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ALDERMAN LIBRARY
UNIVERSiTY OF VIRGl fSHA
CHARLOTTESVILLE, VIRGINIA
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Drei«: 3RI. 1,20.
ßo HL/ 6<j
%x. 40.
^cbriften
beä
Vereins für $eformatton$gefd)id)te.
«Bftjntcr #aljrgang. jPrittre 3 tfick.
|1 nttI:vnt woit fre»jl«cr0
mtf f)nl|c»nrd|nu,
ein
bnmfdjev ßrbetuuiun au* bcv SHcfovniiitionSjeit.
SJott
Pr. ^konrai* ^reger.
flaue 1893.
3it <£ommiffton$öetlag uon ^tiemetjer.
ßiel, Quafenbrütf,
«£>. (Gefärbt, @bm* ©ctfjarbt,
^ffeger für Schleimig s§otftein. Pfleger für $amtotoer u. Olbeiiburg.
Stuttgart,
®. ^regijer,
Pfleger für Württemberg.
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ALDERMAN LIBRARY
ÜNIVERSITY OF VIRGINIA
CMARLOTTESVILLE, VIRGINIA
im|ere ^itgCieber!
SSßir erlauben uns folgettbeö in (Erinnerung ju bringen:
Sie ©etträge firtb im Slpril jebeg 3a£)rel pränumeranbo
ju entrichten unb müffen biefelben franco an bie betreffenben
Herren Pfleger unb nur, wenn ein folcfjer nicht ba ift, an unfern
Sdjatwtcifter, §errn SerlagSbuchhänbler 30? aj 3?iemeper in
$aHe a. S. abgeführt werben.
ÜBuhtttingSoeränberungen finb ftetä fofort unferm Scf)a$=
meifter anjujeigen. Sei $af)Iungen oon bem neuen 3Bof)nort au§
ift ber frühere anjugeben. gür Unregelmäfiigfeiten, bie burdj
Unterfaffung biefer Angabe entftehen, ift unfer Schafcmeifter nicht
öerantwortticfj.
©efteltnngen auf Schriften ift ftetö ber Setrag be§ ©e=
münfchten beijufügen. Sie einzelne Schrift wirb bem Serein§=
mitglieb, aber nur biefem, mit SRI. 1,20 franco geliefert —' 4 Stücf
nach fü r 3 3D?f. — Sa8 Stücf ber SolfSfdjriften foftet franco
15 3ßf., werben 10 Stücf ober mehr nach 2ßaf)l entnommen, fo
wirb ba§ Stücf mit 10 fßf. beregnet.
$alle a. S. 1893.
Ser ©orftotriL
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{■ntthnn wen
auf i)ol|enafd|iut,
eilt
bairiftfter ©bclntann au3 bei* ÜtefovmationSjeit.
33on
l)i*. ^onrab ^refler. ^
ijallc 1893.
SSevetn für 9tefovruatton3gefd}icf)te.
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ST?
3 öo
M5
Nr. \0
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Seinem Datev
in battfbarer Siebe ltnb Perebrung
Her »erfajfcr.
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I.
Sutljerä SlppeH an ben djriftlidjen 8lbel beutfcher Nation £)atte
einen ftarfen äßiberljall in ben |jetjen ber äRämter gefunben, an
welche et gerietet war. (Sine (Sljrenpfütfjt erblicEte bie äftitterfd^aft
batin, ii)te $anb jut Sefferung be$ ©tanbe? ber S^riften^eit ju
bieten. 2lber f<hon ber ©etbfterhaltungStrieb machte ben Slbel
gum SBaffengenoffen ber ^Reformation. Ser 83unb ber Äurie mit
ben beutfd)en dürften ^atte bie Saifermacht gebroden unb ba?
SReicf) gefchmacht. 3m 3ufammenl)ang bamit waren auch SRactjt
unb (Stnflufj be? Slbel? gefunfen. (Sr üerarmte im felben 2Raf?e,
ofö bet SBefifc bet toten §anb pnahm, unb feine politifdje 93e=
beutung fdjwanb mit ber ftetigen Zunahme ber fürftlichen ©ewalt.
©o brängten bie um bie Sßenbe be? äRittelalter? hrrrfchenben
SBerhöltniffe ben Stbel in eine oppofitioneße ©teßung unb machten
iljn, afö einmal bie öffentliche SReinung fi<h mit ben ßRifjftänben
in fReid) unb Äitche p befdjäftigen begann, p einem ber t)« 1 *
ttorragenbften Stöger ber ftaattichen unb fird^tic^en Steformbe*
ftrebungen, unb foweit teuere in grage ftanben, jum natürlichen
ißunbeggenoffen Sutljer?. 2Rit fcharfem SBlidE hatte ba? ber Sfte*
formator erfannt, al? er ben Slbel pm Äampf gegen 9tom auf*
rief; hoch er wufcte auch, bah nur geiftige SBaffen pm 3«le
führten. (Sr warnte beäbalb in jenem Aufruf oon 1520 oor ben
SEBegen ber ©ewalt. Salb geigte e? fich, wie richtig er geurteilt
hatte. Sie SRitterfchaft würbe auf? §aupt gefchlagen, al? fie oer*
fuchte, burch ba? ©chwert an? $iel p gelangen 1523. Slber tro|
ihrer fRieberlage unb tro| ber pneljmenben gürftenmadjt blieb
fie in ben fübbeutfchen Staaten noch au f Innge hinau? bie Srä*
gerin ber Oppofition gegen bie um fich gretfenbe ©ewalt ber
dürften unb in ber 2Rebrga£ß ihrer ©lieber eine greunbin ber
fp reger, ^Banfraj »on ^repberg. 1
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Deformation. SnSbefonbere War bie Deidjäritterfdjaft in granfen
unb Schwaben ber Deformation aufs eifrigfte ergeben. Didjt
baSfelbe läßt fuß oon bem, jumeift lanbfäffigen, 2t bei in SBaiern
in ber erften $älfte beS 16.3a^rt)unbertS fagen. 3 toar 1001 auch
er beftrebt, feine politifdjen Deckte gegenüber bem SanbeSfürften
ju bewahren unb womöglich ju erweitern: aber oon ber religiöfen
Bewegung, wie fie burdj bie Deifjen feiner abeligen ©enoffen in
Schwaben unb granlen ging, würbe er nidft ergriffen. StUer»
bingS ftanben ab unb §u aud) Slbetige in bem S3erbadE)t feßerifdjer
©efinnung,*) aber im ganzen unb großen hielten fie an ber alten
ßebjre feft, unb ©rfdjeinungen wie Slrgula oon ©rumbadj, bie fid)
offen jum fßroteftantiSmuS belannte, blieben bamals noch °er=
einjelt.
@S waren junächft unb hauptfächlidj ©eiftliche unb geringe
Seute, bei welchen bie neue Sehre fdjon frühzeitig Anhänger unb
warme greunbe fanb. ©ifrig würben oon biefen SutherS Schriften
gelefen unb feine Sehre [oerfünbet. 1 ) 2)ie §erjöge üEßilfjelm IV.
(1508 —1550) unb Subwig, welche bamals gemeinfam in bem
feit bem StuSgang beS Sanbshuter ©rbfolgefriegä 1505 wieber
in einer |>anb »ereinigten unb aus bem jeßigen Über* unb Dieber*
baiern unb einem Seil ber jeßigen Dberpfalj beftehenbem §erjog=
tum herrfdjten, nahmen junädjft eine abwartenbe Stellung ein.
®ie ©eiftlidjen erhielten auf Stnfuchen ber $erjöge Oon ben 93i=
fcßöfen ben Sefefjl, bie Sehre SutherS troß beS bereits auSge*
jprocfjenen Sannes nicht ju oerbammen, fonbern einftweilen jn
fdjweigen. 21IS aber Saifer unb Deich auf bem DeidfStag oon
SßormS 1521 fich oon Suther loSgefagt hatten, wanbte fi<h auch
in SBaiern bie Degierung gegen bie Deformation unb ihre 2tn=
hönger. $erjog SBithelm hatte bie erften reformatorifchen Schritte
SutherS mit SEBohlwoHen begrüßt. ®och als biefer in rafchem,
ftürmifchem Dorgeßen ben offenen SBrudjj mit Sßapft unb $ircße
nicht freute, ba lehrte fich ber gürft ooH ©ntfeßen oon jenen
Sbeen ab. ©r fah nur bie Dachteile einer Trennung oon ber
*) @o Siegt. 0. fieucfitenberg, f. SBinter, ©efdjid&te ber Deformation in
Baiern I, ©. 177, Dnufriuä 0. gretjberg unb feine ©ema^lin §elene, f. unten.
©. 1), ber ©raf Oon ©tyoarjenberg, f. SBinter II, ©. 284.
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3
römifchen $irdje, unb eilt Steg ber Deformation biintte iljn baS
fdfjlintmfte aller Uebet. 2luS aufrichtiger Ueberjeugung begann er
ben Äampf gegen bie Deformation unb erbticfte in ihm fortan
eine Hauptaufgabe feiner ^Regierung. 1522 erfct)ien baS erfte De*
tigionSmanbat, toorin bie Sehren SutherS als tirchen* unb ftaats*
gefährlich »erboten unb biejenigen mit ©efangenfdfjaft bebroht
würben, bie bem SDtanbat juwiber bem fejjerifdjen ©tauben an*
hingen. Dun terferte man bie äbermiefenen Vetenner ber Defor*
mation ein, jwang fie jum SBiberruf ober oerbannte fie — fo
Seehofer unb Strguta oon ©rumbadj. ®och floh »och nicht SBIut.
©rft als baS öerhättniSmä&ig mitbe Verfahren wirfungStoS blieb,
erging 1524 ein jweiteS, ungleich ftrengereS ÜRanbat. Stuf bie
Unflage ber in biefem SRanbat jur Verfolgung ber Äefcer aufge*
ftettten Äommiffion hin würben bie reformatorifch gefinnten Saien
unb ©eifttidjen eingeferfert, ihrer ©üter unb Slemter beraubt, jurn
Sßiberruf gezwungen, einzelne mit bem £obe beftraft. 3)aS ftrenge
Vorgehen oerfehtte feinen ßwecf nicht; oon SRitte ber breifiiger
Satire an tonnte bie Deformationsbewegung in Vaiern atS unter»
briicft gelten. 3)ie offenen Vefenner lutbjerifchen ©taubenS waren
tot ober oerbannt, nur insgeheim hingen noch manche ber neuen
Sehre an. 5)ie Herjöge aber boten fchon ihre Hilfe auch <m*
beren beutfdhen Staaten jur Unterbrücfung berfelben an. ©e*
rabe bamals würbe in ben unmittelbaren Dachbartänbem VaiernS
bie Deformation eingeführt, fo in ben freien DeidjSftäbten Utm
1530, Augsburg 1534, in DegenSburg nach oerfdjiebenen mifc*
gtücften Verfuchen befinitio im Sahre 1542, in ber in ber Ober*
Pfalz getegenen Vfatjgraffchaft Deuburg a. ®. oon bem SBittetS*
bacher Dtttjeinrich 1542. Ueberatt fugten bie bairifchen dürften,
teitweife mit offener ©ewatt, ihrer (Sinführung entgegenzuarbeiten.
Herzog Subwig war ber SDtitbegrünber beS fog. h e iÜ9 en VunbeS
unb auch SBithetm hörte tro§ feines SiebäugelnS mit H e ff en “ttb
anberen proteftantifchen dürften nicht auf, fidj ber reformatorifchen
Vewegung entgegenjufe|en. Sngolftabt würbe als Stüfcpunft
gegen ben proteftantifdjen Dorben befeftigt; am taifertidhen Hof/
in ben Vorzimmern ber dürften waren ihre ©efanbten ju finbett,
immer eifrig unb beftrebt, bie reformatorifche Vewegung ju fcf)ä=
bigen. 3ttS ber Ärieg gegen bie fchmatfatbifchen VunbeSgenoffen
i*
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im Saljte 1546 augbrad), blieb jwar Sßill)elm mit fluger SSeredj*
nung fcfjeinbar neutral, öffnete aber ben faiferlidjen Gruppen feine
ßanbe, berprobiantierte bag faiferltc^e $eer unb fab) eg gerne, bafj
SBaiern in bemfelben S)ienfte nahmen. <So Ijat er ju bem ben
fßroteftanten ungünftigen Sluggang beg fdjmalfalbifcfjen Äriegeg
mit beigetragen. Stlg SBilljelm 1550 ftarb, fonnte er bag SSewufet*
fein mit f)inübernel)men, SSaiero ber lat^olifd^en Äirdfe erhalten unb
ber ^Reformation in fjeroorragenber SBeife Slbbrucf) getljan ju ^aben.
SEBeit fdfjwieriger als er ift fein ©ol)n unb SRadffolger
Sllbredfjt V. in feiner ©teßung jur ^Reformation ju beurteilen.
®enn nicf|t wie bei feinem SSater finben wir bei SUbredjt ein feine
Äirdjenpolitil beljerrfdfjenbeg Sßrinjip. Erwägungen ber 3we<f=
mäfjigfeit traten bei iljm an bie «Stelle religiöfer Ueberjeuguttg.
Sltbredjt war bon feinem SSater in ftrengem Äatljotijigmug erjogen
worben. ®od^ al§ er, erft 22 Saljre alt (geb. 1528), ben Iljron
beftieg, beobachtete er aug politifdjen ©rünben eljer ein freunb»
lidjeg alg feinblid^eg SSer^aiten gegen bie neue Sehre. SBeil er
falj, bafj bie religiöfe ^ßolitif feineg SSaterg bem Sanbe nur eine
ungeheure Sc^ulbenlaft, ben ^abgburgem bagegen ©ewinn ge=
bracht tjatte, trat er, obwohl @cf)Wiegerfol)n beg römifdjen Äönigg
gerbtnanb, offen bem fpeibelberger SSünbnig bei (1553), bag
borgeblid^ gegen ben SRatlgrafen Sllbrecht bon SSranbenburg, in
ber Sl)at aber mehr nod) gegen bie Uebermacht ber Habsburger
im fReid) gerietet war. Sn $eilbronn würbe jWifcfjen ben neuen
SSunbeggenoffen bereinbart, bafj bie Untertanen berfelben gegen
jebe SSefdjwerung in Slugübung itjrer ^Religion gefiebert fein füllten,
©ton im 3af)r jubor hatte Stlbrecfft ben SSermittler jwiften ben
gwei 'grofjen fReligiongparteien gemacht; ber Sßnffauer Sßertrag
fowie ber fpätere Sluggburger IReligionSfriebe, burdj welken bie
proteftantifte Sehre reicl)§gefeglite Slnerlennung unb Sanltion
fanb, finb mit burdj feine SSemüljungen juftanbe gefommen. SSer*
gebeng Ijatte fßapft jJSaul IV. burch Senbfcfjreiben unb eigene
©efanbte Sllbrecfit V. bon biefen Schritten abjnt)alten gefudjt.
$er Sßapft mufite ju feinem ©djmerj erfahren, bafj ber ©ol)n
änftweilen nicht bie SEBege beg SSaterg wanbeite.
Sludj im Snnern trat Sllbred^t ju SSeginn feiner ^Regierung
bem neuen ©lauben nidjt fdjroff gegenüber. Sofort geigte fit.
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»ic bie Strenge SBifljetmä IV. jmar bie 9leufierungen ber SRefor*
mation ju unterbrücten, aber nid)t ifjre 3been auSjurotten Oer*
mo6)t hatte. UeberaH im ßanbe finben mir plöfclich Anhänger
ßutherS, allerorten finb feine glugfdhriften unb 93ücf)er oerbreitet;
in ber |jauptftabt felbft gibt eS ißroteftanten, im Stabtrat fifcen
greunbe ihrer ßeljre. 2 )
35er |jerjog fudfjte jmar ba§ attjuhetle Stuflobern beS geuerS,
baS folange unter ber Slfdje fortgeglimmt hatte, ju bämpfen; im
©anjen aber öerfuhr er mit SKilbe unb Schonung, unb eben
biefe 3Rilbe führte ber ^Reformation mieber üünfjänget ju aus
ßeuten, bie im $erjen ber neuen ßetjre jugettjan', aber jaghaft
oor offenem SefenntniS bisher jurücfgefchrecft mären. Ütrn fchmerften
mog, bafj nunmehr auch bie ©rofjen im ßanbe ftef) bon ber
alten Äirche abmanbten. Sdjon feit 1540 ftefjt ber ©raf ßabiStauS
oon grauenberg, ber te|te Inhaber ber reidjSunmittelbaren, über»
aß oon bairifchem ©ebiet umfchloffenen ©raffdjaft $aag in
Dberbaiern, im Serbadjt reformatorifcher ©efinnung; 1557 führt
er offen bie neue ßetjre in feiner ©raffdjaft ein. 3 ) $luch ber
SJefifcer ber reicf)2unmittelbaren ©raffc^aft Drtenburg, goadhim,
ber jeboch jugleid) bairifdjer ßanbfaf? mar, ftefjt ber ^Reformation
freunblidh gegenüber, unb mie er, fo eine grofje ülnjaljl Slbefiger
aus ben angefeljenften ©efdjtechtern beS ßanbeS. Salb mar bie
Partei ber fReformationSfreunbe fo ftarf unb mächtig gemorben,
bafj fie e$ bereits magen lonnte, mit ber gorberung an ben
§erjog fjeranjutreten, mistige ßugeftänbniffe burch StaatSgefejj.
ju bemittigen. 3)er Ort, mo biefem Verlangen SluSbrudE oerliefjen
mürbe, mar bie Stünbeoerfammlung. Sie bilbete ba§ berufene
Organ, ba$ bie äBünfdfje be$ ganzen ßanbeS bem .jperjog ju ©et)ör
brachte; ben Stänben mufjte er fRebe unb Slntmort fielen, it>re
gorberungen jum minbeften ernftlidj prüfen unb mürbigen. 35enn
bie §erjoge maren im ßaufe ber ßeit mefjr unb metjr oon ben
Stänben abhängig gemorben. 3)a baS tierjogtic^e Äammergut
jur Sefriebigung ber gefteigerten ßebenS* unb ßuEuSbebttrfniffe
eines prunttiebenben $ofe$ nicf)t mehr auSreichte, fo maren bie
gürften gejttmngen, Steuern ju ergeben. 3)a§ Steuernbemilli»
gungSredfjt aber hatten fief) bie Stänbe in langjährigem Sampf
mit ben gürften ertrofct unb hotten oerftanben, au§ biefem fRedjt
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Kapital ju fdjlagen. Sie Ratten erteilt, baß nur mit ihrer ßu*
ftimmung ©efe|e erlaffen werben burften; jebe Befchwerbe gegen
bie ^Regierung fonnte bet ben ©tänben angebracht werben unb
Würbe, wenn fie begrünbet war, freimütig oon ihnen oertreten;
baS Bubgetrecht gab Slnlaß, bie Berwenbung ber genehmigten
©ummen ju fontrolieren, fowie bie übergroße Berfdjwenbung bei
£>of einjubämmen. 2Iuch in ber äußern ißolitif beanfprudjten bie
©tänbe, gehört ju werben; nur mit ihrer ©enehmigung foßte ber
£erjog Söünbniffe fchließen, $rieg unb ^rieben machen bürfen.
@S ift War, Wie läftig einem fraftooflen §errfcher biefe ftete
SRebenregierung werben mußte. Unb Ätbrecht h atte ih re SRacfjt
gleich beim ^Regierungsantritt brücfenb empfinben müffen, als bie
©tänbe ihm folange bie ©rbhulbigung oerweigerten, bis er ihre
ißrioilegien beftätigt tjatte. 4 ) SRunntehr oerfuchten fie, auch in
ben religiöfen fragen bem $erjog ihren SBißen aufjubrängen.
3m 3- 1553 fteßten Slbel unb Bürger unter bem ißrotefte ber
Prälaten im ©tänbehauS ju Sngolftabt ben Slntrag [an ben
^erjog, bie Kommunion sab ntraqae ju gewähren. @S erfolgte
ein abfchlägiger Befdjeib. dagegen ließ es ftch SUbredfjt ange»
legen fein, baS ©erücfit ju jerftreuen, als beabfid^tige er bie 3n*
quifition in Baiera einjuführen, unb gab ben besorgten ©tänben
beruhigenbe ^luffcEjlüffe hierüber, ©ünftiger für bie ^Reformation
Waren bie ©rgebniffe beS ßanbtageS oon 1556.
3)er §erjog war gerabe in großer ©elbnot unb !am mit
hohen gorberungen an bie ©tänbe. Äeine beffere ©elegenheit
fonnte fich für biefe bieten, um ihrerfeitS Äonjeffionen in 9teli=
gionSfadhen burdjjufe&en. Sluch bieSmal Ratten fidh bie Ißrälaten
oon ben Beratungen ber fRitter unb ©tänbe abgefonbert, ba eS
nicht in ber SRacht beS ßanbtageS ftet>e, über fReligionSfadjen
ju oerhanbeln. $>ie auf ©runb ber Beratungen ber beiben an»
bem ©tänbe formulierten Einträge beS ßanbtageS an ben £>erjog
oerlangten: ©ewähmng beS ÄelcheS, (SrlaubniS beS QfleifdhgenuffeS
an Safttagen, Befefcmtg ber Äanjeln mit gotteSfürchtigen ©eel»
forgem, bie, gleichoiel ob lebig ober oerheiratet, baS SBort ©otteS
nach biblifcher ßehre rein oerfünbeten. ßange würbe jwifcfien
herjoglidhen fRäten unb bem ©tänbeauSfchuß über biefe fjorbe»
rungen oerhanbelt. 2>er enblid^e Befcheib beS §erjogS ging ba*
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7
t)in, baff bet ©enufc be8 2lbenbmal)lg sab ntraqae „unerwartet
beg fReich8tagg" geftattet werbe, ebenfo ber gleifchgenufj an gaft«=
tagen; auch wolle fid; ber Herzog mit ber geifttidjen Dbrigfeit
in8 {Benehmen fefcen wegen treuer ©eelforger, bie ba8 SBort
©otte8 im Sinn ber apoftolifdjen Äirche oerfünbeten. Siefe ßu»
geftänbniffe beg ^erjogg fchienen bebeutenber, at8 fie in ber SEfyit
waren. gwar &ie prinzipielle ©ewäf)rung beg ßaienfetcheg war
für bie 9lnl)änger ber {Reformation eine wichtige ©rrungeitfchaft.
©rlaubnig beg gteifdjgenuffeg an gafttagen war unwefentlidj,
folange ber öffentliche SBerfauf oon gleifd) an biefen Sagen oer*
boten blieb; bag ftänbifche Segelten bezüglich ber {ßriefteretje würbe
abgefcf)lagen, unb ein SBergleidE» beg SBortlauteg beg ftänbifdjen
Slntragg bezüglich ber ©eelforge einerfeitg, ber herzoglichen gufage
anbrerfeitg läftt ben gewaltigen Unterfcfjieb zwifcheit gorberung
unb (Erfüllung erfennen. {Roch bazu würbe ber SeParation, 5 )
in ber biefe 3 u 9 e ftänbniffe oeröffentlidjt würben, ein herzoglicher
©tlafc beigefügt, beg SBortlautg; „Obgleich ber Herzog noch ber
SReinung fei, baff ihm alg einem fatholifchen gehorfamen dürften
unb {Reichgftanb nicht gezieme, im djriftlichen ©tauben einige
{Reuerung ober SBeränberung zu thun unb gemeiner chriftlicher
Äirche hierin eigenwillig oorzugreifen, fo hoben @. ®n. auf ber
beiben weltlichen Stänbe emfigeg unb beharrlicheg Srängen ihnen
etlicher {ßunfte holber gegenwärtige Separation gegeben, nicht
in ber äReinung, ihnen biefe {ßunfte zu bewilligen ober
zuzutaffen, fonbern allein um fie unb anbere Untertanen, bie
fich ihrer ©ewiffen holber barin fo hoch befchwert finben, oor
ber beforgten ©traf unb Ungnab zu oerfichem." Sie in ber
SeKaration im {ßrinzip auggefprochene ßulaffung beg Saienfelcheg
würbe bemnach im gleichzeitig publizierten ©rla| zurücfgenommen
unb nur Straffreiheit für biejenigen gewährt, Welche gernäfc ber
SeParation bag $lbenbmal)l sab utraqae »erlangten.
@g war erPärtich, bah fich unter biefen SSerhältuiffen wenig
{ßriefter fanben, bie bereit waren, bag ©aframent unter beiben ®e*
ftalten zu fpenben; unb ben etwa bazu willfährigen ©eelforgern fudjten
bie geglichen unb weltlichen Oberen nach 3Röglicf)feit ^emmniffe
ZU bereiten, ©o nahm benn ber ßanbtag oom 3- 1557 Stnlafj,
fid) oor anberem mit biefer Sache zu befcfjäftigen, unb [teilte ben
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8
Antrag an ben §erjog, bte 33oHjiehung ber »orjährigen ®eWa*
ratton bergeftalt ins 353er! ju fefcen, baß ben Sßrieftern befaßten
Würbe, jebem auf fein 33erlangen ben fteldj ju reichen; auch faßte-
ben »erheirateten Sßrieftern, wenn fie nur fonft d)riftli<f) feien,
ber Staatliche ©cßuj} nicht »erfagt werben. Ser $erjog gab jur
Antwort, bie »orjä!)rige Seflaration enthalte gar nicht bie unbe=
bingte 33ewiHigung ber Kommunion sab utraque; übrigens ftönbc
e8 auch nicht in feiner SDlacßt, bie Sßriefter ju etwas ju jwingen;
bantit jebodj bie ©tänbe feinen guten SBiflen fähen, wolle er bie
33ifcßöfe jum 33oßjug ber Seftaration ju bewegen fucßen unb
ju biefem ßwecf eine burch ftänbifche Slbgeorbnete »erftärlte ®e*
fanbtfdjaft an biefelben fcßicien. SUbrecßt lag baran, ben ßanb=
tag für fich günftig ju Stimmen, ba er abermals mit großen
©elbforberungen an benfelben fam.
Sßeil er aber glaubte, auf firdjlicbem ©ebiet an ber ©renje
ber ßugeftänbniffe angelommen ju fein, wenn anberS er 33aiern
ber fatßolifchen Äirche erhallen wollte, fo »erdichtete er lieber auf
wichtige ^joßeitSrechte. Sr gewährte ber SRitterfcßaft bie niebere
©erichtSbarfeit über ihre einfcf)ic£)tigen ©üter, 8 ) welche unter 3
SDteilen »om ^ofmarfSffa entfernt waren, unb legte fo ben ©runb
ju bem unfäglichen fRechtSelenb, baS ber 3EBill!ür ber ©utSherrn
$hür unb Xt)or öffnete. Sie Sßrälaten unb bie ©täbte erhielten
anbere Siechte teils jugeficßert, teils »erfprodjen. Safür über*
nahmen bie ©täbte auch &ie ^»crjoßltc^cn ©cßulben im 33etrage
»on 812000 ©ulben (1 fl. = 4’SD». 40 Sßf.).') 33on rein
ftaatSmännifchem ©tanbpuntt aus betrachtet, ift bie Sßolitif, bie
2llbrecht bei biefen 33erhanblungen »erfolgte, fcßwer ju »erftehen.
Surcß bie SluSantwortung ber nieberen ®eri<f)tsbar!eit an ben
oppofitiomteflen Slbel ftärfte er benfelben in erheblichem SDtaße
unb fcßwächte anbrerfeitS feine eigene SDlacßt unb fomit baS gange
©taatswefen auf baS empfinblichfte. Sur<h bie ©nfüßrung ber
SReformation in S3aiern, »on ber ihn nichts als fein eigener
3EBiße abhalten fonnte, wäre er bagegen ben 35Bünf<hen beS größten
Seils beS SlbelS unb beS 33ol!e8, ja auch eines Seiles ber ©eift*
licßfeit entgegengefommen unb hätte feine SDlacßt im Ämtern unb
baburcß auch noch Stoßen in hohem ©rabe gefteigert. ©tatt einer
troßigen Dppofition, ber et felbft noch bie SDlittel jur SDlacht in
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9
bie £>änbe gab, ^ätte er eine treuergebene SlbelSpartei fid) ge*
Wonnen, unb auch ber ftete gwiefpalt jnjifc^en geiftlicher unb
weltlicher ÜJtacht wäre non bem Slugenblict an befeitigt gewesen,
in bem bie beiben ©ewalten in feiner ißerfon fi<h oereinigt hätten.
Siber bie ganze bamalige ßeitgefchichte barf nicht oom poti*
tifchen ©tanbpunft aus allein betrachtet werben; bie mächtigften
$ebel ju ©ntfchliefeungen unb Saaten bilbeten in jener geit nicht
ftaatamännifcpe ©rwägungen, fonbern religibfe Ueberjeugungen. Unb
wenn auch Sllbrecht fich bem Sanne ber neuen Sehre nicht oöHig
entziehen lonnte, fo wurzelten hinwieber bie in früher Sugenb in
ihn gepflanzten Sbeen unb Slnfdjauungen bodh noch f° feft in
feinem Innern, bah er fich 3 U einem gänzlichen SoSfagen oon
ihnen nicht entfchliefcen tonnte. ®ie folgen biefeS StampfeS in
feinem Snnern zeigten fich benn auch in ber Stellung, bie er in
bem erften Jahrzehnt feiner Stegierung nach Slufjen z«r Stefor*
mation einnahm. Salb ift er ba zur SewiUigung an bie Steuerer
bereit, halb ift er wieber ooü Slngft unb SeforgniS oor bem flut*
artigen Slitwachfen ber SteformationSbewegung in feinem Sanb.
gwiefpalt in be8 dürften Seele, ßwiefpalt auch an feinem fpofe.
gwei Snrteien rangen hier um bie §errfchaft unb um ben ©in*
ftufj beim jungen Herzog; bei beiben bilbete bie Stetigion Sofung
unb gelbgefdhrei. Sin ber Spipe ber $atf)olifen ftaitb bamate
ber Sanbhofmeifter Dttheinrid) oon Schwarzenberg, ein energifcher.
Zu Sittern entfchtoffener ©harafter. Rührer ber lutherifchen Partei
war ^ßanfraz ö. grepberg auf §ot)enajcbau.
II.
Sontraz entflammte einem uralten fchweizerifchen ©efdjtecht.
Stach ben ©hroni|ten, benen e8 in jener $eit zur üblen ©ewotm*
heit geworben war, ben Stammbaum altabeliger Familien auf
Stom zurücfzuführen, waren auch bie fjretjberg römifchen Ur=
fprungS unb hotten fich, 000 Stom flüchtig, in ber Schweiz ange=
fiebelt unb bajelbft oberhalb bet Stabt ©hur ba8 Schlof» |>ol)en*
fretjberg gebaut. 3m SJtittelalter fehen wir fie weit über Saiern
unb Schwaben oerzweigt. Sie treten im ©hiemgau im .12.3oh r *
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10
ßunbert auf. Segrünber bet Sittie Slfcßau ift ein Äonrab oon
fjrepberg, ber im 3ah te 1373 bie ©rbtocßter bei reifen
SJtauthner oon Safcenberg auf Slfdjau heiratete, unb teil! burd)
biefe betrat, teil! burd) ftauf bie etma 3 ©tunben füblidE) tont
(S^iemfee im ^ßrierttfjat am guße ber Äampenwanb gelegene
#errfchaft Slfc^au an fic^ braute, bie feitbem im Sefiß ber ßinie
bis ju beren SluSfterben blieb. fRafch erwarb fi<h baS ©efdjlecht
3JtadE|t unb Slnfeßen im Sanbe. 2)er Urenfel jenes Sonrab, ein
©fjriftoph ton grepberg, jäf)lte ju ben (Stoffen am §ofe ©eorgS
beS Reichen. @r b>olte als ©efanbter biefeS $erjogS beffen
S3raut aus fßolen unb ftanb auch ferner in beS dürften hoher
©unft, fobaß biefer ißn ju einem feiner SCeftamentSootlftrecfer
ernannte, ©ein britter ©of)n DnufriuS, war ber SSater
ißanfrajenS. ©r gelangte jurn Slfleinbefifc ber täterlichen ©üter,
nacfjbem feine beiben SBrüber unöertjeiratet geftorben waren, ber
eine als ©eutfchherr in fßreußen, ber anbre als „|jofmeifter“ in
SWünt^en. 8 ) ©eine ©attin war Helena ton SDlünnichau, welche
if)m bei ber Beirat biefen im Äifcbidjter ©ebiet gelegenen ©belfijj
jubra<J)te. Sßolitifch ift 0nufriuS nirfjt heroorge treten, bocf) war
er bis ju feinem £ob fjergoglic^er Pfleger, juerft ju griebberg
unb ton 1520 an ju SBafferburg. 2luf §ot)enafd)au würbe im
Saßre 1508 Sßanfraj geboren. Unter ben emften ©inbriufen ber
großartigen Sllpenwelt floß feine Äinbtjeit bat)in. S)er ©eift beS
Änaben fog mit feiner ©ntwicflung bie mächtigen Sbeen beS neuen
Saßr^unbertS ein, bie auch bis in baS ftiHe SBergtßal gebrungen
waren. ®ie ©age 9 ) erjäßlt, baß Suttjer auf feiner fjlucßt ton
SüugSburg im 3ah ts 1518 ficf> etliche Xage insgeheim auf $of)en=
afcfjau aufgehalten f)obe. ©o entfliehen unnötig biefe ©age
ift, 10 ) fo läßt hoch bie SWöglicßteit, baß fie überhaupt entfteljen
fonnte, barauf fc^tießen, baß 0nufriuS mit feiner fjamilie in bem
SSerbadht antirömifcßer ©efinnung ftanb. ®ie SWutter beS fßan=
frajiuS, Helena, würbe, wie wir noch feh en werben, fogar ber
SSBiebertäuferei befchulbigt.
3)ie hof) e ©<hule ber jungen ©belleute bilbete bamalS ber
®ienft im £>eere beS ÄaiferS, unb in ben SanbSfnechtfähnlein
©eorgS ton grunbSbetg waren auch bairifcßen ©belleute yxfy*
reich tertreten. ßaum erwachfen, jog SßanfrajiuS thatenluftig
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11
auS, um im Kampfe gegen granfreicp ©ieg unb ©pre ju ge*
»innen. SEBiguIäuS$unbt berietet barüber: „ißanfrap pat aucp etlicp
eprlidj güg getf)an nacp ber fßrooinp in granfreicp ober 2)elppinat
unb Staliam mit $err ©aSpar oon grunbSberg, ber ibn lieb
gehabt unb ein fdjwefter oerpepraten »ollen, fopernacp erblinbet." 11 )
Unter ben gügen nacp ber fßrooence unb nacp Italien finb bie
Äriege jwifcpen $arl V. unb ffranj I. oon 1521—1529 gemeint,
bie mit bem 3)amenfrieben oon ©ambrap ipr oorläufigeS ©nbe
gefunben. ißanfraj !ann, »enn anberS bie Saprjapl feiner ©eburt
richtig überliefert ift, 12 ) »opl erft an ben fpäteren Kämpfen oom
Sapre 1526 an teilgenommen paben. 2Rit ©aSpar oon grunbs*
berg, bem ©opne jenes berühmten gelbpauptmannS, »ar er
oielleidjt im Sapre 1526 in SDtailanb oon ben liguiftifcpen
Gruppen eingefdjloffen, bis ber alte grunbsberg ben fdjtoer $Be=
brängten $ilfe unb ^Befreiung braute; oieHeicpt pat er aucp im
Sapre 1527 unter ber güprung beS ©onnetableS oon Sourbon
ben 3 U 9 a uf 9tom mitgemacpt, — »ir »iffen nichts SRäpereS
über feine Äriegsfaprten. $ocp muff er fiep in rüpmlicpet Sßeife
auf ipnen peroorgetpan paben, benn eS »urbe ipm auf einem
biefer $üge oom Äaifer Äarl V. bie SluSjeicpnung ju teil, „bafj
er neben bem frepbergifcpen aucp baS afcpaoerifdp SBappen führen
unb mit rotpem SßacpS petfcpiren möge unb foKe". 13 )
SllS nacp bem Trieben oon ©ambrap bie SanbStnecptfäpnlein
fid} auflöften, fanb aucp ißanlrajenS Iriegerifcpe jEpätigfeit ipren
oorläufigen Slbfcptup. 2)ocp !aum in feine £jeimat jurüdgeleprt,
muftte er erleben, wie bie religiöfen SBirren ben ÄriegSlärm aud)
in baS ftiße |jeunattpal trugen unb baS ©lüd feiner gfamilie ju
jerftören bropten. ©eine SDtutter 11 ) »urbe im Sapre 1529 an*
geliagt, ber fiepre ber SBiebertäufer anppattgen unb ju SDJünnicpau
einem Slpoftel berfelben $uflucpt gewährt ju paben. 2)er Äaifer
oerfügte bie ©injiepung tprer Sproter ©üter, §erjog SEBilpelm
ipre Serpaftung; unb fo erfcpien lurj nacp 9leujapr 1530 ein
perjogticpeS Aufgebot mit ffteiterei unb ©efcpüpen oor ^openafcpau,
um Helena mit ©üte ober ©ettalt feftjunepmen unb bem $erjog
ju überliefern. Mein biefe »ar rechtzeitig oor ber bropenben
©efapr geflüchtet unb gut geborgen; benn aucp auf SRünnidpau
war fie nicpt ju finben. ©rft nacp langen Serpanblungen burfte
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12
Helena Wteber nad) Stfcfjau juriicffeeren; auch ihre Oüter erhielt
fie wiebet juriid.
Set biefen 3uftünben war e« begreiflich, baf? bie (Sftern er»
feinten, bie Saft ber au«gebehnten $errf<f)aft auf jüngere Schultern
ju legen. @o fatn im 3af)re 1535 jwifdjen Onufriu« unb feinen
brei Söhnen Sßanfraj, Shnftoph ®eorg unb §an« ©igmunb —
ein oierter ©ohn SSilhelm war am $jof ju ©aljburg erftochen
worben — ein Settrag, „©ewaltbrief", 14 ) juftanbe, bemjufolge
Sanfraj a!8 ber ältefte bie Serwaltung fämtiieher ©üter auf 8
3tohre übernehmen füllte. ®iefe umfafjten barnal« ^ohenafi^an,
äRünnichau, ben ©rbteil feiner SRutter, unb Söllhuben, etwa
jwei ©tunben norbweftlich oon ^ohenafdjau. Söllhuben war
$ofmar!, b. h- eine Sefifcung, mit ber ißatrimonialgerichtSbarfeit
oerbunben war. Stuf ^ohenafchau felbft ftanb bem ®ut«herrn
„ber $al«," bie hohe unb niebere ©eridjtäbarfeit, ju. 1540 er»
warb ißanfraj bnreh glüdlidjen Äauf oon SBolf |>ofet bie §err»
fchaft SBilbenwart, bie fi<h wie ein Äeil jwifchen §ohenafchau
unb Söllhuben einfehob, unb ftetlte burch biefe ^Bereinigung ben
Sefi^ftanb wieber her, wie er unter bem fdjon im 14. Saht»
hunbert au«geftorbenen ©efchledjte ber Slfchauer oorhanben ge»
wefen war.
Salb nach ber Uebernaljme führte Sßuufraj in feine Surg
al« ©chlo&frau bie 19 jährige üftaria Siitfcher, Tochter be« Pfleger«
oon SRofenheim, eine« greunbe« oom Sater her. 1538 würbe
bie £>od)jeit gefeiert. 3n ber $eirat«urfunbe fiegelt auf freh»
bergiger ©eite au« bem ©efdjlecht nur ber Sruber Sßanfrajen«,
©hriftoph ©eorg. ©o fcheint Onufriu« barnal« fchon tot gewefen
ju fein. Sunfrajeng anberer ®ruber §an« ©igmunb war bereit«
feit 1536 nicht mehr am Seben. ©r war mit Äarl V. in biefem
3ahre in bie ißrooence gezogen, um gleich feinem Sruber S an =
frajiu« 9iuhm unb <5h re ju gewinnen; aber auch er lehrte wie fo
üiete anbere tapfere Sftitter oon biefem unglüdlichen Unternehmen
nicht mehr jurüd. @r würbe in ber grembe begraben, „unter
einem feigenbaum am meer," wie e« in |junbt’S ©tammbuch
heifet. SWit bem einzig überlebenben ©hriftoph ©eorg, ber, nach
Seenbigung feiner $rieg«fahrten in« ÜBelfdjlanb unb nach Ungarn,
in Sanb«hut am £>ofe be« ^erjog« Subwig ein fröhliches Seben
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führte, fdilofe nun ©anfraj nadj 9lblauf ber 8 3al)re (1544), auf
welche er bie Regierung übernontnien f)atte, einen neuen Vertrag
ab, wonach beibe ©rüber jwar bie Regierung unb ®erid)tSbar!eit
auf $otjenafcf)au, Sßilbentoart unb ©öflfjuben gemeinfdjaftlidf)
führen, in bie ©üter felbft aber fict) teilen foUten. 25od) fd|on
im felben Söhre ftarb Sf)riftopt) ©eorg unoerheiratet ju SWündjen,
womit ber 9lUeinbefifc fämttidier oäterlidien Oüter ©anfraj jujteL
9tber aud) bie ©djulben ßtjriftopt) OeorgS waren mit feinem $obe
auf ©anfraj übergegangen. Unb beren waren nidjt wenige.
Hauptgläubiger war ein Äelheitner Sube ©eieH. S)a ©anfraj
fid) ju ga^len weigerte, tarn e3 jum ©ro$e|, in welkem ber Herjog
fid) auf bie ©eite be3 Suben fteüte unb ©anfraj burd) eine
längere ^aft jwang, bie auherorbentlicf) fjo^e Summe non
4000 ©ulben (= 17600 5DU.) an ben Suben ju jaulen. 18 )
@d|on barauS geht tjeroor, bafc Herzog 2Bill)elm ©anfraj
jebettfaKS nicht günftig gefinnt war. 17 ) Unter feiner Regierung
tritt er politifd) nod) gar nic£>t heroor. Sftur ganj furje Seit war
er ©fleger in Slibling oon 1546—1547; fd)on 1548 weilt er
wieber auf feinem ©chlofc. $ort lebte er gan$ ber (Srjiehung
feiner Äinber, beren ättefteS, Sßilhelm, im Satire 1539 geboren
war, unb ber ©erwaltung feiner auSgebetmten ©üter, bie er ju
URuftergütent für bie ganje umliegenbe ©ebirgägegenb umfdjuf.
$urdh jafjtreiche ©rojeffe würben feine @ered)tfame gegenüber
ben benachbarten £>errfd)aften fijiert; ber ßänbergier ber Älöfter
auf $errn= unb grauend)iemfee würbe mit (Srfolg entgegengetreten.
Unabläffig waren feine ©emüljungen, burd) Äauf unb 2nufd|
feine ©efifcungen $u oergröfjern unb ju arronbieren. 9112 einem
@ebirg2fo|ne mufite ©antraj bie 9llmwirtf)fd)aft befonberS am
Herjen liegen; Rührung einer geregelten 9Umbenufjung, ©erljütung
einer büngerlofen 9taubwirtfd)aft, (Srjielung einer gefteigerten
Stente, genaue 9lbgrenjung ber Sntereffenfpf)ären ber 9llm= unb
gorftwirtfdhaft waren ber $wed mehrerer oon ihm erlaffener
©erorbnungen (9llmorbnung oon 1541 —1558; Sßalborbnung
oon 1558). ©on ©egen aber für ba3 ganje ©übbaiern war
feine ^^ätigfeit afe ©ergherr. 16 )
3u bem oon ihm eröffneten ©ifenbergwerf an ber Rampen»
Wanb erwarb er noch bie ©ifenbergwerfe an ber weihen unb roten
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14
Xrautt (1546 unb 1552) unb oerauSgabte bebeutenbe Summen,
um biefelben ju erweitern unb ausgiebiger ju machen. ®er
finanzielle ©folg feiner raftlofen I^ätigfeit auf biefem ©ebiet
war gering. 2>ie erhaltenen VergwerlSrecfjnungen zeigen zwar
ein SRehr non ©innahmen, aber oon einer SBerjinfung ober gar
einer Slmortifation ber fyotyn in baS Unternehmen geftecften
Summe toar feine fRebe. 2)er ©runb lag in ber Unergiebigfeit
ber Ausbeute, in ber ©ifenarmut fämtlidher Vergwerfe.
Umfo größer bagegen war bet oolfswirtfchaftlidje ©ewimt
für baS ganje umliegenbe Sanb. 2)er Bergbau gab ben Seuten
SürbeitSgelegenf)eit, Verbienft gaben bie oielen erforbertich werben*
ben Sauten, gab ber ficfj lebhaft entwicfelnbe Verfeljr zwifcfjen
ben Sergwerfen an ber iraun unb ben Schmelzöfen am IwdjfeHn
unb ber Äantpenwanb, wohin teils auf ber Slchfe, teils über ben
©hiemfee auf fdhweren Ürajeftflöfien, teils mit Saumtieren baS
gewonnene ©z jur Verarbeitung gebraut würbe. §anbel unb
©ewerbe, befonberS baS Scfjmiebgewerbe nahmen einen mächtigen
Sluffdjmung; 2Bocf)enmärfte würben zu Slfchau unb V^en ge*
grünbet (1555), furz, «n neues, frifch pulfierenbeS Sehen zog
wieber ein in bie abgelegene Sllpengegenb, banf bem Unterneh*
mungSgeifte beS ©ebirgSherrn Vanfraz oon gtepberg.
®a fonnte eS nicht auSbleiben, bafs biefer SDfann bie klugen
ber ©rofjen nicht nur in Vaiern auf fich lenfte. 3n ftetem Vrief*
wedjfel ftanb er mit bem Äurfürften oon Sachfen, bem Herzog
oon SBürttemberg, bem Vfalzgrafen oon SReuburg, ben freier ge*
finnten Vifchöfen oon SlugSburg unb Salzburg. 19 ) Sntime
greunbfchaft oerbanb ihn mit bem ©rafen oon Ortenburg unb
manchen bairifchen ©belleuten, bie gleich ih m Vertreter ber neuen
Sbeen unb Anhänger ber ^Reformation waren. Herzog SEBilhelm
oon Vaiern war ihm wegen biefer Hinneigung zur neuen Sehre 20 )
nie gewogen, SßanfrazenS Beit fam erft, als mit bem fRegierungSan*
tritt Sllbredhts V. bie ÜRänner unb mit ihnen bie Sbeen ber
jungen ©eneration Butritt bei H°f e fanben. Sllbredjt hatte ihn
alSbalb zum geheimen Äammerrat ernannt; 1553 erfolgte feine
Veförberung zum HofmarfchaH. Valb hatte er fich &aS Vertrauen
beS Herzogs in hohem SJtafje errungen, feine SRatfchläge fanben
geneigtes £>h r ober wenigftenS forgfäitige V^üfung. Unb wie
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er fetbft um biefe $eit ganj bem ^roteftantiSmuS ficß juttanbte,
fo ergingen audß, Solange er ben matgebenben ©influß beim jungen
dürften ßatte, feine SDiaßregeln ber Regierung jur Vefämpfung
ber SReformationäbemegung in SBaiern. 3118 §ofmarfcßall mar
jeine Slufgobe, bie fdßwierigen Verßanblungen jwifcßen ben ©tänben
unb bem ^jerjog ju leiten, unb er entlebigte fic^ biefer ^ßflic^t
mit großem ©efcßicf. ®urcß feinen ©iß in ber Sanbfcfjaft einer*
feit8, feine Stellung bei §ofe anbrerfeit8 war er ber geborene
Vermittler jwifcßen ben wiberftreitenben gntereffen Veiber. ©eine
3lutorität bei ben ©tänben, welche er al8 £>aupt eine8 mächtigen
3lbel8gefcßlecßte8 befaß unb bie burcß bie Sßucßt feiner bebeutenben
Verfönlicßfeit nocß oerftärft würbe, feßte ißn einerfeitS in ben
©tanb, mäßigenb auf bie ungeftümen gorberungen ber Sanb*
fcßaft einjuwirfen, anbrerfeit8 gewährte fte ißm bie äRittel, bie
einmal oon ben ©tänben befcßloffenen gorberungen mit gebüß*
renbem Dacßbrucf ju vertreten. ®en ©rlaß ber ®eflaration oon
1556 mit ißren immerhin ber Deformation günftigen Defultaten
bürfen Wir wefentlidß auf feinen ©influß beim §erjog jurücffüßreti.
©8 ift biefe $eit oon 1550—1557 bie ©lanjperiobe ißan*
frajen8. ®e8 §erjog8 oertrauter greunb unb Datgeber — man
nannte ißn be8 $er$og8 anbre £>anb —, woßlgelitten am faifer*
ließen §ofe, befreunbet mit ben ©roßen be8 Deicß8, getragen oon
ber Stcßtung ber ©tänbe, geliebt oon feinen Untergebenen, fegen8*
reieß für bie 33olf8wirtfdßaft @übbaiem8, ein Pionier ber neuen
Sbeen im fatßolifdßen ©üben, — welche Suft ju leben mag e8
ba für ißn gewefen fein, welcß reicße8 gelb nüßltcßer Sßätigfeit
lag oor ißm, welcß eine reieße ©elegenßeit jur ©ntfaltung feiner
fraftooHen Datur war geboten! Valb feßen wir ißn mit widßtigen
Slufträgen für ben fürftlicßen £>of naeß au8wärt8 gefanbt, halb
mit bem |jerjog ratenb unb tßatenb für be8 ßanbe8 innere8
SBoßl. ©o ßat er §auptanteil an ber neureoibierten Sanbe8=
unb ißolijeiorbnung, in ber bem 3lbel wefentlicße ßugeftünbniffe
gemadßt würben. 21 ) §eute weilt er in ber |>auptftabt, wo er im
eigenen $au8 bie SDfänner oerfammelte, bie be8 gürften SJunft*
unb fßruntliebe naeß ber Defibenj berufen, halb auf feinem
©tammfeßloß um bie Slrbeiten am Vau be8 ©dßloffe8 ju be=
auffießtigen, ba8 gerabe bamal8 neu erfteßt unb bejfen innere
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StuSfcßmüchmg eine reiche Sibtiotßef unb eine foftbare SBaffen*
fammtung btlben. Sn StRüncßen Ratten eS gar halb bie größer
tnerbenben Serßättniffe erforbert, baß er aus bem gemieteten $auS
in ber ©cßlofferftraße in ein eigenes £eim in ber ©dßwabinger
Straße zog. ©ne jaljlreidje Äinberfcßar wucß8 ißm ba auf,
wäßrenb ber ältefte ©ofjn Sßitßelm fcßon als ©tubent bie Uni*
oerfitäten in gfranfreicß unb Statien befugte. Stoß ba ber StuS*
gaben gar oiele waren, ift begreiflich. Unb ber geringe ©eßalt
non 400 ft. reifte nicht einmal für bie notwenbigen Soften ber
SRepräfentation, ju benen ißanfraj burch feine Stellung oerpfticßtet
war. © fchreibt fetbft fpäter barüber: „SReine Sefolbung war
400 ©utben, babei mußte ich 4— 5 Sßferbe holten. 9tun weiß
jebermann, wie ju StRüncßen ju houfen ift, befonberS wenn man
ein SSBeib unb 10 lebenbige Sinber hot. Sch mußte baju ein
geräumiges §auS hoben, atfo baß allein an $auSjinS, $otz, §eu
unb ©treu faft bie 400 ©utben aufgangen. Slucß fonft ift niet
in ben 12 Sohren (non 1550—1562) über mich getommen, was
auch m ehr benn 400 ©utben fein müffen. Sn ber ßeit atS ©.
§. ©naben bie tanbSbergifche ©cßirmöereinigung 22 ) aufgerichtet
unb mich P berfetben atS SriegSrat jur StRufterung über bie
anbern SöunbeSftänbe »erorbnete, war mir auferlegt, 12 müßige*
rüftete Sßferb ins |Jetb zu bringen. Sch höbe baßer beinahe bie
ganze ßeit ßinburcß 8 Sßferbe auf ber ©treu gehabt, baßeim aucß 2,
unb ßabe icß biefeS SünbniffeS ßatber über meine StmtSbefteßung
feinen Pfennig geßabt." Sn biefer ©adße feien aucß bamals niete
©efanbte non auswärts nadß 9Rüncßen gefommen, berat man
bajumal wenig 9lcßt am $ofe geßabt, bie ßabe er jur SBermei*
bung übler SRacßrebe feiner ©ippe unb greunbfcßaft jugeteitt, unb
aucß einen ober meßr um ber Slnfpracße willen ju ißnen geloben,
weit er fidß aucß ju nerfeßen geßabt, mit ißnen im gelb zu*
fammmenjulommen, unb wiewoßt er wie anbere Sammerräte
barurn alter ©naben nertröftet worben fei, fo fei ißm bocß nichts
geworben. 23 ) ©in großer Seit beS bairifcßen SlbetS richtete ficß
fo im §errenbienft finanziell zu ©runbe, oßne baß er einen
anbern-®an! baoontrug, 24 ) als „alter ©naben oertröftet zu Wer*
ben." Slucß Sßanfraz oon ^re^berg tßat, wie SBig. |junbt ißm
fpäter üorwarf, feinen ©äcfet gar weit auf, unb mußte oon feinem
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eigenen Bermögen bebeutenbe Summen jur Beftreitung feines
bur<h ben Dienft am $ofe erforberlichen, ftänbigen Aufenthalt«
in SDünchen jufe^en; ate er ftarb, waren feine ©üter tief »er»
fdjulbet, unb nur burdj ben Verlauf non Sßilbenwart tonnte ba=
ntate bie Sdjulbenlaft gehoben werben. Seboct) jur $eit, ba er
allmächtig ate $ofmarfchaH im Sonnenfehein h er i°glicfier ©unft
baljinlebte, mögen biefe finanziellen Sorgen nur ooriibergehenb
ihren Schatten in fein Dafein geworfen hoben. Schwerere« tarn
über ihn.
III.
Ate eifriger görberer ber Deformation in Baiern blieb
Ißanfraj ber fatholifchen Partei ftet« ein Dorn im Auge, unb
ftänbig arbeitete fie beS^alb an feinem Sturz- Diefe Bemühungen
blieben erfolgte«, folange ber $ofmarfcf)aH ber ©unft be« §erjog«
ficher war. Aber ber begreifliche £>afj ber Altgläubigen unb ber
Deib ber über Bonfrazen« fdjnetle Karriere SDifjgünftigen ruhte
nicht, bi« fie feine Stellung auch htet erfchüttert hotten. Al«
nomehmfter ©egner unb perfönlidjer geinb be« grepberger« er»
fcheint ber ßanbhofmeifter Dttpetnrich o. Schwarzenberg. Bon
ihm houptfädhlich gingen, wie Bonfraz fpäter ftagte, bie SRadji»
nationen au«, um bem Herzog feinen treuen Wiener ju oerbäcp»
tigen. guträgerei unb Df)renbläferei ftanben in Dotier Blüte.
Unb be« Herzog« leicht ju beeinfluffenber Sharafter war ein
banfbarer Boben für ben au«geftreuten Samen be« ÜDifs trauen«.
Schon bamat« oietleicht würbe bem dürften eingepftert, Sßanfraj
gehe mit bem ©ebanfen um, bie Deformation gewattfam in Baiern
ober wenigften« auf feinem Befifctum einzuführen.
©in günftiger geitpunft zur ©rreichung iEjrer $iete bot fidf
ben ©egnem Bonfrazen« bar, al« mehrere Werten unb Damen
oom $of, barunter auch Boufraz oon grepberg, w Sürftenfelb
bei ©mpfang be« Abenbmahl« auch bie Darreichung be« Äetcpe«
forberten, wozu fie nach ber Defloration oon 1556 entfliehen
berechtigt waren. Da« würbe fofort bem Herzog fpterbracht,
unb biefer ftetlte fie oor bie 2öal)l, entweber oom Abenbmahl
fßreger, fpanfraa »ott ftregberg. 2
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unter beibertei ©eftatt ju taffen, ober oom $of ju fdjeiben.
Storauftjin oertaffen bie 5£ruc^feffe 9td)a§ oon Saimingen unb
fpieronhmuä oon ©eibolbSborf ben §of, ebenfo eine ©räfin oon
§arbed. S 3 efonber§ fdjöjer aber fiel e3 bem £>erjog, feinen $of=
marf^att ju miffen, unb er fucfete if)n ju bewegen, auf ben Äeldj
ju berjid)ten unb ju bleiben. Stnfang be§ 3at)te3 1558 tiefe er
ifen oor fid) forbern. 2 Ba 8 er if)tn babei borf)iett, tjat ißanfraj
ficfe ftferiftticfe aufgejeichnet. 2 >iefe 5tufeeid)nung ift un 8 nod) er«
hatten. 25 ) 2 Bir entnehmen berfetben folgenbe ©teilen: „@. g.
©naben tjat meinen ®ienft getobt, an wettern er ein gnäbigtö
(gefallen tjabe. Sch fei ©r. ^otjeit anbre §anb unb feabe alte«
§ofgefinbe billiges Sluffefeen auf mich- Sn gürftenfetb hätte id^
Kommunion unter beibertei ©eftalt begehrt, ber Sßriefter hätte
ficfe jebod) geweigert, mir fie ju reifen, beoor eine ^Bewilligung
iieju oom $er$og ber Sanbfdjaft erteilt fei. 2)er Sanbftfeaft fei
aber eine berartige ^Bewilligung nie ju teil geworben, fonbern
bem $erjog im gufe^en, o£)rte feinen SBiHen, abgerungen worben.
j£ro|bem glaubten 9Üand)e oom ^ofe, bafe fte berechtigt wären,
sub utraque ju fommunijieren, unb beriefen fid) tjierbei auf
rnict). @0 gäbe id) als ^ofmarfctjatt ein böfeS 93 eifptet, mafee
burd) mein eigenmächtige^ Äommunijieren in beibertei ©eftatt
mir tRedjte an, bie nur ihm als bem Saubereren juftänben.
@. S- ©naben trage mit mir ein gnäbigeS 5D?itteib unb fähe
nicht gern, bafe ich ntich burdh baä überftüffige Sefen ber neuen
erfurtifdjen ©tribenten oerführen tiefee, nachbem ich hoch als Saie
biefe ©adjen §u wenig oerftänbe. ©. $. ©naben geruhten ein«
mal bei ber alten Äird^en §u oerbteiben. — ©. Qf- ©naben habe
fidj biefeS (Kommunion sub utraque) oon mir garnidjt oerfehen,
hofften auch, ich würbe mich bebenfen unb weifen taffen . . . ©.
%. ©n. müffe unb wolle bie oertaffen, fo nicht feiner SRetigion
feien. SDiöchte mich hoch fonft woht teiben unb gern hohen. @.
5 . ©n. wollte lieber, ich wäre heimgeritten unb hätte bafelbft
meinen SBitten gehabt, wenn ich nur nicht am |>of fold) Sjempet
gegeben hätte."
3)em $er$og war eä atfo nur barum ju tfeun, ba§ Stuffetjen
ju oermeiben, baö überall in SSaiern unb im SReidj baburdh ent«
ftehen mufete, bafe fein einftufereid)er 9tat sub utraque fommuni«
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jierte. Slber ber ehrlichen Datur ^SanfrajenS loiberftrebte eS, am
£ofe Äatholif unb auf §of)enafchau ißroteftant ju fein; unb fo
lieh er fid) burch aöeS ßureben beS £erjogS nicht bewegen, feinen
©tauben auch nur fcheinbar ju »erleugnen. ©r legte fein Slmt
als ^ofntarfdjatt nieber, naf)tn Urlaub unb 30 g ficf) auf feine
©üter jurüd. 3n ber Sßerwattung feiner S3efi|ungen unb 23erg*
werte, im brieflichen 9Serfef)r mit ben ©efimtungSgenoffen im
ßanbe, im ©tubium ber |JlugfTriften unb Straftate für unb
wiber bie Deformation »erfloh itjm hier baS ßeben. ©ein §auS=
wefen in SRünchen behielt er bei, ba er als ßanbtagSauSfdjuh*
mitgtieb oft in ber fpauptftabt §u thun hatte. $ofmarfchall würbe
an feiner ©teile bet tathotifche Sllejanber oon Sßilbenftein. Slber
biefer tonnte ißantraj bem $er§og nicht erfefcen, ber fchmerjlich
feinen österlichen Datgeber »ermihte. Sn ber Hoffnung, ihn hoch
oieöeicht noch jum alten ©tauben ju betehren, liefe er ihm jWei
theologifche Slbhanblungen jufteöen, mit ben SBorten: „©. %.
©naben feien für fid) felber fein fonberbarer (= befonberer)
SheologuS; aber waS er thue, gefcfeefee ihm unb feinen Äinbent
ju fonberer ©naben, auch SSSofelfafertS an ßeib uni» ©eel." 26 )
®och Danfraj blieb feft. ®iefe geftigteit würbe ihm öon
feinen fjeinben beim 4 jerjog als böswilliger $roh, als felbftwiHige
Sluflehnung gegen bie SDeinung feines fjerrn auSgelegt. Sef}t,
wo et nicht mehr am §ofe, um fid) perfönlid) gegen bie Singriffe
feiner ©egner ju oerteibigen, hatten fie leichtes ©piet beim §erjog.
@S genügte ihnen nicht, bah ber ^ofmarfchaH fich öom politifdjen
ßeben jurüdgejogen hatte; folange bet fperjog ihm nodh in ©na*
ben gewogen blieb, war leicht feine Düdfehr ju fürchten. ®iefe
©efahr war befeitigt, als im Sahre 1561 ißanfraj plö|tich in
»böige Ungnabe beim £erjog fiel. SöaS ber nächfte Slnlafj f)ieju
war, erheöt nicht aus ben Sitten. SBir wiffen nur, bah tn biefem
Sahr Sßanfraj plöf}li<h aöer Slemter, bie er noch befafe, fo als
ßanbtagSauSfchuhmitglieb, entlaffen, unb in bie Kammer neben
ihn fein ©ol)n SBUljetm gefegt würbe. 27 ) 2)ie eigentliche Urfache
biefer auffaöenben Ungnabe war aber ohne 3® e 7 f e t bie ©teöung
beS grepbergerS jur Deligion. ©ein ©turj erregte aögemeineS
Sluffehen im Deich- 2 >er $erjog ©feriftoph »an SBürttemberg unb
ber $erjog SBotfgang »on gweibrüden brüdten ihm ihr SBeiteib
2 *
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auä unb oerficßerten ißn ißreS unöeränberten SßoßtwollenS. 2 ®)
2 eßterer beabficßtigte, ißn in feine 2>ienfte ju neunten; boeß2llbrecßt,
bem bieS Sorßaben jugetragen würbe, wußte eS ju ßintertreiben
(1562), inbem er Sßolfgang fdßrieb, wenn er bie Urfacßen tennen
würbe, warum ißanfraj beurlaubt worben fei, werbe er feiner
3 )ienfte billig Sebenfen tragen. 29 ) Sßolfgang freute fid^ nun*
meßr, feinen ißlan jur SluSfüßrmtg ju bringen, beoor er bie an*
gebtief) ißanfraj belaftenben ©rünbe ber ßerjogltcßen Ungnabe
oernommen ßätte; bodß eS gelang ißm troß meßrfaeßer Slufforbe*
rungen nid^t, ben bairtfeßen £>erjog $ur Sefanntgabe ber ©rünbe
ju bewegen. Sitter beflagte fieß Sßantraj beim ^erjog oon
ÜBürttemberg über bieS Sorgeßen: 30 ) „3)aß mir aber mein Seur*
laubung unb Slbfcßieb anberS benn wegen ber ^Religion gefd^efjen,
wirb mir ßinterrüdS jugemeffen, bamit mir meine weitere Sßoßl*
faßrt, eS Wäre in iperrenbienften ober fonft anberS, aus gefaßter
Ungnabe abgeftrieft foHt werben."
©elbft ftönig gerbinanb war oon bem Serfaßren Sltbrecßts
gegen feinen ehemaligen ^ofmarfcßaH unangeneßm berüßrt ©r
äußerte jum ^erjoge ©ßriftopß: 31 ) ,,©r fäße nit gern, baß ©.
Siebben (Sllbrecßt V.) in ber Religion gegen beren Wiener unb
Untertßanen fo ernfttieß unb ftreng fein" unb Weiter: „Sßeffen
ßat boeß ©. ßiebben ben frommen unb treuen SJtann, ben 3Rar*
fcßalf, gejießen, baß er ißn alfo geurlaubt unb oon fidß getßan
ßat?" ©ßriftopß fäßrt in feinem Sericßt über biefe Unterrebung
an ißantraj fort: „S. 3R. ift aueß ßernaeß nodß einmal bein gegen
uns gebädßtig gewefen, alfo baß wir barauS nießt anberS abneßmen
ober fpüren tonnten, benn baß Sßre SRajeftät bir mit allen ©naben
geneigt feien, ßalten aueß bafür, wenn ®u bei 3. 2R- um 2)ienft
wirft anßalten, 2)u werbeft gnäbigen Sefcßeib finben."
Slber ißanfraj ßatte enbgiltig auf folcße ißläne Serjicßt ge*
leiftet. @r glaubte feine ©egenwart im Sanbe gerabe jeßt um
fo nötiger, je meßr bie Sewegung ju ©unften ber alten Äircße
wieber an ©oben gewann. 3)eS fierjogS tireßließe ißolitif erfüllte
ißn mit tiefer Trauer; boeß blieb er ißm ftetS treu ergeben in ber
feften Ueberjeugung, baß ber Qfürft es nadß feiner Slrt aufrichtig
um beS 2anbeS Sßoßl meine unb nur irregeleitet fei. 32 ) ©r
felbft freilief) ßatte fidß in feinen bräunten ein ganj anbereS Silb
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oon ber gufunft juredjt gemalt gehabt, als eS jefct in ©rfcßei»
nung trat SBaiern proteftantifdf) gleich feinen Dad)barlänbern, bie
beutfdjen Sistümer weltliche Staaten unb unabhängig non Dom.
©abei überfat) er nid)t, baß in ben ßänbern beS ÄrummftabeS
bie geinbfc^aft gegen bie augäburgifcfje Äonfeffion fjauptfäc^lic^
oon ben ©omljerrn ausging, bie burd) fie in ißren ©infünften
bebrot)t waren; aber biefe Dppofition, glaubte er, würbe rafd)
bie SBaffen ftreden, wenn ben ®omt)errn itjre Dfrünben als erb*
ließe fielen beiaffen würben. 33 ) ©od) baS waren ßuftfcßlöffer,
bie in fcßroffem ©egenfafc ftanben jur SGBirfticf>feit. ©ben fefct
hatte bie fat^otifcfje Partei ein mächtiges §aupt gefunben in bent
nad) bem ©turje DanfrajenS (1558) jum Äanjler nad) 9Jiünd)ett
berufenen ©inton @d, ber feinen weittragenben ©influß, ben er
in feiner Stellung als 2JIinifterpräfibent unb ÄabinetSfetretär
in einer ißerfon befafs, baju benügte, um bem IßroteftantiSmuS
Slbbrucß ju ttjun, wo er nur lonnte. Sh m war es tjauptfäc^lid)
jujufc^retben, wenn fid^ Sllbredjt in biefen Sauren aus einem
lauen DamenStatholiten unb falben Segünftiger ber neuen ßefjre
in einen glaubenseifrigen Setenner beS alten ©laubenS unb tf)at»
fräftigen ©egner ber Deformation oerwanbelte. Did)t ju unter»
fd)äßen ift aud) ber ©influß, ben bie Sefuiten allmählich auf |ben
§ergog gewannen. @r hatte fie im 3al)re 1556, um gute ßeßrer
für feine ©dptlen ju befommen, nad) Sngolftabt berufen; fdjon
im Saljre 1559 läßt er fie nad) üliünc^en lommen, unb oon ba
an beginnt tfjr beherrfdfjenber ©influß. ©er wäßrenb biefer Satire
ftattfinbenbe Umformung in ben ©efinnungen beS ^erjogS tonnte
naturgemäß tein plö^lidjer fein, er ooUjog fid) langfam, unb
nidjt offne baß ©cßwantungen unb DüctfäKe in bie milberen,
früheren Slnfdjauungen ftatt hatten; erft burcß bie Vorgänge ber
Satire 1563 unb 1564 fottte Sllbrec^t wieber gänjlid) ber fatßo»
lifcßen Äircfje gewonnen werben.
®ie $ird£)enOtfitation oom Saf)re 1558, welche oon ben
Sifdfjöfen auf beS ^erjogS drängen jur Unterfucßung ber gänjlidß
oerfommenen religiöfen unb fittlicßen 3 u ftänbe unternommen
Würbe, hatte flar ergeben, baß faft baS ganje ßanb ber alten
Äirdje entfrembet mar ober bod) ißr gleichgültig gegenüberftanb.
©ie ©ntfernung aUju eifriger Iutf)erifd)er ißriefter aus 2tmt unb
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Sanb unb bie Sßahregefung ber ißroteftanten am $ofe Ratten
bic ©äfjrung nur gefteigert. Sie falben 3ugeftänbniffe an bie
neue Sehre, bie oon 9lf brecht in ben £anbtag«abfchieben gemacht
worben waren, Ratten feine Partei befriebigt. Sie teuerer waren
unjufrieben unb mihgeftimmt, bah ber §er$og nur einen Seif
ihrer fjforberungen unb auch btefen nur jögernb unb wiberftrebenb
bewilligt hatte, anbrerfeit« erfuhren bie gemachten Äonjefftonen
bie f^ärffte Äritif unb Jjeftigjte Sefämpfung oon ©eiten ber Stlt*
gläubigen, bie befürchteten, 2flbre<f)t fönne auf biefem SBege fort»
ftreitenb ficfj noch jur (Einführung ber ^Reformation in Saiero
brängen taffen.
Sie Erregung im Söffe ftieg höher unb höher, unb be§
$erjog« Sage geftaftete fidj feineSWeg« beneiben«wert. @r aller*
bing« lebte ber lieberjeugung, man fönne ba« tobernbe geuer
nod} bämpfen, wenn man bie hanbgreiflichften ©(höben ber fatf}o*
fifchen Kirche — bah beren oorhanben waren, leugneten bamal«
ja auch bie Sefenner ber fathofifchen Sehre nid}t — abftetlte,
Selch unb Sriefterehe bewilligte unb fi(h beffere ©eiftliche heran*
jöge. @o hatte er benn oon bem im 3af)te 1562 neu eröffneten
Sonjil burch ifeinen ©efanbten Saumgartner, bem jebodh auf
Segeljren be« päpftlidjen Segaten Selphini ber 3efuit ßaoiUon
beigegeben war, Seid) unb ißriefterehe forbern taffen, mit ber
gerabeju ©enfation erregenben Segrünbung, ber $erjog fchwebe
burdj Serweigerung be« Selche« in ©efahr, be« Sljrone« oertuftig
ju gehen: „Sie Stnfeinbung unb Slnflage meine« £jerrn," fo er*
Hart Saumgartner, „nimmt fchnett unb heftig ju bur<h bie Etagen
ber Untertanen bei anbem dürften Seutfdjlanb«. Ser $af?
gegen ihn fteigt im Snfanb wie im 9fu«fanb fo fetjr unb wirb
fo allgemein, bah bie SReiften, welche gleich bereit finb, Stut ju
oergiehen, nicht« fehnlicher erwarten, at« bah irgenb eine ©etegen*
heit jur ©rregung oon 9tufftänben fit zeigen möge ....©«
hanble fich nicht barum, bie ©eftierer ju wiberlegen, wa« ein
ftwierige« Unternehmen wäre, fonbern oielmehr, wie bie betrübten
Ueberrefte be« fathofifchen Soff« geftüfct unb befeftigt werben.. ," 34 )
Ser ©inbruef, ben biefe SRebe auf ba« Sonzit machte, würbe je*
bo<h baburch wieber oernichtet, bah Saoitton, trofc feiner Stellung
al« herzoglicher Stbgefanbter gegen bie Sewitligung ber herjog»
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liehen fjforberungen plaibierte, welche benn aud) oont $onjil
fchlie&lich abfchlägig belieben würben.
Sebod) 9Ubred)t unterfjanbelte, baburd) nicht abgefchredt,
nunmehr burd} Saumgartner bireft mit bem päpftlichen Stuhle,
aber aud) ba ohne ©rfolg; ebenfo blieb ein oon ihm unb bem
Äaifer unternommener SSerfut^, fid) mit ben beutfchen 93ifcf)öfen
ju gemeinfamen Anträgen an bie Äurie betreff« ißriefterehe unb
Äeld) $u einigen, refultatto«. Magegen gewährte bet ißapft, ba
er befürchtete, e« möchte bie ©elbnot ben $erjog ju meiteren ßu*
geftänbniffen auf eigene gauft an bie ©tänbe treiben, benfelben
im 3af)re 1562 einen Äirchenjehnten, : ’ 5 ) um ihn finanjieQ oon
ben Ständen unabhängig ju fteßen unb ihm baburch ein fefte«
Auftreten gegen bie ftänbifd)e ©ege^rtichfeit in retigiöfer Beziehung
$u ermöglichen. Mief er Qmed »urbe auch erreicht. Stuf bem
im Saljre 1563 eröffneten ßanbtag ju Sngolftabt führte ber fperjog
eine gegenüber ben früheren ßanbtagen Weitau« entfc^iebenere Sprache.
Ma« fpifcte ben bi« bahin latenten S'onflift jwifdjen ihm unb
ben Stänben auf« äufcerfte ju. Schon bie SBertefung ber fürft»
liehen ißropofition, bie nur ba« Verlangen an bie ©tänbe enthielt,
bie oom $erjog neuerlidh gemachten Sd)ulben ju übernehmen,
ohne benfelben bafür ein Stequioalent ju bieten, erregte Unwillen.
Unb fofort bilbeten fich im S3ierunbfed)jiger=9lu«fchuf5, in ben tro|
ber Ungnabe ißanfraj gewählt worben war, brei Weinungen;
währenb eine Partei oon 9fteIigion«fachen ganj Umgang nehmen
woöte, unb eine Wittelpartei bafür war, nur auf ben SBoßjug
ber Melioration oon 1556 zu bringen, fteßte bie britte, rabitalfte
Partei, beren güprer ber ©raf oon Drtenburg unb ißanlraj oon
grepberg waren, ben Stntrag, ber ganzen SlngSburger ©onfeffion
oom Sapre 1530 nadpsubringen. 3ß ) Ma eine Sinigung im 2tu«=
fchufc nicht ju erzielen war, ging bie Sache an ba« Plenum, ba«
bie Wittelmeinung mit grojjer Wajorität jum 93efchtufc erhob,
infolge baoon oerliehen oiele Prälaten heimlich ben ßanbtag.
Mie auf ©runb be« Sefchluffe« an ben $erjog gerichtete
Petition ber weltlichen ©tänbe würbe oon biefem jurüefgewiefen,
bi« über bie ißropofition oerhanbelt wäre. Marauf würbe in
ber ftänbifchen Stüdäuherung auf bie Sßropofition bie Unjufrieben*
heit au«gefprochen, bah bie herzoglichen Meliorationen nur auf
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bem Rapier ftänben, ferner bie gorberung geftettt, enbticE) einmal
oljne fRücfficht auf bie Sefchlüffe beS ÄonjilS unb ben SBiHen
NomS allen (SrnfteS an bie StuSfüljrung ber Seftaratiön ju
gehen, bamit ber »eitere Slntrag berbunben, bie beutfcfje Sprache
bei ber Xaufhanbtung ju genehmigen, unb enbticf) eine Sitte oor=
gebraut, bie fich nur auf ißanftaj beziehen fonnte, nämlich bah
ber $er$og bie SJiitgtieber, bie bei ihm öerteumbet mären, nicht
länger in Serbacfjt hotten möge. Sie Stntmort beS $erjogS ging
bahin, bah er bie Kommunion sub utraque, falls nicht nädhftenS
bon Nom aus bie angeftrebte ©emäljrung berfetben fäme, bon
fich ouS geftatten motte, jeboch nur mährenb ber ÜReffe nach ob=
gelegter Seichte; megen ber Sriefterelje merbe er mit Äonjil unb
Sapft berhanbetn; er hoffe, bah bie ©tänbe fich bamit begnügen
mürben, unb berfehe fich i m Uebrigen, mit »eiteren Anträgen
berfchont ju bteiben.
Siefe 3tntmort mürbe im ütuSfdjufj mit ©ntrüftung aufge»
nommen, unb man forberte bon neuem fofortige ©eftattung beS
Welches, unb jmar ohne ©inf<hrän!ung, mie er fchon in ben
früheren Separationen bemiHigt morben fei.
Ser ^erjog lieh barauf ben ©tänben feine Sermunberung
auSbrüden, bah man jene Settaration ju berbrehen fuche. Sei
biefer höbe eS enbgittig fein Semenben, unb auch biefe mürbe bei
»eiteren Anträgen auf Neuerungen miberrufen »erben.
Ser Sanbtag fah ein, bah ein ferneres Stnbrängen unter
biefen Serljättnifen nu^loS fei, unb erftärte, fich bei ber gegebenen
3lnt»ort beruhigen ju motten; 43 ßanbftänbe jeboch, barunter
bor altem Sonfraj, tonftatirten ju ^ßrotofott beS Sanbfdjafts»
bucheS, bah fie als Anhänger ber SlugSburger Äonfeffion in nichts
mittigen mürben, maS biefer jumiber, baten, fie bei ber Äonfeffion
bteiben ju taffen unb nicht ju geftatten, bah ih re Untertanen
ber Netigion hotber aus bem Sanbe bertrieben mürben, morauf
fofort ber h^jogliche Sefcheib fam, @. ©n. fei bermöge beS
NetigionSfriebenS nicht fchutbig, anbere Netigionen in feinem
gürftentum ju bulben, unb fei aut nicht gefonnen, meber bie
StugSburger noch eine anbere Sonfeffion in feinem ßanb femi*
niren ju taffen.
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Sie ©tänbe fetten es in ihrem ©cf)lußanbringen nochmals
für geboten, gu erinnern, baß gegen bie Stnßänger ber Stuguftana
nid^t möge eingefchritten werben.
hierauf würbe ber ßanbtag gefdjloffen. SBeibe Steile waren
mißmutig t>on einanber gerieben; bie ©tänbe waren burch baS
entfdjiebene, ja fcfjroffe Stuftreten beS IjergogS, ben fie nachgiebiger
gegen ihre gorberungen geglaubt hotten, fchwer getäufcht unb
aufs höchfte ungufrieben mit bem geringen fRefultat, baS bie ©er»
hanbtungen für bie ^Reformation ergaben; 2ltbrecf)t bagegen war
über bie mutige (SrHätung ber 43 er erbittert unb argwöhnte
bereits baS ©chtimmfte. ©o tag bie fommenbe Äataftrophe in
ber ßuft.
Schon bie geringen Äongeffionen, bie ber #ergog ben ©tänben
gemacht hotte, würben ihm oon ber Surie fchwer oerbacht. Ser
fßapft wußte SUbredjt burch bie ßehntenbewitligung oon fich ab»
hängig unb hielt fich baburch für berechtigt, eine fcfjarfe Sprache
gu führen, inbem er ihm burch ben SRuntiuS Drmanetti eritären
ließ, ber $ürft, ber tro| beS Verbotes ber Äircße ben ßaienfeldj
geftatte, müffe als ungehorfam gegen bie Kirche betrautet werben
unb feine ^anblung fei ber Slnfang ber Äefceret . 31 )
Sie Stntwort beS £ergogS gegenüber bem (Srgbifdjof oon
©algburg !tang wie eine förmliche @ntfcf)ulbigung: (Sr höbe nur
notgebrungen biefe ^ugeftänbniffe gethon, weit fonft ein Stuf*
rühr im ßanbe gu befürchten gewefen märe. Unb ein etwa ent»
ftanbener Slufrutjr, gu bem oiete, fowoht h°h en ots nieberen
©tanbeS fidh geneigt geigten, würbe nicht mehr fo leicht gu füllen
fein, wie im jüngften ©auernfrieg; benn bamalS hotte baS ©ift
ber unfeligen $e|jerei unb baS äRißtrauen unter aHen ©tänben
noch nicht fo überhanb genommen, wie jefct. Ser £ergog hielte
eS baher für beffer, unter gmei Uebetn baS Heinere gu wählen
unb lieber etwas gu geftatten, was nicht an unb für fich, fonbern
nur gufäUig (per accidens b. i. burch bie Umftänbe) böfe fei,
als gur gängtidjen Trennung, Ärieg unb Slufruljr Slnlaß gu
geben. 3S )
(SS mag auffattenb erfcheinen, baß ber ißapft bamats fo
fdfjorf Sllbredjt bie ^Bewilligung beS Welches oermieS, währenb er
boch faum ein Sähe fpäter 39 ) felbft ihn gugeftanb; aber was bie
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26
Gurie Sttbredt fo fetter öetbadfjte, war nic^t bie Geldbewilligung
an fid, fonbern bet Umftanb, baff ein weltlicher gürft fid an=
maßte, eigenmädtige Verfügungen in firdtiden Gingen ju treffen,
ba bod bie ©ntfdeibung hierüber ju ihrer auSfdtiefitiden
Gompetenj gehöre.
IV.
®aS gefdloffene Stuftreten ber Dppofition auf bent ßanbtag
non 1563 hatte, wie erwähnt, ben fperjog in grofee Unruhe ner*
fefct. ®er ©ebanle nerliefj ihn feitbem nidt mehr, ba| eine Ver*
fdwörung ber proteftantifden Stbetigen gegen ihn bereits im Sßerf
unb dr Verhalten in ber Gammer baS erfte Stnjeiden berfelben
fein lönnte. Unb feine Umgebung dat Stiles, um ihn in biefer
Meinung ju beftärfen. SJland hd'9 e ^ SBort beS Unmuts über
ben §erjog War im ßanbtagSgebäube taut geworben, Steuerungen
beS ßorneS waren non ben proteftantifden Slbgeorbneten, ben
fogenannten „auserwählten Ginbern ©otteS," wie ihre ©egner
fie nannten, gethan Worben über beS §erjogS Släte. ©o hatte
Vanlraj non fjrepberg ben Vorfdtag gemadt, um in SleligionS*
faden ein SJlehrereS ju erlangen, fie fottten einen @ib tljun, bafj
fie bei ihrem ©ewiffen unb ihrer Verantwortung gegen ©ott nur
fo hanbetn wollten, wie fie es ohne alte fpeudetei erfttid ©ott,
nadfotgenb ben Stedten beS ßanbeSherrn, enbtid ben Freiheiten
ber ßanbfdaft fdulbig wären. 40 ) SlH baS würbe begierig aufge=
griffen, in feiner Vebeutung nergröfjert, eifrig bem $erjog
hinterbradt unb hier aud geglaubt. Stufser bem ©rafen Foadim
non Drtenburg erfdienen am meiften lomprimittiert Stdaj non
ßaimingen, DSroatb non 6cE, ber ©ohn beS berühmten GanjlerS,
unb ißanfraj non grepberg. ßefcteren tiefe ber .feerjog nor feine
Släte forbern unb ihm norhalten, wie ©. F- ©m Jur (Erfahrung
gefommen, wetd ungebührliche unb aufrührerifde Sieben er auf bem
ßanbtag gethan, bie ©tänbe bat)in ju bewegen, fid wiber ben
Fürften ju empören unb in ein Vünbnis ju gehen. 3)a nun
ber Fürft fotde Sieben ju ahnben gefonnen fei, baf? er fein ganjeS
SRilfaßen nerfpüre, fo würben ihm biefetben hiemit §ur Verant*
Wortung norgehatten, mit bem Vefehl, bis jum weiteren Vefdeib
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27
nicht auS ber Stabt ju oertucfen. 3Q3aS it)m jur ßaft gelegt
würbe, war golgenbeS: 41 )
„@r höbe ficf) oft merfett taffen, wie hoch ben Stänben an
ber SReligion gelegen unb wie nötig, bie Sache bat)in ju rieten,
barnit bie Sugenb recht bei ihnen inftituiert werbe, unb bie »out
Slbet nicht gezwungen feien, ihre Äinber anberStoot)in ju fc^itfen.
3)er SanbeSfürft werbe attertei erfahren, baburdj bie, jo eS
wit ber fRetigion gut meinen, in grobe Üngnabe fonttnen werben,
unb möchte befonberS it)m übet babei geben. Stber wenn man
wollte wie ttor alten Satjren jufammenhalten, möchte man wobt
was finben, bei Sicherheit ju bleiben. ®ie SlugSburgifctje Äon»
feffion wott er für ficf) unb fein §auS erhalten, ber gürft
jage baju, waS er wolle; eS Wäre beffer, ber gürft fätje feinen
Untertbanen in ber fRetigion etwas nach, als bafj eS jum 2luf*
rubr fäme.
®S fei ju beforgen, wenn bie Sanbftänbe ber fRetigion halber
feine gute ^Bewilligung beimbringen, eS werbe ju feinem ©uten
Urfacfj geben.
er unb anbere hätten beS ©efängniffeS, baS fie ju beforgen,
oft gebaut unb gern Seiftanb auf gewiegelt, ob fie fidb biefer
Sorgen enttaben möchten ... £>abe öfter mit grobem ßom ge*
metbet, wie eS jum erbarmen, bab bie Stänbe eines fo gewaltigen
giirftentumS fo übet jufammenhatten.
SCRit ber S)eftaration fei nichts auSgericbtet, man taffe benn
bie Äonfeffion burcbauS frei ju. 9Ran folte bie fßin|gauer Säuern
machen taffen, 42 ) bie wübten bie Sache recht ju thun.
®er Drtenburger unb ber gretjberger fotten bie Stäbte
haben bereben wollen, auf bie SlugSburgifche Äonfeffion ju bringen,
ba fie fonft würbig wären, bab fie ihre Äommittenten ju lob
fchtügen.
ferner fott ber grehberger gefagt hoben, eS fei not, bab
man ftd} oorfehe, was man für $ütfe ju hoffen, fo eS ju Ser*
haftungen fommen würbe.
3)eS grehbergerS Sohn fott einmal jwei grernbe, bie ficf)
für fßräbifanten anfehen taffen, aus einem (ober*)pfäljifchen S)orf
in bie Stabt geführt hoben."
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28
Aehnliche SReben unb 3^oten würben toom Ortenburger, oon
Dswatb oon ®cf unb Achaj oon Saimingen berietet; fo fotlte
ber Gscf cnm suis complicibus öfters heimlich Kongregation ge=
habt haben; über ein ©erftänbniS mit Auswärtigen aber
War nichts ju erforfchen.
Aus biefen unbestimmten Aeufcerungen, benen oft f<f)on an
ber ©time-gefc^rieben fteljt, bafj fie burch übelwoöenben Klatfd)
oerbret)t unb aufgebaufcht worben waren, würbe bie Anftage
gefchmiebet, um bie genannten proteftantifdjen ©beUeute unb
ihren Anhang ju galt ju bringen. Aber bie Auflage mifctang.
©elbft wenn bie fraglichen Aeufjerungen wirtlich f° gefallen
waren, wie fie berichtet würben, fo genügten fie hoch nicht, um
auä ihnen bie Ihatfache einer ©erfchwörung gegen ben |>erjog
tonftruiren ju fömten; auch ein ©ünbniS ber genannten ©bei*
leute mit auswärtigen Anhängern ber ^Reformation war, wie
bie Anflage felbft jugibt, nicht nachjuweifen, aus bem einfachen
©runbe, Weil ein folrfjeS nicht ejiftirte.
©anfraj oerantwortete fich. als ihm biefe angeblich oon ihm
gebrauchten Aeufjerungen oorqehalten würben: SEBaS ihm als Ab=
ficht jum Aufruhr gebeutet werbe, geftehe er nicht, unb fei er fid}
nur feines ©ehorfamS gegen ben dürften als treuer ßanbfaffe
bewußt; ebenfo beftritt er bie ihm jur Saft gelegte Aufhebung
ber ftänbifchen Seputirten; eS geftehe ihm auch Unrecht burdj
falfche Auslegung feiner Aeufjerungen über bie jßin|gauer ©auern;
aber bafj er fiel) jur Augsburger Konfeffion erflärt habe, baS geftehe
er. @r habe übrigens oor Anbern für bie Uebernahme ber ganjen
©chulbenlaft geftimmt, fo bah eS unbanfbar fei, ihn jefjt burch
SRihgünftige üerfleinern ju laffen.
®S fcheint bamals ©anfraj gelungen ju fein, bie Unwahrheit
ber wiber ihn erhobenen ©efd)ulbigungen, inSbefonbere bejüglid)
eines gegen ben dürften gerichteten ©ünbniffeS, nachjuweifen;
benn ber $erjog nahm oon weiteren Schritten gegen ihn unb
feine fjrennbe Umgang; aber feine Angft oor ber ihm broljenben
©erfchwörung war nicht gewichen, ©alb foHten ©orfäöe eintreten,
bie in ber $hat biefen ©erbaut ju betätigen geeignet fd)ienen.
©raf Soachhn oon Ortenburg hotte lurj nach bem ßanbtag
beS SahreS 1563 bie ^Reformation in feiner, ganj oom bairifdjen
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29
©ebiet umgebenen, reichäunmittelbaren ©raffchaft Ottenburg ein*
geführt, bagegen nicht in feinen übrigen ber bairiftfjen fianbe^o^eit
untertoorfenen ©efifcungen. $u bemfelben ©orgehen forberte er
auch 233otf ®ietridj non ÜJtajfrain für beffen reichsunmittelbare
greiherrfchaft 293albecf auf. 43 ) daraufhin ftrömte eine ÜJienge beS be=
nachbatten bairifcfien ßanboolfS nach Ottenburg über bie ©renje, um
bie tutherifdjen ijßräbifanten, öoran ben ©rebiger ßöleftin, ju hören
unb sab utraque ju fommunijtren, ba fie im ßanbe ben Äetd)
nicht gereicht befamen. Sllbrecht mürbe burd) biefeS ©orgeljen
beS'Drtenburger«, ju meinem biefer als SReichSunmittelbarer ent*
fdjteben berechtigt mar, auf« t)öc^fte erzürnt unb berief ben ©rafen
3oad)im non Ortenburg unb feinen SSetter Ulrich jur SSerant*
Wortung hierüber im SRooember 1563 nach 2Rün<f)en. 44 ) SOiefe
erfchienen jmar, erttürten aber, eS fei ihr burch ben SlugSburger
fReligionSfrieben gemährleifteteS fRecfjt, als jReidfjSftänbe bie fRefor*
mation in ihrem reichsunmittelbaren ©ebiet einführen ju bürfen;
in ihren lanbfäffigen ©ebieten fei eS beim alten ©lauben geblieben.
®arauf beftritt ihnen ber $erjog jebe SReidjSunmittelbarfeit unb
brohte mit ©emaltmafjregeln. ®ie SluSführung berfelben lieh
nicht lange auf fidh märten. 3m Frühjahr beS. 3al)teS 1564
überjog er unoermutet bie ©raffdjaft mit einem $eer, oerjagte
ben ©rafen unb bie lutherifdjen Pfarrer unb lieh bie fümtlichen
©üter be« ©rafen mit SBefcf»lag belegen.
§iebei geriet am 11. 3Rai 1564 auf bem Drtenburgifchen
©djloh ju SRattighofen bie ganje Äorrefponbenj beS ©rafen in
bie $änbe beS §erjog«.
SRit oielen unb bebeutenben ßeuten hotte ber ©raf in S3er=
lehr geftanben; Slbel unb ©otteSgeleljrte im jReid) unb auherljalb
beSfelben hotten mit ihm ihre Meinungen getaufcf)t, fo bie ©rafen
oon Dettingen, oon ÜRanSfelb, SuliuS oon ©alm, ©eorg oon
grunb«berg, SRatthia« glaciuS SDhricuS; öom inlänbifchen Slbel
aber fanben fich ©riefe oor oon ©anlraj oon gfretjberg, Slchaj
oon ßaimingen, Sßolf Dietrich oon ÜRaflrain, SRatthiaS ißelfhofer
ju 233eng, £)ieronpmu« oon ©eibolbSborf ju ©chönaich, $an«
©hriftoph oon ©aumgarten, DSmalb oon ©cf unb Sofeph Stöffel
ju SRarjoö. 45 )
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30
Sille biefe Rotten in ihren ©riefen mehr ober minber ftorf
ifjren Unwillen übet be8 §erjog8 ©orgehen unb über be$ gürften
Stellung jur ^Reformation SluSbrucf gegeben, So bezeichnte
fßanfraz bie an ba« Äonjil oon SEribent gebrachten Einträge be§
Herzogs als unjureitfjenb unb nannte fie „SRarren» unb SEeufels»
wer!", beS SRünchner ftanjlerS SRatSoerfammlungen aber „einen
Äefcerrat, barin bie Sachen in ber gtebermauS Sicht gerichtet
werben". 46 ) 2)er §erjog aber glaubte enblid) in ihnen bie lüngft
gefuchten ©eweife für bie ©erfd)wörung gefunben ju hoben, bie
barauf abziele, ihn unb feine Söhne beS gürftentumS ju ent»
fefeen unb ben ©rafen oon Drtenburg jum ^erjog oon ©aiern
ju machen. 41 )
@r berief fofort bie oberften Spi|en feiner ©eljörben, feines
fjofftaateS, ferner biejenigen SanbtagSmitgtieber, welche zugleich
Slemter oon ihm hotten, fowie einige unabhängige, weil ämterlofe,
SanbtagSmitglieber ju einem aufjerorbentlichen ©eridjtsbof über
bie angeblich ©erfdhworenen.
@S ift unS ein ©erzeidjniS ber dichter 48 ) erhalten, baS oon
einem ©roteftanten oerfalt, genau bei jebern feine Äonfeffion be=
merft. hiernach fa|en in bem ©erichtSljof 36 „©apiften", ba»
runter 3 „Slpoftaten" 5 „simulatores“ unb 9 „eoangetifdje", bei
einem ift bie Äonfeffion nicht angegeben. 2Btt heben aus ber
3at)l ber „©apiften" herüor ben Äanjler Simon ©cf, SSigutäuS
fpunbt, bie 3 Kanzler oon 2anb3l)ut, Straubing unb ©urghaufen,
ben Sanbhofmeifter Dttheinrich oon Schwarzenberg, welcher als
Slpoftat bezeichnet wirb, Wohl beShalb, weil fein ©ater ber Slugs»
burgifdjen Äonfeffion zugeneigt war, ben §ofntarfcf)all Sllejcanber
oon SBilbenftein, ben ©rafen oon ©rehfing, ben ©rbmarfchaH
oon ®umppenberg»©ötmeS, aus ber 3 a ^>t ber „©oangelifdjen" ben
©rafen oon £örring»Seefelb unb ben ©rafen Slbam oon Sörring
ZU Stein, bei welchem ber ©ermerf Nicodemus (b. h- heintli<h er
fjreunb beS ©oangeliumS) fidh oorfinbet.
Slnfang Suni trat ber ©eridjtShof in ber neuen ©efte in
SRündjen jufommen. 2>er Herzog eröffnete perfönlich bie erfte
Sijjung; feine Slnftage lautete auf ©rudj beS SReligionSfriebenS. 49 )
®enn bie bejeic^neten Unterthanen hätten fich §oheitSrechte an»
gemalt, bie nur bem dürften zuftünben, inbem fie eigenmächtig
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31
bie ^Religion beS SanbeS ju änbem oerfucht unb fic^ gut 2luS=
führung biefeS fßtancS untereinanber oerbünbet unb Stnbere jum
Ungehorfam angereijt Ratten. Schwer waren bie Slnfcljulbigungen,
unb fc^Vocr wog, bafc ber fjiirft in eigener ißerfon fie erhob,
wenn er auch, um bie Freiheit ber ütteinungen nicht ju ftören.
fid} oon ben Beratungen fernljiett. ®ie Slnflage bafierte nur auf
ben aufgefunbenen Briefen. 35iefe würben oerlefen unb in fünf
©i|ungen oom 4—11. Suni auf ihren Snhalt geprüft. ÜJtan
einigte ftch jule|t auf folgenbeS Referat an ben §etjog: 5# ) „@S
fei allerbingS ©runb jur peinlichen Älag im ftrengen 2öeg beS
SRechteS, bod) möge ber §erjog aus angeborener STOitbe bie Ber*
bredjer noch juoot jutn Berhör unb jur ©ntfchulbigung fommen
laffen unb ihnen freies ©eteit gewähren."
hierauf würben bie Berfammetten einftweilen oom |>erjog
enttaffen, nachbem fie fich eiblich ju ftrengftem StiHfd)Weigen über
ben Brojej} oerpflichtet hotten.
Bon ben ^ngefdjulbigten hotte junächft Seiner bem äRitte
9Jtai ergehenben Befehl beS §erjogS, am ^ßfiitgftbienStog, ben
28. 2Rai, in München ju erfreuten, golge geleiftet. DSwalb @cf
unb gröfdjl Waren flüchtig geworben; bie anbern hotten freies
©eteit geforbert mit Berufung auf bie SanbeSfreitjeit, unb als
biefeS nicht gewährt worben war, waren fie weggeblieben unb
hatten biefe Berweigerung als ©runb ihres SßegbteibenS in einem
offenen Brief bem ©tanbe ber SRitterfd)aft ju wiffen gethan. 51 )
Banfraj War ju ber geit, als bie SabungSfcfjreiben im ©ang
waren, perfönltch in 3Ründ)en. 35a erhielt er oon unbefannter
£anb einen 3 ette ^ ber nur bie inhattsfehweren Sßorte enthielt:
„Sieber §err, eS ift h°h e 3^1-“ Ungefäumt folgte Bonfraj bem
SBarner unb lehrte ber ©tabt ben dürfen. 3)och ber $erjog hatte oon
feiner Äbreife Sunbe erholten; unb auf bem SGßeg nach $ohenafchau,
wohin Bonfraj fich junächft wanbte, holte ihn ein herzoglicher «Bote
ein mit ber Sßeifung: ItngefidjtS biefeS fich nach SRünchen ju oerfügen,
Sachen halber, bie er oernehmen würbe. 52 ) ^ßonfraj antwortete,
er werbe fommen; aber juerft brängt eS ihn, SOBeib unb Sinb
noch einmal ju fehen, unb fo reitet er benn, oon Sorgen unb
Ahnungen gequält, feinem Schlöffe ju. SGBte er ins Burgthor
einreitet, fommt ihm fein SDienftbub entgegen unb bietet ihm mit
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entblößtem $aupt unb gebogenem Änie ben SBitlfomm; ba über«
mannt Sanfraj baS bittere ©efüßl beS ÄontrafteS jmif en feiner
eßematigen SRacßt unb feiner jefeigen Sage ju mächtig, unb er
fpridß t mit Hßränen im Stuge: „@e| auf, meine §errticßfeit ift
aus unb ber beinen gteicß." M ) Unb nun ift er baßeim; er ßört
bie ring« im Sanbe oerbreiteten ©erücßte, baß ber §erjog ißn
gleicß bem Drtenburger mit Ärieg überjießen mode; M ) er fießt
feine Untertßanen bereits ißr §ab unb ®ut tief ins ©ebirge
flücßten: ba fann er fiel) niefet entfließen, wieber in ein unge=
miffeS SooS naeß ÜRüncßen jurüd^ufeferen; anbrerfeits wiH er
aueß niefet gegen ben #erjog lätppfen, wenn aueß feine ftarl ar*
mirte Surg niefet fo leießt bewältigt werben würbe; unb fo
fenbet er fein ®ef üß teils ju feinem ©eßmager SBolf lauffireßen,
teils läßt er eS in ben ©aeßaranger SBälbern oergraben. Sin
ben §erjog aber fcßitft er bringenbe Bitten um freies ©eteit; als
biefe abgefeßlagen werben, oerläßt er ^oßenafau unb begibt
fieß ju feinem ©önner Sßriftopß oon Sßürttemberg naeß Stuttgart, 55 )
um benfelben um Seiftanb anjugeßen. Sr ßatte fieß in ißm nießt
getäuf t. Sßriftopß oerwanbte fieß einbringlicß beim $erjog für
ißanfraj, unb biefer gewäßrte, ba jubem gleicßartige Sitten ber
Sanbfcßaft unb beS ©ericßtSßofeS oorlagen, ißanfraj unb ben
Slnberen freies ©eleit ju einem nocßmaligen Termin in ber ©aeße.
Snbeffen waren bie fjreunbe ifkutrajenS in äRüncßen nießt
müßig gewefen. ©ein ©oßn SCßilßelm mar naeß SRüneßen gereift,
um über ben ©tanb ber Slngetegenßeit ÜRäßereS in Srfaßrung ju
bringen; oon ba aus feßreibt er 56 ) feinem Sater, er ßabe oon
Dr. $unbt unb Slnberen, bie er aufgefueßt, tröftlicßen Sefeib
erßalten; als er aber jum Äarbinal 5 ') gefommen, ßabe biefer gefügt,
wenn ißanfraj jur fatßoliftßen Religion jurüeffeßre, werbe er ißn
leftticß ju ©naben bringen. Slber er ßabe gefügt, fo weit ßabe
er leinen Sefeßt. Son bem SluSgang ber ©ißungen etwas ju
oerneßmen, fei ißm unmöglich gewefen, aber baS allgemeine ®e=
frei geße baßin, baß ber gürft in felbfteigener Sßerfon oor ben
oerfammelten fRäten Sortrag geßalten unb 80 ©cßreiben ßabe
oorlefen unb fobann bie Serfammelten eibtieß geloben taffen,
baß feiner oor SluStrag ber ©aeße etwas auSf maßen folle. SiS
jum 16. Suni ßätten bie Seratungen beS ©ericßtSßofeS gebauert;
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über ba« SRefuttat be« an ben giften erftatteten Seridjt« unb
beffen ©ntfchetbung würbe StiHfchweigen beobachtet. 58on ben
Sanbteuten (Sanbftänben) fei nicht (Siner wtber ihn. SDtit großer
3Rühe hätten biefe erlangt, bafe man ihn unb bie Stnbern mit
freiem ©eleit unb SBerfidjerung ber SanbeSfrei^eit jur SBerant*
»ortung fommen taffe; aber fie rieten, bafs Seber fich bemütig
ohne oiel übrige« 35i«putieren erjeigen folle, auch fotle er ben
dürften mit nieten 93eiftänben, befonber« non fremben dürften
unb fürfttichen ©naben »ibermärtigen ißerfonen nicht belaben.
„«Solche« fei nur Such, nit ihm jur SRufc; benn au« lauter ©nab
man bie Sache nicht unter bie dürften rät fommen »ollen ju
taffen .... 2Ran rät, Sh r unb bie Slnbern foHt bie ©rief, fo
nom ©rafen fommen, auflegen, fo fet)e man bie Urfadjen, fo jum
Schreiben gereijt haben. Sch h°& e geantwortet, mein SSater wiffe
fich ber ©ebühr nach, »a« einem ehrlichen SRann »oht anfteht."..
311« bie 3tngefchutbigten bie ©eteit«briefe erhalten hotten,
fanben fie fich oHe auf ben feftgefefcten Sag, ben 25. Suni, in
München ein. Saum war ißanfraj eingetroffen, fo langte auch
bereit« ein ju feinem SBeiftanb oon ^erjog Shriftoph gefanbter
fRecf)t«anmalt in ber ^auptftabt an. Stuf benfetben jag, wie bie
3lngeflagten war auch ber ©ericht§hof »ieber berufen worben;
lioch ihrer 9, barunter 3 Satholifen, h°tten ben 2Rut, »egju=
bleiben, mit ber SBegrünbung, fie wollten bei biefer Unbill nicht
länger fein. 58 ) ®iefe „gutherzigenßeute" waren: „Sorg oonSorring,
eoang., 3lbam oon Sorring, eoang., SSeit ßang, eoang., granj
Söufch, 3lnbrea« oon Schwarjenftein, eoang., Sßiguläu« oon Sßeidj«,
Ißapift, |>an§ Sorg oon Suttenau, Pfleger ju SReuftabt, SSiftor
oon Seibolt«borf, Sßfleger ju Sdjrobenhaufen, Simulator, §an§
©hriftoph oon SOiuggenthat, Pfleger ju SSoIjburg, ißapift."
35a« SSerhör ber 3lngeftagten fanb in Slnwefenheit be« fperjog«
ftatt. Seber würbe einzeln oernommen. Sille oerantworteten fich
ruhig unb freimütig. 35er (Sifer für bie ^Religion hätte fie ju
ben beleibigenben Steuerungen über ben fjerjog h»geriffen; ba
aber bie Religion jebe« 2Renf<hen eigen ©ut unb größter Schah
fei, bem alle« Uebrige nadjzufefcen, fo fönne man fie barum nicht
ftrafen. 35o<h bäten fie um Verzeihung, wo ihr gnäbiger |>err
etwa fich an feiner @h re nngetaftet fühle. 50 ) Sonft aber hätten
fßregcr, ^Banfraj »on ^regberg. 3
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fie jidj ©ichtS oorjuwerfen; inSbefonbere hätten fie nie baran geboxt,
fic^ gegen ben $erjog ju oerbünben. $uch fei in ben ©riefen
nichts über eine oon ihnen geplante ©erfdjwörung enthalten.
3nSbefonbere erflörte ©anfraj non gretjberg bei feiner ©er»
neljmung, bafe toeber ber ©raf oon Drtenburg noch er jemals
an eine ©erfchwörung gebaut; ber ©raf wolle nur fein ©echt
unb fudje foIc^eS bei fatferlicher SDiajeftät ju erlangen. „@r fdhreie
nach ©echt, wie ein SanbSfnedjt nach ©etb, woö nit ton ber
$t)ür, fonbern für unb für rufen: ©echt, Äapfer! Siedet, Äönig!
©echt, Sammergericf)t! bis fie müb werben. S8o ift aber ein
aufgeri(f)t ©ünbnis? Sfeiner weife nichts oom Slnbern.* # ) S)a
ein ©lutstropfen oon einer ßonfpiration in feinem Seibe wäre,
wollt er ben fein ©tunb behalten."«')
®er £erjog, ber in ©rfahrung gebracht hotte, bafe ©anfraj
währenb feines SlufentholtS in Stuttgart oon ben ©orgängen in
bem ®ericf|tSf)of burdj geheime greunbe aufs genauefte unterrichtet
worben war, fteüte ihm baS Slnfinnen, bie ©amen berfelben an»
jugeben. Slber ooH ©tolj erwiberte ©anfraj: man werbe ifen nie
bal)in bringen, gegen ©otteS ©ebot, fein ©ewiffen unb feine @h re
ju honbeln. @S fei beffer, ehrlich geftorben, als unehrlich gelebt,
baS möge man @. ©naben oon if>m anjeigen. 62 )
©ach ©cf)lufe ^S würbe in bie ©eratung eingetreten.
S)aS enblidj gefällte Urteil lautete anberS, als eS ber |>erjog
wofel oon einem oon ihm felbft fpejiett jufammengefefcten unb
geleiteten ©erichte erwartet hoben mochte. 2>emt ber ©eridjtSljof
fam ju ber Ueberjeugung, bafe bie Slnflage auf ©erfdjwö»
rung burdt) nichts bewiefen fei. 8 Ä or fei Ungebührliches
gefdhehen, aber bie ©ewiffen feien frei. $er ^erjog möge
©iilbe walten taffen. ®enn bie Siebe unb ber ©ehorfam beS
©otfeS gegen feinen dürften würben nur burch bie SCugenben ber
S©ilbe unb ©erföhnlidhfeit erworben. S)auernber unb fefter höbe
oon jeher ber 2hron geftanben, ju bem man mit Siebe unb ©er«
ehrung emporfdhaue, als ber, auf bem ©raufamfeit unb Urgwolfn
wohnten. ® s )
©achbem fomit bie Slnflage auf $ocf)Derrat als unbegrünbet
fallen gelaffen werben mufete, hotte eS ben Slnfcfeein, als ob ber
©rojefe für bie Stngeflagten relatio günftiger auSgehen follte, als
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35
er fid) angelaffen hotte. 3 War empfing ber #erjog.ben ©prud)
beS ©erichtSljofeS mit SEBibermillen unb führte ihn auf ©eftedjung
beS ®erid)t8 burd) bie Slngetlagten jurüd; aber er burfte eS nicht
rnagen, bie einmal gefprodjene ©entenj eigenmächtig umjuftofjen,
motlte er nicht bie ohnehin im ßanbe herrfchenbe ©äfjrung ju
offenem SluSbrudj bringen, ©o lieft er benn baS Urteil befteljen.
Slber ein Seit ber Slngeftagten foUte noch au f onbere Sßeife feinen
3orn ju fühlen befommen. Sille Slngeftagten muhten junädjft
feierliche Slbbitte teiften für bie ©eleibigungen, bie fie in
ihren ©riefen am 4?etjog unb feinen ©äten begangen,
dagegen enthält bie Slbbitte nidjtS, maS einem ©dplbbefenntnis
bezüglich ber erhobenen ferneren Stnflage auch nur im (Sntfernteften
gleich fäme. 3m Uebrigen mar baS ©erfahren gegen fie oerfdjieben.
Sßotf Sietrid) oon SRajlrain unb |jieronpmuS oon ©eiboltSborf
mürben gegen baS ©erfpredjen, nichts gegen ben £jerjog unternehmen
ju mollen, frei enttaffen. Osmalb oon <Sd mürbe ßanbeSfreiljeit unb
ßanbfäfftgfeit ganj |aufge!ünbigt. Sie anbent muhten fuhfäöige
Slbbitte thun, ihr freies ©eleit oon §anben geben unb fiel) bem
§erjog auf ©nab unb Ungnab ergeben. Sie Slbbitte lautete für
©antra j: „9ta<hbem ich ®- 2r- ©naben mit meinen ungebührlichen
Schreiben unb ÜJtiffioen, bie ich ©taf Soadjim gethan, unb anbern
mehr ^anblungen fchmer beleibigt unb (S. 3- ©naben ßanb»
hofmeifter 84 ) unb ©äte mit fchmählichem, ehroerte|enbem 3ntegen
miber bie ©ebüljr angetaftet unb baburd) @. ©naben ju allen
Ungnaben bemegt hob, barum @. g. ®n. auch alle ernftlithett
SEßeg unb ©traf gegen mich fürpnelpnen gug hatten, fo ift mir
baSfelbe oon £>erjen leib, h°b ®- 5- ©naben unb ©ät bamit
Unrecht gethan unb ergeb mich hierauf (in (Sure fürftlidje ©nab
unb Ungnab unb‘bitte, Sie mollen mir oerjeitjen unb oergeben,
auch baS oorhanbene ©echt gegen mich einftetlen. 66 )"
Steljnlich mar bie Slbbitte, melche bie Slnbern ju teiften hotten,
geholten. Ser $erjog gab ihnen bagegen bie fdiriftliche ©er»
fidjerung, fie nicht an ßeib unb ßeben ober mit emigen ©efängnis
ju ftrafen unb ihnen nichts aufjutaben, „baS ihnen unb ihren
Äinbern einige Snfamiam gebären möct)t. Sllfo auch foHen t fie
ihres ©emiffenS hotber unbefchmert bleiben."
3 *
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Hut 30. Sunt würben hierauf fßanfraj non grepberg, Stdfaj
non Saimingen, SRattpiaS non ißetff)ofer ju ©eng, $an3 ©priftopt)
non Sßaumgarten unb 3ofef gfröfcpt non SRarjoü, nacfjbem fte
ben fdfüfcenben ©eleitSbrief im SSertrauen auf bie fdjrifttidje 3«=
jage beS IjerjogS ausgeliefert Ratten, in bie ©efängniffe beS
galfenturmS abgefüprt. 3n feinen unterirbifdfen, non ©affet
burdffpütten ©eiaffen tagen fie ben ganzen 3uli tjinburcfj. Stn*
fang« Sluguft würben itjnen bie Sebinguugen iprer greitaffung
norgetegt. 3m wefenttidjen gingen biefe bapin, baff bie ©efangenen
fidfj oerpflidjten foQten, nie metjr einen Sanbtag ju befugen, fie
würben benn nom §erjog aufgeforbert, ferner über ben ißrojefj ba3
ftrengfte ©tillfcfjweigen ju bewahren, unb enbtidj auf feine ©eife
ben fRedfftSweg ju betreten. Stucf) foüten fie bie ©rftärung abgeben,
baff ber ©raf oon Ortenburg als Sanbfafj nicf>t befugt getoefen
fei, bie ^Reformation in feinem ©ebiet einjufüpren.**)
©urcfj bie ©efangenfcpaft in ber „©iebsoerwaprung" — eS
bitbete ber gatfenturm baS ©efängniS nicpt nrn für @taat8üer=
bredper, fonbern aud) für 83erbredper ber gemeinften ©orte —
waren bie meiften ber ©efangenen nadjgiebig geworben, ©rauften
todfte bie grei^eit, pier innen bropte ein tangfamer ©ob;
unb fo unterfdprieb benn ©iner nach bern Stnbern ben oon ipm
geforberten fReoerS, worauf fiep ipnen SRitte Sluguft bie Stieget
beS gatfenturmS öffneten. 01 )
Stur ißanfraj oon grepberg wollte feinen gtecfen auf feiner
©pre butben. SIbbitte jwar fjatte er geleiftet für bie SBeteibigungen,
bie, wie er fetbft einfap, baS 2Raft ertaubter $ritif überfcpritten;
aber weiter wollte unb burfte er nidpt gepen, wollte er nidpt fiep
fetbft als fcputbig aucp ber anbern ©ergeben, beren er angeftagt
war, befennen. ©o weigerte er fiep ftanbpaft, um ben ißreiS
einer fixier und^rifttic^en SSerfdpteibung, bie ipm jumutete, einen
Verrat an feinem grewtbe oon Ottenburg ju begehen unb auf
ferneres potitifdpeS ©irfen gänjticp ju oerjidpten, bie grei^eit ju
erlangen, ©in einziger geberjug tonnte ißanfraj bie greipeit
bringen; bodp pöper als biefe fielen ipm ©ewiffen unb ©pre, unb
er bleibt im ©efängniS.
3m fReicpSarcpio ju SRüncpen ift ein oon ißanfraj oerfafjteS
SRemoranbum 68 ) enthalten, baS ßeugnis abgelegt oon feinem Haren
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©inblid in bie SSer^ättniffe, Don feiner fcfjlicfjten (S^ren^aftigfeit
unb feinem nnbeugfamen S^arofter. 3 m ©ingetnen prüft er ba
bie Sebtngungen, unter benen er bte Freiheit erlangen tonnte.
SDte gorberung, gugugeftetjen, baft „er bem ©rafen oon £>r=
tenburg, atg fit berfetbe ungead^tet feiner Voreltern 9Serfd^rei=
bungen unb be8 am faifertiten Äammergeritt anhängigen, noch
unentftiebenen IRec^tSftreiteS 69 ) fdfulbiger ©ubjeftion entgiehen
unb <5. fj. ©naben Untertanen oon ber alten fathotiften
fRetigion abpraftigieren unb gu SlbfaU bringen wollen, wiber
<S. 5 . ©naben fRat unb Sorftub getan", weift ißanfrag mit
fotgenben SBorten gurücf: „5Dag ift gu beftwertit, ein fremb
unb fott ©at auf mit ä u nehmen, berhatben it tein Sßiffen
habe, aber bag SBiberfpiet; benn it anberg nie oernommen,
ienn Ottenburg gehör unter bag jReicf), fei fetber ein ©tanb, ber*
halben aut befugt, oermög beg fReit§ SRetigiongfriebeng bie ütugg*
burgift Äonfeffion einguritten." 3nt ©ntwurf war bie S8e=
ftimmung enthalten, bah ißanfrag nat feiner ©nttaffung feine
©üter nitt mehr oertaffen bürfe. hierauf antwortet er: „©0
man mit auf meine ©üter oerbannen will, ift bte« ber gegebenen
ißerfiterung in 3 fünften guroiber, bah it nitt ewig gefangen
fein fott, ferner, bah e§ mir feine Snfamtam bringe, unb bah
eg nitt wiber mein ©ewiffen fei, wag bot ber galt, weit man
biefer Sanb biefetbig mein fRetigion ohn ^ödhfte ©efat)r nit haben
fann. ßubem gibt ber aufgerittete fRetigiongfriebe gu, bah einer
feine ©üter oerfaufen unb aug einem Sanb in bag anbre gietjen barf."
Stber ba er nunmatg in biefer ^anbtung bei bem jungen
gürften oerungtimpft unb fo bei ben Seuten in SRifjfrebit ge*
fommen fei, bah er fein ©elb aufbringen ober feinen Söhnen eine
nüfctite fpeirat oerftaffen fönnte, ba er ferner aut Öen Seuten
not etwag ftulbig fei, unb er gwiften feinen 8 tebenbigen
Äinbern eine SRittigfeit maten motte, er aut &°n ben Seuten
oerfpottet unb mit ben Ringern auf ihn gegeigt werben würbe,
aug alt biefen Urfaten habe er bie 2Ibfuf)t, feine ©üter gu oer*
änbent, bamit er aut fein geittit Seben trifttit befttiehen unb
in Drbnung hinter fit taffen möge.
®ie Seftimmung, in feinem ©eritt bie fRetigion wieber ab*
guönbern, bittet er ihm gu ertaffen; er müffe eg gwar tun, wenn
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man barauf beftehe, eS würbe if)tn aber an ben etangelifdjen
Orten an feiner @hte befdjwerlidj faßen.
„ferner baff mit foß auferlegt werben, micff aßer Slagen
im Siecht ju oerjei^en (beS SRecfjtSwegeS ju enthalten) unb mir ba=
burd) baS orbentliche 9ted^t ju terfperren, fo muff idj eS wohl
gefdjehen taffen"; je befcfjwerlidjer aber bie 33erfdjreibungen barin
feien, umfomehr mürben fie umgeftoffen, unb an einem folgen
Ort abgebrungen, hätten fie feinen SEBert.
2)er Sebingung, über ben ißrojeh <Stißfcf)Weigen ju geloben,
tritt er mit ber Söegrünbung entgegen, foldje Sachen feien früher
nur öffentlich ge^anbelt unb ein folget 3lftuS, wie ber nunmehrige,
fei in S3aiern nie jutor [erhört worben. Slucf) erforbere feine
ßlotburft, wenn ihm Semanb wegen beS SßrojeffeS Unehre ju=
meffen woßt, ficf) mit bem (Srunb ber SBaljrheit jü entfdjulbigen.
$ie £)auptbebingung ber 93etfcf)reibung aber, feinen Sanbtag mehr
jufbefuchen, jebodE» beffen 23efcf)lüffen golge ju leiften, fei unan=
nehmbar. So etwas wiber bie Religion befdjloffen würbe, baS
fei er nicht fdjulbig ju toßjiehen. üfticht p erfcheinen unb fi«h
baburch bie SanbeSfreiljeit abjufitiden, fei eine ©jrterlehung,
auch ber SanbeSfreiheit unb ben betätigten ^reiljeitSbriefen gänj=
lieh [juwiber; foßte baS jefct mit ihm gefdjehen, fo würbe man
halb Urfacf) fuchen, manch 2lnberent ebenfo bie SanbeSfreiheit
aufjuheben, bamit aßein bie Sittich (Papageien) Sanbleut bleiben,
fo baS Sieb fingen: „2)efj 93rob id) eh." 2Kan moße eben nur
Unterthänige auf bem Sanbtag erfcheinen fehen; wenn eine fßro*
pofition oorgebracht würbe, bie ber SanbeSfreiheit juwiber, fo
woße man nicht bulben, bah Einigen baS (Seroiffen unb ber
(Sef)orfam gegen (Sott oorgehe, fonbern aßein baS foße gefügt
werben, was man hören woße. $aS habe auch auf bem Sanbtag
ton [1563 fo ben ßorn beS dürften erregt. Seiner aber ton
ihnen, fo jefct gefangen, fei überführt, Sonfpiration im Sanbtag
gemacht ju [haben, ein Seber habe gerebet, wie er eS terftanben.
SBenn eS ohne baS oben SBermelbete wäre, woßt er (Sott
banfen, bah er nimmer in bie Sanbfchaft erforbert würbe, benn
er wäre bann auch überhoben mancher Sünbe gegen (Sott, bie ber
Sanbtag ficf> burdj feine SBißfährigfeit bei Uebernahme ber Ijerjog»
liehen Sdjulben auflabe, beren 93ejahlung bem armen SSolfe obliege.
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So würbe ohne ©runb, nadjbem bod) feine $rieg«not im Sanbe
fei, ber Sinnen ©chroeih unb Stut Angegeben unb ntifjbraucht." 7# )
Sei einem aEöed^fet ber ©efängniSgeüe mürben biefe Stuf*
gelungen gefunben unb bem §ergog hinterbracht. ©ie erbitterten
burd) ihren greimut ben §ergog nur auf« Sfteue. ®ie Sertfanb*
tungen über Sanfragen« greilaffung mürben gang abgebrochen, feine
$aft mürbe noch oerfchärft, unb ihm in ber Sßerfon feine« geinbe«
Ottheinridf) oon ©dfroargenberg ein ßerfermeifter gegeben, ber
fein Reiniger mürbe. 71 ) Stuf beffen Sefeht mürbe niemanb gu
ihm getaffen, feine Sotfchaft burfte hinaus ober hinein* Unb
babei tag ber im „ÄriegS* unb §errenbienft abgearbeitete unb
atterSfchwache" 5ßanfrag franf im Ä'erfer; „fein leibig ^Sobagra
greift ihnbermahen an, bah man ihn ägen unb tränfen, heben
unb legen muh. 2Ran täht ihm feinen Wiener noch $nb gu,
üiel weniger einen Seiftanb, e§ fei oon SBeib, Äinb ober gremt»
ben." T1 ) 25er §ergog fchtug fetbft bie gürbitte feiner fürfttichen
SlWutter ab, menigften« 5ßanfragen« ©emahtin gu feiner Sftege in«
©efängni« gu taffen. 73 ) 3a, feine grau mürbe fogar im Unge*
roiffen barüber getaffen, ob ihr ÜKann überhaupt noch am Seben,
fobah biefe in ihrer Sergroeiftung unb §ergen«angft ben Äaifer
anrief, er möge hoch einen fieberen Soten nach 2Jtünct)en fehiefen; bann
müffe boch wot)I ein Sluffchtuh barüber oom $ergog erteilt werben. 74 )
25er §ergog blieb unerbittlich in feinem harten Sorgehen
gegen feinen treueften 2)iener unb ehemals liebften grewtb; oer*
geben« hatten bie ©dhwäger be« grepberg, bie ©ebrüber Äitfcher,
an bie fürfttiche ©nabe appelliert; umfonft waren bie brieflichen
Mahnungen oon ©hriftoph oon SBürttemberg, SBotfgang oon
Sfatg=9teuburg unb fiubroig oon Reffen, bie fich „mit §intanfefcung
ihrer wichtigften 9ftegiment«fachen um 5ßanfrag bemühten. 25a ihren
Sriefen an ben^ergog fein@et)ör gefchenft mürbe, fchriebenfie an ben
Äaifer, mit gebührenbem (Srnft fich tu biefe §anbtung gu legen,
unb fanbten aucfjSalthafar ©«tinger, — ben $Rat §ergog Shriftoph«
oon Sßürttemberg — um Seiftanb an bie Äut* unb anberen gürften,
um biefetben über ben Sßrogeh gu unterrichten, unb fie gu er*
mahnen, auch bei faifertic^er SJiajeftät gu fuppticieren." 75 ) Slber
fetbft biegürbitte be« Äaifer«, bie baraufhin erfolgte, blieb wirf*
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ung8to8. $)enn Sttbrecfet gab jwar eine fcfeeinbar willfährige
Antwort, änberte aber in nichts fein Verfeatten gegen ißanfraj.
®afeer »erfaßten bie Slngefeörigen beSfetben ©nbe Sluguft eine
neue ©upplifation an ben Saifer, worin fie baten, e8 möchte
eine faiferticfee Sommiffion jur Unterfucfeung nacfe SRündjen
»erorbnet werben; benen foQe man bie fraglichen Söriefe »ortegen,
barau8 würbe man er Jefeen, bafe ißanfraj fein Sanbe8»erräter,
fonbern mit Unrecht angefcfeutbigt wäre.
3m Dftober enbticfe würben bie Unterfeanbtungen über bie
Vebingungen ber greitaffung wieber aufgenommen; für ißanfraj
würben biefetben »on @i8tinger mit Umfidjt unb ©ewanbtfeeit
geführt. @8 gelang ifern, ben §er$og in ben anftöfeigften fünften
jum -Jlacfegeben ju bewegen. ®er fjürft hatte bie Unbeugfamfeit
be8 ©efangenen fennen gelernt unb feielt e8 nicht länger für
geraten, ifen ofene fRedjt unb ©ericfet in §aft ju begatten, unb
baburcfe ber bejtefeenben Unjufriebenfeeit im Volf neue Staferung
ju geben. ©o tiefe man benn in bem JRe»er8 bie auf ben ©rafen
»on Drtenburg bezügliche ©teile weg. ®ie Verbannung be8ißanfraj
auf feine ©üter fotlte nidjt ftreng genommen werben, aucfe nicht
für immer bauern, fonbern falten gelaffen werben, wenn Vanfraj
ficfe in anberen |>errenbienft begeben wolle, wie er aucfe nidjt ge»
feinbert fein fotte, feine ©üter ju »erlaufen, dagegen beftanb
ber 4>erjog unerfdhüttertidh auf ber Vebingung, bafe Vanfraj ben
Sanbtag nicht mefer befugen bürfe, bafe fetbft @i8linger8 Äonfi»
tium an ißanfraj bafeingefet, biefer Vebingung fidj ju unterwerfen,
„wollte er nit anberS im ©efängnis »erberben unb gar fterben;
benn feiet feeifet e8: Vogel, ife ober ftirb." 76 )
®er äWifdfeen bem §erjog unb Vattfeafar ©i8tinger auf
biefer ©runbtage »ereinbarte ©ntwurf lautete auf
1. Uliebertegung ber bei ber Sanbfdjaft befteibeten Slemter;
2. Verliefet auf alte Seitnafeme an fünftigen Sanbtagen;
Verzicht auf aßen münbtiefeen unb fdjriftlidjen Verfefer mit ben
©tänben, ofene beSfeatb aufjufeören, bem, wa8 auf ben Sanbtagen
befefetoffen unb »erwiUigt werbe, ©efeorfam ju teiften;
3. ©etobung, wiber ©. g. ©naben ißerfon, ^ofeeit, Sanb
unb Seute niefets ju fefereiben, ju reben, ju tfeun, unb bem, wa8
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im gürftentum in fReligionSfadhen unb Politikern SBefen ftatuiert
werben würbe, nicht juwiber ju tjünbeln;
4. 3tt feinem ©laubenSbefenntniS, unbefchabet feiner ®e=
wiffenSfreitjeit, fk fo ju Oerbalten, ba| Sftiemanb geärgert, noch
ju gleichem SlbfaH geneigt werbe; in ben Sinken feiner §err=
fdhaft unb $ofmarfen feine Slenberungen oorjunebmen;
5. SRitterlidhe ©träfe: nämlich ©. ff. ©naben im SRotfatt
oier ÜDionate fang mit fed)3 gerüfteten ißferben in gelb ober in
Vefa|ung in eigener ißerfon ober burdb einen anbern ebrficben
SReiterSmann mit guten Leitern unb Snechten auf feine Soften
ju bienen;
6. Verbannung in feine ©ericfjte Slfdfau unb SBifbenwart,
feine SRadht barauS ju entweihen, offne fürfttidheS, gnäbigeS Ver=
willigen;
7. Stellung oon Vürgen jur ©rfütlung biefer Vebingungen
unb fünftigeS SBohloerfjalten.”)
3m SRooember enbfidb beugte fk ißanfraz unter baS Unoer*
meibficbe. @r unterfdbrieb bie immer noch b Qtten » ober feine
@bre nicht mehr oerlefcenben Vebingungen unb würbe frei. 2)ie
geforberte Vürgfcfjaft feifteten teils feine ©dbwäger, teils feine
©ekfecbtSgenoffeit. —
So enbete biefer V r °i e &- 3b m oerbanft nach einer weitoer*
breiteten SReinung SllbredbtV. ben Veinamen „ber ©rofjmütige". 78 )
Sn SEBabrbeit aber fann baS Verhaften beS gürften gegen bie
Slngeflagten oon unparteiifdfjem Stanbpunft aus nicht einmaf als
geredet, oief weniger afS großmütig bezeichnet werben. ©8 mag
aus bpnaftiken ©rünben geboten fein, großmütig war eS fidler
nicht. 2)ie Slngeflagten finb nicht oon jeber Schufb freizufpredjen;
ihre Steuerungen über ben §erjog mochten biefem immerhin ge*
redhten©runb junt ßorn gegeben haben. Slber in jener 3eit, wo bie
Stänbe fk als eine beinahe ebenbürtige SRacht neben bem Herzog
fühlten, hatte fidj ber Vegriff ber fürftlichen Roheit unb Unantaft»
barfeit noch lange nicht fo karf IjerauSgebilbet wie in unferer $eit,
unb eS würben bamalS Steuerungen über ben gürften als be=
rechtigte, wenn auch karfe Sritif aufgefafet, bie heutzutage oom
Strafrichter als SRajeftätSbeleibigung geahnbet würben, ßu^ut
waren bie infriminierten Steuerungen in oertrautichen Vriefen
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an bie näcbftftebenben greunbe gemacht unb nicht für bic Oeffent-
lid)leit beftimmt; unb wenn biefetben in ber gorm bie ©renge
be8 bamal8 erlaubten auch Übertritten, fo war ber ©runb bie*
für ni<bt in perfönlic^er ©ebäffigleit ber Stngeflagten gegen ben
ipergog, fonbern in ihrem au8 glütjenber begeifterung für bie
Deformation entfpringenben ©ebrnerg barüber gu fueben, baff
gerabe in baiern ber gürft mit feinen SRäten ft ber erfebnten
(Einführung ber aug8burgifdjen ßonfeffion gegenüber ablebnenb
»erhielt.
Slber biefe ©ebnfuebt batte fte gwar gu ftrafbaren SEBorten,
jeboeb nicht gu ftrafbaren Erbaten tjingeriffen. ®ie StnKage auf
$ocb s nnb £anbe8»errat, auf »erbotenes bünbni8 gum ßwec! ber
^Ibänberung ber ©taatSreligion unb berbrängung be8 dürften
»om Sbron fteUte fid) im Sauf be8 ißrogcffeS als haltlos betauS.
@8 mag fein, bafj ber fjürft, al8 er biefe fernere Slnllage
gegen bie ©belften feiner Untertbanen erhob, »on ber SBabrbeit
ber Stnfcbulbigungen übergeugt war, obwohl febon bamal8 non
ben beteiligten offen bie 9tnfid)t auSgefprocben würbe, bafj ber
gange ißrogefj nur be8batb in ©eene gefefct werbe, um ba8 gemalt»
fame borgeben SllbredjtS gegen ben Drtenburger gu befdjönigen.
©o treibt ber ©raf »on Drtenburg am 22. 3uli 1564 an ben
Äaifer: „@o will man iefcunb gur befdjönung berfetben ungnäbig
$anblung folcbe hernach mit ©ematt genommene brief babin
interpretiren unb gwlngen, gletfam al8 hätte t mit benjenigen,
bie fotdbe Schreiben an mich getban, »erbotene, boebfträftiebe Son*
fpirationeS miber @. g. ©naben traftirt unb gefebtoffen; . . . .
bodb mich tröftet mein ©emiffen, wenn t unb bie gutbergigen
(Eiferer für bie SBabrbeit ben tarnen »on SRebeüen unb SXuf=
rüljrern bei ber SBelt tragen müffen. ©. SJtajeftät werben in ben
briefen felbft finben, bah t unb meine befreunbete »om 2tbet
nid)ts anbereS getrieben, benn ma8 betrübte, ber Religion halber
belämmerte ©emiffen etwa inter privatos bei bertrauten mehr
au8 gutbergiger Zuneigung unb menfcblicber Slffeftion, benn au8
unfrieblicbem borfafc quereliren unb Hagen."' 9 ) ©8 mag fein,
wieberbolen wir, bah ber gürft an bie erhobenen befcbulbigungen
glaubte, benn fein öngftlicbeS ©emüt batte ton lange ba8 SBabn»
bilb einer gegen ihn angegettelten berfebwörung gequält, unb fo
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mochte fid) in tf)m bie Sorftetlung entroicfelt tjabett, welche burcf)
bie ©nflüfterung feinet fRäte unterftüfct würbe, bah bie aufge»
funbenen SBriefe nur ber äufeere Seleg eineg gegen it)n gerichteten
SünbniffeS feien. Slber bann hätte ihn bie twn ihm fetbft nicht
ju gnnften ber 9lngeftagten jufammengefe|te ®erid)t3fommiffion
eine« Seffern belehren miiffen. „3war |fei Ungebührliches ge=
fdjehen, aber bie ©ewiffen feien frei," fo lautete ber (Spruch,
welcher ben Ungrunb ber fchweren 2ln!Iage erwies. Drofcbem
läfit ber g-iirft bie Ingeflagten inS ©efängnis werfen, aus bem
fie nur nach Sinnahme ber Don ihm biftirten Sebingungen ent*
taffen werben; baS Urteil beS ©eric^tSfjofeS jeboch wirb auf Se=
ftedjung jurüctgeführt. 8ft )
Das läßt erfenneit, bah ber fjürft, wenn er nicht fdjon Don
Anfang an ben ißrojeh nur als Sorwanb benu|t hatte, um bie
Häupter ber proteftantifchen Partei im Sanbe ju beseitigen, jeben*
falls nunmehr, nadjbem er einmal bie güfjrer ber Dppofition in
feiner äRadjt hatte, biefe ÜKacfjt ba$u oerwenbete, um bie 0ppo=
fition politifch ju oemichten. Die Slngeftagten würben fo lange
im ©efängniS gehalten, bis fie ben fReoerS, ber fie politifch i u
toten ÜRännern machte, unterfdjrieben. Sin ber ^artnädigfeit
beS paffioen SBiberftanbeS, ben ißanfraj entwidette, unb an ber
fRiihrigfeit, mit ber feine g-reunbe für ihn tljättg waren, wäre
beinahe biefer ißlan gefdheitert. D)aburd) erftärt fich auch bie
(Erbitterung unb Strenge, mit ber ber fperjog gerabe gegen
ißanfraj, feinen früheren g-reunb, Dorging. 9lud) bah Sanfraj
biefe ißläne burchfchaute unb ber Stuhenwett, fo weit eS ihm
möglich war, mitteilte, währenb hoch Sltbrecht biefetben burch ein
alten ^Beteiligten aufertegteS StiUfdjweigen bis jur glüdtidjen
Durchführung ju Derheimtichen gefugt hatte — „aus lauter ©nab
man rät, bie Sache nicht unter bie dürften tommen ju taffen,"
muhte ben ©rott gegen ißanfraj fteigern. (Erft als Sßantraj,
burch bie lange Äerljerhaft gebeugt, feine Dppofition in bem
^auptpunfte — Serjidjt auf bie SanbeSfreit»eit — aufgab, unb
bamit SUbredjtS 3^1 erreicht war, burfte er, gebroden am Körper
unb tebenSmüb in bie Freiheit unb ju ben Seinigen nach §ohen*
afchau jurüdfehren. 8t )
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y.
©ein Sinn war ber alte, ftotj unb ungebeugt. 2tlS ber
$erjog »erlangte, baß ißanfraj fetbft feine Semter bei ber Sanb*
fdjaft auftünbe, weigerte er fidj beffen, fobaß ber gürft fetbft jur
Slnjeige an bie ©tänbe genötigt war. 3Wit tiefem Sebauern
faßen biefe eines ihrer fätjigftert 3Jtitgtieber fcfjeiben, unb ÜKandjer
»on ißnen ahnte wotjt, was ißanfraj »oranSgefagt, baß mit ilfm
ber ©totj unb bie Unabhängigfeit eines freien ©efdjlechtS »om
©tänbefjaufe Slbfcßieb nahmen.
Sofort nach feiner ©nttaffung richtete «ßanfraj ®an!eSbriefe
an feine fürfttidfjen ©önner unb an alle biejenigen greunbe,
weti^e in feinem 3ntereffe tt)ätig gewefen waren, unb auch je|t,
nach ber Befreiung ißreS greunbeS aus ber £>aft, iJ>re Semütj*
ungen um Stufhebung ober bocf) Sinberung ber SBerfcßreibung »om
Saßre 1564 nicht einfteflten. Unb in ber £ßat gelang eS im
Dftober 1565 namentlich ber gürfpracße beS SarbinatS »on
SlugSburg, eine Aufhebung beS 83anneS für baS Sntanb ju be=
Wirten. SltS aber biefe 93otfcf)aft ißanfraj gemetbet würbe, ba
tag er tottran! auf feiner Stammburg unb hotte bereits mit bem
Sehen abgefdjtoffen. 3n feinem am 21. Öftober 1565 aufge=
nommenen jeftament befennt er fuß nochmals auSbrücftich jum
eoangetifchen ©tauben, in welchem er auch J u beharren unb ju
fterben gebenfe, „bermaßen baß, ob ich fünftig »ießeicßt außer
meiner Semunft unb teibeSfdfwadj, etwas bawiber gebenten,
reben ober thun würbe, ich baffetbig hiemit gänjlicß wtberfprochen
unb wiberrufen hoben wifl."
„3um Slnbern betangenb meinen Seib, Witt unb orbne ich
an, baß mein toter Seicfjnam ehrlich begraben werbe unb tein
Seremoni ober päpfttich ©ebraudh habet gehalten werben, fonbern
baSfetbig .... hiemit auSbrücftich »erboten unb gänjlid) abge=
fdßafft fein fotte . . . . @o »ergeb idh hiemit »on ganjem §erjen
aßen benen, bie mich beleibigt ober befchäbigt hoben, mit SBorten
ober SBerfen, bittenb, baß ©ott ihnen baSfetbe nicht jurecßnen,
fonbern ganjticß »erjeihen motte . . .
©eine Sßläne, feine ©üter ju »erlaufen, unb um feiner
retigiöfen Ueberjeugung wißen ein 2anb ju »erlaffen, in bem
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feine Sorfatjren übet 200 Satjre mit ®tjre unb SRuhm gefeffen,
unb baS fid) jejjt bem größten ©proffen beS ©efc^ted^ts jo un=
gaftlich ermiefen hatte, Wieben unausgeführt. Ser Sob war rafdjer.
Sie treue Siebe unb Seihtatpe, bie ihm oon aßen ©eiten ent»
gegengebracht mürbe, jomie bie gtürftidje SSertobung feines älteften
©ohneS SBithetm mit ber Sochter beS reichen jä<f»ftfd^en, unb mie
mir annehmen bürfen, proteftantifdjen Dbriften ÜBoIf Siefftetter
auf Slngtroba, melche auch bie materielle gufunft feines ©efdjtechts
ficher fteßte, oerfchönte feinen SebenSabenb unb marfen heüen
©djem noch [auf fein ©terbelager. Sie ©tücfmünfche, bie ihm
»on feinen fürftlichen ffreunben ©tjriftopb) unb SBotfgang ju ber
„ftattlichen fpeirat" beS ©ohneS bargebracht mürben, 82 ) trafen
erft nach feinem Sobe ein. Stm SBeitjnachtSabenb beS SaljreS 1565
»erfdjieb er. —
2Rit ihm ftarb ein grofjer 2Rann, ber berufen fdjien, bie
^Reformation audh in Saiern jum ©ieg führen ju helfen» ein
Söiann, bem oom ®efcf)icf beS SebenS hödjfteS ©lücf unb tieffteS
Seib ju toften beftimmt mar, ber babei ftets fich felbft treu blieb,
im ©lücf fich nicht überhob, im Ungtücf nicht oerjmeifette. 2Rit
fettenen ©eifteSgaben auSgerüftet, trat er in ben Stampf beS
SebenS ein, in t bem er fid) als tapferer ©treiter ermieS. ©totj
unb mutig, ebel unb treu, fdjarffantig unb energifch, aber auch
trofcig unb redjthaberifch, fo fteUt er fich bar, fo ift in ihm noch
einmal baS Sbeat beS »erfdjminbenben SRittertumS oerförpert. Sie
Snnigfeit aber unb SBeichheit feines ©emüts, fein finbtidj tiefer
©taube, bie gürforge für feine Untergebenen, fein 2Ritgefüf)t für
bie Seiben beS SBolfeS finb .Qüge, bie erfennen taffen, bah fei«
Seben in ben SBeginn einer neuen ,ßeit fiel, bie ihre SRenfdhen
auch anberS unb beffer atS bisher fühlen unb benten lehrte.
SEBaS ihn uns aber befonberS mert macht, baS ift ber SRanneS*
mut, mit bem er ftanbljaft unb unbefümmert über bie folgen an
bem hielt, maS er für recht unb gut erfannt hatte, feine ©fünfter»
ftärfe, feine UeberjeugungStreue.
©djon mit ber nüdjften ©eneration mar auch baS ©efdjtecht
^ßanftajenS in SBaiern ertofdjen. SBittjetm mar ber einjtge feiner
©öhne, ber im Sanbe btieb. Seffen erfte @h e blieb finbertoS,
ber jmeiten entfproffen nur jmei Söchter. Stuf beren 3Ränner,
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einen (grafen non ißreqfing unb einen greiherrn non SRariaftein,
gingen bie grehberg’fcfjen Sefijjungen über; mit Sßifljelm aber
fanl im 3af)te 1603 ber lefcte ©profj ber mastigen unb eigen*
artigen grepberg auf §ohenaf<hau in* ©rab.
@* bleibt noch übrig, bie Sebeutung be* Sßrojeffe* für bie
politifche ©efdjichte Saiern* ju würbigen, unb ben Sluägang ber
Deformation in Saiern turj ju berühren.
Durch bie ©ewaltafte be* $erjog* war ber Sanbtag feiner
heroorragenbften ÜRitglieber beraubt, bie politifche unb religiöfe
Partei hatte ihre einflu&reichften Jührer oertoren unb wagte nur
noch fchüchtem, hie unb ba bem ^erjog entgegenjutreten. Die
©Freden ber Äataftrophe non 1564 lafteten auf ben ©tänben.
Die furcht, e§ möchte ihnen gleiche* wiberfahren, lähmte auch
bie Dhatfraft nieler Süchtigen; währenb Slnbere burch ein fchon
in manchen ßeiten wohlerprobte* SRittel jum Schweigen gebracht
würben, burch &a* ®erf preßen „bie getreuen Sanbräte bei Slcmtem
unb Dienften befonber* ju bebenlen." 83 ) @o feljen wir benn,
wie auf bem Sanbtag non 1565 ber $er$og felbft erftaunt über
bie rafdje Sßirfung feiner SRafjregeln, bie @inf)eQigteit ber ©tänbe,
womit fie geljanbelt, unb bie SBiQfährigfeit, mit ber fie feine
©chulben übernommen, belobt, währenb fie auf früheren Sanbtagen
„burch ffoftiften etlicher unruhiger Seute, bie je|t nicht anwefenb
feien," oerführt worben wären. $war bäumte fidj noch manchmal
ber alte Droh in ihnen auf, wenn aQju grofje ©elbforberungen
an fie geftetlt würben; aber ber |>erjog fchlug ihn mit ber barfchen
Antwort nieber: ,,©o bie ©tänbe nicht gutwillig wollten, füllten
fie e* nicht für ungut halten, bah ©• ©naben, wa* ©ie begehrten,
felbft in* SEßerf fteHten" (Sanbtag non 1568).
Siele non ben Slbgeorbneten, bie an ber Demütigung, bie fie
nicht hintetn tonnten, wenigften* nicht perfönlich teilnehmen
wollten, blieben ben Sanbtagen fern; 84 ) unb fefjon 1577 wirb
au* ber SRitte be* Sanbtag* felbft ber Sßunfdj laut, ber §erjog
möge, folange er lebe, ihn nicht mehr oerfammeln. 85 )
@o war ber Sanbtag in oerf)ältni*mäfcig furjer $eit ju
einem wiUenlofen Sßertjeug be* giirften hetabgefunten unb feiner
alten Sebeutung unb fegenSreichen Sßirffamteit nerluftig gegangen.
Si* jum 3ahre 1564 gilt auch für bie ©tänbe be* 16. Saht»
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hunberts noch baS Urteil, baS Diejter über bie fianbfchaft beS
15. 3at)röunbert8 füllt: 88 ) „©egen bie patrimoniate ©taatSauf*
faffung, ber Sanb unb ßeute nur als lanbeStjerrtidjeS fpauSgut
erfd)ienen, bitbete fie ein wohltljätigeS ©egengemidjt, unb nicht
feiten oertrat fie mit politifcher ©inficht ben StaatSgebanfen auch
gegen ben ßanbeStjerrn. 2)urd) ben mannhaften Freimut, mit
bem bie ©tänbe fi<fj oft fürfttidjer SBiQfür entgegenmarfen, burch
bie pflichteifrige ©ntfdfjiebenheit, mit ber fie ©ebredfen ber ©er»
wattung unb DedfjtSpflege geißelten, haben fie fich um baS ©ater»
tanb wohl oerbient gemalt, mietoohl anbrerfeits nicht oerfannt
»erben barf, bah bie j»ei mächtigften ©tänbe oon eigennüjjiger
Ausbeutung ihrer beoorrechteten Stellung fich nicht oölltg frei
hielten."
©om 3at)re 1564 aber geht bie ©ebeutung ber ©tänbe in
ber bairifdhen ©efdhidfjte ihrem ©nbe entgegen. 3n eine Automaten»
ftellung herabgebrücft, oertoren fie ihren ©influfe auf bie ©efchidfe
beS SanbeS, unb hotten nur noch bie Aufgabe, ihre Pflicht als
fidjer funftionirenbe ©teuerbewittigungSmafchine ju thun. SÄit
ber Abnahme aber ihres ©influffeS geht §anb in fpanb bie gu»
nähme ber fürfttidhen ©ematt, ber fontroQofen 2BiHEür unb beS
ootfSmifeachtenben AbfotutiSmuS.
9Jtit bem Diebergang ber Sanbfchaft ging auch bie SRefor»
rnationSbemegung in ©aiern ihrem ©nbe entgegen. AIS nach
ben ©reigniffen beS SatjreS 1564 bie ©tänbe es nicht mehr wagten,
baS ßuthertum gegenüber bem §erjog ju oertreten, unb biefer
baburch freie £anb in feinem ©erfahren gegen bie Deformation
befommen hotte, ba gab eS für ihn feine SWtbung AnberSgläu»
biger mehr. 2>urcE) glaubenseifrige Strenge fudhte er nun fein
früheres ©cfjwanfen oergeffen ju machen.
3m 3ohte 1566 hatte ber ©raf oon JDrtenburg fich unter»
»orfen unb fidh oerpftichtet, nur mehr in feiner ©djtofefapelte
tutherifchen ©otteSbienft ju hotten. 1566 mar auch SobiStauS
oon §aag geftorben, unb ber §erjog jog auf grunb ber ihm ju«
ftehenben, atterbingS nicht unbeftrittenen ßehnSejpeftanj bie ©raf»
fchaft an fich unb tiefe eS feine erfte Sorge fein, bie fatfeolifche
SRetigion in berfetben »ieber einjufüljren. 87 )
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Stamit ttrnren 2 ©tügpunfte ber Deformation in ben bairifdjen
Sanben gefallen unb ber feit 1564 begonnenen (Segenreformation
mächtige $inbemiffe aus bem Sßeg geräumt Unaufhaltfam nahm
biefetbe nunmehr it>ren Fortgang. ®ie »om ißapft turj »or 83e*
ginn beS ißrojeffeS (16. Slprit 1564) gemährte (Erlaubnis bei
ÄetdjeS, für rneldje SUbredjt auf bem Jrienter Sonjit unb
noch fpäter bie größten Slnftrengungen gemalt hatte, crfd)ien bem
belehrten gürften je|t als eine ju weit gehenbe Sonjeffton; er
fügte ihrer Veröffentlichung berartige Ätaufeln unb ©infdjrän*
tungen bei, bafj non einer Freigabe beS ÄelcfjgenuffeS nicht bie
SRebe fein tonnte.® 9 ) Valb jeboch mürbe bie erteilte (Erlaubnis
gänjlich aufgehoben unb auf bie Kommunion in beiberlei
©eftatt SanbeSnermeifung gefegt. Xaufenbe non Unterthanen
manberten infolge biefeS Vefd)tuffeS aus, ober mürben aus bem
ßanbe nertrieben; niete anbere ©leidjgefinnte, bie leinen Käufer
für bie ptöglich entmerteten ©üter fanben, untermarfen fich unb
blieben im ßanb. ®ie Klagen über baS rigorofe Vorgehen gingen
burch baS ganje Sanb 89 ) unb fanben ein fchüdjterneS ©cho fogar im
ßanbtag (1568). Stuf beffen Vorhalten, bafj baS Verjagen fo
nieler Unterthanen megen ber Kommunion nicht menig jur Ver*
armung ber ©tabte unb ‘Dlärfte, jum SDarnieberliegen non §anbel
unb ©enterbe, jur Veröbung beS ßanbeS beitrage, ermiberte ber
§erjog nur, bafj atterbingS in einigen ©erichten ber Ungehorfam
unb baS SlergerniS in ©laubenSfadjen fomeit getommen gemefen
märe, bafj man ©tnfefjung thun müffen, morauf an 10 000 mieber
jum ©ehorfam jurüdgelehrt unb bioS bie £>artnäcfigften burch
ihren eigenen SRutmillen auSgetrieben morben feien. 9 ")
@S mar bieS jmar nicht baS tegtemal, bah auf einem ßanb*
tag nod) non DeligionSfacgen bie SRebe mar; aber bie Klagen er*
tönten immer leifer unb hörten julegt ganj auf, baS SReftaurationS*
merf aber nahm ungeftört feinen gortgang. ©in förmliches
SnquifitionStribunal unter bem Vtäfibium beS ÄanjlerS Ottheinridj
non ©djmarjenberg mürbe eingefegt (1569). Stuf beffen SRat hin
mürbe baS ßefen ber fegerifcgen Vüdjer unterfagt unb auf ben
Vefig berfelben ©efängniSftrafe gefegt. 9I )- ®er Vefuch proteftan*
tifdjer £>ochfcf)ulen, mie überhaupt beS proteftantifchen SluSlanbeS
mürbe nerboten, eine ©djulorbnung erlaffen, beren föauptgrunb*
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fafc War, Spulen unb Se^r^äufer „rein ju erhalten ooit oerbächtigen
unb oerführerifcfien Sehren unb tBüdjern, bamit bie liebe, un=
fdjulbige Sugenb nid)t oergiftet unb unwiffenb auf ©eften unb
irrige Meinungen abgefüfjrt würbe." 92 ) ®ie ©ibliotljefen unb
SBüdjjerläben würben oon fe|erifchen SBücfjern gefäubert, bie 3n=
golftäbter ißrofefforen unb fämtlidje ©taatsbiener mußten baS
fatholifdfje GlaubenSbefenntniS unter ©träfe ber SanbeSoerweifung
befdjtoören. ©ne allgemeine, oon bem SnquifitionSgeridjt geleitete
SanbeSoifitation (1570—1571), bei ber auf alles, was oerbädjtig
fdjien, 3agb gemalt würbe, half bie Gegenreformation ootlenben.
SBo bem fanften ßwang ber ^Belehrung nicht ^olge geleiftet
würbe, wie in SRofenljeim, Äraiburg unb Jraunftein, ging man
mit Gewalt oor. 93 ) @o burfte benn ber ißroteftantiSmuS in
SBaient Anfang ber fiebjiger 3fat»re als oernicf)tet angefehen wer=
ben; 94 ) jwar geht noch bis in bie achtziger 3at)re bie $uSwan*
berung unb Austreibung oon ißroteftanten fort, unb nodh 1583
muftte in ber Graffchaft SBalbedt fowie ben umliegenben Gebieten
oon ©dfjlierfee unb ÜDtieSbach gegen bie Utraquiften mit SEBaffen»
gewalt eingefchritten werben, unb noch oiel länger bauerte ber
SernidhtungSfampf gegen bie Ueberrefte ber !e|erifchen Sitteratur
in SBaiern; 95 ) aber in ber ^auptfache t>atte Albredht am @djtuffe
feiner ^Regierung erreicht, baf? ©aient wieber als gut fatholifcheS
Sanb gelten burfte, bafj er als $ort unb fRetter beS ÄaUjolijiSmuS
oom Zapfte gepriefen, oon ben 3efuiten gefeiert würbe. 9 *) Gr
hotte aber auch erreicht, ba| öaS oeröbete unb feiner begäbteften
Glemente beraubte Sanb aus ber geiftigen Gefehlte ®eutfchtanbs
auf jwei Sahrhunberte oöQig auSfchieb.
reg er, ^anfraj oon ^repberg.
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tttttnerbutgcit.
1 (©. 2). f. über bie ©eformation«betoegung in ©aiern unter SBityelm IV.
©linier, ©ef$ic§te ber ©c^idffale ber ebangelifc§en 8e$re in ©aiern ©b. II.
©Hinten 1809.
2 (©. 5). f. ©ugen^ehn, ©aiern« Äird&en* u. ©ol!«guftänbe. (Sieben
1842 ©. 50 ff.
3 (©. 5). f. ©ö$, £abi«lau« bon ffraunberg. 2Rünc$en 1889.
4 (©. 6). j. hierüber u. über bie 8anbfc$aft«ber$anblungen überhaupt
Stetyberg, ®efc$ic§ie ber bairifd&en Sanbfiänbe, n. ©. 297 ff.
5 (©. 7). patent b. 31. SRärg 1556 abgebrutft bei Swwgermann, 3IU
brecht V. ber ©rofjmüttge. 3Rtinc§en 1843 ©. 30.
6 (©. 8) b. i. ©eftyungen, bie born ©belftye burc$ lanbe«$errli($e« ©e*
biet räumlich getrennt toaren.
7 (©. 8). f. SRuffat, ©eiträge gur ©efc$. be« bair. SWüngtoefen«, in ben
3lb§anblungen b. ^ift. (klaffe ber f. b. ©fab. ber 2Biffenfc$. XI, 204 ff.
8 (©. 10). Ueber ben ©runb, toarurn ber lefctere al« S^ÖÖ^tte ftarb,
ifl un« eine $übfdje SRotig bei Söig. §unbi, ©tammbuc$ $eil II erhalten:
„3$m, ©eorg, toarb in feiner Sugenb eine« ©itter« $oc$ter im ©tifft ©alfc*
bürg e$eli$ berfproc^en. 311« er fte aber anheim führen tooHen, $at
befunben, bafc fie fic$ gubor $eimlic§en einem bon ©c$onborf berpflid&tet.
$em iff fie blieben mit biel ©uf«; tyaben aber toenig ©lü(! gehabt, toie
in berglei$en §e$rat getoo$nlic§ bef$ie$t. ©r, 3«rg, toar fcofmeifter gu
3Rünc$en im gratoengimmer, ftarb unbe^etyrat anno 1531; liegt bafelbff bety
ben ^arfotten (©arfttfcem)."
9 (©. 10). f. Styohtöfy, ©rgula bon ©rumbadj. 2Rün$en 1801 ©. 9
©ote 6.
10 (©. 10). 3Jtan fann bie Orte, fco 2ut$er auf feiner gluckt bon ©ug«*
bürg übernachtete, alle urfunblich nad^toeifen. f. Äöftlin, SKartin Sut^er 1,231.
11 (©. 11). ©bgebrucft bei $eefc, ©ol?«triffenfd^aftlicbe ©tubien. München
1880, ©. 59.
12 (©. 11). Cod. germ. mon. 2322. Dr. 2B. §unbt’« ©egrtff u. ©er*
fang be« ©tamme« beren bon gretyberg gu ©fd&atb,
13 (©. 11), ?ßee$ a. a. 0. ©. 60,
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14 (©. 11 ). f. ^rimBS, §o$cnafc$au u. feine Herren, im oberbairifchen
Slrchib 93b. 5, ©. 36. UeBer ^anfrag enthält biefe fonft treffliche ÄBhanb*
lung biele Sritiimer.
15 (©. 12 ). ©ebrudt Bei Sßeefc a. a. D. ©. 68 .
16 (©. 13). Slug ben im Bair. ©eichSarchib Befinblichen Sitten bon §ohen*
afchau. ©. 5. ^Sanfrag bon gretyberg fcanblung contra ©eiell, 3tib gu Oelheim.
17 (©.13). ©uehl im oberbairifchen Slrchib II, 2 „©erfahrenSUBrechtSV.
gegen ben ©rafen bon DrtenBurg" ermähnt, bafj $an!rag 1545 in herzogliche
Ungnabe gefallen fei SBorauS er biefe Nachricht fchöpft, ift mir nicht Be*
fannt getoorben.
18 (©. 13). UeBer bie bolfsmirtfchaftliche 2^*0^* SßanlragenS er*
fchöhfenbe Slugführungen Bei $eefc a. a. D.
19 ( 6 . 14). tiefer ©rieftoechfel finbet ftch in bem gaSgifel beS Bair.
©eichSarchibS üBer Sßanfrag bon gre^Berg. 2)aS barauS Snierefftrenbe ift
teils im $e£t berarBeitet, teils in ben Slnmerfungen aBgebrucft.
20 (©. 14). SluS ben Sitten über einen ^Srogefs mit bem Sßropft bon
$errenchietnfee (im Bair. ©eichSarchib) im 3. 1545 erfehen mir, bafj lefcterer
bie ©emeinbe zu §ohenafchau fchon bamalS lutherifch unb mibertäuferifch
fchalt. Sßanfrag b. gretyberg ftrengte beShalB gegen ihn 3njurien!lage an;
benn bieS ©erücht fei untoahr unb beriete auch feine ©h* e / nachbem eS eine
2)ulbung berartiger ©eftrebungen feinerfeitS inbolbire. hierauf miberrief
ber tropft baS ©erücht. 2)iefer ©organg geigt, bafj ^anfrag Bei ber ©trenge,
mit ber bamalS noch gegen bie ©efenner ber neuen Sehre berfahren mürbe,
eS für rätlich h^K/ ge 0 «t Ben ihn fom)>romittirenben ©erbacht öffentlich
aufzutreten; er macht aber auch mahrfcheinlich, bafj ^anfrag fchon bamalS
gu ber neuen Sehre hinneigte; fixeres, urfunblicheS SRaterial, mann $anfrag
enbgiltig gum ^roteftantiSmuS üBertrat, h a & e n mir nicht; höchft mahrfchein*
lieh erfolgte biefer UeBertritt fchon anfangs ber 50 er 3®h re - @nbe ber 50er
Sahre mar er Bereits erfolgt.
21 (©. 15). f. b. Nähere Bei grehberg a. a. D.
22 (©. 16). SIlBrecht Y. hatte 1556 mit ber ©tabt SlugSBurg gu Sanbg*
Berg einen ©unb gur Slufrechterhaltung beS SanbfriebenS gefchloffen, bem
in ber golge ber römifche ßönig, mehrere ßurfürften unb ©ifchöfe u. bie
SJiehrgahl ber fränfifchen ©eichSftäbte Beitraten. 3)er ©unb üBte einen Be*
beutenben ©influfj auf bie ©eftaltung ber fübbeutfehen ©erhältniffe. ©unbeS*
hau^tmann mar Wibrecht V. 3*Ber ©unbeSftaat mufjte eine Beftimmte Sin*
gahl ©lilitär u. eine gemiffe ©umme SJiunition Bereit halten, f. Sungermann
a. a. D. ©. 31 ff. ^anfrag mar burch fein Slmt als gofmarfchaH gur militä*
rifchen ßontrole Berufen, f. Siegler, Bahrifche ©efchichte ©b. U ©. 673.
23 (©. 16). Slug einem Slftenftüd: „Slriüel auS meinem ©chreibtäfeiein
Betreffend' im Bairifchen ©etchSarchib unter ben „SRemoraBtlia über ^ßanfrag
b. grehberg", georbnet bon ©uehl ©o. 11 .
24 (©. 16). 3n bem borermähnten ©chriftftücf „Slrtüel aus meinem
©chreibtäfelein Betreffenb" rechtfertigt fich $an!rag in längerer SluSführung
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gegen biefen ©ortrurf; aug biefer Äugfilhrung ift ein Stiict im £egt
mit geteilt.
25 (S. 18). „^ublüation beffen, trag mir ber §erjog nach ber äom*
munion borgehalten," bairifcheg Öteichgarchib.
26 (S.19). Sei §uf$bcrg, <0ef$i$te beg §aufeg Drtenburg. Suljbach
1828 6. 374.
27 (6. 19). greb&erg II 6. 354.
28 (S. 20). 3ltg SBolfgang ftd^ 1562 in fcaugangelegenheiten au|er
Sanbeg begab, erfuchte er $an!ra&, bem Statthalter bon Steuburg im Ser.*
trauen mitjuteilen, trag ftch SBiff engnötigeg jutrüge u. trag er ber f>äf>ftli<he»
^rafttfen ober beg concilii halber in Erfahrung brächte. Schreiben bon
17. u. 27. gebruar 1562, gebrutft bei ©ueht a. a. D. S. 215.
29 (S. 20). ©rief bom 7. 2tyril u. 16. itai 1562 (im bair. SReichgarthib).
30 (S. 20). ©rief $anfra$eng an (Shriftoph &<>« SBftrttemberg bom
10. Dftober 1562. (beggl.)
31 (S. 20). ©rief ©h^fa^h* an ©antra* b. 1. Sattuar 1563. (beggl.)
32 (S. 20). ©rief ©attfrajeng an ben (Grafen bon Drtenburg bom 27.
Styril 1561: „$ieg berffeeh ich trirflich bon meinem gnäbigen §errn anberg
nit, benn bafj eg ©. g. ©naben gnäbig u. trohl meinen. £)enn fte triffen
u. berftehen eg trahrlich felbft nit beffer; u. trollte ber liebe ©ott, bafj S.
g. ©naben ihm, trie er anbem *u Reifen bermeint, ftch felbft halfen lief*,
bag trollt ich ntit 2)arftreclen meineg Seibg, ©lutu.©utg treulich
u. bon$er*en gern beförbern" gebrucftbei^ufchberga.a.D.S.374.Sinnt.
33 (S. 21). München, 17. Sanuar 1562: „SBär ich ^Bifc^of gu Salzburg,
fo trollt ich e * nen ©prung thun, trie man in beg alten §ilbebranbg Siebtein
fingt, 7 Älafter *ucücf, u. fehen, trie ich bleiben fönnt; berhofft, trenn tch
einem jeben Domherrn ein gut nüfclich 9lmt ihm unb feinem SWannjtamm
alg ein erblich Sehen einräumte, fie foHten meine untertänigen Sanbleute
bleiben." a. a. D. S. 376. Sinnt.
34 (S. 22). 3)ie gan*e Siebe bei 3«ngermann a. a.D. S. 44 ff.
35 (S. 23). f. Soffen, fölnifcher Strieg S. 59: Slchafc b. Saiming: „2)ie
3)e*imation fei ein rechteg ©ift, bag ber ©apft jur ©erblenbung ber giirften
auggoffen."
36 (S. 23). ©ergleiche auch Slretin, SRasimilian I. S. 22.
37 (S. 25). f. Sungermann a. a. D. S. 59. ßnöpfler, bie äelchbetregung
in ©aiem unter Wibrecht V. S. 116 ff.
38 (S. 25). f. 3ungermann a. a. D. S. 84.
39 (S. 25). ben 16. Stytil 1564. f. Änöpfter a.a.D. S. 138.
40 (S. 26). f. Saachim bon Drtenburgg ©eranttrortung u. Suhplifation
an ben römifchen ßaifer 3Jta£. ©airifcheg Steichgarchib, Memorabilia Si. 17.
41 (S. 27). f. grehberg a. a. D. S. 352.
42 (S. 27). 2)iefe rebellierten barnalg im Saljburgifchen.
43 (S. 29). f. Dberbairifcheg Slrchib ©b. II S. 239.
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44 (0. 29). 9lä$ere3 über bie Drtenburger §änbel f. Bei $ufchberg,
©cfchichte be6 $aufe6 DrtenBurg 0. B77 ff.
45 (0. 29). UeBer biefe «. ihr ©efd&lecht f. Bei D. T. b. §efner, 2(nti<
quariuS 33b. I ©. 170 ff.
46 (0. 30), §uf$Berg a. d. D. 0. 390.
47 (0. 30). 33rief 2llBrecht6 an benßaifer bom 20. Suli 1564, gebrucft
Bei §efner d. d. D. I 0.199.
48 (0. 30). TiefeS 93ergeichni6 finbet fich in bem 2lftenfaSgifel im
BairifcheS SRetch$archib: memorabilia über ^anfrag bon grehberg, 9to. 3.
„83ergeichni6 ber Bdirtfc^en Sdnbfdffen au6 ber bitterfd^dft, fo dnno 1564 ben
4.3«ni duf ©rforberung dn ben filrftlid^en §of gu HRünchen erfchtenen u. über
bie SBeflagten ber Religion halber, ©rafen, Herren u. bom 2lbel, ttrie biefelben
hierin bezeichnet gefunben toerben, gefeffen." „hiernach bergeichnete Sftät ftnb
gefeffen gegen ben ©rafen 3<>dc$im bon DrtenBurg u .dnbere §erro bom 2lbel,
fo bie dug$Burgif$e ßonfeffion gugeben, u. duf biefelBige duf gehaltenem
Sanbtag 1561 gu Sngolftdbt unb fonft gu aller Seit öffentlich ftch erflärt
haben. 0inb gefeffen über 2Bolf Dietrich bon 2Raslrain, greiherm gu
SBalbecl; Sßanfrag bon grehberg gu 2lfchau u. SÖÜbentoart; 2lchafc bon
Saiminggu Tegernbach u.2lhaim; ©ierontymuS bon ©eiboltäborf gu0chen!enau;
§an$ ©hriftoph Baumgartner gum grauenftein u. gingen; 3<>ftyh
gu2Rargott u. ©arolftein; SRatthiaS ^Selthofer gu SBeng.
2116 fottten biefe ehrlichen £eut um Beftänbigen 33e!enniniffe6 be8
heiligen ©bangelii u. barauS fliefsenber auggburgiften Äonfeffton u. etlicher
3Rtffiben halber, fo fie ein geither bem ©rafen Soachtm bon DrtenBurg in
guthergiger Sßohlmeinung teitö als 33lut6bertoanbte, teils al$ ©laubenäge*
noffen gugefhan hft&en, begütiget, aber nicht übertoiefen toerben, als fottten
fie toiber ihren SanbeSfürften SWeutereien, SRebettioneS, ßonfpirationeS angu*
richten borhabenS getoefi feien, ba hoch im ©runb ihre getanen 9Rifftben
u. 0(hriften, beren glaubtoürbige 2lbfchriften Süßlichem gugeftettt finb, u. ber*
halben ohne 0cheu gum 3* u 0 n i$ ^ er Unfthulb Sebetmaim fönnen borge*
toiefen foerben, baS gerabe Söiberftnel augenfcheinlich auftoeifen, auch bie
tfurfürften unb gürften augSburgifcher ßonfeffton alle fyabm faiferlidjer
2Rajeftat gef Trieben, 3h* en Stcunb §ergog 2llBrecht bon ber fürgenommenen
llnbilb gegen bie Dbergählten bom 2lbel abguhalten.
Tie SRttglieber:
1. Tie fürftlichen SRät u. ToftoreS, fo am §of gu 2Rünchen toohnhaft:
©imon ©cf, Mangler, SötguläuS §unbt gu ©ulgemooS, 3<>h ann ©chtoabach,
2Richael §eumeier, ber jungen gürften ^rägeptor, DnufriuS ^Serbinger,
©hriftoph ©Ifenhaimer, ©igmunb SBiehaufer, Dr. Sßolfgang Biepecfh, ßangler
gu SanbShut, Dr. 3Ri<hael SBolfhamer, Rangier gu ©traubing, 3<>h anne 8 2öib*
mann, Rangier gu 33urghaufen.
Tiefe alle 10 ToftoreS bergiftete £eut toiber baS Söort ©otteS.
2. bie bom 2lbel u. §errn als fürftliche SRät am §of gu 9Rünchen:
Dttheinrich bon ©chioargenberg, Sanbhofmeifter, apostata (loohl be6*
halb, ioeil fein Sater ber aug6Burgifchen Äonfejfton gugethan toar), 2Hejanber
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bon SBilbenfiein, ^ofmarfcpall, ©apift, §an$ bon ©Ungenau, bet jungen
§errn §ofmeifter, ©apift, SBilpelm bon ber Setter, Simulator.
3. SDie 4 Äommerdt, grofie giften:
Sörg bon ©umppenbetg ©öttmeS, ©rbmarfcpoü, ©teppan kramet au
3©oo8, Pfleger au ©Ottenburg, ©eorg bon $auffir<pen, ©fleger in ber neuen
©eft |u SRttncpen, ©eifrieb bon 3*tt*nparb, (biefer patte ©tattigpofen etnge=
nommen unb bie ©riefe beftplagnapmt).
ferner
fceinricp bon ©aumbatp, ©at u. 3 ä 0 tnnrifto; ob er fiep toopl auf
Dem Sanbtag au % 3ngoIftabt au ber aug8burgifcpen Äonfeffton befannt, ift
aber jept gefeffen (sc. au ©ericpt), ©enebift bon ©irtpiu0, ©at u. ©entmeifter,
apost&ta.
4. 2)ie ©rforberten bon ber ©itterfcpaft fo im Sanb gefeffen unb
©erntet paben:
©urfparbt bon ©Wellenberg, ©iaebom au ©traubing, ein alter ©apift,
3örg bon §a8laug, Pfleger au 3ugolftabt, Simulator, ©uftacpiuS bon Sitten’
flein, Pfleger au SBembing, fein Sanbfafj, ebangeüfcp, ©an$ 3<U0 Uon ©ufc
borf, (©anfragenS ©cptoager), HRorip bon ©oprbacp, ebangelifcp/ ©fleger a«
©ain, §an8 3^rg bon Äuttenau, Pfleger au ©euftabt, ©apift, §an8 ©priftopp
bon SRuggentpal, Pfleger au ©opburg, ©apift, ©iftor bon ©eibolt$borf,
Pfleger au ©cprobenpaufen, Simulator, §an$ 3 en 0^/ ©igebom au Sanb«put,
Simulator, ©ebaftian ©otpaft, ©apift, ©at an ber Regierung au SanbSput,
©eit Sang bon ©lanecfen, beraeit Dberricpter bon SanbSput, ift bon feinem
2)ienft abfommen, ebangeliftp, §an8 ©eter bon ©repfing, ©at, ©apift,
©itbreaS bon ©cptoargenftein, ebangelifcp, am toürttembergifcpen §of eraogen,
IpieronpmuS ©otpaft, ©iatum au ©traubing, apostota, (Spriftopp. ©ainborfer,
Pfleger au Äelpeim, ©apift, $an$ bon £reubacp, fcauptmann au ©urgpaufen,
©apift, ift ioiber feinen Sanbegperm, ben ©rafen, in eigener ©erfon geaogen,
§an8 3&rg bon ©umppenberg, ©fleger 3 « ©taunau, ©apift, 3«fob bon
$purn, Pfleger au Äling, Simulator, Sßolf bon Fraunberg, ©apift.
5. golgen bie erforberten Sanbfaffen, fo frei, u. nicpt Slemter haben:
©eorg bon Körting au ©eefelb, ebangelifcp, ©barn bon Körting gu
©tein, ebangelifcp, nicodemus (b. i. peimlicper greunb be3 (SbangelhtmS),
2öigul&u8 bon 2öeicp8, ©apift, 2)ionp8 bon ©cpettenberg, ©apift, ©eora
§unbt a« Sauterbacp, ^3a^>ift, ßarl bon grauenberg, ©apift, $efferu$ bon
grauenpofen, pat ftdp aubor im Sanbtag gut ebangelifcpen äonfeffton befannt,
©teppan bon Älofen, ©apift, grang ©ufcp, 2)egenparb greiperr bon ©tauff,
pat fiep im begangenen Sanbtag gur augSburgifcpen Jfonfeffton befannt,
aber jepo ift er gefeffen, §an$ Suacpim bon ©arSberg, ©apift.
49 (©. 30). 2)ie pergoglicpe ©ebe bei ©uepl, a. a. D. ©. 249. „@8 fei
niept feine ©bffept, bafj über ©eligion u. ©tauben beratfcplagt toerbe, ober
bafs bie Slngef tagten u. ipre ©enbfepreiben io egen ©eligionSmeinungen jufti*
figirt toerben foHten. 2)enn toie lieb n. angenepm e8 ipm auep fein möepte,
Sanb, Seute u. Untertpanen alle u. jebe bei bem alten fatpolifepen ©lauben
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gu erhalten, fo begehre er bocp nicpt, eines 3*fc*n feiner Untertanen ©erg
u. ©emüt gu ergrünben, baS fei unmöglich 3)ing u. bleibe bem geredeten
Urteil beS Allmächtigen borbepalten. Seiner Meinung nach fei fürnemüch
nur barauf gu fepen, bafe unter bem Sortoanb ber Religion nicht toiber bie
®efepe gemeiner gefdpriebener geiftlicpen u. foeltlicpen Rechte, toiber bie Äon*
ftitution beS SieligionSfriebenS, toiber Sölf erregt u. (Gebrauch berbrodpen
loerbe, toie bie begeidpneten Untertanen getban, inbem fie feine für ft*
Iidpe Dbrigfeit burdp ben Serfudp, bie Religion beS SanbeS
eigenen ©etoaltS gu anbern, eingegriffen, anbere gum Unge*
borfam t>erleitet, u. fiep gu gegenfeitigem Seiftanb berbünbet
hätten, alles gufciber ben Pflichten gegen ihren natürlichen ©rbperrn,
SebnSherrn u. SanbeSfürften."
50 (S. 31). Sei ber Abfttmmung hatte 2öig. ©unbt baS erfte Sotum:
„Soll ftdh glimpflich, gepürlidp unb trefflich toopf gehalten paben." örief
SBilpelmS bon grepberg an feinen Sater ^anfrag aus München, 11.3«ni 1564
f. Suepl a. a. D. S. 250.
51 (S. 31). Srief SanfragenS an bieSanbfcpaft in Saiern aus bem Stanb
ber SRitterfdpaft b. 6. 3«ni 1564. S. 9t.*2lrdpib inbem2lnm.4S erm. gafg.-Ro.6.
52 (S. 31). Srief SllbrecbtS an ^Sanfrag bom 18. ERai 1564 ib. 9to. 6.
53 (S. 32). Srief Augufiin ApairnS, Pflegers gu ERarquarbtftein, bom
22. ERai 1564, gebrucft bei ©ufcpberg a. a. £).. S. 393.
54 (S. 32). Srief ^anfragenS an ©ergog Ellbredpt bom 19. 3Jtoi 1564
b. 5R.=Ardpib im erto. gafg. 9h>. 4.
55 (S. 82). Schreiben (SpriftophS an ©ergog Albrecpt d. d. Stuttgart
19. 3unil564:
„3)er geloefene 2JtarfdpaIl $anfrag ift biefer $age gu unS gefommen,
u. unS berichtet, nachbem er in ©rfaprung gebracht, bafj ioir u. ©ergog
SUbredpt gu üRörblingen halb gufammen fommen fcerben, pah er fiep gu unS
begeben u. hat auch ein Supplif unS überreicht. 2ßir haben’S nit tooHen
abfchlagen u. fteUen baS freunblidpe ©eftnnen, ben bon grepberg loegen
feines befannten, aufrechten u. reblidpen OemütS u. gegen ben ©ergog fon*
berS tragenbe ©utpergigfeit, auch anerbotenem, untertänigen ©eporfam gu
gnäbigem ©epör fommen u. bie Ungnabe fallen gu taffen/' Sair. SisArdpib
im erlo. gafg. Elo. 8.
darnach ift ©ufdpberg u. Suepl gu berichtigen.
56 (S. 32). Schreiben SBilpelmS bon grepberg an feinen Sater ^anfrag
über ben Stanb ber $inge in SKüncpen d. d. 11. 3«ni 1564. Sair. SR.sArdpib
im erloäpnten gafgifel 9to. 7 gebrucft bei Suepl a. a. D. S. 280.
57 (S. 32). Äarbinalbifdpof Otto bon Augsburg, eingreunb ^anfragenS
bon befferen h er -
58 (S. 33). 2)iefe gutpergigen Seute foaren: 3^rg bon Erring, ebang.;
Abant bon Erring, ebang.; Seit Sang, ebang.; grang Sufdp, AnbreaS bon
Sdptoargenftein, ebang.; SBiguläuS bon SöeicpS, Sapift; 3^rg bonÄuttenau,
Pfleger gu Efeuftabt, ^apift; Siftor bon SeiboltSborf, Pfleger gu Sdproben*
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Raufen, Simulator; £ang ©hriftobh bon 9WuggenthaI, Pfleger a« 8<>h&urg,
59 (©. 33). f. D. X. 9. $efner, ©ntiquariug ©b. I 8. 196.
60 (8. 34). f. fcufchberg, ©efchichte beg fcaufegDrtenburg ©.396,9&tm.
61 (©. 34). a. a. D. ©.398 3Cnm.
62 (©.34). a. a. 0. 8.397 *nm.
68 (©. 34). a. a. 0. ©. 396.
64 (©. 35). Dttheinrich bon Schmalenberg.
65 (©. 35). ©air. SR.*irchib im erm. gafj. SRo. 16.
66 (©. 36). ©air. ©..SCrchib ^ufättige ©rtifel" in bcm ©ftenfafoifel übet
§ohenafchau.
67 (©. 36). f. ©rief äöityelmg bon gretyberg an ßatyar bon gölg in
SBien b. 27. Sluguft 1564 u. begfelben Schreiben an itafpar gifcher, ©ei^g-
jahlmeifter, b. 80. ©uguft 1564. ©air. 5R.*3lrc$ib Memorabilia 9io. 13.
hiernach ift ©uehi a. a. 0. ©. 251 ju berichtigen, nach bem bie ®e*
fangenen fchon ©nfang bie Freiheit erlangt hätten.
68 (©. 36). „Qufättige Slrtüet u. ©ebenfen, ba mir im gaH meiner
©rlebigung möchten einer ober mehr borgehalten merben." 1564. unbatiert.
69 (©. 37). 3m 3ahre 1549 mar ein ©treit jmifchen £er$og SBUhelm
u. bem ©rafen bon Drtenburg über beffen 9teichgunmittelbar!eit anhängig
geloorben f. §ufchberg a. a. 0. ©. 356.
70 (©. 89). 3« ber lebten ©eufjerung bergleiche: ©ugenheim, ©aiemg
flircben* u. ©olfgguftänbe im 16. 3flh*§* ©.422 ff. über bie traurige Sage
ber ©auem.
71 (©. 39). ©rief 2ÖÜh*Itn$ bon gretyberg an flafoar bon gölg bom
27. ©uguft 1564.
72 (©. 39). f. ben oben (©nm. 67) ermähnten ©rief SBilhelmg anflafpar
§irfcher bom 30. ©uguft 1564.
73 (©. 39). Schreiben ber ©ebrüber ßitfcher an ben ßurfürften bon
©achfen b. 10. September 1564 im bair. 9i.*2lrchib im ermähnten gafeifel über
^anfra*.
74 (©. 39). Slnrufen 9ttaria’g bon grepberg an faiferliche üftajeftät
b. 31. ©ugufi 1564. ©air. 9i*2lrchib gafg. 9to. 18.
75 (©. 39). f. bag ermähnte Schreiben Söilhelmg bon grehberg an ben
9leichgaahlmeifter Äafpar $irfcher in Söien bom 30. ©uguft 1564.
76 (©. 40). ©onftlium in ber Sache $anfra$eng, unbatiert. ©airifcheg
9i.s9lrchib.
77 (©. 41). nach ©uehl a. a. 0. ©. 261.
78 (©.41). Soffen, Äölnifcher ßrieg*©. 62 Unm. macht barauf auf*
merffam, bafj „großmütig'' nur bie lieberfe^ung beg lateüufchen ©einameng
„Magnanimus" ift, ber bem ©ergog bon Sobrebnern im Sinne bon hochftnnig
ober tapfer gegeben mürbe.
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79 (6. 42). tiefer »rief finbet fid^ im bairifchen ReichSarchib unter
bem „Rlemorabüia beS Verfahrens gegen ben ©rafen bon Drtenburg" über*
fchriebenen Rftenfafzifel bei ben Elften über fcohenafchau.
80 (6.48). Rrtifel aus meinem Schreibtäfelein b. 11. Ruguft 1564.
Vair. R.*Rrchib.
81 (6. 43). Ruf bie Vorgänge, toie fte ^ier gefd^Ubert mürben, grünbet
ftch bie Segenbe bon ber fogenannten RbelSberfchmörung unter Rlbred&t V.
33iS z um ©rfcheinen ber Rbhanblung bon Vuehl u. fcufchberg ftnben loir fte
in allen ©efchichtsmerfen. Xit Duelle, auS ber fie fduften, maren bie annales
boici bon]Adlzreiter. tiefer entnahm feine 2)arfteHung mieber ben excubiae
tutelares, einem bon bem Sefuiten Vrumter berfafiten u. 1634 erfchienenen
Söerf. §ier loirb berichtet, bafs eine gaftion mifjbergnügter Sanbfaffen, bie
bie proteftantifc$e Religion mit ©emalt in Vaiern einzuführen beab ft chtigten,
in Sachfen zu biefem fttotd Gruppen geworben hätten. £)er gürft habe
bie Sache entbeeft, bie §äupter ber Verfchmörung bor ftch gerufen, ihnen
ihre Untaten borgehalten, aber großmütig ©nabe für Siecht ergehen laffen,
u. als einzige Strafe ihnen ihre Ringe, mit benen fte ben Vunb ber 58er*
fchtobrung beftegelt, bom ginger gezogen u. zertrümmert. Um bie Ver*
brecher zu fronen, ^abe er überbieS bafür geforgt, bafj nichts bom Vorgang
unter bie Rienge fäme. ©ben beShalb beftnbe ftch nichts babon in ben 3ah* s
büchern aufgezeichnet u. !aum habe Semanb bie Rainen ber Schuftigen er*
fahren. Selb# nach RlbrechtS £obe fei ber Sugenb unterfagt morben, irgenb
eine ©rmähnung w ben üblichen SeichentarminibuS zu thun, bamit nicht
£af$ u. unzeitiger ©ifer biejenigen bertounbe, bie ber großmütige Wibrecht
felbft z« f<h°nen bemüht gemefen.
Von biefer ganzen abgefchmactten gabel ift nach bem Vorigen nur baS
eine mahr, baft eine Rntlage auf Verfchmörung ftatthatte, bafj fich biefelbe
jjeboch im Verlauf ber ttnterfuchung als haltlos hetauSfteHte. ©S ift beutlich
zu erfennen, mie fich um bieS ßörolein Söahrheit allmählich bie gäben beS
SügengemebeS Rannen. $aS StiUfchmeigen, baS auf Vefehl beS §erzogS
— in feinem Sntereffe, nicht im Sntereffe ber Rngeflagten — über ben ganzen
Sßrozefs beobachtet metben mufjte, gab natürlich zu ben unfinnigften ©erüchten
Rnlafi, bie burch baS harte Vorgehen beS §erzogS fcheinbare Rechtfertigung
fanben. @S !am bazu, bafj bie zdtgenöfftf^en Rutoren, inSbefonbere 3ßig.
£unbt in feinem Stammbuch, bie Sache mit feiner Silbe ermähnten. 3>iefe
©erüchte fanben ihre gijierung in einer fchon ein Jahrzehnt nach bem
Sßrozefc entftanbenen glugfehrtft, melche bon einem gemiffen Joannes a Via
herrührte. Ueber biefe berichtet grehberg in feiner ©efchidjjte ber Sanbftänbe
33b. II S. 404: „Ruf bem Sanbiag bon 1579 übergaben SBilhelm b. grehberg
u. ©hriftohh bon Saiming eine Vefchmerbefchrift beS SnhaltS: „@S fei ihnen
ein lateinifcheS, famofeS SibeU eines fidleren Joannes a Via zu hanb ge*
tommen, morin erbittet loäre, bafc §erzog Rlbrecht ©tliche de patriae pro-
ditione convictos et nefandum crimen confessos begnabigt habe, mornit
ihre Väter gemeint feien. 3)a nun aber biefe ihre Väter allein
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toegen bertraulidjer Schreiben u. aus feiner Unt^at in 311*
brecht* Ungnab gefommen, mie ein $er$ 0 gli($ Schreiben betoeife, in*
haltenb, bafj ihnen bie berloffene ©anblung an ihrer @h re unbeweglich fein
foHte, — u. ba fte ftch al$ ©belleute nicht Damit befubeln toollten, bem
2)iffamantcn feine ©chrift unter bie 9lafe gu ftojjen, fo bitten fte bie fianb*
fchaft, ihre Serantfcortung auf fich gu nehmen u. beim ©ergog bie (SonfiSci*
rung ber ©chrift u. Seftrafung beb Serieumber* gu ertoirfen. hierauf
erfolgte ber $ergogtic$e Sefcheib, bafi bie ©onfi*cation beb ßibelle* beim
Suchbrucfer berfügt fei, unb bajj ©r. ©naben gegen bie in biefer ©ache
bertoanbten ^Serfonen fo hanbeln laffen tooUe, bafj bie Äläger guf rieben feien."
Söir erfehen aub biefer s Jtotig, toie fd&on furge 3eit nach bem ^rogefe
bie 2$atfac$en ftd^ berbunfelten. Stuf biefe SBeife fonnte bab Sefuitenmärchen
Srunner* entfielen, bab erft burch Suehl u. ©ufchbetg alb ©rbuhtung
ertoiefen tourbe.
Unbegreiflich aber erfcheint, toie tro^bem bib auf bie neuefte Seit bie
Segenbe bon ber 2lbel*bcrfchtoörung noch in ben ©efd&ichtbtoerfen ihr Seben
friftet. ©ofinben mir fienoch bei Sungermann a.a.D. ©. 99, bei Äuety)re<ht,
©ergog Sllbrecht V. u. feine ©tänbe, ©. 32, bei Sanffen, beutfche ©efchichie
Sb. VI ©. 426 u. fogar in bem erft jüngft erfchienenen Suche Jfrtityfier’b,
„bie Jfelchbetoegung inSaiem unter ©ergog Älbrecht V.," toelcher ©. 149 ff.
bon ber „$eliglon*berfchtoörung beb Slbelb" in einer SBeife hanbelt, alb ob
bie Slbhanblungen bon Suehl, ©ufchberg u. gretyberg nie erfchienen toären,
toährenb bab Such hoch fonft bon einer genauen Äenntni* ber borhanbenen
Quellen geugt.
82 (©. 45). Srief SEBoIfgang* an Sanfrag bom 22. 2)egember 1565:
er h«be bon feiner Äranfheit bernommen u. ioünfche ihm bon bergen Seffer*
ung, bafi er gefunb fei an feineb ©ohneb ©h^ntag, gu bem er in feiner
Sertretung einen ©efanbten abfertigen toolle. Sluch h°ff e tx > ber nächftc
Äeichbtag toürbe biel gute SÄittel geben, baj ©ohn u. Sater bon ber Ungnab
Sllbrechtb entlebigt toerben fönnten.
Srief ©ergog an $anfrag bom 14. 2)egember 1565: gratu¬
liert ihm gu ber fkattlichen ©eirat u. bespricht, fich am nächften 9tei<h*tag
für ihn gu bertoenben.
$ie beiben Sriefe finben fich in bem ermähnten Äftenfafgifel über^anlrag
bon gretjberg im batr. 9t.*3lrchib.
83 (©. 46). f. grehberg a.a.D. II ©. 364. Sanbtag bon 1565.
84 (©. 46). f. SRuephtecht. ©ergog Sllbrecht V. u. feine ©tänbe ©. 22.
85 (©. 46). f. SRuephwdjt a. a. D. u. grehberg II ©. 445.
86 (©. 47). Regler, ©efchichte Saiern* I ©. 664.
87 (©. 47). f. ©öfc, £abi*Iau* bon grauenberg ©. 59.
88 (©. 48). f. ßnötfler a.a.D. ©. 160.
89 (©. 48). SorfteHung be* Münchner ättagiftrat* an ben ©ergog (1570):
$ie in Äeligiott*fachen betoiefene ©trenge führe ben ftchtbaren Serfall ber
©auptftabt mit fich, f*h* biele u. meift bermögliche Sürger feien auggetoan*
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bert, bie Käufer feien entwertet u. fänben feine Käufer; ber Zettel neunte
furchtbar $u. darauf erWiberte ber fcerjog: 2)te @$re ©otteS burfe nie
jeitlidjer 9lücffic$t unterworfen Werben. 933er fic§ feinen $8efe$len nic$t fügen
Wolfe, möge immerhin fortgie^en # ber ©egen ©otteS werbe boc§ nictyt auS*
bleiben. 6. ®ugen$eim a. a. D. 6. 77, ßnöpfler, a. a. D. 6.217.
90 (6. 48). f. gretyberg a. a. 0. II 6. 366 u. 369.
91 (6. 48). f. 5?nöf>fler a. a. D. 6. 175.
92 (6. 49). f. änöpfler a. a. 0. 6. 190. Stttter, ©efc$ic$te ber ©egen*
reformation 6. 308.
93 (6. 49). f. Sungermann a. a.D. 6. 105.
94 (6. 49). f. ba3 9fcä$ere bei 6ugen$eün 6. 70 ff.
95 (6. 49). f. bie 3lb$anblung in ber fultur$iftorifc§en 3eitfc$rift 93b.
31 6. 303.
96 (6. 49). f. 3anffen a. a. D. IV 6. 428.
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} FH»i »i
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Jfn*fdd|Miö fccr ttodj ttarljatt freuen Jlereintffdjrlften.
1. ßolbe, Xb-, Sutber unb ber DeidbStag ju WormS 1521.
2. ßolbetoeb/griebr., §ein$ bon Sßolfenbüttel. Ein 3eitbilb auS bem
Sa^rtyunbert ber Deformatton.
3. ©täbelin, Dubolf, $ulbreicb Smingli unb fein DeformationStoerf.
3unt bierbunbertjäbrigen ©eburtstage 3toingliS bargeftellt.
4. Suttyer, Martin, 2ln ben ctyriftlictyen 2lbel beutfd&er Nation bon beS
d)riftlicben ©tanbeS Gefferung. Gearbeitet fofoie mit Einleitung unb
Erläuterungen berfeben bon R. Genratb-
5/6. Goffert, ©uft., Württemberg unb S^nffen. 2 Xeile.
7. Walther, W., Sutber im neueften römifcben ©ericbt. I.
12. 3fen, 3. g., §einricb bon Süthen.
13. Walther, W., Sutber im neueften römifcben ©ericbt. II.
19. Erbmann, 2)., £ut§er unb feine Gelierungen $u ©Rieften, inS*
befonbere zu GreSlau.
20. Gogt, W., 2)ie SBorgefd^id^te beS GauernfriegeS.
21. Dotb, 3-, W. $ßir!beimer. Ein SebenSbilb auS bem 3eitalter beS
Humanismus unb ber Deformation.
22. gering, SDoftor SßomeranuS, SobanneS Gugenbagen. Ein
SebenSbilb auS ber 3eit ber Deformation.
23. bon ©dbübert, Dom« ßampf um bie Weltberrfcbaft. Eine
fircbengefcbicbtlkbe ©tubie.
24. 3^ e 0 Ie ^ # §•/ 3)ic ©egenreformation in ©d^Iefien.
25. Wrebe, 21b., Ernft berGefenner, Herzog bonGraunfcbtoeig u. fiiineburg
26. ßatoerau, Walbemar, §anS ©ad)S unb bie Deformation.
27. Gaumgarten, Hermann, $arl V. unb bie beutfctye Deformation.
28. Segler, D. ©ottb. Giftor, 3<>b a uneS §uS. Ein SebenSbilb auS ber
GorgefdfjicTte ber Deformation.
29. ©urlitt, EorneliuS, ßunft unb Zünftler am Gorabenb ber Defor*
mation. Ein Gilb auS bem Erzgebirge.
30. ßatoerau, Walb., HJlurrter unb bie ßircbe beS WittelalterS.
31. Walther, Wilb-, &utberS Geruf. (Sutber im neueften römifdjen
©ericbt, 3. fceft.)
32. $ ab) er au, Walbemar, Xb oma S Wurner unb bie beutfcbe Deformation.
33. Xf chartert, $aul, ^ßaul ©beratuS bon Dötlen, cbangelifcber
Gifcbof bon ^ontefanien in Dtorientoerber.
34. ßonrab, G., Dr. SlmbrofiuS WoibanuS. Ein Geitrag zur ©e=
fdjicbte ber Äircbe unb ©cbule ©djlefienS im Deformationszeitalter.
35. Walt ber, Will}., SutberS ©laubenSgeiiufjbeit.
36. greib- b. Win^ingeroba*Änorr, £ebin, Xie Kämpfe u. Seiben
ber Ebangelifcben auf bem EidjSfelbe loäbrenb breier Sufabunberte.
§eft I: Deformation unb ©egenreformation bis gu bem Xobc beS
Äurfürften Xaniel bon Wainz (21.2Jtärz 1582).
37. U b I b 0 r n, D. ©,, SlntoniuS EorbinuS, Ein Wärtl;rer beS ebangclifcb 5
lutberifeben GefenntniffeS. Gortrag, gehalten auf ber ©eueralber*
fammlung beS GereinS für DeforniationSgefd;id>te am Wittlood) nad;
Dftern, 20. Styril 1892.
38. XrcloS, Sßaul, ^jßetruS EanifiuS, ber erfte beutfd;e 3efuit.
39. ^atoerau, Walbemar, Xie Deformation unb bie Ebe. Ein Gei?
trag zur Äulturgef deichte beS fed;zcbnten Sub^bunbcrtS*.
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|lcr$cidjnt# btv $djrift*n för Iw* bmtrdjc Jlollt.
1. Rietf c$el, ©eorg, Sutyer unb fein §au 8 .
2 . Rinn, §einricp, 2 )ie ©ntfte^ung ber 2 lug 8 burgif$en Äonfeffton.
3. Sinber, ©ottlieb, 3)ie Reformation3gefc$ic$te einer 2)orfgemeinbe.
4. fcenfcpel, Rbolf, SBaleriuS §erberger.
5. Rafemann, Otto, griebric§ ber SBeife, Jhirfürft bon ©a$fen.
6 . ©ennridj, $a 8 ©bangelium in $eutfcty 6 fterreid) unb bie ©egen*
reformation (1576—1630).
7. ©cpall, Suliuö, Ulrich bon §uttcn. ©in SebenSbilb aug ber 3eit ber
Reformation.
8 . 23aum garten, grifc, SEßie Söertpeim ebangelifeij tourbe.
9. Rleinpof, £>., Dr. Sommer 93ugenpagen unb fein 2ßir!en. $em
beutfepen älolfe bargefteUt.
10 . Rbolf Ipenfcpel, 3 opanne 8 SaSfi, ber Reformator ber ^Jolen.
11 . SHanfmeifter, granj, 2)re8bner ReformationSbücplein.
12 . Rictfcpel, ©eorg, SutperS feliger Heimgang.
13. Rep, Suliuä, $ie ^roteftation ber ebangelifepen ©tänbe auf bem
Reistage 311 ©peter 1529.
14. £ur 8 , R., ©lifabetp, §enogin bon $3raunfcploeig*©alenberg, geborene
Sßrinjefftn bon öranbenburg.
15/16. ßöftlin, Julius, 2)ie ©laubenSartifel ber RugSburger ©onfeffion
erläutert.
17. griebrid) Jpülfie, 2)ic ©tabt Rlagbeburg im Kampfe für ben ^ro*
teftantiSmuS mährenb ber Qapre 1547 — 1551.
18. St ©cpmibt, $aS peilige 33lut bon ©ternberg.
19. 51. ©plittgerber, Äampf unb ©ieg beS ©bangeliumg im Greife
©cpluiebug.
20 . fcenfcpel, Rbolf, betrug $aulu3 $ergeriu 8 .
Y*
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