 
13. 14, 1. Cassiod. Auct. de vir. ill. 27, 2); nach 
dem einzigen erhaltenen Berichte fiber die kriege- 
rischen Ereignisse fielen beide auf verschiedenen 
Wegen in Samnium ein und verheerten funf Mo- 
nate lang das feindliche Gebiet, nachdem D. durch 
einen Sieg bei Maluentum fiber die Apuler deren 
Vereinigung mit den Samniten verhindert hatte 
(Liv. X 14, 1—5. 15, 1— 5 A vgl. die Bedenken 



war Consul 442 = 312 mit M. Valerius Maximus 50 Weissenborn s zu 15, 1). Fur das J. 458 = 296, 



(Fasti Cap. Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Liv 
IX 28, 8. Cassiod. Frontin. de aquis I 5. Diod. 
XIX 105, 1). Die beste Quelle der Geschichte 
dieser Zeit, Diod. XIX 105, 5, verzeichnet unter 
diesem Jahre einen Kriegszug gegen die Marru- 
ciner (vgl. Burger Der Kampf zwischen Eom 
und Samnium [Amsterdam 1898] 66. 78, 3) und 
die auch von Liv. IX 28, 8 und Veil. I 14, 4 
erwahnte Grundung der Colonie Interamnia. Nach 



in dem Ap. Claudius Caecus und L. Volumnius 
Consuln waren, wurde dem D. und dem Fabius 
das Imperium prorogiert ; D. soil auch weiterhin 
Samnium weit und breit verheert und die Feinde 
so eingeschuchtert haben, dass sie nicht wagten, 
sich im freien Felde zum Kampf zu stellen (Liv. 
X 16, If., vgl. 18, 9. 20, 2). Dadurch ermutigt, 
habe D. ihre festen Stadte angegriffen und drei 
davon, Murgantia, Eomulea, Ferentinum einge- 



Liv. IX 29, 3 zog Valerius nach Samnium, D. 60 nommen ; Livius selbst schliesst diesen Teil seines 
aber blieb wegen Krankheit in Eom und ernannte ^ " _1 " L '" '^ * " 1 lm * 
auf das Gerficht von einem Etruskerkriege hin 
— der ubrigens erst zwei Jahre spater zum Aus- 
bruch kam — einen Dictator; auch die Acta 
triumph, verzeichnen nur einen Triumph des Va- 
lerius de Samnitibus Soraneisque. Dagegen sagt 
Auct. do vir. ill. 27, 1 (beniitzt zur Falschung 
einer Inschrift CIL VI 1* e) von D.: Primo con- 



Berichtes (X 17, 1—12) mit der Bemerkung, dass 
nach einer zweiten Version nur Murgantia von 
D., Eomulea und Ferentinum von Fabius erobert 
worden sei, dass nach einer dritten die Consuln 
Claudius und Volumnius und nach einer vierten 
Volumnius allein den Krieg in Samnium gefuhrt 
habe (vgl. 18. 7: in trinis annalibus invenio, 
s. auch o. Bd. Ill S. 2684). Mindestens die Ein- 



2283 



Decius 



Decius 



2284 



wv 
giebt 



nahme der festen Stadte durch D. ist demnach knsbmxsv eavxbv sig ocpayrjv, xai dvjjQs&rjoav xwv 
sehr zweifelhaft, und die Wendtmg: Samnitium ivavxiwv exaxov %ihd&eg avftrj (ibqov, wobei Tzetzes 
exercitum .... postremo expuUt finibus (16, 2) den D. mit seinem angeblich bei Veseris ge- 
giebt von dem wirklichen Sachverhalt eine un- fallenen Vater zusammenwirft , der College des 
richtige Vorstellung (vgl. Niebuhr R. G. in T. Manlius Torquatus war (s. Nr. 15). Doch ver- 
431). Zum viertenmal war D. Consul wiederum glichen mit Diod. XXI 6, 1 : hd xov xokifiov xwv 
mit Pabius, der es zum fiinftenmal war, im Tvqqtivwv xai ralaxwv xai Sapvixwv xai xwv ixi- 
J. 459 = 295 (Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Cic. qwv ovjj.jxd.ioiv avtjoe&tjoav vxb 'Pw/iaimv #a/St< 
Cato 43; fin. II 61. Liv. X 22, 9. 24, 1. Cassiod. imaxevovxog dexa fivgiddeg, &g <prjoi Aovotg, ergiel 
Veil. I 14, 6. Val. Max. V 6, 6. Oros. Ill 21, 1. 10 jene Stelle, dass in dem gleichzeitigen Geschiehts- 
Auct. de vir. ill. 27, 3). Livius erzahlt mit grosser werk des Duris bereits die ubertriebensten Ge- 
Ausfflhrlichkeit , wie Fabius selbst den D. als ruchte iiber die Schlacht Aufnahme fanden, denen 
Amtsgenossen erbeten habe (X 22, 2—9), wie sogar Livius (X 30, 5) den Glauben versagt; es 
aber dann, als ihm Etrurien vom Senat extra ist daher sehr wahrscheinlich, dass er auch die 
sortem als Provinz angewiesen wurde , D. sich Devotion des D. wirklich uberliefert hat. In Rom 
dem widersetzt habe, bis das Volk die Anord- selbst hat der grOsste tragische Dichter, L. Ac- 
nung des Senats bestatigte (22, 2ff.), und wie cius, diese zum Gegenstande eines nationalen 

schliesslich angesichts der gefahrlichen Lage den- Dramas gewahlt ; es fiihrto den Doppeltitel Aenea- 
noch auch D. auf denselben Kriegsschauplatz ge- dae oder Decius , und es sind so viele Bruch- 
sandt wurde (25, 11—26, 4). Der Eingriff von20stiicke daraus erhalten, dass sich der Gang der 

Senat und Volk in die consularische Provinzen- Handlung ungefahr reconstruieren lasst (vgl. 

verteilung ist ein Anachronismus (vgl. Momm- Ribbeck Frg. trag.s 326— 328; Rom. DichtungS 

sen St.-R. I 53ff. 58), und die livianische Dar- I 194). Seitdem war die Gestalt des D. beson- 

stellung richtet sich selbst, wenn der Autor am ders popular; zahlreich sind z. B. die Erwah- 

Schluss bemerkt (26, 5—7): invenio apud quos- nungen bei Cicero (Sest. 18; de domo 64; Rab. 

dam extemplo consulatu inito profectos in Etru- Post. 2; Phil. XI 13. XIII 27; nat. deor. II 10. 

riam Fabium Deciumque sine ulla mentione HI 15; off. Ill 16; div. I 51 ; &n. II 61; Tusc. 

sortis provinciarum certaminumque inter col- I 89. II 59; Cato 43. 75; parad. I 12). Eine 

hgas, quae exposui. sunt-, quibus ne haec qui- sehr ausfuhrliche Erzahlung gab dann Livius X 
dem certamina exponere satis fuerit, adiecerint 30 27, 1—30, 10, vielleicht mit Beniitzung der Tra- 

et Appi criminationes de Fabio absente ad po- goedie des Accius, teilweise mit Wiederholung 

pulum et pertinaciam adversus praesentem con- einzelner Zuge aus seiner eigenen Darstellung 

sulem praetoris contentionemque aliam inter von der Devotion des Vaters D.; ob seine Be- 

collegas, tendente Decio, ut suae quisque pro- merkungen iiber die Leichenrede, die Fabius dem 

vinciae sortem tueretur. constare res incipit ex D. hielt (29, 20 vgl. Auct. de vir. ill. 27, 5), 

eo tempore, quo profecti ambo consules ad bei- und die beim Triumph gesungenen Soldaten- 

lum sunt. Die von Livius angenommene Version lieder. die ihn feierten (30, 9), einen Hinweis auf 

ist ebenso jung und unglaubwiirdig, wie die von die altesten romischen Quellen bieten (so I line 

ihm als iibertreibend verworfene ; die alteren An- R. G.2 I 444, 1) oder zu den spaten conventio- 
nalisten wussten nichts von einer Teilung der40nellen Ausschmiickungen gehCren, bleibt unent- 

Provinzen zwischen den Consuln. Der Feldzug schieden. Spatere Anspielungen und Berichte 

dieses Jahres war von einer entscheidenden Be- geben wohl Einzelheiten seiner Erzahlung ver- 

deutung; in der grossen Schlacht bei Sentinum andert und entstellt wieder, verdienen aber keine 

schlugen die beiden Consuln die vereinigte Macht besondere Beachtung (Flor. I 17, 7. Oros. Ill 

der Samniten und der Kelten, deren Coalition 21, 4f. Ampel. 20,6. Val. Max. V 6,6. Plin. n. 

fur Rom die schwerste Gefahr bedeutete. Polybios h. XXVIII 12. Frontin. strat. I 8, 3. IV 5, 15. 

I 19, 6 erwahnt die Schlacht, ohne dabei der Auct. de vir. ill. 27, 3f. Schol. Bob. Sest. p. 299 

rSmischen Feldherren zu gedenken ; die sonstige Or. Iuven. VIII 254ff. mit Schol. Pint. par. min. 

Uberlieferung aber stimmt darin uberein, dass 18. Zonar. VIII 1). Die Deutung eines kauem- 
D., der auf dem linken Flugel gegen die Gallier 50 den rflmischen Kriegers auf einer Reihe von ge- 

commandierte und sah, dass die Seinigen durch schnittenen Steinen als D. bei der Todesweihe 

deren Streitwagen in Verwirrung gerieten, sich (Furtwangler Die antiken Gemmen II 114. 

selbst und die Feinde dem Tode geweiht und III 235) ist wenig iiberzeugend. Wie schon bei 

durch seine Aufopfemng wesentlich zu dem Siege Nr. 15 angedeutet wurde, braucht auch die moderne 

der RCmer beigetragen hat. Die Thatsache wird Kritik die Freude an der seit dem Altertum so oft 

nicht zu bezwcifeln sein , wenn auch das aus- gefeierten Gestalt dieses romischen Helden, des bei 

schmuckende Detail spater hinzugefugt worden Sentinum gefallenen D., niemandem zu verderben. 
ist. Der Sieg iiber die Kelten machte auch in 17) P. Decius Mus. Sohn des Vorigen, war 

der griechischen Welt Aufsehen, so dass ihn Zeit- Consul 475 = 279 mit P. Sulpicius Saverrio (P. 
genossen der Erwahnung wert fanden, und einer 60 Decius Cassiod. Dionvs. XX 1 ; Decius Mus 

von diesen, Duris von Samos, ist der alteste Zeuge Eutrop. II 13, 4; Murone Idat,; Movgwvo; Chron. 

fur den Tod des D. in der Schlacht. Leider ist Pasch.). Beide Consuln wurden gegen Konig 

sein Zeugnis nur in ganz entstellter Form er- PjTrhos geschickt und von ihm in der zweitagigen 

halten bei Tzetzes zn Lykophr. 1378; yqdyzi de Schlacht bei Ausculum ' in Apulien geschlagen. 

Aovotg (FHG II 419 frg. 40), Awdcogog (XXI 6, 2) Der zuverlassigste Schlachtbericht ist der des 

xai . ^i mv @!%' ^' ^)' °" 2 avv "<»'>'< Tvogijvbjv Hieronymos von Kardia bei Pint. Pyrrh. 21; un- 

xai hegwv l{hoiv xo/.sfiovvxa>v 'Pcoftaioig 6 Asxiog brauchbar und zum Teil ganz verwirrt sind die 

vnaxog Tojfialojv , avaxQaxrjyog wv Togxovdxov, Angaben bei Liv. ep. XIII. Flor. I 13, 9. 11. 



2285 



Decius 



Decius 



2286 



Eutrop. II 13, 4. Oros. IV 1, 19—22. Frontin. deren Consul beendigt worden, nachdem Fabius 

strat. II 3, 21. Fest. p. 197. Dionys. XX 1—3. an einer Wunde gestorben war; nach den Acta 

Doch in alien diesen tritt D. nicht wciter her- triumph, hat der eine Consul von 490 = 264 

vor, sondern nur in den folgenden. Nach Dio M. Fulvius Flaccus de VulsiniensHms triumphiert 

frg. 40, 38. Zonar. VIII 5 ging vor der Schlacht (vgl. noch Liv. ep. XVI. Val. Max. IX 1 ext, 2. 

die Rede, dass D. beabsichtigte, sich nach dem Oros. IV 5, 3—5. Plin. n. h. XXXIV 34. Joann. 

Vorbilde seines Vaters und Grossvaters dem Tode Antioch. FHG IV 557 frg. 50). Mag auch die 

zu weihen ; darauf habe Pyrrhos seine Soldaten Tradition, die dem D., etwa als Consul suffectus 

ermutigt, sie sollten sich durch solche bose Kfinste von 489 = 265, die Beilegung der inneren Wirren 
nicht schrecken lassen, und habe ihnen befohlen, 10 in Volsinii zuschrieb, selbst keinen weiteren Wert 

eincn Mann in der bestimmten Kleidung, die man besitzen, so zeigt sie doch den geringen Wert 

bei der Devotion anlegte (s. Nr. 15), nicht zu toten, jener anderen, die ihn bei Ausculum fallen liess. 

sondern lebendig zu fangen; auch habe er den D. 18) Decius Samnis, bei Tac. dial. 21, vgl. 

benachrichtigt, dass er die Absicht, in der Schlacht Cn. Decidius Samnis (Nr. 1). [Munzer.] 

zu fallen, nicht durchfuhren, sondern hochstens in 19) Q. Decius, Q. f., M. n., Satuminus pon- 

der Gefangenschaft eines schimpflichen Todes tiffexj minor Bomae, tubicen sacrorfum) publ(i- 

sterben werde, worauf die Consuln erwiderten, corum) p(opidi) BfomaniJ Quirit(iwm), prae- 

sie bediirften nicht solcher Mittel, sondern hofi- ffectus) fabrfum) eo(n)s(ulis) ter, curator viarum 

ten, auch ohnedies zu siegen. Dagegen sagt Labic(anae) et Latinae, trib(unus) milfitum), 
Cicero an zwei im J. 709 = 45 geschriebenen 20 praetfectus) fabr(umj i(ure) dfioundoj et sor- 

Stellen, fin. II 61 ; Tusc. I 89, dass D. im Kriege tiend(is) iudicibus in Asia; es folgt die Beklei- 

mit Pyrrhos sich in der That wie fruher sein dung mehrerer Municipalamter. In Verona wurde 

Vater und sein Grossvater dem Tode geweiht er ehrenhalber durch den Titel eines Ullvir i(ure) 

habe. Die Vermutung Niebuhrs (R. G. HI d(icundo) ausgezeichnet, in Aquinumbekleidete 

592) , dass Cicero darin dem Ennius folge , hat er thatsachlich ausser Priesteramtern die hOchsten 

Vahlen (Ennianae poesis rel. p. LIV) bestatigt, Verwaltungsstellen, unter anderem auch als prae- 

indem er ein Fragment (ann. VI 18 aus Non. fectus (Stellvertreter) des Kaisers Tiberius und 

p. 150, 6) hierher zog, das den Schwur des D. ent- seines Sohnes Drusus sowie von Germanicus Sohn 

halt; Divi hoc audite parumper, ut pro Romano Nero, und wurde Patron der Colonie, CIL X 5392 
populo prognariter armis certando prudens ani- 30 —5394. Die Zeit der Fiihrung dieser Amter be- 

mam de corpore mitto. Ganz sicher ist diese stimmt sich dadurch, dass Drusus im J. 23 n. Chr. 

Beziehung freilich nicht, wohl aber hat die von starb und Nero im J. 29 verurteilt wurde. _ 

Cicero befolgte Tradition Aufnahme in die Fasti [Stein.] 

Cap. gefunden; die beim J. 475 erhaltenen Buch- 20) P. Decius Subulo, verstiirkte als Triumvir 

stabenreste . . els e . . lassen nur die Erganzung coloniae deducendae im J. 585 = 169 die Colonie 

[P. Decius P. f. P. n. Mus oc]eis(us) e[st] Aquileia (Liv. XLIII 17, 1). Wohl derselbe soil 

zu, und da der Chronograph die Cognomina der der P. Decius sein, der im folgenden Jahre zu- 

Consuln wiedergiebt: Saberno et Pirrico, so wird sammen mit C. Licinius Nerva die Nachricht von 

etwa in Pyrrhico betlo hinzuzufiigen sein. Die dem Siege iiber den illyrischen Konig Genthios 
zunachst wahrscheinliche Annahme ist die von 40 nach Rom bringt; aber diese Nachricht, die Liv. 

Niese (Herm. XXXI 492,4; Griech. und maked. XLV 3, 1 einer annalistischen Quelle entnimmt, 

Staaten II 36, 1) geteilte, dass nach der alteren steht im Widerspruch mit der aus Polybios ge- 

rCmischen Tradition D. sich wirklich dem Tode flossenen XLIV 32, 4, dass schon etwas fruher 

•weihte und in der Schlacht flel , und dass der Perpema die Siegesbotschaft nach Rom gebracht 

Bericht Dios daraus herausgesponnen ist. Aber habe, und die polybianischc Notiz verdient zweifel- 

wenn dieser, wie Schubert (Gesch. des Pyrrhos los den Vorzug. [Munzer .] 

[KOnigsbg. 1894] 17f. 193) meint, auf Duris von 21) Aelius Decius Triccianus (Aelius Tric- 

Samos zuriickgeht , einen der Zeitgenosscn und cianus konnte auf dem Meilenstein CIL III Snppl. 

der ersten Erzahler des pyrrhisehen Krieges, so 10644 trotz der Rasur noch gelesen werden; Ae- 
konnte das Verhaltnis leicht das umgekehrte sein, 50 xiog Tgtxxtavog wird er von Dio LXXVIII 13, 

dass Duris, der den Tod des Vaters D. bei Sen- 3 genannt, sei es, dass er zwei Gentilnamen fuhrte, 

tinum kannte und erzahlte (vgl. Nr. 16), daran oder dass ein Fehler bei Dio bezw. in der hsl. 

ankniipfend den Bericht fiber die Schlacht bei tberlieferung vorliegt ; Hist. Aug. Carac. 6, 7 ist 

Ausculum frei ausgestaltete, ohne jedoch die That- Recianus uberliefert, vgl. Hen z en CIL VI p. 792), 

sachen selbst zufalschen, und dass in Rom erst die fuhrte sein Cognomen vielleicht nach der pan- 

Poesie und dann die gelehrte For?chung be- nonischen Stadt Tricciana (vgl. Kubitschek 

hauptete, der dritte Decier sei wirklich ebenso Arch.-epigr. Mitt. Ill 1879,162). Er begann als 

gestorben, wie seine Vorfahren, obgleich die anna- Thurhuter eines Statthalters von Pannonien und 

listische tberlieferung nichts davon wusjte. Von diente hierauf im pannonischen Heere. Als Prae- 
ihr ist vielmehr ein Rest beim Auct. de vir. ill. 60 feet der legio II Parthica, die am Albanerberg 

36, 3 erhalten, wonach Decius Mus, jedenfalls der garaisonierte, und Commandant von equites extra- 

Ge'gner des Pyrrhos, noch spater einmal auf- ordinarii (praepositus equitum singularium oder 

getreten ist, indem er die Ordnung in Volsinii eher einer rexiUatio equitum) begleitete er Ca- 

wieder herstellte. Freilich geht die Uberlieferung racalla auf dessen Feldzug in den Orient und 

iiber diesen Krieg sehr auseinander; nach Flor. gehorte zu den Mitwissern der VerschwOning, die 

116 und Zonar. VIII 7 ist er von Q. Fabius dessen Ermordung (8. April 217) zur Folge hatte. 

Maximus Gurges in seinem dritten Consulat 489 Macrinus ernannte ihn (nachdem er ihn vorher 

= 265 gefiihrt, nach Zonaras aber von einem an- unter die Praetorier aufgenommen hatte) zum 



2287 



Decocta 



Decollatio 



2288 



Statthalter von Pannonia inferior. In dieser Stel- 
lung trug Tricoianus, wohl noch im J. 217 , fur 
die Wiederherstcllung von Wegen und Brucken 
Sorge, wie Meilensteine , auf denen sein Name 
nachtraglich eradiert wurde, aber teilweise noch 
lesbar ist, beweisen (CIL III 3724—3726 ; Suppl. 
10618. 10629. 10635. 10637. 10644. 10647). Noch 
von Macrinus, der seine Energie und seinen mili- 
tarischen Ruf fiirehtete , abberufen , nahm Tric- 



Enthauptung, ist eine den ROmern seit den alte- 
sten Zeiten bekannte Form der Todesstrafe. An- 
fanglich wird sie mit dem Beil (seeuris, securi 
pereuiere, ferire) vollzogen ,dem Handwerkszeug 
des Schlachters' (Mo mm sen); dies weist auf den 
Ursprung der Todesstrafe (Opfernandlung) hin; 
Anwendungsfalle bei Liv. II 5. 59. IX 24. Dio- 
nys. II 29. Val. Max. V 8, 1; vgl. Plor. II 5: 
ne gladio quidem, sed ut vietimas securi per- 



ciamis seinen Aufenthalt in Bithynien, wo ihn 10 cutiunt. Mit dem valerischen Provocationsgesetz 

j„„ rr„j„„„^.„;i t-i„„„v,„i„ -I... mmx t^:„ verschwindet f'iir das stadtische Amtsgebiet das 

Beil aus den fasces, Liv. X 9. Dionys. V 19. Cic. 
de republ. II 31. 55 und macht anderen Formen 
der Todesstrafe Platz. Die Enthauptung dnrch 
das Beil bleibt fur das militarische Ortsgebiet 
die normale Todesstrafe. Anwendungsfalle linden 
sich haufig: Liv. VIII 7. X 1. XXIV 9. XXVI 
15. XXX 43. Dionys. V 19. X 59. Val. Mai. II 
7, 6 u. 12. Cic. in Verr. I 75. Ill 156. V 71. 118 



das Todesurteil Elagabals erreichte (219). Dio 
LXXVIII 13, 3. 4. LXXLX 4, 3. 4. Hist. Aug. 
Carac. 6, 7. [Groag.] 

22) Q. Deems Valeri[a?]nus, cflarissimus) 
v(ir), leg(atus) Augfustorum) prfoj prfaetorej der 
Provinz Hispania Tarraconensis im J. 238 n. Chr., 
CIL II 4756. 4759. 4788. 4816. 4826. 4828. 4831. 
4834. 4853. 4858. 4870. 4874. 4886. 4887 ; Suppl. 
6222. 6228. 6243. Am vollstandigsten ist sein 



Name II 4816 und 4834 (verbessert Ephem. epigr. 20 u. 0. In der Kaiserzeit tritt das Sohwert an die 



VIII p. 467) uberliefert: Quintus Deeius Va 
lerinus ; II 4828 (besser Ephem. epigr. VIII p. 466) : 
Q. Deeius Valerinus ; sonst nur Q. Deeius oder 
Quintus Deeius oder Q. Deeius Val .... oder 
noch weniger; dass CIL II Suppl. 6222 Q. L. 
Deeius angegeben ist, bcruht augenscheinlich nur 
auf einem Versehen des Steinmetzen. Man wird 
ihn unbedenklich mit dem Quintus Deeius gleich- 
setzen komien, der im J. 234 Statthalter von 



Stelle des Beiles, die Execution wird regelmassig 
von einem Soldaten vollzogen ; vgl. die Art. C ar- 
nifex, Speculator. Tac. aim. XV 68. Suet. 
Calig. 32 (miles deeollandi artifex). Joseph, ant. 
Iud. XIX 270, vgl. 38. 42. Senec. de ir. Ill 18, 4. 
Hist. Aug. Carac. 4, 1. Mit dem allmahlichen 
Vordringen der Todesstrafe wird die Enthauptung 
durch das Schwert (gladio animadvertere) eine 
allgemein, auch ausserhalb der militarischen Dis- 



Moesia inferior war, CIL III Suppl. 12519. 13729. 30 ciplin, iibliche Form der Todesstrafe, die Hinrich- 



13758. Hingegen steht der Identificierung mit 
dem spateren Kaiser Deeius die Schwierigkeit im 
Wege, dass dieser nirgends den Namen Valerinus 
oder Valerianic fiihrt. 

23) Q. Deeius Vindex, procurator) in Dacia, 
CIL UI 1404. [Stein.] 

24) Decia Tertulla, c(larissima) ffemina). 
CIL VI 1399, Inschrift eines Umendeckels. 

[Groag.] 



tung durch das Beil wird in classischer Zeit aus- 
driicklich untersagt, Ulp. Dig. XL VIII 19, 8, 1 ; 
vgl. Cass. Dio LXXVII 4. Hist. Aug. Carac. 4, 1 ; 
Get. 6, 3. Die Enthauptung gilt als einfache 
Todesstrafe und wird den complicierteren und 
schwereren Pormen (bestiis obiei, erematio, crux) 
gegeniibergestellt, namentlich in der Weise, dass 
Preie und honestiores mit der einfachen (capite 
puniri schlechthin), Unfreic und humiliores mit 



Decocta, gekochtes und dann in Schnee ge- 40 der qualificierten Todesstrafe bedroht werden, s. 
kuhltes Wasser. nach Plin. n. h. XXXI 40 eine z. B. Paul. V 23, 1. Constantin. Cod. lust. IX 
Erfindmig Neros. Doch erwahnt das Abkochen 
des Wassers, weil es so leichter verdaulich sei 
(vgl. Oribasius I 311 Daremb.), schon Alexis bei 



Athen. Ill 122 f. So bliebe als Erfindung Neros 
das Kuhlen durch Einstellen des Gefasses in 
Schnee, statt den Schnee in das Wasser zu thun. 
Es ist aber schwer glaublich, dass auch dies nicht 
schon fruher iiblich gewesen sein sollte. Man 



20, 16. Die Strafe findet, wie fruher, namentlich 
gegeniiber Soldaten Anwendung, Paul. Dig. XL VIII 
19, 38, 11 vgl. mit Mod. Dig. XLIX 16, 3, 10. 
Ruinart Act. mart. sine. p. 300—304. Die Ver- 
brechen, fiir welche bald schlechthin, bald mit 
Beschrankung auf bestimmte Stande, Enthauptung 
angedroht und vollstreckt wird , sind sehr ver- 
schiedenartig; Beispiele: Mord, Paul. V 23, 1. 



meinte, das Wasser wurde, vorher gewarmt, kalter 50 Ammian. Marc. XIV 11, 23. Agath. IV 11; Wahr- 
als sonst. Plin. a. O. Plut. qu. conv. VI 4, 1, 3. ' ~ " " " " " 

Vgl. noch Martial. XIV 116. 117. Liven. 5,49. 
Galen. X 47 K. [Mau.] 

Decoctor ist der in Vermogensverfall Ge- 
ratene, sowohl der durch Verschwendung als auch 
der durch Zufall in dieseLageGekommenefijjtawivs 
quis fortwiae vitio non suo decoxisset), Cic. Phil. 
II 44. Senec. ep. 36. Uber den Verschwender 
s. Prodigus. Den D. trafen gewisse Zuriick- 



sagerei, Paul. V 21, 3. Constantin. Cod. lust. IX 
18, 5; Menschenraub, Constantin. Cod. lust. IX 
20. 16; Ehebruch und Paederastie, Constantin. 
Cod. lust. IX 9, 29. 30. Ammian. Marc. XXVIII 
1, 16; Majestatsverbrechen, Hist. Aug. Carac. 4, 
1. Liban. or. I 642 Beisk. Zosim. IV 52. Act. 
proc. Cypr. bei Piuinart Act. mart. sine. 216 
— 218 u. o. Der Enthauptung geht Geisselung 
(virgis eaedcrc) voraus, Liv. II 5. 59. IX 24. X 



setzungen , namentlich wies ihm die Lex Boscia 60 1 ; der Verurteilte wird dazu an einen Pfahl ge 



besondere Theaterplatze zu, so dass der Theater- 
besueh ihn gewissermassen an den Pranger stellte, 
vgl. aucb Hist. Aug. Hadr. 18. Die Verweigerang 
der Theaterplatze, die den Bittern vorbehalten 
waren, an Armere ist hiervon zu unterscheiden. 
Liven. Ill 155. [R. Leonhard.] 

Decollatio (so Paul. V 17, 3, auch capitis 
amputatio, so Callistr. Dig. XLVni 19, 28 pr.), 



bunden (ad palum deligare), Liv. VIII 7. XXVI 
15. Cic. Verr. V 71. Cass. Dio XLIX 22. Eine 
Binde um die Augen (ursprunglich wohl Haupt- 
verhiillung?) ist erwahnt in den Act. proc. Cvpr. 
(s. o.) und anderwarts in Martyreracten und Bil- 
dern, s. Le Blant Rev. archeVl. 1889, 152—154. 
Mehrheit der Schlage, FehLschlagen (mit Beil) 
Cic. Verr. V 118. Joseph, ant. Iud. XIX 271. 



2289 



Decoratus 



Decretum 



2290 



Litteratur: P. Daude De capitis poenis iure 
Iustinianeo 66ff. E. Brunnenmeister Totungs- 
verbrechen im altrOm. Recht 168. 169. Momm- 
sen Gesch. d. Todesstrafe im rom. R., Cosmopolis 
I (1896). A. Pernice Ztschr. d. Savigny-Stiftg. 
rom. Abt. XVII (1896) 211. 212. [Hitzig.] 

Decoratus, von Ennodius erwahnt (149. 311. 
315 = ep. IV 17. VII 6. 10), Advocatus und dann, 
wie es scheint, Quaestor, wiihrend zugleich Boe- 
thius ein anderes hoheres Amt bekleidete (Cas- 
siod. var. V 3. 4. Boeth. consol. phil. 3, 4; da- 
zu Mo mm sen Index zum Cassiodor); er starb 
vor 524. Sein Bruder war Honoratus, Quaestor 
524/5. [Hartmann.] 

Decoriana, Ort in Africa, Provinz Byzacena, 
von dem Bischofe im 5. und im 7. Jhdt. genannt 
werden (Not. Byz. 12 in Halms Victor Vitensis 
p. 66 Deeorianensis ; Acten des Concils vom J. 649, 
bei Mansi Act. concil. X 927, wo Detorianensis 
tiberliefertist oder doch gedrucktwird). [Dessau.] 

Decretum. 

A. Allgemeines. 

Mit dem Ausdruck D. bezeiebnet man im all- 
gemeinen von bestimmten Organen ausgehende 
Willensausserungen , die einen Befehl, einen Be- 
schluss, ein Drteil oder ein Gutachten enthalten 
kSnnen. Welche Bedeutung dem D. zukommt, 
hangt zunachst davon ab, welches Organ das D. 
erlassen hat. Die D. konnen ausgehen von einer 
Einzelperson oder von einer Mehrheit von Per- 
sonen, die eine sei es rechtliche oder naturlicho 
Einheit bilden." Zu den von Einzelpersonen er- 
lassenen D. gehoren die kaiserlichen und die ma- 
gistratischen D., innerhalb deren die praetori- 
schen von besonderer Bedeutung sind. In die 
zweite Gruppe sind einzureihen die D. des rOmi- 
schen Senats, der Decurionensenate, der Provin- 
ciallandtage, des Tribunencollegiums, der Privat- 
corporationen, der Geschlechter, gewisser Priester- 
collegien und zwar der Pontiflces, der X (XV) viri 
sacris faciundis und der Augures. Der rechtliche 
Charakter der einzelnen aufgezahlten Arten der 
D. ist ein oft sehr verschiedener. Welches die 
Natur des D. im concreten Falle ist, insbesondere 
die Prufung der Fragen nach Rechtsgrund und 
Rechtswirksamkeit, bleibt der ErOrterung im be- 
sonderen Teil vorbehalten. Litteratur: Eine zu- 
sammenfassende Darstellung bieten meines Wissens 
nur Paul Louis-Lucas und Andre' Weiss bei 
Daremberg-Saglio Dictionn. des antiqu. Ill 
452ff. Speciallitteratur s. u. 

B. Die einzelnen Arten der decreta. 

I. Die kaiserlichen Decrete idecreta prin- 
eipis). Dieser Ausdruck wird, wie schon Guyet 
(Abhandlungen 44f.) nachgewiesen hat. in einem 
engern und einem weitern Sinne gebraucht. In dem 
letzteren umfasst er alle Arten der kaiserlichen 
Willenskundgebung. So steht d. bei Pap. Dig. I 
1, 7 pr. ; vgl. [Tip. coll. 15, 2. 4. Cod. lust. I 19, 1. 
Im engercn Sinne heissen D. die kaiserlichen Richter- 
spriiche (vgl. Herzog R0m. Staats-Verf. II 716). 
Neben den D. werden in den Quellen als weitere 
Arten der kaiserlichen Constitutionen bezeichnet 
die rescripta, edieta und mandata. In der friihern 
Kaiserzeit ist diese Ohterscheidung noch nicht 
vorhanden, und es scheint der Ausdruck D. ins- 
gemein in der oben genannten, weiteren Bedeu- 
tung verwendet worden zu sein (Wlassak Krit. 



Studien zur Theorie der rom. Rechtsquellen 136). 
Selbst als sich die Differenzierung vollzogen 
hatte und mit der Bezeichnung mandata, edieta, 
reseripta ganz bestimmte Arten der Kaisererlasse 
bezeichnet wurden, erscheint nichtsdestoweniger 
das Wort D. in seiner alteren, allgemeinen Be- 
deutung, vgl. Ulp. Dig. Ill 1, 1, 8. IV 6, 1, 1. 
XLIII 8, 2 pr. (Th. Kipp Quellenkunde des rom. 
Rechts 36). 

10 Was die d. pritieipis im engern Sinn betrifft, 
so ergingen dieselben 1. wenn der Kaiser die ma- 
gistratische Iurisdiction auf dem Tribunal sitzend 
selbst ausiibt (vgl. Inst. I 2, 6. Ulp. Dig. I 4, 
1, 1), wobei der Ausdruck nicht nur auf das End- 
urteil, sondern auch auf die Zwischenverfugungen 
(interloeutiones) Anwendung findet. In der spateren 
Kaiserzeit ist diese Form, D. zu erlassen, selten 
(Kipp a. a. O. 45). Die Entscheidung mittels 
Rescriptes, das lediglich die vorgelegte Rechts- 

20 frage beantwortet und nur dann fur den Ausgang 
des Processes Gewicht hat, si preces veritate ni- 
tuntur, wird immer haufiger. 2. Ein d. priti- 
eipis konnte auch ergehen, wenn ein Rechtsstreit 
im Wege der Appellation gegen die Sentenz des 
ersten Richters an den Kaiser gelangte (vgl. Suet. 
Aug. 33; Dom. 8. Cass. Dio LII 33. LIX 8. 
Paul. Dig. IV 4, 38). Zu bemerken ist, dass die 
vom Princeps in Ausiibung der Iurisdiction er- 
lassenenD. keineswegs als Cabinetsjustiz erschienen, 

30 sondern als Ausfluss einer loblichen Pfiichterfiil- 
lung angesehen wurden (Rudorff ROm. Rechts- 
gesch. 1 137ff.), vgl. Suet. Aug. 33: Claud. 14. 15; 
Nero 15 ; Dom. 8. Tac. ann. VI 9. XIV 50. Plin. ep. 
VI 22. 31. Cass. Dio LII 33. LIII 21. Die 
Frage nach der Bedeutung des d. pritieipis inner- 
halb der Quellen des Rechts ist seit den Aus- 
fuhrungenPuchtas (Institutionen I305ff.) gegen- 
iiber den Darlegungen Savignys, welcher (Sy- 
stem des heutigen rom. Rechts I § 23. 21) den 

40 D. — ebenso den Rescripten — nur fiir den ein- 
zelnen Fall, anlasslich dessen sie erflossen waren, 
Gesetzeskraft beigelegt wissen wollte, im Sinne 
der Lehre Puchtas allgemein dahin entschieden, 
dass den D. ebensowohl als den iibrigen kaiser- 
lichen Constitutionen, sofern nicht der Wille des 
Princeps auf Erlassung einer Individualnorm ge- 
richtet war, allgemein verbindliche Kraft zukommt. 
Uber die Grundlagen derselben s. Art. Consti- 
tutiones principum o. S. 1106ff.). Uber einen 

50 scheinbaren Widerspruch gegen die Gesetzeskraft 
der Interlocutionen des Kaisers (Cod. lust. I 14, 
3) vgl. Dernburg Pandekten 14 55. 10. Die 
Gesetzeskraft des D. bedeutet, dass die in ihm 
hervortretenden, die Entscheidung begrundenden 
Rechtssatze auch fiir audere Falle massgebend 
sind (Kipp a. a. O. 36). Inwiefern ubrigens, un- 
beschadet der theoretischen Giiltigkeit des Satzes 
von der Gesetzeskraft der kaiserlichen D., dessen 
Bedeutung fiir die Praxis nur gering war. dar- 

60 uber vgl.' Puchta a. a. 0. 307f. freffend be- 
merkt Kruger (Geschichte der Quellen und Lit- 
teratur des rOm. Rechts 94), dass auf die Rechts- 
bildung nur jene D. Einfluss haben konnten, welche 
uber den einzelnen Fall hinausgreifend eine Con- 
troverse entscheiden wollten oder eine neue Auf- 
fassung fruheref Rechtssatze enthieltcn (s. Fronto 
ad M. Caesarem I 6), wiihrend die meisten D. 
doch nur Anwendung des hcrrschenden Rechts 



2291 



Decretum 



Decretum 



2292 



waren, wie uns dies die Uberveste der von Paulus 
verfassten libri decretorum und imperialmm 
sententiarum in auditorio prolatarum zeigen. 
Beispiele von d. prineipis, die wirklich neues 
Recht schufen, bieten das d. divi Marci (Cal- 
listr. Dig. IV 2, 13. XLVIII 7,7), wonach 
der eigenmachtig Befriedigung suchende Glan- 
biger seines Rechtes verlustig wird, ferner ein D. 
des Tiberius (Inst. II 15, 4. Iul. Dig. XXVIII 
5, 40. Pompon. Dig. XXVIII 5, 41), demzufolge, 10 
im Falle ein vom Testator irrigerweise fur frei 
gehaltener Sclave unter Anordnung einer Sub- 
stitution eingesetzt wird und in der Folge auf 
Geheiss seines Herrn antritt, zwischen diesem 
und dem Substituierten eine gleichmassige Tei- 
lung der Erbscbaft Platz greift. Litteratur iiber 
dieses D. bei Eudorff a. a. 0. I 137. Ebenda 
s. auch fiber ein weiteres derartiges D. (Marcell. 
Dig. XXVIII 4, 3. Pap. Dig. XXXIV 9, 12. 16, 
2). Bei der Erlassung der D. bediente sich der 20 
Kaiser bisweilen der Untersttitzung des Senates 
(Suet. Nero 17). Spater wirkte ein consilium, 
nrit, das seit Hadrian eine standi ge BehOrde bildet, 
an deren Votum der Princeps jedoch keineswegs 
gebunden erscheint, indem er bisweilen im ent- 
gegengesetzten Sinne decretiert (Marcell. Dig. 
XXVIII 4, 3). Naheres fiber diese beratende Be- 
hOrde, die spater den Namen eonsistorium prin- 
eipis ftihrt, s. bei Schiller in Iw. v. Mullers _ 
Handbuch IV 2% 106, wo auch die einschliigige 30 
Litteratur zusammengestellt ist und Art. Con- 
sis tori urn o. S. 926ff. 

Die d. prineipis im weiteren Sinne ent- 
halten die verschiedensten adrninistrativen Ver- 
ordnungen. Eine Zusammenstellung von inschrift- 
lich erhaltenen D. des Dictators Caesar, der 
Kaiser Vespasian, Domitian, Hadrian, Marc Aurel 
und Commodus, Diocletian giebt Eudorff (a. 
a. 0. 209ff.). Litteratur: Savigny System des 
heutigen rOm. Rechts I §§ 23. 24. Puchta In- 40 
stitut, d. rOm. Rechts I 305ff. Bethmann-Holl- 
weg ROm. Civilproc. II 41—48. 78f. Eudorff 
K. Eechtsgesch. I 137ff. Guyet Abhandlungen 
44ff. Mommsen R, St.-R. 11958—997. Herzog 
E. Staatsverf. II 716ff. Madvig Verf. und Verw. 
d. rOm. St. II 262ff. Wlassak Kritische Stu- 
dien zur Theorie der rom. Eechtsquellen 133 — 
137. Krtiger Geschichte der Quellen u. Litte- 
ratur des rOm. Rechts 94fF. Kipp Quellenkunde 
d. rOm. Eechts 36f. Cuq Consilium princ, Mem. 50 
pre"s. par div. sav. a l'acad. d"inscr. et b. lettres 
IX 1884, 441ff. JOrs Art. Constitutiones 
principum o. S. 1106ff. 

II. Die magistratischen Decrete. 

a) Die magistratischen Decrete im all- 
gemeinen. Als magistratisehes D. bezeiebnet 
man die auf administrativem und richterlichem 
Gebiete getroffene Verffigung des rOmischen Be- 
amten, welehe in fonneller Weise das jeweilig zu 
Vollziehende anordnet (vgl. Herzog R5m. St.-V. 60 
I 634). Der Rechtsgrund fur die Geltung und 
bindende Kraft des D. ist in der Arntsgewalt des 
Magistrate gelegen. Die Veranlassung zu ihrer 
Erlassung liegt entweder im eigenen Antriebe des 
Beamten, oder, was sehr haufig vorkommt, in 
einem Senatsbeschluss, mittels dessen der Magi- 
strat die Weisung empfangt, gewisse Verfugungen 
zu treffen, fiber deren Inhalt der Senatsbeschluss 



mehr oder minder genaue Instructionen enthalt. 
Auf die Weise ordnet z. B. der Senat auf das 
Gutachten eines Priestercollegiums OpferundFeste 
an und iibertragt es dem Beamten, das entspre- 
chende Ausfuhrungsdecret zu erlassen. In gleicher 
Weise werden auf Senatsauftrag von den Pro- 
consuln und Propraetoren mittels D. die Verhalt- 
nisse ganzer Provinzen geregelt. Die so zu stande 
gekommenen Provincialstatuten ffihren oft den 
Namen lex. Vgl. Wlassak ROm. Processgesetze 

II 106f, welcher auch in der bei Gai. Inst. 1 193 
genannten lex Bithynorum ein derartiges magi- 
stratisehes D. erblickt, jenes namlich, durch welches 
Pompeius den Bithynem ein Statut gab (Pom- 
peia lex, quae Bithynis data est, Plin. ep. ad 
Trai. 79) und die Verhaltnisse in Asien und Sy- 
rien — allerdings ohne Mitwirkung des Senats — 
regelte. Anders Mommsen St.-R. Ill 315, 3 
und Stadtrechte 393, 12. In den meisten der auf 
uns inschriftlich iiberkommenen magistratischen 
D. handelt es sich um die Beilegung eines Grenz- 
streites zwischen zwei Gemeinden, so in dem be- 
kannten D. des Proconsuls von Sardinien, L. Hel- 
vius Agrippa vom J. 68 n. Chr. (s. Mommsen 
Herm. II 1867, 102if.). Offers entscheidet der 
Magistrat solche Grenzstreitigkeit als der von 
den Parteien angerufene Schiedsrichter (vgl. CIL 

III 2882). Belege bei Ruggiero Arbitrate pu- 
blico 317ff. Bekannt ist auch das D. des L. Aemi- 
lius Paullus, Statthalters von Hispania ulterior, 
aus dem J. 189 v. Chr., welcher einige servi der 
Hastenser zu Freien und dauerndenBesitzern(nicht 
Eigenttimern, wie Kr tiger unrichtig annimmt) des 
von ihnen bebauten Landes machte (CIL II 5041. 
Bruns Fontes^ 231; vgl. Wlassak a. a. 0. 107 
und Krtiger Geschichte der Quellen und Litte- 
ratur des rom. Eechts 76). Andere inschriftlich 
erhaltene D. s. bei Eudorff Rom. Rechtsgesch. 
I 229f. und Kipp Quellenkunde des rom. Rechts 
63ff. 

b) Die praetorischen Decrete. Wie jeder 
andere Magistrat kann der Praetor zunachst auf 
dem Gebiete der Verwaltung decretieren. Uber 
ein derartiges D. s. Cuq Les institutions juridi- 
ques des Eomains 460, 3. Ein weiteres Beispiel 
ist das d. P. Rupili (Cic. Verr. II 32). liber 
diese sog. lex Rupili, die sich als eine Gerichts- 
ordnung fur Sicilien darstellt. welehe Rupilius 
mit Zustimmung einer Commission von zehn se- 
natorischen Legaten erlassen hat, s. Wlassak 
ROm. Processges. II 106f. Zumeist aber ergehen 
die praetorischen D. auf dem Gebiete der Rechts- 
pflege. In diesem Sinne ist D. die im streitigen 
oder ausserstreitigen Verfahren getroffene, pro tri- 
bunali verkiindete, schriftlich ausgefertigte , die 
Parteien binlende Verfiigung des Praetors. Zur 
naheren Priicisierung dieses Begriffes ist erfor- 
derlich, ihn in seinem Verhiiltnis zu einigen anderen 
Begriffen zu betrachten. 1. D. und eognitio. Die 
causae eognitio — Priifung des Sachverhaltes — 
geht in der Regel dem D. voran, bezw. tiberall, 
wo der Praetor eine ihm vorgeschriebene causae 
eognitio vornimmt (ubi decretum necessarium est 
. . . quaeeumque causae eognitionem desiderant, 
Ulp. Dig. I 16, 9, 1) — nicht in den ubrigen 
Fallen, in denen er sie auf eigenen Antrieb vor- 
nimmt — ist seine sich daran anschliessende Ver- 
fiigung ein D. im technisehen Sinne. Doch ist 



2293 



Decretum 



Decretum 



2294 



auch die Erledigung gewisser Sachen durch D. 
ohne vorhergehende Cognition ziemlich sicher be- 
legt (s. Art. Cognitio o. S. 212). 2. D. und 
libellus. Aus dem erstgenannten Begriffe scheiden 
jene Verfugungen des Praetors aus, welehe per 
libellum erfolgen. Mit diesem Ausdruck bezeichnet 
man sowohl die Parteieingabe selbst, als auch 
die vom Praetor als Indossat auf dieselbe gesetzte 
Entscheidung, die auch den Namen subscriptio 



dass im Edicte eine solche Generalclausel stfinde, 
einen Thatbestand fur geniigend, um daraufhin 
mit D. eine actio in factum zu erteilen (s. Art. 
Actio Bd. I S. 313). 

Form der praetorischen D. Sie werden Offent- 
lich (in publico, Dip. Dig. XLIX 4, 1, 9) und 
pro tribunali erlassen; praetorische Acte, die in 
transitu erfolgen (Bethmann-Hollweg a. a. 0. 
II 166 N. 42), sind keine D. im technisehen Sinne. 



ftihrt (_s. Art. Libellus, Subscriptio). Es 10 Uber die Folgen der Unterlassung des Gebotes, 



fragt sich, wann der Praetor mit D., wann per 
libellum entscheidet. Ulpian erklart Dig. I 16, 
9, 1 = L 17, 71 die Erledigung einer Sache 
auf die letztgenannte Weise fur unzulassig, wenn 
die Angelegenheit eine vorausgehende Cognition 
erheische. An eine directe Aufzahlung dieser 
Falle in einer Rechtsquelle ist nicht zu denken, 
wenngleich die Cognition in vielen praetorischen 
Edicten als Voraussetzung des magistratischen 



vom Tribunal aus zu decretieren, s. Mommsen 
St.-R. 13 400, 1. 397, 5, welcher nur fur die 
alteste Zeit Nichtigkeit einer solchen Verffigung 
annimmt, wahrend Wlassak (Art. Cognitio 
o. S. 215) mit Bezug auf Ulp. Dig. XXXVII 1, 
3, 8 auch fur die spatclassische Zeit Nichtigkeit 
des vorschriftswidrig de piano erlassenen Bescheides 
lehrt. Die letztere Ansicht findet eine sichere 
Stutze in Hermog. Dig. XXVI 3, 7, 1 : si quae- 



Bescheides verlangt ist. Bei der Entscheidung 20 ratur, an ... re ate datus sit tutor, quattuorhaec 



der Frage, wann die Cognition notwendig ist, 
wird gewiss die Gerichtspraxis zum grOssten Teile 
massgebend gewesen sein. Wenn die oben ver- 
tretene Anschauung, wornach ein D. in gewissen 
Fallen auch ohne vorherige Cognition ergehen 
kann, richtig ist, so haben wir allerdings ein, 
wenngleich nicht allzuweites, Gebiet anzunehmen, 
auf welchem es dem Praetor ursprunglich frei- 
gestanden haben muss, die eine oder andere Ent- 



eonsideranda sunt: an ... . pro tribunali de- 
cretum interpositum. Die D. werden vom Praetor 
miindlich, bisweilen aus einem Concepte verkiindigt 
und schriftlich zu Protokoll gegeben (Bethmann- 
Hollweg a. a. 0. II 194). Vgl. die Inschrift 
von Tarraco (CIL II 4125) Rufus leg(atus) c(um) 
c(onsilio) c(olloeutus) decretum ex tilia recitavit 
(Mommsen Stadtrechte 488). Uber den Zusammen- 
hang des Momentes der Schriftlichkeit mit dem 



scheidungsform zu wahlen. Auch hier hat die 30 Erfordernis des Decretierens pro tribunali s. Art. 



Praxis sicherlich eine Rolle gespielt, indem sie 
die Erledigung auf dem rascheren Wege — per 
libellum - — dort begtinstigte, wo es von vornherein 
auf eine mOglichst beschleunigte Regelung oder 
Erledigung der Sache ankam. In der Zeit, in 
der Ulpian seine Regel (Dig. I 16, 9, 1) formu- 
lierte, hatte die Praxis auch die Falle des obli- 
gaten D. bei nur facultativer Cognition zweifel- 
los schon fixiert. Hinsichtlich der Eechts wirkung, 



Cognitio o. S. 214. Litteratur: Bethmann- 
Hollweg Eom. Civilproc, II 166. 193f. Ru- 
dorff ROm. R. G. I 200f. Mommsen St.-R. 13 
400. Kipp Quellenkunde des rom. Eechts 63ff. 
Wlassak Art. Cognitio o. S. 206ff. 

III. Decrete des rOmischen Senats. Fur 
die Beschlusse des rOmischen Senats erscheinen 
in den Quellen zwei Bezeichnungen : senatus con- 
sultum und d. Es ist lange streitig gewesen, ob 



welehe die Entscheidung per libellum statt mit- 40 die beiden Ausdrucke identisch seien oder ob sie 



tela notwendigen D. hat, nimmt Wlassak (Art. 
Cognitio o. S. 215), gestfitzt auf die citierte 
Ulpianstelle, Unwirksamkeit des fraglichen Actes 
an. Uber subscriptio per libellum- s. auch Beth- 
mann-Hollweg Rem. Civilproc. II 166, 39. 193. 
3. D. und edictum. D. im weitern Sinn ist sicher 
auch jedes Edict. Edict und D. im technisehen 
Sinn verhalten sich zu einander ungefahr wie Ge- 
setz und Gesetzesanwendung. Im Edict giebt 



verschiedene Arten von Senatsbeschltissen bezeich- 
nen. Die altere Litteratur s. bei Nissen Iusti- 
tium 18f. Schon im Altertum selbst war die 
Frage controvers. Bei Festus p. 339 wird fiber 
eine von Aelius Gallus herruhrende Unterscheidung 
berichtet, derzufolge senatus d. eine Teilbestimmung 
eines senahis consultum sei. Die Stelle lautet: 
senatus decretum a eonsulto Aelius Oallus sic 
distinguit, ut id dicat particulam quandam esse 



der Praetor die Grundsatze kund, naeh denen er 50 senatus consulti, cum provincia alicui decerni 



sich in der Rechtsprechung wahrend seiner Amts- 
dauer richten werde (s. Art. Edictum), mit dem 
D. fiihrt er die Anordnungen der Gesetze und 
die Grundsatze seines Edicts im einzelnen Falle 
durch. Dieser Satz erleidet jedoch eine Ausnahme 
in doppelter Hinsicht. Einerseits ist zur Durch- 
ftihrung von Gesetzen und Edicten nicht immer 
ein D. im engeren Sinn erforderlich, andererseits 
kommt es vor, dass der Praetor auch in solchen 



tur; quod tatnen ipsum senatus consulti est. Die 
von Aelius Gallus aufgestellte Unterscheidung wird 
demnach schon von Verrius Flaccus mit der Ein- 
wendung quod tamen ipsum senatus considti est 
abgelehnt. Eine neue Begriffsbestimmung hat 
Nissen (a. a. 0. 18f.) versucht. Nach seiner 
Meinung sind die senatus decreta der Ausfluss 
der dem Senate zustehenden Verordnungsgewalt, 
die nenatus consulta die vom Senate ausgehen- 



Fallen, fiir die im Edict nichts vorgesehen ist, 60 den Consultativacte. Dagegen mit Recht Wil 



ein D. erlasst. Es kann dies zwar im Edict in 
Aussicht genommen sein, indem der Praetor da- 
selbst beispielsweise ankfindigt, er werde nicht 
nur in den aufgezahlten Fallen, sondern auch 
iiberall dort, wo ihm ein geniigender Grand vor- 
zuliegen scheme, die in integrum restitutio er- 
teilen (vgl. Ulp. Dig. IV 6, 1, 1 i. f.). Unter Um- 
stiinden aber anerkennt der Praetor selbst, ohne 



lems Le senat de la republique rom. II 216. 
Mommsen St.-R, III 2, 994ff., der gleichfalls 
Identitat der beiden Begriffe annimmt , erblickt 
in der Bezeichnung senatus d. den Hinweis auf 
die Mitwirkung des Magistrates beim Zustande- 
kommen des Senatsbeschlusses, wahrend derselbe 
als Act der Korperschaft sich zugleich als Frage- 
ergebnis — consultum — darstelle. In republi- 



2295 



Decretum 



Decretum 



2296 



canischer Zeit kotnrat in technischer Rede nur 
die Bezeichnung senatus consultum vor. Wo D. 
fiir senatus consultum stent, ist es archaistisch ge- 
braucht (Cic. de leg. Ill 10 und bei Sallust afters), 
oder erscheint das Wort ohne pracise Beziehung ver- 
wendet. Der verbale Ausdruck decernere hat jedoch 
diese .Degradation' nicht mitgemacht (Mommsen 
a. a. 0. 995). Fiir die Abstimmung des einzelnen 
Senators wird in den Urkunden ausschliesslich 
eensere gebraucht. In nicht technischem Sinne 
wird aber dafiir haufig das dem Gesamtbeschluss 
zukommende decernere gesetzt (censuere decer- 
nundum Cic. Phil. V 45. 53). Uber das d. tu- 
•multus vgl. N is sen a. a. 0. 75ff. 

Das Nahere fiber die Senatsbeschliisse und 
weitere Litteratur s. Art. Senatus consultum. 

IV. Decrete der DecurionenSenate. Der 
in den Stadten rOmischen und latinischen Rechts 
nach dem Vorbild des rOmischen Scnats fungierende 
Gemeinderat (senatus, ordo, ordo decurionum, 
curia, decuriones, patres, eonscripti), der aus 
einer meist durch die Lex municipalis bestimm- 
ten Anzahl von Decurionen bestand, fasste gleich- 
falls innerhalb der ihm gezogenen Competenz- 
grenzen Beschlusse, die deereta ordinis, decu- 
rionum deer eta heissen (Mommsen St.-E. Ill 2, 
994). Nach Marcian Dig. L 9, 2 sind j ene d. decurio- 
num giiltig, welche zustande kommen in Anwesen- 
heit der in der Lex municipalis vorgesehenen Zahl 
von Mitgliedern, und nach Ulp. Dig. L 9, 3 miissen 
mindestens zwei Dritteile aller Decurionen zur Be- 
schlussfassunganwesendsein. Dieser Satz kann zum 
mindesten fiir die erste Kaiserzeit in dieser All- 
gemeinbeit nicht richtig sein (Karlowa Rom. 
Rechtsgesch. I 587f. Liebenam Stadteverwal- 
tung im rOm. Kaiserreiche 242), weil die uns er- 
haltenen Gemeindeordnungen bald die Anwesen- 
heit der Halfte (Lex Urs. 75. 97. 125. 126), bald die 
von zwei Dritteln (Lex Urs. 64. Lex Salp. 29. Lex 
Mai. 61. 64. 67. 68), bald von drei Vierteln (Lex 
Urs. 130) der Decurionen fordern und in gewissen 
Fallen die Anwesenheit einer absolut bestimmten 
Zahl von Gemeinderaten, die noch unter die Halfte 
der Gesamtzahl herabgeht, erheischen (vgl. Lie- 
benam a. a. 0. 242. Marquardt a. a. 0. 12 
193). Die Abstimmung geschah entweder per 
sccessionem oder durch Abgabe von Stimmtafel- 
chen (per tabellam). Letztere Form ist bisweilen 
vorgeschrieben. Belege bei Houdoy Droit muni- 
cipal I 270. Die Beschlusse werden mit ein- 
facher Majoritat gefasst (Scaev. Dig. L 1, 19 
und hiezu Karlowa a. a. 0. 588. Ulp. L 17, 
161, 1. Lex Salp. 29). Es kommt bisweilen vor, 
dass solche D. — und zwar die Ehrendecrete — 
unter dem Zusammenwirken zweier Factoren ent- 
stehen , des Decurionensenates und des Volkes, 
das zu einem vom Gemeinderate gefassten Ehren- 
besehluss seine Zustimmung giebt (consent iente 
popido, consensu itniversorum u. a., z. B. CIL 
IX 330. 340. 3160. X 1026. 1030) oder denselben 
geradezu fordert (postulante, expostulate popido, 
suff'ragio . postulatu popidi. z. B. CIL VIII 14. 
32. IX 334. 1178. 4970. X 7295. 8215). Vgl. 
Marquardt 12 142 und die Indices des CIL s. 
Res municipalis. Uber die pisanischen D.. in 
denen Volk und Senat von Pisa Beschliisse zu 
Ehren der Enkel des Augustus fasste, vgl. Mad- 
vig Verfassung und Verwaltung des ram. Staats 



11 14 und Duruy-Hertzberg Geschichte 
des rOm. Kaiserreiches III 154. Es kommen so- 
gar Ehrendecrete vor, die lediglich von der Biir- 
gerschaft ausgehen (decreto plebis CIL IX 2860). 
Die Decurionendecrete beziehen sich auf alle wich- 
tigeren Gemeindeangelegenheiten (Houdoy a. a. 
0. 268). Die Competenzgrenzen werden durch 
das Gemeindestatut fixiert, doch kann auf Grund 
eines Gesetzes des rOmischen Volkes der Com- 

10 petenzumfang des Decurionensenates auch er- 
weitert werden. So werden nach einer Lex Pe- 
tronia im Falle der Vacanz der obersten Muni- 
cipalmagistrate vom Gemeinderat durch ein D. 
stellvertretende praefeoti ernannt (praefeeti iuri 
dicundo ex decurionum decreto lege Petronia, 
vgl. CIL X 858. II 2225. Ill 1822. V 2852). 
Durch eine lex aus der Zeit Traians (Cod. lust. 
VH 9, 3 , s. die Note hiezu) erhielten die itali- 
schen Municipien das Recht, ihre Sclaven freizu- 

20 lassen, welches gleichfalls durch ein Decurionen- 
decret ausgeiibt wurde. Auf die ausseritalischen 
Municipien wurde diese Befugnis durch ein SC. 
aus der hadrianischen Zeit ausgedehnt, doch be- 
durfte das D. in diesem Falle der Bestatigung 
des Statthalters (Cod. lust. VII 9, 1, 2). Den 
breitesten Raum unter den uns erhaltenen De- 
curionendecreten nehmen die Ehrendecrete ein, 
die zu Ehren eines Verstorbenen oder eines Leben- 
den erfliessen kOnnen. Sie bestimmen Uberlassung 

30 einer Begrabnisstatte an einen verdienten Mann, 
Begrabnis eines solchen auf Kosten der Stadt, 
Errichtung einer Statue, Widmung eines Ehren- 
geschenkes, Verleihung der Ehrenrechte eines 
Augustalis (s. Indices zum CIL s. ordo munici- 
palis; eine Zusammenstellung bei Herzog Gallia 
Narbon. 209ff. Beloch Campanien, Register 
S. 127 s. v. decurionum decreto). In Ulp. Dig. 
L 9, 1 und Cod. X 52, 1 wird es unter Aus- 
schluss jeder Mitwirkung des Statthalters den 

40 Decurionen vorbehalten, Stadtarzte zu ernennen. 
Ebenso erfolgt durch Decurionen-D. Verleihung 
von Steuerbefreiungen an Arzte (Cod. lust. X 
52, 5), Entfernung von Arzten und Lehrern, die 
sich unfahig gezeigt haben, durch Annullierung 
des Anstellungsdecretes (Cod. lust. X 52, 2. Mod. 
Dig. L 4, 11, 3), Ernennung von religiOsen Dig- 
nitaren (quinqusviri s. f, augures, pontifices 
CIL XI 6167. X 3698 = Bruns Fontes6 237. 
CIL n 2134); ausnahrnsweise auch Bestellung von 

50 Tutoren fiir die Unmundigen (Paul. Dig. XXVI 5, 
1 9) ; ferner Anordnung von Spielen , Opfern und 
Festen (Lex Urson. 103), die Allection in die 
Curie (CIL II 4463), Verfflgungen in Angelegen- 
heiten der Stadt verfeidigung (Lex Urson. 103), die 
wohl in der Colonia Iul. Gen. nur mit Riick- 
sicht auf die exponierte Lage derselben der Curie 
zu treffen gestattet wurde, insbesondere auch alle 
auf die Vermogensgebarung der Stadt sich be- 
ziehenden Massnahmen (Lex Mai. c. 63. 64. 67. 

QO 68. Lex Urson. 96). Vgl. Marquardt a. a. 0. 

12 194f. Karlowa a. a. 0. I 587f. 

D., durch welche der Gemeinderat seine Com- 
petenz iiberschreitet, werden d. ambitiosa ge- 
nannt (Ulp. Dig. L 9, 4. Cod. lust. X 47, 2). 
Nach der citierten Ulpianstelle erscheint es zweifel- 
haft, ob ein derartiges D. von vornherein niehtig 
(nihil valebit; nunquam ullius erit moment i) 
oder zwar imgesetzlich, aber bis zum Momente der 



2297 



Decretum 



Decretum 



2298 



Rescission verbindlich ist (rescindi debeni). Die 
erstere Ansicht ist meines Erachtens die richtige, 
woraus dann zu folgern ist, dass der rescindie- 
rende Erlass des Princeps bezw. des Praeses pro- 
vinciae nur declaratorische Bedeutung hat. Die 
in Call. Dig. L 9, 5 genannten D. scheinen nicht 
eigentlich d. ambitiosa zu sein, was aus dem 
Umstande hervorgeht, dass ihre Rescission aus- 
nahrnsweise gestattet wird, wahrend, falls es d. 



VII 1. 63. 75). Die Basis dieser Vereinigungen 
ist eine religiose. Sie stellen sich dar als pri- 
vate KOrperschaften, autorisiert, privilegiert und 
iiberwacht von der flffentlichen Gewalt (Gui- 
raud Les assemblies provinciales dans 1' empire 
Romain 114), die sich ihrer als eines politischen 
Werkzeuges bedient. Der Zweck der concilia 
ist namlich Cult Roms und des Kaisers. 

Zustandekommen der Decrete. Das Concilium 



ambitiosa waren, eine besondere Bewilligung hie- 10 beriet in der Regel unter Vorsitz des Priesters 



zu nicht nOtig ware (vgl. Cod. lust. X 47, 2). 
Rechtswirkung. An die einmal erlassenen D. 
sind sowohl die Decurionen selbst, als auch die 
Magistrate und die Burgerschaft gebunden. Das 
auf ordnungsmiissige Weise zustande gekommene 
D. kann im Principe nicht rescindiert werden, 
Call. Dig. L 9, 5. Wie die in alien uns erhal- 
tenen Stadtrechten vorkommende Formel d. de- 
curionum scribito, in tabulasve publicas referto, 



des gemeinsamen Heiligtums (Guiraud a. a. 0. 
82) uber die Antrage, die von jedem Mitglied der 
jahrlich einmal tagenden Versammlung (Mar- 
quardt a. a. 0. 214) ausgehen konnten, und 
fasste seine Beschlusse mit Majoritat, wobei je- 
doch, da es jeder im Concilium vertretenen Ge- 
meinde freistand, einen oder mehrere Delegierte 
zu entsenden, die Ziihlung der Stimmen in der 
Weise erfolgte , dass die von den Abgeordneten 



referundumve curato zeigt, werden alle d. decu- 20 eines_ Gemeinwesens abgegebencn Stimmen regel- 



rionum aufgezeichnet und verwahrt (Houdoy a. 
a. 0. 275). Die Decurionen selbst, auf gleiche 
Weise die Magistrate, sind verpflichtet, die Aus- 
fuhrung der D. zu iiberwachen, bei sonstiger 
Strafe, die nach der Lex Urson. (c. 129) bis 
10 000 HS betrug. Zu den wichtigsten der uns 
erhaltenen d. decurionum gehoren die beiden pisa- 
nischen (CIL XI 1420. 1421), das D. aus Tergeste 
(CIL V 532), Cumae (CIL X 3698), Herculanum 



massig als eine Stimme galten. Dass die Dele- 
gierten ein imperatives Mandat gehabt hatten, 
wie Guiraud a. a. 0. 110 wenigstens fiir die 
ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte an- 
nimmt, ist meines Erachtens unwahfscheinlich, 
da es von vornherein nicht feststand, welche An- 
trage eingebracht wiirden und eine Einholung von 
nachtriiglichen Instructionen wegen der sonst un- 
vermeidlichen Verschleppung gewiss nicht statt 



(CIL X 1453), Aquileia (CIL V 875. 961), Caere 30 fand. Und selbst in dem Falle, als die Delegier 

/r*TT VT QA1 A\ Vnii /"PTT. "YT PISHF^ P^Hm'nnTTi -fan Tnsixiip.tifmen 7ilr Stplhino 1 vnn Antrno-Ati mit. 



(CIL XI 3614) , Veii (CIL XI 3805), Peltuinum 
(CIL IX 3429), Rudorff ROm. R.-G. I 231. 
Die pagi, welche sich noch in der Kaiserzeit 
neben der Municipalverfassung erhalten haben, 
beschliessen gleichfalls in Versammlungen durch 
D. iiber ihre Angelegcnheiten. Belege bei Mar- 
quardt a. a. 0. 12 12. 

Litteratur: Rudorff ROm. R.-G. I 2301'. 
Herzog Gallia Narbonensis 209ff. Karlowa 



ten Instructionen zur Stellung von Antragen mit- 
bekamen, ist das Mandat wohl kaum ein impera- 
tives in dem Sinne, dass die instructionswidrig 
abgegebene Stimme vom betreffenden Gemein- 
wesen widerrufen werden konnte. Dieses kaun 
hOchstens seinen Vertreter nachtraglich zur Rechen- 
schaft Ziehen. Uber die von Guiraud zur Unter- 
stiitzung seiner Ansicht herangezogene Stelle in 
der Inschrift von Thorigny uber Sollemnis (CIL 



ROm. R.-G. I 587ft. Liebenam Stadteverw. im 40 XIII 3162 m Z. 22ff.) s. Carette Les assem- 



rOm. Kaiserreich 242. Houdoy Droit municipal 
268ff. Duruy-HertzbergGesch. des riim. Kaiser- 
reiches III 158ff. Madvig Verf. und Verw. des 
rOm. St. II 1—16. Kuhn Die stadtische und 
biirgerl. Verf. d. rOm. Reichs I 235ff. Marquardt 
ROm. Staatsverw. 12 193ff. 12f. 

V. Decrete der Provinciallandtage. In 
den meisten rOmischen Provinzen (Verzeichnis 
bei Marquardt Eph. epigr. I p. 200ff.) finden 



ble"es provinciales de la Gaule Romaine 129ff. und 
Art. Concilium o. S. 818f. 

Inhalt der Decrete. 1) Es sind meistens Ehren- 
decrete, von denen uns eine ziemlich grosse Zahl 
inschriftlich erhalten ist. Man flndet unter ihnen 
Decrete zu Ehren von Priestern (CIL II 2344. 
4248. XIII 1706), des Kaisers (CIL V 7980), kai- 
serlicher Beamten (CIL III 1741. X 1430). Haufig 
wird das Ehrendecret an einer seinem Inhalte 



wir Verbande — concilia — , welche eine grOssere 50 gemass zu errichtenden Statue des Geehrten an- 



Anzabl von Gemeinwesen der Provinz — nicht 
alle (Marquardt a. a. 0. 214) — umfassend 
nach aussen als mehr oder weniger fest gefiigte 
Einheit auftreten und innerhalb des Rahmens, 
der ihnen durch ihren Zweck gesetzt ist, Be- 
schliisse fassen, die den Namen deereta concilii 
fiihren (CIL II 4210 ex dfecretoj p(rovinciae) 
H(ispaniae) c(iterioris) . 4255 ex decreto con- 
cilii. 2221 consensu concili universae pror. Baet. 



decreti sunt honores). Diese Verbande haben zu- 00 Kaiser vorgelegt wurden. 



gebracht und regelniassig die Vaterstadt desselben 
von der Ehrung verstandigt (Guiraud a. a. 0. 166). 
2. Neben Ehrendecreten kommen auch Beschlusse- 
auf Erhebung der Anklage gegen gewesene Pro- 
vinzstatthalter vor | vgl. Plin. ep. Ill 9, 4. Tac. 
ann. m 66—69. IV 15. Ill 38. 70. XII 22. XIII 
30. 33. XIV 18. Cass. Dio LX 33), welche dann 
von einer meist aus drei Mitgliedern des Con- 
cilium bestehenden Gesandtschaft in Bom dem 



nachst nicht uberall gleichen Charakter, was da- 
rauf zuriickzufuhren ist, dass sie nur zum Teile 
von den ROmern ins Leben gerufen wurden. 
Namentlieh im Orient hatten schon vor der Er- 
oberung durch die ROmer derartige Verbande — 
xotra — bestanden und wurden spiiter ausserlich 
ziemlich unveriindert aufrecht erhalten, desgleichen 
in Gallien (Caes. b. G. I 30. II 4. V 24. VI 3. 



3. Im 4. und 5. Jhdt. n. Chr., wo die Con- 
cilia infolge Vordringens des Christentums ihren 
fruheren religiOsen Charakter vollkommen einge- 
biisst haben und rein politische KOrperschaften 
geworden sind (Guiraud a. a. 0. 219ff.j, er- 
strecken sich ihre D. auf alle mOglichen Ange- 
legenheiten, welche das Interesse der Provinz be- 
treffen (Cod. Theod. XII 12, 1). 



2299 



Decretiun 



Decretum 



2300 



Rechtlicher Charakter der Decrete. Denselben vgl. Plut. Tib. Gracoh. 10 : eon de xov xwXvovxog 

kommt keine binder) de Kraft wie etwa den De- iv roTg dnfidexoie to xoarog ■ ovSev yag oi noXXoi 

curionendecreten zu. Sie stellen sich lediglich xeXevovreg sregaivovoiv ivog iviorafisvov (vgl. Val. 

als Wunsche, Beschwerden und Gutachten einer Max. IV 18). 

privaten Vereinigung politischer KOrperschaften Rechtswirkung des D. Dasselbe kommt dem 

dar (vgl. Art. Concilium o. S. 826). Ubrigens von einem einzelnen Tribunen eingelegten Veto 

wird mit dem Ausdruck D. auch das Schriftstiick in seiner Wirkung gleich. Dieselbe besteht dar- 

bezeichnet, welches den Beschluss des Provincial- in , dass der Act, gegen den die Appellation er- 

landtags enthalt (Cod. Theod. XII 12, 3. 12, 9. folgt war, cassiert wurde (Puchta a. a. I 

12, 10. Ammian. Marc. XXVIII 6, 9. CIL II 1423) 10 562). Eine andere Verfugung an die Stelle der 

und das wahrscheinlich von jedem Deputierten cassierten zu setzen, blieb dem Magistrat, gegen 

unterzeichnet werden musste (Cod. Theod. XII dessen Verfugung das Tribunencolleg angerufen 

12, 15). worden war, vorbehalten. Den Wortlaut zweier 

Litteratur: Marquardt De provinciarum Eo- solcher D. giebt uns Gellius VI 19 (vgl. hierfiber 

manarum conciliis et sacerdotibus, Ephem. epigr. Mommsen Rum. Porsch. II 419. Niese Index 

I p. 200—214. P. Guiraud Les assemblies pro- lect., Marburg Sommersem. 1888, 6). 

vmciales dans 1'empire Romain, Paris 1887. Litteratur. Niebuhr ROm. Gesch. II 216 

Mommsen Rom. Gesch. V 84ff. Kornemann Becker-Marquardt Handbuch II 275. Rudorff 

Art. Concilium o. S. 801ff. und die daselbst Rom. Rechtsgesch. II 281. Puchta Instit. I 106. 

angegebene Litteratur. 20 562. Rein Die Majoritat im Collegium der Volks- 

VI. Decrete des Tribunencollegiums. tribunen, Philol. V 137ff. Mommsen St.-R. 13 

Zustandekommen. Die D. der Volkstribunen 266ff. Karlowa Rom. R.-G. I 143. 

stehen mit der Ausiibung ihres Intercessions- VII. Decrete der Privatcorporationen. 

rechtes in engem Zusammenhange. Wenn sich Begriff und rechtliche Natur. Die Handwerker- 

jemand durch eine Verfugung eines Magistrates vereinigungen und ubrigen Corporationen zu pri- 

beschwert erachtet, wendet er sich an das Col- vaten Zwecken, deren es in Rom schon in altester 

legmm der Volkstribunen (tribunos appellare, col- Zeit gegeben hat — in den ZwOlftafelgesetzen 

legium, tnbunorum appellare, vgl. Cic. p. Quinct. sind nur nachtliche Zusammenrottungen in der 

7; m Vat. 14. Plin. n. h. XXI 8. Liv. IX 26), . Lex Gabinia die geheimen Verbindungen unter- 

welches sich meist auf dem Forum bei der Ba- 30 sagt (Declam. in Catilin. § 19. Liv XXXIX 

silica Porcia (Plut. Cat. 5) zur Prufung des Falles 15. II 28), vgl. Duruy-Hertzberg Gesch. des 

versammelt und nach AnhOrung des Beschwerde- rOm. Kaiserreiches III 204f. Mommsen De col- 

ftihrers (Cic. p. Quinct. 7; Verr. II 41. Gell. legiis et sodaliciis Romanorum 33f. Art Col- 

XIII 12. IV 14), Erhebung der Umstande (Gell. legium o. S. 403ff. — regeln ihre internen 

"VI 19) und darauf folgender Beratung (Liv. Angelegenheiten 'durch Beschlusse (decreta) 

XXXVIII 60. IV 26), im Falle dieselbe zu einer die fiir alle Mitglieder des Collegiums ver- 

Emigung gefiihrt hat, durch D. sich fur die bedingte bindhch sind. Zunachst stellt sich schon die lex 

oder mibedingte Gewiihrung oder die Verweige- collegii — das Vereinsstatut — ausserlich als 

rung des auxihum ausspricht (Liv. Ill 13. Cic. ein Complex von D. dar, wie aus den Eingangs- 
p. Quinct. 7. Liv. IV 26, 9. 53, 7. 44, 12. Cic.40worten der einzelnen Abschnitte der lex collegii 

V err. II 100). Uber die Frage des Zeitpunktes hervorgeht (placuit inter eos et eonvenit seeun- 

der Appellation s. Karlowa Rom. Rechtsgesch. dum decretum publicum observare); vgl CIL 

I 143. Uber die Frage nach dem Bestehen oder VIII 2112. 14683. Im engeren Sinn verstehen 

Nichtbestehen einer gesetzlichen Priifungsfrist des wir aber unter D. einer Corporation alle ubrigen 

Tnbunencollegs s. Mommsen St.-R. 13 279, im Schosse des Vereins entstandenen Beschlusse 

anders Rudorff Rom. Rechtsgesch. II 281, 2. Zustandekommen. Dieselben konnen gefasst 

Streitig ist, wie es m dem Falle steht, wenn werden von der Vollversammlung oder von den 

die Tribunen nicht ubereinstimmen und nur einer Ausschussen des Vereins, den Decurionen, welche 

oder einige von ihnen intercedieren wollen. Bei- haufig in den Inschriften genannt werden (vgl 
spiele dieser Art werden in den Quellen haufig 50 CIL VI 148. 3678. 10356) und in manchen Col- 

benchtet, z. B. Liv. II 43f. IV 42. 48. V 25. 29. legien die einzigen Dignitare sind. Die Teilung 

J? ^' X ^ 7 ' XX ^ * 3 - XXXVIII 52. 60. Plut. der Competenz ist in verschiedenen Vereinen wohl 

li. Gracch. 10. Appian. b. c. I 23. Einige Schrift- verschieden. Die wichtigsten Angelegenheiten 

steller, u. a. Niebuhr Rom. Gesch. II 216 und werden sicherlich iiberall der Vollversammlung der 

Becker Handbuchll 275, haben wenigstens fiir die Vereinsmitglieder vorbehalten gewesen sein. Aber 

altere Zeit bei Intercessionen das Bestehen desMajo- selbst in jenen Fallen, wo ein D. von dem ganzen 

ritatspnncipes angenommen auf Grund von Liv. IT Collegium ausgeht , und nicht die Decurionen 

?a-J V42-48- C^ege 11 mit Eecht Rein (Phil. V allein entscheiden, stellt es sich oft dar als zu- 

13ifT.i, welcher unter Ablehnung der unrichtigen standegekommen durch das Zusanimenwirkenbeider 
Armahme Puchtas (Inst. I 106 § 52), der zu- 60 Factoren , wie ersichtlich ist aus den Formeln: 

folge ein jeder Volkstribun durch seinen Wider- ex decreto deeurionum et populi (CIL VI 10351): 

spruch das Veto seiner Collegen hatte aufheben ex decreto deeurionum et plebis (CIL XIV 3659)' 

kOnnen, mit Hmweis auf Liv. II 44. IE 59 und ex consensu deeurionum et familiae voluntaie 

i)ion X 31 lehrt, dass der Ausschlag stets auf (CIL VI 9288). Die von den Decurionen "efass- 

der Seite derer sei, welche intercedieren, gleich- ten Beschlusse heissen fast niemals decreta ordi- 

a • i?+ if °^ r "" r - e ' ner der C ' olle ? en diese nis deeurionum, wie die D. der Gemeinderate in 

Ansicht hat, ein Princip, welches allein dem den Municipien, sondern immer decreta decurio- 

negativen Charakter des Tribunals entspricht, num.,?,. Art.Collegiumo. S.419. DochistCILVI 



2301 



Decretum 



Decretum 



2302 



148 die Rede von einem Beschluss des ordo decurio- Gentildecret beruhenden Geschlechtsgebrauchen 

mmbeiden/bW%»mm(vgl.WaltzingEtiide (vgl. Plin. n. h. VII 54. Dionys. II 10. XIII 5. 

historiquesurlescorporationsprofessionelleschezles Dio frg. 24, 6. Appian. Hann. 28) werden solche 

RomainsI 382 und Liebenam Zur Geschichte und D. haufig erwahnt. Ein D. der Gens Fabia verbot 

Organisation des rOm. Vereinswesens 193). Der An- den AngehOrigen derselben den Coelibat und die 

trag zu einem D. konnte von jedem Mitgliede Kinderaussetzung (Dionys. IX 22). In der Gens 

ausgehen. Die Entscheidung erfolgte gewOhnlich Manlia war die Fiihrung des Praenomen Marcus 

durch Stimmenabgabe. Es kommen aber auch untersagt, welcher von M. Manlius Capitolinus 

Falle vor, wo die Versammlung per acelamatio- entehrt worden war (Liv. VI 20. Fest. p. 151. 
new, votiert ; namentlich die Ehrendecrete kommen 10 Cic. Phil. I 32), den Claudiern war der Vorname 

auf diese Art zu stande (suffrages) miivers(orum) Lucius verwehrt (Suet. Tib. 1 , vgl. Gell. IX 2, 

CIL V 1012; sine suffragiis CIL VI 10333). 11). Spater war es der Senat, welcher derartige 

Der Inhalt der d. collegii kann ein mannig- Anordnungen traf, indem er z. B. die Fiihrung 

facher sein. 1. Erganzungen der lex collegii (CIL des Vornamens Marcus bei den Antonii, Gnaeus 

X 825). 2. Laufende Administrativverfugungen, bei den Calpurnii Pisones verbot (Dio LI 19. 
z. B. bezuglich der feierlichen Bestattung eines Tac. ann. LTI 17). 

Mitglieds (CIL IX 5847), Ankauf einer Grabstelle Litteratur: Lange Rem. Altert. 13 214, bei 

(CIL V 3411), Errichtung eines Baues und Be- welchem die altere Litteratur angegeben ist. 

stellung von iiberwachenden Organen (CIL II Willems Droit public rom.* 41. Karlowa Rom. 
5929), Aufstellung einer Statue oder eines Altars 20 R.-G. I 35f. Mommsen St.-R. Ill 1, 18f. 

(CIL IX 5847), Verwendung von freiwilligen IX. Decrete von Priestercollegien. 

Spenden (CIL VI 10234. XI 126). 3. Ehrungen a) Decrete der Pontifices. So wenig wie 

von Mitgliedern oder ausserhalb des Vereins das magistratische Gesetzgebungsrecht ist das 

stehenden Personen. So sind zu Ehren Ciceros, magistratische Verordnungsrecht dem Pontifical- 

als derselbe mit dem Exil bedroht war, von collegium eingeraumt worden (Mommsen St.- 

seiten einer sehr grossen Anzahl von Collegien, R. lis 39). Wenn daher in den Quellen oft 

die sich hiebei den politischen KOrperschaften an- von d. pontifieum die Rede ist — innumera- 

schlossen, Ehrendecrete erflossen (vgl. Cic. p. Sest. bilia decreta pontifieum Liv. XXXIX 16 — so 

32; in Vatin. 8; de domo 73; in Pis. 41). darf man an keine Verordnungen denken. Es 
Was die Form der d. collegii betrifft, so 30 sind vielmehr gutachtliche Ausserungen, welche 

nimmt man (vgl. Waltzing a. a. O. 374) mit das Collegium auf eine an dasselbe gerichtete 

Recht an, dass fiir dieselben die D. der Decu- Anfrage uber religiose Angelegenheiten abgiebt. 

rionensenate in den Stadten vorbildlich gewesen Diese Gutachten haben das Eigentumliche, dass 

seien, wie denn auch die ganze innere Structur des sie , insoweit sie von politischen Organen des 

Collegiums ein Abbild der Municipalverfassung Volkes eingeholt werden, dieselben innerhalb des 

bietet (Mommsen a. a. O. 117f.). Als Beweis ganzen Bereiches der religiOsen Frage binden 

kann dienen, dass die D., mit denen die Tabula (vgl. Willems Droit public rom.4 315). Ihre 

patronatus verliehen wurde, nach dem Muster der praktische Wirksamkeit erhalten sie allerdings 

analogen Municipaldecrete verfasst sind (vgl. CIL erst durch die Anordnungen der Magistrate oder 

XI 970). 40 durch Senatsbeschliisse, welche den nunmehr durch 
Litteratur. Mommsen De collegiis et soda- das D. klargelegten Rechtszustand verwirklichen. 

liciis Romanorum 33f. 117f. Duruy- Hertz- wobei allerdings zu bemerken ist, dass der Senat, 

berg Gesch. des rOm. Kaiserreichs III 204ff. wahrend er die Frage an das Collegium schickt, 

Liebenam Zur Geschichte und Organisation des bisweilen schon im Vorhinein die zu gewartigende 

rOm. Vereinswesens 194. 279ff. Waltzing Etude Entscheidung billigt und deren Ausfiihrung an- 

historique sur les corporations professionelles chez ordnet (vgl. Liv. XXXII 1. XLI 16). 

les Romains I 368ff. Eine umfassende Litteratur- Inhalt der D. pontifieum. Dieselben beschaf- 

iibersicht bei Waltzing a. a. 0. I 17ff. tigen sich mit alien mOglichen sacralen Rechts- 

VILI. Decrete der Geschleehter. Die verhaltnissen (Macrob. sat. Ill 3), z. B. mit der 
rechtliche Natur der d. gentilicia ist controvers. 50 Frage nach der Giiltigkeit der dargebrachten 

Wahrend Willems (Le droit public rom.* 41) Opfer (Liv. XXXVII 3. XLI 16), sie beziehen 

sie als Privatsatzungen bezeichnet, die ihre Wirk- sich auf die Weihung eines Tempels (Liv. XXVII 

samkeit auf die AngehOrigen der Gens erstrecken, 25. Cic. p. domo 53) , flffentliche Spiele (Liv. 

Karlowa (ROm. Rechtsgesch. 1 35f.) es als zweifel- XXXIX 5. Cic. de har. resp. 10), Religiositat eines 

haft erklart, inwieweit Recht oder Pietat die Gen- Grundstucks (Cic. de leg. LT 58), Begrabnisfeier- 

tilen verpflichtete , diesen D. Gehorsam zu er- lichkeiten und Bestattungswesen (Cic. de leg. II 

weisen, erblickt Mommsen (St.-R. Ill 18f.) 58. Liv. I 20. Plut. Num. 12), eherechtliche 

in den d. gentilicia bios unverbindliche Abma- Fragen (Tac. ann. I 10), insbesonders auch auf 

chungen, die mit den stillschweigend beobachteten die Frage . wie der sich offenbarende gOttliche 
Gescldechtsgebrauchen auf eine Stufe zu setzen 60 Zorn abgewendet werden konne (Liv. II 42, 11. 

sind. Aus dem Mangel eines Geschlechtshauptes Dion. IX 40 ; weitere Belege s. Marquardt- 

in historiseher Zeit folgert Mommsen die Un- Wissowa Rom. St.-V. LTI2 260). 

mOglichkeit der Vertretung der Gens durch die Was die Form der D. pontifieum betrifft, so 

Gesamtheit ihrer Mitglieder und hieraus die erscheinen dieselben regelmassig als einfache pro- 

rechtliche Unverbindlichkeit der getroffenen Ver- nuntiationes. Ein bedingtes I), s. Cic. ad Att. 

einbarungen, zu deren Erzwingung es kein Mittel IV 2, 3. 

giebt. FalsehLecrivainbeiDareniberg-Saglio Art des Zustandekommens. Die D. pontifieum 

Bd. IV 1511. Abgesehen von den gewiss auf keinem ergeheu nicht nur auf Anfragen von Senat und 



2303 



Decretum 



Decretum 



2304 



Magistratcn (vgl. Willems a. a. 0. 313), sondern 
auch von Privaten (Mommsen B. St.-E. 113 46 
verhalt sich zweifelnd, s. aber Ulp. Dig. XI 7, 
8 pr.). In solchen Fallen ist ein ausfiihrender 
magistratischer Act nicht erforderlich , da sich 
die Anfrage des Privaten in der Eegel darauf 
richtet, ob er eine Handlung nach gCttlichem 
Rechte vornehmen kenne oder nicht. Je nach- 
dem die Antwort bejahend oder verneinend aus- 



und dessen Functionen in der Auslegung der 
sibyllinischen Bticher und der Aufsicht liber den 
Cult des Apollon bestanden (Liv. X 8). tTber- 
dies war diesem Collegium die Aufsicht uber die 
fremdlandischen Culte iibertragen. Vgl. Mar- 
quardt-Wissowa E. St.-V. III2 396f. Das 
Collegium wird in Zeiten grosser Gefahr und bei 
ausserordentlichen Ereignissen vom Senat beauf- 
tragt, die sibyllinischen Bticher einzusehen, um 



fallt, wird er handeln oder unterlassen miissen. 10 die Abwehr zu erkunden (vgl. Liv. V 50: ut ex- 



Wenn er das D. des Collegiums nicht bertick 
sichtigt und z. B. in dem letztgenannten Falle 
(Ulp. Dig. XI 7, 8 pr.) den Leichnam dennoch 
exhumiert, so wird er straffallig, nicht deswegen, 
weil er dem D. zuwidergehandelt hat, sondern 
weil er die gottliche, bezw. staatliche Satzung, 
welche die Verletzung eines locus religiosus ver- 
bietet, missachtete. Die Decrete werden von dem 
unter dem Vorsitze des Pontifex maximus stehen- 



ptatio fanorum in libris per duumviros quae- 
reretur). Durch das D. , das darauf hin ergeht 
(Liv. XL 19 : decemvirum decreto supplieatio 
circa omnia pidvinaria Bomae in diem unum 
indicta est), werden nun die in Opfern und Ge- 
beten bestehenden Suhnemittel von dem Collegium 
bezeichnet und deren Anwendung vom Senat be- 
fohlen , von den Consuln durchgefuhrt (vgl. Liv. 
XL 19 iisdem [sc. deeemviris] auctoribus et 



den Collegium erlassen. Theoretisch hat die 20 senatus censvit et comities edixerunt, ut per 



Stimme des Pontifex maximus hiebei keine grOssere 
Kraft, als die der ubrigen Pontiflces (Lange a. 
a. 0. I 373; vgl. Liv. XXXI 9). Es mussen, wie 
aus Cic. de har. resp. 12 hervorgeht, mindestens 
drei Pontiflces bei der Entscheidung mitgewirkt 
haben : quod tres pontifices statuissent, id semper 
popido Romano, semper scnatui . . satis sanctum 
. . esse visum. Es kommt auch vor, dass sich Pri- 
vatpersonen, namentlich in minder wichtigen An- 



totam Italiam triduum supplieatio et feriae 
essent). Aus der eben citierten und der oben 
angefiihrten Stelle (Liv. X 8) , in welcher die 
Decemviri als carminum Sibyllae ae fatorum 
populi hums interpretes bezeichnet werden, er- 
giebt sich dem Anscheine nach, dass die recht- 
liche Natur der Decrete dieses Collegiums iden- 
tisch ist mit der der Pontiflcaldecrete, dass es 
sich auch hier nur um Gutachten handelt, deren 



gelegenheiten, behufs der religionis explanatio 80 Inhalt von andern Factoren zur Ausfiihrung ge- 



blos an einen einzelnen Pontifex wenden. Es 
kommt aber trotz Cic. de har. resp. 13 dem Aus- 
spruche des Einzelpriesters nur eine factische Be- 
deutung, nicht jene bindende Kraft der von dem 
Collegium ausgehenden Decrete zu (KarlowaRom. 
Eechtsgesch. I 273). 

Das vom Collegium erlassene D. wird in der 
Eegel von einem Mitgliede, das zugleich Senator 
ist, dem Senate iiberbracht und daselbst vorge- 
lesen (vgl. Liv. XXII 9. XXVII 4. XXXII 1.40 
Cic. ad Att. IV 2, 3. 4), worauf dann die ent- 
sprechenden Massnahmen getroffen werden (Belege 
s. Marquardt-Wissowa a. a. 0. 260). Eine 
Eeihe von Quellenstellen berichtet von Senats- 
beschlussen, durch welche Anordnungen beziiglich 
sacraler Angelegenheiten getroffen werden, ohne 
dass ein vorangehendes Pontificaldecret erwahnt 
wird (vgl. Liv. X 23. XXV 7. XXVII 23. XLI 
9). Becker (Handbuch der rSm. Altert. IV 222) 



bracht wird. Wie jedoch CIL X 3698 = Bruns 
FontesS 237 zeigt, vollzieht das Collegium der 
XVviri durch D. auch die Bestatigung und Ein- 
kleidung der sacerdotes Matris deum. Vgl. Mar- 
quardt-Wissowa III 2 394f. Uber Falle, wo das 
Gutachten mehrerer Collegia eingeholt wird, vgl. 
Will ems Le senat 302f. 

Litteratur: Marquardt-Wissowa Kom. St.- 
V. Ill 2 382ff. Madvig Verf. und Verw. II 643ff. 

c) Decrete der Augures. Das Collegium 
der Augurn erteilte ebenso wie das der Ponti- 
fices und der Xviri s. f. auf Grund einer Auf- 
forderung des Senates in gewissen sacralen Fragen 
Gutachten, die bald decreta (Cic. de div. II 73. 
Fest. p. 161a 20) bald responsa (Cic. de domo 
40. Liv. XLI 18, 8) heissen, ohne dass zwischen 
diesen Bezeichnungen ein Unterschied gemacht 
wird. Die Befragnng dieses Collegiums erfolgte 
hauptsachlich dann, wenn bei einer Wahl oder 



nimmt meines Erachtens mit Eecht an, dass 50 einer amtlichen Handlung ein Fehler (vitium) 



wir in diesen Fallen nichtsdestoweniger ein ent- 
sprechendes D. des Pontificalcollegiums vorauszu- 
setzen haben. Anders Bouche'-Leclercq (Manuel 
des inst. rom. 105). Uber die Aufzeichnungen der 
D. pontificum s. Art. Commentarii 0. S. 729f. 
Litteratur: Lange Eom. Altert. 13 345ff., 
bei welchem die iiltere Litteratur angegeben ist. 
M m m s e n St.-K. II 3 39ff. W i 1 1 e m s Droit publi c 
rom. 4 313. Madvig Verf. und Verw. II 612ff. 



gegen das Eecht der Auspicien vorgekommen 
war (Marquardt-Wissowa Bom. St.-V. Ilia 
397. Mommsen St,-E. 13 115), bezw. wenn 
Zweifel iiber die Legalitat staatsrechtlicher Acte 
entstanden waren (Lange Eom. Altert. 13 339). 
In die erste Gruppe gehtirt der Fall, dass die 
Befragung der himmlischen Zeichen rechtswidriger- 
weise nicht vorgenommen worden war, oder da?s 



auguria oblativa ungunstiger Natur, die noeh vor 

Marquardt-Wissowa Eom. St.-V. Ill 2 235ft'. 60 Vollendung des Staatsactes eingetreten waren, 

b) Decrete der X (XV) viri s. f. Neben der keine Berucksichtigung erfahren batten. Anderer- 



D. pontificum werden in den Quellen genannt die 
Decrete der Xviri s. f., eines Priestercollegiums, 
das urspriinglich aus zwei, spater aus zehn und 
schliesslich aus fiinfzehn Mitgliedern bestaud (vgl. 
Humbert bei Daremberg-Saglio III 31ff. 
Marquardt-Wissowa Eom. St.-V. Ill 2 379f. 
Madvig Verf. u. Verw. d. rOm. St. H 643ff.) 



chtigung 1 
seits konnten Zweifel iiber die Legalitat eines staats- 
rechtlichen Actes entstehen, wenn die auspicia 
impetrativa versagt hatten (vgl. Augures Bd. II 
S. 2334). Die D. wurden vom Collegium ge- 
sammelt und erscheinen in den oftmals erwahnten 
libri {commentarii) augurum (augurales) zu- 
sammengefasst (vgl. Varro de 1. 1. V 21. 58. VII 



2305 



Decretum 



Decuma 



2306 



51. Serv. Aen. I 398. Ill 537. IV 45. VIII 95. 
Cic. de div. II 42. Fest. 317 b 32), s. Artikel 
Augures Bd. IIS. 2323. Commentariio.S.731. 
Bouche-Leclercq Histoire de la divination dans 
l'antiquit<$ IV 181ff. 

Zustandekommen : Stets wird das gesamte Col- 
legium und nicht ein einzelner Augur um Ab- 
gabe eines D. ersucht (ad augures relatumest; 
ad collegium deferre; augures vocati; consulti 
augures; Belege s. Art. Augures Bd. II S. 2334). 
Von den Beratungen des Collegiums, welche der 
Abgabe des D. vorangingen (Liv. IV 7, 3. VIII 
15, 6. 23, 14. XXni 31, 13. XLV 12, 10. Cic. 
de leg. II 21), wissen wir nur, dass hiebei die 
Ordnung des Lebensalters gait (Cic. de sen. 64). 
Von dem der Beratung vorangehenden Ermitt- 
lungsverfahren nimmt Mommsen (St.-E. 13 115, 
3) wohl mit Eecht an, dass es dem gewohnlichen 
gerichtlichen analog war (vgl. Liv. VIII 23, 15). 

Den Inhalt der D. bildete die Feststellung 
des vitium, welche je nach der Natur der in Be- 
tracht kommenden Falle mit den Formeln : vitio 
tabernaeulym captum esse ; vitio creatum videri ; 
vitio diem dictam esse; leges contra auspicia 
latas esse (fiber das Nahere und Belege s. Art. 
Augures Bd. II S. 2334) erfolgte. 

Die rechtliche Wirkung des D. ist die, dass 
der vitiOse Act aufgehoben werden muss, was immer 
durch den Senat oder den Magistrat geschieht. 
Insofern jedoch das D. des Collegiums die un- 
mittelbare Veranlassung des seinen Inhalt durch- 
fiihrenden magistratischen D. ist, wird in den 
Quellen der Sachverhalt bisweilen so dargestellt, 
als ob das Augurndecret selbst jene Bechtswir- 
kung hatte, die lediglich dem sich daran an- 
schliessenden magistratischen Acte zukommt. In 
diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn die Lex 
Urson. c. 66 bestimmt: de awpiciis quaeque ad 
eas res pertinebunt augurum iudicatio esto ; des- 
gleichen, wenn Cicero (de leg. II 31. 21) von 
den Augurn sagt: posse decernere, ut magi- 
stratu se abdicent consules . . . leges non iure 
rogatas tollere. Das d. augurum bleibt dem- 
nach unter alien Umstanden nur Bechtsgutachten 
(vgl. Mommsen Ephem. epigr. Ill p. 101 und 
St.-E. 13 116), dem jedoch infolge der hohen Au- 
toritat des Collegiums die Wirkung zukommt, 
dass ein dem rechtlichen Zustande entsprechender 
factischer Zustand von den competenten BehOrden 
alsbald herbeigefuhrt wird. Es ist iibrigens an- 
zunehmen, dass mitunter Magistrate freiwillig ab- 
dankten, ohne ein Senatus consul turn abzuwarten, 
wenn das Augurndecret besagte, sic seien vitio 
creati. Mit Eucksicht auf solche Falle mag jene 
in der citierten Cicerostelle vorliegende, den Eechts- 
standpunkt verwischende Ausdrucksweise entstan- 
den sein. Streitig ist, ob die Initiative zu solchen 
D. vom Augurncollegium selbst ausgehen konnte, 
was Mommsen (St.-E. I 3 115) mit Eucksicht 
auf zwei Quellenstellen, namlich Cic. de nat. 
deor. II 11 (wozu vgl. Cic. de div. I 33. II 74; 
ad Quint, fr. I 2, 1. Val. Max. I 1, 3. Vict, de 
vir. ill. 44. Plut. Marcell. 5) und Cic. ad fam. 
X 12, 2 bejaht. Dagegen Lange, Bouche- 
Leclercq und Wissowa, meines Erachtens mit 
Eecht. Die Widerlegung Mommsen s s. bei 
Bouche'-Le'clercq (Daremberg-Saglio I 557). 

Litteratur. Lange Eom. Altert. I* 337. 340. 

Pauly-Wissowa IV 



Bouche-Leclercq Histoire de la divination IV 
180ff. und bei Daremberg-Saglio Dictiomi. I 
557. Mommsen St.-E. 13 114ff. Madvig Verf. 
und Verw. II 637ff. Marquardt-Wissowa R. 
St.-V. III2 397ff. Herzog E. St. -Verf. I 80. 
623. Wissowa Art. Augures Bd. II S. 2313ff. 

[Hesky.] 
Decretum Damasi, Gelasii, Hormisdae s. 
Gelasius. 

10 Decrianns. 1) Architekt, der im Auftrage 
Hadrians den Coloss des Nero von der Sacra via 
(auf die er unter Vespasian im J. 75 verbracht 
war, Cass. Dio LXVI 15) in aufrechter Stellung 
schwebend, mit Hulfe von 20 Elefanten in die 
Nahe des Amphitheatrum Flavium uberfuhrte, um 
Platz fur den im J. 121 begonnenen Bau des 
Tempels der Venus und Eoma zu bekommen (Hist. 
Aug. Hadr. 19, 12, wo der Name im Cod. Palat. 
richtig decrianus, im Bamberg. Detrianus iiber- 

20 liefert ist, wofiir Demetrianus, Dentrianus, Dex- 
trianus vorgeschlagen worden ist ; vgl. T. Aelius 
Decrianus procurator Alexandri in Mauretanien 
0. Bd. I S. 491, 44; iiber die Ortlichkeit s. 
Hiilsen ROm. Mitt. VII 1893, 291). [Fabricius.] 

2) Decrianus (Decirianus?) von Patrai, Sophist, 
erwahnt bei Luc. asin. 2. [W. Schmid.] 

3) s. Aelius Nr. 44. 

Decrius. 1) Befehlshaber eines Castells am 
Flusse Pagyda (vermutlich an der Stelle des spa- 
30teren Lambaesis, s. Tissot La province romaine 
d'Afrique I 54—56). Von Tacfarinas belagert, 
macht er mit der ihm unterstehenden Cohorte 
einen Ausfall. Wahrend trotz seines thatkraftigen 
Eingreifens die Truppen fliehen, halt er selbst 
stand und fallt tapfer kampfend, im J. 20 n. Chr., 
Tac. ann. Ill 20. 

2) Decrius Calpurnianus, Praefectus vigilum, 
fallt als Mitschuldiger des C. Silius im J. 48 
n. Chr., Tac. ann. XI 35. [Stein.] 

40 Dectnines, Alpenvolk in der Nahe von Genua, 
genannt in der Sententia Minuciorum (117 v. Chr.), 
CIL V 7749 Z. 38. 39. 40. V. Poggi Genoati 
e Viturii (Genova 1900) 319—321 sucht sie ober- 
halb Libarnas bei dem heutigen Busella, Casella 
und Fiacone. [Hiilsen.] 

Deeulo, Qucllenschriftsteller des Plinius, lebte 

unter Tiberius oder dessen nachsten Nachfolgern, 

Plin. n. h. XXXV 70; ind. 1. X. XXXV; vgl. 

F. Miinzer Beitrage zur Quellenkritik der Natur- 

50 geschichte des Plinius (Berlin 189 7) 4 OOf. [Stein.] 

Decuma (decima sc. pars, bsxarrj, Corp. gloss. 

II 38, 31. HI 426, 24). A. Der einer Gottheit 
gelobte zehnte Teil an Beute oder Ertragen. Varro 
de 1. 1. VI 54 vovere Apolloni deeumas praedae. 
Iustin. XVHI 7, 7. XX 3, 3. Camillus gelobt 
solchen dem pythischen Apollon vor Veiis Erobe- 
rung (Liv. V 21, 2. Plut. Cam. 7. Val. Max. V 
6, 8. Niebuhr E. G. 621. Schwegler E. G. 

III 214. 228), ein Gelubde, dessen Erfullung er 
60 nur schwer beim rCmischen Volke hat durchsetzen 

konnen nach Liv. V 23, 8. 25, 7. Plut. Cam. 8. 
Sulla weihte die D. seines PrivatvermOgens dem 
Hercules Victor und speiste das Volk, um es fur 
die Leiden des Biirgerkrieges zu entschadigen, 
Offentlich, Plut. Sulla 35. Ebenso handelte Crassus, 
Plut. Crass. 2. Nach Diodor. IV 21. Plut. quaest. 
Eom. 18 war diese Spende an Hercules altrOmi- 
sche Sitte. Lange R. A. Ill 2 169. 

73 



2307 



Decuma 



Decuma 



2308 



B. Naturalabgabe vom italischen Gemeinde- 
lande. Die Pachter, welche den ager publieus 
(s. den Art. o. Bd. I S. 792) oceupiort batten, 
zahlten an den Staat den Zehnten der Saat, den 
Fiinften der Baumfriichte und Weinpflanzungen. 
Appian. bell. civ. I 7 : 'PoifiaToi . . xfjs . ■ yfje xfjs 
doQvxxtjZOV a<plaiv ixaoxoxz yiyvoftsvne xijv uir 
S^eiQyaa^evtjv avxixa roTg olxi^ofisvoig ejiibifioovv 
rj IniTiQaoy.ov rj ig~e/j,io&ovv , xyjv 5' aoybv ex xov 
xoXsfAOv xoze ovoav , r\ Si] xaX fidkioxa ETzXtjdvsv, 
ovx ayovxig itco o%olr)V StaXaxsiv, exexiJqvxxov 
iv xotfcpde roig z$£kovmv exjxovecv sjti xeIzi xmv 
sxnniiov xaQjtav , dsxaxn /.ih> xwv aszeiQO/isvcov, 
nefiTxxrj 5k zc5v (pvxsvousvojv ; vgl. I 18 : xb xrj- 
Qvyua xi\v dvsuntov [ytjv] sgsQydCsa&ai xbv s&s- 
Xovxa mjolsyov. Mommsen St.-E. Ill 87. 1115. 
Diese durcb andere Belege nicht gesttitzte, aber 
gute Nachricht halt Ear Iowa I 96 nach der 
Seite bin fur bedenklicb, dass Appian Einrich- 
tungen, die fur einige Teile des ager publieus 
spiiter getroffen waren, verallgemeinere und irr- 
tiimlich auf friihere Zeiten iibertrage ; jedenf alls kann 
nicht aofort eine Fruchtquote verlangt worden sein, 
ehe die zu cultivierenden Landereien einen nennens- 
werten Ertrag abwarfen. Allerdings scheint die 
Notiz nicht das urspriingliche Verhaltnis darzu- 
stellen. Auch M. Weber Agrargesch. 127 er- 
kennt an, dass die Nutzung der gemeinen Mark 
wohl zuniichst abgabenfrei war. Uber die Zeit, 
wann diese Abgabe allgemein eingefiihrt und ver- 
langt wurde, sind nur Mutmassungen moglich. 
Vgl. auch fiber Liv. IV 36, 2 Niebuhr R. G. 
II 4 482. Schwegler II 409. 436 mit Pernice 
59, der die rechtliche Natur dieses Zehnten aus- 
einandersetzt. Wie der, welcher Vieh auf die 
Gemeindeweide trieb, Hutgeld (scriptura, s. d.) 
zu entrichten hatte, so zahlte der Occupant eine 
Fruchtquote fur Nutzniessung, denn der Staat 
bleibt Besitzer des Grand und Bodens, das Uber- 
lassungsrecht ist jederzeit widerruflich. Aber, be- 
merkt Pernice, ,der Zehnte ist nicht Bedingung 
zur Occupation, weder in dem Sinne, dass die 
Einziehung des Landes nur zulassig ware, wenn 
der Zins nicht mehr entrichtet wurde, noch in 
dem Sinne, dass wegen Nichtzahlung die Ein- 
ziehung erfolgte'. Beispiele, dass im Weigerungs- 
falle der Staat die Leistung erzwang, sind nicht 
bekannt. Die Erhebung geschah durch den Quae- 
stor des Aerarium (s. d.). GewOhnlich fand spater, 
wie Niebuhr II 158 zuerst erkannte, eine Ver- 
pachtung des Zehnten durch den Censor auf ein 
Lustrum (Bd. Ill S. 1904) statt (agrum publicum 
fruoidum locare, deeumas vendere, veetigalia 
locate, publico frui. zahlreiche Nachweise giebt 
Schwegler II 409f. 435), vgl. den Art. Vecti- 
galia. Die Nutzung des Gemeindelandes zu regeln 
ist Competenz des Senates, Mommsen St.-E. 
Ill 1116. 

C. Naturalabgabe in Provinzen. Hinsichtlich 
der Abgabenpflicht von Grund und Boden in den 
Provinzen, welche in den Art. Stipendium, 
Tributum, Vectigalia eingehender zu erOrtern 
ist, nahm Sicilien, spater auch Asien (s. u.) eine 
Sonderstellung ein, da diese Lander kein stipen- 
dium zahlten. Cic. Verr. Ill 12 : Inter Sieiliam 
ceterasque provincias in agrorum veetigatium 
ratione hoe interest, quod ceteris aut impositum 
veetigal est cerium, quod stipendium dieitur ut 



Ilispanis et plerisqm Poenorum quasi victoriae 
praemium ac poena belli, aut censoria locatio 
constituta est, ut Asiae lege Sempronia. 1) In 
Sicilien unterscheiden wir a) abgabenfreie Ge- 
meinden; b) solche, deren Gebiet mit Waffenge- 
walt erobert und als ager publieus p. B. erklart 
ist, dann aber zuriickgegeben ward gegen Zah- 
lung einer von den Censoren zu verpachtenden 
Abgabe an das rOmische Volk; c) Gemeinden, 

10 deren Bodenrecht unangetastet blieb, die aber 
zehntpflichtig den Romern wurden, wie sie es 
friiheren Herren gewesen waren. Cic. Verr. Ill 
13: Perpaucae Sieiliae civitates sunt hello a 
maioribus nostris subactae: quarum ager cum. 
esset publieus populi Homani foetus, tamen Mis 
est redditus. is ager a censoribus loeari solet (vgl. 
V 53). Foederatae civitates sunt duae, quarum 
deeumae venire non soleant, Mamertina et Tau- 
romenitana. quinque praeterea sine foedere im- 

20 munes ac liberae, Genturipina, Halaesina, Sege- 
stana, Halicyensis , Panormitana. praeterea 
omnis ager Sieiliae civitatum decumanus (vgl. 
Ill 45. 100. 103. 120. 121. 178. 200) est, item- 
que ante imperium p. B. ipsorum Sieulorum 
voluntate et institutis fuit. Rom verlangt also 
hier keine neuen Abgaben, sondern tritt an die 
Stelle der friiheren Zehntherren, Karthago und 
Syrakus, Mommsen St.-E. Ill 730; vor allem 
soil das Gesetz Hieros iiber Erhebung des Zehnten 

30 in Kraft bleiben. Cic. Verr. Ill 14 : (maiores) 
. . . tanta cura Siculos tueri ac retinere volu- 
erunt, ut non modo eorum agris vectigal novum 
nullum imponerent , sed ne legem quidem vendi- 
tionis decumarum nee vendundi aut tempus 
aut locum eommutarent, ut certo tempore anni 
ut ibidem in Sicilia, denique ut lege Hiero- 
nica venderent. Ciceros dritte Rede gegen Verres 
giebt uber dieses Utter (III 15. 181'. 24. 38. 44. 
117. 121. II 32. 63. 147. 150 und sonst) er- 

40 wahnte Gesetz und die Veipachtung des Zehnten 
(deeumas vendere a. a. O. Ill 15. 18. 40. 44. 70. 
83. 117. 151. II 63. 147 u. o. Merguet Lex. 
II 35) nahere Auskunft. Es handelt sich um 
eine Naturalabgabe von Feldfruchten, den Zehnten 
von Getreide (d. frumenti Cic. Verr. Ill 40. 49. 
117; frumentum decumanum I 11. Ill 12 48. 
163. 172. 188; d. tritiei III 75. 83. 110. 148; 
d. liordei III 73. 78), von Trauben, Wein und 
kleinen Fruchten (Cic. Verr. Ill 18 sat et olei 

SQdecumas et frugum minutarum). Marquardt 
St.-V. II 188, 3 deutet den letzteren Ausdruck 
mit Bezug auf Serv. Aen. I 178. Dig. L 16, 77. 
Paul. sent. Ill 6, 78. Ainmian. XXIII 6, 41. Colum. 
II 11 als Gemiise, Bohnen, Erbsen. Alljahrlich, 
also vor der Verpachtung, wurde in jeder Ge- 
meinde die Zahl der pflichtigen aratores amtlich 
festgestellt (Cic. Verr. Ill 38. 120 lege Hieronica 
numerus aratorum quotannis apud magistratus 
publice subseribitur) ; mit diesem generellen Aus- 

6Qdruck bezeichnet Cicero, wie Marquardt treffend 
hervorhfcbt, sehrverschiedenartigePersonen, sowohl 
possessores wie Pachter, meist aber doch Sici- 
lianer, Degenkolb25. Dieselben milssen wahr- 
heitsgemass die Anzahl der in Bewirtschaftung 
befhidlichen iugera angeben (Cic. Verr. Ill 26. 
38. 53 numerum iugerum profiteri. 102. 112. 
113) und die Aussaat (UI 102), Degenkolb 47. 
Die Abgabe lastet auf dem Gute (III 199 nam 



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Decuma 



Decuma 



2310 



cum aratori aliquid imponitur, non hominis, 
si quae sunt praeterea facultates, sed arationis 
ipsius vis ac ratio consideranda est) und liegt 
dem jeweiligen Bebauer, also auch dem Pachter, 
so III 55, gleichviel ob er in einer freien Stadt 
wohnt (Cic. Verr. Ill 53. 108. 114) oder rOmi- 
scher Burger ist (III 36. 37. 60) ob, nicht dem 
rechtlichen Eigentumer. Vgl. Huschke Census 
139. VoigtLT402. Pernice a. a. O. 67. Eine 
solche Abgabenpflicht des Grund und Bodens er- 10 
kennt noch die kaiserliche Gesetzgebung an, wie 
schon das Rescript des Antoninus und Verus be- 
kundet, Dig. XXXIX 4, 7 in veetigalibus ipsa 
praedia non personas eonveniri. Degenkolb 
36 fasst die sicilische D. mehr als Gewerbesteuer 
auf. Eine directe Erhebung fand nicht statt, 
sondern die deeumae wurden nach Stadtbezirken 
(Cic. Verr. LTI 77 d. Herbitenses; III 104 agri 
Aetnensis et Leontini d. ; III 100 agri Hennensis d. 
110. 117. 147f. u. e.) an den Meistbietenden durch 20 
den Statthalter (in 18. 77. 104. 149) in Syrakus 
verpachtet (III 149 palam res gesta est, maxima 
conventu, Syracusis. testis est tola proeincia, 
propterea quod undique ad emendas deeumas 
solet eo convenire). Ein bestimmter Termin war 
gesetzlich festgelegt (III 14, s. o.). Wer den Zu- 
schlag bekam, ubernahm die Verpflichtung, eine 
gewisse Anzahl Scheffel Getreide oder andere der 
genannten Producte nach Rom zu liefern ; fallt 
die Ernte schlecht aus, so muss er auf eigene 30 
Rechnung Ersatz fur den Ausfall schaffen ; ist der 
Ertrag gross, so kann er den Uberschuss zu eigenem 
weiteren Verdienste verwenden. Man iiberbot sich 
manchmal, um beim Volke in Rom sich beliebt 
zu machen (Cic. Verr. Ill 149). — Unter dem Con- 
sulat des L. Octavius und C. Aurelius Cotta im 
J. 679 = 75 gestattete ein Senatsbeschluss die 
Verpachtung der deeumae vini et olei et frugum 
minutarum in Rom selbst (III 18). Schon Mar- 
quardt II 190 bemerkt, dass der Zehnte fur 40 
eine Provinz wie Sicilien an sich keine driickende 
Last sein konnte, da der Boden so ausserordentlich 
fruchtbar war. Nach Cic. Verr. Ill 112 brachte der 
Acker von Leontini das Acht-, selbst das Zehn- 
fache der Aussaat, vgl. Liv. XXVII 5. Wurden 
andere Lasten auferlegt, wie das frumentum in 
cellam fur den Praetor und sein Gefolge (Cic. 
Verr. Ill 188. Marquardt II 102), so gab der 
Staat eine Entschadigung. Wenn das staatliche 
Interesse es erforderte, konnte durch Senats- und 50 
Volksbeschluss (Cic. Verr. HI 163. 172) der Statt- 
halter beauftragt werden, einen weiteren Zehnten 
(d. altera) einzuziehen, LTI 42 senatus cum tem- 
poribus rei publicae cogitur, ut deeernat, ut al- 
terae deeumae exigantur, iia decernit. ut pro his 
decumis pecunia solvatur aratoribus, ut quod plus 
sumitur quam debetur, id emi iion auferri pu- 
tetur. Den Pachtern ward darnach fur die Mebr- 
leistung eine bare Entschadigung geleistet (daher 
frumentum emptum), Mommsen St.-R. Ill 1118. GO 
Das scheint nicht ganz selten vorgekommen zu 
sein, Liv. XXXVI 2, 13 praetori mandafum, ut 
duas d. frumenti exigeret; XXXVII 2, 12 Si- 
eiliae Sardiniaeque binae eo anno d. imperatae; 
XXXVII 50, 9 duas d. praetor Sieulis imperet. 
XLII 31, 8. Cic. Verr. Ill 42. 227 alterae d. 
imperentur. Zunachst wurden die agri decumani 
herangezogen ; reichte deren Vorrat nicht aus, 



mussten auch andere, selbst steuerfreie Stadte 
zusteuern. So lieferte Halaesae, obwohl immunis 
ae libera (Cic. Verr. ILT 13), Getreide IH 170, 
Centuripae, Messana ebenfalls IV 20. Fur dies 
frumentum imperatum ward ein noch hoherer 
Betrag gezahlt. Nach Cic. Verr. Ill 163 hat 
Sicilien zu Verres Zeit jahrlich an solchen alterae 
deeumae 3 Millionen modii zu liefern und fur den 
Modius 3 Sesterzen zu zahlen, an frumentum 
emptum aber 800 000 modii zu 3i/» Sesterzen, 
Marquardt LT 115, 2. Mommsen in 1118, 1. 
Und doch war nicht selten die D. eine schwere 
Last, denn die Gemeinden wurden durch die Art 
der Veranschlagung von seiten gewissenloser Statt- 
halter und durch die Ausbeutungen der Pachter 
(decumani, Cic. Verr. Ill 25. 27. 29. 31. 34. 35. 
50. 53. 61. 97. 100. 117. 119 u. o. Merguet 
II 37) ruiniert ; unter den publicani (s. d.) deren 
unheilvolles, von der Obrigkeit nicht unterdriicktes 
Treiben bekannt ist (vgl. Liv. XLV 18, 5 ubi 
publicanus esset, ibi aut ius publicum vanum 
aut libertatem sociis nullam esse; Marquardt I 
539. II 190. Cic. ad Q. fr. 1 11, 32f. Dig. XXXIX 
4, 12 [Ulpianus]), spielten sie eine besonders ein- 
frassreiche Eollc, Cic. Verr. II 175 decumani, 
hoc est principes et quasi senatores publicanorum. 
Um den argsten Bedriickungen zu entgehen, suchten 
die Stadte selbst die D. zu pachten ; so Herbita, 
das jedoch von dem Syrakusaner Aeschrio iiber- 
boten ward, der 8100* Medimnen, beinahe die 
Halfte mehr als im letzten Jahre, zu liefern ver- 
spricht, Cic. Verr. Ill 77: den Gerstezehnten der 
Flur ersteht Docimus, einer der Cumpane des 
Statthalters, ebenso wurde Therma von einem Be- 
auftragten des Verres iiberboten, so dass der Stadt 
nichts weiter iibrig blieb als diesem das Recht 
abzukaufen, III 99: Thermitani misermit, qui 
deeumas emerent agri sui. Magni sua putabant 
interesse publice potius quamvis magna emi,- 
quam in aliquem istius emissarium inciderent. 
Appositus erat Venuleius quidam qui emeret. 
Is liceri non destitit. Illi quoad videbatur ferri 
aliquo modo posse, contendcrunt; postremo liceri 
destiterunt. Addicitur Venuleio triticimedimnum 
VIII milibus. Legatus Posidonis renuntiat. 
Cum omnibus hoc intolerandum videretur, tamen 
Venuleio dantur, ne accedat, tritiei mod. VII 
et praeterea HS II. Vgl. HI 88. 

Unter den ungunstigsten Bedingungen mussten 
sich Gemeinden zu exorbitanten Geboten ent- 
schliessen, so Lipara, Cic. Verr. Ill 84. Die dritte 
verrinische Eede giebt mehr als genug Beipiele 
fur den unertraglichen Druck, die brutale Ge- 
waltthatigkeit, die schamlose Ausbeutung, denen 
unter solchem Statthalter Gemeinden wie Burger 
zum Opfer fielen — selbst wenn wir so rnanche 
Cbertreibungen und juristische Spitzfindigkeiten, 
deren Cicero als Anklager sich auch hier schuldig 
macht. in Abrechnung bringen. Die Anordnungen 
der lex Hieroniea werden willkurlich verletzt, III 
16f. 21. 24. 38. vgl. H 63. Durch Verfugungen, 
wie EH 36, dass das Getreide nicht eher von der 
Tenne entfernt werden darf, ehe nicht mit dem 
Pachter abgeschlossen ist (ne quis frumentum 
de area tolleret, ■antequam cum deeumano jmctus 
esset), die an sich berechtigt ware (vgl. Ill 20), 
aber dadurch der Willkur Thor und Thiir Offnet, 
dass vor dem 1. August das Getreide versand- 



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Decuma 



Deeuma 



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fertig im Hafen eingeliefert sein miisse (ut ante 
Calendas Sext. omnes decumas ad aquam de- 
portatas haberet, vgl. Ill 51), wurde die Liefe- 
rung unter Umstilnden ungiinstigen Witterungs- 
einflussen ausgesetzt und der arator gezwungen, 
zu seinem Schaden abzuschliessen. Apronius, der 
schlimmsten einer unter den Pachtern zur Zeit 
des Verres (III 21 nomine deeumani, re vera 
ministri et satellites cupiditatum [praetoris] 



54. 55 (de cokorte latronum). 69. 135 tametsi 
qui tantis erunt cervieibus reeuperatores, qui 
audeant in provincia cum praetor adsit, rum 
solum contra voluntatem eius, sed etiam contra 
fortunas iudicare? Nympho aus Centuripae sollte 
die Grosse seiner Ackerlandes nicht richtig an- 
gegeben haben; das Gericht besteht aus dem 
Leibarzt des Verres, dem haruspex und dem praeeo 
und verurteilt den Angeklagten zur Auslieferung 



22 24 84 Verres alter) Iibte Erpressungen jeder 10 des gesamten Brnteertrages. Xeno aus JVLenae 
. ', /r-rr mojn ™ n „\,t- n A„ft.nMs,*n cinf oio-oTiP vfirjirVit.fit iTherhaunt auf srerichtliche Entschei- 



Art (III 106ff.), machte Aufschliige auf eigene 
Faust (III 118 Apronius in vendundis decumis 
nummorum faciebat accessiones ad singulas de- 
cumas), verlangte unter allerlei Vorwanden Zu- 
scMsse (in 86), die man am Ende zablte, da- 
mit die Peiniger, die wie ein Brand Hab und 
Gut, Kecht und Freiheit verwiisten (ni 66, vgl. 
88), schliesslich abzOgen (III 100 ut aliquando ex 
aqris atque urbibus expleti atque saturati cum 



verzichtet uberhaupt auf gerichtliche Entschei- 
dung und bewilligt die verlangte Summe. — Uber- 
dies forderte Verres noch Geld fur Untersuchung 
des Getreides, fiir Schreiber, Diener (III 181 pro 
spectatione et eollybo, deinde pro nescio quo 
cerario . ■ ■ seribae nomine de tota pecunia binae 
quinquagesimae detraliebantur; Degenkolb 50 
beurteilt den Fall weniger hart, vgl. S. 67 iiber 
den Process Nymphos). Weitere Chikanen hatten 



aaris atque urinous expien aique sumrmt- cum ucuiiu^onj^wo,. ,,„„„„ „.„_...- 

hoc eumulo quaestus decederent). Bezeichnend 20 die zu leiden, welche, urn mclit die Lielerung an 

« i ., i • i._ T»_ -1.J ,1~- r7~"U~+~« n ;« n « til* c.,a nnminc+ifr <rpl P CTPT1 Pll Hlat.Z. Hermit 



ist sein Verhalten bei der Pachtung des Zehnten 
vom Gebiet von Leontini, III 11 Off. Auch bei 
Einziehung der deeumae alterae wusste sich Verres 
zu bereichern, indem er das zum Ankauf bestimmte 
Geld nicht alsbald auszahlte, sondern den Pachtern 
gegen an ihn zu zahlende Wucherzinsen langer 
liess (m 164), auch wohl Gemeinden, weil sie 
angeblich unbrauchbares Getreide geliefert, statt 
dessen er aus eigenen Magazinen Ersatz gab 



einen fur sie ungiinstig gelegenen Platz, der mit 
Absicht ausgewiihlt war, transportieren zu miissen, 
einen angemessenen Geldbetrag zahlen wollten 
(HI 189). Angesichts der Willkiir solcher Blut- 
sauger (III 103) wurden binnen kurzem von 
manchem die Acker verlassen (III 46ff. 53. 55. 
120ff. 124. 127), Verzweifelte gar zum Selbst- 
mord getrieben (IH 129ff. 144). Nach drei Jahren 
waren im Gebiet von Leontini von 83 aratores 



dessen er aus eigenen jyiagazmen aimti. S m, waicu im vj.™^ ,„ ; > ^^ .. .-- „ „._- 
iede Entschadigung verweigerte (III 17 Off., vgl. 30 noch 32 vorhanden, in der Flur von Motyka von 
J _ .„ „„ ,«S ° ian nnv im Jm TWirV vnn Hftrrnta von 2o7 nur 



48. 49. 87. 198). 

War uberhaupt schon das System, denrjenigen, 
der den grOssten Gewinn in Aussicht stellte, den 
Zuschlag zu erteilen, verfehlt, so wurde es zum 
Verbrechen, als man die aratores durch Drohungen 
aller Art (besonders III 56ff. 67ff.: die Agyriner 
geben, da man ihnen in Aussicht stellt, mit Ruten 
zu Tode gepeitscht zu werden, ausser dem Pflichtteil 
33 000 Medimnen Weizen und 60000 Sesterzen ; vgl 



180 nur 101, im Bezirk von Herbita von 257 nur 
120, in der Feldmark von Agyrium von 250 gar 
bios 80 iibrig geblieben. Ben Schaden, welcher 
durch mangelnde Bewirtschaftung der Guter er- 
wuchs, trug, im Grunde, wie Cicero (III 127) 
mehrfach hervorhebt, das romische Volk. 

Streitigkeiten zwischen Zehntpflichtigen und 
Zehntpachtern sollen auf Grund der Bestimmungen 
in der lex Hieronica entschieden werden, Cic. Verr. 



33000 Mettunnen weizen una ouuuuoosueiicii; \g±. m «■ «* ^^> «..«>-«. ...„—.. — , _- 

ini52)zwang nachzugeben. Nur zum Schein aber 40 II 32 inter aratores et decumanos lege p 



'rumen- 



sollte ein derartiges Hinaufschrauben der Ertrage 
der D. dem rOmischen Volke zu Gute kommen (III 
48) thatsachlich nahmen Pachter odor die Statt- 
halter selbst, wie Verres (in 49), den Uberschuss zu 
eigenem Gewinnst. Unter einer solch ungeheuer- 
lichen Verwaltung war nicht einmal gegen die 
brutalsten Ubervorteilungen ein gerechter Urteils- 
spruch zu gewartigen. Wahrend vordem als Recht 
gait: ne quis extra suum forum vadimonium pro 



taria, qtiam Hieronicam appellant indicia fiunt. 
Dies Gesetz, das Nitzsch 37 auf die Zeit des 
Diodes bezog, wahrend nach Degenkolb 91 
mehr Grunde, allerdings nicht entscheidende, fiir 
Hiero I. sprechen, war also bei Einrichtung der 
Provinz in Geltung geblieben und vom Senat be- 
statigt. Cicero Verr. Ill 20 nennt es streng und 
mit peinlichster Sorgfalt ausgearbeitet : acutissime 
ac diligcntissime scriptam, quaelex omnibus eusto- 



Eralt- ne quis extra suum iurumvuu,irnuitt.uiir, jj,v- u\,iA*,<,<y<.in*e°*»™w « P .~..., ^~ - 

mitterpcoaatur(lT138.?gl.US4selectieco)iventu50diis subicctum aratorem decumano tradidtt, ut 

""" y .. . "■ .■ . -t... ■..!• ....II.- ..„ „'„ «n«^,';„,o ~>nniio in n.n>is nt.mjr.iM.hor- 



aut propositi e negotiatoribus indices nulli 
Degenkolb 5ff. 20. 27), verkiindete Verres Edict; 
ut arator decumano, quo vettet deeumanus, vadi- 
monium promitteret an 38); gerechterweise sollte 
die Untersuchung in dem Bezirke gefuhrt werden, 
wo das Grundstiick lag. Was half bei solcher 
Erschwerung die Anordnung, dass man den deeu- 
manus bei tberforderungen verklagen konnte, 
das Achtfache dessen zu ersetzen, was dem arator 



neque in segetibus neque in areis neque in hor- 
reis tuque in amovendo neque in ^ asportando 
frumento grano uno posset arator sine maxima 
poena fraudare decumanum, ruhmt weiter aber, 
dass es gerecht sei: nam ita dilvjenter con- 
st ituta sunt iura decumano, ut tamen ab in- 
vito aratore plus decuma non posset auferri. 
Es ?emi2te schon zur Beruhigung der Provinz, 
dass" Verres Kachfolger Metellus verkiindete, er 



das Achnacne aessen zu crseLicn, was uc-iu i«u«" "-*°° . v^o ,..^..^ s ~ - — — — , - 

uneesetzlich abgefordert sei; der letztere sollte, 00 werde sich pemlich genau nach demselben richten, 
__? :„i.4.:„ *„+;„,^. „ m j;» mifti. an Unsse TTI 44. 121 . 123. Namenthch schemen also die Be- 



wenn er unrichtig fatiert, nur die Halfte an Busse 
zahlen, Cic. Verr. HI 26; gegen eine andere neue, 
absichtlicb allgemein gehaltene Bestimmung III 
25: quantum deeumanus edidisset aratorem 
sibi deeumae dare oportere, ut tantum arator 
decumano dare cogeretur. gab es keinen unpartei- 
ischen Gerichtshof, denn Verres bestellte die reeu- 
peratores aus seinen Getreuen, Cic. Verr. Ill 34. 



II V.J. M\, Oil. 11 uvil">n.ll &^m.i*«*' - I 

III 44. 121. 123. Namentlich scheinen also die Be- 
stimmuugen iiber die Zusammensetzung des Ge- 
richtshofes Unparteilichkeit und rasches Verfahven 
verbiirgt zu haben, Degenkolb 19ff. 76. Weber 
181. Das war urn so wichtiger, als die Leistung 
erzwungen. der Saumige gepfandet werden konnte 
(III hi hominibus coaetis in eorum arationes 
Apronius venit, omne instrumentum diripuit T 



2313 



Decuma 



Deeumanus 



zoi* 



familiam abduxit, pecus abegit) und erne Be- 
schwerde erst nachtraglich zulassig war, Pernice 
66. Degenkolb 52ff. Das Recuperatorengencht 
(Cic. Verr. Ill 28. 32. 35 u. o.) setzte sich aus 
Vertretern der aratores und deeumani zusammen 
und erkannte unter Vorsitz eines rOmischen Be- 
amten, ob der zwischen dem Zehntpflichtigen 
und dem Pachter geschlossene Vertrag (f actio III 
102. 112. 143) gewissenhaft erfiilltwar. Genauere 
Darlegung des Verfahrens in den Artikeln Lex 
Hieronica, Reeuperatores. 

Die D. als Naturalleistung ist am Ende der 
Republik in Sicilien abgeschafft. Plin. n. h. Ill 91 
zahlt die stipendiaren Gemeinden der Insel auf. 
Wenn, wie oben gesagt, die Gemeinden des Oftern 
die Abgahe ihres Gebietes selbst pachteten oder 
dem Meistbietenden abkauften, so waren, bemerkt 
Weber 183, sie ,fiir das laufende Jahr so ge- 
stellt, als ob sie eine feste Fruchtquote zu liefern 
verpflichtet und dieselbe zu subrepartieren be- 
rechtigt gewesen waren'. Diese Form ist dann 
spater, vielleicht unter Caesar, die iibliche ge- 
worden, indem die Naturalleistung in eine Geld- 
rente umgewandelt wurde, so dass also dann auch 
Sicilien zu den provinciae stipendiariae gehorte. 
2) In Asien ftthrte, wie bereits Bd. II S. 1546 
Brandis darlegt, C. Gracchus im J. 631 = 123 
durch eine lex Sempronia die D. ein, Cic. Verr. 
Ill 12 (s. o.), welche in irgend einer Form auch 
vordem von pergamenischen KOnigen erhoben, bei 
Einverleibung des Gebietes aber aufgehoben war, 
jetzt aber nicht in der Provinz, sondern, um dem 
Ritterstand entgegenzukommen, von den Censoren 
in Rom verpachtet wurde, vgl. Cic. ad Att. I 
17, 9. Pronto ad Verum p. 125 Nab. iam Gracchus 
locabat Asiam. SC. de Asclepiade vom J. 78 
IGI 951 aQiovxti fjfihegoi ohivsg av Ttore'Amav 
fuod-oioiv; die Bruchstiicke des Senatsbeschlusses 
Bull. hell. II 128 sind auch bereits Bd. H S. 1546 
citiert. Pernice a. a. 0.65ff. Weber 183. Momm- 
sen St.-R. in 731. Die D. wird Offer erwahnt, 
so Cic. pro lege Man. 15, dass angesichts der 
Blockade durch die Seerauber neque ex portu neque 
ex decumis neque ex scriptura vectigal eonser- 
vari potest; pro Flacc. 19 scriptura deeumae 
portorium; sie wird nach Stadtbezirken erhoben 
ebd. 91 at fruetus isti Trallianorum Globido 
praetore venierant. Falcidios emerat HS non- 
gentis milibus. Auch hier hOren wir, dass die 
deeumani (Cic. ad Att. V 13, 1) Asien arg bedrucken, 
Plut. Luc. 7. 20. Caesar machte nach Appian. 
bell. civ. V 4 vfuv zovg yopovs exhncyer dyei- 
puv xapa t<Sv yewgyovrrcor im J. 706 = 48 da- 
durch ein Ende, dass er den Gemeinden die Er- 
hebung der Gefalle iibertrug, zugleich aber die 
Abgaben der Provinz um ein Drittel herabsetzte, 
Plut. Caes. 48; wie aus Dio XLII 6 tov; yovr 
TS/.oirag nixQOxata aquai /ocafievovg a.Ta/./d|aj es 
<pooov ovvrik-tav to avfiflaZvov in rcov reUav 
xareoTrjoaro hervorgeht, wurde aus der D. em 
Stipendimn. das wenig spater Cassius auf zehn, 
Antonius fur neun Jahre voraus forderte, Appian. 
bell civ IV 74. V 5. 6. Marquardt II 191. 
Litteratur. Niebuhr R. G. II 158ff. 592. 
in 729; Kl. Schr. 147. Gottling Gesch. der r. 
Staatsverf 41«. Schwegler R. G. II 405ff. 433. 
Marquardt St.-V. 1338. n 187ff. Mommsen 
R. G IIS 381; St.-R. II 1093. Ill 87. 730. 1115ff. 



1118. Lange R. Alt. 13 814. III2 169. 201. 
Madvig U 72. 392. Walter Gesch. d. r. R. is 
62. 274. Voigt Ius naturale II 402. 404; 
tber die staatsrechtl. Possessio und den Ager 
compascuus der rOm. Rep, Abh. der sachs Ges. 
der Wiss. X (1887) 221-272. Ihne R. G. \ 1 137ff. 
Karlowa R. R.-G. I 96. 332. 334ff. Schiller 
in Iw. Miillers Hdb. IV2 2, 196. 198. Willems 
Droit publics 335. Mispoulet Inst. poht. Ul <21b. 
10 G. Humbert in Daremberg-Saglio DiMion- 
naire II 36-38. Rudorff Schr. der rom. Feld- 
messer n 313. K. W. Nitzsch Die Gracchen 
38ff. 146. DegenkolbLexHieronica,Berlinl861. 
C. G. Dietrich Beitrage zur Eenntnis des rOm. 
Staatspachtersystems , Diss. Leipzig 1877, 39 
Pernice Ztschr. der Savignystiftg. XVIH (1884) 
59ff. 62. 64ff. M. Weber Rom. Agrargeschichte 
127 179f • [Liebenam.] 

Decumana (Caes. bell. GaU. HI 25, 2; bell. 
20 civ. Ill 69, 2. Liv. Ill 5, 5) oder decimana (Hy- 
gin. de munit. castr. 18. 21. 56) porta Mess das 
der porta praetoria gegenuber an der Hinterfront 
(Liv X 32, 8), auf der vom Feinde abgewandten 
Seite (Tac. ann. I 66) liegende, nach Westen 
schauende Thor des romischen Lagers (Klenze 
Philolog. Abhandlungen 139ff. Nissen Das Tern- 
plum 411, vgl. dazu N. Jahrb. f. Philol. CXX1 
752ff. CXXIII 136f. 865f. Marquardt St.-V. II z 
41 4f.). Den Namen D. hatte dasselbe von dem 
30 hier auslaufenden limes deeumanus (Lange Hy- 
ginausgabe 152f. 166f. Nissen a. a. 0. 13), nicht 
von den zehnten Cohorten, die nach Hygm 18 
hier lagerten. Doch wurde es auch, analog der 
porta praetoria, nach dem in seiner Nahe betmd- 
lichen Quaestorimn porta quaeston-a genannt; 
vgl. Liv. XXXIV 47, 1. XL 27, 7. Nissen a. a. 
O. 41. Wurde das Lager an einem Abhang aul- 
seschlagen, so lag die D. porta von alien Thoren 
am hochsten (Caes. bell. Gall. II 24, 2. Hygin. 
40 56). Sie gait als der am wemgsten gefahrdete 
Punkt des Lagers (Caes. bell. civ. Ill 76, 1. 96, 
3. Tac. aim. I 66), weshalb auch die Marktleute 
in ihrer Nahe feilhielten (Caes. bell. Gall. VI 37, 2). 
Nach Vegetius I 23 wurden die verurteilten bol- 
daten durch die D. porta abgefiihrt. [Fiebiger.] 

Decumanns. Die deeumani sind die Haupt- 
linien der romischen Limitation, der Zerschnei- 
dung des vergebenen Staatslandes durch ein System 
rechtwinklig sich kreuzender Wege (limites). Der 
50 Name kommt wohl davon her, dass urspriinglich die 
limites in einem Abstand von 10 actus gezogen 
wurden; d. entspricht dann genau dem limes quin- 
tarius und der via quintana des Lagers, wie die je 
fiinfte Teillinie heisst (Feldm. U 350). Die nch- 
tige Erklarung des Wortes d. hat schon biculus 
Flaccus aufgestellt (Feldm. 1 153) : cum ergo (omnes 
streicht Mommsen Herm. XXVII 91) limites a 
mensura denum actuum decimani dicti sunt . . . 
Die anderen antiken Etymologien geben wie ge- 
60 wohnlich eine nur sachlich richtige Erklarung: 
Varro leitet decimanus von duo-caedere ,zwei- 
teilen' ab, quod terrain in duos partes dividat 
und nimmt duo-cimanus als ursprungliche Form 
an. Von Varro ist FTontin (Feldm. I 28) ab- 
hangig. Er fragt: quare decimanus a decern 
riotius quam a duobus, cum omnis ager eo fine 
in duas diridatur partes? ut duopondium et 
duoviginti quod dicebant antiqui nunc dtcitur 



Z6Li> 



Decumanus 



Decuria 



2316 



dipondium (so A; im Text duopondium) et Als Hauptstrasse des Territoriums hat der 

deviginti (so S; XX: A), sic etiam duodecimo.- d. maximus eine grossere Breite, in den augustei- 

nus decumanus est foetus. Isidors Erklarung schen Militarcolonien von 40 Puss (Peldm. II 

(orig. XV 14) quod formam X faciat ist eben- 350), wahrend je der fiinfte D., der quintar'ius, 

falls sachlich richtig, denn d. und eardo bilden 12 Puss assigniert bekam. Die anderen decu- 

eine decussis , eine Zehn. Bekanntlich ist der mani sind meist nur linearii, d. h. ohne Breite, 

erste Act der Limitation die Herstellung des gezogen nur urn die Centurien zu markieren, deren 

grossen Kreuzes, zu dessen Armen dann die Kmites Grenzen ja , ohne dass wirkliche Grenzwege exi- 

parallel gezogen werden. Der Hauptarm, so zu stierten, mit Hiilfe der an den capita centuriae, 

sagen der Stamm dieses Kreuzes ist der d. maxi- 10 den Ecken, aufgestellten Grenzsteine leicht fest- 

mus (auch schlechthin d.), so genannt als erster zustellen waren. 

und breitester der decumani. Der D. wurde von Pur die romischen Agrimensoren ist die Haupt- 

Aergroma, dem Standpunkt des Agrimensors und linie der Limitation durchaus der D. Aber N is sen 

dem Mittelpunkt der Limitation, aus urspriing- hat (Templum 12; vgl. auch Mommsen Herm 

hch von Osten nach Westen gezogen (Eudorff XXVII 91) darauf hingewiesen, dass ursprtinglich 

Feldm. II 342), s. Festus ep. p. 71 decimanus der cardo den Vorrang gehabt haben muss, weil 

appellator hmes, qui fit ah ortu solis ad occa- cardo ein Substantiv, d. ein Adjectiv sei und weil der 

sunt, alter ex transversis currens appellatur cardo des romischen Lagers via principalis heisse. 

cardo. Damit war das assignierte Land in eine Eine Prage, auf die es fiir uns noch keine 
lmke und rechte Halfte eingeteilt: sinistra und20Antwort giebt, ist: wie haben die altesten Agri- 

dextra decumanum (Prontin Feldm. 1 28, 10 deci- mensoren ohne die Sonnenuhr, den gnomon, zu 

manus autem dividebat agrum dextra et si- haben, die Linie des D., Ost-West, oder die Mit- 

nistra). Die Orientierung des D. nach Westen tagslinie, Nord-Siid, des cardo gefunden? Man 

gait den romischen Gelehrten als etruskisch (Feldm. vgl. Cantor Bom. Agrimensoren 67ff. Die von 

U 342); die altesten Tempel waren nach Westen Hygin (Peldm. I 188ff.) beschriebenen zwei Me- 

onentiert (Peldm._ I 169, 16). In historischer thoden setzen die Kenntnis der Sonnenuhr vor- 

■ j 1 * ~j ln Zeit der Colon i eanla gen — wurde aus , kommen also fiir die Anlage der alteren 

jedoch der D. nach Sonnenaufgang, nach Osten Colonien fiir die Zeit von 200 v. Chr. — die erste 

°"® ntl T e l :t / vgL H y#- de limit - constit - Peldm. I richtige Sonnenuhr kam nach Rom bekanntlich 
167). Links (sinistra decumanum) ist also Norden, 30164 v. Chr., Plin. n. h. VII 60 — nicht in Be- 

rechts (dextra d.) Suden. tracht, Vielleicht richtete man sich einfach nach 

Die decumani heissen hmites prorsi (Peldm. dem Aufgang und Untergang der Sonne, indem 

LT 342), weil lhre Eichtung das Vorne bezeichnet. die den Punkt des Erscheinens und des Ver- 

Da das Lager ebenso wie die Stadtflur durch D. schwindens des Tagesgestirns verbindende Linie 

und cardo geteilt wird, heisst das Lagerthor, zum D. gemacht wurde. Je nach dem Stand- 

durch welches der D. lauft, porta decumana punkt des observierenden Gromatikers und der 

(ieldm. II 343). Die strenge Orientierung des Beschaffenheit des Horizonts musste natiirlich 

D. nach Osten ist m der Praxis der Stadtanlagen dieser scheinbare D. von der astronomisch rieh- 

kemeswegs festgehalten worden. Als Hauptweg tigen Ost-Westlinie divergieren. Die Uttera singu- 
des Limitationssystems musste der D. doch min- 40 laris fiir D. ist D, fiir dec. max. entsprechend 

destens dieselbe Ausdehnung wie der cardo haben; D. M. Dementsprechend werden die Centurien 

war nun aber die west-Ostliche Ausdehnung des bezeichnet nach dextra und sinistra decumanum: 

lerritormms erne germge, so waren in Wahrheit S. D. I = sinistra) d(ecumanum) (primum) 

die cardvxes die Haupthnien. Urn diesen Gegen- u. s. w. Uber das System der Centurienbezeich- 

satz zwischen Theone und Praxis zu beseitigen, nung kann nur im Zusammenhang unter Limi- 

liess man durch die Liingsaxe des Territoriums tatio gehandelt werden. [Schulten.l 

die Richtung der decumani bestimmen. So kam Decumanus ager s. Decuma. 

es, dass der D. nach jeder Eichtung bin orientiert Decuniates agri s. Agri Decumates. Vgl. 

Jfcf % , ^ nnt T Z " B ^ naeh Siiden ( vgL Feldm - n Zangemeister Neue Heidelberger Jahrb. Ill 
346): ieldm. I 170, 12 qutdam agri longitudinem 50 IS. Holder Altkelt. Sprachsch. s. decumates, 

secuti: et qua longior erat feeerunt decimanum. der keltischen Ursprung des Namens fiir nioglich 

7- <■' T'Ta , c" 9er Cam P anus nach Suden limi- Mlt. E. Herzog Zur Okkupations- und Ver- 

tiert (ebd.). Stiessen die hmites zweier Terri- waltungsgeschichte des rechtsrheinischen ESmer- 

torien zusammen , so musste eine Divergenz ge- landes, Bonn. Jahrb. CII 83ff. (zum Namen S. 95). 

schatfen werden, da sonst die grosste Confusion Schulten ebd. CIII 351 [Ihm ] 

emgetreten ware Diese nach der physischen Be- Deciinx, d. i. decern unciae oder ZwOlftel 

schattenheit des Terrains, nicht mehr nach dem einer Einheit, die bei den Eomern as hiess. Der 

alten Schema angelegten decumani wurden denn Name ist gebildet nach der Analogie von quin- 

auch dementsprechend benannt als Hmites mon- cunx und septunx (lib. de asse 9 = Metrol. script. 
tant. mariUmi je nachdem die Senkrechte, auf 60 II 73, vgl. Hultsch Metrologies 145. 148); er 

die sie stiessen, der Lauf des Apennin oder der findet sich nur bei Prise, de fig. numer. 10 und 

der Aleereskuste war (Feldm. II 348). So war im Carni. de pond. 46 (Metrol. script. II 28. 83 

der ager Arretmus ursprtinglich durch Hmites 90). Die gewohnliche Bezeichnung war dextans 

marttimiet montani zerteilt; erst sparer wurden (s. d.). [Hultsch] 

ordentliche decumani und cardines gezogen (Feldm. Decuria. Abteilung von zehn Mann (Colum . 

1 . ,°V j- colomarnm bietet Senug Bei- I 9, 7). nach Corssen (Ausspr. II 683\ Pott, 

spiele iur die versclnedenen Orientierungen des Breal, Mommsen (St.-E. in 104, 1) u. a. ab- 

U. (beiam. I 209ff.). zuleiten von *decu-viria, nach Ceci (Le Etimo- 



2317 



Decuria 



Decurialis 



2318 



logie dei Giurecons. 119) Analogiebildung nach Die Einteilnng nach Decurien war endlich 
centuria, das mit althochdeutsch huntari und alt- eingebiirgert bei fast alien corporativ organisierten 
schwedisch hundari zu vergleichen sei (Bugge Standen und Berufsarten, also namentlich bei den 
in Curtius Studien IV 341). Nach Dionys. II Subalternbeamten der Magistrate und bei den 
7 (Varro ?) waren die Curien in zehn Decurien Ziinften. Von jenen waren corporiert die scribae, 
geteilt, deren jede unter einem Decurio stand. viatores, lictores, praecones, geridi, pullarii. Auch 
Mommsen (St.-E. Ill 104) bezieht diese Angabe hier war die Zehnzahl nicht massgebend, statt des 
auf die Heereseinteilung, so dass in altester Zeit Decimalsystems scheint vielmehr das Duodecimal- 
jede Curie 100 Mann in 10 Decurien geteilt zum system geherrscht zu haben; jedenfalls ging die 
Pussvolk (und 10 Mann, also eine D. zur Eeiterei) lOMitgliederzahl in der Eegel weit iiber 10 hinaus, 
gestellt hatte. Nach Vereinignng der drei Tribus da oft schon der Vorstand der D. durch zehn 
der Eamnes, Tities und Luceres zu einem Ge- Manner (decern primi) gebildet wurde. Die 
meinwesen ware dann immer aus drei Decurien Scribae hatten drei Decurien, ebenso die haupt- 
der drei Tribus je eine Turma von 30 Mann ge- stadtischen Lictoren, die geruli und pullarii je 
bildet worden. Diese fiir die Eeiterei allgemein eine ; dagegen hatten die viatores und die prae- 
angenommene Formation auch fur das Fussvolk cones eine grOssere Zahl von Decurien. Siehe 
als urspriinglich in Anspruch zu nehmen, sind das Nahere in den betreffenden Artikeln und unter 
wir jedoch nicht berechtigt. Denn auf die Notiz Apparitores. Mommsen St.-E. 13 332ff. Unter 
des Paulus (p. 54) centuriata comitia item cu- den decuriae der scribae begegnet eine d. arma- 
riata comitia dicuntur, quia populus Bomanus 20 mentaria, C1L V 1883 = Dessau 1939. Momm- 
per centenas turmas divisus erat, auf welche sen St.-E. I 3 368. Die Decurien der Appari- 
allein Mommsen seine Ansicht griindet, ist eben- toren haben bis ins 6. Jhdt., vielleicht auch 
sowenig Wert zu legen, wie auf die Notiz des noch langer, bestanden. Ausdriicklich genannt 
Isidorus (orig. IX 3, 47), dass die Legion 200 werden aber in der spatern Zeit nur die d. scri- 
Turmen gehabt habe (vgl. Serv. Aen. XI 463); barum librariorum und die d. lictoria consu- 
med dass cs neben der gut bezeugten Einteilung laris (Cod. Theod. VIII 9, 1), und ihre Bestim- 
des Fussvolks in 30 Centurien noch eine zweite mung war seit Begriindung der diocletianisch- 
in 100 iurmae gegeben haben soil, entbehrt jeder constantinischen Monarchie verandert. Sie dienten 
Wahrscheinlichkeit, da sich die Centurie nicht in jetzt dem Senate, indem ihnen hauptsachlich die 
iurmae zerlegen liisst, wie die turma der Eeiterei 30 Fuhrung der Acten oblag, Cod. Theod. De Lueris 
in decuriae. Auch Ovid (fast. Ill 128) kennt Offieiorum (VIII 9). Cod. Theod. und lust. De 
keine andere militarische Einteilung als 30 cor- Decuriis Urbis Romae (XIV 1 u. XI 14). Cassiod. 
pora des Fussvolks und 10 der Eeiterei, d. h. bei var. V 21. 22. Mommsen St.-E. 13 368ff. Kar- 
jenem Centurien, bei dieser turmac. Demnach Iowa EOro. Kechtsgesch. I 875. S. Art. S crib a. 
beziehen wir die Decurieneinteilung militarisch Uber die Decurien der Ziinfte s. Art. Collegium, 
nur auf die Reiterei. Varro de 1. 1. V 91. Dionys. Die Mitglieder der D. heissen decuriales, wahrend 
II 13. Liv.XXII 38. 3. Fest. p. 355. Paul.p. 55. decurio (s. d.) den Vorsteher der Abteilung be- 
Serv. Aen. IX 368. Isid. orig. IX 3, 51. Vgl. zeichnet. [Kubler.] 
Art. Eques. Decurialis. Mitglied der decuriae, in welche 
Die Einteilung nach Decurien fand ferner An- 40 die Collegien der apparitores , der Subalternbe- 
wendung auf den Senat, der urspriinglich (in jeder amten der stadtromischen Magistrate, gegliedert 
Tribus?) 100 Mitglieder hatte und in 10 Decu- waren (Apparitor), und deshalb gleichbedeutend 
rien zu je 10 Mann gegliedert war, Liv. I 17, mit apparitor (Mommsen St.-K. 13 341, 5;vgl. 
5. Ovid. fast. Ill 127. Isid. orig. 1X4, 11. Vgl. Art. decurialis et procurator, decurialis negotiator 
Curia. Als nach Vereinigung der drei Tribus fori peeuarii, decurialis Romae [CIL X 1721]). 
die Zahl der Senatoren auf 300 stieg , bedeutete D. steht sowohl allein zur Bezeichnung des Standes 
D. eine Zehntelabteilung der gesamten KOrper- der Subalternbeamten, als verbunden mit der 
schaft. Sie hatte also nun 30 Mitglieder. Diese naheren Bezeichnung 1. der Beamtenclasse, welcher 
Bedeutung hat das Wort fernerhin behalten und der D. untergeben ist — also: d. aedilicius (CIL 
die Mitgliederzahl der D. richtete sich also nach 50 VI 1879), d. tribimieius (CIL X 4588), d. Cae- 
der Gesamtzahl der Senatoren. S. Art. Senatus. saris, consularis, praetorius (CIL XIV 4239) — 
Vom Senate wurde sodann, als die Eichterstellen oder 2. der Apparitorenkategorie , zu welcher er 
auch Mannern nichtsenatorischen Eanges zugang- gehOrt — also: d. gertdorum (CIL XIV 2045), 
lich wurden, die Bezeichnung D. auf die Abtei- d. riatorum (CLL XIV 4251) — oder 3. beider Ele- 
lungen der Richter iibertragen. Es gab deren mente: d. scriba librarius quaestorius (CIL II 
zunachst seit dem Jahre 684 = 70 drei. eine der 3596) , d. lictor trVnmieius (VI 1857). Zu d. 
Senatoren. eine der Bitter und eine der Aerar- tritt oft die Bezeichnung der decuria hinzu: d. 
tribunen. Caesar beseitigte im J. 708 = 46 die decuriae lictoriae popularis denuntiatorum item- 
Aerartribunen, liess aber drei Decurien bestehen que gerulorum (X 5917) , d. decuriae vwtoriae 
(Caes. ed. Kubler Vol. HI 2 p. 178). Augustus, 60 consularis (XIV 2045. 373), d. decuriae scri- 
der die Senatoren von der Verpflichtung zum Ge- barum librariorum (XTV 2265), d. decuriae lic- 
schwornenamt entband, bildete aus Mannern, die torum (VI 1880), d. [decuriae] aediliciae Romae 
mindestens die Halfte des Rittercensus hatten, (TI 4180), [d.] d(ecuriarum) III (= trium) (VI 
eine vierte D. fiir Bagatellsachen, wahrend er die 1870). Dem Namen d. correlat ist die Bezeich- 
drei ersten Decurien den Bittern vorbehielt, Suet. nung der Apparitoren als ordo (Mommsen a. 
Aug. 32. Caligula fiigte eine fiinfte D. hinzu, a. a. O. 342), ate Stand der corporierten und eben 
Suet. Gai. 16. Plin. n. h. XXXni 33. Momm- durch ihre Corporationsrechte sich von der nie- 
sen St.-E. Ill 535ff. S. Art, Iudex. deren, nicht corporierten Dienerschaft (ministri) 



2319 



Decurio 



Decurio 



2320 



scheidenden Subalternbeamtetf. Auf die dem ordo 
decuriarum oder den decuriales zustehenden Pri- 
vilegien beziehen sich die fiinf den tit. XIV 1 
(de deeuriis urbis Roman) bildenden Verfiigungen 
des Codex Theodos. Die Einteilung in Decurien 
ist bekanntlich im romischen Staatswesen sehr 
verbreitet, aber die Apparitorencollegien sind 
die decuriales xax i^o%r]v. Wie die deeuriales 
heissen auch die municipalen deeuriones nach der 
Gliederung in Decurien; decurionaks, der Standes- 
name' der Decurionen, ist nicbt mit deeuriales zu 
yerwechseln. Litteratur: Mommsen St.-E. 13 
340f. Gothofreduszu Cod. Theod. XIV 1. 

[Schulten.] 

Decurio. 1) Decurio (auch decurionus, Paul, 
p. 49 s. centurionus, oder deeur, Paul. p. 71. 75) 
ist der Vorsteher einer deeuria (s. d.), so bei 
den Ziinften (s. Art. Collegium) und bei den 
Beamten des kaiserlichen Hauses (s. Art. Deeu- 
riones sacri consistorii). Insbesondere aber 
war D. der officielle Titel fiir die Mitglieder 
der Gemeinderate der Stadte romischen oder la- 
tinischen Eechtes (ordo deeurionum). Der Name 
ruhrt wahrscheinlich daher, dass bei Begriindung 
von Colonien die Normalzahl der Colonisten auf 
1000, die der Ratmanner auf 100 festgesetzt wurde, 
demnach das Mitglied des Gemeinderates als 
Vorsteher einer Zehnerschaft bezeichnet wurde. 
Mommsen St.-R. Ill 842. Pomp. Dig. L 16, 
239, 5 : deeuriones quidam dietos aiunt ex eo, 
quod initio, cum eoloniae deducerentur, decima 
pars eorum qui dueerentur consilii publici gratia 
conscribi solita sit. Palsch ist die Etymologie 
Isid. orig. IX 4, 23 deeuriones dicti, quod sint 
de ordine curiae, officium enim curiae admini- 
strant. 

Name. Seit dem Ende der Republik ist der 
officielle Name des Gemeinderates ordo deeurio- 
num. Er hat aber urspriinglich in den italischen 
Stadten ebensogut wie in Rom senatus, die ein- 
zelnen Mitglieder senatores geheissen; diese Be- 
zeichnung ist noch in der Lex Iulia municipalis 
neben der jiingeren anerkannt (senatus Z. 86. 
105. 109. [124]. 128. 131. 133. 135.; senator 
Z. 87. 96. 126; locus senatorius Z. 138) und hat 
sich in manchen Stadten lange erhalten oder ganz 
behauptet. Wir finden die Bezeichnung senatus 
in folgenden Stadten; 
in Italien 

Aeclanum CIL I 1231 = IX 1138. I 1230 = 

IX 1140. 
Aequiculi CIL IX 4118. 
Aesernia CIL IX 2660. 
Alba Fucens CIL IX 3916. 3917. 6349. 
Aletrium CIL X 5805 unter Diocletian. 5806. 

5807 = I 1166. 

Anagnia CIL X 5914. 5917. 5918. 5919 = 
Wilmanns 1791. CIL X 5923. 5924.8243 unter 
Hadrian. 

Antinum CIL IX 3833. 

Aricia CIL XIV 2167. 4191. 4196. Ephem. 
epigr. VDI 1236. 

Arpinum CIL I 1177 = X 5682. I 1178 = 

X 5679 = Wilmanns 2050. 
Asisium CIL XI 5371. 5372. 5380 unter Gal- 

lienus. 5390. 5391. 5392 = Wilmanns 2103. 
CIL XI 5395. 5407. 

Atella CIL X 3732 unter Constantin. 3736. 



BeneventumCILIX2117. 2121 = Wilmanns 
1846 a. 

Cales CIL X 3917. 3923. 3934. 4637. 4638. 
4648. 4649 = Wilmanns 2029. CIL X 4650 
= Wilmanns 2031. CIL X 4651. 4654. 4658 
= Wilmanns 2030. CIL X 4659. 4667. 

Canusium CIL IX 326. 327. 

Capua Liv. XXIII 2, 2. 4, 2 u. 0. Vgl. Cic. 
de leg. agr. II 93. 
10 Carseoli CIL IX 4056 = Wilmanns 1020 
unter Decius. CIL IX 4054. 4064. 

Castrum Novum CIL IX 5145 = Wilmanns 
2076. 

Copia CIL I 1264 = X 123. 

Cora CIL X 6505 = I 1150. X 6512. 6517 
= I 1149. X 6526 = Wilmanns 1779. CIL X 
6529. 6532. 

Corfmium CIL IX 3151. 3173. 

Fabrateria Nova CIL X 5574. 
20 Falerii CIL XI 3091. 3093. 3115. 3116 = 
Wilmanns 2090. CIL XI 3119 = Wilmanns 
2089. CIL XI 3121. 3124. 

Ferentinum CIL X 5826. 5827 = Wilmanns 
999 unter Elagabal. CIL X 5852. 5853 = Wil- 
manns 1786 = Ruggiero II 2164. CIL X 5855. 

VI 1492 = Wilmanns 2853, im J. 101 n. Chr. 
Fidenae CIL XIV 4057 unter Traian. 4058 = 

Wilmanns 1817 unter Gallienus. Ephem. epigr. 

VII 1269 im J. 140 n. Chr. 
30 Formiae CIL X 6105. 6108 = I 1192. 

Fundi Liv. VIII 19, 10. CIL X 6233 = I 
1189. 6234. 6235 == I 1190. X 6238 = I 1191. 
6239 = I 1187. X 6242 = I 1188. 

Hatria CIL IX 5019 = I 1419. 

Interamna Lirenas CIL X 5196 ? 

Interamna Nahars Wilmanns 707. 

Interpromium CIL IX 3044 = Wilmanns 
1612. 

Lanuvium CIL XIV 2097 = Wilmanns 1770. 
40 CIL XIV 2098. 2101 = Wilmanns 1769 = Rug- 
giero II 272 unter Septim. Sever. CIL XIV 
2103? 2104. 2113 = Wilmanns 2625. CIL XIV 
2120 = Wilmanns 1771. CIL XIV 2124. 2125? 
2127. 

Lavinium CIL XIV 2070 = Wilmanns 1747 
nach Antoninus. CIL XIV 2071. 

Minturnae CIL X 6017. 

Ostia CIL XIV 367 = Wilmanns 1731 = 
Ruggiero II 730; Dessau bezieht die Worte 
50 ex s(enatus) c(bnsulto) auf den romischen Senat 
CIL XIV p. 559. 

Paestum CIL X 480 = I 1255. 

Pinna Vestina CIL IX 3351. 3352. 3354. 

Poetilia CIL X 112 im J. 103/112 n. Chr. 

Praeneste CIL XIV 2990 = I 1139. XIV 3000 
= I 1142. XIV 3001 = I 1138. XIV 3002 = I 
1143. XIV 3003 = Wilmanns 1800 unter Hadrian. 

Puteoli CIL X 1788. 8180. 

Ricina CIL IX 5758. 
60 Signia CIL X 5961 = I 1145 = Wilmanns 
1781. CIL X 5963 unter Hadrian. 5964 unter 
Caracalla. 5966. 

Sora CIL X 5714 = Wilmanns 2051. 

Spoletium CIL I 1407 = Wilmanns 792. 

Tarentum Stadtrecht ed. Scialoja Ballet, 
dell' Ist. di diritt. Rom. 1896. 

Tarracina CIL X 6327 =1 1186. X 6310 unter 
Traian. 






2321 



Decurio 



Decurio 



2322 



Teanum Sidicinum CIL X 4792 = Wilmanns 



720. 

Tibur CIL XIV 3580. 3593 = Wilmanns 
1219a. CIL XIV 3601. 3609 = Wilmanns 1194 
unter Commodus. CIL XIV 3610 = Wilmanns 
1186 unter Pius. CIL XIV 3611. 3612. 3614. 
3638. 3643. 3654 = Wilmanns 1804. CIL XIV 
3655. 3657. 3663 = Wilmanns 1810 a. 184. CIL 
XIV 3664. 3666 = I 1121. XIV 3667f. = I 
1117f. XIV 3670. 3674 
CIL XIV 3677. 3679. 
4237. 4244. 4254. 4258. 4259. 4262. 

Trebula Balliensis CIL X 4559, 4. Jhdt. 
n. Chr. 

Tusculum CIL XIV 2591. 2626 = I 1125 = 
Wilmanns 1756. CIL XIV2627. 2628 = Wil- 
manns 1759 a. 

Venusia CIL IX 439 = I 185 = Wilmanns 
863. 

Verulae CIL X 5797. 

Vibo CIL X 39. 49 = Wilmanns 1820. CIL 
X 50. 

Volcei CIL X 411. 

In Sardinien: 

Sulci CIL X 7513. 

In Gallia Cisalp. : 

Aquileia CIL V 875 = Wilmanns 691. CIL 
V 961. 8288. 8313. 

In Gallia Narbon 



Nachweise ausser den von uns angefuhrten s. bei 
Ruggiero Dizion. epigr. II 604). Auch diese 
Bezeichnung gebraucht die Lex Iulia municipalis 
an den angefuhrten Stellen neben senatus und 
senator; sie fmdet sich auch noch am Ende des 
1. Jhdts. in der Lex Salpens. c. 24. 25. 26 und 
in der Lex Malac. c. 54. 62. 63. 64. 66. 67. 68. 
Pomponius hat sie offenbar im Sinne bei seiner 

_ Definition des Wortes decurio. Aber da es im 

Wilmanns 1809. 10 romischen Principe lag, den Dnterthanen in ihrer 
3690. 3692. 3694. stadtischen Verwaltung die Amts- und Rangtitel 
der Hauptstadt zu versagen (Mommsen Stadt- 
rechte 457. Cic. de leg. agr. II 93), so war 
man darauf bedacht, iiberall die altere Bezeich- 
nung durch die jilngere zu verdrangen. Man wird 
alten Stadten, die in den Reichsverband eintraten, 
nicht verwehrt haben, die Bezeichnung senatus 
weiter zu gebrauchen; aber wenn neue Colonien 
gegriindet wurden, so erhielten die Ratsherren 
20 die officielle Bezeichnung D. Diese allein er- 



scheint im Grundgesetz der Colonia Iulia Gene- 
tiva (Ursao), und sie ist in alien ausseritalischen 
Colonien und Municipien fast ausschliesslich im 
Gebrauch. Ganz vereinzelt findet sich die Be- 
nennung centumviri in den beiden Municipien 
Cures und Veii (Mommsen St.-R. Ill 845, 1. 
Ruggiero Dizion. epigr. II 182). Unerhort ist 
die Bezeichnung patres ; wenn sie einmal in einem 

„„ Gedichte vorkommt (in Puteoli CIL X 1813), _ so 

Narbo CIL XII 6038: senatus Voeontiorum 30 mag das mit der poetischen Licenz entschuldigt 



CIL XII 1590. 1591. 

In Spanien-: 

Augustobriga CIL II 5346; Bocchori CIL II 
3695 = Wilmanns 2851, 6 v. Chr.; Bocchori 
ist naeh Plin. n. h. IE 76 civitas foederata ; hier 
kommen auch praetores vor; Lacilbula CIL II 
1343. 

In Africa: 

Curubis CIL VIII 10525, Zeit des Caesar; 



werden. Dem Cicero erscheint es als Gipfel der 
Unverschamtheit, dass sich der Stadtrat der Co- 
lonie Capua patres conscripti nennt (de leg. agr. 
II 93). Es kann daher die Erganzung der In- 
schrift von Bisica (Ephem. epigr. VII 100) ex 
collatione patrum nicht richtig sein; Mommsen 
schlagt vor ex collatione patrono. In Canusium 
werden die Mitglieder des Gemeinderates einmal 
als indices bezeichnet (CIL IX 339 = Wilmanns 



Siagu CIL V 4922, im J. 28 n. Chr.; sen. po- 40 1831), und bemerkenswert ist der Ausdruck cfawm- 



pulusque Thimiligensis CIL V 4920 , 27 n. Chr.. 
pagus Gurx&nsium CIL VIII 68 = Wilmanns 
2850, a. u. c. 742 = 12 v. Chr. 

In Moesia Inf. : 

Tomi CIL III 765 addit. p. 997, Zeit des 
Hadrian. 

Die einzelnen Ratsherrn heissen senatores in 
Tusculum CIL XIV 2634 = Wilmanns 1757. 
CIL XIV 2636 = Wilmanns 1760; Anagnia 



virales qui in consilio esse solent Puteolis (CIL 
X 1781 = I 577 = Wilmanns 697). Der Zeit 
nach Antoninus Pius gehOrt die Inschrift von Tar- 
raco an (CIL II 4227 = Wilmanns 2295), in 
welcher fiir d. der Ausdruck denirialis gebraucht 
ist. Die griechische Bezeichnung ist fiov).isvTi)t, 
selten dexoQiow (Beispiele im Index von Kaibels 
Inscr. Graec. Italiae). 

Die Korperschaft als Ganzes heisst officiell 



CIL X 5914. 5916 = 1 1160; Vanacini auf Corsica 50 ordo deeurionum oder bios ordo, griechisch fiovXri 



CIL X 8038 in einem Schreiben des Vespasian; 
Narbo CIL XII 6039. In den pcregrinen Stadten 
wird der Gemeinderat auch von den romischen 
Schriftstellern durchweg als senatus bezeichnet, 
z. B. Halaesa (Cic. Verr. H 122), Agrigent (Cic. 
Verr. II 123), Heraclea (Cic. Verr. II 125), Sa- 
lamis auf Eypern (Cic. ad Att. VI 1. 6), die 
Stadte Bithyniens (Plin. ep. ad Trai. 79 u. 0.). 
Ausser der Bezeichnung senator findet sich auch 



wahrend avyx/.rjro? im allgemeinen den rOmischen 
Senat bezeichnet (Mommsen St.-R. Ill 841. 
Liebenam 228). In spaterer Zeit wird dafur 
der Ausdruck curia gebrauchlich, die Mitglieder 
heissen dann auch cwiales ; s. u. 

Vorkommen des Ordo. Ein Gemeinderat 
koinmt alien denjenigen Ortschaften zu, welche 
Stadtrecht, sei es auch immer in welcher Form, 
besitzen oder erlangen (Rescript fur die Tyman- 



noch fiir die Mitglieder des Stadtrates die Benen- 60 deni in Pisidien CIL HI 6866 = Bruns Font. 6 



nung conscripti, so in Asculum Picenum (.?), Bovia- 
num (CIL I 620 = IX 2563 = Wilmanns 1108?), 
Brixia, Caiatia, Cales, Capua, Casinum, Cora, Fa- 
brateria Nova, Falerio (Wilmanns 2105), Feren- 
tinum. (CIL VI 1492 = Wilmanns 2853), Fundi, 
Interamna Praetuttiorum, Mactaris. Nursia, Pel- 
tuinum, Pisae. Trebula Mutuesca (?), Trebula ad 
Sagrum, Valentia, Volturnum (die inschriftlichen 



nr. 33), also den municipia, eoloniae. praefec- 
turae, fora, eoneiliabida. Diese werden in der 
Lex Iulia municip. ausdrucklich genannt (vgl. 
v. Savigny Verm. Schrift. HI 331, 2. Dirksen 
Observat. ad tab. Heracl. p. 8. Zumpt Comment, 
epigr. I 91. Walter Rem. Rechtsgesch. § 264. 
Hegel Ital. Stadteverf. 25. Houdoy Droit mu- 
nicipal, Paris 1876, 204. M a r q u a r d t" Staatsverw. 



2323 



Decurio 



Decurio 



2324 



12 11, 6. OIL XII 2461). Auch die im Anschluss 
an die Standlager in den Provinzen sich ent- 
wickelnden Budenstiidte (canabae) erhalten mit 
dem Stadtrechte die D. Wir flnden sie in Carls- 
burg (Apulum CIL III 1093 = Wilmanns 2417. 
CIL III 1100 = Wilmanns 2414. CIL III 
1214 = Wilmanns 2416), Mainz (Brambach 
1067. 1130), Brigetio fCIL III 4298). Vgl. 
Mommsen Herm. VII 316. Schulten De 



der genannten Inschrift, die Anwesenheit von 
mindestens zwei Dritteln der Mitglieder erforder- 
lich war (s. u.), so kann die Gesamtzahl nicht 
fiber 39 betragen haben ; die Zahl 30 aber ergiebt 
die Inschrift CIL XIV 2458 = Wilmanns 2078 
ex decreto XXX virum. Nichts zu thun aber 
hat es mit dem ordo d., fiber den wir handeln, 
wenn sich haufig in griechischen Stadten eine 
viel grOssere Zahl von Buleuten findet, z. B. in 



convent, civ. Roman. 82ff. Dagegen waren die 10 Antiochia, wo die Zahl der Batsherren nach Li 



vici und castella hi der Kegel den Stadten, in 
deren Xahe sie lagen, attribuiert und batten 
daher keinen eigenen Ordo (Ulp. Dig. L 1, 30. 
Cod. lust. V 27, 3, 1. X 19, 8). Auf Irrtum 
beruht es, wenn Voigt (Drei epigr. Constitu- 
tionen Constantins des Grossen, Leipz. 1860, 227 
— 232) behauptet, dass auch in den viei der ordo 
vorkam, was Walter a. a. O. nachschreibt. Falsch- 
lich beruft sich Voigt auf Orelli 3116 (= CIL 



banius (II 528, 2. 575, 18; vgl. 527, 9. 540, 5. 
I 182, 7 B.) urspriinglich 600, ja das Doppelte 
davon betragen haben soil, wahrend Iulian. Mi- 
sopog. p. 367 D nur 200 angiebt, ferner in Gaza 
500 (Joseph, ant. XIII 364), in Tiberias in Ga- 
lilaea 600 (Joseph, bell. Iud. II 641), in Se- 
leucia am Tigris 300 (Tac. ami. VI 42), in Ephesus 
450 (Bam say Cities and bishopr. of Phryg. 62). 
Vgl. Kuhn Stadt. und biirgerl. Verw. 1 247f. II 354. 



XI 419) vims Germahis, wo die D. diejenigen 20 Alle diese Stadte hatten wahrscheinlich in der 



von Ariminum sind (Bormann CIL XI p. 76), 
Inscr. Neap. 221 (CIL X 415), wo mit den vi- 
cani die plebs von Volcei bezeichnet ist, Inscr. 
Helv. 142 (Aventicum), was schon Mommsen er- 
ledigt hat (bei Wilmanns 2067b Amiternum 
ist der Dedication der vicani Forulani irrtiim- 
lich hinzugefiigt I. d. d. d., vgl. CIL IX 4399). 
Die andern Irrtiimer Voigt s widerlegt Schulten 
Philol. LIII 666, vgl. 077. Was die castella be 



trifft, so schliesst Schulten Philol. LIII 676 aus 30 Volksrecht 165. R 



Zeit, auf welche sich die betreffenden Nachrichten 
beziehen, noch nicht die ro'misch-latinische Mu- 
nicipal- oder Colonialverfassung, sondern wurden 
nach griechischer Weise verwaltet, d. h. der Bat 
war keine standige Korperschaft, gebildet aus den 
Inhabern der stadtischen Amter, sondern ,ein jahr- 
lich wechselnder, aus den Phylen gewahlter oder 
erloster Ausschuss des Volkes'. Marquardt 
Staatsverw. 12 211. Mitteis Beichsrecht und 



dem Vorkommen der Curien in Lambaesis und 
einem Castell bei Gighti (CIL VIII 11008), dass 
die der Stadt Cirta attribuierten castella einen 
Ordo gehabt hatten. Allein die africanischen 
Curien sind Abteilungen der Biirgerschaft und 
haben mit dem ordo nichts zu thun. S. Art, Curia. 
Dagegen ist fur die pay! ein ordo bisweilen be- 
zeugt. ausdriicklieh allerdings nur in Africa (pa- 
gus Gurxensium CIL VIII 68 = Wilmanns 



am say The cities and bi- 
shoprics of Phrygia, Oxford 1895, 61if. Antiochia 
z. B. wurde Colonie erst durch Antoninus (d. i. 
Caracalla), Paul. Dig. L 15, 8, 5, und wenn Li- 
hanius von der guten alten Zeit spricht, wo der 
Bat 600 Mitglieder hatte, so meint er eben jene 
Zeit, wo Antiochia ganz nach dem Muster Athens 
organisiert war. 

Aufnahme. Die drei Formen der Aufnahme, 
die fiir den rfimischen Senat vorkommen, die Wahl 



2850 a. u. c. 742; pagus et ekes Thuggensium 40 durch den Oberbeamten, das Volk oder den Bat 
d d. CIL VIII 1494 = Wilmanns 2346; Agbia selbst (Mommsen St.-R, III 854ff.), sind auch 
OIL VIII 1,,48; d. pagi Serteitani CIL VIII bei der Besetzung der Stellen in den Gemeinde- 



8828 ; ordo pagi Saliitaris Sibonensis Ephem, 
epigr. VII 805) ; delecti pagi kommen aber auch 
in Lariimm vor, CIL IX 726. Vgl. Voigt a. 
a. O. 193—211, und ihn berichtigend Schulten 
Phil. LIII 653, vgl. 643. 651. In Germanien 
und Africa findet sich der ordo auch in den 
saltus: ordo saltus Sumelocmnensis Bramb a ch 



Besetzung 
raten in fjbrnig gewesen. Auch hier ist, wie in 
der Hauptstadt, die Bestellung durcli die stadti- 
schen Oberbeamten das normale, ohne dass jedoch 
die beiden andern Arten vellig ausgeschlossen 
waren. Die Wahl durch die Oberbeamten ist 
festgesetzt durch die Lex Iulia municip. Z. 83ff. : 
queiquomque in municipicis eoloneis praefec- 



b66; d. cmtatis saltus Taunmsis Brambach 50 tureis foreis conciliabnleis c(wium) R. Ilvirei 
_ , . nn T _ " -" '->" Illlrirci erunt aliore quo nomine magfistratnm) 

potcstatemre sufragio lorum. quei quoiusqne mu- 
nicipi coloniae praefecturae fori conciliabttli 
erunt, habebunt. Sie wird ferner bezeugt fiir Bi- 
thynien durch Plin. ep. ad Trai. 79 (83) und 112 
(113) : legunt in senatum eensores. Die teehnischen 
Ausdriicke fiir die Aufnahme sind in der Lex Iulia 
Municip. Z.86 legerc, sublegere, cooptare, recitan- 
dos curare (s. fiber die Bedeutung dieser Ausdriicke 



1593 = Wilmanns 2272. In Gasr Mezuar CIL 
VIII 14427. 14431. Vgl. Beaudouin Les grands 
domaines dans l'empire Bomain, Paris 1899, 99, 6. 
Zahl. Die Xormalzahl der Mitglieder des 
Gemeinderates betragt 100. Diese Zahl ist be- 
zeugt fiir Cures und Veii fs. o.). ferner fiir Capua 
(Cic. de leg. agr. II 96 1 und Canusium (s. u.), 
fiir Prusa bei der Xeuorganisation unter Traian 
(Dio Chrys. II p. 206 E. i. Doch war in kleineren 



Stadten die Zahl der Mitglieder des Bates ge- 60 Mommsen St.-B. UI 855). Fiir solche. welche 
rniger. Fiir die Tymandeni bestimmte der Kaiser, 
der ihnen Stadtre'cht verlieh, zunarhst 50 Bats- 
herrn (CIL in 6866 = Bruns Font. 6 nr. 331. 
Fiir^Castrimoenmm nimmt Dessau fzu CIL XIV 
2466 j nach dem Vorgange von Henzen einen 
Ordo von 30 Mitgliedem an. Es werden nam- 
lich auf jener Inschrift 26 D. als anwesend be- 
zeichnet. Da nun zu Besehliissen, wie dem auf 



zum Zwecke besonderer Ehnrag in den Ordo auf- 
genommen werden, ist der Ausdruck adlegere iiblich ; 
s. Art. Adlectio. Volkswahl ist fur die sicili- 
sehen Stadte dui'ch Cicero bezeugt (Verr. II 120 
tota Sicilia per triennium neminem ulla in ei- 
vitate senatorem factum esse gratis, neminem, 
ut leges istorum sunt, suffragiis), fiir Prusa zur 
Zeit Traians von Dio Chrysostomus II p. 207 B. 



2325 



Decurio 



Decurio 



2326 



Aber fiir Agrigent und Heraklea spricht Cicero 
a. a. O. von cooptatio, was jedenfalls Wahl durch 
den Bat bedeutet, fiir Agrigent nach einem von 
Scipio, fiir Heraklea nach einem von Bupilius er- 
lassenen Grundgesetz. Wahl durch den Ordo ist 
ferner bezeugt fiir Concordia (Fronto p. 193 N. 
faetus decreto ordinis decurio. p. 196 antequam 
decurio . . per {ordinem ?) creari debuit, creatus 
est); adlectio fiir Lyon CIL XII 1505 = Wilmanns 
2216. Dass die Provincialstatthalter nicht selten 
in die Wahl eingriffen, sehen wir aus Cic. Verr. 
II 120. Plin. ep. ad Trai. 79 (83). 112 (113) und 
Tip. Dig. XLIX 4, 1, 3. Bisweilen erfolgt die Auf- 
nahme auf Befehl des Kaisers: d. beneficio dci 
Caesaris, Nola CIL X 1271 = Wilmanns 1896; 
vgl. Plin. ep. ad Trai. 112 (113). Das Gleiche ist an- 
zunehmen, wenn die Inschrift lautet veteranus d. 
(munic. Lig. Baeb. CIL IX 1459 = Wilmanns 
1843) oder centurio d. (Benevent CIL IX 1604 
= Wilmanns 1849). Vgl. Cass. Dio XLIX 14, 
3 rovg £xaTOVTOLQ%ovg d>s xal eg rag [SovXas av- 
rovg rag iv raTg izazgioiv xaxake^mv sxrjlmae. 
Appian. bell. civ. V 128. 

Die gewOhnliche Bestellung durch die Ober- 
beamten erfolgte alle fiinf Jahre bei Aufstellung 
des Census, also durch die Quinquennales. Die- 
jenigen Personen, welche durch Bekleidung eines 
Amtes oder Priestertumes (Kuhn 1 116) die Quali- 
fication zum D. erlangt hatten, besassen sofort, 
d. h. mit Antritt des betreifenden Amtes oder 
Priestertumes, das Becht, an den Sitzungen teil- 
zunehmen (sedere , esse in senatu, deeurionibus) 
und zu stimmen (sententiam dicere\ wurden aber 
wirkliche D. erst durch die Lectio beim Lustrum, 
falls sie nicht vorher zum Ersatz eines verstorbenen 
oder ausgestossenen Batsherrn (durch den Ordo?) 
in die Korperschaft gewahlt waren (sublecti). Lex 
Iulia municip. Z. 87. Plin. ep. ad Trai. 79 (83). Ps.- 
Apul. de mundo c. 35 : decuriones et quibus est ius 
dicendae sententiae. Zumpt Coram, epigr. I 114. 
Ausserordentlicherweise wird der consessus ver- 
liehen in Alba Helviorum (Aps) Wilmanns 2230, 
das Becht sententiam dicere in Oescus CIL III 
753 = Wilmanns 2408. 

Die Liste der Ratsherm wurde in dem Album 
verzeichnet und Offentlich ausgestellt, s. Art. Al- 
bum. Indessen wurde durch die blosse Verzeich- 
nung eines Namens im Album noch kein rechtmas- 
siger Anspruch auf einen Sitz im Bate erworben ; 
dies geschah nur durch die regelrechte Aufnahme 
(lectio) ; Mod. Dig. L 2, 10. Die Bestimmungen fiber 
die Anlegung des Albums und die Reihenfolge, in 
welcher die Batsherrn aufzufuhren sind, enthalt der 
Digestentitcl L 3. Erhalten sind uns inschriftlich 
zwei Exemplare eines Albums, das eine zu Canu- 
sium vom J. 223 (CIL IX 338 = Wi lmanns 1830j, 
das andere zu Thamugadi aus dem 4. Jhdt. (CIL 
VIII 2403. 17824; besprochen von Mommsen 
Ephem. epigr. Ill p. 77; weitere Brachstucke CIL 
VIII 17903, vgl. J. Schmidt Eh. Mus. XL VII 
1892, 114ff.). Im Album von Canusium stehen 
als Uberschrift die beiden Quinquennales des Jahres. 
In der Liste folgen nacheinander 31 patroni viri 
clarissimi, von denen einer ausradiert ist, 8 pa- 
troni equites Bomani, "quinquennales, 4 allecti 
inter quinquennales, 29 duotiralieii, 19 aedilicii, 
9 quaestorieii, 32 pedani, '$> praetextati ; es sind 
ohne die patroni und praetextati gerade 100 D. 



Das Album von Thamugadi ist nicht vollstandig 
erhalten. Auch hier stehen zuerst 10 patroni 
viri clarissimi und 2 patroni viri perfectissimi ; 
dann folgen 2 sacerdotales , 1 curator, 34 duo- 
viri, 4 pontifices, 3 augures, 2 aediles, 1 quae- 
stor, 12 duoviralicii. Auf die Unterschiede zwi- 
schen dem Album von Canusium und dem von 
Thamugadi einzugehen, wurde hier zu weit flihren. 
Die Liste setzt sich jedesmal zusammen aus solchen, 

10 die durch Bekleidung eines stadtischen Amtes oder 
Priestertumes in den Bat gelangt sind, und sol- 
chen, die, ohne ein Amt bekleidet zu haben, 
hineingewahlt sind, teils mit gleichzeitiger Ver- 
leihung eines bestimmten Ranges (alleeti inter 
quinquennales), teils ohne dieselbe (pedant). Das 
Amt, durch welches der Decurionat erworben wird, 
ist in der Begel das unterste, also meist die Quae- 
stur, bisweilen aber auch die Aedilitat, wenn diese 
vor der Quaestur bekleidet wird oder die Quae- 

20 stur iiberhaupt fehlt (z. B. in Tergeste CIL V 
532, Anagnia CIL IX 5914. 5916, in Formiae, 
Fundi und Arpinum, wo es nach einer Lex Va- 
leria vom J. 566 = 188 nur drei Aedilen als Ma- 
gistrates giebt, Liv. XXXVIII 36. Cic. ad fatn. 
Xin 11, 3. Mommsen CIL X p. 556; St.-B. 
Ill 584, 5; ferner in Caere CIL XI 3614 = Wil- 
manns 2083, Peltuinum CIL IX p. 324 u. s. w.). 
Dass man bisweilen auch auf Grund der Wahl 
zum Stadtschreiber Sitz und Stimme im Bate 

SOerlangte, sehen wir aus Fronto p. 193f. Fiir die 
Erwerbung des Decurionates durch Wahl zum 
Priester ist ausser dem Album von Thamugadi 
namentlich die Inschrift von Narbo CIL XII 6038 
= Bruns Font. 6 28 zu vergleichen. 

Qualification. Die Bedingungen, von wel- 
chen die Aufnahme in den Bat abhing, ergeben 
sich zunachst aus den Vorschriften , welche fiir 
die Bewerber um ein stadtisches Amt massgebend 
waren, wie sie in der Lex Iulia municip. Z. 89ff. 

40 verzeichnet sind. Dazu kommt fiir alle Mitglieder 
des Rates, also auch fiir diejenigen, welche kein 
Amt bekleidet haben, das Erfordernis absoluter 
Unbescholtenheit. Es wird ausdriicklieh jeder 
ausgeschlossen, der wegen Diebstahls, in einem 
Process fiduciae, pro socio, tutelae, mandati, in- 
iuriarum, ate dolo malo, wegen tlbervorteilung 
Minderjahriger (nach der Lex Plaetoria) verurteilt 
ist, wer sich zum Kampf in der Arena verdungen 
hat, wer Bankerott gemacht hat, gegen wessen 

50 Vermogen Zwangsvollstreckung verffigt worden 
ist, wer in einem offentlichen Process (indicium 
publicum), sei es in Rom, sei es in seiner Heimat- 
stadt, verurteilt ist, der verlaumderische oder prae- 
varicatorische Anklager, der Schande halber aus 
der Armee Ausgestossene oder der Officierstelle 
fiir verlustig Erklarte, jeder, der fur den Kopf 
eines romischen Burgers (bei den Proscriptionen) 
eine Belohnung empfangen hat, wer sich fiir Geld 
zur Unzucht preisgegeben hat, der Gladiator, 

60 Schauspieler, Kuppler. Lex Iulia municip. Z. 108 
-126. Dass auch die Lex Coloniae Iuliae Genetivae 
ahnliche Bestimmungen enthalten hat, ergiebt 
sich aus Cap. 101 derselben. In den Pandekten 
findet sich noch das Verbot, jemand in den Ordo 
zu wahlen, der eine offentliche Klage ohne ge- 
richtliche Ermachtigung (citra abolitionem) auf- 
gegeben hat, Pap. Dig. L 2, 6, 3. 

Im iibrigen regeln sich die Bedingungen nach 



2327 



Decurio 



Decurio 



2328 



genera, census, aetates, Cic. Verr. II 120. 122. 
Was zun&chst das genus betrifft, so wurde im 
allgemeinen Ingenuitat verl angt. Caesar gestattete, 
wie Mommsen Ephem. epigr. II p. 133 nach- 
gewiesen hat, in den von ihm deducierten iiber- 
seeischen Colonien auch den Freigelassenen den 
Eintrittin den Ordo (Lex Coloniae Iuliae Genetivae 
c. 105; Curubi CIL VTII 977 = Wilmanns 2331 ; 
Carthago mid Clupea CIL X 6104, vgl. Strab. VIII 



(vgl. Savigny System VIII 49), oder ob ihnen 
erst mit der Aufnahme in den Rat das Biirger- 
recht der betreffenden Stadt verliehen wurde, lasst 
sich nicht entscheiden. 

Ein fiir alle Stadte gleicher Census scheint 
gesetzlich von den D. nicht verlangt worden zu 
sein. Dass in Comum ein Vermogen von 100 000 
Sesterzen erforderlich war, bezeugt Plin. ep. I 19, 
2, aber aus seinen Worten geht deutlich hervor, 



6, 23; Cnossus: Sallet Num. Ztschr. VI 1879, 13 ; 10 dass die Bestimmung nur diese Stadt betraf (esse 



vgl. Marquardt Staatsverw. I 2 178, 3). Aber 
durch die Lex Visellia vom J. 24 n. Chr. wurde 
diese Bestimmung wieder aufgehoben (Cod. lust. 
IX 21. X 33 [32], 1. Zumpt Comm. epigr. 122. 
Mommsen St.-R. lis 893, 4. Ill 424. 517). 
Ausserhalb der Ehe oder in verbotener Ehe Er- 
zeugte (spurii) wurden zugelassen, doch erMelt 
ein Mitbewerber von legitimer Abkunft den Vor- 
zug, Pap. Big. L 2, 6. pr.; vgl. Dip. Dig. L 2. 



tibi centum milium censum satis indicat, quod 
apud nos decurio es). Fiir andere Stadte mOgen 
andere Bestimmungen gegolten haben. Doch ist 
der Census von 100 000 Sesterzen auch durch 
Petron. 44 bezeugt und Mommsen St.-R. EI 802, 
2 sieht ihn als allgemein giiltig an. Papinian. 
Dig. L 4, 15, spricht nur von sufficientes facili- 
tates; vgl. Call. Dig. L 2, 12. Nach dem kiirz- 
lich aufgefundenen Stadtrecht von Tarent mussten 



3,2. CIL V 4098 (P. Meyer D. rOm. Concu- 20 die Ratsherrn in der Stadt ein Haus haben, welches 



binat 50). Severus gestattete auch Sohnen von 
Sclaven , wenn sie elne freie Mutter hatten (Paul. 
Dig. L 2, 9 pr.) und Juden (Dip. Dig. L 2, 3, 
3) die Aufnahme in den Rat. 

Von Gewerben galten der Schauspielerberuf, 
der Gladiatorendienst, die Kuppelei als absolut 
infamierend ; dagegen hinderte das Amt des Offent- 
lichen Ausrufers (praeco) und des Leichenbitters 
(libitina, dissignatio) nur so lange am Eintritt 



mindestens 1500 Dachziegel (tegulae) hatte. Nach 
der Lex Coloniae Iuliae Genetivae c. 91 waren 
sie nur verpflichtet, in der Stadt oder innerhalb 
des ersten Meilensteins zu wohnen. Nach einer 
spaten Bestimmung der Pandekten (Herm. Dig. 
L 2, 8) soil ein D., der verarmt, Dnterstiitzung 
erhalten, zumal wenn er sein VermOgen durch 
Munificenz gegen seine Vaterstadt eingebfisst hat. 
Die Altersbestimmungen sind gleichfalls sehr 



in den Ordo, als es ausgeiibt wurde. Wer dem 30 schwankend. Nach der Lex Iulia municip. Z. 89f. 



Gewerbe entsagte, konnte in den Rat gewahlt 
werden, Lex Iul. munic. 94. 104. Cic. ad fam. 
VI 18, 1. Auch in Halacsa waren die praecones 
ausgeschlossen, was Verres nicht beachtete, Cic. 
Verr. II 122. Kramer (qui utensilia negotiantur 
et vendunt) waien, obgleich sie unter der Fuchtel 
des Aedilen standen (Meet ab aedilibus caeduntur), 
zum Eintritt in den Rat zugelassen, aber nur 
wenn Mangel an anstandigen Leuten (virorum 



wird zur Bekleidung der Amter als Minimalgrenze 
das 30. Lebensjahr angesetzt, falls der Betreffende 
nicht sechs Jahre zu Puss oder drei Jahre zu 
Pferde gedient hat oder von der Dienstpflicht be- 
freit ist. Auch fiir Halaesa war nach dem Ge- 
setze des Claudius (659 = 95) als Altersgrenze 
das 30. Lebensjahr angesetzt, was Verres nicht 
berucksichtigte (Cic. Veir. DI 122), und dieselbe 
Bestimmung enthielt die Lex Pompeia fiir Bithy- 



Jionestorum) war, Call. Dig. L 2, 12. Uber die 40 nien, Plin. ep. ad Trai. 79 (83). Hiemit setzte sich 



Befreiung der navicularii und anderer Berufs 
arten s. u. 

Gemeindeangehorigkeit (origo) ist wohl in alterer 
Zeit erforderlich gewesen, Plin. ep. ad Trai. 114 
(115) ; es bestanden sogar in solchen Stadten, 
welche aus zweiGemeindenverschmolzen waren, Be- 
stimmungen uber die Zahl der Mitglieder, die jeder 
deT beiden Gemeinden zukam : Agrigent Cic. Verr. 
II 123, Heraklea Cic. Verr. II 125. Spater aber 



Augustus in Widerspruch; indem er die stadti- 
schen Amter und damit den Decurionat schon 
vom 22. Lebensjahre an zuganglich machte. Dies 
bestatigte Traian, aber mit der ausdrucklichen 
Beschrankuug, dass fiir diejenigen, welche kein 
Amt bekleidet hatten, das 30. Lebensjahr der 
friiheste Termin des Eintritts in den Rat ver- 
bleiben solle, Plin. ep. ad Trai. 80 (84). Dagegen 
ist in der Lex Malac. c. 54 das 25. Lebensjahr als 



sind auch incolae nicht selten in den Ordo ge- 50 Minimalalter angesetzt, und hiemit stimmen die 



wahlt (in omni ciritate plurimos esse buleutas 
ex aliis civitatibus Plin. a. a. O. ; adlecto in cu- 
riam Lugdunensium nomine incolatus CIL XII 
1585 = Wilmanns 2216; in municipio Flavio 
Axatitano ex incolatu decurioni CIL II 1055 = 
Wilmanns 2318). Es finden sich bisweilen 
Personen, die dem Rate in mehreren Stadten an- 
gehoren. so in Ostia und Laurentum CIL XIV 341 
= Wilmanns 1723, in Turin und Ivrea CIL V 



Pandektenjuristen uberein, Pap. Dig. L 2, 6, 1. 
Call. L 2, 11. Dip. L 4, 8 (wie aus Paul. Dig. 
XXXVI 1, 76, 1 und Dip. L 4, 8 hervorgeht, ist 
darunter das begonnene 25. Lebensjahr, nicht das 
vollendete zu verstehen, Savigny System IV 
353). Wer jiinger ist, kann an den Sitzungen teil- 
nehmen, empfangt auch Sporteln (z. B. in Corfi- 
nium, CIL IX 3160 = Wilmanns 2062), hat aber 
kein Stimmrecht. Pap. Dig. L 2, 6, 1. filio an^ 



6955 = Orelli 3989, in Trient und Brixen CIL 60 XXIIII commodis decurioni(s) uso CIL XI 160 



V 5036 = Wilmanns 2163, in Sarmizegetusa, 
Klausenburg (Napoca) und Karlsburg (Apulum) 
CIL in 1141 = Wilmanns 2423; vgl. CIL 
III 1100 = Wilmanns 2414. Ob die betreffen- 
den Personen schon von vornlierein das Bflrger- 
recht in den beiden Stadten, in dencn sie dem 
Rat angehorten, besassen, indem sie vielleicht 
durch Adoption eine neue origo erlangt hatten 



(Florenz). Demnach sind im Album von Canusium 
die praetextati zwar verzeichnet, aber nicht in der 
Zahl der 100 ordentlichen Mitglieder einbegriffen. 
Zumpt Comm. epigr. 120. Die Adlectio von Kin- 
dembegegnet auf Inschriften haufig, infans'm Ostia 
CIL XIV 376 = Wilmanns 1724a, in Aeelanum 
CIL IX 1166 = Wilmanns 1842. vierjahrig in 
Amiternum CIL IX 3573 = Wilmanns 2069 



2329 



Decurio 



Decurio 



2330 



sechsjahrig in Pompeii CIL X 846 = Wilmanns 
1927, vierzehnjahrig in Parentium CIL V 337 = 
Wilmanns 297, siebzehnjahrig in Pompeii CIL 
X 1036 = Wilmanns 1912. Nach den Pan- 
dektenjuristen darf niemand, der uber 55 Jahre 
alt ist, wider seinen Willen zur TJbernahme des 
Decurionates gezwungen werden. Ulp. Dig. L 
2, 2, 8: Call. Dig. L. 2, 11. Vgl. Jhering Geist 
d. rem. Rechts 115 106 N. 110. 

Eintrittsgeld. Es scheint allgemein iiblich 
gewesen zu sein, dass die neugewahlten Rats- 
herrn beim Eintritt in den Ordo eine bestimmte 
Summe zu zahlen hatten (vgl. Isid. orig. IX 4, 
23 non est decurio qui summam non intulit), 
doch waren die naheren Bestimmungen hieruber in 
den einzelnen Stadten und Provinzen verschieden- 
Trai. bei Plin. ep. ad Trai. 113 (114). In Bithynien 
und Pontus wurde nach der Lex Pompeia von den ord- 
nungsmassig durch die Censoren gewahlten D. kein 
Eintrittsgeld erhoben, vermutlich weil sie schon bei 
Antritt des Amtes, durch das sie D. wurden, ihren 
Tribut entrichteten; wohl aber zahlten diejenigen, 
welche fiber die gesetzmassige Zahl hinaus ausser- 
ordentlicherweise mit kaiserlicher Erlaubnis hin- 
zugewahlt waren, 1000 oder 2000 Denare, Plin. 
ep ad Trai. 112 (113). Ausdrucklich bezeugt ist 
ein Eintrittsgeld von 1200 Sesterzen fur Iguvium, 
Wilmanns 718 (auch bei Mommsen Res gest. 
div. Aug. 2 p. 67), 20 000 Sesterzen fiir Rusicade 
CIL VIII 7983, ferncr von unbestimmten Summen 
fiir Concordia bei Fronto v. 193. 196 N„ Gortyn 
CIL III 4, Matfaura CIL VTII 4679, Ephesus Inscr. 
Br. Mus. Ill 487. Haufig wird auf den Inschriften 
eTwahnt, dass das Eintrittsgeld erlassen sei, z. B. 
alleeto gratis decurioni, Ostia CIL XIV 375 == 
Wilmanns 1724; cui ordo gratuitum decurio- 
natum decrevit, Ostia CIL XIV 362 = Wil- 
manns 1725a; decurfionumj decreto decurioni 
gratis adlecto CIL XIV 363 = Wilmanns 1725b; 
ahnlicb in Collipo in Lusitanien CIL II 5232 und 
sonst. Marquardt Staatsverw. I 2 180ff. Liebe- 
nam Stadteverwaltung 54f. 

Verlust des Decurionates. Der Decu- 
rionat ist eine auf Lebenszeit verliehene Wurde. 
Der Verlust derselben kann nur infolge infamie- 
render Handlungen durch gerichtlich.es Verfahren 
bewirkt werden. Ein solches wird nach der Lex 
Coloniae Iuliae Genetivae c. 105 bei einem der Duo- 
virn anhangig gemacht, der dann ein indicium 
bestellt. Ist der Anklager selbst ein D., so er- 
halt er im Falle der siegreichen Durchfuhrung seiner 
Anklage auf seinen Wunsch den Platz des ausge- 
stossenen Collegen (c. 124). In Bithynien erfolgt 
die \usstossung nach der Lex Pompeia durch die 
Censoren, Plin. ep. ad Trai. 114(115), 1. DieBestim- 
mungen, wegen welcher Vergehen oder Verbrechen 
die Ausstossung erfolgen sollte, sind in der Lex 
Coloniae Iuliae Genetivae nicht erhalten ; doch lasst 
sich aus dem Beginn des Cap. 106 vermuten, 
dass in erster Lime Anstiftung zu Complotten 
genannt war (qui coetum conventum coniuratio- 
nem fecerit). In den Schriften der Juristen werden 
als Vergehen, die den vOlligen Verlust des De- 
curionates zur Folge haben, bezeichnet verliium- 
derische Anklage auf iniuria (Gai. [Trib.?] Dig. 
XL VII 10, 43. Paul, V 4, 11), schwere Beleidi- 
gung (atrox iniuria; Severus bei Macer Dig. 
XL VII 10, 40), Diebstahl von Vieh (abigeatus; 



Ulp. Dig. XL VII 14, 1, 3), vis privata (Marcian. 
Dig. XLVIII 7, 1 pr.) und die pflichtwidnge 
Unterlassung der Ausrichtung einer Gesandtschaft 
(qui legationem deseruerit; Dip. Dig. L 7, 1). 
Zeitweise Ausschliessung (ad tempus) wird ver- 
hangt wegen Betriigerei (stellionatus ; Ulp. Dig. 
XLVII 20, 3, 2), auf zehn Jahre wegen Falschung 
(Pap. Dig. XLVIII 10, 13, 1; vgl. Dip. Dig. 
L 2, 3, 1. Paul. Sent. V 15, 5. Cod. lust. IX 
10 22, 21). Wer auf bestimmte Zeit (ad tempus) 
relegatus ist, kann nur mit kaiserlicher Genehmi- 
gung wieder in den Ordo gewahlt werden und 
erlangt dann seinen fruheren Platz nicht zurfick, 
wohl aber, wer auf bestimmte Zeit ordinemotus ist 
(Pap. lust. Dig. L 2, 13 pr. Pap. Dig. L 2, 5. Dip. 
Dig L 2, 2, 1 ; 3, 1 = Cod. lust. X 61 [59] 1. Cod. 
lust. JI 11 [12], 3; vgl. Mommsen Strafr. 999. 
1001, 6). In spiiterer Zeit wird durch das Alter 
von 70 Jahren die Befreiung von den Lasten 
20 (munera) des Decurionates erworben , Ulp. Dig. 
L 6, 4 (3); vgl. L 2, 2, 8. Basil. Ep. 84 (389). 
Ehrenrechte. Die D. bilden mit ihren Fa- 
milien in den Stadten den ersten Stand (rideo 
deos decuriones Tert. ad nat. II 8), den ordo splen- 
didissimus, wie er gewohnlich heisst, seltener 
sanetissimus, je einmal hmestissimus (Misenum 
CIL X 3344 = Wilmanns 1690) und splendi- 
dissimus et felicissimus (Sufeta CIL VIII 262 
= Wilmanns 688), wahrend der Senat in Rom 
30 das Praedicat amplissimus fuhrt (Cic. pro Cael. 
5 nennt in rednerischer Ubertreibung auch den 
ordo decurionnm der Heimatstadt des M. Cae- 
lius ordo amplissimus). D. bildet einen Gegensatz 
zu plebeius, Plin. ep. ad Trai. 79 (83), 3. CIL V 532 
= Wilmanns 693. CIL XI 1924. Dig. XXII 5,3 
pr.XLVIII10,13,l.L2,7,2.4,7pr.Cod.Theod.XII 
1, 133 u. 0. Zwischen diese beiden Stande schieben 
sich in der Kaiserzeit die Augustalen, der romi- 
schen Ritterschaft entsprechend, die in den Land- 
40 stadten fehlt oder keine Rolle spielt. Die D. 
vertreten die Stadt bei feierlichen Gelegenheiten. 
Die Leiche des Drusus und des Augustus wurde 
von den D. der Stadte, welche der Trauerzug 
passierte, getragen, Suet. Aug. 100. Dio LV 2, 
1. LVI 31, 2. Die D. trugen gleich den romi- 
schen Senatoren besondere Abzeichen an Kleidern 
und Schuhen, vermutlich den breiten Purpurstreif 
(was Mommsen St.-R. 1** 423, 4 ohne zurei- 
chenden Grand bestreitet ; vgl. Hor. sat. I 5, 36 
50 und dazu Porphyrio). Sie hatten Ehrenplatze 
bei den Spielen (Lex Iul. munic. Z. 133. 138. Lex 
Col Iul Genet, c. 66. 125. 127, bei scemschen 
Spielen in der Orchestra, CIL XII 6038. Momm- 
sen Ephem. epigr. H p. 130) und offenthchen 
Gastmahlern (ususne est per qmnque et quadra- 
ginta annos decurionum praemiis eommoduque, 
cenis publicis, in curia, inspectaculis? cenavitne, 
seditne ut decurio, eensuitne? Fronto p. 193N.; 
in Veii wird einem die Ehre zuerkannt cenis om- 
60 nibus publicis inter centumviros interesse, CIL 
XI 3805 = Wilmanns 2079, in Suessa com- 
modis publicis ac si decurio frueretur, CIL X 
4760 = Wilmanns 2038). Bei Verteilung von 
Sporteln erhalt der D. mehr als die andern, z. B. 
der D. 3 Denare, der Augustale 2, der Ple- 
beier 1 in Voki, CIL X 416 = Wilmanns 1825, 
und in Anagnia CIL X 5923; oder der D. 3 Vic- 
toriati, Scribae und Augustales 2, der populus 



2331 



Decurio 



je 1 in Cales, CILX4643 = Wilmanns 695; D. 
Seviri und Augustales 4 Denare, Dendrcfhori 3, po- 
pulus 1 in Verulae, CIL X 5796 = Wilmanns 
2077 ; D. 5, Seviri 2, populus 1 in Anagnia, CIL 
X 5917. 5918 = "Wilmanns 686; D. 5, ordo equ. 
sev. Aug. negotiatores vin. 3, oorpor. 2 in Lyon, 
Wilmanns 2224; D. 6 Sesterzien, Augustales 4, 
plebs 2 in Saepinum, CIL IX 2440 ; D. 8 Sest., Au- 
gustales 6, populus 4 in Vibo, CIL X 53 = Wil- 



Decurio 



2332 



l„,,„., a , . V, ,;,~ -r 'o„u / "T 'V 1 ' owrioms, uuu Al lbU7 (Florenz). Dieses Vor- 
m anns 1821 D. 10 Sest., Are S&hne (puen curiae 10 recht erstreckte sich auch auf ihre Sr und 
zncrementum) und Ancrnstal P » s ;,, -ew^; mix,.... TT , ^. ,7i' „ " . mre -kinder una 



haupt genossen sie, seitdem in Bezug auf Straf- 
mass und Strafvollstreckung ein Unterschied zwi- 
schen honestiores und tenuiores gemacht wurde, 
die Privilegien der ersteren und waren somit be- 
freit von Kreuzigung, Verurteilung zum Kampf 
/ 1 £ 1 V nl A en Tl6ren ' Ber g wwk sstrafe, Zwangsarbeit 
(Cod. IX 47, 3), Zuchtigung und Folterung. 
Mommsen a. a. 0. 1036; vgl. commoda de- 
curtonvs, CIL XI 1607 (Florenz). Dieses Vor- 



incrementum) und Augustales 8 nf Ferentinum 
CIL 5853 = Wilmanns 1786; D. 20 Sest., Augu- 
stales 12, Mercuriales 10, populus 8 in Budiae, CIL 
J X2 3 = Wilmanns 1828; D. und ihre Kinder 
30 Sest., Augustales 20, plebs 8 in Corfinium 
CIL IX 3160 = Wilmanns 2062 ; D. 30 Sest., Au- 
gustales 20, vicani 12 in Volci, CIL X 415. In 
Verecunda setzt jemand condecurionibus spor- 
tulas duplets aus CIL VIII 4202 = Wilmanns 



oqfis ,■„ a„v,-„ j • -I ~ r iL4 i "" l "" B magistrate mit nerangezogen, Suet. Aus? 46 Nach 

2365, inAgbia decurtombus s^MSW M?Me 20 Bethmann-Hollweg Civ lproc II 24 W uX 
gratos etunwersis eivibus epulum, CIL VIII in den M,,r,i,inien ZA^JZlLttlt S^™ 



gratos et unwersis civibus epulum, CIL VIII 
1548 - Wilmanns 2348, in Thugga sportulas 
<lecurtombus, CIL VIII 1495 = Wilmanns 2347- 
vgl. Thibari, CIL VIII 1828 = Wilmanns 2351* 
An diesen Ehrungen baben oft die Kinder (vgl. 
die Inschriften von Ferentinum und Corfinium) 
und bisweilen auch die N Frauen der D. Anteil, 
z B. in Corfinium: splendidissimum ordinem 
liberosque et mniuges eorum exhilaravit, CIL 



Bltern Ulp. Dig. XLVIII 19, 9, 12. 43, 1. Cod. 
lust. H 11 (12), 5. In den Stadten, welche das 
sogenannte ius Latium maius batten, erhielten 
die D., wabrscheinlich seit Traian, das rCmische 
Biirgerrecht , Gai. I 96. O. Hirschfeld Zur 
Gesch. d. latin. Eeehts, Wien 1879. Marquardt 
St.-V. 12 57. Von Augustus wurden die D. der 
Colomen voriibergehend zur Wahl der romischen 
Magistrate mit herangezogen, Suet. Aug. 46. Nach 



TV qi fin — Wii m „„ nncn ■ , .7 '""""'< Y 11J m iigen aes uruo geben em treues Abbild der Ver- 



Cmrorum et sororibus et filiabus et omnis or- 
dinis midieribus municipibus epulum dedit, CIL 
XI 3811 = Wilmanns2080d;in Volci CILX415. 
Auch sonst genossen die D. mancherlei Pri- 
vilegien. Vielleicht batten sie das Eecht, die 
stadtische Wasserleitung unentgeltlich zu benutzen 
CIL X 4760 = Wi 1 m an n s 2038 (Suessa). Mom m- 
sen Ztschr. f. gesch. Eechtsw. XV 310. Ohne 
vorherige Anfrage beim Kaiser durfte iiber sie 



m den Mumcipien die Einzelgeschworenen fur den 
Civilprocess aus den D. entnommen ; doch ist das 
unsicher (iiber die Inschrift von Narbo CIL XII 
4333 s. u.). Bei Vermessung des Landes fur 
neu begriindete Colonien wurde dem Ordo ein 
besonderes Stuck Waldung ziigewiesen, Hygin. de 
limitib. constituend., Grom. Lat. p. 198, 3. 

Verhandlungen des Ordo. Die Verhand- 
lungen des Ordo geben ein treues Abbild der Ver- 



sMffsABSf ;f „*? rii«I I == ™»«"= «& 



werden, Call. Dig. XLVIII 19, 27, 1. Ulp Die 

XXVIII 3, 6, 7. XLVIII 19, 9, 11. XLIX 4 1 

E- ^.Dig. XLVIII 8, 16. 21, 2, 1. Macer 

Dig. XLVIII 21, 2, 1. G e i b Rom. Criminalproc. 

480. Mommsen Strafr. 1034f. Hadrian befreite 

sie von der Todesstrafe, ausgenommen den Fall 

-des Elternraordes, Paul. Dig. XLVIII 19, 15. Uber- 
8. Januar Puteoli CIL X 1786 ' 

28. Februar Herculanum CIL X 1453 
Neapel IGI 757 
Perusia CIL XI 
Genusia CIL IX 259 
Pisa CIL XI 1421 = Wilmanns 883 
Peltuinum CIL IX 3429 = Wilmanns 2856 
Gabn CIL XIV 2795 = Wilmanns 752 
Patavmm CIL V 2856 = Wilmanns 9127 
Neretum CIL LX 10 
Aquileia CIL V 875 = Wilmanns 691 
Ostia CIL XIV 2466, Cumae CIL X 3098, Puteoli CIL X ITS'? 
Cumae CIL X 3697 
Tibur CIL XIV 3679 

2. September Puteoli CLL X 1783 
19. September Pisa CIL IX 1420 = Wilmanns 883 
19. October Ferentinum CIL VI 1492 = Wilmanns 2853 
28. October Puteoli CIL X 1784 

26" kZZI? T ri f t? ^., V532 = Wilmanns693 > Aquileia CIL V 961 
to. JSovember Tuficum Wilmanns 692 

3. December Abella CIL X 1208 
23. December Neapel IGI 758 



statt entweder in der Curia (in Patavium, CIL V 
2856 = Wilmanns 2127; in der Ouria Aelia 
Augusta zu Gabii, CIL XIV 2795 = Wilmanns 
752; in der Curia Torquatiana Vitrasiana zu 
Cales, CIL X 4643 = Wilmanns 695; in der 
Curia Augusta zu Peltuinum, CIL IX 3429 = 
Wilmanns 2856; in der Curia aedis Mereurii 
zu Ferentinum, CIL VI 1392 = Wilmanns 2853) 
oder in einem Tempel (im Augusteum zu Pisae, 



22. Marz 

23. Marz 
27. Marz 

2. April 
12. April 
23. April 

2. Mai 

6. Mai 
30. Mai 

1. Juni 

8. August 
"29. August 



,. . -" ~w^ , nil VtsttVUI/Mltl 

dipt Vespasiani in Cumae, CIL X 3698 = Wil- 
manns 2006; im templum Divorum zu Caere, 
OIL XI 3614; weitere Beispiele bei Liebenam 
245, 3). Der Bat von Veii halt einmal eine 
Sitzung zu Rom ab im Tempel der Venus Gene- 
tnx, CIL XI 3805 = Wilmanns 2079. Als 
Daten von Sitzungstagen sind uns iiberliefert: 
Tagescharakter: C 

c 

N 
hPTUBIL 

F 

N 

NP VIN 

F 

C 

C 

N 

C 

F 

fP 

C 

N 3 ARM 

C 

F 

C 

N 

N 3 LAR 



2333 



Decurio 



Decurio 



2334 



Die trbersicht zeigt, dass die Gemeinderate fur 
ihre Sitzungen auf die kalendarische Beschaffen- 
heit der Tage ebensowenig Riicksicht nehmen wie 
der Senat in Bom (Mommsen St.-R. Ill 921). 

Die Versammlung wird einberufen durch die 
hOchsten Beamten der Stadt (qui maxumam po- 
testafem habebit Lex Iulia municip. Z. 130). also in 
der Begel einen der Duovirn. Dieser fiinrt den 
Vorsitz, setzt die Tagesordnung fest, stellt die 
Antrage, erteilt das Wort und leitet die Abstim- 
mung (nei quis quel in eo m. e. p. f. o. senatum 
decuriones conseriptos habebit, ewm in senatum de- 
curiones conseriptos ire iubeto; neve eum ibei sen- 
temtiam rogato neive dieere neive ferre iubeto Lex 
Iulia municip. 127, vgl. 106 ; consilium, dee. [or- 
dinem] cogere CIL XI 3614 = Wilmanns 2083 
Caere, CIL X 3698 = Wilmanns 2006 Cumae; 
decuriones eorrogdre ebd. ; eonsulere CIL V 2856 
= Wilmanns 2127 Patavmm, CIL V 875 = Wil- 
manns 691 Aquileia; referre ad decur. Lex Col. 
Iul. Genet, c. 64. 69. 92. 96. 97. 99. 100. 130. 
131. 134; verba facere oft). An Stelle der Duo- 
virn begegnen als leitende Beamte Praetoren (in 
Cumae CIL X 3698 = Wilmanns 2006), Prae- 
fecti (in Patavium CIL V 2856 = Wilmanns 
2127), aediles iuri dicundo (in Peltuinum CIL 
IX 3429 = Wilmanns 2856), einmal ein Dic- 
tator und ein aedilis iuri dicundo praefectus 
aerarii (in Caere CIL XI 3614 = Wilmanns 
2083). Auch aus den Beihen der D. konnen An- 
trage gestellt werden (postulare uti ad decuriones 
referatur Lex Col. Iul. Genet, c. 96, vgl. Wil- 
manns 692a), ja es kommt vor, dass Beschlusse 
als auf Antrag der gesamten Versammlung ge- 
fasst bezeichnet werden (quod unieersi verba fe- 
cerunt CIL VI 1492 = Wilmanns 2853 Feren- 
tinum. CIL IX 3429 = Wilmanns 2856). 

Die Giiltigkeit der Beschliisse des Ordo war 
abhangig von der Anwesenheit der gesetzlich vor- 
geschriebenen Zahl der Mitglicder. Diese war 
verschieden nach den Gegenstanden, die zur Ver- 
handlung standen. Nach dem Stadtrecht von 
TJrsao gentigt jede beliebige Anzahl von Mit- 
gliedern, wenn es gilt, den Heerbann der Colonie 
zur Verteidigung der Stadtflur aufzubieten (quot 
maior pars qui turn aderunt deercverint Lex 
Col. Iul. Gen. c. 103). Mindestens 20 Mitglieder 
miissen anwesend sein bei der Beschlussfassung iiber 
die Auszahlung der Gelder an die Unternehmer der 
res saerae et divinae (Lex Col. Genet, c. 69) ; die 
gleiche Zahl wird in der Bauinschrift von Puteoli 
bei der Begnta«htung und Abnahme einer bau- 
lichen Arbeit am Serapistempel verlangt (CIL I 
577 = X 1781 = Wilmanns 697). Die Anwesen- 
heit von mindestens 40 D. wird durch das Stadt- 
recht von Ursao (c. 100) erfordert, wenn an Private 
die Erlaubnis zur Benutzung der Wasserleitung er- 
teilt werden soil. Im flbrigen ist nach dem Stadt- 
recht von TJrsao meist die Anwesenheit von 50 D. 
oder, was ungefahx dasselbe bedeutet, maior 
pars decurionum erforderlich, so bei Erteilung 
der Erlaubnis zur Einreissnng bestehender Ge- 
baude (Lex col. Gen. c. 75 ; vgl. Lex Malac. 62), 
bei Aussendung von Gesandtschaften (Lex Col. 
Gen. c. 92), bei Verhandlungen iiber offentliche 
und Strafgelder, Sffentliche Platze, Gebiiude 
(Lex col. Gen. c. 96), bei Wahl ernes Patrons 
(Lex col. Gen. 97 ; dagegen werden in c. 130 



desselben Gesetzes fur denselben Gegenstand 
drei Viertel der Mitglieder, in der Lex Malac. 
c. 61 zvvei Drittel verlangt), bei Beratungen iiber 
Wegebau (Lex col. Gen. c. 98), bei Vergebung 
der Decurionenplatze in den Spielen (Lex col. 
Gen. c. 125. 126). Die Anwesenheit von zwei 
Drittel der Mitglieder wird im Stadtrecht von 
Osuna nur erfordert bei Festsetzung der Fest- 
und Opfertage (c. 64) und bei Beratungen iiber 

10 Anlage neuer Wasserleitungen (c. 99). Aber in 
der Inschrift iiber die Wasserleitung von Vena- 
frum aus der Zeit des Augustus wird Anwesen- 
heit von zwei Drittel der Mitglieder auch bei den 
Beratungen iiber die Verteilung des Wassers ver- 
langt (CIL X 4842 = Wilmanns 784 Z. 45, 
vgl. 47. 56. 60), und nach den Stadtrechten von 
Malaca und Salpensa aus der Zeit des Domitian 
ist die Giiltigkeit der Decurionenbeschliisse durch- 
weg von didtfer grSsseren Frequenz der Mitglieder 

20 abhangig gemacht; bei Ernennung von Vormiin- 
dern Lex Salp. c. 29, bei Verkauf der praedes 
und praedia Lex Mai. c. 64, bei Rechnungslegung 
iiber die Offentlichen Gelder Lex Malac. c. 67 und 
bei der Wahl von drei patroni causae zur Ab- 
nahme der Bechnungsablegung c. 68; ausserdem, 
wie bereits erwahnt, bei der Ernennung eines pa- 
tronus municipii c. 61 und vermutlich bei Ge- 
nehmigung von Freilassungen durch einen Mino- 
rennen : si is numerus decurionum , per quern 

30 decreta liae lege facta rata sunt, censuerit Lex 
Salp. c. 28. Mit Becht vermutet daher Momm- 
sen Ephem. epigr. II p. 136, dass die Bestim- 
mungen bei Ulp. Dig. L 9, 3: lege municipali 
cavetur, ut ordo non aliter habeatur quam duabus 
partibus adhibitis (vgl. Dig. Ill 4, 3. 4. Cod. 
lust. X 32, 45), von Augustus in das Municipal- 
gesetz eingefiigt worden ist (vgl. noch Momm- 
sen Stadtrechte 412). Beschlusse, die nicht in 
Anwesenheit der gesetzlich bestimmten Mitglieder- 

40 zahl gefasst sind, sind ungiiltig, Marcian. Dig. 
L 9, 2. Ist die Versammlung beschlussfahig, so 
entscheidet in der Regel die absolute Maioritat 
(maior pars, Lex col. Gen. c. 64. 92. 96. 99. 100. 
103. 131. Edict. Venafr. Z. 39. Lex Malac. c. 61): 
nur bei Wahl der patroni eausarum zur Ab- 
nahme der Rechnungslegung geniigt die relative 
Maioritat (quos plurimi legerint Lex Malac. c. 68. 
Mommsen Stadtr. 413). Savignv System II 
327. BrunsKl.Schrift.il 282— 286. Karlowa 

50 Bechtsgesch. I 588. Die Mitglieder des Ordo 
kOnnen wahrscheinlich durch Pfandung zum Er- 
scheinen genOtigt werden; deshalb besteht in 
Osuna die Bestimmung, dass sie ihre Wohnung 
nicht weiter als 1000 Schritt von der Stadt ent- 
fernt haben diirfen (Lex col. Gen. c. 101). In 
Tarent miissen sie ein Haus mit mindestens 1500 
tegidae (Dachziegeln ?) besitzen (s. o. S. 2328). 
Mommsen Ephem. epigr. II p. 134. 

Nach dem Vortrage des Antragstellers erfolgt 

60 die Umfrage (sententiam dieere, cetisere). an der 
jedoch nur diejenigen D. beteiligt sind. welche 
das Recht haben sentoitiam dieere. von der also 
die pedani (vgl. das Album von Canusiunij aus- 
geschlossen sind (Mommsen St.-B. Ill 853, 1. 
964). Die Umfrage findet in der Reibenfolge 
statt, in welcher-die D. auf dem Album verzeichnet 
sind. Den Beschluss der Verhandlung macht 
die Abstimmung. Sie ist meist geheim (per ta- 



2335 



Decurio 



Decurio 



2336 



bellam Lex col. Gen. c. 130. 181. Lex Malac. 61. 
CLL X 4648. 4649 = Wilmanns 2029. II 1305 
= Wilmanns 663), wobei bisweilen verlangt 
wild, dass die Stimme unter dem Eid abgegeben 
wird (Lex Malac. c. 61), oder dass die Stimm- 
tafel versiegelt wird (CIL XII 6038; doch s. 
Mommsen St.-E. Ill 2 p. IX), seltener offent- 
lich (per discessionem Gell. XIV 7, 9. Ill 18, 2). 

Der fertige Bescbluss heisst deeretum (Cic. 
p. Rose. Am. 25 ; pro Sest. 10) oder consultum, 
ein vorlaufiger oder aus irgend einem Grande un- 
giiltiger Beschluss auctoritas (placuit universis, 
dum deeretum conscriberetur, interim ex auc- 
toritate omnium permitti CIL XI 3805 = Wil- 
manns 2079; der bctreffende Bescbluss ist ge- 
fasst am unrechten Ort, namlich in Eom, und 
bei ungeniigender Zahl der Mitglieder, namlich 
13; • vgl. CIL XI 1420 = Wilmanns 883. CIL 
X 1782. Mommsen St.-E. ILT 927. 998). Der 
Beschluss wird von dem Beamten, derUie 7 Sitzung 
geleitet hat (verba fecit), aufgezeichnet (scribere, 
conscribere Veii CIL XI 3805 = Wilmanns 2079. 
Pisa CIL XI 1420 = Wilmanns 883), wobei 
einzelne Mitglieder als Urkundszeugen zugezogen 
werden (seribendo adfuerunt; Mommsen St.-E. 
Ill 1004). Sie sind bisweilen ausgelost (sorte 
dueti Cumae CIL X 3698 = Wilmanns 2006). 
Ihre Zahl betragt mindestens zwei (Ferentinum 
CIL VI 1492 = Wilmanns 2853), meist mebr, 
bis zu 12 (Pisae CIL XI 1421 = Wilmanns 883). 
Es kommt auch vor, dass universus ordo seri- 
bendo adfuit, namentlich bei Beschliissen, die zur 
Ehrung jemandes gefasst werden (Gabii CIL XIV 
2795 = Wilmanns 752. Herculaneum CIL X 
1453). 

Die Form der Aufzeichnung ist mit geringen 
Abweichungen dieselbe, welcbe fiir die Beschliisse 
des romischen Senates iiblich ist (Mommsen 
St.-E. in 1008). 

1. Consuln 

2. Magistratische Vorlage ille (duovir, Illbir, 
praefectus , dictator , acdilis) ordinem 
(decuriones) consuluit. 

3. Monat und Tag der Verhandlung. 

4. Ort der Verhandlung. 

5. Urkundszeugen: scribundo adfuerunt illi. 

6. Vortrag: quod ille verba fecit oder illi verba 
feeerunt (CIL IX 259) oder referentibus 
Hits (CIL XIV 2795). 

7. Beschlusseinfiihrung: quidde ea re fieri pla- 
eeret, de ea re ita censuere. 

8. Besehlussgrunde : cum res ita se habeat. 

9. Beschlussinhalt : placere, ut ille faeeret oder 
ilium facer e. 

10. Abstimmungsvermerk: censuere, wobei bis- 
weilen die Einstimmigkeit besonders an- 
gegeben wird (cuneti censuere, CIL X 
4643; iihnlich XII 5413. XIV 2466. 
VI 1685). 
Das Schema wird nicht immer ganz strenge 
innegehalten ; die eine oder andere Xurnmer fehlt 
bisweilen, einzelnesist gelegentlich anders gefasst, 
vor nr. 10 wird manchmal angegeben primo cen- 
sente (CIL V 532) oder bios eensente Mo u. dgl. 
mehr, aber im grossen und ganzen kann es doch 
als massgebend angesehen werden. Eine beson- 
ders stark abwekhende Form hat Wilmanns 692 
(Tnficum) ; hier heisst es Quod C. Caesius Sil- 



vester p(rimi)p(ilaris) (das ist nicht der Magi- 
strate) v(erbq) f(ecit) und am Schluss : q(uid) f fieri} 
p(laeeret), d(e) e(a) r(e) refer ente L. Vario Firmo 
IIIIvir(o) eensente O. Gluvio Sabino ita cen- 
sfuerunt). 

Die Beschliisse werden in die tabulae publicae 
eingetragen (Lex col. Gen. c. 130. 131). Bis- 
weilen wird dem Bescbluss eine Bestimmung iiber 
die Publication hinzugefflgt, wie in Gabii CIL 

10 XIV 2795 = Wilmanns 752: hoc deeretum post 
tres relationes placuit in tabula aerea seribi et 
proponi in publico, unde de piano note legi 
possit, oder in Pisae CIL XI 1420 = Wilmanns 
883 uti Ilviri ea omnia, quae supra scripta 
sunt, ex deeret(o) nostro coram pro quaestoribus 
primo quoque tempore per seribam publicum in 
tabidas publieas referenda eurent. Ausser dieser 
offlciellen Publication der Beschliisse gab es noch 
eine protokollarische Aufzeichnung derselben im 

20 commentarius cotidianus municipii. Ein sol- 
ones Journal oder Protokollbuch ist inschriftlich 
bezeugt fiir Caere CIL XI 3614 = Wilmanns 
2083 (vgl. o. S. 745). Es war eingeteilt in paginae, 
diese wieder in kapita. Mitgeteilt werden daraus 
ausser einem Sitzungsprotokoll, welches ohne die 
solennen Formen abgefasst war und in dem die 
Urkundszeugen fehlten, ein Schreiben des Ober- 
beamten und der D. an den Curator und die Ant- 
wort desselben. Das Buch enthielt also wohl die 

30 gesamten Verwaltungsacten der stadtischen Ober- 
beamten. Mommsen St.-E. Ill 1015, 2. 

Die Beamten und Eatsherren der Stadt sind 
gehalten, den Beschliissen des Ordo Folge zu lei- 
sten. In Ursao war eine Strafe von 10 000 Se- 
sterzen vorgesehen gegen jeden Beamten, der einen 
Beschluss des Ordo nicht zur Ausfiihrung brachte. 
Die Klage stand jedem frei und war beim Duovir 
oder Praefecten anhangig zu machen (Lex col. 
Gen. c.' 129). Inwieweit die Beschliisse des Ordo 

40 der Bestatigung durch eine hohere Instanz, den 
Senat, die Consuln oder Provincialstatthalter, in 
spaterer Zeit den Kaiser und dessen Organe, be- 
durften, lasst sich nicht fiir jeden einzelnen Fall 
bestimmen. Gefehlt haben kann es daran nicht. 
Spiiter fiihrten die Kaiser durch ihre Statthalter 
eine scharfe Aufsicht. Vgl. Plin. epist. ad Trai. 38 
(47). 39 (48), 6. 43 (52). 47 (56). 110 (111). Traian 
behielt sich die Genehmigung grosserer Geldaus- 
gaben zu Communalzwecken ausdrucklich vor, Plin. 

50 a. a. O. 90 (91). 109 (110). Unter ihm begegnen 
zuerst die Ouratores reipublicae, welche anmass- 
liche Beschliisse der Stadtrate zu cassieren haben 
(ambitiosa decreta decurwnum rescindi debent 
Ulp. Dig. L 9, 4; CIL V4368 = Wilmanns 2167. 
Plin. ep. ad Trai. 110 [111]. Pernice Labeo I 285. 
Art. Curator). Daher flnden wir denn bisweilen, 
dasses der'Ordo fiir sicherer halt, fiir seinen Beschluss 
die Genehmigung des Curators einzuholen (Caere 
CIL XI 3614 = Wilmanns 2083). Aufgehoben 

60 werden kOnnen Beschliisse des Ordo gegebenen- 
falls durch diesen selbst (quod semel ordo decrevit, 
non oportere id rescindi divus Hadrinnus Xi- 
comedensilnts rescripsit nisi ex causa Call. 
Dig. L 9. 5 ; si ordo rescidissel deeretum suum, 
Gabii CIL XIV 2795). 

Com pet en z. Der Ordo hat gleich dem rO- 
mischen Senate urspriinglich eine zwiefache Be- 
stimmung, einerseits das Bestatigungsrecht gegen- 



2337 



Decurio 



Decurio 



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iiber der nach Curien oder Tribus gegliederten 
und stimmenden Burgerschaft, andererseits die 
Beratung des Oberbeamten. Nach beiden Seiten 
aber hat er im Laufe der Zeit seine Befugnisse 
erweitert. Wie er die Biirgerschaft, die in repu- 
blicanischer Zeit den Sehwerpunkt der Commu- 
nalverfassung bildete, immer mehr zuriickdrangtc 
und sich schliesslich ganz an ihre Stelle setzte, 
so wurde er auch den Beamten gegeniiber aus 
einer ratenden eine regierende Versammlung, deren 10 
Beschlussen die Magistrate Folge zu leisten hatten 
(Lex col. Gen. c. 129). Es kam dalrm, dass staats- 
rechtlich wie privatrechtlich ,ein Mehrheitsbe- 
schluss des Decurionensenates als Ausdruck des 
Gesamtwillens der Gemeinde' gait (Pernice Labeo 
I 281; quod maior pars curiae effecit, pro eo 
kabetur, ac si omnes egerint Scaev. Dig. L 1, 19, 
vgl. Plin. epist. V 7, 4. Gai. II 195. Pap. Dig. L 
1, 14. Ulp- Dig. L 17, 160, 1. Ill 4, 3). 



ferner ordo Vocontiorum ex consensu et postula- 
tione populi CIL XII 1585 = Wilmanns 2216; 
ex postulatione populi Nemausus CIL XII 3185; 
eum et populus in spectaculis adsidue bigas 
statui postulasset et splendidissimus ordo merito 
deerevisset Cumae CIL X 3704 = Wilmanns 
2009 ; populus aput indices equestrem postulavit 
Canusium CIL IX 339 = Wilmanns 1831; de- 
eretum ordinis et populi Cartenna CIL VIII 9663 
= Wilmanns 2399; dec. dec. et consensu plebis 
Tuficum Wilmanns 692 (aus dem J. 141). Eeiche 
Beispielsammlung bei L i e b e n a m 248, 1 . Konnen 
solche Wendungen auf wirkliche Beschliisse der 
Volksversammlung bezogen werden, so ist dasselbe 
schwerlich der Fall bei den zahlreichen Ehren- 
inschriften aus alien Jahrhunderten , auf denen 
Ordo und Burgerschaft als Dedicanten bezeichnet 
sind. Hier soil wohl kaum etwas anderes aus- 
gedriickt sein, als dass die Bildsaule, oder was es 



Gleichzeitig mit dieser Ausdehnung der Macht 20 sonst ist, auf Beschluss des Ordo aus freiwillig in 
vmw ^ p,-w„ a „^„w ,.„^ j„„ b„„„^_ j„ der Biirgerschaft aufgebrachten Geldern (ex aere 

collato) oder aus der Gemeindecasse (ex pecunia 
publico) errichtet ist. Beispiele: 

conscripti et eoloni : Valentia, republicanische 
Zeit. CIL I 601 = IX 5275 = Wilmanns 1106. 

respublica et ordo : Thamugadi im J. 360/363. 
CIL VIII 2387 = Wilmanns 1088. 

senatus populusque: Anagnia CIL X 5917. 
5918 = Wilmanns 686. CIL X 5919 = Wil- 



gegeniiber der Burgerschaft und den Beamten der 
eigenen Stadt aber tritt eine Minderung der Be- 
fugnisse ein, indem die Controllo der stadtischen 
Verwaltung durch die kaiserlichen Aufsiclitsbe- 
amten, die Statthalter und curatores, allmahlich 
immer mehr verscharft wird. Diese Entwicklung 
historisch zu verfolgen, gestattet das Quellen- 
material, so reichhaltig es auch ist, nicht; wir 
miissen uns damit begniigen, den Ordo in seiner 



Wirksamkeit nach den verschiedenen Eichtungen30 manns 1791. CIL X 5923. 5924 = Wilmanns 
der Verwaltung hin darzustellen. '" ~ - -- - - - 

Zusammeirwirkung des Ordo mit der 
Biirgerschaft. Von der Gesetzgebung der mu- 
nicipals Biirgerschaft ist uns nur ganz schwache 
Kunde erhalten (Cic. de leg. Ill 36). Bei den 
Wahlen der Priester (Lex col. Gen. c. 68) und 
Beamten (Lex Malac. c. 51—60), die bis in das 
2. Jhdt. n. Chr. in den Comitien der Burgerschaft 
vollzogen wurden, erwahnen die Stadtrechte von 



689; Carsioli Zeit des Decius CIL IX 4056 = 
Wilmanns 1020: Ferentinum im J. 213 CILX 
5826, im J. 220/1 CIL X 5827 = Wilmanns 999; 
Lanuvium im J. 42/45 CIL XIV 2097 = Wil- 
manns 1770, im J. 184/7 CIL XIV 2113 = 
Wilmanns 2625. CIL XIV 2120 = Wilmanns 
1771; Lavinium Zeit des Antoninus CIL XIV 
2070 - Wilmanns 1747; Tibur Zeit des Anto- 
ninus CIL XIV 3610 = Wilmanns 1186, Zeit 



Ursao und Malaca keine Mitwirkung oder Besta- 40 des Commodus CIL XIV 2803 3609= Wil 

tigung der D. Wohl aber werden in der Lex 

Salpens. c. 24 die decuriones conscriptive mit- 

genannt bei der Wahl des Kaisers zum Duovir. 

Auch die Wahl des stellvertretendcn Praefectus 

ist vom Ordo vollzogen worden, sowohl dessen, 

der fiir den Kaiser ernannt wird (CIL IX 3044 

= Wilmanns 1612), als dessen, der lege Pe- 

tronia analog dem rCmischen Interrex bestellt 

wird, wenn die obersten Beamten zu fungieren 

verhindert sind, oder es an solchen fehlt (CIL IX 50 

2666 = Wilmanns 2059 Aesernia. CIL X 858. 

859 = Wilmanns 1917 Pompei. CIL III 1822 

= Wilmanns 2452 Narona. CIL V 2852 = 

Wilmanns 2133 Patavium. Mommsen Stadtr. 

447). Spater sind alle Beamten und Priester 

durch den Ordo gewahlt worden. Mommsen 

Stadtr. 424. Kuhn Bfirgerl. und stadt. Verf. 

I 237. Am haufigsten geschieht auf den In- 

schriften des Zusammenwirkens von Burgerschaft 

und Ordo Erwahnung, wenn es sich um ausser- 60 

ordentliche Ehrnngen verdienter Mitbiirger oder 

hervorragender PersOnlichkeiten handelt, z. B. beim 

Tode des C. Caesar im J. 4 v. Chr. in Pisae: 

quod decurionilMs el universis ciribus placuit; 

per consensum omnium ordinum CIL XI 1421 

= Wilmanns 883; bei Setzung einer Statue 

postulante populo d(eereto) dfecurionumj Prae- 

neste CIL XIV 3014 = Wilmanns 1798; vgl. 

Pauly-Wissowa IV 



1194. CIL XIV 3654 = Wilmanns 1804. 

senatus municipesque: Falerii CIL XI 3116 
= Wilmanns 2090. 

ordo popidusque : Atella nach 315 CIL X 3732 
= Wilmanns 1222; Atina 315/323 CIL X 5061 
= Wilmanns 1221 = Dessau 1217; Corfinium 
CIL IX 3160 = Wilmanns 2062; Suessa nach 
350 CIL X 4752 = Wilm an ns 1230a = Dessau 
1223. 

ordo et populus : Bovianum CIL IX 2565 = 
Wilmanns 2057; Misenum CIL X 3678 = Wil- 
manns 2010; Sorrent Zeit des Constantin CIL 
X 678 = Wilmanns 1081. 

ordo et plebs Treiensis: Auximum CLL IX 
5832 = Wilmanns 2110. 

ordo et cives: Aricia im J. 437 CLL XIV 2165 
= Wilmanns 1239; Ocricoli im J. 341 Wil- 
manns 675; Tarquinii um 250 CIL XI 3367 
= Wilmanns 1213. 

oi-do civesque: Telesia CIL IX 2237 = Wil- 
manns 2054. 

decuriones et populus municipes : Gabii CIL 
XIV 2802 = Wilmanns 1812 = Dessau 948. 

decuriones municipesque : Sorrent CIL X 676 
= Wilmanns 939. 

decuriones et plebs: Ascoli 3. Jhdt. CIL VI 
1511 = Wilmanns 1210. CIL IX 6414b; An- 
cona CIL VI 1512. IX 5899; Trea CIL IX 5832; 

74 



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Decurio 



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Herculaneum OIL X 1435 = Dessau 896b; 
Atina CIL X 5058 = Dessau 1197; Triest 
CIL V 532 = Wilmanns 693. Schwer ist auch 
die Entscheidung dariiber, wie weit die Biirger- 
sehaft wirklich mitgewirkt hat bei Erteilung des 
honor decurionatus gratuitus (CIL X 4760 = 
Wilmanns 2038; s. o.) oder bei Ernennung von 
patroni und hospifes (s. u.). 

Zusammenwirken des Ordo mit den 



tiber den Vorsitz bei den Spielen (Dig L 12, 10) 
und verfugt liber die Platze bei denselben, sowohl 
den circensischen als den sceniscben (Lex col. Gen. 
c. 125. 126. CIL XII 3316. 3317). Die Wahl 
der Priester kara urspriinglich dem Volke ebenso 
zu, wie die Wahl der Beamten (Lex col. Gen. 
c. 68), ist aber spater gleich dieser auf den Ordo 
iibergegangen ; vgl. saeerdos Fortunae lectus ex 
so. Praeneste CIL XIV 3003 = Wilmanns 1800. 



Oberbeamten. Wie die Beamten, welche dem 10 Wahl des saeerdos Matris DeaeBaianae :im Ordo 

Gemeinwesen vorstehen, gesetzlich gehalten sind, ™ T """ "" """ """" 

in gewissen Fallen den Ordo zu versammeln und 

die i'iir ihre Verwaltung notwendigen Beschliisse 

zu erwirken (decreta facere), so kann andererseits 

der Ordo ohne die Initiative der Beamten keinen 

giiltigen Beschluss zu stande bringen, Lehrreich ist 

in dieser Beziehung die Inschrift von Pisae CIL XI 

1421 = Wilmanns 883, 2 = Dessau 140. Da es 

zur Zeit an Duovirn fehlt wegen der Strertjgkeiten 



der Candidaten, so versammeln sich zwar die D., 20 Vgl. v. Premerstein Dizion. epigr. 1831 



zu Cumae im J. 289 CIL X 3698 = Wilmanns 
2006; ob honorem fl. pp. ab univer. ord. in se 
cord. Verecunda CIL VIII 4187 = Wilmanns 
2366 ; flamen divi Augiisti d. d. Vienna CIL XII 
1872 = Wilmanns 2242; Ernennung der Augu- 
stales durch den Ordo Petron. c. 71, Suel (Bae- 
tica) CIL II 1944 = Wilmanns 2325, Brixia 
CIL V 4405, Nora CIL X 7541 = Wilmanns 
2192, Tuder CIL XI 4639 = Wilmanns 2100. 

838. 



fassen auch einen Beschluss, betraehten diesen 
aber nur als vorlauflges Gutachten und bestimmen, 
dass, sobald per legem coloniae die Moglichkeit 
gegeben sein wird, Duovirn zu wahlen, die zu- 
erst gewahlten Duovirn dieses vorlaufige Gutachten 
nochmals an die Decurionen bringen und es erst, 
wenn es dort gesetzmiissig zum Beschluss er- 
hoben ist, in die tabulae publicae cintragen lassen 
sollen (duoviri, qui primi creati erunt, hoe quod 



Schmidt De Sevir. Aug., Halle 1878, 32. 

In der Eechtspflege hat der Municipalsenat 
urspriinglich weitgehende Befugnisse gehabt. Nach 
dem Stadtrechte von Malaca bildete er eine Art 
von Oberverwaltungsgericht. Er war die Appel- 
lationsinstanz gegen Ordnungsstrafen der Duo- 
virn und Aedilen (c. 66), und erteilte den Ober- 
beamten die Ermachtigung zum Verkaufe der der 
Gemeindeeasse gestellten Bflrgen und Pfander 



decurionibus et universis colonis plaeuit ad de- 30 (c. 64). Er war, in Italien wenigstens, in repu- 



cunones rcferant, corum publica auctoritate ad- 
hibita legitume id oaveatur auctoribusque iis in 
tabulas publieas referatur). Beide Regierungs- 
organe, magistratus und ordo, stehen also in not- 
wendigen Wechselbeziehungen und sind von ein- 
ander abhiingig. Versagt eines der beiden seine 
Mitwirkung, so geriit der Verwaltungsapnarat ins 
Stocken, und es sind ausserordentliche Mittel not- 
wendig, um zu ermogliehen, dass er weiter func- 



blicanischer Zeit in Criminalsachen competent (Cic. 
p. Cluent. 41), wie das in Betreff des Verfahrens 
wegen Mordes ausdriicklich bezeugt ist, Lex Cornel, 
in Coll. Leg. Mos. et Rom. I 3, 1. Lex Mia 
Munic. Z. 119. Geib Bom. Criminalproc. 240. 250. 
Mommsen St.-B. Ill 818; Strafr. 227. Er bildete 
sicherlich auch den Gerichtshof fur die oben erwahn- 
ten Popularklagen gegen unwurdigeD. (Lex col. Gen. 
c. 105), und solche Beamten und D., welche Kats- 



tioniert! Hieraus erklart sich die doppelte Be- 40 beschliisse nicht zur Ausfuhrung gebracht hatten 



stimmung des Gemeinderates als beratende und 
regierende Korperschaft. Wir werden jedoch in 
der Folge diesc beiden Arten einer Wirksamkeit 
nicht trennen, sondem mit der Aufzahlung der 
Gebiete, auf welohen die Beschliisse des Ordo mass- 
gebend sind, den ersten Teil unserer Betrachtung 
abschliessen. 

Im Sacralwesen steht dem Ordo die Befugnis 
zu, die offentlichen Opfer und die hiezu bestimmten 



(Lex col. Gen. c. 129), wenn auch vielleicht nicht 
im Plenum, sondem in einem Ausschuss. In der 
Kaiserzeit ist ihm der Criminalprocess genommen 
worden, Ulp. Dig. II 1, 12. XLVII 10, 15, 39. 
17,2. Geib a. a. 0.465. Mommsen a. a. O. In 
Civilsachen war der Ordo in einigen Fallen befugt, 
Acte der fretwilligen Gerichtsbarkeit zu vollzieben. 
Er ernannte im Notfalle den tutor specialis (Lex 
Salp. c. 29; vgl. Dig. XXVII 8, 1, pr. XXVI 5. 19, 



Ta'ge festzusetzen. Zu diesem Zwecke haben in 50 pr.6,3. MariniPapirDipl.79. MommsenStadtr. 



Ursao die Oberbeamten den Ordo in den zehn 
ersten Tagen ihrer Amtsfuhrung zu versammeln 
(Lex col. Gen. c. 64). So bestimmt auch in Pisae 
bei der Nacliricht vom Tode des C. Caesar (im 
J. 4) der Ordo, dass dessen Todestag, der 21. Fe- 
bruar, dies religiosus sein solle, CIL XI 1421. 
Ferner sollen die Beamten in den 60 ersten Tagen 
ihrer Amtsfuhrung einen Beschluss des Ordo dar- 
iiber herbeifiihren, dass den Unternelimern fiir 



442) und erteilte in Salpensa Minorennen (minores 
riginti annis) die Erlaubnis zur Freilassung von 
Sclaven (Lex Salp. c. 28 ; vgl. Ulp. Reg. 1 13 a). Ob 
er auch in der streitigen Civilgerichtsbarkeit com- 
petent gewesen ist. ist eine viel umstrittene Frage. 
Savigny Gesch. des rem. Rechts I« 104—106 
nahm die's zuerst an unter Zustimmung von P u c h t a 
Instit. § 123. konnte sich aber fur seine Ansicht 
auf keine andere Thatsache berufen, als auf die 



Ausrichtung der res saerae und diiinae die dazu 60 Bestimmung^ des ^spateren^ Rechts^ dass bei Auf- 

nOtigen Gelder ausgezahlt werden (Lex col. Gen. ' " 

c. 69). Der Ordo hat sodann das Notige anzu- 

ordnen belmfs Abhaltung viertagiger Spiele fiir 

Iuppiter, Iuno und Minerva durch die Duovirn 

(c. 70). Er ernennt alljahrlich magistri ad fana 

tempta delubra, welche die ludi circenses und 

sacrifieia ausrichten und die Heiligtumer in Stand 

haltcn (c. 128). Er trifft die nOtigen Anordnungen 



nahme von Protokollen iiber Handlungen freiwil- 
liger Gerichtsbarkeit ausser dem Stadtschreiber 
(exceptor) drei Curialen zugegen sein sollten (Cod. 
Theod.XII 1, 151. Nov. Valent. XVLTI 10). Daher 
wurde ihm von Bethmann-Hollweg Civilproc. 
Ill 106 und Hegel Stadteverfassung I 93 wider- 
sprochen. Allein fur ihn spricht eine griechische 
Digestenstelle, in der eine Bestimmuug erwahnt 



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Decurio 



Decurio 



2342 



wird, wonach es dem Decurionen verboten ist, 
ausserhalb des Synedriums ihrer Heimatstadt zu 
processieren (Scaev. Dig. L 9, 6 Municipii lege 
ita cautum erai : idv rig k'^co xov ovvsdgtov dt- 
xdatjzac, cov re ovvsdglov eiQyEO&co xal nQOOouio- 
ziwvTm dgaxpas %dfag ; Mommsen z. d. St. und 
Mitteis Reichsrecht 94 iibersetzen dixdotjrai 
falsch mit iudicabit bezw. Recht sprechen ; es 
heisst aget, processiert). Unter avvedgiov kann 
nur der Ordo verstanden werden. Fiir Savigny 
spricht ferner der Umstand, dass in Canusium 
die D. iudiees genannt werden, CIL IX 399 = 
Wilmanns 1831, und endlieh scheint die In- 
schrift CIL XII 4333 = Wilmanns 104 seine 
Ansicht zu stiitzen. Denn wenn es hier von Au- 
gustus heisst indicia plebis decurionibus con- 
iunxit, so kann man das nicht mit Hen z en Bull. 
d. Inst. 1857,41, Herzog, Mommsen CIL XII 
p. 513 und Bruns Font.6 p. 262 auf die Wahlen 
der Magistrate beziehen, weil in der Zeit des Au- 
gustus diese Wahlen noch beim Volke waren. 
Auch hatte doch die plebs Narbonensis keinen 
Grand gehabt, sich dem Augustus besonders dank- 
bar zu erweisen, wenn dieser sie genotigt hatte, 
ihr bisher unumschranktes Wahlrecht mit den D. 
zu teilen. Wohl aber sind die Worte der In- 
schrift verstandlich, wenn Augustus, ahnlich wie 
er in Rom den drei aus Ritternbestehenden Richter- 
decurien eine vierte aus Mannern von geringerem 
Census hinzufiigte (s. Art. Decuria), so auch in 
Narbo der Plebs Teilnahme an der bisher aus- 
schliesslich den D. zustehenden Gerichtsbarkeit 
gestattete. Gerade die Analogie der romischen 
Verhaltnisse entscheidet fiir diese Auffassung. Wir 
nehmen daher mit Bethmann-Hollweg Civil- 
proc. II 70, 33 und Keller Civilpr.s 42 an, dass 
die Gesch worenen in Narbo bis zum J. 11 n. Chr. 
nur aus den D. entnommen wurden, dass aber 
durch ein Gesetz vom 31. Mai d. Js., wahrschein- 
lich nicht nur fiir Narbo, sondem fiir alle Co- 
lonien und Municipien rflmiseher Burger, Geschwo- 
renengerichte, die sowohl fiir den Criminalprocess 
als fiir den Civilprocess zustandig waren, denen 
der D. hinzugefiigt wurden. Vgl. noch Mitteis 
Reichsr. und Volksrecht 91ff. 167. 

An der Verwaltung des Heerwesens flnden wir 
in einer alten Inschrift von Aletrium (CIL I 1166 
= X 5807 = Wilmanns 706) den Senat be- 
teiligt, indem er jemandem die Dienstpflicht er- 
lasst (senatus filio stipendia mereta ese iousit). 
Es kann dies, wie Mommsen zeigt, nur vor der 
Lex Iulia de civitate vom J. 664 =r 90 geschehen 
sein, bevor Aletrium das rfimii5che Biirgerrecht 
erhielt. Von einer Beteiligung des Ordo an der 
Aufstellung der Stammrolle oder dem Aushebungs- 
geschaft in den Stadten romischen und latini- 
schen Rechts und selbst in den f6derierten Stadten 
flnden sich denn auch keine weiteren Spuren. Da- 
gegen ist der Ordo von Ursao befugt, zur Ver- 
teidigung des Stadtgebiet-es die waffenfahigen 
Burger und Beisassen durch die Oberbeamten auf- 
biet«n zu lassen und den Befehl zum Ausmarsch 
zu geben (Lex col. Gen. c. 103). Doch war ein 
solches Recht vielleicht nur den Stadten zuge- 
standen, die in einer durch kriegerische Volker- 
schaften besonders gefahrdeten Gegend lagen. 

Die Verwaltung des GemeindevermOgens (pe- 
cunia publica. communis) lag in den Handen 



der Duovirn und Quaestoren. Die Duovirn ver- 
dingen in Malaca die Eintreibung der Steuem 
(veetigalia) und die Ausfuhrung der Bauten und 
anderer Arbeiten (ultra tributa) an Unternehmer, 
ohne dass dabei einer andern Mitwirkung des Ordo 
Erwahnung geschieht, als der Befugnis, den Ort 
zu bestimmen, an welchem die abgeschlossenen 
Vertrage Offentlich anzuschlagen sind (Lex Malac. 
c. 63). Auch in Ursao nehmen die Duovirn die 

10 Summen , welche sie zur Ausrichtung der Spiele 
nach dem Gesetz zu empfangen haben, ohne be- 
sondere Ermachtigung durch den Ordo aus dem 
Stadtsackel; ebenso zahlen sie den Aedilen die 
ihnen zu dem gleichen Zweck zukommenden Gelder 
aus (Lex col. Gen. c. 70. 71). Das schliesst aber 
nicht aus, dass der Ordo die Aufsichtsbehbrde 
bildete iiber die fmanzielle Verwaltung. Nach 
dem Stadtrecht von Ursao (c. 96) konnte jeder 
D. jederzeit von dem Oberbeamten verlangen, dass 

20 iiber das Gemeindevermogen an den Ordo be- 
richtet wurde, und einem solchen Ansinnen hatte 
der Magistratus, an den die Aufforderung er- 
gangen war, sofort (primo quoque die) Folge zu 
geben. Die Rechnungslegung iiber alle negotia 
geht an den stadtischen Senat (Stadtrecht von 
Tarent, [Bull. d. Inst, di diritto Rom. 1896] Z. 21. 
Lex col. Gen. c. 80. Malac. c. 67) ; auch die Magi- 
stratus haben ihm Rechenschaft zu erstatten 
(Stadtrecht von Tarent Z. 20). Seitdem Vermacht- 

30 nisse an Stadte zulassig waren (Ulp. Reg. XXIV 28) 
und die Pollicitationen rechtliche Wirkung erlangt 
hatten (Dig. L 12, 14), war der Ordo die zu- 
standige BehOrde, welche iiber die Annahme und 
Verwendung derartiger Zuwendungen entschied 
(Plin. epist. V 7. Gai. II 195. Scaev. Dig. XXXILI 
2, 17. Pernice Labeo I 281. Liebenam 180f.). 
Er verfugte iiber die Verpachtung der stadtischen 
Acker und Walder (Lex col. Gen. c. 82) und nahm 
die Inteiessen des stadtischen Bcsitzes wahr (Cic. p. 

40 Cluent. 43). Es war weder notwendig noch zweck- 
entsprechend, alle diese Dinge im Plenum zu ver- 
handeln; sie mochten teilweise an Ausschiisse ver- 
wiesen werden. Nach dem Stadtrechte von Malaca 
(c. 68) konnte fur die Abnahme der Rechnungs- 
legung iiber die offentlichen Gelder eine Com- 
mission von drei patroni causae ernannt werden. 
In alien innern Angelegenheiten der Stadt 
war der Ordo die oberste VerwaltungsbehSrde. 
Er ausschliesslich hatte iiber den Grund und Boden 

50 zu verfiigen (CIL XII 3179. 3233). Die Inschrif- 
ten, welche die Verleihung des Bodens fiir Denk- 
maler, Graber u. s. w. durch Decurionenbeschluss 
bezeugen, sind zahllos. Er hatte die Oberaufsicht 
iiber alle Gebaude, offentliche wie private. Alle 
offentlichen Bauten wurden auf Ratsbeschluss aus- 
gefuhrt (Lex col. Gen. c. 96. Arpinum CIL 1 1178 
= X 5679 = Wilmanns 2050. Formiae CIL I 
1192 = X 6108. Fundi CIL I 1189 = X 6233 
u. s. w.|. Kein Privatgebaude durfte ohne spe- 

60 cielle Erlaubnis des Rates eingerissen werden 
(Stadtrecht von Tarent Z. 32ff. Lex col. Gen. 
c. 75. Lex Malac. c. 62. CIL X 1401. Momm- 
sen Stadtr. 480. Ruggiero Dizion. epigr. 1203). 
Der Ordo beschliesst die Anlage neuer Wasser- 
leitungen (Lex col. Gen. c. 99. CIL I 1181 = 
XIV 3013 = Wilmanns 698; weitere Beispiele 
bei Ruggiero Dizion. epigr. I 559) und erteilt 
die Erlaubnis zur Benutzung derselben an Pri- 



2343 



Decurio 



Decurio 



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vate (Lex col. Gen. c. 100. CIL X 4842, 37f. 
ut aquae digitus in domo eius flueret CIL X 4760 
= Wilmanns 2038 Suessa. CIL X 4654. XII 
5413). Er ordnet die zur Anlage und Instand- 
haltung der Offentlichen Wege notwendigen Ar- 
beiten (munitio) an und lasst coloni (municipes) 
wie ineolae durch die Aedilen zu den ihnen ge- 
setzmassig obliegenden Hand- und Spanndiensten 
heranziehen (Lex col. Gen. c. 98. CIL XII 4190- 



Einmischung der kaiserlichen Regierung in die 
Selbstverwaltung der Stadte, mit der Anderung 
des Steuersystems , mit der zunehraenden Ver- 
armung der BevOlkerung und der Unterdriickung 
des Mittelstandes, in welcher Regierung und Ge- 
setzgebung wetteiferten (s. besonders Bethmann- 
Hollweg Civilproc. Ill 20ff. Gibbon History 
of the fall etc. c. 17. Seeck Gesch. d. Unter- 
gangesu. s. w. I s 338ff. "Weber ROm. Agrargescb. 



heranziehen lijex coi. uen. c. wo. ^iu au «™, g™8° u ^' "• \ ««^- " " , ~ °t "\V-H 

Ernennung eines vioeurus CIL X 5714 = Wil- 10 205. 262ff.). Was die D. schon urn die Mitte 

_J2 ___,- r~, •. i ■jt_„j. j:-. TT<« J «., O Tl* A-i-c rr-n 1 nirl on T>off an line lrsmn Tnan 



manns 2051 Sora). Arzten gewahrt er die Er 
laubnis, ihre Kunst auszuiiben, zahlt ihnen Ge- 
hiilter (Scaev. Dig. XXXIV 1, 16, 1) und ent- 
zieht ihnen, wo es nOtig ist, die Approbation (Mod. 
Dig. L 4, 11, 3). Er erteilt Auftrage aller Art 
(negotia) und nimmt die Rechnungslegung dariiber 
entgegen (s. o.). Insondcrheit hat er die Sorge 
fur die Getreideversorgung der Stadt (curator ad 
siliginem, emendam dsereto ordinis coftsCitutus 



des 3. Jhdts. zu leiden hatten, das kann man 
besonders deutlich aus einem Wiener Papyrus 
ersehen, der von Mitteis im Corp. Papyr. Rain. 
I lOlff. mit vortrefflichem Commentar heraus- 
gegeben ist. Aurelius Hermophilos, Ratsberr in 
Hermupolis, hat das Amt des Kosmeten verwaltet 
und demnach auf mehrere Jahre gesetzmassige 
Vacanz von den munera. Aber gleich nach ihm 
wird aein Sohn zum Kosmeten gewahlt. Hermo- 



stlwinem emenaam uecrew vrtmrms mnsMiuw nu.u o<^" ^a-.-.-. „„.„ ^ .-.. a--- . — --— - 

Iul Dio- III 5, 29. Rescripte der Divi Pratres 20 philos bietet den Prytanen des Rates zwei Drittel 

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Dig. XLVIII 12, 3 pr. 1. Paul. Dig. L 8, 7 pr 
Marcian. Dig. L 1, 8). Er sorgt far richtiges 
Mass und Gewicht durch Aufstellung von Nor- 
malmassen (Pisaurum Wilmanns 2113. Hercu- 
laneum CIL X 1453). 

Endlich hat der Ordo die Vertretnng der 
Brirgerschaft nach aussenhin. Er ernennt die Ge- 
sandten und nimmt ihren Bericht entgegen (Lex 
col. Gen. c. 92; legatas sfenatnsj cfonsultq) CIL X 



seines VermOgens an, damit von dem Gelde em 
anderer statt seines Sohnes die Kosmetenstelle 
verwalte, und legt gleichzeitig Beschwerde beim 
Statthalter ein. Obgleich er von diesem einen 
nicht ungiinstigen Bescheid erhalt, so schlagt 
doch der Prytan das Anerbieten des Hermophilos 
ab, ja er lasst ihn sogar in Haft nehmen (aacpa- 
hC6[ievo? rijv Jisyl i/ts (pgovoav 8ia vjifj^hov jiov- 
Ievtixov xal cpvlaxog tijg jiovravsiag hi dsto rAxa- 



4856 = Wilmanns 2030 Cales. Dig.L 7, 2, 1). Er 30 dog rod onog m vog snsiqp; erne andere Auftassung 



wahlt patroni (Lex col. Gen. c 97. 130. Lex Malac, 
61. CIL II 1343Lacilbula. 3695 Bocchori. VI 1492 
Ferentinum u. s. w. Art. Patronus) und hospites 
(Lex col. Gen. 131. Fundi CIL I 532 = X 6231 = 
Wilmann s 2849. Gurzenses CIL VIII 68 = Wil- 
manns 2850. Cirta CIL VIII 8837 = Wil- 
manns 2852. Ferentinum CIL VI 1492 = Wil- 
manns 2853) und beschliesst iiberhaupt alle Eh- 
rungen, wie offentliche Bestattung, Bildsaulen u 



der Worte ist kaum mfiglich), damit er sich dem 
Munus nicht durch Flucht entziehe. Der Umstand, 
dass gegen einen, wie es scheint, durchaus acht- 
baren und vermOgenskraftigen Ratsherrn in so 
schroffer Wcise vorgegangen wird, am ihn zur Lei- 
stung seiner communalenPflichten zu zwingen, lasst, 
wie'Mitteis mitRecht hervorhebt, auf die stadti- 
schen Verhaltnisse ein trauriges Licht fallen. 
Vgl. Basil, epist. 84 (389) = Migne gr. 32, 464. 



rungen, wie oneniucne Desuaiuung, uuuaouicu u. . S i. ^^^. >.^.o„. ^. v „„„ ; __„.„.„ ,,-. --,_-- 
s. w Die Adlectio in den Ordo und die Verleihung 40 Vollends unertriiglich wurde die Lage der meisten 



d'er Ornamenta decurionalia scheint immer durch 
Beschluss des Gemeinderats erfolgt zu sein (Z umpt 
Comm. Epigr. 125. 135. Kuhn Biirgerl. u. stadt. 
Verf. I 238). Auch die Verleihung des stadti- 
schen Burgerrechtes, bei welcher fruher die Volks- 
versammlung mitgewirkt hat, ist spatervomOvdo 
allein beschlossen worden (huic ordo SingiliensU 
recipiend/) in civinm numerum quantum eui 
plurimum libertin-o decrevit CIL II 2026 = Wil- 



D. seit der diocletianisch-constantinischen Neuord- 
nung des Staatswesens. Wenn es bereits beim Ju- 
risten Paulus Dig. L 2, 7, 2 heisst, dass den Duovirat 
oder andere honores nur die D. erlangen sollen, so 
ist damit die wichtigste und folgenschwcrste Ver- 
anderung im stadtischen Regimente bezeichnet. 
Nicht mehr durch die Wahl zu einem stadtischen 
Ehrenamt gelangt man in den Ordo, sondern um- 
gekehrt durch die Zugehorigkeit zum ordo d. 



manns 2324; cives origo memumissio alleetw 50 ist man iur die Amter qualiflciert. Dot Jwntntt 
■ ..-,... t_i;. t ;i n„A t,,,.!- v 7 <*qi in Aon Ordo aber wird reffelmassisr durch Geburt 



vel adoptatio faeit Cod. lust. X 7, 39). 

Verf all der Curien. Fur den Zeitraum, 
fur den unsere bisberige Darstellung des Decu- 
rionenrates gilt, also etwa das letzte Jahrhundert 
der Republik und die beiden ersten Jahrhunderte 
der Kaiserzeit, war der Decurionat eine Wiirde, 
welcher teilhaftig zu werden man sich zur Ehre 
rechnete (Macrob. sat. II 3, 11) und um deren 
willen man gewaltige Geldopfer nicht scbeute 



in den Ordo aber wird regelmassig durch Geburt 
erworben, Ausnahmen sind selten (s. u.). Hauflg 
begegnet fiir die D. im Codex Theodosianus die 
Bezeichnung originates, ordinibus nati und ahn- 
liche (Gothofredus Paratitl. z. Cod. Theod. XII 
1); schon Apuleius sagt von sich: cuius (patris) 
tocum in ea republica exinde tit partidparc 
curiam coepi . . . tueor, apoL 24. Aber nicht nur 
das Eecht auf die Stelle im Rat verleiht die 



Zwar fehltees schon jetzt nicht an Zeichen dafiir, 60 Geburt, sondern auch die mit den streng.ten 



dass manchem die mit der Ratsherrnstelle ver- 
knupften Lasten unbequem waren (Traian bei Plin. 
epist, ad Trai. 113 [1141 inviti fiunt deeuriones), 
aber solche Symptome treten doch erst vereinzelt 
auf. Im allgemeinen saben es die Patricier der 
Stadte nicht nur als Ehrenpflicht, sondern auch 
als Ehrenrecht an, dem Ordo anzugehOren. Das 
anderte sich mit der immer starker werdenden 



Fesseln gebundene Pflicht. Der Decurionat ist 
aus einem stadtischen Amtsadel gleich den meisten 
Standen und Berufsarten eine erbliche Kaste ge- 
worden, Cod. Theod. XII 1, 7. 178. Wer sich 
ihm durch tbertritt in einen andern Stand oder 
Flucht zu entziehen sucht, wird mit Gewalt zur 
Erfiillung seiner Pflicht angehalten, und dass 
solche Falle sehr haufig vorgekommen sind, darf 



2345 



Decurio 



Decurio 



2346 



man aus der Fulle der hieriiber erlassenen kaiser- 
lichen Constitutionen schliessen. 

Die Benennung des Ordo lautet jetzt gewohn- 
lich curia, die des Ratsherrn curialis, auch muni- 
ceps. Die iibrigen Bezeichnungen, die wir oben 
mitgeteilt haben, senatus, senator, eonscriptus, 
eentumvir u. s. w., sind in Wegfall gekommen; 
suae si sic dici oportet curiae senatorem 
heisst es Cod. Theod. XII 1, 85, und mit rheto- 
rischem Schwulst sagt Maiorian in der 7. Novelle 10 
von den Curialen: quorum coetum recte appel- 
lavit antiquitas minorem senatum, was Cassiodor 
nachschreibt, var. VI 3, 4. IX 2, 6; auf derselben 
Linie steht es, wenn Auson. Mos. 402 die Curie 
als senatus bezeichnet. 

Die Aufnahme in die Curie erfolgte nach vor- 
ausgegangener Wahl der Ratsherrn (non aggre- 
gentur nisi nominati, nisi eleeti, quos ipsi or- 
dines coetibus suis duxerint aggregandos Cod. 
Theod. XII 1, 66. 96) durch Nominatio am 1. Marz 20 
(Cod. Theod. XII 1, 28). Die neu ernannten Cu- 
rialen konnten innerhalb zweierMonate Appellation 
einlegen (Cod. lust. VII 63, 1 = Theod. XI 30, 
10. 19. XII 1, 2; nach Savigny System IV 
394 geht diese Bestimmung auf die Lex Iulia 
municip. zuriick). Als untere Altersgrenze war 
jetzt das 18. Lebensjahr festgesetzt (Cod. Theod. 
XII 1, 7. 19). Die So'hne von Dnfreien, die, wie 
wir oben sahen, bereits von Severus zugelassen 
waren, falls sie eine freie Mutter hatten , waren 30 
unter derselben Bedingung auch jetzt zum Decu- 
rionate befahigt (Honorius im J. 415, Cod. Theod. 
XII 1, 178). Durch eine Verordnung der Kaiser 
Theodosius II. und Valentinian III. vom J. 443 (Cod. 
lust. V 27, 3) wurde den Concubinenkindern der 
Zutritt zur Curie geoffnet. Bedingung war, dass 
ihr Vater, der nicht selbst Curiale zu sein brauchte, 
keine legitimen Kinder hatte, den illegitimen, die 
er der Curie anbot, sein Vermfigen zuwandte, und 
dass die letzteren mit dem Eintritt in die Curie 40 
einverstanden waren. Vgl. liber diese obtatio 
curiae und ihre weitere Entwicklung P. Meyer 
Der rdmische Concubinat, Leipzig 1895, 135ft. 
Ausnahmsweise durften auch Plebeier, wenn sie 
hinreichendes VermOgen besassen , in den Rat 
berufen werden (Cod. Theod. XII 1, 53. 96. 133). 
Der Census war auf 25 Iugera (Cod. Theod. XII 
1,33) herabgesetzt (Leo Capitatio plebeia, Berl. 
1900, 32); spiiter wurde er auf 300 Solidi erhCht 
(Nov. Val. Ill 3, 4 aus dem J. 439). 50 

Befreit waren von der Pflicht des Decurionates 
die Zollpachter (Call. Dig. L 6, 6, 10), die kaiser- 
lichen Colonen (Call. Dig. L 6, 6, 11), die navi- 
cutarii (Call. Dig. L 6, 6, 3—9. Paul. Dig. L 
2, 9, 1; doch vgl. L 6, 6, 13), die frumentarii 
negotiatores (Call. Dig. L 6, 6, 3. Paul. Dig. L 
5, 9, 1) und verschiedene andere Corpora, wie das 
corpus fabrorum (Cod. Theod. XII 1, 62 : vgl. 
Call. Dig. XXVH 1, 17, 3. L 6, 6, 12). In Bezug 
auf die Soldaten sind die BestimmuDgen nicht 60 
immer gleich geblieben. Unter Iulian waren die 
Truppen militiae limitaneae nach zehnjiihriger 
Dienstzeit (Cod. Theod. XH 1, 56; vgl. Ammian. 
XXII 9, 12) befreit. Allein diese Bestimmung 
wurde bereits ein Jahr nach Iulians Tod von 
Valentinian und Valens aufgehoben (Cod. Theod. 
XII 1, 58, 1). Kach einer Constitution der Kaiser 
Gratian, Valentinian und Theodosius (Cod. Theod. 



XII 1, 88 vom J. 382) sollte funfjahriger Dienst 
in der militia armata und dreissigjahriger in der 
militia palatina Befreiung vom Decurionate zur 
Folge haben. Diese Verordnung wurde ein Jahr 
darauf abgeandert (Cod. Theod. XII 1, 95; vgl. 
100) und von Honorius und Arcadius im J. 395 
aufgehoben (Cod. Theod. XII 1, 154). Wer in 
den geistlichen Stand iibertrat, sollte zwei Drittel 
seines VermOgens der Curie abtreten, damit sich 
niemand unter dem Deckmantel der FrOmmigkeit 
seinen curialen Verpflichtungen entzSge. Nur die 
Bischofe wurden durch Constantius im J. 361 
hievon entbunden (Cod. Theod. XII 1, 49 pr.). 
Dagegen hatten die niederen Geistlichen (Pres- 
byter, Diakonen, Subdiakonen) , falls sie nicht 
mit Zustimmung der Curialen gewahlt waren, 
entweder einen Vertreter zu stellen oder zwei 
Drittel ihres VermOgens der Curie zu iiber- 
lassen (Cod. Theod. XII 1, 49. 59. 99. 104. 
121. 123. 163). Loning Gesch. des deutschen 
Kirchenrechts I 148f. Die Juden waren unter 
keinen Umstanden befreit (Cod. Theod. XII 1, 
99. 157 = lust. X 32, 49. 158. 165 = lust. I 9, 
10 ; ihren Presbytern und Patriarchen hatte Con- 
stants Befreiung gewahrt, Cod. Theod. XVI 8, 
2. 3). Nur wer alle munera geleistet hat, kann 
in den Reichssenat gelangen, wodurch er von der 
Pflicht, der Municipalcurie anzugehOren, gelOst 
wird (Cod. Theod. XII 1, 57. 58. 65. 69. 74. 94. 
110. 130). Doch bleibt sein VermOgen ebenso 
wie das desjenigen, der in den geistlichen Stand 
tritt, der Curie verpflichtet (Herm. Dig. L 1, 23 pr. 
Cod. Theod. XII 1, 123. 130). In einem beson- 
deren Falle wird jemand von der Ratsherrnpflicht 
entbunden, weil er dreizehn Kinder hat (Cod. 
Theod. XII 1, 55 = lust. X 32, 24 vom J. 363). 

Die Curie als Strafanstalt. Schon Maxen- 
tius fing damit an, die Christen in die Curien 
zu stecken, um sie fiir ihren Aberglauben zu 
strafen, Euseb. vit. Const. II 30, Constantin 
verfiigte, dass Veteranenkinder , die zum Dienst 
untauglich waren oder sich durch Verstummelung 
der Finger selbst untauglich gemacht hatten, zu 
den Lasten der D. herangezogen werden sollten 
(Cod. Theod. VII 22, 1. 2). Seitdem wurde zwar 
wiederholt gesetzlich verboten, die dignitas cu- 
rialis als Strafanstalt zu missbrauchen (Cod. 
Theod. XII 1, 66. 108 = lust. X 32, 38), Honorius 
verordnete aber doch wieder, dass ausgestossene 
oder abtrunnige Christen zur Strafe in die Curie 
eingestellt werden sollten (Cod. Theod. XVI 2, 39; 
vgl. Cod. lust. I 4, 34, 10). Klagen iiber unge- 
rechte Einstellung Ammian. XXII 9, 8. 

Privilegien. Da nimmt es sich denn recht 
eigentumlich aus, wenn wir nicht selten den De- 
curionat als hohe Ehre bezeichnet sehen (Macer 
Dig. L 5, 5 und besonders die oben fur die I3enen- 
nung senate angefuhrten Stellen) oder lesen, dass 
die Ausstossung aus dem Ordo als Schadigung 
des guten Rufes angesehen wird (Call. Dig. L 
13, 5, 2). Allerdings fehlt es den D. nicht an 
Privilegien aller Art. Sie waren durch Iulian 
von der Gewerbesteuer (Cod. Theod. XII 1, 50, 1. 
XIII 1, 4, 1) befreit (dass ihnen die Recrutenstel- 
lung von Honorius erlassen worden sei, ist eine hr- 
tiimliche AnsicLt Weber.s Rom. Agrargesch. 258; 
die deeuriones in der von Weber citierten Con- 
stitute Cod. Theod. XI 18, 1 sind, wie der Zu- 



2347 



Decurio 



Decurio 



2348 



sammenhang zeigt, die in Artikel Decuriones vorubergehend abgenommen (Cod. Theod. XI 23, 2. 

sacri consistorii behandelten kaiseilichen Pa- XII 6, 20 = lust. X 72, 8. Hegel a. 0. 69). 

lastbeamten oder Officiere). Sie batten noch immer Andere Lasten, welche die D. zu iibernehmen 

einen eximierten Gerichtsstand; nur von dem Statt- hatten, waren die Getreideversorgung (Cod. Theod. 

halter der Provinz konnten sie belangt werden, XII 5, 2. lust. X 56 [55], 1. Nov. lust. CXXVIII 

durften aber auch von dicsem nicht ohne vor- 16), die Einziehung der Getreidesteuer (Dig. L 4, 

herige Anfrage beim Kaiser bestraft werden ; s. die 18, 27. Cod. Theod. XII 1,8 = lust. I 56, 1), die 

oben S 2331 angefiihrten Stellen. Von schwereren Verteilung der annona (Dig. L 4, 1, 2. Cod. Theod. 

Strafen waren sie befreit , so von Zwangsarbeit VII 4, 32. Basil, epist. 84 [389] = Migne gr. 32, 
in Bergwerken, furea , lebendiger Verbrennung 10 464), die Instandhaltung der effentlichen Gebiiude, 

(Ulp. Dig. XL VIII 19, 9, 11). Zahlreich sind die Wege, Bracken, Mauern, Hafen (Nov. lust. XVII 

Constitutionen, in denen das Verbot kOrperlicher 4, 1) , die Verwaltung der stadtischen DOrfer, 

Ziichtigung der D. eingescharft wird (Call. Dig. Vorwerke und Speicher (Cod. Theod. XII 1, 21. 

XL VIII 19, 28, 5. Cod. Theod. XII 1, 47. 80. 1, 49,2. 6, 8 = lust. X 72 [70], 2) , dieErnahrung 

85. 126. 153. 190). Aueh der Polter sollen sie der Pferde fur die Spiele (Liban. or. I 316, 11. 

nicht unterworfen werden, selbst nicht nach Nieder- II 576, 13 R,), die Heizung der effentlichen 

legung des Amtes (Paul. Dig. L 2, 14), ausser im Bader (Liban. or. I 182, 10. 315 extr. II 576, 

Palle einer Anklage wegen Majest&tsverbrechen 1 1. 586, 12 ; Epist. ad Aristaenet. 384. Cod. Theod. 

oderUnzucht (nefanda dictti); namentlicKsollen XII 1, 181. Mitteis Corp. Papyr. Bain. I 111), 
die fidiailae und tormenta nicht bei ihnen zur An- 20 Stellung der kaiserlichen Post (Cod. Theoa. VIII 

wen dung gebracht werden. Von den ietus plumba- 5, 51 = lust. XII 50, 14), die Begleitung der 

tarum dagegen sind mir die decemprimi befreit Goldtransporte (Synes. ep. 18. 19) und anderer 

(Constitution Valentinians I. vom J. 376, Cod. Transports (prosecutiones; Cod. Theod. XVI 8, 2. 

Theod. IX 35, 2. Geib Strafproz. 618. Mommsen XII 1, 161 = lust. X 32 [31], 51), die euro, ad 

Strafr. 407. 984, 3; nach einer spateren Verordnung eogendas angarias (Cod. lust. X 43 [42], 1), die 

der Kaiser Valentinian II., Gratian und Theodosius xa^Xaaia (Dig. L 4, 18, 11), die Ubernahme von 

vom J. 387, Cod. Theod. XII 1, 117- = lust. X 31, Gesandtschaften (Liban. or. II 541, 5. 224 R. Dig. 

40, werden die ictus phimbatarum itexta pristi- L 7, 5, 5. 8), das Stadtschreiberamt (Cod. Theod. 

nam eonsuetudinem gegen solche D., die sich an VIII 2, 3). Kuhn Stadt. u. biirgerl. Verfassung 
effentlichen Geldern vergreifen oder falsche ad- 30 1 244. Man wird nicht weit von der Wahrheit 

scriptiones raachen oder sich bei der Steuer- abirren, wenn man so ziemlich alle munera, so- 

eintreibung Ubergriffe erlauben, nicht nur dem wohl die patrimonii, als die personalia, welche 

Praefectus praetorio, sondern auch den ordi- im Digestentitel de mtmeribus et honoribus (L 4) 

narii indices, d. h. den praesides der Provinzen aufgefiihrt sind. unter die Lasten rechnet, welche 

gestattet). Gegen Gewaltthaten seitens der Offi- die D. zu tragen hatten. Dazu kamen Beschran- 

ciere wird den D. durch eine Constitution Theo- iungen, die nicht nur hochst unangenehm empfun- 

dosius I. Schutz zugesichert (Cod. Theod. XII 1, den werden mussten, sondern auch von den schwer- 

128). Sie durften vom Statthalter nicht, ohne wiegendsten Folgen waren. Vor jeder Reise an 

dass eine staatliche Notwendigkeit vorlag , fiber den kaiserlichen Hof mussten die D. die Erlaubnis 
die Grenzen ihrer Stadt hinaus vorgeladen wer- 40 ihres Statthalters einholen (Cod. Theod. XII 1, 9 

den (Cod. Theod. XII 1, 60 = lust. X 32, 25). = lust. X 32 [31], 16), Grundstficke, die der Ge- 

Aber diese schflnen Verordnungen standen gewiss meinde, der eigenen sowohl wie emer fremden, 

raeist nur auf dem Papier; in Wirklichkeit wer- gehorien, zu pachten, war ihnen untersagt (Dip. 

den sich die kaiserlichen Beam ten nicht viel daran Dig. L 8, 2, 1. Cod. Theod. X 3, 2. Liban. II 

gekehrt haben. Dass Galerius z. B. die D. foltern 211 R. Liebenam 317 ; doch wurde diese Be- 

liess, bezeugt Lactantius de mort. pers. 21. Und stimmung, wie Cod. Theod. X 3, 4 zeigt, uber- 

die Privilegien zweifelhaften Wertes wurden durch treten; vgl. His Die Domanen der rOm. Kaiser- 

die Lasten, die den D. aufgeburdet waren, reich- zeit 1896, 37) und ebenso waren sie von der 

lich aufgewogen. Pachtung der Zelle (vectigalia exereere) ausge- 
L as ten. Die D. waren gehalten, alle stadti- 50 schlossen (Pap. Dig. L 2, 6, 2. Cod. Theod. XII 

schen Amter in einem gewissen, uns nicht be- 1, 97). Fremdes Gut durften sie weder pachten 

kannten Turnus, zu verwalten (a decurionatu ad (Dig. L 2, 4. Cod. lust. IV 65, 30) noch i verwalten 

alium konorem nullam vacationem tribuendam (Cod. Theod. XII 1, 92. Cod. Inst. IV 65, 30). Inr 

Ulp. bei Macer Dig. L 5, 5. Cod. Theod. XII 1,21). Privateigentum durften sie ohne Genehmigung 

Vor allem hafteten sie daffir, dass die der Stadt und Decret des Statthalters nicht durch Kaui 

auferlegte Steuerquote richtig aufgebracht wurde, veriiussern (Cod. Theod. XII 3, 1 == lust. X -A 

and zwar, wie es scheint, urspranglich solidarisch, [33], 1); nur Schenkungen waren ihnen unver- 

was dann von Constantin aufgehoben wurde (Cod. wehrt, bis Kaiser Zeno auch dies Recht em- 

Theod. XI 7, 2. Weber Rem. Agrargesch. 207. schrankte (Cod. lust. X 34 [33], 3). Starben sie 
265). Die Umlegung der Steuern, die fruher viel- 60 ohne Erben, so hatte die Curie das Intestaterb- 

fach Sache der stadtischen Verwaltungsorgane ge- recht, Cod. Theod. V 2, 1. Cod. lust. VI 62, 4. 

wesen war. wurde seit der diocletianisch-constan- War ein Erbe testamentarisch eingesetzt, so hatte 

tinischen Staatsreform den D. teilweise entzogen jedenfalls die Curie Anspruch auf em Vierteil des 

(Weber a. a. O.), aber die Haftung blieb be- hinterlassenen VermOgens, Cod. lust. X 35 (34), 1. 

stehen, und auch die Eintreibung der Steuem Wer die Besitzungen von Cunalen erwarb , war 

wurde den D. durch die Constitutio des Honorius genotigt, deren Lasten mit zu ubernehmen (Cod. 

vom J. 412, Cod. Theod. XI 7, 21, falls diese Theod. XII 1, 134), desgleichen wer durch Ehe 

uberhaupt zur Durchfiihrung gelangte, hOchstens mit einer Erbtochter das Vermogen ernes Cunalen 



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Decurio 



Decurio 



2350 



erlangte (Cod. Theod. XII 1, 124). Es ist kein wenn zwei Drittel der Mitglieder anwesend waren 

Wunder, dass bei so vielen pecuniiiren Leistungen, (Cod. Theod. XII 1, 84. 142 = lust. X 32 [31]. 

beisolcherBeschrankungdesHandels undWandels 45). Bei gesta micnicipalia war die Anwesenheit 

und des freien Verfugungsrechtes die D. vielfach eines Magistratus, eines Schreibers (exceptor) und 

verarmten. Libanius erzahlt von einem D., bei dreier Curialen erforderlich (Cod. Theod. XII 1, 

dem das oben erwahnte Amt, fiir die Heizung 151). Von Competenzen wird erwahnt die Er- 

der effentlichen Bader zu sorgen, darauf hinaus- nenmmg des Tutor specialis (s. o. S. 2340), die An- 

kam , dass er den Badenden das warme Wasser stellung von Arzten intra praefinitum numerum 

selbst herbeitrug (Liban. or. I 182, 9. II 568, (Ulp. Dig. L 9, 1) und die Bewilligung von Ge- 
9 R.), und Valentinian III. sagt in einer Consti- 10 haltern an Arzte und Professoren (Dig. L 9, 

tution, es sei dahin gekommen, dass fast in keiner 4, 2. Cod. Theod. XIII 3, 5 = lust. X 53, 7, 1). 

Stadt ein vermOgenskraftigcs Mitglied des Rates Was sonst Gegenstand der Ratsverhandlungen 

gefunden werden kOnne (id nullus paene eurialis sein mochte, ergiebt sich zumeist aus dem, was 

idoneus in ordine euiusqam urbis valeat inveniri, wir fiber die Aufnahme der Mitglieder und die 

Cod. Theod. XII 2, 186 vom J. 429). Vergeblich Lasten der D. zusammengestellt haben. Ambitiosa 

waren die Mittel, mit denen einzelne Kaiser, wie decreta, wie Schuldenerlasse oder Schenkungen, 

nanientlich Iulian, dem immer weiter greifenden waren verboten (Dig. L 9, 4, 1), und die Beschlusse 

Unheil zu steuern suchten. des Rates waren wohl jetzt noch einer weit scharfe- 

Versuche, demDecurionat zu entgehen. ren Controlle durch die Regierungsorgane unter- 
Auf jede mogliche W T eise versuchten daher die 20 worfen, als am Schluss der vorhergehenden Periode. 

D., sich den lastigen Pflichten ihres Standes zu Spatere gesetzgeberische Versuche zur 

entziehen, sei es durch Eintritt in den geistlichen Hebung der Curien. Ein dusteres Bild von 

Stand (Cod. Theod. XVI 2, 6.19, dazu Gotho- den Zustanden in den Curien entrollt die 7. Novelle 

fredus) oder durch Verlegung ihres W T ohnsitzes Maiorians vom J. 458. Jedermann wisse, heisst 

auf das Land (Cod. Theod. XII 18, 2 = lust. X es, dass die Curialen die Nerven (so, nervos, ist 

38 [37]) oder durch Eintritt in die Armee (Cod. die richtige Lesart, nicht, wie bei Gothofre- 

Theod. XII 1 passim) oder in den Colonat (Dig. dus steht servos; vgl. Festschrift fur Vahlen 

L 5, 1, 2) oder in das Collegium der Fabri (Cod. 588, 1) des Staates und die Eingeweide der 

Theod. XII 1, 62) oder durch Flucht in die Wfiste Stadte seien; das Altertum habe sie den kleinen 
zu den MOnchen (Cod. Theod. XII 1, 63) oder sonst 30 Senat genannt. Jetzt aber sei es dahin gekom- 

wohin(Cod. Theod. XII 1,119). Andere suchten den men, dass viele ihre Vaterstadt verliessen, ver- 

Schutz der Gro^sgrundbesitzer (potentes) auf, indem borgene Schlupfwinkel aufsuchten, ja sogar durch 

sie wohl gar durch Verbindung mit den Sclavinnen Verbindung mit colonae und ancillae die Schande 

derselben sich enger an ihr Hauswesen zu ketten der Standeserniedrigung auf sich lfiden und wohl 

suchten (Cod. Theod. XII 1, 6). Alle diese Ver- gar ihre persSnlichc Freiheit einbiissten. Aber 

suche, der Curie und ihren Lasten zu entrinnen, in seinen Bemtihungen, diesen Ubelstanden abzu- 

wurden von den Kaisern strengstens untersagt helfen, ist der Kaiser nicht gcrade erfindungsreich. 

und mit schweren Strafen bedroht. Klagen einer Er kommt kaum darfiber hinaus, die alten, von 

Stadt gegen solche Personen, die sich ihrer Ver- uns grosstenteils aufgezahlten Verordnungen aufs 
pflichtung als Mitglieder der Curie entziehen 40 neuo einzuscharfen, das Verbot des Ubertritts in 

wollten, sollten nach einer Constitution des Kaisers andere Stande, der Verausserung des Grundbe- 

Anastasius niemals verjahren (Cod. lust. VII sitzes ohne Genehmigung der Curie und des Statt- 

39, 5. Savigny System V 278). Wer sich in halters, wahrend bei Verkauf an munieipia die 

den Schutz von potenies begab, sollte ebenso wie subscriptio atquc consensio quinque primorum 

der, welcher den Schutz gewahrte, zu einer Geld- curiae genfigen soil (§ 9), das Verbot der Ko'rper- 

strafe von 1 Solidus fur jede Steuerhufe (per strafen (§ 10), der Bestrafung der Gesamtheit um 

singula capita singidos solidos) verurteilt wer- des Vergehens einzelner willen (§ 11), der Be- 

den; der Sclave, der ohne Wissen seines Herrn drfickung der D. durch Erpressung von Geschenken 

einen D. aufnahm, mit dem Tode, der Freie mit und Spanndiensten (§§ 12. 13), Neuordnung der 
Deportation bestraft werden (Cod. Theod. XII 50 Steuern (§ 16), Beschrankung der Bewirtung der 

1, 50, 2). Wer sich mit einer Sclavin verbunden Statthalter durch die Stadte (§ 17). Neu ist die 

hatte , sollte deportiert und des VermOgens be- Bestimmung, dass die Tochter von Curialen, die 

raubt , die Sclavin zur Zwangsarbeit verurteilt sich genitalis soli amore negleclo nach auswarts 

werden (Cod. Theod. XII 1, 6). Lag ein so schweres verheiratet, ein Viertel ihres VermOgens ihrer 

Vergehen nicht vor, so wurde doch jedenfalls der Curie hinterlassen muss , drei Viertel dagegen 

flfichtigc Curiale mit Gewalt zuriiekgebracht und mitnehmen darf, da sie der Stadt, nach welcher 

zur Ubernahme der Lasten genotigt (Cod. Theod. sie sich vermahlt , ohne Zweifel durch Geburt 

XII 1, 96, 1. Ammian. XXII 9, 12. Kuhn a. neue Curialen schenken wird (UK urbi, ad qitam 

a. 0.1246, 1882. Karlowa Reehtsgesch. I 900. migraverit , eurialis sine dubitatione paritura 
W r eber a. a. O. 206. 256). Wer sich in eine 60 § 6). 

fremde Stadt begab, in der Annahme, dass dort Im Ostgothenreiche unter Theoderich finden 

die Lasten der Curie leichter seien, sollte beiden wir dieselben Zustande, wie wir sie unter rOmi- 

Stadten dienen (Cod. Theod. XII 1, 12 = lust. scher Herrschaft kennen gelernt haben, unver- 

X 39 [38], 5). andert wieder. Auch hier sind die Curialen durch 

Verhandlungen. Uber die Art der Ver- Geburt an ihren Stand gefesselt (Cassiod. var. II 

handlungen in den Curien zu dieser Zeit erfahren 18), ihr Grundbesitz ist unverausserlich (Cassiod. 

wir wenig , da es an Inschriften fehlt. Auch VII 47) , ihr VermOgen an die Curie gebunden 

jetzt waren die Beschlusse des Ordo nur gfiltig, (Ed. Theod. § 27. 113). Wir sehen sie auf alle 



2351 



Decurio 



Decurio 



2352 



Weise bedriickt (Cassiod. VIII 31), wofiir sie sich Werke sind seit Auffindung der Stadtrechte von 

bei der Steuererhebung, die ihnen auch hier (Iber- Malaca und Salpensa, Ursao und Tarent veraltet. 

tragen ist (Cassiod. IX 4. Ed. Theod. § 126), [Kttbler.j 

nach Kraften schadlos halten (Cassiod. V 14. 2) Decurio militarisch. a) Urspriinglich der 

IX 4). Befchlshaber der kleinsten romischen Reiterab- 

Die Klagen Maiorians iiber die Veriidung der teilung (Fest. ep. p. 71), der Decuria (s. d.). Je drei 

Curien erschallen wieder in der 38. Novelle Iusti- derselben , aus den drei Stammen der Eamnes, 

nians. Aber die gesetzgeberischen Massnahmen, Tities und Luceres genommen (Mommsen St.-E. 

welche dieser Kaiser, der sich wie kein anderer III 108), gehorten als die Officiere ihrer zu einer 
zur Gesetzgebung berufen glaubte , traf , um die 10 Turma vereinigten Decurien zusammen (Varro 

Misere abzustellen, waren wohl eher geeignet, das de 1. 1. V 91), und zwar fiihrte der erste yon ihnen 

Gegenteil zu bewirken. Die Curien dienen ihm den Oberbefehl (Polyb. VI 25, 1. Marquardt 

fiirderhin als Strafanstalten. Geistliche sollen St.-V. 112 348). I m ganzen gab es anfanglich, 

wegen wiederholten Wiirfelspiels zur Curie ver- entsprecn^nd den 30 Decurien, 30 Decurionen 

urteilt werden (Cod. lust. I 4, 34, 10). Juden (Marquardt St.-V. IP 322), die nachMomm- 

und Ketzer rj aV.cog nardjtrvatoi av&gtojioi werden sen (St.-E. Ill 261) die Censoren ernannt haben 

. in die Curie eingestellt, und wenn sie Web. und Ach durften. b) In der Kaiserzeit , als die Reiter- 

schreien (Nov. XLV pr. fiov/.evhwoav ol xoiovtoi decurien liingst eingegangen waren, der Befehls- 

srdvTss xai fxala olfim'Qovxsq). Doch sollen sie haber einer Turma der Alae, Cohortes und Equites 
nur an den Lastcn, nicht an den Privilegien der 20 Singulares , mithin einer Schwadron von 30 und 

Curialen Anteil haben. Die Schenkungen der mehr Eeitern. Nach Hygin. 16 betrug ihre Zahl 

Curialen , die fruher , wie wir sahen , gestattet bei den Alae — als deeuriones alares (CIL III 

waren, beschrankte Iustinian zuerst, indem er sie 14. 865) oder alarii (Eev. arch. 1889 II 187) naher 

denselben Fonnen unterwarf , wie den Verkauf, bezeichnet — miliarias 24, bei den quingenariae 

dann hob er sie ganz auf mit Ausnahme der 16; letztere Angabe wird durch die Inschrift 

Schenkungen, welche zu Ausstattungszwecken be- CIL III 14 = 6581, die je 16 Decurionen zweier 

stimmt waren (dotes und dona.tiones antenuptia- alae quingenariae errichteten , bestatigt. Wie- 

les). Schliesslich wurde auch dieser letzte Schimmer viel Decurionen bei den einzelnen Cohorten stan- 

von Verfiigungsrecht iiber das eigene Vermogen den, ist infolge einer Liicke bei Hygin. 27 nicht 
den Curialen genommen und ausserdem bestimmt, 30 ganz sicher. Doch giebt Cichorius (s. 0. 

dass jeder Curiale, der kinderlos stiirbe, seiner S. 235) auf Grund der Stammrolle der Cohors I 

Curie drei Viertel seines Vermogens zu hinter- Augusta Lusitanorum (Ephem. epigr. VII p. 458 = 

lassen hahe, und nur fiber den Best letztwillig UBM 696) entgegen don Ansetzungen v. Doma- 

nach eigenem Ermessen verfiigen diirfe (Nov. lust. szewskis (Hyginausgabe p. 50) und Mommsens 

XXXVIII 1. LXXXVII). Palls er uneheliche (Ephem. epigr. V p. 31 = CIL ill 6760. Ephem. 

Kinder hinterliesse, so diirfe er sie unter Zuwen- epigr. VII p. 462) ihre Zahl bei den miliariae 

dung von mindestens drei Vierteilen seines Ver- wohl richtig mit 6 , bei den quingenariae mit 

mOgens der Curie als Mitglieder anbieten, wo- 8 an. Vollig unbekannt ist dagegen, wie viele 

durch sie legitimiert wurden , selbst wenn ihre Decurionen das Corps der Equites Singulares 
Mutter Sclavin sei (Nov. XXXVIII 2. LXXXIX 2. 40 zahlte (Henzen Ann. d. Inst. XXII 1850, 49). 

MeyerD.rom. Concubinat 148; s.obenS. 2345). So Nach Vegetius II 14 wurden auch die einzelnen 

waren die einst so stolzen und angesehenen Viiter Abteilungen der Legionsreiter, deren es 22, jede 

der bliihenden Stadte bei einem Lose angelangt, zu 32 Eeitern (Veget. II 6. 14), gab (Chr. Conr. 

das sich von Knechtschaft nicht mehr viel unter- Lange Hist. mut. rei milit. Rom. 90), von Decu- 

schied. Uberblickt man diese ganze Entwicklung, rionen hefehligt. Doch gilt das nur fur die spate 

so wird man darin ein getreues Miniaturbild der Kaiserzeit, und wenn Marquardt (St.-V. II 2 

Wandelung des romischen Staatsorgauismusfinden. 157, 1) aus CIL II 1681 und Ephem. epigr. IV 

Das romische Reich war begriindet auf die Wohl- p. 525 = CIL III 7449 folgert , dass sich auch 

fahrt und Autonomic der Stadte. Je mehr diesen vordem bereits Decurionen bei der Legionsreiterei 
durch Absperrung von Luft und Licht die Lebens- 50 nachweisen lassen, so hat Mommsen (CIL III 

kraft entzogen wurde , desto mehr faulten und 7449 Anm.) diese Aufstellung unter Hinweis auf 

morschten die Balken und Pfeiler, welche bestimmt CIL VIII 2593 iiberzeugend widerlegt, vgl. auch 

waren, den Riesenbau des Eeiches zu tragen. Leo Cagnat L'armee d'Afrique 201, 1. Von den 

Sapiens schaffte durch die Novelle 46 die Curien und Obliegenheiten eines D. (griech. Ssxovqicov CIG 

Decurionen ganzlich ab; daher fehlt in den Basi- 5057. Athen. Mitt. XVI 443 oder dexabaoyo; 

liken fast alles, was sich in den Pandekten hier- Arrian. tact. 42, 1; ect. 1, letzteres CIG 5047 

aufbezieht (Heimb ach Basilica VI 126. Momm- und UBM 466, 5. 588 III 4 durch ein X be- 

sen Praef. Digest, p. LXXVII). zeichnetj handelt Veget. II 14. Bisweilen wurden 

Litteratur. Am besten Marquardt St.-V. I 2 den deeuriones alares kleine Commandos fllier- 
183 — 196. Ausserdem v. Savigny Gesch. d. rom. 60 tragen, vgl. CIL III 75. Ephem. epigr. VII p. 427, 

Eechts im Mittelalter I Cap. 2. Hegel Gesch. d. ein Cohorten-D. erhielt sogar den Befehl iiber 

Stiidteverfassung in Italien Bd. I 1847. Zumpt eine Cohors quingeniria mit dem Titel Prae- 

Commentationes Epigraphicae 1850. E. Kuhn positus, vgl. Ephem. epigr. V 1047 = CIL VIII 

Die stadtisehe und biirgerliche Verfassung des 21560. Nach Hygin. 16 standen jedem D. drei 

rom. Eeichs Bd. I 1864. Liebcnam Stadtever- Dienstpferde zu. ' Aus CIL III 7626 erfahreu wir 

waltung im romischen Kaiserreiche 1900. Kar- von einer Schnla decurionum alae 1 Tutv/rorum. 

Iowa Rom. Rechtsgesch. I 586f. 898f. Houdoy Litteratur: Madvig Verfass. und Verwalt. des 

Le droit municipal I, Paris 1876. Die fruheren rCm. Staates II 495. Marquardt St.-V. 112 322. 






2353 Deeuriones sacri consistorii 



Decussis 



2354 



348.457,1.471,2. Humbert in Daremberg- 2) Die bei besouderen Anlassen abgehaltene 

Saglio Diet. II 39—41. [Fiebiger.] Parade, vgl. Suet. Nero 7. Ob die auf Mlinzen 

Deeuriones sacri consistorii (Cod. Theod. Neros und Hadrians (Eckhel VI 271. 503. Da- 

VI 2, 21) oder saeri palatii (Cod. Theod. VI 23, remberg-Saglio Diet. II fig. 2298) erwahnte 

1. Ammian. XX 4, 20. Epist. imper. pont. 19, D. sich auf eine derartige Parade bezieht oder 

1 = Corp. script, eccles. lat. XXXV 66), zuerst auf Reitermanflver im Circus, wie zuerst Cuper 

erwahnt im J. 326 (Cod. Theod. VIII 7, 5; iiber Lettres de critique 259f., nach ihm Eckhel a. 

die Datierung s. Ztschr. f. Rechtsgesch. Roman. a. O. und Saglio a. a. O. behaupteten, ist un- 

Abt. X 237). Sie werden meist mit den Silen- gewiss. Vor allem aber Mess D. der schon bei den 
tiarii zusammengenannt (Cod. Theod. VI 23 Uber- 10 Griechen (Horn. II. XXIII 13. Stat. Theb. VI 

schrift. Cod. lust, XII 16 tberschrift. Cod. Theod. 198ff.) iibliche feierliche Umzug der Truppen 

VI 23, 2. 3. 4, VLTI 7, 5) und diesen vorange- um den Scheiterhaufen des gestorbenen Fiihrers 

stellt (scheinbare Ausnahmen Cod. Theod. VI 2, (Verg. Aen. XI 188ff. Liv. XXV 17, 5. Appian. 

21 nur falsche Erganzung, VIII 7, 5 vielleicht bell. civ. 1106. Lucan. VIII 735. Dio LYT 42, 2. 

hsl. Umstellung). Da es im J. 437 ausser den Tac. ann. II 7. Suet. Claud. 1), wie er auf dem 

Supernumerarii am Hofe von Constantinopel 30 Piedestal der dem Antoninus Pius errichteten, jetzt 

Silentiarii und 3 Deeuriones gab (Cod. Theod. im Giardino della Pigna des Vatican befindlichen 

VI 23, 4 §1), so darf man vermuten, dass diese Saule dargestellt ist, vgl. Visconti Museo Pio- 

den Decurien vorstanden, in welche jene einge- Clem. V pi. XXIX. Daremberg I fig. 389. 
teilt waren, und danach ihren Namen fuhrten. 20 Litteratur: Lebeau Memoires de l'acad. des 

326 stehen sie unter den persOnlichen Bedienten inscr. XXXV 206f. Rich Diet, des ant. 2221 

des Kaisers noch ganz an letzter Stelle (Cod. Marquardt St.-V. 112 567. Saglio Diet. II 41. 

Theod. VIII 7,5), 409 gehen sie sogar dem [Fiebiger.] 

mag-ister admissiomtm voran (Cod. Theod. XI Decussare, von decussis abgeleitet, bedeutet 

18). Dieser Steigerung ihrer Wurde entspricht eine Grenzmarke mit einem Kreuz bezeichnen. 

es, dass sie im J. 419 noch den Titel vir da- Das Kreuz bedeutet zunachst, dass an dem Grenz- 

rissimus fuhren (Epist. imp. pont. 19, 1), 425 pfeiler vier Grenzwege einen Kreuzweg (Quadri- 

beim Ausscheiden aus dem Dienste den ex dueibus finium) bilden. So wird durch ein Gamma (J - ) 

gleichgestellt werden (Cod. Theod. VI 23, 1), also bezeichnet, dass die Grenzlinie einen Winkel bildet. 
viri spectabiles sind, unter Iustinian aber schon 30 Die decussis gehort also zu den signa, den Grenz- 

zu den viri illustres gehoren. Demi er lasst ihnen zeichen. Eine Sammlung derselben stent Feld- 

nach Beendigung der Dienstzeit die Wahl zwi- messer I 305 (ex libris Latini de terminibus). 

schen dem Titel eines ex magistris offieiorum Das Kreuz kann auch am naturlichen Fels an- 

und eines comes domestio<rrum (Cod. lust. XII gebracht sein (deeussatae petrae Feldm. I 140, 

16, 1). Uber ihre Thatigkeit und ihre Privi- 10), wenn die Grcnze etwa fiber das Gebirge liiuft. 

legien wird unter dem Wort Silentiarii zu han- Das Kreuz scheint auch ein trifinium, den Punkt, 

deln sein ; doch sei schon hier hervorgehoben, wo drei Gebiete zusammenstossen, haben bezeich- 

dass sie die Kaiserin und wohl auch den Kaiser nen zu kOnnen, vgl. Feldm. I 335, 13 (casae lit- 

bei ihrem Offentlichen Erscheinen zu begleiten terarum): et super ipsum medium nwntem limes 
hatten (Lilian, op. ad Athen. 285 B; vgl. Ammian. 40 currit per lapidem decusatum, qui lapis est na- 

XX 4, 20) und oft von ihnen zu wichtigen Sen- tivus, et ipse decus qui trifinium facit limitem 

dungen benutzt wurden (Epist. imper. pont. 19, ems .... Um drei aneinanderstossende Winkel 

1. Athan. apol. c. Ar. 56 = Migne G. 25. 349). zu bezeichnen, ist natiirlich ein Scheitelwinkel 

Gothofredus ad Cod. Theod. VI 23, 1. das bequemste Zeichen. Das Kreuz auf dem Grenz- 

[Seeck.] stein kann aber auch den ager intraehisus, d. h. 

Decursio (Suet. Galb. 6) oder decursus (Liv. den limitierten Acker vom ager cxtraehtsus, dem 

XLII 52, 4. Gell. VI 3, 52) : 1) Das Exercieren — wegen seiner Unbrauchbarkeit — unvermessen 

— nicht das blosse Marschieren , wie Saglio gelassenen Acker abgrenzen, vgl. Feldm. I 341, 

Diet. II 41 meint — und Manovrieren, das nament- 11 (terminorum diagrammala) : lapis decusatus 
lich bei der Ausbildung der romischen Eecruten 50 qui agrum intraclusum et extraclusum signi- 

eine Eolle spielte, die dadurch auf die Feldzeichen ftcat. Die zugehorige Figur (303) zeigt einen 

achten und in Reih und Glied sich bewegen lernen Grenzstein, auf dessen Platte {caput) drei Kreuze 

sollten (Liv. XXIII 35, 6. XXIV 48, 11. Veget. (XXX) stehen. Vielleicht ist diese Bezeichnung 

I 3). Aber auch das iibrige Heer, Fussvolk wie so zu erklaren, dass der eine Winkel sich gegen 

Reiterei (Liv. XL 47, 8. Veget. Ill 7), riickte das limitierte, der andere gegen das unlimitierte 

haufis bei Tubenklang (Veget. II 22) zu einer Land bin offnet. An der Mosel ist ein mit fines 

D. aus (Liv. XLIV 9, 5. Senec. ep. 18, 6. Tac. vici bezeichneter Grenzstein gefunden worden, 

ann. II 55. HI 33. Tertull. ad martyr. 3). der auf dem Scheitel die decussis zeigt. Die 

Scioio ordnete vor Karthago jeden fiinften Tag romische decussis ist ins Mittelalter iibergegangen. 
eine D. in armis an (Liv.^XXVI 51, 4. 5); das- 60 Auf Campagnawanderungen habe ich zwischen 

selbe berichtet Capitolinus von Maximinus (Hist. Artena und Segni, im Thai des Sacco, den Grenz- 

Aug. Maxim. 6, 1. 2). Hindernisse im Terrain stein (confino heisst er noch heute) gesehen, der 

(Veget. Ill 7) erhohten die Schwierigkeiten der die beiden Territorien scheidet, er tragt auf dem 

D., die wie keine zweite tTbung die Schlagfertig- Scheitel die decussis. [Schulten.] 

keit einer Truppe erkennen liess (Liv. XXIX 22, 2. Decussis, auch decus, die rOmisehe Colleetiv- 

XL 47, 8). fbrigens veranstalteten auch die bezeichnung fur-einen Betrag von 10 asses, d. i. 

Makedonier Deeursiones als Kampfesiibung (Liv. Einheiten. Vitruv. Ill 1, 5: Platoni placuit esse 

XL 6. 5. 7. 1. 9, 10). eum numerum . . perfectum qui ex singular ibus 



2355 



Decussis 



Dedicatio 



2356 



2357 



Dedicatio 



Dedicatio 



2358 



rebus, quae uovddsg apud Graecos dieuntur, per- 
ficitur decussis fvgl. ebd. § 5 a. E. 6. 8). Varro 
de 1. 1. V 170. IX 81. 84. Hultsch Metrol. 2 
144. Doch war bei Preisangaben neben decussi 
auch der Plural decussibus oder die undeclinable 
Form decussis in Gebrauch. Lucilius bei Varro 
de 1. 1. IX 81. Verrius Flacc. bei Paul. p. 144, 5, 
vgl. Bent ley zu Hor. sat, II 8, 156. Paul. p. 24, 
12. Stat. silv. IV 9, 9. Als Wertbezcichnung fur 
10 librale Kupferasse (vgl. Denarius § 1) wird 10 
der D. erwahnt von Varro de 1. 1. V 170. IX 81. Ver- 
rius Flace. bei Fest. bezw. Paul. p. 24, 12f. 144, 4f. 
237 a, 20. 334b, 38f. 335, 6. 347b, 12f. Seit derEin- 
fuhrung des trientalen Fusses (s. Denarius § 5) 
wurde der D. auch als Kupfermiinze ausgebracht. 
Sie war durch Guss hergestellt und zeigte atif 
der Vorderseite einen behelmten Frauenkopf nach 
rechts und dahinter das Wertzeiehen X , auf der 
Eiickseite das Vorderteil eines Schiffes und dar- 
uber dasselbe "Wertzeiehen wie auf der Vorder- 20 
seite. Das Normalgewichtvon 40 Unzen= 1091,5 g. 
ist reichlich vertreten durch em Stuck des Col- 
legio Romano von 1104,7 g. , auch ein auderes, 
das auf der Vorderseite die befliigelte Victoria in 
der Biga zeigt und 1037 g. wiegt, mag noch dem 
trientalen Fusse zugeteilt werden; ein drittes und 
viertes aber, mit demselben Geprage wie das 
erste , folgen einem Mfinzfuss von nur 3 , bezw. 
2l/ 2 Unzen. Als dann das Gewicht des Asses 
noch weiter herabgesetzt wurde , hcrte die Aus- 30 
bringung des D. auf. L'aes grave del Museo 
Kircheriano Text 17, Abbildung CI. I Taf. I. 
Ailly Becherches sur la monnaie romaine I 86ff. 
Taf. XXIf. Mommsen -Blacas Hist, de la 
monn. rom. II 8. 75. Ill 359f. (fiber die Deutung 
des Kopfes der Gottin auf der Vorderseite — 
wahrscheinlich Roma, eventuell auch Minerva — 
vgl. ebd. II 8, 4). Babelon Monnaies de la rep. '" 
rom. I xiv. 37. 42f. Hultsch Metrologies 281, 
5. 282. Das Gewicht des D. des Collegio Eo- 40 
mano ist oben nach der "Wagung von Ailly I 87, 
dem sieh Babelon I 43 anschliesst, gegeben. 
Mommsen III 359 setzt nach Zelada ein Ge- 
wicht von nur 1074 g., fuhrt aber ausserdern die 
hehere Schatzung Gennarellis zu 1106 g. an, 
mit welcher die von Bockh Metrol. Untcrs. 384 
mitgeteilte Wagung zu 39 Unzen 1 Drachme ,neu- 
rCmisch' (ibereinstimmt. 

Auch unter den Stticken des etrurischen Schwer- 
kupfers aus der Periode vom Anfang des 4. Jhdts. 50 
bis etwa 269 scheint ein D. mit dem "Wertzeiehen 
X vorzukommen. Mommsen Gesch. des rom. 
Miinzwes. 217, 112. Dee eke Etruskische For- 
schungen II 72. 87, 4. Hultsch Metrol. 687f. 

Mit der Einfuhrung der Silberpragung trat in 
Rom an Stelle des D. der denarius nummus 
(s. Denarius § 2f.). Naehdem jedoch der As auf 
'/'ifi Denar herabgesetzt war (ebd. § 7), kam die alte 
Benennung D. wieder in Aufnahme, urn nunmehr 
10 Munzasse = 5 g Denar zu bezeichnen, Volus. 60 
Maec. distrib. 57 (Metrol. script. II 68, 8 — 11): 
deeits hue nota scribas u. s. w. Stat. silv. IV 9, 
9: (liber) mihi constitit decussis, d. i. zum zehn- 
fachen Preise eines anderen Buches, fur welches 
nur ein abgeniitzter, unter Kaiser Gaius geprag- 
ter As gezahlt worden war. 

Das Zahlzeichen X bedeutet, wie wir sahen, 
auf den alten Kupfermiinzen D., auf der spateren 



Silbermunze denarius. Zu CIL XII 5694, 1 h 
erklart Hirschfeld die X auf einem Serpentin- 
gewicht als D., wobei als Einheit pondo, d. i. das 
rOmische Pfund von 327, 45 g. anzunehmen sein 
wiirde. Die Nachwagung des nicht vollstandig 
erhaltenen Gcwichtstiickes hat ein Pfund von 
324 g. ergeben. 

In der Sprache der Techniker bedeutet D. 
zwei in der Form einer X sich kreuzende Linien. 
Vitruv. X 6, 2. Plin. n. h. XVIH 331 ; s. Art. D e- 
cussare. [Hultsch.] 

Dedakal (Atjddy.ai), aethiopisches Volk, s. Di- 
dakai. 

De&akana (Ar/ddxava), ein Ort in Bithynien, 
sudflstlich von Prusias ad Hypium, Ptolem. V 
1, 13. [Ruge.] 

Dedicatio ist technische Bezeichnung des 
Actes, durch welchen sich jemand des Eigentums 
an einer beweglichen oder unbeweglichen Saehe 
zu Gunsten der Gottheit _entiiussert (ausnahms- 
weise und untechnisch wird dedicarc auch auf 
die Uberweisung zum Gemeindegebrauche 
angewendet, z. B. Plin. epist. I 8, 2; ad Trai. 
116, 1. Suet. Aug. 31. CIL III 3202). Sie er- 
folgt durch ausdriickliche Willenserklarung, die 
ausser dem Empfanger insbesondere den Geber, 
die Gabe und den Anlass oder sonstige nahere 
Umstande der Weihung namhaft macht (in dedi- 
catione et quis dedicet et quid et quo modo quae- 
ritur Cic. de domo 127) und zur Beurkundung 
des Thatbestandes inschriftlich auf dem geweihten 
Gegenstande angebracht zu werden pflegt. Da- 
bei kommt meist der eine oder der andere Be- 
standteil der Erklarung als iiberfltissig in Weg- 
fall, besonders h&ufig die Bezeichnung des ge- 
weihten Gegenstandes, deren es nicht bedurfte, 
da er ja die Inschrift trug (z. B. Orceoia Ximieri 
nationu cratia Fortuna Diovo /ilea primoceuia 
donom dedi CIL XIV 2863), zuweilen auch die 
des empfangenden Gottes, da oft der Aufstel- 
lungsort des Weihgescbenkes daruber ausreichende 
Auskunft gab; dafiir traten nach Bedarf be- 
sondere Bestimmungen Tiber die Bedingungen der 
Uberweisung oder die Eechtsstellung des geweihten 
Objectes (z. B. Vediotei patrei ycnteiles luliei 
. . . aara Jeegc Albana dicata CIL XIV 2387) 
und sonstige Angaben hinzu, so dass in der Typik 
der Dedicationsinschriften eine grosse Mannigfal- 
tigkeit herrscht (vgl. E. Cagnat Cours d'epi- 
graphie lat.2 220ff.). 

Geht die D. nicht von einem Einzelnen. son- 
dern von einer Corporation gleichviel welcher 
Art aus, so wird sie wie jedes Rechtsgeschaft 
derselben durch die zur Vertretung berechtigten 
Vorsteher vollzogen (z. B. [FJorte Forftimai] 
donum dant conlegiu lani piscinenses; magi- 
streis coirareritnt A. Cassi L. f. T. Cornell 
Cor. I. CIL VI 167), und dementsprechend 
konnen Dedicationen im Xamen des Staates voll- 
zogen werden nur von denjenigen Magistraten, 
denen ein Verfugungsreeht fiber das Gemeinde- 
vermi'gen zusteht, oder von solchen Mannern, die 
durch Specialauftrag (nominatim) vom Volke zur 
Vornahme einer bestimmten einzelnen D. bestellt 
sind (der Act ist rechtsunwirksam si neque po- 
ptdi iussu neque plebis seihe is, qui se dedi- 
casse diceret, nominatim, ei rei praefectns esset 
neque populi iussu aut plebis scitu id facere 



iussus esset, Cic. ad Att. IV 2, 3). Das erstere 
gilt von den Magistraten own imperio (Liv. IX 
46, 6 cum more maiorum negaret [der Pontifex 
maximus] nisi consulem aut imperatorem posse 
templum dedicare) und ausserdem von den Aedilen, 
insofern sie die von ihnen verhangten Strafgelder 
(multae) zur Veranstaltung von Weihungen an 
die Gottheit benfitzen (ex peeunia multaticia, 
s. Mommsen St.-R. I a 233, 4); die Bestellung 
des Dedicanten durch Volksbeschluss erfolgt ent- 
weder dann , wenn mehrere zur Vornahme des 
Actes berechtigte Beamte sich unter einander 
nicht einigen konnen (so in dem apokryphen Bei- 
spiele vom J. 259 = 495, Liv. II 27, 5f. certamen 
consulibus ineiderat, uter dediearet Mercuri 
aedem. senatus a se rem ad populum reiecit . ._ . 
populus dedicationem aedis dat M. Laetorio 
primi pili centwrioni) oder um einem bestimmten, 
zur Zeit nicht unter den Magistraten cum imperio 
befindlichen Manne zu der Ehre zu verhelfen, 
seinen Namen auf die Dedicationsurkunde setzen 
zu durfen. Dies geschieht insbesondere dann, 
wenn ein Consul oder Dictator einen von ihm 
gelobten und hegonnenen Tempelbau nicht mehr 
wahrend der Dauer seines imperium, oder der 
Aedil den aus Strafgeldern begonnenen Tempel 
nicht vor Ablauf seines Amtsjahres dedicieren 
kann, und sie nicht etwa zur Zeit der Fertig- 
stellung des Banes gerade ein Amt cum imperio 
bekleiden (so dediciert der Dictator einen Tempel, 
den er als Consul gelobt hatte, Liv. X 1, 9; der 
Consul oder Praetor einen solchen, den er als 
Aedilis ex multaticia peeunia in Angriflf genom- 
men hatte, Liv. X 33, 9. XXXIV 53, 4). "Wieder- 
holt kommt der Fall vor, dass ein von einem 
Consul gelobter Tempelbau von demselben Manne 
in seiner Censur dediciert wird (Liv. XXXIV 53, 3. 
XL 52, 1. XLII 10, 5), doch muss hier immer 
besondere Ermachtigung durch Volksbeschluss ein- 
getreten sein, da die Censur des imperium ent- 
behrt und im J. 600 = 154 das Pontiflcalcolle- 
giura gegeniiber der von dem Censor C. Cassius 
Longinus beabsichtigten Weihung der Curie samt 
einem Bilde der Concordia erklart, nisi eum po- 
pidus Romanus nominatim praefeeisset atque 
eius iussu faceret, non videri earn posse recte 
dedieari (Cic. de domo 130. 136). Am haufigsten 
wurde die Sache so geregelt, dass auf Grand 
eines vorhergegangenen Senatsbeschlusses der Con- 
sul beim Volke die Wahl von Duoviri aedi de- 
dicandae (s. d.) beantragte , mit der Massgabe, 
dass der Mann, der den Tempel gelobt, oder — 
wenn langere Zeit verstrichen war — etwa sein 
Sohn nicht nur in diese Commission zu wahlen, 
sondern namentlich mit der Vornahme des Dedi- 
cationsactes zu beauftragen sei (Liv. XXHI 30, 
13f. Q. Fahius Maximus a senatu postulavit, 
ut aedem Veneris Erueinae, quam dictator vo- 
visset, dedicare liceret. senatus decrevit, ut Ti. 
Sempronius consul designatus, cum honorem 
inisset, ad populum ferret, ut Q. Fabium duum- 
virum esse iuberent aedis dedicandae causa). 
In den seltenen Fallen, wo zur Wiederherstel- 
lung abgebrannter Tempel ausserordentliche Be- 
amte durch Volksbeschluss bestellt wurden (Momm- 
sen St.-R. 112 651), fiel diesen auch die 1). des 
Neubaus zu, wie das Beispiel des curator resti- 
tuendi Gapitolii (Gell. II 10, 2) Q. Lutatius Ca- 



tulus zeigt (Liv. per. 98 templum Iovis in Capi- 
tolio, quod incendio consumptum ac refectum erat, 
a Q. Catulo dedieatum est, vgl. Plut. Poplic. 15). 
Der Dedicationsact geht in der Weise vor 
sich, dass der vollziehende Magistrat in der Thiir 
des Tempels stehend und mit beiden Handen die 
Thurpfosten anfassend (postern tenere, Liv. II 8, 
7f. Plut. Popl. 14. Val. Max. V 10, 1. Senec. 
consol. ad Marc. 13, 1 [die beiden letztgenannten 
lOmachen den Dedicirenden irrtumlich zum Ponti- 
fex]; vgl. Serv. Georg. HI 16 verbo usus est pon- 
tifical^ nam qui templum dicabat postern tenens 
dare se dicebat numini, quod ah illo _ neeesse 
fuerat iam teneri et ah humano iure discedere) 
die tibergabeformel (precatio Liv. II 8, 8; sol- 
lemnia pontificalis carminis verba Senec. a. a. 
O., vgl. Val. Max. Plut. aa. OO.) laut und deut- 
lich ausspricht, wobei ihm einer der Pontifices, 
meist der Pontifex maximus, die Fonnel vorspricht 
20 (praeit, Liv. IX 46, 6 ; vgl. Plin. n. h. XI 174) 
und die Gesten vormacht (besonders das postern 
tenere, daher die Aufforderung des Magistrats an 
den Pontifex ades, Lueulle, Servili, dum dedieo 
domum Ciceronis, ut mihi praeeatis postemque 
tmeatis, Cic. de domo 133, vgl. 119. 121). Seine 
Mitwirkung ist die eines sachverstandigen Bei- 
rates, da sich die Aufzeichnung der Formeln und 
Ceremonien, deren genaue Beobachtung fur die 
rechtliche Wirksamkeit der Handlung unerlasslich 
30 ist, im Archiv der Pontifices befindet (Cic. a. a. 
O. 138 quae sunt adhuc a me de iure dedicandi 
disputata, non sunt quaesita ex occulto aliquo 
genere litterarum ... ilia interiora iam vestra 
stmt, quid did, quid praeiri, quid tangi, quid 
teneri ius fuerit) : der Pontifex vollzieht weder 
die D., obwohl zuweilen ungenau das Verbum 
dedicarc von ihm gebraucht wird (Fest. ep. p. 88 
fanum . . . quod diXm pontifex dedicat, certa 
verba fatur; vgl. Plin. a. a. O.), noch nimmt er 
40 etwa die Gabe im Namen der Gottheit entgegen 
(s. daruber 0. S. 899), sondern die Sachlage kommt 
correct zum Ausdrucke in "Wendungen wie ma- 
gistrates per pontificem dedicat (Cic. a. a. O. 120. 
122) oder noch deutlicher aedis sacra a magi- 
siratu pontifice praeeutitc dicendo dedicatur (Varro 
de 1. 1. VI 61). Von Fassung und Inhalt der 
Dedicationsformel geben uns die erhaltenen leges 
templorum (s. d.) eine ausreichende Vorstellung, 
indent sie in Form eines inschriftlichen Proto- 
50 colles fiber den Dedicationsvorgang die fur den 
Tempel und seinen Dienst giiltigen Satzungen 
dauernd fixieren ; am deutlichsten zeigt das die 
Inschrift des Iuppiteraltars von Salona, CIL III 
1933 vom J. 137 n. Chr.: L. Aelio Caesare II 
P. Coelio Balbino Vibullio Pio cos. VII idus 
Octobres C. Domitius Valens Ilvir i/ure) d(i- 
cundo) praeeunte C. lulio Severo pontifice legem 
dixit in ea verba quae infra scripta sunt : lup- 
piter optime maxime, quandoque tibi hodie hone 
SOaram dabo dedieaboque, ollis legibfus) ollisque 
regionibus dabo dedieaboque, qtias hie hodie pa- 
lam dixero, uti infimum solum huius arae est : 
si quis hie hostia sacrum faxit. quod magmen- 
tum nee protollat, itcirco tamen probe factum 
esto. ceterae leges huie arae eaedem sunto, quae 
arae Dianae sunt in Aventino moute dictae. hisce_ 
legibus hisce regionib(us) sic, uti dixi, hanc tibi 
aram, luppiter optime maxime, do dieo dedieo- 



2359 



Dediticii 



Dediticii 



2360 



2361 



Dediticii 



Dediticii 



2362 



que, uti sis miens propihus mild collegisaw D. sind also nicht allein factisch — wie selbst 

mew, decurionibus eoloms tneolis coloniae Mar- die bestgestellten foederati — sondern auch recht- 

tiafe] luhae Salonae coniugibus liberisque no- lioh die ,Unterthanen' Eoms (Mommsen a a 0) 

afrW ; das gleiehe Formular zeigt das Statut der Was ihnen Bom an privat- und staatsrechtlichem 

Ara Augusti Narbonensis (CIL XII 4333) und Besitz beliess, ist durchaus prekar, denn es be- 

ff™^ ^ nalta f zu Mactans (CIL VDI Suppl. ruhte nicht wie die Eechtsstellung der socii auf 

11796), ahnlicn aber nut Abkurzungen und Auf- einem foedus, sondern auf dem einseitisren Be- 

gate der direeten Bede der Dedicationsformel, lieben Eoms. Die Eechtsstellung der D defi- 

lautet die alte lex des ; Tempels des Iuppiter Liber niert am besten die Deditionsformel (Liv I 38; 
m Jjprto (CIL IX 3513) und die lex arm in- 10 vgl. V 27) : . . . . deditisne vos populumque (Con- 

tLt^TZ • ViJ f 6 " v , . latinum ^ urbem > Wros, aquam, termiLs, delu- 

a % v g Q - , n,- , u ,^ g auch duroh ausser " bra > utensilia divina liumanaque omnia in mea.m 

ordentliche Spiele {Judi dedicatorn) gefeiert, fiir populique R. dicionem?' Die D. begaben sich 

die der Senat eigens erne Summe auswirft (Liv. also llles staatlichen (urbem, agros . ) und pri- 

aij oz, i-d XLll 10, b;s. Art. Ludi); fiir die vaten (utensilia, humana) Eigentums, sie ergaben 

Folgezeit wird er als natalis temph (s. d.) alljiihr- sich dem Befehl (dieio), hofften aber auf die 

?,!!" S pfer b «gangen. Die von Staats- Gnade (fides) Eoms (Belege bei Mommsen St - 

wegen erfolgte D. von beweghchen und unbeweg- E. Ill 651). Entgegengenommen wird die De- 

lichen Dingen (von letzteren aber nur, soweit sie dition von dem Feldherm, in dessen provincia 
m agroItalKO hegen, Gai II 7 a, vgl. Plin. ep. 20 die betreffende Gemeiiide liegt. Die definitive 

ad Irai. 4 J. 50) hat fur diese das vollige Aus- Eegelung des Verhaltnisses der D. ist dann Sache 

scneiden aus dem menschlichen Eechtsverkehre des Statthalters, dem die Einrichtung der neuen 

und den Ubergang in die Eechtsstellung der res Provinz fibertragen ist oder vielmehr des Senats, 

sacrae zur Folge, wahrend die D. eines Privat- der seinen aeta Eechtskraft verleiht (Mommsen 

"*T S das , 0b J^ Q *?, D- n«r zur res religiosa a. a. 0. 728). Im allgemeinen lasst sich die Stel- 

HW, { lt ?'« Q l n ^TT Cla , n - Wg - l ?' \ 3 " lun ^ der D - dahin charakterisieren, dass die sich 
Wpiai ebd. 1 8 9 pr Gai. II 5) ; vgl. fiber das unterwerfende Gemeinde oder der Herrscher die 
Verhaltms von D. und consecratio o. S. 896ff. Hoheitsrechte verlicrt, aber im iibrigen staats- 
i,itteratur: C. ILichstadt De consecrationis und privatrechtlich im alten Zustand belassen 
dedicatiomsque apud Eomanos generibus variis 30 wird - abgesetaen von etwaigen notwendig er- 
S^«fi,' a i- 1 TiS rg xJ L ¥t\ e , Tt Commentat. scheinenden Anderungen. Mommsen bezeichnet 
TTT29rQff 1 6 p + M . arq . U -T, dt mi l- Staatsverw - dies Verhaltnis der D. als ,tolerierte Autonomie' 
T*M, i E -.? ott T 1 . er beiDaremberg-Saglio (a. a. 0. 717) zum Unterschied von der auf Ver- 
Ak^ iwi a mT 11^' A - P 6 r ^ 6 S - Ben trag beruhend en Autonomie der anderen als mehr 
^'^.!» •• £ i - , [Wissowa.] oderwenigerselbstandigeGemeindenconstituierten 
•Wedltlcn. D. bezeichnet rem grammatisch Unterthanen. Die ersten Unterworfenen, welche 
die Nachkommen der ded.ih, der auf Grand der nicht in den italischen Bund aufgenommen, son- 
daltito, der mindestens formell freiwilligen Unter- ' dern dauernd zu D. gemacht wurden, sind die 
weriung — Gegensatz devicti - in ein Abhangig- im J. 241 v. Chr. dedierten sicilischen Stadte 
keitsverhaltms zu Eom emgetretenen, ehedem auto- 40 des syrakusanischen Komgreichs. Die Gesamt- 
nomen Gememdcn. Insofern wurde, da selbst das heit dieser Territorien bildete zusammen die pro- 
Bog, foedus aequum factisch die Unterthanigkcit vineia Sicilien: man ubertrug die Bezeichnung 
bedeutete (Mommsen St.-E. Ill 650), jeder An- des den Consuln oder Praetoren jedes Jahr zu 
geh&rige des romischen Reiches, der nicht rOmi- gewiesenen, also veranderHchen, Sprengels auf das 
scher Burger war, D. sein. Aber D. hat tech- Tentorium der D. Wahrend bei den dedierten 
msch cine beschranktere Bedeutung. D. heisscn italischen Gemeinden nur ein Teil ihres Gebiets 
nur diejenigen Lnterthanen auf welche Rom nach zum ager pubUeus geschlagen wurde, wurde die 
der Dedition nicht emen der drei Modi der An- provineia Sicilien gmz ager publicus. Das Boden- 
gliederung fremder Elemente an das Reich ange- eigentum der Provincialen war damit aufgehoben 
wandt hat: namheh weder vollige Verschmelzung 50 wurde aber, in erbliches Xutzungsrecht verwan- 
mit der Burgerschaft iMommsen St,R. Ill 57), delt, factisch wiederhergcstellt und keiner anderen 
nocn Bestat.gung als autonome Gemeinde (s. Last als der alten, dem KOnig geschuldeten, de- 
ioedusj, noch auch dnttens Constituierung als xar n des Bodenertrags unterworfen (Cic. Verr. 
Halbburgergemeinde is. Ci vitas sine suffragio [in III 14 ut von modo eorum agris veetigal novum 
den fcuppLJ). Histonsch ist der Begriff der D. corre- nullum, imponerent). Xur wenigen Gemeinden — 
lat mit dem &er provinciates, denn wahrend die ita- z. B. den Leontini - wurde ihr Land genonnneu 
lischen I nterthanen entweder in die Burgerschaft - und veipachtet, woraus aber nicht folgt, dass der 
als \ oil- oder als Halbbiirger — aufgenommen oder den anderen Gemeinden auferlegte Zehnte kein 
m lhrer Antonomie belassen wurden (foederati), Bodenzins gewesen sei iwie Mommsen a. a 
nat horn die Provincialen nicht in die auf der 60 734 will). Er war es ebenso gut wie der Pacht- 
gemeinsanien italischen ISationalitat beruhende zins des leontinischen Landes, aber wer den Zehnten 
Uenrgenossenschaf^ aufgenommen, sondern aus leistete, war Erbpiichter, wahrend die Pacht des 
oem mit der Dedition wenigstens factisch ein- leontinischen Ackers die gewohnliche war 
ttetenden, aber bei den Italikern alsbald durch In derselben Weise wurden die meisten anderen 
einen der drei bezeichneten Modi ersetzten, also politischen und privatrechtlichen Einrichtuneen 
rein intenmistischen \erlust eigenen Eechts einen durch das Grundgesetz der Provinz, die lex Eu- 
dauemden Zustand, aus den dediti die Classe pilia bestatigt und nur in einigen wichti^en 
der D. gemacht (Mommsen St.-R. Ill 716). Die Punkten durch sie und ihre Xovellen, die Edfcte 



spiiterer Statthalter, Anderungen vorgenommen zeitig auferlegte feste Steuer nicht beweist, dass 

(s. M. Voigt Das Ius naturale II 395f.). Die man in diesen Landern auf das Bodeneigentum 

Ordnung der sicilischen Provinz wurde die Norm verzichtet hat , sondern dass sie nur erne andere 

fur das Rechtsverhaltnis der anderen als D. ins Form des Bodenzinses ist, wie ja auch im pnvaten 

rflmisehe Reich aufgenommenen griechischen Verkehr die Pacht gegen em Fimm neben der 

Gemeinden(Mommsena.a.O.720);diegriechische Teilpacht hergeht. 

nolig wurde den italischen Stadten glcichgestellt Der Senat der Eepublik vertrat das Dogma, 
und wenig unterschied sich das Recht der griechi- dass der provinciale Boden als Staatseigentum 
schen D. von dem der italischen Foderierten. unverausserlich — also vor allem mcht assigmer- 
Aber der Begriff der tolerierten Autonomie passt 10 bar — sei, wie er sich ja von jeher gegen die 
auch auf die der italischen Stadt ungleichartigen Adsignation des ager publieus gestraubt hatte. 
Gemeinden des im Westen gewonnenen Unter- Trotzdem war seit alters in Itahen, seit C. Jila- 
thanengebiets. Auch diese D. behielten im all- minius im ager Ocdlieus adsigmert worden und 
gemeinen ihre Verfassung und ihr Privatrecht. 218 wurde die erste iiberseeische Colome Narbo 
Freilich war Rom bestrebt, die Gaue der west- deduciert. Aber sie blieb lange Zeit die emzige 
lichen Vfllker allmahlich in Stadtterritorien umzu- und erst Caesar hat defimtiv jene Theone be- 
wandeln (s Schulten Die peregrinen Gauge- seitigt und massenhaft m den Provmzen adsigmert. 
meinden des rom. Eeichs, Eh. Mus. L 1895, 489f.). Ursprunglich war assigniertes Provmcialland wohl 
Die beste Bezeichnung der mit der prekaren Auto- von der den D. auferlegten Steuer befreit, da 
nomie ausgestatteten Unterthanen diirfte nach 20 dieselbe auf der Unterthamgkeit beruhte, in die 
Gaius Inst. I 14 peregrini d. sein (vocantur autem natiirlich Colonisten nicht emtraten, spater leisten 
p d hi qui quondam adversus poptdum Roma- auch die romischen Biirger der Provmzen die 
num armis susceptis pugnaverunt deinde victi Steuer; also war dieselbe aus dem Unteithanen- 
se dediderunt), aber auf die D. werden abusiv schoss zur Grundsteuer und aus dem Bodenrecht 
auch die eigentlich nur auf die autonomen Unter- der D. das des iiberseeischen Landes geworden. 
thanen passenden Begriffe socii und liberi an- Wie Colonien durch Verleihung des tus italwum, 
gewandt (Mommsen 724). In Bezug auf ihre wurde auch wohl einerUnterthanengememde Steuer- 
Steuerpflicht heissen die D. stipendiarii. Dieses freiheit verliehen (Mommsen a. a. 0. 737). Con- 
Wort und das von Gaius hinzugefugte Adjectiv tingente zum Heer stellten die D. der Eepublik 
peregrini unterscheidet die D. am schiirfsten von 30 in der Eegel nicht, dagegen werden aus den pere- 
■den' italischen Unterthanen, die mit Eom den grinen Gaugemeinden seit Augustus die Auxihar- 
italischcn Bund (der Italici) bilden. Das stipen- alen und -cohorten gebildet, wie aus den fctadten 
dium ist aus der Kriegscontribution abgeleitet die Legionen. Ebenso verlieh erst Augustus den 
(Cic Verr III 12 . quasi victoriae praemium Gemeinden einer Provinz in den Landtagen (con- 
ac poena belli), also recht eigentlich das Distinctiv cilia, xoiva.) eine corporative Organisation, wah- 
der nicht zum Vertrag zugelassenen, sondern nur rend die Republik jede derartige Vcrbindung be- 
geschontcn Gemeinden. In einigen Provinzen be- argwohnte. Ein Hauptinhalt der tolerierten Auto- 
stand die Steuer nicht in einem Fixum — veetigal nomie war, dass man den D. ihre Gesetze liess, 
certum Cic. Verr. Ill 12 — sondern in einer so den Sikelioten die lex Hteromea (s. o.). JSur 
Fruchtquote Bekannt ist der in Sicilien und 40 subsidiar trat das romische Recht und das ms 
Asia erhobene, aus der hellenistischen Zeit stam- gentium ein. Die drei in den Provmzen gelten- 
mende Zehnte. Xach Mommsen (730f.) ware den Rechtsquellen nennt Cic. Verr. I 13: hoc 
das Stipendium als eine das Bodeneigentum der praetore Siculi neque sua.s leges, neque nostra 
D nicht beriihrende Steuer, dagegen der Zehnte senatus consulta neque commuma -turn (= tus 
als der aus dem seit C. Gracchus angenommenen gentium) tenuerunt. Bestatigt wurde das alte 
Eigentum des Staates am Provincialland abge- Recht und neucs eingefuhrt durch die Edicte der 
leitete Pachtzins aufzufassen. Aber eine solche Statthalter (Mommsen 747). Uber das Ver- 
zeitliche Unterscheidung der beiden Steuerarten haltnis von Landes- und Eeichsrecht sind wir 
ist abzuweisen, denn das Stipendium koramt auch fur die Provinzen Sicilien und Kihkien zur Zeit 
noch spater vor (Marquardt St.-V. 112 191) -50 der Republik durch Cicero, fur Agypten in der 
so in den Tres Galliae — und als Eigentum Kaiserzeit durch die Papyri untemchtet (s. fiber 
(praedia populi R. Cic. Verr. II 7; vgl. Gai. Sicilien und Kilikien Voigt a. a. 0. 395f., uber 
II 7) mussen die Provinzen von jeher gegolten Agypten Mitt e is Reichsrecht und Volksrecht, 
haben da durch die Dedition (s. die oben mit- Leipzig 1892, wo vor allem auch die allgemeinen 
geteilte Formel) aller Besitz der D. Eigentum Gesichtspunkte behandelt sind). Wie die Rechts- 
Roms wurde. Ferner lasst sich der historisch — pflege, blieb auch die Gemeindeverwaltung im 
als ehemalige bcxatrj — wie factisch dem asia- allgemeinen bestehen. 

tischen vollig gleichartige sicilische Zehnte nicht In der Eegel liess sich die Ordnung der Later- 
als Steuer auffassen, wenn der asiatische Zehnte thanenverhaltnisse auf Gemeinden — Stadte oder 
Bodenzins <=ein soil. Es handelt sich hier urn 60 Gaue — basieren; daneben giebt es aber auch 
eine rein praktische Frage: kraft seines Boden- unterthanige Fursten, allerdings erst in der Kaiser- 
eicentums legte Rom den D., je nach den localen zeit. da die Republik unterworfene Konige nicht 
Verhaltnissen, hier eine feste Steuer, dort eine als D. bestehen liess. Solche unterthanigen Konig- 
Fruchtquote auf Letztere kann man gewiss als reiche sind: das regnum Cottii, Galatien bis zum 
Bodenzins auffassen, muss aber zugeben, dass Tode des Amyntas (25 v. Chr.), Kappadokien bis 
diese Auffassung nicht erst durch C. Gracchus, 17 n. Chr., Judaea unter Herodes d. Gr., Numi- 
sondern bereits in Sicilien zum Ausdruck ge- dien (bis 25 v. Chr.), Mauretanien (bis 40 n. Chr.). 
kommen ist und dass die anderen Provinzen gleich- Es versteht sich, dass die Ordnung eines unter- 



2363 



Dediticii 



Deductores 



2364 



2365 



Deenses 



Defensor civitatis 



2366 



thanigen Fiirstentums in der Kegel noch weniger 
gestOrt wurde als die einer unterthanigen Ge- 
meinde. Das zeigt f'iir Agypten Mommsen a. 
a. 0. 752f. 

Deutlich spiegelt sich der Unterschied der 
tolerierten Autonomie der D. von der verbrieften 
der foederati im Miinzwesen. Wahrend die 
ffSderierten Stadte das mit dem Denar concur- 
rierende Grosssilber pragen, sind die Unterthanen 
auf die Scheidemtinze beschrankt (Mommsen 10 
759f.). Nur die unterthanigen Pttrsten diirfen 
auch Grosssilber oder gar Gold pragen (Momrnsen 
712). 

Wenn audi Mommsen mit Recht betont, 
dass die Unterwerfung die gemeinsame Voraus- 
setzung des foedus — des Verhaltnisses der auto- 
Bomen Unterthanen — und des Standes der D. 
sei, wird doch in unserer tTberlieferung der Aus- 
drack deditio wohl nur auf die zur tolerierten 
Autonomie der D. fiihrende Ergebung auf Gnade 20 
und Ungnade angewandt. So wird der deditio 
das foedus gegenubergestellt bei Liv. IV 30, 1 
Aequorum legati foedus ab senatu eum petis- 
sent et pro foedere deditio ostentaretur (vgl. Momm- 
sen a. a. 0. 650 Anm. 1). Wo immer sonst von 
deditio die Rede ist, werden die dediti zu D. 
und D. gleichbedeutend mit se dedentes gebraucht. 
So Suet. Tib. 9 Germanico (bello) quadraginta 
milia deditieiorum traiecit in Galliam; vgl. 
Aug. 21 ex Germanis Suevos et Sigambros de- 30 
denies se traduxit in Galliam. 

Eine specielle Bedeutung bekam das Wort D. 
durch die Ansiedlung unterworfener Barbaren. Es 
bedeutet in der Kaiserzeit, die nur noch Barbaren 
zu unterwerfen hatte, den unterworfenen Bar- 
baren (s. Gothofredus zu Cod. Theod. VII 
13, 16). Daher die Glosse (Goetz Thesaurus 
gloss, emend. I 311): d. : si barbarus tradit se' 
Bomanis. Daher wird auch D. ein mit Barbaren- 
ansiedlung correlater Begrifi , denn den unter- 40 
worfenen Barbaren wurde ja Land im Reich an- 
gewiesen. 

Ausser durch Unterwerfung im Krieg ent- 
standen D. dadurch, dass auf Grand der lex Aelia 
Sentia solche Sclaven, die wegen eines Vergehens 
gefesselt, gebrandmarkt, gefoltert worden waren, 
durch die Freilassung weder Cives Romani noch 
Latini, sondem D. wurden (Gai. 1 13). Zum Unter- 
schied von ihnen nennt denn auch Gaius die 
wirklichen D. peregrini d. (I 14). Diese unterste 50 
Classe der Freigelassenen beseitigte Iustinian durch 
eine Constitution vom J. 530 (Cod. VII 5) und 
durch das Gesetz Cod. VII 6 vom folgenden 
Jahre auch die Latini-Iuniani-liberten, sodass nun 
alle Freigelassenen gleich waren (Inst. I 5, 3). 
Die Freigelassenen-D. konnten weder romisches 
noch latinisches Burgerrecht erlangen , durften 
nicht innerhalb des 100. Meilensteins wohnen und 
wurden bei Zuwiderhandlung von neuem Sclaven 
(Puehta Inst. II 213). " 60 

Litteratur: Mommsen Rom. St.-R. Ill 716— 
764 (die nicht autonomen Unterthanen). Voigt 
Das Ius naturale d. Romer II 253f. (das Privat- 
recht der rom. D.). 751f. Daremberg-Saglio 
Dictionaire des Antiqu. II 45f. Le'otard Essai 
sur la condition des Barbares (1873) p. 34f. Uber 
die Freigelassenen-D. s. Puehta Instit. II § 217. 

[Sehulten.] 



Dedmasa (Aidpiaoa; das Wort ,scheint die 
Wurzel dam, griech. defico in reduplicierter und 
durch Ausstossung des Wurzelvocals erleichterter 
Gestalt zu enthalten', Georg Meyer Beitr. zur 
Kunde der indog. Spr. X 1886, 192; dagegen 
Pauli Vorgr. Inschr. von Lemnos I 53; uber das 
Suffix -aa- s. Pauli a. a. 0.), Gemeinwesen 
(jiths) in Karien, Steph. Byz. S. auch Medmasa 
und die Bemerkung von Meineke z. d. St.: 
Aedfiaaa ex Med/taoa corruptum. [Biirchner.] 

Dedris (var. Debris, Deeris), Garamantenstadt 
an der Hauptroute nach Garama (Djerma), von 
Cornelius Balbus erobert (vgl. Plin. V 36. Prise, 
perieg. 202). Heute Ederi (vgl. Barth Reisen 
I 153ff.). Uber die merkwiirdige Quelle, die Pli- 
nius erwahnt, vgl. Vivien de St. Martin Le 
nord de l'Afr. 41. [Fischer.] 

Deductio kommt im Privatrechte vor: 1. bei 
der Einleitung des Vindicationsprocesses, s. Vin- 
dicatio; 2. als deductio in domum, d. h. Ein- 
fuhrung der Braut in das Haus des Brautigams ; 
3. als Abzug, der von einer grfisseren Summe 
gemacht werden muss, vgl. Cic. de leg. II 50 
. . . quom est partitio, ut, si in testamento de- 
dueta seripta non sit ipsique minus ceperint, 
quam omnibus heredibus relinquatur, sacris ne 
alligentur (ein Satz des Sacralrechts , der wohl 
auf die partitio legata Gai. II 254 zu beziehen 
ist). Ein solcher Abzug lag insbesondere auch 
dem bonorum emptor ob (s. Bonorum emptio), 
wenn er die erkauften Anspruche geltend machen 
wollte. Hier musste er den Betrag der etwa vor- 
handenen Gegenanspriiche des Verklagten nach 
Inhalt der formula von der Condemnationssumme 
abziehen lassen, Gai. IV 65, was bei Gaius neben 
dem agere cum compensations des argentarius 
(s. o. Bd. I S. 709) erwahnt, aber andererseits 
auch davon unterschieden wird (Gai. IV 64. 66. 
68) ; vgl. auch Paul. II 5, 3 compensare vel de- 
ducere und Dig. V 3, 36, 5 fructus intellcguntur 
deductis impensis, sowie Dig. V 3, 38 bonae 
quidem possessor omnimodo impensas deducat. 
Hierher gehoren auch die Abziige vom peculium, 
die der Gewalthaber den Glaubigern gegeniiber 
machen darf und die sich unter mehreren Erben 
spalten, Dig. XV 1, 14, 1 deductionis ius scin- 
ditur. Gai. IV 73. Auch auf den Abzug der 
quarta Falcidia (s. Quart a) wird der Ausdruck 
d. angewendet, Ulp. frg. XXV 14. 17. 

4. Deductio servitutis ist der Vorbehalt einer 
Servitut von seiten dessen, der das Eigentum ver 
aussert, frg. Vat. 47, so genannt, weil dadurch 
die vollen Eigentumsvorteile dem Erwerber ge- 
schmalert werden. In gleicher Weise giebt es 
auch eine d. pignoris. 5. Der Ausdruck deducere 
= separare findet sich auch noch bei Sachen. 
die unter einander gernischt sind, Dig. VI 1, 3, 
2. 5, 1. [R. Leonhard.] 

Deductores heissen beim legitimen Ambitus 
diejenigen Anhanger des Candidaten, die ihn von 
seiner Wohnung nach dem Forum geleitcn (ad 
forum deducimur Cic. Muren. 70; das deducere 
entspricht dem descendere des Bewerbers), im 
Gegensatze zu den salutatores und adseetatores 
(s. Bd. I S. 422); fiber alle drei Arten handelt 
ausfuhrlich Q. Cic. comm. petit. 34 — 38. Etwas 
verschoben ist die Bedeutung bei Plin. ep. IV 
17, 6 ille mens in petendis honor thus suffragator 






et testis, ille in inehoandis deduetor et comes 
(also hier beim Amtsantritt), ille in gerendis con- 
siliator et rector. [Wissowa.] 

Deenses s. Dea Augusta Vocontiorum. 

Deera (neSlov Asnod), Ebene zwischen Chal- 
tapitis und Kissia in Susiana, Ptolem. VI 3, 3. 
Der Name hangt doch wohl mit dem Orte Dera 
(s. d.) zusammen, den Ptolemaios in der Nahe 
gelegen sein lasst. [Weissbach "■ 



CIL IX 2827. CIA III 38 Z. 55. CIG 2353. 
Cod. lust. I 50, 1). Die Wahl liegt je nach der 
Verfassung der Stadt (Dig. Ill 4, 6 § 1) mit- 
unter dem Volke (CIA III 38 Z. 55; vgl. Le 
Bas 499), haufiger dem Rate ob. In letzterem 
Falle ist es zu ihrer Giiltigkeit erforderlich, dass 
mindestens zwei Drittel der Decurionen der be- 
treffenden Sitzung beiwohnen (Dig. Ill 4, 3). 
Doch kOnnen diese auch die hOchsten Magistrate 



egen sein lasst. ^vveissuitcn.j uu^u. >«uw ui C ^ ^.^i ^^ ^„»—~ — 

Ases xcburi (Ptolem. VI 7, 9), Variante fiir 10 beauftragen , den D. c. lhrerseits zu ernennen 



Aseg, s. d. 

Defensio (im Civilprocess) s. Art. Iudexpri- 
vatus, Iudicium, Legis actio, Litis con- 
testatio. 

Defensor civitatis, griechisch ovvdixoe rov 
dr/fiov (Athen. Mitt. XX 237) oder ovvdixog (CIG 
1838c. 2353. 4415. Le Bas 499. 1176. Arch.- 
epigr. Mitt. XV 94 und sonst), ein Wort, das 
iibrigens in Sparta (G. Gilbert Handbuch der 



(Dig. Ill 4, 6 § 1). Die gerichtliche Vertretung 
einer Stadt ist ein munus personate (Dig. L 4, 
1 § 2. 18 § 13), d. h. sie muss von jedem Bur- 
ger derselben unweigerlich iibernommen werden; 
doch darf keiner mehr als einmal dazu gezwungen 
werden (Dig. L 4, 16 § 3). Fungiert jemand 
mehrmals als D. c, so ist dies freier Wille und 
wird daher auf seinen Inschriften besonders ge- 
riihmt (avvdixTjoavra TiolXdxig Le Bas 1176; 



griechischen Staatsaltertumer 12 29) und \iel- 20 avvSixijaavra 6s avvdixtagnoUa; afie^Tcos;aa,m 
leicht auch in Palmyra (Dessau Herm. XIX say The cities and bishoprics of Phrygia II 605 ; 



496) und anderen syrischen Stadten (Le Bas 
2220. 2238—2240. 2242) eine ganz andere Be- 
deutung hat, nennt man urspriinglich denjenigen, 
welcher in irgend einem Processe die Sache einer 
Stadt vertritt (Dig. L 4, 1 § 2. 18 § 13. XLIII 
24, 5 S 10. Cod. lust. I 50, 1. CIL HI 586. 
Philostr. vit, soph. I 25, 19. CIA III 38 Z. 55. 
CIG 2353. 2768. Le Bas 499), weshalb auch 



defensor eausarum publiearum municipii sui 
CIL VIII 14784). Naturlich wahlt man, wenn 
dies mOglich ist, am liebsten Manner von Rang 
und Einfiuss, Hofbeamte (CIL V 3336), rfimische 
Senatoren (CIL V 532. Bull. hell. VII 326) und 
Ritter (CIL V 4459. X 4860. XI 414), oder beruhmte 
Redner (Philostr. vit. soph. I 25, 19), in zweiter 
Linie Juristen (CIL VIII 10 899) und gewerbs- 



Cllx ^303. 2 YOB. Le Das ™;, wesuaiu a.um _ui U i C uunou^i ^j.^ . ^ -- -»- y — - D --. 
motog das stehende Beiwort ist, das man dem 30 massige Advocaten (CIL X 1201). In diesem 
'. $ ;« a™ m ^ a »i,ia«i,/.T. P.hvoniTv^hriften Sinue. d. h. als creleeentliches und vorubergehen- 



avvdixog in den griechischen Ehreninschriften 
beilegt (Athen. Mitt. XX 237. CIG 4415. S.-Ber. 
Akad. Munchen 1863, 227. Perrot Exploration 
archeol. de la Galatie p. 32), wie fidelissimus in 
den lateinischen (CIL VIII 4602. 4604; vgL V 
7375). Da es sich hierbei nur um eine zeitweilige 
Muhwaltung, nicht um ein dauerndes Amt handelt, 
hat sich im Lateinischen dafiir kein ganz fester 
Terminus ausgebildet. So wird einmal ein Grenz- 



Sinne, d. h. als gelegentliches und vorubergehen- 
des Munus, besteht die defensio eivitatis bis iiber 
die Mitte des 4. Jhdts. hinaus; denn Cod. lust. 
VI 1, 5 ist der D. wahrscheinlich durch Tre- 
bonian fiir den Curator interpoliert. Noch um das 
J. 351 heisst es von einem Manne, er sei ad de- 
fendendam plebem eleetus, der keine andere Pflicht 
hatte, als die Burger seiner Stadt, die den Cae- 
sar Decentius beleidigt hatten, gegen ein Straf- 



Terminus ausgeDiiuet. oo wira emuiiu cm mw »<u i"=^u»iuo U v.w U% » ^^.., e-o- : - — --- 
streit entschieden praesentibus idrimque civita-iO gericht desselben als Redner zn verteidigen (Am 
i.-„ j„f~~«™..-h..„ it'li TTT F;Hfi^• oin nTirlprmn.l bei mian. XV 6. 4: vel. Cod. lust. V 1 1,5). Lie be 



tis defensoribus (CIL III 586) ; ein andermal bei 
einem gleichartigen Process heisst der stadtische 
Advocat actor municipii (CIL IX 2827). Ent- 
sprechend wird in den Rechtsquellen bald defensor 
(Dig. L 4, 1 § 2. 18 § 13), bald actor (Dig. Ill 
4, 1 § Iff. 6 § Iff.) als gleichbedeutend mit syn- 
dieus zusammengestellt (vgl. Frg. Vatic. 335). 
Neben defensor rei publicae (CIL V 4459. VIII 
2757? IX 2354. Orelli 3908), d. coloniae (CIL 

. _-«« -. i^^rt ij\t\A\ _» 17- //"ITT 1TTTT OOtlC 



mian. XV 6, 4; vgl. Cod. lust. VI 1, 5). Liebe- 
nain Stadteverwaltung im romischen Kaiserreich 
301. Perrot Exploration archeologique de la 
Galatie 35. Menadier Qua condicione Ephesii 
usi sint, Berlin 1880, 97. Seeck Ztschr. f. Social- 
und Wirtschaftsgeschichte VI 318. 

Ein wirkliches Amt, dessen Inhaber den Titel 
D c , griechisch ekduco; (Agypt. Urkunden des 
Berliner Museums II 401, 7. Ill 836, 7. Nov. lust. 



IV 768 1032. 1034), d. puhlicus (CIL VIII 8826. 50 VIII ed. 1 not. 49. XV. XXX 7, L Cod. lust. 14. 



11825) steht advocatus rei pidAicae. (CIL VIII 
4602. 4604. 10899. Orelli 3906), advocatus 
coloniae (CIL X 4860), adtocatus publicus (CIL 
XI 414), advocatus populi (CIL V 3336. XI 2119). 
Naturlich kenn auch jede andere Gemeinschaft, 
die Subject von VermOgensrechten ist, sich eben- 
solche defensores bestellen (Dig. Ill 4, 2), z. B. 
erlaubte Vereine aller Art (Dig. Ill 4, 1) , eine 
africanische gens (CIL VIII 8270) . eine ganze 



22. 30. 34 § 12. 16. Theopb.il. antec. Inst, paraphr. 
I 20.5) oder Snuexdixwr (Vit. S. Porphyr. Gaz. 25 
ed. Haupt Ab'h. Akad. Berl. 1874, 183), standig 
fuhrte, wurde erst im J. 364 nach dem Muster 
der defensores senatus durch Valentinian I. ge- 
schafien. Von dera Einfiihrungsgesetz ist Cod. 
Theod. I 29, 1 ein Fragment erhalten ; zwei andere 
von der Instruction, die den zuerst ernannten 
D. c. erteilt wurde. Cod. Theod. I 29, 2. VIII 



alricamscne gens i^i^ »"*• mi"), cmc game ^. k.. «t^. "-*— ■ — ■ v -. , 

Provinz (CIL X 1201). Wie in wichtigen Privat- 60 15, 4. Der Zweck dieser Beamten war der fcdmtz 
l " . , ■ i. ... -i i j j.... _.i j.. „:„i«„™ v^ll-os f»oiron flip "Redviiclcuncren ner 



processen nicht seiten mehrere Advocaten neben 
einander auftraten, so wahlten auch die Stadte 
je nach den Umstimden bald einen, bald mehrere 
D. c. Unter Marcus z. B. bestellte Smyrna an- 
fangs den Sophisten Polemon zu seinem Syndikos; 
als dieser aber vor der Durchfuhrung des Pro- 
cesses starb, trat eine Mehrzahl von Advocaten 
an seine Stelle (Philostr. vit. soph. I 25, 19; vgl. 



des niederen Volkes gegen die Bedriickungen der 
Machtigen (Cod. Theod. I 29, 1. 2. 5. Nov. Maior. 
3 Cod. lust. I 55, 4), weshalb sie auch mit- 
unter d. plebis (Cod. lust. I 57. Cod. Theod. VIII 
12, 8; vgl. I 29, 3), b^usy.oiy.wv. patronus plebis 
(Cod. Theod. I 29, 4) oder rindex ciritatis (Cod. 
Theod. Ill 11) genannt werden. Weil sie hierzu 
einer grossen Autoritiit bedurften. wurde gleich 



2367 



Defensor civitatis 



Defensor civitatis 



2368 



anfangs verfiigt, dass kein Decurio oder fruherer 
Officiale gewahlt werden diirfe, sondern nur Leute, 
die schon vorher irgend eine ansehnliche Stellung 
bekleidet hatten, namentlich Statthalter, Advo- 
caten (vgl. CIL XI IS), Agentes in Rebus oder 
Palatini gcwesen waren (Cod. Theod. I 29, 
1. 3. 4). Sie fuhren daher die Titel, welche 
ihren friilieren Stellungen entsprechen, ioyiwrarog 
(Agypt. Urkunden des Berliner Museums II 401, 



6 Pfund Gold und verfiigte zugleich, dass die- 
jenigen Bewerber bevorzugt werden sollten, welche 
sich die Stadt selbst durch ein Decret ihrer 
Decurionen erbat (Cod. Theod. I 29, 6). Seit 
dem J. 409 musste die Wahl durch einen ge- 
meinsamen Beschluss des Klerus, der Honorati, 
der Grossgrundbesitzer und der Decurionen in 
jeder Stadt vollzogen werden, und dem Praefecten 
blieb nur die Bestatigung vorbehalten (Cod. lust. 



7. Ill 836,7), vir honestus (Symm. epist. I 71), 10 1 55, 8. 11), die seit 458 auf die Kaiser (Nov! 



vir laudabilis (CIL IX 3685), vir perfectissimus 
(CIL X 4863. 7017. XIV 2080) oder vir clurissi- 
mus (CIL XI 15); denn auch Manner senatori- 
schen Eanges fehlen nicht tmter den D. (Symm. 
epist. IX 38. Cod. Theod. I 29, 5), und einer 
von ihnen fuhrt den Comestitel (Agypt. Ur- 
kimden des Berliner Museums II 401, 3). Ihr 
Amt als solches scheint in keine bestimmte 
Rangstufe eingeordnet zu sein; doch spricht 



Maior. 3. CIL XI 15), in Italien spiiter auf die 
gothischen KCnige iibergeht (Cassiod. var. VII 
11). "^ Nach Iustinians Bestimmung sollte das 
Amt von alien geeigneten Personlichkeiten der 
Stadt abwechselnd verwaltet werden, so dass nur 
die Beihenfolge, in der sie es fibemehmen mussten, 
der Wahl der Grundbesitzer anheimgestellt war j 
auch wurde die Bestiitiguug wieder den Praefecten 
iibertragen (Nov. XV 1), deren Officium fiir die 



sich seine Schatzung auch darin aus, dass der 20 Ausstellung des Diploms von den D. der grOsseren 



Kaiser einen Brief, den er an einen D. c. 
richtet, mit Senecae sfuoj k(arissimo) adrcssiert 
(Cod. Theod. I 29, 2 = Abh. Akad. Berl. 1879, 
20). Spater wurde man in den Anforderungen 
bescheidener, vermutlich, weil sich geeignete Be- 
werber nicht in ausreichender ZaM fanden. Selbst 
Junglinge [ab inemite aetafe CIL IX 3685), die 
noch kein anderes Amt gefiihrt hatten, wurden zu 
D. c. befOrdert, falls sie nur von guter Geburt 



Stadte 4 Solidi, von den en der kleineren 3 als 
Sportel erhalten sollte (Nov. VIII ed. 1 not. 49. 
XV 6). Ursprunglich war das Amt wohl als 
lebenslangliches gedacht (d. perpetuus CIL X 
7017), und selbst nach langer Ffihrung des- 
selben bedurfte man einer ausdriicklichen Er- 
laubnis des Praefecten, um es niederlegcn zu 
diirfen (Symm. ep. IX 38), ja seit dem J. 441 
musste sogar der Kaiser selbst dazu seine Zu- 



waren (CIL X 4863). Aber auch hieran hielt man 30 stimmung geben (Cod. lust. I 55, 10), wahrschein- 

nicht fest. Im Anfang des 5. Jhdts. finden wir einen 1 -"~ 1 :l J n — !----•■--•". 

Mann , der nicht nur Jude ist, sondern auch die 
Pflichten des Decurionats hatte erfullen miissen, 
als D. thatig (Severi Maioricensis epist. de Iudaeis 
bei Migne L. 20, 733). Schon in einer Verordnung 
vom J. 458 fordert Kaiser Maiorian von den Can- 
didaten nur noch moralische Qualitaten (Nov. 3: 
probis moribits, honestate, procidentia), was prak- 
tisch natiirlich ohne jede Bedeutung war, und 



lich weil damals schon die Bewerber rar geworden 
waren. Um es minder beschwerlich zu machen 
und dadurch mehr Candidaten heranzuziehen, hat 
man die Dauer des Amtes spater auf fiinf Jahre 
herabgosetzt (CIL XI 15. Cod. lust. I 55, 4 die 
Worte : et tempus quinquennii spatio metiendum 
miissen Interpolation Trebonians sein); da Iu- 
stinian die Bekleidung desselben alien geeigneten 
Mannern zur Pflicht machte, konnte er sie auf 



Iustinian (Nov. 15) beklagt sich dariiber, dass40zwei Jahre beschranken (Nov. XV 1,1); im Ost 



arme Teufel sich das Amt zu erbetteln pflegten, 
um dadurch ihren Unterhalt zu gewinnen. Er 
verfiigt daher, dass keiner, mOge er auch die hoch- 
sten Wurden bekleidet haben, berechtigt sein 
solle, in seiner Heimatstadt das Amt eines D. c. 
abzulehnen (Nov. XV 1. epil.). Daraus folgt, 
dass sich in der unmittelbar vorhergehenden Zeit 
ansehnliche Manner selten dazu herbeigelassen 
hatten. 



gothenreiche scheint sie nur ein Jahr gewahrt zu 
haben (Cassiod. var. VII 11 : per indictionem 
illam). 

Vor Iustinian (Nov. XV 6, 1), der dem D. c. 
eine leichte Cofercition gestattete, besass er kei- 
nerlei Strafgewalt; selbst bei Untersuchungen die 
Folter anzuwenden, wird ihm erst sehr spat er- 
laubt und auch dann nur eine gelinde (Cod. Theod. 
I 29, 7 = Cod. lust. I 55, 5, wo severiores nan 



Anfangs sollte wahrscheinlich jede Stadt ihren 50 exereeant quaestioncs fiir nullas exereeant quae- 



D. haben (Cod. Theod. I 29, 1. Ill 11), doch 
zwang der Mangel an Bewerbern bald dazu, dies 
auf die grosseren und volkreicheren zu beschranken 
(Nov. Maior. 3. Cod. Theod. VIII 12, 8). Der 
D. derselben verwaltete dann zugleich die klei- 
neren Nachbarstadte (CIL XI 15). Wahrend sonst 
im allgemeinen die Regel gilt, dass keiner in 
seiner Heimatprovinz ein Amt bekleiden kann, 
entstammen die D. meistens. wenn nicht immer. 



stiones interpoliert ist). Dem gemeinen Manne 
soil er eben als Beschiitzer. nicht als Qualer gelten ; 
Senatoren aber und andereEespectspersonenkonnen 
seinem Gericht nicht uberliefert werden, weil sein 
Eang dazu nicht hoch genug ist. Im Civilprocess 
darf er nur solche Klagen annehmen, die kein 
langeres Beweisverfahren notig machen, wie die 
Eiickforderung entlaufener Sclaven, liquider Schul- 
den oder zu hoch bezahlter Steuern (Cod. Theod. 



derjenigen Burgerschaft, welche sie leiten (Symm. 60 I 29, 2; vgl. II 1, 8 interpr.). Erst Iustinian 



epist. IX 38. CIL IX 3685. X 4863. XIV 2080. 
Nov. Maior. 3. Nov. lust. XV 1). Ursprunglich 
ernennt sie der Praefectus praetorio und teilt dem 
Kaiser ihre Namen mit (Cod. Theod. I 29, 1. 4. 
Symm. ep. IX 3*). Da im 4. Jhdt., wo das Amt 
noch in hohem Ansehen stand, dies oft Gelegen- 
heit bot, es mit Geld zu erkaufen, belegte Theo- 
dosius den Kaufer im J. 387 mit einer Strafe von 



hat ihnen alle Processe zugewiesen, bei denen das 
Streitobject den Wert anfangs von 50 (Cod. lust. 
I 55, 1; vgl. 5), spater von 300 Solidi (= 3800 
Mark) nicht uberstieg (Nov. lust. XV 3, 2. 4). 
Um die Plebs gegen ihre Bedriicker in Schutz 
zu nehmen, ist fast ihr einziges Machtmittel, 
dass sie Beschwerden zu Protocoll nehmen und 
die Schuldigen bei dem Statthalter der Provinz 



2369 



Defensor civitatis 



Defensor civitatis 



2370 



zur Anzeige bringen diirfen (Cod. Theod. I 29, 
2. VIII 5, 59. IX 2, 5. XI 8, 3. XVI 10, 12 
§ 4), zu welchem Zwecke sie bei diesem jeder- 
zeit freien Eintritt haben (Cod. lust. I 55, 4). 
Ausnahmsweise diirfen sie an die Praefecten und 
die iibrigen hochsten Hofbeamten (Cod. lust. I 
55, 8. Nov. lust. XV 5), vor Iustinian auch direct 
an den Kaiser selbst berichten (Cod. Theod. VII 
1, 12. Nov. Maior. 3). Wenn sich aus diesen 
bescheidenen Eechten sehr schnell eine Compe- 
tenz entwickelte, welche die aller iibrigen Muni- 
cipalbeamten vOllig in den Scliatten stellte, so 
liegt dies teils an der Furchtsamkeit derselben, 
teils an dem relativ hohen Eange, den anfangs 
die Bewerber um dieses Amt besitzen mussten. 
Denn damals pflegte die Macht im Staat und in 
der Stadt viel mehr auf Ansehen und Einfiuss der 
PersOnlichkeit als auf gesetzlich geregelten Be- 
fugnissen zu beruhen. Als daher in der Zeit Iu- 
stinians die vornehmeren Candidaten sich zuruck- 
gezogen hatten, war auch der D. c. zum macht- 
losen Werkzeuge der Statthalter und ihrer Offi- 
cialen geworden (Nov. 15). Vorher aber war seine 
Stellung in der einzelnen Stadt eine so beherr- 
schende, dass man ihn nicht mit Unrecht ordinis 
possessoris populique rector nennen konnte (CIL 
X 4863). 

Den Mittelpunkt seiner Thatigkeit bildete zu 
alien Zeiten das Protocollieren (acta conficere). 
Indem er jede Beschwerde zu Papier bringen lasst 
und, falls sie ihm begriindet scheint, die compe- 
tenten BehOrden zur Abhfilfe veranlasst, wird der 
D. c. zu einer Art Aufsichtsinstanz fiber alle Be- 
amten der Provinz. Als Iustinian das Amt in 
seiner alten Bedeutung herzustellcn versuchte, 
war daher seine erste Sorge, dass den Praesides 
die Macht geraubt werde, den D. an der Beur- 
kundung von Sachen, die ihnen nicht genehm 
waren, zu verhindern (Nov. XV pr. 3; vgl. 1, 1), 
und dass zugleich passende Archive zur Aufbe- 
wahrung der Schriftstiicke beschafft wurden (Nov. 
XV 5, 2). Denn vorher hatten die D. keine 
eigenen Amtslocale besessen, sondern die Acten 
in ihren Privatwohnungen aufbewahrt, so dass 
sie oft untergingen oder doch nach dem Tode des 
D. nur mit Miihe bei seinen Erben aufzuflnden 
waren (Nov. XV pr.). 

Jene Aufsicht macht sich in der mannigfach- 
sten Weise geltend. Klagen fiber den Statthalter 
der Provinz kOnnen bei dem D. anhangig gemacht 
werden (Cod. lust. 1 49, 1 § 1). Verlasst ein Schiff 
den Hafen, so muss vorher der Capitan bei ihm zu 
Protocoll geben, dass er keine Erpressungen zu er- 
dulden gehabt hat (Cod. Theod. VII 16, 3) ; will 
ein Statthalter seine Macht missbrauchen, um ein 
Weib zur Ehe mit sich zu zwingen, so soil der 
D. veranlassen, dass jenem die Gerichtsbarkeit 
fiber das betreffende Weib and deren ganze Fa- 
milie entzogen und auf eine hohere Instanz iiber- 
tragen wird (Cod. Theod. Ill 11); lucrative Ge- 
schiifte, die Beamte innerhalb ihres Verwaltungs- 
bezirkes abschliessen, soil er zur Anzeige bringen 
(Cod. Theod. VIII 15, 4) ; wenn Officiere oder 
Soldaten sich ausserhalb ihrer Standlager herum - 
treiben und so den Frieden des Landes st6ren, 
muss er es dem Kaiser melden (Cod. Theod. VII 
1, 12). Andererseits sucht er die Soldaten zu 
versohnen, nachdem ein Dorf, das fur ihren Unter- 

Pauly-Wissowa IV 



halt zu sorgen verpfiichtct ist, ihnen die schul- 
digen Naturalsteuern widerrechtlich geweigert hat 
(Agypt. Urkunden des Berliner Museums III 
836). Vor allem aber hat er zu sorgen, dass 
bei der Umlage und Erhebung der Steuern keine 
Missbrauche vorkommen (Cod. lust. I 4, 26 § 12. 
55, 4. XII 21, 8 § 1. Cassiod. var. V 14, 3. 5. 
Nov. Maior. 3). Er ist daffir mitverantwortlich, 
dass die vorlauflge Anzeige des Steuerbetrages 

10 (praedelegatio) rechtzeitig zur Veroffentliclmng 
kommt, damit nicht Oberforderungen stattfinden 
kdnnen (Cod. Theod. XI 5, 3). In seiner An- 
wesenheit muss die Umlage auf die einzelnen 
Grundbesitzer schriftlich vorgenommen werden 
(Cod. Theod. XII 6, 23). Er soil Klage fuhren, 
wenn bei der Eintreibung der Naturalsteuern zu 
grosse Masse und Gewichte verwendet werden 
(Cod. Theod. XI 8, 3), und uberhaupt jede Por- 
derung, die fiber das Vorgeschriebene hinausgeht, 

20 hindern (Cod. lust. I 55, 4). Nur mit Wisson 
des D. soil die Bezahlung alter Steuerschulden 
augenommen und die Quittungen ausgestellt werden 
(Cod. Theod. XI 1, 19) ; zeitweilig wird ihm sogar 
die Eintreibung von den kleinen Grundbesitzern 
ganz iibertragen (Cod. Theod. XI 7, 12). Aber 
wie die Steuerzahler, so hat er auch die Decu- 
rionen zu schutzen (Cod. Theod. I 29, 7), fiir 
welche die Erhebung eine schwere Last war, da 
sie die Ausfalle aus ihrem VermOgen decken mussten . 

30 Er sorgt daher, dass sich keiner widerrechtlich 
ihrer Corporation entzieht (Cod. Theod. X 22, 6. 
XII 19, 3; vgl. 1, 177), wodurch die tlbrigblei- 
bendennochschwererherangezogenwerdenmfissten, 
und sind in der Censusliste durch den Tod von 
Steuerpflichtigen Lficken entstanden, so beantragt 
er bei dem Statthalter ihre Ausftillung durch die 
Adcrescentes (Cod. Theod. XIII 10, 7 ; vgl. Bd. I 

5. 348, 64). In iustinianischer Zeit ttberwiegt dann 
das fiscalische Interesse so sehr, dass den D. nicht 

40 so sehr der Schutz der Steuerzahler, wie das Ein- 
schreiten gegen diejenigen, welche sich den Steuern 
entziehen wollen, zur Pflicht gemacht wird (Nov. 
XV 3, 1. XXX 7, 1). Aus diesem Aufsichtsrecht 
entwickelt sich dann eine umfassende Polizei- 
gewalt. Der D. soil die stadtischen Sclaven auf- 
spfiren und zuriickbringen, welche dem Eigentum 
seiner Stadt entfremdet sind (Cod. lust. VI 1, 5); 
er soil Rauber und andere Verbrecher dingfest 
machen und dem Statthalter zur Aburteilung 

50 fiberschicken (Cod. Theod. I 29, 8. IX 2, 5. Cod. 
lust. I 4, 22) ; er soil die heidnischen Opfer (Cod. 
Theod. XVI 10, 12 § 4), die Gottesdienste der 
Sectierer und Ketzer verhindern und die Voll- 
ziehung der ihnen angedrohten Strafen erwirken 
(Cod. Theod. XVI 10, 13. 5, 40 § 8. 45. 65 § 3. 

6, 4 § 4. Cod. lust. I 5, 8 § 13), weshalb 
auch seit dem J. 458 nur rechtglaubige Christen 
das Amt bekleiden diirfen (Nov. Theod. Ill 2. Cod. 
lust. I 5, 12 § 7. 55, 8. 11); er fiberwacht die Be- 

60 obachtung des Postreglements und stellt die Cber- 
treter desselben vor den Eichter (Cod. Theod. VIII 
5, 59); in den Grenzstadten sorgt er dafur, dass 
die Schiffer und Kaufieute keine verbotenen Waren 
zu den Barbaren ausfuhren (Cod. Theod. VII 16, 
3); er hindert die Privatleute, das Wasser der 
Offentlichen Leitijngen auf ihre Grundstficke ab- 
zuziehen (CIL III 568), tritt dem Begraben von 
Leichen innerhalb der Stadte entgegen (Vit. S. 

75 



2371 



Defensor civitatis 



Defensor senatus 



2372 



Porphyr. Gaz. 25), denunciert die Kleriker, wenn 
sie wurfeln oder die effentlichen Spiele mitmachen 
(Cod. lust. I 4, 34 § 12. 16), und will eine Pro- 
stituierte sioh von dem Bordellwirt befreien, so kann 
sie bei dem D. Sehutz suchen (Cod. Theod. XV 
8, 2). Endlich steht ihm die Marktpolizei und 
die Cura Annonae zu, d. h. die Fursorge, dass 
die Lebensmittel nicht zu teuer verkauft werden, 
und gerade dies ist unter den gothischen KOnigen 
in Italien seine wichtigste Obliegenheit geworden 
(Cassiod. var. VII 11). 

Durch die Befugnis, Protocolle aufzunehmen, 
gewinnt er ferner das Recht, jede Art von Be- 
urkundung vollziehen zu diirfen, wodurch sein 
Archiv eine besondere Wichtigkeit erlangt (Nov. 
lust. XV pr.). Durch Erklarung zu seinen Acten 
kOnnen Schenkungen rechtskraftig gemacht (Cod. 
Theod. VIII 12, 8. Cod. lust. VIII 53, 30. 32. I 57), 
verdachtige Richter zuriickgewiesen (Cod. lust. 
Ill 1, 18) und Processe eingeleitet werden (Cod. 
Theod. II 4, 2 mit der Interpretatio) ; in seinem 
Beisein sollen die Tutoren das Inventar fiber das 
VermOgen ihrer Miindel aufstellen (Cod. Theod. 
Ill 30, 6) und die Steuerschuldner Zahlung lei- 
sten und ihre Quittung empfangen (Cod. Theod. 
XI 1, 19); bei ihm kann der Emphyteut sein 
Paehtgeld niederlegen und sich den Empfang be- 
scheinigen lassen, wenn der Grundherr selbst es 
nicht rechtzeitig erhebt (Cod. lust. 1 4, 32). Nach 
einer Bestimmung Iustinians kann er auch unter 
Mitwirkung des Bischofs oder anderer obrigkeit- 
licher Personen Tutoren odor Curatoren bestellen, 
falls das VermOgen des Mundels 500 Solidi nicht 
iibersteigt (Cod. lust. I 4, 30. lust. Inst. I 20, 5). 

Damit aber sind seine Befugnisse noch keines- 
wegs abgeschlossen, sondern sie greifen in die 
verschiedensten Gebiete der Verwaltung hiniiber. 
Z. B. hat er den Grundbesitz der Stadt zu iiber- 
wachen (Cod. Theod. V 13, 33), und wenn Bar- 
baren darauf angesiedelt werden, so wirkt er bei 
der Landverteilung mit (Cod. Theod. XIII 11, 10). 
Von Iustinian wird ihm auch die Pflicht aufer- 
legt, fur Minderjahrige, deren VermOgen unter 
500 Solidi betragt, Tutoren oder Curatoren zu 
bestellen (Inst. lust. I 20, 5. Cod. lust. I 4, 30). 
Teils erfiillt er diese mannigfachen Obliegenheiten 
in Gemeinschaft mit dem Curator und den (ibrigen 
Hauptern der Stadtverwaltung , namentlich den 
Decemprimi (CIL III 568. Vit. Porphyr. Gaz. 25. 
Cod. Theod. Ill 30, 6. VIII 5. 59. 12, 8. IX 2, 5. 
XI 8, 3 § 1. XII 1. 177. 19, 3. XIII 11, 10. XVI 
5, 40 § 8. 45. 65 § 3. 6, 4 § 4. 10, 12 § 4. 13), 
teils allein ; aber auch in ersterem Falle erscheint 
er meist als Haupt und Leiter. Daher nennen 
kaiserliche Briefe. die an einzelne Stadtverwal- 
tungen gerichtet sind. in der Adresse auch immer 
den D. (Cassiod. var. II 17. Ill 9. 49. IX 10). Er 
gilt eben als der vornehmste Vertreter seiner Stadt. 

Als das Amt in Verfall kam. massten sich 
die Statthalter das Recht an, die D. beliebig zu 
entlassen und durch Stellvertreter (vices agentes) 
zu ersetzen ; doch wnrde dies von Iustinian (Nov. 
XV pr. 2) verboten. E. Ch^non Nouvelle revue 
historique de droit francais et etranger XIII 321. 
315. E. Philippi Rh. Mus. N. F. VIII 497. 
Bethmann-Hollweg Der romische Civilprocess 
III 107. Mommsen Neues Archiv d. Gesellsch. 
f. alt, deutsche Gesch. XIV 495. [Seeck.] 



Defensor ecclesiae (sxxktjoiExdixog). Es 
giebt Beschltisse africanischer Synoden aus dem 
Anfange des 5. Jhdts., in welchen der Kaiser ge- 
beten wird, den einzelnen Kirchen zur Vertretung 
ihrer Beschwerden und Anspriiclie aus dem Stande 
der Advocaten oder Scholastici Verteidiger, De- 
fensores, beizugeben, welche an Stelle der Geist- 
lichen vor Gericht erscheinen und das Recht haben 
sollen, um Verschleppungen zu vermeidcn, stets 

10 Zutritt zu den Beamten zu erlangen. Derartige 
Privilegien wurden den Kirchen in der That von 
den Kaisern erteilt (Cod. canon, eccl. Afr. 75. 97 
= Cone. Cartk V c. 9 ; Milevit. II c. 16 bei 
Mansi Cone, ampl. coll. 111699ft. IV 331. Cod. 
Theod. II 4, 7. XVI 2, 38 mit dem Commentare 
von Gothofredus). An diese Privilegien pflegt 
man die Entstehung des Amtes anzukniipfen ; 
vielleicht ist aber auch der Defensor civitatis vor- 
bildlich gewesen. In der rOmischen Kirche wur- 

20 den zuerst in einem Briefe Innoccns I. (v. J. 401 
— 417 — J.-K. 318 = Constant Ep. Rom. pont. 
p. 915; vgl. Wisbaum Die wichtigsten Rich- 
tungen und Ziele der Thatigkeit des P. Gregors 
d. Gr. , Bonn. Diss. 1884, 9, 4), dann in einem 
Briefe des Zosimus vom J. 418 (J.-K. 339 = 
Constant p. 968) defensores ecclesiae als Be- 
amte der rOmischen Kirche erwahnt; sie werden 
aus dem Laienstande genommen (nicht aus den 
an die Curie oder eine andere Corporation ge- 

30 bundenen Personen nach Nov. Valent. Ill tit. 12), 
kOnnen aber in den Clerikerstand iibergehen. Dann 
begegnen sie in den verschiedensten italischen 
Kirchen, aber auch z. B. in Constantinopel und 
sonst. Sie werden zu den verschiedensten Zwecken, 
namentlich aber zur Verwaltung des weltlichen 
Gutes der Kirche verwendet; aus ihren Reihen 
werden dann in der Regel die Restores patrimonii 
der rOmischen Kirche genommen. Defensores re- 
gionarii, 7 an der Zahl, mit einem primiceriiis 

40 an der Spitze , wurden nach dem Vorbilde der 
scltolae der Notare und der subdiaconi erst von 
P. Gregor I. eingesetzt (Greg. Reg. VIII 16; vgl. 
auch V 26. IX 97. H ins chins Kirchcnrecht 
I 377). [Hartmann.] 

Defensor plebis s. Defensor civitatis. 
Defensor senatns. Obgleich Constantin seine 
Neugriindung am Bosporos iiber alle andern Stiidte 
des Reiches erheben wollte, liess er doch ge- 
flissentlich Rom einen formellen Vorrang (Iulian. 

50 or. I 8 B. Joh. Lyd. de mag. II 30). Constan- 
tinopel erhielt zwar keinen gewOhnlichen Ordo 
decurionum, wie ihn die iibrigen Gemeinden be- 
sassen, sondern einen Senat (Ellis sen Der Senat 
im ostrOmischen Reiche, Gottingen 1881, 10), aber 
von niedrigerem Range. Fuhrten die rOmischen 
Senatoren den Titel viri clarissimi, so sollten 
die byzantinischen nur viri clari heissen (Anon. 
Vales. 6, 30: senatum consiituit secundi ordinis ; 
claros vocavit; vgl. Liban. ep. 68); die Anrede 

§()patres conscripti wurde ihnen erst durch Theo- 
dosius I. zu teil (Themist. or. XIV 183 c). Beide 
Stadte waren der Verwaltung der sie umgebenden 
Provinzen entzogen, aber wahrend Rom unter einem 
Praefectus urbi stand, wurde Constantinopel von 
einem Proconsul regiert, der um eine Rangstufe 
niedriger stand. Diese Unterschiede wurden durch 
Constantius zum grossen Teil beseitigt. Er ver- 
wandelte 359 den Proconsulat in eine Stadtprae- 



2373 



Deferunda 



Defixio 



2374 



fectur (Sievers Das Leben des Libanius 211) 
und erliess um dieselbe Zeit eine Reihe von Ver- 
ordnungen, durch welche der orientalische Senat 
dem rOmischen angeglichen wurde (vgl. Themist. 
or. JJI 48 a). Zu diesen gehOrt auch ein umfang- 
reiches Gesetz vom 3. Mai 361 (Haenel Corpus 
legum. Indices p. 39), das die Leistungen der 
Senatoren fur die Spiele und Bauten von Con- 
stantinopel regelt (Cod. Theod. VI 4, 12. 13) und 
als Entgelt dafiir ihren Besitzungen in der Pro- 
vinz zahlreiche Immunitaten gewahrt (Cod. Theod. 
VII 8, 1. XI 1, 7. 15, 1. 23, 1. XIII 1, 3. XV 
1, 7). Um diese vor den fjbergriffen der Prae- 
sides und Steuererheber zu schiitzen, wurden durch 
dasselbe Gesetz in alien Provinzen D. s. einge- 
setzt (Cod. Theod. I 28, 1. XV 1, 7). Im J. 364 
wurde diese Bestimmung dahin vervollstandigt, 
dass der Senat selbst je einen oder zwei D. fin- jede 
Provinz aus seiner Mitte wahlen solle (Cod. Theod. 
I 28, 2), wahrend sie vorher wahrscheinlich durch 
den Stadtpraefecten ernannt worden waren. In den 
Provinzen sollte die Umlage der Steuern nur in 
Gegenwart der D. s. stattflnden diirfen, damit 
kein Senator dadurch geschadigt werde (Cod. Theod. 
I 28, 3), und meinten sie, dass die Privilegien 
ihrer Standesgenossen in irgend einer Weise an- 
gegriffen wurden, so sollten sie dies hindern, und 
falls sie Widerstand fanden, an den Kaiser be- 
richten (Cod. Theod. I 28, 3. 4). Im J. 383 
wurde sogar verfugt, dass die Steuereintreibung 
von den Gutern der Senatoren den Decurionen, 
welche sie bei alien andern Unterthanen besorgten, 
entzogen und auf die Officialen der Statthalter 
ilbertragen werden solle (Cod. Theod. XI 7, 12), 
und ein Gesetz vom J. 396 scharfte dies noch 
einmal ein und verpflichtete die D. s. zur Auf- 
sicht dariiber (Cod. Theod. VI 3, 2. 3). Aber 
da die Folge war, dass die vornehmen Herm die 
Halfte ihrer Steuern unbezahlt liessen, wurde 
diese Bestimmung schon im nachsten Jahre wieder 
aufgehoben (Cod. Theod. VI 3, 4) und gleich- 
zeitig wohl auch das Amt der D. s. abgeschafft ; 
denn spater wird es nicht mehr erwahnt. Da es 
nur in orientalischen Gesetzen vorkommt, scheint 
es ausschliesslich fur den Senat von Constanti- 
nopel, nicht auch fur den rOmischen bestanden 
zu haben. [Seeck.] 

Deferunda, nur begrifflich gedachte rOmische 
GOttin, der im Verein mit Addenda und Comnio- 
landa im J. 183 n. Chr. von den Arvalbriidem 
im Haine der Dea Dia beim Herabnehmen eines 
auf dem Dach des Tempels gewachsenen Feigen- 
baumes ein Opfer (ones II) dargebracht wurde. 
Henzen Act. fratr. Arv. p. CLXXXVI = CIL 
VI 1 p. 560; erganzt auf einem Fragment der 
Acten vom J. 218, Henzen p. CCII = CIL VI 
p. 569. Zu den von Weissweiler (Jahrb. f. 
Philol. CXXXIX 1889, 37ff.) geausserten Bedenken 
gegen die Annahme einer Gottin D. (Marini Atti 
e monum. dei fratr. Arv. 381ff. Henzen a. a. O. 
147ff. Oldenberg De sacr. fratr. Arv., Berol. 
Diss. 1875. '45ff. Peter in Roschers Myth. WOrter- 
buch II 188, 40ff.) vgl. fiir die Form Jordan Krit. 
Beitr. 279ff„, fiir die Sache Wissowa o. Bd. II S. 
1480, 43f. 1482, 47ff. [Aust.] 

Defixio. Die eigentliche Bedeutung von de- 
figere ist hineinstechen ; fiir eine bestimmte Art 
des Zaubers ist das Wort zum Terminus tech- 



nicus geworden. Es liegt dabei die Vorstellung 
zu Grunde, dass die Wirkung des Zaubers einem 
durchbohrenden Stich gleicht; wie ein solcher 
den Menschen lahmt, ihn des freien Gebrauchs 
seiner Krafte beraubt, so wirkt auch der Zauber 
auf ihn ; der Besprochene ist dem Tode verfallen 
oder wild so lange von Schmerz und Siechtum 
gequalt, bis er sich durch Erfiillung einer be- 
stimmten Bedingung von der Wirkung der un- 

lOheilvollen Zauberwaffe zu befreien vermag. 

Diese Vorstellung ist eine sehr alte ; ihrem 
Kreis gehOrt auch der Nagel als Attribut der 
Atropos an (auf dem etruskischen Spiegel bei 
Miiller-Wieseler D. A. K. ITaf. 61,307). Der 
Nagel, den die SchicksalsgOttin einschlagt, kann 
nur sjTnbolisch andeuten sollen, dass durch ihn 
der mit dieser Handlung in Beziehung stehende 
Mensch durchbohrt, getOtet wird ; auf dem Spiegel 
wird in dieser Weise der Tod des Meleager und 

20 Adonis bezeichnet. Diese Symbolik war nicht 
nur etruskisch; zu Horazens Zeit war die dira 
Neeessitas (die als 'Avdyxrj in den griechischen 
Zauberpapyri eine grosse Rolle spielt, vgl. Denk- 
schr. Akad. Wien. 1888, 81, 1456. 96, 2062. 
102, 2311) mit ihrem elavus trabalis in Rom 
ganz popular (carm. I 35, 17. Ill 24, 5); und 
wenn mit dem Einschlagen eines Nagels in der 
Cella Iovis mehrfach das Aufhflren einer Pesti- 
lenz in Verbindung gebracht wird (Preller- 

30 Jordan Rom. Myth. I 260), so ist die einzig 
mOgliche Erklarung dieses sacralen Actes die, 
dass die Seuche damit gleichsam angenagelt, d. 
h. ihr Einfluss gebrochen werden sollte (vgl. 
das in einem Arzneibuch des vorigen Jahrhunderts 
iiberlieferte Zaubermittel Weinhold Germanist. 
Abhandl. XII 114). Wir haben hier einen alt- 
hergebrachten , spater nicht mehr verstandenen 
Gebrauch zu erkewien, der derselben Vorstellung 
entsprungen ist wie das im Volksglauben aufbe- 

40 wahrte Recept zur Heilung eines Epileptischen : 
clavum ferreum defigere in quo loco primum 
caput fixerit eomtens niorbo comitiali absolu- 
torium eius mali dicitur (Plin. n. h. XXVni 
63). In die vom Haupt des Epileptikers beruhrte 
Erdstelle ist etwas von der Krankheit iiberge- 
gangen ; der in diese Stelle hineingetriebene Nagel 
vernichtet sie. Ich erinnere nur an die bekannte 
Parallele im deutschen Aberglauben, dass das 
Durchstechen der Fussspur eines Menschen mit 

50 einem Nagel den Menschen selbst totet (Wuttke 
Deutscher Volksabergl.2 250. 389 u. S. 127). 

Auch in Griechenland war diese Vorstellung 
verbreitet; schon Jahn hat die in grossgrieehi- 
schen Grabern hiiufig sich flndenden Nagel als 
Amulette gedeutet (Ber. sachs. Gesellsch. 1855, 
107, vgl. Friederichs Berlins ant. Bildw. LT 
291f. Buecheler Rh. Mus. XXXIH 4, 1. Mar- 
quardt Staats-Verw. HI2 106. 9); die Nagel auf 
den spatgriechischen Amuletten, die das bu*e 

60 Auge stechen (Revue des e"tudes gr. V 74ff. I, haben 
eine ganz verstandliche symbolische Bedeutung; 
der gegliihte Nagel, der in die Wurzel eines Baumes 
getrieben diesen verdorren lasst (Geop. X 67, 2), 
gehOrt ebenfalls hierher, und die zum Teil sehr 
alte Uberlieferungen enthaltenden Zauberpapyri 
bieten viele Beispiele fur diesen Aberglauben. 

Man will also durch die Zauberhandlung der 
D., wie der Name besagt. eine Wirkung auf 



2375 



Defisio 



Defixio 



2376 



jemand hervorbringen, die der eines Stiches gleicht. 
Gleichwie bei dem Bannen, Binden, Brennen liegt 
hier eine ganz handgreifliche Vorstellung zu Grunde, 
einen physischen und psychischen Schmerz, eine 
korperliche und seelische Venvundung will man 
dem Menschen auf ubernatiirlichem Wege bei- 
bringen und ilin so gefiigig machen oder zu Grunde 
richten. Der antike (wie der moderne) Beschwfirer 
verfahrt in diesem Falle so, dass er einem Gegen- 
stand die Behandlung angedeihen lasst, die dem 10 
zu Bannenden gilt ; vielfach wird ein Bild des 
zu Zwingenden hergestellt, oder es wcrden Gegen- 
stande genommen, die ihm angeho'ren oder in 
irgend einer Beziehung zu ihm stehen, wie Haare, 
Kleidungsstiicke, seine Fussspur (Luc. dial, meretr. 
IV 4. Theocr. II 53. Verg. Eel. VIII 91); end- 
lich kann auch ein beliebiger Gegenstand dazu 
verwandt werden, es wird nur der Parallelismus 
dabei betont und das bereits als geniigend be- 
trachtet, vgl. Eh. Mus. XLIX 40. Ovid gedenkt 20 
zweimal dieses D.-Zaubers, Amor. Ill 7, 29 (vgl. 
79) und Heroid. VI 91; eine Nadel wird in das 
Herz eines Wachsbildes gestossen, Namen, auf 
punisches Wachs geschrieben, werden von der 
Hexe durchstochen. 

Eine ganz ausfiihrlicbe Vorschrift fur einen 
Liebeszauber dieser Art ist uns in dem qnkxgo- 
xaxddea/itog des grossen Pariser Zauberpapyrus 
erhalten, Eh. Mus. XLIX 45fF. Zwei Figuren 
werden aus Thon angefertigt ; der Totendaemon, 30 
der die Geliebte herbeizwingen soil, stosst, ge- 
wappnet wie Ares , mit seinem Schwert in die 
Schulter einer knieenden weiblichen Gestalt, dercn 
Hande auf dem Kiicken zusammengebunden sind. 
Schon durch dies Durchstossen ist dieser Zauber 
als zum Kreis der D. gehorig gekennzeichnet ; 
aber nicht nur der Daemon, auch der Bamiende 
selbst muss sich darin noch genug thun ; drei- 
zehn eherne Nadeln soil er nehmen und eine 
davon ins Gehirn der Puppe stechen, liymv ■ xe- 40 
govoi oov xbv eyxe<pa?.ov , zwei in die Ohren, 
zwei in die Augen u. s. w. und jedesmal dabei 
sagen : ich durchbohre dies und dies Glied der zu 
Bannenden, ozioig [ir t derbg uvrjod'fi xlrjv iiiov fiovov 
tov delra. Gehirn, Augen, Ohren, Herz, Hande 
und Fus.se, alles wird durchstochen, jedes Geflihl 
soil ausgelo'scht warden bis auf das eine fur den 
Liebenden ; so denkt sieh und so wiinscht der 
Beschworende die Wirkungen der D. 

Ebenfalls hierher gehOrt eine dywyr) aygvxvr r 50 
tix)j in demselben Papvrus (Denkschr. Akad. Wien 
1888. 119, 2943ff.). 'Man bildet aus Talg oder 
Wachs ein Hundchen, setzt ihm die Augen einer 
Fledermaus ein und durchbohrt sie mit einer 
Nadel (fiber die ovala dabei vgl. Eh. Mus. XLIX 
47. 6) ; das Bild wird dann, lest in einen neuen 
Krug verschlossen, an einem Dreiweg vergraben. 
Der inschriftlieh mitgegebene Wunsch wendet 
sich an Hekate, Ira a.-io(jd/.ijTai to .-ivoivov >) deiva 
iv roj d<f$a/.iHi> [>]] xai dyovwrj xaTa vovr fit;- 60 
diva I'/ovoa ci /«} c;xe fiorov. Also der Stich durch 
die Augen des Tieres soil die Augen der zu Bannen- 
den glanzlos machen, sie soil waehen und nicht 
eher zur Ruhe kommen. als bis sie dem Beschwo- 
renden zu Willen geworden ist. 

Nach diesen Beispielen werden wir nicht mehr 
im Zw-eifel sein fiber die Bedeutung einer eigen- 
tumlichen bei Ovid. fast. II 575 beschriebenen 



Ceremonie an den Feralia, dem letzten Tag der 
Totenfeier. Der Dea Muta, einer sonst verschol- 
lenen nur im Volksglauben noch gelegentlich auf- 
tauchenden Gottheit, wurdo an diesem Tage ein 
Opfer gebracht. Ovid schildert naher, wio eine 
alte Frau (ganz ahnlich der Hexe bei Luc. dial, 
meretr. IV 4) es vollzieht ; unter anderem nimmt 
sie den mit Pech bestrichenen Kopf einer niaena, 
(vgl. Mercklin Jahrb. f. Philol. LXXXI 282), 
durchstOsst ihn mit eherner Nadel, naht ihn zu 
und dorrt ihn an einem Feuer. Sie endet ihre 
Handlung mit den Worteu : Hostiles linguas in- 
imieaque vinximus ora ■ — Worteu, die offenbar 
kurz den Inhalt der dabei gesprochenen BeschwO- 
rung angeben. Hier ist prophylaktisch eine D. 
gegen alle bOse Nachrede ausgeubt; ausgcflihrt 
wurde der Zauberspruch lauten : wie dieses Tieres 
Zunge durchstochen, sein Maul zugenaht, sein 
Kopf gedflrrt wird, so soil die Zunge des BOses 
wider mich Sagenden durchstochen, sein Mund 
verschlossen, sein Leib vom Feuer verzehrt werden. 

Beilaufig erwahne ich hier auch die spaten 
Amulette mit Darstellungen Salomos zu Pferde 
(oder eines Engels), der eine am Boden liegende 
oder hockende weibliche Gestalt mit einem Speer 
durchsticht (Eevue des etudes gr. IV 287ff. V 
74ff.) und der Inschrift cpsvys, /Mfiiorjftevrj, So- 
loficov (oder Agi.d<p) oe ditixsi. Ohne Zweifel 
haben wir ein Amulet gegen eine Krankheit vor 
uns, wie wir ein ganz ahnliches mit der Inschrift 
<pvys jToddyoa IJegoevg os dioixei (Eevue archeol. 
Hie Ser. t, XIX 55f.) besitzen; die bildliche Ver- 
nichtung der Krankheit durch einen Speerstich 
steht auf gleicher Stufe wie das Einschlagen des 
Nagels zur Bannung der Pest im capitolinischen 
Tempel. 

Wir haben in dieser Art des Zaubers einen 
ganz altertiimlichen Gebrauch vor uns, der noch 
heute genau so in Cbung ist wie vor Jahrtau- 
senden. Und zwar gehOrt er zum Gemeingut der 
Menschheit, nicht etwa nur einer Basse ; im austra- 
lischen Continent, in Japan u. s. w. (vgl. Bartels 
Medicin der Naturviilker 1893, 31. 97. 100. E. 
Andree Ethnogr. Parallelen, N. F. 1889, 8ff.) 
ist er heute noch ebensogut in Anwendung, wie 
bei den europaischen CulturvOlkern ; viele Beispiele 
aus Deutschland bei Wuttke2 250. 266. 389. 
414. 417. 420 u. sonst. 

Es ist moglieh, dass diese mit einer symbo- 
lischen Handlung verbundene Art des Zaubers 
die ursprflnglichste ist ; auch sie freilich kommt 
nicht aus ohne das gesprochene Wort, das im 
Zauber iiberhaupt und uberall die allergrOsste Be- 
deutung hat; von den spateren uns allein be- 
kannten Uberlieferungen kann man wenigstens 
aussagen, dass der Bannsprueh die Hauptsache 
bildet, er giebt an, was und wie es geschehtn 
soil, die symbolische Handlung ist mehr beglei 
tender Na'tur, sie soil durch augenfallige Mani- 
pulationen nur Eindruck und Wirkung des Wortes 
verscharfen. Zwei alte Zauberinschriften auf Blei- 
tafeln, wahrseheinlich im Piraeus gefunden i'E<p. 
do/. 1869, 333 nr. 406. 334 nr. 407 = Tabellae 
defix. Att. ed. Wunsch 96. 97) enthalten nur 
Fluchformeln; der Bannende hat zwei Personen, 
Mikon und Aristo, gebunden an Handen und Fiissen, 
Leib und Seele, und wiinscht, wenn sie etwas 
Biises gegen Philon (wohl ihn selbstj aussagen 



I 



2377 



Defrutum 



De'ianeira 



2378 



wurden, mOge ihre Zunge Blei werden, xai xev- 
-crjaov avrov (avTfjs) rijv ykmaoav. Eustratiades 
denkt sich diese Worte an Hekate, Wunsch an 
Hermes gerichtet; es kann natiirlich aber auch 
eine andere Gottheit oder ein Totendaemon ge. 
meint und der Name nur deshalb nicht ange- 
geben sein, weil die Tafelchen in dem heiligen 
Bezirk (wie zu Knidos im Demetertempel) ver- 
graben oder ins Grab des Toten gelegt waren 



Degetia s. Decetia. 

Degia {Atjyia), Stadt in Assyrien, in der Land- 
schaft Arbelitis, Ptolem. VI 1, 5. [Fraenkel.] 

Deglane, Ort in Albania nahe dem Alazonios, 
gegen den Kyros zu, Ptolem. V 12, 3; etwa der 
heutige Dorfcomplex Dagna zwischen dem Ober- 
lauf des Aghry-cai und der Kura, deutbar aus 
udisch dagci ,Hiitte', oder aus armen. deklan .gross, 
ungeheuer'; doch wird sich auf diesem Boden 



Hier findet sich allein die Bitte an die Gott- 10 schwerlich ein Ort des Altertums bis heute er- 



heit, die D. auszutiben ; ausgeschlossen an sich 
ist es freilich nicht, dass auch symbolische Hand- 
lungen dabei vorgenommen sind, doch ist auf 
den Tafeln mit keinem Wort darauf hingewiesen 
und die Annahme ganz unnotig. Die daemo- 
nische Gewalt des Wortes beim Zauber hebt 
namentlich Verg. Eel. VIH 69ff. hervor ; indirect 
ist sie auch in der Aufhebung der Zauberkraft 
des dueite carmina (einen Wunsch, den man sich 



halten haben. [Tomaschek.] 

Deiaga(?). Auf einer Inschrift aus Oman, 
nordwestlich vom HoirangjOl, steht — Aiovvjok 
lirjT-qQ Asiayrivol tdict) xsxv<o. Daraus erschliesst 
Earn say vermutungsweise einen Ort D., natur- 
lich vSllig unsicher (Cities and Bishoprics of 
Phrygia I 755. 761). [Euge.] 

De'ianeira (Arjtaveiga). Etymologie: ,den 
Mannern feindlich' oder ,mit Mannern kampfend', 



nach alten Zauberrecepten nicht energisch genug 20 Eustath. Od. 1856, 60. Fick-Bechtel Griech 
"" " " ' ' Pers.-Namen2 387 Kretschmer Griech. Vasen- 

inschr. 77. 

1) Tochter des KOnigs Oineus von Kalydon 
(Pleuron, Soph. Trach. 7) und der Althaia. Nach 
einer Uberlieferung sollte D. die Tochter der 
Althaia von Dionysos sein, Apollod. I 84. Hyg. 
fab. 129. Serv. Aen. IV 127, weshalb es unter 
den Demen der Phyle Atovvoia in Alexandreia 
auch eine 'AX&rjis und eine Atjiavscgig gab, Sa- 



vorstellen kann, vgl. ilxs x&v xoiy/Sv, %mv ojiXdy 
"/ywv, Ttjs -tpvy^js, Eh. Mus. XLIX 51, Z. 6 u.) 
durch pareite carmina 109 ausgedriickt. Daher 
Verbindungen wie diris precationibus , dira 
impreeatione defigere (Plin. n. h. XXVIII 19. Sen. 
de ben. VI 35), animum votis defigere (Ciris 377), 
carminibus defixa iamit (CIL VIII 2756). Sie be- 
statigen, dass von derZauberformel allein, auch ohne 
begleitende symbolische Handlungen ein Erfolg er 



wartet wurde. Der Romer scheint speciell den 30 tyros frg.^ 21 (FHG III 164), vgl. Hyllos. 



Modus der D. fur den Zauber bevorzugt zu haben, 
wie man daraus schliessen kann, dass gerade dies 
Wort schliesslich zum Terminus technicus fur 
jede Art des Zaubers iiberhaupt geworden ist; 
in den Glossen des Philoxenos liest man: de- 
fixiones : xaxddea/noi. vexvofiavTiai. Der Grieche 
kannte die D., wie wir gesehen haben, ebenfalls, 
aber eine feststehende Bezeichnung dafur geht 
ihm ab, er braucht in den Formeln bald xsvtsTv, 



Als die Schwestern urn den Tod des Meleagros 
unaufhorlich klagten, wurden sie von Artemis in 
Feldhuhner (fieXeayeides) verwandelt; nur Gorge 
und D. behielten auf Verwendung des Dionysos 
ihre menschliche Gestalt, Nik. frg. 51 = Ant. 
Lib. 2. Ovid. met. VIII 544. Hyg. fab. 174. 

D. wird von dem Flussgotte Acheloos zur Ehe 
begehrt, fiirchtet aber den Freier, der, den Vater 
zu schrecken, in mannigfache Gestalt sich ver- 



bald .-regovav (auch pdUeiv, ziaxdoasiv gtyec xai 40 wandelt. Spater wirbt auch Herakles um D. (nach 

~" " ~" " ■ ■■ * • dem er den Meleagros in der Unterwelt getroffen, 

Pindar frg. 249 = Schol. II. XXI 194. Bakchyl. 
V 165f. Robert Hermes XXXIII 151). Die 
beiden kampfen um das Madchen, Acheloos in 
Stiergestalt, bis Zeus den Kampf zu Gunsten des 
Herakles entscheidet. Archilochos bei Dio Chrys. 
LX. Schol. II. XXI 237. Soph. Trach. 9ff. Spa- 
tere (schon Archilochos?) lassen die vielfachen 
Verwandlungen des Acheloos wahrend des Kampfes 



stvQETc^ Eh. Mus. XLIX 38 gehOrt hierher 
sofern man die Wirkungen des Fiebers denen eines 
Geschosses gleich erachtete). Er entnahm seine'n 
Terminus technicus dem Binden und Bannen: 
xaxaSitv und xaxeyar sind bei ihm die herr- 
schenden Bezeichnungen. 

Die einzelnen Methoden der D., die wir kennen 
gelernt haben, sind nicht ihr eigentiimlich , son- 
dern bei anderen Arten des Zauberns, beim Bannen, 



Binden, Brennen die gleichen. Wir fassen noch 50 erfolgen und erwahnerf, dass Herakles dem Gegner 



einmal zusammen: Schon das richtige Hersagen 
einer Zauberformel ist von magischer Wirkung; 
als Verstarkung der Zaubermacht wird es ge- 
golten haben, wenn die Verwiinschung auf eine 
Bleitafel geschrieben im Temenos eines Gottes 
oder im Grab eines Toten niedergelegt wurde; 
die kraftvollste Wirkung wurde dem Zauber in 
Verbindung mit einer symbolischen Handlung, 
speciell dem Bildzauber zugeschrieben . wie ?ich 



das rechte Horn (auf Kunstwerken hat Acheloos 
uberhaupt nur eines) abbrach und es der D. gab 
oder dafiir vom Flussgotte das wunderthatige 
Horn der Amaltheia erupting, Apollod. II 148. 
Hyg. fab. 31. Ovid. met. LX 8ff.; heroid. IX 
139f. Sen. Here. Oet. 495f. Philostrat. min. imag. 
4. Serv. Aen. VIII 300. Nonn. XLIII 12f. Tzetz. 
Lyk. 50. 662. Dass der Kampf um D. von Oi- 
neus angeordnet war, der sich furchtete, einem 



deim die Beschworung im grossen Pariser Pa- 60 der beiden Freier eine Absage zu geben, sagen 
pvrus als wuxooxaTadeofios &av paoxog bezeich- Libanios IV 855 Eeiske und MythogT. gr. Westerm. 
net. " [Kuhnert.] app. narr. XX. Rationalistische Darstellungen 

Defrutum s. Wein. 

DeirantaC?), unbekannte Gottheit auf der 
spanischen Inschi-ift CIL II 5672 (Dat. Degante). 
Vgl. die britannischen Decantae und den kelti- 
schen Ortsnamen DeganUacum bei Holder Alt- 
kelt. Sprachsch. s. v. [Ihm.] 



bei Strab. X 458. Diod. IV 35, 3f. Kephalion 
frg. 8 (FHG III 631). Anon, de incred. 5 West. 
Sohn der D. von Herakles ist Hyllos (auch 
Sohn der Melite, Steph. Byz. s. 'Ytielg. Schol. 
Soph. Trach. 54), Eponyme der Phyle der Hylleis 
und des illyrischen Stammes gleichen Namens ; 



2379 



Deianeira 



De'ianeira 



2380 



spatere Nachkommen der Herakleiden , z. B. die 
Ptolemaier, leiten durch Hyllos ihr Geschlecht 
von Dionysos und Herakles at. Jiingere Sohne 
sind Glenos, Onites (Hoditcs, Ophites), Diod. IV 
37, 1. Hyg. fab. 162. Schol. Soph. a. 0. (Sohne 
der Megara, Schol. Pind. Isthm. IV 104. Hyg. fab. 
32. Schol. Lyk. 38), und Ktesippos, Apo'llod. II 
165. Schol. Soph. a. 0. Be the Qu. Diod. my- 
thogr. 74. v. Wilamowitz Eurip. Herakles I 



Hyllos und Ahnfrau der Hylleis, der vornehmsten 
dorischen Phyle. Ihr Name kennzeichnet sie als- 
die ebenbilrtige, heldenhafte Gattin des nationalen 
Heros. Die peloponnesische Sage aber, der D. 
von Hause aus angehBrt, lasst den Helden ganz 
anders enden; seine Selbstverbrennung und die 
ganze Motivierung durch Nessos List und D.s 
That muss also spatcr und auf anderm Boden der 
alten Sage angefiigt worden sein. Die Spuren 



317. Endlich eine Tochter Makaria, nach Euri- 10 sind- noch deutlich genug. Acheloos ist der Herr 



pides Herakleiden, Paus. I 32, 6. Schol. Plat, 
Hipp. mai. 293 A (Duris von Samos). 

Nach der Hochzeit geht D. mit Herakles in 
die Heimat (Argos, Tiryns). Am Flusse Euenos 
angekommen flbergiebt der Held die Gattin dem 
Kentauren Nessos, damit er sie iibersetze. Dieser 
aher will sich an D. vergreifen und wird auf ihre 
Hillferufe von Herakles durch einen Pfeil totlich 
verwundet. Sterbend iibergiebt er D. das mit 



der Wasser iiberhaupt, der Kampf mit ihm ist 
eine Parallele zum Kampfe mit Triton-Halios Geron.. 
Und wie sich Herakles durch diesen Kampf den 
Weg zum Garten der Unsterblichen bahnt, so 
erringt er sich in jenem als Preis die Gattin, die 
Mutter seines Volkes: die irdische Unsterblich- 
keit. Wie die iibrigen Athla wird auch der Kampf 
mit Acheloos urspriinglich in der Peloponnes lo- 
calisiert gewesen sein, und zwar im westlichen 



Hydragift vom Pfeil des Herakles durchsetzte 20 Achaia, in Olenos (s. Nr. 2), in dessen Nahe der 



Blut als Liebeszaubermittel (xtj).rjzr)Qiov, cplkrQov). 
Sie hewahrt es in einem ehernen Gefass. Soph. 
Track 555f. Ovid. met. IX lOlf. ; heroid. IX 141. 
161. Sen. Here. Oet. 500ff. Hyg. fab. 34. SchoL 
II. II 527. Serv. Aen. VHI 300. Mythogr. Gr. 
Westerm. app. narr. XXVIII 8. Oder Herakles 
kommt an den Euenos, indem er wegen der beim 
Mahle (bei der Hochzeit, Tzetz.) begangenen To- 
tung des schenkenden Knaben (Kyathos, Eury- 
nomos, Eunomos, Ennomos) nach Trachis flieht. 30 
In dieser Uberlieferung ist gewOhnlich die Angabe 
enthalten, dass das ylXtgov aus dem zur Erde 
gefallenen yovog und dem Blute des Kentauren 
bestanden habe. Archilochos bei Dio Chrys. LX. 
Schol. Apoll. Rhod. I 1212. Argum. Soph. Trach. 
Apollod. I 151. Diod. IV 36, 2. Tzetz. Lyk. 50. 
D. erhalt das mit Blut getrankte Kleid des Nessos, 
Ovid. met. IX 132. 

Sophokles (Trach. 38) motiviert die Ubersied 



Acheloos-Pieros-Peiros fiiesst, Strab. VIH 342. 
X 450. Die Ubertragung der Sage nach Aitolien 
ist dadurch begriindet, dass der dortige Acheloos- 
der weitaus grosste Fluss dieses Namens, iiber- 
haupt der machtigste Strom Griechenlands ist. 
Oineus hat in dieser Sage gar koine Bedeutung, 
und uriter seinen Kindern nimmt D. von vorn- 
herein eine Ausnahmestellung ein. Auch dadurch 
wird die aitolische D. als secundar erwiesen. 

Mit der Geburt des Hyllos wird die Sage von 
D. einst abgeschlossen haben. Dem entspricht das 
Grabmal in Argos. Schon fruhe wurde aber die 
ebenfalls peloponnesische Kentaurensage hinein- 
bezogen, d. h. das alte Motiv des die Braut rauben- 
den lusternen Kentauren, so in Olenos, vgl. die 
Vasenbilder. Ob der Kentaur iiberhaupt erst aus 
der Gestalt des Acheloos entstanden ist und eine 
Seite desselben darstellt, kann hier nicht erOrtert 
werden. Erst durch Sophokles scheint die Sage 



lung des Herakles von Tiryns nach Trachis mit 40 von dem vergifteten Gewand eingefiihrt worden 



der Ermordung des Iphitos. Von Trachis aus 
besiegt Herakles die Dryoper am Parnass, oder 
vielmehr am Oita; die waffengeubte (Apollod. I 
84) D. nimmt am Kampfe teil und wird an der 
Brust verwundet, Schol. Apoll. Ehod. I 1212 
(Kallimachos ?). Nonn. Dion. XXXV 88f. D i b b e 1 1 
Qu. Coae myth., Diss. Gryphisw. 1891, 48. 

Nach Oichalias Fall "kommt Iole, wahrend 
Herakles noch das Dankopfer riistet, mit den 



zu sein. Er hat damit D. wahrhaft menschlicb.es 
Leben verliehen und sie zur Hauptflgur gemacht. 
Poetisch bedeutet dies eine Steigerung, religios 
eine Degradation, v. Wilamowitz Eur. HerakL 
I 319. 384. 

Ob und in wie weit schon Kreophylos von 
Samos in , Oichalias Fall' die Gestalt der D. be- 
riicksichtigt habe , ist nicht zu erkennen. Fur 
uns sind die ersten Zeugen der D.-Sage Archi- 



andern Gefangenen nach Trachis. D. in wilder 50 lochos. Bakchylides (s. Nr. 2) und Sophokles, dessen 



Eifersucht entbrennend, bestreicht das Festge 
wand des Herakles mit dem ihr von Nessos ge- 
gebenen Liebeszauber und schickt dem Gatten 
das Kleid durch Lichas. Diod. IV 38, 1 lasst 
Herakles es durch Lichas holen. Doch wie es 
der Held anzieht, wird die Kraft des Giftes offen- 
bar; die furchtbaren Schmerzen bringen ihn zum 
Entschluss der Selbstverbrennung. D., die ,Gutes 
sinnend BOses that', macht ihrem Leben selbst 



Trachinerinnen fur die ganze Folgezeit mass- 
gebend geworden sind. Den Besuch des Dionysos 
bei Althaia glaubte Welcker Nachtr. 299 in 
einem Satyrspiel behandelt, vgl. Eurip. Kykl. 38f. 
Ausserdem nimmt Robert (Preller-Kobert 
Griech. Myth. 4 1 666) eine unteritalische Komoedie 
gleichen Inhalts an, zu der das Vasenbild Ger- 
hard Ges. Abh. I Taf . 21, 2 = Wiener Vorlegebl. B 
Taf. Ill 5 c eine Illustration giebt. Ein mimischer 



ein Ende, durch Erhangen (Apollod. Arg. Soph. 60 Tanz : Nessos und D., erwahnt bei Luc. salt. 50. 



Trach.), oder mit dem Schwerte, Soph. Trach. 
371ff. Bakchyl. XV 23f. Apollod. n 157f. Hyg. 
fab. 35. 36. 243. Ovid. her. 9; met. IX 137f. Sen. 
Here. Oet, 234ff. 569ff. Serv. und Tzetz. a. O. Dio 
Chrys. LX (rationalistisch). Z i e 1 i n s k i Philol. LV 
1896, 491ff. Das Grab der D. wurde in Herakleia 
am Oita und in Argos gezeigt, Paus. II 23, 5. 
D. hat ihre Hauptbedeutung als Mutter des 



Aspasia scherzhaft D. genannt bei Pint. Per. 44. 
In den bildlichen Darstellungen des 
Achelooskampfes ist D. nur ausnahmsweise , und 
zwar gerade auf den altesten Denkmiilern mit 
dargestellt. So schon in der Statuengruppe des 
Dontas im Schatzhause der Megarer in Olympia, 
Paus. VI 19, 12. 14, dann auf dem hocharchai- 
schen Skarabaeus, King Anc. gems Taf. 34, 3 



2381 



Deianeira 



De'idameia 



2382 



i 



I 



f 



und auf der sf. Vase Brit. Mus. 452 = Gaz. arch. 
I 1875 Taf. 20, nicht aber auf den iibrigen sf. 
Vasenbildern, vgl. Lehnerdt Arch. Ztg. XLIII 
1885, 1051, und ebensowenig am amyklaeischen 
Thron, Paus. Ill 18, 6. MOglicherweise auf diesen 
Kampf zu deutcn und dann von Sophokles ab- 
hangig ist das Bild der tarentinischen Vase, Arch. 
Ztg. XLI 1883 Taf. 11; vgl. Lehnerdt a. O. 
133. Furtwangler in Koschers Lex. d. Myth, 



peianische Wandgemalde Helbig 1150 geschaffen, 
wo sich der jugendliche Herakles mit Keule und 
Fullhorn D. nahert. Danach hat Robert eine 
Statue des Museums Chiaramonti auf D. gedeutet, 
Ann. d. Inst, LI 1879, 229f. Taf. M. 

2) Tochter des Dexamenos, des ,gastlichen' 
Konigs von Olenos, der den Herakles beherbergt. 
Der Gast wohnt der D. heimlich bei und ver- 
spricht ihr die Ehe. Nach seinem Weggang wirbt 



I 2225, 57. Zu erwahnen ist noch das fmgierte 10 der Kentaur Eurytion urn sie und findet sich, 



Gemalde Philostr. min. 4. 

Den Kampf des Herakles mit dem miidchen- 
raubenden Kentauren haben die Kirnstler nach 
der Sagenversion von Olenos (s. Nr. 2) dargestellt, 
die ja, wie wir sahen, iiberhaupt das Ursprungliche 
ist, und das Schema fur beide Abenteuer, das 
mit Nessos und das mit Eurytion, verwendet. 
Wo Beischriften fehlen, kann eine Entscheidung 
nicht getroffen werden; mit Unrecht glaubte man 



da Dexamenos nicht wagt ihn abzuweisen, am 
bestimmten Tag mit den iibrigen Kentauren zur 
Hochzeit ein. Doch Herakles kommt dazwischen, 
totet den Eurytion und fuhrt D. als Gattin heim, 
Hyg. fab. 31. Oder das Madchen heisst Mnesi- 
mache (= D.); Eurytion drangt den Vater, wie 
Acheloos den Oineus, und Herakles kommt zu 
Hillfe. Bakchylides Schol. Od. XXI 295. Apollod. 
H 91. Oder Herakles totet den Eurytion, weil 



unterscheidende Merkmalc gefunden zu haben (u. 20 er sich an des Dexamenos Tochter Hippolyte, 



a. G. Korte Arch. Ztg. XXXVI 1878, 114f.). 
Die tjberreichung des Philtron findet sich nie, 
das Wasser des Euenos ist nur auf einer einzigen, 
spiit sf. Vase angedeutet, Arch. Ztg. XXVII 1869, 
34. Das Madchen sitzt auf dem Rlicken des 
Kentauren oder stehtdaneben oder flieht; Herakles 
kampft ausschliesslich mit Schwert oder Keule. 
Die Scene war dargestellt am amyklaeischen Thron, 
Paus. Ill 18, 12. Von inschriftlich gesicherten 



Monumenten seien genannt die sf. Vasen, Ant. 30 IV 16, 3. 



der Braut des Azan, vergreifen will, Diod. IV 33, 1. 
Es leuchtet ein, dass Dexamenos mit dem gast- 
lichen Oineus identisch, und dass Mnesimache 
und Hippolyte nur andere Namen fur D. sind. 
tjber den Acheloos bei Olenos und die Kunstdar- 
stellungen vgl. Nr. 1. 

3) Tochter des Lykaon und von Pelasgos Mutter 
eines Lykaon. Pherekydes bei Dion. Hal. I 11. 13. 

4) Amazone, von Herakles bezwungen, Diod. 



Denkm. I 57 (Athen , Sammlung der Arch. Ges. 
nr. 81). Mon. d. Inst. VI 56, 4 (im Louvre). Sf. 
Vasen ohne Inschrift: Furtwangler Vasenkat. 
Berlin 1702. 1835. Gerhard A. V. Taf. 117/8. 
Ross Arch. Aufs. II Taf. 2. Roulez Choix de 
vases Taf. 8, 2. Rf. Vase (nicht Pinax) mit In- 
schrift Brit. Mus. 932 = Inghirami Vasi fitt. 
II 119 (nur Nessos und D.). Rf. Vasen ohne In- 
schrift: Stephani Vasenkat, St. Petersburg 1787 



5} Im Nereidenkatalog bei Apollod. I 12 ist 
statt A. zu lesen 'Idveiga. [Escher.]_ 

Deicere. Das edictum de his qui effuderint 
vel deieeerint (Dig. IX 3. Inst. IV 5, 1. Lenel 
Ed. perp. 132) versteht unter defectum das auf 
einen Ort, auf dem sich der Verkehr bewegt, 
Hinausgewoifene. Es haftet hier nicht bios der 
Urheber des Wurfes, sondern jeder Bewohner des 
Raumes, von dem er ausging. Wies der Be- 



= Ant. du Bosph. Cim. 53; nr. 2016 = Compte 40 klagte nach, dass sein Sclave der Thater war, so 



rendu 1865 Taf." 4, 1. Furtwangler a. O. 2939 
Schale des Erginos und Aristophanes KCrte a. O. 
Auf dem Gefass Heydemann Vasenkat. Neapel 
3089 = Mus. Borb. V 5 heisst der Kentaur ,der 
Empfanger' (Dexamenos) , vielleicht nach einer 
Dichterstelle (Se^a/xevos is . . .), vgl. Schol. Kail, 
h. in Del. 102. Die korinthisch-attische Hydria 
bei Helbig Sammlgn. Roms II 235 zeigt ausser 
der eigentlichen Scene noch vier zur Hufie heran 



haftete er nicht weiter, als auch sonst die Eigen- 
tiimer fur die Cbelthaten ihrer Sclaven eintreten 
mussten (so Lenel a. a. 0. 132 mit Bezug auf 
den Schluss der Edictstelle gegen K. Sell Aus 
dem Noxalrecht der Romer 1879, 165ff.). Da 
hiernach unter Umstanden ein Unschuldiger ver- 
pflichtet wird, so wird diese Haftung zu den 
obligationes quae quasi ex delicto nascuntur ge- 
stellt, Inst. IV 5, 1 {quia pkrumque ob alterius 



sprengende Kentauren. Eine eigentumliche Version 50 culpam tenetur). Litteratur: A. Per nice Zur 



der Sage verrat das pompeianische Wandgemalde 
Helbig 1146 = Mus. Borb. VI 36: Nessos, von 
Liebe zu D. ergriffen, fleht auf den Knien den 
Herakles um die Gunst, D. iibersetzten zu dflrfen. 
Auf der sf. Vase, Brit. Mus. 920, ernpfangt Herakles 
das vergiftete Gewand. Die eine der zwei weib- 
lichen Nebenfiguren mag D. sein. 

Eine Scene aus dem fruheren Leben der D., 
die Klage um den sterbenden Meleagros, zeigt 



Lehre von den Sachbeschadigungen nach rbm. 
R., Weimar 1867, 226ff. Unger Jahrb. fur 
Dogmat. XXX 226ff. 

D. bezeichnet in dem interdictum unde ti 
die gewaltsame Besitzentziehung (Gai. IV 154. 
Dig. XLHI 16. Lenel Ed. perp. 376ff.j. Cicero 
pro Caec. 35ff. verficht die Ansicht, dass das 
eieere gegenuber dem Besitzer, der das Grund- 
stiick verlassen hat, dem deicere gleichstehe, 



die Prachtvase aus Armento, Heydemann a. 0. 60 Keller Semestr. ad M. Tullium I 1842, 367ff., 



S. A. 11 = Arch. Ztg. XXV 1867 Taf. 220/1. 
Der heimkehrende Herakles, von Oineus und 
D.. die den kleinen Hyllos auf den Armen halt, 
empfansen. auf zwei sf. Vasen Gerhard A. V. 
Taf. 116 und Heydemann a. 0. 3359 = Arch. 
Ztg. XXIV 1866, 260f. XXV Taf. 218. 

Artemon malte Herakles und D., Plin. XXXV 
139. Nach diesem Bilde ist vielleicht das pom- 



bes. 393ff. Litteratur s. bei Possessio und 
Interdictum. [R. Leonhard.] 

Deldameia (Arjidd/ieia; iiber den Namen vgl. 
Fick-Bechtel Griech. Pers.-Nam.2 385f.). 

1) Tochter des Lykomedes, des KSnigs von 
Skyros, und von Achilleus Mutter des Neoptole- 
mos. Sie heisst auch Pyrrha, Heliodor Anth. 
Pal. IX 485. Achilleus nimmt sich D. als Gattin, 



2383 



Deiectio gradus 



De'ilyke 



2384 



2385 



Deima 



Deinarchos 



2386 



nachdem er die Insel erobert hat, entweder von 
Aulis ans (Schol. II. IX 668), oder yon Peleus 
gesandt (Philostr. her. p. 1 98 K.), oder nachdem 
er auf der Riickkehr von Mysien dorthin ver- 
schlagen worden ist, Prokl. Kypr. p. 19 K. Kl. 
Hias frg. 4 K. = Schol. II. XIX 326. Serv. Aen. 
II 477; oder endlich Neoptolemos ist die Frucht 
heimlicher Liebe des in Madchenkleidern unter 
den Tochtern des Lvkomedes weilenden Achilleus 



L a n g e Haus und Halle 107 gehandelt, welcher eine 
offene Halle fur wahrscheinlicher halt. [Szanto.] 

AeixyXixzag (dixrjktxTds), lakonische Bezeich- 
nung fur die Darsteller volkstiimlicher Schauspiele 
und dramatischer Einzelscenen von vorwiegend 
possenhaftem Charakter (fiifioi, fu^oloyoi). Die 
Hauptstelle dariiber bei Athen. XIV 621 d nach 
Sosibios FHG II 627. Sie traten in charakteristi- 
sehen Masken (SdxsXov , s. Hesych.) auf. Dass 



und der D., Skyrier des Euripides. Apollod. IlllOihr Stand nicht besonders angesehen war, lehrt 



174. Bion 2. Hvg. fab. 96. 124. Ov. ars am. I 
697f. Philostr. mm. im. 1. Quint. Sm. VII 163f. 
Schol. Lyk. 275. Stat. Ach. I 293f. 560f. Tzetz. 
Posthom. 536f.; Lyk. 53. Neoptolemos Sohn der 
Iphigeneia und von D. nur erzogen, Duris in Schol. 
II. XIX 326. Schol. Lyk. 183. Ptolem. Heph. 3 
weiss von zwei SOhnen der D., Neoptolemos und 
Oneiros. Nach dem Fall von Troia iibergiebt 
Neoptolemos die D. dem Helenos als Gattin, 



die Anekdote von Agesilaos , der den Tragoeden 
Kallippides verachtlich als <5. ibezeichnete , Plut. 
apophthegm. Lacon. 212 F; Agisil. 21. [Eeisch.] 

Deiikoon (Arjixocov, Fick-Bechtel Griech. 
Pers.-Nam. 386. Usener Eh. Mus. LIII 1898, 
354). 1) Sohn des Herakles und der Megara, mit 
seinen Brtidern von dem rasenden Vater erschlagen, 
Asklepiades in Schol. Od. XI 269. Apollod. II 70. 
165 W. Dionys. Rhod. und Deinias Arg. in Schol. 



Apollod. epit. 6, 13. Wagner Curae mythogr. 20 Pind. Isthm. Ill 79 (104). Hyg. fab. 162. v. Wi 



271f. Ausser den Bd. I S. 243, 31f. angefuhrten 
Bildwerken mogen noch Erwahnung finden: Der 
Auszug des Neoptolemos aus Skyros, von Sophokles 
in den Skvriern erzahlt, auf den Vasen Mon. d. 
Inst. XI 2*3. Ann. 1860 Tafel I. Kapitolinisches 
Puteal Wiener Vorlegebl. B Taf. 9. Vgl. ausser- 
dem Birt Rh. Mus. L 1895, 64. 

2) Gattin des Peirithoos , Plut. Thes. 30 = 
Herodor. frg. 34. 

3) Tochter des Bellerophontes , Gattin des 30 



Euandros von Lykien und von diesein oder von 
Zeus Mutter des Sarpedon, der vor Troia zog, 
Diod. V 79, 3. Sonst Laodameia. 

4) Tochter des Perieres, Gattin des Thestios, 
Mutter der Leda, der Althaia und des Iphikles, 
Schol. Apoll. Rhod. I 146. 201. [Escher.] 

5) Tochter des Aiakides von Epciros. Schwester 
des Pyrrhos, war vermiihlt mit Demetrios Polior- 
ketes (s. d. Diod. XIX 35, 5. Plut. Demetr. 25. 
30. 53; Pyrrh. 1. 4. 7. lust. XIV 6, 3). 

[Kaerst.] 
Deiectio gradns, eine von Modestinus Dig. 
XLIX 16, 3, 1 erwahnte Art der Degradation, 
die bei den Principales oder hoheren Officieren 
zur Anwendung kain, vgl. Marquardt St.-V. 112 
572. [Fiebiger.] 

Aetyfia. Nach Pollux IX 34. Harpokr. Etym. 
M. und Suid. ist S. der Ort, auf welchem die 
eingefiihrten Waren in Proben ausgestellt und die 



lamowitz Eurip. Herakl. I 387. Vgl. Demo- 
koon Nr. 2. 

2) Ein Troianer, Sohn des Pergasos, Genosse 
des Aineias, von Agamemnon getotet, II. V 534f. 
Tzetz. Horn. 79. [Escher.] 

Deikterion (Aei.xrr/oiov), eine Halle, in der 
Waren zum Verkauf ausgestellt waren (Basar), in 
der alten Stadt Samos, Biirchner Das ion. Samos 
I 2, 44. _ _ [Biirchner.] 

Dei'leon (Atjdscov). 1) Sohn des Deimachos 



aus Trikka. Er macht mit seinen Brudern Auto- 
lykos und Phlogios den Amazonenzug des Herakles 
mit. In Sinope bleiben die drei Bruder zuruck, 
treffen dort spater mit den Argonauten zusammen 
und fahren mit diesen nach Thessalien zuriick, 
Apoll. Rhod. n 955ff. Val. Flacc. V 113ff. Ano- 
nym. Peripl. Pont. Euxin. 22. Skyum. 944. Bei 
Plut. Lucull. 23 und Hyg. fab. 14, wo vor dem 
Namen die Worte item aeeesserimt Deimachi 
40 filii ausgef alien zu sein scheinen , heisst er De- 
moleon. Vgl. o. Bd. II S. 763f. 

2) Ein Diener des Epeios, den Aineias to'tet, 
Quint. Smyrn. X 111. [Jesseu.] 

AeMag ygatprj, Klage wegen Feigheit vor dem 
Feinde Doch war in Athen diese Bezeichnung 
nicht officiell, und darum fehlt sie in dem aus- 
fiihrlichen Verzeichnis der Militiirvergehen bei Poll. 
VIII 40, wogegen auch Aisch. Ill 175 nichts be- 
weist. Die Fassung des Gesetzes vermied die 



Kaufvertriige abgeschlossen wurden , dann auch 50 Substantia und zahlte vielmehr die Handlungen 



die Probe selbst, wie Pollux sagt zovro/ua axo 
zov Sslyfiaza z&v dyo)yi/icor zoT; ojnjztioot Mboodau. 
Namentlich fur den (jrosshandel war diese Ein- 
richtung von Bedeutung, weil durch sie Liefe- 
rungen im grossen Stile auf Grand von Mustern 
bestellt werden komiten. t'berliefert ist uns ein 
<5. in Olbia GIG 2058 B, eines in Rhodos, Polyb. 
V 88, 8 und Diodor XIX 45, vor allem aber das 
beriihinte im Peiraieus, welches ein gr0s=eres Ge- 



auf, Lys. XIV 5 : lav zi; Xaij zijr zd$u> 
Ttiaoi Seiliag t'vey.a fiayorth'tor zcov a/j.cov , . . . 
(Lys. X 12) j; <p£vy>j z h v oo.T/6a axofia).d)v. Jede 
der beiden Handlungen kennzeichnet die Sed'a. 
am haufigsten die letztere, Aisch. Ill 175, vgl. 
Thalheim Jahrb. f. Philol. CXV 269. Die Klage 
gehorte zur Vorstandschaft der Strategen , die 
Richter wurden den Kameraden des Angeklagten 
entnommen. Die Strafe war Verlust der Ehren- 



baude gewesen sein muss ; denn nicht nur wur- 60 rechte ohne Schiidigung des VermOgens, ganz wie 



den die Waren dort zur Schau gestellt, es befanden 
sich dort auch Wechsler und Banken (Polvaen. 
VI 2, 2. [Dcmosth.] XLVII 51. Theophr. Char". 23), 
ebenso wie Raum zu blosser Conversation vor- 
handen war. Hieruber s. Wachsmuth Die Stadt 
Athen II 1, 106ff. tber die Form des Gebitudes 
hat nach Ulriehs (Reisen ur,d Forsehungen II 
200), der an eine Basilika gedacht hat. Konrad 



bei amoazela (Aisch. Ill 175f.). Die iibrigen Be- 
legstellen s. n.'Anroazsiag yga<pt). [Thalheim.] 

Dei'lochos s. De'iochos Nr. 3. 

DeTlyke(/f^(/.i'«»;,codd. Atdvxrj), Amazone, der 
Herakles den Giirtel raubt, gewOhnlich Hippolyte. 
von Ibvkos Oiolvke genannt. Schol. Apoll. Rhod. IJ 
777. PottZtschr. f. vgl. Sprachf. VIII 427. Fick- 
Bechtel Griech. Pers.-Nam. 386. [Escher.] 









Deima (dsifia), Sehreckbild. So erscheint dem 
Apollon und der Artemis, nachdem sie den Drachen 
Python erlegt, ein S. , und der Platz bei Sikyon 
hatte deshalb noch zu Pausanias Zeit den Namen 
Phobos (s. d.), Paus. II 7, 7, wozu Hitzig- 
Blumner 1 523 (vgl. VI 6, 9). Panof ka Hyperb.- 
rOm. St. 1247, 1. Dieterich Abraxas 89. Usener 
Gottern. 368. Zu. Korinth sah noch derselbe 
Gewahrsmann ein <5. unter der Gestalt eines furcht- 
erweckenden Weibes zur Abwehr gegen die von 
den Korinthern gesteinigten Kinder der Medeia ; da 
dieser Tod gewaltthatiger und ungerechter Weise 
erfolgt war, starben die unmiindigen Kinder der 
Korinther weg, bis auf Rat des delphischen Gottes 
jahrliche Siihnopfer eingesetzt und dieses Bild 
aufgestellt wurde, Paus. II 3, 7, wozu Hitzig- 
Bliimner I 502 (vgl. Schol. Eur. Med. 273). 
Panofka a. a. O. 251f. M. Mayer Arch. Jahrb. 
VII 1892, 201. [Waser.] 

Deimachos (Ar\ifiayog, Fick-Bechtel Griech. 
Pers.-Nam. 386). 1) Vater der Enarete, der 
Gattin des Aiolos, Apollod. I 50 W. Schol. Plat. 
Minos 315 C. 

SJ) Einwohner des thessalischen Trikka. Seine 
drei Sshne De'ileon, Autolykos, Phlogios begleiteten 
den Herakles auf seinem Zuge gegen die Ama- 
zonen. Von Herakles getrennt liessen sie sich in 
der Nahe von Sinope nieder, wo sie von den 
vorbeifahrenden Argonauten aufgenommen wurden, 
Apoll. Rhod. II 955f. Val. Flacc. V 115. Plut. 
Lucull. 15. 

3) Sohn des- boiotischen Eicon, begleitete den 
Herakles auf dem Zuge gegen Troia, wo er mit 
Glaukia, der Tochter des Skamandros, einen Sohn 
Skamandros zeugte. D. fand vor Troia den Tod, 
Plut. qu. Gr. 41. 

4) Sohn des Neleus, bei der Einnahme von 
Pylos von Herakles getotet, Apollod. I 93. Schol. 
Apoll. Rhod. I 152. Ein Zusammenhang der vier 
D. lasst sich vermuten, aber nicht im einzelnen 
nachzuweisen. Bemerkenswert ist De'ion (s. d. 
Nr. 1) als Enkel von Nr. 1. [Escher.] 

5) Sohn des ]).. Athener (Aevxovoevg). Siegt 
in den Theseien zu Athen qviagyojr itixo) .-zoae- 
fuozfj Siavlov urn 160 v. Chr., CIA II 445, 13. 

[Kirclmer.] 

(S) s. Da'imachos Nr. 2. 

Dehuas {Aeiua;}, arkadischer Heros, Bruder 
des Idaios, Sohn des Dardanos und der Palas- 
tochter Chryse. Enkel des Zeus von der Pleiade 
Elektra, mit Idaios Nachfolger des Atlas in der 
Herrschaft iiber Arkadien; als aber die grosse 
Flut die Bevolkerung in Not brachte und sein 
Vater Dardanos mit einem Bevolkerungsteil nach 
Samothrake, sein Bruder Idaios mit dem anderen 
nach dem phrygischen Ida auswanderte , blieb 
nur I), als Konig in der Heimat zuruck, Dion. 
Hal. I 61. [Tumpel.] 

Deimos (AsT/io;), gewOhnlich in Verbindung 
mit Phobos is. d.);. beide, Furcht und Sehrecken 
(vgl. Mefus und Terror, Apul. met. X 31), er- 
scheinen schon in der Hias als daemonische Ge- 
walten, welche die Kiimpfer erhitzen (II. IV 440), 
sie schirren dem Ares die Rosse an den Wagen 
ab seine Diener und wohl auch Sohne (XIV 119f.), 
wenigstens heisst Phobos des Ares ,lieber Sohn', 
Xni 299; beide ausdrilcklich als seine Sohne 
genannt von der Kythereia, Hes. th. 933ff. (vgl. 



Schol. 11. IV 440, auch zu IV 439. XIV 119); 
, Sohne des Enyalios' (= Ares) heissen sie : Nonn. 
Dionys. II 414 (Zeus stellt sie dem Typhon ent- 
gegen, den einen mit dem Blitz, den andern mit 
dem Donnerkeil, ebd. 414if.); Sohne des Polemos 
(zusammen mitKydoimos, s. d.), Suid. s. AsT/tog. 
Nach Semos von Delos ist Skjdla die Tochter des 
D. von der Krataiis (FHG IV 495, 18 a aus Schol. 
Od. XII 124. Waser Skvlla und Charybdis 

10 30f.). Verleitet durch II. XIV 119 nahm Anti- 
machos D. und Phobos als die Namen der Rosse 
des Ares und nannte sie Sonne der Windsbraut 
(&viU v ), frg. XXXVDiibn., vgl. Schol. zu H. 
IV 439. XIII 299, auch IV 440. XIV 119; und 
auch bei Quintus Sm. VIII 241ff. flguriert Pho- 
bos unter den vier feuerschnaubenden, von Boreas 
und der Erinys erzeugten Rossen des Kriegsgottes ; 
vgl. noch Serv. Georg. Ill 91, ferner Val. Fl. 
Ill 89f., wo Terror und Pavor als Martis equi 

20 angei'iihrt sind. D. und Phobos waren dargestellt 
auf Agamemnons Schild nach II. XI 37 (s. aber 
Fur tw angler bei Roscher M. Lex. I 1702) 
vgl. V 739; und so bestand auch auf der Kypselos- 
lade der Schmuck des Schildes des Agamemnon 
in dem lowenkopflgen Phobos (Paus. V 19, 4); 
ebenso stehen auf dem Heraklesschild die beiden 
auf dem Wagenstuhl neben Ares, Hes. sc. Here. 
195f. (vgl. auch 144ff. und Sittl Arch. Jahrb. 
II 1887, 183); auch auf dem Schild des Achill 

30 waren sie nach Quintus Sm. V 29 ; vgl. Vasens. d. 
Ermitage 874 (Stephani) (?}. Vgl. noch Hes. sc. 
Here. 463ff. Quintus Sm. X 57f. XI 12ff. Nonn. 
Dionys. (XX 38). XXV 156. XXVII 337. XXIX 
364ff. XXXII 178. XXXIX 214ff. Pint. amat. 
c. 18 (p. 763 C und D). Menandr. jr. smb. Rhet. 
Gr. Ill 341. 417 Speng. Themist. XV (in Theodos.) 
194a. Panofka Hyperb.-rom. St. I 425ff. Na- 
gelsbach Horn. Theol. 94f. Usener Gottern. 
365. 367. Fiir Darstellungen in der Kunst vgl. 

40 noch Arch. Ztg. XXXIX 1882, 286 (Milchhofer) 
und im Anschluss an Hes. sc. Here. 463ff. Hub. 
Schmidt Obs. arch, in carm. Hes. (Diss. Hal. 
XII) 168f. 176 (dagegen Preller-Robert Gr. 
Mvth. 542 A.), ferner Rom. Mitt. IX 1895, 275. 
284 (Petersen). [Waser.] 

Deinarchos. 1) Der Sohn des Sostratos, war 
zu Korinth geboren, und zwar nach der Berech- 
nung des Dionysios (Dinarch. 4) 01. 104, 4 = 361 
v. Chr., kam jung nach Athen, um sich dem Stu- 

50 dium der Philosophie und Beredsamkeit zu widmen, 
zunachst unter Theophrastos, wahrend er auch 
freundschaftlichen Verkehr mit Demetrios von 
Phaleron hatte. Da er aber, weil er ein Fremder 
war, nicht selbst als Redner auftreten konnte, so 
verfertigte er. nach Dionysios seit 336, Reden fiir 
andere um Geld, was ihm, wie es scheint. zu 
einem betrachtlichen VermOgen verhalf. Seine 
Hauptwirksamkeit fallt in die Zeit der Verwal- 
tung des genannten Demetrios zu Athen; sie nahm 

60 auch mit der Vertreibung desselben ein Ende. 
D. wurde, obwohl Metoeke, gleichfalls angeklagt, 
begab sich nach Chalkis auf Euboia 01. 118, 2 
= 307 und kehrte erst nach funfzehn Jahren 
(01. 122, 1 = 292) auf Theophrastos' Verwendung 
wieder nach Athen zuruck, wo er bald darauf 
gegen Proxenos, 'der ihn vermutlich um sein Ver- 
mOgen betrogen, vor Gericht aufzutreten geniitigt 
war. Weder den Ausgang des Processes noch die 



2387 



Deinarchos 



Deinarchos 



2388 



weiteren Lebensschicksale des Marines kennen wir; 
was wir iiberhaupt tiber ihn wissen, verdanken 
wir hauptsachlich der Schrift, welche Dionysios 
von Halikarnassos tiber ihn und seine Beredsam- 
keit hinterlasscu hat (V 629 Reisk.), aus welcher 
auch das meiste entnommen ist, was bei Plutarch 
(Vit. X orat. 850), Photios (Bibl. Cod. 267 p. 406), 
Suidas und sonst vorkommt. D. erscheint in der 
Keihenfolge der zehn attischen Redner als der 
letzte, und es wird uber seine Beredsamkeit von 
den Alten ein giinstiges Urteil in ziemlicher Uber- 
einstimmung ausgesprochen, wie insbesondere aus 
der genannten Charakteristik des Dionysios her- 
vorgeht, mit welcher sich das Lob des Hermogenes 
form. or. II 11 verbindet. Doch hat er keinen 
eigenen Typus herausgebildet , sondern ist ini 
wesentlichen Nachahmer und zwar je nach der 
Sachlage bald des Lysias, bald des Hypereides, 
hauptsachlich aber des Demosthenes. Und dies 
ist ihm im ganzen wohl gelungen, wenn er gleich 
in Klarheit und Schiirfe wie an Kraft hinter 
seinem grossen Muster zuruckbleiben musste. Die 
Namen A>ifioodivijg 6 aygoixog und o xgWivog 
(s. Dionys. c. 8 u. Hermog. a. 0.), die ihm von 
Zeitgenossen gegeben wurden, beziehen sich offen- 
bar auf dieses Streben der Nachahmung. Der 
unbestimmte Charakter seiner Beredsamkeit hatte 
indes zur Folge, dass ihm eine Menge herrenloser 
Reden zugeschriebcn wurde. Und so betrug die 
Zahl der Reden, welche fur Reden des D. ausge- 
geben wurden, nach Demetrios von Magnesia (bei 
Dionys. 1) 160; jedoch crkennen Plutarch und 
Photios (a. 0.) nur 64 echtc an, Dionysios selbst 
(c. 10) unter 87 nur 60 echte; vgl. Westermaun 
Gr. Ber. Beil. IX. Blass Att. Ber. Ill 22, 298. 
Fur das Ansehen des D. spricht auch der Urn- 
stand, dass seine Eeden von mehreren Gramma- 
tikcrn der spateren Zeit, wie Didymos von Alexan- 
dreia und Heron von Athen mit Erklarungen ver- 
sehen wurden. Alle seine Reden, mit Ausnahme von 
dreien , sind verloren. Die vorhandenen Reden 
beziehen sich auf den harpalischen Process und 
sind gegen Demosthenes, gegen Aristogeiton und 
gegen Philokles gerichtet. Sie zeigen entschie- 
dene Nachahmung des Demosthenes in der Bitter- 
keit des Tons, der haufigen Ironie, der Leiden- 
schaftlichkeit , daneben manche Entlehnungen, 
Mangel an Ordnung und in der Form ein L'ber- 
wuchern schwerfalliger Participialconstructionen. 
Damit zeigt die Rede gegen Theokrines (Demosth. 
LVIII), welche von Alten und Neueren dem D. 
zugeschrieben wurde, keine Venvandtschaft, ist 
auch schon der Zeit nach schwerlich ein Werk des 
D. is. Art. Demosthenes Verz. d. Reden nr. 58). 
Die Hss. sind dieselben wie bei Antiphon (s. d.). 
Jene drei Reden erschienen zuerst gedruckt in 
den Rhet. Graec. von Aldus (1513) T. II p. 98, in 
denahnliehen SammlungenvonStephanus(1575) 
und Gruterus (1619j, dann besser in Reiskes 
Orat. Graec. (Vol. IV. YEII) und in einem mehifach 
berichtigten Teite bei Bekker Orat, Attic. (1823) 
Vol. Ill, Baiter und Sauppe 1839/43, woselbst 
II 321 die Fragmente. Besonders sind sie heraus- 
gegeben worden von C. E.A.Schmidt (Lips. 1826), 
mit Erklarung von Ed. Maetzner Berol. 1841, 
von Blass Lips. (1871) 1888, von Thalheim 
Berol. 1887. Ubersetzung von Plaschke Progr. 
1885. Zur Erklarung und Kritik: Adler De D. 



vita et dictione, Diss. 1841. Finke Quaest. Din., 
Diss. 1873. Weidner Parerga Din. Pr. 1875. 
Vogel Din. curae gramm. rhet. erit. Troebst 
quaest. Hyper, et Din. Pr. 1881 '82. Egger Gebr. 
der Parenthese Pr. 1891. Im allgemcinen vgl. 
Blass Att. Ber. Ill 22, 293. [Thalheim.] 

2) Ein Korinthier, gehOrte zu den Anhangern 
des Antipatros und war von diesem zum Epime- 
leten des Pcloponnes ernannt worden (Suid. s. 

10 Advagyog, I 1226 Bernh. [Demosth.] ep. 6 ; vgl. 
Droysen Gesch. d. Hellen. II 1, 222, 2). Watar- 
scheinlich ist es der namliche D., der 319 Demades 
bei Kassandros anklagte (Arrjian. succ. Alex. 15. 
Plut. Demosth. 31). Er wurde im J. 318 als 
Freund Phokions auf Befehl Polyperchons ge- 
totet (Plut. Phok. 33). Nach Niese Gesch. 
d. griech. und maked. Staaten I 243, 3 ist es 
derselbe, wie der Plut. Timol. 21. 24 erwahnte 
Genosse Timoleons, doch ist das sehi fraglich. 

20 [Kaerst.] 

3) Aiyovoxdfoog, wurde in dem Aufstand der 
Agypter unter Kaiser Pius (138 — 161 n. Chr.) 
getotet, Malal. XI p. 280 Dind. ; vgl. Hist. Aug. 
Pius 5, 5 (nach Lacour-Gayet Antonin le Pieux 
138 sind Aristid. or. p. 351 [wohl auch 336. 352] 
Dind. Anspielungen auf einen friiheren Aufstand 
der Agypter). Augustalis ist seit dem 4. Jhdt. 
n. Chr. der Titel fur den Praefectus Aegypti ; 
ein soldier ist daher D. wohl gewesen. An der 

30 Richtigkeit der Erzahlung braucht man nicht zu 
zweifeln (vgl. v. Rohden Bd. II S. 2508. Dessau 
Prosop. imp. Rom. II 13 nr. 77); abcr der Versuch 
(P. Meyer Herm. XXXII 224f.), ihn mit M. Sem- 
pronius Liberalis gleichzusetzen und damit die 
Reise des Kaisers, die zwischen 153 und 157 er- 
folgte, in Verbindung zu bringen, scheitert daran, 
dass Liberalis bis mindestens 158 Praefect von 
Agypten war (Grenfell und Hunt Fayum towns 
and their papvri, London 1900, 131f. nr. 24). 

40 [Stein.] 

4) Deinarchos von Delos. Uber ihn giebt 
Auskunft Demetrios Magnes bei Dion. Hal. negl 
Actvdgyov p. 631 R. = 298 Usener: er kenne vier 
Schriftsteller D., 1. den attischen Redner, 2. einen 
der xdg jtegl Kgt]xr/v ovvayt'joye (.ivdoXoylag, 3. 6 
ok Tigsofivxegog f.iiv duyolv xovxoiv, ArfXiog ds to 
yevog, xexgayuaxevuh'og xovxo /*ev ejtog, xovxo ds 
xody/.iaxa (so Adler. xgayua cod.), 4. 6 xtgi 
'O/wjgov /.dyor avvxedetxo'jg. Ob diese Notizen zu- 

50 verlassig sind, entzieht sich der Controlle und der 
Vermutung. Des Dionysios Tadel richtet sich nur 
gegen die Mangelhaftigkeit der Angaben des De- 
metrios. auch dies nur betreffs des Redners. Auf 
den Delier liesse sich etwa beziehen die Notiz 
des Dion. Hal. p. 660 R. = 317, 21 Usen. uber 
einen dem Eedner D. falschlich beigelegten Arj- 
/.taxbg /.oyog mit dem Anfange: 'AxoX'kwvog xai 
'Powvg n'/g Zraffii.ov. Demi da er von demselben 
sagt agyaixog &r xai .icgtxg^yaiv xijr totux^v 

60 Arj/.ov xai Acgov iorooiav, so passt Zeit wie In- 
halt zu dem, was Demetrios Magnes iiber den 
Delier D. mitteilt. Bemerkenswert ist aber, dass 
Dionys diese Identification nicht macht. Un- 
moglich dagegen kann demselben D. ein diony- 
sisches Epos zugewiesen werden, iiber das eine 
einzige Notiz vorliegt, die bei Eusebios (armeni- 
schc Ubersetzung) zum J. 712 Abr. I p. 42 — 44 
Schoene. Syncell. p. 162. Cyrill. C. Iul. X 341. 



2389 



Deiniades 



Deinochares 



2390 



Malal. p. 45 Bonn. (s. FHG IV 391) vorliegt (vgl. 
Augustin. civit. Dei XVIH 12): D. poeta, non 
rhetor habe vom Zuge des Dionysos nach Indien, 
von Lykurg, Aktaion, Pentheus, vom Tode des 
Dionysos durch Perseus (so Cyrill) und seinem 
Begrabnis in Delphi erzahlt. Denn ein Epos iiber 
den indischen Zug des Dionysos gehOrt nach 
Alexanders Expedition, sein Dichter ware also 
friihestens Zeitgenosse des Redners. C. Mailer 



Gesch. d. gr. Litt. I 633) von Argos (Agatharch. 
de mari rubro I 4. Schol. Pind. Isthm. Ill 104),. 
gehOrt der zweiten Halfte des 3. Jhdts. an, da. 
er den Tod des Tyrannen Aristippos von Argos 
(bald nach 240) in seinem Werk noch erzahlte 
(Plut. Arat. 29) und andererseits von Agatharchides- 
citiert wird. Obgleich die Zeit stimmt, ist es 
nicht geraten, ihn mit dem Miirder des Tyrannen 
Abantidas von Sikyon (251/250; s. Nr" 8) zu. 



(FHG IV 391) vermutet, da bei Eusebios wie 10 identificieren. D. fasste die argivische Stadt- 



Malalas des Philochoros frg. 23 iiber das Grab 
des Dionysos in Delphi folgt, dass die Angabe 
uber das dionysische Epos des D. auch aus Philo- 
choros stamme. Ist das richtig, dann ware dieser 
D. etwa um 300 anzusetzen, der alteste bekaimte 
Gestalter der neuen indischen Dionysossage, in- 
teressant auch durch die Beruhrungen seiner Dar- 
stellung mit Euemeros und des Dionysios Skyto- 
brachion Aiovvaov xaiA&rjvag axgaxid (vgl. Bethe 



chronik zu einem grossen Sammelwerk zusammen 
(Schol. Soph. El. 281 oi 'AgyoXixoi ovyyga<peTg . . 
(og Aecviag. Schol. Pind. 01. VII 49 oi xeqi Ast- 
viav xai AsqxvXov), in ahnlicher Weise wie die- 
hellenistischen Grammatiker Istros die attische- 
und Aristodemos die thebanische. Das Werk war 
in verschiedone awxag"ng eingeteilt und lag in 
zwei Ausgaben vor ; da nur ein _genaues Citat exi- 
stiert (Schol. Eur. Or. 872 h # xijg jcQcoztjg aw- 



Quaest. Diodor.mythogr.27f.; Herm. XXV 311). 20 xagSojs, ixdoascog de devxegag) und die iibrigen, 



Diese Ansetzung des Epos ware also mOglich, aber 
da Philochoros als Quelle unsicher ist und es doch 
sehr merkwiirdig ware, wenn Demetrios Magnes 
den Dichter eines solchen Epos nicht gekannt 
oder aus Synonymenregistern aufgetrieben hatte, 
so drangt sich der Verdacht auf, dass eine Con- 
fusion oder Falschung vorliege; wird man doch 
an des Nonnos Dionysiaka erinnert. Die von 
Natalis Comes aus den Dionysiaka des D. an- 



ebenfalls spiirlichen Buchcitate (Schol. Apoll. Arg. 
II 789 sv TtQwraii 'AgyoXmaiv. Schol. Soph. El. 
281 ev f 'Aoyoj-ixaiv) beides, owta^eig und l«- 
dooeig, ignorieren, lasst sich iiber Einteilung und 
Differenz der Ausgaben nichts behaupten. Dass 
die Chronik auch die Zeitgeschichte umfasste, 
stebt durch das Citat Plutarchs fest und versteht 
sich von selbst. [Schwartz.] 

8) Deinias, Plut. Arat. 3, Philosoph, mit dem 



gefuhrten Verse, dem Etym. M. p. 280, 10 ent- 30 Dialektiker Aristoteles (o. Bd. H S. 1055 Nr. 22) 



nommen, stammen vielmehr aus Nonn. Dionys. IX 
11, wie schon Ba-rthsah. Lobeck Aglaoph. 573p. 

[Bethe.] 

Deiniades, 1) Lakedaimonier, Perioeke, be- 
fehligte im dekeleischen Kriege bei dem Angriff 
auf Lesbos eine peloponnesische Flottenabteilung 
(412 v. Chr.), Thuc. VIII 22, 1. [Niese.] 

2) Deiniades (AMX...ES), attischer Topfer 
aus dem Ende des 6. Jhdts., dessen Name sich 



zusammengenannt als um 255 v. Chr. in Sikyon 
lehrend und beim Sturze des Tyrannen Abantidas 
beteiligt. Zeller Philos. d. Gr. Ila* 250, 3 zahlt 
ihn, wohl mit Unrecht, gleich Aristoteles der 
megarischen Schule zu. Miiller FHG III 24,. 
Susemihl Litt.-Gesch. I 633 halten ihn fur iden- 
tisch mit dem Historiker aus Argos (Nr. 7j. 

[Natorp.] 
9) Deinias gehOrt nebst Hygiainon und Char- 



bis jetzt nur einmal auf einer von Phintias ge- 40 madas zu den altesten griechischen Malern und 



malten Vase gefunden hat (Munchen 401, abgeb 
Sachs. Ber. 1853 Taf. 5). Klein Griech. Vas. 
mit Meistersign. 192. Hart wig Meisterschalen 
170. Pottier Gaz. arch. 1888, 175 wollte den 
Namen zu Auvai&tjg erganzen. [C. Robert.] 

Deinias. 1) Strateg des Kassandros, besetzt 
im J. 317 Tempe, Diod. XIX 35, 3. Droysen 
Hellenism. LT 1, 242. 

2) Sohn des Kephisodotos , Athener (Bovxd- 



schuf Monochrome. Seine Zeit war schon Plinius 
n. h. XXXV 56 nicht mehr bekannt. 

[O. Rossbach.] 
Deino (Actvw; dsivog), Name der dritten 
Graia, Phcrekydes im Schol. Apoll. Rhod. Arg. 
IV 1515 ('Iaiva, bei Sturz, Pherek. frg. X [p. 90]), 
ebenso Apollod. II 37 W. Tzetz. Lyk. Al. 838. 
Zenob. cent. I 41, ferner Schol. Aisch. Prom. 793, 
wo indes B Aiva> hat, wie Hyg. fab. praef. (11, 



Stjg). Geo/to&hrig unter dem Archon Pheidostratos, 50 1 Sch., hier die lateinische Namensform; anders 



Mitte 3. Jhdts., CIA LT 1199 

3) Athener {*Ee%u:vg). Als avvSixog fur das 
Gesetz des Leptines erwahlt im J. 354, Dem. XX 
146. Ebd. 151 wird seiner zahlreichen Leiturgien 
gedacht, vgl. Schafer IZ 396. Sein Sohn Auvosv 
Asiviov 'Egyisvg (vgl. Deinon Nr. 3) erscheint 
in einer Seeurknnde vom J. 324 3, CIA II 811 
b 115. 184. 

4) Eponym in Tauromenion. 3. Jhdt. v. Chr. 
IGI 421 I a 70. 

5) A. 'EkwQiog. Eponym in Tauromenion, 
3. Jhdt. v. Chr., IGI 422 II a 70. Derselbe oxoa- 
xayog 421 I a 80. 91. HI a 100. [Kirchner.] 

6) Hoher Magistrat, vielleicht Comes Orientis, 
unter Theodosius I., Liban. or. II 242. 241. Sie- 
vers Leben des Libanius 171 Anm. 117. 

[Seeck.l 

7) Deinias (FHG IE 24-26. Susemihl 



Peppmiiller Hesiodos 37). Vgl. Chersis und 
Per so. [Waser.] 

Deinochares wird von Auson. Mos. 31 Iff., 
der dabei aus Varros Imagines schepft (Ritschl 
Opusc. Ill 512), unter den von diesem in einer 
Hebdomas behandelten sieben benihmten Archi- 
tekten angefuhrt, und zwar als Erbauer einer 
Pyramide im Arsinoeum (Piolemais aula) und 
Verfertiger eines wunderbaren, in der Luft schwe- 
60 benden Bildes der Arsinoe in Alexandreia. Vgl. 
Plin. n. h. XXXIV 148, wo freilich der Architekt 
Timochares {Timocrates eine Hs.) als Urheber 
des abenteuerlichen Plans, das GewOlbe des Ar- 
sinoetempels aus Magnetstein herzustellen und da- 
mit die eiserne Statue in der Schwebe zu halten, 
genannt und angegeben wird, dass die Ausfuh- 
rung durch den Tod des Kiinstlers und des Konigs 
Ptolemaios (Philadelphos , 247 v. Chr.) vereitelt 



2391 



Deinokles 



Deinokrates 



2392 



worden sei. D. oder Timochares gehort also der 
ersten Halfte des 3. Jhdts. an und kann nicht mit 
Deinokrates (s. d. Nr. 6) identiflciert werden, ob- 
wohl bei Plin. n. h. V 62 und VII 125 Dino- 
chares fur Dinoerates (wie Solin bei Plinius ge- 
lesen hat) uberliefert ist. [Fabricius.] 

Deinokles, Archon in Karthaia, in einer auf 
die Pjthien von Karthaia beziiglichen Liste, CIG 
2363. [Kirehner.] 

Deinokrates. 1) Attischer Strateg im J. 336/5, 
CIA II 808 c 13. 32. 809 d 150. 169. 

•2) Feldberr der Phokier im J. 347, nach Ab- 
setzung dcs Plialaikos, Diod. XVI 56. S chafer 
Dem. 112 187. [Kirehner.] 

3) Syrakusaner, war anfangs ein Freund des 
Agathokles, ward daher von diesem bei der Ein- 
richtung der Tyrannis (317 v. Chr.) verschont 
und scheint znnachst in Syrakus geblieben zu 
sein (Diodor. XIX 8, 6), begegnet uns aber einige 
Jahre spater als Haupt der Verbannten und als 
Puhrer der Gegner des Agathokles auf Sicilien. 
Als die Karthager sich zum Kriege gegen den 
Tyrannen entschlossen , eroffnete er als ihr Ver- 
biindeter den Krieg auf Sicilien. Nach einem 
vergeblichen Versuch auf Kentoripa nahm er Ga- 
laria, verlor es aber wieder durch ein ungliick- 
liches Treffen mit den syrakusanischen Truppen 
(312/1 v. Chr.), Diodor. XIX 103, Iff. An der 
Spitze der sicilischen Bundesgenossen zog er 309 
v. Chr. mit Hamilkar gegen Syrakus und ward 
nach dem Ende Hamilkars, als die Hellenen sich 
von den Karthagern trennten, zum Oberbefehls- 
haber der hellenischen Contingente gewahlt (Dio- 
dor. XX 29, 5. 31, 2). Neben Agathokles und 
den Karthagern bildete er jetzt eine eigene, selb- 
standige Maeht und erreichte 307 v. Chr. den 
Hohepunkt seiner Stellung: Wahrend Agathokles 
in Africa Krieg fuhrte, gewann D. viele Anhanger 
und zeigte sich so iiberlegen, dass der Tyrann 
nach seiner ersten Riickkehr aus Africa ihm keine 
Schlacht zu liefern wagte. Nach dem vOlligen 
Misslingen des africanischen Feldzuges ging sogar 
Pasiphilos mit einem Teile des agathokleischen 
Heeres zu ihm iiber, Gela und vielleicht auch 
das ihm ursprunglich feindliche Akragas schloss 
sich ihm an, und Agathokles selbst ward so in 
die Enge getrieben , dass er sich bereit erklarte, 
der Tyrannis in Syrakus zu entsagen und dem 
D. und den andern Verbannten die Heimkehr zu 
ermoglichen (306 v. Chr.). Jedoch D. erstrebte 
ein hoheres Ziel ; er hatte damals fiber 20 000 
Mann zu Fuss und 3000 Reiter, viele und be- 
deutende Stadte und Castelle, und wollte sich eine 
eigene Herrschaft griinden. Daher fuhrten die 
Unterhandlungen zu keinem Ergebnis, Diodor. 
XX 57. 1. 61, 5. 63, 7. 77, 3. 79, Iff. Dagegen 
machte Agathokles mit den Karthagern Frieden 
(306/5 v. Chr.) und war jetzt wieder im stande, 
dem D. die Spitze zu bitten. Das Treffen bei 
Torgion entschied sich durch den Abfall einiger 
Bundesgenossen gegen D., und dieser musste sich, 
nachdem bald darnach ein grosser Teil seines 
Heeres zu Grande gegangen war. dem Gegner 
unterwerfen. Er trat in den Dienst desselben, 
beseitigte selbst den Pasiphilos und iiberlieferte 
alles, was er hatte (305—303 v. Chr.). Agatho- 
kles ernannte ihn dafiir zum Strategen und be- 
wahrte ihm auch weiterhin bis zu Endc sein Ver- 



trauen, Diodor. XX 89f. Polyaen. V 3, 2. Vgl. 
Bd. I S. 749ff. und die dort S. 757 citierte Litte- 
ratur, dazu Niese Geschichte der griech. und 
makedon. Staaten I 434—472. [Niese.] 

4) Aus Messene, im S./2. Jhdt. v. Chr. Haupt 
der oligarchischen Patriotenpartei. Nach dem 
Beitritt Messenes zum achaeischen Bund (191) 
und der dadurch veranlassten Umgestaltung der 
Verfassung im demokratischen Sinne bemiihte 

10 sich D., seine Vaterstadt wieder vom Bunde los- 
zureissen. Im J. 184 weilte er in Rom, urn bei 
dem ihm befreundeten T. Quinctius Flamininus 
dafur zu wirken (Polyb. XXIII 5, If. Plut. Tit. 
Flam. 17, 3). Flamininus ging auch auf D.s 
Wiinsche ein, aber seine Bemiihungen blieben er- 
folglos (Polyb. XXIII 5, 16—18). So wagte D. 
183 auf eigene Hand den offenen Aufstand und 
riss die Biirgerschaft mit sich fort. Den Angriff 
der achaeischen Bundesmacht, unter Lykortas, 

20 wusste er geschickt zu vereiteln. Philopoimen, 
der spater mit einer kleinen Schar folgte, wurde 
sogar geschlagen, gefangen und musste auf D.s 
Befehl den Giftbecher leeren (Plut. Philop. 18 
—21. Polyb. XXIII 12. Paus. IV 29, 11. 12. 
VIII 51, 5-7. Liv. XXXIX 49f. Diod. XXIX 19. 
Iustin. XXXII 1, 4—9). Kurz danach rachte aller- 
dings Lykortas Philopoimens Tod. Er brach mit 
dem Bundesheer nach Messene ein und erreichte 
dadurch einen vollkommnen Umschlag der Volks- 

30stimmung. Urn der Auslieferung zu entgehen, 
gab sich D. selbst den Tod (Plut. Philop. 21, 1. 2. 
Paus. IV 29, 12. VIII 51, 8. Polyb. XXIII 16 
—17, 2. Iustin. XXXII 1, 10). Nach Polybios 
(XXXIII 5, 4ff. ; vgl. Suid. s. v.) wohl nicht ganz 
unparteiischer Schilderung erscheint D. als ge- 
wandter liebenswiirdiger Mann von soldatischem 
Wesen und persOnlichem Mut, zugleich aber als 
eitler Genussmensch ohne wirklichen politischen 
Scharfblick. [Judeich.] 

40 5) Nauarch des Attalos I., kampft in der See- 
schlacht bei Chios mit, 201 v. Chr., Polyb. XVI 3. 

[Willrich.] 
6) Architekt Alexanders d. Gr. , aus Make- 
donien (Vitruv. II pr. 1 p. 31, 7) oder Rhodos 
(Iul. Val. I 25; vgl. Ps.-Kallisth. I 31). Von 
seiner Thatigkeit steht nur die Leitung der Ver- 
messungsarbeiten bei der Griindung von Alexan- 
dreia einigcrmassen fest (Vitruv. a. a. O. 4 p. 32, 
19. Plin. n. h. V 62. VII 125, wo freilich Dino- 

50 chares uberliefert ist, aber noch Solin, der die 
erstere Stelle 32, 41 ausschreibt, richtig Dino- 
erates gelesen hat. Val. Max. I 4, 7. Ammian. 
XXII 16, 7. Iul. Val. 125; an der entsprechen- 
den Stelle bei Ps.-Kallisth. I 31 ist der Name 
in zwei flss. ausgefallen, in einer dritten steht 
"Eoftoy.ndTij; , in einer vierten 'IrrxoxgdTrjg-, iiber 
Strabon s. u.; die angebliche Inschrift mit dem 
Namen des D. oder Demokrates aus Alexandria 
ist FaLsehun;;: s. CIG III p. 328; zur Sache vgl. 

60 den Artikel Alexandria Bd. I S. 1381). Das 
abenteuerliche Project, den Berg Athos zu einer 
Statue Alexanders umzuformen, deren eine Hand 
eine Stadt tragen, wahrend die andere eine Schale 
halten sollte, in welcher sich das Wasser des 
Berges sammele und dann ins Meer ergiesse, wird 
D. nur von Vitruv. a. a. O. 2 p. 31, 24ff. zuge- 
schrieben, wahrend bei Strabon Cheirokrates (s. je- 
doch u.). bei Plutarch (Alex. 72 und de Alexandr. M. 



2393 



Deinolochos 



Deinomenes 



2394 



fort. II 335 C) in anderem Zusammenbang Stasi- 
krates, endlich bei Eustath. II. XIV 229 p. 980 R, 
Diokles von Rhegion als Urheber dieses Planes 
genannt werden. Ebenso anekdotenhaft ist die 
breite Erzahlung bei Vitruv (a. a. O.), dass D. 
die Aufmerksamkeit Alexanders dadurch erregt 
habe, dass er sich in hOchst sonderbarem Aufputz 
an ihn herandrangte. Ferner wurde D. auch die 
Wiederherstellung des in der Nacht der Geburt 
Alexanders niedergebrannten Tempels der Artemis 10 
zu Ephesos zugeschrieben (Solin. 40, 5), als dessen 
Erbauer aber Artemidor von Ephesos vielmehr 
den Architekten Cheirokrates (s. d.) nennt. Da der 
Bau zur Zeit von Alexanders Anwesenheit in Ephe- 
sos bereits weit vorgeschritten war, und Artemidor 
eine Anekdote erzahlt, nach welcher seine Lands- 
leute die Beihiilfe des KOnigs zur Vollendung des 
Tempels zuriickgewiesen hatten, entbehrt die tjber- 
tragung auf D., zu der die Ahnlichkeit des Namens 
und Alexanders Beziehung zu dem Bauwerk ver- 20 
fuhrt hat, der inneren Wahrscheinlichkeit (vgl. 
Strab. XIV 641, wo das Artemidor-Citat von dem 
den grammatischen Zusammenhang stOrenden Zu- 
satz, dass derselbe Architekt bei der Griindung 
von Alexandreia mitgewirkt und das Athosproject 
ersonnen habe, wohl zu unterscheiden ist). Wah- 
rend Brunn Gesch. d. gr. Kiinstl. LT 351 die 
verschiedenen Namensformen nur als einen Wechsel 
ansieht, wie er auch sonst nachgevviesen sei, und 
alle angefiihrten Stellen auf eine und dieselbe 30 
Person bezieht, sind nach unserer Meinung nur 
Hermokrates und Hippokrates , die lediglich als 
hsl. Varianten fur D. bei Ps.-Kallisthenes vor- 
kommen , sowie allcnfalls Stasikrates mit D. zu 
identificieren , Diokles aus Rhegion, Deinochares 
(s. d.) und Cheirokrates aber als besondere Per- 
sonlichkeiten gelten zu lassen. [Fabricius.] 

Deinolochos. 1) Sohn des Pyrrhos, aus Elis. 
Siegt zu Olympia im Lauf, Paus. VI 1, 4. 5. Sein 
Standbild von Kleon von Sikyon. Nach H. G. 40 
FOrster Olymp. Sieger (Progr. Zwickau 1891) 
nr. 330 siegte D. urn 01. 101 = 376 v. Chr. 

[Kirehner.] 

2) Svgaxovawg r) AxgayavrTvog,, nw/xixo; ijv 
iul xr\g oy d/.vfaiiddog , viog 'Exixdg/.iov , dig 6i 
rtveg, fia9r\zr]i • sbLba.g'e. dgdfiaza id Acogidi dia- 
"/.cy.Tcp. So Suidas. Einen dritten Ausdruck des 
Verhaltnisses zwischen D. und Epicharm hat 
Aelian bewahrt (de nat. an. VI 51) , der ihn 
dvTaycovtozJ]; 'Eiuxdgpov nennt. Die 73. Olym- 50 
piade ist genau die Epoche Epicharms. Der 
Dichter ware in weit spatere Zeit zu setzen, wenn 
er wirklich eine Kt»ncj>6ozga.yq>bia (wie es Alkaios 
wohl konnte) geschrieben hat (Bekk. Antiatt. 112, 
29); es kann aber ebensowohl eine Falschung 
sein, wie die dem Epicharm oder Phormis mit 
Unrecht beigelegten Azalavzai. Sonst kennen 
wir nur noch die Dramentitel 'A/.tiata, 'A/taZoveg, 
Mijbeia, Ttj/.srpog, und nur aus der Medea ein 
paar zusammenhangende Worte (Poll. IV 173), 60 
die in Sprache und Metrum an Epicharm erinnern. 
Vgl. Lorenz Leben und Schriften Epicharms 84. 
305. Com. gr. frg. I 149. [Kaibel.] 

Deinouiache, TochterdesMegakles, desSohnes 
des Kleisthenes, Plut. Alcib. 1; vgl. Lys. XIV 39. 
[Andok.] IV 34. Isokr. XVI 25. 26, Gemahlin des 
Kleinias , Mutter des bekannten Alkibiades von 
Skambonidai, Plat, Alcib. 105 d. 123 c. Herod. 



Cratet. b. Athen. V 219 c. Aelian. v. h. II 
1, [Kirehner.] 

Dcinomachos , Philosoph unbekannter Zeit 
und Secte, der stets mit Kalliphon (welcher alter 
war als Diodoros von Tyros, der Schliler des Kri- 
tolaos, nicht jiinger als Karneades, Cic. de fin. 

V 73; Acad. H 139) zusammengenannt wird, Cic. 
de fin. V 21; Tusc. V 85; de off. Ill 119. Clem. 
Strom. II 415 C. Er Melt die Verbindung von 
Lust und Tugend fur das hfichste Gut. Auch er 
wird , wie Diodor und Kalliphon , dem 2. Jhdt. 
v. Chr. angehoren. [v. Arnim.] 

Deinome (Afjivofiij) hiess eine der gefangenen 
Troerinnen auf dem Gemalde des Polygnot in 
Delphi und in der Kleinen Ilias (Paus. X 26, 2). 

[Wagner.] 

Deinomenes. 1) Athener (Kvda{hjvatnvs). 
TgiriQagyo; in einer Seeurkunde um 350 v. Chr., 
CIA H 800 b 24. Derselbe Aeivofidvrjg (so codd. 
YOr) Agxe/Mov Kvdadijvaieig als Zeuge bei 
[Dem.] LIX 123; vgl. Kirehner Rh. Mus. XL 386. 

2) Athener (Srsigtevg). Tgirjgaoxog um die- 
selbe Zeit, CIA II 800 b 38. "[Kirehner.] 

3) Geloer, Vater der Tyrannen Gelon, Hieron 
Polyzelos und Thrasybulos, Simonid. epigr. 141, 2 
(Poet. Lyr. Graeci III 1166). Pind. Pyth. I 79. 
IGA 510. Herodot. VII 145. Diodor. XI 67, 2. 
Paus. VI 12, Iff. VIII 42, 8 u. a. St. 

4) Sohn des Tyrannen Hieron I.; seine Mutter 
war eine Tochter des Nikokles aus Syrakus. Von 
seinem Vater ward er zum Verwalter des neu 
gegriindeten Aetna (Katane) bestellt, Pind. Pyth. 
I 58ff. mit den Schol. Er muss seinen Vater 
iiberlebt haben, da er in seinem Namen in Olympia 
Weihgeschenke stiftete, Paus. VI 12, 1. VIII 42, 
8. Holm Gesch. Sicil. I 214. 419. 

5) Syrakusaner, war an der Ermordung des 
Tyrannen Hieronymos (214 v. Chr.) in erster Reihe 
beteiligt. Nach der That entkam er verwundet, 
wurde dann von den befreiten Syrakusanern zum 
Strategen gewahlt und fuhrte mit Sosis das Heer 
gegen Leontinoi. Bei der hiebei entstandenen 
EmpOrung des Hippokrates und Epikydes musste 
er nach Syrakus entfliehen; als Hippokrates da- 
selbst Einlass fand, versuchte er ihn mit Ge- 
walt zu vertreiben, wobei er seinen Tod fand, 
Liv. XXIV 7. 4ff. 23, 3. 30, 6. 31, 10. Paus. 

VI 12, 4. 

6) Lakedaimonier, Sieger in der 116. Olym- 
piade (316 v. Chr.), Diodor. XIX 17, 1. Bei Euseb. 
chron. I 205f. (Schoene) lautet der Name De- 
mosthenes. [Niese.] 

7) Erzgiesser, von Plinius in der chronologi- 
schen Tabelle XXXIV 50 auf 01. 95 angesetzt 
und unter lauter Schulern des Polyklet genannt, 
so dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit vorliegt, 
dass auch er selbst zu dieser Schule gehort. 
Ausser der Siegerstatue eines Ringers Pythodemos 
sind von ihm drei Erzbilder griechischer Heroen 
und Heroinnen bekannt, das des Protesilaos un- 
bekannten Standorts (Plin. XXXIV 76) und die 
der Kallisto und der Io auf der Akropolis zu 
Athen. Die Io ist nach einer ansprechenden Ver- 
mutung von Loschcke (Dorpat. Progr. 1880, 
lOff.) spater nach Rom gekommen und hat dort 
im Volksmunde -fur die Paionerkonigin Besantis, 
die mit einem schwarzen Kinde niedergekommen 
sein sollte, gegolten (Tatian. c. Gr. 53), weil ver- 



:2395 



Deinon 



Deinostratos 



2396 



mutlich D. neben Io ihren Sohn Epaphos als 
Mohrenknaben dargestellt hatte. Zweifel an dieser 
•Combination hat E. Loewy Abh. d. Wien. areh.- 
^pigr. Seminars IV 1883, 35 nnd Insohr. griech. 
Bildh. S. 172 geaussert. 

8) Erzgiesser aus dem 1. Jhdt. v. Chr. , nur 
bekannt durch die Kiinstlersignatur einer auf dcr 
athenischen Akropolis beflndlichen Basis, die das 
Weihgeschenk eines Metrotimos aus dem Demos 



Deinostratos. 1) Xogriyog fur die Aeovrig 
avdQ&v im J. 458/7, CIA IV 2, 971 frg. f col. 
II 18. [Kirchner.] 

2) In dem aus Geminos entlehnten Mathema- 
tikerverzeichnis, dessen Autorschaft auf Eudemos 
von Bhodos, den Schliler des Aristoteles, zuruck- 
zufiihren ist, erwahnt Proklos (in I. Eucl. elem. 
libr. 67, 11 Priedlein) neben Menaichmos auch 
dessen Bruder D. und hebt beide, nachst Platon 



Oa tragt und nach dem Scbriftcharakter von U. 10 und Eudoxos, als FOrderer des gesamten geome 
"■■' ' ' J '- --- '• — - "--- 1 - J — L — - J trischen Wissens bervor. Die Bltitezeit des Me- 
naichmos, eines ZuhOrers des Eudoxos und Freun- 
des des Platon , fallt in die Mitte des 4/ Jhdts. 
v. Chr.; damit ist zugleich die Epoche des D.. 
nur unter Vorbehalt der Correctur, die moglicher- 
weise durch einen erheblichen Altersunterschied 
zwischen beiden Briidern bedingt sein kOnnte, 
bestimmt. Durch Pappos (synag. IV 250ff. Hu.) 
wissen wir Naheres iiber die Entdeckung des D., 
20dass eine von Hippias von Elis erfundene Curve 



Kohler in die angegebene Epoche gesetzt wird, 
E. Loewy Inschr. griech. Bildh. nr. 283. CIA 
II 1648. [C. Robert.] 

Deinon. 1) Sohn des Herakleides, aus Aigina. 
AvXrjrtjg, Teilnehmer an den Soterien in Delphoi 
um 270—260 v. Chr., Wescher- Foucart 
nr. 3, 29; vgl. Pomtow Jahrb. f. Philol. 1894, 
501ff. 

2) Athener (Alyuisvg). XoQtjyog im 4. Jhdt., 
CIA II 1264. 

3) Sohn des Deinias, Athener (Egyievg). Tgcrj- 
sagxog , in einer Seeurkunde des J. 323/2, CIA 
II 811 b 115. 184. 

4) Sohn des D. Chalkidier. AvAtjztfs, Teil- 
nehmer an den Soterien in Delphoi um 270 — 
260 v. Chr., Wescher-Foucart Inscr. deDelphes 
nr. 5, s. o. unter Nr. 1. 

5) Korinthier. 'AvijQ xogevTrjs, Teilnehmer an 
den Soterien in Delphoi um 270—260 v. Chr., 



die Eigenschaft habe, eine der Peripherie des 
Kreises gleiche Gerade nabezu construierbar zu 
machen und somit auf geometrischem Wege der 
LOsung des Problemes der Kreisquadratur mOg- 
lichst sich zu nahern. Daher nannte er diese 
Curve TstQaycoviCovaa, und so ist sie noch heute 
als Quadratrix des D. bekannt. Ihre Genesis ist 
bereits Bd. II S. 527, 20ff. im Vergleich mit der 

_.__ t , archimedischen Spirale kurz dargestellt worden; 

Wescher-Foucart Inscr. de Delphes nr. 4, s. o. 30 die genauere Beschreibung giebt, wahrscheinlich 



unter Nr. 1. 

6) Lakedaimonier. Fallt als Polemarch bei 
Leuktra im J. 371, Xen. hell. V 4, 33. VI 4, 14. 

[Kirchner.] 

7) Eines der Hiiupter der Perseus freundlichen 
Partei in Rhodos. vgl. Liv. XLIV 23. 29. XLV 
22. [Willrich.] 

8) Deinon, der Historiker, s. Dinon. 

9) Deinon wird unter den Erzgiessern aus 
der Schule Polyklets von Plinius XXXIV 50 an- 40eingesehriebenwer- 
gefiihrt, aber nur in den geringeren Hss. <J)ino- den, wobei die Ge- 
nem); im Bambergensis i'ehlt der Name, und da 
Phrynonem unmittelbar vorhergeht, liegt die An- 
nahme einer Dittographie nahe. Auch mit der 
Moglichkeit muss gerechnet werden, dass Asivcov 
Kurzform fur Aeivnuevtjg ist (s. d. Nr. 7), und Plinius 
■denselben Kfinstler in diesen beiden Namensformen 
aus verscbiedenen Quellen zweimal unmittelbar 
hintereinander aufziihlt, ohne die Identitat be- 
merkt zu haben. [C. Robert.] 



im engsten Anschlusse an die von D. gewahlte 
Formulierung, Pappos 252, 5—25, worauf er 256, 
2—258, 19 die apagogische Beweisfuhrung folgen 

lasst und dann 

D 



zeigt, dass, wenn A 
in ein Quadrat 
ABGD der Kreis- 
quadrant AG und 
die Quadratrix AE 



rade t BE <SC sich 
ergiebt , das Ver- 
haltnis BE : BC 
gleich dem Verhalt- 
nisse von BC zu 
Quadrant AG ist. 
Danach konne man 




Deinoptailos {Auvocfdog), athenischer Archon, 
■01. 207, 1 = 49/50 (Phleg. frg. 51). 

[v. Schoeffer.] 

Deinosthenes, Sohn des D., Lakedaimonier 
[Auv[oo]d[svrjg] Ae[i]voad^v]e.o[g]). Siegt 01. 
116 = 316 v. Chr. im Lauf zu Olvmpia, woselbst 
Standbild nnd Saule, Paus. VI l"6, 8. Ditten- 
berger und Purgold Inschr. v. Olympia 171. 
Auf der Saule ist — nach der gefundenen In- 
schrift — der Weg von Olympia nach Sparta auf 60 
-630 Stadien bemessen , der Weg von Sparta bis 
zur nachsten Saule beim Tempel des Apollon von 
Amyklai, Thuk. V 18, 10, auf 30 Stadien; vgl. 
Paus. a. 0. und dazu Brnnn Jahrb. f. Philol. 
1884, 23ff. H.G.Forster Olymp. Sieger (Zwickau 
1891) nr. 403. Bei African, b. Euseb. I 206 heisst 
•der Sieger von 01. 116 falschlich Demosthenes, 
'.bei Diod. XIX 17 Deinomenes. [Kirchner.] 



wie Pappos zum Schlusss 

bemerkt, eine der ganzen Kreisperipherie gleiche 

50 Gerade construieren und den Flacheninhalt des 



Kreises in der von Archimedes xvx/.ov fiszo. 1 (o. 
Bd. II S. 519ff.) angegebenen Weise darstellen. 
Bretschneider Geometrie vor Euklides 153f. 
Hank el Gesch. der Mathem. 151f. Tannery 
Bull, des sciences mathem. 2» se'rie, VIT 1, 278ff. 
Allman Greek Geometry 180ff. Loria Le scienze 
esatte nell' antica Grecia I 148ff. Cantor Tor- 
ies, fiber Gesch. der Mathem. 12 183. 233f. 
Zeuthen Gesch. der Mathem. 77f. 

Gegen die Beweisfuhrung des D. hat Sporos 
von Nikaia (bei Pappos IV 252, 26—254, 24) Ein- 
wendungen erhoben , die Pappos als begriindet 
anerkennt. Erstens sei es unmOglieh, wenn man 
nicht das Verhaltnis von AB : A OC bereits kenne, 
die Gerade AD mit constaater Geschwindigkeit 
in einer zu BC stets parallelen Richtung in der 
gleichen Zeit bis BC hinabzufiihren , in welcher 
der Punkt A die Peripherie AGC durchlauft. 



2397 



Deinostratos 



De'ioohos 



2398 



Diese Ausstellung ist nicht zu billigen, weil man 
AOG in n kleinste, einander gleiche Abschnitte 
teilen und die Zeit bestimmen kann, in welcher 
je ein Absclmitt durchlaufen werden soil. Nach- 
dem man auch AB in n einander gleiche Ab- 
schnitte zerlegt hat, steht nichts der Forderung 

entgegen, dass jeder Abschnitt _ hi derselben 

Zeit wie jeder Abschnitt —^ durchlaufen werde. 

Also werden auch die Zeiten, in denen der Punkt 
A nach den gegebenen Voraussetzungen einerseits 
die ganze Gerade AB und andererseits die ganze 
Peripherie A OC durchlauft, einander gleich sein. 
Um dies vor Augen zu ftthren, wfirde die Pra- 
cisionsmechanik, welche genau in einer Viertel- 
stunde den grossen Zeiger der Uhr einen Viertel- 
kreis mit gleichmassiger Geschwindigkeit be- 
schreiben lasst, sehr wohl auch im stande sein, 
in derselben Zeit und ebenfalls in gleichmassiger 20 
Geschwindigkeit in der Ebene ABC eine Gerade 
wie AB in stets paralleler Lage zu BC bis zur 
Congruenz mit BG sich bewegen zu lassen. 

Mehr ins Gewicht fallt der zweite von Sporos 
erhobene Einwand. Die Schnittpunkte der sich 
abwarts bewegenden Geraden AD mit dem wie 
ein Uhrzeiger sich bewegenden Radius BO, z. B. 
in unserer Figur Punkt F, lassen sich sowohl 
construieren als auch auf niechanischem Wege 
entwickeln mit der einzigen Ausnahme des Punk- 30 
tes E, in welchem die Quadratrix auf BC auf- 
treffen soil. Demi sowie der Radius BO mit BC 
zusammenfallt, kann er die Quadratrix AFE nicht 
mehr schneiden, mithin auch nicht ihren End- 
punkt E anzeigen. Nun liesse sich sehr wohl, 
wie aus der apagogischen Beweisfuhrung bei Pap- 
pos zu erkennen ist (vgl. Zeuthen 69. 78. 166ff.), 
ganz im Sinne der alten Geometer der Punkt E 
durch das Exhaustionsverfahren bestimmen, in- 
dem man zuerst einen Quadranten, wie EL, zieht, 40 
der die Quadratrix in F schneidet, und von F 
aus das Lot FH fallt. Punkt E liegt dann 
zwischen H und L. Wenn man nun den Winkel 
OBC durch die Gerade BG' halbiert und auf 
dieser den Punkt F' bestimmt, in welchem sie 
mit der Quadratrix sich schneidet, so wird man 
durch eine ahnliche Construction wie vorher zwei 
Punkte H' und L' erhalten, deren jeder naher 
an E liegt als H, bezw. L. Durch wiederholte 
Winkelhalbierungen werden sich dann Punkte wie 50 
H", H'" .'. . einerseits, und L", L'" . . . anderer- 
seits construieren lassen, welche immer mehr dem 
Punkte E sich nahern, so dass die Abstande 
stetig kleiner und zuletzt unendlich klein sein 
werden. Damit wurde am Ende Punkt E be- 
stimmt sein. *) Allein die Aufgabe , die Gerade 



BE zu messen und nach diesem Masse, wie D. 
es wollte, eine dem Viertel der Kreisperipherie 
gleiche Gerade zu flnden, musste fur die alten 
Geometer unlOsbar bleiben. Das hat Archimedes 
wohl erkannt, und deshalb von D. bios den Satz 
von dem der Kreisflache gleichen rechtwinkligen 
Dreiecke entlehnt, sodann aber die von diesem 
aufgestellte Proportion BE : BC = BC ': Periph. 
AG, in welcher zunachst nur BC gegeben war, 
so dass die Aufgabe auf die Gleichung x : Rad. 

= Rad. : ^ hinauslief, dadurch gelCst, dass er das 

Verhaltnis des Kreisumfanges zum Durchmesser 
= a: 1, mithin auch das Verhaltnis des Viertels 

des Kreisumfanges zum Radius = \-\ durch Um- 

grenzung bestimmte. Damit hat er, obgleicb 
nichts daruber uberliefert ist, auch den Punkt E 
der Quadratrix und die Gerade BE bestimmt; 

denn aus der Gleichung 7 : ^ = 5 : x berechnet 



4"2 



*) Was hier im Sinne der alten Geometer dar- 
gestellt worden ist, erscheint nach moderner Auf- 
fassung als eine Aufgabe der Differentialrechnung. go 
Herr Prof. Rietzsch. dessen Beitrage zu dieser 
Encyclopadie schon fruher mit Dank zu erwahnen 
waren, hat mir dazu den exacten Beweis vorge- 
legt. Auch diese Beweisfuhrung bestatigt die 
von Archimedes erkannte Thatsache, dass der 
Punkt E der Quadratrix, mithin auch die Gerade 
BE nicht anders als mit Hiilfe von 71 bestimmt 
werden kOnnen. 



sich fur x, d. i. BE, der Wert i. Zur Kreis- 

messung des Archimedes haben wir also noch 
das Corollarium hinzuzufugen , dass wenn der 
Wert 71 bestimmt ist, sein Reciprocum das Mass 
einer Geraden darstellt, die von dem Centrum 
eines Kreises bis zu dem Punkt, in welchem 
die in einen Quadranten des Kreises eingezeich- 
nete Quadratrix die Basis des Quadranten beruhrt, 
sich erstreckt. Auch darauf ist hinzuweisen, dass 
die Quadratrix AFE ja nur den vierten Teil einer 
entsprechenden geschlossenen Curve darstellt. 
Wenn man die ganze Curve als den Normalschnitt 
eines Rotations-Spharoides betrachtet, so ist die 
grosse Axe der Curve gleich dem Diameter der 
das Spharoid umschliessenden Kugel, die kleine 

Axe = I . [Hultsch.] 

Dei'ochos (Atjiojros). 1) Grieche, von Paris 
getotet, II. XV 341" und Schol. 

2) Troianer, von Aias getotet, Quint. Smvrn. 
I 529. [Hoefer.] 

3) De'iochos (diese Form giebt die tjberliefe- 
rung Dionys. do Thuc. 5. Schol. Apoll. I 139. 
987. 989; auf sie fiihrt auch die Corruptel Si)i6y/>- 
qos bei Steph. Byz. s. Ki^ixog; At}0.oyog herrscht 
in den Schol. Apoll. vor; vgl. Schol. I 961. 966. 
974. 989. 1037. 1039. 1061. 1063. 1065. II 98; 
das gleiche Schwanken zeigt die Tradition Horn. 
II. XV 541, wo die besten Hss. mit Quintus I 
529 Aijioyog, ein Vindobonensis mit Statius Theb. 
VIII 697! II 608 ArfLloyog bieten. FHG II 17 
—19) von Prokonnesos (Dionys. a. a. 0.) oder 
Kyzikos (Steph. Byz. s. Ad/trpaxog), was auf das- 
selbe hinauslauft , wurde als der Verfasser einer 
alten kyzikenischen Chronik genannt, die der Com- 
mentator des Apollonios, Sophokles, um 200 n. Chr. 
(vgl. Wamkross De paroemiographis thesis II. 
Bethe Quaest. Diodor. 91), wieder ausgrub, wah- 
rend sie seinem Vorganger Lukillos von Tarrha 
noch unbekannt geblieben war (Schol. Apoll. I 
1039. 1040). Auf Sophokles Commentar gehen 
alle Citate zurilck; Dionysios kennt das Buch nur 
aus einem Schriftstellerkatalog. Jener behauptete, 
dass Apollonios in der Erzahlung des Dolionen- 
abenteuers I 936—1077 der von ihm gefundenen 
Chronik gefolgt sei, teilte aber auch Abweichungen 



2399 



Deiokes 



De'iopeia 



2400 



mit; am wahrscheinlichsten ist, dass Apollonios 
eine Recension der kyzikenischen Chronik beniitzte, 
die der unter D.s Namen gehenden sehr ahnlich, 
aber nicht identisch mit ihr war. [Schwartz.] 

Deiokes {Aqtoxr/s), nach Herodot erster von 
Assyrien unabhiingiger medischer Konig, regierte 
53 Jahre, von 708—656 (Thronbesteigung des 
Kyros im J. 558) bezw. 699—647 (Herrschaft des 
Kyros ilber Medien von 549 an), s. E. Meyer 



Philonis, welch letztere, ebenfalls eine Tochter 
des D., auf dem Parnasse von Apollon den Philam- 
mon und von Hermes den Autolykos gebar. Phere- 
kydes in Schol. Od. XIX 432. Von Strab. X 452 
wird auch Pterelaos ein Sohn des D. genannt. 
Nach dem Tode ihres Vaters Salmoneus wurde 
Tyro bei ihrem Oheim D. auferzogen, welcher sie, 
als sie schon von Poseidon schwanger war, dem 
Kretheus zur Gattin gab. Ihr Sohn Neleus forderte 



Gesch. des Altert. I 554. Br wurde von • den 10 dann vergeblich von Iphiklos, dem Enkel des 



Medern zum Konig erwahlt, da er schon wah 
rend der Anarchie mit Klugheit und Gerechtig- 
keit die Streitigkeiten geschlichtet hatte. Er liess 
sich sodann von den Medern eine Feste bauen, 
Ekbatana, umgab sich mit einer Leibwaehe, ver- 
schloss sich in seinen Palast und fiihrte ein Cere- 
moniell ein, das seine Unterthanen daran gewOhnen 
sollte, ihren KOnig als ein Wesen hoherer Art zu 
betrachten, Herod. I 96—101 (vgl. Diod. II 32). 



D., das Muttergut heraus. Vgl. die Sage von 
Ixion und Eioneus, Schol. Od. XI 290. Eust. Od. 
1685. Ob nach Pherekydes ist fraglich, Thramer 
Pergamos 139. Auf zwei rf. Amphoren des Brit. 
Mus. (868. 869), die auf der einen Seite Eos und 
Kephalos zeigen, glaubt man in der mannlichen 
Figur der Rilckseite D. zu erkennen. 

2) Sohn des Eurytos aus Oichalia und der 
Antioche (Antiope Schol. Apoll. Rhod. I 87. Hyg. 



Die Erzahlung Herodots hat lcgcndcnhaften Cha- 20 fab. 14), Hesiod. frg. 130 K. = Schol. Soph. Trach. 



rakter. In den Annalen Sargons wird ein medi 
scher Piirst Dajaukku erwiihnt, der im J. 715 von 
Sargon gefangen und mit den Angesehensten seines 
Reichs nach Hamath verpflanzt wurde. Das Land 
des Dajaukku wird audi zum J. 713 genannt. 
Seine Nachkommen haben wohl die Meder gegen 
die Assyrer geeint. E. Meyer a. a. O. I 456. 
555. Menant Ann. des rois d'Assyrie 164. 167. 
Noldeke Aufsatze zur pers. Gesch. 4—6. Tiele 
Assyr.-babyl. Gesch. 24 If. 263. 407f. Delattre30 
Le peuple et l'empire des Medes jusqu' a la fin 
du regne de Cyaxare, Bruxelles 1883 (Preisschr.) 
105. 129ff. Prasek Medien und das Haus des 
Kyaxares, Berliner Studien XI (1890) insbes, 39. 
49f. Nickel Herodot und die Keilschriftforschung 
6011. [J- Miller.] 

De'ioleon (Arjio/Jmv) , Begleiter des Kadmos, 
vom Aresdrachen getotet, Tzetz. Lycophr. 1206. 
Schol. Dionys. Perieg. 391. [Bethe/ 



266, vielleicht auch Diod. Sic. IV 37, 5 (hs. Mo- 
tiwv), Bethe a. O. 75. Seine Gattin war Perigune, 
die Tochter des Sinis, die vorher von Theseus den 
Melanippos geboren hatte, Plut. Thes. 8. Sie ist 
die Mutter des MegarerkOnigs Nisos, Hyg. fab. 198. 
Die ursprungliche Identitat mit Nr. 1 ist nicht 
sicher nachzuweisen. Inschriftlich als AiSafiwv 
auf dem altkorinthischen Krater Welcker A. D. 
V Taf. 15 S. 261ff. Mon. d. Inst. VI 33. 

3) Sohn des Herakles und der Megara, Deinias 
Arg. in Schol. Pind. Isthm. Ill 79 (105). Der Name 
ist wahrscheinlich aus dem vorhergehenden Atji- 
xocav entstanden. [Escher.] 

Dei'one (? Ar/iovr;). 1) Aus De'ionides er- 
schlossen, Tochter des Deion (?), von Phoibos 
Mutter des Miletos, Ovid. met. IX 443. 

2) Kallim. frg. 48 = Schol. Pind. Nem. 1 3 ist zu 
schreiben A-yjaiivtj (Tochter der Deo). [Escher.] 

De'ioneus (Atjiovevg). 1) = Deion Nr. 1, 



De'ion, auch De'ioneus (Amtbv, Amovebs; fiber 40 Apollod. II 58. Eust. Od. 1685. Hyg. fab. 155. 

— " ' Schol. Apoll. Rhod. I 121. Schol. Eurip. Or. 1648. 

1651; Tro. 9. Schol. II. I 268. II 520. XIV 317. 
Schol. Od. XI 290. 321. Schol. Pind. Pyth. II 21. 
Strab. X 452. 456. 459. 

2) = Deion Nr. 2, Plut. Thes. 8. 

3) Ein Troianer, Sohn des Poias, von Phi- 
loktetes getotet, Quint. Sm. X 167. [Escher.] 

Deionides (Arjiovidr/;). I) Sohn des De'ion 
= Kephalos, Kallim. h. in Dian. 209. 

2) Sohn derDeione (s. d. Nr. 1) = Miletos, Ovid. 



den Namen vgl. Mannhardt Antike Wald- und 
Feldk. 87. Fick-Bechtel Die griech. Pers.-Nam. 
386. Kretschmer Griech. Vaseninschr. 47). 
1) Sohn des Aiolos und der Enarete, der Tochter 
des De'imachos, Bruder des Kretheus, Sisyphos, 
Athamas, Salmoneus, Magnes, Perieres, Konig von 
Phokis. Er freit Diomede, des Xuthos Tochter, 
von der ihm eine Tochter Asterodia (Mutter des 
Krisos und Panopeus) und die Sohne Ainetos, 
Aktor, Phylakos, Kephalos geboren werden, Apollod. 50 
I 51. 86. 197. II 58 W. Epigonoi frg. 2 K. (Suid. 
und Phot. s. Tevf.i>jaia). Nostoi frg. 4K. (Paus. 

X 29, 6). Hesiod. frg. 138 (Schol. Od. XI 326). 
Hyg. fab. 189. Pans. I 37, 6. Schol. Apoll. Rhod. 
1 121. Schol. Eurip. Or. 1648. 1651; Tro. 9; 
Hik. 455. Schol. II. H 520. 695. 631. Schol. Od. 

XI 321 (Pherekyd. ev sfi66/uo). Steph. Byz. s. 
^v/Ay.rj. Strab. X 456. 459. Tzetz. Lyk. 939. 
Dia, die Gattin des Ixion, wird ebenfalls Tochter 



met. IX 443. [Escher.] 

Dei'ope (Arjioxrj, Fick-Bechtel Griech. Pers.- 
Nam. 386). Gattin des Musaios und Mutter des 
Triptolemos (Aristot. mirab. 131) oder des Eumol- 
pos, Phot. s. Evfiolmdai, nach Istros bei Schol. 
Soph. O. C. 1053 Tochter des Triptolemos und 
Mutter des Eumolpos, vgl. Paus. I 14, 2 und 
Hitzig-Bliimnerz. d.St. TCpffer Att.Gen. 26. 
Bestrittene Darstellung auf einer Vase von Canosa, 



des D. genannt, Schol. II. I 268. Schol. Pind. 60Kuhnert Arch. Jahrb. VII 1893, 107 



Pyth. II 21 (39). Hyg. fab. 155, doch giebt die 
bessere Uberlieferung Eioneus, Pherekydes in 
Schol. Apoll. Rhod. Ill 62. Bethe Quaest. Diod. 
mythogr. 54. T p f f e r Aus der Anomia 39. 
Wahrend die Namen Ainetos, Kephalos, Phylakos 
(und Dia) einen alten Zusammenhang zwischen 
Phokis und Attika bezeugen (TOpffer Att. Gen. 
256. 265), weisen nach Delphoi hin Asterodia und 



[Escher.] 

Dei'opeia {Aijio^sia). 1) Nymphe aus der 
Umgebung der Kyrene, die in der Tiefe des Peneios 
wohnt, Verg. Georg. IV 333f. Sie wird von Hera 
dem Aiolos zur Ehe versprochen, Verg. Aen. I 71f. 
2) Nereide, bei Hyg. fab. praef. p. 10 Schmidt, 
der die sammtlichen 14 Namen bei Vergil als 
Nereidennamen erwahnt. [Escher.] 



2401 



Deiophontes 



Deiotarus 



2402 



Deiophontes (Atjio<p6vTfjg), Troianer, von Teu- 
kros mit dem Pfeil getotet. Quint. Smyrn. VIII 
317. [Hoefer.] 

Dei'opites (Arjioith^e ; Suid. ed. Bekk. Atjio- 
vhrje, ed. Bernh. Aytonlonjs). 1) Troianer, von 
Odysseus verwundet, H. XI 420, Sohn des Pria- 
mos, Apollod. in 12, 5. Hyg. fab. 90; nach Dik- 
tys III 7 von Agamemnon getotet. 

2) Troianer, von Meges getotet, Quint. Smyrn. 



Fiirsten der Trokmer, seinem Schwiegersohne 
Brogitaros, dem Schutzling des Clodius, in Streit 
um das Heiligtum in Pessinus. Brogitaros nahm 
den Tempel in Besitz, aber D. vertrieb ihn wieder 
daraus. Cic. de harusp. resp. 28ff. ; de donio 129 ; 
pro Sestio 56; vgl. Pint. Cat. min. 15. Als Crassus 
54 v. Chr. auf dem Wege nach Syrien Galatien 
besuchte, war D. mit dem Bau einer Stadt, die 
vielleicht Neapolis heissen sollte, beschaftigt ; doch 



XUI 212. lOscheint diese nicht zur Vollendung gedieh'en zu 

3) Gneche, Gefahrte des Thoas, von des Eury- sein. Plut. Crass. 17. Cicero wird wahrend seiner 
pylos Diener verwundet, von Eurypylos getotet, kilikischen Statthalterschaft mit D. Freundschaft 



Quint. Smyrn. VI 579ff. [Hoefer.] 

Deiotarus (Atjiotagoc:). 1) Galater aus dem 
Tetrarchengeschlecht der Trokmer, Vater des Bro- 
gitaros und der Adobogiona, Hirschfeld Hermes 
XIV 474f. 

2) Sohn des Domnorix (CIA in 544, wenn 
dort richtig erganzt ist), Tetrarch der asia- 



geschlossen haben; D. stellte damals bei dem 
drohenden Partherkriege dem Cicero wie dem Bi- 
bulus sein Heer zur Verfugung, Cic. ad fam. XV 
1, 6. 2, 2. 4, 5ff. VIH 10, If.; ad Att. V 18, 2. 
20, 9. 21, 2. VI 1, 14; pro Deiot. 39; Phil. XI 
34. Als der Biirgerkrieg zwischen Caesar und 
Pompeius ausbrach, folgte D., wie naturlich, dem 



tischen Galater aus dem Stamme der Tolisto- 20 letzteren und begleitete ihn'trotz seinem hohen 



bogier, in deren Gebiet seine SchlOsser Blukion 
und Peion lagen (Strab. XH 567). Er gehOrte 
zu den Tetrarchen, die den Nachstellungen des 
Mithridates VI. entrannen (Plut. de mul. virt. 23. 
Appian. Mithrid. 46), und ist seitdem ein getreuer 
Freund der ROmer, denen er bei alien Kriegen 
in Vorderasien Zuzug leistete, wodurch er mit 
den verschiedenen Imperatoren, Sulla, Murena, 
Servilius Isauricus, Lucullus, Pompeius, Caesar, 



Alter persOnlich mit 600 Reitern ins Feldlager, 
trennte sich aber nach der Schlacht bei Phar- 
salos von ihm und machte seinen Frieden mit 
Caesar, den er mit Geld unterstfitzte, Caes. bell, 
civ. m 4, 3. Appian. bell. civ. n 71. Cass. Dio 
XLI 63. Cic. p. Deiot. 9ff. 14; de divin. I 26f. 
II 78f.; Phil. XI 34. Die AussOhnung mit Caesar 
war fur ihn um so dringender, als damals Phar- 
nakes seine pontischen Besitzungen, besonders 



Cato, Crassus, Bibulus, Antonius, bekannt und 30 Kleinarmenien, in Besitz nahm. D. unterstiitzte 



befreundet ward (Cic. pro Deiot. 27. 37; Phil. 
XI 33f.), besonders aber mit Cicero, der seines 
Lobes voll ist, und ihn als guten Hausvater, fru- 
galen Wirtschafter, gottesfurchtigen Mann riihmt 
(Cic. p. Deiot. 26ff. ; de divin. I 26f.). D. war, 
wenn man seine Thaten erwagt, gewiss nicht besser 
als seine Genossen auf den kleinasiatischen Thronen, 
wohl aber ubertraf er viele an Thatkraft und Ge- 
schicklichkeit. Er war, wie naturlich, griechisch 



daher den Legaten Caesars, Domitius Calvinus, 
verpflegte sein Heer in Galatien und gab ihm 
seine beiden Legionen mit, die in der Niederlage 
bei Nikopolis hart mitgenommen wurden, Caes. 
bell. Alex. 34. Dio XLII 45. Cic. p. Deiot. 14. 
Es scheint, dass D. die Gelegenheit des Burger- 
krieges benutzt hatte, um vielleicht unter Con- 
nivenz des Domitius Calvinus die beiden andern 
galatischen Fiirsten, mit denen er schon friiher 



gebildet (Cic. p. Deiot. 25) und Freund der Grie- 40 in Streit lag, zu verdrangen und sich ganz Ga- 

chen; die Athener haben ihm eine Statue gesetzt, " " ' " 

CIA III 544. Zum erstenmale wird er erwiihnt 

zu Anfang des dritten mithridatischen Krieges, 

wo er die mithridatischen Truppen unter Eu- 

machos aus Phrygien vertrieb (Appian. Mithr. 75. 

Liv. perioch. 94. Oros VI 2, 18). Von beson- 

derer Bedeutung ward fur ihn die Freundschaft 

des Pompeius. Dieser gab ihm bei der Regelung 

der vorderasiatischen Verhaltnisse , 63 oder 62 



latien anzueignen. Um diese Zeit geschah es 
wohl, dass er den Fiirsten der Tektosagen, Ka- 
stor Tarkondarius, mit seiner Gattin, der eigenen 
Tochter, in Gorbeus ermordete und sich auch die 
Tetrarchie der Trokmer aneignete. Strab. XII 
568. Suid. s. Kclotioq 'Podiog. Cic. de divin. II 
79. Niese Rh. Mus. XXXVIII 591ff. Die Ver- 
triebenen wandten sich an Caesar, der im Sommer 
47 v. Chr. von Agypten nach Vorderasien kam. 



v. Chr., nicht nureins der galatischen Fiirsten- 50 D. kam ihm an der Grenze huldigend, ohne die 



turner, und zwar die Tolistobogier, sondern uber 
trug ihm am Pontus die Landschaft Gadilonitis 
und dazu Kleinarmenien mit Einschluss von Phar- 
nakeia und Trapezus; zugleich erhielt er den 
Konigstitel. Diese Verleihungen wurden dann 
59 v. Chr. vom Senate endgiiltig bestatigt (Appian. 
Mithr. 114 [und ungenauer Syr. 50]. Caes. bell. 
Alex. 34. 67f. Strab. XII 547. Cic. p. Deiot. 10; 
Phil. H 94 ; de divin. II 79). D. ward dadurch 



koniglichen Insignien, entgegen. Es scheint, dass 
ihm Caesar die Parteinahme fur Pompeius ohne 
Schwierigkeit verzieh; er gab ihm und seinem 
Sohn das Diadem zuriick und nahm seine Gast- 
freundschaft und Geschenke an. Die Klagen der 
andern Tetrarchen wurden vorlaufig zuriickge- 
stellt ; zunachst eilte er zum Kriege gegen Phar- 
nakes, wozu er die Legion und Reiterei des D. 
mitnahm, Bell. Alex. 67f. Cic. p. Deiot. 36. Nach 



der machtigste unter den Tetrarchen und war 60 dem Siege bei Zela beruhrte er Galatien aufs 



in der Lage, sich eine ziemlich ansehnliche Heeres 
macht, zwei romisch bewaffhete und organisierte 
Legionen, zu halten, von denen eine, die XXH 
Deiotariana in das kaiserliche Heer iibergegangen 
ist, Caes. bell. Alex. 34, 4. Cic. p. Deiot. 22. 
Marquardt RSm. St.-V. 112 447. Sein Ehr- 
geiz ging, wie es scheint, dahin, ganz Galatien 
zu besitzen. Er geriet bald (58 v. Chr.) mit dem 

Pauly-Wiasowa IV 



neue, und in Nikaia in Bithynien wurde nun die 
Entscheidung getroffen. Brutus sprach fur D.; 
dieser verlor zwar die aussergalatischen Besitzungen, 
besonders Kleinarmenien, das zusammen mit der 
Tetrarchie der Trokmer dem Mithridates von Per- 
gamon zufiel. Dagegen behielt D. die Tektosagen 
und beherrschte somit ganz Galatien westlich vom 
Halys, Bell. Alex. 67f. 78. Cic. p. Deiot. 8. 17f. 

76 



2403 



Deiotarus 



Deiphobos 



2404 



36; de divin. II 79; Phil. II 94; ad Att. XIV 1, 
2- Brut. 21. Tac. dial. 21. Strab. XIII 625. 
Cass. Dio XL 63. Bald darnach (46/5 v. Chr.) 
fiel Mithridates von Pergamon, und nun handelte 
es sich urn die Besetzung des erledigten Fiirsten- 
tums, um das sich auch D. bewarb; seine Ge- 
sandtschaft traf den Dictator Caesar in Tarraco 
und eing mit ihm nach Rom (45 v. Chr.), Schol. 
Gronov. in Cio. p. 421 Or. Cic. Deiot. 38. Aber 
zugleich traten die verdrangten Tetrarchen mit 10 
ihren Anspriichen hervor, besonders Kastor, Enkel 
des D., Sohn des ermordeten Kastor Tarkondarius. 
Bei dieser Gelegenheit erhoben sich gegen D. 
verschiedene Anklagen ; man behauptete, er habe 
wahrend des Krieges in Africa seine pompeiani- 
schen Sympathien nicht verhehlt und den Auf- 
stand des Caecilius Bassus (Bd. Ill S. 1198) unter- 
stiitzt (Cic. p. Deiot. 22f. 25), ja er wurde sogar 
beschuldigt, dass er, als Caesar, wahrscheinlich 



folger des Vorigen. Er fiihrte schon beim Aus- 
bruch des Burgerkrieges den Konigstitel, der ihm 
von Caesar bestatigt ward, und lebte noch 43 
v. Chr. Da er seinem Vater nicht nachfolgte, 
so ist zu vermuten, dass er vor ihm starb, Cic. 
ad Att. V 17, 3; Phil. XI 31. 33; pro Deiot. 
36. Er scheint mit der Tochter des armenischen 
KOnigs Artavasdes verlobt gewesen zu sein, Cic. 
ad Att. V 21, 2. 

4) Sohn Kastors, der wieder ein Sohn des 
Kastor Tarkondarius war, Furst des binnenlandi- 
schen Paphlagoniens bei Gangra, mit dem Bei- 
namen Philadelphos. Er kam vermutlich 36 v. Chr. 
zur Regierung und verdankt sein Fiirstentum 
wohl dem Antonius, den er in den aktischen Krieg 
begleitete, um kurz vor der entscheidenden Schlacht 
zu Octavian iiberzugehen. Nach seinem Tode 
ward sein Land zur Provinz Galatien geschlagen 
(7 v. Chr.), Strab. XII 562. Plut. Ant. 61. 63. 



nach dem Siege liber Pharnakes, bei ihm zu Gaste 20 Cass. Dio L 13. Marquardt R. St-V 12 359 



war, ihn zu ermorden geplant habe. Um diese 
Beschuldigung zu entkr&ften, hat Cicero vor Caesar 
die Rede fur D. gehalten, iiber deren Wert er 
selbst ad fam. IX 12, 2 ganz richtig urteilt. 
Diese Beschuldigung war schwerlich die Haupt- 
sache, sondern sollte wohl nur dazu dienen, um 
bei der Entscheidung der Gebietsfrage Stimmung 
gegen D. zu machen. Es ist moglich, dass Caesar 
dem D. weniger geneigt war als frilher (Cic. Phil 



Litteratur zu Nr. 2-4: Wernsdorff De re- 
publica Galatarum, Niirnberg 1742. Niese Eh. 
Mus. XXXVIII 583ff. Judeich Caesar im Orient 
149ff. ^ r [Niese.] 

Aeijidrvsos • tied; xaga Srvfirpaioig , Hesych. 
Local una seinem Wesen nach ein Verwandter 
des dodonaeischen Zeus, eine Analogie zum romi- 
schen Diespiter. IJber die Namensform vgl. G. 
Meyer Gr. Gram, a § 61. Preller-Eobert Gr. 



II 94), aber eine Entscheidung hat er nicht mehr 30 Myth. I 116, 8. [Hiller v. Gaertringen.] 

. '£• •* i ._j,i a \\ v«olf n a ¥nli/\Tko Viaiast. dip Vvma.AiRcne Sibvlle r 



getroffen, da er vorher ermordet ward. D. half 
sich jetzt selbst, nahm das Erbe des Mithridates 
in Besitz, und Antonius bestatigte die Usurpation 
aus den hinterlassenen Commentarien Caesars, 
wie man sagt, gegen eine Zahlung von zehn Mil- 
lionen Sesterzien, Cic. Phil. II 93ff. ; ad Att. XIV 
12, 1. 19, 2. XVI 3, 6. Beim Wicderausbruch 
des Burgerkrieges verweigerte D. dem Cassius 
die Hiilfe, liess sich aber von Brutus gewinnen 



De'iphobe heisst die kymaeische Sibylle bei 
Verg. Aen. VI 35, der diescn Namen wahrschein- 
lich selbst erfunden hat; ihr Vater heisst Glaucus. 
Die kymaeische Sibylle wird sonst Demophile 
(Demo), Herophile, Amalthea oder Taraxandra 
(s. u. Sibyllen) genannt. In der Liste der Si- 
bvllen erseheint die vergilische D. in der Tiibinger 
deoooyia (K. Buresch Klaros 1889, 120, 15), 
dem Anonymus zu den Or. Sibyll. 4, 35 Rzacli 



die Hiilfe, liess sich aher von Brutus gewmneu uem a.uuuyum» ^ ^u *->i. ui U j.y, ™ ", . 
und bekampftemit Tillius Cimber zusammen den 40 und dem aus dem Anonymus schopfenden Schol. 
t.-i„i,„ii„ ?r™„ n; n \t.vtt 9A q CAe.. "Phil. Plat. Phaedr. x>. 244b. Nach Joh. Geffckens 



Dolabella (Cass. Dio XLVII 24, 3. Cic. Phil. 
XI 31 ; ad Brut. I 6, 3). Auch bei Philippi stand 
sein Contingent unter Amyntas auf seiten der 
Caesarmorder, ging aber nach der ersten Schlacht 
und dem Tode des Cassius zu den Triumvirn iiber 
(Appian. bell. civ. IV 88. Cass. Dio XLVII 48, 
2), und D. behauptete sein Konigtum, bis er etwa 
40 v. Chr im hochsten Alter starb, Cass. Dio 
XL VIII 33, 5. Er hatte mehrere Kinder (Plut. 

f1~i- ,~,™ U\. irf\r\ rflinon Tn^VifpTTl WAT fllP PlIIR 



Plat. Phaedr. p. 244b. "Nach Joh. Geffckens 
mir brieflich mitgeteilten Untersuchungen ist der 
Anonymus von der fteoooyia abhangig und stammt 
aus fruhbyzantinischer Zeit (6.-7. Jhdt.). E. M aass 
hatte als Quelle der Liste des Anonymus Fene- 
stella angenommen (De Sibyllarum indicibus, Greifs- 
walder Dissertat. 1879, 40), wogegen sich schon 
K. Buresch a. a. O. 121 mit Recht gewandt 
hat. Woher die Sibyllenliste der &cooo<pio. in 



ALlYlll OO, O. Jul uniio iiisiiit.iv ii....wi ,-.-.. . ■ -j _ _ . 

Cat. min. 15)- von seinen Tochtern war die eine 50 letzter Instanz stammt, ist also noch nicht aul- 



mit Brogitaros, die andere mit Tarkondarius Kastor 
vermahlt. Unter den SOhnen war einem gleich- 
namigen die Nachfolge bestimmt ; Plut. de stoic, 
repugn. 32, 4 p. 1049 C erzahlt sogar, D. habe, 
um diesem das Erbe zu sichern, alle iibrigen Sonne 
umgebracht. Jedenfallsbestand, wie das Verhaltnis 
zu den SchwiegersOhnen zeigt, wenig Eintracht 
in der Familie. Plutarch, de mul. virt. 21 p. 258 D. 
erzahlt, Stratonike, die Gattin des Deiotaros habe, 



eekliirt. Varro ist ganz unwahrscheinlich. 

[Kern.] 
Deiphobos {Arji<po§og, vgl. Curtius Griech. 
Etym. 5 520). 1) Sohn des Priamos und der Hekabe 
(II. XII 95. XXIV 251. Apollod. HI 5, 12, 7. 
Hvg. fab. 90. Tzetz. Horn. 447. Myth. Vat. I 
204). Beim Kampf um die Schiffe fiihrt er mit 
Helenos und Asios einen der Heerhaufen gegen 
die Mauer der Achaier (II. XLT 94ff. XUI 156ff.j. 



erzahlt, stratoniKe, me uaumues uewuius uauc, mc ^<hh.l *.<., -^^^ "- . "-r.,, T — „ ' 
weil sie selbst keine Kinder hatte, voll Selbst- 60 Nachdem Asios gefallen ist, halt er dem Idome 

i •! if ,,'„ ^«^ rtc , \X7«iK -7n_ nfliio frorrr.m'iKpv ftf.Qiifl ZTlPTSt £ lie IB. . dami mil 



VY11X Ol^ ^iwou ii-oiiivy A^iiiv*^.* ^w.^-.-, - 

verleugnung ihrem Mann ein anderes Weib zu- 
gefuhrt. Jedoch der Mann der Stratonike braucht 
nicht unser D. zu sein. 

Miinzen des D. sind nicht seiten. Eine neue 
Kupfermunze mit jlaadew; Aijiordgov bei A. 
v. Sallet Ztschr. f. Numismat. XII 371. Head 
HN 628. M ion net Description IV 406. 

3) Sohn, Mitregent und voraussichtlicher Nach- 



neus gegenuber Stand, zuerst allein, dann mit 
Aineias. Zweimal schleudert er den Speer gegen 
Idomeneus, trifft aber statt seiner den Hypsenor 
und Askalaphos. einen Sohn des Ares (XIII 402ff. 
516ff. Hyg. 115 und 113, nach dem er auch den 
Autonoos getetet hat; vgl. jedoch II. XI 221). 
Schliesslich wird er von Meriones (vgl. XIII 159ff.) 
verwundet und von seinem Brudcr Polites aus 



2405 



Deiphobos 



De'iphontes 



2406 



dem Kampfe gefiihrt (527ff. 758f.). Als Athene 
spater den Hektor verderben will, naht sie ihm 
in Gestalt des D., der ihm der liebste unter seinen 
Brudern war, und rat ihm, dem Achilleus Stand 
zu halten (II. XXII 226ff. 294ff.). Durch die An- 
gaben der Odyssee, dass D. der Helena heimlich 
gefolgt sei, als sie zum holzernen Pferde schlich 
(IV 276ff., vgl. Apollod. epit. 5, 19), und dass 
nach der Einnahme Troias Menelaos mit Odysseus 
zum Hause des D. eilte (VIII 517ff.) , wird es 10 
wahrscheinlich, dass D. schon hier als Gatte der 
Helena anzusehen ist, wiewohl der Scholiast (VIII 
517) hervorhebt, dass D. ihr als orQatrjyoe, nicht 
als Gatte gefolgt sei, erst die /iezaysvsareQoi 
hatten ihn zu ihrem Gemahl gemacht (vgl. auch 
Schol. IV 276). 

Fiir die Heine Ilias bezeugt Proklos ausdriick- 
lich, dass D., nachdem Paris gefallen war, die 
Helena heimfuhrte (D. als vierter Gatte der Helena 
Lycophr. 168. Schol. Eurip. Androm. 229). Bei 20 
Euripides fiihrt Helena zu ihrer Entschuldigung 
an, dass er sie mit Gewalt geraubt habe, wider 
den Willen der Troer (Troad. 959). Dass er sie 
schon zu Paris Lebzeiten liebte, stand bei Ibykos 
und Simonides (Schol. und Eustath. II. XIH 517, 
vgl. Diet. I 10). Ein anderer Dichter berichtete, 
dass nach dem Tode des Paris D. und Helenos 
um Helenas Besitz stritten. Der unterliegende 
Helenos verliess die Stadt und wurde von den 
Griechen gefangen, wie dies nach der kleinen Ilias 30 
schon friiher geschehen war. Da er ihnen rovg 
Qvojievovg xr\v jioXiv y<>r]ouovs verriet, so wurde 
dadurch die nochmalige Vermahlung der Helena 
die Veranlassung zur Einnahme der Stadt (Apollod. 
epit. 5, 9 nach Stesichoros? vgl. Wagner Apol- 
lod. epit. Vatic. 218ff. Con. 34. Quint, Smyrn. 
X 345ff. Triphiod. 45f. Tzetz. Posthom. 600f.). 
Nach Tzetzes hatte Priamos Helena r<j5 dgwrsv- 
aavri xara n6Xs/iov als Preis gesetzt, wie Thetis 
die Waffen des Achilleus, und D. gewann sie 40 
(Tzetz. Lycophr. 168. Schol. II. XXIV 251). 

Uberhaupt tritt er, dem nach Lycophr. 170 
der zweite Preis der Tapferkeit nachst Hektor 
gebuhrte, nach dem Tode seines Bruders als Fiihrer 
der Troianer hervor (Hor. carm. IV 9, 22. Schol. 
Od. Vffl 517. Tzetz. Posthom. 50. 158. 353ff. 
376f.). Besonders werden bei Quintus Smyrnaeus 
viele Heldenthaten von ihm erzahlt (VI 318. 508. 
VIII 300. LX 80ff. 149ff. XI 86. 338ff.); sogar 
mit Neoptolemos will er kampfen, wird aber von 50 
Apollon entrtlckt (LX 234ff.). Bei der Zusammen- 
kunft wegen Polyxena, in welcher Achilleus ver- 
raterisch von Paris ermordet wird, tritt er als 
Heifer seines Bruders auf (Hvg. fab. 110. Diet. 
IV 11. Tzetz. Posthom. 395)". Dass er bei der 
Eroberung der Stadt nach schwerem Kampf von 
Menelaos und Odysseus getotet wurde. deutet 
bereits Od. VTJI 517 an (vgl. Apollod. epit. 5, 22. 
Quint. Smyrn. XHI 355. Tzetz. Posthom. 730); 
auch im Deiphobos des Accius waren die letzten 60 
Schicksale Troias behandelt (R i b b e c k Rom. Trag. 
410f.). In der Unterwelt begegnet sein barbarisch 
verstiimmelter Schatten dem Aineias und berichtet 
ihm, wie Helena selbst ihn dem Menelaos in die 
Hande geliefert habe (Verg. Aen. VI 494ff. Hvg. fab. 
240. Diet. V 12; vgl. Senec. Agam. 749. Martial. 
LTI 95. Auson. epitaph, her. 13). Sein Haus wurde 
verbrannt (Aen. II 310), sein unbestatteter Leich- 



nam wurde in die Pflanze Akephalon verwandelt 
(Eustath. 894, 24), aber Aineias errichtete ihm bei 
Rhoiteion einen Tumulus (Aen. VI 505). Da- 
gegen fallt er bei Dares in der Schlacht durch 
Philoktetes (28, vgl. auch 4, 7—9. 12. 18). Tzetz. 
Lycophr. 132 nennt ihn als Liebhaber des Ante- 
noriden Antheus; sonstige Erwahnungen Prop. IV 
1, 28. Ovid. her. 5, 92; met. XII 542. 

D. hatte auch an den Leichenspielen teilge- 
nommen, welche Priamos dem, wie er glaubte, 
getoteten Paris veranstaltete (Hyg. fab. 273). In 
den Wettkampfen, die spater zur Erkennung des 
Paris fiihrten, wurde er mit seinen Brudern von 
Paris besiegt und ziickte gegen ihn das Schwert, 
so dass Paris zum Altar des Zeus Herkeios niichtete 
(Hyg. fab. 91. Ovid. her. 15, 256). Diese Scene 
ist mehrfach auf etruskischen Aschencisten dar- 
gestellt (O v e r b e ck Gal. her. Bildw. 258ff. Taf. XII 
3. Brunn Urne I 4). Sonst erseheint D. bis- 
weilen als Nebenfigur auf troischen Scenen der 
Vasenmaler, so beim Kampf um die Leiche des 
Troilos (CIG 7675. Gerhard A. V. Ill 223. Over- 
beck a. a. O. Taf. XV 12, s. Deithynos) und 
beim Abschied Hektors von Hekabe (CIG 7379), 
ebenso auf einer Erzgruppe des Lykios in Olympia 
beim Kampf zwischen Achilleus und Memnon als 
Gegner des Telamoniers Aias (Paus. V 22, 2). Ein 
Gemalde des Aristophon stellte Priamos, Helena, 
Ulixes und D. nebst Credulitas und Dolus dar 
(Plin. n.h. XXXV 138. O. Jahn Arch. Ztg. 1847, 
127). Die Leiche des von Menelaos getoteten D. 
erkannte Robert in der Iliupersis auf der Brygos- 
schale, der Vivenziovase und dem Euphronios- 
fragment (Bild und Lied 63. 68; Arch. Ztg. XL 
44f.). Auf der Brygosschale las man friiher den 
Namen Andromachos, Robert erganzt Dei- 
machos. 

2) Sohn des Hippolytos, entsiihnte in Amyklai 
den Herakles vom Morde des Iphitos (Apollod. II 
6, 2, 3. Diod. IV 31, 2. Tzetz. Chil. II 245, 
erganzt auf der albanischen Tafel CIG 5984 B. 
Jahn Griech. Bilderchron. 70). Eine Darstellung 
dieser Mordsiihnung auf einer Gemme notiert Ger- 
hard Arch. Ztg. IX 102*. 

3) T(p evrvyeT Arjupoficp widmet o bfjjiog 6 
Mvu/.tjvaicov eine bei Troia gefundene Inschrift 
rOmischer Zeit (CIG 3614). Jedenfalls ist darunter 
nicht der Heros, sondern ein Burger von Ilion zu 
verstehen. [Wagner.] 

De'iphontes {Arjt<p6vzr]g), Sohn des Antimachos, 
eines Urenkels des Herakles (Nicol. Damasc. 38, 
FHG HI 376. Paus. II 19, 1), vermahlte sich 
mit Hyrnetho, der Tochter des Herakliden Te- 
menos in Argos (als dessen Sohn ihn Ps.-Scymn. 
534 irrtumlich bezeichnet). Da Temenos mit ther- 
gehung seiner Sohne den D. als Ratgeber und 
Feldherrn verwandte, dingten diese, die von der 
Erbfolge ausgeschlossen zu werden befurchteten. 
mit Ausnahme des jungsten (Agelaos, Agaios, 
Aigaios, Agraios, Argeios) Morder gegen ihren 
Vater, die ihn bei einem einsamen Bad im Flusse 
totlich verwundeten. Sterbend ubertrug er die 
Herrschaft auf D. und Hyrnetho und teilte ihnen 
die nur ihm bekannten Orakelspriiche ^sqi rov 
aoUfiov mit. Als spater der Anschlag ans Licht 
kam, wurden Keisos und seine Briider verbannt, 
und D. und Hyrnetho herrschten in Argos mit 
Zustimmung des Heeres (Nicol. Damasc. u. Paus. 



2407 



De'iphontes 



Deirades 



2408 



a a Diod. VII IS. Apollod. II 8, 5, 3). Da (Le B a s Voyage arch. II 302). Darnach erscheint 

aber die SBhne des Temenos ihre Mitschuld an D. nicht als Herakhde, sondern als Reprasentant 

dem Morde leugneten und ihre Anspriiche an die eines Teils der einheimischen BevOlkerung, und die 

Herrschaft nicht aufgaben, brachte D. heimlich Sage gewahrtuns einen Einblick in derenVerhaltms 

die Troizenier Asinaier.Hermioneer und die andern zu den eingewanderten Donern. [Wagner.] 
dort wohnenden Dryoper, die ohnehin fiirchteten, Delpneus (Aeuzvevs), ein in Achaia verehrter 

von den Doriern vertrieben zu werden, znm Abfall Heros des Mables (detxvov), Athen. II 39 d. Vgl. 

von den Argivern (Nicol. Damasc. a. a. 0.). Und Daites, Zeus als ElXamvaoxrjg und Snkayxvo- 

in der That muss er spater von den Temeniden ro/ioe, Usener Gottern. 256. [Waser.] 

vertrieben worden sein; denn Pausanias (a. a. 0.) 10 Deipnias {Aeixvidg), Flecken in unbestimmter 

filhrt den altesten derselben, Keisos, als Nach- Lage in Pelasgiotis (Thessalien), Steph. Byz 
foleer seines Vaters an. Die Quelle dieser Er- [Philippson.] 

zahlung war wahrscheinlich Ephoros, der aus- Deipyle {AnhtvXr,), Tochter des Adrastos und 

driicklich D und den jiingsten Sohn des Temenos der Amphithea, der Tochter des Pronax (Apollod. 

Asraios (Agelaos) als Griinder der Stadte an der bibl. I § 103 Wagn.). Hir Vater verheiratet sie 

argivischen dxrf bezeichnet (Strab. VIII 389. Ps.- an Tydeus, der als Fluchtling zu ihm kornmt 

Scvmn 533) Doch scheint schon Euripides im (Apollod. bibl. IE § 59. I § 76 Wagn. Diodor. 

Temenos diesen Stoff behandelt zu haben (vgl. IV 65. Hyg. fab. 69. 97 Schol Euripid. Phoin. 

frg 743f") D. wandte sich mit einem Teile des 410. Schol. Horn. II. IV 376. Serv. Aen. I 97, 
Heeres, der ihm anhing, nach Epidauros. Der 20 vgl. Euripid. Suppl. 135ff.; Phoimss. 408ff. ; da- 

dortige Herrscher Pitireus, ein Nachkomme des zu Bethe Theb. Heldenl. 167f ; ferner das chal- 

Ion iiberliess ihm das Land ohne Kampf und zog kidische Vasenbild Archaolog. Ztg. 1866 lai. ^06 

nach Athen (Paus. II 26, 2, vgl. Busolt Griech. = Baumeister Denkm. I 17). Ihr Sohn ist 

Gesch 12 216), von wo sein Sohn Prokles spater Diomedes. [Bethe.J 

Samos besiedelte (Paus. VII 4, 2, vgl. E. Meyer Deiipylos {An'mvlog). 1) Freund des Sthenelos 

Gesch. d. Altert. II 243f.). Nach der tberliefe- vor Troia (Horn. II. V 325). 
runs der Epidaurier versuchten spater die Teme- 2) Sohn des Iason und der Hypsipyle (Hyg. 

niden Kerynes und Phalkes. Hyrnetho ihrem Gatten fab. 15). Mit seinem Bruder Euneos siegte er 

zu rauben. Sie beriefen ihre Schwester zu einer im Wettlauf bei den Leichenspielen des Arcne- 
Unterrcdung vor die Mauer von Epidauros und 30 moros (Hyg. fab. 273). ■ 

entfiihrten sie, als sie sich ihren Bitten und Ver- 3) Sohn des thrakischen Konigs Polyrnestor 

sprechungen unzuganglich zeigte, mit Gewalt. und der Ilione, der (nach \ erg Aen. 1 653 altesten) 

Der nachsetzende D. traf den Kerynes ; den Phalkes Tochter des Priamos und der Hekabe Von ihren 

aber der seine Schwester umklammert hielt, wagte Eltern empfing Ilione ihren kleinen Bruder loly- 

er nicht anzugreifen. Dabei totete aber Phalkes, doros , ran ihn in Thrakien aufzuziehen (vgl. II 

ohne es zu wollen, die schwangere Hyrnetho und XI 222ff. Tiber den Antenonden Iphidamas) und 

floh cntsetzt D. begrub mit seinen Eindern Anti- vertauschte ihn mit ihrcm eigenen Sobne D. (Dei- 

menes Xanthippos, Argeios und Orsobia die Hyr- phylus), ut, si alteri eorum quid ford, parenhbus 

netho 'vor der Stadt und weihte ihr die Stelle als prmstaret. Nach der Zerstorung Troias bewogen 
HYmethionrre^ovund'yjm^beiSteph.Byz.). 40 die Achaier durch reiche Versprechungen den Poly- 

Unter andern ihr zuerkannten heroischen Ehren mestor, den letzten Priamiden aus dem W ege zu 

wurde bestimmt, dass die dort wachsenden 01- riiumen; und so totete er, ohne es zu ahnen, seinen 

baume ihr heilig sein und nicht gefallt oder ver- eignen Sohn. Spater erfuhr Polydoros von seiner 

letzt werden sollten (Paus. II 28, 3, vgl. Curtius Schwester, was geschehen war, und blendete und 

Peloponn II 425. Mannhardt A. W. u. P. K. ermordete auf ihren Rat den Polyrnestor (Hyg. 

27) Doch zeigte man auch in Argos ein Grab- fab. 109, vgl. Serv. Aen. Ill 15). Dies war der 

mal der Hyrnetho (Paus. II 23, 3, vgl. Curtius Inhalt der Iliona des Pacuvius. Das gnechiscne 

Peloponn II 361. Bur si an Geogr. v. Griech. Original, welches den aus der Hekabe des Euripi- 

II 56) Vielleicht war diese Cultlegende Gegen- des (s.u. Polyrnestor) bekannten Stoff wirkungs- 
standiier Temenidai des Euripides. Nach Polyaen 50 voll weiterbildete, ist uns unbekaiint , (B i b b e c k 

(II 12) hatte D. als Bundesgenosse der Dorier Trag. frg. 83. 292; Rom. Trag. 232ff.). 
diesen zur Herrschaft fiber Argos verholfen, in- 4) Einem D. ist die Grabschrift Arist. pepl. 

dem er von seiner Flotte aus das Lager der Ar- 40 gewidmet, doch lasst sich seine Genealogie 

<nver (iberflel, wahrend sie gegen die plundernden wegen Verderbnis des Textes nicht mitbicnerneit 

Dorier kampften. feststellen. . . v-W^ 

Dass der Sage von D. und Hvrnetho ein histo- Deipyros (J,;,.tvoojI, em griechischei ■ * utirer 

rischer Kern zu Grunde liegt. ergiebt sich, wie E. vor Troia ill. IX 83. XIII 478 vgl. Etym. M 

Mever (Gesch. d. Altert. II 270f.) hervorhebt, s. 'A<paQzvg), getOtet von Helenos (Xlll 57b). JNacti 

daraus, dass es in Argos eine Phyle Hvrnathiai gab, Schol. Townl. II. XIII 92 war er ein Pvher oder 
welche als vierte den drei altdorischen Phvlen der 60 ein Bruder des Menones. [Wagner. J 

Hvlleis, Pamphvloi (Pamphylos soil die Tochter des Deirades. 1) Acigddee (Demot. Acwdimzr,; 

D: Orsobia geheiratet haben. Paus. II 28, 6) und Aegabwn,,;, CIA III 1838 ex AtgadeKorur), rnitt- 

Dvmanes hinzugefugt wurde (Ephoros bei Steph. lerer Demos der attischen Phyle Leontis; dann 

Byz. s. AvuSre;). vgl. CIG 1130 und 1131, ebenso voriibergehend in der Antigonis oder Demetnas 

inschriftlich bezeugt aus Nemea (Bull. hell. IX (CIA II 859). wahrscheinlich in der ersteren (vgl. 




2409 



Deiradiotes 



oi J&xa 



2410 



Demos Potamos benachbart {Jlot&fiioi Asigadimzai Collegium, welches aus Anhangern des getoteten 

CIA II 864 b). Da letzterer, den auch Strabon Theramenes und Feinden des Charikles und des 

IX 398f. zwisehen Thorikos und Prasiai erwahnt, gefallenen Kritias bestand, darunter Pheidon (einem 

sich auf keine Weise von dem noch heute ,Po- der 30), Hippokles und Epichares (Lys. XII 54f.), 

tami' alban. ,Liume' genannten, bei Thorikos miin- und nach den Phylen gewahlt war , stand aber 

denden Flusslauf trennen lasst (s. zuletzt Athen. den Demokraten ebenso feindselig gegeniiber, wie 

Mitt. XVHI 283f.) , haben wir D. an einem der dem nach Eleusis entwichenen Reste der Dreissig 

begleitenden .Bergriicken' zu suchen, vermutlich (Lys. XII 57); es suchte sich in seiner Stellung 

in der Nahe des Demos Kephale (vgl. auch Hy- zu befestigen, indem es Spartas Hillfe anrief, und 

potheken- und Grabstein je eines Deiradioten aus 10 als dieselbe versagt wurde, hundert Talente da- 

der Nahe von Keratea, Athen. Mitt. XII 287ff. selbst im Namen des athenischen Staates zur 

nr. 207 u. 212). [Milchhofer.] Kriegfuhrung gegen Thrasybulos borgte (Lys. 

2) Asieddrjs, Heros eponymos des attischen Aristot. a. a. O.), und um die Unzufriedenen in 

Demos zjf«ed5«?4a / der Phyle Leontis, und eines Athen selbst zu schrecken, griff es zu terroristi- 

lakonischen Demos gleiehen Namens, Steph. Byz. schen Massregeln, wie denn ein angesehener Burger, 

s. AsigdSss und AsQa. [Escher.] Demaretos, aufgegriffen und ungehOrt hingerichtet 

Deiradiotes {A eigadicotijg), Epiklesis des Apol- wurde; dabei fanden sie Unterstfltzung von seiten 

Ion Pythaeus in Argos, Paus. H 24, 1. 2; Apollon des spartanischen Harmosten Kallibios, der die 

Pythaeus fuhrte hier das Beiwort D. , da der Akropolis besetzt hielt, und eines Teiles der athe- 

Platz , auf dem der Tempel mit seinem Erzbild 20 nischen Hippeis. Sie konnten sich aber nicht 

und Orakel (vgl. Thukyd. V 53. Paus. II 35, 2) gegen den Andrang der Verbannten und gegen 

stand, Aeigdg hiess; vgl. Hitzig-Bliimner Paus. den Unwillen des Volkes halten und an ihre Stelle 

I 595. Auch die attischen Demoten Deiradiotai wurde ein anderes Zehnercollegium mit denselben 

haben vermutlich einen Gott oder Heros (vgl. Auftragen gesetzt, an dessen Spitze Rhinon von 

Steph. Byz. s. Asga) D. verehrt. Von einer Artemis Paiania (Isokr. XVIII 6) und Phayllos von Acher- 

iv Astgddi (?) spricht vielleicht die Inschrift aus dus (Aristot. a. a. 0.) standen; ihnen gelang es, 

Lykien, CIG IH add. 4300 A, und ebenso dfirfte die Parteien zu versOhnen und den Amnestiever- 

die Artemis Dereatis in den Kreis der Gottheiten trag zu schliessen, der auch die Sanction des spar- 

gehOren , die ihr Beiwort demselben Wortstamm tanischen KOnigs Pausanias erhielt. Darauf legten 

und dem Cult auf Bergeshohen verdanken. Andere 30 sie ihr Amt nieder und meldeten sich zur Euthyne, 

Opfer h Aeipddi in einer Inschrift von Mykonos, aber kein Anklager erhob sich, und ihr Vormann 

Dittenberger Syll. 2 615 = Bull. hell. XII Rhinon wurde gleich darauf zum Strategen ge- 

459. [Jessen.] wahlt, wahrend ihre Vorganger, wie auch die 

Deisenor (Asimivcog), Bundesgenosse der Tro- Dreissig ausdriicklich von der Amnestie ausge- 

ianer, II. XVII 217. [Hoefer.] schlossen waren. So Aristoteles a. a. 0., wahrend 

Deitania. Nur bei Plinius in der Kiisten- Lysias nur das erste Collegium in seiner Thatig- 
beschreibung, die Varro folgt, wird an der Ost- keit schildert und Isokrates keine Scheidung macht, 
kfiste des diesseitigen Hispanien zwisehen Conte- Xenophon dagegen sogar ausdriicklich nur ein 
stania (s. d.) und Bastitania (s. d.) die regio Bei- Zehnmannercollegium als von den Stadtern ge- 
tania genannt (Til 19; die *Fitani. zwisehen 40 wahlt namhaft macht; dieses hat Athen regiert 
den Ausetanem und Laeetanern, also viel nOrd- und gegen die Demokraten im Peiraieus Krieg 
licher, sind da von verschieden; doch ist ihr Name gefiihrt unter Beistand zuerst des Lysandros und 
wahrscheinlich Eitani) ; also etwa entsprechend dann des KOnigs Pausanias, bis letzterer und die 
der Gegend zwisehen Alicante und Murcia. Viel- ihm aus Sparta zugesandten funfzehn Berater 
leicht ist damit ein Fragment des Hekataios zu- einen Vertrag zwisehen den Parteien stifteten, in 
sammen zu bringen (AtjQa yfjz'I{Six>ias [Ayta, yfj welchem auch die ,Zehn' nicht von der Amnestie 
'Iprjgiasl], fj? 6 Ziy.avog xoraftog, Steph. Byz. 228, ausgeschlossen wurden (Xen. hell. TI 4, 23ff.). 
20). Vgl. A. Guerra Deitania y su catedra Bfirner (De rebus a Graecis inde ab a. 410 usque 
episcopal de Begastri (Madrid 1879 und dazu ad a. 403 gestis, Gottingen 1894, 55ff.), giebt 
Jenaer Litteraturzeit. 1879, 467) und CLL II 50 dieser Darstellung entschiedenerrVorzug, da Xeno- 
p. 955. Die Stadt der Deitaner scheint Sucro an phon als Augenzeuge besser unterrichtet und un- 
der Mundung des gleichnamigen Flusses (s. d.) parteiischer sein musste und seine Erzahlung klarer 
gewesen zu sein. [Hiibner.] und ausfiihrlicher sei, als die kurzen Notizen des 

Deithon, Athener (Maga&covios). Tot^gaQ/og Aristoteles; auch diese bewiesen indirect das Vor- 

in einer Seeurkunde vom J. 342 1, CIA LT 803 handensein nur eines Zehnercollegiums , da von 

f 17. [Kirchner.] der Amnestie ausgeschlossen wurden oi bkxa ohne 

Dei'thynos {Atji^wog) wird Deiphobos auf der nahere Bezeichnung; hOchstens mOgen Rhinon und 

Miinchner Troilosvase nr. 124 genannt, Gerhard Collegen unter den ISiwrai zu verstehen sein, die 

A. V. Ill 223. Overbeck Gal. her. Bildw. Taf. Kepbisophon und Meletos nach Sparta schickten 

XV 12. CIG 7675. Vgl. uber derartige Doppel- 60 (Xen. hell. II 4, 36) , und auf diese Weise zum 

namen Roscher Rh. Mus. XXIV 618. Friedensschluss beigetragen haben. Richtig ist es, 

[Wagner.] dass Aristoteles durch vOlliges Ignorieren der mili- 

oi Aexa = Zehnmanner. Diesen Namen trugen tarischen Action eine Unklarheit und chronolo- 

zwei Beamtencollegien in Athen (Aristot. 'A&. .-to/.. gische Schwierigkeit in seine Darstellung ge- 
38), die nach dem Sturze und der Flucht der bracht hat. Es mag auch zugegeben werden, dass 

Dreissig von den Stadtern zum Zweck einer therein- die Legitimitat-des zweiten Zehnercollegiums nicht 

kunft mit den Demokraten im Peiraieus unter Thra- uber alle Zweifel erhaben war und von den An- 

sybulos nacheinander gewahlt wurden. Das erste hangern des ersten bestritten werden konnte (zu 



2411 



Jexa§ctQ%ica 



JexaSctQii'ca 



2412 



2413 



JexadlGvaC 



/Jexavovfifiiov 



2414 



denen vielleicht mit dem grossten Teile der Hip- 
peis auch Xenophon gehOrt hat, da er es bald 
darauf erspriesslich fand, das Vaterland zu meiden), 
wie ja die Gesetzmassigkeit der Beamten in einer 
Revolutionszeit stets problematisch iat. Dass aber 
Xenophons Bericht verfalscht ist, lasst sich noch 
direct nachweisen: erstens, da das am Friedens- 
schluss beteiligte Zehnercollegium nicht von der 
Amnestie ausgeschlossen werden konnte und er 
nur eines nennt, hat er dementsprechend in der 
Friedensurkunde die Worte xal oi 8. einfach ge- 
strichen; zweitens war Rhinon kein I8idnr\g, son- 
dern Mitglied eines Zehnercollegiuras nach Zeugnis 
des Zeitgenossen Isokrates, und nach allem konnte 
er nicht Mitglied eines oligarchisch gesinnten 
Collegiums sein — er ware nicht unmittelbar 
danach zum Strategen gewahlt worden. Uber- 
haupt ist die Tendenz Xenophons darauf zuge- 
spitzt, Lysandros und die Dreissig allein fur alle 
Gewaltmassregeln verantwortlich zu machen, da- 
gegen die spartanische Regierung rein zu waschen, 
ja infolge des durch sie zu Wege gebrachten 
Friedensschlusses als uneigenniitzige Wohlthaterin 
Athens darzustellen , wogegen Aristoteles nach- 
drucklich und wohl nicht ohne Absicht darauf 
hinweist, dass EOnig Pausanias ankam, als die 
Friedensverhandlungen schon in vollem Gange 
waren und ihm nur tibrig blieb, den Vermittler 
zu spielen und die Interessen wie die Freunde 
Spartas zu retten, was er durch Abtrennung von 
Eleusis vom atbenischen Staate bewerkstelligte. 
Eine Bestiitigung erhalt die Erzahlung des Ari- 
stoteles durch Harpokr. s. v.: jxegl xmv fisxd 
rijv y.azodvoiv xwv xgidxovxa 'Adrjrtjot %?:igozovrj- 
fisvxcov dvSgcov 8exa xal rcov eq~rjg eigxjxsv 3 Av8go- 
zimv iv tfj xgiztj, wo augenscheinlich zwei Col- 
legien bezeichnet werden und die mutmassliche 
Quelle des Aristoteles, der Atthidograph Andro- 
tion, genannt ist. Ebenda wird mitgeteilt, dass 
jedes Mitglied des Collegiums (wohl des ersten?) 
den Namen SexaSovzog ftihrte, unter Berufung 
auf Lysias (fiber die Erbschaft des Diogenes). 
Bekker Anecd. I 235 und Suid. s. v. fiigen nichts 
zur Entscheidung der Frage hinzu ; wohl kennen 
sie zwei Zehnmannercollegien, aber eines derselben 
sind die ,zehn' Subalternen, die sich die Dreissig 
als Aufseher iiber den Peiraieus beigesellten und 
von denen weiter nichts bekannt ist, als dass sie 
mit ihren Auftraggebern (oder schon etwas friiher 
bei Besetzung des Peiraieus durch die Demokra- 
ten) gesturzt wurden, mit dem Reste derselben 
nach Eleusis entflohen und der Amnestie ver- 
lustig gingen (Aristot. Xen. a. a. 0.). 

[v. Schoeffer.] 
Aexa8agy_iai (Sexao/Jat) hiessen 1) die von 
Lysander am Ausgang des peloponnesisehen Krieges 
in den Stadten des spartanischen Herrschaftsge- 
bietes eingesetzten allmiichtigen Oberbehorden. 
Sie bestanden der Begel nach aus zehn der olig- 
archischen, lakonerfreundlichen Partei angehOri- 
gen Mannern der betreffenden Stadt, neben denen 
ein lakedaimonischer Harmost als Befehlshaher 
der Besatzung stand (Xen. hell. Ill 5, 13. Isokr. XII 
54. Plut, Lys. 13, 3. Corn. Nep. Lys. 1, 5. Harpocr. 
s. Sexadaoyja; vgl. Suid. Etym. M.). Auf diese 
einheitliche festgefiigte Herrschaftsfonn dachte 
Lysander das von ihm geplante grosse Seereich 
zu grunden (vgl. Judeich Kleinasiat. Studien 



1892, 7f. 29ff.). Die erste beglauhigte D. ist die 
von Samos aus dem Sommer 404 v. Chr. (Xen. 
hell. II 3, 7. 9. Diod. XIV 3, 5. Plut. Lys. 14, 1 
vgl. 19, 4. Ps.-Aristot. oecon. II 1347 b). Un- 
mittelbar daran schliesst sich im Spatsommer 
desselben Jahres die Einsetzung der Dreissig 
in Athen, die denselben Gedanken verfolgt, 
wenngleich hier die Zahl vom spateren Schema 
abweicht, und die Behorde an altere athenische 

10 Verfassungsformen anknlipft. Eine reine S. bilden 
aber der gleichzeitig im Peiraieus eingerichtete 
Zehnmannerausschuss (Xen. hell. II 4, 19. Aristot. 
'A&. 7i. 35, 1. 39,6. Plat, epist. VII 424 c. Plut, 
Lys. 15, 5, vgl. Andok. I 90). Die Hauptmasse 
der S. wurde dann Ende des J. 404 in Thrakien, 
am Hellespont, in Kleinasien auf den Inseln und 
zum Teil wohl auch auf dem griechischen Fest- 
land begriindet (Diod. XIV 10, 1. 2. 13, 1. Plut. 
Lys. 5, 3. 14, 1. 2. 16, 1; vgl. Xen. hell. Ill 

20 4, 2. 7. Isokr. IV 110. V 95. XII 68. Paus. IX 
32, 9). Nur kurze Zeit haben sie bestanden. Der 
Aufschwung der Lysander feindlichen altconser- 
vativen Partei in Sparta, die jede Ausdehnung 
der Herrschaft iiber See missbilligte, veranlasste 
wahrscheinlich schon im J. 403 die AuflOsung 
oder mindestens die Aufgabe der d. (Plut. Lys. 
21, 2; Ages. 6, 1. Corn. Nep. Lys. 3, 1; vgl. 
Xen. hell. Ill 4, 2. 7; Ages. 1, 37. Judeich 35). 
Als Agesilaos mit Lysander 396 nach Asien iiber- 

30 setzte, beabsichtigte Lysander, die 8. wiederher- 
zustellen (Xen. hell. Plut. Ages. a. O.). Inwieweit 
er dazu gelangt ist, wird nicht iiberliefert, doch 
scheinen sich einzelne 8., sei es von der urspriing- 
lichen Einrichtung oder von der Neugriindung 
her, bis in Epameinondas Zeit gehalten zu haben 
und durch ihn erst aufgehoben worden zu sein 
(Paus. VIII 52, 4. IX 6, 4; vgl. Xen. Ill 5, 13f. 
f. d. J. 395). [Judeich.] 

2) Als Philipp II. von Makedonien bald nach 

40 dem philokratischen Frieden (346) cinen Zug nach 
Thessalien unternahm und Pherai besetzte, rich- 
tete er, um der Unzufriedenen Herr zu werden, 
Dekadarchien ein. Aus der Stelle Dem. VI 22 
konnte man ebensowohl schliessen, dass eine ein- 
zige Dekadarchie fiir ganz Thessalien eingesetzt 
wurde, wie dass jede thessalische Stadt eine be- 
sondere Dekadarchie erhielt. Aber nicht nur die Ana- 
logic mit der Einrichtung des Lysandros (s. Nr. 1), 
sondern auch die verschiedenen Nachrichten iiber 

50 makedonische Besatzungen und Beseitigung der 
heimischen Verfassungen (wie Dem. XIX 260. 
XVIII 65. VIII 59. IX 12. VII 32), vor allem 
aber eine gleich zu envahnende Stelle iiber eine 
weitere Verfassungsanderung sprechen dafiir, dass 
in jeder thessalischen Stadt Dekadarchien einge- 
setzt wurden. Wenige Jahre spater namlich. 343 2 
nach seinem epirotischen Zuge, erschien Philipp 
neuerdings in Thessalien und setzte an die Spitze 
jeder der vier von alters bestehenden Landschaften 

60 Thessaliotis, Pelasgiotis, Hestiaiotis und Phthio- 
tis einen Tetrarchen. Demosth. IX 26. Glaubte 
man ursprunglich, dass diese Stelle mit der oben 
envahnten Nachricht von der Einsetzung der De- 
kadarchien im Widerspruch stehe, wie schon Har- 
pokration meinte (s. SexaSag/ia " <biXmxog favzoi 
mga QeooaXoXg dexadag/idr oi xaxsoxtjos, dig 
yeygoTizai iv toj t'xxm <Pdi.-ixix<p Arjfioodivovg, <U/.a 
xexgagx'av), so ergab eine weitere Erwiigung, dass 



i 



I 

E 

K 



I 



neben den Dekadarchien auch Tetrachien bestan- 
den haben konnten. Weiter aber gewinnt die 
Stelle erst ihre Bedeutung, wenn man Dekadar- 
chien fiir jede thessalische Stadt seit 346, und 
Tetrarchen fiir jede Landschaft seit 342 annimmt, 
weil dann der Gegensatz tezgaQ/Jas xazioxrjoev 
iva fir) fiovov xaxd zioXug aXXd xal xax' s'&vr] Sov- 
Xevwoiv Bedeutung gewinnt. Vgl. A. S chafer 
Demosthenes und seine Zeit 112 346. 430. 

[Szanto.] 

AexaSiazai. Name eines Vereines, dessen 
Mitglieder sich jeden Zehnten des Monats ver- 
sammelten, inschriftlich bezeugt in Athen, Athen. 
Mitt. XII (1887) 88 = Bull. hell. XII (1888) 303 
= CIA IV 2 nr. 1139 b; dann bei Theophr. Char. 
27 iv SexadiozaTs nacn der ansprechenden Con- 
jectur Wilhelms Arch.-epigr. Mitt. XVII (1894) 
45f. [Oehler.] 

Dekadrachnioii, eine Silbermiinze im Gewichte 
von 10 Drachmen. Diese von denNeueren gebildete 
Benennung stiitzt sich auf die Analogie von 81- 
Sgaxfiov, zQiSgax/iov u. s. w.; auch ist auf oTzos 
dexadgaxfios, d. i. ein Getreidequantum zum Prcise 
von 10 Drachmen, bei Aristot. oecon. II 1352b 
14 hinzu weisen (vgl. Hultsch Metrol.2 245, 1). 
Die Auspragung des D. hat in Athen wahrschein- 
lich kurz vor den Perserkriegen hegonnen und 
ist sowohl in der Zahl der ausgemtinzten Stiicke 
als der Zeit nach beschrankt gewesen. Bekannt 
sind nur wenige Exemplare , die alle etwa der 
Periode der Perserkriege angehoren. Head HN 
311f.; Catalogue of Greek Coins, Attica S. XXV 6 
Taf. Ill 1. Friedlaender und Sallet Das Kgl. 
Munzcabinet nr. 59. Hultsch Metrol.2 217f. 220f. 
Mit Athen wetteiferte Syrakus im J. 480/79 durch 
die dem attischen Fusse folgende Pragung des 
Damareteion (s. d.). Reichlicher wurden daselbst 
in der Periode von ungefahr 430 — 360 Dekadrach- 
men ausgemiinzt (ebd.). Auch von Akragas sind 
einige Zehndrachmenstiicke erhalten (Holm Gesch. 
Siciliens III 621). Spater Mess Alexander, als er 
in Makedonien die Silberpragung nach attischem 
Fusse einfiihrte, auch das D. wieder aufleben 
(Metrol. 245). Bei einem Normalgewichte von 
43,66 g. ist der Wert des D. auf 7,86 Mark an- 
zusetzen (ebd. 209f. 235. Hermann-Blumner 
Griech. PrivataltertiimerS 447). Ein Miinzgewicht 
von 15,72 g., das sich zum leichten babylonischen 
Silberschekel urspriinglicher Norm wie 36 : 25 ver- 
hielt, hat einer von den Karthagern in Hispanien 
geiibten Pragung in Gold, Silber und Potin zu 
Grun de gelegen und ist als Vierf aches ein er Drachm e 
von 3,93 g. angesehen worden. Ausser dieser 
Drachme und deren Halfte sind Stiicke von li/ 2 , 
2, 3 u. s. w. bis 12 Drachmen ausgemiinzt worden. 
Dem D. in Silber, dessen Wertaquivalent in Gold 
vielleicht 1 Drachme war, kam ein Normalgewicht 
von 39,30 g. zu. Zobel de Zangrouiz M.-Ber. 
Akad. Berl. 1863, 248ff. Hultsch Metrol.2 
424ff.; Abh. Gesellsch. der Wissensch. Leipzig 
XVIII 2 (1898), 144ff. ( [Hultsch.] 

Aexadovxoi s. oi Asxa. 

AetcaliTgov 'IxaXixov, Gewicht von 10 romi- 
schen Pfunden, laut Aufschrift auf einem aus 
Thracien stammenden Gewichtstiicke. Per nice 
Griech. Gewichte 181 nr. 705. Vgl. Ailizgov. 

[Hultsch.] 

AexdXixgos axarr\Q Mess nach Aristoteles h 



'Ifisgaicov izoXusiq in Sicilien der korinthische 
Stater, weil er dort in 10 Xhgat zerflel, die, wie 
das Ganzstiick, in Silber ausgepragt wurden und 
den Wert von je 1 Pfund Kupfer darstellten. Poll. 
IV 174f. vgl. mit IX 80f. Mommsen Gesch. des 
rom. Mlinzwesens 77ff. (Traduction Blacas I102ff.). 
Imhoof-BlumerMonnaiesgrecquesl4. Hultsch 
Metrol.2 659ff. Head HN 99. Der korinthische 
Stater war ein Didrachmon der euboischen, d. i. 

10 der spateren solonischen Wahrung; mithin gait 
die Halfte des sicilischen Staters, die als nev- 
zdX.izgov ausgepragt wurde, = 1 attische Drachme. 
Die Xixga selbst hiess in Sicilien auch vovfifics 
(Aristot. bei Poll. IX 87, vgl. Kose Arist. pseud- 
epigr. 400f.), eine Form, die aus dem italischen 
numus oder nummus iibertragen war und neben 
welcher auch die urspriingliche Form vofiog vor- 
kommt. Numus und vov/j,/nog bezeichnen im ita- 
lisch- sicilischen Systeme die Rechnungseinheit, 

20welche den Wertausdruck der Silbermiinze zum 
Schwerkupfer und spater zur Kupfermiinze ver- 
mittelte. Ursprunglich bedeutete die Litra 1 sici- 
lisches Pfund Kupfer = 1/2 attische Mine, und sie 
hatte unter sich duodecimale Teile bis herab zur 
ovyxia, uncia = i/ia Litra. Da nun 1 korinthi- 
scher Stater, d. i. 1 Didrachmon attischer Wah- 
rung, dessen Gewicht I'sn der Mine betrug, den 
Wert von 10 Xhgai Kupfer = 5 attischen Minen 
hatte, so stand das Silber zum vollwichtigen Kupfer 

30 in dem Wertverhaltnisse von 250 : 1. Jedoch war 
schon zu Aristoteles Zeit eine Reduction des vov/i- 
fiog auf 1/5 der Silberlitra eingetreten, und spater 
haben weitere Herabsetzungen der Valuta statt- 
gefunden. Mommsen a. a. O. 83f. (Trad. Blac. 
I 112f.). Imhoof-Blumer 14f. 33. Hultsch 
661ff. Vgl. den Artikel iiber Dionysios I. von 
Syrakus. [Hultsch.] 

AeKavov/tfiiov oder dexdvovfiftov, eine kleine 
Kupfermiinze aus spatrOmischer Zeit. An die von 

40 Epiphanios , Bischof von Constantia auf Kypros, 
im J. 392 verfasste Schrift jiegi fihgwv xal otad- 
f.i(ov schliessen sich verschiedene andere Uber- 
sichten von Massen und Gewichten, die im 5. Jhdt. 
und zum Teil noch spater abgefasst sind und 
teils aus der genannten Schrift, teils aus anderen, 
uns unbekannten Quellen stammen (Hultsch 
Metrologie 2 llf.; Metrol. script. 1 142ff.). In einem 
Fragmente dieser Art findet sich unter der t)her- 
schrift Tov aylov 'Ejzupavlov Kvxgov die Glosse 

50 x6 dooagiov, o>g fo.nl rivee, Sexdvovfifiov elvai xal 
"/.enzov z6 avzo (Metrol. script. I 274, 23). Aus- 
fiihrlicher lautet ein ahnlicher Bericht in dem 
Fragmente nsgl uhgcov xal ozadfiwv (ebd. 274, 6 
vgl. mit II 152): zaXavxov Xizga X.exzij s).iyszo. 
XtTiza 8k ixaXovvxo td dooagta tjyovv zd dexa- 
vovfifiia ' i^i'jxovza 8k dooagiov VTtijgxe zozs z6 
8r)vdgiov , zovzsozt to xsgdziov, kxaxdv 8i 8tjva- 
gicov vxtjgxev 6 dgyvgog (lies dgyvgovg). Ein 
Vergleich mit dem ebenfalls aus Epiphanios ge- 

60 flossenen Fragmente jiegl za!.drzu>v lebd. 267, 11 
vgl. mit 143f. n 152) zeigt, dass auf ein xdXavxov 
100 Denare oder 6000 Xenzd, a xaXeixai doodgia, 
gerechnet wurden. Nun war unter Constantin 
und Iulian der Denar die kleinste Scheidemunze 
und gait = V6OO0 ^ es Solidus ; mithin wurde diese 
Goldmiinze als Xalent angesehen, das ebenso viele 
Denare, wie das attische Talent Drachmen, unter 
sich hatte (Metrol. 343ff., vgl. u. Denarius § 12). 



2415 



Dekapolis 



Dekapolis 



2416 



In den angefuhrten Fragmenten aber erscheint 
statt des constantinischen Denars das Ae.ttov oder 
doodotov (ebd. 343); dariiber soil als Sechzigfaches 
ein Srjvdotov stehen, von welchem 100 auf ein Ta- 
lent gingen, und diesem Talente wird eine Miinze, 
6 aQyvgovs, gleichgesetzt. Hier ist offenbar ganz 
Verschiedenes durcheinander gemengt. Als Talent 
gait, wie gesagt, im 4. Jhdt. eine Goldmiinze, 
der Solidus. Ihm war der Aureus vorangegangen, 
und auf diesen kamen 100 Sesterze, die noch zu 
Ende der Eepublik, wie friiher, in Silber und 
seit Augustus in Kupfer ausgepragt wurden (Metrol. 
302. 313). Diese Sesterze aber galten 4 Asse, 
nicht 60 aaaagta, und als Teilstiicke des Asses 
gab es eine Zeit lang noch Hiilften und Viertel 
(ebd. 313. 315), nicbt aber Zehntel. Ausser bei 
Epiphanios erscheint die Decimalteilung des da- 
odocov auch in dem unter Zonaras Namen heraus- 
gegebenen, wahrscheinlich von Antonios Monachos 
(Krumbacher Byz. Litt.2 375 D 3) verfassten 
Lexikon 322 Tittmann: daadoiov, nsvxavovmiiov 
rj Sexavov/Afiiov. Das sind Ratsel, die ungelOst 
bleiben werden, so lange nicht zuverlassigere 
Quellen sieh ersehliessen. Doch kann vorlaufig 
darauf hingewiesen werden, dass der rOmische 
Denar des 4. Jhdts., raochte er auch stark ent- 
wertet sein, immer noch einen hOheren Curs als 
die provinciale Scheidemunze haben konnte. Er- 
hellt doch aus Kenyon Greek Pap. in the Brit. 
Mus. II 304, dass um das J. 346 die Surame von 
2 320 000 provincialen Denaren geringer war, als 
der fur eine Kuh gezahlte Preis von 600 Talenten 
= 3 600 000 solchen Denaren , wahrend ebenso- 
viele constantinische Denare den ungleich hoheren 
Wert von 600 Solidi darstellten. Also mag es 
wohl glaublich erscheinen, dass in einer Ostlichen 
Provinz des rOmischen Keiches im 4. oder 5. Jhdt. 
auf den in den obigen Fragmenten als daadoiov 
oder Xenxov bezeichneten rOmischen Denar 10 
kleinste einheimische Munzen gingen und der 
Denar danach S. benannt wurde. Pin der und 
Friedlaender Die Munzen Iustinians 13 und 
Mommsen Gesch. des rem. Mimzwesens 807 
deuten als 8exavovfifua und xevxavov/x/uia byzan- 
tinische Kupfermunzen des 6. — 7. Jhdts., welche 
die Wertzeichen X nnd V tragen und ihrem Wert 
nach = ]/ 2 4 bezw. l/ 48 Siliqua gesetzt werden. Hier- 
nach wurden auf 24 Siliquae = 1 Solidus 5760 
vovfi/ila oder Denare kommen. Seeck Ztschr. f. 
Numism. XVII 66 fasst in der von Mommsen 
bei Pinder und Friedlaender Beitrage zur 
alteren Miinzkunde 127 augefiihrten Glosse .-iev- 
xavov/uov Xexra sg das nerravov/niov als 1/^ Silber- 
siliqua zum Curswerte von 6 '/ 4 oder rund 6 De- 
naren auf, wonach schon 600 Denare den Wert 
ernes Solidus darstellen wurden. Vgl. Denarius 
§ 12. [Hultsch.] 

Dekapolis (tj Jrcd.-ro/.j;, d. h. Bezirk der zehn 
Stadte). 1) Gegend des Ostlichen Lydiens, die auch 
von dem verbrannt aussehenden Erdboden Kaxa- 
y.exav/uEvt] genannt wurde. Acta SS. 1. Febr. I 
43 b (Acta S. Pioniij : vos Decapolim Lydiae 
regionem igne combustam ridetis ad- impiorum 
exemplum usque in praesentem diem, Aetnae 
item imendium u. s. w. S. Katakekaumene, 
Lydia, Maionia. [Btirchner.] 

2) In Palastina (Evgl. Matth. 4, 25; Marc. 
5, 20. 7, 31. Plin. n. h. V 74. 77. XV 15. Ptolem. 



V 15, 22. Joseph, bell. Iud. Ill 446; Vita 341f. 410. 
Euseb. Onom. ed. Lagarde 251, 59. Hieron. ebd. 
116, 29. Epiphan. adv. haer. 29, 7; de mens, et 
pond. § 15. Steph. Byz. s. Hoaaa. CIG 4501). 
Als Pompeius im J. 62 v. Chr. die Verh&ltnisse 
in Palastina neu ordnete, wurde das jiidische 
Land stark verkleinert und eine Reihe von nicht- 
judischen Stadten erhielten ihre ,Freiheit' (Joseph, 
bell. Iud. I 155ff. 164ff.; ant. Iud. XIV 74ff.). 

10 Ausser den Kustenstadten waren dies namentlich 
die nichtjildischen Stadte des Ostjordanlandes, 
welche dann offenbar eben um diese Zeit oder 
bald nachher sich zu einem Bunde zusammen- 
schlossen, der wohl urspriinglich zehn Stadte um- 
fasste; daher der Name D. Dieser Begriff be- 
gegnet uns erst in der ROmerzeit. Wann dieser 
Zusammenschluss geschah, kann genauer nicht 
ermittelt werden. Die Aera der meisten dieser 
Stadte datiert vom J. 62 an (pompeianische Aera) 

20 und beweist , dass sie Pompeius ihre communale 
Selbstandigkeit verdankten. Wenn der Name D. 
demnach keine geographische Einheit, keinen in 
sich geschlossenen zusammenhiingenden Landstrich 
bezeichnet, so waren doch die zur D. gehOrigen 
Stadte nicht uber das ganze Land zerstreut, son- 
dern einander einigermassen benachbart, sie lagen 
alle bei einander im Ostjordanland, nur Skytho- 
polis als einzige westjordanische Stadt macht eine 
Ausnahme. Eine gewisse Gemeinsamkeit der 

30 Interessen war schon dadurch gcgeben, noch mehr 
durch ihren gemeinsamen Charakter als helleni- 
stische Stadte und durch ihre gemeinsame Ge- 
schichte. Alle hatten schon vorher eine nach 
hellenistischer Art organisierte Selbstverwaltung 
gehabt und sich unter den Seleukiden und Ptole- 
maeern einer ausgedelmten Selbsjtandigkeiterfreut, 
wenn sie nur die militarische Oberhoheit derselben 
anerkannten und Steuern und Abgaben leisteten. 
Aber das Erstarken des jiidischen Staatswcsens 

40 war ihnen gefiihrlich geworden; es war schon 
frfihzeitig das Streben der Makkabaeer gewesen, 
diese Stadte sich zu unterwerfen, und unter der 
Regierung des Alexander Iannaeus waren auch 
wirklich fast alle diese hellenistischen Stadte an 
der Kiiste und im Innern Palastinas und die 
meisten des Ostjordanlands den Juden unterworfen. 
Nunmehr erhielten sie durch Pompeius wieder 
ihre Freiheit (Joseph, ant. Iud. XIV 74ff.; bell. 
Iud. I 155fl. 164ff.). Zum rOmischen Staat stan- 

50 den sie naturlich im Abhangigkeitsverhaltnis, aber 
sie hatten dabei doch das Recht, ihre eigenen 
Angelegenheiten selbstiindig zu verwalten; sie 
besitzen zum Teil das Miinzrecht, fuhren ihre 
eigene Aera, haben eigene Gerichtsbarkeit und 
Finanzverwaltung u. s. w. Die verschiedenen 
Stufen der Selbstandigkeit, wie sie im rOmischen 
Staatsrecht bei den Stadten in den eroberten 
Landern mOglich waren, linden sich hier. Das 
Nahere uber diese Formen der Abhangigkeit s. bei 

60Kuhn Stadt. u. biirgerl. Verf. II 14 — 41 u. a. 
Die Angaben uber Zahl und Namen der Stadte, 
welche zur D. gehOren , schwanken. Plinius (a. 
a. O.) bemerkt ausdriicklich, dass die Zahl nicht 
zu alien Zeiten dieselbe gewesen sei. Allerdings 
bei Steph. Byz. (a. a. O.) durfte das zeaoaoeoxat- 
Sfxo.-t6/.sok im uberlieferten Text mit M ein eke 
in Sexaxo/.eoK zu verbessern sein. Plinius (a. 
a. O.) ncnnt als Stadte der D. : Damascus, 



2417 



JeXCtTlQCOTOt, 



Jex<x7iQa>roi 



2418 



Philadelphia, Raphana, Skythopolis, Gadara, Hip- 
pos, Dion, Pella, Gerasa (so ist statt Oalasa zu 
lesen), Kanatha. Auch Ptolemaios giebt eine Auf- 
ziihlung der Stadte, im ganzen 18 an der Zahl. 
Von den bei Plinius genannten fehlt nur Raphana, 
dagegen werden neu hinzugefugt: Abila (so statt 
Abida zu lesen, s. Abila Nr. 4), Abila Lysaniae 
(s. d.), Capitolias (s. d. , vielleicht mit Raphana 
des Plinius identisch), Saana, In a, Samulis, Helio- 
polis, Adra, Gadora. Ausserdem wissen wir noch 10 
von einer zweiten Stadt Kanata, die in jener 
Gegend lag, dass sie die ptolemaeische Aera hatte, 
sie hat vielleicht ebenfalls der D. angehOrt. Da- 
mascus ist bei Josephus^ Ja. a. O.) offenbar nicht 
zu den Stadten der D. gerechnet, sonst kOnnte 
derselbe nicht gut Skythopolis fur die grOsste 
Stadt der D. erklaren. Auch ist die Entfernung 
von den andern Orten so gross, dass seine Herein- 
ziehung auffallend ist. Doch lasst sich gegen- 
uber den bestimmten Angaben des Plinius und 20 
Ptolemaios Damascus nicht gut ausscheiden. Das 
Hauptgebiet der D. waren die Gegenden im Siid- 
osten des Tiberiassees. Dort bildeten die Gebiete 
von Hippos, Gadara, Pella einen breiten Land- 
streifen, der zwischen Peraea und die Tetrarchie 
des Philippus sich einschob. Die Verbindung 
dieser Gegend mit dem Westland und dem Meer 
wurde eben durch Skythopolis gesichert, das durch 
seine Lage diese Strasse beherrschte und deshalb 
fur die D. unentbehrlich war. Das wechselnde 30 
Schicksal einzelner Stadte — Hippos und Gadara 
gehOrten unter -Herodes, Abila unter Agrippa II. 
durch Schenkung der rOmischen Kaiser zum jiidi- 
schen Reich — hat den Bund der Stadte nicht 
gesprengt. Noch im 2. Jhdt. zur Zeit des Ptole- 
maios besteht die D. Dagegen werden im 3. Jhdt. 
die Stadte Philadelphia, Gerasa, beide Kanatha 
der rOmischen Provinz Arabia zugeteilt, und dies 
scheint die Auflo'sung der D. zur Folge gehabt 
zu haben. 40 

Litteratur: Artikel Dekapolis in Winer Bibl. 
RealwOrterbuch und Riehm Handwfirterb. d. 
bibl. Altertumer. Schiirer Gesch. d. jild. Volkes 
BE 83ff. Smith Historical Geogr. 595ff. Buhl 
Geogr. Palast. 857. [Benzinger.] 

Aexdjioatroi. Davon abgeleitet das Verbum 
8exaxoa>xeveiv, wovon nach bekannten Analogien 
das Participium Perfecti oder Aoristi 8e8s xasiow- 
xevxebs oder Sexaxoaizevoag jemanden bezeichnet, 
welcher Ssxdxgcozoi; gewesen ist (wie CIG 3418 50 
= Le Bas-Waddington 650. 3490. 2930b. 
Athen. Mitt. VIII 321 nr. 5 = Le Bas-Wad- 
dington 610. Athen. Mitt. VIII 328 nr. 10. 
Revue des e'tudes grecq. IV 174. Bull. hell. XI 
105 nr. 26. X 415 nr. 23), und das Substautivum 
Stxa^ooiTeia oder dsxajiowzia , welches das Amt 
oder die Wurde eines Ssxcaoonn; bezeichnet (wie 
Bull. hell. XII 83 nr. 9. XIII 487 nr. 2. Agypt. 
Urkunden d. Berl. Mus. 96, 9). 

Die S. begegnen im ganzen Osten des rorai- 60 
schen Reiches, in Agypten, Syrien, Kleinasien 
und auf den Inseln des aegaeischen Meeres. 
Bisher ist keine Inschrift, welche von ihnen han- 
delt, bekannt geworden, welche in die vorromi- 
sche Zeit gehOrte; vielmehr weist alles darauf 
hin, dass die d. eine rOmische Institution sind, 
welche von Rom aus in den griechischen Stadten 
und den agyptischen Gauen eingerichtet wurde. 



In den italischen Municipien gab es deeemprimi 
(s. d.), welche dem Namen nach zwar dasselbe 
wie die <5., dem Wesen nach aber von ihnen ver- 
schieden waren. Die decemprimi hangen, wo sie 
begegnen, aufs engste mit dem Senat ihrer be- 
treffenden Stadt zusammen, sind die zehn ersten 
Decurionen nach dem Album, welches die ge- 
samten Mitglieder der Curie verzeichnet hatte, 
wahrend die d. wohl Senatoren, (Sovlivxai, sein 
konnten, es aber nicht zu sein brauchten. Man 
verwandte far das neue Institut der 8. den von 
den italischen Municipien her gelaufigen Namen 
der ,zehn Ersten', verpflanzte es aber in einen 
anderen Boden und gab ihm damit eine andere 
Entwicklung. Wadding ton zwar glaubt (zu 
Le Bas Inscriptions d'Asie Mineure nr. 1176), 
dass die <5. aus der Zahl der Senatoren gewahlt 
wurden, also einen Ausschuss oder eine Com- 
mission des Senates bildeten. Demgegenuber ver- 
weist Menadier Qua condicione Ephesii usi sint 
100 auf Digest. L 17, 7 : exigendi tributi mumts 
inter sordida munera non habetur; et ideo de- 
curionibus quoque mandatur , um zu beweisen, 
dass die 8., welche, wie wir sehen werden, mit 
der Steuererhebung und dem Steuerwesen betraut 
waren, nicht aus dem Senat, sondern aus der Ge- 
samtheit der Burger gewahlt wurden. Offenbar 
hat Menadier das Richtige getroffen, das ergiebt 
sich weiter aus folgender Betrachtung. In den 
Digesten heisst es kurz vorher (L 4, 3, 10) : de- 
caprotos etiam minores annis viginti quinque 
fieri . . . pri&em plaeuit; damit ist die Wahl- 
barkeit der 8. in einem Alter erlaubt, in welchem 
sie Senatoren noch nicht werden konnten. Das 
ist wenigstens fur die Provinz Bithynien nach- 
zuweisen. Hier mussten Leute, welche ohne vor- 
herige Bekleidung eines Gemeindeamtes in den 
Senat kamen, ein Alter von 30 Jahren erreicht 
haben (Plin. ep. ad Trai. 79. 80. 114); hier gab 
es in Prusias ad Hypium (Athen. Mitt. XII 175 
nr. 7. 177 nr. 8. Le Bas-Waddington 1176. 
1178. Perrot Exploration de la Galatie nr. 21. 
32), in Claudiopolis (Athen. Mitt. XII 180 nr. 10), 
in Kius (CIG 3732) nachweisbar 8. Also eine 
Bestimmung, wie wir sie in der angezogenen Di- 
gestenstelle haben, dass niimlich Leute unter 25 
Jahren die Wurde eines Dekaproten erlangen 
konnten, hat keinen Sinn, wenn nur Mitgliedern 
der Bule, fur welche das Alter von 30 Jahren 
vorgeschrieben war, diese Wurde zuganglich war. 
Fur andere Provinzen fehlen zwar Angaben fiber 
das zur Bekleidung des Amtes eines Buleuten 
nOtige Alter. Dass hier aber andere Bestimmungen 
dariiber in Geltung gewesen waren, ist nicht an 
zuehmen. Danach ist Waddingtons Annahme, 
dem ubrigens Marquardt R. St.-V. I 213 folgt, 
abzulehnen. Bestatigt wird unsere Annahme 
durch den Papyrus LXXXV der Fayum towns 
and their papyri by Gr en fell, Hunt and Ho- 
garth: AiQr/hoi 'QoEimv i$i]yrjT£voa; xovravev- 
aas xai 'Hod; yvu(vaoiaoyo;j xal Tovojioyr xoo- 
fiijrijS xal l$i]?t]Tevoa; fiovXevral xal ^Seoijvo; 
yvfifvaoiaoyog) mvreg zfj; 'Aooi(voit6>v) .TOAfCDf 
SsxdxocoToi , womit man die Unterschrift ver- 
gleiche: Avorj("/.io;) Ssorjvo; yva. oEo>](u£to)/4aij 
Avr>r)ho; Tovojfci>v xoo. xai f;t}yr]. fiovi).evrri;) 
oeoijfieioijuai. Klar ist es. dass von diesen Aure- 
liern drei, niimlich Horeion, Heras und Turbon 



2419 



JexdnQwroi 



JSXCtTtQWTOl 



2420 



Eatsherren, der erne Sereiras aber kein Eats- 
herr war. Die Dekaproten konnten aus den 
iiberhaupt dazu qualificierten Btirgern gewahlt 
werden und batten mit dem Senat nichta zu thun. 
Selbstverstimdlich konnten Leute gleichzeitig oder 
nacheinander Buleuten und Dekaproten sein; auf 
einer griechischen Urkunde aus Agypten (Agypt. 
Urkunden d. Berl. Mus. 554) bezeichnen sich zwei 
Manner dficpoxsgoc jiovXsvxal dexdjzgonot, auf einer 



Dass die Digesten die Thiitigkeit der d. auf 
ihre Mitwirkung bei der Eintreibung des rOmi- 
scben Tributums beschranken, ist ja selbstver- 
standlich ; fiber rein communale Angelegenbeiten 
findet man da selten oder nie Auskunft. Dass die 
<5. aber auch mit dem Steuerwesen der Stadt, also 
audi mit den stadtischen Steuem , zu thun batten, 
erfahren wir aus einer interessanten TJrkunde aus 
Palmyra (Bull. hell. VI 440; wieder herausge- 



Inschrift aus Hierapolis (Arch. Jahrb. Erg.-Heft 10 geben und commentiert von Dessau Herm. XIX 



IV 81 nr. 32) wird in einem Ehrendecret jemand 
charakterisiert als dvSga xwv aglozcov fiovlzvxmv 
... xai Sexangcoxsvoavxa, auf bitbynischen In- 
scbriften (s. o.) beisst es in den Ehrendecreten 
sehr oft : dexdagcoxov xai xowoftavXov 8ia jiiov. 
KoivofiovXog ist in Bithynien dasselbe, was anderswo 
pov/iivTr/s beisst (s. o. Bd. Ill S. 541). Auch 
Frauen bekleideten, wie andere stadtische Amter, 
so auch das Amt der Dekaprotie, wie z. 'B. in 



490). Hier handelt es sich um die Aufstellung 
eines neuen Steuertarifs fur die Ein- und Ausfuhr 
von Waren, eine rein stadtische Angelegenheit, 
wobei das romische Eeich nicht beteiligt war. 
Und nun bescbloss der Senat von Palmyra, dass 
die im Amte befindlichen Archonten und Deka- 
proten, die im friiheren Steuertarif nicht aufge- 
nommenen, aber nach altem Herkommen einer 
Steuer unterworfenen Waren ausmitteln und in 



Syllion (Bull. hell. XIII 487 nr. 1 u. 2) ; giebt 20 den neuen Tarif hineinsetzen sollten und zwar so, 



es aber Falle, wo Frauen nachweisbar Mitglieder 
der Bule waren ? Solange hiefiir Beweise fehlen, 
kann man auch die Beschrankung der Wahlbar- 
keit zur Dekaprotie auf die Mitglieder des Se- 
nates nicht zugeben. Die obigen Digestenstellen 
verbunden mit den inschriftlichen Zeugnissen 
zeigen, dass die S. aus der Masse der Burger ohne 
Rucksicht auf ihre ZugehOrigkeit zum Senat ge- 
wahlt wurden. In dieser Hinsicht unterschieden 



dass jeder Gattung von Waren die dafiir bei der 
Ein- oder Ausfuhr zu entrichtende Abgabe bei- 
geschrieben wurde. Und weiter sollen die Ar- 
chonten und Dekaproten dariibei wachen, dass 
nicht die Bestimmungen des neu erlassenen Steuer- 
gesetzes (ibertreten werden. In Palmyra also 
waren die <5. ein wichtiger Factor in der stadti- 
schen Finanzverwaltung. Mit dieser ihrer Stel- 
lung hangt es zusammen, dass bei ihnen auch 



sie sich wesentlich von den italischen Decemprimi. 30 ein Capital sichergestellt werden konnte, dessen 



Dies hat S e e c k Decemprimat. und Dekaprotie in 
den neuen von C. F. Lehmann herausgegebenen 
Beitragen zur alten Geschichte I 147ff. nicht be- 
achtet. Dadurch, dass er decemprimi und 8e- 
xdizgmxoi gleichsetzte und beide nur aus den 
Senatoren ihrer Stadte hervorgehen liess, ist er 
meines Erachtens zu ganzlich verfehlten Resul- 
taten gekommen. 

Wirkungskreis. Die Dekaproten waren viel 



Zinsen jahrlich zu gemeinntitzigen Zwecken ver- 
wandt werden sollten, wie wir einen derartigen 
Fall aus den Digesten (L 12, 10) erfahren. 

Ihrem Charakter als stadtische Beamten ent- 
spricht es durchaus, dass wir Dekaproten auch 
als Antragsteller in den stadtischen Korperschaften 
finden. So wurden auf Euboia in Chalkis Pse- 
phismen h rocs ovvedgiotg (d. h. wie die Inschrift 
selbst lebrt, in der Bule und in der Ekklesie) 



mehr wie die Strategen und Agoranomen Beamte 40 gefasst f.hijyrjaaftsvcov zov Sexaxgmzov 10.. 'A/xvvzov 



ihrer Vaterstadt, denen ein bestimmter Wirkungs- 
kreis zugewiesen war. Und zwar waren sie mit 
der Eintreibung und Einnahme der Tribute be- 
traut; sie mussten also den auf ibre Stadt ent- 
fallenden Teil des Tributums weiter auf die steuer- 
pflichtigen Burger derselben repartieren und haf- 
teten fur die richtige Zahlung des Betrages. 

In den Digesten (L 4, 18 § 26) heisst es : nam 
decaproti et icosaproti tribula exigentes et cor- 



OvXmov IJauffi/.ov (Athen. Mitt. VI 167). 
In den hochst mangelhaften Versen aus Eretria 
auf Euboia : zov ovreSgiov Ssxaxgcoxog dvr)g <piXog 
h&die xevfev CEiprjii. dgy. 1897, 158 nr. 8) heisst 
xov nmr8glov dexdxgoizog wohl auch nichts anderes, 
als dass der Betreffende 8. gewesen und als solcher 
an den Ratssitzungen teilnahm, oder dass er 8. 
und Ratsherr war (s. o.). Aus Aigiale auf Amorgos 
ist eine Reihe von Psephismen erhalten, welcbe 



porale ministerium yerunt et pro omnibus de- 50 auf Antrag deT Strategen und Dekaproten gefasst 



funetorum fiscalia detrimenta resarciunt , dazu 
vgl. Dig. L 4, 1. 4, 3, 10. Also irgendwie 
entstandene Ausfalle mussten sie decken. Das- 
selbe Bild ihrer Wirksamkeit entrollen uns die 
agyptischen Papyri. Erhalten sind Quittungs- 
urkunden fiber geliefertes- Korn. in denen, nach 
Toparehien geordnet, der auf jedes Dorf entfallende 
Betrag verzeichnet steht. Dass die Betrage richtig 
abgeliefert und ricbtig gemessen waren. bezeugten 



wurden. Vollstandig lautet die Formel: yveb/xr/ 
oznazijycov xai btxaciqoizmv e/ovzan' d'e y.at xrjv 
jwvzariy.ijv e$ovoiav (so Athen. Mitt. X 117 nr. 19 
= CTG 2264. X 118 nr. 20. 120 nr. 21. I 347 
nr. 14. 349 nr. 16. Bull. hell. XV 572 nr. 1 ; 
ohne das lydrxwv . . . eiovaiav Bull. hell. XV 575 
nr. 2). Hier hatten die Dekaproten neben den 
Strategen es zu einer regelmassigen Mitwirkung 
an den Beschliissen der stiidtiscben Korperschaften 



am Ende der Quittung die Dekaproten mit ihrer 60 gebracht. Auf einer bitbynischen Inschrift (Athen 



Namensunterschrift und dem Zusatz : aearj/tEicouat, 
/icficxotjuai oder wenn mehrere Dekaproten bei 
dem Act beteiligt waren : ueusxoi'jfieda (s. Agypt. 
Urkunden des Berl. Museums 552. 553. 554. 556. 
557. 579). Die Teilnahme der b. an der Veran- 
lagung und Ablieferung des Eom zu liefemden Ge- 
treides bezeugt auch der jiingst von Gren fell und 
Hunt Oxyrhynchos Papyri nr. 62 publicierte Brief. 



Mitt. XII 177 nr. 8) wird gelesen xov h .-zao(v 
dvjdgu rf[u.]d[7T]o/.ir y.al jji; dexdxgmrov uoyovxa 
xai hoia y.al..., es muss aber heissen xai] de- 
y.d^oaiTov [y.al xgdixov] agxovxa, sei es, dass 
dieser Febler denT Abschreiber, sei es, dass er 
dem Steinmetzen, welcher durch das zweimalige 
.-rpojiov in dcxdxgonor xai ttqojtov agymxa irre 
gemacht wurde, zugeschrieben werden muss. 77|0<5- 



2421 



^/eKCCTtQOOUOl 



JexaGflov ygcKplj 



2422 



xos agxoiv begegnet auf vielen bithynischen In- 
schriften; einen dexduigaxog ag%a>v gab es nie 
und konnte es nicht geben. 

Amtsdauer. Schon aus den so haufig vor- 
kommenden Formeln dsdexajigcoxsvy.dxa und Ssxa- 
ngmxsvoavta (vgl. o.) ist zu schliessen, dass die 
Dekaprotie, wie andere communale Amter, zu den 
Wurden gehOrte, welche nur eine bestimmte Zeit 
bekleidet wurden, nach deren Ablauf der Betreffende 
aufhorte 8. zusein. Dementsprechend kann jemand 
mehreremale dieses Amt bekleiden; in Thyateira 
war jemand zehn Jahre Inhaber desselben (CIG 
3490 : dsxajiQcoxevaavxa err) i). Hiernach ist wohl 
auch Bull. hell. XI 473 dexaxgwjtevoavza ex[tj] i 
zu erganzen; auf die Moglichkeit h. si, d. h. 
err} nexExaidexa zu erganzen, weist Seeck a. 
a. a. O. 151 Anm. 3 hin. Schon -dieser Zusatz 
von errj i ist gegenilber den so haufig auf In- 
schriften vorkommenden Dekaproten ohne Bei- 
fiigung einer Jahreszahl, welche ihre Amtsdauer 
bezeichnet, so singular, dass auch die Bekleidung 
des Amtes durch denselben Mann wahrend meh- 
rerer Jahre sehr ungewOhnlich gewesen sein muss. 
Wir werden wohl das Eichtige treffen, wenn wir 
annehmen, dass die Amtsdauer der Dekaproten 
einjahrig war, wie die meisten communalen Amter. 
Die wohl zum Beweise der einjahrigen Amtsdauer 
angefiihrte Inschrift aus Thyateira (CIG 3491 : 
SsxajigaixEvoavxa zt)v (jafgvjxsgav jzgd^iv fia- 
odsaig iv eviavxqj svi) bietet bis jetzt der Er- 
klarung so grosse Schwierigkeiten , dass man sie 
besser bei seite lasst. Asxaxgcoxevsiv mit fol- 
gendem Accusativ ist unerhOrt und ngagis ist 
sicher nicht im Sinne von conventus, wie Boeckh 
wollte, zu verstehen. Aber was bedeutet srgaf ig ? 
was ngd^iv fiaoiXeatt;'} Solange man das nicht 
weiss, kann man auch iiber das iv inavxoj ivt 
nicht mit Sicherheit urteilen. Seeck a. a. O. 183 
vgl. 152 Anm. 2 fasst dexangaixsveiv als ,Steuern 
eintreiben' und ubersetzt nga^tg [laoiXsoig mit 
indictio Augusti. Jedenfalls liegt in iviavxco hi 
kein Beweis der einjahrigen Amtsdauer. Seecks 
Annahme, dass die Dekaprotie urspriinglich ein 
lebenslangliches Amt gewesen, aber nicht wahrend 
der ganzen Dauer ihres Bestehens ein lebenslang- 
liches Amt geblieben sei, sondern spater kiirzer 
befristet wurde, scheint mir nicht hinliinglich be- 
griindet. Die von Seeck 157 herangezogenen In- 
schriften aus Prusias ad Hypium beweisen meines 
Erachtens nichts fur die lebenslangliche Bekleidung 
der Dekaprotie, schon weil der Zusatz dia fttov 
wohl mit aoXixoygafpog und xotvo§ovXog , aber 
nicht mit dexdxQcoxos verbunden wird ; allerdings 
kommen diese drei Amter in Prusias oft zusammen 
vor, aber Athen. Mitt. XXIV 429 : xai dexd.-zga>- 
xov xai jtoXuxoyQOupov xai agynvxa xijg izarnidog 
xai xfjg i.-zagy_eiag beweist doch, dass die Deka- 
proten, Politographen und Koinobulen nicht not- 
wendig zusammen gehOren, folglich also der 
Schluss, dass das dia fliov, weil es zuweilen bei 
xoXixoygdqog und xoivofioyXog hinzugesetzt wird, 
auch bei dexdjiocoxos hinzuzudenken sei, ver- 
kehrt ist. 

Anzahl. Schon der Name deutet an, dass 
es in einer Stadt nicht einen Dekaproten zur Zeit, 
sondern ein Collegium dieser Wurdentrager in 
der Starke von zehn Mann gegeben hat. Soviel 
ich weiss, ist nirgendwo die durch ihren Namen 



vorauszusetzende voile Anzahl von zehn Mitgliedern 
nachweisbar; aber es giebt genug Zeugnisse, wel- 
che mehrere Dekaproten zur gleichen Zeit in einer 
Stadt beweisen. Hierher gehSren die vielen In- 
schriften aus Aigiale auf Amorgos, in denen ea 
heisst yvd>firj oxgaxr/ycov xai Ssxaszgcbxarv (s. o.) r 
auch in Palmyra gab es gleichzeitig mehrere (Bull, 
hell. VI 440 = Dessau Herm. XIX 490), wie 
in den Gauen Agyptens, wo wir als hOchste Zahl 

10 unter einer Quittung die Namen von ffinf Deka- 
proten finden (Agypt. Urk. d. Berl. Museums 579 
aus dem J. 263 n. Chr.). Man beachte iibrigens, 
dass diese letzteren sich dexdjiotozoi /?' xai y 
xonaQ%iG)V 'HgaxXei&ov /xegldog, also der zweiten 
und dritten Toparchie der 'HgaxXeiSov [legig, 
nennen ; in den Oxyrhynchos Papyri nr. 62 heisst 
jemand : dexcuigaizog xrjg Ojioiaatpwe xoszagyjag, 
und auf den oben angefiihrten Papyri des Ber- 
liner Museums (nr. 553 — 557) bescheinigt bald 

20 ein Dekaprot, bald mehrere Dekaproten den rich- 
tigen Empfang des Getreides fur mehrere Topar- 
ehien. Auf dem Papyrus LXXXV der Fayum 
towns and their papyri by B. P. Grenfell, A. 
S. Hunt andD. G. Hogarth werden vier Manner 
genannt: szdvzsg xfjg 'Agaifvoizmv) jzoXfeaigJ dsxd- 
jzgwxot s' xai rf xoaagyjag Qe/iftozovJ (sc. fiegl- 
dog). Man wird also wohl das Richtige treffen, 
wenn man annimmt, dass aus der Anzahl aller 
Dekaproten eines Gaues die dem betreffenden 

30 Gau (vo/iog) unterstellten Toparehien bald einzeln 
einem einzelnen derselben, bald zu mehreren 
wiederum einem einzelnen oder auch mehreren 
derselben als Arbeitsfeld zugewiesen wurden. 

[Brandis.] 
Dekargyros s. Decargyrus nummus. 
Aexdg. Die Rotte, die Grundlage der Aufstel- 
lung des griechischen Fussvolkes, wurde als 8., 
der Eottfiihrer als dexddagyog bezeichnet , ohne 
genaue Ubereinstimmung des thatsachlichen Be- 

40 standes derselben mit dieser Zahlangabe; sie zer- 
fiel in zwei Unterabteilungen Tcs^ddeg unter .-ze/Li- 
nddagyoi (Xen. belk VII 2, 6. Harpocr. 3. nsii- 
xatgog. Frontin. IV 1, 6). Identisch mit den d. 
sind wahrscheinlich die von Arrian. IV 21, 10 
als Teile der Xoyot der Pezetaeren genannten oxrf- 
vai. Auch in der attischen Burgerreiterei hiess 
die Eotte 8., die zwei Halbrotten ^e/.md8eg 
mit 8exddagy_og und jzsixzddagzot ; Xenophons 
Worte Hipparch. 2, 2 beziehen sich nicht auf 

50 die Einfuhrung von Halbrotten , sondern auf die 
Wahl geeigneter Persdnlichkeiten zu Rotten- und 
Halbrottenfuhrern. Auf dem Parthenonfries heben 
sich mehrere Gruppen von je sechs Eeitern ab ; K a- 
linka (Ztschr. f. Ost. Gymn. 1892, 1085) erblickt 
in ihnen xefisiddeg mit den Halbrottenfuhrern. 

[Droysen.j 
Aexaofiov yQacpr), in Athen Klage wegen Be- 
stechung in activem Sinne (Poll. VIII 42) , ge- 
ho'rte zur Vorstandschaft der Thesmotheten [De- 

60 mosth.] XLVI 26. Bestechungsversuche, die in 
Athen geahndet werden konnten , richteten sich 
vorzugsweise gegen Volksversammlung , Eat und 
Gerichte, Lys. XXIX 12. Aisch. I 86. Den An- 
fang mit Bestechung der Gerichte soil Anytos, 
der spatere Anklager des Sokrates , nach einem 
ungliicklichen Feldzug nach Pylos im J. 409 ge- 
macht haben, Arist. resp. Ath. 27. Diod. XIII 
64, 6. Als Strafe wird nur der Tod genannt, 



2423 



Jex 



ttij 



Dekatephoros 



2424 



2425 



Dekeleia 



Delatio nominis 



2426 



Isokr. VIII 50. Aisch. I 87, und es ist durchaus 
glaublich, dass die active Besteehung harter ge- 
ahndet wurde als die passive (dwocov). Das bei 
Demosth. XXI 113 eingelegte Gesetz erscheint 
deshalb als verdiichtig. Ubrigens wird Verfahren 
und Strafe die gleiche gegen den gewesen sein, 
der Beamte oder Volksredner bestochen hatte. 
Meier De bon. damn. 113. Meier-Lipsius Att. 
Proz. 444f. . . [Thalheim.] 



Namen im Schatzhaus der Athener zu Delphi 
aufstellen; fur Artemis erriehtet er ein Heilig- 
tum in Skillus mit einem Grundstiick, von dessen 
Ertrag der Zehnte (im Sinne von 1.) zn einem 
festlichen Opfer verwendet wild. Wobl nach 
dem Muster der von Xenophon a. a. 0. mitge- 
teilten Steleninschrift die wortlich iibereinstim- 
mende von Ithaka, CIG II 1926. In Athen war 
die Weihung des Zehnten an Athene iiblieh, CIA 

t mna? l.?- Ano. >.!-' X..' TTJ.11„R. 



Aex&rn der Zehnte als Abgabe verschiedener 10 I 349ff., bes. 403: nv^dfievog dexdxr/v ndXXa&i 
Art. 1. Das Ursprungliche ist die Abgabe des z e uoyevsl II 1422 u. a. Der Staat weihte den 



zehnten Teils vom Ernteertrag in Naturerzeug- 
nissen fur die Nutzung eines Grundstiicks an den 
Eigentiimer, mochte derselbe ein Privatmann, ein 
Heiligtnm oder der Staat selbst sein, vgl. den 
von Polyaen. II 34 erwahnten Getreidezehnten in 
Thessalien, sowie den Ausdruck xkrjooi ddsxdtsv- 
roi CIG 3137; adsxdxsvxog bezeichnet hier wohl 
vollig freies Eigentum im Gegensatz zu dem unter 



Zehnten der Athene, den Fimfzigsten den iibrigen 
Gottern, Dem. XXIV 120. 128. In ahnlicher 
Weise, wie von der Kriegsbeute, weihte der Staat 
auch von den ihm zufallenden Geldstrafen und 
eingezogenen Giitern den zehnten Teil den Got- 
tern; vgl. 'EjtiSsxarov. 

3. Gleichfalls im Sinne eines gewissen Ho- 
heitsrechts wird der Zehnte auch als Eingangs- 



ircend einem Lehnverhaltnis stehenden (vgl. auch 20 oder Durchfahrtszoll erhoben. Eine alte Ab 



Phot. s. aSexaxevxovg). Tyrannen, die sich als 
Orundherren des gesamten Landes betrachteten, 
erhoben ihn von alien Grundstficken , wie Peisi- 
stratos (Arist. 'A&. xoX. 16, 13. 22), wahrend seine 
SOhne ihn nach Thuk. VI 54 auf den Zwanzig- 
sten hcrabsetzten. Einen entsprechenden Geld- 
zehnten bezogen spater insbesondere die Tempel, 
zum Teil von Giitern, die durch eine Art Schein- 
kauf in den Besitz des Gottes iibergegangen waren; 



gabe dieser Art in Babylon erwahnt [Aristot.] 
Oec. II 35 (vdfiov 6'vxog sv Ba§vXa>viq itaXawv, 
dexdxnv slvai r<Sv eiaayo^svcov). Bei weitem 
die bekannteste aber war der Sundzoll bei By- 
zanz, mit dem Athen die pontische Schiffahrt 
belastet hatte. Nach M. Duncker S.-Ber. Akad. 
Berl. 1885, 548 hat Perikles auf seiner Fahrt 
nach dem Pontos ihn eingerichtet; 01. 86, 2 wird 
von der Verpachtung einer 8. gesprochen CIA I 



vgl. darliber Caillemer bei Daremberg-Sag- 30 32 A 7, und 01. 88, 8 wer ^ n ^^? jro ^^ l ^ g 

lio s. Sexdxt] und besonders Kohts De reditib. ' Jl — ^ OTA T An ' q '" ""' v,1 ' , " m,+ "■ ■"°™"""' 

tempi, gr., Diss. Gott. 1869. Beim Heranziehen 

des Xerxes wurde von den verbiindeten Griechen 

feierlich gelobt, alle hellenischen Staaten, die 

sich freiwillig den Barbaren ergeben wiirden, dem 

delphischen Gotte zu , zehnten' (Hsxaxsvciv, Herod. 

VII 132. Lyk. 81 oyx. Diod. Sic, XI 3), d. h. 

die Liindereien sollten Eigentum des delphischen 



Tempels werden und den Zehnten des Ertrags 



erwahnt CIA I 40, die wohl damit in Zusammen- 
hang stehen. Vielleicht nach einer Unterbrechung 
wahrend des peloponnesischen Krieges errichtete 
Alkibiades dann im J. 411 die befestigte Zoll- 
statte (dexaTevxr/otov) Chrysopolis am Bosporos, 
Xcn. hell. I 1, 22. Polyb. IV 44, 4. Mit dem 
Ungluck von Aigospotamoi ging naturlich auch 
dieser Zoll verloren; 390 verpachtete ihn Thra- 
sybul von neuem, als Byzanz durch Archebios 



dahin abfiihren. In derselben Weise ist auch 40 und Herakleides in die Hande der Athener ge 



Xen. hell. VI 5, 35 , sowie Strab. VI 257. XII 
572 u. a. zu verstehen. tiber die abweichende 
altere Ansichtvgl. u. a. Baehr zu Herod. VII 132. 
Im allgemeinen s. auch Art. D ecu ma. 
• 2. Uralt scheint auch die Weihung des Zehnten 
von der Kriegsbeute oder anderem Zuwachs des 
Besitzes, sei es von seiten des Staats oder des 
einzelnen, an die Gutter, die man wohl damit 



kommen war, Xen. hell. IV 8, 27. Dem. XX 60. 
Doch schon drei Jahre spater wird der Friede 
des Antalkidas auch ihm ein Ende bereitet haben. 
Die gewiss bedeutenden Ertriige des Sundzolls 
fiossen in die Casse der Hellenotamien, Beloch 
Eh. Mus. XXXIX 1884, 34. ftber seine spatere Er- 
hebung durch die Byzantier und die dadurch herbei- 
gefiihrten Verwicklungen vgl. Polyb. Ill 2, 5. IV 



als die eigentlichen Eigentiimer anerkennen wollte. 46ft. Der Name der Zollpachter, rnfigen dies nun 
Von der <5. <L-io xoiv noXe/iion' gelten die Aus- 50 einzelne oder (SchOmann-Lipsius Gr. Alt. I 

- - - - ■ 489) Gesellschaften gewesen sein, war orxaxwrat 

(Poll. VI 128. IX 29), wahrend otxazevxai (Harp. 
Hesyeh.) und OExaxrjloyoi (Harp. Bekk. Anekd. I 
239. Poll. I 169. II 124. VI 128. IX 29. Dem. 
XXIII 177) wohl die mit der Erhebung Betrau- 
ten bezeichnete. Ein Wort Stxazojvm = dexa- 
erwahnt Poll. IX 29. 



driicke S. tvymdat (gelobcn). ifrtetv (aussondern), 
dvadtXvai (weihen). Die Weihung geschah zu- 
meist in der Weise, dass aus dem zehnten Teile 
des Erloses ein Praehtgefass, eine Bildsaule oder 
dgl. beschafft wurde; daher gebraucht Paus. I 
2i, 2 den Ausdruck Sexdxai fur die Kunstwerke 
selbst. Vgl. die goldene Schale des Zeustempels 
von OhTnpia (Paus. V 10, 4: rav dexdxav vixag 
tivtxa xco xo'/Jno)) . und ahnlieh vom Handels- 



xevxrjota 



4." In ganzlich anderem Sinne bezeichnet <5. 

£I «™ ,<,, .^,.c„^. -.. ..... in derRedensart Wn;x Isc. ^4>«>') W«r oder 

gewimi das eherne Weihgeschenk, das die Samier 60 loxidv den zehnten Lebenstag des neugeoorenen 



fhrer Hera darbrachten, Herod. IV 152. Beson- 
ders lehrreich ist die Darstellung Xenophons anab. 
V 3, 4ff. Bei der Teilung der Beute wird der 
Zehnte fur Apollon und Artemis ausgesondert und 
zur Verwahrung unter die Strategen des ruck- 
kehrenden Griechenheeres verteilt. Von dem auf 
ihn fallenden Teile lasst Xenophon fur Apollon 
ein Weihgeschenk mit seinem und des Proxenos 



Kindes, an dem bei Gelegenheit eines Festmahls 
fur Verwandte und Freunde die Namensgebung 
stattfand, Arist oph. Vog. 922f. mit Schol. [Dem.] 
XXXIX 20. 22. 24. LX 28. 58. Bekk. Anekd. 
I 237. [Koch.] 

Dekatephoros (AcxarrjyoQos) , Epiklesis des 
Apollon als Gott der Feldfriichte, dem man den 
Zehnten darbrachte, in Megara Paus. I 42, 5, 



I 



Argos CIG 1142, Apollonia auf Kreta Le Bas 
III 69, Hierapytna auf Kreta Athen. Mitt. XI 
181 = Mus. Ital. Ill 616ff. Die Bedeutung der 
Epiklesis erhellt am besten aus dem Vergleich 
mit der Sexdxri fur Artemis in den Inschriften 
bei Xen. anab. V 3, 13 und IGS III 654 (= CIG 
1926); zur dsxdxtj fur Apollon vgl. u. a. IGIns. 
Ill 257. 258. [Jessen.] 

Dekeleia (Aexehta, Demot. AsxeXe(l)svg, As- 
xsXsvg ; vgl. auch bei Steph. Byz. s. v. die Formen : 
AsxeAeiaflev, AexsXsio&ev, AexeXsid^e, Aexelmaoi), 
bekannter attischer Demos der Phyle Hippotho- 
ontis und Mittelpunkt ihrer Landtrittys. Die 
Lage von D. an dem Ostlich vom Parnesgebirge 
nach Oropos und Tanagra fuhrenden Passe (Thuc. 
VII 28. Herod. IX 15), 120 Stadien von Athen 
(Thuc. VII 19) innerhalb des kOniglichen Land- 
gutes Tatoi, ist sowohl durch Baureste und In- 
schriftfunde in der Nahe der heutigen Stallge- 
baude gesichert, wie auch durch die (spartani- 
schen) Befestigungsspuren auf dem siidlich an- 
grenzenden Hugel (das Nahere s. im Text zu den 
Kart. v. Att. H. VH— VIII S. 2f.). Die alte Ge- 
meinde ziihlte bereits zu den zwolf vortheseischen 
Stadten Attikas (Philoch. bei Strab. IX 397) und 
war durch ihren Heros Dekelos (s. d.) in die Sage 
vom Zug der Dioskuren gegen das benachbarte 
Aphidna verfiochten. Die wichtige Inschrift CIA 
II 841b [Add. p. 534 u. IV 2 p. 205] lehrt D. 
auch als den Vorort der Phratrie der Demotio- 
niden und als Statte ihrer Heiligtiimer (Altar des 
Zeus Phratrios, .Cult der Leto) kennen (vgl. u. 
Dekeleieis). tiber den Ort, an dem die Deke- 
leier in Athen zusammenkamen, s. Curtius Stadt- 
geschichte XXXIV 12f. [Milchhofer.] 

Dekeleieis. In der Phratrieninschrift der 
Demotioniden aus Dekeleia erscheint ein olxog 
Aexelumv (CIA II 841b [Add. p. 534] Z. 32f. 
41f.), welcher gelegentlich Anwalte fiir die Phra- 
trie zu stellen, wahrend sein Priester Strafgelder 
fiir dieselbe einzuziehen hat. Man hielt dieses 
,Haus der Dekeleier' friiher fiir ein Geschlecht 
(so noch Toepffer Att. Gcneal. 289f.), wozu der 
Name olxog wenig passen will. Seither hat man 
darin richtiger das Versammlungshaus einer Ge- 
nossenschaft und in iibertragener Bedeutung diese 
selber, also wohl eine Gruppe von Thiasoi er- 
kannt (vgl. namentlich B. Schoell S.-Ber. Akad. 
Munch. 1889 II 19. Busolt Griech. Gesch. 112 
121, 2. v. Wilamowitz Aristot. u. Athen II 
273ft.). f [Milchhofer.] 

Dekelos (Asxelog), Heros eponymos von De- 
keleia. Als die Tyndariden in Attika einflelen, 
um Helena wiederzugewinnen, gab ihnen D. Aphid- 
nai als Versteck der Schwester an und fiihrte 
sie selbst dorthin. Zum Dank dafiir erhielten die 
Dekeleer in Sparta Atelie und Proedrie, und wurde 
ihr Ort im peloponnesischen Kriege nicht zerstOrt, 
Herodot. IX 73. Steph. Byz. s. Aexehta. TOpffer 
Att. Geneal. 16. 289; Aus der Anomia 36. v. Wi- 
lamowitz Aristot. u. Athen II 172. [Escher.] 

Dela [Ai/.a) in Arabien (82° 0' Lange, 12° 
40' Breite, Ptolem. VI 7, 42) halt Maltzan fiir 
Dhola im Westen Meran (W. Dathyna des Ham- 
dani), womit Sprenger Alte Geogr. 311 iiber- 
einstimmt. [D. H. Miiller.] 

Delatio nominis ist die technische Bezeich- 
nung fiir den Act der Erhebung der Anklage im 



rOmischen Strafprocess. Der Ausdruck findet sich. 
als technischer zum erstenmal in der Lex Acilia 
repetundarum (Bruns Font. iur. Bom. 6 55ft*.),. 
scheint aber schon vor der Zeit der Schwurgerichte 
vorgekommen zu sein (Liv. XXXVIII 55). Die 
d. n. erfolgt bei dem Vorsitzenden des Schwur- 
gerichts, der fiber die Anklage entscheiden wird, 
sie fiihrt zur reeeptio nominis (s. d.) seitens des 
Magistrats. Vgl. im allgemeinen z. B. Cic. pro- 

lOBosc. Amer. 28. 132; pro Cluent. 11.49; divin. 
in Caec. 10. 63 ; in Verr. II .68. 94. IV 100. Ascon.. 
in Corn. p. 59 Or. Zweifelhaft ist das Ver- 
haltnis von d. n. und postulatio (s. d.) ; gelegent- 
lich sprechen die Quellen so, wie wenn die beiden 
durchaus identisch waren, vgl. etwa Lex AciL 
repet. C. 19: no-men deferto, si deiuraverit non 
calumniae causa po[stulare, is praetor — nomen 
rpcipito] ; anderwarts aber werden die beiden mit 
Einlanglicher Deutlichkeit von einander unter- 

20 schieden; die postulatio geht der d. zeitlich voraus 
(Cic. ad fam. VIII 6 : inter postulationem et no- 
minis delationem) ; die postulatio ist eine postu- 
latio delationis (Cic. div. in Caec. 64). Zwischen 
beiden liegt die Priifung der Processvoraussetz- 
ungen, besonders der Anklagefahigkeit des Postu- 
lanten und der Anklagbarkeit des Postulierten 
(s. u. Cic. Verr. II 94), ferner die divinatio (s. d.), 
sofern eine solche ncitig ist, und wohl auch das 
iuramentum oalutnniae (s. Art. Calumnia). Dass 

30 man postulatio und d. nicht zusammenfallen liess, 
fiihrt sich wohl darauf zuruck, dass man, bevor 
die Anklage deflnitiv dem Bewerber zugesprochen 
wurde, anderen die Gelegenheit, sich auch zu 
melden, und dem Angeklagten die Moglichkeit, 
bei der d. zugegen zu sein, wabren wollte. Die 
Bechtsnachteile, die die Anklageerhebung fiir den 
Angeklagten bewirkt, treten erst mit der d. ein. 
Anwesenheit des Angeklagten bei der ». d. scheint 
ursprilnglich, wenn nicht notig, so doch durchaus 

40 iiblieh zu sein , s. Lex Aril. rep. 19. Cic. in 
Verr. II 90. Senec. lud. de morte Claud. 14. Da- 
gegen ist es Ubertreibung, wenn Cicero (in Verr.. 
II 94ff.) im Falle des Sthenius behauptet, es sei 
schlechtweg verboten , nomen absentis deferre, 
reeipere, s. hieriiber Geib 271ff. Zumpt 153fL 
Unzuliissig war nur n. d. gegenuber Personen,. 
die in Staatsgeschaften abwesend waren , Val. 
Max. Ill 7, 9. Ulp. Dig. XLVIII 5, 16, 1. Venul. 
Dig. XLVIII 2, 12 pr. , ebenso gegen die im 

50 Amt stehenden Magistrate, Lex Acil. repet. 8. 9. 
Tac. ann. XIII 44. Venul. a. a. O. Beziiglich 
des- letzteren Falles trifft Tiberius eine Anderung 
dahin. dass die Erhebung der Anklage zulassig 
sein, die Durchfuhrung aber bis nach Ablauf der 
Amtszeit suspendiert werden solle; Papin. Dig. 
XLVIII 5, 39, 10 {reus quidem postuiatur — sed 
differtur accusatio). Unklar ist die ursprungliche 
Form der d. n, Man hat aus Paul. Dig. XLVIII 
2, 3 und Cic. de inv. II 58 schliessen wollen, sie 

60 habe von Anfang an in der Einreichung einer 
Anklageschrift bestanden (soZumpt,Padeletti|.. 
Dies wird aber durch die angezogenen Stellen 
keineswegs bewiesen; die Lex Acilia sieht eine 
solche Schrift nirgends vor, und es ist ein solches. 
Heraustreten der Schriftlichkeit fiir den alteren 
Process an und -fiir sich nicht sehr wahrschein- 
lich. Es liegt naher, bei der n. d. an eine mtind- 
liche Erklarung zu denken, in der der Anklager 



2427 



Delator 



Deldo 



2428 



zum mindesten die Person des Angeklagten und 
das Verbrechen benennen muss (de parricidio, de 
pecuniis repetundis nomen deferre Cic. pro Kosc. 
Am. 28; divin. in Caec. 10). Bei Cic. in Verr. 
II 90, vgl. 94, erscheint die n. d. deutlich als 
•eine mflndliche Rede und auch die in den libelli 
inseriptionis (s. u.) spater gebrauchliche Formel 
professus — se deferre [ream], quod dicat [earn 
adtdterium commisisse] (Paul. Dig. XLVTII 2, 
3 pr.) seheint auf eine urspriinglich miindliche 
d. hinzuweisen ; vgl. auch Quint, inst. orat. IV 2, 
7. An diese mflndliche Erklarung schliesst sich 
-dann die inseriptio (s. d.), die allerdings im Be- 
ginn der Kaiserzeit allmahlich (s. aber noch Senec. 
lud. de morte Claud. 14) so sehr an Bedeutung 
gewinnt, dass die d. in der inseriptio aufgeht 
und die Anklageerhebung durch Binreichung einer 
Anklageschrift (libelli inseriptionis, accusatorii) 
«rfolgt. Von dieser Zeit an verschwinden die 
Ausdriicke nomen deferre, nominis delatio mehr 
und mehr, der Ausdruck deferre (aliquem, crimen, 
■aceusationem) kommt gelegentlich noch fur den 
Act der Anklageerhebung vor, gewBhnlich ist er 
aber ein allgemeiner Ausdruck fur Anklagen, 
Thatigkeit des Anklagers schlechthin, so dass 
deferre, accusare, postulare mmmehr ganz in 
gleicher Bedeutung gebraucht werden und mit 
einander abwechseln. Vgl. Geib 552ff. Binding 
De nat. inquis. proc. crim. Rom. 14 und etwa 
Tac. ann. XII 42. XIII 23. XIV 48. Plin. ep. 
VI 31. Apul. de mag. 2 (aceusationem deferre). 
Papin. Dig. L 1. 17, 12 (eriminis nominare). 
Ulp. Dig. XXV 3, 5, 11. XL VIII 5, 28, 7 (crimen 
deferre). Macer Dig. XLVIII 2, 11, 2 (deferre 
aliquem). Marcian. Dig. L 4, 7 pr. Constantin. 
Cod. lust. IX 9, 29 pr. IX 11, 1, 1. Valent. Theod. 
und Arcad. Cod. lust. IX 44, 1 (reum sub in- 
scriptions deferre). Arcad. u. Honor. Cod. lust. 
IX 1, 20. 

Litteratur: Geib Gesch. d. roni. Crim.-Proc. 
266—272. 546—552. Zumpt Crim.-Proc. d. rom. 
Rep. 142 — 157. Binding De nat. inquis. proc. 
crim. Rom. 13 — 20. Padeletti-Holtzendorff 
Lehrb. d. rom. Rechtsgesch. 272. 275. Maynz 
Nouv. rev. hist, 1882 (VI) 6. Schulin Lehrb. 
d. rom. Rechtsgesch. 560—562. [Hitzig.] 

Delator ist 1. der Anzeiger (Denuntiant), 
der strafbare Handlungen anzeigt oder mancipia 
vaga, taeita fifleicommissa. bona vacantia und 
caduea nachweist (Cod. Theod. X 102, 20); 2. der 
Anklager, insbesondere derjenige, welcher aus Ge- 
winnsucht Anklage erhebt (s. Quadruplatores). 
Die beiden Begriffe sind trotz gleicher Bezeich- 
nung auseinandergehalten Cod. Theod. IV 10, 
2, 1. IX 6, 3. Die Thatigkeit der D. wird als 
fisco deferre oder deferre, vrodere, publicare 
schlechthin bezeichnet. Cod. theod. VII 18, 4, 1. 
IX 21, 5. 24, 1, 4. Cod. lust. VLT 13, 2-4. IX 
11, 1. 24, 1, 4. 2. XII 45, 1, 1. Die An- 
klagethatigkeit war schon am Ende der republi- 
canischen Zeit in Verruf geraten, so dass Cicero 
de off. II 14 mahnen duri'te, nur selten und nur 
aus zwingenden Griinden (im Offentlichen Interesse 
oder aus Rache) und mit Vorsicht diese Aufgabe 
zu iibcrnehnien (ahnlich Dig. XLIX 14, 2). 
Die Schwierigkeiten der Stellung des Anklagers 
(Beweislast. Cautionspflicht, eventuell Haft, Dig. 
XLVIII 2, '7, 1. Cod. lust. IX 1, 3. 2, 17. 3, 2) 



mogen nicht minder wie das Gehassige und Hass- 
liche der Privatanklage von der Erhebung einer 
Anklage abgeschreckt haben, weshalb teils ge- 
setzlich bestimmte, teils durch den Kaiser ge- 
wahrte Belohnungen ein Gegengewicht schaffen 
sollten. Diese Mittol trugen aber nur dazu bei, 
dass das Anklagegeschaft gewerbsmassig getrieben 
wurde, und die Gutgesinnten sich noch mehr der 
Anklage enthielten. Die Vorteile, welche Gewinn- 

10 siichtige anlockten, bestanden in den von Staats- 
wegen oder von Privatpersonen verheissenen Be- 
lohnungen , in der Aussicht auf Brlangung des 
vom Angeklagten bekleideten Amtes, in der Hoff- 
nung, sich beim Verkauf der confiscierten Giiter 
des Verurteilten zu bereichern; die Delatoren 
wurden unterstiltzt durch die Gewinnsucht ge- 
wissenloser Richter und durch die Habsucht der 
Kaiser, Plin. paneg. 34. Suet. Tib. 45. 61 ; Cal. 
15. 30. Tac. hist. I 2. II 10. 84; ann. IV 30. 

20 Durch kaiserliche Constitutionen wurden von dem 
Rechte, als Anklager aufzutreten, unbedingt aus- 
geschlossen : Frauen, viri clarissimi, die zur offent- 
lichen Arbeit Verurteilten und Veteranen; be- 
dingt: Soldaten, Tutoren und Curatoren (Dig. XLIX 
14, 18). Gegen die Missbrauche der gewerbs- 
massigen Anklager wurde zuerst unter Nero ein- 
geschritten, von welchem Suet. Nero 10 sagt: 
praemia delatorum Papiae legis ad quartas re- 
degit. Unter Nero wurde das SC. Turpillianum 

30 (Dig. XLVIII 16. Cod. lust. X 11) erlassen, 
wodurch tergiversatio, calumnia und praevari- 
catio, sowic die Unterstiltzung der Delatoren durch 
Beischaffung von Beweismitteln oder Bekraftigung 
ungerechter Anklagen mit Strafe bedroht wurde. 
Den Delatoren wurden die mandatores gleich- 
gestellt, welche zur Erhebung der Anklage ins- 
besondere Freigelassene des Beschuldigten , oder 
zur Anzeige Sclaven desselben anstifteten (Dig. 
XLIX 14, 18, 8. 23, 24). Der Sclave, der seinen 

40 Herrn anzeigte, sollte selbst darin bestraft werden, 
wenn sich seine Behauptungen als wahr erwiesen. 
Die Strafe war die der calumnia (Dig. tit. cit. 
Suet. Dom. 9), manchmal auch willkiirlich (Dig. 
XLIX 14, 18, 8. Suet. Tit. 8). Constantin be- 
drohte im J. 319 jeden D. schlechthin mit Capital- 
strafe (Cod. Theod. X 10, 2). Die Kaiser Valen- 
tinian und Valens verboten im J. 365 die anonyme 
Anzeige (Cod. lust. IX 36), woraus jedoch nicht 
mit Notwendigkeit folgt, dass andere Anzeigen 

50 allgemein erlaubt waren. Besondere Ausnahmcn 
bestanden zu Gunsten der Anzeigen von Maje- 
statsverbrechen (Dig. XLVIII 16, 6. 8, 2) und 
der Anzeige oder Klage gegen Haretiker (Cod. 
Theod. XVI 5, 9). Litteratur: W. Rein Criminalr. 
d. Romer 1842. G. Geib Geschichte d. rom. 
Criminalprocesses 1842. Th. Mommsen Rom. 
Strafrecht. Lpz. 1899. [Kleinfeller.] 

Deldo, ein Konig der Bastarner, welcher nach 
dem Vordringen der Bastarner iiber die Donau 

60 und Unterwerfung der Moeser, Triballer und 
Dardaner tiber den Haimos bis in die Landscliaft 
Dentheletike vordrang, beim Anriicken des romi- 
schen Proconsuls von Makedonien, M. Crassus, 
aber nach Moesien sich zuriickzog, wo er im 
Kampfe mit den ROmern flel, wie man sagte, 
von Crassus selbst getotet, Seine Waffen hatte 
der romische Feldlierr dem Zeus Feretrius als 
Beute geweiht, wenn er zum Imperator ernannt 



2429 



Delectus 



Delegatio 



2430 



worden ware, Dio Cass. LI 24. SehmsdorfDie 
Germanen in den Balkanlandern 30. [Brandis.] 

Delectus s. Dilectus. 

Deleda (Tab. Peut.), Ort an der Heerstrasse, 
die von Adarin (= Atera, s. d.) fiber den Anti- 
libanus naeh Laodicaea Scabiosa fiihrte, 15 Millien 
von Ocorura und 10 Millien von Laodicaea ent- 
fernt. Der Ort ist in cinem der Dsrfer am Ost- 
abhang des Antilibanus zu suchen, vielleicht zu 



dem heutigen Dschusiet el-Kadime, in welchem 10 41 (42) c. 11 



A dem D die 100 verspricht, und zwar tritt dieser 
Erfolg ebenso gut ein, wenn dies auf Anweisung 
des B geschieht, als wenn B den C ermachtigt 
hat, den Empfanger des von A zu leistenden Ver- 
sprechens zu bestimmen, und der C nunmehr im 
Einverstandnisse mit B den A anweist, das Ver- 
sprechen an D abzugeben, vgl. auch Dig. XXVI 
8, 18. XVI 1, 5. XXXVIII 1, 37, 4. XXXIX 6, 
18, 1. XLII 1, 41 pr. XLIV 4, 4, 21. Cod. VIII 



sich Uberreste von rOmischen Bauten flnden. Vgl. 
Moritz Abh. Akad. Berl. 1889, 19. 

[Benzinger.] 
Delegatio ist 1) eine Aufforderung , deren 
Empfanger fur Rechnung des Auffordernden einem 
Dritten etwas versprechen oder zahleu soil. Dele- 
gare alicui aliquid = mandare (Gradenwitz 
Ztschr. der Sav.-Stift. Rom. Abteilg. VIII 280). 
So namentlich, wenn jemand seinen Schuldner 



Es ist aber uberhaupt, wie aus den vorstehen- 
den Stellen hervorgeht, fur den Begriff der D. 
nicht wesentlich, dass der zur Zahlung oder zum 
Versprechen Angewiesene gerade ein Schuldner 
des Anweisenden und der, dem gczahlt oder ver- 
sprochen werden soil, gerade sein Glaubiger ist, 
Dig. XIII 3, 5, 8. Hienach bezeichnet D. jede 
Anweisung zu einer Zahlung oder einem Ver- 
sprechen des Ang#wiesenen fur die Rechnung des 



anweist , die Verpflichtung dadurch zu erffillen, 20 Anweisenden an einen Dritten. 



dass er einen Dritten als neuen Glaubiger der 
geschuldeten Leistung statt des Anweisenden an- 
erkennt, Dig. XL VI 2, 4. Die D. ist in diesem 
Falle, wie auch sonst, ein fonnloser Act, Dig. 
XL VI 2, 17 (d. = actus delegandi, Gradenwitz 
a. a. O. 281). Indem der Schuldner, der einem 
neuen Glaubiger uberwiesen ist, diesen an Stelle 
des bisherigen annimmt, verzichtet er, soweit dies 
mOglich ist, auf eine Einrede, die ihm etwa gegen 



Die Giiltigkeit der Zahlung und der tjber- 
nahme einer fremden Schuld (expromission) ist 
iibrigens von einer D. des bisherigen Schuldners 
nicht abhangig. Dieser kann auch ohne seinen 
Willen durch einen Dritten befreit werden, wenn 
der Dritte dem Glaubiger gegeniiber die Schuld 
erfullt oder auf sich nimmt. Von einem solchen 
freiwillig fiir den Schuldner eintretenden Dritten 
heisst es, dass er selbst se delegat, d. h. hier so 



den alten Glaubiger zustand, kann sich jedoch 30 viel wie ,sich anbietet', Dig. XL 1,4, 1. Trotz- 



wegen des dadurch erlittenen Schadens, falls er 
die Einrede nicht kannte, an den delegierenden 
alten Glaubiger halten, Dig. XLVI 2, 12. 19. 
Dies gilt jedoch nur, si non debitorem quasi 
debitorem delegaixro creditori , d. h. wenn nicht 
die D. dahin ging, dem neuen Glaubiger nur 
insoweit die Leistung zu versprechen, als sie dem 
alten geschuldet war, Dig. XLVI 2, 13. Von einem 
nomen delegare (iiberweisen) statt von dem debi- 



dem ist aber auch in solchen Fallen die vorhe 
rige D. des bisher Verpflichteten nicht bedeutungs- 
los, weil sie ein Geschaft zwischen dem dclegans 
und dem, der fiir ihn handelt, anbahnt. Sie ent- 
halt namlich eine Auftragserteilung , die vom 
delegatus angenommen werden kann und ihm 
dann die Rechte eines mandatarius gewiihrt, s. 
Mandatum. 

Nach Dig. XLVI 2, 11 (Ulpianus) leidet das 



torem delegare redet Dig. XIX 5 , 9. Ebenso 40 Wort D. an einer Doppeldeutigkeit , die auch 



Cod. VIII 53 (54) de don. c. 11, 1. Man spricht 
hier vielfach von ,Activdelegation' (vgl. z. B. 
v. Czyhlarz Inst. 4 230). So wie der Glaubiger 
seinen Schuldner durch D. dazu bestimmen kann, 
in das alte Schuldverhaltnis , das zwischen dem 
Auffordernden und dem Aufgeforderten besteht, 
einen neuen Glaubiger aufzunehmen, so kann er 
den Schuldner auch dazu veranlassen, dieses alte 
Verhaltnis dadurch zu tilgen , dass er seinen 



andern juristischen Ausdrucken eigentiimlich ist. 
Es bezeichnet namlich nicht nur die Thatsache 
der D., die in einer Erklarung an den delegatus 
liegt, sondern auch deren rechtliche Folgen, ebenso 
wie contractus oder obligatio die verpflichtende 
Thatsache des Vertragsschlusses nicht minder 
bezeichnen, als dessen rechtliche Folgen. Daruni 
heisst nicht bios die Thatsache der Anweisung 
D. (Dig. XLVI 2, 11 pr. u. 17), sondern auch die 



Glaubiger von einem andern Schuldverhiiltnisse 50 Ausfuhrung des in der 1). liegenden Auftrages. 
befreit, in dem dieser Glaubiger selbst bisher die In diesem Sinne bemerkt Dig. XLVI 2, 11, 1: 



Rolle des Schuldners vertrat (sog. Passivdele- 
gation). Dies kann durch Schuldtilgung geschehen 
oder durch Cbernahme der Schuld oder auch durch 
Abgabe eines neuen Versprechens , das an die 
Stelle der bisherigen Schuldverpflichtung treten 
soil, vgl. Dig. XLVI 2, 11: Delegare est vice sua 
alium reum dare creditori re! cut iusserit, wobei 
nicht zweifellos ist, ob als Subject des iusserit 



Fit autem delegatio rel per stipulationem vel 
per litiscontestationem. Ebenso Dig. XVI 1, 8, 3: 
Solvit enim et qui reum deleqat iPernice Labeo 
I 507); vgl. auch Cod. VIII 41 (42) c. 3. In 
diesem Sinne deckt sich die D. mit der durch sie 
hervorgerufenen nocatio (s. d.), vgl. rubrica Dig. 
XLVI 2 de novationibus et delegationibus. Diese 
Gleichstellung passt aber, wie v. Salpius er- 



der creditor delegantis oder der delegans zu denken GO wiesen hat, nur auf solche delegation's, die die 



ist. Beides giebt einen guten Sinn (wobei jedoch bin 
zuzudenken ist: cui alium reum pro tuittere ius- 
serit, wodurch sich die Bemerkung W i n d s ch e i d s 
Pand. 313, 9 a. E. erledigt). Wenn A dem B 
100 schuldig ist und ebensoviel sowohl von B 
dem C , wie von C dem D geschuldet wird , so 
konnen die drei Schuldverhiiltnisse mit einem 
Schlagc in ein einziges verwandelt werden, wenn 



Umwandlung einer Schuld durch notatio be- 
zwecken, nicht auf solche, die ohnedies zu einer 
Zahlung oder zu einem Schuldversprechen er- 
machtigen. 

Litteratur: v. Salpius Novation und Dele- 
gation nach romischem Recht, 1864 und dariiber 
Windscheid Krit. Viertelj.-Schr. VI 463ff. A. 
Per nice Labeo I 507ff. Erich Danz Jherings 



2431 



Delegatio 



Delemitai 



2432 



dogm. Jahrb. IX 69ff.; Die Forderungsiiberwei- 
sung, Schuldtlberweisung und die Vertrage zu 
Gunsten Dritter, Leipz. 1886. Paul Gride Etudes 
sur la novation et le transport des cre"ances en 
droit romain, Paris 1879, Iff. und daruber R. 
Leonbard Ztschr. f. Handelsreoht XXVI 307ff. 
und die in Windscheids Pandekten §309 Ge- 
nannten. Gradenwitz Ztschr. d. Savigny-Stiftg. 
Rom. Abt. VIII 280ff. Wendt Das allgemeine 



ihre Verwendung (Cod. lust. I 40, 7), da auch 
diese durch die D. geregelt wird. Vgl. Cod. Theod. 
XII 1, 54. Suid. s. drjkrjyarlwv. [Seeck.] 

Delegatoria. Abgeleitet von delegare im 
Sinne von .zuweisen' (Cod. Theod. VII 4, 35. 5, 
1. XI 1, 34. 7, 16 und sonst), bezeichnet die 
Anweisung, auf Grund deren der einzelne Truppen- 
teil seine Naturalverpfiegung von den Provincialen 
zu erhalten hat (Cod. Theod. VII 4, 22); dieselbe 



Anweisungrecht, Jena 1895. v. Blume Novation, 10 Drkunde berechtigt auch den Opinator, die Buck- 



Delegation und Schuldiibertragung , Gottingen 
1895. Pnchta-Kriiger Inst.io II 331. 380. 
Czyhlarzlnst.4 230. 240. Sohm Inst. 8 374, 5. 
Leonhard Inst. 401. 437. Weitere Litteratur bei 
WindscheidS-Kipp II 467. [E. Leonhard.] 

2) Delegare bedeutet juristisch ein Geschaft, 
das uns obliegt, oder ein Recht, das uns zukommt, 
einem andern uberweisen (Senec. ep. 27, 4 ; benef. 
IV 11, 3. VII 19, 3. Dig. XLIV 4, 4 § 26. 



stande der Lieferungen einzutreiben (Cod. Theod. 
XI 7, 16; vgl. Opinator). [Seeck.] 

Delemitai (ol Aeksfuzai Theod. Diak. akr. V 
23. Cod. Vat. Nr. 163 fol. 60 b, mitgeteilt von 
C. B. Hase zu Leon Diak. p. 423 s.; AolopX- 
xai Prokop. hist. VIII 14; Adifivnai Agath. hist. 
ID! 17. 18. 22. Suid. [nur das Lemma ohne jede 
Erklarung]. Theoph. Simok. IV 4; to Adifivizi- 
xov hlvog daselbst IV 3; to AikfialCvov s&vog 



XLVI 2, 11—13, s. Nr. 1). So heisst delegare 20 Theoph. Byz. bei Phot. bibl. cod. 64, arab.-pers. 



alieui indicium jemand eine Gerichtsbarkeit 
iibertragen, zu der er an sich nicht competent 
ware, sondern es erst kraft der auf ihn iiber- 
gegangenen Rechte des Mandanten wird (Cod. 
lust. ITI 1,5. 4, 1. Cod. Theod. XI 30, 16. Nov. 
Theod. VII 4 § 6. 8. XVII 2 § 4). Aus dem 
allgemeineren Sinne des ,Beauftragens' entwickelt 
sich dann die besondere Bedentung, welche D. 
griech. SiazvTioyoig (Nov. lust. 128, 1) seit dem 



Dailamt, Delemi [das Land Dailam, Delem], syr. 
Dailamaje Barhebr. Chron. ed. Br uns u. Kirsch 
128), ,das bedeutendste Volk von denen, welche 
innerhalb des Tigris an der persischen Grenze 
wohnen' (Agathias), . . . ,Barbaren, welche, obwohl 
sie mitten in Persien wohnen, doch niemals dem 
PerserkOnig unterthan geworden sind' (Prokop.). 
Der scheinbare Widerspruch zwischen diesen bei- 
den Angaben lost sich sehr einfach , wenn man 



Anfang des 4. Jhdts. erhalt. Es ist die vom 30 annimmt , dass Agathias den Begriff Persien im 



Kaiser eigenhiindig vollzogene Urkunde, durch 
welche der jahrliche Steuerbetrag festgesetzt und 
der Auftrag zu seiner Erhebung gegeben wird 
(Cod. Theod. I 28, 1. 29, 2. XI 1, 1. 16, 8. Aegypt. 
Urkunden des Berliner Museums III 836, 3. Liban. 
or. II 553). Auf Grund derselben besorgen die 
Praefecti praetorio die Repartition auf die ein- 
zelnen Provinzen und iibersenden den Statthaltern 
die Anweisungen daruber, welche gleichfalls de- 



engeren , Prokop im weiteren Sinne (persisches 
Reich) fasst. Hierher gchiirt auch die Bemerkung 
Jakuts (ed. Wustenfeld II 7llf.): ,Dailamistan 
[= Dailam Ort], ein Ort in der Nahe von Sahri- 
zUr, 9 Farsah [45 km.] davon entfernt. In den 
Tagen der Chosroen pflegten die Dailam, wenn 
sie einen Beutezug unternahmen, dort ihren Auf- 
enthalt zu nehmen. Ihr Gepack liessen sie in 
der Nahe und zerstreuten sich uberallhin ins Land. 



legationes, genauer /mqixcli diarvxcooeig (Nov. 40 Hatten sie dann ihren Beutezug beendet, so kehr- 



Iust, 128, 1) genannt werden (Nov. Val. 35 § 3. 
Cod. lust. X 23, 4. Cod. Theod. XI 5, 4). Es 
muss darin angegeben sein, wieviel von jeder 
Besteuerungseinheit an Naturalien, wieviel an Geld 
zu erheben ist. was davon in der Provinz verwcndet, 
was an die Centralstelle abgefiihrt werden soil, 
endlich zu welchem Preise die Xaturalleistungen 
in Geld abgelCst werden diirfen (Cod. Theod. VII 
4, 20. 22), was alles fur die einzelnen Provinzen 



ten sie dorthin zuriick und zogen wieder nach 
ihren Wohnsitzeu.' Die Stadt Sahrizur kg vier 
Tagereisen von Hamadan entfernt an der Strasse 
nach Erbil; noch jetzt heisst der Ostlichste Teil 
der Statthalterschai't Mossul nach jener Stadt. 
Man wird kaum fehlgehen, wenn man Dailami- 
stan in dem Grenzgebirge zwischen Persien und 
Mesopotamien , etwa im Quellgebiet des Dijala 
sucht. Die eigentlichen Wohnsitze der Dailam 



(Cod. Theod. XI 1, 3), ja zum Teil selbst filr die50waren jedoch nicht hier, sondern weiter ostlich 



einzelnen Stadte nach den localen Verhaltnissen 
besonders zu bestimmen ist (Nov. lust. 128, 1. 
Aegypt. Urkunden a. O.). Ferner wird darin 
bezeichnet, an wen die Steuern zu zahlen sind 
I Cod. Theod. XI 4, 1. Cod. lust. X 23, 4. Nov. 
Val. 35 § 1) und was als regelmassig wieder- 
kehrende Leistung (canon), was als ausserordent- 
liche (superindietum) zu betrachten sei (Cod. 
Theod. XI 5, 2. 16, 13). Die D. soil im An- 



am Siid- und Sudwestrande des kaspischen Meeres, 
dem jetzigen Gllan. Dieser Name, welcher fruher 
nur den ebenen Teil von Dailam bezeichnete, hat 
gegenwartig die alte Bezeichnung der Provinz 
verdrangt ; nur an dem Namen eines Berges Koh- 
i-Dailim, zwischen Kazvln und Rest (vgl. dieKarte 
bei G. N. Curzon Persia Vol. I, Lond. 1892) 
haftet sie noch. Uber die ethnologische Stellung 
der Delemiten ist nichts bestimmtes zu sagen. 



fange jedes Steuerjahres fs. Indictio) in jeder 60 Die Thatsache, dass zwei ihrer Fiihrer (Zoara/i 



Stadt durch Offentlichen Anschlag bekannt ge- 
macht werden (Nov. lust. 128, 1), ja in ein- 
zelnen Provinzen wird schon einige Monate fruher 
eine vorlaufige Mitteilung ihres Inhaltes (jjrae- 
delegatto) zur offentlichen Kenntnis gebracht (Cod. 
Theod. XI 5, 3. 4). Vor ihrem Eintreffen ist 
die Erhebung der prasumptiven Steuerquote zwar 
nicht verboten (Cod. Theod. XI 5, 3), wohl aber 



und Jaod/tijs Theoph. Simok. IV 3) anscheinend 
arische Namen haben , gestattet keine weitere 
Schlussfolgerung. Die Delemiten werden (ifters 
im Zusammenhang mit den hunnischen Sabiren, 
Tiirken und Kurden genannt. Sie waren sehr 
kriegslustig (uber ihre Bewaffnung s. Prokop. a. 
a. O., ausfilhrlicher Agathias III 17 ), lebten un- 
abhangig in ihren schwer zuganglichen Bergen, 



2433 



Delemna 



Delia 



2434 



zogen aber gem als Soldner mit den Sasaniden, 
spater mit den Arabern zu Felde. Wir nnden 
sie bei den persisch-byzantinischen Kampfen der 
zweiten Halfte des 6. Jhdts. in den Heeren des 
Chosroes I. und Hormisdas IV. , dann nochmals auf 
Seiten des Hamdaniden Saifu-'d-daulah bei der 
Eroberung Halebs durch Nikephoros im J. 962. 
Vgl. Neldeke in seiner Ubersetzung des Tabari 
(Leyden 1879) S. 479. Uber die spatere Geschichte 



(vgl. Herod. I 64) grosse Reinigung der Insel vor 
und richteten die penteterische Feier ein (Thuc. 
Ill 104), und wenn auch andere Staaten sich bei 
der Feier beteiligten (die Messenier schicken z. B. 
einen Chor hin Paus. IV 4, 1, Keos einen Knaben- 
chor Mus. ital. I 2 S. 208 Z. 37f., iiberhaupt die 
umliegenden Inseln Strab. X 485 vgl. Dionys. 
perieg. 527f.), so stellte Athen durch die Sendung 
des heiligenSchiffes, eines Chores und eines gross- 



des Volkes, im. besonderen des ihm entstammten 10 artigen Opfers alle ii'brigen doch so in den Schatten 



Fiirstenhauses der Buvaihl (Bujiden) vgl. Aug. 
Muller Der Islam I 564ff. II 35ff. Dbersicht- 
liche Stammbaume beiF. Justilranisches Namen- 
buch 440ff., Marburg 1895. [Weissbach.] 

Delemna, Ort an der Strasse von Ankyra 
nach Tyana, Itin. Hieros. 575, 8. Vielleicht ist 
die richtigere Form Dilimnia nach einer Inschrift 
aus Ankyra, Arch.-epigr. Mitt. Oest.-Ung. IX 115. 
Es lag wahrscheinlich bei Orendschik am Nord- 



dass man das Fest fast ein athenisches nennen 
darf (Aristot. Ath. Pol. 54. 56. CIA II 814 Z. 35f.). 
Als ein solches empfand man es offenbar in ganz 
Attika, wie die Beteiligung der marathonischen 
Tetrapolis (vgl. Dem. IV 34. v. Schoeffer a. 
a. O. llf. A. 32. Pfuhl De Athen. pompis sacr. 
106) und die Thatsache, dass Aristoteles (a. a. 
O. 54) die D. unter den jpvssen nationalen Pen- 
teterides auffuhrt, beweist. Es flel in den Monat 



ende des MobangjOl, sudlich von Angora. Dort 20 Hieros (Robert Herm. XXI 161ff.), der dem 



sind viel Ruinen. Ramsay Asia minor 251. An 
der son Journ. Hell. Stud. XIX 101. [Ruge.] 

Delephat (AsXicpar), nach Hesych Name des 
Venussterns bei den Chaldaeern , vermutlich = 
Belebatos (s. o. Bd. Ill S. 199). [Jessen.] 

Delgoyicia, Station der Strasse von Eburacum 
nach der Ostkiiste von Britannien (Itin. Ant. 466, 
3. Geogr. Rav. 432, 1) im Lande der Briganten zwi- 
schen Malton und Scarborough, etwa bei Wighton 
zu suchen. [Hiibner.] 

Delia. 1) Ar\Ua, Gemeinwesen Kariens, Steph. 
Byz. . [Biirchner.] 

2) Arjlia, Epiklesis der Artemis als Schwester 
des Apollon Delios, in alterer Zeit und in der 
griechischen Poesie nicht iiblich, dagegen oft bei 
rOmischen Diehtern, z. B. Horaz od. IV 33. Verg. 
Cul. 110. Pervigil. Vener. 38. 47 u. a. Auf Delos 
wurde Artemis zwar schon in alter Zeit verehrt, 
wie die dort gefundenen Artemisstatuen, das Ar- 



attischen Anthesterion entsprach (Homolle Bull. 
hell. 1890, 493. v. Schoeffer a. a. O. 35ff. 
A. Mommsen Jahresber. XLVLU 337), und zwar 
zuerst in jedes dritte Olympiadenjahr (Thuc. Ill 
104; vgl. Pind. Nem. VI 39), im 4. Jhdt. aber 
bereits wie es scheint in jedes zweite (v.Schoeff er 
a. a. O. 57ff.). Den Namen D. hat nur das 
grosse penteterische Fest gefiihrt, wie daraus 
hervorgeht, dass die delische Rechnungsurkunde 
30 von 279 D. nicht auffuhrt (Homolle a. a. O. 
Robert Arch. Jahrb. V 225 A.). In den drei 
andern Jahren feierte man dafflr im Hieros die 
Apollonia (v. Schoeffer a. a. 0. 37ff. Robert 
Arch. Jahrb. V 225), die danach zu den D. 
sich verhielten, wie die kleinen Panathenaien zu den 
grossen. Daneben bestand aber auf der Insel auch 
die alte hepteterische Delienfeier weiter (Aristot. 
Ath. Pol. 54). Wie bei alien grossen Festen 
fand eine feierliche nofuzi} statt, ein grosses Opfer, 



temision u. a. lehren, allein die Epiklesis D. war 40 Wettkampfe, ein FestmaM {sonaaug). Der Auf- 



im Cult nicht iiblich und findet sich nur auf 
spateren, insbesonderc von auswarts gesandten 
Weihgeschenken, z. B. Bull. hell. VI 29ff. Z. 78 
182. 185. 189 (= Dittenberger Syll.2 588). 
IX 50, 198. Ausserhalb Delos findet sich die 
Epiklesis in einer lateinischen Inschrift aus Illy- 
ricum, Arch.-epigr. Mitt. IV 196. Vgl. Delias. 

[Jessen.] 
3) AtjXia Mess das grosste und glanzendste 



zug war hier besonders herrlich, und schon die 
Kostume der Festgenossen zeigten eine ausser- 
gewohnliche Pracht. Im J. 418, wo der fromme 
und reiche Nikias die Theorie leitete, landete 
man abends auf Rheneia, schlug nachts eine 
Briicke nach Delos hinuber, und auf ihr zog dann 
am Morgen die Procession nach der heiligen Insel 
(Plut. Nik. 2f. ; vgl. G. Gilbert Deliaca, Got- 
tingen 1869, 28f. Homolle bei Daremberg- 



Fest, das dem Apollon auf Delos gefeiert wurde, 50 Saglio II 57f.). Von der Grossartigkeit der 
zugleich eines der glanzendsten griechischen Feste " " ' ' ....... 

iiberhaupt. Schon der Horn. Hymn, in Apoll. 
146ff., vgl. 57f. erwahnt es. Die" Sage fuhrt die 
Stiftung des Festes auf Theseus zuriick, der auf 
der Heimkehr von Kreta in Delos landend es zum 
erstenmal dem Apollon gefeiert haben soil. Plut. 
Thes. 23. Suid. s. Oecoqi;. Kallim. in Del. 314. 
Xen. Mem. IV 8, 2. Plat. Phaidon I 58. Phi- 
lochoros fre. 158 (Schol. Soph. 0. K. 1047). Wahr- 



Opfer bekommen wir eine Vorstellung, wenn wir 
hOren, dass die Athener im J. 373 eine Hekatombe 
von 109 Rindern im Werte von 8419 Drachmen 
hinsendeten(DittenbergerSylL70; vgLBoeckh 
Staatsh.s 1 75ff.). Der homerischeHymnos in Apoll. 
149 erwahnt ausser Tanz und Gesang auch den 
Faustkampf, und fiir das 5. Jhdt. sind neben den 
musikalischen auch gymnische und hippische Agone 
bezeugt (CLA III 814. 1217 vgl. 1319. Thuc. II 



scheinlich hat Solon die Sendung der athenischen 60 104. Dittenberger Syll. 121. Rangabe Ant 



Theorie von Staatswegen eingefuhrt und das dazu 
benutzte heilige Schiff gebaut (V. v. Schoeffer 
De Deli ins. rebus, Berl. Stud. IX 14ff.), das bis 
zur Zeit des Demetrios Phalereus immer wieder 
ausgebessert wenigstens dem Namen nach dasselbe 
blieb (Plut. an seni resp. ger. sit. 6). Eine neue 
Periode des Festes datiert von 426 (01. 87, 3). 
In diesem Jahr nahmen die Athener die zweite 
Pauly-Wissowa IV 



hell. H 968. Del. Rechnungsurkunde vom J. 364 
Z. 30f. Homolle bei Daremberg-Saglio II 
57, 65), die musikalischen Auffiihrungen und Tanze 
aber standen im Vordergrund (Bull, hell 1883 
102f. Plut. Nik. 3. Luk. de salt. 16. Athen. X 
424f). Vgl. ausser den angefuhrten Stellen noch 
Paus. I 31, 2. VIII 48, 2. Plut. Thes. 21f. Schol. 
Aisch. Sept. 856. Von neuerer Litteratur noch He r- 

77 



2435 



Delia castra 



Delieiae 



2436 



maim Gottesd. Altt. 2 § 65, 34. Schoemann 
Griech. Altt. 3 II 30. 464. Preller-Robert 
Griech. Myth. I 246. Mommsen Feste der Stadt 
Athen, Lpz. 1898, 451. Nenz Quaest. Del., Halle 
1885. Lcbcgue Bech. snr DeTos. E. Pfuhl De 
Atheniens. pompis sacr. , Berlin 1900, 103ff. 
Stengel Griech. Kultusaltt. 2 222. D. feicrten 
auch die Boioticr im Delion unfem Tanagra 
(Schol. Bind. 01. VII 153 [85]). Diodor. XII 
70 berichtet , dass sie nach ihrem Sieg iiber 10 
die Athener 424 hier zr)v xcov Ar/Ucov xavrjyvQiv 
einrichteten. Ob das Fest lange Zeit bestand, 
ist zweifelhaft (vgl. Homolle bei Darem- 
berg-Saglio II 59. Hermann a. a. 0. § 63, 
1. 10). Erwahnt werden mag noch, dass nach 
Philochoros frg. 158 (Schol. Soph. 0. K. 1047), 
wenn die athenische Theorie nach Delos ging, 
ein Seher im marathonisclien Delion tagliche 
Opfer darbrachtc. [Stengel.] 

Delia castra s. Castra C as trum Nr. 15.20 
Deliades. 1) Arjlidds? hiessen die delischen 
Madchen, die zu Ehren der delischen Gottlieiten 
an ihrem Pest Reigen auffiihrten. Urspriinglich 
sollen die Nymphen , die Lcto nach der Gcburt 
des gottlichen Paares mit Gesang und Tanz be- 
griissten, so bezeichnet worden sein, Horn. Hymn, 
in Apoll. Del. 157. Eurip. Hek. 462. Kallim. in 
Del. 255ff. Strab. X 485. Bull. hell. 1882, 39. 
Gilbert Deliaca 85. [Stengel] 

2) A>]/ud8rjs, einer von mehreren Namen, mit 30 
denen in der mythographischen Uberlieferung der- 
jenige benannt ist, wegen dessen Ermordung Bel- 
lerophon (s. d.) zu Proitos fliehen nmsste, Apollod. 
bibl. II § 30 Wagn. Tzetz. Lycophr. 17 und 
Chiliad. VII 812. ' [Bcthc] 

3) Deliades wird als Erzgiesser in der zweiten 
alphabetischen Liste des Plinius aufgefiihrt. 
XXXIV 85. [C. Robert,] 

Delianos (Atjhavos), Epiklesis des Apollon, 
Anon. Laur. II 8 (Schoell-Studemund Anecd. 40 
Gr. II 267). Viellcicht liegt ein Schreibfeliler 
aus Aif/.iaxbs vor; Wernicke o. Bd. II S. 48 
vennutet einen solchen aus Ar\i>aivoq. [.lessen.] 

Delias (Aij/.id;), Epiklesis 1. der Artemis ( = 
Delia) in einer Inschrift von Halikarnassos, New- 
ton Discov. at Halicarn. II 2. 698; 2. der De- 
meter, Suid., viellcicht in Attika, vgl. Topffer 
Henn. XXIII 327, 1. Wentzel 'E^ixhjoFis I 4; 
andere Vermutung bei Gilbert Deliaca, Dissert. 
GOttingen 1809, 20. [Jessen.] 50 

Deliastai (AifJ-iaaial) hiessen die Theoren, 
die die Athener nach Delos sandten. Sie wurden 
wie alle Theoren aus reichen und vornehmen 
Familien gewiihlt, wie es scheint, aber nur aus 
bestimmten Geschlechtern, Harpocr. Hesvch. Suid. 
s.D. Bull. hell. 1879, 379. ToepfferHerm. XXIII 
321ff.; vgl. Att. Geneal. 91. v. Schoeffer De 
Deli ins. rebus 10. 32. 211f. Nikitzkv Herm. 
XXVIII 01911. [Stengel.] 

Delicatus. 1) Name eines Rennpferdes [prin- 60 
cipium, s. d.) des Crescens (s. d. und Circius, 
Cotynus). 

2) Name eines Sccutor. CIL X 7297. 

[Pollack.] 

Delieiae (delicia, delictum, delicati). Plutarch 
Anton. 59 bezeugt, dass man brfi.iy.ia die kleinen 
Kinder nannte, die die Burner der Kaiserzeit als 
Zierde und Zeitvertreib in ihren Hausern hielten, 



und mit denen namentlich die Frauen (Cass. Dio 
XLVIII 44, 3) zu spielen liebten. Doch ist in 
der rOmischen Litteratur durchaus die Form de- 
lieiae (iblicli; nur Seneca ep. 12, 3 delieiolum. 
Das iilteste Beispiel ist wohl der punulus der 
Lesbia, Catull 55, 5 ; dann das xaiblov, das Livia 
nach Cass. Dio a. O. schon vor 38 v. Chr. hatte. 
Augustus liebte ihre Gesellschaft , Suet. Aug. 
83. Plut. a. 0. ; D. der Livia und ihrer Enkelin 
Livilla CIL VI 20237, der Antonia, Tochter des 
Claudius , ebd. 14959. Sie werden erwahnt im 
Hause des Domitian (Cass. Dio LXII 15, 3) und 
des Commodus, Herodian. I 17, 3. Man schatzte 
an ihnen Geschwatzigkeit und keckes, vorlautes 
Wesen, garrulitas Suet, a. 0. Sen. dial. II 
11, 3. Stat. silv. II 1, 73. V 5, 66; yjtdvgd 
Cass. Dio aa. 00. Sie waren (doch wohl nur 
in der warmen Jahrcszcit) nackt und mit Gold- 
und Edelstoinschmuck geziert, Cass. Dio und 
Herodian. aa. 00. In reichen Hausern hielt man 
sie in grosser Zahl (undique conquirebat Suet, 
a. 0. von Augustus); in gewohnlichen btirger- 
lichen Verhaltnissen war ihrer wohl meistens nur 
eines oder wenige. Die Sitte stammt wahrschein- 
lieh aus Alexandreia — zu vergleichen die als 
Eroten gekleideten Kinder im Gefolge der Kleo- 
patra, Plut. Anton. 26 — und war von Einfluss 
auf die wahrscheinlich ebenda aufgekommene Dar- 
stellung der Eroten als Kinder. 

Augustus (Suet. a. 0.) bevorzugte maurische 
und syrische Kinder; sonst waren alexandrinische 
besonders beliebt, Stat. aa. 00. Die Bissula 
des Ausonius (XXV Schenkl) war eine Suevin. 
Doch kommen audi Vernae als D. vor. Seneca 
ep. 12, 3. Martial. V 37, 20; vgl. V 34. X 61. 
Stat. silv. V 5, 73. Camerius Catull. 55, den 
Til. Birt (s. u.) als D. zu erweisen sucht, war 
nach seinem Namen ein romisches Biirgerkind 
(ohne Cognomen; s. o. S. 226), wie solche als 
I). audi in Inschriften vorkommen ; so der vier- 
undeinhalbjiihrigc L. Aponius Abascantus CIL VI 
12156, M. lulius Saturninus CIL XIV 3907, Va- 
leria Vitalis CIL VI 4674. Iunia Sp. f. Tyrannis, 
I), der Calvina, Tochter des M. Iunius Silanus 
cons. 19 n. Chr., war wohl uneheliche Tochter 
einer Freigelassenen der Familie. Die zehu- 
monatliche Curtia Felicia CIL XIV 899, D. des 
M. Curtius Sotericus, war wohl als Saugling frei- 
gelassen worden, wie der Knabe des Statius, silv. 
V 5. 73. 

In Inschriften kommen D. beiderlei Geschlechts 
hiiulig vor, und zwar herrscht hier durchaus die 
von Plutarch a. 0. bczeugte Form delictum; 
selten delicia (Sing.): CIL IX 1182. 1713. 1721. 
4014. Die D. erscheinen hier in sehr verschie- 
denem Alter. Ein zehnmonatliches Kind CIL 
XIV 899; 1). von 3 (CIL VI 3966), 4 V* (VI 
12156), 5 (II 1852). 6 (VI 14959. X 5500), 7 
(VI 5163). 9 (VI 5236. 20237. IX 4811), 10 (X 
5933), 12 (X 5921), 14 (IX 260. 4035). 17 (VI 
4674;, 18 (XIV 2737) Jahren. Im letztgenannten 
Falle wird die freigelassene, verheiratete Sulnieia 
Rhanis doch von ihrer Patrona, deren D. sie war. 
bestattet. Offenbar ist hier das Verhaltnis des 
D. ein iiber die Kindheit liinaus dauerndes. Und 
auch sonst erscheinen in den Inschriften die D. 
durchaus als an Kindesstatt gehaltene Sclaven 
oder Freigelassene, seltener freigeborne Kinder. 



2437 



Delieiae 



Delictum 



2438 



Besonders charakteristisch hierfiir sind cinem Ehe- 
paar und dem D. gesetzte Grabsteine (CIL VI 
5180. 2156. IX 1713. 4811. X 4370. 5921. 5933) 
und solche, die ein Ehepaar dem D. setzt, X 5500. 
Vgl. sonst noch CIL VI 3966. 4376. 12096. 

IX 959. 1842. 4035 (wo am Schluss delifeio 
suo], nicht deli[cium] zu erganzen). XIV 2369. 
Grabrelief mit Inschrift und Relief des Verstor- 
benen, seiner Concubina, einer Freigelassenen und 
eines D. auf dem Arm der Concubina Ann. d. 
Inst. XLIV 1872, Tf. F; Sarkophagdeckel mit 
der liegenden Figur eines jungen Mamies, neben 
dem ein D. sitzt, Ann. d. Inst. XIX 1847, Tf. Q. 

Ganz wie in Mittel- und Unteritalien die De- 
licia, fmden sich in den Inschriften Oberitaliens 
(CIL V) die delicati und delicatae. Altersangaben 
sind hier seltener; es kommen aber vor 4 (8336), 
7 (1410), 15 (1013), 18 (3825), 19 (1928), 24 
(1137), 26 (3474) Jahre. In 2417 wird .lev De- 
licatus als kleines Kind bezeichnet, und als solches 
erschcint die inschriftlich (CIL VI 15482) be- 
zeichnete Tyche delieata auf dem Relief Winckcl- 
mann Monum. ined. 244, 187. Auch die Delicati 
sind in den meisten Fallen Sclaven : 141. 936. 
1013. 1176. 1323. 1405. 1410. 1417. 1928. 2180. 
2336. 3039. 3825. 5148. 6064. 7023; so auch in den 
stadtromischen Inschriften VI 14559. 15482. 17416 
und das Fragment 3554); einzeln Freigelassene 
dessen, den gallischen XII 3571. 3582 (Nemausus; 
ebenda dem sie als Delicati angehiirthaben: CIL VI 
27133. V 647. 7014; vgl. 7023, wo es heisst, 
der Herr wiirde- ilm freigelassen haben, wenn er 
langer gelebt hatte. Einzeln sind es auch Frei- 
gelassene anderer (1460) oder viellcicht Frei- 
geborene: 1137. 3474. Der Delicatus des Atedins 
Melior (Stat. silv. II 1, 77) war der Sohn zweier 
Freigelassenen desselben. 

Im cpigraphischen Sprachgebrauch niiissen 
also delicatus und delirium als Synonyma gelten, 
znmal sie sich ihrer localen Verbreitung nach 
fast ausschliessen : Delicia kommen in Oberitalien 
nicht vor, Delicati sind ausserhalb Oberitaliens 
selten. Vereinzclt flnden sie sich in Nemausus 
(CIL XII 3554. 3571. 3582) und Panhormus (X 
8316). Dennoch war viellcicht urspriinglich ein 
Unterschied. Der Delicatus des Melior ist ein 
reifender Knabe (Stat. silv. II 2, 52). In der 
That ist fur einen solchen die Bezcichnung an- 
gemessener, und es ist glaublich, dass urspriing- 
lich solche, im Unterschied von den Delicia, so 
genannt wurden. Da aber in gewohnlichen Vcr- 
haltnissen solche Kinder dure]] heide Stadien liin- 
durchgingen, so passten haufig beide Bezeiclinungen 
auf dieselbe Person nnd konnte in einigen Gegen- 
den die eine. in anderen die andere in der allge- 
meineren Bedeutung .Liebling' mehr oder weniger 
aussehliesslich riblich werden. 

Gewohnlich versteht man unter Delicati die 
.iugendlichen Luxussclaven, Pagen iformo&i pueri 
Cic. de fin. IT 23; d>gaTot Plut. Cat. mai. 4. 
Lucian. Gall. 11; exoleti Sen. dial. X 12, 5; 
ep. 95, 28) mit langen, nur iiber der Stim aus- 
gesfhnittenen Haaren (eapillati. comati. criniii 
Petron. 70. Martial. II 57, 5. Ill 58. 30. XII 
49, 1) und bartlosen Gesichtern (lens Sen. ep. 
119, 13; glahri Phaedr. IV 4 [5]. 22. Sen. dial. 

X 12, 5; ep. 47, 7; ornator glabrorum CIL 
VI 8956), in kostbarer, goldgeschmtickter Klei- 



dung (Sen. dial. VII 17, 2. IX 1, 8. Ammian. 
XXVI 6, 15), wie sie besonders anschaulich Philo 
de vit. cont. 6 p. 479 M. schildert. Von einem 
Paedagogus in einem Paedagogium (s. d. Mar- 
quardt Privatl. 2 158) erzogen, hiessen sie auch 
paedagogiani (Ammian. XXVI 6, 15. XXIX 3, 3) 
und ihre Gesamtheit paedagogium (Sen. dial. 
VII 17, 2. IX 1, 8; ep. 123, 7. Plin. n. h. 
XXXIII 40). Sie wurden besonders zur Be- 

10 dienung bei Tisch verwendet (Cic. de tin. II 23. 
Philo a. 0. Sen. dial. X 12, 5; ep. 95, 24, 119, 
13. Petron. 70; glaber a cyato CIL VI 8817). 
dienten aber auch zur Begleitung (Martial. II 
57. Lilian. Misopog. p. 359 Spanh.), zu sonstiger 
Bedienung (Ammian. XXIX 3, 3) und zu obscOnem 
Gebrauch (Sen. ep. 95, 24). 

Zu den Delieiae (Quintil. decl. 298 p. 198 
Bitter) gehoren in weiterem Sinne auch die Zwerge, 
und zwar mit Vorliebe missgestaltete , die man 

20 als komischc Erscheinungen zu halten liebte, die 
nani (Suet. Tib. 61. Hist, Aug. Al. Scv. 34, 2), 
pumili (Suet. Aug. 83) oder pumiliones, Martial. 
XIV 212. Gell. XIX 13, 2. CIL VI 9842; vgl. 
Prop. V 8, 41 (wo mit Birt die Lesung der 
Hss. Magnus zu behalten ist, als scherzhafter 
Name, wie Atlas Iuv. 8, 32). Quintil. inst. II 
5, 11. Plin. n. h. VII 75. Suet. Dom. 4. Clem. 
Alex. paed. Ill 4 p. 271 Potter. Es gab in Rom 
einen eigenen Markt solcher tsQara, Plut. de 

30 curios. 10. Zwerge wurden auch kiinstlich her- 
vorgebracbt, indem man das Wachsen der Kinder 
hinderte, de sublim. 44, 5. Ferner die Blod- 
sinnigen: fatui, fatuae (Sen. ep. 50, 2), morio- 
ws (Martial. Ill 82, 24. VI 39. 17. VIII 13. 
XII 93, 3. XIV 210), sowie auch die Possen- 
rciser (scurrae), deren Treiben Horaz sat. I 5. 
52ff. schildert. Etwas Ahnliches mogen auch die 
copreae gewesen sein, von denen wir aus Suet. 
Tib. 61; Claud. 8 nur erfahren, dass sie bei Tisch 

40 anwesend waren und allerlei IJnfug trieben. 

Marquardt,Privatleben2 145. 152. Darem- 
berg-Saglio Diet. d. Ant. II 60. Th. Birt 
De Amorum in arte antiqua simulacris et de pueris 
minutis apud antiques in deliciis habitis coinnien- 
tariolus Catullianus alter, Marbg. 1892. [Mau.] 

Delictum von de — Uitquo (linquo von dem- 
selben Stamme leik wie "/.thco und leihe ; vgl. 
A. Fick Vergl. Worterbuch d. indogerm. Spr. I* 
1 20) heisst zunikhst wohl verlassen , beiseite 

50 lassen. vomWege abgehen, ver-gehen (s. Jhering 
Entwicklungsgeschichte d. r6m. Rechts 103). So 
mag das Wort zunachst (im Gegensatz zu faci- 
mis und maleficium) auf Unterlassungsfehler be- 
schrankt gewesen sein; Fest. ep. p. 73, 9 dclin- 
quere est praetcrmittere. quod non oportet prcte- 
trrire; hine . . . delicta; ahnlich Fronto de diff. 519 
K. ; vgl. auch die Formel der Kriegsanktindigung 
bei Liv. I 32 quod . . feeerunt deliquerunt. zu der 
ganzen Unterscheidung Voigt XII Taf. I 384. 

60 5. Aber schon Ennius (fab. 64 Mull.). Plautus 
(Amph. 494) mid Terenz (Ad. 682) verwenden de- 
lictum auch fur Begehungsverbrechen. und bei den 
Spateren ist kein Unterschied mehr zwischen male- 
ficium und delictum zu entdecken. Der Ubergang 
erklart sich einfach daraus, dass auch im Begehungs- 
delict eine rnterlassung (d. i. des pnichtmassi- 
gen Verhaltens) gefunden wird. so Priscian. part. 
510 K.: est delinquo — praeterlinquo; a detinquo 



2439 



Delictum 



Delictum 



2440 



delietum pro peecato, quod delinquit officium 
suum, qui peeeat. So bedeutet d. zun&chst ganz 
allgemein Vergehen, Fehler, Verbrechen, Siinde 
und wechselt mit maleficium, f acinus, peeea- 
tum, vitium und ahnlichem ab. So z. B. Cic. 
pro Caec. 7; pro Mur. 62; de off. I 145. 146; 
Lael. 90; parados. 23; Tusc. IV 45. Sail. Cat. 3, 
2. Caes. bell. Gall. VII 4. Suet. Aug. 66; Nero 
29. Tac. arm. XIII 35. Senec. de ira I 16, 1 (ira 
delietum animi). Auch die Juristen kennen das 
"Wort in dieser allgemeinen Bedeutung und ver- 
wenden es fur VerstCsse im rechtsgeschaftlichen 
Verkehr, Verletzung vertraglich iibernommener 
Pflichten u. a.; vgl. Afric. Dig. XXI 1, 51 pr. 
Ulp. Dig. XXI 1, 1, 8. IV 4, 9, 3. XXXVIII 17, 
2, 34. Pap. Dig. XXIV 3, 39. Paul. Dig. XLIII 
5, 4. 19, 2. 

Im engeren Sinne ist d. die unerlaubte Hand- 
lung, an deren Begehung die Kechtsordnung eine 
selbstandige Rechtsfolge zu Ungunsten des Thaters 
ankntipft, indem sie iiber ihn — als Reaction 
gegen das Unrecht — eine Strafe verhftngt. In 
diesem Sinn ist d. jegliches mit Strafe bedrohte 
Unrecht, ohne Rucksicht darauf, ob diese dem 
Staate geleistet wird , der in der Strafzufiigung 
eine ihm obliegende Pflicht erfullt, oder ob sie 
einem Privaten zu gute kommt, der in der Straf- 
zufugung ein Privatrecht geltend macht. In die- 
sem Sinn umfasst d. (und delinquere) auch das 
crimen (s. d.); dies trifft namentlich fiir die 
altere Zeit zu, in welcher crimen in der Bedeu- 
tung Vergehen gar nicht oder nur selten vor- 
kommt. So haufig in der nichtjuristischen Lit- 
teratur, z. B. Cic. pro Balb. 5 (in delicti crimen 
venire); pro Lig. 2; pro Sest. 31; proRabir. perd. 

2. Tac. ann. Ill 69. V 9. XIV 49. Hist. Aug. 
Aur. 39, 2. Aber auch in den Rechtsquellen steht 
d. fiir und abwechselnd mit crimen, z. B. Ulp. 
Dig. XXI 1, 23, 2. XL VIII 19, 1 pr. L 16, 131. 
Coll. I 11, 3. 4. Paul. V 17, 2 und Dig. XL 9, 
15 pr. Macer Dig. XLVIII 3, 7. 19, 14. Mod. 
Dig. XLVIII 2, 20. 4, 7, 3. Menand. Dig. XLIX 
16, 6 pr. Valent. und Val. Cod. Theod. IX 40, 9; 
besonders haufig wird bei Bestrafung eines crimen 
hinzugefiigt pro modo delicti, pro lit quis deli- 
qucrit Ulp. Dig. I 18. 13 pr. Ill 6. 8. XXXVII 
15. 1 pr. Mod. Dig. XXXVII 14, 7, 1. XLIX 16, 

3, 5. Hermog. XLVIII 15, 7. Paul. V 25, 13. 
Im engsten Sinn ist d. = d. privatum, im Gegen- 
satz zu crimen; es ist die unerlaubte Handlung, 
die mit einer Privatstrafe bedroht ist, welche vom 
Verletzten im Wege des Civilprocesses eingefordert 
wird. L'ber das Nebeneinanderstehen von Offent- 
licher Anklage und Privatstrafe und iiber die all- 
mahliche Verwandlung einzelner Delicte zu cri- 
mina s. Art. Crimen. 

2. Die Vorschriften des romischen Eechts iiber 
Privatdelicte entstammen teils der Volksgesetz- 
gebung, teils dem praetorischen Edict ; das letz- 
tere hat sowobl civile Strafklagen umgestaltet, 
als neue selbstandige eingefiihrt; letztere zeichnen 
sich durch kurze Verjiihnmgsfristen aus. Einen 
allgemeinen Delictsbegriff haben die romischen 
Juristen nicht ausgebildet, sie behandeln die ein- 
zelnen Delicte (vgl. besonders die Art. Furtum, 
Iniuria, Damnum) und sind dabei von dem 
Wortlaut der einschlagigen Gesetzes- oder Edict- 
Torschriften durchaus abhiingig. Der allgemeine 



Digestentitel de privatis delictis (XL VII 1) setzt 
sich aus dreikurzen Fragmenten zusammen. Immer- 
hin lassen sich aus den Ausfuhrungen der rttmi- 
schen Juristen allgemeine Voraussetzungen eines 
Delicts abstrahieren. Erfordert wird : a) eine Ver- 
letzung, Eingriff in eine fremde Rechtssphare, 
Verletzung einer Person oder ihres Vermogens. 
Die Verletzung muss eingetreten sein; der blosse 
Versuch begrundet das Delict noch nicht und ist 
10 als solcher straffrei ; doch kann mit dem Ver- 
such eines Delictes der Thatbestand eines anderen 
Delictes realisiert sein, Ulp. Dig. XL VII 2, 21, 7. 

b) Die Verletzung muss rechtswidrig , iniuria 
(= sine iure Ulp. Dig. XL VII 10, 1 pr.), erfolgt 
sein. Beispiele von Wegfall der Rechtswidrigkeit 
Gai. Dig. IX 2, 4 pr. L 17, 55. Paul. Dig. IX 
2, 30 pr. L 17, 167, 1. Ulp. Dig. IX 2, 29, 3. 
XL VII 2, 46, 8; vgl. Pernice Labeo 112 19—102. 

c) Die Verletzung muss in einer positiven Hand- 
20 lung bestanden haben, eine blosse Unterlassung 

geniigt regelmassig nicht. Iul. Dig. VII 1, 13, 
2, andererseits Gai. Dig. IX 2, 8 pr. Ulp. Dig. 
IX 2, 27, 9; vgl. Pernice Labeo 11* 124—128. 

d) Die Verletzung muss dem Thater zur Schuld 
angerechnet werden kOnnen (culpa im weiteren 
Sinn, vgl. Pernice Labeo III 244); bei den 
meisten Delicten wird zum Thatbestand dolus 
erfordert, bei anderen geniigt blosse culpa (vgl. 
Art. Dolus, Culpa). Mit diesem Requisit der 

30 Schuld fliesst in den Quellen dasjenige des Cau- 
salzusammenhangs zusammen. ,Da culpa bei den 
Juristen ,Verschuldung' bezeichnet, so liegt ihnen 
der Begriff von causa, Ursache, gleich mit darin', 
Pernice Labeo 112 119. 

3. Aus dem Delicte entsteht ein Forderungs- 
recht des Verletzten gegen den Ubelthater; letz- 
terer obligahtr ex delicto Gai. Ill 185, ersterer 
wird creditor Ulp. Dig. L 16, 12. Die Klage 
(actio), die dem Verletzten zur Geltendmachung 

40 des Forderungsrechts zusteht, heisst actio poenalis 
(s. d.). Das Forderungsrecht geht auf Leistung 
einer Strafe, Privatstrafe. Die Strafe ist ein 
Ubel, das dem Thater zugefiigt wird wegen seiner 
That und als Rechtsfolge dieser That; der Straf- 
anspruch entsteht in jeder Beziehung ex delicto. 
Der Inhalt der Strafanspriiche ist bei den ein- 
zelnen Delicten sehr verschieden, in classischer 
Zeit geht er immer auf Entrichtung einer Geld- 
summe. Dabei ist die actio poenalis entweder 

50 a) reine Straf klage, actio poenalis im engeren 
Sinn , actio qua pocnam tantum consequimur, 
sie bezweckt persOnliche Satisfaction und Vergel- 
tung, so dass die Einklagung eines allfallig ein- 
getretenen Schadens neben und unabhangig von 
der Straf klage erfolgt; oder b) Schadenersatzklage, 
actio, qua rem consequimur, die Strafe besteht 
lediglich in der Verpflichtung, den durch das De- 
lict angerichteten Schaden dem Verletzten zu 
decken, Strafe in Form des Schadenersatzes ; oder 

60c) gemischte Klage (actio mixta); bier wird mit 
einer Klage zugleich Strafe und Schadenersatz 
verlangt; so weit hier die zu leistende Summe 
den Betrag des Schadens fibersteigt, liegt reine 
Strafe vor. Dabei ist festzuhalten, dass es sich 
uberall (auch bei b) um Strafe handelt. Die 
Idee des Ersatzes geht in der Idee der Strafe 
auf; die — uns heute geLaufige — Trennung von 
Strafe und Ersatz fehlt. Vgl. die Litteratur bei 



2441 



Delictum 



Delion 



2442 



Actio poenalis (Bd. I S. 316fT.). Dies fuhrt zu 
eigenartigen Consequenzen; solche sind a) Unver- 
erblichkeit der Straf klage auf Seite des Thaters 
(in pocnam heres non succedit), und zwar auch 
da, wo die Strafe lediglich im Schadenersatz besteht. 
Seit einem Rescript von Antoninus Pius haftet 
der Erbe des Delinquenten wenigstens insofern er 
aus dem Delict bereichert ist, Pomp. Dig. L 17, 
38; b) cumulative Haftung mehrerer Thater ; jeder 



pian Dig. XLIV 7, 14: servi ex delictis quidem 
obligantur et, si manumittantur, obligati rema- 
nent; dem entsprechend wird auch von delieta 
servi gesprochen, Paul. Dig. IX 4, 4 pr. Ulp. Dig. 
IX 3, 1, 8. IX 4, 14 pr. X 4, 20; viel haufiger 
werden verwendet noxa (s. u.) und maleficium 
(z. B. Gai. IV 75ff. und Dig. IX 4, 20. XL VII 
10, 34. Alfen. Dig. XLIV 7, 20. Ulp. [Sab.?] Dig. 
XL VII 7, 7, 5). Fiir die Zeit Ulpians wird man 



haftet auf den vollen Betrag der Strafe, so dass 10 die Delictsfahigkeit der Selayen zugeben und da- 



wenn die Strafe nur im Ersatz des Schadens be 
steht, dem Verletzten der Schaden mehrmals ge 
deckt wird: quod alius praestitit, aliumnonre- 
hvat , quum sit poena Ulp. Dig. IX 2, 11, 2; 
vgl. Tryph. Dig. XXVI 7, 55, 1; vgl. zu a) und 
b) den Art. Actio poenalis. c) Cumulation 
der Strafklagen, wenn durch eine und dieselbe 
Handlung der Thatbestand mehrerer Delicte re- 
alisiert ist, plura delieta in una re, Mod. Dig, 



rin zugleich einen Versuch einer Begrundung der 
Noxalhaft des Herrn erkennen kfinnen. Die ur- 
sprimgliche Auffassung war dies schwerlich. In 
derselben Weise wie der Herr des Sclaven haftet 
seit altersher der Hausvater und der Eigentumer 
eines Tieres; fiir alle drei Falle findet sich fur 
die Thatigkeit des Gewaltunterworfenen (Haus- 
sohn, Sclave, Tier) der Ausdruck noxam com- 
mittere, noxam noeere, Gai. IV 75ff. und Dig. IX 



XLIV 7, 53;hierentstehennebeneinanderundcu-20 4, 1. Ulp. Dig. IX 1, 1 pr. Callistr. Dig. IX 4, 



mulativ die diesen mehreren Delicten entsprechen 
den Strafklagen; so wird z. B. dem Herrn eines 
servus iniuriose verberatus die actio iniuriarum 
und die actio legis Aquiliae (wegen Sachbe- 
schadigung) zugesprochen. Dies war wenigstens 
herrschende Ansicht bei den romischen Juristen, 
s. Labeo (bei Paul.) Dig. XL VII 7, 1. Nerat. Dig. 
XLVn 10, 41; vgl. XLVH 10, 1, 9. Pap. Dig. 
XLVIII 5, 6 pr. Ulp. Dig. IX 2, 5, 1. XI 3, 11, 



32. Paul. Dig. XXXV 2, 63 pr. Dies weist auf 
einen (fiir alle drei Falle) einheitlichen Grund- 
gedanken und Ausgangspunkt bin; dieser war 
aber nicht die Annahme eines Delicts und einer 
Delictsfahigkeit des Gewaltunterworfenen, weil 
diese fiir den dritten Fall (Tier; Delict eines 
Tieres?) versagt (so besonders Girard, anders 
z. B. Zimmern, Dernburg). Im Laufe der 
Zeit gelangt man hier wie anderwarts zu einer 



2. XL VII 8, 2, 26. Hermog. Dig. XLIV 7, 32 ; 30 Differenzierung der drei Gewalten und so auch 
T " ' - • ■•- ----■"-■-- 1 --•-■•-*— t>. ^ m i t j er a iig em einen Entwicklung des Sclaven- 

rechts in der Kaiserzeit) zu der Annahme der 
Delictsfahigkeit des Sclaven. Vgl. Art. Noxa. 
Litteratur: Zimmern System d. rOm. Noxal- 
klagen 36ff. A. Schmidt Delictsfahigkeit der 
Sclaven (1873). Bekker Actionen d. rOm. Privat- 
rechtsI183ff. Pernice Labeo 1 117— 120. Dern- 
burg Pandekten II § 133. Girard Nouv. rev. 
hist. 1888, 31—36. Wlassak Rem. Processge- 



andere Juristen vertraten andere Ansichten, Re 
ferat bei Paul. Dig. XLIV 7, 34; die einen nahmen 
an, dass durch Anstellung der einen Klage die 
andere consumiert werde, so Mod. Dig. XLIV 7, 
53, wieder andere, dass nach Anstellung der einen 
Klage die andere nur gewahrt werden durfe, so- 
fern sie ergiebiger sei als die bereits angestellte, 
und nur auf diesen Mehrbetrag, sog. Nachklage 
auf den Oberschuss, so besonders Paul. Dig. XLIV 



7, 34 (libro singulari de. concurrentibus actio- 40 setze II (1891) 114ff. 

nibus). XL VII 7,' 1. XLVII 2, 89, im Sinne dieser 5. Sog. Quasidelicte. Neben die Migatio e: 



letzten Theorie schetnen die eben envahnten und 
weitere Fragmente von den Compilatoren Iusti- 
nians interpoliert worden zu sein (Eisele). Vgl. 
hierzu Savigriy System V 236ff. Merkel Con- 
curs der Actionen 57ff. Vangerow Pand. Ill 
§ 572. Eisele Archiv f. civil. Prax. LXXIX 336ff. 
Dernburg Pand. I § 135 Anm. 3. Nicht zu ver- 
wechseln damit sind die Falle, wo durch (scheinbar 



delicto stellen Gaius und Iustinian eine obligatio 
quasi ex delicto, Gai. Dig. XLIV 7, 5, 4ff. lust. 
Inst. IV 5. Die Falle sind verschiedenartig; es 
treten die rechtlichen Folgen eines Delictes ein, 
obwohl fiir die Annahme eines solchen die eine 
oder andere Voraussetzung fehlt. Regelmassig 
fehlt die Schuld; so haftet z. B. der Inhaber einer 
Wohnung, aus der etwas hinausgeworfen oder 



eine, in Wahrheit) mehrere Handlungen mehrere 50 hinausgegossen wird , _ fur den so angerichteten 



Delicte realisiert werden (plura delieta concur- 
rentia bei Ulp.); hier tritt selbstverstandlich Cu- 
mulation der Strafanspriiche ein, Ulp. Dig. XLVTI 
1, 2. XIX 5, 14, 1. Uber die Concurrenz von 
actio legis Aquiliae und Contractsklage s. Art. 
Damnum. 

4. Delictsfahigkeit. Zweifelhaft ist die Delicts- 
fahigkeit des Sclaven. Sicher ist, dass aus de- 
licten' des Sclaven (d. h. aus schuldhaften Hand 



Schaden ," ohne Rucksicht auf seine Schuld (Tit. 
Dig. IX 3, s. Art. Effundere); in anderen Fallen 
ist zwar eine Schuld vorhanden (utique ali- 
quid peccasse intellegitur) , sie wird aber nicht 
als Delictsschuld behandelt; so bei dem index, 
qui litem suam facit, lust. Inst. IV 5 pr. Gai. 
Dig. L 13, 6. [Hitzig.] 

Deliens (Arjhsv;), Epiklesis des Apollon in 
Arkesine auf Amorgos, wo das Heiligtum dieses 



lunsren die , wenn von Freien begangen , Delicte 60 Gottes vermutlich von Colonisten aus Naxos ge- 



sind) der Herr mit einer actio noxalis in der 
Weise haftet, dass er dem Verletzten entweder 
litis aestimationem suffenre out [serrum] noxae 
dare muss , er haftet servi nomine. Naheres s. 
u. Noxa. Unklar aber ist, wie sich die Romer 
dabei die Verpflichtung des Sclaven selbst und 
die Berechtigung des Verletzten diesem gegen- 
iiber gedacht haben. Fiir seine Zeit erklart Ul- 



stiftet und die Epiklesis von dem Zusammenhang 
mit dem Delion auf Naxos (Plut. mulier. virtut. 
254 F. Parthen. 9) hergeleitet war ; Athen. Mitt. 
XI 113. [Jessen.] 

Delion (At'i/.iov). 1) Gestiitzt auf den Urn- 
stand, dass heutzutage an der Ostkiiste der Insel 
Syros an einer Ruinenstatte der Name to Ar\h 
haftet, vermutete L. Ross (Reisen auf d. griech- 



2443 



Delios 



Delios 



2444 



Inseln II 27), dass dort im Angesicht der heiligen 
Delos ein Heiligtum des delischen Apollon ge- 
standen hat. 

2) Tempel und ein Teil der Vorstadt von 
Naxos, in der sich der Vorfall mit der Polykrite 
abspielte, Parthen. erotic. 9, 1 aus den Nag~iaxa 
des Andriskos. Plut. mul. virt. 254 F; vgl. Miiller 
Dorier I 26S. L. Ross Eeisen auf den grieeh, 
Inseln des aeg. Meeres I 40, 9. 



sche Zeit liinein verfolgen. Dementsprechend wird 
der delisclie Apollon, dessen Altar schon Homer 
Od. VI 162 erwiihnt, in unseren Quellen oft ge- 
feiert, wic z. B. in den Hymnen Horn. I mid 
Kallim. IV, als Adlov oxo.toj bei Pind. 01. VI 
100, als AaXoyenjs bei Bakchyl. Ill 58. X 15 Bl. 
Simonid. frg. 26 B Bgk. und ganz besonders haufig 
als Apollon D. oder als D. allein, z. B. Soph. 
Aias 704; Oid. Tyr. 154. Eurip. Bhes. 224. Soer. 



3) Heiligtum bei der Stadt Paros auf einem 10 frg. 2 Bgk. Aristoph. Nub. 596. Menand. frg, 



nOrdlich von dem modernen Stadtchen jenseits 
des Hafens Naussa gelegenen Hiigel urspriinglich 
nur Temenosbezirk , spater mit einem kleinen 
Templum in antis; dieses der Artemis oder Leto 
oder beiden geweiht, wahrend der alte Pelsaltar 
der Verehrung des Apollon diente. Ross Reisen 
auf den Inseln I 46; Arch. Anz. 1900, 20. 

4) To Atjhov, Heiligtum des delischen Apollon 
auf Chios, Inschrift des 5. Jhdts. Move. n. pipk. 



45 Kock. Kallim. hymn. II 4. Theocr. epigr. 
XXI 4 Ziegl. CIA III 171b. CIG 1152. IGS I 
114 = 'Erp. <xq X . 1885, 158. Anth. Pal. XII 27. 
Anth. Plan. 317. Orph. Hymn. XXXIV 8. Anon. 
Laur. II 7 = Schoell-Studemund Anecd. II 
267. Verg. Aen. Ill 162. VI 12. Ovid, met, V 
329. VI 250 u. o. Dass die Epiklesis D. sich 
von dem Cult auf der Insel Delos herleitet, wie 
u. a. schon Kallim. hymn. IV 269 und Suid. be- 



evayy. oyol. 1875/6, 637—640 = Michel Recueil 20 tonen, ist selbstverstandlich mid sei nur deshalb 



1383; vgl. Bd. Ill S. 2293. [Biirchner^ 

5) Heiligtum des Apollon, spater mit kleiner 
Ortschaft, an der boiotischen Kiiste des euboe- 
ischen Meeres beim heutigen Dilesi, am Ostlichen 
Ende der schmalen Strandebene von Aulis, durch 
jungtcrtiare Hiigel von der Thalebene des Asopos 
getrennt. Es war wahrscheinlich durch Ionier 
von Delos aus gegriindet, gehorte dann den The- 
banern, spater zu Tanagra; hier wurden die Athener 



besonders erwahnt, weil die Ableitung von Sij/.og, 
drjloo) , die sich u. a. bei Covnut. 32. Maerob. 
sat. I 17, 32. Plut. de e apud Delph. 2 p. 385 B, 
vgl. 21 p. 394 A und de latenter vivendo 6 p. 1130 A 
findet, noch ncuerdings gelegentlich wiederholt 
wird, indem Apollon D. ids Lichtgott erklart 
wird, nach dessen Epiklesis erst die Insel benannt 
sei, vgl. z. B. Fr Ohde in Bezzenbergers Beitragen 
XIX 234. Auf Delos selbst fiihrte Apollon ur- 



(ira J. 424) von den Boiotern geschlagen. Herod. 30 spriinglich iene Epiklesis nieht, wie die iiberwie 



VI 118. Thuc. IV 76. 90. 100. Diod. XII 69. 
Strab. VIII 368. IX 403. Paus. I 29, 13. IX 6, 
2. 20, 1. X 28, 6. Cic. divin. I 54. Liv. XXXI 
45. XXXV 51. Steph. Bvz. Ulrichs Annali 
d. Inst, XVIII 26rf. Bursian Geogr. I 168. 
Leake North. Greece II 415ff. Ulrichs Reisen 
II 47ff. [Philippson.] 

Uber andere Anha (Kos, Marathon) s. unten 
S. 2445. 



gende Zahl der delischen Inschriften zeigt, die 
nur von Apollon ohne jeden Zusatz oder von 
Apollon ev Arjho sprechen. Doch gebrauchte man 
spater die Epiklesis D. im gleicheu Shine wie 
ev Ar,).(o audi dort, vgl. z. B. CIG 2265. CIA 
II 814b 11. 38; aB 26. 31 = CIG 158, und 
insbesondere die Weihgeschenkinsehriften Bull, 
hell. VI 29ff. = Dittenberger Syll.2 588 (unter 
den zwolf verschiedenen Weihinsehriften mit der 



Delios (Arihos). 1) Epiklesis des Apollon 40 Epiklesis D. sind die meisten von auswiirts, eine 



von seineni beriihmten Cult auf Delos. Schoi 
in alter Zeit scheint diese Insel mit ihrem Apollon- 
heiligtum den Mittelpunkt einer religiOs-politi- 
schen Vereinigung der benachbarten stammver- 
wandten Auwohner des aegaeischen Meeres ge- 
bildet zu haben. Den Charakter der damaligen 
Feste schildert der schon von Thuc. Ill 104 ge- 
wiirdigte liomerische Hymnos I, mOgen Einzel- 
heiten auch auf eine spiitere Zeit weisen, im ganzen 



abcr auch von einem Delier, Bull. hell. VI 33 
Z. 42) ; ebenso wird D. mit speciellem Bezug auf 
den Cult auf Delos gebraucht bei Thuc. Ill 104. 
Athen. X 424 f. Philostr. vit, Apollon. Ill 14. 
Clem. Protr. 45 p. 39 P. Syncell. p. 290 Dind. 
Athen agor. leg. pro Christ. 14. Uber Delos und 
seinen Apolloncult, iiber die Feste Apollonia und 
Delia, iiber die Festgesandtsehaften und die Prie- 
tersehaft vgl. im iibrigen die Artikel Amphi- 



wohl zutreffend. Staatcn, die innerhalb jenes 50 ktvonia Nr. 5, Ansjelion, Apollonia Xr. 33. 

Kreises zu besonderer Bliite gelangten, scheinen ~ •-■---"-■ - - - - 

alsbald die Beziehungen zu Delos besonders ge- 
pflegt zu haben (wie z. B. Naxos und Keos). Und 
so blieb es auch spater; wer die politische Macht 
auf dem aegaeischen Meer anstrebte oder ausiibte, 
suchte durch Weihgeschenke, Festgesandtsehaften 
u. dgl. die Ankniipfung an den alten delischen 
Cult zu bekanden, oder er trat geradewegs als 
Sohutzherr von Delos, als Erneuerer alter Cult- 
gebrauche, als Wiederhersteller alter Feste auf, 
so z. B. Peisistratos, Polykrates. dann die Athener 
mit ihrem delisch-attisclien Seebund und der 426/5 
erfolgten Erneuerung der delischen Feste u. a. 
Aus den historischen Quellen, aus den delischen 
Funden, Weihgesehenken und Inschriften lasst 
sich die Bedeutung, die aller Orten der kleinen 
Insel mit ihrem zeitweilig bedeutenden Markt- 
und Geldverkehr zuerkannt wurde, bis in die romi- 



Delia Nr. 3, Deliades, Delos sowie Gilbert 
Deliaca, Dissert. Getting. 1869. Lebegue Re- 
cherches sur Delos, Paris 1876. Nenz Quae- 
stiones Deliacae, Dissert, Halle 1885. Busolt 
Grieeh. Geschichte I 16. 21 If. 563. II 348ff. 
v. Schoeffer De Deli insulae rebus, Berliner 
Studien IX Iff. Gruppe Grieeh. Myth. 237ff. 
Preller-Robert Grieeh. Myth. I 235ff. Ho- 
molle im Bull. hell, (in fast alien Jahrgiingens 
sowie in verschiedenen Specialschriften iiber die 
delischen Funde, insbesondere : Les archives de 
Tintendance sacre'e a Delos, Paris 1887. Ein voll- 
standiges Bild des delischen Cultes lasst sich er.-t 
erwarten, wenn einerseits die Gesamtpublication 
iiber die Ausgrabungen auf Delos abgeschlossen 
sein und andererseits die auf Delos beziiglichen 
Inschriften (vgl. CIG 2265ft. CIA II SISff. Bull, 
hell, in alien Jahrgangen) in den Inscript. graec. 



2445 



Delios 



Delios 



2446 



insular, maris Aegaei vorliegen werden. Beziig- 
lich der beiden wichtigsten Mythen, die sich auf 
den delischen Apollon beziehen, vgl. zur Geburts- 
sage: o. Bd. II S. 21. Preller-Robert Grieeh. 
Myth. a. a. O. Robert Arch. Jahrb. V 218ff. zur 
und Hyperboreersage o. Bd. II S. 27. Preller- 
Robert a. a. O. 24211 Crusius bei Roscher 
Myth. Lex. I 2810ff. 

Wo der Cult des Apollon D. ausserhalb Delos 
vorkommt, steht er uberail im Zusammenhang 
mit den urn Delos grnppierten Vereinigungen oder 
bezweckt eine Angliederung bezw. Bekiiiupfung 
delischen Einflusses, ist somit in dieser Form 
uberall jiinger als der Cult auf Delos selbst. Nach- 
weisen lasst sich die Verehrung des Apollon D. 
an folgenden Orten: A. Inseln des aegaei- 
schen Meeres: 1. Amorgos: Tempel in Minoa, 
Ross Inscr. hied. 113. Athen. Mitt. I 338. Bull, 
hell. VIII 440 ; Ruincn des Heiligtums und Weih- 
geschenke, Weil Athen. Mitt. I 331ff. Ferner 
ein Tempel des Apollon Delieus in Arkesine, Athen. 
Mitt. XI 113, s. Delieus. 2. Chios: Delion, 
Bull. hell. Ill 231. 3. Kalymna: Weihgesehenk, 
Paton-Hieks Inscr. of Cos 60 = Bull. hell. V 
228 : Monat Aahos, Bull. hell. VIII 42. 4. Keos: 
Fest auf Keos und Festgesandtsehaft nach Delos, 
Bakchyl. XVI 130 Bl. Pind. Isthm. I 4ff. mit 
Schol. zu 1—9. Pind. fig. 87. 88 nebst Bergk 
Poet. Lyr. Gr.4 I 482 (anders Boeckh Pind. 
Expl. 483f.); Unterkunftshalle der Keier auf Delos 
selbst, Herod. IV 35, vgl. u. Delos und Gruppe 
Grieeh. Mvth.-237. 5. Kos: Delion, Paton- 
Hicks Inscr. of Cos 43 {-- Dittenberger Syll. 2 
619); Priester, Paton-Hicks 125; Monat A dhog, 
Paton-Hicks 30. 43. 367, 53 sowie p. 328fi'., 
vgl. Dubois Bull. hell. VIII 42. 0. Naxos: De- 
lion nahe der Hauptstadt. Parthen. 9. Plut. mulier. 
virtut, 254 F. 7. Nisvros : Heiligtum, IGIns. HI 
92; Monat Aaho; , ebd. 89. 8. Paros: Heiliger 
Bezirk, CIG II add. 2384 e. 9. Rhodos: Fest- 
gesandtsehaft, Bull. hell. II 325; Monat Aahos, 
IGIns. I 839 u. o. vgl. Dubois Bull. hell. VIII 
42. 10. Svme: Weihung, IGIns. Ill 2. 11. Telos: 
Monat Aaho?, IGIns. Ill 85. 12) Tenos: Fest- 
gesandtsehaft, CIG 2329. B. K 1 e i n a s i a t is c he 
Kiiste. 13. Erythrai: Priester, Eayet Rev. 
arch. XXXIV 107 = Dittenberger Syll.2 600, 
21 C. Attika. 14. Athen: Priester, CIA III 
270 vgl. 652. 1085. 1298. Keil Philol. XXIII 
2 < >0f. Uber den Cult vgl. Athen. VI 234 E.F. 
Theophr. b. Athen. X 424 F. Topffer Herm. XXIII 
332. der gegen Mommsen Heortol. 51. 423 die 
Existenz eines Delion in Athen verteidigt ; anders 
v. Wilamowitz Herakles I 5. 346f., der an Ver- 
ehrung des Apollon D. im Delphinion, bezw. in 
Daplmephoreion zn Phlya denkt, Festgesandt- 
sehaft nach Delos, deren Teilnehmer Ar/haorat 
geuannt werden, auf dem heiligen Schiff. beson- 
ders bekannt weeen des dadurch bewirkten Auf- 
schubs von Sokrates Tod, Plat. Phaid. 58 A — 
59 E ; Krit. 48 C. Xenoph. memor. IV 8, 2, vgl. 
Ill 3, 12. Demosth. IV 34. Arist. Athen. pol. 
54. 56. Plut. an seni resp. gerenda 6 p. 786 F. 
Schol. Plat. Phaid. 58 B. Hesych. und Suid. s. 
Anhacmi. Besonders glanzende Theorie unter 
Nikias. Plut. Nic. 3. Angeblich bestand derBrauch 
seit Theseus, der nach attischer Legende auch 
den Agon und das Cultbild auf Delos gestiftet 



haben sollte, vgl. Plat. Phaid. 58 A. B. Bakchyl. 
XVI Bl. Kallim. hymn. IV 313. Plut. Thes. 21. 
23; quaest. conviv. VIII 3 p. 724 A. Paus. VIII 
48, 3. IX 40, 4. Suid. s. dewops. Hesych. s. Arj- 
Xiaxbs ^o)«6c. liber die attische Theorie vgl. 
auch Boeckh Staatshaush. II 81f. C. F. Her- 
mann De theoria Deliaca, Ind. Schol. Gotting. 
1846/7. P f uhl De Atheniens. pompis sacris 1061'. ; 
iiber die Arjhacxai vgl. T o p f f c r Herm. XXIII 321ff. 

10 15. Phaleron : besonderer Cult, CIA 1 210. 16. Ma- 
rathon: Delion, in dem vor Abgang der attischen 
Theorie geopfert wurdo, Philochor. bei Schol. Soph. 
Oed. Col. 1047 ; vgl. Topffer a. a. O. 321. Pfuhl 
a. a. O. 17. Prasiai: alte Beziehungen zu Delos 
durch die Erysichthon- und Hyperboraeersagen, 
Paus. I 18, 5. 31, 2. Phanodem. bei Athen. IX 
392 d. Plut. frg. 10 bei Euseb. praep. evang. Ill 
8 p. 88. Syncell. p. 290 Dind. ; vgl. Lolling Athen. 
Mitt. IV 354ff. TOpffer a. a. O. 328. Preller- 

20Robcrt Grieeh. Myth. I 246, 1. D. Euboia. 
18. Chalkis: Festgesandtsehaft, Paus. IX 12,_ 6. 

E. Boiotien. 19. Orchomenos : heiliger Bezirk, 
IGS I 3283. 20. Delion bei Tanagra, bekannt 
durch die Schlacht. Thuc. IV 76. 90—102. Paus. 
IX 20, 1, vgl. I 29, 13. IX 6, 3. Diog. Laert. 
VI 20 u. a., nach der einen Aui'fassung eine Stif- 
tung unter delischem Einfluss, Strab. IX 403, mit 
einem angeblich aus Delos stammenden Cultbild, 
Herodot. VI 118. Paus. X 28, 6, nach boiotischer 

30 Legende aber zeitweilig wohl gerade im Gegen- 
satz zu Delos als die wirkliche Heimat des Apollon 
D. betrachtet. Delienfest mit Agon, Schol. Pind. 
01. VII 153. Diod. XII 70. IGS I 20 = '£<?. 
&e%. 1886, 228, 2. 21. Tegyra: auch in dieser 
Stadt mit altera Apolloncult, nach der boiotischen 
Sage bekanntlich Geburtsstadt des Apollon, knirpfte 
man an die delisclie Sage an, indem man einen 
Hiigel Delos nannte (Plut. Pelop. 16) und den 
Anspruch erhob, dies sei der alte Platz, von dem 

40 Apollon D. in Wahrheit seine Epiklesis fiihre. 

F. Peloponnesos. 22. Epidelion an der lakoni- 
schen Kiiste, spater auch Delion genannt, hatte 
ein Apollonheiligtum, wo urspriinglich wohl Apollon 
'E-udijhog verehrt sein mag. Spater stellte man 
den iiblichen Zusammenhang mit Delos her und 
erziihlte, das Cultbild solle' aus Delos stammen, 
Paus. Ill 23, 2. Strab. VIII 368. Sam Wide 
Lakon. Culte 71.93. 23. Messene: Festgesandt- 
sehaft nach Delos mit angebliclicm ao/ua rroos- 

oQodwv des Eumelos, Paus. IV 4, 1. 33, 3. V 19, 
10. Auch fur andere Orte hat man noch auf 
Cult des Apollon D. geschlossen, so fur Megara 
aus der dort gefundenen Inschrift IGS I 20 (doch 
gehort der hier erwiihnte ayoiv des Apollon D. 
nach Delion bei Tanagra) und fur Argos aus CIG 
1152 (doch steht hier'zl/J/.io? ebenso wie IGS 1 
114 nur als Synonym fur 'A.t6)J.wv). Ebenso er- 
scheint es zweif'elhaft, ob man aus dem Vorkommen 
des Monates Delios (s. Art. Dalios) in jedem 

OoFalle ohne weiteres auf einen localen Cult des 
Apollon D. an dem betreffenden Orte schliessen 
darf. [lessen.] 

2) Delios von Ephesos, Platoniker. der nach 
Plut. adv. Col. 32 p. 1126 D Philippos und Ale- 
xandres den Perserzug anriet, Philostr. v. soph. 
I 3 p. 485 nennt statt dessen Dias von Ephesos 
(was wohl nur Schreibiehler ist). Zeller Philos. 
d. Gr. II a-i 420 A. [Natorp.] 



2447 



Delkos 



Delmatae 



2448 



Delkos (»; AiXxog), flschreioher See in Thra- 
kien, Hesych. Daneben eine gleichnamige Stadt, 
welche Sitz eines Erzbischofs wurde, Not. ep. 
I 84. Friihzeitig burgcrte sich die Aussprache 
Aigxog ein, welche bei Hesych. a. a. 0. getadelt 
wird, aber in spiiteren Quellen vorherrscht, Not 
ep. II 103. IV 51. X 114. 116. XI 113. Nil. 
Dox. 354 Parth. Georg. Cypr. 1191 Gelz. Noch 
jetzt heisst die Stadt Derkos, der See Derkos 
gbl, westlicb vom Bosporos am Ufer des Pontes. 
Der von Euthyd. bei Ath. Ill 118 B genannte 
Fluss AsXxatv, nach welchem der Fisch SsXxavog 
benannt war, ist offenbar mit dem See oder dem 
in denselben miindenden Istrandscha dere iden- 
tisch. Plin. n. h. IV 45 verwechselt die Ortlich- 
keit mit Develtos (s. d.). LOberbummer.] 

Delll (AsXXoi), vulcanische Kraterseen in Si- 
cilien, 90 Stadien von Gela (Kallias b. Macrob. 
V 19, 25; vgl. 19, 19), an denen die Paliken ver- 
ehrt wurden; jetzt Lago di Pittija oder Petia, 
zwischen Caltagirone und Pallagonia, s. u. Pa- 
li koi. Holm Gesch. Siciliens I 75. 368f. 

[Hiilsen.] 
Q. Dpllius (den Vornamen geben nur Cass. 
Dio XLIX 39, 2. L 23, 1. Porph. zu Hor. carm. 
II 3), von Messalla Corvinus als desultor hello- 
rum civilium gekennzeichnet, weil er ira J. 711 
= 43 von Dolabella zu Cassius iiberlief (und zwar 
salutem sibi partus, si Dolabellam oceidisset), 
von diesem im folgenden Jahre zu Antonius, end- 
licb kurz vor der Entscheidungsschlaeht bei Actium 
(Cass. Dio L 13, 8. 23, 1. 3. Veil. Pat. II 84, 2) 
von Antonius zu Octavian (Senec. suas. 1, 7; vgl. 
Veil. a. a. 0.), bei dem er spater in Gunst stand 
(Senee. de clem. I 10, 1; dass er der D. ist, an 
den Horaz die Ode II 3 richtet, bezeugt Por- 
phyrio a. a. 0.). Am nachsten stand er lange 
Zeit dem Antonius, dessen ncudixd er friiher ge- 
wesen sein sollte (Cass. Dio XLIX 39, 2) und 
dessen erotiscben Neigungen er gern Kuppler- 
dienste leistete (Plut. Ant. 25. Joseph, ant. Iud. 
XV 25ff.); dies und seine scharfe Zunge (Witz- 
worte von ihm bei Plut. Ant. 59. Senec. suas. 
1, 7) waren die Ursache, dass Kleopatra ihn hasste 
und ihm nachstellte (Plut. a. a. 0. ovzog Se xal 
SeTom (ptjoiv i-rcfiovXip' ex KXsojtdrgag D.avxov 
rov laroov <p(jdoavTo; avrcjj). Hiiuflg brauchte 
ihn Antonius zu diplomatischen Missionen, so im 
J. 713 = 41, urn Kleopatra zur Verantwortung 
nach Tarsos vorzuladen (Plut. Ant. 25), im J. 714 
= 40 zur Unterstutzung des Herodes in seinen 
Bestrebungen, den Antigonos Mathathias zu ver- 
drangen (Joseph, ant. XIV 394; bell. Iud. I 290), 
im J. 718 = 36 bei den Verhandlungen iiber das 
Hohepriestertum des Aristobulos (Joseph, ant. XV 
25), im J. 720 = 34 bei dem Intriguenspiele gegen 
den ArmenierkOnig Artavasdes (Cass. Dio XLIX 
39, 2f.), und noch kurz vor der Schlacht bei 
Actium beflndet sich D. auf einem Werbezuge 
m Makedonien und Thrakien (Cass. Dio L 13, 8). 
Die Partherfeldziige des Antonius hat D. nicht 
nur als Legat mitgemacht, sondern auch in einem 
Geschichtswerke geschildert (Strab. XI 523; Ail- 
hog 6 lozonixo; nennt ihn Plut. Ant. 59), dessen 
Bedeutung als Quelle fur die Darstellung dieser 
Knege bei Plutarch und Strabon (im XI. und 
XVI. Buche) neuerdings stark betont, vielleicht 
auch etwas uberschatzt worden ist (A. Biirck- 



2449 



Delmatae 



Delmatae 



2450 



lein Quellen und Chronologie der romisch-par- 
thisehen Peldziige in den J. 713—718 d. St., 
Diss. Berlin 1879, 7ff. W. Fabric ius Theo- 
phanes von Mytilene und Q. Dellius als Quellen 
der Geographie des Strabon, Strassburg 1888, 
220ff.); s. H. Peter Histor. Rom. frg. p. 250f. 

[Wissowa.] 
Delmatae (oder Dalmatae, beide Formen 
wechseln in Hss. wie in Inschriften; vgl. Momm- 
10 sen CILIII p. 280; R. G. II? 165. H. Kiepert 
Lehrbuch der alten Geographie 359 Anm. 1 und 
Formae orbis antiqui XVII Beibl. S. 5. W. To- 
maschek Mitt, der geograph. Gesellschaft in 
Wien 1880, 505f.), ein grosser, starker, kriegeri- 
Bcher Volksstamm im mittleren Dalmatien. Sie 
erscheinen zuerst in einem losen Abhangigkeits- 
verhaltnis zu dem Ardiaeerreiche von Scodra; 
nach dem Tode des KOnigs Pleuratus fielen sie 
jedoch von seinem Nachfolger Gentius ab und 
20 bildeten eine selbstandige Eidgenossenschaft, die 
ihre bedeutenden Krafte in stetem Grenzkriege 
die Nachbarn fuhlen liess; einige derselben wur- 
den zur Zahlung von Tribut, der in Vieh und 
und Korn bestand, genOtigt Insbesondere wurden 
angegriflfen im Stiden die Ardiaeer (G. Zippel 
Rom. Herrschaft in Illyrien 84. 130. 132) und 
die Daorser, an der Kiiste die continentalen Orte 
der Issaeer Epetium (Stobrec) und Tragurium 
(Trau) und spater im Norden die Liburner. Die 
30 Issaeer und Daorser wandten sich an Rom, unter 
dessen Botmassigkeit sie standen, um Hiilfe. Nach 
wiederholtem Drangen sandte der Senat im J. 158 
unter C. Fannius eine Gesandtschaft ab, welche 
sich fiber die Zustiinde in Illyrien, vor allem fiber 
die Bezichungen zu den Delmaten ortentieren 
sollte. Diese erklarten rundweg, sie hatten mit 
Rom nichts zu schaffen. Den Gesandten wurden 
weder Unterkunft noch Nahrung gewahrt, die 
Pferde wurden ihnen gewaltsam weggenommen 
40 und nur heimliche Plucht konnte sie vor person- 
licher Vergewaltigung retten (Polyb. XXXII 18. 
19. Appian. 111. 11. Liv. epit. XL VII. Momm- 
sen R. G. 117 165. Zippel 130). Die Fannius 
begleitenden Vertreter der klagefiihrenden Ge- 
meinden (d. i. der Daorser und Issaeer) wurden 
getotet (Zonar. IX 25). Dies beniitzte der Senat 
als Vorwand (Polyb. XXXII 19) zum Eimnarsche 
in das Gebiet der D. Damit begann die Reihe 
der delmatischen Kriege, die mit Unterbrechungen 
50 mehr als 160 Jahre dauerten und von Rom als 
gute Schule fur Truppen und Officiere angesehen 
wurde (Polyb.). Die D. erwiesen sich als die 
griissten und zahesten Gegner der Romer am Ost- 
gestade der Adria seit der Vernichtung des Ar- 
diaeerreiches. Dadurch erklart es sich, dass nach 
ihnen spater die ganze Provinz benannt wurde. 
Den Krieg eroffnete der Consul C. Marcius Figulus 
im J. 156 (Polvb. XXXII 24. Mommsen R. G. 
HU65. Zippel 140. 188. Marquardt R. St.-V. 
6012 297, 9), und zwar vom Siiden aus, wo er an 
Narona, den Ardiaeern und Daorsern eine feste 
Stutze hatte. Er wurde jedoch beim Schlagen 
eines Lagers von den D. iiberfallen und bis an 
die Narenta zuruckgedrangt. Da der Winter be- 
gonnen hatte , zerstreuten sich bald die D. in 
ihre Ortschaften. Darauf baute Marcius einen 
neuen Angriffsplan, er hoffte die D. einzeln schla- 
gen zu konnen. Diese Hoffnung erfiillte sich wohl 



i 



nicht; auf die Nachricht von seinem Anrucken 
hatten sich die D. schnell gesammelt, dennoch 
wurden sie geschlagen und auf ihren Vorort Del- 
minium (bei Zupanjac im Duvno polje) zuriick- 
geworfen. Da gcgcn diese grosse, feste und 
hochgelegene Stadt auch die Belagerungsgeschutze 
nichts auszurichten vermochten, die kleineren Orte 
dagegen von ihren besten Verteidigern entblosst 
worden waren, zog der Consul vorcrst gegen diese, 



die Stadt Promona (jetzt Promin beiDrnis, s. d.). 
Diese erbaten sich Caesars Intervention. Es wurde 
den D. aufgetragen, den Platz zu raunien, und 
da sie sich nicht fugten, wurde gegen sie im J. 50 
eine starke, wohl zum grossen Teil aus Aufge- 
boten der treugebliebenen Stamme (darunter Li- 
burnern) bestehende Abteilung dirigiert. Sie wurde 
vollstandig vernichtet (Appian. 111. 12. Momm- 
en R, G. in 302. Zippel 2011). Der Wider- 



riahm eine Anzahl derselben und kehrte dann 10 streit mit Pompeius hielt Caesar ab, die D. zu 



wieder vor Delminium zuriick, das er durch Brand- 
geschosse zum grossen Teil einiischerte (Appian. 
111. 11. Liv. epit. XL VII. Plor. H 25. Iul. Obseq. 
16). An der Eroberung des Platzes wurde er 
durch das Eintreffen seines Nachfolgers im Com- 
mando, des Consuls P. Cornelius Scipio Nasica, 
gehindert (Zippel 131f.). Dieser wandte eine 
List an; er bedrangte wieder erst die kleineren 
Castelle, die ihre Contingente von Delminium ab- 
riefen und dadurch dessen Verteidigungskraft der- 20 
massen schwachten, dass es von den Rflmern ge- 
nommen werden konnte (155 v. Chr.). Das ganze 
Gebiet der D. wurde hierauf verheert und ein 
grosser Teil der BevOlkerung in die Sclaverei ver- 
kauft (Frontin. strat. Ill 6, 2. Liv. epit. XL VII. 
Auct, de vir. ill. 44. Strab. VII 315. Zonar. IX 
25. Mommsen R. G. II' 165. Zippel 131f.). 
Nasica feierte noch im selben Jahre seinen Triumph 
<fe Delmateis (CIL I p. 459 = 12 p. 176). 



strafen. Sie schlossen im Sommer 49 mit dem 
Legaten des ersteren, M. Octavius, einen Bfindnis- 
vertrag und nahmen mit ihm an der Belagerung 
Salonas teil (Caes. bell. civ. Ill 9, 1 ; bell. Alex. 
44. Zippel 205). Gegen diese Coalition sandte 
Caesar im J. 48 Q. Corniflcius als quaestor pro 
praetore mit 2 Legionen, dem es gelang, im kleinen 
Kriege einige Castelle zu nehmen und Beute zu 
machen (bell. Alex. 42). 

Eine schwere Niederlage erlitten die ROmer 
im Winter 48/47 durch die Vernichtung des Heeres 
des Consulars A. Gabinius, der von Caesar be- 
auftragt worden war, mit einigen neu ausge- 
hobenen Legionen auf dem Landwege von Italien 
nach Illyrien zu marschieren, sich mit Corniflcius 
zu vereinigen , die Stamme hier zu Paaren zu 
treiben und dann gegen die pompeianischen Reste 
nach Makedonien weiterzuziehen. Er erlitt schon 
auf dem Marsche durch den Iapodengau (Wissen- 



Von weiteren Kampfen horen wir erst wieder 30 schaftl. Mitt, aus Bosnien und der Hercegovina 



im J. 119 v. Chr. In diesem Jahre (Appian. 111. 
11. Zippel 137-) marschierte der Consul L. Cae- 
cilius Metellns nach der Eroberung von Siscia 
(Sissek) durch das westliche Iapodenland (Pat sell 
Wissenschaftl. Mitt, aus Bosnien und der Herce- 
govina VI 167, 7) gegen die D., angeblich ohne 
dass von ihrer Seite ein Anlass zum Kriege vor- 
lag (Appian.), uberwinterte in Salona (vgl. Momm- 
sen CIL III p. 304; R. G. II? 169) und blieb 



VI 168f.) und das Delmatenland, auf dem er 
wegen Proviantmangel feindliche Befestigungen 
zu nehmen gezwungen war, bedeutende Verluste; 
bei Sinotium (im Sinjsko polje, Tomaschek 505. 
558. Kiepert Formae XVII, s. d.) wurde er in 
einer Waldschlucht durch die ihin auflauernden 
D. vollig geschlagen. Mehr als 2000 Soldaten, 
38 Centurionen und 4 Tribunen blieben auf der 
Wahlstatt, und die Feldzeichen gerieten in die 



im Lande bis 117, in welchem Jahre er de Del- 40 Hande der Peinde. Mit dem Reste entkam Ga- 



rnateis triumphierte (Eutrop. IV 23. CIL 1 2 p. 177. 
Zippel 138. 1881). tlber seine Kriegfuhrung 
erfahren wir nichts (vgl. Liv. epit. LXII); dass 
aber seine Erfolge nicht gering gewesen sein 
miissen, beweist ausser seinem Beinamen Delma- 
tieus der Umstand, dass er von den delmatischen 
Beutegeldern den Castortempel in Rom wieder 
erbaute (Cic. Verr. I 130ff.; vgl. neuestens 0. 
R i c h t e r Jahrb. d. arch. Institus 1 898, 87ff.). Nach 



binius nach Salona, wo er wenige Monate darauf 
starb (bell. Alex. 421 Appian. 111. 12. 27. 28. 
Mommsen R, G. Ill 4441 Zippel 206). Die 
Erinnerung an diesen Zug bewahrte die spater 
von Salona nach Andetrium fuhrende Via Gabi- 
niana (CIL III 3200, vgl. 10158. Mommsen R. 
G. II 169). Gross war die Beute, und gross wurde 
dadurch das Ansehen und die Macht der D.; iiber 
letztere schrieb P. Vatinius, der etwa Mitte 46 



Zippel 189 (vgl. Marquardt 12 298, 1) wurde 50 (Zippel 207) des Corniflcius Nachfolger in Illy- 



damals Illyrien als eigene Provinz organisiert. In 
der Notiz des Eutrop. V 7 zum J. 87: interim 
eo tempore Sulla etiam Dardanos, Scordiseos, 
Dalmatas et Maedos partim vicit. alios in fidem 
accepit sind, wie Zippel 1611 mit Recht be- 
merkt. die D. mit den Dentheleten verwechselt 
worden. 

Im J. 78 brach abermals ein Aui'staml der D. 
aus. Zu seiner Niederwerfung wurde der Pro- 



rien wurde, noch im J. 45 an Cicero (ad fam. V 
10, 3): riginti oppida sunt Datmatiae antiqua, 
quae ipsi sibi asciverunt, amplius sexaginta. 
Als sich Caesar nach der Besiegung der repu- 
blicanischen Partei zum Kampfe gegen die Par- 
ther und Dacer riistete, gerieten die D. in Furcht ; 
sie schickten im J. 46 Gesandte nach Rom und 
boten ihre Unterwerfung an. Der Dictator ver- 
langte Geiseln und Zahlung von Abgaben (Appian. 



consul C. Cosconius geschickt, der zwei Jahre 1 78. 60 111. 13). Sie leisteten beides. Trotzdem musste 



77) im Lande blieb und auch Salona dauernd in 
romischen Besitz brachte (Eutrop. VI 1. 4 = Oros. 
V 23. 1; vgl. Mommsen CIL III p. 279 Anm. 
304; R. G. Ill' 41. Cic. pro Cluent. 97. Kiepert 
Lehrbuch 358. Zippel 162. 1781 190). Trotz- 
dem war die Ruhe nicht von langer Dauer. Im 
J. 51 (Zippel 202) entrissen die D. im Bunde 
mit ,anderen illrrischen Stammeu' den Liburneru 



Vatinius, der iiber 3 Legionen und viel Reiterei 
verfugte (Appian.) noch vor dem Tode Caesars 
mit ihnen kampfen. Sein Hauptquartier war da- 
bei Narona (von da sind seine Briefe an Cicero 
geschrieben). Er nahm im J. 45 sechs Stadte, 
an der Eroberuug der siebenten hinderten ihn 
Schnee, FrOste und anhaltende Regeiigiisse. Seine 
Thaten Melt er fiir so bedeutend, dass er den 



2451 



Delmatae 



Delmatae 



2452 



gerechtesten Anspruch auf den Triumph zu haben 
vermeinte. Caesar erwirkte ihm die Supplicatio 
(Cic. ad fam. V 9. 10 a. b. Zip pel 207f.). Nach 
Caesars Ermordung brach der Krieg wieder in 
vollem Umfange aus. Die frttheren Versprechen 
wui'den nicht mehr gehalten. Einc aus 5 Cohorten 
bestehende Abteilung unter dem Commando des 
Senators Balbius (s. o. Art. Balbius Nr. 5) wurde 
im J. 44 vernichtet, uud ibre Peldzeichen wurden 
genommen. Vatinius selbst zog sich auf Dyr- 
rhachium zuriiek, nm dem viel wichtigeren makc- 
donischen Kriegsschauplatze naher zu sein. Die 
Truppen gingen zu Brutus iiber (Appian. 111. 18. 25. 
Cic. Phil. X 13f. Liv. epit. CXVLTI. Veil. II 69. 
3. 4. Dio XL VII 21, 3ff. Plut. Brut. 25. Zippel 
208ff. H. Schiller Gesch. der rom.KaiserzeitI43. 
V. Gardthausen Augustus und seine Zeit I 57. 
161. 818). Illyricum verblieb jedoch Vatinius 
noch 43, der 42 triumphierte (CIL I 2 p. 179. 
Zippel 210ff.). 

Im J. 39 kampfte C. Asinius Pollio gegen die 
D. (Flor. II 25. Hieron. zum J. 5 n. Chr. Hor. 
II 1, 15. 16. Schol. des Acron dazu. Schol. Bern. 
Verg. Eel. IV prooem. VIII 6. 13. Zippel 222f. 
Gardthausen I 318), doch gewiss nur mit ge- 
ringem Erfolge , da er nicht iiber sie , sondern 
ex Parthinis am 25. October 39 triumphierte 
(CIL 12 p. 180. G. Schfin Das capit. Ver- 
zeichuis der roni. Triumphe 60. 84); die Nach- 
richten der Scholien, dass Pollio damals Salona 
eingenommen babe (vgl. oben Groebe Bd. II 
S. 1592), ist gewiss nur aus dem Namen seines 
Sohnes Saloninus iBorgbesi Oeuvres III 346) 
erschlossen (Momsen OIL III p. 304). 

Eine energischere nnd umfassendere "Wieder- 
herstellung des romischen Besitzstandes im mitt- 
leren Teile der Provinz Dalinatien wurde im J. 34 
durch Octavianus selbst in die Hand genommen, 
nachdem er nach der Besiegung des Sex. Pom- 
peius im J. 35 die Iapoden im Nordwesten der 
Provinz iiberwunden hatte. Kleinere Vorstdsse 
sind bereits 35 durch Agrippa, der die in der 
Adria vereinigte Flotte commandierte, gemacht 
worden (Dio XLIV 38, 3. Zippel 232. Gardt- 
hausen I 322. J. Kromayer Herm. XXXIII 
1898, 4). Octavian riickte von Norden heran. 
Die D. stellten sich ihm unerschrocken bei Pro- 
mona entgegen, das sie mittlerweile an die Li- 
burner verloren und wieder erobert hatten. Der 
an sich sehon feste Ort war von Versus verstarkt 
und mit 12 000 Mann besetzt worden. Die Rfimer 
mussten erst die die Stadt umgebenden Hohen 
nehmen und dann zu einer regelrechten Belage- 
rung schreiten. Ein zweites Delmatenheer riickte 
unter Testimus zum Entsatze heran: es wurde 
gesehlagen. und bei dem gleichzeitigen Ausfalle 
der Belagerten gelang es Octavian, in die Stadt 
einzudringen. Die Besatzung zog sich in die Burg 
zuriiek; hier capitulierte sie sehon am iunftei! 
Tage. Da Testimus sein Ileer aufloste , kein 
Feind also im olfenen Felde stand, musste Caesar 
die einzelnen Festungen brechen. Er zog durch 
waldiges , coupiertes Terrain . in dem man ihm 
an derselben Stello, wo Gabinius einst sein Heer 
verloren hatte, vergebens eim-n Hinterhalt zu 
legen versuchte, brannte Synotium nebst andern 
Orten nieder und kam vor Setuia (von nicht niiher 
bekannterLage, vgl. Tom a « eh e k 558. Kroni ay er 



a. a. O. 7, 6: s. d.). Auch hier versuchte ein 
Entsatzheer die Belagerung aufzuheben; es wurde 
jedoch gesehlagen, wobei Octavian selbst am Knio 
verwundet wurde. Da er sich nach Kom begab, 
ubernahm Statilius Taurus das Commando ohne 
Besonderes auszurichten. Erst nach Caesars Eiick- 
kehr, im Januar 33, ergab sich die von Hunger 
erschOpfte Stadt. Sie muss eine grossere Bedeu- 
tung gehabt haben, da mit ihrem Falle der Del- 

10 matenkrieg beendet war. Die D. unterwarfen 
sich , stellten 700 Knaben als Geiseln , lieferten 
die Gabinius abgenommenen Feldzeichen, die in 
der Porticus Octaviae in Rom aufgestellt wurden 
(Appian. 28. Fest. p. 178), und zahlten den seit 
des Dictators Zeiten eingestellten Tribut (Appian. 
24—28. Strab. VII 315. Dio XLIX 38, 3. 4. 
Liv. epit. CXXXI. CXXXII. Suet, Aug. 20. 24. 
Polvaen. strat. VIII 24. Mommsen Monum. 
Ancyr.2 124; E. G. V» 9. Zippel 232ff. To- 

20maschek 558. Schiller I 113. Gardthausen 
I 326ff. Kromayer 6ff.), Octavian wurde zum 
fiinftenmal als Imperator begriisst (CIL V 526. 
Gardthausen I 329), den Triumph iiber die 
D. feierte er jedoch erst am 13. August 29 (vgl. 
die Stellen bei Schiller 135 und Gardthausen 
I 472). 

Die Nachricht des Appian c. 28: Acd/idrat .... 
svum&sTg is to fimra tyevorro kann nur fiir die 
nachste Folgezeit gelten, denn im J. 16 v. Chr. 

30 kampfte sesren sie der Proconsul P. Silius (Dio LIV 
20,1. CIL III 2973. Zippel 2973, vgl. Schiller 
I 215), und in den J. 11 und 10 v. Chr. musste 
Tiberius intervenieren (Dio LIV 34. 3. 36, 2. 3. 
LV 2, 3. 4. Liv. epit. CXXXIX. Veil. II 96, 2. 3. 
Suet, Tib. 9; vgl. Oros. VI 21, 14. Aurel. Vict. 
Caes. 1; epit. 1. ConsolatioadLiviain389. Momm- 
sen E. G. V-* 21 und CIL III p. 415. Zippel 303. 
Schiller I 224f. Kromayer 9, 5). Die Insur- 
rectionen sind jedoch wohl nur partieller Natur 

40 gewesen, hervorgerufen durch Chicanen bei Con- 
scribierungen und Steuererhebungen. Grosser war 
die Eeaction in den J. 6 — 9 n. Chr. , als die 
Volkerschaften der Provinzen Dalmatien und Pan- 
nonien zum letztenmal versuchten , die Freiheit 
wieder zu gewinnen. Der Krieg heisst auch helium 
Delmatieum (CIL III 3158, vgl. p. 1038. Hirsch- 
f eld Herm. XXV 352), doch spielen die I), nicht 
mehr die Hauptrolle, wahrseheinlich wegen der 
in ihrem Gebiete und an der Peripherie desselben 

50 errichteten Festungen Gardun an der C'etina (Pel- 
minium??) und Burnum an der Krka (Momm- 
sen E. G. V 20). Die Fiihrung hatte der Dae- 
sitiate Bate. Dass die D. jedoch an dem Kriege 
teilgenommen haben . beweisen die damals von 
Tiberius und Gennanicus genommenen und von 
den Aufstandisehen berannten Orte. die im Gebiet 
der D. lagen, Salona, Splonum (s. d.) und Ande- 
trium, in das sich Bato geworfen hatte und durch 
dessen Einnahme der Krieg im wesentlichen be- 

60endet war (vgl. A. F. Abraham Zur Geschichte 
der germanischen und pannonischen Kriege unter 
Augustus lOff. Mommsen E. G. V 35ff. Hirsch- 
feld Herm. XXV 351ff. A. Bauer Arch.-epigr. 
Mitt. XVII 135ff. Schiller I 225ff. Kromayer 
9. 5). Am 16. Januar 11 triumphierte Tiberius 
de Pmi»on>'.i d Delmateis (Veil. II 121. 3. CIL 12 
p. 181. Suet. Tib. 20. Hirschfeld 361. Schiller 
I 228. H. Dessau Prosopogr. II 183). Unter 



2453 



Delmatae 



Delmatae 



2454 



den Delmaten sind aber weit mehr die anderen 
Volkerschaften Dahnatiens als die eigentlichen 
D. zu verstehen. 

In der ersten Kaiserzeit bildeten die D. die 
grosste peregrine Gaugemeinde des aorwentus 
Salonitanus , dem sie mit 342 Decurien ange- 
horten (Plin. Ill 142. A. Schulten Eh. Mus. 
L 1895, 536). Unter den von Ptolem. II 16, 8 
aufgezahlten Stammen der Provinz Dalmatien 



der geogr. Gesellschaffc 1880, 508. Hirschfeld 
Herm. XXV 354f. Kiepert Formac orbis antiqui 
XVII Beiblatt 5 ist nicht begriindet). ROmische 
Anlagen auf dalmatischem Boden sind unter an- 
derem Aequum (Citluk bei Sinj) und Novae (Bu- 
novic bei Imotski). Von diesen ist die vorletzte 
Stadt bereits seit Claudius Colonie. 

Die D. scheinen keine rein illyrische Volker- 
schaft (Mommsen E. G. II 168), sondern von 



kommen sie nicht mehr vor , die eivitas ist also 10 Kolten uberschichtet gewesen zu sein, da in ihrem 



im Laufe des 1. Jhdts. und zu Beginn des 2. 
allmahlich in Stadtgebiete aufgelost worden. Dieser 
Schluss wird bestatigt durch die Zahl der Stadte, 
die allmahlich in dem Territorium der D. ent- 
standen sind. Dieses reichte zur Zeit ihrer grOssten 
Macht, d. i. von 51 — 34 v. Chr., von Promona 
im Norden (s. o. , hier gelangten die Waren in 
ihr Gebiet auf dem Krka-Titusflusse, Strab. VII 
315) bis gegen die Narenta im Suden (vgl. o. 



Gebiete Orts- und Personennamen keltischen Ur- 
sprung verraten, vgl. z. B. Andetrium, Baracio, 
Caturus, Lavius. Die Angaben der Autoren (Appian. 
111. 11. 24. Zonar. IX 25), dass sie ein D.lvqimv 
ysvos seien, sind mehr geographischer als ethno- 
graphischer Natur oder beziehen sich nur auf die 
Hauptmasse der BevOlkerung. 

Im Gegensatze zu anderen Kiistenstammen der 
Adria, wie z. B. den Daversi, sind sie lange in 



die Kiimpfe des Marcius Figulus und des Vati- 20 primitive!! wirtschaftlichen Verhaltnissen verblie- 



nius), und von der Adria (;; xwv Aa?./.mxscov xa- 
Qa/.ia, siidlich von Scardona bis gegen Narona, 
Strab. a. a. O.) bis iiber das Duvno polje in 
Bosnien , wo ihr friiherer Hauptort Delminium 
(s. d.) lag. Das "ASpiov ogos (die dinarischen 
Alpen, vgl. Tomaschek Bd. I S. 419 und Kie- 
pert Lehrbuch 354 ; ersterer giebt Mitt, der geogr. 
Gesellschaft in Wien 1880, 562 die Grenzen des 
Gaues zu bestinrmt an) teilte das Territorium 



ben; sie kannten nach Strab. VII 315 (vgl. Steph. 
Byz, s. AaXfuov. Mommsen R. G. II 165) keine 
Mflnze und .teilten den Acker, ohne daran ein 
Sondereigentum anzuerkennen, von acht zu acht 
Jahren neu auf unter die gemeinsassigen Leute'. 
Ihr Gebiet war ausser den v beiden lacustrinen 
Kesselebenen von Sinj und Zupanjae und dem 
Cetinathale waldiges Berg- und Weideland. Den 
Eeichtum an Wald bezeugen Flor. II 25 (Del- 



in eine West- und Osthalfte (Strab. a. a. 0. 30 matae plerumque sub sihis age.bant), und die 



"A&qiov de oqos iari fdotjv rsfivov Ttjv AaXnanxi'jv 
r>)v fikv exiftaMmov ri/v <Y sxi ddreoa); in der 
ersten Zeit lag der Schwerpunkt der Macht der 
D. in der letzteren, spiiter in der ersteren (Kro- 
mayer 12, 4), wo vordem die Hyller und Buliner 
gesessen sind (Kiepert Formae orbis antiqui XVII 
Beiblatt 6, 64). Dieses Gebiet wurde nicht durch- 
wegs von D. bewohnt, sondern auch von unter- 
worfenen und tributpflichtigen Nachbarstiimmen 



Bauart der Ortschaften , die bei der Einnahme 
in Flamincn aufgingen (Appian.). Delminium, 
von dem der Volksname abgeleitet sein soil (Ap- 
pian. Strabon), bedeutet nach Tomaschek 505f. 
Schaftrift, Viehweide, Alpe; von Viehweiden um 
den genannten Vorort berichtet Strabon (unter 
dem in der Expositio totius mundi, Geogr. lat. 
min. ed. Riese p. 119 erwahnten oaseum Dalma- 
tenum ist der docleatische Kase des Plin. XI 240 



und Teilen derselben. Vatinius giebt bei Cic. 40 zu verstehen). Arm waren dabei die D. nicht, 



ad fam. V 10, 3 an , dass die D. urspriinglich 
nur 20 Stadte besassen, mehr als 60 andere seien 
durch Eroberung dazu gekommen (viginti oppida 
sunt Dalmatiae antiqua , quae ipsi sibi asei- 
verunt, amplius sexarjinta. Mommsen E. G. 
Ill 302 und CIL III p. 280. Zippel 202. To- 
maschek 562); die letzte Zahl ist wohl etwas 
ubertrieben, Strabon sagt a. a. O., dass sic y.a- 
roixiag a^ioXoyovg sig xevTtjXovra, &v rivag 



das beweist sehon allein die Beute des Metellus 
Delmaticus (s. o.). Sie hingen, wie man aus den 
in ihrem Gebieten ublichen jSTamen und Culten 
(Patsch o. Art. Burnum und Wissenschaftl. 
Mitteilungen VII 123) erkennen kann, noch bis 
gegen 200 n. Chr. conservativ an ihren ererbten 
Sitten und Uberlieferungen ; auch ihre alten Adels- 
familien erhielten sich (vgl. die oben angefiihrten 
principes); eine eigentiimliche Verquickung des 



al .-rdieis haben. Von diesen werden nament- 50 epichorischen Elements mit dem rfimischen lassen 



lich angefuhrt oder konnen aus spateren Nach 
richten folgende erschlossen werden, Salona, ihr 
i.ilretov (Strab. a. a. O.), das sie nun nach harten 
Kampfen aufgeben mussten (s. o.) , Andetrium 
(Strab., s. o. und Tomaschek Bd. I S. 2124), 
Delminium (s. d.), Municipium Magnum (Bram- 
bach 1621; vgl. Mommsen Ephem. epigr. V 
p. 183. 241. Hirschfeld CIL III p. 1617 Ma- 
ximus Dasantis mensar colt. I Asturum c(iris) 



die Inschriften von Eiditae erkennen, vgl. Momm- 
sen CIL III p. 363 .... wide apparet hoc np- 
pidum quamqaam municipii iure donatum et 
ad for mam rei publieae Latinae ordinatum ta- 
men non fuisse cuium Romanorum. 

Zum Militar wurden die D. stark herange- 
zogen; sie dienten bei den Praetorianern (CIL VI 
28l7 lovi Optimo maximo Capilolino eives Dal- 
matas posuerunt, vgl. Mommsen Ephem. epigr. 



Dalmata ex munieipio Magn(o)\, Ninia (Strab. 60 V p. 183), bei den equites singidares (CIL VI 



VII 315), Castrum Plana (CIL XI 76 C. Marcio 
lust. vet. ex adoptione, twt. Delm. caslri Planae), 
Promona (Strab. a. a. O. und o.), Eiditae (CIL 
III 2776 principi Delmatarum) , Setuia fs. o.), 
Alt- und Neu-Sinotium (s. o.|, Splonum (CIL III 
1322, vgl. p. 1400 T. Aur. Aper Dalmata prin- 
cfepsl . ... ex m(imicipio) Splono; die Verle- 
gung des Ortes nach Norden Tomaschek Mitt. 



3261. Mommsen a. a. 0. p. 325), in den Legionen 
(diejenigen , die Aequum als Heimat angeben, 
diirften grOsstenteils D. sein. Mommsen a. a. 0. 
Patsch Wissensch. Mitteilungen VI 267, 2i, in 
den Auxiliarcohorten (nach ihnen sind, wie die 
Provinz, so auch" die in Dalmatien ausgehobenen 
eohnrtes Delmatarum und die combinierte eoh. 
I Pannoniorum et Delmatarum benannt worden; 



2455 



Delmatius 



Delmatius 



2456 



sicher dienten sie in der eoh. IIII Delmatarum 
fBrambach 869. Mommsen Ephem. epigr. 
V p. 183. 242] ; ausserdem treten sie auf in der 
coh. I Asturum, Brambach 1621. Mommsen 
a. a. 0. p. 183. 241, und der eoh. I Montanorum, CIL 
III D. XVI 2 . Mommsen ebd. p. 2032), als 
Eeiter (CIL V 7983. Ephem. epigr. V p. 183. 
240) und sehr zahlreich in der Flotte, besonders 
in der olassis praetor ia Ravennas (Mommsen 
Ephem. epigr. V p. 184. A. Jiinemann De le- 
gione Eom. I adiutrice 26if. P. Gun del De le- 
gione II adiutrice 10ff.). [Patsch.] 

Delmatius (oder Dalmatius). 1) Dalmatius 
heisst der Vater des Kaisers Probus (276—282 
n. Chr.) , ein Landmann , der besonders Garten- 
cultur betrieb, Epit. de Caes. 37, 1. Diese An- 
gabe wird erganzt dureh Hist. Aug. Prob. 3, 1, 
wonach Probus aus Sirmium stammte und sein 
Vater minder vornehnien Ursprungs als die Mut- 
ter war. Nicht zu vereinigen damit ist jedoch 
die sich daran schliessende Notiz 3, 2, die auf 
unsicheren Quellen beruht. Wenn man auch an- 
nehmen wollte, dass Maximus das zweite Cogno- 
men sei, so passt doch nicht zu dem oben an- 
gegebenen Beruf des Mannes, dass er, nachdem 
er langere .Zeit Centurio gewesen war, als Militar- 
tribun in Agypten gestorben sei. Da das Gentile 
des Kaisers Probus Aurelius ist, so kOnnte sein 
Vater etwa M. Aurelius Dalmatius geheissen haben. 
Ein Aurelius Delmatius CIL III 2005; aus 
spaterer Zeit Aurelius Dalmatius CIL III 1967. 
1968 b. [Stein.] 

2) Consul 333, Halbbruder Constantins d. Gr. 
Er scheint von den drei Sohnen des Constan- 
tius I. und der Plavia Maximiana Theodora 
der alteste gewesen zu sein , da er zuerst das 
Consulat bekleidete und, wo sie gemeinsam auf- 
gezahlt werden, vor Hannibalianus und Iulius 
Constantius stent (Johann. monach. pass. S. Ar- 
temii 7 = Mai Spicilegium Romanum IV 345. 
Chron. Pasch. a. 304; bei Zonar. XII 33 p. 
644 D wird er falschlich Constantinus genannt). 
Seine Sohne waren der Caesar Flavius Delmatius 
und der KCnig Hannibalianus (Auson. prof. Burd. 
18, 9. Anon. Vales. 6, 35. Mommsen Chron. 
min. I 235. Vict. Caes. 41, 14; epit. 41, 15. 20. 
Ammian. XIV 1, 2). In seiner Jugend musste er 
durch die Ranke seiner Stiefmutter Helena (Liban. 
or. I 434) in einer Art von Verbannung in dem 
abgelegenen Tolosa leben, wo er mit dem Rhetor 
Aemilius Magnus Arborius in Beziehungen trat 
(Auson. prof. Burd. 17, 11); spater scheint er sich 
in Narbo aufgehalten zu haben (Auson. prof. Burd. 
18, 8). Schon 324 war ihm irgend ein Amt uber- 
tragen, da aus dieser Zeit an ihn adressierte Ge- 
setze erhalten sind (Cod. Theod. XII 17, 1. Cod. 
lust. V 17, 7; vgl. Seeck Ztschr. d. Savigny- 
stiftung f. Eechtsgesch. Roman. Abt. X 231). Im 
J. 333 ist er Consul, und um dieselbe Zeit er- 
scheint er mit dem Titel Censor in Antiochia, 
wo er iiber den Bischof Athanasius von Alexan- 
dria Gericht halten soil, also jedenfalls eine be- 
deutende Stellung einnimmt (Athan. apol. c. Ar. 
65 = Migne G. 25, 365; vgl. Mommsen I 235). 
Wahrscheinlich ist er derjenigeBruder Constantins, 
der sich nach einer recht zweifelhaften Anekdote 
bei Liban. or. I 634 durch einen milden Rat das 
Herz des Kaisers gewann und deshalb von ihm 



hoch erhoben wurde. Nach dem Tode desselben 
(337) wurde er mit seinen Sohnen von den Solda- 
ten ermordet (Mian, epist. ad Athen. 270 C. D. 
281 B. Liban. or. I 524. Ammian. XXI 16, 8. 
Athan. hist. Ar. ad mon. 69. Greg. Naz. or. 4, 21. 
21, 26 = Migne G. 25, 776. 35, 549. 1112), was man 
durch die Erfindung zu rechtfertigen suchte, er und 
sein Bruder Iulius Constantius hatten Constantin 
vergiftet (Philostorg. II 4. 16 = Migne G. 65, 

10 468. 477. Zonar. XIII 4 p. 10 C. Johann. monach. 
pass. S. Artemii 7. 45). Die Annahme, er sei 
schon vorher nicht mehr am Leben gewesen, wird 
kaum richtig sein. Allerdings lebten im J. 337 
nur noch zwei von den Halbbriidern Constantins 
(Mian, epist. ad Athen. 270 CD), doch derjenige, 
welcher vorher starb, scheint Hannibalianus ge- 
wesen zu sein, da er weder ein Consulat bekleidet 
hat, noch sonst in der spateren Zeit des Kaisers 
von ihm die Rede ist. 

20 3) Flavius Delmatius, Caesar 335-337 (Dessau 
718. 719. 720. CIL X 8021. XII 5676. Ephem. 
epigr. VIH p. 464. Cohen Medailles imperiales 
VII 2 360; nur auf einer Miinze bei Cohen 8 
wird er Flavius Iulius Delmatius genannt, viel- 
leicht durch Versehen des Stempelschneiders), 
Sohn des Vorhergehenden(Anon. Vales. 6, 35. Vict. 
Caes. 41, 14; epit. 41, 15. Socrat. I 27, 20. Momm- 
sen Chron. min. I 235. Auson. prof. Burd. 18, 9), 
genoss als Knabe in Narbo den Unterricht des 

30 Rhetors Exuperius und erwirkte ihm dafiir spater 
die Ernennung zum Praeses einer spanischen Pro- 
vinz (Auson. a. O.). Am 18. September 335 wurde 
er zur Caesarenwiirde erhoben (Mommsen a. O. 
Zosim. II 39, 2. Vict. Caes. 41, 14; epit. 41, 15. 
Anon. Vales. 6, 35) und erhielt als kiinftigen 
Reichsteil die Dioecesen Thraciae, Macedonia und 
Achaia zugewiesen (Vict. epit. 41, 20, wo Dal- 
matius fin* Dalmatiam zu schreiben ist). Doch 
bald nach dem Tode Constantins d. Gr. ereilte 

40 auch ihn dasselbe Schicksal wie seinen Vater 
(Eutrop. X 9, 1. Mian, epist. ad Athen. 281 B. 
Liban. or. I 524. Vict. Caes. 41, 22; epit. 41, 
18. Greg. Naz. contra Mian. I 21 ; laud. Athan. 
26 = Migne G. 35, 549. 1112. Zosim. II 40, 2. 
Hieron. chron. 2354. Athan. hist. Ar. ad mon. 
69 = Migne G. 25, 776. Aram. XXI 16, 8). J. D. 
Ritter Codex Theodosianus Bd. VI 2 p. 48. 

[Seeck.] 
4) Archimandrit und Presbyter, sogar xaiijo 

50 novaaTi]Qio]v in Constantinopel im J. 431. Er 
hatte eine gllnzende militarische Laufbahn und 
Weib und Kinder verlassen, um sich von dem 
beriihmten Asketen Isaak in die Geheimnisse des 
Monchslebens einweihen zu lassen, war in den 
Monchskreisen von Constantinopel bald zu Ein- 
fluss gelangt und gehorte zu den entschiedensten 
Gegnern der nestorianischen Theologie. Wah- 
rend das Concil zu Ephesus tagte, konnte er sich 
der schliesslich dort zum Siege gelangten Partei 

60 des Cyrill durch seinen Einfluss beim Kaiser 
wie be'im Volk der Hauptstadt mehrmals nutzlich 
erweisen; als bescheidene Oberreste seiner da- 
maligen Thatigkeit sind vorhanden zwei kurze 
Briefe an die Synode und eine 'AnoXoyia, d, h. 
ein Referat iiber seine antinestorianische Agitation 
unter dem Volk von Constantinopel. Migne Pa- 
trolog. gr. LXXXV 1797—1802. Vgl. Hefele 
Conciliengeschichte 112 213ff. 227. 230. Smith 



2457 



Delminium 



Delminium 



2458 



and Wace Diet, of christ. biography I 781f. 
Callinici de vita S. Hypatii 1. ed. sem. Bonn. 
1895, 112f. Identisch "mit dem Dalmatios Bi- 
schof von Kyzikos 431 kann der obige nicht sein, 
obwohl jener vorher auch MOnch war, denn der 
Bischof ist 431 als solcher in Ephesus auf der 
Synode gewesen ; wohl aber ist der hi. Dalmat(i)os 
des Menologium Basilii (3. August), der dort als 
Griinder eines — im 6. Jhdt. hochangesehenen 



und A. Bauer Arch.-epigr. Mitt. XVII 135 an; 
Novakovic Bull. Dalm. II 56. F. Bulic ebd. 
X 153. A. J. Evans Antiquarian researches in 
Illyricum (parts I and II) 68ff. und Patsch 
Verhandlungen der 43. Philologenversammlung 
179, vgl. Wissenschaftliche Mitteilungen VIII 85, 
traten dagegen fur die altere Hypothese ein. Zu- 
letzt hat Kiepert Formae orbis antiqui XVII 
Beiblatt 5, 51 die Grunde noch einmal erwogen 



Klosters in Constantinopel genannt wird, der 10 und bleibt, wie auch O. Hirschfeld CIL ILT 

" n p. 1610. 2161, wenn auch zweifelnd, bei der An- 

sicht Mommsens. Der wichtigste von ihm und 
A lace vie gegen die Identitat von Duvno mit 
D. angefuhrte Grund: ,Das ganzliche Fehlen von 
Spuren einer grOsseren alten Ortschaft in der 
Duvno-Ebene' besteht nicht mehr zu Recht. Die 
Forschungen des bosnisch-hercegovinischen Landes- 
museums, die durch Grabungen unterstutzt werden, 
haben ergeben, dass die ganzeEbeneinvorromischer 



unsrige. [Julicher.] 

Delminium (Frontin. strat. IH 6, 2. Flor. 

II 25; Aekftlnov Vtolem. 1116,11. Appian.Hl.il; 
Delminum Quadratus bei Steph. Byz. s. Aa.Xfii.ov; 
CIL III 3202 Delminensibus; AdXutov Strab. 
VII 315 = Steph. Byz.; vgl. Mommsen CIL 

III 280 p. 358. H. Kiepert Lehrbuch der alten 
Geographie 359, 1. W. Tomaschek Mitt, der 
geogr. Gesellschaft in Wien 1880, 505), eine grosse 



(Strab'on), feste, hochgelegene Stadt, deren von 20 und in romischer Zeit sehr stark besiedelt war. In 
- -- "■■ TT ' Zupanjacbestandeinel5ha. grosse, mit offentlichen 

Anlagen ausgestattete Stadt ; nebstKaiserinschriften 
kam hier auch ein Fragment mit [l(oeoj dfatqjj 
d(eeurionumJ d(ecreto) zum Vorschein (Wissen- 
schaftliche Mitteil. aus Bosnien und der Hercego- 
vina IV 135ff. V 220. VI 220ff. Ballif-Patsch 
Rem. Strassen in Bosnien und der Hercegovina 
I 25ft.). Bemerken mOchte ich schon jetzt, dass 
sich die vorrOmische Hauptanlage des Duvno nicht 



Festungsanlagen umschlossenen Hauser aus Holz 
erbaut waren (Appian.), fruher Vorort der Del- 
maten, die nach ihm benannt worden sind (Appian. 
Strab.). Im Winter 156 drangte der Consul C. 
Marcius Figulus die Delmaten auf D. zuruck, 
vermochte jedoch den Ort nicht einzunehmen, weil 
er auch fur Belagerungsgeschiitze unerreichbar 
war. Er zog deshalb gegen die kleinen Ortschaf- 
ten, die den besten Teil ihrer Verteidiger an D 



bsreeeben hatten , nahm einige derselben ein, 30 in Zupanjac, sondern auf dem marcanten Bergyor- 



kehrte jedoch wieder vor D. zuruck, das er zum 
gr5ssten Teil durch Brandgeschosse einascherte 
(Appian. Liv. epit. XL VII. Flor.). An der Er- 
oberung des Platzes wurde er durch das Eintreffen 
seines Nachfolgers, des Consuls P. Cornelius Scipio 
Nasica, gehindert. Dieser wandte erst eine List 
an, um die Verteidigung von D. zu schwachen; 
er berannte die umliegenden Ortschaften, die des- 
halb ihre Contingente aus dem Hauptort abriefen, 



sprunge Lib (siidOstlich davon) befand. Gardun 
(das Mommsensche D.) war eine der Haupt- 
festungen Dalmatiens; sie wurde breits zu einer 
Zeit angelegt, als die rOmische Herrschaft nur 
bis zu den dinarischen Alpen reichte, und war 
bestimmt, die Delmaten (s. d.) im Zaume zu 
halten und den Ubergang iiber Prolog und Arzano 
zu iiberwachen (Bauerl35). Hier war das Haupt- 
quartier der legio VII Claudia pia fidelis (CIL 



und eroberte dann diesen im J. 155 v. Chr. Das 40 III 2709. 2714 = 9736. 2716 vgl. p. 1610. 2717 



Gebiet von D. wurde zu Schafweiden bestimmt 
(Front. Liv. epit. XLVII. De viris illustrib. 44. 
Strab. Zonar. IX 25 ; die neuere Litteratur s. unter 
Delmatae). Wahrend der folgenden zahlreichen 
Kampfe der ROmer mit den Delmaten wird D. 
nicht mehr erwahnt. Genannt wird es von Ptole- 
maios; als rOmisch coiistituierte Stadt, wohl als 
Municipium, erscheint es auf der bei Trilj am 
rechten Cetinaufer gefundenen Inschrift CIL III 



vgl. 9728. 9733. 9734. 9737. 9738 [?]. 9741. 9742, 
siinitlich aus der Zeit vor 42 n. Chr. 2715 nach 42. 
Mommsen CIL III p. 282. 358. Hirschfeld 
ebd. p. 1476. 2161), die bis in die letzten Jahre 
Neros in Dalmatien blieb; im J. 66 ist sie bereits 
in Moesien nachweisbar (Mommsen CIL III 
p.' 250. 358; R. G. V3 200, 1. A. v. Doma- 
sze wski Rh. Mus. XLVII 1892, 213). Gardun, wo- 
auch ein grOsseres Detachement der legio XI Clau- 



3202 vom J. 184 n. Ch.: Imp. Caes. M. Aurelius 50 dia pia fidelis vor und nach 42 nachweisbar ist 
Cnmmndus vmitem Himn fluminis (CIL III 2708 vgl. 9725. 2711. Patsch Jahres- 

hefte des Osterr. arch. Institutes 1898_Beiblatt 



Commodus pontem Hippi fl; 

vetustate corruplum restituit sumptum ct operas 
subministrantihus Novensibus Delminensibus Hi- 

ditis Wo D. lag, ist strittig. Wahrend 

altere Forscher, wie Farlati Illyricum sacrum 
n 168ff., aus sprachlichen und kirchengeschicht- 
lichen Griinden — schon auf dem 2. Concil von 
Salona (im J. 532) wird ein episcopus Delmi- 
nensis Montanorum erwahnt — die Stadt in der 



121ff), hat sie vielleicht schon fruher mit Salona 
vertauscht (Hirschfeld Herm. XXV 353). Ausser- 
dem garnisonierte in Gardun die ala Claudia nova 
(CIL III 2712 vgl. 9727 und Arch.-epigr. Mitt. 
IX 57, gleichzeitig mit der kg. VII. Mommsen 
CIL III p. 282. Hirschfeld ebd. p. 1476. Ci- 
chorius o. Bd. I S. 1237. Patsch Wissenschaft- 



westbosnischen Kesselebene Duvno (Haup+ort Zu- 60 Hche Mitt, aus Bosnien und der Hercegovina VI 

"" '" 173), die ala Frontoniana (vor 80 n. Chr. CIL 

III 9735. Hirschfeld CIL LH p. 1476. Cicho- 
rius a. a. O. 12671, die eohors IBelgarum equi- 
tata (CIL III 9739 = Dessau 2579. Hirsch- 
feld CIL III p. 1476) und die eohors VIII vo- 
luntariorum im 3. Jhdt. (CIL III 2706, 245 n. 
Chr. 9732 Antoniniana. 13187 Antoniniana[% 
Mommsen CIL III p. 282. Hirschfeld ebd. 



panjac) suchten, localisiert sie Mommsen CIL III 
p. 358 auf Grund der eben angefuhrten Briicken- 
insehrift in Gardun bei Trilj an der Cetina (in 
Dalmatien). Ihm schlossen sich G. Zippel Die 
Eom. Herrschaft in Illyrien 131. G. Alacevic 
Bull. Dalm. I 21ff. 38ff. 51ff. XX 102ff. Toma- 
schek 505ff. H. Cons La province Rom. de 
Dalmatic 105. O. Hirschfeld Herm. XXV 352 



2459 



Delon 



Delos 



2460 



p. 1476). Beweise municipaler Selbstverwaltung 5—14.103—125. K.F.Hermann De theoria de- 

smd in Gardun nicht gefunden worden, vgl. liaca, Gott. 1847. G. Hirschfeld Deutsche Rund- 

Mommsen CIL III p. 358. Kiepert Formae schau 1884 Heft 2. M.Homolle Plan desfouilles 

XVII Beiblatt 5, 51. [Patsch.] executeesaD., Rev. Arch. N.S. XL (1880). Theoph. 

Delon (AtyMv), athenischer Oikist der Insel Homollc in den Jahrgangen dcs Bull. hell, von 

Rhenaia, Schol. Dionys. perieg. 525. [Escher.] I (1877)219 an; Monuments grecs nr. 7 (1878); 

Deloptes, thrakischer Gott, der neben Bendis Les Fouilles de D., Paris 1879; Rev. arch. N. S. 

auf einer ncuerdings im Piraeus gefundenen Or- XL (1880) 85ff. ; Conference sur l'ile de Delos. 

geoneiiinschrift genannt wird (Demargne Bull. Nancy 1881, G; Do antiquis Dianae simulacris 
hell. XXIII [1900] 371 Z. 15 ngdg rijv BsvSiv xal 10 Deliacis, Paris 1885; Les archives de l'intendance 

%bv AriUstxrjv). Der Gott ist vielleicht als Askle- sacree a Delos (315—166 av. C.) = Bibl. des ec. 

pios auf einem Relief der GTyptothek zu Nv Carls- franc. d'Ath. XLIX, Paris 1887. C. Jeb b Journ. 

berg dargestellt (Hartwig Bendis 1897 pi. I). of Hell. St. I (1880) 7—62. W. Kinnard An- 

Wichtiges Votivrelief an AnUmrjg jetzt aus tiquities at Athens and Delos in Stuart and 

Samos bekannt, Athen. Mitt. XXV 172. Revett The Antiquities of Athens IV pi. IV 2. 

[Cumont.] Kyriacus von Ancona im cod. Vatic. 5252 iind 

Delos (>} Afjkog, dorisch a Aa/.og; der Name im cod. Lat. Monac. 716, vgl. O. J aim Bull. d. 

ist kaum aus hellenischem Sprachgut geschopft; Inst. 1861, 182. X. Landerer Avdlvoig xov 

die Deutung lasst Fick Beitr&ge zur Kunde der v&azog xrj? M rf/g ArjXov iegag Ufivr/e, "Ecprip. do%. 
indogermanischen Sprachen XX 1897, 33 unver- 20 1855, 1329. Larcher Mem. s. 'les Dclies, Acad, 

sucht). Jetzt heissen D. und Rheneia Afjkes des inscr. XLVIII. W. Leake Travels in Nor- 

{Afjloi), D. allein fj fiixQij Atjltj (Afjlog). thern Greece III 95ff. Alb. Lebegue I. Recher- 

Geographie, Chorographie, Topogra- ches sur File de Delos, Paris 1876 (bis jetzt trotz 

phie. Litteratur (Auswahl, vgl. auch S. 2500): einiger Irrtiimer Hauptwerk). II. Rech. s. Delos. 

Adler Arch. Ztg. XXXIII 1875, 59. Edou. Observat. diverges, Rev. Arch. 1886 (Zusiitze und 

Ardaillon hat mit Convert eine Karte von Verbesserungen). Le Roy Ruines des plus beaux 

Delos 1:1000 aufgenommen (uriverOffentlicht monuments de la Grece, Paris 1758. G. Lolling 

[?]); veroffentlicht sind die Aufnahmen der in Baedekers Griechenland. Marcellus Sou- 

Hafen und Schiffswerfte (vgl. Comptes rend, de venirs de l'Orient, Paris 1839 I 213: Episodes 
l'Acad. de inscr. 1895, 28—31) Bull. hell. 30 litteraires en Orient, Paris 1851 II 7. A. Mi- 

XX 1896, 428ff. pi. II. Ill (Releve des fouilles liarakis KvxkaSixd, 'AA 1874, 53ff. P. Nenz 

du port de D. Vaooo)- G. Attingcr Beitrage Quaestiones Deliacae, Diss. Halle 1885. Nenot 

zur Gesch. von Delos, Frauenfeld 1887. Ch. Be- Restaurierter Plan dcs Bezirks des grosser. Apollon- 

noit Fragment d'un voyage entrepris dans Tar- tempels s. Fougeres. Jacques Ph. d'Urville 

chipel grec en 1847,^ in Delos, Archives des miss. Observationes criticae novae VII Iff. IIagan]gij- 

scient. II 1851, S8()ff. Blouet Expddit. scient. aeig srsgl iwv vrjamv AyJ.ov xal'Pijvutag xal tcfih 

de More"e III 1831, Iff. Bory de S. Vincent haoglov s. Miliarakis a. a. O. 91. P. Parfs 

Memoire sur les mines de Delos, Journ. Institut Bull. hell. VIII 406ff. 473ft'. Pasch di Krieneu 

1839, 188. Chr. Buondelmonti Liber ins. Arch. Breve Descrizione dell Arcipelago, Liv. 1773, 85ff. 
c. 32, vgl. die griech. Ubers. herausg. von Le- 40 Rich. Pocockc Voyages du Levant traduits de 

grand 49ff. 205 und Karte. E. Burnouf l'Anglois sur la seconde edition par M. Eydous, 

Rev. Arch. N. S. XXVI 1873, 105ff. ; Revue gene- Neuchatel 1773 VI ch. XXII 263ff. S. Reinach 

rale de l'archit. et des trav. publ. IV* ser. XXXI Rev. Arch. 1883 I 75—83; Bull. hell. VII (1883) 

1874 I pi. I et II. Bursian Geogr. von Grie- 328ff. E. Renan Bull. hell. IV 1880. v. Kied- 

chenland II 451ff. G. F. A. comte de Choiseul- esel Remarques d'un voyageur modcrno au Le- 

Gouffier Voyage pittoresque de la Grece, Paris vant, Amsterdam 1773, 63—72. L. Ross Reisen 

I 1782, 49—64. Ch anion ard Theatre a Delos auf den griechischen Inseln des aegaeischen Meeres 

et la question du logeion ; Bull. hell. 1899, 257— I 30ff. II 107ff. Sallier Histoire de l'isle de 

312.^ 390ff. 563—580. Convert ebd. Grundriss D. in Memoires de litterature tirez des regires 
des Theaters 1 : 3000. L. Couve Statue d'homme 50 de l'acadcmie royale dcs inscript. et de belles 

trouvee a D., Rev. Arch. Ill serie XXXII 1898, lettres depuis 1711 jusqu'a 1718 IV (a la Haye 

14ff. A. Daenius De insula Delo, Lugd. Bat. 1724) 523if. Schlager Pauca quaedam de reb. ins. 

1851. O. Dapper Naukeurige Beschryving der D. Mitav. 1840. Val. v. Schoeffer De Deli in- 

Eilanden in de Archipel der Middellandschen Zee, sulae rebus, Berlin 1889. Schwenck Delia 

Amst, 1688, 166ff. Sp. Dukakis 'ExSoo/ilj e! s coram partic. I, Francof. 1825. Spon Voyage 

Arf/.ov. To. Arfua. Progr. d. Gymn. v. Syros 1889. dTtalie, de Dalmatie, de Grece et du Levant fait 

Etiemie Dragoum is Quelques remarques apropos aux annees 1675 et 1676, Lyon 1678 I 172ff. 

des inscriptions choragiques deD., Bull. hell. Stamatakis 'Afirpmor II 13 Iff. IV 456ff. V. de 

VII 1^?,. 383ff. Du Loir Relation du vovasre Stochove Vovage du Levant. Stuart and Be- 
du Levant. Paris 1645, Off. A. Dumont Rev. 60 vett The antiquities of Athens III pl.LI 2. LIHff. 

Arch. XXVI 1873, 287. K. G. Fiedler Reise IV 1—3. Melch. Thevenot Eeisen in Europa, 

in alien Teilen des Konigreichs Griechenland II Asia und Africa u. s. w. anjetzo aber in das 

269ff. G. Fougeres in Guide Joanne. Grece II, Hoeh-Teutsche ubers., Frankf. 1693. Fr. Thiersch 

Paris 1891, 443ff. Ad. Furtw angler Arch. Ztg. Leben von H.Thiersch II 142. Jos. Pitton 

XL (1882) 321—367. G. Gilbert Deliaca, Diss. de Tournefort Voyage du Levant, Lvon 1727 

Gottingen 1869. Jules Girard Recherches s. D.. I 290, dt. Ubers. Niirnberg 1776 I 149—495. 

Journal des Savants 1876.512. Hauvette-Bes- H. F. Tozer The islands of the Aegean. Oxf. 

nan It Bull. hell. VI (1882) 295ff. VII (1883) 1890, off. H. N.Ulrichs Eeisen und Forschun^en 



2461 



Delos 



Delos 



2462 



in Griechenl., Bremen 1846-1863, II 204. L'Uni- 2000 Inschriften, eine stattliche Reihe arehaischer 

vers. lies de la Grece 451ff. Ussing Abh. d. Bildwerke bekannt sind. Das alles ist mit den 

dan. Ges. d. W. 1874 nr. 1. G. Welcker Tage- verhaltnismiissig geringcnMitteln von 50 000 Frcs. 

buch einer griech. Reise II 269ff. G. Wheeler erreicht worden. 

Voyage de Dalmatie de Grece et du Levant tra- Mythen iibcr die Entstehung und das 

duit de l'anglois, Lyon 1678 I 172. La Haye 1723 Auftauchen der Insel: Nach dem homerischen 

I 95ff. " HymnosaufdendelischenApollon65ff. lurchtete die 

Inschriften: In sehr vielen der eben ange- kleine Insel, der Gott, der zur Welt kommen sollte, 

fiihrten Werke. Ausserdem CIG II. CIA u. add. wiirdesiespa.terwiederindenAbgrundstossen.Wie 
L. Delamarre in Rev. Philol. XXI (1896) HOff. 10 Thera, Rhodos, Anaphesoll sie eines Tages aus dem 

Diirrbach in Bull. hell. X (1886) 112ft'. Th. Meer aufgetaucht sein. Es hiess nach Lucian. dial. 

Homolle 'Eqrrju. doy u . 1894, 142ff. Bull. hell. mar. 10, sie sei von Sikelien abgerissen, nach 

XX (1896) 502—522" " Miin z en : H e a d HN 413. Callim. hym. in Del. 30f. Pind. frg. 57. 58 Bergk 

Head-Sworonos for. vofi. I 616ff. Sworonos vom Himmel gefallen, nach Callim. v. 34 auf 

No/xiouata ra>v h Ai)/.qi 'Aft. xlrjQovycov evge- den Wellen umhergeirrt. Erst nach der Geburt 

{Ihza Iv Ar\).m xal Mvxovw, Journ. internat. der Gotter soil sie mit diamantenen Saulen auf 

d'arch. numism. Ill 1900, 51 (nach dem rhodi- dem Grund des Meeres befestigt worden sein. Die 

schen oderptolemacischen Miinzfuss. A/ (${'■ Apol- Alten haben freilich nicht beriicksichtigen kdnnen, 

lonkopf, Artcmiskopf — Lyra, Palmbaum. Athen. dass D. aus solidem Urgestein aufgebaut ist. Die 
Mitt. VI 238). 20 Legende, als ob D. ursprunglich auf der See ge- 

Karten und Plane: Buondelmonte ed. schwommen sei, hat wohl dadurch Nahrung ge- 

Legrand 205 und Phototypie 32. Tournefort, funden, dass das Eiland von viel hoheren Nachbar- 

Wheelcr, Dapper, Graves und Brock (1843) inseln umgeben und dem Voriiberfalirenden nicht 

British Admir. Chart nr. 1815, Ross, Blouet selten verdeckt, dem Schiffer nach kurzer Zeit 

(Miss. Scientif.), Lebegue, Th. und M. Homolle an anderer Stelle aufzutauchen schien. 

Rev. Arch. N.S. XL (1880), Blondel zu Hau- GrBsse, Gestalt undLage. Der Flachen- 

vette-Besnault Bull hell. VI 1882; Lolling- inhalt betviigt 5,19 Qkm. (die Eilande Langeoog 

Ndnot und Th. Homolle zu Fougeres, Ar- und Juist haben je 6 [_|km.), wahrend das gegen- 

daillon. uberliegendeEheneia 17j_Jkm.(Norderney 15[jkm.) 
Erforschung der Reste: Die t'berreste des 30 gross ist. Ihre Flachenform wurde (wie der Stadt- 

Altertums auf der liochberuhmten Insel haben plan von Alexandreia in Aigyptos) mit einer aus- 

seit Buondelmonte und Kyriacus von Ancona (1444 gebreiteten Chlamys verglichen (daher der Bei- 

und 1445) viele Eeisende angezogen. Die alteren name Xlafwdia), von Pindaros frg. 57. 58 Bergk 

von ihnen fanden nocli eine grosse Menge von und Kallimachos hymn, in Del. 37 mit einem 

Statuen in der Nalie des Apollontempels am Ufer. Stern. Von der grOsseren Nachbarinsel Rheneia 

Besonders bemerkenswert sind hiefiir die Zeich- ist sie nur durch einen seichten durchschnittlich 

nungen des Kyriacus von Ancona im Cod. lat. 2 km. breiten (an der tiefsten Stelle 54 m. tiefen) 

Vatic. 5252 und daraus copiert in Cod. lat. Monac. Sund getrennt, der obendrein noch wie Briicken- 

716. Spatere Eeisende bemerken, dass sie sie pfeiler zwei winzige Eilande, jetzt 6 /wyaJ.o; (Insel 
nicht mehr antrafen. Sie waren nach Mykonos 40 der Hekate oder Psammetiche) und 6 fuxQog 'Pe- 

geschafft worden. Ludwig Ross hat mit Scharf- /.tandgijg (d. h. Eiland in der Meeresstromung oder 

sinn die Ruinenstatten durchforscht und das Belt im Luftzug) genannt, enthiilt. Welckernennt sie 

des Inopos zum erstcnmal richtig angesetzt. Die BovqMxi iieyalo und fuxgo. Die Alten nahmen 

Blosslegung der wichtigen Ruinen und die Fest- an, die Insel sei der Mittelpunkt der im Kreis 

legung der Namen fur die Stiitten verdanken wir urn sie gelagerten Nachbarinseln, der Kykladen. 

den Bemiihungenderfranzosischen archaologischen Daher nannte sie Kallimachos (h. in Del. 325) 

Schule in Athen. Auf eine Anregung Dumonts 'IotIij d. h. den Herd der Kykladen und v. 3 und 

hin begann 1873 Lebegue das alte Heiligtum 199 Kvx/.ug. Lehrreich ist das Schema des Scho- 

am Kynthos und die Reste auf dessen Gipfel bloss- Hasten zu Dionysios dem Periegeten Gcogr. gr. 
zulegen und zu erforsehen. Dort fand er die 50 min. ed. Mttller II 451 a. Die Lagc in den stiir- 

heiligen Bezirke des Zeus und der Athena. St a- mischen ikarischen Fluten schildert treffend Kal- 

matakis nahm im Auftrag der griechischen limachos h. in Del. llff.: Kctvij 6' ijviftocaaa xai 

archaologischen Gesellschaft Sondierungcii an der aroo^og, ola d' a/.i^/.i/g Aldvujg xal nd/lov e.-ri- 

Statte des Heiligtums der fremden Gotter vor. Soo/iog i)e.-isg irc^oig IIovtco iveazijoixiai • 6 A' 

1877 begannen die grossen mit vielen Miiben d^upl i xov'/.vg e/.ioooir 'Ixagiov xo/./.i/v axoudi- 

verbundenen, 1877 — 1880, 1885 und 1888 von aerai v^arog ap'r/i: 

Th. Homolle durchgefiihrten Ausgrabungen . die Verticale und horizontale Gliederung. 

das Heiligtum des Apollon und die dazugehorigen Geologic. Wasser. Im Kynthos {Kvrfin:. 

Gebiiude an der Kiiste frei machten. 1881 legte schwerlich griechisches Wort, dichterisch [Ai<th. 
Hauvette-Besnault das Heiligtum der fremden 60 Eum. 9] AijUa yoiod;) erhebt sich in sanftem 

Gotter bloss. 1882 fand S. Reinach das Ka- Anstieg die Insel zu einer Hohe von nur 118 m. 

beireion am Inopos, das Gebiiude der phoiniki- (Strab. X 484 muss statt ogog vyif/.dv ^n'/.dr — 

schen Poseidoniasten und den Teil der schola kahl. unbewachsen. gelesen werden ; hoeh konnte 

Romanontm an der tgo/_osidijg /.iar)j. Paris. Strabon diese Hohe nicht nennen. das sieht jeder 

Fougeres, Doublet, Legrand, Chamonard beim Voriiberfahren ; Baume konnten auf dem 

(Theaten, Ardaillon, Convert iHafem, trug.-n Granitboden nicht gedeihen). Sie fallt nach Osten 

das ihrige dazu bei, dass das Apollonheiligtum, steil ab. Ihr oberer Teil besteht aus graubraunem 

die Eeste von 60 Gebauden, die Hiifen, mehr als Granit, ihr unterer aus gelbbraunem Glimmer- 



2463 



Delos 



Delos 



2464 



schiefer. Die Bander der Insel sind ziemlieh 
ausgezackt. Sie ist reich an Vorgebirgen und 
Vorspriingen z. B. jctzt xaflog Kafiijka (von der 
Form, hier heisst xa.wj^ce Schiffskiel, oder eher 
Kamel, dessen Bticken sie gleicht), xaxf] Jlovvta 
(= besartige Spitze), und hat in ihrem siidlichen 
Teil eine Einschniirung, wie fast alle Nachbar- 
inseln. Am sudwestlichen Ende liegt ein schmales 
Eiland, die vereinzelte Spitze einer unterirdischen 
Erhebung. Der Fels ist Granit und Glimmer- 
schiefer, "der natiirlich das Wasser raseh abfliessen 
lasst. Ross fand 1835 nur eine einzige Quelle 
auf der Insel. Darum war man gezwungen, grossere 
(z. B. die tqoxosi^s U/nvr/) und kleinere Wasser- 
behalter anzulegen. Denn der Inopos ('Ivcoxog, 
auch kaum aus griechischer Wurzel) fiihrt fast 
das ganze Jahr hindurch kein Wasser und hat 
viberhaupt nur ein ganz kurzes Bett, Strab. X 
485 7xotajA.bg 8s diaggel xr/v vfjoov 'Ivcoxog oil ftsyag. 
In einem moglicherweise interpolierten Vers Hymn, 
in Apoll. Del. 18 heisst es, Apollon sei ayyoxaxw 
(folvtxog h€ 'IvcojioXo gse&goig geboren. Mit dem 
unverdienten Beiwort xaXligoog sehmiickt ihn ein 
an seinem Binnsal gefundenes Epigramm (Bull. 
hell. 1883, 331). Tournei'ort suchte sein Bett 
im aussersten Nordosten der Insel , Choiseul- 
Gouffier, Stuart und Eevett, Leake u. a. 
in einem sehr kurzen Trockenbach, der seinen 
Anfang am Sudabhang des Kynthos nimmt und 
beim Hafen Fiirni (d. h. die BackOfen) miindet. 
Eoss hat ihn zuerst richtig angesetzt, und die 
franzosischen Gelehrten, die zuletzt auf D. ge- 
forscht haben, stimmen ihm bei (S. Eeinach 
Bull. hell). Ein 'Ivcoxoyvkag' (wie ein xotjvo- 
(pi/.ag' Quellenaufseher) zur Instandhaltung _ der 
Einbettungsbauten in Inschriften. Sein Steigen 
und Fallen soil mit den gleichen Erscheinungen 
am Nil gleichzeitig gewesen sein oder gar damit 
unmittelbar zusammengehangen haben (Callim. in 
Dian. 171; in Del. 206. 263. Plin. n. h. II 229. 
Paus. II 5, 2). 

Pflanzen und Tiere. Bekannt ist die Er- 
wahnung eines aufspriessenden PalmbaumschOss- 
lings am grossen Altar des Apollon, Od. VI 162 
ipoivixog veov e'gvog avegyo/ievoi' und an der kurz 
vorher angeflihrten Stelle "des homerischen Hymnos 
auf den delischen Apollon. Aber im (ibrigen scheint 
schon im Altertum die Insel diirr und kahl ge- 
wesen zu sein. Kein alter oder neuer geogra- 
phischer Xame geht auf Pflanzenwuchs zuriick. 
Jetzt ist das Eiland nur mit kurzgewachsenen 
dunnenMacchienundmitGestriippbedeckt. Darum 
erseheint mir die Deutung des Xamens Kvvdog 
als des finsterbewaldeten Berges (L. Grasberger 
Stud. z. d. griech. Ortsnaraen 240) verfehlt (s. o. 
S. 2-162). Ob man aus dem Xamen 'Ogxvyia, 
den mehrere Inseln der aegaeischen Inselflur trugen, 
auf Vorhandensein vieler Wachteln schliessen darf, 
ist nichr als fraglich (s. u. S. 2474f.). Hasen mag 
es darauf viele gegeben haben. daher der Bei- 
name Aayia. Ein kleines Eiland dicht ostlich 
an dem Xordteil von Rheneia heisst jetzt Kov- 
vM.ovijoi d. h. Kanincheninselchen. 

Bewohner. Aij/.io; heisst nicht nur der auf 
D. geborene, sondern auch der von Athen dahin 
gesendete Kleruch. In ziemlieh frtihen Zciten 
war das Eiland Sitz karischer Seerauber, da der 
Sund zwischen Rheneia und D. gute Ankerplatze 



fur kleine Fahrzeuge hat. Bei der Reinigung von 
D. von alien Grabern 426 v. Chr. zeigte sich, 
dass mehr als die Halfte Leichen von Karern 
bargen, die an den beigegeben Waffen (Schilden) 
und der Bestattungsart als solche kenntlich waren 
(Thuc. I 8 und Schol.). Der Apollon cult ist ent- 
weder von Thessalien (den Minyern am paga- 
saeischen , oder den Achaiern am malischen Meer- 
busen) ausgegangen, wobei auch (vgl. Bur si an 

10 454 A.) das kretische Knosos nicht unbeteiligt 
war, dessen Apolloncnlt auf Lykien zuruckweist 
(der Lykier Olen auf D. Herod'ot. IV 35 ; Karer 
und Lykier sind nahe verwandt). Die altesten 
griechischen Besiedler sind wohl loner gewesen. 
Wenn die Delier die Hiilfe der Spartiaten gegen 
die Athener anriefen, so geschah es nur, weil sie 
in diesen Widersacher gegen ihre Bedriicker er- 
kannten. Nach athenischen Chronologien soil Ion, 
Sohn des Xuthos, D. colonisiert haben (Veil. Paterc. 

20 1 4, 3). Es sind aber alle mythologischen Angaben 
ilber Besiedelung von D., wenn sie von atheni- 
scher Seite herriihren, mit grOsster Vorsicht auf- 
zunehmen. Eine athenische Erflndung ist sicher 
die Behauptung, Athener hatten unter Antiochos, 
dem Sohn des Herakles und Begrunder der antio- 
chischen Phyle in Athen, 60 Jahre nach der Hera- 
kleidenwanderung eine Ansiedelung auf D. ge- 
griindet. Uber sonstige Mythen s. den Abschn. Ge- 
schichte. Die spateren Einwohner wurden wegen 

30 ihrer Bereitwilligkeit, bei Veranstaltung von Opfer- 
schmausen als Tafeldecker, Ko'che u. s. w. zu helfen, 
ekatodinai, jtagaaixoi xov &sov oder tcagvxojioioC 
(TunkenkOche, Kuchenmichele) genannt, Polykrat. 
u. a. bei Athen. IV 173 b— d, vgl. Inschriften. 
Dass sie im Rufe von Schwimmem standen, zeigt 
das Sprichwort vom Aijfaog xoiv/xptirfg Diog. 
Laert. II 22. TX12. Suid. s. v. em rmv axgog vi]yo- 
fikvow. Purpurmuschelfischerei am Isthmos von 
Mykonos an der jetzt Kogcpo (A. h. K6L°xog) ge- 

40 nannten Bucht und bei der Insel der Hekate (Bull, 
hell. Villi 884, 313f.); die Bemerkung Kr. Zrseks 
Ethnika a geografika v pfislovich a pofekadlech 
fecky'ch, Kolin 1896 (Progr. Realgymn.), 23, dass 
nach Hesychios xo"/.Vfi^t}xui auch ex xu>v (pgsdxwv 
araTzifaovxeg xovg xabovg geheissen haben (das 
wiirde bedeuten, dass man auf D. das meiste 
Trinkwasser aus Cisternen holte), ist kaum zu- 
treffend. Schon in der hadrianischen Zeit war 
die Insel menschenleer (Paus. VIII 33, 2), und 

50 jetzt ist D. sowie Rheneia, wenn dieses letztere 
Eiland zur Zeit epidemischer Seuehen nicht als 
Quarantanestation fur Schiffe aus der Tiirkei ver- 
wendet wird (wie 1900), nur im Sommer von 
wenigen Hirten aus Mykonos bewohnt. Nahrungs- 
mittel, wie Getreide, mussten im Altertum aus 
der thrakischen Chersones oder von Libyen be- 
zogen werden. 

Hafen. Die Hafenanlagen der Stadt sind von 
Ardaillon (s. o.| und Convert untersucht und 

60 aufgenommen worden. Der heilige Hafen (auf der 
Karte ,Mittlerer Hafen'; s. auch den Plan), wo die 
Festgesandtschaften anlegten, ist eine Bucht (jetzt 
huavi d. h. Hafen), die durch Wellenbrecher ge- 
schiitzt war, jetzt versandet, zwischen Gross- und 
Klein-Eematiari, ein weiter Ausschiffungsplatz mit 
einem Anfang fur den heiligen Weg. Xikias liess 
(wohl 425) wahrscheinlich mit Bemitzung des jetzt 
Mixgo; 'Peuaxiagrji genannten Eilandes hieher die 



2465 



Delos 



von Athen mitgebrachte holzerne Briicke von Rhe- 
neia nach D. schlagen. Der Handelshafen teilt sich 
in zwei Becken, er lag etwas siidlicher bei der 
kleinen Bucht von $ovgvot (d. h. gewolbte Back- 
Ofen). 



Delos 



2466 



sind den in Pompeii gefundenen ahnlich. Daneben 
besassen wohl die meisten Delier, da vom J. 426 
an eine Zeit lang gemass Verfugung der atheni- 
schen Republik keine Geburten und Todesfalle 
auf D. stattfinden durften, Landhiiuser auf Rheneia. 




Stadt und Siedelstatten. Es gab nur ein 
stadtisches Gemeinwesen auf der Insel. Die Stadt 
dehnte sich nordwestlich vom Kynthos liber die 
Thalsenkung nordlich und sudlich vom heiligen Be- 
zirk aus. Ein Stadtteil, vielleicht der gegen das 
heutige Cap KaurjXa bin auf den Hfigeln gelegene, 
hiess Ko/.corog (CIG 158 B), ein anderer mit einem 
Bad Ilsdiov (ebd.). Die Anlagen vieler Hauser 

Pauly-Wissowa IV 



Ein Landhaus, das dem Tempel des Apollon ge- 
hOrte, lag im Stadtteil KoXoivog (s. o.). Xach Serv. 
Aen. Ill 85; Georg. IV 31 hiess eine Gegend 
auf D. Tymbra (alii Tymbram hewn in Delo 
consecratum Apollini tradunt). Lebegue (31) 
vermutet, man mirsse Thymhra lesen und, wenn es 
je eine Gegend dieses Namens auf D. gegeben habe, 
sei sie auf dem Westabhang des Kynthos zu suchen. 

78 



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Delos 



Delos 



2468 



Die Eeste (s. Karte S. 2465f. mid den von 
den Herren Th. Homolle mid Nenot und der 
Verlagsbuchhandlung der Herren Hachette & Co. 
aus Guide Joanne Grece II freundlich zur Verfu- 
gung gestellten Plan ; verwiesen ist auf die Karte 
mit 1, 2, 3 u. s. w., auf den Plan mit la, 2a, 
3 a u. s. w. . 

A. Im heiligen Bezirk. Hierilber msbe- 
sondere die iibersichtlichen Darlegungen vonFou- 
geres. Da Strabon nur weniges fiber D. sagt, 
Pausanias ganz schweigt, so sind die sparlich 
gefundenen Inschriften die einzigen Quellen, die 
ein Wiedererkennen der Bauwerke ermoglichen. 
Wie in Olympia und um das Heraion von Samos 
standen auch hier im heiligen Bezirk des Apollon 
Tempel anderer Getter. Der Peribolos, begrenzt 
durch Umfassungs- und Stiitzmauern oder die 
Mauern von Gebauden, bat die Form eines Trapezes. 
Das isqov (1 und la). Der Apollontempel, 
auf dem jetzt xa Mdeftaga (= die Steinblocke) 
genannten Platz. Aussenmasse : 29,49 X 13,55 m. 
(1 m. Hohe des Stvlobates), also etwas kleiner 
als das sogenannts "Theseion in Athen. Als Ky- 
riacus 1444 und 1445 die Ruinen sah, fand er 
inn schon vollstandig zerstort. Bis zu den Aus- 
grabungen der Franzosen bot die Statte den An- 
blick eines gewaltigen aus Saulen trommeln, Ca- 
pitellen, Basen und Gebalkstiicken bestehenden 
Schutthaufens , der auf etwas erhohtem Grande 
stand. Nur drei Saulen standen aufrecht. Die 
erste Grundung schrieben die Athener dem Ery- 
sichthon, Sohn des Kekrops, zu. Die Eeste, die 
die Franzosen entdeckten, sind die des neuen 
Tempels ArjXlcov uncos (imGegensatz mm'A#i}vai<m> 
vedis). Als die Insel von Atben unabhangig war, 
etwa um 397, war der neue Tempel vollendet. 
Von Architekten hat ihn Le Roy zuerst unter- 
sucht. Stuart und Blouet haben Architektur- 
teile abgebildet. Eine genauere Beschreibung von 
Th. Homolle Monum. gr. nr. 7, 31ff. Die Sub- 
structionen des von Osten nach Westen orien- 
tierten Tempels sind aus einheimischem Stein, 
der Stylobat und die inneren Teile alle aus pari- 
schem Marmor. Die Saulen des Stvlobates sind 
dorisch. Der Tempel, ein doriscber usQiaxvlo;, 
hatte vorn und hinten je 6, an den Seiten je 13 
Saulen, die am Fuss und Capitell canneliert waren. 
Der vao; (die Cella) 11,50X5,60 in. hatte einen 
nqovaoi und einen omaftddofiog mit je zwei Saulen 
in antis. Innen befanden sich keine Saulen. Der 
Eingang war im Osten vom heiligen Platz her. 
Die Statue des Gottes war von den Naxiern 
Tektaios und Angelion angefertigt. Die Giebel- 
sculpturen (Raub der Oreithyia durch Boreas und 
des Kephalos durch Eos) wurden im Nachbar- 
tempel gefunden. Fragments eines Apolloncolosses 
(2 und 2a), Weihgeschenks der Naxier, s. die Zeich- 
nungen einiger Teile in den Manuscripten des Ky- 
riacus. Buondelmonte c. 32 p. 92 praeparatum 
eohtmnarum (= aus Saulen oder Marmor) ■idolum 
videmus quod in tanta magnitudine iatet, quod 
radio modo nos, quimille fuimus, erigere potuimus 
argument is rudentum gakarum. Jetzt liegen 
ausser der Basis (5,18 X 3,50 X 0,75 m.) mit der 
archaischen Inschrift des 6. Jhdts. Afvro Udo 
ifii dvdoia; y.al to a<fi/.as und der spateien Na$iot 
Axot./.oin in der Nachbarschaft der grossen Exedra 
ein Stuck der Brust und ein Stuck der Schenkel ; 



eine Hand (40 cm. hoch) wird im Wachterhaus- 
chen aufbewahrt; ein Fuss ist in London. Das 
Heiligtum mit den Stierfiguren (3 und 3 a), ein 
langes, schmales (67,20 X 8,86 m.) von Siidwesten 
nach Nordosten orientiertes Rechteck. Die Grund- 
mauern aus Glimmerschiefer und Granit. _ Drei 
Teile: Im Siiden ein itQovaog mit einer dorischen 
Saulenstellung, eine mittlere Galerie, die in der 
Mitte ein vertieftes Rechteck, ringsherum eine 
10 Art Trottoir hatte. Hier zwei dorische Halb- 
saulen mit knieenden Stieren darauf (daher die 
Benennung). Im Norden der xegatcav oder xsqo.- 
zivos f!a>fi6s, nach Kallimachos (hymn, in Apoll. 
60) aus den linken HOrnern der von Artemis auf 
dem Kynthos gejagten Ziegen von dem vierjahrigen 
Apollon errichtet, nach Plut. Thes. 21; soil, 
an. 35 aus Rindshornern. Bins der Weltwunder 
und oft erwahnt (etwas Ahnliches im heiligen Be- 
zirk des ephesischen Artemisions). Vor ihm wurde 
20 der rsgavos genannte heilige Tajiz aufgefuhrt. 
Die Uberlieferung der Athener, Theseus habe auf 
der Ruckkehr von Krete den rioavos -Tanz zuerst 
um den Altar getanzt, ist offenbar Erfindung, um 
frilhe Beziehungen zu D. herzustellen. Fsoavo; 
(= Kranich) soil der Tanz geheissen haben, weil 
dessen Evolutionen dem Auseinanderfliegen eines 
aufgestiegenen Kranichzugs in Keilform geglichen 
haben sollen. Er sollte so das Umherirren und die 
Wehen der Leto symbolisch darstellen. Das Ge- 
30 biiude wurde im 3. Jhdt. gebaut. um die Tanzenden 
vor Hitze und Regen zu schiitzen. Restaurierter 
Plan von Homolle und Nenot Bull. hell. VIII 
1884, 417 pi. XVIIff. Das Heiligtum war der 
Mittelpunkt der religioseu Feier bei den IMien. 
Darum miinden die heiligen Strassen bei ihm zu- 
sammen, und das Siidostthor bei ihm ftthrte zum 
TieQifSolo; hinaus. An der slidostlichen Ecke 
erhob sich der aus Granitstufen erbaute Altar 
des Zeus Polieus. Der Raum ostlich bis zur Peri- 
40 bolosmauer wurde vom heiligen Hain des Apollon, 
der wohl mit Palm- und Olivenbaumen und mit 
Lorbeergebiisch bestanden war, umgeben. 

Um den Rand des Bezirks des Apollontempels 
im engeren Sinn gruppierten sich verschiedene 
Gebaude. Ein grOsseres Rechteck im Siidosten 
war der Tempel des Dionysos, der mit dem Te- 
menos des Apollon keine Verbindung hatte. Im 
Siiden bildeten den Zugang (s. Processionsweg) 
die Siid-Propylaeen , an dessen Ost- und West- 
50 rand je eine Stoa lag (s. u.). Diese Propylaeen 
(Stylobat mit drei Stufen, vier dorischen Saulen 
und drei Thoren) haben die franzOsischen Archaeo- 
logen mit der Ttofiniar] ti'oobo? zur Altis in Olympia 
verglichen. Geweiht wurden sie von den Athenern 
dem Apollon in der zweiten Halfte des 2. Jhdts. 
Durch sie kam man auf eine ausgedehnte mit 
blaulichem Marmor gepflasterte Esplanade, die 
Altiire, Statuenbasen und halbrunde Hallen (Exe- 
dren) enthielt. Darunter fand man viele iiltere 
60 Mauern und Abzugscanale , die in die See lniin- 
deten. Von den Propylaeen aus verzweigten sich 
die heiligen Wege. Von den vor den Sudpro- 
pvlaeen gelegencn Saulenhallen war die grcissere 
im Westen die von KOnig Philippos V. von Make- 
donien (der zwischen 205 und 197 Herr der Ky- 
kladen war) dem Apollon geweihte Stoa. Auf 
dem Architrav die Inschrift: Baodsy; Maxebovmv 
<f(7.(.T.TOS fiaot/Jo>? At]/LiriToiov 'Aho/Jmvi. Es war 



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2470 



ein grosses (90 X 21 m.) Rechteck mit 2 Galerien 
und dorischen Saulen. Nach den Forschungen 
der franzOsischen Archaeologen diente die Stoa 
zur Ausstellung der Waren der Handler. Ebenso 
die ostlich vom Processionswege gelegene kleinere 
(76 x 14 m.) Stoa, die in 8 Gelasse (Verkaufs- 



alter waren hier bis zum Heiligtum mit den Stier- 
figuren Befestigungswerke der Rhodiserritter an- 
gelegt. 

Nordlich vom Apollontempel lagen zwei kleinere 
Tempel mit dem Eingang von Westen her, a) das 
Letoon (20,50 x 11,50), ein Tempel der Leto ohne 




buden) geteilt war und zahlreiche Statuenbasen 
vor sich hatte. Ingleichen enthielt die viel grossere 
{53x45 m.) Ostlich daran anstossende grosse 
rechtwinklige Stoa um einen kleinen ionischen 
Tempel der Aphrodite und des Hermes ange- 
ordnete Geschaftsraume fur Wechsler u. dgl. er- 
baut auf Kosten der Italiker und Athener, 97 v. 
Car., unter dem Epimeleten Polykleitos. Im Mittel- 



Opisthodomos mit je 6 dorischen Saulen im Osten 
und Westen, und b) ein noch kleinerer (17 Xll) 
Antentempel, vielleicht wie die franzOsischen Ar- 
chaeologen vermuten, das in mehreren Inventaren 
erwahnte Aphrodision. Im Halbkreis um die eben 
genannten und. den Tempel des Apollon lagen 
der Na$ iojv oly.oi, der 'AvSqIow oiy.og, Schatzhauser, 
kleine Tempel und Priesterwolmungen. Auch ein 



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2472 



Haus der Lyder mid der Delier wird auf Inventar- 
inschriften erwahnt. 

Die lange Nordfassade des xegljSolog wurde 
von den Nordmauern verschiedener Gebaude ge- 
bildet: der ncogwog o'xog, aus Tuffstein erbaut, 
war ein Raum, der den Hieropoien als Aufbe- 
wahrungsort von Geraten diente. Die im Osten 
anstossenden Raume sind durch Einbauten von 
Kapellen und Wohnungsraumen fur die Rhodiser- 
ritter stark iiberbaut. Eine 125 m. lange Stoa (mit 
den Stierkopfen ,Portique des comes') schliesst 
sich nach Osten an den Nordwestplatz. Die Gelasse 
hinter der Saulenstellung waren als xazaytoyia 
zur Aufnahme der im Auftrag ihrer Stadte oder 
Kenige erschienenen Theoren bestiramt. Die 
franzosischen Archaeologen ziehen zur Verglei- 
chung das Leonidaion in Olympia heran und setzen 
nach den Einzelheiten der architektonischen Aus- 
schmiickung die Entstehung des Heiligtums mit 
den Stierflguren und der Stoa mit den StierkOpfen 
in dieselbe Zeit. 

Der Bezirk des Heiligtums der Artemis (40 X 
40 m.) lag in den Peribolos einbezogen nordwest- 
lich vom grossen Apollontempel. Ziemlich in 
(lessen Mitte fand man die Substructionen des 
alten kleinen (16 X 11 m.) nach Osten orientierten 
Artemisions (Naoe, ov za ixza tma oder aydljiaza, 
hiezu Lebegue II 8ff.) und ebendaselbst Horn olle 
die altertlimlichen Standbildev der Gottin. Er 
war offenbar zu klein; man erbaute einen neuen 
grOsseren (24 X 17 m.) nach Siidosten geoffneten 
Artemistempel. Man fand darin eine Statuen- 
basis des L. Cornelius Sidla procos. 

B. Umgebung des Apollontemenos im 
Norden. Eine breite Strasse trennt den Peri- 
bolos von dem Geschaftsviertel im Norden, der 
eigentlichen .Stadt'. Im Norden der Strasse be- 
fanden sich ein Asklepiostempel (in der Niihe des 
xcoQivog olxog) , ein Clubhaus der Italiker , von 
den alteren Reisenden sehola Bomanorum ge- 
nannt, die grOsste (95 m. von Osten nach Westen, 
70 m. von Norden nach Siiden) Raumlichkeit auf 
D., Homolle Les Romains a Delos, Bull. hell. 
VIII 1884, 113ff. Noch nicht ganz ausgegraben. 
Nur einige Loggien: des L. Orhius mar/ister, des 
C. Cluvius praetor proeos., des C. Ofellius Ferus 
mit dessen Statue von Dionysios und Timarchides 
aus dem 2. Jhdt. sind aufgedeckt. S. Reinach 
fand hier audi eine Statue eines verwundeten 
Galliers von Agasias. 'H zooyoeiby'is (rgo/dsaaa 
Callim. in Del. 261 ; xegitjyij; in Apoll. 59) Mtivr) (4), 
ein grosser ausgemauerter Teich liegt hinter dem 
Clubhaus der ROmer. Das Wasser, das jetzt nur 
in geringer Menge vorhanden ist und durch Aus- 
dunstungen Krankheiten verursacht, wurde im 
Altertum von alien Seiten herbeigeleitet und nur 
zu Cultuszwecken verwendet. Der Teich beher- 
bergte die Schwane des Apollon. An ihm soil 
Leto Apollon geboren haben. Auf dem Abhang 
westlich davon fand S. Reinach das Clubhaus 
der Poseidoniasten von Berytos. Im Osten von 
der i.iuvr) die alte Palaistra (5). Daran fand 
Fougeres das archaische Bildwerk einer LOwin. 
Noch nordlicher das Gymnasion (6) oder die neue 
Palaistra (Tournefort, Ross, Fougeres); die 
franzosischen Archiiologen fanden grosse Ahnlich- 
keit mit der Palaistra von Olympia. NOrdlich 
davon (7) das Stadion (Ross S. 321'.), ein ozdbiov 



fiia nksvga wie beim Stadion auf Aigina (Paus. 
II 29, 8, ahnlich in Olympia). Die Nordwestseite 
war an dem Hiigel angebaut; auf der Ostlichen 
oder linken Seite waren nur wenige Sitze, in der 
Mitte befand sich eine kiinstliche Tribune (xaftebga) 
mit drei oder vier Sitzreihen. 

Im nordlichen Teil der Insel beflndet sich ein 
Brunnen (8) und auf der etwas hoheren Ostlichen 
Halbinsel jetzt Xsoaovtjaoe eine reichliche Quelle(9). 

10 Der erstere (jetzt zov MafaiCov zo nrjyabi = Mal- 
teserbrunnen) war, als Ross die Insel 1835 be- 
suchte, der einzige wasserhaltende Brunnen. Der 
oben erwahnte Isthmos ist an seinem Hals durch 
Quermauern von den iibrigen Teilen der Insel ab- 
gesperrt gewesen. Der abgesperrte Teil enthalt 
Reste eines grossen Gebaudes, und Terrier, der 
Gewahrsmann Lebegues, glaubte hier die Wohn- 
raume der Sclaven ansetzen zu miissen, von denen 
es auf D. , dem Mittelpunkt des griechischen 

20 Sclavenhandels , in der Bliitezeit der Insel stets 
eine Menge gab. 

C. Hafenmauern und Docks (Ardaillon). 
Die Athener hatten die drei Hafen an der West- 
kiiste mit Hafenbauten und Magazinen versehen. 
Erst unter dem Epimeleten Theophrastos 1 LI 
wurden die Hafenmolen vollendet. Der machtigste 
Molo ragt beim heiligen Hafen, gegenuber dem 
svidlichen Teil von Miy.gos 'Pet.mziugi>]g wie ein ge- 
bogener Arm in die See hinaus. Unregelniiissige 

30 Felsblficke hat man mittels eines dunklen Cements, 
der sehr hart geworden ist, mit kleineren Fels- 
brocken, die die Liicken ausfiillen mussten, ver- 
bunden und darauf sehr grosse Stufen Granitfels 
gesetzt. Die meisten und wichtigsten Magazine 
lagen vor der breiten Strasse , die das Temenos 
des Apollon von dem Clubhaus der Italiker trennte, 
Hier lag die dyogd der Geschaftsstadt. Die Hauser- 
reihen reichten bis auf die Hohen hinauf. Ihre 
Mauern waren aus kleinen Kalkschieferbruchstei- 

40 nen mit MOrtel erbaut und umschlossen einen 
gepfiasterten oder mit Mosaikwerk bedeckten Hof, 
in dem eine Cisterne sich befand. Auf dem 
Stuck, der die Wande bekleidet, erkannte Ross 
noch hin und wieder Spuren von Farbe. Die 
Granitsaulen im Innern, zu 8 oder 12 im Geviert, 
bildeten die den inneren Hof umgebenden Saulen- 
hallen. Die Cisternen waren teils mit schmalen 
Bogen iiberwOlbt, teils mit langen Granitbalken 
tiberdeckt. 

50 D. Der Teil der Insel zwischen der 
Schlucht des Inopos und der Westkiiste. 
Siidlich vom Apollontemenos steigt das Gelande 
etwas an. Die Schlucht , durch die der Inopos 
fliesst, trennt die westlichen Hohen vom Kynthos. 
Die Lage der Hiiuser hier war der Gesundheit 
zutriiglicher. Etwas siidlich iiber der Stelle, wo 
der Inopos sich in der Ebene verliert (10), stand 
ein Herakleion und ein Kabeireion (Tempel der 
Kabeireni. Ausgegraben von S. Reinach. Etwas 

60 siidlicher. hoher, liegen die Reste des Theaters (11), 
von dem Kvriacus einen nicht uninteressanten 
Aufriss der zu seiner Zeit erhaltenen Reste giebt. 
Das y.ou.ov war, wie das der meisten griechischen 
Theater, an den Abhang gelehnt. Nach Westen 
war es geoffnet. Drei Zugange im Osten fuhrten 
hinein. Man unterscheidet noch die acht Treppen 
der xEoxibe;. Eine Reihe Sitzplatze, dann 26 Stufen 
bis zu einem bid£wfia; dariiber 17 Stufen. Die 



2473 



Delos 



Delos 



2474 



Orchestra ist ganz erhalten. Unter der Skene be- 
flndet sich eine Cisterne. Inschriften und einen 
Hermes fand S. Reinach. 

E. Der Kynthos und seine Abhange 
(Lebegue 1873). Gegenuber dem Kabeireion 
(s. o.) auf einer Terrasse : ein kleines Odeion (12) 
mit 100 Sitzplatzen, das vielleicht als Versamm- 
lungsplatz fur eine religiose Genossenschaft oder 
fur den Senat oder die Prytanen gedient hat (Le- 
begue). Sudlich von ihm trifft man die Reste 10 
einer Stoa und noch weiter sudlich, nach tiber- 
windung einiger Treppen, die Heiligtumer der 
fremden Getter , ausgegraben von Hauvette- 
Besnault, zuerst in einer Vertiefung der Berg- 
wand das Tempelchen der Isis (?) oder der syri- 
schen Aphrodite (?) (13) mit einem nach "Westen 
geoffneten Pronaos, dann das Serapeion (14) mit 
Altaren des Serapis, der Isis, des Anubis und des 
Harpokrates. Die Offentliche Verehiung der syri- 
schen Aphrodite (durch athenische Priester) ist 20 
erst wahrend der zweiten athenischen Herrschaft 
(nach 397) bezeugt (vgl. Furtwangler Arch. 
Ztg. XL 335). Das alteste Bauwerk auf dem Kyn- 
thos ist das jetzt AQaxovzoomjha (= Drachen- 
grotte) genannte SteingewoTbe, Caverns du Dra- 
gon, Temple oaverne (15) der franzosischen ArcMo- 
logen (Lebegue). Das Gebiet zwischen dem 
Serapeion und der Afyaxovtoamjl.id war der Athena 
Organe (Inschrift aus dem 5. Jhdt.) geweiht. Die 
AgaxovToa^tjhd (Ansicht, Aufriss, Durchschnitt, 30 
Situation von E. Bournouf Revue Generale de 
T Architecture ct des Travaux Publics XXXI [= 
IV sene I 1874] pi. 1. 2) hat gegen 5 m. 
Lange und am westlichen Eingang ebenso grosse 
Breite, verengt sich aber nach innen bis zu 
2,60 m. Die spitz winklige Decke wird durch 
zehn Steine gebildet, je funf auf jeder Seite, die 
3 — 4 m. lang und 1 m. stark und breit sind und 
die sich wie die Sparren eines D aches gegen ein- 
ander lehnen. Uber die Bestinmiung hat man 40 
viel gestritten. Lebegue, der erste Erforscher, 
hielt es fur ein advrov der Pelasger oder Karer, 
wo man Orakel gab und astronomische Beobach- 
tungen anstellte, fur das ursprungliche Heiligtum 
des Apollon Kynthios (s. noch II 8). Auf dem 
Gipfelplateau des Kynthos befand sich, von Ter- 
rassenmauern gestiitzt, das Temenos (16) des Zeus 
Kynthios und der Athene Kynthia (Lebegue). 

Mit Spannung sehen wir dem abschliessenden 
Werk von Homolle entgegen. Es wird uber 50 
viele Dirjge AufklSrung bringen. Denn wir wissen 
aus den Inschriften noch vom Vorhandensein eines 
fiovkevTijgiov, eines nQvzavslov (ersteres auch Staats- 
archiv, letzteres Anfbewahrungsort der Gerate ftir 
die grossen Festschmause, Bull. hell. VII 109f.), 
eines ixxhjoiaattjgiov , eines Gebaudes ffuaia 
(Sitzungssaal der Richter?), eines exwrdoior (einer 
im Tempelbezirk gelegenen Amtswohnung der 
ixtoTdrat. der Tempelverwalter, CIA II 814 b 30), 
eines dyogardfuov, eines ■deofttxpSgiov, 'HgaTor, der 60 
Heiligtiimer der Leukothea, des Poseidon und des 
Pan , eines xUvdivos olxos. Die Bauten der 
Johanniterritter flnden dann wohl auch Wtirdi- 
gung. [Burchner.] 

II. Geschichte. D. zeichnct sich in der 
Reihe der hcllenischen Kleinstaaten dadureh aus, 
dass, ohne je eigene politische Geschichte be- 
sessen zu haben. es doch eine hervorragendere 



Rolle in der Geschichte von Hellas gespielt hat, 
als mancher viel bedeutendere Staat. Freilich 
ist diese Rolle eine ausserst passive, denn die 
ganze Geschichte von D. ist nichts, als eine Reihe 
von Versuchen der jeweilig das aegaeische Meer 
beherrschenden Machte, den religiOsen Nimbus 
des apollinischen Eilandes und teilweise auch 
seine giinstige commercielle Lage inmitten der 
Kykladen den Interessen ihrer eigenen Gross- 
machtspolitik dienstbar zu machen, wobei der 
einheimischen BevoTkerung je nach Dmstanden 
ein grOsserer oder geringerer Grad von Selbstan- 
digkeit zugestanden wurde. Wie das Apollonhei- 
ligtum von D. die Interessen jener auswartigen 
Machte auf sich concentrierte, so bildete es den 
Mittelpunkt, um den sich die ganze innere Ver- 
waltung des Staates drehte, so lange dieser noch 
einen Schatten selbstandiger Existenz besass. Diese 
religiose Weihe hat sowohl der ausseren, wie der 
inneren Geschichte von D. ihren eigenartigen 
Stempel aufgedriickt, sie hat die Burger derselben 
von der Ruhmlosigkeit der Pholegandrier und Si- 
kiniter bewahrt, aber zum Segen ist sie ihnen 
nur ausnahmsweise geworden, viel haufiger zum 
Fluche, bis sie schliesslich daran ihren Unter- 
gang, wenigstens als Gemeinde, fanden. Die Ge- 
schichte von D. gliedert sich am naturlichsten 
in vier Epochen: 1. die Vorgeschichte bis zu den 
Perserkriegen ; 2. die Zeiten der athenischen Herr- 
schaft, durch den peloponnesischen Krieg in zwei 
Halften geteilt; 3. die Epoche der Selbstandig- 
keit; 4. das Nachleben von D. als athenische 
Kleruchie. Jede dieser Epochen bildet einen Ein- 
schnitt nicht nur fur die aussere Geschichte, son- 
dern auch fur die inneren Zustande, ja sogar die 
cultlichen Einrichtungen des kleinen Staates, die 
dementsprechend auch in Verbindung mit ersterer 
behandelt werden miissen; dass der Epoche der 
Selbstandigkeit die grOsste Ausfiihrlichkeit in der 
Darstellung zu teil wurde, ist nicht nur durch 
den ausseren Umstand bedingt, dass die bedeu- 
tendere Zahl der erhaltenen (leider noch immer 
bei weitem nicht vollstiindig publicierten) Docu- 
mente sich auf diese Zeit beziehen — es war 
die Glanz- und Gluckszeit der Insel. 

I. Die mythische Geschichte von D. ist 
nicht reich und nur der Mythus von den Irrfahrten 
Leto und der Geburt des Apollon (s. d.) wirklich der 
uralt — letzterer so fest im Glauben der Hellenen 
begrundet, dass kein anderer Cultort es wagen 
konnte, D. den Ruhm, der Geburtsort des Gottes 
zu sein, streitig zu machen. Wie andere be- 
riihmte Pliitze soil auch D. in mythischen Zeiten 
verschiedene Namen getragen haben ; die meisten 
aber beruhen entweder auf einem Irrtum oder 
verdanken ihren Ursprung einem poetischen Ein- 
fall: 'Ayddovoa (Hesych.), 'Avd<ptj (Phil. -t. aqdag. 
xoofi. 960). 'Aazeoia (Kallim. in Del. 37), Zdy.vv- 
■do; (Steph. Byz.K KvvaiQo; (Plin. n. h. IV 22. 
Solin. XI 19), Ki'r&o; (Plin. a. a. O. Solin. XI 
30. Schol. Apoll. Rhod. I 307. Serv. Acn. Ill 
12. 72), Aayla (Plin. Solin. a. a. O.). I7e/.aoyta 
(Steph. Byz.), IIvqx6).oz oder JJvg^ibj (Plin. Solin. 
a. a. 0.), Sxvdidi und Xj.ativ&ia (Plin. Steph. 
Byz. aa. 00.). Nur ein angeblicher Name von 
D. verdient ein paar Worte, Ogzvytt) = ,Wachtel- 
insel', weil letztere schon bei Homer (Odyss. ~V 
123) als heilige Insel der Artemis erscheint und 



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Delos 



Delos 



2476 



daraufhin allgemein mit D. identiflciert wurde 
(so schon Phanodemos bei Athen. IX 392 d). 
Ersteres ist sicher uralter Glaube, und dement- 
sprechend erscheint der Name uberall, wo es einen 
alten Cult der Artemis gab, sowohl in Ephesos, 
als in Syrakus, aber das beweist ntir, dass der 
Mythus von der gleichzeitigen Geburt der Ar- 
temis und des Apollon (genauer, dass Artemis 
einen Tag friiher als ihr Bruder geboren sei und 
ihrer Mutter dann bei den Wehen beigestanden 
habe) hysterogenen Ursprungs ist, wie wohl auch 
die Verbrttderung beider Gotter (Preller-Robert 
Gr. Myth. I 297). Es ist der Versuch gemacht 
worden (LebegueRech. sur D. 267f.), Spuren von 
uralten Culten der Pelasger, Karer, Phoiniker auf 
D. nachzuweisen, aber er ist nicht uberzeugend; 
unzweifelhaft ist nur die Existenz eines sehr pri- 
mitiven Heiligtums am Abhange des Berges Kyn- 
thos (S. 2473), aber warum dasselbe nicht von An- 
fang dem hellenischen Apollon geweiht sein sollte, 
ist unerfindlich. Praehistorische Funde, sowie von 
Scherben ,aegaeischer' oder ,mykenischer' Vasen 
sind bis jetzt auf D. nicht gemacht worden. Die 
einzige Stelle des Epos, wo des Altars des Gottes 
und der heiligen Palme der Leto Erwahnung ge- 
schieht (Odyss, VI 162), gehort zu den jiingeren 
Partien desselben, aber das beweist nichts gegen 
das Alter der Cultstatte auf D., nur dass dieselbe 
(ebenso wie diejenige in Pytho) den asiatischen 
Ionern erst verhaltnismassig spat bekannt wurde. 
Aber auch bei ihnen gelangte dieselbe bald, wohl 
schon zu Anfang des 7. Jhdts., zu hohem An- 
sehen, denn im homerischen Hymnus auf Apollon 
(146 — 164) erscheint die daselbst gefeierte Pa- 
negyris schon von alien Ionern eifrig besucht, und 
der Sanger nennt sich ausdrticklich von Chios 
geburtig (172ff.). Ein noch viel hoheres Datum 
fur die Begrfindung dieser Feier wtirde die Nach- 
richt liefern, dass der messenische Konig Phin- 
tias eine Theorie nach D. geschickt habe, wobei 
der Hymn us von Eumelos von Korinth gedichtet 
sei (Paus. IV 4, 1. 32, 2. V 9, 10), aber die ihm 
zugeschriebenen Verse sind sicher apokryph, und 
danach erscheint die ganze Legende als spiiten 
Ursprungs, wohl kaum alter als die Neugriindung 
Messenes. Ebensowenig Glauben verdienen die 
Sagen, welche die uralten Beziehungen Athens zu 
D. betonten, iiber des Kekrops Sohn Erysichthon, 
der die erste attische Festgesandtschaft nach D. 
gefuhrt und dem Gotte den Tempel erbaut hatte, 
iiber Theseus, welcher den heiligen, vigavog ge- 
nannten Tanz zur Erinnerung an die Irrwege des 
Labyrinthes eingesetzt haben sollte — natiirlich 
•war dieser Tanz der Deliaden eine symbolisehe 
Nachahmung der Irrfahrten der Leto (Gilbert 
Deliaca 4f. Lebegue Eecherches 177f.). Die 
erste verburgte Naehricht iiber eine Verbindung 
zwischen Athen und D. giebt ein verstfimmeltes 
Gesetzesfragment des Solon (Athen. VI 234 e) fiber 
die sog. ,Deliasten\ Es scheint aber, dass noch 
friiher ein cultlicher Zusammenhang zwischen D. 
und der marathonischen Tetrapolis, dem Ursitz 
des Ionertums in Attika, bestanden habe, und 
dass von da eine besondere Theorie zu der deli- 
schen Festfeier abgesandt worden sei (Philochor. 
frg. 158; vgl.ToepfferHerm.XXm 321). Auch 
die aus Prasiai, wo das Grab des Erysichthon ge- 
zeigt wurde (Paus. I 31, 2), nach D. gelangenden 



mystischen Gaben der Hyperboreer (die Hyperbo- 
reerjungfrauen Upis und Hekaerge oder Arga 
[Herod. IV 35], die Dienerinnen oder richtiger 
Hypostasen der Artemis, hatten sie zuerst iiber- 
bracht) mogen in diesem Zusammenhang erwahnt 
werden. In der zweiten Halfte des 6. Jhdts. 
machte Peisistratos zuerst den Versuch, D. in 
Abhangigkeit von Athen zu setzen und die dcli- 
sche Amphiktyonie seinen Grossmachtsplanen 

10 dienstbar zu mac-hen ; nach Orakelspruch aus 
Delphi reinigte er den Teil der Insel, welcher 
vom Tempel aus sichtbar war, indeni er alle da- 
selbst befindlichen Graber versetzte (Herodot. I 
64. Thukyd. Ill 104). Die Vorstandschaft Athens 
in D. dauerte aber vorlaufig nur kurze Zeit ; Po- 
lykrates von Samos, der sich eine Thalassokratie 
im aegaeischen Meere gegriindet hatte, gewann 
auch auf D. die Ubermacht — als sichtbares 
Zeichen deTselben weihte er dem Gotte die Insel 

20 Kheneia, sie mit eisernen Ketten an D. fesselnd 
(Thukyd. a. a. 0.), und feierte dem Gotte sein 
Fest (Suid. Phot. s. Ilv&ia). Durch den jahen 
Sturz des Tyrannen fand auch diese Herrschaft 
bald ihr Ende. 

II. Wahrend der Perserkriege hat D. unzweifel- 
haft das Schicksal der ubrigen Kykladen geteilt, 
indem es sich den Feinden unterwarf. Datis soil 
die Bewohner als avdgsg isgoi anerkannt und 300 
Talente Weihrauch zu Ehren Apollons verbrannt 

30 haben (Herodot. VI 97) — eine delische Legende, 
die kaum der Erwahnung wert gewesen ware (auf 
einem Feldzug beladet man die Schiffe nicht mit 
Weihrauch), wenn nicht in einem Tempelinventar 
des 3. Jhdts. ein Kranz des Datis angefiihrt wiirde, 
der aber in anderen Inventaren einer Tochter des 
Babes zugeschrieben wird (Homolle Bull. hell. 
XV 140) ; zu der Legende hat sich die entspre- 
chende Reliquie gesellt. Als nach dem Siege fiber 
die Barbaren sich unter Athens Hegemonie der 

40 Bund der Insel- und Kfistenstadte des aegaeischen 
Meeres bildete (478 v. Chr. : Arist. 'Adrjv. xoX. 
XXIII 5), wurde D. zum Centrum dieser attisch- 
delischen Amphiktyonie und zum Sitz des Bun- 
desrates auserkoren ; in sein em Apollontempel 
wurde der Bundesschatz deponiert und von den 
athenischen Hellenotamien verwaltet. So sehr 
diese Wahl das Ansehen des Heiligtums heben 
musste, da es factisch nie der Mittelpunkt einer 
so ausgedehnten Amphiktyonie gewesen war, so 

50 drfickend musste den Einwohnern die Einmischung 
fremder Beamten in die Verwaltung ihrer Tempel 
erscheinen. Das Verhaltnis verscnob sich noch 
zu ihren Ungunsten, als zwar der Bundesschatz 
nach Athen verlegt wurde (454 v. Chr. nach dem 
uberzeugenden Nachweis U. Kohlers), aber die 
Tempeladministration nach wie vor in athenischen 
Handen blieb. Diese Beamten trugen den Namen 
von Amphiktvonen ; da sie in einem Document 
(Bull. hell. VIII 283) ausdrucklich mit dem Zu- 

60 satz^liVcuWbezeichnet werden unddaim 4. Jhdt. 
neben ihnen 'Avhqicov 'A/tuptxTvoves erscheinen (CIA 
II 814), so ist die Hypothese nicht unwahrschein- 
lich, dass dies der Name der ursprunglichen Bei- 
sitzer des Bundesrates war und dass auch nach 
454 die Verwaltung des Bundesheiligtums von 
D. nominell durch die Abgeordneten aller Bun- 
desstaaten besorgt wurde, wenn auch factisch die 
noch autonom gebliebenen Mitglieder es unter- 



2477 



Delos 



Delos 



2478 



liessen, solche abzusenden, und folglich die Athener 
alle Geschafte allein besorgten. Als Zeugnisse 
ihrer Thatigkeit haben sich zwei Rechnungsur- 
kunden, leider unvollstandig, aus den Jahren der 
Archonten Krates = 434/3 v. Chr. (CIA I 283 
mit Commentar von Boeckh Kl. Sehr. V 430f.) 
und Glaukippos = 410/9 (Bull. hell. VIII 283) 
erhalten, aus denen hervorgcht, dass diese Be- 
amten jahrlich wechselten, dass sie sowohl die 



selben wanderten nach Kleinasien aus und er- 
hielten vom Satrapen Pharnabazos die Stadt Adra- 
myttion zum Wohnsitz angewiesen, aber infolge 
der Hinterlist von dessen Unterbefehlshaber Ar- 
sakes verloren sie eine Anzahl ihrer angesehensten 
Mitbiirger (Thukyd. VIII 108). Indessen dauerte 
dies Exil nur wenig fiber ein Jahr, denn auf Ge- 
heiss des delphischen Orakels beschlossen die 
Athener nach dem Frieden des Nikias, die Ver- 



heilieen Gelder des Gottes und seinen und der 10 triebenen in ihre Heimat zuruckzuffihren (im 

. & . .„ . . , , / -, 1 .. i i _ v-i ci A nn . mL..l — J "17 on T\^^ YTT ^^ "Wo/ili 



Artemis Tempel verwalteten (der hOchste Cassen- 
bestand belief sich auf fast 25 Talente), als auch 
die Liegenschaften des Gottes und zwar ffir zehn 
Jahre verpachteten (die Landereien und Hauser 
auf D. selbst fur 900 Drachmen, die Landereien 
auf Bheneia fur 7110 Drachmen jahrlich), und 
dass sie in ihrer Thatigkeit von delischen Be- 
amten, vewxogoi genannt, assistiert wurden. In 
die innere Verwaltung des Staates selbst scheinen 



Sommer 420: Thukyd. V 32. Diod. XII 77). Nach 
dem Zusammenbruch der athenischen Macht strebten 
die Delier selbstverstandlich nach Wiedererlang- 
ung ihrer Unabhangigkeit, aber scheinen zuerst 
keinen rechten Anklang bei den Spartanern ge- 
funden zu haben, wenn man der spottischen Ant- 
wort des Konigs Pausanias Glauben beimessen 
darf (Plut. apophth. Lacon. 15, wo deTselbe irr- 
tumlich Sohn des Kleombrotos genannt wird). 



die Athener sich nicht eingemischt zu haben, wie 20 Aber dass ^sie schliesslich ihr Ziel erreichten^ be- 

auch in den angeffihrten Urkunden das Jahr so- ■■-■■-- t>- i-~ i«-i- ---i- J — ™«-+™ 

wohl nach den attischen wie nach den delischen 
Archonten datiert wird. In der Festfeier dagegen 
unternahmen sie eine tiefgreii'ende Neuordnung; 
wahrend bishcr jahrlich der Geburtstag des Apollon 
im Monate Hieros (entsprechend dem attischen 
Anthesterion) durch eine oben erwahnte vielbe- 
suchte Panegyris gefeiert wurde, deren Glanz- 
punkt die Chore der Deliaden und der heilige 



weist das Bruchstuck eines nach den spartani- 
schen Konigen und Ephoren, wie dem delischen 
Archon datierten Beschlusses (Bull. hell. Ill 12), 
wo von den Tempeln und Geldern des Gottes die 
Bede ist — selbstverstandlich konnte nur ihre 
Buckgabe an die Delier von den Spartanern de- 
cretiert worden sein. Die Zeit derselben bestimmt 
sich daraus, dass von den Ephoren keiner bei 
Xenophon (hist. gr. I u. II) vorkommt, also nicht 



um den sog. xegarmv §wu 6g 30 vor 403, aber auch nicht spater, da nach dem 
- ■ ~ " " ' ■"■''■ deflnitiven Friedensschluss zwischen Sparta und 

Athen keine Gelegenheit zu einem solchen Ein- 
griff sich darbot, In den folgenden Jahren scheint 
sich D. der besondercn Gunst der Spartaner er- 
freut zu haben, wie die reichen Geschenke des 
Lysander und des Nauarchen Pharax (um 397) 
beweisen, die ersten Kranze, die in dem eben voll- 
endeten neuen Apollontempel (fiber die Zeit der 

ua „ lllculolm ua ^ u ^ .^g^.^.. b - Errichtung desselben vgl. auch Furtwangler 

werden diirfe — brides durfte nur auf der Nach- 40 Arch. Zeit. 1882, 335f.) geweiht wurden, dem 



Tanz des yigavog 
= HOrneraltar (dessen Beste Homolle entdeckt zu 
haben glaubt, Bull. hell. VIII 417f.. o. S. 2468) bil- 
deten, beschlossen die Athener im Winter 01. 88, 3, 
dem Gotte ein grosses penteterisches Fest mit musi- 
schen, gymnischen und hippischen Wettkampfen 
nach Muster der panhellenischen einzusetzen. Zu 
diesem Zwecke reinigten sie die ganze Insel von 
Grabern und erliessen fiir die Zukunft das Verbot, 
dass niemand daselbst begraben noch geboren 



barinsel Bheneia geschehen (Thukyd. Ill 104) 
Im folgenden Friihjahr wurde die Pcnteteris fest- 
lich begangen ; hOchst wahrsclieinlich ist auf die- 
selbe die Nachricht Plutarchs iiber die glauzende 
Theorie des Nikias (Plut. Nik. 3) zu beziehen 
(gegen Boeckh Staatsh. d. Athen. IIS 85, der 
sie 417 v. Chr. datiert). Al.s andere Architheoren 
der folgenden Penteteriden diiri'en wohl Autokles, 

des Tolmaios Sohn, Kallias, des Hipponikos Sohn, „ _ , . , - A i 

und wahrscheinlich Euthydikos, des Diokles Sohn 50 Feste durch ihre Theonen zu beschicken; so Ul. 



jenigen, der in den Bechnungen des 4. Jhdts. als 
Arj/.iwv vecog (Bull. hell. X 461) dem alten 'Adri- 
raimv rewg genannten Tempel gegenubergestellt 
wird (die Einwande Homolles Bull. hell. XV 
141. der sich auf die Fortsetzung der Arbeiten 
an demselben noch im 3. Jhdt. beruft. sind nicht 
stichhaltig — es konnte sich um eine Erneue- 
rung schadhai't gewordener Teile handeln). Anch 
die Athener unterliessen es nicht, die jahrlichen 



betrachtet werden, die alle zusammen mit reichen 
Gaben in den Inventaren des 4. Jhdts. genannt 
werden (Bull. hell. X 465. CIA II 824). Sicher ist. 
dass bei jederPenteteris das Volk von Athen (wie bei 
den grossen Panathenaien der Athena) einen gol- 
denen Kranz im Gewicht von normal 100 Drachmen 
(in Einzelfallen stark schwankend) als agioinor tov 
dsoi- dem Apollon darbrachte — sechs Feste waren 
gefeiert und ebensoviele Krauze dargebracht 



95, 1 die durch ihre Verbindung mit dem Tode 
des Sokrates beriihmt gewordene Theorie (Xenoph. 
mem. IV 8, 2. Plat. Phaed. 58 c). Die pente- 
terische Feier dagegen unterblieb bis zu 01. 98, 
wie sich leicht aus der Zahl der dem Gotte ge- 
weihten Kranze bereclmen lasst. Schon etwas 
frfiher, bald nach dem Siege bei Knidos (Isokr. 
XIV 28), haben die Athener versucht (wie Swo- 
boda und V. Kohler nachgewiesen). die attisch- 



worden (Bull. hell. X 465 Z. 107ff.l. als die Ka- 60 dehsche Amphiktyonie zu eraeuern, und dement- 
tastrophe von Aigospotamoi hereinbrach (Naheres sprechend bemachtigten sie sich wieder_der \er- 



fiber d~as Fest s. o. S. 2433ff.'t. Dieser radicale Ein- 
griff in die Festordnung scheint grosse Unznfrieden- 
lieit bei den Deliern hervorgerufen zu haben ; wenig- 
stens erschien es den Athenem erspriesslieh, der 
Feindschaft ein Ende zu machen, indem sie alle 
Einwohner von der Insel vertrieben (01. 89, 3 = 
421 v. Chr., Thukyd. V 1. Diodor. XII 73). Die- 



sprechf __ 

waltung der delischen Tempel, wie das Fragment 
der Bechnungen ihrer Amphiktyonen aus 01. 97, 
3—4 beweist (CIA IV 2, 813b). Sowohl nach 
dieser Urkunde, wie nach dem vollstandigsten 
Document der athenischen Tempelverwaltung, dem 
sog. Mannor Sandwicense (CIA II 814. 814 b 
Add. = Dittenberger Svll. I 2 86, dazu Boeckh 



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Staatsh. d. Atlien. II 3 68ff.) aus 01. 99, 4—100, 
3 zu urteilen, scheinen diese Beamten mehrere 
Jahre hintereinander im Amte geblieben zu sein, 
aber schon im letzten dieser Jahre trat eine Ande- 
rung ein, indem die Zahl derselben von vier auf 
funf erhoht und ihnen ebensoviele andrische Am- 
phiktyonen zugesellt wurden ; im Zusammenhange 
damit wurde ihre Amtsdauer auf ein Jahr herab- 
gesetzt, wio solches in alien Rechnungen und 
Inventaren des 4. Jhdts. als Regel erscheint (z. 10 
B. Bull. hell. X 411). Aus verschiedenen Einzel- 
heiten kann man den ziemlicb sicheren Schluss 
Ziehen, dass damals iiberhaupt eine Neuordnung 
der Tempelverwaltung vorgenommen worden sei 
(De D. ins. reb. 56f., vgl. Dittenberger a. a. 0. 
Add.): jedenfalls ist sicher das Pest der Delien 
vom dritten auf das zweite Olympiadenjahr ver- 
legt und so im Verlauf des ganzen 4. Jhdts. ge- 
feiert worden (ausser Marin. Sandw., CIA II 818 
Z. 9. 824. Bull. hell. VIII 299f.). Dass die An- 20 
drier neb en den Athenern an der Verwaltung be- 
teiligt erscheinon und ihre Beamten dieselbe Re- 
muneration erhielten (die funf Andrier je 420 
Drachmen, die Athener mit yQafifiarsvg und vizo- 
yoafiftaTEv; zusammen 2658 Drachmen), war eine 
Concession an die Bundesgenossen, von denen ge- 
rade die Andrier, wie iibrigens auch die Naxier, 
auf D. einen eigenen oIkos = Schatzhaus besassen 
(CIA II 827. Bull. hell. VIII 320. VI 100) — 
eine Concession, die freilich bald zuriickgenommen 30 
wurde oder in VeYgessenheit geriet, denn nur in 
einer Inschrift noch (Bull. hell. VIII 317) scheint 
ein Amphiktyon aus Andros erwahnt zu sein. 
Dagegen bei der Aufbewahrung der heiligen Ge- 
ratschaften im Artemision und den beiden Apollon- 
tempeln, oder wenigstens bei deren Ubergabe, 
wurden die athenischen Amphiktyonen vom Rate 
von D. und den isqojioioi assistiert, was auch 
sehr erklarlich ist , da nur die Ausrichtung des 
grossen penteterischen Pestes (im Marm. Sandw. 40 
kurzweg >/ sogrrj genanntj den Amphiktyonen 
oblag, wiihrend alle sonstigen Opfer und Peiern, 
ra y.axa fifjva, von den Hieropoien besorgt wurden, 
wozu sie der heiligen Geratschaften nicht ent- 
behren konnten. Es geht daraus zugleich hervor, 
dass diese Beamten an Stelle der im 5. Jhdt. im 
selben Zusammenhange ervvithnten vewxoooi ge- 
treten sind, welche zwar nicht giinzlich abge- 
schafft (im 4. Jhdt. wird ihr Amtshaus, vswhoqiov, 
CIA II 827 Z. 9. Bull. hell. VIII 320 erwiihnt, 50 
im 3. bis 2. kommen sie nicht selten vor), aber 
doch auf die niedrigoren Punctionen bei der Tern- 
pelaufsicht besclirankt wurden ; vielleicht ist auch 
diese Anderung nicht ohne Einfluss seitens Athens, 
wo bekanntlich die Hieropoien eine bedeutende 
Rolle spielten, zu stande gekommen. Die zwei 
angefiihrteu fast unverschrten Documente (CIA 
II 814. 814 b. Bull. hell. X 461 aus dem Jahre 
des Timokrates = 364/3) geben ein vollstandiges 
Bild der athenischen Verwaltung auf D., zu dem (30 
aus alien iibrigen Fragmenten (CIA II 813 — 826. 
Bull. hell. VIII 282f.) nur wenig hinzukommt. 
Der bedeutendste Besitz des Heiligtums waren 
die Capitalien, welche auf funf Jahre (so wenig- 
stens im 5. Jhdt.) zu 10", c , ausgelichen wurden 
und zwar sowohl an Staaten, als an Private, an 
letztere selbstverstandlich nur unter geniigender 
Garantie ; unter ersteren erscheinen fast nur die 



Kykladen vertreten. Aus der Berechnuug der 
Proeente ergiebt sich, dass an Staaten ca. 43 1/2 
Talente, an Private etwas weniger als 4 Talente 
ausgeliehen waren, folglich der ganze Barschatz 
des Apollon sich auf rund 50 Talente, der jahr- 
liche Ertrag auf 5 Talente belief. Weniger ein- 
tragreich waren die im Besitz des Gottes be- 
findlichen Liegenschaften, welche auf zehn Jahre 
verpachtet wurden; die Landereien auf Rheneia 
ergaben in 01. 100, 1—2 je 6600, in 01. 100, 3 
6400 Drachmen, diejenigen auf D. in denselben 
Zeiten 1242 und 1542 Drachmen, wozu noch die 
Miete der heiligen Hauser im Betrage von unge- 
fahr 300 Drachmen hinzukam, also im ganzen 
betrug dieser Einkunftsposten nicht voile l'/a Ta- 
lente. Dazu kamen noch gewisse ebenfalls ver- 
pachtete Gerechtsamkeiten (rsltj), so z. B. fur 
Purpurfischerei am Isthmos von Mykonos und bei 
der Hekateinsel und ein Zoll im Hafcn von My- 
konos (Bull. hell. VIII 313f.) ; endlich werden 
noch gerichtlich eingetriebene und teilweise aus 
dem ErlOs von verkauften Pfandern gewonnene 
Summen angefiihrt — alles in allem nicht iiber 
1/2 Talent. Also beliefen sich die jahrlichen Ein- 
klinfte des Heiligtums auf ungefahr 7 Talente. 
Leider lasst sich fiir die Ausgaben selbst eine 
ungefahre Berechnung nicht aufstellen. Dagegen 
kann fiir den Schatz an Geratschaften und Weih- 
geschenken der Wert annahernd bestimmt werden, 
da der wertvollste Teil derselben in Silber und 
Gold genau gewogen wurde; ausgehend von der 
Annahme, dass das Gewicht nach aiginetischem 
Fusse bestimmt und dass das Verhaltnis des Gol- 
des zum Silber =11:1 war (der Nachweis dafur 
De D. ins. reb. 70 Anm.), erhalt man fur diese 
Gegenstande einen Preis von ungefahr 37 Talenten 
attischen Geldes, und mit Einrechnung der nicht 
gewogenen (nur gezahlten) Geratschaften aus 
Bronze u. a. nahe an 40 Talente fiir das ganze 
Mobiliar der Heiligtiimer. Das ganze VermOgen 
des delischen Apollon lasst sich folglich auf un- 
gefahr 100 Talente sehatzen. Trotz der oben er- 
wahnten, freilich mehr nominellen Beteiligung 
der Magistrate von D. an der Tempelverwaltung 
und der inneren Autonomie der Insel, fuhren die 
Bewohner fort, die athenische Suprematie nur mit 
Widerwillen zu ertragen, und ausserten ihre ge- 
hassige Stimmung von Zeit zu Zeit in nicht ge- 
rade edler Weise. Die erste Spur des Ausdruckes 
des Volksunwillens flndet sich schon im Marm. 
Sandw. Zu Beginn von 01. 100 wurden acht 
Manner zu je 10 000 Drachmen Busse und ewiger 
Verbannung verurteilt, weil sie die Amphiktyonen 
aus dem Heiligtum mit Stockschlagen vertrieben 
hatten; der Name eines derselben ist iibrigens 
spater ausgemeisselt worden, wahrscheinlich weil 
es ihm gelungen war, seine Restitution durchzu- 
setzen. "Meistens wird freilich angenommen, dass 
der Name nach Zahlung der Busse geloscht sei, 
aber das ist unannehmbar, erstens, weil dadurch 
der andere Teil der Strafe — Verbannung — un- 
beriihrt blieb, zweitens, da es rein unmOglich ist, 
dass von den acht Verurtc-ilten nur einer eezahlt 
lube. Ein zweiter Irrtum ist es, wenn meist an- 
genommen wird, dass aus der Confiscation des 
Eigentums dieser Manner sich das Besitztum des 
Gottes an Hausern gebildethabe (Boeckh Staatsh. 
113 83. Dittenberger Syll. I 2 86 und add. 



p. 641. Homolle Bull, hell. XIV 434f.); schon 
im 5. Jhdt. werden Hauser im Besitz des Apollon 
genannt, und unter den Namen der friiheren Be- 
sitzer der legal olxiai in derselben Urkunde kommt 
kein einziger der Verurteilten vor; auch ist es 
mehr als zweifelhaft, dass die angefiihrten Bussen 
in die Tempelcasse gelangt seien, denn dann 
miissten sie unter den Einnahmen verzeichnet 
sein — sie werden teils als Schmerzensgeld an 
die Amphiktyonen gezahlt, teils dem Staatsschatz 
von D. iiberwiesen worden sein, wie solches in 
Athen in ahnlichen Fallen Rechtens war. Ver- 
urteilt werden die Schuldigen von einem deli- 
schen Gericht sein, vor dem sie von atheniscben 
vom Rate abgesandten Auwalten (CIA II 814 b 
Z. 32) angeklagt wurden. Dass es ein solches, 
von den Athenern unabhangiges Gericht auf D. 
gab, beweist das athenische Decret fiir den Delier 
Peisitheides (CIA II 115 b) aus der Mitte des 
4. Jhdts.; dieser Mann war fur seine Anhanglich- 
keit an Athen fast ermordet und dann zur Ver- 
bannung verurteilt worden — Athen konnte ihn 
nur durch Verleihung des Biirgerrechtes und eines 
besonderen Rechtsschutzes nebst Gewahrung von 
Subsistenzmitteln entschadigen. Um diese selbe 
Zeit wurde die athenische Suprematie auf D. stark 
in Prage gesetzt. Als namlieh Konig Philipp 
nach Beendigung des heiligen Krieges die Neu- 
ordnung der delphischcn Amphiktyonie vornahm, 
erschien den Deliern die Zeit giinstig, durch ihn 
cine Riickgabe ihrer eigenen Tempelverwaltung 
durchzusetzen, und zu diesem Zvvecke sandten sie 
Ankliiger nach Delphi. Zum Vertreter der athe- 
nischen Interessen wurde zuerst Aischines und 
dann, da dessen Gesinnung keine geniigende Biirg- 
schaft bot, durch den Areopag Hvpereides be- 
stellt (Demosth. XVIII 271), von 'desseu glan- 
zender Rede sich nur kleine Bruchstiicke erhalten 
haben (Boeckh Kl. Schr. V, Erklarung einer Urk. 
§ 5—7). Philippos fand es wohl unzweckmiissig, 
den eben mit Athen geschlossenen Prieden durch 
Eingehen auf die Klagen der Delier zu gefahrden, 
und liess sie fallen (345/4 v. Chr.). Alles blieb 
vorlaufig beim alten ; das beweisen die Urkunden 
aus den Jahren der (attischen) Archonten Archias 
(CIA II 822. Bull. hell. VIII 293), Sosigenes 
(ebd. 299), Nikomachos (ebd. 294) und Ktesikles 
(CIA II 824), ja aus der Zahl der penteterischen 
Krauze erscheint es unzweifelhaft. das* noch 01. 
112, 2 (= 330 v. Chr.) die Delien gefeiert worden 
sind, folglich die athenische Verwaltung auf D. 
noch bestand. Wenn auch nach diesem Jahr die 
Penteteris in Verfall kain, ist doch kein Grand 
ersichtlich, weshalb Konig Alexander den Athe- 
nern die Insel entrissen hatte. an deren Besitz 
sie so ziihe festhielten — eher wurde sich der 
Schluss des lamischen Krieges als Datum der 
Befreiung von D. empfehlen, wenn nk-ht dagegen 
gewichtige Grunde sprachen. Es ist namlich Ho- 
molle gelungen festzustellen 1 Bull. hell. XV 149f.i, 
dass neben den penteterischen Kriinzen die Athener 
seit 344 (doch wohl seit dem Siege im Process 
gegen die Delier vor Konig Philipp) dem Apollon 
jahrlich eine Schale von ca. 80 Drachmen Gewicht 
weihten und dass diese Gabe von ihnen static 
bis zum Jahre 315 entrichtet wurde. Das giebt 
einen Terminus post quern, wahrend der Terminus 
ante quern durch das Decret der Delier zu Ehren 



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des Philokles, Konigs von Sidon, geliefert wird, 
der als Flottenfuhrer des Ptolemaios ihnen be- 
hiilflich gewesen war, die dem Gott geschuldeten 
Gelder vom xoivov xmv vijouozdiv einzutreiben 
(Bull. hell. IV 327), welches wohl erst beim Zuge 
des Ptolemaios durch das aegaeische Meer (im 
J. 308) sich gebildet haben wird ; um diese Zeit 
hatte D. die freie Verfiigung iiber seine Tempel 
erlangt, denn nicht die Athener, sondern die De- 

10 lier sind es, welche sich um die Riickgabe der 
heiligen Gelder bemiihen. Demetrios der Pha- 
lereer wird es gewesen sein , der unter dem Ein- 
flusse des Ptolemaios D. aus der Botmassigkeit 
Athens entlassen haben wird; dass die Befreiung 
eine freiwillige gewesen ist, beweisen die durch 
das envahnte Decret bezeugten freundschaftlichen 
Beziehungen zwischen D. und Athen. Das Datum 
schwankt also zwischen 315 und 308; es mog- 
lichst dem letzteren Termine zu nahern (o-eo-en 

20 Homolle Archives 26; Bull. hell. XV 154), rat 
eine Urkunde der amphiktyonischen Verwaltung 
(Bull. hell. VIII 323), in der eines Hieromnemon 
aus Koile Erwahnung geschieht, welcher erst 
unter Archon Euthios Proedre wurde — es scheint 
notwendig, beide Urkunden zeitlich einander m<5g- 
lichst nahe zu rticken. Das spatere Datum fiir 
die Befreiung von D. — 308 v. Chr. — erhalt 
auch dadurch mittelbar eine Bestatigung, dass 
sich die delische Archontenliste nicht weiter, als 

30 bis zum J. 304 hinauf verfolgen lasst. 

III. §1. Wenn die Hypothese der Befreiung 
yon D. durch Vermittlung des Ptolemaios richtig 
ist — und sie erhalt einen bedeutenden Grad der 
Wahrscheinlichkeit durch die W'eihung eines kost- 
baren Gefasses an Aphrodite, auf welchem der- 
selbe einfach als Sohn des Lagos bezeichnet ist 
(Bull. hell. VI 48) — so unterliegt es keinem 
Zweifel, dass dieses zu dem Zwecke geschehen 
war, um die heilige Insel zum religiiisen und po- 

40litischen Centrum des von ihm gebildeten y.mvov 
rah- v>i<H<arojv zu machen. Ob das schon im 
4. Jhdt. geschehen sei, ist unsicher; jedenfalls 
um das J. 300 befand sich D. in Gewalt des De- 
metrios, der in einer Rechnung kurzweg als 6 
paader; bezeichnet und dessen personliche An- 
wesenheit daselbst bezeugt wird (Homolle Arch. 
«>", 1). Erst nach dem Sturze von dessen Macht 
konnte sich das xotvov von neuem unter Protec- 
torat der Ptolemaier constituieren, und da erscheint 

50 D. als Centrum dieses Bundes ; hier ver>ammeln 
sich die avrsdgoi desselben (CIG 2772. Bull, hell 
VII 7), hier werden die Decrete derselben regel- 
massig im Heiligtum des Apollon aufgestellt (mit 
einer Ausnahme, CIG 2334) und ebenso die den 
Wohlthatern errichteten Statuen (CIG 2773. Ball, 
hell. IV 325), hier wahrscheinlich wurden die 
rFro/.e/taia benannten Spiele begangen (Bull. hell. 
IV 323). Dies Verhaltnis von D. zur neuen Am- 
phiktyonie bediugte aber keineswegs irgendwelche 

60 Beeintrachtigung ihrer inneren Selbstvenvaltung; 
die Ptolemaier bereicherten wohl den Schatz des 
Apollon durch kostbare Geschenke. wofiir ihnen 
Statuen und Ehren decretiert wurden, fanden es 
aber ihren Verhiiltnissen unangemessen, sich um 
dessen Verwaltung zu kiimmern, ja liessen es 
sogar ruhig geschehen, dass die Delier die Gaben 
anderer Herrscher, wie z. B. des Philetairos von 
Pergamon, selbst ihrer politischen Geguer, wie 



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des Antigonos Gonatas, amiahmen. D. wurde als 
Sitz des Apollon von alien Machthabern geehrt, 
seine Feste mit Theorien beschickt (besonders 
regelm&ssig von Alexandreia, Kos und Ehodos), 
welche jahrlich reiche Gaben mitbrachten, seine 
Tempel, abgesehen von einzelnen Weihgeschenken, 
durch grosse Stiftungen bedacht, aus deren Er- 
trage jahraus jahrein Feste gefeiert und goldene 
Gefasse dem Gotte dargebracht wnrden ; das erste 



36 Z. 67), dem zu Ehren auch eine Statue von 
seinem Gesandten Menippos, also wohl gerade 
vor dem Zuge nach Hellas, geweiht wurde (Bull, 
hell. Ill 360). Den Deliern selbst scheint _es 
bange geworden zu sein ; sie hielten es fur nOtig, 
eine Gesandtschaft nach Bom zur Erneuerung 
des Blindnisses zu senden (Bull. hell. VIII 87). 
Aber nicht gewitzigt durch diese Erfahrung tratcn 
sie in das engste Verhaltnis zu den makedoni- 



Beispiel gab, wie es scheint, Philokles von Sidon, 10 schen Konigen ; liber die dem Philippos erwiesenen 



ihm folgten Ptolemaios Philadelphos und des De 
metrios Tochter, Konigin Stratonike, dann Phi- 
letairos von Pergamon u. a. In der zweiten Halfte 
der Kegierung des Ptolemaios Euergetes scheint 
die Oberherrschaft Agyptens im Bereiche des 
aegaeischen Meeres stark erschiittert (obgleich 
noch unter dem vierten Ptolemaier agyptische 
Garnisonen auf Thera und Kreta standen; vgl. 
Hiller v. Gaertringen Thera I 167f.) und die 



Ehren war oben die Eede, des Perseus Gattin 
Laodike wurde vom Volke von D. durch eine 
Statue geehrt (CIG 2275 a); was aber in den 
Augen der Bomer noch compromittierender er- 
scheinen musste, es liess in seinem Heiligtum so- 
wohl das Edict des Konigs Perseus iiber die Biick- 
berufung der Verbannten nach Makedonien vor 
dem Kriege mit Bom (Polyb. XXVI 5), als auch 
seinen Biindnisvertrag mit den boiotischen Stadten 



Vorstandschaft des Nesiotenbundes auf die Bhodier 20 (Liv. XLII 12) aufstellen. Wenn schon diese 



ubergegangen zu sein ; sie sind es, die gegen Ende 
des 3. und anfangs des 2. Jhdts. den Nesiarchen 
bestellen (Bull. hell. VI 37. XII 118 und wohl 
auch X 111). Auch auf D. wurde dem Bhodier 
Agathostratos, der die agyptische Flotte in einer 
Seeschlacht besiegt hatte (Polyaen. V 18), eine 
Statue (CIG 2283 e Add.) errichtet (Schumacher 
Eh. Mus. XLI 226f.). Es scheint aber, dass D. 
sich um diese Zeit mehr an Makedonien anschloss ; 



zweideutige Verhalten die Bemer reizen musste, 
so gab es noch ein anderes Interesse, welches 
ihnen den Gedanken nahe legen musste, die Insel 
moglichst in sichere Hande zu bringen. Dank 
nicht sowohl seinem Hafen, als besonders seiner 
giinstigen Lage auf dem Hauptverkehrswege zwi- 
schen Italien und dem Osten war D. zu Ende 
des 3. und Anfang des 2. Jhdts. zu einem be- 
deutenden Handels- und Stapelplatz erwachsen. 



wahrend Euergetes nur selten genannt wird, wah- 30 Dariiber belehren nicht sowohl die Autoren, als 

rend die Theorien der Koer und der Bhodier aus '' ' "'' ~ 1_ """ T --- 1 -- -■ ri — ■ J -- — vl - 1 "™ ' D *-" 

den Inventaren ganzlich verschwinden , erscheint 

in denselben sehr haufig der Name des Antigonos 

Doson. Noch enger gestaltete sich das Verhaltnis 

von D. zu Philippos, der, von den gewohnlichen 

Geschenken abgesehen, dem Gotte zu Ehren eine 

prachtige Stoa errichtete und seinerseits von den 

Deliern, selbst nach seiner Niederlage im Kriege 

gegen die BOmer, jahrlich durch einen Ehren- 



die delischen Inschriften; die zahlrcichen Pro- 
xeniedecrete, wie auch die Weihinschriften von 
Angehorigen verschiedener Lander liefern den 
sicheren Beweis (Homolle Bapport 26f. 32f.). 
Am hiiufigsten werden Alexandriner und Bhodier 
durch Decrete geehrt, weiter werden Byzantier 
und AngehOrige kretischer Stadte genannt; By- 
zanz spielte eine wichtige Bolle als Vermittlerin 
der pontischen Getreideausfuhr (auch die Cher- 



kranz ausgezeichnet wurde (Bull. hell. VI 8. 10f.). 40 sonesiten erscheinen auf D.). die Kreter werden 



Selbstverstiindlich konnte D. dabei nicht Mitglied 
des Nesiotenbundes bleiben ; das scheint durch 
den Wortlaut der zu Ehren rhodischer Nesiarchen 
(um 200) abgefassten Beschlusse (Bull. hell. X 
111. 118) hervorzugehen , und dementspreehend 
ist das dieser Zeit angehOrige Decret der Nesioten 
(CIG 2334, vgl. Bull. hell. VIII 20) nicht auf 
D., sondern auf Tenos aufgestellt worden. tjber- 
haupt verfolgten die Delier in dieser Zeit eine 



besonders als Sclavenhandler den Markt von D. 
besucht haben. Derselben Ware wegen standen 
die Delier in engen Beziehungen zu den Aitolern 
und dem KOnig Nabis (Bull. hell. XX 503). Von 
den Ehren, welche Massinissa zum Dank fur grosse 
Landungen numidischen Kornes erwiesen wurden, 
war oben die Eede. Seit der Mitte des 3. Jhdts. 
flnden sich auch Bomer oder Italiker (sehr haufig 
scheinen sich letztere den gewichtigeren Namen 



Politik, die ihnen verhiingnisvoll werden musste ; 50 beigelegt zu haben) in 1). ein, zuerst vereinzelt, 



obgleich sie mit den BOmern in einem Bundes 
verhaltnis sich befanden und sich die Kriinze ge 
fallen liessen, welche die ro'mischen Feldherren 
von T. Flamininus an bis auf die beiden Scipionen 
jahrlich dem Apollon weihten (Bull. hell. VI 38 
Z. 85f.), zeigten sie eine verdachtige Hinneigung 
zu ihren Feinden. Teihveise fand eine solche Po- 
litik darin ihre Entschuldigung, dass sie nicht 
gem auf die pecuniiiren Vorteile des Tempels 



so iin J. 259 ein Spassmachet Serdon (Bull. hell. 
VII 113f.), dann in immer wachsender Anzahl. 
Zu gleicher Zeit wachst auch die Zahl der auf 
D. verkehrenden Orientalen. Tyrier, Aradier, Lao- 
dikenser. letztere ausdrucklieti als Kaufleute be- 
zeichnet (Bull. hell. I 285). Endlieh muss auch 
die Zahl der agyptischen Handler nicht gering 
geweseu sein. denn die Tempelverwaltung musste 
es zulassen, dass dem hellenischen Apollon ein 



verzichten und die althergewohnten Huldigungen 60 machtiger Concurrent in Person des Serapis und 

seiner Begleiter Isis und Anubis erstand. und 
zwar wurde das Serapieion von Staatswegen in 
einem besonderen Bezirke (Hauvette-Besnault 
Temple des dieux etrangers im Bull. hell. VI 295 
mit Plan Taf. XI) errichtet oder wenigstens aus 
der Tempelcasse unterstiitzt (VI 52 Z. 220) — 
das geschah wohl erst um die Wende des 3. Jhdts., 
wie man aus der geringen Zahl der Weihinschriften 



der KCnige nicht missen wollten, und demgemass 
dieselben nicht nur von den Freunden Boms an- 
nahmen, so von seiten Eumenes von Pergamon und 
des Massinissa (ebd. Z. lOOf. 129f.), dem sie ihrer- 
seits Kriinze darbrachten (ebd. 10 Z. 43f.) und 
wenigstens drei Statuen errichtcten (Bull. hell. 
II 400. Ill 469. XI 255), als auch von dessen 
Gegnern, wie Antiochos (L Gr. (Bull. hell. VI 



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vor der Zeit der athenischen Herrschaft schliessen 
darf. Auf das stetige Wachstum der Fremden- 
zahl fiihrt Homolle mitBecht die stark steigende 
Wohnungsmiete bei sinkendem Pachtzins fiir Lan- 
dereien zuriick (Bull. hell. VI 65). 

§ 2. Fiir die Zeit der Selbstandigkeit von D. 
besitzt man jetzt nach den franzOsischen Aus- 
grabungen das reichste Urkundenmaterial, nament- 
lich an Tempelrechnungen. Leider sind von letz- 
teren nur drei aus den Jahren der Archonten 
Hypsokles (279). Demares (180) und Amphikles 
(170) veroffentlicht (Bull. heU. XIV 389. VI If. 
II 570) und geringe Bruchstiicke aus den iibrigen 
in den Commentaren Homolles zu den ersten 
zwei (im folgenden werden diese Orkunden nach 
den Archonten citiert). Alle iibrigen Documente, 
meist Ehrendecrete und Weihinschriften, deren 
eine bedeutendere Anzahl bekannt gemacht sind, 
stehen an Bedeutung hinter diesen weit zuriick, 
besonders die Volksbeschliisse zeichnen sich durch 
ihre Inhaltsleere nicht vorteilhaft aus. Im all- 
gemeinen lasst sich doch eine ziemlich klare Vor- 
stellung von der Verfassung von D. gewinnen, 
weniger von der Verwaltung, diejenige der Heilig- 
tiimer ausgenommen. Die Verfassung kanii als 
eine demokratische bezeichnet werden, doch als 
eine sehr gemiissigte , wie bei Besprechung der 
Beamten naher auszufiihren ist. Das Volk war 
in Phylen und Phratrien eingeteilt; die Phylen 
waren ohne Zweifel die vier ionischen, von denen 
eine — 'AgyaSk — ausdriicklich bezeugt ist (Bull, 
hell. X 473). Die Phratrien werden nur einmal 
bei einer Burgerrechtserteilung erwahnt, wobei 
dem Neubiirger gestattet wird, sich die Phratrie 
beliebig zu wahlen (Homolle Bapport 30 nr. 38). 
Haufiger erscheint eine andere Einteilung der 
Burger, die Trittyen, von denen zwei, &veoid- 
bat und 'Uxvvubcu, sicher als solche bezeugt sind 
(Dem.-Urk. Oft.), zwei ihnen vermutungsweise zu- 
gesellt werden kOnnen, die Mapsichiden und Thean- 
driden. Die Trittyen waren Unterabteilungen der 
Phylen, denn ihre Vorstande, die Trittyarchen, wer- 
den als Beamte der Phyle bezeichnet (ebd. Z. 127), 
deren Zahl scheint drei gewesen zu sein (ebd. 
Z. 55), die Trittye wiirde also ihrem Namen ent- 
sprechend ein Dritteil der Phyle, und ihre Ge- 
samtzahl auf D. zwolf gewesen sein. Das Vor- 
handensein von Demen ist nirgends bezeugt, da 
die bekannten Ortsnamen nur topographische, nicht 
politische Bedeutung besitzen. Uber die Volks- 
versammlung, die naturlich exxktjoia, nicht fjAiala 
(so Nenz Qu. Del. 6) genannt wurde, sind die 
Kenntnisse ausserst dilrftig; sie wird ungefahr 
dieselben Geschafte besorgt haben, wie z. B. die 
athenische. aber von alien Volksbeschlussen haben 
sich nur die Ehrendecrete (mit Belubigung, Ver- 
leihung des Titels eines Proxenos und Euergetes, 
der Proedrie, seltener des Burgerrechtes, Homolle 
Bapport 28 nr. 8. 30 nr. 38) erhalten. Dies ist 
nicht Zufall; zwar wird stets doppelte Ausferti- 
gung der Urkunde (im Buleuterion und im Tempel 
aufbewahrt) vorgeschrieben, aber fast nie auf Stein 
(Ausnahme: Bull. hell. XIH 237), es war den 
Interessenten flberlassen, auf eigene Kosten eine 
Stele zu errichten, folglich sind alle erhaltenen 
Decrete Privaturkunden. Daraus erklart sich 
vielleicht ihre iiberaus kuize Fassung in den For- 
meln; nur der Antragsteller wird genannt, erst 



gegen Ende des 3. Jhdts. der Name des Prasi- 
dierenden (d dsira £xerprj<pi£ev) am Schluss. Trotz 
dieser Kiirze wird neben dem Volke meist des 
Bates gedacht; derselbe hatte, wie in Athen, das 
Becht, sein Probuleuma zu erteilen. Dieser Eat 
war jahrig und in zwolf monatliche Prytanien ein- 
geteilt, welche vielleicht den Trittyen entsprachen. 
Sowohl der Bat, als speciell die Prytanen hatten 
die Oberaufsicht iiber die Verwaltung der Tempel- 

lOschatze — ohne erstere durfte keine Ubergabe 
derselben vorgenommen werden , ohne letztere 
konnte die heilige Casse nicht aufgeschlossen wer- 
den (Bull. hell. VI 59), also miissen sie oder viel- 
mehr ihr Prasident, dessen Titel unbekannt, den 
Schliissel davon bewahrt haben. Sowohl Eat als 
Prytanen besassen ihr besonderes Amtslocal, fiov- 
XevxriQiov und iiQvtavuov; ersteres diente auch 
als istaatsarchiv, letzteres als Aufbewahrungsort 
fur die bei den grossen Festschmausen verwendeten 

20 Geratschaften, welche der Obhut des Archon an- 
vertraut waren (Bull. hell. VII 109f.). Als be- 
sondere Function des Bates ist die Aufbewahrung 
und Nutzbarmachung gewisser gestifteter Summen 
hervorzuheben, aus deren jahrlichem Ertrage Opfer 
verrichtet und goldene, nach dem Namen des 
Stifters benannte Gefasse (ozrjoifeta , yogyieia, 
(pdoyvibua — ob auch andere, ist ungewiss) ge- 
weiht wurden. tjber das Gerichtswesen sind die 
Kenntnisse ausserst diirftig; nur einmal wird ein 

30 Gebaude rjliaia erwahnt (Dem.-Inv. 112f.), welches 
man geneigt sein kfinnte, als Sitzungssaal der 
Dikasten zu betrachten; dass dieselben besoldet 
wurden, und zwar bisweilen aus derheiligen Casse, 
hat Homolle gezeigt (Bull. hell. XIV 491), der 
aus den gezahlten Summen eine Gesamtzahl von 
fiinfhundert, welche in Sectionen von hundert 
Mann geteilt waren, mit grosser W T ahrscheinlich- 
keit erschlossen hat. Die Beamten von D. diirfen 
in ordentliche und ausserordentliche eingeteilt 

40 werden; ihnen schliessen sich die Privaten an, welche 
unter dem Namen von Leiturgien oder sonstwie 
gewisse offentliche Geschafte besorgten; endlieh 
ist noch das besoldete Dienstpersonal zu erwahnen. 
Unter den ersteren spielte die hervorragendste 
Bolle der Archon, welcher an der Spitze des Staates 
stand und nach dessen Namen das J ahr datiert wurde 
(vgl. Anhang S. 2501 f.). Von seinen specielleren 
Functionen ist nichts weiter bekannt, als dass er 
bei der jahrlichen Schatzesiibergabe anwesend 

50 war und dass er die grOssten Feste des Staates, 
die Apollonien und Dionysien, ausrichtete (Bull, 
hell. VII 103f. IX 146f.), zu welchem Zwecke 
ihm eine bedeutende Anzahl kostbarer Gefasse 
anvertraut war, die von ihm im Prytaueion auf- 
bewahrt wurden — daraus durfte man schliessen, 
dass er daselbst seinen Amtssitz hatte. Ob ihm 
auch die Gerichtsvorstandschaft zukam, wie es in 
Athen der Fall war, lasst sich nicht entscheiden. 
Die zweite Stelle unter den delischen Beamten 

60 nahm das Collegium der Hieropoien (hooxoioi) 
ein, welches schon im 4. Jhdt. bestand und dann 
an Stelle der athenischen Araphiktyonen trat. Es 
zahlte von Anfang an mehr als zwei Mitglieder, 
und da fiir eine Anzahl von Jahren vier bezeugt 
sind, wird das die gesetzliche Zahl gewesen sein. 
Weshalb in den meisten Jahren in den Tempel- 
urkunden nur zwei Mitglieder angefuhrt werden 
(und zwar dieselben im Verlaufe des ganzen Jahres 



2487 



Delos 



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Delos 



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2490 



ebenso constant, wie in anderen alle vier), 
lasst sich nicht erforschen. Man konnte meinen, 
dass nur zwei mit der Geldverwaltung zu thun 
gehabt hatten, die beiden anderen mit Darbringung 
von Opfeni und anderen Cultverrichtungen betraut 
gewesen waren (so Homolle Bull. hell. XIV 417), 
aber doeh bleiben die Schwankungen einzelner 
Jahre unerklart. Dieselbe Eolle, welche in der 
Tempelverwaltung die Hieropoien spielten, kam 
in Bezug auf die Staatscasse den Schatzmeistern 
(rapilai) zu, deren es jahrlich zwei gab. tiber 
deren Thatigkeit besehrankt sicb die Kenntnis 
anf ihre Beziehungen zn den Hieropoien, welche 
in den Bechnungen letzterer ihre Erwahnung 
flnden. Diese Beziehungen waren zweierlei Art: 
erstens machten die Tamiai gewisse Zahlungen 
an die heilige Casse, entweder zur Biickerstattung 
Tom Staate entliehener Summen oder als Beitrage 
des Staates zu gewissen Ausgaben der heiligen 
Verwaltung; zweitens deponierte dieselbe zu be- 
stimmten Zwecken assignierte Summen in der 
sog. xiftaiTog Stj/.ioaia, welche im Tempel ebenso 
von den Hieropoien aufbewahrt wurde, wie die 
ihnen unmittelbar anvertraute teoa yuficozog. Diese 
y.ijionog 6rjf.iow.a darf keineswegs mit dem Staats- 
schatz identificiert werden, wie schon die Gering- 
fugigkeit der Einnahmen und Ausgaben beweist 
(De D. ins. reb. 120f.). Uberhaupt scheint die 
Finanzverwaltung des Staates derartig geordnet 
gewesen zu sein (wenigstens zu Anfang des 
2. Jhdts.), dass auf Anweisung der Tamiai ge- 
wisse Trapeziten alle laufenden Einnahmen des 
Staates eincassierten und auf ihrcn Banken be- 
wahrten, bis sie dieselben auf einc ahnliche An- 
weisung hin zur Deckung der Ausgaben nach dem 
Budget verwendeten, worunter auch die Zahlungen 
an die heilige Casse miteinbegrift'en sind; nur 
gewisse Summen , welche voraussichtlich langere 
Zeit unverausgabt bleiben mussten und die im 
Budget nicht vorausgesehenen Uberschfisse (rot 
ay.azazax.za; Dem.-Bechn. 95f. 119f.) wurden in 
die obengenannte y.ijiojzog S>]^w<tia abgeffihrt. Eines 
nicht geringen Ansehens erfreuten sich die zwei 
Schreiber — des Staates und der Hieropoien; 
mehrere Inhaber dieser Amter gelangten spiiter 
zum Archontate. Unbestimmbar bleibt, ob der 
einmal genannte yQau/iazuvg z'g fiovlrjg (CIG 
2266) mit dem Staatsschreiber identisch ist oder 
von ihm verschieden, was wahrscheinlicher scheint. 
Zu der Tempelverwaltung in bestimmten Bezie- 
hungen stehend erscheinen die fatozctzai genann- 
ten Beamten, welche meist in Einzahl, seltener 
zu zweien oder dreien erwiihnt erscheinen (De 1). 
ins. reb. 128) und eine im Tempelbezirk gelegene 
Amtswohnung — Ixtozaoiov — schon zur Zeit der 
athenischen Verwaltung besassen l CIA II 814 b 
30). Sie mit den Epimeleten der Bauten zu identi- 
ficieren (Nenz Del. llff.l, ist nicht der geringste 
Grund vorhanden, aber ebensowenig lasst sich ein 
Beweis fur die Ansicht Homolle s (Archives 49) 
beibringen , dass ihnen die Besorgung der Feste 
oblag ■. wenigstens die bedeutenderen derselben stan- 
den unter Vorstandschaft des Archon. Viel wahr- 
scheinlicher erscheint es. da sie meist in Verbin- 
dung mit den durch sie iibermittelten Gaben von 
Privaten an den Gott genannt werden , sie als 
Oberaufseher des heiligen Bezirkes und Hfiter der 
daselbst gelegenen Tempel zu betrachten; als 



solche waren sie die geeignetsten Mittelpersonen, 
tun die taglichen Darbringungen von Andachtigeti 
den nicht immer anwesenden Hieropoien zu fiber- 
geben. fiber die Logisten (Dem.-Rechn. 203f.) 
ist man eb enf alls nur auf Vermutungen besehrankt ; 
dass das Amt kein geringes war, beweist der 
Umstand, dass ein gewesener Hieropoie dasselbe 
nicht verschmahte. Man darf ihnen wohl dieselbe 
Controlle fiber das ganze Bechnungswesen, wie ihren 

10 athenischen Namensvettern zuschreiben , ob aber 
die Erwahnung von einmal ihnen gezahlten £<pddia 
zu dem Schlusse berechtigt (Nenz a. a. 0. 13), 
ihre Functionen hatten sich auf die Eintreibung 
von Schulden an die Tempelcasse erstreckt, 
scheint zweifelhaft; frpoSm werden sehr haufig 
allgemein im Sinne von Vergutigung gebraucht. 
Auch ihre Zahl schwankt zwischen drei und ffinf. 
Einmal wird ein Gymnasiarch und Hypogymna- 
siarch erwahnt (Lebegue Bech. 23). Den nied- 

20rigsten Bang unter den Beamten nahmen die 
drei Agoranomen ein, welche ausser der gewohn- 
lichen Aufsicht iiber Markt und Strassen auch ge- 
wisse baupolizeiliche Functionen auszuiiben hatten 
(Nenz a. a. 0. 13), da sie in einem Baucontract 
(CIG 2266) genannt werden, in welchem auch ihr 
Schreiber erwahnt wird, seltsamerweise als ygafi- 
fiarcvg isqojZoicov xal ayogavofiow. Ihnen lag eben- 
falls die Sorge ob fur Mass und Gewicht, zu welchem 
Zwecke in ihrem Amtslocal, dem ayogav6/.uov, 

30 eine Normalwage stand (Sosisth.-Bechn. [uned.] 
142f.). (Jber alle diese Magistrate lasst sich im 
allgemeinen nur sagen, dass sie fiir ein Jahr be- 
stellt wurden, ob durch Wahl oder durch Los, 
dariiber besitzt man kein Zeugnis. Wenn man 
aber sicht (De D. ins. reb. 131f.), wie dieselben 
Namen in den verschiedenen Amtern vorkommen, 
wie diese Manner allmahlich von den geringeren 
Stellen bis zum Archontat gelangen, wie sich auf 
Grund der Fasten ganze Genealogien einzelner 

40 Familien feststellen lassen , so wird man kaum 
den Schluss abweisen kOnnen , dass alle diese 
Amter durch Wahl besetzt wurden und zwar aus 
den Mitgliedern gewisser durcli Herkunft und 
Beichtum ausgezeichneter Familien, dass folglich 
die delische Demokratie bei weitem gemassigter 
war, als z. B. die athenische. Den ausserordent- 
lichcn Magistraten sind vor allem die E.-upebjTai 
zuzuzahlen, welche zur Oberaufsicht iiber die Offent- 
lichen Arbeiten vom Volk erwahlt wurden, ob auf 

50 ein Jahr oder fiir ein bestimmtes Werk , lasst 
sich vorliiung nicht entscheiden; bei der ausge- 
dehnten Bauthatigkeit auf D. mussten diese Com- 
missionen fast permanent sein. Im Zusammen- 
hang mit ihnen seien die fidgzvgeg Idttaxwv und 
oi h-dexa erwahnt, welche einmal (CIG 2266) bei 
Verdingung einer offentlichen Arbeit genannt wer- 
den, ohne dass sich fiber sie etwas Genaueres 
sagen liesse. Weiter sind die oizoirai zu erwahnt-n, 
welche, drei an Zahl (Dem.-Bechn. 122ff.i, iiber 

60 55 000 Drachmen zum Ankauf von Korn von Staats- 
wegen erhalten; sicherlich geschah das nur aus- 
nahmsweise, um wiihrend einer Teuerung dem 
Volke billiges Gctreide zu liefern, wie zu gleicber 
Zeit Massinissa an 3000 Medimnen als Gesehenk 
sandte — fiir eine stiindige Ausgabe dieser Art 
wurden die Staatsmittel kaum gereicht haben. 
Besondere Cominissionen wurden ebenfalls vom 
Volke gewahlt. sowohl um die sich ansammelnden 



tA 



Fragmente goldener und silberner Gerate zu grtisse- 
ren Klumpen (xv,uaza) zusammenzugiessen (Demar.- 
Invent. 1191), als auch eig xon-qv rov vofuoiiazog 
(Amphikt.-Rechn. 75). Von den Leiturgien, welche 
auf den reicheren Biirgern und den (hier allein 
genannten) Metoeken lasteten, ist nur die Choregie 
als solche bezeugt (Bull. hell. VII 103f. IX 146: 
12 choregische Inschriften), und zwar wurden fiir 
das Hauptfest der Apollonien vier Choregen aus 
den Biirgern bestellt, welche die kgol zcov jzaidmv 
X oooi (Bull. hell. II 331. IV 351) ausriisteten, 
fiir die Dionysien je vier fiir die Chore aaidcov 
xoj/icadtSv und TQay<pd<5v ebenfalls aus den Biirgern, 
aber daneben fiir die komischen und tragischen 
Chore auch je zwei aus den Metoeken. Aus der 
Eeihenfolge, in der diese Choregen in vier In- 
schriften (a. a. 0. nr. 1. 3. 10. 12) genannt werden, 
nach je zwei Biirgern stets ein Mctoeke, ergiebt 
sich und wird auch einmal (nr. 12) ausdrucklich 
bestatigt, dass in jedem Wettkampf eben je zwei 
Burger und ein Metoeke den Siegespreis empfingen, 
woraus notwendigerweise folgt, dass die Burger 
und die Metoeken nur unter sich kampften. Kaum 
notig ist es zu bomerken, dass derselbe Mann 
mehrfach zur Choregie herangezogen werden konnte. 
Der Staat iibernahni dagegen die Bezahlung der 
sog. zsp'Trat (Dem.-Rechn., Amph.-Bechn. oft.). 
Was fiir einen Sinn und Zweck die (vom Staate?) 
unter dem Namen rov yoQTqyiy.ov gezahlte Surnme 
hatte, lasst sich vorliiung nicht feststellen (De D. 
ins. reb. 143f. und teilweise abweichend Homolle 
Bull. hell. XIV 444f.). Als eine Art Leiturgie 
darf wohl die Biirgschaft reicherer Burger fiir die 
vom Staate bei der heiligen Casse aufgenommenen 
Anleihen gelten; in solchen Fallen namlich (Bull, 
hell. VI 69) begntigte sich letztere nicht damit, 
dass der Staat ihr die Offentlichen Einkiinfte ver- 
pfandete, sondem forderte noch die Stellung von 
Burgen, -zpoSaveiozai und avaSo/ci , je drei an 
Zahl, welche mit ihrem Hab und Gut einstanden, 
und zwar die ^qofiavstozal in erster Linie, die 
avaboym stellvertretend im Falle der Insolvenz 
ersterer. Die ganze Schuldverschrcibung wurde 
durch eine bei einem Privatinanne deponierte 
ovy/gacfr] documentiert. Eine Mittelstellung zwi- 
schen Beamten und Privatleuten nahmen gewisse 
Trapeziten ein, d. h. Bankiers, welche wenigstens 
im 2. Jhdt. alle Geldgeschafte , sowohl fiir die 
heilige, wie fiir die profane Casse fiihrten; fast 
ohne Ausnahme wurden alle Einkiinfte sowohl fiir 
den Tempel, wie fiir den Staat (vgl. o.) von ihnen 
eincassiert, und erst durch ihre Vermittlung ge- 
langten sie in die Hande der Hieropoien, bezw. 
Schatzmeister, wobei die eigentlichen Zahler fast 
nie, stets dagegen die Bankfirmen nach ihren In- 
hahern erwahnt werden. Denn es gab mehrere 
solche Banken (drei in der Dem.-Kechn. genannt, 
noch eine vierte in den Amph.-Bechn.. meist mit 
zweilnhabernamen), welche stetig mit dem Tempel- 
und Staatsschatz in Verbindung standen. Die 
Toa.Tf;'ai befanden sich in einer gewissen ozoa 
(wohl am Markt), und fur dasliecht. daselbst Ge- 
schafte zu betreiben, zahlten die Inhaber an die 
heilige, wie an die Staatscasse je 200 Drachmen 
(Dem.-Rechn. 27. 77), spiiter 110 Drachmen (Amph.- 
Bechn. 27). Es ist aber kaum glaublich, dass 
jede beliebige Bank das Becht gehabt hatte, diese 
Geldgeschafte fiir Tempel und Staat zu betreiben ; 



es werden privilegierte Firmen gewesen sein, und 
mOglicherweise wurden sie gerade fiir ihre Miihen 
von der Abgabe fiir ihre zgcuzeCat befreit. Den 
Beamten an Rang gleich sind die Priester zu 
nennen, von denen aber nur wenige bis jetzt aus 
den Inschriften bekannt sind: der Apollonpriester 
(Dem.-Inv. 43; freilich behauptet Homolle, ein 
solcher komme nirgends in den Inschriften vor, 
aber die Bezeichnung iegsvg ohne jede Erlauterung 

10 in einem Inventar des Apollontempels kann nur 
dem Apollonpriester gelten), der Asklepiospriester 
(ebd. 110) und die Priesterin der Demeter und 
Kore (ebd. 201). Unbestimmt ist die Stellung 
der hqiaxai (Hyps.-Rechn. 88), nur dass sie cmovdai 
zu verrichten hatten, ist bekannt. Unter den be- 
soldeten Untergebenen der Beamten ist vor allem 
der agxnf.Kzoiv zu nennen, dessen Amt, was bei 
der grossen Anzahl heiliger Gebaude sehr be- 
greiflich, standig war und mit (gewOhnlich) 720 

20 Drachmen jahrlich besoldet wurde. Die Neokoren 
werden schon im 5. Jhdt. erwahnt und zwar als 
Beamte in Verbindung mit den athenischen Am- 
phiktyonen genannt; im 3. sind sie zum Range 
von Lohndienern herabgesunken , ja man kann 
geneigt sein , sie als Staatssclaven aufzufassen, 
denn die Neokoren des Apollontempels (zwei) er- 
halten zusammen 180 Drachmen (Bull. hell. VI 
83), diejenigen des Asklepieion, des Hekatetempcls 
auf der Jnsel', spater auch des Serapieion je 

30 120 Drachmen (Dem.-Rechn. 196) , was nur als 
VerkOstigungsgelder aufgefasst werden kann. Die- 
selbe Summe von 120 Drachmen, ausdrucklich als 
otTzjQeoiov bezeichnet, und noch je 15 Drachmen 
fiir Kleidung werden drei Dienern und einer Floten- 
blaserin, die bei den Opfern nOtig war, gezahlt 
(Dem.-Rechn. 195), ebensoviel auch dem xa).ai- 
ozgoij>v/Mt~. Vielleicht darf auch der Inopophylax 
(Dem.-Rechn. 197) oder Krenophylax (Hyps.-Rechn. 
86) mit 90 Drachmen Gehalt als fiyiiomog ange- 

40 sehen werden. Das trifft nicht zu fiir Herold 
(auch isQoxijQvg' genannt), der zwar ein Honorar 
von 60 Drachmen'erhalt (Demar.- u. Hyps.-Rechn.. 
a. a. O.). aber ein freier Burger war, wie un- 
zweifelhaft der Schreiber der Hieropoien, der 
80 Drachmen (Hyps.-Rechn. 84) hezog (vgl. Bull, 
hell. XIV 477ff.). 

§ 3. Tiber die innere Verwaltung von D. ist, 
was sich sagen liess , bei Behandlung der ein- 
zelnen Magistraturen angefiihrt. Nur fiber die 

50 Tempelverwaltung ist man durch die zahlreichen 
Rechnungen und Inventare der Hieropoien ge- 
nauer unterrichtet , aber auch hier wird eine 
eigentliche Geschichte derselben erst nach Ver- 
Off'entlichung aller Documente mOglich sein, da 
die Hypsoklesrechnungen von den um 100 Jahre 
jungeren Demaresrechnungen so bedeutende Unter- 
schiede nicht nur in den einzelnen Posten, son- 
dern in der ganzen Geschaftsftthrung les fehlt 
z. B. die Vermittlung der Trapeziten) und Ver- 

60 rechnung zeigen , dass es schwer fallt . sich ein 
Gesamtbild zu machen. Einen grossen Cbelstand 
bildet auch der Umstand, dass die Hieropoien 
sehr haufig (und besonders seit Beteiligung der 
Trapeziten) nur die eincassierten Uberschusse der 
Einnahme fiber die Ausgabeposten, nicht diese- 
selbst verrnerktsn, ein Ubelstand, der nur durch 
die Vergleichung einer ganzen Reihe von Eech- 
nungen gehoben werden kann, wie das Homolle 



2491 



Delos 



Delos 



2492 



mehrfach gethan hat. Darnach sind nur die talien hinssuzahlt, bekommt man 50 000 Drach- 

Hauptpunkte dieser Verwaltung, welche im all- men als Gesamtschatz des Apollon; unter De- 

gemeinen durch eine Isqcl ovyyoarpr} geordnet war, mares ist diese Summe bis auf 80 000 Draclimen 

hervorzuheben , fur einzelnes muss auf die Com- gestiegen. Dieses Wachstum des heiligen Schatzes 

mentare von Homolle (Bull. hell. VI If. XIV in 100 Jahren kann nicht wundernehmen, wohl 

389f. XV 113f.) verwiesen werden (vgl. De Del. aher das starke Sinken desselben in den vorher- 

ins. reb. 153f.). Das Tempel vermogen bestand gehenden Jahren : die einzige Erklarung lasst sich 

wie friiher aus Immobilien, d. h. Landereien und darin flnden , dass die von den athenischen Am- 

Hausern , und aus Capitalien. Die Landereien phiktyonen an fremde Staaten ausgeliehenen Gel- 
(iiber die Hauser lasst sich nichts Sicheres sagen) 10 der nach Sturz der attischen Macht me zuriick- 

wurden auf zehn Jahre verpachtet, aber bei pttnkt- erstattet wurden. Ausser dem Reichtum an ge- 

licher Erftillung des Contractes durfte die Pacht mfinztem G-elde bestand der Tempelschatz aus 

auf weitere zehn Jahre verlangert werden unter goldenen und silbernen Geraten, von minder- 

Zuschlag von zehn Procent; im Falle unpiinkt- wertigen Gegenstanden nicht zu reden; derselbe 

licher Zahlung des Pachtzinses, welcher fur das wird von Homolle fur das Jahr des Hypsokles 

ganze Jahr im Monat Lenaion erlegt werden auf ungefahr 48 Talente (Bull. hell. XV 166), 

musste, wurde die Pacht fur den Rest der zehn von v. Schoeffer fur das Jahr des Demares auf 

Jahre auf einen neuen Pachter iibertragen, fur ungefahr 55 Talente (De D. ins. reb. 182) be- 

etwaige Verminderung des Zinses hatte der erste rechnet , welche Ziffern , da nur die gewogenen 
Pachter und seine Bfirgen im anderthalbfachen 20 Gegenstande aus Edelmetall in Rficksicht ge- 

Betrage aufzukommen. Fur die ausgeliehenen nommen sind , bedeutend unter dem wirklichen 

Capitalien war kein fester Rfickzahlungstermin Werte bleiben. Nicht uberfiussig wird es sein, 

festgesetzt ; solange der Schuldner oder seine Birr- die Gebaude aufzuzahlen , auf die sich die Ver- 

gen fiir ihn zahlten, wurde das ausgeliehene Geld waltung der Hieropoien erstreckte, da man da- 

nicht zuriickgefordert. Damit stets ein verfiig- durch auch einen Uberblick (iber die auf D. ver- 

bares Capital vorhanden ware, war bestimmt, dass ehrten Getter erhalt. Es sind ausser den zwei 

in der Casse stets eine Reserve von 24 000 Drach- Tempeln des Apollon , dem Artemision und dem 

men zuriickbehalten werde (Hyps.-Rechn. 126f., Letoion (Strab. X 5, 2) und den mit ihnen eng 

ein Jahr spater wurde sie auf 35 000 crhoht, verbundenen olxoi (Arjlimv , Xal-lwv, Av&qIoiv, 
Bull. hell. XIV 439). Der Zins betrug zehn Pro- 30 jid>givog, n/.iv&ivog) und der Chalkothek der Dio- 

cent jahrlich. Eine grosse Verandernng aber nysostempel , Aphrodision , Asklepieion , Hekate- 

hatte sich seit Sturz der athenischen Herrschaft tempel ir vrjam, Thesmophorion, Pythion, Heraion, 

vollzogen ; die Anleihen der auslandischen Staaten Leukotheaheiligtum, Tempel der Dioskuren, Tem- 

haben aufgehort, nur der Staat von D. selbst er- pel des Zeus Kynthios und der Athena Kynthia, 

scheint als Schuldner (ohne aber Zinsen zu zahlen), Heiligtiimer des Poseidon und des Pan, zu denen 

daneben lauter Private, meist aus D. selbst ge- sich gegen Ende des 3. Jhdts. noch das Sara- 

burtig. Die Einnahmen unter Hypsokles ver- pieion gesellte — Hestia hatte einen Altar im 

gleichsweise mit denjenigen unter Demares stellen Prytaneion , aber kein Heiligtum. Ausserdem 

sich folgendermassen : Pachtzins der Landereien waren der Aufsicht der Hieropoien noch das 
(irtjgooia) 12000, bezw. 7000, Hausermiete (ivol- 40 Theater (Chamonard Theatre a Delos, Bull. 

xia) ca. 900, bezw. fiber 1700, Zinsen von hell. XX 256ff.) und die Palaistra unterstellt. 

ausgeliehenen Capitalien (to'xo<) beidesmal an 1000, Fiir den Cultus der Getter und die ihnen ge- 

Gerechtsame (ztsbj) fiber 340, bezw. 440, kleinere feierten Feste ist man vorlaufig meist auf die 

Einnahmen (Sr/aav/iot im Apollon-. Asklepios- und kurzen Bemerkungen von Homolle beschrankt. 

Aphroditetempel, tpidAtj im grossen Tempel u.s. w.) so dass es am zweckmassigsten erscheint, den 

200 , bezw. 180 , Beisteuern seitens des Staates von ihm zusanimengestellten delischen Festkalen- 

4000, bezw. 2100 Drachmen (diese Summe unter- der (Bull. hell. XIV 492) wiederzugeben. Im 

liegt besonderen Zweifeln, da gerade die grossten Lenaion : am ersten Reinigung des Heiligtums, 

Feste im Ausgabeetat nicht genannt sind, augen- Bekranzung der Altare, des Pythion und der Pro- 
scheinlich weil sie auf Staatskosten gefeiert wur- 50 pylaia , sowie im Verlaufe des Monats Opfer an 

den). Also beliiuft sich die Gesamtsumme der alien Altaren, im Pythion und Hieropoion (diese 

Einnahmen unter Hypsokles auf ungefahr I8V2 Caeremonien wiederholen sich allmonatlieh) ; Opfer 

Tausend, unter Demares auf I21/2 Tausend Drach- an Apollon und Artemis; Trankopfer von den 

men (die Rfickzahlung von Staatsschulden beide- leQiazai dargebracht; Opfer an Apollon, Artemis, 

rnal nicht eingerechnet). Was die Ausgaben be- Leto, Zeus Soter und Athena Soteira (dieses Opfer 

trifft , so zerfallen sie in drei Capitel, Ausgaben wurde vielleicht am Neujahrstage dargebracht); 

fur Bauten und Reparaturen , LOhne der Ange- Fest der Xeoaov>jota (Bedeutung ratselhaft). Im 

stellten und Ausgaben ffir Opl'er, gewOhnlich als Hieros: Fest der Apollonien ; Fest der Antigoneeii 

to y.ara fifjva bezeichnet. Diese drei Capitel be- fzu Ehren des Antigonos Gonatas). Im Galaiion: 
trugen im Jahre des Hypsokles fiber 12 700 Drach- 60 Dionysien (wobei jahrlich dem Gotte ein Schnitz- 

men, unter Demares nur an 5100, wobei nicht bild im Werte von 50 Drachmen dargebracht und 

zu vergessen ist, dass wahrscheinlich sehr viele dasselbe auf einem Wagen bis zum Leukothea- 

Ausgaben direct von den Trapeziten bezahlt wor- tempel geffihrt wurde); Schniuckung (xoouqoig) 

den sind, weshalb sowohl der Einnahme- wie der des Artemision fur die Feste des nachsten Mo- 

Ausgabeetat bedeutend verringert erscheint. Am nats. Im Artemision: Reinigung der Hekateinsel; 

Schluss des Jahres des Hypsokles waren fiber am sechsten Arjzia, am siebenten Aozeutom, am 

41400 Drachmen im Tempelschatz, und wenn achten Bgno/ndgna ; Fest der Philokleen (zu Ehren 

man ca. 8500 Drachmen an ausgeliehenen Capi- des KOnigs von Sidon, Philokles). Im Thargelion: 



2493 



Delos 



Delos 



2494 



Fest der Dioskurien (nach Vermutung angesetzt). alle Einwolmer von D. ausgetrieben und an ihrer 

Fiir Panemos keine Feste bezeugt. Im Heka- Stelle zur Besiedelung der Insel athenische Kle- 

tombaion : Fest der Aphrodisien. "Ahnpig des ruchen ausgesandt (der Name selbst ist nicht be- 

Horneraltars. Im Metageitnion : Schmiickung des zeugt; die Sache sicher). Die Delier wanderten 

Herabildes und (wahrscheinlich) Herafest, Thes- nach Achaia aus, wo sie ein neues Vaterland 

mophorien (mit Opfer an Demeter, Kore und Zeus fanden , aber ihren Volksnamen verloren. Nur 

Eubuleus) ; Fest zu Ehren des Ptolemaios. Im Bu- wenigen Deliern wurde gestattet, in der Heimat 

phonion werden Theorien von Kos und Karystos zu bleiben, wobei sie sich aber Rhenaier nennen 

erwahnt, aber zu welchem Feste sie abgesandt mussten, so z. B. der Musiker Amphikles (Bull, 
waren , bleibt unbestimmt. Im Apaturion : Fest 10 hell. XIII 245, vgl. IGS I 373 aus Oropos). Die 

der Apaturien (aus dem Monatsnamen erschlossen). ROmer, als sie im J. 166 D. so rucksichtslos den 

Im Aresion: Nachtfeier, Nvxzoyvlat-ia genannt. Athenern iiberlieferten , verfolgten ihre eigeuen 

Im Poseideon: Fest der Eileithyia (teilweise in Interessen. Schon oben ist auf die wachsende 

der Palaistra gefeiert), Poseidonsfest , Pansfest. Bedeutung von D. als Zwischenlager im Handel 

Am Schlusse des Jahres an Apollon , Artemis, des Occidents mit dem Orient hingewiesen worden 

Leto (vielleicht nach Analogie des Jahresanfangs und auf die steigende Zahl der italischen Handels- 

auch an Zeus Soter und Athena Soteira). Mit leute, welche es wunsehenswert machten, die Insel 

Recht erinnert Homolle daran, dass mit diesem in sicheren Handen zu sehen. Dazu gesellte sich 

Verzeichnis keineswegs die ganze Zahl der deli- der Wunsch, die Handelsmacht von Rhodos zu 
schen Feste erschopft sei. So lasst sich das be- 20 brechen , nicht sowohl zur Strafe fur ihre Hin- 

deutende Fest der Asklepieen keinem bestimmten neigung zu Perseus, als einfach im Interesse der 

Monat zuschreiben. Ebenso bleiben der Zeit nach rOmischen Capitalisten. Dieses ward dadurch er- 

unbestimmbar die vielen Feste, welche infolge reicht, dass zugleich mit der tbergabe von D. 

von heiligen Stiftungen gewissen Wohlthatern ge- an die Athener daselbst ein Freihafen errichtet 

feiert wurden (wobei jahrlich in ihrem Namen wurde; schon wenige Jahre spater klagten die 

ein oder zwei Gefasse dem Gotte geweiht er- Rhodier im Senat, dass infolge dieser Massregel 

scheinen; es sind ausser den oben erwahnten die ihre Einkunfte von den Hafenzollen von jahrlich 

Donakeen, Demetrieen, Echenikeen (von einer einer Million auf 15 000 Drachmen gesunken seien 

Delierin Echenike gestiftet, die schon Semos frg. 9 (Polyb. XXXI 7, 12). Die Bedeutung von D. als 
= Athen. XI 469 e erwahnt), Euergesien , Euty- 30 Hafen wuchs noch infolge der Zerstorung von 

cheen, Gorgieen, Mikytheen, Philadelpheen, Phile- Korinth (Strab. X 486), und auch die Einrich- 

taireen, Philippeen, Stesiseleen (nach einem Delier tung der Provinz Asien musste die Blute des de- 

benannt), Sopatreen, dazu noch die Feste, welche lischen Handels noch mehr heben ; es ist kein Zu- 

die Trittyen (oben erwahnt) feierten. Beilaufig fall, dass gerade aus der Zeit 130—90 sich die 

teilt Homolle auch wichtige Einzelheiten fiber meisten Weihinschriften von Romern und andern 

die Feste mit, von denen nur hervorgehoben wer- Fremden erhalten haben. Auch die Besitzer der 

den kann, was er fiber den uralten Chor der De- Insel , die Athener , sorgten ihrerseits ffir die 

liaden bemerkt (ebd. 500f.); entgegen seiner ur- Hebung des Handels durch grossartige Hafen- 

sprunglichen Bestimmung singt er nicht nur an anlagen, Damme, Kaufhallen u. s. w. , wie das 
den Apollonien und den mehr oder minder eng 40 schon Strabon (a. a. O.) bezeugt und die neuesten 

damit verbundenen Festen der Leto, Artemis, Untersuchungen niiher nachgewiesen haben (Ar- 

Britomartis und Aphrodite, sondern auch an den daillon Fouilles du port de D., Bull. hell. XX 

zu Ehren von Wohlthatern eingesetzten Festen, 428f., vgl. XXIII 56f.). Einheimische Waren sind 

ja sogar fur einzelne Theorien , welche zu Dank nur wenige bekannt: delisches Erz (Plin. n. h. 

daftlr durch die Deliaden dem Gotte Weihegaben XXXn 144. XXXIV 9f.) und daraus gefertigtes 

iiberreichten — das religiose Gefiihl war abge- Geschirr (Cic. in Verr. II 34. 72. 176; p. Rose, 

stumpft und die Gewirmsucht gab den Ausschlag. Amer. 46), delische Salben (Plin. n. h. XIII 4), 

Das heiligste Fest der Insel , die Apollonien, Hfihner samt ihren Eiern (ebd. X 139). Bluhend 

wurde sowohl durch musische, wie durch gym- war vor allem, wie schon gesagt, der Transit- 
nische Wettkampfe gefeiert (vgl. oben S. 2434). 50 handel zwischen Orient und Occident, die Haupt- 

Letztere bestanden aus folgenden Kampfarten ware bildeten die Sclaven, deren bisweilen an 

(Bull. helL XV 505): Stadion (fur drei Alters- einem Tage etliche Tausend (Myriaden ist wohl 

Classen), Diaulos, Dolichos, istmog , oM.htjg, etwas zuviel gesagt) gelandet, verkauft und wieder 

Lampadodromie (fur drei Altersclassen) , Ring- eingeschifft wurden (Strab. XIV 668). Diese Nach- 

kampf (fur Junglinge und Manner, die Knaben richten der Schriftsteller (vgl. Gilbert a. a. O. 

fehlen wohl nur zufallig), Faustkampf (ffir drei 54f.) finden ihre vollste Bestiitigung in den In- 

Altersclassen) , Pentathlon. Bei den musischen schriften, welche zwar fiber die Handelsgeschafte 

Kampfen werden nur die Knabenchore erwahnt, nichts berichten, aher einen deutlichen Einblick 

fiber hippische Agone ist vorlaufig nichts bekannt, in das Gewoge der Fremdenmasse geben, in dieser 
aber sie werden wohl kaum gefehlt haben. 60 Zeit meist Handler, nicht Wallfahrer, obgleich 

IV. § 1. Nach der Niederlage des Perseus ihre Namen grosstenteils auf Basen von Weih- 

erlangten die Athener vom rOmischen Senat, was geschenken erscheinen. Dieses trockenc Material 

sie schon friiher angestrebt hatten (so ist am zu einem lebensvollen und (etwas Phantasie ab- 

wahrscheinlichsten die fehlerhafte Angabe des gerechnet) wahrheitsgemassen Bilde verarbeitet 

Valerius Antias bei Livius XXXIII 30 zu er- zu haben, ist Homolles Verdienst (Les Romains 

kliiren), niimlich die Einverleibung von D. in den a Delos, Bull.Jiell. VLTI Iff.), und die seitdem 

attischen Staat (Polyb. XXX 18. 18 a). Urn diese gefundenen Inschriften bestatigen nur seine Re- 

Einverleibung moglichst sicher zu stellen, wurden sulfate. Nicht sowohl die romischen Magistrate 



2495 



Delos 



Delos 



2496 



sind es, die besonders hervortreten, obgleich auch 
von ihnen eine bedeutende Anzahl genannt und 
geehrt werden seit A. Terentius Varro, dem Se- 
natsgesandten aus der Zeit des Krieges mit Per- 
seus, bis auf L. Cornelius Sulla; viel mehr machen 
sich die Negotiators bemerkbar, haufig an sich 
kleine Leute, Libertinen, ja sogar Sclaven, aber 
Angestellte der grossen Handelscompagnien der 
rOmischen Capitalisten, Vertreter ihrer Interessen, 
dureh ihren Einfluss und die ganze Macht und 
Ansehen Eoms gedeckt. Nirgends wohl in der 
griechischen Welt haben sie so vielc Spuren ihrer 
Thatigkeit hinterlassen, nirgends (die romischen 
Colonien ausgenommen) sind so zahlreiche latei- 
nische oder bilingue Inschriften ftir einen ver- 
haltnismassig kurzen Zeitraum gefunden worden. 
Der Zahl nach erst den zweiten Platz nehmen 
die Inschriften ein , in denen Athener genannt 
werden, und diese erscheinen nicht sowohl als 
Handelsleute, denn als Amtspersonen im Dienste 
des Staates und der Gotter. Dagegen sind es 
wieder Handelsleute und Bankiers, die aus alien 
Landern des Ostens in D. zusammenstro'men, 
und zwar ist das eigentliche Hellas und Make- 
doTiien gar nicht, die Inseln des aegaeischen 
Meeres nur schwach vertreten, den grOssten Con- 
tingent liefert Alexandreia, Antiocheia, Herakleia 
am Pontos, daraui' folgen die Stiidte Phoinikiens 
und Syriens (Tyros, Sidon , Berytos, Arados, As- 
kalon, Laodikeia, Hierapolis-Bambyke) und die 
Stadte in Bithynien und am Pontos (Nikomedeia, 
Nikaia. Amisos, Nymphaia). Von den Stadten 
Italiens werden nur Tarent und Neapolis erwiihnt, 
was sich daraus erklart, dass die Italiker eine 
Heimatsbezeichnung dem Namen nicht hinzu- 
fugten. Alle diese Handler bildeten ihre natio- 
nalen Vereine, welche dem Schutze einer Gott- 
heit unterstellt waren, im iibrigen aber meist 
die gegenseitige Unterstiitzung in rein geschaft- 
lichen Interessen vorwiegend zum Zwecke hatten. 
Von diesen Vereinen haben sich etliche Namen 
erhalten, die legovavrut aus Tyros, welche unter 
dem Schutze eines dem Apollon gleichgesetzten 
Baal standen (phoinikisch-griechischeWeihinschrift 
Bull. hell. IV 69f., vgl. CIG 2271) ; die 77oo«- 
Sconaaxai Bt]orTici liiTiogoi y.al vavxlrjgoi xal 
iy.So/ft;, welche neben einem phoinikischen Schutz- 
patron als Poseidon auch der Gottin Roma einen 
Cult widmeten (Bull. hell. VII 4671); die els 
Bidvvlav y.axa.x/.£07'xes tfi.-rogot xal vavxhjgoi (Bull, 
hell. IV 222). Vnn alien Collegien das ange- 
sehenste war das von Italikern zu Beginn der 
attischen Herrschaft gegrundete der Mercuriales, 
dem Mercurius und der Maia geweiht, griechisch 
als 'Eoucuarai bezeichnet (Bull. hell. I 87. 284. 
IV 190. VIII 96. 108. 144f.), welche ein eigenes 
prachtig ausgestattetes Vereinshaus besassen. Mit 
ihnen verbanden sich noch vor 98 die Collegien 
der Ano'/./.oirtaoxai und Unntirjojviaozai (welche 
keineswegs mit den obengenannten Tyriern und 
Berytiem zu identiflcieren sind ; schon wegen des 
bekannten Widerwillens der Italiker gegen die 
Orientalen) , indem sie sich einen gemeinsamen 
Vorstand von jiihrlich zwolf Magistri wahlten 
(Bull. hell. I 8'7 — hier in der Abschrift des 
Cyriacus nur 11 — . IV 190. VIII 145), wahrend 
friiher die Mercuriales allein deren sechs besassen 
(ebd. I 284. VIII 96). Dieses Collegium existierte 



wenigstens noch im J. 75 (ebd. VIII 145). Neben 
diesen Handelsgesellschaften gab es auch andere 
Vereine, deren Zweck hauptsachlich ein religio'ser 
Cultus, mit Festfeier vereinigt, war, obgleich man 
nicht leugnen kann , dass sie, vorwiegend eben- 
falls von Auslandern gebildet, nebenbei auch die 
weltlichen Interessen ihrer Mitglieder ins Auge 
fassten. Bekannt ist die ovvoios ft£/.av>]<p6ga>v 
hn Dienste der agyptischen Gotter (CIG 2293 — ■ 

10 2295. A&r)v. II 134. Bull. hell. IV 318. 323. 
VIII 103 ; vgl. auch den Beschluss ebd. XIII 
240f.) und die avvodog ttegaxsvt&r der syrischen 
Gottin ('A&rjv. IV 461f. Bull. hell. VI 489. 492f. 
501). Der Cultus der ersteren bestand schon seit 
Anfang des 2. Jhdts. , der Dienst der hierapoli- 
tanischen Atargatis, mit welcher der Gott Adad 
verehrt wurde, oder wie sie in hellenisierter Form 
genannt wurde , der 'Ayvrj ftea Acpgodiri] Svgia, 
ist erst unter athenischer Herrschaft eingefuhrt 

20 worden , zuerst als Privatcultus , der aber bald 
vom Staate recipiert wurde (Hauvette-Besnault 
Temple des dicux Grangers, Bull. hell. VI 470ff.). 
Nicht so sicher lasst sich das vom Culte der 
Kabiren (S. Eeinach Sanctuaire des Cabires, 
Bull. hell. VII 329f.) behaupten, welche sich an 
die delischen Dioskuren angeschlossen hatten; 
gerade der Beschutzer von D., Ptolemaios Phila- 
delphos, war ein eifriger Verehrer der Kabiren, 
aber bis jetzt fehlen Documente fiber diesen Dienst 

30 aus dem 3. Jhdt. Dagegen kann man sicher sein, 
dass erst nach Begriindung der athenischen Herr- 
schaft, aber sehr bald darauf die Bonier, und 
namentlich die kleinen Leute darunter, Freige- 
lassene und Sclaven, den Dienst der Lares com- 
pitales und die Feier der Compitalia einfiihrten ; 
zu diesem Zwecke bildete sich der Verein der 
Ko/uxexa/.iaoxai, dessen Existenz sich durch eine 
lange Beihe von Jahren verfolgen lasst (bis 93 
v. Chr., Bull. hell. XXIII 56f.) und dessen Mit- 

40 gliederzahl im stetigen Wachstum begriffen war, 
wie die von 5 auf 12 vergrosserte Zahl der Ma- 
gistri beweist (ebd. 72), unter denen zuletzt audi 
einzelne Griechen erscheinen (ebd. 69). Von der 
grossen Bedeutung der Ausliinder, namentlich der 
ROmer auf D. , zeugen die Ehreninschriftcn , in 
denen diese uebeu den Athenern als Ehrende ge- 
nannt werden ; die vollstandigste Formel lautet : 
'A&ip'aio)v y.al 'Paifiaicjv y.al xa>v aV/.oiv *E.'/JJ)VOJv 
oi xaxoixovvxeg iv ArjMo y.al oi xagrxidrjiiovvxeg 

50 (oder xaxax/Jovxr; nig xi/v vfjoov) euxoooi y.al 
vaiy.hjQoi (CIG 2287. Bull. hell. Ill 151. 156. 
V 463). Die Formel erscheint auch verkiirzt 
(z. B. CIG 2286. 2288), aber nie werden die Ita- 
liker, bisweilen die Athener vergessen (CIG 2285 b. 
Bull. hell. V 390. VIII 119). Sehr bedeutsam 
sind auch die Weihgeschenke, die zu Ehren der 
Italiker, deren Namen bisweilen mit denjenigen 
des Apollon und Herakles verbundeu erscheint, 
dargebracht werden (ebd. IV 190. VIII 128. 145. 

60X1268). 

§ 2. Die athenische Kleruchie, 6 dtj/io; 6 
'Adrjralwv xwv h A>j/.o) xaxoixovvza/v, besass eine 
ziemlich uneingeschrankte Selbstverwaltung und 
iibte dieselbe durch eine nach athenischem Muster 
eingerichtete Bule und Volksversammlung aus, 
deren Sitzungen im exx/.ijo-iaoxrjgtov teils regel- 
massige ixvgiai) , teils ausserordentliche waren. 
Beide wurden durch erloste Proedroi prasidiert, 



2497 



Delos 



Delos 



2498 



und den Formeln der Decrete nach war die Ge- 
schaftsordnung eine Copie der athenischen (CIG 
2270. Bull. hell. X 35. 37, besonders ebd. XIII 
413. 420, wo auch die prytanierende Phyle er- 
wahnt wird, XVI 869f.). Wenn die Ehrendecrete 
bisweilen der athenischen Ekklesie mitgeteilt wur- 
den (CIG 2270), so geschah das nicht, weil sie 
deren Genehmigung gebraucht hatten, sondern 
zum Zwecke der grCsseren Ehrung des Betreffen- 
den (so schon Corsini Past. hell. I 370 und 
Boeckh ad CIG 2270). Auch in der Festgesandt- 
schaft der Kleruchen zum Panathenaienfest (ebd.) 
driickte sich nur die Pietat gegen die Mutter- 
stadt aus. Eine grOssere Freiheitsbeschrankung 
der Kleruchie lag darin, dass sie ihre Magistrate 
und wenigstens die bedeutenderen Priester nicht 
selbst wahlte, sondern von Athen aus zugeschickt 
erhielt: das ist nicht bezeugt, aber wenn man die 
wichtigsten Amter von Mannern besetzt findet, 
von denen eine ganze Beihe als am politischen 
Lebeii in Athen hervorragend beteiligt erscheint, 
so kann man wohl daran nicht zweifehi. Sicher 
steht das fur die Spitze der Beamten, den Epi- 
meleten der Insel und diejenigen des Hafens und 
die Verwalter des Tempels. Der Epimelet von 
D. stand an der Spitze der ganzen Verwaltung 
(sein Name wurde deshalb von Privaten zur Be- 
zeichnung des Jahres gebraucht, offlciell gait als 
Eponyme der attische Archon, der allein in den 
meisteu Decreten genannt wird), und eben des- 
halb ist man fiber Einzelheiten seiner Thatigkeit 
wenig unterrichtet. Des haufigen Lobes seiner 
Gerechtigkeit wegen diirfte man ihm vielleicht 
die Prostasie der Gerichte zuschreiben (Leb^gue 
a. a. O. 310). Ihm lag auch die Sorge far Offent- 
liche Arbeiten ob (Bull. hell. VIII 123), selbst 
im Bereiche des Hafens, obgleich diesem drei 
Emfiekrjxal s/ixoqiov vorstanden (CIA II 985 D. E. 
Bull. hell. XVI 375). Dem Epimeleten, der mit 
der Aufzeichnung der Decrete betraut war, war 
auch ein besonderer yga/.iuaxtvg zugeteilt (Bull, 
hell. XIII 415. XVI 371).' Die Verwaltung der 
Tempel war einem doppelten Collegium von Zwei- 
mannern, den unmittelbaren Nachfolgern der Hiero- 
poien, anvertraut : oi i.-zl xa iu>a (CIG 2306. 2306b. 
'AOfiv. IV 462. Bull. hell. VI 348. VII 337. VIII 
126) hatten die Sorge ftir die herkommliche Ver- 
riehtung des Cultes und die ordnungsmassige 
Feier der Feste, unter denen die erneuerten (pen- 
teterischen) Delien den ersten Platz vor den Apol- 
lonien einnahmen (Bull. hell. Ill 379); oi xa&e- 
axauivoi im xtjv (pvXaxijv r<St' hgibv %g>]udzojv 
y.al xag alias ngoaobovs (Bull. hell. XIII 426), 
zuweilen ktirzer als oi ItiI xf/v q;v/.axi)v x&v iegoiv 
ygrjuaxwv bezeichnet (CIA II 985 CD), waren 
mit der Finanzwirtschaft betraut, welche nach 
den friiheren Grundsatzen gefiihrt wurde, nur 
class die Capitalien (wie im 5. Jhdt.) nur auf 
1'unf Jahre ausgeliehen warden (Bull. hell. IV 185). 
Weiter ist man fiber ihre Verwaltung schlecht 
unterrichtet, da von ihren K«chnungen sich nur 
geringe Bruchstucke erhalten haben, von ihren 
zahlreichen Inventaren bis jetzt nichts veroffent- 
licht ist: nur aus den Decreten erfahrt man, dass 
sie bisweilen angewiesen wurden, einem Geehrten 
eine Summe Geldes zu verabfolgen und die Stele 
zu bezahlen — die Verfugung fiber den Tempel- 
schatz im allgemeinen muss ohne Zweifel dem 

Pauly-Wissowa IV 



athenischen Staate zugestanden haben. In engster 
Verbindung mit diesen Beamten wird o enl xtjv 
dt]fiooiav rgdjis^av xi]v ev ArjXw gestanden haben, 
als directer Nachfolger der friiher erwahnten 
Trapeziten, nur dass er ohne Zweifel ein Staats- 
beamter war (De D. ins. r. 207). Auch der ein- 
mal genannte dywvo&htjs AxjUcov wird wohl vom 
Gesamtvolke bestellt worden sein , da er diese 
Function, naturlich nur zufallig, mit dem Epi- 

10 meletenamte cumulierte (CIA II 985 D). Dagegen 
sind wohl als rein locale, von der Gemeinde auf 
D. selbst bestellte Beamte sowohl die Agora- 
nomen aufzufassen, deren es in der ersten Zeit, 
wie fruher, drei gab (Bull. hell. X 33) mit einem 
ygafinatsvs xlrjgcoxds , seit Mitte des 2. Jhdts. 
nur zwei (CIA II 985 E. Bull. hell. XVI 371), 
als auch die Vorsteher der Epheben, der Gym- 
nasiarch (CIA II 985 B. D. E), welcher die Rolle des 
athenischen Kosmeten spielte, und der mehrere 

20 Jahre hintereinander im Amte bleibende Paido- 
tribe (fiber die Einrichtungen der delischen Ephebie 
und die damit in Verbindung stehenden Feste 
der Theseen und Hermeen vgl. Fougere Bull, 
hell. XV 238f.). Unter den Priestern nahm den 
ersten Rang ein derjenige des Apollon (Bull. hell. 
I 87. in 368. V 463. VII 337. 370), dessen Amt 
zu Beginn der Kaiserzeit lebenslanglich wurde 
(ebd. II 399. Ill 153. VIII 154. II 400. HI 160. 
XXIII 85f. CIA HI 1298). Haufiger noch wird 

30 der Serapispriester erwahnt, dann derjenige des 
Zeus Kynthios und der Athena Kynthia, derjenige 
der syrischen Aphrodite, der Kabeirenpriester 
(fiber diese alle vgl. De D. ins. reb. Append. II), 
der Priester des Dionysos (CIG 2270), des As- 
klepios (ebd.), der Artemis ev Ntjoqy, d. h. der 
Hekate (CIA II 985 D. E), des Anion oder Anios 
(ebd. Bull. hell. XI 273), der Gottin Roma (ebd. 
X 34). Die zwei letzteren erscheinen erst unter 
athenischer Herrschaft, aber der Cultus des mythi- 

40 schen KOnigs Anios (s. d.) ist sicher ein uralter. 
Von den Athenern dagegen ist der Dienst ihres 
Nationalheros Theseus eingefuhrt worden, den die 
Sage in enge Beziehungen zu D. setzte; ihm zu 
Ehren wurden die Theseien gefeiert, und er wird 
sicher einen eigenen Tempel und Priester erhal- 
ten haben, obgleich solcher unbezeugt ist. Von 
Priesterinnen ist nur diejenige der Artemis be- 
zeugt (Bull. hell. XI 262), neben der noch eine 
vqjisgua erwahnt wird (ebd. Ill 379f.). tjber die 

50 Bestellungsweise der Priester ist nichts bekannt, 
nur der Dionysospriester wird als erloster genannt 
(CIG 2270); meist werden sie wohl durch Walil 
bestellt worden sein , woffir sowohl das Vorkom- 
men von Iterationsfallen spricht, als auch der 
[Jmstand , dass die angeseheneren Priestertumer 
des Apollon , des Serapis , der Aphrodite haufig 
von den bedeutendsten Mannern Athens bekleidet 
wurden. Aus den jungeren Mitgliedern derselben 
edlen Familien, Knaben wie Madchen, wurde das 

60 am Gottesdienst beteiligte niedrigere Cultpersonal 
bestellt, die Deliasten (Bull. hell. Ill 379f.), die 
Kleiduchen im Dienste des Zeus Kynthios und 
der agyptischen Gotter, die Kanephoren des Apol- 
lon, der Aphrodite, der Isis, des Dionysos (De D. 
ins. reb. 212 u. Append. II) Den Beamten muss 
auch der xifov^ zugezahlt werden, da er im Ver- 
zeichnisse der Beitrage zur pythischen Enneteris 
unter solchen genannt wird (CIA II 985 D. E). 



2499 



Delos 



Delos 



2500 



Dagegen sind die idnogoi des Zeus Kynthios, des 
Serapis, der Aphrodite Syria (De D. ins. reb. 213 
u. Append. II) entweder gemietete Diener (sie 
werden nie mit dem Demotikon bezeichnet) oder 
noch wahrscheinliolier drjfiomoi. Sie blieben dem- 
zufolge jabrelang in ihrer Stellung — einer von 
ihnen nicht weniger als 37 Jahre (Lebegue a. 
a. 0. nr. 1 u. 2). 

§ 3. Die Bliite von D. wurde geknickt durcb 



besiegelte den Ruin der Insel. Die inschriftlichen 
Denkmaler werden sparlich, Italiker und Orien- 
talen verschwinden ganzlich, mit ihnen auch die 
fremden Gotter, Apollon allein herrscht wieder 
auf der verodeten und verarmten Inscl (Alpheios 
von Mytilene, Anth. P. IX 100). Selbst die Kle- 
ruchen werden nur selten noch genannt, in den 
wenigen Unterschriften der Statuen (nur Augustus 
und seinen Angeho'rigen ist eine bedeutendere An- 



den ersten mithridatischen Krieg. Zwar hatte 10 zahl davon errichtet worden), und auch dann nur 



Mithridates eifrige Verbindungen mit der Insel 
gepflegt — vier Statuen wenigstens sind ihm dort 
errichtet worden (CIG 2277. 2277 a. Bull. hell. 
VIII 103f.), und unter den Epheben bildete sich 
ein Verein der Evnazoqiozal — aber D. war zu 
sehr durch seine eigenen Interessen an die Sache 
der ROmer geknupft, der Einfluss der Italiker war 
zu stark, so dass selbst der Anschluss der Athener 
an den pontischen KOnig nur den Abfall der 



als Anhangsel zum Athenervolk. Ein bedeut- 
sames Zeichen des Verfalles der Insel und des 
Apolloncultes ist es, dass um diese Zeit die Func- 
tion des Apollonpriesters zu einer lebenslanglichen 
wurde (Bull. hell. VHI 155), kein angesehener 
Mann wiirde sich fur Lebenszeit auf der Insel 
haben einschliessen lassen — nur zum Apollon- 
fest wird er die heilige Insel aufgesncht haben. 
Bald wurde noch ein Schritt weiter gethan, in- 



Insel von der Hauptstadt zur Folge hatte ; Apel- 20 dem auch der Titel des Epimeleten auf Lebens 



likons Versuch (88 v. Chr.), sie zur Botmassig- 
keit zuriickzuzwingen, endete mit seiner schmah- 
lichen Niederlage durch den Romer Orbius (Po- 
seidonios bei Athen. V 214 d— 215b). In dieser 
Zeit lebte auch der alte Name der Delier wieder 
auf, mit dem sich die von der Metropole abge- 
fallenen Kleruchen benannten (auf zwei Statuen- 
basen, Bull. hell. VIII 133. 181 ; auch die metrische 
Grabinschrift eines Deliers aus Korkyra, in der 



zeit verliehen wurde; Tib. Claudius Novius zur 
Zeit des Nero vereinigte sogar beide Ehrenamter 
(Bull. hell. II 400. HI 160) mit dem ebenfalls 
lebenslanglichen eines Epimeleten von Athen (CIA 
TTT 1085) — nicht viel Musse blieb ihm fur D. 
iibrig. Bei dem Neuaufleben von Hellas und 
Athen in der hadrianischen Zeit wurde der Ver- 
such gemacht, auch das delische Pest zu neuem 
Leben zu erwecken; wie die athenische Pythaide, 



von Kriegsungemaeh die Rede ist, wird von D it- 30 so wurde auch die delische Festgesandtschaft er- 



tenberger dieser Zeit zugeschrieben , IGS III 
878, vgl. 877). Diese Selbstandigkeit von D. 
dauerte aber wohl nur wenige Monate; bei dem 
Zuge des k5niglichen Heeres nach Hellas wurde 
es von einem seiner Generale besetzt (Strab. X 
486). von Archelaos (Appian. Mithr. 28. Plut. 
SulL' 11) oder Metrophanes (Paus. Ill 23, 3) und 
griindlich verwiistet, wobei an zwanzigtausend 
Bewohner umgekommen sein sollen und der Tern- 



neuert, und wenigstens viermal fuhrte der Apol- 
lonpricster M. Annius Pythodoros eine Theorie 
nach D. (Colin Dode'cade Delienne, Bull. hell. 
XXIII 85). Aber ■ das war nur ein letztes Auf- 
flackern des Lebens. Zwar wird noch ein Apol- 
lonpriester Musonius Rufus genannt (CIA III 
1298) , aber sehr bezeichnenderweise wird unter 
den auf Herodes Atticus gehauften Ehrentiteln 
weder das Amt des Epimeleten, noch dasjenige 



pelschatz nach Athen ubergefiihrt wurde. Die 40 des Apollonpriesters von D. erwahnt — sie schienen 

Insel wurde den Athenern zuriickgegeben und 

auch von Sulla ihnen nicht genommen. Die giin- 

stige Lage von D. zog nach dem Ende des Kriegs 

von neuem die Reste der friiheren BevOlkerung 

und eine zahlreiche Fremdencolonie an, die Spuren 

der Verw r ustung wurden mOgliehst getilgt, die 

herabgestiirzten Statuen repariert (CIG 2285 b. 

Bull. hell. V 462. XI 270), neue errichtet (so dem 

Sulla, ebd. VTTT 172, und seinem Quaestor Lu- 



fur den Mann zu unbedeutend. Aus derselben 
Zeit bezeugt Pausanias (VIH 33, 2) ausdrucklich, 
dass zwar jahrlich von den Athenern eine Gar- 
nison nach D. geschickt wiirde , sonst aber die 
Insel menschenleer war. Es wurde sogar von den 
Athenern der Versuch gemacht, dieselbe zu ver- 
aussern, aber es fand sich kein Kaufer (Philostr. 
Soph. I 23). Nur selten noch wird D. einer Er- 
wahnung gewiirdigt, meist von den iiber seinen 



cullus, ebd. Ill 146), auch das Collegium der50Sturz frohlockenden Kirchenvatern (Gilbert a. 



Mercuriales bildete sich von neuem (ebd. VTH 
144. 146) und sorgte eifrig fur die Wiederher- 
stellung der sog. Schola Romanorum. Diese Re- 
staurationsthatigkeit wurde durch ein neues Ver- 
hangnis jah unterbrochen : wahrend des zweiten 
Kriegs gegen Mithridates landeten dessen Ver- 
biindete, die Seerauber, unter der Fiihrung des 
Afhenodoros auf D. und brandschatzten die Insel 
noch griindlicher wie friiher (69 v. Chr.); der herbci 



a. 0. 52f. Lebegue a. a. 0. 325f.), und nur 
antike Reminiscenzen bewogen den Kaiser Iulian. 
vor seinem Perserzug ein Opfer dem Apollon auf 
D. verrichten zu lassen (Theodoret. hist. eccl. II 
21) — wohl das letzte, das ihm iiberhaupt dar- 
gebracht wurde. 

Litteratur (vgl. auch S. 2459ff.) : Lebegue Re- 
cherches sur Delos, Paris 1876. G. Gilbert De- 
liaca, Getting. Diss. 1869. P. Nenz Quaestiones 



geeilte Legat des Lucullus, C. Triarius (Bull. hell. 60 deliacae, HaKs 1885. G. Attmger Beitrage zur 
XI 265), konnte nur die verOdete Stadt durch Gesch. von D., Frauenfeld 1887. Jebb Delos, 

Journ. of hell. Stud. I 7ff. (sehr iibersichtlich). 

Homolles und seiner Genossen Aufsatze im Bull. 

hell. I-XXIII (alle wichtigeren citiert). Ho mo lie 

Archives de l'intendance sacre"e a Delos, Paris 1886 



eine Mauer befestigen (Phleg. Trail, frg. 12). 
Von diesern Schlage erholte sich D. niemals. Die 
tiefen Wunden, welcbe die mithridatischen und 
die Biirgerkriege den Landern zu beiden Seiten 
des aegaeischen Meeres sehlugen, mogen das ihrige 
dazu beigetragen haben, und die Neuerrichtung von 
Korinth, indeiu sie dem Handel neue Wege wies, 



und Rapport sur une mission archeologique de De- 
los, Sep.-Abd. V. de Schoeffer De D. insulae 
rebus, Berol. 1889. 



2501 



Delos 



Delos 



2502 



Anhang: Liste der delischen Archonten zur 
Zeit der Selbstandigkeit. In seinem Buche ,Ar- 
chives de l'intendance' hat Homolle eine fast 
vollstandige Liste der delischen Archonten zu- 
sammengestellt, hauptsachlich auf Grund der Ver- 
zeichnisse von Weihgeschenken aus den oben er- 
wahnten Stiftungen, welche in langen, einander 
parallelen Reihen jahraus, jahrein von den Hiero- 
poien gebucht wurden. Einige Punkte seiner 
Darstellung geben zu Zweifeln Anlass, aber vor 
VerCffentlichung aller diesbezuglichen Documente 
lassen sich dieselben weder begriinden, noch wider- 
legen, demzufolge wird es vorsichtiger sein und 
zugleich gerechter gegenuber dem hochverdienten 
Forscher, seine Liste unverandert zu bringen. 



Dm 305 Philon. 
301 Lysixenos. 
300 Ktesikles. 
299 Demonax. 
298 Kleokritos. 
297 Pvrrhides. 
296 Phillis I. 
295 Diodotos. 
294 Xenon I. 
293 Demokritos. 
292 Androthales. 
291 Olympiades. 
290 Kokon. 
289 Theodotos. 
288 Aphthonetos. 
287 Timothemis. 
286 Demeas I-. 
285 Philios. 
284 Aristokritos. 
283 Poseidikos. 
282 Kleostratos. 
281 Glaukiades. 
280 Charmos. 
279 Hypsokles. 
278 Menekrates I. 
277 Demeas II. 
276 Sosimachos. 
275 Phillis II. 
274 Antigonos I. 
273 Kalodikos. 
272 Kyrbelion. 
271 Telemnestos 1. 
270 Meilichides I. 
269 Charilas I. 
268 Kallimos. 
267 Meilichides n, 



251 Artysileos. 
250 Sosisthenes. 
249 Archias. 
248 Badros. 
247 Parmenion I. 
246 Eidokritos. 
245 Mantitheos. 
244 Xenokrates. 
243 Dionysios. 
242 Orthokles. 
241 Anchitheides. 
240 Akridion. 
239 Agatharchos I. 
238 Dorieus. 
237 Timagenes. 
236 Mennis. 
235 Sosikos. 
234 Bulon. 
233 Anaxithemis II. 
232 Dexikles. 
231 Philoxenos. 
230 Skylakos. 
229 Menethales. 
228 Amphoteros. 
227 Lykades. 
226 Polybos II. 
225 Anektos. 
224 Polystratos (?). 
223 Aristobulos. 
222 Euteles. 
221 Meilichides III. 
220 Charilas II. 
219 Sotelesf?^. 
218 Xenomedes (?). 
217 Apollodoros I, Sohn 
des Amphikles. 



201 Sosistratos, Sohn 
des Amphias. 

200 Epiktemon. 

199 Herakleitos. 

198 Kosmiades. 

197 Diogenes. 

196 Apollodoros II. 

195 Chaireas. 

194 Olympiodoros. 
10 193 Polyxenos I. 

192 Xenon n. 

191 Menekrates II. 

190 Aristarchos. 

189 Telesarchides I. 

188 Diokles. 

187 Empedos. 

186 Nikias. 

185 Demetrios. 

184 Ariston. 
20 183 Apaturios. 

182 Telesarchides II. 



181 Phokaieus I. 

180 Demares. 

179 Xenotimos. 

178 Oineus. 

177 Phokaieus II. 

176 Polyxenos II. 

175 Polybos III. 

174 Parmenion II. 

173 Periandros. 

172 Theodores, Sohn 

des Theodoros. 
171 Timoxenos, Sohn 

des Timoxenos. 
170 Amphikles II. 
169 Alkimachos. 
(Es folgten noch drei 
Hieropoiencollegien 168 
— 166, aber die Archon- 
tennamen sind unbe- 

kannt). 
(V. Schoeffer.l 



Sohn des Echesthenes. 216 Tlesimenes . Sohn 



266 Echemantis. 
265 Prokles. 2151 

264 Polvbos I. 214 

263 Archedamas. 213 

262 Elpines. 212 

261 Tharsynon. 211 

260 Amphikles I. 210 

259 Phillis HI, Sohn 209 
des Poseidikos. 208 
258 Tynnades. 
257 Theopropos. 
256 Antichares. 
255 Antigonos II. 
254 Paches. 
253 Anaxithemis I. 
•252 Phanos. 



des Leontiades. 



Pantainos. 

Antikrates. 

Sokleides. 

Agatharchos 

Harpalis. 



Sotion. 
207 Kallisthenes. 
206 Kallias. 
205 Phillis IV. 
204 Amnos. 
203 Telemnestos II. 
202 Leukinos, Sohn des 
Phokaieus. 



2) AfjXog personificiert, redend und handelnd 
eingefiihrt im Mythos von der Geburt Apollons, 
der eigentlichen Cultlegende von D. Im home- 
rischen Hymnos auf den delischen Apollon (49ff.) 
kommt die schwangere Leto auf ihren Irrfahrten 
nach D. und verspricht der kleinen unfruchtbaren 
Insel, sie werde reich werden durch den Cult des 
neuen Gottes; diese lasst sich schworen, dass 

30 Letos gewaltiger Sohn sie nicht missachten und 
mit Fiissen ins Meer hinausstossen durfe, sondern 
auf D. zuerst einen Tempel grflnde und dann 
erst bei alien andern Menschen ; Leto leistet den 
grossen Gottereid (83ff.); es freute sich D., und 
nach der Geburt erstrahlte das ganze Eiland in 
goldenem Glanze (135f.); Phoibos aber hangt am 
meisten an Delos (146). Pindar zuerst sang von 
der Unstatigkeit der Insel, sie heisst ,des Meeres 
Tochter, die die Sterblichen Dalos nennen, die 

40 Seligen aber im Olymp der dunkeln Erde fernhin 
strahlendes Gestirn' (vgl. Asteria Nr. 2 und 6); 
als Leto kam, wurde das von Wogen und Wind- 
stOssen herumgetriebene Eiland im Meeresgrund 
durch vier ragende Saulen befestigt (Pind. frg. 87. 
88 Bgk.). Auf schwimmender Insel wohnte auch 
Aiolos nach Od. X 3f. (s. Aiolie); vgl. Kriimmel 
D. Rundschau LXXXVI 1896, I 435. In der mo- 
dernisierten Gestalt des hellenistischen Zeitalters, 
da die Gleichsetzung von D. und Ortygia ganz ge- 

50 wOhnlich ist (die Stellen beiPreller-Robert Gr. 
M. I 297f., 5, vgl. Usener Gottern. 203), giebt 
Kallimachos die Sage im Hymnos auf D.: D. hob 
den Knaben vom goldenen Boden und legte ihn 
sich an den Busen, wo er sog an der siissen Brust 
(264f. 274), sie hat den Gott gebadet und in Win- 
deln gewickelt (5f.) als 'AxoXXoivog xovooxooqio: 
(2. 276), als <filr\ Ttdr/vrj (10) ; erst nachdem die 
Insel Apollons Geburtsstatte geworden, erhielt 
sie den Namen D. statt des fruhern 'Anreoi'ij, 

60 weil sie jetzt nicht mehr dunkel (adij/.oi) berum- 
fuhr (35ff. 5 Iff.) on If a&rjlov fidotcog iooi^(o{h), 
Schol. Horn. H. I 9. Etym. M. , vgl. R"oscher 
Myth. Lex. II 1962. Wenn sich die Inseln bei 
Okeanos und Tethys versammeln, fiihrt D. den 
Reigen an (Kail. 17f.), kein ander Land wird von 
einem Gott geliebt, wie D. von Apollon, der nach 
der Insel der Delier heisst (268ff. Usener Gsttern. 
232). Bei Luc. dial. mar. 10 bringt Poseidon auf 



2503 



Delphakie 



Delphin 



2504 



2505 



Delphin 



Delphin 



2506 



des Zeus Gebot (vgl. Lib. [narr. 19] IV 1105 R.) 
die von Sicilien losgelOste und unter dem Meer 
schwimmende Insel zum Stehen (vgl. anch Kallim. 
30ff. und Schol. SO) und macht sie sichtbar {dfjlov) 
im aegaeischen Meer, damit Leto hier gebaren 
kann; vgl. noch Luc. de salt. 38. Gelegentlich 
wird der Name auch von den auf D. ausgegebenen 
fiavzeTai hergeleitet : dyXovoa yog r)v ia dvoev- 
qsto, Steph. Byz. Eustath, Dionys. Perieg. 525. 



halter der Narbonensis, auf (Ammian. XVIII 1, 4). 
Bald darauf scheint er noch in voller Manneskraft 
gestorben zu sein (Auson. 6, 36). Seine Witwe 
Euchrotia trat ran 380 in enge Beziehungen zu 
dem Haresiarchen Priscillian ; seine Tochter Pro- 
cula soil mit diesem sogar ein Verhaltnis gehabt 
und nur durch Abtreiben der Frucht eine Ba- 
stardgeburt verhindert haben. Euchrotia wurde 
385 in dem folgenden Ketzerprocess enthauptet 



Nach Vergil (Aen. ni 73ff.) gab erst der dank- 10 (Sulp. Sever, chron. II 48, 2. 3. 51, 3. Momm 



bare Apollon selbst der Insel festen Standoit 
durch die benachbarten Inseln Mykonos und Gyaros 
(vgl. dazu Anth. lat. I 707 Eiese, auch Aristeid. 
or. VII 77ff. Cant. [I 74 Dind.]); verschiedene 
Versionen der Sage von Asteria-Ortygia-Delos bei 
Serv. z. St., wozu Tzetz. Lyk. Al. 401. Vgl. noch 
Schol. Apoll. Bhod. I 308. Plin. IV 66. Dar- 
stellungen der Insel: Robert Herm. XXII 1887, 
461; Arch. Jahrb. V 1890, 220f. 



sen* Chron. min. I 462. Auson. 6, 37). Hedybia, 
mit der Hieronymus um das J. 406 in Correspon- 
ded trat (epist. 120), gehOrte zu seinen Nach- 
kommen. [Seeck.] 

Delphin. 1) Der D. der Alten ist der ge- 
meine D. (Delphinus delphis L.), der weit grossere 
Tiimmler (Delphinus tursio) ist wahrscheinlich die 
yalaiva des Aristoteles (Aubert-Wimmer Arist. 
Tierkunde I 76), die von Plinius (n. h. IX 34) 



3) Bakche auf einer Trinkschale der S. Dzia- 20 unter dem Namen thursio beschneben wird. Die 

inskv. Hevdemann Satyr- und Bakchennamen wdxcuva des Aristoteles (hist. an. VI 12, 566b 9. 

-- VIII 13, 598 b 1. Plin. n. h. IX 50. Ael. V 4), 

die im Schwarzen Meere zu Hause ist und von 
ihm als kleiner, breiter und blaufarbig beschrieben 
wird, scheint das Meerschwein oder der Braun- 
fisch (Phocaena communis) zu sein. Im indischen 
Ocean gab es zwei Arten von D. (Ael. XVI 18), 
eine wilde mit scharfen Zahnen und eine zahme, 

„ V1 ,„, „„„„„„ „..., welche die Schiffer umschwarmt gleich schmei- 

aufgefuhrt ist, so ist eine der kleinen Klippen in 30 chelnden Hiindchen. Dass die D. bisweilen in 



linsky, 
32 39 

4) Schiffsname, CIA II Ind. p. 84. 

[Waser.] 

Delphakie (Belphacie) wird eine Insel in der 
Propontis genannt (Plin. n. h. V 151). Da dieses 
von seiner bauchigen Gestalt so genannte Eiland 
dort zwischen Halone und Polydora, die westlich 
bezw. tistlich von der Halbinsel Arktonnesos liegen, 



deren Nahe darunter zu verstehen. [Burchner.] 

Delphica, ein dreifiissiger Tisch, namentlich 
zum Aufstellen des Trinkgeschirres. Martial. XII 
66, 5. Procop. de b. Vand. I 21. Hor. sat. I 6, 
116, wo der weisse Marmortisch, auf dem pocula 
cum eyatho duo stehen, von Porphyrio mit D. 
erklart wird. Marmornc D. noch Cic. Verr. IV 
131, aus Citrusholz Cass. Dio LXI 10, 3. D. aenea 
CIL XIV 2215, 4. D. aereac cum omni cultu 



den Flussmiindungen emporsteigen, wussten die 
Alten so gut wie die modernen Zoologen (Plin. 
VIII 91; aus ihm Sol. 143, 19 M. Ammian. Marc. 
XXII 15, 18. Senec. quaest. nat. IV 11. Isid. 
XII 6, 11); im Nildelta kampften sie mit Kro- 
kodilen, im Ganges (Artemidor bei Strab. XV 719) 
und im Dyardanes (Curtius VIII 9, 9) sollen sie 
gleichfalls vorkommen. Von Aristoteles wird der 
D. zu den Walen gerechnet (hist. an. I 5, 489b 2\ 



exvrnatae CIL VI 10215. D. cum laribus eUOvgl. Meyer Arist. Tierk. 151f. 289f.); charakte 

ristisch ist fur ihn, dass er lebendige Junge ge- 
biert ohne vorangehende Eibildung (hist. an. I 5, 
489 a 34. Plin. IX 21. 43. Opp. hal. I 654), die 
Jungen durch Saugen erniihrt (Arist. a. a. O. 
Opp. hal. I 660. Plin. IX 21. Ael. n. a. X 8), 
durch die Lunge atmet (Arist. de part. IV 13, 
697 a 14. Ill 6, 669 a 3), Knochen und keine 
Griiten hat (Arist. hist. an. Ill 7, 516 b 11. Plin. 
XI 215). Falsch ist Aristoteles' Angahe (hist. an. 



ceriolariis Orelli 2505. D. unter der 
Dig. XXX 10, 3. Dreifiissiger Marmortisch aus 
Pompeii Mau Pompeji in Leben und Kunst 365. 
Marquardt Privatleben2 320. [Mau.] 

Delpbidios, Beiname des Apollon, s. Del- 
phinios Nr. 1. 

Delphidlus. Attius Tiro Delphidius, Sohn 
des burdigalensischen Rhetors Attius Patera (Auson. 
prof. Burd. 6, 3). Dieser stammte aus Baiocasses 



und gehOrte einem alten Priestergeschlecht des 50 VIII 2, 591b 25; depart, IV 13. Plin. IX 20), dass 
-■ - ■ ' ' ~ " "' das Maul auf der Bauchseite sitze, und ungenau 

die Notiz, dass sich das Spritzloch am Rucken 
befinde (hist. an. I 5). In das Gebiet der Fabel 
gehort die Nachricht, dass sich die Jungen bei 
drohender Gefahr in dem Rachen der Mutter ver- 
stecken (Opp. hal. I 657), und dass er im Falle 
der Krankheit vom .-ziDijHo; dakatuog frisst (Ael. 
n. a. XV 17 aus Leonidas von Byzanz). Richtig 
ist dagegen die Angabe, dass er sehr gefrassig ist 



Apollo Belenus an, welchem Gotte zu Ehren er 
seinen Sohn D. benannte (Auson. 5, 7 — 14). Dieser 
war Heide (Hieron. epist. 120 praef. = Migne 
22, 982) und begann seine litterarische Laufbahn 
noch als Knabe mit einem Hymnus aaf Iuppiter. 
Spater zeichnete er sich als Epiker, Rhetor und 
Gerichtsredner aus (Auson. 6, 5—18. Hieron. 
chron. 2371 ; epist. 120 praef. Apoll. Sidon. epist. 
V 10, 3). Unter Magnentius (350 — 353) trat er 



indenHofdienst undstieg zu ansehnlichenWiirden 60 (Opp. hal LT 551), dass seine schlimmsten Feinde 
™„-,™. Mv,c*t, r o«i tam olior rlojliircli ii.qpTi dip picrpnpn Vnmiliens'lip.der sind (Ael. n. a. V 48) 



empor (Auson. 6, 23), kam aber dadurch nach 
dem Sturze des Usurpators in Gefahr und wurde 
nur auf das Flehen seines Vaters von Constantius 
begnadigt (Auson. 6, 31). Darauf liess er sich in 
Burdigala als Rhetor nieder, blieb aber nicht lange 
dabei (Auson. 6. 33. Hieron. chron. 2371). Schon 
359 tritt er wieder vor dem Caesar Iulianus als An- 
klager gegen Numerius, einen ehemaligen Statt- 



die eigenen Familienglieder sind (Ael. n. a. V 48) 
und der Fischadler (Keller Tiere des class. Alter- 
tunis 234), dass ihm sein Ungestfim gefahrlich 
wird, da es ihn auf den Strand treibt (Pankrates 
bei Athen. VII 283 a. Ael. n. a. XV 23), und dass 
er haufig den Angriffen grosserer Fische ausge- 
setzt ist (vgl. Ael. n. a. I 5. Opp. hal. II 560f. 
Quelle Leonidas von Byzanz. vgl. M. Wellmann. 



Herm. XXX 161ff.). Was endlich Theophrast 
{[Arist.] hist. an. IX c. 48, 631 a 8ff. ; vgl. Joachim 
De Theophrasti libris jtsqI £q>cov, Bonner Diss. 
1892, 46) von ihrer Zahmbarkeit (Zuneigung zu 
Menschen in Karien d. h. lassos und Tarent, 
vgl. Theophr. bei Plin. IX 28), von ihrer Ge- 
selligkeit (vgl. Ael. X 8) und ihrer grossen Schnel- 
ligkeit im Schwimmen (vgl. Plin. IX 20. Ael. 
XH 12. Opp. hal. II 533. Isid. orig. XII 6, 11) 



bei Ael. n. a. II 6 und Opp. hal. V 458 hat. 
(Quelle Leonidas von Byzanz; vgl. M. Wellmann 
Herm. XXX 169f.). Von der Liebe eines D. zu 
einem Hirten in Libyan erzahlt Opp. hal. 453ff. 
Solche Marchen waren an den verschiedensten 
Orten verbreitet, Alexandreia (ziir Zeit Ptole- 
maios II. nach Ael. n. a. VI 15), Amphilochia 
(Plin. n. h. IX 28), Ios (Ael. n. h. II 6). Auf 
italischem Boden sind sie gleichfalls haufig, be- 



berichtet, beruht, tJbertreibungen abgerech.net, 10 sonders seit der augusteischen Zeit; Plinius (n. 



gleichfalls auf Wahrheit. Der nacharistotelischen 
Zoologie der Kaiserzeit, die, unter pythagoraischen 
Einfliissen stehend, von dem Streben geleitet 
wurde, die Wesensgleichheit von Mensch- und 
Tierseele zu erweisen, ja das Tier sogar ethisch 
hcher zu stellen, hat der D. , der ja nach der 
Sage erst durch Verwandlung zum Tiere gewor- 
den (Porph. de abst. Ill 16. Opp. hal. I 649. 
Lucian. dial. mar. 8), reichlich Stoff zur Erhar- 



h. IX 25) erzahlt nach Fabianus, Flavius Alfius 
und Maecenas eine Geschichte von einem D., der 
einen Knaben von Baiae nach Puteoli fiber den 
Neapler Golf zur Schule trug. In Puteoli ist 
auch das von Apion berichtete Marchen localisiert 
(Gell. n. a. VI 8; vgl. Ael. n. h. VI 8). Die 
Geschichte, welche der altere Plinius (n. h. IX 
26; vgl. Sol. 12, 9) und sein Neffe (ep. IX 33) 
iibereinstimmend erzahlen von einem D. an der 



tung ihrer These gegeben; von seiner Klugheit 20 africanischen Kiiste bei der Stadt Hippo Diar- 



(Ael. n. a. XI 12. Plut. de soil. anim. c. 26, 977 F; 
vgl. Theophr. a. a. O.), seiner Achtung gegen 
die Toten (Theophr. a. a. O., aus ihm Ant. Ear. 
c. 60. Ael. n. a. XII 6. Opp. hal. II 628f. Plin. IX 
33) , seiner Liebe zu seinen Jungen (Ael. n. a. 
I 18. Opp. hal. V 526 nach Leonidas), von seiner 
Hiilfsbereitschaft beim Fischfang (Plin. IX 29f. 
Ael. n. a. II 8. Opp. hal. V 416f. nach Leonidas) 
wissen die spateren Zoologen nicht genug zu er- 



rytus, der so zutraulich geworden, dass er Menschen 
aus der Hand gefressen, mit Badenden gespielt 
habe u. s. w., schliesslich aber von den Einwohnern 
der Stadt getotet worden sei, mag zum Teil auf 
Thatsachen beruhen. 

Als Konig der Bewohner des Meeres (Opp. 
hal. II 539. Ael. n. a. XV 17) ist der D. in Sage, 
Bild und Lied verherrlicht worden wie kaum ein 
zweites Tier. Seine grosse Lebhaftigkeit , seine 



zahlen. Verschieden von diesen Erzahlungen ist 30 lustigen Spiele, seine geringe Scheu vor den Men- 



die grosse Zahl von Marchen, die sich schon friih 
an dieses Tier angesetzt haben. A. Marx Grie- 
chische Marchen von dankbaren Tieren und Ver- 
wandtes (Stuttg. 1889) hat sie eingehend be- 
handelt (5ff.). Das Motiv in alien diesen Marchen 
ist Dankbarkeit fur eine erwiesene Wohlthat oder 
Liebe. Eines der altesten D.-Marchen (Archilochos 
kannte es schon, frg. 114 B.) handelt von Koiranos, 
der einen oder mehrere D., die sich in Netzen 



schen, und nicht zum wenigsten seine grosse 
Liebhaberei fur Musik, haben die Phantasie der 
griechischen Dichter angeregt, Pind. Nem. VI 64; 
Pyth. n 51; frg. bei Plut. de soil. anim. c. 36, 
984 C. Eurip. Electra 435 (parodiert von Aristoph. 
FrOsche 1317); Helena 1454. Bei Homer kommt 
er erst in einem jungen Stuck der Odyssee (XII 
96) vor. Die D. waren der Sage nach urspriing- 
lich Menschen und erst von dem Seefahrtsdio- 



gefangen hatten , loskauft und zum Dank dafiir 40 nysos zur Strafe fur ihren Verrat verwandelt 



von ihnen bei einem Schiffbruch gerettet wird 
(Ael. n. a. VIII 3 = Plut. de soil. an. c. 36, 985 C. 
Phylarch bei Athen. XIII 606 d). An die Stelle 
der Rettungsthat des D. tritt seine Zahmung in 
dem von Paus. Ill 25, 7 erzahlten Marchen, das 
in Poroselene spielt (vgl. Kalkmann Pausanias 
der Perieget 28). Das Motiv der Liebe kennt 
schon die voralexandrinische Zeit. Zu Theophrasts 
Zeiten erzahlte man das Marchen in dieser Ge- 



worden (Horn. hym. VII); daher ihre menschliche 
Einsicht und Klugheit, daher ihre Liebe zu den 
Menschen. Den Schiffern sind sie willkommene 
Boten, da sie ihnen verraten, woher der nachste 
Wind zu erwarten ist (Artemid. oneirocr. I 16, 
110) oder wann Sturm im Anzuge ist (Isid. orig. 
XVII 6, 11. Lucan. V 552). Die Sage weiss zu 
erzahlen , dass sie Menschen retten und Leichen 
ans Land tragen, damit sie der Bestattung teil- 



stalt an drei verschieden en Orten: 1. in Naupaktos 50 haftig werden; so wurde Enalos (wohl urspriing- 



(Theophr. bei Plin. IX 28. Gell. N. A. VI 8; 
Achaia hat dafur Philo de anim. c. 67); 2. in 
Tarent (Held der Sage ist Taras, Theophr. bei 
Arist. IX c. 48; vgl. Arist. frg. 590); 3. in Karien 
d. h. in lassos; vgl. Joachim a. a, O. 46. In 
hellenistischer Zeit wurde es in mannigfacher 
Weise ausgeschmiickt, und besonders der tragische 
Ausgang des Liebesverhaltnisses in die Erzahlung 
hineingebracht. Das bekannteste Marchen dieser 



lien ein Meergott, vgl. Ttimpel Bemerkungen z. 
gr. Religionsgeschichte 1886, Iff.), der sich seiner 
Geliebten nach ins Meer sturzte, von einem D. 
nach Lesbos getragen (Plut. conv. sept. sap. c. 20; 
de soil. anim. c. 36). Den Telemach, der als 
Kind ins Meer gefallen, retteten D. (Plut. de 
soil. anim. c. 36), daher nahm Odysseus aus Dank- 
barkeit das Bild eines D. auf seinen Ring und 
seinen Schild (Stesichoros bei Plut. a. a. O. ; fe/.- 



Art kniipft an die karische Stadt lassos an (Plin. 60 rpivoaijuo; ist sein Beiname bei Lyk. Alex. 657; 



IX 27 aus Hegesidemos = Plut. de soil. anim. 
c. 36. 985 A B; anders Ael. n. a. VI 15), das auch 
zur Erhfihung seiner Glaubwfirdigkeit mit Ale- 
xander d. Gr. in Verbindung gebracht wurde 
(Duris bei Athen. XIII 606 c. Plin. IX 27). Ahn- 
lich das D.-Marchen von Poroselene in der um- 
geanderten Form (Dankbarkeit und Liebe sind 
in ihm zu einem Ganzen verschmolzen) , die es 



vgl. dazu Schol. und Tzetz. Kalkmann Paus. 
der Perieget 252). Die Lesbier erzahlten dasselhe 
von einer lesbischen Jungfrau (Plut. conv. sept. 
sap. c. 19). Die Leiche des Hesiod, die Morder 
ins Meer geworfen hatten, trugen die dem Apollon 
heiligen Tiere each Rhion ans Land (Plut. de 
soil. anim. c. 36, 984 D; conv. sept, sap. c. 19). 
Den Leichnam des Melikertes-Palaimon brachte 



2507 



Delphi!! 



Delphin 



2508 



ein D. nach Korinth (Paus. I 44, 8. II 1, 3), wo eine Mtaze mit der Beischrift IA[oicov] EPMIA2 

er von Sisyphos begraben wurde. Der D. gait (Imhoof-Blumer Monnaies grecques p. 311 

als heiliges Tier (Athen. VII 282 E), ein gestran- nr. 65; vgl. Marx a. a. 0. 17); 5. in Puteoli 

deter D. war von boser Vorbedeutung (Artemid. (Gell. n. a. VI 8). Die Musikliebe des D. (<pdo- 

a. a. 0. ; als Motiv verwandt in der kallimachei- fiovoog, <pLiavlog) erklart sich aus diesem Ver- 

sche'n Elegie von Hero und Leander; vgl. G. haltnis zu Apollon; das Sternbild hat neun Sterne 

Knaack Festgabe fiir Susemihl 7.5). Einen D. nach der Zahl der Musen (Erat. catast. 160 E. 

zu fangen oder gar zu toten gait als Siinde (Opp. Ovid. fast. II 118). In Rom wurde mit Beziehung 

hal. V 416. Plut. conv. sept. sap. c. 19), der auf Apollon von dem Collegium der Quindecem- 

Th&ter verfiel der Strafe der (Jotter; fing ersichlOviri sacris faciundis (Orakelbewahrer) am Tage 

zufallig in einem Netz. so wurde er freigelassen vor dem Opfer ein I). velut symbolwm in feier- 

(Plut. conv. sept. sap. c. 19; de soil. anim. c. 36. lichem Aufzuge uinhergetragen (Serv. Aen. Ill 

Ael. n. a. XI 12). 332). Weiter ist der D. das Attribut des Dio- 

Naturgemass ist der D. das Attribut aller nysos jieXdyiog. Dionysos war es gewesen, welcher 

Gottheiten des Meeres, vor allem des Gottes, der die tyrrhenischen Seerauber, die den jungen Gott 

seinen Namen tragt und dem er seit alters heilig geiaubt hatten, auf der Fahrt von Ikaria nach 

war (Serv. Aen. Ill 332), des Apollon Delphinios, Naxos in Delphine verwandelt hatte (Horn. hymn. 

des alten chalkidischenSeefahrergottes(A.Momm- VII. Ovid. met. Ill 532. Apollod. Ill 5, 3. Hyg. 

sen Heort. 1. v. Wilamowitz Herm. XXI 105). fab. 134. Serv. Aen. I 67. Opp. hal. I 649). Die 

Apollon wurde selbst in Gestalt eines D. gedacht 20 Reliefs , die den Fries des Lysikratesdenkmals 

(Maass Gott. gel. Anz. 1889, 810) und hatte der (334 v. Chr.) schmucken, haben die Verwandlung 

Sage nach die Kreter, die ihn seit alter Zeit ver- zur Darstellung (Mtiller-Wieseler Denkmaler 

ehrten (Horn. hymn, in Apoll. 394. Plut. de soil. der alten Kunst I Taf. 37). Die Vase des atti- 

anim. c. 36, 984 B. Hermippos in den Schol. Arat. schen Malers Exekias in Miinchen stellt den 

•316),' unter' Fiihrung seines Sohnes Eikadios, des epheubekranzten Dionysos auf einem delphinartig 

xTloTt); von Patara (Serv. Aen. Ill 332), bezw. geformten Schiffe liegend dar, das zwischen Del- 

des Delphos, des Sohnes des Poseidon und der phinen dahinfahrt (Jahn Vasensammlung Konig 

Melantho (Schol. Veron. Verg. Aen. IV 146; vgl. Ludwigs 339). Dionysos und D. auf einer Munze 

Ovid. met. VI 120. Epaphr. in Schol. Aesch. von Eurymenai (vgl. Maass Herm. XXIII 73f.). 

Eum. 2), von Knossos uber das Meer in Gestalt 30 Der D. steht ferner in Beziehung zur Amphitrite, 

eines D.' nach Krisa gefflhrt. Eine Nachbildung die dem Poseidon die Delphine hiitete (Horn. Od. 

dieser Sage scheint die von Soteles und Dionysios XIl 96f. ; am Westgiebel des Parthenon ^ ist sie 

zu sein, die, von Ptolemaios Soter nach Sinope durch den D. charakterisiert) , zu den Kereiden 

geschickt, urn die Statue des Sarapis nach Ale- (vgl. den Arionhymnus bei Ael. n. a. XII 45; 

xandreia zu bringen, von einem D. nach Kirrha Skopas schuf das schone Motiv der delphinreiten- 

geftihrt werden, wo sie genauere Weisungen von den Nereide, Plin. n. h. XXXVT 26; uber bild- 

ApolloD erhalten (Plut. de soil. anim. c. 36, 984 B. liche Darstellungen vgl. Keller a. a. 0. 170. 

Tac. hist. IV 83f.). Auf einem Vasenbild ist Heydemann Nereiden mit den Waffen des Achill, 

\pollon dargestellt, wie er auf einem gefliigelten Halle 1879 ; der D. als Gottheit angerufen mit 

Dreifuss von Delphincn begleitet fiber das Meer 40 den Nereiden Orph. hymn. XXIV Abel), zu Triton, 

dahinfahrt (Mon. d. Inst. I 46). Seine Hypostasen der in der alteren Kunst mit einem D. in der 

sind \rion, Eikadios {AxoXXwv Eixddiog; vgl. Hand dargestellt wurde (Mon. d. Inst. VI 36. 

Etym M 298, 1), Taras, Phalanthos. Die Mvthen Bruckner Athen. Mitt. XV 1890, 100), zu Thetis 

von Arion, Eikadios, Phalanthos haben die Dar- (Val. Place. I 130f. Stat. Achill. I 221f.) , yor 

stellung eines D.-Reiters (eines Gottes auf einem allem natiirlich zu Poseidon, dem belyinov xedscov 

D., s. dazu Usener Sintflutsagen 138ff.) zur Vor- (Arist. Ritt. 563; vgl. Opp. hal. I 385). Die 

aussetzung, die an verschiedenen Orten nachweis- Cultbilder zeigen den Gott mit einem D. in der 

bar ist: 1. im Poseidonheiligtum zu Tainaron, auf Hand (Erat. cat. 31 p. 158 R.; so tenische und 

\rion bezogen (Paus. Ill 25, 7. Ael. n. a. XII boiotische Miinzen; vgl. Keller 221; s. die Dar- 

45)- 2. in Korinth (Paus. II 1, 3), auf Melikertes- 50 stellung des Poseidon in dem Gotterzuge auf der 

Palaimon bezogen (Paus. 144, 8. Ill, 3. Schol. im Capitol. Museum befindlichen Brumienmiindung 

Pind Isthm. hvpoth.), audi auf Arion (Hyg. fab. Helbig Fiihrer I 336) oder einen Fuss auf den 

194)- 3 in Tarent (Prob. zu Verg. Georg. II 176. D. setzend iPaus. X 36, 8. Hyg. p. a. II 17; 

Arist. frg. 590), auf Taras, den Sohn des Poseidon vgl. Helbig II 331). Nach der Sage findet ein 

gedeutet, urspriinglich aber auf Phalanthos gehend, D. die Amphitrite, die sich vor Poseidon zum 

den Fuh'rer der lakedaimonischen Colonie nach Atlas geflfichtet hat (Erat. cat. 31, 158 R. Hyg. 

Tarent, der vor seiner Fahrt nach Italien SchifF- a. a. 0.), bezw. zu dem Palast des Okeanos (Opp. 

bruch 'gelitten und von einem D. nach Kirrha hal. I 388|, in der Gestalt eines D.s beruckt er 

ans Land getragen sein soil (Paus. X 13, 10). die Melantho, die Tochter des Deukalion und 

Uber Dar^telluncen auf tarentinischen Miinzen Qfi Mutter des Delphos (Tzetz. Lyk. 208. Ovid. met. 

vgl. Studniczka Kyrene 175ff. Keller a. a. 0. VI 120), sein Sohn Theseus erhielt von ihm Del- 

221. In der Statuengruppe des Onatas, welche phine zu Begleitern in die Tiefe des Meeres auf 

von den Tarentinem als Weihgeschenk nach Delphi der Suche nach dem Ring des Minos (Hyg. p. a. 

gestiftet wurde, war zur Seite des Phalanthos II 5). Als heiliges Tier des Poseidon fand er 

ein D. angebracht (Paus. X 13. 10); 4. in lassos auch im rOmischen Circus Verwendung, wo am 

(Ael n a. VI 15), auf Hermias gedeutet, Nach- Ende der Spina auf besonderen Geriisten sieben 

bildungen auf Miinzen der Stadt (Ael. a. a. 0. drehbare Delphine angebracht waren, die nach 

Plut de soil. anim. c. 36, 985 A B. Poll. IX 84), jedem Umlauf umgedreht wurden und so die Zahl 



2509 



Delphin 



Delphines 



2510 



derselben angaben (iiber bildliche Darstellungen Apollon (Hyg. fab.) an den Himmel versetzt wurde 
vgl. Keller 233. Helbig I 258). Auch der (Ovid. fast. II 118. Schol. Arat. 316. Hyg. astr. 
Aphrodite, der aus dem Meer geborenen Gottin, H 17; fab. 194). tfber die bildliche Darstellung 
ist er heilig. Ein D. soil sie nach ihrer Geburt in der Germanicus-Hs. zu Leyden vgl. Thiele 
bei Paphos ans Land getragen haben (Nonn. Dionys. Antike Himmelsbilder 119. [Wagner.] 
XHI 4391) , sie selbst verwandelt sich in einen Delphines. 1) AeXtpTveg, Name zweier Inseln 
D. (Ovid. met. V 331).- Uber den D. als das bei dem Vorgebirge Zephyrion an der Kuste der 
Ross der Liebe vgl. Keller 222. Der schwimmende Marmarika zwischen Paraitonion und Apis, Stad. 
Leander von Delphincn begleitet auf dem Wand- mar. magn. 20. 21. [Sethe.] 
bild aus dem Hause der Vettier, Mau ROm. Mitt. 10 2) Delphine, sieben an Zahl, dienten im Circus 
XI 17. Aphrodite mit Eros und D. auf Miinzen neben den Ova (s. d.) zur Zahlung der sieben Um- 
haufig, so auf Miinzen von Laodikea, von Mastaura, laufe , die ein Rennen ausmachten. Die Abbil- 
Anchialos, Apamea; vgl. Riggauer Eros auf dungen zeigen sie auf einem saulengetragenen 
Miinzen, Leipz. 1880, 13. Eros auf einem D. Architrave angebracht (s. Fala), fiir Wagen- 
reitend ist eine der hauflgsten Motive der helle- lenker wie fiir Zuschauer weithin sichtbar. Iuven. 
nistischenundronxischenKunst,vgl.Keller222A. 6, 590 delphinorum eolumnae als ein beliebter 
166f. Dieselbe Darstellung auf Miinzen von Pae- Ort fiir plcbeische Wahrsagerei. Diese Saulen- 
stum, Nikomedia, Perinthus, Deultum, Lampsakos, geriiste befanden sich auf der Spina (s. d., Iuven. 
Tarent, vgl. Riggauer a. a. 0. 19f. Die Ver- a. a. 0. 588 in aggere), nach den Abbildungen 
stirnung des D. gehOrt der hellenistischen Poesie 20 auf dem der inneren Meta (s. d.) zugekehrten 
an; das Sternbild steht nahe an der Milchstrasse Ende. Vorausgcsetzt, dass Cassiod. var. HI 51, 8 
ostlich von dem liellen Stern im Adlcr (s. Nr. 2). die hier in Betracht kommenden D. gemeint sind, 
In der antiken Fabel (Aesop, fab. 363 H.) und was nicht unwahrseheinlich ist, so haben sie zu- 
im Sprichwort (K Shier Das Tierlebcn im Sprich- gleich als Wasserspeier zur Speisung des Euripus 
wort 23) begegnet er uns gleichfalls. !)ber die (s. d.) gedient. Vgl. auch Tertull. de spect. 8 
Verwendung der D.-Figur in der bildenden Kunst delphines Neptuno vomimt. Dass nach Vollen- 
und Industrie der Alten vgl. Keller a. a. 0. 216f. dung jedes Umlaufs je ein D. nicht bios auf einem 
Auf Miinzen ist er haufig zur Bezeichnung bliihen- Zapfen gedreht wurde, wie einige vermuten (Fried- 
den Seehandels, vgl. Keller 217. Gejagt wurde lander bei Marquardt-Wissowa ROm. St.-V. 
er von den barbarischen Volkem an der Kuste 30 III s 516. E. Schulze Die Schausp. z. Unterh. 
des Schwarzen Meeres, von den Thrakern in der d. rom. Volkes, Gynm.-Bibl. XXIII 51), sondern 
Gegend von Byzanz , die ihn mit Harpunen cr- wirklich durch einen Mann, der auf einer Leiter 
legten (Opp. hal. V 519f. Ael. n. a. I 18), und hinaufstieg, heruntergenommen wurde, schliesse 
von den Mosynoiken , die sein Fett wie 01 ver- ich daraus, dass die Anzahl der D. auf den ver- 
wandten (Xen. anab. V 4, 28). Das D.-Fleisch schiedenen Abbildungen verschieden ist, je nach 
wurde eingepiikelt (Gal. VI 728. Ael. n. a. XVI 18), dem Stadium, in welchem das Rennen darge- 
es gait als hart (Gal. a. a. 0.) und ungesund stellt werden soil. Das Zeugnis des Cass. Dio 
(Gal. VIII 183). Der Thran wurde mit Wein XLIX 43, dass erst Agrippa (33 v. Chr.) die Ein- 
bei Wassersucht getrunken (Plin. n. h. XXXII richtung der D. und Eier im Circus getroffen 
117), mit D. -Fett riiucherte man bei hysterischen 40 habe, bedarf einer Berichtigung vielleicht dahin, 
Erstickungsanf alien (Plin. a. a. 0. 129), die Leber dass dieser die Anlage nur erneuert hat, da die 
des D. sollte bei Wechselfiebern helfen (Plin. a. Einrichtung wenigstens der Ova schon fiir das 
a. 0. 113), die Asche Flechten und Aussatz be- J. 174 v. Chr. an einer leider sehr luckenhaften 
seitigen (Plin. a. a. 0. 83) , die Asche von den Stelle bei Liv. XLI 27 bezeugt wird, wo ich den 
verbrannten Zabnen endlich bei Zalmleiden heilsam Ausfall des Wortes delphinesque hinter ova ver- 
sein (Plin. a. a. 0. 137); vgl. 0. Keller Tiere des mute. Dass gerade D. im Circus ihren Platz 
class. Altertums 21 Iff. [M. Wellmann.] hatten, hat seinen Grund in ihrer Beziehung zu 
2) Kleines Sternbild der nordlichen Halb- Neptun, dem Schopfer des Rosses, unter dessen 
kugel nahe beim Wendekreis des Steinbocks, s. Schirme die Rennen stattfanden , vgl. die obige 
Sternbilder. Es besteht aus neun Sternen, 50 Stelle aus Tertullian und den Artikel Consus. 
angeblich nach der Zahl der Musen , weil der Ausserdem gait den Alten der D. als das schnellste 
Delphin die Musik liebt, weshalb es auch nntsi- nicht bios aller Seetiere, sondem iiberhaupt aller 
eum signum genannt wurde (Ps.-Eratosth. 31. Lebewesen (Plin. n. h. IX 20), war also bei einem 
Hyg. astr. Ill 16. Schol. Germ. BP 92, 11; Wettstreite urn die Schnelligkeit nicht unange- 
S 162, 7). Als Poseidon sich mit Amphitrite bracht. Auch im Hippodrom zu Olympiawar 
vermahlen wollte, floh jene zu Atlas, urn ihre ein D. zu sehen, und zwar aus Erz auf emem 
Jungfraulichkeit zu bewahren. Poseidon sandte Balken an der Ablaufshalle ganz vorn (s."A(ftois), 
viele aus sie zu suchen; unter ihnen auch den diente aber neben dem Aufstieg des ehemen Adlers 
D. {Ddphinum quendam nomine Hyg.). Dieser lediglich als Zeichen fiir den Beginn des Rennens, 
fand sie und brachte sie zu Poseidon , der ihn 60 indem er von dem Balken herunter auf den Erd- 
deshalb ehrte, indem er ihn zu seinem heiligen boden fiel, Paus. VI 20, 10. 12. Vermutlich haben 
Fisch machte und unter die Gestirne versetzte auch die von Strab. I 49. 56 erwahnten, auf 
(Artemidor. bei Ps.-Eratosth. Catast. 31. Schol. Saulen liegenden und die Inschrift Kvorjvaimv 
Arat. Phaen. 316. Germ. Ar. 321f. mit Schol. BP dccoQojv tragenden D. eine Beziehung zu den Cir- 
92, 2ff. ; G 161, 22ff. Hyg. astr. II 17. Avien. censia. 0. Panvinius De lud. circ. p. 161ff. 129. 
Phaen. 700ff. Ovid. fast. II 81). Nach andern J. C. BulengejusDecircoRom. u. s. w. cap.XIX; 
war es der D., welcher den Arion ans Land ge- beide mit instructiven Kupfem ausgestattet in 
tragen hatte und deshalb von Zeus (Ovid.) oder Graevii Thes. antiqu. Rom. IX. Bianconi 



2511 



Delphinia 



Delphinion 



2512 



2513 



Delphinios 



Delphinios 



2514 



Descriz. dei circhi, Rom 1789, 45, wo nament- 
lich die Vignette am Schlusse der Einleitung zu 
beachten ist, auf der auch die an das Saulen- 
gerilste gelehnte Leiter abgebildet ist. E.Hiibner 
Musaico di Barcelona, Ann. d. Inst. 1863, 157. 
164. Zangemeister Eilievo di Foligno, ebd 
1870, 250. [Pollack.] 

3) Im Seegefecht hisste man an einer xegaia 
SelfpivotpoQos (schwerlich eine Baa, besser — ent- 



stattfand, das eigentliche (dem Apollon geltende) 
Fest aber erst am siebenten begangen wurde (vgl. 
Preller-Kobert a. a. 0.). 

D. in Aigina, ebenfalls im Fruhling dem 
Apollon gefeiert, bezeugt das Scholion zu Pind. 
Pyth. Ylfl 113 (88). Vgl. zu Nem. V 81. Bull, 
hell. 1879, 293. Hermann a. a. 0. 0. Miiller 
Aegin. 150f. Der dabei iibliche Wettkampf hiess 
'YdQoyoQia oder dya>v dixcpoQixrjg, Kallim. frg. 80 b. 



sprechend Polyb. VIII 7. XXII 10 — ein Krahn 10 Schol. Pind. 01. VII 150. Apollon. IV 1766 



oder Baum) einen Fallklotz aus Blei, Eison oder 
Stein, urn ihn in das feindliche Schiff fallen zu 
lassen, wobei ein ungedecktes Kriegsschiff durch- 
schlagen werden konnte. Die dem tauchenden 
Delphin ahnliche Bewegung des untergehenden 
Schiffs mag den Namen verursacht haben, die 
vom Scholiasten zu Aristoph. Ritter 762 und 
Neueren angenommene Delphinform bot kaum 
Vorteile. Der D. ward von Handelsschiffen gegen 



(Apollod. I 9, 26). Prellor-Roberta.a. 0.258,2. 
Da es audi an mehreren andern Orten einen 
Monat Delpliinios (s. d. Nr. 2) oder Heiligtumer 
des Namens Delphinion (s. d.) gab, ist anzunehinen, 
dass auch anderswo D. gefeiert wurden (Preller- 
Robert a. a. 0. 258, 2. Daremberg-Saglio 
III 61, 12). [Stengel.] 

Delphinion (Asz.ipivi.ov). Der Name haftet 
an Ortlichkeiten, an denen man AnoXXoiv AsX- 



Kriegsschiffc benutzt (Thuc. VII 41. Aristoph. 20 <piviog verehrte. 1) Ort auf der Ostkttste der 



a. a. 0. Diod. XIII 78. Athen. V 208 D), selten 
von letzteren, wo er dann iiber den Bug hinaus- 
hing (Poll. I 86. Baumeister Denkmaler 1614). 

[Assmann.] 
Delphinia. 1) AsXyivia, Epiklesis der Ar- 
temis als Schwester des Apollon Delphinios, wie 
andere Epikleseis — z. B. Daphnaia, Delia, Ly- 
keia, Pythia — lediglich von Apollon auf seine 
Schwester iibertragen. Im Cult: 1. In Athen im 



Insel Chios, wohlbefestigt und mit einem schsnen 
Hafen versehen, Thucyd. VIII 38. Diod. Sic. XIII 
76. Steph. Byz. Harpocr. Suid. Schol. Aristoph. 
eq. 722. S. Bd. Ill S. 2292. [Biirchner.] 

2) Als heiliger Hafen der Oropier (d 'Qqioxos 
xal 6 ieqos Xiurjv ov xalovai AeXqilviov), nur bei 
Strabon (IX 403) erwahnt, der seine Entfernung 
von Oropos auf 20, von ,Alt-Eretria' auf 60 Stadien 
angiebt. Etwa eine Stunde dstlich von Skala 



^tS™:/ 1 !! 1 ', TFt }}*' ^° l 1 ]Dem 1 os *- 30 Oropu hat Lolling (Athen. Mitt. X 351) in der 

<-, Gegend Kamaraki die heute vom Meer iiberfluteten 
Reste eines antiken Bassins (heute Mandraki) er- 
kannt, die freilich mehr als 20 Stadien von dor Stadt 
entfernt sind. Ebensowenig bezeichnet die Ort- 
lichkeit den nachsten Kiistenpunkt zum Amphia- 
reion ; aber es muss (iberhaupt bezweifelt werdeu, 
ob das D., eine der zahlreichen Apollonstationen 
am euboeischcn Meere, zu "dem Heiligtum des 
Amphiaraos in urspriinglicher Beziehung steht. 



XXIII 74 = Bull. hell. I 138. Bekker Anecd. Gr. 
I 255; vgl. Mommsen Heortol. 400. 421. Prel- 
ler-Robert Griech. Myth. 260. 300. Pfuhl De 
Atheniens. sacris pompis 79 glaubt, dass die Pro- 
cession der Miidchen an den Delphinien (Plut. 
Thes. 18) spcciell der Artemis D. gait. Vgl. 
Delphinios. 2. In Thessalien (Larisa) 'Ewiiu. 
d ex . 1883, 223. _ [Jessen.] 

2) AsXylvia hiess ein am 6. Munichion in 



Athen gefeiertes Fest, Daremberg-Saglio 40 Vgl. jetzt das Nahere im Texte zu den Karton 



III 61. Preller-Robert Griech. Myth. I 260. 
Mommsen Athen. Feste 149ff. Hermann 
Gottesd. Altert.2 § 52, 21. § 60, 12. Schoemann 
Griechische Altert. 3 II 454f. Stengel Griechische 
Kultusaltert. 2 212. Die Sage erzahlte, Theseus 
habe, ehe er die Fahrt nach Kreta antrat, sich nach 
dem Delphinion (vgl. Paus. I 19, 1. 28, 10. Bekker 
anecd. 255. CIA III 138. 939) ; s. n. S. 2512) begeben 
und hier fur sich und die vierzehn erlosten Opfer 



von Attika IX S. 21. [Milchhoter.] 

3) Tempel des Apollon Delphinios und der 
Artemis Delphinia in Athen (auch CIA III 939 
wird nach der Erganzung von Keil Sched. epigr. 
17 AxoXXcovi AsXrpivUo xal 'Agref.iidi AeX<pivia die 
Statue einer Priesterin geweiht); der Sage nach 
wurde diesen beiden Gottlieiten von Aigeus nach 
seiner Heimkehr aus Delphi auch die Siihnstatte 
(s. u.) beim D. geweiht (Bekk. An. Gr. I 255, 



dem Apollon einen mit weisser Binde umwun- 50 19. Poll. VIII 119. Schol. Patm. zuDem. XXIII 



denen Olzweig niedergelegt, Darauf habe er zu 
Apollon gebetet und sei dann abgesegelt (Plut. 
Thes. 18). Zum Andenken daran begeben sich 
am Jahrestage der Abfahrt (6. Munichionj xooai 
iXaooitzvai (Plut. a. a. 0.1 mit denselben Attri- 
buten der ixhai wie einst Theseus alljiihrlich ins 
Delphinion. Weiter erfahren wir iiber die Feier 
nichts Directes. Mit Sicherheit geht aus dem 
geschilderten Verfahren hervor, dass wir es mit 



74 im Bull. hell. I 138). Aigeus ist auch sonst 
eng mit dem D. verkniipft; er soil selber hier 
gewohnt haben ; eine Herme auf der Ostseite des 
D. trug noch den Namen f.-z' Alyeo>g xvXaig, und 
im D. selbst zeigte man eine umzaunte Statte, 
wo er den fiir Theseus bestimmten Giftbecher 
vergossen hatte (Plut. Thes. 12). Ebenso spielt 
das D. Ofters eine Rolle bei Theseus, der in Athen 
ankam. als dem Bau des D. noch das Dach fehlte 



Suhngebrauchen^also einer Lustration, zu thun 60 (Paus. I 19, lj, hier den marathonischen Stier 



haben, und da die Sage an die Abfahrt des The- 
seus ankniipfte, und thatsachlich urn diese Zeit 
die Schiffalirt eroffnet zu werden pflegte (vgl. 
namentlich Mommsen a. a. 0.), hat man ver- 
mutet, dass die Siihnceremonien und Gebete dem 
Heile der Seefahrer galten. Der sechste Monatstag 
ist sonst der Artemis heilig; es ist also wohl 
moglich, dass an diesem Tage nur eine Vorfeier 



opferte fPlut. Thes. 14 1 , vor seiner Ausfahrt zu 
dem kretisehen Minotauros eben hier den Bitt- 
zweig niederlegte (Plut. Thes. 18) und endlich 
wiederum hier nach der'Totung der Pallantiden 
entsiihnt wurde fs. u.j. 

Eine andere Stiftungslegende (Etym. M. 358, 
57), die das D. von Kretern dem Apollon, der sie 
in Gestalt eines Delphins iiber das Meer geleitet, 






weihen lasst, ist nur Application der schon im 
Horn. hymn. 388ff. erzahlten Sage von der Griin- 
dung des krissaeischen Apolloncultus (s. Preller- 
Robert Gr. Myth. I-t 257ff.) auf Athen. 

Die Lage des D. im Osten der Stadt, nicht 
weit von der Aphrodite ,in den Garten' ist durch 
Pausanias (I 19, 1) bezeugt; denn trotz Aug. 
Schultz De Theseo (1874) 55 steht hier topo- 
graphische Reihenfolge fest, vgl. Wachsmuth 



hatte einen Tempel des Apollon D., Mon. ant. 
d. Lincei I 49 (AeXcptdtov). CIG 2554, 98. Le 
Bas 61. Bull. hell. Ill 293. IV 355 (AeX<p{dwg); 
diesen Cult kennt schon Horn. Hymn. II 218. 
In Dreros gab es ein Delphinion (Mus. Ital. Ill 
657ff. C 31) des Apollon D. (Mus. Ital. a. a. 0. 
A 21), vgl. Rh. Mus. 1856, 393. Fiir Olus ist 
der Monat Delphinios bezeugt, Bull. hell. Ill 293, 
22. Dem kretisehen D. gilt vermutlich auch 



Jen. Litt.-Ztg. 1875 nr. 47 S. 829. Ganz irrig 10 Rhian. frg. 9 in Anth. Pal. VI 278. 2. Thera 



suchte Maass De Lenaeo et Delphinio (Gryph. 
1891/2) XVI das D. auf dem Markte. 

Dem seetiichtigen Gott gait das Fest AeX- 
<plvia (s. d. Nr. 2), wahrschemlich am 7. Munychion 
bei Wiedereroffnung der Schiffahrt begangen 
(Preller-Robert 260, 3), wahrend zur Vorfeier 
am 6. eine Bitt- und Siihneprocession von Jung- 
frauen in das D. ging (Plut. Thes. 18; vgl. 
Mommsen Heortol. 387ff. ; Feste der Stadt 



IGIns. Ill 537 = Athen. Mitt. XXI 253 val %bv 
AsXtMviov. Monat Delphinios IGIns. a. a. 0. 
330 Z. 63 u. 133 = CIG 2448. 3. Chios : Ort 
Delphinion, Thuc. VIII 38. Xen. hell. I 5, 15. 
Diod. XIII 76. Bull. hell. HI 244. Suid. Steph. 
Byz. 4. Aigina : Monat Delphinios (Pind. Nem. V 
44 mit Schol. 81) und Delphiniafest (Schol. Pind. 
01. XIII 155 ; Pyth. VIII 88) mit toQo<po Q la (Schol. 
Pind. Nem. V 81) bezw. afMpoQhti; dycov, den 



Athen 449ff.. Schomann Gr. Alt. lis 454ff.). 20 angeblich die Argonauten gestiftet hatten, Callim. 

Im Znsammenhang mit Apollons Wirksamkeit " "" "- 1 ' ' " ^ * ™ ■■ "■ ~" — 
als Entsiihner ist ein beim D. gelegener Platz, 
natiirlich unter freiem Himmel (Antiph. V 11. 
Arist. 'A&. noX. 57, 4), als Stihn- und Gerichts- 
statte fiir gerechte Totung aufgekommen, xb hcl 
AeXqnvicp dixaoTrjQiov. Zum erstenmal soil sie 
in Kraft getreten sein bei Theseus selbst, der in 
gerechter Sache die Pallantiden (Paus. I 28, 10), 
nach andern (Etym. M. a. a. 0.) die wilden Rauber 



frg. 80 Schn. bei Schol. Pind. 01. VII 156. Apoll. 
Rhod. IV 1765ff. Apollod. I 9, 26, 6. Etym. M. 
s. autfoipoQizris. Vgl. Miiller Aeginet. 24. 150. 
Preller-Robert I 258, 2 u. o. Bd. I S. 1969. 
1976. 5. Sparta: Apollon AeX<pidiog Le Bas 
162 h, vgl. Sam Wide Lakon. Culte 66. 87ff. 
6. Krisa: Altar am Meer, Horn. Hymn. II 317. 
Nach dem oft behandelten homerischen Hymnus 
II 210ff. fiihrte Apollon in Gestalt eines Delphins 



Skeiron und Sinis (nach Pollux VIII 119 sowohl 30 die Knossier von Kreta nach Krisa, wo sie dann 



diese als jene) erschlagen hatte. Die Siihnung 
fand aber nur statt, wenn zuvor im Wege gericht- 
lichen Verfahrens das gesetzliche Recht des Tot- 
schlages erwiesen war: Slxaiog tpovog gait z. B. 
gegeniiber dem in flagranti ertappten Ehebrecher 
oder bei dem Gegner im Kampfspiel, den man 
absichtslos umgebracht, und im Falle gerechter 
Notwehr (s. Gilbert Gr. Alt. 12 428f. Philippi 
Areopag u. Ephet. 55ff.). So fungiert das D. in 



dem Apollon D. jenen Altar errichteten und von 
wo sie nach Delphi weiter zogen. Ahnliche Ver- 
sionen, die unter einander zwar mannigfach ab- 
weiclien, doch in der Ableitung des delphischen 
Cultes von den Kretern und ihrem Wegweiser 
Apollon D. ubereinsthnmen, finden sich Plut. de 
sollert. animal. 36 p. 984. Schol. Demosth. XXIII 
74 (Bull. hell. I 138 ist rot; dxb Ko>jt>]; Evidtoig 
wohl verschrieben aus Kvwoioig). Schol. Arat. 316. 



der Liste der BlutgerichtshOfe bei Ps.-Demosth. 40 Etym. M. 255, 18. Serv. Aen. Ill 332. Tzetz. Lyk. 
XXIII 74 und Aristot. 'Ad.^ nnX. 57, 3 (Hellad. bei 208. Vgl. Eikadios^ Ikadios, Kastalios^ 7. 
"' ' '"' """ "■ ' ' " Chalkis: AsXtpinov 



Phot. bibl. 535 a 26. Hesych. s. ^iy.a<m)i>ia. Aelian 
v. h. V 15); ferner im Schol. Patm. zu Ps. 
Demosth. a. a. 0. Paus. I 28, 10. Pollux VIII 
119; ausserdem Harpokr. [Suid.] s. e.tj AeXrpivuo. 
Etym. M. 358, 56. Unter dem Vorsitz des Archon 
Basileus (Arist. 57, 4) richteten hier erst die 
Epheten (Poll. VIII 125. Harpokr. [Suid.] s. irphai ; 
vgl. CIA I 61), spater (nach 403 2) die gewohn 



Plut. Flaminin. 16. 8. Del- 
phinion, isQog Xifxrjv bei Oropos, Strab. IX 403. 
Lolling Athen. Mitt, X 350f. 9. Athen: Tempel 
des Apollon D. (Paus. 1 19, 1), to AcX<piviov genannt 
(Plut. Thes. 12. 18. Demosth. XL 11), s. Delphi- 
nion Nr. 3. 10. Milet: Im Didymaion soil ein 
angebliches Weihgeschenk des Thales die Inschrift 
'AxoXXoivi AeXrpivlrp getragen haben, Diog. Laert 



lichen (heliastischen) Richter (vgl. Philippi a. 50 1 29. 11. Olbia: Priester, Latyschew Inscr. 



a. 0. 320ff. Lipsius Att. Proe. I 175; bei" Arist. 
57, 4 ist zwar das Wort fiir die Richter nicht 
mehr zu lesen, jetzt nach Wilckens Lesung von 
Kaibel zu avbosg erganzt, doch fiihrt der er- 
haltene Zusatz Xa/ovrsg auf Heliastenj. 

Vielleicht fungierte Apollon nur als Eidesgott, 
wenn an dieser Statte vor den Diaiteten feierliche 
Eide geschworen wurden [Isai. XII 9. Ps.-Demosth. 
XL Hi ; denn ob die Diaiteten hier wirklich deh- 



or, sept. Pont, Eux. I 106. 12. Massalia : Tempel 
auf der Burg, xoivbv 'lobvmv &xavzoiv, Strab. IV 179. 
Es ist verlockend, auch anderen Gottlieiten 
die Epiklesis D. beizulegen, wie z. B. dem Dio- 
nysos wegen der in Delphine verwandelten Tyr- 
rhener (so bei F. A. Voigt in Roschers Mythol. 
Lex. I 1083) oder dem Poseidon, dem oft der 
Delphin zugesellt ist; ebenso verlockend ist es, 
Gestalten wie Arion, Phalantos und Taras (vgl. 



teten, bleibt sehr zweifelhaft (s. Lipsius Att. 60 Studniczka Kvrene 175ff.j aus dem Sagenkreis 



Proc. 173, 63). Als Heilgott endlich erscheint er in 
der Weihinschrift CIA in 138. [Wachsmuth.] 

Delphinios (AeX.yivto;, AeXrpiScog). l)Epiklesis 
des Apollon, der als D. speciell der Gott der 
Schiffer und Seefahrer war und, wie auch Plut. 
de sollert. animal. 36 p. 984 A bezeugt, an vielen 
Orten verehrt wurde, insbesondere in Hafenstiidten. 
Nachzuweisen ist der Cult in: 1. Kreta: Knossos 



des Po.-eidon zu losen und sie mit dem Apollon 
D. in Zusammenhang zu bringen (vgl. Sam Wide 
Lakon. Culte 87ff.). Allein demgegeniiber ist fest- 
zustellen, dass nach den uns bisher bekannten 
Quellen nur Apollon als D. bezeichnet wird und 
dass andererseits die Beziehungen des Poseidon und 
anderer Meeresgotter zum Deljihin so eng sind, 
dass es nicht gerechtfertigt erscheint, alle Delphin- 



2515 



Delphinios 



Delphion 



2516 



sagen olme weiteres auf Apollon D. zu beziehen ; 
ebensowenig weist das Vorkominen des Dolphins 
auf Miinzen an sich auf einen Cult jenes Gottes, 
wie mehrfach behauptet ist; z. B. fiir Megara 
durch Welcker Griech. Gotterl. II 381. Eine 
Darstellung des Apollon D. glaubt man zu er- 
kennen in dem Vasenbild Mon. d. Inst. I 46. 

Das Wesen des Apollon D. als eines Gottes der 
Seefahrer und Colonisten hat schon das Altertum 
rklitig erkannt (vgl. Artemidor. oneir. II 35 p. 133 
Hercher). Ebenso ist die Ableitung der Epiklesis 
vom Delphin seit dem Horn. Hymn, oft wieder- 
holt; Ma ass Getting, gel. Anz. 1889, 810 betont, 
dass man sich im Grande den D. selbst als Dol- 
phin gedacht haben muss. Andere Ableitungen 
von Delphi und der Totung des delphischen Dra- 
chens Delphynes bei Schol. Eurip. Phoen. 232. 
Tzetz. Lyk. 208; Weiteres beiFrohde in Bezzen- 
bergers Beitragen XIX 237f. Weit auseinander 
gehen die Ansieliten iiber die ursprtingliche Heimat 
des D.-Cultes. An kretischen Ursprang glaubte 
man allgemein, im Altertum und in neuerer Zeit, 
solange man in dem homerischen Hymnus den 
Niedersehlag historischer tTberlieferung sah ; vgl. 
besonders Preller Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 
VI 140ff. (abgedruckt in Preller s Ausgew. Auf- 
satzen). Zu der Ansicht von delphischem Ur- 
sprang ftihrte, abgesehen von dem Gleichklang 
Delplii, 1)., Delphyne, ebenfalls der homerische 
Hymnus mit seiner Verkniipfung von Kreta, Krisa 
und Delphi, vgl. namentlieh Schoemann Opusc. 
I 343ff. An orientalischen, tiber Kreta dem grie- 
chisehen Mutterland venuittelten Einfluss denkt 
Gruppe Griech. Mythol. 250. Dagegen sehen 
in dem Apollon D. den Gott der chalkidisehen 
Colonisation Mommsen Heortol. 1. v. Wila- 
mowitz Herm. XXI 105. Maass Ind. Schol. 
Gryphisw. 1886/87, 16 ; Herm. XXIII 71. Preller- 
Eobert Griech. Myth. I 257, 4. [Jessen.] 

2) Delphinios, Monatsname, der unverkennbar 
aus dem in Griechenland weitverbreiteten Cult 
des Apollon Delphinios (s. Nr. 1) stammt, 
aber bis jetzt nur in den Kalendern einiger do- 
rischer Inseln des aegaeischen Meeres nachweisbar 
ist. 1. A e gin a. Pind. V 81 mit den Scholien. 
Die Stellung im Jahre ist unbestimmbar, denn 
die Bemerkung des Scholiasten iv (5 I'ocog rp-\ol 
yeyevijodai ra Xdfita ist ein wertloses Autosche- 
diasma, und auch die Vermutung von E. Bischoff 
Leipziger Studien VII 380, dass er wie in Thera 
der funfte Monat gewescn sei. lasst sich nicht 
niiher begriinden. 2. Thera. Das Testament der 
Epikteta (CIG 2448. IGIns. Ill 330) beweist, dass 
er unmittelbar auf den Eleusinios folgte. Da- 
gegen beruht die Annahme von Bischoff 371, 
er sei der funfte Monat des Jahres gewesen und 
habe dem attischen Anthesterion entsprochen, auf 
allzu unsicheren Voraussetzungen. 3. Kreta. 
Direct bezeugt nur fur den Kalendcr von Olus 
durch Bull. hell. Ill 290 (Dittenberger Syll.2 
514, 22 1, wo er dem Kago'jviog von Knosos ent- 
spricht und wie in Thera unmittelbar auf den 
'Ekevoiviog folgt (E. Bischoff 385). Dass er 
in den sehr liickenhaft bekannten Kalendern an- 
derer kretischer Stadte bis jetzt nicht nachweisbar 
ist, beruht wohl auf ZuialL denn fur weitere Ver- 
breitung auf der Insel spricht der Cultus des 
Apollon Delphinios oder Delphidios in Dreros 



(Dittenberger Syll.2 463, 20) und Knosos (CIG 
2554 1,98. Dittenberger Syll.2 514, 12. 722, 
46). [Dittenberger.] 

Delphini portus, an der ligurischen Kiiste, 
zwischen Genua und Portus Veneris, nach dem 
Itinerarium Maritimum (p. 501) 16, nach dem 
Itin. Ant. p. 293 nur 12 mp. siidlich von ersterer 
Stadt, also in der Nahe des heutigen Porto Fino. 
Sonst nur erwahnt bei Plin. Ill 48. [Hiilsen.] 

1 Delphinium L., Eittersporn, allbekannte Pfian- 
zengattung aus der Familie der Eanunculaceen, 
von der bei uns D. Consolida L. in Getreidefeldern 
wild wachst, wahrend D. Ajacis L. (in vielen 
Formen) und einige andere Arten Gartenpflanzen 
sind. Fiir Griechenland zahlt E. v. Halacsy 
(Conspect. Florae Graecae 31ff.) elf Arten auf und 
ebenso viele (teilweise verschiedene) fiir Italien Ar- 
cangeli (Flora italiana 242ff.). Fiir den ganzen 
Orient verzeichnet Boissier (Flora orientalis I 

20 75—94) 57 Arten, wovon etwa 20 auf die den 
Alten bekannteren Gegenden treffen. Der Name 
deXylviov begegnet uns jetzt zuerst bei Diosc. 
mat. med. Ill 77 (daraus entnommen bei Orib. 
med. collect. XI p. 502 der L'bersetzung des Ra- 
sarius), wo auch die Synonyma angegeben wcrden, 
von denen hier nur xa/MtQo;, vomi.v&oq und flov- 
xirovc; /.uvoq genannt scien. Ein diesem ahnliches 
d. ersQov nennen die Wiener Hss. fiovxivovg (vgl. 
Archiv f. Lit. Lexicogr. XI 108. M. Wellmann 

30 Herm. XXXIII 384). Allein dieses ganze Capitel 
ist interpoliert und stammt aus dem alphabeti- 
schen .Dioskorides', der erst im 3. Jhdt. n. Chr. 
entstanden ist (vgl. Sprengels Ausgabe Note 16. 
M. Wellmann a. a. O. 374ff.). Nun durften 
aber die Grammatiker und Arzte alexandrinischer 
und rSmischer Zeit, aus deren Werken jene Phar- 
makologie zusammengestellt wurde, kaum rrfehr 
eine bestimmte einheitliche Flora im Auge gehabt 
haben. und vielleicht am wenigsten die des eigent- 

40 lichen Hellas, sondern eher asiatische, iigyptische, 
italienische und andere Formen. Daher sind die 
nur aus der griechischeu Flora geschOpften Deu- 
tungen von Fraas (Synops. 133): dcXy-ivtov = 
Delphinium peregrinum L. (I). Ajacis L.Sprengel 
Comment. 525); Ssltpiviov srr.Qov = I), tenuissimum 
S. et Sm. von fraglichem Werte. In agyptischen 
Grabern fand man das z. B. auch in Griechenland 
und Italien vorkommende D. orientale Gay (F. 
WCnig Die Pflanzen im alten Agypten 235), 

50 das sicher hieher gehdrt, von D. Ajacis sich je- 
doch durch Blutenfarbe, Stellung der Brakteen 
und Form die Kapsel untcrscheidet. Zu einer so 
scharfen Seheidung der Arten reichten aber die 
Kenntnisse der Alten und reichen daber auch ihre 
Angaben nicht aus. Daher miichte ich zwei 
Gruppen aufstellen : 1. die stattlichercn Arten, 
wie D. peregrinum, halteratum S. A. Sm., jun- 
ceum DC. Ajacis, orientale etc. = <5.; 2. die 
schmachtigeren dagegen, wie D. tenuissimum. 

60 paniculatum Host., Consolida etc. = <5. sihqov. 
Ob die Abbildungen der Wiener Hss., die den 
Habitus eines D. ganz gut darstellen, eine Art- 
bestimmung zulassen, ist leider aus der mir vor- 
liegenden Skizze nicht zu ersehen. Uber vay.ivQo; 
und die damit zusammenhangenden Fragen s. d. 
D. Staphis aaria L. s. Zrarpig aygia. 

[Stadler.] 
Delphion {Ae/.qtow). 1) Sohn des Timokritos 



2517 



Delpbis 



Delphoi 



2518 



Aaupovrsvs , aQiatevs Sa/MOQycov in einer myke- 
naeischen Inschrift Anfang 2. Jhdts. v. Chr., 
'Eyrifi. &qx. 1887, 156. 

2) Phliasier. Er verteidigt im J. 380 mann- 
haft Phlius gegen Agesilaos, entzieht sich nach 
langer Belagerung der Stadt der Rache des Age- 
silaos durch die Flucht, Xen. hell. V 3, 22—24. 

[Kirchner.] 

Delphis, als Dichter (?) erwahnt Pa ton- 
Hicks Inscr. of Cos 156 nr. 137 (vgl. nr. 10 c 35. 
Fick-Bechtel Gr. Personennamen 339. E. Her- 
zog Koische Forschungen 48. 52). 

[Preuner-Reitzenstein.] 

Delphius. P. Delphius Peregrinus Al(f)ius 
Alennius Maximics Ourtius Valerianns Proculus 
M. Xonius Mucianm, Consul suffectus im Oc- 
tober 138 n. Chr. mit P. Cassius Secundus, s. 
Nonius. [Groag.] 

Delphoi (Ae).cpoi). 

A. Lage. 

So recht im Herzen von Mittelgriechenland 
erheben sich, dicht benachbart, drei gewaltige 
Kalksteinmassen, nachst dem Olymp die hochsten 
Gipfel Griechenlands : in der Eeihe von West nach 
Ost Koras (jetzt Vardussia) ; das jetzt Giona ge- 
nannte Gebirge, von dem kein Name aus dem 
Altertum iiberliefert ist; und drittens der Par- 
nassos (2459 m.). Diese drei schroffen und da- 
bei breit ausgedebnten Gebirgsstocke bilden die 
Schranke zwischen den niedrigeren, offeneren und 
im Altertum hoch cultivierten Landschaften des 
Ostlichen Mittelgriechenland und den wilden, von 
halbbarbarischen Stammen bewohnten Gebirgs- 
landschaften des Westens. Von Osten gesehen 
erscheint der Parnassos, die beiden andern ver- 
deckend, als machtiger Coloss, weit iiber alle 
iibrigen Gebirge emporragend. Eine tiefe Furche 
trennt ihn von der Giona im Westen: von dem 
obersten Becken des Kephissos, der Landschaft 
Doris, aus fiihrt hier ein bequemer Pass nach 
Sflden in die fruchtbare Thalebene von Amphissa, 
die sich ihrerseits zu einer tief eingreifenden Bucht 
des korinthischen Golfes iiffnet, der Bucht von 
Krisa. Diese Furche, welche den Gebirgskranz 
durchbricht, der sonst die Nordkuste des korin- 
thischen Golfes geschlossen begleitet, ist eine der 
wichtigsten Verkehrs- und Culturstrassen von 
Griechenland, die von Norden, von Thessalien und 
Malis her, zum korinthischen Golf und also auch 
zum nOrdlichen Peloponnes ftihrt. Hier lag daher 
zu alien Zeiten der bedeutendste Hafenplatz der 
Nordkuste des Golfes innerhalb von Naupaktos. 
So ist der Parnassos, wie im Norden und Osten 
von den fruchtbaren Kephissosgauen , auch im 
Westen noch von einem Streifen Culturland um- 
geben, jenseits dessen mit dem Gebiet der ozoli- 
schen Lokrer das Land der rohen Gebirgsstamme 
beginnt. 

Im Siiden aber breitet sich zwischen dem 
Parnassos und dem korinthischen Golfe ein zwar 
felsiges und unfruchtbares, aber doch niedrigeres 
und zuganglicheres Kalkgebirge aus, aus dem sich 
weiter nach Osten das Helikongebirge entwickelt. 
Einige kleine unterirdisch entwasserte Ebenen 
und einige tiefe und meist auch ziemlich breite 
Thaler erleichtern Siedelungen und Verkehr, wenn 
auch nicht in dem Masse, wie auf den andern 
Seiten des Parnassos. Hier fuhrt die von zahl- 



reichen grOsseren und kleineren, nur zum Teil zu 
identificierenden Ruinenstatten bezeichnete Strasse 
hindurch, welche, den Parnassos im Sfiden um- 
gehend, die Ebenen am unteren Kephissos (Phokis 
und Boiotien) mit der Bucht von Krisa verbindet. 
Zwei Wege von Osten her vereinigen sich zu dieser 
Strasse; der bequemere, den auch die pythische 
Festgesandtschaft der Athener zog (Strab. IX 
422), ging von Chaironeia durch die Kephissos- 

10 ebene iiber Panopeus (oder Phanoteus) und Daulis, 
dann am Ostfuss des Parnassos entlang nach Siiden, 
das Thai eines jetzt Platania genannten Baches 
hinauf ; hier traf er sich mit dem anderen Wege, 
der von Lebadeia direct nach Westen iiber mehrere 
niedrige Sattel hinweg zieht ; dazu noch mit einem 
dritten von Siiden, von Antikyra und Ambryssos 
her. Von diesem Schiste oder Triodos genannten 
Platze aus, wo Oidipus seinen Vater erschlug, 
steigt die Strasse eine enge Felsschlucht nach 

20 West hinauf zu einer PasshOhe (763 m. ii. M.) 
am Fusse des gewaltigen Sudabsturzes des Par- 
nassos. Von hier zieht das Thai des Trocken- 
baches Pleistos nach Westen 15 km. weit zur 
Ebene von Amphissa und Krisa hinab, den Par- 
nassos trennend von dem ihm im Siiden vorlie- 
genden niedrigeren Kalkgebirge Kirphis (1563 m.). 
Das Thai des Pleistos hat eine recht charak- 
teristische Gestaltung. Der Kalk des Parnassos 
(der oberen Kreideformation zugehOrig) setzt auf 

30 der anderen Seite des Thales im Kirphisgebirge 
fort. Darunter aber erscheint im Thaleinschnitt 
eine ziemlich miichtige Schieferzone. Der harte 
Kalkstein bricht, namentlieh auf der Parnassseite, 
iiber den weichen Schiefern in riesigen Felswanden 
ab (den Phaidriaden der Alten), die dem ganzen 
Thale ein grossartig wildes Geprage geben. In 
der oberen Strecke des Thales breiten sich unter 
diesen Wanden die Schiefer in sanften, mit Eeben 
bepfianzten Abhangen aus ; hier liegt das grosse 

40 wohlhabende Dorf Arachova (vielleicht das alte 
Anemoreia); in der unteren Thalstrecke jedoch 
schneidet sich der Bach unter den Schiefern noch 
tief in einen unteren, dunklen Kalk ein, so dass 
hier die Schiefer an beiden Thalseiten entlang 
nur eine schmale Terrasse zwischen den hohen 
Felswanden oben, der engen Steilschlucht unten 
bilden. Der Schieferterrasse an der Nordseite 
des Thales folgt der von Boiotien herankommende 
Weg. Wo endlich das Thai in die Ebene miindet, 

50 nur 4 km. von der Kiiste entfernt, lag auf dem 
zwischen Thai und Ebene vorspringenden Berg- 
sporn die Stadt Krisa (beim jetzigen Dorfe Chryso), 
die also beide grosse Strassen, die thessalische 
und die boiotische, und ihre Verbindung mit dem 
Meere, dem Hafenort Kirrha, beherrschte. 

In der wilden unteren Strecke dieses Pletstos- 
thales, auf der Schieferterrasse der nSrdlichen 
Thalwand, also auch an der boiotischen Strasse, 
lag D., nur etwa 3'/ a km. oberhalb Krisa, un- 

60 mittelbar vor der Stefie, wo die Wande des Par- 
nass nach Norden zuruckweichen, wo sich daher 
der Weg nach Nordwest, nach Amphissa, von 
demjenigen nach Krisa und dem Meere abzweigt. 
Es bezeichnet also einen Strassenknoten unter- 
geordneter Bedeutung ; sonst hat die Stelle wirt- 
schaftlich nichts" Verlockendes fiir eine grOssere 
Siedelung; einige Felder und Garten auf der Ter- 
rasse, einige Olivenhaine an den Gehangen, einige 



2519 



Delphoi 



Delphoi 



2520 



Miihlen an den schnellen Bachen, die Weideflachen 
im benachbarten Gebirge, ernahren heute kiimmer- 
lich die Bewohner des Dttrfchens Kastri, welches 
bis zum Beginne der letzten franzOsischen Aus- 
grabungen die Stelle des alten D. einnahm. Desto 
eindrucksvoller ist das Landscbaftsbild. 

Die Terrasse der Schiefer, auf der D. erbaut ist, 
ist schmal und abschtissig (zwischen 700 u. 500 m. 
ii. d. M. ; Reservoir der Kastalia 533 in. ; vgl. 
den Plan von D. von Convert Bull. hell. XXI 
1897, PI. XIV— XV); darunter senkt sich die 
mehrere hundert Meter tiefe steile Schlucht des 
Pleistos in den unteren Kalk ein; dariiber er- 
heben sich 200—300 in. hoch die fast senkrechten 
Wande der Phaidriaden. Die ZerstOrung dieser 
letzteren wird durch die leichte Verwitterbarkeit 
ihrer Unterlage, des Schiefers, befordert. Die 
Erdbeben, die hier besonders haufig und heftig 
auftreten — die "West- und Siidseite des Parnass 
ist eines der Haupterdbebencentren Griechen- 
lands — brecben oft grosse Massen von den Wanden 
los, die als Bergsttirze in die Tiefe gehen und 
das Terrain rait der Zeit wesentlicb verandert 
haben (vgl. die Schilderung der grossen phoki- 
schen Erdbebenkatastrophe vom August 1870 von 
Jul. Schmidt Vulcane und Erdbeben, Leipzig 
1881, II 128). Herabgerollte Triimmer liegen in 
grosser Zahl auf der Terrasse umher. An der 
Grenze zwischen dem oberen Kalk und dem Schiefer 
brechen mehrere kalte Quellen hervor; so die 
Kastalia an der Stelle, wo eine Schlucht, in der 
nach Eegen ein Wasserfall herabbraust, die Phai- 
driaden und weiter hinab die Terrasse und den 
Abhang darunter tief einkerbt. Diese Schlucht 
zerschneidet die von D. eingenommene Terrasse 
in zwei Abscbnitte, einen schmaleren (istlichen 
und einen breiteren westlichen, die in stumpfem 
Winkel zu einander stehen, so dass das Ganze 
einem Kreisbogen almelt. Auf dem westlichen 
Abschnitt befindet sich der wichtigere Teil der 
Stadt um den Apollontempel und die Orakel- 
statte, audi das modcrnc Dorf. Die Felskluft, 
fiber der die Pythia weissagtc, ist nicht mehr 
vorhanden, ebensoweiiig irgend welche Dampf- 
ausstrfimungen. Den westlichen Abschluss der 
Stadt bildet ein Felsrilcken, der quer tiber die 
Schieferterrasse hinwegzieht : er besteht aus einer 
fest verkitteten Kalkbreccie, einem prahistorischen 
Bergsturz. Er tragt die Befestigungen, welche 
dem Phoker Philomclos zugeschrieben werden, 
und an seinem sudlichen Ende, am Ausgang der 
Stadt. den Vorort Pylaia. Von hier aus uber- 
sieht man schon den Abstieg zur Ebene und einen 
Teil dieser selbst. 

D. war keine Stadt, die durch wirtschaftliche 
Gunst der Lage erwachsen musste ; sie bcherrschte, 
wenigstens nnmittelbar, weder ein fruchtbares 
Gefikle noch einen wichtigen Strassenknotcn ; son- 
dern es war wohl die grossarlige Natur des Fels- 
gebirges, die reine Luf't, die frischen Quellen. die 
geheimnisvollen Schluchten, welche die Bewohner 
der benachbarten heissen Ebene anlockten und 
hier ein Heiligtum entstehen liessen. das sich zu 
einem der grossen nationalen und religiosen Mittel- 
punkte von Hellas entwiekelte und so seinerseits 
eine Stadt um sich .sammelte. Diese Entwiek- 
lung wurde begfinstigt durch die Jsalie des be- 
deutsamen Strassenknotens in der Ebejie von Krisa 



sowie durch die Nahe der grossen Schiffahrts- 
strasse des korinthischen Golfes, von dessen Kuste 
aus man in zwei bis drci Stunden nach D. hinauf- 
steigt. Es vereinigen sich in dieser Gegend um 
die Bucht von Krisa natiirliche Wege nach Thes- 
salien und nach dem Ostlichen Mittelgriechenland, 
nach dem Peloponnes und dem westlichen Meere, 
die dem Aufbltihen D.s zu gute kamen. Tiber 
die Lage und Umgebung von D. vgl. Bursian 

lOGeogr. von Griechenland I 170. 180. Baede- 
kers Griechenland. Ulrichs Reisen 35 — 116. 
Vischer Erinner. aus Griechenland 605ff. und 
zahlreiche andere Reisebeschreibungen. Geologi- 
sches: Bittner Denkschr. Akad. Wien, math.- 
nat. Kl. XL 1880, 31. Philippson Ztschr. Ges. 
f. Erdk., Berlin XXV 1890, 359f. [Philippson.] 
B. Geschichte.*) 
I. tTbersicht iiber die Quellen. Der Zeit 
nach mussen wir an die Spitze das Prooimion 

20 eines Rhapsoden stellen, welches den pythischen 
Apollon feiert und in der Sammlung der homeri- 
schen Hymnen jetzt ausserlich mit einem Liede 
auf den delischen Apollon vereinigt ist. Nach- 
dem Ruhnken (Epistola critica I, Lugd. Bat. 
1782, 8ff.) die beidon Teile geschieden , andere 
teils ihm gefolgt sind, teils in anderer Weise die 
LOsung des Problems gesucht haben, woruber die 
Litteratur bei Gemoll Homer. Hymnen 107ff.. 
wies Kirchhoff S.-Ber Akad. Berl. 1893, 20ff. 

30 das im wesentlichen gleiche Schema der beiden 
Hymnen nach, die wahrscheinlich dadureh, dass 
das Ende des ersten, der Anfang des zweiten 
verloren gingen, in einen verschmolzen seien. 
Doch entbehrt auch dieses zweite Prooimion der 
inneren Einheit; ausser der Episode von der Ge- 
burt des Typhaon v. 127—177 ist ein Lied auf 
den boiotischen Apollon Telphusios in die ein- 
fache Handlung, den Zug des Apollon vom Olymp 
nach D. und die DrachentOtung, hineingearbeitet 

40(66-98. 197—209) und ein anderes auf den 
Apollon Delphinios (210 — Schluss) damit vereinigt, 
naturlicherweise nicht in rein ausserlicher Mosaik- 
arbeit, sondern mit mannigfaltigen Anderungen, 
Zusetzungen und Weglassungen (Weniger Die 
religiose Seite der grossen Pythien 10). Die Ent- 
stehiingszeit des Prooimion wird nicht unter das 
Ende des 7. Jhdts. , das Ende der Macht von 
Krisa, hinabzuriicken sein; wie weit die beniitzten 
Hymnen zeitlich vorausgehen, kann man schwer- 

50 lich noch ausmachen. Von den eigentlichen Cult- 
liedern der Delpher selbst, die das Prooimion nur 
abnen lasst, haben wir ftir die altere Zeit nichts; 
der Hymnos des Alkaios, der die Fahrt des Apol- 
lon von den Hyperboreern nach D. besang, ist 
uns nur bei einem spaten Eedner erhalten (PLG 
ILT 147 frg. 2— 4f.); einen delphischen Hymnos 
mag Aischylos im Eingang der Eumeniden be- 
niitzt haben. Erst die Inschriften liefern uns 
die Originate . den bald nach dem J. 338;7 ge- 

60 

*) H. Pomtow hat die Freundlichkeit ge- 
habt, das Manuscript, welches im Winter 1897/3 
abgeschlossen war und nachher nur geringe Zu- 
satze erfahren hat, und spater auch die bruek- 
bogen durchzusehen und mit Verbesserungen und 
Zusatzen zu versehen, wofiir wir diesem hervor- 
ragenden Kenncr der delphischen Geschichte und 
Topographic hier unseren besten Dank aussprechen. 



2521 



Delphoi 



Delphoi 



2522 



dichteten Hymnos auf Dionysos (H. Weil Bull, 
hell. XIX 1895, 393ff. 548. H. Diels S.-Ber. 
Akad. Berl. 1896, 457ff.) und die erst geraume 
Zeit nach dem Galliereinfalle von 279 entstan- 
denen Apollonhymnen (H.Weil und Th. Reinach 
Bull. hell. XVII 1893, 561—610. XVIII 1894, 
345—389. Crusius Die delph. Hymnen, Getting. 
1894. Pomtow Rh. Mus. XLIX 1894, 577ff.). 
Davon gehOrt der Paian des Aristonoos von Ko- 
rinth in das letzte Drittel des 3. Jhdts. (etwa 
230—220 nach Pomtow), wahrend die beiden 
Hymnen, deren Reste in grOsserer oder geringerer 
Vollstandigkeit erhalten sind, erst dem 2. Jhdt. 
ihre Entstehung verdanken (um 130 v. Chr. nach 
Pomtow). PaiaD und Hymnen standen auf den 
Wanden des Schatzhauses der Athener; die Hym- 
nen haben durch die tibergeschriebenen Noten in 
weitesten Kreisen Interesse erregt. tiber antike 
Hymnensammlungen(?) s. Choerobosc. ed.HOrschel- 
mann bei Studemund Anecd. 84. v. Wilamo- 
witz Coram, metr. I 1885. 9. H. Weil Bull, 
hell. XIX 1895, 393 (die sog. Delphikoi sind 
eine Metrengattung, keine Liedersammlung, vgl. 
Crusius a. a. O. 52). 

Von Mstorischen Aufzeichnungen ist die Ar- 
chontenliste zu nennen, die sich bis zum J. 586 
hinauf verfolgen lasst (bypoth. Pind. Pyth.), in 
spaterer Zeit aber auch eine Erweiterung bis in 
die mythische Zeit erfuhr, was das Los aller 
dvaygarpdi der Art gewesen ist; ferner die Liste 
der Sieger an den Pythien , welche Aristoteles 
(frg. 615 — 617 RoseS) und Kallisthenes heraus- 
gegeben haben, wofiir ihnen die Delpher hohe, 
spater wieder zuruckgenommene Ehren erwiesen 
(Homolle Bull. hell. XXII 1898, 260ff. Pom- 
tow Berl. phil. Woch. 1899, 251ff. Aelian v. h. 
XIV 1). Schon vor ihm scheint der Ilv&ixd; des 
Menaichmos von Sikyon die Chroniken von D. be- 
arbeitet zu haben (FHG II 182. Scriptor. rer. Alex. 
Magni 116, hinter dem Arrian der Didotschen 
Ausgabe). Ferner gab es Sammlungen von Orakeln. 
Dass auch das delphische Archiv, das tvyaaroov 
(Phot. s. v.) eine solche enthielt, behauptet, ohne 
es sicher beweisen zu kcinnen, F. Benedikt De 
orac. ab Herodoto comm. I 1871, 3f. (ausserdem 
ist ivyaargov gar nicht das Archiv, welches auch 
in D. dextiov hiess [Bull. hell. XVIII 1894, 230], 
sondern [in der Mehrzahl] Kisten , welche die 
Mivdxia von provisorischen Rechnungen enthalten 
[Bull. hell. XX 1896, 218f.]i; weit grosser war 
natiirlich die Zahl der im Umlauf befindlichen, 
zum grossen Teil in ihrer Echtheit sehr anzu- 
zweifelnden Orakel. Ein nicht auf D. beschrank- 
tes Verzeichnis der Bearbeitungen dieser sehr un- 
gleichwertigen Masse bei G. Wolff Porphyrii de 
philosophia ex oraculis haurienda libror. reli- 
quiae 1856, 43ff. Hervorzuheben sind die Arbeiten 
von Philochoros und Istros (Plut. de Pvth. orac. 
19; s. o. Bd. I S. 1711); des Stoikers Chrysippos, 
den Cicero eifrig benfitzt (de divin. I 5. 37. II 
115); des Nikandros von Kolophon xeoi y_Qi]oxr\- 
oicor .-ravTcov (xavzotoov D. Volkmannl fSi/j/Ju y 
aus dem Ende des 3. Jhdts. (s. u.j; des Mnaseas 
yar\auvn< ovrayaiyi] (FHG III 157) u. a. m. Sicher- 
lich befanden sich seit der Peisistratidenzeit zahl- 
reiche Privatpersonen im Besitze von Orakeln; 
auch andere Staaten, wie namentlich der sparta- 
nische, sammelten die ihnen erteilten Spriiche, 



und diese Sammlungen beniitzen die Historiker 
von Herodot ab als ergiebige Geschichtsquelle. 
Neuere Sammlungen der antiken Orakel bei Wolf f 
a. a. O. und mit Ausschluss der von Wolff 
herausgegebenen, sowie der iiberhaupt noch nicht 
gesammelten Prosaorakel bei R. Hendess Ora- 
cula graeca, Diss. phil. Hal. IV 1, 1877, 27ff. 
An einem dem heutigen Stande der Wissenschaft 
geniigenden Corpus oraculorum wird seit lange 

10 von Eduard Schwartz wie auch von H. Pom- 
tow gearbeitet. An die Orakel mogen sich die 
dazu gehorigen Erzahlungen, vielfach von zweifel- 
hafter Glaubwiirdigkeit, an die Sieger- und Beam- 
tenlisten chronikartige Notizen iiber Neuerungen 
im Betriebe der Pythien und fiber politische Er- 
eignisse gekniipft haben; das waren die vTio^vrj- 
fiara Aelcpwv (Plut. Sol. 11. v. Wilamowitz 
Aristot. u. Athen I 284f.). In hohem Grade stand 
unter dem Einftusse dieser Art Quellen Herodot 

20 (Stellen bei A. v. Gutschmid Kl. Sehr. IV 150ff. 
159ff. 173); nicht minder aber trotz des platten 
Rationalismus, mit dem er die heilige Geschichte 
von D. rationalisierte, Ephoros, zumal ftir die Co- 
lonisationssagen. 

Ganz anderer Art sind die dichterischen Quel- 
len, die direct und indirect von D. zeugen oder 
abhangen. Der Einfluss auf Hesiod und das ge- 
nealogische Epos, zumal die Eoiendichter, gehOrt 
der Geschichte der religiosen Bewegung an. Das 

30 attische Drama ist sehr bedeutsam, indem es den 
Glauben der Dichter und die Vorstellungen ihrer 
Zeit von der Bedeutung des Orakels in die my- 
thische Vorzeit projiciert. Die Eumeniden, welche 
die erhabene Lehre von der apollinischen Blut- 
siihne vorfuhren, und ein kiihnes Tendenzstiick 
wie der Ion, dessen Dichter die tlberlieferung in 
seinem Sinne immerhin zum Ruhme der Vater- 
stadt umgestaltet, sind hier starke Gegensiitze, 
welche die vielseitige Bedeutung dieser Litteratur- 

40 gattung fur die spatere Gestaltung der Tradition 
bezeugen. 

Mit Herodot beginnt die gleichzeitige Ge- 
schichtschreibung Licht auf das Orakel und die 
Vorgange in D. zu werfen. Er beniitzte auch 
schon Steinurkunden (Decret fur Kroisos I 54 H. 
Pomtow Rh. Mus. LI 1896, 333, 1. 343; Pom- 
tow verweist jetzt auf eine solche Wohlthaterliste 
aus dem 4. Jhdt., Bull. hell. XX 1896, 695) und 
studierte die Denkrnaler, die er sah. Thukydides 

50 hat wenige, aber wert voile Nachrichten. In stark- 
stem Masse zog erst der dritte heilige Krieg (bis 
346) aller Augen auf D. Demophilos fugte 
seine Darstellung dem Werke des Ephoros, seines 
Vaters, hinzu (Diod. XVI 14. FHG I 274f.), und 
Theopompos, der nach Plutarchs gewiss sachver- 
standigem Urteil von keinem Menschen im Stu- 
dium des Orakels iibertroffen wurde (de Pyth. or. 
19), erzahlte im 26.— 30. Buche seiner Philippika 
mit stark aufgetragener Tendenz die erhauliche 

60 Geschichte von dem Prevel der Phoker und der 
gerechten Strafe, indem er besonders die geraub- 
ten Weihgeschenke eingehend behandelte (FHG I 
308ff. ; das ovyyQamia .-zegi ia>v ov/.rjdsvxror tegiov 
iy. As/.<fcov /Qijudraip ist nur ein Teiltitel); man 
kann nicht bezweifeln, dass er hierbei Inschrift- 
steine und Archive benutzt hat. Des Aristoteles 
und seiner auf die avaygatfai gerichteten Be- 
strebungen ist schon gedacht. Die Zeit der Aitoler- 



2523 



Delphoi 



Delphoi 



2524 



herrschaft, die ein voiles Jahrhundert wahrte, 
vertraten fiir D. wohl die AlxcoXiy.d des Nikan- 
■dros von Kolophon, den die Delpher, wie bemerkt, 
im letzten Drittel des 3. Jhdts. durch ein Pro- 
xeniedecret ehrten (Bull. hell. VI 1882, 217ff., 50. 
Pomtow Jahrb. f. Philol. 1889, 554, 49; Eh. 
Mus. XLIX 1894, 581f., der die Chronologie, wie 
sie eigentlich schon in den vorliegenden Quellen 
enthalten war, richtig stellt). Nun beteiligte sich 



Pausanias X 5, 5— 32, 1 ; schwerlich ohne Autopsie 
geschrieben, aber mit starker Beniitzung schrift- 
licher Quellen, namentlich fiir die Lesche der 
Knidier und die historisch - antiquarischen Ex- 
curse, sowie die apokryphen Orakelsammlungen, 
fiir die er ein Corpus gehabt zu haben scheint. 
Weniger a. a. 0. 42ff. Kalkmann Pausa- 
nias 109—119. Gurlitt Pausanias 442—445, 
dieser besonders iiber die ahnliche Beniitzung von 



endlieh auch ein Delpher an der Geschichtschrei- 10 Fremdenfiihrern bei Pausanias und Plutarch; 



bung; Anaxandridas schrieb jtegl xov sv AsXqpoTg 
XQfiaitjQiov und, wie Theopomp, stsgl xa>v ovXr/- 
•&svTcov sv AsXtpoig ava-&rj/xdrcov (L. Weniger 
De Anaxandrida Polemone Hegesandro rerum Del- 
phicarum scriptoribus, Berl. 1865, 7—21). Er ist, 
wie mir Pomtow mitteilt, identisch mit dem in 
delphischen Drkunden oft erwahnten Ava^avdgt- 
dag Xaige<pdvevg , bezeugt fiir die J. 225 — 182, 
also ein wenig alter als sein grosser Gegner Po 



vgl. Frazers umfangreichen Commentar in seiner 
neuen Pausaniasausgabe. Pomtow Arch. Anz. 
1895, 2ff. ; iiber die Sibyllen Maass De Sibyll. in- 
dicibus ; iiber die Lesche die Hall. Winckelmanns- 
programme von C. Eobert (s. u. S. 2556). 

Zu den schriftlichen Quellen treten mit einer 
Massenhaftigkeit wie an wenig anderen Orten 
Griechenlands die Steininschriften. Sie waren 
schon Sfter zu beriicksichtigen. Herodot, Pole- 



lemon. Ein gewisser Hagesandros schrieb vno- 20 nion und andere haben sie ja studiert. Was in 

fivrifiara, darin auch fiber dvdQtdvxeg und aydX- ' "* T ' "" i " ~" 

jiaxa ; zumeist aber war es eitler Anekdotenkram, 

den Athenaios ausgiebig beniitzt hat (FHG IV 

412 — 422. Weniger a. a. 0. 49— 59; an seiner 

nur durch Athenaios bezeugten delphischen Heimat 

zweifelt Pomtow, weil der Name in den zahl- 

losen delphischen Urkunden nicht einmal fiir einen 

Delpher vorkommt; denn der Archon bei We- 

scher-Foucart 266, vgl. Philolog. LVII 557, ge 



der Neuzeit seit Cyriacus von Ancona bis 1827 
gesammelt ist, findet sich bei Boeckh CIG I 
1. 25. 1687—1724. 1728. Einzelnes fiigten hin- 
zu W. M. Leake Travels in Northern Greece 
1835 II 637 nr. 1—13 (davon neu 7—9) und L. 
Boss Inscr. gr. ined. 1 1834 nr. 67— 72. Thiersch 
Abh. Akad. Miinchen III 1840, 63f. (zwei neue). 
Ulrichs Eeisen I 1840, 36 = 115, 36. 38 = 43, 
5. 62 = 67, 20. Eine neue Epoche bedeuten die 



hOre des Monatsnamens wegen nach Chaleion). 30 Ausgrabungen von K. 0. M tiller und E. Cur- 



Beiden weit iiberlegen war Polemon, Sohn des Hi 
lesios von Ilion, von den Delphern 176 mit der Pro- 
xenie belohnt (Dittenberger SylU 268, 261), 
noch zu Plutarchs Zeit (quaest. conv. V 2, 9) hoch 
geschatzt. Vgl. Weniger a. a. 0. 22—48. Er 
schrieb gegen Anaxandridas; ferner zizgi xoiv Iv 
<Pcoxidi xoXsmv xal .-iejk xwv ^.gog 'ADrjvaiovs ovyys- 
vetag avxmv (nicht anzuzweifeln ! vgl. iiber Steiris 
Paus. X 35, 5 ; Daulis ebd. 4, 9) ; endlieh siegi xwv sv 



tius im J. 1840; 68 neue Inschriften bieten des 
letzteren Anecdota Delphica (erschienen 1843). 
Es folgen BangabC Ant. hell. 1855 I 706-38. 
903—945 (nur Wiederholungen der seit Boeckh 
hinzugekommenen Texte). Le Bas III 833 — 970 
(davon nur 14 neue) mit einem Plan der von 
Curtius erforschten Polygonmauer. Us sing 
Graeske og Latinske Inscr. 1854, 30f. (nur eine neue). 
Conze und Michaelis Ann. d. Inst. 1861, 63ff. 



Ashfotg fitjoavQcov. Dass er von Pausanias, nament- 40 (27 neue Inschr.). Der dritte Abschnitt beginnt 



lich fiir die Beschreibung der Bilder des Poly- 
gnot in der Lesche, beniitzt ist, ist sehr wahr- 
scheinlich. Zeitlos sind Theodoros von Phokaia 
de tholo qui est Delphis (Vitruv. VII praef.); 
Apellas iv xotg AsXyixotg (FHG IV 307) ; Melis- 
seus 6 xd AsXcptxd ovvxa^dusvog (FHG IV 445. 
v. Wilamowitz Aristot. u. Athen II 20f., 12); 
Alketas as.Qi xa>v sv AsXqioTg avadrj/idxcov wenig- 
stens in zwei Biichern (FHG IV 295). Doch wird 



mit den Ausgrabungen der Ecole francaise, ge- 
leitet von Wescher und Foucart, im Herbst 
1860. Unter ihren 479 .Inscriptions recueillies 
a D. 1 (1863) sind 432 Freilassungsurkunden ; da- 
neben die wichtige Proxenenliste nr. 18. Er- 
ganzend C. Wescher Etude sur le monument 
bilingue de D. 1864 (und anderwiirts). Bis hier- 
hin fasst die Litteratur zusammen L. Weniger 
Die relig. Seite der grossen Pythien, Breslau 1870, 



es vielleicht erlaubt sein, den letzteren mit Pom- 50 If., der schon mehr als 620 Inschriften (genauer 



tow dem einzigen Delpher gleichzusetzen , der 
diesen Namen gefiihrt hat und dreimal zwischen 
168 und etwa 105 v. Chr. genannt wird. Er wiirde 
■dann also wohl bald nach Polemon geschrieben 
haben. 

Aus gelehrten Quellen, zum Teil grammati- 
schen, die sich mit den Pindarscholien beriihren, 
sehopft Strabon IX 3, 2 — 12 ; Apollodor und Epho- 
ros werden stark beniitzt. Vor allem aber sind 



640 nach Pomtow) zahlt. Es folgt, um von 
Kleinigkeiten abzusehen, Joh. Schmidt Athen. 
Mitt. V 1880, 197—205. Im J. 1880 beginnt 
ein vierter Abschnitt mit den Ausgrabungen Haus- 
soulliers, die zur Auffindung der Athenerhalle 
und einer Menge Inschriften fiihrte. Die wich- 
tigsten derselben sind von Haussonllier selbst 
im 5.-7. Bande des Bull. hell. (1881—1883) ver- 
offentlicht ; der Rest von 109 Freilassungsurkun- 



die Schriften des Chaironeers Plutarch zu nennen, 00 den folgte freilich erst 1893 nach (Conre und 



unter diesen wieder an erster Stelle die drei 
Ilvdixol Xdyoi. Plutarch war fast ebenso sehr 
Delpher wie Boioter; er lebte im Alter in D. und 
bekleidete dort die Priesterwiirde ; mit ihm ist 
ein Stiick delphischer Geschichtc so eng verkniipft, 
dass er auch in diesem Abriss nicht von seiner 
Zeit getrennt werden kann. Und endlieh die 
einzige erhaltene ausfuhrliche Beschreibung des 



Bourguet Bull. hell. XVII 343—409). Unter- 
dessen hatte H. Pomtow in mehrfachen Besuchen. 
an die sich auch erfolgreiche selbstandige Gra- 
bungen kntipften, den Grand zu eigener griindlicher 
Kcnntnis des delphischen Terrains und der Inschrif- 
ten gelegt, die er als zweiten Band der Inscrip- 
tiones Graeciae septentrionalis bearbeitet. Seine 
Ausbeute betrug 335 neue Inschriften, von denen 



2525 



Delphoi 



Delphoi 



2526 



er bisher etwa ein Drittel veroffentlicht hat. Die 
immer grosser und greifbarer werdenden Plane 
der Ecole francaise, das Werk Foucarts und 
Hausoulliers zu vollenden, notigten zu immer 
neuem Aufschube, der aber der Wissenschaft iu- 
sofern zu gut kam, als Pomtow unterdessen 
das weitschichtige Material in den Beitr. zur 
Topogr. von D. 1889 und in den Fasti Delphici 
in den Jahrb. 1889, 1894, 1897f., sowie in zahl- 
reichen Aufsatzen in den letzten Biinden des Eh. 
Mus. und Philol. durcharbeitete. Einen schonen 
Einzelfund machte Nikitsky Herm. XXVII (1892) 
619ff. (dessen Hauptwerk leider in russischer 
Sprache geschrieben ist). Endlieh begannen am 
10. October 1892 die grossen Ausgrabungen unter 
Leitung von Ho mo lie. tiber deren Ergebnisse 
liegen vorlaufige Berichte in den Banden des 
Bull. hell. 1893—1898 und den Comptes rendus 
der Academie des inscriptions vor; eine Eeihe 
von Prachtstucken , auch eine nicht geringe An- 
zahl fiir Geschichte, Chronologie der Beamten, 
Topographie bedeutender Texte ist veroffentlicht; 
aber die grosse Masse harrt noch der systema- 
tischen Herausgabe. Wenn Pomtow 1889 die 
Zahl der delphischen Inschriften auf etwa 1075 
schatzte, so mag sie jetzt die fiinf- bis sechsfache 
Hohe erreicht haben; die franzCsischen Inventar- 
nummern gehen bis in die Viertausende, wenn 
auch natiirlich Fragmente, die einzeln gezahlt, 
nachher zusammengesetzt sind, diese Zahl etwas 
herabmindern werden (Pomtow Berl. phil. Woch. 
1899, 250). An der Bearbeitung haben sich 
neben Homolle namentlich Colin, Couve, 
Bourguet, Perdrizet beteiligt. Die Sammlung 
von J. Baunack in den Griech. Dial.-Inschr. Ill 
nr. 1683 — 2993 ist durch den sprachlichen Zweck 
dieses ganzen Unternehmens beschrankt und ent- 
behrt noch der Indices, durch die eine Inschrift- 
sammlung erst brauchbar wird. Erst wenn das 
ganze Material herausgegeben und mit Beniitzung 
der anderweitigen, weitverstreuten und iiberreichen 
Uherlieferung verarbeitet ist, wird ein Meister es 
wagen kOnnen, als Frucht langjahriger Studien 
eine Geschichte D.s zu schreiben. Wer sich jetzt 
uberhaupt an den Gegenstand heranwagt, darf 
keinen Zweifel dariiber lassen, dass er nur eine 
Skizze zu bieten vermag, und muss sich damit 
begniigen, wenn spatere Funde in derselben nicht 
allzu grobe Verzeichnungen zum Nachweis bringen. 

II. Geschichte. 

1. Bis zum erstenheiligen Kriege. Ober- 
halb der Stadt Krisa lag die alte Cult- und Orakel- 
statte Pytho. Es ist ein Ortsname wie andere. 
dessen Etymologie fur die Erkenntnis des Wesens 
der dortigen Culte und religiesen Vorstellungen 
vollig gleichgoltig ist; wahrscheinlich bezeichnet 
er die Beschaffenheit des Steines, wie im Schwei- 
zer Bergnamen ,Faulhom' (A. Mommsen Delph. 
13). Die antike Ableitung Ilvd-wv (gen. -firog 
oder TFv&d) gen. -ovg) von .^v§-ea{)ai ist schon 
sprachlkh verfehlt (Apollod. bei Strab. IX 419. 
Plut. de E apud DelplL 2; Wortspiel bei Soph. 
Oed. E. 603) ; die von mr&siv ,faulen machen' ver- 
tritt schon der homerische Ehapsode (h. in Ap. 
Pyth. 190ff.). Die homerischen Gedichte kennen 
nur diesen Namen, der sich auch spiiter in der 
Dichtersprache halt; erst Herakleitos (bei Plut. 
Pyth. orac. 21 ; wohl mit Unrecht bestritten) und 



der homerische Hymnos auf Artemis XXVI 14 
haben den spater iiblichen, fiir Stadt und Volk 
gebrauchten Aekyol, dessen einheimische Form 
nach Ausweis der Miinzen bis zur Mitte des 
4. Jhdts. v. Chr. Aalyoi lautete (SvoronosBull. 
hell. XX 1896, 13. 19—27), wahrend die Aioler 
Bsktpoc sagten (IGS I 2418 und sonst). Die Stelle 
war nach Ausweis von Scherben, die unter dem 
Tempel und an seiner Westfront gefunden sind, 

10 schon zur Zeit der sog. mykenischen Cultur be- 
wohnt (Bull. hell. XVIII 1894, 181; ein Insel- 
idol, das in oder dicht beim Dorfe Kastri ge- 
funden sein soil, bei J. Schmidt Athen. Mitt. 
VI 1881, 361), und viele wechselvolle Schicksale 
waren iiber sie seitdem hingegangen, als der ver- 
haltnismassig spate Dichter der Aixal (Ilias IX 
40 Iff.) den Achilleus die reichen Schatze ver- 
schmahen lasst, die die steinerne Schwelle (/.divog 
ovSdg) des Schutzen Phoibos Apollon im felsigen 

20 Pytho (Ilvftoi) einschliesst. Der Schiffskatalog 
(II 519), der ilv&wva msTQipoaav unter den Orten 
der Phoker vor der heiligen Krisa nennt, und der 
Gesang des Demodokos , Od. VIII 74f. , hangen 
von der Iliasstolle ab: Agamemnon befragt hier 
das Orakel vor dem troischen Kriege, die steinerne 
Schwelle uberschreitend, und als nachher Odysseus 
und der Pelide in Streit geraten, freut er sich 
iiber die Erfiillung des geweissagten Vorzeichens 
eines guten Ausganges. Die Erwahnung in der 

30Nekyia (XI 576) gehert erst ins 6. Jhdt. Eine 
zusammenhangende Erzahlung von der Entstehung 
des delphischen Cultes giebt der homerische 
Apollonhymnos, der freilich, nm recht verstanden 
zu werden, in seine verschiedenen Bestandteile 
aufzulOsen ist. Eine Quelle gab die Legende von 
Krisa. Diese im 8. und 7. Jhdt. machtige Stadt 
beherrschte die Pleistosschlucht und die Strasse 
nach Panopeus und weiter nach Orchomenos und 
nach Theben , aber auch die andere , die nord- 

40 westlkh am Parnass vorbei nach Doris und Lamia 
fiihrte. An dem tiefeingeschnittenen Meerbusen 
von Itea besass sie die anscheinend befestigte 
Hafenstadt Kirrha; sie beherrschte sowohl die 
fruchtbare Ebene (Kqiooiov xebiov), wie auch den 
korinthischen Golf, der im Hymnos v. 253 Kow>jg 
xoXxog heisst. Die Griindungssage von Metapont 
bewahrt die Erinnerung an einen Herrscher Dau- 
lios von Krisa (Strab. VI 265); nach der Argolis 
iiber greift die Genealogie des Pylades, dessen 

50 Vater Strophios ein Sohn des Krisos und Enkel 
des Phokos genannt wird und die Schwester des 
Agamemnon heiratet (Asios frg. 5 Ki. Schol. Eur. 
Or. 33; zu Grunde liegt nach v. Wilamowitz 
Aesch. Orestie II 251 eine delphische Orestie. 
die auch Pindar Pyth. XI 12ff. im Auge hat und 
die sicherlich noch ins 7. Jhdt. gehert, als Krisas 

, Name etwas bedeutete). 

Am Hafen von Kirrha lag ein Altar des Apol- 
lon Delphinios; den hatte Apollon sich selbst cr- 

60 baut, als er kretische Schiffer aus Knosos in Del- 
phingestalt wider ihre urspriingliche Absicht da- 
hin geleitet hatte. Von da hatte er sie den 
Berg hinauf als schOner Jungling, die Phorminx 
spielend, in seinen Tempel gefiihrt, wobei sie den 
' biTtairjfov nach ihrer heimischen kretischen Weise 
sangen, und zu"Dienern seines Cultes, zu seinen 
ogyioveg auserkoren, denen er, wenn sie gerecht 
bleiben, ein gliickliches Dasein voraussagt. Auf 



2527 



Delphoi 



Delphoi 



2528 



das interessante cultliche Detail kommen wir nach- 
her zuriick. Die andere. mit dieser geschickt ver- 
wobene Legende lasst den Gott vom Olymp kom- 
men; er geht an den Orten, wo er spater auch 
Verehrung genoss, voriiber; sie erscheinen ihm 
minderwertig ; die boiotische Quellnymphe Tel- 
pusa redet ihm auch die Absicht aus, bei ihr zu 
wohnen; im Gebiet von Krisa erst bleibt er; 
unter dem Parnass baut er die breiten und sehr 
langen Fundamente ; darauf errichten Trophonios 
und Agamedes den Id'ivog ovSog , und das Volk 
baut den Tempel. Darauf totet der Gott die 
Schlange (Sgdxaiva), die nahe dem Tempel bei 
einer schonen Quelle hauste. Der Todeskampf des 
Scheusals, das Hirt und Herden verschlungen, 
wird behaglich ausgemalt, und mit Breite ver- 
weilt der Gott bei dem Verwesen des Leichnams, 
von dem der Ort ITv&d>, der Gott Ilv&iog heissen 
soil (s. o.); I'aede trouve sans doute que le ca- 
davre d'un ennemi sent toujours bon; ear il s'at- 
tarde un peu longtemps a sa leeon d 'etymologie 
(Bouche'-Leclercq Hist, de la div. Ill 68). 
Nebenbei ein Zeichen, dass der Dichter besonders 
stolz darauf ist, d. h. dass er die Etymologie 
selbst gefunden hat. 

Dies der Hauptinhalt der iiberaus wertvollen 
Urkunde. Sie zeigt uns Apollon als Aekqiivto; und 
als Ilv&iog, als Gott der Schiffahrt in Delphinen- 
gestalt und als ruhmreichen, segenbringenden 
Drachento'ter. 7ffi#<oj ist der Gott von Ilv&m, 
also, wird man zunachst schliessen, Aelquvwg der 
Apollon von Ae/.qroi. Daraus wiirde die religions- 
geschichtlich iiberaus wichtige Thatsacbe folgen, 
dass alle IIv&ioi und Aslcpinoi aus D. stam- 
mer). Fur die HvOioc wird dies gelten kOnnen 
(auch fur das IIv&iov am Olymp, von dem man 
zuviel hat wissen wollen, wird es gehen); fiir die 
Asltfivioi mOgen wir daran denken, dass der Name 
Afltpoi erst relativ spat durchgedrungen ist, wah- 
rend der Cult des Ae).<plviog schon in sehr alter Zeit 
weit verbreitet war, und deshalb fiir mOglich hal- 
ten, dass D. nach dem Delphinios benannt ist, 
wie Athenai von Athena, Eleusis von der Eleu- 
sinia. Das ist die Meinung von Kretschmer 
Einl. in die Gesch. dergriech. Sprache 420. Jeden- 
falls ist der Delphin als redendes Wappenauf 
den Miinzen von D. (Head HN 288f.), und finden 
sich der Ae/.yiviog und der ITv&cog, so verschieden 
ihre Bedeutung ist, meist zusammen, und meist 
in deutlichem Zusammenhange mit D. Falls sich. 
was ich kaum glauben mochte, die von so vielen 
geteilte Anschauung des Hymnos bestatigen sollte, 
dass der Delphinios aus Kreta kam, so hat D. 
dafiir den Kretern seinen Pythios zuruckgegeben. 

Der Hymnos setzt voraus einen stattlichen 
Tempel. Durch viele Dreifiisse hindurch geht 
der Gott in sein Adyton (265): dort entziindet er 
eine machtige Flamme , das ist die earla, die 
spater eine grosse Rolle spielt. Seine ogyioveg, 
d. i. ooyeiove; (W. Schulze Quaest. ep. 254f.) 
= attisch ogyecoveg , schlachten ihm die Opfer- 
tiere, S chafe, deren die zahlreichen Besucher 
immer bringen werden; mit Paian und 6/.o).vyr) 
der Frauen wird seine Epiphanie begriisst, und 
wie Zeus in Dodona aus der Eiche, weissagt er 
lx ddrprtjs (215). Die Worte aber, welche fiir 
den Fall des Ungehorsams und der vjigig eine 
ewige Knechtschaft unter atj.oi o-t]/.idvTogeg avdgeg 



androhen (362 — 366), darf man wohl als ein nach- 
tragliches Einschiebsel ansehen, welches die zum 
ersten heiligen Kriege fiihrenden Vorgange und 
dessen Folgen zur Voraussetzung hat: Krisa zer- 
stSrt, die ogylovcg zu Tempelsclaven degradiert. 
Denn das Cultpersonal anderte sich ja gewaltig: 
der Hymnos kennt noch keine Pythia, auch keine 
enthusiastische Mantik. Er kennt auch keine 
Verschuldung des Gottes durch den Drachenmord, 

10 und schweigt von Poseidon uud Dionysos. Das 
ist eher 8. als 7. Jhdt. 

Uber die apollinische Religion und die Feste 
derselben s. den Art. Apollon. Es ist natiir- 
lich, dass beim Zutritte neuer Getter starke Ver- 
schiebungeneintraten; namentlich beimEindringen 
der dionysischen Religion. Besonders wird die 
Ankunft des Apollon gefeiert; nach dem Hymnos 
kommt er, sei es vom Olymp, sei es aus Kreta; 
nach dem Liede des Alkaios von den Hyperbo- 

20reern (PLG III 147f. Preller-Robert 'Gr. M. 
I 242ff. Crusius in Roschers Lex. I 2805ff„ der 
das Verdienst hat, die delphischen und delischen 
Traditionen geschieden zu haben). Er kommt nach 
dem Dichter im Sommer, d. h. im Friihjahr, 
wenn die Nachtigallen und Cicaden singen. Diese 
erste Epiphanie wird in besonderen Farben ge- 
malt; fiir das Festjahr muss sie sich in jedem 
Friihlinge wiederholen, wahrend in jedem Winter 
der Gott bei seinen Verehrern jenseits des Nord- 

30 windes weilt. Und in jedem Hochsommer wird 
dann der Kampf mit dem Drachen gefeiert sein. 
In den Versen des Hymnos, die ihn beschreiben, 
ist schon der spater kunstvoll ausgebildete vo,uog 
IIv&io; im Keime enthalten. 

Zu Apollon gehOren seine Eltern Zeus und 
Leto und seine Schwester Artemis. Der letzteren 
wurden in D. wie in den meisten griechischen 
Staaten urn die Friihjahrsnachtgleiche Feste ge- 
feiert (Evxfota , 'Agraphia und Adcpgia in der 

40 Labyadeninschrift Bull. hell. XIX 1895, 5ff.); 
Zeus wurde, je mehr sich die griechischen Staaten, 
namentlich die dorischen , consolidierten und je 
grtisseren Einfluss das Orakel auf sie gewann, 
ran so mehr der eigentliche Hauptgott, dessen 
Willen zu kiinden Apollons Beruf ist. Neben Zeus 
steht seine Tochter Athena, in D. von altersher 
als TiQovala, d. h. gewissermassen als die Gottin, 
die den Eingang zum Apollonheiligtum hiitet, 
hochgeehrt. Zeus und Athena sind ja in der 

50 spartanischen Rhetra die eigentlichenStaatsgotter; 
und sie sind es, meist in umgekehrter Folge, die 
Gottin an erster Stelle, auch an vielen anderen 
Orten. 

Verhaltnismassig spat eingedrungen in den 
Kreis der delphischen Gottheiten ist Hera, die 
im homerischen Hymnos eine feindliche Stellung 
, einnimmt, da sie den Typhon gebiert, der bei der 
Schlange aufwachst (v. 127ff.j; in Krisa freilich 
finden wir sie auf der doch vor der Zersttrung 

60 der Stadt. also im 7. Jhdt., geweihten Doppel- 
eschara mit Athena im Cult vereint (IGA 314), und 
der Monat nach der Herbstnachtgleiche gehort 
ihr. Spat, d. h. nach Apollon, ist auch Herakles 
nach D. gekommen ; hier sind die gesehicht- 
lichen Griinde noch klar ; es is't der dorische Ein- 
fluss. Ein noch spaterer, dafiir urn so wichtigerer 
Eindringling ist Dionysos. Aber es gab auch 
Gotter , die ein hoheres Alter als Apollon bean- 



2529 



Delphoi 



Delphoi 



2530 



spruchten. Dies waren die ErdgOttin, die unter 
vielen Namen verehrte, bald Gaia, bald Themis, 
anderwarts auch Demeter, und derErderschiitterer, 
der auch das Meer beherrscht, Poseidon oder del- 
phisch Poteidan. 

Poseidon hatte noch im spateren Apollontempel 
seinen Altar (Paus. X 24, 4); das Geschlecht 
der Labyaden verehrte ihn als ipgdrgiog (Bull, 
hell. XIX 1895, 5ff.). Wahrscheinlich fiel 



Hesiod sah (Theog. 498ff.), halten ihnUlrichs 
Reisen und Forschungen 93 und andere; vgl. o. 
Bd. II S. 725. Spater war er aus Marmor, Paus. X 
16, 3, und auf jeder Seite war (vor der Zeit des 
phokischen Krieges) ein golden er Adler angebracht, 
einem Mythos zufolge, dass die Tiere, von den 
beiden Enden der Erde kommend, an dieser Stelle 
zusammengetroffen waren (Schol. Pind. Pyth. IV 
4. Strab. IX 419. Plut def. orac. 1. Relief aus 



sein Hauptfest in den Monat vor der Winter- 10 Sparta, darstellend den Omphalos mit den Adlern 



sonnenwende, den IIoixQontog, entsprechend dem 
ionischen Brauche (IIoiTQoma im Labyadenge- 
setz , s. o. ; Jloirgdmog = ion. IToacSscov nach 
A. Mommsen Delph. 277f.). Sein Diener Pyr- 
kon erscheint als Beigeordneter der Chthonie-Ge 
in der Eumolpie des Musaios (frg. 12 Kern bei 
Paus. X 5, 5), die schwerlich lange vor dem 6. 
Jhdt. in Attika entstammt ist. Ein besonderes 
Heiligtum der Ge gab es noch zu Plutarchs 



auf den beiden Seiten, rechts Artemis, links Apollon, 
bei P. Wolters Athen. Mitt. XII 1887, 378ff. und 
Taf. Xn. Paus. X 16, 3). Ein ausgegrabener 
Omphalos, wohl ein Weihgeschenk, wird erwahnt 
Bull, hell, XVIII 180; auch anderorten weihte 
man Omphaloi, so im Heiligtum des Apollon Ere- 
thimios auf Rhodos (IGIns. I 733). Jedenfalls 
war er spater das Symbol der apollinischen Mantik 
und stand als solches im Tempel (Schol. Luc. 



Zeiten im Siiden des Tempels (de Pyth. orac. 20 de salt. 38. Eur. Ion 223f.); dass er ausserhalb 
17), rriiher mit Musencult verbunden. Aischylos ™ ..-...-.- 

(Eumen. Anf.) denkt sich Gaia als jigcoro/uavzig, 
deren Nachfolgerin Themis ja auch von der Erd- 
gOttin nicht verschieden ist, und weiter malt es 
Euripides aus (Iph. T. 1245ff.). Der Drache hiitet 
das fiavrsTov x^dviov, und als ihn Apollon noch 
als Kind auf den Armen der Mutter getotet, 
sendet Themis zukunftkiindende Traume den Men- 
schen, und ihre Mutter Gaia nimmt so dem Apollon 



des Tempels stand, ist ein alter Irrtum, zu dem 
die falsche Erklarang von Paus. X 16, 3 gefiihrt 
hat. 

Wenn Ge und Poseidon in D. anerkannter- 
massen alter sind als Apollon, so kennzeichnet 
sich Dionysos als ein spaterer, wenn auch sehr ein- 
flussreicher Eindringling. Es giebt ja keinen 
griechischen Gott, dessen Ankunft an den vielen 
Statten seines Cultus mit so gluhenden Farben 



die Ehre des Orakels, bis Apollon von Zeus die 30 geschildert ist, wie es bei Dionysos geschah. 



Abstellung dieser Traume erbittet. Denn eine 
Felsspalte, ein oropa yfjg, aus dem ein kuhler, 
eigenartiger Luftzug herauskam, war nach der 
Ansicht der Alten der Ausgangspunkt des ganzen 
Orakelbetriebs. Dass es mit solchen LuftstrO- 
mungen seine Richtigkeit hat, bezeugt von neueren 
Reisenden namentlich Pomtow Beitrage 32, 2. 
Die Quellen sind freilich jung: Diod. XVI 26. 
Iustin. XXrV 6. Plut. def. orac. 42 ; ganz phan 



Wenn Plutarch sagen konnte (de E apud Delph. 
9), dass Dionysos nicht minderen Anteil an D. 
hat als Apollon, und wenn in spaterer Zeit im 
Giebel des Apollontempels neben Apollon, den 
Musen u. s. w. auch Dionysos und die Thyiaden 
dargestellt waren (Paus. X 19, 4), so gingen 
andere sogar so weit, Dionysos fiir einen Vor- 
ganger Apollons zu erkliiren ; er habe auf dem pro- 
phetischen Dreifuss neben Styx Orakel gegeben, 



tastisch Lucan. Phars. V 79ff. u. s. w., und die 40 wie Python neben Themis (Hypoth. Pind. Pyth! 



es beschrieben, hatten schwerlich Gelegenheit ge- 
habt, es zu spiiren. In der Nahe des Spaltes 
befand sich der Omphalos (s. d.), in zahlreichen 
Stellen bei Pindar und den Tragikern Ta? dfi- 
<pa).6g genannt (gesammelt von Ulrichs Reisen 
und Forschungen 1 93), der Nabel, d. h. der Mittel- 
punkt der Erde, wie die Insel der Kalypso in 
der Odysse (I 50) der Omphalos des Meeres (beide 
Omphaloi stellt zusammen Epimenides frg. 4 K 



p. 297 Boeckh). Soweit mit den Orphikern, deren 
Vorstellungen hier wohl zu Grande liegen, zu 
gehen, werden wir uns nicht entschliessen kOnnen. 
Immerhin spricht der Festkalender dafiir, dass 
Dionysosfeste schon zu einer Zeit eingefuhrt worden 
sind, als die alte Oktaeteris noch bestand, d. h. 
vor der Zeit der vierjahrigen Pythien (s. u.) ; denn 
alle acht Jahre wurde die Charila , ein Siihnefest, 
bei dem die Anfiihrerin der Thyiaden erne wich- 



p. 234), der Umbilicus Romae das Centrum des 50 tige Rolle spielte (Plut. quaest. gr. 12. A. Momm- 



romischen Strassennetzes ist ; also gewissermassen 
ein opo?-Stein, fiber dessen Bedeutung in Alter- 
tum und Neuzeit tiefsinnige Betrachtungen an- 
gestellt sind. Zum Grabe des Python macht ihn 
Varro de 1. 1. VTI 304 {Pytlwnos tumulum) ; auf 
einer Amphiktionenmflnze umgiebt ihn auch die 
sepulcrale Schlange; diese Tholosform mOchte E. 
Rohde Psych. I 2 132ff., der in seiner sehr an- 
regenden Darstellung dieser Probleme hier dem 



sen Delph. 250, und die Herois, ein .allgemeines 
Seelenfest' (Rohde Psyche IP 45, 1) gefeiert, bei 
dem die Ruckfiihrung der Semele aus dem Hades 
zur mimischen Darstellung kam. Spater war das 
Hauptfest trieterisch. Im Dadophorios (Fest Aat- 
6a<p[6(iia] der Labyadeninschriftj , dem ersten 
Wmtermonate, etwa unserem November entspre- 
chend, verstummte der Paian; der Pithyrambos 
trat auf drei Monate fiir ihn ein (Plut. de E ap. 



^ar™ folgt, jils_dM eigentlich Bedeutsame an-60l>elph. 9). In niichtlicher Feier zogendie Thyi- 

■^„,o 00 „i™ „,„ 1,1 tt •■ a d ei]) em theilweise aus attischen Frauen be- 

stehendes Priestercollegium, auf den Parnass. den 
recht eigentlich dem Dionysos geheiligten Berg, 
und suchten das neugeborene Gotterkind, den 
Aixvkrjg, wahrend die fiinf Hosioi im Heiligtum 
des Apollon ein geheimnisvolles Opfer darbrachten 
(Plut. Is. et Os. 35). Denn zum mindesten seit 
der Erneuerung des Tempels, die dem dritten 

80 



sehen; danach ware es also ein kleines Kuppel 
grab, unter dem der Erdgeist Python zur Zeit 
des alten Erdorakels lebend in der Tiefe hausend, 
spater zur apollinischen Zeit begraben gedacht 
worden sei. Die Idee vom Erdmittelpunkt sieht 
Rohde fiir ein Missverstandnis an. Gegen VaiTo- 
Preller-Robert Gr. M. I 266, 1. Fiir einen 
Fetischstein gleich dem des Kronos, den schon 
Pauly-Wissowa IV 



2531 



Delphoi 



Delphoi 



2532 



2533 



Delphoi 



Delphoi 



2534 



heiligen Kriege folgte. besass Dionysos ein avzgov 
(Dionysoshymnos Bull. hell. XIX 1895, 393ff. 
S.-Ber. Akad. Berl. 1896, 457f.), das der gleich- 
zeitige Philochoros sein Grab nennt (frg. 22); 
hier war der Gott nach der in der rhapsodischen 
Theogonie des Orpheus im 6. Jhdt. v. Chr. aus- 
geffihrten Sage hestattet, als ihn die Titanen zer- 
rissen hatten. Fur den dionysischeu Orgiasmus 
ist auf denArtikel Dionysos zuverweisen; am 
schOnsten hat ihn dargestellt B. Rohde Psyche 10 
U2 1—37, seine Aufnahme in Griechenland 38ff., 
sein Zusammcntreffen mit dem Apolloncult und 
die gegenseitige Beeinflussung beider GOtter 56ff. 
Der wichtigste Einfluss, den die Dionysosreligion 
auf D. auslibte, bestand in einer volligen Um- 
gestaltung der Mantik. Dionysos war in Thra- 
kien und an anderen Orten ein Orakelgott (Paus. 
X 33, 1. Cornut. 30. Plut. quaest. symp. VHI 10, 
2. Rohde 112 59, 2); nun trug er das orgiasti- 
sche Element, die Ekstase, auch in die apolli- 20 
nische Weissagung hinein. An die Stelle der 
kretischen Orgionen, die aus dem Eauschen des 
Lorheerbanms den Willen des Gottes kfindeten, 
und der alten Losorakel, der Qgial (s. d.), die 
nach Lobeck Agl. 813 sogar die eigentliche tech- 
nische Bezeichnung fur die Orakelerteilung av- 
aiQstv = sortes toltere geliefert hatten, trat ein 
Weib, die Pythia, sie bestieg deri Dreifuss, der 
fiber dem alten azofia yfjg aufgestellt war, und 
die Propheten fassten ihre im Enthusiasmus aus- 30 
gestossenen Worte in die Form der Orakelspriiche. 
Die Bedeutung, die das Weib im delphischen 
Cultus hat, ist dionysisch, wie die Bakchen und 
Thyiaden dionysisch sind. Wann diese Umge- 
staltung erfolgte, ist unsicher ; ich vermute,_ dass 
sie eine unmittelbare Folge des ersten heiligen 
Krieges war, der die alten krisaeischen Familien 
beseitigte — die Spateren, das Drama, Herodot 
ii. a. konnten sich D. naturlich nicht mehr ohne 
Pythia denken. Damit soil jedoch nicht geleug- 40 
net werden, dass schon in frfiherer Zeit Orakel 
in der einzigen damals geliiufigen Kunstform, der 
des Hexameters, gegeben sind, so viele auch von 
den uns iiberlieferten apokryph sein werden. 

Erst nach dem Eindringen des Dionysoscultus 
ist der delphisehe Kalender in der Form ent- 
standen, wie wir ihn aus den spateren Inschriften 
durch die Untersuchungen von A. Kirchhoff 
S.-Ber. Akad. Berl. 1864, 129ff. A. Mommsen 
Delphika 119ff. Bischoff De fastis (Leipz. Stud. 50 
VII) 351ff., zu denen das wichtige Vereinsstatut 
der Labyaden gekommen ist, kennen. Das Wich- 
tigste und zugleich Sicherste davon ist in die neben- 
stehende Tabelle aufgenommen; weitere mehr 
oder weniger siohere Combinationen, sowie Belege 
bei Mommsen, der sich auch mit der delphischen 
Zeitrechnung eingehend beschaftigt (besonders 
153f.); vgl. dazu Ad. Schmidt Handbuch der 
griech. Chronologie 70—72. Die alte Einheit 
war die Oktaeteris. oder Ennaeteris, ein Zeitraum 60 
von acht Jahren, innerhalb dessen die Rechnungen 
nach Sonne und Mond durch Schaltungen yon 
Monaten ausgeglichen wurden. Sie spielt in viele 
alte Sagen hinein, wie die thessalische von der 
. Dienstbarkeit des Apollon bei Admetos, und hangt 
mit den schon zum Teil erwahnten Festen Sep- 
terion, Hcrois und Charila zusammen: auch die 
Pythien sollen anfiinglich achrjahrig gewesen sein, 




I' 



o . o z> L fc- 

S S S £ 1 2 

-t u > o art 
CO I 2 ' — 



und als man die delphisehe Archontenliste in 
die mythische Zeit hinauf verlangerte, erfand man 
einen 7ZQoaQ%G>v zljv iv [vaszrjgida] (Kern Grun- 
dungsgeschichte von Magnesia [= Inschr. von 
Magnesia 17] und dazu Pomtow Philol. LIV 
1895, _245ff.). 

Die Einrichtung und das Personal 
des Orakels werden uns zwar meist von 
spateren Autoren gesehildert, aber die wesent- 
lichen Zuge mfissen sich sehon in dieser Zeit fest 
gebildet haben. Uber den Ban des Trophonios 
und Agamedes vermag ich freilich nichts weiter 
zu sagen, als was Homer und die Anschauung 
der Polygonmaner lehren; mehr wissen wir erst 
fiber die Zeit, als die Pythia auf dem Dreifusse 
fiber dem Erdspalte weissagte, eine Greisin 
(Aesch. Eum. 38), deren Alter, wie bei der Prie- 
sterin der Artemis Hymnia bei Mantineia (Paus. 
"VTII 5, llf.), damit begrfindet wird, dass ein 
Frevler, derThessalerEchekrates, einst eine jugend- 
liche Pythia entfiihrt hatte (Diod. XVI 26); aus 
vornehmem Geschlecht (naaaiv AeX<pl8mv s^ai- 
qszog Eur. Ion 1323). Mit feierliehem Ornat an- 
gethan (Plut. Pyth. orac. 24, doch vgl. 6), trinkt 
sie von der heiligen Wasserader (Lucian. Hermot. 
60; bis accus. 1. Kohde Psyche 112 58, i f wie i n 
Klaros ; das Wasser wohl die Kassotis) und kaut 
Lorbeerblatter (Luc. bis accus. 1) und Gerste 
(beides Plut. P}^. orac. 6); dann gerat sie in 
Verzfickung und weissagt, sfifiezgd rs xai auszga ; 
auch diese aber bringen 7zoir)zai zirsg vTiovoyovvzsg 
z<p isgrS in Verse (Strab. IX 419). Den Grand 
der Verziickung suchen viele, jedenfalls auch der 
Stoiker Chrysippos, in einem unterirdischen Luft- 
strom, einem divimts adflatus (Cic. divin. I 38 aus 
Chrysippos. Rohde Psyche 112 58, 1, vgl. Strab. 
IX 419 jcvEv/ia sv&ovotaazixov und schon die eu- 
hemeristische Darstellung des Diod. XVI 26, die 
auf eine Geschichte des dritten heiligen Krieges 
zuriickgeht). In der Kaiserzeit gab es nur eine 
Pythia; friiher, als der Andrang grosser war, 
lOsten sich zwei bis drei in der anstrengeuden 
und aufregenden Thiitigkeit ab (Plut. def. orac. 
9). Lhr zur Seite stehen als vornehmste Tempel- 
beamte zwei Priester. die jedenfalls im 2. Jhdt. 
v. Chr., wahrscheinlich auch vorher lebensliing- 
lich gewahlt wnrden (Priesterlisten : Pomtow 
Jahrb. f. Phil. 1889, 513ff. 1894, 497fF. 657ff.; 
Philol. LIV 1895, 211ff. 356ff. 587ff. Baunack 
Dial. Inschr. H5S. 635ff. ; die von Nikitskv 
geteilte Ansicht Pomtows Philol. LIV 597f., 18, 
dass Priester- und Prophetenamt identisch. d. h. 
dass die Prophetie den wichtigsten Teil des Amtes 
der beiden Priester bildete, streitet wohl nur 
scheinbar mit Plut. def. orac. 51, wo zuerst die 
opfeniden iegetg, dann der xgo<pr'jz>]g Niy.ardgog 
genannt werden). Auch die ffinf Saiot, ebenfalls 
lebenslanglich, aus Deukalions Geschlecht, waren 
zu Plutarchs Zeit (def. or. a. a. O.: quaest. gr. 
9) bei der Orakelbefragung zugegen, wiihrend der 
auf Inschriften Ofter vorkommende vemxooo; ur- 
sprfinglich wohl niedere Dienste ausfiihrfe (wie 
der euripideische Ion). 

Kenner der russischen Sprache finden in Ki- 
kitskys Delph. epigraph. Studien eingehende 
ErOrterungen fiber die Priester des pvthischen 
Apollon (S. 128—162), das Neokorat. das nicht 
als eine aoyj}, sondeni als eine lebenslangliche 



Hierodulie erklart wird (S. 163 — 182) und fiber 
die zahlreichen anderen Tempelbeamten (S. 183- 
211) [nach Mitteilung von Pomtow]. All das 
wird man erst fibersehen kOnnen, wenn die In- 
dices zum delphischen Inschriftencorpus vorliegen. 
Diejenigen, welche, kamen, nm das Orakel zu be- 
fragen, hiessen foonQonoi. Sie haben sich in 
der Kastalia einer (symbolischen ?) Reinigung unter- 
zogen (Ulrichs Reis. u. Forsch. I 48f. 55f.); 

10 vor dem Tempel opfern sie einen ne/.avog und 
Schafe (Eur. Ion 228f.; Androm. Ill Iff. g/iavga) 
oder Ziegen (Ziegen aiif den Miinzen hauflg ; vgl. 
die Stiftungslegende Diod. XVI 26), wobei die 
Priester die Pflicht hatten, die Opfertiere genau 
zu untersuchen, ob sie geeignet waren (Plut. def. 
orac. 49); vornehmere Opfertiere konnten meist 
nur Reiche und Staaten erschwingen. Das Los 
(Aesch. Eum. Anf.) entschied fiber die Reihen- 
folge der Zulassung, soweit nicht einer oder der 

20 andere die Ehre der ngofiavzua erhalten hatte (oft 
in Inschriften) ; wer an die Reihe kam, durfte das 
fidvzov selbst betreten (Orakel Herodot. VII 140 
<U/.' "toy If aSvzoio). Ausgeschlossen waren Frauen 
von der Befragung (Plut. de E ap. Delph. 2). 

Gegenstand der Orakelbefragung, In- 
halt und Form der Orakel. Allgemeine 
Wirksamkeit des Orakels. Plutarch redet 
von der alten guten Zeit des Orakels, wo noeh 
nicht der erste Beste wegen Sclavenkaufs oder 

30 um einer Arbeit willen den Gott bemfiht habe, 
sondern Stadte und KOnige und Tyrannen die 
Fragesteller waren (Pyth. orac. 26). Das mag 
halb und halb fur die Glanzzeit gelten ; aber der 
Anfang jedes Orakels wird darin bestehen, dass 
die Umwohner kommen und nach ihren kleinen 
Privatangelegenheiten fragen, die doch fur den 
einzelnen meist das Wichtigste sind. Solche 
Fragen waren « yafitjoovaiv , si ovfiqiEgei aXsTv, 
el yscogyuv, si cutodrjfisiv (Plut. de E ap. Delph. 5) 

40 oder si yapL^ziov. si n/.svazsov, si Savsiorsov (Pyth. 
orac. 28), xagjzov vjtsq yfjg (Eur. Ion 303) und 
tausend anderes. Mancher fragte sioher auch tiok 
siaidoTzoirjoszai , woftir uns die im Drama behan- 
delten Mythen, in so vielem das treue Spiegel- 
bild ihrer Zeit. zahlreiche Beispiele liefern (La'ios ; 
Aigeus Apd. Ill 207; Xuthos und Kreusa Eur. 
Ion u. s. w.). Eine ungewolmliche Frage stellte 
Isyllos von Epidauros durch einen Vertrauens- 
mann: ob er einen Paian, den er dem Asklepios 

50 gedichtet, in Stein hauen lassen solle (v. Wi la- 
mo wit z Isyllos 13f.). Es gab auch vorwitzige 
und verwerfliche Fragen tisqi d-rjaavQmy i) y.'/.-q- 
qovofuoyv rj ydficov xaQa.v6fio)v (def. orac. 7|. Xe- 
nophon fragte, bevor er zu Kyros ging. welchem 
Gotte er opfern mfisse, um seine Reise, die er 
plante, am besten auszufuhren und heil nach 
Hause zu kommen, und wurde deshalb von So- 
krates gescholten wegen falscher Fragestellung ; 
er hatte zuerst fragen sollen xozsgor '/xoor s'tj 

60 avzip .-toosvso&cu i] usrsiv. Aber nun mfisse er 
dem Gott gehorchen (Xen. anab. HI 1. 6f., 
vgl. Pomtow Jahrb. 1883, 359). Eine doppelte 
und mehrfache Befragung des Gottes zur Er- 
ganzung oder Erklarung des ersten Bescheides 
war also offenbar fiir den Privatmann eben- 
sowenig etwas -Ungewuhnliches wie fiir Stadte 
und KOnige. Im ubrigen kennen wir diese Art 
von privater Orakelbefragung am besteu aus Do- 



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2536 



dona (s. d.). Aber schon in sehr friiher Zeit be- 
gannen holier Gestellte das Oiakel zu befragen. 
Agamemnon fiberschreitet, bcvor er nach Troia 
zieht, die steineme Schwello, um sich ein Orakel 
geben zu lassen (II. IX 401ff.). Und viele werden 
desgleichen gethan haben, bevor es die Konige 
von Phrygien und Lydien nachahmten. Damit 
ergiebt sich mit Sichevheit fur das 8. Jhdt. eine 
hohe Bliite des Orakels; wie weit wir holier hinauf 



ein Beispiel, dass Apollon durch Knechtesdienste 
bei einem Sterblichen das vergossene Blut der 
Kyklopen siilmenmuss (v. Wilamowitz Isvllos 64. 
71). Ein delphisches Gedicht hat v. Wilamo- 
witz auch fur die Orestessage erschlossen, die 
dann mit dem Cult des Delphinios nach Athen 
wanderte (Aischyl. Orest. II 15ff. ; das attische Del- 
phinion delphisch: Rohde Psyche I 274f.). Die 
Totung der eigenen Mutter befiehlt Apollon dem 



gehen diirfen lasst sich in Zahlen nicht aus- 10 Orestes , er entsiilmt ihn und steht ihm dann 

drucken, da in diesen Zeiten die verlassliche Chro- -^ : ~ n„:^^-t„^„ ^ tw„ a„„ a<«+ 

nologie aufhSrt; aber ganz kurze Zeit konnte 

nicht geniigen, um solche Steigcrung des An- 

sehens vorzubereiten. Bine Cbersicht iiber die 

einzelnen Stamme und Stadte wird das zeigen. 

Von der allgemeinen Thatigkeit des Orakels hat 

E. Curtius Gr. Gesch. 6 I 475ff. ein glanzendes 

Bild entworfen, das von anderer Seite vielfache 

Widerspriiche und Einschrankungen erfuhr. Sicher 

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auch im Gerichtsverfahren bei. Dass der Gott 
von der Religion auch auf das Gebiet der prak- 
tischen Moral herabsticg mit den pythischen Sprii- 
chen, die man naehher den Sieben Weisen zu- 
schrieb, ist unter diesem Stichwort auszufuhren. 
Eine wichtige Rolle spielte das Orakel jedenfalls 
in den Augen der Griechen des 6. und 5. Jhdts. 
bei den Coloniegriindungen. Fast die ganze iiber- 
lieferte Colonialgeschichte zeigt dies. Beispiele 



t es ja, dass unsere historische Uberlieferung 20 sammelt P. Lampros De conditoram coloniarum 
•m der alteren Zeit bei Herodot. Ephoros, Theo- graec. indole praemiisque et hononbus, Diss. Berl. 

1873, 2 — 20. Herodot tadelt den Dorieus, wen 



ii „ . 

von der alteren Zeit bei Herodot, Ephoros, 
pomp u. a. sehr stark durch specifisch delphische 
Traditionen beeinflusst ist, und dass die Priester 
vor Vergewaltigungen und Falschungen nicht 
immer zuriickgeschreckt sind (s. Kyrene). Auch 
hat das Orakel sehr oft nur gutgeheissen, was man 
ihm durch die Frage nahegelegt hatte (darin ver- 
standig Holm Gr. G. I 279). Man muss sich also 
hiiten, die Intelligenz und den weiten politischen 



er eine Colonie ohne Befragung des Gottes iiber- 
nommen (V 42); Kallimachos dichtet (h. in Ap. 
II 55ff.): ,dem Phoibos folgend legten die Men- 
schen Stadte an ; denn Phoibos freut sich immer 
iiber die Grtindxmg von Stadten, und Phoibos 
legt sclbst (wie bei seinem delphischen Tempel) 

— - t die Fundamente'. Und Cicero, der ja fiir D. 

Blick'der Priester zu iiberschatzen. 'Trotzdem30 viel aus Chrysipp eutnommen hat, sagt in einer 



hatten sie zu Zeiten mehr Gelegenheit, die Wiinsche 
und Stimmungen der verschiedensten Seiten kennen 
zu lernen und in gewissem Grade auch auf sie 
einzuwirken, als manche anerkannte staatlichen 
Machte. Dass dies so war, beweisen die Versuche, 
das Orakel in die Hande zu bekommen und als 
Machtmittel zu gebrauchen. Die Amphiktionie, 
Iason, Philipp, die Geschichte des aitolischen 
Bundes sind Belege. Es sind zunachst religiose 



bekannten Stelle (de divin. I 3) : welche Colonie 
hat Griechenland nach Aiolien, Ionien, Asien, 
Sicilien, Italien ohne das Orakel von Pytho oder 
Dodona oder das des Ammon ausgesandt? Wir 
werden diesen spaten Zeugnissen, zu deren Begriin- 
dung das allbekannte Buch des Herodot vollauf ge- 
niigte, keinen iibertriebenen Wert beimessen; soviel 
ist" sicher, dass noch bei den Coloniegriindungen 
des 5. Jhdts. das Orakel eine beratende Stimme 



Fraeen, die Platon im Sinne Athens, aber auch 40 hatte, kamen doch auch wichtige Interessen des 



im allgemein griechischen Geiste dem Gotte zu- 
weist: Stiftungen von Heiligtiimern und Opfer 
und andere Pfiege der Getter und Daemonen und 
Heroen, und die Bestattungen der Toten und wie 
man die Abgeschiedenen gnadig stimmen kann 
(Plat. Rep. 427 b). Beispiele auch aus spateren 
Zeiten zahllos ; darunter die vielen ^ivdoxQijaxoi 
(s. d.) &eoi, fiir den Heroencult gesammelt von 
Rohde Psyche 12 161 A. 177ff. ,Es kommt hinzu, 



Cultus in Frage, den die Tochterstadte aus der 
alten Heimat mit hiniibernahmen. Wie weit sich 
diese tberlieferungen im einzelnen verhalten und 
noch auf hoheres Alter und Glaubwiirdigkeit An- 
spruch haben, wird bei den Einzelstaaten zu 
sehen sein ; und ebenda werden auch manche andere 
Seiten der Thatigkeit des Orakels zur Sprache 
kommen. 

Die Form der Orakel mag in alter Zeit wie 



dass das Orakel alles. was den Seelencult fOrdern 50 spater fur ganz gewohnliche Dinge die prosaische 



und starken konnte, in seinen Schutz nahm 
weit man von einer delphischen Theologie reden 
kann, darf man den Unsterblichkeitsglauben in 
seinen popularen Formen und den Cult der un- 
sterblichen Seelen zu den wichtigsten Bestand- 
teilen dieser Thatigkeit rechnen.' Die Haupt- 
sache ist auch hier, dass das Orakel einem all- 
gemein tief empfundenen Bediirfnis entgegenkam. 
Als eine segensreiche Culturmacht erwies es sich 



gewesen sem, vgl. Plut. de Pj'fh. orac. 19; die 
Ansicht, dass die Pythia zur Zeit des Pyrrhos auf- 
gehOrt habe, metrisch zu reden (Cie. div. II 56, 
vgl. Homolle Bull. hell. IV 1880, 476), ist, wenn 
man sie wOrtlich nimmt, unrichtig nach beiden 
Seiten; schon friiher waren wichtige Orakel bis- 
weilen in Prosa abgefasst (Demosth. XLIII 66 
p. 1072 und iiberhaupt Kultorakel), und spatere 
sind metrisch. Richtig ist nur, dass in der helleni- 



dann durch sein Eingreifen in die alte wilde Sitte 60 stischen Zeitdk Prosa durchaus ubermeg^t 
der Blutrache, die Ermoglichung der Siihne fiir ' " "' " a — - 1 " ''"'' 

vergossenes Blut. Wie der Mythos von der Drachen- 
totung umgeandert wurde. so dass Apollon selbst 
das Blut dieses Scheusals zu siihnen hatte, um 
wieder vOllig rein zu sein, so bietet auch eine 
andere Sage, die um 600 von einem ganz in del- 
phischen Anschauungen lebenden Dichter gestaltet 
ist, dem ,hesiodischen' Verfasser der Koronis-Eoie, 



Lie 

vorherrschende Form der alteren Zeit, und nicht nur 
fiir delphische Spriiche, war der Hexameter; die 
Sprache die episch-ionische. Es sind dieselben 
Einfliisse von Osten her, welche die delphische 
Orakelsprache und die Form der hesiodischen 
Poesie geschaffen haben. Bei der letzteren ging 
oft der poetische Wert iiber die Form (vgl. v. Wi- 
1 a mo wit z Isvllos 73); nicht anders war das bei 



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den Orakeln, die nach Plutarchs Urteil (def. orac. 
5) meist in Metrik und Wortfall nachlassig und 
schlecht gefasst waren. Und da es sich gezeigt 
hat, dass unter den Gedichten des hesiodischen Cor- 
pus, den Eoien, mehrere sicher unter delphischem 
Einfluss entstanden sind, werden die Dichter der 
Orakel und der hesiodischen Lieder zum Teil nicht 
einmal in den Personen verschieden gewesen sein. 
Freitich miissen wir immer betonen, dass die 
Orakelpoesie namentlich im 6. Jhdt. Gememgut 10 
war (Naheres s. u. Orakel). Es verstand sich 
von selbst, dass der Gott auf gewisse, gar zu 
neugierige Fragen nur zuriickhaltend und oft zwei- 
deutig antworten konnte, um seinen Ruf nicht 
zu gefahrden, und dass er, wenn er sich offen- 
kundig geirrt hatte, immer eine sophistische Er- 
klarung, wo nicht eine kleine Falschung bei der 
Hand hatte, um seine Weisheit stets zu recht- 
fertigen. Fiir den Thorenverstand waren die 
Orakel nicht berechnet. 'O ava%, ov to jiavretov 20 
sazi to iv AsXipoig, ovxs ).iyu ovrs xQvnxn, &X)m 
oiifialvei (Heraklit bei Plut. Pyth. orac. 21). 

Die Stellung Delphis zu den griechi- 
schen Stammen his zum heiligen Kriege. 
Pytho wird schon vom Dichter des Schiffskatalogs 
(II. II 519) als phokischer Ort bezeichnet. Die 
phokische Stadt Krisa iibte die Herrschaft iiber 
die Orakelstatte aus, sie beherrschte auch die 
Zugange zum Meere und die Strasse, die nord- 
wiirts am Parnass vorbei iiber Kytinion nach Lamia 30 
fiihrte. Der Einfluss, den D. bei den anderen 
griechischen Stadten gewann. fiihrte dazu, Krisa 
diese Machtstellung zu bestreiten. Kicht nur 
der erste heilige Krieg ist fiir die Emancipation 
D.s von den Phokern gefiihrt ; vielmehr zieht sich 
bis in die Zeit Philipps von Makedonien dieser 
Gegensatz zwischen den geschichtlich begriindeten 
Anspriichen der Phoker und den in der Amphi- 
ktionie verkorperten Bestrebungen, D. von dem 
Nachbarstamme unabhangig zu machen, htndurch. 40 
D.s Kahe war das Ungliick des tapferen phoki- 
schen Stammes ; der letzte glanzend beginnende, 
aber um so trauriger endende Versuch der Phoker, 
ihr altes Recht zu wahren — Onomarchos berief 
sich natiirlich auf den Sehiffskatalog als Rechts- 
grund (Diod. XVI 23) — fiihrte zur fast volligen 
politischen Vernichtung und wurde von den unter 
dem Einfluss der Priesterschaft stehenden Histo- 
rikern in den schwarzesten Farben ausgemalt. 
Bezeichnend fiir den zunehmenden Gegensatz von 50 
D. zu Phokis ist der Umstand, dass die Phoker 
den delphischen Kalender geflissentlich verschmaht 
haben. Wer bedenkt, einen wie enormen Einfluss 
z. B. der delische Kalender auf die Gestaltung des 
Festjahrs bei den Iouiern ausgeiibt hat, wird die 
Bedeutung dieser Thatsache wiirdigen. 

Die Beziehungen Boiotiens zu D. miissen in 
alter Zeit schon sehr vielseitig gewesen sein. wenn 
auch nicht immer freundlich. Am Wege nach 
Chaironeia und Orchomenos lag noch auf phoki- Q(j 
schem Gebiet die Stadt Phanoteus-Panopeus. Eine 
der angesehensten delphischen Patrien stammte, 
w-ie aus der Labvadeninschrift (Homolle Bull, 
hell. XIX 1895, Iff'., D 29ff., vgl. S. 57) geschlossen 
ist, daher. [Pomtow sieht in Phanoteus den 
Kamen der Felsanhaufung Ostlich vom iegor in 
D. selbst, da wo die grosse Felsiuschrift der La- 
byaden liegt, halt aber daneben die Herkunft der 



Labyaden aus Panopeus nicht fiir ausgeschlossen]. 
Hier war die Sage vom Erdriesen Tityos zu Hause, 
der die Leto zu verge waltigen suchte und von Apollon 
und Artemis erlegt wurde (P r e 1 1 e r - R o b e r t Gr. M. 
I 234f.). In der Kopaisniederung lag die Stadt der 
frevlerischen Phlegyer (h. in Ap. Pyth. 99), deren 
Schandthaten von den Spateren noch weiter aus- 
gemalt werden (so namentlich dem iibel beleum- 
deten Kallippos von Orchomenos bei Paus. IX 
36, 2; vgl. X 4, 1. 7, 1. IX 9, 2. VIII 4, 4). 
Von alter Feindschaft gegen Apollon und sein 
Geschlecht weiss auch die boiotische Niobesage 
zu melden; findet sich doch sogar der Zug ver- 
zeichnet, dass Amphion, der Mann der Niobe, beim 
Sturm auf den Tempel des Apollon durch die 
Pfeile des Gottes getOtet ist (Hyg. fab. 9). Der 
homerisehe Hymnos lasst in einem Bestandteile, 
der ehemals in der Griindung des Altars des 
Apollon Telphusios gipfelte, den Gott vom Eu- 
ripos kommend an vielen boiotischen Orten vor- 
beigehen ; erst bei den Krisaeern lockt es ihn zu 
bleiben. Aber in friiher Zeit triumphiert Apollon 
iiber seine Widersacher. In Theben vereinigen 
sich die Feststrassen von Chalkis und Athen und 
gehen weiter iiber Panopeus nach D. ; iiberall er- 
bluhen Cultstatten des Gottes, wenn auch viel- 
fach von D. unabhangig. In Tegyra findet sich 
die delische Geburtssage und der pythische Dra- 
chenkampf vereinigt (Plut. Pelop. 16. Preller- 
Robert Gr. M. I 235, 3); auch das Ptoion hat 
die Sagen vom Python und Tityos (ebd.). Der 
Cult des Pythiers in Theben ist nicht gesichert 
(IGS I 2524), und ein Schatzhaus haben die Boioter 
in D. angeblich erst seit der Schlacht bei Leuktra 
gehabt. Aber iiberaus zahlreich sind in Boiotien 
die mit IIov&- und IIv&- zusammengesetzten 
Eigennamen, freilich meist erst aus spaterer Zeit, 
aber fiir diese auch stark beweiskraftig (Index 
zu IGS I). Am Tempel von D. bauen Meister 
aus dem boiotischen Lebadeia, Trophonios und 
Agamedes (hymn. Ap. Pyth. 116ff.) den Xdi'vog 
ovdog. Und wohl am starksten zeigt sich der 
delphische Einfluss in der Poesie. Hesiod, dessen 
Vater aus der Aiolis kam, der aber selbst in Askra 
zum Boioter geworden, hat in seine Theogonie 
zwar schwerlich so viel delphische Theologie hinein- 
gearbeitet, als es das gelehrte aber hypothesen- 
reiche Buch von A. Mommsen (Delphika) will; 
aber sicher hat er den Kronosstein in Pytho ge- 
sehen und seine Legende erzahlt (Theog. 498ff.), 
und daran haftet nicht wenig. Und die an He- 
siods Kamen anknupfende genealogische Poesie 
hat in bedeutenden und tiefsinnigen Dichtungen, 
deren wir schon aulasslich der Orakel gedachteu, 
den Eoien von Koronis und Kyrene, vielleicht auch 
in einer Dichtung von Kadmos (Crusius Roschers 
Lex. II 883), und in der weniger hochzustellenden 
vom Schilde des Herakles im delphischen Sinne 
gewirkt (vgl. v. Wilamowitz Isvllos 72; Aischy- 
los Orestie II 20. 22ff.). Die Boioter als Stamm 
haben hieran freilich keinen Anteil ; aber die Wir- 
kung auf sie kann doch nicht gering gewesen 
sein. Vielleicht war der Dichter des telphusischen 
Hymnos ein echter Boioter; mid wenn man an- 
nehmen wollte, -dass die Vereinigung des deljdii- 
schen und delischen Apollonhymnos schon in iiltere 
Zeit hinaufginge, wurde ein Ort wie Tegyra, der 
beide Sagengruppen verbuuden hat, gewiss mit 



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in Betracht kommen. Als eifrige Vorkampfer des dann an der lokrischen Kiiste entlang ; und Nau- 
Gottes zeigten sich die Boioter im dritten hei- paktos ist der von der Uberlieferung gegebene 
ligen Kriege ; der Besiegung der Phoker konnten Ausgangspunkt der weiten dorischen Wikinger- 
sie sich freilich nnr kurze Zeit fveuen. fa"hrten. Wohin dieselben auch gingen, liberall 
Auch bei den ozolischen Lokrcrn gab es eine flnden wir den Pythier und meist auch den Del- 
locale Version des Drachenkampfes (Plut. quaest. phinier. Mag die herkommliche Geschichte von 
gr. 15) und also auch wohl einen in hohere Zeit der dorischen Wanderung, wie sie in den mytho- 
hinaufreiehenden Einfluss des pythischen Cultus. logischen Handbiichern stand, kiinstlich und spat 
Viel wichtiger ist die Frage, wie die Beziehungen zurechtgemacht sein, wonach die delphischen Orakel 
D.s zum Norden, zu der spater nach den Thessalern 10 an die Herakliden, die mythischen Ahnherrn der 
henannten Landschaft waren. Schon nach der argivischen und spartanischen Konigsgeschleehter, 
einen Version im homerischen Hynmos (216ff.) alles angeordnet und geleitet haben, und mag 
kommt Apollon vom Olymp her bis nach Iolkos, man selbst Pindar (Pyth. V 51) nur geringes 
von wo er dann auf dem Umwege iiber Euboia Gewicht beilegen, der Lakedaimon, ArgosundPylos 
weiter zieht. Auf den Schutz dieser Strasse gegen nach dem Orakelspruch des Apollon griinden lasst, 
Wegelagerer bezieht sich der hesiodische Schild urn von Isokrates Archidamos (VI 17ff.) zu schwei- 
des^Herakles. Am Westabhange des Olymp lag gen— historischeThatsachebleibt, dassim7. Jhdt. 
ein Pythion (Plut. Aem. Paul. 15). Auf ein er- Tyrtaios die Grundlagen des spartanischen Staats- 
hebliches Alter konnen die Beziehungen zu Tempe rechts als von Pytho geholt und von Phoibos ver- 
schon deshalb Anspruch machen, weil die Cult- 20 kiindet bezeichnet (PLG II * 9 und Plut. Lye. 
gebrauche ennaeterisch sind, also im Kern alter 6; auf die meines Erachtens zu weit gehenden 
als die erst nach dem ersten heiligen Kriege be- Zweifel Ed. Meyers, gegen den Joh. TOpffer 
ginnende vierjahrige Pytbienfeier. Auf der JJv- Beitr. zur Altertmnswissensch. 349ff., kann hier 
#td<rgenanntenFeststrasse,diewestlichamParnass nicht eingegangen werden). Herodot I 65 nennt 
vorbei durch Malis iiber Larissa (Steph. Byz. fur uns zuerst den Namen des Lykurgos, den das 
a.Aunvias) nach Tempe fiihrt, wird eine Procession Orakel mehr als Gott, denn als Mensch begriisst 
geschickt , um den heiligen und entsiihnenden und dem es zbv vvv xazeazs&za xoopov SszaQzirj- 
Lorbeer zu holen (Aelian. v. h. Ill 1 und sonst; ztjai angegeben habe (wenn Herodots sparta- 
Preller-Eobert 2871 : Septerion). In den Pest- nische Preunde es besser wussten und die mili- 
brauehen weist manches auf eine spatere Zeit, 30 tiirische Einteilung und Ephorat und Gerusia von 
in der auf die Verschuldung des Gottes durch Lykurg aus Kreta beziehen liessen statt aus D., 
die DrachentOtung und dadurch notwendige Siih- so spielt hier die zeitweilige Entfremdung zwi- 
nungWertgelegtwurde(vgl.A. Mommsen Delph. schen Sparta und D. nach 446 mit; s. u.; man 
295f.) ; zu Grunde liegt jedenfalls die Thatsache, wollte damals in Sparta nichts dem Orakel ver- 
dass der Lorbeer auf den thessalischen HOhen danken; das ging aber rasch voriiber). Wichtige 
haufig, weiter nach Siiden zu selten wird (a. a. Bestimrmnigen dieser Rhetra waren eine Stiftung 
0. 96). Doch wird es gut sein, die Bedeutung des Cultes des Zeus Sellanyos und der Athena Sel- 
dieser Zusammenhange fur die alteste Zeit nicht lanya, eine neue Einteilung in Phylen und Oben 
zu iibertreiben. Auch die Amphiktionie um das (wobei die alten dorischen Phylen nach Topffers 
Demeterheiligtum von Anthela ist in der Zeit 40 Vermutung beseitigt wurden), Bestmimungen uber 
vor dem heiligen Kriege bedeutungslos fiir D. KOnige, Gerusia und Volksversammlnng. Nament- 
Starke Anknupfungen enthalten die Wandersagen lich charakteristisch fiir D. ist, wie wir weiter 
der Ainianen (Plut. quaest, gr. 13. 26), der Mag- sehen werden, die Sorge fiir die Phylen einteilung. 
neten, welche mit axao/al von Menschen den Gott Friihzeitig wurde ein festes Organ fiir den \er- 
geehrt haben (Plut. Pyth. orae. 16; es ist dies kehr mit D. geschaffen, die vier IIv&ioi, von denen 
die von Kern Griindungsgeschichte von Magnesia jeder Konig zwei wahlte, die mit den Komgen 
am Maiandros u. a. in verschiedenem Sinne be- speisten und dazu bestimmt waren, das Orakel zu 
handelte xziais des kleinasiatischen Magnesia), befragen, auch den Konigen in der Aufbewahrung 
endlich die Sagen von Admetos von Pherai und der Orakel halfen (ovreidevai Herodot. 1 57 ; uber 
Alkestis aus der mehrerwahnten Koronis-Eoie. 50 die staatliche Orakelsammlung in Sparta F. Be- 
Das meiste von dem allem wird nicht alter sein nedict De orac. ab Herodot. comm. 1871, 4). 
als die Zeit des thessalischen Ubergewichts nach Im 6. Jhdt. waren die Beziehungen besonders eng ; 
dem ersten heiligen Kriege. ' die Pythia mischte sich auch stark in die Thron- 
Ganz besonders wichtig war jedoch das Ver- folgestreitigkeiten (Herodot. VI 66 u. s. w.t Kleo- 
haltnis, in das der von Norden her erst in relativ menes befragte das Orakel mehrfach, wandte sogar 
spater 'Zeit einwandernde Dorerstamm zu dem mit Erfolg das Mittel der Bestechung der Pythia 
Gotte trat. Es geht nicht mehr an, den Apollon an ; auch Dorieus fragte einmal (V 43), hatte aber 
fiir einen urspriinglich dorischen Gott zu erklaren: keinen Erfolg bei der Expedition; vorher, als er 
eher wird man mit v. Wilamowitz Eur. Her.2 Sparta verliess, hatte er nicht gefragt, wohin er 
I 2651 aus der Sage vom delphischen Dreifuss. 60 gehen sollte, was Herodot (V 42) als ^eptois 
den Herakles als fremder Ankommling dem Apollon gegen die Sitte hervorhebt. Cber den Cult des 
raubt, den Schluss ziehen diirfen, dass das del- Apollonzlf/.?r/(5(o ? inSpartaLeBas-Waddington 
phisehe Heiligtum von den Dorem occupiert wurde, 162h. Wide Lak. Culte '88 ; Ilvdanig in Thornax 
nachher aber wieder in friedliche Beziehungen bei Sellasia, Paus. Ill 10, 8 ; auf der Agora in 
zu ihnen trat, mid dass nunmehr die Dorer umso Sparta Bilder des Apollon Ilvdaev;, der Artemis 
eifrigere Diener des pvthischen Gottes wurden. und Leto, Paus. Ill 11, 9. Es ist nicht nchtig, 
D. lag am Wege; der ' bequemste Weg von der aus Diod. XII 78 zu folgem, dass der sparta- 
Doris nach Naupaktos fiihrt iiber Kirrha und nische Ilvdaevg eine Filiale des argivischen sei, 



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denn man hat langst aus Thuc. V 53 'EmSav sie 3000 Scheffel Gerste, Bull. hell. XX 1896, 
Slots fiir Aaxedaifioviots eingesetzt. 695; ob auch Spina, das hoch im Norden in 
Argos, der am friihesten zur Macht gelangte der Poniederung gelegene, von Korinth in den 
dorische Staat, hatte eine Filiale von D., einen Kreis des delphischen Gottes gezogen ist?). 
Tempel des Apollon Pythaeus, auf der Akropolis, Von Inseln des aegaeischen Meeres hatten die 
wo alle Monate ein Weib im Enthusiasmus, nach- Dorer nach Kreta schon bei der Einwanderung 
dem es Blut getrunken, Orakel gab (Paus. II den Cult des Ilv&iog, hier meist IJvuog geschrieben, 
24, 1). Vielleicht hatten die machtigen Herr- und Atlyiviog oder Atl<pl6tog mitgebracht, und 
scher bei der Griindung die Absicht gehabt, sich so flnden wir die beiden in sehr vielen kretischen 
vom delphischen Einflusse unabhangig zu machen, 10 Stadten (o. Bd. II S. 47ff. und 65ff.). Der ho- 
ahnlich wie die Peisistratiden bei der Griindung merische Hymnos auf Apollon Pythios lasst in 
oder Begiinstigung des Pythion am Hisos. Nach der einen Version Apollon als A sXcpiviog das knossi- 
dem Sturze der Temeniden befragte man dalier sche Schiff nach D. fahren und dieseKreter werden 
wieder das delphische Orakel wegen einer neuen die Orgionen des Gottes. Der Paian, den sie. 
Herrscherfamilie, Plut. fort. Alex. II 8. Dass der singen, wird ausdriicklich als kretisch bezeichnet. 
Ilv&asvg oder IIv&aiEvg nicht, wie Maass ver- Nun mflchte ich zwar nicht so weit gehen, wie 
mntet, vom Ilvdiog verschieden ist, beweisen die O. Gruppe Handb. d. Alt. V 2, 250, der Kreta 
IIvdaTozai, von denen niemand bestreiten kann, direct als Heimat des iibrigens nach seiner An- 
dass sie zum Ilv&iog wallfahren. Ein altes Weih- sicht stark vom semitischen Osten beeinflussten 
geschenk der Argiver nach D. : Herodot. I 31, die 20 Delphinioscultes fasst. Ich zweifle selbst daran, 
Statuen der Kleobis undBiton. Der Tempel des dass die Orgionen, in deren Sinn doch jedenfalls 
Apollon Pythaeus scheint eine Zeit lang auch ein der altere zu Grunde liegende Hymnos gedichtet 
politischer Mittelpunkt der Argolis gewesen zu worden ist, wirklich samtlich kretische Einwan- 
sein (Preller-Robert Gr. M. I 267, 2. Busolt derer waren. Aber mir scheint es a priori am 
Gr. G.I 2 222, 8, Zweifel bei Bel och Gr. G. 1281); annehmbarsten, dass die kretischen Dorer ihren 
Hermione (Paus. II 35, 2) , Epidauros (Paus. II Cult zwar von Norden mitbrachten, in der neuen 
36, 4. Thuc. V 53), Asine (Paus. IT 36, 4) hatten Heimat aber viel starker entwickelten und nament- 
den Cult iibernommen, von Epidauros wird im lich durch die Pflege der Musik ein bedeutsames 
besondern gesagt, dass es ein Opfer zum Tempel Element hinzufiigten, das dann mit manchem 
schickte. In der Kynuria ist eine altertiim- 30 anderen aufD. zuriickwirkte. Die dortigen Prie- 
liche Weihung IIv&ai[eT] gefunden, IGA 59. stergeschlechter, die diesen Einfluss stark em- 
Aueh in Trozen gab es alte Pytbien , Paus. II pfanden und bei ihren Emancipationsgeliisten 
32, 1. In Sikyon wurden Pythien gefeiert (Me- besser auf ihre Rechnung zu kommen hofften, 
naichni. bei Schol. Pind. Nem. IX 3, mehr bei wenn sie als Fremde galten, machten gem den 
Schreiber Apollon Pythokt. 43ff. Odelberg kretischen Ursprungsglauben zu dem ihren. So 
Sacra Corinthia Sicyonia Phliasia, Upsaliae 1896, mag es mit manchen kretischen Culten gegangen 
38ff.); den engen Anschluss an D. suchte hier sein. Nachher fabulierten die Kreter vielerlei 
der Tyrann Kleisthenes aus Anlass des heiligen hinzu; denn die Nachrichten von der kretischen 
Krieges. Auf Aigina wurde der Ilvdiog und der Heimat der mythischen apollinischen Sanger und 
AeXyivwg gefeiert (Pind. Nem. Ill 69. 70 mit 40 Siihnepropheten , Chrysothemis , Karmanor u. a., 
Schol. Schol. Pind. 01. VII 156. Boeckh Ex- und von der Siihnung Apollons fiir das vergossene 
plic. 401). Megara hatte einen Agon IlvOdeia Drachenblut sind weder sehr alt (meist bei Pau- 
[za iv a]azs[i] IGS I 48 (196—86 v. Chr.), nach sanias) noch hat man innere Grunde, ihnen er- 
Schol. Pind. Nem. V 84 Ilvdia ; vgl. die an den hebliclien Wert fiir die altere Zeit beizumessen. 
pythischen Dreifuss erinnemde Griindungssage von Von den dorischen Kykladen und Sporaden 
Tripodiskos Paus. I 43, 7. 8. Am meisten jedoch hatte Thera nach einer Felsinschrift des 7. Jhdts. 
tritt Korinth in den Vordergrund. Kypselos der den Delphinios (Schwur val zov Ae}.<pivwr IGIns. 
Tyrann (657—627 nach Busolt Gr. G. I 2 6371) III 537), nach dem auch ein Monat hiess und 
baute in D. das erste Schatzhaus, um darin seine auf den das Stadtwappen iiber einer Inschrift- 
Weihgeschenke besonders aufzustellen. Darum 50 stele und aufMiinzen, zwei bezw. drei Delphine, 
wurde auch seine Jugendgeschichte mit Orakeln hinweisen. Apollon Pythios wird zwar erst auf 
reich ausgestattet, und zwar noch zu einer Zeit, einer Inschrift um 200 v. Chr. erwahnt (IGIns. 
als die Dynastie angesehen war (Herodot. I 14. Ill 322), aber schon die Griindungsgeschichte von 
V 92). Nach dem Sturze derselben setzte die Kyrene erwahnt eine Hekatombe des KOnigsGrinnos 
Stadt der Korinther ihren Namen auf das Ge- von Thera an den delphischen Gott (Herodot, IV 
baude. Korinths Bedeutung fiir den Handel reicht 150). Und von Thera verpflanzten sich die Be- 
in eine hohe Zeit hinauf; der Osten und Westen ziehungen nach Kyrene, lessen Geschichte bei 
traf hier zusammen. Und als kleinasiatische Fiir- Herodot voller Orakel ist, wie das hier nicht naher 
sten des 7. und 6. Jhdts. das delphische Orakel ausgefuhrt werden kann. Auch das nahe Anaphe 
befragten, vertrauten sie ihre reichen Weihge- 60 hatte einen Cult des Apollon Pythios (IGIns. Ill 
schenke dem korinthischen Schatzhaus an (He- 268—271 aus dem 3. und 2. Jhdt, v. Chr.). In 
rodot. a. O., vgl. dazu namentlich E. Bethe der dorischen Hexapolis finden wir zahlreiche Be- 
Theban. Heldenlieder 1491). Durch korinthischen lege fiir den Cult des Apollon Pythaeus und Py- 
Einfluss wurde die Macht des Gottes auch im thios in der von Argos gegriindeten Stadt Lindos, 
ionischen Meer anerkannt; Korkyra hatte seinen und daher naturlich auch in der grossen Stadt 
goog IIvtiaTog (IGA 347), die Apolloniaten schickten Rhodos (IGInsr I Indices S. 234), auch der land- 
ein y.ovooi>v diQog nach D. (Plut. Pyth. orac. 16 ; liche Cult des Apollon Erethimios zeigt durch 
auch'nach dem dritten heiligen Kriege weihen einen in seinem Bereich ausgegrabenen Omphalos 



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(ebd. 733), dass er an D. ankniipft. Das Weih- ging die heilige Strasse, auf der die Pythaisten 

geschenk der Lindier (Paus. X 18, 4) nach D. zogen (Ephor. bei Strab. IX 422). fiber die Zahl 

kann auch nur vor 408 fallen ; nachher besorgte und Zusammensetzung derselben in altester Zeit 

solche aussere Beziehungen die Hauptstadt. Das wissen wir nichts; in spaterer Zeit war es ein 

kleine Syrne besass einen Priester des Apollon stattlicher Zug. Die etwa um 100 v. Chr. ein- 

Pythios (IGIns. Ill 1). Aus Telos sind zwei stark gehauene Insehrift Nikitsky Herm. XXVIII 

beschadigte Weihungen an denselben Gott er- 1893, 619ff. (vgl. Pomtow Philol. LIV 1895, 

halten, die eine locale (Pythien- ?) Feier erwahnen, 592f.) nennt an erster Stelle, soweit sie erhalten 

bei der nach meiner Erganzung ein nvSagya; ist, die xveqpdgog rj ly AeX<p&v, sodann werden 

und 29 nvftaiorai mitwirkten (ebd. Ill 34. 35). 10 die Pythaisten aufgezahlt : vier aus den Eupa- 

Endhch zeigte Knidos seine Verehrung dem Py- triden, dazu ein Seller, drei Keryken, drei Eu- 

thier durch Errichtung eines Schatzhauses (wieder- neiden, einer ix TetQoxokewv, dahinter 6 km. t«s 

aufgefunden , mit archaischer Weihinschrift, Ho- anaQzas. Die beiden folgenden oben verstum- 

molle Bull. hell. XX 1896, 581ff. Befragung melten Columnen enthielten weit ilber 33 Namen ; 

des Orakels durch die Knidier um 540, Herodot. wohl der aus alien Athenern gewahlten Pythaisten. 

1 174) und Weihgeschenke (Paus. X 11, 1), und, Die jzvQyoQog wurde rnit dem Dreifuss auf einem 

freilich erst nach den Perserkriegen, durch die Wagen nach Athen und wieder zurfickgebracht ; 

Lesche, welche mit den Wunderwerken des Meisters sie hatte augenscheinlich die Aufgabe, den Athe- 

Polygnot geschmlickt war. Anschliessen mag man nern das heilige Feuer zu bringen (Inschriften 

hier den 'Axelmv Tlvriog als Schwurgott des pam- 20 bei Couve Bull. hell. XVIII 1894, 92 und 87, 

phylischen, unter dorischem Einfiuss stehenden vgl. Curtius Arch. Anz. 1895, 109f.; Zeit 135 

Sillyon IGA 505, 30. —120 und 97/6 v. Chr. nach Pomtow; vgl. Philol. 

Auch der ionische Stamm hatte, wo wir ihn LIV 593). Gerade hier ist von den Inschriften 

finden, Beziehungen zur delphischen Religion, des Athenerschatzhauses besonders reiche Beleh- 

wenn auch nicht uberall so enge wie der dorische. rung zu erwarten ; vgl. H o m o 1 1 e Bull. hell. 

Dies ist naturlich; denn die Ionier hatten ihre XIX 1895, 59. Uber die Kephalossage von Thori- 

"Wohnsitze in Attika und Euboia schon inne, als kos, die auch sehr stark nach D. weist, s. Toepffer 

die Dorer kamen, und sie waren nie in eine so Att. Gen. 256ff. In Athen gab es in alter Zeit 

personliche Verbindung getreten wie sie fur die ein Delphinion. Dort soil Aigeus gewohnt haben 

Dorer der Mythos vom Dreifussraub wiederspiegelt. 30 (Plut. Thes. 12), nach einer Sage stiftete er es, 

Die Ionier von Euboia und der in altester Zeit als er von D. kam, dem Apollon Delphinios und 

zugehorigen Kfiste bei Tanagra verehrten den der Artemis Delphinia (Bekker Anecd. I 255). 

Apollon Delphinios. In Chalkis war sein Tempel Es war die alte Gerichtsstatte fur die, welche 

(Plut. Plamin. 16). Der hocbste Berg Euboias einen gerechten Mord begangen hatten, wofur 

klingt mit seinem Kamen Dirphys, heute Delph, ja der Drachenmord Apollons prototypisch war 

an D. an (v. Wilamowitz Arist. u. Ath. I 44, (Arist. "Aft. nol. 57. Theseus da vom Mord des 

17); Delphinion hiess der Hafen von Oropos ; nach Skiron und Sinis gereinigt, Etym. II. s. L-zi Ael- 

dem homerischen Hymnos nahm Apollon von cpivlm). Ober die Lage vgl. Maass De Lenaeo et 

Olympos fiber Iolkos seinen Weg nach dem Cap Delp'hinio,Progr.Greifswaldl891. Sicheresistnoch 

Kenaion im Norden Euboias und weiter durch 40 nicht ausgemacht. Das Pest der Delphinien fiel 

das lelantische Gefilde zum Euripos. Und Kle- in den Munichion, es bedeutete die ErOffnung 

arch (FHG II 318, 46) lasst Leto von Chalkis der Schiffahrt; Theseus fuhr damals nach Kreta, 

nach 1). mit ihren noch klcinen Kindern kommen und iiberhaupt wird in diesem Zusammenhange 

(vgl. Schreiber Apollo Pyth. 4. Mommsen an Kreta angekniipft (Plut. Etym. M. a. a. O., vgl. 

Hertol. I 48f.). In der chalkidischen Coloni- den homerischen Hymnos). Das Delphinion war 

sation des Westens spielt der Gott eine Rolle; eine Sfihnestatte; die Stthnung scheint eine der 

dem Apollon Agyayhas weihen die Colonisten Obliegenheiten der drei e;i]yt]tai nv96ym)oxoi ge- 

von Naxos in Sicilien den ersten Altar. Und wesen zu sein (Timaei lex. Plat. p. 109 R. E. 

die Eretrier ehrten ihn avdQmxcov djiagyaTg, Rohde Psyche I 2 274. 259f.), welchen auch sonst 

wie die Magneten (Plut. Pyth. orac. 16). Der 50 die Auslegung aller den delphischen Gott be- 

Cult des IlvViog in Chalkis geht aus der In- treffenden Fragen obgelegen haben wird, gleich- 

schrift IGA 374 = Dittenberger Inschr. von wie den spartanischen m'-diot, als deren Seiten- 

Olympia 25 nicht mit genugender Sicherheit her- stuck man sie wohl bezeichnen kann. Dass Athen 

vor. Uber die Ionier in der Amphiktionie s. u. bei der Einigung der Landschaft, die spatestens 

Genauer sind wir uber die Beziehungen von im 7. Jhdt. vollzogene Thatsache gewesen sein 

Attika zu D. unterrichtet , doch ist gerade hier muss, auch die Hauptculte der Tetrapolis uber- 

eine zusammenfassende Darstellung so lange sehr nahm , kann als sicher angesehen werden. Die 

schwierig, als die Funde vom Schatzhause der heilige Strasse musste damals nach Athen ver- 

Athener nicht vollstandig veroffentlicht sind. Zu- langort werden, und daiuit war auch der Anlass 

erst wurde, wie es scheint. der Pythier in der Te- 60 gegeben, in Athen ein Pythion zu schaffen. Aber 

trapolis verehrt (Toepffer BeitragezurAltertums- wann dies geschehen und wo zuerst, dariiber tobt 

wissenschaftl897, 122ff.i, wie auch zuerst der Osten jetzt heftiger Streit. Als man noch Thukydides 

Attikas in Verbindung mit Delos stand. In Oinoe fur eine unbedingte Autoritat auch in Fragen 

bei Marathon, nicht dem am Kithairon, lag das ansah, uber die er nicht mehr wissen konnte als 

alteste attische Pythion, in der Nahe auch ein ein anderer gebildeter Athener, der fur die Alter- 

Delion; an diesen Stellen opferte der Seher wah- tiimer seiner Stadt Interesse hatte, stanil e> fest, 

rend der Theorien an jedem Tage ihrer Dauer dass es unterhalb der BurghOhe vor Theseus Zeiten 

(Philoch. frg. 158, FHG IV 411). Von hier aus ein Olympieion und ein Pythion und noch andere 



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Heiligtiimer gegeben habe, die man dann fruher 157). Ein attischer Dichter des 6. Jhdts., der 

allgemein in den Sfidosten an den Ilissos setzte, sich hinter dem heiligen Namen Musaios birgt 

wo ja das bekannte Orympieion sicher lag und (vgl. Kern De Musaei Atheniensis fragmentis, 

ebenfalls sicher das Pythion der peisistratischen Progr. Rostock Sommer 1898) besang die delphische 

Zeit. Jetzt weiss man, dass sich Thukydides in Urgeschichte, wobei er den (in Eleusis hochver- 

Pragen, die lange vor seiner Zeit lagen, sehr ehrten) Poseidon stark in den Vordergrund riickte. 

wohl irren konnte, und wurde sich nicht wundern, Und ,zum Andenken des Vorbildes aller pythi- 

wenn er Griindungen des Peisistratos dem Ke- schen Pilger' aus Athen gab es in D. einen Ort 

krops oder Erechtheus zuschriebe — waren sie Theseia (Plut. Thes. 5. Curtius Ges. Abh. 
doch fllr das Ende des 5. Jhdts., in dem Athen 10 I 40). 

so unendlich viel erlebt hatte, schon uralt. Pei- Von den ionischen Kykladen hatte Delos ein 

sistratos begann den Bau des Tempels des Zeus gewisses Freundschaftsverhaltnis zu den Delphern, 

Olympics, sein Sohn weihte den Altar des Py- die sie, so oft einer von ihnenhinkam, mit dem No- 

thiers in dessen schon vorhandenem Heiligtum; tigsten bewirteten (Samos FHG IV 493) ; auch ein 

es ist sehr wohl moglich, dass diese ganze Ilissos- ITv&iov gab es auf Delos (Lebegue Rev. Arch. VH" 

vorstadt mit samt ihren Heiligtfimern iiberhaupt 1887, 250 nach Wernicke). Im ubrigen bestand 

erst den Peisistratiden ihren Glanz , wenn nicht zwischen den beiden apollinischen Hauptcultstatten 

ihre Existenz verdankt. Dann ware mit ihr fur cine Rivalitat, die besonders dann zunahm, wenn 

das 7. Jhdt. nicht zu rechnen. Wohl aber besass Athen und derSeebundmitD.sichschlechtvertrugen 
die alte Stadt ein Heiligtum des Apollon xatgqiog, 20 (Robert Arch. Jahrb. V 1889, 224ff.). Auf 

zwar nicht identisch mit dem sog. Theseion, aber Keos hatten Iulis und Karthaia Heiligtiimer des 

jedenfalls im Westen der Akropolis gelegen, bei Apollon Pythios, Karthaia feierte auch Pythien 

der Stoa Eleutherios, also am Staatsmarkt (Paus. (att. Decret aus dem J. 363/2, Dittenberger 

I 3, 4). Ich sehe von Euripides Ion ab, fiber Syll.2 101. Ant. Lib. 1). In Ios gab es jedenfalls 

den spater ein Wort gesagt werden muss. Sicher in hellenistischer Zeit ein Heiligtum des Pythiers 

ist es , dass Zeus Herkeios und Apollon Patroos (Bull. hell. I 1876, 136, 56. Ross Inscr. gr. ined. 

die Gotter bereits des vorkleisthenischen Ge- II 95. 96) ; in Paros schon um 400 (Ross a. a. 

schlechterstaats waren; die Archonten, die in der O. II 147; daher auch in der parischen Colonie 

ersten Zeit nur aus den Geschlechtern gewahlt Thasos CIG II 2161); fur Naxos vergleiche die 
werden durften, mussten bekennen, dass sie an 30 Naxiersaule, die Erneuerung einer alten Urkunde, 

ihren isqo. Anteil hatten (vgl. dariiber Toepffer die den Naxiern Promanteia giebt xaxta dgyaTa 

Att. Gen. 6f). \*. Wilamowitz setzt den An- (Pomtow Beitr. Tafel VIII). In Sikinos gab 

schluss Athens an den delphischen Apollon spa- es ebenfalls einen Tempel des Pythiers, den man 

testens 683, in das Jahr der letzten Umge- aber, wie A. Schiff in einem Vortrage im athe- 

staltung des Archontats ; er halt mit der Be- nischen archaologischen Institut gezeigt hat, nicht 

zeichnung als 77ar<xpo? auch die Phyleneintei- nach Ross mit dem spaten Grabbau identificieren 

lung durch das Orakel fur gegeben, fur die dann darf, in der heute die Kirche Episkopi eingebaut 

Milet das Vorbild gegeben hatte (Aristot. und ist. Fur Siphnos endlich spricht die Thatsache, 

Athen II 44ff. ; Aisch. Orestie II 15. 19). In dass die Bewohner dieser kleinen, aber durch ihre 
spaterer Zeit hatte Milet zwolf Phylen, von denen 40 reichen Minen frfih reich gewordenen Insel schon 

drei mit den spaten athenischen, den kleistheni- um die Mitte (?) des 6. Jhdts. dem delphischen 

schen gleichnamig waren, eine vierte, 'Aocomg, Gott ein Schatzhaus errichteten. Man glaubte 

nach Boiotien weist (Haussoullier Rev. de phil. es bei den letzten Ausgrabungen wieder gefunden 

XVII 1897, 46ff.). Diese letztere hat nach H aus- zu haben; dagegen jetzt Homolle Bull. hell, 

soullier schon bestanden, als es in Milet Gele- 1896, 581ff„ welcher den knidischen Ursprung des 

ontenHoplitenu.s.w. gab; sic sind eine Erinnerung fraglichen Gebaudes nachweist. Eine Vermutung 

an die boiotischen Teilnehmer an der Colonisation. fiber die Lage des Siphnierschatzhauses bei Pom- 

Damit werden aber gerade die eigentlichen ionischen tow Arch. Anz. 1898, 43, 1. 

Phylen als bereits vor der Colonisation bestehend Von den kleinasiatiscben Ioniern wird auch 
nachgewiesen ; sie werden Athen, der 7i£m$vra.Tr s 50 gegolten haben, was Strab. IV 270 von alien sagt, 

Tioug 'Jaoviije, als ur.sprunglioh zu belassen sein dass der Apollon Delphinios alien gemeinsam 

und so gut wie die dorischen Hylleer Dymanen war. Auf Chios war ein Delphinion (Thuc. 

Pamphylen vor die Zeit fallen, in der D." in sol- VIII 38, 1); die Chier stifteten fruh einen Altar 

cheuDingen etwas zu sagen hatte. Der Einfiuss in D. (Herodot. II 135: Zeit: erste Halfte des 

D.s auf Athen schon im 7. Jhdt. kann nicht ge- 5. Jhdts.? [nach Pomtow gleichzeitig mit 

ring gewesen sein. Kylon befragte das Orakel der Neuordnung des Tempels etwa 520—515]. 

vor seinem verungliickten Staatsstreich (Thuc. I Homolle Bull. hell. XX 1896, 617fL Ionsagen 

126). In diese Zeit fallt das Eintreten des Gottes in Chios anerkannt S. 625 ; gute Beziehungen 

fur die Einfahrung des Dionysoscults in Athen, im 5. u. 3. Jhdt. zeigen die Inschriften Homolle 
etwas spater wohl auch in Eleusis, vgl. Rohde60a. a. O.): ein yooog der Chier um 500 nach D. 

Psych, m 54. Kern Beitr. zur griech. Phil, und geschickt, Herodot. VI 27. Ephesos hatte einen 

Rel. 85ff. Athen gab D. nicht weniger zu- mit der Grundungssage verbundenen Tempel des 

rfick als es erhalten; dem attisehen Thyiaden- Apollon Pythios (Kreophyl. FHG IV 371). Kla- 

collegium wurde im delphischen Cult eine her- zomenai baute wohl vor' 548 einen fojoavoo; in 

vorragende Stelle eingeraumt, und naturlich war D., wie aus Herodot, I 51 mittelbar folgt". Die 

es , dass der Festkalender namentlich in Bezug beiden Orakelstatten von Didyma (Branchidenge- 

auf die dionysischen Feste in Athen sich in vielen schlecht) und Klaros (Schluss der Thebais) suchten 

Punkten nach D. riehtete (Crusius Delph. Hymn. Anschluss an D.. Strab. IX 421 ; vgl. Buttmann 



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Mythol. II 211 ; Thebais, Manto, Tochter des Tei- 
resias: Bethe Theban. Heldenlieder 146. Auf 
Phokaia lasst das Heiligtum des Delphinios in 
Massalia schliessen (Strab. a. a. 0.); auf Milet 
Kyzikos, das auf Orakelgeheiss gegriindet ist und 
den Apollon als Archegeten verelirt (Aristid. XVI 
38Sf. Dind.). Samos hatte alten Cult des Py- 
thiers ; Polykrates feierte Pj'thien und Delien. Hier 
ist auch Magnesia am Maiandros zu erwahnen. 



hiermit zum erstenmale praktisch in Erscheinung 
treten. Ein Eingehen auf die Amphiktionie ist 
hier nicht moglich; s. o. Bd. I S. 1909ff. , wo 
freilich nach den neuesten Funden und Forschungen 
schon wieder zahlreiche Erganzungen notig sind. 
BeligiOser Mittelpunkt war das Demeterheiligtum 
von Anthela, nach den benachbarten Thermopylen 
hiessen die Versammlurjgen bis in die spateste 
Zeit IJvXaiai, die Vertreter der einzelnen Staaten 



Schon nach Aristoteles und Theophrast bei Ath. 10 IlvXayoooi (Strab. IX 420). Es war ein Bund der 



IV 173 e waren die Magneten Ae%<p&v axoixoi, 
vgl. K. 0. Miiller Dorier D 258ff. Kern Griin- 
dungsgeschichte von Magnesia am Maiandros. 
v. Wilamowitz Hermes XXX 180ff. Nach Strab. 
XIV 647 kamen sie von den Aidv/.m Sot] am boi- 
beischen See in Thessalien; Colonisten der D. 
waren sie in dem Sinne, dass die Magneten des 
Pelion den Gott mit &v&q<oxwv anagzai beschenkt 
hatten. Spatere Fiilschungen, wie sie die Funde 



Umwohner', den urn 600 abcr der vom Westen 
im Peneiosthal eingedrungene Stamm der Thes- 
saler beherrschte. Im Bundesrate hatten diese 
ebensoviel Stimmen wie die mit ihnen formell 
verbiindeten Stamme ; thatsachlich standen ihnen 
bei ihrer damaligen Machtentfaltung die Stimmen 
der Perrhaeber, Magneten, Phthioten, Doloper, 
Malier, Ainianen, im ganzen also 7 von 12 
bezw. 14 von 24, zur Verfiigung (Amphiktionen- 



der Ausgrabungen ergaben, kOnnen die Bedeutung 20 liste jetzt bei Pomtow Jahrb. f. Phil. 1897, 



dieses echten Kerns nicht umstossen. Die Be- 
ziehungen Magnesias zu D. miissen alt sein und 
aus einer Zeit stammen, als es unabhangig von 
Persien war. Vorher aber war es ephesisch; also 
aus der Zeit vor dem Kimmeriereinfall, spatestens 
dem 8. Jhdt. 

Bei den weder dorischen noch ionischen Stiim- 
men brauchen wir uns wenig aufzuhalten. Dass 
es in Olympia unter so vielen Altaren auch einen 



738ff.). Die Thessaler stellten auch den Ober- 
befehlshaber im Kriege , Eurylochos (Hypoth. 
Pind. Pyth.); die Athener schickten ein Con- 
tingent unter Alkmeon (vxoftvtju. AsXrpwv bei 
Plut. Sol. 11 ; Solon ist erst spater einge- 
schwiirzt; als Antragsteller im Amphiktionenrat 
nennt ihn Aeschin. Ill 108). Kleisthenes von 
Sikyon soil mit einer eigens dazu erbauten Flotte 
den Krisaeern die Zufuhr zur See abgeschnitten 



desPvthiers gab, beweist nicht viel (Paus. V 15, 30 haben (Menaechm. Sikyon. bei Apoll. Pind. Pyth.). 
---■■-- ■ -■ —" Im j 590/89 flel Krisa, als Siegesfest feierte 

Eurylochos den Agon der Pythien, in dem er, 
natiirlich aus der Beute, Geldpreise aussetzte 
(Marm. Par. ep. 37. Hypoth. Pind. a. a. 0.). Eine 
Anzahl Kirrhaeer hielt sich noch auf dem Kir- 
phisgebirge ; als auch sie durch den thessalischen 
Strategen Hippias im J. 582/1 (Marm. Par.) be- 
zwungen waren, wurde der Siegespreis ein (Lor- 
beer-) Kranz. Schon friiher hatte, wie es heisst, 



4). Arkadien hatte bei Lykosura ein Ilvrtop, CIG 
I 1534. Paus. VIII 38, 8; ebenso Pheneos, von 
Herakles gegriindet, tier dorthin den delphischen 
Dreifuss brachte. Auch bei Tegea gab es ein 
Pythion, Paus. VIII 54, 5. 

In der kleinasiatischen Aiolis hatte das Hei- 
ligtum des Apollon Gryneios, in Myrina mit Orakol 
verbunden, den delphischen Drachenkampf reci- 
piert; vgl. den Flussnamen Ilvftixds (Preller 



Robert I 283, 3. 242, 1. Schreiber Apollon 40 ein Agon der Kitharoeden bestanden: sie sangen 



Pythokt. 47f. Serv. Eel. VI 72). Ein XS vcovv 
{tigo; der Myrinaeer erwahnt Pint. Pyth. oiac. 
16. Das troische Zeleia hatte einen Tenipel des 
Pythiers (Dittenberger Syll.* 154, 36, Zeit Ale- 
xanders). Der Priester desselben in Pergamon 
(Fraenkel Inschr. von Perg. 309) aus romi- 
scher Zeit besagt wenig. 

Auch begannen schon in dieser Periode die 
Beziehungen^D.s zum Westen. Als die Chalkidier 



einen "Paian auf den Gott (Strab. IX 421). Nun- 
mehr wurde ein Wettkampf der Aulodie und des 
einfachen Flotenspiels hinzugefiigt (Paus. X 7, 2). 
Uber die weitere Entwicklung der Agone s. Py- 
thia, uber die Gesange No/nog ITv&ixos- Krisa 
wurde vernichtet, die Stadt zerstflrt, der Hafen 
(Kirrha) zugeschiittet. das Land dem Apollon Py- 
thios, Artemis, Leto und Athena Pronaia geweiht ; 
wer es bebaute, wurde verflucht und als ivuyijg 



im J. 735 Xaxos in Sicilien griindeten, erbauten 50 erklart (Aesch. Ill 109ff.). Die Amphiktionen ver- 

" ' walteten das geweihte Land und iiberwachten es, 

ebenso wie sie auch den Tempel und die in ihm 
befindlichen Weihgeschenke schiitzten. Sie leiteten 
auch alle vier Jahre den Agon der Pythien. Die 
an der Amphiktionie beteiligten Staaten sandten 
ib.ro Hieromnemonen nach D., das damit der eigent- 
liche politische Mittelpunkt der Amphiktionie 
wurde. Doch behielten die Versammlungen den 
Is amen Ilv/.aiai. 

In den niichsten Jahren muss D. ganz im thes- 
salischen Machtbereich gelegen haben _; die Phoker 
waren den Thessalern vollig unterthanig, und auch 
Boiotien wurde durch . ein Heer bedroht. Aber 
vor 571 wurde dieses geschlagen. Auch die Un- 
abhangigkeit der Phoker wurde von den Thes- 
salern bedroht, aber es gelang, die Eindringlinge 
zuruckzuschlagen, und mehrere Weihgeschenke in 
D. zeugten von den phokischen Siegen. Herodot. 



sie einen Altar des Apollon Archegetes, auf dem 
noch zu Thukydides Zeit (VI 3, 1) die sicilischen 
Theoren, die nach D. gingen, opferten. Im 7. Jhdt. 
gTiindete auch Daulios, der Tyrann von Krisa, 
die Stadt Metapont, die dann durch den apolli- 
nisehen Wundermann Aristeas von Prokonnesos 
einen Altar des Apollon erhielt ; auch sie schickte 
ein zQoroovv fisgo; nach !>.. Strab. VI 265. Theo- 
pomp" frg. 182. Herodot. IV 15. Das Weitere 
gehort in die nachste Periode. 60 

2. Vom Bcginne des ersten heiligen 
Krieges bis zu den Perserkriegen (ca. 600 
— 490). Im 7. Jhdt. war Krisa durch seinen 
Handel mit dem Westen reich geworden und er- 
regte den Neict der Nachbarn. Es zu sturzen 
fand sich ein Vorwand : sie hatten die zum Hei- 
ligtum Pilgernden schwer besteuert (Strab. IX 
418) ,gegen die Gebote der Amphiktionen', die 



VIII 27. 28. Paus. X 1. 13, 6. Nach Herodot 
waren es 2000 Schilde und grosse Statuen um 
den Dreifuss kampfender Figuren vor dem Apol- 
lontempel, d. h. der Streit um den Dreifuss 
zwischen Apollon und Herakles, den Pausanias 
als Statuengruppe beschreibt; Pausanias er- 
wahnt ausserdem eine fruhere Stiftung , die 
Statuen des Sehers Tellias und der siegreichen 
phokischen Feldherrn u. s. w. Die Zeitbestim- 
mung bei Herodot: nicht viele Jahre vor dem 10 
Xerxeszuge lasst uns einigen Spielraum. Bu- 
solt 12 698ff. setzt die Ereignisse bald nach 
571, Pomtow Anathemata Delphica riickt sie 
mehr an die Perserkriege heran. Es ist moglich, 
dass durch diese voriibergchende thessalische Vor- 
herrschaft auch die unter delphischem Einfiuss 
stehende Poesie stark beeinflusst worden ist. Wenn 
einzelne Partien des genealogischen Epos bis in 
diese Zeit hinabgehen, so kann man den Grund 
der Bevorzugung der siidthessalischen Heroen 20 
(Admetos) in diesen Verhaltnissen suchen. Weit- 
gehende, sehr beachtenswerte Vermutiingen uber 
die Umgestaltung der Cultgebrauche und Mythen 
zu Ungunsten der Besiegten, zum Vorteil und 
Ruhm der Sieger und namentlich der thessalischen 
Liga bei 0. Gruppe Handb. der Alt. V 2, 106f. 
In Sikyon feierte Kleisthenes seine eigenen 
Pythien (Hypoth. Pind. Pyth.) ; von ihm wird doch 
auch die Griindung eines eigenen Schatzhauses 
in D. ausgegangen sein, worin er dem Beispiel 30 
des Kypselos von Korinth folgte, vielleicht aus 
Anlass seines Wagensieges im ersten hippischen 
Agon des Jahres 582 (Paus. X 7; Thesauros: 11, 
1. Plut. qu. conv. V 2, 675 b). Die Sculpturen 
mochte Homolle wegen ihres recht eigentlich 
dorischen Inhalts, der nicht zur bekannten dorer- 
feindlichen Eichtung des Kleisthenes stimmen 
will, erst der Zeit nach dem Sturze des Tyrannen, 
etwa 570—550, zuweisen (Bull. hell. XX 1896, 
657—675). Schon friih hatten die Machtigen der 40 
Erde angefangen, um die Gunst D.s als einer 
geistlichen Macht zu werben, namentlich wenn 
es sich darum handelte, Einfiuss auf die Gemiitcr 
der Hellenen zu erlangen. Noch in spaterer Zeit 
zeigte man in D. den Thron des phrygischen 
KSnigs Midas, der 696 oder 676 beim Kimmerier- 
einfall starb (Herodot. I 14. Busolt Gr. G. 112 
462, 1; Zweifel bei Reichel Vorhellen. Gotter- 
culte 1897, 17, der darin vielmehr einen myke- 
nischen GOtterthron sehen mochte ; ihm zustim- 50 
mend A. KOrte Ath. Mitt. XXIII 1898, 97). 
Bald nachher hatte Gyges von Lydien, der die 
Mermnadendynastie sturzte und vom delphischen 
Orakel, wie es heisst, in seiner Herrschaft be- 
statigt wurde, sechs goldene Mischkriige und andere 
Kostbarkeiten im korinthischen Schatzhause als 
Weihgeschenk deponiert. Dies hinderte ihn nicht, 
griechische Stadte in Ionien zu bekampfen. Um 
den Anfang des 6. Jhdts. weihte Alyattes, nach- 
dem er von einer Krankheit genesen war , einen 00 
silbernen Mischkrug mit TJntersatz, den Glaukos 
von Chios gefertigt hatte (Herodot. I 19. 25); 
spater war nur noch das eiserne Untergestell iibrig 
(Paus. X 16, 1). Auch Alyattes bekampfte eifrig 
die ionischen Stadte, und so ist es vielleicht kein 
Zufall, wenn eine derselben, die seinen Angriff 
mit Erfolg zuriickschlug (Herodot. I 16), Klazo- 
menai , ein Schatzhaus in D. stiftete, als Antwort 



auf die Weihgeschenke des Lyders (Schatzhaus 
Herodot. I 51, die Datierivng ist Combination; 
die Griindung muss jedenfalls vor die persische 
Eroberung um 540 fallen; uber Klazomenai und 
seine Kunst vgl. S. Eeinach Eev. des et. gr. 
VHI 1895, 161ff. und die sonstige Litteratur zu 
den klazomenischen Thonsarkophagen). Die Po- 
litik seiner Vorganger setzte nach beiden Eich- 
tungen Kroisos fort. Im J. 556, gleich nach 
seinem Eegierungsantritt , schickte er zum ersten- 
male &ea>eol nach D. (Marm. Par. ep. 41). Seine 
Weihgeschenke, ein zehn Talente schwerer gol- 
dener Lowe, der auf einem Unterbau von goldenen 
Plinthen ruhte, erregte noch in spater Zeit trotz 
aller Beschadigungen die allgemeine Bewunderung 
(Herodot. I 50). Als nachher Kroisos angeblich 
fur ein Orakel, worin ihm fur den geplanten Feld- 
zug gegen Persien Eatschlage gegeben wurden, an 
die Delpher pro Mann ein Geschenk von zwei Gold- 
stateren schickte, wurde zu seinen Ehren ein De- 
cret verfasst, das Herodot I 54 nur mit wenigen 
dialektischen Anderungen wiedergiebt: AsXyoi eSo- 
oav Kooiaq> xal AvSoTs HQOfiavztjtrjv xai axeXuav 
Hal jtQosdgtrjv nal s^eivat t<p fiovXofievq) avx&v 
yeveo&at AeX<pov eg tov au xqovov (darauf spielt 
das Decret der Delpher aus dem 2. Jhdt. v. Chr. fur 
eine sardische Gesandtschaft an: Haussoullier 
Bull. hell. V 1881, 384f. Z. 5 ; ahnlich S. 398f. 
Z. 6ff., vgl. Pomtow Jahrb. 1896, 758f.). Auch 
in den Tempel der Athene Pronaia weiht Kroisos 
einen goldenen Schild (Herodot. I 92. Paus. X 
8, 7) , um von anderem zu schweigen. Diese 
Beziehungen Lydiens zu D. miissen nicht wenig 
zur Verbreitung griechischer Cultur im Beiche 
des Kroisos beigetragen haben. Zur Zeit des 
Xerxes hiess der reichste Lyder Pythios, Herodot. 
VII 21f. 38f. ; mit Ilvd- zusammengesetzte Namen 
sind auch spater in Lydien und Karien sehr 
hauflg (Maass De Lenaeo et Delphinio XHI A. 
1). Aber im J. 541/0 (Marm. Par.) fiel das ly- 
dische Eeich (Marm. Par. ep. 42; uber die Zeit 
Toepffer Beitr. z. griech. Altertumswiss. 88ff. 
Busolt Gr. G. 112 502; neuerdings hat C. F. 
Lehmann wieder einen weit fruhern Ansatz, 
das J. 547 oder 546, vertreten, Arch. Ges. 
Miirz 1898, s. Arch. Jahrb. 1898, 122ff.). Da- 
mit horte der directe Einfiuss D.s in dieser Gegend 
fiir lange Zeit auf. Aber das Bild des Konigs, 
der so viel fiir das Orakel gethan, wurde mehr 
und mehr mit sagenhaften Ziigen ausgestattet ; 
am weitesten geht Bakchylides in seinem 468 
gedichteten Siegeslied fiir Hieron. Kroisos er- 
richtet einen Scheiterhaufen , um die Sclaverei 
nicht zu erleben, besteigt ihn mit Frau und Toch- 
tern und schilt den Gott undankbar. Aber den 
brennenden Scheiterhaufen lOscht eine von Zeus 
gesandte Eegenwolke, und den KOnig mitsamt 
seinen Tochtern entriickt Apollon zu den Hyper- 
boreern (vgl. das Vasenbild Mon. d. Inst. I 54 
und die weitere Litteratur bei Busolt II 2 503, 
2). Als Harpagos kam und die Knidier ihren 
Isthmos durchstechen wollten, riet ihnen die Py- 
thia ab, und die Knidier ergaben sich ohne Kampf 
(Herodot. 1 175). D. gab die kleinasiatischen Grie- 
chen auf, wofiir ein schnodes, ex eventu gefertigtes 
Orakel uber das um 500 zerstOrte Milet und Di- 
dyma (Herodot. VI 19) charakteristisch ist. 
Im J. 548/7 war der delphische Tempel ab- 



2551 



Delphoi 



Delphoi 



2552 



2553 



Delphoi 



Delphoi 



2554 



gebrannt (Busolt Gr. G. II 2 386; Zeugnisse bei 
Pomtow Eh. Mus. LI 1896, 329ff.; das Datum 
bei Paus. X 5, 13). Die delphische Priest erschaft 
bewies bier ihr Geschick, alles Ungliick zum Vor- 
teil zu kehren, zum erstenmale. Aucb die Am- 
phiktionie zeigte jetzt, was sie fur den Gott leisten 
wollte und konnte. Sie vcrdangen den Bau 
eines neuen Tempels fur 300 Talente (Herodot. II 
180). Davon hatten die Delpher selbst den vier- 
ten Teil aufzubringen , woffir eine Sammelliste 10 
in der ganzen bekannten Welt herumgeschiekt 
wurde. Herodot muss sie gesehen haben (Pom- 
tow a. a. 0. 333, 1); er fuhrt einen betracht- 
lichen Beitrag des Amasis von Agypten (also vor 
525) und einen sehr geringen der Bewohner von 
Naukratis an. Dass auch Kroisos Geldgeschenk 
von zwei Goldstateren pro Kopf diesem Zwecke 
gait, meint Pomtow. Aber ein athenisches Adels- 
geschlecht iibernahm, obwobl verbannt aus der 
Heimat, die Ausfiihruug des Baus , die Alkmaio- 20 
niden. Wann sie damit begonnen haben, wissen 
wir nicht, jedenfalls mtissen eine Eeihe von Jahren 
auf die Gesandtschaften gerechnet werden, und 
dann hat der Bau, wie es alle Analogien zeigen, 
eine erhebliche Zeit in Anspruch genommen. Wir 
hatten gesehen, dass die delphisch-attischen Be- 
ziehungen im 7. Jhdt. frcundliche waren; dann 
hatte Athen dem Gott gegen Krisa geholfen, und 
auch bei der Enverbung von Salamis ist von gfin- 
stigen Orakeln die Rede (Plut. Sol. 9 ; spatere 30 
attische Erfindung nach Toepffer Quaest. Pis. 
26f. = Beitr. z. Altertumsw. 20f.). Als Peisi- 
stratos zuv Herrschaft kam, wurde es anders. Die 
Alkmaioniden agitierten gegen ihn und seine 
Sohne (seit wann?), der spartanische Einfluss stei- 
gerte sich, und Kleisthenes hatte gezeigt, wie 
man den Pythier verehren konnte, ohne von der 
delphischen Priesterschaft abhangig zu sein. Pei- 
sistratos hob also nicht nur die andere apollinische 
Cultstatte, Delos (0. Gruppe Handb. d. Alt. V40 
2. 241), sondern er schuf sich auch neben seinem 
Olympieion ein Pytliion ; sein Enkel Peisistratos, 
Sohn des Hippias, weihte dort als Archon im 
J. 520 den bekannten, wieder aufgefundenen Altar 
(Time. VI 54. CIA IV 1, 373 e). In diesem Py- 
thion wurden auch die Dreifiisse der Sieger in 
den Thargelien , die sonst ganz dem delischen 
Apollon galten, aulbewahrt (Theophr. bei Ath. X 
424 f). Zu dem grossen delphischen Feste der 
Pythien schuf er ein Seitenstuek in den ebenfalls 50 
vierjahrigen grossen Panathenaeen, die im selben 
Jahre, mit bewusster Absicht wohl nur wenige 
Tage friiher als die Pythien, gefeiert wurden (die 
Panathenaeen Ende Hekatombaion, die Pythien 
meist im Bukatios-Metageitnion). Auch Peisi- 
stratos hatte, wie seine ganze Zeit, einen sehr 
grossen Orakelbedarf: aber er befriedigte ihn 
durch die Spriiche des Amphilytos aus Akarna- 
nien (Herodot. I 62), des Musaios, den Onoma- 
kritos nach Bedarf interpolierte (Herodot. VII 6), 60 
und anderer; eine Masse davon wurde auf der 
Burg im Athenatenrpel aufbewahrt und fiel dort 
dem Kleomenes in die Hiinde ; aber delphische 
waren sohwerlich darunter (Herodot. V 90, 1. 
Benedikt De orac. ap. Herodot. coramem. 4). D. 
verlor also durch die Peisistratiden erheblich. 
Dies benutzten die Alkmaioniden. Sie bauten 
zuerst den Tempel prachtiger als ausbedungen. 



Den Porosstein ersetzten sie an der Ostfront durch 
parischen Marmor. Spintharos von Korinth war 
der Architekt (Paus. X 5, 13); sein Vorbild scheint 
der noch jetzt in Trfimmern erhaltene alte Tempel 
von Korinth gewesen zu sein (Pomtow Beitr. 
37; Eh. Mus. LI 337f.). Ob Aristoteles mit 
seiner Behauptung Eecht hat, dass die Alkmaio- 
niden trotzdem beim Bau selbst ein gutes Geschaft 
machten (und dadurch erst die Mittel fur ihre wei- 
teren Unternehmungen erhielten), lasse ich dahin- 
gestellt i^A&. noL 19; dafiir Ad. Wilhelm Arch.- 
epigr. Mitt, aus Oest. XX 1897, 97ff.). Jedenfalls 
erwarben sie sich durch ihre That eine solche 
Stellung in D., dass sie kaum erst die Pythia 
zu bestechen brauchten, um sie zu bewegen, den 
Lakedaimoniern bei jeder Gelegenheit die Be- 
freiung Athens ans Herz zu legen. Dies half; 
im J. 510 rfickte Kleomenes vor Athen; die Pei- 
sistratiden zogen ab. Kurz darauf schuttelte Athen 
auch die lakonische Vormundschaft ab; und als 
Kleisthenes seine neue Phylenordnung schuf, wurde 
der Pythia respectvoll die aussere Bestatigung 
ubertragen ; sie hatte aus einer Liste von hundert 
Archegeten die Eponymen der zehn Phylen aus- 
zuwahlen. Sehr bald darauf erprobte der neue 
Staat seine Kraft an den Boiotern und Chalki- 
diern. Als Siegesdenkmal will v. Wilamowitz 
Arist. u. Athen II 287f. und jetzt auch Homolle 
Bull. hell. XX 1896, 616 die Stoa der Athener 
fassen, deren Inschrift lautet (Haussoullier 
Bull. hell. V 1881, 13ff. IGA 3 a) Adevatoi av- 
E&soav x'e.v oxoav y.ai xa lloxla teal ray.QCize.Qia 
lulovzsg zov zzoXeiuov (Haussoullier setzt sie 
nach 460/59, U. Koehler Eh. Mus. XLVI 1891, 
1 nach dem Seesiege fiber die Aigineten nach 
490; Pomtow Jahrb. 1896, 612 denkt neuer- 
dings an die Schlacht bei Salamis; vgl. seine 
spatercn Bemerkungen Arch. Anz. 1898, 45; Berl. 
philol. Wochenschr. 1899, 256). Fur den zu- 
nehmenden Einfluss von D. sind noch einige 
schwer anzuordnende Thatsachen zu erwahnen. 
Ubcr Spartas Stellung zu D. ist mehrfach ge- 
sprochen; namentlich war die Einmischung in 
die spartanischen Thronstreitigkeiten zwischen 
Kleomenes und Demaratos zu erwahnen. Von den 
Inseln erbaute jedenfalls vor 524 das kleine Siph- 
nos einen schOnen Thesauros in D. (Herodot. Ill 
57). In Kyrene gebot die Pythia, als unter dem 
lahmen Battos III. innere Kilmpfe tobten, aus dem 
arkadischen Mantineia y.azaQxiozfjoa ayayea&ai ; 
es kam Damonax, und er that unter delphischer 
Sanction fast genau das, was in der spartanischen 
Rhetra betont wird ; er bestimmte die Befugnisse 
von KSnig und Volk und schuf eine neue, den 
thatsachlichcn Elementen der Bevolkerung gerecht 
werdendc Phyleneinteilung (Herodot. Ill 161). 
Auch in Kypros gab es einen Tyrannen, der nach 
Kroisos Beispiel D. begunstigt : Euelthon von 
Salamis, Gastfreund der Pheretima, Herodot. IV 
162; auch sein Weihgesehenk stand bezeichnender- 
weise im korinthischen Thesauros. Vom Westen 
wird besser erst spater ausffihrlicher zu handeln 
sein. Vielleieht sind die Schatzhauser der Spi- 
neten (Polemon frg. 28) und Agyllaeer schon im 
6. Jhdt. gebaut (ein Orakel an die Agyllaeer um 
540, Herodot. I 167). Die Weihgeschcnke der 
Liparer von ihren Tyrrhenersiegen sind mog- 
licherweise schon eben so alt ; Lipara ist 



um 580 gegriindet (Diod. V 9. Paus. X 
11, 3). 

Fur die Beurteilung der delphischen Zustande 
in dieser Zeit kommt namentlich die starke Be- 
stechlichkeit der Pythia in dem Falle des De- 
maratos, dessen Konigsherrschaft in Sparta auf 
Betreiben des Kleomenes ftir ungfiltig erklart 
wurde, in Betracht. Auf die Geschichte von der 
Ermordung des Fabeldichters Aisopos spielt schon 
Herodot (II 134) an. Dass sie die Alkmaioniden 10 Herakliden ankundigte, ist jfinger als die Ther 



fragten, wurden sie auf die holzerne Mauer ver- 
wiesen ; ein trostreicher Schlusspassus auf Salamis 
ist natfirlich erst ex eventu zugefligt, Herodot. 
VII 139 — 142. Auch den Argeiern riet die Pythia 
zur Vorsicht, Herodot. VII 148. Die Kreter wollten 
ebenfalls das Orakel befragt haben, und zwar 
xoirfj , aber eine abmahnende Antwort erhalten 
haben (Herodot. VII 169). Ein Orakel an Sparta, 
das ihrer Stadt Zerstfirung oder den Tod eines 



stark begiinstigten, wird man ihnen nicht allzu- 
sehr zum Vorwurf machen ko'nnen. Wohl aber 
zeigt das ex eventu gemachte Orakel iiber Milet 
einen bedenklichen Mangel an Patriotismus , wie 
er noch starker bei der Ankunft der Perser her- 
vortritt. Wenig wissen wir aus dieser Zeit fiber 
die Verfassung von D. Der blutige Streit der 
beiden Geschlechter des Krates und Orsilaos und 
seine Folgen (Aristot. Pol. V 1303 b 37. Plut, 



mopylenschlacht (Herodot. VH 220. 239. IX 64; 
vgl. fiber diese Orakel und das Folgende Pom- 
tow Jahrb. 1884, 227ff. Busolt Gr. G. 112 661f. 
Anm. 4, wo zahlreiche Litteratur). Diejenigen 
Griechen, die an der nationalen Sache festhielten, 
leisteten einen Schwur, alle die, welche sich 
ohne Zwang den Persern ergeben hatten, dem 
delphischen Gotte zu zehnten (Herodot. VII 132), 
der es eigentlich gar nicht um ihre gute Sache 



praec. reip. ger. 32) fallt nach Koehler Rh. 20 verdient hatte. Aber das wurde vergessen im 
tttt „„„„ .**«• ■ ,■ ,..,._,___ r7..-i._ j_.. j UDe i ,1^ Sieges. Und als Salamis und Plataiai 

geschlagen war, da wusste die kluge Priester- 
schaft rasch alles zu ihrem Besten zu kehren. 
Namentlich wurde ein Beutezug der Perser, der 
sich gegen das Heiligtum gerichtet haben soil, 
mit allem Apparat von Heroenerscheinungen, Ge- 
wittern und Erdbeben ausgeschmilckt. Die Del- 
pher waren auf den Gipfel des Parnass, nach der 
korykischen Grotte und nach Amphissa gefiohen ; 



Mus. LIU 1898, 485ff. in die letzten Zeiten der 
absoluten Adelsherrschaft und ,bildet zusammen 
mit dem krisaischen Krieg, den Beziehungen zu 
Kroisos und der Anwesenheit und Wirksamkeit 
der attischen Emigration fur uns den Inhalt der 
Geschichte D.s im 6. Jhdt.' (S. 488). Die An- 
fange der Mfinzpragung werden von Svoronos 
Bull. hell. XX 1896, lift, etwa in die Jahre 
520—480 gesetzt, 



3. Vom Beginn der Perserkriege bis30nur 60 Mann und der Prophet Akeratos blieben 



zum Anfange des dritten heiligen Kriegs 
(490—356). Wenn Plutarch einmal (dcf. orac. 
15) vorwurfsvoIT sagt , dass der Tempel von D. 
voll ware von Siegesdenkmalern , die Hellenen 
fiber Hellenen errichtet hatten, wie ,Brasidas und 
die Akanthier von den Athenern', ,die Athener 
von den Korinthern', ,die Phoker von den Thes- 
salern', ,die Orneaten von den Sikyoniern', ,die 
Amphiktionen von den Phokern' — so trat in 



und schauten die Wunder — zumeist wohl in 
ihrer eigenen Phantasie, Herodot. VJH 33ff. Die 
Beschreibung dieses abgeschlagenen Uberfalls blieb 
vorbildlich ffir spatere Zeiten. Die Delpher er- 
richteten dem Zeus ein Tropaion, in dessen Epi- 
gramm sie sich rfihmten, die Schar der Meder ab- 
gewehrt und das Heiligtum geschutzt zu haben 
(Diod. XI 14), sie machten auch lebhaft Propa- 
ganda ffir den Cult der Winde, die bei Artemi- 



den Persern den Griechen ein nationaler Feind 40 sion den Griechen so wacker gegen die persische 



gegeniiber, und dies pragt sich auch in den Weih- 
geschenken aus. Das alteste derselben ware, wenn 
es nach dem Anlass der Stiftung allein ginge, 
von den Athenern bei ihrem Thesauros gestiftet ; 
es tragt die Inschrift 'A&evaTot x[o]i 'AxoV.ovfi 
djio Medjov ax [@oft] {via xss MaQad[o]vi fi[d%eg] 
(Homolle Bull. hell. XVII 1892, 612. XX 1896, 
612; die Buchstaben stehen nach Pomtow Arch. 
Anz. 1898, 44 in Easur und gehoren anscheinend 



Flottenubermacht geholfen hatten, und behaup- 
teten, dies schon vorher in richtiger Ahnung ge- 
than zu haben — um die Erinnerung an die 
Angst, die sie thatsachlich gehabt hatten, zu ver- 
wischen (Herodot. VII 178). Und zahllos waren 
die anderen Siegesdenkmaler. Kach der Schlacht 
bei Plataiai hatte das Orakel geboten, einen Altar 
des Zeus Eleutherios zu erbauen; geopfert wurde 
auf demselben erst, nachdem im ganzen griechi- 



eine'r Erneuenrag im 4. Jhdt. v. Chr. an). Der 50 schen Heere die Feuer ausgelCscht waren, welche 



Zehnte dieses Sieges war eine grosse Statuengruppe 
diese enthielt Athena, Apollon, Miltiades, die zehn 
neuen Phylenheroen, Kodros, Theseus und Phyleus 
(Neleus? Loewy). Paus. X 10, 1 nennt Pheidias 
als Kunstler. Da aber die Beziehung auf Ma- 
rathon durch die Person des Miltiades gesichert 
ist (L oe wy Studi ital. di fllol. class. V 1896, 33ff.), 
muss man entweder die Beziehung auf Pheidias 



von den Barbaren ffir befieckt galten, und reines- 
Feuer von der y.oivrj eaxla in D. geholt war (Plut. 
Arist, 20). Das siegreiche Heer stiftete nach D. 
einen goldenen Drcifuss, der von ehernen um ein- 
ander geflochtenen Schlangen getragen wurde- 
Dieser Fuss ist erhalten ; auf ihm sind die Xamen 
der am Kampfe beteiligten Stiidte eingegraben 
und andere, die nachtraglich dieser selben Ehre 



it aufgeben (Loewv) oder das Denkmal in spatere gewfirdigt wurden; auf dem Dreifuss liess nach 

*' Zeit hinabriicken (so Collign on Hist, de la sculpt. 60 thuc. I 132 der spartanische Konig Pausa- 



gr. I 520f.. der etwa an die Jahre 465-460 denkt). 
Als 480 Xerxes kam und Makedoner, Thessaler 
und Thebaner und viele andere griechischen Stadte 
und Stamme medisch gesinnt waren, da schwankte 
auch der Gott. Die Athener schreckte er durch 
ein ganz entmutigendes Orakel; als die Boten 
durch Vermittlung eines angesehenen Delphers 
wiedereingefuhrt als Bittflehende noch einmal 



nias eine ihn verherrlichende Inschrift anbringen, 
die spater von den Lakedaimoniern ausgekratzt 
und durch eben jene Namen ersetzt wurde. Ein 
weiteres Epigramm, das Diodor XI 33, 2 fiber- 
liefert, setzt Fabricius in seiner erschOpfenden 
Behandlung des Gegenstands, Arch. Jahrb. 1 1886, 
176ff., auf die verlorene Basis [nach Pomtow un- 
echt]. Ffir die Seesiege von Artemision und Salamis 



2555 



Delphoi 



Delphoi 



2556 



weihten die Griechon cine Apollonstatue (Paus. X 
14, 5), wohl identisch mit dem von Herodot. VIII 
121f. erwahnten zwolf Ellen hohen Coloss, der 
einen Schiffsschnabel trug. 

DieAmphiktionen stifteten Statuen des wackern 
Tauchers Skyllis von Skione tind seiner Xochter 
Hydne (Paus. X 19, 1, vgl. Herodot. VIII 8), 
liessen die Epigramme auf den Grabern der Pe- 
loponnesier und der 300 Spartiaten in Thermo- 
pylai anbringen ; sie setzten auch einen Preis auf 
den Kopf des Verriiters Ephialtes aus. 

Besondere Weihgeschenke machten die Aigi- 
neten fiir Salamis (Herodot. VIII 122); die Pla- 
taeer fiir Plataiai (Paus. X 16, 1) ; die Epidaurier 
{ebd.), die Karystier (16, 1). Auch Privatleute 
machten Stiftungen, so der reiche Kallias, Sohn 
des Lysimachidos , aus Athen (Paus. X 18, 1); 
das Wcihgeschenk des Thcmistokles soil die Py- 
thia zariickgewiesen haben (? Paus. X 14, 5f.). 
Der kluge Makedonenkonig Alexander, der den 
Anschluss an Griechenland suchte, weihte seine 
goldene Statue nach D.; freilich ohne dass aus- 
•drucklich der Anlass erwahnt wird (Herodot. VIII 
121). Auch der Altar der Chier, den Herodot 
(II 135) schon sah, mag infolge der Perserkriege 
gestiftet sein; die Weihinschrift tragt nach Ho- 
molle Bull. hell. XX 1896, 617 die Zfige vom 
Anfange des 5. Jhdts. Manchen von diesen Wei- 
hungen standen gleichartige an das peloponnesi- 
sche Hauptheiligtum in Olympia zur Seite. Ebenso 
wuchs das Ansehen von D. als Platz der Wett- 
kampfe. Pindars pythische Oden bezeugen es (Lit- 
teratur fiber ihre Chronologie u. s. w. bei Busolt 
•Gr. G. Ill 1 , 150ff.). Namentlich sind es die 
reichen Herrscher Siciliens, die D. jetzt mit ihren 
Gaben schmiicken. Deinomenes hatte das Orakel 
befragt (Plut. Pyth. orac. 19) ; Gelon stiftete zu- 
gleich im Namen seiner Briider Hieron, Polyzalos 
und Thrasybulos goldene Dreifiisse mit einem 
Epigramm des Simonides, das den Sieg iiber die 
Karthager bei Himera als eine panhellenische 
Grossthat feierte (Schol. Pind. Pyth. I 135, vgl. 
Bakchyl. Ill 17ff. Diod. XI 2C, 7. Ath. VI 231 f; 
Reste der Basen mit Inschriften : Ho molle Bull, 
hell. XVIH 1894, 179f. und ausffihrlicher Me- 
langes Henry Weil 1898, 207ff.). Eine Statue 
des Hieron sah Plutarch (de Pyth. orac. 8) ; ihre 
Inschrift ist wiederaufgefunden (Bull. hell. XXI 
1897, 404f.). Die schone im Jahre 1896 ober- 
halb des Tempels ausgegi'abene Bronzestatue eines 
fast unbartigen Jiinglings im Wagenlenkercostfim, 
vervollstandigt durch Bruchstficke des dazu ge- 
horigen Viergespanns, wird durch das Mittelstfick 
einer grossen, an demselben Orte gleichzeitig ge- 
fundenen Basis, deren Zugehorigkeit die Ent- 
decker mit grosser Wahrseheinlichkeitangenommen 
haben, als Weihung eines [Pjolyzalos bezeichnet, 
den Homolle nieht ansteht, fiir den Sohn des 
Deinomenes zu halten (Acad, des inscr. Paris XXIV 
1896, 362ff. mit 3 Tafeln, dazu die priichtige 
Veroffentlichung Homolle s Fondation Eugene 
Piot 1898 : L'aurige de Delphes). Der Name des 
Polyzalos steht in Rasur und weist spatere Schrift- 
.ziige auf als die zweite, zur ursprunglichen Fas- 
sung gehorige Zeile, welche die Dedication an 
Apollon in hexametrischer Fassung enthalt und 
nach ihrem Schriftcharakter mit den oben er- 
wahnten Weihungen der syrakusanischen Grossen 



nahe Beriihrung hat; das vierstrichige e gemahnt 
an die olympische Bronze des Geloers Pantares 
(Dittenberger-Purgold Inschr. von Olympia 
142). Sicherlich war der Wagenlenker keiner 
der syrakusanischen Fiirsten, welche niemals 
selbst die Rennbahn betreten haben und das Wa- 
genlenkercostiim ohne Zweifel verschmaht hatten, 
aber schr wohl kann der bekannte Polyzalos der 
Stifter des fiirstlichen Weihgeschenks gewesen 

10 sein — der Dargestollte war dann eben sein 
Wagenlenker (vgl. das Verhaltnis des Karrhotos 
zu Arkesilas IV., Pind. Pyth. V). fiber den An- 
lass der Easur und den Namen, der vordem da- 
gestanden haben kennte , enthalte ich mich der 
Vermutungen, deren Wert doch nur ein subjec- 
tiver sein kOnnte. Bald nach den Perserkriegen 
erwirkten die Athener von den Amphiktionen 
einen giinstigen Beschluss, der ihnen freie Hand 
gegen die Doloper von Skyros gab (im J. 476 ; Plut. 

20 Cim. 8). Athen hatte auch Gelegenheit, nach 
der Schlacht am Eurymedon 465 noch ein Sieges- 
denkmal iiber die Perser aufzustellen (Paus. X 
15, 4). Als dann die Athener und Argeier sich 
verbiindet und bei Oinoe einen Sieg iiber die La- 
kedaimonier erfochten hatten, liessen die Athener 
als Siegesdenkmal in der Stoa Poikile ein Bild 
der Schlacht malen ; die Argiver aber weihten 
eine grosse Statuengruppe nach D., Werk des 
Hypatodoros und Aristogeiton , darstellend die 

30 Sieben gegen Theben und, anscheinend von dem- 
selben Weihgeschenk, die Epigonen (Paus. X 10, 
3. Robert Hermes XXV 1890, 412ff., wo er die 
Schlacht 462 — 458, und genauer VIII. hallisches 
Winckelmannsprogramm 1895, 8f., wo er sie 
Sommer 460 oder Friihjahr 459 ansetzt; Busolt 
Gr. G. Ill 1, 324f. zieht 456 vor, spricht sich 
aber auch gegen die iibliche Hinabsetzung in die 
Zeit des korinthischen Krieges aus ; iiber den Ort 
Pomtow Arch. Anz. 1895, 6ff.). Nach dem Siege 

40 von Oinophyta im J. 457 wurden die Athener die 
Herren von Boiotien und Phokis (Thuc. I 108). 
Dies blieben sie auch trotz der missgliickten Ex- 
pedition nach Thessalien (Thuc. I 111), die wohl 
der Anlass war, dass die Pheraeer ein Sieges- 
denkmal fiber die athenische Reiterei in D. auf- 
stellten (Paus. X 15, 4). Die Phoker waren da- 
mals, wie auch das Bruchstiick einer Urkunde 
lehrt (CIA IV p. 8 nr. 22b; vgl. v. Wilamowitz 
Arist. u. Ath. II 303) mit Athen sehr befreundet ; 

50 damals malte Polygnotos von Thasos, der Freund 
des Kimon, fiir eine Stadt des attischen Seebundes 
die Lesche der Knidier aus. Dieselbe war oberhalb 
des Grabes des Neoptolemos errichtet (Paus. X 
28, 4), weshalb dieser Heros auch auf dem einen 
der Gemalde, das die Iliupersis darstellte, die am 
starksten handelnde Person war. Das andere Bild, 
der Aufenthalt des Odysseus in der Unterwelt. 
hatte durch die dargestellten Personen besondere 
Beziige auf die Auftraggeber, darunter nicht nur 

60 die Knidier (Iaseus — Triopion), sondern auch auf 
andere dorische Stadte (Klytia = Kos, Kamiro = 
Kamiros), auf die Heimat des Kunstlers (Tellis 
und Kleoboia) und, was far die politiscbe Con- 
stellation besonders wichtig ist, auf Phokis (Sche- 
dios) und D. (Thyia). Diesen Nachweis und eine 
genaue Besprechung der Bilder enthalt das XVI. 
und XVII. hallische Winckelmannsprogramm von 
C. Robert (1892 und 1893). Die Halle war 



2557 



Delphoi 



Delphoi 



2558 



offen und jedermann zuganglich, man trat durch 
die Thure ein, sass und plauderte darin (Plut. 
def. orac. 6). tiber die Gemalde giebt es eine 
grosse Litteratur; s. Polygnotos. Die Lesche 
behandelt auf Grand der franzosischen Ausgra- 
bungen H. Pomtow Arch. Anz. 1898, 45ff. Der 
Friedenszustand wurde durch die Lakedaimonier 
unterbrochen, welche in dem sog. (zweiten) hei- 
ligen Kriege D. besetzten und von den Phokern 



Besiedlung von Herakleia durch die Spartaner 
statt, zum Schutz von Trachis und zur Eroffnung 
der Strasse nach Norden (Time. Ill 92f.).- Auf 
diesem Wege marschierte denn auch Brasidas 
nach Thrakien. Im Winter 424/3 zog er die 
Akanthier auf seine Seite, mit denen er in D. ein 
Schatzhaus weihte, das die Weihinschrift trug 
,Brasidas und die Akanthier von den Athenern' 
(Plut. Lys. 1; def. orac. 14. 15). Dem stehen 



unabhangig machten (Thuc. I 112). Sie erhielten 10 freilich von athenischer Seite andere Weihge- 



dafiir die Ehre der Promanteia, die sie auf der 
Stirn des ehernen Wolfes, neben dem grossen 
Altar (Paus. X 14, 7). eingraben liessen (Urkunde 
von Philochoros frg. 88, FHG I 398 benutzt, vgl. 
Plut. Per. 21). Zwei Jahre darauf kamen die 
Athener unter Perikles und gaben das Heiligtum 
den Phokern zuriick ; dafiir erhielten sie nun ihrer- 
seits die Promanteia, die sie auf der rechten 
Seite desselben Wolfes anbrachten. Es ist dies 



schenkeentgegen; Phormion weihte Schiffsschnabel 
und Schilde, die er in der Schlacht bei Rhion 
428 erbeutet hatte (Paus. X 11, 6, der diese Wei- 
hung verkehrterweise auf die ganze Athenerhalle 
bezieht). Und athenische Bundesgenossen , die 
Messenier und Naupaktier, stifteten nach Olympia 
und D. hohe dreiseitige Basen, die olympische 
mit der Nike des Paionios gekriint, die delphische 
wiederhergestellt von Pomtow Jahrb. 1896, 505ff. 



zugleich ein typisches Beispiel, wie man in D. 20 Als Anlasse der Stiftungen sind mehrere Ereig 



fremde Weihgeschenke wie auch Basen und Mauera 
benutzte, um darauf eigene Urkunden zu ver- 
ewigen (Thuc. Plut. Philoch. a. a. O.). In diesem 
Falle war es ein von den Delphern selbst ge- 
stifteter Gegenstand. Damals wird Herodot Sparta 
besucht haben, wo man der politischen Lage 
wegen von dem delphischcn Einfluss auf die ly- 
kurgische Gesetzgebung ausnahmsweise nichts 
wissen wollte (s. o.). Dass Herodot zur Zeit des 



nisse vorgeschlagen ; Pomtow (S. 600f.) bezieht 
das delphische Denkmal auf die Thaten im am- 
philochischen Kriege 426/5, das olympische auf 
die Teilnahme an der Besetzung von Pylos und 
Sphakteria. Wann diese DenkmaTer vollendet 
sind, ist nicht sicher ; jedenfalls wurde erst durch 
den Waffenstillstand vom Friihjahr 423 D. wieder 
frei zuganglich, indem festgesetzt wurde, dass 
jeder beliebige das Orakel befragen diirfe, und 



spartanischen Einflusses, also 448, in D. war, hat 30 auch Vorsorge fiir die Schatze des Gottes ge- 



man daraus gefolgert, dass er eine spartaner- 
freundliche Falschung, die Anbringung der Auf- 
schrift Aaxtdaifiovlatv auf einem goldenen itegio- 
QavxrjQiov des Kroisos, erwahnt, wobei er den 
Namen des Falschers verschweigt, weil er wohl 
ein angesehener Zeitgenosse war (Kirchhoff Ent- 
stehung des herodot. Geschichtswerks 32ft). Doch 
ist es auch denkbar, dass die Athener die un- 
schadliche Liige ruhig stehen liessen ; hatten sie 



troffen wurde (Thuc. IV 1 18. Kirchhoff Thuky d. 
4ff.). Im Frieden des Nikias (421) wurde fest- 
gesetzt, dass jeder die heiligen Statten besuchen 
und Orakel einholen diirfe, und dass das Heiligtum 
und der Tempel in D. autonom sein solle (avro- 
vo/iiovg elvai teal avrodixovs xal avxmv xai rij; 
yfjg zij; eavrcov y.ara to x&tqio). Damit wurde 
D.. das kiirzlich noch gegen das ionische Apollon- 
heiligtum in Delos fiir das boiotische in Tegyra 



doch Wichtigeres zu thun, als dem Kroisos zu 40 eingetreten war (Plut. def. orac. 5) und den ver- 



seinem Recht zu verhelfen, und spricht gerade 
die Aufdeckung der Falschung fiir eine spartaner- 
feindliche Stimmung. Lange dauerte das attische 
tTbergewicht nicht; der ungliickliche Tag von 
Koroneia im J. 447 raubte den Athenern ihre 
Hegemonie jenseits des Kithairon. Auch D. er- 
langte nicht nur die Unabhangigkeit, sondern trat 
auch in einen entschiedenen Gegensatz zu Athen 
(Kirchhoff Thukydides und sein Urkundenma- 



bannten KSnig von Sparta, Pleistoanax, wohl 
wegen Bestechung der nQouam; begiinstigt hatte 
(Thuc. V 16, 2f. Plut, Pyth. orac. 19), frei fiir 
Athen. , 

Dies benutzte, wie es scheint, Alkibiades, 
dessen grosse Politik gerade in diese Zeit fallt. 
D. geht auf kurze Zeit in athenisches Fahrwasser 
fiber. Die Anzeichen hierfiir sind bisher wenig 
beachtet. Erst A. Korte ist der Nachweis ge- 



terial 32). Dies zeigte sich bei Thurioi : im J. 445 50 lungen , dass in diese Zeit, und nicht , wie man 



war diese Neugriindung unter Athens Leitung 
ausgeffihrt, aber als nachher zwischen den Be- 
wohnern Streit entstand , welche Stadt als Mutter- 
stadt anzusehen und wer als xziort); zu bezeichnen 
sei, da entschied der Gott, die Rechte Athens 
missachtend, ohne sie gerade zu verletzen, dass 
er selbst der Grander sei (Diod. XII 35; Busolt 
Gr. G. ITI 1, 537f. hebt richtig die Tendenz her- 
Als im J. 432 die Spartaner den Krieg 



friiher allgemein meinte, in die perikleische, das 
beruhmte attische Gesetz fiber die d-raQ/jj der 
Feldfrfichte an die eleusinischen Gottheiten ge- 
hSrt. welches auf ein Orakel des Gottes von 
D. Bezug nimmt (CIA IV 1 p. 59ff. nr. 27 b 
= Dittenberger Syll.2 20. A. Korte Athen. 
Mitt. XXI 1896, 320ff.) und woran Isokrates im 
Panegyrikus 31 (im J. 380) ankniipft. Die Be- 
weise KOrtes sind sprachlicher Art und sach- 



gegen Athen beschlossen, antwortete ihnen das60lich; die Folgen einer solchen a.-iaqy_rj sind nam- 



Orakel auf ihre Frage, sie wfirden siegen, wenn 
sie kraftig kampften, und der Gott selbst wiirde 
ihnen helfen, gebeten und auch ungebeten (Thuc. 
I 118, 3, vgl. I 121. 143). Weshalb auch Thu- 
kydides in seinen erfundenen Reden auf beiden 
Seiten die Moglichkeit erwagen lasst, dass die 
Spartaner in Olympia und D. eine Anleihe machten. 
Im J. 426 faiid unter delphischer Sanction die 



lich, wie er nachweist, in alterer Zeit kaum zu 
spiiren, dagegen von Ende des 4. Jhdts. ab 
und spater sehr stark. Gerade die Forderung, 
auch an die nichtverbfindeten Stadte Gesandt- 
schaften wegen der azraqyal zu schicken, passt 
in eine Zeit, als Athen weitgehende politisehe 
Aspirationen hatte, wie sie vor dem Scheitern 
der peloponnesischen Allianz gegen Sparta, der 



2559 



Delphoi 



Delphoi 



2560 



Schlacht bei Mantineia im J. 418 war. In dicse 
Zeit nun fallt auch ein sehr merkwiirdiges Stuck, 
der euripideische Ion. Derselbe citiert den ran 
422, die Zeit des Nikiasfrieden, gedichteten Erech- 
theus, ist also junger als dieser. Er schildert 
ein Verbrfiderungsfest zwischenXuthos, dem Gatten 
der Erechtheustochter Kreusa, und den Delphern. 
Ion, der Held des Stilckes, wird in einer Grotte 
bei den Makrai, am Nordabhange der Burg, wie 



Eleusis wiirde sich, worauf mich v. Wilamowitz 
hinweist, die an und fur sich auffallende und 
durch den Zusammenhang allein nicht begrilndete 
Verherrlichung der eleusinischen Feier im Chor- 
lied (v. 1074ff.) erklaren]. Ion ist der Stamm- 
vater der vier ionischen Phylenheroen, welche die 
Kykladen und die kleinasiatische Kiiste besiedeln 
werden; von Xuthos und Kreusa aber werden 
Doros und Achaios geboren werden. So schliesst 



v. 501ff. zeigt, in der Pansgrotte, von Apollon 10 diese Tendenzdichtung, die fur das damalige Athen 



empfangen ; ebenda setzt ihn aucb Kreusa aus ; 
Hermes bringt das Kind nach D. , wo es von der 
Priesterin gepflegt, als xQ voo yvXag~ und radios 
(und rscoxoQog im eigentlichsten Sinn) aufwachst. 
Dass der Cult des Pan erst nach der Schlacht 
bei Marathon an dieser Stelle eingefuhrt ist, 
mussen wir wohl den Alten glauben (Herodot. VI 
105). Er war wenigstens so alt. Uber Apollon 
haben wir langst eine durch die neuesten Aus- 



grosse Aspirationen voraussetzt. Bald macht 
diesen die Schlacht bei Mantineia nach dem Pe- 
loponnes hin ein Ende. Den Argeiern war es 
noch vergOnnt, im J. 414 ein Siegesdenkmal fiber 
die Lakedaimonier in D. zu weihen (Paus. X 9, 
12 ; der Sieg von Thyrea ist aber nicht, wie Pau- 
sanias meint, der aus Herodot bekannte, sondern 
der von Thuc. VI 95 erwahnte, bei dem beson- 
ders die Masse der Beute hervorgehoben wird ; 



grabungen von Kavvadias vermehrte Reihe 20 s. Brunn G. d. gr. K. 12 198 und den Art. An - 



von Zeugnissen, dass er in der Kaiserzeit als imo 
MaxgaTs, vno "Axgatg oder 'Yxaxoatos verehrt 
worden ist (E<p. dp/. 1897, Iff.). Euripides sagt 
nur, dass diesen Ort der Pythier (wenn man dafilr 
des Metrums wegen <&oTj3og einsetzt, so besagt 
dies wenig) und die pythischen Blitze ehren (v. 285). 
Er spielt damit auf die Beobachtung der Blitze 
uber dem Harma an, die nach Strabon IX 404 
vom Altar des Zeus Astrapaios auf der Mauer 



tiphanes Nr. 21). Dann kam die schwere si- 
cilische Katastrophe (413). Athen sank; die sieg- 
reichen Syrakusaner weihten ein Schatzhaus (Paus. 
X 11, 4). 

Bald hatten audi die Megarer Anlass, einen 
Erfolg in D. durch ein Weihgeschenk zu ver- 
ewigen (Paus. X 15, 1, vgl. Pint. Pyth. orac. 16; 
im J. 409 nach Diod. XIII 65). Und als Athen 
gefallen, weihte Lysandros eine grossartige Statuen- 



zwischen Olympieion und Pythion aus stattge- 30 gruppe von Bronze als Siegesdenkmal , worin er 



funden hat. Dorpfeld hat deshalb am Nord- 
abhange ein Pythion und ein Olympieion ange- 
nommen, die auch Thukydides in seiner berfihmten 
Skizze von der altesten Stadtgeschichte (II 15, 4) 
gemeint habe. Aber Thukydides spricht an einer 
anderen Stelle (VI 54) sicher vom peisistratischen 
Pythion, uber dessen Lage am Ilisos kein Zweifel 
besteht, hat also, wenn er von einem Pythion in 
Athen ohne Unterscheidung spricht, nicht gut 



von Poseidon bekranzt dargestellt war, dazu die 
Getter von D. und Sparta (die Dioskuren) und 
seine zahlreicben Unterfiihrer, meist von den Bun- 
desgenossen (Paus. X 9. Plut. Lys. 12. 18; de Pyth. 
orac. 2; die Reste bei Homo lie Bull. hell. XXI 
1897, 284ff.). Spartas Einfluss war in D. wieder- 
hergestellt. Dementsprechend unterhielt Lysan- 
dros fortdauernd gute Beziehungen zur Priester- 
schaft, die er allerdings auch zu allerhand Schwin- 



ein anderes meinen kOnnen als dieses. Sodann 40 del benutzt haben soil (Plut. Lys. 18. 26) , und 



ist es auch sicher und namentlich von Topffer 
nachgewiesen, dass Ion zunachst in der attisehen 
Tetrapolis zu Hause war und erst spat in Athen 
Eingang gefunden hat. Euripides aber musste 
ihn an der Burg, innerhalb des erechtheischen 
aoxv geboren sein lassen. um seinen Zweck, ihn 
zu einem urathenischen Erechthiden zu machen 
(was er in Wahrheit gar nicht war), zu erreichen. 
Dies notigte ihn, auf den Geburtsort ein geborgtes 



Agesilaos kam nach der halbgewonnenen Schlacht 
von Koroneia an den Pythien 394 nach D., um 
das Zehntel der asiatischen Beute dahin zu stiften 
(Xen. hell. IV 3, 21. A. Mommsen Delph. 131f.). 
Pausanias, der aus Sparta verbannte Konig, schrieb 
eine von Ephoros benutzte Schrift, worin er, Hero- 
dot entgegen, wieder stark den grossen Einfluss 
von D. auf die lykurgische Verfassung betonte 
(395 — 385); vgl. uber ihn Ed. Meyer Forschungen 



Licht fallen zu lassen, das nicht viel klarer wiirde, 50 zur alten Gesch. 1 215ff., dessen Folgerungen etwas 



wenn die Fiction schon ein anderer kurz vorher 
gemacht hatte, das aber ausreichen konnte, der 
Stelle in der Kaiserzeit zu einem durftigen Cult 
zu verhelfen. Hatte Euripides von diesem eine 
Ahnung gehabt — nie ware es ihm eingefallen, 
das Wirken des Apollon in die Pansgrotte zu 
verlegen! Dass er dies that, beweist, dass keine 
apollinische Cultstatte zur Verfiigung stand (vgl. 
die trefflichen Ausfiihrungen von E. Ermatinger 



einzuschranken sind, s. o. S. 2540. 

Uber die inneren Zustande in D. am Anfange 
des 4. Jhdts. erfahren wir vielerlei aus dem Gesetz 
der Labyaden, Bull. hell. XIX 1895, 5ff. = D itten - 
berger Syll. 2 438. Dieseauf vier Seiten eines recht- 
eckigen Pfeilers geschriebene Urkunde, welche das 
ionische Alphabet noch in einer Ubergangsstufe 
verwendet, enthalt genaue Bestimmungen uber die 
Thatigkeit und Pflichten der Beamten der .-raroa, 



Die att. Autochthonensage bis auf Euripides 1897, 60 uber die Einkiinfte und Strafen, die Versamm- 



127, 75; den gegenteiligen Bemerkungen von 
S. Wide Berl. phil. Woch. 1898, 848 kann ich 
nicht zustimmen). [Diese Darlegung kOnnte na- 
turlich durch neue Funde, die gerade an dieser 
Stelle dank der Initiative von Kavvadias und 
der archaologischen Gesellsehaft zu erhoffen sind, 
in vieler Hinsicht abgeandert werden. Aus der 
gleichzeitigen gesteigerten Berueksichtigung von 



lungen , die gesetzmassigen Opferschmause und 
namentlich auch Verfiigungen fiber die Toten- 
bestattung, wo die Beschrankungen der Klage 
lebhaft an solonische Bestimmungen gemahnen. 
Wie zahlreich die Labyaden waren, geht daraus 
hervor, dass in einer Versammlung (d'/.ia) 182 
Stimmen ffir einen Beschluss abgegeben sind. Den 
Labyaden gehort iibrigens auch die alteste del- 



2561 



Debhoi 



phische Inschrift IGA 319 = Colli tz Gr. D.- 
Inschr. 1683, erganzt von Pom tow Berl. phil 
Woch. 1897, 96; vgl. E. W. Buchheim Beitr. zur 
Geschichte des delph. Staatswesens I, Progr. Gymn. 
Freiberg 1898, 16ff. Ausser ihnen gab es in D. 
noch manche anderen bedeutenden Sippen, so die 
@Qtu>ctdcu (Diod. XVI 24) und das sich von Deu- 
kalion ableitende Geschlecht, aus dem die "Omot 
gewiihlt wurden (s. o.). Es bangt dies mit der 
delphischen Flutsage zusammen, wonach das Schiff 10 
des Deukalion auf dem Parnass sitzen blieb, und 
welche der hoch am Parnass gelegenen Stadt Ly- 
korcia ein besonderes Alter als Zufluchtsort bei 
der Uberschwemmung zuwies. Da Deukalion aus 
Thessalien stammt und mit der Genealogie der 
griechischen Stamme, auch mit den Sagen von 
Amphiktion eng zusammenhangt , ist es kaum 
wahrscheinlich, dass seine Einfugung in die del- 
phischen Sagen alter ist als der erste heilige Krieg. 
Aus der Geschichte sehen wir, dass einzelne her- 20 
vorragende Manner in D. stets einen gewissen 
Einfluss geltend gemacht haben, oft im fiblen 
Sinne. Zu einer Charakteristik der Zeit wiirde 
auch geheren, dass wir die Schatzung des Orakels 
nicht nur im Volk, sondern auch bei den geistig 
am hOchsten stehenden Zeitgenossen wiirdigten. 
Nach den sog. Sieben Weisen war es namentlich 
Demokrit, welcher in sehr wtirdiger Weise des 
Orakels gedachte; dann wissen wir, wieviel Sokrates 
dem Gott vertraute und wie seine so ungleichen 30 
Schiiler Xenophon (Weihung nach dem Zuge der 
Zehntausend, Xen. anab. V 3, 5) und Platon ihm 
folgten. Das attische Drama, das in starkerer 
Weise den wechselnden Tagesstromungen der Po- 
litik folgte, nahm zu D. sehr verschiedene Stel- 
lungen ein. Selbst Aischylos, dem es doch mit 
der Religion tiefernst war, hat nicht nur die 
Orestie gedichtet, in der das Gebot des delphi- 
schen Gottes einen entscheidenden Platz einnimmt 
und auch im Conflicte mit anderen Pflichten sieg- 40 
reich bleibt, sondern auch die Verse der Thetis, 
die Platon im Staat missbilligt, wie Phoibos bei' 
ihrer Hochzeit alien Segen verkibidigt habe und 
sie seinen gottlichen Schermund fur frei von jeder 
Luge gehalten habe — ,; <5' avzig i-fircdv, aird; 
iv dolvp naecov, avrog rdd' elucov , avroe t.oriv 
S xzavoiv tov xatda ruv efidv. Dass sich Euripides 
eine sehr unbefangene Kritik des Gottes erlaubte, 
zeigt selbst der Ion, in dem ausserlich die Be- 
ziehungen zwischen Athen und D. so gunstig er- 50 
scheinen. Die grosse Bedeutung D.s in den grie- 
chischen Sagen, wenigstens in der Gestaltung 
derselben, wie sie uns meist in den mythogra- 
phischen Handbfichern der spateren Zeit vor- 
liegen, geht zum guten Teil auf das attische Drama 
zurtick. Doch fehlt es hic-r an Raum, dies aus- 
zufiihren, das gehort in eine Geschichte der griechi- 
schen Sage, die noch zu schreiben ist. 

In das erste Jahrzehnt des 4. Jhdts. wiirde 
der t'berlieferung nach die Sendung eines goldenen 60 
Mischkrugs fallen, den die Romer nach der Ein- 
nahme von Veii nach D. schickten (Liv. V 2S. Plut 
Camill. 8. Diod. XIV 93). Er kam, nachdem ihn 
Seeriiuber weggenommen, durch Vermittlunn- des 
Liparaeers Timasitheos, dessen Nachkommen In Li- 
para von den Remern noch spater geehrt wurden, in 
das Schatzhaus der Massalioten. An dieser einzelnen 
Stiftung wird kaum zu zweifeln sein. Das Schatz- 

Pauly-Wissowa IV 



Delphoi 



2562 



haus der Massalioten war schon friiher angelegt, 
A. Mommsen Delph. 1461'. Th. Mommsen hat 
den delphischen Einfluss auf Rom, der Cberliefe- 
rung fiber die Sibyllenorakel u. a. folgend, in 
ziemlich friihe Zeit'hinaufgeriickt (R. G.6 I 178f., 
vgl. liber Spina und Caere 139f.); dagegen be- 
merkt Diels Sibyll. Blatter 46, 3, dass ausser 
Sagen, die man billig bei seite lasse, das Vor- 
handensein eines irgendwann gestifteten Kraters 
in D. gegen haufigen Verkehr sprache, da er in 
emem fremden Schatzhaus stand, wahrend die 
Caentaner langst ihr eigenes hatten. Erst nach 
dem hannibalischen Kriege sei der delphische Ein- 
fluss in Rom sicher nachweisbar. Fiir das Ver- 
haltnis zu Athen kommt das sehr verstiiramelte 
Amphiktionengesetz CIA II 546 in Betracht, das 
im J. 380/79 in Athen veroffentlicht ist und Einzel- 
heiten des Cultes, namentlich aber auch die Pflich- 
ten der Hieromnemonen , ihre Inspectionsreisen, 
die Sorge fiir die heiligen Strassen und Ahnliches 
behandelte (s. A m p h i k t i o n i a). Am wichtigsten 
aber war fur die allgemeine Lage die Besiegung 
der Spartaner bei Leuktra 371 und das Aufkom- 
men der thebanischen Macht. Nach Paus. X 11, 5 
ware damals das Schatzhaus der Thebaner in D. 
erbaut worden; doch bemerkt Pom tow dagegen^ 
dass die Fundamente viel alter seien und dass 
nach Diod. XVII 10 vielmehr die Siege fiber die 
Phoker — namlich im dritten heiligen Kriege — 
den Anlass zur Stiftung gaben; daher auch Aso- 
pichos, der Liebling der Epaminondas, seinen 
Schild mit dem Tropaion von Leuktra (Theopomp. 
bei Ath. XIII 604 f) noch an einem anderen Orte 
weihte. Es folgten rasch in demselben Sinne das 
Weihgeschenk der Argeier wegen ihrer Teilnahme 
an der Grundung von Messene, eine Gruppe ihrer 
altesten sagenhaften Kfinige (Paus. X 10, 5 ; wieder- 
gefundene Reste bei Ho mo lie Bull, hell XX 
1896, 605ff. XXI 1897, 401, 8), und das arka- 
dische Siegesdenkmal, stolz den Nauarchen des 
Lysandros gegeniibergestellt , nahe dem anderen 
grossen Weihgeschenk von Argos, den Epigonen 
(Paus. X 9, 5; Inschrift von Pom tow wieder- 
gefunden, s. oben Bd. II S. 1129; neue Stficke 
der Basis mit Aufschriften bei Homo lie Bull 
hell. XXI 1897, 276ff. Bulle und Wiegandt 
Bull. hell. XXII 1898, 328fF.). Bald nach Leuk- 
tra drohte von D. her der Freiheit der Hellenen 
eine schwere Gefahr. Iason von Pherai ver- 
langte ffir die Pythienfeier des J. 370 von den 
Stadten Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine; 
der Stadt, die das schonste Rind liefern wiirde, 
setzte er einen goldenen Kranz als Preis aus! 
Die Thessaler sollten sich riisten; er wollte den 
Vorsitz der Pythien ubernehmen und mit einem 
grossen Opfer feiern. Iason wurde freilich er- 
mordet, bevor er seine Plane ausfuhren konnte, 
aber er zeigte einem Spateren, Gliicklicheren den 
Weg (Xen. hell. IV 4, 29fL). Kurz zuvor muss 
der delphische Tempel wenigstens teilweise zer- 
stort oder doch stark beschadigt worden sein. 
Die entscheidende Stelle der Inschrift. welche den 
Thuriern ihre Proxenie erneuert, bei J. Schmidt 
Athen. Mitt. V 1880, 202f., 62 wird verschieden 
erganzt; vgl. IL.Koehler Herm. XXVI 1891, 
45, 1. Pomtow Rh. Mus. LI 1896, 357 und Arch. 
Anz. 1897, 83f. schlagt statt des bisherigen btei 6 
radi xarfcxajvOi] vor xarfsxji&rj zu lesen; er 

81 



2563 



Delphoi 



Delphoi 



2564 



macht auch geltend, dass die Niedrigkeit der in den 
J. 353ff. (s. u.) verwendeten Bausummen eher fur 
den Ausbau eines teilweise (durch Erdbeben?) 
eingestilrzten Tempels. als filr einen grossartageii 
Neubau aprachen. Ho mo lies Vorschlag (Bull, 
hell. XX 1896, 684ff.) xarfyvjv&r) ist, wie Pom- 
tow bemerkt, sprachlich unzulassig, da die Form 
xatmn',o»ri lauten miisste. Wahrscheinlich handelt 
es sich um das grosse Erdbeben von 373, das 
auch Helike und Bura zerstorte (Homolle, Dit- 10 
tenberger Syll. I 2 93 Anm. 3). Jedenfalls war 
eine erhebliohe Ausbesserung notig. Schon bei den 
Friedensverhandlungen in Sparta, 371 v. Chr., 
scheint es ausgemacht gewesen zu sein, dass jede 
Stadt nach Belieben rig xdv vabv xov 'AxoXXcovog, 
d h filr den Bau des Tempels, beisteuern sollte 
(Xen. hell. VI 4, 2. Koehler Athen. Mitt. I 
1876, 16f.). Zum nachsten Friedenscongress, der 
in D. selbst stattfand (Koehler a. a. 0. 12ff. 
Diod. XV 70. Xen. hell. VII 1, 27, welcher tadelt, 20 
dass man den Gott gar nicht gefragt habe, son- 
dern nach eigener Meinung verfahren sei), gehfirt 
ein im Friihsommer 368 v. Chr. gefasster atti- 
soherVolksbeschluss(CIA II 51 = Dittenberger 
Syll. 2 89) wegen Briefcn des Dionysios yon Syra- 
kus, in denen von der oixodofila tov vsu> und der 
Her'stellung des Friedens die Rede war. Einen 
Erfolg hatte dieser Congress nicht. Epaminondas 
setzte seine Angriffe gegen Sparta fort. Filr D. 
war es von Bedeutung, dass die Phoker, die als 30 
imfixooi der Thebaner (Xen. hell. VI 5, 23) den 
ersten Zug nach dem Peloponnes mitgemacnt 
hatten, sich beim letzten (362 v. Chr.) aussehlossen, 
da ihr Biindnis mit Theben nur ein Schutzbund- 
nis sei. Dies war der Anfang der Entzweiung 
(Scha-fer Demosth. 18 489), die bald zu offenem 
Kampf iuhrte. 

4. Vom Beginn des dritten heiligen 
Krieges bis zur Herrschaft der Aitoler 
(857— c. 300). Die Phoker hatten , obwohl mit 40 
den Thessalern von altersher verfeindet und auch 
mit den Boiotern nur fur kurze Zeit gezwungen 
vereint, ihre alten Anspriiche auf den Besitz des 
Orakels nicht aufgegeben. Ein Beschluss der 
Amphiktionie , in der die Thessaler damals noch 
"den iiberwiegenden Einfluss hatten. verurteilte sie 
wegen Bebauung von kirrhaeischem Land zu einer 
Geldbusse, die sie nicht zahlen wollten. Da wagte 
Philomelos mit seinem Bruder Onomarchos, Stra- 
tegen der Phoker, einen kiihnen Schritt; sicher 50 
wenigstens der halben Zustimmung von Sparta 
und Athen, welche beide mit der Amphiktionie 
auf gespanntem Fusse standen (fur Athen vgl. 
CIA II 54 = Dittenberger Syll. 2 100; Sparta 
war mit einer Geldbusse wegen der Besetzung 
der Kadmeia belegt). besetzte er D. im J. 356. 
Das Geschlecht der Thrakiden. das Widerstand 
leistete. wurde auseerottet, die Urkundenstele der 
Amphiktionenbeschlusse vernichtet. Das Heilig- 
tum wurde am westlichen Zugange, wo die Spuren 60 
von Ulrichs nachgewiesen sind, und vielleicht 
auch im Osten durch Befestigungen geschutzt, 
die Pythia gab gezwungen das Orakel, dass Ono- 
marchos thun durfte, was ihm beliebe. Man griff 
zuerst nur die Tempelkasse an, um daraus SOldner 
zu werben, erst die Nachfolger des Philomelos ver- 
griffen sich an den Weihgeschenken. Uber die 
Kriegsereignisse Diod. XVI 23ff. Paus. X 2, 1. 



S chafer Demosth.* I 488ff. (Niiheres s.u.Phokis 
und Philippos III. von Makedonien). Gegner 
der Phoker waren zunachst ihre Nachbarn: die 
Lokrer, die Thebaner und ihre Erbfeinde, die 
Thessaler. Philomelos gewann mehrere Siege, 
erlitt aber schliesslich eine entscheidende Nieder- 
lage von den Boiotern, in der er selbst fiel. Sein 
Nachfolger Onomarchos begann wieder mit Er- 
folgen. Gegen ihn trat zuerst Philipp von Make- 
donien ins Feld, der zweimal geschlagen endlich 
einen grossen Sieg erfocht, wobei Onomarchos 
seinen Tod fand. Aber die Athener hinderten ihn, 
schon jetzt durch die Thermopylen in Griechen- 
land einzudringea. Noch lange dauerte mit wech- 
selndem Erfolg der Kampf. Die Tempelschatze 
wurden wahrend desselben systematisch gepliin- 
dert, aus den Edelmetallen Geld gepragt, das zur 
Besolduns der Seldner schr notwendig war (Head 
HN 288 Svoronos Bull. hell. XX 1896, 13ff. 
Bourguet ebd. 210; Theopomp u. a. schrieben 
uber die geraubten "Weihgeschenke dicke Biicher, 
a. die Quelleniibersicht). Den Gegnern Philipps, 
den Sohnen des OdrysenkOnigs Kersebleptes, Io- 
laos, Poseidonios, Medistes und Teres, verliehen 
die Delpher im J. 351/350 die Proxenie (Per- 
drizet Bull. hell. XX 1896, 466ff.). Zum zweiten- 
mal kam Philipp von den Boiotern gerufen, dies- 
mal mit durchschlagendem Erfolg; Phalaikos, der 
phokische Stratege, schloss eine Capitulation, die 
ihm frcien Abzug sicherte, die Phoker ergaben 
sich. Den Mi alt des Friedens enthalt Diod. XVI 
60: Philipp von Makedonien erhielt die beiden 
Stimmen der Phoker im Amphiktionenrat fiir sich 
und seine Nachkommen als personliches Eecht; 
die Phoker werden aus der Amphiktionie auage- 
schlossen, ihre Stadte in Dorfer aufgelost u. s. w., 
sie mussen jahrlich dem delphischen Gott 60 Ta- 
lente zahlen, bis sie das geraubte Gut ersetzt 
haben (Protokolle dariiber aus D.: Bourguet Bull, 
hell XXI 1807, 321ff.; im Heiligtum der Athena 
Kranaia bei Elateia. Bull. hell. XI 1877. 321ff., 
vgl Pomtow Jahrb. 1896, 628, 111; Rh. Mus. 
LI 1896, 355, 2. Dittenberger Syll.* 141ff.). 
Philipp sollte rait den Boiotern und Thessalern den 
Agon der Pythien abhalten (natiirlich erhielt er 
auch die irg'oiiavxda. vgl. Demosth. IX 32). In 
die Zeit, die diesem Frieden voranging und 
foMe, fiihrt uns eine Reihe von TJrkunden ersten 
Ranges, die delphischen Tempelbaurechnungen, 
von denen die hervorragcndste von Bourguet 
Bull hell. XX 1896. 197ff. veroffentlicht ist ; vgl. 
Pomtow Phil. Wochenschr. 1897. 260; Arch. 
Jahrb. 1897. 84. 739. 760ff. B. Keil Herm. 
XXXII 1897, 399ff. Dittenberger Syll.* 140. 
Wir sehen daraus. dass in den zehn Jahren 
des heilio-en Krieges', der aber in D. nur wahrend 
der Jahre, als der Krieg wirklich in der nachsten 
Xiihe tobte, als solcher empfunden ist, am Tempel 
weitergebaut wurde: wie Pomtow aus der niedri- 
gen Bausumme schliesst. war dies kein totaler 
Neubau. son dem nur ein Uinbau der beiden durch 
Erdbeben ze-rstorten Giebelseiten ; der Ostgiebel 
sei von 371-357, der Westgiebel von 353—328 
wiederhergestellt worden. Die Verwaltung der 
Bauo-clder besorgte die Commission der vaoxoioi, 
deren wechselnde Zusammensetzung ein interes- 
santes Bild von der verschiedenen politischenLage 
u-ewahrt. Von Haus aus hatten die Staaten, welche 



2565 



Delphoi 



Delphoi 



2566 



grOssere Beitrage gewahrt hatten, das Recht auf 
eine entsprechende Vertretung in der Commission ; 
wahrend des Krieges aber wurden naturgemass 
die den Phokern feindlichen Stadte und Stamme 
ausgeschlossen, und ebenso ging es nachher den 
Phokern. Auch fiber die Vorgange im Amphi- 
ktionenrat sehen wir nun erst klarer; die Zu- 
sammensetzung desselben ist jetzt, nachdem ein 
wichtiger Punkt, die Delpher und die Abgesandten 



Brauch Ephoros bei Strab. IX 422. 423 zuerst 
schildert, sei damals gestiftet, obwohl es auf der 
alten Oktaeteris beruht. Sicher ist diese Combi- 
nation nicht; die Vorstellung von der Siihnung 
Apollons steht zwar dem Redactor des homerischen 
Hymnos und seinen Quellen fern, die in der Drachen- 
tstung nur eine befreiende That sehen, kann aber 
sehr wohl schon im 6. Jhdt. nach dem ersten heili- 
gen Kriege, dem classischen Zeitalter der Siihne- 



des Makedonerkonig betreffend , aufgeklart ist 10 propheten, Eingang gefunden haben 



(Pomtow Jahrb. 1897 an verschiedenen Orten, 
zuletzt S. 765), wie folgt festgestellt : Thessaler 2, 
Philipp 2, Delpher 2, Dorer 2, Ionier 2, Perrhaeber 
und Doloper 2 (von denen anscheinend jeder Stamm 
eine Stimme an die Delpher abgegeben hatte), 
Boioter 2, Lokrer 2, Achaier 2, Magneten 2, 
Ainianen 2, Malier 2 Stimmen, in Summa 24, die 
alte heilige Zahl. Die Angabe des Pausanias, dass 
die Lakedaimonier damals vom Bunde ausge 



Unterdessen hatte eine • neue Benutzung der 
heiligen Feldmark durch die Lokrer von Amphissa 
stattgefunden. Aischines, als athenischer Pyla- 
gore, brachte diese in der Herbstpylaia des Jahres 
340 (uber die Chronologie Pomtow Rh. Mus. LI 
1896, 347, 1) zur Sprache, als die Amphisseer 
einen Antrag vorhatten, die Athener mit einer 
Geldbusse von 50 Talenten zu belegen, weil sie 
an den neuen Tempel, bevor derselbe eingeweiht 



schlossen seien (X 8, 2), wird durch die Inschrift 20 (liber xgiv igagioao&ai s.U.KoehlerHerm. XXVI 



widerlegt. Aus dieser Zeit stammen die Munzen 
mit der Aufschrift 'Anyixriovwv, welche auf der 
Vorderseite die Demeter von Anthela, auf der 
Riickseite Apollon auf dem Omphalos sitzend, vor 
ihm den Dreifuss, oder den Omphalos, um den 
sich eine Schlange windet, zeigen (Head HN289f. 
Svoronos Bull. hell. XX 1896, 27f.). 

Die Folgen des heiligen Krieges waren sehr 
fiihlbar. Die prachtigen Weihgeschenke aus edlen 



1891, 45, 1) war, goldene Schilde mit der her- 
ausfordernden Inschrift ,die Athener von den 
Medern und Thebanern, als sie gegen die Griechen 
fochten' gehangt hatten. Dieser Antrag hatte 
eine sofortige Action gegen die Hauser der Am- 
phisseer, die dort angelegt waren, einen Gegen- 
angriff der Lokrer und schliesslich jenen Beschluss 
der Herbstpylaia 339 zu Folge, welcher die erneute 
Vermittlung Philipps von Makedonien anrief. Phi- 



Metallen, die Gaben der lydischen KOnige, der301ipp kam. besetzte Elateia und siegt bei Chairo 

goldene Dreifuss von Plataiai, all das war dahin, ----- ™=- ™- " - - • ~ ■. - - 

und die neuen' Stiftungen der Amphiktionen, ein 

35 Ellen hoher Apollon coloss, der den Spitznamen 

Sitalkes (thrakisch) fuhrte (Paus. X 15, 1), und 

eine andere Apollonstatue (ebd. 15, 7), ein He'raklcs 

von den Thebanern (ebd. 13, 6), eine Hydria der 

opuntischen Lokrer, aus dem Silber der phoki- 

schen, von eingeschmolzenen Weihgeschenken ge- 

pragten Munzen gefertigt (Plut. def. orac. 16) 



neia. Die Einzelheiten bei Schaefer Demosth. 
II 532ff.; Hauptquelle Aischin. Ill 115ff. Wenn 
die Pythia nach Demosthenes schon langst phi- 
lippisierte, so lag nunmehr ganz Griechenland in 
Philipps Hand. Was ihn sein friiher Tod auszu- 
fiihren hinderte, nahin sein Sohn Alexander in 
Angriff. Seine Stellung zu D. charakterisiert 
die Anekdote, dass er wahrend einer Reihe von 
axotf.Qadsg; f/negat das Orakel befragen wollte 



auch eine Statue Philipps von Makedonien (Alke- 40 und die widerstrebende Pythia mit Gewalt 



tas bei Athen. XIII 591 b), konnten das fehlendc 
nicht ersetzen (Foucart Arch, des miss. II 2, 
201). Die thessalischen Dynasten von Philipps 
Gnaden bedachten jetzt D.' fieissig; eine Basis, 
die neun Siegerstatuen getragen hat, errichtet 
dem thessalischen Dynasten Daochos, seinen Vor- 
fahren und seinen Kindern, Tetrarchen, Athleten, 
auch einem Hieromnamon , hat Homolle gefun- 
den, auch einige der zugehorigen Statuen, die teils 



den Tempel zog, wobei sie ihn unbezwinglich 
nennt; Alexander nahm den Ausruf als Orakel an 
(Plut. Alex. 14). Im Amphiktionenrat liess er 
sich, wie sein Vater, durch zwei Abgesandte ver- 
treten i.tuo 'A/.e^avfioov , einmal xap fiaadJcog 
'AXe^arSgov, richtig gestcllt von Pomtow Jahrb. 
1897, 765 Schlussbemerkung). Der Tempelbau 
wurde unter Alexander mit neuein Eifer aufge- 
nommen und beendigt. Der in den franzOsisehen 



nackt sind^teils den thessalischen^Mantel tragen 50 Ausgrabungen gefundene Hymnos auf Dionysos 



(Bull. hell. XIX 1895, 534. XXI 1897, 592ff.). Man 
bemiihte sich auch, beschadigte oder zerstorte Weih- 
geschenke wieder auszubessern; fur die Weihin- 
schrift der Athener von 490 nimmt dies an Ho- 
molle Bull. hell. XX 1896, 614. Auch aus Sici- 
lien kam ein Weihgeschenk. von Timoleon nach 
der Schlacht am Krimisos (343i gestiftet (Pom- 
tow Athen. Mitt, XX 1895, 483ff.). Bedeutsamer 
ist der religiose Einfluss der Ereignisse . die so 



mahnt zur Vollendung des Werks, darin wird zum 
erstenmale das goldeifenbeinerne Bild des Apollon 
in altertumlicher Ausstattung (avroydow xooiiog) 
genannt. offenbar nicht verschieden vom goldenen 
Apollon im Adyton (Paus. X 24, 5). Dem Dio- 
nysos wird eine Statue auf einem von goldenen 
Lowen gezogenen Wagen errichtet und eine Grotte 
(arrgor) geweiht (Dionysoshymnos). Auch die 
Giebelgruppen weisen auf die innige Verbin- 



recht augenfallig gezeigt hatten, vn, ; das ruchlose 60 dung von Apollon und Dionysos; die eine stellte 

Verhalten der Phoker, die sich an dem Gute des ■ - - 

Gottes vergriffen, seine Suhne finden musste. A. 

Mommsen Delph. 171 meint, dass in die heilige 

Legende von den Pythien erst damals der bussende 

Apollon, der durch den Drachemnord eine Schuld 

auf sich geladen, hineingekommen sei. als Mah- 

nung an jeden einzelnen, seiner Siindenschuld 

zu gedenken. Das Fest des Septerion, dessen 



Artemis, Lcto, Apollon mit den Musen und den 
Untergang des Helios, die andere Dionysos und 
die Thyiaden dar. Nach Pausanias X 19, 4 
hatte schon Praxias von Athen, ein Schiller des 
Kalamis, die Arbeit daran begonnen ; einige Zeit 
nach seinem Tode hatte sie Androsthenes, Schiller 
des Eukadmos , ebenfalls aus Athen , vollendet. 
Wir kiinnen den Ursprung und die Genauigkeit 



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Delphoi 



Delphoi 



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dieser Angaben nicht mchr controlliereu , aber 
dass Pausanias die Giebelgruppen geschen hat, 
daran zu zweifeln fallt mir schwer. Und dann 
lieH e« doch am nachsten, sie m die Zeit nach 
derZerstorung, also ins 4. Jhdt., zu setzen (Ho- 
rn olle Bull. hell. XX 726, 1 erortert verschiedene 
Mofflicbieiten: Praxias der am Erechtheion be- 
schtftigte Kfinstler CIA I 324? auch noch im 
4 Jhdt thatig? dami konnte Androsthenes senr 
<nit in die Zeit des heiligen Kricges und selbst 
nachher fallen: die, Angaben fiber Sclmlerver- 
haltnisse sind mit besonderer Vorsicht aufzufassen ; 
sie stammen keinesfalls aus den Bauurkunden). 
Zur Einweihung des Tempels rustete man wohl 
allerorten Festgesandtsehaften aus; eine attische 
wurde von zehn iegonoiol gefiihrt, unter denen 
sich die Kedner Lvkurgos und Demades befanden 
(Colin Bull, hell" XX 1896, 675f.; an Demades, 
vielleicht den Antragsteller, wurde die Proxemc 
verliehen; den Stein sehmiicken Athena, Apollon 
und Delphos im Relief, Colin 677). Nun trat 
in Griechenland alles zuriick vor den Thaten Ale- 
xanders. Eine Bronzegruppe , die von Lysippos 
und mehr noch , wie es scheint , von Leochares 
herrfihrie, stellte Alexander dar, von Lowen an- 
gegriffen, dem Krateros zu Hulfe kommt; Krateros 
lleichnamiger Enkel. Sohn des Alexandras, ist der 
Weihende; die That feiert die von HomolleBull. 
hell. XIX 1895, 534 erwahnte, XXI 1897, 598ff. 
herausgegebene metrische Inschrift. Auf die Gruppe 
geht das messenisehc Belief im Louvre zuriick, 
Plut Alex. 40. LoesclickeArch.Jahrb.III 1888, 
189ff. und Taf. VII. Co Hi gn on Hist, de la 
sculpt, gr. II 312f. Mit der delphischen Proxeme 
wurde Nearchos, Sohn des Androtimos aus Kreta, 
der Admiral Alexanders geehrt (Perdrizet Bull, 
hell XX 1896, 470ff.; andere makedonische xoo- 
Ssvoi aus dem 4. Jhdt. bei Perdrizet Bull. hell. 
XXI 1897, 102ff. Pomtow Berl. phil. Woch. 1898, 
254). Das Testament Alexanders bestimmte, dass 
in Delos. Delphi, Dodona und an drei anderen 
Orten kostbare Tempel fur je loOOTalente gebaut 
werden sollten (Diod. XVIII 4). Wie so vieles, 
unterblieb auch dies nach dem Tode des grossen 
Konigs. . , 

An der Erhebung iw lamischen Kriege und 
dem zeitweiligen Erfolge der Grieehen gegen 
Makedonien nahm D. teil und tilgte im Ubereifer 
sogar die dem Freunde des Antipatros, Anstoteles, 
fur wissenschaftliche Verdienste urn die delphische 
Anagraphe enviesenen Ehren (Aelian. v. h. XIV 1. 
Pomtow Berl. phil. Woch. 1899, 254). Der von 
Foucart Arch. miss, scient. H 2, 205 hierher 
bezogene eherne Lowe der Plataeer (nach Pom- 
tow vielmehr Elatecr, Paus. X 18. 7) gehurt nicht 
in diesen Krieg (s. u.). Im J. 314 wurde Ptole- 
maios der Makedone. der Herrscher Agyptens, als 
Sieger bei den Pvthien mit dem Fohlengespami 
aus^erufen; um 306 fiigten die Athener ihrem 
marathon ischen Weihgesclienk die neuen Phylcn- 
heroeu Antigonos und Demetrios hinzu (Paus. X 
10, 2. E. Loewy Stud. ital. di fil. cl. V 1896, 
34ff.). Um 300 weihten die Phoker noch einmal 
ein Denkmal wegen der Abwehr des Kassandros 
von den Mauern Elateias (Paus. X 18, 7). Aber 
der Gott hatte sein Ansehen seit dem letzten 
heiligeii Kriege eingebusst, und es bedurfte ernes 
gewaltigen neuen Ereignisses , um ihm wieder 



Achtung und Glauben zu verschaffen. Das war 
der Galliereinfall. 

5. Die Zeit der Aitolerherrsehaft (um 
300—189 v Chr.). Im ersten Jahrzehnt des 
3. Jhdts., nach Pomtow Jahrb. 1897, 787 als 
Bundesgenossen des Pyrrhos gegen Demetrios im 
J. 292/291, verschafften sich die Aitoler die Vorherr- 
schaft fiber D. Im J. 290 sassen sie dort schon 
fest; damals feierte Demetrios Poliorketes in Athen 
10 die Pythien, unter dem Vorwande, dass Apollon 
ja der Stammgott der Athener sei (Plut. Demetr. 
40). Man sang in Athen den Ithyphallos auf 
den neuen Gott Demetrios, worm man ihn bat, 
den Aitoler, der auf dem delphischen Felsen sass, 
wie die Sphinx auf dem thebanischen , und von 
da ganz Hellas vergewaltigte, zu vcrnichten (PLG 
III 4 674. Duris FHG II 476 bei Ath. VI 
253 dff. v. Wilamowitz Antig. 2411). Die 
Macht des Demetrios brach bald zusammen; nun 
20kniipften die Athener auch wieder Beziehungen 
zu D. an. Ein Beschluss verleiht Aischron, Sohn 
des Proxenos, das attische Burgerrecht , wahr- 
scheinlich weil er Athener oder athenische Partei- 
ganger in D. gescbutzt hatte (CIA II 309 unter 
Archon Diokles; nach Koehler 287/6, ebenso 
v. Schoeffer o. Bd. II S. 589; nach v. Wila- 
mowitz a. a. O , dem noch Niese Gesch. d. 
griech. u. maked. Staaten I 377, 1 folgt, 290/89 ; 
Moiqwv IIqo&vov ist ubrigens nach Pomtow 
30 wahrscheinlich kein Delpher, wie man gewohn- 
lich annimmt, da die Kamen in D. nicht weiter 
vorkommen). Die Aitoler waren nicht, wie man 
frfiher gemeint hat, im J. 338 in die Amphiktiome 
eingetreten (so noch Koehler zu CIA II 551); 
die Amphiktionenliste aus der Zeit Alexanders 
enthiilt ihren Namen nicht (Bourguet Bull. hell. 
XX 1896, 241). Ihre beiden Hieromnemonen 
werden erst nach 279 erwahnt, Sie hatten einen 
wesentlichen , in der Uberlieferung der nachsten 
40 hundert Jahre noch gesteigerten Anteil an der 
Abwehr der Gallier im J. 278 (Polyb. IX 30, 3. 
35, 1. Pomtow Jahrb. 1897, 756, 1). Die Be- 
richte fiber diesen Angriff sind .immerhin poetisch, 
aber nicht der Wahrheit gemass' (Droysen Hell. 
II 22, 351. Paus. X 23. lust. XXIV 6-8. 
Diod. XXII 9). Erdbeben, Gewitter, plotzhche 
Kalte und Schneesturme, herabrollende Felsen, 
Heroen- und Gottererscheinungen — alles wird 
aufgeboten, um das Orakel gegen die Scharen des 
50 Brennus zu schfitzen. Von den Heroen smd Hype- 
rochos und Laodokos stark delisch gefiirbt und 
erinnern an die Hvperboreersage ; im iibrigen fuhlt 
man sich vielfach in die Schilderung Herodots 
von dem gleichartigen Perserangriff auf D. zu- 
ruckversetzt. Der Apparat ist derselbe. Und 
ietzt hat Crusius auch fur ein Stuck, den 
Schneefall, die Quelle in einem Hymnenfragment 
nachcewiesen (Delph. Hvmnen 89f. 141f. und schon 
ahnlich im Artikel Hyperboreer in Koschers 
60 Lex 1 2809f.). Als Abwehrer der Galber hat man 
seit Preller after den Apollon von Belvedere an- 
sehen wollen, und Uverbeck Gr. Plast. 114 
378ft hat ihm die Artemis von Versailles und 
eine Athena des capitolinischen Museum als von 
beiden Seiten zu Hulfe eilend zur Seite gestellt. 
Doch sind die Voraussetzungen , auf denen diese 
Combination beruht, jetzt zum grossen Teil als 
irrig erwiesen (vgl. Winter Arch. Jahrb. VII 



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Delphoi 



Delphoi 



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1892, 164ff. Collignon Hist, de la sculpt, gr. 
II 316ff.). Es wird schwer sein festzustellen, was 
Wahrheit und was Dichtung bleibt. Den Ge- 
winn hatte jedenfalls einmal das delphische Orakel, 
zum zweiten die Aitolermacht. Wie einst nach 
Plataiai, wurde der heilige Bezirk mit Sieges- 
denkmalera geschmfiekt. Vor alien andern weihten 
die Aitoler die Bilder ihrer Strategen, sowie die 
der Artemis und Athena (Paus. X 15, 2. 16, 4) 



Wie die Amphiktionenlisten zeigen, iibernahmen die 
Aitoler die Hieromnemonenstimmen der zu ihrem 
Bunde gehorenden Stamme, welche zum Teil sogar 
nicht durch Angehorige derselben, sondern durch 
wirkliche Aitoler vertreten wurden, beliessen je- 
doch den Delphern ihre zwei Stimmen. Makedoner 
und Thessaler mit ihrem Anhange, soweit dieser 
nicht zeitweilig dem aitolischen Bunde beitrat, 
wurden vom Rate ausgeschlossen (die Thessaler 



fernerdie bewaffnete Heroine Aitolia neben einem 10 stimmten noch mit kurz nach 278, CIA II 551, 

Tropaion als Siegeszeichen fur den Galliersieg bei ^ ~ " 

Kallion (Paus. X 18, 7. 22, 3; eine Copie auf den 
Munzen bei Head HN 283, vgl. o. Bd. I S. 1122) ; 
endlich auf dem Epistyl des Tempels die merk- 
wfirdig geformten Schilde der Barbarcn. Auch 
die Phoker weihten das Bild ihres Fuhrers, Alexi- 
machos, der im Kampf gefallen war (Paus. X 
23, 1). Sie hatten sich noch einen besonderen 
Siegespreis erfochten: die Wiederzulassung zur 



dann nicht mehr). D. war die geistliehe Haupt- 
stadt des aitolischen Bundes, wie Thermon die 
weltliche (Pomtow), und es lag den Aitolern 
daran, ausserlich die alten Formen des ehrwtir- 
digen Amphiktionenbundes zu wahren, um durch 
sie desto leichter herrschen zu kOnnen. So schfltz- 
ten sie auch gelegentlich die Delpher gegen einen 
die Finanzen der Stadt schadigenden Missbrauch 
der Atelie (Haussoullier Bull. hell. V 1881, 



Amphiktiome (Paus. X 8, 3. CIA II 551). Auch 20 404, 14 nach Niese und Pomtow). Aber oft 



die Lokrer hatten ihre alte Schuld gegen das 
Orakel durch tapfere Thaten gesuhnt. Aber je 
mehr diese Barbarenabwehr, fast dem troianischen 
Kriege vergleichbar , zu einer panhellenischen 
Ruhmesthat heranwuchs, desto mehr suchten auch 
andere Stadte ihren Anteil an der Abwehr der Bar- 
baren ins rechte Licht zu setzen. So die Konige An- 
tigonos von Makedonien und Antiochos von Syrien 
(Paus. X 20, 5); mit letzterem vielleicht die da 



barg sich unter dem Schein arge Willkiir und 
Gewaltthatigkeit, und die achaeische Bundesver- 
sammlung vom J. 220 beschliesst auch, den 
Amphiktionen ihre Gesetze und die Macht beim 
Heiligtum wiederzugewinnen , welche die Aitoler 
genommen haben, in der Absicht den Ort um 
das Heiligtum zu beherrschen (Polyb. IV 27. Pom- 
tow Jahrb. 1894, 833). Dass die Aitoler sogar 
aus eigener Machtvollkommenheit Amphiktionen- 



mals in seinem Machtbereich befindlichen Magne- 30 stimmen vergaben, lehrt eine alsbaldzuerwahnende 
ten vom Maiandros (Decret der Epidamnier und Inschrift von Magnesia a. M. 



Orakel bei Kern- W e n d 1 a n d Beitrage z ur griech. 
Phil. u. Rel. 87, vgl. Pomtow Jahrb. 1895, 766 
und Kern Inschr. von Magnesia 46, 8ff.). Zur 
dauernden Erinnerung an das grosse Ereignis 
wurde das Fest der Soterien gestiftet. Vgl. A. 
Mommsen Delph. 215 — 225. Reisch De mus. 
Graec. certaminibus 87 — 105. Pomtow Jahrb. 
1894, 501—506. Die Aitoler schickten Gesandte 



Wenn Polybios (V 106) sagt, dass nach dem 
Bundesgenossenkriege um 216 die Achaeer und 
mit ihnen auch die anderen Stadte im Peloponnes 
wieder zu sich selbst zuriickkehrten , dass man 
die Privatbeschaftigung wiederaufnahm, das Land 
bebaute, die hergebrachten Opfer erneuerte und 
auch die Feste und die anderen Brauche, die im 
Verkehr der Menschen mit den Gottern allent- 



herum, um die Grieehen zu bitten, den neuen 40halbenbestanden, nachdem in der vorangegangenen 



Agon fur seinen musischen Teil den Pythien, ffir 
den gymnischen undhippisehen den Kemeen gleich- 
zustellen. Sie selbst, die Aitoler, sind es, die den 
Agon veranstalten, nicht mehr die Delpher; ge- 
feiert werden Zeus Soter und Apollon Pythios. 
Der Agon ist nach Dittenberger Syll. 2 205 
im J. 274 gestiftet und zwar als penteterisch ; 
doch ist fflr den musischen Teil eine jahrliche 
Feier nachgewiesen (dabei wird es wohl bleiben, 



Zeit die unaufhorlichen Kriege all das fast hatten 
vergessen lassen — so gilt dies zwar zunachst nur 
fur den Peloponnes, liisst sich aber auch im weite- 
ren Umfange anwenden. Es ist dies die Zeit, in 
der gerade einzelne Heiligtiimer zu gesteigertem 
Ansehen kamen und sich zu Mittelpunkten des 
religiosen und teilweise auch politischen Lebens 
herausbildeten, wobei dann jedesmal dem delphi- 
schen Orakel die Ehre der Initiative oder doch 



vgl. Pomtow Jahrb. 1894, 505). Erhalten sind 50 der Sanctionierung und FOrderung zuflel. Ein 



die Decrete der Chier (Bull. hell. V 1881, 300ff. 
= Dittenberger Syll. 2 206) und Athener (CIA 
II 323 = Dittenberger 2 205). Xaheres s. Art. 
Soteria und Aitolia. Die Geschichte der fur 
ein Jahrhundert mit D. eng verbundenen Aitoler- 
macht ist noch zu schreiben. Denn von nun 
ab nimmt die Masse der Inschriften immer mehr 
zu. Fur ihre Verarbeitung hat Pomtow in den 
erwahnten Fasti Delphici viel geleistet , aber was 



ausserer Wechsel in der Form der Orakel ist von 
den Alten beobachtet: bei Pyrrhos, den selbst 
ein zweideutiger Spruch in den Krieg mit Rom 
getrieben haben soil, heisst es, dass die Pythia da- 
mals bereits aufgehSrt hatte in Hexametern zu spre- 
chen, bezw. ihren Spriichen diese Form geben zu 
lassen. Dies bestatigen die zu erwahnenden Orakel- 
spriiche des 3. Jhdts., soweit sie auf Authentic An- 



spruch haben; erst in der Kaiserzeit finden wir 
mag seitdem in den franzosischen Ausgrabungen 60 wieder Spruche in metrischer Form. Namentlich ge- 
gefunden sein! Eine abschliessende Darstellung hOrt hierhei die Ausbildung des Asylwesens. Schon 
zu geben ist hier noch mehr als fur die anderen Zeit- Seleukos II. von Syrien (246-226) hatte ein delphi- 



absehnitte unmOglich; auch hat es fur D. selbst 
ki'ine entscheidende Wichtigkeit, alle die zahllosen 
Schwankungen der Ausdehnung des Aitolerbundes, 
wie sie sich in den Inschriften mit minutioser Ge- 
nauigkeit verfolgen lassen werden, festzustellen; das 
Wichtigste ist, dass diese Macht bestehen bleibt. 



sches Orakel erhalten, das den Tempel der Aphro- 
dite Stratonikis und die Stadt der Smvrnaeer fur 
heilig und asyL erklartc ; ein delphisches Decret 
erkannte dies an und verlieh den Smvrnaeern die 
Promantie (Couve Bull. hell. XVIII 1894, 227ff. 
und Tac. ann. Ill 63). Aus der reichen Urkunden- 



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fiille die uns der Markt von Magnesia am Maian- nahe, diesen Zug an der alteren Uberheferung 

dros gespendet hat (0. Kern Inschriften von Mag- und Sage starker hervorzuheben. Die ganz nut 

nesia a. M.), ist uns ein Pall klar geworden, der delphischen Orakeln durchsetzte Griindungsge- 

wohl einer von vielen war. Artemis Leukophryene schiehte von Magnesia a. M. ist ein Beispiel, wie 

ist (der Priesterin Agaristo? nr. 16, 6) erschienen, man zu diesem Zwecke auch zu lalschen wusste; 

ob in einem %6avov, das plotzlich gefunden war, ein anderes die ebenfalls urn diese Zeit entstan- 

wie das des Dionysos in der Platane, oder ob im dene Schrift iiber die messenische Geschichte, 

Traum. erfahren wir leider nicht; man befragt welche bis untor die Mitte des 3. Jhdts. hmab- 

das Orakel und h6rt, dass man die Gottin und ging (nachgewiesen o. Bd. II S. 1131) und nament- 
Apollon Pythios verehren und Stadt und LandlOlich fiir die Darstellung der alten messenischen 

der Mao-neten fiir heilig und asvl ansehen soil. Kriege von Orakeln wimmelt (benutzt von Pans. 

Dies geschah im J. 221/20. Vierzehn Jabre spater IV). Die freundlicben Beziehungen D.s wahrend 

wurdcn Gesandtschaften zu den Konigen und der Aitolerzeit zu Syrien sehen wir im Beschluss 

Stadten geschickt, um die Anerkennung zu dem fiir die Aphrodite Stratonikis hervortreten , in 

neugestifteten Agon der Aevxo<pQvtjvd von ihnen dem auch fiir Antiochos eine 8 Ellen hohe Statue 

zu erlangen, der nach dem Muster der Pythien zu errichten bestimmt wurde (Bull. hell. XVHI 

zum erstenmale p W an'n,c, dann regelmassig 1894, 235 II); fiir Agypten zeigt sie_ die Ver- 

ateipavhrie war. Der Aitolerbund erkennt unter leihung der Promanteia an die Alexandnner unter 

der zweiten Strategie des Agelaos (wahrschein- Philadelphos , wobei aus Heflichkeit in der be- 
lich 206 v. Chr.) die Stadt als heilig und asyl an 20 treffcnden Urkunde der Name des KOmgs vor dem 

und verlieh ihnen eine Hieromnemonenstimme im Archon von D. als Datierung genannt wird (Cur- 

Amphiktionenrat (neugefundenelnschrift vonTher- tius Anecd. Delph. 56). Einem Thraker- (d. l. 

mon naeh Soteriadis bei Kern Inschriften von Odrysen-) Konig Kotys, Sohn des Raizdes, wurde 

Magnesia a. M. S. XIV nr. LIV a). Hand in Hand die Proxenie erneuert, die sein Haus seit der Zeit 

damit ging der Bau eines neuen Tempels dureh Her- Philipps III. von Makedonien hattc (Perdnzet 

mogenes vonAlabanda. Etwagleichzeitigf and eine Bull. hell. XX 1896, 476ff., nach Pomtow bereits 

Neubelebung des Dionysoscults in Teos statt; audi 270-260 v. Chr.). Auch der kluge Kemg Attalos 

hier baute Hermogenes den Tempel und erkannten von Pergamon wusste sich truhzeitig die Gunst 

Gesandte verschiedener Stamme Stadt und Land des Orakels zu sichern , die auch semen Nach- 
als heilig und asyl an (Le Bas III 60-84; Amphi- 30 kommen erhalten blieb. Er stiftete in D. eine 

ktionendecret fur Teos vom J. 203: Couve Bull. Saulenhalle (Homolle Bull. hell. XX 1896, 628). 

hell. XVIII 1894, 24 Of.; Zeitbestimmung Elide 3., Als die Bonier im J. 205 eine Gesandtschaft nach 

nicht Anfang 2. Jhdts. und Wiederljerstellung einiger D. schickten, um die von den sibyllinischen Biichern 

wichtiger Urkunden , namentlich auch der del- geforderte Einftthrung des Cultbildes der grossen 

phischen, bei Wilhelm Gcitt. Gel. Anz. 1898). Mutter von Pessinus einzuleiten, wurden sie an 

Auch Antiocheia xoiv lx rov Xovaaoosmr e&vsog Attalos gewiesen, der sich auch in jeder Weise 

liess sich durch ein Orakel und cinen Amphi- hiilfreich zeigt (Liv. XXIX 9ff., vgl. dariiber Prel- 

ktionenbeschluss bestatigen, dass Stadt und Land ler-Jordan R(>m. Myth. II 54ff. Staehehn 

asyl und dem Zeus Chrysaoreus und Apollon ge- Gesch. der kleinas. Galater 48). Auch Eumenes II. 
weiht seien (unter Antiochos Megas im J. 202 : 40 wurden von den Aitolern, aber erst nach dem Ende 

Couve Bull. hell. XVIII 1894, 235 II). Ahnlich ihrerMacht, in D. ein Standbild gesetzt (Pomtow 

erwirkten die Kyzikener ein Orakel, welches die Beitrage 107ff., Zeit nach ihm: 178-172). Dies 

Stadt und die Opfer an [Kore] Soteira fiir heilig fiihrt auf das Verhaltnis Boms, dessen Aufmerksam- 

erklart (Homolle Bull. hell. IV 1880, 471) und keit in einem steigenden Masse sich den Dingen im 

bemerkenswerterweise audi im delischen Heilig- griechischen Osten zuwandte , zum Orakel. Bereits 

turn aufgestellt wurde (dies Exemplar ist erhal- nach der Niederlagc bei Cannae 2 16 hatte der rOmi- 

ten). Auch dem Heiligtum des Apollon Ptoios in sche Senat den Geschichtschreiber Q. Fabius Pictor 

Akraiphia wurde durch einen Amphiktionenbe- nach D. geschickt (Liv. XXII 57. XXIII 11- 

schluss die Asylie zuerkannt iHolleaux Bull. hell. Appian. Hann. 27). Nach der Schlacht am Me- 
XIV 1890, 19, 10, vor 200; nach Pomtow Jahrb. 50 taurus, der Niederwerfung Hasdrubals, brachten 

1894, 668' erst in den Jahren 180—150). In die- M. Pomponius Matho und C. Catius eine 200 Pfund 

selbe Zeit diirfte die Anerkennung des Asylrechts schwere goldene Krone und 1000 Pfund sell were sil- 

durch die Amphiktionen fallen, die wohl in dem berne Abbilderder*jBO^'anachD.(Liv.XX\III44). 

Bruchstiicke aus dem Poseidonheiligtum von Kalau- Bald war Karth&go, bald auch Makedonien besiegt. 

reia (Wide Athen. Mitt. XX 1895. 295) zuerkennen Das Orakel huldigte dem Sieger, mdem es ,in 

ist \ie\lekU einem [yoynuo; Tov'lIvdioi-'A™}./.]o)- einem kurz nach der Schlacht bei Kynoskepbalai 

ros, dessen Wiirdigung aiigebahnt ist durch v. Wi- veroffentliehten Orakel mit sauersiissem besichte 

lamowitzNachr.derGottingerGes.d.Wiss. 1896, der ytvca Tomcov den Sieg iiber Hannibal unci 

160. Dies sind nur Beispiele, welche zeigen, wie Philipp nachtraglielr weissagte (Plut. de Fyth. 
das Asylreeht, das an sich vielerorten schon von 60 orac. 11 nach Poseidonios; Diels Sibyll. Blatter 

alters her bestand, in dieser Zeit unter delphischer 102). Das Weihgeschenk des Flamimnus , eine 

Protection seinen Aufsehwung nahm. Dass hinter Beihe silberner Schilde und dazu sein eigener, 

D. meist der aitolische Bund steckte, versteht enthielt in der Aufsehrift dieses letzteren einem 

sich von selbst und wird auch in zahlreichen Epigramm an die Dioskuren, einen wohl beab- 

Fiillen durch besondere Urkunden der Aitoler er- sichtigten Hinweis auf die Dioskuren des Lysander- 

wiesen, z. B. in Magnesia (Kern a. a. O. nr. 91). denkmals, wahrend ein goldener Kranz deni Apollon 

Wenn aber die Sorge D.s um die Heiligtiimer gait (Plut. Tit. 12; vgl. Sull. 12). lur die Zeit 

und Stadte so augenfallig hervortrat, lag es auch vom ersten bis in die Mitte des zweiten makedo- 



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nisehen Krieges giebt uns ein chronologisch ge- Philopoimen erhielt vielleicht schon frilher, viel- 

ordnetes Verzeichnis der delphischen jtqo&voi (Dit- leicht erst jetzt eine Ehrenstatue (Homolle Bull. 

tenberger Syll.s 268) cinmal in den Archonten ■ XXI 1897, 294 inv. 2800: 208—183). Aus der 

namen eine sichere Grandlage der Chronologie, damals auf dem Hohepunkte ihrer Macht befind- 

zum zweiten in der Heimat der Geehrten ein Bild lichen rhodischen Bepublik erhielten im J. 1 80/79 

von den vielseitigen Beziehungen des Orakels. Die neun Burger auf einmal die Proxenie (Ditten- 

Italiker werden haufiger; der erste ist 195/4 ein berger Syll. 2 268, 211ff.; vgl. das Proxeniedecret 

Canusiner und ein Romer, dann 191/0 ein Argy- fiir Philophron von Rhodos Bull. hell. V 1881, 

rippianer und ein Brundusier, 190/89 flnden wir 403, 11). Auch Agypten suchte die delphische 
Omottones-Mutina , den zu Rom iibergetretenen lOFreundschaft; im J. 188/7 fanden wir eine gros'se 

numidischen Reiterfiihrer, dessen Sehne bereits Anzahl von Alexandrinern, die zum Teil am Hofe 

das rOmische Biirgerrecht haben ; 189/8 den Sieger des Ptolemaios Epiphanes wichtige Stellungen 

T. Quinctius (Flamininus), ferner L. Acilius und einnahmen, in der Liste der xqo&voi (s. die An- 

M. Aemilius Lepidus (cos. 197). Aber die meisten merkung von Dittenberger Syll. 2 268); ver- 

von diesen fallen erst nach dem Kriege gegen einzelte kommen noch in spateren Jahren vor. 

Antiochos von Syrien , der seinen Einfluss auch Noch wichtiger und kenntlicher ist die Beziehung 

eine Zeit lang in D. geltend zu machen wusste ; zur pergamenischen Dynastie. Eumenes II. stiftete 

waren doch im J. 194/3 seine Vertraute Alexan- zur Erinnerung an seine Galatersiege den Agon 

der der Akarnane, vorher Philipps V. Freund, und der Nikephorien und liess sich dazu das Heilig- 
193 Hegesianax von Alexandreia Troas zu Pro- 20 turn der Athena Mkephoros als asyl anerkennen. 

xenen ernannt worden (a. a. O. mit den Anmer- Es wird uns nicht ausdriicklich ilberliefert, dass 

kungen von Dittenberger). Die Niederlage des D. durch ein Orakel mitgewirkt habe, aber wir 

Antiochos bei den Thermopylen (191) entschied haben die aitolische Anerkennung des Agon (Ha us- 

auch das Sehicksal des aitolischen Bundes. D. soullier Bull. hell. V 1881, 372ff.). Aus der 

wurde von seinen Bedriickern frei, seine Geschicke Thatsache , dass ein Exemplar derselben in D., 

regelten nunmehr die ROmer. Ein Fest , die das andere in Thermon aufgestellt war, folgt noch 

'PcoftaTa, feierte in D. die Gottin der herrschen- nicht mit zwingender Notwendigkeit, dass die Ur- 

den Stadt (Wescher Mon. bil. 108f. : um 160 kunde in die Zeit der aitolischen Vorherrschaft 

v. Chr.). fallt. Fraenkel setzt sie um 183 (Inschr. v. 
6. Vom Ende der Aitolerherrschaft bis 30 Perg. I S. 105). Dem romerfreundlichen Eumenes 

zur Schlacht bei A ctium (um 190-31 v. Chr.). suchte der 179 zur Regierung gelangte Make- 

Noch vor der Schlacht bei Magnesia a. S. kam donenkonig Perseus auch in D. zu begegnen. Er 

der Consul M.' Acilius Glabrio, der den Krieg hatte, gleich seinen Vorgangem Philipp und 

gegen die Aitoler wahrend des J. 191 fiihrte, Alexander d. Gr., zwei Vertreter im Amphiktioncn- 

nach D., um die Grenze des heiligcn Gebietes rat (F one art Bull. hell. VII 1883, 427ff. VI. Dit- 

festzustellen. Seine Entscheidung wird auch noch tenberger Herm. XXXII 1897, 161ff. Pomtow 

von den riiniischen Kaisern des 3. Jhdts. als grand- Jahrb. 1894, 663ff„ 3 und 1897, 746, 14), kam 

legend behandelt (Wescher Mon. bil. de Del- auch selbst einmal nach D., wo er Gastfreundschaft 

phes. Mommsen CILIII 567 und add. p. 987ff.; bei der vornehmen Delpherin Praxo f and (Liv. 
vgl. den nachsten Abschnitt ; auf eine solche An- 40 XLI 24, s. u.). Einen Brief an die Delpher, worin 

gelegenheit mag sich das Fragment Couve Bull. er iiber eine dem Herkommen nicht entsprechende 

hell. XVIII 1894, 249 nr. 895 beziehen; vgl. Pom- Pythienfeier, iiber die Zulassung der jenseits des 

tow Philol. LIV 1895, 358). Die dankbare Stadt Meeres Wohnenden zum Amphiktionenrat , ge- 

ehrte ihn durch eine Statue (Pomtow Beitr. 118f., meint die Chier und Magneten am Maiandros, 

8 — Taf. XIV 42.1. Bald darauf verlieh ein Senats- Besehwerde fiihrt und Barbaren (= Thraker?) er- 

beschluss dem Heiligtum, der Stadt und dem wiihnt, die das Heiligtum angegriffen und bei- 

Land der Delpher die Freiheit und selbstandige nahe erobert hatten, auch von einem Biindnisse 

Verwaltung des Heiligtuins (mitgeteilt dureh Briefe und einer Gesandtschaft an Eumenes spricht, die 

des Spurius Postumius L. f. azgartjyd;, nach Vier- wohl nichts erreicht hatte, weshalb er wohl nun 
eck Sermo graecus II walirsiheinlich Praetor 50 seine eigene Hiilfe anbot, bezieht Pomtow nicht 

urbanus von 189, nach Pomtow Jahrb. 1889, unwahrscheinlich auf Perseus (Jahrb. 1896, 759ff. 

565, 68 derselbe als oTcanjyog v^aro; = cos. von 768f.j. Vergeblich versuchte Perseus den Eume- 

186). Von nun an bis zum Perseuskriege beherrsch- lies, als er auf der Riickkehr von Rom dem Apollon 

ten wechselnde Stimmungen Griechenland , die zu opfern vom Hafen nach D. hinaufsticg, an der 

auch in D. zum Ausdruck kamen. Das Aufhoren schmalen Stelle des Weges, da wo er um die 

des beherrschenden^ aitolischen Einflusses zeigt Bergecke von Westen her sich der Stadt zuwendet, 

sich vor allem im Verhaltnis zu dem bisher fast durch gedungene Sendlinge zu ermorden. Eumenes 

ganz ausgeschlossenen Norden. Das Verzeichnis entkam. und das Zeugnis der Delpherin Praxo, 

der .rooteroi nennt u. a. 189/8 Phaylos von Sko- die Mitwisserin des gemeinen Anschlags gewesen 
tussa, 187/6 Thrasylochos von At rax, beide zu der 60 war, trug nachher in Rom das Wesentliche bei, 

Zeit Strategen des thessalischen Bundes. Auch Perseus zu entlarven (Polyb. bei Liv. XLII loff. 

Makedonen fanden Zutritt: 190/89 kommt ein Pomtow Beitr. 85f., 2). Jedenfalls zeigt diese 

Pellaeer, 187/6 ein Kassandreer vor. Die tie- Geschichte, dass sich in D. (wie auch z. B. in 

ziehungen zu Aitolieu wurden nicht geradezu ab- Boiotien, vgl. o. Bd. Ill S. 661) makedonische 

gebrochen, 187/6 wird ein Toiyovtiq genannt. Sympathien regten, wollte Perseus sich dort doch 

Zahlreich sind die Namen von Boiotern, auch ein Siegesdenkmal errichten lassen. Den Krieg 

Phoker nicht selten. Naturlieh stellt jetzt auch des Perseus gegen Rom, der nun entbrannte, ent- 

der achaeische Bund ein starkeres Contingent, schied Aemilius Paulus bei Pydna (168 v. Chr.); 



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er besuchte als ersten Punkt seiner eines Ge- 
lehrten wiirdigen Rundreise durch die sehens- 
werten Punkte Griechenlands auch D. und be- 
stimmte die Pfeiler, die fur die Statuen des Perseus 
ausersehen waren, fur sein eigenes Siegesdenkmal 
(Polyb. XXX 15 = Liv. XLV 27. Plut. Aem. Paul. 
28; von dem Denkmal sind stattliche Keste ge- 
funden: Homolle Bull. hell. XXI 1897, 620ff.). 

Es ist hier vielleicht die Zeit, von den poli- 
tischen Hin- und Gegenziigen hinweg seinen Blick- 10 
auf die litterarischen und kiinstlerischen StrO- 
mungen zu lenken, die D. beherrschten. Die 
Delpher verstanden es, die Manner zu ehren, die 
zu ihrem Ruhme schrieben oder ihre Feste ver- 
herrlichten. Noch in der Aitolerzeit hatte deren 
Sanger, der Epiker Nikandros von Kolophon, die 
Proxenie erhalten (Bull. hell. VI 1882, 217. Pom- 
tow Rh. Mus. XLIX 581f., vor 201); vielleicht 
etwas friiher Aristonoos von Korinth, der Diehter 
eines erhaltencn Paian (Bull. hell. XVII 1893,20 
561ff., nach Pomtow etwa 230—220 v. Chr.), 
etwa gleichzeitig der melische Diehter Kleochares 
aus Athen, dem ein jio&odiov, ein naidv und ein 
vfivos an Apollon, fur das Theoxenienopfer bestimmt, 
verdankt wurden (vom Athenerschatzhaus Couve 
Bull. hell. XVIII 1894, 71, 1). Im J. 185/4 wurde 
Skymnos von Chios, vielleicht der Geograph (E. 
Eohde Eh. Mus. XXXIV 153), 177/6 Polemon von 
Ilion, der iiber die Schatzhauser in D. geschrieben 
hatte (s. o.), delphischer Proxenos ; Ende 3. Jhdts. 30 
ein unbekannter Epiker Kleandros von Kolophon 
(Bull. hell. XVIII 1894, 269f., 6; vgl. Pomtow Phi- 
lolog. LIV 1895, 356, 1); um 150 ein .Historio- 
graph' aus Trozen, vielleicht Zenodotos (Couve 
Bull. hell. XVIII 1894, 77f., 3, vgl. FHG IV 531). 
Auch ein Flo'tenspieler Satyros von Samos, der 
ohne Concurrent gesiegt und auf Verlangen ein 
ao/ia fisra x°S°v ,Dionysos' und eine Kitharmusik 
aus den Bakchen des Euripides zugegeben hatte, 
wird geriihmt (Couve a. a. 0. 84f., 7), und zwei40 
Pheneaten (um 150 v. Chr.), die agf&iuovg ru>v 
aQ/aicov xoir/zcdv vortrugen, erhielten die Proxenie; 
die gleiche Ehre widerfuhr sogar einer yooou'd}.- 
TQia aus Kyme (a. a. 0. 82, 6, um 150 v. Chr.). 
Wenn also Pausanias in seiner delphischen Perie- 
gese die Athleten und die musischen Wettkampfer 
Iibergeht, so bietet die Ftille der neugefundenen 
Inschriften hier einen willkommenen Ersatz. 

Auch von aussen wurde in D. die Pflege der 
Bildung befOrdert, namentlich durch den kunst- 50 
liebenden Konig Attalos II. von Pergamon (seit 
159). Man wusste ihm durch zwei Gesandtsehaf- 
ten eine Forderung des delphischen Schulunter- 
richts so nahe zu legen, dass er 18000 Alexander- 
draclimen fur diesen Zweck hergab und nooh 300 
fur die Ehren und die Opfer. Die Delpher stif- 
teten daraufhin ein besonderes Opfer 'AjrafoTa 
fur Apollon. Leto und Artemis, verbunden mit 
einer Pompa und offentlichen Speisung am 13. Hera- 
kleios , und schrieben das Ehrendecret auf die 60 
Basis des Standbildes ihres Wohlthaters (Haus- 
soullier Bull. hell. V 1881. 157ff. Pomtow 
Jahrb. 1889, 567). Dafur schickte Attalos III. 

um 135 drei Maler, Ealas, Gaudotos und ides, 

siimtlieh aus Pergamon, nach D., um dort Copien 
anzufertigen (aw;o<iyaodat). Hauptsachlich wer- 
den die Bilder des Polygnotos in der Lesche den 
Gcgenstand ihrer Thatigkeit gebildet haben. fiir 



welche ihnen die Proxenie zu teil wurde (In- 
schrift bei Haussoullier a. a. 0. 388ff., deren Ver- 
standnis im wesentlichsten Punkte M. Praenkel 
Arch. Jahrb. VI 1891, 49ff. erschlossen hat; dazu 
Pomtow Jahrb. 1889, 517, 10. 518. 574. Preu- 
ner Herm. XXIX 1894, 535ft'.). Dies waren aber 
auch die letzten Lichtpunkte in der Geschichte 
D.s filr lange Zeit. Das pergamenische Reich 
horte alsbald auf, Agypten, das unter Philometor 
sich mit D. gut stand (Ehren fur den Staatsmann 
Seleukos, Sohn des Bithvs, von Alexandreia, Bull, 
hell. XVIII 1894, 248ff.; etwa 156—150 v. Chr.), 
sank immer mehr zur volligen Unbedeutendheit 
herab. Die Amphiktionen regelten um 130 defi- 
nitiv die Grenz- und Besitzvcrhaltnisse des Heilig- 
tums (Wescher Mon. bil. 55. Pomtow Jahrb. 
1889, 566, 68), etwas spater horen wir von der 
Verleihung besonderer Vorrechte an die diony- 
sischen Techniten ebenfalls durch den Amphi- 
ktionenrat (CIA II 551. Pomtow a. a. 0. 67 5f.; 
Philol. LIV 1895, 215ff., wo als Datum fiir den 
darin erwahnten attischen Archonten 126 er- 
mittelt wird). 

Dem Heiligtum drohte eine schwere Gefahr. 
Schon lange bestanden keltische Reiche in der 
nOrdlichen Balkanhalbinsel. In den letzten Jahr- 
zehnten des 2. Jhdts. kamen diese von neuem in 
Bewegung durch den Kimbernzug. Wenn auch 
die grosste Not nicht durch die geschlagenen 
rb'mischen Heere, sondern durch eigene wechselnde 
Entschlusse der germanischen Eindringlinge be- 
seitigt wurde, so blieb doch die Gefahr vor den 
gallischen und mit ihnen verbimdeten thrakischen 
Horden bestehen. Noch einmal ging es gluck- 
lich an D. voriiber; im J. 109 schlug M. Minucius 
Q. f. Eufus, der romische Proconsul, mit seinem 
Bruder Quintus als Legat die gallischen Skor- 
disker und die thrakischen Besser mit ihrem An- 
hang (Triballer u. a.) ; die Stadt D. setzte dem 
siegreichen Imperator ein Denkmal, welches die 
thebanischen Kiinstler Menekrates und Sopatros 
anfertigten. Quintus stiftete dem Pythier (Phutio) 
ein besonderes Weihgeschenk (Perdrizet Bull, 
hell. XX 1896, 480ff. CIL III 566. Pomtow 
Philol. LIV 1895, 225ff.; der tberfall der Auta- 
riaten und Kimhrer auf D. vor der Schlacht von 
Arausio [105] bei Appian. Illyr. 4 , der durch 
Regen, Sturm und Blitze und allerlei Plagen 
vereitelt ist, erweckt als Copie friiherer Bar- 
bareniiberfalle [Perser, Gallier] das grflsste Miss- 
trauen). Es folgte eine kurze Zeit der Euhe, 
so dass man sogar von einer Renaissance von D. 
sprechen konnte, die fiir das Ende des 2. Jhdts. 
durch die Inschriften des Athenerschatzhauses in 
auffalliger Weise bezeugt sei (Perdrizet a. a. 0. 
493). Als im J. 92/1 in Bithynien Nikomedes III. 
zur Eegierung kam, schickte man an ihn eineBet- 
telgesandtschaft, um Tempelsclaven zu erhalten ; 
waren doch die Bithynier als Selavenmaterial be- 
sonders geschatzt. Die Bitte wurde erfullt. sie 
erhielten 30 Selaven, davon je 5 fiir die heiligen 
Schafe und Ziegen. je 4 l?i fur die heiligen Rinrler 
und Rosse, zwei Zimmerleute, einen Backer und 
einen Koch, einen Palaestrawaehter u. s. w. (Couve 
Bull. hell. XVm 1894. 254ff. Pomtow Philol. 
LIV 1895, 358ff. 387ft.). Aber die mithradati- 
schen Kriege, die Delos verwiisteten, trafen auch 
D. schwer. Der ROmer Sulla, der den Tempel 



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seiner kostbaren Weihgeschenke berauben liess 
(Plut. Sull. 12) und die Horden der Maider, die 
an den Tempel selbst Hand anlegten, vollendeten 
den Ruin. Hieron. a. Abr. 1933 setzt den Brand 
in ein Jahr mit dem des romischen Capitols, 
welches am 6. Juki 83 verbrannte. Plut. Num. 9 
bringt die Verloschung des heiligen Feuers und 
Vernichhmg des Altars, auf dem es brannte, mit 
der Verbrennung des Tempels durch die Maider 
negi to. Midgidaitxa xal tov kf.i(pvlicrv 'Pcofialcov 
nolsfxov zusammen. Vgl. Pomtow Rh. Mus. 
LI 375ff.; Homolle Bull. hell. XX 1896, 704 
stimmt dem Zeitansatz zu, wahrend Perdrizet 
XX 494 die Zeit bald nach 90 vorzieht, da Sulla 
im J. 85/4 die Skordisker und Thraker besiegt. 
Da Perdrizet seine Ansicht nicht ausfuhrlich 
begriindet, mOchte ich den Pomtowschen An- 
satz vorlaufig beibehalten. Die ZerstOrung war 
keine vOllige, dies beweist die gefundene Archi- 
tektur des Tempels, die dem hellenistischen Bau 
angehOrt; auch pflegten griechische Tempel nicht 
durch das Feuer, sondern durch Erdbeben zer- 
stort zu werden (vgl. Homolle a. a. 0. 705). 
Aber das Ansehen des Orakels war dahin, es war 
nicht mehr der Glaube an seine Kraft vorhanden, 
durch den es auch einen solchcn Schlag hatte 
verwinden oder gar, wie ehemals, zu seinen Gunsten 
hatte ausbeuten konnen. Die Verarmung der ehe- 
mals so reichen Biirgerschaft zeigt sich wie aller- 
orten auch darin, dass sich nicht mehr die ge- 
nugende Zahl von geeigneten Personen fiir die 
tjbernahme der A-mter fand; so wurden jetzt statt 
drei halbjahrigen Buleuten (d. h. im Jahre 6) seit 
der XIII. Priesterschaft Pom tows nur noch vier 
fiir das ganze Jahr gewahlt, und auch diese Zahl 
in der 2. Halfte des Jahrhunderts auf drei, um 
Christi Geburt herum sogar auf zwei verringert 
(Pomtow Rh. Mus. LI 1896, 375ff.). Auch die 
Freilassungsurkunden, deren Zahl im 2. Jhdt. v. 
Chr. eine ausscrordentlich hohe war, horen in dieser 
Priesterzeit ganz auf (nachher beginnen sie nach 
Pomtow wieder zahlreich zu werden). Dergrosse 
historische und culturgeschiehtliche Gewinn dieser 
Inschriften ist an anderer Stelle zu wiirdigen. 
Vgl. im allgemeinen Pomtow a. a. 0. Homolle 
Bull. hell. XX 1896, 706f. Cicero soil das Orakel 
etwa in den J. 79 — 77 befragt haben (Plut. Cic. 5. 
Pomtow a. a. 0. 376, 4); aber er selbst steht da- 
mit im Widerspruch, wenn er sagt, dass der aus der 
Erde kommende Hauch geschwunden sei, der die 
Pythia zu ihren Prophezeiungen begeistert habe, 
und dass schon langst keiue Orakel mehr nach 
der Weise wie ehemals gegeben wurden, id nihil 
possit esse cmtemptius (de divin. II 117). An 
anderer Stelle spricht er minder scharf ; das Orakel 
hat jetzt geringeren Ruhm , weil die Wahrheit 
der Orakel weniger hervortritt (ebd. I 38; vgl. 
G. Wolff De novissima oraculorum aetate 1|. 
Wir miissen freilich berucksichtigtn, dass Cicero 
von seinen Quellen abhangig war, zu ilenen hier 
namentlich der Stoiker Chrysipp zu zahlen ist, und 
ferner dass die Ausserungen geistreicher Schrift- 
steller, Philosophen und Diehter nur mit grosser 
Vorsicht verwendet werden durfen , um das zu 
erschliessen. was die grosse Masse des Volkes zu 
der Zeit dachte. Die Gebildeten mochten spotten, 
die griechischen Stadte in ihrer Unbedeutendheit, 
zu der sie herabgesunken waren . wenig Anlasse 



zu bedeutsamen Fragen und noch weniger Mittel 
zu grossartigen Weihgeschenken haben; die locale 
Bedeutung des Orakels fiir das Wissensbedurfnis 
der Umwohner wird nicht aufgehOrt haben, wie 
ja auch der Aberglaube beim Verfall der Religionen 
oft eher zunimmt, als sich verringert. Plutarch 
halt diese trivialen Fragen des taglichen Lebens 
fur eine Herabminderung , in Wahrheit werden 
sie stets das Orakel beschaftigt haben. Wir hSren 

10 gelegentlich, dass im J. 48 D. sich dem Legaten 
Caesars Fuflus Calenus ergab (Caes. bell. civ. 
Ill 55. Homolle a. a. 0. 707, 1. Couve 
Bull. hell. XXII 1898, 150) und dass M. An- 
tonius nach der Schlacht bei Philippi im J. 42 
den delphischen Tempel vermessen liess, in der 
Absicht, ihn zu vollenden, denn dies hatte er dem 
Senat versprochen (Plut. Ant. 23; Pomtow denkt 
nach brieflicherMitteilungvielmehran den Tempel 
des Apollon Pythios in Megara). Dies beweist 

20 immerhin, dass der rOmische Staat den delphischen 
Cult nicht ganz ausser Augen liess, der alten 
Weisheit der Konige und Machthaber gemass, 
dass, wer die Griechen gewinnen wollte, sich mit 
ihren Gottern gut stellen musste. Aber wirkliche 
Besserung brachte hier wie in allem erst die 
rfimische Kaiserzeit. 

7. Von Augustus bis zum Ende der 
griechischen Cultur. Reiches neues Material 
liefert Homolle Bull. hell. XX 1896, 707-732. 

30 Augustus belebte und veranderte zugleich den 
alten Amphiktionenbund , indem er der zur Er- 
innerung an den Sieg von Actium neu gegriin- 
deten Stadt Nikopolis, den Makedonen und Thes- 
salern je 6 Stimmen gab, den Boiotern, Phokern, 
Delphern, Lokrern, Ioniern und Dorern je 2 Stim- 
men beliess, in Summa also 30 Stimmen schuf 
(Paus. X 8. Mommsen R. G. V 232 und Karte 
Vn). Der Kaiser stiftete seine Waife in das Aller- 
heiligste des Tempels, neben den goldenen Apollon 

40(Syncell. chron. I p. 307 Dind. A. Mommsen 
Delph. 188), seine Gemahlin Livia ein goldenes E 
an Stelle des friiheren ehernen der Athener und 
des noch iilteren von Holz, das man den Sieben 
Weisen zuschrieb (Plut. de E ap. Delph. 3, dar- 
gestellt auf einer Miinze des Hadrian : Svoronos 
Bull. hell. XX 36 und Taf. XXVII 12). Trotz 
dieser kaiserlichen Gunst nennt Strabon zu seiner 
Zeit das Orakel sehr arm (xereorarov IX 420) 
und vernachlassigt. Das ist nicht auffallig, wo 

50 war es in Griechenland anders? Dem Kaisercult 
wurde, ungewiss wann, ein besonderer Bau, also 
ein Katnaoelor, wie es anderwarts heisst, geweiht 
(Paus. X 8, 6; nach Pomtow geschah dies in 
der Weise, dass man in einen der unteren Tempel 
der Marmaria, dessen Erbauung in das 6. Jhdt. 
hinaufgeht, einige Kaiserbilder setzte). Wir ha- 
ben Inschriften auf Lucius und Gaius, Caesar und 
Iulia (CIG I 1712. Homolle a. a. 0. 708, Inv. 
904), an dieselben, mit Iulia vereint (Homolle 

60 ebd.'l. an Agrippina. Tochter des Agrippa (Athen. 
Mitt. V 1880, 197). Auch Tiberius (Homolle 
a. a. 0. Inv. 203), Claudius und Agrippina sind 
vertreten (a. a. 0. Inv. 3198), aber auf schlech- 
ten, zum Teil schon gebrauchten Basen und in so 
wenig monumentaler Schrift , dass man schon 
daraus den Verfall merkt. Das Orakel schwieg, 
wenigstens wenn man den iibertriebenen Berichten 
von meist Fernerstehenden (z. B. Lucan. Phars. 



2579 



Delphoi 



Delphoi 



2580 



2581 



Delphoi 



Delphoi 



2582 



V) glauben diirfte , was freilich nur mit grosser 
Beschriinkung erlaubt ist. Unter Nero erfolgte 
ein gewisser Aufschwung (Belege bei Homolle 
710 — 715). Aus seinen beiden ersten Regie- 
rungsjahren stammen zwei, im Vergleich zu den 
vorhergehenden stattlicheEhrenbasen, etwa gleich- 
zeitig ist die auf seine Mutter Agrippina (Ho- 
molle 708, Inv. nr. 1121). An seine Reise 
in den J. 66— 67 kniipfen sich zahlreiche Fabeln, 



von Mommsen unter staatsrechtlichen Gesichts- 
punkten gepriift ist (OIL III 567; vgl. noch 
Pomtow Jahrb. 1894, 669, 5-8), ist durch bis- 
ber noch unverGffentlichte neue Funde erheblieh 
erweitert, tiber die Homolle Bull. hell. XX 1896, 
722 eine vorlauflge Ubersicht giebt. Hand in 
Hand mit dieser Sicherung des ausseren Besitz- 
standes ging eine gesteigerte Bauthatigkeit. Die 
Pylaia, der alte Versammlungsort der Amphi- 



die Homolle auf ihr richtiges Mass zuriickzu- 10 ktionen im Westen der eigentlichen Stadt. wenn 
tr,\. — „„„i,4. 'm,„+.,„„i,„ :„* j„„ -kt — •_ ™ auch wohl keine eigentliche Vorstadt, wurde unter 

der Fursorge des Kaisers, nicht ohne Mitwirkung 
Plutarchs, der Polykrates und Petraios als seine 
Genossen nennt, mit Heiligtiimern, Versammlungs- 
raumen uiid Wasseranlagen geschmiiekt (Plut. de 
Pyth. or. 29. Pomtow Beitr. 75f.; Jahrb. 1889, 
555, 53). Der Tenipel des Asklepios, dessen Lage 
unbestimmt ist, wurde von den Amphiktionen 
aus den Schatzen des Gottes emeuert (Homolle 



fiihren sucht. Thatsache ist, dass Nero in D. 
gewesen ist und bei den Pythien gesiegt hat, 
aueh noch, dass er fur die Ausschmiickung des 
Tempels 100000 Denare bestimmt hat, deren Aus- 
zahlung aber nachher durch Galba verhindert wurde 
(Cass. Dio LXIII 14). Dass Nero den Tempel- 
bau vollendete, behauptet das Aischinesscholion 
(zu III 1 16) , dass er das Orakel grosser und 
prunkvoller wiederherstellte als es gewesen, es 



nachher aber freilich wieder ruinierte, sagt der 20 Bull. hell. 1896, 720), die Quelle und die Wasser- 



Verfasser der Proleg. zu Aristides III 740 Dind. 
Etwas mehr wird wohl daran sein, als selbst 
Homolle zugiebt; vgl. Pomtow Rh. Mus. LI 
1896, 379. Die Schauergeschichten von der Ver- 
stopfung des Orakelschlundes durch Hineinwerfen 
eines Leichnams oder des Typhonkopfes , die an 
ein angebliches Orakel auf den Muttermorder an- 
knupfen, sind jetzt in ihrem wahren Unwert cr- 
kannt (Pomtow 378, 1. 2). Die behauptete Weg- 



leitung und die Mauern unter Fursorge des Mega- 
linos, die ,Bybliotheke' und die Wohnung- der 
Pythia von den Amphiktionen durch Soklaros 
wiederhergestellt (Homolle 720f.). Noch immer 
war am Tempel ein nicht unerhebliches Personal 
beschaftigt. Zwar geniigte eine Pythia, wahrend 
in der Glanzzeit deren drci kaum dem Andrange 
genflgen konnten (Plut. def. orac. 9). Von den 
Personlichkeiten der Seherinnen berichtet Plutarch 



nahme der kirrhaeischen Feldmark (Dio LXIII 30 sehr anschaulich, wie die eine widerwillig den 



14) kann jedenfalls nur eine zeitweilige Massregel 
gewesen sein. Sicher ist dagegen der Raub zahl- 
reicher Kunstschiitzc, Dio Chrys. XXXI 148. Paus. 
X 7, 1 (giebt die runde Zahl von 500 Statuen), 
19, 2. Wahrend seines Aufenthalts war Plutarch 
von Chaironeia als jugendlicher ZuhOrer des Am- 
monius in D. (Plut. de E ap. Del ph. 1. Volk- 
mann Leben, Schriften u. Philos. des Plut. I 
26f.). Besser wurde es unter den flavischen Kaisern. 



Orakelsitz bestieg und hysterische Anfalle be- 
kam, denen sie nach kurzer Zeit erlag, und ihre 
Nachfolgerin ein einfaches, ungebildetes Weib 
war. Unter den lebenslanglichen Priestem, deren 
Zahl nach wie vor zwei betrug, flnden wir Plu- 
tarch von Chaironeia, der sicherlich in D. ,eine 
zweite Heimat' hatte ; er besorgt in dieser Eigen- 
schaft die Aufstellung einer Statue des Hadrian 
(CIG II 1713. Pomtow Jahrb. 1889, 551ff.). 



D. war immer noch eine freie Stadt (Plin. n. h. 40 Von der Thatigkeit der ooioi weiss Plutarch, dem 



IV 7), und den Reichtum an Kunstwerken, den 
es auch nach Neros Raubereien hatte, bezeugt 
Mucianus bei Plin. n. h. XXXIV 36 (ter consul, 
also friihestens im J. 72). Vespasian scheint sich 
mit dem heiligen Gebiet beschaftigt zu haben 
(Homolle 715,' 1, frg. Inv. nr. 575); Titus iiber- 
nahm im J. 79 sogar das Amt des eponymen 
Archon [Couve Bull. hell. XVIII 96, 13. Pom- 
tow Philol. LIV 1895. 239, 9. 598). Die Fur- 



inschriftliche Zeugnisse (s. o. Homolle a. a. O. 
719) zur Seite stehen, zu berichten; der Thiasos 
der Thyiaden machte auch jetzt noch seine Wande- 
rungen und Tanze, und ihre Vorsteherin, Klea, 
wurde von Plutarch seiner besonderen Freund- 
schaft gewiirdigt (Widmung der Schriften de 
mul. virt. und de Iside et Os.). Auch Pausanias 
trifft noch, jedenfalls nicht vor Hadrian, in Pho- 
kis mit den Thyiaden zusammen (X 4, 3 und 



sorge des Domitian fiir die Provinzen erstreckt 50 dazu Heberdey Die Reisen des Pausanias 



sich auch auf D. (Homolle 715ffj. Eine Prunk- 
insehrift aus dem J. 84 meldet die Wiederher- 
stellung des Apollontempels durch inn i Homolle 
716f. refecit). Ein Brief des Kaisers belobt die 
BehOrden, dass sie die Pythienfeier von 91 nach 
den amphiktionischen Gesetzon begangen hatten 
lHaussoullier Bull. hell. VI 1882, 451, 82). 

Unter Traian wurden nochmals die Besitz- 
ansprtiche D.s auf das heilige Gebiet. gegeniiber 



den Xachbarstadten Amphissa, My on, Antikyra 60 xgi-o/iv; r 

und Ambryssos von dem Legatus Augusti pro 

praetore C. Avidius Nigrinus eingehend gepriift. 

Zu Grunde legte man die Entscheidung des M'. 

Acilius und des rOmischen Senats und den darauf 

fussenden Amphiktionenbeschluss. Das bisher vor- 

liegende Material, das nach Wescher Etude sur 

le monument bilingue de Delplies, der fiir die 

Lesung die Hauptsache geleistet hat, besonders 



106). Die Amter waren damals meist in den 
Handen weniger reicher Familien; war es doch 
damals kostspielig, alien mit solehen Ehren ver- 
bundenen Verpflichtungen zu geniigen. Der Stamm- 
baum der angesehenen Dame, den Homolle 719 
verOffentlicht. aus einein Trostdecret von D., nennt 
unter den Ascendenten Priester und oaioi , einen 
laoo; naT; tor TIvDiov, der also wohl die Siihne- 
fahrt nach Tempe vollzogen hatte und der spiiter 



wv onion- geworden war, und agytftdti. 
iiber deren Functionen wir, wie es scheint, noch 
gar nichts wissen. D. war damals als Merk- 
wiirdigkeit ein gesuchtes Reiseziel fur viele Neu- 
gierige und Wissenseifrige; gewerbsmiissige Perie- 
geten, die sich vor ihreri Standesgenossen anderer 
Art offenbar nicht durch Intelligenz auszeichneten, 
suchten deren Interessen zu dienen. Die geistig 
Hoherstehenden fanden an ihren schalen und ab- 



gedroschenen Erklarungen wenig Freude, wie uns 
Plutarch lehrt. Auch eine so sehr auf der Hohe 
der Bildung stehende PersOnlichkeit wie er konnte 
bei einer langausgedehnten Amtsthatigkeit in D. 
seine Befriedigung finden, die auch ihren wohl- 
verdienten Abscbluss in der ihm von den Amphi- 
ktionen nach seinem Tode gesetzten Herme fand 
(Pomtow Beitr. 1889, 77 und Taf. XP7 50). Und 
so kamen auch andere, wohl schon unter Nero 



es kein agxaTog zg-r)o-/j.6g ist, ein Beweis, dass die 
Pythia wieder begonnen hatte, efi/ietQa xQav (Kern 
und Lolling Ath. Mitt. XVIII 1893, 192ff.). 
Unter Marc Aurel drohen schon die Barbaren- 
einfalle; eine Abteilung der Kostoboker dringt bis 
Elateia vor. Die letzte delphische Nachblute 
nahte ihrem Ende. Damals, bald nach jenem 
Einfalle, schrieb Pausanias seine Periegese von D., 
etwa 176 oder 177 (R. Heberdey Arch.-epigr. 



ein Apollonios von Tyana, dem viellcicht seine 10 Mitt, aus Ost. XIII 1890, 191). Es war Zeit, 



Schiiler ein einfaches Denkmal in D. gesetzt haben 
(Inschvift 'AzzoMwriov ol fiadrjzal Homolle 716), 
unter Domitian der Redner Dion von Prusa, der 
sich vom Gotte einen Rat fiir die Reise geben 
liess. Unter denen, welchen die Stadt damals die 
Proxenie verliehen hat, werden ein Arzt, ein Maler, 
ein Naturforscher (ipvoixos sjiiarijfiwv) , einige 
Kiinstler und fiinf platonische Philosophen ge- 
nannt, auch ein pijttiav o-o<pi<ntjs (unverOffentlicht, 



dass er kam und aufzeichnete , was er fand — 
wenn er manches nur aus alten Biichern zu Ler- 
nende hinzunahm, wollen wir ihn deshalb nicht 
schelten. Er sah wohl Tempel in Triimmern (X 
8, 6), klagte auch, da dies ja ein rhetorischer Ge- 
meinplatz war, Tiber den Unterschied von einst 
und jetzt, zumal nach den Raubereien Neros (s. o.); 
das Sikyonierschatzhaus und die andern fand er 
ausgeraubt (11, 1). Aber im Tempel herrschte 



nach Pomtow), und wir wollen mit den braven 20 noch stramme Disciplin, man sieht, dass der un- 



Delphern nicht rechten, wenn sie gleichzeitig, da 
allenthalben das Virtuosentum bluhte, auch einen 
Seiltanzer aus Alexandreia durch Verleihung des 
Burgerrechts und der Buleutenwurde furstlich zu 
belohnen wussten (Bourguet Acad, des inscr. 
C. R. 1896, 86f. Homolle a. a. O. 717, 2). 

Unter Hadrian ging diese aufsteigende Ent- 
wicklung weiter, sie zeigte sich selbst in einer 
Wiederaufnahme der Munzpragung, welche mit 



berufene Frager nicht in das Adyton hineinge- 
lassen ist (vgl. Ulrichs Reisen u. Forsch. 76). 
Nachher hielten es die Delpher mit Septimius 
Severus (Bull. hell. VI 1882, 453, 83; bedenkliche- 
Orakel: Statue Hist. Aug. Pescennius Niger 8) 
und wurden deshalb von ihm und Caracallfv.gnadig 
behandelt; ein kaiserlicher Brief bestatigt ihre 
Autonomie (Homolle 727). Zum letztenmale 
hflren wir , dass ein Consular und £jiavoe&a>zt]s 



Antoninus Pius und den beiden Faustinen wieder 30 rfjg "EkXddos Claudius Leonticus den Apollon- 



abschliesst (Svoronos Bull. hell. XX 1896 
18. 33 — 41), einer Ausserung der aviovo,u!a, die 
D. ausdrucklieh von Traian durch ein Rescript 
an den Proconsul Herennius Satnrninus erhalten 
hatte (Homolle 722). Hadrian ordnete ferner 
im Einverstandnis mit dem Sen at die Stimmen- 
verhiiltnisse der Amphiktionen, indem er von den 
Stimmen, die die Thessalier zu viel hatten, den 
Athenern, Lakedaimoniern und andern abgab, um 



tempel erneuert (ararsojod/iuvor nicht buchstab- 
lich zu nehmen) und das heilige Land wieder in 
Besitz genommen habe fur die Delpher (Homolle 
a. a. 0- Inv. nr. 3480; vgl. Bull, helt VI 1882, 
449f., 79). Die Pythienagone mochten, wie die 
Inschriften zeigen , noch langer Bestand haben 
und ihre Agonothesie eine fiir den sie Leitenden 
wichtige , wenn auch kostspielige Sache bleiben 
(ein Fall aus der Zeit, da Septimius Severus 



den Rat zu einer wahren Vertretung von ganz 40 Byzanz belagert hatte [195 n. Chr.], zeigt, dass 



Hellas zu machen (Bourguet Ac. des Inscr. C. R 
1896, 88). Auch fiir die Finanzverwaltung und 
die Feier der Pythien sorgte er. Sein Freund 
Herodes Atticus schmuckte das Stadion von D. 
mit pentelischen Marmorsitzen, wie er es vorher 
in Athen gethan (Paus. X 32, 1. Inschrift Bull, 
hell. I 1877, 409). Zweimal, in den J. 126 und 
129, besuchte der Kaiser selbst D. und ubernahm 
beidemale das Amt des Archon. Er befragte auch 



man von dem Urteil des Preisrichters auch an den 
Kaiser provocieren konnte, der in diesem Falle 
das Urteil bestatigte, Philostr. v. soph. 27 p. 269. 
Dessau Herm. XXIV 1889, 353). Schon Heliodor, 
etwa Zeitgenosse desAurelian, schildert die Pythien 
nicht mehr aus eigener Erfahrung , sondern mit 
allerlei Unglaublichkeit.en ausstaffiert (A. Momm- 
sen Delph. 244-248 und E. Rohde Griech. Roman 
466f.). Fur das heilige Drama der Drachentfitung 



das Orakel ; die Antwort , die in der Anthologie 50 wird als letzter Zeuge der heilige Cyprian an 



XIV 102 steht, zeigt, wenn sie echt ist, dass die 
Frage nicht besser war, als die nach der Mutter 
der Hecuba. Auf der zweiten Reise begleitete 
ihn Antinoos, dem die Delpher nach seinem Tode 
(130) ganz besondere Ehren erwiesen. Die Am- 
phiktionen pragten Miinzcn mit der Aufsehrift 
'Avriroor rJQcoa. (Svoronos Bull. hell. XX 41) und 
errichteten ihm eine schtine Statue (wiederaufge- 
funden: Gazette des Beaux arts 1894. 454 n. Taf. 



gefiihrt (200—257 m Chr.), der noch als Kind 
diese Soa/taTovgyta geschaut zu haben erzahlt, 
da er dem Apollon i$ iL-ro/tov ovvjrojv als xet- 
lu'jhov geweiht sei (Schreiber Apollon Pytho- 
ktonos 17. 66 citiert Preller Philolog. I 349. 
Confessio S. Cypr. Act. SS. Sept. VII 222). Und 
so scheint auch die Beschaftigung des Porphyrios 
von Tvros mit den delphischen Orakeln, die in 
die 2.'Halfte des 3. Jhdts. fallt, weniger fiir ein 



zu S. 448. Homolle a. a. O. 723, 2). Den Tempel 60 Fortleben des Orakels in seiner Zeit als fiir eine 



lieben die Miinzen der Zeit darzustellen, ohne 
dass aber daraus auf grSssere Umgestaltungen ge- 
scblossen werden diirfte; die Abbildungen sind 
nach Homolles Nachweis (725f.) conventionell 
und ungenau. Das Orakel gewann neues Ansehen, 
in Athen wurde damals ein metrischer Spruch 
wegen der a.-rag/ai an den Tempel der Demcter 
Chloe' am Siidabhangder Burg aufgezeichnet. wenn 



gelehrte Vorliebe zu sprechen. Immerhin bleibt 
D. die ,heilige Stadt', welche den Kaisern Valerian, 
Cams, Domitian. Constantin, Iulian und selbst 
noch Constans Denkrnaler setzt (Homolle 728f.; 
Carus = CIG 1714. LeBas884: Constantin Pom- 
tow Beitr. 113, 2 und Taf. IX 22. XIV 41). 
Von einer gewissen Bedeutung der Stadt zeugt 
anch die Auffindung eines Exemplars des Dio- 



2583 



Delphoi 



'Delphoi 



2584 



kletiansedicts (Homolle 729). Im J. 319 machte 
ein reicher Burger noch eine Stiftung fiir die 
Offentlichen Bader. Constantin nahm, cin zweiter 
Nero, die Pliinderung des Heiligtums wieder auf. 
Unter ihm oder seinen Nachfolgern kam die be- 
Tiihmte Schlangensaule , das Weihgeschenk von 
Plataiai, nach Constantinopel , und ausser den 
Statuen, von denen berichtet wird (vgl. Ulrichs 
Eeisen und Forschungen I 61) , werden viel- 
leicht auch die Giebeigruppen des Tempels, von 
denen keine Beste an Ort und Stelle gefunden 
sind, nach dor neuen Reichshauptstadt gewandert 
sein. Noch einmal soil Iulian das Orakel be- 
fragt haben, als er gegen die Perser zog; aber 
seinem Arzte und Quaestor Oribasios sei die Ant- 
wort geworden: Eiizaxe r<j> fiaoiXijT ' • %a/Mii niai 
SaldaXos avXd • ovxixi 'PoTjios zyei xaXiftav, ov 
fidvTiSa datpvqv , ov nayav XaXiovoav • anea^sxo 
xai XdXov vdcoQ (Cedren. hist. comp. I p. 304 a 
ed. Paris, nach G. Wolff De noviss. orac. aetate 
44, der darin eine Falschung der Kirchenvater 
wittert, auch von Herzberg Gesch. Griech. Ill 
297, 22 verworfen ; die Zuteilung des Orakels an 
Augustus bei Homolle 709, 1 beruht, wie mir 
Pomtow mitteilt, auf einem Versehen). Die Ver- 
fiigung des Theodosius machte dem letzten Reste 
des heidnischen Cultes officiell ein Ende. Im 6. Jhdt. 
war D. nach Hierokles (643, 13) noch Stadt, viel- 
leicht aus dem 5. stammen die iiltesten Reste 
christlicher Baukunst, die dort gefunden sind. 
Nachher verschwindet der Name vOllig, um erst 
durch die gelehrte Forschung der neuen Zeit seine 
Auferstehung zu feiern. [Hillor v. Gaertringen.] 
C. Zur Chronologic.*) 
Die Verzeichnisse der delphischen Archonten, 
Buleuten und anderer Beamten (Pricster u. s. w.) 
lassen sich in ungeahnter Vollstandigkeit fast fiir 
ein halbes Jahrtausend zusammenstellen. Sie ge- 
winnen durch diese Continuitat einen unberechen- 
baren Wert fiir die griechische Geschichte und 
Epigraphik, auch wenn ihr eigentlicher Beginn 
verhaltnismassig spat liegt (357 v. Chr.). Ihre 
endgiiltige Gestalt konnen sie erst nach Vollen- 
dung der Ausgrabungen und nach Bekanntgabe 



*) Auf Wunsch des Freiherrn Hiller v. Gaert- 
Tingen werden die delphische Archontentafel und 
die iibrigen Beamtenverzeichnisse seinem Artikel 
uber D. beigegeben. Es ist das nicht ohne schwere 
Bedenken geschehen , denn der derzeitige Stand 
unserer Kenntnis war fiir solche Zusammenfassung 
noch nicht reif. Die Riicksicht auf die Erschei- 
nungsweise der Real-Encyklopadie und die Erwa- 
gung, dass solche Tabellen grade hier erwartet 
werden und der Benutzung am zugiinglichsten 
sind, hat schliesslich jene Bedenken uberwunden, 
und so wurden die seit mehr als einem Decennium 
zusammengestellten Listen in erweiterter Form 
zum Abdruck gebraclit. Angesichts des taglich 
zustromenden Stoffes, der haufiger Verschiebuugen 
und veranderte zeitliche Ansatze zur Folge haben 
wird, muss aber dem Wunsche Ausdruck gegeben 
werden, dass man diese Tabellen nicht bios zum 
Zwecke der Polemik citieren mOge, sondern sie 
als das betrachte, was sie sind: das provisorische 
Ergebnis des bis Fruhjahr 1S99 vorliegenden, 
haufig selbst nur in provisorischer Gestalt bekannt- 
gegebenen Materials. 



des gesamten Materials erhalten; die diesbezttg- 
lichen Untersuchungen werden im Philologus als 
Fortsetzung der Fasti Delphici veroffentlicht wer- 
den. Bis dahin sollen die nachfolgenden Listen 
als Ersatz dienen. Da in ihnen zum erstenmal 
der gesamte Stoff, haufig aus unedierten Texten, 
dargeboten wird, war es in Riicksicht auf die Be- 
nutzung und Kritik durch die Fachgenossen un- 
erlasslich, hier Nachweise und Belege in grosserem 

lOUmfang beizufiigen, als bei solchen Katalogen 
sonst wiinschenswert und iiblich ist. 

Dafiir, dass die Listen hier in so vollstandiger 
Gestalt erscheinen konnen, dass sie spater nur 
noch unwesentliche materielle Bereicherungen er- 
fahren werden, gebiihrt der Dank in erster Linie 
den franzOsischen Gelehrten E. Bourguet und 
G. Colin, und dem, der ihre Mitarbeit gestattete, 
Herrn Th. Homolle. Sie haben durch Mittei- 
lung zahlreicher Archonten- und Buleutennamen 

20 aus unedierten Urkunden, sowie durch bereitwillige 
Auskunfte liber eine grosse Zahl zweifelhaftcr 
Punkte ein sehr wesentliches Verdienst an der . 
Aufstellung dieser Kataloge erworben. 

Die Verzeichnisse selbst sind folgende: I. Die 
Archontentafel (tlbersicht der Archontate ohne 
Belegstellen). Dazu la die bisher bekannten 14 
attisch-delphischen Archontengleichungen und I b 
das alphabetische Verzeichnis der delphischen Ar- 
chonten. II. Die Priesterzeiten (desgl.). III. Die 

30 delphischen Beamten (ausser Archonten und Prie- 
stern noch: Buleuten, Prytanen, Hieromnemonen, 
Naopoioi, Neokoroi, Prostatai, Hosioi). Dies ist 
die mit Belegstellen versehene Hauptliste. Voll- 
standig sind die Belege bis zum J. 200 v. Chr. 
mitgeteilt. Von da ab sind in Riicksicht auf die 
grosse Zahl der Texte und das Vorhandensein 
anderer Tabellen (A. Mommsen, Nikitsky) nur 
ein oder zwei Hauptstellen angegeben , weil es 
sich hier nicht um ein Repertorium der delphi- 

40 schen Inschriften handclt, sondern um das leichte 
Aufflnden und die Benutzbarkeit der aus ihnen 
gewonnenen Resultatc. Zum Schluss sind als Er- 
ganzung der Artikel des I. Bandes der Real Ency- 
klopadie Aitoliaund Amphiktionia beigegeben 
worden : IV. Die aitolisehe Strategenliste und V. Die 
Hieromnemonenverzeichnisse aller bisher bekann- 
ten Amphiktionenversammlungen in ehronologi- 
scher Ordnung. Auch diese zwei Listen sind fast 
ganz aus den delphischen Inschriften gewonnen 

50 worden. Weggelassen dagegen sind die Listen 
der phokischen Strategen, der thessalischen Stra- 
tegen , der ausserdelphischen , nordgriechischen 
Localbehorden ('Archonten, Buleuten, Thearen u. a.) 
und Agonotheten , wie sie sich aus IGS II und 
III ergeben werden; sie stehen mit dem Artikel 
D. in zu geringer Beriihrung. Soweit diese Namen 
aus delphischen Texten stammen, finden sie sich 
in den Tabellen von A. Mommsen, Nikitsky 
und zum Teil von Colin. [Zu den Verzeich- 

60 nissen I und III ist an den mit *) bezeichneten 
Stellen der Nachtrag am Schluss des Artikels 
einzusehen. der mehrfache Veranderungen ent- 
halt]. 

Viertes Jahrhundert v. Chr. Die Grund- 
lage der Chronologie iles 4. Jhdts. bilden die von 
Bourguet edierten Bauurkunden des Apollon- 
tempels. In ihnen sind meist Jahr fiir Jahr die 
delphischen BehOrden verzeichnet, unter denen 



\ 



2585 



Delphoi 



Delphoi 



2586 



i 



die Baugelder von der Aufsichtsbehorde (der Bule 
von D. und der speciellen Baucommission der Nao- 
poioi) gezahlt worden sind. Sie umfassen die 
J. 356—340, die auf Grund des in ihnen erwahn- 
ten Friedensschlusses vom Herbst 346 sicher fixiert 
sind, lassen dann von 340—332/1 eine Liicke, 
die mit Hulfe ahnlicher Texte und anderer Ur- 
kunden provisorisch gefullt ist, und schliessen mit 
den Jab-en von c. 331/0—320/19, bei denen die 
Archonten folge zwar feststeht. es aber ungewiss 
bleibt, ob dieselbe eine ununterbrochene ist. Der 
Rest des Jahrhunderts wird durch die Eponymen 
von Proxeniedecreten ausgefiillt, deren Rangierung 
meist ganz unsicher ist und nur nach palaeogra- 
phischen und genealogischen Indicien gegeben 
wurde. 

Neben den eponymen Archonten, den Hieromne- 
monen und den sioj?.rjxiigsg xav dsxaxav lernen 
wir von BehOrden nur die fiovka, die Txovxdvets 
und die vaoxmoi kennen. Die Bule hat einen 
geschaftsfiihrenden Ausschuss von 15 Mann pro 
Semester (zu dem der Ratsschreiber hinzutritt); 
von ihnen werden jedoch gewOhnlich nur die ersten 
3—5 mit Namen aufgefiihrt, niemals mehr, ausser 
wo die ganzen jierxexaiSexa auftreten. Sie hiessen 
povXuvovxes oder fSovlevrai, wahrend die Ratsherren 
selbst xgoflovXoi genannt wurden. Die Zahl der 
letzteren kennen wir nicht, in Erythrai betrug sie 
ein Jahrhundert friiher 120 Mann (CIA I 9), in 
D. hatte aber die aXia der Labyaden schon wenig- 
stens 180 Teilnehmer. Die ziou]iovXoi mussten uber 
30 Jahre alt sein und waren stets wieder wiihlbar, 
die (lovXuvovrss als solche jedoch nicht wieder im 
2. Semester desselben Jahres. Die xgwavets waren 
eine Commission von acht, ein Jahr lang fungie- 
renden Mitgliedern, von deren Obliegenheiten wir 
bis jetzt nur die Finanzverwaltung, bezw. deren 
Control! e kennen. Das Genauere uber Bule und 
novxavug im Philol. LVII 524. 

Die vaoxoio! sind die von den Amphiktionen 
auf Lebenszeit gewahlten Mitglieder der Tempel- 
baucommission , an Hechstzahl 36, die sich auf 
jeder Pylaia im Herbst und Fruhjahr versammeln, 
den Baufortschritt priifen, Zahlungsanweisungen 
erlassen und die Aufrechuungen d.-ro .t»/om; els 
xvXaiav controllieren. Einige von ihnen, die &h- 
firjviot, sind auch in der Zwischenzeit anwesend 
und besorgen zusamnien mit dem delphischen 
vaonoioi die laufenden Gcschiifte. Nach Vollen- 
dung des Rohbaues und der Consecration des 
Tempels hOren die Versammlungen auf, und es 
fiihren allein zwei delphische vaoTrmol die Auf- 
sicht (so im wesentlichen nach Dittenberger 
Syll.2 140 not. 3. 12. 81). 

Litteratur der Baurechnungen : Bourguet 
Bull. hell. XX 197. XXI 321. 477. XXII 303. 
B Keil Herm. XXXII 399. Pomtow Berl. Ph. 
Woch. 1897, 92f.; Jahrb. f. Philol. 1897, 740. 846. 
Dittenberger Syll. 2 140. 

Drittes Jahrhundert. Dieser .dunkelste 
Zeitraum der griechiscben Geschichte' enthalt 
zwar die eponymen Archonten leidlich vollstan- 
dig. aber ihre Zuweisung an bestimmte Jahre 
unserer Zeitrechnung bleibt hier ganz besonders 
problematisch. Nicht ein einziges Jahr konnte 
bisher mit volliger Sicherheit fixiert werden. Es 
fehlen die Reihen von Archontaten giinzlich, wie 
sie die Baurechnungen im 4. und die Proxenen- 



liste im 2. Jhdt. zeigen. Die einzige Hulfe bieten 
die Gruppen der Amphiktionentexte, welche sich 
nach den Zahlen der von dem aitolischen Bunde 
gefuhrten Stimmen zusammensetzen lassen; denn 
da diese Zahlen mit der Ausdehnung oder Re- 
duction des Bundesgebietes steigen oder fallen, 
so kann man die Archontate mit gleichyiel aito- 
lischen Hieromnemonen nicht nur in gleiche Zeit 
verweisen, sondern auch letztere ganz ungetahr 

lOhistorisch umgrenzen. Durch ortliche Indicien 
wie Stellung/Schrift u. a. ist dann die Rangie- 
rung innerhalb der Gruppen ermOglicht worden. 
Die iibrigen Archontate, fast samtlich Proxenie- 
decreten angehorend, sind nach Wahrscheinlich- 
keitsgriinden (Stellung, Schrift, genealogischen 
Erwagungen, politischen Beziehungen der Vater- 
stadte der Proxenoi u. dgl.) vor, zwischen und 
nach diesen Gruppen eingereiht worden. Man 
wolle diese Verteilung aber lediglich als Vorschlage 

20 fiir die ungefahre Zeit der betreffenden Archonten 
ansehen. 

Die Zusamraensetzung der Bulevertretung und 
die Art, sie anzufiihren (2—5 Buleuten), bleibt 
dieselbe wie im vorigen Jahrhundert, die des 
amphiktionischen Synedrions ist aber fortwahren- 
den Schwankungen unterworfen. Das Genauere 
ergiebt sich aus der in Abschnitt V enthaltenen 
Sammlung der Hieromnemonenlisten. 

Litteratur der Amphiktionendecrete (Gruppe 

30 A— F) : Pomtow Fasti Delphici II 1 u. 2, Jahrb. 
f. Philol. 1894, 497 (Tabelle S. 826). 1897, 737. 
785 (Tabelle S. 847). Die fruheren Schriften sind 
ebd. 1894, 499, 4 verzeichnet, 

Zweites Jahrhundert. Spatestens mit dem 
J. 201 beginnen die delphischen Manumissionen 
und in ihnen die Anfiihrung der Priesterpaare des 
pvthiscben Apollo. [Uber die Vererbung der Prie- 
sterwiirde, im Gegensatz zu der friiher angenom- 
menen Wahlbarkeit der Priester (oben S. 2533) 

40 s. u. S. 2588]. Dadurch, dass nach dem Tode 
des einen Priesters der iiberlebende mit einem 
neuen Collegen die nachste Epoche bildet, ent- 
steht eine ununterbrochene Abfolge von Priester- 
zeiten , in welche sich die gleichfalls in den 
Manumissionen verzeichneten Archonten muhe- 
los gruppieren lassen. Fast gleichzeitig hat man 
das Verzeichnis der delphischen Proxenoi _(W.-F. 
18) angelegt und ein Menschenalter lang in ihm 
Jahr fiir Jahr die BehSrden und Proxenen ein- 

50 getragen. Es beginnt mit dem Anfang des iulia- 
nischen J. 196 (a. 'Efi/ieviSa, II. Sem.). [Wahr- 
scheinlich mit dem Anfangsjahr eines neuen 19jah- 
rigen kallippischen Schaltcyclus , s. Nachtrag]. 
Durch Combination dieser JahresbehOrden mit den 
aus den Manumissionen und den Historikern uber- 
lieferten aitolischen Strategen hat A. Mommsens 
Scharfsinn die Archontate der J. 198—169 sicher 
fixiert. die meisten Priesterzeiten des 2. Jhdts. er- 
mittelt und deren historischeVerwertbarkeit nach- 

60 gewiesen. Seine lange Zeit ganz unbeachtet geblie- 
bene Abhandlung bildet fur immer die Grundlage 
aller delphischen chronologischen Untersuchungen. 
Als Fortsetzung und Erganzung kOnnen die Fasti 
Delphici I dienen, welche die Priesterzeiten bis Plu- 
tarch fortfiihren und die Veranderungen in dem 
Bule-Ausschuss uachweisen. Mit dem Beginn 
unseres Jahrhunderts werden namlich nicht mehr 
fiinf oder vier, sondern regelmassig nur drei Bu- 



2587 



Delphoi 



Delphoi 



2588 



leuten an der Seite des Archon verzeichnet, von 
denen einer (meist der letzte) der jetzt gleichfalls 
semestral wechselnde Eatsschreiber ist. 

Wahrend die Arehonten des zweiten Drittels 
des Jahrhunderts (IV. — VIIT. Priesterzeit) meist 
nur ihrer Abfolge nach feststohen und sich um 
mehrere Jahre hinauf oder hinunterschieben lassen, 
erhalten wir soeben fur das letzte Drittel durch 
Colin s Bearbeitnng der neuen Funde drei neue 



Auch in den Priesterschaften gehen Verande- 
rungen vor sich. Von der strengen Succession 
der Priesterpaare, wie sie das vorige Jahrhun- 
dert anfwies, ist nur selten etwas zu erkennen. 
Hanfig erscheinen drei Priester neben einander, 
von denen einer dann eine Zeit lang verschwindet, 
um spater wieder aufzutreten u. dgl. mehr. Colin 
hat in seiner mit Sachkenntnis und Sorgfalt ge- 
schriebenen Abhandlung, der wir die Kenntnis 



attisch-delphische Archontengleichungen, die fur 10 einer Anzahl neucr Priesterzeiten yerdanken, miter 

die Fixierung der IX. Priesterzeit ausserst wichtig — «— i;~i — t — »_i»i __ j-- tvi. , , ,., 

sind (vgl. die J. 134, 130, 128 v. Chr.). Einige 
Jahre friiher hatte Nikitsky den Versuch unter- 
nommen, die Tabellen der Behorden von c. 200 
an aufzustellen, und nach seinen auf sorgfaltiger 
Arbeit beruhenden Vorschlagen ist die Bangie- 
rung der Arehonten der zweiten Halfte der IV., 
sowie die der VI. Priesterzeit gegeben worden. 
Wenn er aber, gestiitzt auf das Coincidieren einiger 



moglichster Anlehnung an die Priesterschafts- 
zahlung der Fasti Delphici alle uberlieferten Prie- 
sternamen als die von wirklich fungierenden Apollon- 
priestern aufgefasst und demgemass auch die am- 
bulanten, wieder verschwindenden Paare als voll- 
giiltige Priesterzeiten gezahlt. Obwohl auf Grund 
des von ihm bisher mitgeteilten Materials sich die 
Erkliirung der Dreizahl noch nicht erscho'pfend 
geben lasst, kOnnen wir doch an einer charakteristi- 



delphischer Schaltjahre mit solchen des metoni- 20 schen, von ihm nicht genug ausgenntzten Stelle (s, 



schen Cyclus (nach Scaliger und A. Mommsen), 
glaubt, dass wir die Archontate der IV.— VIII. 
Priesterzeit von 168 — 140 v. Chr. vbllig liickenlos 
besitzen, so kann ich mich dern ebenso wenig an- 
schliessen, wie es Dittenberger (Syll. 1 nr. 467 
not. 5) und Colin (brieflich) thun. Obwohl auch 
die neuen Ausgrabungen bisher keinen Zuwachs an 
Archontaten in IV — VIII ergeben haben (Colin), 
wird man doch bis zur Klarung der Schaltjahrfragen 



u. die Anmerkung zum Jahr des a. 'Exlvixos in XXI 
c. a. 20/19 v. Chr.) die Entstehung der Dreizahl 
in der Vertretung eines oder beider fungierenden 
Priester durch Gehiilfen oder Stellvertreter er- 
kennen. [Wenn auch diese als isgeT; bczeichnet 
werden, so erklart sich das vielleicht daraus, dass 
sie ebenfalls den wenigen delphischen Familien 
angehOren, in denen die Priesterwurde des py- 
thischen Apollon erblich war, und dass auch der 



dem Zufall mehr Spielraum lassen wollen, als es 30 eine oder andere von ihnen bald darauf, nach dem 



Nikitsky thut, und darum nach wie vor glauben, 
dass Priesterzeit VI etwa bis 140, VII und VIII 
etwa bis 137 v. Chr. gereicht haben. 

Litteratur der Priesterzeiten und Archontate : 
A. Mommsen Philol. XXIV Iff. Pomtow Fasti 
Delph. I, Jahrb. f. Philol. 1889, 513ff. Nikitsky 
Delphische epigraph. Studien (russiech). Odessa 
1895,214ff. ColinBull. XXII Iff. Zu den attisch- 
delphischen Archontengleichungen vgl. Fergu 



Tode des von ihm Vertretenen, wirklich fungie- 
render Priester geworden ist (z. B. Polemarchos 
in XXII, der in XX und XXI Vertreter war). 
Wer die Priesterschaftsliste genauer pruft, kann 
an der Vcrerbung dieser Wiirde innerhalb eines, 
bezw. zweier gro'sserer Geschleehter nicht zweifeln, 
da mehrfach diesclben Nainen und Patronymika 
wiederkehren. Genaueres hieruber findet derjenige, 
der russisch versteht, vermuthch bei Nikitsky 



son The athenian archons of the third and se- 40 a. a. O. S. 155, nach Berl. Phil. Wochenschr, 



cond centuries before Christ, 1899. 

Erstes Jahrhundert v. Chr. Dieser Zeit- 
raum bietet nur drei leidlich sicher fixierte Jahre 
(vgl. unten J. 97, 92, 48 v. Chr.) trotz der Fiille 
der uberlieferten Arehonten und trotz zahlreicher 
Veranderungen in der Amterbesetzung. die eine 
Classiflcierung nach Gruppen gestatten und zu- 
gleich wenigstens die zeitlicbe Abfolge derselben 
erkennen lassen. Audi die zahlreichen Gleichungen 



1896, 305], Haben wir aber haufiger, wenn nicht 
immer, in der Dreizahl der Priester lediglich Stell- 
vertretungen vor uns, so musste eine andere Zah- 
lung der Priesterzeiten als die Colin'sche durch- 
gefiihrt werden. Ob sie uberall gelungen ist. 
muss dahingestellt blciben, so lange nicht die 
Ursache so vieler ,Stellvertretur.gen' gerade im 
ersten vor- und nachchristliehen Jahrhundert — im 
Gegensatz zum 2. Jhdt. v. Chr. — genauer erkannt 



mit attischen Arehonten helfen fur die delphische 50 werden kann, als es das bisher bekannt gegebene 



Cbronologie nicht, da letztere selbst meist un 
flxiert sind. Die erste Neuerung betrifft die Bu 
leuten. Bald nach 92 v. Chr., etwa in der Mitte 
der XII. Priesterzeit, wird die Semesterteilung des 
delphischen Jahres (nach ^ocotij und derreoa i:a- 
/.itjro;) abgeschaff't, und man adscribiert statt der 
2x3 Semesterbuleuten nur noch vier Jahres- 
buleuten. Gleichzeitig verschwindet der ■oa/tua- 
rei-; rac fior/.fi; au> den Urkunden vOllisr. Eine 



Material gestattet. Gegen die Priesterschafts- 
zahlung der Fasti Delphici verschiebt sich fur 
das letzte Jahrhundert v. Chr. die unten gegebene 
nur um die neu hinzugekonimene Epocbe XIII 
IIvoma;-ZnT>xoaT>j;. so dass die friiher mit XIII 
— XX bezeichneten Priesterzeiten jetzt XIV-XXI 
sind. wobei XXI K(i)./.iriToaTo;-4>i/.on i lautet, statt 
des fruheien Ka/.'/.lnznaiog-Ai6bcooo;. Die Priester- 
zeit XXII bleibt dieselbe wie bisher, mir mit 



fernere Reduction von vier auf drei Jahresbuleuten 60 Inversion der beiden Xamen ; Priesterzeit XXIII 



findet dann um 60 v. Chr.. am Ende der XVI. oder 
am Anfang der XVII. Priesterzeit statt, endlich die 
letzte bald nach 40 v. Chr. beim t'bergang von 
XIX zu XX, von wo ab nur noch zwei Jahres 
buleuten erscheinen. Die Erkliirung fur diese 
successive Verringerung liegt in der stetig ab- 
nehmenden Kopfzahl der delphischen Burger (Jahrb. 
1889, 545). 



lautet wie die friiliere XXI. 

Endlich tritt auch in der Bekleidung des Ar- 
chontats gegen Ende des 1. Jhdts. insofern eine 
Anderung ein, als es von da ab gestattet wird, 
dass jemand diese Wiirde zum zweiten- und dritten- 
mal erhiilt. Der erste fur uns erkennbare der- 
artige Fall ist das zweite Archontat des 'Avu- 
yivrji Aqyia gegen den Beginn unserer Zeitrech- 






2589 



Delphoi 



Delphoi 



2590 



nung (s. J. 5 v. Chr.). Auch hier liegt der Grund 
zweifelsohne in der Abnahme der Vollburgerzahl. 
tiber das interessante Auftreten der fiinf lebens- 
langlichen Hosioi in den letzten Priesterzeiten 
v. Chr. s. die Anmerkung zum J. 10 v. Chr. 

Vgl. Pomtow Fasti Delph. I, Jahrb. 1889, 
520ff.; Philol. LIV 356f. 587f. Colin Notes de 
chronologie delphique, Bull. XXII 149ff. 

Erstes nachchristliches Jahrhundert. 
Die letzten zehn Priesterzeiten (XXIV— XXXIII) 
sind mit Ausnahme weniger, aus Plutarch be- 
kannter Namen uns erst durch die verdienstvolle 
Abhandlung Colins ubermittelt worden. Auch 
in ihnen sind nur wenige Jahre sicher fixiert (Ni- 
kanders Priesterzeit wahrend Neros Besuch, Herbst 
67 n. Chr.; das Archontat des Kaisers Titus im 
J. 79; Plutarchs Tod nach 125 n. Chr.). Eine 
der Priesterepochen (die XXX.) musste erganzt 
werden. Den Beschluss bilden von c. 95 — 126 
n. Chr. die Priesterzeiten Plutarchs (wenigstens 
zwei, wahrscheinlich mehr). Schon vor ihrem Be- 
ginn hatte die Sitte der delphischen Manumissionen 
im Hieron des Apollon ihr Ende erreicht, etwa 
um das J. 90 n. Chr.. und mit diesen monotonen, 
oft verachteten Urkunden versiegt auch die Quelle 
der delphischen Chronologie. Fiir die wenigen 
spateren Archontate fehlt es, mangels der Kenntnis 
der Priesterzeiten, an jedem Anhalt zur Rangie- 
rung oder Datierung. 

I. Archontentafel. 
1) Die sogehannten Proarchonten der Ennaeteriden (des achtjahrigen pythischen Festcyclus). 

c. 1090 v. Chr. Xenyllos. 

2) Die cinjahrigen Arehonten. 

(Die chronologisch sicher fixierten Arehonten sind durch gesperrte Schrift bezeichnet, die ziemlich 
sicheren durch gewohnliche, die ganz mutmasslich bestimmten durch xtihriige Schrift. Ein Strich 
vor etlichen Namen zeigt, dass dieselben nur im allgemeinen der betreffenden Periode zugewiesen 
werden konnen und auch ihre Eeihenfolge nicht sicher ist ; vgl. Bd. II S. 583 und 588. Die 
unterstrichenen Jahreszahlen bezeichnen die Pythienjahre , d. h. die dritten Jahre der 01}anpiaden.) 



Die Zweizahl der Jahresbuleuten bleibt be- 
stehen, nur vorubergehend zeigen vier Jahre der 
XXIV. Priesterzeit drei Buleuten. Da deren erster 
jedesmal derselbe und zwar anscheinend der Prie- 
ster Diodoros ((pdorlxov) ist, so habe ich das 
mit der Annahme seiner lebenslanglichen, honoris 
causa erfolgten Cre'irung zum Buleuten zu er- 
klaren versucht ; denn in D. wurde der Titel fiovXev- 
tyjs als Ehrenbezeugung z. B. an Auslander verliehen 

10 (Bull. XVIII 183). Ob die vier Jahresbuleuten der 
letzten Manumission um 89 v. Chr. («'. T. <PX. 
IlwXliavov) nur eine Ausnahme sind, oder ob man 
in jener letzten Bliitezeit D.s unter Traian und 
Hadrian die alte Vierzahl dauernd wieder her- 
stellte, wissen wir nicht. 

Auch ein von dem friiheren Eatsschreiber durch- 
aus verschiedener yoafifiarsig rfjg itoleax; wird von 
Ende XXIV ab als Vorsteher des Stadtarchivs (Stj- 
fiooiov xsvyog) haufiger genannt. Anfangs scheint 

20 er liingere Zeit hindurch im Amt gewesen zu sein, 
etwa 5-10 Jahre lang (wahrscheinlich 10). Spater 
erscheinen in den wenigen uberlieferten Archon- 
taten stets wechselnde Stadtschreiber, doch kann 
das in der Luckcnhaftigkcit unserer tjberlieferung 
seinen Grund haben. 

Vgl. Pomtow Jahrb. 1889, 549 (der Priester 
Plutarch und seine Collegen) und Colin Bull. 
XXII Iff. 



590/89 Grylidas = uTt.n.Simon 

582/ 1 Diodoros I = att. o. 
Damasias (2.1 

c. 430 Trichas 

c. 400—390 Karpos 

c. 390—362 Kadvs 

c. 380—362 Thrax 

357/6 Herakleidas 1 1 Prytane ?) 
= att. a. Agathokles 
Aischylos*) [361] 
Mnasimachos *) [360] 



356/5 
355/4 
354/3 
353/2 
352/1 
351/0 



Argilios*) [358] 
Herakleitos*)[ = 357] 
Aristoxenos I*| [356] 
350/49 Hierinos *) [355] 
349/8 Nikon I*) [354] 
Autias*) [353] 
Theocharis*) [352] 
Damoxenos I i^ 
Archon I 1^ s7 

Kleon I i-l'S 

Chairolas &| : £ 

Peithasoras I '~ 



348-7 
347/6 
346/ 5 
345/4 
344 '3 
343/2 
342/1 



341/0 Aristonymos|.™ z t r 
340/39 Palaios | nscken.] 

339/8 [Nik]a[si]bulos (? in Pho- 
kis) 

Damochares I 

Thebagoras*) [334] 

Dion I 

Etymondas 

Ornichidas I *) [337] 

Theon*) [328] I 

Charixenos I *) [330] 

Kaphis I 

330/29 Echedoridas*i [329] 
32y/8 Ba[th]ylos* I = I Babylos I) 

[D]a[m]a[t]rios I'? in Pho- 
kis)*j[d.h.Enbas327] 

Pleiston I *) ' 

Euarchidas *) 

Eukritos *) 

Kleobulos I *j 

Menaichmos *) 

Thoinion *) 

Lvson I *) 



338/7 
337 6 
336/5 
335/4 
334/3 
333/2 
332/1 
331/0 



328/' 

327/6 
326/5 
325 4 
324/3 
32^/2 
322 1 
321,0 



317/16 
316/15 
315/14 
314/13 



319/18: Diokles I*) [318] 
31817 Archetimos *) [317] 

Korinthotimos *) [316] 

Eribas*) [327] 

Orestas I 
_ Theolvtos 
313/12' Phainis I 
312/111 Megakles 
311/10! Aithidfas] 
310/9 ! Eubulidas 

Kleodamos I 

Damokrates I 

Antichares 

Sarpadon 



320/19 Maimalos *) 



gz; 



309/8 

308/7 

307/6 

3Q6 /5 

305/4 

304 3 

303/2 

302/ 1 

301/00 

300/299 (IV. Jhdt.: 

300/991 

299/8 {Athambosls 

298/7 I 

297/6 Eudokos I 



Timokrates I 

Hierondas 

Svlochos 



'Aoior 



*) Siehe Nachtrag. Die Zahlen in [] bezeichnen die neuen Vorschlage des Nachtrags. Im 
J. 333 ist der neue Archont Lykinos zu notieren, s. Nachtrag. 



2591 

296/5 

295/4 

294/ 3 

293/2 

292/1 

291/0 

290/89 

289/8 

288/7 

287/6 

286/5 

285/4 

284/3 

283/2 

282/ 1 

281/0 

280/79 

279/8 

278/ 7 

277/6 

276/5 

275/4 

274/3 

273/2 

272/1 

271/0 



Delphoi 



Delphoi 



2592 



V 



Ison 
Hieros 



Aristoxenos II 
(Dexippos s. 217) 
Ornichidas II 



Heraklcidas II 



Gruppe B 



Gruppe C 



II 



{Archiadas'l) 

Dioskuridas 

Hieron Gruppe 

Erasippos 

Kleobulos II 

Battos 

Hippotas 

Timon 

Aristagoras I\ 

Emmenidas l( 
270/69 Nikodamos I 
269/8 Kleondas I 
268/7 jAndrotimos 
267/6 ! Acbaimenes 
266/5 ' Kallikles I 
265/4 Archelaos I 
264/3 Ateisidas I 
263/2 Ameinias 
262 /1 Timokrates 
261/0 Philon I 
260/59 Amvntas I-» 
259/8 Nikaidas I Gruppe C 
258/7 Dion II | 260—250 
257/6 Praochos ' 
256/5 iTheoteles 
255/4 Orestas II 
264/3 Charixenos II 
253/2 Aisehriondas 
252/1 Aristomaehos 
251/0 i Archidamos 
250/49 laiadas 'i 
249/8 ' 
248/7 
247/6 
246/5 
245/4 
244/3 
243/2 
242/1 
241/0 



Aristion I 

Athanion I 

Ainesidas 

Pleiston II Gruppe C 

Euthyon 

Xenochares I 

Lyson II 

Damotimos 

Damaios 
240.- 39] Diodoros II 
239/8 Kallikles II 
238:7 | Thessalos 
237 6 ! Eukles I 
236 5 Arohiadas 
235 4 Eudokos II 
234,3 Straton I 
233 ; 2 Athambos I 
232 1 Damosthenes 1 1 
231/0 ; Damochares II 



Gruppe 
D 



230,29 Peithagoras II 
229/8 Hcrvs I 



Gruppe E 



228/7 


HerakleidasIIIj 
Nikarchos I I Gruppe E 
Kallias I | 




227/6 




226/5 




225/4 






224/3 


Euagoras 




223/2 


Alexarehos 




222/1 


Aristagoras II 




221/0 


Archelaos II 




220/19 


Xenokles 




10 219/8 


Phainis I 




218/7 


Damokrates II 




217/6 


Dexippos [besser 287] 




216/5 


Patrondas 




215/4 


Eudoros I 




214/3 






213/2 


Polykleitos 




212/1 


Aristion II 




211/10 Anaxandridas 




210,9 


Ariston 




20 209/8 






208/7 


Babylos II 




207/6 


Kalleidas 




206/5 


Alexeas 




205/4 


Nikodamos II! 




204/3 


Kallieros '. 




203/2 


Megartas I j 




202/1 


Philaitolos I 


I. Priesterzeit 




201/0 


Euangelos I 






200/199 Mantias I 






30 199/8 


Hybrias I 






198,7 


Orthaios I 




197/6 


Emmenidas II 




196/5 


OrthaiosII(iHaraa) 




195/4 


Diodoros III (Mvaoitieov) 




194,3 


Peithagoras III 




193/2 


Echephylos 




1921 


Kleodamos I 




191/0 


Phainis II 


n. 


190 89 


Kallikrates I 


■ 


40 189/8 


Xenon I ('AxsiaiSa) 


■ rnester 


188/7 


Kleodamos II (IloXvxXakov) 


zeit 


187/6 


Peisilaos 




186/5 


Nikobulos 




185/4 


Eukrates 




184/3 


Kraton 




183/2 


Aristainetos I 




182/1 


Damosthenes II (Agyjldov) 




181,0 


Andronikos I [IlaTgea] 




180/79 


Mantias II yllolvoivog) 




50 179/8 


Euangelos II 




178/7 


Praxias 




1776 


Melission I 


in. 


176 '5 
175/4 


Xenochares II 

Archelaos III (Aauoofiheog) 


Priester 


174/3 


Sosinikos (Evdoxov) 


zeit 


173/2 


Aiakidas I (<PiXaiTOj/.ov) 




172/1 


Kleophanes 




171/0 


Me nes I 




170 69 Laiadas I 1 




60 169 S 


Kleodamos III \Mavxia) 




1687 


Kleon II iAiwvoz) 




167 6 


Xeneas (BafivXov) 


IV. 


166 5 
165 4 


Theoxenos I [KaXXla) 
Pyrrhos I 


Priester- 


164 3 


Archon II (XrxofSov'/.ov) 


zeit 


163 2 


Euangelos III (2o>dapdda) 




162,1 


Emmenidas III (KakXia) 




161/0 


Menestratos [Evxagida] 





s 



2593 

160/59 

159/8 

158/7 

157/6 

156/5 

155/4 

154/ 3 

153/2 

152/1 

151/0 

150/49 

149/8 

148/7 

147/6 

146/5 

145/4 

144/3 

143/2 

142/1 

141/0 

140/39 

139/8 

138/7 

137/6 

136/5 

135/4 

134/ 3 

133/2 

132/1 
131/0 
130/29 

129/8 | 
128/7 

127/6 

126/5 

125/4 

124/3 

123/2 

122/1 

121/0 

120/19 

119/8 

118/7 

117/6 

116/5 

115/4 

114/3 

113/2 

112/1 

111/0 

110/ 9 

109/8 

108/7 

107 6 

106 5 



Delphoi 

Andronikos II (4>gixi'da) 
Amphistratos (Afiquoxgaxov) 
Archon III (KaXXia) 
Pat re as (AvSgovtxov) 
Herys II {IJXuaxmvos) 
Athambos II ('Aftgo/ndxov) 
Philokrates (Sevcorog) 
Eudoros II ('A,tivvxa) 
Archias ('AgxsXdov) 
Peisitheos (Eevcovog 
Dexondas (Adfuovog) 
Eucharidas (<PcUnog) 
Thrasykles [IlgaSia] 
Soxenos ^Exe<pvXov\ 
Babylos III (AiaxtSa. I) 
Eukles II (KaXXioxgaxov) 
Damostratos (Mersaxgdxov) 
Damosthenes III ("Agxcovog) 
Damon I (Scvoozgdxov) 
Kleodamos IV (IIoXvxgdxEog 
Xenokritos I (Tagavxivov) 

zu VII.— IX. 

Agesilaos [Tagavxivov] 

I OS 



Delphoi 



2594 



) IY - 

JPriester- 

) zeit 

V. 

Priester- 
zeit 



VI. 

• Priester- 
zeit 



VII, 



. Priesterz. 

vm. 

Priester- 
zeit 



Sosipatros (Alaxida) 

Timokritos (EvxXetfia) = att. 

a. Timarchos 
Hybrias II (Sevwvog) 
Hagion I (ExeyvXov) 
Ateisidas II 
Aristion III ('Avaq'avb'gida) 

= att. S. Demostratos 
Glaukos (Eivaivos) 
Pyrrhos II = att. a. Diony- 

sios fiera Avxiaxov) 

Habromachos I (Mavxia) 
Kleondas II (Mivrjxog) 
Kallidamos (Afupioxgdiov) 

BabylosIV(i4i'(5eo^f»'£of), won ix 

Kallikrates II (AwSwgov) 
Herakleidas IV (KaXXia) 
Amyntas II (Evbwgov) 
Eukleidas I (KaXXeida) 
Sosylos etwa IX 
. . . ylos etwa IX— XI 
ios wohl VII— IX 

Mnasidamos [Sevoxgixov] 
Nikomachos [&do*ivov] 
Agon ('Agioxicovog) 
Pyrrhias ('Agxe/.dov) 
Timokrates III (Evxgdicog) 
Xenon II wohl X oder XI 



IX. 

• Priester- 
zeit 



IX.od.X 
!■ Priester- 






Xenokrates ('AyrjatXdov) = att. 
a. Agathokles 
105/4 
104/3 
103/2 
102 /1 
101/00 
100/99J Archon IV (Evaydga) X— XIpJ 

99/8 

98/7 

Pauly-Wissowa IV 



Hagion II [IloXvxXsixov) 
Diodoros IV 
Sotvlos I 



zeit 



XL 

Priester- 
zeit 



97/6 

96/5 
95/4 
94/3 
93/2 
92/1 
91/0 
90/89 

10 89/8 
88/7 
87/6 
86/5 
85/4 
84/3 
83/2 
82/1 
81/0 

20 80/79 
79/8 
78/7 
77/6 
76/5 
75/4 
74/3 
73/2 
72/1 
71/0 

30 70/69 
69/8 
68/7 
67/6 
66/5 
65/4 
64/3 
63/2 
62/1 
61/0 

40 60/59 
59/8 
58/7 
57/6 
56/5 
55/4 
54/3 
53/2 
52/1 
51/0 

50 50/49 
49/8 
48/7 
47/6 
46/5 
4 5 ; 4 
44/3 
43/2 
42/1 
41/0 

60 40/39 
39/8 
38/7 
37/6 
36/5 
35/4 
34/3 
33/2 
32/1 



x.— xn.i 

) XH.1 
5 Priester- 
I zeit? 



Mentor I [<PdaiT«bXov] = att. a. Ar- 

geios (1.) 
Polyon [&i>og~evov] 
Diodoros V ("Agxoivog) 
Nikodamos IH (Sxgdxmvog) 
Patron I ('AgwxofiovXov I) 
Kleodamos V (KXeayvog) 
Kleandros oder XIPj 

Babylos V (Aaidda) \ XII.2 

Damon II j 

Antipatros etwa XII. 

Habromachos II ('A&d/xpov) \ c. XH.2 
Athanion II (Kleo&vida) \ —XIII. 

Aiakidas II (Bapvkov) 



xra. 

Priester- 
zeit 



Sostratos I oder XIV ( 

Damokrates HI ObergangzuXIvl 
Herakleidas V (MxXciSa) ) w 

Laiadas II (BapvXov) X-o-l' 

Xenokritos II {Mvaaidduov) >rnester- 
Charixenos III (ScoxvXov) J zelt 

Nikarchos n ('Egdxovog) XIV. oder XV. 
Habromachos HI I XII 2— XVI 

Kallias II ) 

Laiadas HI ("Aycovog) 
Philonikos I (Nixia I) 
Dorotheos 
Pyrrhos III ('AxewiSa) 



XV. 

Priester- 
zeit 



( «o?) 

Hagion III (AgoftoxX.eida) 
Dionysios I ('Aoxo&vov I) 
Kleoxenidas CAd-avlwvog) 
Peisistratos {BovXcavog) 
Tarantinos 

Philoneikos II (Aioda>gov) 
Herys III (KXewvog) 
Philaitolos II 



wohl 
XIV.-XVL 

| XVI. 
\ Priester- 
j zeit 

wohl XVI. 

i xn.a— XVI. 



wohl xvi./xvn. 



Pyrrhos IV 

Philon II (Zzgaxdyov], 

Emmenidas IV (Ti/wXecovos) 

Nikandros I (BovXwvog) 

Nikostratos I ("Agxarog) 

Pason I 

Straton II ('laxdda) 

XVII. a 

Eukleidas II (KalUa) XVII. b 
Eukleidas III (Alaxlda I) 
Amj-ntas III {EvayyiXov) 
Patron II ('AgtaxopovXov II) 
Babylos VI (Alaxiia II) 



XVI. oder XVH. 



xvn. 

Priester- 
zeit 



Hagion IV {Aiwvog) 
Kleomantis (Aeivwvo;) 
Kallistratos I (Aiaxida) 



XVIII. 

Priester- 
zeit 
wohl XVIII. 
XVIL— XIX. 



XIX. 

■ Priester- 
zeit 



Sotylos II ('Hgdxcovoi) wohltJbergang zu XTY 

Eraton 

Mentor n (Aatdda) XX. 

os / Priester- 

Eukleidas IV ('HgaxXsida) zeit 

[Sostr]atos II (Atowoiov) 

82 



2595 



Delphoi 

Astoxenos I (Aiovvoiov) 
Dion III (AvziycvelSa) 
Polemarclios I (Adpioivog I) 
Melission II (Aiovvoiov I) 

Antigenes I [id a] ('Agxla I) 

= att. a. Architimos 
Diodoros VI (Acogofteov) 
Theoxenos II (<PdaiTo>Xov I) 
Megartas II (EvayysXov) 
Menes II (Ad/xa>vog) 
Stratagos (<PlXcovog) 
Epinikos I (NtxooTgdxov I) 



Dionysios II (Aozog'ivov II? to a'?) 
Antiphilos (rogylXov) 
limoleon^CEfi/Aevida) = att. a. 
Theophilos(zl<o<5&>eoi>)[ll/0] 



XX. 

Priester- 
zeit 



XXI. 

Priester- 
zeit 



xxn. 

Priester- 
zeit 

xxm 



Damon III*) [id a] (IloXe/idgxov) [8] I p r j est [ 

Xenagoras I*) {Afigofidxov I) = att.f zei( .*; 

a. Apolexis (<PiXoxgdzov) [3] ' ' 



AiakidasJlII*) (EvxXelda^ [9] 
a] (IloXs/tdgxoi 
[{toofiaxov I) = 
Apolexis (<PtXoxgdzov) [3] 

iwohl 
XXIII. 
bis XXIV. 
Antigenes I*) to $' ('Agyja I) gegen Chr. Geb. 
= att. a. Apolexis [7] 



Damoxenos II {AioSdoov I) 
Philonikos III (Niy.ia II) 
Damon III to /?' (IloXefidgyov) 
Diodoros VII ('Ogsozov) 
(Diodoros VIII to a , <t>iXovinovJ) 
Diokles II (<PiXioi Hwvog) 
Kleon III [id a] (Nixla) = att. 

a. Nikostratos 
Nikandros II (Nixdvdgov) 
[Nikan- oder Klean-]dros III 
Nikostratos II (Exivlxov) 
Pliilaitolos III (©coftVou) 
Kleon III to p (Nixla) 



Diodoros VIII to /? ( <Pu.oviy.ov I) 
Eudoros III ('Exivlxov) 
Eukleidas V (Aiay.iba II) 
Polemarchos II (Adfiwvog II) 

Aristokleas (<PO.ovly.ov) 
Diodoros IX (Avdgorly.ov) 
Lamenes (Xzgazdyov, ydvq> Aa- 

/.uvovg) 
Pason II (Adfiwo;) 
Damon III to y (TloXspidgyov) 
Theoxenos III (<PiXatzo'}Xov II) 
Nikanor (Avat/xdyov) 
Dionysios II to / (Aozog~evov II) 
Epinikos II (Nixoozodtov II) 



XXIV. 

Priester- 
zeit 



XXV. 

Priester- 
zeit 



28/9 

29/30 

30/1 

31/2 

32/3 

33/4 

34/5 

35/6 

10 36/7 
37/8 
38/9 
39/40 
40/1 
41/2 
42/3 
43/4 
44/5 
45/6 

20 46/7 
47/8 
48/9 
49/50 
50/1 
51/2 

52/3 
53/4 
54/5 
55/6 

30 56/7 
57/8 
58/9 
59,-60 
60/1 
61/2 
62/3 
63/4 
64/5 

40 65/6 
66/7 
67/8 
68/9 
69/70 
70/1 

Ti/2 

72-3 
734 
74/5 

50 75 6 
76,7 
77/8 
78/9 
79,80 
80-1 
812 
82/3 
S34 
84 5 

60 85 6 
86/7 
87/8 
88,9 
89/90 
90/1 



Delphoi 

C. Iuli as Seidektas 
Eukles III (Evdvdgov) 
Leon (Nixdvogog) 
LysimachosI[To a"l](Nixdvogogl) 
Menes III (Ssvoxglzov) 
Nikon II (Nixaiov) 
Polytimidas (Aa'Cdda) 
Lysimachos II [oder I to j? ?] 
(Nixdvogog II oder I) 



2596 



XXV. 

■ Priester- 
zeit 



[Laiajdas IV (MsXioolovos)etwa, XXV-XXVI. 
Timagenes (Neixdvdgov) etwa XXV-XXVII. 

Sotas (EvxXslda) XXVT. Priesterzeit 

Kritolaos I (i%<ToAdoi/)wohl XXVII-XXVIII. 

(Kallistratos II [to a] KaXXiozgdzov) wohl 

[XXVI.— XXVII. 

(Theokles [to a] OeoxXeovg) wohl XXVI 

[—XXVII. 
Kallistratos II xb $' (KaXXiozgdzov) etwa 

[XXVII 
(Theokles to /?, OeoxXeovs) etwa XXVII. 

Astoxenos II (Aiovvoiov II) \ yyvtT 

Kallistratos II to y (KaXXiozgdzov) | .. 

P. Memmius Kritolaos II [rd a] wohl XXVII 
[Melissio]n III (Aiovvoiov II) 



Kallistratos III [to a] (Nixdvdgov) 

Antigenes II (Agyla II) | ^ H 
P.Memmius Kritolaos II to /?' >"o > 
Theokles id y (OsoxXJovg)) ^^ 
Diodoros X (<PiXovelxov II) 
Nikandros IV (KaXJiazgdzov) 

C. Memmius Euthydamos [to a] 



Kritolaos III (Ao:igodsov) 



XXVIII. 

Priester- 
zeit 



XXIX. 

Priester- 
zeit 



(Xenagoras II [to a] Afioo/xdyov II) XXVI. 

[—XXIX. 
A[stoxen]os III (EixXelSov) 

(Xenagoras II to /?', AjUgo/xdyov II) 

(C. Memmius Euthydamos to /?') 



Titos Kaisar Sebastos 

C. Memmius Euthydamos id / 

[Kallistratos EI] to /? (Xn- 
[y.dvdgov 
Xenagoras II to ■/ (Aftgo/idyov II)' 

= att. «. Imp. Caes. Do- 

[mitianus 
T. Flavius Pollianos 



XXX. 

Priester- 
zeit 



XXXI. 

Priester- 
zeit 



*) Siehe Nacbtrag. Die Zahlen in [] bezeichnen die neuen Vorschlage. 



2597 

91/2 

92/3 

93/4 

94/5 

95/6 

96/7 

97/8 

98/9 

99/100 
100/1 
101/2 
102/3 

122/4 

104/5 
105/6 
106/7 
107/8 
108/9 
109/10 



Delphoi 



T. Flavius Soklaros 
Damoxenos III (Awdoigov II) 



xxm. 

Priester- 
zeit 



xxxin. 

( Priester- 
zeit 



110/11 
111/12 
112/13 
113/4 
114/5 
115/6 
116/7 
117/8 
118/9 
10119/20 
120/1 
121/2 
122/3 
123/4 
124/5 
125/6 
126/7 
117/38 
163/4 



Delphoi 

Cn. Babbius Maximus (Md- 
[yvov vide) 



2598 



xxxin. 

• Priester- 
zeit 



(Plutarcbs Tod) 

P. Aelius Pytho 

Tiberius Iulius Aristainetos II 



590/89 Gylidas 
582/1 Diodoros (I) 
357/6 Herakleidas (I) 
, 134/3 Timokritos 
130/29 Aristion (III) 
128/7 Pyrrhos (II) 



106/5 Xenokrates — 



I a . Attisch-delphische Archontengleichungen. 

= att. 



, Simon 
Damasias (2.) 
Agathokles 
Timarchos 
Demostratos 
Dionysios ft. 
[Avxioxov 
Agathokles 



30 c. 87 



97/6 Mentor (I) = att. d. Argeios (1.) 

26/5 Antigenes (I) = „ „ Architimos 

11/10 Timoleon = „ „ Theophilos 

7/6 Antigenes (I to /S') = „ „ Apolexis 

3/2 Xenagoras (I) = , „ Apolexis (<f>i- 
[XoxgaTov If Otov 

7/8 Kleon (III to a) = att. a. Nikostratos 



Imp. Caes. 
[Domitianus. 



Il>. Alphabetisches Verzeichnis der delphischen Archonten. 



'Afign/.iayos I Mania c. 126 v. Chr. (IX. Pr.) 

— n !4^a///JoDC.87v.Chr.(wohlXII.2od.Xin.Pr.) 
_ —HI c. 76 v. Chr. (XII.2— XVI. Pr.) 
Aytjoikao; (Tagavzlvov) 138 v. Chr. 

( — oder Ssvnxgdzeog ?) 58 v. Chr. ? 
Ayicov I 'EysyvXov c. 132 v. Chr. (IX. Pr.) 

— II IloXvy.Xdrov c. 104 v. Chr. (XI. Pr.) 

— Ill AoofionXsida c. 68 v. Chr. (XI V. -XVI. Pr.) 
^ — IV Aicovoe e. 42 v. Chr. (XIX. Pr.) 
"Ay<ov 'Agiorlcovog c. 110 v. Chr. (X. l'r.) 



"A&arfog I, 233 v. Chr. (vgl. 

— II 'AfSgofidyov , 155 v. 
'Adaviwv I c. 248 v. Chr. 

— II KXeo^evlda c. 86 v. 



299 ?) 
Chr. (V. Pr.) 

Chr. (wohl XXII2. 
oder XIII. Pr.) 
Chr. (111. Pr.) 



Aiaxidag I <PO.aizibXov. 173 v 

— II BafiiXov c. 85 v. Chr. (wohl XII.2od.XIII.Pr. 

— Ill EvxXuba c. 11 v. Chr. (XXIII. Pr) 
Al&ld [a;] c. 311 v. Chr. 

n. Aflio; IIv&o c. 117/38 n. Chr. 

AivtjalAag c. 247 v. Chr. 
AioygtowSa; c. 253 v. Chr. 
AlayvXog, 356 v. Chr. 
'AXigaoyo; c. 223 v. Chr. 
AXagm;, 206 v. Chr. 
Algeria; c. 263 v. Chr. 
'Afivyza; I c. 260 v. Chr. 

— II Ev&o'joov c. 118 v. Chr. (IX. Pr.) 

^ — III EvayyeXov^ 48 v. Chr. (XVIII. Pr.) 
AfiffloToaza; Afupiozgdzov 159 v. Chr. (IV. Pr.) 
'Avag~avdgldas (Xaigetpdveog) c. 211 v. Chr. 
Avbgdviy.og I (Ilazgia), 181 v. Chr. (II. Pr.) 

— ( II {<Pgtxlda), 160 v. Chr. (IV. Pr.) 
AvSgdzi/aog c. 268 v. Chr. 



'AvTiyivrjg I 'Aoyia I (rd a) c. 26 v. Chr. (XXI. Pr.) 
= att. a. Aoylztfiog 

— I Agyja I to §' c. 5 V. Chr. (wohl XXIII. 
oder XXIV.) = att. u. 'AnoX^ig 

— II Agyla II c. 61 n. Chr. (XXVIII. Pr.) 
iQAvujiazgog c. 88 v. Chr. (etwa XII. Pr.) 

ArzlquXog rogylXov c. 14 v. Chr. (XXII. Pr.) 
AvTiydgrjg c. 307 v. Chr. 
'AgyiXtog, 353 v. Chr. 
Agioxaydgag I, 272 v. Chr. 

— II c. 222 v. Chr. 
'Agwzalvezog I, 183 v. Chr. (II. Pr.) 
5 — II s. u. TtyS. 'loiXiog. 

'Agwzlwv I c. 249 v. Chr. 

— II c. 212 v. Chr. 

50 — III Ava!;avdgiba , 130 v. Chr. (IX. Pr.) 
= att. a. Arjuoozgazog 
AgiozoxXiag <PiXovlxov c. 19 n. Chr. (XXV. Pr.) 
AgtCTOuayog c. 252 V. Chr. 
Aoiozdg'svog I. 351 v. Chr. 

— II c. 289 v. Chr. 
'Aglaztov c. 210 v. Chr. 
Agiozo'wvtiog, 341 t. Chr. 
AoyJXaog I c. 265 v. Chr. 

— II c. 221 v. Chr. 

60 — III Aa/ioodsveog, 175 v. Chr. (III. Pr.) 
'Agyjztfiog c. 318 v. Chr. 

AgytdSag, 236 v. Chr. (und e. homonym. 280?) 
Agyja; AgycXdov c. 152 v. Chr. (VI. Pr.) 
'Aoyibafios c. 251 v. Chr. 
'Agymv I, 345 v. -Chr. 

— II XixojiovXov. 164 v. Chr. (IV. Pr ) 

— Ill KaXXla, 158 v. Chr. (IV. Pr.) 

— IV Evaydga c. 100 v. Chr. (X.— XII. 1 Pr.) 



2599 



Delphoi 



Delphoi 



2600 



'AotoSsvos I Atovvaiov I c. 31 v. Chr. (XX. a Pr.) 

— II Atovvaiov II c. 52 n. Chr. (XXVII. Pr.) 
'AfoTo&vlos III EvxkeiSov c. 72 n. Chr. (wohl 
'AzuolSag I c. 264 v. Chr. [XXVIII.-XXTX. Pr.) 

— II (wohl Ssvojvos) c. 131 v. Chr. (IX. Pr.) 
Avxlag, 348 v. Chr. 

'AxaifiEvrj? c. 267 v. Chr. 

JV. Bdpfiios Mdhfios c. 105/17 n. Chr. 

BafSUXog (?) I c. 329 v. Chr. (vgl. BadvXXog) 

— n, 208 v. Chr. 

— ni Alaxlda I c. 146 v. Chr. (VI. Pr.) 

— IV Avdgofiheog c. 122 v. Chr. (IX. Pr.) 

— V Aatdda c. 90 v. Chr. (XII.2 Pr.) 

— VI Alaxlda II c. 46 v.Chr.(wohlXVII od.XVUI) 
Ba[&]vXXogC>) c. 329 v. Chr. (vgl. BafivXog I) 
Bdxzog c. 275 v. Chr. 

TXavxog Sevmvoe c. 129 v. Chr. (IX. Pr.) 
TvXldag, 590 v. Chr. = att. a. 2(ftw 
Aa/xawg C. 241 v. Chr. 

[A]a[ f i]d[x]giog'> (in Phokis?) c. 328 v. Chr. 
Aa^oxgdxr\g I c. 308 v. Chr. 

— n c. 218 v. Chr. 

— Ill (Adfimvog oder Tewmvog) c. 82 v. Chr. 

(XIII. oder XIV. Pr.) 
Aauofevog I, 346 v. Chr. 

— II AtoSc&gov I c. 1 n. Chr. (XXIV. Pr.) 

— Ill Aiodcogov II c. 100 n. Chr. (c. XXXI. Pr.) 



Efi/isvldag IV Ti/wJLsmvos c. 56 T. Chr. (XVII. Pr.) 
Emvixog I Nixoozgdzov I c. 20 v. Chr. (XXI. Pr.) 

— II — II c. 27 n. Chr. (XXV. Pr.) 
'Egdaiimog c. 277 v. Chr. 

'Egdx-ov c. 36 T. Chr. (XX. Pr.) 

Eoipag c. 316 v. Chr. 

EUyysXog I (Meydgza), 201 v. Chr. (I. Pr.) 

— II (Ildxgcovog), 179 v. Chr. (III. Pr.) 

— Ill (2<o8apl8a), 163 v. Chr. (IV. Pr.) 
lOEvayooag c. 224 v. Chr. 

Evagyldag c. 326 v. Chr. 
EvpovXldag c. 310 y. Chr. 
Evdoxog I C. 297 v. Chr. 

— II, 235 t. Chr. 
EvSmgoe I c. 215 v. Chr. 

— II 'Aftvvza c. 153 v. 

— Ill Emvlxov c. 15 n. 
Evfrvda,uog s. n. R Mefifiiog 
Ei&vmv c. 245 v. Chr. 

20EvxXcidag I KaXXslda, 117 V. 

— II KaXXla c. 50 v. Chr. (XVTIb. Pr.) 

— Ill Alaxlda I c. 49 v. Chr. (XVIII. Pr.) 

— IV 'HgaxXelba c. 33 v. Chr. (XX. Pr.) 

— V Alaxlda II c. 16 n. Chr. (XXIV. Pr.) 
EixXfjg I c. 237 v. Chr. 

— II KaXXwxgdxov c. 145 v. Chr. (VL Pr 

— Ill Evdvdgov c. 29 n. Chr. (XXV. Pr.) 
Evxgdx-qg (KaXXlxwvog), 185 v. Chr. (II. Pr.) 
Evxgixog c. 325 v. Chr. 



Chr. (VI. Pr.) 
Chr. (XXIV. Pr.] 



Chr. (IX. Pr.) 



Aauoafthrig I, 232 v. Chr. 

— n 'AoyjXdov, 182 v. Chr. (II. Pr.) 

— Ill "Aoxmvog c. 143 v. Chr. (VII. Pr.) 30 Eixagldag <Paiviog c. 149 v. 
Aa/idoxgaxog Mevaoxgdxov c. 144 v. Chr. (VI. Pr.) Exv/imvdag C. 325 v. Chr, 
AafioTi/iog, 242 v. Chr. 
Aauordgrj; I, 338 v. Chr. 

— II c. 231 v. Chr. 
Aduov I gevooxgdxov c. 142 v. Chr. (VIII. Pr.) 

— II (Bsvoarodrov ? II) c. 89 v. Chr. (XII.2 Pr.) 

— IE noXs/idoxov {to a') c. 10 v. Chr. (XXIII) 

— — to p c~ 3 n. Chr. (XXIV. Pr.) 

— — t6 y c. 23 n. Chr. (XXV. Pr.) 
A^mnog c. 217 v. Chr. [besser 287" 



v. Chr. (VI. Pr.) 
= att. a. Aafiaotag (2.) 



Chr. (VI. Pr.) 



'ExedmolSag c. 330 v. Chr. 
'E/JrpvXog ('Aylcovog), 193 v. Chr. (II. Pr.) 
'HgaxXelSag I (xgixavtg?) 357 v. Chr. 
= att. a. AyadoxXijg 

— II c. 282 v. Chr. 

— Ill 228 v. Chr. 

— IV KaXXla o. 119 v. Chr. (IX. Pr.) 

— V EvxXelba c. 81 v. Chr. (XIV. Pr.) 
40'Hgdx?.sixog, 352 v. Chr. 



Aegaivdag Aa/icovog C. 150 
Aiddcogog I, 582 v. Chr. = 

— II c. 240 v. Chr. 

— Ill Mvamdiov, 195 v. Chr. (II. Pr.) 

— IV g. 103 v. Chr. (XI. Pr.) 

— V "Agymvos c. 95 v. Chr. (X.— XII.2 p r .) 

— VI Aamo&iov c. 25 v. Chr. (XXI. Pr.) 

— VII 'Oosazov c. 4 n. Chr. (XXIV. Pr.) 

— (VIII #iW/xot'I.Toa'.c.5n.Chr.XXII-XXrV) 
_ — , r6? c. 14 n. Chr. (XXIV. Pr.) 50 

— IX 'AvSoorlxoi: c. 20 n. Chr. (XXV. Pr.) 

— X QtXornxov II c. 64 n. Chr. (XXVIII. Pr.) 
AioxXijg I c. 319 v. Chr. 

— II &duntwvos c. 6 n. Chr. (XXIV. Pr.) 
Aiovvow: I 'Aozogerov I C. 07 T. Chr. (XVI. Pr.) 

— II (14oTo;-fW?IIroa'?)C. 15 v. Chr. (XXH) 

— (II 'Aozo-erov II zo p. c. 7 T. Chr. (wohl 

XXIII. oder XXIV. Pr.) 



c. 26 n. 
Chr. 



Chr. (XXV. Pr.) 



— II — II to ; 

Atooxovolbag C. 279 

Alcov I, "336 v. Chr. 

— He. 258 v. Chr. 

— HI 'Avnynvclda c. 30 v. Chr. (XX a. Pr.) 
Aojoodeog c. 72 v. Chr. (XV. Pr.) 
'ExscpvXog s. u. 'EyJrpvXog 

'Efifievldag I, 271 v. Chr. 

— H, 197 v. Chr. (II. Pr.) 

— in KaXXla, 162 v. Chr. (IV. Pr.) 



'Hovg I, 229 v. Chr. 

— II nXdozwvog, 156 v. Chr. (V. Pr.) 

— Ill K/.hovog c. 62 v. Chr. (wohl XVI. Pr.) 
(Ozov.Xng 6eox?Jovg, zo a, c. 46 n. Chr.) 
(_ — zo S, c. 50 n. Chr.) 

_ — to /, c. 63 n. Chr. (XXVHI?) 

QioXvzog c. 314 v. Chr. 
Oeogcvog I KaXXla, 166 v. Chr. (IV. Pr.) 

— II QiXaizo'Aov I c. 24 v. Chr. (XXI. Pr.) 
_ III II c. 24 n. Chr. (XXV. Pr.) 

OcozeXtjg c. 256 v. Chr. 
Qco/agig, 347 v. Chr. 
0eaaaX6; c. 238 v. Chr. 
Gi<ov c. 333 v. Chr. 
Otjpayoga;, 337 v. Chr. 
Qoiriaiv c. 322 v. Chr. 
9oai* c. 380—358 t. Chr. 
0oaovy.Xri; (IIgu!;la) c. 148 v. Chr. (VI. Pr.) 
'lazdbag c. 250 v. Chr. (?) 
dO'Jegwog. 350 v. Chr. 
'Iegdg c. 293 v. Chr. 
'Ifooir c. 278 v. Chr. 
'liowvoag c. 303 v. Chr. 
Tip 'IovXtog Aoinzalvsrog, 163/4 n. Chr. 
r. 'IovXiog Zuhixxa; c. 28 n. Chr. (XXV. Pr.) 
IxTiotag c. 274 v. Chr. 
"Ioojv c. 295 v. Chr. 
KdSvg c. 390—360 v. Chr. 



2601 



Delphoi 



Delphoi 



2602 



T. Katoag Zsfaozdg 79 n. Chr. (wohl XXIX. Pr.) 
KaXXelSag c. 207 v. Chr. 
EaXktas I 226 v. Chr. 

— II c. 75 t. Chr. (XII.2— XVI. p r .) 
KaXXlda/uog 'Afupiozgdzov c. 124 v. Chr. (IX. Pr.) 
KaXXiegog c. 204 v. Chr. 

KaXXtxXfjg I, 266 v. Chr. 

— II c. 239 v. Chr. 
KaXXixgdzrjg I, 190 v. Chr. (H. Pr.) 

— II Awdoigov c. 120 v. Chr. (IX. Pr.) 
KaXXlozgarog I Alaxlda c. 40 v. Chr. (XIX. Pr.) 

— (II KaXJ.iozgdzov, zo a ', c. 44 n. Chr., c. XXVI.) 

— n — to /?', c. 48 n. Chr. (wohl XXVI.-XX VII.) 

— II — zo y, c. 54 n. Chr. (XXVIIa. Pr.) 

— in Nixdvdgov (to a) c. 59 n. Chr. (XXVIII.) 
[— ] III — zo f, 83 n. Chr. (XXIX. Pr.) 

KdgTiog c. 400—390 v. Chr. 

Katpig c. 331 v. Chr. 

KXeavdgog c. 91 (XEL Pr.) 

[KXeav- II, od. Nlxav- Ul]Sgog c. 9 n. Chr. (XXIV.) 

KXeofiovXog I c. 324 v. Chr. 

— II c. 276 v. Chr. 
K}.sdda/iog I c. 309 v. Chr. 

— II (wohl KXlowog I), 192 v. Chr. (II. Pr.) 

— Ill noXvxXelzov, 188 v. Chr. (II. Pr.) 

— IV Mavxla, 169 v. Chr. (IV. Pr.) 

— V noXvxgdzsog c. 141 v. Chr. (VIII. Pr.) 

— VI KXsmvog II, 92 v. Chr. (XII. 1 Pr.) 
Khdfiarxig Aslvowog c. 41 v. Chr. (XIX. Pr.) 
KXeog~svl8ag 'Ad-avlmvog c. 66 v. Chr. (XVI. Pr.) 
KXsotpdvrjg (wohl 'Afisivla), 172 v. Chr. (III. Pr.) 
KJJojv I, 344 v. Chr. 

— II Alcovog, 168 v. Chr. (IV. Pr.) 

— Ill Nixla (zo a), c. 7 n. Chr. (XXIV. Pr.) 

= att. a. Ntxoozgazog 

— Ill Nixla, zo p, c. 12 n. Chr. (XXIV. Pr.) 
Klewrdas I, 269 v. Chr. 

— II Mh v [zog] c. 125 v. Chr. (IX. Pr.) 
Kogir&ozi /tog c. 317 v. Chr. 

Kgdzoiv, 184 v. Chr. (II. Pr.) 

KgizoXaog I KgnoXdov c. 42 n. Chr. (wohl XXVI.) 

— IT s. u. IT. Meuftios 

— Ill Amgodsov c. 68 n. Chr. (XX Villa. Pr.) 
Aaiadag I (BapiXov I), 170 v. Chr. (IV. Pr.) 

— II BafivXov II c. 80 v. Chr. (XXIV Pr.) 

— in "Ayo,vog c. 74 v. Chr. (XV. Pr.) 

— IN Mshooicovog c. 37n. Chr. (wohl XXV.-XXYI.) 
Aa/ttev/jg Szgazdyov (yovro Aauerovg) C. 21 n. Chr. 

(XXV.) 
Aiwv Nixdvogog c. 30 n. Chr. (XXV. od. XXIV.) 
AvxTvog, 333 v. Chr., s. Nachtrag. 
Avolpayog I Nixdrooo; I (to a'?) c. 31 n. Chr. 
(XXV. oder XXIV.) 

— II — II (od. I zo p ?), c. 35 n. Chr. (XXV.) 
Aiaojr I c. 321 T. Chr. 

— II c. 243 v. Chr. 
Mal/mXog c. 320 v. Chr. 
Marzlag I (wohl 4>iXaizd>Xov 

— II IloXvon-og, 180 v! 
MeyaxXijs e. 312 t. Chr. 
Meydgzag I, 203 v. Chr. 

— n EvayyiXov C. 23 
MeXiaouov I {EvayyiXov), 177 v. Chr. (Til. Pr.) 

— II Aiovvalov I c. 28 v. Chr. (XXc. Pr.) 
[__],, in — n c. 57 n. Chr. (XXVIII. Pr.) 

t. Msfifuog Ev&idafiog (zo a') c. 66 n. Chr. (XXIX.) 
(— — to p, c. 76 n. Chr.) 

— — to y, c. 81 n. Chr. (wohl XXX.) 



, 200 t. Chr. (I. Pr.) 
Chr. (III. Pr.) 



v. Chr. (XXI. Pr.) 



IT. Mifijuog KgizoXaog (zo a) c.56 n. Chr. (c. XXVII.) 

— — zo p, c. 62 n. Chr. (c. XXVin.) 
Msvai%fiog c. 323 v. Chr. 

Mevsoxgaxog (EvyaQl&a), 161 v. Chr. (IV. Pr.) 
Mevtjg I (Heiowzgdzov), 171 v. Chr. (III. Pr.) 

— II Ad/acovog c. 22 v. Chr. (XXI. Pr.) 

— Ill Ssvoxghov c. 32 n. Chr. (XXV. Pr.) 
MhtwQ I <PdatZ(bXov, 97 T. Chr. (XI.— XII.l Pr.) 

= att. a. 'Agystog (1.) 
10 — n Aatdda c. 35 v. Chr. (XX. Pr.) 

Mvaolda/.iog (Ssvoxgixov) c. 112 v. Chr. (IX. 

oder X.) 
Mvaolfiaxog, 355 v. Chr. 
Ntxatdag c. 259 v. Chr. 
Nlxavdoog I BoiXoivog c. 55 v. Chr. (XVII. Pr.) 

— II Nixdvdgov c. 8 n. Chr. (XXIV. Pr.) 
[-Jdgog III od. [KXlav]8 S og II c. 9 n. Chr. (XXIV.) 

— IV KaXXioxgdxov c. 65 n. Chr. (XXVIIIa. Pr.) 
Nixdvmo Avaiud%ov c. 25 n. Chr. (XXV. Pr.) 

20 NUagx'og I, 227 v. Chr. 

— II Egdxmvog c. 77 v. Chr. (XIV. od. XV. Pr.) 
[Nix]a[al]PovXog'> in Phokis?, 339 v. Chr. 
NixdpovXos 186 v. Chr. (II. Pr.) 

Nucddapog I, 270 v. Chr. 

— II c. 205 v. Chr. 

— Ill Sxgdxmvog c. 94 V. Chr. (II. Pr.) 
Nixdfiaxog (<Pdog~evov) C. Ill V. Chr. (IX. od. X.) 
Nixooxgaxog I "Aoy.wvos c. 54 v. Chr. (XVII. Pr. 

— II 'Emviy.ov~c. 10 n. Chr. (XXIV. oder XXV. 
30 Nlxav I, 349 v. Chr. 

— II Ntxalov c. 33 n. Chr. (XXV. Pr.) 
Sevaydgag I 'Afigofidzov I C. 9 v. Chr. (XXIII. Pr.) 

= att. a. 'AndXrj^ig <Pdoxgdzovg 
( — II 'Afiooiidyov II zo a c. 70 n. Chr.) 

(_ II _ II TO p c. 74 n. Chr. 

— II — II xh / c. 85 n. Chr. (XXXI.) 
Eevmg BapvXov, 167 v. Chr (IV. Pr.) 
SevoxXijg c. 220 v. Chr. 

Envoxgdxrjg 'Ayrjod.dov, 106 V. Chr. (X. od. XI. Pr.) 
40 = att. a. 'AyaDoxXfjg 

Eevdxgixog I Taoavxlvov e. 140 v. Chr. (VTXI. Pr.) 

— II Mvambdfiov c. 79 v. Chr. (XIV. Pr.) 
Zevoydgrig I c. 244 v. Chr. 

— " II, 176 v. Chr. (III. Pr.) 
ZevnXXos, .-Toodoyayv, c. 1090 v. Chr. 
Zsrmv I 'AxswiSa, 189 v. Chr. (II. Pr.) 

— II, c. 107 v. Chr. (wohl X. oder XI. Pr.) 
'Ogsaxag I c. 315 v. Chr. 

— II c. 255 t. Chr. 

50'Og&aTog I (wohl Xdgrjzog). 198 v. Chr. (II. Pr.) 

— II Mavxla, 196 v. Chr. (U. Pr.) 
'Ogvr/Jbag I c. 334 v. Chr. 

— II c. 285 v. Chr. 
TlaXalog Evdv&eog. 340 v. Chr. 

Ildaoyv I COoiaza) c. 53 v. Chr. (XVII. Pr.) 

— IT Adumrog c. 22 n. Chr. (XXV. Pr.) 
ITazosa; 'Avdgorlxov, 157 v. Chr. (V. Pr.) 
TTdzoojv I 'AowzojiovXov I c. 93 v. Chr. (Xn.l Pr.) 

_~ n * - II c. 47 v. Chr. (XVIII. Pr.) 
60 Tlazgwioag c. 216 T. Chr. 
Iltfdayooai I 342 v. Chr. 

— " II 230 v. Chr. 

— Ill (Eirarog), 194 v. Chr. (II. Pr.) 
Tlsiol&sog Eiviovog c. 151 v. Chr. (VI. Pr.) 
TTswdaog (Xixodd/mv), 187 v. Chr. (II. Pr.) 
Tluolozgazog (BovXmvog) c. 65 v. Chr. (XVI. Pr.) 
IlXslazwv I c. 327 v. Chr. 

— II, 246 v. Chr. 



2603 Delphoi Delphoi 2604 

IIottfiaQxos I Ad/icovog I c. 29 v. Chr. (XXb.) TipoXewv 'Efi/isvcSa c. 13 v. Chr. (XXII. Pr.) 

— II — II o. 17. n. Chr. (XXIV.) = att. a. OeoyiXog Atodcbgov 
TToXvxXeizog c. 213 v. Chr. Tip<ov a 273 v. Chr. 

IloXvzt/tldag Aal'dda c. 34 n. Chr. (wohl XXV. Pr.) Thog Kmoag s. u. Kataag 

nokicov (Geog-evov) a 96 v. Chr. (X.— XII. i Pr.) Tgiydg c. 430 v. Chr. 

IlQas-iag Evdoxov, 178 v. Chr. (III. Pr.) 'Yfalag I, 199 v. Chr. (I. Pr.) 

n e do X og c. 257 v. Chr. — II, Sevmvog a 133 v. Chr. (IX. Pr.) 

IIvQQiag 'AgyeXdov c. 109 v. Chr. (X. Pr.) $alvig I o. 313 v. Chr. 

Ilvggog I 165 v. Chr. (IV. Pr.) —He. 219 v. Chr. 

— n 128 v. Chr. (IX. Pr.) ^ 10 - HI (Evyaglda), 191 v. Chr. (II. Pr.) 

= att. a. Aiovvaiog ftezd Avxioxov <friXaiza>Xog I, 202 v. Chr. 

— in 'Ateioi&a c, 71 v. Chr. (XV. Pr.) — II (Mevzogog) c. 61 v. Chr. (wohl XVI. Pr.) 

— TV (AgoftoxXetda) c. 58 v. Chr. (wohl XVH.) — HI OeoSsvov c. 11 n. Chr. (XXIV. Pr.) 
Zagszddcov c. 306 v. Chr. (friXoxgdzrjg Eevcavog, 154 v. Chr. (V. Pr.) 
Zzgdzayog $ika>vog a 21 v. Chr. (XXI. Pr.) $iX6vixog I Ntxia I c. 73 v. Chr. (XV. Pr.) 
Srgdzov I, 234 v. Chr. — H Awdcbgov a 63 v. Chr. (wohl XVI. Pr.) 

— H 'lazdda a 52 v. Chr. (XVII. Pr.) — in Ntxia II c. 2 n. Chr. (XXIV. Pr.) 
Svloyog c. 302 v. Chr. $iXw I c. 261 v. Chr. 

Soy&vog 'ExeyvXov, 147 v. Chr. — II Szgazdyov c. 57 v. Chr. (wohl XVII. Pr.) 

Smaivaeog Evdoxov, 174 v. Chr. (III. Pr.) 20 T. -PXafiiog IlwXXiavog c. 89 n. Chr. (XXXI. Pr.) 

2o>oixazgog AlaxiSa c. 136 v. Chr. (IX. Pr.) T.' <PXdf)iog ZwxXagog a 98 n. Chr. 

Smozgazog I [Eivmvog) c. 83 v. Chr. (XIII. od. XIV.) XaigdXag, 343 v. Chr. 

[— ]arog II Aiovvaiov o. 32 v. Chr. (XX. Pr.) Xag&vog I c. 332 v. Chr. 

SmovXog c. 116 v. Chr. (etwa IX. Pr.) — II c. 254 v. Chr. 

Sdxzag EvxXsida c. 40 n. Chr. (XXVI. Pr.) — III ZcozvXov c. 78 v. Chr. (XIV. Pr.) 

SwzvXog I (Zoiazgdzov) c. 102 v. Chr. (XL Pr.) Unbestimmt : 

— II 'Hgdxcovog c. 38 v. Chr. (XVH— XIX.) 87 (od. 91) n. Chr. (XXXI. Pr.) 

Tagavztvog (AgofioxXeida) c. 64 v. Chr. (XVI. Pr.) = att. a. Imp. Caesar Domitianus 

Tiftaysvrjg Neixdvdgov c. 38 n. Chr. (wohl XXV s'os c. 69 t, Chr. 

Tiftox S dz V g I c. 304 v. Chr. [—XXVI.) 30 tog c. 114 v. Chr. 

— II c. 262 v. Chr. og c. 34 v. Chr. 

— in (Eixgdzeog) c. 108 v. Chr. (X. Pr.) . . . vXog c. 115 v. Chr. 
Ti/idxgtzog EixXeida, 134 v. Chr. (IX. Pr.) = att. / og c. 137 v. Chr. 

a. Ti/j-agyog 

II. Die Priesterzeiten. 

a) Ein his fiinf Semesterbuleuten adscribiert (von 357 — 202 v. Chr. 

b) Drei Semesterbuleuten; der dritte ist meist der yga/x/iazevg rag 

I. Eukles — Xenon (BovXwvog) 
II. Xenon — Athambos I ('Ayd&covog) 

III. Athambos I — Amyntas (Evdwgov) 

IV. Amyntas — Tarantinos ("Ao/covog) 
V. Amyntas — Andronikos (0gixiSa) 

VI. Andronikos — Praxias (Evdoxov) 
VII. Andronikos — Archon (KaXXia) 
VIII. Archon— Dromokleidas ('Ayimrog) 
IX. Archon — Athambos II (Afigoudyov) 
X. Athambos II — Patreas ('Avdgovixov) 
XI. Patreas — Hagion (IIoXvxXe(zov) 
XII.l Hagion — Pyrrhias ('AgyeXdov) J 

c) Vier Jahresbuleuten ; der yga^mzevg verschwindet: J 

XII.2 Hagion — Pyrrhias, beginnt c. 91 v. Chr. ) 
Xin. | Pyrrhias — Xenokrates ('Aytjou.dov) 

jxin.a Kallias— Xenokrates 
XIV. Xenokrates — Aiakidas (Ba/ivXov) 

XV. Aiakidas — Emmenidas (Ilaowvog) 
XVI. Emmenidas — La'iadas (Bapv/.ov) 

d) Drei Jahresbuleuten (beginnen Ende XVI. oder Anfang XVn.): 

XVII. /La'iadas— Nikostratos ("Agycot'og) 

jXVn.» La'iadas — Damon ('Aydifwvog) 
'XVH. b Nikostratos — Damon 
XVffl. Nikostratos — Xenokritos (Mivtjiog) 
XIX. Nikostratos — Kalhstratos (Alaxtda) 

e) Zwei Jahresbuleuten: 

XX. Kallistratos — Habromachos (Eevayoga) 

JXX. a Kallistratos — Diodoros (Awgo&sov) — Habromachos 
jXX.b Diodoros — Habromachos — Polemarchos (Adficovog) 
'XX. c Diodoros — Kallistratos 



Delphoi 



2606 



c. 26—18 



,1 



■)■ 






jiovXdg : 




C. 


205- 


-198 v. Chr 




198- 


-181 




180- 


-171 




170- 


-c. 158 


C. 


157- 


-154 


c. 


154- 


-144 


c. 


143 




c. 


142- 


-137 


c. 


136- 


111 


c. 


110- 


-105 


c. 


104- 


- 95 


c. 


94- 


- 85 


c. 


84- 


- 82 


c. 


82- 


- 75 


c. 


74- 


- 68 


c. 


67- 


- 57 



c. 56— 50 



49- 
43- 



44 

38 



c. 37— 27 v. Chr. 



c. 17—10 

c. 9— 1 v. Chr. 

c. 1—17 n. Chr. 



2605 Delphoi 

XXI. /Kallistratos— Philon (2tgazdyov) 

•JXXI. » Kallistratos — Diodoros— Philon 
<XXH> Polemarchos— Philon (zufallig wie XXU) 
XXII. Philon — Polemarchos (Adjimvog) *) 

XXIII. Polemarchos — Diodoros (<Pdovtxov) *) 

XXIV. Diodoros — Dionysios (Aozo^svov) — Damon (IloXsftdgyov) 

f) Die letzten vier Jahre von XXIV zeigen vortibergehend drei Jahresbuleuten, deren erster der 
Priester Diodoros ist. Zugleich beginnt die Erwahnung eines von den Buleuten getrennten ygafi/xarsvg 
zrjg aoXecog. 

XXV. Dionysios— Damon c. 18—39 

XXVI. Dionysios — Melission (Aal'dSa) c. 40 — 41 

XXVn. (Melission j— Theokles (GeoxXeovg) I ,<, „ 

undXXVn.a) „ )— Kallistratos (KaXhazgdzov) ) c. 4.:— Ob 

g) Wieder zwei Jahresbuleuten von XXV ab; getrennt da von der ygafifiarsvg zrjg jzoXsmg. 
XXVIII. IMelission — Nikandros (KaXXtozgdzov) c. 57 — 65 

| XXVIII. a P. Memmius Kritolaos — Melission — Nikandros 
XXIX. IP. Memmios Kritolaos— Nikandros c. 66—77 

(XXIX.a Tib. Claudius Kritolaos— Tib. Claudius Nikandros 
[XXX.JTNikandros— lEukleidas "1 c. 78—83 

[ „ — joder Euthydamos J 
XXXI. G. Memmius Euthydamos — Eukleidas ('Aozog~evov) c. 84 — 94 

h) Am Schluss von XXXI. erscheinen (vorubergehend?) vier Jahresbuleuten ; getrennt davon 
der yga/ifiazevg zrjg TioXsojg. 

XXXII. G. Memmius Euthydamos— Mestrius Plutarchos c. 95 — 104 

XXXIII. Plutarchos— x c. 105— a. 126 n. Chr. 

ILAnhang. Die lebenslaiiglichfungierendenNeokoroi des pythischen Apollon. 

[Der alteste vsiaxogog war Labys, Eponymos der Labyaden, Schol. Plat. Phileb. 48c (wo er aber 
evvovyog genannt wird). Vgl. Pcrdrizet Kev. des 6t. gr. 1899, 248.] 



Bezeugt fur. d 
a. 200 u. 199 
196—191 
183—177 
176—166 
166— c. 136 
c. 132— c. 100 
c. 90 v. Chr. 
c. 84— c. 82 
c. 54 — c. 52 
c. 48— c. 38 



ie Jahre: 
KXemv 'Ogsoza 
KaXX.ixXfjg (Nixo/tdxov) 
KaXXixwv Eixgdzsog 
KaXXlegog Msvzogog 
MsryglJeioiozgdzov (doch S. zum 
Azeiaidag 'Ogftaiov [J. 136!) 
KX.ecovdag (Msvrj [zog] ) 
KX.edSafiog KXuovog 
Adfjion 1 'Og&alov 
KXeo/iavztg Aslvwvog 



Nikitsky hat nachgewiesen , dass die Neo- 
koren sich auch hauflg ohne ihren Titel unter 
den Zeugcn der Frcilassungen befinden; diese 
Palle sind nebenstehend und in Liste III mit auf- 
gefiihrt, aber in letzterer durch Einklammerung ( ) 
der Neokorennamen kenntlich gemacht. Nicht auf- 
genommen ist der von Nikitsky fur die J. 73 
— 64 vermutete, angebliche vecox. Sazvgog. Vgl. 
Nikitsky Delph. epigr. Stud. 240f. 



III. Die Hauptliste der delphischen Beamten. *) 

Die im Anfang der Archontentafel gegebene Erklarung der verschiedenen Schrift (g e s p e r r t, 
gewOhnlich, sehrag) gilt auch fur diese Liste, nur wird der hier nicht anwendbare Strich vor etlichen 
Namen durch den Zusatz von c. (circa) vor der Jahreszahl ersetzt. In den Citaten bezeichnen die 
Zahlen ohne jeden Zusatz die betreffenden Baude des Bulletin de correspondence helldnique, z. B. 
XXH 146 = Bull. Bd. XXII S. 146. An. oder Anecd. sind die Anecdota Delphica von E. Curtius. 
Die Buchstaben W.-P. bedeuten die bckannten Inscriptions recueillies a Delphes par Wescher et 
Poucart, Paris 1863. ,Mus. nr. 110' ist die Nummer des Inschriften-Steius im Museum zu D. 
,Messenierbasis 3' bezeichnet die 30 Texte der ,dreiseitigen Basis der Messenier und Naupaktier 
zu D.", Jahrb. 1896, 614ff. Die haufig hinter den Citaten stehenden Ethnika (Messenier, Korinther 
u. s. w.) geben die Vaterstadt des in dem betreffenden Proxeniedecret Geehrten an. 



c. a. 1090. SevvXXog. 
Er ist als sog. jzgodoyojv der Ennaeteris, des 
achtjahrigen pythischen Festcyclus, fingicrt in der 
(gegen 200 v. Chr. entstandenen) xziotg Mayvt)- 
olag ftir die Zeit etwa hundert Jahre nach Troias 
Fall (Kern Griindungsgesch. Magnes. 7); vgl, 
Philol. LIV 249. Indes durfte Tigodgymv kein 
Titel sein , da das Verbum ngodgyuv am Ende 
des 3. Jhdts. haufiger erscheint, urn das Amtieren 



von nichteponymen Behorden zu bezeichnen im 
Gegensatz zu dem doyuv zor inavzdv des epo- 
nymen Jahresarchonten, vgl. zor zaulav zov ^go- 
60 doyovza zdv zgizav xszgdueivov IGS I 3172, 114 
und ahnlich 4143. 
a. 590 89. TvXldag = attischer a. Zificov. 

Aristoteles Pvthionikai in Hypothes. Pind. Pyth. 
p. 298 (Boeckh) und Marm. Par. 37; vgl. PhiloL 
LIV 211 und v. Wilamowitz Aristot. I 10—14. 



*) Der Stern *) hinter dem Archontennamen verweist auf den Nachtrag am Schluss des 
Artikels. Die Jahreszahlen in [] bezeichnen die neuen Ansatze des Nachtrags. 



2607 



Delphoi 



Delphoi 



2608 



a. 582/ 1. AioScoqos I = attischer a. Aafia- 
ai'as (2.). 

Vgl. voriges Archontat, und Marm. Par. 38. 
Aristot. 'A&.noX. 13, 2. Mit diesem Jahr beginnt 
die Pythiadenzahlung (der Pindarscholien), wah- 
rend es Pausanias als Pythias II zahlt und das 
vorige Archontat als Pythias I in das J. 586 
setzt; Philol. LIV 212. 

c. a. 430. Tgiyds. 

Bezeugt auf der alten Felseninschrift W.-F. 10 
480, vgl. Berl. Philol. Wochenschr. 1897, 96. 
c. a. 400—390. Kdgjzog. 

Der a. des Lahyadensteins XIX 7, 19; erganzt 
in Jahrb. f. Philol. 1896, 553. Die Sohrift ist 
noch teilweise in cpichorischem Alphabet; darnach 
die Datierung. 

c. 390—362. Kddvs. 

Aus diesem Jahr ein Pinanzgesetz (unediert) 
erhalten XX 583, vonBourguet in die erste Halfte 
des 4. Jhdts. gesetzt (briefl.) ; da die Schrift schon 20 
ionisch ist, gehOrt der Text hinter das vorige 
Archontat. Die Namen der Arehonten FvXidag, 
Tgiyas, Kdgnos, Kddvs kommen als Delphier nicht 
wieder vor (Kdgxos jedoch im 2. Jhdt. als Sclave 
und Biirge). 

c. 380—362. 6gai$. 

,Aus diesem Jahr ein anonymes Decret er- 
halten, kerne Buleuten (vollstiindig), fast azoiyi]86v, 
4. Jhdt.; Invent. 1695.' Homolle (briefl.). Der 



auch a. QsoXvzos (a. 314) und die Promanteia 
fiir Naxos geho'ren, d. h. um 360, vielleicht 
grade auf 359]. 
Die 14. Pylaia der vacmoioi (Herbst 355), s. 

voriges Jahr; XX 694 und 696. (vgl. Mvaol- 

da/jos (?) isgo/jv. a. 344). 

a. 354/ 3 



a. 353/2. AgyiXios.*) [358], 
Beginn der Tempelbauurkunden ; XX 198, Iff. 
Die Herbstsession 353 ist die 18. Pylaia der vao- 
jzoiot; XX 694. 

a. 352/1. 'HgdxXeirog.*) [357]. 
XX 198, 3; hier steht 'HgdxX.eiog, so heisst 
aber der 11. delphisohe Monat. Auch steht 'Hgd- 
xXuxog deutlich als fjovX. a. 348, und Bourguet 
bestatigt mir, dass ,il y a un petit T au dessus de 
la ligne', wiewohl er das eher fiir einen Steinriss 
halten mfichte. 

a. 351/0. 'Agiaro^vos (I).*) [356]. 
§ovX.\( I. Sem.) KaXXtojiov, Saxs8d)2ov, AgyvXov 
I zov 'legwvog XX 198, 5 und 10. 

I [II. Sem.] KaX[Xixgdz]sog, Eicpgdvxov, 

XX 467 (Kersebleptessohne). 

vaoa. Herbst: Agiozayoga fihv dipioxafisvov zag 

vaoTioitaq, Nixo/jdyov 8k zov Mevsxgdxsos vao- 

ixoisovxog XX 198, 5. j Priihjahr: vaotioiol ov 

ovvrjX'&ov XX 198, 31. 

Die Unterscheidung eines jiingeren a. 'Agtaxd- 



Name des a. flndet sich hier in D. inschriftlich 30 £eros (II) a. 289 ist Philol. LVII 531, 13 inoti- 



zum erstenmal. Er ist die einzige erhaltene Spur 
der bekannten, von Diodor. XVI 24 erwahnten 
delphisehen Familie der Thrakiden, die im Priih- 
jahr des iulianischen J. 356 (Philol. LIV 212) 
durch Philomelos ausgerottet wurde, weil sie sich 
seiner Besetzung D.s vvidersetzte. War die Ver- 
nichtung der Familienglieder damals eine voll- 
standige, so gehort unser a. in die J. c. 380 — 362, 
was um so wahrscheinlichcr ist, als der Name 



spater nie wieder vorkommt [der Text soeben 40 (tovX. i I. Sem. 
ediert XXIII 512; dort vor oder um a. 370 an- J (II. Sem. 

gesetzt]. 



viert; von Bourguet inir bestatigt [vgl. dagegen 
jetzt ein Fragment mit den Buleutennamen Mai- 
fiaXos, Evqoavxo; a. 289, XXIII 349]. Der Name 
des a. noch: Agiozdig, IIvQQia ftovX. a. 325 und 
beim Sohn (?) Sevmv Agtaxogsvov ebd. 
a. 350/49. 'Isgivog.*) [355]. 
Herbst und Friihjahr: rao.-zoioi ov avrrjX&ov 
XX 198, 31. 

a. 349/8. Nixmv (I).*) [354]. 



a) Fiinfzehn Semester-Buleuten, von 

denen die erstenfiinf (oder weniger.haufig 

drei) dem cigyoiv adscribiert sind. 

a. 357/6. 'UgaxXdbag (I) (jrour.?). *) 
Von Paus. X 2, 3 als eponymcr Prytane be- 
zeichnet ('HgaxXsiSov /tir xgvxavevovxog sv AeX- 50 
(poTs xal Ayad-oxXiovg 'idtjrrjaiv aoyorxog); vgl. 
Philol. LIV 212. Vielleicht' hielt "sein Gewahrs- 
mann den ersten auf einer Urkunde verzeichneten 
Prytanen fiir den Eponymos. Der S. war ent- 
weder 'Hg. KaXXia fiovX. a. 332, derselbe wohl 
schon .Toi'r. a. 344, oder minder wahrscheinlich 
'Hq. Tifiaiov xovz. a. 327, fiovX. a. 325, .-ra/.j;r. 
a. 322 und 321. 

c. a. 356/5. AloyvXog.*) [361]. 
In das Friihjahr 355 fallt die 13. Pylaia der 60 
Naopoioi, als deren 18. die Herbstpylaia des J. 353 
feststeht; XX 694 (indes sind bisweilen Pylaiai 
ausgefallen, vgl. a. 350 und 349j. Der Sohn des 
a. ist wohl Ehdvxgtxog AloyiXov j3ovX. a. 332. 

c. a. 355/4. Mraoifiayog.*) [360]. 
flovX. 'Ixfxdgyov] XXIII 517 Promantie fiir Theben 
[nach Bourguet ist als a. sicher Mva[aiuayog] 
zu erganzen, briefl. Dann wiirde in diese Zeit 



Avocovos, MayiSa, Aoynfiayida 
I XX 198, 38. 

vaon. Herbst: ov ovrfjX§ov || Friihjahr: vaou. 'Ayti- 
adoyov XX 198, 34 und 38. Der a. noch iego/iv. 
a. '333. 

a. 348/7. Avxlas.*) [353]. 
fjovX. |( I. Sem.) AioxXeovg , 'Hoax/.sizov , Asi.ro- 
fidyov XX 198, 42. 
(II. Sem) KXiiaro; zov Tiij.oxodzr.os, <Pei- 
di/.a, Oeoydoiog , 'Ooviyida XX 
198, 52. 

roto.-r. Herbst und Friihjahr Ayrjadoyov XX 198. 
42. 52. 
Vgl. des a. Sohn KXeodauog Avzia (lovX. a. 320. 
a. 347/6. Oeoyaois.*) [352]. __ 
flovX.i{ I. Sem. I KXecoros, KXeirla.AUovos XX 198,59. 
|(II. Sem.) Ka/.Xay6oa,A0avl(oJrVos, Mevmvos, 
I XX 198^ 64. 

vao^. Herbst und Friihjahr Aytjodgyov ebd. 

Vgl. des a. Sohne Evqegartos und Eidyogo; 
Qcoydoio; flovX. a. 320. Der a. Qeoyagi; war 
/Sotv.'. a. 348. Ob der fiov).. des II. Sem. "AOan; 
hiess, oder ob der spater haufige Namen 'Adariotr 
(zuerst a. 241) herzustellen ist, bleibt ungewiss. 

a. 346/5. Aafiogeros (I).*) [345]. 
(iovX.l( I. Sem.) Agiozoxgdzsos, Aloygioivba, — , 
| v UXeiozonos XXIII 487 Echinaier. 

|(II. Sem.) twv Txcoi rdgyaiTiov XX 198, 81. 



2609 



Delphoi 



Delphoi 



2610 



vaoTi. Herbst und Friihjahr: SiftvXicovos , sxsi a 
scgdva iyivszo XX 198, 71. 81. [Pythienjahr; 
Agonothet: Konig Philipp]^ 
[hgo/iv. avX. Asimgiv., za>v psza Kozzvcfov xai Ko- 
Xooiuuov XXII 304, 23.] 

a. 345/4. 'Agycov (I).*) L344]. 

fiovXA I. Sem. ' 

((II. Sem.) 'IjiTzdgyov, Ntxoiidyov XX 198, 84. 
vaosi. (Herbst und) Friihjahr 2ijivXion>os ebd. 

Vgl. des a. Sohn 'AoyJXas Agymvos (lovX. a. 332. 10 
Der a. selbst noch XXII 320, 15. 

a. 344/3. KXecov (I).*) [343]. 
BovX.A I. Sem.) azvoydgaos, Aajj.ozifj.ov, Onoaiozov 
XX 198, 92. 
hll. Sem.) Av[xivov], ['Iazd'iJSa, 'Is [gov] 
(oder: Ai[aoivog] , [SojxXdj 8a, 
' c 7s/e(Vou7)XXIII487,unbestimmt. 

zigvz. 'Eyszl/jov, 'Hgax?.e.ida, Avzaydga, Agtozcovog, 
cfriXlvov , Xoigixov , Avi]gizov v,,^^,,™, TYT 
322, 17. 



J£(odd[JOV XXI 



Isqo/jv. nvX. o7zojq. ; i)giv. Ad/iaivos, Mva- 

oi8d/j.ov XXI 322, 24. 
vaoTz. (Herbst und) Friihjahr ZifjvXloyvos XX 198, 92. 
Im Herbst 344 flndet die 1., im Friihjahr 343 
die 2. Phokerzahlung an den Tempel statt, beide- 
mal von je 30 Talenten ; XXI 322. Vgl. KXiav 
Alvrjoiddiiiov fjovX. a. 328, Z/fW j)ovX. a. 347 
und a. 321 , sowic Zoizi/iidas KXicovos [SovX. 
a. 320. 

a. 343/2. Xai.gdXas.*) [342]. 



zuerst allein , dann mit 'Erv/uovSas delphischer 
vao!zotso>v ist. IleclXaydgas selbst ist spater fiovX. 
a. 333 und a. 319. 

a. 341/0. 'Agiormvviios.*) [340]. 
§ovX.[ (I. Sem.) TeXeodgyov, Kogivd-ozifiov, IlXst- 
ozea , 'Ayrjzogos , / Agiajzojvog ; 
Messenierbasis n. 2 (fiir Messe- 
nger) und XX 198, 115 [XXIII 349 
Pellaneus, s. hinter a. 302]. ^ 
(II. Sem.) Ezvfiavda , 'Isgov , jzuvoozgdzov 
XXIH 492 zwei Histiaeer, datiert 
/JTjvos 'AfiaXiov. 
fiovX. Avxivov, — ov, nXsloratvos, — , Ilvttoyivovs 
ebd. unbestimmt (Bourguet erkennt hier 
wiederum das II. Sem. und will in den Liicken 
Esvoozgazos und "Isgog erganzen, wahrend 'Ezv- 
fian'das [der 6. Buleut! vgl. a. 285] zufallig 
verhindert gewesen und durch einen andern 
vertreten worden sei). 
20 tzovz. f) Agiazicoros, Oovgflov oder -iatvosl], Ta 



gavzivov, 'AyadvXXov, IlegiXatda, Agiozojvvfiov, 

Mvaoia, Aapivov, XX 680, 2 und Bourguet 

brieflich. 

vaou. Herbst (u. Friihjahr) 2i/nvXto>vos XX 198, 114. 

Vgl. den xgin. 'Agiozcovvftos Aafiaiov a. 327; 

jedoch steht nicht fest, ob unser a. so hiess, weil 

es zwei Agiozcovv/ws neben einander gab, s. a. 

und novz. a. 341. 

a. 340/39. IlaXaTos Evdvdeos.*) [339]. 
SOpovX. 'Lzjidoyov, Avzia, AgyeXa XXIII 494 un- 
bestimmt. 
ixgvz. 0>]i3ay6gas 'EXivws , FMoxos 'Eni^gdrov, 
Agiozwv Aitjzos , EvxoXig KXeoSdftov , K)Ja>r 
Ahi]Oi8d/j.ov,Ayaosas EvayyeX.ov ,f)s68o)gog Kgaz- 
ziSa, TsXsSwgos AXitawog , IGS III 111 (wo 
vom Setzer Zeile 11 irrtiimlich ausgelassen ist, 
vgl. Bull. XI 323) und Bull. XXI 328, 2, wo 
die Namen besser erhalten sind. 
Im Friihjahr 339 flndet die 9. (?) Phokerzah- 
40 lung von 30 Talenten statt; es ist wahrscheinlich 
die erste der von jetzt an beginnenden jahrlichen 
Zahlungen (friiher halbjahrlich), XXI 343. IGS 
HI 111. [Vielmehr hat a. Palaios die 9. Zahlung 
im Friihjahr, die 10. im Herbst, je 30 Talente, 
s. Nachtrag bei a. 345/39.] Das Patronymikon 
ist dem Arehonten hier nach phokischer Sitte 
hinzugefiigt (z. B. IGS III 110. Ill); in D. fehlt 
es stets auch bei den iibrigen unedierten Text-en 
dieses Jahres (Bourguet). Der Sohn (oder Vater?) 



fiovX.((I. Sem.) Mayida/Agiazo/jdyov XX 198, 105. 
(dasselbe Sem.?) Agiozo/jdyov (zov) TIu(&a- 

ydgaj , Ayaiuhsvs , Aauoziiiov (zov) 

SvXo(yov), Ay/jzooos (zov) 'If.gofv) 

XXIIl"489 (vgl. 354) Thessaler aus 

Larisa (der thessal. Naopoios des 

Vorjahrs). 

jro^r. . . .'. a , [Aijcovos (oder [6s]o}vog) 

"XXI 322, Col. II 1. 

Itgofiv. xvX. oxojo. — — ; y)giv , Aa/Mo- 

vos XXI 322 Col. II 6. 
vaox. Herbst (u.Friihjahri2VW.(Wo;XX 198, 104. 
Die Herbstsession 343 ist die 35. Pylaia der 
vaonoioi, XX 694, 2. An ihr flndet die 3., im 
Friihjahr 342 die 4. Phokerzahlung statt, jedes- 
mal von 30 Talenten; XXI 322. — Der Name 
des a. ist XaigoXas 'hgtorba jtovX. a. 328 ; vgl. 
XatgdXas Isgoftr. a. 336." [Die abgekiirzten Namen 
hinter dem 1. 3. 4. Buleuten halte ich fiir die .... . . , 

Patronymica, vgl. den Sohn unseres Buleuten, 50 Evdvdrjs fiovX. a. 329: em homonymer UaLaios 



SvXoyos Aa/xozificv ft. a. 320 (so auch Homolle 
XXILt 515 note).] 

a. 342/1. IlctOaydgas (I.).*) [341]. 
§ot).. (I. Sem.) Bsoaiozov, $iXaiyjiov, XX 198, 109. 
.Tour. Evxgizov, Ka[/.Xixgdzso] g , IIXsioTOJVog, Aa- 

iiowdvsog, M [vaoixodz] 'tog , 'Ezsoxndzsog, , 

Xsgoijvog XXI 322" Col. II 22. 
h.oour. xvX. (djzoygM) A/.xifidyov , ftsoXirov ebd. 
rao.T. Herbst (u. Fruhjahrj ZiuvXia>ros XX 198, 108. 

Im J. 342 1 (wahrscheinlich Herbst 342) flndet 60 
die 5. Phokerzahlung von 30 Talenten statt; XXI 
322 [Pythienjahr]. [Neue Zahlung der Phoker- 
zahlungen s. im Nachtrag bei a. 345 39. Unter 
a. Peithagoras flndet die 5. im Herbst, die 6. 
im Friihjahr statt , noch immer je 30 Talente.] 
Der a. ist wohl Tluday. Sifiv/.ioivog. Vgl. den 
Vater ZuivXiaiv IletOayooa, jcgoatgezog der Stadt 
a. 332, der von 346^ — 324/3 (also bis zum Tode) 



ndzgeorog povX. a. 324. [Der 6. Prytane 'Ayi 
nach Bourguet briefl.] 

a. 339,8. [XixaoipovXo;? in Phokis?]*) ^ 

xgvx. [?, besser /Sow., (wohl I. Sem.)] Tagavtivov, 

~A[ya]d[vXX]ov, A[a]fto[ydge.]og , 'Ezvfiwrda ; 

IGS 111 110. 

In diesem Jahr, wahrscheinlich Friihjahr 33s, 

fand die 10.(?) Phokerzahlung statt, die letzte, 

welche noch 30 Talente zeigt; XXI 343. IGS III 



ti Im Philol. LVII 532 sind diese Prytanen 
mit denen des J. 339 fiir identisch erkliirt wor- 
den, weil TagavzTvog uni'AyadvXXog sich hier auch 
finden, bezw. erganzt werden kOnnten; dies wird 
jetzt unmOglich, weil nach Mitteilungen Bour- 
guets unter den Prytanen des J. 341 sich sicher 
nicht 'Ezvfio'jvdag befunden hat, der doch im J. 339 
sicher sigvzavevcov war. 



2611 



Delphoi 



Delphoi 



2612 



2613 



Delphoi 



Delphoi 



2614 



110. Der Name [Nix]a[oi] [lovXog Alay [g] irovog 
Mebecoviog IGS III 110 ist nach Bourguet auf 
dem Stein so unsicher, dass statt seiner sogar 4 
Phokarchen dagestanden haben konnten (vgl. IGS 
III 111) , oder selbst ein delphischer Archont. 
Aber auch wenn ein phokischer a. zu lesen sei, 
so miisse man doch die vier folgenden Namen 
nicht fur Prytanen halten , weil diese stets acht 
sind, sondern das gleichfalls UDsichere Wort zu 



povX. 



jal: 



a. 335/4. 'Ezviiwvbag. 

Sem. 

Sem.) ITXeiozoivog , KaXXtxgdteog; XIX 
410. XX 237, 1. 
In diesem Archontat ist der Paian auf Dio- 
nysos von Philodamos verfasst, XIX 393ff. Er 
fallt in das Friihjahr (Theoxenien XIX 395f.) eines 
zweiten Olympiadenjahrs (XIX 396) und wahr- 
scheinlich vor a. Xagig~evog a. 332 (XX 237, 1. 



p[ovX]zvovxmv erganzen (brieflich, vgl. XXI 329, 8). 10 685, 1). Da a. 331/0 jetzt endgiiltig besetzt ist, 



[Durch Herabriioken der vorigen Archontate 
s. Nachtrag — verschwindet der phokische d. 
Nikasibulos aus der delphischen Liste. Welchem 
von den fiinf delphischen Archonten a. Klecov — 
a. IlaXaXog er glekhzusetzen ist, bleibt noch un- 
bestimmt, da deren Buleuten nicht vollstandig 
bekannt sind; jedenfalls gehcirt diese Zahlung von 
30 Talenten (IGS III 110) in die J. 343—339]. 
a. 336 /7. Aafioydgrjg (I). 



bleibt nur 335 iibrig (darnach ist XX 700: 
a. 331 zu corrigieren). Der a. heisst 'Exv/i. Aaot- 
otov itooaiQ. a. 332, flovX. a. 320; ausserdem ist 
Ezvfimvbag bezeugt als ngix. oder povX. a. 339; 
vaoTt. von a. 332—320; Zeuge a. 329 und a. 328 
(in Elateia IGS III 113. 115). 

a. 33.4/3. 'OgvixiSae (I). *) [3371. 
ngvx. MeXavojjiov, 2a>[dd[iov c !] IGS IDI 112. 

Die (15.?) Phokerzahlung von 10 Talenten 



ngvx. Nmoddfiov, 'HgaxXetda, Xagi^svov, Xaigs- 20 jahrlich; denn IGS III 112 ist nicht AAA, son 



cpdvovg, 'AXxifidyov , Ilv&obcbgov , AloyvXov, 
0gdowvog, XXI 478 (Herbst) und p. 337 (Friih- 
jahr, in etwas anderer Eeihenfolge). 
vaoji. Herbst (u. Friihjahr) 2ifivX(a>vos XXI 478, 11. 
[tego/iv. tivX. rjQiv. xwii /iiexa Aaoyov xal 0gaov- 
bdov XXI 3371. 
Pythienjahr (XXI 337, 28). Im Friihjahr 337 
(Endyspoitropios) flndet die 11. Phokerzahlung 
statt; sie ist die erste von nur 10 Talenten jahr- 
lich; XXI 337. 343. Der d. Aaiwydgtjg ist PovX. 30 
a. 339 (V), a. 328, a. 323. 

a. 337/6. SrjPayogag. *) [334]. 

PovX. (wohl I. Sem.) Tvcoala, 'Agioxaydga , 'AXxi- 

,udyov, Ehein. Mus. LI 351. Bull. XX 678f. 

Erneuerung der Promanteia fiir Thurioi. 

Das Jahr der Weihung oder Ingebrauchnahme 

des Tempels nach Vollendung des Eohbaues ; letz- 

terer ist seit 341 im wesentlichen i'ertig, die Weihung 

war 340,39 noch nicht erfolgt (Aischin. Ill 116), 



dern [8£xa] zu erganzen, weil seit 338 nur noch 
10 Talente gezahlt werden, die Jahre vorher aber 
besetzt sind. Ornichidas war PovX. a. 348, sein 
Archontat muss also so hoch wie mOglich ange- 
setzt werden, jedenfalls vor die Keihe a. 328 — 320. 
Zum Prytanen vgl. 2c!>Sa/.iog sxgvx. a. 344; Smxi- 
fiebag KXecovog (JovX. a. 320; Agtaxoxgdxrjg 2w- 
y.Xdba §ovX. a. 332 [die Zahlung ist die 12., im 
J. 337, s. Nachtrag]. 

t) c. a. 333/2. Qecov. *) [328]. 
PovX. [ITsiJ&aydga , IluoiXa , Tagafvxtvov] XX 

680, 4 (Invent. 1140) [= XXII 613 axoiy. drei 

Thcbaner]. 

lEQOf.IV. JIVX. OjTCOf). ; TjgiV. KX.eoflovXoV , Nl- 

xwvog XX 700, 6. 

Da 10 Hieromnemonen a. Qewvog sich auch 

bei a. Xagitjtvog linden (Bourguet), gehoren die 

beiden Jahre cng zusammen; das Fehlen der zwei 

Makedonen (XX 700) erklart sich vielleicht durch 



wurde 339 und 338 durch den Krieg verhindert, 40 Alexanders Abwesenheit in Asien. Unerklarlich 



und ist wohl im Jahr nach der Schlacht von 
Chaironea und vor Philipps Tod anzusetzen, da 
338 und 336 schon andere Archonten haben (vol- 
lendet ist der Tempel aber damals ebensowenig, 
wie a. 335 und in den folgenden Decennien (ye- 
veai, vgl. Bull. XIX 406 Zeile 105 u. 118), und 
darum ist die Ergiinzung y.ax[>]v]vi)t) Bull. XX 
686 abzulehnen. Der a. heisst 0>jpaydoag EXi'viog 
xgix. a. 340, ist Zeuge a. 328 (in Elateia IGS 
III 115). Die Buleuten Agioxaydga; mo.T. a. 351 50 
und 'AXxi'/tayo; legoftv. a. 342; .Torr. a. 338 weisen 
ebenfalls auf obige Zeit. 

a. 336/5. Ai<ov (I l. 
[^fSovX. — , — y.Xu— , -rifiov, 'A—bcbgov XXIII 534, 
doch bleibt die Erganzung unseres a. sehr un- 
sicher.] 
xqvt. IJoagEa, KXeorpdveog, KXeotfdvsog, Aa/idgyov, 
rXavxojvo;, TlavxaXeorxo; , Xaoicovoc, Aducovo; ; 
XX 697. 
hgour. xvX. mwt>. — — ; i)gtv. (u. 'EvSvoxoi- 60 
xgomiov) Xaioo/.a, 'Pt/.ogcvov ebd. 
Zur Zeit : XX 698. XXI 342. Der Name des d. 
wohl Aicov'OrpaXdvboov PovX. a. 332; vgl. Atmv fiovX. 
a. 347, [Anjcov xqvx. a. 343 und den Sohn(?) 
'Emyagidag Ai'cavo; povX. a. 320. Der 7. Prytane 
heisst nach Bourguets jiingster Mitte'ilung 
Xagioair, nicht Aa . . o<x>v [vgl. ietzt Bull. XXIV 
130] 



aber scheint das Ehrendecret fiir Thebaner (Invent, 
nr. 1140), deren Vaterstadt zerstort ist; sie miissten 
denn damals in D. gelebt haben (es sind die auch 
Anth. Pal. VI 112 in D. erwahnten Promenes- 
so'hne). (Ot'ijoiv novx. a. 343 [s. Nachtrag]. 

c. a. 332/1. Xagilcvog (I).*) [330]. 
"ovX. , I. Sem. — — — 

(II. Sem.) jiovX. nXei'oxcovog EvtpQavxov, Xrj- 
gia 'laxdha, 'HnaxXeida KaXXia, 
'Avxiy.odxsog 'Ayddiog , Evdvxorj- 
xov Alo/yXov, fyndarnro; 'Egvftdv- 
flov, Evdia Ooivioivo; , Aicovog 
'0<f eXarfioov , Kerf dXovog Tifio- 
/.idyov, 0£or)o')gov Kgaxxida, Tet- 
aifjiov Xiy.dgyov, Kdq'iog 2axvgov, 
Agyf/.a "Aoy/ovog, 'Agtozoxgdreog 
2a)x/.ei'Aa, Qvitia Aaxodxeo; (15 
Buleuten) XX'l98, 128". [Bour- 
guet bestatigt mir, dass der 
4. Buleut 'Avxi-, nicht 'Agiaxo- 
xodzt]; heisse ; letzteres sei Druck- 
I'chlcr in XX a. O.] 
ygaufiax. x. ^ovXa Enaoix.-rov Avaia, ebd. 
TiooaiQExoi ({'.to xa; .-io'/.ios fiexa xag fiovXa;) : 'Exv- 
fubvdag Aagiaiov, 2ifiv/.iojv IIsi&ayoQa, Adfxoiv 



t) Fur das J. 333 ist der neue Archont AvxTvog 
zu notieren, s. Nachtrag. 



'Iiaiia, AvxTvog MeyaxXsovg, 'AgytXag Kgixcovog, 
KaXXixgdxtjg KaXXixXiog, 'Aycu/iivrjg Aa/ialov, 
'AyddvXXog AtvrjoiXa, <Peidtag Ayvia, IIv&odwQog 
'Isqov, AwaxovgiSag 'Agtoxayoga, EysxgaxlSag 
OeaoaXov, Qeocuoxog Sevayoga, XX 198, 133. 
tegofiv. nvX. OTxwg. — — ; ijgiv. 'AXsg~ug%og, KaX- 

Xitsvog, XX 198, 150. 
vaoTi. (Friihjahr) 'Exvficovda xal Si/j-vXimvog , XX 
198, 139. 

In dieses Jahr fallt die neue Katastasis der 10 
Tempelbauverwaltung (Herm. XXXII 406). Auch 
diese Hieromnemonenliste ist fast identisch mit 
der des folgenden Jahres (XX 698), also gehoren 
a. &SCOV, Xagi^evog, Karpig unmittelbar aneinander, 
wenn auch ihre Eeihenfolge noch nicht feststeht 
(Bourguet). Homolle halt unser Jahr fiir ein 
Pythienjahr, weil die Katastasis auf eine Pythien- 
feier weise, — aber jene fand ja an einer Friih- 
jahrspylaia statt (XX 205, 127). Der Name des 



Vgl. Aafioxtpog fiovX. a. 345, sein Sohn SvXoyog 
Aa/twxifiov (SovX. a. 320 u. s. w. [s. Nachtrag]. 
c. a. 328/7. [Aaftjdxgtog (in Phokis?).*) 
[327 = delph. S. 'Egtpag]. 

fiovX. C I. Sem. — — 

(II. Sem.) MeXava>Jiov, Aafioxdosog, KXia>- 

vog, Alaygtcovda IGS III 15 = 

d (SovXd roi sisgi ' MsXdvomov, 

KXscova AivrjaiSd/nov, Aapioydgrj, 

AlayQiwvdav 'AyeXa, Aafioxgdxrj, 

XcugoXav 'Isgwvda, Eyedojgldav, 

SevoxXslSav,Esiiav0Eoxi/.iov,Xa{- 

gcova/AgyefitjXov, Oaggixowa Ev- 

8dfj,ov, Qgdavv, &iX6vixov, Adcpi- 

Xov. XX 198, 159. 

Die (21.?) [22. im J. 327] Phokerzahlung, 

s. voriges Jahr. Bourguet und ich hielten den 

a. fiir den phokischen Paralleleponyraos zu HXti- 

oxmv a. 327, vgl. XXI 330, 3. Philol. LVII 527, 



a. war Xagig~erog 'HgaxX.eiSa (SovX. a. 323; vgl. 20 3; dieser aber hat beidemal andere Buleuten. 



Xagtgevog sigvx. a. 338; (lovX. a. 319 [s. Nachtrag]. 
a. 331/0. Karpig. 
Im Friihjahr 330 flndet die 18. Phokerzahlung 
statt nnd zwar 10 Talente, XX 698. 700. XXI 
339. Die Hieromnemonenliste ist fast identisch 
mit der des a. Xag&vog a. 332 (XX 698). Der 
a. heisst Kdcptg Zazvgov fiovX. a. 332. [Aus diesem 
Jahr oder dem des a. Charixenos stammt das 
archonten- und buleutenlose Decretfragment XXII 



Darum muss Aa/naxgiog (?) voran liegen, mag er 
nun delphischer oder phokischer Archont sein. 

Hier beginnt die zweite Reihe der Archonten 
der Tempelbauurkunden; Aapaxgiog bezw. IlXei- 
axrov — MaifiaXog XX 198, 157ff. Man hat sie 
bisher fur eine geschlossene gehalten, und ich 
babe dem vorlaufig Eechnung getragen, weil keine 
Beweise fur das Gegenteil existieren. Gleichwohl 
mcichte ich glauben, dass mehrere Archontate zwi- 



519 fiir den athenischen vaoxowg dieser beiden 30 schen jene gehOren, so z. B. BaflvXog, AwxXijg, 



Jahre 'EjcizeXrjg Zroivdfiov XXIII 490 note] 
c. a. 330,1. 'Exedoigldag. *) [329]. 
. XEAQzlAOAPXO, unediert, ozoiyijdov, In- 
terpunction |, keine Buleuten oder in der Liicke 
verloren, Inv. 3733.' Homolle brief!. Der Text 
ist auch von mir hinter der Kirche Hag. Nikolaos 
gefunden und abgeklatscht, widerstand aber alien 
Erganzungsversuchen, da der Archontenname da- 
mals unbekannt war. Jetzt ist derselbe — wor- 
auf Homolle verweist — im Jahr des a. EgiflagiO 
([jetzt drittnachstes Jahr, 327 s. Nachtrag] friiher 
a. nXeiarcov XX 198, 160) bei dem Buleuten 
Echedoridas zum Vorschein gekommen. Daher 
wurde der neue a. Eysdcogldag jenem so nahe 
wie mOglich in das noch freie J. 330 [329] ver- 
wiesen; auch flndet sich die seltene Interpunc- 
tion (I) ebenfalls bei a. Eribas [s. Nachtrag). 
C a. 329/8. Ba[i)]vXog (oder Ba[p]vXog I?).*) [332]. 

flovX. [Aaftojxtuov , IIt>a[g£a, EJvdvdsog 

Inv. 1882 (Bourguet" briefl.). 50 

7CQVZ xog, KXsodctfin;, , svg, 

Aiovva . . ., , IlEiniXaog, IGS 

m ii3. 

Die (20.?) Phokerzahlung. Haben die Phoker 
in der That nur bis zum lamischen Kriesre gezahlt 
(Berl. Phil. Woch. 1899, 254) , so gehort unser 
Jahr vor die Eeihe a. 328-320 (so auch Bourguet). 

Vom Archontennamen ist IGS III 113 nur Ba 

erhalten . Inv. nr. 1882 nur .... Xov , in einem 
andern Decret . . . vX).ov (uned. Fragm.i. Die 60 
axoiy. Ordnung erfordert beidemal BadvXog (bezw. 
BdSvXXog), wie Bourguet vorschliigt; indes ware 
in den zwei ersten Fallen auch BafivXog moglich, 
obwohl dieser bekannte delphische Name erst 
hundert Jahr spater auftritt (um a. 225, Bull. 
XX 628; um a. 212, Bull. XX 264; a. 208, Bull. 
XX 621). [Die Phokerzahlung ist die 17., im 
J. 332, s. Nachtrag bei a. 345/39]. 



'Agysxiftog u. a., die jetzt kurz vor und hinter der 
Eeihe stehen. Auch betrachtete man a. Xagi- 
t~£vog (a. 332) als Anfang dieser Reihe, obwohl 
das vaxegov XX 198, 157 auf eine Liicke nach 
ihm deutet (XXI 330, 3) [s. Nachtrag]. 

c. a. 327/6 llXeloxwv (I).*) [326]. 
flovX. i 'EgaoinTiov , Evagyiba, Mvaoiddfiov, Avxla, 
Agwxcovog, Philol. LVII 563. [Bull. 
XXILT 495 Apolloniat; unbest.] 

'AyadvXXov, E , — , Adftwvog — , ebd. 

(nach Bourguet) [XXIII 497]. 

Tigvz. Aafioxgdxeog , 'Agiorrovvfiov xov Aajiaiov, 

BovXtovog , Ayaosa, Nixdvdgov xov 'Agioxirovog, 

Xaota xov 'HgaxXelSa, 'HgaxXetda xov Tifialov, 

'AyeXa xov Ilavxm XX 198, 162. 

Der a. heisst JlXeloxrov Eirpgdvxov fiovX. a. 232. 

Sonst noch nXeiouuv xovz. a. 342 ; fiovX. a. 335. 

c. a. 326/5. Eiagyldag.*) [325]. 
ngvx. 'Eyijiixag , AgyeXag, Evq^gavxog, 'Agioxciiag, 
KXedfiavzig. <PiXwvdag, SvX.oyog, 'EsiiffdXijg, XX 
198, 168. Der a. heisst Evagyjda; Koixoivog 
PovX. a. 323. 

c. a. 325,4. Evxguog. *) [324]. 
d flovXd. xoi .Tegt ' KaXXixgdxi] Aoiaxayoga , K/.s6- 
fiovXor, Tagavxlvov 'Ayi]oiXa, Osobcogiiav [X]i- 
xojrog. Avoibatiov Aysoxgdxov , Evdyogov, Kgi- 
viabar , 'HgaxXeidav Ttfiaiov, IlavxaXeovxa Ti- 
[.wxgdzEog , Eevrova 'Agioxogsvov , Agiaxogevov 
JJvggla, Mivcova Qguoea, Ayi/OiSaftov, 'Agyen- 
/xov, Kerpa/.or (ob I. oder II. Sem., unbestimmt), 
XX 198, 1C9. [Vielleicht auch ein Fragment 
XXIII 522 hierher gehurig, mit den Buleuten 
[Eiay]6ga, K).eof3ovXov, Avatddftov.] 
vaox. 'Exvfuovda xal SifivXimrog XX 198, 174. 
Der d. Evxgixog noch xuvx. a. 342, jiovX. a. 319. 
c. a. 324, 3„ KXeopovXog (I). *) [323]. _ 
fiovX. Exv/irovba. MaifidXov , 'AfirpixgdxEvg XXIII 
497, drei Aitoler. 



2615 



Delphoi 



Delphoi 



2616 



d ftovXa zoi negl • Aiooxovgi&av, Kogiv&dzifiov, 
Klsotpavr), 'Aydgrj, Agiozagyov, Aei-rdfiayov Kga- 
zrjaiyov, Tluoldsov, UoXvg~evov , Adzvv Ti/ioys- 
vevg, TLaXaTov Ildzgmvog , Tsiomva KXsdvSgov, 
IlavzaXsovza AXeigiog, BovXmva, Aiveav (nur 14 
Namen, vielleicht ein Patronymikon aus ov in ov 
zu andern); unbestimmt, ob I. odor II. Sem. ; 
XX 198, 175 und nochmal genau so 180. 
vaoii. 'Ezvjiwvba xai SifivXimvog ebd. ; der a. KXsd- 
povXog nocb iegopv. a. 333; PovX. a. 325. 10 

c. a. 323/2. Mivaiyfiog.*) L322]. 
a fiovX.a (I. Seni.) zoi jzegl ' KaXXuxgdzrj KaXM- 
xXsog, Ilgag'iar, AXxivsidav, Agiozwra Av[r]]zog, 
Agwzeidar , AvzoX.oyor , Aafxoo&Lvr) , "Avdgmva 
£zgdzcovog , Eniav Ttfioywevg, Eevwva EX^Xia, 
6edg~eyor Avzdvdgov, 'Ayaoear, Odggavdgor Ev- 
ddfiov, 'Aytjaoridav Egaxzida, nazgoxXeidar, XX 
198, 185. ' 
PovX. (I. Sem.) KaX.Xixgdzeog, 'AX.xivsida, [IIga^]sa 
XXLTI 499 fur einen Oovgwg an UzaXiag ; ebd. 20 
500 unbestimmt, [p. Ilgag'la, KaXXixgdxsog , 
Agiozmrog.] 
a povXa (II. Sem.) zoi jte.gl • Aauoydgrj, Evagyidav 
Kgizmvog, Nf.oxX.fj, TXdmova MayiSa, AivrjalSa- 
fiov AXJigtog , Ildzgmva Ogaasa , Kifimva , 'Av- 
zojva Xrjgia, KaXXixgdzt] Ad/xcovog, XagOgevov 
'HgaxXslda , Tsioiav Avaowog, <P?.siaxa Maylda, 
Aa/xoxgdztj Osaiiia, 'AXsSiv Airt]oidd/nov , XX 
198. 190. 
raojz. Herbst und Frfihjahr Ervfiwvda xai KaXJ.i- 30 
xgdzeog, ebd. 

c. a. 322/1. flomW.*) [321]. 
PovX. Aoojxodcbgov , 'HgaxXsida, Aafwztfiov, CIG 
1692 (besser bei Koehl Beitr. z. griecb. 
Epigr. p. 5) Tanagraeer, 
Ayaiuevtog , Ildzooivog , Aioyoiojrda, 0so- 
uvdozov, Agyidda, XX 198,' 197 [XXIII 
502 unbest.]. 
Auch wohl die beiden Decrete mit teilweise 
fehlendem Archontennamen XXIII 501. 502 ge- 40 
ho'ren in unser Jabr: a. (Qoivion-o)g, beide i'iir 
'HgaxXsZoi d-V 'IraXiag. 

vaox. 'Exv/imvSa xai KaXXixgdzsog, ebd. ; zoi nm- 

X.rjzijQeg rav hexazdv • IIv&oSoiQog , 'HgaxXsiSag, 

'AX.xtreifia; , KAevif-di-qg , IIoag~!ag , Evqjoavzog, 

XX 198, 195. 

Vatername: 0oivlcov Eb&la PovX. a. 320; der 

Vater Evdiag Soiricovog povX. a. 332. 

c. a. 321/0. Avacov (I).*) [320]. 
lAoyi/.a, KXe.mrog , TluoiX.a, Aa/toozodzov,h0 

Ayolrov. XX 198, 200. 
)— — — XXIII 503 verbunden mit VI 
229, 64. 

vao.-i. 'Ezvucovda xai Ka/.Xtxodreog XX 198, 200. 
t. n:a>/.i)zijocg z. Sex. , dieselben wie a. 322, ebd. 
Der a. biess wohl Avrxov Xaouavzioa a. 339 
ebd. (Zeuge in Elateia IGS III 111), ein Jvomv 
war (tovX. a. 349; sein Sobn Tetaiag Avaoivog 
(iovX. a. 323; sein Enkel Aiao>v fjovX. a. 290. 

e. a. 320,19. MaluaXog.*) [319]. 60 

d fiovXd zoi .Teoi ■ Ezv/wjvdav Aaoioiov, Evifoar- 
zov Qtoydfjiog , XvXoyov Aauozifiov , AXxajxzvrj 
'AfMftozodzov, Evdyogor Beoydoiog, AdffiXov Nt- 
xaiov, 'S.svana Aaudv&evg, Adficova Axoaz?'jzov, 
Zrjviav'Ayria, K/.eddafwr Avzla, (doiviwvaEvdia, 
fLzvdrfU.ov <I>iX.ofii]Xov, Sojzi/ildav KXJcorog, Avd- 
igavdgov Ssvotidfiov, E^ryagidav Aimvog (Sem. 
unbest.), XX 198, 203. 



vaoTi. 'Ezv/iicovda xai KalX.ixQazeog ebd. 

^ c. a. 319/18. AioxXfjg (I).*) [318]. 
fiovX.i'Ayvia, Xagi^svov, Adji,(x>vog,'OQsaza,'AQyiXa' 
\Il£iday6(>a, BovXmvog, Evxgirov, "Hgvog. 
XXI 313 zweimal Korinthcr (Briider). VI 235 
Orchomenier. Messenierbasis nr. 3 : Messenier aus 
Thuria. XXI 315 zweimal Megarenser [XXIII 
522, unbestimmt, ozoi%r]ddv]. Das Archontat ge- 
hSrt mit dem folgenden zusammen dicht vor oder 
hinter (oder zwischen) die Keihe a. 328 — 320. 
AioxXfjg war schon fiovX. a. 348. 

e. a. 318/17. Agykifiog.*) [317]. 
§ovX. Aoamodwgov, AXxai.dvsog, KXsoqidvsog. 

Messenierbasis nr. 1: Messenier aus Itbome. 
Uber das Jahr s. voriges Archontat: Agyszi/xog 
ist (SovX. a. 325. 

c. a. 317/16. Kogiv&dzi/iwg.*) [316]. 

§ Ida, — , — [z. B. Evagyida, 'Ogviyjda etc.]. 

XXI 261, vgl. XXIII 357, 1 Achaier aus Aigira. 
Kogivdozi/tog war jHovX, a. 341 und 324 [s. Nach- 
trag], 

c. a. 316/15. 'Eeifas.*) [327]. 
fiov).. Xsigia, [KJgdxmvog, Avztydgov , Agyidda, 
AXxtvsida. XX 636 Knidier. 
Drei der Buleuten in der Eeihe a. 332—320 
vorkommend , also unser Archont kurz vor- oder 
naehher [s. Naehtrag zum J. 327/6]. 
a. 315/14. 'Ogsozag (I). 
povX. XeoxXJovg , Qoiriwrog , Nixia, VI 232, 66. 
[Zwei neue Decrete XXIII 524, das erste un- 
bestimmt und azoi%., das zweite fur zwei Li- 
paraeer]. 

'Ooiozag Zeuge in Elateia IGS III 114; povX. 
a. 319. 

c. a. 314/13. 08<iXvzog. 
fiovX.evovzog 'Esayireog W.-F. 466 Naxiersaule. 
[SovX, KXeotpdvsog, AlvrjaiXa XX 557 Arkadier aus 
Kleitor. 
Ob oben zwei verschiedene Semester gemeint 
sind , ist unbestimmt. || SsdXrzos war iagofiv. 
a. 342, darum gehort das Archontat viellcicht vor 
die Eeihe a. 328—320 [s. o. beim J. 355]. 

C. a. 313,12. $aTri; (I). 
fiovX. Enrjodxov, EysxgaziHa XXI11 503 ein Stym- 
phalier xai zoi aScXq;sot. Schrift der Thurioi- 
stele (a. 337) selir ahnlicli, s. Naclitrag. 
c. a. 312/11. MeyaxXfjg. 
fiovX. 'Eycxgazida, Agiazo { udyov , Agyidda, IIoX.v- 
xXi]zov. 
Messenierbasis nr. 11 u. 12: zweimal Messe- 
nier; XXI 318 Megarer. Der Vater des a. ist 
Ai-xXvog Msyax'/Jovg n:goiaig. a. 382, MeyaxX.fjg 
selbst fiovX. a. 304. Der fiovX. Agwzdfiayog schon 
fiovX. a. 343. 

c. a. 311 10. Aid 16 [as]. 

povX. m&dwg, 'E ib[a]. 

Annali 1861, 72. Der Buleutenname Tlizdig 
(so) auch in unedierten Inschriften (Bourguet). 
[Die Teste soeben ediert XXIII 527 unbestimmt. 

azoiy. PovX. AXegidly.ov, [ id]a, Ili'z&iog 

und ebd. 529 povX. IlhOio;, <Pd . . ., Avxojziov 
(etwa Avxwxovl). Homolle hat auch den Test 
der Annali a. O. wiedergefunden und bestatigt 
dessen Lesung a. Ai&U . ., nicht, wie oben er- 
ganzt, Aii)ib[aj. Ob alle drei Texte zu miserm 
Archontat gehoren, bleibt zweifelhaft, wahrschein- 
lich aber die beiden ersten. Die Zeit aller giebt 
auch Homolle als das Ende des 4. Jbdts. an; 



2617 



Delphoi 



Delphoi 



2618 



I. / Ileii 

5( 

ynvi 



auch veroffentlicht er ein Anathem des Pitthis 
an Dionysos.] 

c. a. 310/9. EipovXiSag. 
povX. Aiooxovglda, Ilsc&aydga, Aagioiov. 
VI 233, 67 Akamane aus Thyrreion. 
c. a. 309/8. KledSanog (I). 

PovX. lIoXv[xXrJTov], — aivog XXIII 505 

unbestimmt. Schrift der Thurioistele (a. 337) 
ahnlich, s. Naehtrag. 

C. a. 308/7. Aa/ioxgdzr/g (I). 

PovX. — , Xag . . . ., XXIII 519 Arkader aus 

Perner unediertes Fragment einer vaojzoioi-Uech- 
nung (Bourguet). Aa/ioxgdzyg war PovX. a. 327 
und a. 323, doch ist ein Homonymer zugleich 
mqvz. a. 327. Sein Archontat konnte daher schon 
bald nach a. 320 gehoren. 

C. a. 307/8. Avziydgrig. 
povX. Esvoozgdzov, Ilvggivov XXIII 544 unbest. 
Der a. nur noch als p. a. 316 (spater vom 
2. Jhdt. ab haufig). Xenostratos p. a. 341. Die 
Zeit unseres a. ohne Zweifel etwas alter als der 
Beginn des 3. Jhdts. (Homolle). 

c. a. 306/ 5. 2agjzdda>v. 
PovX. t neiftayoga , rXavxcovog, Evxgirov XXIII 
507 . . . teiig «f . . . 

v&odmgov , Aa[izmvSa^] , TIoXvxXz)Zov , 
, —, XXIII 508 unbest. und Magnet. 
Bourguet setzt den a. wegen Schrift und 
Buleuten in die J. 310—300. 

a. 305/4 

c a. 304/3. Tt/ioxgdzrjg (I). 
povX. Xaigtjxtovbg, 'AysXdyov, MeyaxXiovg, 'jhxoza, 
SvXdyov XXin 510 Mytilenaeer (Sohn des att. 
Proxenos Apollonidas, Demosthen. XL 36). 
Der Vater des a. ist entweder KXeow Tifio- 
xgdzeog p. a. 348 oder IlavzaXJmr Ti/wxgdzsog 
p. a. 326. 

e. a. 303/2. 'hgwvdag. 
.Fragment eines anonymen Decrets, Buleuten- 
namen in Liicke verlorcn , 3. Jhdt.; Inv. 1577.' 
Homolle brief!. [Jetzt odiert XXIII 544]. Der 
Vater des a. ist XaigoXag 'Iegmvba a. a. 343, 
hgopv. a. 336, p. a. 328, also unser Archontat 
mn 300 v. Chr. ; der Name Hierondas kommt sonst 
nicht wieder vor. 

c. a. 302/1. Sidoyog. 
povX. 'Exexgaztda, Aozvxgdzevg, 'Aylmvos, 'Ayd- 
&a>vog, OgaovxXiog, XXI 318. 
Der a. hiess SvXoyog Aauozi/nov p. a. 320; vgl. 
auch SvXoyog xgvz. 'a. 326, p. a. 285. Der p. 
'Aazvxgdzrfg ist wohl der Enkel des delphischen 
Verbannten vom J. 363; CIA II 54 [da 'Aozvxg. 
jetzt bezeugt ist, liegt kein Grund mehr vor, 
Kirchhoffs Erganzung [Ae.Xq.6g] zu bezweifeln]. 

Vor 300. a. 'Aoiaz [jetzt = a. 341]. 

XXI 578 und Taf. XIX IMlaneus (schwerlich 
ist mit dem Herausgeber an das kephallenische 
Pale oder das aehaeische Pellene zu denken ; viel- 
mehr wird die spartanische Perioekenstadt Pellana 
gemeint sein, vgl. u. a. Niese IT 564, 5). 

Die Schrift weist zweifellos auf das 4. Jhdt. 
und zwar auf den Steinmetzen der Naxos-Pro- 
manteia a. 314 (a. OeoXizov). Daher ist wohl 
of. Agiaz[corifiov] a. 341, vielleicht schon S. Agi- 
ot[oSsvov] a. 351 zu erganzen, falls hier kein 
neues Archontat vorliegt. [Ersteres soeben be- 
statigt; der a. heisst Aristonymos a. 341 und 
hat als 4. Buleut ['Agio]xmv, XXITI 349.] 



c. a. 299 {"A&a^pogl). 
In unedierten Naopoioi-Piechnungen stehen drei 
Archontate "AdapPog, 'HgaxXeidag, Agy.tddag die so 
aufeinanderfolgen, vielleicht mit Intervallen, die 
aber nicht bis a. 236—233 herabgeriickt werden 
kSnnen, sondern den J. 319—260 zuzuweisen sind 
(Bourguet brief!.). Wie sie sich darnach zu 
den homonymen Archonten der J. 236, 233, 228 
verhalten (etwa Grossvater?) bleibt vorlauflg durch- 
10 aus unsicher. 

c. a. 297/6. Evdoxog (J). 
PovX. Agiazayoga, Avoarrog, 'Bgov, 'Agiexwvog, Ilei- 
ai&sov, 
XXI 317 Megarer; XXI 306 unbestimmt; ebd. 
Makedone. [Der letzte Buleut heisst nach XXI 317 
nicht Ilgag'e'a oder dgl., sondern Jleioi&iov. Diesel 
Text wird XXIII 355 irrtiimlicb dem neuen a. 
Lykinos a. 333 zugewiesen; vgl. Naehtrag]. 
Der a. wohl nicht Evd. Exr\gdxov ng. a. 339, 
20 sondern ein Vorfahr der Evboxog-TIga^iag (Stemma 
Jahrb. 1889, 560), Vater des p. 77 e afmj a. 267, 
Sohn des ng. nga^iag a. 336, p. 323, nwX. 322. 
Er lebt noch als p. a. 268. 

c. a. 295/4. 'Iamv. 
PovX. AapoydgEog, Aafiozi/tov/Aozvxgdreog, Aauia, 
Adsifidvzov Inv. 1561 (un ediert, Homolle briefl.: 
3E, 3. Jhdt.); drei Korkyraier. 
Der Name des of. nur alsTowr p. a. 217, wo 
sich zugleich auch Damoas als Buleute findet. 
30 _ 'Aozvxgdztjg ist p. c. a. 302, darnach die vor- 
laufige Datierung. [Text soeben ediert XXIII 545, 
wo nach dem Schriftcharakter ebenfalls der An- 
fang des 3. Jhdts. als Zeit angegeben wird.] 
c. a. 293/2. "Iegog. 
Unedierter Text erw. XX 610 (Inv. 718). Zum 
a. vgl. IIvi}68aigog 'Isgov no. a. 338, ixgoaig. 332, 
ttwX. 322, dann den Sohn"7^oc p. a. 297. endlich 
den Enkel Ilv&ddmgos p. a. 251. Sollte Schrift 
und Zeit der unbekannten Inschrift sich als jjinger 
40 herausstellen, so miissten wir in unserem a. den 
Urenkel erkennen und ihn zwei Generationen spater 
ansetzen, um 225 v. Chr. 

c. a. 289/8. Agwzo^evog (Ify 
PovX. KaXMxgdzeog, Axrjfidvzov, Mai/tdXov 

XXI 309 Aitoler. Die Unterscheidung vom 
Grossvater, a. a. 351, und die Datierung steht 
Philol. LVH 532, 13. [Die Existenz eines jiingeren 
a. Aristoxenos wird jetzt zweifelhaft durch ein 
kleines Fragment mit den Buleutennamen Mai- 
50,«a/.o,-, Evorgavzog XXIII 349; es lasst wohl auf 
'das II. Semester des d. Aristoxenos I. a. 351 
schliessen mit den vier Buleuten KaXXtxgdztjg, 
Evygavzog, 'Axi'itiavzog , Mai/zaX.og.] Der Name 
des a erscheint erst wieder um 160 v. Chr. 

c. a. 285/4. 'Ogvtyidag (IT). ^ 

P. KaXXixgdzeog, SvXoyov, Xagighm; 'h.-zdgyov, 

'AyiXa [AvoMuov wird vor AyeX.a in XXIII 

350 hinzugefflgt, bezw. aufrecht erhalten ; vgl. 

sechs (?) Buleuten a. 341] 

60 XXI 316 Megarer; XXI 319 unbestimmt: XX 

584 Knidier. XXIII 374f. je dreimal ein Pella- 

neus (Achaia). Der erste Text zeigt oxoiy. u. 3£, 

die ubrigen nicht; so wiirde man jenen in das J. 334 

verweisen, doch flnden sich drei seiner Buleuten auch 

in XXI 319 und XX 584. Freilich sind die Namen 

nicht tiberall gieich sicher, und es konnten die 

zwei letzten Texte und a. 'Ogvry. II vielleicht 

c. 30 Jahre jiingcr anzusetzen sein; hier kommt 



2619 



Delphoi 



Delphoi 



2620 



unser a. nochmal vor als povX. a. 254. [Jedoch 
setzt auch Perdrizet soeben unsern a. in das 
erste Viertel des 3. Jhdts., XXIII 350 vgl. 376.1 

c. a. 282/1. 'HgaxXsidag (II). 
povX. [AJagtolov, 2axsSdXXov, Adfiwvog XXI 293 

Megalopolit. 
p. 'Afidfifiov, Eevcovog, 'Iaoifidyov XXI 314 Megarer 
(als Stratege IGS I 1—6); XXI 290 Megalo- 
polit [der Text hat a. EvxXeida, aber unsere 
zwei ersten Buleuten]. Derselbe a. kommt auch 10 
in einem oxoiyr/8. geschriebenen Nachtrag zu 
den Naopoioi-Rechnungen vor [bit 'HgaxJXeida, 
sivXaiag rjQivas (Bourguet briefl.), s. o. a. 299. 
c. a. 280 ('Agyriddag'!). 
In unedierter Naopoioi-Rechnung. S. beim 
J. 299. 

c. a. 279. Aiooxovgidag. 
povX. Kgdxcovog, — ,'Imzdg-yov XXIII 546 . . . pheus. 
Dieser soeben edierte a. ist der Bnkel des 



Qdufios im J. 341 und 324 bezeugt; ob hier 
die Enkel um 275, oder die Ururenkel um 210 
zu erkennen sind, bleibt noch unentschieden. 
Die iibernachste Generation (die 7.) wird durch 
KXsvpovXog um 145 reprasentiert (VI. Pr., 
W.-P. 34). 

c. a. 275/4. Bdxxog. 

PovX. KXsoSdfiov, 'Ogeoxa, "Agycovog, Zrjvsa, 'AjtoX- 

Imviov Inv. 298 (unediert, anonymes Decret, 

3. Jhdt.). Homolle briefl. [Dieser Text und 

ein neues Decret soeben ediert XXITI 554, 

letzteres fur einen Megarer.] 

Der Name des a. hier inschriftlich in D. zum 

erstenmal; zu den Buleuten vgl. 'Ayddcov 'AnoX- 

Xcoviov a. 189, 'Ogsaxag II a. 255, also unser Text 

wohl zweites Drittel des 3. Jhdts., das aber bereits 

mit Archonten gefiillt war. [Da das J. a. 217 

(Dexippos) jetzt frei wird , s. u. , kann unser a. 

Bdxxog dorthin riicken. Die Schrift gehort ,in 

p. a. 324, 310; er selbst als p. a. 241. Ahnlich 20 die 2. Halite und selbst an das Ende des 3. Jhdts. 1 



der Buleut Kgdxcov a. 240, 219 (Grossvater 316), 
und "Innagyog p. 285 (Grossvater 355, 345, 340). 
Auch die Schrift weist auf die erste Halfte des 
3. Jhdts. (Homolle); darnach c. 280—250. 

a. 278/7. 'Egcov 
isgofiv. oivX. iagtv. : die Delpher sind nicht ver- 
treten; CIA II 551. Jahrb. 1894, 500, amph. 
Decret fur die attischen Dionysos-Techniten. 
Wegen der phokischen Hieromnemonen friihe- 
stens 278/7, Jahrb. 1897, 808. Zum a. vgl. 30 
seinen Vater "AgyvXog 'Icgcovog p. a. 351, seinen 
Bnkel 'Isgcov p. a. 222, sein Ururenkel 'Ugcov 
OeodoTov VI. Pr. (150—140). 

C. a. 277/6. 'EgdoiTrnog. 

fiovX. Xagi^evov, Aiaxida, MeXusaiowog, Inv. 2591, 

drei Decrete, davon die ersten zwei ohne er- 

haltene Ethnika, (laLsdnttciur'lF.goxXrjg'ligatvog 

Svgaxovoiog. — Inv. 744 zwei anonyme Decrete 

mit dem Anfang des ersten Buleuten Xagfi^e- 

vog]; 3. Jhdt. Homolle briefl. 40 

Zweifellos ist in dem erhaltenen Proxenen ein 

Verwandter des Tyrannen von Syrakus, Hieron II 

(' IegoxXeovg), zu erkennen, der um 274 (bezw. 270) 

v. Chr. zur Herrschaft kam und bis 215 v. Chr. 

regierte (Niese II 177). Da seine Nachkommen 

andere Namen fiihren, kann man wohl nur an 

seinen Vater denken und die Zeit des Decrets 

etwa derThronbesteigung des 36jahrigen Hieron II 

gleichsetzen. Damit stimmen auch die Namen 

des a. und des ersten Buleuten ; denn Charixenos I 50 

(338—319, s. bei 332) und Erasippos I Avoia 

(yga/i/i. r. p. a. 332) stehen parallel den gleich- 

namigen Enkeln Charkenos II (285 — 233, s. bei 

a. 254) und Erasippos II (260—232), so dass 

unser Arcbontat in die J. 280—260 gehoren wird. 

'Egdo. p. a. 260, 233, 232 (auch 222, doeh wird 

dies Jahr besser zwei Decennien emporgerikkt, 

s. u.i. Auch der zweite Buleut Alaxida; hat da- 

mals fungiert, a. 249. [Die ersten drei Decrete 



Homolle. Er vergleicht u. a. die beiden Bu- 
leuten Archon und Kleodamos des J. 204.] 
c. a. 274 /3. 'htxoxag. 
Text unvollendet, XXI 314 Leukadier [vgl. 
XXIII 350]. Der Name des a. in D. unerhort 
[soeben als p. a. 304 bezeugt ; also unser a. wohl 
Anfang des 3. Jhdts. zu setzen]. 

c. a. 273/2. Ti/iow. 
PovX. Agytdd/iov, Esvwvog, Nixdvdgov. Inv. 3700 
(unediertes, anonymes Decret, oxoiyrjdov, aber 3, 
4.-3. Jhdt.). Homolle briefl. 
Seit dem Delphier Tifimv 'AvdgopoiXov a. 480 
(Herodot. VII 141) kommt Timon erst wieder von 
a. 194 ab vor, hier wohl des letzteren Grossvater. 
Der Buleut 'Agyidafiog ist a. a. 251, — also unser 
Text etwa Mitte des 3. Jhdts., die aber bereits 
mit Archonten gefiillt war. [Der Text soeben 
ediert XXIII 521 , als Zeit wird die Wende des 
4. Jhdts. vermutet.] 

a. 272/1. 'Agiozayogag (I). 
/?. Xagiq'hov, Ehoivog, Oevdwgida Anecd. 56, fur 
die Alexandriner oi an Aiyv.ixov, paodsvovxog 
UxoXsfiaiov xov IlioXe/iaiov jiaoikicog , vgl. 
Jahrb. 1897, 821f. 
legoftv. (xvX. ojicug.) AgytdSa, Muvxia W.-F. 3 So- 
terienliste. Die Datierung: Jahrb. 1894, 504 
und 1897, 817ff. [Die vier Soterienlisten, a. 272 
— 269, stellen ein olympisches Quadricnnium 
dar, A. Mommsen Philol. LIX 36, 31, d. i. 
Olymp. 127, 1—4.] 

a. 271,0. 'EfjueviSag (I). 
PovX. KaXXixXiog, Esrcovog, 'Aoioxo>rog, 'AoyJXa 

VI 224, 57. Jahrb. 1896,620,9, Naupaktier; 
XXI 281 Megalopolit. 
kgouv. (xvX. o.t«g.! KJ.eoAduov. Alayoitav&a 

W.-F. 4 Soterienliste. Die Datierung wie bei 
a. 272. 

a. 270/69. Xtxobauog (I). 
kgofiv. (.-ro/.. 6z(og.) Tlvilioig' 'Agiaxoxgdxovg, 



soeben ediert XXIII 549, die letzten zwei ebd. 60 'Ardgmvo; CIG 1689b. Jahrb. 1894, 504, amph. 

552; ausserderu ein neues fur den bekannten '" " *" " " " 

Athener rXaixmv 'ExeoxXiovg , den Bruder des 
Chremonides, ebd. 547. Alle erweisen unsere 
Zeit: um oder bald nach 280 v. Chr.] 
c. a. 276/5. KXcofSovkog (II). 
P. — , — , [Kogijvdoxifiov, Jahrb. 1896, 633, 23, 

wohl Messenier. Der Grossvater des a. war von 

333—324 (s. zum J. 324), der des /?. Kogiv- 



Deer. f. Amphiktioneiidiener; W.-F. 5 Soterien- 
liste. Die Datierung: wie bei a. 272. Der 
Grossvater des a. ist xg. 338, der a. selbst noch 
p. a. 268; im iibrigen vgl. a. 205. 
a. 269,8. KXewvSag (I). 
PovX. "Avdgcovog, 'AgytdSa, 'AXelgdgyov 

XXI 280 Mantineier. 
lsgo/iv. (xvX. oncog) BovXwvog, Ilvogivov 



2621 



Delphoi 



Delphoi 



2622 



W.-F. 6. Jahrb. 1894, 504 Soterienliste. Die 
Datierung wie bei a. 272. Der Name des a. erst 
wieder von a. 168 an. 

c. a. 268/7. Avdgoxi/uog. 
P. K).£Ofidvxiog, Ev&oxov, 'Agiarimvog, Nixoddpov 
Leake Trav. in North. Gr. II 637, 7. Le Bas 
II 857 Histiaier. Die Datierung: Jahrb. 1894, 
510. 1897, 826. Der a. kommt nie wieder vor, 
vielleicht 'Avdgovixog zu lesen. 

c. a. 267/6. 'Ayaiixevrjg. 
povX. KXeofj.dvtiog'AvSgmvog, BovXwvog, Hvggtvov, 
MfavxiaJ, V 402, 10 Kyprier [nur die ersten 
drei Buleuten]. VI 224,' 56. Jahrb. 1896,631, 
18 Messenier [nur die letzten zwei Buleuten]. 
povX. 'Iaaifidyov, Ilga^ia, 'Efipeviba, 'Eysxgaxiba, 
"Isuioivog W. F. 16 Metoike. 
Ob die ersten fiinf Buleuten wirklich zu einem 
Semester und Archontat gehoren, ist noch zweifel- 
haft. Der Grossvater des a. ist 'Ayaifi. Aa/iaiov 
ngoaiQ. a. 332, Zeuge a. 328 (IGS HI 115), p. 
a. 322, er selbst ist noch p. a. 239, sein Sohn 
Aafiaiog a. a. 241. 

a. 266/5. KaXXixXfjg (I). 
povX. Aioxgiwvda, Ssvmvog, 'A^cpioxgdrov, 'Ayvia, 
4>iXo[iivzvg VII 426. Philol. LVTI 658 Kyllon 
d. Eleier; Bull. XXI 280 Megalopolit. 
isgo/iv. sivX. Sumo. {IIvMoig) • Atigi&sov , "Hgvog 
Anecd. 45. Jahrb. 1894, 516 amph. Deer. f. 
[Aitoler] aus Naupaktos. Die Datierung und 
Unterscheidung vom jiingeren a. steht Jahrb. 
1897, 830. 

c. a. 265/4. 'AgysXag (I). 
PovX. KaXXixXeog, Agiaxofidyov, Nixobwgov 

Anecd. 51 Alabandenser (drei Bruder). [a. 
['AgiJiXa, p. Mevdi'dgov , A a/icavog , KXeoxi/iov 
lautet unediertes Decret auf dem Cippus Inv. 718 
(dessen Abklatsch Homolle soeben gesendet) f'iir 
MeyaxXfjg Soiauidxgov NeouioXhtjg. Es sind das 
aber die Buleuten des a. Agtoxlcov I a. 249! Dar- 
nach hat sich der Steinmetz der neuen Inschrift 
verschrieben , oder wir haben einen Archon suf- 
fectus in einem der beiden vor uns; jedenfalls 
aber gehoren diese beiden Archonten unmittel- 
bar zusammen.] 

c. a. 264/3. ('A)xuoihag (I). 
povX. 'AyA6[yo]v{l), [Ev](p[gd]v%ov {'>)., [&]a[g]- 
qixwvog XXI 292 Phenikos. Die letzten Bu- 
leuten lauten im Bull. [0e]o[<pd]vxov . Xaigi- 
xmvog [alle drei finden sich so niemals wieder, 
sind also verlesen. Eri t garzog kommt 351 — 320 
oft vor, hier wohl der Enkel. ®agglxa>v p. 
a. 260, sein Grossvater Oagg. Ei<dd,uov p. a. 327, 
sein Enkel 0agg. TiiioxXiog Freilasser a. 189, 
W.-F. 361]. Vielleicht gehOrt das Archontat 
wegen Nachbarschaft mit den a. der J. 220 
und 217 zwei Generationen tiefer. Damals lebte 
ein Ateisidas als p. 211. er ist der Vater von 
Zevcov'Ax. (189—160), 'OgOaTo; 'Ax. (185—177), 
KXeodaftog 'Ax. (178 — 176). Doch wegen 0ag- 
qixwv P- a. 260 zunachst unsere Zeit wahr- 
scheinlich. 

c. a. 263.2. 'Apziviag. 
PovX. Tiuoxgdxevg, KaXXixXevg, Add/ipov 

XXI 313Megarer. Vielleicht ist das Archontat 
10 — 2m Jahre junger. Der a. ist i£oo,uv. a. 234, 
sein Enkel lebt a. 195, 187, 158. 

c. a. 262/ 1. Tifioxgdxqg (II). 
PovX. 'Eyijifia, Agiax . . . ., — , — — , XXI 317 



Megarer (seine Grabschrift IGS I 151); un- 

edierte Texte mit 5 Buleuten erwahntXX 637 not. 

Vielleicht ist das Archontat 10—20 Jahre 

junger. Der Urgrossvater des a. entweder JCUW 

Tifioxg. p. a. 348 oder IlavxaXewv Tiaoxg. p. 

a. 325; sein Grossvater a. a. 304; er selbst noch 

p. a. 263, 260, 254, 253; vielleicht Nachkomme 

von ihm (Tip. Evxgdxsvg) in IX. und X. Priester- 

zeit, 130—100. 

10 a. 261/0. $iXo)v (I). 

povX. Egdxwvog, 'HgaxXeida, [GevJxsXsog, Ilei&a- 

yoga, Agiozimvog Inv. 705 (unediertes, anonymes 

Decret oberhalb eines Textes aus dem Jahre 

des a. nXelozmv [a. 246], 3. Jhdt.). Homolle 

brieflich. [Soeben ediert XXIH 553] 

Der erste homonyme unseres a. ist 4>iXcov 

Aaftsa a. 196, wohl sein Enkel; vgl. den Buleuten 

&eoxsXrjg als a. a. 256. 

a. 260/59. Afivvxag (I). 
20 PovX. (I Sem.) Ad/j-covog, Ildaoyrog, 'Linia, Evxa- 
gida, 0aogix<ovog XX 637 Knidier. 
povX. (II Sem.) Tifioxgdxeog , A&d/j,pov , KaXXi- 
xXeog, EgaoLunov Ostm. XII. Philol. LVIII 68 
Thebaner (t als Strateg 245); XX 558 Chier 
(Hieromnemon). 
Ugofiv. (nvX. oxoiq.) Nixo/tdxov,Ayd#a>vog Thiersch 
2, Jabrb. 1894, 507, vgl. 1897, 830, amph. 
Deer. f. Kallikles. 
Die Datierung: Jahrb. 1897, 822ff. Ob die 
30 vier Buleuten des II. Semesters zu einem Semester 
gehoren, nicht absolut sicher, Philol. LVIII 69; 
wenn nicht, ware ein a. 'Afivvxag II zu consta- 
tieren, vgl. die beiden A/.ivvxag-Bu\e\\ten a. 205. 
Der a. ist p. a. 244 und 238 , sein Enkel 'Aft. 
EvdcoQov ist von 192—158 bezeugt, eventuell 
schon p. 205; dann ware der a. EvSwgog 215 
der Sohn unseres a. 

a. 259/8. Nixatdag. 
povX. Xdg>jxog,'Afiq>ioxgdxov, XaigetpdveogY 403, 12 
40 Alexandriner. XXII 409 Sidonier aus Beirut 
(ey Bagvxiov). 
koofiv. (xvX. oxcog.) Ilgaoyov, TD.eofidvxtog 

" Anecd. 42. Jahrb. 1894, 507, amph. Deer. f. 
Kallikles. Vgl. Jahrb. 1897, 830. 

Die Datierung: Jahrb. 1897, 822ff. Der a. 
ist kgouv. a. 258, seine Sonne 'Efifisridag und 
Kgixmv Xixatda leben noch im J. 201 (W.-F. 
384); ersterer ist a. 197. 

a. 258 7. Aioiv (II). 
50 povX. Eyexoaxida, Eivwvog, Eiifaxov 

Anecd. 60. Jahrb. 1894, 508 fur Kallikles. 
PovX. rooyi-ixov, rXavxo)vog, Eviiutov, KXeo- 
So'igov' ndxgcovog XXIII 376 Arkader aus Me- 
galopolis (dasselbe Semester wie vorher?). 
kgouv. (wohl .-it'/., ojzwo.) Eyexgaxida , XrxatSa 
Anecd. 11. Jahrb. 1894. 508 amph. Deer. f. 
Kallikles. 
Die Datierung: Jahrb. 1897, 822ff. [und jetzt 
XXIH 370 fur die Jahre 280—234 wegen des 
60 arkadischen Miinzzeichens auf dem Stein ; vor 
allem ebd. 566. wo ein neues Hieromnemonen- 
Verzeichnis unseres Jahres ediert ist, dem die 
Verdingung der Arbeiten fiir das Pythienfest 
des laufenden Jahres folgt. Damit ist der obige 
Ansatz des a. Aioiv auf ein Pythienjahr bestatigt]. 
Die Vorfahren des d. s. bei a. 336; er selbst p. 
a. 249; sein Enkel wohl Auov KJJoivog 199-187 
und vielleicht schon p. a. 216. 



2623 



Delphoi 



Delphoi 



2624 



a. 257/6. Ilgdozo;^ 

tegofiv. {nvl. ojzwg.) Aafiovt'xov, Ev&vdtxov; (nvX. 
fjgiv.) Tagavzivov, Aec~cbvda, Leake n. 8 und 9. 
Jahrb. 1894, 511, zwei amph. Deer. f. Kallikles 
[der Name des ersten Hieromnemonen kommt 
me wieder vor, er ist wohl verlesen aus Aafio- 
zlfiov]. 
Die Datierung: Jahrb. 1897. 822ff. Der a. 

ist iegofiv. a. 259, p. a. 248, sein Enkel Ilgdoyog 

AgyeXa ist von 203 — 185 bezeugt. 

0. a. 256/5. &eozeXrjg. 

povX. Ssvooxgdzov , 'Ezvficbvda , KXeayvog , Ayia 
XXI 309 Aitoler. 
Der a. ist p. a. 255, sonst unbekannt. 
c. a. 255/4. 'Ogiatag (II). 

PovX. KXicovog , Msvdvdgov , BsozeXsog XX 583 
Knidier. Nach XX 637. 2 giebt es noch andere 
Texte mit fiinf Buleuten. Der Gross vater des 
a. ist 0. a. 319, a. 315; er selbst ist p. 234, 
iegojiv. 226 ; wohl sein Sohn ist KXicov 'Ogsaza, 
der a. 198 oder 197 als vscoxogog stirbt; ein 
anderer Sohn ist EvyagiSag p. 219, vgl. dessen 
Sohn (also Enkel unseres a.) 'Ogeoxag Eityagida 
198—153. Ob Aa/tsvtjs 'Ogioza 188—145 des 
letzteren Sohn und Urenkel unseres a. war, ist 
weniger sicher. 

c. a. 254/ 3. Xagi&vog (II). 

PovX. Xdgrjxog. Tifioxgdzeog, KaXXitpaveog, Avoio- 
vog Ostm. XVII. Philol. LVIII 72 Aitoler; 
XXI 279 unbestimmt, hier ist unser a. zu er- 
ganzen). 

povX. Kgtzcovog, 'Agiozoxgdze.og, 'Ogi'iyJSa XXI 117 
Olynthier; (XX 584 Koer; ebd. Akarnane; ebd. 
drei unedierte erw.). Den Grossvater des a. 
siehe bei 332; er selbst ist p. 285(¥), 272, 233; 
sein Enkel Xaglg~. Afivvea lebt 193 — 169. 
e. a. 253/2. AiaygicbrSag. 

fiovX. Tt/ioxgdzeog, [Aafiajiov, 'Ayimvog XXI 291 
Tegeat. 

PovX. (dgaovxXiog , Sevoydgsog , 'Ayvia XXI 308 
Aitoler. Der Grossvater des a. ist wohl Aioyg. 
'AyeXa p. a. 327 und 322 (vgl. jedoch Te/Jda- 
jing Aioyguavda p. a. 339) ; er selbst ist koofiv. 
271, p. a. 266 und 235. 

c. a. 252/1. Agiozdfiayog. 

povX. — , — , fidyov XX 590 Promantie f. 

Knidos. 
Der Grossvater des «'. war p. 343 und 310 ; 

er selbst ist p. a. 265, 246, 240 ; wohl sein Enkel 

'Agiazofi. AgwxopnvXov ist p. 220, 218, 207 und 

bezeugt von 203—180. 

c. a. 251.0. Agyjdafwg. 

PovX. 'Agtazayoga, Ad/twrog . Addfipov XXI 307 
und 308. je ein Aitoler. 

fiovX. [KXeof.ia.rTl] log. IJvdodcogov. AyaoiXdov ([?), 
&eooaXov XX 609 Athener; XXI 317 Megarer. 
Der a. nur noch als p. a. 236. 

c. a. 250 49. ['Iardbagl]. 

povX. Attrorog, . . . . og , Adavitorog . — . Evya- 

giba XXI 315 (wohl Megarenserj; unediertes 

Decretfragmcnt (ect. n. 154 A: a. 'lazdda. p. 

— , — , Adariojrog. Astvojrog, — ). 

Adviov als p. findet sich bisher nur in diesen 

zwei Texten, daher sind sie vorlaufig in dasselbe 

Archontat verwiesen, obwohl der a. in XXI 315 

nicht erhalten ist, Der unedierte Text ist alter 

als ii. Sureag (a. 167, unter jenem stehend); ob 

er aber in die ersten Jahre der IV. Priesterzeit 



um 168, oder in das Ende des 3. Jhdts. , oder 
gar in dessen Mitte, wie oben angenommen, ge- 
hOrt, bleibt durchaus ungewiss, weil das Frag- 
ment zu verstummelt ist. Zum a. vgl. den Vor- 
fahren Xtjgiag 'lazdda p. a. 332; dann 'IazdSag 
p. a. 238 ; dessen Sohn (?) ndzgcov p. 198 ; Enkel 
'Iazdd. ITazg. a. 197 und 195; Urenkel Ildxg. 
'lazdd. a. 178 — c. 135 ; Ururenkel 'lazdd. Hdtg. 
a. 172 — c. 125 ; endlich Ildxg. 'lazdd. von Priester- 
10 zeit X— XV. 

C. a. 249/8. Agwzkov (I). 
PovX. Adficovog, AvSgcovog, Msvdvdgov. K?.soziftov. 
VII 426 unbestimmt ; Ostm. XVI. Philol. LVLU 
71, Aitoler aus Herakleia. 
flovl. Ei'ayoga, Alaxlda, Mavzla, A(o)vog,'Emxgd- 
xeog XX 477 Odrysenkonig Kotys. 
[Unser «. Aristion I gehOrt unmittelbar neben 
a. Archelas I a. 265 oder umgekehrt; s. o.] 
c. a. 248/7. 'A&aviwv (T). 
20 povX. Jlgadyov, Sivmvog, Xdgtjzog Le Bas 867 
Byzantier. 
Der a. hiess 'A9av. lldzgcovog W .-F . 1 (Jahrb. 
1894, 834), war p. a. 241 und 234. [Vielleicht 
gehfirt wegen des p. ITodoyog hierher das neue 
Decret ohne a. in XXIII 381]. 

c. a. 247/6. Atvtjoldag. 
PovX. Ssvaivog, 'AoLGzaydga, Osvoxojzov, 'AXxafxs- 
vsvg, Xdgtjzog XXI 319, sechs Megarer; XXI 
314 Leukadier; XXI 308 und 309 zweimal Ai- 
30 toler. 

Der Grossvater des a. war p. a. 314, er selbst 
f3. a. 236 und 228. 

a. 246/ 5. ITXetozcov (II). 

fiovl. 'Agiozofidyov, 'Ejzagfioazov, Agwjzida, Ezgd- 

zojvog, Agyt-dda Anecd. 48 (Le Bas 876) Ne- 

siot; Anecd. 49 und 44 Thessaler aus Larissa 

[die Namen des zweiten und dritten Buleuten 

sind nicht delphisch und zum Teil unsicher]. 

jiovX. — , . . . xgdzevg, 'AgyjSd/iov, AXxlvov, Evdd- 

40 xov Inv. 705 ; unediertes Decret fur Nixeag 

'OXvfinlyov , steht unter einem Text des a. 

<PiX(Dv c. a. 261; Homolle briefi. [und jetzt 

XXIII 553]. 

hgofiv. (szvX. oizmg.) — , — , {zS>v jzzgi), Anecd. 

43. Jahrb. 1894, 537 und 693 amph. Decret 

fur Schmiickung der Athene Pronaia. 

Als Pythienjahr vermutet und datiert: Jahrb. 

1897, 830; das IIviHoig bestatigt Bourguet aus 

unedierten Kaopoioi-Rechnungen (briefl.). Der 

50 Grossvater des a. ist 328 Epon vmos, s. d.; der 

a. selbst ist /?. a. 244, 239, 233, 215 und 205?! 

seine SOhne Ilndtoir und ''Hgvg IlXdazwvog sind 

197—170 und "178—151, sein Enkel 77/. 77 e a- 

g~o>vog um 152 bezeugt. 

c. a. 245 4. Ev&vwv. 
jiovX. KuXXrxodzFo;. KXtoirog, Kghon'og, Ildoioro; 
W.-F. 17 'Oieus; XVIII 269 kolophonischer 
Dichter. Der a. nur noch als p. a. 228. 
c. a. 244 3. Zevoydgtjg (Ii. 
60 fiovX. Kghoivog, IlXslarriivog, 'Afivvza, Agtazayoga, 
KXsof uvEog Anecd. 52 — 54, Amphipolit ; Phoi- 
nikier; Aitoler. 
fiovX. 'Eyjftfia, Kgdzmvog, 4>t/.vjr8a XXI 318, Epi- 
zephyrier; unbestimmt XX 610 (Inv. 720) un- 
ediert. 

Der Grossvater des a. ist ji. 344 ; der a. selbst 
fi. 253; sein Enkel bezeugt a. 195—176 (a. a. 176), 
der Ururenkel -evoy. IloXv^evov c. 151 — 100, die 



2625 



Delphoi 



Delphoi 



2626 



achte Generation IIoXv§svog Esvoxdgsog c. 120 — 95 

v. Chi. 

c. a. 243/2. Avow (JI). 

PovX. 'Agtazimvog, Aoamodrngov, &t,Xdn>8a XXI 291 
Stymphalier (Erneuerung) ; unediert XX 610 
(Inv. 720) hat nach XX 637, 2 fiinf Buleuten. 
II Avocov I p. 349, a. 321 ; Teioiag Avawvog p. 
a. 323; Avomv U /?. 297; Avocov III /?. 254, 
242, 235, 234, 230, 216; Avowv IV bezeugt 
von 196 bis c. 139. 

a. 242/ 1. Aa/xozifiog. 

fiovX. (I. Sem.) IZvggov, KXevrpdveog, KXeivia, 0i- 
Xlvov, KaXXixgdreog XVIII 229 und 267 Pro- 
mantie fur Smyrna. 

PovX. (II. Sem.) Mifivsa, Ssvoivog, Avocovog, 'Aq- 

Xidda, Adumvog XVLTI 229 und 268 Makedone. 

Auch das erste Decret dieses Cippus XVLTI 

228, Asylie fur Smyrna, gehort wohl in unser 

J ahr ( I. Sem.), das dann nach Vergleichung von 

XVLTI 228, 15 mit der Smyrna-Inschrift CIG 3137, 20 



11 (Dittenberger Syll.i 171) und rait Niese II 
161, 4 nur das Pythienjahr 242 sein kann. Ahn- 
lich fehlt die Datierung im ersten, wird auch nach- 
geholt im zweiten Decret Si. 'Avai~av8gtda a. 211 
Promantie fur Sardes. Aa/ton/iog I p. a. 345 und 
322; Svloyog Aajioxljxov p. a. 320, a. a. 302; 
Aa/xozifiog II p. a. 231, 223, 222; Aafioxt/iog III 
(AvSgovcxov xai Ti/uovg) c. 163 — 139. 
c. a. 241/0. Aafiatog. 



vt/xog, Ayqxogog XXI 279, 280 und 293, drei- 

mal Megalopoliten ; Anecd. 55, 61, 63 Aigi- 

neten, Skarpheus, Thessaler aus Gyrton; Athen. 

Mitt. XTV 35 Erneuerung fur Arkader; 

PovX. 'HgaxXsida, KXeofidvrtog , 'A&dfipov Ostm. 

XI. PhUol. LVLU 67 Alabandenser; VII 416 

Aioleus; ebd. Malier aus Echinos. 

Die Datierung: Jahrb. 1897, 832. Der S. ist 

noch p. a. 238, 223, 219, wird dann Priester (be- 

10 zeugt seit 201) und stirbt als solcher 199/8, Jahrb. 

1889, 515. Sein Sohn war wohl 'ExvftcovSag Ev- 

xXeot, p. a. 212, 205 und von 197—188 bezeugt; 

seine Enkel: Mxlrjg II 'Etv/ubrda 185—158 und 

Agtordftaxog 'Exvfi. 170—158. Doch konnte auch 

EvxXijg KaXXtoxodxov 158-125 in Betracht kommen. 

t a 286/5. 'Aoztddag. 

PovX.'Agioxayoga, Adficovog, Aivtjoida, KXsocpdvevg, 

Agx'Sdftov Anecd. 57, Lokrer aus Larymna; 

XX 584 zweimal Knidier; XXI 315 Megarer 

(sein Vater oder Sohn IGS I 188). 

(?)/?. [2a.oai]6Xiog, Tiftoyevevg, 'Ayrjxogog YXT 

316 Megarer. 
legofiv. sivl. fjgiv. 'Ava£av$gtda , NixoSd/xov We- 
scher Mon. bil. 139 D. Jahrb. 1894, 517. 
Uber die Zuteilung der Buleuten in unser Ar- 
chontat vgl. Philol. LVII 535. Eventuell ist ein 

neuer a. 'Agy mit XX 584 und XXI 316 

zu statuieren. Die Datierung Jahrb. 1897, 832. 
Der Grossvater des a. war /?. 325, 316, 312; er 

sein 




XXI 280 unbestimmt. 

PovX. Nixoddfiov, 'Afivvxa, A Unediertes 

Decret fur einen Mylasseus (erwahnt XX 610), 
Inv. 718 (Homolle briefl.). 
Der Grossvater unseres a. war entweder'^gt- 
oxcovvftog oder Ayaifihrjg Aafialov p. a. 332 und 
327 ; der 3. selbst noch p. a. 253 und 239. 

c. a. 240/39. AioScogog (II). 
povX. Agtoxo/idyov, Agiazoxgdzevg, Aa/ila 
XXI 305 zweimal mehrere Ephesier. 
Der a. ist hgofiv. a. 229, p. 215 ; sein Enkel 
Ai6d. Mvaot&eov bezeugt von 195 — 158. 

a. 239/8. KaXXixXijg (IT). 

PovX. (I Sem.) Kgizoovog, IlXsioxcovog, 'Axatfihevg, 

'Lixia, KXcmvog W.-F. 7, Metoiken (2 Briider). 

PovX. (LT Sem.) Aaftaiov, Evgvfirjdevg, gcvoddftov, 

SrodTtovog, Kgdxoyvog W.-F. 8 Metoike. Ostm. 

XV. Philol. LVIII 70 drei Lamienser. 



otQatay. Tiftalov, W.-F. 14 und Jahrb. 1894, 833 
Aitolerdecret fiber delph. Atelie. 
Zur Datierung: Jahrb. 1897, 828 und Niese 
H 262. Philol. LVIJI 71. 

C. a. 23§/7. OeooaXdg. 
povX. 'Ayd&covog, KoiKovog , 'Afivvza, 'Agioxoxga- 
zevg, 'IaxdSa Anecd. 58 Samier (dreiBrfider); 
Anecd. 47 unbestimmt; Anecd. 62 Kottaeus; 
unediert, fur amphiloch. Argiver; Inv. 718 
(avisiert XX 610). 60 

PovX. Ayvia, EvxXsog, Ilagvaoolov , 'AgiozaoyJSa 
Anecd. 66 Hermioneer (derselbe a. 271; W-F 
4, 29 und Henn. XXLX 539); Bull. XXI 315 
Megarer; Le Bas 863 Malier. 
Ein Vorfahre des a. war 'Excxgaxidag 6so- 
oakov p. a. 332; der a. selbst nur noch p. a. 251 

c. a. 237/6. EyxXije [1) 
povX. Eevoboxov, Goaovfiaxov, 'Agtoxayoga, Mc- 
Pauly-Wi«»owa IV 



235/4. EvSoxo'g (IT). 
PovX. KaXXtxXevg, Agioxcovog, Ael-lnizov, 'AgytXiov, 

Afivvdvdgov Jahrb. 1896, 595 Messenier. 

p. 'AXxafieveog, Avomvog, AioygiwvSa, Ntxia, Me- 

vdvSgov XXI 289 fiinfmal Mantineier; XXI 305 

Amphiloch. Argiver. [Weitere unedierte Texte 

erwahnt XX 610; es sind zwei Decrete, fur 

einen SoXeig und fur einen MexaixovxTvog, und 

40 enthalten beidemal nur drei Buleuten (AXxaft., 

Nixiag, AloxgicovS.). Inv. 718, Abklatsch von 

Homolle gesendet]. 

legofiv. tivX. oTttog. 'Ayioovog (oder Kghoovog), 'Hga- 

xXslSov VII 410 nr. I und XX 585; Jahrb. 

1894, 520 und 1897, 838 amph. Decret fur Ent- 

decker von Tempeldiebstahl. 

Die Datierung Jahrb. 1897, 832 — EvSoxog I 

'Exrigdxov Tig. 339, EvSoxog II a. 297, p. 268, 

Evdoxog LU unser a., das weitere Sterama steht 

50 Jahrb. 1889, 560. [Das obere Semester und der 



Text der Messenierbasis nr. 24 (Jahrb. 1896, 595) 

kann jetzt wegen der oroi^SoV-Ordnung doch 

dem a. Eudokos I a. 297 zugewiesen werden]. 
a. 234/3. ZxgdTOLV (I). 

PovX. (I. Sem.) Avocovog, 'AfiwdvSoov, Tifioyevtvg 
VII 415 Knidier (derselbe im vorigen Jahr von 
den Amphiktionen geehrt), ebd. Eleier (desgl.). 

povX. (LL Sem.) 'Ogioxa, 'fanta, Eivcovog, AXxi'vov, 
'A&avicovog, Athen. Mitt. XTV 34, Arkader aus 
Stymphalos. [Unedierte Texte erwahnt Bull. XX 

, 610]. 

isgoftv. 3ivX. oncog. {Ilv&ioig) 'A&afiPov, Afuivta 
Anecd. 40, Jahrb. 1894, 521 amph. Decret fur 
Stifter von Schilden. 
Die Datierung Jahrb. 1897, 832 ; Pythienjahr 

ebd. 839. Zum a.Tgl. "AvSgcov Sxgdrmvog p. a. 323. 

der a. selbst p. a. 246, 239, 228, 222 ; sein Enkel (?) 

Sxgdxcov BovXcovog a. 197 — 193. 

83 



2627 



Delphoi 



Delphoi 



2628 



a. 233/2. "A&appos (I). 
BovX. (I. Sem.) -, — , — , [ x <W<]&°y>Mxo- 

daftov VI 236, 71 und Jahrb. 1894, 546ff., fur 

die Hieromnemonen dieses Jahres. 
8. Aptoxayoga, Adpcovog, IlXsioxcuvog Anecd. 59, 

Aitoler; Wescher Mon. bil. 137 B. Jahrb. 1894, 

518 Ehodier 

Die Datierung Jahrb. 1897, 832. Die Zuge- 
horigkeit beider Semester zu einem Archontat 
ist nicht ganz sicher, ebd. 837. Auoh bei zwei 10 
unedierten Nachtragen zu den Naopoioi-Eech- 
nungen, die htl 'A&dfiflov datiert sind (Bourguet 
briefl.), bleibt es unsicher, ob sie unserem Ar- 
chontat angehoren oder etwa bei ihrer Stellung 
vor a. TlXeioxcov (246) einem alteren Homonymen 
zugewiesen werden miissen [s. jetzt z. J. 299]. 
Der a. ist p. a. 263, 260, 251, 237, iegoftv. 234, 
8. 229 ; wobl sein Bnkel ist der bekannte spatere 
Priester "A&auBos 'Ayd&covog 203—171 (f). 

a. 232/1. Aanoa&ivtj? (I). 
iegouv. nvX. oTtwQ.'Ayvla, Aafiag/tevov, "Wescher 

Mon. bil. 138 C. und Jahrb. 1894, 523 amph. 

Decret fiir Kamarinaeer. 
Die Datierung Jahrb. 1897, 832. Zum &. vgl. 
AaiioaUvm vor a. 355, teagobdxog der Epidaurier 
in Delphi (Philol. LlV^lff. Z. 3), B. a. 323, und 
den spateren Aafiood. 'AgxeXdov 197—158. 

c. a. 231/0. Aa/ioxdgys (II). 
PovX. 'Avxdvbgov, 'Egaoixnov, Eiagxiba XVII 565. 



a. 227/6. Ntxagxog (I). 
isgouv. nvL rjQtv. "biacovog , 'Avxdvbgov W.-F. 2 
und Jabrb. 1894, 540 amph. Decret fur zwei 
Aigieier. TT „ 

Die Datierung: Jahrb. 1897, 842. Vorfahr 
des a. TeioelBws Nixdgxov 8. a. 332, wobl em 
Sohn IIoXvcov Nixdgxov a. 194. 

a. 226/5 KaXXiag (I). 
lepofiv. avX. oncog. Nixia, 'Ogfoxa VII 416 n. II 
und Jahrb. 1894, 535, amph. Deer. f. einen 
Metoiken; XX 628 Soteriensiegerliste. 
aycovo&ex. Xapik'hov Tgixoveog ebd., desgl. 

Die Datierung: Jahrb. 1897, 842. Der Ur- 
grossvater des a. war wohl 'HgaxXeibag KalXia 
8. a. 332 , sein Enkel KaXXiag 'E/xfieviba a. 201 
—168, der Ururenkel KaXL 'Efifi. urn 120 v. Chr. 

a. 225/4 

hgofiv. {nvX. ojtcog.) Mvdocovog, BafiiXov XX 628 
und Jahrb. 1897, 840, Soteriensiegerliste. 
20 aycovo&ex. Esvvia x. 'EXXavixov ex Tgtxoveiov ebd, 



Die Datierung: Jahrb. 1897, 842. Dieses 
Archontat folgte unmittelbar auf a. KaXXiag, sein 
Eponymos ist noch nicht bekannt. 

c. a. 224/3. Evayogag. 

BovX. Aafidgxov, TeXebdfiov, Ae^innov VI 228, 62 

und Jahrb. 1896, 619, 7, Thelphusier. 

Die ungefahre Datierung Jahrb. 1896, 628 

(vor a. 'AXe§ag X o$). Der a. noch p. a. 212; sein 

Sohn A&pdfiaxo? Evayoga bezeugt 196—185; der 



ovh. Avxavogov, ngaomxuv, b«p/.™ *■" """• ~- , , ,r = -r--w - ; - m „ ,Xi 
Rh Mus. IL 579 korinthischer Hymnendichter. 30 Enkel Evay. APgofiaxov yon 174 



145. 



BovX. Adfiwvog, Aaftoxipov, KXecovv/iov XXI 307 
und 308 je ein Aitoler. 
Hierher gehert ferner XX 610 (unediert, Inv. 
720). Unbestimmt bleibt : Jahrb. 1896, 636, 26. 
Die ungefahre Datierung und das Stemma unseres 
ci. Aa/noxdptjg (II KaXXelda) steht Eh. Mus. IL 
596. 

a. 230/29. Ilei&aydgag (II). 
tepoftv. nvX. oncog. Avocovog, Zaxvvtiiov VII 421 



c. a. 223/2. 'AXefagxog. 
BovX. Aaftoriftov, TeXebdfiov, Scoxgdxeog, EvxXiog, 
Eti&vbixov XXI 281 Megalopolit; V 402, 9 
Metoike (derselbe wie a. 226). 
BovX. 4>aiviog, 'Agxtdba, 'Ayicovog, VI 226, 60 und 
Jahrb. 1896, 618, 6 Boioter aus Koroneia; VI 
226, 59 und Jahrb. 1896, 619, 8 Makedone. 
Zur Datierung, spater als a. 'HgaxXeibag 228, 
vgl. Jahrb. 1894, 528. Der Grossvater des_ a. ist 



muv. nvk. oncog. Avocovog, z,axvvvivv iu«i -g- » — M " „„ ' , v . „ „ «Q 991 91S 
"nr. IV und Jahrb. 1894, 525; LeBas II 840 40 fc^- a - 382 ' ""f 11 ** ^ \ 269 ' 221 > 



und Jahrb. 1894, 530. Eh. Mus. LI 351 ; Bull. 

VII 423 nr. V und Jahrb. 1894, 532 und 688, 

drei amph. Decrete fiir Hieromnemonen-Diener, 

Tempelbaumeister, Diebstahlsanzeiger. 

Die Datierung Jahrb. 1897, 844. Die Vor- 

fahren des a. sind beim J. 342 aufgezahlt ; seine 

Nachkommen sind Ilei&ay. Eevcovog 194 — 186 und 

Eevcov Ilsi&ayoga 169 — 158. 

a. 229/8. "Heve (l)- 
BovX. 'ApyiXa, BoiXwvog, — , Anecd. 65 (LeBas 50 

II 872)' Ehodier. 
iepouv. xvX. ojioiQ. IloXvcovog. Aiodoigov VII 420 
nr. in und Jahrb. 1894, 526, amph. Decret 
fur Hieromnemonen-Diener. 
Die Datierung : Jahrb. 1897, 843. Der Gross- 
vater des a. war 8. a. 319; er selbst ist isgoftv. 
a. 239 ; sein Sohn Evdwpog"Hpvog 3. a. 229, 218, 
«. a. 215; die Enkel T Hovg nn&'Afivvrag EvSo'jqov 
sind' bezeugt a. 197—158 und 192—150. 

a. 228/7. 'Hoaxuibas I HI). _ 60 

BovX. ZTQaratvog, K).eo<pdvevg, 'A&dfiBov, Aivr/oida 
Anecd. 46 und Jahrb. 1894, 536 boiot. Hiero- 
mnemon aus Tanagra. 
BovX. Avoifiaxov. EvSojoov, 'OvvfioxXevg , Ev&v- 
<ovos, Mvdacovog, V 403, 11 und Jahrb. 1894, 
526 Rhodier; Inv. 1137 (unediert) der Thebaner 
Hypatodoros (Erneuerung). Die Datierung: 
Jahrb. 1897, 843; vgl. Philol. LVH 540. 



c. a. 222/1. 'ApiorayoQag (II). 
BovX. (I. Sem.) Srpdtcovog , Aa^otlfiov, Epaoln- 
nov, Nixoddfiov, 'EixfuvlSa XVHI 268 drei Me- 
toiken. 
BovX. (II. Sem.) Aapcovog , Tapavxivov , Ispcovog, 
Evv\)dlxov,°l7i!t(orog XVIII 268 Halikarnassier; 
Ostm. XIII. XIV. Philol. LVIII 69f., zweimal 
Eleier; XXI 112 Makedone (' EXei/Mwxrjg ex 
Ilvfclov); ebd. noch zwei unedierte Texte an- 
gekiindigt. 
Ieqouv. xvX. jpiv. —, — , CIG 1694 und Jahrb. 
1894, 542, amph. Deer. (frg.). 
Zur Datierung vgl. Jahrb. 1897, 845 und 
Philol. LVIII 74. Es konnte jedoch CIG 1694 
auch in das J. 272, und unser Archontat kurz vor 
Gruppe D, also 245—238 gehoren. 

c. a. 221/0. 'ApxeXag (II). 
BovX. 'AXegaoxov, "Ltxavog, 'Arxdvbpov , Alaxiba, 
KaXXi(x)o)v"og W.-F. 9 Metoike. 

BovX. A , — , AoxtdSa, KaXXiyevsog, Evay- 

yeXov, 'Emu. dgx- 1883, 163 aitolischer Epimelet 
in D. 
Zur Datierung Jahrb. 1897, 845, 116. 
c. a. 220/19. EevoxXrjg. 
BovX. 'Agioxo/idxov, A\Xxafiheog XXI 291 Arkader 

aus Megalopolis. 
BovX. Ara^avdgiSa, Aapioiov, Eevoboxov XXI 291 
unbestimmt; XXI 292 zweimal ein <Ptvix6g; 



2629 



Delphoi 



Delphoi 



2630 



XXI 307 Mylassenser (I!); oberhalb von VI 
233, 67 (unediert) unbestimmt. 
Der Name des a. sonst unbekannt. 
c. a. 219/8. tef (II). 
flovX. 'Exexgazlda, EvxXevg, Evdvdixov, Kgdxcovog, 
KXemvog W.-P. 10 Syrakusaner (vier), Arkader, 
Ephesier, Knidier. 

Das Archontat ist sicher spater als W.-F. 9, 
a. 'AgxeXa 221 , aber gehOrt vielleicht mit W.- 
F. 9 ein oder zwei Decennien hoher hinauf, als 10 
oben vermutet. Der a. nur noch als 8. a. 223; 
sein Sohn Et>xag{5ag tyaiviog 196 — 183; der 
Enkel $aXvig Evxap. 192 — 169; der Urenkel 
Evxag. Qaiviog c. 145 — 135 [s. jetzt 3. 4>alvig I 
c. a. 313]. 

c. a. 218 /7. jdajuoxpdxtjg (LT). 
BovX. 'Ayiowog, 'AQioxopdYOV, Evdoipov, AXes~dprov 
CIG 1691 Kalymnier. 
Vorfahre des a. war Aaftoxg. Oeonia jiqvx. 
und 0. 327, 323; a. a. 308; Nachkommen Aa- 20 
fioxpdxrjg KaXXiyevsog a. 187 — 180, sowie Aafio- 
(pavxog und A&aviwv Aa/ioxQaxeog a. 189— c. 145 
und a. 186. 

c. a. 217/6. Aeg-uniog [hesser 287]. 
fiovX. "Iawvog, Aafiea, Nixla XXI 115 Kassan- 
dreier; XXI 292 Arkader aus Mantineia ; XXI 
292. 293 zweimal Arkader aus Megalopolis 
[XXI 306 ist irrigerweise der Text von XXI 
115 noch einmal als neu ediert]. Die Texte 
zeigen fast iiberall J , was mit der oben vor- 30 
geschlagenen Datierung unvereinbar ware. 
_ Der a. noch B. a. 235, 224; wohl sein Sohn 
Aeg~mnog Ntxaiov a. 178 — 161; sein Enkel Nt- 
xo/iaxog Aeg"ut7iov a. 159-139. [Da soeben XXIII 
545 im J. 295 Ison und Dameas als a. und B. 
neben einander zum Vorschein kommen und der 
neue Text audit J zeigt, wird unser a. vielleicht 
als der Grossvater des Buleuten vom J. 235, 224 
anzusehen und zwei Generationen hoher, c. a. 287, 
anzusetzen sein. Das J. 217 wird dann fiir einen 40 
andern a. frei]. 

c. a. 216/5. TTaxgcovSag. 
§ovX. (vielleicht LT. Sem.) Avoowog, Nixia, Aico- 
vog, rvcootXa, Evv\>8(xov XVUI 71 athenischer 
Dichter. 
Vielleicht ist das Archontat ein bis zwei De- 
cennien alter. Ein Nachkomme (Enkel) des a. wohl 
Bevalvsxog Ilaigcovda Freilasser c. 145 (W.-F. 48). 

C. a. 215/4. Evbcogog (I). 
(iovX. Aiobwpov, W.eioxojvog , Exexgaziba W.-F. 50 
463—465. Jahrb. 1896, 625, 13—15 ein Chier; 
ein Thelphusier ; zwei Thelphusier (Brtder, Er- 
neuernng);^ V 403, 13 Skotussaier (auf dem 
Stein ist agxovxog Ev[6d>gov] erhalten). 
Der a. noch p. a. 228, 218; seine Sohne 'Afivv- 
rag und T Hgvg Evba>gov. a. 192—150 (t als 
Priester) und a. 197—158; der Enkel Evbwpog 
'Auvvxa a. 169— c. 145. 

a. 214/3 

lego fir. (nvX. oncog.) Ilv&ioig- TeXebduov, 'Eft/iis- 60 
viba CIG 1689. Jahrb. 1894, 557 und 1897, 
806 amph. Deer. f. Techniten. 
Die Schrift ist wie a. 213 (XX 623); die Ver- 
handlung mit den Techniten scheint auf Friedens- 
zeit zu deuten, also waren nur die Pythien von 
214 oder 202 gemeint. Zu letzterem Jahr passte 
vielleicht besser der Bavfiaxdg als amphiktyoni- 
scher Schreiber (Jahrb. 1897, 806). 



a. 213/2. IloXvxXeixos. 
C>)povX. — , — , — , ... iXeog W.-F. 473 Laris- 

saier [ob unser Archont, zweifelhaft, vielleicht 

der a. UoXvxXeixog in VI. Priesterzeit um 145; 

doch deuten die 33 Zeichen der Buleutennamen 

eher auf vier Buleuten, also vor 200]. 
legofiv. (xvX. omug.) Ilagvaooiov, BapiXov XX 623 

amph. Deer. f. den Hieromnemonen von Chios. 
Da Boioter und Athener auf der Pylaia er- 
scheinen, ist Friede; da Athamanen und Ma- 
gneten noch fehlen, liegt das Archontat vor 208, 
also Grenzen: 216—212 v. Chr. Der Sohn des 
a. wohl KXeoba/jLog IIoXvxX. a. 194—165; Enkel 
IIoXvxX. KXeobd/iov um 145. [Nach Niese II 
503, 1 scheint Pharsalos in den ersten Jahren 
des ersten makedonischen Krieges an Aitolien ge- 
kommen zu sein. Da nun unter den Aitolern auf 
der Pylaia a. IloXvxXeixov ein Pharsalier erscheint, 
kamr unser a. vielleicht auf a. 211 herabriicken]. 

c. a. 212/11. 'Agioxiwv (LT). 
PovX. 'Agioraydga, 'Podtov, 'A , [Exvfi- oder 

Ilaxgjoivba, Evxgdxevg VI 234, 68 Akarnanen. 
BovX. Ntxaiov, Aytcovog, KaXXixmvog XVTLT 229 

und 267 Antiocheier vomKydnos(d.i. ausTarsos). 

Vorfahren des a. sind: Agtoximv ng. 341; 

Nixavdgog 'Agioxiwvog p. 327; 'Agiaxlcov p. a. 268, 

a. a. 249, p. 243. Nachkommen: Nixiag 'Agi- 

oxiojvog a. 197. 

C a. 211/10. 'Avag-avSgibas. 
povX."l7uxa>vog, Mvaoi&eov, Nixia, IIoXvcovog,Axei- 

oiba V 398, 7 und 402, 8 Promantie fur Sardes 

(Erneuerung) und den sardischen Gesandten. 
Der a. ist der bekannte delphische Perie- 
get 'Avag~av8gibag Xatgetpdvevg, iegoftv. a. 236, 
p. a. 220, und a. 197—182; sein Enkel(?) •Avag. 
Alaxiba c. 150—125, Urenkel 'Agtaxlotv Ava^av- 
bgiba a. a. 130. 

c. a. 210/ 9 Agioxcov. 
PovX. 'Hgaxkeiba, — , — , unedierte Inschrift er- 

wahnt XX 627, vgl. 610. 
Zum a. vgl. Agioxcov I Avrjxog a. 344, 323; 
'Agioxcov II ist p. a. 297 und 271; der a. selbst 
heisst wohl 'Agioxcov Hi Ilgaoxov ist p. a. 205, 
und bezeugt a. 196 und 193; die Sohne Ad/i<uv 
vcaiNtxiag 'Agioxcovog a. 197, AeiEnkeVAgloxcovIV 
Ad/icovog a. 186 — 180, der Urenkel Ad/icov 'Agioxco- 
vog a. 158. 

a. 209/8 

iegofiv. xvX $iXoi-evov, 'HgaxXeiba XX 628 c, 

amph. Deer, fiber eine von Attalus gestiftete 

naaxdg. 
Die Zeit zunachst 211—197, da Attalus erst 
von da an mit Aitolien in Verbindung (Niese II 
481); genauer seine Anwesenheit in Griechenland 
a. 209 und 208 oder 200—197 (Niese H 606). 
Ersterer Termin 209 — 208 ist wahrscheinlicher. 

a. 208/7. BapvXog (LT?). 
legoitv. (;ro/. o.TOjg.) — , . . . a] yoga XX 620 amph. 

Deer. f. d. Hieromnemon von Chios. 
Da die Athamanen einen Hieromnemonen haben, 
wohl a. 208 (vgl. o. Bd. I S. 20U4); denn 206 
geht Amynandros zu Makedonien fiber (Niese 
II 500; vgl. Jahrb. 1897, 807). Der a. ist wohlBa/J. 
Avaibdfiov, iegofiv. a. 225 und dann von 199 — 192. 

c^ a. 207/6. KaXXiibag. 
povX. BoiXcovdg, 'Agtoxayoga, 'ExecpvXov , Avoi- 

fjidxov, 'AgioxopovXov W.-F. 14. 15, Paphier und 

Amathusier. 



2631 



Delphoi 



Das Stemma des a. KaXXeLSagU Aa/ioxdgeog 
im Bh. Mus. XLIX 596. 

a. 206/5 'AXe&ag. 

BovX. Avoifid x ov, 'AeX^>^fW°l A E it°J 1 ™"' 
'AoriXa Jahrb. 1896, 617. 765; ebd. 637, mes- 
She S«ldnerfuhrjr in D, XXI 618 andere 
messenische Soldnerfuhrer; Jahrb 1896, 627 
meffalopolitanischer Arzt; XX 617, ^ irg. 
Die Datierung: Jahrb. 1896, 764. Der Name 
des a. nur bier. 

c. a. 205/4. Ntx68a/tog (LI). 
BovX. Agiazcovog, Nixoddfiov TIMozcovog, Sivco- 

P vog, 'Ernxw®* ^ 217 ' 50 - Kh - , MuS - XL xF 
581 der bekannte Dichter Nikander von Ko- 

lophon. 
8 'Amivza, KXeozlfiov, 'EzvficoSa, Ajtyvra, . . . . . .ov 

P Anecd. 64, Jahrb. 1896, 628 itoun (Vor 
fahr des deago&dxog um a. 175, Bull VII ^198 
Col. n 6); VI 225, 58, Jahrb. 1896, 629 Sino- 

P Die e Zeit dieses Archontats bleibt zweifelhaft 
(Rh. Mus. XLIX 581); es ware sogar moglich, 
dass ein Semester dem a. Nixodafiog 1 (jetzt &iV) 
zuzuweisen sei. Bei der Haufigkeit des Namens 
des 3. ist seine Personlichkeit mcht zu luenbfa- 
cieren Der geehrte Oisymaier braucht mcht der 
Yater des &eagob>6xog um 175 zu sem; ware er 
es, wiirde a. 205 gut passen. 

c. a. 204/3. KaXXlegog. 
BovX. Ilagvuooiov, "Agxcovog, 'Agiazofidxov, KXeo- 
Mpov, Ev X ag(8a VI 219, 51 Diem. 
Der Enkel des a. ist bezeugt a. 177— lbO. 
a. 203/2. Msydgzag (I). 
BovX. (II. Sem.) »a«#iot; , n««iM«, A^r 
Bov, QiXlvov, Nixo8ovXov Le Bas ID 84. G0tt. 
feel Anz. 1898, 217, Asylie fur Teos; unediertes 
Decret fur die zwei Teos-Gcsandten. 
ieooav. {nvX. faiv.) n Q a6 X ov, Ilargea i XVJJI 241 
(zum Teil unediert, Inv. 471) amph. Deer, fur die 
Teos-Techniten. _ 

azgazay. 'AXe^dv8gov KaXvScovlov, IlavaizcoXixoig 
Le Bas III 85 Aitoler-Decr. fur Teos. 
Das Archontat konnte einige Jahre fruhei 
liegen, indes ist 'Am. H Strategie 196, III Stra- 
tesne 185. Der Sohn des a. wohl EvayyeXog Me- 
ydgza a. 201-193; ein Enkel Mey. erst von c. 145 
ab vorkommend. 

a. 202/1. 4>dah<oXog (I). 
fe W v. (jre*. ^«>e : ) 'Agtatorfzov, KaXXixgareog 



Delphoi 2632 

Unbestimmte Archontate: 

Dem 4. Jahrhundert sind zuzuweisen: 
(samtlich Fragmente, oxoim86v) 



BovX. -, 'Ex«Pf^] - - XXIII 525. 

Der seltene Echetimos nur noch als Prytane 
a. 344; in dieser Zeit sind mehrere Archonten 
niit sieben Buchstaben im Genitiv. 

10 a (Tgl- a. 311). 

BovX. 'AXe^i8txov, [. Cd]a, Iliz&ios XXIII 

527 (nicht ozoi X .). 

3. (vgl- a. 311). t 

BovX. nhSws, QiX . . ., Avxcoziov (etw&AvxcoTtov i) 

XXHI 529. 



BovX. Kogiv&ozi/iov, KaXXixgdzeog, eeoziXeogTSILI 
533. 



20 BovX. AvmSdfiov, .'. , Ae[tvofiA t ov] XXHI 



534. 



5. 'E (XXHI 535, unbest. ozoix-). 



BovX.'Aiaitievsvs, KXeoSdftov.'AgiOT .... XXIII 535. 

g a?. 

BovX. KaXX , 'Ugov, &>s XXni 536. 

Dem 3. Jahrhundert sind zuzuweisen: 

30 • • • "■ ' Aex /» ,* TT KM. 

BovX. 'Agi , ■ -\™vog, Aivr\oi6a XX 584 

zweimal Knidier. 

31 6 Megarer (Vater oder Sohn IGS 1 188). 
Es ware mOglich, dass eines dieser Semester 
noch dem &. 'Agx&ag I a. 265, das andere aber, 
oder gar beide einem unbekannten Archontat an- 
srehoren. LetzterenfaUs stammten sie aus der 
40 Mitte des 3. Jhdts. Vorlaufig sind sie oben mit 
den Buleuten des &. 'Agx^ag a. 236 combimert. 

. . a 

BovX. navtavbgov, M , — . — ov ' 

Jahrb. 1896, 634, 25. 

Vielleicht ist 'AvtdvSgov zu lesen (Uavravdgog 

nie wieder) und als Zeit 240-210 anzusetzen. 

rSoeben erscheint die bisher einzig munserem 

Decret vorkommende Wendung ovv ^xpajxoi un 

Xgvoaogcoiv *« (d. i. Alabanda, vgl. XXIII 376J. 

«ovi. '4ez«Aa, AvoM/iov, Mixta VI 2^9, bd. 
Jahrb. 1896, 615, 4 mehrere Keier. 
Die Zeit ist Jahrb. a. a. O. auf 240-220 an- 
gegeben; vielleicht jedoch 230-200. Der Name 
des a. hatte zehn Zeichen, z. B. QdatraXov. 



nach Holleaux uberzeugender Ausfuhrung in 
der Rev. des ft. gr. 1899, 345ff.) Das Archon- 
tat faUt anscheinend in ein Pythienjahr (xa- 
oEfeu tv TOlg TlvO-ioig). 
Der S. ist tolakatlos Alcxioa, bezeugt yon 
199_187; seine drei S6hne Alaxidag (a. 168 
-c. 145), Mavxiag (180-c. 150), n^a^og 
(a 180) 4>iXaawXov ; sein Urenkel Ataxibag 11 
*,Aa(T»;.ov c. 120—70 v. Chr. 



60 



627 amph. Deer. f. d. Hieromnemonen yon Chios. 

Da den Hieromnemonen die Ethmka fehlen 

und der Chier erscheint, gehort der Text zu 

Gruppe C (260-250) oder E (230-220); wahr- 

scheinlich in die J. 224—220. 



2633 



Delphoi 



Delphoi 



2634 



b) Drei Semesterbuleuten genannt (von 198 an, unter ihnen der ygafipatsvg, 

meist als Dritter). 



Jahr 



Archon 



Buleuten und iibrige Beamte 



Belegstellen*) 



Beginn der Priesterzeiten. 
I. Priesterzeit. EvxXijg ^ErvftcovSa] — Sivmv BovXcovog; bis 198 v. Chr. 



201/0 


EvdyysXog (I) 


jcgoatdtai ' Nixodaftog, KXeoir [Kenner des Russischen 
finden Naheres iiber die ngoozdrai zov icgov oder 
%Sn> dafiiogymv bei Nikitsky Delph. epigraph. 
Stud. 184ff.] 


W.-F. 384 


200/199 


Mavriae (I) 


vswxogog • KX&cov 'Ogiora. 


V 408, 15 


199/8 


'Yfcias (I) 


vecox. KXiwv Ogiora II ngoax. Mavtiag, Aidxldag 


W.-F. 407 
V 410, 16 



198/7 


II. Priesterzeit. Eivcov — "A&afiBos (I) 'Ayd&aivog. 198 — 181 v 

'Og&aXog (I) 1 8. I Sem. — , — , _ 

1 II r Ildrgojv, 'Oqeoxos, 'Emxgdztjs 


. Chr. 
W.-F. 408. 409 


197/6 


'EfifievidagtIL)**) 


B. I Sem. dafioxdg-qg, 'Ayimv, Ilga^cov 
II , Tlazgiag, Tagavxivog, yg. r Hgvg Ev&wgov 


W.-P. 18, 2 
W.-F. 379 


196/5 


'Og&alos (II) 
Mavzia 


8. I Sem. — , — , — , 

II » KXeodafiog, Avamv, yg. nagvdooiog 
vecox. (KaXXtxXfjg) 


W.-F. 415 
W.-P. 347 


195/4 


AioSmgog (III) 
Mvaoi&eov 
W.-P. 329 


B. I Sem. 'Ogiozag, BovXcov, Mheov 

H „ KaXXtxgdztjg, 'Og&alog, Aicov 
veoix. (KaXXixiijg Ntxofidxov) 


W.-P. 18, 18 
W.-P. 18, 12 || 329 
V 410, 17 


194/3 
Ilvdtoig 


Jletdaydgag (II) 


8. I Sem. 'ABgofiaxog Evayoga, Evgi/taxog Evgv- 
da/iov, yg. BaBiXog Aiaxida 
DI B Aiddcogoe, EvxXeidag, Mvdoaw (Pythien- 
jahr, Jahrb. 1894, 658) 


W.-P. 403 
W.-P. 18,42 


193/2 


'Exi<pvXog 


B. I Sem. Eivoiv Aapoxdgeog, <t>tXaha>Xog, 'Aozvoxog 

n , - -, -, 


W.-P. 314. 319 


192/1 


KXeoSafiog (TL) 


8. I Sem. 'A/ivvzag, Osoqygaozog, Ilga^tag 

II „ 'Og&aTog, Aafioo&evrjg, 'Exi<pvXog 
vecox. (KaXXixXijg) 


W.-P. 18, 55 
V 418, 30 
W.-P. 424 


191/0 


<$aivtg (ID) 


(i. I Sem. 'Avdgdxgtzog, KXeodafiog, Sivcov 

II „ Ilagvdootog, Mavziag, Meviozgazog 
vecox. KaXXixXijg 


W.-P. 18, 72 
W.-P. 18, 67 
W.-F. 321 


190/89 


KaXXixgdzr/g (I) 


(3. I Sem. Mvdacov, Mivcov, QgaovxXijg 

11 „ rXavxog Sivcovog, Aeg~ixgdzr)g Mvaoi&iov, 
KaXXiag 'EfifievlSa 


W.-F. 18, 85 
W.-F. 342 


189/8 


Sivcov (tj 
'Azstoida 


p. I Sem. 'Ayd&cov, Sevoozgarog, KXeoda/iog 
II , K?.eddafiog, Sivcov, Ae^ixgdrrjg 


W.-F. 18, 105 
W.-P. 18, 108 


188/7 


KXeodapog (UI) 
IloXvxXtizov 


8. I Sem. 'Ezvptcbv&ag, Ilga^iag, IleioiXag 

II „ r Hgvg Eidcogov , 'Og&aTog , Sevoxgdzrjg 
JJgaoxov 
Tigooz. IloXvxXetros, Aylcov 


W.-F. 18, 127 

W.-F. 18, 149||326 
n. (95) 


187/6 


IletoiXaog 


B. I Sem. Oeocpgaozog, Sivcov, 'AQioxoxiXr)g 

II „ KJ.eodafiog KJJcovog, T Hgvg, $iXatzcoXog 


W.-F. 18, 157 || 389 
W.-F. 18, 161; n.(82) 


186/5 


NixoSovXog 


jf. I Sem. Ae^txgdzrjg, EvxXeidag, Sevoozgazog 
II „ Evxgdztjg, Adficov, Sevoxdgtjg 


W.-F. 18, 170 11 381 
W.-F. 18, 174; n. (96) 



*) Citate wie n. (16) oder Polyg. (16) bezeichnen die bis vor kurzem unedierten Teste der Polygon- 
mauer (Strecke B — C), die mit diesen Nummern auf dem Plan III der Beitrage zur Topographie von D. 
vermerkt sind; sie sind unter Hinzusetzung derselben Nummern jetzt rerOffentlicht von Couve-Bourguet 
Bull. XVII 343ff. 

**) Beginn eines neuen 19jahrigen kallippischen Schaltcyclus, s. Nachtrag. 



2635 



Delphoi 



Delphoi 



2636 



2637 



Jahr 


Archon 


Buleuten uud iibrige Beamte 


Belegstellen 


185/4 


Evxgdzr/g 


/?. I Sem. 'Af}g6(iaxog, 'AgxeXaog, Eevcov 

II , Kgdzcov Nixodduov , 'OgftaXog 'Azeiaida, 
Scodafiidag EvayyeXov 
ngooz. Zrjveag, KaXXixcov 


W.-F. 18, 183 

W.-F. 18, 195 || 285 
W.-F. 285 


184/3 


Kg dzcov 


p. I Sem. Aiodcogog, IloXvxgdxrjg, — , 

II „ IleiaiXaog, 'Avdgovixog, Scoaivtxog 


n. (86) 
W.-F. 18, 200 


183/2 


'Agiazaivexog I 


p. I Sem. 'Ajivvxag, 'AgxeXaog, IIgd$~cov 

II „ KXecov KaXXiyeveog,EvxgdxrjgKaXXixcovog, — , 
vecox. (KaXXixcov) 


W.-F. 18, 204 || 301 
V 419, 32 
W.-F. 303 


182/1 


Aafioo&ivrjS (II) 
'Agxekaov 


p. I Sem. IleiaiXaog, Mavziag, KXeoda/iog 

II „ r Hgvg, Scodafiidag, 'Aozvoxog 
vecox. (KaXXixcov Evxgdzeog) 


W.-F. 392 
W.-F. 18, 207 
W.-F. 382. 327 


181/0 


'Avdgovixog (I) 
(Ilaxgia) 


p. I Sem. KXeodapog, Meveozgazog, Mavriag 
II , KaXXiag, Aapevrjg, Kgdzcov 


V 420, 33 
W.-F. 18, 212 



III. Priesterzeit. "A&a/ifiog I — 'Afiivzag Evdcbgov. 180—171 v. Chr. 



180/79 



179/8 



178/ 7 
Ilv&ioig 



177/6 



176|5 
Schaltj. 



175/4 



Mavriag (II) 
IloXvcovog 



p. I Sem. Atddcogog, Eevcov, Zcoolvixog 

II „ Scodapldag, JloXvxgdzrjg, Eeveag 
vecox. (KaXXixcov Evxgdzeog); Jigooz. Eevoazgazog, — , 



EvdyyeXoe (II) 



Ilga^iag 



MeXiaaicov (I) 



(S. I Sem. BovXcov, Alaxidag, MeXiaaicov 

II „ 'Avdgovixog, — , — , 
vecox. (KaXXixcov) 



p. I Sem. Mvdocov, Scbzijiog, 'Aftcpiazgazog 

II , KaXXiag, Aajievtjg, Bdxxiog 
vecox. KaXXixcov || iegopiv. Ilv&ioig • Eevoxgdzrjg Ilgao- 
Xov, MeXiaaicov EvayyeXov 



W.-F. 18, 217 || 350 
W.-F. 18, 152 
W.-F. 367. 255 



W.-F. 18, 228 
W.-F. 253 
W.- F. 268. 242 
W^F. 18, 238 || 383 
W.-F. 18, 250 || 244 
W.-F. 368 || Vn 427 



p. I Sem. Ae^ixgdzrjg, 'AgxeXaog Jlgaoxov, 'Avdgojxevijg 

II „ JJga^iag, 'Avdgovixog, 'Agiozicov 
vecox. KaXXixcov 



Eevoxdgrjg (II) 



'AgxeXaog (HI) 
Aafioofteveog 



174/ 3 



173/2 



172/1 



Zcoaivixog 
Evdoxov 



Alaxidag (I) 
$iXaizcbXov 



KX evcpdvrjg 



p. I Sem. AgofioxXeldag, 'Avdgovtxog, 'AXxtvog 

II „ 'ExecpvXog, Ilgd^cov, Qeocpgaazog 
vecox. (KaXXiegog) || Das Schaltjahr folgt aus Tloi- 
xgojiiog ngcozog W.-F. 197 



p. I Sem. MeXiaaicov, Ehcov, BovXcov 

II „ Tagavxlvog, AgxeXaog Ilgaoxov, KaXXiag 
vecox. KaXXiegog 



p. I Sem. rXavxog Eevcovog, Mvaot&eog Tagavrivov, 
Aiodcogog Mvaoi&iov 
II „ 'AXxTvog, 'Avdgofievtjg, AgofioxXeidag 
vecox. (KaX.Xiegog) 



W.-F. 18, 257 || 207 
W.-F. 18, 264 II 362 
n. (90) 



W.-F. 198 
W.-F. 18,270 
W.-F. 203 



W.-F. 18,267 11200 
W.-F. 322. XXm 542 
W.-F. 178 



W.-F. 122 
W.-F. 134 
W.-F. 121 



p. I Sem. 'OgdaTog, Aafioa&evtjg, Nixdjiayog 

II „ Evxgdxtjg, Eeveag, Aajioxgdxtjg 
vecox. (KaXXiegog) 



W.-F. 156. 65 
W.-F. 18, 277 || 93 
W.-F. 167 



p. I Sem. 'AXxTvog Agxidda,'AgxtXag Aa/ioo&eveog,—, 'W.-F. 90 
II . Alaxidag $i).aixcbXov , MeXiaaicov Evay- j 

yeXov, AaidSag BapiXov \ W.-F. 18, 282 || 94 
vecox. (KaXXiegog) W.-F. 139 



171/0 



Mevrjg (I) 



p. I Sem. , , , 

II „ IIga$~lag, Aegtxgdzrjg, yg. 'Efi/uvidag 
vecox. (KaXXiegog) 



W.-F. 12 

W.-F. 145 



170/69 

(Schalt- 
jahr?) 



IV. Priesterzeit. 'Auvvxag — TagavzTvog "Agywvog. 170— C. 158/7 v. Chr. 
Aa'iddag (I) 



p. I Sem. Bdxxiog, 'Agiaxicov, Afivveag 

II „ 'AgxeXaog Ilgaoxov, Mvaai&eog Tagavzi- 
vov, cpiXoxgdzr/g Eevcovog 

vecox. (KaXXiegog) || Aus der hohen Zahl von 5 Frei- 
lassungen im Iloizgoniog schliesst Nikitskyp.353,3 
und A. Mommsen (briefl.) auf Iloizg. .igcozog und 
devzegog, d. h. ein Schaltjahr 



W.-F. 18, 295 || 124 

W.-F. 222 
W.-F. 96 



Delphoi 



Delphoi 



2638 



i 



Jahr 


Archon 


Buleuten und ubrige Beamte 


Belegstellen 


169/8 


KXedda/iog (IV) 
Mavzta 


p. 1 Sem. "Aaavdgog, "Agxcov, Aiodcogog Mvaot&eov 
II „ 'Afivveag Xagtl-evov , 'Avdgovixog Qgixida, 
Eevcov BovXcovog 
vecox. (KaXXiegog Mevzogog) 


W.-F. 144. 192 

W.-F. 97 
W.-F. 99 


168/7 
Schaltj. 


KXecov (II) 
Aicovog 


p. I Sem. KaXXiag, r Hgvg IlXeiazcovog, Haolcov 

II . Aetgcbvdag Adficovog , 'Aaavdgog, Eevcov 
BovXcovog 
vecox. (KaXXiegog) || Zum Schaltjahr vgl. den noixg. 
Ttgcozog W.-F. 112 und noizg. devzegog W.-F. 86 


W.-F. 11. 171. 59 

W.-F. 106. 114. 172 
W.-F. 84 


167/6 


Eeveag 
BapvXov 


p. I Sem. 'Agiaxoxgdztjg Avxiaxov, Agxiag 'AgxeXdov, 
Aafiocpdvrjg 'Agiazcovog 
11 „ Aijicov, Eevcov 'Azetaida, HoXvcov Ti/j.oxXeog 
vecox. (KaXXiegog) 


W.-F. 13. 62. 78 
W.-F. 63. 128 
W.-F. 113 


166/5 


Qeog~evog (I) 
KaXXia 


p. I Sem. 'IazdSag Hdrgcorog, Alaxidag 4>iXaizcbXov , 
Eevcov BovXcovog 
II „ IIoXefi.agxog Havaavia, 4>iXoxgdzr)g Eevco- 
vog, "igxcov NixopovXov 
vecox. (KaXXiegog) und vom Poitropios ab: vecox. (Me- 
vrjg Ileiaiozgdzov) W.-F. 82 


W.-F. 150 
W.-F. 79. Ill 
W.-F. 119 u. 180 


165/4 
Schaltj. 


Ilvggog (I) 


p. I Sem. "Ada/uPog 'A&avicovog, 'AgxeXaog Aafioad-e- 
veog, Aicov 'AXeg~covog 
II , "A&afipog 'APgo/idxov, "Aaavdgog ScoaoXiog, 
'Hgdxcov 
vecox. Mevrjg (Iletotozgdzov) (neue Lesung) 
[Zum Schaltjahr vgl. den Tloizg. ngcoxog W.-F. 164] 


W.-F. 18, 307 || 147 

W.-F. 100. 153 
W.-F. 219 


164/3 


'Agx<ov (II) 
NixopovXov 


P. I Sem. 'AgiozoxgdzT/g , KaXXijiaxog, Evayogag 

II , Scbzifiog, Xagig~evog, Nixdpaxog 
vecox. (Mevrjg) 


W.-F. 184. 209 
W.-F. 221 
W.-F. 154 


163/2 


EvdyyeXog (HI) 
Ecodafiida 


p. I Sem. 'Aazol-evog, Aelgtddag, Eevoxgizog Tagavrivov 

H „ Bdxxiog, Evdoxog, KaXXijiaxog 
vecox. Mevrjg || ngoax. Eevcov 'Axeiaida 


W.-F. 149. 211 
W.-F. 67 
W.-F. 68 


162/1 
Schaltj. 


'Efi/tievidag (III) 
KaXXia 


p. I Sem. 'Agiaxicov "Aycovog , 'Aaavdgog Aiowaiov, 
'Agtazojiaxog 'OXv/tuzoyeveog 
II , "A&ajtpog, KXecov, KaXXixXfjg 
vecox. (Mevtjg) || Zum Schaltjahr vgl. den Iloizg. dev- 
xegog W.-F. 154 


W.-F. 365. 72 
W.-F. 157 
W.-F. 154 


161/0 


Meveozgazog 
(EvxagiSa) 


p. I Sem. Ilazgeag , 'ExecpvXog , KXeavdgog (Wesch. 

mon. bil. 140) 
II „ Qeo^evog KaXXia, Ayicov 'ExecpvXov, 

yg. Mvaoi&eog Aeg~ixgdzeog 
vecox. (Mevrjg) 


Ostm. V 

W.F. 159 
W.-F. 158 


160/59 


'Avdgovixog (II) 
cpgixida 


p. I Sem. Evayogag, KaXXifiaxog BaPvXov, yg. Evdy- 
yeXog 2codajiida 
II „ "Agxcov KaXXia, Nixdfiaxog Aeg~bi7iov , yg. 
"A&apPog 'Apgofidxov 
vecox. (Mevtjg) 


W.-F. 160 
Ostm. VI 
Phil. LVm 58 
W.-F. 160 


159/8 


'Aftcpiazgazog 
'Aftcpiozgdzov 


p. I Sem. Alaxidag BapvXov, 'Iazddag , KaXXtyevr/g 
KXevddjiov 
II , "AdapPog, TeXeaagxog, "Aaavdgog 
vecox. (Mevtjg) || entdaitiovgy . Eevoxgizog, 'AyrjoiXaog 
unediert (Colin briefl.) 


Ostm.X. Phil. LVill 

65. Anecd. 23 
W.-F. 51 
W.-F. 43 


158/7 


"Aex°>v (in) 
KaXXia 


p. I Sem. "A-dauPog 'Adavicovog, Iletol&eog Eevcovog, 
"A&aiipog Ayd&covog 
II . KXecov Aauoo&eveog, Nixagxog 'Egdzcovog, 
'Ayicov 'ExecpvXov 
vecox. (Mevrjg) 


W.-F. 173. Bull.;XXI 
311 

W.-F. 53 
W.-F. 174 




['IazdSag "i] 


[p. rav xg. ig~aLij]vov] Oder [fi. xov deivog, detvog xov] 
'A&avicovog, Aeivcovog. Das A. gehOrt entweder in 
die ersten Jahre der IV. Priesterzeit, ran 168, 
oder in das 3. Jhdt. Siehe hei a. 250. 


Unediert, 
ectyp. 154 A 



2639 



Delphoi 



Delphoi 



2640 



2641 



Delphoi 



Delphoi 



2642 



Jahi 



Archon 



Buleuten und iibrige Beamte 



Belegstellen 



V. Priesterzeit: 'Afivvxag — 'Avdgovixog (pgtxida. c. 157 — 154 v. Chr. 

Die Reihenfolge dieser vier Archonten ist gesichert (Jahrb. 1894, 547, 81), desgleichen die Dauer 
der Priesterzeit, da ihr letztes Jahr ein Schaltjahr ist und als solches mit Kallipps Cyclus stimmt 

[A. Mommsen Pbilol. LIX 60]. 



157/6 


Ilaxgiag 


(S. I Sem. 'AgxeXaog Aa/ioofttveog , 'Aoxvoxog rvcooi- 






'Avdgovixov 


Xdov, Ntxiag 


W.-P. 23. 25 






II „ Ago/ioxXeidag, IloXvxgdxrjg, Ilaalcov 


W.-F. 18, 75 II 24 






dafitogy. KaXXeidag || (en.tfieXrjxal'i xcojv Scoxrjgicov ' 


18,77 || 18,251 






'Avdgo/tiivtjg, Q^tXoxgdxrjg [iiber die dafiiovgyol han- 








delt ansfuhrlich Nikitzky Delph. epigr. Stud. 


Polyg. (16) 






187ff. (russisch)]. 








vecox. (Mevrjg) 




156/5 


'Hgvg (H) 


/?. I Sem. Eeviag , Ae£cbvdag IloXvxgdxeog , 'Agiaxo- 






IlXslarcovos 


fiovXog Ildxgcovog 
II „ 'A&avicov, EvxXrjg KaXXioxgdxov , TeXeoag- 


W.-F. 270 






Xog Aa/ioreXeog 


W.-P. 240. 258. 230 






vaox. Mevrjg 


W.-F. 256 


155/4 


"A&afipog (II) 


(). I Sem. — , — , — , 






'ApQO/idxov 


II „ 'Agtaxicov "Aycovog, IloXejiagxog IloXe/icovog, 








Evdcogog 'Afivvxa 


W.-F. 45 






vecox. Mevrjg || agxtxexx. Tifidxgixog EvxXeida 


W.-F. 44. 45 


154/3 


cpiXoxgdrrjg 


ft. I Sem. 'AXxTvog, Aaiddag, Bdxxiog 


W.-F. 259. 236 




Eevcovog 


II „ Eevcov &Uoxgdxeog , 'Agtaxicov "Aycovog, 




Schaltj. 




'Aoxog~evog Atowaiov 


W.-P. 228 






vecox. Mevrjg || Zum Schaltjahr vgl. den Ilotxg. mgco- 


W.-F. 247 






xog W.-F. 243 





VI. Pries 
Die ganze Priesterzeit 



terzeit. 'Avdgovixog — Ilga^iag Evdoxov c. 154 — 144 v. Chr. 

kann bei etwa vorhandenen Lucken in der Reihe der Archontate um 2- 
herabriicken. *) 



-3 Jahre 



c. 153/2 


Evdcogog (II) 
'Afivvxa 


ft. I Sem. KaXXi/iaxog Baftti).ov, revvaTog 'Hgdxcovog, 
Aa/ioaxgaxog Meveaxgdxov 
II „ OgaavxXfjg Ilga^ia, 'Avxiyevtjg Atodcbgov, 
EvxXfjg KaXXtoxgdxov Colin briefl. 

vecox. Mevrjg 


W.-F. 283. 306 
W.-F. 290. 19 

W.-F. 292 


c. 152/1 


'Agxtag 
'AgxeXdov 


ft. I Sem. Ileioiaxgaxog 

II „ 'Efifievidag KaXXia, Ago/ioxhldag, Eevoxgixog 
vecox. (Mevr/g) 


Thiersch 1 
W.-F. 308. 355 
Thiersch 1 


c. 151/0 


Iletoi&eog 
Eevcovog 


/?. I Sem. Tifidxgixog, 'Avdgofievrjg, @e6$evog 

II „ Evdoxog Ilga^ia , 'AytjoiXaog Tagavxivov, 
rXavxog 
vecox. (Mevrjg) 


W.-P. 175 

Anecd. 5. u. 6 
W.-F. 48 


c. 150/49 


Ael-cbrdag*) 
Ad/icovog 


/?. I Sem. 'Efifievidag KaX).ia, 'AXxTvog 'Agxidda, Ilgdo- 

Xog AgxeXdov 
II „ 'Aytcov 'ExecpvXov, rewaiog 'Hgdxcovog, yg. 

Scbaxgaxog ScoxiXov 
vecox. Mevrjg Ileiaiaxgdxov 


W.-F. 262 

W.-F. 263 

W.-F.262.LeBas907 


c. 149/8 


Evxagidag *) 
<Paiviog 


ft. I Sem. Ilaalcov KXe'covog , BaftvXog Alaxida, Ti- 

fioxXfjg HoXvcovog 
II „ Evdcogog 'Afivvxa , Eevayogag Eixfelda, 

yg. Evxgdrrjg KaXXixiovog 
vecox. Mevrjg 


W.-F. 31 u. Colin 
briefl. 

W.-F. 18, 313 
W.-F. 36 



*) [A. Mommsen Philol. LIX 61 f. weist nach, dass man in der ersten Halfte der VI. Priesterzeit 
noch nach alter Weise gewohnlich die Buleuten als agxovxeg verzeichnet, wahrend sie in der zweiten Halfte 
in 2 (tovXevovxeg und 1 ygafifiaxevcov getrennt werden ; demgemass wiirde a. OgaavxXfjg Ilgagia (c. a. 148/7) 
an den Schluss der ersten Gruppe gehSren und zwar in das J. 150/49, wahrend mit a. AeS-cbvdag Adjicovog 
die zweite Gruppe beginnt und letzterer nebst seinem Nachfolger a. Eixagldag um ein Jahr herabriickt. 
Vollig sicher ist das Kriterion aber nicht, s. a. O. s. 61 Anm. 86]. 



Jahr 


Archon 


Buleuten und andere Beamte 


Belegstellen 


c. 148/7 


&gaavxXijg *) 


/?. I Sem. Aafiooxgaxog Meveaxgdxov, Tificov KaXXi- 






Ilga^ia 


xXlog, 'Agiox6j}ovXog Ildxgcovog 
II „ Ask"cbv8ag Adjicovog, Mavxiag KXeoSdfiov, 


An.27u. Colin briefl. 






Eevalvexog Scoaivlxov 


Anecd. 25 






vecox. Mevrjg 


nr. (66) 


c. 147/6 


Scbq'evog 


/?. I Sem. Aiovvoiog, ■ — , — , 


Colin briefl. 




^ExecpvXov) 


LI B Aaiddag BafiiXov , 'Avxiyevrjg Atodcbgov, 








yg. 'HgaxXeldag KaXXia 


W.-P. 21 






vecox. Mevrjg 1 1 jigoox. AgofioxXeldag 


Anecd.7(LeBas915) 


c. 146/5 


BafSvXog OH) 


/?. I Sem. 'YjSgiag, 'AXxTvog, — , 


W,-P. 39.443. An. 2 1| 




Alaxida (I) 


II „ 'IaxdSag Ildxgcovog, 'AgxeXaog Aa/Mxt&eveog, 
yg. Ayicov KXevddfiov 


unediert, C olinbriefl. 






vecox. Mevrjg 


W.-F. 442. 40 


c. 145/4 


EvxXrjg (II) 


p. I Sem. Evdoxog Ilga^ia, 'AytjoiXaog Tagavxivov, 






KaXXiaxgdxov 


yg. HoXixag 'Aodvdgov 


W.-P. 424 




= att. axgaxr/yog 


II „ KaXXixgdxrjg Atodcbgov, Ayicov IloXvxXeixov, 






EevoxXrjg 


yg. Adficov Eevoaxgdxov 


W.-P. 429 






vecox. {Mevrjg Iletoioxgdxov) || Zum org. EsvoxX. vgl. 


W.-P. 429 






Kirchner Gott. Gel.-Anz. 1900, 477; er ist att. 








a. a. 168. 




c. 144/3 


Aafidoxgarog (ILT) 


ft. I Sem. Scbaxgaxog ScoxvXov , 'HgaxXeiSag KaXXia, 






Meveaxgdxov 


yg. Ilvggiag 'AgxeXdov 
II „ "A&afiflog 'Afigo/idxov , rXavxog Eevcovog, 


n. (71) 






yg. Scb^evog 'ExeyvXov 


W.-F. 273 






vecox. (Mevrjg) \\ jxgoat. xcdv dajuogycov • 'Iaxddag xai 








BoiXcov 


n. (42) 



VLT. Priesterzeit. 'AvSgovixog — "Agxcov KaXXia c. 143 v. Chr. (event, c. 141 — 140). 



c. 143/2 
Schaltj. 



Aafioo&evrjg (III) 
"Agxcovog 



|3. I Sem. &iXaixcoXog 4>aiviog , TifioxX.r/g Qgaaea, 
yg. 'Avag~avSgidag Alaxida 
II „ 'Efifievidag KaXXia, "Aftajipog 'Aftgofidxov, 
yg. 'Avxiyevrjg Atodcbgov 
vecox. Mevrjg Ileioiaxgdxov || Zum Schaltjahr vgl. den 
Iloixg. ixgcoxog in Polyg. (35) und (57) 



n. (35) 

Anecd. 31. n. (36) 
n. (55) Tgl. n. (40) 



^ Vm. Priesterzeit.**) "Agxcov — Ago/toxXeidag 'Ayicovo; c. 142— 137 v. Chr. 

(Vielleicht war Dromokleidas nur der StellvertreteT des lange erkrankten Andronikos, s. Anm. zum J. 20 v. Chr.) 



c. 142/1 


Adficov (I) 


(3. I Sem. BajivXog Alaxida, KXecov Aa/ioa&eveog, 






Esvooxgdxov 


yg. Aicov 'Emadeveog 
II „ EvxXfjg Ka).Xiaxgdxov , 'Ayicov 'ExecpvXov, 


W.-F. 428 






'Aval-avdgidag Alaxida 


Anecd. (37 b) 






vecox. (Mevrjg) 


Polyg. (26) 


c. 141/0 


KXeodafiog (V) 


ft. I Sem. Scbaxgaxog ScoxvXov , 'Ayicov Agoftoxfaida, 






IloXvxgdxeog 


Aafioo&evrjg "Agxcovog 
LT „ Mvaoi&eog Atodcbgov, 'Ayicov IloXvxXeixov, 


n. (67) 






yg. KXeodafiog Mavxia 


n. (78) 






vecox. Mevrjg 


n. (6) 



*) Siehe Fussnote von vorhergehender Seite. 

**) Betreffs der Keihenfolge der Archontate stent fest, dass Xenokritos der letzte der drei ist (vgl. 
Jahrb. 1889, 517, 10), denn Polyg. (18) ist spater geschrieben als (17), also Xenokritos spater als a. Adficov; 
das gleiche gilt von W.-F. 425 und Polyg. (79), welche nach ihrer Stellung spater sind als Polyg. (78), 
also Xenokritos auch spater als a. KXeodafiog. Dass Xenokritos vor IX gehOrt (es ist immer nur der Priester- 
Archon bezeugt), beweist das Vorkommen des spateren Priesters Athambos-^4/Sgo^a^ot) (IX) unter den 
Idiioxai in unserem Archontat W.-F. 425 (wo Z. 30f. auf dem Stein steht 'laxdda, "A&a/ipog 'Ajigofiaxov, 
Ti\ftdxgaog). Weniger sicher ist die Stellung des a. Damon vor a. KXevdafiog, aber doch wahrscheinlich 
nach der Art der Priesternennung (Archon Ofter vor Dromokleidas, als hinter ihm). 



2643 



Delphoi 



Delphoi 



2644 



Jahr 


Archon 


Buleuten und andere Beamte 


Belegstellen 


c. 140/39 
Schaltj. 


Sevdxgixog (I) 
Tagavxivov 


/?. I Sem. Sco^evog 'ExeawXov , ZcoaLxatgog AlaxiSa, 
yg. revvaiog 'Hgdxcovog 
II , KXecov KXevSdfiov, KaXXixgdxrjg AioScogov, 
yg. Meydgxag MeXiaaicovog 
vecox. Mevrjg || Zum Schaltjahr vgl. den Iloixg. Sev- 
xegog W.-F. 425 und Polyg. (28) 


W.-F. 423 

n. (18) 
n. (79) 



139|8 




§. (I Oder H?) , — [Iljdocoros, Sco . — ; 

(oder: — , [Iljdacov, Sa> ). Gehcrt zu VII 

— IX, 6 iegevg "Agxcov 


Hans n. 62 (unediert) 


c. 138/7 


'AyrjoiXaog 
(Tagavxivov) 
siehe a. 58 


ft. (I oder II Sem?) 'HgaxXeiSag, NixavSgog, KXeo- 
fiavng Pythienjahr. II Decret fur zwei Smyrnaeer. || 
Homolle will in dem of. den Vater des a. Eevo- 
xgdxrjg 'Ayrjoddov a. 106 erkennen und setzt ihn 
deshalb eine Generation yor diesen. *) 


XXIII 556 [soeben 
ediert] 


c. 137/6 


1 <>f 


Getilgte Inschrift; falls kein neues Arohontat, so ist 
nur a. Ileioi&eog in VI oder a. KXe68a/iog in VJJi 
wahrscheinlich 


Polyg. (69) unediert 



IX. Priesterzeit. "Agxcov — "A&afipog 'Afigofidxov c. 136 — 111 t. Chr. 



c. 136/5 


Scooiuiaxgog **) 
AlaxiSa 


B. I Sem. 'Avxiyevr/g AioScogov , 'Ayicov KXeoSd/iov, 

yg. 'YBgiag Eevcovog 
11 „ 'Afivvxag EvScbgov, Ildocov Aafieveog, yg. Ee- 

vcov IloXvcovog 
vecox. Mevrjg**) 


Eoss n. 67 

Polyg. (62) 
Le Bas 928 


135/4 








c. 134/3 


Tifioxgixog 
EixXeiSa 


= attischer a. Tifiagxog, vgl. Ferguson The athe- 
nien archons p. 73 [Kirchner Gott. Gel.-Anz. 
1900, 465] 
B. I Sem. Uvgglag 'AgxeXdov , ScoxvXog TifioxXeog, 
yg. KXeoSafiog IloXvxgdxeog, 
II , 'Agiaxicov Ava^avSgiSa, Ilgdoxog 'AgxeXdov, 
yg. Udxgcov 'IaxdSa 


XXH 157 

xxn H 

W.-F. 426a. XXII 14f. 


c. 133/2 


'YBgiag (H) 
Sevcovog 


/?. I Sem. 'HgaxXeiSag KaXXla, Sevaivexog Scoaivixov, 
yg. KaXXixgdxrjS AioScogov 
II B 'Ayicov KX.toSdfiov , TifioxXfjg IloXvcovog, 
yg. BaBiXog 'AvSgofieveog 


Anecd. 15 
W.-F. 433 


c. 132/1 
Schaltj. 


'Ayicov (I) **) 
'ExecpiXov 


/?. I Sem. £evcov 'AgtaxoBoiXov , Nixoaxgaxog EiScb- 
gov, yg. TifioxXfjg Ogaoea 
II , KXecov "Hgvog , 'AC dgaxog Avxixdgeog , yg. 
TagavxTvog Mvaoi&eov 
vecox. 'AxeiaiSag ('Ogdaiov W.-F. 27). || Zum Schalt- 
jahr vgl. den Iloixg. Sevxegog in Polyg. (13) 


Beitr. 116 [der ygcyi/i. 

TifioxXfjg auch 

XXni 570] 
Jahrb. 1889, 572 



*) Dabei hat er ubersehen, dass der Grossvater des ersten Smyrnaeers "Eg/idScogog 'Eg/ioxgdxeog xov 
'Eg/ioScogov, d. h. der altere Hermodoros, als Gesandter seiner Vaterstadt unter Seleukos in der von Couve 
XVIII 230 herausgegebenen Inschrift vom Jahr c. 242 a. Aafioxifiov schon genannt ist. Da in XXIII 556 der 
jiingere Hermodoros bereits seinen erwachsenen Sohn Hermokrates d. j. als Mitgesandten bei sich hat, muss er 
selbst etwa 60 — 65 Jahre zahlen, sein Vater Hermokrates d. a. also etwa a. 242 geboren sein. So kommen 
wir mit dem neuen a. ebenfalls auf c. 140. Dieser findet sich als 'Ayrjo. Tagavxivov in den J. 167, 164, 
162, 159 (bis hierher ohne, von hier ab mit Patronymikon) als /?. 151, 145, als /fe/?. 144, 143. Es folgt 
'Ayr/a. Eevoxgdxeog von 108 — 78 v. Chr., dann dessen Sohn Eevoxg. Ayrjoddov a. 66 und 65. Da nun die 
Buleutennamen eher auf das 1. Jhdt. v. Chr. weisen (doch s. KXedfiavxig 8. a. 129), so kann Eev. AytjO. 
als a. etwa fur 58 candidieren, und wir miissten annehmen, dass nicht drei, sondern sechs GeneratioDen 
der Smyrnaeer zwischen den beiden Texten lagen. 

**) In letzter Stunde gehen mir durch Homolles Gute die Abklatsche samtlicher Texte der Poly gon- 
manerstrecke A — B zu, darunter auch der von Le Bas 928. Er ist schwer zu lesen, aber man kann mit 
Sicherheit sagen, dass der angebliche vecoxogog Mevrjg nicht auf dem Steine steht (wahrscheinlich statt 
dessen EixXfjg). Damit ruckt der a. Scooijiaxgog an eine ganz andere Stelle und Priesterzeit IX gewinnt 
ein anderes Ansehen. Auch scheinen a. Hagion und a. Ateisidas nach der Stellung auf dem Stein V 44 j 
n. (11) — (13) spater als a. 130 a. 'Agiaxicov. 



2645 



Delphoi 



Delphoi 



2646 



Jahr 



c. 131/0 



130/29 
Ilv&ioig 



c. 129/8 



128/7 



127/6 



c. 126/5 



c. 125/4 



Archon 



'AxeiaiSag (LT) 
(s. Note **) auf 
voriger Seite) 



'Agiaxicov (Hi) 
'AvafavSgida 



Buleuten und andere Beamte 



/?. I Sem. KaXXixcov Evxgdxeog (? s. II Sem.) — , — , 
JJ „ 'Avatjavdgidag Alaxlda, Nixdgexog 'Avxixd- 
geog, yg. KaXXixrov Evxgdxeog 
vswx. 'AxeiaiSag 



p. 77 



= attischer a. Arjfioaxgaxog , vgl. Ferguson 
[Kirchner Gott. Gel.-Anz. 1900, 467] 

§. I Sem. Scoainaxgog Aiaxida, Ildxgwv 'IaxdSa, 
yg. 'Ayiwv 'Exe<pvXov 

rscox. 'AxeiaiSag 'Og&aiov Anecd. 35 = Le Bas 929. 
jigoax. ipiXalxcoXog, BaflvXog 



rXavxog 
Sevfirvac 



Ilvggog (H) 



'Aftgofiaxos (I) 
Mavxia 



KXicovSag (II) 

Mivrjfxog] 



/?. I Sem. IToXixag 'Aadvdgov , KXicov Aafioo&eveog, 
yg. KXedfiavxig "Hgvog 
II . , , , 



= att. a.Aiovvoiog /tsxd Avxioxov, vgl. Ferguson p. 78 
/J. I Sem. KXicov Ilaaicovog, MixxvXog Evdoxov, 

yg. Oevxifiog Aicovog 
II „ 'ExifvXog IloXvxXeixov, TagavxTvog Sevo- 

xgixov, yg. ScoxvXog 2coaxgdxov 
vecox. 'AxeiaiSag 



/?. I Sem. AioScogog "Agxcovog , Adjicov 'A&avicovog, 
yg. 'AgxeXaog Ileiai&eov 

II n KaXXiag Aicovog, Nixoaxgaxog EvScogov, 
yg. EvavSgog 



c. 124/3 



123/2 



c. 122/1 



121/0 



c.120/19 



c. 119/8 



c. 118/7 



KaXXiSafiog 
'Aficptaxgdxov 



BaPfiXog] (IV) 
'AvSgojieveog 



p. I Sem. 'Ayicov KXeodd/iov, Ildxgcov 'IaxdSa, yg. 'Agi- 
oxeag <PiXcovog 
II „ Ilvggiag 'AgxeXdov, 'Agiaxicov'Hgvog, yg. Ild- 
xgcov 'AgioxofiovXov 

vecox. 'AxeiaiSag 'Og&aiov ^^^^^ 



Belegstellen 



Polyg. (70) 

W.-F. 33 
W.-F. 32 



CIA n 551 
Polyg. (60) 
V 430, 44 



XXn 22 und ect. 39 
(uned.) 



XXH 157 
Polyg. (51) 

xvm 91 

Polyg. (51) 



xxn 9 

CIG 1699 



/?. I Sem. 'Afivvxag, rXavxog, yg. 'Apgopaxog 

II „ Mvaoi&eog AioScogov , KXevSa/xog Mavxia, 
yg. "Aycov 'Agiaxicovog 
vecox. 'AxeiaiSag 



p. I Sem. 

II , 



Priesterzeit nicht ganz 

sicher, da von den Prie- 

stern anscheinend nur 

["AgxJcov lesbar 



W.-F. 353 

xxn 13 
xxn 12 



W.-F. 434 

xxn ii 
xxn ii 



W.-F. 281 e (unediert) 



KaXXtxgdxrjg (II) 
AioScogov 



p. I Sem. 4>iXcov 'IaxdSa, MvaoiSa/j.og Sevoxgixov, 

KXevl-eviSag 'Aftavicovog 
II , KXedSa,uog IloXvxgdxeog, 'Afivvxag EiScogov, 

yg. KaXXiyevrjg Aaftooxgdxeog 
vecox. 'AxeiaiSag 'Og&aiov 



'HaxXelSag (TV) 
(KaXXia) 



/?. I Sem. Nixdxag 'AXxivov, Scbaxgaxog ScoxiXov, yg. 
KaXXiag Aicovog 
n „ IloXvxifiidag MeXiaaicovog, <PiXa>v'Iaxdda,yg. 
'EyecpvXog IloXvxXeixov 
vecox. 'AxeiaiSag 'Og&aiov 



'Afivvxag (H) 
EiScogov 



(3. I Sem. Eevoxgixog 2xrjai/ieveog , K/.ecov Aiowaiov, 

yg. MraoiSa/iog Eeroxgixcv 
n B 'Aycov 'Agiaxicovog, Teiacov Geoxdgiog, yg. 

Ildocov Aafieveog 
vecox. 'AxeiaiSag 



V 433, 48 

CIG 1704 
Le Bas 939 



V 431, 46 



Beitr. 117 
Anecd. 26 



117/6 EixXeldag (I) 
KaXXeiSa 



! 3. I Sem. — , — , — , vgl. Jahrb. 1894, 674 und BulL 
I H „ —,_,_, [XXII 156 

lego/iv. (Herbst) Afivvxag EiScogov, KaXXiSa/iog 'Aficfi- 
| oxgdxov [jetzt XXIV 82ff.]. 



W.-F. 28 
mus. 195 (uned.) 
Haus n. 212 (uned.) 

W.-F. 28. 

Wescher Mon. bil. 
56, 64 

(uned., briefl.) 



2647 



Jahr 



Delphoi 



DelpM 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



2648 



Belegstellen 



c. 116/5 
(?) 



c. 115/4 



c. 114/3 



2coovXog 



, vXog 



\og 



113/2 



c. 112/1 



MvaoiHafiog 
(Ssvoxglxov) 



c. 111/0 | Ntxdfiaxog 

i 



8. I Sem. — , — , — , Priesterzeit unbestimmt. 

II „ ['Aoajvdgos [Aiovvjoiov ?, — , — , (neue Les.) 



Buleuten unbekannt. || Das Archontat kflnnte identisch 
sein mit dem vorigen oder mit dem des J. 121, 
wahrscheinlich ist aber a. [Za>t]v).ov, derselbe 
wie in XI a. 102, und in letzterem Text ttnsere 
Freilasserin [Sevaiva &eocpgdox]ov zu erganzen. 



Bui. unbek. || Priester AFXcov nicht ganz sicher; 
wohl VH— IX. (Unediert) 



8. I Sem. — , — , — , II GehOrt zu IX oder_X 
II „ 'Ay lam IloX.vxh.lxov , TagavxTvog aevoxgfl- 
xov), yg. <PiX6!-evos Nixofidxov 



Bui. unbek. || Der Name des a. Ntxdfiaxog (&tXo£ivov) 
weist auf IX oder X. 



CIG 1708 



ect. 39 (unediert) 



W.-F. 310 b 



— % 



W.-F. 447 



CIG 1705 b 



X. Priesterzeit. "A^afiSog — IIaxgeag'Avdgovixov. c. 110 — 105 v. Chr. 

c. 110/9 "Aycov 

'Agioxicovog 



C. 109/8 



IIvQQlag 
'Agx&dov 



8. I Sem. — , — , — , __, 

II „ Scooifrvog Sevcovog, KdXXcov Sevcovog, yg 
Nixddafiog Sxgdxcavog ^^_ 



8. I Sem. Adficov Sevoozgdxov, ZcoxvXog TtfioxXiog, yg, 
'Agioxcov Scooxgdxov 
II „ IloXificov IloXefidgxov, KXecov Aafioa&evsog 
yQ. rXavxog rewaiov 



c. 108/7 



Tifioxgdxrjg (III) 
Evxgdxeog 



8. I Sem. Ilodoxog 'AgxeXdov, rswdiog 'Hgdxcovog, yQ, 

IIoXvcov &eog"evov 
II „ 'HgaxXeidag KaXXla, Sevcov AgtoxoBovXov 

yQ. Ssvoxgdzqg 'AyqoiXdov 
vecox. 'Axeioidag 



xxn 16 
xxn 15 



Jahrb. 1889, 559 
W.-F. 421 



CIG 1709 

Le Bas 934 
Le Bas 934 



c. 107/6 



106/ 5 



Sevcov (II) 



Unediert; der a. heisst wohl 3. 'AgiaxoBoiXov; wohl 
X oder XI 



xxn 17, i 



Aevoxgaxrjg 
'AyrjOiXaov 



105/4 



— att. a. 'Aya&oxXrjg, Ferguson p. 82 
8. I Sem. — , — , — , 

II „ TifioXicov 'EftfteviSa, Ntxodaftog Sxgdxcovog, 
yQ. "Aqxov KaXXixgdxeog 



xxn 160 

CIA n 550 



XI. Priesterzeit. Ilaxgeag—'Ayicov IloXvxXehov. c. 104—95 v. Chr. 



c. 104/3 



'Aylcov (II) 
IIoXvxXslxov 



c. 103/2 



Atodcogog (IV) 



8. I Sem. — , — , — , 

II „ ndzgcov'AgiozoBovXov,AgiazcovAafiocpdveog, 
yg. 'HgaxXeidag 'AgioxoSdfiov 



8. I Sem. — , — , — , II Vielleicht gehort hierher 
auch das Archontat des J. 95 
II „ ScoxvXog Zcooxpdxov, KaXXidaftog 'Aficpi- 
oxgdxov, yg. <PiX6vixog MeveSdfiov 



XXII 18 U. 16 

CIG 1700 



Jahrb. 1889, 522 



c. 102/1 



c. 101/0 



2o>xvXog (I) 



8. I Sem. — , — , — , II s. zu a. 1 15 

II - Scboxgaxog SmxiXov, Sevoxgixog Sxtjdifie- 
veog, yg. EigavaXog Oeobdxov 



XXn 18. 19 



8. (I oder n Sem.) Eevcov 'AgtaxoBoiXov , TeftoXecov, 
'Ageoxcov 



c. 100/99 "Agxcov (IV) 



Schaltj, 



Evayoga 



8. I Sem. Mevxcog foXcuzoiXov, Mevtjg Adficovog, yg. 

'Og&aTog 'Ayiwvog 

n . — , — , — . II Zum Schaltjahr vgl. den Iloixg. 

devxegog~KXII2l. || Priesterzeit X— XII l 

[Vorlaufig in XI gesetzt, da die Schaltjahre 97/6 und 

94/3 schon besetzt sind. Ausserdem noch mOglich 

die Schaltjahre 108, 105, 102]. 



dom. 212 (uned.) 



xxn 2i 



I 



2649 



Delphoi 



Delphoi 



2650 



Jahr 


Archon 


Buleuten und andere Beamte 


Belegstellen 


99/8 




Bui. unbek. || Name und Patronym. des a. waren viel 

kurzer als die der Archontate von 104 — 102 
vecox. 'Axeioidag 


|xxn 19 



98/7 



c. 97/6 



c. 96/5 



c. 95/4 



I 



Mevxcog (I) 
($tXatxd>Xov) 



att. S.'AgyeiogQ) Ferguson p. 86 | Ende von XI 
Bui. unbek. || Mevxcog <PtXaixcoXov ist > oder Anfang 

a. 97 bezeugt. I von Xn 

Nach Phil. LIV 217, sowie nach Koehler und 

Kirchner Gstt. Gel. Anz. 1900, 474 gehOrt diese 

attisch-delphische Archontengleichung in das J. 97, 

nicht mit Ferguson in 98. 



IIoXvcov 
(Qeogevov) 



Atodcogog (V) 
"Agxonvog (?) 



I od. II Sem. Aai'dSag 'HgaxXeiSa, Xagflfevog Sco- 
xvXov], yg. ['Eftfievidag] Udocovog || Wohl Prie- 
sterzeit x — xn 1 



XVH 90, vgl. Phil. 
LIV 217 



XXn 24 anm. 1 



8. I Sem. Adficov Atovvaiov, 'Agxcov Evayoga, yg. $£- 
Xcov ''Egaoimtov 
II . — , — , — , || Das Archontat vielleicht iden- 
tisch mit dem des J. 103. II Wohl Prie- 
sterzeit X— XII i. 



XXI 116 



Xn. Priesterzeit. Aylcov — IIvQQlag 'AgxeXdav. c. 94—85 v. Chr. 1. Halfte (XHl). 



c. 94/3 I Nixoda/tog {III) 
I (Sxgdxcovog) 



8. I Sem. TIoXvwv, Adficov, yg. KXeobvdag 

n . — , -, — , 



I CIG 1705 



C 93/2 ndxgoov (I) 
AgiaxoBoiXov 



92/1 



KXevSapog (VI) 
KXecovog 



/S. I Sem. "Aqxcov, 'Agioxoov, yg. Mvdocov 
II . Adficov, AgiaxoxXijg, yg.Qeoxagig 



8. I Sem. KXeavdgog Tificorog, Aafioxgdxtjg Tetaoovog, 

yg. Nixiag KXeoovog 
II - 'AgtozoxXrjg 'Hgdxoovog, Sevcov rXavxov, 

yg. Atxaiagxog Hvggla 
Die Datierung steht Philol. LIV 591. 



W.-F. 445 
W.-F. 446 



XXII 21, vgl. xvn 
255 

Anecd. 8 



c) Vier Jahresbuleuten genannt, der ygafifiazcvg verschwindet. 2. Halfte (XHS). 
c. 91/0 I KXeavSgog 



Bui. unbek. || Das Archontat kann daher auch in XUi 
gehOren. 



c. 90/89 



BaBvXog (V) 
Aai'dSa 



c. 89/8 j Adficov (a) 



ft. TifioXecov 'Efifievida , "Aqx u > v KaXXixgdxeoq , KXeo- 
fiavxig "Hgvog, MeXuaoiwv IloXvxifilda. [| XXII 25 
und wohl auch Herm. Vni 412 anm. 1 haben nur 
die 3 letzten Bui.; vielleicht hier Cbergang von 

xxn zu xnz. 

vecox. KXecovSag 



W.-F. 274. 437 



xxn 24 
xxn 24 



8. Alaxidag. 0tXa>v, 'Ogiozag, Aafioxgdxrjg 



ixxn 27 



c.88/7(?) 


Avxixazgog 


Bui. unbek. || Etwa XII. Priesterzeit, denn der Sohn 
KXeoSauog Avzixdzgov erscheint in XVH a. 55 
(XXn 38) 


CIG 1701b 


c. 87/6 


'ABgofiaxog (H) 1 8. Adficov, KXicov, Szgdxayog, AvxtrptXog 
A&dfiBov Wohl Priesterzeit Xn« oderXin-, der a. war Zenge 
1 a. 92 (Anecd. 8). 


XXU 37 anm. 1 


c. 86/5 


'A&avicov (II) 
KXeog~ev!da 


8. IloXvxgdxrjg KXeoddftov, TifioxXfjg ScoxvXov, 4>iXcov 
'Aowxea, EvayyeXog Meydgxa. || Wohl Priesterzeit 
XJJ2 oder Xm (Colin). 


XXn 34 


c. 85/4 


AlaxiSag (U) 
BaBvXov 


8. 'Ogdaiog, 0$6g~evog, Avxiyhr/g, <PiXaygog 
Wohl XH2 oder XUI; Grenzen XII 2— XVI. 


XXn 38 not. 
neu: XXIII 572 



2651 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Arcbon 



Buleuten und andere Beamte 



2652 



Belegstellen 



XIII. Priesterzeit. Ilvgglag — Sevoxgdxrjg Ayrjoddov. c. 84—82 v. Chr. 
Stellverteter *) des ersteren ist KaXXlag ('Efifisvlda) in Xffia. 



c. 84/3 



c. 83/2 



Bui. unbek. H Mus. 190 (ediert Jahrb. 1889, 523) ist 
Zeile 9 zu erganzen: Uv gglag \ [Agx«Xdov, Sevoxgd- 
rtje 'Ayrjaddov • KXeobapJog KX[ecovog 

vecox. (Kleodafiiog KXecovog) 



mus. 190 



Scboxgaxog (I) 



8. Ayd&cov, A&avicov, 'HgaxXeldag (der vierte fehlt wohl 
zufallig). || Genannt ist nur der Priester gevoxgdxrjg, 
also ware noch XIV mOglich. 



xxn 38 



c.82/1 
l.Halfte 



[Aa/ioxgdxqg (HI)] 



2.Halfte 



XEHa. KaXXlag, Ssvoxgaxr/g. 

8. KXeavdgog , 'Iaxdbag, Agtaxlcov, KcdXiag \\ Fur den 
erkrankten Priester Ilvggiag tritt bis zu dessen Tode 
als Stellvertreter KaXXiag ein. 

vscox. KXedSa/xog 

Auch Mus. 204 (unediert) zeigt [KaXJXlag anscheinend 
als Priester, gehort also zu unserem oder einem vor- 
angehenden Archontat. 



XXII 27 



XXII 28 



XIV. Priesterzeit. Eevoxgdxyg—AlaxtSag BaBvXov. c. 82—75 v. Chr. 



Aa/xoxgdxrjg (111) 



c. 81/0 I 'HgaxXeldag (V) 
EixXelda 



8. [KaX]Xl[ag, KXe]av[Sgog, 'I]axd8ag, Agiaxicov 
Die neue Lesung von W.-F. 438 ergiebt als Bui. 
sicher [KXe]av[dgog] und als Priester Alax[l8ag, 
Se]vo[xgdxr]g]. Darnach ist das Bedenken Colins 
XXII 28 ungerechtfertigt. Zweifelhaft bleibt nur, 
ob KcdXiag hier als 1. oder 4. Buleut angefflhrt war. 



W.-F. 438 



8. A&aviow KXeo&vida , <Pdovixog Nixia , Sxgdxcov 
Nixoddfiov, 'Eju/xevldag TifioXecovog 



c. 80/79 



c. 79/8 



Aai'd&ag (II) 
BaBvXov 



Sevoxgixog (II) 
Mvaaidd/iov 



c.78/7 I Xag&vog (III) 
2coxiXov 



8. 'Agxlag , Aiovvaiog, Nixooxgaxog, Qsoxagig || Vgl. 
das Decret gleichen Datums Beitr. 9. 



§. IloXvxXeixog, Xagl&vog, Aal'ddag,Agx^Xaog \\ XXII 37 
Zeile 6 ist nur zu erganzen oi xe tsgslg AnoXXwvog 
Ssvoxgdxtjg, Afiaxioag • ioicoxai Ka).\Xlag EvJxXslda. 

Die Apolysis **) zu XXII 44 (unediert) folgt erst in 
Pr.-Zt. XVH S. MXcovog a. 57 (XXII 43). 



xxn 29 



XXII 30 



XXn 37 



vgl. XXn 43 



8. <Pdaixa>Xog Mhxogog, Ad/j,cov — , , hixooxga- 

xog Evbcbgov 



xxn 3i 



c. 77/6 



Nlxagxog (U) 
'Egdxcovog 



8. Acogo&eog, Sevoxgixog, &i/.cov, logyiXog || Ob XIV 
oder XV ist unentschieden , da nur der Priester 
Atxidag genannt ist. 



XXn 36 



76/5 



c. 75/4 



Afedfiaxog (III) | B.^,0gaavxXi)g, QiXcov , JOJcov || XIP— XVI (wohl XVI) | XXH 37, 1 

8. 'EitfievlSag, Ildxooiv, rj; oder . . . cov, Adixcov \ 

XII 2— XVI ~ jXXn 35 



'KaXX'ag in) 



*) fiber die Stellvertreter der Priester und die angeblicbe Dreizabl der letzteren s. die Anmerkung 
zum J. 20 v. Cbr. , „ . 

**) Die Apolysis bedeutet die definitive Freilassung des Sclaven, seme Loslfisung von der bating in den 
Manumissionen stipulierten Clausel. dass der Sclave noch bis zum Tode des Freilassers bei diesem auszu- 
harren habe. Die betr. Urkunde wird auf dem Stein meist so dicht wie moglich an die erste, ausfuhrliche 
Manumission herangeschrieben, und man ist geneigt, sie auch zeitlicb der letzteren mCglichst nahe zu riicken. 
Indessen vergehen zwiscben Manumission und Apolysis doch bisweilen selbst zwanzig und mehr Jahre. 
Immerhin bieten diese Urkunden ein willkommenes Mittel zur relativen Rangierung der Archontate und zur 
Controlle der Richtigkeit der Priesterzeitsfolge; sie sind deshalb samtlich angefiihrt worden. 



2653 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



2654 



Belegstellen 



XV. Priesterzeit. Aiaxldag — 'Efifisvibag Ildocovog. c. 74 — 68 v. Chr. 



c.74/3 



c. 73/2 



Aai'ddag (LU) 
"Aycovog 



4>dovtxos (I) 
Nixia (I) 



c. 72/1 



c. 71/0 



Acogo&eog 



Iliggog (111) 
Axsialda 



8. Sxgdxayog, KXsoSaftog, A&pcov, 'HgaxXeldag || Beide 
Texte ediert Jahrb. 1889, 542f.; ebd. 540, 21 ist 
gezeigt, dass das Archontat zu XV gehiirt. 



8. Ildxgatv, EvxXsidag, Adficov, Sxgdxcov 



8. BaBiXog, Aylcov, Iliggog, Adficov \\ ediert Jahrb. 
1889, 541 



Polyg.(64);W.-F.441 



V 429, 43 undPolyg. 
(65) 



C.-M. (10) 



/?. Hdocov, KXscov, 'Afivvxag, Ildxgcov 



I XXII 32. 33 



70/69 



c. 69/8 
c. 68/7 



Aylcov (HI) 
Ago/ioxXelda 



8. IUggog , — — , KXeopavxig Aelvcovog, 

Nix II Wohl XIV— XVI. Priesterzeit. 



mus. 231 (unediert) 



8. 'ABgdftaxog, IloXvxifitdag, EvxXetdag, Sxgdxcov. Vom 

Priesternamen nur A AS erhalten, also XIV 

—XVI. Nach XXII 163 anscheinend XVI. 



Le Bas 959 u. 960 



XVI. Priesterzeit. 'Eftfievidag—Aaiddag BaSvXov. c. 6y— 57 v. Chr. 



c. 67/6 



Aiovvatog (I) 
'Aoxog'ivov (I) 



c.66/5 



KXeol-evldag 
'A&avlcovog 



8. 'Aylcav Ala/vog , Ildxgcov AgioxofiovXov , <Pdtoxlcov 
AwxXsog, Ildxgcov 'Iaxdoa || Die Apolysis zu Polyg. 
(19) enthalt Polyg. (74) in XX a. Mevxogog, s. zum 
J. 35 ; daher unser Archontat mfiglichst tief in XVI. 



Polyg. (19) in Jahrb. 
1889, 535 



8. KcdXioTQaxog Aiaxiba, IloXvxifUdag MeXtoolcovog, 
Jlsioloxgaxog BovXcovog , KXicov "Ag%covog (ediert 
Jahrb. 1889, 539) 



Anecd. 24 (Le Bas 
950) u. theatr. g 



c. 65/4 



Ueioioxgaxog 
(BovXcovog) 



8. AtoScogog 'Ogeoxa, <!>lXcov Sxgaxdyov, Aylcov Ago- 
[loy.Xeida, AyrjoiXaog 3e.voxgdxeog 



XXn 33 



C. 64/3 | Tagarxlvog 



| B. <PdaltcoXog, Adfiow, KXeodapog, Adficov 



I Polyg. (48) 



c. 63/2 



$ddvsixog (II) 
Aiodcbgov 



. — 'Eml] YyJagtSa , Aylcov Alcovog , , [KXe 

frvldag] A&avlcovog. Wohl XVI. 



Athen. Mitt. V 200ff. 
n. 61 



a 62/1 'Hgvg (HI) 
KXecovog 



8. £ev6xgixog Msvrjxog , Tagavxtvog Ago/xoxXslSa, Ag- 
XsXaog Eidcbgov. Xagtg'svog ScoxvXov. Xn 2 — XVI 



CIG 1695, vgl. Philol. 
LIV 228 



c. 61/0 | $tXalxcoXog (TL) | B.nvggog,Ka).Xioxgaxog',Hgdxcov,IIuoloxgaxog.lilV-'^Xi.\ Philol. LIV 230 



c. 60/59 



8. Sxgdxcov, Qdovuxog, — , — (?); ungewiss, ob 3 oder 
4 Bui.; das Archontat gehert zu XIV— XVHI, ge- 
nauer wohl zu XVI oder XVII. 



CIG 1709 b 



59 



d) Drei Jahresbuleuten, der yganpaxevg bleibt unerwahnt. 
.... I I 



c. 58/7 | IHgoog (IV)*) j 8. BaBvXo;, <POmv, noXvTei/A.iSag 

c. 57/6 



QUcovQl) 
Sxgaxayov 



6 kg. Aaloas, \ Pol yg- (30) 
also XVII oder 
XVII a 



8. Ildooiv 'Ogioxa, 'Ay cov Aai'dda, 

A/ivvxag EvayyeXov 
XXII 43 enthalt die Apolysis zu der Manumission 

XXn 44 (unediert) in XIV a. Bevoxgixov a. 79. 



XXn 43. vgl. Polyg. 
n. (25) 



*) Vgl. oben a. 138. Vielleicht ist a. Ilvogog auf a. 59 zu setzen, das Pythienjahr 58 aber dem 
neuen a. 'AyrjalXaog (Sevoxgdxeog) zu geben. 



2655 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



2656 



Belegstellen 



XVII. Priesterzeit. Aai'dSag — Nixdoxgaxog "Agxcovog. c. 56 — 50 v. Chr. 
Stellvertreter fiir beide ist Adficov 'Ayd&covog in XVII a und b. 



c. 56/5 



Efifisvidag (IV) I 8. NixavSgog BovXcovog, KXsog~svidag A&avicovog, 
TtfioXscovog | [KXsvdafio g] Mavxia 



Nlxavdgog (I) 
BovXcovog 



/?. Nixiag, Msvxcog, 'Og&aTog 



Nixdoxgaxog (I) 
"Agxovog 



Ildocov (I) 



Sxgdxcov (II) 
'laxdSa 



Beide- 



8. IloXsfiagxog Adficovog, EixXsidag Aiaxida 
mal nur 2 Bui. 

vscox. Adficov 'Og&aiov 

jtgoox. KaXXioxgaxog Aiaxida, Ssvdxgixog Msvrjxog 

Die erste Apolysis zu XXII 39 folgt in XVHI a. Tld- 
xgcovog a. 47 (XXII 41), die des zweiten Sclaven 
erst in XX b a. noXsftdgxov a. 29 (XXII 42). 



8. cPiXtoxicov AioxXsog, "Aya>v Aai'dda (nur zwei) 
vscox. (Adficov 'Og&aiov) 



fl.'EgdxcovKXscovog,Nixiag[KXscovog],KXsdfiavxigAsivcovog 
vscox. Adficov 'Ogfialov ^^^^^ 



C.-M. 12 



XXH 38 



Polyg. (61) und XXH 
39 

[unedierte Manumis- 
sion angekiindigt 
XXIII 571] 



Polyg. (63) 
Polyg- (63) 



XXII 42 
W.-F. 435 



XVlla. Aaiddag, Adficov 'Ayd&covog. 
P- — . — ■ — » 



| XXII 44 



EvxXsidag (II) 
KaXXia 



XVII b. Nixdoxgaxog, Adficov 'Ayd&covog. 

B. "Aqxcov Nixooxgdxov, Aicov'Avxtysvsiba, KXso^svtdag 
'A&avtcovog || Ediert Jahrb. 1889, 527, wo KdXXcov 
'Avxty. in Aicov 'Avxtyevsida zu verbessern ist. In 
XXII 45 ist nur erhalten ol hgtig Nixdoxgaxog 
"Aqx <ov °s 



Polyg. (32). 
XXH 45 



XVHI. Priesterzeit. Nixdoxgaxog — Ssvdxgixog Msvtjxog. c. 49 — 44 v. Chr. 



EvxXsidag (HI) 
Aiaxida (I) 



/?. Egdxcov KXecovog , BaflvXog Aai'dda, ScoxvXog Sco- 

oxgdxov 
Die Apolysis zu XXII 47 folgt im nachsten Jahr 

(a. Afivvxa) XXII 48. 



'A ft v v x a g (HI) 
EvayysXov 



Ildxgcov (II) 
'AgioxofioiXov (II) 



f}. Aiodcogog Acogo&sov, Zcboxgarog Aiorvoiov. Beide- 

mal nur 2 Bui. 
vscox. KXsdfiavxig || ngoox. 'ABgdfiaxog Ssvaydga. || Die 

Proxenie XXII 151 erwahnt Caesars Legaten Q. 

Fufius Calenus, der damals D. besetzte. 



XXn 47. 48 
Polyg. (10) ediert in 
Jahrb. 1889, 525 



XXH 46. 151 
u. mus. 115 B, 
vgl. XXn 48 



H. &iXdvtxog Atodcooov, EvxXsidag 'HgaxXsida (nur 2) 
XXII 41 giebt eine Apolysis zu XXII 39 in XVH 
a. Nixooxgdxov. 

vscox. K).sdfiavxig Asivcovog 



XXII 41 



XXII 41 



c.46/5 


BaBvXog (VI) 
AtaxiSa (II) 


/?. [AgioxoxXsag oder Aiodcogog oder Nixiag] (pdovixov, 
Msvtjg Ssvoxgixov, KXsavdgog [<&iXcovog] \\ XVH 
—XIX (wohl XVIII) 


W.-F. 448 


c. 45/4 




B. [IloXvxifilbag] A&dfifiov, Mi[vxcog Aai'dda oder vtfg 1 

Adficovog], ScoxvXog 'Hgdxcovog || XVH— XIX; er- Beitr. 119, 9 
halten ist nur der Priester [Nixdoxg.] "Agxcovog. \ 


c.44/3 




1 



XIX. Priesterzeit. Nixdoxgaxog — KaXXioxgaxog AtaxiSa. c. 43 — 38 v. Chr. 

c. 43/2 | | 8. —,—.—, II Ediert Jahrb. 1889, 528 j Anecd. 36 a 

| I [vscox."} o]v || itgoax. Ni . . . . j 



2657 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



c.42/1 



c. 41/0 



c. 40/39 



Archon 



'Ayicov (IV) 
Aiwvog 



KXsdfiavxig 
Aivcovog 



Buleuten und andere Beamte 



/?. EvdyysXog, KgixdX.aog, ScoxvXog 



2658 



Belegstellen 



XX 49 und 

mus. 200 B (unediert) 



KaXXioxgaxog (I) 
AtaxiSa 



c. 39/8 



p. Aicov Avxiysvsida, Msvxcog Aai'dda, TtftoXscov E/i 
t* s * iSa Ediert Jahrb. 1889, 528 [ Anecd. 9. 36 b 

XXlTlO 



p. MsXiooicov Aiovvoiov, KXscov Adficovog, 2coxvXog 

Scooxgdxov 
ngoax. EvxXeiSag KaXXia 



XXII 50 



r ' ' ' 

vecox. KXsfoftavrcg Aslvcovog] 



XXII 51 



c. 38/7 



ScoxvXog (II) 
'Hgdxcovog 



8. IloXvxifiidag 'A&du8ov, Meydpxag \ -kt t „ . 

EiayylXov ) _« der Pnester 

(vscox.) KXsdfiavng Aeivcovog unter \, lX0 Z t ^ ea ^3' 

den idimxcu ^ also XVH-XIX. 

Wegen 2 Buleuten wohl schon Ubergang zu: 



xxn si 



e) Zwei Jahresbuleuten, der yga/iftaxevg bleibt unerwahnt. 

XX. Priesterzeit. KaXXioxgaxog — 'ABgdfiaxog Ssvaydga. c. 37—27 v. Chr. 
Stellvertreter sind: Aiddcogog Acogo&eov und IloXefiagxog Adficovog, XXa-c. ' 



c. 36/5 



35/4 



'Egdxcov 



Msvxcog (II) 
Aaidda ■ 



c.34/3 



• og 



{3. . noXsfiagxog Adficovog, BajJvXog AaCdoa 



, ,, XXII 53 enthalt die Apolysis zur Frei- 
lassung des vorigen Archontats, Polyg. (74) diejenige 
zur Freilassung voni J. 67 in XVI. Daher ist a. Ato- 
vvotog mCglichst tief in XVI, <?. Mivxwg mOglichst 
hoch in XX anzusetzen. 



c. 33/2 



c. 32/1 



EvxXeidag (IV) 
'HgaxXeida 



(3. 'ABgdfiaxog, Meydgxag 



XXH 52 



Polyg. (74) 
XXII 53 



[2c6oxg]azog (II) 
A lovvoiov 



(3. 'Avxiyivrfg 'Agxia , Mevrjg Adficovog [| Polyg. (41) 
ediert Jahrb. 1889, 530. XXII 55 ist die Apolysis 
zur Freilassung des vorigen Archontats. 



^. 'Aordgsvog Aiovvoiov, EvdyyeXog Msydgxa 



XXII 55 



Polyg. (41) 
XXII 55 



XXII 54 



c. 31/0 



c. 30/29 



'Aox6g~evog (I) 
Atowoiov 



XX a. KcOJ.ioxgaxog, Aiodcogog Acogo&eov, 'Afigdfiaxog. 
/?. Xiy.atog Xixcovog, Evxgdxrjg .iafiivsog 



I XXII 56 



Aiwv (III) 
'AvxtysvsiSa 



/?. Jscov Ssvocfdvxov, 2rodxayog cpilwvog 



XXII 57 



c. 29/8 



HoXdfiagx o S (I) 
Adficovog (I) 



XX b. Aiddojgog, ABgdfiaxog, IJoXs/iag/og Adficovog. 

, B. ZiXevxog Baflvkav, 'ArxicfiXog TogyiXov || Im Amalios I XXJJ 58 

werden 2 Priester iAwdcogog, 'ABodfiaxX im llaios ' XXII 59 

alle 3 genannt. Vgl.a.25/4. Der Text XXII 42 enthalt vgl. XXII 42 

1 d!e 2. Apolysis zu XXII 39 in XVIII of. Nixooxgdxov | 



c. 28/7 | MeXtooicov (II) 
Aiovvoiov (D 



c. 27/6 



1° ! 



XX c. Aiddojgog, KaX.Xioxgaxog. 

/). 'AgiozoxJJa; <PiXovixov, 'AvxicpiXog VogyiXov \\ Aus j XXII 60 
der Stellung folgert Colin, dass XXc spater sei, ' XXII 74 1 
als XX. !| Die Apolysis zu XXII 74, 1 enthalt XXH ' 
74 in XXI b, S. 'E^ivixov, a. 20. 



Pauly-Wissowa IV 



- — , II Zu mus. 229 (ediert Jahrb. 1889, 531) ist j mus 229 
jetzt das rechts anstossende Stuck XXII 61 gefunden. > 
xgoox. AidSoigog <Pdovixov I XXII 61 

84 



2659 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



2660 



Belegstellen 



XXI. Priesterzeit. KaXXicxgaxog — $lXcov Sxgaxdyov. c. 26—18 v. Chr. 
Stellvertreter (diesolben wie in XX): Atodcogog und IloXifiagxag in XXI a und b. 



26/5 
Ilv&loig 


'Avziysvtjg (I) 1 
'Ag/Ja (I) (to a) 


= att. a. 'AQzlrifiog (IIvMoig). Philol. LIV 221. 
Vgl. Ztschr. f. Numism. XXI 97f. 

p. $dXiag Aafiiveog, 'A&avlmv KXso&rlda H Da a. Mi- 
vt\g und a. Sxgdxayog alter als unser Archontat zu 
sein scheinen (s. die betr. Archont.), so konnte fur 
letzteres auch a. 22 v. Chr. in Betracht kommen.*) 
Die Apolysis zu XXII 63 enth&lt XXII 65 in XXII 
a. AvxtcplXov, a. 14. 


jXVIII 93 
<XXII 62. 63 


c. 25/4 


Atodcogog (VI) 

AcOQoftEOV 


p. EvxXijg "Agyavog, KXicov Nixla II Als letzte der 
Idicoxai stehen die frfiheren Priestervertreter Aio- 
dcogog Acogo&iov (der a.) und IToXifiagxog Adficovog 


XXII 65 


c. 24/3 


0Eo^svog (II) 
cptXatxcoXov (I) xaxa 


p. Alaxidag EvxXelda, Nlxcov Ntxalov 
8s vo&ealav BapvXov xov Alaxlda 


XXn 67. 68 


c. 23/2 


Meydgxag (II) 
EvayyiXov 


p. 0s6!;£vog 4>datxcbXov, Mivrjg Adficovog 


XXII 69 


c.22/1 


Mivtjg (II) 
Adficovog 


p. Szgdzayog (PiXcovog, Aicov gevocpdvzov || XVIII 91 
unvollendete Manumission iiber solcher aus dem Ar- 
chontat des'Avxiysvtjg Agxla, also wohl alter als diese. 


XXII 70 
XVIII 91 


c. 21/20 


2xgdzayog 
<I>iXa>vog 


p. [jMsXiooicojv Atuvvolov, 2iXavxog BapiiXuu 
Die Freilasserin hat schon in XVII a. Nixoaxgdxov 
(a. 54) drei Sclaven freigelassen (Colin). Also ist 
a. Nixdoxgatog in XVTI mOglichst tief, a. Sxgdza- 
yog in XXI mOglichst hoch anzusetzen, falls hier 
nicht eine gleichnamige Tochter gemeint ist, vgl. 
die Urkunde XXII 54. 


XXII 71 


c. 20/19 


'Enlvixog (I) 
Nixoazgdzov (I) 
fi. [AneXXJalov 

fi. Qeo^evlov 

ft. 'Evdvonoizgoizlov 


XXI a. KaXXlazgazog, Atodcogog, <I'tXcov.**) 
§. Aiodcogog <Pdovlxov, TifioXicov 'Efifisvida 

XXI b. JToXiftag/os, QlXcov (zufallig wie XXII). 
Buleuten wie oben. || XXII 74 enth&lt die Apolysis 
zu XXII 74 anm. 1 in XX<=, a. MeXtaolcovog a. 28. 

XXI Schluss. KaXXtozgaxog Aiax., $lXcov Szgaz. 
Buleuten wie oben. 


XXII 72 
XXII 74 

XXII 66 



*) Kirchner Rh. Mus. LIH 391, 1 und Gott. Gel. Anz. 1900, 478, 1 wiirde am liebsten das vorige 
Pythienjahr 30 v. Chr. fur Architimos ansetzen, lasst aber (brieflich) auch a. 26 noch gelten. J. 22 ist 

**) Aug. Mommsen hat auf meine Bitte, noch ehe ich mich selbst mit dem Gegenstand beschaftigen 
konnte die Frage der angeblichen Dreizahl der Priester gepriift und schrieb mir dariiber: „Die Monatsfolge 
im Epinikosarchontat ist im Bull. XXII 66ff. nicht beachtet. Das Jahr des a. Epinikos verlief noch unter den 
Priestern Kallistratos und Philon, die auch in den Vorjahren amtiert hatten (Priesterzeit XXI). Dem erkrank- 
ten Kallistratos wurde" (schon im [Apell]aios nach meiner Ergiinzung) „ein Gehulfe (Diodoros) beigegeben" 
(XXI a KaXXLoioazog, Aiodcooog, 4>!Xcov) .und im Theoxenios musste er sich vertreten lassen durch emen andern 1 - 
(Polemarchos, vgl. XXI b IloXifiaoxog, Mow), , angestellter Priester aber war weder der Gehulfe (Diodoros), 
noch der Vertreter (Polemarchos)." Und bald darauf genas Kallistratos wieder, so dass er im Endyspoitropios 
mit seinem alten Collegen (Philon) fungieren konnte (wieder XXI KaXXtozgaxog, <P!Xcov). Im Jahre darauf mag 
er gestorben sein; Philon, der ihn iiberlebte, blieb angestellter Priester, und neben diesem avancierte nun der 
friiher nur zur Vertretung herangezogene Polemarchos und wurde ebenfalls angestellter Priester, so dass der 
Priesterschaft Kallistratos- Philon (XXI) die Priesterzeit Philon-Polemarchos (XXII) gefolgt, Colins aus drei 
wirklich Angestellten bestehende Priesterschaft XXIII (KaXXloxgazog-Aiodcogog-QIXcov, jetzt XXIa) beseitigt 
ist. Darnach lasst sich fragen, ob die priesterlichen Triaden der Inschriften Colins iiberhaupt auf Unter- 
stutzung eines Priesters durch einen Nichtpriester hinauskommen." 



2661 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



2662 



Belegstellen 



XXII. Priesterzeit. $lXtov—IIoXifiagxog Adficovog. c. 17—10 v. Chr. 
[Die Priesterzeit riickt um 2 Jahre herab, auf 17—10 v. Chr., siehe Nachtrag." 
19/8. 18/7. 17/6. 16/5 . . 



c. 15/4 



c.14/3 



Aiovvaiog (II) 
('Aozog~ivov [II] xo a'?) 



povXevzai KXicov xal EvxXfjg. || XXII 67 enthalt die 
Apolysis zur Manumission XXII 66 a. 'Emvlxov in 
XXI. Der a. ist wahrscheinhch Aiov. 'Aozo^irov, 
wenn nicht, ware bis zum J. 7 noch des letzteren 
erstes Archontat einzuschieben. 



'AvrlipiXoe 
rogyiXov 



c. 13/2 I TifioXicov**) [11/0] 
I 'Efifisvida 



p. 'AgtoxoxXiag <I>dovlxov, Adficov IloXsfidgxov || XXH 
65 enthalt die Apolysis zur Freilassung des J. 26 
a. 'Avxiykvovg (XXII 63). || Die Zeugen sind noch 
dieselben wie a. 26; also a. 'Avxiyivr\g mSglichst 
tief in XXI, a. 'Avzirpdog mOglichst hoch in XXII. 



12 I 



= att. a. OsocpiXog AioSwqov XXH 151. 
p. NixdvcoQ Avoifidjcov, "A&ajiflog IloXvxiftiSa 



XXII 67 



XXH 73. 65 
W.-F. 450 



'A&Jjvaiov VII 277 



c. 11/10 



c.10/9 



XXIII. Priesterzeit. noXifiaQxog — Aiodmgog <PiXovixov. c. 9—1 v. Chr. 

[Der Beginn riickt um 2 Jahre herab, auf 9 v. Chr., s. Nachtrag.] 

Aiaxl8ag(III)**) [9/8] | /?. Atddcogog $dovlxov, 'A&avicov Kleo&vida || nr. (8) Polyg. (8) 
EixXeida | ist ediert Jahrb. 1889, 533; die Apolysis folgt a 

| Sevaydga nr. (9). 



Adficor(UI)**)[8p] 
IToXefidgx»v (zo a) 



Ssvayogag ■ Afigoftdxov || Beidemal nur 1 Buleut. 

Saioi *) " Meydgxag EvayyiXov , BafSvXog Aai'dda , Ev- 
xXetdag Alaxtda, Nixlag 4>iXovixov || Die Apolysis 
zu XXII 75 folgt in XXIV a. Adficovog to ff a. 3 
p. Chr. (XXII 77). 



c. 9/8 I Sevayogag (I)**) [3|2] j = att. a. 'AnoXrj^ig QiXoxgdxov XXII 151. 

| 'Aflgofidxov (I) | p. At,ovvoiog'Aozog'irov,rogyi/.og'AvztcpiXov || S. zu J. 11. 



xxn 75 

Anecd. 37 a 



Polyg. (9). (38) 



8/7 



c. 7/6 



(Aiovioiog [II] **) 
Aozoq'ivov (II) rd ^') 



ist zu erganzen, wohl in XXIII oder XXIV [besser 
auf a. 5/4 v. Chr.] 



c. 6/5 



c. 5/4 



'Avxiyhrjg (I)**) I = att. a. Ax6Xt]g~ig || ,Liste ine'dite de dode'cade' 
'Agxla (I) zo p j Colin XXII 182. ,Vers le d<5but de notre ere' XXII 

180 [besser auf a. 7/6 v. Chr.]. 



I 



XXII 182 



4/3. 3/2. gjl. 1/1 v. Chr. 



XXIV. Priesterzeit. Atodcogog — Aiovvaiog 'Aazo^hov — Ad/xojv IToXeudgxov. c. 1 — 17 n. Chr. 
Vielleicht ist Aiovvaiog nur Gehulfe des AMcogog. [Ahnlich A. Mommsen Philol. LIX 77.] 
p. Aecov Ezvoqpdvzov, AgwzoxXijg 'Hgdxoivog I XXH 77 



c. 1/2 
n. Chr. 



c. 2 '3 



Aa/x6!-evog (II) 
Aiodwgov (I) 



$tl6vixos (HI) 
Nixla (TL) 



P- 4>daizo)Xog BeoS-evov, 0iXon- K/.edvdgov || XXH 78 j XXII 
enthalt die Apolysis zur Freilassung des vorigen ! 
Arehontats; da /idgzvgeg ot avzoi steht, folgt sie 
ihm sehr bald. 



*) Die fiinf Hosioi bekleideten ihr Amt lebenslanglich (Plut. qu. gr. 9), worauf auch die Inschriften weisen. 
In den letzten 30 Jahren v. Chr. (XX.— XXIII. Priesterzeit) hiessen die Fiinf: Meydgxag EvayyiXov, Bapvlog 
Aai'dda, EixXciSag Alaxlda, Nixlag <Pdovelxov , KXecov Nixla. Dies geht nicht nur aus den oben bei den 
J. 10 v. Chr. und 3 n. Chr. angefiihrten Texten hervor, sondern auch aus der unedierten Manumission Hans 323 
(ect. 227), deren Schluss heisst [x]<ov oolcov EvxXfeldas Alaxlda xzX.] (vgl. am Schluss von Liste HI das vor- 
letzte der ,unsicberen Archontate' S. 2674) und aus Nikitsky Delph. epigr. Stud. fig. XIV, wo [xcbv 
ojalmv BapvXog [Jaiada] zu lesen ist. Erstere gehort zu XXII III, letztere zu XX— XXI. 

**) Siehe Nachtrag. 



2663 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



c. 3/4 



c. 4/5 



Archon 



Aa/itov (III) 
IloXefidgxov xb f? 



AidStogog (VII) 
'Ogeoxov 



Buleuten und andere Beamte 



2664 



Belegstellen 



1 



fi. Aafievrjg Evxgdxeog, ${Xa>v KXedvogov || Apolysis zu 
XXII 75 a. Adficovog {xb a) a. 10. S. folg. Archontat. 
""'"i KXioov Nixla, Nixlag <frtXovixov 



oawt 



XXII 77 



fi. Aafievrjg Evxgdxeog, <P llcov KXedvSgov (?). Buleuten XXII 79 
(und Monat) dieselben, wie im Vorjahr, also an ' 
einer Stelle verschrieben, oder der a. ist suffectus. 
Beide Texte stehen iiber einander und zeigen als 
Freilasserinnen zwei Schwestern. 



c. 5/6 1 (AtdScogog (VIII) 

0tXov(xov (I) [id a'} 



ist in XXII — XXIV zu erganzen) 



c. t>/' 



c. 7/f 



c. 8/9 



AioxXrjg <PiXiaxioyvog\ (S. Aai'ddag MeXtaalcovog , Nlxmv Ntxalov 



KXeCOV III 
Nixla (xb a) 



att. a. Nixoaxgaxog XXII 151. 
Sevayogag 'Afigofidxov, Avolfiaxog Nixdvogog 



NixavSgog (II) 
NixdvSgov 



C 9/10 I 



[Nlxav ~\Sgog (III) 
iKXsav'i] 



Aiddwgog 'Ogsaza, EvSoogog 'Ejiivixov sind die ersten 
Zeugen und wahrscheinlich die Buleuten, da vorher 
wohl oi agxovxeg zu erganzen ist. S. folgend. Archontat. 



W.-F.449u.XXII80 



XXII 81 



XXII 88 



/?.. AidSwgog 'Ogeaxa, ; vielleicht dasselbe Ar- 
chontat wie das vorige. Ob vor den zwei Priestern 
Atovvaiog 'Aax., Adfifcov TloXefi.] jetzt [01 tegetjg 
oder etwa der dritte [Aioda>go]g zu erganzen ist, 
bleibt ungewiss. Ersterenfalls hatten wir ein neues 
Archontat in XXV, letzterenfalls wohl das vorige 
Archontat vor uns. 



Thiersch n. 3 = 
Rhangabe" II 945 



c. 10/11 


Nixoaxgaxog (II) i fi. Aafievrjg Evxgdxeog, <PtX6vtxog Nixla || Die Priester 
Emvlxov fehlen. ,Nur wenig spater als der dariiber stehende 
a. Aafib^evog in XXIV' Colin. Also wohl XXV 
! noch moglich. 


XXII 138 


c. 11/12 


$da!twi.og (III) 
Qeotgevov 


ft. Aai'ddag, 'Ag/Jag. 


XXII 84 


c, 12/13 j Klicov (IE) 
j y r ix la to /?' 


fi. Avoifia%vg Netxdvogog, AgioxoxXfjg 'Hgdxcovog 


XXII 82 









f) Vorubergeheiid drei Jahresbuleuten, 

da dem ersten Priester Diodoros auf Lebenszeit das Amt eines Ehrenbuleuten verliehen wird. 

Getrennt von den Buleuten beginnt die Erwahnung der Stadtschreiber als Vorsteher des Archivs. 



c. 14/15 I AtdScogog (VIII) 

i <Pl/.OVtXOV (I) TO /T 



fi. Atddoigog <Pi/.ovtxov, Mevtjg Sevoxgizov, Nelxavbgog 
Ka/.uoxgdxov \\ Der a. ist ausserdem noch erster 
(Ehren-)" Bulent und Priester. 



XXII 85 



c. 15.6 



Evdoigog (III) 
'Extvlxov 



(i. Aiddwgog &i£ovbcov, AtdScogog 'AvSgovlxov, Kgtro- . 

).aog AcogoDeov XXII 87 

ygafiuazevg Xtxdvwg Avaiudyov XXIT 88 

Hierzu die Apolysis in XXV a. Merijxog (XXII 88), wo ! 

Xtxdrojg Avaiudyov zweiter Buleut ist. j 



c. 16 



Evxi.eliag l\) 
AtaxlSa (II J 



fi. AtdScogog Ipijiovixov, Uoi.iiia.gyog Adficovog , Ecav- 

dgog Meydgza XXII 89 

ygafifi. Avalfiayog Xixdrogog ; 

Die Apolysis stent auf dem Xachbarstein in XXV 3. j 
Nixcovog (XXII 89). Datiert ist fitjvbg Boa&oiov xov 
xal Zefiaoxov-. der Quinctilis hatte den Xamen ! 
Augustus seit a. 8 v. Chr. (Colin). 



c. 17,8 



IloXeuugyog (III 
Adficovog (II) 



fi. AtdScogog &ii.wfxov, 'Afig6t.iay.og Sevaydga, EvavSgog 

Jleydgxa 
ygauu. Avalfiayog Xixdrogog 



XXII 91 



*) S. Fussnote *) von vorhergehender Seite. 



2665 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



2666 



Belegstellen 



g) Wieder zwei Jahresbuleuten. Getrennt davon der ygafifiazevg. 
XXV. Priesterzeit. Atovvaiog — Adfiaov IloXefidgxov. c. 18—39 n. Chr. 











c. 19/20 


'AgiozoxXsag 
$iXovlxov 


fi. EvdyysXog Meydgza, EixXeiSag Sdiza || Die Apo- 
lysis steht darunter, a. Ildamvog XXII 94, s. J. 22 
n. Chr. 


xxn 93 


c, 20/1 


Atodoigog (IX) 
'Avdgovixov 


fi. KaXXloxgaxog KaXXtoxgdzov , IIdaa>v [Adficovog] j| 
Die Apolysis steht gleich darunter, a. Aafiivovg 
XXII 97 (folgendes Archontat), 

ygafifi. Avolftaxog Nixdvogog 


XXII 95. 96 


c, 21/2 


Aafisvrjg 

Szgazdyov, yovqj Sk 
Aafisvovg 


fi. Smxag EixXelSa, Aia>v Nixdvogog || Die Priester 
fehlen , doch stehen als erste Zeugen : Aiovvato; Aax., 
"Aoxog'evog Atov.; also wohl XXV, s. vor. Archontat. 


xxn 97 


c. 22/3 


Jldawr (II) 
Adficovog 


fi. 'Afigofiaxog Sevaydga, Magxog Mdgxov (d. h. M. 
KogvrjXtog 'Povrpog XXII 107, not. 1). Vgl. 0. J. 19, 
ygafifi. Avalfiaxog Nixdvagog 


xxn 107. 94 
xxn 107 


c.23/4 


Adficov (111) | fi. Mtjvddojgog Mdgxov, &iXdveixog Aiodwgov 
IJoXefidgxov xb y \ 


xxn 95 


c.24/5 1 Qebfrvog (III) 
<t>iXaixmXov (TI) 


fi. 'Emvixog Ntxoaxgdxov, Sdxvgog ZoStXov || Die Apo- 
lysis folgt a. 38, s. d. 

ygafifi. MeXwaiwv Aaidda || ,Wohl spater als a. Ad- 
fio)v xb /' Colin. 


XXII 100 


c. 25/6 


Nixdvmg 
Avoi/Mxo'v 


fi. Aa/ievrjg Sxgaxdyov ydrcp Sk Aafisvovg, Avalfiayog 

Nixdvogog 
ygafifi. MsXioalmv Aai'dSa. 


XXII 104 


c. 26/7 


Aiovioiog (II) 
'Aoxo'^ivov (II) TO / 


fi. TloXvzifilSag Aaidda, 2wzrjgog Kxqacovog, 
ygafifi. 'Afigofiaxog Sevaydga 


XXII 97 


c. 27/8 


'Ejiivixog (II) 
Ntxoaxgdxov (II) 


fi. Aa/ievtjg Sxgaxdyov ydvo) 8e Aafiivovg, EvxXfjg 
EvdvSgov || Die Priester fehlen. Doch beweist der 
yg. die ZugehOrigkeit zu XXV und zum vorigen 

ygafifi. 'AfSgdfiayog Sevaydga [Archontat. 


xxn 127 


c. 28/9 


rdiog 'IovXtog 
2siO£Xxag 


§. Aafievtjg Aafisvovg (d. h. xa&' vo&eo. 2xgaxdyov), 

4>iXbvixog AtoSmgov 
ygafifi. OeoxXfjg OeoxXeovg 


XXII 108 


c. 29/30 


EvxXfjg (III) 
EvdvSgov 




XXII 99 


c. 30/1 


At(0V 

Nixdvogog 


ft.'Aya>v"Aya>vog /Eg/ioyevqg Aiovvalov || Erwahnt ist 
nur der Priester Adfiojv, doch ist ,nach der Schrift 
die Priesterzeit XXV zweifellos' Colin. 


XXn 136 


C. 31/2 I Avalfiayog (I) | /?. 'Emvixog Ntxoaxgdxov, KXsavogog $i'A«)voj || Ge- 
Neixdvogog(L)(z6a.'% nannt ist nur der Priester Adficor, also XXIV oder 
1 1 XXV. Vgl. das J. 35. 


XXII 138 


c. 32/3 


Mivrjg (ill) 1 fi. 'Afigofiayog Sevaydga, Ntxdvmg AvaifiAyov || Hier 
Etvoxghov die Apolysis zu XXlt 87 in XXIV a. Evowoov, (a. 15 
1 p. Chr.). 


XXII 88 


c. 334 


Nixwv (II) 
Nixaiov 


fi. KaXXloxgaxog Kai.Xioxgdxov, IloXvxifu'Sag Aai'dSa || 
Hier die Apolysis zu XXII 89 in XXIV a. EixXelSa 

(a. 16 p. Chr.). 


XXII 90 


c. 34 5 j IloXvxifiidag j fi. Gedg~evog <PtXaixojXov, Evxi.fjg EvdvSgov || Als erster 
1 AaidSa Zeuge steht A dfirov IJoXefidgyov , wohl der Priester; 
1 1 auch die ubrigen N" amen machen XXV wahrscheinlich. 


XXII 139 


c. 35 6 


Avalfiayog H j fi. Kailiozgazog KXeorluov , Akmv 'Exayd&ov \\ Wie 

Netxdvogog II (od. 1 1 die Personennamen zeigen, ist das Archontat spater 

to fi 1 ?) | als das gleichnamige vom J. 31 ; doch bleibt zweifel- 

j haft, ob hier zb ff ausgelassen ist, od«r der homo- 

1 nyme Enkel gemeint ist. 


XXII 103 


c. 36/7 





2667 



Delphoi 



Delphoi 



2668 



Jahr 


Archon 


Buleuten und andere Beamte 


Belegstellen 


c. 37/8 


[AaiaJSag (IV) 
MeXiaaimvog 


p. Avoifmyps Neixdvogog, EvxXijg Evdvdgov 11 Prie- 

sterzeit unbekannt, etwa XXV — XXVI 
yga/ufi. Aecov Nixavogog 


XXII 135 
XXII 136 


c. 38/9 


Tifiayevrjg 
(NsixdvSgov) 


p. —, — , J| Hier die Apolysis zu XXII 100 in XXV 
a. Oeogevov (a. 24) durch den Sohn des damaligen 
Freilassers. Etwa XXV— XXVII. 


XXII 102 









c. 40/1 



c. 41/2 



XXVI. Priesterzeit. Aiovvoiog — MeXiaalcov Aai'dda. c. 40—41 n. Ctar. 

XXII 109 



Swxag 
EvxXslSa 



p. Avoi/mxog Neixdvogog, Kxtjawv Zaixrjgov 
ygafifi. HoXifiaggoe Ad/icovog 



XXVII. Priesterzeit. MeXiaaloiv [~ V",T>''* <""'""'"'•'•,, , ca. 42— 56 n. Chr. 

I — KaXXiaxgaxog Ka/Moxgaxov. 



I — &eoxkijg BeoxXJovg 
I — KaXXiaxgaxog KaX.X 
Ol) QeoxXfjg Verteter des KaXXiaxgaxog ist, oder umgekehrt, bleibt zweifelhaft (XXVII a). 

XXII 113 



C. 52/3 I 'Aoxdl-evog (II) 
[ Atovvoiov (II) 



i p. &edg~evog Geo^evov, Mvrjoifteog 'Avxtyevovg 
I yga/ifi. Aerov Neixdvogog 



53/4 



I 



55/6 



I 



C. 56,7 ; (77.) Msfifjiog KotTO-l /?. Nixdaxgaxog Evbwqov'Aoywv Aeovxog || WohlXXVlI. : XXII 131 

Xaog (II) (to a) j ygap.fi. A (wohl AfidSoioog <PiXovlxov] ; vgl. I 

! zum J. 68). Der Text XXlf 131 hat als a. T. 
Mififiios Kgix., wohl Schreibfehler fiir das sonst stets 
| | bezengte 77. Mefifiiog. I 

XXVIII. Priesterzeit. MeXioolwv — NelxavSgog KaXXiaxgdxov. c. 57 — 65 n. Chr. 
Stellvertreter ist 77. Mefi/uos KgtzoXaog in XXVIII a. 

C. 57,8 i [MeXXioalcoJv (TTI) I /?. Jecov Neixdvogog, [KX.eJdxeiuog KaXX.imo6.xov (vgl. I XXII 112 
! Atovvoiov (II) j XXII 132) [ 

I yga/uii. EvxXfjg Evdvdgov ! 

58/9 ] j \ . i 



c. 42/3 


KgixdXaog (I) 
KgitoXdov 


p. 'Enlveixog Neixooxgdxov,'Eg(ioyevr\g Atovvoiov || Ge- 
nannt ist nur der Priester MeXioolaiv, also wohl 
XXVII-XXVIII 

ygafifi. KaXXiaxgaxog KaXXtoxgdxov 


XXII 133 


43/4 


1 


c. 44/5 


(KaXXiaxgaxog [II] 
KaXXiaxgdxov [to a']). 


Wohl XXVI— XXVII 


45/6 


1 


c. 46/7 


(0eoxXfjg ^ [ Etwa XXVI— XXVII 
BeoxXiovg [xo a']). j 





47/8 I I - ; 


C. 48/9 | KaXXiaxgaxog (II) 
| KaXXiaxgdxov xo (? 


p. QeoxXijg OeoxXeovg, Adficov IIoXsjidQ^ov |l Etwa 
Priesterzeit XXVII 


XXII 130 


49/50| 1 




c. 50/51 


((dsoxXijg 
©eoxXeovg xo /T). 


Etwa XXVII 




51/2 | | 





XXVTIa. MeXiaaitov, KaXXiaxgaxog KaXXiaxgdxov. 
C. 54/5 I KaXXiaxgaxog (II) I /?. Neixdvojg Avaifidxov , AidScogog 4>doveixov, I XXII 115 

| KaXXiaxgdxov xo y \ ygafift. Oeog~evog <Pi).aixwXov j 



2669 



Delphoi 



Delphoi 



2670 



Jahr 


Archon 


Buleuten und andere Beamte 


Belegstellen 


c. 59/60 


KaXXiaxgaxog (III) 
Nstxdvdgov [to a'] 


p. IloXvxifiiSag Aai'dda, Aa/.ieifjg Aafisvovg 
ygafif-i. 'Egfioyevrjg Atovvoiov 


xxn 111 


60/1 























c. 61/2 



'Avxiyevr\g (II) 
'Agiia (II) 



p. KgixdXaog KgixoXdov, Swoinaxgog Scoamdxgov. I XXII 126 

Wohl XXVin, genannt ist nur der Priester Nlxavdgog} Unediert: Haus n. 85 
ygajifx. Eevaydgag 'APgo/idxov \ und mus. 105 



c. 62/8 



77. Meftfuog Kgixd- 
Xaog (II) to p' 



p. EvxXeldag 'Aoxog~evov , KaXXiaxgaxog KXeoxelftov. 

WohlXXVIII, genannt ist nur der Priester MeXiaalcov. 
ygafifi. Nelxavdgog KaXXiaxgdxov 



XXII 132 



c.63/4 



Qsoxlijg 
QeoxXcovg xo y 



p. Aecov Nixavogog , AaldSag MsXioola>voq || Wohl 
XXVIII, genannt ist nur der Priester Nlxavdgog. 



XXn 128 



XXVIIIa. 77. Mififiiog KgixdXaog, MeXiaoloiv, Nelxavdgog. 



c, 64/5 



Aiddmgog (X) 
<PtXoveixov (II) 



C. 65/6 



NlxavSgog (IV) 
KaXX.ioxgdxov 



p. KgixdXaog Etxpgoavvov, Kxr)oa)v Kxrjacovog || Die 
Zeugen sind ol legeig UdnX. Mefi/x. Kgix., MeXiaa. 
Aai'dd., NeixavSg. KaXX., 'Avriyhijg Agxia. 

ygafifi. Mvqolfieog Avxtyevovg 



XXII 116 



p. IldxXtog Me/jfuog KgixdXaog, Nixdvatg Avaifidxov 
ygaftfi. Avxloxog (AxoXXwrogy lies AioSoigov vgl. XXTI 

120. || Nur die zwei ersten Priester sind genannt; 

Nikandros fehlt, vielleicht weil er a. ist. 



XXII 117 



XXIX. Priesterzeit. 77. Mlpniog KgixdXaog xai NslxavSgog KaXXiaxgdxov. c. 66—77. 



i/7 | R Mefi/uog EvvWi- I /S. 'Exardgog Mrjvodmgov , [<PiX6v]ei[xog ZJcoaifiov 
da/tog (xo a') I yga/.ift. [MTjvdSwgog] Mrjvoomgov 



1 XXII 119 



67,8 



Bui. unbekannt. |j Besuch Neros in D. in der Prie- 
sterzeit des Nlxavdgog, Plut, de el delph. 1 u. 5, 
Jahrb. 1889, 549f. 



XXII 120 not. 



XXIX a. Tip. KXavSiog KgixdXaog xai Tift. KXavoiog Xelxavdgog. 

Die Priesterzeit ist anscheinend identisch mit der vorigen ; beide Priester scheinen seit Neros Besuch in D. 
den Gentilnamen des Kaisers zu fuhren [so auch XXII 152]. 



68/9 



KgixdXaog (III) 
Acogo&iov 



69/70 I 



p. IloXefiagxog Adpiaro;, NslxavSgog KaXXiaxgdxov 
ygapifi. AidSmgog QiXovelxov \\ Dieselbe Freilasserin, 
wie a. 89. 



XXII 120 



c.70/1 



(Eevayogag [II] 
^4/Jeo/<a/ot;(II)[T6 a']) 



Priesterzeit XXVI— XXIX 



71/2 



I 



.72.3 



'Afoxdtevjog (III) 
EvxXMSov 



p. Eiijftegog ,< , || In XXII 121, 1 lautet 

der Arehontenname 'Agiax6m§og. Da der Text sehr 
schlecht gesehrieben ist und dieser Name in D. 
bisher nieht wieder vorkommt, habe ich den be- 
kannten Eukleidassohn eingesetzt (z. B. Buleut a. 85, 



-frn-rton. xo 



'). 



XXII 121 not. 1 



73,4 



c. 74 5 



75. 6 



c. 76.' 



77,8 



(Sevayogag [ITJ 'APgofidxov (II) xo p"). 



(r. Msfi/J-iog EvtivSafiog xo p' 



2671 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



2672 



Belegstellen 



rXXX. Priesterzeit. Neixavdgog — EvxXeidag 'Anzo^evov. ~| 
L Oder: „ —T. Mefifiiog Ev&vda/iog.J 



c. 78—83. 



Die Priesterzeit ist als solche nicht bezeugt, doch werden die Priester einzeln genannt. 



c. 78/9 


t 


Bui. unbek. || Der Priester ist EvxXeldag Aoxo^evov; 
falls daher die XXX. Priesterzeit Ntxavdgog-Ev&v- 
dapog heisst, muss unser Archon tat zu XXXI ge- 
hOren und auf a. 84/5 gesetzt werden. 

ygafifi. "Aq%wv Aeovxog 


XXII 125 


79/80 
Ilv&ioi; 


Titos KaZoag 
2eftaoxog 


/J. 'Ayd&cov, 'Avzlyovos. Vgl. Philol. LIV 239. 
Die Priester sind unbekannt. 


XVHI 96 






c. 81/2 


r. Msfi/uios Ev&v- 
da/nog xo y 


Bui. unbek. || Cber das Ehrendecret vgl. Philol. LIV 244. 
Das Archontat kann auch in XXXI— XXXII gehOren. 


xvni 97 


82/3 


1 




83/4 
Ilv&ioig 


[KaJMoxgaxog] (III) j fi. $iX — , 'Ijuxoxgdzijg 'bmoxgaTeog. Vgl. das 

NetxdvSgov to (? Pythienjahr km, KaXXtoxgdzov, Plut. de def. orac. 2. 

1 Kurz vorher fungierte noch der Prophet (und Prie- 

! ster) Nixavdgog, Plut. a. 0. 51. 


Philol. LIV 240. 596 



XXXI. Priesterzeit. r. Mfi/uos Evftvtia/tog— EvxXeldag. c. 84—94. 



* 
■A 



84/5 


1 






C. 85/6 j Eevayogag (II) 

'Aflaofidzov (II) to y 


ft. 'Aoxoievog EixXeidov, Aiovvoiog Uagafiovov || Die 
Priester werden in XXXI stets in umgekehrter Folge 
genannt (Evdv8a/nog-EvxXeidas). 


xxn 122 


86/7 | | 




87/8 




= att. o. aizoxgdxcog Kaloag Sefiaoxog Aofii- 
xiavog regfiavixog Zevg 'EXewd-egiog 

fiber sein attisches Archontat vgl. Philol. LIV 240, 56 
u. o. Bd. II S. 594. Der Text bezieht sich nach Colin 
auf die von den Athenern gesandte Procession ; das 
scheint auf ein Pythienjahr zu weisen, also 87 oder 
(minder wahrscheinlich) 91 n. Chr. 


XXII 153 


88/9 




1 



c. 89/90 



h) Vier Jahresbuleuten. Getrennt davon wird der ygafiftaxevg erwahnt. 

T, <PXdfliog TIwX- | ft. "Emrtxos Evdo'igov, Saxgdztjg Koouov, Tift. 'IovXiog 
Xiavog I Aeoiv, AvzoXvxog 'Ov>)oa || Vgl. Beitr. 79, 1 und ! XXII 124 = CIG 

Jahrb. 1889, 554. Dieselbe Freilasserin wie oben 1710 u. Boss n. 71 
! im J. 68. IlcoXXiavdg ist der Gemahl von Plutarchs i 
Pflegetochter (?) Eurydike. 
^ I ygaiiu. Tift. 'IovXiog Avxagiojv 



90—94 n. Chr. 



I 



i) Wieder zwei Jahresbuleuten. 
XXXII. Priesterzeit. Ev&vdauo; — Meozgiog TD.nvTaoyog. c. 95.— 104. 

c. 95—104 n. Chr Bezeugt z. B. CEG 1713, vgl. Jahrb. 1889, 551 und j 

Beitr. 79. ! 



c. 9819 



T. $Xdpio; ScoxXa- 
gog 



Das unedierte Decret beginnt: aoyonog h AeXtpoTg 
T. QXaoviov SojxXdoov , fitjvog 'Evdvgxotzgoxiov {, 
kv 7rgooxXrjxq> kxxXrjaia ' doyua ftovXfjg xai brjuov ' 

l-rcibi] -. keine Buleuten (Bourguet brief!.). !i 

Als ungefahre Zeit des Archontats kommt 98 n. Chr. 
in Betracht. vgl. Beitrage 78f., 126 [so jetzt auch 
XXIII 574]. 



Bull. XXIII 493anm 



2673 



Jahr 



Delphoi 



Delphoi 



Archon 



Buleuten und andere Beamte 



c. 100/01 



Aafi[6g~evog (III) 
Aijodcbgov (II) 



. ['Aezotgevog ?] EvxXiba xai 'Agioxo <p&vxog, 

(unediert). Der S. scheint der Enkel des gleich- 
namigen a. vom J. 1 n. Chr.; die Schrift ahnelt 
der der Plutarchherme, also wohl XXX— XXXII. 



2674 



Belegstellen 



Haus n. 77 



XXXIII. Priesterzeit. IIXovzagxog—x. c. 105^a. 126 n. Chr. 
c. 105—126 n. Chr. | vgl. Jahrb. 1889, 556. i 



c. 105/171 
n. Chr. 



Ev. Bdpfiios Mdg-t- 
ftog, Mdyvov vidg 



0. QXafiiog 'Agiozozt/tog || Vgl. Beitrage 122 n. 16, wo I Ztschr. f. Nu- 
der a. als hgog war? zu erganzen ist. Der /?. war | mism. XIII 



c. 117 
—138 



spater Priester des Antinous in 
Traian (Bourguet). 



D. Der a. unter 



163/4 



IT. AiXiog Ilvdo | Proxeniedecret fur C. Iulius Eudaimon, der zugleich 

I den Titel flovXevzyg erhalt und Pythiensieger war ; 
wohl Pythienjahr, zweifellos nnter Hadrian. 



Tip. 'IovXiog 'Agiozai 
vexog (II) 



Decret fur den Philosophen Taurus. Pythienjahr. 



129, vgl. Bull. 
XX41n.70.71 



Bull. XTX 548, 
vgl.XVIII98 



I Bourguet 
br. 



Unsichere Archontate: 
a. ['Agx^Xdov oder KXeatvog xov] Aaftoo&eveog, 
ft. n. Sem. — , — , vog. W.-P. 229 a (Deck- 
quader, unediert). Entweder ist a. 175 a. Agxe- 
Xdov x. Aafiood. zu erkennen, in dessen II. Sem. 
der dritte Buleut TagarzTvog heisst, oder wir haben 
ein neues Archontat des KXeaiv Aa/iooMvsog vor 
uns, der von Priesterzeit IV— XI bezeugt ist. 
Unter den Zeugen scheint 'Apvvxag , 'Avfdgovixog ? 
erhalten; sind das die Priester, so ist der neue 



«• -2* ov , (i. Bvalov , /J. II . A 1 . . . 

Polygonm. (33), unedierte, getilgte Inschrift von 
20 Zeilen. Wahrscheinlich ist gemeint a. S[<oai- 
ndTgjov in IX a. 136, obwohl der zweite Buleut 
des II, Sem. Tldocov heisst, wahrend die obigen 
Reste auf TIoXv . . . deuten. 

«• . I I A Polyg. (1), getilgte Inschrift 

vonacht Zeilen. Erganzung ist unmOglich. 

a. [Alaxidal] xov EvxXsiSa. Unedierte Ma- 



tt. KXemv Aaftoo&eveog in V. Priesterzeit einzu- 10 numission in Haus 323 (ect. 227) eine Apolysis 
rpiV^n ana ,W a „,h K» ^=.„„t v -toK^j™ tw„ enthaltend, die vielleicht zu der d'arttber stehen- 

den, unedierten Manumission aus XXI— XXn ge- 
hOrt. Dann ware das Archontat vom J. 11 v. Chr. 
zu erkennen. Filr diese Zeit spricht auch der 
Schluss des daruber stehenden Testes: [z]tbv 
ooioiv EvxXfeidag Alaxida] xzX., den wir als Ho- 
sier im J. 10 v. Chr. bereits kennen (s. o.l. Sonst 
kamen nur die Archonten 'HgaxXelSag ExixX. in 
XIV und Swzag EvxX. in XXVI in Betracht 



reihen, aus der auch die darunter stehenden Texte 
stammen. 

a. . .\AI . , povX. A — , . D /::/ (viel- 
leicht 'AgxeXaog). W.-P. 441a (Deckquader, un- 
ediert). Den Resten nach kommt nur a. [Aa]Vd8[a] 
a. 170 in Betracht, in dessen II. Sem. ein Buleut 
'AgxeXaog vorkommt, — oder der vorlauflg in die 
Mitte des 3. Jhdts. gesetzte a. 'lazdSag, der dann 
ein Jahrhundert herabriicken muss. Als Priester 



sind genannt ..og, A/iwxag, also III.— V. Priester- 20 (es ware auch denkbar, d 



zeit. 



xov EvxXeiSa 



a ™v . .ov . . ., ft. . AI. . . . (wohl 

'AXxtvog oder Aaiddag oder Mavxiag). W.-F. 275 b 
(Deckquader, unediert). Als Priester ist 'AvSoo- 
vixog genannt, also Priesterzeit V— VII. Vielleicht 
ist das J. 154 gemeint, a. <Pdoxgdxeog xov Se- 
vcovog. p. I. Sem. 'AXxtvog, Aai'dSag. 



schon zu den Buleuten gehorte). 

a. [iv AeX<p]oTg AANEA ■ 02TOY- PX . . . 02 
W.-F. 239a (Deckquader, unediert). Nach den 
Resten kommt wohl nur Aa/xeveog xov Aafteveog 
[xazd vo&eoiav 8e Szgazdyov] in Betracht, dessen 
Archontat wir in XXV a. 21 n. Chr. kennen. 



IV. Die aitolischen Strategen. 

Das aitolische Jahr beginnt in der Gegend des Herbstaequinoctiums, also zwei (bis drei) Mo- 
nat spater als das delphisch-attische. Daher fallt der Hauptteil der Amtsdauer der Strategen (8, 
ev. 9 Monate) in das darauffolgende julianische Jahr, z. B. bei a. 221 20, ozo. Ariston, auf 220 v. Chr, 
(J anuar— September) Diese allgemein iibliche Schreibweise giebt leicht zu Irrtumern Anlass 
msofern die histonscr, wi.Mige TMtigkeit der Strategen erst in das auf ihren AmUaulriU fol- 
gende julianische Jahr fallt; sie musste aber beibehalten werden wegen der Gleichsetzunc mit den 
delphischen Archonten, die etwa von Juli— Juni fungieren und deren Amtszeit ziemlich gleich- 
massig, mit etwa je 6 Monaten, auf zwei julianische Jahre verteilt ist. 

a) Von 322—222 v. Chr. 
Bei den durch litterarische Quellen uberlieferten Namen lasst'sich meist nicht unterscheiden, 
ob sie eponymen Strategen angehOren, o:ler nur aitolische Anfuhrer (oi fiyor, ol ayovzeg) bezeichnen. 
Diesen Zweifel deuten in a) eekige Klammern an. 



2675 

a. 322/1 
279/8 



Delphoi 



Delphoi 



2676 



Alexandros || Diodor XVIII 38. 

Eurydamos (nXsioralvov 1 ! KaXXuzoXhag'i) Paus. X 16, 4; den Sohn s. bei a. 245/0. 
= att a. 'Avdgixgdx-ng Paus. X 23, 4 Der Str. ist iegofiv. a. 271 ; homonymer Kal- 

lipolit etwa 100 Jahr spiiter, IGS III 226. 
rPolvarchos,Polyphron,Lakrates,Philomelos], aitol. Anfiihrer gegen die Kelten. Paus. X 
L J 20, 4. 22, 13; Strategenstatuen 16, 6. 



278/7 
277/6 
276/5 
275/4 



Syagros 



Charixenos I, Tgixoveig (?) 
= att. a. IIoXvEvxxog 



245 
244 

243 

242 

241 

240/39 

239/38 



[Pleistainos, Evgvddfxov] 



[Charixenos II Tgtxovsvg 
Timaios 



238/7 

237/6 
236,5 
235/4 


Pantaleon I (IlExd/.ov 

nksvocoviog 
[Pharykos] 
[Polykritos] 


234/3 
233/2 
232/1 
230/29 


Arkison I (KaXvdcoviog) 


229/28 

228,7 

227.6 

226,5 

225/4 

224/3 


. . ? [MazoJoxoXirag 


223.2 
222/1 


[Lattabos rd a ?] 
. [Nikostratos, Awgiixdyov 



Phylarch. frg. 5 bei Athen. IX 401 D. Aus frg. 4 folgt, dass Phylarch im 
4. Buch, zu dem auch frg. 5 gehort, den Kelteneinfall beschrieb; vermatlich 
■war hierbei der aitol. Str. crwahnt, der vielleicht schon in 280/79 zu setzen ist. 

CIA II 323. Bull. V 300. Dittenberger Syll.2 205. 206. 
In 205 not. 1 wird nach Unger a. IloXvevxxog in unser Jahr 
gesetzt. Denselben Charixenos erkennt Kohler wieder im 
J. 287 (CIA II 323). Ob von ihm oder vom Enkel die Weih- 
inschrift des otqo.t. Xaglg~. stammt, die aus D. im Bull. 
XVII 614 ervvahnt wird und die wohl sicher Patronymikon 
und Ethnikon enthalt, muss die Zukunft lehren. 

Sohn des Str. vom J. 279. erhalt durch Thespiai eine Statue 
in Olympia, Paus. VI 16, 1. Niese vermutet, dass er da- 
mals Strateg war (II 250, 2). 

Beide werden auf dem von den Aitolern jiavdrj/nel gegen Sparta 
unternommenen Zuge als Fiihrer genannt, Polyb. IV 34, 9 ; 
die Zeit bei Niese II 262, 2. Charixenos ist Agonothet der 
Soterien a. 226, Bull. XX 628. Jahrb. 1897, 841, wohl Enkel 
des Strategen vom J. 275, vgl. o. Timaios als Strateg be- 
zeugt Bull. V 404, 14. Jahrb. 1894, 833. Bei der Haufig- 
keit des Namens bleibt die Identification unsicher, doch ist 
es wahrscbeiiilich, dass Tij.iat.ug isuofiv. a. 257 (?, a. Ugauy^ov 
Jahrb. 1894, 511), ngcafevirje c. 250—222 (Dittenberger 
Syll.a 234), Anfiihrer e. 225 (Plunderer in Tainaron und Lusoi 
Polyb. IX 34) ein und dieselbe Person wie unser Stratege 
ist. Zu den von Gillischewski 54 angefuhrten Tift. 
'AxoXXwvievg und Agaivosvg vgl. den Bovxziog und $iozvdg 
IGS III 380. 382. 385. 418. 

,Als Stratege in einer Inschrift von Mytilene' Niese II 
269, 2 (Arch. Ztg. 1885, 142f. Athen. Mitt. XI 263). 

Ob einer von ihnen ober beide Strategen waren, wird nicht ge- 
sagt; Pharykos zerstort das argivische Heraheiligtum (von 
Niese II 271 um 235 angesetzt), Polykritos das des Poseidon 
bei Mantineia (nach Niese II 261 urn 239 v. Chr.). 

W.-F. 1. Jahrb. 1894, 831. Die Zeit dort 250—222, aber die 
W.-F. 1 erwahnte navonXia weist auf ein Pythienjahr (vgl. 
CIA II 545, 29, vgl. Jahrb. 1897, 830) und ihr Stifter Athanion 
ist a. 234 Buleut. Also entweder dieses oder eins der kurz 
vorhergehenden oder folgenden Pythicnfeste. Der Stratege 
ist wohl der Grossvater des gleichnamigen Kalydoniers a. 148, 
s. u. Sonst kame in Betracht 'Agxtawv Bovzziog Zeuge in 
Naupaktos c. 80 Jahre spater, IGS III 380. 

IGS III 364. Falls der Strateg ein aitolischer und das Eth- 
nikon richtig erganzt ist, kame nur die Zeit vor 219 in Be- 
tracht, da die Akarnanen in diesem Jahr Metropolis zurfick- 
erobern und es von da an behalten, Polyb. IV 64, 4, o. Bd. I 
S. 1154, 53. Aber wegen der Nachbartexte und wegen des 
Inhalts (Manumission) muss der unsrige bedeutend jiinger 
sein (Anfang des 2. Jhdts.). 

Ob dieser oder der folgende Fuhrer, die beide an den Pamboio- 
tien frevelten (Polyb. IV 3, 5. 25, 3. IX 34. Niese II 409, 
4), der eponyme Stratege war, ist ungewiss. Zeit: kurz yor 
dem Bundesgenossenkrieg. Da die Boioter a. 225 plotzlieh 
auf der Pylaia fehlen, ist wohl dieses Jahr denkbar. Aivh 
Nikostratos, des Dorimachos Vater (s. a. 219), ist sicher ein- 
mal Stratege gewesen. 

b) Von 221 — c. 125 v. Chr. 

Der Hauptteil der Liste ist von A. Mommsen Philol. XXIV Iff. (Tafel II) aufgestellt und 
von Bergk ebd. XLII 237f. vervollstandigt worden. Ibre P.esultate wurden zusammengefasst und 
erweitert durch Gillischewski De Aetolorum praetoribus intra annos 221 et 168 a. Chr. n. 



Tgtyovevg] 



2677 



Delphoi 



Delphoi 



2678 



munere functis, Berlin 1896. Dort sind, unter Beifugung der inschriftlichen Zeugnisse, die bio- 
graphischen Notizen iiber jeden Strategen aus Polybios, Livius u. a. zusammengestellt. Auf diese 
Arbeit muss wegen der Belegstellen fur alle Strategen verwiesen werden, bei denen jene im fol- 
genden fehlen, oder die ohne weitere Zusatze aufgefuhrt sind; einzelne Versehen wurden still- 
schweigend berichtigt. 



221/0 Ariston 

220/19 Skopas to a Tgiyovsvg 



Ariston war mit Skopas und Dorimachos eng verwandt, Polyb. 
IV 5, darum erstere zwei wohl auch Tgi%ovEig. [Fur Skopas ist 
das jetzt bewiesen durch die neue Thermon-Inschrift, s. a. 207]. 
219/18 Dorimachos I zb a, Nixoaxgaxov Tgtxovsvg || Die richtige Namensform ist Acogi/xayog, 

|| Dittenberger Syll.2 425 not. 3. 
218/17 Agetas to d, Aoxdyov KaXXixoXhag \\ Vgl. auch Gstt. Gel. Anz. 1898, 226. 
217/16 Agelaos I to a', (KXeovixovl) Navjiaxxiog || Zum Patronymikon vgl. den Enkel a. 170. 



216/151 . 

215/14[ I .... , Agocrosvg 

214/13' 

213/12 

212/11 Skopas [to f oder /] 



Gillischewski 26. Collitz 1439 = Stephani n. 15. Decret 
von Lamia fur einen MaxgojzoXizag 'Axagvav, also zunachst 229 
— 189 (Malis aitolisch, Jahrb. 1897. 793). Matropolis erst 

seit 219 vom aitolischen Joch befreit, daher der Str. I 

wohl 216—213. Auf demselben Stein auch Str. Agetas a. 218. 
Die Jahre 212—210, nicht 211—209 (Livius), sind flriert von 
211/10 Dorimachos [to /3'od.V] |j Niese II 477 not. 
210/9 Konig Attalus und Pyrrhias (Ti/iaydgov 'HgaxXeubxr/g *}) \\ Vgl. Collitz nr. 1456b. 
209/8 I Lattabos [to /f?] (Zmamaxgov Navstaxziog?) '\ Bull. XX 629. XVIII 241 ; da hier Athamane 

208/7 I [ to /] vgl. a. 204 j und Magnet a./M. fehlt, kommt nur a. 209 

oder 216— 213 in Betracht. Der Sohn(?) Freilassera. 185, W.-F. 285. 



199,8 
198/7 
197,6 
196/5 



Agelaos I xb /?' Unedierte Inschrift aus Thermon. [Jetzt bei Kern Inschr. v. 

Magnesia a. M. S. XIV]. Das Jahr folgt aus Dittenberger 
Syll.2 256 (14—15 Jahre nach 221). 
I Lykopos, IloXe/iaoxov KaXvdowiog || IGS III 415. Jahrb. 1897, 798. 

to <5'*) " CIG 2350. Dittenberger Syll.2 247. Jahrb. 1894, 834, 7. — 

j ! Name -+- Ethnikon hat 13 — 14 Zeichen. 

I Alexandros ro d , (Xatlaf) KaXvdcoviog — a. Ahydgzag Replik von Le Bas IDI 85 u. 84, jetzt 

I [Thoas to d , TgryorEvg] | in Delphi wieder gefunden. Boll. 

" = a. EvdyyeXog XVIII 240 stammt aus diesem Ar- 

chontat. Der Sohn des Str. heisst Nt- 

xiag'AXeg-. KaXvd. Jahrb. 1894, 665. 

Zum Namen: Jahrb. 1897,762; ein 

4>aivsag in Thyrrheion jetzt IGS 

III 487. [Bei Liv. XXXII 32 falsch 

princeps Aetolorum statt praetor. 

,1 Nissen 22.] 

Der Str. ist ein Bruder des Thoas a. 194. 



207/6 
206/5 

205/4 
204/3 

203/2 
202/1 
201/0 
200/199 Damokritos to a, KaXvdcoviog = a. Mavziag 



Chalepos, Navxdxziog = a. 'Yfigiag 
Phaineas zbd {Nixeol ZcooSsvevg ?) = a. 'Og&oXog I 
Alexamenos KaXvdcbvtog = a. E/ifiEvidag 
Alexandros to j3' = a. 'Og&aTog II 



195/4 Dikaiarchos zb d, TgiyovEvg = d 
194/3 Thoas to /T = &. IIuday6 e ag 
193/2 Damokritos to (¥ = ii. 'ExiipvXog 
192/1 Phaineas id (S' = «. KXedda/nvg 
191/0 Archedamos to a, <&6Xag = a. <Paivig 
190/89 Nikandros to d , Blzzois Tgtyovsvg = 
189/8 "~ " 
188/7 



Ai6da>QOg 



187/6 
186/5 
185/4 
184/3 
183,2 
1821 
181,0 



178/7 
177,6 
[Eupolemos to a] [«, KaXXixgartjg 176/5 

Archedamos xb ft = a. KXeodafiog 50175/4 

[Dikaiarchos id (?] [= d. NixofSovXog 174/3 

Pantaleon IIto d, (IIOzdXovl)nXzvgwviog 
Alexandros rd / — d. Evxgdztjg 
Nikandros zb /? = 3. Kgdztov 
Proxenos Tgiyovsvg = a. Agiaxalvezog 
Archedamos rd / = d'. Aa/.wGi)dvi]g 
Thoas to y = a. Avbgovixog 



180,79 PantaleonII2)[rd / «'] = a. [Mavziag]^ [yeXog 
179/8 Lochagosi4j'>Jra KaXXaoXizag = a. Evdy- 
Lykiskos id a', Szgdziog = a. IIgag~iag 
Nikandros rd y = a. MeXwaiaiv 
Eupolemos xb ft = a. Sevoydgrjg 
Archedamos to 6' = a. 'AgyJXaog 
Pantaleon II to / = a. Saxsivixo; 
Thoas to <5' = d. AiaxiSag 

172/1 -+- Lykiskos rd /f (suffectus) 

171/0 Proandros, IJgodvdgov 4>6Xag = d. ilerijg 
170 69 Agelaos II, (KieovlxovW) XavTidxzio; 
169/8 [= a. Aaiddag 

168,7 



173 2 



i) Vgl. Jahrb. 1894, 833, 6 nach dem Meli- doch steht dicht dariiber W.-F. 278 a aus dem 
taiavertrag (Collitz n. 1415. Dittenberger 60 Archontat des MavxCag. 
Syll.2 425). 3) Vgl. den Zeugen 'AyeXaog Kj^ovixov in 

2) Unedierte Inschrift W.-F. 278 b; to devrs- Naupaktos IGS III 365 Z. 20, genau aus unserer 
gov fehlt, der Name des delphischen d. ist getilgt, Zeit. 

*) Die angebliche dritte Strategic des Skopas (vgl. Gillischewski 15f.) beruht auf falscher 
Lesung bei Polyb. XIII 2, 1, wo mit den kaiserl. Codd. fur Constantin Porphyrog. (Vatic, palimps. 73 
und Peiresc.) in sachlicher Ubereinstimmung mit Polyb. XIII 1 und 1 a 2xoxag 6 zwv AizcoXmv 
vo/xoygd<pog zu lesen ist, statt des axgaxtjyog der Exc. Vales., denen Hultsch folgt. 



2679 

167/6 

166/5 

165/4 

164/3 

163/2 

162/1 

161/0 

160/59 

159/8 

158/7 

157/6 

156/5 

155/4 

154/3 

153/2 

152/1 

151/0 

150/49 

149/8 

148/7 



Delphoi 

Panaitolos, &vxaievg = a. Eeveag || z.B. 

[W.-P. 189 
Hybristas, Axotvuvg = a. ITvggog \\ 

[W-F. 153 
Philli(s) oder -i(das), HavxaXscovog IlXev- 
Klean(dros?) || IGS III 372 [geovios J ) 

Damotimos 2 ) 

[(Bi)ttos to a (Nixdvdgov) Tgi%ovEvg], doch 
[s. zu a. 140 
[Ladikos xo a Agaivoevg] 10 

(10 Zeichen; vgl. Tlavaixoj- 

[Trichas to a Xxgdnog] \Xog$) a. 167) 

Tgtxovsvs II IGS III 417 

Alexandres ll(Nixia)KaXvd(oviog — a.<I>do- 
[xgdxtjg || W.-F. 243 
Ladikos rd $', Agaivoevg || IGS III 380 
Lys(o)n, 2rgdxiog 2 ) 
Trichas to fi, Sxgdxiog II IGS III 381 



Delphoi 



2680 



147/6 Dorimachos II (Nixooxgdxov) Tgiywevg = 

146/5 [a. Xoj^evog || W.-P. 422 

145/4 

144/3 

143/2 Satyros rd a (Navndxxtogt) = a. Aaftootie- 

142/1 I [vr/e II Bull. V 422, 35 ; z. 

141/0 | |Ethnikon s. IGS III 381 

140/39 (Bi)ttos to /? {Mxdrdgov) Tgi%ovevg || IGS 

139/8 I [III 400; oder einMenschenalter spater? 

138/7 [Ganz unbestimmt bleiben die Texte IGS III 

137/6 366 oxgaxayeovxog , und 416 axgaxa- 

136/5 yeovxo[g %S>v AIxojXcov xjov IToXv- 

135/4 daha — , beide der 2. Halfte des 2. Jhdts. 
134/3 angehorig. Zweifelhaft ist nr 367 u. 368 
133/2 — of AioxXeog, wo wahrscheinlich nicht: 
132/1 [oxgarayeovxjog zu erganzen ist.] 
c. 130 — 120 Satyros to /?' = «. KaXXtxgdxrjg II || 
CIG 1702. Jahrb. 1895, 464. 



Arkison II, Kakvdwvio g 2 ) 



20 



i) IGS III 411. 

a ) Im Jahrb. des russischen Ministeriums der 
Volksaufklarung 1884, December, S. 47ff. hat 
Nikitsky acht lokrische Iiischriften veroffent- 
licht, die dem ubrigen Buropa bisher unbekannt 
geblieben sind (sie fehlen auch in IGS III 1). 
E» sind Freilassungsurkunden aus dem Asklepios- 
heiligtum von Krunoi bei Naupaktos, gefunden 
in demselben Orte oxij Aoyyd bei Nsa 2xdla, 30 



wo Wood house kiirzlich so reiche Ernte ge- 
halten (IGS III 379ff.). Da letzterer Nikitskys 
Steine nicht kennt, scheinen sie seitdem verloren. 
Sie gehOren genau in dieselbe Zeit, wie die Wood- 
house-Texte, d. h. in die Jahre c. 160 — 140 v. Chr. ; 
das wird durch identische Personennamen un- 
zweifelhaft bewiesen. Der neue Stratege Damo- 
timos steht bei Nikitsky S. 48, Lys(on) S. 50 
(der Verfasser erganzt zweifelnd [±\]avo\[oj]vogl), 
Arkison II S. 51. 
3) IGS III 365. 



V. Die Hieromnemonenverzeichnisse. 

Bis vor kurzem besassen wir Verzeichnisse der amphiktionischen Vertreter erst vom 3. Jhdt. an. 
Fiir das 4. Jhdt. waren wir auf die Liste der Amphiktionieteilnehmer angewiesen , die Aischines 
und Theopomp uberliefern und die sich beide auf die Zeit vor 346, d. h. vor der Neuordnung der 
Amphiktionie durch Philipp beziehen. Jetzt sind wir durch die neuen, von Bourguet edierten 
Tempelbaurechnungen und die Urkunden uber die Phokerzahlungen in den Stand gesetzt , jene Ver- 
anderungen vom J. 346 genau zu iiberblicken. Sie stellen sich wesentlich anders dar, als in dem 
Artikel Amphiktionia oben Bd. I S. 1928ff. angenommen wurde. Da nun die Geschichte der 
pylaeisch-delphischen Amphiktionie und die Kenntnis ihrer Zusammensetzung zum grOssten Teil 
auf den Listen der jedesmal anwesenden ,heiligen Gesandten' beruht, bezw. aus ihnen hervorgeht, 
so schien es geboten, alle bis jetzt bekannten derartigen Urkunden in chronologischer Ordnung 
zusammenzustellen . 

Fiir die Litteratur ist R.-E. I 1909ff. auf Biirgel 12ff. Thumser bei C. Fr. Hermann 16 
■ y 4f. verwiesen, auch flndet sie sich Jahrb. 1894, 499, 5 zusammengestellt. Seitdem ist die eingehende 
Bearbeitung der ,Archontate der Amphiktionendecrete' in den Fasti Delphici II hinzugekommen : 
Jahrb. 1894 u. 1897, s. u. 



a) Viertes Jah 
a. 363/2 (Herbst), a. — ; 
(riexxaXwv ■ ArSoovtxog 

CIA II 54 (Dittenberger Syll.2 100). 
Der Text stammt aus dem Anfang des Boe- 
dromion (Boathoos); etwa drei Wochen*) vor- 
her (Bukatios) werden die amphiktionischen 
Decrete flber des Astykrates Verbannung ge 
fasst worden sein. Diese hat man dann in Athen 
annulliert und dem Verbannten schleunigst Iso- 
politie sewahrt. Darnach wurde der Zeitpunkt 
der Pylaia hier nocb im Anfang des Bukatios 
liegen. wie schon im J. 380 (CIA 11545,45); 
spater anderte sich das, s. unten a. 346. 



rhun dert v. Chr. 

a. 346 (Juni): 
Aischines II 116 xax)]ni-&/M)od/nt]v edvrj do'idexa 
xa fiexeyorxa xov hgov (auf dem Congress zu 
Pella ini Juni 346). 

1) OexxaXov; 

2) Boionov; (ov 0rj- 

fiaiovg itdvovg) 

3) Aojgiag 

4) "Ioiva; 
60 5) IJenoatflor: 

6) [AoXoxag] 



7) Mdyvrjxag 

8) Joxoov; 

'.') Olxaiov; (d. h. 
Aiiiianen) 

10) <Pdio'}xag 

11) Mahag 

12) <Po)xeag. 



*) Ygl. die Parallele oben Bd. I S. 1922 .ein 
an den Pythien gefasster Beschluss wurde in Athen 
im Boedromion mitgeteilt' (C a u e r auf Grand von 
CIA IT 551). 



Diese Liste (vgl. Jahrb. 1 894, 738) fixiert zwei 
Monate vor der Neuordnung durch Philipp noch 
eimnal den alten Bestand. Die in den Hand- 
schriften fehlenden Doloper sind nach Ausweis der 
gleieh folgenden inschriftlichen Listen hinter den 
Perraebem eingeordnet. Die epigraph is c he 
Rcihenfolge der Namen ist eine fest be- 



2681 



Delphoi 



Delphoi 



2682 



CO .. . 
i — 1*3 






X 






stimmte und liegt auch der Aufzahlung 
des Aischines zu Grunde; umgestellt sind in 
dieser nur die Boioter (sonst hinter 6), die Mag- 
neten (sonst hinter 10) und die Ainianen (sonst 
vor 11). Im September 346 hat man dann die 
neu creierten Stimmen Philipps und der Delphier 
gleieh hinter den Thessalern als 2 und 3 einge- 
schoben (vgl. Jahrb. 1894, 738ff. und 1897, 846f.). ?V 
Ob die Phoker von Anbeginn die letzten (12) ge- ^T - 
wesen waren, wie es Aischines iiberliefert, bleibt 10 <^ 
ungewiss. * ' 

a. 346 /5 (Herbst) a. Aa^o^evov*) [345]. ^ 

lego/tvaftovedrxcov t&v fiexa Koxxtxpov xal KoXo- ^ 

cififiov. a 

Bull. XXII 304, 21, vgl. XXI 324. Kottyphos ?. 
und Kolosimmos bleiben sieben Jahre Vertreter 
der Thessaler (346—339). Der Zeitpunkt der da- 
maligen amphiktionischen Zusarnmenkunfte war 
um zwei Monat gegen friiher verschoben (s. oben 
a. 363). Die Herbstpylaia fallt nicht mehr in 20 ^ 3 
den Bukatios, sondern in den (ubernachsten) Monat ~§, s | 
Heraios, z. B. a. 351, Bull. XX 198, 9; die Friih- 5 £ 
jahrspylaia nicht mehr in den Bysios, sondern in 
den ubernachsten Monat Endyspoitropios , z. B. 
a. 338, Bull. XXI 337, 25. 

a. 344 — 342 (s. nebenstehend). 

a. 344,3 a. Kkecovog*) [343], 343/2 a. Xat- 

goXa*) [342], 3421 a. Ilei&ayoQa*) [341]. 

Bull. XXI 322ff. (die Quiltungen uber die 
ftinf ersten Zuriickzahlungen der heiligen G elder 30 
durch die Phoker), darnach Jahrb. 1897, 846f. 
a. 341/0 a. 'Agioxwvvnov*) [340]. 

Die beiden Listen dieses Jahres sind zwar er- 
halten, aber noch nicht ediert (Bull. XX 238). 
Bekannt ist aus ihnen bisher; 

Herbst 341: &eooo.Xa>v Koxxvipog xal KoXo- 
oi/1/j.o; , vgl. das J. 346), Ytorcov Awyvfyxog 
'AtiriJvaXog, MaXiimv <I>vgog 'HgaxXeuoxag (Bull. 
XXI 326). 

Frfihjahr 340: OeooaXmv Kdxxvtpo; xal Ko- 40 g'| 

Xooi/ifiog, xd)fi jragd <Z> iXi^hov Kixdvcog " ^ 

(Bull. XXI 343), f'lwvoiv Acdyvrjxug 'Adrjvatog] , 
MaXiiaiv Ba-diag 'Hoaxleiwza; (Bull. XXI 326). 
Auch 17s gg aifi tor A oXoxoiv 'AoavSgog, <I>atxog 
steht fest (Bull. XXI 236), doch fehlt die An- 
gabe, ob diese an beiden Pylaiai fungierten. 

Uber den attischen Vertreter Diognetos handelt 
Bourguet Bull. XX 238. Er ist aus Aisch. Ill 
115 fiir das J. 340/39 als iegof.iv. bekannt, scheint 
also ausnahmsweise zwei Jahre lang fungiert zu50^'| 
haben. [Wenn a. Aristonymos auf 340 herab- ~ ^ 
riickt, fungiert Diogn. nur ein Jalir, was weitaus ir 
wahrscheinlicher ist, s. Nachtrag]. S 

a. 340,39 a. Ilai.aiov*) [339]. '\ 

Durftige Reste der Herbstliste sind erhalten. 
aber noch nicht ediert (Bull. XXI 343, vgl. 324); 
aus ihr ist sicher: 

Herbst 340: &cooa).u>v Koxxvtfog xal KoXo- 

ciuuog, xcofi ,-rapa $i/.i.t.-io» Xixuvojo 

(Bull. a. a. O.), 'Iwvwv Aidyiijzo; A&i]raTog (Aisch. 60 
III 115). 

Vgl. Koxxvtfog 4>agodXwg 6 rds yvojuag e^iyij- 
(fHwv Aisch. Ill 124. Dass die von Aischines 
geschilderte Pylaia in den Herbst 340 (nicht in 
das Fruhjahr 339) gehort, ist nachgewieseu Rh. 



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") Der *) und die eingeklammerten Jahres- 
zahlen weisen auf den Nachtrag. 



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2683 



Delphoi 



Mus. LI 347 anm. [Kottyplios und Kolosimmos sind 
zum letztenmal thessalisehe Hieromnemonen im 
Herbst 339, a. Ilalatov, der nach der neuen Datie- 
rung auf 339/8 fest steht. In der nachsten Session, 
d. h. der Frtihjahrpylaia 338, a. IlaXaiov, treten 
statt dessen zum erstenmalDaochos und Thrasydaos 
auf. Bourguet briefl. und Bull, arc-heal. 1899, 7]. 
a. 338/ 7 a. Aa/j-oxdgeog. 
Herbst und Fruhjahr: iego/j.vrj/i. xco(i fiexa 
Aaoxov xai Ogaovbdov Bull. XXI 478, 5. 337, 25. 
In Bull. XXI 492, 1—6 sind die Anfange der 
Schlusszeilen der einst vollstandigen Liste des 
Frtihjahrs (vgl. XXI 494) erhalten; aus ihnen ist 
nur zu ersehen, dass die Reihenfolge der Stamme 
unverandert ist (Magneten, Ainianen, Malier). 
a. 336/5.. a. A I a> v os. 
Fruhjahr 335 : iagiv. jivX., /n. 'Evbvgjioixgojiiov, 
em Aicovog a. ev A., iegofivafiovedvxcov xcovSe' 
BeooaXcov Aaoyov, Hgaovddov 
ixag' 'AXelgdvdgov • Ev&vxgdxeog, 'PiXolgevov 
A eXcpcov • XaigdXa, &tXog~evov 
Acogiecov ' Nixalov MaxgonoUra 

[<P]dvzov ex IIeXotiovv jaov 
'Icbvcov ' 'Agyib/jfiov 'Aihjvaiov 

<P[i]X[iaxib]ov Evfioiecog 
Hsggaiftcov AoXoszcov <Paixov, . . . covog 

Boicoxcov 'QcpeXia, /jA(Wo;(keinEthnikon!) 

Aoxgcov 'Eajiegiov 

Nix] aoibd/xov 'Onovvxiov 
Bull. XX 697 und Bourguet brieflich; der 
Stein ist ausserst verwaschen. Ob unter den 
Boiotern Thebaner waren, ist nicht zu entscheiden, 
•da die Ethnika fehlen [jetzt XXIV 130]. 
a. 333/2 a. Avxivov [s. den Nachtrag], 
(Fruhjahr 332) : [em Avjxivov a. [ev AeXcpois] 

— — [isgo/uvr)[t. tiovbe]. 
OeooaXcov IloXixa [N ixaoin7iov\ 

[Flag 1 'AXelgdvbgov Ei&vjxgdxEog, 'AgytJioXioz 

[AeXqpcoV — , — ], 

Acogieaiv Avai/idyov, — , 

['Icbvcov '] — , . . . ocpiXov 

Ileggaificov AoXonotv — , — , 

[Boicoxcov]' Xaigea, 'Ogoiyiba 

[A o x q ro v] ' — , — 

['Ayatcov]' Emafievovg, Eevo 

[Mayvr'jxav] — , fiov 

Aividvcov TtjX , — 

[MaXiecov]' ....vixov, 'Agyi^Tiov [Aa/nteos] 
Bull. XXIII 360. Durch die 0x01%. Ordnung 
ist die Zahl der ausgefallenen Namen und Buch- 
staben gesichert. 

a. 332/1 a. Ba[$]vXXov [s. den Nachtrag]. 
(Herbst 332) : tegofivrjfi. ev AeXcpoig [xcofi fiexd 
IloXixa <PagoaXiov] xai Ntxaohxov [IJeXtwaieco; 

— — , darauf neuer Anfang: [em BaSv]).Xov a. 

— — iefgofivijfi. xcth'be ' / 

[QeooaXar • IloXixa cp] agoaXiov, Ni[xaoi?cxov 

HeXivvaiecog] 
/rrap' 'AXelgdvbgov 'AgyejTioXiog, — 
[A e X cp a> v ■ — ] ... vxov 

Aojgiecov [MaxooxoXixa] 

. . . . ov 'Agyeiov 

'Icbvcov ['Adrjvaiov] 

o<pi).ov 'Ioxiaiiog 

IleggaifScov AoXotxcov' — , <Paixov 

Boicoxcov Xaigea, — , 

A ox g cor • '4/utvia 'Ckzovvziov 



Delphoi 2684 

['A y a 1 co v ] " — — 

Mayvr/zcov ■ Havoa[via Meftcovaiov] , — • — 

Aividvcov — — 

[MaXiecov] — — 

Bull. XXIII 362. Aus der Cbereinstimraung 
(bezw. Verschiedenheit) einzelner Hieromnemonen 
mit der vorigen Liste (besonders des Boioters) 
folgert Bourguet mit Recht, dass wir zwei auf- 
10 einanderfolgende Pylaiai desselben iulianischen 
Jahres vor uns haben. 

a. 331/0 a. Kdcpiog. 
Fruhjahr 330: em zijg rjgivrjg nvXaiag, em 
Kdcpiog xxX. (Bourguet brieflich). 

Die Liste ist erhalten, aber noch nicht ediert 
(Bull. XXI 4941, vgl. 344). Sie ist fast iden- 
tisch mit der des folgenden Jahres a. Xagigevov, 
gehert also dicht an dieses Jahr (Bull. XX 698). 
[XXIII 361f. wird bemerkt, dass ein malischer 
20 iegofiv. unter Kaphis "Agyjnnog Aa/mevg, ein achae- 
ischer 'EnwMvi]g MeXixaevg hiess, beide im Ly- 
kinos-Archontat a. 334]. 

a. 330/ 29. a. Xagi\evov [s. den Nachtrag]. 
Fruhjahr 329 : xavxa dieXoyio&ri noxl xovg vao- 
jxoiovg, im Xagi^evov a., xijg r/giv. tcvX. xxX. . . 
'Evecpavii'&ij xoig isgofivd/nooiv SfioXoya. Ilagfjv 
tegofivdpioveg xotSe • 
BeooaXiov IloXhag <PagodXiog , Tsixdomnog 
\TIeXivvaievg. 
30 naga (SaaiXecog'A Xslgdvdgov 'Ag^enoXig, "AyiUTiog . 
'AXe^agxog, KaXXi^evog AeXcpoi. 
Acagiecov Evdgeiaog Aaxtbaifxoviog , 

'Agiazo/trjSrjg TleXoziovvdaiog 
'Im vcov • Avalaxgaxog 'AihjvaTog, 

oj XaXxiSeve 

Ilsggaificov A 0X671 cov 'AgioxoXag <PaXavvaTo;, 

'EXXavox [gdxtjg] aTo; 

Boicoxcov '"YXifiog %eameig, KaXXiag IlXaxaievg 
Aoxgcov * IloXvxXrjs 'Onovvxiog, 
40 Ti(ioxgdxr\g EoTtegiog 

'Ayaicov MeyaX.Xias31eXiza.ievg ,Evgevog AagioaTog 
Mayvtfxcov SifAfiiag'OfioXievg, <PeiS6Xag Kogo- 
Aividvtov Evjiolefiog, Evgvag [cpaTog 

MaXieatv Ktxdxag Aa/nievg, 

Avxocpgcov 'HgaxXecoxag . 

Bull. XX 205f. Z. 127ff. (die Liste Z. 148ff.); 

vgl. Jahrb. 1897, 742ff. 759ff. Herm. XXXn 399f. 

(Keil). XXXIII 330f. [Als ersten Doner ver- 

bessert Baunack 2502 B 43 jetzt Ev&esxzog], 

50 c. a. 328/7. a. Bicovog [s. den Nachtrag]. 

Fruhjahr 327: em Oecovog a., eagtv. tzvX., 
iegoiivrjfi. 
BezxaXcov KvgoiXov, <Peg .... 
AeXcp&V KXeofiovXov, Xixcovog 
AcoQiecov TfjXe/ndyov ey fiaxgoxoXiog 

Meve/.idy_ov Agyeiov 
'Ioivcov ■ (beide noch unediert, andere als in der 

vorigen Liste) 
IleggaificTiv AoXorccov 'AgiazoXag <PaXarraio;. 

60 'EXX.avox [gdxtjg] alo; 

Boiwzcov yioiniyov, 'Inrcooodeveog 
Aoxqojv IloXvxXrjg 'Oxoiivxiog 
(d. zweite unediert) 
'Ay a 1 co v Meya/./.iag MeXizaievg. Evlgevog Aagi- 

oaTog 
Mayvrjxojv (d. erste unediert) <Pei86Xa; Ko- 

gotpa'io; 
Aividvcov EvTtoXefiog, Evgvag 



2685 

Mali 



Delphoi 



Delphoi 



2686 



imv Nixdxag Aafuevg 

Avx6cpoo>v "IloaxXecoxag 
Bull. XX 700, 6. XXII612undBourguet brief- 
lich. Die 2 Makedonen fehlen, es sind nur 1 1 Gruppen 



mit zusammen 22 Hieromnemonen. Von diesen 
finden sich 10 Personen auch in der Liste des Chari- 
xenos-Archontates (a. 330/29) wieder, also gehOrt 
dieses dicht an das Jahr des a. &ecov. 



b) Drittes Jahrhundert v. Chr. 

Die Listen des 3. Jhdts., von 278— c. 201 reichend, zerfallen nach der Zahl der aitolischen 
Vertreter in 6 Gruppen (A — F). Von ihnen hat die letzte (F) das Kennzeichen, dass sie dem Namen 
des Hieromnemon schon die Stadtebezeichnug hinzusetzt; sie beginnt nach dem Frieden von Nau- 
paktos (217). 

Die Urkunden sind gesammelt und bearbeitet in Fasti Delphici II 1 u. 2 (Jahrb. 1894, 497—558, 
vgl. die Taf. S. 826. 1897, 737ff. 785ff.). Die Belegstellen der einzelnen Listen finden sich oben 
bei den betreffenden Jahren und Archontaten der Hauptliste III aufgefuhrt, sie sind daher hier 
meist ausgelassen. 



G-ruppe A. 


a. 270/69 a. NixoSd/xov 


Boicoxcov 


a. 258/7 a. Aicovog 


(2 Aitoler) 


{Ilvdioig) 


4>atvdvdgov \ 


Pythienjahr (fehlt). 


a. 278/7 a. 'Iegwvog 


AixcoXcov 


rig/ncovog. ! 


AixcoXcov 


Fruhjahr tego/tv. 


TifioXoyov 


<Pcox£cov 


Avxcbaov 


QeaoaX&v 


NeojxxoXefiov 


Mereg~Evov. 


Alaxiba 


'Ltoddfia 


EeXcovog 


Aax£batftovicov 


IloXvxX.eixov 


Aeovxog. 


Aixaidgyov 


4>afievvov. 


Nixdvogog 


Aixo)Xa>v 


2xgaxdyov 




HavxoLivexov 






Avxea 


KgcoftiXov 


a. 260/59 a. 'Afivvza 


A icovos 


A cogifj.d%ov. 


'Avdgofidyov 


[Herbst] 


'AXxiddfiov 


Boicoxcov 


'AXe'^dvbgov 


AixcoXcov 


'Ayefidyov 


'Aacojxcovog 


Eevoxgazovg. 


'AgioxofiovXov 


Nixia. 


Atowotdov. 


AeXcpcav 


Aemvog 


Ex Xiov ' rdvvcovog. 


4>C0X£COV 


'Agioxoxgdzovg 


'AXegdvbgov 


A eXcpcov 


Evcpgea\[vg\.}et7,t~Bu\\. 


"Avbgcovog. 


Nixidda 


'Eyexgaxiba 


Xagea j XXIV 87]. 


Boicoxcov 
cPaeivov 

CplXlTlZlOV. 


revvdda 

Ilaibia 

'AXa&icovog 


Nixatda. 
Boicoxcov 

EvtcoXJ/iov 


Gruppe B. 


(9 Aitoler)- 
a. 272/1 a. 'Agioxayoga 




NixojiovXov 
'AvxiXecovog 


Aavixov. 


a. 269/8 a. KXecbvSa 
(Herbst) 
A I z <o X o> v 


$coxecov 


(Herbst) 


Kcovcomcovog Xiov. 


'Agyibdfiov. 


AixcoXcov 


AeXcpwv 


[Soeben eine neue Hie- 


IloXvcpgovog 


<I>iXcovos 
'Ogftaiov 
ILav oav ia 


Nixopdyov 


romnemonenliste dieses 


TeXeoxa 


'Ayd&covog. 


Archontats ediert XXIII 


'AXet;dvdgov 


Boicoxcov 


566 ; sie erweist das Jahr 


Evxxaiov 


'AyeXdov 

Bicovog 

'Aygiov 

Evoxgdxov 

Tifiayogov 

Aecovog . 


Oagoia 


als Pythienjahr und giebt 


Mtfivea 


TtfidXa. 


den Namen des 2. Boe- 


Evvixov 


$coxeo)v 


oters als Advixog (bisher 


Avxov 


Szgdxcovog. 


[EXJXdvixog)]. 


IloXeiidgxov 


[Fruhjahr] 






IloXefiaiov. 


Xiov A(J.cpixXov 


a. 257'6 a. Ilgaoyov 


AeXop&v 


A £ X cp co v 
BovXcovog 




[Herbst?] 




'Agx l ^ a 


a. 259/8 a. Nixaida 


AixcoXcov 


Mavxia. 


Tlvgoivov. 


[Herbst] 


Aa/ioxi/tov 


'Iaxiaiscov 


! AizcoX.cov 
Szofia. 
<Pvaxia>vog 


'Avbgea 


^vxwvog. 


Gruppe C. 


Aevxia 


a. 271/0 0. 'EfifieviSa 


A icovog 


(Herbst) 


(9 Aitoler, 1 Phoker etc.) 


&iXobdftov 


A a^ioxifiov 


AixcoX&v 


1 a. 206/5 a. KaXXtxXeog 


i TloXeudgyov 


4>iXovixov 


EvnoXeftov 


Herbst 


\ 'AXeh~dvbgov 


Ttpaiov 


AtoxXea 


AixcoXcov 


Zuw/.ov 


Mvaoia 


2irrea 


Nixidba 


'Aytjuovog 


Gevboxov. 


Eigvdd/iov 


Avxea 


2xgazd-/ov 


KJ-£oxi)bov Xiov. 


'Agioxinnov 


MixxvXov 


Sdevveog. 


A£KCf OiV 


'A).eg~covog 


'YfigiXXov 


I 'AficfixXov Xiov. 


! Aauovixov 


Ev[ii]Xida 


Aecovo; 


; AeXfjir . 


Evih-bixov. 


A ioyvog 


KoivoXdov 


Hgaoyov 


Boionatv 


XixdvSgov. 


'Avzueoivog 


K/.eoiidrziog. 


'Hgobduov 


AeXcpwv 


Aatiogevov 


Boicoxcov 


Scooixgdx£og. 


K/.eoddfiov 


'Afiwavbgov. 


'AvbgoxXeog 


^coxecov 


Aioyocovba. 


; A eXcpcov 


'AgiazMvog. 


\ Aeoivog. 


e Io ziaiecov 


Aeg~ideov 


<p0)X£0)V 


\ 
I 


'Avxtcpwvxog. 


\ "Hgvog. 


Nixdvbgov. 





2687 



Delphoi 



Delphoi 



2688 



[Friilijahr?] 


BoiOJZCOV 


A sXipwv 


a. 227/6 a. Nixdgyov 




AlxwXcov 


@rjfiayyeXov 


'Ay via 


Herbst 




Aaodd/uog 


Moigiyov 


Aa/j.ag/*svov. 


AlzcoXwv (14) 




'AyeXoxov 


<Pavzia. 


<Pcoxecov 


'Aqwxixqxov 




"AxQOiVOg 


Evfioiscov 


BoV&tfgOV 


ngafuov 




'Agioxwvog 


Enr\gdozov. 


EvSa/nida 


'EyexaQjiov 




'AXEl-dvdoov 


'Aihjvaicov 


Tifiiovba. 


EvziXsog 




'Egidfr&ov "}] 


Aacozxodcbgov. 


BotOJZWV 


Meveodvdgov 




AXJ^wvog 


SlXVOivicOV 


EvOVXOV 


Kofiaidov 




'A^ioyov 


EvffvSd/iov. 


"kmoxoixov. 


'A\eg~(ovog 




<I>t).o8rjnov. 




A&rjraiojv 


Alsvdgxov 








Atj/ucbvaxxog Xiov. 


a. 234/3 a. Szgdzowog 


(?) 


AXi'k'tovog 




AeXopwv 


Herbst 


'loxmiecov 


Si/tov 




Tagavxivov 


AlzcoXwv 


JiXeo/xsSovxog. 


OivoxXm 


1 


As^iovda. 


Bov&riga 


yoafifi. Aa/.urgia>vog Alzto- 


@ogio)vog 




<1>oixecov 


KaXXia 


Xov. 


AazzvTiov 




KaXXixgdxovg. 


'Pgixcovog 
AXxidda 




Nixooxgdzov. 

Xiov MtjZQodo'lQOV. 


1 






k 






a. 246/5 a. TLXeiozcovog 


'Anoxia. 


Gruppe B. 


AeXtpojv 


■i 


Herbst 

lEQOflVtjfiOVOVVZmV 


AaXcpcav 
'A$d/i()ov 


(7, 11 und 14 Aitoler) 


"latTimvog 
Avzdvdgov. 


i 


ZWV Jisgl 


'A/ieivia. 


a. 230/29 a. IlEidaydga 


Boicoxcbv 




Mdjfcova 


<Po>xecov 


Herbst 


MeSmvog 


; 


Ssvviav 


IJvXtjzog 


AlzcoXwv (7) 


Ssvcpdvsog. 




Oixidbav 


Ka*pioia. 


TsXsocovog 






Sxgdzayov. 


Aoxgcbv 

<Pgixov 'Ahtcoriov. 


Bixzov 
Asovxofiivovg 


a. 226/5 a. KaXXia 
Herbst 








Gruppe D. 

(5 Aitoler.) 


JBoiCOTWV 


Bovxgiog 


dymro&ez. Xagilgivov Alz. 




Aap.o<piXov 


Agcoxdxov 


ex Tgiyovsiov (Jahrb. 




KXscbvSa 


'Ofidgov 


1897, 841) 




a. '236/5 a. Ag%idda 


Evfioswv 


Xrjgia. 


AlxmXmv (14) 




Fruhjahr 


'Afitpixgdzovg XaXxiSeog 


AeXcpwv 


Avxov 




Aha>Xoiv 


'A&rjraicov 


Avocoro; 


AXsg~covog 




ravoov 


'leQiOPV/AOV, 


Zaxvv&iov. 


'AvSooofievida 




Tgi%a. 


'Embavgicov 


&coxecov 


Avzdvfigov 




IJoXixpgovog 


AarptAov. 


Nixdgyov 


Tsiadgxov 




Teiodgyov 




Tifj-aoixodxovg. 
Botcozcov 
Olvdbov 


Eg'a.XEfizov 




TloXvydgfxov. 
<Po>xia>v 


a. 233/2 a. 'AM^ovt 


AsivvXov 
Aafioxgdxsog 




A togo-diov 
Tluaiwvog. 


(? vielleicht ein homo- 
nymes Archontat in 


EEVocpdvovg 
yoafi/i. MsXavSiov Alxi» 


'Ah"i6yov 
Aiwvdvdgov 




AeXtpojv 


Gruppe E) 
AlzcoXwv 


Xov. 


AgiGto/iidyov 




'Avag~avdgida 
Xixoddfiov. 




'Ogfiaydga 
Avxia 




(2 — 4 Namen, dann): 


a. 229/8 a. "Hgvog 


I 


Boicoxwv 


._.... Off 


Herbst 


— ojxvXov. 


) 


GrffiayyEXov 


Kovwv 
Avziiiayog. 


AlzcoXwv (11) 


AeX'fwv 




Moigiyov. 


<Pvoxov 


Xixia 




A&tjraicov 


<l>0)xt0JV 


Aauoze/.Eog 


'Ogiaxa. 


» 


<PaXaixov. 




<PaXavoia 


Boiontxiv 


f 


Evfioitwv 


[AeXrfwvl] — — 
MaXuoiv 

Aaxgdztjg. 
\Boicozwv ?] — — 
[Evfloiimv'l] 


Aixaidgyov 


'AXxivoov 


'Ejzrjgdozov. 


Aat'iidyov 


IIxo/ioxXEOvg . 


i 


~lXVO\'iwV 


Aye t udyov 


Xiov Aidv/tdgyov. 




SwoixXiovg. 


UoXeudgyov 












Tsioia 
KvyiXov 


a. 2254 a 

Bull. XX 628 u. Jahrb. 




a. 235/4 S. Evdoxov 


I 


Herbst 


['Aihjvai")] ojv 


Kacpioia 


1897, 840: 




AlzioXwv 


'leocbvvuog. 
AcogiEcov z[cuv ex IleXo- 


'Avxiyevcvg. 


(Herbst) 




ravoov 


AeXcpwv 


dyoivo'dez. Eevvia z. e EX- 




Tot/ a 
JloXvcpgovog 


novv.] — 


UoXvcovog 


Xavixov Aix. ex Tgi- 






Atodcbgov. 


yovsiov. 




IJo/.vydouov 


a. 232 1 ft. Annoo$h>?og 


Q/vn^jdnv iy Xtov. 


AhrnXtOV (14—15) 




Tuodoyov 
AiX<ftov 


Herbst 

AhcoXow 




Kgaziba 

Tij). . .?. . ixdlov 




a. 228 7 5. 'HgaxXelba. 




'Ayicovog 


Ntxdvooog 


Aus Anecd. 46, vgl. Jahrb. 


Tlvggafflov 




'HoaxXtidov 


<PiXogevov 


1894, 536, ist bekannt: 


Agiozo/Ltdyov 




0axia>v 


Evgva 


Boiwzwv 


Tt/JO&EOV 




Awgo&sov 


Oeodojgov 


Evgvzicov Tv%covog Ta- 


'PiXXea 




Heiaicovog. 


Ntxo(p(hvxog. 


vaygatog. 


AlxwXioivog 





2689 

AXe§dv8gov 

Ilvggirov 

2Jcozicorog 

.... vicovog 

. IvoififSfgoxJov 

'Yfigioxa 

[JIjEifoiJxXsog. 
Xlxov Nix[ia1] 
AeX<p&v 

Mvdomvog 

BafivXov. 



Delphoi 



a. 222 (oder 272?) a. Agioxaydga 

Prlihjahr 
AizmXiov 

IloXefidgxov 

'AXelga/UEVOV 

Ad/ucovog 



Bull. XX 627 
Herbst 
AizcoXwv (10) 



<PdXaxgog 

AXEgdf.i£vog 
IIoXvoxQ[axog 



[TloXJvxgixog. 
AeX<pcov 

"Agymjiog 

'HgaxXeiSag. 
zmv 6ecvojv 

[Xiow] 

xtjg. 

Bull. XX 628 B. Ahnliche Liste, 
wie a. 225, unediert; darin ein 
Vertreter der KsyaXXdvcov und 
wohl anch Xiojy . 

Gruppe P 

(raeist 12 Aitoler mit Ethnicis) 
a. 214/ 3 «. . . . 
Hvftioig 
AlrwXwv (12) 

fyiXinitog .la/iievg 
SijjuiQyog 

[TsXJJazag JJgdayuog 
TIoXv\evog Aiftralog 

[AiJXaicvg 

MvuoiXat5ag 'Afip&axiiuzag 

[Ximvl IIXEi]oxaivog. 
AEXcptov 
TfXfSafiog 
'EfifiEvidag. 
yga^ifi. [MEvavdgogl] Oavfiaxog. 
Pauly-Wissowa IV 



| a. 213/12 a. JJoXvxXEizov 

1 [Herbst?] 

\[AizwXd>v] (12) 

! . fSoXog <PagodXiog 
IIoXEfiagzog ElXatog 
<PaXaxgia>v Hago%&Evg 
Ueifiifievrjg OeaziEvg 
<PiXcov 0voxEvg 
Ad/iwg AvoifiayEvg 
QgaavjlovXib'ag Sxgdziog 
'Agx'Sa/j,og KaXXiJioXizag 
Nixagxog IlzoXsfiaisvg 
Aswv . texQisvg (KiEgisvg')) 
Tifidjiaxog 'OfuXiddag 
'Agiaz6/ia%og 'Api^gaxidozag. 

AsXtpwv 

Jlagvdoaiog 
BajSvXog. 

Xiatv 

Aecoyidrjg ('Aval-iddov). 

Botcox&v 

<PiXoh~Evidr)g 
Nixa>r. 

A&rjvaimv 
MivavSgog. 

yga/x/i. Mooyimv 'HgaxXEcoxag. 



a. 209/8 a 

(nur teilweis ediert XV111 241) 

( [Herbst?] 
iEgo/.iv. [zoide] 

ixog Qavfiaxog 

TIoX 2xgdziog 

Ad/uog 

Oagovag Oivfojalog 
Aajioxgixog MExa[na]Xog 
IloXXsag <PagodXiog 
OsoSoxog 'Axigavxog 
'YXaxog Avoifiayziig 
Avxioxog 0Eo[z]iEvg 
Evb*aftog('AxoXXo}viovJ A&rjvaTog 
Aajioxgizog 'Afiflgaxicozag 
Agdxoiv KsfpaXXdv 
'Hgodozog Xtog. 

[Fruhjahr?] 
Bull. XX 628 c und 627 wird eine 
Liste angekiindigt, darin nur 
Aitoler und: 
AcX<pwv 
<PtX6g~EVog 
'HgaxXsidag. 



Delphoi 

[AsXcpcovf] 



2690 



.... afyogag. 
'A&afidvcov 

OevSozog . . . 
7Q°-Pfi 



VS 



a. 208,7 a. BapvXov 
[Herbst?] 
AizmXdiv (12) 

XXaivtag KaXvdo'jriog 

. trio 

. (poSoxog 'A(g) /ifE/vitvg 

Uvggav&i 

. avj&gog QvgioxaTog 
Aeojv AiuvfaTog 

[ro/t](pevg 

Adumv KvziviEvg 

"dg]y_<x.-To; MeXizaiEvg 
'I'lXdyaio; Kogo . . . 

cov 'YaTo;. 

Xicov 

HoXvagyidqg ('Egfidgyov). 



a. 203/2 a. Msydgza 
[Fruhjahr] 
AtzmXmv (11) 

Agiotagxog 'AfMptoasvg 
QiXMag [Oivoaijog 
Ad/iiog OixaXtevg 
SEVoxgdztjg 2zgdxiog 
AEorzo/j.ertjg <Pvzaisvg 
Bov&rjQag 'Agaivosvg 
'Ayogatog 'YnazaTog 
ITvggiag QrjfiaTog 
"Agfiooxog Aafusvg 
Aafioxgdztjg Eixeatog 
Aa/iioxog AgysTog. 
Ks(paXXdvo>v 
Smxaxog. 
AEXtpcov 
Ugdoxog 
IJazgsag. 
Xioiv 

IIXEtoziag. 
Mayvtjzojv (a. Maeand.) 

.... yivrjg. 
Aftrjvaiwv 
'AfivxXag. 

[Die Magneten am Maeander 
erhalten ihre amphiktionische 
Stimme durch die Aitoler in der 
zweiten Strategie des Agesilaos I 
von Naupaktos, a. 207 (oder 
208). Vgl. die Thermon-Inschritt 
bei Kern Inschr. von Magnesia 
S. XIV]. 



a. 202/ 1 a. 4>datz(oXov 
Herbst 

AlzoiXwv (11) 

TsXEoagyog 'Ajitigixog 
Aimv NavTxdxxiog 
Szd/iwg MaxexiEvg 
0e6S(ogog 'AgyEiog 
NixoflovXog Qrifialog 
Evgifiayog Qavjxaxog 
AogvjMrrjg 'Yxaxalog 
Osddojgog Kozzaevg 
Aazzdfiio; BovyaziEvg 
Evdauog 'Agotroevg 
Ad/uog 'AxoXXoovievg . 

KErpa'l.Xdvmv Oivavdiag. 

AsXtpcdv 

'Agiozouayog ('AgioxofiovXov) 
KaXXixodzrjg ('AvSgovixov). 

'Adrjvaioiv 
'AgiozoxXijg. 

Boioizojv 
$dgog 
KaXXixgdxrjg. 

Mayvrjxcov (a. Maeaiid.) 
JloXsfiawg. 

Xia>v 

Maxgo(pdvt]g. 

ygafi/i. MivavSgog Oavfiaxog. 



2691 



Delphoi 



Delphoi 



2692 



2693 



c) Zweites Jahrhundert v. Chr. 



Delphoi 



Delphoi 



2694 



Die Urkunden dieses Zeitraums sind als Gruppe G der Amphiktionendecrete zusammengestellt in 
Jahrb. 1894, 657ff. nr. 1—13. 



a. 194/ 3 a. Ilzid'ayoga 

Jahrb. 1894, 658 

(IIvMoig) 

Das Decret enthalt den Vertreter 

der Mayvrjtaiv (a. Maeander): 

2a>oixXfjg (AioxXeog). 



Bull. VI 237, 72. Jahrb. 1894, 662 

(iego/ivdfioveg xolde) 
[MaJUicov 



['A&rjvaicov 

Ev]%eiQ EvfiovXl[dov 



[AoJgxvXov 



NixoX . 

\ag AxoXXodatgov 

[Boioixibv] 

OtM.lUUi 

Alvidvcov 



[Aoxg&v 'Ysi] oxvrj/.udlcov 
Sco 

, . . lavdg 
Acogiemv [xojv ex ] 



,'laQioaiot. 



a. 178/7 a. Ilga^la 
Ilvdloig 
A sXtpwv 

Sevoxgaxr^g Ugadyov 

MeXiootmr EvayyeXov 
QeaoaXiov 

'InnoXoyog 'AXsSlnnov 

IIoXvlgEvog Ogao'mnov 
nagd flaoiX. IlegoEcog 

"AgjzaXog IloXe/iaiov BegoiaTog 

2iuo)vldrjg'A7ioXXo)vidov Begotato.. 
Boimx&v 

'OipeXr/fiog 'OqpeXrjfiov Qr/jiaTog 

'Egfiiag ZwiXov 'Qgdtxiog. 
'Ayaioiv 4>&ia>x6~ir 

Eevotparjg "Ayidog AagtoaTog 

Kgaxrjotua/og KXedvdgov&>]fiaTog . 
Mayvrfx oiv 

XagixXfjg Nixcovog 

lev&ios 'PgaoioderoV: 

A oXoTlOiV 

2iaygog Aariiddov. 
Alvi dvcor 
Ad/ayog 'Ay>]za KaXXt-toXixrjg 
Nixiag 'AXeSdvdgov KaXvdcoviog. 

I'Hg axXsojxcov 
<Paireag Nixia 2o}o&evevg 
Ma Xiicov 
Aiddcogog KgixoftoiXov Aafuevg. 



iEv jioecor 

I AizoXXo<pdvrjgAiovvalovXaXxidevg 

''A-&t)vaia>r 

'Egftaydgag Avoioxgdzov. 
Aoxg&v sxaxegcov 

HgdavSgog Ilgodvdgov <PdXag 

Nixavdgog Birrov Tgiyovevg. 
Aa>giecov xwv ev fir/xgostdXei 

'Avdg~avdgog TeXzadgyovAnzi.Qi.x6g. 
lit. ggaifl&v 

AsxoXXddcogog'AoxXrjmodojgov <2>a- 

XavvaTog 

(Summa 23 Stimmen; nicht an- 

wcscnd ist der Dorier vom Pelo- 

ponnes, wieder ausgeschlossen sind 

die 2 Phoker). 



[ Aim^zgizTi 



a. 130 /29 a. 'Agioxiwvog x. 'Ava- 
Sardgida 
IIvMoig 
OeoaaXwv 

Aecor KXuimov 'Argdytog 

IloXXtyog <I>ovvov ro/iyevg. 
'Azaid>v <P&ia>xo~>v 

Mvdoagyog Aeovxog AagtoaTog 

[KQaxtjoil] fiayog TloXixov MeXt- 
xaievg. 
MaXieoyv 

.... voc EevoXdov 'Eyjvatog. 
AoXoTiasv 

AeigavSgog KXecovvftov 'Ayyeidxrjg 
AeXipwv 

'Aycov Agiox'uovog 

'Afigd/iayog Mavxiov. 

<PcOXECOV 

Tt[ioxgdzt]g | 'Exivlxov 

0di)XXog j AiXaielg. 
Boicoxdjv 

'A&dviog 'OtpsXzov OrjjiaTog 

Atjfxdxgixog EvDvuov Oeoxievg 
Mayvijxoiv 

Qeddcxog Aioyevovg \ . 

Ai]fi>'jxgiog 'loztaiovj ^"^ * 
Aividvcov 

ftlooyjcov Sixxvga I 'Yxa- 

'Eyeo{)evrjg 'Agioxo/iievov ( xaToi. 
A$rjraiwr 

Aiovvooyevrjg 'Adr/vobdioov 
Olzaioiv 

<I>vXog Me/.dvxa 'HgaxXeoixtjg 

A OXQOiV ' Y^ OXV1]llldlOiV 

IIv&cov 'Agioxlotvog 'Qnovpztog 
Aoxgcdv 'EoTieoiwv 

Adfiojr Agioxdgyov Aficfiooevg 
Acogiiiov xcov iy ftr)zgox6Xe<og 

Teioiag 'AXz^dydgov Kvzivitv; 
nsggaijjcov 

Xagidtjfiog <PtXoxgdzov rdvviog. 
Acogizcoi' z&v ex UzXoziov- 
v >'joo r 

Aioizag Nixoozgdzov 2ixvo>viog. 
Ev fSosoiv 



Ich verdanke die Vollstandigkeit 
dieserbisliersehrliickenhaftenListe 
(CIA II 551, 52)derG«eColins, 
der die Abschrift des delphisehen, 
unedierten Doppelexemplars iiber- 
sandte , durch welches mehrere 
meiner friiheren Namenserganz- 
ungen bestatigt sind (Jahrb. 1894, 
675). Es steht auf einer Ante des 
athenischen Thesauros. [Vgl. jetzt 
Bull. XXIV 83f.l 



Bei der Abstimmung iiber den 
Fehlbetrag der heiligen Gelder, 
Wescher Mon. bil. 56, 45, werden 
die 24 Stimmen in folgender Eeihe 
genannt (Jahrb. 1894, 671): 
AsXcpfbv " \pijq>oi dvo 
OsoaaXcov ' yifjcpoi dvo 
<&a>xe(0v ' tpfjtpoi dvo 

IAcoqiecov zwv by /.itjxgoxdXscog • 
■tprjyog 
AoygtECOv z<hv ex HeXohovvi'joov ' 
ipfjtpog 
\Adi]vaiow ■ y)fj(pog 
\EvfioiEO)v ' vjfjtpog 
Botwziov ' yjijcpoi dvo 
'Ayaioiv <Pfiicozd}v ' ipfjipoi dvo 
iMaXieojv ' y.'fj(pog 
\Ohaiwv ■ yrijyog 

iAoXoTiwv ' tfifjqpog 
IleggaifSwr • iprjqios 
M.ayvr\z<ar ' yiij<poi dvo 
Alvidvoiv ' iprjcpoi dvo 

IAoxg&v 'Ynoxvrjfiidioiv • y)ijq>og 
Aoxgiov 'Eonegiow • ipfjq>og. 

Hier stehen die Phoker genau an 
der Stelle des MakedonenkOnigs, 
dessen 2 Stimmen sie naeh 169 v. 
Chr. definitiv zuriickerhalten hatten . 
Die iibrige Reihenfolge koirvmt der 
offlciellen Liste vom J.332 sehr nahe 

Von den Namen der Hieromne- 
monen dieser Friihjahrspjlaia sind 
im Anfang des Decretes folgende 
Eeste erhalten (Wescher Mon. 
bU. 119. Jahrb. 1894, 670): 

[M]aXi[svg 

0eo(fd[v>jg . . . djfiov 'HgafxXEo'j- 

xi]g — — 
[AoxX>piddr]g] 'Ixeolov A[dij- 
vaijog lEgo[/.ivr//Acov] — — 

tegouvijftmr. 

XagixXfjg — — 

ieoo[iv))tto)Y . 

Ka/.'/.iyaixon- 

[Olav]&Ev; lego f iv., 

AidfyrtjTOg — — 

og lEQOftvt'jfiotr. 

Aauoxifiog — — 

tegoiivrjiuov. 

Zo'mnog A 



'AvziXewv IloXidygov XaXxi&evg. \ ovg <PegaTog 



'AXeh~ai7iog ['IitsioXoyov Aagt- 
oaTog] — — 

Xov, 

' E/jjxedooMvrig ['Ayia AgyeTog] - - 
Da in Z. 64 sjzi agyovxog EvxXst 
dov (s. folgende Liste) und Z. 68 em 
agxovzog .... datiert wird, welch 
letzteres auch in dem neuen Frag- 
ment*) mus. nr. 142 (Jahrb. 1894, 
672, 9) wiederkehrt, so haben wir 
eine Eeihe vonDecreten aus mehre- 
ren zeitlich eng zusammengehOri- 
gen Archontaten yor uns. Dies be- 
weist auch die Wiederkehr der zwei 
Namen 'AaxXrjmddrjg 'Ixeolov 'Adtj- 
vatog und 'Efixedoo&evrjg 'Ayia 'Ag 
yelog unter den Hieromnemonen des 
Eukleidasjahrs, obwohl damals die 
Zusammensetzung des Synedrions 
eine ganz andere geworden ist. 



a. 117/6 a. EvxXeldov xov 
[KaXXsidov] 
Herbst 
0ezzaXa>v 
6 oxgaxrjybg . . . \ «as j 

'OXvfmtdSov ( _ 

Sygafi[i. xov ovvedgiov I ls S' Els - 
"Agxmnog'Avziyevov J 
AeX<pcbv 

'Afivvxag Evdmgov 
KaXXida/iog 'Afitpioxgdxov . 
Av\jvaia>v 

'AoxXtjixiddtjg 'Ixeolov (s. vorige 
Liste) 
AxaiSiv i&icoxmv 
Sipddag Qrj^aTog 
"Agxmnog MeXixaievg. 
<Pa>xecov 
Tlfiagxog 'Avxioxov l$ava- 

'HgaxXeidrjg ['Hgax] Xeidov] xetg. 



Mayvrjxar 
'AXeigavdgog <PiX!szjxov\ . 

<J>lXav Ainnxnvnldm, lAWW 



' YitazaToi. 



Dieses Verzeichnis ist noch unediert (briefl. 
Mitteilung) und leitet den von Colin mehrfach 
erwahnten amphiktionischen Beschluss ilber die 
Chrysophorie der attischen Dionysosteehniten ein 
(Bull. XXm 42, vgl. 53). Es ist identisch rait 
dem von mir herausgegebenen attischen Decret 
(Jahrb. 1894, 679, 13, vgl. CIA IV fasc. 2 
nr. 551c) und ihre beiden Listen erganzen sich 
gegenseitig. Dass der erste Magnet dort $>iXin- 
xog 'Aleadvdgov, oben aber 'AXeg'avdgog 0iXItzjiov 
heisst, ist wohl Steinmetzenfehler. Die hier zum 
erstenmal auftretenden Mdyv^xeg ex OexxaXiag 
nehmen die Stelle der Perrhaeber ein, wobei die 
Zweizahl ihrer Vertreter auffallig bleibt. Nach 
Strab. IX 442 war das Volk der Perrhaeber fast 
verschwunden [vgl. jetzt Bull. XXIV 96 und 
219]. 



<&!Xo)v Aiooxovgldov 
Alvidvoiv 

Mooj(io>v Sixxvga L, 

[Nixd<pdog] AlylSog j 
LMaXiioyv 

I Ilvgglae Saxvgov [Aa/uevg]. 
[ Olxalmv 

EvfiovXog 2aftvxxa 'HgaxXeiwzag. 

!Acogiea)v rwv ey fitjxgojzoXecog 
Alow IloXvdfsxxa ?J 'Egivatog. 
Acoqiecov x&v ex HeXo3tovvr\aov 
'Efinedoo&dvrjg 'Ayia 'AgyeTog (s. 
vorige Liste). 
\AoX6noyv 

{ EvXdyov 'Ayye[tdxi]g]. 

[Mayvtjxcov ex QexxaXiag 
Haguevloxog | Ci ^ , . 
'Afivvxag )OpodHK. 

Endlich wird auf dieselbe Herbstpylaia und 
ihre Verhandlungen noch Bezug genommen in 
einem Amphiktionenbrief, der gleichfalls den obigen 
Archonten erkennen lasst (CIA II 552) : sxglvafier 
xd xexgrjftaxio/iEva ev xfj fiedoizcoQivfj szvXalq im 
agxovxog ev AeX.cpoTg EfvxXzldov] xvgia elvat xxX. 
vgl. Colins Textvervollstaudigung durch ein un- 
ediertes Bruchstiick Bull. XXHI 52, obwohl er 
30 den Namen des a. noch nicht einsetzt Ivgl. XXIV 
99]. _ 

Die Zeit ergiebt sich aus den rOmischen Con- 
suln, die einem Briefe des Senate fiber die xgt- 
xrjgia xai yjijipoi zwv 'Aficpixxidvoiv des monum. 
bilingue praescribiert sind, Philol. LIV 358, 3 
und Bull. XVHI 249. Es sind die des J. 116 
v. Chr., also unser a. ein Jahr vorher. [So auch 
jetzt Colin XXIV 103f.] 



Nachtrag. 



Seit der Zusammenstellung der vorstehenderi 
Listen sind zwei Jahre verstrichen. Sie haben 
an einschlagiger Litteratur gebracht: Joh. Bau- 
nack Die delphisehen Inschriften, 4. (und letztes) 
Heft in dem nun vollendeten U. Bande von Col- 
litz Sammlung griech. Dial.-Inschr. 1899. Bour- 
guet Bull. XXIII 353ff. 486ff. XXIV 124flf. 
BulL arche"olog. 1900 p. 4ff. Colin Bull. hell. 50 
XXHI 5ff., 303ff. XXIV 82ff. Ho moll e XXH 
(1898) 409. 602ff. [ausgegeben Herbst 1900]. 
XXDH 374ff. 421ff. 511ff. XXIV 81. Kirchner 
Anzeige und Vervollstandigung von Fergusons 
athenischen Archonten, in Gott. Gel.-Anz. 1900. 
433ff. Preuner Ein delphisches Weihgeschenk, 
Leipzig 1900. 

Vor allem in Betracht kommt A. Mom m sen 
Zur Orientierung fiber die delphische Chronologie, 
Philol. LIX (1901) 25S. Er giebt an der Hand 60 
der vorstehenden Listen, die ihm als Correctur- 
bogen vorlagen, die Nachweise, dass die vier 
Soterienlisten a. 272 — 269 grade einer volien 
Olympiade (127, 1—4) entsprechen (S. 36, 31), 
dass die Schaltjahre Athens und Delphis sich 



stets gedeckt haben (S. 33), dass Delphi nicht 
nur den 19jahrigen Schaltcyclus des Euktemon 
und Meton annahm (S. 34), sondern auch dessen 
Modification durch Kallippos (seit a. 330) aner- 
kannte (S. 43) und dass sich aus der Ubernahme 
desselben das Anfangsjahr der Proxenenliste a. 
'Efiftevida a. 197/6 erklart, da dieses zugleich das 
erste eines 19jahrigen kallipischen Cyclus sei 
(S. 43 u. 55). Im iibrigen stimmt dieser agyrjyexrjg 
der delphisehen Chronologie mit den Ansatzen 
unserer Zeittafeln durchaus tiberein. 

Ausserdem sind seitens der franzosischen Ge- 
lehrten bis zum letzten Augenblick Erganzungen 
beigesteuert worden. Was von allem so Hinzu- 
gekommenen ohne grosse Veranderungen der Cor- 
rectur,die seit funf Vierteljahren im Satze steht, ein- 
geschoben werden konnte, ist dem Text oben noch 
eingefiigt worden; Versehiebungen der Jahrcs- 
zahlen und der Reihenfolge der Archontate waren 
aber nicht durchfiihrbar, weil sonst die Citate 
der (ILT) Hauptliste nirgends mehr gestimmt 
hatten. Gerade in den letzten Wochen und Mo- 
naten erschienen -so wichtige Publicationen, dass 



*) Es ist seiner Versturnrnelung wegen oben nicht besonders aufgefiihrt. Von Volkernamen ist 
nur AoXdnxov, von den Hieromnemonen (?) nur [EoivoXJaog ITgof. .... Aa/uevg] erhalten. 



2695 



Delphoi 



Delphoi 



2696 



sie wieder die beklagenswerten, aber bei D. un- 
erlasslichen ,Retraktationen' im Gefolge haben 
mussten, wenn die Zeittafeln der R. E. nicht 
schon im Augenblick ihres Erscheinens veraltet 
sein sollten. Die neuen Resultate sind in den 
Listen als eingeklammerte Jahreszahlen [] ge- 
geben und durch *) als im Nachtrag besprochen 
kenntlich gemacht. Sie erfordern folgende neuen 
Ansatze: 



9/81 Aiakidas III (MxXelda) (friiher 11/10) 



8/7 
7/6 

6/5 
5/4 
4/3 
3/2 



361/60 
360/59 

359/8 

358/7 

357/6 

356/5 

355/4 

354/3 

353/2 

352/1 

351/50 1 

350/49 

349/8 

348/7 

347/6 

346/5 

345/4 

344/3 

343/2 

342/ 1 

341/40 

340/39 

339/8 

338 /7 

337/6 | 

336/5 

335/4 

334/ 3 

333/2 

332/1 

331/30 

330/29 

329/8 | 

328/7 

327/6 

326/ 5 

325/4 

324/3 

323/2 

322/ 1 

321/20 

320/19 

319 8 

318 7 

3176 

316;5 



17.6 , 
16/5 i 
15 4 
14,3 
132 
121 : 
11/10 

10/9| 



I. Archontentafel. 

Aischylos (friiher 356) 
Mnasimachos (355) 

Argilios (friiher 353) 
Herakleitos (352) 
Aristoxenos I (351) 
Hierinos (350) 
Nikon I (349) 
Autias (348) 
Theocharis (347) 

Liicke 

wegen 

des 

phokischen 

Krieges 

Damoxenos I (346) 
Archon I (345) 
Kleon I (344) 
Chairolas (343) 
Peithagoras I (342) 
Aristonymos (341) 
Palaios (340) 
Damochares I 
Ornichidas I (334) 
Dion I 
Etymondas 
Thebagoras (337) 

Lyk™ 8 Ueu 

Bathyllos f 
Kaphis 

Charixenos (332) 
Echedoridas (330) 
Theon (333) 
Eribas (316) 
Pleiston I (327) 
Euarchidas (326) 
Eukritos (325) 
Kleobulos I (324) 
Menaichmos (323) 
Thoinion (322) 
Lyson I (321 1 
Maimalos (320) 
Diokles I \ (319) 
Archetimos | (318) 
Korinthotimos (317) 



10 



Damon III [to a] (IIoXs,udQxov) (10/9) 
Antigenes I to j? {'Agxta I) (5/4) 
= att. a. Apolexis 

(Dionysios II to §' 'Aaxo&vov II) (7/6) 

Xenagoras I ('AftQofid%ov I) = att. a 



X 



Apolexis {^iXoxQaxov, «f Otov) (9/8) J " 



III. Die Hauptliste der delphischen 
Beamten. 

c. a. 361 und 360 AloxvXog und Mvaoiftaxog 
(friiher 356 und 355) s. das folgende Jahr. 
a. 358 — 352 'AgyiXwg — Qevyagig 
(friiher 353—347). 
Homolle Bull. XXII 607ff. riickt die ersten 
sieben Archontate der Bauurkunden urn ffinf Jahre 
20hinauf, so dass die sechs letzten Jahre des pho- 
kischen Krieges ohne Bauthatigkeit vergingen. 
Ich halte diese Ansatze nicht fur unmoglich und 
fiige hinzu, dass das J. 357 a. 'Hqo.x\u(t)ov jetzt 
genau mit des Pausanias Datierung a. 357 a. 'Hga- 
xXMov ubereinstimmt, dessen ,7tgvxavevovxog' nur 
,stilistische Ziererei ist' (A. Mom m sen Philol. 
LIX 39, 43), und dass die Verschiedenheit der 
OTot X . Absatze der Tafeln IV, IV bk in Bull. XX 
nicht.nur hier, sondern auch weiterhin mir langst 
30 die Uberzeugung gegeben hatte, dass in der 
Einmeisselung der Bauurkunden mehrere Unter- 
brechungen stattfanden. Zugleich mit a. Argilios 
mussen auch seine Vorganger Aischylos und Mnasi- 
machos um wenigstens fiinf Jahre emporriicken, 
da der Abstand von jenem durch die Pylaiaizahl 
gegeben ist, s. S. 2607. Dagegen kann Bourguet 
die Notwendigkeit jener Liicke nicht annehmen 
(brief!.), und das von Hoe ck Herm. XXXIII 626ff. 
auf 351 fixierte Decret fur die Kersebleptessohne 
40 wiirde nur schlecht in das J. 356 passen. 
a. 345—339 AaftoSevog — ITaXaTo; 
(friiher 346—339). 
Diese zweiten sieben Archontate riickt Ho- 
molle XXII 610ff. um ein Jahr herab; dafiir 
erklart sich jetzt auch Bourguet XXIII 492. 
Der phokische a. Nixaoipov/.og (fruher_ 339) ver- 
schwindet ganz, der delphische a. IIa).aZog wird 
auch Bull, arche'olog. 1900, 7 und bei Preuner 
Ein delph. Weihgesch. 9 auf 339 fixiert. 
50 Die Zuriickzahlungen der heiligen Gelder durch 
die Phoker sind jetzt folgendermassen zu zablen: 
Zahlung von 2 X 30 Talenten: 



Dionysios II CAoxoEhov II ? 
Antiphilos (TooyiXov) 



to a : I 



Timolcon (Eii/ner Ida) = att. a. Theo- 
philos AiodoMov (fruher 13/12) 



a. Kleon 1. Herbst 2. Friihjahr 

Chairolas 3. . 4. » 

Peithagoras 5. . 6. „ 

Aristonymos 7. „ 8. , 

Palaios" 9. „ 10. 

Zahlung von 10 Talenten jahrl. 
Damochares 11. Zahlung (Frfihj. 337) 
Ornichidas 12. , u. s. w. 
Die Reduction von 60 Talenten jahrlich auf 
10 hangt zusammen mit der Wiederaufrichtung 
des xoivov der Phoker kurz vor der Schlacht von 
Chaironca (Bourguet brief!.). 

a. 337 u. 334 'OouyjSag I u. Orjftayogu.; 

(334 und 337). 
Die beiden Archohten tauschen ihre Platze. 
Das Jahr des Ornichidas erhalt die 12. Pho- 



343/2 

342/1 

341/4(1 

340/39 

339/38 

338/7 

60 337/6 



2697 



Delphoi 



Delphoi 



2698 



kerzahlungstatt der 15. Auch Homolle liest 
jetzt IGS HI 112 ttxa xdXavxa, statt AAA vgl. 
XXII 616. Der a. Orj^ayogag sieht die Ein- 
weihung des Tempels (o. S. 2611), also Pythien- 
jahr, also 334 (so auch Bourguet briefl.) vgl. 
das sichere Vorpythienjahr a. 'Exv/i(ovda a. 335. 
Dittenbergers Ansatz Syll.2 93 fur a. Theba- 
goras (hinter nr. 12 vom J. 368) ist zu hoch, 
denn nach unedierten Texten war der Tempel- 



baumeister Agathon wirklich Nachfolger des Ar- 10 s. o. S. 2696. 



jiingst dies widerrufen, bleibt mit Entschieden- 
heit bei seinen alten Ansalzen (Dion a. 336), ver- 
weist a. Kaphis-Charixenos auf 331 u. 330 (Py- 
thienjahr), o. Theon auf 328 und erhalt so fur 
a. Lykinos-Bathyllos zwei von den vier Jahren 
335—332. Da 335 und 334 aber endgviltig be- 
setzt sind, bleiben fur das vorige und fiir unser 
Archontat nur 333 und 332. Die in IGS III 113 
zu erganzende Phokerzahlung ware also die 17., 



chitekten Xenodoros, wie es Rh. Mus. LI 356f. 
behauptet war. Auch der dort erschlossene, von 
Homolle durch ein Erdbeben ersetzte, zweite 
Brand des delphischen Tempels im J. 373 ist jetzt 
von anderer Seite erwiesen. 

a. 333/2 AvxTvog (neu). 
fiovL Aafmtljiov, Ilga^ineveog, Evdv&sog, rvcooia 

XXIH 354, fur e. [<Pb- oder GtiJgaZog. 
jiQVt. — , 'EyexQaxida, Ilsia , — , — , [Ba- 

oder 'AyaJdvXXov, Oso^ivov, — , XXIII 361. 
ieQOftvtjfi. AeXqxSv (wohl Friihjahr) — , — , ebd. 
Der a. hiess AvxTvog MeyaxXJovg, ngoiaiq. 
a. 330 (a. Xaoif.); ein zweites Decret, welches 
ihm XXIII 355 zugewiesen wird, ist vielmehr 
agxovxog [Evdoxjov zu erganzen, wie aus den 
Buleutennamen in XXI 306 hervorgeht, vgl. a. 297. 
Die Datierung (334 oder ein Jahr fruher oder 
spater), zusammen mit Ba[th]yllos, steht XXIII 
369. Vgl. Aa/toTi/iog (iovX. a. 345, seiu Sohn 
Sidoyog Aafioxiftov ft. a 319, a. a. 302; JVoj- 30 
oiag 8ovX. a. 337 u. s. w. 

a. 332/1 BafflvXXos (329). 
jiovl , ['A]oa>7iodd>Q0v, 'AXefiog XXIII 356 

Aitoler aus Makynea, 358 unbest. und Thes- 

saler aus Larissa. 
XQVxav , ITeiaiXdov, A [d/i<u]vog, 'EQCXQiemg, 

, KXsoSdfiov, Evipgdvxov, A tovvotov XXIII 

362f. combiniert mit IGS III 113 (an ersterer 

Stelle fehlt in Zeile 5 das Ileiailaog I der IGS), 



a. 330/29 Xaglfsvog I (fruher 332). 
Vom J. 332 herabgeriickt, weil sich jetzt auch 
Bourguet dem Ansatz Homolles (Pythienjahr) 
anschliesst (XXIII 369 und briefi.). Sonst bleibt 
alles unverandert wie S. 2612. 

c. a. 329 'Exedagidag (330). 
Gegen S. 2613 um ein Jahr herabgeriickt. 
Doch kann dieses J. 329 auch fiir andere, jetzt 
hinter der Pleiston-Maimalos-Reihe stehende Ar- 
20chonten in Betracht kommen, z. B. fiir Arche- 
timos, Diokles, Theolytos, Phainis I, Kleodamos I. 
[Soeben ist der Echedoridas-Text ediert XXin 516, 
wird dort fiir eins der altesten erhaltenen Decrete 
von D. erklart und in den Anfang des 4. Jhdts. 
verwiesen. Ich mflchte jedoch an der Identitat 
unseres a. und des Buleuten des J. 327 (a. Eribas) 
festhalten und jenen hochstens bis um 360 hinauf- 
riicken.l 

a. 328/7 Gsoiv (333). 
Herabgeriickt vom J. 333 nach Bourguet 



der brieflich diese Datierung fiir sicher erklart, 
wie aus seinem bald erscheinenden Artikel iiber 
a. Katpig hervorgehen wird. Im ubrigen gilt das 
S. 2612 Gesagte, zu dem noch XXII 612f. hin- 
zukommt, wo Homolle das unedierte Decret fur 
Thebaner mitteilt und ebenfalls Anth. Pal. VI 
112 heranzieht. Sein Ansatz fur a. Theon (ebd. 
616) auf a. 330 ist nicht anzunehmen. 

„ „ „„, . ,. a. 327/6 'E e tpas. (316). 

isgofiv. AeXipmv (wohl Herbst) -, ....vzov XXIJI 40 fiovL (I Sem.) Xetoia, [K] e dxa)vo S 'AvTtxdgov, 



363. 
Vom Archontennamen ist IGS III 113 nur 

Ba erhalten, im ersten der drei erwahnten 

Decrete . . . illov, in den beiden anderen XXov, 

wo die orot^. Ordnung Ba&vXXov zu fordern scheint, 
falls man nicht an BajtvXXog bezw. BaflvXog denken 
will, obwohl dieser bekannte delphische Name 
erst hundert Jahre spater auftritt (c. a. 225 XX 
628; c. a. 212 XX 264; a. 208 s. d.). Der Name 
des Proxenos ist •PtjtdoXa; geschrieben , ahnlich 50 
wie noofuxrxtjiav auf der Thurioistele a. 334 [337]. 
Aus der Ubereinstimmung bezw. der Verschie- 
denheit mehrerer Hieromnemonen dieses und des 
vorigen Archon tats folgert Bourguet, dass die 
zwei erhaltenen amphiktionischen Listen zwei 
aufeinanderfolgenden Sessinnen angehoren, wahr- 
scheinlich der Friihjahr* pylaia des vorigen und 
der Herbstpylaia dieses Archontats (XXin 364), 
und dass die thessalischen und makedonischen 



'AgxidSa, 'AXxivetSa XX 636 Kni- 
dier (Interpunktion : ). 
(II Sem.) AiaxQKovba, MeXavcbstov, Aafioxd- 
oeosXXIH 366, drei anonyme De- 
crete (fragm.), vgl. /?. Melavdmov, 
Aafioxdgsog. KXecovog, Aiay.Qidivba., 
IGS III 115 = d povka xol .t«oi ■ 
MeXdvoKiov, KXJiova Alrrjoiddfiov, 
AoLiioydori, Aloy_Qiti>vbav 'AyiXa u. s. 
w., s.'o. S. 2614 aus XX 198, 159. 
Durch die neuentdeckten drei Decrete des 
zweiten Semesters hat Bourguet bewiesen, dass 
der bisherige unmittelbare Vorganger des a. W.ei- 
axa>v, der a. Aafidxotog c. a. 328 (S. 2614), in 
der That ein phokischer Archont gewesen ist, 
und dass nach Ausweis der Buleutennamen sein 
delphischer College der hisher hinter die Pleiston- 
Maimalos-Reihe verwiesene a. 'Egiftag (bisher a. 316) 
war. Die in IGS HI 115 erwahnte Phokerzah- 



Vertreternamen beweisen, dass diese Jahre zwischen 60 lung ware also die 22., und die zweite Reihe der 



a. Auor a. 336 und der Gruppe of. Kaphis-Chari- 
xenos a 331 u. 330 eingeschoben werden mussen, 
vgl. XXIII 361f. 
" Im Bull. XXIII 369 folgt Bourguet noch 
den spateren Vorschlagen Homolles (XXII 616), 
riickt a. Dion auf 335 herab und giebt a. Theon 
das J. 336 ; so kam er fiir Lykinos-Bathyllos (oder 
umgekehrt) auf 334 und 333. Brieflich hat er 



continuirlichen Archonten der Tempelbauurkunden 
beginnt, statt mit a. Pleiston, schon mit a. Eri- 
bas. Da sie jetzt um ein Jahr herabgeriickt ist 
(gegen o. S. 2590), also von 327—319 v. Chr. 
reicht, scheint sie doch eine geschlossene zu sein, 
weil a. Maimalos sonst zu tief kommen wiirde; 
auch umfasst sie genau zwei P y t h i a d e n 
(Pleiston-Maimalos), scheint also absichtlich mit 



2699 



Delphoi 



Delphyne 



2700 



deren Ende abgebrochen zu sein, s. folgendes 
Jahr. Das oft besprochene voxegov hinter S. Xa- 
giSevog (o. zum J. 328 und XX 198, 157. XXI 
330, 3) bedeutet also erne Liicke von zwei Jahren 
(329 und 328), wahrend deren die Tempelbau- 
ausgaben aufgehort hatten ; mit dem Beginn der 
nachsten Pytbiade, S. IJXeiorcovos (326), fangt die 
Buchung der fixen Unterlialtungsgelder des Tem- 
pels an, nnd die Bula seines Vorgangers, des a. 



c. a. 7/6 'Avriysvtjs I id §' {Ag%ia I) (7/6) 

= attischer «. Apolexis. 

0. a. 3/2 Sevayogag I (A^goudyov I) (9/8) 

= attischer a. Apolexis {^iXoxgdxov, if Ol'ov). 

Die beiden Archonten standen oben S. 2662 

auf a. 9/8 und 5/4 nnd waren vertausoht. Der 

neueAnsatz ist hergestellt nach Kirchner, der 

mir schreibt, dass der att. a. AnoXrj^ig &doxgd- 

xov Bull. XXII 151 identiseh ist mit Anoints 



Eribas, welclie die Gelder von den friiheren fiov- 10 If Ol'ov, agzcov CIA III 106. 646, und dass er 



Xai (329 und 328) als ungeschmalertes Depot 
(ibernommen hatte, iiberweist amSchlussihres 
Amtsjahres (327/6) den Prytanen des neuen 
a. IlXeioxoiv das erste Fixum. 

a. 326/5 mdotojv (I). (327). 
Bourguet teilt mir mit, dass die auf un- 
edierten Naopoioi-Rechnungen beflndliclie Rand- 
note em nXelotcovos , Ilv&ioig , die wir auf a. 
Pleiston II bezogen (a. 246, s. d.) auch auf Plei- 



den gleichnamigen att. a. AnoX.^ig (ohne Distinc- 
tiv) Bull. XXII 182 = CIA III 87 fur etwas 
friiher als jenen halte. Beide gehOren dem 
Ende des 1. Jhdts. v. Chr. an [vgl. Rh. Mus. 
LDTI 390]. Darnach waren auch die beiden delphi- 
schen Archontate zu tauschen und um 2 Jahre 
herabzuriicken. [H. Pomtow.] 

Delphos (AeX<p6g), Beherrscher des Landes am 
Parnassos, als Apollon vom dortigen Orakel Be- 



ston I gehen kOnne, so dass dieser auf das Py- 20 sitz nahm, Aisch. Eum. 16; er gait als Heros 



thienjahr 326 oder 322 kame. Letzteres wurde 
die Eeihe Pleiston-Maimalos fur zahlreichc Per- 
sonen zu tief rucken (sie wiirden dann zu lang- 
lebig), darum scheint a. 326/5 vorzuziehen ; auch 
wird letzteres durch die beim vorigen Jahre be- 
sprochenen Pythiadenabschnitte empfohlen. 
a. 326/5— a. 319/18 IlXeloxcov (l)—MatuaXog 
(327—320). 
Die ganze Reihe der acht Archontate Lt urn 



eponymos von Delphoi, und sein ehernes Bild staud 
ungefahr 60 Stadien vom Ort entfernt am Weg 
nach den Hohen des Parnass, Paus. X 32, 2. 
Pausanias (X 6, 3. 4) giebt einen dreifachen Stamm- 
baum: er war ein Sohn des Apollon (vgl. auch 
Hyg. fab. 161 [p. 15, 5 Sch.]) und der Kelaino, 
der Tochter des Hyamos, des Sohnes des Lykoros, 
oder des Apollon und der Thyia, der Tochter des 
Kastalios, oder nach dritten ein Sohn der Melaina, 



ein Jahr (gegen S. 2590) herabgeriickt, fiillt genau 30 der Tochter des Kephisos. Oder an Stelle der 



zwei Pythiaden, ist eine geschlossene, bleibt aber 
im iibrigen unver&ndert. S. zu a. 327 und 326. 
c. a. 318—313 dioxXr\g—$alvig (I). 
Die drei ersten Archontate sind, wie die 
vorigen, um ein Jahr herabgeruckt. Ich muss 
aber nochmals hervorheben, dass a. Diokles und 
a. Archetimos durchaus in die Nachbarschaft des 
auf dem Stein zwischen ihnen stehenden a. Aristo- 
nymos (jetzt 340) zu gehOren scheinen, dass a. 



Kelaino erscheint Melanis als Tochter des Hyamos 
und der Melantheia, der Tochter des Deukalion, 
und als Mutter des D., und dieser zeugt mit der 
Quellnymphe Kastalia Kastalios und Phemonog, 
Schol. Eur. Or. 1094 Dind. Oder wir treffen als 
Vater den Poseidon, der sich der Melantho, der 
Tochter des Deukalion, in Delphingestalt gesellte, 
Tzetz. Lyk. Al. 208. Ovid. met. VI 120, welches 
Stemma um ein G-lied vermehrt erscheint bei Epa- 



Theolytos (314) wegen der Erneuerung der Naxos- 40 phroditos im Schol. Aisch. Eum. 2 ; da ist wieder 

Promantie in die Jahre um a. Thebagoras (jetzt - _ . - ._ . 

334) zu setzen ist, und dass auch a. Phainis I (313) 
und a. Kleodamos I (309), wie Bourguet briefl. 
hervorhebt, wohl etwa zwei Decennien alter sind. 
Es ist daher zu erwagen, dass vielleicht die Liicke 
351 — 346, noch wahrscheinlicher aber ein durch 
eventuelles Herabrucken der Pleistonreihe um cine 
Pythiade herzustellender freier Raum von 327 
— 324 in Betracht kame. 



a. 13/2 und 12/11 bleiben frei. 
a. 11/10 Ti/toXecov 'E/iifievlda (fruher 13/12) 

= att. a. 0e6(piXog Aiodcogov. 
Der attische Archon Theophilos steht nach 
Kirchner (briefl. und jetzt Gott. Gel. Anz. 1900, 
476) mit grosser Wahrscheinlichkeit fur das J. 11/10 
v. Chr. fest; damit riickt auch der delphisehe 
a. TiftoXeow und der Beginn der XXII. Priester- 
zeit um zwei Jahre herab (jener vom J. 13/11 



Melaina eingefugt als Tochter der Melantho und 
des Flussgottes Kephisos und als Mutter des D. 
von Poseidon. Kelaino, Melaina, Melanis, Me- 
lantheia, Melantho bedeuten alle dasselbe, die 
, Schwarze' (ydta /ueXcuva ? Welcker Gr. Gstterl. 
I 326), und dass damit auch Thyia identiseh, 
geht besonders daraus hervor, dass diese wie Me- 
laina als Tochter des Kephisos (Herod. VII 178) 
oder wie Melantheia und Melantho als Tochter 
50 Deukalions (Steph. Byz. s. MaxsSovia) bezeichnet 
wird, vgl. Roscher Myth. Lex. II 2565. Nach 
einem Sohn des D., dem KCnig Pythes. oder nach 
einer Tochter Pythis erhielt Delphoi auch den 
Namen Pytho, Paus. X 6, 5. Schol. Apoll. Rhod. 
IV 1405. Vgl. Gerhard Gr. M. § 709. D. wird 
genannt als Fiihrer der Kreter, die nach Phokis 
kamen und sich nach ihm Delpher nannten, Schol. 
Veron. Verg. Aen. IV 146 = Phylarchi frg. 78, 
FHG I 356; als Erfinder der Harnspicin, Plin. 



S. 2661 auf 11/10, diese beginnt statt 19/18 60 VII 203. Vgl. noch Ann. d. Inst. XXXVUI 
v.„„ T ,„,•,„■. c.-... ■ „ „„„„ 1866, 379f. (Conestabile) zuMon. VIII29. 30, 



besser im J. 17/16). Sonst wie S. 2662. 

c. a. 9/8 Aiaxidas UI (EvxXsida) (11/0) 
und die folgenden Jahre bis 2/1 v. Chr. 

Diese Jahre riicken zugleich mit dem Beginn 
der XXIII. Priesterzeit gegen die in S. 2662 ge- 
gebenen Zahlen um zwei Jahre herab aus den 
soeben bei a. 11/10 gegebenen Griinden. Die 
XXIII. Priesterz. schliesst aber wie bisher 1 v. Chr. 



wogegen Jahn Arch. Ztg. XXV 1867, 83f.; ebenso 
ist bedenklich die Deutung des auf delphischen 
Silbermunzen erscheinenden Negerkopfes auf I) , 
vgl. Head HN 289. [Waser.] 

Delphyne (AeXcpvvij) heisst die Wachterin der 
korykischen Hohle in Kilikien in dem Typhon- 
mythus bei [Apollod.] Bibl. I 6, 3, 9 (p. 18, 4 



2701 



Delphynes 



Delubrum 



2702 



Wagn.), der offenbar auf ein alexandrinisches, {IIxlpvQig Ephor. a. a. O.), geschieden. Nach Ptole- 

durch die agyptische Religion stark beeinfiusstes maios wurde neben dem eigentlichen ,grossen D.' 

Gedicht zuruckgeht. D. ist eine Unholdin, halb (jifya AsXza Ptol. IV 5, 39. 42. 55)* noch ein 

Madchen, halb Schlange, die in der korykischen ,kleines' (fuxobv AkXxa IV 5, 40)^ unterschieden, 

Grotte den gefangenen Zeus und die ihm abgc- namlich das durch den Bovoigirmog 7iorafj.6g (mit 

schnittenen, von Typhon in ein Barenfell gehiill- der pathmetischen Miindung) vom grossen D. ab- 

ten Sehnen bewacht. Vgl. Preller-Robert Gr. geschnittene Dreieck im Nordosten. Der Ort an 

Mythol. 1* 239, 2. M. Mayer Giganten und Ti- der Spitze des eigentlichen D. (to 6& zov AiXxa. 

tanen 227. Vgl. auch Delphynes* [Kern.] Herod. II 17, tj xogvepi] xov AsXxa Strab. XVII 

Delphynes (AeXyvvrjg) ist neben Python der 10 789. 803. 805, summum Delta Plin. n. h. V 50), 

Name des Drachens , den Apollon bei der Stif- wo sich der Nil zuerst teilt, wurde selbst D. ge- 

tung des Orakels von Delphi erschliigt. So Kal- nannt, und ebenso hiess auch das daselbst be- 

limachos und Maiandrios beim Schol. Apoll. Rhod. legene Dorf, Strab. XVII 788. [Sethe.] 

II 705. Tertull. de coron. 7. Schol. Eurip. Phoi- 2) Aslxa 'Iv&ov s. Indos. 

niss. 232. 233. Schol. Kallim. Hymn. Del. 91. Deltoton (AsXxoixdv) , kleines Sternbild des 

Apostolios XV 10 (Leutsch Paroemiographi II nOrdtichen Himmels, welches von der Stellung 

630). Tzetz. Lykophr. 208. Cramer Anecd. seiner drei Sterne den Namen xgiywvov (triangu- 

Paris. IV 14, 13. Etym. M. 322, 3. Suid. s. AeX- lum) oder D. erupting (Ps.-Eratosth. 20. Schol. 

<pot. Seltener begegnet die weibliche Namens- Germ. BP 81, 7. G 144, 22), s. unter Stern- 
form AeXcfivr), die Kallimachos nach dem Apol- 20bilder. Zeus soil es durch Hermes uber dem 

loniesscholiasten a. a. O. auch gebraucht hat (frg. Haupte des Widders haben anbringen lassen, um 

364 Schneider). Letzterer sagt: to Svofia xov dieses dunklere Sternbild mehr hervorzuheben, und 

bgaxovxog oi ph dggevixwg , ot de ■dfjXvxiog el- zwar bedeutete es den ersten Buchstaben des 

jiov, o xai fteXxiov. Welclie Form Apollon. Ar- Namens A tog. Nach andern war es ein Abbild 

gonaut, II 705. Dionys. perieg. 441 Bernh. und Agyptens (des Deltas oder der Gegend, wo Agypten 

Nonn. XIII 28 gewahlt haben, ist aus ihren Versen an Aithiopien grenzt), das vom Nil umflossen und 

nicht ersichtlich; vgl. Herodian. I 335, 15. 533, 13 befruchtet wird (Ps.-Eratosth. a. a. O. German. 

Lentz. Danach ist die Form D. im Altertum die Ar. 235 mit Schol.). [Wagner.] 

bevorzugtere. S. auch Delphyne. [Kern.] Delubrum (oft auch im Plural delubra), seit 

Delta. 1) To AiXxa nannten die Griecben 30 Cicero in gewiihlterer und dichterisch gefarbter 
und ROmer wegen seiner dreieckigen Gestalt das Ausdrucksweise gleichbedeutend mit fanum oder 
weit ausgedehnte niedrige Schwemmland, das das templum gebraucht (Beispiele s. bei H. Jordan 
Miindungsgebiet des Nils bildet und sich von der Herm. XIV 1879, 578ff.), hat ursprunglich sicher 
Spaltung des Stromes, wenig unterhalb Memphis eine engere technische Bedeutung gehabt, uber 
(3 Schoinoi Strab. XVII 807) bis an die Kiiste die aber die Alten selbst nicht mehr im Klaren 
des Mittellilndischen Meeres erstreckt, also das waren, da alles, was sie iiber den Gegenstand 
heutige Unteragypten , die xdxo> i<hoa (Strab. sagen, ausnahmslos auf die Etymologie des Wortes 
XVII 788. Ptolem. IV 5, 55, s. Xw'ga Nr. 4;, aufgebaut ist. Varro leitete delubrum von deus 
im Gegensatz zu dem durchweg schmalen , von ab, wie candelabrum von candela, und verstand 
Gebirgen eng eingefassten oberen Stromgebiet des 40 unter D. die Ortlichkeit, in quo del simulacrum 
Nils von den Katarakten bei Syene (Assuan) bis dedieatum sit (Macrob. Sat. Ill 4, 2. Serv. Aen. 
zur Spaltung des Stroms, dem heutigen Ober- II 225), Verrius Flaccus und Masunus Sabmus 
agypten, der «rcu ywoa. Herod. II 13—18. 41. 59 brachten es mit delibrare = decorhcare zusammen 
Plat. Tim. 21 D. Pol III 49. Strab. I 30. II 66. und bezogen d. auf die alteste Form des Gotter- 
XV 761. XVII 787— 789. 801—807. 818. Diod. bildes in Gestalt eines entrindeten und geglatteten 
I 33. Plin. n. h. Ill 121. V 48. 50. 59. VI 165. Stammes (Fest. ep. p. 73. Serv. Aen. II 225. IV 
XXXVI 76. Joseph, bell. Iud. II 18, 8. Paus. 56. Ps.-Ascon. p. 101 Or.), eine dritte, dem Varro 
VI 26, 9. Anth. I 108. Tab. Peut. u. sonst. Im bereits vorliegende Etymologic defimerte ub% prae- 
eigentlichen Sinne verstand man unter D. jedoch ter aedem area sit adsumpta dvum causa (Macrob. 
nur dasjenige Gebiet, das durch die beiden ausser- 50 a. a. O. Serv. aa. OO.), die meisten aber leiteten 
sten Nilarme, den sog. Miyag ,-xoxapog (mit der das Wort von deluerc oder diluere ab, zum Teil 
herakleotischen Miindung bei Alexandreia) und dem in sehr abenteuerlicher Weise: so sollte d. die 
Bov^aoxiay.og sioxaftog (mit der pelusischen Miin- gemeinsame Cultstatte mehrerer unter emem Dache 
dung) eingeschlossen wurde; das D. wird daher vereinigter Gottheiten, wie z. B. das Capitol, be- 
oft geradezu als eine Nilinsel bezeichnet, die frei- zeichnen , propter tectum coitiunctum quia una 
lich durch die andern Stromarme und die zahl- ojjera abluitur (Serv. Aen. IV 56; quia uno tecto 
reiehen sie verbindenden Canale in zahllose kleineie diluitur Serv. Aen. E 225; aedium sub uno tecto 
Inseln zerschnitten wurde (Herod. II 18. Ephor. a diluvio pluriae munitarum Ps.-Ascon. a. a. O.), 
bei Steph. Byz. Strab. XVn 788. Diod. I 33. oder von der isolierten Lage des Tempers her- 
Ammian. Marc. XXII 15, 12). Die im Osten und 60 kommen , quod iiulli iunetum acdificio pluvia 
W»teii ausserhalb dkses eigentlichen D. ver- diluatur (Serv. Aen. II 225), oder in quo homines 
bleibenden. Teile des Cberschwemmungsgebietes pericula sua deluunt; ponunt enim vel jnlum 
gehorten zu dem Agdjlixdv und Atfivxov ywglov vel scutum rel alia plura suseepta rot is (Ps.- 
(Herod. II 18), auch 'Aoapixog und Atfvxbg vouog Fronto de diff. G. L. VII 523, 25 K.). Discutier- 
oder kurzweg'?; Agafiia und j; Atfivr) genannt; diese bar ist einzig und allein die Deutung des L. Cin- 
Gebiete wurden ebenso auch von den Agyptern als eius (Serv. Aen.-II 225) d. esse locum ante templum, 
,der Osten' und .der Westen' von dem eigentlichen ubi aqua currit, a diluendo (vgl. IV 50. Isid. 
Unteragypten, dem .Nordlande' oder j)]-t]-mrj orig. XV 4, 9. Ps.-Ascon. a. a. O.), denn nach 



2703 



Demadatin 



Demagoras 



2704 



Analogie von polubrum (bei Liv. Andron. Odis. Antrag auf gottliche Ehren fur Alexandros (Val. 

frg. 5 Baehr. = ttQoyoos) kann delubrum nur so Max. VII 2 exfc. 10). Auch in den harpalischen 

viel wie ajioQQavzrjgiov (a. o. Bd. II S. 175) sein, Process war er verwickelt und wurde verurteilt 

beim Heiligtume also die Stelle, die mit fliessen- (Dein. I 89. II 15) , blieb aber in Athen und 

dem Wasser fiir die vor der Opferhandlung er- warnte bei der ersten Nachricht von Alexan- 

forderliche Waschung (z. B. Plaut. Aulul. 579. dros' Tod die Athener vor Leichtglaubigkeit (Plut. 

Liv. I 45, 6) Gelegenheit bot. Doch muss die Phot. 22). Bei dem nun folgenden Umschlag der 

tibertragung auf das ganze Heiligtum schon sehr Stimmung wurde er mehrmals jtagavo/tcov ver- 

friih erfolgt sein, denn in dem altesten Original- urteilt und dadurch an/tog (Plut. Phok. 26. Diod. 
zeugnisse , den Worten der Argeerurkunde (bei 10 XVIII 18), auch wegen aoeftua mit schwerer Geld- 

Varro de 1. 1. V 52) collis Mueialis quintiaeps strafe belegt (Athen. VI 251b. Aelian. v. h. V 

ajrud aedem Dii Fidii in delubro, ubi aeditumus 12). Nach der Schlacht bei Krannon jedoch 322 

habere solet, scheint D. die in dem Bezirke der wieder im Besitz der Ehrenrechte, vennittelte er 

acdes sacra neben dieser noch erhalten gebliebene den Frieden mit Antipatros (Plut. u. Diod. a. 0. 

alte Capelle (saeellum) des Gottes zu bezeichnen, Paus. VII 10, 4) und beantragte das Todesurteil 

wie auch Varro de vita pop. Rom. lib. I (bei gegen Demosthenes und die Ffihrer der Gegen- 

Non. p. 494) aedes und d. in Gegensatz stellt: partei (Plut. Demosth. 28). Als er dann 319 

haee aedis quae nune est , multis annis post nochmals als Gesandter zu Antipatros nach Make- 

factast; namque Numae (so L. M tiller; inquae donien ging, wurde er auf Veranlassung des Kas- 
omniaHss.) regis temporibus delubra parva facta. 20 sandros mit seinem Sonne Demeas getotet (Plut. 

Die aus der Gegend von Amiternum stammende Demosth. 31; Phok. 30. Diod. XVIII 48). Nach 

archaische Inschrift CIL I 1291 = IX 4321 iius dem Tode traf ihn die Verachtung seiner Mit- 

actusque est in hoee delubrum Feroniai meint btirger, sein Standbild wurde eingeschmolzen (Plut. 

gewiss schon ein wirkliches Gotteshaus, wie es praec. reip. ger. 27, 13). 

sicher Cicero thut, wenn er (de leg. II 19. 26) D. war ein Mann ohne alle sittlichen Grund- 

die delubra der Stiidte den landlichen Cultstatten satze , verachtete die Gesetze (Plut. Phok. 30), 

gegeniiberstellt und die ersten gegen diejenige spielte mit dem Eide (Diod. X 9, 1), konnte nie 

Anschauung verteidigt, die es tadelt. quod parie- genug Geld haben (Plut. de cupid. divit. 5). urn 

tibm includerent deos. [Wissowa.] es fiir Tafelgeniisse (Plut. Phok. 1), Kleidung 
Demadatin (Ace), Stadt in Aethiopien am30(ebd. 20), Weiber (Athen. II 44f), Eennpferde 

Nil, Bion bei Plin. n. h. VI 193. [Sethe.] (Suidas) zu verschwenden. Aber er besass eine 

Dcmades (aus Atj/j,sd8^g Etym. M. 210, 13. ungemeine Eednergabe (Plut. Demosth. 10), die 

Prise. II 17), Sohn des Demeas, aus dem Gau durch die Praxis ausgebildet war (Stob. flor. XXIX 

Paiania (CIA II 804 B a 29 und oft), Athener von 91), und obwohl er stets unvorbereitet sprach (Plut. 

niedriger Herkunft, Sohn eines Schiffers, war Demosth. 8. 10), war er durch allzeit schlag- 

selbst anfangs Matrose, Schiffszimmermann und fertigen Witz seiner Wirkung sicher (Cic. orat. 

Fahrmann (Suid. Sext. Emp. math. II 16. Quin- 90). Schriften hat er nicht hinterlassen (Cic. 

til. II 17, 12), gelangte jedoch durch eine her- Brut. 36. Quintil. XII 10, 49), dagegen haben 

vorragende natfirliche Eednergabe und Unbe- sich eine Anzahl geistreicher Aussprfiehe von ihm 
denklichkeit in der Wahl seiner Mittel zu Macht40 erhalten, welche von L'hardy De Demade, Berol. 

und Einfiuss im Staate. Geboren urn 380 (Plut. 1834 und Sauppe Or. Att. II 312f. gesammelt 

Phok. 1. Schaefer Demosthenes III 2 22), scheint sind. Dazu zwolf neue bei Diels Ar)pw.8ua, Eh. 

er anfanglich des Demosthenes Politik unterstiizt Mus. XXIX 107 aus einer Wiener Hs. In spaterer 

zu haben (Plut. Demosth. 8. 13. Schaefer a. O.). Zeit wurden ihm jedoch Eeden untergeschoben, 

Nach der Schlacht von Chaironeia, in welcher er und zwar nach dem Verzeichnis einer Florentiner 

gefangen wurde, trat jedoch eine vOllige Wand- Hs. (E. Schoell Herm. IH 277) vierzehn, von 

lung ein. Durch einen dreisten Witz erregte er denen aus der jisgi 8a>dexaeziag der erste Teil und 

Philippos' Aufmerksamkeit, ward freigelassen und 57 Excerpte erhalten sind, die letzteren in einem 

vermittelte Athens Frieden mit dem Kflnig (Diod. Palatinus (H. Haupt Herm. XIII 489). Die Un- 
XVI 87. Demosth. XVIII 285. Plut. Phok. 16). 50echtheit ist durch Sauppe a. O. erwiesen. Her- 

Von Philippos mit boiotischen Landgiitern be- ausgegeben ist jener erste Teil schon von Aldus 

schenkt (Suidas), stand er fortan an der Spitze und Stephanas, dann von Taylor und Beiske. 

der makedonischen Partei und machte aus der Bekker Or. att. Ill 486 hatte dazu 6 Hs., die 

Bestechung kein Hehl (Dein. I 104). Ja er be- jedoch auf den Palatinus zuriickgehen, welcher 

antragte fur den olynthischen Verrater Euthy- den Lysias entha.lt. Jetzt steht er mit den Ex- 

krates Aufhebung der Atimie und Verleihung der cerpten bei Blass hinter der Ausgabe des Dei- 

Proxenie, ein Beschluss, der durch Hypereides narchos (2 1888). Vgl. Droysen Diadochen 2 I 

Klage vernichtet wurde (Suid. Plut. praec. reip. 174. Blass Att. Ber. HI 2" 2 , 266. Kirchner 

ger. 14. Hyp. frg. 80. Sauppe Or. Att. II 288). Prosopogr. Att. spec. Berlin 1890, 14, wo die 
Nach des Philippos Tode verschante er den Athe- 60 vielen Inschnftenstellen, die ihn erwahnen, ge- 

nern r neuon von Aioxandros sowoiil o3G ([Deiiiaa.]) saiiiinelt sind. Dalmaitellu La vita di Dcmude 

dcodex. 14) als nach der Zerstorung Thebens 335 1883. [Thalheim.] 

(Diod. XVII 15. Plut. Dem. 23), woffir er mit Demagoras. 1) Eponymer Prytan in Ephesos, 

einer ehernen Bildsaule auf dem Markte und um 132 1 v. Chr., Dittenberger Syll. 2 510. 

Speisung im Prytaneion geehrt wurde (Dein. I 65. 76ff. ; vgl. ebd. not. 32. 

101). An der Spitze der Pinanzverwaltung ver- 2) Sohn des Hermodoros, dyoyodhtjg in Iasos, 

eitelte er 330 die Unterstfitzung des Kflnigs Agis zwischen 188—146 v. Chr., Le Bas III 295. 

(Plut. praec. reip. ger. 25). 324 stellte er den [Kirchner.] 



2705 



Demainetos 



Demarchoi 



2706 



8) Demagoras (FHG IV 378. Susemihl Gr. Korinthiern im J. 345 nach Syrakus gesandt, Plut. 

Litt.-Gesch. H 381) von Samos (Bekker A. G. I Timol. 21. 24. 27; vgl. Schafer Dem. 112 350, 2. 

377), schrieb vor Dionysios von Halikarnass, der Als feVos des Philipp von Makedomen vermittelt 

ihn 'citiert (ant. Eom. I 72, 1); die wenigen er zwischen diesem und Alexander, Plut. Alex. 9; 

Bruchstficke scheinen auf ein hellenistisches Werk de adulat. 30; reg. et imperat. apophtheg. 30 

ilber troische oder samothrakische Altertunier zu (p. 179c). Schafer a. O. Ill 2 66. Droysen 

fuhren. [Schwartz.] Hellenism. I 1, 42. 95. In der Umgebung Ale- 

Deniainetos (Arjfiairezog). 1) Epiklesis des xanders d. Gr. kampft er an dessen Seite in der 

Asklepios, Temp 1 in Elis, Paus. VI 21, 4. Nach Schlacht am Granikos im J. 334, Arr. anab. I 
Pausanias hatte der Gott dieses Beiwort erhalten 10 15, 6. Droysen a. O. I 1, 192. Preist sich 

nach dem Namen des Cultstifters. Wahrschein- glucklich, Alexander auf dem Thron der Perser- 

lich aber war D. urspriinglich ein selbstandiger kOnige in Persepolis gesehen zu haben, Plut. Ages. 

Heilgott, der spater mit Asklepios identificiert 15; Alex. 37; de Alex. Magni fort. 7. Droysen 

wurde, vgl. v. Wilamowitz-Moellendorff I 1, 362. Stirbt kurz vor Aufbruch Alexanders 

Isyllos'von Epidauros 187. [Jessen.] nach Indien, Plut. Alex. 56. [Kirchner.] 

' 2) Demainetos, Athener aus dem yevog der 5) Nauarch der Ehodier, schlagt den Attalos, 

Buzygen, Toepffer Att. Geneal. 149, schlagt als Andromenes Sohn, als dieser 321 v. Chr. versucht, 

Amtsgenosse des Oheims des Eedners Aischines, Knidos, Kaunos und Ehodos zu nehmen. Arrian. 

des Kleobulos Glaukos Sohn von Acharnai, den succ. Al. 39. _ 
lakedaimonischenFlottenftthrerChilon, vermutlich 20 6) Gesandter der Athener an Antiochos Epi- 

wahrend des korinthischen Krieges, Aisch. II 78; phanes in Agypten. Polyb. XXVIH 16 und 17. 

vgl. Schafer Dem. 1^221. Feldherr im J. 388/7, [Willnch.] 

siegt er mit Chabrias, s. d., fiber Gorgopas in 7) Demaratos (FHG IV 378— 380. Susemihl 

Aigina Ende des J. 388, Xen. hell. V 1, 10. Als Gr. Litt.-Gesch. H 53), verfasste wahrscheinlich 

Feldherr des J. 387/6 finden wir ihn Herbst 387 — ein Titel ist nicht (iberliefert — einen Roman 

im Hellespont, Xen. bell. V 1, 26; vgl. Schafer fiber die Argonautensage , den Dionysios Skyto- 

Dem 12 148 brachvon benutzte (vgl. Apollod. I 118 = Schol. 

«) Sohn des Hermokles, Athener ('Adfioveig). Apoll. I 1289. Diod. IV 41, 3. Schol. Apoll. Ehod. 

Szoaznyog Ende 3. Jhdts. v. Chr., CIA IV 2, I 45. Diod. IV 48, 4), wenn er nicht zu den von 
619 b 2ff. 30jenem erfundenen alten Epikern gehort. iern- 

4) Sohn des Timasitheos, Athener (eh Ksqo.- zuhalten ist das Citat aus den Teayq>8ov/teva des 
uicor). Tm«pa e7t og in Seeurkunden Mitte 4. Jhdts. D. , Clem, protr. 42 p. 37 = Stob. flor. XXXIX 
v Chr CIA II "794 d85. 798 c 47. 804 A a 38. 33; das stammt aus den ps.-plutarchischen Pa- 

5) Volksredner in Syrakus, welcher den Ti- rallelen und ist ebenso erlogen wie die sonstigen 
moleon in seinenletztenLebensjahren wegen seiner dort sich flndenden Citate D.s. [Schwartz.] 
Kriegsfiihrung anklagte, Plut. Timol. 37; vgl. Demarchexusios (ArniaQxe^ovaiog), der achte 
Holm Geseh. Siciliens II 216. [Kirchner.] Monat des romischen Sonnenjahrs der Provmz 

6) Demagoge in Ptolemais, warnt seine Mit- Kypros, 31 tagig vom 23. April bis zum 23. Mai 
bfirger aus Furcht vor Alexander Iannaios sich nach dem Heraerologium Florentinum. In diesem 
dem Ptolemaios Lathuros in die Arme zu werfen, 40 ist der Name entstellt zu zl^m^os^wiihrend er 
das werde ihnen die Feindschaft von dessen Mutter auf Grund andrer hsl. Verzeichnisse beiStephanus 
Kleopatra zuziehen, Joseph, ant. XIII 330. Thesaurus III Append, col. 225 und In arte Co- 

[Willrich.] dices bibl. Matrit. 380 in der nur leicht corrum- 

DemakOB (A^/mxog), Archon in Delos vor pierten Form zljy.ua^cfaaio? (bei Lilius Gy- 

167 v. Chr., Bull. hell. II 570. [Kirchner.] raid us Opp. II col. 785 AmiaQzuZauog) gegeben 

Demanthes, Athener {Ma e a&<bvu>g). Tqhjoolo- wird. An der richtigen Lesung und an der Be- 

yog in einer Seeurkunde des J. 342/1, CIA II ziehung auf die huiaQ/Mti e^ovoia kann um so 

803 e 87. [Kirchner.] weniger ein Zweifel sein, als auch die anderen 

DemaratOS (s. auch Damaratos). 1) Atti- kyprischen Monatsnamen fast alle aus den ein- 

scher Strateg im J. 415/4, geht mit seinem Amts- 50 zelnen Bestandteilen der kaiserlichen Nomenclatur 

genossen Laispodias und Pythodoros nach Epi- und Titulatur abgeleitet sind. Vgl. Ideler Hand- 

dauros und Prasiai. Anfang" Sommer des J. 414, buch der Chronologie I 427f. [Dittenberger.] 

Thuk. VI 105, 2; vgl. Beloch Att. Polit. 309. Demarchoi (d^aoyoi), Vorsteher eines d>}uog. 

2) Aus Ephesos. Siegt zu Olympia im Lauf, 1) Der Name ist vor allem gebrauchhch ffir die 
01. 194 = 4 v. Chr. und 01. 195 = 1 n. Chr., municipalen Beamten eines Bezirkes oder Gaues, 
Afric b. Euseb. I 214. speciell in Athen (s. Ai'jfioi), etwa Bezirksvor- 

3) Aus Heraia. Siegt zu Olympia, 01. 65 = steher oder Dorfschulze. Obgleich wohl uberall, 
5^0 v Chr., im Waffenlauf. und zwar als erster wo eine Demenordnung existierte, auch D. anzu- 
in dieser Kampfart . CIA n 978, 7. Afric. b. nehmen sind, sind deren Stellung und Functionen 
Euseb. 1 202. Paus. VI 10. 4. V 8, 10. VIII 26, 2. 00 »>"' au » ^^ attischen Staatarecht genauer be- 
X 7 7. Philostrat. gymnast. II 268, 16 Kavs. kannt. 

Standbild des D. mit Epigramm zu Olympia von In Attika war der D. der erste Beamte semes 

Eutelidas und Chrysothemis aus Argos" Paus. VI Demos und in alien Beziehungen dessen '\ ertreter. 

10. 5. Nach Paus. VI 10, 4 siegte er in der- Er wurde auf ein Jahr bestellt, welches mit dem 

selbeii Kampfart auch 01. 66, ebenso errangen Archontenjahr zusanimenzufallen scheint [xaza- 

sein Sohn Theopompos und sein Enkel Theo- oxaftug dijfiaoy_«g etg zov irri W./.0.-10; uoyovrog 

pompos in Olympia Siege. hiavzor, CIA IV 2, 477 c, vgl. II 581); deshalb 

4) D. oder Demaretos, Korinthier. Von den wird sein Name, obgleich selten, neben dem Ar- 



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Demarchoi 



Demarchoi 



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chonten zur Datierung von Demenbeschliissen ge- Demos an Liegenschaften (CIA II 1055) und Geld 
braucht (CIA II 1059. IV 2, 1014 b). Der Be- (ebd. 570. 571. IV 2, 584 c), verwertete dasselbe 
stellungsmodus des D. ist nicht g'anz sicher: durch Pacht und Zins entweder entsprechend den 
einerseits scheinen die aQzaiQeoiai, welche firr die ein fur alle male festgestellten Normen oder nach 
Demen gut bezeugt sind (Dem. XLIV 39. Isai. bestem Wissen und Willen (CIA II 570), trieb 
VII 28, wo keineswegs an die Wahlversammlung weiter die der Gemeinde zukommenden Gelder, 
des ganzen Volkes gedacht werden kann) , auf namentlich das iyxxr\xt.x6v (CIA II 589), die Pacht- 
directe Wahl hinzuweisen, andererseits hat schon und Zinsgelder ein (Dem. LVII 63. CIA IV 2, 
Haraldus (Animadvers. ad ius attic, et rom. II 584 c. II 1055) und besorgte oder iiberwachte 
3, 94) aus Dem. LVII 25 auf Erlosung geschlossen; 10 wenigstens die notwendigen Ausgaben fiir heilige 
aber an der betreffenden Stelle ist nur im allge- und profane Zwecke (CIA II 575? 579. 585. IV 
meinen von agxas e'Xaxe die Rede, wie Schoe- 2, 572 b. 574 h. 587 b). In Gemeinschaft mit 
mann De com. Atheniens. 378, 9 mit Becht den dazu speciell berufenen Priestern sorgte er 
betonte, und dasselbe Argument liesse siah auch fiir die Instandhaltung der Heiligtiimer des De- 
gegen O. Millie r (De dem. att., Gottingen 1880, mos und die regelmass'ige Vollziehung der Opfer 
49) verwenden, der sich auf einen ebenso unbe- und Feste (CIA II 578. Add. 573 h. IV 2, 572c); 
stimmten Ausdruck in CIA II 570 beruffc (von hierher gehorte in einigen Gemeinden auch die 
G. Gilbert Handb. d. griech. Staatsalt. 12 227, Sorgefiir das municipale Theater (CIA IV 2, 587b); 
3 angenommen, von Haussoullier bei Darem- zu seinen Pflichten gehorte es auch, bei den Opfern 
berg-Saglio Diet. II 86,33 verworfen). Doch 20 das Fleisch unter die Demoten zu verteilen (CIA 
scheint es, dass diese zweifelhaften Stellen bestatigt II 578. IV 2, 574 c) und an gewissen Festen die 
werden durch eine Inschrift (CIA IV 2, 574 h), Ehrenbeschliisse derselben proclamieren zu lassen 
wo zwar das Xax<bv vor <5. auf einer Erganzung D. (CIA IV 2, 574b. g. 614 b), wie es ihm auch ob- 
Kohlers beruht, aber gesichert scheint. Damit lag, die so Geehrten im bestandigen Genuss der 
soil keineswegs behauptet werden , dass zu alien ihnen zukommenden Eechte zu erhalten, namemV 
Zeiten und an alien Orten in dieser Beziehung lich dieselben zur Proedrie im Theater oder bei 
EinfOrmigkeitherrschte; der Ausdruck dexcuoeoiai den Spielen zu geleiten (CIA II 576. 589. IV 2, 
mag eine Eeminiscenz an Zeiten sein, als wirk- 574 b— d. g. h. 584 d). Dementsprechend besass 
liche Wahl des D. stattfand, oder es mag in er ein immerhin bedeutendes Strafrecht; einen 
einigen Demen dieser Bestellungsmodus, in andern 30 Sclaven durfte er ziichtigen , einem Freien eine 
jener vorgewaltet haben, bis im Laufe des 4. Jhdts. Epibole (s. d.), wie es scheint bis zu 50 Drach- 
bei der immer weiter ausgedehnten Anwendung men auferlegen und dieselbe, wenn ihre Eecht- 
des Loses, dasselbe auch fiir die Bestellung des massigkeit bestritten ward, vor dem Gerichte ver- 
D. durchdrang. In der zweiten Halfte des 4. Jhdts. treten (CIA II 841, hier handelt der D. mog- 
wurde auch der vom Staate bestellte D. des Pei- licherweise im Auftrage und Interesse des Staates; 
raieus erlost, selbstverstandlich aus alien Athenern, Add. 573 b), wobei das letztere zuweilen durch 
nicht nur den Demoten (Aristot. 'A#. no).. 54, 8); die Versammlung der Demoten vertreten ward, 
deshalb vielleicht erscheint sein Name neben dem- wie solches der Fall war bei Streitigkeiten zwischen 
jenigen des Archonten im Praescripte (CIA II 1059 dem D. und den Pachtern (CIA IV 2, 584 c) 
aus Peiraieus). Ahnlicherweise wurde aueh fiir 40 und namentlich bei der Rechenschaftsablegung 
den Bezirk von Oropos und das Amphiareion, des Vorgangers im Amte. Die erste Handlung 
welche keinen Demos bildeten, doch ein D. ,aus namlich des neuangetretenen D. war, diese letz- 
allen Athenern' bestellt ; als solcher ist ein Sunier tere in geregelter Weise vorzunehmen , wobei 
bezeugt (CIA IV 2, 834 b II 61). Was die Func- (wenigstens im Demos Myrrhinus: CIA II 578) 
tionen des D. anbetrifft, so beziehen sie sich ein Euthyne, der die ganze Amtsfiihrung prufte, 
teilweise auf die inneren Angelegenheiten des De- ein Logiste zur Controlle der Eechnungen und 
mos, teilweise auf die allgemeinen Interessen des ein Richtercollegium aus den Demoten (im ange- 
Staates, insofern der Demos der kleinste Ver- flihrten Falle 10 an Zahl), das entweder Decharg* 
waltungsbezirk desselben war — im einzelnen fallt erteilen oder eine Geldstrafe auferlegen konnte, 
esnichtimmerleicht, diese Scheidungfestzuhalten. 50 fungierten, wahrend die Synegoren als Anklager 
Da iiber die innere Verwaltung der Demen auftraten ; dem D. lag es ob, diese Personen TOT 
im Zusammenhang u. d. \V. dij,uoi gehandelt wird der Versammlung der Demoten zu vereidigffll, 
und dabei keine Action ohne Teilnahme des D. zu wahrscheinlich auch wahlen zu lassen; er wares 
stande kommen konnte, diirfen die diesbeziiglichen auch, der im Falle einer Berufung vom Bichter- 
Functionen desselben bier nur kurzerwiihnt werden. spruch an die Agora dieselbe, wenn sie zahlreich 
Der D. beruft und leitet die Versammlung der De- genug besucht war, insgesamt in Eid nahm und 
moten (Harpokrat.), lasst die Abstimmung vorneh- die Verhandlung leitete bis zur Abstimmung, wo- 
men und vereidigt zu diesem Zwecke in wich- zu er die Stimmsteine verteilte — wenn er die- 
tigen Fallen die Teilnehmer (CIA II 578, vgl. selbe vor diesem Abschlusse entliess, so verflel er 
Ps.-Dem. LVII 8ff.) und entlasst sie nach seinem 60 selbst in eine starke Busse (vgl. dazu B. Schoell 
Gutdiinken. Er war es, dem es oblag, die ge- De synegoris atticis 30 mit einer Correctur U. 
fasstcn Beschliisse auszufuhren und dieselben, so- Kohlers zu CIA II 578). Endlich nrasste der 
weit es nStig schien , namentlich die Ehrenbe- D. in alien den Fallen, in denen sein Demos als 
schlusse oder solche von normativem Charakter, Klager oder Angeklagter einen Process vor dem 
in Stein eingraben und an bevorzugtem Orte auf- Heliastengerichte zu fuhren hatte, als sein Ver- 
stellen zu lassen (CIA II 573. 575. 579. 581. treter, meist unter Beihiilfe von avv^yoQoi oder 
1055. IV 2, 574 b. c. g. 584 d). Mit den Schatz- aMixoi (CIA IV 2, 584 c. d), dessen Sache ver- 
meistern zusammen hfitete er das Eigentum des teidigen (CIA IV 2, 572 d). 



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Demarchoi 



Demarchoi 



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Auf der Grenze zwischen den municipalen und es nicht abzusehen, auf welche Weise anders, ah* 
staatlichen Functionen des D. steht die Fiihrang durch Vermittlung des D. , die Demoten zur 
des Xfi&aQxwbv yoa/ifiaxeTov des Demos, in welches Kenntnis des diesbeziiglichen Anfgebotes der Stra- 
jahrlich alle erwachsenen Sohne der Demoten nach tegen gelangen konnten, das bekanntlich nur in 
Aufhahme durch deren Versammlung oder das der Stadt vor den Eponymenstatuen veroffentlicht 
Heliastengericht eingetragen wurden, ebenso auch wurde; ebenso konnte bei den Aufgeboten ex 
die von einem Demoten Adoptierten und die Neu- (ieqovs nur der D. geniigende Kenntnis dariiber 
burger (Stj/ioxofyxoi), die sich in den betreffenden besitzen, an wen die Beihe gekommen sei (vgl. 
Demos einschreiben liessen — die Eintragung ge- Isai. VI 42: xcu ros oxqaxelag eatqaxev jnai iv xff 
schah durch den D. (iyy^dtpetv). Dagegen lOschte 10 <pvXfj tfj sxsivov xai ev r<j> dqfici>). Auch in Be- 
er die Namen derjenigen aus (i$aXet<peiv), denen treff der Besteuerung muss der D. urspriinglich 
(meist bei einer dtay>rj<piois) das Biirgerrecht durch eine grosse Bedeutung besessen haben; zwar in 
Spruch der Demoten oder des Gerichtes aberkannt der Symmorienorganisation des 4. Jhdts. hatte er 
war oder die samt ihrem Geschlechte volliger keinen Platz, aber dass dem urspriinglich anders 
Atimie verfallen waren. Er bewahrte dies Docu- war, beweist das Zeugnis des Aristoteles (i4#. noX. 
ment versiegelt bei sich zu Hause und durfte es 21, 5 und danach Harpokr. Hesych, s. v. Schol. 
eigentlich wohl nur in Gegenwart der Demoten ent- Aristoph. Nub. 37) , dass die D. in die Func- 
siegeln (Ps.-Dem. XLIV 37. LVII 60), selbstver- tionen der Naukraren (s. d.) getreten seien, welche 
standlich auch auf etwaige Forderung der Staats- ja in der tjberlieferung (Aristot. a. a. O. 8, 3. 
beamten. Ebenso scheint er auch ein Kataster 20 Poll. VHI 108. Hesych. s. vavxXagoi) es hauptsach- 
der im Demos gelegenen Giiter gefuhrt zu haben, lich mit Abgabeneintreibung und Geldern zu thun 
ob aller oder nur derjenigen, welche Cffentlicher hatten; auch bei dem Census, auf dem die vier 
Besitz (des Staates) waren, ist strittig (Harpokr. VermCgensklassen beruhten, werden die D. zur 
Suid. s. v. Schol. Aristoph. Nub. 37) — eine all- ControUe zugezogen worden sein. Als Rest dieser 
gemeineKatastrierungdesLandes(wiesieBoeckh finanziellen Befugnisse erscheint die Pflicht des 
Staatshaush. I 596f. annahm) ist nicht sicher be- D., mit Beihiilfe der Batsmitglieder aus den De- 
zeugt (Frankel zu Boeckh a. a. O. Anm. 818. moten die riickstandigen Staatsschulderi notigen- 
Meier-SchOmann-Lipsius Attisch. Proc. 305 falls unter Pfandung einzutreiben (Bekker Anecd. 
Anm. 308. 310 Anm. 317; dagegen Thalheim I 199. Schol. Aristoph. Nub. 37), bei Confisca- 
RechtsalM 57 Anm. 1 ; jedenfalls wird ein Ver- 30 tionen die denselben verfallenden Giiter und Hauser 
zeichnis der Staatslandereien in den Handen der in seinem Demos anzuzeigen (Ps.-Plut. vit. X orat. 
betreffenden D. gewesen sein). Diese beiden Be- 834 a) , endlich ein Verzeichnis der dem Staate 
gister waren hochst notwendig fiir die Leitung gehOrenden Liegenschaften (axoyeaqprj) zu fuhren 
der municipalen Angelegenheiten, aber noch wich- (Harpokr. s. v. Etym. M. Bekker Anecd. I 237 ; 
tiger fiir die allgemeine Staatsverwaltung : auf nach einer anderen Deutung handelt es sich um 
dem ersteren basierte sowohl der mvag exxXrjoia- die schriftliche Einklagung , auch anoyQarprj ge- 
arixog aller Staatsbiirger, wie der xatdXoyog der nannt, der dem Staate irgendwie entzogenen Giiter 
Kriegspflichtigen, das zweite diente zur Begelung — so Haussoullier — ; aber zu einer solchen 
der Staatshaushaltung. An diese Documente Klage war jeder Athener befugt und sie konnte 
kniipfen auch die meisten staatlichen Pflichten 40 nicht als besondere Pflicht der D. gelten, also 
des D. an. In dieser Hinsicht hatte er weit- ist das Wort wxoyQayr) in seinem allgemeineren 
gehende administrative und polizeiliche Befug- Sinne ,Verzeichnis' aufzufassen entweder aller 
nisse, was Leute und Land und die Ordnung im Liegenschaften im Demos oder der dem Staate 
Demos betraf. Er stellte , unterstiitzt von den angehorenden, woriiber vgl. oben). In diesem Zu- 
Batsmitgliedern seines Demos, Kataloge der zum sammenhang erscheint es natiirlich, dass in dem 
Seedienst verpflichteten Demoten auf; zwar ist Gesetze, nach welchem jahrlich den elensinischen 
diese Massregel nur einmal (im J. 362/61) aus- Gottinnen eine ajiagxy von der Ernte im Betrag 
drucklich bezeugt (Ps.-Dem. L 6), aber dieselbe eines Hekteus von 100 Medimnen Gerste ('/6°/o) 
wird wohl jedesmal vorgekommen sein, wenn die und eines halben vom Weizen ('/i2°/o) geleistet 
Trierarchen, denen eigentlich die Werbung fiir 50 werden sollte, bestimmt wurde (CIA IV 1, 27b), 
die Flotte oblag, keine geniigende Zahl von Frei- dass in jedem Demos der D. dieselbe eintrciben 
willigen fanden, meistens also, sobald eine grOssere und den hqoTioioi in Eleusis in eigener Person 
Flotte ausgeriistet wurde. Solches machen die abliefern sollte (vgl. CIA IV 2, 834 b). Eher als 
Grenzsteine der Trittyen am Hafen (CIA I 117 polizeiliche Function erscheint es, wenn dem D. 
u. a. C. Curtius Ath. Mitt. V 85f. v. Schoeffer die Obhut und Sorge fur die gute Erhaltung der 
Biirgerschaft u. Volksversamml. in Athen I 38 If.) in seinem Demos gelegenen staatlichen Heilig- 
sehr wahrscheinlich, welche beweisen, dass die turner und Tempelbezirke anvertraut wurde (CLA 
Bemannung einer grOsseren Flotte nach den zu II 841. 573 b), infolge dessen er auch verpflichtet 
einer Trittye vereinigten Demen geschah, wahrend war, bei etwaiger Messung und Begrenzung (ogio- 
bei der Werbung der Trierarchen natiirlich von 60 pos) zugegen zu sein (bezw. alle D. , auf deren 
der Demenzugehorigkeit abgesehen wurde; ware Demen sich ein solcher Bezirk erstreckte, IV 2, 
letztere das Begelmassige gewesen, so wurden 104a). Auch andere polizeiliche Massregeln lagen 
nicht besagte Grenzsteine aufgestellt worden sein dem D. ob; darunter ist bekannt die Verpfiichtung, 
— iiberhaupt kann die Werbung nur als Besultat die im Bereich des Demos tot Gefundenen zu be- 
der laxeren Administration des 4. Jhdts. gelten. giaben, wenn es die Verwandten nicht thaten (Dem. 
Sehr mfiglich (obgleich nicht bezeugt) ist es, dass XLLTI 58) , unter Androhung einer Busse von 
der D. auch die Aushebung der Hophten ix xov 1000 Drachmen, und die hochst peinliche Pflicht, 
xataX6yov zu beaufsichtigen hatte, wenigstens ist bei einer Schuldpfandung die Glaubiger zu begleiten 



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Demarchoi 



Demeas 



2712 



und zu unterstiitzen (Aristoph. Nub. 37 mit Schol. 
Bekker Anecd. I 242), was selbstverstandlich viele 
Feindschaften zur Folge hatte (Ps.-Dem. LVII 
63). Auch bei diesen Functionen hatte der D. 
das Recht, eine Epibole aufzulegen, nur dass 
er sie natiirlich vorkommenden Falles vor den 
Staatsgerichten zu vertreten hatte. Als Ehren- 
recht des D. kann gelten, dass er bei den grossen 
Staatsfesten an der Spitze seiner Demoten er- 
schien und fur dieselben das Opferfleisch erhielt, 
das er unter sie verteilte (CIA II 163), wie sol- 
ches auch fiir die Theorikengelder geschah, die 
den einzelnen Demen zugewiesen und von dem 
D. an die sich meldenden Demoten verteilt war- 
den (Ps.-Dem. XLIV 37, vgl. M. Frankel Nu- 
mism. Ztschr. Ill 388ff.). Litteratur: Platner 
Beitrage z. Kenntn. d. att. Reehts 218ff. Boeckh 
Staatshaush. d. Athen.3 Register. 0. Miiller De 
demis atticis 49f. Haussoullier Vie munici- 
pale en Attique 1884, 94ff. und Artikel Demos 
bei Daremberg-Saglio Diet. d. ant. II 86f. 
(grundlegend und vorziiglich). 6. G ilb ert Handb. 
des Staatsalt. 12 227f. Hermann-Thumser 
Staatsaltert. 467f. Schomann-Lipsius Griech. 
Alt. I 390. Busolt Griech. Staatsalt. 214. Smith 
Diet, of gr. and rom. Antiq. 13 s. v. 

Ausserhalb Athens werden D., obgleich Demen 
in manchen Staaten vorkommen, nur in Stratoni- 
keia und Kos (Sd/taQxog) genannt. Ihr Amt war 
jahrig und ihr Name konnte zur Datierung ver- 
wendet werden (Paton-Hicks Inscript. of Cos 344 
= Bull. hell. XIV 297. 347. 391 = Ross Hellen. 
nr. 14); einmal wird ein gewesener D. erwahnt 
(ebd. 417) und einmal ein in Function befindlicher 
(ebd. 9 = Inscript. of Brit. Mus. 337), ohne dass 
seine Thatigkeit ganz klar ware; es scheint, dass er 
aus den Demoten eine Anzahl Vertreter bestimmte, 
urn fiir einen Demenbeschluss die Bestatigung 
des Rates der Gesamtgemeinde zu erlangen. 

2) D. hies der Hauptbcamte im italischen 
NeapoMs, also Volksherr (= agxav xov dtj/tov). Ob 
er ein Einzelbeamter war oder ein Collegium der 
D. bestand, lasst sich fur die griechische Zeit 
nicht sicher feststellen, da die einzige Erwahnung 
(Strab. V 246) sehr kurz und oberflachlich ist: 
wahrscheinlicher ist letzteres, namlich dass die 
D. ein Collegium bildeten, von denen einer Epo- 
nym war und als solcher in dem von Strabon er- 
wahnten xaia).oyog verzeichnet wurde. Was die 
Zeit der Romerherrschaft anbetriift, so sind die 
Meinungen geteilt; wahrendBeloch (Campanien^ 
45) annimmt, dass das Amt neben den Duumvirn 
und anderen romisehen Municipalbeamten alien 
Einfluss verloren habe und nur auf gewisse Ehren- 
rechte sacralen Charakters, Opfer oder Spiele, 
beschriinkt worden sei, behaupten Th. Mommsen 
(zu CIL X 1491) und Kaibel (IGI p. 191), 
der alte Name der D. sei auf die nach rSmischem 
Staatsrecht organisierten Amter der Duumviri 
oder Qua,ttuorviri iibertragen worden, und diese 
Annahme verdient den Vorzug, weil es sicher ist, 
dass sclbst Kaiser (so Titus, IGI 729, und Hadria- 
nus, Hist. Aug. Hadr. 19) es nicht verschmahten, 
dieses Amt zu bekleiden, was doch nur fur das 
Hauptamt der Gemeinde denkbar ist. Inschrift- 
liche Belege zeigen Fortexistenz des Amtes bis 
in constantinische Zeit (CIL X 1491—1493. IGI 
716. 729. 737. 741. 749. Add. 756b). 



3) At'jfiagxos ist der griechische Ausdruck fiir 
tribunus plebis und kommt als solcher unzahlige- 
male sowohl bei den Schriftstellern wie in den 
Inschriften vor, so dass Belege uberfliissig sind. 
Der Ursprung dieser Terminologie ist wohl nicht 
auf attische Redeweise zuriickzufuhren , da der 
Tribunus plebis mit dem athenischen D. so gut 
wie nichts gemein hatte (hier wurde eher jiqo- 
oxaxr\q xov dijftov iibersetzt worden sein), sondern 

10 auf die Griechen Campaniens , specie]! auf die 
Einwohner von Neapolis und vielleicht von Kyme, 
da hier ja D. als hohe Staatsbeamten (vgl. Nr. 2) 
fungierten. Danach wurde auch der Ausdruck 
SrjfiaQxixri eg~ovota zur Wiedergabe der tribunicia 
potestas der Kaiserzeit gebildet; er ist auch un- 
zahligemale bei Autoren, in Inschriften, auf 
Miinzen belegt, und zwar beim Kaisernamen im 
Genitiv, z. B. drjfiagx l>c >]S e^ovalag to i' . 

[v. Schoeffer.] 

20 Demarchos(/l^a^o?). 1) Sohn des Aigyptos, 
ermordet von der Danaide Eubule, Hyg. fab. 170 
(p. 33, 17 Sch.). [Waser.] 

2) 'Esioiv jtoirjtijs in einer auf die dionysischen 
Kiinstler beziiglichen Inschrift aus Ptolemais in 
Agypten, Bull. hell. IX 133. 

3) Sohn des Taron, Lykier. Wegen seiner 
Verdienste um die verbannten Samier und die 
Konigin Phila, Gemahlin des Demetrios Polior- 
ketes, wird er von den Samiern belobt und mit 

30 dem Biirgerrecht beschenkt , wohl im J, 305/4. 
C. Curtius Inschr. u. Stud, zur Geschichte von 
Samos(Liibeckl877) = DittenbergerSyll.2183; 
vgl. D r o y s e n Hellenism. II 2, 2 58. [Kirchner.] 

4) Sohn des Epidokos, Syrakusaner, einer der 
Strategen, die 411 v. Chr. an Stelle des ver- 
bannten Hermokrates zum Kriege nach Hellas 
gesandt wurden, Thuc. VIII 85, 3. Xen. hell. 
I 1, 29. Da er vermutlich ein Gegner des Her- 
mokrates war, so ist es nicht zu verwundern, dass 

40 Dionysios I. inn fiir gefahrlich hielt und ihn gleich 
zu Anfang seiner Tyrannisbeseitigte (406/5 v. Chr.), 
Diodor. XIII 96, 3. [Niese.] 

5) Satrap von Phrygien am Hellespont, Nach- 
folger des Kalas. Arrian. succ. Al. 6. [Willrich.] 

Dem ares, Archon in Delos um 180 v. Chr., 
Bull. hell. VI 6ff., vgl. Dittenberger Syll.2 588 
n. 1. Derselbe in einer choragischen Inschrift 
von Delos, Bull. hell. IX 147. [Kirchner.] 

Demarlste, Mutter des Timoleon von Korinth, 
50 Pint. Timol. 3; vgl. Holm Gesch. Siciliens II 194. 

[Kirchner.] 

Demamienos, Spartiate aus dem 6. Jhdt. 
v. Chr., Vater des Prinetadas und des Chilon, 
Herod. V 41. VI 65. [Niese.] 

Demarus (Aq/iaoovg) , Sohn des Uranos von 
einer seiner vielen Kebsfrauen, die sich vor Kronos, 
dem Anwalt und Beschutzer seiner Mutter Ge, 
zu Dagon gefliichtet hatte. In dessen Hause 
wurde D. geboren: Philon v. Bvblos. Sanchunia- 
60 thon frg. 2, 16, FHG in 567f. "Nach § 22 (a. O. 
567 b) war D. Vater des Me'/.y.adgog = Herakles 
(Melkarth) ; er wurde in einem Kriege mit Pontos 
unterstutzt von seinem Vater Uranos , der von 
Pontos zu ihm iiberging, wurde aber doch in die 
Fluent geschlagen und opferte zum Dank fur die 
gliickliche Flucht. [Tumpel.] 

Demeas. 1) Sohn des Anaxikrates, Athener. 
Av/.rjz^g, Teilnehmer an den Soterien in Delphoi 



2713 



Demetae 



Demeter 



2714 



um 270-260 v. Chr., Wescher-Foucart Inscr. 
de Delphes 5, 64; vgl. Pomtow Jahrb. f. Pnilol. 
1894, 501ff. 

2) Sohn des Stesiochos. Sxefpavrivooog m 
Iasos, Zeit Philipps V. von Makedonien, Newton 
Anc. greek inscr. 441. [Kirchner.]_ 

Demetae, Volk im westlichen Bntanmen, im 
siidwestlichenTeile von Wales (Caermarthen, Cardi- 
gan, Pembroke) nach Ptolemaios (ni 3, 12 dvoui- 
t<ozaxoi . . AnmMJ^l der ihnen die Stadte Lo- 10 
ventium (s. d.) und Maridunum (s. d.) zuteilt. bie 
werden bei Gildas (epist. § 31) und in liingeren 
mittelalterlichenQuellen erwahnt; auch als Eigen- 
name kommt Demetus vor (Rhys Lectures on 
Welsh Philology*, Lond. 1879, 277). [Hubner.] 

Demeter. 

I Der Name und seme Deutung. 
1 Annans (dorisch Aapazrie, ebenso auch 
aTkadisch und boiotisch und auf der untentalischen 



Die Gottin hat offenbar auch dem Ad>xwv 
tieSiov in Thessalien seinen Namen gegeben ; vgl. 
A mg Horn. hymn. IV 122 und den Genetiv [AJoi- 
narpog in einer von C. Schuchhardt gefundenen 
Inschrift aus Aigai in der Aiolis, O. Hoffmann 
Die griechischen Dialekte II 107 nr. 153 (nach 
neuer Revision); s. auch die kymaeische Munz- 
legende AwpdxQiog Mionnet Suppl. VI 10 nr. 65. 
DI. Verbreitung des Cults. 
2. Thessalien. Als der Ausgangspunkt des 
D.-Cults wird das siidwestlich von der Ossa, nord- 
lich vom boibeischen See gelegene Aojxiov sie- 
dtov (hOchst wahrscheinlich die herrliche Gegend 
des heutigen Agyia) angesehen. Eine Schilderung 
ihres dort befindlichen heiligen Hains, an dessen 
Baumen sich Erysichthon oder Triopas vergreiit, 
giebt Kallim. hymn. VI 25; vgl. tiber den Ery- 
sichthonmythos vor allem Crusius in Roschers 
Mythol. Lex. I 1373. Es ist wahrscheinlich (s. 



^~<%!^5^&'^^v=ttirtt 



Kretschmer Griechische Vaseninschriften 1894, 
212; Aa.uua.xQi nach meiner Lesung auf einer in 
Tvrnavo im nordwestlichen Thessalien gefundenen 
Inschrift, Athen. Mitt. VLU 1883, 110 [vgl. dazu 
Aauuazoelas auf der Inschrift aus Larisa, Athen. 
Mitt. XII 1887, 362 nr. 156]) ist schon im Alter- 
tum als yfj ur/^Q erklart worden, z. B. von Cic. 
de nat. deor. II 67. und zweifelsohne ist dies die 
richtige Deutung _ des GOtternamens (vgl. F. G. 



altesten Landschaft Namens Achaia gelegenen 
Acoriov neSlov den Namen gegeben hat und des- 
halb auch in Athen und Boiotien mit dem Bei- 
namen 'A Z ala (s. Bd. I S. 198) erscheint. Uber- 
haupt scheint das auch heute noch so wunderbar 
fruchtbare, sudliche Thessalien das Centrum des 
altesten D.-Cults gewesen zu sein. Nachst dem 
dotischen Gefllde ist aber vor allem die Ostliche 
Phthiotis hervorzuheben mit Antron und Pyrasos 



richtige Deutung des ^tternamens ^ v .». >> —^v ^ Hauptstatten ihres D.-Cults. Die 
Welcker Griechische Gotterlehre I 1857 d88. 6» ais aen oe ^ aarrtmm mi1 . der V on Eleusis 



Preller-Bobert Gr. Mythol. I* 747, 6 und 
v W i 1 a m o w i t z tlbersetzung von Aischylos Eume- 
niden, Einl. S. 222). Eine Reihe fernerer Erkla- 
rungen im Etym. M. 265, 54, von denen die 
Gleichsetzung mit drjfto^r^e (xara avpcoMjv) 
Beifall bei K. Lehrs und J. Baunack (Rh. Mus. 
N F. XXXVII 1882, 475) gefunden hat. Gegen 
diese letztere vom sprachlichen Standpunkte aus 
unanfechtbare Deutung fallt der Umstand schwer 



D. von Antron wird zusammen mit der von Eleusis 
und Paros am Schlusse des homerischen D.-Hymnos 
angerufen (v. 492); uber die Lage von 'Avxgwv 
Mtwfcis s. o. Bd. I S. 2642; Naheres ist iiber 
den dortigen Cult nicht bekannt, Pyrasos lag 
etwa eine Stunde Ostlich von Theben am paga- 
saeischen Golfe in der Nahe des heutigen Dorfes 
Kapaundg (vgl. J. L. Ussing Griechische Reisen 
und Studien, Kopenhagen 1857, 107). Dort ist 



l^S^^^,^^^«i^t i ds^li^S!St 



Gemeinde hervorbringend' zu der urspriinglichen 
Function der Gettin als ErdgOttin nicht passt 
und erst ein spateres Stadium ihrer Entwicklung 
bezeichnet. Zusammenstellung und Priifung der 
vielen von antiken und modernen Gelehrten vorge- 
brachten Erkliirungen des Namens bei W. Mann- 
hardt Mythologische Forschungen 1884, 281ff., 
der die im Etym. M. 264, 12 mitgeteilte Ableitung 
von dem kretischen Wort «V< (= *£'*»') ve i,- 



f, "OftQvg zu Halmyros aufbewahrte Weihung an 
Damater und Kora gefunden, die friihestens aus dem 
1. Jhdt. v. Chr. stammen kann (zuletzt publiciert 
Aekxiov xrjg ^a^gxaiov haigtiag trig "O&QVog xev- 
X og SsvzeQov, 'A^r,™ 1900, 23 nr. 38) Den 
Cult der D. in Pyrasos bezeugt zuerst der fechitts- 
katalog, 11. II 696 oX V d X w ^.dxjjv xal m- 
gaoov dvfcfioevxa, ArHiijxgog xe/ievog. Die Stadt 
fuhrte ihren Namen vom Weizen (Steph.Byz. 



tewigL uiiu^/P/ /^ „_„,,„., - a . m „ m A war durch sein Anurjxoog aloogxaiieeoy 



und war durch sein Ar\fi.r\xqog aloog xai tegov 

&yiov ausgezeichnet (Strab. IX 435). Nicht weit 

von Pyrasos und dem phthiotischen Theben ev 

xfj ueooyaia lag nach Strab. a. a. O. das Kqo- 

xlov jiediov, bei dessen Namen man sich der eleu- 

sinischen KgoxcoviSai und ihrer Beziehung zum 

D.-Cult erinnern muss (Toepffer Attische Genea- 

logie 101). Fiir Theben bezeugen deu D.-Cult 

/c,,;^ - a,,,,,, v<ri htvm vi zo* oi die Miinzen und fur Halos (heute Halmyros) die 

^2S bege^t'aufh S,^A^a, 60 Monatsnamen^aro^^o, (SteinmetzfeMer9> 

ft to AccuStiv A,' m rear, s. Lobeck teyalfaw; ,Vu*l»>n (m der grossen Jetz t in 

u - cn x.-.„„ „_„„„„„ T1QQ7 14.9. Athen befindlichen Freilassungsurknnde b.-t5er. 

Akad. Berl. 1887, 557; 'AyvaTog und Mtyataqxiog 
auch in Pyrasos, E. Bischoff Jahrb. f. Philol. 
1892, 484). Sonst konnen wir D.-Cult in Thes- 
salien nur selt«n nachweisen ; denn es ist z. B. 
sehr ungewiss, ob unter der Fackeltragerin der 
Miinzen von Pherai wirklich D. und nicht viel 



Bechtel deutet D. als ,Hausmutter', mdem er 
von der aeolischen Form AoniaxrjQ ausgeht (Fick- 
Bechtel Griech. Personennamen2 1894, 439). 

Der haufig, namentlich aber im eleusinischen 
Cult (Horn. hymn. IV 493) vorkommende Name 
Anco ist natflrlich nur Hypokoristikon von Arj- 
Jnno (Mannhardt a. a. 0. 295); vielleicht ist 
auch Ar,ud> (vgl. aber AyUa) Hypokoristikon von 
AnurjxnQ (Suid. s. A, m w, vgl. Etym. M 264, 8). 
Neben A—'tmo beeeamet auch die torm A>]M T Q a ^ 

Paralipmnena grammaticae gra'ecae I 1837, 142; 
dazu A{ im xga bei K. Buresch Aus Lydien 69 
und Aaudxga[g] TavooxoAm Inschr. aus Kopai, 
TGS T 27^3 • vgl. auch die Erweiterung Aij/itj- 
t«oa Etym. M b 281, 9. AEMETPE auf der 
Triptolemosvase des Hieron Monum. d. Inst. 
IX 43 wird wohl nur eine Verschreibung sein. 



2715 



Demeter 



mehr Bg^co ( s . o. Bd. Ill S. 853) oder 'Evodla 
an die man auch sehr wohl denken konnte, zu 
verstehen ist. Aus dem nordlichen Thessalien sind 
mir nur bekannt geworden die bereits von H G 
Lolling Athen. Mitt. VIII 1883, 110 veroffent- 
r> \ Weihroschrift aus Tyrnavo Ad^axgt xai 
Koga MeAiaaa 'Emyeveia xeXeiovfia und der kleino 
Altar in Trikkala (J. L. Ussing Inscriptions 
Graecae 1847, 1 nr. 1) mit der Inschrift EXeoudxpa 
AooxXcmmvofsJ Afo V TQi xai Movvoydvr, (wohl aus 
dem 2. Jhdt. v. Chr.). 

3. Uberhaupt scheint der ganze Norden Grie- 
chenlands wenig D.-Cult gehabt zu haben. Aus 
Makedonien sind nur Culte der D. und Kora 
durch Miinzen Mr Amphipolis und Stoboi wahr- 
scheinlich bezeugt; bei Philippi war der Eaub 
der Kora localisiert, Appian. bell. civ. IV 105 
In Ihrakien ist D.-Cult in Abdera (Colonie von 
leos) nacbweislich aus der Geschichte vom Tode 

a!1 £°7^ os (Di °S' Laert - LX 43 [Hermipposl. 
Athen II 46 E). Fur die Miinzen vgl. Beschreibung 
der antiken Miinzen des Berliner Museums I 1888 
^Register unter D. In Perinth (Herakleiaj 
Weihung an die vemxega {A m M[x V g] 2afletv V , 
Osterr. Jahreshefte 1 1898 BeibL 10. Fur Kallatis 
s.Mionnet 1354 nr. 6-8. 10; fur OlbiaMionnet 
1 349, 1 und Herod. IV 53 to de /lexa^i, x&v jxora- 
Mo>v xovxvv (Borysthenes und Hypanis), idv k'fiflo- 
J.ov tfexmeys, 'ItozoIsco axgrj xalhxai. h de avxco 
igov Ar/^xgog eWSgvxat. Aus Pantikapaion ist 
erne Weihung an [Ar,]^xr,g &sofio v 6gog aus der 
Eegierung Spartakos IH. (304—284 v. Chr) be- 
kannt (CIG II 2106); eine Priesterin weiht eben- 
dort einen Gegenstand forig ihyaxgbg xijg S. avT ijg 
f'ww (GIG II 2108). Sehr problematisch 
nid2M7k^ Wweos) >Ax(avMag), CIG 
4. Von Thessalien aus ist der Cult der D 
namentlich m zwei Richtungen verbreitet worden- 
der erne Zweig dehnt sich sfidwarts zu Lande aus- 
der andere fiihrt fiber das Meer nach Kreta. Beide 
Abzweigungen haben sich dann wieder in Mittel- 
gnechenland getroffen, und durch ihre Vereinigunsr 
«rreicht der D.-Cult den Hohepunkt in Eleusis 
Wenn wir uns wundern, dass eine Erweiterung 
des D.-Dienstes nach Norden kaum stattfindet 
so hangt das mit zweierlei zusammen: der agra- 
rische Cult der D. fordert zunachst grosse, frucht- 
bare Ebenen und kann in den Berggegenden erst 
spat Puss fassen. Zweitens war aber in den nord- 
lichen Gegenden fur die tieferen Bediirfnisse des 
Henschen, die die D.-Eeligion vor allem befrie- 
digt und in deren Pfiege und Befriedigung eben 
ihre grosse Mission lag, lilngst durch die thrakisohe 
Dionysosreligion gesorgt worden. Die Seele der 
wilden Thraker erfiillten langst tiefsinnige Vor- 
stellungen von dem Leben nach dem Tode Diese 
yerbefung, die die Dionysosreligion da bereits 
natte, werden wir fur den altesten D.-Cult in Thes- 
salien kaum annehmen diirfen. Die griechische 
Religion hat sich erst spat freundlicheren, hoff- 
nungsvolleren Bildern vom Leben nach dem Tode 
zugeneigt. Wahrscheinlich aber hatte sich die 
JJ.-Keiigion me zu ihrer Bedeutung vertieft, nie 
ihre die christliehen Gedanken stark vorberei- 
tende Hoheit erlangt, wenn sie nicht den Weg 
uber Kreta genommen hatte. Denn dort ward 
sie wahrscheinlich zur Eleusinia, und in dieser 



Demeter 



2716 



2717 



Demeter 



Demeter 



2718 



Form hegt ihre Bedeutung fiir die Entwicklung 
der griechischen Religion. Agrarische Gottheiten 
gab es viele in Hellas; der Ursprung mancher 
Keligion hegt, wie wir nachweisen konnen, in der 
V erehrung agrarischer Gottheiten. Aber was die 
agrarische Religion der D. fiber alle Religionen 
des Altertums emporgehoben hat, ist ihr schwer- 
lich bereits in Thessalien geworden. Als am boi- 
1n ™ Soe ™d am Golf von Halos die ersten 
10D.-bta.tten gegrfindet wurden, lebten dort mach- 
tige Furstengeschlechter, denen die Erde und die 
Menschen alles gaben, was sie wollten; so machtig 
waren die dortigen Anakten, dass sie nach Asien 
hmubersetzen und Neuland gewinnen konnten 
Diesen gliicklichen Bewohnern eines gliicklichen 
Landes fehlte nichts; in der Gegenwart suchten 
sie und fanden sie ihr Gliick, und das Leben nach 
dem lode kummerte sie nicht. Die Dionysos- 
on? g ™"' ^d^an mahnte, klopfte vergeblich an 
ȣ-, Thessallens > wahrend sie Boiotien und 

Attika nach harten Religionskampfen, die uns 
durch die Sagen noch kenntlich sind, mit offenen 
Armen empfingen. Es ist zu beachten, dass die 
Mystenenreligion, soweit wir sehen konnen in 
thessalien memals eine grosse Ausbreitung er- 
langt hat. ° 

n h D i e f ru chtbaren Gefilde am malischen 
Golfe smd offenbar friih eine Heimstatte des D - 
Cults geworden; hier war es das Heiligtum der 
m. Awiktvovis bei dem zwischen dem Fluss 
Phomis und den Thermopylen gelegenen Ort An- 
thela (nach Steph. Byz. s. v. auch 'Av»,)vn ge- 
nannt), welcher der Sammelplatz ffir die unter 
dem bchutze der A. 'Afupixrvovig tagenden Am- 
phiktyonen war (Herod. VIII 201); sie fuhrte 
auch den Namen IlvXcUa (Kallim epigr 39 W 
Schol. Townl. II. XVI 174). Die Grundung des 
AfMpwTvovixov avvsSqiov wurde auf Amphiktyon 
den Sohn des Deukalion und der Pyrrha, zurfick- 
40 gefuhrt (vgl. o. Bd. I S. 1933). Akrisios, der den 
Ampin ktyonenbund in Delphi gestiftet und mit 
7a 1 ? , Mt « ren von Anthela vereinigt haben soil 
(bchol. Eur. Orest. 1094), stammt aus dem pe- 
lasgischen Argos (Kallim. a. a. O. Strab. IX 420 
429) und ist vielleicht ursprfinglich mit dem Vater 
der Danae identisch (s. o. Bd. I S. 1196). 

6. Fur das benaclibarte Lokris sind uns fol- 
gende Culte bezeugt: in Skarpheia A. tvpvodua 
durch Hesych. s. v., in Opus D. und Kora durch 

50 die Inschrift Collitz II 1507 (wohl = IGS III 
287; vgl. Dittenbergers Bemerkung), in Al- 
ponos (genauere Lage unbekannt) eine Thesmo- 
phorienfeier, bei der wahrend eines Erdbebens 
^o Jungfrauen umgekommen sein sollen (Strab. 

7. In Phokis gab es Cult der D. Thesmo- 
phoros in dem Ort Drymaia, der durch den Kalli- 
dromos von den Thermopylen geschieden war (Paus. 
, ??' 2); viellei cht kann man ans dem aya/.ua 

60 oq&ovU&ov auf das hohe Alter des Cultus schliessen. 
Das Thesmophorienfest wnrde ihr hier jahrlich 
gefeiert. In Ambrysos hat bereits W. Gell eine 
\Veihung an D. und Kora gefunden (IGS III 14 1. 
In Steins, deren Einwohner sich von Athen her- 
leiteten, gab es einen Tempel der A. ZxuaXxi;, 
der aus Luftziegeln erbaut war und in dem nehen 
emem archaischen mit Binden versehenen Bilde 
der D., das bei den Steiriten hohe Ehren genoss 



ein anderes aus pentelischem Marmor stand, das 
sie als Fackeltragerin darstellte (Paus. X 35, 10). 
In Delphi fuhrte D. den Beinamen 'Egnovxog 
nach Athen. X 416 C. 

8. Die von Dittenberger IGS III 889 aller- 
dings auch nur zweifelnd vorgeschlagene Ergan- 
zung einer von Lolling in Naupaktos gefundenen 
Inschrift scheint mir sehr problematisch zu sein. 

Gering ist unsere Kenntnis von dem D.-Cult des 



hatte D. Heiligtttmer. Bei Potniai lag ein hei- 
liger Hain der D. und Kora, deren Bilder in der 
Nahe des Flusses (Dirke oder Nebenfluss des 
Asopos?) standen. Man opferte den beiden TIox- 
nai Schweine, die man in Gruben (eg ra ixiyaga 
xaloineva) hmunterwarf, und glaubte,^ dass_ diese 
Schweine eg xrjv smovoav xov exovg &gav in Do- 
dona wieder zum Vorschein kamen. In der Nahe 
lag auch ein Tempel des Dionysos Aiyo§6Xog (Paus. 



nordwestlichen Griechenlands, der durch Miinzen 10 IX 8, 1). Etwa eine halbe Stunde von den nvlai 



mit dem Kopf der D. oder ihren Attributen fiir 
Epidamnos, Apollonia, Kephallenia (Mionnetll 
38, 87; 44, 162; 29, 7; 33, 59; 202, 1) bezeugt 
ist. Korkyra fuhrte friiher den Namen Drepane. 
Sichel, dessen Entstehung auf zwiefache Weise 
erklart wurde (Etym. M. 287, 31 s. Agenavri): ent- 
weder sollte dort "die Sichel verborgen sein, mit 



der Kronos seinem Vater Uranos das Glied 

geschnitten hatte. oder Hephaistos sollte die Si- __. TW10 - - oao n „ 

chel der D geschenkt haben, um die Titanen 20 Wolters Athen. Mitt. XV 1890, 363. O.Kern 
mahen zu lehren. Vgl. Drepanon in Sicilien u. Archaeol. Anz. 1893, 129. Nach dem bei Paus. 



NrjXaxai lag das Heiligtum der D. KafiiQia und 
der Kore, 7 Stadien vom Tempel der Kabiren 
entfernt (Paus. IX 25, 5), in das nur die Ein- 
geweihten Zutritt hatten ; heute bezeichnet seine 
Stelle, an der Ausgrabungen zu machen ein 
dringendes Bediirfnis der Wissenschaft ist, eine 
kleine Capelle des heiligen Nikolaos, vgl. Judeich 
Athen. Mitt. XIII 1888, 8 Iff. E. Fabricius 
Theben, Freiburger Antrittsprogr. 1890, 24. 



mahen zu lehren. Vgl. Drep; 
§ 29. Aristoteles hatte in der KegxvQalaiv tio- 
hxeia frg. 512 Rose (Lips. 1886) erzahlt, dass 
Drepane den Namen Scherie erhalten habe, als 
D. den Poseidon gebeten habe, die Fliisse des 
Festlandes, welche aus der Insel Festland zu 
machen drohten, zuriickzuhalten. 

9. In Boiotien ist der Cult der D. nirgends 
bedeutender gewesen als in seiner Hauptstadt 



a. a. O. mitgeteilten legbg Xoyog des Kabiren- 
heiligtums soil D. nach ihrer Ankunft die Weihen 
dem Kabiren Prometheus und Aitnaios, seinem 
Sohne, als Geschenk verliehen haben. 

Potniai lag auf dem Wege nach Plataiai, 
wo D. unter dem Beinamen Eleusinia einen Tempel 
hatte (Paus. IX 4, 3). Ob dieser mit dem auf 
dem x^e ? 'Ayqiomog gelegenen, von Herod. IX 



Theben. D. wurde dort als alte Burggottin der 30 57. 62 bei Gelegenheit der Schlacht yon Plataiai 



Kadmeia unter dem Namen Thesmophoros zu- 
sammen mit Persephone verehrt ; vgl. Pindar frg. 
37 Sehr. (= Paus. IX 23, 3). Eur. Phoen. 635 K. 
Paus. IX 6, 5 und sonst. Ihr Bild war nach 
Paus. IX 16, 5 nur bis zur Brust siehtbar; also 
war sie wohl so dargestellt, wie wir die Ge 
namentlich auf attischen Monumenten darge- 
stellt finden, vgl. die Athenagruppe des perga- 
menischen Altars. Unbegriindete Vermutungen 



erwahnten Heiligtum der D. Eleusinia identisch 
ist, kann bei der ungenauen topographischen An- 
gabe des Pausanias, nach dem man das Heilig- 
tum mitten in der Stadt vermuten miisste, nicht 
entschieden werden; vgl. Plut. Aristid. 11, der 
den navv agx a i° v va ° v ArjptqxQOS xai Kogrjg hqoo- 
ayoQsvo/j-evov in die Nahe von Hysiai setzt. Hier- 
her gehoren offenbar auch die beiden archaischen, 
bei Krekuki gefundenen Weihinschriften IGS I 



fiber die Identitat' von D. und Harmonia, der Ge- 40 1670. 1071, die sich jetzt im Museum von Theben 



mahlin des Kadmos, bei H. I). M filler Mytho 
logie der griechischen Stiimine II 1861, 320. Das 
Fest &eaiioq>oQia ist bezeugt durch Xen. hell. V 
2, 29. Plut. Pelop. 5. Unsicher ist, ob mit dem 
von Diodor. XVII 10 und Aelian. v. h. XII 57 
erwahnten D.-Tempel der Tempel auf der Kad- 
meia gemeint ist oder ein in der Unterstadt be- 
findlicher. Der Grabstein eincr D. -Priesterin wird 
im Museum von Theben aufbewahrt, IGS I 2676. 



befmden. An den Abhangen des Kithairon nord- 
Ostlich von Hysiai lag die Stadt Skolos, wo 
Paus. IX 4, 4 einen unvollendeten Tempel der 
D. und Kore erwahnt, deren Bilder auch rffilaea. 
gewesen sein. Ob dort in der That unvollendete 
Bilder der beiden Gottinnen gestanden haben oder 
ob D. und Kore als aus der Tiefe der Erde her- 
vorsteigende Gottinnen gebildet waren, wie D. in 
Theben in dem alten Tempel der Kadmeia (s. o.), 



Der Cult der Sicovvuai deal (D. und Kore, Eur. 50 muss unentschieden bleiben. Nach Polemon hatte 



Phoen. 683 K.) hatte in Theben solche Bedeutung, 
dass Euphorion (offenbar nach der thebanischen 
Localsage) dichten konnte, Theben sei das Hoch- 
zeitsgeschenk des Zeus fiir Kore gewesen (Schol. 
Eur. Phoen. 682, I 320 Schw.), was andere von 
Sicilien und Kyzikos behaupteten (Bd. I S. 2032 u. 
d. W. 'Avaxakv.iTrJQia). D. hatte als Gemahlin 
und Schwester des Zeus, der in Theben unter dem 
Namen 'Ojiotouog nicht weit von den ^il.ai'0/ao 



D. in Skolos den Beinamen MeydXaQxog und Me- 
yatifiafrg (Athen. m 109 B. X 416 C). In dieser 
Gegend lag auch die Stadt Eteonos, die spater 
Skarphe genannt wurde (Strab. IX 408); in einem 
D.-Tempel daselbst wurde das Grab des Oidipus 
gezeigt (Schol. Soph. Oid. Kol. 91). 

Nicht weit von der nach Thespiai fiihrenden 
Strasse lag das Heiligtum der D. KafltQia. Der 
thespische Cult der D. ist nur aus Inschriften 



Xwideg seinen Cult hatte (s. W. Radtke Herm. 60 bekannt, IGS_I ^1810^ Weihinschrift ^JJo^rgt 
XXXVI 1901, 45) auch den Beinamen 'O/JOAmia ~ ~. .- ~ , . 

(Snid. s. '0/noXcbiog). D. gilt dem Pind. Isthm. 
VII 3 als xtri-xoxooxog. wozu stimmt, dass ihr 
als Stadtgottin in ihrem Heiliglmn auf der Kad- 
meia eherne Schilde geweiht werden; Paus. IX 
16, 5; vgl. Lycophr. 152 A. g~i<m<f6Qog mit 
Tzetzes und dazu die eleusinische D. ze vn <*°i >u s 
Horn. hymn. IV 4. Auch vor den Thoren Thebens 



lj 00 ; I 2148 Grabstein einer D.-Priesterin; 

I 1867 Ehreninschrift einer Priesterin der Arj- 
arix-no 'Ayka aus flavischer Zeit; I 1739, 6 Monat 
Aandz.jiog (vgl. auch Bull. hell. XIX 1895, 16 
nr. '•!). 

Fur Koroneia ist D. GeofioipoQog bezeugt 
durch IGS I 2876. In Lebadeia war ihr Cult 
mit dem alten Gottesdienst des Zeus Trophonios 



2719 



Demeter 



Demeter 



2720 



verbunden ; in dem ihm gewidmeten Haine wurden fir/zgog ovoyg. In Boiotien ward D. aber, wie es 

zwei gottliche Paare verehrt, Trophonios and Her- scheint, zuerst zur Oeofioyoyog. In Thessalien 

kynna einer- und D. Evgdmrj und Zeus Hyetios war sie die reine AckerbaugOttin gewesen, die 

anderseits. Die Tempellegende machte D. Ev- Herrin des dotischen Gefildes und des Weizen- 

QWTiri zur Amme des Zens (Pans. IX 39, 4. 5). feldes am pagasaeischen Golf; in Boiotien traf 

Dass in der dem Bericht des Pausanias a. a. 0. sie bereits eine miichtige Stadteentwickluno- und 

zu Grande liegenden Legende unter Kore urspriing- wurde so die Bringerin der teopol. Als °Thes- 

lich Persephone zu verstehen sei, ist nicht sicher ; mophoros genoss sie wohl iiberall ihren Haupt- 

wegen der K6gr\g {hrjga kann man auch an Ar- cult. 

temisdenken (s. o. Bd. II S. 1390). In spaterer 10 10. Uber den Kithairon hiniiber ist D. Ge- 

Zeit wurden die Ortsnymphe Herkynna und D. ofiotpdgog nach der Megaris und nach Attika ge- 

ldentifleiert, indem Herkynna als Beiname der kommen. Wahrend wir die Culte von Attika 

D. gait (Lycophr. Alex. 153 mit Schol. ; vgl. Tzetz.) ; erst spater bespreehen konnen, weil ihr vornehm- 

vgl. das D.-Fest Egxtfvia (Egxvvta ?) Hesych. ster, der von Eleusis, jetzt noch nicht in den ge- 

s. v. Fur Chaironeia und Orchomenos ist der schichtlichen Zusammenhang eingereiht werden 

Cult der D. durch den Monatsnamen Aafidzgwg kann, leuchtet uns die Bedeutung der D von 

gesichert (IGS 1 3303, 1 [Chair.]. 3172, 141 [Orch.]), Megara sofort ein , wenn wir uns des Dienstes 

den iur Boiotien, ohne emen bestimmten Ort zu der D. auf der thebanischen Kadmeia (s § 9) 

nennen, auch Plutarch de Is. et Osir. c. 69 be- erinnern. Denn auch in Megara lag das Haupt- 
ze ^' rar Orchomenos vgl. auch die Weihin- 20 heiligtum der D. auf der Burg; der Cult dort 

schrift IGS I 3213 Zavfieika Ilov&mvog Aa/idregi muss sehr alt gewesen sein ; seine Griindung 

Kgto m emSaftv^ ave&eixe. Li Kopai (heute To- wird auf Kar den Sohn des Phoroneus zurfick- 

poha) wurde Adfiarga Tavgoxolos verehrt nach gefuhrt, unter dessen Regierung man der Stadt 

der jetzt verlorenen Inschrift IGS I 2793; Tempel den Namen Megara gegeben habe, Paus. I 39, 5. 

der D., des Dionysos und des Sarapis bezeugt Das /.zeyagov genannte, von Kar gegriindete 

dort Paus. IX 24, 1. An der Kiiste ist fur die Heiligtum lag auf der Burg, die den Namen 

nicht weit von emander entfernten Stadtc Anthedon Kagia fiihrte, Paus. I 40, 6. Der Name der 

und Mykalessos D.-Cult durch Pausanias fiber- Stadt darf aber nicht von diesem Heiligtum abge- 

hefert. In Anthedon gab es mitten in der Stadt leitet werden (so neuerdings wieder F Dummler 
Tempel und Hain der Kabiren und nicht weit30oben Bd. II S. 1999), sondern bedeutet ,Herren- 

S-'oVS fS eiD ' M "' f) '* ( Paus - bur S'' v " Wilamowitz Herm. IX 1875, 325; 

IX li, 5). In Mykalessos lag der Tempel der Homerische Untersuchungen 252. In der Unter- 

D. MvxaXyoat'a dicht am Meere; jede Nacht wurde stadt gab es ein Heiligtum der D. Geouowdgog, 

er verschlossen und dann wieder von dem idai- Paus. I 42, 6; in der Hafenstadt Nisaia ein Hei- 

schen Daktylen Herakles geeffnet. Alle Friichte, ligtum der D. MaXoyogog, Paus. I 44 3 In der 

die man dem Bilde zu Fiissen setzte, blieben Nahe des Prytaneions von Megara gab es auch 

das ganze Jahr fiber frisch (Paus. IX 19, 5, vgl. einen Fels, der 'AvaxX^ga hiess, weil D. hier 

n ' j 4 i- i- -j auf der Suche naon Ulrer Tochter gerastet und 

(janz deutlicn wird uns der Zusammenhang nach der Verlorenen gerufen haben soil. Die me- 
des boiotischen D.-Dienstes mit dem thessalischen, 40 garischen Frauen feierten hier Mysterienspiele, 

wenn wir den Cult von Tanagra naher betrachten. die an diesen Mythus erinnerten, Paus. I 43 2 ; 

Er lenkt den Blick zugleich riickwiirts nach Thes- vgl. Etym. M. s. 'Avaxfy&gig und Bd I S 2034 

salien und vorwarts nach Attika. Nach Heka- (dazu O. Eubensohn Athen. Mitt XXIV 1899, 

taios (FHG I 6 frg. 89) hiess Tanagra urspriing- 48). Haufig sind in Megara die theophoren Namen 

hch Ietpvoa und verehrte nach Steph. Byz. s. Matrodoros, Matroxenos u. s. w., vgl. v. Wila- 

Le<fvga eme Ayco Teyvgata. Die Gephyraier von mowitz Ubersetzung der Eumeniden Einl. 214. 

lanagra wurden von den Boiotern nach Attika Zwei Weihinschriften fur Sabina als via A IGS 

vertrieben (Herod. V 57) und griindeten in Athen I 73. 74. Anzuschliessen an Boiotien ist offen- 

fxatmi ■ Atjfiriroos w6v ze xai ogyta (Herod. V bar auch der Cult von Euboia. Fur Eretria 
no ™ L „ nst °P h : Acharn - 708. Etym. M. 108, 50 ist uns die Feier eines Thesmophorienfestes iiber- 

38. Toepffer Attische Genealogie 296). Auch liefert durch Plut. quaest. graec. 31 Atd zt zoig 

in lanagra gab es emen Monat Aa/mzgtog pit- Geo/tovogtotg at rwv 'Egezgtiow yvvatxe; ov xpbg 

tenberger IGS I oOo, 1. 507, 1. 523, 1. 524, ««s e dm n Q 6g fjXtov oxzaiot zi xoea xai KaX- 

1). Bei den i Dorie Mustaphades im dfj/nog Ta- liyhetav ov xaXovotv; D.-Cult bezeugen fur Eretria 

vaygag sind Votivrehefs und Statuetten, D. und auch die Munzen. 

Kora darstellend, in einem Heiligtum der M,jz V g 11. In sehr friiher Zeit muss der Dienst der 

decov, bei dem D. und Kora vielleicht noch einen thessalischen D. nach Kreta gekommen sein. 

besonderen Tempel hatten, gefunden worden (G. Die Stationen, die er auf den Inseln des aegaei- 

Koerte Athen._ Mitt. 1TI 1878, 389). schen Meeres genommen hat, sind sicher nicht 
Besondere Eigentflmhchkeiten des boiotischen 60 mehr nachzuweisen. Deshalb zieht es diese Uber- 

i>.-Cultes sind heute fur uns nicht mehr kennt- sicht vor, mit Kreta zu beginnen und dann die 

hch. Der alte Cult der Achaierin ist iiber die Verbreitung des Cults weiter nordwarts durch 

Uthrys nach Mittelgnechenland herabgekommen die hellenische Inselwelt zu verfolgen. Die hi- 

und hat m den fruchtbarcn Gefilden namentlich storischen Zusammenhange zwischen Thessalien 

Boiotiens seme_Statte gefunden. ^ Vgl. Plut, de und Kreta liegen heute noch sehr im Dunkeln. 

vorhanden sind sie ; vgl. dariiber B u s o 1 1 

i. Geschichte 12 160. O.Kern Die Grun- 

;sgeschichte von Magnesia am Maiandros 10. 




2721 



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Die Besiedelung Kretas durch Siidthessalier steht 12. Auf den d oris ch en Inseln des aegaeischen 

fest, und so kann es nicht tiberraschen, wenn wir Meeres ist Verehrung der D. bezeugt fur Rhodos 

dem Dienst der D. auch frilh in Kreta begegnen. durch die stadtrhodischen Weihinschriften IGIns. I 

Bereits dem Epos ist Kreta als Local der Lieb- 27. 28. 29 (D. und Kora), fur die Umgegend von Lin- 

schaft der D. mit Iasios bekannt; nach Hesiod. dos durch IGIns. 1 949 (vgl. auch A^/iTJrrjg ayvrj und 

Theog. 969 gebiert sie von ihm den Plutos veuo Arja> in den Epigrammen des Aglochartos I 780. 

svi xQmblc^, KgrJTtjg ivl sttovi drj/tq>, vgl. Od. V 781). Fiir den Monat @eo/no<pogiog s. v. Hillers 

125. Diodor. V 77. Dieser 'Idotog (oder 'lactam. Index nr. VI 5 p. 237 ; IGIns. Ill 84. 166 und 

s. Usener Gotternamen 18) aber ist offenbar ein IGI p. 765 s. @sojuo<p6gtog ; ein xoivov 'EgfiaTarSv 
alter thessalischer Heilgott und mit Iason, dem 10 Oeafiofpogiaardv aus Rhodos IGIns. I 157, 7. 

Helden der Argonautensage, urspriinglich iden- 8. Vielleicht gehOrt hierher auch das Fest der 

tisch, s. Usener Gotternamen 156. Es lasst 'Emoxdyia (Hesych. s. v.). Li Nisyros ist eine 

sich nachweisen, dass der Kern der Argonauten- jetzt im Berliner Museum befindliche kleine weib- 

sage auf den hgog ydjiog der beiden Heilgotter liche Gewandfigur aus Terracotta, die eine Fackel 

Medeia und Iason zuriickgeht, die den neuen Heil- quer vor den Leib halt und mOglicherweise D. 

gott Medeios zeugen. Der kretischen D.-Legende vorstellen kann, gefunden, Arch. Zeitg. XXXVII 

liegt der legos ydfiog der D. mit Iasion zu Grande, 1879, 105. In Kos wurden der D. die Galvoia 

die Ehe der Mutter Erde mit einem Heilgotte. gefeiert (Theocr. id. VII). Ferner ist D.-Cult 

Es ist also hOchst wahrscheinlich, dass diese Sage bezeugt durch den Opferkalender bei P a t o n - 
vom Amnov neSior stammt und mit den ausge- 20 Hicks Inscriptions of Cos nr. 37, 61 (=v. Prott 

wanderten Thessalern erst nach Kreta gekommen Fasti sacri nr. 5) epdofm dvo/j.F.v[ov] (sc. Bargo- 

ist. Nicht unwichtig ist auch das Zeugnis des jiiov) & SaXx^tdag Afdjuajrgi oig Telsaig xai ts- 

homerischen Hymnos auf D., obwohl es sich im lea xveoaa ■ xnvrcov ovx daocpogd • xvXixEg [oivov] 

Hymnos als eine Fiction der als Magd verklei- 8vo Stdovzat • duet Isgsvs xai legd magexu • ysgrj 

deten, auf der Suche nach ihrer Tochter nach de ovara. Uber die Wahl der D.-Pricsterinnen 

Eleusis gelangten D. giebt; die Gottin nennt sich Paton-Hicks nr. 386; vgl. audi nr. 56, wo die 

v. 122 den Tochtern des KOnigs Keleos gegen- Erganzung Afdpazgi] aber ebensounsicher ist wie 

iiber Acbg; sie stamme aus Kreta, woher sie See- bei R. Hcrzog Koische Forschungen and Funde 

rauber entfiihrt hatten, und sei dann mit diesen 78, 63. Seflaord ded Adfiarga nr. 411. Ein Aa- 
bei Thorikos gelandet, von wo sie heimlich ent- 30 fidrgiov in dem Stadtteil Sizia bezeugt Paton- 

flohen und dann nach Eleusis gelangt sei. Man Hicks nr. 39, 4. Vgl. Herondas mim. I 69. 86; 

hat wegen des metrischen, aber durchaus nicht fiber die Gottin Mise, deren xd&obog ebd. v. 56 

singularen Anstosses die Namensform Amg andern erwahnt wird, s. den Art. Mise und unten 

wollen (s. Biichelers Ausgabe), dabei nicht be- bei Pergamon § 39. Thera zieht unsere Aufmerk- 

denkend, dass man damit die wertvolle Reminis- samkeit auf sich durch den von Ptolem. Ill 

cenz an das Awxiov aedlov mutwillig beseitigt. 15, 26 fiberlieferten Namen eines Orts Eleusis, 

Auch die Erwahnung des IlXovzog v. 489 ist fiir dessen Reste man an der Siidspitze der Insel, 

diese ganze Frage nicht unwichtig. Schon zu Exomyti, wieder erkennen will (vgl. F. Hiller 

Bakchylides Zeit war der Raub der Kora in Kreta v. Gaertringen Thera I 1899, 299. 305); dort- 
localisiert (Schol. Hesiod. Theog. 914 p. 285 Flach). 40 hin gehort auch offenbar der Heros Membliaros 

In folgenden Stadten ist der D.-Cult besonders be- (v. Hiller a. a. O. 142). Der Monat 'EXevolvwg 

zeugt: mKnosos durch Diodor. V 77, 3 zijvre nag' IGIns. Ill 330, 39. 70. Die Verehrung der D. 

'Ad-rjvatoig er EXevotvi yivofievijv zeXezrjv, em<pa- ist fiir die Hauptstadt Thera bezeugt durch die 

veozdrrjv ayMv ovoav djiaocov, xai rijv ev 2a- in der Nahe des Marktes gefundene Inschrift IGIns. 

fio&gaxt) xai zi/v h Ogqxr) ev zoig Kixooiv, o#ev III 417 und die mit der Inschrift vg (oder [le- 

6 xazadeigag 'Ogcpevg f/v, fivozixwg xagablboo&ai, g]erg?) Ad/tuzg[o]g [xai?] K[6]g[ag] versehenen 

xaza de^ rijv Kgrjzr/v ev Kvcooqj vofufiov e| ag- Thronsessel in der Nahe von 'Ay. Xgtozog IGIns. 

yatcov ehai (paveq&g rag zeXezdg zavxag naoi 71a- III 418; s. die Abbildung der Cultstatte bei 

gadtdoodai, xai to Tiaga zoig aXX.oig ev dnogg>jzci> v. Hiller Thera I 1899, 200. Vgl. auch die 
TtagaSidojieva nag' avzoig fizjoeva xgvjzzetv zcov 50 Gottin Damia in Thera (o. S. 2054). 

povXofdvmv za zoiavza ytvcooxeiv. Munzen bei 13. Kykladen. Gering, aber bedeutungsvoll 

Mionnet II 266, 62—64. Lappa auf einer in sind die Zeugnisse fiir Amorgos, das fast ganz 

einem Grabe gefundenen Bleitafel: nagaSiSco/ui durch hohe, nach Nordosten streichende Berg- 

zoTg xaxay&ovioig fieoTg zovzo rd fjgwov (pvXdoaeiv ziige eingenommen wird, die nur im Nordwcsten 

nXoizcovi xai Atjfitjzgt xai Ilegoeybvi] xai Egt- Raumzu einigen kleinen. aber fruehtbaren Thalern 

wot xai Ttdoi zotg xazaydoviotg §eoTg. Athen. Mitt, lassen. Hier kOnnen wir demnach durch die In- 

XVIII 1893, 211. Hierapj-tna CIG II 2567. 2568 schrift Bull. hell. XII 1888, 236 nr. 9 eine D. 

(mit Kora), vgl. 2599. Ganz besonders wichtig dgh) (= ovgei] O. Hoffmann Griech. Dialekte 

ist aber der Cult der D. in Latos und Olus. Der III 1898, 29 nr. 54; vgl. 'Hyd> ovghj auf der 
in Delos gefundene Vertrag zwischen diesen beiden 60 Inschrift aus Amorgos O. Hoffmann a. a. O. 

Stadten giebt wichtige Kunde fiber den Cult der 22 nr. 40) nachweisen, die der Hchen-D. von Paros, 

D. (Bull. hell. Ill 1879, 292. 308 = Cauer De- Priene und anderen Orten genau entspricht. Eine 

lectusS nr. 120); in Latos Monat eeo/ioyogiog Weihung an D. Kore und Zeus Eubuleus hat 

Z. 58; Heiligtum der 'EXeviivta Z. 13; in Olus R, Weil Athen. Mitt. I 1876, 334 nr. 4 aus 

Monat 'EXevavnog Z. 8. Fur Latos vgl. im Eid Amorgos veroffenjlicht. Alt und bedeutend muss 

der Latier CIG II 2554, 182 xdv 'EXevoivav und der Cult der D. auf Paros gewesen sein, die nach 

das Psephisma derselben in Teos, LeBas-Wad- Nikanor bei Steph. Byz. s. Ildgog friiher auch 

dington 67, 31. 74, 25. die Namen At]fitjzgidg und Kafiagvig geffihrt haben 

Pauly-Wissowa IV ^86 



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soil- Kabarnos hinterbrachte der D. die Kunde (im Metageitnion) und Tempel werden erwahnt 

von dem Raub ihrer Tochter. Von ihm leitete Bull. hell. VI 1882, 24, 198. 25, 200. XIV 1890, 

sich eine Friesterfamilie ab, die den Namen Kd- 399. 494, s. Robert Herm. XXII 1887, 463. Ob 

Bapvoi trug (Hesvch. s. v. ; vgl. CIG II 2384, 2 die Hyperboreerin Achaia (Paus. V 7 , 7 , vgl. 

mitBoeckhs Anin.); darnach ist ihre Beziehung Herod. IV 35), die der Lykier Olen in einem 

zu den Kabiren (s. § 14) wohl sicher. He- Hymnos besungen hatte, mit D. deofiocpogog iden- 

rodot berichtet VI 134, dass das Heiligtum der tiscli ist, wie Robert bei Preller Griech. Myth. 

D. deopoyogog ausserhalb der Stadt auf einem I* 752, 3 meint, muss fraglich bleiben. Ein den 

Hiigel gclecen habe. Die Stelle desselben ist Qeopixpogoi gefeiertes Fest Meyaldgxia bezeugt 
in den Jahren 1898 und 1899 von 0. Ruben- 10 Semos bei Athen. Ill 109 F (Eustath. II. 265, 30). 

sohn mit grossem Eifer, aber leider vergeblieh Vgl. auch § 48 unter 'Invlm. Fur Syros sind 

gesucht worden. Nahere Beziehungen der pari- D.-Feste mit Fackellanfen bezeugt (CIG II 2347 c. 

schen D. zu der eleusinischen kann man aus dem Osann Arch. Ztg. VIII 1850, 202); vgl. ausser- 

Horn. Hymn. v. 492 erschliessen, wo D. als Hevrin dem das Ehrendecret fiir Begveixij Neixo/xdxov 

von Eleusis, Paros und Aritron gefeiert wird. Ar- elegeia xaxaoxafieioa xwv ovgavion' Vewr Ar/ft^xgog 

chiloohos soil mit einem Hymnos fiir D. nach xai Kogtjs x&v ae/Avoxdxa>v CIG II add. 23471. 

dem Schol. Aristoph. Vogel 1762 einen Sieg da- Fiir Keos (Poiessa) vgl. die Inschr. beiBechtel 

vongetragen haben, und in seinen religiosen Dich- Inschr. des ion. Dialekts, Abhdl. der Goett. Ges. 

tungen spielten die D.-Mysterien gewiss eine der Wiss. XXXIV 1887, 49 nr. 48 und die 
grossere Rolle (s. Bd. II S. 497). Dass Archi- 20 xgfjvai wv xo vSa>g [xdxjeioiv eg xo kgov xfjg 

lochos nahe Beziehungen zu dem parischen My- ArJi.ii]xgog, in denen man sieh nicht baden und 

steriencult der D. hatte, beweist ferner die That- nicht waschen darf, Comparetti-Halbherr 

sache, dass nach Paus. X 28, 3 (vgl. C. Robert Museo ital. I 1884/85, 223f. II. Fur D.-Cult in 

Die Nekyia des Polygnot 59) Polvgnot auf seiner Karthaia s. E<pt},u. dg/_. 1898, 242. 

Nekyia in der Lesctie zu Delphi fellis, den Gross- 14. Da Thasos nach Paus. X 28, 3 seinen 

vater des Archilochos , gemalt hat, wie er mit D.-Cult von Paros erhalten haben soil, reilien wir 

Kleoboia, die eine runde Ciste in den Handen hier die thrakischen Inseln an. Hire Frucht- 

halt, in dem Nachen des Charon sitzt; Kleoboia barkeit verschaffte der Insel den Beinamen Arj- 

soll als die erste die Weihen der D. von Paros /mjxegog dun), Dionys. perieg. 523 (Geogr. gr. 
nach Thasos gebracht haben. Ein von A. deSOmin. II 135 mit Eustath. Comm. ebd. II 316, 

Riddergefundener.sehrverstummelterarchaischer 32). Etym. M. 820,40 s.'Dyvyog. Wenig wissen 

hgbg v6f.wg (Bull. hell. XXI 1897, 16, 1) ver- wir fiber die Rolle, die D. in den Kabirmysterien 

bietet den dorischen Fremdlingcn die Teilnahme von Lemnos gespielt hat. Bei einer Hungersnot 

aneinemFestfiirKore.wobeiTh.Homollea.a.O. in Korinth befiehlt Medeia, der D. und den lem- 

148 mit Recht an die Antwort der Priesterin an nischen Nymphen zu opfern, Schol. Pind. 01. 

Kleomenes (Herod. V 72) erinnert: c5 |«JV« Aaxe- XIII 74; vgl. auch Schol. Find. Pyth. IV 104. 

dtuuovie, Tidhv imgei fir\he soi&i ig xo lodv ■ ov (Robert bei Preller Griecli. Mythol. I 4 858). 

yao &e/inov AoiQievai nagievai ev&avxa (vgl. § 15). Wenn auch hochst wahrscheinlich der Kabiren- 

A. ' xagnocpogog CIG II add. 23841 ; s. auch das cult von Lemnos alter ist als der samothrakische, 
jetzt im Berliner Museum befindliche Psephisma 40 so sind wir doch iiber diesen und die Rolle, die 

der Allarioten, CIG II 2557, 22. In Paros finden D. in ihm spielt, ungleich besscr unterrichtet. 

wir D. und Kore mehrfach mit Hera im Cult ver- In Samothrake gehfirt D. zu den altesten dort 

bunden, so in der Weihinschrift Aihp>awv V 1876, verehrten Gottheiten und ist da friih mit der My- 

15 nr. 5 (vgl. Athen. Mitt. XVI 1891,6): 'Ega- sterienreligion der Kabiren verbunden worden. 

al7i7tr\ JJgdooyvog "Hgi) A^firjrgi #eo(io<p6go> xai Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das mystische 

Kogtj xai Ad Evfiov/.u xai BafioT und in der Element in die Religion der phoinikischen Ka- 

nacli der Abschrift von Cyriacus Bull. hell. I biren erst durch ihre Verbindung mit D., die viel- 

1877, 135 nr. 54 veroffentlichten , aus der aber leicht zuerst in Samothrake stattgefunden hat, 

nicht mit L. Bloch Roschers Mvthol. Lex. II gelangt ist. Denn den phoinikischen gewaltigen 
1303 auf Herai als Bciname von'D. und Kore 50 Seegottern scheint zunachst nichts Mystisches an- 

zu schliessen ist (vgl. dazu v. Hiller in IGIns. zuhaften. Auch das chthoiiische Element ihres 

V). Fiir Mykonos ist Cult der D. durch die Cults, das durch die Opfergruben in Samothrake 

grosse jetzt in Athen befindliche Opfervorschrift und im Kabirion bei Theben bewiesen ist, kann 

Dittenberger Syll. 2 615 bezeugt. Am 12. Po- nichts Ursprungliches sein. Auf der einsamen, 

sideon sullen der I). XXdrj ikg b6o xaliioxevovoai, schwer zuganglichen Felseninsel des thrakischen 

t) hega iyxififav] geopfert werden, und fiir den Meeresist diegriechischeKabirenreligionerwachsen 

10. Lenaion schreibt das Gesetz vor: l-ii onbiji durch die Verbindung des Cults der phoinikischen 

viieo xagxov A>']ui]xqi vv hxv/Ltova xgojzotdxov Seegotter mit dem der griechischen 1). Kybele, 

Kdgr]txdxgovzi/.eovAuBouhi:zoiQov\in&tu«:tnach- die "oft als weibliche Hauptgottin der samothra- 
her Z. 21 noch hinzu: eig dk rip eogzijv [rze/Ja^hw 60 kischen Kabirenreligion ausgegeben wird, hat mit 

Mvxovidhwv j) j}ov).o[fi]r.[vtj x]al roiv olxova&v den Kabiren zunachst nichts zu thun. Der D.- 

i/x Mvx6[v]ouoaai em Arj/ujTga TeT£/.[tj]vrai. Dass tempel lag in Samothrake ausserhalb des Te- 

aber durch letztere Worte ein Thesmophorienfest menos der Kabiren, nicht weit vom Hafen. Plut. 

bezeichnet ist, wie H. v. Prott Leges Graecorum Aemil. Paull. 26 6 xgbg rw Ariarjigio) hfi^v. vgl. 

sacrae I 1896, 16 meint, lasst sich nicht beweisen. Preller-Robert Gr. Mythol. I 4 851, 2. Aber 

Miinzeu bei Mionnet 11320,63 und J. N. Svo- bald wurde D. direct in den Cult der Kabiren 

ron os Bull. hell. XVII 1893, 463, 18. In Delos hineingezogen und als das weibliche Correlat zu 

genoss D. als deoiioyogog bedeutenden Cult ; Fest dem alteren Kabiros verehrt; Kore bildete dann 



2121 



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2726 



die Erganzung zu dem jungeron Kabir. In der Attische Genealogie 221, 2. Wide_ a. a. O. 175f. 

uns heute ihrem Ursprung nach nicht mehr ver- Ich erkenne die 'Eho(o)vvta auch in der nur aus 

standlichen Mysteriensprache hiess D. Axieros nach Fourmonts Scheden bekannten Culturkunde aus 

Mnaseas von Patrai (s. o. Bd. II S. 2626). Kore Misthra, CIG I 1464, 6. Durch diesen Namen 

hiess dementsprechend Axiokersa. Beziehungen tritt D. in die Reihe der altpeloponnesischen Ge- 

der D. zu den Kabiren sind auch sonst noch kennt- burtsgottinnen ; das Miitterliche ihres Wesens tritt 

lich, so auf der Insel Paros, die friiher auch Ka- hier ganz besonders hervor, hier ist sie nicht nur 

barnis geheissen haben soil dno Kafidgvov rov die Mutter Erde, die die Feldfrucht reifen lasst, 

lirjvvoavzog x^v dgxayijv xfj Arjfirjrgi tf]g dvya- sondern sie ist die Mutter der Menschen, und als 
rgog (Steph. Byz. s. ITdgog); denn man wird den 10 solche rufen sie namentlich die Frauen an, wenn 

Kamen Kdpagrog nicht von Kdfiigos trennen konnen die Stunde der Entbindung naht. Diese Seite der 

(s. § 13). In Boiotien trafen wir D. zweimal in Mutter ist vor allem in den Culten der Peloponnes 

Verbindung mit den Kabiren. In der Kiistenstadt zum Ausdruck gekommen. Vergeblieh suchen wir 

Anthedon lag das Kabirenheiligtum dicht neben nach den Spuren dieser D. im sonstigen Grie- 

dem Tempel der D. und Kore, und fur die niichste chenland; denn das Heiligtum in Plataiai wird 

Umgegend von Theben ist neben dem baurischen hochst wahrscheinlich doch ein Filial des atti- 

Heiligtum der beiden mannlichen Kabiren auch schen Eleusis sein. Aber in Kreta fanden wir 

ein Tempel der D. Kafligia und der Kore bezeugt bereits ihre Spur. Zu den Culten der 'Eksvairla 

(vgl. O. Kern Herm. XXV 1890, 12ff.). Uber in Lakonien kommen als Zeugnisse noch hinzu 
Iasion, dessen Liebschaft mit D. auch in Samo- 20 das Fest der EXsvhvrta auf der Damononstele 

thrake localisiert wurde (Hellanikos), s. § 11 und (Roe hi IGA 79, 11. 31) und Hesych. s. 'Eksv- 

den Art. Iasion. olvia, der einen der D. gefeierten aymv dv/iehxdg 

15. Sehr schwer ist die Entscheidung, ob die dieses Namens bei den Lakonen bezeugt. Von 

altesten D.-Culte der Peloponnes. die wir auf sonstigen lakonischen Culten der D. ist bemer- 

die Achaier Sudthessaliens zuruckiuhren miissen, kenswert in Gythion noch ein Heiligtum der D„ 

auf dem Landwege dorthin gekommen sind oder in dem sich ein Bild des Poseidon Gaiaochos be- 

ob sie von den in Kreta angesiedelten Thessalem funden zu haben scheint (Paus. Ill 21, 8); vgl. 

(s. § 11) nach der Peloponnes hiniibergebracht dazu das jetzt in Athen im Nationalmuseum be- 

sind. Die Rolle, die Kreta in der Zeit der fmdliche Votivrelief des Sosikrates an Damater 
Wanderungen spielt, ist in neuerer Zeit offen-30und Kora, Arch. Ztg. XLI 1883, 223 Taf. 13, 1, 

bar erheblich unterschatzt worden ; die neuen Aus- auf dem die eleusinische Cultgruppo der beiden 

grabungen haben den nahen Zusammenhang der Gottinen dargestellt ist, nur dass hier neben dem 

kretischen und argivischen Cultur, die wir die runden Sitz (Cista) der D._ ein zweikopfiger Ker- 

mykenische zu nennen uns gewOlmt haben, er- beros ruht (vgl. Athen. Mitt. XVII 189_2, 134); 

wiesen. Es scheint mir daher sehr erwagenswert s. Weiteres bei Wide a. a. O. 173; in Amy- 

zu sein, ob eben nicht der achaeische D.-Cult, klai mehrere Zeugnisse fur den Cult von D. und 

namentlich der Cult der 'EXevoivia von Kreta Kore bei Wide a. a. O. 172; in Sparta D. 

in die Peloponnes gelangt ist. Dass der D -Cult Chthonia (nach Paus. Ill 14, 5 nicht, wie die 

den Dorern urspriinglich fremd gewesen ist, haben Lakedaimonier sagen, von Orpheus eingefuhrt, son- 
bereits die Alten gewusst. Herod. II 171 sagt40dern aus Hermione stammend) und Kora Soteira 

ausdrticklich, dass die Weihe der D. den Pelas- (Paus. Ill 13, 2: enavxixgv xfjg V/.vfuziag 'Arpgo- 

gern von den Tochtern des Danaos aus Agypten hixr\g iaxi vaog Kdgtjg Zcoreigag • xovijoai be xov 

mitgebracht sei, und fiigt hinzu: /.texu de efava- Qgaxa 'Ogtpea Xeyovatv, oi di'Apagiv atpixdjievov 

cxdorjg [sidoijg] Ilelonovvrjoov Imb Amgieoiv e'^an- e£ 'Ynegfiogeav); in Kainepolis bei Kap Tainaron 

cbkexo rj zelexrj, nt Se vnoleupO evxeg IleXoxovvr)- fieyagov Arj/nrjxgog, Paus. Ill 25, 9. Nicht genau 

oicov xai ovx eiavamdvteg 'Agxddeg dieow£ov av- bckannt, aber wohl in der Nahe der messenischen 

xrjv fiouroi (vgl. § 13 unter Paros). Grenze zu suchen ist das aus der Geschichte des 

16. Es sind besonders lakonische Culte, die Aristomenes bekannte Heiligtum der D. von Aigila 

auf die Einwanderung achaeischer Elemente zu- (Paus. IV 17, 1), wo ein ahnliches D.-Fest wie 
riickzufiihren sind. Vgl. dazu das Buch von Sam 50 in Andania stattgefunden zu haben scheint; vgl. 

Wide Lakonische Culte, Leipzig 1893, 171ff., in die Mysterieninschriit aus AndaniaDittenberger 

dem das ganze Material ubersichtlich zusammen- Syll. 2 653, 31. Ohne nahere Ortsangabe A. 'Ext- 

gestellt ist. Cult der EXevaivla ist bezeugt fur noXa, wohl nahe verwandt mit iet'EXevama, He- 

folgende Orte : Gvthion durch das Votivrelief mit sych. s. v., das Fest 'Exixgrjvaia , Hesych. s. v., 

derlnschrift/'ZI^H/ToJa'E'Asvo^wai'ybeiLeBas- ein dreitagiges Thesmophorienfest in der ver- 

Foucart 240, Therai im Taygetos durch Paus. derbten Glosse bei Hesych. s. xgnj/.iego S . 

Ill 20, 5 (vgl. F. Studniczka Kyrene 146; lag 17. Abgesehen von dem Mysteriencult in An- 

Therai in der Nahe der Kalvjiia Za>yag^ vgl. dania (Bd. I S. 2117), der die deutlichsten Be- 

die dort gefundene Inschrift 'E^p. ag/_- 1892, zielmngen zu dem Mysteriencult des attischen 
26 nr. 9), Helos (Paus. Ill 20, 7). Hierher ge- 60 Eleusis zur Schau tragt, smd die Spuren des D.- 

liurt auch das von R. Weil Athen. Mitt. I 1876, Cults in Messenien ausserst gering. Nur fiir 

162 in der Gegend des alten Hippola nicht weit von Messene ist ein Arjurjxgog iegov aywv (Paus. 

Kap Tainaron beim Vorgebirge Thyrides gefundene IV 31, 9) bezeugt; ein Opfergesetz fiir ein 

Weihrelief an die 'Elevdia und die Weilmog des D.-Heiligtum ist vielleicht die Inschrift Athen. 

Machanidas an die 'E/.evola aus Sparta (Ditten- Mitt. XVI 1891, 353. Fiir die Peloponnes ist 

berger Svll.2 252), die den Zusammenhang der charakteristisch die Verbindung der D. mit Hades. 

'Etevoirta mit der alten kretischen 'EXevOvia (= d. h. die specifisch chthonische D., deren Cult 

E'dst-dvux) wahrscheinlich machen; vgl. Toepffer wir bereits in Lakonien (§ 16) fanden. Fur 



2727 



Demeter 



Demeter 



2728 



Lepreon freilich ist durch Paus. V 5, 6 nur ein 
armseliges Heiligtum der D. bezeugt; dagegcn 
gab es in der schonen, fruchtbaren triphylischen 
Ebene in der Nahe des Acheron, eines Neben- 
flusses des Alpheios, hervorragenden Cult der D., 
der Kora und des Hades (Demetrios von Skepsis 
bei Strab. VIII 344), und fur die Umgegend von 
Pylos sind aucb ein ze/ievog des Hados und ein 
cttoos der D. aus Strabon a. a. 0. bekannt. Hier 
war auch die Sage von der Nymphe Menthe oder 
Minthe (s. d.) localisiert; Ka'ibel Herm. XXX 
1895, 439. 

18. Elis. In Olympia gab es in der Altis 
nicht weit vom Leonidaion einen Altar der De- 
spoinai, die durch weinlose Spenden verehrfc wurdcn 
(Paus. V 15, 4, vgl. 10). Besonders wichtig ist 
aber der Cult der D. Chamyne, deren Heiligtum 
Paus. VI 21, 1 fur die nachste Umgebung des 
olympischen Hippodroms bezeugt. Die Priesterin 
derD. Chamyne (= Xa/iaiEvvrjl Preller-Robert 
Griech. Myth. I* 750. 776; s. Bd. Ill S. 2109) 
genoss besondere Ehren bei den Eleern ; ihr allein 
von alien Frauen wurde gestattet, den olympi- 
schen Festspielcn zuzuschauen (Paus. VI 21, 9). 
Uber die Griindung dieses Heiligtums variierten 
die Angaben der Eleer; die einen bezogen den 
Namen Chamyne auf ein %avuv und fxvuv der 
Erde, das durch den Wagen des Hades beim Raube 
der Kore veranlasst wurde ; andere erzahlten, dass 
es seinen Namen von dem pisatischen Empower 
Chamynos erhalten habe, aus dessen VermOgen 
es errichtet ware (Paus. VI 21, 1). Es wird eine 
alte eleische Erdgottin gewesen sein, die spater 
mit der D. verschmolzen wurde. Priesterinnen 
der D., oifenbar der Chamyne, aus der Kaiserzeit 
bei Dittenberger Inschriften von Olympia 
nr. 456. 473. 610 (Regilla). In einer aus der 
Mitte des 3. Jhdts. stammenden Inschrift heisst 
die Gottin [Xajfiwala (ohne den Namen der D.). 
Unter der D. ij e<p' i7isio8g6/.ia>i in der Mysterien- 
inschrift ausAndania, Dittenberger Syll. 2 653, 
31, versteht man nach H. Sauppes Vorgang (Aus- 
gewahlte Schriften 299) gewShnlich einen Cult 
der D. bei dem altberiihmten Hippodrom auf dem 
Lykaion, d. h. also den Cult von Lykosura. Mir 
scheint dies ganz unwahrscheinlich zu sein. da 
man hier vor allem eine Erwahnung der Prie- 
sterin der Despoina erwarten wurde; ich mochte 
also unter der D. 1) ecp' [jixodgo/ncoi vielmehr die 
D. vom Hippodrom in Olympia verstehen (vgl. 
die Sonderstellung, die die Priesterin der D. Cha- 
myne bei den olympischen Spielen einnimmt). 
Im Heratempel waren Bilder von D. und Kore 
als Pendants aufgestellt (Paus. V 17, 3). und 
im Gymnasion der Stadt Elis gab es neben den 
Bildern des idaischen Herakles, Eros und Anteros 
auch solche von D. und ihrer Tochter (Paus. VI 
23, 3). 

19. Auch in Achaia gab es hervorragenden 
D.-Cult. Patrai (heute Patras), das friiher 'Aooi] 
geheissen haben soil, war durch eine sehr frucht- 
bare Ebene ausgezeichnet, auf der Triptolemos, 
der Sohn des Keleos, auf das Geheiss der D. zu- 
erst gesat haben soil (Etym. M. 147, 30 s.'Ayvt/; 
vgl. Paus. VII 18, 3). Diese Legende macht die 
Abblngigkeit des D.-Cults in Patrai von dem 
eleusinischen in Attika hochst wahrscheinlich. Es 
scheint alter Cult der Ge mit dem neuen Cult 



der D. verbunden worden zu sein ; darauf deutet 
das Sitzbild der Ge in einem Heiligtum der D., 
in dem sich Standbilder von D. und Kore be- 
fanden (Pans. VII 21, 11. 12). Vor dem Heilig- 
tum lag eine Quelle, die mit einem merkwiirdigen 
Orakel fur Kranke verbunden war (Paus. a. a. 
0. 0. Rubensohn Athen. Mitt. XX 1895, 365). 
Neben 'Agotj wird Antheia von Paus. VII 18, 3 
als eine "der Stadte bezeichnet, aus denen die 

10 Stadt Patrai erwachsen ist; die Griindung von 
Antheia wurde auf Eumelos und Triptolemos, von 
dessen Drachenwagen man dort zu erzahlen wusste, 
zuriickgefiihrt, Paus. VII 18, 3. Nach Autokrates 
(Athen. XI 460 D) hatte D. in Antheia den Bei- 
namen jtozrigioorjogog. Besonders wichtig ist der 
D.-Cult in Aigion, dem Vorort des achaeischen 
Bundes ; dort gab es am Meere neben dem Heilig- 
tum des Zeus Homagyrios einen Tempel der D. 
Ilavaxata (Paus. VII 24, 2. 3, der ebd. aucb Hei- 

201igtiimer der Kore und der Soteria erwahnt). 
Miinzen bei Imhoof-Blumer Num. Comm. on 
Paus., Journ. Hell. Stud. VII 1886, 86 Taf. 
R 17. 18. Head HN 351. Auch in Bura gab 
es einen Tempel der D., an dessen Cultbild Paus. 
VII 25, 9 die eoftr/s hervorhebt. Munzen bei Im- 
hoof-Blumer a. a. 0. 88 Taf. S 1. 

Sechzig Stadien ungefahr von Pellene cntfernt 
lag to Mvoaiov, ein Heiligtum der D. Mvoia, die 
auch bei Argos Cult und ahnliche Cultlegende 

30 hatte. Die irrende D. soil von dem Argiver My- 
sios in seinem Hause freundlich aufgenommen sein, 
und dieser soil dann auch das Heiligtum bei Pal- 
lene gegrundet haben. In dem Mysaion befand 
sich ein baum- und quellenreicher Hain, in dem 
ein siebentagiges Fest dor D. gefeiert wurde. Am 
dritten Tage mussten alle Manner, selbst x(bv 
xvvow xo agmv das Heiligtum verlassen und durften 
erst am vierten Tage wiederkehren, an dem dann 
gegenseitige Neckereien und Scherze stattfanden 

40 (Paus. VII 17, 9). 

20. Sehr alte D.-Verehrung muss Sekyon ge- 
habt haben, deren iilterer Name Mekone, die Mobn- 
stadt (Hesiod. Theog. 536 Rz. Schol. Pind. Nem. 
IX 123), vielleicht schon darauf deutet (Etym. 
M. 583, 56). In der bei Paus. II 5, 8 mitge- 
teilten Legende ihres Heiligtums in Sekyon giebt 
sich deutlich Einfluss des attischen Eleusis zu 
erkennen; Plemnaios errichtet ihr den Tempel 
zum Dank dafiir, dass sie in der Verkleidung eines 

50 fremdcn Weibes ihm seinen Sohn Orthopolis,_ der 
offenbar dem eleusinischen Demophon entspricht, 
aufgezogen hat (vgl. auch Paus. 1111,2). Nach He- 
sych. s. v. hatte sie bei den Sekyoniern den Beinamen 
'Exams (vgl. Epopeus als Griinder verschiedener 
sekvonischer Heiligtumer [aber nicht eines der 
D.l'bei Paus. II 11, 1), der von den modernen 
Gelehrten sehr verschieden gedeutet worden ist; 
s. die Litteratur und einen eigenen Erklarungs- 
versuch bei Per Odelberg Sacra Corinthia, Si- 

60 cvonia, Phliasia, Upsalae 1896, 88 ; wird D. 'Erco>- 
aig nicht einfach eine HohengOttin gewesen sein 
wie in Paros und Priene (vgl. Preller-Robert 
Griech. Mvth. 14 117, 2)? Auf dem Weg von 
Sekvon nach Phleius, 10 Stadien von Sekyon ent- 
fernt, lag ein Hain Namens Ilvoaia (vgl. Pyrasos 
in der Phthiotis) mit einem Tempel der IIqo- 
oraoia A. und Kogrj ; dort feierten Manner und 
Frauen gesonderte Feste, letztere im Nvftrfwv, 



2729 



Demeter 



Demeter 



2730 



& 



wo sich Bilder des Dionysos, der D. und der Kore 
befanden (Paus. II 11, 3) ; ist aus den dydX[iaza 
Aiovvaov xal Arjfirjzgog xal Kdgag za TtQOOama 
(paivovxa zu schliessen, dass dies Masken gewesen 
sind ? Dionysosmasken im Cult sind bekannt genug 
(vgl. 0. Kern Arch. Jahrb. XI 1896, 115); eine 
D.-Maske begegnet im Cult von Pheneos (s. § 27); 
der Domater und Kora werden in Aigai in der 
Aiolis silberne Masken geweiht (§ 39). 

21. Auch fur Phleius ist der Einfluss des eleu- 
sinischen Gottesdienstes offenbar. Ein D. -Tempel 
(in dem negifioXog auch Bilder der D., der Kore 
und der Artemis) befand sich, wie in Theben und 
Megara, oben auf der Burg (Paus. H 13, 5); ein 
zweiter in der Dnterstadt nicht weit vom Theater 
mit xadrifisva dydXfiaxa dgxata (Paus. a. a. 0.). Am 
wichtigsten aber ist der starke eleusinische Einflusse 
zeigende Cult der Ortschaft Keleai, die etwa fiinf 
Stadien von Phleius entfernt lag; s. daruber den 
die Beziehungen zu Eleusis auseinandersetzenden 
Bericht des Paus. II 14, 1 — 5, wonach Dysaules, 
der Bruder von KOnig Keleos, die Weihen von 
Eleusis nach Phleius gebracht haben soil. In 
Keleai befand sich nach Paus. II 12, 4 neben 
dem Grab des Dysaules auch das des Aras, den 
die Phleiasier wie auch seine Kinder Aoris und 
Araithyrea vor der D.-zeXezij sjil tag oaorddg an- 
rufen, indem sie die Blicke auf die Graber der- 
selben heften. Aus dieser Ceremonie geht hervor, 
dass Aras und seine beiden Kinder altphliasische 
Ackergottheiten sind, die durch den eingedrungenen 
attischen D.-Dienst verdrangt wurden, und deren 
deshalb vor der eigentlichen Weihe noch feierlich 
gedacht wurde. Das D.-Heiligtum in Keleai hat 
den Namen avdxxogov gehabt, was wieder auf 
Beziehung zu Eleusis (s. 0. Rubensohn Die 
Mvsterienheiligtumer in Eleusis und Samothrake 
1892, 27ff.) hinweist (Paus. II 14, 4). 

22. Korinth hatte einen Tempel derD. und 
Kora (mit ov cpavsgd dydX/naza) beim Aufstieg 
zur Burg (Paus. II 4, 7) ; nicht weit davon lagen 
auch /irjTQog &ewv vabg xal axr]Xi\ xal ftoovog und 
ein Tempel der Moiren (Paus. a. a. 0.). Nach Hesych. 
s. v. hatte D. in Korinth den Beinamen 'Enoi- 
xtdia, welcher auf ihr Amt als Beschutzerin des 
Hauses und der Familie deutet. Nach Schol. 
Pind. 01. Xin 74 soil Medeia in Korinth der D. 
und den lemnischen Nymphen geopfert haben 
<s. § 14). Vgl. auch Diodor. XVI 66. Plut. 
Timol. 8. Von der Griindung von Tempeln 
der D., Kore, Dionysos, Artemis und der Restau- 
rierung von den durch Erdbeben zerstOrten Tem- 
peln der EveTrjoia (nach Us oner Gotternamen 
369 und Per Odelberg a. a. 0. 86 mit D. iden- 
tisch), Kore und des ITi.ovtmvuov durch P. Li- 
cinius Priscus Iuventianus berichtet die auf dem 
Isthmos gefundene Inschrift CIG I 1104. 

23. In Argos befand sich ein Tempel derD. 
Ils/.aoyig, der von Pelasgos, dem Sohne des Triopas, 
gegrundet sein sollte (Paus. II 22, 1). Man er- 
zahlte, dass die irrende I), von Pelasgos gastlich 
aufgenommen und ihr von dessen Tochter Chry- 
santhis der Eaub der Kora gemeldet sei. Spater 
sei der Hierophant Trochilos von Argos nach 
Eleusis geflohen, habe dort eine Eleusinierin ge- 
heiratet und mit ihr den Eubuleus und Tripto- 
lemos erzeugt (Paus. I 14, 2). Nach Herod. II 
171 hatten die Tochter des Danaos die Weihe 



der Thesmophorien aus Agypten zu den Pelasgern- 
in Argos gebracht; nach der Occupation der Pelo- 
ponnes durch die Dorer sei dieselbe aber in Verfall 
geraten (s. § 15). KOnig Pyrrhos, der in Argos 
durch einen Dachziegel totlich getroffen wurde, 
sollte nach dem argivischen Dichter Lykeas durch 
die in ein sterbliches Weib verkleidete D. getotet 
sein (Paus. I 13, 8); an der Stelle, wo Pyrrhos 
den Tod fand, errichteten die Argiver spater ein 

10 Heiligtum der D. (Paus. a. a. 0. und II 21, 4). 
D. Aifivrj in Argos nach Polemon frg. 12 (FHG 
III 119). Auf dem Wege von Argos nach My- 
kenai befand sich eine Ortschaft Mvaia (Mvatjg 
nach Hesych. s. v.) mit einem dachlosen Heilig- 
tum der D. Mvoia, das von einem Gastfreunde 
der D. Namens Mysios gegrundet sein sollte; in 
Mysia gab es einen anderen aus Luftziegeln her- 
gestellten Tempel, in dem sich goava der Kora, 
des Pluton und der D. befanden (Paus. II 18, 3). 

20 Hierher gehflrt das Relief bei Milchhoefer Athen. 
Mitt. IV 1879, 152 nr. 496, das nach dem Zeugnis 
von C. Bur si an aus der Gegend des alten Lerna 
stammt. D. steht mit dem Scepter in der Rechten 
neben einem Altar, vor dem zwei Madchen stehen ; 
hinter diesen Frau und Mann. Das Relief ist 
als Weihgeschenk des Aristodamos bezeichnet. 
Unter den Figuren die Inschriften Mvatog Xqv- 
aav&lg Aa^drijQ, vgl. dazu Paus. a. a. 0. Durch- 
aus als Filial des attischen Eleusis erscheint der 

30 Mysteriencult der D. Aepvala, den nach einer 
bereits im Altertum stark bezweifelten Tradition 
Philammon gestiftet haben sollte ; auch der Raub 
der Kora war hier ebenso wie in Eleusis locali- 
siert (Paus. II 36, 7—37, 3; vgl. Preller De- 
meter und Persephone 210 , s. auch das in Athen 
gefundene Epigramm aus dem 3. Jhdt. n. Chr. 
bei Kaibel Epigr. 866 und dazu Toepffer Att. 
Genealogie 60). In Lerna wurde nach Paus. a. 
a. 0. auch D. Tlgoovfiva neben Dionysos verehrt 

40 (vgl. Preller-Robert Griech. Myth. I* 691, 2) ; 
in Argos gab es auch eine Hera IlQoavfiva (s. 
Preller-Robert a. a. 0. 161, 2). 

24. Wahrend fur Trozen nur ein von Althepos ge- 
grundeter Tempel der D. Thesmophoros durch 
Paus. II 32, 8 bezeugt ist, haben die Ausgra- 
bungen in Epidauros die Erwartung erfullt, 
dass in dem isqov des Asklepios den beiden Got- 
tinnen von Eleusis besondere Verehrung zu Teil 
wurde; vgl. Chr. Blinkenberg Asklepios og 

50hans fraender I (Hieron ved Epidauros), Koben- 
havn 1893, 110 und II. Kafifiadiag To Uqov 
zov 'AoxXrjxwv h 'EMdavQcp, 'Ad^vrjaiv 1 900, 193. 
D. wurde dort unter dem Namen der Kagxo- 
<pogog verehrt, 'Eiptjfi. agxaioX. 1883, 153 nr. 50, 
und unter der IlavreXdrj, Cavvadias Fouilles 
d'Epidaure I 1893, 49 nr. 71. 50 nr. 72, wird 
mit Sz. Agayov/irjg 'Erp. 1893, 102 auch D. zu 
verstehen sein; vgl. 'Ey. 1894, 20 nr. 13; dazu 
Athen. Mitt. XXIV 1899, 385. Wasserbecken 

60 von Damola der D. geweiht, Blinkenberg 
Athen. Mitt. XXILT 1898, 23 nr. 18. Viel alter 
aber als der Cult der beiden attischen Eleusi- 
nierinnen in Epidauros ist der Cult von Damia 
und Auxesia, zweier alter Gottinnen, die auch 
in Aigina und Trozen verehrt wurden, und deren 
Wesensgleichheit mit D. und Kore langst aner- 
kannt ist (s. Bd. I S. 2616. Bd. IV S. 2054); 
der Cult dieser alten peloponnesischen Naturgott- 



2731 



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Demeter 



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Demeter 



Demeter 



2734 



heiten wurde durch die in Eleusis geschaffenen 
neuen Formen verdrangt, als der Zusammenhang 
des Cults des Asklcpios mit den eleusinischen 
GOttinen hergestellt war (s. Bd. II S. 1665. 0. 
Rubensohn Athen. Mitt. XX 1895, 366). 

25. Hervorragend war der Cult der D. in Her- 
mione, auf deren Gebiet nicht weniger als sieben 
Heiligtiimer der D. nachweisbar sind (s. die Zeug- 
nisse bei Sam Wide De sacris Troezeniorum 



uns hier auf die Hervorhebung des Wichtigsten 
und heben die Zeugnisse fur die 'EXevaivla heraus, 
weil es sich herausstellen wird, dass hier nicht 
nur Filialen des attischen Eleusis, sondern Culte 
der eleusinischen D. anzuerkennen sind, die sich 
mit alten arkadischen Gottesdiensten verquickt 
haben. Das Innere von Arkadien ist durch viele 
Thaler ausgezeichnet, die zum Aekerbau vortreff- 
lich geeignet sind, so dass der Cult alter agrari- 



nisse bei Sam Wide ve sacris rroezeniorum iicn geeigucu omu, ™ «.== ^ ~— » ~ »™ -t> . - 
Hermionensium Epidauriorum, Upsalae 1888, 45). 10 scher Gottheiten hier fast selbstverstandlich ist. 



Die bedeutendste dieser Cultst&tten war die auf 
dem Berge Pron gelegene, iiber die Paus. II 35, 
4—8 ausfiihrlich berichtet. D. hatte den Bei- 
namen Xd-ovia, und alljahrlich wurde ihr im Sommer 
das Test Xdovia gefeiert, das Paus. a. a. 0. naher 
beschreibt. An ihm teilnehmen durften Manner, 
Weiber und Kinder ; aber die TOtung der Opfer- 
kiihe musste mit einer bestimmten Ceremonie von 
den Frauen vorgenommen werden. Gegenuber 



Nach Herod. II 171 hat sich allein in Arkadien 
noch der alte pelasgische Dienst der D. Thesmo- 
phoros, der sonst uberall durch die Dorer ver- 
drangt wurde, erhalten. Apollodor tieqI detSv B. 
16 frg. 8 (FHG I 429) bei Steph. Byz. s. 'Agxdg 
bezeugt die 'Agxadia, ein fieza tw ng&xov ojtoqov 
fflr die D. eingesetztes Opfer. In Pheneos (Paus. 
VIII 15, 1—4) gab es ein Heiligtum der D. 'EXev- 
otvia, der eine xeXexf] mit dgmpeva wie in Eleusis 



den irauen vorgenommen weruen. uegenuuei «™, uoi cmo "»»-/ ™« "r"r"' ;■-- ~ - 

dem Tempel der D. Xdovia befand sich der Tempel 20 gefeiert wurde. Nach einem delphischen Orakel 
j-_ tti„„,,„„„ „„i-ov w Q i„v.orv, N« mm Kiov TfnAes snllt.e Naos. ein Urenkel des Eumolpos, die Weihe 



des Klymenos, unter welchem Namen hier Hades 
verehrt wurde (Paus. a. a. 0. 9), der zusammen 
mit dem Beinamen X&ovta Anlass zu der Erfln- 
dung einer bei Paus. a. a. 0. mitgeteilten, offen- 
bar auf argivische Uberlieferung zuriickgehenden 
Tempellegende gab. Hinter dem Tempel der 
X&ovia, in dem sich Bilder der D. und Athena 
befanden, lagen Felder, die nach den Namen des 
Klymenos und des Pluton benannt waren, und 



sollte Naos, ein Urenkel des Eumolpos, die Weihe 
hier eingefiihrt haben. Dicht bei dem Heiligtum 
der 'EXevaivla befanden sich z wei grosse aufeinander- 
gelegte Steine, die den Namen IHzQatfta fuhrten, 
aus dem alljahrlich bei der fiel£o)v reler.fi die My- 
sterienvorschrift herausgenommen wurde. Nach- 
dem dieselbe verlesen war, wurde sie in derselben 
Nacht wieder im IJergoi/Mt verscblossen. Bei diesem 
nhgcofia schwuren die Pheneaten {meg rieyioxmv. 



Klymenos una aes riuton Denanm waren, una iieTgwfia aainuiKi™ii"i™™ i....,^ r ~,.~ 
drittens die Xiuvn 'Aveoovola; hier war auch ein 30 AufihmbefandsicheinrunderAufsatz,derimlnneren 



Hadeseingang localisiert, vgl. Pans. a. a. 0. und 
Strab. VIII 373. Kora fuhrte in diesem Culte 
der Xftovia als Gemahlin des Klymenos den Bei- 
namen MeXijioia (Lasos bei Athen. XIV 624 E). 
Inschriften fur D., Klymenos und Kora (eine auch 
fur D. XDovla und Zeus Asklepios) bei Wide 
a. a. 0.; vgl. dazu Dittenberger Svll. 2 654 
und Bull. hell. XIII 1889, 198 nr. 24. Es ist 
hochst wahrscheinlich — darauf deutet u. a. 



die Maske der D. Ktdagia barg. Diese setzt sich der 
Priester bei der sogenannten peiCwv leXettj auf und 
schlagt dann mit Stocken auf die Unterirdischen, d. 
h. doch wohl auf die Erde. Der Name der Gottin 
hiingt offenbar mit xldagig, dem argotpiov S ol 
leoeTg ipogovmv (Hesvch. und Suid. s. v.). zusammen, 
d.'h. hier also der'Maske; vgl. den arkadischen 
Tanz xldagig bei Athen. XIV 631 D und die Masken 
im Dionysoscult (s. § 20). Dieser Brauch stammt 



noenst, wanrscnemucii — uaraui ucura u. a. jjuumj^wu.. ,», 8 --,. „„„„-.-. - 

auch der Beiname der Kora — , dass dieser Cult 40 offenbar aus einem alten arkadischen Cult der 



durch die Dr3 T oper nach der argivischen Halb 
insel aus dem Spercheiosthal und Thessalien ge- 
kommen ist (vgl. Wide a. a. 0. 49, vor allem 
Toepffer Aus der Anomia 40ff. = Beitrage zur 
griechischen Altertumswissenschaft 156ff.). Diesem 
wichtigen Culte gegenuber kommen die anderen 
Heiligtiimer des Gebiets von Hermione wenig in 
Frage; wir kennen aus Pausanias ferner zwei 
Tempel der D. Oeo/iaoia, cinen in der Stadt und 



Erdgottin; an ihrem hOchsten Fest stellt der 
Priester selbst die Gottheit dar, was hier in pri- 
mitiver Weise durch die Maske geschieht. Das 
Schlagen der vizoxdovioi mit Stocken soil offenbar 
das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf 
bedeuten. Dass aber I), in Pheneos bereits ver- 
ehrt wurde, ehe die eleusinischen Weihen dorthm 
gelangten, sagt Pausanias nach einem angeblichen 
Xoyog der Pheneaten selbst, zu denen die irrende 



Tempel der Li. t>eo/iaaia, cmen m uer oiauu mm /.070s uci i uciitaocu ^. 1U0 u, ^- „w.^.. -— „-__..- 
einen anderen auf dem Wegc nach Trozen am 50 1), auch gekommen sei, lange bevor innen .\aos 
n.i ■„ -n:i._: ,.„j u ii,.„,., T„ m „„i j«. n Ain Wojiio Vii-upVitp T)io TiVienpntiscben Gasttreunde 



Meere, in Eileoi und Buporthmos Tempel der 1). 
und Kora, in Didymoi nicht weit von Tempeln 
des Apollon und Poseidon einen Tempel der D. 
und schliesslich noch in der Stadt selbst .-iem- 
tloXci tisydXcov Xidotv XoydScov , innerhalb deren 
lego. Hqomiv axoggijra Ai'i/trjTgi. Hermioneer sollen 
der D. den Pluton als Rauber ihrcr Tochter an- 
gezeigt haben (Ps.-Apollo.l. Bibl. T 29 Wagn.). 
26. Aigina, das den Cult der Damia und 



die Weihe brachte. Die pheneatischen Gastfreunde 
der D. heissen Trisaules und Damithales, erhielten 
zum Dank von der D. alle Hulsenfriichte , nur 
keine Bohnen, weil diese fur unrein galtcn, und 
errichtcten am Berge KvlXyp>r\ ein Heiligtum der 
D. 0£o/«'a. der auch eine reXen) gefeiert wurde, 
etwa 15 Stadien von der Stadt entfemt. Die 
Pheneaten zeigten der D. auch den Raub der Kora 
an, wofiir sie unter anderem von der Gottin auch 



zo. Aigina, das uen luit uer uamia unu an, wuiui »ie uiiuci <uimcicui .uh ..^^ ^« — - --.-- 
Auxesia der Uberlieferung nach von Epidauros 60 die Versicherung erhielten, dass nie mehr als 100 



(s. Bd. II S. 2616) erhalten hatte, besass auch 
noch besonderen Cult der D. Oeo/iorj ogc; (Herodot. 
VI 01). 

27. Sehr eigentiimliche, auf besondere Vor- 
stellungen zuriickgehende D. -Culte treffen wir in 
Arkadien, fur welche die Zeugnisse bei W. 
Immerwahr Die Culte und Mythen Arkadiens 
I 1891, 97-112 gesammelt sind. Wir beschranken 



Pheneaten im Kriege fallen sollten (Konon c. 1 5). 
Zu dieser Sage hatte nach Konon a. a. 0. ein 
yuaiia h Kv'/.h'tvij den Anlass gegeben. Weiter 
wurde nach Ptolem. Heph. in einer unverdach- 
tigen Erzahlung bei Phot. bibl. cod. 190 p. 148 
Bekk. berichtet , dass 1)., als sie auf der Suche 
nach ihrer Tochter von Poseidon mit einem Liebes- 
antrag verfolgt wurde, sich in eine Stute ver- 



<» 



i 



wandelt habe, und dass sie dann, als sie sich 
so verwandelt in der Styxquelle betrachtete, das 
Wasser schwarz gefarbt habe. Vgl. Ael. n. a. 
X 40. Miinzen bei Mionnet II 252, 50—52. 
Die Verbindung der D. mit Poseidon, die in 
dieser Geschichte des Ptolem. Hephaist. deutlich 
ist, tritt in anderen arkadischen Culten noch viel 
klarer hervor; so namentlich im Cult von Thel- 
pusa. Das am Ladon gelegene Heiligtum der 
D. 'EXsvoivla. scheint frcilich nur ein Filial von 
Eleusis gewesen zu sein (Cultbilder der D„ der 
Kora und des Dionysos), Paus. VIII 25, 2. B. 
Leonardos AeXxiov agxouoXoytxov 1891, 98ft'.; 
aber ein ganz localer Cult tritt uns in dem Cult 
bei der Ortschaft Onkeion (Paus. VIII 25, 4-10) 
entgegen. D. fuhrte hier den Beinamen 'Egivve 
(vgl. G. W e n t z e 1 "ExixXrioeis VII 49). Man erziihlte 
auch hier, dass D. auf der Suche nach ihrer 
Tochter von Poseidon mitLiebeswerbungen verfolgt 
worden sei, sich deshalb in eine Stute verwandelt 
und sich mit den Pferden des Eponymen Onkios, 
eines Sohnes des Apollon, auf der Weide getummelt 
habe. Da habe sich Poseidon nun auch in em 
Ross verwandelt und habe D. besprungen. D. 
habe dies zuerst in grossen Zorn versetzt; dann 
habe sie aber den Groll fahren lassen und sich 
im Ladon gebadet. Dieser Geschichte wegen habe 
sie zwei Beinamen im Cult erhalten, wegen ihres 
Zornes den Namen 'Egivvg und wegen des Bades 
im Ladon den Namen Aovoia. Hire Cultbilder 
im Tempel von Onkeion waren aus Holz, nur die 
Gesichter, die Arme und die Fiisse aus parischem 
Marmor. Als 'Egivvg tragt sie in der Linken die 
Ciste, in der Rechten eine Fackel; das Cultbild 
soil etwa neun Fuss hoch gewesen sein. Kleiner 
(etwa sechs Fuss) war das Bild, das sie als Aov- 
oia darstellte : einige hielten dies, wie Pausanias 
sagt, mit Unrecht i'iir ein Bild der Themis. 
D. und Poseidon sollen hier eine Tochter tjs 
to ovofta eg areXiozovg Xeyeiv ov vofUZovoi und 
das Pferd Areion (richtiger Erion; s. Bd. II 
S. 621) erzeugt haben. Poseidon habe daher den 
Beinamen "/t.tioj hier zuerst erhalten. Hier liegt 
offenbar uralter arkadischer Glaube vor ; Poseidon 
in Pl'erdegestalt und die alte Erdgottin 'Egivvg 
erzeugen ein Pferd als ihren Sohn, einen Daemon 
des Gebirgsthales. Diese Nachricht iiber den Cult 
von Thelpusa fuhrt uns in die Zeit, da die grie- 
chische Religion noch auf dem Stadium der Ver- 
ehrung von Tierfetischen stand. Die einheimi- 
sche 'Eoivvg ist der D. erst spater angegliedert 
worden"; das Cultbild der D. 'Egivvg stellte erne 
ganz vulgire D. dar, und das andere, welches 
manche fur ein Bild der Themis hielten, war nur 
eine andere Form derselben D., die neben der 
Gottin des Ackerbaus auch Beschutzerin von Recht 
und Gesetz ist. Wenn in der Legende zu dem 
Sohn 'Eniojv noch eine Tochter zutritt, so leuchtet 
der Einfluss der Gestalt der D. sofort ein. Sehr 
schwierig ist die Frage, wie dieser Cult von Thel- 
pusa mit dem an der Quelle Tilphossa in Boiotien 
zusammenhiingt. Die Folgerungen Bet lies The- 
banische Heldenlieder 92. nach denen die boio- 
tische Sage unzweifelhaft die iiltere sein soil, 
si'heinen mir iibereilt zu sein: vgl. v. Wilamo- 
witz Ubersetzung von Aischylos Eumeniden Einl. 
225. Die Miinzen von Thelpusa zeigen noch das 
Bild des daemonischen Pferdes, das durch die 



epische Dichtung spater zum Pferde des Adra- 
stos geworden ist und damit einen grossen Teil 
seiner einstigen Bedeutung eingebiisst hat. Ganz 
verblasst sind dieselben Vorstellungen in Athen 
(s. § 28), wo das Tierische nur noch in dem 
Namen des iTimog noXcovog geblieben ist. 

Ein dritter eigcntiimlicher D.-Cult Arkadiens, 
in dem wir auch noch altere locale Vorstellungen 
von der Erdgottin nachweisen konnen, ist der Cult 
10 von Phigaleia, der dem von Thelpusa sehr nahe 
verwandt ist und in dem sich ein Bild aus der 
altesten Zeit dieses Cults lange erhalten hat. D. 
fuhrte hier den Beinamen der MeXcuva (Paus. 
VIII 5, 8 und namentlich c. 42). Das Cultbild 
stand hier in einer Hfihle, was schon auf das Alter 
des Cults und seinen Zusammenhang mit der Erde 
hindeutet; die HOhle, heute to etofiiov %f\g Ilava- 
yiag oder >; ftavgoamjXid genannt, ist von Con ze 
und Michaelis bei Pavlitza wiedergefunden wor- 
20 den (Ami. d. Inst. XXXIII 1861, 58ff.). Die Cult- 
legende von Phigaleia entsprach fast genau der 
thelpusischen ; nur soil D. hier statt des Pferdes 
die Despoina geboren haben. D. habe in schwarzer 
Trauergewandung die geraubte Tochter gesucht 
und sich vor den Nachstellungen des Poseidon 
in die Hohle bei Phigaleia zuriickgezogen. Wah- 
rend dieser Zeit sei jede Frucht der Erde ver- 
dorrt und die Menschen seien vor Hunger ge- 
storben. Pan, der alte Gott Arkadiens, habe end- 
30 lich den Schlupfwinkel der D. entdeckt und ihn 
dem Zeus mitgeteilt. Dieser habe sie dann durch 
die Moiren holen lassen, und D. habe Zorn und 
und Trauer abgelegt. Seit jener Zeit habe die 
Hohle als Heiligtum der D. gegolten und in ihr 
habe sich ein Schnitzbild von folgcnder Darstel- 
lung befunden: eine auf einem Stein sitzende 
Frauengestalt; aber der Kopf dieser Gestalt war 
der eines Pferdes. und urn den Kopf herum waren 
Schlangen und anderes Getier angebracht. Bis 
40 zu den Fussspitzen reichte ihr schwarzes Gewand. 
In der einen Hand hielt sie einen Delphm, m 
der anderen eine Taube. Den Kiinstler dieses 
alten Cultbildes kennt Pausanias nicht, weiss auch 
nicht. auf welche Weise es durch Feuer vernichtet 
worden ist. Lange Zeit soil die Hohle dann eines 
Cultbildes entbehrt haben, bis Misswachs einge- 
treten sei und die Pythia den Phigaleern neuen 
Schmuck der Hohle befohlen habe. Onatas der 
Ai"-inet habe dann das ncue Cultbild verfertigt, 
50 das zu Pausanias Zeit bereits wieder verschwunden 
war. Der Altar der Gottin stand vor der Hohle, 
auf dem man ihr zahme Baumfriichte, Weintrauben, 
Wachs, ungewaschene Wolle weihte, was man 
alles mit 01 begoss. Das xoivov der Phigaleer 
musste der Gottin jahrlich ein solehes Opfer dar- 
bringen. das die Priestcrin zusammen mit dem 
Jtingsten der drei kgadfoai ausi'uhrte. Urn die 
Hohle lag ein Eichenhain mit einer Quelle. Vgl. 
B. Breyer Demeter Melaina, Jahresberieht des 
60 Reak'vmnasiums zu Sprottau 1895. 

tber den Cult der D. 'EXevotria in der zu 
Pausanias Zeit verfallenen Stadt Basilis wissen 
wir nichts Naheres (Paus. VIII 29, 5 1, nur dass ihr 
zu Ehren nach Nikias bei Athen. XIII 609 E em 
von Kvpselos, dem Grander der Stadt, eingesetzter 
ireot xdXXovg yvvaiy.wv uyiov gefeiert wurde. in dem 
zuerst Herodike gesiegt haben soil. In Lykosura, 
dessen grosses Heiligtum der Despoina ausser- 



273c 



Demeter 



Demeter 



2736 



2737 



Demeter 



Demeter 



halb der Stadt lag, ist der Cult der D. erst spater Paus. VIII 36, 6 gab es fiinf Stadien von der 

an diese altarkadischc Gottheit angeschlossen wor- Stadt entfernt noch einen nur Frauen zugang- 

den; vgl. Paus. VIII 37, 1—10 und den Aus- lichen Tempel und Hain der D. xaXovfihn % 

grabmigsbericht von B. Leonardos Ilguxzixa. gXsi. D.-Culte, teilweise mit Mysterienfeiern, sind 

zijg iv A&rjv. aQx- hcuQstag 1896, 93—126 mit ferner bezeugt fur Kleitor (dort auch Tempel des 

mv. 1—4. Vor dem Peribolos der Despoina be- Asklepios und der Eileithyia), Trapezus, Zoitia 

land sich wie in Eleusis vor dem Temenos der (mit Artemis zusammon in einem Tempel?), Phai- 

beiden Gottinnen em Tempel der Artemis, die drion, Pallantion (vgl. ausser Paus. VIII 44 5 

hier unter dem Namen Hegemone verehrt wurde. auch Dion. Hal. 1 33). Kaphyai, Tegea; in letzterer 
In einer Stoa neben dem grossen Tempel der 10 Stadt Tempel beider Gottinnen als Kaonowopoi 

Despoina, d le Tochter des Poseidon und der D. nach Paus. VIII 53, 7. Ein Weihrelief an Hades 

genannt wurde, befand sich ein .-iivdxiov yeyga,u- Kora und D. Arch. Ztg. XLI 1883, 225. In dem 

jihov, eyov ra eg i»)v zeXezr/v. Vor dem Tempel Tegea benachbarten Flecken Korytheis befand 

standen Altare der D., der Despoina und der sich in einem Eichenhain nicht weit von dem 

fieydlrj /j,tJTtj S . In lhm stand eine von dem Mes- Tempel der D. auch ein Tempel des Dionysos 

semer Damophon gefertigte zum Teil wiederge- Mvazijg, Paus. VIII 54, 6. 

fundene Cultgruppe, D., Despoina, Artemis, Anytos Arkadien hat also eine alte ErdgOttin in eigen- 

(wohl Hades) darstellend, fiber deren Alter die tumlicher Weise an verschiedenen Orten verehrt 

Ansichten der Gelehrten stark auseinandergehen; und diese spater der allgemein griechischen und 
vgl. Robert Herm. XXIX 1894, 429ff. und den 20 oft auch der attisch-eleusinischen angeglichen 

Art. Damophon. Die Arkader bringen der Nirgends lasst sich der Cult der alten kretischen 

Despoina alle zahmen Baumfrfichte dar ausser 'EXevaivia nachweisen; sondern alle Culte der 

der Granate; vgl. fiber die Bedingungen zum 'EXevaivia in Arkadien geben sich uns als Filialen 

Emtritt m das Hieron das neugefundene , leider des attischen Eleusis deutlich zu erkenncn. Also 

verstummelte, von Rich. Meister Berichte Sachs. nicht fiber Arkadien kann der Cultus der Eleu- 

Gesellsch. der Vvisseusch. 1899, 147ff. behandelte sinierin nach dem attischen Eleusis gelangt sein- 

lempelgesetz. Em wemg aufwarts fiber dem sondern er muss auf anderem Wege, wohl fiber 

Tempel der Despoina war das Megaron gelegen, die Argolis nach Attika gelangt sein. Dass er 

in dem die Weihen der Despoina und blutige von Boiotien nach Attika gekommen ist, scheint 
Opfer stattfanden, bei denen den Tieren nicht 30 mir im hochsten Grade unwahrscheinlich zu sein, 

die Gurgel durchschmtten, sondern ein beliebiges da dort alter Cult der Eleusinierin ttberhaupt 

Glied abgehauen wird. Uber dem Megaron lag nicht nachzuweisen ist. 

em der Despoina geheiligter Hain und oberhalb 28. In Attika uberragt alle Culte an Be- 

dieses standen Altare des Hippios Poseidon und deutung der grosse Mysteriencult von Eleusis 

anderer Gutter. Schliesslich folgt noch ein Heilig- (s. die Artikel E 1 e u s i s und M y s t e r i e n). Wann 

turn des alten arkadischen Gottes Pan. Piir zuerst an der Bucht von Eleusis, wo sich spater 

Mantineia ist durch Paus. VIII 9, 2 ein Heilig- - das Telesterion erhob, das zur Wallfahrtskirche 

turn der I), und Kora bezeugt, in dem ein foit- der ganzen griechisch-romischen Culturwelt ge- 

dauernd brennendes Feuer unterhalten wird; auf worden ist, der Cult der D. gegrfindet ist, ent- 
dasselbe bezieht sich wahrscheinlich das Ehren- 40 zieht sich unserer Kenntnis. Die einheimische 

decret des Pnesterinnencollegiums fur Phaena Cultlegende, die uns in dem homerischen Hymnos 

Le Bas-Foucart 352i, in dem Z. 27 auch ein auf D. erhalten ist, verlegt die Grundun°- in die 

fieyagov erwahnt wird. Der Kora allein scheint Konigszeit. Jedesfalls ist der Mysteriencult noch 

das Z. 41 genannte Koragion bestimmt zu sein, zur Zeit der vollen Selbstandigkeit der eleusi- 

uber das die Inschrift der Nikippa Le Bas-Fou- nischen Ebene gestiftet worden; denn aus dieser 

cart 352h soweit orientiert, dass wir wissen, dass Zeit stammt der Hymnos, der Athen geflissent- 

die Ordnung der Opfer und der Weihe einem lich ignoriert' (v. Wilamowitz Aus Kydathen 

Pnestercollegium, der ovvo&og z&v Kogay&v, unter- 125), aber die heiligen Weihen kennt, die dem 

steht. Nikippa hat die Leiturgie in der herkomm- D. und ihre Tochter verehrenden Mysten ein 
lichen Weise vernchtet und die Gottin auch in 50 seliges Leben nach dem Tode verheissen. In 

ihr eigenes Haus(Z. 22) aufgenommen, xadcbg Eleusis flnden wir den D.-Cult in voller Hoheit 

eozir e&og roTg [a] el yirofisvoig Isoevaiv. Die von und Keinheit entwickelt. Hier ist sie nicht nur 

Immerwahra.a. 0.125 behaupteten Beziehungen die Gottheit des frommen Ackermanns, nicht nur 

der Kooayia zum Cult der X&ovia von Hermione die Gottin der Frauen, die die intimsten Ange- 

halten einer genauen Prufung nicht stand. Auch legenheiten ihres Lebens ihr anvertrauen; sondern 

in der naheren Lmgebung von Mantineia gab es in Eleusis ist sie zur Gottin der Menschheit ge- 

nach Pausamas (s. die Zeugnisse bei Immer- worden. Das Evangelium von der ErlOsuno- der 

\vahr a. a. 0. 103) noch Tempel und Haine der Menschen aus der Welt der Sttnde und des Scheins 

I).; wichtig ist, dass auf dem Alesion nicht weit ist hier zuerst in voller Klarheit verkfindet wor- 

von dem Ham der D. sich auch ein Heiligtum des 60 den. nicht durch Worte, sondern vor allem durch 

Poseidon Hippios befand. Zu den spiitesten D.- erbauliche Bilder. an denen der an das Schauen 

Culten Arkadiens gehort naturgemass der von gewohnte Sinn der Hellenen Gefallen fand, und 

Megalopolis (Paus. VIII 31, 1—8); Kore ftthrte den diese Bilder begleitenden Gesang der Hiero- 

hier den Bemamen Sdnewa. Beide Gottinnen, phanten. Wir sind durch die litterarischen Zeu^- 

von denen Damophon em Cultbild verfertigt hatte, nisse der Alten fiber den Inhalt der Mysteri e D n 

standen un Centrum des Gottesdienstes von Megalo- schlecht unterrichtet, weil die Hellenen und ROmer 

pohs. Die \\ cihe der grossen Gottinnen war nach das ihnen durch diesen Cult anbefohlene Schweigen 

dem Muster der eleusinischen geordnet. Nach gut bewahrt haben. Wie zu erwarten war, haben 



2738 



t 



die Ausgrabungen der griechischen archaeologi- nischen Demarchen Pamphilos ('E<pt]p. dgy. 1890, 

schen Gesellschaft unter der Leitung von D. 126 nr. 60) jetzt auch fur Eleusis bezeugt" (Kern 

Philios, auf dessen Buchlein Eleusis, ses my- a. a. 0. 197). Die Chloia in Eleusis, das Fest der 

steres, ses mines et son musee, Athenes 1896 schon grtinenden Saat, sind sicherlich ein Friihlingsfest 

hier verwiosen sei, diesen Schleier nicht gelfiftet. und dtirfen mit dem Fest am 6. Thargelion nicht 

Aber gross ist der Gewinn aus ihnen fur unsere verwechselt werden. Nach Herod. V 61 hatten 

Kenntnis der Einrichtung des Weihetempels, der die aus Boiotien gefliichteten Gephyraier in Athen 

verschiedenen Perioden seines Baus, der Organi- neben anderen Sonderculten auch Ayaiing Ar/fit]- 

sation der Priesterschaft und der Feste u. s. w. ge- rgog igov ze xal ogyia, vgl. Etym.'M. 180,' 34 

worden, worfiber der Artikel Eleusis im einzelnen 10 und oben § 9. Die Priesterin der A. Kovgozooyog 

orientieren wird. Eincs darf hier schon besonders Ayaia hatte einen Platz im Dionysostheater" CIA 

hervorgehoben worden; der tief eingreifende Ein- III 373. 

fluss der orphischen Sectc auf die eleusinischen Eine A. Kaguoqiogog kennen wir aus der auf 

Mysterien, der immer wieder behauptet wird, ist der Akropolis gefundenen Inschrift CIA II 1, 

unwahrscheinlich, da Iakchos in Eleusis selbst 1545; eine A. V/tfjivia] aus CIA III 26, 2. 3; 

nie einen Cult gehabt hat und das Cultbild im A. <Pged[q]goog aus CIA III 375 (Theatersitz). 

Telesterion seine Gestalt nicht zeigte. Mutter Das Heiligtum der A. @eofio<pogos (Aristoph. 

und Tochter standen hier im Mittelpunkt des Thesra. 657. Schol. Aristoph. Thesm. 585 und 

Cultes; das hohe Lied der Mutterliebe kam durch CIA III 190 a p. 493 Weihung an die 9saporp6- 

die dgeb/teva hier zum schonsten Ausdruck, und 20 got, s. E. Curtius Stadtgesch. XXVI) lag auf der 

aus dem wilden Rauber Hades ward hier Pluton, Pnyx in Melite (v. Wilamowitz Aus Kydathen 

der Reichtumspender. In heiliger Verklarung 161). Tiber das Thesmophorienfest , durch das 

zeigt sich hier der Cult der alten chthonischen wir namentlich durch die Thesmophoriazusen des 

Gottheiten. Der Unter welt sind die Stacheln ge- Aristophanes unterrichtet sind, vgl. den Artikel 

nommen, das flnstre Haus wird fur den Frommen Thesmophoria und Preller-Robert Griech. 

ein lichtes. Reichtum und Segen bringt hier die Myth. 1 4 778. 

Erde. So sicheR es aber ist, dass der Einzug Sicher sind es die eleusinischen Gottinnen, 

des Iakchos in Eleusis mit unerhOrtem Geprange, deren Cult mit dem des Asklepios am Sfidabhang 

mit Tanz, Gesang und Lichterglanz in der Nacht der Burg verbunden ist (U. Koehler Athen. Mitt, 

vom 20.— 21. Boe'dromion hier gefeiert worden ist, 30 II 1877, 177. 243. L. Urlichs Jahrb. des Vereins 

so sicher die Mysten dabei an das ihnen ver- der Altertumsfr. im Rheinlande LXXXVn 1889 

heissene Leben im Elysion dachten, ebenso sicher S. 1 Taf. I. II. 0. Kern Athen. Mitt. XVII 

ist es auch, dass ein wirklich neues, religiOses 1892, 134). Die eigentliche Filiale aber von 

Element durch die Verbindung des alten Cultes Eleusis war das 'Elevoiviw (s. d. und die Zeug- 

der D. und Korc mit dem von Thrakien kommen- nisse bei E. Curtius Stadtgeschichte von Athen 

den des Dionysos -Iakchos in den eleusinischen XXV. Preller-Robert Griech. Mythol. I* 

Cult nicht eingedrungen ist (vgl. 0. Kern Athen. 791, 2), dessen in der Nahe der Burg gelegene 

Mitt. XVII 1892, 141). An der Iakchosfeier in Statte trotz eifrigen Bemuhens in den letzten 

Eleusis hat der Patriotismus (vgl. Herod. VIII 65) Jahren noch immer nicht gefunden ist. In ihm 

einen viel grOsseren An teil als die Religion. 40 lag das Grab des Immarados, des im Kriege 

_ In Attika sind die Hauptculte der D. wohl zwischen Eleusis und Athen von Erechtheus ge- 

Filialen von Eleusis, nainentlich in Athen, wo toteten Sohnes des Eumolpos und der Daeira. 

zuerst Athena die Function der D. als Acker- Hierher gehOrt auch der von Paus. I 2, 4 im 

gfittin erffillt hatte. Das Geschlecht der Buzygen Innern der Stadt erwiihnte Tempel der D. , in 

war mit den alljahrlichen heiligen Pfliigungen dem sich eine Cultgruppe von ihr, Kora und 

am Fusse der Akropolis betraut (Bd. II S. 1966). dem cine Fackel haltenden Iakchos befanden 

So ist es charakteristisch , dass sie keinen Cult (Curtius Stadtgeschichte XXIV). 

auf der Burg selbst hat. Als XXorj wurde sie In Agrai, einer am Ilisos gelegenen Vorstadt 

zusammen mit r>] Kovgorg6q>og und Kora beim Athens, wurden im Monat Anthesterion die kleinen 

Aufgange zur Burg verehrt (s. Paus. I 22, 3 und 50 Mysterien gefeiert , die officiell za fivaz/jota to. 

die Orakelinschrift aus hadrianischer Zeit, Athen. h "A-oag oder ra Tigo; "Aygar (s. Bd. I S. 887) 

Mitt. XVIII 1893, 192). Die Statte ihres Heilig- genannt wurden. 

turns lasst sich nicht mit Sicherheit bestimmen ; Sehr wenig wissen wir fiber das Fest der 'Exi- 

s. 0. Kern Athen. Mitt. a. a. 0. 195. Ein gewisser xXeiSta, Hesych. s. eogrij AtjurjTgog 'AOfyijoi. Denn 

Eisidotos^ weiht der D. Chloe und Kora rtjv dass mit dem nach CIA III 77 im Metageitnion 

Kovgozgocpov y.ar' Sreigov (AnXz. agyaioX. 1889, stattfindenden Opferfest das Fest der Epikleidia 

130,5), also eine Statue der Ge Kurotrophos, der geineint ist, wie 0. Band in dem bisher nur 

Cultgenossin^der D. Chloe und Kora; vgl. den veroffentlichten ersten Teil seiner Schrift: Das 

Theatersitz Eovgorgoi/ov tg'Aylavgov Ai)iii][r]oo; attische Demeter-Kore-Fest der Epikleidia (Progr. 

CIA III 372. D. X).6ij, der am 6. Thargelion 60 der Berliner Margarethenschule 1887) angenommen 

ein Widder gewidmet wurde, ist die Gottin der hat, ist sehr zweifelhaft; vgl. H. v. Prott Leges 

aufkeimenden Saat. Stengel Herm. XXII 1887, Graecorum sacrae I 1896, 8. Stengel Griech. 

90. Unter dem Namen EuyXoog (CIA III 191) Cultusaltertiimer2 1898, 218. Nach dem Vorgang 

hatte »ie einen Cult bei dem Kolonos Hippios Prellers Demeter und Persephone 326, 33 werden 

(s. § 27 unter Thelpusa). Auch der Cult der die 'Emx'/Mbia gewohnlich als ein Speicherfest 

Chloe an der Burg ist offenbar mit dem eleusini- erklart; sie werden danaeh gefeiert, 'wenn der 

schen Gottesdienst verknupft; denn das Fest der Schlfissel vor das Granarium gelegt wurde'. A>}- 

XXoia ist durcli das Ehrendecret fur den eleusi- /tt'izgia sind uns nur aus Poll. I 37. Hesych. s. 



2739 



Demeter 



Demeter 



2740 



/ioqoxxov (ex (pXoiov jrXey/.ia ti, <p StvTtxov ailr\lovq 
xotg ArifttjTQioig) bekannt; vgl. Toepffer Attische 
Genealogie 311. Ein athenisches, derD. gefeiertes 
Erntefest Evyaoioz^ota bei Schol. Pind. 01. IX 150. 
Von D.-Culten der attischen Demen sind mis 
folgende bekannt: Im Peiraieus, Cult der Osauo- 
«po>; CIA II 2, 1059, 12, A. 'Oftdvoia 'AWjvaiov 
VIII 1879, 296 nr. 2, 19; in Phaleron ein Heihg- 
tum der D. (Paus. I 1, 4), das nach desselben 
Zeugnis X 25, 3 noch zu seiner Zeit seit dem 
Perserbrande rjpCxavxov war (vgl. den Commcntar 
von Hitzig-Bliimner Bd. 1 123) ; nicht identisch 
hiemit ist das Heiligtwn der D. ©ee/ioyooos mid 
Kora im Demos Halimus auf dem Vorgebirge 
Kiohas (Pans. I 31, 1; vgl. Hesych. s. Kcokids), 
wo die QeofuxpoQia xd h Ahuovvxi gefeiert wur- 
den; vgl. Hitzig-Bliimner a. a. 0. 328. A. 
Mommsen Feste der Stadt Athen 1898, 308. 
317. 319. 533; im Demos Aamddai auf dem linken 
Ufer des Kephisos an der nach Eleusis fuhrenden 
heiligen Strasse lag ein Tempel der D. und Kora 
(ai'V oe. aqiiaiv Adrjvd xal Uoosidwv k'yovci. ri,udg 
Paus. I 37, 21; dort lag nach Pans. a. a. 0. (vgl. 
Hitzig-Bliimner a. a. 0. 350) das Grab des 
Phytalos, derD. gastlich aufgenominen und dem sie 
die erste Feige geschcnkt hatte; in Skiron wurde 
ein grosses Fest gefeiert, an dem ausser Athena, 
Poseidon und Helios auch die beiden eleusinischen 
Gottinnen eine grosse Rolle spielten ; vgl. Toepffer 
Attische Genealogie 120 und Bd. II S. 1216; 
nach dem 'Pdoiov nediov bei Eleusis, wo Tripto- 
lemos den ieoog aoorog vollzogen haben soil (0. 
Rub ens oh n Athen. Mitt. XXIII 1899, 60), wurde 
D. auch 'Paoidg genannt, Steph. Byz. s. TaQiov 
jisdiov. In Aphidna, wohin sich die aus Tanagra 
fliichtigen Gephyraier zuerst begeben haben, hat 
der nachher in die Hauptstadt Attikas iibertragene 
Dienst der A. Ayaia (s. o.) selbstverstaiidlich auch 
gebliiht; vgl. Toepffer Att. Genealogie 298. 
Naehst Eleusis aber war der wichtigste Dienst der 
D. in Attika der Mysteriencult in dem durch grosse 
Fruchtbarkeit ausgezeichneten Demos Phlya, dessen 
Leitung in den Hivnden des Gcschlechts der Lyko- 
miden lag. In Phlya befand sich das Gentil- 
heiligtum der Lykomiden (to <S>Xvi)oi TsXean'jQiov, 
o.ieo r/v AvxopiooJv xoivov Plut. Them. 1), das 
nacn dem Zeugnis des Simonides Themistokles 
nach dem Perserbrande wieder herrichten liess; 
vgl. Toepffer Attische Genealogie 209, der auch 
uber die Beziehungen dieses Mysteriendienstes zu 
dem eleusinischen handelt. In Phlya befand sich 
neben Altaren verschiedener Gottheiten (unter 
diesen der Xvficcdiv 'loutjvtdcov xal Fijg >}v Meya- 
h]v Oeor ovoud^ovai) nach Paus. I 31, 4 ein 
Tempel mit Altaren der AMnjaiowoa (vgl. Hesych. 
s. v. Etym. M. 108, 31). des Zeus Kxt'joios, der 
Athena Tidodnn , der Kore Tlooyxoyovr] und der 
Semnen I vgl. Hitzig-Bliimner a. a. 0. 331). 
Von Phlya aus soil Methapos , dessen Zeit un- 
gewiss ist. die Mvsterien nach Andania gebracht 
haben (s. Bd. I S! 2118). Im Demos Erchia soil 
der Eponym desselben nach Steph. Byz. s. Eoyid 
ein Gastfreund der D. gewesen sein, und in Pro- 
spalta gab es nach Paus. I 31, 1 einen Tempel 
der Kora und D. 

29. Ein Hauptplatz fur den Cult der D. mit 
ihrer Tochter ist die Komkammer Italiens. S i c i U e n 
gewesen. Namentlich war der Mittelpunkt Sici- 



liens (umbilicus Siciliae Cic. Verr. IV 106) Enna 
durch seinen D.-Cult hochberiihmt und gefeiert. 
Bezeugt ist derselbe fur das J. 621 d. St. = 133 
v. Chr. durch Cic. Verr. IV 108, nach dem die 
sibyllinisc.hen Biicher damals die D. von Enna als 
Ceres cmtiquissima bezeichnet haben (vgl. Bd. Ill 
S. 1974) : tanta erat enim auctoritas et vetu&tas 
illius niigionis, ut, quum illuc irent, non ad 
aedem Ceteris, sed ad ipsam Cererem profieisci 
\Ovidermtur; 109: hoc dieo, heme ipsam Cererem, 
antiquissimam, religiosissimam , principem om- 
nium sacrorum, quae apiud mines gentes natio- 
nesque fiunt , a. C. Verre ex suis templis ae 
sedibus esse sublalam. Qui aeeessistis Hennam, 
vidistis simulacrum Cereris e marmore et in 
altero templo Liberae. Sunt ea perampla atque 
praeelara, sed non ita antiqua. _ Ex aere fuit 
quoddam modiea amplitudine ae singulari opere, 
cum faeibus, perantiquum , omnium ittorum, 
20 quae sunt in eo fano, multo antiquissimum. Id 
sustulit, ae tarn en eo contentus non fait. 110: 
Ante aedem Cereris in aperto ac propatulo loco 
signa duo sunt: Cereris unum, alterum Tripto- 
lemi , pidclterrima. ae perampla. Pulchritudo 
periculo, amplitudo saluti fuit, quod eorum demo- 
litio atque asportatio perdiffieilis videbatur. In- 
sistebat in rnanu Cereris dextra grande simu- 
lacrum pulcherrime factum Victorian: hoe iste 
e signo Cereris avellendum asportandumque cura- 
30 vit (vgl. V 187). Deti D.-Tempel von EnDa er- 
wabnt auch Strab. VI 272. Den Mannern war 
das Betreten des Tempcls verwehrt (Lact. div. 
inst. II -1). Auch der Mythus von dem Raube 
der Persephone durch Hades wurde bei Enna am 
See Pergus erzahlt; s. Cic. a. a. 0. 106. 107. 
Diod. V 3 und die iibrigen Zengnisse bei Preller- 
Eobert Griech. Myth. I* 759, 6. A. 'Evvaia 
Lycophr. 152. Miinzen bei Mionnet I 233, 206. 
207. 209. 212. 
40 Auch in der Umgegend des Aitna ist der Raub 
localisiert worden und der Cult der D. stark ge- 
pflegt worden. Gelon hatte einen Tempel der D. 
in Aitne zu bauen begonnen, ihn dann aber wegen 
seines Todes nicht vollenden konnen, Diod. XI 
26. Miinze bei Eckhel D. N. I 191. Der Raub 
der Kore in der Gegend des Vulcans z. B. bei 
Moschos III 121 (xal cv Ahvalowiv exaihv ayxeoi 
d. h. Kore). Hyg. fab. 146. I), ziindet ihre Fackeln, 
um die geraubte Tochter zu suchen, ix row xaxb. 
50 xi]v Al'rvip' xQairjoojv an, Diod. V 4. In Katana 
gab es einen Tempel der D. mit einem signum 
Cereris perantiquum in saerario intimo, das 
nur die Frauen betreten duiften (Cic. Verr. IV 99. 
V 187. Lactant. div. inst. II 4). Priesterin der 
D. IGI 449; Ileqof.<[bvi] Baoi/.tg ebd. 450. 

In Svrakus" wurden die beiden Gottimien 
namentlich als Oeouorfogot verehrc und zwar in 
der Vorstadt Achra'dina, in der nach Diod. XIV 
63 die von Gelon erhauten Tempel der D. und 
60 Kore in einem rharog lagen ivgl. Diod. XI 26. 
XIV 70. XIX 5. Plut. Dion c. 56 [to tcSv teuo- 
(fooon- Ttuevog]. Corn. Xep. Dio c. 8). Cic. in 
Verr. IV i 19 verlegt den Tempel nach der Xea- 
polis. Xach Herakleides von Svrakus (Athen. XIV 
647 A; wurden in Syrakus an den natnulsioig rwv 
(-houoqoqiov Kuchen aus Sesam und Honig dar- 
gebi'achtr die die Gestalt von fq -ijjiaia yvratxsTa 
hatten und in ganz Sicilicn /.w/./.oi genannt wurden. 



2741 



Demeter 



Demeter 



2742 



Sie wurden wahrscheinlich in Procession an dem 
grossen Saatfest herunigetragen , von dem Diod. 
V 4. 5 naher spricht, und fiir das er amEnde 
von c. 4 ein alaxQoloysTv xara rag Jiobg dXXr'iXovg 
oudiag bezeugt. In der Nahe von Syrakus lag 
die Quelle Kyane, an der der Koraraub auch 
localisiert war; das dort von den Syrakusanern 
begangene Pest und Stieropfcr sollte Herakles 
gestiftet haben (Diod. IV 23. V 4). Fur Syrakus 
sind uns noch folgende Beinamen der D. bezeugt: 
EmXvoauivn Hesych. s. v. (sie fiihrte denselben 
Beinamen auch in Tarent, wie denn aach erne 
der Eileithyien nach Hesych. s. v. diesen Namen 
hatte), 'Eopiovn Hesych. s. v. (auch Kore hatte 
h Zvoaxovoatg diesen Namen), 'Ifiaklg und Sncb 
nach Polemon iv x<5 xeol xov Moovyov bei Athen. 
Ill 109 A (vgl. X 416 B und Aelian. v. h. I 27). 
Mtinzen bei Mionnet I 290 nr. 699—702. 

Fiir Akrai sind ayval &sai bezeugt durch die 
Weihinschrift des Mnamonen Nymphon IGI 204, 5 
(die Kalligenia ebd. 205, 4 hat einen problema- 
tischen Charakter; vgl. Kaibels Bemerkung). 
Dagegen ist ein Kooeiov bezeugt durch 217, 4. 

8 11. s w. (vgl. dazu Ad. Wilhelm Osterr. 
Jahreshcfte III 1900, 45). Miinze bei Mionnet 

1 209, 7. Kamarina hat D.-Terracotten geliefert, 
Kekule Die Terracotten ion Sicilien 25 Taf. 4; 
vgl. die Miinze bei Eckhel D. N. I 202. Ob 
der angeblich aus Telos nach Gela gelangte chtho- 
nische Cult (Herod. VII 153) der D. _ gait , ist 
nicht auszumachen. Akragas, das Pind. l'yth. 
XII 2 (peooeqiovag Bog nennt, gait wie Kyzikos 
und Theben als Brautgeschenk des Zeus an seine 
Tochter Persephone, Schol. Pind. 01. II 16. &sauo- 
(fOQia in Akragas Polyaen. V 1 p. 223, 18 W.-M. 

In dem von den Megareern etwa um 628 v. Chr. 
gegriindeten Selinmit wurden nach der aus der 
Mitte des 5. Jhdts. v. Chr. stammenden Inschrift 
IGI 268, 5 Ma'/.oyooog und TIaoixqdxua verehrt, 
unter denen D. und Kora zu verstehen sind, da 
sich in Kisaia, der Hafenstadt von Megara, ein 
Heiligtum der A. MalotpoQog befand (Paus. I 
44, 3). Uber das Megaron der D. in der heute 
Gaggera genannten Gegend von Selinunt vgl. 
Puchstein undKoldewey Die griech. Tempel 
in Unteritalien und Sicilien 82ff. (namentlich S. 89). 
Drepanon soil seinen Namen von der Sichel der 
D. (vgl. unter Kerkyra oben § 8) haben nach 
Serv. Aen. Ill 707. In Tauromenion Weihin- 
schrift an die ayval deal IGI 431 Ivgl. Akrai). 
Die Hauflgkeit der D.-Culte Siciliens. die durch 
die grosse Fruchtbarkeit der Insel bedingt ist, 
lasst es verstehen, wenn Sicilien mit Vorliebe als 
das Lieblingsland beider Gottinnen gefeiert wird 
(Trinacris — grata donnts Cereri Ovid. fast. IV 
421); vgl. Cic. Verr. IV 106. Hier wurde dann 
auch ihre Geburt, Ps.-Aristot. mirab. LXXXII (83) 
("Westermann Paradoxogr. p. 24), hier an ver- 
schiedenen Orten der Koraraub localisiert. und 
nicht nur Akragas, sondeni auch das gauze Sicilien 
trait als Hochzeitsgeschenk des Zeus an Perse- 
phone (s. Bd. I S. 2031 unter 'Ai'axa/.v.~iTr jC ,ta). 
D. soil im Streit mit Hephaistos Sicilien als ihr 
Land erhalten haben (Schol. Theokrit Id. I 65). 
So ist der D.-Cult dann auch noch fiir cine 
ganze P.eihe von Stiidten nur .lurch Miinzen nach- 
weisbar (z. B. in Leontinoi, Kentoripa, Tyndaris, 
Thermal, Panormos), und wo audi dies Zeugnis 



versagt, so werden wir doch iiberall auf D.-Cult 
schliessen dttrfen. Bezeichnend fiir die Bedeutung- 
des sicilischen D.-Cults ist das attische Decret- 
relief von 01. 96, 4, auf dem D. als Vertreteria 
Siciliens der attischen Athena gegeniibergestellt 
wird (R. Schnenc Griechische Reliefs Taf. VII 
49). Nicht naher zu localisieren ist der Cult der 
T>.Aotj<payia (Polemon iv jtQcortp roJv jigog Tl^uuov 
bei Athen. I 416 B. Aelian. v. h. I 27). Fiir die 
10 Insel Melite (Malta) ist D.-Cult durch die Miinze 
bei Mionnet I 342, 24 bezeugt. 

30. Weniger verbreitet ist der D.-Cult in 
Unteritalien gewesen. Nur Miinzen bezeugen 
ihn fiir Arpi und Butuntum, Eckhel D. N. 1 140;. 
Metapont Head HN 66, Petelia Head HN 91. In 
Tarent wurde D. wie in Syrakus unter dem Namen 
'EmXvoausvn verehrt (Hesych. s. v.). A. Oovgia be- 
zeugt Schol. Lycophr. 153; vgl. die Miinze bei 
E ckhel D. N. 1 164. In Kroton wurde das Haus des 
20 Pythagoras nach seinem Tode in einen D.-Tempel 
umgewandelt, Timaios bei Porphyr. vit. Pyth. 4 
p. 19, 11 NauckS. Wahrend fiir Lokroi Epize- 
phyrides (s. namentlich auch die Inschrift Ilnoi- 
<f,6va IGI 631) nur Cult der Kora. und des Hades, 
fiir Hipponion nur Cult der ersteren bezeugt zu 
sein scheint , scheint in Velia ein ansehnlicher D.- 
Cult bestanden zu haben, der nach Rom Prieste- 
rinnen der Ceres lieferte (Cic. pro Balbo 55 = Val. 
Max. I 1, 1; s. Bd. Ill S. 1974). Aus Pompeii 
30 stammt vielleicht das D.-Relief der Terentia Para- 
mone, die Priesterin der D. Oso/iocpdoog war, IGI 
702. Ebenso einc Priesterin der D. 9eouo<pooo; 
auf der Inschrift aus Neapcl, IGI add. 756 a 1. 
Von Neapel erzahlt Cic. pro Balbo 55 dasselbe 
wie von Velia. Vgl. Stat. silv. IV 8, 50. Wie 
um Sicilien D. und Hephaistos, streiten sich um 
Campanien D. und Dionysos (Plin. Ill 60). Uber 
D.-Ceres in Rom s. o. Bd. Ill S. 1974; uber 
das Triopion an der Via Appia (IGI 1389. 1390) 
40 s. den Art. Triopion. 

31. In Agypten wurde Isis friih mit D. ldcn- 
tificiert (s. Herod. II 156); aber auch der echte 
griechische D.-Cult fand hier, wenigstens sicher 
von der hellenistischen Zeit an, einc bedeutende 
Statte. Der attisch - eleusinische Cult wurde 
namentlich in Alexandreia eingefiihrt. von dem 
ein Vorort den Namen Eleusis fiihrte, in dem der 
Dichter Kallimachos vor seiner Berufung an den 
ptolcmaeischen Hof Schulmeister war (Suid. s. 
bO Ka/./.Umy_og , vgl. auch Liv. XLV 12). Kallima- 
chos clichtete einen Hjinnos auf D. bei Gelegen- 
heit eines ihr von Ptolemaios gestifteten Kala- 
thosumzuges ; vgl. Schol. Kallim. hymn. "VI 1. 
Eustath. ad Odyss. 1488, 60. 1627, 50 und die- 
von A. Koerte Athen. Mitt. XXIV 1899, 413 
nr. 13 veroffeiitlichte Inschrift aus Kios. Fur 
alexaudrinischen Cult der eleusinischen D-vgL 
auch das von H. Brunn mit Unrecht verdach- 
tigte Braunsehweiger Onyxgefass und die Gold- 
60schale von Piatrossa: iiber beides O. Kern De 
Triptolemo aratore, Genethliacon Gottingense 1888, 
102 Ein Thesmophoreionmit jahrlichenOpferfesten 
bezeugt Polyb. XV 29. 8. Weihung an D ; Kore 
und Dikaiosvne aus der Zeit des Ptolemaios IV . 
bei M. Strack Die Dynastie des Ptolemacer nr. 54. 
\uch Arsinoe" besass sowohl ein Thesmophorion, 
Ztschr. d. Berl. Ges. f. Erdkunde XXII 1887, 81, 
als audi hatte es einen Vorort Namens Eleusis, 



2743 



Demeter 



Demeter 



2744 



U. Wilcken Archaeol. Anz. 1889, 4. In Africa 
linden wir D.-Cult sonst noch in Kyrene, wo D. 
&eaito<pdgog verehrt wurde (Suid. s. #eofma>6gog 
nnd aepdxzgiai). In Karthago wurde der Cult 
wahrend des Krieges mit Dionysios von Syrakus 
im J. 396 eingefuhrt nach Mod. XIV 77. Vgl. 
<lie Ceres Graeea in der Gegend von Vaga, CIL 
VIII 10 564. 

32. In Klein asien ist der Cult der D. nie- 



gefuhrt wurde, der zusammen mit dem Kodriden 
Neileus Milet gegriindet hatte (Herod. VII 97. 
101). Man konnte daran denken, dass dieser Cult 
von Kreta aus etwa mit den auswandernden 
Magneten nach dem latmischen Golf gekommen 
ist. Der Cult der Potniai in der Mykale ist 
ferner bezeugt dureh ein auf dem Tumi neben 
dem siidOstlichen Stadtthor von Priene befind- 
liches Epigramm aus dem 4. Jbdt. v. Cbr. , das 



mals recht durchgedrungen, weil sie dort in der 10 bereits Chandler copiert (CIG II 2907), und 



von altersher unter den verschiedensten Local 
namen verehrten Meter eine Rivalin hatte. Nur 
in der dorischen Hexapolis hat sie festercn 
Fuss gefasst, namcntlich in Knidos und in Hali- 
karnass. Fiir die D.-Heiligtiimer beider Stadte 
haben die Ausgrabungen von Newton reiches Ma- 
terial gebracht ; uber den D.-Cult von Halikarnass 
vgl. C. T. Newton Halicarnassus , Cnidus and 
Branchidae I Taf. 45—47 (Terracotten). 86, 5 



liber das neuerdings H. Schrader Archaeolog. 
Anz. 1897, 181, Chandlers Lesungen stark oe- 
richtigend, gehandelt hat. Das Epigramm steht 
auf dem riesigen Deckblock einer Nische, in der 
sich ein Bild des Hafenheros Naulochos befand, 
das ein aus dem kyprischen Salamis stammender 
gewisser Philios, der Sohn des Ariston, geweiht 
hatte, dem dies die ihm zusammen mit Naulochos 
im Traum erschienenen Potniai ({Jeofioipogoi dyvai 



<Weihinschrift mehrerer Sohne vnig zfjg m zgdg 20 Iloxviai) befohlen hatten, deren Heiligtum nicht 



Arjiirjzgi xai Kogrji, vgl. II 694). II (Textband) 
325 — 332. A. ivdgofico (oder ev dgd/toj) in Hali- 
karnass Hesych. s. v. 

Knidos war beruhmt durch seinen Cult der 
■chthonischen Gottheiten (D. Kore, Pluton) auf 
dem Vorgebirge Triopion, iiber den Ch. New- 
tons Ausgrabungen wichtige Erganzungen zur 
littcrarischen Tradition gebracht haben. Das 
Triopion war das Hauptheiligtum der dorischen 



weit vom Hafen lag. In Priene selbst ist das 
D.-Heiligtum bei den Ausgrabungen der Berliner 
Museen gefunden worden, woriiber mir H. Schra- 
der brief lich Polgendes mitgeteilt hat: ,Das 
Heiligtum der D. und Kore zu Priene (gesichert 
durch mehrere Inschriftbasen in situ) liegt sehr 
ahnlich dem von Knidos auf der hochsten HOhe 
des Burgabhanges, den die Stadt einnimmt, dicht 
unterhalb des steil aufsteigenden Burgfelsens, auf 



Hexapolis und verehrte als solches vor allem den 30 einem Felsriicken, welcher mittels Stutzmauern 



alten Stammgott Apollon. Uber die Griindung 
des_ Heiligtums durch den aus Thessalien vom 
clotischen Gefilde eingewanderten Triopas vgl. 
namentlich H. D. Muller Mythologie der grie- 
chischen Stamme I 1857, 14ff. und den Artikel 
Triopas. Uber die Ausgrabungen im Temenos 
der D. und Kore vgl. Newton a. a. O. I Taf. 53. 
54 (Situationsplane, Ansichten). Taf. 55 (Statue 
der D.). Taf. 50 (ebenfalls?). 57 (Persephonestatue). 



zu einer langen , schmalen , genau ost-westlich 
orientierten Terrasse erbreitert ist. Gefunden sind 
Eeste eines einfachen Thores, der Tempel von 
sehr sonderbarem Grundriss — mit einer Cella, 
die breiter ist als tief, und an die auf der Nord- 
seite noch zwei kleine Capellen angebaut sind, 
zuganglich die eine von der dorischen Vorhalle 
(zwei Saulen in antis), die andere von der Cella 



aus — , zwischen Thor und Tempel ein langge- 
58—60 (Weihgeschenke verschiedener Art) ; dazu 40 streckter , von Osten nach Westen gerichteter 
II (Textband) 375—426. Die Inschriften II 713 Altar, neben der Vorhalle die mit Steinen aus- 



-719 = Hirschfeld Ancient greek inscriptions 
in the British Museum nr. 802 — 814 (wichtig 
Newton 714 nr 14 = Hirschfeld nr. 811 
Weihung an D., Kora, IIXovzojv 'ETrifiayog, Her- 
mes [vgl. Athen. Mitt. XVI 1891, 6 Amn. 1]). 
732—745 (Fluchtafeln, s. R. Wuensch Defix 
tabellae p. X). A. KvgtJTa in Knidos, Lvcophr. 
1392 m. Schol. Oros im Etym. M. 548, 8 "Kvgrjza 



gesetzte Opfergrube, welche durch ein holzernes 
Giebeldach abgedeckt werden konnte; daneben 
reichliche favissa mit zahlreichen zerbrochenen 
Terracottafiguren und kleinen Thongefassen (meist 
in Amphorenform). Unter den Thonfiguren auf- 
fallig eine monstrose Bildung: ein Frauenkopf, 
unmittelbar auf zwei nackte Beine gesetzt, so 
dass am Kinn das weibliche Glied angedeutet ist 



nagd Kvibioig i) AijLirjzqg ■ jiagd zd xvgia eivai 50 (viele Exemplare von verschiedener Grosse, mit 

~ verschiedenen Attributen in den Handen, welche 

am Kopf ansetzen, z. B. Fackeln und Leier; auf 
dem Kopf oft ein fiacher Korb mit Frikhten [?])'. 
Naheres ist in der vom Berliner Museum vor- 
bereiteten grossen Publication iiber die Ausgra- 
bungen in Priene zu erwarten. 

Fiir Prienes Nachbarstadt Magnesia am Maian- 
dros ist der Cult der D. nur durch Miinzen der 
Kaiserzeit bezeugt. 

Dagegen scheint in Ephesos die Verehrung 



zov £rjv. 

33. Ionien. Von einem dicht bei der Stadt 
Milet gelegenen Heiligtum, in dem das Thes- 
mophorieufest gefeiert wurde, erzahlt Parthenios 
egmz. xa&rju,. 8. Vgl. Steph. Byz. s. Mi/.tjzog: 
Atdvuog d' ev ovLiaooiaxoig rftjoiv Szi xq6>tov Ae- 
Xeyijic exaXeizo I'.id tojv evoixovvxmv AeXeywv, elia 
IJtzvovaa a.To zcov exet xizvwv xal ore exeX xooi- 

ioi' aizvg irpv. oi ydg ev zolg deoiioi^ogloig 

.-rirvo; xXdbor v.io z>)v OTifidda . . . xai exl xa ztjg 60 
Aij/iijzoo; lega xXmvov .wo,- zidcadai .... did 
to dgyaiov zt]g yeveaewg. Nach Lactantius div. 
instit. II 8 wurden Soldaten Alexanders d. Gr., die 
das Cultbild der D. rauben wollten, durch Feuer 
gel.dendet. In der Mykale, wo in der Nahe des 
Meeres auch ein Heiligtum der Potniai lag, hatte 
D. 'EXevoivlr] eine Cultstatte (ze/zevea), deren Griin- 
dung auf Philistos, den Sohn des Pasikles, zuriiek- 



der D. von grosserer Bedeutung gewesen zu sein. 
Schon Herodot bezeugt VI 16 fiir die yfj 'E<peoi>j 
ein nachtliches Thesmophorienfest (vgl. auch An- 
tonin. Lib. 11). Vgl. dazu den nur aus einer 
Abschrift des Cyriacus bekannten, unvollstandig 
erhaltenen Brief des Ephesiers L. Pompeius Apol- 
lonius an den Proconsul L. Mestrius Florus aus 
dem J. 83,84 n. Chr., Dittenberger Syll.2 655, 



2745 



Demeter 



Demeter 



2746 



in dem von fivozr/gta xai dvoiai die Rede ist, die 
djzd jzXsiozcov hwv fiszd noXXrjg ayvelag xai voiii- 
/.toiv e&cov der D. Kagnocp6ga> xai Oeofiocpogqi 
xai d-sotg ZsflaozoTg in jedem Jahre gefeiert wur- 
den. Eine legeia Sid fttov der ephesischen D. 
Namens 'Iovhavr\ ist bezeugt durch die Inschrift 
aus Magnesia bei O. Kern nr. 158, 10. Die Auf- 
sicht iiber die Mysterien der D. 'Eievoivit) (vgl. 
Milet) in Ephesos hatte seit alter Zeit das Ge- 
schlecht der Kodriden , das den Titel fiaodeTg 10 
fiihren durfte (Strab. XIV 633); zu diesem Ge- 
schlechte gcho'rte der Philosoph Herakleitos. Aus 
Darmara bei Teira (h. Tire) bezeugt die Inschrift 
des P. Aelius Mcnekrates (Athen. Mitt. XX 1895, 
242) neben Mysterien fiir den Ttgoxa&rjfisvog rfjg 
xo'>/ji]g Mi)v ein Mysterienfest der D., an dem ein 
feierlichcr Kalathosumzug wie in Alexandreia 
stattfand (xaftisQatosv [II. Aihog Msvsxgdztjg] 
vvtsQ zfjg hgoiovvrji rig tag kmdvoiag rfjg AtjiiTj- 
zgog rd nod zfjg olxiag soyaarrjoia sig xd xat 1 20 
svtavzdv Sxaozov zfj zov xaXd&ov avaipooij zovg 
xXr]Q03-iHvzag elg zrjv izofuxijv dvdoag /Liszd zrdv dg- 
%dvzoiv jzgodvorTag £vo}%sTo&ai iv zfj oixiq. avxov ' 
did navzdg zov (Slov). Etwas mehr wissen wir 
iiber den Cult von Erythrai, wahrend er fiir 
Lebedos nur durch eine Mflnze bezeugt ist. In 
der grossen Urkunde iiber den Verkauf von Priester- 
ttimern in Erythrai werden zwei verschiedehe Culte 
der D. erwahnt, der Cult der D. iy KoXcpvalg 
(Dittenberger Syll.2 600,47. 63; vgl. Strab. 30 
XIV 589 'Ava'^ift,hr\g ds xal ev zfj "Egv&gata <prjol 
'/.eyeodai KoXmvdg xal ev zf) 0cnxiSi xal ev Oez- 
zat.in) und der Cult der D. IIvddxQrjazog, die zu- 
sammen mit Kore verehrt wurde (Dittenberger 
Syll.2 600, 89); vgl. Z. 71 Aijfttjzgog xal A^fiij- 
zgog Kdgrjg, und dazu die Bemerkung von Dit- 
tenberger. In der Quellgrotte bei Erythrai, 
die durch die im J. 1891 gefundene Orakelinschrift 
bekannt geworden ist, fand sich neben den Sibyllen- 
inschriften auch eine Weihung an D. 0ea/-ioip6gog 40 
und die Kaiser M. Aurelius Antoninus und L. 
Aurelius Verus, denen die jirjyij zov vdazog avv 
zot[g ayaJ.fiaaiv'i] von einem erythraeischen Bur- 
ger geweiht wurde (K. Buresch Athen. Mitt. 
XVI 1892, 18). Vgl. auch Bull. hell. IV 1880, 
160 nr. 11 und 157 nr. 3. D. Schwurgottin neben 
Apollon CIA I 9, 15. Fiir Teos vgl. u. Abdera 
§3. 

In Smyrna wurde eine iieydXij &ed izgd tio- 
Xecog Ijeouocpogog A. in Mvsterien verehrt (CIG 50 
\l 3194. 3211), und eineMiinze (von Salle t Ztschr. 
f. Numism. IV 1877, 315) nennt D. zr/v &oiav\ 
vgl. M. Fraenkel Archaeol. Ztg. XXXVII 1879, 
30. 

In Samos wurde A.'EveXvaxig (Hesych. s. v.) 
verehrt. Uber die in Samos verehrte Kovgozgo- 
<fog, dieWelcker und Fritzsche als D. deuteten, 
vgl. Dsener Gotternamen 125. Im Hause der 
Agoranomoi Weihbilder der D. und des Dionvsos, 
Bull. hell. V 1881, 479 nr. 2. Bisanthc, samische 60 
Colonic in Thrakien,hat D.-Kopf auf ihren Miinzen ; 
s. oben § 3. 

34. In Lydien ist die einheimische grosse 
Gottin Kybcle fruh mit Artemis oder mit D. ver- 
schmolzen worden ; denn beider Gottheiten Wesen 
schien in der alten einhcimischen Gottermutter 
vereinigt zu sein. So ist jedenfalls die durch 
Xanthos frg. 7 (FHG I 37) in der Nahe des San- 



garios bezeugte Sgeia A. mit der asiatischen Got- 
termutter identisch. Interessant fiir den Synkre- 
tismus der spateren Zeit ist ein aus dem heutigen 
Kula im alten Maionien stammendes, von K. 
Buresch in Manissa (Magnesia am Sipylos) ge- 
sehenes und Aus Lydien, Leipzg. 1898, 69 be- 
schriebenes Votivrelief, das drei weibliche Gott- 
heiten darstellt, die als APTEMIS AHMHTPA 
und H NIKH bezeichnet sind. Artemis ist ganz. 
wie Kybele dargestellt, auf einem von zwei Lowen 
getragenen Thronsessel sitzend; links steht D.,. 
,in der linken Hand Ahren , in der rechtcn eine 
Schale, unter dem Gurtel eine Mondsichel; die- 
Schlange zu ihrer Linken kriimmt sich iiber ihr, 
einen grossen Halbmond tragend, auf welchem 
ein Adler sitzt'. In der hyrkanischen Ebene ver- 
ehrte die persische Colonie i] AagewvxwfiTjzdJr 
die diaorjuozdzT] tied A. Kagnoipogog, Mova. xal 
fiifiX. zfjg evayyeXixfjg a%oXfjg ev 2fivgvt] 1884/85 
dg. vnt; vgl. K. Buresch a. a. O. 70 Amn. 
Fiir Lydien ist D.-Cult ferner durch folgende 
Glosse des Etym. Gudianum 210, 25 bezeugt: 
'Egvaifir] Arjutjzrjg iiagd rogyovloig • eozi 8e jrgdg- 
zqj Egiiqj jzozafioj ' xaXovoi Se ovzoj zijv xoig 
Gzdyvtsiv ijiav&ovoav cbygav xal avyxovovaav zovg- 
xagnovg , ijv zweg aviraXida xaXovai. Auf lydi- 
schen Miinzen finden sich viele D.-Idole abge- 
bildet, und sehr verbreitet ist auf kleinasiatischen 
Miinzen der Kaiserzeit die Darstellung des Raubes 
der Persephone, vgl. R. Foerster Raub u. Riick- 
kehr der Persephone 1874, 110. 

35. Auch fiir Phrygien sind einige Statten 
mit D.-Cult bezeugt, so Kibyra durch die Miinze 
Ann. d. Inst. XII 1840 tav. Q 7, Pessinus durch 
die Weihung an die fted A. Kagno<fdgog CIG III 
4082 ; Ankyra durch CIG III 4026, 5 und Ikonion 
durch CIG 4000. 

36. In Karien ist neben Tralles (CIG II 2937), 
das friiher den Namen Polyantheia fiihrte (Steph. 
Byz. s. TgdXXig), namentlich Nysa zu nennen, das 
zu den vielen Nysai gehOrt, die als Ort des Raubes 
der Kora galten. In der Nahe von Nysa, bei 
dem heute nicht mehr feststellbaren Ort Acha- 
raka (Bd. I S. 208) auf dem Wege nach Tralles, 
befand sich ein beriihmtes Plutonion mit einem 
Hain und Tempeln des Pluton und der Kora, so- 
wie einem Xagojviov mit vielbesuchtem Incuba- 
tionsorakel und jahrlichen Festen (Strab. XIV 
649). Miinzen mit Koraraub und D.- oder Perse- 
phonekopf und ihren Svmbolen z. B. bei M ion- 
net Suppl. VI 518 nr."401. 403. Iatrokles aus 
Athynbra macht Bull. hell. XI 1887, 274 nr. 37 
eine Weihung an Pluton und Kore, D. , Hermes, 
Anubis. Im Heiligtum des Zeus Panamaros er- 
halt neben anderen Gottheiten auch Aij/ujzrjo Xa- 
gvarUg eine Weihung Bull. hell. XII 1888, 269 
nr. 54. In Mvlasa ih/Milas) haben Ed. Hula und 
Em. Szanto' (S.-Ber. Akad. Wien CXXXII 1894, 
14 nr. 5) das Fragment einer Urkunde gefunden, 
die offenbar Bestimmungen iiber ein der I). zu 
feierndes Thesmophorienfest enthalten hat; die 
Manner sollen dem Feste fernbleiben ; der Priester 
muss nach Verrichtung der vorgeschriebenen Opfer 
aus der Festversammlung verschwinden; Z. 18 ist 
[Arjfx]r)Tgi wohl richtig erganzt. In Eskihissar 
(Stratonikoia) fanden dieselben Gelehrten (a. a. 
O. 19 nr. 2) eine der D. zlo/Wpa? (so vielleicht 
auch 14 Z. 18 zu erganzen?)J 'EXevoivta gewid- 



2747 



Demeter 



Demeter 



2748 



mete Marmortafel mit Darstellung der Attribute 
der D. (Fackeln, Ahren, Mohn). 

37. In Pamphylien in Sillyon Inschnft bei 
Lanckororiski Stadte Pamphyliens und Pisi- 
diens I 1890, 177 nr. 60, 4. 

38. Dass in Kilikien D.-Cult bliihte, beweist 
die Sage von Triptolemos , der als Grimder yon 
Tarsos gait (Strab. XIV 673); sein Sohn Gordys 
sollte Antiooheia und Gordyaia am Tigris ge- 
griindet haben (Strab. XVI 747. 750. Steph. Byz. 10 
s. roQ&vaia, vgl. Preller Demeter u. Persephone 
300). Tnschriftlick bezeugt ist der Cult der D. 
fur Kilikien nur aus Aigai (h. Ajas) am issischen 
Meerbusen durcli die Inschrift bei Heberdey 
und Wilhelm Reisenin Kilikien, Dcnkschr. Akad. 
Wien XLIV 1896, 16 nr. 44, nach der D. dort^ zu- 
sammen mit Dionysos KaX/Jxaoxog als ArjpyitiQ 
Kagnoybgog verehrt wurde; daher stammt docb 
wohl auch die von R. Schoene im Athenaeum 
von Plymouth gesehene Inschrift Aiovvaq> Kal- 20 
hxdgjiw xal Arifirjxgi Kagno<pbgq> bei Praenkel 
Inschr.'von Pergamon nr. 291. Gering ist auch 
der Cult der D. auf der gegeniiberliegenden Insel 
Kvpros. auf der Aphrodite die ganze Religion be- 
he'rrschte. Ovid. met. X 434 berichtet in der 
Erzahlung von Myrrha von einem auf Kypros ge- 
feierten Thesmophorienfeste. Eine dgydgua der 
D. CIG II 2637, 10 ; Tempel und Statuette der 
D. Paralia in Kition Cesnola Cyprus, London 
1877, 50. 52. 30 

39. Aiolis mit Lesbos. In der Nahe vonSi- 
geion Weihung ernes Priesters an D. und Kore 
CIG II 3636. Munzen von Kisthene mit D.-Kopf 
bei Mionnet II 526 nr. 72. 73. 

In Pergamon erscheint D. in dem Eid der 
SOldner von Eumenes I. bei Praenkel Inschr. 
von Pergamon I nr. 13, 24. 53; vgl. die auch 
rioch in hellenistische Zeit gehiirige Weihinschrift 
ebd. II nr. 314 (Erganzung aber unsicher). A. 
Kagjioybgog bei Fraenkel a. a. O. II nr. 291; 40 
vgl. II nr. 315 xatg Seofiotpbgoig 'Agiaztvog oxga- 
xijyog 'Pcofimcov. Uber die in Pergamon verehrte, 
in den D.-Kreis gehorige Mise s. A. Dieterich 
Philol. Ln 1894, Iff. 

Filr Gambreion ist ein &Eo/io(fbgiov durch 
CIG II 3562, 31 bezeugt; fur Elaia s. die Munzen 
bei Mionnet III 15, 88—91. 94. tiber Aigai 
s. die Inschrift bei Schuchhardt Altertumer 
von Aegae 1889, 42 ; sechs silberne Masken der 
[A]o}[fi]dTt]Q xal Kb[gg]a xal zc3v ovvvavow 50 
werden von drei Madchen geweiht; vgl. o. § 1 
zu der Namensform Aoiiidxrjg. D. mit Fackeln 
in den Handen auf einer Miinze von Kyme bei 
Mionnet III 9, 54. 

In Lesbos gehiirt zu den deotg oooi sxgoeoxaoiv 
aygoixiag D. nach Longus IV 13. Mytilene: 

fivoxygia xaT]g v diaio[i (F. _ Hiller 

v G a~e r t r i n c_ e n erganzt nach niiindlicher Mit- 
teilung X[dovloig]), IGIns. H 205; vgl. 26,3. 
255, 4. 6ea Sepdora Ato/.tg Kagxoqbgog heissen 60 
beide Agrippinen; s. ebd. II 208. 210. 212. 213. 
258; vgl. 'Agyjxohg KaQxorpooog II 232. Fiir 
Eresos die Munzen bei Mionnet III 36, 29 — 35 
und der Monat 'O/ioUXog, IGIns. II 527, 14. 

40. Im Norden Klein asiens sind als wichtigere 
Cultstatten der D. Herakleia am Pontos und 
ganz besonders Kyzikos hervorzuheben. In der 
ersteren Stadt wurde D. als xapxavm verehrt (He- 



sych. s. nd/.aavor). Bei den angrenzenden Myrian- 
dynen soil nach Boios Omithogonia bei Anton. Lib. 
3'Hierax den D.-Cult eingefiihrt haben. In Kyzi- 
kos war D. naturlich mit dem Cult der Perse- 
phone verbunden, der zu den Hauptgottesdiensten 
der Stadt gehOrte (vgl. IGA 501 - -itrj beonbvq- 
oiv d. i. beonolvaig und Bull. hell. IV 1880, 473). 
Kyzikos sollte der Sage nach der Kore von Zeus 
als Hochzeitsgabe geschenkt sein, wie sonst Akra- 
gas und Theben (Appian. Mithrid. 75). Die ganze 
Gegend war hier so fruchtbav, dass sie Evxdg- 
jreia genannt wurde, b'xi A^/J,ijxgt xal Aiovvam 
Zsvg rip' ywgav ttjv twv Evxagzisojv doit) (Steph. 
Byz. s. EvxaQoew). Auch der Raub der Kora 
war hier localisiert (Propert. IV 22, 4); die Miin- 
zen zeigen Darstellung derselben oder Attribute 
der beiden Gottinnen, wie Fackel, Schlange und 
Mohn; vgl. u. a. O. Rubensohn Die Mysterien- 
heiligtiimer in Eleusis und Samothrake 179ff. 
Fiir Kios vgl. die ein Kalathosfest der D. be- 
treftende, an den D.-Hymnos des Kallimachos an- 
klingende,leiderstarkyerstummelteOrakelinschrift 
aus dem 1. Jhdt. n. Chr. , Athen. Mitt. XXIV 
1899, 413, 13. Aus Tchelidjik (dem dfj/aog Xag- 
fiideavtiSv) bei Ghemlek [Kios] Weihinschrift aus 
dem J. 138 fiir Zeus 'OXv/xxwg xal AoTga=iaTog 
xal ArifirjXTjo Kagnocpboog Bull. hell. XVII 1893, 

540, 1. 

Durch Munzen ist D.-Cult bezeugt noch fur 
Kerasos, Priapos , Parion und Lampsakos. In 
Parion gait der Eponvm der Stadt als Sohn oder 
Enkel der D.; vgl.' Preller-Robert Griech. 
Myth. I* 754, 6. 

III. Wesen der Demeter. 

41. Ackerban. Die Etyinologie des Namens 
zeigt das Wesen der D. an; in Thessalien, wo 
ihr Cult orTenbar seine Heimat hat, war sie in 
der altesten Zeit lediglich die Gottin des Acker- 
baus, die Mutter Erde, welche, unerschopflich in 
ihrem Reichtum, alljahrlich den Menschen ihre 
Gaben spendet. Die Frlichte der Erde heissen 
Ar\\x,r\xmoi xagxoi (dafiaxgtCsiv ' xb ovvdyuv xbv 
Ari(.i?]XQiaxbv xagnov. Kvxgwi Hesych.; vgl. brj- 
fj,r)xoidg ■ xgidlj Qdoxiyog Hesych.), und die meisten 
Epitheta, die Cult und D'ichtung der^ Gottin 
geben, preisen sie gerade in diesem Sinne (s. 
die Zusammenstellung bei Preller-Robert 
Griech. Myth. I* 766 und O. Band Das attische 
Demeter-Kore-Fest der Epikleidien I 1887, 14ff.). 
Alle Feldfriichte waren ihr demnach geheiligt; 
von den Hiilsenfriichten (SoxQia) waren davon 
allein die Bohnen, deren Verbot bei den Secten 
der Orphiker und Pythagoreer bekannt ist, aus- 
genommen (Lobeck Aglaopham. I 253). Aus 
dem Kreise der sie umgebenden Gottheiten ge- 
hort ausser dem eleusinischen Triptolemos hier 
vor allem der Daimon 'Abqevg her {baiuwv tic 
.-t^oi xijv AtjfiijTQav d.TO xijg xc3v xagxah' abovv- 
aemg, Etyml M. 18. 37). Auch ihre nahe Be- 
ziehung zu Dionysos, dem Gotte des Weines 
und der Baume, iind zu Poseidon, dem Gott des 
Wassers, das die Gerllde benetzt und fruchtbar 
macht, erklart sich aus ihrem Wesen als Gottin 
des Landbaus. Die griechisclie Religion kennt 
keine SchOpfung im eigentlichen Sinne; so ist 
auch D. nicht die Schopferin des Getreides; son- 
dem sie pflanzt den ersten Halm, der hundert- 
faltiee Frucht bringt. Marmor Par. 23 (CIG II 



2749 



Demeter 



Demeter 



2750 



p. 300) AtittrjrriQ a<pixo/iin] eig 'Afttjvag xagnbv 
irpvxEVEV. • • i 

Aber noch viel verbreiteter ist die eleusimsche 
Tradition, nach der sie die Ahre ihrem Schiitz- 
ling Triptolemos giebt, der die Gabe der Gfittm 
in die fernsten Lande bringt und so der Trager 
der Cultur zu den Barbaren wird. Erst auf einem 
einfachen Gefahrt, dann auf einem Drachenwagen 
fahrt er von Land zu Land, urn die Ar](Mjxsgog 



namentlich in dem Namen des Triptolemos, des 
Dreimalkriegers, aus dem etwa im 7. Jhdt. v. Chr. 
der Samann geworden ist, der alien Volkern die 
Gabe der D. bringt (vgl. v. Wilamowitz Aus 
Kydathen 1880, 132. 0. Kern Genethliacon 
Gottingense 1888, 102). Auch der hgbg Ibyog 
von Eleusis, der homerische Hymnos auf D., be- 
wahrt in dem Epitheton ygvodogog v. 4, das er 
der D. giebt, noch die Erinnerung an die Zeit, 



fahrt er vnn Land ZU .band, um uie armiibyui, uci ^. s'^"-' , ; - , ., ° ., t T „> 

S5 J Xn Horn. H. XIII 322, XXI76)^ 10 da die Gottin ^^ Wei *****?% 



den Barbaren zu bringen. So hatte Sophokles in 
seinem 468 aufgefiihrten Drama gedichtet (Nauck 
i\. tr.2 p. 261 frg. 539-560). Vgl. den Art. 
Triptolemos. Triptolemos ist ein eleusinischer 
Heros ; aus dem Dreimalkrieger bat sich die Ge- 
stalt cles zarten Jiinglings entwickelt, der durch 
die Gnade der D. zum Segen aller Viilker wird. 
Darum gilt Eleusis, gilt Attika als die Mutter- 
stadt des Getreides und der Cultur. Unerschopf 



ehrer auch das Schwert liihrte. Fiir Boiotien ist 
uns denn auch durch Lycophr. 152 mit Schol. 
direct eine A. ^iqitj(pogog bezeugt. 

43. Thesmophoros. Der Ackerbau ist das 
Fundament jeglicher Cultur. Erst er macht aus den 
NomadenMenschen, die an eineScliolle gebannt sind 
und das Stiick Erde, das sie besitzen, pflegen und 
durch emsige Arbeit ertragreicher machen und ihren 
Reichtum mehren. So wird D., in deren Hand der 



S',2 rscrs^^.^^^s^sfss^sr^ss 



dieses Ruhmestitels ihrer Heimat; vgl. z. B. 
Isokr. IV 25 /itbvoig yag f\\uv xojv 'EXXijvwv rrjv 
ahxhv rgoybv xal xaxglda xal nqxsga xalmai 
jzeoofast, andere Stellen bei Preller Demeter 
und Persephone 295. Einzig und allem ist es 
die durch Fruchtbarkeit und D.-Cult besonders 
ausgezeichnete Insel Sicilien, die Athen den Vor- 
rang, die pr]%gbnohg rcov xagjiwv zu sein, streitig 
machen kann (Diod. V 69). Wenn D. urspriing_ 



Wachstum seiner Feldfriichte erbittet, zur Gottin 
der Familie und der aus der Familie entstehen- 
den grosseren Gemeinschaften, zuletzt des Staats 
selber. Der Mensch sieht die Friichte, die ihm 
Nahrung geben, aus der Erde herauswachsen ; 
Mutter Erde nannte er die Gottin, der er dies 
Wunder zuschreibt. In die Erde birgt er seme 
Toten, die deshalb Atjfiijxgeioi (tovg vexgovg 
'A&rivaloi Ai\[ir\xgFAOvg d>vb[ia£ov to nalamv, Plut. 



K'^m o»S «KS =»? = »,„ . .*. V Pf.nsB.VgJ 



des Ackers verehrt worden ist, als welche siebei 
Homer und Hesiod nur erscheint, so ist ihre 
Wirkung doch audi bald auf die Baume ausge- 
dehnt worden, namentlich auf die Feige, die sie 
nach attischer Version zuerst dem Heros Phytalos 
im Demos Lakiadai geschenkt haben soil (s. § 28). 
Sie gilt dem Landmann als seine Gottin, der er 
die Sorge um den Acker und sein ganzes Besitztum 
am liebsten anvertraut (vgl. Hesiod. Erga 465ff. Rz.) 



Griech. Myth. I* 784. Bloch bei Roscher Myth. 
Lex. II 1334) heissen, und die Vergleichung des 
Menschenlebens mit der Frucht auf dem Felde, 
die als ein gottliches Wunder entsteht, als Wunder 
sich unter der heissen Sonne Griechenlands schnell 
entwickelt und dann, von ihren Strahlen getroffen, 
oft verdorrt, muss sich dem seinen Acker be- 
stellenden Menschen sehr friih aufgedrangt haben 
(vsl dazu namentlich W. Mannhardt Mytholog. 



am liebsten anvertraut (vgl. riesioa. Mga won. ixi.,. V'S 1 - """ """.'"" "%„,,. f1ip Alten diese Seite 
Vielleicbt bezieht sich auf sie^ als Herdengfct ta .40 ^^^2) W enn die ^"^Jge 



das Opfer der ungewaschenen Schafwolle, die der 
D. in Phigaleia (§ 27) dargebracht wird. Hochst 
wahrscheinlich hat auch das attische Geschlecht 
der Poimeniden, uber dessen Bcziehungen zu D. 
Toepffer Attische Genealogie 310 handelt, D. 
vor allem als Schiitzerin der Herden verehrt. 
D.s Sohn Polymelos ist der erste Pfluger nach 
Petellides von Knosos bei Hygin. astron. II 4. 
Die Vorstellung der D. als Ackerguttm liegt 



des Wesens der D. besonders bezeichnen wollten, 
wenn ihr Cult der D. als Gottin der Familie 
gait, wurde sic 6sa,uo(pbgog genannt. Unter diesem 
Cultnamen ist sie im ganzen Hellas verehrt wor- 
den, und das bei weitem verbreitetste D.-Fest ist 
das Thesmophorienfest. Wir sind heut ausser 
stande zu sagen, ob sie bereits in Thessalien m 
der altesten Zeit als Beafxo^ogog verehrt worden 
ist Sieherlich ist aber ihre nahe Beziehung zum 



^=tt:i3=4^ s -;ite, 



zu Grunde, der thessalischen Sage von Erysich- 
thons Baumfrevel und der kretischen Sage von 
ihrer Liebschaft zum Iasion, mit dem sie den 
Plutos zeugt (Hesiod. theog. 969ff.). 

42. Es liegt im Wesen der D., der Gottin des 
Ackerbaus, dass sie vor allem als Bringerin des 
Friedens erscheint, der der Krieg verhasst ist 
(Kallim. hvmn. Dem. 137 yi-qfc xal eigdvav, , «»■ 
o; aooas 7»;ro? <hmn, } i). Aber ganz ist in ihrer 
Gestalt noch nicht die Erinnerung an die Zeit 
verblasst, da das wilde Land erst urbar gemacht, 
die Feinde des Ackerbaus und der Gesittung 
erst bekampft und unschadlich gemacht werden 
mussten. Gerade in Eleusis. woher doch die Frie- 
densbotschaft der Mysterien in alien hellenischen 
Landen verbreitet worden ist, hat sich die Er- 
innerung an die Zeit, in der das Schwert erst 
dem Ackerbau Terrain gewinnen konnte, erhalten, 



vorgetreten. Sie ist dort als die den Frauen in 
der schwersten Stunde ihres Lebens nahende 
Gottin verehrt worden, und als solche ist sie von 
Kreta in die alten chthonischen Culte der Pelo- 
ponnesier eingedrungen. D. wird als Qeofiorpogog 
vor allem von den Frauen verehrt; als dso/w- 
yboog ist sie die Gottin, von der die Frauen das 
Gedcihen ihrer Leibesfrucht erwarten. Das mtime 
Leben der Frau wird von D. beschiitzt. Der 



Kovqoxob<pog Erzieherin und Beschiitzenn ihrer 
Kinder "und als 6f.ouo<p6gog Hiiterin der dea/iot, 
auf denen das Familienleben beruht. Weil die 
Thesmophorienfeier sich aber mit den intimsten 
Dingen des Fjrauenlebens beschiiftigt, ist dem 
miinnlichen Geschlecht die Teilnahme an lhrej 
Feier meist versagt. Sehr kraftige Scherze und 



2751 



Demeter 



Demeter 



2752 



Neckereien blieben diesem Peste nicht fern mid 
steigerten sich zu einem veritablen aioxgoXoysTv 
(s. das Thesmophorienfest in Syrakus § 29). 
D. Thesmophoros ist in folgenden Landschaften 
und Stadten verehrt worden : Abdera § 3 ; 
Achaia § 19; Angina § 26; Alexandrcia § 31; 
Alponos § 6; Argos § 23; Arkadien § 27; 
Arsinoe § 31 ; Attika § 28 ; Boiotien § 9 ; Delos 
§ 13; Drymaia § 7; Ephesos § 33; Eretria 



§ 10; Erythrai § 33; Gambreion § 39; Kypros lOPers. 353. 



btxXrjolav xrjvbz xal avvodov x!jv vvv xdXJ.iaxa xal 
agtaxa xoifjoai, noXvaxpeXojg pkv xfi jcoXsi xf] 'A&n- 
vaicov, xvyrjQwg <5' ij/itv avxaTg. So Avar es vor alien) 
das Frauenleben, dem D. vorstand, wie das sich 
nam entlich auch darin aussprach, d ass die Priesterin 
der &Eono(poQog bei Hochzeiten eine ganz beson- 
dere Eolle spielte und dem jungen Paar Lehren 
fiir die Ehe mitgeben durfte (Plut. praec. coniug. 1. 
Calvus bei Serv. Aen. IV 58), Preller Dem. und 



§ 38?; Kyrene § 31; Lakonien "§ 16; Latos 
§11; Megara § 10; Milet § 33; Neapel § 30; 
Pantikapaion § 3; Paros § 13; Pergamon § 39; 
Pompeii § 30; Priene § 33; Ehodos § 12; 
Sekyon § 20; Smyrna § 33; Trozen § 24; dazu 
die @so/ua in Pheneos § 27. In diese Zusam- 
menstellung sind nicht nur die Orte aufgenom- 
men, fiir die das Thesmophorienfest ausdruck- 
lich bezeugt ist, sondern auch die, aus denen 



Aber der Kreis der D. Qsopocpbgog hat sich 
im Laufe der Zeit noch wesentlich erweitert. 
War es zuerst die Pamilie, als deren Huterin sie 
gait, so wurden die deo/wt doch bald auf die die 
ganze Gesellschaft und den Staat zusammenhal- 
tenden d-ea/ioi ausgedehnt. Auf der Ehe beruht 
jede gesellschaftliche Ordnung, auf ihr jeder 
Staat. Darum sagt der von griechischer Bildung 
erfullte Calvus a. a. O. mit Eecht von Ceres-D.: 



Weihinschriften an die Osafio<poQog (bezw. 0sa,uo- 20 et leges sanetas docuit et cam iugavit corpora 



cpoQoi) oder der Monatsname 0eofio<p6giog be- 
kannt geworden sind; auch die Orte sind mit- 
gezahlt, fiir die aus dem Bericht iiber das be- 
treffende D.-Fest auf ein Thesmophorienfest 
mit Sicherheit geschlossen werden kann. Das 
gilt z. B. von Abdera. Jedesfalls lehrt diese 
Zusammenstellung , die ganz auf der Zufallig- 
keit der tlberlieferung beruht, dass der Cult 
der Thesmophoros von alien D.-Culten der ver 



conubiis et magnas eondidit urbes. Dies Thema 
ist auch im Altertnm viel crOrtert worden, und so 
wurde D. selbst nicht nur als Bringerin der Gc- 
setze und der staatlichen Ordnung gefeiert, was sich 
namentlich in dem Eid der athenischen Heliasten 
(Preller-Eobert Griech. Mythol.'I* 783) und 
in ihrer Eolle als Schwurgottin in Kreta (§ 11) 
und Erythrai (§ 33) ausspricht, sondern auch 
darin, dass Triptolemos, ihr Schiitzling, als Ge- 



breitetste war, an dem alle Landschaften griechi- 30 setzgeber gait (Preller Demeter und Persephone 



scher Zunge teil haben. Herodot sagt II 171 
ausdriicklich : xfjg Arj/nrjXQog xsXsxfjg negi, xijv oi 
'EXX-qveg Qeoiwifdgia xaXeovoi , xal xavxr\q /xoi 
.Tfgi evorofia xsio&w, jzX.qv ooov avzijs oair} kail 
Xsysiv. at Aavaov ■dvyarsQEg fjoav <xi xtjv xeXe- 
xr/v xavxrjv eg Alyvnxov igayayovoai xal dtdd- 
gaoai tag IJeXaoywjxiSag yvvatxag • /uexa ds «fa- 
vaoxaorig [Tzdotjg] IleXojiovvrjaov bud AoiQikaiv iga- 
jiojXsxo fj xeXexr'j , oi Sk VjxoXeitp&svxsg IIsXoizov- 



391). D. hat als Gfittin des Landmannes ihre 
Stellung in der griechischen Religion angetreten; 
aber weit dariiber hinaus geht ihre Wirkung. 
Aus der Gottin des Ackerbaus wurde eine Staats- 
gottin, vgl. Aristot. Nik. Eth. IX 11 p. 1160 a 25 
at ao/aTai frvolai xal ovvodot <palvovxai yivea&ai 
ftexa xag xoiv xagnmv ovyxoftibdg olov djiagyat - 
ftdXioxa yaQ iv xovxoig ioyoXaCov xolg xaigoTg. 
Der achaeische Bund opferte zu Aigion der A. 



vrjmojv xal ovx i^avaoxdvxeg Agxddsg dieoa>£ ov 40 Tlavayaia und dem Zevg 'Ouavvowc (§19)- die 



avxijv fiovvoi. Auf die Schilderung eines Thes 
mophorienfestes kann hier im einzelnen nicht 
eingegangen werden. Wir sind am besten iiber 
die attische Feier der Thesmophorien unterrichtet ; 
aber auch da versagt unsere Kenntnis iiber die 
Interna des Festes, die eben nie in die Offentlich- 
keit gedrungen _ sind. tberall scheint das Fest 
im Herbst gefeiert zu sein, im Monat der Aus- 
saat, der in Kreta und Ehodos Thesmophorios, 
in Boiotien Damatrios, in Attika Pyanopsion hiess 50 
und unserem October entsprach. Fiir das athe- 
nische Fest vgl. ausser den Thesmophoriazusen 
des Aristophanes namentlich das von E. Eohde 
Eh. Mus. XXV 1870, 548ff. (= Kleine Schriften 
II 355) publicierte Scholion zu Lukians dial. mer. 
II 1. Preller-Eobert Griech. Mj-thol. 1* 778 
und A. Mommsen Feste der Stadt Athen 1898, 
308— 322. _ Der chthonische Charakter der D. ver- 
leugnete sich in keiner Weise in ihm und sprach 



Homoloen in Boiotien galten dem Zevg'OixoXoiog 
und der A. VfioXoia (§ 9); an den Thermopylen 
scharten sich die Amphiktyonen um die A.'Afiyix- 
xvovig oder IlvXaia (§ 5). Hiermit hangt zu- 
sammen, dass D. an einzelnen Orten, z. B, in 
Megara und Theben auch oben auf der Burg 
verehrt wurde, wahrend sonst meist ein stiller 
Punkt ausserhalb der Stadtmauern die Statte 
ihres Cults ist. 

44. Heilgottin. Dass eine Gsttin, deren 
Schutze vor allem das Frauenleben anempfohlen ist, 
auch zur Heilgottin wird, ist fast selbstverstandlieh. 
Aber sie ist als solche erst in neuerer Zeit erkannt 
worden; vgl. namentlich O. Eubensohn Athen. 
Mitt. XX 1895, 360. Charakteristisch ist dafiir 
nicht so sehr die Eolle, die sie im Asklepieion zu 
Athen (U. Koehler Athen. Mitt. II 1877, 177. 243) 
und im Hieron von Epidauros (§ 24) spielt; denn 
diese scheint nicht auf ihrer Function als Heil- 



sich namentlich in dem durch das Lukianscholion 60 gottheit zu beruhen. In Eleusis aber tritt sie 

bezeugten eigentumlichen Schweineopfer aus. Das direct als Heilgottin auf: Weihrelief des Eukrates 

athenische Fest war sicher nur Frauen zuganglich. an D. zum Dank fur die Heilung von einer Augen- 

Eine Xachbildung des an ihm stattfmdenden krankheit aus dem 4. Jhdt. v. Chr. , O. Kern 

Gebets ist offenbar der Heroldsruf bei Aristophanes 'Ecptj^eglg doyawXr/ixtj 1892, 113 mv. 5 (mit den 

Thesm. 295ff.: evyjoi/ezoTv Oeo/uotpiooiv xt] At}- Berichtigunge'n von 0. Eubensohn a. a. 0.); dazu 

iir]xQi xal^ xfi K6tj>} xal xoj ITXovxq) xal xi] KaXXi- das auf Eleusis beziigliche Epigramm des Anti- 

ysvua xal xfj KovooxQocpm {xfj r?, von Th. Bergk philos, Anth. Pal. IX 298. Der D. als Augen- 

mit Eecht getilgt) xal xm 'Eofif/ xal xaXg Xdoimv arztin gilt auch das spate Weihrelief der Stratia 



r53 



Demeter 



Demeter 



2754 



II 



«<* 



aus Philippopel, Ann. d. Inst. 1861, 380ff. Taf. S. 
Der Cultname der D. in Sekyon 'Exwntg (Euben- 
sohn a. a. 0. 364, 2) gehSrt aber schwerlich 
hierher; vgl. § 20. Der ihr nach den obigen 
Zeugnissen zukommende Cultname 'Otp&aXLiixig ist 
nirgends bezeugt; dagegen kommt die ihr ver- 
wandte Bona dea der EOmer als lucifera und 
oclata vor (Bd. Ill S. 692). Allgemein als Heil- 
gottheit, ohne besondere Beziehung auf die Augen, 
erscheint D. im Cult von Patrai (Nr. 19). 
IV. Verbindung mit anderen GOttern. 

45. D. ist mit keiner Gottheit im Cult und 
Kunst so nahe verbunden, wie mit ihrer Tochter 
Persephone, die in ihrer Beziehung zur Mutter 
meist Kogr/ d. h. Kogrj Atf/uqxQog heisst. Koqvj 
war urspriinglich eine selbstandige Gottheit chtho- 
nischen Charakters und wurde als solche na- 
mentlich zusammen mit Hades (Pluton zuerst in 
Eleusis genannt) verehrt, den der Mythus zu ihrem 
Eauber und Gemahl gemacht hat. Mit Eecht 
hat man das hohe Alter und die weite Verbrei- 
tung dieses Mythus betont. Soweit wir heute 
urteilen konnen, war der Mythus und mithin auch 
der Cult der Kore den altesten Thessalern und 
Boiotern fremd. Wir konnen die Heimat der 
Kore nicht mehr nachweisen. Aber Kore- sowohl 
wie Hadescult sind jedesfalls in der Peloponnes 
zu besonderer Bliite gelangt, so dass wir in ihr 
ihre Heimat wohl vermuten diirfen. Von da aus 
sind Cult und Mythus dann auch nach Eleusis 
gelangt, wo beides zu ganz besonderer Entfal- 
tung entwickelt ist. Persephone ist urspriinglich 
nur die ernste Gottheit des Totenreichs gewesen, 
als welche sie zusammen mit dem Herrn der 
Unterwelt verehrt wurde. Erst in ihrer Verbin- 
dung mit D. ist Persephone zu einer milderen 
Gestalt geworden , die mit dem Scbrecken des 
Unterirdischen auch den Segen der Erde in sich 
vereint. Homer kennt wohl das miitterliche Ver- 
haltnis der D. zur Persephone; aber dass von 
einer engeren Gemeinschaft jede Andeutung bei 
ihm fehlt, hat E. Eohde Psyche2 I 211 wieder 
mit Eecht betont. Aber dann ,treten in bewegtem 
Hin und Wieder, die beiden Gottinnen in nachste 
Verbindung, und es ist, als tauschten sie gegen- 
seitig etwas von ihren friiher gesonderten Eigen- 
schaften aus: beide sind nun chthonische Gott- 
heiten, des Ackersegens und der Obhut der Seelen 
gemeinsam waltend', Eohde a. a. 0. 211. So 
sind sie in der That spater zu einem ganz un- 
zertrennlichen Paar geworden, das die Mutter- 
liebe in schOner, zum Herzen sprechender Weise 
verkorpert, und so zu einer der herrlichsten 
SchOpfungen der griechischen Eeligion. 

D. und Kora werden im Cult, namentlich in 
Eleusis, als xa> ftern (im dsivm) bezeichnet (vgl. 
Dittenberger Syll. 2 20, 36 dvev de dxb fisv 
xo xzXavo xaitoxi av EvuoXxtdai efaeysaojvxai, 
xocxzoiav ds {36ao%ov ypvooxngov xoTv &sotv exa- 
[xEQat d]jro xov XQiftov xal xov zivgov xal xoi 
TotrrzoXt/toi xal xbi [@s]oi xal xli Qsai xal xoi 
EvjibXoi icostor exdoxot xrXeov. Preller-Eobert 
(xriech. Myth. I* 802, 1). Dichter (Eur. Phoin. 
683 K.) nennen sie deshalb at duowfwi deal. In 
Eleusis sowohl als auch anderwiirts wurden beide 
Gottinnen unter dem Xamen der MeydXat iital 
angerufen (Soph. Oid. Kol. 684. Paus. VIII 29, 
1. 31, 2; vgl. Toepffer Attische Genealogie 

Pauly-Wissowa IV 



219. Preller-Eobert Griech. Myth. 749,4). 
In Kyzikos nannte man sie at Asaicoivat, IGA 
501 (§ 40). In Boiotien (§ 9) hatte die Stadt 
FFoxviat von ihnen ihren Namen; an der Mykale 
(§ 33) wurden sie als -Baa/iOfpogoi dyval Iloxviai 
angerufen. Vgl. auch Soph. Oid. Kol. 1050. @s- 
ofio<poQoi in Pergamon (§ 39) und auch sonst. 
Dass D. und Kore je unter dem Namen Se/xvai 
verehrt worden sind, lasst sich wohl nicht be- 

lOweisen (E. Eohde Psyche2 I 210, 1). 

In der Peloponnes und in Eleusis ist D. oft 
mit Hades (Pluton) nah verbunden. Diese Ver- 
bindung ist offenbar da zuerst erfolgt, wo D. und 
Kora in ein en naheren Cultverkehr getreten sind. 
Dem unterirdischen Gotterpaar hat sich die achaei- 
sche D. angeschlossen. Nach dem Vorgang P. 
Fou carts Bull. hell. VII 1883, 403 ist vielfach (so 
z. B. von G. Loeschcke Die Enneakrunosepisode 
bei Pausanias, Dorpater Progr. 1883, 16)behauptet 

20 worden, dass der pelasgischen Eeligion ein Drei- 
verein chthonischer Gottheiten, d. h. eine Trias 
von Pluton, Demeter,*Kora — Zeus Chthonios, D., 
Kora und ahnliche, eigen war. Dass in der That 
die Dreizahl in dem chthonischen Cult eine sehr 
grosse Eolle spielt (Die Is Sibyllinische Blatter 
40, 1), ist unbestreitbar. Unbestreitbar ist auch, 
dass die Dreizahl chthonischer Gottheiten weit 
verbreitet ist ; aber nicht bewiesen ist, dass diese 
Dreizahl ein Eigentum der pelasgischen Eeligion 

30 gewesen ist. Kora und Hades scheinen vielmehr 
alte peloponnesische Gottheiten gewesen zu sein, 
zu denen die achaeische D. auch erst spater hiu- 
zugetreten ist, genau wie D. auch erst spater zu 
den beiden mannlichen Kabiren als Cultgenossin 
hinzugetreten ist. 

Fiir Arkadien ist die Verbindung der D. mit 
Poseidon charakteristisch. Poseidon wurde hier 
als Hippios verehrt und trat durch diese Function 
als Schutzer der Pferde, die an seinen Fliissen, 

40 Bachen und Quellen getrankt wurden , in nahe 
Beziehung zu Viehzucht und Ackerbau und da- 
mit zur D., die eine einheimische Erdgottin ver- 
drangt hatte (§ 27). Erst spater wurde er dann 
als die Identification der alten arkadischen Gottin 
mit der achaeischen D. erfolgt war, auch zum 
Vater der Kora. Poseidon, der urspriinglich der 
Gott der fliessenden Gewasser auf der Erde und 
nicht etwa gleich der Gott des ewigen, aber un- 
fruchtbaren Meeres war, wurde namentlich in 

50 seiner Eigenschaft als <pvxdXfuog Cultgenosse der 
D., so in Trozen, wo Poseidon mit Leis den Al- 
thepos zeugt, der ein Heiligtum der D. Thesmo- 
phoros griindet, neben der Poseidon eben als tpv- 
xdXiuog verehrt wurde; s. § 24 und Preller- 
Eobert Griech. Myth. 14 586. So empfing auch 
Poseidon <pvxiog zusammen mit D. Chloe in My- 
konos am 12. Posideon ein Opfer (Dittenberger 
Syll. a 615, t'ff.). In Eleusis, wo Poseidon auch an 
dem Haloenfeste teil hat, wurde er als ^axrjo verehrt 

60 (Paus. I 38, 6) und erinnert durch diese Bezeich- 
nung an seine alte peloponnesische Cultverbin- 
dung mit D. Auf dem Kolonos Hippios bei Athen 
wurden beide Gottheiten nebeneinander verehrt 
(§ 28). 

Am weitesten verbreitet ist aber die Cultver- 
bindung der D. mit Dionysos, die Vereinigung 
der beiden Gottheiten, denen am meisten der 
Schutz der Felder anbefohlen ist. D. ist die 

87 



2755 



Demeter 



Demeter 



2756 



Bringerin der s»;p« rgorpr/, wahrend dem Dionysos 
die vygd rQoqu'j verdankt wird. Sie greifen hier 
und da in das Gebiet der anderen Gottheit filler, 
wie z. B. D. in Attika von den Phytaliden als 
Bringerin der ersten Feige verehrt wurde, wahrend 
sonst gerade diese Frucht dem Dionysos geheiligt 
ist. Im allgemeinen aber ist die Trennung der 
Gebiete immer bewahrt worden; sie spricht sieh 
auch deutlich in den Personen des Triptolenios 



ist, wiirden wir mit Fug und Becht annehmen 
diirfen, auch wenn es niclit ilberliefert ware. Wie 
die Nymphen so oft "Ofinvuu heissen, wird sie 
auch als 'Ofinvia (§28) verehrt (Preller De- 
meter und Persephone 324). D. und Kora auf 
dem Weihrelief athenischer Wascher an die Nym- 
phen Conze Beschreibung der antiken Sculpturen 
des Berliner Museums 264 nr. 709 ; vgl. Athen. 
Mitt. XVII 1892, 134. Bald wurde den Nymphen 



und des Ikarios aus. Triptolemos verbreitet die 10 dann auch eine bestimmte Stelle im Mythus der 



Ahre, die Gabe der D., durch alle Lande ; Ikarios 
bringt die Weinrebe als Bote des Dionysos. So 
hat aueh die Vasenmalerei des 6. Jhdts. v. Chr. 
diese beiden Heroen in diesem Sinne oft als Gegen- 
stiicke dargestellt. Die Beziehung der eleusini- 
schen D. zum Dionysos-Iakchos beruht aber auf 
anderen Voraussetzungen ; vgl. dariiber die Artikel 
Eleusis und Iakchos. 

Eine der Naturgfittin D. sehr ahnliche Gettin 



D. zugewiesen ; sie sollten der D. die erste Feld- 
frucht gezeigt und zuerst den Weg zu Sitte und 
Cultur gewiesen haben, Schol. Pind. Pytli. IV 
104. Uber D. und die lemnischen Nymphen s. 
§ 14. Antipatros von Thessalien dichtete von 
den das Korn mahlenden Nymphen : Arjd/ ydg 
NvfMpaioi yEQoyv insreAaro ftoyftovg (Anth. Pal. 
IX 418). In Eleusis ist das Nymphenrelief Bull, 
hell. V 1881 Taf. 7 gefunden worden. Uber D. 



war die mutterliche GiSttin der Kleinasiaten, die 20 und die Kabiren s. § 14 und den Art. Kabiroi. 



unter den verschiedensten Namen verehrt wurde, 
aber uberall wesensgleich bheb als die grosse 
Mutter der ganzen Natur. In Kreta hiess diese 
Gottin Rhea, was nach einigen Sprachforschern 
eine Nebenform fur yka Sea ist und also auch 
Erde bedeutet (Preller-Robert Griech. Myth. 
I* 638), und wurde dort zur Mutter des Zeus. 
Von dieser alten orientalischen Gottheit mag die 
achaeische D. manchen Zug entlehnt haben. Die 
beiden Gcttinnen schienen den Hellenen so nah- 30 
verwandt zu sein, dass bald ihre Gleichsetzung 
erfolgte. Im 5. Jhdt. v. Chr. kommt die Iden- 
tification von D. und Rhea oft vor, z. B. wenn 
Pind. Isthm. VII 3 den Dionysos ndgsbgog yaX- 
xoxqoxov Aa/ldtsgog nennt (vgl. Lobeck Aglao- 
pham. II 1225). Ein classisches Zeugnis fiir diese 
Gleichsetzung ist namentlich das Chorlied in Eu- 
ripid. Helena 1301ff., das die Trauer der Mutter 
um ihr geraubtes Kind behandelt. Sehr schwierig 
ist aber die Frage nach dem Verhaltnis der klein- 40 
asiatischcn Gottermutter zu der athenischen Meter, 
die von der Mitte des 5. Jhdts. an freilich ganz 
mit Bhea-Kybele identificiert wurde. Urspriing- 
lich scheint die Meter von Athen, deren heiliger 
Bezirk (Mtjigcpov) am Markte in der Niihe des 
Rathauses als Staatsarchiv diente, nur eine andere 
Form derD. Oeoumpooog gewesen zu sein (Preller- 
Robert Griech. Myth. 14 651). 

Von sonstigen Cultverbindungen der D. mit 
anderen Gottheiten sind zu erwahnen : D. 0e- 50 
opocpogog als Gottin des intimsten Frauenlebens 
zusammen mit Hera, der Schtitzerin der Ehe, 
z. B. in Paros, 'A&rjratov V 1876, 15 nr. 5 : Eoa- 
oiiixt] Ilgdacovo; "Hoi] AtjuijToi {)eofio<p6gco xai 
Kogtj xai Ad EvjiovXel xai BajioT ; D. mit Athena 
'A'tJa zusammen in Tegea, Lebas-Foucart 337 i, 
mit Artemis in der grossen von Damophon ge 
sehaffenen Cultgruppe des Tempels von Lykosura 
(§ 27) und auf dem Isthmos (§ 22). Aischvlos 



V. Feste der Demeter. 
46. Ta ev "Aygag, § 28. 

'AXcZa, in Eleusis und Athen § 28. 

'Agxddia, § 27. 

AtjfirjtQia, Attika § 28: vgl. Schol. Arist. 
Ran. 338. 

'EXevhvvia, Sparta § 16. 

'Emxkeidta, Athen § 28. 

'EifixQijvaia, Lakonien § 16. 

'Exioxdcpia, Rhodos § 12. 

'Egxi)vta ('Egxvvia?), Lebadeia § 9. 

Evov&ivial , Hesych. s. Evgvdimvr rdcpog &r" 
EiiQV&tcovi. xai looxrj Ay/j.t]rgog. xai craiy- 
fidria h roTg oxororagioig . 

Evyagiorr/gia, Athen § 28. 

OaXvota, Kos § 12. 

KaXa/taTa in Eleusis, Preller-Robert Griech. 
Myth. 14 781. 

MsyaXdgxta, Delos § 13 (vgl. dazu Di tte li- 
ber ger Syll. 112 438, 175). 

Mvoirjgia, s. namentlich § 28 und die Art. 
Eleusis und Mysterien. 

IlgoaxTovgia, s. den Art. Eleusis und Preller- 
Robert Griech. Myth. 14 773, 3. 

JJootjodoia s. Art. Eleusis und Preller- 
Robert Gr. Myth. 14 773, 3. 

[TlgoXbyia, Hesych. s. v. Avoid ngb rcov xagxcbv 
Tekovfisvrj, vxb Aax<x>vwv\. 

IlgoxagioTtJQia (= IJooayaigsxrigia), Friihlings- 
feat in Athen, s. Evyagtarijgia und den be- 
sonderen Artikel. 

Srrjvta, Teil des athenischen Thesmophorien- 
festes, Preller-Robert Griech. Myth. 14 778. 

[Zvvxoiuon'igia , zur Zeit des Schol. B 1. X 
534]. 

Xiiona, Hermione § 25. 

XJioZa, Eleusis § 28. 

VI. Mythen der Demeter. 
47. Wenn es auffallend ist, wie selten D. im 



hat Artemis nach Herod. II 156 direct als Tochter 60 Mvthus erscheint, so hangt das damit zusammen. 



der D. bezeichnet. Die nahe Beziehung der He- 
kate zu D. spricht sich namentlich in dem My- 
thus vom Raube der Kore aus (Preller-Robert 
Griech. Myth. 14 300). Apolloii und D. auf dem 
Vorgebirge Triopion (§ 32) und in Messenien 
(Bd. I S. 2118). Uber D. und Asklepios vgl. § 24 
und 28. Dass die Gottin des Ackcrbaus auch zum 
Kreise der Nymphen in enge Beziehung getreten 



dass schon friih ein Mythus in fast alien grie- 
chischen Landschaften iiberwiegendes Gewicht ge- 
wonnen hat, der Mythus von der durch Hades 
geraubten Kora und ihrer Suche durch D. ; diese 
drei urspriinglich unabhangig von einander vei- 
ehrten chthonischen Gottheiten sind durch diese 
Sage eng verbunden worden. Die spiitere Legende 
fasst den Raub der Kora als eine brutale That 



2757 



Demeter 



des Hades auf, der als frecher Rauber gekenn- 
zeichnet wird, wahrend die alteste Bedeutung des 
Raubes offenbar eine ganz andere ist; der Raub 
ist nur eine Form der Brautwerbung, die uns 
namentlich aus der Peloponnes bekannt ist, in 
der auch heute noch zum Teil die Sitte des Braut- 
raubes herrschen soil. Wie in so vielen helleni- 
schen Culten ist der Mittelpunkt des Cultes der 
Unterirdischen ein legos yd/xog, der hier durch 
einen Brautraub zu stande gekommen ist. D. hat 10 
in dem Mythus die Rolle der vereinsamten, ihre 
Tochter uberall suchenden Mutter, die bald hier 
bald dort einkehrt und uberall gastliche Aufnahme 
bei den alten LandeskOnigen findet ; nirgends aber 
ist ihre Epiphanie beruhmter geworden als in 
Eleusis, von der der IV. homerische Hymnos, ein 
fiir Eleusis gedichteter iegbg Xdyog, berichtet. Poesie 
und bildende Kunst haben darin gewetteifert, 
diesen Mythus zu verherrlichen ; vgl. dariiber R. 
Foerster Raub und Riickkehr der Persephone 20 
1874 mit den Nachtragen Philol. Suppl. IV 
633-. Overbeck Griech. Kunstmythologie II 
590ff. und unter Kora. Erst ein zweites Stadium 
dieses Mythus ist es, wenn durch ihn der ewige 
Wechsel in der Natur symbolisiert wird, das Ab- 
sterben der Natur im Herbst und ihr neues Werden 
im Friihling. Entstanden ist dieser tiefere Hinter- 
grund des Mythus erst, als sich der Cult der 
Kora dem ursprunglieh unabhiingigen der D. ange- 
schlossen hat. Es wird sicher eine Form des 30 
Mythus gegeben haben, in der von alledem noch 
nicht die Rede war, sondern wo eben der Raub 
nur eine Art des legbg ydfxog war, der der gewOhn- 
liche Ansdruck fur die Cultvereinigung einer weib- 
lichen Gottheit mit einer mannlichen war; man 
vgl. z. B. den kgbg ydfiog der beiden thessalischen 
Heilgottheiten Iason und Medeia, aus dem sich 
die spatere Medeiasage durch das Epos und die 
Tragoedie (Euripides) entwickelt hat. 

Die gastliche Aufnahme der ihr Kind suchenden 40 
D. bei den alten Landeskonigen, denen sie zum 
Dank ihre Gaben schenkt, ist nur ein Teil des 
Mythus vom Raub der Kore durch Hades und 
muss im Zusammenhang mit Kore behandelt werden. 
tiber D. und Erysichthon s. § 2 und den Art. 
Erysichthoii; iiber D. und Iasion s. § 11 und 
den Art. Iasion. Hier bedarf es nur noch ernes 
Hinweises auf die Sagen, in denen D. um den 
Besitz eines Landes mit einer anderen Gottheit 
streitet. Um den Besitz von Campanien streitet 50 
sie sich mit Dionysos nach Plin. n. h. Ill 60; 
um Sicilien mit Hephaistos. Bei letzterem Streit 
ist die Aitna Schiedsrichterin; Simonides bei Schol. 
Theocr. I 65. Diese wie die Parallelsagen anderer 
Landschaften (Preller-Robert Griech. Myth. 14 
203; 1) werden der attischen Sage von Athenas 
und Poseidons Streit um Athen nachgebildet sein. 
VTI. Cultnamen der Demeter. 
48. Vgl. zu der folgenden Zusammenstellung 
G. .Wentzel 'E^ix/.ijau; sive de deorum cogno- 60 
minibus per grammatieorum graecorum scripta 
dispersis, Gottingae 1889. VII 49). 

A. Namen. deren Herkunft iiberliefert ist. 
dyvrj &ed, Akrai § 29 : Tauromenion § 29 : vgl. 

Studemund Anecd. var. 270. 
'ASqqpayia, Sicilien § 29. 
'Axardia'i § 3. 
'Afifidg, Hesych. s. v. 



Demeter 2758 

'Afupixrvovcg, Anthela § 5. 

'Avrjaidmga, Phlya § 28; vgl. Studemund 
Anecd. var. 27. 

'Agtegog, Samothiake § 14. 

'A X autj, Aphidna§ 28; Athen § 9. 28, s. Kov- 
gorgocpog; 'Ayea, Boiotien § 9; die 'Ayaia 
dexd/xa£og in Ikonion (Kaibel Epigr.gr. 
nr. 406) ist sehr problematisch. 

rstpvgala, Tanagra § 9. 

do , Stratonikeia § 36. 

■yj xalov/jAvrj iv slsi, Arkadien § 27. 

'EXev&la, Hippola § 16; Elsvdvia, Latos §11; 
'EXsvoia, Sparta § 16; 'EXevoirla, Arkadien 
§ 27; Attika § 28; Ephesos § 33; Gy- 
thion § 16; Helos § 16; Keleai § 21; Kreta 
§ 11; Mykale § 33; Plataiai § 9; Stratoni- 
keia § 36; Theraf 12; Therai im Taygetos 
§ 16. 

'Evdgo/tw, Halikarnass § 32. 

'EveXvoxig, Samos § 33. 

'Evvaia § 29. 

'EmXvaafiEvt), Syrakus § 29 ; Tarent § 30. 

'EnindXa, Lakonien § 16. 

'Ejioixidia, Korinth § 22. 

Enomlg, Sekyon § 20. 

'Egtvvg, Arkadien § 27. 

"Eoxvvva, Lebadeia § 9. 

'Egaibvrj, Syrakus § 29. 

'Egfiovyog, Delphi § 7. 

'Egval§i], Lydien § 34. 

Evszrjgia ?, Isthmos § 22. 

Evgvbdsta, Skarpheia § 6. 

Evgd)7irj, Lebadeia § 9. 

EvyXoog, Athen § 28. 

Oegfiaoia, Hermione § 25. 

Oeofiia, Pheneos § 27. 

&sOfio<pbgog % s. § 43. 

Oovgia § 30. 

'IfiaXig, Syrakus § 29. 

'lovXa') in Delos? vgl. Athen. XIV 618 D. E und 

dazu Usener Gotternamen 282. 
sep' invtodgofjuff, Olympia § 18? 
Kafiigia, Theben § 9. 
Kag!zoq>6gog , Athen § 28; Ephesos § 33; Epi- 

dauros § 24; Kilikien § 38; Kios § 40; 

Lesbos § 39; Lydien § 34; Paros § 13; 

Pergamon § 39; Phrygien § 35; Tegea 

§ 27. 
Kibagla, Pheneos § 27. 
F.y KoXmvatg, Erythrai § 33. 
Kovgorg6<pog 'Ayaia, Athen § 28. 
Kgtaijtj, Orchomenos § 9. 
Kvgrjra, Knidos § 32. 
Asgvaia, Argos § 23. 
Aovala. Arkadien § 27. 
3IaXo<f6gog, Megara § 10 ; Selinunt § 29. 
MeydXagrog, Skolos § 9. 
MeyaXouatog, Skolos § 9. 
MeXaiva, Phigaleia § 27. 
MvxaXrjaaia § 9. 

Mvoia, Argos §23; Pellene § 19. 
Si(pr)tf6gog, Boiotien § 9. 
'OftoXwta, Theben § 9. 
'0[i6voia, Peiraieus § 28. 
'Oftfarla], Athen § 28. 

'Ogiia, Lydien § 34 ; Ougstj, Amorgos § 13. 
/7a,«.Ta»'co ?, Herakleia am Pontos § 40. 
Ilarayaia, Aigion § 19. 



2759 



Demeter 



Demeter 



2760 



JTavxeXeit]^, Epidauros § 24. 
Ilaaixpdxsia, Selinunt § 29. 
ITsXaayig, Argos § 23. 
IIorrjQiocpoeo?, Antheia §19. 
nbtviai, Boiotien § 9; s. Mykale § 33. 
jj p0 — , Boiotien § 9. 
Jlgooxaoia, Sekyon § 20. 
ITgoav/iva, Argos § 23. 
IIv&oxQflorog, Erythrai § 33. 
IlvXaia, Antheia § 5. 
'Pagidg § 28. 
Sit<h, Syrakus § 29. 
Szsipizig §7. 
TavoojioXog, Kopai § 9. 
4>ged[g]goog, Athen § 28. 
Xa/nvvri, Olympia § 18. 
X&ovia, Hermione § 25; Sparta § 16. 
XXorj, Attika § 28, s. EvyXoog ; Mykonos § 13. 
Xgvadogog '?, Eleusis § 9. 42. 
'Qgia, Smyrna § 33. 
B. Von Cultnamen, die sich ihrer Herkunft nach 
nicht naher bestimmen lassen, sind noch folgende 
hervorzuheben: 

'Afyaia, Hesych. s. v. (ano zov at,aivsiv xovg 

xagnovg, vgl. Sophokles bei Nauck frg. trag. 2 

frg. 894). 

'AXizrjpia A. xai ZnvgAXizijgiog, Etym. M. 65, 41. 

'Auwifivoitov , Hesych. s. v. = apcpi Mvoaiov 

s. o. unter Argos (§ 23) und Pellene (§ 19). 

'Avag~idwga, Hesych. s. v. (r) dvdyovaa xai dviuoa 

zovg xagxovg). 
'AxtjQw, Hesych. s. v. _ 

Bortiga, Bomavdoa, Studeraund Anecd. varia 

270. 
rqata, Hesych. s. v. 
'EXXtjyngig , Hesych. s. 'Ay^ow. ^ 
'EXovaia, Hesych. s. v. = Aovala. 
Evegylda, Hesych. s. v. 
'Emaoaa, Hesych. s. v. 
EvaXcoala, Hesych. s. v. (ozi juydXag rag aXoig 

xowt xai nh]QOi). 
Evdvaooa, Hesych. s. v. 
Zeldoigog, Studemund Anecd. varia 270. 
Kavaxig, Hesych s. v. 
(p/.em, Studemund Anecd. varia 270. 
<I>voiicoog, Studemund Anecd. varia 270. 
'Qmg, Hesvch. s. Ayr\q<l>. 
VIII. Art 'der Cultstatten der Demeter. 
49. Dass eine Gottin wie D., der das intimste 
Frauenleben und die tiefste Stille des Menschen- 
herzens geweiht sind, die Statte ihrer Verehrung 
fern von dem wogenden Lehen der Stadt sucht, 
ist selbstverstandlich. Namentlich wo ihr My- 
sterien gei'eiert werden, ist Ruhe und Abgeschieden- 
heit fur den Ort ihres Cults eine Hauptbedingung. 
Sicher werden auch in Thessalien, wo zuerst der 
Landmann seine Gebete zur Mutter Erde hinauf- 
schickte. die Cultstatten der D. fern von den 
Stadten und Burgen, in der Nahe der Folder, 
auf die der Segen der D. herabgefleht wird, ge- 
legen haben. Im einzelnen giebt hieriiber Ab- 
schnitt II liber die Verbreitung des D.-Cults Auf- 
<ehlu<s; im allgemeinen vgl. aber den locus clas- 
sicus Vitruv. I 7, 30 p. 29, 19Eose«: item Ce- 
reri extra urbem loco, quo mm omnes semper 
homines nisi per sacrificium neeesse haheant 
wlire, cum religiose caste sanetisque moribus 
is locus debeat tueri und dazu G. Loeschcke 



Die Enneakrunosepisode bei Pausanias, Dorpater 
Progr. 1883, 18. Hierzu stimmt es, dass esmanch- 
mal eine Quelle ist, in deren Nahe D. ihren Cult 
hat, so z. B. bei Poiessa auf Keos (§ 13) und 
in Patrai, wo vor ihrem Heiligtum eine Quelle 
lag, die mit einem merkwiirdigen Heilorakel 
verbunden war (§ 19) ; vgl. auch das Fest Em- 
xorjvaia in Lakonien (§ 16). Tiber D. und die 
Nymphen s. § 45. Am Hafen lag das D.-Heilig- 
10 turn in Samothrake (§ 14). Auch da, wo D. 
auf den Hohen verehrt wird, wie das z. B. iur 
Amorgos, Paros, Priene bezeugt ist, beruht die 
Wahl ihres Cultorts auf derselben Vorstellung ; 
dieser Gottin gebuhrt ein einsamer, stiller Ort, 
wohin der Larm der Stadte nimmer dringt. So 
viel ich sehen kann, ist Hflhencult der D. haupt- 
sachlich fur den griechischen Osten bezeugt, so 
dass die Vermutung naheliegt, dass hier der Berg- 
cult der kleinasiatischen Meter cingewirkt hat 
20 (vgl. § 34). Tiber D.-Cult auf einzelnen Burgen 
s. § 43. 

IX. Demeter bei den Dichtern. 
50. Als Gottin des Ackerbaus und der Frucht- 
barkeit der Erde erscheint uns D. vor allem von den 
Dichtern gefeiert durch folgende Epitheta, fur die 
dieBelege bei C. Bruchmann Epitheta deorum 
quae apud poetas Graecos leguntur, Lpzg. 1893, 73ff. 
zu finden sind: dyXaobwgog, dyXaoxagjiog, aXwaitj, 
dXq)dg, dpaXXoxoxog, dpaXXoipogog, aygt&aXqg, P<>- 
30 xsiga, dsxdfta^og, boenarncpoQog, ijioyi-iiog, syxao- 
Tiog, svgvdXcog, evazicpavog, t,siboigog, £a>o86zeiga, 
Zioozbxog, daXvoidg, dgimnga decor JtQoizdvtwv, 
xaXXimstpavog, xapnobbxuga, xagixoTioibg, xagxo- 
roxog, Xix/taln, ^av&r, (s.Preller-R-obert Griech. 
Myth. I* 767), o/Ajivia, uain.Lir\xuga, sraviwreiga, 
jiXovTodotEiga , noXmaqnog . moXvoxaxyg, .-zoXvoco- 
pog, xoXvzsxvog, xoXvxooqiog , xoXvtfOQpi], xovXv- 
fted'tpvog, jxovXvqpogog, nvgoyoQog, onsQueir), oxa- 
Zvrjxopog . oxaxvoxXoxa/iog, oxayvooxstpavog, aza- 
40"xyoze6<pog, owotxig, tpegea^iog, (fepEOtayvg, <fdo- 
jivgog, cfvm^coog, yXooxdpTrog, ioQij<p6Qog. Aachst 
dem Ackerbau und der Sorge urn die Fruchtbar- 
keit der Erde sind es naturlich die eleusinischen 
Mysterienund die Thesmophorien, die den Dichtern 
Anlass zu einer Eeihe von Epitheta gegeben haben 
(s. C. Bruchmann a. a. O.): dyvtj, dyronoXog, 
TSXsvoivta. evcodtv, Mxiovyog 'EXtvoivog ydovog, 
fivoxtg, vt'joxetoa. oXfliobwzig , oeiivrj , osuvoxdxt], 
l&ovtrj. Vielgenannt wird von den Dichtern auch 
50 ihr Verhaltnis zur Tochter: ayXaoxaig, biibvvtto;, 
xovgoxQOfpog xovqi]. urjxrjo (adxrjo), .-raidoqttt), 
wi/.oxuxvog . 

X. Attribute. 
51. D.s haufigste Attribute sind' aus ihrer 
Function als Gottin des Ackerbaus entlehnt. Sie 
versinnbildlichen ihre Beinamen d ! xag.-zog, y-Xv- 
xaoxo;, xaojiorfoqog u. s. w. So stellen sie die 
Monumente" namentlich mit einem Ahrenbiindel 
in der Hand dar, das sie oft auch dem auf einem 
60Wagen vor ihr sitzenden, zur Ausfahrt in feme 
Lande, wohin er die Frucht der D. bringen soil, 
bereiten Triptolemos reicht. Daneben ist der 
Mohn ihr vornehmlichstes Attribut . den sie oft 
zusammen mit einigen Ahren in der Hand liiilt. 
Beide Pfianzen, die so oft auf dem Felde zu- 
saminenstehen , sind so auch in der Hand der 
Gottin des Ackerbaus vereinigt, Bildende Kiinstler 
verkOrpern so ihre Erscheinung. und in der Phan- 



2761 



Demeter 



Demeter 



2762 



tasie derDichter erscheint sie nicht anders; vgl. 
Theokrit. VII 156 von D. dXajig, d de yeXdaoat 
Sgdynaxa xal fidxeovag h dfupozegaioi e%oi0a mit 
dem Sehol. xr/v Aijfit/xgd cprjoi fii] fibvov daxdxvg 
dXXd xai /xrjxmvag l%uv. Vgl. Mann hard t My- 
thologische Forschungen 235. Bei Kallimachos 
hymn. VI 42 nimmt D. die Gestalt ihrer Priesterin 
Nikippa an, zdv oi jioXig dgdzeipav da/tooiav k'oxa- 
osv, hiaaxo, ysvzo ds %siqI oxkfxfiaxa xai fidxwra. 



an, die wir entweder allein oder aus der Cista 
mystica sich emporringelnd oft neben D. darge- 
stellt finden. Vgl. auch hiefiir das von E. Cae- 
tani-Lovatelli publicierte Marmorgefass ; um 
den Schoss der auf einem mit einem Fell be- 
deckten Throne sitzenden D., die in der Eechten 
ein Ahrenbiindel, in der Linken eine grosse Fackel 
halt, ringelt sich eine grosse Schlange, die der 
neben D. stehende Myste liehkost. In Eleusis 



Der alte Name Sekyons mess Mekone ; man suchte 10 sind auch die Eeste einer grossen Schlange aus 



diesen aus der Erzahlung zu erklaren, dass D. 
hier zuerst den Mohn gefunden habe (§ 20). 
Vgl. auch Serv. Georg. I 78. 212. Auch der mit 
Blumen, Ahren und Frlichten aller Art gefiillte 
Kalathos ist sehr oft ein Attribut der Gottin. 
Von Friichten ist es namentlich die Granate, die 
wir oft in der Hand der Gottin finden. 

Von Tieren ist ihr besonders das Schwein ge- 
heiligt, mit dem wir sie in Terracotten Ofters dar- 



eestellt sehen. Die nahe Beziehung des Schweins 20 heiligt zu sein. 

b /-, .,i .-i ...l-i «_i -.--I. »: l „„„„„•„„« VT 1-1^^,0 + ^ 



Terracotta gefunden worden; s. Preller-Eobert 
a. a. 0. 791, 2. Vo"n Pfianzen scheinen ihr als 
Gottin der Weihe und der Keinigung besonders 
die iiberhaupt dem chthonischen Cult eigentiim- 
lichen Bluten und Blatter der Myrte (E. Eohde 
Psyche 2 I 220, 2), des Asphodelos (s. o. Bd. II 
S. 1732) und des Narkissos, den Persephone pfliickte, 
als sie Hades iiberraschte (Soph. Oid. Kol. 684: 
vdpxioaog, /xsydXatv fteaiv aQ%aXov oxeq>dvo){ia) ge- 



zu dieser Gottheit erklart sich einmal aus seiner 
iippigen Fruchtbarkeit , durch die es als Opfer 
und Attribut der Gottin besonders geeignet scheint, 
und dann aus der kathartischen Wirkung, die 
man namentlich dem Blute des Schweins zuschrieb ; 
vgl. Aisch. Eumen. 283 xa&apfioig xoigoxxovotg. 
Schol. Aristoph. Ban. 338; vgl. Stengel Griech. 
Kultusaltert.s 1898, 108. Preller-Eobert Griech. 
Myth. I* 796, 2. Diels Sibyllinische Blatter 48. 



XL Demeter in der bildenden Kunst. 
52. Bis die Mysterienculte den D.-Cult zu 
einer ungeahnten Bedeutung entwickelt haben, 
sind ihre Cultbilder offenbar nur sehr bescheiden 
gewesen, von Bauern, die der Gottin des Acker- 
baus zunachst allein huldigten, flir die Dorfheilig- 
tiimer gestiftet. Demnach ist unsere Kenntnis 
von den altesten D.-Bildern ausserordentlich be- 
schrankt. Wir sind fast nur auf die hier wenig 



So spielt das Schwein in alien kathartischen Cul- 30 ausgiebige litterarische Tradition angewiesen ; 
- - ■ ■ - ■■ " " "' , ' denn die Deutung der archaischen Terracotten, 

die fur D. in Frage kommen kOnnten, ist durch- 
aus nicht unbestritten. Garnichts kflnnen wir 
z. B. mit einer Nachricht bei Paus. II 13, 5 an- 
fangen, nach der sich in Phleius in einem D.- 
Tempel neben dem Theater xa&rj/tsva dydXfiaxa 
dp%aTa befanden, und noch weniger mit den Gold- 
elfenbeinbildern im Heraion von Olympia, die 
dem Paus. V 17, 3 k zd fidXtaza dgxaTa erschienen, 



ten der D. eine wichtige Rolle, namentlich aber 
in dem eleusinischen. Vgl. dafiir das von E. 
Caetani-Lovatelli Bull, comun. di Eoma 1879 
(= Antichi monumenti illustrati, Eoma 1889, 25) 
verOffentlichte Marmorgefass mit einer eigentiim- 
lichen Darstellung einiger Culthandlungen der 
eleusinischen Mysterien, die sich auch auf andern 
Monumenten wiederholt findet. Neben dem Schwein 
kommt als Opfer der D. naturlich hauptsachlich 



die Kuh vor , die ihr als Gottin des Ackerbaus 40 und dem ayaX/j,a dp&or Xi&ov in Drymaia. Etwas 



oft dargebracht wird; vgl. z. B. das Opfer in 
Hermione (§ 25). Von Tieren stent dann noch 
der Kranich in besonderer Beziehung zur D., weil 
er im Altertum als Wetterprophet gait (s. %.^ B. 
Hesiod. Erga 448 <pgdCeo&ai 8', svz' dv yegdvov 
<pojrijv ijiaxovoyg vyioder ix ve<jpea>v srtavaia xs- 
xXijyvhjg ' i\ x' dgoxoto xs orjfia ifegsi xai yHf-iaxog 
oigrjv deixvvu dfi^gtjgov). Porphyrios de abstin. 
Ill 5 p. 193, 9 NauckS bezeichnet den Adler als 



durchaus Singulares ist freilich das alteste Bild 
der D. Melaina in Phigaleia (o. S. 2734) ; aber an 
seiner Existenz konnen wir heut nicht mehr zwei- 
feln, wie es E. Petersen nach dem damaligen 
Stande der Wissenschaft (Kritische Bemerkungen 
zur alteren Geschichte der griechischen Kunst, PlOner 
Progr. 1871) noch thun musste. Aber die eigent- 
liche D. geht diese Darstellung nichts an; denn 
das Bild in der Hohle bei Phigaleia stellte eine 



xtjovg des Zeus, den Habicht und Eaben als den 50 Localgflttin der Phigaleer dar, die erst spater mit 
des Apollon , den Storch als den der Hera , die 
Eule als den der Athena und den Kranich als 
den der D. So steht denn der Kranich neben 
der D. auch in dem Vasenbild mit dem Auszug 
des Triptolemos bei Gerhard Auserl. Vasenb. 46. 
Mancherlei Attribute gelten aber auch der D. 
als der Gottin der Mysterien und der Unterwelt, 
wie diese Seite auch schon bei dem Schwein her- 
vorgehoben werden musste. So deutet die Fackel 



D. identificiert wurde. Von dem Bild, das nach 
Pausanias dies alte Schnitzbild ersetzte und an 
dem der grosse Kiinstlername der Onatas haftet, 
wissen wii so gut wie nichts. Nicht einmal das 
lasst sich mit Sicherheit entscheiden , ob die alte- 
sten Bilder der D., wofiir allerdings die Wahr- 
scheinlichkeit spricht, Sitzbilder gewesen sind. 
Es ist mOglich, dass hier einmal der Fund von 
Terracotten die Liicke unserer Kenntnis ausfullt. 



ihrer oder der Tochter Hand ihre kathartische 60 So scheinen mir die in grOsserer Anzahl sowohl 



Bedeutung an; denn das Feuer reinigt und heiligt 
nach der Vorstellung des Altertums; vgl. Diels 
Sibyllinische Blatter 47. Im Cult von Eleusis 
kannte man Fackeln von besonderer Form, die 
auf einzelnen Monumenten abgebildet sind; wahr- 
scheinlicb warcn sie mit Myrtenzwcigen besteckt; 
vgl. Preller-Eobert Griech. Myth. I* 797, 2. 
D.s Beziehung zur Erde deutet die Schlange 



auf der Akropolis von Athen als auch in der 
Unterstadt gefundenen sitzenden GOttinnen aus 
Terracotta, von denen eine bei F. Winter Ar- 
chaeol. Anzeiger 1893, 144 abgebildet ist, sicher 
D. darzustellen ; die Gottin sitzt auf einem Thron 
ohne Lehne ; sie halt in der halb erhobenen Eechten 
eine Frucht und tragt statt der runden Stephane 
einen polosartigen Kopfschmuck. Eine stehende 



2763 



Demeter 



Demetrias 



2764 



D. ist wahrscheinlich in den bei J. Boehlau 
Arch. Jahrb. Ill 1888, 343 fig. 26 und 27 ab- 
gebildeten Terracotten aus Eleusis und Thisbe 
zu erkennen. Fiir die Terracotten ist auf den 
demnachst erscheinenden Katalog von P. Winter 
zu verweisen, in dem das ganze Material, nach 
Typen geordnet, vorgelegt werden wird. Im ein- 
zelnen wird aber die Entscheidung, ob D. oder 
eine andere Gottin dargestellt ist, immer sehr 



—1379 und auf die Schrift von Max Euhland 
Die eleusinischen Gottinnen. Entwicklung ihrer 
Typen in der attischen Plastik, Strassburg 1901. 
Litteratur : L. P r e 1 1 e r Demeter u. Persephone, 
ein Cyklus mythologischer Untersuchungen, Ham- 
burg 1837; Preller-Eobert Griech. Mythol. 
I* 1894, 747—798. F. G. Welcker Griechische 
Getterlehre I 1857, 385-392. II 1860,467-571. 
W. Mannhardt Mytholog. Forschungen , aus d. 



schwierig bleiben, da Kalathos und Polos auf dem 10 Nachlass herausgegeben von H. Patzig 1884 



Kopfe, Frtichte und Blumen in den Handen auch 
anderen Gottinnen eignen z. B. der Kora und 
Aphrodite. Sicher scheint aber die Deutung einiger 
Terracotten von Kamarina, E. Kekule" Terra- 
cotten von Sicilien S. 25ff. ; Taf. 4, 1—5. Bloch 
in Eoschers Mythol. Lex. II 1342. 

Von den beruhmten D.-Statuen des 4. Jhdts. 
v. Chr. sind uns weder Originale noch sichere 
Copien erhalten. Es gilt dies namentlich von 



= Quellen u. Forschungen zur Sprach- u. Cultur- 
geschichte der germanischen Volker Bd. LI), 202 
— 350. L. Bloch Kora und Demeter in W. 
H. Eoschers Mythologischem Lexikon II 1284 
—1379. [Kern.] 

Demetria (Avutjtqui). 1) Ein Demeterfest 
dieses Namens wird erwahnt bei Poll. I 37 und 
Hesych. s. /hoqottov. Vgl. Hermann Gottesd. Altt.2 
§62,5. ToepfferAtt.Geneal.311. Daremberg- 



zwei hieher gehorigen Werken des Praxiteles; 20 Saglio II 63. Es kam ein Spiel dabei vor, in dem 



sowohl von der D., Kora und Iakchos darstellenden 
Cultgruppe (Paus. I 2, 4. Clem. Alex. Protr. IV 
22) als auch von den zu einer Gruppe vereinigten 
Gottheiten Flora (= Kora), Triptolemos und Ceres, 
die Plin. n. h. XXXVI 23 als in den serviliani- 
schen Garten befmdlich erwahnt. Denn der Ver- 
such A. Kalkmanns Archaeol. Anz. 1897, 136, 
die von Paus. a. a. O. erwahnte, gewOhnlich dem 
alteren Praxiteles zugeschriebene Cultgruppe in 



die Teilnehmer sich mit aus Bast geflochtenen Peit- 
schen oder Prflgeln schlugen. Schol. Pind. 01. IX 
156 heisst es: iv 'EZevotvt aystai za Arj^rjtoia. 
tovxov 8s TiQmxov aycovd cpaaiv elvai. Es ist dar- 
nach nicht sicher, ob hier von einem eigenen Fest 
dieses Namens die Eede ist (so 0. Muller Allg. 
Encykl. I 33 S. 282, anders A. Mommsen Feste 
Athens 180. 183). Auch ob ein zehntagiges Fest, 
das man zur Zeit der Saat der Demeter in Syrakus 



Athen aus der D. von Cherchel, der Kora der 30 feierte (Diod. V 5), D. hiess (D a rem berg - 



Villa Albani und der beriihmten Petersburger 
Knabenflgnr wiederzugewinnen , ist von E. Ke- 
kule von Stradonitz trber Copien einer Frauen- 
statue aus der Zeit des Phidias, LVII. Berliner 
Winckelmannsprogramm 1897, 36 nr. 32 mit Beeht 
fiir irrig erklart worden. Ebensowenig wissen 
wir Naheres iiber die Marmorstatue der D. von 
der Hand des Atheners Eukleides, die im D.- 
Telnpel von Bura stand (§ 19). Aber auch 



Saglio a. a. 0.; vgl. Preller-Eobert Griech. 
Myth. I 786, 1. Hermann a. a. 0. § 68, 22ff.) 
oder Thesmophoria (vgl. Herakleides bei Athen. 
XIV 647 A) , lasst sich nicht ausmachen. Die 
obsconen Scherze der feiernden Frauen, von denen 
wir ho'ren , erinnern jedenfalls an die attischen 
Thesmophorien. Eine Zeit lang haben die Athener 
dem Demetrios Phalereus zu Ehren die grossen 
Dionysien D. genannt (Plut. Demetr. 12; vgl. 



unter den erhaltenen Statuen und Beliefs der 40 Duris bei Athen. XII 536 A). Vielleicht nannten 



classischen Zeit sind sehr wenige vorhanden, die 
man mit voller Sicherheit als Bilder der D. in 
Anspruch nehmen kann, weil die Attribute heute 
meistens fehlen und sich das iibrige Bild von 
dem anderer matronalen Gottheiten nicht zu unter- 
scheiden pfiegt (Preller-Eobert Griech. Myth. 
I* 798). Eine gliickliche Combination E. v. Ke- 
kules (s. das eben citierte Programm), bei der 
der Zufall insofern eine Eolle spielt, als sie durch 



auch die Sikyonier den jahrlichen Agon, den sie 
aus demselben Grunde gestiftet hatten, D. (Diod. 
XX 102). Demetrieia auf der Insel Syros finden 
wir CIG 2347 c erwahnt. [Stengel.] 

2) Sergia Demetria und Fl(avia) Demetria 
Flacilla s. unter Sergius und Flavius. 

[Stein.] 

Deinetriairas. 1) In der Schrift Cyprians ad 
Demetrianum (citiert auch von Lactant. divin. 



den Fund eines Beliefbruchstucks in Eleusis erst 50 inst. V 4 , 3) lernen wir D. als Heiden und 



ermoglicht wurde, hat in zwei in den Museen 

von Cherchel und Berlin befindlichen Frauen- 

statuen ein D.-Bild aus der Zeit des Pheidias 

erkannt, das vielleicht im Telesterion von Eleusis 

aufgestellt war. In dieselbe Zeit gehort das be- 

ruhinte, jetzt im Nationalmuseum zu Athen Kara/.. 

1890/92, 119, do. 126 befindliche eleusinisehe 

Belief, das den von den beiden Gottinnen am- 

gebenen Triptolemos darstellt , und auf dem in 

der Frau links vom Beschauer D. zu erkennen 60 (s. d. Nr. 4) 

ist. Dass diese Figur von dem Original der 

Statuen von Cherchel und Berlin abhangig ist, 

hat Kekule a. a. 0. 27 mit Eecht hervorge- 

hoben. Uber die Cultgruppe der eleusinischen 

Gottinnen in Eleusis s. den Art. Eleusis. Fur 

die Darstellung der D. in spaterer Zeit verweise 

ich auf die sehr sorgfaltige Untersuchung von 

L. Bloch in Eoschers Mythol. Lex. II 1339 



wfltenden Christenfeind kennen ; tlass er rCmischer 
Beamter gewesen sei, dafiir liegtkein Anhaltspunkt 
vor. Erwahnt ist er auch Hieronym. epist. 70, 3. 

2) s. Q. Iulius Maximus Demetrianus. 

[Stein.] 

3) Praefectus annonae Africae im J. 369. Cod. 
Theod. XIII 5, 12. 9, 2. [Seeck.] 

4) Grammatiker, wohl in Ravenna c. 200 n. 
Chi'., Vater des Sophisten Aspasios von Ravenna 
■ - -- - [\v. Schmid.] 

Demetrias (/%«?r e (a?). 1) Stadt _ in Mag- 
nesia (Thessalien), lag im inneren Winkel des 
pagasaeischen Golifes unweit Sstlich des alten Iolkos 
und des jetzigen Volos an einer sanft geschwungenen 
Bucht. Ein 210 m. holier isolierter Hligel ans 
krystallinischem Kalk (jetzt Goritza genannt) trug 
die Akropolis, von der aus sich die Stadt, deren 
Mauern, Cisternen, auch einige Strassenziige noch 



f 



2765 



Demetrias 



Demetrias 



2766 






erhalten sind, in eine Heine, an die treffliche 
Hafenbucht grenzende Ebene hinabzog. Die Lage 
der Stadt war fiir die Beherrschung des Handels 
von Thessalien vorziiglich, und zu alien Zeiten 
hat in dieser Gegend um die Spitze des Golfes 
die Hafenstadt dieses Landes gelegen. Von De- 
metrios Poliorketes durch Synoikismos zahlreicher 
Ortschaften gebildet, wurde es Vorort des Bundes 
der Magneten, Haupthandelsstadt Thessaliens, eine 
starke Festung (eine der ,drei Fesseln' Griechen- 
lands) und zeitweilig Besidenz der makedonisehen 
Konige. Im Mittelalter Bischofssitz, spater Me- 
tropolis (Lequien Oriens christ. Ill 983), wurde 
die Stadt von Iustinian neu befestigt (Procop. de 
aedif. IV 3), von den Sarazenen im J. 902 zer- 
stOrt (Finlay Hist. Greece II 265), aber spater 
noch mehrfach erwahnt (Taf el Thessalonica 
LXXXVII) und erst unter der Tiirkenherrschaft 
vflllig verlassen. Strab. IX 428. 436. 438. 441. 
443. Polyb. Ill 7. XVIII 11. Liv. XXVII 32. 
XXVIII 5—8. XXXI 24. XXXII 37. XXXV 34. 
XXXVI 20. 33. XL 24. XLII 67. XLIV 12f. 
24. Steph. Bvz. Plin. IV 29. Bursian Geogr. 

I 102. Leake North. Gr. IV 375f. Meziercs 
Mem. Ossa4ff. Georgiadis OeooaZla 185. Bae- 
dekers Griechenl.2 221. [Philippson.] 

2) Ort in Kilikien im Gebiet von Tarsos. Acta 
SS. 11. Oct. Earn say Asia min. 386. [Euge.] 

B) In Paliistina (Koilesyrien?). Mehrerc Miin- 
zen sind erhalten mit der Aufschrift ArjfirjxQisoov 
tijs ieoag (autonome und Kaisermiinzen) , vgl. 
Eckhel II 136—138. Mionnet V 359. Aus der 
Schrift wie aus der Zeichnung schliesst Eckhel 
(a. a. 0.) auf orientalischen Ursprung und nimmt 
die Existenz einer sonst unbekannten Stadt D. 
in Paliistina und Syrien an, wahrend Mionnet 
die Miinzen der Stadt D. in Thessalien (Nr. 1) 
zuweist. [Benzinger.] 

4) Stadt in Assyrien , in der Nahe von Ar- 
bela, Strab. XVI 738. Steph. Byz. [Fraenkel.] 

5) Stadt in Arachosia, zwischen Chorochoad 
(s. d.) und der am Flusse Arachotos (jetzt Ar- 
ghand-ab) gelegenen Metropole Alexandropolis 
(jetzt Kandahar), Isidor. Charac. mans. Parth. 
19. Wie schon Grotefend erkannt hat, eine 
Griindung des Demetrios, des Sohnes und Mit- 
regenten des hellenobaktrischen Fiirsten Euthy- 
demos , welcher sich in den Besitz von Areia, 
Arachosia und der Paropanisadenlandschatt ge- 
setzt hatte (Bd. II S. 2809). D. lag wohl am 
Unterlauf des unmittelbar westlich von Kandahar 
in den Arghand-ab von Norden her einmiindenden 
Chak-rez ; westwarts folgt der Fluss Ghorat und 
zuletzt der Hilmend , welcher Girisk und Bost 
(s. Beste) bewassert. [Tomaschek.] 

6) Name der mit der Antigonis zuglekh zu 
Ehren des Demetrios Poliorketes errichteten atti- 
schen Phyle, die fortan den zweiten Platz in 
deren Reihenfolge einnahm (Belegstellen s. u. An- 
tigonis Nr. 1: iiber die Reihenfolge Boeckh 
zu CIG I 111 [= CIA II 336]. H. H. E. Meier 
Comment, epigr. I 19. II 62 auf Grund von CIA 

II 335). Zuerst wird die Phyle erwahnt im Jahre 
des Koroibos = 306/5 (CIA II 246), aber sie wird 
wohl schon im vorhergehenden Jahre des Anaxi- 
krates eingesetzt sein; in einer choregischen In- 
schrift dieses Jahres (CIA II 1290) ist der Name 
einer Phyle radiert — es kann nur eine der .make- 



donisehen' gewesen sein; das Jahr des Anaxikrates 
sollte ein einfaches sein, aber nachtraglich wurde 
ein Schaltmonat und zwar ein ra t urjfawv voxeoog 
eingefligt (CIA IV 2, 733) — augenscheinlich, um 
statt fiinf Prytanien deren sieben in der zweiten 
Jahreshalfte unterzubringen (v. Schoeffer Biir- 
gerschaft und Volksversammlung in Athen I 400f.). 
Mflglicherweise gehOrt dem Jahre dieses Anaxi- 
krates die Inschrift CIA II Add. 320 b an, in der 

10 als siebente Prytanie die Antigonis genannt wird 
(U. Kehler zu CIA IV 2, 240b). Die beiden neuen 
Phylen bestanden wahrend des ganzen 3. Jhdts., 
auch neben der Ptolemais (vgl. aus der 13-Phylen- 
zeit CIA IV 2, 385 d ='E<p. do X . 1887, 175), und 
wurden erst abgeschafft, als Philippos V. durch 
wiederholte Pltinderung Attikas den Zorn der 
Athener erregt hatte, gegen Mitte des J. 200 (Liv. 
XXXI 44 nach Polybios), kurze Zeit vor Errich- 
tung der Attalis ; als Denkmal des Ubergangs- 

20 zustandes erscheint das Demenverzeichnis von elf 
Phylen im CIA II 991 (v. Schoeffer a. a. 0. 
424ff.). Was die Verteilung der Demen unter die 
nenen Phylen betrifft, so wurden keine neuen er- 
richtet, sondern aus alien alten Phylen ungefahr 
je zwei zur Bildung derselben entnommen. Be- 
zeugt sind fiir die Antigonis: Agryle (eine der 
beiden, CIA IV 2, 385 b), Aithalidai (CIA II 316. 
336), Eitea (ebd.), Gargettos (CIA II 324. IV 2, 
251b), Kydathen (CIA II 316), Lamptrai (eine 

30 von beiden, CIA II 324. 335), Paiania (eine von 
beiden, CIA IV 2, 251 b); fiir die D. Agnus (Steph. 
Byz. s. v.), Hippotomadai, Koile, Kothokidai (CIA 
II 324), Melite (CIA II 316. 335), Thorai (CIA 
IV 2, 251b), Xypete (CIA II 324. IV 2, 251 b); 
als ebenso gesichert (auf Grund des Archonten- 
katalogcs, CIA II 859) konnen gelten: Diomcia 
fiir die Antigonis und Atene fiir die D. (letzterer 
sicher einer ,makedonischen' Phyle angehorig, CIA 
IV 2, 385 b), wahrscheinlich auch Deirades und 

40 vielleicht eine der zwei Ankyle fiir die erstere. 
Dagegen ganz zweifelhaft erscheinen: Amphitrope 
fiir die Antigonis, Anakaia fiir die D. (nach Kirch- 
ner), Bate und Ikaria (nach Schebelefi). 
Neuerdings ist von Bates die Ansicht verfochten 
worden, dass zur Bildung der makedonisehen 
Phylen aus jeder der zenn alten je zwei Demen 
entnommen worden sind, und zwar aus den ersten 
fiinf fiir die Antigonis, den letzten fiir die D., 
■ also fiir die erstere Agryle, Lamptrai (Erechtheis), 

50 Gargettos, Ikaria? (Aigeis), Kydathen, Paiania 
(Pandionis). Aithalidai , Deirades (Leontis) und 
nur Eitea (Akamantisj. fiir die D. Hippotomadai, 
Kothokidai (Oineis) , Melite . Xypete (Kekropisi, 
nur Koile (Hippothontis), kein Demos aus Aiantis, 
Athene, Thorai (Antiochis). Die Hypothese ist 
sehr ansprechend: es mfisste nur aus der Aigeis 
statt des zweifelhaften Ikaria das gesicherte Dio- 
meia eingesetzt werden; die Aiantis konnte ein 
paar kleine Demen, welche spater in der Ptole- 

60 mais erscheinen, abgegeben haben : Schwierigkeit 
macht nur Agnus aus der Akamantis , in die D. 
statt in die Antigoais versetzt , denn es geht 
nicht an, einer Hypothese zuliebe das Zeugnis 
des Steph. Byz. zu verwerfen. eher noch eine 
Verwechslung der beiden makedonisehen Phylen 
anzunehmen — nur neue Inschriftenfunde konn- 
ten entscheiden. 

Litteratur ausser der unter Antigonis Nr. 1 



2767 



JrjftrjVQMxarai 



Demetrios 



2768 



angefiihrten: v. Schoeffer Biirgerschaft u. Volks- 
versammlung in Athen I 1891 S. 403ff. Kirch- 
ner Rh. Mus. XLVII 550ff. Schebeleff Zur 
Geschichte der Bildung der naohkleisthenischen 
Phylen, Sep.-Abz. (russ.). Bates Five post- 
kleisthenean tribes. Cornell Stud. VIII 1898. 

[v. Schoeffer.] 
7)MarciaAureliaCeioniaDemetrias(CILX5918 
= Dessau 406), s. unter Marcius. [Stein.] 



4) Sohn des Leukios, Athener (AXaievg). "Ytzo- 
xai&oTQifai, Anfang 1. Jhdts. n. Chr., CIA III 106. 

5) Sohn des Uliades, Athener (A/.oixexydsv). 
Koafirjxrjg i<p?jf}rov, Ende 2. Jhdts. v. Chr., CIA 
II 465. 

6) Athener (BsgeviyJSyg). Geo/io&hqs in einem 
Archontenkatalog," Ende 3. Jhdts. v. Chr., CIA 
II 859, 29. 

7) Athener (IIcuovtd>]g). &ea/j,o§szt]g im J. 95 4 



8) Gattin des Petronius Probianus, Consuls 10 v. Chr.. CIA II 985 E II 40. 



im J. 322, s. Bd. I S. 2203, 26. 

9) Tochter des Anicius Hermogenianus Oly- 
brius, Consuls im J. 395, s. Bd. I S. 2207, 44 
und R. Garrucci Storia dell' arte cristiana I 
(Prato 1881) 512, wo ein inschriftlich orhaltenes 
Gedicht zu ihrem Preise mitgeteilt ist. [Seeck.] 

Ar/fir/Tgiaorai, genauer ol tiqo nolewg Arj- 
lirjrQiaazai, Cultverein zu Ehren der Demeter in 
Ephesos, erseheint in der Zeit der Antonine ver- 



8) Sohn des Isigenes, Athener ('Pafivovoiog). 
FLubozglfag, etwa 112—126 n. Chr., CIA III 
735. 1094. 1095. 1096. 1098. 1102. 

9) Sohn des Alexandres, Athener (2<p>']zziog). 
6eo[io&szr)g , Zeit des Kaisers Tiberius, CIA III 
1008. 

10) Sohn des D., Athener (Syr/mo;). Koa- 
Htjrijs E<pr)§o>v, 90 n. Chr., CIA III 1089; vgl. 
die Grabschrift 2032 Atjitrjzgiog Arjfitjzglov 2(p>']z- 



bunden mit ol A iovvoov <Pksoi fivazai, Inscr. Brit. 20 zio 



Mus. Ill 595. [Ziebarth 

Demetrion {Atj/ztjtQiov). 1) Heiligtum der 
Demeter bei der Stadt Thebai Phthiotidos (s. d.), 
wonach diese Stadt auch D. genannt wurde. Strab. 
IX 435. Liv. XXVIII 6. Steph. Byz. Skylax per. 
64. Bursian Geogr. I 80. [Philippson.] 

2) Stadt in Bithynien zwischen Claudiopolis 
und dem Sangarios, Tab. Peut. IX 3 Miller (De- 
metriu). Geogr. Rav. 112, 11 (Dimitrio). Die 
Entfernungsangabe , 13 Milien von Dusae pros 30 
Olympiim, f ilhrt nach dem Westausgang der Ebene 
von Diisdche, wo v. Diest Spuren einer alten 
Strasse gefunden hat, Petermanns Mitt. Erg.- 
Heft 94, 88. Ruge in den phil.-hist. Beitragen 

C. Wachsmuth gewidmet 25. Kiepert Forma 
orbis IX setzt es zu nOrdlich an. [Ruge.] 

3) Demetrion {Arjnt\zga6v\ griechiseher Mo- 
natsname. 1. Plut. Demetr. 12 berichtet, dass 
in Athen der Monat Munichion dem Demctrios 
Poliorketes zu Ehren D. genannt worden sei. Ur- 40 
kundliche Bestatigung fehlt bis jetzt, und die 
Nachricht ist nicht ganz unverdiichtig, da andere 
Angaben uber ahnliche dem Demetrios erwiesene 
Ehren sich als irrtumlich herausgestellt haben. 

2. In Kassandreia kommt der Name in der 
Insehrift Revue arch<§ologique XXXI (1876) 107 
(Dittenberger Syll. 2 196) vor. Denn /%«?- 
TQiojvog als Vatersnamen zu dem vorhergehenden 
Tiurjolov zu fassen, woran der erste Kerausgeber 



11) Sohn des Hyllos, Athener ('Egay&eTdog 
rpvXijg). Siegt im Faustkampf der Knaben bei 
den Theseien in Athen urn 160 v. Chr., CIA II 
445, 9. 

12) Sohn des Antimenes, Athener {Ksy.gombog 
q>vXfjg). Siegt zij Xafixadt, zGw syrjficov bei den 
Theseien zu Athen um 160 v. Chr., CIA II 445, 
25. Ebd. v. 59 Aqfir/zowg 'Avzi/isvov; ['A&rjraiog] , 
welcher im Dauerlauf der Manner siegt. 

13) Sohn des Diomnestos , Boioter. Siegt bei 
den Panathenaien um 190 v. Chr., CIA II 967. 

14) Sohn des Makron, aus Chios. Siegt im 
Ringkampfe der jiingeren Ephebeu zu Chios, CIG 
2214 = Dittenberger Syll. 2 524. 

15) Aus Chios. Siegt zu Olympia im Lauf, 
Ol. 233 = 153 n. Chr., Afric. b. Euseb. I 218. 

16) Archon in Delos, Anfang 2. Jhdts. v. Chr.. 
Bull. hell. VI 43ff. = Dittenberger Svll.2 588, 
128ff.; ebd. Bull. hell. VI 7 v. llff. 

17) Sohn des Aitolion, aus Demetrias. Szga- 
znyog xoivog z&v Mayvr/zow, Mitte 2. Jhdts. v. Chr., 
Athen. Mitt. VII 339. XV 283; VII 339 ist nicht 
AifaxsJoivo; zu erganzen; vgl. XV 287. 

18) Sohn des D., Agonothet in Iasos, zwischen 
188-146 v. Chr., Le Bas III 283. 

19) Sohn des D., Kalchedonier. Siegt als 
y.i&agwbog in den Amphiaraien zu Oropos, Anfang 
1. Jhdts. v. Chr., IGS I 419. 

20) Sohn des Parmeniskos, Kalchedonier. Siegt 



auch gedacht hat, ist aus mehreren Grunden un- 50 als z<0aoffi>3os bei den Chanteisien zu Orchomenos, 

- - ~ - " ' ' Anfang 1. Jhdts. v. Chr., IGS I 3197. 

•21) Sohn des Neokles, Aalizr\g (?). Siegt im 
Dauerlauf der Manner bei den Panathenaien um 
160 v. Chr., CIA II 970, 33. 

22) Sohn des D., siegt xooodoo/ifj xe'5a»' zu 
Larissa um 100 n. Chr., Bull hell. X 438. 

23) Admiral Philipps von Makedonien, von 
den Byzantinern bei den bakchisehen Klippen im 
J. 340 geschlagen, Dion. Byz. bei Muller Geogr. 



statthaft. Doch wird man hier den D. nicht 
auf Demetrios Poliorketes beziehen dvirfen ; denn 
unter der Herrschaft des Lysimachos, nach dessen 
Priester die Urkunde datiert ist, wiirde eine solche 
Ehrenbezeugung fiir jenen gewiss nicht fortbe- 
standen haben ; vielmehr deutet der Name hier 
ohne Zweifel. wie der boiotische Damatrios (s. d.), 
auf den Demetercult hin. Vgl. E. Bischoff 
Leipziger Studien VII 403. [Dittenberge 



Demetrios. 1) Aus Alexandreia. Siegt zu 60 min. II 50; vgl. Schafer Dem. 112 508, 5. 



Olvmpia im Lauf, Ol. 138 = 228 7 v. Chr. African, 
b. 'Euseb. I 208. 

2) Sohn des Dionysios, Avzioyevg u.to Ilvgafiov. 
Siegt mit dem Fohfengespann an den Panathe- 
naien um 168 v. Chr., CIA II 968, 49. 

3) Sohn des Asklepiodoros, Athener. Siegt im 
Ringkampf der Manner bei den Theseien zu Athen 
um 150 v. Chr.. CIA II 446, 65. 



21) Makedone. Einer der 7 Leibwachter Ale- 
xanders d. Gr. Verdaehtigt , an der Ver*chwo- 
rung des.Philotas beteiligt ■ gewesen zu sein, wird 
er gefangen genommen, Arrian. anab. Ill 27. o ; 
vgl. Drovsen Hellenism. I 2, 26. 

25) Sohn des Althaimenes, Makedone. Kampft 
als Ilarch im Heere Alexanders d. Gr. bei Arbela 
im J. 331. Arrian. Ill 11, 8. Als Hipparch wird 



2769 



Demetrios 



Demetrios 



2770 



er wahrend des indischen Feldzuges Alexanders 
envahnt, Arrian. IV 27, 5. V 16, 3. 21, 5. VI 8, 2. 

26) Sohn des Xessagares (A. Enooayagov). 
Szgazrjyog in Olbia, Anfang 2. Jhdts. n. Chr., 
Latyschew Inscr. orae sept. Ponti E. I 56. _ 

27) Sohn des Prasianax. Szgarrjyog in Olbia, 
Zeit des Hadrian, Latyschew Inscr. orae sept. 
Ponti E. I 53. 

28) Pergamener. Agonothet, Le Bas 111 

1721b. . 

29) Sohn des Artemon, feamier. Siegt im 
Speerwurf zu Samos, Zeit des Ptolemaios Philo- 
pator, Bull. hell. V 482. . 

30) Sohn des Demokrates, Samier. Siegt im 
Lauf spiitere makedonische Zeit, Dittenberger 

Svll. a 673. 

" 31) Sohn des Nikolaos, Thessaler. Ao/wqw/af 
im Magnetenbund, 2. Jhdt. v. Chr., Athen. Mitt, 

VII 339. 

32) Sohn des Artemidoros aus Tralleis. Siegt 
im Bogenschiessen zu Tralleis, Bull. hell. V 343 
nr. 4 = Dittenberger Syll.2674. [Kirchner.] 

33) Mit dem Beinamen Poliorketes, Sohn des 
Antigonos (Bd. I S. 2406 Nr. 3) und der Stratonike 
(Hut! Demetr. 2 ; die hier angefiihrte abweichende 
Tradition, dass er der Neffe des Antigonos ge- 
wesen sei, verdient keinen Glauben), war um das 
J. 336 v. Chr. geboren. Es ergiebt sich diese 
Zeitbestimmung aus Diodor XIX 69, 1 (aus der- 
selben Quelle, Hieronymos, stammen App. Syr. 54 
und Plut. Demetr. 5, der aber seine Quelle nicht 
ganz genauwiedergiebt), wonachD. im Winter 314/3 
22 Jahre alt war ; im wesentlichen stimmt damit 
auch, dass er nach Plut. Demetr. 52 und Euseb. I 
247, 25 im Alter von 54 Jahren gestorben ist; vgl. 
nnten S. 2792. D. befand sich bei seinem Vater, als 
dieser vor Perdikkas zu Antipatros floh, und wurde 
wahrscheinlich noch vor dem im J. 319 erfolgten 
Tode des Antipatros mit dessen Tochter Phila ver- 
mahlt. Sein erstes Commando bekleidete D. wah- 
rend der Schlacht in Paraitakene gegen Eumenes 
(Ende 317 v. Chr.]; in der Entscheidungsschlacht 
wider diesen (Anfang 316) befehligte er den rechten 
Flugel des Antigonos (Diod. XIX 294, 40, 1); nach 
derselben verwandte er sich vergeblich fur das 
Leben des gefangenen Gegners (Plut. Eum. 18). 
Die erste ganz sclbstandige Stellung erhielt er 
im Winter 314 3. als er von seinem Vater, der 
selbst nach der Eroberung der phonicischen Kiiste 
sich nach Kleinasien wandte, um Kassandros zu 
bekriegen, in Syrien zuriickgelassen wurde, mit 
dem Auftrage. einen etwaigen Angriff des Ptole- 
maios abzuwehren (Diod. XIX 69, 1). Er scheint 
das J. 313 in dem syrisch-phOnicischen Gebiete 
zugebracht zu haben; und erst im Fruhjahr 312 
kam es zu dem von Antigonos erwarteten Zu- 
sammenstoss mit Ptolemaios bei Gaza (Diod. XIX 
80ff Plut. Demetr. 5. Euseb. I 249. Syncell. 506. 
Trog. prol. 15. lust. XV 1, 6ff. ; tiber die bei 
Diodor und Eusebios sich findende Bezeichnung des 
Ortes als Alt-Gaza vgl. Stark Gaza u. d. philist. 
Kiiste 351f.'|. Die Zeit der Schlacht ergiebt sich 
sowohl im allgemeinen aus dem Zusammenhange 
der Chronologic jener Jahre ^gl. Art. Antigonos 
Bd. I S. 2409f.) wie insbesondere aus der Be- 
merkung Diodors XIX 80, 5: usTa-ie/iymftsvog 
iy. Tyg yeuiaoiag momiwrag und der Notiz bei 
Jos. c. Ap. I 184. dass sie im elften Jahre nach 



dem Tode Alexanders, d. h. also bis zum Juni 312, 
erfolgt sei; irrig wird dies dann weiter (nach 
Kastor) schon als 117. Olympiade bezeichnet, deren 
erstes Jahr erst mit der zweiten Halfte 312 be- 
gann, ebenso setzt auch Diodor die Schlacht 
unter das Archontat des Polemon (Ol. 117, 1). 
Im Widerspruch mit der hier gegebenen_ Zeitbe- 
stimmung scheint der Beginn der seleukidischen 
Aera zn stehen, der nach neueren assyriologischen 
10 Berechnungen von Eppirg und Strassmaier 
in den Friihling 31 1 gesetzt wird, also ungefahr ein 
Jahr spater als der hier fiir die Schlacht bei Gaza an- 
genommene Termin ; doch wissen wir nicht, wel- 
ches Ereignis unmittelbar als Grundlage fiir den 
Anfang dieser Aera gedient hat. D. war auf den 
Angriff seiner Gegner, Ptolemaios und Seleukos, 
wohl vorbereitet und hatte seine Streitkrafte an 
der sudlichen Grenze seines Machtgebietes zu- 
sammengezogen ; er nahm, trotz der Abmahnung 
20 seiner Ratgeber (Diod. XIX 81, 1), die ihm von 
den Feinden angebotene Schlacht an. Er hoffte, 
nach dem Vorbilde der Alexandersiege, durch einen 
energischen Reiterangriff auf dem von ihm selbst 
befehligten (linkeni Flugel, der durch das Vor- 
dringen der Elefanten verstarkt werden sollte, 
die Schlacht zu entscheiden; indessen die klugen 
Vorkehrungen der Gegner, die insbesondere den An- 
griff der Elefanten vollig zum Scheitern brachten, 
fuhrten eine vollige, mit sehr betrachtlichen Ver- 
30 lusten verbundene Niederlage des D. herbei. Gaza 
selbst flel in die Hiinde der Feinde, D. entkam 
nach Azotos (Asdod) und begab sich mit den 
Trummern seines Heeres nach Tripolis, von wo 
aus er neue Truppen aus Kilikien zusammenzog 
und zugleich seinen Vater um Verstarkung bat. 
Die phonicische Kiiste geriet in die Gewalt des 
Ptolemaios (Diod. XIX 86). Noch bedeutender 
aber war eine andere Folge der Schlacht; Se- 
leukos wurde es ermoglicht, Babylon, dessen 
40 Satrap Pvthon bei Gaza gefallen war, wieder- 
zugewinnen und dadurch den Grund zu seiner 
Herrschaft uber die ostlichen Lander zu legen. 
Die Politik der Gegner des Antigonos, insbesondere 
des Ptolemaios, die gegeniiber den von jenem yer- 
tretenen Einheitsplanen das selbstandige Besitz- 
recht der einzelnen Machthaber in den verschie- 
denen von ihnen occupierten Teilen des Reiches 
(rd /.dot) rijg 8oQiy.zfjzov ywoas , Diod. XIX 85, 
3. 105" 4) verfochten, hatte einen grossen kriege- 
50 rischen Erfolg gewonnen. D. aber liess sich nicht 
entmutigen ; es gelang ihm , einem Feldherrn des 
Ptolemaios, Killes, im nordlichen Syrien (bei 
einem Myus genannten Orte) eine Niederlage bei- 
zubringen, und so wenigstens dieses Gebiet zu 
behaupten (Diod. XIX 93. Plut. Dem. 6. Paus. 
I 6, 5). Als dann Antigonos selbst mit emem 
bed'eutenden Heere in Syrien erschien, trat Ptole- 
maios seinen Riickzug nach Agypten an , nachdem 
er mehrere feste Punkte in dem siidlichen Telle 
60 des svrisch-phonicischen Landes zerstort hatte ; 
Antif'onos gewann so das gesamte Kustengebiet 
wieder (Diod. XIX 93, 5ff. Plut. a. O.; vgl. auch 
Joseph. "ant. XII 7). D. erhielt nun von seinem 
Vater den Auftrag, nach dem Scheitern einer 
andern von Antigonos ausgerusteten Expedition 
unter Athenaios-, selbst gegen die Nabataeer, deren 
Unter werfung fiir einen spateren Angriff auf Agypten 
von besonderer Wichtigkeit war, zu ziehen. In- 



2771 



Demetrios 



Demetrios 



dessen hatte auch dieses Unternehmen (von dem 
wir nicht genau bestimmen konnen, ob es noch 
in das J. 312 fallt oder schon zu 311 gehort) 
nicht den gewiinschten Erfolg. D. traf ein Ab- 
kommen mit den Nabataeern , das die Billigung 
seines Vaters zwar nicht erhielt, aber doch vor- 
lauflg thatsachlich von ihm anerkannt werden 
musste (Diod. XIX 94—97. Plut. Demetr. 7). 
Es kam dem Antigonos, dcr schon damals, wie 
einige auf Hieronymos zurtickgehende Notizen 
(Diod. XIX 93, 4 und namentlich 100, 1) beweisen, 
nach der Erwerbung der Konigswiirde trachtete, 
vor allem zunaehst darauf an, sich seines neuen 
Bivalen im Osten, des Seleukos, zu entledigen, 
und er sandte deshalb seinen Sohn D. von Da- 
maskos aus gegen Babylon. Wahrend Seleukos 
um die Herrschaft fiber die Ostlichen Lander kampfte, 
gewann D. die vom Feldherrn des Seleukos, Pa- 
trokles, verlassene Stadt Babylon, eroberte die 
eine der beiden Burgen und kehrte dann, nach- 
dem er zur Belagerung der andern Burg eine 
Truppenabteilung zuriickgelassen hatte, nach Sy- 
nen zuruck. Die Art, wie er seinem Heere freie 
Pliinderung der Stadt gewahrte, war nicht ge- 
eignet, ihm die Sympathien der babylonischen 
Bevfilkerung zu gewinnen, und D. zeigte bereits 
damals, wie wenig er zu wirklieh politischer Wirk- 
samkeit befahigt war, wie wenig er als ein Mann, 
der im Augenblick und fur den Augenblick lebte, mit 
staatsmannischem Geiste fiir die Zukunft zn wirken 
verstand (Diod. XIX 100, 4ff. Plut. Demetr. 7). Bald 
darauf (im J. 31 1) kam es zwischen Antigonos einer- 
seits, Ptolemaios, Lysimachos und Kassandros 
andrerseits zu einem Frieden (Diod. XIX 105, 1), 
dessen Bestimmungen an sich wenig Gewiihr fiir 
eine langere Dauer boten (vgl. Bd. I S. 2410), 
vmd der wahrscheinlich auch von den Beteiligten 
von vorriherein nur als ein Mittel, Zeit und Raum 
fiir die Verfolgung der eigenen Machtplane zu 
gewinnen, betrachtet wurde und dem Antigonos 
wohl bcsonders dazu dienen sollte, durch Isolie- 
rung des Seleukos die Moglichkeit zur Wieder- 
erwerbung der Herrschaft in den Ostlichen Land- 
schaften zu erhalten. Dies gelang ihm aber jeden- 
falls nicht; Seleukos scheint ohne grosse Schwie- 
rigkeiten wieder Herr von Babylon geworden zu 
sein (die Annahme von Droysen, dass es in Ba- 
bylonien zu einem fflrmlichen Kriege zwischen 
Antigonos und Seleukos gekoinmen sei, ist nicht 
haltbar; das von Polyaen IV 9, 1 erzahlte Stra- 
tegem, das Droysen hierauf beziehen nioehte, 
geht vielleicht auf den Kampf des Seleukos mit 
Nikanor (Diod. XIX 92, 3f.), und wahrscheinlich 
trugen die Erfolge des Seleukos vor allem dazu 
bei. dass der Krieg, wie es scheint. durch Beginn 
der Feindseligkeiten von seiten des Ptolemaios. 
bald wieder eroffnet wurde. Dieser warf sich 
jetzt namentlich als Anwalt der griechischen Frei- 
heit auf und suchte in dieser Richtung die Po- 
litik des Antigonos noch zu iiberbieten. Unter dem 
Vorwande, dass Antigonos in verschiedenen grie- 
chischen Stadten Besatzungen unterhalte, sandte 
er seinen Feldherrn Leonidas nach Kilikia Tra- 
cheotis und gewann die Stadte dieser Landschaft 
(wohl im J. 310) und kniipfte zugleich mit den 
dem Machtbereiche des Kassandros und Lysima- 
chos angehongen Stadten an (Diod. XX 19, 3f.), 
naehdeni die Sache des Antigonos in Griechen- 



2772 



2773 



Demetrios 



Demetrios 



2774 



land durch den Abfall seines Neffen Ptolemaios 
schon grosse Schadigung erlitten hatte. Die Er^ 
oberungen in Kilikien wurden allerdings dem 
agyptischen Machthaber durch einen kurzen und 
erfolgreichen Feldzug des D. wieder entrissen 
(Diod. XX 19, 5), aber im folgenden Jahre, 309, 
dehnte Ptolemaios seine Macht im sudwesttichen 
Kleinasien durch Eroberung wichtiger Stadte, wie 
Phaselis und Xanthos, aus, wahrend Halikarnassos 

10 noch durch rechtzeitige Dazwischenkunft des D 
gerettet wurde (Diod. XX 27, If. Plut. Demetr. 
7 z. E.). Nachdem der agytische Herrscher den 
von Antigonos abgefallenen Ptolemaios zunaehst 
fur sich gewonnen, dann aus dem Wege geraumt 
und durch dessen Heer seine eigenen Streitkrafte 
vermehrt hatte, segelte er im J. 308 nach Grie- 
chcnland, setzte sich hier, infolge von Abtretung 
seitens der Witwe Alexanders , Kratesipolis (vgl. 
Bd. I S. 1435 Nr. 13), in den Besitz von Sikyon und 

20 Korinth (Diod. XX 37, 1. Polyaen. VIII 58. Droy- 
sen Hell. II 2, 86) und suchte, wie es scheint, an 
die philippischen Traditionei> ankniipfend, unter 
seiner Hegemonie cinen neuen korinthischen Bund 
zur Befreiung der Hellenen ins Leben zu rufen (Diod. 
XX 37, 2. Suid. s. A^^tqios. Kohler S.-Ber 
Akad. Berl. 1891, 209); doch, da er hierin bei 
den poloponnesischen Griechcn selbst wenig TJnter- 
stiitzung fand, gab er den Plan auf, indem er 
mit Kassandros einen Vertrag schloss. der im 
30 wesentlichen den gegenseitigeiiBesitzstand sicherte 
(Diod. a. O. Plut. Demetr. 15. Suid. a. O.) und 
kehrte nach Agypten zuruck. Diese grossen Fort- 
schritte des Ptolemaios in den hellenischen Ge- 
bieten und die neugeschlossene Verbindung mit 
Kassandros bewogen nun den Antigonos, seinen 
Sohn D. mit bedeuteuden Streitkraften und be- 
trachtlichen flnanziellen Mitteln nach Hellas zu 
senden, ,um die hellenischen Stadte. vor allem 
Athen, zu befreien' (Diod. XX 45, 1. Plut. Demetr 
40 8. CIA IV 264 d. Dittenberger Syll.2 173). D. 
erschien im Friihsommer iEnde Thargelion, Pint! 
Demetr. 8) vor dem Hafen Peiraieus und Hess durch 
einen Herold verkiinden, dass sein Vater ihn gesandt 
habe, um den Athenern Freiheit zu bringen und die 
,vaterliche' Verfassung, d. h. die voile Demokratie, 
wiederzugeben . Demetrios von Phaleron raumte den 
Peiraieus und schloss am folgenden Tage einen Ver- 
trag mit D., demzufolge er dicsem, unter Ausbe- 
dingung freien Geleites fiir seine eigene Person, die 
50 Stadt iiberantwortete (Diod. XX 45, Iff. Plut. De- 
metr. 8. Polyaen. IV 7, 6). Nur Munvchia wurde 
noch von der Besatzung des Kassandros gehalten. 
I), zog nun zuerst gegen Megara, das wahrschein- 
lich von Ptolemaios dem Kassandros iiberlassen 
worden war. gewann dieses, sogleich bei Beginn 
des Archontates des Anaxikrates. also im Juli 
oder August 307, und gab ihm auf Bitten der 
Athener die Freiheit iPhiloehor. frg. 144. Plut 
Demetr. 9. Ding. Laert. II 115: von Diod. XX 
60 46, 3 nicht an ganz richtiger Steile erwahnt : 
vgl. auch Hicks Gr. hist, inscr. 144. Le Bas 

11 31f.>, dann wandte er sich zum Angriff auf 
Munychia. das nach kurzer tapferer Verteidio-vmtr 
in seine Hande flel (Diod. XX 45, off. Suid s° 
Ay/»iT(!to;. Plut. a. O. CIA IV 252 d.). Die Be- 
festigungen von Munychia wurden geschleift und 
die Athener erhielten die voile Freiheit, von ihren 
fruheren auswartigen Besitzungen wurde ihnen 



Imbros zuriickgegeben, die Einrichtungen des Kas- 
sandros und des Phalereers Demetrios wurden 
beseitigt, die Demokratie hergestellt, die Gegner 
der demokratischen Verfassung, vor allem De- 
metrios von Phaleron selbst, angeklagt und ver- 
urteilt (Philoch. frg. 144. Diog. Laert. V 77). 
Auch die Befreiung von Chalkis, das von der 
unter einem Befehlshaber des Ptolemaios, des 
Iseffen des Antigonos, stehenden Besatzung ge 



merit ernes athenischen Volksbeschlusses aus dem 
Ende des J. 307, CIA II 238; vgl. Koehler 
Hermes V 349ff.), ging nicht bios aus der Absicht r 
den Athenern eine Wohlthat zu erweisen, hervor r 
sondern diente zugleich dem Interesse des Anti- 
gonos, indem es die Stadt widerstandsfahiger gegen 
ihre Feinde, die zugleich die des Antigonos waren r 
machen und diesem eine wirksamere Unterstiitzung 
zur See von seiten der Athener ermoglichen sollte. 



raumt wurde (CIA II 266 = Dittenberger Syll.2 10 Die Herstellung der ,Volksfreiheit' in Athen ver- 



184. Hicks Gr. Hist. Inscr. 141), war ein Vor 
teil fiir die Athener. Besonders charakteristisch 
waren die Ehren , die das athenische Volk fiir den 
beriihmten Redner Lykurgos, den Vorkampfer fur 
die athenische Freiheit gegen die makedonische 
Herrschaft, decretierte (Vit. X orat. 852. CIA 
II 240. Hicks Gr. hist, inscr. 145. Ditten- 
berger Syll. 2 168), und das Gesetz des Sophokles 
gegen die Philosophenschulen, wodurch Theophra 



band sich nun mit den uberschwenglichsten Ehren 
fiir die ,Eetter und Befreier' D. und Antigonos 
(Diod. XX 46, 1—3. Plut. Demetr. 10). Hire 
vergoldeten Bildsaulen sollten bei denen des Har- 
modios und Aristogeiton aufgestellt, ihnen als. 
den Soteren ein Altar errichtet, jahrlich Wett- 
spiele, feierliche Ziige und Opfer zu ihren Ehren 
veranstaltet, also ein formlicher Cult fiir sie be- 
griindet werden ; die beiden Herrscher wurden in 



stos, das Haupt der peripatetischen Schule, aus 20 die Zahl der eponymen Heroen Athens aufge- 



Athen verbannt wurde (Diog. Laert. V 38. Athen 
XIII 610 e.f. Poll. IX 42. Sauppe Or. att. II 
341). Dieses Gesetz war allerdings besonders auf 
die Peripatetiker, die Freunde des Kassandros 
und des Phalereers Demetrios, gemiinzt, aber 
doch nicht so ausschliesslich, wie v. Wilamowitz 
Phil. Unters. IV 194ff. meint, sondern hatte zu- 
gleich eine allgemeine Richtung gegen die (da- 
mals massgebenden) philosophischen Schulen fiber- 



nommen, indem zu den zehn Phylen zwei neue, 
Antigonis und Demetrias, hinzugefiigt wurden 
(doch wohl noch nicht im J. 307; vgl. Koehler 
zu CLA II 238). Der Gedanke der VergOtterung 
lebender Regenten hatte seit Alexander schon 
grosse Fortschritte gemacht und bot jetzt dem 
.freieu' Volk von Athen eine geeignete Grund- 
lage, sich in Schmeicheleien gegen die Macht- 
haber, denen es seine Befreiung verdankte, zu 



haupt, die der Demokratie, ihren religiOsen und 30 iiberbieten. Auch mit dem Namen des Konig- 



politischen Grundlagen wenig giinstig waren (vgl 
namentlich Athen. a. O. Alexis frg. 94 Kock. 
Athen. XI 509). Wenn auch diese wie andere 
Acte nicht frei waren von den Ubertreibungen, 
die fiir jede Restaurationspolitik bezeichnend sind, 
so entsprechen sie doch der traditionellen, histo- 
rischen Richtung der attischen Demokratie und 
haben eine gewisse Analogie in dem Verfahren, 
das die Athener nach der Herstellung ihrer De 



turns wurden damals Antigonos und D. zuerst 
von den Athenern bezeichnet (diese Nachricht 
Plutarchs, Demetr. 10, wird durch das schon er- 
wahnte Inschriftfragment CIA II 238 bestatigt, 
dagegen beruhen die Notizen bei Plut. a. O. 10 
und 12, dass die Athener den Archon Eponymos 
durch einen eponymen Priester der Soteren er- 
setzt und den Monat Munychion Demetrion, einen 
bestimmten Tag Demetrias genannt hatten, auf 



mokratie gegen Sokrates einschlugen. D. billigte, 40 Missverstandnis oder Ubertreibung ; vgl. Kirch 



wie es scheint, jene Massregeln der attischen De- 
mokratie, nicht bios das Gesetz des Sophokles, 
das ja vor allem seine politischen Gegner, die 
Anhanger des Kassandros, traf (vergeblich sucht 
v. Wilamowitz a. 0. diesen aus den Spuren unserer 
(jberlieferung sich ergebenden Schluss zu bestreiten), 
sondern auch das Ehrendecret fiir Lykurgos, den 
alten Gegner Alexanders, wie dies der Name des An- 
tragstellers, Stratokles, deseifrigsten Anhangers des 



hoff Herm. II 161ff. CIA II 247. 263 mit der 
Bemerkung Koehlers p. 126). 

D. erhielt, nachdem er eine Zeit lang in Athen 
verweilt hatte, von seinem Vater den Auftrag, 
eine Versammlung dcr verbiindeten hellenischen 
Stadte zu berufen, um fiber die genieinsamen helle- 
nischen Angelegenheiten Beschliisse zu fassen, also 
den Versuch zur Bildung eines neuen hellenischen 
Bundes zu machen (Diod. XX 46, 5), und dann 



D., wahrscheinlich macht. So wenig nun zu bezwei- 50 mit seinen Streitkraften nach Kypros zu segeln, 



feln ist, dass D. von Bewunderung fiir Athen erfiillt 
war und die Athener aufrichtig liebte, so kam 
doch in seinem Verhalten nicht dieses Moment 
allem (das v. Wilamowitz a. 0. 187f. zu ein- 
seitig betont) zur Geltung, es war nicht aus- 
schliessliche Geiuhlspolitik , die ihn bestimmte ; 
er handelte vor allem im Auftrage seines Vaters, 
der nicht geneigt war, bios Cult mit der grossen 
Vergancenheit Athens zu treiben. Dieser sah in 



um diese wichtige Insel, die ganz in den Besitz 
des Ptolemaios geraten war, diesem wieder zu 
entreissen. D. machte sich, nachdem er vergebens 
versucht hatte, Leonidas, den Strategen des Pto- 
lemaios, zur Befreiung von Korinth und Sikyon 
von den iisvptischen Besatzungen zu veranlassen 
(Plut. Demetr. 15 Anf. Koehler S.-Ber. Akad. 
Berl. 1891, 209), wahrscheinlich im Friihjahr 
306, auf, urn den Befehl seines Vaters auszu- 



ler Parteinahme der Athener eine wichtige Reclame 60 fiihren. Ich habe friiher (Bd. I S. 2411) dieses 



fiir seine politische Machtstellung (Plut. Demetr. 
8; apophth. Antig. 16 p. 182 e) und erkannte die 
Bcdeutung, die Athen doch immer noch fiir die 
Erwerbung oder Behauptung der Herrschaft zur 
See hatte. Das Versprechen, den Athenern 150000 
Scheffel Getreide und vor allem Holz zum Bau 
von 100 Schiffen zu liefern (Plut. Demetr. 10. 
Diod. XX 46, 4 ; hierauf bezieht sich das Frag- 



Unternehmen noch 307 angesetzt, halte es aber 
jetzt fiir richtiger, es in das J. 306 zu verlegen, 
da die Darstellung Plutarchs Demetr. 14f. einen 
etwas langeren Aufenthalt des D. in Griechen- 
land anzudeuten scheint und Pausanias in seinem 
allerdings unendlich fliichtigen und diirftigen Aus- 
zuge I 6, 6 sagt: SicJ.&ovto; be rov -/.eiftuvog 
Arj^rjTQio? xXtvaas e; Kvxoov u. s. w. Es geht 



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Demetrios 



Demetrios 



2776 



um so weniger an, den Seesieg bei Salamis noch 
im J. 307 unterzubringen, da nach Diod. XX 47, 
7f. zwischen dem Siege des D. iiber Menelaos 
und der Ankunft des Ptolemaios einige Zeit ver- 
flossen zu sein scheint. D. segelte zunachst nach 
Kilikien, wo er sich durch Schiffe und Mann- 
schaften verstarkte, und von da nach Kypros. 
Nach Einnahme einiger kleinerer Platze besiegte 
er den Feldherrn des Ptolemaios, Menelaos, bei 
Salamis und wandtc sich dann dazu, diese Stadt 
zu Wasser und zu Lande zu belagern, wobei er 
zuerst seine beriihmten Belagerungsmaschinen, 
namentlioh die Helepolis, zur Anwendung brachte 
(Diod. XX 48). Unterdessen erschien nun Pto- 
lemaios selbst mit einer ansehnlichcn Flotte. Sein 
Versuch, in den Hafen von Salamis cinzudringen 
unci sich mit der Flotte des Menelaos zu ver- 
einigen, wurde durch die Aufstellung des D. ge- 
hindert. So kam es zur Seeschlacht bei Salamis, 
die mit einem valligen Siege des D. endete. Die 
Entscheidung wurde hauptsachlich durch den 
von D, selbst befehligten, besonders starken linken 
Fliigel herbeigefiihrt. Ptolemaios, der auf seinem 
linken Fliigel siegreich gewesen war, wagte 
den Kampf gegen die jetzt iiberlegenen Peinde 
nicht mehr aufzunehmen, sondern wandte sich 
nach Kition und von da nach Ag}'pten zuruck. 
Die Schiffe des Menelaos, denen es gelungen war, 
die Ausfahrt aus dem Hafen von Salamis zu er- 
zwingen, kamen, als die Entscheidung bereits ge- 
fallen war. Die agyptische Macht vermochte sich 
nun auf Kypros nicht mehr zu behaupten, die 
ganze Insel geriet in die Gewalt des D. (Diod. 
XX 49 — 52. Plut. Demetr. 16; der abweichende 
Bericht Polyaens IV 7, 7 kann gegemiber der Dar- 
stellung Diodors nicht in Betracht kommen). Be- 
sonders wichtig wurde der Seesieg bei Salamis 
dadurch, dass Antigonos jetzt den schon lange 
gehegten Plan, die Kiinigswiirde anzunehmen, zur 
Ausfuhrung brachte; er nahm das Diadem und 
gab zugleich seinem Sohn I). Anteil an der Ehre 
des koniglichen Namens (Diod. XX 53, 2. lust. 
XV 2, 10. App. Syr. 54. Plut. Demetr. 17f. in 
einer anekdotisch zugespitzten Darstellung, die 
wohl auf Duris zuriickgeht). D. gait also bereits 
als Mitregent seines Vaters ; die bei Euseb. I 247 
sich findende, von v. Wilamowitz Phil. Unters. 
IV 261, 14 angenommene Nachricht von einer 
zweijahrigen Mitregentschaft ist unhaltbar). An- 
tigonos sah sich jetzt als den Xachfolger Ale- 
xanders an ; die von ihm damals gegriindete Stadt 
Antigoncia am Orontes sollte die Hauptstadt seines 
Reiches werden. Audi die Miinzpragung ist jeden- 
falls jetzt in seinem Namen und kraft seiner 
koniglichen Autoritat erfolgt, wenngleich die 
Miinzen, die den Namen des Konigs Antigonos 
tragen, selten sind, namentlich in Asien. dem 
Haupterebiete seiner Herrschaft. Six Ann. de 
la soc."de Num. et d'Areheol. VI 1882, 35 erklart 
dies nicht unwahrscheinlich daraus, dass Anti- 
gonos als Nachfolger Alexanders des Grossen die 
koniglichen Miinzen mOglichst unverandert erhalten 
habe, und meint. dass man unter den von Miiller 
Num. d'Alex. le Gr.. als IV. Classe bezeichneten 
Alexandermiinzen die von Antigonos wahrend 
seiner Konigsherrschaft gepragten Miinzen zu 
suchen habe. 

Der Seesieg von Salamis wurde jedenfalls von 



Antigonos und D. selbst als die eigentliche Grund- 
lage filr ihrc selbstandige Herrschaft angesehen, 
wie wir vor allem auch aus den Miinzen schliessen 
konnen. Es beweisen dies nicht bios die spater 
von D. mit seinen eigenen Typen gepragten Miinzen, 
die das Bild einer Nike auf einem Schiffsvorder- 
teil und des Poseidon mit dem Dreizacke bieten 
(vgl. Head HN 202, Guide pi. 31. Benndorf 
Samothrake n 80ff.), sondern auch darin, dass 

10 auf den mit Alex andertypen gepragten Goldmiinzen 
des Antigonos (Mionnet Suppl. Ill 244 nr. 587, 
Taf. XI 1) die Nike in der einen Hand die Schiffs- 
zinken halt, auf denen des Demetrios (Mionnet 
a. 0. 245 nr. 591) sich ein Dreizack in der einen 
Hand der Nike beflndet, zeigt sich die Bedeutung, 
die dieser Seeschlacht von den beiden Herrschern 
beigemessen wurde. 

Antigonos wandte sich nun zunachst zur Be- 
kriegung desjenigen unter seinen Gegnern, der 

20 von Anfang an seinen, auf die Beherrschung des 
gesamten Alexanderreiches gerichteten , Planen 
den consequentesten und erfolgreichsten Wider- 
stand entgegengesetzt hatte, des Ptolemaios. Im 
Spatherbst des J. 306 unternahm er einen Zug 
gegen Agypten, bei dem D. auch in hervorragender 
Weise mitwirken sollte, indem er mit der Flotte 
die Operationen des Landheeres, das unter dem 
Befehle des Antigonos selbst stand, unterstiitzen 
sollte. Indessen Ptolemaios machte durch ge- 

30 schickte Gegenmassregeln, namentlich Besetzung 
der wichtigsten (zur Landung geeigneten) Punkte 
eine Landung der Plotte, die ausserdem durch 
Sturme litt, unmoglich; ebenso wenig vermochte 
das Landheer wegen des hohen Wasserstandes 
des Nils in das feindliche Land einzudringen. 
Mangel an Lebensmitteln und Mutlosigkeit im 
Heere und die UnmOglichkeit, von der Plotte 
Unterstiitzung zu erhalten, bewogen Antigonos 
zum Riickzuge, indem er sich die Erneuerung des 

40 Unternehmens unter giinstigeren Verhaltnissen 
vorbehielt (Hauptquelle : Diod. XX 73—76 ; vgl. 
auch Plut. Demetr. 19. Paus. I 6, 6 ; ich habe Bd. I 
S. 2412 die agyptische Expedition im Anschluss 
an Unger S.-Ber. Akad. Miinchen 1878 I 392ff. 
in das Friihjahr und den Sommer 306 gesetzt; 
diese Zeitbestimmung ist aber schon deshalb un- 
haltbar, weil die Unternehmungen des D. auf 
Kypros dem J. 306 zuzuweisen sind ; die genauere 
Zeit wird dadurch bestimmt, dass Diod. 78, 3. 

50 74, 1 von den Stiirmen zur Zeit des Unterganges 
der Pleiaden, d. h. des Friihunterganges im No- 
vember [vgl.Plin.n h. II 125. DroysenII2, 146. 
2. Nicse I 322, 3] und 74, 3 von den yeuiEQioi 
neQiaiaaet; die Rede ist ; der Riickzug ist wahr- 
scheinlich ganz im Anfang des J. 305 erfolgt, 
jedenfalls, wie aus Diod. 76, 5 hervorgeht, noch 
geraume Zeit vor dem niedrigsten Wasserstand 
des Nil. der im April und Mai stattfindet). Bald 
nach der Riickkchr aus Agypten erhielt D. von 

60 seinem Vater den Auftrag, die Insel Rhodos zu 
unterwerfen. Dieser damals machtig aufbliihende 
Handelsstaat hatte bis dahin im bundesgenussi- 
schen Verhiiltnis zu Antigonos gestanden, aber 
bei dem Kriege gegen Ptolemaios auf Kypern sich 
geweigert, D. zu unterstiitzen. weil es die fur 
seinen Handel ausserordentlich wichtigen Bezie- 
hungen zu Agypten nicht aufgeben, sondern zwi- 
schen den kriegfiihrenden Konigen eine neutrale 



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Demetrios 



Demetrios 



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Stellung innehalten wollte (Diod. XX 46, 6. 81, 
2ff.). Ein Versuch der Rhodier, eine Einigung 
mit Antigonos zu erzielen, scheiterte an den For- 
dertingen des D., der die Stellung von hundert 
der angesehensten Burger als Geiseln und die 
Aufnahme seiner Plotte in den Hafen von Rhodos 
verlangte (Diod. XX 82, 3). So kam es zur Be- 
lagerung von Rhodos durch D., die in der Kriegs- 
geschichte besonders durch die grossartigen Be- 
lagerungsmaschinen, deren Yerwendung dem D. 
den Beinamen Poliorketes eintrug (Diod. XX 
92, 2), Epoche gemacht hat, wie sie andrerseits 
durch die ausdauernde und heldenmutige Ver- 
teidigung der Rhodierberiihmt geworden ist (Haupt- 
bericht: Diod. XX 82—100; vgl. auch Plut. De- 
metr. 21f. Paus. I 6, 6). Die Rhodier erhielten 
Unterstiitzung an Lebensmitteln, zum Teil auch 
an Streitkraften, von den Gegnern des Antigonos 
und D Lysimachos, Kassandros, namentlich aber 
Ptolemaios (Diod. XX 96, 1. 3. 98, 1). Ein erster 
Vermittlungsversuch seitens der Hellenen, insbe- 
sondere der Athener, die selbst der Unterstiitzung 
durch D. in ihren eigenen Angelegenheiten be- 
durften, misslang; endlich kam es aber nach ein- 
jahriger Dauer der Belagerung im J. 304, unter 
Vermittlnng der Aitoler, zu einem Vertrage zwi- 
schen D. und den Rhodiern, demzufolge diese, 
unter Aufrechterhaltung ihres freundsehaftlichen 
Verhaltnisses zu Ptolemaios, einen Bund mit An- 
tigonos schlossen, aber vollige Autonomie behielten ; 
zur Sicherung der Ubereinkunft mussten sie Gei- 
seln stellen (vgl. Diod. XX 107, 4). 

Nach der Aufhebung der Belagerung von Rhodos 
segelte D. sogleich nach Griechenland, wo seine An- 
wesenheit als besonders notwendig erschien. Kas- 
sandros hatte hier mit Erfolg wieder seine Herr- 
schaft auszubreiten begonnen undbedrohte nament- 
lich die Selbstandigkeit Athens; es ist dies, wie 
bereits Niebuhr erkannt hat, der im Ehrendecret 
fur Demochares (Vit. X orat. 851 d) so genannte 
,vierjahrige' Krieg (vgl. daruber u. a. Schubert 
Hermes X 411ff.; anders G. de Sanctis Studi di 
Storia antica II 50ff.). Schon im J. 306/5, unter dem 
Archontate des Koroibos, hatte Kassandros einen 
Einfall in Attika gemacht (CIA II 249. Ditten- 
berger Syll.2 180. Hicks Gr. Hist. Inscr. 147), 
der aber abgewehrt wurde, wie es scheint, unter 
Mitwirkung der Aitoler (ich beziehe hierauf die 
Notiz Paus. I 26, 3, die ich zu andercr Zeit nicht 
unterzubringen weiss ; vgl. iibrigens bereits Nie- 
buhr Vortr. iiber alt. Gesch. Ill 118 und G. de 
Sanctis Studi di Storia antica 1121). DieAthener 
machten die grossten Anstrengungen, um ihre Stadt 
in geherig-en Verteidigungszustand zu setzen, wie 
das Decret fur Demochares a. O. und verschiedene 
athenische Urkunden aus dieser Zeit beweisen (CIA 
II 250. IV 270; vgl. II 2, 733b, auch II 167 be- 
zieht sich wohl hierauf, vgl. add. p. 411. Wachs- 
muth St. Athen I 616, 2. II 1 p. Vlff.). Demo- 
chares erscheint in dem zu seinen Ehren abgefassten 
Decrete. der Tendenz desselben entsprechend, als 
der eigentliche Urheber dieser Arbeiten ; indessen 
dlirfen wir wohl annehmen, dass schon D. dahin 
gehende Directiven gegeben hat, wie die Athener 
damals auch in ihrem Kampfe gegen Kassandros 
von Antigonos nachdriicklich durch Geldmittel 
unterstutzt wurden (Koehler Athen. Mitt. V 273. 
Dittenberger Syll.2 181, 7; vgl. auch CIA II 



247. 252). Im J. 304 brachte Kassandros durch 
einen neuen Angriff die Athener in grosse Be- 
driingnis (Plut. Demetr. 23. CIA II 266. Ditten- 
berger Syll. 2 184 — die Erwahnung des An- 
griffes des Kassandros in dieser Inschrift ist viel- 
leicht mit Dittenberger schon auf 306/5 zu 
beziehen — ) ; da erschien D. mit einer iiberle- 
genen Flotte und einem betrachtlichen Landheer, 
entsetzte die Stadt, befreite Chalkis, das in die 
10 Gewalt des Kassandros gekommen und damals 
von den Boiotern besetzt war, und trieb Kassan- 
dros bis zu den Thermopylen zuruck (Plut. De- 
metr. 23. Diod. XX 100, 5f.). Im ganzen mitt- 
leren Griechenland, bis nach Herakleia, wurde 
die Herrschaft Kassanders beseitigt; sogar ein 
Teil der makedonischen Truppen ging zu D. iiber. 
Kenchreai wurde von ihm genommen, Phyle und 
Panakton, die Castelle des Kassandros in Attika, 
erobert und den Athenern zuriickgegeben. Be- 
20sonders wichtig war es, dass er die Boioter, die 
Hauptstiitze Kassanders in Mittelgriechenland, 
fur sich gewann (hierauf bezieht sich wohl die 
Erwahnung eines Biindnisses mit den Boiotern 
im Ehrendecret fur Demochares, p. 851 e, nur 
dass diesem wieder ausschliesslich das Verdienst 
hierbei zuerkannt wird) und mit den Aitolern, 
den Hauptgegnern des Kassandros, zu denen er 
schon fruher in Beziehung getreten war, jetzt ein 
engeres Biindnis schloss (Diod. XX 100, 6. Plut. 
30 Demetr. 23). Im Winter 304/3 weilte er in Athen, 
wo er wieder mit Schmeicheleien uberhauft wurde 
und zugleich sich den ausschweifendsten Geniissen 
hingab (Plut. Demetr. 23f.). Damals wurde De- 
mochares, weil er sich den iibertriebenen Ehren- 
bezeugungen fur D. widersetzte, verbannt (da- 
rauf nehmen wohl die Worte im Ehrendecret fur 
Demochares, p. 851 e, Bezug : av&' &v i&xeacv 
vtio r&v y.axalvoavxmv tov hijuov , namlich D. 
und seinen Anhangern; vgl. Schubert Heim. 
40 X 411f. v. Wilamowitz Phil. Unters. IV 
191 _ W obei es allerdings bemerkenswert ist, 
dass Demochares so lange Zeit, bis zum Archon- 
tate des Diokles [287], in der Verbannung ge- 
blieben). Von Athen aus wandte sich D. im J. 303 
nach dem Peloponnes, wo Kassandros seit dem 
Abzuge des Ptolemaios 308,7 seine Macht fest 
begriindet hatte, und brachte zunachst Sikyon, 
das noch eine agyptische Besatzung hatte, in seine 
Gewalt. Die Stadt erhielt durch Umsiedelung 
50 und unmittelbare Anlehnung an die Burg eine 
festere Lage, wurde (vortibergehend) nach D. selbst 
Demetrias genannt, und es wurden ihm die sa- 
cralen Ehren eines Ktistes zu teil (Diod. XX 
102, 2ff.). Dann gelang es ihm, Korinth, das 
aus iigyptischem Besitz in den des Kassandros 
iibergegangen war. samt der Burg einzunehmeii ; 
die Stadt selbst erhielt die Freiheit, aber in die 
Burg wurde eine Besatzung gelegt. Auch Argos, 
wo D. sich mit Deidameia, der Sch wester des 
60 Pyrrhos, vermahlte, Achaia und Arkadien bis auf 
Mantineia, gewann er i'iir sich, die Stiidte wurden 
von den Besatzungen. die bis dahin Kassandros und 
Polyperchon in ihnen unterhalten hatte, befreit 
(Diod. XX 103, 4f. Plut. Demetr. 25). Fur die be- 
deutende Stellung, die D. so im Peloponnes ge- 
wonnen hatte r legen auch die Miinzen mit Ale- 
xandertvpen , die den Namen des Konigs Anti- 
gonos (Head Guide Taf. 31 nr. 12) und des D. 



-2779 



Demetrios 



Demetrios 



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Demetrios 



Demetrios 



2782 



(Mionnet I 578 nr. 829; vgl. auch R. Weil 
Ant. Mtmzrecht S. 22) tragen und wahrscheinlich 
im Peloponnes, vor all em in Sikyon, gepragt sind 
/vgl. Head a. 0. 62. Six Ann. de la soc. de 
Num. et d'Arch. VI 35 ; uber die lAvuyovF.ux zd- 
Tgddgazfia' urteilt anders Koehler S.-Ber. Akad. 
Berl. 1896 1092. 2), Zeugnis ab. Die Erfolge 
des D. in Griechenland erhielten dadurch ihren 
Abschluss, dass er im Winter 303/2 oder vielleicht 
auch erst im Friihjahr 302, zur Zeit der Isthmien 
(vgl. Niese I 338, 4), zum Oberfeldherrn der ver- 
biindeten griechischen Staaten ausgerufen wurde; 
es kam somit der Plan , den D. schon wahrend 
seiner ersten Anwesenheit in Griechenland vcr- 
folgt hatte, zur Ausfilhrung. Ein gemeinsamer 
Krieg der hellenischen Staaten gegen Kassandros, 
den Peind der griechischen Preiheit, wurde be- 
schlossen (Pint. Denietr. 25. Diod. XX 106, 1. 
107, 1 : diaizolei.iriocov /ltj/xi]roiq> xal rocs "EV.tjat; 
hierauf bezieht sich auch CIA IV 264 c). Die Con- 
tingente der einzelnen Staaten wurden festgesetzt 
(vgl. Diod. XX 110, 4. Dittenberger Syll.a 
185, 4); D. wollte sich also selbst — in Ge- 
meinschaft mit seinem Vater — zum Kflnige 
von Makedonien machen, die Stellung Philipps 
zu den griechischen Staaten mit der Weltherr- 
schaft Alexanders vereinigen. Um Kassandros 
wirksamer bekiimpfen zu konnen, verband er sich 
mit dem jungen Konige Pyrrhos von Epeiros, 
dessen Schwester Deidameia er zu seiner Gemahlin 
nahm (Plut. Pyrrh. 4), und den er wohl in ein 
ahnliches Abhangigkeitsverhiiltnis zu bringen ge- 
dachte, wie es unter Alexander I. von Epeiros 
Philippos gegeniiber bestanden hatte. Zugleich 
bewarb er sich, allerdings vergeblich, um die 
Bundesgenossenschaft des Spartiaten Kleonymos, 
der sich damals in den Besitz von Kerkyra ge- 
setzt hatte (Diod. XX 105, 1). Gegeniiber der 
grossen Gefahr nun, die ihn bedrohte. suchte Kas- 
sandros zunachst einen Ausgleich mit Antigonos 
herbeizufiihren, wahrscheinlich auf der Grundlage, 
dass er bereit war, die Anspruche auf die Herr- 
schaft liber Griechenland aufzugeben, aber sein 
selbstandiges makedonisches Konigtum behalten 
wollte ; als die Vereiubarung aber an der Forde- 
rung der unbedingten Unterwerfung unter Anti- 
gonos scheiterte, brachte er einen neuen Bund 
zunachst mit Lysimachos, dann mit Ptolemaios 
und Seleukos zu stande, der gegen Antigonos und 
D. gerichtet war (Diod. XX 106, 2ff. lust. XV 
2, 15ff. Plut. Demetr. 27). D. ging von Korinth 
nach Athen, wo cr sich, in ungesetzlicher Weise, 
im Monat Munychion (April) in die eleusinischen 
Mysterien einweihen liess (Plut. Demetr. 26f. Diod. 
XX 110, 1), und brach dann gegen Kassandros 
auf; da dieser die Zugange nach Thessalien be- 
setzt hatte, nahm D. seinen W r eg zur See, landete 
an der Kiiste von Achaia Phthiotis in Larisa Kre- 
maste. befreite es nebst einigen anderen kleineren 
Stadten im sudlichen Thessalien von der Herr- 
schaft des Kassandros und lagerte diesem in der 
Nahe von Pherai gegeniiber. Trotzdem dass das 
Heer des D. dem des Kassandros, der einen Teil 
seiner Truppen an Lysimachos abgegeben hatte, 
nicht unbetrachtlich an Zahl iiberlegen war. kam 
es doch zu keiuer Schlacht, dagegen gelang es 
dem D., Pherai, einen der wichtigsten Stiitzpunkte 
der Macht Kassanders in dieser Gegend, zu ge- 



wmnen (Diod. XX 110, 2—6). Unterdessen war 
Lysimachos nach Kleinasien iibergesetzt und hatte 
hier im Nordwesten bedeutende Erfolge errungen. 
der Peldherr des Kassandros, Prepelaos, an der 
Westkiiste eine Reihe der wichtigsten griechischen 
Stadte, darunter Teos, Kolophon, vor allem aber 
Ephesos (vgl. Anc. Gr. Inscr. of Brit. Mus. 449f. = 
Dittenberger Syll.2 186) gewonnen, wahrend 
andere Stadte, wie Erythrai und Klazomenai. dem 
10 Antigonos erhalten wurden (vgl. auch Anc. Gr. 
Inscr. 452. Hicks Gr. hist, inscr. 150). Anti- 
gonos (vgl. Bd. I S. 2412f.) war dem Lysimachos 
entgegengezogen, dieser wich aber einer Schlacht 
aus, da er seine Vereinigung mit Seleukos ab- 
warten wollte (Diod. XX 106—109). Die Nach- 
richt von dem Herannahen des Seleukos in Ver- 
bindung mit den Erfolgen der Verbiindeten an 
der kleinasiatischen Kiiste, die durch den Abfall 
einiger Peldherrn des Antigonos noch erleichtert 
20 wurden, bewogen nun Antigonos, seinen Sohn D. 
aus Griechenland herbeizurufen. Dieser schloss 
einen Vertrag mit Kassandros, der die Freiheit 
der griechischen Staaten sichern sollte (Diod. XX 
111, 2), segelte dann, im Herbst 302, nach Ephesos, 
brachte dieses wieder in seinen Besitz, gewann 
verschiedene der griechischen Stadte am Hellespont, 
namentlich Lampsakos und Parion, zuriick (in 
diese Zeit gehort vielleicht die ephesische ln- 
schrift, Anc. Gr. Inscr. of Brit. Mus. 448; dass 
30 dagegen D. damals einen siegreichen Kampf gegen 
Lysimachos bestanden habe, wie Droysen 112, 
212f. annimmt, wird durch Polyaen. IV 12, 1 
nicht geniigend begrundet) und bezog dann die 
Winterquartiere, nachdem er noch Vorkehrungen 
getroffen hatte, um die Landung eines Heeres 
des Kassandros an der kleinasiatischen Kiiste zu 
hindern (Diod. Ill, 3). Kassandros stellte unter- 
dessen seine Herrschaft in Thessalien wieder her 
und sandte seinen Bruder Pleistarchos nach Klein- 
40asien, zur Verstarkung des Lysimachos. Dieser 
konnte aber infolge der Massregeln des D. und 
infolge eines Sturmes nur unter sehr grossen 
Schwierigkeiten und mit betrachtlichen Verlusten 
seine Landung und seine Vereinigung mit Lysi- 
machos bewerkstelligen (Diod. XX 112). Im J. 301 
kam es nun zur Entscheidungsschlacht bei Ipsos 
in Phrygien (vgl. Bd. I S. 2413), in der Antigonos 
Thron und Leben verlor. D. trug dadurch, dass er 
an der Spitze der Reiterei den von ihm geschlagenen 
50 Antiochos, den Sohn des Seleukos, zu heftig ver- 
folgte, wesentlich zur Niederlage bei (Plut. De- 
metr. 29). 

Wahrend nun die siegreichen Herrscher Kas- 
sandros, Lysimachos und Seleukos daran gingen, 
sich in die Beute zu teilen, die ihnen durch den 
Sieg bei Ipsos zugefallen war — wobei Ptole- 
maios. der an dem Entscheidungskampfe nicht 
teilgenommen hatte, leer ausging — , gab D. seine 
Sache noch nicht verloren; er hatte immer noch 
60 eine bedeutende Flotte, mit der er seinen Gegnern 
grossen Abbruch thun konnte, und eine Reihe 
von wichtigen Positionen in den Kiistengebieten. 
Sogleich nach der Schlacht wandte er sich nach 
Ephesos (vgl. auch Syncell. 505), dessen Bewohner 
er sich dadurch. dass er die Tempelschatze un- 
angetastet liess, von neuem verpflichtete , und 
segelte von da aus nach Athen, das er anscheinend 
zum Hauptstiitzpunkt seiner Operationen zu machen 



gedachte. Aber die Athener verweigerten jetzt 
dem geschlagenen und fliichtigen Konige den Zu- 
tritt zu ihrer Stadt ; seine Gemahlin Deidameia, 
die sich in Athen befand, geleiteten sie nach Me- 
gara und lieferten ihm seine Schiffe aus, machten 
aber im iibrigen, nach dem Vorgange von Rhodos, 
den Grundsatz der Neutralitat gegeniiber den 
kriegfiihrenden Konigen geltend (Plut. Demetr. 
30). D. liess nun in Griechenland, wo unter dem 



schon aus der allgemeinen Ausserung Plutarchs 
Demetr. 35 Aval/,m/og . . . afprjQrjfiivog avrov 
tag h 'Aalq. jioksie ; vielleicht bezieht sich auf 
diese Zeit auch das samische Ehrendecret, Hicks 
Gr. hist, inscr. 148. Dittenberger Syll.a 183, 
wenn es nicht in die Zeit vor der Schlacht bei 
Ipsos gehort). In die Verhaltnisse des festlandi- 
schen Griechenlands hat er dagegen zu Lebzeiten 
Kassanders wohl nicht mehr eingegriffen (die auf 



Eindrucke der Niederlage von Ipsos der Abfall 10 die Inschrift CIA II 314 gestiitzte und mit der 



von ihm schon sehr um sich zu greifen anting, 
den Pyrrhos zuriick (Plut. Demetr. 31 ; Pyrrh. 4) 
und fuhr nach dem thrakischen Chersonnes, wo 
sich allmahlich seine Streitkrafte wieder zu sam- 
meln begannen und von wo aus er Lysimachos 
in seinem Herrschaftsbereiche vielfach schadigte 
(Plut. a. a. O.). Im Besitze einer bedeutenden 
Seemacht war D. immer noch ein gefurchteter 
Gegner und ein erwtinschter Bundesgenosse, Zwi 



irrigen Auffassung Droysens von der Zeit des 
,vierj ahrigen Krieges' zusammenhangende Annahme 
Dittenbergers Herm. II 290ff., dass D. da- 
mals, 299/8, Athen bedroht habe, ist nicht be- 
griindet); er wollte wahrscheinlich den offenen 
Krieg mit diesem vermeiden, wie sich aus der 
Notiz bei Plut. Demetr. 32 zu ergeben scheint, 
dass er seine Gemahlin Phila, die Schwester Kas- 
sanders, zu diesem sandte, um die Anklage des 



schen Seleukos und Ptolemaios kam es damals 20 Pleistarchos wider ihn zu entkraften. Dass er 

- n " •' Tr -■ ■'- allerdings, wie Droysen II 2,239, vermutet, einen 

fo'rmlichen Vertrag mit Kassandros geschlossen 
habe, indem er diesem die Freiheit der Griechen 
opferte, ist bei der allgemeinen Politik des D., 
wie sie auch aus der erwalmten ephesischen In- 
schrift zu erschliessen ist, nicht wahrscheinlich. 
Ob Kassandros auch einen bestimmtenHerrschafts- 
bereich des D. anerkannt habe, lasst sich nicht 
sicher beurteilen, ist aber, bei seinem Verhaltnis 



zu Streitigkeiten uber den Besitz von Koilesyrien, 
das Ptolemaios in Besitz genommen hatte, aber 
Seleukos, auf Grund der zwischen ihm und Kas- 
sandros und Lysimachos geschlossenen Vertrage, 
fiir sich beanspruchte (Diod. XXI frg. 1, 5. Polyb. 
V 67, 8). So entstand eine neue Gegeniiber- 
stellung der Machthaber, Seleukos verband sich 
mit D., dessen Tochter Stratonike er zur Gemahlin 
begehrte, und Lysimachos, der zunachst besonders 



den Feindseligkeiten des D. ausgesetzt war, mit 30 zu Lysimachos, sehr fraglich. Wenn es als zweifel- 

Ptolemaios, dessen Seemacht ihm vor allem ge- ' '" --- 1 -- : ~ — ' - -•-——-*■ ««^ 

eignet scheinen mochte, ein Gegengewicht gegen 
die ilberlegene maritime Stellung des D. zu bilden 
(Plut. Demetr. 31. lust. XV 4, 23f.). D. brach 
mit seiner Flotte nach Syrien auf, um seine Tochter 
Stratonike dem Seleukos zuzufuhren, machte aber 
unterwegs feindselige Landungen in Kilikien, das 
dem Pleistarchos, dem Bruder des Kassandros, 
durch den Teilungsvertrag nach der Schlacht bei 



haft erscheinen kann, inwieweit und in welcher 
Begrenzung das Reich des D. von den anderen 
Herrschern anerkannt worden ist, so ist doch so 
viel klar, dass D. selbst das eigene, gottliche 
Recht seiner Herrschaft vertrat; es ergiebt sich 
dies vor allem aus seinen Miinzen (vgl. Kaerst 
Hist. Ztschr. N. F. XXXVHI 35f.). Wir besitzen 
eine Reihe von solchen mit dem Bilde des D., 
und der gottliche Charakter der Herrschaft wird 



Ipsos zuo-efallen war. Wahrend dieser sich zu 40 durch das Emblem von Stierhornern noch mehr 
- - • P - ■•' "■ ,T -- L -'-- veranschaulicht (s. diese Miinzen bei Head 

HN 202; Guide pi. 31. Imhoof-Blumer Gr. 
Portriitk. S. 15 Taf. 14. II 7 u. 8). Es ist wahr- 
scheinlich, dass D. bald nach der Schlacht bei 
Ipsos solche Miinzen hat pragen lassen, insbe- 
sondere, wenn wir aus der Thatsache, dass die 
Typen deutlich verschiedene Stufen des Lebens- 
alters zum Ausdruck bringen, schliessen kOnnen, 
dass sie in verschiedenen Epochen seiner Regie- 



Seleukos begab. um fiber dessen den Vertragen 
zuwider eingeleitete Verbindung mit D., dem ge- 
meinsamen Feinde, Beschwerde zu fiihren, iiber 
raschte D. Kyinda, bemachtigte sich des hier vor- 
handenen Schatzes und traf dann, nachdem seine 
Gemahlin Phila, die Mutter der Stratonike, zu 
ihm gekommen war, mit Seleukos bei Rhossos, 
am Siidende des issischen Golfes, zusammen (Plut. 
Demetr. 31 z. E. 32 Anf.). Dann setzte er sich, 



effenbar in Ubereinstimmuiig mit Seleukos. in Ki- 50 rung gepragt sind, und die Miinzen mit dem 



likien test ; Pleistarchos vermochte sich hier nicht 
zu behaupten, obgleich er vielleicht von Lysi- 
machos unterstiitzt wurde (wenn sich hierauf, nach 
der nicht unwahrscheinlichen Vermutung von 
Niese I 355. 4. die Notiz bei Plut. Demetr. 20 
bezieht). Im Bunde mit Seleukos scheint D. 
vor allem der Freiheit der Griechen sich ange- 
nommen zu haben. wie wir aus der ephesischen 
Inschrift Anc. Gr. Inscr. of Brit. Mus. 453 = 



jugendlicheren Bilde nicht etwa bios einen idea- 
lisierten Typus enthalten. Wenn wir nun weiter 
finden, dass gerade Seleukos und D. jenes Em- 
blem von Stierhornern haben, mOchte ich noch 
weiter die Vermutung aussprechen, dass dieser 
Typus damals, als Seleukos und D. mit einander 
verbunden waren, zuerst entstanden sei (wie 
ich nachtraglich bemerkt habe, hat schon Eckh el 
D. N. II 122 eine ahnliche Vermutung geaussert, 



Hicks Gr. hist, inscr. 151 schliessen kOnnen. Er60sie aber selbst wieder verworfen). 



wird mit dieser Parole namentlich auch Lysi- 
machos bekampft haben, der das westliche Klein- 
asien als Siegespreis nach der Schlacht bei Ipsos 
fiir sich in Anspruch nahm. Jedenfalls beherrschte 
I>. damals die West- und Siidkiiste Kleinasiens 
zum griissten Teile und hatte wohl die meisten 
Stadte dieses Gebietes, die ihm verloren gegangen 
waren, wiedergewonnen (es ergiebt sich dies u. a. 



Es scheint nun im J. 297 oder 296 zu einem 
Kampfe des D. mit Ptolemaios gekommen zu sein, 
da D. nach Euseb. II 118. Syncell. 519. 522 damals 
Samaria eroberte. Vielleicht hatte Seleukos den D. 
gegen Ptolemaios vorgeschoben, da er selbst nach 
Diod. XXI frg. 1. 5 vorlaufig nicht offen mit Ptole- 
maios brechen wollte (vgl. Droysen 112, 243f., 
mit dem ich im wesentlichen tibereinstimme gegen 



2783 



Demetrios 



Demetrios 



2784 



Niese I 355, 6). Bald kam es aber zu einem 
Frieden zwischen Ptolemaios und D.. der von Se- 
leukos vermittelt wurde (Plut. Demetr. 32). D., 
dem seine Gemahlin Deidameia kurz zuvor ge- 
storbe'n war, sollte sich mit der Tochter des Pto- 
lemaios , Ptolemais , vermahlen und Pyrrhos als 
Geisel far die Ausfiihrung des Vertragea nach 
Agypten gehen (vgl. Plut. Pyrrh. 4). Wahrschein- 
lich wurde ausbedungen, dass D. Koilesyrien, so- 



chos Zuflucht fand (Polyaen. Ill 7, 2f.). Unter 
diesen Umstanden hoffte D. leicht sich Athens zu 
bem&chtigen ; er meinte, dass Unzufriedenheit mit 
dem Kegimente desTyrannen ihm die Stadt offnen 
werde. Indessen ein erster Anschlag auf Athen 
misslang vollig; durch einen Sturm verlor er in 
der Nahe von Attika den grGssten Teil seiner 
Flotte und nach vergeblichem Versuche, sich 
trotzdem in Attika festzusetzen , wandte er sich 



weit er dies in Besitz genomnien hatte, wiederlOnach dem Peloponnes, wo er bei der Belagerung 



raumen sollte, wofiir Ptolemaios wohl den D. im 
Besitze seiner damals bestehenden Herrschaft an- 
erkannte. Die Eintracht zwischen Seleukos and 
D. blieb nun auch nicht ungetriibt; Seleukos suchte 
zunachst den D. gegen eine Geldsumme zur Ab- 
tretung von Kilikien zu bestimmen ; als sich dies 
aber als vergeblich erwies, verlangte er die Rau- 
mung von Sidon und Tyros, D. weigerte sich 
aber, auch dies zu thun, da er offenbar auf seine 



von Messene eine gefahrliche Wunde empflng. 
Nach seiner Genesung, und nachdem er einige 
abgefallene Orte im Peloponnes wiedergewonnen, 
segelte er mit seiner unterdessen reorganisierten 
Flotte wieder nach Attika, nahm Aigina und Sa- 
lamis, gewann Eleusis und Ehamnus und brachte 
die Athener durch Verwustung des Landes und 
Abschneidung der Zufuhr in grosse Bedriingnis: 
durch das Erscheinen einer agyptischen Flotte 



Stellang im sudostlichen Mittelmeere noch nicht 20 wurde der Mut der Athener voriibergehend neu 

"""" : " li "' ~" 1U " — J i ' : " , " i " -- "- — belebt;abergegenuberderVerstarkunganSchiffen, 

die D. aus dem Peloponnes wie aus Kypros er- 
hielt, vermochten sie sich nicht zu behaupten. 
Lachares entfloh aus Athen, und die Athener 
mussten sich, da D. auch den Peiraieus in seine 
Gewalt gebracht hatte (Polyaen. IV 7, 5. Paus. 
I 25, 7) und die Hungersnot in der Stadt auf 
das hOchste gestiegen war, entschliessen, dem D. 
die Stadt zu iibergeben (Anfang 294, ungefahr 



verzichten wollte, sondern verstarkte im Gegen- 
teil die Besatzungen und Befestigungen in jenen 
Stadten (Plut. Demetr. 32). Seleukos erkannte 
wahrscheinlich aber das Recht des D. auf diese 
Stadte nicht an und fand hierin vielleicht spater 
einen Vorwand zur Bekampfung des D. Da bot 
sich diesem nun aber die Aussicht, in Griechen- 
land selbst wieder festen Fuss zu fassen. Athen 
hatte im J. 301 den Versuch gemacht, im Streite 



der grossen Machte eine Neutralitatspolitik zu30im Marz, wie aus der Inschrift CIA II 300 



inaugurieren, zeigte sich aber zu schwach dazu, 
diesen Versuch mit Entschiedenheit und Erfolg 
durchzufuhren. Die Abwendung von D. hatte 
vielmehr zur Folge, dass es sich allmahlich mehr 
auf die Gegenseite, die des Lysimachos und Kas- 
sandros, neigte. Eine Verbindung mit Lysimachos 
aus dem J. 299/8, dem Archontate des Euktemon, 
wird bezeugt durch die Inschrift zu Ehren des 
Philippides, CIA II 314 = Hicks Gr. hist. insc. 



Hicks 154 hervorgeht). D. behielt nicht nur 
den Peiraieus und Munychia fur sich (das von 
Plut. Demetr. 34 erwahnte Decret, dass dem Ko'- 
nige Peiraieus und Munychia iibergeben werden 
sollten, war nur ein formeller Act des ,souveranen' 
athenischen Volkes), sondern legte auch eine Be- 
satzung in das Museion (die Annahme Droysens 
LT 2, 272ff., dass dies erst spater geschchen sei, 
ist unhaltbar; richtig schor. Wachsmuth Stadt 



160. Dittenberger Syll.2 167; vielleicht gehfiren 40 Athen I 617, 1); nach den Erfahrungen, die er 



derselben Zeit auch an CIA 319. 320 = "Hicks 
155. Dittenberger Syll.2 201. Dass die Athener 
auch in Beziehungen zu Kassandros standen, geht 
aus der demselben Jahre, 299/8, angehorigen Ur- 
kundeCIAII297 = Hicks 153. Dittenberger 
Syll.2 188, in der eine Gesandtschaft an Kassandros 
erwahnt wird, hervor. Die Cbereinstimmung in 
der Zeit und der Umstand, dass Philippides, der 
Vertrauensmann des Lysimachos. der Antragsteller 



gemacht hatte, vermochte er seine friihere Politik 
den hellenischen Stadten, namentlich Athen gegen- 
iiber, nicht mehr aufrecht zu erhalten (vgl. auch 
den Ausdruck bei Plut. Pyrrh. 12: ralg 'EV.rjvt- 
y.aig qigovgals , d. h. den von D. eingefiihrten ; 
Hauptbericht fiber diese Votg&nge Plut. Demetr. 
33f.). In die inneren Verhaltnisse der griechi- 
schen Staaten scheint er sich dagegen nicht ein- 
gemischt, ihren Verfassungszustand nicht veriindert 



ist. lassen die damalige Richtung der athenischen 50 zu haben, im Unterschiede von Kassandros und 



Politik deutlich erkennen ; mag auch die Vermitt- 
lung des Lysimachos zur Anbahnung eines giin- 
stigeren Verhaltnisses zu Kassandros von atheni- 
scher Seite mitgewirkt haben , so ist doch die 
herrschende Annahme , dass Kassandros damals 
gegen Athen Krieg gefiihrt habe, ohne geniigende 
Begrfindung. Kassandros benutzte aber seine in 
Athen neu angekniipften Verbindungen, um die 
Stadt wieder in Abhangigkeit von sich zu bringen ; 



auch von Lysimachos, wie wir dies z. B. vor allem 
an Ephesos sehen konnen ; vgl. Anc. Gr. Inscr. 
of Brit. Mus. 449. 470 mit Strab. XIV 640 landers 
Dittenberger Syll.2 186, 2). Dagegen wurden 
die griechischen Stadte damals zum Teil wohl zur 
regelmassigenjahrlichenZahlungeiner Geldsumme, 
also zu einer Art von Tribut an D. verpflichtet 
(vgl. Diog. Laert. II 140). Nach der Einnahme 
Athens wandte sich D. wieder nach dem Pelo- 



einem bisherigen Demagogen Lachares gelang es, 60 ponnes. um auch Sparta in seine Gewalt zu bringen, 



auf Grund von Parteiungen. eine Art Tyrannen 
herrschaft zu begriinden (Paus. I 25, 7; danach 
also noch vor dem Tode des Kassandros im J. 297). 
Vielleicht geschah dies auch im Einverstandnis 
mit Lysimachos, was an und fiir sich bei dessen 
Verhaltnis zu Kassandros wohl denkbar ist und 
namentlich noch daraus gcschlossen werden kann, 
dass Lachares nach seinem Sturze bei Lysima- 



die einzige nennenswerte Macht, die wie bisher 
dem makedonischen Kflnigtum iiberhaupt, so auch 
seiner Herrschaft mit Erfolg widerstrebt hatte. 
Es gelang ihm, den Konig Archidamos in einer 
Fcldschlacht zu besiegen (Plut. Demetr. 35. Po- 
lyaen. IV 7, 9; vgl. auch Paus. I 13, 6), und er 
glaubte sich schon dem Ziele nahe, die bisher 
unbezwungene Stadt zu seinen Fiissen zu sehen. 



2785 



Demetrios 



Demetrios 



2786 



da erhielt er die Nachricht von den grossen Er- 
folgen seiner Gegner Lysimachos und Ptolemaios ; 
ersterer hatte den grOssten Teil der Westkiiste 
Kleinasiens (vgl. auch Plut. Demetr. 46: Avai- 
/.i&xov Kagiav xal Avdiav ajio<sxr\oa>v) , nament- 
lich auch Ephesos, gewonnen (hierauf bezieht sich 
vielleicht Polyaen. V 19 = Front, strat. Ill 3, 7; 
vgl. auch Niese I 363, 4); er hatte also das Ge- 
biet in Besitz genommen, auf das er infolge des 
Sieges von Ipsos Anspruch machte. Der agyp- 10 
tische Herrscher aber hatte die ganze Insel Ky- 
pros bis auf Salamis unterworfen (wahrscheinlich 
doch erst im J. 294, wie aus Plut. Demetr. 33 
z.'E. zu schliessen ist). Der Angriff des D. auf 
Athen, das, wie mit Kassandros und Lysimachos, 
so wohl auch mit Ptolemaios im Bundesverhaltnis 
stand, wie iiberhaupt sein Versuch, in Griechen- 
land wieder seine Herrschaft aufzurichten, moch- 
ten fiir Ptolemaios den formalen Grund zur Wieder- 
eroffnung der Feindseligkeiten wider D. abgeben ; 20 
ob auch Seleukos damals schon sich der von D. 
besetzten phoinikischen Stadte und Kilikiens be- 
machtigt hat, lasst sich nicht mit Sicherheit be- 
stimmen. Auf die Kunde von den grossen Ver- 
lusten in Kleinasien und auf Kypros gab D. das 
Unternehmen gegen Sparta auf; mitten in seinen 
grossen Misserfolgen boten ihm die Streitigkeiten 
um den makedonischen KOnigsthron einen will- 
kommenen Anlass, seinen frfiheren Plan, in Ma- 
kedonien selbst sich festzusetzen, wieder aufzu-30 
nehmen. Nach dem friihen Tode des alteston der 
SOhne Kassanders, Philippos, kam es zu heftiger 
Entzweiung zwischen den beiden andern, Anti- 
patros, dem Schwiegersohne des Lysimachos, und 
Alexandres. Der letztere wandte sich sowohl an 
Pyrrhos wie auch an D., der damals im Pelopon- 
nes weilte, um Hfilfe. Pyrrhos kam zuerst und 
verschaffte, gegen Abtretung verschiedener Grenz- 
landschaften an Epeiros, dem Alexandros das Uher- 
gewicht in Makedonien ; eine von Lysimachos an- 40 
gestrebte Vereinbarung zwischen Pyrrhos und 
Antipatros kam nicht zu stande (Plut. Demetr. 
36; Pyrrh. 6. lust. XVI 1, Iff. Schubert Pyr- 
rhus I27ff.). Nun erschien aber auch D. , dem 
Alexandros bei Dion mit der Versicherung , er 
bedurfe seiner Hulfe nicht mehr, entgegenkam. 
Er geleitete dann den D. bis nach Thessalien 
und wurde hier auf dessen Befehl ermordet. D. 
wurde darauf von den Makedoniern zum Konig 
ausgerufen. Der Abscheu der Makedonier gegen 50 
Antipatros, der seine Mutter Thessalonike getotet 
hatte, und der Umstand, dass die edle Phila, die 
Gemahlin des D., die Tochter des alteren Anti- 
patros war, und dass der Sohn des D. und der 
Phila, Antigonos, das Haus des Antipatros und 
iles Antigonos in seiner Person gewissermassen 
vereinigte, kamen dem D. dabei zu statten (Plut. 
Demetr. 36f., kiirzer Pvrrh. 7 ; einer andern Quelle 
folgt Iustin XVI 1, namentlich § lOff. ; vgl. auch 
noch Paus. I 10, 1. IX 7, 3. Diod. XXI 7. Euseb. 60 
I 231f.). Der Beginn des makedonischen Konig- 
tums des D. ist wahrscheinlich in das Fruhjahr 
203 zu setzen (in das vierte Jahre nach dem Tode 
des Kassandros, 297, oder genauer nach S^l^ah- 
riger Regierungszeit der Sohne des Kassandros, 
die von den Chronographen von 01. 120, 4 = 297/6 
bis 01. 121, 3 = 294/3 gerechnet wird. Euseb. I 
232f.; vgl. app. 13. 221). Der Periode der ma- 

Pauly-Wissowa IV 



kedonischen Herrschaft des D. gehOren die Gold- 
miinzen mit dem Bilde des D. an, die auf dem 
Revers den alten makedonischen Typus, einen be- 
waffneten Reiter, zeigen (Head Guide 63 Taf. 
XXXI 15; HN 202. Mionnet I 578 nr. 827). 
Antipatros, der Sohn des Kassandros, hat, wie es 
scheint, noch eine Anzahl von Jahren seine Ver- 
drangung vom makedonischen KOnigsthrone fiber- 
lebt, wie wohl daraus hervorgeht, dass eine Ge- 
sandtschaft des Demochares nach dessen Riick- 
kehr aus seiner Verbannung, also nach 287, an 
ihn erwahnt wird (vgl. v. Wilamowitz Phil. 
Unters. IV 192, 13. Niese I 379, 2), auch mit 
Wahrscheinlichkeit aus Iustin. XV 2, 4 zu er- 
schliessen ist, doch vermochte er in Makedonien 
nicht wieder festen Fuss zu fassen, um so weniger, 
da sein Schwiegervater Lysimachos damals durch 
den Krieg mit Dromichaites in Anspruch genom- 
men war; vielleicht kam es sogar zu einem fOrm- 
lichen Frieden mit Lysimachos, in dem dieser 
D. als Konig von ganz Makedonien anerkannte 
(Iustin. XVI 1, 19; dagegen ist die Notiz bei 
Paus. I 10, 2 von einem Kriege zwischen Lysi- 
machos und D., die Niese I 365, 3 auch in diese 
Zeit Ziehen mOchte, in einen spateren Zusammen- 
hang einzureihen). Nach der Begrfindung seiner 
Herrschaft uber Makedonien nahm D. auch Thes- 
salien in Besitz und griindete wahrscheinlich da- 
mals schon, am pagasaeischen Meerbusen eine 
neue Hauptstadt, die nach ihm genannt wurde, 
Demetrias (vgl. Strab. IX 436). Dann wandte er 
sich gegen die Boioter, die sich ihm zunachst, 
unter gunstigen Bedingungen, unterwarfen; doch 
fielen sie, durch einen Hiilfszug des Spartiaten 
Kleonymos ermutigt, wieder von ihm ab. Da er- 
schien D. zur Belagerung Thebens, notigte den 
Kleonymos zum Abzug und unterwarf die Stadt, 
die jetzt eine bedeutende Geldsumme zahlen und 
eine Besatzung unter dem Commando des Ge- 
schichtschreibers Hieronymos aufnehmen und da- 
mit wahrscheinlich auch eine Beschrankung ihrer 
Autonomie (vgl. Plut. Demetr. 46 : Orjjiaioig cbzi- 
Scoxe xtjv jiohzeiav) sich gefallen lassen musste 
(wohl auch im J. 293, Plut, Demetr. 39). 

Bald darauf erOffnete die Gefangennahme des 
Lysimachos durch Dromichaites dem D. eine Aus- 
sicht auf Erweiterung seines Reiches im Norden. 
Er wandte sich nach Thrakien , aber die Kunde 
von der Befreiung des Lysimachos aus seiner Ge- 
fangenschaft und einem erneuten Abfall von Theben 
bewogen ihn umzukehren. Er zog nach Boiotien, 
wo unterdessen sein Sohn Antigonos einen Sieg 
gewonnen hatte, und belagerte Theben zum zwei- 
tenmal (Plut. Demetr. 39). Unterdessen hatte 
Pyrrhos einen Einfall in Thessalien gemacht, der 
D. veranlasste. mit der Fortfiihrung der Belage- 
rung Thebens seinen Sohn Antigonos zu betrauen 
und sich selbst wider Pyrrhos zu wend en. Dieser 
hielt aber nicht stand; D. kehrte, nachdem er 
eine grossere Heeresabteilung zum Schutze Thes- 
saliens zuriickgelassen hatte, zur Belagerung The- 
bens zuriick. Nach hartnackiger Verteidigung 
wurde endlich die Stadt erobert (wahrscheinlich 
im J. 291); die Behandlung, die ihr widerfuhr, 
war eine verhaltnismassig giinstige (Plut. Demetr. 
40. Diod. XXI 14. If.). Im Besitze des make- 
donischen Konigsthrones richtete nun D. zuerst 
seine Blicke auf den Westen, der ja auch an- 

88 



2787 



Demetrios 



Demetrios 



2788 



scheinend in den letzten Planen Alexanders d. 
Gr. schon eine Eolle gespielt hatte, indem er 
hiermit zugleioh auch Unternehmungen , die be- 
reits Kassandros begonnen, wieder aufnahm. Ker- 
kyra war, nach einem vergeblichen AngrifF Kas- 
sanders, unter die Herrschaft des Agathokles ge- 
kommen und von diesem an Pyrrhos, nach dessen 
Vermahlung mit Lanassa, der Tochter des Aga- 
thokles, abgetreten worden; infolge eingetretener 
Entfreradung aber lud Lanassa den D. ein, sich 10 
mit ihr zu vermahlen, der auf diese Weise von 
Kerkyra Besitz ergriff (Plat. Pyrrh. 10 z. E.). Es 
ist dies wohl dieselbe Expedition , von der De- 
mochares frg. 4 berichtet, aus dem wir zugleich 
entnehmen , dass D. damals auch in Leukas ge- 
wesen ist, vermutlich also auch diese Insel unter 
seine Herrschaft gebracht hat. Dieses von De- 
mochares erwahnte Unternehmen ist mit Eecht 
(v. Wilamowitz Phil. Unters. IV 242f.) in das 
J. 290 gesetzt worden , da es uumittelbar vor 20 
einen Aufenthalt des D. in Athen fiel, der Inhalt 
aber des damals- auf D. gesungeuen Ithyphallos 
(Dur.frg.30), besonders die Erwiihnung der Aitoler 
als Feinde , nicht auf die Verhaltnisse vor der 
Schlacht bei Ipsos. sondern nur auf die damalige 
Lage passt ; auch setzt meines Erachtens der Ein- 
gang des Liedes die schon erfolgte Einweihung 
des D. in die eleusinischen Mysterien , die An- 
fangs 302 stattfand, voraus. Dazu stimmt auch, 
dass D. nach Diodor XXI 15 kurz vor dem im 30 
J. 289 erfolgten Tode des Agathokles (vgl. Diod. 
XXI 16, 5) einen seiner Vertrauten, Oxythemis, 
an den syrakusanischen Hof schickte, dem Vor- 
wande nach, wie Diodor sagt, um den Bund mit 
Agathokles fester zu schliessen, in "Wahrheit aber, 
um die sicilischen Verhaltnisse genauer zu erkunden. 
Auf die nach Westen gerichteten Absichten des D. 
lasst auch sein Plan, denlsthmos zu durchstechen, 
den er auf den Wideispruch der Baumeister fallen 
liess, schliessen I Strab. I 54. Plin. n. h. IV 10), 40 
wie auch eine Gesandtschaft an die Romer, die 
dem von Italikern geiibten Seerauberunwesen ent- 
gegentreten sollte (Strab. V 232), seine Beziehungen 
zum Westen bezeugt (vgl. v. Wilamowitz a. O. 
203, 25). Es ist begreif lich , dass diese neue 
Richtung der Plane und Unternehmungen des D. 
den Gegensatz gegen Pyrrhos wie zugleich gegen 
die bedeutendste Macht in Mittelgriechenland, die 
Aitoler, die fruher die Bundesgenossen des D. ge- 
wesen waren, als es gait, Kassandros zu bekampfen, 50 
jetzt aber in D. den Nachfolger des Kassandros 
bckricgten und vielleicht schon die Thebaner im 
Kampfe gegen das neue makedonische Konigtum 
unterstiitzt batten, verscharfte. Dass der Krieg 
mit den Aitolern, die vor allem auch Athen be- 
droht zu haben scheinen, grOssere Ausdehnung 
und langere Dauer hatte, als unsere triimmerhafte 
Cberlieferung erraten lasst, ergiebt sich mit Wahr- 
scheinlichkeit aus der Tnschrift CIA IV 614 b = 
Dittenberger Syll. 2 192 besonders Z. 56ff.. be- 60 
sprochen von G. de Sanctis Studi di Storia 
antika II 47ff. : vgl. auch noch Dittenberger 
Syll. 2 213. 16. D. wollte die Feier der Pythien, 
die damals, also 01. 122, 3 = August September 
290/89, abgehalten werden sollte, leiteri ; er machte 
gewiss als Nachfolger des Philippos und Fiihrer des 
Bundes der hellenischen Staaten Anspruch auch auf 
die Leitung der Amphiktionie und sumit auf die 



Agonothesie bei den pythischen Spielen. Da aber 
die Aitoler den Engpass von Delphi besetzt hatien 
und die Veranstaltung des Festes hinderten, ver- 
legte er die Feier nach Athen, das ja eine alte 
Hauptstatte der Verehrung des Apollon Patroos 
sei (Plut. Demetr. 40). In Athen , wo er nach 
der Abhaltung der pythischen Spiele der Feier 
des eleusinischen Festes (im Boedromion = Sep- 
tember) beiwohnte, wurden ihm die fiberschweng- 
lichsten Ehrenbezeugungen zu teil; er wurde als 
Sohn des Poseidon und der Aphrodite angerufen, 
Processionen mit Gesiingen zu seinen Ehren ver- 
anstaltet. Sein Name gab insbesondere Grund 
fur enge Verbindung mit Demeter (Demochar. 
frg. 4, Dur. frg. 30). 

Im folgenden Jahre nun (289) unternahm D. 
(gewiss nicht bios aus dem von Plut. Demetr. 
41 , wahrscheinlich nach Duris, angegebenen Grunde, 
um sich und seine Truppen zu beschaftigen) 
einen erfolgreichen Zug wider die Aitoler, die er 
wohl zugleich als Feinde von Hellas, als StOrer 
des pythischen Gottesfriedens, bekampfte, dann 
zog er, nachdem er seinen Feldherrn Pantauchos 
gegen die Aitoler zuriickgelassen hatte, dem Pyr- 
rhos, der selbst schon zur Bekriegung des D. auf- 
gebrochen war, entgegen. Beide KOnige verfehl- 
ten sich; aber wahrend D. in Epeiros eindrang 
und dieses verwiistete, stress Pyrrhos, der also 
wahrscheinlich den Aitolern gegen D. zu Hiilfe 
kommen wollte, auf Pantauchos und gewann einen 
glanzenden Sieg iiber diesen (Plut. Demetr. 41 ; 
Pyrrh. 7). 

Eine Beschrankung auf die dem makedonischen 
Konigtum als solchem und in seiner Verbindung 
mit der Hegeinonie iiber Griechenland gestellten 
Aufgaben war dem unruhigen Geiste des D. un- 
moglich; dem Traume eines Wcltreiches, der 
Wiederherstellung der Weltherrschaft Alexanders 
wollte er nicht entsagen, auf den Gcdanken, wenig- 
stens die Herrschaft seines Vatcrs zunachst wieder- 
zugewinnen, nicht verzichten; als Weltenherrscher 
wurde er bei einem ihm zu Ehren in Athen ge- 
feierten Feste dargestellt; aber tiber diesen Be- 
strebungen verlor er den festen Grund unter den 
Fiissen, sein Konigtum vermochte nicht in dem 
heimatlicheu Lande Wurzeln zu schlagen. Es 
scheint , dass er auch in der Entfaltung ausser- 
ordentlichen Prunkes in seiner Person und an 
seinem Hofe seinem Vorbilde Alexander in dessen 
letzten Lebensjahren nacheifern oder ihn sogar 
noch iibertreffen wollte (die bei Plut. Demetr. 41 
enthaltene, auf Duris [vgl. auch Dur. frg. 31] zu- 
riickgehende Schilderung ist allerdings in den 
Einzelheiten nur init Vorsicht aufzunehmen, hat 
aber gewiss historischen Untergrund); indessen 
bei der Verpflanzung voin orientalischen auf den 
heimatlichen makedonischen Boden stiess doch 
dieses orientalisierende Konigtum bei den Make- 
doniern noch auf grosseren Widerstand. Dazu 
kam eine gewisse I.aunenhaftigkeit und Willkur 
des Regimentes, die zur Steigerung der Entfrem- 
dung zwischen D. und den Makedoniern beitrug. 
Unter diesen Verhaltnissen war es begreiflich, dass 
Pyrrhos. als er auf die Kunde von einer schweren 
Erkrankung des D. einen Einfall in Makedonien 
machte, ungehindert bis Edessa vordringen konnto 
und sein Heer sogar zum Teil im feindlichen 
Lande weiteren Zulauf erhielt. Indessen ratfte 



2789 



Demetrios 



Demetrios 



2790 



sich D. bald wieder auf, und es gelang seinen 
Feldherrn, ein ansehnliches Heer aufzubringen, 
vor dem Pyrrhos einen fluchtahnlichen Ruckzug 
antretcn musste (Plut. Pyrrh. 10; Demetr. 42). 
Da nun aber D. damals schon mit dem Plan 
eines grossen Zuges nach dem Osten beschaftigt 
war und hierbei nicht in seiner Flanke einen un- 
zuverlassigen Nachbarn oder sogar einen Feind 
zuriicklassen wollte, schloss er einen Vertrag mit 
Pyrrhos, dessen genauere Bestimmungen uns un- 
bekannt sind, in dem er aber wahrscheinlich 
einige streitige Grenzgebiete an Pyrrhos abtrat 
(die Vermutung Droysens II 2, 287, dass er 
dem Pyrrhos den Westen uberlassen habe, ist ohne 
Grundlage). Wahrend dessen machte er die 
umfassendsten und grossartigsten Riistungen zu 
Wasser und zu Lande, um die im Osten ihm ent- 
rissene Herrschaft wieder zu gewinnen. Diesen 
gewaltigen Vorbereitungen gegeniiber schlossen 
sich nun die drei Konige Lysimachos, Ptolemaios 
und Seleukos zu einem neuen Bunde wider D. zu- 
sammen und bestimmten auch Pyrrhos, den mit 
D. geschlossenen Vertrag zu brechen. Wahrend 
Lysimachos und Pyrrhos von verschiedenen Seiten 
her in Makedonien einfielen, erschien eine agyp- 
tische Flotte (unter dem Befehle des Zenon, wie wir 
aus CIA IV 309b = Dittenberger Syll. 2 193 
erfahren) im aegaeischen Meere und versuchte die 
Stadte an der griechischen Kiiste zum Abfalle von D. 
zu bringen (Plut. Demetr. 44; Pyrrh. 11). D. zog 
zunachst dem Lysimachos entgegen, und es scheint 
dam als zu einem oifen en Kampfe z wischen beidenbei 
Amphipolis gekommen zu sein, in dem D. Sieger 
blieb (so berichtet Pausanias 1 10, 2, und es ist diese 
Notiz mit v. Wilamow T itz a. O. 245 und Schu- 
bert Pyrrhus 142 wohl auf diese Zcit zu be- 
ziehen ; allerdings ist die Darstellung des Pausa- 
nias unvereinbar mit der bei Plutarch a. O. sich 
findenden, die auf Duris zuriickgeht und an sich 
nicht ohne Bedenken ist). D. wurde dann durch 
die grossen Erfolge des Pyrrhos in Makedonien 
veranlasst, sich Ton Lysimachos wider diesen zu 
wenden; da brach die grosse Katastrophe iiber 
ihn herein; die Stimmung der Makedonier wurde 
immer schwieriger, der Abfall zu Pyrrhos allge- 
meiner , und so entschloss sich D. , sein Lager 
heimlich zn verlassen und damit den makedoni- 
schen Konigsthron aufzugeben, nachdem er diesen 
sechs voile Jahre innegehabt hatte (also im J. 287; 
vgl. Euseb. I 233, 3. 234, 3. 241, 39f.; app. 
13. II 119. Synkell. 513; der Ausdruck bei Plut. 
Demetr. 44 z. E. : ixzaexiav . . . dgx&eiaijg hedeutet 
wohl: im siebenten Jahre, und kommt dann auf das- 
selbe hinaus; aus derErwahnungdesEichenlaubes, 
mit dem sich die Soldaten bekranzten, bei Plut. 
Pyrrh. 11 diirfen wir wohl mit Droysen II 2, 298, 
2 schliessen, dass es nicht Winterszeit war). Pyrrhos 
nahm nun das Lager des D. und zugleich die Herr- 
schaft fiber Makedonien in Besitz, trat aber einen 
Teil des makedonischen Gehietes an Lysimachos 
ab (Plut. Demetr. 44; Pyrrh. llf. lust. XVI 2, Iff.). 
D. floh zunachst nach Kassandreia. wo seine 
edle Gattin Phila. im tiefen Schmerze verzweifelnd 
an ihres Gemahles Geschick, sich selbst den Tod 
gab , dann wandte er sich nach Hellas und er- 
schien sehr bald in Theben, dessen Bewohner er 
dadurch, dass er ihnen ihre Autonomie zuriick- 
gab , wohl an sich zu fesseln suchte (Plut. De- 



metr. 45. 46 z. A.). Er hatte immer noch eine 
nicht ganz unbedeutende Stellung, da Thessalien 
und der grosste Teil von Griechenland noch unter 
seiner Herrschaft stand; da traf ihn ein besonders 
schwerer Schlag durch den Abfall der Athener, 
die unter der Fiihrung des Strategen Olympio- 
doros die makedonische Besatzung schlugen und 
das Museion einnahmen und somit ihre Stadt be- 
freiten (Plut. Demetr. 46. Paus. I 26, If.). Wann 

10 dies geschehen ist, lasst sich nicht ganz genau 
bestimmen, doch erfahren wir aus CIA IV 309 b 
= Dittenberger Syll. 2 193, dass im Anfange des 
Archontates des Diokles die Stadt schon frei war. 
Da nun die Sendung der agyptischen Flotte unter 
Zenon, auf die jene Inschrit't Bezug nimmt, nicht 
bercits im Anfang 288, sondern nach Plutarchs Dar- 
rstellung erst im Friihjahr 287, kurz vor der Ka- 
tastrophe des D. in Makedonien, stattgefunden 
haben kann, so kiinnen wir das Archontat des 

20 Diokles nicht in das J. 288/7 verlegen, sondern 
miissen es dem J. 287/6 zuweisen (danach ist Bd. 
II S. 2279, 35 zu berichtigen), und es wird dem- 
nach die Befreiung Athens kurz vor dem Beginne 
dieses Archontenjahres, etwa im Anfang des 
Sommers 287, erfolgt sein. Auf die Einnahme de^ 
Museion haben auch Bezug die Inschriften CIA II 
317. 318 = Dittenberger Syll.2 198. 199. D. 
hatte unter dessen wieder seine Streitkrafte zur See 
gesammelt (Plut. Demetr. a. 0.; Pyrrh. 12) und er- 

30 schien mit seiner Flotte vor Athen, um die Stadt 
zu helagern. Weniger gewiss die Vorstellungen 
einer athenischen Gesandtschaft, an deren Spitze 
der Philosoph Krates erwiihnt wird, als die poli- 
tischc und militarische Situation, in der er sich 
befand, das Herannahen des Pyrrhos, den die 
Athener zur Hiilfe herbeigerufen hatten, die Unter- 
stutzung, die die Stadt von andercn auswartigen 
Machten, namentlich Agypten, erhielt, bestimm- 
ten D. , die Belagerung aufzuheben, wobei er 

40 immerhin das Ziel der Wiedergewinnung Athens 
im Auge behaltcn mochte , da die Hafenbefesti- 
gungen noch in seiner Gewalt waren (vgl. auch 
Plut. Demetr. 51 z. A.; betreffs der von v. Wila- 
mowitz a. 0. 208ff. iiber Gebiihr aufgebauschten 
Gesandtschaft des Krates vgl. die treffende Be- 
merkung von Niese I 379, 3). Die Athener, die 
besonders mit Getreidesendungen und Geldmitteln 
von den verschiedensten Seiten, von Ptolemaios 
und Lysimachos und dessen Schwiegersohn Anti- 

50 patros , daneben aber auch von den Konigen 
Audoleon von Paionien und Spartokos von Bo- 
sporos unterstiitzt wurden (vgl. ausser der schon 
erwahnten Inschrift CIA IV 209 b noch Vit. X or. 
851 e. CIA II 331 Z. 27ff. 314 Z. 31ff. vielleicht 
auch 319. 320. ferner 311. 312. 313. Ditten- 
berger Syll.2 213. 197. 201. 194. 195. Hicks 
Gr. hist, inscr. 157. 158. 159. 160. 167), bemiih- 
ten sich, ihre wiedererlangte Freiheit durch die 
Ruckeroberung von Peiraieus und Munychia zu 

60sichern; doch ist ihnen dies jedenfalls erst nach 
284/3 (Archontat des Euthias; vgl. CIA II 314 
Z. 34ff.). zugleich erst nach der Gefangennahme 
des D. (Plut. Demetr. 51 z. A.) gelungen. D. 
war unterdessen nach der kleinasiatischen Kiiste 
gesegelt, um hier die von Lysimachos gewonnenen 
Landschaften , namentlich Lydien und Karien. 
wieder von dessen Herrschaft loszureissen (Plut. 
Demetr. 46). Er hatte mit Pyrrhos einen Ver- 



2791 



Demetrios 



Demetrios 



2792 



trag geschlossen, in dem er jedenfalls diescn als 
Konig von Makedonien anerkannte; doch hielt 
Pyrrhos auf Zureden des Lysimachos, der jetzt 
hauptsachiich den Angriff des D. zu bestehen 
hatte und zugleich wohl die Gelegenheit der Ver- 
flechtung des epirotischen Konigs in die helleni- 
schen Angelegenheiten beniitzen wollte, urn selbst 
seine Herrschaft in Makedonien auszubreiten, den 
Vertrag nicht, sondern suchte Thessalien zum Ab- 
fall von D. zu bringen und seine Besatzungen in 
den helleniscben Stadten zu vertreiben, griff also 
in das damals noch bestehende Herrscbaftsgebiet 
des D. ein. In Kleinasien, wo ihm Eurydike, die 
Schwester der Phila, ihre und des Ptolemaios 
Tochter Ptolemais als Gemahlin zufiihrte, operierte 
D. nicht ohne Erfolg; seine Mhere Popularitat 
in Verbindung mit dem Umstand, dass Lysima- 
chos mit seiner Herrschaft in den griechischen 
Stadten zugleich Verfassungsanderungen einfiihrte, 
offnete ihm die Thore mancher Stadte, andere 
bezwang er mit Gewalt. Er nahm sogar auch 
Sardes ein, und m'ehrere Feldherrn des Lysima- 
chos brachten ihm durch ihren Abfall erwiinschte 
Verstarkungen (Plut. Demetr. 46). Da erschien 
aber Agathokles. der Sohn des Lysimachos, mit 
einem ansehnlichen Heere; vor diesem musste D. 
nach Phrygien zuruckweichen und erhob sich nun 
zu dem abenteuerlichen Plane, von Armenian aus 
in Medien einzudringen und so Seleukos im Cen- 
trum seiner Machtstellung zu bedrohen. Auf 
seinem Marsche von Agathokles verfolgt, wusste 
er sich allerdings in offenem Kampfe des Gegners 
zu erwehren, sein Heer erlitt aber grosse Ver- 
luste infolge von Hunger und Krankheit (Plut. 
Demetr, 46). Er musste seinen Plan aufgeben 
und zog sich nach Kilikien; hier suchte er sich 
von Feindseligkeiten gegen Seleukos fern zu halten, 
da aber bei dem grossen Mangel in seinem Heere 
sich dies nicht durchffihren liess, der Riickgang nach 
Norden ihm durch Agathokles, der die Passe iiber 
den Tauros besetzt hatte, versperrt war, wandte 
er sich als Bittender an Seleukos, indem er ihm 
seine bedrangte Lage schilderte. Seleukos gab 
zuniichst seinem Feldherrn in Kilikien Anweisung, 
das Heer des D. mit Zufuhr zu versehen, auf die 
Vorstellungen des Patrokles aber, der ihn auf die 
von D. drohende Gefahr hinwies, machte er sich 
selbst mit seinem Heere nach Kilikien auf. Auf 
die Bitten des D. gestattete er diesem, auf zwei 
Monate in Kataonien Winterquartiere zu nehuien 
(286/5), und versperrte zugleich durch Verschan- 
zungen die nach Syrien fiihrenden Passe. D., der 
sich wie ein wildes Tier in einem Kafig einge- 
schlossen sah, unternahm nun Angriffe auf das 
Gebiet des Seleukos. Obgleich er in mehreren 
Gefechten mit diesem Vorteilc errang und sogar 
den Zugang nach Syrien gewann , wurde doch 
seine Lage immer schwieriger, weil der grosste 
Teil seines an sich schon sehr geschwachten Heeres 
zu Seleukos iiberging. Mit wenigen Gefahrten, 
die ihm treu geblieben waren, floh D. nach dem 
Amanospasse; den Plan, nach Kaunos zu fliehen, 
wo er seine Flotte zu treffen hoffte, gab er wieder 
auf und liess sich zuletzt, der Not gehorchend, 
von den wenigen Freunden, die bei ihm geblieben 
waren, fiberreden, sicli dem Seleukos zu ergeben 
(285 = 01. 123, 4; Euseb. I 247, 28 nach 
v. Gutschmids einleuebtender Verbesseruug fur 



120, 4. Hieronymos II 119 giebt das J. 1733 an; 
ausfuhrliche Erzahlung der letzten Schicksale des 
D. bei Plut. Demetr. 48ff.). Er wurde nach der 
Stadt Cherronesos (Apameia in Syrien) gebracht 
und dort in ehrenvollem Gewahrsam gehalten; 
Lysimachos versuchte vergeblich Seleukos zu fiber- 
reden, ihn zu tflten (Diod. XXI 20. Plut. Demetr. 
51); andererseits bestand aber wohl auch bei 
diesem nicht die ernstliche Absicht, den gefangenen 

10 Gcgner wieder freizulassen. D. verzichtete denn 
auch vollig auf den Gedanken einer Wiederauf- 
nahme seiner Herrschaft, er ttberliess diese viel- 
mehr ganzlich seinem Sohne Antigonos, der yer- 
gebens den Seleukos gebeten hatte. ihn als Geisel 
anstatt seines Vaters anzunehmen, und verbrachte 
die letzte Zeit seines Lebens in Unthatigkeit und 
unter mannichfachen Ausschweifungen (Plut. De- 
metr. 52, wohl nach Duris). Er starb im dritten 
Jahre seiner Gefangenschaft, im 54. Jahre seines 

20 Lebens, also im J. 283/2, wahrscheinlich nach 
283 (hiermit stimmt uberein, dass nach Porphy- 
rios bei Euseb. I 247, 25f. D. 17 Jahre re- 
gierte, von 01. 120, 1 = 300/299 an gerechnet, 
und ebenso, dass des Antigonos Regierung von 
Porphvrios im ganzen auf 43 oder 44 Jahre ge- 
rechnet wird, 283/2—240/39, Euseb. I 237. 238, 
9f.). Wahrscheinlich hat Antigonos erst seit 
dem Tode des D. den officiellen Konigstitel ge- 
filhrt, und es ist bei Euseb. I 237, 12 nach 

30 v. Gutschmids Conjectur 01. 124, 2 = 283/2 
statt 123, 2 zu lesen). Vgl. im allgemeinen noch 
Niebuhr Vortr. fiber alte Gesch. HI 109ff. 
Droysen Gesch. d. Hellen. II 2. Niese Gesch. 
d. griech. u. makedon. Staaten I 293ff. v. Wi- 
lamowitz Phil. Unters. IV 186ff. Holm Griech. 
Gesch. IV Cap. II. III. G. de Sanctis Studi 
di Storia antica II 21ff. 

34) Demetrios II., Enkel des vorhergehenden D., 
Sohn des Antigonos Gonatas (vgl. Bd. I S. 2413ff.) 

40 und der Phila, der Tochter des Seleukos I. und 
der Stratonike (vgl. v. Arat, 1 u. 4 bei We s ter- 
ra ann Biogr. 53. 60; vgl. auch Steph. Byz. s. 
$i).a), folgte seinem Vater im J. 240/39 in der 
Herrschaft fiber Makedonien. Er war vermahlt 
mit Stratonike, der Tochter des Antiochos Soter 
(Joseph, c. Ap. I 206. Euseb. I 249, 29. lust. 
XXVIII 1, 2), trennte sich aber, wahrschehilieh 
bald nach Antritt seiner Regierung, von dieser 
und vermahlte sich mit Phthia, der Tochter des 

50 Konigs Alexandros II. von Epeiros, die ihm dessen 
Witwe Olympias zur Gemahlin anbot, um daffir 
die Hiilfe'des D. gegen die Aitoler zu erlangen. 
Diese wollten den in ihrem Bfindnisse mit Ale- 
xandros II. diesem zugefallenen Teil von Akar- 
nanien (vgl. Polyb. II 45, 1) nach dem Tode des 
Konigs fur sich gewinnen, und hiergegen sudire 
sich Olympias durch eine Verbindung mit dem 
makedonischen Konige zu schiitzen Just. XX^ III 
1. Iff. i. Dies war wahrscheinlich auch der Grand, 

60 warum der zwischen Antigonos Gonatas und den 
Aitolern geschlossene Bund jetzt sich aufloste; 
die Aitoler verbanden sich sogar mit den Achaeeni 
gegen Makedonien, und es entstand so der sog. 
.demetrische' Krieg (vgl. Polyb. II 44, 1. 46. 1. 
XX 5, 3. Plut. Arat, 33), fiber dessen Zeit und 
Verlauf im einzelnen wir nichts Genaueres fest- 
stellen konnen (Droysens Combinationen, Gesch. 
d. Hell. Ill 2, 83ff. sind teils sehr unsicher teils 



2793 



Demetrios 



Demetrios 



2794 



irrig). Jedenfalls nahm dieser Krieg die Krafte 
des D. so in Anspruch, dass er Epeiros sich selbst 
uberlassen musste und in die hier bald ausbrechen- 
den Wirren nicht weiter eingreifen konnte (dass 
damals schon ein Krieg mit den Dardanern aus- 
gebrochen sei, wie Droysen Gesch. d. Hellen. 
Ill 2, 27f„ und ihm folgend O berhummer Akar- 
nanien 151 vermuten — vgl. auch Schorn Gesch. 
Griechenl. 87 — ist mOglich, aber nicht bewiesen 



Euseb. 1 243, 7ff. und den Art. Antigonos Nr. 4, 
o. Bd. I S. 2416. Bald darauf, nach dem Tode 
des Magas, im J. 359/8 (vgl. Suid. s. Arjii^tQios mit 
Agatharch. beiAthen. XH550 = FHGini92rrg. 3. 
Koehler S.-Ber. Akad. Berl. 1891, 209f.), ging er 
nach Kyrene , einer Einladung von dessen Witwe 
Apama, die ihn mit ihrer von Magas dem agypti- 
schen Thronerben bestimmten Tochter Berenike 
vermahlen wollte, folgend, wahrscheinlich im Ein- 



und nicht beweisbar). Den Krieg gegen die 10 verstandnis mit Antigonos Gonatas, der dadurch 



Achaeer und Aitoler fiihrte D. nicht ohne Erfolg. 
Sein Feldherr Bithys gewann einen Sieg fiber 
Aratos bei Phylakia, das doch wohl mit Phylake 
im phthiotischen Achaia identisch ist — vgl. Droy- 
sen a. 0. 33, 2 — (Plut. Arat, 34); D. selbst unter- 
warf sich die Boioter, die sich den Aitolern an- 
geschlossen hatten (Polyb. XX 5, 3), unternahm 
erfolgreiche Zuge tief in das innere Aitolien, wo- 
her ihm der Beiname Aka>hn6g erwuchs (Strab. 



seinen Hauptgegner, den agyptischen Konig, be- 
kampfen wollte. Er gewann auch zunachst die Herr- 
schaft fiber Kyrene fur sich (Euseb. I 237, 18ff.), 
wurde aber dann auf Anstiften der Berenike wegen 
seines Verhaltnisses zu ihrer Mutter getOtet, wahr- 
scheinlich noch im J. 258, vgl. Euseb. I 237, 34ff. 
Irrig setzt Droysen Hellen. Ill 1, 275, 1 den Tod 
des D. erst wesentlich spater, in das J. 251/0, auf 
Grand einer Conjectur Niebuhrs (Kl. Sehr. I 



X 451), und verhinderte jedenfalls, dass die Aitoler 20 236ff.) , die mit dessen falscher Annahme vom 



ihre Herrschaft weit fiber die Grenzen ihres Ge- 
bietes in Mittelgriechenland ausdehnten, wie man 
aus Polyb. IV 25, 6 schliessen kann. Im Kampfe 
gegen die Aitoler gewann er auch den Konig 
Agron von Illyrien zum Bundesgenossen (Polyb. 
II 2, 5f£). Auch im Peloponnes hielt D. im 
wesentlichen den von Antigonos Gonatas gewon- 
nenen Einfluss, der sich namentlich auf die Ty- 
rannenherrschaften in einzelnen peloponnesischen 



Beginne der Regierung des Magas zusammenhangt. 
Vgl. auch Vahlen S.-Ber. Akad. Berlin 1888, 
1381ff. D. war vermahlt mit Olympias, der Toch- 
ter des Polykletos von Larisa, die ihm den Anti- 
gonos (Doson, vgl. Bd. I S. 2418) gebar. Litteratur : 
Niebuhr Kl. Sehr. I 232ff. Drovsen Gesch. 
d. Hellen. Ill 1, 237f. 323ff. 

36) Demetrios, mit dem Beinamen 6 Asjztos 
der Sehmachtige', Sohn des Demetrios Poliorketes 



Staaten stutzte , fest und trat mit Erfolg dem 30 und einer Illyrierin (Plut. Demetr. 53), 



Bestreben des Aratos, den achaeischen Bund fiber 
den grOssten Teil des Peloponnes auszudehnen, 
entgegen. Den Abfall von Megalopolis unter des 
Lydiades Funning vermochte er allerdings nicht 
zu hindern; aber Argos, Hermione, Phlius hielten 
an der Verbindung mit Makedonien fest (Polyb. 
II 44, 3. 5f.). Eine schwere Erschutterung erlitt 
das makedonische Kiinigtum durch einen heftigen 
Angriff der Dardaner, die dem D. selbst eine 



37) Demetrios, Sohn des Philippos V. von 
Makedonien, war nach Liv. XL 6 ungefahr 206 
v. Chr. geboren. Sein alterer Bruder Perseus 
scheint, obwohl aus illegitimer Ehe entsprossen 
(vgl. Plut. Aem. Paul. 8; Arat. 54. Liv. XXXIX 
53), doch yon seinem Vater zur Nachfolge be- 
stimmt gewesen zu sein. Nach der Schlacht bei 
Kynoskephalai wurde er den Romern als Geisel 
ubergeben (Polyb. XVIII 39, 5 = Liv. XXXIII 



Niederlage beibrachten (Trog. prol. 28; vgl. lust. 40 13, vgl. auch c. 30. Plut. Tit. 9. App. Mak. 



XXVIII 3, 14. Liv. XXXI 28). Er starb bald 
darauf, nach erst zehnjahriger Regierung, im J. 229 
(vgl. Polyb. II 44, 2. Euseb. I 237, 238. 247; app. 
14. 221. Syncell. 508. 498 marg.). 

Von Mfinzen des D. lassen sich nur Kupfer- 
miinzen mit Wahrscheinlichkeit nachweisen , die 
die gewohnlichen makedonischen Typen tragen, 
auf der Vorderseite makedonischen Schild oder 
Kopf des jungen Herakles, auf der Rfickseite einen 



9, 2). Im J. 191 wurde er in die Heimat ent- 
lassen (Polyb. XXI 2, 3 = Liv. XXXVI 35. Diod. 
XXVHI 15, 1. App. Syr. 20; Mak. 9, 5). Als 
spater der neue Aufschwung, den die Macht 
Philipps nahm, den Romern Besorgnisse einflOsste, 
wurde er von seinem Vater im J. 184/3 nach 
Rom gesandt, um jene Besorgnisse zu beschwich- 
tigen und den gegen Philippos von verschiedenen 
Seiten erhobenen Anklagen entgegenzutreten (Po- 



makedonischen Helm oder makedonischen Reiter. 50 lyb. XXII 18, 9. XXIII 1, 5ff. = Liv. XXXIX 
"' " — --■ -■ ■ - —"" 35. 47. Iustin. XXXII2,3ff.). Die grosse Gunst, 

die ihm die Romer, vor alien T. Quinctius Flaroi- 
ninus, hierbei geflissentlich erwiesen (Polyb. XXHI 
3, 6ff. Liv. a. O. lust. a. O.), erregte den Arg- 
wohn des Philippos und bereitete den Intriguen 
des Perseus, der durch D. aus der Nachfolge auf 
dem makedonischen Konigsthron verdrangt zu wer- 
den ffirchtete, einen gfinstigen Boden (Polyb. 
XXHI 7 = Liv. XXXIX 53. App. Mak. 9, 6). 
Demetr. 53, vgl. auch 32), wird bei Eusebios und 60 Eine Anklage, die Perseus im J. 182 wegen an 



Vgl. Head HN 204. Mionnet I 583f. 

Litteratur: Schorn Geschichte Griechenlands 
83ff. F 1 a t h e Gesch. Makedoniens II 136ff. Brand- 
staeter Gesch. d. aetol. Landes 322ff. Niebuhr 
Vortr. fib. alt. Gesch. Ill 364ff. Holm Gr. Gesch. 
IV 290ff. Droysen Gesch. d. Hellen. Ill 2, 23ff. 

35) Demetrios mit dem Beinamen 6 Ka/.6s. 
Sohn des Demetrios Poliorketes und der Pto- 
lemais, der Tochter des Ptolemaios Soter (Plut, 



Iustin mit Demetrios II. verwechselt. Auf ihn 
bezieht sich wohl, was Iustin XXVI 2, 11 von 
dem Sohne des Antigonos Gonatas beriehtet, der 
wiihrend des chremonideischen Krieges in erfolg- 
reichem Kampfe gegen Alexandros II. von Epeiros 
nicht bios Makedonien fur Antigonos wiederge- 
wann, sondern sogar Alexandros auf kurze Zeit 
der Herrschaft fiber Epeiros beraubte; vgl. auch 



geblicher Nachstellungen seitens des D. bei Phi- 
lippos vorbrachte, blieb allerdings zunachst ohne 
Resultat (Liv. XL 6ff.) ; als dagegen seine Absicht, 
nach Rom zu fliehen, um den Nachstellungen des 
Perseus zu entgehen, bekannt und zugleich dem 
Philippos ein angeblicher Brief des Flamininus 
zur Belastung" des D. in die Hande gespielt wor- 
den war (im J. 181), gab der Konig seine Zu- 



2795 



Demetrios 



Demetrios 



2796 



stimmung dazu, D. aus dem Wege zu raumen 
(Liv. XL 20—24. lust. a. 0. Trog. prol. 32. 
Euseb. I 239. 240). Philippos erkannte spater, 
wie uns berichtet wird (Liv. XL 54. lust. XXXII 
3, 3), die wider D. erhobenen Besclmldigungen 
als ungereohtfertigt an. Vgl. Schorn Gesch. 
Griechenl. 328f. Flat he Gesch. Makedoniens II 
512ff. Niebuhr Vortr. lib. rom. Gesch. n 203f. 
Mommsen E. G. 16 752f. Ihne E. G. m 157ff. 

[Kaerst.] 
38) Athenischer Archon aus dem Ende des 
2. Jlidts. v. Chr., Vorganger des Nikodemos (CIA 
II 471). Das Paar diirfte wohl vor das Paar 
Hipparchos-Lenaios gesetzt werden, da der unter 
D. als Hyperetes im Ephebencorps dienende Hieron 
aus Anagyrus unter Hipparchos zum axovtiaxrig 
avanciert ist. Beide Paare werden auch durch 
den gemeinsamen ouperqg Kalchedon aus Peirithoi- 
dai untereinander verbunden, dagegen das erste 



Kind (Antiochos V. Eupator) auf dem Thron Sy- 
riens zu sehen, als den 23jahrigen energischen 
D., so lehnte er das Gesuch at. Zugleich schickte 
er eine Gesandtschaft in den Orient unter Cn. 
Octavius, welche u. a. die Schiffe verbrennen sollte, 
die von den Syrern iiber die von Bom gestattete 
Zahl hinaus gebaut waren, und welche die Kriegs- 
elefanten unschadtich machen sollte. Polyb. a. 
a. 0. Appian. Syr. 46. Als Octavius dort er- 
10 mordet wird und der Senat den Hof der Anstif- 
tung verdachtigt, glaubt D. seine Aussichten ge- 
bessert; er wendet sich urn Eat an Polybios, und 
dieser rat ihm, jedenfalls officios, wenigstens im 
Einverstandnis mit der Scipionenpartei, sich nicht 
wieder an den Senat zu wenden, sondern auf eigene 
Faust zu handeln. Auf den Eat eines andern 
bittet D. aber doch noch einmal den Senat und 
holt sich eine zweite Absage. Als dann D.s Er- 
zieher Diodoros aus Syrien kommt und schildert, 



Paar mit dem Paar Menoitcs-Sarapion durch den 20 wie wenig Boden Antiochos Eupator und Lysias 



gemeinsamen axovxiarrjs Nikandros aus Euonymon. 
Dieses letztere Paar seinerseits ist wiederum durch 
zwei gemeinsame Ephebenlehrer nicht nur mit 
dem Paar Aristarchos-Agathokles , sondern auch 
mit Echekrates (101/100 v. Chr.) in enge Ver- 
bindung gesetzt. Daraus ergiebt sich als wahr- 
scheinlichste die Eeihenfolge: Demetrios-Nikode- 
mos, Hipparchos-Lenaios, Menoites-Sarapion, Ari- 
starchos-Agathokles und weiter Echekrates, und 



im Lande haben, flieht D. mit Hiilfe des Poly- 
bios; der Senat erfahrt davon nach einigen Tagen, 
berat pro forma dariiber, beschliesst aber, D. 
nicht zu verfolgen, da er schon einen zu grossen 
Vorsprung gewonnen habe. Dagegen soil eine 
Gesandtschaft unter Ti. Gracchus u. a. auf ihn 
em Auge haben, Polyb. XXXI 19ff. Iustin. XXXIV 
3. Joseph, ant. XII 402. D. landet mit geringer 
Macht in Tripolis, die Aufnahme ist giinstig, bald 



da einerseits Agathokles (wegen des Decretes 30 befindet sich Antiocheia in seiner Hand, dort lasst 



bei Joseph, ant. Iud. XIV 145ft.) nicht iiber das 
J. 106/5 Mnabgeriickt werden darf, andererseits 
aus den angefiihrten Griinden, aus prosopographi- 
schen Hinweisen und dem Eaummangel in der 
Archontenliste ein zu hohes Hinaufschieben der 
Eeihe unmBglich erscheint, sind die vier Paare 
in der Archontenliste (s. Bd. II S. 591) unmittel- 
bar hintereinander zwischen 01. 166, 4 — 168, 3 
= 113/12—106/5 fixiert worden — allenfalls kcinnte 



or Antiochos und Lysias toten, 162 v. Chr. I. 
Makk. 7, Iff. II. Makk. 14, 1. Joseph, ant. XII 
389f. Iustin. a. a. O. Appian. Syr. 47. D.s erstes 
Bestreben ist es nun, Eoms Anerkennung zu 
erlangen ; er cultiviert auf alle Weise die Gesandt- 
schaft unter dem ihm personlich sehr wohlge- 
sinnten Gracchus, Er sendet Geschenke und den 
Morder des Octavius an den Senat, dieser nimmt 
letzteren aber nicht an, um nicht einen Vorwand 



D. und mit ihm die ganze Eeihe hinaufgeriickt, 40 zur Bestrafung des syrischen Eeiches aus der 



d. h. D. entweder 01. 166, 3 = 114/13 oder OL 
166,4 = 113/12 angesetzt werden. Etwas anders 
lost die Frage Homolle Bull. hell. XVII 168ff. 
39) Athenischer Archon des 1. Jhdts. v. Chr. 
(in der fragmentierten Archontenliste CIA III 
1014 col. 3; vgl. IV 2, 489 c), etwa 01. 187, 3 
= 30/29. U. Kohler zu CIA IV 2, 489b Add. 
Homolle Bull. hell. XVII 168ff., der eine etwas 
abweichende Meinung vertritt. [v. Schoeffer.] 



Hand zu geben, uberhaupt lautet seine Antwort 
ganzlich unbestimmt, er erkennt D. nicht direct 
an, Polyb. XXXII 4ff. Diod. XXXI 29f. Appian. 
a. a. 0. Vielmehr erlaubt er dem Timarchos 
(unter Antiochos Epiphanes Satrap von Babylon, 
Appian. Syr. 45), der wie sein Bruder Herakleides 
in Eom sehr vertraut und durch Bestechungen 
sehr beliebt war, sich vom Satrapen zum Kiinig 
zu erheben. Timarchos verbiindet sich mit dem 



40) Demetrios I. Soter, Ko'nig von Syrien, Sohn 50 Armenier Artaxias und gewinnt ganz Babylonien, 



des Seleukos IV. Philopator. "VVird als Knabe 
175 v. Chr. von seinem Vater nach Eom geschickt, 
um dort an Stelle des Antiochos, des spiiteren 
Epiphanes, als Geisel zu dienen, Polyb. XXXI 
12. Appian. Syr. 45. Wahrend Antiochos nach 
der Ermordung des Seleukos an Stelle seines Neffen 
D. den syrischen Thron inne hatte, blieb dieser 
ruhig in Eom, wo er ziemlich frei gehalten wurde 
und freundschaftlich mit der vornehmen Jugend 



das er grausam beherrscht, Diod. XXXI 27 a. Auf 
Miinzen nannte er sich jiaou.Evg [ieyas Tiuag/o;; 
vgl. Babelon Eois de Syrie CXVf. D. beseitigt 
ihn, seine Miinzen lasst er mit dem eigenen Portritt 
und dem seiner Gattin und Schwester Laodike 
ilberpragen. Die Babylonier geben I), fur die 
Befreiung von Timarchos den Beinamen Soter. 
Auch mit den Juden hatte D. von Anfang an 
zu thun. Er setzte 162 v. Chr den Alkimos aus 



verkehrte. Zu seinen Jagdgenossen gehorten Po- 60 einer Seitenlinie des Aaronidenhauses zum Hohen- 



lybios und der jungere Scipio. Als der von Euer- 
getes II. vertriebene Ptoiemaios Philometor in 
durftigem Aufzug schutzflehend nach Eom kommt, 
versucht D. vergeblich , ihn zu einem standesge- 
massen Auftreten zu bewegen. Diod. XXXI 18. 
Nach Epiphanes Tode bittet D. den Senat, ihm 
sein Becht auf den Thron nicht langer vorzu- 
enthalten. Dem Senat passte es aber besser, ein 



priester ein und unterstiitzte ihn durch den Stra- 
tegen Bakchides. Als Alkimos verjagt wird, sendet 
D. den Nikanor, urn ihn zuriickzumhren , 161 v. 
Chr.; Nikanor iallt. Im folgenden Jahr gelingt 
es Bakchides, den Judas Makkabaios zu vernichten, 
Jonathan aber Melt sich und 157 v. Chr. schloss 
Bakchides Frieden mit ihm. In Jerusalem und 
vielen Orten des Landes blieben aber noch syri- 



2797 



Demetrios 



Demetrios 



avy» 



t 



sche Besatzungen, vgl. I. Makk. 7ff. Joseph, ant. 
XII 390ff. ; dazu Wellhausen Israelitische und 
judische GeschichteS 260ff. Gleich nach seiner 
Thronbesteigung hatte D. dem Ariarathes V. von 
Kappadokien ein Biindnis und seine Schwester, 
die Wittwe des Perseus, Laodike, zur Ehe ange- 
boten ; da dieser ausserst loyale Client Eoms aber 
merkte, dass D. beim Senat schlecht angeschrieben 
sei, lehnte er jede Verbindung mit ihm ab. Em- 
port iiber diese Zuriickweisung unterstiitzt D. den 
Eivalen des Ariarathes, seinen Bruder Orophernes, 
und fiihrt ihn gegen das Versprechen von 1000 Ta- 
lenten als KOnig nach Kappadokien, 158 v. Chr. 
Das ungluckliche Land wird nun f'urchtbar aus- 
gesogen, Diod. XXXI 32. Appian. a. a. 0. Iustin. 
XXXV 1. Im folgenden Jahr streiten Gesandt- 
schaften des D. und der beiden Bruder in Eom, 
Polyb. XXXII 20. Ariarathes kehrt mit Bonis 
Bewilligung und mit Hiilfe des Attalos II. von 
Pergamon zuriick, Polyb. Ill 5; vgl. Bd. II 
S. 2172. Orophernes scheint sich nun in Syrien 
aufgehalten zu haben, er versucht mit Hiilfe der 
zum Aufstand geneigten Antiochener D. zu stiirzen, 
gerat aber in dessen Hande. D. halt ihn in Se- 
leukeia gefangen, um ihn eventuell weiter gegen 
Ariarathes ausspielen zu komien. Antiocheia er- 
hebt sich trotzdem, Iustin. a. a. 0. Um die Ver- 
treibung des Ariarathes zu rachen und aus Be- 
sorgnis fur seine eigene Euhe staffiert Attalos II. 
den Alexander Bala, einen angeblichen Sohn des 
Antiochos Epiphanes, als Pratendenten gegen D. 
aus. Dieser findet eine Zuflucht bei dem kili- 
kischen Dynasten Zenophanes, einem Feind des 
D. Die Syrer hassten D., weil er streng. stolz 
und voll weitgehender Plane war. Diod. XXXI 
32 a, er Melt sich mit Vorliebe in einer festen 
Burg bei Antiocheia auf und liess nieniand vor 
sich-' wie die meisten Seleukiden soil er dem Trunk 
gehuldigt haben, Joseph, ant. XIII 35. Iustin. 
XXXV 1. Polvb. XXXIII 14. Der bei Joseph, 
a. a. 0. ihm gemachte Vorwurf der Leichtfertig- 
keit und Tragheit in Eegierungsangelegenheiten 
ist wohl nur zur Halfte begriindet, sein unruhiger 
Thatendrang fiihrte sein Ende herbei. Ein ver- 
ungliicktcr Versueh, Kypros durch Verrat zu ge- 
winnen, verfeindete ihn auch mit Ptolemaios Phi- 
lometor. Polyb. XXXIII 3. Den Ehodiern zeigte 
er sich durch eine Getreidesendung gefallig. Gegen 
Eom blieb er immer loyal; so schickte er den 
Pratendenten fur den makedonischeii Thron, An- 
driskos, dem Senat zu, obwolil das syrische \ oik 
dringend verlangte, den Mann zu unterstiitzen, 
Diod. XXXI 40"a. Doch blieb der Senat nach 
wie vor ablehnend. Als Herakleides in Eom den 
Alexander Bala unterstiitzte, versuchte D. ihm 
durch seinen Sohn. D. II.. entgegen zu wirken, 
der zugleich als Geisel fur die eigene Treue dienen 
sollte;" der Prinz richtete aber nichts aus und 
kehrte bald heim. Die ucuaoi ton- avdgcbxcor. 
d. h. wohl die Scipionenpartei. waren i'iir D., He- 
rakleides wusste aber (lurch unsaubere Mittel die 
Majoritat zu gewinnen, so dass der Senat den 
Alexander anerkannte. Polyb. XXXIII 16. Dieser 
wird unterstiitzt von Attalos II, Ariarathes und 
Ptolemaios Philometor. Polyb. Ill 5. auch die all- 
gemeine Verstimmung gegen D. kommt ihm zu 
gute. Alexander erscheint 153 v. Chr. mit einem 
Heer in Syrien und nimmt durch Verrat Ptole- 



mais; die Soldaten beginnen abzuf alien, Iustin. 
a. a. 0. Joseph, ant. XIII 35. Gleich bei Be- 
ginn des Krieges bringt D. seine altesten S0h,ne, 
D. II. und Antiochos Sidetes, nach Knidos in 
Sicherheit, Iustin. XXXV 2. Vergebens versucht 
er, die Juden, welche Alexander durch grosse Ver- 
sprechungen anlockt, treu zu erhaltcn; er zieht 
seine Besatzungen aus den jiidischeu Stadten, nur 
Jerusalem und Bethsura bleiben besetzt, I. Makk. 
10 10, 2ff. Nach einem blutigen Sieg des D. iiber 
die verbiindeten Konige kommt es 150 v. Chr. 
zur Entscheidung. D.s linker Fliigel siegt voE- 
stiindig, der rechte flieht und hier findet D. helden- 
haft kiimpfend den Tod. Polyb. Ill 5. Iustin. 
XXXV 1. Joseph, ant. XIII 58ff. Aus dem J. 150 
datieren die letzten Miinzen D.s und die ersten 
des Bala, Babelon a. a. 0. CXXIII. D.s Gattin 
Laodike und sein Sohn Antigonos werden von Balas 
Minister Ammonios umgebracht, Liv. ep. L. Lit- 
20 teratur: Flathe Geschichte Makedoniens u. s. w. 
II. Schiirer Gesch. d. jiidischeu Volkes I. Holm 
Griech. Gesch. IV 532 und 552. v. Gutschmid 
Iran 43 nennt D. einen der begabtesten des reich- 
begabten Seleukidengeschlechts. 

41) Demetrios II. Nikator, Sohn des Vorigen. 
tlber seine Jugend vgl. Nr. 40. 147 v. Chr. kommt 
er mit einem SOldnerheer, das ihm der Kreter 
Lasthenes besorgte, nach Kilikien, um Alexander 
Bala zu stiirzen. Dieser eilt nach Antiocheia. 
30 Dem D. fallt Apollonios zu , Statthalter von Koile 
Syrien, der aber von dem Hohenpriester Jonathan 
geschlagen wird, I. Makk. 10, 67ff. Joseph, ant, 
XIII 86ff. Iustin. XXXV 2. Item Alexander eilt 
sein Schwiegervater Ptolemaios Philometor zu 
Hiilfe. er besetzt aber samtliche Stadte, welche 
ihn in Alexanders Aut'trag empfangen, so dass Ale- 
xanders Minister Ammonios argwohnt, Philometor 
Avolle sich selbst zum Herrn Syriens machen. In 
Ptolemais richtet Ammonios einen Mordplan gegen 
40 Philometor; als dersclbe eutdeckt ist und Bala 
den Anstifter nicht ausliefert, sagt Philometor 
sich von ihm los und bietet D. seine Tochter und 
seine Hiilfe an. I. Makk. 11, Iff. Joseph, ant. 
XIII 108ff. Diod. XXXII 9 c . dazu auch XXXIII 
3. Alexander kann sich in Antiocheia nicht halten, 
aus Hass gegen Ammonios entstehen dort Un- 
ruhen, er geht nach Kilikien und lasst in An- 
tiocheia Hierax und Diodotos zuriick. Diese geben 
seine Sache auf, wollen aber auch nicht in D.s 
50 Hande geraten ; so bieten sie Philometor die Krone 
an und^setzen ihm zu dem agyptischen Diadem 
das svrische auf. Philometors Stellung zu der 
Sache' ist nicht klar ; Diod. a. a. 0. sagt, er habe 
Koile Syrien fiir sich behalten, das iibrige an D. 
kommen lassen wollen. Joseph, a. a. 0. stellt 
es so dar. als hate er keine .goistischen Absichten 
gehabt. dagegen I. Makk. 11. Polyb. XL 12 nennt 
Philometor KOnig von Syrien. Da er uberdies 
151 v. Chr. in Ptolemais eigene Miinzen hat 
60 schlagen lassen und unter Alexander Bala in den 
Stadten der phr.nizischen Kiiste nach agyptischeni 
Fuss und mit dem ptoleniaeischen Adler gepriigt 
worden ist, was eine Abhiingigkeit von Agyi>ten 
bedeutet, so wird Diodor recht haben. Philo- 
metor sOhnt D. mit den Antiochenern aus, die 
sich vor ihm fiirchten. weil sie -ich schlecht gegen 
seinen Vater b'etragen haben; er verbiirgt sich 
fur D.s Wohlverhalten und verspricht ihn zu con- 



2799 



Demetrios 



Deme trios 



2800 



2801 



Demetrios 



Demetrios 



2802 



trollieren, Josepli. a. a. 0. lllfF. Auch das Heer 
fallt D. zu, Iustm. XXXV 2. Als Alexander nun 
aus Kilikien heranzieht, wird er von D. und Phi- 
lometor 146 v. Chr. bei Antiocheia am Oinoparas 
(Strab. XVI 751. Euseb. 1 255 SchOne), geschlagen 
und gleich darauf auf der Flucht ermordet, Diod. 
XXXII 10. Pbilometor wird totlich verwundet 
und stirbt nach wenig Tagen, I. Makk. 11, 14ff. 
Joseph, a. a. 0. 116ff. Fur D. war sein Tod ein 
Gliick. D. nimmt jetzt den Beinamen Nikator 10 
an, Appian. Syr. 67, auf Munzen nennt er sioh 
auch Theos Philadelphos. Br versucht, sich zu- 
nachst des agyptischen Heeres zu bemachtigen, 
das entwischt ihm aber naoh Alexandreia, nur 
die Elefanten fallen in seine Hand, und die von 
Philometor in den Stadten zuriickgelassenen Be- 
satzungstruppen werden vernichtet, I. Makk. 11, 
18. Joseph, a. a. 0. 120. liber die Stellung zu 
den Juden vgl. I. Makk. 11, 21ff. Joseph, a. a. 
0. 121. Dem Jonathan bestatigt er den Besitz20 
der drei von Samareia losgerissenen Bezirke Lydda, 
Ephraim, Ramathaim und das Hohepriestertum 
gegen Zahlung eiries Tributes von 300 Talenten. 
Als D. Euhe im Lande zu haben glaubte, ent- 
liess er das einheimische Heer und behielt nur 
die aus Kreta rnitgebrachten Soldner. Das erregte 
gross? Emporung im Lande speciell unter der brot- 
los gewordenen Soldatesca. In Antiocheia kommt 
es zu einem gefahrlichen Aufstand, den D. mit 
seinen SOldnern und 3000 Juden, welche Jonathan 30 
ihm zu Hiilfe schickt, niederschlagt. Die Stadt 
muss furchtbar biissen, Conflscationen , Verfol- 
gungen der alten Gegner, Grausamkeit und Schlem- 
merei vergrOssern die Abneigung des Volkes. D. 
wird in seinem tyrannischen Wesen bestiirkt durch 
seinen Minister (Lasthenes), vgl. Diod. XXXIII 
4 und 9. I. Makk. 11, 38ff. Joseph, a. a. 0. 129ff. 
Diese Verhaltnisse ermutigen den Diodotos, einen 
kleinen Sohn des Alexander Bala als Antiochos VI. 
Dionysos gegen D. aufzustellen. D. verachtet40 
ihn zuerst wie einen Rauberhauptmann, sieht sich 
aber bald genotigt, ein Heer gegen ihn zu senden, 
Diod. XXXIII 4 a. Dieser Aufstand kam den 
Juden zu gute. D. hatte versprochen, die syri- 
schen Besatzungen aus den Festungen Judacas 
herauszuziehen, hielt das aber nicht, sondern for- 
derte vielmehr von Jonathan die Zahlung aller 
den fruheren Kenigen nicht entrichteten Tribute, 
Joseph, a. a. 0. 142ff. Diodotos verhinderte ihn, 
diesem Verlangen Nachdruck zu geben , massen- 50 
weise fielen D.s entlassene Soldaten dem Praten- 
denten zu, D. wird geschlagen, seine Elefanten 
fallen den Gegnern in die Hiinde, auch Antiocheia 
geht iiber, wahrend D. in dem benachbarten Se- 
leukeia Zuflucht findet (Liv. per. LII, iiberhaupfc) 
ist ihm diese Stadt immer treu geblieben, vgl. u.). 
Trotz der Xiederlage war D. noch nicht vollig 
verdrangt, seine Feldherren fochten noch eine 
Weile in Palaestina gegen Jonathan, allerdings 
ohne Erfolg, I. Makk. 11. 60ff. 12, 24-34. Joseph. 60 
a. a. 0. 148—162. 174—180. Durcli Jonathan 
und Simon ging das siidlicbe Syrien verloren, 
dagegen hat D. Kilikien und die ostlichen Pro- 
vinzen behauptet , Joseph, a. a. 0. 145 ; vgl. 
Bd. I S. 2477. In Syrien selbst blieb Seleukeia 
sein Stutzpunkt , Herm. XXIX 436ff. , Inschrift 
von Paphos. D.s Lage besserte sich, als Diodotos 
es durch Jonathans Ermordune mit den Juden 



verdorben und nach Beseitigung des Antiochos VI. 
als Tryphon den Thron usurpiert hatte. ttber 
die verschiedenen Angaben dariiber vgl. Bd. I 
S. 2478. Simon erlangt von D. Amnestie und 
Anerkennung als Hoherpriester und Ethnarch, 
I. Makk. 13, 41f. Iustin. XXXVI 1, 10 und 3, 9, 
wo statt patre vielmehr fratre zu lesen ist. Iustin 
sieht darin einen Abfall der Juden von der syri- 
schen Oberhoheit, vgl. a. a. 0. 1, 2. D. sei in 
Triigheit verfallen und verachtet worden; ein Volk 
nach dem andern sei abgefallen; ran den Vorwurf 
der Energielosigkeit zu vermeiden, habe er den 
Krieg gegen die Farther beschlossen. Nach Joseph. 
XIII 184ff. hatte er durch diesen Krieg Krafte 
sammeln wollen, um Tryphon ganzlich zu be- 
seitigen, wahrscheinlich glaubte er aber, mit jenem 
durch seine Feldherrn fertig werden zu kOnnen, 
wahrend die Ubergriffe der Partner unter Mithra- 
dates I. seine personliche Anwesenheit erforderten. 
Die Griechen und Makedonen im Osten riefen ibn 
sehon lange um Hiilfe an , die KOnige der Perser, 
Baktrianer, Elymer untersttitzten ihn, so dass D. 
zunachst eine Reihe von Siegen erfocht. Er lasst 
sich aber durch erheuchelte Friedensvorschlage 
tauschen, wird von einem Feldherrn des Mithra- 
dates geschlagen und gefangen, 140 v. Chr., I. Makk. 
14, Iff. Joseph, a. a. 0. 219. Appian. Syr. 67. 
Iustin. a. a. 0. Zunachst wurde D. in Ketten ge- 
legt und so bei den von Mithradates abgefallenen 
Volkern zur Schau gestellt, wovon er den Bei- 
namen Seripides erhielt, Euseb. I 256 SchOne. 
Bald gestaltete sich aber seine Lage besser; er 
wurde in ehrenvoller Haft in Hyrkania gehalten, 
bekam sogar eine Tochter des KOnigs, Khodo- 
gune, zur Ehe und das Versprechen, er solle wieder 
auf den syrischen Thron gesetzt werden, Iustin. 
und Appian. a. a. 0. Dazu ware die beste Ge- 
legenheit gewesen, als Tryphon 138 v. Chr. dem 
Antiochos Sidetes unterlag, aber weder Mithra- 
dates I. noch sein Nachfolger Phraates II. (seit 
136) hatten es eilig mit der Erfiillung jerer Ver- 
heissung. So wagt D. , uuterstiitzt von einem 
treuen Frcund, einen Fluchtversuch , wird aber 
wieder gefangen, man schickt ihn zu seiner Frau 
zuriick, lasst ibn aber besser bewachen. Nach 
langerer Zeit, als D. schon Kinder von der Rho- 
dogune hat, macht er einen zweiten Versuch, wird 
dicht an der Grenze eingeholt und wieder nach 
Hyrkania gebracht. Seine milde Behandlung 
dankte D. wesentlich politischen Riicksichteu, man 
wollte ihn als Pratendenten gegen den unter- 
nehmenden Sidetes gelegentlich ausspielen. Iustin. 
XXXVIII 9. Wahrend D.s Gefangenschaft kampfte 
seine Partei weiter gegen Tryphon, dieser wendete 
sich gegen D.s Feldherrn, Dionysios den Meder 
in Mesopotamien, Sarpedon und Palamedes in 
Koile Syrien, Diod. XXXIII 28. Eine Niederlage 
Sarpedons bei Ptolemais durch Tryphons Truppen, 
die nach dem Sieg von einer Springfiut vernichtet 
werden, crwaknt Athen. VIII 333c nach Posei- 
donios ; etwas anders stellt Strab. XVI 758 die 
Sache dar, nach ihm wurden Sarpedons Gegner, 
die Einwohner von Ptolemais, geschlagen und 
wahrend der Flucht von der Woge verschlungen. 
In Seleukeia behauptete sich D.s Gattin Kleopatra 
mit iliren Kindern, beschiitzt von dem Strategen 
Aischrion. Ihnen fallen viele Soldaten Trvphons 
zu, Diod. a. a. 0. Joseph. XIII 221. Auf die 



f 



Nachricht von D.s Ehe mit Rhodogune war Kleo- 
patra sehr emport, Appian. Syr. 68, sie hot 
D.s jiingerem Bruder Antiochos Sidetes ihre Hand 
und den Thron an. Als dieser energische Fiirst 
erfolgreich seinen Partherkrieg begann, liess Phra- 
ates D. los, um den Gegner nach Syrien zuriick- 
zuziehen. Die Auslieferung D.s befand sich unter 
den von Antiochos gestellten Friedensbedingungen, 
Diod. XXXIV 15. Als Antiochos sein Ende ge- 
funden hat, versucht Phraates D. wieder einzu- 
holen, diesmal war es aber zu spat, Iustin. XXXVIII 
10. Bei der allgemeinen Verwirrung, welche in- 
folge der Niederlage des Sidetes Syrien ergriffen 
hatte, fand D. zunachst Erfolg; er gewann die 
Herrschaft und dachte auch daran, die Juden 
wieder zu unterwerfen, Joseph, a. a. 0. 267. Ehe 
er aber dazu kain, liess er sich durch seine Schwie- 
germutter Kleopatra, welche gerade von ihrem 
Brudergemahl Ptolemaios Euergetes II. aus Agy pten 
vertrieben war, zum Kampf gegen diesen verleiten. 
D. kommt bis Pelusion, wagt aber keine Schlacht 
gegen Euergetes, da er sich auf seine Soldaten 
nicht verlassen kann, und kehrt um, Euseb. chron. 
I 257f. Schone. Ptolemaios stellt nun gegen ihn 
den Alexander Zabina auf, nach den Munzen 128 
v. Chr. Antiocheia, Apameia und andere Stadte 
fallen von D. ab, dagegen wird z. B. in Tyros, 
Sidon, Ptolemais weiter mit seinem Bilde gepragt, 
Babelon 153ff. (D. erscheint nach seiner Ge- 
fangenschaft zum Teil bartig, er hatte die parthi- 
sche Mode mitgemacht). Auch Seleukeia ist ihm 
bis zuletzt treu geblieben, wie der Brief seines 
Sohnes sagt ; vgl. Herm. XXIX 486ff. 125 v. Chr. 
wird I), bei Damaskos geschlagen, er flieht nach 
Ptolemais in der Hoffnung, dort von seiner Frau 
Kleopatra aufgenommen zu werden, sie lasst ihn 
aber im Stich. Er wendet sich nach Tyros, wird 
aber auch dort nicht eingelassen und findet den 
Tod auf Veranlassung der Kleopatra. Iustin. 
XXXIX 1. Trog. prol. 39. Euseb. a. a. 0. Liv. 
pr. LX. Appian. Syr. 68. Die gegen D. erhobenen 
Vorwurfe kehren bei fast alien Seleukiden wieder ; 
wie weit sie berechtigt sind, mag zweifelhaft 
bleiben, iibrigens war er seinem Vater ahnlich, 
sicherlich kein unbedeutender Fiirst. Litteratur: 
Flathe Geschichte Makedoniens II. Schiirer 
Geschichte des jiid. Volkes I. v. Gutschmid 
Iran 52f. Holm Griech. Geschichte 533ff. 553. 
Kuhn Beitrage zur Gesch. der Seleuk. , Diss. 
Strassburg 1891, 9ff. 

42) Demetrios III. Eukairos, Konig von Syrien, 
vierter Sohn des Antiochos VIH. Grypos, auf 
Miinzen nennt er sich Theos Philopator Soter oder 
Philometor Euergetes Kallinikos, Babelon Eois 
de Syrie 207. Ptolemaios Lathuros holt D. aus 
Knidos und stellt ihn in Damaskos als Praten- 
denten gegen Antiochos X., den Sohn des Kyzi- 
kenos, auf, welcher mit D.s alterem Bruder Phi- 
lippos im Kampt'e liegt. Nach harten Kampfen 
wird Antiochos 95 v. Chr. verdrangt. vgl. Bd. I 
S. 2484f. Joseph, ant. XIII 370f."(Xiese liest 
Akairos). Wie die Bruder sich in das Reich ge- 
teilt haben, ist ungewiss, man kann bezweifeln, 
ob im Anfang ein gutes Einvernehmen zwischen 
beiden herrschte, die Art, wie D. nachher auf- 
tritt, macht es sehr unwahrscheinlich. Vermut- 
lieh hat der in Damaskos proclamierte D. Koile 
Syrien besessen ; Antiocheia war auf seiner Seite, 



denn bei seiner Gefangennahme werden viele An- 
tiochener mitgefangen, vgl. Kuhn Beitrage zur 
Geschichte der Seleukiden, Diss. Strassburg 1891, 
36ff. Etwa 88 v. Chr. rufeu ihn die Juden gegen 
ihren eigenen Konig Alexander Iannaios um Hiilfe 
an. D. schlagt denselben auch vollstandig, aber 
direct nach dem Siege fallen 6000 Juden von ihm 
ab zu dem fliehenden Iannaios. Schwerlich war 
es nur das Mitleid mit diesem totlich gehassten 

lOFiirsten, was diesen Umschlag hervorrief; ver- 
mutlich hat D. Miene gemacht, die Juden wieder 
unter syrische Oberhoheit zu bringen, Joseph, ant. 
XIII 376ff. ; bell. I 92ff. Von Judaea wendet 
sich D. nach Beroia, um dort seinen Bruder Phi- 
lippos zu belagern. Der Fiirst von Beroia, Straton, 
ruft den Araberscheik Azizos und den parthischen 
Hyparchen Mithradates zu Hiilfe, D. wird einge- 
schlossen und zur Capitulation gezwungen, er 
endet an einer Krankheit in ritterlichem Gefangnis 

20 bei dem Partherkonig Mithradates H., Joseph, 
ant. XIII 384ff. Munzen bei Babelon CLXXff. 
206f. 

43) Konig von Baktrien, Sohn des Euthy- 
demos, wird von seinem Vater zu Verhandlungen 
an Antiochos d. Gr. geschickt, dieser verspricht 
ihm eine Tochter zur Ehe und erteilt seinem Vater 
den Konigstitel, Polyb. XI 34. Zur Regierung 
gelangt, erobert er Indien, grilndet im Pendschab 
zu Ehren seines Vaters Euthydemia, nach D. heisst 

30 Demetrias in Arachosien. Uber seine Eroberungen 
Strab. XI 516. Es verdrangt ihn Eukratidas. 
der einrnal von D. belagert wird, sich aber frei 
macht, Iustin. XLI 6; vgl. v. Gutschmid Iran 
44ff. v. Salle t Nachfolger Alex. d. Gr. in Bak- 
trien und Indien 8. 21. 27. 30. 90f. Auf seinen 
Munzen erscheint die indische Schrift neben der 
griechischen , vgl. Head HN 702. Im hoof- 
Blum er Portratkopfe S. 48. 

44) Demetrios, Sohn des Ariarathes V. von 
40 Kappadokien , fiihrt dem Attalos II. im Kriege 

gegen Prusias ein Hiilfscorps zu, Polyb. XXXIII 10. 

45) Demetrios, der Athener, wird von Ptole- 
maios Epiphanes an die Achaier geschickt, um 
das Biindnis zu erneuern, Polyb. XXIII 1. 

46) Demetrios, Vertrauter des Ptolemaios Phi- 
lometor, Polyb. XXX 9f. ; soil den Polyaratos 
nach Rhodos bringen. 

47) Demetrios, Toparch von Gamala. beseitigt 
durch Alexander Iannaios, Joseph, ant. XIII 394 ; 

50 bell. I 105. 

48) Demetrios, Andromachos Sohn, ist be- 
freundet mit Alexander, dem Sohn des Herodes I., 
Joseph, ant. XVI 243. 

49) Demetrios. reicher Jude und Alabarch in 
Alexandreia. heiratet die Mariamme. Tochter des 
Kflnigs Agrippa I.. Joseph, ant. XX 147. 

[Willrich.] 

50) Demetrios aus Gadara, war ein Freige- 
lassener und Giinstling des Pompeius. Er be- 

60gleitete diesen auf seinen Feldzugen im Orient, 
besass bei ihm den allergrOssten Einfluss und 
brachte eine ungeheure Beute mit heim. Von 
seinem Ansehen, Reichtum uud Cbermut zeugen 
verschiedene Anecdoten. Die Bewohner von An- 
tiocheia wollten ihn 690 = 64 in feierlichera Auf- 
zuge empfangen-(Plut. Pomp. 40, 1—3; Cato min. 
13, If. Iulian. Misop. p. 358 Spanh.) ; seine Vater- 
stadt Gadara wurde auf seine Verwendung wieder 



2803 



Demetrios 



Demetrios 



2804 



aufgebaut (Joseph, bell. Iud. I 155); an Reich- 
tum und tppigkeit iibertraf er sogar den Pom- 
peius bei Weitem (Sen. de tranq. anim. 8, 6. 
Pint.), tmd das Geriicht ging, dass lessen bc- 
riihintes Theater von seinen Schatzen erbaut worden 
sei (Dio XXXIX 38, 6) ; trotzdem soil er ein Ver- 
mogen von 4000 Talenten (gegen 19 Milhonen 
Mark) hinterlassen haben (Plut. Pomp. 2, 6, wo 
auch von seiner sehr schonen Frau die Rede ist ; 
vgl noch Plin. n. h. XXXV 200). Cicero erwahnt 
ihn im J. 699 = 55 (ad Att. IV 11, 1). Unwahr- 
scheinlich ist dagegen die von O. E. Schmidt 
(Briefwechsel des Cicero 368) geaussertc Vermu- 
tung, dass D. der von Cic. Phil. XIII 12 erwahnte, 
nicht mit Namen genannte Pompei servus,_ li- 
bertus Caesaris, der sich der Besitzungen seines 
ehemaligen Herrn bemachtigt habe, und der in 
den Briefcn an Tiro ad fam. XVI 17, 2. 22, 2 
genannte D. sei ; an den letzteren Stellen handelt 
es sich um den auch von Cael. ad fam. VIII 15, 
2 erwahnten gleichnamigen Preigelassenen ernes 
Bellienus (s. Klebs o. Bd. Ill S. 253 Nr. 2. 7), 
und der ungenannte Mann ist iiberhaupt kein Frei- 
gelassener des Pompeius, sondern als Sclave aus 
dessen Besitz in den Caesars gekommen und erst 
von diesem freigelassen worden, so dass der eine 
Cn. Pompeius Demetrius und der andere C. Iulius 
Demetrius Pompeianus heissen miisste. Aus dem- 
selben Grunde ist auch die Identitat dieses D., 
des Preigelassenen des Pompeius, mit dem D. 
Nr. 52, dem Freigelassenen des Caesar, ausge- 
schlossen. zumal da der Name I).' zu den aller- 
gewohnlicbsten gehort. 

51) Demetrios, Sclave des Cassius, iiberbrachte 
712 = 42 bei Philippi dem Antonius die Nach- 
richt von dessen Tode (Plut, Brut. 45, 1). 

52) Demetrios, Freigelassener des C. Iulius 
Caesar, verwaltete im J. 715 = 39 im Auftrag 
des M. Antonius die Insel Kypros und Hess den 
hierher gefliichteten Q. Labienus Parthicus fest- 
nehmen und toten (Dio XLVIII 40, of.; vgl. 
Nr. 50). T , 

58) Demetrios s. Bellienus Demetrius (Bel- 
lienus Nr. 7). 

54) Demetrios Megas s. Cornelius Nr. 46. 

[Miinzer.] 

55) Ein D. erscheint unter den obtrectatores 
Eoratii nehen dem cimex Pantilius, dem ineptus 
Fannius und Tigellius Hermogenes bei Hor. sat, 
I 10. 70, mit letzterem allein auch ebd. v. 90; 
nach der letzteren Stelle und nach Porphyrio zu 
v. 18, der auch den simius iste nil praeter Cal- 
rum et doehis caul are Catullum auf ihn hezieht, 
Musiker [modulator) und Musiklehrer (Hor. a. a. O. 
91 diseipularum inter . . . cathedras). 

[Wissowa.] 

56) Demetrios, Sclave in der Zeit Neros, wird 
von den Einwohnem der Seplasia (Wohnsitz der 
Salbenhandler in Capua) wegen der durch ihn 
verschuldeten Preissteigerung bei den Consuln 
belangt. Plin. n. h. XXXIII 164. 

57) Demetrios eausidicus, Delator unter Nero, 
wird nach cinigeii alten Erklarem fur den magni 
delator amici, Iuven. I 33, gehalten, Schol. z. St. 

58) Demetrios. beruhmter Komoedienspieler 
in der flavischen Zeit. Iuven. Ill 99 (vgl. Fried- 
lander z. St.). Quintil. inst, or. XI 3, 178-180. 

59) Demetrios, Scbreibsclave Martials, wurde 



noch auf dem Sterbebett, erst 19jahrig, frei- 
gelassen, Martial. I 101. 

60) Demetrios aus Sagalassos, einer der von 
Lucian vcrspotteten Geschichtschreiber von Verus 
Partherkriegen ; er betitelt seiu Werk ITaQ&ovt- 
xixd, Luc. jiojs Sei ioxoq. yQ&(p. c. 32. 

61) [Djemetrius, dessen Gemahlin in den Acta 
ludorum saecul. des J. 204 n. Chr. genannt war 
(OIL VI Add. 32329), vielleicht [Claudius D]e- 

lOmetrius. 

62) Demetrius, s. Claudius Nr. 124—126 
und Fabius. [Groag.] 

63) Philosoph aus Alexandria mit dem Bei- 
namen Kythras, Heide, wurde als Greis bei dem 
Hochverratsprocess, der 359 in Skythopolis statt- 
fand, verhfirt und gefoltert, aber freigesprochen, 
Ammiar,. XIX 12, 12. Vielleicht identisch mit 
dem Kyniker Chytron, dessen Iulian. or. VII 224 D 
erwahnt. 

20 64) Consularis Phoenices um die Mitte des 

4. Jhdts. (Liban. epist. 236). Seine Heimat war 

eine grosse Seestadt (Liban. epist, 1420), die An- 

tiochia benachbait war (Liban. epist. 639. 724; 

vgl 250), vielleicht Laodikeia. Er war Heide 

(Liban. epist, 622. 639. 724. 1325) und wird von 

Libanios als der grOsste Redner seiner Zeit gepriesen 

(epist. 656. 521 ; vgl. 246. 344. 442. 622. 650. 

695. 1420). Er besass ein bedeutendes VermOgen 

(Liban.' epist. 22). Kinder von ihm werden er- 

30wahnt (Liban. epist. 530), ein Solm und erne 

Tochter (Liban. epist. 1402), von denen jener 

vielleicht Eukarpion hiess (Liban. epist. 663). 

Sein Neffe genoss den Unterricht des Libanios 

(epist. 22). Um dieselbe Zeit, wo Nicomedia 

durch ein Erdbeben zerstiirt wurde, d. h. im J. 358 

(Mommsen Chron. min. I 239), starb ihm ein 

Bruder (Liban. epist. 31 ; vgl. 29. 344) ; vielleicht 

war es Hierokles, dessen Tod in dieses Jahr fallt 

(Liban. epist. 25). An ihn gerichtet Liban. epist. 

40 22 29 31 34. 45. 48. 55. 109. 128. 138. 186. 

188 246. 250. 261. 286. 344. 442. 504. 521. 530. 

534. 538. 568. 621. 639. 650. 656. 663. 684. 695. 

705. 724. 736. 1122. 1135. 1294. 1325. 1402. 

1419. 1420. 1445, von denen keine viel spater 

zu sein scheint, als das J. 363. Sievers Das 

Leben des Libanius 8 Anm. 44. 244, 4. 

65) Arzt um die Mitte des 4. Jhdts. (Liban. 

epist 1176), vielleicht identisch mit dem Tarsenser. 

der Liban. epist. 1291. 1206. 1368 erwahnt wird. 

50 66) Comes sacraruin largitionnm am Hofe des 

Honorius im J. 409, Zosim. V 4ii, 1. [Seeck.] 

67) Demetrios diente als Abteilungschef unter 
Belisar in Italien (Prok. Goth. I 5 p. 26. II 23 
p. 238 B.i, wurde nach dessen erster Abberufung. 
ais Totila schon Neapel belagerte, vom Kaiser 
abermals. jetzt als Magister militum. mit wenig 
Truppen nach Sicilien geschickt. und versuehte, 
obwohl die Besatzung von Eom sich weigvrte. 
ihn zu vmterstiitzen. Neapel zur See zu entsetzen. 
60 Nachdem der erste Versuch crescheitert war. ver- 
suchte er es im Winter 542—543 ein zweitesinah 
wurde aber von Totila gefangen genommen, auf 
Befehl des KOnigs an" einem Stricke vor die 
Mauern Neapels geschleift und musste den Be- 
lag-erten erziihlen , dass der Kaiser ihnen keine 
weitere Hiilfe werde senden koimen (Prok. Goth. 
Ill 6. 71. , „ . 

68) Demetrios, ein Schiffer aus Kephallcnia, 



2805 



Demetrios 



Demetrios 



2806 



begleitete den Belisar wiihrend dessen al'ricani- 
scher und ersten italienischen Expedition, wurde 
zum Curator von Neapel ernannt, bei dem vom 
Magister militum Demetrios unternonimeuen Ent- 
setzungsversuche von Totila gefangen genommen. 
Totila licss ihm zur Strafe fur die Schmahreden. 
die er gegen ihn gehalten hatte , Zunge und 
Hande abschneiden und entliess ihn dann (Prok. 
Goth. Ill 6 p. 303 f. B.). _ [Hartmann; 



gewiss derselbe, der CIA II 977 u unter anderen 
Komikern, nicht weit hinter Lykis und Polyzelos, 
als Sieger in den Dionysien verzeichnet steht. Von 
ihm ist nur eine Komoedie SixeUa bekannt, in 
der jemand seine Reise nach Messapien und gast- 
liche Bewirtung bei KOnig Artas erzahlte, der 
hier Spasses halber 'Aoxog heisst; der KOnig ist 
aus der sikelischen Expedition (Thuk. VII 33) 
als Freund der Athener bekannt. Das Stuck ist 



69) Bischof von Alexandrien 189—232. Er hat 10 nach der Einnahme Athens geschrieben, da die 



den 17jahrigen Origenes 203 zum Lehrer an der 
Katechetenschule zu Alexandrien bestellt, aber, 
nachdem er schon friiher einmal den Origenes 
getadelt hatte, weil dieser auswarts, obwohl nicht 
Kleriker, predigte, um 231 ihn excommuniciert, 
als die Bischefe von Caesarea und Jerusalem den 
Eunuclien Origenes ohne Wissen des zustandigen 
Bischofs zum Presbyter geweiht hatten. Eine 
nach Alexandrien berufene Synode verbannte den 



ZerstSrung der Mauern erwahnt wird (Hesych. s. 
k(Kir]oovq). Meineke I 265. Fragmente Mei- 
neke" II 876. Kock I 795 (naturlich gehort das 
Fragment bei Stob. Ill 2, 1 dem jiingeren D.). 
75) Dichter der neuen Komoedie, von dem 
Athen. IX 405 ein unbedeutendes Fragment aus 
dem 'AQeojiayirtjs erhalten hat. Ein Koch erzahlt, 
er sei bei Seleukos und Agathokles in Diensten 
gewesen; erwahnt wird der Tyrann Lachares, der 



Gelehrten aus der Stadt, D. mit einigen anderen 20 damals schon vertrieben war (im J. 295). Met 



Bischofen sprach ihm auch die Priesterwurde feier- 
lich ab. Schon anlasslich dieser Handel muss 
D. Briefe geschrieben haben ; sicher hat er auch 
die altere Sitte der Aussendung von Osterbriefen 
nicht aufgegeben : aber es ist nichts auf uns ge- 
kommen, und die Mitteilung einer mittelalterlichen 
Chronik, er habe de ratione eomputi paschalis 
geschrieben, ist nicht viel verlasslicher als die An- 
be einer Catene (bei Pitra Analecta sacra II 



neke I 485. Fragmente bei Meineke IV 539. 
Kock III 357. [Kaibel.] 

76) Demetrios von Byzanz (FHG II 624. S u s e - 
mihl Gr. Litt.-Gesch. I 620), verfasste nach der 
Homonymenliste der Arjiii]xqioi Diog. V 83 in 
13 Buchern eine Geschichte des ,t T bergangs der 
Galater von Eoropa nach Asien' und in weiteren 
8 rd jregi 'Avxioyov teal IlroXs^alov y.ol rtjv Aiflvijs 
t'--r" avrwr Sioixrjatv. In jenem Werk war^also 



345f.\ die ein paar gleichgiiltige Satzeiiber Jerem. 30 ausfiihrlich erzahlt, wie die Kelten 278/7 (Paus 



3, 19 dem heiligen D. sis xov actapiov verdanken 
will. Euseb. hist. ecel. V 22. VI 3, 8. 8, 3-6. 
14, 11. 19,15ff.26. Phot, bibl.c. 118. [Jiilicher.] 

70) Demetrios , in der Homonymenliste bei 
Diog. Laert. V 85 angefuhrt als ixwv jioitjrrjg, 
ov /.idva oc6£ezai n.Qoi tovg (f&ovegovg eiorjpiva. 
tabs (folgen drei Hexameter). [Wissowa.] 

71) Iambograph, in der Homonymenliste bei 
Diog. Laert, V 84 unter den .-row/rat hinter 



X 23, 14) nach Asien iibersetzten und sich in 
dem nach ihnen genannten Teil Phrygiens nieder- 
liessen (die besten Berichte daruber bei Polybios 
= Liv. XXXVIII 16 und Memnon 19 ; im ubrigen 
vgl. Niese Gesch. d. gr. und maked. Staaten II 
77ff.). Bei diesen Vorgangen spielto neben Ni- 
komedes von Bithynien Byzanz die entscheidende 
Rolle, und es ist sehr begreiflich, wenn ein By- 
zantier eine genaue Darstellung des anfauglichen 



den Satyrographen, an drittletzter Stelle. Wir 40 Widerstandes und spateren Einveniehmens seiner 



haben keine Mittel, ilin mit einem der zahlreichen 
anderen Demetrioi gleichzusetzen. Friiher konnte 
man allenfalls Zenob. volg. 522 p._ 167 Schn. 
vdwQ be nlvu>r -/(jijotov ovbev uv zexoig • rovro 
AtjiajTijiov rod AMxaovaoecog tfaoiv eivai l.e- 
yovrog xxl. auf ihn beziehen, wonach ein (sonst 
unbekannter) D. von Halikarnass den beriihmten 
kratineischen Trimeter gebraucht hatte. Aber der 
vxo Arjft>)xowg hi xov 'A/.ixagra- 



Vaterstadt mit den die hellenische Welt so tief 
aufwuhlenden Barbaren lieferte. Der Burger der 
hellenischen Republik stellt sich so neben die 
hellenistischen Generale und Diplomaten, die die 
Geschichte ihrer Zeit urkundlich und sachlich 
darzustellen unternahmen; Nymphis von Hera- 
kleia lasst sich vergleichen, urn von Polybios zu 
schweigen. In der Fortsetzung mussten der Krieg 
zwischen Antiochos Soter und Ptolemaios Phila- 



Athous hat roS.„ „.,,...,.;.--, ...... ^ . 

aecog otmiv etrat (wohl zu corrigieren aus Photios 50 delphos, den Magas, Antiochos Schwiegervater. 

• ' ' - " anzettelte (Paus. I 7, 3, vgl. Niese a. a. O. 12t:'»ft'.i, 



8eaix7/xov (xov) A).ixaQyaoeoy;\; es wird bei Zeno 
bios also ein Grammatiker D. gemeint sein. 

[Crusius.] 

72) Demetrios von Bithynien. Vcrfasser eines 
nicht ungewandten Epigramms Anth. IX 730 (iiber- 
setzt von Ausonius); auch IX 731 wird ihm von 
Planudes zugewiesen. Da er dem Stil nach noch 
der vorchristlichen Zeit angehOrt, so ist er wahr- 
scheinlich mit dem von Diogenes Laertios V 84 
erwiihuten Schiller des Panaitio* (Nr. 
tisch. [Iieitzenstein.] 

73) Demetrios bei Diog. Laert. V 85 genannt 
als Taoaixog , oaxvooygd^o; , s. u. Bion ^r. 5. 
Casaubonus De satvr. poes. 153f. Susemihl 
Gesch. d. gricch. Litteratur in d. Alexandriner- 
zeit 1 3. _ [Dieterich.] ^ 

74) Ilotijzijg uqyoiuv xojiioiblav xexoirjxo'j; 
(Diog. Laert, V 85 im Homonymenverzeichnis), 



und der Friede, der das Verhaltnis von Kyrene 
zu Agypten vorlauflg regelte , behandelt sein ; 
wenn vti avxoir in der Stelle des Diogenes scharf 
genommen wird, ist dieser Friede nicht nur vor 
Magas Tod um 258 (Iustin. XXVI 2, 3), sondern 
auch noch zu Lcbzeiten des Antiochos Soter, also 
vor 262/1, abgeschlossen ; dass er bald wieder ge- 
brochen wurde. spricht nicht dagegen. Zusaninien- 
90; iden- 60 gehalten wurde diese Fortsetzung mit der Ge- 
" " schichte der Kelten dadurch, dass die Eevolte 

der gallisehen Seldner des Ptolemaios in dem 
Anfang des Kriegs zwischen Ptolemaios und Ma- 
gas eine wichtige Episode bildete iPaus. I 7, 2. 
Kallim. IV 185 mit Schol.!. 

77) Demetrios voq Kallatis (FHG IV 380. 
381. Susemihl Gr. Litt.-Gesch. 1 681j, ver- 
fasste nach der Homonymenliste der Ar^xMoi 



2807 



Demetrios 



Demetrios 



2808 



bei Diog. V 83 20 Bllcher Ilegi Aoiag xai Ev- 
swjirjg. Er ist um 200 v. Cbr. anzusetzen, da 
ax den Tod Hierons von Syrakus 216 ([Lucian.] 
Macrob. 10) erwahnte und andererseits von D. 
von Skepsis (Strab. I 60) und Agatharchides (de 
inari rubro 64) citiert wird, und diirfte mit dem 
rrar von Hesychios lllustris (Steph. Byz. s. 'Obtjooog) 
«rwahnten A . 6 negi xfjg xaxgibog ygdxpag aus Odessos 
identisch sein; denn mit ihm zusammen wird ein 



gemeinen orientieren (XIII 609). Er war von 
vornehmer Herkunft und reich (Diog. V 84) ; eine 
umfangreiehe Bibliothek muss er sich verschafft 
haben, wenn er sein Werk in einem Nest wie 
Skepsis geschrieben hat, woran nicht wohl zu 
zweifeln ist. Zu seiner Lebensaufgabe wahlte 
er sich eine historisehe Periegese seiner Heimat 
im weiteren Sinne ; dass sich dicse in einen Coni- 
nientar zum troischen Schiffscatalog II. II 816 



2809 



Demetrios 



Demetrios 



2810 



,Geschichtschreiber' Herakleides aus Odessos aufge- 10— 877 (Strab. XIII 603 dvbgi efineigco xai Jv 

fiihrt, wahrend Herakleides Leinbos, der 'Iaxoglai — ■'-- ■' ' ~- ~ ; '"•'■ "'"" 

geschrieben hat, in der Homonymenliste der 'Hga- 
xXetbac Diog. V 94 KaXXaxiavbg rj AXeg~av8gevg 
heisst. Auch ist zu bedenken, dass Kallatis ver- 
sucht hat, einen Stadtebund zusammen zu bringen 
(Diod. XIX 73, 2. Memnon 21). D. kann ur- 
sprfinglich Odessier gewesen sein und nachher 
■das Bfirgerrecht von Kallatis erhalten haben ; ein 
besonderes Werk fiber seine alte Heimat neben 



zomqy (pgovxiaavxi re roaovzov Jiegi tovtcov, coote 
zgidxovxa (ttflXovs ovyyg&tpat ozlywv H-rpfrjOiv /.u- 
xg<3 nXeiovoiv eigr/xovxa xov xazaXoyov xa>v Tgo'axiv. 
609 6 rov Tgojixbv btdxoofiov iStjy^ad/xsvog ; Athe- 
naios citiert rov Tgmixov diaxoofiov mit der Buch- 
zahl, ebenso Steph. Byz. s. SiXCrbiov ; Schol. Pind. 
01. V 42 ist verdorben) umsetzte und erweiterte, 
ist zwar bei einem Nachbarn von Ilion und noch 
dazu in der classischen Periode der antiken Phi- 



dem grossen anzusetzen, macht keine Schwierig- 20 lologie nicht zu verwundern, bleibt aber doch 



keit. Das grosse Werk gait fur eine der besten 
Darstellungen der Geographic und Ethnographie 
der Gegenden um den Pontos (Agatharch. de mari 
rubro 64. Skymn. 719) ; der Kallatianer verfiigte 
naturlich fiber eigene Anschauungen und directe 
Erkundigungen. Doeh zeigen Titel und Frag- 
ments, dass das Werk allgemeine Geschichte 
— der behandelte Zeitraum ist nicht zu bestim- 
in geographischer Anordnung geben wollte. 



ein cvQrifia des D. ; kein Geringerer als Apollodor 
von Allien hat die Form sofort aufgegriffen und 
in die alexandrinische Wissenschaft eingeffihrt. 
Der in seinem heimatlichen Boden fest wurzelnde 
Gelehrte hat ofFenbar alles an diese eine Auf- 
gabe gesetzt und in sein Buch alles hineinge 
steckt, was er der Nachwelt mitzuteilen fur wert 
hielt, so dass es den monstrb'sen Uinfang von 30 
Bfichern erhielt (Strab. XIII 603, s. o.). Da es 



Diese geographische Anordnung kehrt bei Aga- 30 Apollodor fertig vorlag, andererseits gcgen Krates 



tharchides wieder, fur den D. wahrscheinlich Vor- 
bild war, und ist im Grunde nichts als eine kfinst- 
liche Eestauration der altionischen to-rooty, vgl. 
die Grabschrift des Historikers Philippos von Per- 
gamon (Kaibel Epigr. gr. 877 b) eyto smvzolwv na- 
&ia>v xai ^vre-^eog dXXr\Xocpovlr\; dvd xe xijv 'Aoiav 
xai xijv Evgd>jrt]r xai xd Aifiva>v eftvea xai 
rtjOiioz&iQV ztoXiag xa&' i]iiag yeyevrjitevoiv oaiijt 
yetgi ztjv xwv xaivwv aga^ea/v toxogirjv e^rjveyxa eg 



polemisiert (Strab. IX 439), muss es um 140 ab- 
geschlossen sein. Dass es vielfach benfitzt wurde, 
versteht sich von selbst; nachst dem Nachfolger 
Apollodor sind Alexander Polyhistor, die gelehrten 
Commentatoren der ersten Kaiserzeit, Apollonides 
von Nikaia, Mkandros von Thyateira (Gaede 
18) zu nennen; dann verschwindet es. Es wfirde 
wenig davon wiederzngewinnen sein, auch die ein-. 
zelne Curiositaten herausreissendcn Excerpte des 



xovg"EXXtjvag u. s. w. Wahrend aber bei den alten 40 Athenaios nur ein ganz schiefes Bild geben, wenn 



loniern das Cberwiegen des Geographischen auf 
eine tiefere Gesamtanschauung, die den Menschen 
als Naturproduct ansah, zurficklief und darnm 
nicht storte, weil sie meist barbarische, geschichts- 
lose Volker behandelten, war die Emeuerung 
dieser Art in der hellenistischen Geschichtschrei- 
bung ein Rfickschritt, eine unlebendige und ge- 
lehrte Repristination einer veralteten Form, die 
von der Polyhistorie der Nachfolger des Kalli- 



nicht Strabon neben Apollodor es in ausgedehntem 
Masse, und zwar, wie Gaede bewiesen hat, di- 
rect, nicht durch jenes Vermittlung, ausgebeutet 
hatte. Im folgenden gebe ich ein Verzeichnis 
der bei ihm auf D. zurttckzufiihrenden Stellen, 
im wesentlichen auf G a e d e fussend ; zu vergleichen 
ist das entsprechende Verzeichnis im Artikel Apol- 
lodoros Bd. I S. 2867ff. Die ursprfingliche Anord- 
nung ist mit Sicherheit nicht wiederzugewinnen, da 



machos und' Eratosthenes unternommen wurde, 50 D. Excurs auf Excurs getfirmt zu haben scheint und 



um fur ihre Sammlungen einen Rahmen zu finden, 
der den romantischen Neigungen des Zeitalters 
entsprach; dabei waren ganz moderne Sensations- 
mittel nicht ausgeschlossen. Aus dem borniert 
classicistischen Urteil des Dionys von Halikarnass 
(de compos, verb. 5 p. 30 R.) folgt weiter nichts. 
als dass D. ein hellenistisches Griechisch schrieb, 
was so wie so angenommen werden musste. 

78) Demetrios von Skepsis (Gaede Demetrii 
Scepsii quae supersunt, Diss. Greifswald 1880, 60 Arjfti)xgio; der Skepsier gemeint ist und ihm auch 



andererseits Strabon die einzelnen Stficke heraus- 
gebrochen und mit der Periegese, zum Teil so, 
dass sie sich nicht glatt heraussehneiden lassen, 
contaminiert hat; im grossen und ganzen glaube 
ich eher zu viel als zu wenig auf D. zurfickge- 
ffihrt zu haben. XIII 1, 2 von 6 itev .to»;t?/j - 5 
TioXig AW/AX)] ; zu p. 582 el; oxxo> iiegiba; >} xai 
evvea vgl. p. 616. 584 ; p. 583 beweist der Ausdruck 
fj ioxgia dd/.aooa, dass Steph. Byz. s. 'Aula mit 



vortreffliche Sammlung der Fragmentc. Suse- 
mihl Gr. Litt.-Gesch. I 681—685), ist etwas vor 
200 v. Chr. geboren; zur Zeit der Schlaeht bei 
Magnesia (190) war er noch nicht erwachsen (Strab. 
XIII 594j ; wenn es richtig ist, dass er Metrodor 
von Skepsis protegierte (Diog. V 84), muss er bis 
130 mindestens gelebt haben ; Strabons Synchro- 
nisms mit Aristarch und Krates soil nur im all- 



Steph. s. 'Arztyoveux die in der Distanzangabe ver- 
dorbene Notiz gehOrt ; 7. 8 — xgoxegov xai Tsv- 
dgavxi, hierhin mag man XII 8 , 4"— 7 stellen ; 
bei Gelegenheit der verschiedenen Bedeutung des 
Troernainens (vgl. XII 574 Anf.) flndet auch die 
von Strabon zerschlagene Auseinandersetzung fiber 
die These xonpixcp xiri oy_>jtiaxi ovyxarakiyuv 
xo ftsgo; xq> SXcp xov "O/iqgov am leichtesten* 



t 



ihren Platz: VIII 3, 8 xo <5e Bovngdatov — xovxo 
(emendiert von v. Wilamowitz bei Gaede 49). 
nv 5' cos eoixe — ndvxa xXijgov. 6, 6 aXXoi d 1 
dvxmdiaotv — Schl. IX 438f. das Citat aus D. 
(fiber den Zusammenhang vgl. Gaede 9). Dann 
folge ich, so gut es geht, der Aufzahlung der 
troischen Heerhaufen, die D. selbst p. 584f. giebt: 
XIIT 1, 60—65 mit dem Citat aus Kallisthenes 
XIV 4, 1 Schl. 5, 21 und Schol. Eur. Andr. 1, 
hierhin sind zu stellen XIII 1, 48 — xo iegov 
Sulr&tov vgl. 64 Anf. und 51 zriv de "Avzav&gov — 
dyoglCorzeg; XIII 1, 69. 70; 50 vgl. Schol. H. 

VI 34 , 51 — avzijg xng Sx 'ipewg. 56. 58. 59. 

VII 7, 2. XIII 3, 1 vgl. Schol. II. X 429. X1TI 
1, 25.' 26 (ohne die Schlussbemerkung fiber die 
Romer). 27 — «rx e xoXXrjv. 32 von vnoneTixwxe Si 
i« 'IX(o) an, an den Schluss des Satzes schliesst 
33 dem Sinne nach an, was dazwischen steht, 
ist zwar auch von D., aber von Strabon aus dem 
richtigen Zusammenhang gerissen, 34 — 43, vgl. 
Schol. II. X3. 53. XXII 147. Hesych. s. Ov^ga; 
daran schloss sich nach Strabons ausdrficklichem 
Zeugnis der grosse Excurs I 3, 17 — rjji&v <5' 
imdrifiovvxmr. 18 (vgl. IX 413, wo Apollodor D. 
citiert in dem Satz o'i 5' - xrjv Midetav. XIII 587 
fiber den See Aphnitis). 19—21, an Poseidonios, 
auf den Ruseh De Posidonio Lucreti auctore 17 
den Abschnitt ohne jeden znreiehenden Grund zu- 
rfickfiihren will, ist schon wegen des Demokrit- 
citats nicht zu denken, dagegen sondern sich die 
strabonischen Zusatze xa&djieg xijv Ilgoxvxrjv — 
xov 'OXvfutov und ovg 6 Agafys — xd Mooyjxd 
leicht ab. Ein Stuck des Excurses ist von Stra- 
bon ausgelost und mit den Excerpten aus Apol- 
lodors kephallenischem Katalog combiniert; es ist 
aus X 2, 8. 0. 10 — Sd/.wv exdXeoev. 13 — eq>' 
fjuwv be. 14. 16 bis zum Citat Apollodors zu re- 
construieren. XIII 1, 24. 44 (fiber die II. XII 
20 erwahnten Flusse vgl. noch XIII 587. 595 und 
das, was Gaede zu frg. 30. 31 beibringt). 45 
(Strabons Kritik ist leicht zu entfernen) vgl. Steph. 
IloUyva. 52. 53 — /nedogwfleig (die folgende Po- 
lemik Strabons kann zum Teil wenigstens mit 
dem von D. gelieferten Material geffihrt sein). 
Auf Grund -von Steph. Byz. s. Sxrjyig, vgl. Strab. XIII 
007. ordne ich hier den grossen Excurs fiber den 
Cult der Rhea und die Kureten und Korybanten 
ein. X 3, 19-22. VII 331 frg. 51. Schol. II. XII 
22 T. Steph. Byz. s. Kafaigla. Schol. Apoll. 1 1126 
Schl. 1129. Theon zu Pind. 01. V 42. In diesen 
Excurs scheint er nach Strab. I 45 wiederum 
einen zweiten fiber die Argonautensage frg. 50 
— 52 Gaede eingeschaltet zu haben; sehr frag- 
lich ist dagegen, ob die Einlagen VIII 3, 12 Schl. 
= Athen. VIII 340 b und 15 Schl. hierher gehoren; 
XIII 1, 9. XIII 1. 2<J. 21. 22 der Satz tiixovv 
de ziiv 'ASvdov — Mdrjotoi, dazu gehort VHI 3, 
5. VII 7, 10 Schl. und das Citat VIH 339 = VIII 
3, 25 Schl., vgl. Schol. II. XV 531. Steph. s. 'Agio fa 
I nicht alles). Tlegxwxi]. Schol. II. XI 229 T. An- 
stonikos zu II. if 835; XIII 1, 10 von hi^egilu be 
an, 13 -- xauiafrai 'Abgdoxetav und evxavda iuv — 
Schl., die von Harpocr. s. 'Abgdoxeiav be/.eugte Iden- 
tification der Adrasteia mit Artemis hat Strabon 
unterdruckt, da er den Bericht fiber den Cult der 
Artemis der Perietresc entnahm, 15 IJixva — Sgog, 
17. 19 — regyiOiov xgo; Aagioij. Dies handelt 
alles von den Volkerschaften, die nach D. (XIII 



584ff. XII 574) im weiteren Sinne bei Homer 
Troer heissen ; es folgen die Bundesgenossen. XIII 
3, 2—4, vgl. Schol. II. XVII 301, dazu gehOrt 
der Excurs fiber die Pelasger, den Strabon an 
verschiedene Stellen verstreut hat V 2, 4. VII 7, 
1 von 'Exaxalog — Kgivaxog. 7, 10 bis zu dem 
Apollodorcitat ; was D. fiber die Kikonen und 
Paioner gesagt hat, ist ausser den Citaten VII 
331 frg. 35. 37 in der Lficke des VII. Buches. 
10 untergegangen ; dagegen ist fiber die II. II 851ff. 
genannten Bundesgenossen viel erhalten : XII 552 
das Citat aus Maiandrios, XII 3, 5. VIII 345 
der eingelegte Satz boxovoi b" sx IlacpXayonag 
— IlarpXayoveg slot, vgl. Schol. II. XX 329 T, 
wahrscheinlich auch das Pindarcitat und die Va- 
riante zu H II 855. XII 544. 545; XII 3, 20 
vom Citat an — 23 (Strabons Kritik scheidet leicht 
aus), XIV 680 das Citat, zu XII 3, 21 stelle ich 
XIV 1, 4, Steph. s. AXifa ist mit grosser Vorsicht 
20 zu benutzen; XII 4, 4—6 — xai 6 "OXvpaog, 8 
(der Schluss ovbafiov — pdvov ist strabomsche 
Polemik gegen Apollodor, vgl. XIV 680f.) ; XII 
8, 2. 3. 21 ; XIII 4, 5 die Notiz fiber den Hyllos 
(vgl Schol. II. XX 392) und von er be azabioig 
an, vgl. Schol. II. XX 391 ; 6 — iv 'Agfaotg xoze, 
XII 8, 19 — xev&^covag xrjg yijg, XIII 4, 8 — ; 
diiwi gk»ga. Steph. s. 'Hoiovia, Schol. Apoll. II 
777; XIV 2, 27. 28 bis zum Apollodorcitat, die 
Citate aus Ephoros und Anaximenes XIV 634. 
30 635 XIV 1 , 40 von xai ro naXaibv be ; XIV 3, 
10. vgl. XII 8, 5. Erne Reihe von Fragmenten 
bleiben fibrig, besonders die durch Athenaios er- 
haltenen, die sich nicht einordnen lassen ; wichtig 
ist die Umgestaltung der SibyUensage geworden, 
die Alexander Polvhistor den Romern vermittelt 
hat, so dass sie auch in die romische Poesie em- 
gedrungen ist, vgl. Maass De Sibyll. mdic. 411.; 
Herm. XVIII 330. , ^ t 

Noch in diesen Resten, die zusammen hOchstens 
40 den dreissigsten Teil des ursprunglichen Werkes 
ausmachen, breitet sich eine Gelehrsamkeit aus, 
die deutlich offenbart, dass D. sehr viel mehr 
als ein guter Localhistoriker war. Einem solchen 
ware es im 3. und 2. Jhdt. schon zuzutrauen, 
dass er eine Reihe sonst gar nicht oder nur wenig 
bekannter Localchroniken und Localhistoriker aus- 
grub und benutzte wie Daes von Kolonai (XIII 
612) Menekrates von Elaia (XII 550. 572. XIII 
621), Demokles von Pvgela (1 58. XII 551), den Les- 
50 bier Myrsilos (I 60. XIII 610); Charon von Lam- 
psakos (XIII 583), Xanthos (XII 572. 579), Ste- 
simbrotos von Thasos (X 472), Hekataios (AD 
321 XII 550). Daraastes (XIII 583), Andron (X 
456), der Milesier Maiandrios (XII 552. XIII 626, 
vgl. Steph. s/Ybrj. XIV 635, das Citat kehrt bei 
\pollodor Tleoi few wieder, Macrob. I 17, 21) 
Skylax von Karyanda (XII 566. X1H 583), £u- 
doxos (XIII 582. Polemik XII 550), Dionysios 
cS xd; Kxioeig (XII 566) beweisen immerhm schon 
60 umfangreiehe Lectfire ; Aristoteles IIouxeTai fehlen 
nicht (VII 321. XIH 598). Nach der Art der 
wissenschaftlichcn Philologie citiert D. die Attnis 
(V 221 • XIII 604 liegt nach Dionys. ant. roni. 
I 61 Phanodemos vor, VII 328 wird Philochoros 
angefuhrt) und Koijxixoi Xoyoi (X 472). Gegen 
Helliinikos polemisiert er durchweg (XIII 602. 
X 456. XII 550), Pherekydes (X 172. 456 Po- 
lemik) und Akusilaos (X 472) sind natiirlich von 



2811 



Demetrios 



Demetrios 



2812 



2813 



Demetrios 



Demetrios 



2814 



ihrn eingesehen. Von den Historikern grossen und Methodik hinter der alexandrinischen zuriick- 

istils schemt beaonders Kalhsthenes, wegen seiner ihm fehlt ferner die fur Apollodor z B charak' 

^T 1 T qU t a , r i Scl i^r E ?So rS< ;' 1 i , hn „^ ge 3^ 11 zu haben tc ™tische, elegante Precision des Beweises und 

(XII 542. XIII 588. 611. 627. XIV 667. 680), die Ars nesciendi, die nur durcli traditionelle Seliu- 

^T e ^ er t ch ^o%T°L a o mhiillfigsten (V22L iun S auf den intensiven wissenschaftlichen Be- 

™ 3 . 27 " * i 5 ! F? 5 ? 3 = 60 °- XIV 634 - trieberzeugt werden jdaruber soli aber nicht iiber- 

Polennk XU 550); Duns einxnal (I 60). Die Po- sehen werden, dass er nicht im Bann des Schul- 

lemik gegen Thukydides VIII 370 stammt aus dogmas steht. Auf Apollodor hat das wuchti°-e 

D., wie die Parallelstelle XIV 661 beweist, ci- Werk so gewirkt, dass er es fur notwendig hielt 

*! e ? wd er ausserdern Xm 600, sowie Herodot 10 es sofort durcli ein anderes zu ersetzen, das hand- 

X iii XU 573. XIII 611: die wegwerfende licher war und das reiche Material des Vorgangers 

Bemerkung XII 550 kann von Strabon selbst her- den wissenschaftlichen Principien der Alexandrine! 

™o? ?o auf Th^PomP zurflckgehen, vgl. XI accommodierte, audi das ganze Problem von dem 

artk ?\ T , die "omantiier Timaios (XIII Bann des Localpatriotismus befreite (liber sein Ver- 

f)™ Neanthes von Kyzikos (I 45) ist der haltnis zu D. vgl. Bd. I S. 2865). Durch ihn wird 

JNacntanre, dem die wissenschaftliche Arbeit D. in Alexandrien bekannt geworden sein • dieser 

emiger Generationen zu statten kommt, schlecht hat allerdings Eratosthenes wolil sicher gekannt 

zu sprechen; andererseits benutzt er den belle- zu dessen Principien der Homerexegese er sicli 

mstischen mythographischen Roman ohne Scrupel, cinmal bis zu einem gewissen Grade bekcnnt 
/vttt Al ^ 1 f deS ( ? 221 )' H erakleidesPontikos20(Strab. I 45f.), wenn er ihn audi merkwiirdigei- 

iT \ . bu f)> T de n ^ flexandrimschen Blaustrumpf weise in den vorhandenen Resten nie erwahnt, 

Hestraia (XIII 599) oder so bedenkliche Biicher dagegen Aristophanes schwerlich und Aristarch 

wie die Teony.a des sog. Palaiphatos (XII 550) gewisslich nicht. Wo aristarchische Bemerkungen 

und gar die des von Hegesianax erfundenen Ger- im Gegensatz oder audi bios in Beziehung zu 

githrers Kephalon (XIII 596, vgl. Parthen. 4; Theorien des D. stehen (vgl. Strab. XIII 590 mit 

audi die Erwalmung XIII 589 ist aufD. zuriick- Aristonikos zu II. II 835. XIII 598 mit A.risto- 

zuiuhren);_ hier mag die persOnliche Bewunderung nikos zu II. VI 433. XIII 601 mit Aristonikos 

fur Hegesianax (frg. 7, wo die Buchzahl nicht zu II. VI 92. XIII 613 mit Apollon. lex Honi" 

i§, sondern ce lautet, frg. 9; die Stellen gehoren 143, 9. XIII 619 mit Aristonikos zu II XXI 86)' 
zusammen) mitgcspielt haben, wie er j a auch 30 setzt entweder Aristarch D. oder dieser Vorganger 

sem, von den Tgonxd jedenfalls zu scheidendes Aristarchs voraus. Krates, der anders als Ari- 

Geschiclitswerk anfiihrt (XIII 594). Von Histo- starch, seine Theorien in dicken Biichern vortruo- 

nkern der jungsten Zeit kommt sonst noch D. ist D. bekannt (IX 439); seine Anschauungen 

von Kallatis fur Naturwissenschaftlielies, vor (I sind von denen des D. durch die denkbar grosste 

60). Den Philologen von technischer Schulung Kluft geschieden. Insofern ist D. echter helle- 

verrat die ausgedehnte Kenntnis der Poesie: Pho- nistischer Philologe. als sich auch nicht die min- 

ronis (X iii) und Alkmaioms (X 452) sind da- deste Spur von stoischer Dogmatik bei ihm auf- 

mals nur noch von sehr gelehrten Leuten gelesen, finden lasst. Wolil aber stellt er an die Spitze 

ST^^^^i angeftihrt (I seiner Auseinandersetzung riber Altilion, also in 
ii V. i V1 V f 27 " X 471 )' die linker 40 das Centrum des ganzen Works, die culturge- 

«nf ?9 vivfifo'?^ T$' Kallinos (XHI schichtlichen Idcen Platons ; man mag sich daran 

604. b27. Al\ 633. 647) Archilochos (XIV 647), erimiern, dass Skepsis einst cine Hochburg der 

Mimnermos (Athen ,1V 174 a Strab I 46 XIV Akademie und des Peripatos gewesen war, auch 

?VTTT Sn PP °YTT Swf I' ^ of ?■' / lk ^ ,linzu » ehmen > dass Metrodor, der angeblicl e Fro- 

O 111 340 T XII 580) Ibykos (I o9) Pindar (VII tege des D.. von der akademisehen* Philosophic 

fluT^nn «n« } ' ??v«? \ * (X P "^^ ausging (Cic ' dc or ' ni 7 ^' der Perie g ct Me " 

( n III 1 6 ^ 60 ?V XI Y 661 > Anakreon ( nv 661 ). nekrates von Elaia war ein Schiller des Xeno- 

alle drei Iragiker, stets fur entlegene Dinge und krates (Strab. XII 550 aus D.) Da D kein Phi- 

mit der obligatenPolemik gegen Euripides (Aischy- losoph war und sein wollte. konnte er daneben 
w i }■ i ? W0. i.11 680. XIII 616. Schol.50die a&arfir, Demokrits verwertei, (Strab I 61)- 

Y 14 yttt ^l }}? f 473; Euripides V 221. sein Zeitgenosse und Landsmann Hegesianax be- 

A 472. X1I1 615. 616); ferner die J>eueren und handelte die demokritischen Schriften philoloeisch 

^euesten, Antimachos (XIII 588), Alexander der (Steph. Bvz s Toom;) pnno.ogiscii 

Aitoler und Euphorion (XII 566) Die Gelehr- In ein'em entlegenen Bergstadtchen. fern von 

samkeit ist auch nicht bios der Quantitat nach- den grossen Centren der organisierten wissen- 

achtbar; nur ein wissenschafthchgeschultorMensch schaftlichen Arbeit ist es also in der ersten Halfte 

setzt auch so falsche Hypothesen, wie die be- des 2. Jhdts. einem Manne mOglich gewesen ein 

TnfL % ac ? le g i r',^ 011 ; "J 1 * 8 ? 1 * 61, Tlieina, das im Grande vom provinciellen Inte- 

Klarheit und Gewissenhaftigkeit in der Anffihrung resse eingegeben war, zu einem Werk au^zu-e- 
des Beweismaterials auseinander, dass die Nach- 60 stalten , das darum nicht geringeren AnsprvTch 

prulung selbst der verkfirzten Argumentation noch darauf hat, ein bedentendes Product philolo^ischer 

ohne weiteros moghch ist. Ein ,Falscher' auch Wissenschaft genannt zu werden weil es" dilet 

in weiterem binne wie spiiter Alexander Poly- tantische Mangel nicht verleugnen kann. Das 

nistor oder Kastor ist D. menials gewesen. Aller- ist fur die universale Kraft, der hellenistischen 

dings chert ev den Eedner Lykurg (XIII 601) Wissenschaft ein unverachtliches Zeugnis, frei- 

und den Komiker Menander (X 452) fur Antiqui- lich ein Zeugnis, das man gerne in bestimmtere 

taten, was em Alexandrmer nicht gethan liatte; Form bringen mochte. Uber D.s Bildungso-an^ 

ninleugbar steht seme Interpretation an Seharfe fehlt jede Nachriclit; immer wieder aber drlngt 



<* 



sich die Parallele des gelehrten Skepsiers mit lion behandelt. Alles Einzelne, sowie die Frag- 

seinem nur wenig alteren Zeitgenossen aus dem mente bei Freudenthal Hellen. Stud. I. Die 

benachbarten Ilion. mit Polemon (Proxenos von Bruchstiicke stammen samtlich aus Alexander Po- 

Delphi 177/6, Dittenberger Syll.2 268, 221) lyhistor Ileal 'lovdaiav. 

auf. Die Forschung beider Manner ist nicht nur 80) Demetrios (FHG IV 382. S u s e m i h 1 

im allgemeinen venvandt. D. frg. 10 und Po- Gr. Litt.-Gesch. I 507f. Scheurleer De Demetrio 

lemon frg. 40 stimmen wortlich ilberein, ebenso Magnete [wortlos]. Maass De biographis Graecis 

D. bei Strab. XIII 604 und Polemon Clem, protr. [= Philol. Untersuch. Ill] 23ff. Wilamowitz 

39. Beide interessieren sich fur dialektische Glossen An tigonos [= Philol. Unters. IV] 104. 322ff. Leo 
(D. frg. 70, Polemon frg. 21) oder fur litterari- 10 Griech.-rSm. Biographie 39ff.) von Magnesia (o 

sche Specialitaten, wie Parodie und llaqa qof-iara Mayvrjs sehr haufig), — aus welchem, ist nicht 

(D. frg. 6. 13, Polemon frg. 45); beiden 'ist die uberliefert — ; gehOrt zu der sehr zahlreichen 

Polemik gegen Timaios und Neanthes gemeinsam. Sippschaft gelehrter Compilatoren, die im 1. Jhdt. 

Bei der volligen Zertriimmerung der Schriftstellerei v. Chr. ihren Lesefleiss in den Dienst der die 

Polemons fallen auch diese nicht zahlreichen Uber- griechische Bildung sich assimilierenden romischen 

einstimmungen schwerins Gewicht. Freilich bilden Gesellschaft stellten. Nach Dionys (de Dinarch. 1) 

beide Manner imPersonlicheneineriseharfen Gegen- stand er im Ruf ein nohnorioQ zu sein, fur die da- 

satz. Der grand seigneur in Skepsis sah auf Neui- malige Zeit ein Ehrentitel, der auch ohne wissen- 

lion, dessen historischen Ruhmer unbarmherzigzer- schaftliche Gedanken erworben werden konnte; 
zauste, wie auf einen bettelhaften Parvenu mit Ver- 20 nach der Vereinigung von bibliothekarischer Ge- 

achtunghinuuter,ersass sein Lebenlangfest in seiner lehrsamkeit und rhetorischem Iateresse lasst sich 

Heimat und sammelte seine Kraft auf cinen Punkt; D. am ersten mit seinem Zeitgenossen Aristodem 

der Ilier zog in der Welt umher und zerteilte von Nysa zusammenstellen. Nur durch Cicero 

sich in eine weit ausgedehnte Production. So mag (ad Att. VIII 11, 7 = 12, 6. IX 9, 2) bekannt 

man es nicht fur Zufall lialtcn, weun sich in den ist ein Atticus gewidmetes Buch IIsql o/iovoia;, 

Resten des D. kein Git at rolemons flndet; doch wahrscheinlich eine nach irgendwoher aufgelesenen 

geht dies nur das PersOnliche an, die verwandte Gesichtspunkten zusammengestellte Sammlung hi- 

Richtung bleibt, und darauf kommt mehr an. storischer Beispiele ; Cicero wollte sie fur ein zum 

Hegesianax aus dem traischen Alexandrien, und Frieden mahnendes Pamphlet beniitzen, mit dem 
doch wolil auch Neoptolemos von Parion, der Inter- 30 er im Friihjahr 49, als er mit Pompeius Politik 

pret der aristotelischcn Aesthetik und Dialekt- unzufrieden war, in den Gang der Dinge einzu- 

forscher, schliessen sich mit D. und Polemon zu greifen dachte, eine Hoffnung, die er bald fallen 

einem Kreis zusammen, den pergamenisch zu liess. Nach seinem Ausdruck (ad Att. VIII 11, 71 

nennen nicht weiter fuhrt. Attalos I. war ein memini tibi afferri muss man annehmen, dass 

kluger Banquier (Polvb. XVIII 41), der sich zu das Buch schon seit einiger Zeit erschienen war, 

der'Kunst und der Wissenschaft gut stellte, die und so ist es wahrscheinlich mit dem Buch iden- 

t-r vorfiind, aber nicht scliuf; wenn Polemon ihm tisch, das Cicero 55 an Atticus zuruckgab (IV 11, 

eine Monographic dedicierte und D. (Strab. XIII 2); dieser wird es ihm, der damals an De republica 

603) ihm noch nach seinem Tode das Compliment arbeitete, unmittelbar nach dem Erscheinen zu- 
erwies, ein Biichlein von ihm zu citieren, so hat He- 40 geschickt haben. Wahrend dies Werk volliger 

gesianax nicht am Attaliden-, sondern am Seleuki- Vergessenheit anheimgefallen ist, sind zwei^ach- 

denhof seine Freistatt gefunden und der einzige schlagewerke Ofter benutzt, die Biicher Ileal 6/ia>- 

Grammatiker jener Zeit, der wirklich zum pergamc- vvfxow noleav (so muss der Titel in correcter 

nischen Hof nahe Beziehungen hatte, Krates, einer Fassung gelautet haben, h rat; Svrmvi/iois xo- 

ganz entgegengesetzten Richtung als D. und Pole- Xeoi Harpocr. s. Me&mvrj ; ev 2vvcorv/M>i; Steph. 

mon gehuldigt. Das geistige Leben der Aiolis ist s. 'AXajimv ; verdorben ev ml; ovyyoayaT; Steph. 

nicht hoflsch, sondern municipal ; der Selbstandig- s. 'AXftaia) und Ileal o/uovvficov xoirjtmr re xa't 

keit der Stadte, die Alexander aus ihrem Schlummer ovyyoa<pet>}v (Diog. I 112. V 3; er rolg Ylenlonm- 

erweckt hatte, ist der ewige Streit der Konige zu vv/.icor hohjimv Harpocr. s. 'Ioaloe; meist v.xiev ml; 
gut gekommen. Akademische und demokriteische hO'OfKovv/iois oder ev'O/tayvvfioi; abgekurzt; ev t>] 

tberlieferungen haben hier wahrscheinlich im Ileql tojv Sficovvfimv ^gayfiareia Dionys. de Din. 1 ; 

Stillen fortgewirkt, bis um die Wende des 3. und incorrect ev roTg IJeol awcovuficor Plut. Dem. 15). 

2. Jhdts. die Ernte reif war; wie im einzelnen Eine Vorstellung, wie das litterargeschichtliche 

dieser Rcifeprocess sich vollzogen hat, entgeht Buch ausgesehen hat. giebt das grosse, wortlich 

bis jetzt unserer Kenntnis. excerpierte Stuck iiber die Aeivagym bei Dionys 

79) Demetrios (FHG III 214—217. Susc- (de Dinarch. 1). Am Anfang werden vier litre- 

mi hi Gr. Litt.-Gesch. II647f.), ein hellenistischer ransche Trager des Namens aufgeziihlt, der erste 

Jude. der in Agypten unter Ptolemaios Philopator und bekannteste durch den Zusatz ex rmv ihjro- 

(Clem. strom. I 141: gegen Freudenthal Hell. e w! ' ™>' 'AznxcSv, die drei anderen durch ganz 
Stud. I 6 und v. Gutschmid Kl. Sehr. II 1 86ft". 60 kurze Bemerkungen iiber ihre Production vorlaufig 

giebt das Richtige Schurer Gesch. d. jiid. Volks gekennzeichnet; bei dem dritten wird ausdruck- 

II 73011'.) in genauem Anschluss an die LXX lich bemerkt, dass er alter als die beiden ersten 

eine jiidische Chronik schrieb (ev z<3 Ileal toiv gewesen sei; also war die Ordnung nicht chrono- 

iv rfj 'Iov&am (taou.emv Clemens a. a. O.). Die logisch. Es folgt die Behandlung der einzelnen, 

Chronologie 1st sorgfaltig und mit rabbinischem von der nur die des Redners erhalten ist. Bio- 

Scharfsinn aus den bibfischen Angaben heraus- graphisches wird nicht gegeben, was Dionys aus- 

gesponnen ; Schwierigkeiten der Erziihlung werden driicklich riigt (de Dinarch. 2), sondern nur ein 

in der alexandrinischen Form der a,-xogla und Urteil iiber den Stil mit einer kritischen Spitze, 



281; 



Demetrios 



Demetrios 



2816 



indein die bekannte»te Rede , die gegen Demo- 
sthenes , firr unecht erklart wird. Dem vorge- 
schrittenen Classicismus des Dionys, der durch 
die Arbeiten des romischen Atticismus bedingt 
ist, erscheint dies Urteil farblos; aber die Muster- 
giiltigkeit der attischen Redner, die Schlagworte 
von der yaQig des Hypereides und dem xovog des 
Demosthenes, der scbon an die erste Stelle ge- 
riickt ist, die Forderung des nt&avdv und xvqiov, 
offenbar im Gegensatz zum aex?.ao/uevov helle- 
nistiseher Stilarten weisen auf den sich anbah- 
nenden Classicismus und stehen der Darstellung 
von der Entwicklung und Entartung der griechi- 
schen Beredsamkeit am nachsten, wie sie Cicero, 
noch vor dem Auf kommen des rflmischen Atticis- 
mus, in de orat. II 92ff. gegeben hat, wie ich 
glaube nachweisen zu kOnnen, auf Grand dessen, 
was er in Rhodos gelemt hatte. Grammatische 
Gelehrs'amkeit, die aus Bibliothekskatalogen und 
Sammelwerken verschollene Schriftsteller ausgrabt 
und den bekannten Namen anreiht, ein starker 
Zusatz von xQioig, nach dem Urteil des in Rhodos 
lehrenden Aristarcheers Dionysios Thrax (ars 
gramm. 1) to xaXliaxov jidvxcov xmv sv xfj teyvt], 
die fur das Absterben des Hellenismus bezeich- 
nende Bewunderung der attischen Prosa, daneben 
aber eine formlose Anordnung des Stoffes nach 
ein em ausserlichen Schema, absichtlich gepaart 
mit sorgfaltiger, ja gezierter Diction, beides Erb- 
schaften der kallimacheischen Schule, dies sind 
die in sich widerspruchsvollen Elemente, die in 
der Schriftstellerei des D. ihr Wesen getrieben 
haben miissen und sie als das Gebilde einer Uber- 
gangszeit charakterisieren. 

Es erhebt sich die Frage , ob dies aus dem 
Bruchstiick bei Dionys gewonnene Bild durch 
weiteres Material erganzt uud lebensvoller gemacht 
werden kann. Von vornherein lag es nahe, die 
zahlreichen Homonymenlisten , die sich bei Dio- 
genes finden, mit D. in Verbindung zu bringen, 
und auch abgesehen von der allgemeinen Wahr- 
scheinlichkeit ftadet sich in diesen Listen nicht 
weniges, das zu der Art des D. gut stimmen 
wurde. Nur im 1. Jhdt. v. Chr. und ehe der 
Weltfriede des Kaiserreichs angebrochen war, ist 
das starke Interesse an dem Romerfeind Metrodor 
von Skepsis, das V 84 ohne besondere Motivierung 
hervorbricht, begreiflich. Ephemere Poeten und 
Rhetoren, besonders eine Unmasse vfillig ver- 
schollener Technographen, treten auf, wie sie nur 
ein gelehrter Sammler aufsttsbern konnte; den 
Classicisten verraten Urteile wie das uber einen 
Thales I 38 w/rojp . . y.axot, rjXog , oder wenn die 
karische Abstammung eines der glanzendsten Ver- 
treter des sog. Asianismus, Menipp von Strato- 
nikeia besonders hervorgehoben wird (V 101). 
Sehr merkwfirdig ist die Bemerkung IV 15, dass 
die Dichter sich in der Regel erfolgreich mit der 
Prosa abgaben, die Prosaiker in der Poesie Fiasco 
niachten, mit der daran gekniipften Schlussfolge- 
rung oj bfj'/.or rd iter (die Prosa) qpvaeco; eirai, 
to br zsyrrjs egyov, die direct gegen die stoische, 
von Strab. I 18 vorgetragene Lehre polemisiert, 
aber zu der von D. in Ubereinstimmung mit Cic. 
de or. II 92 verlangten Naturwahrheit des Prosa- 
stils gut passen wiirde. Aber der Nachweis von 
Ma ass, dass in die Listen nicht nur bildende 
Kiinstler und andere Personlichkeiten, die D. ge- 



mass dem Titel ausgcschlossen hat, sondern auch 
Schriftsteller der Kaiserzeit wie Herakleides 6 
Xeayrjvevxijs (V 93) aufgenommen sind, dass D. 
den Gramm atiker Seleukos (III 109) nicht citiert 
haben kann, die Beobachtung von v. Wilamo- 
witz (Antigonos 325f.), dass die Listen der Xqv- 
aazjioi (VII 186. VIII 89. 90) sich widersprechen 
und von einander unabhangig sind, verbieten, die 
Listen alle auf einen Gewahrsmann direct zuriick- 

10 zufiihren, und zwingen dazu, zum mindesten eine 
so starke Uberarbeitung des von D. gebotenen 
Materials anzunehmen, dass das Aussondern dessen, 
was D. angehOrt oder angehOrt haben kann, ein 
sehr problematisches Geschaft wird. 

Der Redner Deinarch war bei D. ohne Bio- 
graphie geblieben; trotzdem steht durch zahl- 
reiche Fragmente fest, dass er, gerade bei den 
LitteraturgrOssen, biographisches Material geboten 
hat. So spielt D. in der biographischen tber- 

201ieferung und der damit zusammenhangenden 
Analyse des Diogenes Laertios eine Rolle. Ein 
Resultat ist durch v. Wilamowitz (Antigonos 
330ff.) mit Sicherheit gewonnen, dass D. die Bio- 
graphie Xenophons mit Hiilfe der Rede Deinarchs 
Aitooxaoiov daoXoyia AloyyXct) zifjog Zevorprnvta 
(Diog. II 52. Dionys. de Dinarch. 12) mit aus- 
gezeichnetem Material bereichert hat. Es muss 
aber nachdriicklich davor gewarnt werden, dies 
Resultat durch verallgemeinernde Schliisse zu ver- 

30derben. Durchmustert man die iibrigen, sicher 
bezeugten Fragmente, so ergiebt sich, dass D. 
keineswegs einer wissenschaftlichen Reaction gegen 
die biograpbische Legende, wie sie Hermipp, Sa- 
tyros und andere cultivierten , huldigte, sondern 
in ganz der gleichen Weise weitergearbeitet und 
seine Vorganger, wenn es ging, iibertrumpft hat ; 
als Beispiele mogen [Plut.] vit. X orat. 847ac-u 
Plut. Demosth. 30; Diog. IX 27. 36 geniigen. 
In jenem einzelnen Fall hat ihn nicht die wissen- 

40 schaftliche Brauchbarkeit, sondern das Sensatio- 
nelle der ,Enthiillungen' uber Xenophons Leben s- 
gang angezogen, wie ja auch seine Verwerfung 
der bekanntesten Rede Deinarchs bei Dionys ledig- 
lich sensationell ist. Es ist und bleibt ferner 
das weitaus wahrscheinlichste — ein stricter Be- 
weis ist hier nicht mOglich — , dass er _ seinem 
Werk hochstens ausnahmsweise vollstiindige Bio- 
graphien einverleibt, in der Regel aber sich da- 
mit begniigt hat, den traditionellen xecpakuia neue 

50 Glanzstficke. unter Umstiinden mit Pseudokritik 
renommierend , hinzuzufiigen. Wo er angefuhrt 
wird, bildet er nie den Grundstock der tberliefe- 
rung , seine Varianten treten accessorisch hinzu, 
und damit hat die Analyse zu rechnen. Die Art, 
wie D.s Bemerkung iiber Heraklits iitya).o<fgo- 
ovvtj Diog. IX 15 der zur Hauptiiberlieferung 
gehOrigen Auseinandersetzung iiber das gleiche 
Thenia IX 2. 3 angeflickt wird, zeigt nicht nur, 
dass D. ausgetretene Pfade wandelte, sondern 

60 auch, dass er nachtraglich an den schon zusam- 
menkrystallisierten Kern der Tradition angescho- 
ben ist Es wiirde zu den bedenklichsten Con- 
sequenzen fiihren, wollte man aus Stellen, wie 
Diog. IX 35 mehr schliessen, als dass Antisthenes 
Aiaboyal mit D.s Varianten schon vor Diogenes 
zusaminengearbeitet sind oder etwa die mehrfach 
auftretenden Citsite aus der Diatribe gegen den 
Bildungshass des attischen Demos, die in I), des 



2817 



Demetrios 



Demetrios 



2818 



Phalereers Ano'koyla 2a>xQaxovg gestanden haben 
muss (Diog. IX 15. 37. 52), mit apodiktischer 
Sicherheit auf D. zuriickfuhren; Diog. II 43. 44 
zeigt unwiderleglich , wie die Schriftsteller iiber 
Aiado%ai, also der breite Strom der Oberlieferung, 
dies Thema schon aufgenommen haben. 

81) Demetrios von Erythrai (FHG IV 381. 
Susemihl Griech. Litt.-Gesch. II 180) war nach 
dem Homonymenkatalog der Arjfiijxetoi Diog. V 



(FHG III 306). Auf uns gekommen sind zwei 
antike flloi des D., der eine von diesen steht bei 
Diog. Laert. V 75—85. Der historische Kern 
desselben — und wohl auch das Schriftenverzeich- 
nis 80ff. (vgl. Susemihl Alex. Litt. I 493, 11) 
— geht auf Hermippos zuriick ; vgl. im iibrigen 
uber die Zusammensetzung des ftlog v. Wilamo- 
witz Philol. Unters. IV 46, 2. Der andere /S/oj 
findet sich im Lexikon des Suidas (aus Hesychios 



85 auf verschiedenen Gebieten thatig und ver- 10 111.) ; sein Wert ist ausserst gering ; umfang- 



fasste neben poetischen auch rhetorische und 
historische Werke. Er ist nicht mit dem Gram- 
matiker D. von Erythrai (Nr. 105) zu verwechseln. 

82) Demetrios (FHG IV 383), argivischer 
Localhistoriker hellenistischer Zeit, nur von Clem. 
Protr. 47 (iv Ssvxeoq) x&v 'Agyohxaiv) erwahnt. Mit 
D. von Trozene (Nr. 106) hat er nichts zu schaffen. 

83) Demetrios (FHG IV 682), Localhistoriker 
von Pamphylien, in den Lykophronscholien (440, 



reiche Interpolationen in demselben weist nach 
Rohde Rh. Mus. XXXV 209; vgl. auch Daub 
Jahrb. f. Philol. Suppl. XI 447. B. Von den 
Neueren haben eingehender iiber das Leben des 
D. von Phaleron gehandelt: Bonamy Mem. de 
l'Acad. d. Inscr. VIII 157ff. Dohrn De vita et 
rebus Dem. Phal., Kiel 1825 (ganzlich antiquiert). 
Ostermann De Dem. Phal. vita, reb. gest. et 
script, rell., Hersfeld 1847 und Fulda 1857. (grund- 



Iv xw a IIeqI IIafi<fivXa>v [jia/xcpilov cod.]) citiert 20 legend und heutzutage noch unentbehrlich als 



und daher spatestens in das 1 . Jhdt. v. Chr. zu setzen 
84) Demetrios von Salamis in Kypros (FHG 
IV 382), wird fur eine Etymologie von Kagjcaala 
von Steph. Byz. citiert, sonst nicht bekannt. 

[Schwartz.] 
86) Demetrios von Phaleron (AqfirjtQios 6 <Pa).ri- 
aevg), Peripatetiker und athenischer Staatsmann. 
I. Leben. Litteratur. A. Aus dem Altertum. 
Von Zeitgenossen haben iiber D. von Phaleron 
geschrieben : Philochoros im VII. Buch seiner 30 
lirdig (FHG I 408; vgl. Boeckh Kl. Schrift. V 
421ff.); Divllos (wahrscheinlich in seinen'/orogi'ai, 
FHG II 361); Duris von Samos im XVI. Buche 
seiner ' laioQiai (FHG II 475 [stark gegnerisch]) ; 
Demochares in seinen 'Iotoqiou (FHG II 448 [eben- 
falls gegnerisch]). Zweifelsohne wird auch Hiero- 
nymos von Kardia in seinen 'IotoqIcu tcov dia- 
doyjDv auf D. von Phaleron zu sprechen gekommen 
sein, und es ist iiberaus wahrscheinlich, dass die 



zuverlassige Materialsammlung). Legrand et 
Tychon Sur Dem. de Phal. in den Mem. pre"s. 
a l'Acad. de Brux. Bd. XXIV 1852 (wertlos). K. 
G. Helbig Im neuen Reich II (1872) 255ff. 
Zeller Philos. d. Gr. 112 2, 897ff. Susemihl 
Alex. Litt. I 135ff. Niese Gesch. d. gr. u. mak. 
Staaten I 248ff. 312ff. Papasis Dem. Ph. und 
die StadtAthen, Erlanger Diss., Alexandrien 1893 
(wenig fOrdernd). 

D., des Phanostratos Sohn, war in der atheni- 
schen Hafenstadt Phaleron geboren. Das Jahr 
seiner Geburt lasst sich approximativ bestimmen 
aus Diog. Laert. V 85, wo bemerkt wird aQ^aa&at 
avrbv xf\g jiohxeiag, oizoxe qrvymv 'AX£q~av8Qov elg 
'A-d-r/vag rjxev "AqnaXog — letzteres geschah 324 
v. Chr. Nach dem athenischen Gesetz durfte 
niemand vor Eintritt in das 20. Lebensjahr sich 
activ an der Staatsverwaltung beteiligen (vgl. 
Busolt Gr. Staats- u. Rechtsalt.2 307). Lasst 



wertvollen Notizen fiber D. bei Diodor XVIII — XX 40 man D. in diesem Alter seine politische Carriere 



in letzter Linie auf ihn zuriickgehen (vgl. Wachs- 
muth Einleitung in d. Stud. d. alt. Gesch. 102; 
dagegen denkt an Divllos — schwerlich mit Recht 
— Unger S.-Ber. Akad. Mflnch. 1878, 440). Der 
Zeit des D. nahestehend und fur die agyptische 
Periode desselben wohl im Besitze directer In- 
formationen von Zeitgenossen des Phalereers ist 
Hermippos, ein Schiiler des Kallimachos , der in 
seinen Biot (speciell wohl in dem Teile, der die 



beginnen, so erhalt man als das Jahr seiner Ge- 
burt 344 v. Chr. Vieles jedoch (z. B. seine be- 
reits im J. 317 erfolgte Bestellung zum Gouver- 
neur von Athen) spricht dafur, dass D. zur Zeit 
seines politischen Debuts bedeutend alter war, 
als eben prasumiert wurde, und es wird deinnach 
sein Geburtsjahr etwas weiter hinaufzurucken 
sein. D. war von unberiihmter Abkunft. Sein 
Vater war noch bei Timotheos Sclave gewesen, 



Aufschrift trug fiioi xow and <pdooo<pi'ag eig xvgav- 50 spater aber wohl freigelassen worden (O s t e r - 



vibag xai bvvaoxslag /udeaxrjxoxcov, s. Philod. ind. 
acad. col. XI 4 S. 8 Bfich.) eine Lebensbeschreibung 
des D. von Phaleron gab (FHG IH 47). Zeitlich 
ferner stehen Karystios, der im III. Buch seiner 
'laxogixa vnofivfjixaia von D. von Phaleron handelte 
(FHG IV 358), und Herakleides Lembos, der 
Compilator des Sotion und Satyros (Diog. Laert. 
V 79). Diese und ahnliche Quellen excerpieren 
und contaminieren dann die spateren Ausschreiber 



mann a. O. 5ff.). Nach eiiter Angabe des Sui- 
das hiess D. ursprunglich <f>avog und legte sich 
erst spater den Namen bei, unter dem er be- 
riihmt wurde (Ostermann a. O. 6; verkehrt 
Papasis a. 0. 30, der den Relativsatz og xb 
xQtbiov <Pavbg Ixaluxo bei Suidas von dem vor- 
hergehenden /.i/irjv abhangig machen will). Als 
Lehrer des D. wird Theophrastos ausdriicklich 
genannt (Cic. de fin. V 54; de leg. Ill 14; de 



wie Demetrios Magnes, der Verfasser des viel-60off. I 3; Brut. 37. Strab. IX 398. Diog. Laert. 



beniitzten Werkes xegi 6fi<m>vfxa>v (Diog. Laert. 
V 79); Didymos, der Sohn des Herakleides, unter 
Nero, in seinen Svfixooiaxa (vgl. Schmidt Didym. 
Chak. frg. 380); Favorinus (Diog. Laert. V 76 
u. 77) u. a. Ein specielles Buch fiber D. von 
Phaleron schrieb Asklepiades, des Areios Sohn, 
dessen Zeit sich nicht naher bestimmen lasst. 
Sein Werk wird einmal bei Athenaios erwahnt 

Pauly-Wissowa IV 



V 39. 75). Indessen kann es keinem Zweifel 
unterliegen , dass er auch die Vorlesnngen des 
Aristoteles besucht hat, der ja bis in den Spat- 
sommer des J. 323 zu Athen als vielgefeierter 
Docent wirkte. Dem Theophrastos aber schloss 
sich D. besonders eng an und blieb demselben 
auch spaterhin, als er dem athenischen Gemein- 
wesen vorstand, in Freundschaft zugethan. Auf 

89 



2819 



Demetrios 



Demetrios 



2820 



seine Veranlassung erhielt Theophrastos in der 
Nahe des Lykeion ein landliches Grundstfick (xrjnos) 
als Eigentum zugewiesen, welches dann in der 
Art der Akademie rait einem Musenheiligtum 
und schattigen Saulengangen ausgestattet wurde 
(Diog. Laert. V 39. 51; vgl. dazu v. Wilamo- 
witz a. 0. 269ff.). Hier bei Theophrastos lernte 
D. den spateren Komiker Menandros und den 
Redner Deinarchos kennen, mit denen er sich auf 
das engste befreundete (vgl. Diog. Laert. V 79 
c^ Dion. Hal. de Dinarcbo 2 und [Plut.] vit. X 
orat, X 2). Als Politiker trat D. (vgl. o.) zum 
erstenmal 324 v. Chr. auf. Natiirlich hatte er 
als Peripatetiker eine starke Aversion gegen die 
Demokratie in der Form, wie sie damals in Athen 
dominierte, und sah mit Bewunderung auf die 
kraftvoll emporblilhende Monarchie der Makedo- 
nier. Demgemass schloss er sich der Partei des 
Phokion an. Im J. 322 befand er sich mit diesem 
und dem Eedner Demades unter den Gesandten, 
welche ins makedonische Hauptquartier abge- 
schickt wurden, urn mit Antipatros wegen der 
Ubergabe der Stadt zu verhandehi (vgl. S chafer 
Demosth. Ilia 387). Wie dieser im J. 319 ge- 
storben und die demokratische Partei in Athen 
wieder ans Ruder gelangt war, erhob sich eine 
erbitterte Verfolgung gegen die Anhauger des 
Phokion. Der greise Staatsmann flel dem rasen- 
den Pobel zum Opfer, wahrend es D. gelang, sich 
rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Mit emer 
grossen Anzahl Parteigenossen zog er sich nach 
dem Peiraieus zurfick, welchen Nikanor, ein An- 
hanger des Kassandros, besetzt hielt. Als letzterer 
318 personiich vor Athen erschien, sah sich die 
demokratische Regierung der Stadt gezwungen, 
mit ihm einen Frieden abzuschliessen. Bei den 
Verhandlungen, die zwischen dem Konig und den 
Demokratcn stattfanden, leistete D. dem Kassan- 
dros wichtige Dienste. Vor alien Dingen gelang 
es seiner diplomatischen Geschicklichkeit , eine 
AussOhnung zwischen der Peiraieus- und der demo- 
kratischen Partei herbeizufuhren. Und so erklart 
es sich auch ganz einfach, wie gerade er zum 
Gouverneur von Athen ausersehen wurde (vgl. 
hieriiber bes. Kohler zu CIA II 1, 584). Was 
den Modus seiner Bestellung betrifft, so wurde 
er — naturlich bios pro forma — von den Athenern 
gewahlt und von Kassandros bestatigt (vgl. CIA 
II 1, 584 und Toepffer Beitr. z. gr. Altert.- 
Wissensch. 327). Als Gouverneur von Athen 
scheint er den offlciellen Titel jtgooTazrjs oder 
emoxdiits gefuhrt zu haben (vgl. Kohler a. 0. 
und Spangenberg De Athen. publ. instit. aet. 
Mac. coram., Halle 1884. 9ff.). Regelmiissig 
scheint er die Strategie bekleidet zu haben (CIA 
II 3, 1217). Nach Droysen Gesch. d. Hellenism. 
112 235 trat er sein Amt als Statthalter noch 
im November des J. 318 an. Eichtiger wohl 
setzt Niese a. 0. I 247 dies Ereignis in die 
erste Halfte des J. 317. Feststeht namhch nur, 
einerseits dass D. zehn Jahre lang als Prostat 
fungierte (Diod. XX 45. Diog. Laert. V 75. 80. 
Strab. IX 398), andererseits dass er im Friihjahr 
307 gesturzt wurde (vgl. Niese a. 0. 312). Frei- 
lich ist es mOglich, dass die Zahl zehn nicht 
ganz genau ist. Auf Juli 317 oder Friihling 316 
versuchte Unger Philol. N. F. II 88ff. den Re- 
gierangsantritt des D. herabzudriicken. Seine 



Ausftthrunsren wurden widerlegt von De Sanc- 
tis Studr di stor. antic. II (1893) Iff. Im 
J. 309 war D. Archon eponymos (Diod. XX 
27, 1). Als solcher veranstaltete er einen ganz 
besonders prachtigen Festaufzug an den grossen 
Dionysien (Naheres hieriiber bei Pfuhl De Athen. 
pomp, sacr., Berlin 1900, 77, 25), bei welcher 
Gelegenheit ein von Kastorion zu Ehren des Dio- 
nysos gedichtetes Festlied vorgetragen wurde, in 
10 dem auch dem Phalereer hohes Lob gespendet 
ward (Duris frg. 27 = Athen. XII 542 e). Ein 
Decennium hindurch stand D. an der Spitze des 
athenischen Staatswesens. Er verstand es meister- 
lich, sich die Sympathien der Mehrheit der Athener 
zu erwerben, die ihrerseits mit Ehrungen des be- 
liebteti Eegenten nicht geizten. Nach einer alten 
Legende, die sich in verschiedenen Brechungen 
erhalten hat, soil das dankbare Volk dem D. 360 
bezw. 300 Ehrenstatuen errichtet haben (Samni- 
20 lung der einschlagigen Stellen beiWachsmnth 
Stadt Athen im Altert. I 611, 1). Beide Zahlen 
sind selbstredend hyperbolische Ausdriicke. Die 
Genesis der ersteren ist klar: 360 ist die abge- 
rundete Summe der Tage des Jahres. Einem 
Fortspinnen in der symbolisiercnden Eichtung ver- 
dankt die weitere Nachriclit bei Diog. Laert. V 
75 ihre Entstehung, dass die 360 Statuen in 
einem Zeitraum von nicht ganz einem Jahre ge- 
setzt worden seien. Dass ubrigens D. nicht 
30 nur in Athen selbst, sondern auch ausserhalb 
desselben in Attika Bildsaulen erhielt, beweisen 
einige inschriftliche Funde (vgl. Wachsmuth 
a. 0.). Spater als D. gezwungen war, von seinem 
Posten zuriickzutreten, soil das wankelmutige Volk 
alle ihm errichteten Statuen zertrummert haben 
bis auf ein Standbild auf der Akropolis (Diog. 
Laert. V 77). Es liegt die Vermutung nahe, dass 
das Portrat, welches Varro in semen Hebdomades 
von D. von Phaleron gab (vgl. Non. p. 528 M.) 
40 nach dieser Statue angefcrtigt war. 

Die ersten ffinf Jahre regierte D. von keiner 
Seite angefochten. Im Innern herrschte Ruhc, 
die keinerlei Storung von aussen her erfuhr. Un- 
giinstiger gestalteten sich die Verhaltnisse , als 
im J. 312 Ptolomaios, der Neffe und Feldherr 
des Antigonos, in Boiotien gelandet war und sich 
den attischen Grenzen naherte. Jetzt fing die 
antimakedonische Partei wieder an, rege zu werden ; 
ihrem Drucke nachgebend schickte D. zu form- 
50 lichen Friedensverhandlungen mit Antigonos Ge- 
sandte nach Asien ab. Aus seiner bedenklichen 
Lage wurde er jedoch befrcit durch den Friedens- 
vertrag vom J. 311, der zwischen Antigonos und 
seinen Gegnern Kassandros, Lysimachos und Pto- 
lomaios Lagu abgeschlossen wurde, und der u. a. 
die Bestimmung enthielt, dass Kassandros Strateg 
in Europa bleiben sollte, bis der junge Alexandres 
erwachsen sei (vgl. Niese a. 0. I 303). Damit 
war die Position des Phalereers vorlaufig wieder 
60befestigt. Es folgten wieder ein paar Jahre der 
Ruhe, bis im Fruhling des J. 307 die Katastrophe 
eintrat , als Demetrios Poliorketes, der Sohn des 
Antigonos, unvermutet mit einer starken Flotte 
vor Attika erschien, den Peiraieus forcierte und 
durch einen Herold proclamieren liess, dass er ge- 
kommen sei, Athen zu befreien und die alte Ver- 
fassung wiederherzustellen. D. von Phaleron 
hatte sich inzwischen nach Verlust des Hafens 



2821 



Demetrios 



Demetrios 



2822 



in die Stiidt '/uriickgezogen. Allein auch diese 
war nicht mehr zu halten, da der Anhang seiner 
politischen Gegner stiindlich wuchs. Schon am 
folgenden Tage bescliloss der Demos, dass D. von 
Phaleron an der Spitze einer Gesandtschaft sich 
zu Demetrios Poliorketes begeben solle, urn die 
Ubergabe Athens zu vermitteln. Poliorketes 
empflng die Gesandten hOchst liebenswiirdig, ver- 
sicherte den Phalereer seiner vollkommensten 
Hochachtung und versprach ihm, fur seine persOn- 
liche Sicherheit Sorge tragen zu wollen. D. von 
Phaleron kannte seine Landsleute und wusste 
wohl, dass unter den veranderten Verhaltnissen 
seines Bleibens in Athen nicht mehr sei. Unter 
sicherem Geleit verliess er die Stadt und wehdete 
sich zunachst nach Theben (fiber die Katastrophe 
vgl. Plut, Dem. VIII 3— IX 2. Diod. XX 45). 
Hier fristete cr in Armut und Niedrigkeit ein 
kiinimei'liches Dasein; hier lernte er auch den 
Kyniker Krates kennen, mit dem er sich bald 
befreundete (Plut. de adul. et am. 69 c). Als 
Kassandros 297 gestorben war, ffihlte er sich in 
Theben nicht mehr sicher und begab sich -— viel- 
leicht auf Umwegen (vgl. Polyaen. Ill 13, 15) — 
nach Agypten an den Hof des Ptolomaios Lagu 
(Diod. XX 45, 4. Hermippos bei Diog. Laert. V 
78ff. Strab. VIII 398. Aclian. v. h. ni 17). Hier 
wurde er freundlich aufgenommen, was bei den 
guten Beziehungen, die zwischen dem Kcinig und 
Kassandros, dem Genner des I)., bestanden hatten, 
und bei dem regen litterarischen Interesse des 
Ptolomaios nicht wundernehmen kann. Wenn 
man jedoch vielfach geneigt ist, auf Grund einiger 
antiker Zeugnisse (z. B. des Plut. de exil. 602 a) 
dem D. einen weitgehenden Einfluss auf die Ent- 
schliessungen des KOnigs zuzuechreiben , so be- 
darf diese Ansicht einer gewissen Einschrankung. 
Jedenfalls auf dem Gebiete der Politik folgte 
Ptolomaios nicht dem Rate des D., wie die That- 
sachen beweisen. Weder maclite er den Ptolo- 
maios Keraunos zu seinem Nachfolger, wie ihm 
D. geraten, noch liess er sich durch letzteren da- 
von abhalten, schon bei Lebzeiten dem Philadel- 
phos die Ziigel der Regierung zu iibergeben (vgl. 
Niese a. 0. I 389). Auf litterarischem Gebiet 
mochte der Einfluss des D. grosser sein. MOg- 
lich, aber keineswegs sicher, ist die Vermutung, 
dass auf seinen Antrieb der Komiker Menandros 
und der Peripatetiker Straton einen ehrenvollen 
Euf an den Hof des Ptolomaios erhielten (vgl. 
Susemihl a. 0. I 143, 724. 254). Durchaus 
glaubhaft aber ist die Nachriclit, dass D. an der 
Spitze der von Ptolomaios eingesetzten Gesetz- 
gebungseommission gestanden (Aelian. v. h. Ill 
17). In der That hatte der KOnig fur diesen 
Posten kauni eine qualificiertere Personliclikeit 
fimlen konnen, als den Phalereer, der die Sache 
sowohl von ihrer theoretischen als von ihrer prak- 
tischen Seite griindlichst kannte. Gestfitzt wird 
jene Uberlieferung auch durch den Umstand. dass 
sich unter den Schriften des D., deren Entstehung 
zum grossten Teil in die agyptische Lebensperiode 
unseres Peripatetikers fallt, eine ganze Reihe 
Specialuntersuchungen fiber staatsrechtliche Fra- 
gen, wie sie namentlieh den Gesetzgeber interes- 
sieren, befinden (vgl. unter III). Am Hofe selbst 
felilte es dem D. nicht an Feindcn. Unter diesen 
"war der machtigste Ptolomaios Philadelphos, der 



designierte Throufolger, dessen hSchste Ungnade 
sich D. durch die oben erwahnten Eatschlage zu- 
gezogen hatte. Solange der alte Konig lebte, 
wagte indessen Philadelphos nicht, seinen Ge- 
ffihlen des Hasses offen Ausdruck zu geben. Kaum 
aber war jener gestorben, da wurde D. aus Ale- 
xandrien verwiesen und irgendwo auf dem Lande 
(iv zij xmQQ Hermippos bei Diog. Laert. V 78) 
in Gewahrsam gehalten. Dort soil er infolge des 

10 Bisses einer giftigen Schlange (aank) gestorben 
sein. Nach Cicero pro Rab. Post. 23 soil diese 
Todesart von Philadelphos angeordnet worden 
sein, nach Hermippos hingegen (Diog, Laert. a. 
0.) war sie eine zufallige (zur Sache vgl. Suse- 
mihl a. 0. I 139, 695). Bildliche Darstellungen 
des D. sind nicht auf uns gekommen. Die antiken 
Zeugen stinxmen aber darin tiberein, dass er ein 
auffallend schoner Mann war (die Stellen bei 
Ostermann a. a. 0. I 50, 1). Seine korperlichen 

20 Vorzfige suchte er noch durch allerhand Kunst- 
mittel und durch ausgesuchte Eleganz zu heben 
(vgl. Duris FHG II 475 = Athen. XII 542 d und 
Aelian. v. h. IX 9, wo falschlich statt von D. von 
Phaleron von D. Poliorketes die Rede ist). Ober 
sein Privatleben liegen uns zwei wenig giinstig 
lautende Urteile vor; das eine stammt von Duris 
(a. a. 0.), das andere von Karystios (vgl. FHG 
IV 358). Beide Schriftsteller erziihlen mit sicht- 
lichem Behagen von der schier orientalischen De- 

30 bauche des D„ von seinen opulenten Diners und 
seinen zahllosen Liebschaften (fiber die letzteren 
berichten auch Favorin bei Diog. Laert. V 76. 
Didymos ebd. Diyllos FHG II 361). Sowohl 
Duris als Karystios haben vornehmlich die Zeit 
im Auge, wo D. Gouverneur von Athen war. Urn 
ein objectives Urteil in der Sache zu gewinnen, 
muss man sich vor allem die Tendenz des Duris 
und des ihm offenbar congenialen Karystios klar 
machen. Die Schilderung des ersteren macht der 

40 an ihm genugsam bekannten Medisanco alle Ehre. 
Wie wenig zuverlassig seine Angaben im ein- 
zelnen sind, lasst sich an einem Punkt besonders 
deutlich darthun. Unter andercm beschuldigt er 
den D., er habe von den reichen Einkunften der 
Stadt nur ganz wenig auf die Verwaltung der- 
selben und auf die Haltung von Militar verwendet, 
das meiste auf Gastereien u. dgl. vergeudet, Eine 
grobe Unrichtigkeit enthalt der Satz, dass D. nur 
wenig Militar gehalten ; im directen Widerspruch 

50 hierzu berichtet namlich der vortrefflich unter- 
richtete Gewahrsmann des Diodor XX 45, 2 fHieron. 
von Kardia), dass D. fiber eine grossc Truppen- 
macht verfugt habe. Hinsichtlich der Gastmiihler 
und ahnlicher kostspieliger Veranstaltungen darf 
nicht vergessen werden, dass D. Staatsoberhaupt 
war und als solches gewisse representative Pflichten 
hatte. Und bei der Beurteilung der angeblichen 
Liebesgeschichten des 1). wird man gut thun. 
daran zu denken. welch fippiges Unkraut gerade 

60 auf diesem Gebiet die Phantasie gewisser alter 
Schriftsteller (z. B. Ps.-Aristippos xeoi xalaiag 
z(>v<pijz) hervorgebracht hat. Nach diesen Enva- 
gungen wird man den Angaben des Duris, Ka- 
rystios und der spateren Liebhaber der chronique 
scandaleuse reeht skeptjsch gegenuberstehen. Nach 
Abzug aller Cljertreibungen bleibt vielleicht soviel 
bestehen, dass D. ein eleganter Lebemann war, 
der die Gahen der Aphrodite und des Dionysos 



2823 



Demetrios 



Demetrios 



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Demetrios 



Demetrios 



2826 



gebuhrend zu schatzen wusste, olme darum ein ruber 
Genussmensch oder sinnloser Verschwender zu sein. 
II. Demetrios von Phaleron alsStaats- 
mann. Litteratur. Zu den unter I A genannten 
historischen Werken, in denen die staatsmanni- 
sche Thatigkeit des D. gewfirdigt war, kommt 
hinzu noch die Denkschrift des D. fiber seine 
zehnjahrige Eegierung ilsgt rfjg dexasrtag (Naheres 
fiber dieselbe s. u. Abschn. III). Von neuerer 



Siuaooiaiy za/Mvrcoi' xaz' hiavxov y.i-tuo; ysvofinros 
= Ael. v. h. IX 9 Anf. ; vgl. fiber diese Stelle 
Kohler Kh. Mus. LIII 492, 1). Diese Gelder 
wnrden nicht, wie Duris a. 0. flunkert, in un- 
sinniger Weise vergeudet, sondern zu notwendigen 
Ausgaben (wie zur Besoldung der starken Soldner- 
truppe [Diod. XX 45] u. ahnl.) oder zu nutzlichen 
Unternehmungen verwendet. Die tjberschtisse wur- 
den in der Staatscasse zuriickbehalten. Dass sich 



fiber aieseme s. u. jiuscun. xjj.;. ™ 110 u^^ ~^ ^ „„* ~—~.~- .„ 

Litteratur ist anzufilhren: Niebuhr Vortr. liber 10 unter D.s Prostasie ganzbedeutendeBestar.de in 



alte Gesch. Ill 97ff. Grauert Hist.-philol. Anal. 
310ff. Ostermann a. 0. I 30ff. Grote Gesch. 
Griechenl. (deutsche Ausg.) Via 639ff. Droysen 
Gesch. des Hellen. 112 2, 106ff. Wachsmuth 
Stadt Athen im Altertum I 610 (vgl. auch II 1, 
390 Anm. 2). v. Wilamowitz Philol. Unters. 
IV 184ff.; Aristot. u. Athen I 862ff. Spangen- 
berg De Athen. publ. inst, aet. Mac. comm. (Halle 
1884) 8ff. Curtius Stadtgesch. von Athen 225ff. 



derselben ansammelten, lehren die Inschriften (vgl. 
Kohler Athen Mitt. V 280 [CIA II 317 u. Add.] 
undRh. Mus. a. 0. Toepffer a. 0. 328ff.). Nach 
all diesem werden wir D. nicht nur als einen ausser- 
ordentlich fahigen, sondern auch als einen eminent 
gewissenhaften und vorsichtigen Pinanzmann an- 
sehen diirfen. Dabei war er aber weder pedan- 
tisch noch knauserig. Denn da, wo es das An- 
sehen der Stadt oder das Prestige seiner Eegierung 



1S84 err. Junius orauigesuii. vuu am™ auuu.. »u™ »«^ ^*u~~ «-" -_...-- H c 

Busolt Griech. Staats- und Rechtsalt.2 189ff. 20 zu erfordern schien, scheute er vor gro-sseren Aiys 



Gilbert Griech. Staatsalt.2 177ft Niese a. 
I 247ff. Holm Griech. Gesch. IV 76ff. Toepffer 
Beitr. z. gr. Alt.-Wiss. 327ff. Die nur einzelne 
Regierungsmassnahmen des D. beriihrenden Ar- 
beiten sind im folgenden Text gehurigeu Ortes 
angegeben. Wie im Altertum, so schwanken auch 
in der neueren Zeit die Urteile fiber die Staats- 
verwaltung des D. Wenig gunstig aussern sich 
fiber dieselbe die Zeitgenossen des D., Duris (FHG 



gaben nicht zurfick. Fur representative Zwecke 
scheint er bedeutende Summen ausgegeben zu 
haben (vgl. S. 2822). Aber auch fur die VerschO- 
nerung der Stadt hat er viel gethan. Man hat 
frfiher aus einer Stelle des Cicero (de off. II 60), 
wo erzahlt wird, D. habe den Perikles getadelt, 
weil er so enorme Summen auf die Herstellung 
der Propylaeen verwendet habe, folgcrn zu mttssen 
geglaubt, dass der Phalereer fur bauliche Unter- 



II 475) und Demochares (FHG II 448). Aber 30 nehmungen weder Geld noch Sinn besessen. Mit 

. _ L .... 1 ■■ t. . T7- 'j-ji .3: ... 1 — : A ^i .,J-rtV.f iwi Wirl iircnvn^n Hn« alls;. 



beide konnen nicht als unparteiische Kritiker 
gelten ; fiber Duris s. S. 2822. Demochares seiner- 
seits war politischer Gegner des D.; der ge- 
hassige Ton seiner Darstellung zeigt hinrei- 
chend, dass er nicht sine ira et studio schreibt. 
Hohes Lob wird dem D. von Cicero, Aelian und 
anderen spateren Schriftstellern gespendet (vgl. 
Droysen a. a. 0. 110, 3). Diese gunstigen Be- 
urteilungen scheinen stark beeinfl usst zu sein durch 



dieser Ansicht steht im Widerspruch das aus- 
driickliche Zeugnis des Favorinus (?) bei Diog. 
Laert. V 75, wonach D. xaraaxsvaig rfi^ryse rijv 
m?.tp. Und dass der Gewahrsinann des Diogenes 
Laertios recht hat, zeigen die bei den eleusini- 
schen Ausgrabungen zum Vorscliein gekommenen 
detaillierten Baurechnungen fur die grosse Saulen- 
halle, die wiihrend der Verwaltung des D. von 
dem Architekten Philon vor dem Tempel der De- 



die DarleoTineen des D. in seinem Werke sicqi 40 meter und Kore emchtet wurde (s. G1A II 8d4 

n . ° ^ • -> tlt . . _. i_._ i. n • i- ,.~i ^^..., T n^f^lrl TTon/lK i\ (fv Rmtrv TT 



rijg dsy.aeilai. Bei den Keueren kommt D. meist 
zu gut weg, so bei Ostermann unci Toepffer. 
Am wenigsten gunstig urteilen fiber ihn Droysen, 
Grote und Holm. Um dem Manne gerecht zu 
werden, muss man sich vor alien Dingen seine 
politische Stellung klar machen. Das verabsaumen 
die, welche ihm seine Friedensytolitik nach aussen 
hin entweder zum Vorwurf oder zum Lobe an- 
rechnen. D. war von Kassandros als Verweser 



recnnen. u. war von j^atsiiuuiuo .no i««™ jv.u.i.i 6 ^n. j-^^.... ,^.... — - -- - 

der Stadt Athen eingesetzt worden ; als solcher 50 dies sich gegen den Graberluxus ricntete 



vgl. dazu Larfeld Handb. d. gr. Epigr. II 1, 
173). Aber audi die grapbischen Kfinste prote- 
gierte D. So erhielt z. B. der Maler Protogenes einen 
Auftrag von ihin (vgl. Wachsmuth a. 0. 610). 
Verhiiltiiismassig gut unterrichtet sind wir 
fiber die sog. Luxusgesetzgebung des D., die darauf 
abzielte, durch Eindammung alles ubertriebenen 
Aufwandes den allgemeinen Volkswohlstand zu 
kraftisren Tiefeinsclmeidend war das Gesetz, wel- 
- - Soviel 



aber hatte er gar nicht die Befugnis, aussere Po 
litik zu treiben. Hatte er sich auf dies Terrain 
begeben und begonnen, selbstiindige Politik zu 
treiben, so ware er zweifelsohne unver/.figlich durch 
Kassandros von dem Posten entfernt worden, anf 
den ihn das Vertrauen desselben gestellt hatte. 
In Erkenntnis dieser Verhaltnisse verzichtete D. 
auf aussere Politik und beschriinkte sich auf 
die innere Verwaltung. Hieraus folgt, dass die 



wir wissen, war Solon der erste, der demselben 
gewisse Schranken setzte. Aber sein hierauf be- 
zugliches Gesetz war bald in Vergesscnheit geraten. 
Es wurde zwar gelegentlich erneucrt, aber um 
die Mitte des 5. Jhdts. v. Chr. war es schon wieder 
total einsrcschlafen. Von dieser Zeit an bis gegen 
Ausgang'des 4. Jhdts. erfreut sich der bildnerische 
Trieb an der Herstellung luxuriPser Grabdenk- 
maler im grossen Stil. Dern zum Teil unsinnigen 



die innere verwaltung. meraus ioigu. ua» uic uimn "" ^ JM "' k - 11 '- ^ -"* - u "" y , 7 n 

staatsmannischen Qualitaten des Phalereers nur 60 Aufwand, der hier getneben wurde, maclite 1). 



nach seinen Leistungen auf dem Gebiete der Com- 
munal verwaltung zu hewerten sind. Dass er ein 
hervorragender Finanzmann war, giebt selbst sein 
politischer Widersacher Demochares (s. a. 0.1 zu; 
vgl. auch Diog. Laert. II 75. Wir wissen, dass 
unter der Verwaltung des D. die jahrlichen Staats- 
einkiinfte die stattliche Summe von 1200 Talenten 
betrugen (Duris bei Athen. XII 542 c : yj/Jo)v xai 



ein jahes Ende (vgl. Cic. de leg. II 64). Er be- 
schrankte den Grabschmuck auf drei einfache 
Formen : die Eundsaule, den liegenden Grabstein 
und die Gefassform. Die Gynaikonomui (vgl. u.) 
waren angewiesen, streng fiber die Innehaltung 
dieser Verordnung zu waclien. Es lasst sich nicht 
leugnen. dass das Gesetz, welches nebenher bis 
in die EOmerzeit hinein seine voile Geltung be- 



f 



hielt, vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus 
betraehtet seine Berechtigung hatte; der Ent- 
wicklung der attischen Kunst hat es aber unge- 
heuer geschadet, insofern mit demselben der atti- 
schen Graberplastik die Lebensader unterbunden 
wurde (vgl. Bruckner Archaol. Anz. 1892, 23). 
In den Bereich der Luxusgesetzgebung fallt ferner 
die Bestimmung des D., dass nur bis zu 30 Per- 
sonen an Hochzeiten, Gastmahlern und sonstigen 
privaten Festivitaten teilnehmen durften (vgl. 
Spangenberg a. 0. 12). Weiterhin schrankte 
er die Bestattungsfeierlichkeiten, die mit viel Pomp 
begangen zu werden pflegten, bedeutend ein und 
ordnete an, dass sie vor Tagesanbrucb stattzu- 
finden hatten (vgl. Spangenberg a. a. 0. 13). 
Schliesslich gehOrt in den Rahmen der auf He- 
bung des Volkswoblstandes abzielenden Bestre- 
bungen des D., wie das neuerdings richtig betont 
worden ist (vgl. Kohler Rh. Mus. LIII 492ff.), 
die Umgestaltung der alten Choregie zur Choregie 
des Demos verbunden mit der Agonothesie. Dass 
diese Reform der Choregie auf D. zuriickzufuhren 
ist, hat Kohler Athen. Mitt. Ill 240 mit Hfilfe 
der Steine schlagend erwiesen. Und zwar fallt 
dieselbe aller Wahrscheinlichkeit nach in das J. 309, 
wo D. Archon war und mit grosser Glanzent- 
faltung die Dionysien feierte (Duris FHG II 475). 
Naheres fiber die Einrichtung der Agonothesie 
und Choregie des Demos im Art. Agonothetes 
Bd. I S. 874ff. und besonders bei Holm a. 0. 
IV 77. Hier braucht nur die Intention, die D. 
bei seiner Reform leitete, in Kfirze hervorgehoben 
zu werden. Der Hauptunterschied zwischen der 
alten Choregie und der von D. geschaffenen Ein- 
richtung bestand darin, dass bei jener einzelne 
(spater Consortien) vermogender Bfirger fur die 
Ausstattung der dionysischen Agone zu sorgen 
batten ; bei der neuen Einrichtung hingegen iiber- 
nahm der Demos selbst die Kostendeckung und 
ernannte einen besonderen Beamten ^Aywvo&hrjs), 
der die Agone vorzubereiten und zu leiten hatte. 
Uber die gesetzgeberische Idee dieser Bestimmung 
hatte sich D. in seiner Schrift jiegi rfjg dexasria; 
verbreitet (vgl. Plut. bellone an pac. clar. f. Athen. 
349 b ; dass der hier genannte D. der Phalereer 
sei, hat zuerst erkannt Wyttenbach in seinem 
Commentar zu Plut. mor. , nicht Toepffer, wie 
Kohler Rh. Mus. LIII 492 meint). Seine Ab- 
sicht war, die bedeutende pecuniare Last, welche 
die Choregie mit sich brachte, auf eine grOssere 
Menge zu verteilen und so der allzu starken In- 
anspruchnahme einzelner Vermogen vorzubeugen. 
Tjbrigens hat D. auch die Rhapsodenwettkampfe 
an den Panathenaeen umgestaltet (Athen. XIV 620 b 
rovg ds vvv 'OfojgiOTas ovoina^ofievovg ^Qcozog elg 
ra -fiearoa naoyyaye Atfurjroiog 6 <Pa/.rjQst'g [Eu- 
stath. IL p. 1479]. Vgh hierzu Susemihl Alex. 
Litt. I 137, 68). Wenn Ostermann a. 0. I 43 
recht hat. so liangt auch diese Anderung mit der 
Luxusgesetzgebung zusammen. 

Von den ubrigen organisatorischen Massnahmen 
des D. ist am bemerkenswertesten die Einsetzung 
zweier neuer Behorden : der Nofiocpr/.axEs und der 
der rwuixovouoi. Obwohl nirgends ausdrucklich 
fiberliefert wird, dass D. die beiden Behorden ge- 
schaffeii habe, so weist doch alles darauf hin, 
dass sie ihm ihren Ursprung verdanken. Be- 
zfiglich der Komophylakes vgl. Boeckh Kl. 



Schrift. V424ff. Strenge Quaest. Philoch. (Gott. 
1868) 5ff. Starker De nomoph. Athen. (Breslau 
1880). Bernays Phokion 136ff. Meier-SchO- 
mann-Lipsius Att. Proc. I 81ff. Spangen- 
berg a. 0. 13ff. Wie der Name besagt, hatten 
die Gesetzeswachter auf die ptinktliche Befolgung 
der Gesetze zu achten. Speciell hatten sie darauf 
zu sehen, dass die Beamten gesetzmassig ver- 
fuhren, und in der Ekklesie die Abstimmung zu 

10 inhibieren, wenn ein schadlicher oder gesetzwi- 
driger Beschluss gefasst werden sollte. Ein Col- 
legium mit polizeilichen Competenzen waren die 
Gynaikonomoi. liber dieselben vgl. Boeckh a. 
0. 421ff. Philippi Areop. u. Eph. 308. Meier- 
SchOmann-Lipsius a. 0. I 108ff. Spangen- 
, berg a. 0. llff. Im Gegensatz zu den eben genann- 
ten Forschern vertritt Stojentin De Poll. Athen. 
ant. (Breslau 1875) 5ff., dem Wachsmuth Stadt 
Athen II 1 , 390, 2 beipftichtet, die Ansicht, dass 

20 die Gynaikonomoi schon vor D. in Athen bestanden 
haben. Meines Erachtens sind die von Stojentin 
vorgebrachten Grfinde nicht stichhaltig und ge- 
niigend widerlegt worden durch R. Schoell Jen. 
Lit.-Zeitg. 1876 nr. 38 und Lipsius a. 0. I 
109, 204. Der Amtskreis der Gynaikonomoi war 
erheblich umfangreicher, als ihr Name ahnen lasst, 
insofern sie eine Sittenpolizei im weitesten Sinne 
des Wortes waren. Sie hatten nicht nur fiber 
die Sittsamkeit der Frauen zu wachen, sondern 

30 auch vor allem darauf zu achten, dass die Luxus- 
gesetze genau beobachtet wurden. Wenn der Ko- 
miker Menandros bei Athen. VI 245 be sagt, dass 
die Gynaikonomoi zur besseren Controlle des Pu- 
blicum^ sich gelegentlich der Hiilfe der GarkSche 
bedienten, so ist das ein fauler Komikerwitz, aus 
dem nicht etwa geschlossen werden darf, dass 
unter D.s Prostasie ein weitverzweigtes Spionagc- 
wesen Platz gegriffen hatte. Weiterhin wird be- 
richtet, dass D. die Zahl der Richter im Eisangelie- 

40 verfahren von 1000 auf 1500 erhehte (Naheres hier- 
fiber bei Spangenberg a. 0. 17f.). Ausserdem 
hat man noch eine ganze Reihe von Verande- 
rungen im attischen Verwaltungs- und Gerichts- 
wesen vermutungs weise auf D. zuruckgefuhrt. So 
glaubte man, dass die Umwandlung des atheni- 
schen Ephebeninstituts in eine staatliche Er- 
ziehungsanstalt in die Verwaltungsperiode des 
Phalereers falle (s. v. Wilamowitz Philol. 
Unters. IV 184. Toepffer a. a. 0. 330. Niese 

50 a. 0. 248). Allein diese Annahme lasst sich an- 
gesichts des XLIL Cap. der aristotelischen 'A&. 
no)., nicht mehr aufrecht erhalten. Aus demselben 
ersieht man, dass die Verstaatlichung der Ephebie 
bereits vor 322 vollzogen war (vgl. Holm a. 0. 
IV 77). Ferner hatte Bergk (Ztschr. f. d. Alt.- 
Wiss. 1849, 207 = Kl. Schr. II 614, 2), ausgeheud 
von Lex. Cant. s. fti] ovaa dixi], zu erweisen ge- 
sucht, dass das Gesetz, welches die Privatprocesse 
zunachst vor die Diaiteten zu bringen gebot, von 

60 D. erlassen worden sei. Mit guten Grfinden trat 
der ganz willkurlichen Interpretation Bergks 
entgegen Lipsius Att. Proc. IT 1009ff., wel- 
cher an der Hand des von Bergk missverstan- 
denen und fibel vexierten Artikels des Lex. Cant, 
den Nachweisjuhrte, dass jenes Gesetz lange Zeit 
vor D. in Wirksamkeit gewesen sein mfisse. Zu- 
dritt muss noch das Experiment Ungers (Jahrb. 
f. Philol. CXXXV 755ff., vgl. dazu Zeller 



2827 



Demetrios 



Demetrios 



2828 



Arch. f. I'hilos. II 298ff.) erwahnt werden, das unter 
D. Poliorketes erlassene, beriichtigte Gesetz des 
Sophokles, welches die athenischen Philosophen- 
schulen einer staatlichen Controllo unterstellte 
(s. Sauppe Or. Att. II 341), in die Regierungs- 
zeit des D. von Phaleron hinaufzuriicken. Indessen 
es ist schlechterdings unmoglich, sich den letz- 
teren als Protector jenes Machwerkes vorzustellen. 
Und mit Recht bemerkt Susemihl (Alex. Litt. 
I 553, 168), dass die Ausftihrungen Ungers schon 
vor ihrer Publication widerlegt gewesen seien 
durch die treffliche Behandlung des Gegenstandes 
bei v. Wilamowitz Philol. Unters. IV 194ff. 

Schliesslich muss noch, nm die Aufzahlung der 
Einzelheiten , die uns von der Communalverwal- 
tung des I). bekannt sind, vollstandig zu machen, 
der von ihm veranstalteten Volkszahlung (egeraofiog 
zoov xazoixovvzcov rrjv 'Azzixr/v) gedacht werden. 
Es ist das erste Beispiel einer solchen im classi- 
schen Altertum. Alles, was wir von derselben 
wissen , geht auf Ktesikles bei Athen. VI 272 c 
(FHG IV 375) zuriick, einen Historiker, welcher, 
wie frg. 2 M. lehrt, friihestens am Ausgang des 
dritten vorchristlichen Jahrhunderts gelebt haben 
kann. Die Volkszahlung des D. umfasste alle 
Classen der BevOlkerung, Burger, Schutzverwandte 
und Sclaven; doch beschrankte man sich darauf, 
die Zahl der erwachsenen Manner festzustellen. 
Weiter darf wohl mit Sicherheit angenommen 
werden, dass die rechtlich zugehOrige und nicht 
bios die factisch anwesende BevOlkerung aufge- 
nommen wurde. Die Zahlung soil ergeben haben : 
21 000 Burger, 10 000 Metoeken, 400 000 Sclaven 
(die letzte Zahl wohl sicher falsch). In welchem 
Jahre die Volkszahlung des D. stattgefunden, liisst 
sich nicht ausmaehen, da das Datum bei Athen. 
a. a. O. verstiimmelt ist. Schweighauser hat 
sie in die 115. 01. verlegen wollen, Casaubonus 
in die 116., St. Croix, dem Beloch sich an- 
schliesst, in die 117., Scaliger eudlich in die 
118. Fill- die Festsetzung der Zahlung auf 01. 
117 macht man geltend, dass D. 01. 117, 4 (= 309) 
Archon war — natiirlich taugt dies Argument 
nichts. Zur Sadie vgl. Ostermann a. 0. I 32ff. 
Boeckh Staatshaush. d. Ath. I 3 47ff. Buchsen- 
schiitz Be*, u. Erw. im gr. Alt. 141ff. Spangen- 
berg a. 0. 21ff. und besonders Beloch BevOlk. 
d. gr.-rOm. Welt 4ff. und 57tf. 

Die legislatorische Thatigkeit des D. lasst sich 
nur dann vo'llig begreifen, wenn man sie von dem 
Gesichtspunkt der Abhangigkeit von den politi- 
schen Theorien des Aristoteles betrachtet. Das 
Ideal, welches dem Phalereer bei seiner Organi- 
sation des athenischen Gemeinwescns vorschwebte, 
war nichts anderes als die aristotelisehe xoliztia 
par excellence, jcne Staatsform, die sich als eine 
Krasis von Oligarchic und Demokratie darstellt, in 
der weder die Keichen noch die UnvermOgenden den 
Ausschlag geben, sonde™ der biirgerliche Mittel- 
stand (vgl. Arist. Pol. IV 8 p. 1293 b 33). Das 
war nach seinem Dafurhalten das beste unter den 
gegebenen Verhaltnissen erreichbare Staatswesen. 
Durch Einfiihrung eines verhaltnismiissig niedrigen 
Census (1000 Drachmen, Diod. XVLTI 74, vgl. 
Bergk Kl. Schrift. II 588ff.), der zum activen 
Biirgerrecht berechtigte, erreichte D., dass der 
biirgerliche Mittelstand die entscheidende Majo- 
ritat im Staate bildete. Diesen Mittelstand gait 



es nun kraftig und gosund zu erhalten, wenn andcrs 
die nolizela Bestand haben sollte. D. hoffte dies 
Ziel durch seine Luxusgesetzgebung zu erreichen, 
welche die Burger zur Sparsamkeit erziehen und 
der durch unniitzen Aufwand veranlassten Ver- 
armung der BevOlkerung entgegenarbeiten sollte. 
Ausser den Grundlinien seiner Verfassung ent- 
lehnte aber D. noch manche Einzelheit der Staats- 
lehre des Aristoteles. Eine freie Nachbildung 

10 der aristotelischen Nomophylakes (s. Pol. IV 11, 
9. 12, 8. VI 5, 13) ist die gleichnamige Beherde, 
die D. ins Lcben rief. Ahnlich steht es mit den 
Gynaikonomoi (s. Pol. IV 12, 9. VI 5, 13). Selbst 
die Volkszahlung des D. scheint durch die Er- 
orterungen ilber die richtige Biirgerzahl (Pol. IV 
4) angeregtzu sein. — Wenn .einige Schriftsteller' 
(vgl. Unger Jahrb. f. Philol. CXXXV 758) bei 
Strab. VIII 398 die Behauptung aufstellen, Atj/nr/- 
TQtos ov fiovov ov xazfAvos zijv Sr/fioxgazlav alia. 

20 xal kjtrjvdiQ&cooev, so ist dies Urteil wohl das Re- 
sultat einer Vergleichung der Verfassung des D. 
mit der unter Antipatros herrschenden Staats- 
form. Von einer Eetablierung der alten Demo- 
kratie durch D. kann nach dem oben Gesagten 
natiirlich nicht die Kede sein. Ganz im Gegen- 
satz zu den Gewahrsmannem des Strabon charak- 
terisicrt Plut. Dem. Pol. 10 die Herrsehaft des 
D. als loya) fiev 6"kiyaQyixz\ , EQycp S'n fiovaQytxrj. 
An diesem Aussprueh ist soviel zutreffend, als 

30 D. in seiner Eigenschaft als Prostat thatsachlieh 
fiber der von ihm eingerichteten Politeia stand 
und als solcher die Macht hatte, jederzeit tiber 
die Schranken der Verfassung hinweg seinen per- 
sonlichen Willen zur Geltung zu bringen. Nach 
diesen Darlegungen wird es mOglich sein, ein 
sicheres Urteil iiber die staatsmannischen Fahig- 
keiten des D. abzugeben. Ein genialer Politiker 
war D. sicherlich nicht; dazu fehlte es ihm an 
schopferischer Kraft. Er begniigte sich im wesent- 

40 lichen damit , die politischen Theorien des Peri- 
patos in Praxis umzusetzen, Aber auch dieser 
Aufgabe war er nicht ganz gewachsen. Denn 
wenn auch eine grosse Anzahl seiner Beformen 
von holier praktiseher Brauchbarkeit war, so waren 
andere liinwiederum die Ausserung eines ganz 
merkwtirdigen Doctrinarismus (das gilt z. B. von 
einigen der Luxusgesetze ; vgl. ubrigens v. Wi- 
lamowitz Arist. und Athen I 3621. Hervorragend 
tiichtig war D. nur als Finanzmann. Aber ehr- 

50 liches Streben, die in jeder Beziehung verrotteten 
Zustande in Athen zu bessern, wird man ihm nicht 
absprechen diirfen. Seine Verwaltung war trotz 
mancher Missgriffe segensreieh fiir die Stadt. 

III. Demetrios Bedeutung fiir die Lit- 
teratur. D. war als Schriftsteller von einer 
ausserordentlichen Productivit&t (Diog. Laert. V 
80. Suid.i. Es ist eigentlich selbstverstandlich, 
wird aber zum t'berfiuss auch noch direct bezeugt 
(Cie. de fin. V 19), dass die Periode seines riistig- 

60 sten litterarischen Schaffens in die Zeit seines 
Aufenthaltes in Agypten flel. Von .seinen zahl- 
reichen Schriften sind nur kiimmerliche Eeste auf 
uns gekommen. Ein wohl sicher auf Hermippos 
von Smyrna zurilckgehendes Sehriftenverzeiclmis 
bietet Diog. Laert. V 80ff. Dasselbe zeigt Spuren 
starker Zerriittung leinzelne Werke, z. B. xeoi 
vo,ucov, werden zweimal erwahnt: andrerseits fehlt 
manches: z. B. die dgyovzcov avir/oaytj. die doch 



2829 



Demetrios 



Demetrios 



2830 



Laertios selbst an zwei Stellen [I 1 und II 3] 
eitiert). Die starke Schadhaftigkeit des Index 
zeigt sich ubrigens auch in der planlosen An- 
ordnung der Schriften. Wir besitzen zwei Voll- 
standigkeit erstrebende Fragmentsammlungen des 
D. : Herwig Uber Dem. Phal. Schrift. (Progr. Rin- 
teln 1850) und OstermannDe Dem. Phal. vit.reb. 
g. et script, rell. II (Progr. Fulda 1857) 19ff. 
(sehr sorgfaltig hergestellte und nahezu vollstan- 
dige Sylloge; man vermisst das Fragment des 
D. bei Plut. bellone etc. 349 b, einige Citate aus 
D. in Philodemos Ehet. [vgl. Ill a] u. e a.; wir 
fiihren die Bruchstticke des D. mit den Oster- 
mannschen Nummeni an). Die Fragmente der 
Eeden des D. publicierte ausserdem Sauppe Orat. 
Att. II 344 (manches Ungehorige hier aufgefuhrt), 
die der historischen Werke Muller FHG II 362ff. 
a) Die Eeden und rhetorischen Schriften des 
D. Litteratur: Westermann Gesch. d. Bereds. 

I 159ff. Herwig a 0. Iff. Ostermann a. 0. 

II 15ff. Blass Griech. Bereds. 16ff. Norden 
Ant. Kunstpr. I 127ff. Da die erhaltenen Bruch- 
stticke der Eeden des D. zu dtirftig sind, um die ora- 
torische Eigenart des Marines erkennen zu lasscn, so 
sind wir ganz auf die Urteile der alten Kunstrichter 
angewiesen. Am wertvollsten und reichlichsten 
sind die Angaben des Cicero. Ihm lagen noch 
die Reden des 1). vor und er las sie mit Vergniigen. 
Auf sein Urteil darf man sich vcrlassen, da er ja 
hier als Fachmann redet. Dasselbe gilt von Quin- 
tilianus. Merkwiirdigerweisc schweigen sich die 
griechischen Techniker vollig iiber D. aus. — Auf 
die Periode der grossen attischen Eedner war eine 
Zeit der Decadence gefolgt. An die Stelle der kraf- 
tigen, licrben Ecde, die packte und ziindete, war die 
weiche und siissliche getreten, die darauf ausging, 
zu ergotzen. Als hervorragendsten Vertreter dieses 
Genres bezeichnct Cicero ide orat. II 95) D. von 
Phaleron. Nach einer anderen Stelle (Brut. 36; 
vgl. Quint. X 1, 80) soil er sogar die neue Art 
der Beredsamkeit inauguriert haben. Ziemlich 
scharf charakterisiert Cicero die Eloquenz des D. 
orat. 92ft*. Hier weist er sie dem fieoov ysvog 
zu, welches mit Bewusstsein an die von den So- 
pliisten cultivicrte Art ankniipfe und dessen cha- 
rakteristisches Merkmal der reiche. erlesene Schmuck 
der Eede sei. Speciell an D. wird hervorgehoben, 
dass er sich gem der Metaphem und der iibrigen 
Tropen bediente, auch verschmiihte er nicht die 
Eedefignren und was sonst geeignet war, der Eede 
Eleganz und Grazie zu verleihen. Hiermit stimmt 
Quint. X 1, 33 uberein, der den Stil der Reden 
des D. mit eitiem blunicnreichen, buntgestickten 
Hetaerengewand vergleicht (Xorden a. 0. 128). 
Cicero (Brut. 285] rfllimt den Reden des D. nach, 
dass sie echl attisehe y&Qii atmen, und Quint. 
X 1, 80 steht nicht an, D. den letztcn attischen 
Eedner zu nennen. Es ist interessant zu sehen, 
wio sich in der Beredsamkeit des 1). die gauze 
Eigenart seiner Personlii-hkeit widerspicgelt. Dem 
Streben nach Eleganz in der iiusscreii Erschei- 
nung, das weder Schminktopf noch Parfiim ver- 
schniahte (vgl. S. 2822i, entspricht aufs hochste 
die scharfe Accentuierung des Anmutigen und 
A\'ohlgeiUlligen in der Eede, das angstliche Ver- 
nieiden alles Schroffen, Rauhen. Passionierten. Das 
Genre des Demosthenes tadelte er (Plut. Dem. 11. 
Philod. Rhet. I 197, 24 Sudh.i. Bei Diog. Laert. V 



80 wird cine Sammlung von Volks- und Gesandt- 
schaftsreden des D. erwahnt (St]/i^yoetoov re xal 
nqeofiuwv owaywyr) : fiir jiqsojIuwv dtirfte wohl 
aQeojisvtixwv zu schreiben sein). Ausserdem wird 
§ 81 ein 7iQr.a^evtixbg a angefuhrt. Zu diesem 
Adjectiv kann kaum etwas anderes als Xoyos ex- 
ganzt werden und bedeutet jiQEofievrmbs Xoyog ,Ge- 
sandtschaftsrede'. Offenbar haben wir es hier mit 
einer Nummer der grossen Eedencollection zu 

lOthun. Neben diesen Eeden miissen aber auch 
noch Gerichtsreden des D. im Altertum vorhanden 
gewesen sein. Jedenfalls bezieht sich auf solche, 
was der Anon. Seg. in seiner Ti%vri QrjzoQimj 
iiber die drfytjois in den Eeden des I). anmerkt 
(vgl. Spengel Ehet. Gr. I 442, 22ff.). Nur zwei 
nichtssagende Bruchstticke aus — wie es scheint — 
wirklich gehaltenen Eeden des Phalereers sind 
erhalten (und dazu noch bios in lateinischer tfber- 
setzung) bei Eut. Lup. Ilp. 4, 7 H. u. II 16 

20 p. 20, 6 H. (vgl. dazu Susemihl Alex. Litt. II 
501). Dagegen sind die bei Dem. -t. igp. 289 
angefiihrten, bei Sauppe unter II rangierten 
Worte des D. kein Fragment einer Eede, sondern 
ein einfaches ajz6<p&ey/.ia. 

Quint. II 4, 41 berichtet, dass zur Zeit des 
D. in Griechenland der Usus aufgekommen sei, 
fietas ad imitationem fori consiliorumqiie ma- 
terias dicere. Doch bemerkt er ausdriicklich hierzu : 
an. ah ipso id genus exercitationis sit inren- 

30 turn parum comperi. Sollte D. selbst wirklich 
— woran ich nicht glaube — derartige Schuldec.la- 
mationen verfasst haben, so hat sich auf alle Falle 
nichts davon erhalten. Denn sicher keine solche 
Declamation war die SwxQarov; axoloyla (s. u. 
c), und das Stuck Diatribe, das uns Stob. Flor. 
VIII 20 (III 345, lOff. Hense) aufbewahrt hat, 
diirfte schwerlich vom Phalereer herriihren, wie 
Norden a. 0. 1 130 meint, sondern gehOrt dem Ky- 
niker D. Nr. 91 zu, einem Zeitgenossen des Seneca, 

40 wie Ruhkopf (zu Senee. de Prov. Ill 3) und 
Hense (zu Stob. a. 0.) richtig gesehen haben. 
Ausser Reden hatten die Alten noch eine ganze 
Eeihe rhetorischer Schriften von D. In dem her- 
mippischen Verzeichnis (Diog. Laert. V 80 g. E.) 
wird ein Werk .Uber Ehetorik' in zwei Biichern 
(tisqi Q-qtoQiy.fjg a /J) erwahnt. Dasselbe findet 
sich nur an zwei Stellen des Philodem mit vollem 
Titel angefuhrt (Rhet. I 272, 4 Sudh.: J. 6. <P. 
ev toTg neQt rijg QrjzoQixijg [hier nuv der Titel er- 

50halten] und I 346, 41. S. A. 6 <P. iv zw .tcjm zijg 
mizoQixfjg |mit einer Ausserung des D. iiber den 
Architekten Philon]). Ob die iibrigen bei Phi- 
lodem vorhandenen Citate aus D., bei denen eine 
genauere Ursprungsangabe fehlt, aus neoi qyjzo- 
Qiy.fjg entnommen sind, ist zum Teil sehr frag- 
lich. Wahrscheinlich ist es fiir I 222. 2ff. S., 
wo iiber das von D. introdueierte yirog hzcvy.zi- 
y.ov anaoiv gehandelt wird; sehr unwahrschein- 
lich dagegen fiir I 197, 24 ff. S. (frg. XLV1II), 

60 wo iiber die Art des demosthenischen Vortrags 
abfallig geurteilt wird. Die letztere Stelle scheint 
vielmehr auf die Monographic des D. iiber De- 
mosthenes zuriickzugehen , die Dion. Hal. n. zij; 
At]fi. ).il 53 (S. 244,20ff. Us.-Rad.i erwahntizl. 
ze 6 <P. (fijot xal oi allot, navzsg ol zov (Slov avzov 
ovyygdyiarztg) und die Plutarch, wie ein Vergleieh 
von Vit. Demosth. 11 (frg. XLVI) mit der eben ange- 
fiihrten Stelle aus Dionysios lehrt, in seiner Lebens- 



2831 



Demetrios 



Demetrios 



2832 



beschreibung des Demosthenes benutzt hat. Nun 
ist es wohl mehr als bios wahrscheinlich, dass Plu- 
tarch alle in dieser Schrift eingelegten Citate aus 
D. aus dessen Monographie fiber Demosthenes ent- 
nommen hat. Unter jenen Citaten befindet sich 
aber ein solches (c. 11 = frg. XLVII), das fast 
wOrtlich mit Philod. I 197, 24ff. S. iibereinstimmt. 
Daher halte ich es fur sehr wahrscheinlich, dass 
Philodem an der letzteren Stelle aus D.s (llog 
drjfi. geschopft hat. Wohin die fibrigen rhetori- 
schen Fragmente des D. (frg. XLIII iiber Platons 
Stil; XLIX iiber die Perioden des Isokrates; LII 
fiber Aischines [verstiimmelt] ; LIII iiber Isaios ; 
wozu noch kommt das Bruchstiick des D. bei 
Westermann Biogr. Gr. 258, 45 iiber Isokrates) 
gehoren, ist nicht auszumachen. Zum Teil, so- 
weit sie biographisches Material enthalten, staramen 
sie wohl aus flioi, die D. iiber die betreffenden 
Kedner gescbrieben. 

b) Die historisehen und staatswissenschaft- 
lichen Schriften des D. 1. Ilegi xfjg dexaexlag a 
(Diog. Laert. V 31), Memoiren iiber seine zehn- 
jahrige Thatigkeit als Gouverneur von Athen. 
Vielleicht waren sie veranlasst durch Invectiven 
seiner politischen Gegner und fallt ihre Abfassung 
noch in die Zeit seines thebanischen Aufenthaltes 
(s. v. Scala Stud, des Polyb. I 153, 2). Aus- 
drficklich citiert wird die Schrift nirgends. Doch 
stammt sicher aus ihr eirie Anzahl von Stellen, wo 
D. schleehthin ohne nahere Angabe des beniitzten 
Werkes angefuhrt wird: Cic. de offlc. II 17 (D.s 
Urteil iiber Perikles); Plut. bellone an etc. 349 b 
(fiber die Nachteile der alten Choregie; vgl. 
Koehler Eh. Mus. LIII 489); schliesslich dfirfte 
auch die Ausserung des D., die Demochares FHG 
II 448 bekampft, in unserer Schrift gestanden haben. 
Hingegen ist bei Strab. VIII 398 eine Bezugnahme 
auf D.s Memoiren nicht anzunehmen (vgl. Unger 
Jahrb. f. Philol. CXXXV 758). 2. Agybvxmv 
avayga<p?j (fehlt im Index des Hermippos; von 
Diog. Laert. I 1 und II 3 mit vollem Titel ci- 
tiert). Sechs Brucbstucke daraus erbalten (frg. 
XVIII — XXIII), aus denen ersichtlich ist, dass 
D. neben der politischen Geschichte auch die 
Litteraturgeschichte eingehend beriicksichtigte. 
Benutzt wurde die agyovxmv araygaqpri von Apol- 
lodoros in seinen Xgovixd (vgl. Diels Bb. Mus. 
XXXI 29. 37). S. Wachsmuth Einl. in d. alt. 
Gesch. 130 und v. Gutschmid Kl. Schrift. IV 
293. 3. Ilegi tuv 'Id>voiv a (Diog. Laert. V 81). 
4. Ilgooifiior iaxogixov a (Diog. Laert. V 81 i. Un- 
sichere Vermutung fiber dasselbe bei Scala a. 
0. 157ff. 5. Ilegi xrjg Adijvijoi voiiodeoiag in ffinf 
Biichern (Diog. Laert. V 80). Eine historiseh- 
a:itiquarische Untersuchung fiber die Gesetzgebung 
Athens mit besonderer Rucksichtnahme auf da> 
solonische Gesetzgebungswerk. Vollstandig un- 
begriindet ist die Amiahme von Be mays Pho- 
kion 138 und Toepffer a. 0. 330, dass D. in 
unserer Schrift eine Rechtfertigung seiner eigenen 
kgislatorisehen Thatigkeit gegeben. Weder aus 
dem Titel noch aus den erhaltenen Resten lasst 
sich dies entnehmen. Zu den sieben Pragmenten, 
die Ostermann der Schrift zuweist (frg. XXIV 
— XXX), kommt noch hinzu erstens frg. XXXII. 
das Ostermann, eiuer Vermutung Bergks fol- 
gend (Ztschr. f. d. Alt.-Wiss. 1849, 207 Anm. = 
Kl. Sehr. II 014, 2) fiir ein Bruehstfick der bexaexia 



hielt; vgl. dagegen die treffenden Ausfuhruugeii 
von Lipsius Att. Proc. II 1010. Zweitens ge- 
hort noch in die athenische Nomothesie die An- 
fiihrung aus D. bei Cic. de leg. II 64 (und Plut. 
Sol. 21: s. Leop. Schmidt Ethik d. Gr. I 
114). Mit Recht bcmerkt Lipsius a. 0., dass 
D.s Nomothesie bei den Spateren als Autoritat 
fiir die athenischen Staatseinriehtungen gait und 
fleissig benutzt wurde. Durch rationelle Analyse 

10 der einschlagigen Autoren wird man wohl noch 
manches ffir jenes Werk zuruckgewinnen kOnnen. 
6. Ilegi xcov 'A$t]vi]ai xoXtxeicov a (j (so herzu- 
stellen auf Grand der Lesart von L ; zioXi- 
xriiv, was unpassend, scheinen zu haben BVD 
bei Diog. Laert. V 80). t'ber die Verfassungen, 
die bei den Athenem eingefiihrt gewesen. 7. 'Ex- 
xXtjoia evogxog a (Diog. Laert. V 81 ; Titel un- 
sicher: exxXtjoia evogxog a LVD, ixxXrjevogya B). 
8. ' Yireg xfjg sioXixeiag a (Diog. Laert. V 81). Wahr- 

20 schcinlich eine Empfehlung der aristotelischen ,-ro- 
Xixeia xar eg~oy>jv (Vgl. S. 2827f.). 9. tlegi TioXtxtxcSv 
a ~£t (Diog. Laert. V 80). 10. Ilegi vo/tcov (zwei- 
mal aufgefuhrt Diog. Laert. V 80 u. 81 ; Oster- 
mann a. 0. II 35, 3 mOchte fiir das zweite rb- 
f.io}v lesen aroftoav ; allein auch der Agioxbjiayog 
findet sich in der massgebeuden Uberlieferung 
des Laertios zweimal vermerkt). 11. Ileoi bij/j.a- 
ycoytag a 3 (Diog. Laert. V 80). 12. Aixaia a 
(Diog. Laert. V 81), Versuch einer Codiflcierung 

30 des Volkerrechtes in der Art der aristotelischen 
bixaioiiiaxa row Ttolecov (Diog. Laert. V 26). Ein 
Fragment erhalten bei Polyb. XXXVI 2, 3 1 = 
frg. XXXIX; von Ostermann falschlich den oxga- 
xtjyixd des D. zugewiesen, s. v. Scala.a. 0. 156). 
Von grossem Einfluss scheinen die bixaia des D. 
auf die vblkerrechtlichen Anschauungen des Po- 
lvbios gewesen zu sein, vgl. v. Scala a. 0. 158. 
319ff. Ganz problematisch ist aber die von dem 
letzteren vorgenommene Vereinigung der Schriften 

40 jigooijuiov ioxogixov, bixaia. Ttegi elgtji'i];. Tiegi 710- 
Xeitov (so schreibt er Diog. Laert. V 81 fiir das 
tiberlieferte boxov) und .-rgeoflevxiy.bg zu einem 
grossen Werke, in dem D. alle Teile des Volker- 
rechts behandelt habe (s. v. Scala a. 0. 156ff. 
und dagegen Susemihl a. 0. I 187). 13. Ilegi 
eigi'jvijg a (Diog. Laert. V 81). Vielleicht bezieht 
Ostermann a. 0. II 35 mit Recht auf dies Werk 
den Satz des D. bei Plut. Lyk. 23 (= frg. XLI). 
14. Zrqaxi]yixa a rf (Diog. Laert. V 80). Uber 

50 die Pfiichten oder Geschafte des Feldherrn. Hier- 
aus wohl Polvb. X 24 (= frg. XXXVIII) und 
exc. 1. XXXVI 2 (= frg. XXXIX). Unsicher_ ist 
der Inhalt der 15. 'Adijvaicor xaxadgoui) a (Diog. 
Laert. V 81). Die Aufschrift kann doch wohl 
nur beleuten ,Tadel der Athener'. Welcher Art 
derselbe war, steht dahin. Vielleicht war die 
Schrift ein politisches Pamphlet. 

ci Die philosophischen Schriften des D. (Her- 
wig a. 0. ISff. Ostermann a. 0. II 21ff.> Als 

60 Dialoge diirfen mit ziemlicher Sicherheit ange- 
sprochen werden folgende aclit im hermippischen 
Verzeichnis (Diog. I^aert. V 8 1 ) aufgeffihrte Schrifteii 
(vgl. Hirzel Dialog I 318l: 1. IlxoXoaaZog a. 
ohne Zweifel nach Ptolemaios Lagu genannt iSujet 
.-tsgi jiaaiXeiag c !\. 2. $ixih<j'n>btxg a; darunter wird 
wohl der Thebaner dieses Namens, ein Schfiler 
des Sokrates ivgl. Plat. Phaid. 59 c), zu ver- 
stehen sein (s. Ruhnken zu Xen. Mem. I 2, 48). 



2833 



Demetrios 



Demetrios 



2834 



3. Maidojy a ; der Name ist offenbar corrupt. 
Herwig a. 0. 18 will Mihoiv herstellen; Hirzel 
a. 0. 318, 1 bessert sehr schon Mtdojv; so hiess 
namlich auch ein ps.-platonischer Dialog (Diog. 
Laert. Ill 62) und waren Komoedien des Antiphanes 
und Alexis betitelt (Meineke Hist. crit. com. Gr. 
401). 4. KXecor «; benannt nach dem bei Diog. 
Laert. V 76 erwahnten Kleon? 5. Aoxa&etyg 
a ; fiber seine Tendenz eine Vermutung bei Hirzel 
a. 0. I 337, 2. 0. 'Agiaxeidtjg a; oder fiber die 
Gerechtigkeit ? LAgiaxo/iaxog a; der von Her- 
wig a. 0. 19 zuerst ausgesprochenen, von Oster- 
mann a. 0. II 21 und Hirzel a. 0. I 318, 1 
wiederholten Vermutung, nach welcher unser Ari- 
stomachos identisch sein soil mit dem von Diog. 
Laert. V 70 erwahnten Schfiler des Lykon, stehen 
ernstliche chronologische Bedenken entgegen. Ari- 
stomachos wird im Testament des Lykon genannt ; 
dieser starb ca. 226 v. Chr. Nehmen wir nun auch 
an, dass A. ein sehr alter Schfiler des Lykon war, 
also etwa 50 Jahre zahlte, als jener starb, so erhal- 
ten wir immerhin als Jahr seiner Geburt"276 ; mit 
anderen Worten eine Zeit, wo D. langst nicht mehr 
unter den Lebenden weilte (vgl. Abschn. I). 8. Aio- 
vuoiog a (tj jcsgl xgvyijg'?). Bei den folgenden elf 
von Hermippos (Diog. Laert. V 81) angefiihrten 
Schriften ist es unentschieden , ob sie die dialo- 
gische Form hatten : 1 . Hgoxgsnxixbg a (vgl. 
Hartlieb Leipz. Stud. XJ 326 und Hirzel a. 
0. I 345). 2. 'Egoixixog a (vgl. Hirzel a. 0. 
345, 1). 3. Ilegi ytjgwg a (vgl. Hirzel a. 0. I 
350). Zwei Bruchstficke daraus erhalten (frg. XVI 
und XVII). Aus denselben ist soviel ersichtlich, 
dass die Disputation des D. sehr pessimistisch ge- 
halten war und er die Nachteile des Alters stark 
betonte. fiber die Stellung der Schrift innerhalb 
der Litteratur fiber das Alter s. Hirzel a. 0. 
I 331, 2ff. 4. Ilegi zdoxsca; a. 5. Ilegi yagixog 
a (vgl. Hirzel a. 0. I 350). 6. Ilegi /.teyaXo- 
ywyjag a. 7. Ilegi yduov a (vgl. Hirzel a. 0. 
I 350 und Schmjd't Ethik der Gr. II 188). 
8. Ilegi xov doxov a ; dieser Titel ist wohl ver- 
derbt. Lucas Holstein wollte bessern xegi xov 
xoxov ; sehr unwahrscheinlich ist die Conjectur 
v. Scalas Stud, des Polyb. I 156, nach welcher 
doxov aus TtoXe/tov verderbt ware. 9. Ilegi xaigov 
a. 10. Ilegi exm]bevuaxoyv «; ,de variis homi- 
nura studiis'. 11. Ilegi xvyjjg a (vgl. Hirzel 
a. 0. I 350). Daraus ein langeres Fragment er- 
halten. das fiber den Umschwung in den Verhalt- 
nissen der Perser und Makedonier handelt (Polvb. 
XXIX 21 und Diod. XXXI 10 = frg. XIV). Wahr- 
scheinlich stammt aus unserer Schrift auch der 
Ausspruch des D. bei Pint. cons, ad Apollon. 
394 (= frg. XIII 1 und Diog. Laert. V 82 (=■ 
frg. XII 1. Niiheres fiber die Siche bei L. Schmidt 
Ethik d. Gr. II 68. Rohde Gr. Rom. 2 299ff. 
Eoesiger Die Bed. d. Tyche bei d. spat. gr. 
Hist., besonders bei D. von Phaleron (Progr. Kon- 
stanz 1880). Schenkl Bursians Jahresbericht 
XXXVIII 229ff. v. Scala a. 0. I 159ff. Norden 
Rh. Mus. XLVIII 541. Susemihl Alex. Litt. 
I 592. 12. Xalxtoixog a (vgl. Hirzel a. 0. 311, 2). 
Mitten unter den Dialogen des D. steht im 
hermippischen Katalog (Diog. Laert. V 81) der 
2coxguT>]g a. Die Schrift wird unter diesem Titel 
zweimal bei Plutarch citiert (frg. Ill u. V). Mit 
ihr identificiert man wohl mit Recht die von Diog. 



Laert. dreimal angezogene Scoxgaxovg axoXoyia 
(IX 15. 37. 57). Aus diesem Titel kann man zu- 
nachst die Tendenz der Schrift entnehmen. Weiter 
aber folgt aus ihm, dass der 2a>xgdxi]g nicht zu 
den Dialogen gehiSrt (was iibrigens auch aus dem 
Charakter der sechs vorhandenen Fragmente ge- 
schlossen werden mfisste). Man kOnnte nun denken, 
dass man es mit einer Declamation zu thun habe 
(so Susemihl a. 0. 1 139ff.). Dem widerspricht 

10 aber auf das entschiedenste der ganze Ton der 
Darstellung, von dem wir aus frg. Ill u. V eine 
vorzfigliche Vorstellung gewinnen, und nicht we- 
niger die Fiille des Inhalts. Wie wir aus frg. II 
ersehen, handelte D. von den Unbilligkeiten, welche 
die Philosophen von den Athenern erfahren. Ferner 
hatte D. zu zeigen gesucht, dass sowohl der be- 
rfihmte Aristeides als auch Sokrates nicht arm 
gewesen seien (frg. Ill u. IV). Ffir Aristeides 
hatte er sich auf folgende drei Thatsachen be- 

20 rufen : auf seine Verwaltung des Archontats, seine 
Verbannung durch den Ostrakismos und auf Weih- 
geschenke, die er wegen seines Sieges in der Cho- 
regie aufgestellt und mit der Inschrift versehen 
hatte : Avxioyig evixa • AgiaxEi&rjs iyog^yei • AgyJ- 
oxgaxog edidaoxev. Gegen das letzte Argument 
erhob Panaitios in seiner Schrift fiber Sokrates 
Einspruch, der den Nachweis ffihrte, dass die mit 
dem Namen Aristeides versehenen Weihgeschenke 
nicht vom Sohne des Lysimachos, sondern von 

30 einem anderen Trager jenes Namens herruhrten 
(vgl. Schmekel Philos. der mittl. Stoa 231ff.). 
Weiter hatte D. in seinem Sokrates erzahlt, dass 
dieser mit der Nichte des Aristeides Myrto in Bi- 
gamiegelebt habe (Plut. Arist. 27. Athen. XIII 556 a 
und Schol. Arist. Ran. 1539). Auch gegen diese 
Angabe polemisierte Panaitios, der auch hier das 
Missverstandnis aus der Verwechsluug von Namens- 
vettern herzuleiten suchte (vgl. Schol. Arist. a. 
0. und Schmekel a. 0. 232). Frg. I handelt 

40 fiber Demokritos; Diog. Laert. IX 15 (fehlt bei 
Ostermann) zeigt, dass D. in seinem Sokrates 
auch auf Herakleitos zu sprechen kam. Offenbar 
war die Apol. Socr. des D. eine breitangelegte, 
von gelehrten, aber meist verkehrten Parekbasen 
wimmelnde Verteidigungsschrift des grossen Phi- 
losophen. 

Ein umfangreicheres Werk war die Schrift 
jiegi oveigojv in fttnf Biichern. Im hermippischen 
Verzeichnis fehlt sie ; wir haben Kunde von ihr 

50 nur durch Artemidor. Oneir. II 44, wo es heisst : 
oveioovg amofiejiijxoxag xaX ra; a^ofiaoeig aizcdr 
ovx hebeyexo ygitpew ev xeyvij oveigoxgmy.fi 0i -'^ £ ' 
hoc Txiftava ehbxei zavxa xairoi reairov xov Tvnov 
xai Aijiujxgi'ov xov <pj.Xrjqeoig xai Agxeuoiro; xov 
Mt/.ijaiov xov n'ev er xgtoi jlifSXioig. xov d'e ev .-xsvxc, 
xov oe ev elxoatSvo xoXXovg oveioovg avaygaipa- 
iievcav xai /tdXtoza ovvrayag xai &egaxeiag t«j 
0.71b 2a.ga.mbo; boOehag. Dass die letztere Aus- 
sage wohl in erster Lime auf D.< Werk geht, ist 

60 aus Diog. Laert. V 76 ersichtlich: Xeyexat b'e 
aTtofiaXbvia avrov isc. Arjfi.) xag oij'eig ev AXegav- 
bgeiq xouiaao&at avdtg naga xov SagaTtibog . o&er 
xai xov; rxaiavag xoiijaai xovg ueygi vvv abofievovg. 
D.s Bucli fiber die Triiiime war demnach nicht 
sowohl eine Theorie der Traumdeutung als viel- 
mehr eine Apologie der Oneirokritik , deren Be- 
rechtigung durch eine Masse in Erifillung ge- 
gangener Traume dargethan wurde. Mit Suse- 



2835 



Demetrios 



Demetrios 



2836 



mihl a. 0. 1 875 hier eine Fiilschuiig zu wittern, fiir das von ihr behandelte Gebiet war, ergiebt 
liegt absolut kein Grund vor. Vgl. ubrigens sich schlagend aus der einfachen Thatsache, dass, 
Buchsenschutz Traum mid Traumdeutung im wahrend vor D. die grosste Uneinigkeit fiber die 
Altert. (Berlin 1868) 48 und Reichhardt Comm. zu den sieben Weisen zu rechnenden Manner 
phil Jen V 132. herrschte, in der auf ihn folgenden Zeit sein Ver- 
di Litterarhistorisch-philologische Schriften dcs zeichnis (Kleobulos, Solon, Cheilon, Thales, Pit- 
D. (vgl Herwig a. 0. 25ff. und Ostermann takos, Bias, Periander) unbedingte Geltung hatte 
a II 40fl'.). Von seiner Beschaftigung mit Homer (s. Bohren De sept. sapt. [Diss. Bonn. 1867] 
legen drei Werke Zeugnis ab (vgl. Sengebusch 25ff.). Fiir die Reconstruction der Chrien des 
Horn. diss. I89ff.): 1. Ilegi 'Ihadog in zwei Bu- 10 D. kommen folgende Ausziige bezw'. Bearbeitungen 
chern (Diog Laert. V 81). Drei sichere Frag- in erster Linie in Betracht: 1. Stob. flor. 1172 
mentc. Frg. LXIII lehrt, dass 1). auch Text- p. Ill— 125 Hense. Dieser Passus tragt die tber- 
kritik trieb ; er athetiert II. II 409 als abge- schrift Arj m xgtov tfaXijosoyg rojv rma aotpmv ajio- 
schmackt und unpassend. Frg. LXV und LXVI <p&dyfiaza. Dass Stobaios merit das Originalwerk 
sind exegetischer Natur. 2. TTsgl 'Odvooeiag in des D. in Handen gehabt, ist selbstverstandlich. 
vier Biichern (Diog. Laert. V 81). Zwei exege- Vielleicht ist Didymos, des Herakleides Sohn I vgl. 
tische Bruchstiicke : frg. LXVII und LXVIII o. S. 2817), bier Mittelsmann (vgl. M. Schmidt 
An einer Kcihe von Stellen der Scholiasten zu Did. Chalc. frg. 373. 379ft' Brunco a. 0. 
Homer, wo D. citiert wird (vgl. Ostermann a. 0. 307ff.); 2. die Xgeiai in den Lebensbeschrei- 
II 40f.), ist es zweifelhaft, ob der Phalereer ge- 20 bungen der sieben Weisen bei Diog. Laert. I 
meint ist oder D. Ixion (s. Nr. 101). 3.'Otoi*os (vgl. Brunco a. 0. 20ff. und Stanjek Quaest. 
in einem Buch (Diog. Laert, V 81). Nichts daraus de sent. VII sap. coll. I [Diss. Breslau 1891] 
erbalten. Die homerischen Forschungen des D., 1). Auch l.aertios hat naturlich nicht das Werk 
die ubrigens reich waren an Fabeleien der leicht- des D. direct benutzt. Vermutungen fiber den 
fertigsten Art , waren stark benutzt von dem Ur- Vennittler (Apollodor. d. Epic.) bei B r u n co 
heber des peripatetischen Corpus, das Bioskorides a. 0. 20; 3. die yvtd/tai rcov exzaoocpdiv, die 
in seinem Buche nsgi xoiv nag' 'Of.w']Q(o vofimv Boissonade in den Anecd. Gr. I 135ff. aus dem 
ausschrieb; vgl. Weber Leipz. Stud. XI 146ff. Cod. Paris, gr. 1630 publiciert hat (vgl. Brunco 
Eine Biographic des Antiphanes war wohl die a. 0. 23ff. und Stanjek a. 0. 1); 4 % die aus 
Schrift negi 'Avri<fdvovs in einem Buch (Diog. 30 243 iambischen Trimetern bestehenden anoq^e.y- 
Laert. V 81), von der sich nichts als der Titel /tiara ralv mzk ooyoiv des Cod. Par. gr. 2720 
gerettet hat; s. Meineke Hist, crit, com. Gr. (Copie davon Cod. Paris, gr. 1773). die zuerst 
308 Ferner hatte man von D. zwei gelehrte Wolfflin in den S.-Ber. Akad. Munch. 1886, 
Sammelwerke: 1. eine Collection aesopischer Fa- 287ff. verOffentlicht hat. Vgl. dazu Studemund 
belli (Ibywv Aiowneiaiv avvaymyt), Diog. Laert. Wochenschr. f. kl. Philol. 1886, 1584ff. Neue 
V 80 und Alaomnmv «, ebd. V 81), von der wir treffliche Bearbeitung der Sammlung durch Stan- 
aber nichts Naheres wissen. Nicht unwahrschein- jek a. 0. 18ff.; 5. die cwoydeynaza xoiv knxa 




prosaisch abgefasst war. Dagegen ist die von Mus. XXXIX 468ff.). Cber andere Sammlungen 

Kora is zuerst ausgesprochene, von Schneide win, der Ausspriiche der sieben Weisen, die zum Teil 

Wagener und Keller (vgl. a. 0. 385) gebilligte noch nicht publiciert. sind, vgl. Brunco a, 0. 299ff. 

Hypothese, dass Babrios als Hauptgrundlage seiner Stanjek a. 0. 2 und Sternbach Gnom. Vatic. 

Gedichte eben die Synagoge des D. gebraucht 268. Fleissiger, aber in kritischer Hinsicht nicht 

habe, hinreicliend widerlegt worden durch Cru- geniigender Reconstructionsversuch der anotpftiy- 

sius BeBabrii aetate, Leipz. Stud. II 225 u. Rh. uaxa xoiv inxa ootpwv des D. von Brunco a. 0. 

Mus. XXXIX 605. Vgl. iibrigens auch Bergk 325-397 (s. Hense Rh. Mus. XLI 55 ; iibrigens 

Kl. Schrift, II 550 und Schmidt Ethik d. Gr. hat Brunco die amcpOfyuaxa der Wiener Col- 
I 38. Eine Sammelarbeit waren 2. die Xgetai 50 lection nicht verwertet). Welche Quellen B. fur 

,niitzliche Ausspruche' (Diog. Laert. V 81). Einen seine Xgetai benutzte. lasst sich nicht mehr fest- 

Teil derselben scheinen gebildet zu haben die stellen. Soviel ist aber noch erkennbar. dass er 

von Stob. flor. Ill 79 Mein., I 172 p. Ill Hense bei seiner Sammelarbeit weder besonders kritisch 

erwahnten unotpSiy^taxa ztuv ixra ao<pwv (Vgl. noch gewissenhaft verfuhr (vgl. Brunco a. 0. 304ff.). 

Brunco De diet. sept. sap. a Dem. Phal. coll., e) Briefe des D. Erwahnt wcrden_ im her- 

Acta sem. philol. Erlang. Ill 310ff.i. Die Ver- mippischen Verzeiehnisse (Diog. Laert. ^ Si) im- 

mutung von Legrand und Tychon Mem. sur orolai a. Bavon ist aber nichts erhalten; denn 

Bern, de Phal. 136. nach welcher die Xgetai iden- der Brief des B., welcher sich in der Aristfas- 

tiseh waren mit den dnotpVey/naza xoZv ixxa oo- epistel 29—32 eingelegt findet, s. p. llff. T\ei.dl. 
<fcov, findet schon dadurch ihre Widerlegung, dass 60 (Hercli er Epistol. Gr. 218 1, ist eine dreiste- 

die Sammlung der Spriiche der sieben Weisen bei Falschung. 

weitem nicht dazu ausreichte, ein selbstiuidiges f) Poesien des B. Biog. Laert. V 76 erwahnt 

Buch zu bilden (Brjinco a. 0. 302. 3). Ber liber Paiane. die B. nach Wiedererlangung seines ver- 

die sieben Weisen bandelnde Teil des Werkes lorenen Augenlichtes an den Sarapis gedichtet 

wurde von den Spateren viel benutzt, und wir be- habe. W'enn hier gesagt wird. jxamvag noirjaai 

sitzen eine ganze Rcihe Excerpte sowohl wie poe- (sc. Atjfi.) xovg fte/gi vvv ddouhovg. so geht das 

tische und prosaische Bearbeitungen desselben. naturlich auf die Zeit des Gewahrsmannes des 

Von welch autoritativer Bedeutung unsere Schrift Laertios (Hermippos?), nicht auf die des Com- 



2837 



Demetrios 



Demetrios 



2838 



pilators. Auf uns gekommen ist nichts von den Opusc. I 124, 12ff. 206, off.). Der legendare Cha- 

poetischen Productionen des D. rakter der Oberlieferung ist langst erkannt worden ; 

Was die Schriftstellerei des D. betrifft, so kann ihre factische Unmoglichkeit wird erwiesen durch 

es nicht wundernehmen, dass bei ihrem wesentlich die geschichtlichen Thatsachen, die uns uber das 

expansiven Charakter die Intensitat der Production Verhaltnis des D. zu dem Nachfolger des ersten 

nicht bedeutend war. Auf griindlicheren Studien Ptolomaeers bekannt sind (vgl. S. 2821). Ein 

basierten wohl bios die Arbeiten tiber die staatlichen anderes Unternehmen, zu dem D. den Anstoss ge- 

Einrichtungen der Athener. Dagegen waren seine geben haben soil, ist die tibersetzung der heiligen 

litterai-historisch-grammatischen Arbeiten (z. B. Biicher der Juden durch die (urspriinglich) 72 
die 'AnoloyiaSwxgdrovg und seine Homerica) leicht- 10 Dolmetscher. Die Sache selbst wird ausfuhrlich 

fertig zusammengeschrieben und recht oberflach- beschrieben in dem ebenerwahnten Aristeasbrief, 

lich, wie die erhaltenen Reste deutlich erkennen aus dem die spateren jiidischen und die christ- 

lassen. Originell war D. als Schriftsteller so wenig lichen Schriftsteller ihre Angaben uber die Ent- 

wie als Staatsmann. Fast alle seine Arbeiten stehung der Septuaginta geschopft haben (vgl. 

scheinen durch Theophrastos angeregt zu sein; die Stellensammlung in der Ausgabe von Wen d- 

wie das Verzeichnis der Schriften des Theophra- land 90ff.)i Indessen die Erzahlung des Ari- 

stos (bei Diog. Laert. V 42ff.) zeigt, hatte dieser steas ist eine plumpe, tendenzio'se Erfindung, das 

iiber die meisten Gegenstande gehandelt, fiber Product eines frechen, mit der politischen und 

die spater sein Sehuler D. schrieb. Wie sehr sich litteriiren Geschichte der Hellenen nur oberflach- 
der letztere seinem verehrten Meister anschloss 20 lich bekannten Juden (vgl. Wendlands Vorrede 

und von ibm abhangig war, lasst sich noch an XXVI). Eingehende Discussion der ganzen Frage 

einzelnen Punkten nachweisen; so ist z. B. die bei Schtirer Gesch. des jiid. Volk. im Zeitalt. 

Grundidee der Schrift zieqi xvyr\g ganz dem Theo- Jes. Chr. HI 3 309ff. 

phrastos entlehnt (vgl. Suseinihl Alex. Litt. II B. a) Als Historiker des Orients erscheint D. 

592). Wie sein Lehrer, so legte auch D. grossen von Phaleron bei Tertullian apolog. 19 : Eese- 

Wert auf die schone Form der Darstellung. Bei renda antiquissimarum etiam gentiitm archtva, 

Diog. Laert. V 82 wird seine Schreibart charakteri- Aegyptiorum, Ckaldaem-um, Phoenicum, advo- 

siert mit den Worten : yagaxxrjQ de (pdooo<pos ev to- eandi municipes eorum, per quos notitia sub- 

rla QtjroQixti xai dvvdfiei xexgafievog (vgl. S. 2829). ministrata est, aliqui Manethon Aegyptius, Be- 
' IV. Angedichtetes und Untergescho- 30 rosus Chaldaeus, sed et Iromus Phoenix, Tyri 

benes. A. Wahrend seines agyptischen Aufent- rex, sectatores quoque eorum Mendesius Ptolo- 

haltes soil B. die Anregung zu verschiedenen be- maeus et Menander Ephesius ci Demetrius 

deutsamen Unternehmungen gegeben haben. Ps.- Phalereus et rex luba et Apion et Thallus- 

Plut. apophth. 189 d berichtet, B. habe dem Pto- Wahrscheinlich hat Tertullian hier das Buch mgi 

lomaios Lagu den Rat gegeben, sich Werke fiber twv xar' Aiyvnxov im Sinne, das Athen. XV 680 a 

die Konigsherrschaft anzuschaffen und zu lesen; (FHG IV 383) einem nicht naher gekennzeich- 

denn — so motivierte er seinen Vorschlag — was neten D. zuschreibt (s. u. Nr. 120). Es sdieint 

die Freunde den KOnigen zu sagen sich nicht ge- indessen nicht geraten, allein auf das Zeugnis des 

trauten, das stande in den Biichern geschrieben. Tertullian hin den Agyptologen D. mit dem Pha- 
Diese Erzahlung, die durchaus nichts Unglaub- 40 lereer zu identiflcieren. Wahrscheinlich liegt ein 

haftes enthalt, darf fiir wahr hingenommen werden. Irrtum des gelehrten Kirchenvaters vor. Ubrigens 

Freilich ist es nicht erlaubt, auf Grund derselben spricht gegen die Gleichsetzung beider Manner auch 

D. zum geistigen Vater der grossen alexandrini- die Stellung des Agyptologen D. in clem Verzeieh- 

schen Bibliothek zu stempeln. Heutzutage darf nis der einschlagigen Schriftsteller bei Plinms 

es als ausgemacht gelten, dass die Griindung der- a. 0. (vgl. Susemibl Alex. Litt. I 486, 145). 
selben mit den Litteratur und Wissenschaft for- p) Zu den Geschichtschreibern der Juden, die 

dernden Bestrebungen des Ptolomaios Philadelphos or jcolv xijs aXrj&siag di^ftagzov, wird D. von 

in Verbindung steht. Dem von ihm gegrfindeten Phaleron gerechnet von Joscphus contra Ap. 21 8 ; 

Museion fiigte Philadelphos die grosse Bucherei als diese Stelle hat abgeschrieben Euseb. praep. evang. 
organischen Teil ein. Und so wird man ihn als 50 IX 42, 2. Die Angabe des Josephus beruht auf 

den eigentlichen Sehopfer und Stifter der ale- einer Verwechslung des Phalereers mit dem jfidi- 

xandrinischen Buchersammlung anzusehen haben schen Historiker D.Nr. 79, der unter Ptolomaios Phi- 

(vgl. Art. Bibliotheken Bd. Ill S. 409ff.). Nun lopator, (222—205) lebte, und ein Werk negi zcSv h 

existiert eine Uberlieferung , nach welcher Phila- 'Iovbaia (SaaaJwv verfasste. Vgl. hieriiberSchfirer 

delphos sich bei der Einrichtung der Bibliothek a. 0. lis 730ff. und Susemihl a. 0. II 647ff. 
vornehmlich der Hiilfe des D. bedient hatte. Diese ;/) Der Cod. Laur. LX 16 enthalt u. a. eine 

Tradition tritt uns zuerst entgegen in dem Ari- Sammlung von Musterbriefen, die dieAufschrift 

steasbrief, der aus der spateren Makkabaerzeit tragt: Atjfit;zgiov <Pa).-i]g{o; (so!) rr.To< foioxohxoi. 

stammt (vgl. die Vorrede Wendlands zu seiner Nach einer kurzen Widmung des Buchleins an 
Ausgabe XXVII). Hier figuriert D. geradezu als 60 einen nicht naher bestimmten Herakleides werden 

dienstbeflissenerOberbibliothekardesPhiladelpbos 21 Brieftypen {ximoi ixwxohxoi) aufgezahlt und 

Ixaraoratieig ixlzftgxov fiam!Jo}g[&. i. $dabtt<pov] im Anschluss daran von jedem Typus ein oder 

Pifihodyy.rjg A. 6 0. p. 3, Off. Wendl.}. Weiterhin ein paar Musterbeispiele mitgeteilt. Ioh kann 

findet sich die Uberlieferung — um von den wort- fiber dies Machwerk hier bios einige provisonscbe 

lichen Abschreibern des Aristeas abzusehen — Bemerkungen machen. Dass es zu Unrecht mit 

in dem bekannten Scholion des Tzetzes , dessen dem klingenden Namen des Phalereers geschmuckt 

Angaben fiber D. wohl auch in letzter Linie auf ist, folgt einerseits aus der unsaglichen Ode und 

den Brief des Aristeas zuriickgehen (vgl. Ritschl Armseligkeit des Inhalts, andererseits — und hier- 



2839 



Demetrios 



Demetrios 



2840 



auf ist der Hauptaeeent zu legen — aus der sohul- 
massig trockenen, jeglichen Schmuckes entbehren- 
den Form der Darstellung. Aber iiberhaupt scheint 
es mit der urkundlichen Beglaubigung dcr Autor- 
schaft des D. von Phaleron libel bestellt zu sein. 
In der Editio princeps (Aldinische Briefsammlung 
[Yened. 1499] II 2b) hat namlich das Schrift- 
chen den Titel: dva>vv/j,ov tivbg jcgbg 'HgaxlM- 
Srjr huoroXixol zvjiol ; daraus muss man schliessen, 



Annalune dargethan. Das starkste und zugleich 
einleuohtendste Argument gegen die Autorschaft 
des Phalereers ist, dass er selbst (Aijii. 6 <PaXijg.) 
im § 289 — eine Stelle , die sicher nicht inter- 
poliert ist, sondern zu dem urspriinglichen Be- 
stande der Schiift gehBrt — angefiihrt wird. Aber 
wie steht es iiberhaupt mit der diplomatischen 
Bezeugung der Verfasserschaft des D. von Pha- 
leron? Von den hsl. Zeugen koinmt hier natiir- 



dass es Hss. gegeben hat (oder giebt), in welchen 10 lich bios der Codex P in Betracht. Dieser hat 



unser Tractat als das Werk eines unbekannten Ver- 
f assers bezeichnet war, und es liegt nahe, zu ver- 
muten, dass die Aufschrift des Laurentianus von 
irgend einem Humanisten herriihrt, der vielleicht 
aus der Widmung an Herakleides, den er fur den 
Pontiker hielt, und aus der Erwahnung Alexan- 
driens im 18. Brief die Urheberschaft des D. v. Ph. 
— naturlich falschlich — erschloss. In welehe 
Sphare etwa die Schrift gehOrt, lehrt die auf- 



zwar die Aufschrift Arj/ttjrglov <PaXrjgEcog tteoi 
Eg/:a]VEiag, o eon negi <pgdoscog, aber die ihrer 
Natur nach zuverlassigere Subscriptio lautet: A>j- 
firjTQiov xsgl sQ/irjvsiag. Darnach scheint das Wort 
&ah]Qscog in der Uberschrift vermutungsweise von 
irgend einem gelehrten Leser oder Abschreiber 
hinzugefugt zu sein. Wenn der Bischof von Bul- 
garien Theophylaktos (11. Jhdt.) an einer Stelle 
seines Briefes an Eomaios (vgl. Liers De aet. et 



fallende Verwandtschaft derselben mit den ebenfalls 20 script, libr. q. fert. Dem. Phal. n. e. [Breslau 



anonymen, in den Hss. oft dem Libanios oder Pro 
klos zugeschriebenen, aus den- Zeiten des aus- 
gehenden Altertums stammenden EmoioXif.ia.Toi %a- 
/mxrrjgeg (vgl. iiber diese Hinck Jahrb. f. Philol. 
XCIX 552ff. und Hercher Epistol. Graec. 6ff.). 
Neueste kritische Bearbeitung der tvtioi snioro- 
lixoi von Hercher a. 0. 1 — 6, Im iibrigen vgl. 
Krumbacher Byz. Litt. 2 452 und Peter Der 
Brief i. d. rOm. Litt. (= Abh. d. sachs. Ges. d, 



1880] 5) D. von Phaleron als Verfasser des Buches 
nsgi ig/.a]vsiag nennt, so folgt daraus bios, dass 
in seinem Exemplar dieses Werkes bereits die 
Conjectur des AiKurymos in den Titel einge- 
drungen war. In den iibrigen antiken Citaten aus 
jteqI EQpirjveias ist der Verfasser der Schrift ent- 
weder einfach D. genannt oder nicht naher be- 
zeichnet (vgl. Liers a. 0. 3ff.). Die Verfasser- 
rechte des Phalereers sind also urkundlich sehr 



Wiss. XX 3) 21. Kritische Beitrage liefert Z i e - 30 schwach beglaubigt. Die ersten, welehe an der 



linski Philol. LX 8ff. 

S) Mit dem beriihmten Namen des D. von Pha- 
leron schmfickt sich ferner ein rhetorisches Lehr- 
buch, das den Titel tragt tieqI EQ/,<t)velag (fiber 
den rednerischen Ausdruck). Erhalten ist uns 
dasselbe nur durch eine Hs., den beriihmten Pa- 
riser Ehetorencodex gr. 1741 saee. XI (beschrieben 
von Usener De Dion. Hal. libr. mss. [Bonn 1878] 
I; iiber die jieoi sQ^retag enthaltende Partie der 



Autorschaft des Phalereers Zweifel ausserten, 
waren Politianus undMusurus, welehe, diipiert 
durch eine Plause des Schol. Arist. Nub. 400, Dionys 
von Halikarnass fur den Verfasser der Schrift 
hielten. Mehr fur sich hatte die Vermutung des 
Muretus, nach welcher der Sophist D. von Ale- 
xandria, der im 2. Jhdt. n. Chr. gelebt zu haben 
scheint (Nr. 100, vgl. 96), als Urheber des Tractats 
anzusehen ware. In der neueren Zeit hat H. Liers 



Hs. vgl. K. Schenkl Wien. Stud. IV 55ff. und 40 in der bereits angefuhrten Breslauer Dissertation 



Hammer Dem. a. L [Progr. Landshut 1883] 
65ff.). Demi die jiingeren Hss., die den Tractat 
enthalten, sind samtlich Copien vom P(arisinus) 
und haben mithin keine selbstandige Bedeutung. 
Was den Inhalt der Schrift betrifft, so hebt sie 
mit einer Definition der Begriffe xcoXov, xbi.ij.ia, 
xegloSog an ; hierauf wird das Wesen des Tiago- 
iioiov, 6/ioioxeXevtov und Evfrv/irj/ia erliiutert. Nach 
diesen praliminaren Bemerkungen wendet sich 



vom J. 1880 das fragwiirdige Experiment gewagt, 
die Verfasserschaft des Phalereers wieder zu ver- 
fechten. Naturlich fand er mit seinen Darlegungen 
keinen Glauben. Eine bedeutende Forderung des 
Gegenstandes brachte das auch schon oben genannte 
Landshuter Programm Hamm ers vom J. 1883. der 
zu dem Ergebnis gelangte, dass die Schrift etwa um 
100 v. Chr. abgefasst sei und zwar vielleicht von 
dem Syrer D., einem Lehrer des Cicero (Nr. 98), 



der Verfasser seinem eigentlichen Thema zu, dcr 50 oder auch von D. aus Alexandreia, der aber nicht 

Besprechung und Charakterisierung der Arten der 

rednerischen Darstellung. Er unterscheidet vier 

Stilarten (xagaxrtjgEg) : den lo%vog, fiEyaXoxgsxt'jg, 

■/larfvQog und dEirog. deren Wesenseigentiimlich- 

keiten sorgfaltig erOrtert und durch zahlreiche 

Beispiele aus Bednern, Historikern und Dichtern 

erlautertwerden (gute sachliehe Analysen der Schrift 

vonLiers Jahrb. 1. Philol. CXXXV684ff. Hammer 

a. 0. 8ff. Vol km ami Ehet. d. Griech. 2 538ff. 



erst im zweiten nachcliristlichen Jahrhundert, 
sondern schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts 
v. Chr. gelebt habe (s. Nr. 96). Die Hammer- 
schen Ausfiihrungen fanden den Beifall einer An- 
zahl competenter Beurteiler, z. B. Volkmanns 
Ehetorik d. Gr. u. Homer* 538. Es folgt ein Auf- 
satz von Liers Zur Gesch. der Gr. Stilarten, 
Jahrb. f. Philol. CXXXV 681ff.. in welchem er 
jedoch nicht mehr wagt, die unbedingte Eichtigkeit 



Walter Gesch. d. Aesth. im Altert. 809ff.). Die 60 seiner fruheren Positionen zu behaupten. Dann 



Schrift ist in peripatetischen Kreisen entstanden ; 
unverkennbar ist die starke Anlehnung an die For- 
schnngen der Meister dieser Schule (vgl. Hammer 
a. 0. 8 — 45). Nach der von vielen Gelehrten 
namentlich der fruheren Zeit geglaubten Tradition 
war I). von Phaleron Verfasser unseres Tractates. 
Die neuere Forschung hat mit aller nur wfin- 
schensvverten Evidenz die Unmoglichkeit dieser 



erschienen fast gleichzeitig zwei Dissertationen 
(Altschul De Dem. rhet. aet. [Leipz. 1889] u. 
Beheim-Schwarzbach Lib. .-r. Igu. q. Dem. 
nom. inscr. quo temp. comp. sit [Kiel 1890]), die 
beinahe zu demselben Eesultate gelangten. dass 
namlich die Schrift .-regi ig/i7jreia; um 100 n. Chr. 
entstanden sei. Den Ausfuhrungen Altschul? 
und Beheim-Schwarzbachs schloss sich voll 



2841 



Demetrios 



Demetrios 



2842 



und ganz au Schmid Eh. Mus. XLIX 144. 
Allein es fehlte beiden auch nicht an Gegnern, 
welehe die von ihnen vorgebrachten sachlichen 
Argumentc fur unzureichend hielten (vor allem 
ist zu nennen Hammer in Bursians Jahresb. 
LXII 72ff.). Das J. 1894 brachte die iiber- 
aus fieissige Dissertation von Dahl Dem. n. i. 
(Zweibr.), welehe auf Grund genauer Untersu- 
clmng der Sprache des Tractats die Lebenszeit 
des Verfassers zu ermitteln sucht. Er fand, dass 
dcrselbe in der von Altschul und Beheim- 
Schwarzbach ermittelten Zeit geschrieben haben 
miisse. So iiberraschend und bestechend das Zu- 
sammentreffen der drei von verschiedenen Punkten 
aus gefuhrten Untersuchungen in demselben Eesul- 
tate sein inag, so kann ich mich trotzdem mit dem 
letzteren nicht zufrieden geben. Ieh kann meine An- 
sicht, dass die Schrift noch in die hellenistische 
Zeit gehort, hier nicht naher begriinden. Imwesent- 
lichen stimme ich mit dem tiberein, was Ammon 
Blatt. f. d. bayr. Gymn.-Wes. 1898, 729ff. gegen 
Dahl geltend gemacht hat. Genaueres iiber die 
Geschichte des Problems bei Durassier Dem. 
de Phal. de Telocution (Paris 1875) Illff. und 
Dahl a. 0. Iff. Tiber die alteren Ausgaben s. Du- 
rassier XVIIIff. Die letzte, ubrigens wenig ge- 
nfigen de Bearbeitung des Textes von SpengelEhet. 
Gr. Ill 259ff. Eine modernen Anspriichen genii- 
gende Edition erwartet man von L. E a d e r m a c h e r. 
Gute Ubersetzung ins FranzOsische von Duras- 
sier (vgl. o.). Beitrage zur Kritik und Erkla- 
rung der Schrift lieferten: Finckh Obs. crit. 
in Dem. rhet, Progr. Heilbronn 1841 ; In Long, 
rhet. et in Dem. lib. de eloc. ann. crit., Progr. ebd. 
1847; Philol. XV 153ff. A. Nauck Philol. VI 
176. Weil Jahrb. f. Philol. LXXIII 704ff. Cobet 
Mnem. N. S. X 42. 'Hammer Philol. XXXV 
71 Iff. XXXVI 355ff. Ma ass Herm. XXII 576, 2. 
Hahne Genethl. Gott. 97ff. Eoshdestwenski 
in d. Xagiowljoia f. Korsch (Moskau 1896) Sect. 
I 2. v. Wilamowitz Hermes XXIV 629. 

86) Demetrios von Aspendos, Schuler des 
Apollonios von Soloi, lebte spatestens um die 
Mitte des ersten vorchristlichen Jalirhunderts, da 
er in dem Homoiiymenwerke des D. von Magnesia er- 
wahnt war (Diog. Laert. V 83; vgl. dazu Scheur- 
leer De Demetr. Magn., Lugd. Bat. 1858, 56). 
Im iibrigen ist er uns ebenso unbekannt, wie sein 
Lehrer Apollonios. 

87") Demetrios von Byzantion , Peripatetiker 
(vgl. Susemihl Alex. Litt. I 154ff.). An dritter 
Stelle aufgefiihrt in dem aus I), von Magnesia ent- 
lehnten Verzeichnisse der AtjfiijTgwi bei Diog. 
Laert. V 83. Aus der Erwahnung durch D. von 
Magnesia folgt. dass er spatestens um die Mitte des 
ersten vorchristlichen Jahrhunderts gelebt haben 
kann. Nun berichtet Plut. Cat. min. 65. 67ff., 
dass der jiingere Cato mit einem Peripatetiker 
D. eng befreundet war und dass dieser in seinen 
letzten Tagen bei ihm war. Es liegt nahe zu 
vermuten, dass der von D. Magnes angefuhrte 
Peripatetiker D. identisch ist mit dem Freunde 
des Cato (vgl. Zeller Philos. der Gr. LTI3 1, 
779 Anm.). Weiter citiert Athenaios in seinen 
Deipnosophisten dreimal einen D. von Byzantion mit 
einem Werke xeqI xoitifidrcor : X 452 d "(iiber pytha- 
goreische Allegorieni, XII 548 d fein Ausspruch des 
Gorgias) u. XIV 633 a (der xogr/ydg in friiherer Zeit). 



Alle drei Stellen sind dem IV. Buch jieqi tioiij- 
/ndrcov entnommen. Man wird kauin fehlgehcn, 
wenn man den Peripatetiker D. von Byzanz und 
den gleichnamigen Verfasser des Werkes Tisgl 
jioirjfiaTwv fiir ein und dioselbe Person halt ; denn 
der Historiker D. von Byzanz (Nr. 76) kommt 
doch hier nicht in Betracht (s. Mil Her FHG 
II 624 Anm.). Benutzt wurde ferner die Schrift 
rcegl jioirj/idrwv des D. von Philodemos, der sie 

10 ausdrucklich citiert im V. Buch xsgl noirn.i,dT(ov 
C ol. 9 v. 34—35 (Vol. Here. 2 II 170. Vol. 
Here. Oxon. II 127). Eine schone Entdeckung 
Lucignanos ist es, dass Pap. Here. 1014 (Vol. 
Here,'': V 1—21. Vol. Here. Oxon. I 106—123) 
das II. Buch von D.s Werk negi 7toitj { udra>v enthalt. 
Die iiberaus sorgfaltige Bearbeitung des Stiickes 
durch den eben genannten Gelehrten wurde publi- 
ciert von Barnabei Giornale degli scavi N. S. II 
65ff. Das II, Buch nsgl xoirifiaTcov handelte nament- 

20 lich iiber die poetische Xliig, zu deren Illustrie- 
rung zahheiche Dichterstellen angefiihrt wurdeu. 
Vgl. Gomperz Wien. Stud. II 142. Scott 
Fragm. Hercul. (Oxf. 1886) 30ff. und Hausrath 
Philod. -t. jioit/fi. 1. II (= Jahrb. f. Philol. Suppl. 
XVII) 213ff. Aus einem Werke Tiegl tpdoaoqimr 
(oder xEgl Swxgdrovgl) scheint zu stammen die 
Notiz des D. von Byzanz fiber Sokrates und Kriton 
bei Diog. Laert. II 20. Ganz unentschieden muss 
es bleiben. ob unser Peripatetiker Verfasser ist der 

30 Streitschrift wider den Epikureer Polyainos (Ai^itj- 
zgiov ngbg rag TloXvaivov dnogiag i), von der noch 
Triimmer erhalten sind (s. Nr. 115). [Martini.] 

88) Demetrios von Alexandreia, Kyniker um 
300 v. Chr., Schuler des Theombrotos, eines 
Schiilers des Metrokles, Diog. Laert. VI 95. Zeller 
Ph. d. Gr. 113 246, 1. 

89) Demetrios 6 imxXijdeig Adxeov, namhafter 
Epikureer, Schuler des Protarchos von Bargylia, 
Strab. XIV 658. In der Aufzablung der epiku- 

40 reischen Scholarchen und sonstigen namhaften 
Epikureer bei Diog. Laert. X 25. 26 wird D. 
nach Zenon von Sidon genannt. Er war also 
jiinger als Zenon. Dass er zwischen Apollodoros 
dem xtjjiorvgavvog und Zenon Scholarch gewesen 
sei, hat Zeller Ph. d. Gr. IV 3 371, 5 ohne ge- 
niigenden Grund vermutet. Sextus adv. math. 
VIII 348 teilt von ihm eine Widerlegung skepti- 
scher Griinde gegen die Moglichkeit der Beweis- 
fiihrung (yEvixij und eidtxtj ajiodEil-ig) mit , die 

50 sich wohl gegen Karneades richtete. Ein genauer 
Altersgenosse des Ainesidemos braucht er nicht 
gewesen zu sein , auch wenn bei Sextus , wie 
Natorp (Forschungen z. Gesch. d. Erkenntnis- 
problems 258ff.) wahrscheinlich gemacht hat, Aine- 
sidemos Quelle ist. An zwei andern Stellen (adv. 
math. X 219; Pyrrhon. hypot. Ill 137) citiert 
Sextus den D. als Erliiuterer der Lehre Epikurs 
von der Zeit, vgl. Erotian. lex. Hippocr. s. Kj.ay- 
ycodr/. Wahrscheinlich gehOren ihm auch die un- 

60 leserlichen Eeste von Schriften eines Epikureers 
D., die sich in Herculanum gefunden haben : Atj- 
/xrjxoiov -t«oi tlvcov av^rjT7]dEvzcov diana VH 2 VI 
121 — 126," vgl. Scott Fragm. Here. p. 27 und 
ArjutjToiov .-zEoi yEcouEzoiag VHl IV Introd. in 
Poiystr. Ill 2," vgl. Scott a. a. 0. p. 36f. Zeller 
Phil. d. Gr. IV 371. Susemihl Gesch. d. gr. Litt. 
in der Alexandrinerzeit II 260. Natorp Forschg. 
z. Gesch. des Erkenntnisproblems 258ff. 



2843 



Demetrios 



Demetrios 



2844 



90) Demetrios, Sohn des Diphilos. aus Bithy- txoif.k I'm oe djioxxEirm, h<» 6f xiva vXaxxovrxa 
men, btoiker, Schiller des Panaitios, Diog. Laert, ov portico, Cass. Dio LXVI 13. Suet. Vesp 13 
V 84. Ind. Stoic. Here. col. 75 (ed. Comparetti Nicht glaublich ist es, dass Apollonios von Tyana" 
Kiv. d. Fil. III). Wahrschemlich ist er Verfasser wie Philostr. VI 31 erzahlt, spater den D dem 
des Epigramms Anthol. Pal. 1X730 (s. Nr. 72). Titus empfohlen habe. Uberhaupt schein't die 

91) Demetrios, Kymker, der unter den Kaisern ganze Verbindung zwischen Apollonios uud D 
trams, Nero, Vespasian in Rom lehrte. Er ge- die Philostratos auch in domitianischer Zeit noch 
nOrte zu dem radical antimonarchischen Fliigel fortbestehen lasst (VDT 42 VIII 20ff) auf Er 
seiner Secte. Em Geldgeschenk von 200 000 Se- flndung zu beruhen. Wenn D. damals uberhaupt 
sterzen , das lhm Caligula anbieten liess , wohl 10 noch lebte. stand er in den siebzi°-en und war ge- 
um den einseitigen Lehrer von seiner oppositio- wiss kein Anhanger des eine ganz andere philo- 
neilen Gesmnung abzubrmgen, schlug er aus. ,Um sophische Richtung vertretenden Apollonios Ge- 
lmch in Versuchung zu fiihren', ausserte er spater schrieben hat D„ soviel wir wissen, nichts Seneca 
Sseneca gegenuber, ,hatte er mir wenigstens sein bezieht sich stets nur auf seine miindlichen Vor- 
ganzes Reich bieten miissen', Sen. de benef. VII trage und Apophthegmen, die den vulgaren Kynis- 
11. In Senecas Buchern de beneflciis (VII 1,3. mus ohne individuelle Bcsonderheit auspriigen. 
n a i\ a r>° ■! Galhonem de vita beata Nach Philostr. Apollon. IV 25 gehorte auch Favo- 
(18, 3), den lirielen an Lucihus, die alle der nero- rinus zu seinen Verehrern und erwahnte ihn lobend 
mschen Zeit angehOren , wird die Lehrthatigkeit in vielen seiner Reden. Ausspriiche des D.- Sen 
desD.alsnochfortdauerndgeschildert;amklarsten20deprov. 3, 3. 5,5; epist. 67 14 91 19- de benef' 
setzt epist. 20, 9 (ego certe aiiter audio, quae VII 1. 3f. 8, 2. Lucian. adv. ind. 19. Epictet' 
dicit Demetrius noster, eum ilium vidi nudum Diss. I 25, 22. Vgl Zeller Ph d Gr IVs 766 
u. s. w.) seme Anwesenheit in Rom voraus. Seneca, 92) Demetrios, Pktoniker, genannt' von Marc 
der ihn oft gesehen und reden gehOrt hat, riihmt Aurel x&v dg iavxbr VIII 25 Einen Platoniker 
seme von rhetonscher Mnstelei freie, kraftvolle D. im 1. Jhdt. v. Chr., am Hof des Ptolemaios XII 
Kedeweise und seme Charakterstarke in der Durch- Dionysos lebend, kennt Lucian Tiegl xov ah tadicog 
fuhrung des bedurfmslosen Lebens (de benef. VII tiioxsveiv biapoXfj 16. [> Arnim 1 

Lff n -t TT 1 i Z S ot** !? ¥ e J* el f ? Cr " 93) ^ metri ' os aus Amphipolis, sonst unbe- 

laubt (de vita, beata 18, 3). Nach Luc. adv. in- kannter Schiiler Platons, Diog. Laert. Ill 46 
doctum 19. Philostr. Apollon. IV 25 hat D. unter 30 vielleicht identisch mit dem in Platons Testament 

* ero zeitweise auch in Kormth gelehrt. Philostr. (ebd. 43) neben Speusippos u. a. genannten. Zeller 

a. a. O. V 19 lasst Apollonios in Athen mit ihm Philos. d. Gr. II a* 982, 1. TNatorp 1 

zusammentreffen : jitxa. ydg xb Xigwvog palavuov 94) Aus Chalkedon (X a Xx,,86rwg, Diog Laert 

xai a sji avxo? sms dq,iaxo A&rjvxjoiv 6 A m uj- V 83, nicht, wie man friiher zuweilen las Kag- 

xgwg ovx<o ysrraicog, mg m bs rov xgdrov, Sv Negmr tn b6viog\ Rhetor, alter als sein beriihmter Lands- 

tieoi rovg ayojrag vfe&v , e^l&siv rijg 'EXXdSog. mann , der Rhetor Thrasymachos (Diog a O) 

Auch soU er mit Musomus zusammengetroffen dessen Geburt urn 459 oder vielleicht noch urn 

sem als dieser bei der Durchstechung des Isthmos zehn Jahre friiher anzusetzen ist (Blass Att 

als Erdarbeiter beschaftigt war. Da er nach Tac. Bereds. 12 245) 

ann XVI 34 im J. 66 bei dem Tode de.s Thrasea40 95) Demetrios, nach der Stellung im Homo- 

Paetus als Ireund zugegen war und da ihm nymenverzeichnisse bei Diog Laert V 83 ver- 

anderseits Philostratos zum Lobe rechnet, dass mutlich aus dem 3. Jhdt. v. Chr., mit dem Bei- 

er, wahrend Nero im J. 67 in Griechenland weilte, namens rgaopixbg , vielleicht ein Redner, dem 

Atnen mcht verliess, so er gl ebt sich, dass er noch a. O. Ware Darstellung nachgeriihmt wird- fir 

im J. 66, zweifellos wegen seiner Verbindung mit 8k 6 avxbg xal £wygd<pog. 

Ihrasea Paetus, aus Rom verwiesen wurde und 96) Demetrios, ein Sophist, der zu Alexandreia 

die letzten Jahre der Regierung Neros in Korinth lebte und eine (nicht erhaltene) Rhetorik verfasst 

und Athen zubrachte Die allgemeine Unglaub- hat (Diog. Laert. V 84), gewohnlich. doch ohne 

wurdigkeit des philostratischen Romans darf uns ersichtlichen Grund, identificiert mit dem von 

nicht verleiten diese durch die Anekdote bei50 Galen.adEpigen.5(XIV627Kiihn)angefuhrtenzl,;- 

Lukian bestatigte Thatsache zu verwerfen. Unter ,njr ei og 'A^ardosig haTgog <Pa8wg{rov (Nr 100V 

Vespasian finden wir ihn wieder in Rom. In dem vielmehr scheint es nach der Stelle, die er in dem 

Process gegen P._ Egnatius Celer im J. 70 stand im allgemeinen chronologisch angelegten Homo- 

er auttallenderweise dem Musomus als Verteidiger nymenverzeichnisse bei Diogenes einnimmt dass 

des Egnatius gegenuber, Tac. hist. IV 40. Das er dem 2. vorchristlichen Jhdt. zuzuweisen sei- vel 

muss uns Senecas Lobspriiche fiber den Charakter Scheiirleer.De Demetrio Magnete, Leiden 1858 

des Mamies verdachtig machen. Seine anti- 57f.; anders Saass in Kiessling-v Wilamo- 

monarchische Gesmnung gab er auch unter der witz Philol. Unters III 37 36 
neuen Dynastie nicht auf. Auch jetzt gehorte 97) Rhetor aus Smyrna, im Homonvmen- 

er zu den schlimmsten Schreiern der ,t}Tannen- 60 verzeichnisse der Prosaiker bei Diog. Laert " V 85 

femdhchen< Philosophenpartei. Die frechen An- an letzter Stelle angefuhrt. Unter der Voraus- 

gritte die er und semesgleichen gegen den Kaiser setzung, dass das Homonymenverzeichnis auf De- 

nchteten, fuhrten zu der bekannten (auf Rat des metrios Magnes zuruckgeht und im ganzen chrono- 

jauciaims von Vespasian verfugten) Philosophen- logisch angeordnet ist, gehorte D. der Zeit un- 

vertreibung des J. 71. Den D. traf relegatio mittelbar vor Demetrios Magnes an , also dem 

in tmulam. Als er, von dieser Strafe betroffen, 2.— 1. Jhdt. v. Chr 

immer noch nicht von seinen Schmahungen abliess, 98) Demetrios, der Syrer, Lehrer der Bered- 

Uess ihm Vespasian angeblich sagen: ov ftkv navxa samkeit zu Athen, wo Cicero ihn 79 v Chr horte 



2845 



Demetrios 



Demetrios 



2846 



Cicero nennt ihn einen non ignobilis dicendi dessen Athetesen, hatte also dasselbe Ziel wie die 

magister (Brut. 315). Da 1). damals schon be- Schriften des Kallistratos Tigbg rag a&sxrjaeig, des 

iahrt war, so wird man seine Geburt um 140 v. Chr. Zenodotos von Mallos jigbg xa im' 'Agiaxa.Q%ov 

ansetzen kOnnen. a&sxovfiera xov xoirjzov und des Pios oaxoXoyiai 

99) Demetrios, Zeitgenosse des Dionysios von ngbg xag adexrjoeig. Auf Didymos gehen auch 
Halikarnassos , der sich in seiner Schrift negl die anderen Stellen grOsstenteils zuriick, an denen 
auinoecog an ihn wandte, vgl. ad Pomp. 3. Stiinde D. ausserdem citiert wird, Schol. II. II 127. 192. 
der Name des D. fur den Verfasser der Schrift VIII 103. X 41. 124. 548. XIV 316. Genfer 
negl £ Sm rsiag fest (S. 2840), so ware Roberts Scholien zu II. XXI 491. Schol. Od. V 312. 431. 
Class. Rev. XIV 1900, 440 geneigt, den Freund 10 490. Aus Herodians 'Riaxij izgoocpdta stammen 
des Dionysios mit dem Verfasser von Tiegl igfiij- die Anfiihrungen in Schol. II. I 513. V 31. XIV 
rslag, der mit Wahrscheinlichkeit der augustei- 221. Je einmal wird er von Nikanor (Schol. Od. 
schen Zeit zuzuweisen ist, zu identiflcieren. II 96) und von Apollonios Sophistes (p. 131, 9 

[Brzoska.] Bekk.) citiert. Fast durchweg beflndet sich D. 

100) Demetrios von Alexandreia, Freund und mit seinen Lesarten und Erkliirungen in Gegen- 
Schiiler des Favorinus, in dessen Manier er unter satz zu Aristarch, indem er mit Krates den Stand- 
Marcus Aurelius in Rom Vortrage hielt, Galen. punkt der Anomalie vertrat. An einigen Stellen 
T. XIV 627. 629 Kiihn. [W. Schmid.] kennen wir aus den mageren Notizen der Scholien 

101) Demetrios mit dem Beinamen 'l^ioir, aus noch ersehen, dass Anhiinger der aristarchischen 
Adramyttion in Mysien, Grammatiker der alexan- 20 Schule sich hinwiederum gegen D. wandten und 
drinischen Zeit. Uber den Ursprung des Bei- Aristarchs Lesarten und Erkterungen auf Grund 
namens finden sich verschiedene sagenhafte An- der AnalogieunddesSprachgebrauchsvorteidigten, 
gaben bei Suidas (und Diog. Laert. V 84), dar- z. B. Ptolemaios von Askalon (vgl. Cram. Anecd. 
unter eine, wonach er wegen seines Undanks gegen Ox. I 373, 19). tlber den Commentar zu Hes iod, 
Aristarch den Beinamen erhalten haben soil. Die den Suidas erwahnt , crfahren wir sonst nichts. 
Zeitbestimmung bei Suidas (Hesych. Miles.), nach Einiges hOren wir iiber seine Beschaftigung mit 
der er zur Zeit des Augustus gelebt haben soil, Aristophanes. Mit seinem charakteristischen 
kann nicht richtig sein ; denn er soil Schiiler des Beinamen wird er zwar nur an einer Stelle der 
Aristarch gewesen sein, wie sich aus dem Artikel Aristophanesscholien (Ran. 308) angefuhrt, indessen 
des Suidas selbst ergiebt, und war alter als der 30hatStaesche mitguten Griinden auch die anderen 
Grammatiker Tryphon, der ihn citiert hatte (Apollon. Stellen, an denen ein Grammatiker D. citiert wird. 
de pron. p. 89 Schneid.). Er lebte, wenn Ari- auf ihn bezogen, Schol. Ran. 79. 184. 191 (vgl. 
starch wirklich sein Lehrer war, eine Zeit lang Phot. s. xgsag). 970. 990. 1196; Vesp. 240. Auch 
in Alexandreia, ging aber dann nach Pergamon hier zcigt sich D. als Gegner des Aristarch, mehr- 
und schloss sich der Schule des Krates von Mallos mals wird seine Erklarung der des Aristarch gegen- 
an. Seine Schriften waren teils exegetisch, teils iibergestellt (Ran. 191. 308. 970. 990). 
grammatisch und lexikalisch. Suidas erwahnt 2. Durch Athenaios kennen wir den Titel einer 
ausser Commentaren zu Homer und Hesiod nur Schrift 'Exvuoloyovjisra oder.-r«j>( etvho/.o- 
zwei grammatische Schriften, negi xwv slg Jtt It]- ylag, Athen. Ill 74b Arj/n'jxgwg 6 TJiW e.v 
yorrour gijuaxmr und jisgl dvrcovv/.ucov , andere 40 jigoixij 'ExvfwXoyov/tsrmv. II 50 a Aijfttfxgiog 6 
sind uns durch gelegentliche Citate bekannt. 'Igiour Xsysi iv 'Exv/xoloyla. Ausserdem beziehen 

1. Zu Homer hat D. verschiedene Erklarungs- sich wohl auf diese Schrift die Citate bei Athen. 

schriften verfasst, die von den spateren Gram- II 51f. Cram. Anecd. Par. IV 189, 16 (= Bekker 

matikern, besonders von Didymos und Herodian, Anecd. Ill 1415). Etym. M. 574, 270 und Phot. s. 

fleissig benutzt wurden, wie die zahlreichen Ci- vnegtrog. D. gehort mit Apollodor zu den altesten 

tate in den Homerscholien beweisen. Ausdriick- Grammatikern , die in speciellen Schriften iiber 

lich citiert Didymos an drei Stellen eine Schrift Etymologie geschrieben haben. Seine Etymolo- 

des D. Tigbg xag eir/yijmtg (scil. 'Agiaxagiov), gien sind wertlos, aber nicht schlechter als die 

die aus mi ndestens sechs Buchern bestanden haben anderer Grammatiker ; so leitet er otxvbg ab <Lto 
muss und vornelimlich gegen Aristarchs Kritik 50 roO oeveo&at xal xieiv, jiavXig von opiov avUteoflai 

und Exegese gerichtet war, Schol. II. I 423 6 (ajiofioXfi xov b). 

TJtW iv xqj ?•' Txgbg xug s^rjyrjoeig. HI 18 6 7|iW 3. Nur von Athenaios (IX 393b) wird auch eine 

sV x(5 xgoixq) Tigbg xag ih^ytjosig. VI 171 'Ugloov iv xq} Schrift negl xfj gAXe^arbgiojr diaXixxov an- 

TigaJxopxoj)' ,-xgbg ra»- e^;yijang. Die von Suidas gefiihrt. Das Citat enthiilt nur die Bemerkung. 

erwahnte Schrift iki'jyijoig eig "O/irjgor wird dass im Attischen die zweite Silbe von ogxvyeg 

von Beccard u. a. fiir identisch mit dieser ge- lang gebraucht wird. Vielleicht hat D. den ale- 

halten, wahrend S t a e s c h e die Schrift Tigbg xag xandrinischen Dialekt mit dem attischen verglichen 

iiijyijoeig fiir ein besonderes ovyygafi/ia erklart und so seine Entstehung aus dem Attischen dar- 

und in der i^yijatg dg"Oui]gor einen allgemeinen zuthun versucht, ahnlich wie es spater der Atti- 
Commentar zu Homer sehen will. Ausserdem 60 cistEirenaiosinseinemgleichlautendenAVerkethat. 

wird in den Genfer Scholien zu II. XXI 424 Ai)- 4. Eine Sammlung von 'Axxixal Xi$eigY/ir& 

[itjxgiog 'I&ow er y Tigbg 'Agiaxagyor citiert, wo- gleichfalls nur an einer Stelle angefuhrt. Schol. 

mit aber offenbar die Schrift Tigbg xag ii,i]yr\oug Ar. Av. 1569 (= Suid. s. Aaio.-ioblag). D. leitete 

gemeint ist. Verschieden war dagegen die Schrift das Wort richtig von Xai und aTtoSeZr ab und er- 

ii nog rot'; tf&exi] fiivovg (scil. oxiy_ovg), die von klarte XaioTiobiag = axgaxrjg Tiegi xa atpgoSiaia. 

Didymos zu H. VI 437 angefuhrt wird (<5 'iJ*W 5. AusderSehrift^spt arxmrv /< <<>)»• sind zwei 

ir xcu Tigbg xovg tj&sxrjftirovg). Sie war gleich- Bruchstiicke erhalten bei Apollon. de pron. p. 79, 

falls gegen Aristarch gerichtet und bekampfte 25 Schneid. (fiber die Form /ar) und p. 89, 3 



2847 



Demetrios 



Demetrios 



2848 



(fiber otpcoe). Aus derselben stammt wohl audi Tarent (Gal. XIII 722) d. h. im 2. Jhdt. v. Chr. 
das Citat bei Herodian zu II. VI 414 (fiber d/*6v, bezw. zu Anfang des 1. Jhdts. (Sor. II 11, 48 




gabe des Suidas nichts erhalten. hfilflichen Werk (Sor. II 17, 53f.) ist leider nur 

Th. Beccard De scholiis in Homeri Iliadem wenig erhalten; er behandelte eingehend die Ur- 

Venetis A (Berol. 1850) p. 65—67. Traugott sachen der schweren Geburt, die teils in dem Ver- 

Staescbe De Demetrio Ixione gramtnatico, Diss. halten der Mutter, teils in dem des Embryo, teils 
Halis Sax. 1883._ 10 in den Gebarorganen ihren Grurid haben (Sor. II 

102) Demetrios 6 Fovvzisoag, Grammatiker, 11, 43), und unterschied verschiedene Arten von 
citiertvon Herodian zu II. VIII 233 = Cram. Anecd. Ausfluss aus den weiblichen Geschlechtsteilen je 
Ox. n 466, 22 {&vff = avxa). Schol. A zu II. XIII nach Farbe und Wirkung (Sor. II 2, 19). Seine 
137 (liber die Aspiration von oXooixgo^og) und allgemeine Pathologie (ixeqI na&iov), deren Kcnntnig 
Schol. TV zu II. XV 683 = Eustath. p. 1037, wir allein dem Caelius Aurelianus-Soran verdanken, 
57 (Bemerknng iiber Pferderennen). Er scheint umfasste mindestens 12 Bficher (Cael. Aurel. a, 
nach der zuletzt erwahnten Notiz in Bom gelebt m. II 25). Er beschrieb darin in bewusster An- 
zn haben. lehnung an den alteren Herophileer Bakchiui 

103) Demetrios 6 Ilvxxrjg, Grammatiker, Ver- sechs verschiedene Ursachen der Blutung: Zer- 
fasser einer Schrift tisqi dtaXexxwv, citiert von 20 reissung, Faulnis der Gefasshaute, Lockerung der 
Apollon. Soph. p. 121, 24 Bekk. (Bedeutung von Gefasse, Transfusion des Blutes durch die un- 
dxafrfievog II. XI 493) und Etym. M. 592 , 54 verletzten Gefasse, Schwache der Gefassw&nde und 
(Etymologie von /toiXcoy). Anastomose (Cael. Aurcl. m. ehr. II 10). Peri- 

104) Demetrios aus Kyrene, mit dem Bei- pneumonie und Pleuritis unterschied er dadurch, 
namen Zxdfivog, Grammatiker, erwahnt von Diog. dass er bei der letzteren den Sitz der Entzundung 
Laert. V 84, sonst nicht weiter bekannt. in einen Teil der Lunge, bei der ersteren in die 

105) Demetrios aus Erythrai, Grammatiker, ganze Lunge verlegte (Cael. Aurel. a. m. II 25), 
erwahnt von Diog. Laert. V 84, nach Suid. s. er unterschied Krampf, Sehnenhfipfen und Zittern 
Tvgavvioyv Gegner des alteren Tyrannion. (Cael. Aurel. a. m. Ill 7) und liebte es, Defini- 

106) Demetrios aus Troizen , Grammatiker, 30 tionen der einzelnen Krankheiten zu geben (so 
als Verfasser einer litterarhistorischen Schrift xaxd der Manie, m. chr. 15, der Phrenitis und der 
oocpiaxwv citiert von Diog. Laert. VIII 74 (iiber Lethargic, a. m. LI 1). In seinem Werke fiber 
den Tod des Empedokles), ohne Buchtitel ange- Semiotik {arjusmtixov Sor. I 47, 124. Ideler 
fiihrt von Athen. I 29 a (fiber den Titel der zweiten Phys. et med. gr. m. I 219) behandelte er u. a. 
Thesmophoriazuscn) und IV 139 c (fiber Didymos' die Siriasis (Sor. a. a. 0. Cael. Aurel. a. m. Ill 
Beinamen fiifiXioXd&ag). 17), sowie den Unterschied von Priapismus und 

107) Demetrios aus Tarsos, Mitunterredner in Satyriasis (Cael. Aurel. m. chr. V 9). 
Plutarchs Schrift jIeqlxcov exXsXomoxcov xgrjoxriQioyv. 112) Ein jungerer D. war Leibarzt (dgxiaxgog) 

108) Demetrios Melidones,byzantinischer Gram- des Kaisers Marc Aurel (Gal. XIV 4ff.) unci starb 
matiker (saec. XIV oder XV), Verfasser einer hsl. 40 urn 170 n. Chr. Er hatte fur den Kaiser den 
im Cod. Laur. XXXI 23 fol. 87—102 und Cod. beruhmten Theriak des Andromachos zu bereiten, 
Ottobon. gr. 376 (geschrieben im J. 1478) vor- den der Kaiser taglich zu nehmen pflegte (vgl. 
handenen grammatischen Erlauterung der home- Ilberg Eh. Mus. LI 193). tber seinen Theriak 
rischen Gedichte. Der Titel lautet: Ag/Jj avv vgl. Gal. XIV 261. 

&£<£ dyico fiegixfjg 'Ofitjgov zeyvoXoyiag ajzb rfcovfjg 11SJ) Demetrios Pepagomenos, Arzt aus Con- 

xvgiov ArjurjTgiov xov Ms/.iS6vij. Bandini Catal. ttantinopel, aus der zweiten Halfte des 13. Jhdts. 

codd. gr. bibl. Laur. II p. 94. Peron et Bat- n. Chr. Wir hesitzen von ihm eine auf Veran- 

taglini Codd. mss.gr. Ottobon. bibl. Vatic, p. 192. lassung des Kaisers Michael VIII. Palaeologus 

109) Demetrios Anagnostes, Verfasser einer ausgearbeitete Schrift fiber die Gicht Uegi ,-ro- 
angeblich in Plorenz ,in bibliotheca monasterii 50 ddygag) , welche hauptsachlich nach Galen abge- 
B. Mariae' hsl. vorhandenen Grammatik (Mont- fasst ist. Zuerst gedruckt Paris 1558, besser von 
faucnn Diar. ital. p. 368). [Cohn.] J. R. Bernard, Leiden 1743 und Arnheim 1753 

110) Demetrios nsgl Xoyov avraiprig wird in vgl. Fabricius B. G. XI 418f. ed. Harl. Wahr- 
dem spateren, wahrscheinlich unechten Teile von scheinlich ist es derselbe Arzt, unter dessen Namen 
Porphyrios Commentar zu Ptolemaios p. 267 und eine griechisch abgefasste Schrift fiber die Zucht 
269 erwahnt unter den Schriftstellern, welche und Behandlung der Falken {Ugaxoaoyiov Arj/j>j- 
die Begriffe Sidoztj/ta (mannlich.es Intervall zwi- xqiov xonoxavxivoTioXixov tzeo'i zfjg xcov tegdxmv 
schen zwei TOnen) und Xoyog (Schwingungsver- dvaxgoyijg xe xai degaxuag) erhalten ist. Am 
haltnis derselben) nicht streng auseinander hielten. besten zu benfitzen ist diese trockene, unerquick- 
Es scheint also die Verknfipfung des Zablenver- 60 liche Schrift in der kleinen Aelianausgabe von 
haltnisses mit den TOnen in dem Titel jener Schrift E. Hercher IT 335ff. Zu ihren Quellen gehort 
gemeint zu sein. [v. Jan.] eine vollstandige Paraphrase der Ixeutica des Dio- 

111) Demetrios von Apamea in Bithynien (das nysios (vgl. E. Oder Eh. Mus. XLDI 547). Aus 
Attaleus und Aponieus bei Cael. Aurel. a. m. der Feder desselben Mannes stammt eine kurze 
II 33; M. chr. II 2 beruht auf Verderbnis) ge- Schrift fiber die Behandlung der Hunde (xvvo- 
horte der Schule der Herophileer an (Sor. it. ■>. .-i. oorftov) bei Hercher a. a. 0. II 587. ijber den 
II 11, 43 S'Hgotp(i.sioe) und lebte nach Andreas bezw. die Verfasser des ogveoaotfiov dygoixoxegov 
(Sor. a. a. 0. II 17, 54) und vor Herakleides von und des /jgveoodyior xsXcvati yeyovog toC aloSl/iov- 



2849 



Demetrios 



Demetrios 



2850 



fiaodecog xvgiov MixaqX (Hercher LT 519. 577) erwahnt von Prokl. in Plat. remp. II 23, 14 Kroll 

lasst sich nichts Bestimmtes ausmachen; vgl. als A. 6 yetofikgr/g /ih Ilogqivgiov Si SMoxaXog. 

Eigaut Eei accipitrariae script, nunc primum Er hat sich mit der Erklarung der geometrischen 

editi, Lutet. 1612. Krumbacher Gesch. der byz. Zahl Platons befasst. 

Litteratur 68. 119) Ein Arzt, der die pythagoreische Lehre 

114) Demetrios der Physiker wird nur einmal von der xsxgaxxvg (s. Arithmetica § 19 g. E.) 
von Plinius (n. h. VIII 59. 60 ; vgl. ind. zu B. VIII) gekannt und ihr eine symbolische Bedeutung fur 
erwahnt, der nach ihm eine riihrende Geschichte die Heilkunst beigemessen hat. Nachdem Plin. 
von der Dankbarkeit ernes Pantherweibchens er- n. h. XXVIII 64 fiber die Verwendung des nodus 
zahlt, dessen Junge in eine Grube geraten waren. 10 Hereulis bei Bandagen, besonders zum Unterbin- 
Die Geschichte soil dem Vater eines gewissen Phi- den von Wunden , berichtet hat , ifihrt er , ohne 
linus adsectatoris sapientiae passiert sein. Viel- naheren Zusatz, den D. als Verfasser einer Schrift 
leicht ist das der Philinus, von dem es bei Plut. , fiber den Heroulaneus nwmerus quaternarius an. 
de soil. anim. c. 23 heisst: svayx°s ®iXtvog 6 f!£X- Die Vierzahl bat ihm also als besonders wichtig 
ziozog fjxcov ns7iXavr)fiivog ev Alyvnzq) izag' fipag und in der Heilkunde ahnlich wirksam, wie der 
und dem er eine Geschichte von einem zahmen Knoten des Hercules, gegolten. Auch hat er zu 
Krokodil entlehnt, das er in Agypten, in Antaio- zeigen versucht, weshalb man beimTrinken die Zahl 
polis schlafend neben einem alten Weibe auf dem von 4 cyathi oder von 4 Sextaren vermeiden milsse. 
Bette ausgestreckt gesehen haben will. Dann 120) Verfasser einer Schrift tzeqi xmv xax' 
wurde der D. dem 1. Jhdt. n. Chr. angehOren, 20 Atyvmov (vgl. auch oben S. 2838), aus welcher 
vgl. Susemihl Gesch. d. Alex. Litt. I 856. Athen. XV 680 A. B ein Fragment fiber die axav&a, 

[M. Wellmann.] d. i. den agyptischen Schotendorn oder Gummi- 

115) Gegen die wiogiai des Polyainos, des Zeit- baum (s. o. Akazie, vgl. mit Akanthos Nr. 9 
genossen und Anhangers Epikurs, hat laut Pap. g. E.), mitteilt. Nach Plin. n. h. XXXVI 79 hat er 
Hercul. nr. 1429 (Scott Fragm. Hercul. 46) ein auch fiber die agyptischen Pyramiden geschrieben. 
D. eine Schrift verfassst , aus deren V. Buche Das hat wohl ebenfalls in dem erwahnten Werke 
Heiberg Bull. Acad, des sciences de Danemark gestanden. Mfiller FHG IV 383 bemerkt: hie D. 
1900, 149ff. ein kurzes Fragment veroffentlicht fortasse idem est cum eo qui de Iudaeis scripsit 
hat. Den gleichen Titel nimmt Heiberg 155ff. (o. Nr. 79). [Hultsch.] 
ffir ein langeres, wenigstens zum Teil noch les- 30 121) Architekt, der mit Paionios von Ephesos 
bares Stuck aus Pap. Hercul. 1061 in Anspruch, den von Chersiphron begonnenen alteren Tempel 
welches nach der Lesung von Scott zu einer der Artemis zu Ephesos um 450 vollendet hat. 
Schrift ticqI yeatfiexgiag des von Pappos erwahnten An der einzigen Stelle, wo D. vorkommt, Vitruv. 
D. zu gehoren schien. Aus dem von Heiberg VII pr. 16 p. 161, 7, heisst er ipsius Dianae 
158ff. herausgegebenen Texte geht hervor, dass servus, gehorte also zu den tegoi xaTSeg xfjg fcov, 
der Verfasser nicht bios auf Eukl. Elem. I 9 vgl. Haussoulier Eev. phil. XXI 1897, 112. 
(Halbierung eines gegebenen Winkels), sondern liber seine Zeit vgl. DaphnisNr. 7 und Paio- 
iiauptsachlich auf die Aufgabe I 10, eine gegebene nios von Ephesos. [Fabricius.] 
Gerade zu halbieren, ausserdem gelegentlich noch 122) Attischer Erzgiesser aus dem Demos Alo- 
auf I del'. 15 und Satz 3 Bezug genommen hat. 40 peke, dessen Thatigkeit am Ende des 5. Jhdts. 
Polvainos gehorte nicht zu den Koryphaen, deren begonnen und tief ins 4. Jhdt. hinein gereicht 
Ans'ehen so bedeutend blieb, dass auch nach ihrem zu haben scheint. Dieser Ansatz bestimmt sich 
Tode Streitschriften gegen sie am Platze waren; einerseits durch sein Portrat des Eeiterfuhrers 
also war D. wohl sein Zeitgenosse und ist , da Simon, den bereits Aristophanes in den 424 auf- 
Polyainos vor 270, dem Todesjahre Epikurs, ge- gefuhrten Eittern v. 242 erwahnt und der einen 
storben ist, dem 3. Jhdt. v. Chr. zuzuteilen. Ein Tractat tingi Ist.tixijg verfasst hatte, auf den Xe- 
Versuch, ihn mit dem von Pappos erwahnten D. zu nophon in seiner gleichnamigen Schrift Bezug 
identificieren.durftekaum als wahrscheinlich gelten. nimmt, andererseits durch den Schriftcharakter 

116) Aus Alexandreia, hat nach Pappos synag. seiner Kfinstlerinschriften, von denen die jfingste 
IV 270, 20 unter dem Titel yoa/i/uxai emoxdoag 50 (CIA IV 2, 1393c) nach dem Urteil U. KOhlers 
Betrachtungen fiber verschiedene complicierte Cur- nicht viel alter als die Mitte des 4. Jhdts. sein 
ven verfasst, Uber seine Epoche wissen wir nur, kann. Dem Altertum gait er als der Classiker 
dass er dem Pappos im Vergleiche mit Menelaos der realistischen Plastik, nicht nur nach der viel- 
von Alexandreia, der am Ende des 1. Jhdts. n. leicht absichtlich ubertreibenden Schilderung bei 
Chr. blfihte, als ein alterer Mathematiker gait, Luc. Philops. 18 (Furtwangler Meisterwerke 
Tannery Bull, des sciences mathem. , 2e serie 275, 2). sondern auch nach dem unbedingt zu- 
VII 1, 288 setzt ihn in das 2. Jhdt. v. Chr. verliissigen, auf der besten Kunstkritik beruhenden 
Ob die von Comparetti bei Scott Fragm. Her- Zeugnis des Quintilian XII 10, 9, der ihn nimius 
cul. 36f. erwahnten geometrischen Texte der Papyri in veritate und similitudinis quam puleritu- 
nr. 1642 und 1647 von diesem D. oder von dem 60 dims amantior neiuit, Besonders trat diese Eich- 
vorher genannten Gegner des Polyainos herruhren, tung in der von Lukian geschilderten Portrat- 
bedarf noch der Untersuchung. statue des korinthischen Feldherrn Pehchos her- 

117) Sohn des Eathenos, aus der pontischen vor. Furtwangler a. 0. verweist zur Veran- 
Landschaft Amisene (deren Hauptort Amisos war), schaulichung des Stiles auf die Feldherrnkepfe 
wird von Strab. XII 548 als ein fia/hjiiazixog bei Amdt Griech. und riim. Portrats 271— 280, 
<i~(og /ivrntrjg xard xatbtiav angeffihrt. die aber wohl etwas vor die Zeit des D. fallen ; 

118) Ein Mathematiker, dessen Epoche in die eher liesse sich auf die Kopfe 285—288 verweisen. 
erste Halfte des 3. Jhdts. n. Chr. zu setzen ist, Ausser dem Simon und dem Pelichos kennen wir 

90 

Pauly-Wtgsowa IV ° J 



2851 



Demetrios 



Demetrios 



2852 



durch litterarische Zeugnisse (Paus. I 27, 4. Plin. 
XXXIV 76) noch die auf die Akropolis geweihte 
Statue der im hochsten Alter dargestellten Ly- 
simache, die 64 Jahre lang das Priestertum der 
Athene Polias inne gehabt hatte; Benndorf 
(Athen. Mitt. VII 1882, 47) wollte die Basis dieser 
Statue in einem kreisrunden, mit einem sehr 
verstiimmelten Weihepigramm versehenen Posta- 
ment wiedererkennen, das westlich vom Parthenon 



toohter des Stifters dieses xotvor, Nikasion von 
Kyzikos. Loewy hielt diesen D. fur den Sohn 
des Vorigen (Nr" 123). Dies bestreitet Hol- 
leaux, weil Theon und also auch sein Mit- 
arbeiter D. Zeitgenossen des Briiderpaares D. 
(Nr. 123) und Plutarchos gewesen seien. Indessen 
ist es sehr wohl denkbar, dass Theon eine be- 
sonders lange Wirksamkeit gehabt hat und D. 
sein junger Gehiilfe war, so dass ernstliche chro- 



steht(CIAII1376. E.LoewyInschr.gr.Bildh.64). lOnologische Bedenken gegen Loewys Annahme 



Doch miisste dann in der Angabe des Pausania; 
oaov xs jzrjx £ °s ftdhara ein Versehen stecken, da 
die Dimensionen der Basis und die Breite der 
Standspuren auf eine weit grOssere Statue hin- 
weisen. Die Signatur des D. steht noch auf vier 
weiteren, samtlich auf der athenischen Akropolis 
befindlichen Basen; zwei von diesen trugen Por- 
tratstatuen: die eine (CIA II 1522. B. Loewy 
Inschr. griech Bildh. 63), die eines Hippolochides, 



nicht vorliegen. Wahrseheinlich demselben D. 
gehort die Kiinstlerinschrift auf einer im Theater 
von Magnesia am Maiandros gefundene Basis, von 
der Dorpfeld vermutet, dass sie ihren Platz auf 
den avahj/i/nata oberhalb der Apollophanesbasis 
(Kern Inschr. von Magnesia 92b) gehabt habe; 
Hiller v. Gaertringen Athen. Mitt. XIX 1894, 
52 nr. 63. Kern a. 0. 344. Sehr ansprechend 
ist ferner Kerns Gedanke, dass diese Basis einen 



ist dadurch annahernd datiert, dass dessen gleich- 20 der beiden von dem Zeuspriester Phanes geweihten 



namiger Sohn Hippolochides im J. 334 Trierarch 
■war (CIA II 804 B, a 77) ; die Basis einer zweiten 
Statue desselben Hippolochides von der Hand des 
Erzgiessers Symenos ist am Sudabhang der Akro- 
polis gefunden (CIA II 1531. Loewy a. 0. 84). 
Die andere Portratstatue, die eines Kephisodotos, 
stand auf derselben Basis mit der seines Sohnes, die 
aber von Sj-menos gefertigt war (CIA IV 2, 1393 c). 
Es schcint also, dass Symenos dem D. in seinen 



Satyrknaben (Inschr. v. Magnesia 211) getragen 
habe, von denen Reste im Theater gefunden 
sind, ohne dass ihre Publication bis jetzt erfolgt 
oder bald zu gewartigen ware. Uber die Lebens- 
zeit dieses D. vgl. Holleaux Rev. d. philol. 
1893, 173, 2. 177f. Hiller v. Gaertringen 
Archaol. Jahrb. IX 1894, 31f. H. v. Gel der 
Geschichte der alten Rhodier 400ff. 

125) Rhodischer Bildhauer, dessen Signatur 



spateren Jahren als Gehiilfe zur Seite stand. Auf ZO (Aa,udzQto; ixoirjonv) nach Mitteilungen von A, 



den beiden andern Basen standen Weihgescheuke 
an Athena; auf der ersten, die die Form einer 
Saule hat, nennt sich ein Aristogenes als Weihender 
(CIA II 1425 b), auf der zweiten sind nur spar- 
liche Reste des Weihepigramms erhalten (CIA II 
1425. Loewy a. 0. 62). Es ist moglich, dass 
eine dieser Basen das einzig litterarisch bezeugte 
Gotterbild des dvftgcojzonoiog D. trug, die eherne 
Athena, an deren Aigis die Schlangen bei der Be- 



Schiff und F. Hiller v. Gaertringen ein 
kiirzlich auf Rhodos gefundenes, nach den Schrift- 
ziigen der Inschrift dem 2. Jhdt. v. Chr. angehOriges 
Relief tragt. Identitat mit 123 oder 124 ist wegen 
des Fehlens des Vaternamens nicht wahrseheinlich. 
126) Athenischer Bildhauer, Sohn des Philon 
aus dem Demos Ptelea, etwa aus der Zeit des 
Augustus, bekannt durch die Kunstlerinschriften 
zweier in Athen befindlicher Basen. Die eine im 



riihrung einen Ton wie die Saiten einer Leier von 40 dionysischen Theater trug nach der Aufschrift die 



sich gaben, daher sie das Beiwort rj/tjuxtj (so 
Dittenberger, myetieeB, musieallY) fuhrte 
(Plin. XXXIV 76). Polemon (b. Diog. Laert. V 
83) meint gewiss diesen D. Collignon Hist, d 
1. sculpt, gr. II 184f. 

123) Rhodischer Bildhauer, Sohn des Helio- 
doros und Bruder des Bildhauers Plutarchos, aus 
der ersten Halfte des letzten vorchristlichen Jahr- 
hunderts; bekannt durch die Kiinstlerinschrift 
einer am Aufgang zur Akropolis von Lindos be- 50 
findlichen Felsbasis, die ein Weihgeschenk fur 
Athena Lindia und Zeus Polieus trug (IGI I 769. 
Loewy Inschr. griech. Bildh. 193). Ob in der 
Kiinstlersignatur einer andern lindischen Basis, 
die eine Portratstatue trug (IGI I 844. Loewy 
a. 0. 195), der Name des D. oder der seines 
Bruders Plutarchos zu erganzen ist, lasst sich 
nicht en tscheiden. Hiller v. Gaertringen Arch. 
Jahrb. IX 1894, 26. 



Statue eines Diomedes (CIA III 952. Loewy 
Inschr. griech. Bildh. 237), in dem man. meist 
einen unbekannten Dramatiker vermutet. Doch 
scheint auch der Gedanke an den Heros nicht 
ausgeschlossen zu sein. Auf der zweiten, bei 
Hagios Demetrios Katiphoris (CIA III 778. Loewy 
a. 0. 238), stand die von einem dankbaren Pa- 
tienten errichtete Bildsaule des Arztes Argaios 
(vgl. CIA III 779). 

127) Bildhauer aus der zweiten Halfte des 
2. nachchristlichen Jhdts., Sohn eines Demetrios, 
in Sparta thiitig, bekannt durch die Kunstler- 
inschrift dreier spartanischer Basen, auf denen - 
Portratstatuen standen (Loewy Inschr. griech. 
Bildh. 347-349. CIG 1330. 1409). [C. Robert.] 

128) Landschaftsmaler (o xojtoygdqpog nach 
Diodor. XXX 18, xomoygdyog Letronne, rotjjo- 
ygdcpog Otfr. Muller), welchcn Val. Max. V 1, 1 
als Alexandriner bezeichnet, wahrend Diodor nur 



124) Rhodischer Bildhauer, Sohn des Deme- 60 von seinem zeitweiligen Aufenthalt daselbst be- 



trios, aus der ersten Halfte des letzten vorchrist- 
lichen Jahrhunderts, verfertigt zusammen mit 
Theon von Antiocheia eine Reiterstatue fur einen 
Alexandriner (CIG 4684 e. Loewy Inschr. griech. 
Bildh. 187) und wird zusammen mit demselben 
Theon in einer Liste von Wohlthatern eines 
vornehmen rhodischen xoivov genannt (IGI I 
127). Seine Sclnvester Basilis war die Schwieger- 



richtet. Er war dort von Ptolemaios VI. Philometor 
gastfreundlich aufgenommen worden und gewahrte 
diesem in Rom, wohin er 165 v. Chr. von seinem 
Bruder vertrieben fliichten musste, Unterkunft. 
Diese Thatsache ist ein wichtiges Zeugnis fur 
die Neigung der alexandrinischen Malerei zur 
Darstellung von Landschaften und fur ihren auch 
durch die erhaltenen Wandgemalde bestatigten Zu- 



2853 dt][ii]T(>iov axomaC 

sammenhang mit der rOmisch-italischen Kunst 
(H. Brunn Gesch. d. griech. Kiinstl. II 289. W. 
Helbig Unters. uber die campan. Wandmal. 
138. 169. 289. 322. K. Woermann Die Land- 
schaft in der Kunst der alten Volker 319). 

129) Verfertiger oder Besitzer von drei ge- 
schnittenen Steinen aus rfimischer Zeit, H. Brunn 
Gesch. d. Griech. Kiinstl. II S. 558. Tassie and 
Raspe Catalogue of engraved gems nr. 5820 

130) Fabrikant von silbernen Tempelchen der 10 
Artemis von Ephesos {agyvgoxojiog), welcher seine 
Arbeiter gegen Paulus und dessen Anhanger auf- 
wiegelte, Act. Apost. 19, 24f. Von seinen Arbeiten 
kann man sich nach ephesischen Miinzen (Cata- 
logue of the Greek coins in the Brit. Mus., Ionia 
19 Taf. VI 9) , auf welcben die in dem Tempel 
stehende Cultstatue abgebildet ist, eine ungefahre 
Vorstellung machen. [0. Rossbach.] 

131) Demetrios, Monatsname, s. Damatrios. 
At]fit]T^iov OHoiziai, an der Westkiiste des 20 

arabischen Meerbusens zwischen Ptolemais Theron 
und BeqevIxt) f) xaxa Safldg, Artemidor. bei Strab. 
XVI 771. Ptolem. IV 7, 5 nennt ein Vorgebirge 
ArjfiriiQog axomdg an derselben Kiiste, aber ein gut 
Stuck nOrdlich von Ptolemais Theron. [Sethe.] 

Aijfj.evais. Vermcigenseinziehung erscheint ent- 
weder als Strafe irgend welcher Verbrechen oder 
im Vollstreckungsverfahren gegen saumige Staats- 
schuldner. Uber den letzteren Fall s. Vyettovrsg. 
Als Strafe tritt sie auf stets im Gefolge der Todes- 30 
strafe, Demosth. XXI 43. XXIII 45. Poll. VIII 
99, in Mylasa Dittenberger Syll. 2 95, 10, in 
Keos 79, 35, fast immer bei Verbannung, Poll. 
VIII 99. CIAI9,30, Dittenberger Syll. 2 101, 
42, in Delphoi 100, 20, in Iasos 96, 5, in Hali- 
karnassos 10, 35, in Phlius Xen. hell. V 2, 10, in 
Sikyon VII 1, 46, in Amphipolis CIG 2008, (Aus- 
nahme CIA II 814 b, 26), stets bei Verkauf in 
die Sclaverei Demosth. LIX 17, vielfach mit Atimie 
verbunden (von dem verdachtigen Gesetze bei De- 40 
mosth. XXI 113 abgesehen) als Strafe fur etwaige 
Aufhebung von Gesetzen Demosth. XXIII 62. CIA 
I 31, 22. II 17, 55 oder Nichtleistung eines ver- 
langten Eides IV 27 a, 35 oder Betrug bei der 
Ebcscbliessung [Demosth.] LIX 52 oder Schadi- 
gung von Waisen Isai. Ill 62, so dass sich die 
Auseinandersetzung bei Demosth. XX 156 als 
ganz nichtig erweist. Nicht selten kommt auch 
die Vermcigenseinziehung allein vor, z. B. [De- 
mosth.] LIII 27 bei Burgen, die dem Staate gegen- 50 
uber ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, 
XXIV 50 bei dem Antrage auf Aufhebung eines 
richterlichen Urteils, XI; VII 44 bei Hinterziehung 
von SchiflFsgerat , in Argos Thuc. V 60 wegen 
Vergehens im Feldherrnamte, in Mylasa Ditten- 
berger Syll. 2 95, 26 bei Frevel gegen Ehrenbild- 
saulen des Staates. Dagegen beruht die VermOgens- 
einziehung als Strafe fur Militarvergehen bei Lys. 
XIV 9 voraussichtlich auf Interpolation. Thal- 
heim Jahrb. f. Philol. CXV 271. 60 

Vielfach findet sich die Angabe, dass ein Teil 
des ErlCses einer Gottheit zufallen solle, in Athen 
gewohnlich ein Zehntel der Burggottin, mitunter 
gehen die Gtiter ganz in das Eigentum eines 
Gottes iiber, Dittenberger Syll. 2 10, 35f., mit- 
unter ist ein Dritteil dem Anklager zugesagt 
[Demosth.] LIX 52. Behufs Ausfuhrung der Ver- 
mCgenseinziehung werden in dem Urteil bei [Plut.] 



Jljfliog 



2854 



vit. X or. 834 a die Demarchen angewiesen ajaxpfj- 
vai rag olxiag der Verurteilten. Das an die fodexa 
einzureichende Verzeichnis ''der Giiter (s. 'Axo- 
yoatprj) stellten wohl in der Regel die Anklager 
des Hauptprocesses auf. Das Weitere s. u. A rj /a. 1 6 - 
agaxa. Vgl. Meier De bonis damnatorum. 
Boeckh Staatshaush. der Ath. I 2 516. Meier- 
Lip si us Att. Proz. 959. [Thalheim.] 

Demianus s. Claudius Nr. 127. 

Arjfiiottgava heissen in Athen die eingezogenen 
Giiter, welche zu Gunsten der Staatscasse verkauft 
wurden. Welches auch der Grund der Vermogens- 
einziehung war, so wurde ein Verzeichnis der 
Giiter (s. 'Anoygatprj) an die ivdexa eingereicht 
und in der nachsten xvgia sxxXrjola verlesen (rag 
auioygaupag xeov drffievo/tivoiv avayiyvmoxeiv Arist. 
resp. Ath. 43). Tiber etwaige Einwiinde Dritter 
(s. 'EvsMiaxrjfifta. Etym. M. 340. Bekk. Anecd. 
I 250) entschied ein Gericht unter dem Vorsitz 
der evdsxa, welche nach dem Urteil ein Verzeichnis 
des fur Staatsgut Erklarten an die Poleten ab- 
gaben, Arist. resp. Ath. 52. Diese leiteten dar- 
auf die Versteigerung, Herodot. VI 121, und zwar, 
wenn die Einziehung auf Grund eines Processes 
vor dem Areopag erfolgte, unter Mitwirkung von 
Rat und Archonten, war sie dagegen Folge eines 
heliastischen Richterspruches , so geschah auch 
der Verkauf vor Gericht, Arist. a. 0. 47. Uber den 
Verkauf machten sie Aufzeichnungen, von denen 
einige inschriftlich erhalten sind CIA I 274f. IV 
35. II 777f., vgl. Athen. XI 476 e. Poll. X 96, 
wo wie an vielen Stellen dieses Buches diese Ver- 
zeichnisse (gleichfalls 8. benarvnt) fur die Wort- 
kunde der Hausgeriite verwertet sind. Ein solches 
Verzeichnis aus Iasos Dittenberger Syll. 2 96 
Von dem ErlOs fiel ein Zehntel an die BurggOttin 
(Xen. hell. I 7, 10. And. I 96. [Plut.l vit. X or. 
834 a), bei hinterzogenem Staatsgut drei Viertel 
an den Angeber [Demosth.] LIII 2. Da nun ausser- 
dem bei dem ganzen Verfahren viel verschleudert 
(Lys. XVIII 20. XIX 31), vieles von Verwandten 
auf die Seite gebracht (Lys. XXIX 2), manches 
vom Volke diesen belassen wurde (Demosth. XXVII 
65. LIII 29), so waren im ganzen die Ergebnisse 
nicht bedeutend. Trotzdem erscheinen die d. bei 
Ar. Vesp. 659 geradezu als regelmiissige Staats- 
einkiinfte. Einmal horen wir, dass unter Lykurgos' 
Verwaltung bei einer VermOgenseinziehung der 
ErlOs unter die Burger verteilt worden sei ([Plut.] 
vit. X or. 843d). Vgl. Boeckh Staatshaush. I 2 
519. Meier Bon. damn. 211. Thalheim Rechts- 
alt.4 125. [Thalheim.] 

Ar/fiiog der Henker, auch dr/fioxoirog oder o 
.toos toj 6gvy/MTi genannt nach Poll. VIII 71, 
und dem entspricht der Sprachge'brauch. vgl. fur 
8. Plat. resp. IV 439 e. Arist. resp. Ath. 45, fur 
Sijfioxoivog Ant. I 20 und o f.-rt zq> ogvyfiau 
(bezw. to? dgvy/iaxos) steht Dein. I 62. Lyk. 121. 
Der Versuch 8. und Srjtwxoivog zu trennen bei 
Herodian, Lobeck Phryn. 474 u. a. geht auf Miss- 
verstandnis von Harp. s. 8t]/i6xoivo; zuriick, dessen 
Erklarung nur Isokr. XVII 15 im Auge hat. Die 
letztere Bezeichnung wird erlautert durch Plat, 
leg. IX 872 b 6 xfj; 7io).s<ag xotvog brjiitog, die Be- 
nennung drjpdmog findet sich Aisch. IT 126 als 
var. lect. unci Plat. Theag. 129 a, woraus hervor- 
geht, dass er dem Sclavenstande angehfirte. Zu 
Athen wohnte der Henker ausserhalb der Stadt, 



2855 



Demiphon 



Demiurgoi 



2856 



2857 



Demiurgoi 



Demiurgoi 



2858 



Poll IX 10, mid zwar andernordlichenlangenMauer 
im Demos Melite, Plat. resp. IX 439 e. Plut. 
Themist. 22, denn er gait als unrein, Lykophr. bei 
Athen. X 420 b. Hesych. s. Srj/ioxotvoe, und durfte 
bei den Ehodiern sogar die Stadt nicht betreten, 
Dio Chrys. XXXI 82. Er hatte unter Urastandeu 
Folterungen vorzunehmen, Aisch. II 126. Isokr. 
XVII 15, und bei seiner Wohnung die gewalt- 
sameren Hinrichtungen durch Keule (Arist. resp. 
Ath. 45. Lys. XIII 56, s.'AxoTVfiaavtofios) oder 10 
Sturz in den Abgrund (s. Bdgadgov) zu voll- 
ziehen, wo dann die Leichen bei seiner Wohnung 
hingeworfen wurden. Der Giftbecher dagegen 
wurde im Gefangnis von dem v3it)Qhrjs der svdsxa 
gereicht, Plat. Phaid. 116b, und die Leichen 
wurden von da den AngehOrigen zur Bestattung 
ausgeliefert, Lys. XII 18. XIX 7. Plat. Phaid. 
115d. Vgl. Biichsenschiitz Besitz u. Erwerb 
165. Guggenheim Folterung im attischen Pro- 
cess 57. Thalheim Rechtsaltertumer* 141. 20 

[Thalheim.] 
Demiphon {Ar}fii<p&v), nachPhylarchos (frg. 83, 
FHG I 358, aus Hyg. P. A. II 40) Konig von ,Phla- 
gusa' auf der thrakischen Chersones, nordlich von 
Ilion. Unter seiner Regierung trat plotzlich ein 
Massensterben in der Biirgerschaft und eine Ver- 
nichtung der Feldfriichte (? vastitas) ein, so dass 
er das delphische Orakel um Rat fragte. Bs be- 
fahl, dass je eine Jungfrau aus jedem vornehmen 
Geschlechte alljahrlich den betreffenden Haus- 30 
gOttern geopfert werde. D. opfert nun der Reihe 
nach alle vornehmen Tochter, ausgenommen die 
eigenen, obgleich sie auch durchs Los getroffen 
waren, bis endlich ein vornehmer Burger Mastu- 
sius sich ebenfalls weigerte, seine Tochter dem 
Los zu unterwerfen, bevor nicht D. seiner Ver- 
pflichtung nachgekommen sei. Da lasst D. die 
Tochter des Mastusios ohne vorhergegangene Ver- 
losung opfem. Mastusios verheimlicht anfangs 
seinen Rachedurst, ja erklart nachtraglich sich 40 
einverstanden , da das Los seine Tochter doch 
habe treffen konnen. Binst aber ladt er doch 
den in Sicherheit eingewiegten D. mitsamt seinen 
Tochtern zu einem Opferfeste ein. D. schickt 
arglos seine Tochter voraus. Als er nach Er- 
ledigung von Begierungsgeschaften selbst naeh- 
kommt, setzt ihm Mastusios das Blut seiner 
Tochter, die er sofort beim Eintreffen getotet 
hatte, mit Wein gemischt in einem Becher vor; 
worauf D. den Mastusios mitsamt seinem Becher 50 
ins Meer werfen lasst. Seitdem heisst der be- 
treffende Meeresteil Mastusisches Meer mid der 
Hafen Krater. Zur Erinnerung an die gerechte 
Bestrafung der frevelhaften Selbstsucht (des D.) 
und zur Lehre, dass es in der Feindschaft kein 
Vergessen und Vergeben gebe, hatten die alten 
Astrologen den Krater (des Gestirns ,Wasserniamr) 
unter die Sterne versetzt. abweichend von Era- 
tosthenes. In QAATOYZA birgt sich deutlich 
'EAAIOYZA. bei Ptolem. V 2, 3 die Form der 60 
bei Herodot. VII 22 u. 0. 'E/.aiov; genannten 
thrakischen Stadt am Cap Maozovoia (Ptolem. Ill 
12, 2). Mag auch der Hafen aus Ahnlichkeits- 
rilcksicbten den Namen ,Mischkrug- erhalteii haben, 
so wirkt doch in dieser Legende deutlich die Vor- 
stellung von einem zum Ortsepon\'mos gewordenen 
mannlichen Wasserwesen nach, das mit Becher- 
symbol und mythischem Wassersprung ausgestattet 



und mit dem Cultgebrauch eines Jungfrauenopfers 
verkniipft ist. Dieselben Sagenbestandteile zeigt, 
nur in anderer Motivierung, die Sage vom"EvaXog 
(Meermann), die an der naheliegenden lesbischen 
Kiiste lebt, Antikleides bei Athen. XI 466 CD. 
781C und Tiimpel Progr. Neustettin 1887, 3f. 

[Tumpel.] _ 
Demiurgoi (dtjuiovgyoi), nach der Etymologie 
des Wortes (dy/xto fugyo? aus drjfiio; und sgyov) 
Leute, welche ein Offentliches Geschaft verrichten, 
Volksarbeiter. Danach werden so genannt 1) bei 
Homer (dtiptoegyoi) diejenigen, welche nicht nur 
zu eigenem Nutz und Frommen arbeiten , _ auch 
nicht im Lohne eines einzelnen stehen, wie die 
Lohnarbeiter (dijxe; und Zgi&oi), sondern ihre 
Kunstfertigkeit und Arbeit zu Diensten des ganzen 
Volkes stellen, naturlich meist gegen Vergutung 
ihrer Mtihen. Diese Leute als ,Handwerker' zu 
bezeichnen, ist unpassend, denn einerseits wurden 
in jenen Zeiten die meisten Handwerksarbeiten 
im Hause selbst verrichtet (Odysseus: Od. V 243ff. 
XXIII 189; Alexandros: II. VI 314) und nur durch 
Leistung derselben nicht zu eigenem Gebrauche 
unterscheiden sich die D., die zugleich freilich 
durch bestandige Ubung in einem speciellen Fach 
(Anfang der Arbeitsteilung) auch eine hShere 
Kunstfertigkeit erlangten ; andererseits wurden zu 
den D. solche Berufsclassen gerechnet, die unter 
den Begriff ,Handwerker' schlechterdings nicht 
passen, so der Wahrsager, der Arzt, der Sanger 
(Od. XVII 383), der Herold (ebd. XIX 135). Diese 
Berufsleute waren wohl angesehen, sie galten als 
Lehrlinge und Schiitzlinge -der Athena und des 
Hephaistos (Od. VI 233; II. V 60f. XV 412), sie 
wurden bisweilen von weitem hergeholt und reich 
belohnt, ihre Namen erhielten sich im Gedachtnis 
selbst spaterer Generationen, so die Sanger Phe- 
mios und Demodokos, die Seher Kalchas und Me- 
lampus, die Arzte Podaleirios und Machaon, die 
Herolde des Agamemnon, Talthybios und Idaios 
(II VII 276), des Odysseus Eurybates (Od. XIX 
247f.), der Freier Medon (Od. XVII 173 u. a.), 
der reiche Eumedes in Troia (II. X 315. 378ff.), 
der axvroTOfiaiv oy agioxog Tychios aus Hyle (II. 
VII 220f.). Von den eigentlichen ,Handwerker-' 
classen werden genannt: der Erzarbeiter [ya'/.xsv; 
II. IV 187. XII 295; Od. IX 391), der Gold- 
schmied (ygvaoyoo; Od. Ill 425), der Lederarbeiter 
(ay.vxoxouo; II." VII 220), der Hornarbeiter (y.s- 
oaosoo; II. IV 110), der Tbpfer {xegauev; II. VIII 
601), der Wagner (agnaxomiyos II. IV 485), der 
Maurer, Schreiner, Zimmermann, alle als xehxovb; 
bezeichnet, letzterer bisweilen als xexxtov Sovga»- 
(II. VI 315. XVI 212. XXIII 712; Od. XVII 340. 
384. XIX 56. XXI 43). Auffallend muss es frei- 
lich erscheinen, dass die meisten dieser Stellen 
aus den jiingeren Teilen des Epos stammen, aber 
irgendwelche weitergehende Schlusse darauf zu 
bauen, ware 'loch zu gefahrlich. 

Litteratur: Grote Hist, of Greece II 97f. 
Gladstone Homer. Stud., Deutsch. Bearb. von 
Schuster 350f. Nagelsbach Homer. Theol. 
264. Friedreich Realien bei Homer. 414. Scho- 
mann-Lipslus Griech. Altert. I* 36. 44. 73. 
Riedenauer Handwerk und Handwerker in d. 
Horn. Zeit, 1873 (Hauptwerk). 

2) Als directe Nachkommen der homerischen 
D. erscheinen die attischen, welche unter der Be- 






volkerung die dritte Classe bildeten, nach den 
einen (Diod. IX 18) von Solon, nach den andem 
(Plut. Thes. 25, der wahrscheinlich auf Aristot. 
'Aft.jioX. zuruckgeht) von Theseus gebildet ; wah- 
rend die Eupatriden als adelige Grossgrundbe- 
sitzer erscheinen, die zweite Classe (aygoixoi, yeco- 
uopoi oder yscogyot genannt) die Bauernschaft um- 
fasste, wurden'alle diejenigen, die ihren Lebens- 
unterhalt nicht vom Boden zogen, als Gewerbe- 
und Handeltreibende, Handwerker, Fischer, Ma- 
trosen, Kaufleute, wohl auch Lohnarbeiter unter 
dem Namen von D. zusammengefasst (Aristot. frg. 
385 Rose. Poll. VIII 111. Hesych. s. aygoimxai. 
Etym. M. s. EvjiaxglSai. Bekker Anecd. I 243). 
Diese Einteilung ist sehr glaubwurdig, da man 
dieselbe schon auf der homerischen Culturstufe 
angedeutet flndet, nur darf man sie nicht den 
Alten folgend auf einen bestimmten Gesetzgeber 
zuruckfuhren wollen(Landwehr Philolog. Suppl.- 
Bd. V 139f.), auch nicht als kasteninassige Glie- 
derung auffassen (Welcker Aesch. Trilog. 300. 
Haase Athen. Stammverfass. 77. 95ff. B. Kuhn 
Entst. der Stiidte 65f . ; dagegen :Hammarstrand 
Jahrb. f. Philol. Suppl.-Bd. VIII 822ff. Philippi 
Biirgerrecht 287f. Gilbert Jahrb. f. Philol. 
Suppl.-Bd. VII 207f.), ja selbst fur gesetzlich an- 
erkannte Stande (wie Busolt Gr. Staatsalt. 127 
und Hermann -Thumser Staatsalt. 308ff. an- 
nehmen) kann man sie nicht ansehen, denn der 
Stand wird durch gewisse ihm verliehene Rechte 
charakterisiert; eigentlich bilden danach nur die 
Eupatriden einen auf Geburt beruhenden erblichen 
und unveriiusserlichen Stand, wahrend die zwei 
niederen Classen nicht streng geschieden sein 
konnten, da naturlich der fjbergang aus der einen 
in die andere unverwehrt war und folglich ihr 
Bestand fluctuierte, wahrend nichts aufverschie- 
dene politische Rechte hinweist (vgl. den thorich- 
ten Versuch, einen politischen Teilungsgrund auf- 
zustellen, bei Plut. Thes. 25), weshalb schon 
manche antike Schriftsteller neben den Eupatri- 
den nur eine Classe der Agroiken annahmen (Dio- 
nys. Hal. ant. Rom. II 8, 2 und ihm folgend 
Haase a. a. O. 101), wahrend Schomann De 
com. athen. IV und W. Wachsmuth De T.rib. 
att. 8; Hellen. Altertumsk. I 360 dies Zengnis so 
deuteten, dass sie die D. zu Metoeken stempelten. 
Als factisch bestehend wurden die drei Classen vom 
Staate anerkannt und mit besonderen Rechten aus- 
gestattet bei dem Reformversuch nach dem Sturze 
des Damasias is. o. S. 2036f.), wobei die D. 
das Recht erhielten, aus ihrer Mitte zwei der auf 
zehn gebrachteu Archontenstellen zu besetzen 
(Aristot. 'Ad. .to/.. 13. 2). Diese Reform ware sehr 
einschneidend, wenn es ganz feststiinde, dass Solon 
seine Censuszahlen streng auf den Ertrag vom 
eigenen Acker (don ja die D. nicht besassen) 
mit Ausschluss eines Aquivalentes an Geld oder 
Geldeswert nonuiert habe, wie es der Wortlaut 
bei Aristoteles \'A9. .-xok. 7, 4) zu beweisen sclieint 
uud auch meisteus angenommen wird — dann 
gehOrten nach seiner Verfassung die D. zur Classe 
der Theten und besassen nur Anteil an der Ek- 
klesie und der Heliaia, also war das Anrecht auf 
Besetzung des Archontats fur sie eine grosse Er- 
rungenschaft. Dies Recht aber scheinen sie nicht 
lange bewahrt zu haben, und sie werden wohl mit 
zu den radicalsten Anhangern des Peisistratos 



gehort haben, denn eine Cbereinstimmung der drei 
Classen mit den drei politischen Parteien der 
Pediaier , Diakrier und Paralier (so P 1 a t n e r 
De gent. att. 8; Beitrage z. Kenntnis d. griech. 
Rechts 41; dagegen entschieden Fr. Cauer Par- 
teien u. Politiker in Megara u. Athen 1890, 76f.) 
ist entschieden in Abrede zu stellen; die Gliede- 
rung der Parteien geschah nach Landschaften, 
umfasste also nur die Grundbesitzer der ersten 
10 zwei Classen, wahrend die nichtansassigen und 
politisch am meisten beschrankten D. sicher sich 
grosstenteils den Diakriern angeschlossen haben 
werden, obgleich sie ihre Wohnsitze hauptsach- 
lich bei der Stadt und in Phaleron, nur sehr be- 
schrankterweise in der Paralia gehabt haben wer- 
den (auch spater gait der paravoog oykos stets fur 
sehr radical); erwahnt werden sie speciell nicht, 
weil ihre Zahl noch zu gering gewesen sein wird, 
um ernsthaft in die Wagschale zu fallen. Mog- 
20lich ware es, dass kein anderer als Peisistratos 
die Censuszahlen in Geld umgesetzt hatte und 
dadurch den beguterteren D. den Zutritt selbst 
zur hochsten Censusclasse eroffnet hatte (voraus- 
gesetzt , dass ein solcher Umsatz wirklich' statt- 
gefundenhat); wenigstens weder von Kleisthenes, 
noch von den spateren Staatsmannern wird eine 
solche Reform berichtet, und fur die Tendenzen 
des Peisistratos passt sie sehr gut, der einerseits 
die Bauernschaft zu heben suchte (was bei starker 
30 Concurrenz auf den Bodenbesitz nicht moglich 
gewesen ware), andererseits Industrie, Kunst und 
Handel zu fordern trachtete. Jedenfalls verschwin- 
den seitdem die D. als gesonderte, Classe, und erst 
bei Xenophon (mem. Ill 7, 6 ohhe Nennung des 
Gesamtnamens) erscheinen sie als entscheidendes 
Element der Volksversammlung , obgleich rneist 
nur ein Teil derselben, der sog. vavxixbz oy).og, 
als bestimmend fiir die starke Entwicklung der 
Demokratie erscheint. 
40 Als Appellativum ist das Wort D. bei Xeno- 
phon (mem. I 4, 7, 9), Platon und Aristoteles 
(haufig) im Gebrauch, wird aber mehr in aus- 
zeichnendem Sinne auf den Kunstler, als auf den 
einfachen Handwerker bezogen, so fur den Bild- 
hauer verwendet (Plat. Rep. VII 529 e), fiir den 
Arzt (Plat. Gorg. 455 b; sympos. 186 d); S. aos- 
xijs bei Aristot. (Pol. IV [VII] 1329 a 21); 6. 
x 6ouov = Schopfer bei Platon (Rep. VII 530 a) 
und Xenophon (mem. I 4, 7). Specieller bezeich- 
50 nete <5. (meist ij) im 4. Jhdt. nach Zeugois der 
Komiker Antiphanes und Menandros einen Kuchen- 
backer oder allgemein Koch (Athen. IV 172 a). 

3) Der Etymologie entsprechend erhielt der 
Name der D. eine Sinneserweiterung, indem er 
zur Bezeichnung gewisser Magistrate als ,offent- 
licher Arbeiter' diente. Vor allem sollen sie in 
dorischen Staaten existiert haben (Hesych. .zaga 
toTs Afogisvair oi agyovxe; xa drjuoaia Tigaxxov- 
re;, oia-isg 'A&tjvrjoir oi drj/iagyoi), naturlich in 
60 der Namensform daiucogyoi oder dauiooyol (es 
muss iibrigens bemerkt werden, dass nur die Form 
dafuogyo;, in spateren Zeiten datuovgyo; und auf 
Nisyros Saumgyo; fiir die nicht-ionischen Staaten 
sicher steht: Sa/iicogyo; beruht nur auf moglicher- 
weise falscher Transscription archaischer Inschrif- 
ten; eine Erkliirung dieser unregelmassigen Com- 
position hat Meister Griech. Dial. II 41 ver 



LTWOlWlWll j. 1.1*1. **« - w « u - » - >^ — ^ 

sucht, dagegen aber Hoffmann Griech. Dial. 1 



2859 



Demiurgoi 



Demiurgoi 



2860 



151 Binspruch erhoben). Ob miter diesem Namen 
stets und tiberall Beamte derselben Art gemeint 
sind, erscheint mehr als zweifelhaft, obgleich 
sich ihre Functionen nur in seltenen Fallen fest- 
stellen lassen ; die hesychische Gleichstellung mit 
den athenischen Demarcben lasst sich allenfalls 
fur Elis aufrecht erhalten, in den meisten andern 
Staaten scheinen die D. eine der hfichsten, wenn 
nicht die erste Stelle nnter den Beamten einge- 



Staatsalt. II 101, 1). Dass die D. eine bevor- 
rechtete Classe bildeten (wie die Neunzig bei 
Aristot. a. a. 0.), bat A. Kir chh off (Arch. Ztg. 
1877, 197) richtig daraus geschlossen, dass ein 
gewisser Deukalion von den Chaladriern zum 
J^iaoSa/xiogyog ernannt, also in den Stand der 
D. erhoben oder ihrer Privilegien teilhaftig wird 
(Olyinpia V 11). Zweifelhaft kann nur erscheinen, 
wie sich die beiden Functionen (Gauvorsteher und 



nommen zu haben und sind hauflg Eponyme. Am 10 Eatsmitglied) vereinigen liessen, und ob Elis wirk 



zweekmassigsten erscheint es, die Stadte, in denen 
sie vorkamen, in alphabetischer Eeihenfolge, mit 
der Peloponnesos beginnend, aufzuzahlen und da- 
ran etwaige Bemerknngen anzuknupfen. I. Pelo- 
ponnesos. 1. Achaia: Aigion (CIG 1567 = Cauer 
Del. 2 232: eponymer Beamter) und Dyme (CIG 
1543 = Dittenberger Syll.2 316; mehr als 
einer, scheinen aber keine hoheren, sondern nur 
mit dem Urkundenwesen betraute Beamte gewesen 



licb eine so grosse Zahl von Gemeinden enthielt, 
endlich in welchem Verhaltnis die D. zu den /?oc- 
odaeg standen, neben denen und einem Hellano- 
diken, also sicher vor 580 (Paus. V 9, 4), wahr- 
scheinlich noch vor dem 7. Jhdt. sie in einer Ur- 
kunde (Olympia V 2) erscheinen. Jedenfalls war das 
Amt noch im 2., vielleicht sogar 3. Jhdt. n. Chr. 
vorhanden (ebd. V 468). 5. Messenien : Andania 
(Lebas-Foucartn 326a = Dittenberger Syll.2 



zn sein, so dass sie vielleicht an die Stelle der 20 653, 116) — hier lag es ihnen ob, die Volks- 



friiheren SapooiotpvXaxeg getreten sind, mOglicher- 
weise waren sie aber unter den ebenda erwahnten 
agxovzeg zu suchen, jedenfalls gehOren diese In- 
schriften in rOmische Zeit). 2. Argolis: Argos 
(Etym. M. ; nur einer wird genannt CIG 2 = 
IGA 30, aber es wird wohl, wie in den anderen 
argolischen Stadten, ein Collegium gewesen sein 
mit einem agrjzsvcov an der Spitze. Thuky- 
dides V 47 kennt diese hohen Beamten nicht, 



versammlungen zu berufen und zu leiten, ob aber 
anzunehmen ist mit Sauppe (Mysterieninschr. 
von And. z. St. = Ausgew. Schrift. 2861), dass sie 
monatlichem Amtswechsel unterlagen und in ihren 
Befugnissen den athenischen Prytanen entsprochen 
haben, erscheintsehr zweifelhaft gegeniiber den Aus- 
fuhrungen Foucarts (a. a. 0. 194) und Ditten- 
bergers (a. a. 0.), noch weniger dlirfte diese 
Deutung verallgemeinert und anf die I). in andern 



aber die Verfassung von Argos wechselte hauflg 30 Staaten iibertragen werden. Messene — bier er- 



es wird das Beispiel der achaeischen und ar 
kadischen Stadte eingewirkt haben , obgleich 
fur das relative Alter dieser Institution das Vor- 
kommen derselben in den argivischen Colonien 
und die Erwabnung in oben angefuhrter In- 
schrift zeugt). Epidauros (uned. Inschr.). Her- 
mione (CIG 1193 = Dittenberger Syll.2 654: 
ein Collegium mit einem Vorsteher an der Spitze, 
das mit Aufschreibung eines Volksbeschlusses be- 



scheint ein Collegium von D. mit einem szgoozd- 
zag an der Spitze um die Wende des 4. — 3. Jhdts. 
(nach sicherer Erganzung A. Wilhelms Athen. 
Mitt, XVI 346). — II. Mittel- und Nordhellas. 
1. Delphoi. Collegium von D. mit xgoozdzag (Bull, 
hell. XVII 357 nr. 32), daneben auch ein ein- 
zelner mit Urkundenaufzeichnung betrauter ge- 
nannt (ebd. XVIII 77 nr. 4). 2. Lokris: Chaleion 
und Oiantheia (IGA 322—323 = IGS III 333. 



traut wird). Mykenai ('E(p. dg%. 1887, 156. 40 335: scheinen das hochste Beamtencollegium ge- 



158 = Collitz Dial.-Inschr. 3315—3316 aus 
Anfang 2. Jhdts.): ein Beamtencollegium mit einem 
dgtjzevcov (so ist zu lesen nach der alten Form 
afgrjzeitav, Amer. Journ. of Arch. XI 43, nicht 
cLQiazsviov nach '£9?. dg/_. a. a. 0.) an der Spitze, 
worin sich wohl der Einfiuss von Argos zeigt zu 
dem in dieser Zeit Mykenai im Verhaltnis einer 
Rome stand). Trozen (14 D., die zugleich Prytanen 
waren — rot avioi d. xai xgvzdrieg — nanient- 



bildet zu haben und mit dem Gerichtswesen be- 
traut gewesen zu sein). 3. Megaris: Aigosthenai 
(IGS 1 223: mit Aufstellung einer Urkunde be- 
traut). Megara (IGS I 41 : funf dafuogyoi mit 
ihrem ygau/mrevs scheinen die hochste BehOrde 
gebildet zu haben). In beiden Stadten gehcirt 
die Erwahnung der D. in die Zeit des Anschlusses 
an den achaeischen Bund und ist auf Assimilation 
an seine Einrichtungen zuriickzufuhren 4. Phokis: 



lich aufgezahlt Bull. hell. XVII 94). 3. Arkadien : 50 Steiris und Medeon (IGS III 32 = Ditten- 



Mantineia (hoehstes Beamtencollegium, Thukyd. 
V 47i. Megalopolis (Olympia V 46 z. 32). Stvm- 
phalos (Bull. hell. VII 490f.). Tegea (Bull. hell. 
XIII 281f. : erscheinen als hochste Magistrate). 
4. Elis. Hier scheinen die D. (dafuogyoi, fa- 
fiiogyoi 1 wii'klich den athenischen Demarchen ent- 
sprecbend als Vorsteher einzelner Gaue fungiert 
zu haben (Olympia V 1 7). wobei sie in die unter- 
wortenen Gemeinden von Triphylien und Pisa von 



berger Syll. 2 426: die I), scheinen hier eher sa- 
crale Beajnte gewesen zu sein, da sie zwischen 
den profanen und den Priestern in der Mitte 
stehen und der Ausdruck 6a/.tiovgyc6vzwv ra lega 
vorkommt). 5. Thessalicn: Larissa (Aristot. pol. 
Ill 1275 b 29) und wohl auch andere Stadte 
(Etym. M. s. v.). In ersterer waren es Beamte 
mit grosser Machtbefugnis , so dass sie Neubur- 
ger aufnehmen konnten (Aristot. a. a. O.I. — 



staatswegen gesandt warden (zwei zaxaoxdzco. die 60 III. Inseln des aegaeischen Meeres: 1. Astypa- 



die Functionen von D. ausuben in Skillus, ebd. 
16): dabei bildeten sie aber auch ein Collegium 
(£afiiogyla, da/uiogyia , ebd. 2 — 4, 16) oder Eat, 
weleher vielleicht identisch war mit dem Kat der 
Neunzig. der die Leitung des Staatcs besass (Ari- 
stot. polit. VIII [V] 1306 a 18 . vcrglichen mit 
Thukyd. V 47, wo die D. an der Spitze stehen 
neben den za xilr\ eyovai. so G. Gilbert Griech. 



laia (Bull. hell. VIII 26B = IGIns. HI 168). 
2. Knidos: hochste und eponvme Magistratur, 
CIG 2653 = Collitz 3509." Bull. hell. VII 
62. Inscr. of Brit. Mus. IV nr.DCCCXVI (= Col- 
litz 3526). DCCCXVII; wie es scheint, war es 
ein Collegium, aus dem stets einer abwechselnd 
den Vorsitz und die Amtsgewalt hatte : 6 er dgjrii 
Sa^iovgyog wird evwahnt (Inscr. of Br. Mus. IV 



2861 



Demiurgoi 



Demo 



2862 



nr. DCCLXXXIX), und das Collegium besass ein ge- 
meinsames Verwaltungslocal, wo es selbst speiste 
und auch durch Volksbeschluss geehrten Mannern 
die ahrjoig iv Sa/niogylca (= olzrjoig iv jcgvzavsim 
zu Athen) verliehen wurde (ebd. nr. DCCLXXXVII 
= Collitz 3502. Bull. hell. VII 485 = Collitz 
3501); auch auf den knidischen Henkelinschriften 
erscheint meistens zur Datierung der Name des D., 
bisweilen mit ausdriicklichem Zusatz enl da/uog- 
yov (Dumont Inscr. ceram. de la Grece 138, 1, 
139, 4. 7. 383, 6. 384, 13. 385, 18. 20. 22). 3. Me- 
los (Collegium von drei D. an der Spitze des 
Staates, IGIns. Ill 1104. 1115). 4. Miuoa auf 
Amorgos (eponymer Beamter dijfuogyds : Eeinach 
Chroniques d'Orient I 469). 5. Nisyros (eponymer 
Beamter Sa/atsoyo; : IGIns. Ill 89. 104. 91 = Dit- 
tenberger Syll.2 263 = Collitz 3497). 6. Bho- 
•dos: nur fur Kameiros ist ein D. als eponymer Be- 
amter bezeugt (IGIns. I 696. 703—705), wird aber 
wohl auch in den anderen Gemeinden vorhanden 
gewesen sein , da nur durch rhodischen Einfiuss 
sich das zeitweilige Erscheinen dieser Magistra- 
tur auf Naxos (CIG 2416 b) und in Arkesine auf 
Amorgos (Bull. hell. XVIII 406f.) erklaren lasst, 
wo er als Eponym an die Stelle des einheimi- 
•schen Archon tritt. 7. Samos (Lebas-Wad- 
dington Inscr. Ill 202: ein D. C. Curtius 
Stud. z. Gesch. v. Samos, Lflbeck 1877 nr. 9 und 
Bull. hell. V 484 = Dittenberger Syll.2 666: 
zwei D. — in alien Fallen als eponyme Beamten). 
8. Telos (IGIns. Ill 34. 35: eponymer Beam- 
ter. 9. Thera (IGIns. Ill 450). - IV. Kleinasien. 
Hier erscheint das Amt der I). in rOmischer Zeit 
in manchen Stadten als hochstes Gemeindeamt, 
•das selbst Kaiser ubernahmen (Bull. hell. VII 286). 
1. Kilikien: Aigai (Heberdey-Wilhelm Eeis. 
in Kilikien nr. 42), Anazarboi (Bull. hell. VII 
286), Mallos (Le Bas-Waddington III 1487. 
Heberdey-Wilhelm nr. 19), Pompeiopolis 
{Bull. hell. V 318), Tarsos (Le Bas-Wadding- 
ton III 1400. Bull. hell. VII 326). 2. Pam- 
phylien:Perge (Le Bas-Waddington III 1371), 
Side (CIG 4347), Syllion (Bull. hell. XHI 488). 
Vgl. die Zusammenstellung von E a d e t und 
Paris Bull. hell. XIII 495. 3. Pisidien. Arias- 
sos (Bull. bell. XVI 483), Pogla (ebd. XVI 421. 
425, einmal Mann und Frau, zweitemal eine Frau). 
— V. Vereinzelte griechische Colonien im Nor- 
den und Westen: 1. Chersonesos (Latyschew 
Inscr. orae sept. P. Euxini I 196. 199). Petelia 
(in einer hochst altertamlichen Inschrift: CIG 4 
= IGA 544 = IGI 636). Aus den angefuhrten 
Einzelheiten ergiebt sich der Schluss, dass die 
Magistratur der D. keineswegs den Dorern eigen- 
tumlich war: wenn man von den Colonien ab- 
sieht, so erscheint dieselbe gerade bei den Dorern 
spateren Ursprungs, denn in Andania und den 
argivischen Stadten wird sie eingefiihrt worden 
sein unter dem Einfiuss sei es des arkadischen, 
sei es des achaeischen Bundes, wie solcher auch 
fur Argos (wegen des Schweigens der Urkunde 
bei Thukydides) wahrscheinlich ist, fur Aigo- 
sthenai und Megara ganz feststeht. Selbst fur 
die arkadischen Stadte kann die Frage nicht 
sicher entschieden werden, ob diese Behorde bei 
ihnen wirklich urspriinglieh oder nach dem Bei- 
spiel der Nachbarn entstanden war — jedenfalls 
«xistierten die D. in Mantineia und Tegea schon 



im 5. Jhdt. Unzweifelhaft alt erscheint diese In- 
stitution in Elis, in Achaia (hierher ist auch die 
achaeische Colonie Petelia zu rechnen), bei den 
Lokrern und Phokern und vielleicht in einigen 
Stadten Thessaliens. Daraus erklart sich auch 
die Eolle, welche die D. in den zwei schon ge- 
nannten Biinden spielten. In dem achaeischen 
bildeten sie ein Collegium von Zehnmannern, die 
dem Strategen zur Seite standen (Plut. Arat. 43), 

10 die Gesamtversammlung beriefen und die derselben 
vorzulegenden Fragen berieten und ihre diesbe- 
zugliehen Ansichten kund gaben (Polyb. XXIV 
5, 16. Liv. XXXDI 22). Ursprunglich werden sie 
die Vertreter der zwolf Bundesstiidte gewesen sein 
und erst durch den Untergang zweier derselben 
auf zehn heruntergebracht worden sein. Wie ihre 
Zahl sich zu der spater angewachsenen der Bun- 
desstadte verhielt, wie letztere Vertretung im 
Collegium fanden, wie diese Vertreter der Einzel- 

20 gemeinden bestellt wurden , entzieht sich voll- 
standig unserer Kenntnis (vgl. Bd. I S. 168). Den 
achaeischen Einrichtungen entschieden nachge- 
ahmt war die Verfassung des mit Megalopolis als 
Centrum gegriindeten arkadischen Bundes, wenig- 
stens in der zweiten Halfte des 3. Jhdts. , nur 
dass das Princip der Vertretung hier besser durch- 
gefiihrt war, indem die Zahl der Vertreter der 
Bedeutung der verschiedenen Gemeinden ange- 
passt wurde: in den an der Spitze des Bundes 

30 stehenden Eat der 50 D. entsandte Megalopolis 
zehn, je funf Heraia, Kleitor, Kynuria, Man- 
tineia, Orchomenos, Tegea und Thelpusa, drei 
Mainalion und zwei Lepreon (Le Bas-Foucart 
II 340a = Dittenberger Syll.2 106; ob die in 
Olympia V 46 erwahnten D. Mitglieder dieses 
Eates waren, oder wohl eher eigene Beamte der 
Stadt Megalopolis, ist nicht zu entscheiden). Ge- 
naueres lasst sich auch iiber diesen Eat nicht 
feststellen, vgl. Bd. LT S. 1132. Im ganzen scheint 

40 es, dass die D. haufiger Stadten von einer mehr 
aristokratischen als demokratischen Verfassungs- 
form eigen waren. 

Litteratur: G. Gilbert Handb. d. Staatsalt. 
II 113. 134. 327 u. a. 0. Daremberg-Saglio 
Diet. d. Antiq. II 66ff. (Caillemer). Smith 
Diction. I 612. [v. Schoeffer.] 

Demiurgos, Verfasser eines Epigramms auf 
Hesiod, Anth. Pal. VII 52 (bei Planudes ohne 
Verfassernamen). [Eeitzenstein.] 

50 Demo (Aij/uo). 1) Eine Tochter des Keleos 
von Eleusis, die mit ihren Schwestern Kallidike. 
Kleisidike und Kallithoe der herumirrenden De- 
meter freundlich begegnete und sie zum Hause 
des Keleos geleitete, Horn. hymn, in Cer. 109. 
Uber diese Sage und die sonst abweichenden Namen 
der KeleostOehter (Pamphos bei Paus. I 38, 3. 
wo die Citierung Homers zu den verschiedensten 
Combinationen Anlass gegeben hat) vgl. Gem oil 
Die homer. Hvmnen 288f. H i t z i g - B 1 ii m n e r 

60Pausanias I 356. Niiheres s. unter Keleos. 

2) Xante der Sibvlle von Cumae. Hyperochos 
bei Paus. X 12, 8 u. 9, in der Kurzfonn neben der 
bei Varro (bei Lactant. instit. I 21, 17) erhaltenen 
Vollform Demopkile, vgl. Maass Herm. XXIII 
614. Uber die sonstigen Namen dieser Sibvlle 
vgl. Maass De Sibyllarum indicibus 33ff. 

3) In dem oben Bd. Ill S. 151 in Art. Baubo 
von Kern eingehend behandelten orphischen Ge- 



2863 



Demochares 



Demochares 



2864 



2865 



Demochares 



Demochares 



2866 



dicht, wo die iibrigen Quellen von Deo sprechcn 
(vgl. Orph. frg. 215 Abel), scheint nach der bei 
Suid. s. Atj/ici erhaltenen Wendung e^svtaev 
fj Baflw xrjv Arjfiw Demeter den Namen D. ge- 
fiihrt zu haben, sei es, dass sie sich diesen Namen 
beilegte, wie in Horn. hymn, in Cer. 122 den 
Namen Dos (vgl. Preller Demeter und Perse- 
phone 135), .sei es. dass sonst in diesem Gedicht 
der Name Demeter nicht nur in der iiblichen 



urn Auszeichnung des Vaters, welches den ps.- 
plutarcheischen Biographien der zehn Eedner an- 
gehangt ist (vgl. tiber dasselbe Unger Philol. 
XXXVIII 477ff. und besonders die fiberzeugende 
Auseinandersetzung von Ladek Wiener Stud. 
XIH 11 Iff.); die Uberlieferung desselben ist, wie 
B. Keil Herm. XXX 210ff. wahrscheinlieh macht, 
durch den Periegeten Heliodor von Athen ver- 
mittelt. Das Geburtsjahr des D. ist nicht iiber- 



Kurzform Deo, sondern auch in der im Etym. M. 10 liefert, lasst sich jedoch mit annahernder Sicher- 



264, 8 als einzig moglich bezeichneten Kurzform 
D. vorkam. Beztiglichdieser Kurzform vgl. Preller 
a. a. O. 368. Baunack Eh. Mus. XXXVII 478f. 

[Jessen.] 

4) Hetaere des Demetrios Poliorketes, welche 
auch mit dessen Vater Antigonos verkehrt haben 
soil, Heraklid. bei Athen. XIII 578a. b. Pint. 
Demetr. 24. Nach Prut. Demetr. 27 hatte D. den 
Beinamen Mavla, vgl. Droysen Hellenism. II 
2, 193. Eine andere D. ist 

5) die Geliebte des KSnigs Antigonos Gonatas, 
welche ihm den Alkyoneus gebar, Ptolem. b. Athen. 
XIII 578 a; vgl. Susemihl Alex. Litt. I 69, 262. 

[Kirchnev.] 
Demochares (Atjfioxde>]g). 1) Athenischer 

Archon aus dem Beginn des 1. Jhdts. v. Chr. 

(CIA IV 2, 477 b), wohl 01. 172-173, 2 = c. 91 

—87 v. Chr. 

2) Athenischer Archon der zweiten Halfte des 



heit auf die Zeit zwischen 355 und 350 bestim- 
men (Mflller PHG II 445. Blass Att. Bered- 
samkeit III 2, 305. Susemihl Gesch. der griech. 
Litteratur in der Alexandrinerzeit I 552). Als 
Politiker trat D. durchaus in die Fussstapfen seines 
Oheims Demosthenes und hielt trotz der grfind- 
lich veriinderten Zeitverhaltnisse mit der grOssten 
Zahigkeit an dem iiberkommenen demokratischen 
Glaubensbekenntnis fest. Im J. 322 soil er, als 
20 iiber den Frieden mit Antipater verhandelt wurde, 
mit dem Schwerte umgiirtet in der Volksversamm- 
lung erschienen sein und gegen die Auslieferung 
der attischen Patrioten gesprochen haben (Plut. 
a. a. O. 847 D), eine wenig glaubliche Nachricht, 
welche, worauf der Wortlaut hindeutet (eazi S' 
avzov slxdyv ev T<j> HQVxavsiq> etgtovxwv noog xfjv 
soxiav iv de^ia 6 ngcdxog nsQu^wapevog afj,a t<£> 
i/xaxlco xai f <<poj • ovxco yag drjjiriyoQijaai Xeyexcu, 
rjvixa 'AvxijtaXQog Hgfjxei xoiig gijxogag), wohl nur 



1. Jhdts. v. Chr. (CIA III 1014), wohl 01. 187, 4 30 aus der Attitude seines Standbildes herausge 
= 29/28. Da er als 6 fxsza Atj/i^xgiov (nach einer ' ' ' ~ ~ 

sicheren Erganzung CIA IV 2, 489 c) von einem 
Namensvetter unterschieden wird und da bei circa 
80 Jahren Zwischenzeit eine Unterscheidung von 
Nr. 1 uberfliissig erscheint, so darf man wohl ver- 
muten, dass ihm ein bis jetzt unbekannter Archon 
D. naher der Zeit nach vorangegangen sei. 

3) Athenischer Archon aus Azenia, der Zeit 
des Kaisers Claudius angehorig (CIA III 68 a), 
etwa urn 01. 205, 2 - 4 = 42/43—44/45. 

[v. Schoeffer.] 

4) Athener. Der ,Grobian', der als Gesandter 
bei Konig Philipp auf dessen Frage, was er den 
Athenern zu Gefallen thun kOnnte, geantwortet 
haben soil: ,dich hangen', Senec. de ira III 23; 
vgl. Schafer Dem. 112 381, 1, wo hingewiesen 
wird auf Curt. VI 5, 9 Demoerates Atkeniensis, 
qui maxime Maeed/mum opibus obstiterat; vgl. 
auch Schafer III 2 189. 



sponnen war (vgl. auch Droysen Gesch. des 
Hellenismus2 II 1, 79). Der Herrschaft des De- 
metrios von Phaleron war D. naturlich feindselig 
gesinnt, wie er sie in seinem Geschichtswerke auf 
das bitterste tadelt und ihr vorwirft, sie hatte 
nur die materiellen Interessen Athens gefOrdert 
(frg. 2 M.) ; eine active Bolle spielte er zu dieser 
Zeit nicht. Sein erstes beglaubigtes Auftreten 
in der Offentlichkeit zeigt ihn als entschiedenen 
40 und energischen Parteimann. Nach der Befreiung 
Athens durch Demetrios Poliorketes hatte Sopho- 
kles einen Volksbeschluss durchgesetzt (307/306), 
durch welchen die Philosophenschulen , welche 
makedonischer Sympathien verdachtig waren, auf- 
gehoben wurden (Diog. Laert. V 38. Athen. XIII 
610 E. F); da derselbe dem bestehenden Eechte 
widersprach (v. Wilamowitz Antigonos von 
Karystos 270ff.), wurde von Philon dagegen die 
Klage auf Gesetzwidrigkeit erhoben, wahrend D. 



5) Sohn des Demon, Athener {ITaiavievg), Vetter 50 ohne Erfolg als Anwalt des Sophokles auftrat. 



des Vaters des Eedners Demosthenes. Toirjoagyog 
in einer Seeurknnde vom J. 356/5, CIA II 794 
d 52. Dem. XLVII 22ff. Bruder des Phrynion 
von Paiania, des Liebhabers der Hetaere Neaira, 
[Dem.]LIX30. Athen. XIII 593f; vgl. das Stemma 
der Familie des Demosthenes bei Kirchner Proso- 
pogr. atticae specimen (Progr. Berlin 1890) p. 19. 
Er stirbt unter Hinterlassung mehrerer Kinder 
bald nach 356, Dem. XLVII 32. [Kirchner 



Seine bei dieser Gelegenheit gehaltene Eede (Bruch- 
stucke bei Baiter- Sauppe Or. att. II 341ft'.. zu 
vermehren um Athen. XI 509 B, vgl. v. Wila- 
mowitz a. a. 0. 196) strotzte von gehassigen 
Schmahungen und Verleumdungen derPhilosophen, 
besonders des Aristoteles und dessen Schfiler. 

Fur die nun folgende Thatigkeit des D. bildet 
die Urkunde in den Vit. X orat. die Grundlage; der 
VersuchDroysens, die in ihr erwahnten Faeten in 



6) Athener, Sohn des Laches, eines Vetters 60 die Zeitgeschichte einzuordnen (Ztschr. fur Alter 



des Demosthenes, aus Leukonoe (vgl. die Urkunden 
bei Ps.-Plut. v. X orat. 850 F. 851 D, ohne Vater- 
namen CIA II 737, 34. 35) und der Schwester 
des Demosthenes (Ps.-Plut. a. a. 0. 847 C) , atti- 
scher Politiker, Eedner und Geschichtschreiber. 
Die wichtigste Quelle fur die Kenntnis seines 
Lebens ist das aus 271/70 stammende, an Eat 
und Volk gerichtete Gesuch seines Sohne Laches 



tumswissenschaft 1836 nr. 20. 21), scheitert an der 
inneren Unmoglichkeit, daDroysen ein Durchein- 
ander der Einzelheiten in dem Gesuch und eine zwei- 
malige Verbannung des D. annehmen muss. Im be- 
sonderen ist die Bestimmung des bei Ps.-Plut. 851 E 
erwahnten ,vierjahrigen Krieges" (rexeahtjs xo/.e- 
pog) auf die J. 297—294 durch Droysen (wieder 
verfochten in seiner Gesch. des Hellenism. 2 II 2, 



178. 246ff.) von der spateren Forschung (E. Schu- 
bert Herm.X 11 Iff. Ladek a. a. O. U2ff., auch 
Niese Gesch. der griech. und makedonischen 
Staaten 1 333) als unrichtig erkannt worden, welche 
mit Recht za der von Clinton aufgestellten An- 
sicht zuruckkehrte, es sei damit der gegen Kas- 
sander und Polyperchon in den J. 306 — 302 ge- 
fiihrte Krieg gemeint (ein anderer Ansatz fur den 
vierjahrigenKrieg, dem ich mich nicht anschliessen 
kann, bei De Sanctis in Belochs Studi di 
storia antica II 50ff.). D. entwickelte bei der 
Instandsetzung der Mauern der von Kassander 
bedrohtea Stadt und bei der Herbeischaffung von 
Verteidigungsmitteln eine rastlose Thatigkeit ; die 
darauf beziigliche Angabe bei Ps.-Plutarch wird 
durch die aus 306/305 und 305/304 stammenden 
Urkunden CIA II 735 B und 737 bestatigt (vgl. 
Kohler Athen. Mitt. V 277. 283 und zu CIA 
IV 2, 2,70). Vielleicht hat man es CIA II 250 
ebenfalls mit einem von D. in dieser Zeit bean- 
tragten Volksbeschluss zu thun. Wahrscheinlieh 
bekleidete D. damals auch die Stelle eines Stra- 
tegen (Polyb. XLT 13, 5. Susemihl a. a. 0. I 
556). Die in dem Gesuch unmittelbar darauf 
folgende Meldung, er habe den Frieden und ein 
Bundnis Athens mit Boiotien vermittelt, kann 
sich nur d&rauf beziehen, dass Athen zu gleicher 
Zeit (304) mit dem Biindnis, welches Demetrios 
mit den Boiotern abschloss (Plut. Dem. 23), einen 
Vertrag mit ihnen eingegangen sein wird (Ladek 
116, anders v. Wilamowitz 190). Dem emeuten 
Eegiment des Demetrios Poliorketes stand D. un- 
freundlich gegentiber, wie das Urteil in seinem 
Geschichtswerk fiber das damalige Treiben in Athen 
beweist (frg. 3. 4); als unabhangiger Charakter, 
der infolge seiner friiheren Verdienste sicherlich 
Anhang hatte und zudem durch seine scharfe 
Zunge beruchtigt war (vgl. die FHG II 446 zu- 
sammengebrachten Stellen), muss er Demetrios 
unbequem geworden sein, so dass ihn dieser end- 
lich (303 oder 302) aus der Stadt verbannte. In 
der Urkunde 851 E ist dies in der Auffassung 
der spateren Zeit durch <W o>v i^ensaev vtio 
zwr y.axaXvodvifor xov dfjfiov ausgedriickt , vgl. 
Schubert a. ia. 0. lllff. und Ladek 114ff.; 
die Begrundung fur die Verbannung bei Plut. 
Demetr. 24 ist anekdotenhaft. 

D. blieb fiber ein Jahrzehnt in der Verban- 
nung. Wo er sich aufhielt und was er wahrend 
dieser Zeit trieb, ist nicht uberliefert; vielleicht 
hat er damals begonnen, an seinem Geschichts- 
werk zu arbeiten. Erst unter dem Archontat 
des Diokles kehrte er zuruck (Ps.-Plut. 851 E), 
welches von den Neueren in verschiedene Jahre 
gesetzt wird , noch immer aber am ehesten in 
287/286 gehOrt (D e Sanctis a. a. 0. 52 und 
Eivista di filol. XXVIII 1900. 49ff. Kohler zu 
CIA IV 2 , 309 b) ; aller Wahrscheinlichkeit 
und dem Ausdruck des Gesuehes gemass (xal 
&g y.axrj/.dcr inl AioxXsovs arjyovzog fed xov 
dtjfiov im Gegensatz zu dem fruher Gesagten) 
ist dies zugleich mit der Befreiung Athens von 
Demetrios Herrschaft erfolgt. Bald nach seiner 
Ruckkehr ward er zum Mitglied des Collegiums 
der oi ixi zij dioixt'/oet, gewahlt (Ps.-Plut., da- 
zu Unger a. a. 0. 493), in welcher Eigenschaft 
er die Finanzen durch Sparsamkeit zu heben 
und die Einkflnfte dadurch zu vermehren suchte, 



dass er nach damaliger Manier seiner Vaterstadt 
Spenden seitens der Machthaber zuwandte; er 
selbst ging als Gesandter zu Lysimachos, von 
dem er 30 und dann wieder 100 Talente erhielt, 
und zu dessen Schwiegersohn Antipater, Kassan- 
dere Sohn, der 20 Silbertalente schenkte; andrer- 
seits wurde auf seinen Antrag an Ptolemaios von 
Agypten eine Gesandtschaft geschickt, welche 
50 Talente heimbrachte. Diese Gesandtschaften 

10 mussen in die nachste Zeit nach Athens Erhebung 
fallen (Ladek 12 Iff.), da Antipater noch 287/286 
von Lysimachos ermordet ward (Unger a. a. 0. 
485. 486). Das letzte uns bekannte Verdienst 
des D. um Athen bestand darin, dass er Eleusis, 
welches seit 287 von Athen abgetrennt war, 
wieder erwarb (nach der richtigen Lesung Nie- 
buhrs bei Ps.-Plut. 851 F xal 'EXevoTva xofiioa- 
fihm z(5 drj/tco); dieses Ereignis fallt vor den 
Sornmer 285 (De Sanctis a. a. 0. 49ff. Niese 

20 a. a. 0. I 386. Dittenberger zur Syll.2 nr . 192 
Anm. 19). In welcher Weise D. dies bewerk- 
stelligte, bleibt ungewiss (Vermutungen bei Niese 
a. a. 0. 1 386). Er lebte dann noch einige Jahre, 
wie daraus hervorgeht, dass er 280/279 ein Ge- 
such um Auszeichnung seines Oheims Demosthenes 
einbrachte (Ps.-Plut. 847 D); bald darauf muss 
er in hohem Alter gestorben sein, jedesfalls vor 
271/270 (vgl. auch Ladek a. a. 0. 72ff.), aus 
welchem Jahre das Gesuch seines Sohnes Laches 

30 stammt , infolge dessen seine Bildsaule errichtet 
ward (Ps.-Plut. 847 D. E). 

D. war auch als Geschichtschreiber thatig 
(Susemihl a. a. 0. I 558. FHG II 445ff.) und 
verfasste ein Werk 'Iozoglcu (Titel frg. 2. 3), das 
die Ereignisse hauptsachlich seiner Zeit umfasste ; 
das alteste erhaltene Factum, das darin erwahnt 
ist, bezog sich auf Aeschines Schauspielerlaufbahn 
(Anonym, vita Aeschin. 269 , dazu Vit. X orat. 
840 E. Susemihl I 558, 189); nach frg. 6 war 

40 noch Agathokles Ende (t 289) erwahnt. Frg. 4 
zufolge umfasste es mindestens 21 Biicher. Wie 
Cic. Brut. 286 bemerkt, war es in rhetorischer 
Manier verfasst; auch in seinem geschichtlichen 
Urteil war D. wie als Eedner von feindseliger Ein- 
seitigkeit, wie seine Ausserungen fiber Demetrios von 
Phaleron (frg, 2) und Demetrios Poliorketes (frg. 3. 4) 
zeigen. Dabei scheute er nicht vor Falschung der 
historischen Wahrheit zuruck, so dass er Demo- 
sthenes Selbstmord leugnete und dessen Tod im 

50 Lichte eines Wunders darstellte (frg. 1). Im all- 
gemeinen scheint das Werk von den spateren nicht 
in grosserem Masse ausgeschrieben worden zu sein ; 
Plutarch citiert es nur zweimal. Wenn Harp. s. 
"loxavSQog von AiaXoyoi des D. spricht, so liegt 
dabei wahrscheinlieh ein Missverstandnis vor 
(v. Wilamowitz a. a. 0. 194, 16). 

Das Urteil fiber D. schwankte schon im Alter- 
tum; wahrend Timaios (vgl. Polyb. XII 13) gegen 
D.s Charakter entehrende Verdachtigungen erhob. 

60 benfitzte Polybios diese Gelegenheit , um D. in 
Schutz zu nehmen und Timaios etwas am Zeuge 
zu flicken. Die neuere Forschung war bis vor 
kurzem geneigt, D. in zu idealem Lichte, als 
,wurdigen Erben seines grossen Oheims' zu be- 
trachten; so.Grauert Histor. und philol. Ana- 
lekten (Minister 1833) 331ff. 348ff. Westermann 
in der ersten Auflage dieser Eealencyclop. II 945f. 
Grote Hist, of Greece « XII 202. 207. 213ff. Droy- 



2867 



Demoehares 



Deniodoke 



2868 



sen Gesch. des Hellenism. 2 II 2, 175ff. Schafer 
Demosth.2III388.395. Dem gegeniibertrat v.Wi- 
lamowitz (Antigonos vonKarystos 189ff.) in weit 
iiber das Ziel schiessender Weise auf, indem er D. als 
elenden Staatsrnann, Eedner und Menschen bezeich- 
nete, eine Charakterisierung, fiir welehe schon die 
tfberlieferung nicht geniigenden Anhalt bietet. Man 
ist daher bei D.s Beurteilung mit Recht dazu 
gelangt, einen mittleren Weg einzuschlagen (so 



VI 18, 26. Appian. V 84—86, vgl. Dio XL VIII 
47, 3ff., der nur Apollophancs nennti. Im J. 718 
= 36 stand D. anfangs an der Siidkiiste Siciliens 
und that dem von Africa ubersetzenden Lepidus 
bedeutenden Sehaden (App. V 105f. Dio XLIX 
8, 2). Spater nalim er mit 40 Schiffen Stellung 
bei Mylae (Appian. V lOSf. Dio XLIX 2, Iff.); 
Agrippa wollte ihn hier iiberfallen, aber Apollo- 
phancs nnd Pompeius brachten ihm rechtzeitig 



Susemihl a. a. 0. Niese a. a. 0. I 335. 10 Hiilfe ; auch Agrippa zog seine ganze Macht zu- 



Ladek a. a. 0. G. De Sanctis a. a. 0. II 
24. Holm Gesch. Griechenlands IV 98. 110. 
POhlmann Grundriss der griech. Gesch. 2 222). 
D. war sicherlich kein bedeutender Mann, als 
Politiker ohne Originalitat und yon scharfster 
Einseitigkeit , durchaus befangen in dem iiber- 
lieferten demokratischen Programm, dabei von snd- 
licher Leidenschaftlichkeit, welehe vor hasslicher 
Verunglimpfung und Verleumdung des Gegners 



nicht zuriickschreckte , worin er aber unter den 20 (ebd. 11, 4). 



sammen, und so entwickelte sich eine allgemeine 
Schlacht. Dabei bohrte Agrippa das Admiral- 
schiff des D. in den Grand, doch dieser rettete 
sich auf ein anderes Fahrzeug und setzte den 
Kampf fort (Appian. V 107). Er entkani diesmal 
glucklich (Dio XLIX 7, 4), aber in der Schlacht 
bei Naulochos, die die Seemacht des Pompeius 
vollig vernichtete, fand auch er sein Ende, indem 
er sich, von den Feinden umringt, selbst totete 



attischen Politikern viele Vorganger hatte. Allein 
seine Vaterlandsliebe und tFberzeugungstreue, welch 
letztere mit Eecht in Laches Gesuch hervorge- 
hoben wird, sind nicht im geringsten anzuzweifeln, 
und was wir von ihm hOren, lasst auch auf voile 
Uneigenniitzigkeit seines Gebarens schliessen ; da- 
bei wird man ihm ein gewisses Verwaltungstalent 
zuschreiben diirfen. Vielleicht mochte ihm, wie 
POhlmann (a. a. 0.) annimmt, als Ziel vorschwe- 



[Munzer.] 



Demodamas (FHG II 444. S u s e m i h 1 Gr. Litt- 
Gesch. 1 659) von Milet (Steph. Byz s."At>twoa), ein 
General des Seleukosl. und Antiochosl. (Plin. n. h. 
VI 49), gehflrt, wie Megasthenes, zu den Keisenden, 
welehe die ersten Seleukiden, der Politik Alexan- 
ders treu bleibend, in den fernen Osten aussandten ; 
er bereiste den Nordosten und drang bis iiber 
den Syr-Darya vor; am aussersten Punkte, den 
er erreichte, erriehtete er seinem heimatlichen 



ben — was allerdings auf die Dauer nicht auf- 30 Gotte, dem didymaeischen Apollon, Altare (Plin. 
" " " '" ' " a. a. 0.). In seinem Eeisewerk kamen auch indische 

Localitaten vor (Steph. s. "Avuaaa) , ohne dass 
sich angeben liesse, ob und wie er nach Indien 
gekommen ist. Mit Plinius Bemerkung, quern 
maxime sequimur in his, ist leider nichts anzu- 
fangen. Da Athenaios (XV 682 d) den D., dessen 
Bearbeitung der halikamfissischen Stadtchronik 
er anfiihrt, 'Ahxagvaaoevg i) Mthjoiog nennt, ist 
dieser vermutlich mit dem Reisenden identisch. 

[Schwartz.] 
Demodike {Amiohixrj). 1) Stiefmutter des 
Phrixos, Gemahlin des Athamas, die den Phrixos 
wegen unerwiderter Liebe verfolgte und zur Flucht 
zwang, Pind. Hymn. frg. 49 bei Schol. Pind. 
Pyth. IV 288, wo auch andere Autoren citiert 
werden, die fiir die Stiefmutter andere Kamen 
anftihrten (vgl. dariiber die Art. Athamas 
und Phrixos). Nach einer weiteren Version, 
welehe man auf Sophokles Phrixos zuruckgefiihrt 



recht zu halten war — , dass Athen eine selb- 
standige Stellung zwischen den damaligen Machten 
einnehmen sollte. 

Litteratur: Zu den oben genannten Schriften 
William Scott Ferguson The Athenian Ar- 
chons of the third and second centuries b. Oh. 
(Cornell Studies in cl. Phil. X) 15ff. und Blass 
Attische Beredsamkeit III 2 , 304 ; iiber den 
Charakter von D.s Beredsamkeit ebd. 308ff. Uber 
seine Reden Baiter-Sauppe Or. att. II 341ff. 40 

[Swoboda.] 

7) Einer der griechischen Freigelassenen (App. 
bell. civ. V 83) und der tiichtigen Schiffscapitane 
des Sex. Pompeius. Oros. VI 18, 26 nennt ihn 
Demochas, was sich mit dem Kurznamen Menas 
seines Genossen Menodoros vergleichen lasst. Aber 
Appian. V 104. 106. 107. 108 nennt den sonst 
als D. bezeichneten Mann Papias, und das ist nicht 
sicher zu erklaren. Gardthausen (Augustus II 



137, 11) will fiir Papias den rOmischen Gentil- 50 hat, war D. oder Biadike Gemahlin des Kretheus 



namen Papius einsetzen. Es ist allerdings vor- 
gekommen, dass ein Freigelassener einen anderen 
Geschlechtsnamen als den des Patrons empfing, 
aber auch, dass er seinen Sclavennamen mit einem 
anderen Cognomen vertauschte (vgl. Marquardt- 
Mau Privatleben der RomeT 22, auch Fried- 
lander Sittengesch. Roms I 200f.); deshalb bleibt 
die Richtigkeit jener Vermutung fraglich. Zuerst 
fuhrte D. 716 = 38 einen Teil der Schiffe des 
Sex. Pompeius in der Seeschlacht bei Kyme unter 60 
dem Oberbefehl des Menekrates, der dabei seinen 
Tod fand (Appian. V 83). Darauf erhielt er ge- 
mcinsam mit Apollophanes das Commando iiber 
die ganze Flotte ; sie griffen in der Meerenge von 
Messana das von Octavian persOnlieh gefuhrte 
Geschwader an, ehe dessen Reserve unter C. Cal- 
visius Sabinus zur Stelle war, und brachten ihm 
eine schwere Niederlage bei (Suet. Aug. 16. Oros. 



(Bruder des Athamas); sie verleumdet Phrixos 
bei Athamas und giebt dadurch den Anlass zu 
seiner Verfolgung. Hyg. poet. astr. II 20. 

2) Tochter des Agenor, von Ares Mutter des 
Thestios, Schol. Apoll. Rhod. 1 146 ; nach Apollod. I 
7, 7, 2 heisst sie Demonike, nach Hesiod. frg. 58 Rz. 
Demodoke. Vgl. o. Bd. I S. 747 unter Agenor. 

3) Gemahlin des Korybas, Mutter des Ska- 
mandros, Plut. de fluv. 13, 1. 

4) Schwester des Paktolos, der sich an ihr 
verging und sich deshalb das Leben nahm, Plut. 
de fluv. 7, 2. 

5) Tochter des Tegeaten Reximachos, von 
ihreiii Bruder Kritolaos getotet, Plut. parall. Grace, 
et Rom. 16. [Jcssen.J 

Demoditas (Afj/ioSlfxtj]^), Dana'ide bei Hyg. 
fab. 170 (p. 33,' 2 Sch.). [Waser.] 

Demodoke (Atj/j.odoxtj), Tochter des Agenor, 



2869 



Demodokos 



Demodoros 



2870 



Hesych. b,ei Schol. II. XIV 200. Schol. Od. I 98; 
vgl. Demonike und Demodike Nr. 2. 

[Hoefer.] 

Demodokos (Arj^odoxog). 1) Der blinde Sanger 
der Phaiaken am Hofe des Alkinoos. Gutes und 
Schlimmes hat die Muse ihm verliehen, indem sie 
ihm das Augenlicht nahm, aber den siissen Ge- 
sang gab (Od. VIII 63f.) , die Menschen zu er- 
freuen, wenn ihn sein Herz zu singen trieb (VIII 
43ff.). Deshalb ist er hochgeehrt beim Volke 
{l.aoToi rsTifievog XIII 28, vgl. Schol. Q Vin 44 
olxuov to Svo/xa dia ttjv naga T<j> drjfiq> vnodoxi'iv), 
er wird, schon wegen seiner Blindheit, aufs riick- 
sichtsvollste behandelt (VIII 65ff. 105ff.) und auch 
von Odysseus gepriesen und geehrt (474ff.). Im 
Palaste und auf der Agora erklingt sein Lied. 
Nach dem Mahle treibt ihn die Muse zu singen 
x'/J.a av&Q&v oifitjg zfjg roV aga xleog ovgavov 
tvovv I'xavsv, den Streit zwischen Odysseus und 
Achilleus (75ff.); nach der Abendmahlzeit aber 
besingt er der Aufforderung des Odysseus ent- 
sprechend das hOlzerne Ross und die Eroberung 
von Troia, wodurch die Erkennung des Odysseus 
eingeleitet wird (492ff.). Auf der Agora spielt 
er, in der Mitte stehend, die Phorminx zum Reigen- 
tanz der Junglinge und singt danach das Lied 
von der Liebe des Ares zu Aphrodite (andre meinen 
nach Ath. I 15 d, dass der Gesang selbst von 
pantomimischen Tanzbewegungen begleitet war, 
doch ist das Lied von alten und neuen Kritikern 
fur eingeschoben erklart worden, vgl. Ameis- 
Hentze Anh. zu Horn. Od. VHI 266) VIII 262ff., 
vgl. Ath. I 14 c. So war auch am amyklaeischcn 
Thron dargestellt 4>cudxcov -/oqo? xal SSmv 6 
Jtjftodoxog (Paus. Ill 18, 11)." Pausanias (I 2, 3) 
vergleicht die Stellung des D. bei Alkinoos mit 
der der Dichter an griechischen Tyrannenhofen. 
Auf seine Blindheit spielt auch Ovid (lb. 270) 
an, und der Scholiast weiss zu berichten , dass 
D. nach einem Wettstreit mit den Musen ge- 
blendet oder bei gleichem Anlass von Apollon be- 
siegt und getotet worden sei. Der spateren Zeit 
erschien er als ein Dichter, der Lieder von Ares 
und Aphrodite und von der Zerstorung Troias 
verfasste (Plut. de mus. 3 : ArjjxoSoxog Kegxv- 
oatog xa/.awg fiovoixog); Ps. Piut. de fluv. 18 
dichtet ihm sogar eine 'Hoa.yJ.Eia an. 

Die Gestalt des D. ist von culturgeschicht- 
licher Bedeutung. In ihr hat uns einer der home- 
rischen Aoeden, zwar idealisiert aber mit der Wirk- 
lichkeit entlehnten Zugen, einen Vertreter seines 
Standes, d. h. der Sanger, die die homerischen 
Epen geschaffen haben , vorgefuhrt und die Art 
seines Auftretens geschildert. Die empfangliche 
HOrerschaft am KOnigshofe ist wohlvertraut mit 
dem Gang (o'/mj) der Sage, so dass sein Lied, 
wie bei Homer afioSsv ye, an irgend einem Punkt 
beliebig einsetzen kann. Er selbst, deoTg era'l.iy- 
xiog avStjv (IX 3), hat seine Belehrung von Apollon 
oder der Muse empfangen (VLTI 488) und wird 
von ihr inspiriert, wie Homer. Er eroffnet seinen 
Gesang mit Anrufung der Gottheit (d 6' ogftqdeig 
diov ijgytTo, (faXrc <5' aotdr/v 499). wie dies nach 



den homerischeq Hymnen thatsachlich Brauch 
war. Und wenn rjach Schol. VIII 63 einige mein- 
ten, in der Blin^eit des S&Hgers habe Homer 
auf sich selbst angupjglt, so kt vielleicht urn- 
gekehrt D. nicht ohne'iyttfflfss auf die Ausbil- 
dung der Legende von der Blndheit Homers ge- 
wesen (vgl. Bergk Griech. Litt. I 454. Niese 
Entwickl. d. hom^Poesie 48f. 245. g, Meyer 
Gesch. d. Altert. H 391f. 415). 

10 2) Auch der Sanger, dessen Obbjt Agamemnon 
bei der Abfahrt nach Troia die TJlytaSinJiestra 
anvertraute und den diese, als sie sisfr de» Aigi- 
sthos ergab, auf eine verlassene Ins& verbantite- 
(Od. Ill 267ff.) , hiess nach Demetrioa v»n Pha- 
leron D. Als Menelaos vor dem Kriwe nach 
Delphi kam, hatte dieser Spartaner D., ein Schiileir 
des Mykenaeers Automedes, gerade im pyth-schen 
Wettkampf gesiegt, und Agamemnon nahm ihn 
mit in seine Heimat. Timolaos machte ihn zu 

20 einem Bruder des Siingers Phemios, der mit Pene- 
lope nach Ithaka zog (Schol. und Eustath. Od. 

III 267). 

3) Ein Gefahrte des Aineias, den Halesos totete- 
(Verg. Aen. X 413). 

4) Grieche in einer Rustungsscene mit bei- 
geschriebenen mythologischen Namen auf einer 
sf. Vase der Sammlung Durand (CIG 7381. Ger- 
hard A. V. IH Taf. 190f.). [Wagner.] 

5) Athener. Xogrjyog fiir die Olvrjtg Jiaidcar 
30 459/8, CIA IV 2, 971 frg. f col. II 5. 

6) Attischer Strateg 425/4, nimmt mit seinem 
Collegen Aristeides die Stadt Antandros ein, Thuk. 

IV 75, 2; vgl. Beloch Att. Polit. 304. 

[Kirchner.] 

7) Von einem Spruchdichter D. aus Leros bei 
Milet ist uns ein trochaeischer Septenar paraene- 
tischen Inhalts, in welchem die Gerechtigkeit des 
Bias erwahnt wird, bei Diogenes Laertios (I 84) 
und bei Aristoteles (Eth. Nikom. II 9) ein hoh- 

40nender Sinnspruch erhalten, den Bergk trotz der 
Beniitzung von Anth. XI 235 Gberzeugend her- 
gestellt hat (xal rode Atjfiodoxov') • Mdtjaioi ak~i>- 
vsroi fikv ovx dot, dgoiaiv 5' olajtsg d^vveroi. In 
der Anthologie sind ihm vier Hohngedichte XI 
235—238 zugeschrieben; doch kann, wie selbst 
Bergk zugiebt, hochstens das erste auf alte 
Uberlieferung zuruekgehen. Allein auch dies ist 
wegen der Ubereinstimmung mit Phokylides frg. 1 
(bezeugt durch Strabon) schwer verdachtig, und 

50 die Annahme Bergks, Phokylides antworte in 
frg. 1 auf Anth. XI 235, ausserst unwahrscheinlich. 
Es ist, sogar fehlerhaft, aus Phok. frg. 1 gebildet. 
Das Alter des D. ware nicht einmal dann datiert, 
wenn die ,Echtheit' von Phokylides frg. 1 abso- 
lut sicher stande. [Reitzenstein.] 

Demodoros, Athener aus dem Demos Melite, 
dessen Name auf einer einst in den athenischen 
Propylaeen beflndlichen nmden Basis oder Saule 
stand, wurde von Stephani (Rh. Mus. IV 25 

60 nr. 18) falschlich fiir einen Bildhauer gehalten, 
wahrend es wohl sicher der Weihende ist. Brunn 
Kiinstlergesch. I 401. Loewv Inschr. griech. 
Bildh. 424. [C. Robert.] 



NachMge und Berichtigungen 

zum vierten Bande. 

Um e ; ne Verzettelimg der unvermeidlichen Nachtrage und Berichtigungen zu vermeiden, werden sie 

in bssonderen Supplementheften vereinigt werden; an dieser Stelle erscheinen nur die, deren baldige 

Veroffentlichmig den Verfassern oder der Redaction wiinschenswert sohien. 



S. 1222, 65 (Corduba): 

Diese Miinzen sind in spanischen Sammlungen 
nach Delgado bisher nicht naehgewiesen, daher 
ich gegeniiber der bier und im CIL ausgespro- 
chenen Ansicht sie in den Mon. ling. Iber. fort- 
liess. [E. Hubner.] 

S. 1224, If. (Corduba). Statt ,im allgemeinen 
— urb. 84' lies: 

Als Hauptstadt preist sie Ausonius urb. nob. 84 
submittit cm Ma suos Htspania fasces Corduba 
(bei Peine r ist falsch interpungiert). 

[E. Hubner.] 



S. 1870, 29 (Curtius Nr. 30). 

Die Worte ,d. i. als den Genius der Provinz' 
sind zu streichen. [Groag.] 

S. 1958ff. (Dacia). 

Leider ist die bedeutsame Inschrift aus dem 
alten Dionysopolis (s. d.) D i 1 1 e n b e r g e r Syll. 2 342 
1rt ubersehen worden, aus der man einige wichtige 
Angaben liber die Ausdebnung der Herrschaft 
des Konigs Burvista entnehmen kann; jedenfalls 
hat er erst nach dem Proconsulat des C. Anto- 
nius in Makedonien iiber Dionysopolis am Pontes 
Euxeinos geherrscht. [Brandis.] 



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