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Full text of "Roemische Quartalschrift 3yr 1889"

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Römische Quartalschrift für 
christliche Altertumskunde und ... 


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Italy), Görres-Gesellschaft. Römisches Institut 


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Harvard College Librarv 


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FROM. THE'.GIFT. OF 


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OR LAWRENCE, MASS, 


(Class of 1862) 


For the purchase of Books on the Catacomls and 
Christian antiquities of Italy 


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Harvard College Library 


BOUGHT 
FROM THE GIFT OF 


JOHN ‚,HARVEY TREAT 
OF LAWRENCE, MASS. 


(Class of 1862) 


For the purchase of Books on the Catacombs and 
Christian antiquities of Italy 


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RÖMISCHE QUARTALSCHRIFT 
CHRISTLICHE ALTERTHUMSKUNDE 


KIRCHENGESCHICHTE 


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RÖMISCHE QUARTALSCHRIFT 


FÜR 
CHRISTLICHE ALTERTHUMSKUNDE 
UND FÜR 


KIRCHENGESCHICHTE. 


UNTER MITWIRKUNG VON FACHGENOSSEN HERAUSGEGEBEN 
ΤῸΝ 
D® A. DE WAAL 


RECTOR DES COLLEGIUMS ΝῸΝ Campo SANTO. 


— DRITTER JAHRGANG — 


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ROM 
TIPOGRAFIA SOCIALE 


1889. 


RE Gr 


INHALT DES III. JAHRGANGES. 


I. Archäologische Aufsätze. 


MOHR, Beiträge zu ὁ. krit. Bearbeitung der Martyrerakten ἃ. }". 

Caecilia. . . . >’ | 
MARUCCHI, Das Coämelorfum) u. A. Basilika des h. Valentin 15; 114; 305 
ERHARD, Unechte Marienhcmilie desh. Cyrillus v. Alexandria » 97 
SWOBODA, Zur altchristl. Marmor-Polychromie . . . » 134 
WICKHOFF, Das Apsisınosaik in der Basilika 168 ἢ. Felix 

zu Nola (Reconstruction) . - . 2 2 2 2 2 202.9» 1% 
HOLDER, Das Martyrologium Augiense. . . 2. 2 2.» 904 
ARMELLINI, Oratorium u. Coemeterium der ἢ. Thecla . . » 343 


II. Kleinere Archäolog. Mittheilungen. 


ARMELLINI, Die neu entdeckte Frontseite des ursprüngl. 
Altars der h. Agnes . . Ss. 59 

DE WAAL, Die goldene Krone (des Etärehen von Ravenna ἢ » 66 

KIRSCH, Neue Funde in SS. Giovanni 6 Paolo» . . . . .70; 3% 
» Neu entdecktes Coemeterium in Bolsena . >» 

DE ROSSI, Bemerkungen zum Martyrologium Augiense . „ » 249 

WILPERT, Madonnenbilder aus den Katakomben . » 

DE WAAL, Ein Christusbild aus der Zeit Leo’s Ill » 


vi 
ll. Archäolog. Bücherschau u. Zeitschriftenschau. 


KIRSCH, Lugari, le catacombe ossia il sepolcro apostolico 


dell’Appia. . . . ae a ee De 75 
» Zeitschrifiennehan‘ u 83. 308: 3290 


IV. Historische Aufsätze und Mittheilungen. 


BATIFFOL, Vier Bibliotheken basilianischer Klöster in Un- 

teritalien . . . ὁ. Deren, Br : ᾿ » 3l 
BAUMGARTEN, Der annus quartus ἜΠΕΤΕ Urbani Papae Mt » 42 
KIRSCH, Rechnung für Abschreiben und Einbinden von Bü- 


chern aus dem J. 1374. . . .. τὴς τῷ » 73 
» Das Lütticher Schisma von ). 1238 . » 177 
» 252 


BATIFFOL, Fragmente der K.-G. des Philostorgius 

GLASSCHROEDER, Notizen über Urbans V Romreise 1367-70 » 299 
» Zu den Ausgleichsverhandlungen I.udwig’s ἃ. B. 

mit Papst Fenedikt ΧΙ im J. 126 . . . 2...» 34 


 NAMEN-UND SACH-REGISTER. 


Archäslegisches: 


Abraham 299. 395. 


Achillas, Bischof v. Alexandria 86. 


ACOLVTVS 9. 

Acta Martyrum 1, 83, 123, 

Adam u. Eva 292. 

African. Alterthimer 88 f. 391; 
395. 

agelius 69. 

Agnes, ἢ. 62? f. 

Altar 59, 94; 336 f; 350. 

Ambon 335. 

ambulacra 126; 352 f. 

Amphoren als Särge €9. 

ἀναγνώστης 304. 

Anker 323. 

Apokryphen 124, 

Apostelbilder 66; 150; 167; 170. 

Apostelgruft ad catacumbas 78. 

Apsis 159 f. , 349. 

ad Aquas Salvias 343. 

arcosolium 290 f.; 349. 

area 90 ἢ. 

aula 309, f. 


Baptisterium 84, 85, 89. 


Basilika: 

S. Agnetis 59 f. 
Anastasiae 84. 
Felicis ΝΟ]. 63, 158 f. 
Joannis et Pauli 70; 390. 
Laurentii in Lucina 316. 
Mariae in Cosınedin 339. 
Stephani 395. 
Theonae Alexandr. 86. 
Valentini presb. 15 f. ; 305; 

332 f. 

» Valentini episc. 25 f. 
Bibliotheken 3 f; 31 ἔν: 67 :99: 154. 
byzant. Gemälde 396. 
Bleibullen 93. 

Blumen 166. 
Blutflüssige 394. 
Bollandisten 4; 204. 
Bosius 4. 
Brodvermelhrung 293. 
Bücherrollen 139. 


ψγ Υγν γ΄ γῦὺῦ ΨΚ 


Csecilia, h., If; 88: 394. 
calliculae 291. 

Callistus, Bischof um 269, 23. 
canistra 387. 

Catacumbas, ad, 78. 


ΥΠΙ 


Catharina, h., 138. 
cathedra episc. 336. 
Christusbilder 62, 68; 71; 72 , 120; 


Farben auf Sculpturen 134 f. 
Felicitas, h., u. ihre Söhne 393. 


136: 148, 150; 173; 292; 328; Felix, h., v. Nola 1509 ἢ. 


396. 

ciborium 336. 
Circus des Nero 7%. 
elavus 140; 286. 

Coemeterium: 

in Africa 88. 

in Alexandria 9. 

in Bolsena 73. 

Callisti 1 f£. 

Comodillae 347. 

Domitillae 2% f. 

Priscillae 143. 

Sebastiani 78. 

Theclae 343 f. 

in Terni 25 ἢ. 

Valentini 15 f;, 114 f; 305 f. 
Collegium cultorum Mart. 95. 
collobium 120. 
confessio 63, 336. 

Cosmaten 340. 
eubicularius 317. 
Cyrill, h., v. Alexandria 97 f 


Damasus 59: 60: 80: 316; 337. 
Demetrius, h. 396. 

Diaconien 83; 85. 

Diaconissa 303. 

AIAAXH 322. 

Diptychon 394. 

D. M. 322. 

Domnus= Sanctus 129; 329. 


Εϊγκώμιον ἐ. τ. ἅ. Μαρίαν 97 f. 
Elfenbein-Sculptur 394. 

Engel 92. 

Evangelist. Zeichen 68; 158 f. 
FExarchen v. Ravenna 69. 


Felsen 167 f. 


 fenestella confessionis 337. 


Flüsse d. Paradieses 165. 
fossor 325. 


Geist, h. 170. 
GENESIS 306 f. 
Georg, ἢ. 85 : 396. 
Gichtbrüchige 29. 
Glassgefäss 39. 
Graffiti 64 f;, 118. 


Hand Gottes 68 ; 165. 

Hirt, d. gute, 143; 148. 
Hypogeum 39. 

Hochzeit zu Cana 295. 
Homilie (auf Maria) 9. 
Homobonus, B. v. Terni, τό. 
Hospitzle 3. Petri 386 f. 


Ierusalem 395. 

Inschriften 26; 59, 72; 78. 85 
93; 129 f, 503 f, 306 f. 396. 

Johannes Ev. 120. 

Jonas 395. 

Joseph, h., 92. 

Itinerarien 347 f. 

Jungfrau 91; 132; 313, 323. 

Jünglinge im Feuerofen 296. 


Kaiser Claudius II 17; 19 ἢ, 

» Mare Aurel 2. 
Kelch 67. 
Kleinasiat. Alterthümer 94; 303. 
Kranz 170. 
Kreuz 67 f; 89; 139; 158, 170. 
Kreuzigung Christi 120 f. 


IX 


Krone 66. 
N aumachia 386 f. 


Nestorius 105 ἢ, 
Nimbus 296. 


Lamm 67; 91; 191: 139, 138; 
165 ; 173. 

Lampe 92; 93, 340. 

Laurentius, h., 125. 

Lazarus 291 : 328; 393. 

lector 90. 

Leontius v. Byzanz 112. 

litaniae maiores 338. 


Obiationarium 337. 
Opistographa 312 , 318 ; 333, 324. 
Orante 62; Wf; 120. 296 ; 320. 
Osterleuchter 335. 


Paiium 388. 
Palme 158; 163. 
Pancratius, h. 333. 
papas 313. 
Papst Agapet 340. 
Coelestin 111. 
Honorius 29; 12]. 333, 337. 
Johann IX 339. 
» XII 340. 
Julius I 16; 18 : 305; 333. 


Magier 292 , 294. 

Maria 92; 97 f;, 120; 1221; 290 f. 
396. 

Marienkirchen 98 f£.: 

Martyres graeci 20. 

Martyrer unter Claudius [1 21 f. 

Martyrer : IV Coronati 193. 
Felicitas 393. 
Felix v. Nola 159 f. 


Felix u. Adauctus 347 Γ. 
Johannes u. Paulus 71 ; 390. 
Marius u. Gefährten [17 : 338. 
Thecla 347 f. 

Valentin 15f; 114 f. 305 f. 


Leo ΠῚ 386 f. 
Paschalis 338 . 387. 
Stephan II 349, 
Theodor 121; 337. 
Zephyrinus 251. 


Martyrologien 5 f; 17; 204 f; 249 f. 

Mausoleum 61 ; 80; 311. 

Mitra 68. 

Monogramm 89; 91; 93 , 118; 127; 
138. 173; 304: 308 ; 312 , 318; 
320, 322 , 326. 

Mosaik 60; 89 f; 121 f; 158 f, 297; 
335, 338 ; 39%. 

Moyses 292. 

Museum : v. Campo sto 139 f; 347. 

‘ Kircherianum 135. 
Lateranense 139, 147. 
zu Marseille 173. 
zu Parenzo 152. 
zu Syracus 145. 


παρατράπεξον 337. 

Paulin v. Nola 158 f. 
Peregrinus, h., 386 f. 
Petrus 146; 150. 

Pfau 67. 

Pisa (Sarkophag zu) 147. 
plutei 63; 92, 335 f. 
Polychromie der Sculpturen 134 f. 
Porta flaminia 30 f; 127. 
Primas (Patriarch) 69. 
proscinema 64. 

protector dominicus 315. 


Ravenna 68 f. 
Reliquien 87. 


Χ 


refrigerium 131. 
Rictiovarus 304. 
Ringe ἔθ. 


Sabinilla 18 f; 187. 

Sacramentarium 249. 

« sanctissima » (Agnes) δῦ. 

Sarkophag 27 ;, 87; 99: 134 ἢ. 330; 
336. 

sepulcrum altaris 333 f. 


Sigle Ε 85. 

spelunca 347 f. 

statio 84. 

Statuen 141; 146: 283. 

strigili 63. 

Symbole 86; 91; 120; 132 f, 17] £; 
3ll; 325; 327, 331 ἢ, : 345. 


Taube 9] - 167; 170. 

Titelkirche 83. 

titulus 158 Lf. 

transennae 63; 92, 335 f. 

Translation v. Reliquien 79; 87; 
333 ; 340. 


Valentin, h., Priester 15, f. 323. 
» » 

Vatikan 386 f. 
Venedig (Sculpturen zu) 150 f. 
Verfolgung der Christen 19 f. 
Verklärung Christi 172 [. 
Via flaminia 15 £. 

ravennana 30. 
VIRGO  FIDELIS 313. 


Zeno, h., 185; 334; 338 ; 340. 
Zephyrinus 95]. | 
Ziegelstempel 330 f. 


Bischof v. Terni, 24. 


Gesebiehtliehes : 


ABschreiben von Büchern 73 ; 
299. 

Abteien 32, 35: 36 , 39, 184; 199 f. 

Aimarus, Erzb. 46. 

Aimeric de la Serre, Bischof 51. 

Alemania 375. 

Alexander IV, Papst, 48. 

Andreas Apost., Reliquien 269. 

Apollo-Tempel in Daphne 275. 

Archiv, vatik., 42 f; 73; 178 f. 

Arianismus 252. 

Arnold, Bischof, 52. 

Artemius, h., 253. 


Babytas, h., 277. 

Basilianische Klöster 31 f. 
Benedict XII 378; 381. 

Benedict XIV 390. 

Bibliotheken in Unteritalien 31 ἢ. 
Benedict de Rocaberti, Bisch., ξ5. 
Bernardin v. Mendoza 35. 
Berthold, Grf. v. Henneberg 380. 
Berthold v. Neiffen 380. 
Bertrand”de Aquis, Bisch., 46. 
Bessarion, Card., 39. 

Bonifaz VIII 178 : 388. 


Camera apostolica 73 f. 
Christoph de Cuenca 35. 
Colectoren 74 f. 

Conrad v.Hochstaden 181; 189;196. 
Constans, Kaiser, 281 f. 
Constantia v. Sicilien 36. 
Constantin d. Gr. 253, 950 f. 
Constantina 263 f. 

Constantius, Kaiser, 253 f. 
Copistenschulen 393. 


Einbinden von Büchern 73. 
Flias de Vodronio 74. 
Elisaeus’ Grab 283. 

Euzoius, Bisch. 271. 


Friedrich II, Kaiser 371; 1771. 


Friedr. v. Regensburg (Wolfrat- 


hausen) 380. 


Gaius, Kaiser 269. 
Georgius v. Alexandria 253. 
goldene Rose 300. 

Gregor IX 1771. 

Gregor ΧΙ 74 ἢ 


Guido de Lauduno, Bisch., 180; 187. 


Guido de Rochefort, Bisch., 50. 


Guismond, Bisch. 36. 


Haarian I, Papst, 394. 
Hardengus, Notar, 380 : 381. 


Heinrich VII, Kaiser 37 , 369 ; 377, 


385. 
Heinrich II v. England 179. 
Heinrich de Dreux, Erzb. 
187 f. 
Heinrich v. Zypplingen 380. 


κοῦ, Card. v. Palaestr., ı 
202. 

Innocenz IV 56 f; 186: 202. 

Inventare 32, 

Johannes Bapt.’ Grab 283. 


180 ; 


86 ; 


Johann, Card. s. Praxedis 182. 


Johann d’Epee, Bisch., 177 f. 
Johann Geruscy, Bisch., 56. 


Johannes monachus v. Rhodus 256, 


Jovian, Kaiser, 288, 
Julianus Apostata 253; 267 f. 


Karl d. Grosse 394. 


Leo ΠΙ, Papst 386 f. 
Lucas Holstenius 298. 
Lucianus, h., 289. 
Ludwig d. Bayer 354 f. 


ΧΙ 


Ludwig, Herzog v. Dethke 380. 


Lütticher Schisma 177f. 


Magnentius, Kaiser, 26. 


Menologium 255. 


N umerianus, Kaiser, 279. 
Nürnberg 380. 


Octtingen, Grafen von 382 
Otto, Card.-Legat, 178. 

Otto de Rayno 380. 

Otto, Probst v. Aachen, 177 f. 


Paschal 1. Papst, 387. 
Petrus Amelii 74 f. 

Petrus Corsini, Card., 302. 
Philostorgius 252 f. 

Photius, Patriarch, 252. 
Pierre d’Estaing, Card., 302. 


Robert, K. v. Sicilien, 373, f. 


Robert, Card. 9. Eustachii 182. 


Robert de Thorete, Bisch., 186; 


202. 


Romanus, Card. v. Porto, 182. 


Ruprecht v. d. Pfalz 382. 


Schisma v. Lüttich 177. 
Sebaste 283. 


Serapis-Tempel in Alexandr. 253. 


Sicilien 375. 
Sirlet, Card. 36. 
Statue Christi in Paneas 283. 


ΧΙ 


Stephan d’Aubert, Card., 300 
Synode zu Lampsacus 289. 


Tempel zu Jerusalem 285. 
Theutonici fratres 380. 
Thomas v. Aquin 301. 
Thomas I v. Savoyen 179. 
Titus, Kaiser 285. 

Tuscia 379. 


Vırieh v. Augsburg 380. 
Urban IV 42. 
Urban V 299. 


Valence 180. 

Valentinian, Kaiser 288. 

Venesinus Comitatus (Venaissain) 
361. 

Vespasian 285. 


Walter Marvisius, Bisch. 183. 
Wilhelm d’Aigrefueille, Card, 30). 
Wilh. v. Barras, Bisch., 46 f. 
Wilhelm I, K. v. Sicilien, 37. 
Wilh. v. Savoyen, Bisch., 177 f. 
Wilh. v. Jülich 382. 

Wolfram v. Nellenburg 380. 


BEITRÄGE ZU EINER KRITISCHEN BEARBEITUNG 
DER MARTYRERACTEN DER HEILIGEN CAECILIA. 
VON 


JOSEPH MOHR. 


re 


Die grossartigen Entdeckungen de Rossi’s in den römi- 
schen Katakomben haben für die Geschichte der heiligen 
Cäcilia eine Reihe der wichtigsten Beweismomente zu Tage 
gefördert. Abgesehen von der Wiederauffindung der alten 
Grabkapelle der h. Cäcilia in unmittelbarer Nähe der Papst- 
krypta von San Callisto sind durch die Arbeiten de Rossi’s 
auch ihre Martyreracten wieder zu verdienten Ehren ge- 
kommen. Während nämlich selbst Ruinart in seinem grossen 
‚Werke Acta martyrum (Paris 1689) die Acta Sanctae Cae- 
ciliae nicht aufgenommen hat, offenbar weil er sie nicht für 
echt hielt, und auch Tillemont, Hist. eccles. IV, 673 (Venise 
. 1732) dieselben mit kurzen abfälligen Bemerkungen übergeht, 
steht heute die Zchtheil der Acten ihrem Kerne nach ausser 
Frage. 

Freilich sieht man auf den ersten Blick, dass wir in die- 
sen Documenten nicht diejenigen Acten vor uns haben, 
welche, wie bei fast allen hervorragenden Martyrern, so 
auch jedenfalls bei der hl. Cäcilia, unmittellbar nach dem 

l 


2 ZU DEN MARTYRACTEN DER H. CAECILIA 


Martyrium auf Grund der gerichtlichen Verhöre aufgezeichnet 
wurden. Die vorhandenen Handschriften, von denen die äl- 
testen dem 9. Jahrhundert ‘angehören, enthalten vielmehr 
einen in späterer Zeit angefertigten erweilerten und von 
seinem Verfasser ausgeschmückten Text; doch ıseht aus zahl- 
reichen Stellen dieses Textes unzweifelhaft hervor, dass er 
mit Benutzung der alten Originalacten angefertigt wurde. 

Wieviel von diesem uns allein zu Gebote stehenden er- 
weiterten Texte der Acten zu dem Texte jener alten Origi- 
nalacten gehört, und wann dieser erweiterte Text angefertigt 
wurde, das sind zwei Hauptfragen, die durch eine sorgfältige 
Textkritik und durch Vergleichung mit den Acten anderer 
Martyrer noch definitiv gelöst werden müssen. 

De Rossi, welcher das Martyrium der hl. Cäcilia in die 
Zeit Marc Aurel’s (161-180) versetzt, glaubt, dass der erwei- 
terte Text zu Ende des 4. oder zu Anfang des 5. Jahrhun- 
derts verfasst worden ist, beides Annahmen, die er in seiner 
genialen Weise (Roma sotterr. vol. II, pag. XXXII u. ff.) 
begründet. | | 

Zu anderen Resultaten (Martyrium ca 202-211, Abfassung 
der Acten ca 494) gelangt in diesen und in vielen anderen 
Punkten C. Erbes in seinem Aufsatze: Die hl. Cäcilia im 
Zusammenhang mit der Panstkrypla sowie der ältesten 
Kirche Roms. (Brieger’s Zeitschr. f. Kirchengesch. IX. Bd., 1. 
Heft, Seite 1-66. Gotha 1887, F. A. Perthes). Eine nähere 
Beurtheilung dieser Arbeit muss einem späteren Hefte der 
« Römischen Quartalschrift » vorbehalten werden. Nur soviel 
möge bemerkt werden, dass auch derjenige, welcher sich 
nicht auf den Standpunkt ihres Verfassers stellen kann, die 
gründliche Kenntniss des Materials und die urbane Form der 
Polemik wird anerkennen müssen. 

Eine endgültige Entscheidung in den angedeuteten und 
in vielen anderen Fragen wird indess erst dann möglich sein, 
wenn eine neue Ausgabe der Acten auf Grund genauer Ver- 


ΦΟΒΕΡΗ MOHR. 3 


gleichung der alten Handschriften veranstaltet wir. Der 
Schreiber dieser Zeilen, welcher während wiederholten län- 
geren Aufenthaltes in Rom der Geschichte der hl. Cäcilia, 
insbesondere auch ihrer Verehrung im kirchlichen Cultus 
und in der Kunst der späteren Jahrhunderte ein besonderes 
Interesse zugewandt hat, glaubt die Nothwendigkeit und den 
Umfang dieser beabsichtigten Arbeit am besten dadurch an- 
zudeuten, dass er im nachfolgenden kurz die vorhandenen 
Drucke aufzählt und sodann die Codices namhaft macht, in 
denen allein in Rom die Act:n enthalten sind. 

Zuerst gedruckt sind die Acten in Jahre 1474 in dem 
grossen Sanctuarium Mombritit Bonini Mediolanensis, Vitae 
Sanctorum.2 Bände ;; Gross Folio. Schöner zweispaltiger In- 
cunabeldruck. Die Acten (Passio Sanctae Caeciliae) stehen 
vol. I, fol. 188-193 und zwar sind dieselben nach einer guten 
Handschrift abgedruckt. (In Rom findet sich das werthvolle 
Werk auf der Biblioth. Casanatensis unter der Signatur H. 
1. 1. 8). 

Mehr bekannt ist sodann: Bosio Ant., Historia passionis 
S. Caeciliae. Rom 1600; Quart; 184 Seiten. (In Rom auf der 
Bibl. Vatic. unter Sign. VI. N. 6.3. und auf der Bibl. Vittor. 
Emman. unter Sign. 6. 38, L. 23). Das Buch enthält haupt- 
sächlich die Passio der hl. Cäcilia nebst werthvollen Anmer- 
kungen Bosio’s und die Berichte über die Eröffnungen des 
Sarkophags in den Jahren 821 und 1599, weicht aber leider 
in der Textangabe der Passio vielfach von den älteren Co- 
dices ab, (Cfr. de Rossi, Roma sott. vol. II, pag. XXXIV). 

Auf das Buch Bosio’s folgt das umfangreiche Werk : La- 
derchii Jac., 8. Caeciliae virg. et marlyris acla el trans- 
tiberina basilica saeculorum singulorum monumentis illu- 
strata. Romae 1722. 2 Bände; Quart. (Ina Rom auf der 
Biblioth. Vallicell. unter Sign. P. II, 147, 148). Der Verfasser 
hat es sich zur Aufgabe gemacht, alles zusammenzustellen, 
was nur irgendwie in geschriebenen und gedruckten Büchern 


4 ZU DEN .MARTYRACTEN DER H. CAECILIA 


auf die hl. Cäcilia Bezug hat. Alle diesbezüglichen Stellen 
aus Kirchenvätern, Historikern, Martyrologien, Homilien, 
Brevieren, Hymnen, Inschriften etc. etc. hat er mit. bewun- 
derungswürdigem Fleiss zusammengesucht und chronologisch 
geordnet. Den lat. Text der Passio und anderes gibt er nach 
Bosio. Das ganze Werk war auf 3 Bände berechnet. Leider 
sind nur die beiden ersten erschienen, doch findet sich die 
Hälfte des Manuscriptes für den dritten Band auf der Bibl. 
Vallicell. (Cod. Vallicell. α. 101. Blattgrösse 34: 23 cm; 543 
Seiten Quart ; indes fehlen 5, 36-281). Dieses Werk bietet 
die reichste Fundgrube von unverarbeitelem Material über 
die hl. Cäcilia. 

Ein eigenthümlicher Text findet sich sodann beim 22. 
November in dem 1570-1575 in Köln erschienen Werke: 
Surius, Historlae seu vilne Sanctorum. (Letzte Ausgabe 
Turin 1879. Marietti. 12 Bde. 8°) Simeon Metaphrastes, der 
Kanzler des byz. Kaisers Leo ἃ. Weisen, hatte nämlich be- 
reits im 10. Jahrhundert die Acten der hl. Cäcilia in’s GQrie- 
chische übersetzt (abgedruckt bei Laderchi, vol. I, pag. 229 
u. ff) und von dieser Uebersetzung wurde später für Li- 
pomannt, Vilae Sanctorum. Venet. 1551 eine Rücküberset- 
zung in’s Lateinische vorgenommen, die auch in das Werk 
von Surius übergegangen ist. 

Anıs derselben Quelle nahmen auch die Bollandisten ein 
Stück der Acten für den 14. April, das Fest der Iıh. Tibur- 
tius und Valerianus. Die vollständigen Acten sind bei den 
Bollandisten noch nicht abgedrtuckt, weil das Werk derselben 
erst bis in die ersten Tage des November, also noch nicht 
bis zum Feste der hl. Cäcilia (22. Nov.) reicht. 

Dass die Acten der hl. Cäcilia frühzeitig auch in an- 
dere Sprachen übersetzt wurden, ist bei der grossen Vereh- 
rung, welche diese Heilige seit jeher genoss, leicht erklärlich. 

Eine der ersten deutschen Uebersetzungen ist: Bosius, 
Histori vom Leyden der hl. Jungfrau u. Marl. Caecilia u. 


JOSEPH ΜΟΗΒ. δ 


ihrer heil. Mitgesellen. A. d. Lat. übers. v. Blas. Laubich. 
Grätz 1604. (Auf der Münchener Staatsbibliothek). . 

Zu den Bearbeitungen aus neuester Zeit gehören das 
französische Buch : Gueranger, Sainte Cecile et la Sociele Ro - 
maine. Paris 1874, Didot; und Marlin, Die heilige Cäcilia. 
Mainz 1878, Kirchheim. Das letztere Schriftchen erhebt auf 
wissenschaftlichen Werth keinen Anspruch, und auch dem 
reich illustrirten Werke Gueranzer’s kann ein solcher nicht 
zuerkannt werden. 

Der Fehler, an dem diese sämmtlichen Druckausgaben 
leiden, ist der Umstand, dass sie den Text der Acten nur 
nach Einem oder nach sehr wenigen Codices geben, dagegen 
kaum den Versuch einer grösseren Textvergleichung machen. 
Welche Fülle von Material aber gerade für diesen letzteren 
Punkt zu Gebote steht, dies möge aus der nachfolgenden 
Aufzählung der in Kom befindlichen Codices ersichtlich sein. 


I. Bibliotheea Vaticana. 


1) Codex Valicanus Lalinus 1190. 

Pergamentcodex ; 11. Jahrhundert; Folio-Format; 264 
Blätter, Blattgrösse 38 : 28cm ; Schriftfläche 27 I/a : 18 I/a cm; 
36 zweispaltige Zeilen auf einer Seite. 

Passionariumn. Enthält Fol. 203 recte — Fol. 212 recte 
die Passio Sanctae Caeciliae. /ncipit: Humanas laudes; Expli- 
cü : usque in hodiernum diem. Ad laudem et gloriam dni 
ori ihu xpi. 

2) Cod. Vat. Lat. 1191. 

Pergament; 12 Jahrh.; Folio; 205 Blätter; Blattgr. 
43 1/3: 31, Schriftfl. 32 !/2 : 19 cm; 33 zweisp. Z. 

Passionarium. Fol. 3 r.-3 verso ein Stück aus der 
Passio S. Ὁ. ncipit : Temporibus Almachii pfecti; Zapliett : 
carnifex Sctorum praedicatione audita cum ceteris carnificibus 
credidit et cum omni domo. 


6 ZU DEN MARTYRACTEN DER H. CAECILIA 


3) Cod. Vat. Lat. 1192. 

Pergament; 12-13. Jahrh.; Folio; 111 Blätter; Blatter. 
45 l/a: 84: Schriftfll. 35 1/2: 22 1/2 cm; 44 zweisp. Z. 

Passionarium Fol. 79 v.-85 r. die Passio S. C. Incipi . 
Humanas laudes; Zxplicit : in secl. seclorum, amen. 

4) Cod. Vat. Lal. 1198. 

Pergament; 15 Jahrh. ; Klein-Octav; 156 Blätter , Blattgr. 
15:11; Schrift. 12: 8 cm; 38 zweisp. Z. 

Vitae Sanclorum. Sehr eng und schön geschrieben. 
Fol. 149 v.-150 v. das Leben der hl. Caecilia. /ncipit : Cae- 
cilia nata ex praeclaro genere;, Explicit: urbanus inter col- 
legas suos episcopos sepelivit. 

5) Cod. Vat. Lat. 1226. 

Pergament ; 15 Jahrh.; Quart ; 183 Blätter; Blattgr. 29: 21; 
Schriftä. 20 1/2: 15 cm; 5l zweisp. Z. 

Vitae Sanctorum. ἢ 164 Vita S. Caec. 5 !/a Spalten lang. 
Incipit : Caecilia virgo clarissima ex nobili romanorum ge- 
nere; Explicit: Passa est autem anno dni CCXXV tempor. 
Alexandri imperatoris. Alibi autem legitur quod passa sit 
temp. Marci Aurelii. 

6) Cod. Vat. Lat. 1271. 

Pergament; 11. Jahr. ; Folio; 381 Blätter ; Blattgr. 421. : 
29 1/3 : Schrift. 31 !/2: 19 cm; 36 zweisp. Z. 

Leclionarium. Fol. 577 Ὁ. - 378 v. der Anfang der Passio 
S. C.; Incipit,; Humanas laudes; Zxplicit: Tyb. ait. Qui ita 
non credit pecus est. 

7) Cod. Valic. Lat. 4837. (Seite 103). 

8) Cod. Val. Lat. 4843. (Seite 28). 

9) Cod. Vat. Lat. 5086. (Seite 143). 

Diese 3 Codices enthalten italienische Paraphrasen der 
Acten ; 14-15 Jahrhundert. Der Codex 4843 hat die Zeitbe- 
stimmung: martirizzata fu (S. Cecilia) intorno gli anni do- 
mini dugento ventitre al tempo d’Alessandro imperatore. 

10) Cod. Vat. Lat. 5696. 

Pergament; 10-11. Jahr. ; Gross-Folio ; 


JOSEPH MOHR. 7 


Passionarium. Fol. 69r.u. ff. die ganze Passiv S.C.; In- 
cipit: Humanas laudes. Spätere Schrift zwischen den Zeilen. 

1l) Cod. Val. Lal. 5771. 

Pergament ; 9 Jahrh.; Gross-Quart; 366 Blätter, Blattgr. 
94: 27, Schriftfl. 25: 18 cm; 33 zweisp. Z. 

Passionarium aus dem Benedictinerkloster Scti Colum- 
bani de Bobio. Fol. 148r.-157r. die Passio S. C.; Incipit: 
Humanas laudes, Explicit: in saecl. saecl. amen. 

Der Codex hat immer die Lesart Almatiusstatt Almachius. 

12) Codex Valicanus Reginus 496. 

Pergament; 11 Jahrh.; Quart ; 229 Blätter ; Blattgr. 19 1/2 : 
25; Schriftfl. 18: 12 cm; 22 einsp. Z. 

Passionarium. Fol. 183 r.-204 v. die Passio S. C. /n- 
eipil: Humanas laudes ; Explicit: in secula seculorum. amen. 

13) Cod. Vat. Reg. 517. 

Pergament; 12 Jahrh.; Klein-Folio ;, 167 Blätter; Blattgr. 
33:22 1/2; Schriftfl. 24 !/2: 16 1/2 cm; 31 zweisp. Z. 

Enthält viele Passiones Sanctorum in Auszügen. Fol. 
134 v.-136 v. die Passio S. C.; /ncipil: Redemptoris nostri 
tantum est dives laryitas; Zuwcplicit: in secula seculorum. 
amen. | 

14) Cod. Val. Reg. 523. 

Pergament; 11 Jahrna.; Quart; 245 Blätter. Blattgr. 
29:20; Schriftfl. 24: 14 cm; 30 einsp. 2. 

Legendarium Sanclorum. Entlält Manuscripte aus ver- 
schiedener Zeit. Die vorstehenden Angaben über Alter, Schrift 
etc. beziehen sich auf einen Theil des Codex, in welchem 
Fol. 3Bör.-43 v. die Passio S. C.; Incipit: Tempore illo 
audiens beata Cecilia. uocem dni dicentis. Venite ad me omnes 
qui laboratis et onerati estis et ego uos requiescere faciam. 
Huius uocem audiens Cae.ilia virgo clarissima absconditum 
semper euangelium eius gerebat etc. Explicit : virtus et po- 
testas in saecula saeculorum. Amen. | 

Dieser Codex scheint mir von allen römischen Codices 


8 ZU DEN MARTYRACTEN DER H. CAECILIA 

die beste Lesart der Aclten zu haben. Er hat zum Beispiel 
eine Stelle richtig, die in fast allen anderen Codices corrum- 
pirt ist, nämlich : (fol. 35 r.) Parentum enim tanta uis et 
sponsi amor tantus circa illam erat, ut exestuang eius ani- 
mus non posset amorem sui cordis ostendere et quod solum 
xpm diligeret indiciis evidentibus aperire nolebat. 

15) Cod. Vat. Reg. 524. 

Pergament; 12. Jahrh.; Quart; 148 Blätter; Blattgr. 29 1. : 
21; Schriftfl. 23 1/2: 14 !/g cm; 28 einsp. Z. 

Enthält viele Passiones. Von Fol. 149-197 Papier-Manu- 
script beigebunden. 

Fol. 1W9r. - 122r. die Passio S. C.; Incipät: Humanas 
laudes; Explicit: in secla sclorum. amen. 

16) Cod. Val. Reg. 543. 

Pergament, 12-13 Jahrh.; Folio; 140 Blätter, Blattgr. 
37 1/2: 28 1/ , Schriftfl. 801,5: 20 cm; 38 zweisp. Z. 

Passionarium. Fol63 r.- 69 v.die Passio S. C.; Incipitl:: 
Humanas laudes; Zxplicit : in scla sclorum. Amen. 

17) Cod. Val. Reg. 1025. 

Pergament; 13-14. Jahrh. ; Quart: 211 Blätter ; Blattgr. 
27 1/2: 22, Schriftfl. 23: 16 !/gcm; 42 zweisp. Z. 

Enthält Varia. Fol. I21r.- 129 r. die Passio S. C.; /In- 
cipit: Humanas laudes ; Exrplicil : in scla sclorum. amen. 

18) Codex Valicanus Ottobonianus 106. 

Pergamentcodex ; 10-11. Jahrh.; Folio; 292 Blätter ; 
Blattgr. 34 1/2 : 28 I/e ; Schriftfl. 30: 22 1/2 cm; 33 zweisp. Z. 

Passtonarium et Legendarium. 

Fol. 267r. - 274 r. die Passio S. C.; Incipit: Huius vo- 
cem audiens caecilia uirgo clarissima; Zxplicit: in 5868]. 
saecl. amen. 

Fol. 274r. -274v. Revelatio Domini Paschalis Papae in 
basilica B. Petri apl. de inventione corporis S. Caec.; dazu 
die spätere Randglosse : edita a Baronio al A. O. 821. 


Josepu MoHR. 9 


Der Text dieser Passio stimmt wörtlich mit dem von 
Bosto veröffentlichten überein. Bemerkenswerth ist, dass das 
Wort » omnes » in der von de Rossi (Roma solt. vol. II, 
pag. XXXIV) beprochenen Stelle fehlt. 


II. Bibliotheca Basilleae Vaticanae. 


19) Codex Lalinus Basilicae Valicanae ἢ. (Νο 5. A). 

Pergament; 10-11 Jahrh.; Folio; 283 Blätter; Blattgr. 
48 1/2:35; Schriftfl. 37:23 cm; 35 zweisp. Z. 

Passionarium. Fol. 123 r.-135 v. die Passio S. C. /In- 
eöpil: Humanas laudes; Explicit: in secl. secl. amen. .Fol. 
135-136 r: Incipit revelatio Dni Pasch. Papae. | 

20) Cod. Lat. Basilic. Val. E. (N’ 6 A). j 

Pergament; 13-14. Jahrlı.; Folio; 270 Blätter. Blattgr. 
48:33; Schriftfl. 35: 23 cm, 38 zweisp. Z. | 

Passionarium. Fol. 1l3r. -20v. die Passio 5. C. /ncipil:: 
Humanas laudes; Zaplicit : in 8866. saec. Enthält prächtige 
sothische Initialen. 

21) Cod. Lat. Basilic. Val. Ε΄. (N’ 7A). 

Pergament; 12 Jahrlı.; Folio; 330 Blätter; Blattgr. 
49.1.2: 38 1/2 ; Schriftfl. 37:25 cm; 44 zweisp. 2. 

Lectionarium. Fol. 328r. - 329r. 6 Lectivnen aus der 
Passio S. C.; /ncipit : Omnibus patent xpi uestigia; Zieplicit: 
ımisit me xps ἢ]. dei ad te ut quam volueris ei petitionen 
insinues. | 

22) Cod. Lat. Basilic. Vat. G. (Ν᾽ 8 A). 

Pergament; 13-14. Jahrh. ; Quart ; 427 Blätter; Blattgı. 
35:25; Schriftfl. 24:16 cm; 28 zweisp. Ζ.. 

Lectionarium. Aus der Passio S. C. zwei Stücke: Fol. 
101 v.-108v.Incipit: Turbidus Alm. urb. pr. sanctos dni 
tortiter laniabat. Explicit: nunquam istam amittere gaude- 
remus. Fol. 404r.-406r. Incipit : Caecilia virgo clar. abscon- 
ditum; Ewplicit: et faciat nos ambos in sui nominis confes- 
sione perfectos. 


10 ZU DEN MARTYRACTEN DER H. CAECILIA 


III. Bibliotheca Bastlicae Lateranensls. 


23) Cod. Lat. Basilic. Later. A.') 
IV. Bibliotheca Valticelliana. 


24) Codex Vallicellianus. Tomus TI. 

Pergament; il. Jahrh.; Gross-Folio ; 335 Blätter ; Blatt- 
grösse 56:36; Schriftfl. 43 1/2: 27 cm; 48 zweisp. Z. 

Passionarium. Fol. 326 r. - 332 r. die Passio S. C. /In- 
cipit: Humanas laudes; Explicit: in saec. saec. amen. Dann 
folgt: Sermo Paschalis Papae de inventione corporis S. Caec. 

25) Cod. Vallicell. Tom. VII. 

Pergament ; 14 Jahrh. ; Klein-Fulio ; 354 Blätter, Blattgr. 
37: 25; Schriftfl. 27:16 1/2 cm; 41 zweisp, Z. 

Vilae Sanctoruin. Fol. 309 v. - 3511 r. ein Auszug aus der 
Passio S. C. in 9 Lectionen einzetheilt. /ncipit: Beata Ce- 
cilia virgo clarissima absconditum semper; Zxplicil: ad me- 
moriam beate cecilie usque in presentem diem. Passa est 
autem beata virgo marti (sic!) aurelii et comodi imperatorunı 
temporibus. Ad laudem dni nri ihu xpi. Cui est honor in 
scla sclorum. amen. 

26) Cod. Vallicel. Tom. VII. 

Pergament, 12 Jahrh.; Folio; 194 Blätter , Blattgr. 
43 1/2: 29, Schriftfi. 34:20 cm; 36 zweisp. 2. 

Passionarium. Fol. 106 v. - 173 r. die Passio 5. C. Incipit: 
Humanas laudes; Zxplieit: in hodiernum diem. 

27) Cod. Vallicell. Tom. IX. 

Pergament ; 11 Jahrh. ; Folio ; 219 Blätter ; LANE. 52:35; 
Schriftfl. 44 : 25 1/gcm; 41 zweisp. Ζ. 

Vitae Sanctorum. Fol. 188 Γ. - 100 ν. die Passio 5. Ὁ. 
Incipit: Humanas laudes; Explicit: scla sclorum. Fol. 191. 
Sermo S. Pasclıalis de Invent. Corporis. 


ἢ Näheres über diesen Cod. können wir leider nicht geben. 


JOSEPH MoHR. 11 

28) Cod. Vallicell. Tom. X. | 

Pergament; 12. Jahrh.; Folio; 298 Blätter; al? 48: 
32 1/2; Schriftfl. 36: 21 cm; 39 zweisp. Z. 

Passionarium. Fol. 266r.-272r.die Passio S. C. Incinit: 
Humanas laudes ; Zxplicit: In scla sclorum. 

29) Cod. Vallicell. Tom. XIX. 

Pergament; 11. Jahr. ; Folio; 165 Blätter; Blattgr. 36: 
28; Schriftfl. 29 1/2 : 2] cm; 30-34 zweisp. Z. 

Vitae Sanclorum. Fol. Ἰοῦ ν. Passionis fragmentum. /n- 
cipit: Humanas laudes. Fol. 158 r. - 164v. die ganze Passiv 
S. C.; Incipit: Humanas laudes; Explicit: lapidem videns 
esse ai saxum ; Nachlässig abgeschriebener Text. 

30) Cod. Vallicel. Tom. XXIII. 

Pergament ; 13. Jahrh. ; Quart; 362 Blätter ; Blattgr.27: 
19; Schriftfl. 20 1/2 : 11 1/2 ; 35 einsp. Z. 

Humiliae et Passtones. Fol. 294 r. - 296 r. die Passio S. 6. 
in abgekürzter Fassung. /ncipiü : Clarissima dni uirgo cecilia 
absconditum semper ; Explicit: usque in hodiernum diem. 
Passa est autem beata uirgo cecilia temporibus marci aurelii 
et commodi imperatorum. sub die decimo kalendarum de- 
cembrium. Regnante dno nostro ihu xpo cui est honor et 
gloria in scla sclorum. amen. 

31) Cod. Vallicell. Tom. XXIV. 

Pergament; 12. Jahrh.; Folio 233 Blätter ; Blattgr. 42: 
30 1/s ; Schriftfl. 33: 21 cm; 33 zweisp. Z. 

Vitae Sanctorum. Fol. 214 r. - 217 r. ein Stück aus der 
Passio 8. Ὁ. Incipit : discipulis sed plus quam quingentis ; 
Explicit: resurectionem se inventurum fenicis exemplo su- 
scepit. 

32) Cod. Vallicell..B. 84. 

Papiercodex; 15 Jahrh.; Klein-Octav ; 132 Blätter; BAUEN 
14: 11; Schriftfl. 9:6 1.9 cm; 19 einsp. Ζ. 

Vitae Sctorum. Fol. 73 r.-96 r. die Passio S. 6. Incipil : 
Caecilia uirzo. Explicit: in’ saecula saeculorum. 


12 ZU DEN MARTYRACTEN DER H. CAECILIA 

33) Cod. Valliceli. C. 51. 

Pergament; 12 Jahrh.: Quart; 156 Blätter; Blattgr. 
23:15 1/2 ; Schriftfl. 18: 12 cm ; 82 einsp. Z. 

Breviartum Ord. S. Benedicti. Fol. 126 v. das Officium 
der hl. Caecilia mit eigenen Lectionen. 

34) Cod. Vallicell. H. 18. 

Papier; 7, Jahrh. ; Quart; 704 Blätter, Vilae Scelorum 
collectae ab Antonio Gallonio Romano, Congr. Orat. 

‚Fol. 31-276 die Passio 8. C.: 

Fol. 575 ein einzelnes Blatt aus der Passio S. C. 

Fol. 247 Translationis historica monumenta. 

Fol. 152. De S. Caec. translat. adnotatio brevis, 

35) Cod. Vallicel. H. 25. 

Papier; Anfg. d. 17. Jahrh; Klein-Folio; 391 Blätter ; 
Blattgr. 32: 22 19. cm; die Blätter in der Mitte gebrochen 
und in der rechten Spalte beschrieben; ca 50 Zeilen auf 
einer Seite. | 

Titel: Acta vitae et passionis Sanctorum. Excerptae ex 
antiquis Monumentis et MSS. Codicibus. Ab Antonio Bossio 
et propria manu scriptae. Indicem sequens pagina exhibet. 

Der Codex enthält 79 Passiones etc. 

Fol, 51 Γ. - 6lv. die Passio S. Caec. ;, Darüber steht von 
Bosio geschrieben : Za 2° codice monasterit 8. Caeciliae fol.89. 

Der Schluss heisst : sepelivit eam inter collegas suos epi- 
scopos et Martyres ubi omnes (!) sancti' eonfessores sunt col- 
locati etc. 

Auch die Zeitangabe sub Marc. Aurelio fehlt. 


V, Bibliotheea Casanatensis. 
36) Cod. Casanat. B. I. 4. Ze 


Pergament; 11. Jahrh.; Gross-Folio ; Blätter ; Blattgr. 
61:33; Schriftfl. 44 : 22 cm ; 53 zweisp. 2. | 


JosEpH MOoHR. 13 

Zweiter Band eines grossen Passionariums. (Signatur des 
ersten Bandes B. I. 3). 

Gegen Ende des zweiten Bandes die Passio S. C.; 18 1/3 

Spalten ; /ncipil : Humanas laudes; Explicit : in sec. sec. Amen. 


VI. Bibliotheca Sessorlana. 
(jetzt ein Theil der Bibl. Vittorio-Emmanuele). 


37) Cod. Sessorian. XXI. 49. 

Pergament; 13. Jahrh. ; Blattgr. 39:24 cm; 

Fol. 44r. - 45 v. die Passio S. Tiburtii et Valeriani. 

38).Cod. Sessorlan. 1378. 121. 

Pergament ; 1°. Jahrh.; :Klein-Octav ; 152 Blätter. Blattgr. 
21:13; Schriftd. 16:9 cm; 22 einsp. 2. 

Vitae Setorum. Fol. 112r. - 124r. die Passio 5. C. In- 
cipil: Humanas laudes;, Zxplicit: in saecula saeculorum. Amen. 


Es bedars kaum der Versicherung, dass in den Biblio- 
theken anderer Städte Italiens eine grosse Vermehrung 
dieses Materiala vorgenommen werden kann. So finden sich 
z. B. die Acten in der Biblioteca Nazionale zu Neapel in den 
drei Codices: VIII. B. 5; VII. B.44;, VII. B. 47; ferner in 
der Bibliothek von Monte Cassino in den vier Codices: Cod. 
147 aus dem Jahre 1010: Cod. 108 (Fragment); Cod. 139 und 
Cod. 149. Die beiden letzteren stammen ungefähr aus dem 
Jahre 1071 und wären beinahe zu grossem Ansehen gekom- 
men, weil Gueranger darauf aufmerksam machte, dass sie 
das Martyrium der hl. Cäcilia in die Zeit Marc Aurel’s ver- 
legen, eine Zeitbestimmung, für die bisher nur das im Jahre 
858 vollendete Martyrologtum Ado’s ( Beste Ausgabe von 
Dom, Georgius, Martyrologium Adonis, Romae 1745, 2 Bde.) 
als Beweisstelle angeführt werden kann. Leider ist die Notiz 
der beiden Codices von zweifelhaftem Werthe, da mir de 


14 ZU DEN MARTYRACTEN DER H. CAECILIA 


Rossi darüber schreibt: - In codice 148 et in fragmento 108, 
utroque ineuntis saec. ΧΙ, tempus, quemadmodum ab Adone 
adnotatum est, desideratur. In codd. 139, 149, scriptis iussu 
Desiderii abbatis c. a. 1071, nota temporis addita est iisdem 
verbis, quibus utitur Ado. Ergo passionaria Casinensia eam 
notam temporis non nisi excunte saeculo ΧΙ iussu Desiderii 
abb. ex martyrologio Adonis videntur sumpsisse. » 

Dass auch ausserhalb Italiens reiches Material vorhanden 
ist, ergibt sich u. a. aus 8. Aube, Les chreliens dans ζ᾽ em- 
pire Romain de lan 180-249 (Paris 1881), p. 252-317, wonach 
die Acten in 32 Passionarien der Pariser Nationalbibliothek 
enthalten sind. Jedenfalls. wird aber auch in deutschen Bi- 
bliotheken manch’ werthvolle Hülfe für diese schöne Arbeit 
zu finden sein. 


Trier. 


DAS COEMETERIUM UND DIE BASILICA DES 
H. VALENTIN, ZU ROM. 
voN 


PROF. ORAZIO MARUCCHI. 


Im Jahre 1878 habe ich eine kleine Schrift veröffentlicht 
über die Krypia des h. Valentin, dieich in demselben Jahre 
in einem Weinkeller vor der Porta del popolo, am ersten 
Meilenstein der Via Flaminia, an den Abhängen des Monte 
Parioli, entdeckt hatte. !) In dieser Schrift habe ich in Kürze 
die hauptsächlichsten Angaben über die Geschichte des h. Blut- 
zeugen, wie über seine Grabstätte zusammengestellt, wobei 
ich eingehender die Gemälde behandelte, welche daselbst im 
ΥΙ Jahrhundert ausgeführt wurden, im besondern die Dar- 
stellung Christi am Kreuze, dieschon Bosio gesehen und be- 
schrieben hatte und die ich nunmehr einer neuen Untersu- 
chung unterzog. Weiterhin fügte ich einige Bemerkungen 
hinzu über eine, dem Heiligen geweihte Basilica, welche 


I) La cripta sepolcrale di S. Valentino sulla via Flaminia rin- 
renuta edescritta da Oraziv Marucchi (Studiin Italia), Roma 1878. 


16 COEMETERIUM U. BasILIcA 85. VALENTINI 
Papst Julius I im IV Jahrhundert ebendaselbst erbaute und 
die das ganze Mittelalter hindurch ein hochverehrtes Heilig- 
thuın war, bis sie im XIV Jahrhundert verfiel und dann ganz 
in Vergessenheit gerieth. Ich erklärte, dass diese Basilica 
sich hart an den Abhängen des Hügels finden müsse, und 
zwar vor dem Eingange in das unterirdische Coemeterium. 
Als im Sommer die-es Jahres in jenem Gebiete eine neue 
Strasse, die passeggiata Flaminta, angelegt wurde, traten 
beim Abbruch einiger alter Häuser und in Folge umfassender 
Ausgrabungen die Reste jener Kirche, sowie eine Anzahl ' 
Grabstätten in der Nähe derselben wieder zu Tage Wie 
ich vermuthet hatte, liegt die Basilica in nächster Nähe 
bei der Crypta des Martyrers, ein wenig auf die Stadt zu, 
und zwar so, dass die Absis sich an den Hügel anlehnt und 
der Eingang sich auf der Seite nach der flaminischen Strasse 
befindet. Sie ist dreischifig, von ansehnlicher Grösse, und 
bewahrt auch noch in ihren Trümmern die Spuren der 
ursprünglichen Schönheit. Weiterhin hat mar innertralb der 
Area der Basilica und in ihrer Umgebung eine grosse Anzahl 
von Gräbern gefunden, die uns eine reiche Erndte von In- 
schriften geliefert hat; andere Inschriften fanden sich, in 
Bruchstücken als Baumaterial verwendet, im Mauerwerk 
wieder. Ihre Zahl beläuft sich auf mehr denn hundert; 
mehrere derselben tragen Consular-Angaben aus dem IV, V 
und VI Jahrhundert; andere sind wegen ihres Ausdrucks, 
oder auch durch local-historische Angaben von Wichtigkeit. ' 
Die Gesammtheit dieser Monumente verbreitet neues Licht 
über die Gesthichte des h. Valentin, sein Grab und die be- 
rühmte Basilica an der Via Flaminia, und ermöglicht uns 
den positiven Nachweis von hatsachen, für welche man 
bisher'/nur Vermuthungen aufstellen konnte. So ist denn eine - 
neue Behandlung des ganzen Materials, das für das Studium 


“ des christlichen Rome in den ersten Jahrhunderten seinen 


OrRAZIO MARUCCHI. 17 


nicht geringen Werth hat, und eine genaue Beschreibung des 
kirchlichen Gebäudes und der übrigen Funde zur Nothwen- 
digkeit geworden. 

Meine Arbeit wird sich in drei Abschnitte theilen. Der 
erste soll die historische Frage in Betreff des Martyriums des 
h. Valentin, seiner Acten und seiner Ruhestätte beliandeln. 
Im zweiten will ich die Katakombe und ihre Denkmäler, im 
dritten die Basilica besprechen, wobei ich den Plan der Kirche 
vorlegen und die sämmtlichen Inschriften des oberirdischen 
Friedhofs veröffentlichen werde. 


1. 
GESCHICHTLICHE NACHRICHTEN. 


1. Die sämmtlichen alten Martyrologien wie die liturgischen 
Bücher erwähnen für den 14. Februar den hı. Valentin, Priester 
der römischen Kirche und ruhmreichen Blutzeugen des 
christlichen Bekenntnisses. In den Martyrologien wird sein 
Tod in die Zeit des Claudius verlegt « decollatus est sub 
Claudio Caesare » d. h. in die Regierung Claudius’ II Go- 
thicus, der von 268 bis 270 regierte. Seine Martyrakten, wie sie 
von den Bollandisten im II. Februar-Bande !) publicirt worden 
sind, geben das gleiche Datum und sind ein Auszug zus den 
Acten der persischen Martyrer Marius, Martha, Audifax und 
Abacuc, deren Fest auf den 19. Januar fällt. Die Compilation 
jedoch ist derart barbirisch und ungelenk, dass sie ohne Frage 
aus sehr später Zeit stammt und dem VI oder VII Jahrhundert 
zugeschrieben werden muss, wo man vielfach die Geschichten 
der Martyrer in eine legendarische Form kleidete und jene 
Erzählungen compilirte, in welchen stets dieselben wunder- 
baren Vorfälle wiederkehren. Uebrigens darf daraus nicht 


I) Acta SS. Februarii tom. Il, pag. 753. 


Röm. QuaRTaLscrıFrT, Jahrg. 11]. 2 


18 COEMETERIUM U. BasSILICA 5. VALENTINI 


gefolgert werden, dass jene ohne jeglichen Werth seien. 
Denn heute ist es eine erwiesene Thatsache, dass diese späten 
Compilationen nicht nur aus einer historischen Quelle sehr 
alter Traditionen schöjften, welche unmittelbar aus den Mo- 
numenten der Martyrer selbst entnommen waren, sondern 
auch, was das Datum, die Namen, die Begräbnissstätten der 
Glaubenshelden betrifft, volles Recht auf Glaubwürdigkeit 
haben. 

Die Akten erzählen uns, dass der Priester Valentin in 
Folge der zahlreichen durch ihn bewirkten Bekehrungen 
durch den Kaiser Claudius dem Praefecten Calpurnius über- 
liefert wurde, der ihn dann » cuidam Aslerio principi suo » 
übergab. Asterius, durch die Heilung seiner blinden Tochter 
bekehrt, wurde durch den h. Priester getauft; ein Bischof 
Namens Callixtus, welcher sich damals in Rom aufhielt, 
“ signarit Aslerium cum omni domo sua ». Nunmehr 
treten in die Erzählung die Gatten Marius und Martha mit 
ihren Söhnen Audifax und Abacuc ein, vornehme Perser, die 
nach Rom gekommen waren, um die Gräber der Apostel zu 
verehren. Ihre Geschichte wird nun mit der des h. Valentin 
verflochten, so dass, wie ich schon sagte, die Akten unseres 
Martyrers als ein Auszug aus denen jener persischen Heiligen 
betrachtet werden können. Nach der Bekehrung des Asterius 
wird Valentin’ abermals vor Jen Kaiser geführt, der ihn erst 
geisseln, dann enthaupten lässt. Die Vollstreckung des Ur- 
theils geschieht ausserhalb Rom’s an der Via Flaminia; eine 
fromme Matrone Namens Sabinilla, verschafft sich den Leich- 
nam des Martyrers und bestattet ihn auf ihrem praedium in 
nächster Nähe der Richtstätte, « qui decollatus est via Fla- 
minia sub die XVI Kalend. Marliarum: cuius corpus col- 
legit quaedam malrona Savinilla et sepelivit in eodem loco. 
ubi decollatus est accipiens coronam vitae quam repromisil 
Deus diligentibus se. Ibi postea a Julio papa fabricuta est 
ecclesia in honorem S. Valentini presbyleri et mirifice de- 


ORAZIO MARUCCHI. 19 


corala in qua devote petentibus beneficia Domini praeslantur 
usque in hodiernum diem 1). 

2.Sehen wir nun zunächst in Kürze, welches die Lage der 
Christen unter der Regierung Claudius II, unter welchem Va- 
lentin litt, gewesen ist. 

Nach dem Tode des Gallienus rief das Heer Jen Claudius 
zum Imperator aus im März 268; bald darauf drangen mächtige 
Heere der Barbaren in die Provinzen der Balkan-Halbinsel 
ein, und der Kaiser zog aus unter dem Jıbel und dem Beifall der 
Römer zur Vertheidigung des Reiches. Claudius besiegte die 
Gothen bei Nissa und am Haemus; seine glänzenden Siege 
erwarten ihm den Beinamen Gothicus. Allein er überlebte 
nur kurze Zeit seinen Triumph, da er, in Sirmium von der 
Pest ergriffen, ebendaselbst im April 270 starb. ἢ) 

Manche Kritiker haben im Hinblick auf den Gerechtig- 
keitssinn und den wohlwollenden Charakter, die die Geschicht- 
schreiber an Claudius rühmen, es bestritten oder doch in 
Zweifel gezogen, dass er die Kirche verfolgt habe. Pagi leug- 
net es gradezu 8); Ruinart schweigt darüber 4); Franz Görres 
in seinem Aufsatze « Christenverfolgungen » in Kraus’ R.-E. (I, 
241) bestreitet es indirect ebenfalls, da er nach Gallienus nur 
eine einzige unbedeutende Unterbrechung der Friedensepoche 
für die Kirche unter des Claudius’ Nachfolger Aurelian (270- 
275) zugibt. Dasselbe thut Aube.°) Tillomont dagegen, so 


1) Acta Sanctorum, vol. 11 Febr. pag. 753-754. 

2) Trebellius Pollio in Claudio, Aurelius Victor de Caesaribus ; 
Zosimus I, 42, 43, Ammianus Marcellinus XXXI, 7. 

3) Critica ad Ann. Baron. zum J. 269 n. VII, Tom. III, pag. 156. 

4) Acta mart. sincera, Vorrede, III, pag. LVI. 

5) L’Eglise et l’&tat dans la seconde moitie du troisiöme siecle, 
p. 444-451. 


20 COEMETERIUM U. BasııIcA S. VALENTINI 


streng er sonst in seiner Kritik zu Werke geht, gibt eine 
Verfolgung unter Claudius zu !), und diese Ansicht hat auch 
neuerdings de Rossi ausgesprochen, wo er über die Martyres 
Graeci handelt, welche im Coemeterium Callisti bestattet 
wurden 2). Die gleiche Ansicht vertritt Allard in seiner Ge- 
schichte der Verfolgungen. ?) — Dass wirklich unter der Re- 
gierung des Claudius die Kirche verfolgt wurde, dafür zeugen 
die Martyrologien wie die Akten einiger Martyrer, unter 
ihnen die des h. Valentin, in denen wir ohne Grund eine In- 
terpolation in denjenigen Punkten annehmen würden, in 
welchen die Quellen dieser Art sich durchgehends als zuver- 
Jässig erweisen, nämlich in der allgemeinen Datirung der 
Ereignisse. Zudem ist es nicht wahrscheinlich, dass Claudius, 
der in jeder Beziehung sich als verschieden von seinem Vor- 
gänger Gallienus zu erweisen suchte, nicht diejenigen ver- 
folgt hätte, welche jener in Frieden gelassen und denen er 
sogar die Coemeterien und dieandern von Valerian confiscirten 
hl. Stätten zurückgegeben hatte. Es ist dann weiter bekannt, 
welche Achtung vor den römischen Gesetzen Claudius zur 
Schau trug und wieernach dem Vorbilde des Decius die alten 
Sitten zu erneuern trachtete : so darf man sich nicht wun- 
dern, dass er die Christen, welche Gottes Gesetz über Men- 
schensatzung stellten, als Feinde des Staates ansah und ver- 
folgte. Man hat ja überhaupt die Bemerkung gemacht, dass 
nicht die schlechten Herrscher die grimmigen Verfolger des 
Christenthums waren,sondern jene, welche mehr als die andern 
auseiner unsinnigen Staatsvergötterung ein politisches Dogma 
machten. 

Sehr richtig bemerkt Allard, dass die Verfolgung unter 


I) Memioirres etc. Tom. IV, Artikel über Papst Dionysius. 
2) Roma sott. III, 212. 
3) Allard, Hist. des persecutions, vol. III, pag. 196 ss. 


ORAZIO MARUCCHI. 21 


Claudius ihren Anfang genommen haben muss nach der Abreise 
les Kaisers von Rom, da bei der allgemeinen Besorgniss 
wegen des Ausgangs des Krieges, an welchem die Geschicke 
des Reiches hingen, der Fanatismus der Heiden von Neuem 
erwachen musste, um durch Sühnopfer die Götter zu gewin- 
nen. So waresjaauch schon unter Marc Aurelim Marcoman- 
nen-Kriege geschehen !). Wahrscheinlich ging die Verfolgung 
der Christen vom Senate aus, als der Kaiser sich bereits auf 
dem Kriegsschauplatze befand, d. h. im Jahre 269. Die Opfer 
fielen seit dem März dieses Jahres; es waren: eine Gruppe 
von Martyrern, die in Rom an der Via Salaria den Tod er- 
litten 3); Quirinus, der ebenfalls in Rom starb ?); Cominius, der 
in Catania 4), Eutychius, der in Ferento 5), Hippolytus und 
Aurea, welche zu Ostia δ), Gratilianus und Felicissimus, die 
in Faleria 7), Tolomeus und Romanus, welche in Nepi 8), 46 
Soldaten, die in Rom hingerichtet wurden, 3) ferner die 
ἢ. Tryphonius und Cyrillus 10) und der ἢ. Asterius, von dem 
die Akten des ἢ Valentin berichten !!), die persischen Mar- 


1) Allard, 1. c. 336 864. 

5 Acta SS. Jan. Tom. III, pag. 214 seq. 

3) Acta SS. Marti, Tom. I, p. 24. 

4) Acta SS. Martii I, 40. 

5) Ibid. IH, 458-164. Siehe über diese Martyrer die treffliche 
Monographie des Pater Germanus: Memorie archeol. e ceritiche 
sopra gli atti ed il cimitero di δ, Eutizio di Ferentu, Roma 1888. 

6) De Magistris, Acta Martyrum ad Ostia Tiberina sub Claudio 
Gothico, Ron 1795. 

‘) P. Germanus, 1. c. p. 224-260. 

8) Siehe Assemanni, De Sanctis Ferentinis in Tuscia, p. 123. 

9) Acta SS., Oct. VIII, 319. 

10) Ibid. 1. c. 

11) Ibid. Jan. II, p. 218. 


22 COEMETERIUM U. BasıLıca S. VALENTINI 


'tyrer Marius, Martha, Audifax und Habacuc ἢ) und endlich 
unser h. Valentin Priester der römischen Kirche 5). Esstimmt 
mit den anderweitigen historischen Thatsachen vollkommen 
überein, dass alle jone Blutzeugen nur Italien angeliören, 
das die Herrschaft des Claudius aneı'kannte; keiner den Pro- 
vinzen an der Donau, wo der Krieg geführt wurde, keiner 
Gallien, Spanien und Britannien, wo Tetricus herrschte, 
keiner Asien, wo Zenobia gebot. Die Verfolgung ist also keine 
allgemeine gewesen. Am heftigsten wüthete sie wohl in 
Rom und dessen Umgebung, wo der Senat grösseren Einfluss 
besass 3), 

3. Die Akten desh. Valentin weisen gleichmässig mit allen 
übrigen aus der Verfolgungszeit des Claudius den gemeinsa- 
nen Irrthum auf, dass sie den Kaiser in den Jahren 269 und 
270 in Rom anwesend sein lassen. Wahrscheinlich aber zog 
derselbe in den letzten Monaten des Jahres 268 in den Krieg 
gegen die Gothen; und aus diesem Grunde glaube ich, dass 
das Martyrium unseres Heiligen in den Februar 269 fiel. 
Jedenfalls haben wir nur zwischen den Jahren 269 und 270 
zu wählen, da im Februar 263 Claudius noch nicht Kaiser 
war und er schon im März 270 starb. Ichh möchte aber das 
ὅδ} 269 vorziehen, weil für dieses Jahr die Besorgniss wegen 
des Ausgangs des Krieges besser die erneute Verfolgung der 
Christen erklärt, während im Februar 270, nach den bareits 
erfochtenen Siegen, ein solch scharfes Vorgehen weniger 
erklärlich sein würde. 

Die Consuln des Jahres 269 waren der Kaiser Claudius, 


1) Ibid. Jan. 1. c., 216. 
2) Ibid. 14 Febr. 
3) Siehe Allard, 1. c., 203. 


ORAZIO MARUCCHI. 23 
und Paternus, und Praefect von Rom war Flavius An- 
tiochianus, derselbe, der im folgenden Jahre 270 zum zweiten 
Male Consul war!). Es ist also ein zweiter Irrthum der 
Akten, dass sie einen Calpurnius als Praefecten von Rom 
nennen ; derselbe dürfte der vom Praefecten delegirte Richter 
gewesen sein, 

In den Akten der persischen Heiligen Audifax und Aba- 
cuc, von denen, wie gesagt, diejenigen des h. Valentin ab- 
stammen, erscheint ein Bischof Namens Callistus, der in Rom 
an Stelle des Papstes Dionysius die bischöflichen Functionen 
vornimmt. Baronius hält ihn daher für einen Bischof von 
Porto, der als solcher Jurisdiction im Transtiberinischen 
Stadtviertel hatte ?); allein mit mehr Grund sieht Tillemont 
in ihm einen von seinem Sitze durch die Verfolgung vertrie- 
benen und nach Rom geflüchteten Bischof, der hier mit dem 
Papste die Oberhirtensorge theilte 3). Das Gleiche kommt auch 
in andern Verfolgungen vor, wo die Bischöfe gemäss der 
Weisung des Evangeliums aus einer Stadt in die andere 
flüchteten ;, ein Umstand der dem Tertullian, damals schon 
Montanist, Anlass bot sie spöttisch Löwen im Frieden und 
Hirsche in der Verfolgung zu nennen 8). Den verjagten Bi- 
schöfen musste aber Rom als die sicherste Zufluchtsstätte 
erscheinen, wo man sich leichter verborgen halten konnte; 
die Episode dieses Bischofs Callistus bestätigt mithin die That- 
sache der Verfolgung. 

4. Weiteres lässt sich über diedunkele Geschichte unseres 
Martyrers nicht sagen ; nur soll die Frage wegen seines Na- 


1) Klein, Fasti Consulares a. 269, 270. 
2) Martyrol. Rom. 14 Febr. 

3) Mem. d’hist. eccl. Tom. IV, p. 678. 
4, De fuga in persecutione. 


24 COEMETERIUM U. BasSILICA S. VALENTINI 
mensvetters in Terni noch kurz berührt werdan, eine Frage, 
in welcher die Ansichten der Gelehrten vielfach aus einander 
gehen. Valenlin, Bischof von Terni (Interamnum) in Umbrien, 
soll zu Rom unter demselben Claudius Gothicus gemartert 
worden sein und sein Fest wurde an demselben 14. Februar be- 
gangen, Ein solches Zusammentreffen legt den Gedanken nalıe, 
dass beide Martyrer eine und dieselbe Person seien und dass 
die locale Verehrung des Volkes aus einem Martyrer deren 
zwei gemacht. 

In der That ist Tillemont dieser Ansicht, indem er dafür 
hält, dass der Bischof von Terni in Rom an der Via Flaminia 
begraben sei; und weil sein Fest hier wie in Terni begangen 
wurde, habe die doppelte Feier zu jener Verdoppelung der 
Person den Anlass geboten 1). Sollier 5), Giorgi 3) und de Ma- 
gistris 1) dagegen halten an zwei Valentin fast. In den hie- 
ronymianischen Martyrologien hat grade der 14. Februar sehr 
verworrenen Text ; dennoch können wir aus der Vergleichung 
der weitläufigern mit den verkürzten einige Aufklärung schöp- 
fen. Valentin von Terni ist erwähnt in dem von de Rossi ent- 
deckten Berner Codex, im Codex Lucensis bei Fiorentini °) und 
im Codex von Echternach δ)  ἰη den verkürzten Martyrologien 
findet er sich im vaticanischen Codex der Königin Christina von 
Schweden 17) und in dem von D’Achery 8); auch in den Martyrolo- 


1) Mem |.c. 

3) Acta SS. 14 Febr. 

3) Martyrol. Adonis. p. 90 f. 

4) Acta Martyrum ad Ostia Tiberina p. 40, 41. 

5) Vet. occid. eccl. martyrol. p. 315. 

6) Ibid. 1. c. 

7) Acta SS. T. I, p. XXXVIIl. 

8, Spicileszium vett. ss. ed. Paris 1723, t. II, p. 27. 


ÖRAZIO MARUCCHI. 25 
sien des Ado unddes Beda geschieht seiner Erwähnung. Valen- 
tinvon Rom erscheint in fast allen verkürzten hieronymiani- 
schen Martyrologien, im Codex der Christina, in dem von 
Einsiedeln aus dem IX Jahrh. !), im Gellonensischen 3), indem 
metrischen des Wandelbert bei D’Achery 3), in dem verkürzten 
von Augsburg, in dem von Labbe 4), und vielleicht auch im 
Kalendarium marmoreum von Neapel, wenigstens nach der 
Ansicht Mazzocchi’s, der die dortige Angabe lieber auf den 
römischen, als auf den Martyrer von Terni bezieht 5). — Das 
Alter der Zeugnisse in den Martyrologien für zwei Valentin 
ist nun schon ein gewichtiges Argument gegen eine Confun- 
lirung beider. Dazu kommt, dass der von Terni stets mit 
dem Titel « Bischof » angeführt wird, während der römische 
als « Priester » bezeichnet wird. Trotz mancher Aehnlich- 
keiten sind die Akten keineswegs identisch ; auch die Namen 
der Praefecten sind verschieden. Einen sicheren historischen 
Anhaltspunkt haben wir in den Akten des Bischofs von Terni 
in dem Namen des Praefecten Furiosus Placidus, offenbar ein 
Schreibfehler für Furius Placidus, der 273 Consul war und 
Jaher sehr wohl unter Claudius die praefectura urbana be- 
kleidet haben kann. Nach denselben Akten wurde die Leiche 
des Bischofs von Rom aus nach seinem Bischofs - Sitze 
übertragen. Noch bedeutsamer aber ist die Thatsache, dass 
Terni ein Coemeterium besitzt, mit zahlreichen Inschriften 
des IV und V Jahrhunderts, sowie eine Basilica, die im- 


1) Spicilegium vet. scriptorum el. Paris 1723, 20, p. 97. 

2) Ibid. 1. c. 

3) Ibid. 1. c. 

4) Acta SS. T. I, p. XXXVIII seq. 

6) Vetus Marm. 8. Neap. eccl. Kal., ed. Napol. 1745, p. δῦ. 


26 COEMETERIUM U. -BasıLtca S. VALENTINI 


mer den Namen ἀθ8 ἢ. Valentin geführt hat 1). Ueber diese 
Basilica haben wir positive Zeugnisse der ältesten Zeit; 
sie war das Heiligthum, um welches sich die Gräber der 
Gläubigen von Terni gruppirt haben. Ich erwähne nur die 
Grabschrift des Bischofs Homobonus aus deın IV oder V Jahr- 
hundert, aus der sich ergibt, dass dort ein eigener Begräbniss- 
platz für die Bischöfe hergerichtet war. Aus demselben Coe- 
ıneterium zu Terni stammt vielleicht auch ein Sarcophag, 
wahrscheinlich dem IV Jahrhundert angehörig, mit der höchst 
eigenartigen, von mir zuerst publicirten Inschrift eines christ- 
lichen Qualuorvir quinquennalis’?). 

Aus dem Vergleich mit den andern Basiliken in der Um- 
gebung Roms ergibt sich der Schluss, dass die römische ihren 
Namen vom ἢ. Valentin trug, weil sein Grab Jort war, und 
aus keinem andern Grunde. Zudem aber haben wir aus dem 
IV und V Jahrh. unzweifelhalte Denkmäler aus dem Coeme- 
terium des ἢ, Valentin zu Rom, wo, wie wir nachweisen 
werden,damals noch sein Grab verehrt wurde. Das sind also 
zwei gleichzeitige Monumente, das eine in Rom, das andere 
zu Terni, welche beide den Namen eines heil. Valentin 


I) Fr. Angeloni, Storia della cıtta di Terni, führt den Nach- 
weis, dass diese Basilica immerfort als die Ruhestätte des h. Bi- 
schofs Valentin verehrt wurde. Dort schloss Papst Zacharias Frieden 
mit dem den römischen Ducat bedrohenden Longobardenkönig 
Luitprand. 

2) ANTRACI | VS. IIII | ΝΒ Ὁ | VIXIT 

AN|LVI.M.XI| DIES XII | DEP. VIII | IDVS. 
MA | RTIAS 

Diese Inschrift, jetzt im Rathhause zu Terni, ist schon von 
Marini, aber schlecht, edirt, da er las: Leucis in pace virgo quae 
vizit etc. (δ. Cronachetta von Armellini, April 1878). 


OÖRAZIO MARUCCHI. 27 


tragen. Dieses stimmt aber vollkommen überein mit dem, was 
wir in den historischen Zeugnissen finden, welche ebenfalls eine 
doppelte Angabe enthalten, so dass hier nicht an einen Zufall 
gelacht werden kann, vielmehr die Thatsache der Unterschei- 
Jung beider Martyrer eben dadurch besiegelt wird. 

Das Coemeterium des h. Bischofs Valentin in Terni ist 
ron de Rossi in seinem Bullettino (1871, pag. 85 seq.), woer 
die christlichen Monumente Umbriens behandelt, beschrieben 
worden. Aus seiner Darlegung ergibt sich das hohe Alter . 
Jieses Coemeteriums ; seinen Ursprung verdankt es eben der 
Anwesenheit des Leichnams des h. Martyrers, der von seinen 
Jüngern dort hin übertragen wurde, wie uns seine Akten 
berichten und wie es durch die Recognition seines Grabes 
im Jahre 1605 bestätigt worden ist. Die Leiche ruhte näm- 
lich in einem Marmorsarge, und in älınlichen Särgen ruhten 
die Gebeine anderer Martyrer. Jedes christliche Zeichen fehlte. 
De Rossi selber fand in der Umgebung der Kirche andere 
derartige Sarcophage, alle rohbehauen und ohne Inschrift. 
ber Sarg des ἢ. Bischofs Valentin war nach Boldetti’s Be- 
richt von aussen unbearbeitet dagegen im Innern mit Reliefs 
und mit einem Kreuze ron Armesgrösse geschmückt. De Rossi 
macht dazu die Bemerkung, dass die Sitte christliche Orna- 
mente und Symbole an den Innenwänden der Särge anzu- 
bringen eine Eigenthümlichkeit jener Orte sei, wo die Coe- 
meterien nicht unterirdisch waren; und dass dieser Brauch, 
der in den Zeiten der Verfolgung aufkam, auch noch in den 
ersten Jahrzehnten des Friedens beihehalten wurde. Daraus 
ergibt sich, dass in dem Coemeterium von Terni seit ältester 
Zeit die Gebeine des h. Bischofs Valentin verehrt worden 
sind, der dort nach den alten localen Bräuchen begraben, und 
nicht etwa in späteren Zeiten dorthin von Rom übertragen 
worden ist, wie man nach Tillemont’s Hypothese annehmen 
müsste, sondern unmittelbar nacb seinem Martyrium. — 
Wenn daher zu gleicher Zeit in Rom und in Terni zwei 


28 COEMETERIUM U. BasıtlıcaA S. VALENTINI 


Gräber existirten und verehrt wurden, so folgt daraus mit 
Nothwendigkeit die Annahme einer doppelten Person. Wir 
haben gesagt, dass in den Akten und in den Martyrologien 
der Valentin von Rom stets als Priester, der von Terni stets 
als Bischof bezeichnet wird. Dieser Umstand schliesst um so 
ınehr die Annahme einer spätern Translation aus, als die Gläu- 
bigen von Terni gewiss nie die Gebeine, alle oderzum Theil, 
eines Martyrers als die ihres Bischofs in ihre Stadt übertra- 
‚gen haben würden, wo es feststand, dass derselbe ein Prie- 
ster der römischen Kirche gewesen. 

Was dalıer das gleiche Datum des 14. Februar als To- 
destag beider Martyrer betrifft, so scheint es wir wahrschein- 
lich, dass dies der dies anniversarlus des römischen Valentin 
ist und dass später, in Ermangelung genauer Zeitangabe, die 
Gläubigen in Terni den Jahrestag ihres Bischofs auf dasselbe 
Datum gelegt haben. Denn dass man den Todestag des Priesters, 
der an der flaminischen Strasse enthauptet und in der Nähe 
seiner Richtstätte begraben wurde, in Rom vergessen hätte, 
ist weit weniger auzunehmen, als ein gleiches Factum in 
Terni; nicht nur weil die Leiche des Bischofs erst dorthin 
übertragen werden musste, sondern mehr noch, weil in den 
kleinern christlichen Gemeinden zur Zeit der Verfolgung die 
historischen Documente und localen Erinnerungen leichter 
verloren gingen. Dort wird man also in der Zeit des Friedens 
in Ermangelung eines sichern Datums den Jahrestag des Bi- 
schofs auf den des gleichnamigen römischen Martyrera3 gelegt 
haben. Damit stimmt auch die von de Rossi gemachte Be- 
merkung überein, der in den verworrenen Angaben für die 
umbrischen Martyrer für den 14. Februar die Spuren ver- 
schiedener Interpolationen erkannt !). Auch Sollier macht zu 


I) Bull 187], pag. 8. 


OrAZIO MARUCCHI 29 


eben denselben Angaben betreffs der Martyrer aus Umbrien 
die Bemerkung, dass ihre Akten hac die mirum in modum 
et ampla et confusa sunt 1). Vielleicht gab auch die Erwähnung 
der Via Flaminia, an welcher der römische Martyrer ruhte 
und die auch an Terni vorbeiführte, den Anlass zu jener 
Confusion ?). 

Wie dem auch sei, mir genügt der Nachweis der Exi- 
stenz zweier Martyrer gleichen Namens, von denen der rö- 
mische einfacher Priester war, dem das dortige Coemeterium 
vor Porta del popolo seinen Namen verdankt. 

5. Lassen wir daher den Martyrer von Terni bei Seite, 
um uns einzig mit dem wirklichen römischen und seinem 
Grabe zu beschäftigen. Nach den Akten bestattete die 
fromme Matrone Sabinilla die Leiche - in eodem loco, 
ubi decollalus est » 383 an der flaminischen Strasse, wohl 
auf inrem Landgute. Dort ist denn auch immer sein Grab 
verehrt worden, wie ausser den Akten und den Martyrologien 
nochdieltinerarien bezeugen 4). Der Salisburgense sagt: « Deinde 
intrabis per Aquilonem, donee pervenies ad porlam flami- 
niam, ubi quiescit Valenlinus in basilica magna, quam Ho- 
norius reparavit, et alii marlyres in aquilone plaga sub 
terra. » Der sog. Epitome des Buches de locis sanctorum 
marlyrum in einem Würzburger und zwei Salzburger Codices 
bezeugt das Gleiche: « Inde juxta viam flaminiam apparel 
ecclesia mirifice ornata S. Valentini, ubi ipse corpore jacel, 
et multi sancli ibidem suntl sepulli ». In der schon von Ma- 


I) Ad Usuardi martyrol. 14 Febr. 

3) Vergl. de Rossi, Bull. (2 Ser. an?. ἢ. 3). 

3) Acta SS. 14 Febr. 

4) Ueber die critische Geschichte dieser topographischen Docu- 
mente und ihren echten Text vergl. de Rossi, ἢ S. I, pag. 136, seq. 


.:0 COEMETERIUM U. BASILICA 5. VALENTINI 


billon und neuerdings von Hänel publicirten und aus dem VIII 
Jahrh. stammenden Einsiedler Topographie findet sich für das 
"Grab die nähere Angabe : « /n via Flaminia foris murum in 
dextra S. Valentin. in sinisira Tiberis. » Die genaue Entfe- 
nung von der Stadt ist angegeben in der Nolitia portarun:. 
viarum ecclesiarum circa urbem Romam bei Wilhelm von 
Malmesbury (XII Jahrh.): « Secunda porla Flaminea, quae 
modo appellatur sancti Valentini, οἱ laminea via, el cum ad 
ponlem Molbium pervenit, vocatur via Rarennana, quia ad 
Ravennam ducit. [δὲ in primo milliario fori sancltus Valen- 
tinus in sua ecclesia reqütescit. » 

Durch diese übereinstimmenden und zuverlässigsten Zeug- 
nisse ist uns das Grab des h. Valentin ausserhalb der aure- 
lianischen Mauer, am ersten Meilenstein, rechts von der 
Stadt aus, angegeben. Es muss mithin am Fusse der west- 
lichen Abhänge des Monte Parioli liegen. Und in der That 
hatman in dem ehemals den Augustinern gehörenden Wein- 
berge stets ein christliches Coemeterium gekannt, das auchı 
seit Bosio’s Zeit den Namen des h. Valentin trug. Die Be- 
schreibung desselben wird die Aufgabe des folgenden Ka- 
pitels sein. 


VIER BIBLIOTHEKEN 


VON 
ALTEN BASILIANISCHEN KLOSTERN IN UNTERITALIEN. 


VON P. BATIFFOL. 


En U 2 


Die Bibliotheken der einst so blühenden basilianischen 
Klöster Unteritaliens sind zerstreut. Doch auch die blossen 
Verzeichnisse ihrer Bestände liefern für die Culturgeschichte 
der Klöster selbst wie auch für die Litteraturgeschichte des 
Mittelalters und die Geschichte der modernen Bibliotheken 
nicht zu verachtendes Material 1). Ich werde desshalb an dieser 
Stelle die Kataloge von vier dieser Bibliotheken, welche uns 
theils im Original theils in Abschriften erhalten sind, ver- 
öffentlichen in der Form wie sie in den Manuscripten auf 
uns gekommen sind. 


I) Vergl. Römische Quartalschrift, II, S. 36 sqq. (Ungedruckte 
Papst -und Kaiserurkunden aus basilianischen Archiven), und 
Revue des Questions Historiques, XLV (1889), 5. 177 sqq. (La Va- 
ticane depuis Paul III). 


32 BASILIANISCHE BIBLIOTHEKEN 
I. 


Katalog der griechischen Handschriften der vorma- 
ligen Stiftsbibliothek von Sant-Elia di Carbone 


In der Basilicate. 


Aus der Stiftsbibliolhek von Grotta Ferrala, Cod. Z.d. 
XXXIX. Moderner Papier-Cod. mit folgendem (im Original 
italienischen) Titel: Abschrift eines Verzeichnisses aus der Mitte 
des XVII Jahrhunderts im Archiv von S. Basilio in Rom, 


Inventario delli libri greci et latini che si ritrovano nel- 
”’Archivio abbatiale di S. Elia di Carbone. 


l. In primis uno libro di epistole di S. Geronimo latino. 

2. ltem un testamento greco, 

3. Item un thomo di prediche in greco intitolato Cata 
ta erga. 

"4. Item un thomo de prophetie greche. 

5. Item un libro mineo del mese d’ottobre. 

6. Item un altro di novembre. 

7. Item un altro mineo di marzo, aprile et maggio. 

8. Item homelie di santo Theodoro. 

9. Item un altro mineo di giugno, luglio, agosto. 

10. Item una legenda di San Basilio. 

11. Item un triodion quadragesimale. 

12. Item un evangelista. 

13. Item un paracliticon. 

14. Item un espositione d’evangelio. 

15. Item un ordinatione delli apostoli. 

16. Item un altro mineo di decembre et gennaro. 

17. Item un anastasimo. 

18. Item una regola di San Basilio. 

19. Item un festivo. 

20. Item le regole di San Basilio. 


δ ἢ Ὁ ὦ ΚΝ 


P. BATIFFoL. 


. Espositione di San Basilio. 
. Legenda de santi. 
. L’atti delli apostoli. 


Un mineo di decembre. 


. Vita de santi padri. 

. Sermone sopra de profeti et S. Gio. Crisostomo. 
. Uno psalterio. 

. La nativitä de N. S. Jesu Xpi. 

. Titolo de rubriche di Costantino Jascari. 

. Nativitas cum officio B. Virginis Mariae. 

. Vocabolario greco. 

. Un altro pezzo de psalterio. 

. Oratio de Sant Afremme intornc al digiuno. 

. Un contacion. 

. Stichirarion. 

. Vita di 90 monaci. 

. Oratione di San Gio. Crisostomo sopra la peccatrice. 
. Il primo volume dell’epistole de 8. Giovanni. 
. II testamento novo. 

..Oratione di 5. Gio. Crisostomo. 

. Un mineo del mese di gennaro. 

. Un mineo de marzo. 


Un mineo de decembre. 


. Una parte del triodion. 

. Testamentum novum, 

. Senaxario. 

. Un volume de dottrina. 

. Opera de grammatica. 

. Vita de santi padri. 

. Canoni delli apostoli coll’espositioni. 
. Uno evangelista in carta bombecina. 
. Un catanicticon. 


Sermone de San Basilio sopra li salmi. 


. Un quadragesimale alias triodion. 
Rös. QUARTALSCRIFT, Jahrg. 11]. 


33 


34 


BASILIANISCHE BIBLIOTHEKEN 
. Un mineo de febraro. 
. Vita de santi. 

. Vita et fatti de Saba sacerdote padre nostro antiquo. 
. Mineo de febraro. 

. XV.....antino. 

. Contachion in ottavo. 
. Vita de santi padri. 

. Sticherarion. - 

. Vita de santi martiri Vito Crescentia et Modesto. 


Testamento novo. 


. Sermone avanti la Pentecoste. 
. Historia de S. Maria Egiptiaca. 
. Grammatica sopra la prosodia. 
. Oratione di S. Gio. Crisostomo. 
. Sermone di S. Greg. archiep. Const. 
. Messale greco. 

. Esposition sopra li psalmi. 

. Regole di San Basilio in alia. 

. Atti delli apostoli. 

. Psalterio in ottavo. 

. Homilia sine principio. 

. Vita de santi Padri. 

. Orationi intorno al digiuno. 

. Espositione dell’Evangelio. 

. Un sinaxario. 

. Triodion quadragesimale. 

. Esortativa de santi Padri. 

. Oratione de santo Effrem. 

. Una grammatica de prosodia. 

. Orationi de santo Epifanio. 

. Sermone di S. Gio. Grisostomo. 
. Esposition della croce. 

. La prima parte delli biblion. 


P. BaLirFroL. 35 
II. 


Katalog der griechischen Handschriften der vorma- 
ligen Stiftsbibliothek von San-Pietro Spina in 


Calahrien. 


Archiv. Vatic. Basiliana (ohne Nummer): « Liber spi- 
ritualium rerum abbaciae Sancti Petri in Spina, Casalis Chiani 
(Ciano), Melitensis (Mileto) dioecesis, conscriptus de mandato 
Ilmi et Rmi Düi mei Don Bernardini de Mendoza, filius pro- 
regis, abbas et archimandrita praedictae abbaciae anno Di 
milesimo quingentesimo septuagesimo nono. » Original. In- 
cipit: « Nos licentiatus Christophorus de Cuenca hispanus 
visitator abbatiae et ecclesiae Sancti Petri de Arena, etc. » 


Inventario et Robe inventoriate che se trovano in la Ab- 
bacia di Sancto Pietro Spina di Arena, etc. 


Li libri greci de la predita ecclesia. 
Imprimis uno missale greco. 

. Item undeci libri in pergameno nominati euangelistari. 

. Item quatro libri de epistola. 

. Item tre piezi de libri de profecia. 

. Item cinco piezi del salmista. 

. Item dui piezi de triode. 

. Item dui piezi di libri festiui. 

. Item sei piezi de Emineis. 

. Tre piezi de Anastissimo. 

. Item dui piezi de Strigeraro. 

. Item uno piezo di libro tripico. 

. Item un Cathanitico. 

. Item uno paraclitico. 

. Tre piezi de Sinaxari. 

. Uno eclogo. 


».» 
μοῦ 


, ὦ κὸ  κ χὰ ὦ DT ἃ ὁπ δὴ m 


96 BaSILIANISCHE ΒΙΒΙΙΟΤΗ͂ΕΚΕΝ 


1. Uno pezoto de missale. 
46. Item quarentasei pezi de libri piculi et grandi di dif- 
ferenti autori. 


ΠΙ. 
Katalog der griechischen Handschriften der vorma- 


ligen Stifsthlbliothek von S. Salvatore ἔπ Pa- 


lermo !), 


Bibliolheca Valican. cod. lal. 6429, Papier- Codex des 
XVII Jahrhunderts. ; fol. 116 und 117. 


Panhormi. 


In monasterio Sancti Salvatoris monacharum Ordinis 
D. Benedicti (sic), in quo educata fuit Constantia filia Gulielmi 


1) Ant. Franc. de Napolı schreibt dem Card. Sirleto, Palermo 
9 giugno 1882 (Cod. Vatican. lat. 6194, fol. 398) : 

« Questi mesi passati scrissi a V. 5. IIma.... avisandola di 
quei libri cha havea trovati... Vi sono alcune homelie, et sermoni 
de Santi Padri non ancor veduti, et degni di vidersi; quando 
V.S.Illmane vorra copia d’alcüni, potra scrivere qui a Mons. l’Ar- 
civescovo che con la sua autoritä se possano cavare gli originali 
dal Monasterio del Salvatore di questa cittä per copiarsi, perciochd 
l’Abbadessa et le monache stimano tanto detti libri, et li tengono 
in tanta veneratione per essere stati dalla Reina Constanza la quale 
fu monaca in questo monasterio, che ἃ pena li lasciano vedere et 
con gran sforzo... V. S. Illma aviserä del modo che ho Jdetto che 
non mancherd di servirla conforme al mio desiderio. Questi com- 
mentarii sopra gli Evangelii che vanno sotto il titolo d’Athanasio 
sono integri... Jo scrissi a V. 5. Illma clıe nella Abbadia di Nova 
Luce in Catania hanno trovato un’opera di Guismondo vescovo Aver- 
sano che fü nel concilio Vercellense contra Beringario: non so 8᾽ ὁ 
in stampa...» 


P. ΒΑΤΙΡΡΟΙ,. 37 


primi huius nominis Siciliae Regis cognomento Mali et mo- 
nachalem professionem fecit, quae postea Henrico Imp. Fe- 
derici Aenobarbi fillio nupsit, et Federici tertii mater fuit, 
libri graeci aliquot extant vetustis characterib. descripti. V. 

l. Evangelia per annum pulchris et antiquis characterib. 
descripta graece. 

2.Codex maximus graece descriptus vetustissimis characte- 
rib. in quo extant sanctorum Patrum infrascripti sermones. — 
D. Joannis Chrisostomi sermones sive Homeliae in Psalmos,. 
Eiusdem Homeliae variae in Evangelia. —D. Basilii Archie- 
piscopi Seleuciae Homelia in Introitum Hierosolymae. — Isi- 
chii Presbiteri Hierosolimitani Homelia in Lazarum Quatri- 
duanum. Eiusdem in Lazarum Quatriduanum. — D. Joannis 
Chrisostomi Homeliae duae in Lazarum Quatriduanim. — 
D. Andreae Archiepiscopi Cretensis Homelia in Lazarum 
Quatriduanuın. —D. Joannis Chrisostomi Homelia in Lazarum 
Quatriduanum. Eiusdem in Eundem. — Basilii Archiepiscopi 
Seleuciae in Quatriduanum Lazarum Homelia. — D. Athanasii 
Archiepiscopi Alexandriae Homelia in Evangelium Lucae de 
Beatitudinib. Eiuslem alia Hoınelia in octo Beatitudines: in 
Evangel. Lucae. Eiusdem Homelia alia in octo Beatitudines. 
— Ὁ. Joannis Chrisost. Homelia in octo Beatitudines. — Jo- 
sephi Archiepiscopi Thessalonicae sermo in beatum Lazarum 
et in resurrectionem iustorum. — Beati Titi Episcopi Bostron 
sive Bostrorum sermo in octo Beatitudines. — D. Joannis 
Chrisost. sermo in magnam Hebdomadam. Eiusdem in eandem. 
Eiusdem sermo alius. Eiusdem sermo de Pharisaeorum concilio. 
— Leontii Presbiteri Constantinopolitani sermo in Beatum Job. 
—D.Joannis Damasceni Monachi sermo in Parabolam vineae et 
villiei. Eiusdem sermo de Eleemosina et X virginibus,. Eiusdem 
sermo de interpretatione Loci Evangelii Divi Mathaei de Talen- 
tis. Eiusdem sermo de X virginibus. — Leontii Presbiteri Con- 
stantinopolitani sermo in Job et de magna Hebdomada. — 
D. Joannis Chrisost. in lorum Evangelii: potestis bibere Ca- 


38 BASILIANISCHE BIBLIOTHEKEN 


licem uem bibiturus sum. — Leontii Presbiteri Constanti-. 
nopol. sermo in Judae proditionem. — Ὁ. Joannis Chrisost. in 
sanetam Domini quinquagenam. Eiusdem sermo in Judae pro- 
ditionem. Eiusdem sermo de Abstersione pedum per Mariam 
Madalenam. — Theophili Archiepiscopi Alexandriae sermo de 
mistica Caena, et lotione pedum. — Basilii Archiepiscopi Ale- 
xandriae sermo in magnam Parasceven.—D. Joannis Chrisost. 
sermo in magnam Parasceven. Eiusdem in Latronem et Beataın 
VYirginem. Eiusdem in passionem et Crucem Düi Eiusdem in 
latronem et Sanctum pasca. Eiusdem in sanctam Parasceven. 
— Leontii Presbiteri Constantinopolitani sermo in sanctam 
Parasceven. — Georgi Episcopi Nicomediae sermo in Sepul- 
turam et resurrectionem Düi. —D. Joannis Chrisostomi sermo 
in sepulcrum, et resurrectionem Düi. — Sancti Pris. Nri. Am- 
plilochii sermo de magno Sabato. — Gregorii Episcopi An- 
tiochiae Je triduo resurrectionis ΠῚ Nri Jesu Chr. sermo 568 
potius liber. — Ὁ. Epiphanii Archiepiscopi Cipri sermo in 
sanctam Diii nri Sepulturam et in Joseph ab Arimathea et 
sermo seu potius liber, nam prolixus est. — D. Joannis 
Chrisost. sermo in sanctum Pascha. Eiusdem sermo in se- 
cundam Diüi apparitionem. Eiusdem in bLominicam appari- 
tionem, et in sanctum Thomam. Eiusdem sermo in Analipsim 
Dni Nri Jesu Christi. 

3. Evangelium D. Matthei Cum Commentariis. Titulus 
praefert D. Athanasium pulchris Characterib. descriptum. — 
Evangelium secundum Marcum cum commentariis eiusdem. 
— Evangelium sm. Lucam cum commentariis eiusdem. — E- 
vangelium sm. Lucam cum commentariis eiusdem. — Evan- 
gelium sm. Joannem cum Commis eiusdem. — Ex sermone 
Papae Alexandri in Simonem Joannis, diligis me plus his. 

4. Fragmenta quaedam homiliarum Chrisostomi et aliorum. 

5. Testamentum novum pulchre descriptum : quod quidem 
fuit Reginae Constantiae monacae, uxoris Henrici Imp. de 
qua supra mentionem fecimus. Extat ineodem codice eiusdem 
professio monacalis autographa. 


P. ΒΑΤΙΡΡΟΙ,. 39 


Inventar der Bücher des Klosters von Grottaferrata. 


Dasselbe wurde aufgenommen auf Befehl des Cardinals Bes- 
sarion im Jahre 1462. (Das Original befindet sich im Archiv 
von Grottaferrata Cod. Ζ. S. XV; die vorliegende Copie ver- 
danke ich dem Wohlwollen des dortigen Archivisten Pater 
A. Rocchi). 


]. 
1; 
9. 


Unum misale latinum coopertum de tella blanca. 
Unum misale latinum manuale. 
Novem evangelistarios grecos sex coopertos et tres 


non coopertos. 


2. 


πε 
ἐν 


-- » κὸ μὶ μὶ μ᾿ μὸ ὦ κὸ κ΄ ἢ ἃ DD ἃ ὦ Οὐ ὃ μὸ "Ὁ 


Duo epistularia coperta. 


. Quatuor psalteria tria coperta et unum non. 


Duodecim minea totius anni. 


. Unum mineum mensis decembris Prophetae Naum. 
. Unum mineum Augusti copertum. 

. Duos libros prophetarum. 

. Tria triodia totius anni. 

. Vitam S. Basilii copertam. 

. Duo catanictica. 

. Duos diapolitos. 

. Duos Theologos non coopertos. 

. Duo stichinaria. 

. Unum chinonicon. 

. Vitam S. Basilii non copertam. 

. Duos libros Crisostomi super Mattheum. 

. Crisostomum super Johannem. 

. Omilias Crisostomi copertas. 

. Legendarium Crisostomi de Vita Gregorii. 

. Legendarium Crisostomi in quatragesima. 

. Sermones Crisostomi super circumcisionem coopertos. 
. Pontificale Crisostomi copertum. 

. Sermones Gregorii Nazianzeni. 


40 ΒΑΒΙΠΙΑΝΊΒΟΗΕ BIBLIOTHEKEN 


. Vitam Gregorii copertam. 
. Epistulas Gregorii Papae copertas. 
. Unum librum Machabei mensis Augusti. 
. Unum librum Prophetae Jeremiae mensis Maji. 
. Unum legendarium Junii. 
. Unum legendarium Aprilis. I 

1, Unum legendarium Simonis tuendi mandra (sic) mensis 
Septembris non copertum. 

1: Unum legendarium Isaachi copertum. 

1. Legendarium omnium Sanctorum mensis Octobris 
coopertum. 

l. Legendarium 5. Barbarae mensis decembris copertum. 

1, Legendarium S. Maximi de vita Sanctorum copertum. 

1, Legendarium Martirum mensis octobris copertum. 

l. Legendar. omnium Sanctorum sine principio non 
copertum. 

1. Legendar. omnium martirum coopertum. 

l. Unum cumentum (sic) evangeliorum. 

1. Unum Damascenum copertum. 

l. Unum librum Joannis Elachistae et Damasceni non 
copertum. 

l. Unum librum Joannis Climachi coopertum. 

1. Unum librum Gregorii Theologi non coopertum. 

l. Unum librum Theodori Episcopi non copertum. 

1, Unum librum Jacobi Apostoli super Apocalipsim Coo- 
pertum. | 

l. Unum de expositione prophetiarum. 

l. Secupdum librum S. Leondi Presbyteri coopertum. 

1, Epistulas Isidori copertas. 

3. Tres libros de vita Sanctorum duos copertos et 
unum non. 

1, Varnaam (sic) de vita Sanctorum non copertum. 

1. Vitam 5. Andreae copertam. 

Vitam 5. Bartholoımaei copertam. 


»ς““ er u u κα 


P. ΒΑΤΙΕΕΟΙ,. 4] 


Vitam SS. Patrum non copertam. 

Vitam S. Nili coopertam. 

Prologum SS. Patrum non coopertum. 

Policarpum Episcopum Efesii coopertum. 

Theophanem super Evangelia Marci coopertum. 

Sermones Isirici (sic) et Isachi non copertos. 

Canones Apostolorum non copertos. 

;anones Istagii (sic) et Theofani coopertos. 

Epistulas ad-Jacobum Apostolum non copertas. 

Erothimata megala coperta. 

Librum Theosdemitu non copertum. 

Prophetias Zachariae et Malachie copertas. 

Istoriam S. Sabe copertam. 

Istoriam Sanctorum. 

Evangelia Domenicaria non coperta. 

Unum Exiodum anticum non ligatum. 

Unum librum orationum Domenicalium copertum. 

Unum librum cerimoniarum. 

Unum librum cantus copertum. 

Unum librum de vita monastica. 

Unum ordinarium copertum. 

Unum orologium copertum. 

Unum prophitico non copertum. 

Unum stichinale copertum. 

Duos libros Anastasii unum copertum et alium non. 

Unum paraliticon copertum. 

Circa viginti volumina librorum sine principio et male 
ordinata. 


DER « ANNUS QUARTUS 
REGISTRI URBANI PAPAE ΠῚ ». 
voN 


PAUL MARIA BAUMGARTEN. 


Papst Urban IIII starb am 2.October 1264 zu Perugia, und 
da er am 4. September 1261 gekrönt wurde, so hat er von 
dem vierten Jahre seines Pontificates nur wenige Tage er- 
lebt. Die Zahl der aus dem vierten Jahre seines Pontificates 
stammenden, datirten Urkunden, beläuft sich bei Potthast auf 
9, und zwar n? 19010-19018. Was etwa von den undatirten 
Documenten noch in den gleichen Zeitraum zu verweisen ist, 
lässt sich mit den bisher bekanntgewordenen Hülfsmitteln 
nicht feststellen. 8 von den 9 bei Potthast angeführten Ur- 
kunden haben eine feste Zeitbestimmung und sind vom 4.-9. 
September aus Orvieto datirt; von ἢ" 19018 weiss man nur 
dass die Urkunde in den annus quartus gehört, ohne die ge- 
naue Zeit bestimmen zu können. Soweit der Bestand des ge- 
druckten Materials. 

In dem Registerbande n’29 des Vaticanischen Geheimar- 
chivs, — einem der .allerinteressantesten und wichtigsten der 


ΡΑΌΙ, MARIA BAUMGARTEN. 43 


ganzen Reihe des 13. Jahrhunderts 1) — findet sich am Schlusse 
eine kleine Zahl von Urkunden, welche die allgemeine Ueber- 
schrift tragen: « Regestum domni Urbani pape IIII de lit- 
teris beneficiorum et aliarum graliarum anno quarto ponli- 
ficatus eiusdem ». Diese Sammlung von 23 Brieten steht auf 
fol. CCCXLr. bis fol. CCCXLIIr., welch’ letztere Seite nur 
bis zur Hälfte beschrieben ist. Die Nummerirung mit latei- 
nischen Ziffern geht bis XXIII, während der folgende Brief 
die Zahl « 25 » trägt. Der Unterschied in der Nummerirung 
und der Zahl der Briefe ist darin zu finden, dass epist. XVIII 
und XIX vollständig ausradirt sind und zwar erst nach dem 
Eintrag der folgenden Briefe, denn die radirte Stelle ist nicht 
wieder beschrieben, sondern weiss gelassen worden. Da Jie 
auf dem Rande aufnotirten, für den Rubricator bestimmten 
Adressen vom Buchbinder weggeschnitten oder verstümmelt 
sind, so lässt sich nicht einmal mehr feststellen für wen 
diese Briefe bestimmt waren. Auch aus dem vorne im Bande 
befindlichen Index lässt sich nichts entnehmen, da dort die 
beiden Briefe ausgelassen sind. 

Bei epist. I ist.der erste Buchstabe des Initium « Dilectus 
filius - für welchen zu Beginn der ersten Reihen Platz ge- 
lassen worden war, nicht eingetragen worden. Die anderen 
Jahresanfänge haben an gleicher Stelle alle eine reich ver- 
zierte Initiale, die hier auch beabsichtigt war, jedoch durch 
den baldigen Tod des Papstes nicht zur Ausführung kam. Die 
übrigen Initia haben alle den gebräuchlichen rothen, in mar- 
gine stehenden, Anfangsbuchstaben. 


1) Vergl. Specimina palaeographica von P. Denifle bei den be- 
treffenden Tafeln. Der Pontificat Urbans IIII würde von allen Reges- 
tenpublicationen darum mit unter die wichtigsten gehören, weil am 
wenigsten aus den vier Registerbänden dieses Papstes bekannt ist. 


44 ὕπβανι III Annos [Π|. 


Wie oben gezeigt hören die bekannten Urkunden mit 


dem 9. September auf. An eben diesem Tage brach Urban IIll 
durch die politischen Wirren gezwungen, von Orvieto, wo er 
so lange geweilt hatte, auf und begab sich nach Todi (Tuder- 
tum). Nur solche Briefe Jie « apud Urbemveterem » gegeben 
sind kannte man bisher, während man von der weiteren 
urkundlichen Thätigkeit des Papstes aus Todi nichts wusste. 
Wenngleich es richtig ist, dass die Sorgen und Kümmeronisse 
des Jahres 1264 den Papst sehr in seiner Gesundheit ange- 
griffen hatten, so leitete er doch die Geschäfte noch bis ganz 
kurz vor seinem Tode. Die äusserst spärliche Litteratur über 
diesen gewaltigen Papst!) spricht von diesem Punkte gar 
nicht. Mit dem Weggange aus Orvieto hörte bisher die Thä- 
tigkeit des Papstes für die Historiker auf. Aus den in Paris 
im Nationalarchiv vorhandenen Originalen Urbans IIlI habe 
ich entuehmen können, dass im Allgemeinen nur ein verhält- 
nissmässig sehr kleiner Theil der Briefe dieses Papstes in 
sein Regestrum aufgenommen worden ist. Wenn wir dem- 
nach im Band 29 nur eine kleine Zahl von Briefen mit dem 
Datum »- Tuderti » eingetragen finden, so ist damit die Tnä- 
tigkeit des Papstes keineswegs erschöpft gewesen. Wir sehen 
daran vielmehr nur, dass der Papst, trotz seines nahenden 


1) Vergl. Courtalon-Delaistre. Za vie du pape Urban IV, suivie 
de celles de Pierre-de-Celle, de Comestor et de Salomon Jarki pour 
servir ἃ l'historre litteraire de Champagne. Troyes 1782, 12°; XU 
und 298 5. — Moroni, Gaetano, Dizionario di erudizione storico- 
ecclesiastica, vol. LÄXXVI, Venezia 1857, pag. 14-15. — Gaiter in 
Enciclopedia Ecclesiastica diretta dal Fr. Pietro Pianton. vol. II, 
Venezia 1882, pag. 639. — Nuova Enciclopedia Italiana von Gero- 
lamo Boccardo, vol. XXIl, Torino 1887, pag. 938-939. — Einige wei- 
tere Werke siehe bei Moroni. 


PauL MaRrIA BAUMGARTEN. 45 


Todes, die Zügel der Regierung noch nicht aus den Händen 
gelassen hatte. 

Von den 23 Briefen des Regestrum anni quarti sind 10 
vom 5. September, 3 vom 6. September, je 2 vom 8. und 9, 
September, 1 vom 11., 3 vom 12. und 1 vom 13. September. 
Von allen Potthast- Briefen deckt sich nur ἢ" 19015 vom 8. 
September, « Dilecti filii Eneti » mit n° 15 des Register- 
bandes. Die übrigen sind gänzlich unbekannt. Dass ich alle 
unbekannten Briefe des annus quartus hier im Regest oder 
in extenso veröffentliche, geschieht der Vollständigkeit wegen. 
Bei den blossen Provisionen ist knappste Fassung vorgesehen. 
Einzelne Stücke hochwichtigen Inhaltes werden im Wort- 
laute folgen. Es ergiebt sich aus den Regesten, die in chro- 
nologischer Folge, nicht in der Ordung des Registerbandes 
erscheinen, dass die Stücke 20, 21, 22, 23 und 25 aus Todi 
datirt sind. 

Ueber den Inhalt einiger Stücke werde ich am Schlusse 
einige Worte sagen. 


1 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa mandat magistro Renero scholastico eccle- 
siae Tungren. Leodien. dioecesis, ut Henrico de Otthoncurt 
capellano papali et rectori ecclesiae de Bosco Ducis Leodien. 
dioecesis, redditus et proventus, perceptos iniuste ab Henrico 
Leodien. episcopo et archidiacono Campinie,infra unius mensis 
spatium post monitionem factam restitui faciat, eosque com- 
pellat, ne ipsum super eadem ecclesia eiusque bonis ulterius 
molestent. Antedictus autem Henricus mandato oboediat, ut 
vicario suo in dicta ecclesia justitiam reddat et reddituscom- 
petentes. Dat. apud Urbemveterem non. Septembris anno 
quarto. « Dilectus filius Henricus ». 


Reg, Vat. vol. 29, fol. cccxl r. πο 1. 


46 ὌΒΚΠΑΝΙ Π1| Anus 1Π|Π 
I. 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa providit Bernardo de Monte Pessulano 
rectori ecclesiae de Legeyraco Lemovicen. dioecesis, nepoti 
Aimerici, episcopi Lemovicen, de canonicatu ecclesiae Engo- 
lismen., non obstante quod, alias beneficiatus existat. Dat. 
ut supra. « Personam tuam paterna. » 


Reg. Vat. Vol. 29, fol. cccxl r. n? 2. 


IH. 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa Marchiam (sic! sed legendum:: Matthiam) 
archidiaconum in ecclesia Lemovicen. executorem deputat 
gratiae antedictae. Dat. ul supra. « Personam dilectı fllii =». 

Reg. Vat. Vol. 29, fol. cccxl r. n® 3. 


III. 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 

Urbanus papa scribit Guillelmo !) episcopo Grassen. super 
bonis ecclesiae Grassen. 

. . episcopo Grassen. 

Desideriis tuis in hiis affectu benivolo libenter annuimus, 
cum tibi et ecclesie tue profutura speramus. Sane petitio tua, 
nobis exhibita, continebat, quod episcopali sede Grassen. de 
Anthipolitan. etclesia, tunc cathedrali, ad ecclesiam Grassen. 
apostolica auctoritate translata, et orta inter bone memorie 
B(ertrandum) 5) episcopum predecessorem tuum et ipsius 
Grassen. ecclesie, quondam Anthipolitan., ecclesie capitulum 
super divisione bonorum et reddituum episcopatus Grassen. 
quondam Anthipolitan. coram bone memorie A(ömaro) Ebre- 
dunen. archiepiscopo 3) loci metropolitano auctoritate aposto- 


1) Guillelmus de Barras 1258-1281. 
2, Bertrandus de Aquis 1218-1240. 
3) Aimarus 1236-1245. 


Ῥαῦι, MARIA BAUMGARTEN. 47 


lica cognoscente, de hoc materia questionis, idem archiepi- 
scopus bona et redditus huiusmodi inter episcopum et capi- 
tulum dividens, assignavit eandem Anthipolitan. et de Lobeto 
ecclesias Grassen. diocesis, quas predictum capitulum in usus 
proprios detinebant, eidem episcopo et eius successoribus, in 
recompensationem ecclesiarum ipsarum quibusdam castris, 
ecclesiis et aliis redditibus ipsius episcopatus predicto capitulo 
assignatis. Quare nobis humiliter supplicasti, ut, cum in eisdem 
ecclesiis Anthipolitan. et de Lobeto, que non sunt collegiate, 
quasque tu et tres predecessores tui Grassen. episcopi a tem- 
pore divisionis huiusmodi continue possedistis pacifice et quiete, 
magna pars reddituum tuorum consistat, ecclesias ipsas usibus 
mense tue, que tenues habet redditus et exiles, applicare de 
benignitate sedis apostolice curaremus. Nos itaque tuis sup- 
plicationibus inclinati, premissis veris existentibus, predictas 
ecclesias Anthipolitan. et de Lobeto cum omnibus iuribus et 
pertinentiis suis usibus episcopalis mense Grassen., dummndo 
ex hoc Grassen. capitulo 860 alicui alii preiüdicium nullum 
fiat, auctoritate presentium applicamus; nichilominus conce- 
dentes, ut tu et successores tui Grassen. episcopi, qui fuerint 
pro tempore, dictas ecclesias cum iuribus et pertinentiis pre- 
dietis in huiusmodi usus proprios possitis licite retinere. Vo- 
lumus autem, ut vicariis ipsarum ecclesiarum congrua de 
ipsarum proventibus portio assignetur, de qua commode su- 
stentari et alia ecclesiarum ipsarum onera valeant suppor- 
tare. Nulli ergo nostre applicationis et concessionis elc. 
Dat. apud Urbemveterem non. Septembris anno quarto. 


Reg. Vat. Vol. 29, cccxl v. fol. n° 6. 


Υ. 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa circa receptionem Petri Galteri in cano- 
nicum ecclesiae Ventien. 


48 URBANI ΠῚῚ Annus III. 


. . episcopo !) et dilectis filliis Capitulo Ventien. 
Venerabilis fratris nostri... episcopi Grassen ?) precibus 
inclinati recipiendi dilectum fllium Petrum Galteri clericum 
tuum frater episcope, dummodo sit ydoneus scientia, mo- 
ribus et etate aliudque canonicum non obsistat in canonicunı 
et in fratrem et providendi sibi de prebenda, si qua In ec- 
elesia Ventien. eic. Non obstante etc. Dat. ul supra. 
Reg. Vat. vol. 29, fol. ccexl v. ἢ 7. 


VI 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 

Urbanus papa scribit Guillelmo episcopo, praeposito capi- 
tuloque Grassen. se clerico GQuillelmo de Caneto de praebenda 
vacante vel vacatura in ecclesia Grassen. providere. Dat. ul 
supra. « Venerabilis fratris nostri ». Reg.‘ Vat. vol. 29, 
fol. cccxl v. ἢ 8. 


Vu. . 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa mandat praecentori ecclesiae Senecen., ut 
provideat Taddaeo canonico Grassen. de canonicatu et prae- 
benda vacante vel vacatura. 

. . precentori ecclesie Senecen. 

Dilectus 6119 Tadeus presbyter, canonicus ecclesie Grassen. 
capellanus venerabilis fratris nostri . . episcopi Ostien nobis 
proposuit, quod cum felicis recordationis A(lexander) papa 
predecessor noster venerabili fratri nostro (Guäüleimo) epi- 
scopo et dilectis filiis capitulo Grassen., ad quos receptio ca- 
nonicorum et prebendarum collatio in ea pertinet, recipiendi 
eundem Tadeum in canonicum et in fratrem, ac providendi ei 


-.-- .-.. --  ἧζὀζὀη.ὕ....ὕ... 


I) Petrus 1283-1270. 
2) Guillelmus de Barras 1252-1287. 


PauL MARIA BAUMGARTEN. 49 


de prebenda si qua tunc vacabat ibidem, vel quamprimum ad 
id oportunitas se offerret, concessisset per suas litteras liberam 
facultatem, predicti episcopus et capitulum auctoritate litte- 
rarum huiusmodo eundem 'Tadeum canonice receperunt in 
canonicum et in fratrem. Quare nobis humiliter supplicavit, 
ut cum nullam adhuc prebendam sit inibi assecutus, provi- 
dere sibi super hoc paterna sollicitudine curaremus. Nos igitur 
venerabilis fratris nostri. .Ostien. episcopi 1) nobis super hoc 
supplicantis et ipsius T(adei) precibus inclinati, mandamus 
quatinus, si est ita, prefato Tadeo in dicta ecclesia de pre- 
benda, que sibi debetur de iure, si esset in ea apostolica 
auctoritate receptus si qua ibidem vacat ad presens, vel 
quamprimum ad id obtulerit se facultas, per te vel per alium 
providere procures. Non obstante eic. Contradictores etc. usque: 
compescendo. Dat. μέ supra. 

Reg. Vat. vol. 29, fol. cccexl τ. ἢ 9. 


VII. 1264, Septembris 5, apud Urbemveteren. 


Urbanus papa providit pauperi clerico magistro Petro 
de Centurio de canonicatu et praebenda in ecclesia sancti 
Vincentii de Galiano Mediolanen. dioecesis; huius gratia exe- 
cutorem nominat praepositum ecclesiae de Aliate Mediolanen. 
dioecesis. Dat. apud Urbemveterem non. Septembris anno 
quarto. « Constitutus in presentia ». Reg. Vat. vol. 29, 
fol. cccxlı r. n® 12. 


IX. 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa Guillelmo episcopo Grassen. privilegium 
concedit conferendi beneficia ecclesiastica cum cura vel sine 


I) Henricus Bartholonıaei de Souza 1263-1271. 


RöM. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 4 


50 URBANI [Π| Anus {Π|. 


cura, quorum collatio de iure ad papam secundum Lateranen. 
concilii statuta pertinet. 

.. episcopo Grassen. 

Devotionis tue precibus inclinati conferendi per te vel 
per alium personis ydoneis et ecclesie Romane devotis, ec- 
clesias et beneficia ecclesiastica cum cura et sine cura, que 
in tua civitate ac diocesi tanto tempore vacaverunt, quod ad 
nos est ipsorum collatio secundum lI.ateranen. statuta con- 
cilii legitime devoluta, et inducendi personas ipsas in illorum 
corporalem possessionem et defendendi inductas necnon con- 
tradictores eic. usque:: compescendi. Non obstante e£c. usque: 
differri liberam tibi concedimus auctoritate presentium facul- 
tatem eic. usque: momenti. Dat. apud Urbemveterem non. 
Septembris anno quarto. 

Reg. Vat. vol. 29, fol. cccxlı r. n® 13, 


X. 1264, Septembris 5, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa Johannem Martinum canonicum Compostel- 
lanum certiorem facit, se Fernandum Martinum pauperem 
clericum Compostellan. dioecesis de beneficio vacante vel va- 
caturo, quod ad collationem abbatis et conventus monasterii 
de Cinis, ordinis S. Benedicti, eiusdem dioecesis, pertinet, 
providisse. Dat. apud Urbemveterem non. Septembris anno 
quarto. « Constitutus in presentia ». Reg. Vat. Vol. 29, 
fol. cccxlı r. n° 16. 


ΧΙ. 1264, Septembris 6, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa ad instantiam Gualterii de Brecis cano- 
nici Remen. mandat Guidoni episcopo Lingonen !) Guidonem 
de Ylant Eduen, dioecesis de beneficio praebendali cum cura 


1) Guido de Rochefort 1250-1266. 


Ῥαῦι, ΜΑβΙῖα BAUMGARTEN. 5] 


vel sine cura in civitate vel dioecesi antedicta provideat. 
Dat. apud Urbemveterem VIII id. Septembris anno quarto. 
« Dilectum fllium Guidonem ». Reg. Vat. Vol. 29, fol. cccxl 
r.n°5. 


XI. 1264, Septembris 6, apud Urbemveterem. 

Urbanus papa disponit de praebenda quadam in ecclesia 
sancti Frontonis Petragoricen. 

Capitulo ecclesie sancti Frontonis Petragoricen. 

Petitio dilecti filii Guidonis de Melamonte clerici consangui- 
nei venerabilis fratris nostri.. Lemovicen. episcopi !) nobis 
exhibita continebat, quod nos ei fructus unius prebende in ec- 
clesia vestra in qua prebendarum collatio ad vos pertinere di- 
citur, percipiendos ab eo integre, ac si esset canonicus ipsius 
ecclesie, de speciali gratia contulistis. Quare pro parte ipsius 
Guidonis fuit nobis humiliter supplicatum, ut ipsum in ca- 
nonicum dicte ecclesie recipi ac provideri sibi de prebenda de 
benignitate apostolica mandaremus. Nos itaque volentes sibi 
obtentu predicti episcopi gratiam facere specialem, recipiendi 
predictum G. in canonicum et in fratrem ac providendi sibi 
de prebenda, si qua in predicta ecclesia vacat ad presens vel 
quamprimum ad id obtulerit se facultas. Non obstante etc. 
usque : assecutus. Dat. apud Urbemveterem VIII id. Septem- 
bris anno quarto. | 

R:g. Vat. Vol. 29, fol cccexl v. ἢ 10. 


X. 1264, Septembris 6, apud Urbemveterem. - 


Urbanus papa mandat Aimerico episcopo Lemovicen. ut 
pauperem subdiaconum Heliam Bartholomei de aliquo eccle- 
siastico beneficio, spectante ad collationem vel praesentationem 


I) Aimericus de la Serre de Malemort 1246-1272. 


52 URBANI Π1 Anus II. 


abbatissae et conventus monasterii de Regula Lemovicen., 
Ordinis sancti Benedicti, provideat. Dat. μέ supra « Consti- 
tutus in presentia =. Reg. Vat. Vol. 29, fol. σσοχὶ v. n’ 11. 


XIV. 1264, Septembris 8, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa Arnoldum episcopum et sacristam Caesar- 
augustan. deputat, ut terminent litem exortam super cano- 
nicatu quodam ecclesiae Ilerden. 


. . episcopo !) et dilecto filio . . sacriste . Caesaraugustan. 
Dilecti filii Eneti Petri de Roda canonici Ylerden. nepotis 
dilecti fillii fratris Velasci capellani et penitentiarii nostri 
petitio nobis exhibita continebat, quod quondam Guillermo 
Bernardi de Labarca canonico ecclesie Ylerden. apud sedem 
apostolicam viam universe carnis ingresso, nos attendentes 
laudabile testimonium quod sibi perhibetur a multis ac vo- 
lentes sibi obtentu ipsius cayellani facere gratiam specialem, 
canonicam et prebendam cum prestimoniis seu redditibus, 
quos idem Guillermus in dieta ecclesia obtinebat, apostolica 
sibi auctoritate contulimus et providimus de illis, investientes 
dictum capellanum suo nomine de eisdem, ac decernentes ir- 
ritum et inane, si secus de canonia, prebenda et prestimoniis 
seu redditibus huiusmodi apostolica vel alia quavis auctori- 
tate contigeret attemptari, nobis ei super hoc executoribus 
deputatis. Sane dicto Eneto, sicut ex parte sua fuit propo- 
situm coram nobis, al prebendam ipsam indicta ecclesia ca- 
nonice recepto in canonicum et in fratrem venerabilis frater 
noster .. Ylerden episcopus asserens, quod quidam redditus, 
quos idem Guillermus una cum prebenda predicta in dicta 


1) Arnoldus Peralta 1248-127]. Potthast perperam Hugo (de Me- 
taplana) qui erat episcopus annis 1259-1296. 


ἊΝ ΠΣ ΗΝ 
ı 11 . « 


PauUL MARIA BAUMGARTEN. 53 


ecelesia obtinebat, quique in quartam partem decimarum vil- 
larum de Almacelles et de Almerge Ylerden. et dicto Guil- 
lermo in beneficium seu prestimonium assignati, quodque 
nostre intentionis non extitit ipsos Eneto predicto conferre 
se ipsi Enetv opponit pro suo libito super illis. Unde ex parte 
dieti Eneti fuit nobis humiliter supplicatum, ut providere 
sibi super hoc paterna sollicitudine curaremus. Quia vero 
nostre intentionis extitit et existit quod idem Enetus ex 
huiusmodi collatione nostra habeat omnes redditus, quos pre- 
dietus Guillermus obtinebat tempore mortis sue in ecclesia 
supradicta, quocumque nomine censeantur et in quibuscumque 
consistant, discretioni vestre per apostolica (scripta) !) preci- 
piendo mandamus, quatinus predictum Enetum dicti episcopi 
aut cuiuscumyue alterius contradictione nequaquam obstante 
omnium prestimoniorum et reddituum, quos predictus QGuil- 
lermus in predicta ecclesia tempore mortis sue obtinuit, fa- 
ciatis paciica possessione gaudere, amoto inde si opus fuerit 
quolibet detentore. Contradictores elc. usque: compellendo. 
Dat. apud Urbemveterem VI id. Septembris anno quarto. 
Reg. Vat. Vol. 29, fol. cccxlı r. n® 15. Potthast n? 19015. 


XV. 1264 Septembris 8, apud Urbemveterem. 

Urbanus papa mandat priori sancti Benigni, Tullen. dioe= 
cesis, ut Pagano clerico Magistri Guarini, archidiaconi de 
Jonvilla in ecclesia Cathalaunen., capellani papali de beneficio 
ecclesiasto parrochiali cum cura νοὶ sine cura ad collationem 
seu praesentationem decani et capituli Lingonen, spectante 
providere procuret. Dat. apud Urbemveterem VI id. Septem- 
bris anno quarto. « Volentes dilecto filio «. Reg. Vat. vol. 29, 
fol. cccxlı v. ἢ 17. 


1) Deest in codice. 


54 URBANI IIII Αννῦβ [ΠΠ. 


XVI 1264 Septembris 8, apud Urbemveterem. 

Urbanus papa abbati monasterii sancti Severi Urbevetan. 
scribit, se Bonocomiti canonico Urbevetan. nepoti nobilis 
viri Bonocomitis de Monaldis militis Urbevetan. in Urbevetan. 
vel Clusin. civitstibus vel dioecesibus de aliquo ecclesiastiro 
beneficio sine cura providisse. Dat. apud Urbemveterem VI 
id. Septembris anno quarto. » Volentes dilecto filio »-. Reg. 
Vat. Vol. 29, fol. ccexlı r. n? 24. 


XVII. 1264, Septembris 9, apud Urbemveterem. 
Urbanus papa.. Andreae priori Wintonien ecclesiae pri- 
vilegium dat contrahendi mutuum usque ad summam centum 
librarum sterlingorum, conditionibusin epistula diligenter ac 
accurate expositis. 
.. Andree priori Wintonien. ecclesie. 

Cum sicut in nostra proposuisti presentia constitutus pro 
expediendis tuis et ecclesie Wintonien. negotiis, pro quibus 
apud (sic!) sedem apostolicam accessisti, te subire oporteat 
onera expensarum, ne pro defectu ipsarum eadem inexpedita 
remanere contingant, nos tuis supplicationibus inclinati con- 
trahendi mutuum propter hoc usque ad summam centum li- 
brarum sterlingorum, a quibuscumyue creditoribus videris 
expedire, ac te, successores tuos et ecclesiam prefatam cum 
omnibus eiusdem ecclesie bonis eisdem creditoribus obligandi, 
necnon et renuntiandi beneficio restitutionis in integrum et 
constitutioni de duabus dietis edite in concilio generali et 
omnibus apostolicis litteris contra predictam impetratis et im- 
petrandis cuiuscumque tenoris existant, ita quod tu et suc- 
cessores tui et ecclesia predieta ad solutionem prefate pecunie 
dampnorum interesse et expensarum, si in statuto termino 
in ipsius cessaveris solutione pecunie facienda teneamini 
predictis creditoribus, quibus pretextu alicuius constitutionis 
canonice vel civiliter aut cuiuscumque privilegii vel indul- 
gentie probandi predictam pecuniam in utilitatem dicte ec- 


PauL MarIA BAUMGARTEN. 55 


clesie fore conversam, necessitas non incumbat, auctoritati 
tibi presentium concedimus facultatem. Dat, apud Urbemve- 
terem V id. Septembris anno quarto. 

Reg. Vat. vol. 29, fol. cccxl r. n? 4. 


XV. 1264, Septembris 9, apud Urbemveterem. 


Urbanus papa Riccardo de Posis et Petro Saxonis cano- 
nicis Verulanis mandat, provideant Johanni Oberti de Quar- 
cino capellano Johannis Sanctorum Cosmae et Damiani dia- 
coni cardinalis de praebenda aliqua in ecclesia sancti Angeli 
de Guarcino Alatrin. dioecesis., non obstante quod idem Jo- 
hannesiam in ecclesia sanctae Mariae eiusdem loci beneflciatus 
exsistat. Dat. apud Urbemveterem 7 id. Septembris anno 
quarto. « Volentes dilecto filio ». Reg. Vat. vol.29, fol. cccxlı 
r.n° 14. 


XIX. 1264, Septembris 11, Tuderti. 


Urbanus papa ad instantiam Benedicti Terraconen. ar- 
chiepiscopi 1) dispensat cum Petro rectori ecclesiae de Rivo 
Ulinorum Terraconen. dioecesis, ut praeter ecclesiam de Rivo 
Ulinorum curam habentem aliud ecclesiasticum beneflcium 
sine cura, etiam si sit personatus vel dignitas, licite habere 
valeat. Dat. Tuderti III id. Septembris anno quarto. « Licet 
nequis plures ». Reg. Vat. vol. 29, fol. cccxlıı r. n° 25. 


XX. 1264, Septembris 12, Tuderti. 

Urbanus papa canonicatum ecclesiae Leodien., vacantem 
per mortem Johannis de Guiminhiaco apud Bononniam viam 
universae carnis ingressi, magistro Gerardo de Linea capel- 
lano papali canonico Cameracen. confert et providet ei de 


1) Renedietus de Rocaberti 1251-1268. 


56 ÜRBANI III Anus IIII. 


praebenda vacante vel vacatura; non obstante quod in Sancti 
Petri Jnsulen. Tornacen. dioecesis seu aliis ecclesiis benefi- 
ciatus exsistat. Dat. Tuderti II id. Septembris anno quarto. 
« Adiutos morum ». Reg. Vat. vol. 29, fol. cccxlı v.n°20. 


XXI. 1264, Septembris 12, Tuderti. 

Urbanus papa mandat abbati monasterii sancti Auberti 
Cameracen. dioecesis, ut inducat antedictum canonicum in 
canonicatus et praebendae suae possessionem. Dat. μέ supra. 
« Adiutos morum. » Reg. Vat. vol. 29, fol. cccxlı v. ἢ“ 2]. 


XXIl. 1264, Septembris 12, Tuderti. 

Urbanus papa providet Guillelmo de Corneria capellanu 
papali, canonico Eboracen. de canonicatu et praebenda va- 
cante vel vacatura ecclesiae Saresberien. Dat. ul supr’a. « Lau- 
dabilis conversationis». Reg. Vat. vol. 29, fol. cccxlı v.n? 22. 


XXI. 1264, Septembris 13, Tuderti. 


Urbanus papa Johannem episcopum Wintonien 1) et ab- 
batem Sancti Albani Lincolnien. dioecesis executores nominat 
gratiae antedictae. Dat. Tuderti id. Septembris anno quarto. 
“ Laudabilis conversationis ». Reg. Vat. vol. 29, fol. cccxlıı 
r. 0° 23. 


N° III bezieht sich auf die von Innocenz IIII vollzogene 
Verlegung des Bischofssitzes von Antibes nach Grasse. Nach 
Gams, Series episcoporum, vollzog sich dieser Vorgang durch 
Bulle Innocenz IIII vom 19. Juli 1244. Potthast hat das Do- 
cument nicht und ebenso ist es in Berger, Les Registres d’In- 


I) Johannes Gernsey 1262-1268. 


——— --...... 


ῬΑΌΙ, Marıa BAUMGARTEN. 57 


nocent IIII nicht zu finden. (Bei der nicht genug zu tadelnden 
Aufeinanderfolge der Briefe Innocenz ΠῚ bei Berger ist es 
übrigens sehr leicht möglich ein Schriftstück zu übersehen). 
Das Capitel zählte neun Canoniker. Weitere Angaben, wo die 
Bulle zu finden ist eic. macht Gams nicht ; die Gründe warum 
der Bischofssitz von dem am Meere gelegenen Antibes nach der 
allerdings grösseren Landstadt Grasse verlegt wurde, können 
darum hier nicht berührt werden. 

Nach der Verlegung des Bischofsitzes von Antibes nach 
Grasse entspann sich zwischen dem Bischof und seinem Ca- 
pitel ein Streit über die Theilung der Güter und Einkünfte 
des Bisthums Antibes — Grasse und da man sich auf gütlichem 
Wege nicht einigen konnte, wurde die Angelegenheit vor 
den Metropolitanbischof von Embrun, Aimercus, gebracht. 
Dieser entschied dahin, dass die Güter und Einkünfte zwi- 
schen Bischof und Capitel so vertheilt werden sollten, dass 
die Besitzungen der Kirchen von Antibes und Vielleneuve- 
Laubet, Jdie das Capitel bisher « Zn usus proprios delinebant », 
dem Bischofe und seinen Nachfolgern gehören sollten. Als 
Entschädigung hierfür wurden dem Capitel einige Schlösser, 
Kirchen und sonstige Einkünfte angewiesen. Da beide Theile 
sich diesem Richterspruche gefügt zu haben scheinen, so er- 
fahren wir nichts weiter davon. Der Bischof von Grasse. 
Wilhelm von Barras nun, der von 1258-1261 regierte, rich- 
tete gegen Ende des Jahres 1263 eine Bittschrift an den Papst, 
worin er hervorlob, dass die Einkünfte der bischöflichen 
Mensa sehr gering und unbedeutend seien, und darum Abhülfe 
geschaffen werden müsse. Die Kirchen von Antibes und Vil- 
leneuve-Laubet seien keine Collegiatkirchen, sie seien von der 
Theilung ab im ruhigen und ungestörten Besitze des Bischofes 
und seiner drei Vorgänger gestanden und könnten darum ohne 
Schaden für die Rechte Dritter, der bischöflichen Mensa über- 
wiesen werden. Als Antwort auf diese Bittschrift wurde die 
in Frage stehende Bulle ausgefertigt, worin Urban IIII ge- 


58 URBANI III Annus III. 


stattet, dass dem Ersuchen des Bischofes Folge gegeben wer- 
den könne unter der Bedingung, dass den Rechten des Ca- 
pitels damit kein Abbruch geschehe, sowie dass ein Vicarius 
in jeder der beiden Kirchen angestellt werde, der mit dem 
nöthigen Auskommen und genügenden Mitteln für die Bedür- 
fnisse der Kirchen ausgestattet, den üblichen Gottesdienst 
versehe. 

In n®° IX wird demselben Bischofe auf seine Bitten das 
Privilegium ertheilt alle diejenigen kirchlichen Beneficienzu 
verleihen, die eigentlich wegen ihrer langen Vakanz nach 
Bestimmung des Lateranensischen Concils dem Papste zur 
Besetzung zugefallen seien. 

N’ XVII worin dem Prior von Winchester erlaubt wird 
ein Darlehen bis zu Höhe von 100 Pfund Sterling aufzuneh- 
men, ist besonders interessant durch die juristische Verclausu - 
lirung der Bedingungen der Haftbarkeit, ein ersichtliches 
Bestreben, der leichsinnigen Aufnahme von Geld ein möglichst 
starkes Hinderniss zu bereiten. 


KLEINERE MITTHEILUNGEN. 


DIENEU ENTDECKTE FRONTSEITE DES URSPRÜNGLICHEN 
ALTARS IN DER BASILICA VON S. AGNESE 


AN DER VIA NOMENTANA. 


Es ist bekannt dass von den Zeiten des Mittelalters an bis 
zu einer von uns nicht sehr entfernt liegenden Zeit viele 
christlichen Monumente Roms und Italiens in vollständige 
Vergessenheit geriethen, welcher manche nie mehr entrissen 
wurden. Eine grosse Zahl von Kirchen sind vollständig ver- 
schwunden ; die Grüfte der Katakomben sind fast all’ ibres 
Schmuckes beraubt, ja sogar als Fundgruben zu Baumaterial 
benutzt worden. Ihre Marmorinschriften wurden zerstampft 
um als Mörtel benutzt zu werden, und dienten als Bausteine 
oder als Platten zum Belegen der Fussböden in den Kirchen !) 


I) Noch heute sieht man in zahlreichen Kirchen Roms die fast 
ganz unlesbaren Reste von Inschriften auf den Fussböden. Ein 
Fragment der Damasianischen Inschrift auf den hl. Hyppolitus fand 
sich im Boden der Lateranbasilika. 5. de Rossi, Bull. di arch. crist. 
1881 5, <6 ss. und Taf. I u. II. 


60 

besonders im XII. und XIII. Jahrh. als die römischen Marmo- 
rarii jene schönen Mosaikfussböden in den Basiliken anfer- 
tigten 1). Es ist leicht begreiflich dass die ausserhalb der 
Stadtmauern gelegenen Basiliken in vielen Fällen das Schick- 
sal der Cömeterien theilten: sie waren oft verlassen und 
vereinsamt mitten unter einer spärlichben und rohen Land- 
bevölkerung, so dass ihre Monumente keinerlei Schutz noch 
Beachtung fanden, sondern zu irgend einem Zwecke verwen- 
det wurden zu dem man sie eben brauchen konnte. 

Dies war auch das Schicksal der Marmorsculptur welche 
ich in diesem Artikel kurz besprechen will. 

Dieselbe stammt aus der Basilika an der Nomentanischen 
Strasse welche Constantina, eine Tochter Constantins des 
Grossen, über dem Cömeterium und dem Grabe derhl. Agnes 
hat errichten lassen. Lange Zeit hindurch in hohen Ehren 
gehalten und in reichster Weise ausgeschmückt, war die 
Basilika vom XII. bis zum XVII. Jahrh. sammt ihren histori- 
schen und künstlerischen Monumenten einem räuberischen 
und zerstörenden Treiben ausgesetzt. Nur dem berühmten 
Namen der Martyrin die dort ruht verdankt sie dass sie nicht, 
wie so viele andern Heiligthümer der Cömeterien, der vollen 
Zerstörung anheim fiel. Zwei Hauptmonumente der alten, durch 
Pius IX in glänzender Weise restaurirten Basilika liefern 
den Beweis für das Gesagte. Das eine ist dieberühmte, neben 
dem jetzigen Eingang an der Wand befestigte Damasianische 
Inschrift, welche als Marmorplatte für den Boden mit nach 
unten gekehrter Schrift benutzt worden war. Als man nun 


I) Proben dieser Mosaikböden finden sich in dem monumentalen 
Werke der Firma Spithöver: I »musaici delle chiese di Roma mit 
erklärendem Texte von de Rossi. 


6] 
im XVII. Jahrh. den Boden der Basilika restaurirte und die 
Inschrift auffand, machte sich sogleich ein Arbeiter über letz- 
tere ber um sie zu zersägen und als Material zu benutzen; 
und ohne die Dazwischenkunft Marangoni’s, wie dieser selbst 
erzählt 1), wäre auch dieses Monument wie so viele andern 
für immer verloren gewesen. Das andere ist die uns hier 
beschäftigende Sculptur;, sie war als Material zum Bau der 
grossen Treppe benutzt worden, welche im XVII. Jahrh. 
der Cardinal Verallo bauen liess, und welche von dem bedeu- 
tend höher liegenden Niveau der via Nomentana zur Basilika 
hinabführt 2). Bei genauer Untersuchung dieser Treppe stellte 
sich heraus (dass unter allen zu ihrer Herstellung verwen- 
deten Platten es kaum eine gab, welche nicht von den con- 
stantinischen Ornamenten der Basilika selbst, oder aus dem 
nahen Cömeterium, oder von heidnischen Grabmonumenten 
herstammte : man benutzte Inschriften, Sarcophagfragmente, 
Sculpturen heidnischen und christlichen Ursprungs, sogar 
ganze Statuen welche aus den der kaiserlichen Familie ge- 
hörenden Gebäulichkeiten genommen wurden, deren Ruinen 
neben dem herrlichen constantinianischen Mausoleum (heute 
S. Costanza) noch erhalten sind. Aus diesem Grunde baten 
die L,ateranensischen Regularcanoniker, welchen heute die 
Kirche gehört, auf meinen Vorschlag 5. E. den Cardinal La- 
vigerie Titelcard. der Basilika, die Marmorplatten der grossen 
Treppe ausheben und untersuchen zu lassen. Der Cardinal ge- 
stattete nicht nur die Arbeit zu unternehmen, sondern 
wollte auch die Kosten derselben tragen. So wurde der 
Vorschlag im Sommer des Jahres 1884 für einen Theil der 
Treppe ausgeführt ; und der Erfolg entsprach ganz den Erwar- 


I) Marangoni. Acta S. Victorini, pag. 137. 
5) Bosio (Ron. Sott. 8. 429) sah dieselbe noch. 


62 

tungen. Eine grosse Anzahl sowohl christlicher als heidnischer 
Inschriften und Sculpturen hamen dabei zum Vorschein. 
Unter letzteren erwähnen wir kurz eine sitzende Christus- 
figur mit bärtigem Antlitz, welche die Frontseite eines Sar- 
cophags schmückt. Dieselbe ist für dieEntwicklung desChristus- 
typus sehr wichtig und war von Bosio gesehen und abge- 
zeichnet worden !), aber seither verschwunden. 

Das wichtigste aber unter deu aufgefundenen Monu- 
menten ist die auf der Taf. I abgezeichnete Sculpturarbeit, 
mit welcher ich mich jetzt allein beschäftigen werde. Das 
Monument besteht aus drei Marmorplatten, von denen die 
eine grösser ist als die beiden andern. Jene ist 0,93 M. hoch, 
1,35 m. lang; die beiden andern sind 0,61 M. hoch und 0,83 M. 
lang. Auf der grössern Platte sehen wir in der Mitte, von 
einem Friese umgeben, eine weibliche Figur mit ganz jugend- 
lichem Gesichtsausdrucke. Sie trägt eine tunica mit engen 
langen Aermeln, und darüber eine faltenreiche dalmatica 
mit weiten Aermeln die bis auf die Füsse reicht. Ihre Haare 
pilden krause Flechten die in der Mitte des Kopfes zu einem 
Knoten vereinigt sind 3). Die Hände hat sie zum Gebete er- 
hoben (Orans); an den Füssen trägt sie die von den Alten 
“ soccus » genannte Fussbekleidung. Stil und Ausführung 
weisen ganz klar hin auf das IV. Jahrh., und zwar auf die 
erste Hälfte, als Entstehungszeit unseres Bildes. 

Wen stellt nun diese Figur dar? Und wozu diente ur- 
sprünglich die Marmorplatte? 

Beantworten wir zunächst die letzterre der beiden Fragen. 
Ein Blick auf das Monument genügt um zu beweisen dass es 


1) Bosio, Roma sott. S. 429. 
2) Ueber diesen einfachen Kopfputz 8. Tertuli. de vel. virgin 
c. VII. — Nach Varro hiess er tutulus (Ling lat. VII, 44). 


63 


nicht die Vorderseite eines Sarcophages bildete. Es hat weder 
die gewöhnlichen Maasse der Sarcophage, noch sieht man 
unten undan den Seiten eine Spur davon dass die Platten von 
einemSarcophag abgesägt worden seien. Ferner sind die beiden 
kleinern Stücke nicht durch Strigilen verziert wie es bei 
en Sarcophagen die Regel war, sondern durch imitirte tran- 
sennae (Marmorschranken) deren Zwischenräume jedoch nicht 
durch die ganze Marmorplatte hindurch gearbeitet sind. Man 
wollte also hier eine transenna nachbilden ; da aber wegen 
besonderer Umstände das Grab nicht gesehen werden konnte, 
brauchte die Durchbrechung der Zwischenräume zwischen und 
unter den Halbkreisen nicht vollständig zu sein. Wir wissen 
nämlich dass diese Marmorschranken die Gräber der berühmte- 
sten Martyrer in den Katakomben schmückten und schützten !). 
Als man daherim IV. und V. Jahrh. Basiliken um die Gräber 
der Martyrer errichtete, wurde dieser Gebrauch beibehalten. 
Die Wände der Altäre, unter welchen sich Gräber der Mar- 
tyrer befanden, waren gebildet von solchen transennae, durch 
welche man, falls die Felder unter den Bogen ganz Jurch- 
brochen waren, das Grab selbst sehen und auf dasselbe Tü- 
cher u.dgl.legen konnte, die man als Reliquien aufbewahrte ὃ). 
So wird z. B. vom Papste Sixtus III berichtet: ornavit tran- 
sennam et allare et confessionem 5. marlyris Laurenti » 3). 
Und der hl. Paulinus sagt in der Beschreibung der Basilica 
des hl. Felix von Nola: « laelisstmo vero conspectu tota 
haec basülica memorati confessoris aperilur trinis arcubus pa- 


I) Als Beispiel sei das Grab der hll. Felicissimus und Agapitus 
erwähnt im coem. Praetextati an der via Appia, vor welches solche 
Marmorschranken errichtet worden waren. 

?) S. Greg. Turon. de gloria Martyrum I, cap. 28. 

3) Lid. Pont. ed. Duchesne, I, pag. 233. 


64 

ribus perlucenle transenna » ἢ. Ganz sicher war auch das 
Grab der hl. Agnes in ihrer Cömeterialbasilica von solchen 
Marmorplatten in Form von transennae umgeben. Aber weil 
das Grab der Heiligen unzugänglich und ganz von einer 
dicken Mauer umschlossen war, wie man bei dessen Freile- 
gung im Jahre 1605 bemerkte ?), so war es unnütz die Mar- 
morschranken zu durchlöchern. Man konnte sich begnügen 
durch aufeinander stehende Bogen in Reliefarbeit der Mar- 
morplatte das Aussehen einer transenna zu geben, wie es 
unsere Tafel zeigt. 

Durch diese Gründe bewogen zögerte ich nicht gleich 
beim Auffinden der Platte, nachdem ich dieselbe genau un- 
tersucht hatte, die Figur der Orante als ein Bild der hl. A- 
gnes selbst zu erklären. Wir hätten also in ihr das älteste 
in Marmor ausgelührte Bild dieser jugendlichen christlichen 
Heldin, das schon nicht ein ganzes Jahrhundert nach ihrem Tode 
angefertigt wurde. Zugleich urtheilte ich dann, die Marmor- 
platte habe einst die Frontseite des Altars über ihrem Grabe 
in der Basilika gebildet ?). Meine Conjectur wurde bestätigt 
durch einige Buchstaben welche ein frommer Pilger im IV. 
Jahrh. in den Marmor zu beiden Seiten des Hauptes der 
Orante eingeritzt hat als proscinema oder als Gebet. Mein 
College Prof. O. Marucchi entdeckte nämlich in den kaum 
noch erkennbaren Buchstaben den Namen der Heiligen: 
SCA AGNES. Es ist somit kein Zweifel dass wir in der Orante 
wirklich ein Bild der hl. Agnes aus dem IV. Jahrh. besitzen ; 


I) Epistol. ad Severum, ed. Migne P. L. LXI, p. 337. 

2) S. Boldetti Osservazioni sopra i cimiteri, p. 684. 

3) S. meinen Vortrag vom 11. Januar 1885 über diese Entdeckung 
in dem « Resoconto delle conferenze dei cultori di archeol. sacra 
in Roma dal 1875 al 1887 »; S. 308. 


65 
und eben so sicher ist, dass die Marmorplatte welche das 
Bild trägt sammt den pseudo-transennae einst den Altar 
über ihrem Grabe einschlossen. 

Eine neue, sorgfältige Untersuchung die ich vor einigen 
Tagen mit H. Wilpert und Mons. de Romanis anstellte, ergab 
die genaue Lesart des grafito: SS ANNEAS (S. Tafel I), 
sanclissina Anneas. Die Form des Namens Anneas gibt der 
Inschrift ein noch grösseres Interesse ; sie erinnert uns an 
die Schreibart des Namens ANNE welche sich auf einigen 
Goldgläsern des IV. Jahrh. findet 1), auf welchen das Bild der 
Heiligen dargestellt ist. Noch bemerkenswerther ist aber 
das Epitheton sanclissima, welches nicht dem Eifer der An- 
lacht eines frommen Pilgers seinen Ursprung verdankt, son- 
dern einen localen und historischen Grund hat. Schon im 
Jahre 1880 beanspruchte ich für das coemet; Agnetis eine in 
prächtigen Buchstaben ausgeführte Inschrift, welche heute im 
National-Museum von Neapel aufbewahrt wird ?). Ich wies 
nach, dass diese Inschrift das ursprüngliche Epitaph ist, mit 
welchem das Grab verschlossen wurde, als der Leib der Hei- 
ligen im agellus an der via Nomentana beigesetzt worden 
war. Dieselbe lautet: 

AGNE SAN 
CTISSIMA 

Nun scheint mir dass das graffito, welches im IV. Jahrh. 
auf dem Bild der Heiligen an ihrem Grabe eingeritzt wurde, ein 
Echo dieses ihres Epitaphs ist, welches, in jener Zeit sicher 
noch erhalten und am Grabe befestigt, vom Pilger gelesen 
und in jenem graffito wiederholt wurde. 


Rom. 
M. ARMELLINI. 


1) 5, Garrucei, Storia II, 1%, 1. 2. 
2) S. Armellini, Il cimitero di S. Agnese sulla via Nomentana, S. 68. 


RöM. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 5 


66 
DIE GOLDENE KRONE AUS DEM SCHATZE 


DES CAV. ROSSI. 


Der hohe archäologische und kunsthistorische Werth des 
Silber-und Goldschatzes, dessen glücklicher Besitzer der Ca- 
valliere Rossi ist, rechtfertigt es vollauf, dass wir von der 
uns gütig gewährten Erlaubniss zur Publication weiterer 
Stücke Gebrauch machen, nachdem die im vorhergehenden 
Jahrgange unserer Quartalschrift auf den Tafeln IT, III; IV; 


“VII, VIIL; IX vorgelegten und besprochenen Stücke bei den 


Freunden des christlichen Alterthums eine solche Beachtung 
gefunden haben. So möge denn zunächst die Krone folgen, 
die in mehr als einer Hinsicht das besondere Interesse in 
Anspruch nimmt. Unsere Doppeltafel II-III gibt in natürlicher 
Grösse die ausgespannte Rundung der Goldbleche wieder, die 
allein von ihr erhalten sind. Der Körper, auf welchen die- 
selben, wie die zahlreichen Stiche in der Peripherie beweisen, 
aufgeheftet waren, ist nicht mehr vorhanden; es dürfte 
daher auch nicht jeder Zweifel ausgeschlossen sein, ob die 
Kreuze in den einzelnen Bogen zu Recht stehen, wie Cav. Rossi 
bei der Anordnung seines Kaufes sie nach bestem Bedünken 
eingefügt hat. Dagegen ergibt sich die Zusammengehörigkeit 
der beiden Hälften aus der Zahl der zwölf Apostelbilder auf 
dem Stirnbande, wenngleich die Ornamentik zwischen dem 
ersten und zweiten Apostel nicht ganz zusammen passt. 
Aus dem frühen Mittelalter sind uns einige Fürstenkronen 
erhalten, wie die sog. eiserne im Schatze zu Monza; zahl- 
reiche Abbildungen von Kronen und Diademen finden sich 
auf den Mosaiken und in den Miniaturen; Fleury, La Messe, 
publicirt auf Taf. 386 bis 399 eine grosse Zahl von Kron- 


67 
reifen, wiesie in den Kirchen aufgehängt zu werden pflegten. 
Allein allesammt bestehen sie entweder aus einem oben und 
unten glatten Reifen oder sie tragen in regelmässigen Ab- 
ständen Zinken von gleicher oder abwechselnd gleicher Form. 
Eine mehr absonderliche #estalt hat die Krone auf dem 
Haupte des Kaisers Carl’s des Kahlen in der Bibel der Na- 
tionalbibliothek zu Paris (Vergl. Fleury pl. 468). Von allen 
diesen weicht die Form unserer Krone wesentlich ab. Ueber 
einem schmalen Stirnband mit den Bildnissen der zwölf Apo- 
stel und einem Kreuzornament erbeben sich vorn und hinten 
wei grössere oben rund abschliessende Zinken, zwischen 
denen rechts und links je zwei kleinere von gleicher Gestalt 
stehen ; das Frontstück ist zudem mit Voluten in unregel- 
mässiger Anordnung verziert. 

Singulär, wie die Form, ist auch die ausschliessliche 
Verwendung getriebener Goldbleche, ohne die im Alterthum 
so beliebte Verwertung von Perlen und Edelsteinen, die 
überhaupt in dem gesammten Schatze nicht vorkommen. Ob 
unser Diadem die sonst bei Kronen wiederholt vorkommenden 
pendicula an beiden Seiten des Kopfes als weitere Verzierung 
gehabt, lässt sich nicht sagen ; die Frage scheint jedoch ver- 
neint werden zu müssen, da Rossi’s Schatz keine Stücke 
enthält, welche diesem Zwecke gedient haben könnten. 
Die vier niedern Bögen haben alle die gleiche Ornamentik, 
mit einem in einen Reifen gefassten Kreuze oben; das Or- 
nament des Stirnstückes a besteht aus Rebengewinde und 
einem eingefassten Kreuze in der Mitte; die, Gegenseite ὃ hat 
zwei Pfauen neben dem dominirenden Kreuze und im Ue- 
brigen Blattwerk, Trauben, Kreuze und Kreislinien als Ver- 
zierung. 

Stehen die Kreuze im Innern der Bögen an ihrer rich- 
tigen Stelle, so zeigen die beiden rechts vom Stirnstück, ὃ 
und c, in der Mitte das Kreuz und das Lamm, die beiden zur 
Linken, e und f, Traube und Kelch. Das Innenkreuz bei a 


68 


hat in der Mitte die zum Reden erhobene Hand Gottes zwi- 
schen den vier evangelistischen Zeichen, und mit dieser 
Darstellung stehen der Idee nach die Bilder der zwölf Apostel 
im Stirnbande in innerer Beziehung. Das Innenkreuz bei d 
stellt in der Mitte Christus als Hohepriester mit der Hostie 
in der Hand da, umgeben von vier Lämmern in den Kreuzes- 
arnıen als Sinnbildern des göttlichen Opferlammes, und mit 
dieser Darstellung correspondiren wiederun: auf dieser Seite 
die Kreuze im Stirnband. Die Figuren der zwei Hauptstücke 
enthalten also eine Symbolik der beiden wichtigsten Aufga- 
ben des christlichen Hohepriesterthums, Verkündigung des 
Evangeliums und Darbringung des h. Opfers. Zu letzterem 
stehen die Darstellungen auf den Kreuzen in den niedern 
Bögen in Beziehung, Lamm und Kreuz im Hinweis auf das 
blutige Opfer von Golgatha, und Traube und Kelch als Sinn- 
bilder des unblutigen Opfers, in welchem jenes seine fort- 
währende Erneuerung findet. 

Aus diesem so durchaus sacralen Charakter der Sym- 
bole folgt wohl ohne Bedenken, dass die Krone keine welt- 
liche Fürstenkrone, sondern ein Theil des Ornats gewesen 
ist, der dem Bischofe mit in das Grab gegeben wurde. Dass 
wir eine eigen-und einzigartige Form der bischöflichen Mitra 
vor uns hätten, daran ist nicht zu denken, da sich auch eine 
Mitra vorfindet. Unsere Krone muss also, ähnlich der päpst- 
lichen Tiara, ein insigne irgend einer besonderen Machtfülle 
gewesen sein. Und da fällt, wenn ich recht sehe, ein erster 
Lichtstrahl auf die Person und die Zeit, welcher der Schatz 
zuzuschreiben ist. Erinnern wir uns, dass die Gegenstände 
angeblich aus Jesi oder Sinigaglia, also aus dem Gebiete von 
Ravenna stammen !), und dass sie nach dem Urtheile der ge- 


1) Vergl. Quartalschrift, 1888, p. 149. 


69 
wiegtesten Archäologen dem VIII oder IX Jahrhundert an- 
gehören. Nun wissen wir aus dem Berichte des Agnellus !), dass 
der Erzbischof Sergius von Ravenna, der um 752 den Thron 
bestieg, sich während seiner langen Regierung allmählich bis 
zu der Macht eines Exarchen emporschwang: « judicavit 
velut exarchus ». Sergius starb wahrscheinlich im Jahre 770. 
Sein Nachfolger Leo berief sich auf die Hoheitsrechte seines 
Vorgängers, wie sich aus dem 45. Briefe des Codex Carolinus 
ergibt, um dieselben in gleicher Weise gesen den Papst gel- 
tend zu machen; mit ihm beginnt die Reihe der Ravennati- 
schen Exarchen oder Patriarchen ?). Nach dem Gesagten liegt 
die Frage nahe : Haben wir in unserer Krone nicht die Insignie 
des ravennatischen Exarchen oder Primas zu erkennen, und 
war es der Erzbischof Sergius, dem unser Schatz angehörte? — 
Auf 5. 155 des vorigen Jalırgangs unserer Zeitschrift wies 
ich auf einen Bücherdekel des Schatzes hin, wo ein Bischof 
über eine neben ihm kniende Frauengestalt aus einem Ge- 
fässe das Taufwasser ausschüttet, und machte zugleich da- 
rauf aufmerksam, dass die bei dieser Scene abgebildeteu 
Gegenstände Stücke unseres Schatzes seien, indem ich daraus 
den Schluss zog, dass eine vornehme Dame bei ihrer Taufe 
dem Bischofe aus Dankbarkeit alle diese h. Gefässe und Ge- 
räthe seines Amtes geschenkt haben werde. Wer könnte denn 
diese hohe Frau gewesen sein, die vom dem ravennatischen 
Erzbischofe die h. Taufe empfangen hätte? Sergius stand 
zu Aistulf, Leo zu Carl dem Grossen in freundschaftlichen 
Beziehungen, aber weder aus dem longobardischen, noch aus 
dem fränkischen Königshause kennt die Geschichte einen 
Prinzen, der die Tochter eines heidnischen Fürsten heim- 


ἢ Vitae Episc. Ravenn. ; cf. Muratori Annali d’Italia, IV, 91. 
2) Vergl. Gams, Series episc. pag. 717. 


70 


führte. Allein lässt sich jene Taufscene nicht auch so erklä- 
ren, dass die fürstlichen Eltern dem Bischofe für die Taufe 
einer neugeborenen Tochter jene Gegenstände als Ehrengabe 
schenkten, und dass der Künstler das Kind mit einer picto- 
ribus atque poetis zustehenden Licenz als Erwachsene dar- 
gestellt hätte? Aistulf hatte sich 751 zum Herrn von Ravenna 
gemacht, und im folgenden Jahre bestieg Sergius den Erzstuhl, 
den er bis zu seinem Tode 770 inne hatte. Die Ehe Aistulf’s, 
der 756 starb, war nur mit weiblichen Nachkommen gesegnet. 
Sein Nachfolger Desiderius hatte ausser der Anselberga, 
welche 776 den Schleier nahm, und der Desiderata, die an 
Carl den Grossen vermählt war, noch andere Töchter. Bei 
der hervorragenden Stellung, welche Sergius in Ravenna 
bekleidete, wie bei seinen besondern Bezieliungen zum lon- 
gobardischen Königshause ist eine Einladung desselben zur 
Taufe der königlichen Kinder mehr als wahrscheinlich. Ist 
meine Conjectur richtig, dann stammt der Schatz vom Erzbi- 
schofe Sergius von Ravenna her, und ist zwischen 752 und 
770 angefertigt worden. Sergius wird in der bischöflichen 
Gruft zu Ravenna bestattet worden sein, und dort, und nicht 
in der Gegend von Jesi oder Sinigaglia, wie die Finder be- 
trügerischer Weise angaben, ist dann der Schatz gefunden. 


Rom. A. DE WaAuAL. 


NEUE FUNDE IN SS. GIOVANNI E PAOLO 


IN ROM. 


Die Arbeiten des Pat. Germanus behufs Freilegung des 
Hauses unter der Basilica der hll. Johannes und Paulus auf 
dem Cölius konnten, dank den Gaben einiger Wohlthäter, 
während der letzten Monate fortgesetzt werden, und ergaben 


Ἵ1 
wieder die schönsten Resultate. In einem tiefer als die 
Haupträume gelegenen Stockwerke fand man die Badezim- 
mer wieder, deren Einrichtung noch theilweise erhalten ist. 
Dies sind bisher die einzigen Räume welche nicht ausgemalt 
sondern bloss getüncht waren. — Ferner drang man, nachdem 
ein im frühesten Mittelalter vermauerter Durchgang wieder 
durchbrochen worden war, bis zu einem der auf die Strasse 
mündenden Bogen (C auf dem Plan Taf. XI des Jahrg. 1888) 
vor. Man fand so ein grosses Zimmer, dessen eine Wand — 
die einzige bisher freigelegte — Malereien aus dem VII. bis 
VII. Jahrh. im sogen. byzantinischen Style zeigt. In der 
Mitte des Feldes tlıront der göttliche Heiland zwischen zwei 
Engeln, neben welchen die Bilder der hll. Martyrer Johannes 
und Paulus selbst, leider bloss zum Theile, erhalten sind. Auch 
an beiden Innenwänden des Durchgangs aus dem Innern des 
Hauses in diesen Raum sind Reste der Bilder der beiden 
hil. Martyrer, durch ihre hinzugeschriebenen Namen gekenn- 
zeichnet, erhalten. Dieser äussere Raum des Hauses war also, 
wie die Bilder aus späterer Zeit beweisen, noch zugänglich 
zu einer Zeit als die bisher gefundenen und von Pater Ger- 
manus selbst in dieser Zeitschrift ausführlich beschriebenen 
innern Gemächer durch Vermauern aller Zugänge abgeschlos- 
sen waren, und so mitihrem einzig dastehenden Bilderschmuck 
aus dem IV. Jahrh. uns erhalten wurden. Die Arbeiten konn- 
ten aber einstweilen an dieser Stelle nicht fortgesetzt werden, 
da man sich grade unter der Aussenmauer der Kirche gegen 
die via dei ss. Gio. 6 Paolo und den dieselbe stützenden Bo- 
gen befand. Es sind hier bedeutende Arbeiten zum Auffangen 
dieser Mauern nothwendig ehe die Ausgrabungen fortgesetzt 
werden können. Pater Germanns lenkte daher einem andern 
Theile des Hauses seine und seiner Arbeiter Thätigkeit zu, 
nämlich den unter der Apsis liegenden Gemächern desselben. 
Von einem kleinen an die Epistelseite der Apsis stoasenden 
Raum aus begann man vor einigeu Tagen die Arbeiten. Die 
Ausgrabungen hatten bald den obern Theil der Wände an den 


12 


Langseiten des hier gefundenen Gemaches bloss gelegt; und 
zu seiner grossen Zufriedenheit konnte Pater Germanus con- 
statiren dass die Malereien der Wände erhalten sind. Nach den 
wenigen bis jetzt sichtbaren Theilen zu schliessen ist der Styl 
dieser Bilder fast vollendeter als bei den übrigen. Das Gewölbe, 
dessen oberster Theil wieder abgeschnitten ist, zeigt präch- 
tige Rebstöcke mit Trauben sammelnden putti, ähnlich den 
bekannten im antiken Eingang zum coemeterium Domitillae. 
Alles ist gespannt auf das Fortschreiten der Ausgrabungen; 
mögen doch weitere Gaben hochherziger, für die Monumente 
der ersten christlichen Jahrhunderte interessirter Personen 
auch in Zukunft dem gelehrten aber armen Passionistenpater 
die nöthigen Arbeiten ermöglichen. 

Zum Schlusse möge noch eines andern interessanten 
Fundes in der Basilika kurze Erwähnung geschehen. Durch 
eine Thüre an der Evangelienseite der Apsis gelangt man zu 
einem kleinen Nebenraume, dessen rechte Wand gebildet 
wird durch die Mauer welche im Mittelalter des linke Sei- 
tenschiff abschloss. Unter der weissen Tünche, welche diese 
Wand bedeckt, vermuthete Pater Germanus Reste mittelal- 
terlicher Malereien. Er begann mit grösster Sorgfalt die 
Tünche wegzuschaben, und wirklich kamen bald gut erhal- 
tene Farben zum Vorschein. Nun wurde die ganze Mauer 
abgeschabt, und es zeigte sich auf ihr ein schönes grosses 
Bild, nämlich Christus in der Mitte von Engeln und Heiligen 
thronend, welches die ganze Wand einnimmt. Die Malerei 
stammt etwa aus dem XII. Jahrhundert. 

Wir hoffen dass Pater Germanus selbst bald in ausführ- 
licher Weise wieder in unserer « Röm. Quartalschrift » diese 
neuen Funde behandeln wird. 

Rom. 


J. P. KiRscH. 


13 
NEU ENTDECKTES CHRISTL. COEMETERIUM 


IN BOLSENA. 


P. Cozza-Luzi brachte, vor einigen Tagen von einer 
Reise nach Bolsena zurückkehrend, die Nachricht dass 
man dort in einer Entfernung von etwa 1 Kilometer von 
dem im vorigen Jahrg. unserer « Röm. Quartalschrift » 
(S. 344 ff.) beschriebenen Cömeterium jüngst ein zweites gefun- 
den habe. Dasselbe liegt in nördlicher Richtung von der Stadt. 
Die Galerien sind zum grossen Theile verschüttet; soweit 
dieselben zugänglich waren, sind sie aller Monumente be- 
raubt. Allein versuchsweise angestellte Nachgrabungen be- 
wiesen, dass dies in den verschütteten Theilen nicht der Fall 
ist. Es kamen dort mit rother Farbe gemalte Inschriften und 
Reste von Glasgefässen zum Vorschein. Ein eigentliches Aus- 
graben des Cömeteriums ist noch nicht in Angriff genommen 
worden, Möge dies bald geschehen und die Ausbeute nicht 
weniger Teich sein als im Coemeterium der hl. Christina. 


RECHNUNG FÜR ABSCHREIBEN UND 
EINBINDEN VON BÜCHERN 


AUS DEM JAHRE 1374. 


nen 


Die folgende aus dem Bande Miscellanea Cameralia 
n° 391 fol. 114 des Vaticanischen Geheim-Archivs gezogene 
Rechnung verdient, wegen mehrerer interessanten Notizen 


14 


die sie enthält, hier veröffentlicht zu werden 1). — Das Blatt 
ist am obern Rande etwas zerfressen, so dass der Anfang der 
Ueberschrift und mehrere Worte der Notiz zum 8. September 
ganz zerstört sind. — Ausser dem Preise des Papieres und 
dem Lohne des Schreibens heben wir besonders folgende 
Puncte unserer Rechnung hervor: 1) Den Posten zum 25. 
Februar, welcher einen Einblick gibt in die Abwicklung der 
Beneficiengeschäfte an der Curie. — 2) Die Nachricht dass 
Petrus Amelii eine Handschrift eines Werkes des hl. Thomas 
und einen liber caeremoniarum für den Papst Gregor XI an- 
fertigen liess. — 3) Wir erfahren durch den Abschnitt zum 
2]. October dass für die Schreiber der Camera, wenigstens 
für diejenigen welche die Register der Collectorien (d. h. der 
Rechnungen und Actenstücke welche die Collectoren der 
Zehnten und anderer Abgaben an die Curie einsandten) schrie- 
ben, eine feste, durch Elias de Vodronio eingeführte Taxe 
bestand. — 4) Endlich lernen wir aus der Rechnung melı- 
rere Register und Actensammlungen der Camera apostolica 
kennen: die Inventare der Güter eines vacanten Bisthums; 
das Reg. supplicationum per d. papam signatarum;; das Rex. 
provisionum ; das Verzeichniss der obligatores ; das Verzeich- 
niss der familiares; die rotuli computorum des Thesaurars; 
die Reg. collectoriarum ; die rotuli der Kaufverträge ; den 
liber censualis der Camera apostolica. 

Nach diesen kurzeu Vorbemerkungen lassen wir den Text 
folgen. 
ee Ὡς ὡς Υὲ Ind. XII pontiflcatus sanctissimi in Christo patris 
et domini nostri domini Gregorii pape XI anno quarto. 


1) Dieser Codex enthält nicht weniger als 15 zusammen gebun- 
dene Fascikel welche die verschiedensten, die Verwaltung der Ca- 
mera betreffende Sachen enthalten. 


715 


Die IX. mensis Januari (soluti) fuerunt de mandato re- 
verendi in Christo patris domini Petri episcopi Magalonensis 
domini pape thesaurarii fratri Ricardo de Sancto Audoeno 
ordinis Predicatorum pro quibusdam Scripturis per eum or- 
dinatiset factis pro domino nostro papa et expensis quas idem 
frater asserit fecisse pro scripturis huiusmodi dicto fratre re- 
cipiente manualiter — X floreni communes. 

Die ultima dicti mensis soluti fuerunt Johanni Petri de 
Florentia curiam Romanam sequenti pro X libris papiri tam 
magnis quam parvis per dictum Johannem factis pro usibus 
thesaurarie et camere apostolice domini nostri pape ipso 
Johanne recipiente manualiter — V floreni communes ] 
solidus. 

Die VI. mensis Februarii soluti fuerunt Guilelmo Scopfer 
clerico de Alamania curiam Romanam sequenti pro copia In- 
ventarii bonorum quondam domini Gaucelini episcopi Magalo- 
nensis ultimo defuncti et cuiusdam instrumenti super liga 
inita inter dominum papam et certos colligatos sibi per dietum 
Guilelmum in papiro redacta et facta ad relationem magistri 
Jacobi de Solegiis dicto Guilelmo recipiente manualiter — 
XLIII solidi. 

Die XXV. dicti mensis Februarii soluti fuerunt de man- 
dato supradicti domini thesaurarii domini nostri pape Jo- 
lanni Ponsardi clerico Virdunensis diocesis deputato ad 
extrahendum benefica collata auctoritate apostolica de rege- 
stro supplicationum per dominum papam signatarum mittenda 
collectoribus per cameram apostolicam, ut est moris, in de- 
ductionem stipendiorum dicto clerico promissorum pro labore 
suo in huiusmodi ofllcio per eum impenso et impendendo 
eodem recipiente manualiter pro XII franchis — XV floreni 
communes. 

Die IX. mensis Marcii computavit frater Petrus Amelii 
socius domini episcopi Appamiarum de certis expensis per 


16 


ipsum factis pro quibusdam scripturis pro domino papa ut 
sequitur : Et primo pro octo cisternis magne forme scriptis 
de libro beati Thome quod dominus noster papa facit fieri 
dando pro quolibet 1 flor. cum dimidio — XII flor. Item pro 
illuminatura et auro — III flor.; pro rasura pergamene — 
X sol.; pro ligatura dicti libri — XVI sol. Item pro certis ce- 
rimoniis scriptis in libro cerimoniarum domini pape extractis 
de libro bone memorie domini Cardinalis Penestrini — IV. 
flor. — Summa omnium premissorum que fuit dicto fratri 
Petro manualiter recipienti soluta est — XX floreni com- 
munes II solidi. 

Die X. mensis Maii soluti fuerunt Padono de Agathe 
judeo habitatori Avinion. pro ligatura certorum librorum et 
quibusdam aliis expensis per ipsum factis pro domino papa 
ut sequitur: Et primo pro ligando IIIIor magnos libros — VI 
flor. III sol. Item (pro) aliis duobus libris ligandis — I flor. XII 
solid. Item pro tachetis pro dietis libris necessariis — III 
flor. V solid. Item pro argento et factura seraturarum dicto- 
rum librorum — VIII flor. V gross. camere VI den. Item 
pro uno panno pro tenendo ante mensam domini pape — IV 
flor. XII sol. Pro duabus bogis pro portando vaxellam domini 
pape — VI flor. II sol. Summa omnium predictorum est — 
XXXlI flor. VI solid. II den. que summa fuit dicto judeo ma- 
nualiter recipienti soluta — in XXV franch. II den. 

Die XVIII. mensis Augusti soluti fuerunt Guilelmo Gre- 
silha clerico Carnotensis dioc. qui scripsit et extraxit de 
libro censuali camere apostolice quendam tractatum disputa- 
tionis olim facte inter nonnullos Latinos et Grecos in parti- 
bus Grecorum et copiavit quendam rotulum continentem pos- 
sessiones emptas per dominum papam ab illis de Paternis 
dieto clerico recipiente manualiter — II floreni communes 
XI solidi. — 

Die VIII. mensis Septembris soluti fuerunt....... . Pro 


77 


ligatura et copertura trium librorum quolibet V.. -.... 

δας φὺ ΘΏΟ..... camere !) et pro ligatura οἱ copertura 
duorum aliorum librorum pro obligatoribus ipsius i... m. 
Item pro alio libro pro domino thesaurario et pro aliis IV 
libris pro scribendo nomina familiarium et regestrando literas 
provisionum in summa ipso manualiter recipiente — II floreni 
communes XVII solidi. 

Die XXI. mensis Octobris solutus fuit Jacobo Vercherii 
clerico domini Johannis Rosseti pro II quaternis papiri con- 
tinentibus XXXV folia per ipsum scriptis pro collectoria 
Scocie ipso manualiter recipiente juxta taxam domini Helie 
de Vodronio — I franch. | 

Die XXIV. dieti mensis Octobris solutus fuit domino GQui- 
lelmo Sanheti registratori supplicationum domini pape pro 
legatura unius libri in quo registrantur dicte supplicationes 
de anno IIIIt Johanne Regineti clerico suo pro ipso manua- 
liter recipiente — I flor. comm. 

Die XXlI. mensis Decembris soluti fuerunt Bernardo de 
Molines scriptori thesaurarie pro scriptura rotulorum com- 
potorum dicte thesaurarie istius anni die V. Januarii pro- 
xime venientis terminandi videlicet pro quolibet mense LX 
solid. prout est consuetum; ascendunt ipso manualiter reci- 
piente — XXX floreni communes, 


ἢ Das Blatt ist hier ganz zerfressen : ich weiss keine passende 
Ergänzung zu finden. 


78 


BUCHERSCHAU FÜR ARCHAOLOGIE. 


Luaarı Gıo. Battista, Le Catacombde ossia il sepolcro apo- 
stolico dell’ Appia descrillo ed illustralo. — Roma, tip. Be- 
fani 1888, in 4°. 


Die lateinische Dedication an der Spitze des Werkes be- 
zeichnet dasselbe als eine Festschrift, welche die Franziskaner 
von San Sebastiano Sr Heiligkeit zum Priesterjubiläum widme- 
ten. Der Verfasser hat den Ruf, auf archäologischem Gebiete 
mehr ein Dilettant als ein Gelehrter zu sein, und die vorlie- 
gende Arbeit hebt, trotz des grossen Fleisses den sie verräth, 
diesen Ruf nicht ganz auf. Die neuere deutsche Litteratur 
über die Apostelgruft scheint L. unbekannt zu sein (Kraus, 
Ruma sotterranea S. 135; 5900, de Wual, des Apostelfürsten 
glorreiche Ruhestätte; ders. in Kraus, Real-Encyclopaedie, 
Art. Katakombe (IT, 110); ders. Streitschrift gegen Rönneke, 
Seite 15; Schultze, Studien 241 ss.); die lateinischen und ita- 
lienischen Werke welche die Frage behandeln sind jedoch ins- 
gesammt benutzt worden. Im Anschlusse an die dortigen Re- 
sultate und auf Grund eigener Studien bietet der Verf. auf 
68 Seiten zunächst eine längere Abhandlung über die Etymo- 
logie des Wortes Catacumbas; dann folgen Untersuchungen 
über die Geschichte der Uebertragung der hll. Leiber an 
diesen Ort; endlich die Beschreibung und Geschichte des Mo- 
numentes selbst, dessen einzelne Theile auf 9 phototypischen 
Tafeln uns vorgeführt werden. Die Resultate werden in einem 
Epilog (S. 69-75) zusammengefasst; als Anhang folgen die in 
den Boden eingelassenen antiken Inschriften. 

Das Dankeswertheste der Arbeit ist die in die Geschichte 
des Monumentes verflochtene Beschreibung desselben, welche 


“9 


auf sehr fleissigen Beobachtungen beruht. Damit will ich 
jedoch nicht ohne Weiters unterschreiben was L. über die 
Zeit der Entstehung der einzelnen Theile des Monumentes 
sagt. Seine diesbezüglichen Angaben stützen sich auf die Ge- 
schichte der Translation selbst, welche er in folgender Weise 
darstellt: Kurze Zeit nach dem Tode der beiden Apostel be- 
mächtigsten sich die Orientalen ihrer Leiber, und brachten 
sie mit einander an einen sichern Art nahean der via Appia, 
— wo viele ihrer Landsleute Besitzungen hatten, wie die 
naheliegenden jüdischen Friedhöfe beweisen — um sie gele- 
gentlich nach dem Orient zu bringen. Sie wurden jedoch durch 
die Römer verhindert ihren Fontschluss auszuführen. Die 
beiden Leiber blieben nun an diesem Ort, und zwar 1 Jahr 
und 7 Monate, bis nach dem Tode Nero’s passende Grabstätten 
an den Stellen ihrer ursprünglichen Beisetzung — dem hl. Pe- 
trus im Vatican und dem hl. Paulus an der Via Ostiensis — 
hergerichtet waren, welche dann die Leiber aufnahmen. 
Neben dem hl. Petrus im Vatican wurden dessen Nachfolger 
der beiden ersten Jahrhunderte, Clemens und Alexander aus- 
genommen, beigesetzt. Als aber unter Heliogabal das Grab 
Petri im Vatican zur Erweiterung des Neronianischen Circus 
zerstört werden musste, wurde dessen Leib wieder an den Ort 
seiner zeitweiligen Beisetzung an der via Appia gebracht ; über 
der Apostelgruft baute man damals ein halb unterirdisches 
Mausoleum mit zwölf Arcosolien, in denen die Leiber der 12 
Päpste welche bis dahin neben dem hl. Petrus beigesetzt 
worden waren, Aufnahme fanden. In dieser Form ist das Mo- 
nument im Wesentlichen geblieben bis heute: es bildet eine 
halbkreisförmige gewölbte Gruft mit gradlinigem Abschluss an 
der einen Seite und mit Arcosolien rundum in der Mauer. In der 
Mitte isteine mehrere Meter tiefe, viereckige Aushöhlung: das 
eigentliche Apostelgrab. In letzterem ruhte der hl. Petrus 
allein bis zur Valerianischen Verfolgung im Jahre 258, 
während welcher die Christen, bewogen durch die Confisca- 


80 


tion ihrer Cömeterien, den Leib des hl. Paulus auch wieder 
an diesen Ort brachten, weil ihnen derselbe sicherer zu sein 
schien. Damals soll der grossartige, säulengeschmückte Ein - 
gang zur Linken des ältern der beiden jetzigen Zugänge ver- 
mauert worden sein. Beide Apostel blieben hier vereinigt 
bis zum Bau der Basiliken über ihren eigentlichen Grab- 
stätten unter Papst Sylvester, der sie nach deren Vollendung 
wieder dorthin überführte. Papst Damasus schmückte die 
Gruft mit Marmor und errichtete daneben die jetzt nach dem 
hl. Sebastian genannte Basilika. Das Mausoleum selbst wurde 
noch im XIII. Jahrh. einmal restaurirt, wie einige Ueber- 
 bleibsel von Marmorverzierungen beweisen, und erhielt zu- 
letzt durch Cardinal Scipio Borghese seine jetzige Gestalt. 
Was schliesslich die Bezeichnung catacumbas (von χατά und 
χύμβος, also in cavitate) angeht, so galt sie ursprünglich nur 
dem Mausoleum selbst und stammt aus dem III. Jahrh. 
(« quando si vide sorgere una tanto grandiosa cella in una 
cavitä di quella convalle », S.69); von ihm ging sie aufdas 
umliegende Cömeterium und dann auf die ganze Gegenil 
über. Das sind kurz die Ergebnisse der Untersuchungen 
L.’s. Bemerken wir zunächst zu dieser Ziymologie — bei 
deren Aufstellung übrigens die deutsche Litt. vollständig ausser 
Acht blieb — dass es doch zu sonderbar wäre ein Einzelgrab 
« in cavitate » zu nennen, da es ganz gewiss sowohl im 
Griechischen als im Lateinischen bessere Wörter dafür gibt. 
Warum denn nicht der Höhlung selbst in welcher dieses Grab 
liegt den Namen lassen und ihn von dieser auf das Grab 
übertragen? Die Ausführung S. 11-12 über die allegorische 
Bedeutung der Schiffsform gehört gar nicht in eine wissen- 
schaftliche Arbeit. 

Was dann die Geschichte des Monumentes und der Trans- 
lation der Apostelleiber betrifft, so haben L.’s Ausführungen 
manches Verlockende. Allein sie leiden an einem Hauptfehler ; 


δ] 


sie stützen sich grossentheils auf blosse Hypothesen, die der 
Verf. alsbald als sichere historische Thatsachen hinstellt 
ohne dass die nothwendigen Convenienz-und Analogiebe- 
weise ihn dazu berechtigt hätten. L. wagt sich auf das Ge- 
biet auf welchem de Rossi so grossartige Resultate erzielte; 
allein er hielt sich nicht an de Rossi’s exacter Methode. 
Ich möchte ihm rathen in de Smedt’s Werke: Principes de la 
Critique historique (Liege 1883) das betreffende Kapitel 
nachzulesen. Auf die einzelnen Beweisführungen kann ich 
mich nicht einlassen, hoffe es aber später gelegentlich zu 
thun. Bloss Einiges will ich hier hervorheben. Bei Bespre- 
chung der Damasianischen Verse fehlt die Bezugnahme auf 
die neuerdings von Schultze(l. c. S. 242. ff. und in dess. die Ka- 
takomben S. 327) wieder aufgebrachte Meinung, dieselben 
reden gar nicht von einem geplanten Raube der hll. Leiber 
durch die Orientalen. Bezüglich der totalen Zerstörung des 
Apostelgrabes im Vatican besteht gegen L.’s Meinung die 
grosse Schwierigkeit, dass die äusserste Mauer des Circus 
unter Constantin — nach den Beobachtungen bei dem Baue 
der neuen Peterskirche — noch mehrere Meter weit von dem 
Grabe Petri entfernt war; und dass man beim Bau des Bal- 
dachins um die confessio herum mehrere nicht zerstörte 
heidnische Gräber fand. Wenn man darum vielleicht auch den 
Leib des hl. Petrus Vorsicht halber wegbrachte, folgt nicht 
dasselbe für die andern Päpste; was dann die Zwölfzahl der 
letzteren angeht, so ist noch nicht erwiesen ob Alexander nicht 
auch im Vatican beigesetzt war ; überhaupt ist es stark, die 
Uebereinstimmung der Zahl der Arcosolien mit derjenigen 
der Päpste schon als vollgültigen Beweis für die Translation 
letzterer anzusehen. Auch gegen die kritischen Untersuchun- 
gen über das Feriale des Philocalus und das Martyrologium 
Hieronymianum liesse sich Manches einwenden, wesshalb 
wurde die Translation des hl. Paulus so nothwendig unter 


Röm. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 6 


82 


Valerian? War der Ort Catacumbas nicht ebenso bekannt? 
Und wenn es heisst: Pauli in Ostense, während sein Leib 
nicht daselbst ruhte, und wenn das Datum « Tusco et Basso 
consulibus » offenbar auf Erwähnung eines historischen 
Factums hinweist, wesshalb denn nicht auch « Petriin Vati- 
cano » hineinverbessern ? Etwas Lichtin die grossen Schwie- 
rigkeiten welche die ganze Frage bietet, sobald man mehr 
als die sicher feststehende Thatsache, dass die hll. Leiber 
einmal dort ruhten, beweisen will, könnte die Untersuchung 
des Zusammenhanges mit dem anstossenden Cömeterium brin- 
gen. So lange diese nicht gemacht ist, lässt sich das Monu- 
ment selbst nur wenig als wirkliches Beweismittel verwenden. 
— Ueber die Beschreibung des Monumentes will ich nur be- 
merken, das die Malereien der eigentlichen Apostelgruft gar 
nicht den Charakter des III. Jahrh. an sich tragen (S. 56), 
sondern, wie aus dem Vergleich mit den Katakombenbildern 
des IV. Jahrh. in Domitilla, und mit den Mosaikbildern der 
beiden Apsiden in S. Costanza hervorgeht, dem IV. Jalırh. 
vielleicht erst der Damasianischen Zeit angehören. 

So hat der Verf. die Haupt-Quellen für seine Arbeit 
fleissig aufgesucht und ausgenutzt; aber es fehlt ihm an 
durchgebildeter historischer und archäologischer Kritik ; er 
unterscheidet nicht das historisch Sichere oder höchst Wahr- 
scheinliche von den reinen Hypothesen, sondern gibt Alles 
als gleich begründet aus: es ist mehr eine Dilettanten-Arbeit 
die aber doch wegen der Beschreibung und der vorzüglichen 
Tafeln in der Litteratur der Apostelgruft ihren bleibenden 
Werth behalten wird. 


Rom. 


J. P. Kirsch. 


ZEITSCHRIFTENSCHAU. 


Französische. 


Melanges d’archeologie et d’histoire. — VII annde, 1887, 
Paris, Thorin. 


S. 196-211 gibt Le Blant, der beste Kenner der Martyrer- 
akten, eine interessante Zusammenstellung der Ansichten 
der Heiden über die christlichen Glaubenswahrheiten, die 
hl. Schrift, u. s. w. wie sie sich aus den Fragen und Ant- 
worten der Richter beim Verhör der Christen ergeben. Ein 
Gott welcher als Mensch geboren wird, die hl. Dreifaltigkeit, 
das Wesen Gottes, das unblutige Opfer, die Belohnung nach 
dem Tode — das alles sind Dinge, von denen die Heiden die 
sonderbarsten Ansichten aussprechen. Ferner zeigt sich in 
diesen Verhören dass sie die hl. Schrift kannten, aber nicht 
verstanden, und die Gebete der hll. Bücher welche die Christen 
unter den Martern sprachen, galten ihnen als Zauberformeln 
die jenen alles Gefühl der Schmerzen wegnahmen. — ὦ. Du- 
chesne (S. 217-243) stellt die alten 25 Titelkirchen, die haupt- 
sächlichen unter den alten Basiliken im Innern Roms, und 
die 18 Diaconien zusammen mit Angabe der ältesten Docu- 
mente welche dieselben erwähnen. Die Titelkirchen datiren 
nachweisbar bereits aus dem IV. und V. Jahrh., während die 
Diaconien — Wohlthätigkeitsinstitute ohne jeden Zusammen- 
hang mit der kirchlichen Eintheilung Roms in 7 Regionen — 
aus dem VII. Jahrh. stammen. Erstere finden sich in sehr 
geringer Zahl im Centrum des heidnischen Rom, während 
letztere gerade hier in grösserer Anzahl vertreten sind; 
endlich ist von den Titelkirchen keine einzige, so weit man 
bis jetzt constatiren konnte, in ein Öffentliches Gebäude 
Roms hineingebaut, während dies bei den meisten Diaconien 


84 


der Fall war: eine Erscheinung die vollständig mit der 
fortschreitenden Entwicklung des Christenthums und dem 
Verfall des Heidentiums und Roms selbst im Einklang steht. 
— Im Anschluss an die vorhergehende Arbeit gibt L. Du- 
chesne als 3. Artikel seiner Notes sur la lopographie de Rome 
au moyen-äge die Geschichte des titulus s. Anastasiae am 
Fusse des Palatin. Seinen Namen erhielt er vonder Stifterin, 
vielleicht eine Ahnfrau jener Anastasia welche mit ihrem 
Gatten Marinianus zu Anfang des V. Jahrh. in 5. Peter be- 
deutende Verschönerungen anbringen liess. Zu Anfang des V. 
Jahrh. wurde neben der Kirche ein Baptisterium auf Kosten 
des Präfecten Longinianus errichtet. Zu den Monumenten 
welche sich auf dieselbe beziehen rechnet Duchesne auch die 
bekannte Inschrift des Lectors de Belabru (De Rossi Inscr. I, 
n° 878), da die lectores mit den Titelkirchen in Verbindung 
standen, und dieser titulus der einzige im Centrum Roms 
gelegene war. Zwei Umstände gaben der basilica eine be- 
sondere Wichtigkeit: zuerst die Nähe des Palatins, des Sitzes 
der Verwaltung unter den byzantinischen Kaisern. Diesem 
Umstande schreibt es auch Duchesne zu, dass selbst am Weih- 
nachtsfeste eine feierliche hl. Messe zu Ehren der hl. Ana- 
stasia von Sirmium hier abgehalten wurde, als die Verehrung 
dieser hl. Martyrin aus Constantinopel, wohin ihr Leib von 
Sirmium gebracht worden, nach Rom gekommen war, und 
dort in der Titelkirche welche denselben Namen hatte sich 
localisirte;, so wurde diese ausländische Heilige am dies na- 
talis des Herrn selbst in Rom gefeiert, während die römi- 
schen Heiligen, deren Fest auf diesen Tag fiel, bald nicht 
mehr commemorirt wurden. Der zweite Umstand, welcher 
bewirkte dass nach dem Lateran und Maria Maggiore dieser 
titulus lange Zeit die wichtigste Kirche Roms war, ist in 
ihrer Lage im Centrum der Stadt zu suchen. Desshalb wur- 
den dort auch die 7 Stationskreuze aufbewahrt, mit welchen 
die Gläubigen der eingelnen Regionen zu der Kirche zogen 


: 85 
in welcher man sich versammelte, dort die Ankunft des 
Papstes erwartete, und mit ihm in feierlicher Procession zu 
der Kirche wallfahrtete, in welcher die statio abgehalten 
wurde. — P. Batiffol, unser Mitarbeiter, veröffentlicht (S. 419- 
431) die Fragmente griechischer Inschriften welche in der 
Kirche San Giorgio in Velabro erhalten sind als Zeugen dafür, 
dass diese Diaconie einst besonders von der griechischen Co- 
lonie Roms im VIII. und IX. Jahrh. mit Vorliebe benutzt wurde, 
und sogar einen griechischen Clerus hatte. Diese Verehrung 
verdankt ihren besondern Aufschwung der Uebertragung 
des Hauptes des hl. Georg in diese Kirche, welches unter 
Papst Zacharias (741-752) nach Rom gekommen war, und von 
ihm der Diaconie, welche des Heiligen Namen trug, geschenkt 
wurde. 


REVUE DE L’ART CRETIEN, publiee sous la direction d’un 
comile d’ artistes et d’ archeologues. Nouv. serie t. V, 1887. 
— Paul Allard, der bekannte Verfasser der Histoire des 
persecutions, hat in einem kleinen Artikel (S. 1-10) die 
Geschichte der päpstlichen Archive und Bibliothek bis zum XIV. 
Jahrh. behandelt, im Anschluss besonders an die bekannten Ar- 
beiten de Rossi’s über diesen Gegenstand. — Aus dem Schluss- 
artikel der Studie X. B. de Montault’s über die « grande 
pancarte de la basilique de Latran » (S. 41-62) heben wir die 
kurze Geschichte des baptisterium Lateranense hervor, wel- 
ches unter Constantin begonnen, von Sixtus III vollendet 
wurde, und stets ein Hauptgegenstand der Sorgfalt der 
Päpste blieb. Der Abschnitt über die Kapelle Sancta Sancto- 
rum im alten Papstpalaste entbehrt jeder Quellenkritik; der 
übrige Theil der Arbeit gründet nur aufmittelalterlichen Quel- 
len. — In seinem Schlussartikel über die verschiedenen Formen 
des Chrismon (S. 73-82) behandelt Vince. Ambdrosiani auch 


p 
die Bedeutung der vielumstrittenen Sigle E; seine Ansicht 


86 


(5. 76) geht dahin, dass dieselbe ursprünglich Palma Elea 
bedeutet habe, von den Christen jedoch Palma Emerita ge- 
lesen worden sei. Mir scheint dass die allgemeine Bedeutung 
des Sieges im Circus (« Omnes quidem currunt sed unus ac- 
cipit bravium » I Cor. IX, 24) in symbolischem Sinn für die 
Erklärung ausreiche. — Zum Schlusse weise ich noch hin 
auf zwei weitere Artikel X. B. de Montaulf’s über 5. Cae- 
cilia, von denen der erste eine ausführliche Studie über die 
Erscheinung der hl. Jungfrau unter Papst Paschalis und deren 
Folgen (S. 285-307), der andere eine Zusammenstellung der 
Bilder derselben enthält (S. 426-447). Beide Arbeiten haben 
keinen streng wissenschaftlichen Carakter. 


REVUE ARCHEOLOGIQUE publiee sous la direclion de 
Alex. Bertrand et G. Perrot. Paris 1887. — Tom. IX. — In der 
schon seit längerer Zeit fortgesetzten Beschreibung merovin- 
gischer Ringe spricht M. Deloche auch von den christlichen 
Symbolen (Fisch. Taube) welche sich auf einigen finden 
(S. 184-190), und welche die Fortdauer dieser uralten christli- 
chen Symbole in Gallien beweisen. — Dr. Neroutsos-Bey ve- 
röffentlicht S. 198 ff. und S. 291 ff. eine Reihe von Inschriften 
welche im Laufe der letzten Janre in Alexandrien und Um- 
gegend gefunden wurden, unter denen sich mehrere christ- 
liche befinden (nn. 3, 6, 7, 8, 31). Als besonders wichtig hebe 
ich die Inschrift S. 502, n. 6 hervor: sie ist des Epitaph des 
18.ten Bischofs von Alexandrien, Achillas, des Nachfolgers des 
hl. Bischofs und Martyrers Petrus. Dieselbe wurde 1879 in 
der Nähe der Ruinen von der Basilika des Theonas in einem 
christlichen Hypogaeum gefunden und lautet: 


TYBI KA 
EKOIMHOH 
AXIAAAC 


87 

(Τυβί xx &xorunsn ᾿Αχᾶλας, Am 21. des Monats Tybi (d. ἢ. 16. 
Januar) entschlief Achillas). 

Es ist kaum zu bezweifeln dass Achillas der Bischof dieses 
Namens ist. Wir wissen dass derselbe den 25. Juli 312 con- 
secrirt wurde und bloss 6 Monate den bischöflichen Stuhl 
inne hatte. Zwischen dem 25. Juli und dem 16. Januar liegen 
fast 6 Monate. — Le Blant, der es versteht in höchst an- 
ziehender Weise die verschiedensten Gegenstände der christ- 
lichen Archäologie in kleineren Aufsätzen zu behandeln, 
liefert (S. 317-328) eine Arbeit über das Entwenden der Re- 
liquien im Mittelalter. Die von ihm zusammengestellten Be- 
richte beweisen, dass vernünftig denkende Menschen, ja Jdie 
Heiligen selbst, das Entwenden der hl. Gebeine als eine sa- 
crilegische Entweihung ansahen ; dass aber anderseits den- 
noch in vielen Fällen selbst von ernsten Schriftstellern 
derjenige, welcher zuerst den frommen Diebstahl ausführte, 
nicht Tadel sondern Lob für seine That erntete. — Auf diese 
Arbeit folgt (S. 329-346) der erste Artikel einer längeren 
Arbeit von Aug. Prost über die Sarcophage Galliens im 
Anschluss an die bekannten Publicationen Le Blant’s, und 
mit besonderer Berücksichtigung der decorativen Seite dieser 
Monumente. In Disposition und Character der gewählten 
Gegenstände schliessen sich die christlichen Künstler (Scenen 
der hl. Schrift) den heidnischen (mythologische Scenen) an; 
einzelne Sujets nahmen letztere einfach an, entweder als 
blosse Decorationen (Masken, Victorien), oder als bekannte 
symbolische Bilder (Flüsse, Sonne und Mond) oder als Alle- 
gorien des Todes (die Genien mit der Fackel) oder endlich in. 
umgedeutetem christlichem Sinne (Orpheus). Die eigentlich 
christlichen Darstellungen werden aus der hl. Schrift ge- 
schöpft. Eine in einer Anmerkung (S. 337 n. 4) in der Ab- 
handlung veröffentlichte Inschrift eines Sarcophagfragmentes 
des Louvre verdient wegen ihres Schlusses hier eine Stelle: 


D.M 
AVRELIVS 
VITALIO ET AELIA 
SOFIAS MELISSO 
FILIO DVLCISSIMO 
QVI VIXIT ANNO VNO 
MENSIBVS VII DIE VNO 

MELISSE DULCIS 

SPIRITVS TVVS 


IN BONO. 


Tom.X.—Bei den Ausgrabungen in Carthago von welchen 
Vernaz (S. 12-27) berichtet, sind auch einzelne unbedeutende 
christliche Monumente aus späterer Zeit gefunden worden: 
einige Gräber und eine mittelalterliche Spange. — S. 51-60 
und 85. 195-207 vollendet A. Prost die Studie über die alt- 
christlichen Sarcophage Galliens, deren Anfang ich bereits 
erwähnte. Ich konnte kaum etwas Neues darin finden: es 
ist meistens eine zusammenfassende Darstellung der Resul- 
tate, zu welchen Le Blant in seinen kleinern Aufsätzen und 
in seinen Bemerkungen zu den einzelnen Monumenten ge- 
langte. — Hochinteressante Funde aus Afrika bespricht 
Dr A. Vercoutre Militärazt (S. 28-34; S. 180-194). Man fand 
nämlich im Laufe der Jahre 1886 und 1887 an drei verschie- 
denen Stellen um die Stadt Sfax in Tunis Necropolen mit 
eigenthümlichen Gräberformen. Ausser gemauerten Särgen 
und steinernen Sarcophagen bestanden nämlich die Gräber 
aus grossen Amphoren, welche sor;fältig in zwei Stücke ge- 
brochen wurden, und dann, nachdem der Leichnam hinein- 
gesteckt worden, wieder zu einer Amphora vereinigt wurden. 
Bei Kinderleichen reichte eine einzige Urne aus; bei Er- 
wachsenen half man sich, indem man von einer oder mehre- 


89 
ren Amphioren Hals und Fuss abschlug, in die Cylinder den 
Leichnam binein schob, und durch Anfügung von Kopf (mit 
hermetisch verschlossener Oeffnung) und Fuss einer Am- 
phora, dem Ganzen wieder das Aussehen einer solchen gab. 
Häufig lehnte man an die Urnen 4 oder 6 grosse Ziegel in 
Dachform an, weiche den eigenthümlichen Sarg bedeckten. 
Die zwei zuerst gefundenen Necropolen lieferten Nichts, wo- 
raus man mit Sicherheit auf den Ursprung dieser Gräber 
schliessen konnte. Man fand jedoch ineiner einen Taufbrunnen 
mithinabführender Trej:pe und Sitz; die Wand war mit Mosaik 
bekleidet und der Boden mit einem grossen Kreuze unl 
Laubwerk geschmückt; ferner zahlreiche Münzen der nach- 
konstantinischen Kaiser. Die zuletzt gefundene Necropole lie- 
ferte jedoch bis jetzt 17 Inschriften und Fragmente von 
Inschriften, alle christlich. Dieselben fanden sich nur an 
Gräbern aus Mauerwerk ; jedoch weist Vercoutre nach, dass 
diese mit den Amphoragräbern vollständig gleichzeitig sind, 
nämlich alle nicht älter als Anfang des IV. Jahrhunderts. 
Die Inschriften sind theils in Mosaik ausgeführt theils in 
Marmor gegraben. Regelmässig kehrt in ihnen die Formel 
DORMIT IN PACE wieder, welche einmal zu: DOR(mit) IN 
PACE IN CHRISTO erweitert ist. Häufig sind auch das Mo- 


nogramm (zZ und 7) und die Tauben oder Vögel. Auch mit- 


ten in dieser interessanten Necropole fand sich eine Taufkufe,. 
(Wir geben jedoch einem leisen Zweifel Ausdruck ob diese 
mit Mosaik verzierten, wenig tiefen Cisternen die mit Trep- 
pen versehen sind, wirklich Baptisterien waren; vielleicht 
waren es bloss Wasserbehälter, wie man Solche auch bei rö- 
mischen Cömeterien findet. Wir müssen eine genaue Be- 
schreibung mit Zeichnung abwarten). Der Verf. schliesst aus 
der zuletzt gefundenen Necropole dass auch die beiden an- 
dern christlichen Ursprungs sind. Die sunderbare Art und 
Weise in Thongefässen zu begraben führt er auf punischen 
Ursprung zurück. | | 


90 


REcUEIL des nolices et m&moires de la Sociele archeolo- 
gique du departement de Constantine. Bd. XXIV, 1886-1887. — 

Delaitre veröffentlicht (S. 37-68) eine Auswahl (145 Num- 
mern) aus der stattlichen Zahl von etwa 6000 Inschriften 
welche die Ausgrabungen in der grossen Basilika bei Car- 
thago bis jetzt zu Tage förderten. Die Basilika selbst in 
Form eines Rechteckes erbaut, 45 Meter breit und65M.lang, 
ist neunschiffig ; über hundert ihrer Säulen, theils aus Gra- 
nit theils aus Marmor, sind wiedergefunden worden, und 
Δ konnte die Lage der einzelnen Theile (Altar, Ciborium, 
Eingangshalle u. s. w.) genau feststellen. Vor ihr dehnte 
sich eine halbkreis förmige area aus mit einer Säulenhalle (teg- 
lata) und einer cella trichora. Aus den 145 Inschriften heben 
wir besonders diejenigen hervor — leider fast alle blosse 
Fragmente — welclie einst die Gräber von Clerikern be- 
zeichneten. Wir finden ὃ Epitaphien mit dem Titel EPISCopus 
(nn. 6-10), ebenso oft PRESBYTER (nn. 11-15), 4 Mal DIA- 
CONUS (nn. 16-19), einen ACOLVTVS mit Namen Cyprianus 
(n.21),zwei Mal LECTOR (nn. 22 und 24); die mit Recht mit 
einem Fragezeichen versehene Ergänzung SVBDiaconus (n. 25) 
ist wirklich sehr zweifelhaft, da man ebenso sub die oder 
ähnlich ergänzen kann. — Unter den von A. Poulle veröffent- 
lichten Inschriften aus Numidien und Mauretanien befinden 
sich zwei in Mosaik ausgeführte datirte christliche Epita- 
phien (aus den Jahren 467 und 444) welche in einer alten 
Kirche in Kherbet-Guidra (Sertei) gefunden wurde (S. 197 
nn. 80 und 81); in beiden findet sich die Formel RECESSIT 
IN PACE, und n. 81 ist vertheilt auf beide Seiten des Bildes 
der Verstorbenen als Orans in Mosaik. 


REVUE DE L’AFRIQUE FRANGAISE, ancien Bullelin des An- 
tiquiles africaines, t. V, Paris 1887. 


In einem längern Aufsatze über die im Laufe der letzten 
Jahre in Afrika entdeckten Mosaikbilder stellt Zeron de 


91 


Vilefosse auch die christlichen Monumente dieser Art zu- 
sammen (S. 308-400). Vier derselben, alle von Grabmälern, 
sind (Taf. VI, VII und VIII) reproducirt.: Taf. VI ἢ. 1 zeist 
eine weibliche Orans zwischen Tauben unter der Inschrift: 


Ρ 
CRESCONI | A INNOCEN | S IN PACE ] Alu; Taf. VI ἢ. 2 


das Monogramm ΠΕ und PROCVLA|IN PACE; Taf. VII 
trägt einen Knaben als Orans zwischen Blumen und vier 
Vögeln und die Inschrift PELAGIVS | IN PA | CE mit der 
Crux monogrammatica; Taf. VIII endlicht zeigt folgendes 
längeres Epitaph einer gottgeweihten Jungfrau zwischen 
zwei Symbolen, welche der genannte Gelehrte als Schiff und 
(mit Fragezeichen) als Kalb (vielleicht eher ein Lamm) be- 
zeichnet: 


CASTVLA -P 
VELLA- ANN 
XL: VIII - REDD 
VI IDVS-MAR 
TIAS.. PROPER 
ANS - KASTITA 
TIS- SVME 

RE : PREMI 

A: DIGNA - 
MERVIT- 
IMMARCIB (sic) 
ILE . CORONA 
PERSEVERA 
NTIBVS - TRIB 
VET : DEVS GR 
ΑΤΙΑ IN PACE 


Alle vier Monumente stammen aus Tabarca. 


92 
LES ΜΙΒΒΙΟΝΒ CATHOLIQUES, Dulletin hebdomadatire illustre, 
Lyon, tome XVIII (1886), t. XIX (1887). 


P. Delalire hat in dieser Zeitschrift in ausführlicher 
Weise über die Funde in Carthago gehandelt (tome XVIII, 
p. 78, 89, 101, 113, 129, 136, 148 u. die jedesmal folg.S.), wo 
bekanntlich eine altchristliche area mit ihrer cella trichora 
und der später angebauten Basilika blossgelegt wurden. Der 
Plan der area aufS.80 und der erklärende Text stellen uns 
dieselbe vor Augen als einen halbkreisförmigen Raum von 
45 Meter Durchmesser. Eine hohe Mauer, an welche nach 
Innen eine Säulenhalle angelehnt war, schloss denselben ein. 
In der Rundung befindet sich der Zugang zu der angebauten 
cella wo offenbar die Martyrergräber lagen. Den Mosaik - 
schmuck des noch erhaltenen Theiles ihres Gewölbes schildert 
Delattre als sehr schön. Er weist dieselbe dem Ende des III. 
oder Anfang des IV. Jahrh. zu. Von den zalılreichen Inschriften 
welche die Area lieferte haben wir schon nach anderen Be- 
richten Delattre’s gesprochen. Ausser ihnen hatte man bis 
zur Zeit wo der Bericht geschrieben wurde an Monumenten 
gefunden : 53 Sculpturen, 36 Sarcophagfragmente, 28 Stücke 
von Marmorschranken und der Iconostasis, u. s. w. Eine 
Anzahl derselben ist hier abgebildet ; ebenso Frasmente von 
Lampen und Gefässen (ὃ. 90, 92, 93, 114, 129, 150 u. s. w.), 
Ich ervähne besonders die von de Rossi im Bullellino di 
arch. crist. (1885, tar. I) besprochene Gruppe der hl. Jung- 
frau Maria mit dem Engel und dem hl. Joseph ; ferner eine 
Lampe (S. 93) mit einer eigenthümlichen Scene: zwei Per- 
sonen stehen neben einem Gefässe und scheinen etwas hin- 
einzugiessen ; endlich eine Spange aus Kupfer, welche auf 
jeder Seite eine Büste zeigt, von denen die eine die Stellung 
einer Orans zu haben scheint. 

Derselbe gelehrte Missionär bespricht (t. XIX, p.'256 u. 
257) einige kleinere Monumente, welche Darstellungen oder 
Anrufungen der hl. Jungfrau Maria tragen. Unter denselben 


93 
sind auch drei (auf 5. 257 abgebildete) Bleibullen aus dem 
VI. bis VII. Jahrhundert. Der Rev. zeigt jedesmal ein griechi- 
sches Monogramm, von welchen eines bereits auf einem 
Siegel bei F'icoroni (De plumbeis antiquorum numismatibus, 
t. VIII, ἢ. 5) vorkommt. Delattre sieht darin mit Ficoroni 
einen Anker mit der Anrufung A4juva nos. Ich glaube dass 
statt des Ankers ein ὦ zu lesen ist, und dass das Monogramm 
den Namen ANTwNIOY enthält. — In B. XX (1887) S. 507 
ff. und 524 ff. werden durch Delattre ähnliche kleine Monu- 
mente aus Blei besprochen. 


BULLETIN de il’ Acad. d’Hippone, 1887. 


Eine dort S. 419 von A. Papier publicirte Inschrift ver- 
dient ihrer grossen Wichtigkeit wegen hier erwähnt zu 
werden. Dieselbe wurde zu Philippeville, dem antiken Rusi- 
cada, im April 1886 gefunden und ist von uns bereits früher 
(1888, S. 109) veröffentlich worden. 


Englische. 
THE AMERIOAN JOURNAL Of archaeology and of the history 
of the fine arts. 1887. | 


S. 145 wird mitgetheilt, man habe beim Bau der Eisen- 
bahnlinie Alexandrien - Ramley unregelmässige unterirdische 
Gänge entdeckt, an deren Wänden Gräber in der bekannten 
Form der loculi angebracht waren. Man hält dieselben für 
ein altchristliches Cömeterium. Es fanden sich auf den Platten 
welche die Gräber verschlossen mit rother Farbe gemalte 
Inschriften, und bei den Gräbern Thonlampen. — S. 176 wird 
berichtet von fünf bis sechs christlichen Inschriften welche 
in den Fels eingegraben in den Silberberwergwerken des 
Berges Laurion sefunden wurden. Dieselben bestätigen die 
Anwesenheit christlicher Arbeiter in diesen Bergwerken, auf 
welche man schon aus dem Funde einer Thonlampe christli- 
chen Ursprungs geschlossen hatte. 


94 
HELLEnIıc STUDiıEs. 1887. 


Von den Inschriften welche in Kleinasien gefunden und 
in dieser Zeitschrift veröffentlicht worden sind, beanspruchen 
die beiden folgenden christlichen Ursprungs (ein Fragment 
einer andern christi. Inschrift befindet sich S.432 ἢ. 43) be- 
sonderes Interesse : 

S. 255 ἢ. 38 (auf einer Marmorplatte die wahrscheinlich 
als Altar diente): 


Υ 
+ ΤΟΥ ATIOT KOCTANTINO + 


ΚΕ TIC ATIAC EAENIC 
ETXI #1AIMO + TOMENOT 
AMI 
Τοῦ ἁγίου Κοσταντίνου χαὶ τῆς ἀγίχς “Ελενης 
Esyt Φιλίπο (u) (Κ) ομεν(ἤου 


’Aur, (ν). 


Dieselbe wurde zu Andya (Andeda ; unter etwa 30° Länge 
und 37° 30° Breite gelegen) gefunden. 

Die andere (S. 369 n. 28) befindet sich zu Kenseli, einem 
Dorfe etwa eine Stunde nord-östlich von Medele. 

Ich gebe dieselbe in Transcription in moderner Schrift. 


+ I (χτίωνος) ὄχ᾽ uf (νος) ἅ. «ζ΄ ἰ 
ἀνέστη͵ τὸ Ξυσιαστύοιον ἐπί 


Κυριχχοῦ τοῦ Ξεοφιλεστιάτου) ἐπισχ(όπου). 


Der Altar wurde errichtet aın 17. Tag der ersten Mo- 
nats im 10. Jahr der 24. Indiction (d. ἢ. im J. 667) unter 
dem Episcopate des Kyriakos. 


J. P. Kirsch. 


95 
DIE FEIER DER ERSTEN DECENNALIEN 


DES COLLEGIUM CULTORUM MARTYRUM. 


Wegen der besondern Beziehungen, in welchen das Hospiz 
des Campo Santo zu demCollegium cultorum martyrum steht, 
viel mehr aber noch wegen der Bedeutung dieses Collegiums 
für die praktische Verehrung der altchristlichen Monumente 
erscheint ein kurzer Bericht über die Feier seiner ersten Decen- 
nalien in diesen Blättern angezeigt. — Nach längern Vorbespre- 
chungen fassten am 2 Februar 1879 vier junge Archaeologen : 
Stevenson, Armellini,Marucchi und der Priester des Collegiums 
von Campo santo, Herr Hytrek, den Beschluss, ad confrequen- 
tandas memorias martyrum culltumque sacrae antiquitalis 
augendum einen Verein zu bilden. Der Rector des Campo santo 
stellte die zu den Versammlungen erforderlichen Räume, «die 
schola », zur Verfügung, und damit war das Collegium cul- 
forum marltyrum gegründet. Wie dasselbe seinem Zwecke von 
Jahr zu Jahr mehr zu entsprechen bestrebt gewesen, und was 
es in dieser Beziehung geleistet hat, das berechtigte dazu, 
den zehnten Jahrestag der Gründung, die Decennalien, feierlich 
zu begehen; dass die Feier einen solch glänzenden Verlauf 
nehmen werde, hatte Niemand erwartet. Als eine besondere 
Anerkennung der höchsten kirchlichen Behörde muss es an- 
gesehen werden, dass der Cardinal-Vicar von Rom, S. Emi- 
nenz Card. Parocchi, die Feier mit seiner Gegenwart beehrte, 
sie mit einer Ansprache in der Kirche eröffnete und dort 
das Te Leum anstimmte, in der nun folgenden Academie in 
der Schola Collegii den Ehren-Vorsitz führte, und nachher 
auch dem heitern Theile der Feier im grossen Bibliotheksaale 
sich nicht entzog. — In der mit Gesanıs eröffneten Academie 


96 


begrüsste Msgr. de Waal als der Rector des Campo santo die 
Versammelten mit einer lateinischen Ansprache; dann bielt 
Comm. de Rossi, der zeitige Magister Collegii, einen längern 
freien Vortrag, in welchem er, absehend von der ofliciellen 
kirchlichen Verehrung der Martyrer, die Privatandacht zu 
den Blutzeugen des Glaubens und zu den Stätten, wo ihre 
Gebeine ruhten, vom höchsten Alterthume herab bis auf die 
Gegenwart verfolgte. Im Anschlusse daran gab Stevenson einen 
geschichtlichen Ueberblick über das bisherige Wirken des Col- 
legium cultorum martyrum. Die Verlesung eines Telegramms 
des Herrn Directors Hytrek und eines Briefes des Herrn 
Prof. Kraus, sowie poetische Vorträge von Marucchi u. a. 
bildeten den Schluss der Sitzung, der dann im Bibliotheksaale 
der dritte, gemüthliche Theil der Foestfeier folgte. 


EINE UNECHTE MARIENHOMILIE DES 


HL. CYRILL VON ALEXANDRIEN 


ΥΟΝ 


DR. ALBERT EHRHARD. 


Unter den Schriften des hl. Cyrill von Alexandrien be- 
findet sich eine Homilie = Ἐγχώμιον eis τὴν ἁγίαν Maxglav τὴν Θεο- 
τόχον » betitelt, der von Seite der Patrologen und einschlä- 
gigen Historiker !) eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt 
wurde. Die Patrologie v. Alzog 3). um nur einiges anzuführen, 
zählt sie zu den gesrhätztesten Werken des Hl. und Nirschl 
spricht in seinem Lehrbuch für Patrologie ?) mit grossem 
Lobe von dem “ berühmten Encomium ». In neuester Zeit hat 
diese Homilie neben ihrer dogmatischen und rhetorischen 


ἢ Vgl. Tillemont, Memoires etc. XIV, 380, 486 - Ceillier, Histoire 
generale des auteurs sacres et ecclesiastiques Paris 1747 XIII, 286 ; 
Dupin, Nouvelle bibliotheque des auteurs sacres ll, 2, 46, Fleury, 
Hist. de ”Eglise VI, 67, Mai, ( lassici Auctores X, p. XIX, XXI; 
Werner, Gesch. der apologet. Litteratur 11, 216; Fessler, Instit. 
patrolog. 11 575; Kopallik, Cyrill v. Alexandrien Manz 1880, p. 360. 
Fabricius-Harless Bidl. gr. IX, 484. 

2) 4. Aufl. S. 336. 

3) III, 22. 


Röm. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 7 


98 : UNECHTE HoMILIE S. CYRILLI ALEX. 


auch eine archaeologische Bedeutung gewonnen. Ein jüngerer 
Archaeologe beruft sich nämlich in seiner verdienstvollen 
Schrift: Die Darstellungen der allerseligsten Jungfrau und 
Gottesgebärerin Maria auf den Kunstdenkmälern Jder Kata- 
comben (Freiburg 1887) auf dieselbe, um Lehner gegenüber 
das Vorhandensein von Marienkirchen vor dem III allgemei- 
nen Concil zu beweisen. Die von Liell angezogene Stelle 
Jautet in seiner Uebersetzung : « Sei gegrüsst, Maria, du Got- 
tesgebärerin, derenthalben im Evangelium gesagt wird: Ge- 
benedeit, der da kommt im Namen des Herrn; derenthalben 
in den Silädten, Dörfern und Insein der Rechtigläubigen, Kir- 
chen errichlei sind. » Auf diese Worte gründet Liell folgende 
Argumentation: » Die letzten Worte des hl. Cyrillus weisen 
unsaufeine neue Bethätigung der Verehrung ‚hin: nämlich, 
dass Maria zu Ehren Kirchen erbaut wurden. Um die Be- 
weiskraft dieser Wurte recht zu würnligen, sei daranf. auf- 
merksam gemacht, dass Cyrillus dieses sagt als etwas, das 
selbstverständig ist, das nichts Neues, nichts Ungewöhnliches 
ist, dass er es sagt, ohne von den vielen Bischöfen einen 
Widerspruch befürchten zu müssen, als wisse er, dass alle 
mit ihm übereinstimmen und ihm hereigen, dass in ihrer 
Heimath dieselbe Verehrung zu Maria in derselben Weise 
sich bethätigt. Diese zahlreichen Kirchen sind nicht ον 
durch die nestorianischen Streitigkeiten entstanden : nein, 
sie sind schon da, ehe Nestorius seine ketzerischen Ansichten 
ausgesprochen » (S. 4l). 

Der Umstand, dass diese bisher wenig beachtete Stelle !) 
nicht nur den Beweis für das höhere Alter einer von der ephesi- 
nischen verschiedenen Marienkirche, dei Lehner (Die Marien- 
verehrung in den ersten Jahrhunderten 2. Aufl. S. X) vermisst, 
erbringen würde, sondern überdies auf eine grosse Anzahl von 


ἢ Lehner übersah sie jedoch nicht, wie Liell meint; er citiert 
eine längere Stelle aus eben dieser Homilie (S. 220). 


A. EHRHARD. 99 


Marienkirchen schliessen liesse, veranlasste mich die schon frü- 
her angestellte Untersuchung über die betreffende Homilie des 
hl. Cyrill nochmals aufzunehmen. Hiebei drängten sich mir 
aber die bereits gehegten Zweifel an der Echtheit derselben !) 
mit erneuter Kraft auf. Die Gründe, woraufsich meine nun- 
mehrige Ueberzeugung von der Unechtheit derselben stützt, 
sollen im folgenden vorgelegt werden. 

I. Sehen wir uns zunächst die handschriftliche Ueberliefe- 
rung an. Das in den früheren Ausgaben der Werke Cyrill’s 
fehlende Encomium nahm zuerst der Canonicus Aubert in die 
von ihm veranstaltete Gesamtausgabe auf. ?) Er fand es in 
einer Handschrift der Bibliotheca regia von Paris, die er als 
codex mendosissimus bezeichnet, ohne jedoch weitere Anga- 
ben über Alter, Beschaffenheit, Werth derselben zu machen. 
Sie lässt sich daher aus dem Inventaire sommaire des ma- 
nuscrits grecs de la bibliotheque nationale von Henri Omont 
(Paris 1886, I).nicht mit Sicherheit erkennen. Combefls nahm 
in seine Bibliotheca concionatoria (I, 418) einige Stellen aus 
dem Encomium auf aus einem Cod. reg. und cod. Mazarin., 
deren Beschreibung er auch unterlässt. Wahrscheinlich be- 
nutzten Aubert und Combefis denselben cod. reg., der wohl 
kein anderer sein kann als der von Omont (S. 235 ff.) be- 
schriebene cod. 1173 saec. XI (früher Fontebl.-Reg. 1820) mit 
einer Homilia S. Cyrilli Alexandrini in laudem Mariae Vir- 
ginis (f. 152-54). Den cod. Mazarin. aber halte ich für iden- 
tisch mit dem jetzigen codex 1171 (früher Mazar.-Reg. 2026) 
saec. X, der ebenfalls das Encomium enthält (vgl. Omont 
S. 235). Dazu kommt noch ein cod. Coisl., den Fabricius ver- 
merkt (Bibl. Gr. X,'279; vgl. Montfauc. Bibl. Coisl. S. 388) 


ἢ Vgl. Tübinger Theol. Qu. Schrift. 1888, III H. S. 406. 
ὃ) Opera omnia Lutet. 1630, V. 2. 5. 379 ff,. abgedruckt bei Migne 
Patrol. Graeca 77, 1829 ff. 


100 UNECHTE HoMILIE 5. CYRILLI ALEX. 


und eine Handschrift, die Labbe, Nova Bibl. Mss. Paris 1653 
S. 80 ohne nähere Ortsbestimmung erwähnt. Neben diesen 5 
Hdschr. kann ich noch anführen (olıne auf Vollständigkeit 
Anspruch zu machen) je eine Hdschrift der Bibl. zu Wien !), 
Lyon 2), Brüssel 8), und zwei aus der Vaticana. Von diesen 
Häschriften verdient ἢ. 8176 der Bibl. royale des Ducs de 
Bourgogne kaum erwähnt zu werden : diese aus dem 2. Drittel 
des 17. Jahrh. stammende Hdschr. enthält nur eine lateini- 
sche Uebersetzung des “ Encomium B. Cyrilli ep. Alex. in 
sancta Maria Deipara (sic) ». Fast ebenso schlecht steht es 
mit dem Codex Vat. gr. 655, eine Papierhdschr. schr jungen 
Datums. Sie gehört dem 17., höchstens dem ausgehenden 16. 
Jahrh. an. Auf Fol. 30 ff. steht unser Encomium mitten unter 
einer grösseren Anzahl von μαρτύρια, παύματα, βίοι und ὁμιλίαι 
verschiedener Autoren, die der Abschreiber älteren Menaeen 
entnahm, wie die mit herübergenommenen Angaben von 
Monat u. Tag darthun. Die Autorität dieser Miscellanhand- 
schriften ist nun bekanntlich nicht gross und speciell enthal- 
ten die griechischen Menaeen sehr viel Unechtes 4). So findet 
sich denn auch im genannten Codex fol. 83V eine Notiz von 


ἢ Cod hist. 128 c, (Nessel, Catalog. etc., bei Lamberius-Kollar 
VIII, 820 cod. 39 fol. 113-17) : sie enthält Homilien z.B. v. Andreas 
Cret., Joan. Damasc., Thom. v. Aquin. 

2) Cod. 542 saec. XII. (cf. Henri Omont, Catalogue des manu- 
scrits grecs des departements, Paris 1886, S. 12) auf f. 368-84. Das 
übrige sind meistens Homilien und einige βίοι. 

3) N. 8176 im Catalogue des manuscrits de la bibliotheque royale 
des ducs de Bourgogne. Bruxelles et Leipsig 1842. 

4) Vgl. das Urteil der Bollandisten Acta Stor. Sept. Antwerpiae, 
1752 S. 305. von Le Nourry ed. Lucii Caecilii de morte persecutor. 
S. 266, von Franz Görres, Kritische Untersuchungen über die Lici- 
nian. Christenverfolgung Jena 1875 p. 76-92. Die Ansicht des letztern 
kann ich jedoch nicht unbedingt zu der meinigen machen. 


A. EHRHARD. 101 


Card. Mai, wonach die hier Eusebius zugeschriebene Homilie 
unter den spuria des hl. Chrysostomus vorkommt. Der Cha- 
rakter ihres Inhaltes spricht auch gegen den palaeographisch 
besseren Cod. Ottob. 415, eine Bombycinhandschrift aus dem 
XIV Jahrh., welche verschiedene Homilien (von Chrysostom,, 
Sophronius, Andreas 7. Creta) nebst Wundererzählungen 
(z.B. von Clemens), und Acta (z. B. v. Matthaeus und Andreas) 
enthält !): lauter Schriften die entweder einer späteren Zeit 
angehören oder offenbar unecht sind. Die übrigen Hand- 
schriften habe ich nicht eingesehen ; nach Ausweis der Ca- 
taloge sind sie aber alle einander nahe verwandte Sammlun- 
gen von Homilien u. s. w., in denen vielfach dieselben 
Schriften und dieselben Namen zurückkehren ?). Wenn daher ᾿ 
auch eine der Pariser Handschriften dem 10. Jahrh. angehört, 
so kann hieraus nichts weiteres gefolgert werden, als dass 
das Encomium bereits im 10. Jhr. Cyrill zugeschrieben wurde. 
Die aufgezählten Hdschriften gehören überdies nicht zu den 
eigeutlichen Cyrillcodices: Keiner von diesen enthält die 
fragliche Homilie, soweit die Häschriftencataloge Auskunft 
geben, die mir in der reichen Münchener Staatsbibliothek 
zugänglich waren. In gleicher Weise fehlt sie sowohl in den 
hdschriftlichen Acten der Synode v. Ephesus als in den Concil- 
sammlungen von Harduin, Mansi u. s. w., die doch mehrere 
von Cyrill und anderen Bischöfen gehaltene Concilspre- 
digten aufweisen. Beachtenswert ist in dieser Beziehung eine 
aethiopische Hdschr. des British Museum (cod. add. 16.200 
vgl. Catalog. cod. mss. orient. etc. III, 12), welche eine grös- 
sere Anzahl von diesen Synodalpredigten Cyrills und anderer 


1) Fol. 333-30. Die Ueberschrift lautet: Τοῦ ἁγίου Κυρίλλου ἀρχιε-- 
πισχόπου ᾿Αλεξανὸδρείας eis τὰν ἁγίαν Θεοτόχον χαί εἰς τοὺς ἁγίους πατέρας ἐν 
᾿ἘἘφέσῳ ἐπὶ τῆς συνόδου χατὰ Νεστορίου τοῦ δυσσεβοῦς χαὶ ἀπεωτάτου. 


2) Vgl. oben, für die Pariser Handschriften H. Omont |. c. 
5. 231 ff. 


102 UNECHTE HoMILIE 5. CYRILLI ALEX. 


Bischöfe als die bisher gedruckten, nicht aber die in Frage 
stehende enthält, was um so mehr auffällt, als in diesen 
aethyopischen Hüschriften überhaupt das Lob Mariens oft 
wiederkehrt. Auch die an Uebersetzungen aus cyrillischen 
Werken reichhaltigen syrischen Handschriften des. Brit. Mus. 
ergeben endlich dasselbe negative Resultat !). 

II. Die handschriftliche Ueberlieferung des Encomiums kann 
also kein genügendes Gegengewicht bilden gegenüber einer 
Reihe von inneren Gründen. Diese, wie mir scheint gegen 
die Echtheit entscheidenden Gründe ergeben sich aus der 
Vergleichung unseres Encomiums mit der IV. epliesinischen 
Homilie des hl. Cyrill: Die Aehnlichkeit zwischen beiden Ho- 


- milien hat T'illemont bereits bemerkt, verfolgt sie aber nicht 


näher; Ceillier und nach ihm Kopallik sprechen nur von 


“ einem ähnlichen Inhalt beider. In ihrer ganzen Tragweite 


lässt sich allerdings diese Aehnliclıkeit auf den ersten Blick 
nicht erkennen ; wenn man sich aber durcli die Umstellungen 
und die die Parallelstellen trennenden langen Ausführungen 
im Encomium nicht täuschen lässt, so kann dessen vollstän- 
dige Abhängigkeit von der IV. Homilie keinem Zweifel mehr 
unterliegen. Lie auffallendsten Parallelstellen lasse ich folgen. 


HOMILIA IV M. 77, 99.. ENCOMIUM M. 77, 10%. 


I. EINGANG. 
Die Anwessenleit der Väter tröstet Cyrill. 


Φαιδρὸν δρῶ τὸ σύστημα Φαιδρὸς ἡμῶν ὃ λόγος, καὶ χάρι- 
τῶν ἁγίων πάντων συνεληλουσότων τὸς ἐμπεπλησυένος, ἐπειδὴ χαὶ λαμ- 
προθύμως.... ᾿Αλλὰ γὰρ ἐν λύπη πρὰ ἣ τῶν ἁγίων Πατέρων σύ- 


we διάγοντα πολλῇ εἰς γχρὰν νοῦος. Καὶ γὰρ σφόδρα τοὺ ἐν 


1) Vgl. Catalogue of syriac manuscripts in the british Museum 
dy Wright. London 1870-72, III, 1205. 


ἃ. EHRHARD. 


HOMIL. IV. 
μετέθαλεν ἣ τῶν ἁγίων Πατέ- 


ρῥὼν παρουσία. 902 A. 


| 108 
ENCOMIUM. 

λύπη ὑπάρχοντος διὰ τὴν πα- 
ράνομον βλασφημίαν Νεστορίου dı- 
ἤγειρον τοῦτο τὸ πολύχλωνον 
χαὶ ἀγγελιχὸν καὶ ἐπουράνιον TER το 
ρον. 1029 Ο. 


In einer Reihe von Sätzen folgt im Encomium das Lob der Väter, 
der Stadt Ephesus und des Evangelisten Johannes. 


II. Loß MARIAS. 
l. ihre Würde 


Χαίροις παρ᾽ ἡμῶν, 
Θεοτόχε 992 Β. 


Μαρίχ 


τὸ σεμνὸν χειμήλιον ἁπάσης 
τἧς οἰχουμένης (ibid). 
ἡ λαμπὰς ἣ ἄσβεστος 


ὁ νχὸς ὃ ἀχατάλυτος 


“„..... 


χαὶ χωρίον τοῦ ἀχωρήτου.... 
χαίροις, ἣ τὸν ἀχώρητον χωρήσασα 
ἐν μήτρα ἁγίᾳ 
992. B. 


παρθενιχῇ. 


1) Soll ἀκατάλυτος heissen. 


Χ χίροις δὲ χαὶ αὐτὴ, Μαρία 


Θεοτόχε, Παρθενομήτωρ, φωτο- 


φόρε, σχεῦος ἀιίαντον...... 1232 C. 
Χαίροις Μαρία,τὸ κειμήλιον τῆς 
οἰχουμένης 1032 D..... 


Χαίροις Μαρία, ἣλάμπας ἣ ἀσ- 
beoros. ’Ex σοῦ γὰρ 5 ἥλιος τῆς 
διχαιοσύνης γεγέννηται. 

a Χαίροις Μαρία, ὁ χχαταλυ- 
τος ὃ ναὸς, μᾶλλον δὲ ἅγιος, χα- 
θὼς βοΐζ ὃ προφήτης Δαδίδ λέγων" 

"Ayıos ὃ ναός σου, θχυμαστὸς ἐν δι- 
χαιοσύνῃ. 1032 Ὁ. 

Χαίροις, Mapia, τὸ χωρίον τοῦ 
ἀχωρήτου, ἣ τὸν Μονογενὴ Θεὸν 
Λόγον χωρήσασα, ἧ τόν στάχυν 
ἄνευ ἀράτρου χαὶ σπέρματος 
βλαστήσασα τὸν ἀμαράντινον. 

1032 D. 


104 
HOMIL. IV. 
A μήτηρ χαὶ παρθένος, 


UNECHTE HOMILIE S. CYRILLI ALEX. 


ENCOMIUM. 


.... Χαίροις, Παρθένε Μαρία, 
μὐτηὴρ, καὶ δούλη. Παρθένε μὲν, 
διὰ τὸν ἐχ σοῦ τῆς Παρθένου τε» - 
θέντα, μήτηρ δὲ διὰ τὸν ἐν ἀγχάλαις 
σαῖς βασταχθέντχ, xt γάλαχτι σῷ 
τραφέντα, δούλη διὰ τὸν μορφὴν δού-- 
λου λαβόντα. 


2. ihr Wirken. 


δι᾽ ἧς ὀνομάζεται ἐν τοῖς Εὐχγ- 
γελίοις εὐλογόμενος ὃ ἐρχόμενος 
ἐν ὀνόματι Kuptou. 993 Β. 


Wins ἄγγελοι χαὶ ἀρχάγγε- 
λοι εὐφρχαίνονται 993 Β. 


εὐ δι᾽ ἧς τὸ ἐχπεσὸν πλάσυα εἰς 


οὐρανοὺς ἀναλχυβάνεται 999 6. 


se ἧς βάπτισμα ἅγιον γίνεται 


τόϊς πιστεύουσιν 92 C. 


Se ἧς εἰς πάσαν τὴν olxou- 
μένην Ἐχχλησίαι τεθεμελίων- 
ται. 992. C. 


„de ἧς δ᾽ μονογενὴς Υἱὸς τοῦ θεοῦ 
φῶς ἔλαμψε τοῖς ἐν σχότει 
χχὶ σχίᾳ θανάτου χχθημένοις. 
999. Ὁ. 


u... Χ αίροις, Μαρία Θεοτόχε, δι᾽ ἧς 
ἐν Εὐαγγελίοις χηρύσσεται Εὐ- 
λογόμενος 5 ἐρχόμενος ἐν 
ὀνόματι Κυρίου. 1033 Β. 

Χαίροις, Μαρία Θεοτόχε, δι᾽ ἣν 
ἄγγελοι χορεύουσιν, ἀρχάγ- 
γελοι σχιρτῶσι φριχωδεστάτους ὕω- 
VOUS ἀνχπέμποντες. 

Χαίροις, Μαρία Θεοτόχε, δι᾽ 7% 
προῆλθεν ὁ τοῦ πρωτοπλάστου 
πλάστης, χαὶ τῆς παρχθάσεως αὐτοῦ 
διωρθωτὴς χαὶ τῆς ἐν οὐρανῷ 
βασιλείας ὁδηγός. 1033 C. 


....X. M. ©, δι ἧς βάπτισμα 


N 


ἁγιοσύνης φριχτόν τε xal 
νιχὸν ἔῤῥευσεν. 1033 C. 


Ἰορδα- 


μων δι ἣν χαὶ ἐν πόλεσιν χαὶ ἐν 


χώμαις χαὶ ἐν νήσοις Ἐχχλη- 
σίαι ὀρθοδόξων τεθεμελίωνται- 
1033 B. 

X.M. Θ,, δύ ἧς ἐπέλαμψε φῶς 
τοῖς ἐν σχότει χαὶ σχίζ da- 
γάτου χαθημένοις. Ὁ λαὸς γάρ, 


φησιν, ὃ χαθήμενος ἐν σχότει, ἴδε 


A. EHRHARD. 


HOMIL. IV. 


δ᾽ ἧς προφῆται προεμήνυ- 
σαν. 992 C. 
ἜΝ θάλαττα δὲ ὑπετάγη, τοὺς 
ἰδίους συνδούλους ἐπιγνοῦσα χαὶ 
σχιρτόντων χομἄτων ἀγρίων, ἣ τῶν 
ἁγίων ἐπίβασις εἰς γαλήνην ὑετέ- 


ὄχλεν. 992. D. 


Γαῖαν δὲ, τήν ποτεύπὸληστῶν 
διοδευομένην, 9 τῶν πατέρων 
ὀδοιπορία εἰς εἰρήνην μετέ- 
ὄαλεν' ὡς ὡραῖοι γὰρ οἵ πόδες 
τῶν εὐαγγελιζομένων εἰρ νην 
ποίαν εἰρήνην: Ἰησοῦν τὸν 
Κύριον ἡμῶν (... 992 Ὁ.) ὃν ἔτεχε 


 χρία. 


105 


ENCOMIUM. 
φῶς μέγα. Ποῖον ἄρα φῶς, εἰ μὴ τὸν 
Kup. ἡμῶν Ins. Xp. τὸ φῶς τὸ ἀλη- 
θινὸν, τὸ φωτίζον πάντα ἄνθρωπον 
ἐρχόμενον εἰς τὸν χόσμον. 1033. Β. 

X.M. 9. δι᾽ ἦν προφῆται χε- 
λαδοῦσιν 1033. Α. 

x. Μ. Θ, διὰ σοῦ γὰρ χαὶ τὰ 
θαλάττια χύμχτα γαληνιῶτα 
χαὶ ἠσυμάζοντα, τοὺς συνδούλους 
ἡμῶν χαὶ συλλειτούργους μετὰ χα- 
BARS χαὶ ἡδιερότητος ἐθδάστασεν. 
1033. C. 

Καὶ γὰρ A γῆ ποτε ὑπὸ λη- 
στῶν πχτουμένη τῇ τῶν Πα- 
τέρων ἐπιδημίχ εἰς εἰρήνην 
μετχθέόλητχι. Γέγραπται γάρ 
Ὡς ὁραῖοι ol πόδες τῶν εὐαγ- 
εἰρήνην. Ποίαν 


εἰρήνην; ἦν βλασφημήσας Νεστό- 


γελιζομένων 


ρίος οὐ παρεδέξατο λέγων, ὅτι Οὐχ 
ἐτέχθη, φησὶν, ὁ Κύριος ἡμῶν 
Ἰησοῦς Χριστὸς, ὃ τοῦ Θεοῦ 
Υἱὸς Αόγος ix τῆς Παρθένον 


Μαρίας x. τ. λ. 


III. BEKÄMPFUNG DES NESTORIUS. 


Die Haeresie des Nestorius ist schlimmer als alle anderen. 


AM’ ἐρέϊςς μοι Ἰουδαίων τὴν 
ἄρνησιν ; οἵ προφῆται τούτους ἀπε-- 
χήρυξαν.... ᾿Αλλὰ ᾽ΝΑ ρείον τὸ πι- 
χρὸν νόσημα; φιλοχαθεδρίας λοι- 


Μή wor λοιπόν τις λέγετω τὴν 
τῶν ἀχαρίστων χαὶ μιαρῶν Ἰου - 
δαίων ἀπότομαν τόλμον, Av χατὰ 


Χριστοῦ ἐτόλμησαν οἱ ἀγνώμονές 


106 
HOMIL. IV. 

υἱχῆΐς τὸ ἐπιθύμηωχ. AM’ 'EAAnvı- 

χῆς ἀσελγείας τὸ ἀνώνυμον χαὶ 

ἄθεον φρόνημα: ᾿αγνωσιᾶς τὸ 

Πᾶν ἔθνος 


πορευόμενον ἀθεμίτοις χώμοις τοὺς 


“ [N 
ἐπιτηδευμα..... 


(οὗτος) τῇ χαχίχ ὑπερῆρεν. 
993 A. 


2: 


UNECHTE HOMILIE S. CYRILLI ALEX. 


ENCOMIUM. 

Ἔτι δὲ χχὶ πλάνην 
Ελλήνων χαὶ χνίσσας ἀνόμους χαὶ 
θυσίχς παρενόμους At θοις προσφερο- 
μένας, ἀλλὰ χαὶ τοῦτο ἀγνωμο - 
σύνης τὸ ἐπιτήδευμα, ἦτε τὴν 
πιχρὰν νόσον 'Αρείου, χαὶ τὴν 
wapwrarnv βλασφψημίχν τῶν Mavı- 
χαίων...... οἴμαι παντας ὅπερ έ- 
όαλεν ἣ τούτου χαχίχ, χαὶ πε-- 


1036. Β. C. 


πλήρωται εἰς χὐτὸν...... 


Nestorius achtet nicht auf die Aussprüche des Apostels Paulus 
und des Propheten Jesaias. 


"Apa γὰρ οὐχ ἐπείσθης Παύλῳ 
λέγοντι Καν ἄγγελος ἐξ οὐρανοῦ... 
Παῦλος οὐχ ἔπχυσέ σου τὸ χενὸν 


φρόνηυα. 


ἀλλ᾽ Ἦσαϊας εἰπών Ἰδοὺ A παρ- 
θένος ἐν γαστρὶ ἔξει χχὶ τέξεται υἱὸν, 


χαὶ χαλέσουσιν x. τ. A, 993 Β. 


Οὐχ ἠδέσθης θξόν ἐξουοιῶν περ- 
σιχῇ βασιλείχ; 993. C. 


ἐνὸν Ὃν (Νεστόριον) οὐχ ἔπεισε 
Παῦλος 5 ἀπόστολος, τὸ σχεῦος 77; 
ἐχλογῆς, ὁ τέττιξ,., τὸ εὐαγγελιχὸν χαὶ 
ἐπουράνιον θυμίαμα, A ῳυροτόχος 
πηγὴ, 6 ἐπιστολοφόρος χαὶ ἐπιστο- 
λογράφος, & πηρωθεὶς ἐν τῇ ὁδῷ χαὶ 
ἀνχύλεψας δὶ ὅλου πρὸς τὸ ὕψος τοῦ 
οὐρανοῦ τῇ θεογνωσίχ, ὃν ὀπτασίχ 
Χριστοῦ ἐπ᾽ ὄψιν ἔῤῥιψεν χαὶ θεω - 


γνωσία πάλιν πρὸς πίστιν ὠδήνη - 


χαὶ ὃ ἀεγαλόφρων ᾿Ησαΐχς, υἱὸς 
"Aus τοῦ προφήτου ὃ ἐχ προφήτου 
προψήτης, ἐχήρυξε λέγων ᾿Ιδοὺ ἢ 
παρθένος ἐν γαστρὶ ἕξει x τ Δ. 
1037 Β. 

Περσιχῇ γὰρ βασιλείᾳ ἐξο- 
μοιούμενος χαὶ τὸν μονογενῇ Υἱὸν 


τοῦ θ:οὉ ἀθετεέϊν πειρώμενος, 1036 A. 


A. EHRHARD. 


HOMIL. IV. 
Οὐχ ἐνετράπης ἀθετῖϊν βουλόμενος 
πατέρων χαὶ εὐχγγελιστῶν χαὶ 


προφητῶν παραδόσεις. 9923. C.. 


Ἵ 


101 
ENCOMIUM. 
᾿Αλλ᾽ οὐ πιστεύεις προφήταις, 
χαὶ ἀποστόλοις χαὶ τῷ ἀρχαγγέλῳ 
Γαβριήλ. 1037. BR. 


Nestorius möge wenigstens dem Satan glauben. _ 


un. ΓΆχουσον χἂν τῶν δαιμόνων 
λεγόντων. Τί ἡμῖν χχὶ σοὶ, Vie 
τοῦ θεοῦ, ἦλθες πρὸ χαχιροῦ 


βχσοσανῖσχι Auf 09, Β. 


Κἂν τοὺς συνδχίμονς σου ul- 
ψῆσαι τοὺς φρίξαντας αὐτοῦ τὴν 
δύνχαιν χαὶ φωνήσαντας: Τί ἧμτῖν 
χαὶ σοὶ Ἰησοῦ Υἱὲ τοὺ Θεοῦ: 
ἦλθες ὧθε πρὸ χκχιροῦ βασα- 
νῖσχι ἡμᾶς. Εἰ γὰρ χατ᾽ ἐχεῖνον τὸν 


χαιρόν v.... λ. An diesen Text 


knüpft im Encomium eine längere Erörterung an. 


4. 


Nestorius hat den kaiserlichen Hof zu 


verfüliren gesucht, 


᾿Αλλά γε μὴ ζητούμενος πρὸ xar- 
sch Βελίαλ μιμησάμενος͵ ἐνόμισας 
σειραῖς τῶν σῶν ἀνόμων ἐν- 
νοίων πείθειν βασιλέχ φίλον 
ὀρθοδοξίας χαὶ προσχυνητὴν διιο-- 
ουσίου Τριάδος, δι᾽ ἧς διηνεχῶς βασι - 
λεύει... δι᾽ ἧς χόρος wel παρθέ- 


γων βασιλεύει. = 


AM? ἰδοὺ ἐπληρώθη χαὶ ἐν σοί 
"Ev τόϊς ἔργοις τῶν χειρῶν αὐτοῦ συ - 


νελήφθη 6 ἁμαρτωλός. 993. Ο. Ὁ. 


Οἱ δαίμονες σὺν τῷ πατρὶ αὐτῶν 
τῷ abs, Υἱὸν θεοῦ χαλοῦσι τὸν ex 
Μαρίας γεννηθέντα, χαὶ οὗτος τὸν 
Υἱὸν Θεοῦ εἰς ἄνθρωπον μεταφέρει, 
χαὶ ἀνατροπήν τινὰ χαὶ μανιάν χαλὴν 
εὑράμενος, ἀνάστατον ποιῆσαι 
ἐζήτησε τὸν εὐσεῤέστατον βχσι- 
λέχ, φίλον καὶ δοῦλον. ὄντα τῆς 
ὀρθοδόξου πίστεως ἔτι δὲ χαὶ 
μόρον ἁγίων βασιλίδων ἐν πί 
στει διχλαμπουσῶν' 

᾿Αλλ᾽ οὐχ ἠδυνήδη, εἰς τέλος προ- 
γορῆσαι. 1037 C. 


΄ 


108 
HOMIL. IV. 


d. 


UNECHTE HOMILIE 5. CYRILLI ALEX. 


ENCOMIUM. 


Cyrill freut sich nicht des Sturzes des Nestorius ; 


er und P. Coelestin haben ihn gewarnt. 


Kal νῦν οὐ τὸν πεσόντα χα- 
ταύάλλω, οὐδὲ τὸν χλυδωνιξόμενον 
χαταποντίζω. 

᾽᾿Αλλ᾽ ἄρχ σοῦ πεσόντος ἣ 
ναυαγήσαντος περὶ τὴν πίστιν, ἡμεῖς 
χεῖρα οὐχ ὠρέξχμεν: 
Tupa δέχου τὸν τίμιον χαὶ ἅγιον 
ἀρχιεπίσχοπον μεγάλης 'Pu- 
ung Κελεστῖνον, συνεχῶς yfp%- 
φοντά σοι ἀποστῆναι τοῦ ματαίου 
nal ἀνωφελοῦς χαὶ ἀσυστάτου δόγ-Ξ 
ματος ἔτι μὴν χαὶ τὴν ἡμετέραν 
πτωχείαν διὰ γραμμάτων βραχέων 
τὸν αὐτὸν τρόπον παραχαλοῦντας.... 
ἣν σὺ δὲ οὐχ ἐλογίσω ἡωᾶς... 
996. A. B. 


Μάρ- 


᾿Αλλὰ un δόξῃ τις ταῦτα ἡμᾶς 
λέγοντας ὡς ἐπιχαίρειν τῷ πτώ- 
warl σου, πανάθλιε.... | 
Καὶ 


τὸ σχάμμα τῆς δυσφημίας ταύτης, 


γὰρ πεσόντος αου ἐπὶ 


χεῖρά σοι διὰ γραμμάτων ὠρέ- 
ξαμεν, χαὶ παρήχουσας τῆς ἧμ ε- 
τέρας μετριότητος... Ὅτι γὰρ 
τουτων οὕτως ὄντων ἀληθῶς μάρ- 
τυρα παρέχωμεν ἀξιόπιστον, τὸν 
ἁγιώτατον χαὶ ἀρχιεπίσχοπον 
πάσης τῆς οἰχουμένης, Πατέρα τε 
χαὶ πατριάρχην Κελεστῖνον τὸν τὴς 
μεγαλοπόλεως Ῥώμης, ὃς καὶ 
αὐτός σοι διὰ γραμμάτων παρή- 
vos, λέγων ἀποστῆνα ( oe τῆς 
μανιωδεστάτης δυσφημίας. Καὶ πα- 


ρήχουσας xuroV.... 1040 Β. 


6. 


Verurteilung des Nestorius. 


Διὰ τοῦτο ὃ Θεὸς ὃν παρε- 
λογίσω, χαθεῖλέ σε, χαὶ ἐξέτιλε τὸ 
δίζωμά σου Ex γῆς ζώντων. 996 B. 


Διὰ τοῦτό σε ὃ Θεὸς χαθε- 
λεῖ 1) εἰς τέλος ix τῆς ἱερωσύνης, 
χαὶ ἀπὸ τῆς τῶν Πατέρων σοφίας 
ἐχτελέϊς χαὶ ἐχτείλας πρότερον ἀπὸ 


1) Aubert hat noch mehrere andere Fehler aus seinem codex 


mendosissimus herübergenommen. 


A. EHRHARD. 109 
τῆς βασιλιχῇς πόλεως, ἔπειτα χαὶ 


ex τοῦ θρόνου τῆς ἀρχιερωσύνης. 
1040. C. 


HOMIL. IV. 
IV. SCHLUSS. 


ENCOMIUM. 


Ermahnung, am Glauben und Gehorsam gegen die Obrigkeit 
festzuhalten. 


Γένοιτο δὲ ἣμᾶς τρέμειν χαὶ προς. Ἡμεῖς δὲ πάντες οἵ τὴς ἀληθείας 


χυνέϊν τὴν ἑνότητα,. . χαὶ τρέμειν ἐξχχολουθήσχτες τοῦ Εὐχγγελίου ἐσό- 


wat σέβειν τὴν ἀδιάστατον Τριάδλ μεθα, μετὰ τὸ προφητιχὸν ῥῆμα 
ὡσεὶ ἐλαίχ χατάχαρπος ἐν τῷ οἴχῳ 
τοῦ θεοῦ δοξάζοντες τὸν θεὸν 
Πατέρα παντοχράτορα,χαὶ τὸν 
μονογενῆ τὸν ἐχ Μαρίας γεννη- 


θέντα χαὶ τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον... 


χαὶ βασιλεῖ θεοφιλεστάτῳ ὑπὴη - 
χόους γίνεσθαι xal ἀρχαῖς χαὶ ἐξου- 


. σίχις ὑποτάσσεσθαι. , .. 


ὅτι αυτῷ ἣ δόξα εἰς τοὺς 
αἰῶνας τῶν ἀιώνων. ’Aunv, 


996 B. C. 


ὑποτασσόμενοι βασιλεῦσι 
πιστοτάτοις, τιμῶντες χαὶ τὰς ἐν 
τῇ παρθενίχ διαλαυ πούσας ἁγίας βα- 
σιλίδας". .... 

ἐν Χῤ, "Ins. τῷ Kup, ἡμῶν, © 
ἡ δόξα εἰς τοὺς χὶῶνας τῶν 


αἰώνων. ᾿᾽Δμήν. 1040 C. 


Wie diese Gegenüberstellung beweist, haben wir beider- 
seits 2 Hauptteile, das Lob Mariens und die Bekämpfung des 
Nestorius; die einzelnen Gedanken entwickeln sich in derselben 
Reihenfolga und selbst der sprachliche Ausdruck ist sehr oft 
beiden Homilien gemeinsam. Der Unterschied besteht nur 
darin, dass in der IV. Homilie der Inhalt in möglichst kurze, 
gedrängte Sätze gefasst ist, während im Enromium die ent- 
sprechenden Ausführungen in einer breiten schleppenden 
Form erscheinen. Sobald aber dieses Verhältnis klar liegt, 
ist auch dargethan, dass die IV. Homilie die ursprüngliche 


110 UNECHTE HoMILIE S. CYRILLI ALEX. 


und das Encomium nur eine Ampliflcation derselben ist. Diese 
Erweiterung ist, wie bereits bemerkt, nicht ohne Geschicklich- 
keit und Sachverständnis vorgenommen worden. Vornehm- 
lich gibt der lange in der IV. Homilie fehlende Eingang mit 
der Bewillkommung der Väter, der Begrüssung der Stadt 
Ephesus und dem Lobe auf Johannes den Evangelisten dem 
Encomium einen Schein von Selbständigkeit, der allgemein 
getäuscht hat. Weiterhin ist auch in geschickter Weise eine 
ehronologische Bemerkung eingeflochten, dort wo der Redner 
auf eine Erklärung von Jer. 17, Ihinweist, dieer am vorher- 
gehenden Tage (τῇ προτέρᾳ, M. 1036) vorgetragen habe. Lies 
stimmt allerdings nicht zum Eingang, der durchaus den 
Eindruck einer Eröffnungsrede hervorruft; es erklärt sich 
aber daraus, wie Tillemont und Fessler annehmen konnten, 
das Encomium sei von Cyrill nach seiner Freilassung aus 
dem Gefängniss, vor seiner Abfahrt nach Alexzandrien, ge- 
sprochen worden. Dass jedoch unser Encomium niemals au 
der ephesinischen Synode weder am Anfang noch am Ende 
derselben gesprochen wurde: dafür braucht es keiner wei- 
teren Erörterung. Es könnte nur in Frage kommen, ob nicht 
etwa Cyrill selbst seine IV. Homilie später überarbeitethabe, 
wie er es vielleicht auch mit seiner Zuschrift De recta fide 
an Theodosius gethan. Es weist aber schon der Charakter 
der Ueberarbeitung aut. spätere, geistesärmere Jahrhunderte 
hin: hierher gehört die grosse Zahl der epitheta ornantia, 
die sich zum Theil so anhäufen, dass der Zusammenhang der 
Rede gefährdet wird !); sodann gehören dahin die sclavischen 
und nach Effekt haschenden Umchreibungen von einzelnen 
Ausdrücken sowie die langen Erörterungen von Schriftstellen, 
die in der ursprünglichen Homilie nur berührt werden und 
dgl. mehr. Der Ueberarbeiter verrätli sich übrigens trotz 


1) Vgl. oben die epitheta zu Paulus. 


A. EHRHARD. = 11 
seiner Geschicklichkeit, sich in die Lage des hl. Cyrill hinein- 
zudenken und seine Amplificationen den damaligen Verhält- 
nissen anzupassen, an melıreren Anachronismen und miss- 
verstandenen Stellen. So lhıat er augencheinlich die IV. 
Homilie für die erste in Ephesus gesprochene angesehen und 
desshalb jene Begrüssungen eingeschalten, während es feststeht, 
dass sie in die Zwischenzeit der Absetzung des Nestorius und 
der Ankunft des Johann v. Antiochien (23-27 Juni 431) fällt. 
Auch ist er besser unterrichtet als Cyrill es damals sein 
konnte, über das weitere Geschick des Nestorius, der zuerst 
von der Hauptstadt entfernt und später den bischöflichen 
Stuhl ganz verlieren würde. Ein ähnlicher (allerdings nur 
sprachlicher) Anachronismus liegt in der Bezeichnung des 
Papstes Coelestin als ἀρχιεπίσχοπον πάσης τῆς οἰχουμένης, πατέρα τε 
καὶ πατριάρχην Κελεσῖῖνον τὸν τῆς ὑεγαλοπόλεως "Ῥώμης, wodurch 
unser Verfasser das einfache Cyrill geläufige ἀρχιεπίσχοπον με-- 
γάλης Ρώμης erklärt. Endlich stellt er sich in offenen Wi- 
derspruch zu Cyrill, wann es Jesaias bezeichnet als υἱὸς τοῦ 
προφήτου, 5 dx προφήτου προφήτης. Demgegenüber sagt Cyrill in. 
seiner Vorrede zum Amoscommentar ausdrücklich, dass der 
Vater des Jesaias ein anderer Amos gewesen sei !). Die Ue- 
berarbeitung kann also nicht auf Cyrill zurück zeführt werden. 
Für eine nähere chronologische Bestimmung bieten die zahl- 
reichen Marienhomilien verschiedener Kirchenschriftsteller 
aus 7-9 Jahrh., Modestus v. Jerusalem, Andreas v. Creta, 
Germanus Tarasius, Theodor Studita einen wertvollen An- 
haltspunkt. Die Beredsamkeit dieser Redner trägt nämlich 
ganz die an unserem Encomium beobachteten Charakter an 
sich ; insbesondere kehrt bei ihnen in derselben Weise und 
mit derselben Häufigkeit die jeden neuen Absatz einleitende 


1) Com. in Am. M. P. 6. 71, 409: ᾿ἘἘπισημήνασθαι δέ xäxetvo οἶμαί 
που χρήσιμον, ὡς ἕτερος ἦν ᾿Αμῶς, δ ᾿Ἦσαίοι πατύρ. 


112 UNECHTE HoMILIE 8. CYRILLI ALEX: 
Bezrüssungsformel : χαῖρε, χαίροις zurück ἢ). Auf dieselbe 
Zeit weist der Umstand hin, dass unser Encomium in Ver- 
bindung mit den Marienhomilien der genannten Schrift- 
steller in den oben besprochenen Handschriften vorkommt. 
Es kann übrigens nicht befremden, dass man damals auf 
die ephesinische Marienpredigt, die berühmteste des christ- 
lichen Altertums zurückgriff und sie zugleich dem Geschmack 
jener den Einfachen abholden Zeit anpasste. Eine solche 
Ueberarbeitung einer älterer Väterschrift scheint übrigens 
nicht ohne weitere Beispiele zu sein ; ein solches liegt wahr- 
scheinlich in dem Leontius v. Byzanz zugeschriebenen Schrif- 
ten Adversus Nestorianos und contra Monopliysitas vor, die 
Loofs für bearbeitete Bruckstücke der ursprünglichen σχόλια 
des Leontius hält ?). Unser Fall ist aber in der Litteraturge- 
schichte der patristischen Zeit vielleicht der einzige, in dem wir 
vermöge des Vergleiches mit dem noch vorhandenen Original 
die Ueberarbeitung sicher erkennen und ihren Charakter 
bestimmen können, was ihn wohl zu einem sehr beaclıtens- 
werten macht. Den Namen des Uebearbeiters aber selbst zu 
nennen, darauf wird man wohl auch in Zukunft verzichten 
müssen. | 

Kehren wir zum Schluss zu der Stelle zurück, welche 
zu dieser Untersuchung den Anlass geboten, so leuchtet ein, 
dass die von Liell angezogenen Worte: “ & ἣν χαὶ ἐν πόλεσιν 
xal ἐν χώμαις χαὶ ἐν νήσοις ἐχχλησίχι ὀρθοδόξων τεθεμελίωνται » nichts 
anderes. sind als die Uinschreibung des cyrillischen Satzes: 


I) Vgl. Modest. M. P. Gr. 86 11, 3301 ff, Andreas στ. Cret. ibid, 
97, S64 ff. Germanus, 98, 304 ff., Tarasius, ibid. 1497 f;, Theodor 
Studita 99, 725 f., Isidor v. Thessal. 139, 83. Bei Basilius Seleuc. im 
öten Jahrh. M. 85, 425 ff. findet sich das χαῖρε nicht. 

2) Vgl. Loofs, Leontius v. Byzanz S. 136 ff. in Texte u. Unter- 
such. z. altchr. Literatur hrsg. vonO. v. Gebhardt u. Harnack Ill Bd. 
1.2. Leipsig. 1886. 


A. EHRHARD. 113 
δί ἧς εἰς πᾶσαν τὴν οἰκουμένην ἐχχλησίαι τεθεμελίωνται, Die Beweis- 
kraft wäre also aus der ursprünglichen Fassung zu schöpfen. 
Aus dem natürlichen Zusammenhang dieser Stelle ergibt sich 
aber dafür ein abweichender Sinn. Cyrill schildert in einer 
Reihe von Relativsätzen die aufihrer Würde als Gottes mutter 
beruhende, secundäre und instrumentale Wirksamkeit der 
hl. Jungfrau in der Heilsordnung, wie nämlich durch sie!) 
(δι᾽ ἧς) die Engel sich erfreuen, das gefallene Menschengeschlecht 
wieder zum Himmel gelangt, die Taufe den Gläubigen vermit- 
telt wird, Kirchen auf dem ganzen Erdkreis gegründet werden, 
(τεθεμελίωνται), das Licht in die Schatten des Todes und der 
Sünde hinein'euchtet usw. Hier kann also von einer Erbauung 
von Kirchen zu Ehren Maria’s keine Rede sein, wenn nicht der 
ganze Gedankengang zerstört werden soll: Cyrill spricht von 
der Wirksamkeit Maria’s zum Heil der Menschen, nicht von 
dem, was die Menschen zu ihrer Ehre thun. Die Ansicht 
Lehner’s müsste also durch andere Beweise widerlegt werden. 

Aufdie Frage selbst nach den vorephesinischen Marien- 
kirchen positiv einzugehen, gehört nicht zu meiner jetzigen 
Aufgabe. Vielleicht wird sich bei der Besprechung der alt- 
christlichen griechischen Inschriften, die ich, insbesondere die 
metrischen, zu sammeln begonnen, eine passende Gelegenheit 
dazu finden 2). 


1) Das δί ἣν im Encomium u. in codd. ναί. 655, Ottob.. 415 ist 
also in das ursprüngliche δι᾿ ns abzuändern. 

2) Beim Anlass obiger Untersuchung sei es gestattet, der Ueber- 
zeugung Ausdruck zu verleihen, dass es höchst zeit-und zweckmässig 
wäre, an die critische Sichtung des handschriftlichen Materials der 
altchristlichen griechischen Literatur heranzutreten: eine notwendige 
Vorarbeit zu den von Vielen (auch jenseits des Oceans) gewünschten 
griechisch-lateinischen Ausgaben ausgewählter Väterschriften. 


Rom. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 8 


DAS COEMETERIUM UND DIE BASILICA DES H. VALENTIN 


ZU ROM. 


VON 


PROF. O0. MARUCCHI. 


IE. Theil. 


DAS UNTERIRDISCHE COEMETERIUM. 


Die ursprüngliche Grabstätte des h. Valentin musste in 
jener Zeit der Verfolgung nothwendig in einem Subterraneum 
sein, wie es in Rom bei allen Gräbern der Martyrer der Fall 
war. Demgemäss haben wir sie zu suchen in den Katakomben 
der Monti Parioli, welche die einzigen an der Via Flaminia 
sind und die auch zu allen Zeiten den Namen des h. Valentin 
geführt haben. Dort hatte kein anderer Martyrer einen be- 
sondern Cult, und da es daselbst nur eine einzige Crypta gibt, 
die den Character einer historischen und verehrten Stätte 
an sich trägt, so muss dort die fromme Besitzerin des Land- 
gutes die Leiche 465 Blutzeugen beigesetzt haben. 

Diese seit unvordenklichen Zeiten verlassen liegende 
Crypte ist von Bosio besucht und beschrieben worden, ohne 
dass er jedoch ihre historische Bedeutung erkannte, oder 


Ο. MaRuccHT. 115 


auch nur vermuthet hätte, dass dort ehemals der Sarcophag 
des Martyrers gestanden. Nach Bosio sank sie nicht nur 
abermals in Vergessenheit, sondern sie wurde nunmehr in 
barbarischer Weise ineinen Weinkeller umgewandelt. Dabei 
sind die Gemälde, mit welchen sie geschmückt war, nahezu 
gänzlich zerstört, die umliegenden Ambulacra durch Erbrei- 
tung der Gänge verwüstet worden, so dass man eine Kata- 
kombe kaum wieder erkennt. Seitdem verloren die Archäo- 
logen wie die Custoden das eigentliche Coemeterium des 
h. Valentin aus den Augen, und man glaubte, dass dasselbe 
nur aus jenem obern Stockwerke desselben bestehe, dasallein 
bis auf unsere Tage besucht und erforscht worden ist. 

Da ich mich nicht überzeugen konnte, dass die histo- 
rische Crypte des h. Valentin in einem so hoch über der 
flaminischen Strasse und der Basilica des Martyrers gelegenen 
Niveau sich befinde, so begann ich im Jahre 1876 meine Nach- 
forschungen in jenem Weinberge, der seit den Zeiten Bosio’s 
bis zum Jahre 1870 den Augustinianern gehörte. Das Ergebniss 
meiner Untersuchungen war, dass ich in dem Weinkeller der 
Vigna das von Bosio beschriebene Stockwerk des Coemete- 
riums, und in der bemalten Crypta unmittelbar am Eingange 
die Grabkammer des h. Valentin wieder erkannte !). 

Treten wir also in dieses untere Stockwerk der Kata- 
kombe und schildern wir es erst mit den Worten Bcsio’s, 
um es dann in seinem jetzigen Zustande der Verwüstung zu 
beschreiben. 

Es war am letzten April des Jahres 1594, als Bosio auf 
die Mittbeilung, dass in dem Weinberge der Augustinianer an 
der Via Flaminia Zugänge zu unterirdischen Grotten seien, 


I) Vergl. meine Schrift: La cripta sepolcrale di S. Valentino 
sulla via Flaminia, Roma 1878. 


116 COEMETERIUM U. ΒΑΘΠΠσΑ 8 VALENTINI. 


seine Untersuchung begann. Fr fand zunächst noch Mauer- 
reste der Basilica des h. Valentin, die mn noch zu se’ner 
Zeit zerstört worden sind. 

Der darüber sich erhebende Hügel wird, wie Bosio weiter 
berichtet, in alten Documenten St. Valentins-Berg genannt; 
auf der Westseite desselben drang er in das Subterraneum, 
wo er zunächst eine Coemeterialstrasse von 18 Palmen Länge 
und 3 1/2 P. Breite fand, die auf ein Gemach in Form einer 
kleinen Kapelle ging, von 16 P. Länge, 15 P. Breite und8P. 
Höhe. Dieser Raum hatte drei Oeffnungen, durch die man 
in das Coemeterium eintrat. Die beiden zur Linken waren 
verschüttet;, die dritte, näher beim Eingange gelegene führte 
in eine grade Strasse von 68 !/s P. Länge, und von ihr zweigten 
sich andere Strassen zur Linken ab. 

Das Coemeterium erwies sich von ger'ngem Umfange, 
wenngleich die verschütteten ambulacra möglicher Weise 
sich weiter hinziehen mochten. Es fanden sich keine cubicula, 
auch keine Inschriften, und selbst nur wenige Gebeine lagen 
in den erbrochenen und ihrer Verschlüsse beraubten Tuff- 
gräbern. Gemälde fanden sich nur in der oben erwähnten 
Kapelle, die ehemals ganz mit Heiligenbildern ausgeschmückt 
gewesen ; Sie waren jedoch von der Feuchtigkeit bereits 
fast ganz zerstört. Bosio publicirte in seiner Roma sotler- 
 ranea den Aufriss der Kapelle, wie die Bilder, soweit sie 
noch zu erkennen waren. 

Von hier’ aus stieg Bosio auf derselben Seite des Coeme- 
teriums und quer oberhalb desselben den Hügel hinan und 
kam dort an einen andern Zugang, der jedoch fast ganz ver- 
schüttet war. Mit vieler Mühe drang er in ein zweites und 
„war weit ausgedehnteres Strassennetz. Aber auch hier war 
Alles verwüstet ; jede Inschrift fehlte, nur einzelne Kreuze 
.und Monogramme Christi fanden sich. Bosio schliesst seinen 
Bericht mit der Annahme, dass die beiden von ihm besuchten 


OÖ. Μαξυσοηι. 117 


Theile die Stockwerke eines und desselben Coemeteriums 
seien !). 


I) La prima volta che andammo per la via Flaminia ricercando 
aditi de’ cimiteri fu l’anno 1594 il di ultiıno di aprile, nel qual giorno 
avendo notizia che nella vigna de’ frati eremitani di 5. Agostino vi 
erano bocche di yrotte sotterranee, entrammo in detta vigna: la 
quale si trova a mano diritta andando verso il Ponte Molle, nella 
strada maestra: e trovammo in essa alcune reliquie della chiesa di 
3. Valentino, cio® alcune poche parietine, le quali poi sono state 
quasi finite di distruggere. 

Soprasta alla detta vigna un monte, il quale abbiamo ritrovato 
in alcuni istromenti antichi della nostra villa Bosia collocata sopra 
il medesimo che si chiamava il monte di 8. Valentino. Nella falda 
di detto monte trovammo una bocca di grotta, la quale riguarda 
verso Occidente , per essa entrati trovammo una strada cimiteriale 
lunga palmi diciotto e larga tre e mezzo la quale risponde in una 
stanza a guisa di una piccola chiesa 0 cappelletta: la detta stanza 
ἃ lunga palmi sedici, larga quindici ed alta otto. Sono in questo 
eubicolo tre bocche, per le quali si entra in questo cimiterio : due 
di queste che si trovano a mıano manca all’entrare sono Tipiene πὸ 
per esse si puö andar molto innanzi: l’altra poi che & incontro alla 
bocca per la quale si entra ἃ una strada diritta, lunga palmi ses- 
santotto 6 mezzo la quale ha altri Jiverticoli 6 strade alla mano 
sinistra. 

ll cimiterio ὁ di poco circuito, se bene vi si vedono alcune strade 
serrate 6 ripiene le quali puö essere che andassero molto innanzi. 
Non vi sono cubicoli ηὸ monumenti arcuati, n® memoria alcuna: 
anzi pochissime 083a si scorgono nelli monumenti: i quali sono in- 
tagliati nel tufo e tutti aperti e spogliati de’ loro coperchi ed iscri- 
zioni. Νὰ vi ὃ altra pittura solo che la cappella che di sopra si ὃ 
detto apparisce esser stata anticamente tutta dipinta d’imagini di 
santi, che la maggior parte per l’humiditä sono guaste e non Si 
possono ben vedere — Porremo perö qui il disegno in prospettiva 
di detta cappella et appresso anche quelle figure che si sono potute 
meglio ScCorgere - 2 2 2 0 mE ne ΕΞ Er ΞΞΞΞΕΕ 
Useiti da questo luogo ascendemmo un poco della costa del Jdetto 
monte 6 (quasi direttamente sopra di esso) ritrovammo un’ altra 
bocca per la quale essendo con molta fatica entrati per esser piena 


118 COEMETERIUM U. BasILica 5. VALENTINT. 


Die von Bosio gegebene Beschreibung des untern Stock - 
werks mit seiner bemalten Kapelle passt vollkommen auf 
den von mir wiedergefundenen und nunmehr nach Entfernung 
des modernen Mauerwerks der Verehrung des h. Valentin zu- 
rückgegebenen Ort (5. Taf. IV). DieCrypte gleich beim Eingange 
bewahrt nur noch wenige Spuren der alten Malereien; aber das 
wenige genügt, um die Kapelle als eine historische zu er- 
weisen. Die Gemälde sind in byzantinischem Stil aus der Zeit 
des siebenten Jahrh.s; durch die von de Rossi aufgestellten 
Regeln steht es aber fest, dass nur die damals noch be- 
suchten und verehrten Grabkammern von Martyrern in dieser 
Epoche mit solchen Malereien decorirt wurden. Diese Vereh- 
rung ergibt sich auch aus der Thatsache, dass die Stucktünche 
der Wände in drei verschiedenen Lagen über einander auf- 
getragen ist, was mithin aul eine wiederholte Restauration 
und Ausschmückung schliessen lässt. Dazu kommen als letzter 
Beweis einige graffti, die ich auf dem bemalten Stuck ent- 
deckte und von denen ich zwei entziffern konnte: PETRVS 
PBR (presbyter), MARCVS PBB. 

Der Eingang, durch welchen man heute die Katakombe 
betritt, ist der antike, und so hat von hier aus die Anlage 
des Coemeteriums begonnen. Da die Grabkammer des Mar- 


di terra, trovammo le strade pil agiate 6 si vide essere un cimi- 
tero assai grande il quale penetra molto innanzi avendo molte strade: 
e tengo per fermo che arrivi fin sotto alla nostra villa nella quale 
abbiamo scoperto cunicoli antichi 6 grotte sotterranee sebbene senza 
sepolture 6 cid tanto piü crediamo in quanto che il monte ove ella ὁ 
situata si chiama di s. Valentino come abbiamo detto. 

Questo cimiterio ὃ aSsai rTovinato n& vi ὁ memoria alcuna se 
non che in qualche monumento vi ho notato il segno della croce et 


il nome di Cristo in questo modo X. Et io credo che sia l'istesso 
cimiterio di s. Valentino che doveva (come molti-altri) esser doppio 
et aver la parte superiore et inferiore. (Bosio, Roma sotterranea, 
lib. III, cap. 65). 


Ο. Μαβύσοηι 119 
tyrers gleich beim Eingange liegt, so hat erst von da aus das 
übrige Coemeterium sich entwickelt. Die Kammer war ur- 
sprünglich ein engerer Raum, wie noch die Spuren an der 
Decke beweisen ; wahrscheinlich in einer Nische zur Linken 
war in einem Sarcophage der Martyrer unmittelbar nach 
seiner in nächster Nähe vorsenommenen Hinrichtung beige- 
setzt worden. Nicht viel später jedoch, vielleicht in den er- 
sten Zeiten des Friedens, wird man daran gedacht haben, die 
Grabkammer zu vergrössern und auszuschmücken, und da- 
mals ist ihr, wie mir scheint, die jetzige Gestalt gegeben und 
die erste Bemalung vorgenommen worden. Vor der Wand m, 
(Taf. IV) in welcher die Oeffnung p modern ist, hat wahrschein- 
lich der Sarcophag mit den Reliquien des Martyrers gestanden. 
Denn in der heute durchbrochenen Wand al sah Bosio drei 
einfache loculi über einander, hier war mithin kein Platz für 
eine hervorragende Begräbnissstätte. Ferner beweist die Er- 
weiterung ὃ c m ὦ die Absicht, einen Raum zu schaffen, der 
eine bedeutsame memoria barg, und da sich dort keine Spuren 
von Gräbern in der Wand finden, so scheint es ausser Zweifel, 
dass der Sarcophag des Martyrers hier, hart an der Wand m, 
seinen Platz gehabt hat. Daraus erklärt sich dann auch die 
Nische d, welche für die Lampe bestimmt war, da wir in 
andern Coemeterien gleichfalls neben den Martyrergräbern 
solche Nischen für Lampen finden. In dieser Crypta verblie- 
ben die Reliquien unseres Heiligen bis zum VII Jahrh., wo 
dieselben, wie wir weiter darthun werden, in die nahe Ba- 
silica übertragen wurden. 

Nach der Beisetzung desh. Valentin an diesem Orte be- 
gann das kleine Hypogeum sich zu erweitern; andere am- 
bulacra wurden hinzugebaut, wo die Gläubigen sich ihre 
Gräber wählten, um in der Nähe des Martyrers zu ruhen. 
Wie man aus unserm Plane ersieht, und wie auch Bosio be- 
richtet, hatte das Stockwerk nur einen geringen Umfang ; 
es zälılt bloss acht ambulacra. Dieselben sind jedoch ir. der 


190 COEMETERIUM U. BasıLica Se ΨΑΠΕΝΤΙΝΙ. 


Folge, als man sie zu Weingrotten umschuf, vollständig um- 
gestaltet worden, so dass kaum mehr die Spuren der loculi 
erhalten sind. 

Eine bemerkenswerthe Besonderheit besteht darin, dass 
alle ambulacra von der linken Seite der Grabkammer her 
ihren Ausgang nehmen, was sich aus dem Bestreben erklärt, 
die Grüfte in möglichster Nähe der Ruhestätie des Martyrers 
anzulegen. Aus demselben Grunde wurden auch die Gänge dk 
und 7q angelegt, von denen der letztere auf die im Alter- 
tbume geschlossene Wand p mündete, genau hinter der Ru- 
hestätte des Martyrers, so dass dadurch eine Art reiro sanctos 
geschaffen war. 

Die historische Crypte ist wiederholt decorirt worden. 
Die jüngsten Gemälde, von denen heute nur noch b!asse 
Spuren erhalten sind, wurden, wie bemerkt, von Bosio be- 
schrieben. Das bedeutsamste derselben war das Crucifixbild, das 
bis heute einzige in den römischen Katakomben. Viele haben 
darüber geschrieben, ohne es gesehen zu haben, da dasselbe 
bald nach Bosio bei der Umwandlung der Katakombe in einen 
Weinkeller theils zerschlagen, theils mit einer Mauer ver- 
deckt wurde, Ich habe das Gemälde wiedergefunden, leider 
sehr zerstört (5. Taf. V); doch lässt sich das Fehlende aus den 
Zeichnungen bei Bosio (Roma sotterr. Lib. III, c. 65), und 
Cod. Vat. 5409 von Ciacccnio ergänzen..Der Erlöser ist an’s 
Kreuz geheftet, angethan mit dem colobium ; neben ihm stehen 
die ἢ. Jungfrau in Haltung einer Orante, und Johannes. Nur 
dieser allein ist ganz erhalten, mit Tunica und Pallium be- 
kleidet, das Evangelium auf der Brust. Das Kreuz war von 
geringer Höhe; Christus war, die Füsse auf einem suppeda- 
neum, mit vier Nägeln amgeheftet. Ueber ilım stand die 
Inschrift; die symbolischen Köpfe von Sonne und Mond auf 
beiden Seiten wiesen hin auf Oster-Vollmond, wo der Herr 
starb. Im Hintergrunde waren die Mauern Jerusalem’s dar- 
gestellt. — Ausser der Figur des h. Jobannes sieht man jetzt 


Ο. Μαβυοοηί. 12] 


nur mehr den linken Arm Christi und einige Spuren seines 
Antlitzes, einen Theil des collobiums und unten am Stamme 
die Pflocken, mit welchen das Kreuz im Boden befestigt war. 

Heute, wo das Gemälde wieder sichtbar ist, wenngleich 
in sehr verwüstetem Zustande, lässt sich über das Alter viel 
sicherer urtheilen, als es diejenigan vermochten, die es nur 
nach Bosio’s Zeichnung kannten. Um zunächst einige orien- 
tirende Bemerkuugen voraus zu schicken, so erscheint noclı 
im V. Jahrh. das Kreuz allein ohne den. Gekrenzigten ; aber 
man symbolisirte ihn durch das Lanım, wie wir aus den 
Versen ersehen, mit welchen Paulin von Nola di Basilica des 
ἢ. Felix schmückte: Sub cruce sanguinea niveo stat Christus 
in agno (Epist. 32, 12, ad Severum). Einen Uebergang zur 
Darstellung des Gekreuzigten selber bieten uns die Thüre 
von S. Sabina zu Rom und die bekannten Oelkrügleim zu 
Monza, bis der syrische Evangelien-Codex der Laurenziana 
zu Florenz vom Jahre 586 die reale Kreuzigungscene zeigt. 
Von da ab schwinden mehr und mehr die symbolischen Dar- 
stellungen. 

Dem Bilde in S. Valentino sehr ähnlich war das, welches 
Johannes VIII (a. 705)in der von ihm bei St. Peter erbauten 
Kapelle in Mosaik ausführen liess und von welchem die Copie 
Grimaldi’s im Archiv des dortigen Capitels aufbewahrt ist. 
Dem Pontificate Leo’ IV (847-855) gehört das Kreuzigungsbild 
in der Unterkirche von S. Clemente an, wo der Heiland nur 
mit einem schmalen perizoma umgürtet erscheint, während 
die älteren ihm durchgehends ein langes Gewand geben. Mit 
einem solchen Kleide, dem colobium, ist nach der Zeichnung 
Bosio’s auch der Crucifixus in S. Valentino bekleidet; der 
Stil weist auf das VII Jahrhundert. Nun wissen wir aber aus 
dem Liber pontificalis, dass Papst Theodor (642-649) grosse 
Restaurationen im Coemeterium des h. Valentin ausführen 
liess, als er die Basilica erneuerte und die von Papste Ho- 
norius begonnenen Arbeiten zu Ende führte. So ist es höchst 


122 COEMETERIUM U. BasILIcA S. VALENTINI. 


walırscheinlich, dass die historische Crypte in unserm Coe- 
meterium von jenem Papste Theodor mit neuen Gemälden 
ausgeschnückt worden ist. 

Von demselben Papste wurde lie Kirche von S. Stefano 
rotondo auf dem Coelius mit einem Mosaik geschmückt, welches 
allerdings die Kreuzigung noch in symbolischer Auffassung 
zeigt. Aber wie ich schon in meiner ersten Schrift über das 
Coemeterien des ἢ. Valentin weitläufig ausgeführt habe, 
erscheinen die realen Scenen der Kreuzigung meist als Theil 
eines Cyclus von Bildern aus dem Leben des Herrn, und das 
ist eben auch in unserer Crypta der Fall, wie wir nachher 
sehen werden. 

Christus ist auf unserm Gemälde dargestellt, an ein nie- 
driges Kreuz mit vier Nägeln angeheftet, noch lebend ; die 
neben stehenden Maria und Johannes erscheinen nicht in 
Schmerz aufgelöst !), wie die spätere Kunst sie auffasst, son- 
dern die h. Jungfran erhebt die Hände wie zum Gebete, und 
Johannes hält das Evangelium. 

So sehr unser Bild durch die Zeit und den Unverstand 
gelitten hat, es ist doch die einzige historisch-reale Darstellung 
des Todes Christi, die wir bis jetzt in den Katakomben kennen, 
und eine der ältesten, die überhaupt ausgeführt worden sind. 

Unter den weitern Bildern unserer Crypta das nächst 
bedeutsamste ist das von mir wieder aufgedeckte der seligsten 
Jungfrau mit dem göttlichen Kinde, das in der kleine Nische 
gemalt ist, in welcher ehemals eine Lampe brannte. So wenig 
von dem Bilde noch erhalten ist, so lässt sich doch aus diesen 


1) Das entspricht auch der Auffassung der Väter: « Stabat ante 
crucem mater et fugientibus viris stabat intrepida», sagt Augustinus 
(de instit. Virginis ad Euseb. Cp. VII) und an einer andern Stelle (in 
der Leichenrede auf Valentinian) : « Stabat sancta Maria juxta ceru- 
cem fillii; — stantem lego, flentem non lego. » 


Ο. MARUCCHI. 123 


veringen Ueberresten sattsam urtheilen, dass eg weit älter 
sein muss, als man aus der Zeichnung bei Bosio schliessen 
möchte. Mir scheint es mit unserer Darstellung der Kreuzi- 
zung gleichzeitig zu sein, nicht nar wegen des Stiles und 
des Colorits, sondern auch weil es auf derselben Kalklage mit 
den andern von Bosio wiedergegebenen Scenen gemalt ist. 
Ich setze also auch dieses Bild in die Zeit des Papstes Theodor. 
Das Haupt Mariae ist verhüllt und mit einem runden Nimbus 
umgeben ; sie trägt ein weites, reiches Gewand, und hält vor 
sich das göttliche Kind, mit einem runden im Kreuz getheilten 
Heiligenschein. Unser Gemälde erscheint als das jüngste un 
letzte der coemeterialen Madonnenbilder, deren erstes und 
ältestes das in den Katakomben der Priscilla aus dem apo- 
stolischen Zeitalter ist. Bosio las links die Inschrift : SCA 
DEI GENETRIX. Die leigten Buchstaben sind jetzt wieder, 
eine unter die andere gestellt, zum Vorschein gekommen. Es 
ist wohl, wenigstens in Rom, das älteste monumentale Denk- 
mal dieses der Gottesmutter gegebenen Titels, der dann später 
zumal auf den byzantinischen Bildern ständig wird, und wir 
dürfen hier gleichsam den letzten Narlıklang der feierlichen 
Entscheidung des ephesiner Concils und der Proteste der 
katholischen Welt gegen die Irrlehre des Nestorius erkennen. 

Von den übrigen Gemälden, welche Bosio hier auf der- 
selben Wand mit dem Bilde der h. Jungfrau salı, ist nichts 
mehr erhalten. Dort war nach Bosio’s Zeichnung zunächst der 
Besuch Mariae bei Elisabeth abgebildet. So wenig man über 
die Erklärung dieses Bildes zweifeln kann, so sehr gehen die 
Urtheile aus einander in Betreff der beiden weiteren Scenen, 
die Bosio ebenfalls, aber ohne jede nähere Erklärung, publi- 
cirte. Das Gemälde rechts von der kleinen Nische wurde von 
Severano für die Darstellung des Martyriums eines uns un- 
bekannten Heiligen angesehen ; \Macarius (l’ Heureux) sah 


124 COEMETERIUM ὕ. BAaSILICA S. VALENTINL. 


darin Johannes den Evangelisten !), Bottari?) und D’Agin- 
court 8) die Passion eines Martyrers. Cahier und Martin haben 
zuerst die richtige Erklärung gegeben 1), indem sie in dem 
Bilde nach dem apocryphen Evangelium Jacobi das Bad des 
neugeborenen Christkindes erkannten. Dort wird die naive 
Legende von der Hebamıe Salome erzählt, deren Hand ver- 
dorrte, weil sie an die Jungfrauschaft der Gottesmutter nicht 
glauben wollte, und die dann durch Berührung der Wiege 
des Christkindes wieder geheilt wurde 5). Jene Erklärung 
findet ihre Bestätigung in dem Namen der Hebamme, den Bosio 
noch ganz las und der jetzt zum Theil wieder hervorgekom- 
men ist....LOME.... Er gehört zu deım Bilde, welches ober- 
halb der Lampen-Nische gemalt war. Dort salı man das göttliche 
Kind in einer Wiege, daneben kniend eine Frau, die ihre 
ausgestreckte rechte Hand hinhält. Jıs war also die Darstel- 
lung der Heilung der Hebamme, in derselben Auffassung, wie 
auf dem Mosaik Johann’s VII, das noch zum Theil im latera- 
nensischen Museum aufbewahrt wird 6). Das solche Legenden 
in jenen Mosaiken und diesen Gemälden dargestellt wurden, 
kann nicht auffallen ; die historischen Darstellungen haben 
eben nicht den Glauben der Kirche, sondern die gleichzeitigen 
Anschauungen wiedergegeben ; es folgt also aus diesen Bildern 
nur, dass jene apocryphe Schrift seit der ersten Hälfte des 
VII Jahrhunderts viel verbreitet war. 

Die übrigen Gemälde, welche ringsum die Wände der 
Crypta schmückten, waren bereits zur Zeit Bosio’s derart 


1) Hagioglypta, p. 112. 

2) Roma sott., p. 173. 

3) Peint. Pl. XII, 18. 

4) Melanges d’Arheologie I, p. 23. 

5) Vergl. Thilo, Codex apocryphus N. T. 378. 

6) Vergl. Cod. Barberin. XLIX 19 p. 11,12; Müutz, Revue archenl. 
Sept. 1877. 


Ο. MARUcCCHI. 125 


beschädigt, dass er nur drei derselben copiren liess. Das erste 
stand auf der Wand neben dem Crucifixbilde und stellte, wie 
der neben geschriebene Name SCS LAVRENTIVS lehrte, den 
glorreichen Erzdiaron der römischen Kirche dar. Noch heute 
sind schwache Spuren des Bildes erhalten. Ein zweites ne- 
benan trug keinen Namen; das dritte stand rechts vom Ein- 
gange und auch von ihm erkennt man noch Reste !). Wie 
man aus der Zeichnung bei Bosio ersieht, öffneten sich in 
derselben rechten Wand drei loculi, einer über dem andern. 
Von den übrigen Figuren, welche Bosio erwähnt, sind auf 
der linken Wand nur die untern Extremitäten erhalten ; 
srade sie boten mir den ersten Anhalt zur Wiederentdeckung 
der historischen Crypte. Einige dieser Bilder liess Ciacconio 
im XVI Jahrhundert abzeichnen, wo sie noch recht gut zu 
erkennen waren ?). Seine Abbildungen zeigen uns zwei mit 
Tunica und Pallium bekleidete Männer und einen drittenin 
priesterlichen Gewändern, die Rechte zum Segen erhoben. 
Diese letztere Firur bei Ciacconio scheint mir der zum Theil 
auf der linken Wand erhaltenen zu entsprechen, auf welcher 
die graffiti der beiden Priester Marcus und Petrus stehen; 
sie wird den Martyr eponomus, den h. Valentin vorstellen. 
Die beiden andern Figuren waren wahrscheinlich die seiner 
Genossen im Martyrium, vielleicht der h. Zeno und die per- 
sischen Blutzeugen Marius, Martha, Audifax und Habacuc. 
Aus allem Gesagten ergibt sich, dass Papst Theodor, als 
er die Arbeiten seines Vorgängers Honorius in der Basilica 
des h. Valentin vollendete, auch die Crypte unseres Martyrers, 
die in den vorhergehenden Jahrhunderten schon wiederholt 
bemalt worden, mit neuen Gemälden schmückte. Denn wenn- 
gleich die Gebeine bereits in die Basilica übertragen worden 


1) Vergl. Garrucci, Arte cristiana, Vol. II, p. 9. 
2) Vergl. Cod. Vat. 5409. 


120 COEMETERIUM U. BASILICA 5. VALENTINI. 


waren, blieb die Grabkammer stets ein von den Gläubigen 
besuchtes und verehrtes Heiligthum. Dies ergibt sich aus der 
Angabe des Salzburger Itinerars, wo nach der Basilica eine 
Gruppe von Martyrern in einer unterirdischen Grabkammer 
erwähnt wird, nördlich von der Basilica, οὐ αἰ martyres 
in aqullone plaga sub lerra. Aus dieser Angabe lässt sich 
schliessen, das entweder in jenem cubiculum noch andere, 
dem Namen nach unbekannte Martyrer in den loculi gegen- 
über dem Sarcophage des h. Valentin ruhten, oder dass we- 
nigstens der Pilger, der das Itinerar verlasste, dies auf Grund 
der Gemälde, die er dort sah, annahm. Wie dem auch sei, 
man sieht, dass die Grabkammer, in Erinnerung an die ur- 
sprüngliche Ruhestätte des ἢ. Valentin, ein verehrtes un!l 
besuchtes Oratorium blieb, und daraus erklärt es sich, dass 
Papst Theodor sie mit den oben beschriebenen Gemälden an 
Stelle der alten, verblichenen decorirte. 

Werfen wir noch einen Blick auf die übrigen Theile des 
Coemeteriums, Von der Crypte des Martyrers lie’en drei am- 
bulacra aus, das eine in der Fortsetzung des Eingangs, die 
andern links von demselben. Die Oeffaung in n2 ist modern, 
da die dortige Wand, an welcher der Sarcophag der Martyrers 
stand, ganz bemalt gewesen ist. Der Gang links lief parallel 
zum Eingang und wandte sich dann vielleicht nach rechts; 
allein heute ist von demselben nıur ein kurzes Stück von 
etwa 3 M. Länge geblieben, da das übrige in den folgenden 
Jahrhunderten zerstört wurde, alsman den Abhang des Berges 
umgestaltete. Dieser ganz kurze Gang undein anderer weiter 
im Innern sind die einzigen, welche uns noch in den Wän- 
den die loculi, wie in andern Katakomben, zeigen, da die 
übrigen Gänge bei der Umgestaltung ineinen Weinkeller derart 
erbreitet wurden, dass nur noch die Spuren der Vertiefungen 
der ehemaligen loculi geblieben sind. Es sind im Ganzen fünf 
solcher zerstörten Galerien: die Hauptstrasse in der graden 
Fortsetzung des Eingangs, drei im rechten Winkel zu jener 


Ο. MARUcCCHIL. 127 


und parallel zu einander, und eine fünfte im Hintergrunde 
links, parallel zu der erstern. Diese Anordnung der Gänge 
gibt dem Coemeterium eine sonst in den Katakomben sehr 
ungewöhnliche regelmässige Form. Ein anderer einigermassen 
besser erhaltener Gang zweigt sich von der ersten Strasse 
links ab und mündet hinter der Wand m, so dass die dort 
Beigesetzten im nächsten Contact mit der Ruhestätte des 
Martyrers waren. — 

Dieses untere Stockwerk der Katakumbe ist vielleicht 
das einzige Beispiel eines privalen christlichen Hypogaeums 
in Rom, da seine beschränkten Verhältnisse jeden Gedanken 
ausschliessen, dass es, gleich den übrigen, ein Coemeterium 
publicum gewesen. Nach meiner Ansicht war es die Grab- 
stätte der Matrone Sabinilla, ihrer Familie, ihrer Anver- 
wandten und Freigelassenen, die im Tode ihren Trost darin 
fanden, in der Nähe des hochverehrten Martyrers beigesetzt 
zu werden. | 

Noch bis zum Ende des XVI Jahrh. ist dieses Stockwerk 
im Ganzen ziemlich gut erhalten geblieben, und Pompeo 
Ugonio, der es besuchte und die Gemälde desselben beschrieb, 
las noch einige graflti im Kalkverschluss der loculi. In seinem 
Theatrum Urbis Romae (Manuscript der Bibl. Barberini, 
N. 1057, XXX, 67) heisst es: Zxlra portam Flaminitam in 
vinea frairum sancli Augustlini est coemeterium s. Julii ἰδὲ 
olim ecclesia s. Valenlini. Ad ingressum est depressa crypla 
δὲ figurae, quas cum eo accedi descripsi in hunc modum 
(folgt eine rohe Skizze der von uns beschriebenen Bilder). /n 
dicto cemeterio reperi inscripliones sepulcrorum in calce 
ni fallor 


1, _TVSCVS AVGVRINVS 9. x SERBO LVCILIANO 
POSITVS 


2. ZEFRONIVS 4. SEVERO IN PACE 


128 COEMETERIUM U. BAaSILICA 5. VALENTINI. 


In der Inschrift des Lucilianus ist das Monogramm Christi 
ein wahres compendium scriplurae, und so lese ich: Christi 
serto Luciliano. Sie dürfte noch der verconstantinischen 
Zeit angehören, da bekannter Massen der Gebrauch unseres 
Monogramms als Abbreviatur im Context irgend eines Aus- 
drucks grade den ersten Jahrhunderten eigenthümlich ist; 
erst nach Constantin erscheint es allein und für sich, als 
Zeichen des Sieges und Triumphes. — 

An dieses kleine untere Stockwerk ist nun in der Folge 
ein oberes angelegt worden, das ich für das eigentliche coe- 
meterium publicum des h. Valentin ansehe. Dasselbe ist denn 
auch weit ausgedehnter und hat ein Strassennetz ähnlich wie 
in den übrigen Katakomben. Es ist, wie das untere Stock - 
werk, in jenem weichen gelblichen Tuff ausgehauen, aus 
welchen der ganze Höhenzug der Monti Parioli besteht. Der 
Eingang liegt beinahe senkrecht über dem Eingange zu der 
historischen Crypta unten und führt sofort in einen ungefähr 
40 M. langen Gang, auf dessen Hälfte links ein noch verschüt- 
teter Gang mündet. Dann geht’s in rechtem Winkel nach 
rechts in eine andere fast ebenso lange Strasse, mit einem 
gleichfalls noch vergrabenen Nebengange auf der rechten 
Seite. Am Ende jener zweiten Strasse tritt man links in 
einen kurzen, theilweise noch verschütteten Gang, in dessen 
Nähe eine Treppe in ein anderes, oberes Stockwerk empor- 
führt. Dasselbe besteht aus vier völlig freien, und aus andern 
vier noch vergrabenen Gängen. In beiden Stockwerken sind 
die loculi erhalten ganz so wie in den übrigen Katakomben; 
allein in den bis jetzt zugänglichen Theilen findet sich weder 
ein Gemälde, norlı eine Inschrift, und das einzige christliche 
Zeichen ist ein Monogramm Christi an der Seite eines loculus. 
Bei der weiten Ausdehnung des obern Coemeteriums stelıt 
jedoch zu erwarten, dass Ausgrabungen daselbst uns noch 
manche verschlossene Gräber bringen würden, da seit unVor- 
denklichen Zeiten dort Alles intact geblieben ist. 


Ο. MARUCccHI. 129 

Ausser jenen vier von Ugonio gelesenen Inschriften hat 
das unterirdische Coemeterium ohne Frage noch manche an- 
dere enthalten, die auf den Schlussplatten der loculi und der 
Arcosoliengräber standen. Diese Steine sind, schon bevor der 
Ort in eine Weingrotte umgewandelt wurde, verschwunden; 
einige Bruchstücke derselben sind jedoch erhalten, in sofern 
sie als Material für die spätern Gräber des oberirdischen Fried- 
hofs verwandt worden sind. Ueber dieses Coemeterium all’a- 
perto werde ich im folgenden Kapitel handeln und die bei 
den jüngsten Ausgrabungen wieder zu Tage geförderten 
Inschriften dann publiciren. Hier sollen nur die wenigen ihren 
Platz finden, welche ich als ursprünglich den Gräbern der 
Katakombe angehörend erachte, theils wegen des Alters der 
Schrift, theils wegen der Beschaffenheit und der Form dieser 
Grabsteine, die sie als coemeteriale erkennen lassen. 

Die vor allen werthvollste Inschrift ist die nachstehende, 
in Cursiv aufeine dünne Marmortafel geschrieben, die wahr- 
scheinlich oberhalb eines Arcosoliums in die Wand der Ka- 
takombe eingelassen war. !) | 

Nach der Palaeographie zu urtheilen, gehört die Inschrift 
lem Ende des III oder dem Anfange des IV Jahrh’s. an, und 
in gewöhnliche Schrift übertragen lautet sie also: 


1, ... DEPOSITVS IN Pace 


DR ».Q VI BISIT ANNOS 
2. ... ASEN PETRV QV? ...5A QVIM... 

. . QVI RECEISDVL . . REQVR . . 

AD AD DOMNV Valenlinum ἐτοῖν δ ιν, ὅτε 


. „ RECESET Ὁ VII KALENDAS AUgus 
ΤΑΙ BRYCIA REFRIGERI 
ΤΙΒΙ valentinus 


.o oo. *° 


1) Siehe auf der folg. Seite die Abbildung, welche wir, ebenso 
wie den Grund viss der Katakombe, des Freundlichkeit der archäolo- 
gischen municipalen Commission verdanken. 


Röm. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 9 


190 COEMETERIUM U. BASILICA 5. VALENTINI. 


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Ο. Μαβύσοηι 131 


Es war eine lange Inschrift, welche mehrerer Personen, 
vielleicht aus derselben Familie, gedachte; ihre Beisetzung 
war mit den Formeln deposilus, requiescit, recessit ange- 
geben, in fehlerhafter Orthographie, wie der ungelehrte Stein- 
metz sie roh und vielleicht unmittelbar von der Original- 
Vorlage cop:rte, indem er, des epigraphischen Alphabet’s nn- 
kundig, siein der Cursivschrift einmeisselte. Die Wichtigkeit 
der Inschrift liegt vorzüglich in zwei Phrasen des zweiten 
Fragments. Der Ausdruck ad domnu in der 8. Zeile bezieht 
sich ohne Zweifel auf den Martyrer, in dessen Nähe sich das 
Grab befand. Domnus ist eben der Titel, den man in den 
ersten Jahrhunderten den Martyrern gab, und bekannt ist in 
der altchristlichen Epigraphik die Formel ad domnum, um 
die Nähe eines Martyrergrabes zu bezeichnen, z. B. ad domnum 
Cojum, ad domnum Cornelium. In unserm Falle ergibt sich 
als Ergänzung von selbst : ad domnum Valentinum. In Wirk- 
lichkeit erkennt man bei genauerem Zusehen noch die Spuren 
der Anfangssilbe VAL. 

In der vorletzten Zeile findet sich hinter dem sehr sel- 
tenen Namen Brucia das Wort refrigert, in den ältesten In- 
schriften der solenne und liturgische Ausdruck für die Er- 
quickung, welche den Abgeschiedenen aus den Gebeten der 
Hinterbliebenen und der Fürbitte der Heiligen zufliesst. — 
In der folgenden Zeile sind noch die Buchstaben TIBI V.... 
erhalten, die in Verbindung mit dem Worte refrigeret ei- 
nen Namen voraussetzen, der das verbum regiert. Auch hier 
ergibt sich die Ergänzung von selbst: refrigerel tibi Valen- 
tinus, eine Phrase, die uns auch schon anderweitig bekannt 
ist, z. B. refrigeret tibi dominus Ippolltus — refrigeret Ja- 
nuartius Fellcissimus Agapitus. 

Der hohe Werth der Inschrift liegt, wie Jeder sieht, in 
der Erwähnung des Martyr eponimus des Coemeteriums, so- 
wie in der dogmatischen Anspielung auf das Gebet für die 
Verstorbenen und die Fürbitte der Heiligen. — 


132 COEMETERIUM U. BASILICA S. VALENTINI. 


Die folgende Inschrift ist auf eine grosse Marmortafel ein- 
gegraben, welche wahrscheinlich als mensa eines Arcosolium’s 
diente. Sowohl wegen der Form der Buchstaben, als wegen 
des nebenstehenden Ankers scheint sie mir dem III Jahrh. an- 
zugehören. 


CAESONIAE " NICAE CONIVGI 'DVLCISSIMAE 
CAESONIVS * CANDIDIANVS ' MARITVS " 

VIRGINIAE * PVDICAE " FIDELI " ET ' CAESONIT (Krauzförmiger 
NARCISSVS ° ET ' HERACLIA ° PARENTES ° FILIAE Anker) 
PIENTISSIMAE ᾿ QVAE VIXIT ANN "XVI'M°V'D’XX 
BENEMERENTI * FECERVNT ' CVSA * DVLCIS 


Der Stein gehörte einer Caesonia Nice an und wurde 
der Verstorbenen gesetzt von ihrem Gatten Caesonius Can- 
didianus und ihren Eltern Caesonius Narcissus und Cesonia 
Heraclia. CVSA DVLCIS ist ein Graecismus; statt CVRA oder 
CORA, xopn. — Der Stein ist später in dem oberirdischen 
Friedhof verwendet worden, wobei er auf der Kehrseite die 
folgende Inschrift erhielt: 


FILIA ADEODATA VIRGO QVE vixil 
ANNOS XXII DEPOSITA ES SEX LO 
NONAS IVLIAS SESTILIVS el feli 
CISSIMA St VIBVM EMER πη. 


Endlich füge ich noch drei andere Inschriften hinzu, die, 
wie ich glaube, gleichfalls dem unterirdischen Coemeterium 
angehörten und sich jetzt im christlichen Museum des deut- 
schen Campo santo befinden. 


Ο. MARCccH!t. 133 


EMET SIBI LE | Onlius locum (?) 
1. AB ACILLINE FOSSORE : 


a EEE EEE Se ee ΥΎΣΣ 


Man beachte die Notiz, dass die Grabstätte von einem 
Fosor Namens Acillinus gekauft wurde, der also die Obsorge 
fiber das Coemeterium der Via Flaminia hatte. 


: LIBERV: ' MDEDIT 
2. |LOCVME mil pr OCENIE 


ΣΧ 


Der Stein spricht von einer Familiengruft (progenies), 
die ein Libertus ankaufte. | 


3. ττν0: ΡΑΒΟΕΧ PERERR: 


(Taube) 


Ausser diesen wenigen kennen wir bis jetzt keine anderen 
Inschriften, die dem unterirdischen Coemeterium angehört 
hätten. 

Gehen wir nunmehr im nächsten Kapitel zur Beschreibung 
des Friedhofs zu ebener Erde über, der im Laufe des vierten 
Jahrh. im Thale am Fusse des Hügels angelegt worden ist. 


ZUR ALTCHRISTLICHEN MARMOR-POLYCHROMIE. 
VON 


HEINRICH SWOBODA. 


In den folgenden Ausführungen mögen die positiven Be- 
weise für die antike Bemalung christlicher Skulpturen dar- 
gelegt werden, wie wir dieselben in dieser Zeitschrift Jahrg. 
1887, S. 100 f. versprachen, und soweit wir bis jetzt in der 
Lage waren, solche Beobachtungen zu machen. 

Zur Lösung dieser Frage können überhaupt nur persön- 
liche Studien an den Original-Monumenten beitragen, und doch 
ist es schon schwer, Skulpturen, an denen sich Farben-Spuren 
erhalten haben, auch nur aufzufinden. Nach der bisherigen 
gleichgültigen Nichtbeachtung farbigerReste daran erleichtern 
selbst die im Stile Garrucci’s manchmal angegebenen « traccie 
di colore » die Arbeit keinenfalls. Kaum ein Studium (das Nach- 
buchstabiren verwitterter Katakombenbilder ausgenommen) 
strengt die Sehnerven so an, wie das Öonstatiren dieser oft win- 
zigen, möglicher Weise auch zufälligen Polychromiereste, ihr 
Aufsuchen in allen Falten und Fugen, sowiedienicht unwichtige 
Unterscheidung der « vergine » !) von eigentlicher Farbe. Die 


I) Semper, 4 Elemente d. B. S. 98. 


SWOBODA. 135 
hier anzulführenden altchristlichen Skulpturen 'sind sämmtlich 
vom Verfasser, wie es die Umstände erlaubten, persönlich 
geprüft worden. Es soll aber keineswegs dadurch das Ver- 
zeichniss solcher Farbenreste als abgeschlossen erscheinen ; es 
kann vielmehr im Interesse der Sache nur sehr erwünscht sein, 
wenn Berufsgenossen auf christlich-archäologischem Gebiete 
die nachfolgenden Nummern immer mehr vervollständigen. 
Bei Gelegenheit, zufällig, nebenbei machen sich gerade solche 
Studien, wenn man nur darauf achten will, leichter, als es 
eine systematische Absicht auch in vielen Jahren zu Stande 
brächte. !) 

Ja, wir bitten sogar darum, der Redaction anderweitige 
Nachrichten und verlässliche Beobachtungen speziell über 
altchristliche Polychromie zu übermitteln. Denn nur ein Zu- 
sammengehen vieler Kräfte, ein Studium an den verschie- 
densten Orten, das nicht dem Einzelnen in gewünschter 
Gesammtheit möglich ist, aber auch nur ernste, — genaue Un- 
tersuchungen über diese anscheinend accidentelle Frage lassen 
die Allgemeinkenntniss für dies interessante und moderne 
Studiengebiet erlangen, das unter anderem für die Aesthetik 
von wesentlicher Bedeutung ist. 

1. Ein allgemein bekanntss, altchristliches Relief mit po- 
lychromen Resten besitzt das Kircherianum im Kabinette des 


I) Dem Schreiber Dieses ging es selbst so; einmal aufmerksam 
gemacht durch die im letzten Artikel besprochene Büste fand er 
auch bei anderen ähnliche Reste in den Augenhöhlungen, z. B. im 
Braccio nuovo N. 90 u. 63; bei letzterer das linke Auge später 
gleichartig ergänzt. Bei den mehr als 20, aber unpractisch hoch 
gestellten Büsten ebendaselbst dürfte eine genaue Untersuchung 
gleichfalls solche Reste vorfinden. Wir fügen noch aus Wagner, 
Bericht über die aegin. Bildwerke 5. 81, die Erwähnung des colos- 
salen Elfenbeinauges hinzu, das den Augenstern um weniges vertieft 


zeigte, so dass er ursprünglich mit anderem Furbenmateriale aus- 
gefüllt war. 


136 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 

Spottkrucifixes (bei Garr. 404, 1, 2). Es sind zwei zusammen- 
gehörige Fragmente, welche die Bergpredigt, die Brudvermeh- 
rung und andere Wunderthaten Christi darstellen. Der künst- 
lerische Wert beider Reliefs, und dieser ist für den aesthe- 
tischen Wert der Polychromie von Fall zu Fall ins Auge zu 
fassen, muss als ein sehr geringer bezeichnet werden. Unser 
Bildhauer und Fassmaler, die im V Jahrhundert gelebt haben 
mögen, waren Handwerker von bescheidenster Befähigung. 
An erster Stelle interessiren uns die Farben-und Goldspu- 
. ren, dies auch deshalb, weil sie am leichtesten und sicher- 
sten, und hier sogar in günstiger Beleuchtung zu erkennen 
sind !). Am wenigsten Farbe zeigen die Fleischtheile, an den 
Armen, Beinen und der unbedeckten Brust des Heilandes ; 
aber denn och glauben wir für den ursprünglichen Zustand auf 
eine leichte, gelbliche Tönung oder Bohnung schliessen zu 
dürfen, nicht so sehr wegen der ungleichartig erhaltenen 
Spuren davon, als vielmehr deshalb, weil die Behandlung der 
Finger, Nägel, Augen und Haare zu marmorbleichem Fleische 
nicht stimmen würden. Die Finger sind nämlich braun um- 
rändert, die Nägel aufgemalt; die Pupille der Augen wurde 
ausgehöhlt und mit dunkler aber nicht pastoser Farbe an- 
gegeben ; ein brauner Ring herum fungirt als Irisrand, der bei 
zwei Figuren mit einer gelben Lasur ausgefüllt ist ; die Wim- 
pern sind mit parallelen Strichen nach aufwärts und abwärts 
strafirt und sehen sich ebenso unbeholfen an, als die Augen- 
brauen, die wie dicke Bänder zu breit und gar zu dilettan- 
tenhaft gleichmässig geriethen. Ihre Farbe ist eine Art Pur- 
purbraun, welches sich überhaupt in wenig veränderten Nüan- 
zirungen häufig vorfindet. An den Bart-und Haupthaaren ist 
jetzt okergelbe Färbung durchgängig. Aber einige spärliche 


I) Der Nachweis von Farbspuren aufeinem Monumente wird durch 
Anfeuchten mit einem Schwamme oder Tuche wesentlich erleichtert, 
- wenn das gestattet wird. 


SWORODA. 131 
Goldreste in den vertieften, und selbst auf den hervorstehenden 
Partien rechtfertigen die Annahme, dass die Haare ganz oder 
doch stellenweise vergoldet waren. Aehnliches lässt sich auch 
an anderen’ antiken Skulpturen, an der Venus Medici, dem 
Attis im Lateran und sonst constatiren. Eine nur theil- 
weise Vergoldung müsste wohl roh ausgeselien haben ; doch 
düriten unsere Reliefs nicht gerade auf die schärfste Kritik 
der damaligen effectliebenden Besteller gestossen sein. 

Merk würdig sind die Kleider behandelt. Dünne bräunliche 
Striche laufen durch die Faltenrinnen, eine malerische Nach- 
hilfe des Pinsels, welche auch dort angewandt wurde, wo der 
Meissel keine Falten gegraben hatte. Ja, beizwei Figuren sind 
die Kleider auf dem Hintergrunde nur gemalt als Fortsetzung 
der plastischen Arbeit, wie beim Heiland, der dem Knienden 
die Hand auflegt. Die Apostel tragen breite Bänder über Brust 
und Aermel. Das Gold lief an den Kleidern entweder in 
Streifen, oder es füllte braun eingefasste Ornamente aus; ein 
Durchleuchtenlassen desselben durch Deck-oder Lasurfarben 
scheint hier ausgeschlossen zu sein. Die knabenartigen Zu- 
hörer der Bergpredigt bekamen auf ihre Kleider in einen 
Kreis gestellte Tropfen als Verzierungen. Dieselben können 
nach den neuesten aegyptischen Gewandfunden entweder auf- 
genäht oder in Gobelinart eingearbeitet gedacht werden, wenn 
ihre Form wie nebeneinander gesetzte Tropfen uns nicht 
eher an ein ganz ähnliches Motiv christlich - aegyptischer 
Stoffe in einer dem Drucke ähnlichen Technik erinnern soll, 
das ebenfalls rosettenartig gelagerte Scheibchen, weiss auf 
blauem Grunde ausgespart zeigt !). Ob sich die zahlreichen 
Figuren untereinander durch verschieden gefärbte Kleider 
unterschieden, kann mit Sicherheit weder behauptet noch 


1) Ueber diese höchst interessanten Stücke hoffen wir in einem 
der folgenden Hefte berichten zu können. 


138 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


verneint werden; jedoch lassen die Verbrämungen und Ver- 
zierungen eine farbige Unterscheidung auch jetzt noch, selbst 
in der Entfernung, erkennen. Besonders ist eine Gestalt durch 
grün gestreifte Kleider hervorgehoben. — Die Sandalenbänder 
des Heilandes waren aufgemalt und vergoldet, und zwar 
scheint dies als eine Auszeichnung aufgefasst zu sein, denn 
der am Wege sitzende Kranke hat schwarze oder dunkel- 
grüne Sandalenbäuder. Wır wollten diese Unterscheidung des- 
halb nicht unerwähnt lassen, weil auf der christlichen Kunst- 
ausstellung zu Wien (1887) ein bemaltes und vergoldetes 
Alabasterhochrelief (Katalog N. 990) zu sehen war, welches, 
von italienischer Provenienz (c. 1400), einen ähnlichen beab- 
sichtigten Unterschied in der Vergoldung, aber hier der Haare 
aufwies. Die dem Künstler sympathischen Personen, der 
kreuztragende Heiland, Johannes (?) und die heiligen Frauen 
bekamen nämlich die Haare vergoldet, wälrrend es die Scher- 
gen nur zu einem schwarzen Anstrich derselben brachten, zu 
welchem die derbrothen Wangen naturalistisch passten. Und 
ganz dieselbe Beobachtung machte ich an den Alabaster-Re- 
liefs in Sta. Catarina (Venedig) am Seitenaltare, welche dem 
erwähnten und den andern in Wien ausgestellten (N. 988-994) 
sehr nahe verwandt sind und Sceneu aus dem Leben der 
heil. Katharina darstellen. Auch hier sind die Haare der gut- 
gesinnten Personen vergoldet, die der anderen schwarz. Ob 
ein Zusammenhang künstlerischer Traditionen zwischen der 
mittelalterlichen Polychromie und ihrer antik-christlichen 
Art gesucht werden dürfe, möze einstweilen eine offene Frage 
bleiben. 

An unseren Reliefs im Kircherianum haben wir noch die 
Nebendinge, Embleme und Gerätschaften zu beschreiben, 
welche ebenfalls mit Farbe geschmückt erscheinen. Eine Rolle, 
die jene halbabgeschlagene Figur (Garr. 404, 1), hält, hat 
unten einen Goldrand, und der Mittelraum ist mit Purpur- 
streifen, welche merk würdiger Weise schräge stehen, straffirt. 


βινοβορά. 139 
Die Bücherrollen sind überhaupt gut erhalten und werden 
jetzt noch durch ihre Bemalung deutlich hervorgehoben. Der 
Berg ist ebenfalls auf einer Seite dazu gemalt, und seine Steine 
sind mit knäuelartig verworrenen, gelben und braunen Linien 
meist in Ellipsenform markirt. — An den Klauen des nur ein- 
mal vorkommenden Lammes weist die schwarze, etwas grün- 
liche Färbung auf naturalistische Behandlung hin. — Die Krü- 
cken und das Bett des Gichtbrüchigen sind in so ferne gleiclı 
behandelt, als sie, ohne ganz bemalt zu sein, sehr breite gelbe 
Bänder tragen, in deren Mitte selbst wieder feine braune 
Striche gezogen sind. Auch die Körbe von der Brodvermehrung 
sind gelb untermalt mit braunem Flechtwerk ; die Brode sind 
theilweise vergoldet; das eine grosse darunter hat ein ein- 
gemeisseltes Kreuz, dem ein X beigemalt ist. Auf der sopha- 
artigen Bahre machen sich ebenfalls die gelben Ornamente 
breiter, als die braunen. Und während der Becher des trin- 
kenden Jüngers bloss mit Grün und Gold in Streifenform be- 
malt ist, bekam das vollständig gelb getonte Tischtuch Purpur- 
ornament mit Goldbändern. 

Diesen teiden Reliefs des Kircherianum’s sind ein Lateran- 
sarcorhag und ein Sarcophagfragment im Museum des Campo 
santo sowol in der plastischen Arbeit, als in der Polychromie 
nahe verwandt. Der Sarcophag (N. 150) ist von Garrucci 298, 3 
publicirt und steht leider auf der Fensterseite, ohne directes 
Licht von vorne zu bekommen. Unter den räthselhaften BBB auf 
dem Schilde des Deckels, die, mit röthlicher Farbe aufgetragen, 
kaum noch zu erkennen sind,hat Garrucci eine merkwürdige 
grosse Ziffer 2: mit Doppelpunct übersehen. Die Sculpturen 
‚des Deckels stellen auf der einen Seite eine Hasenjagd dar, 
der gegenüber zwei Putti hinter dem nicht vollendeten Tod- 
tenportrait einen Vorhang spannen. Auf dem Sarcophage selbst 
s2hen wir ein Gewirre von Scenen aus dem Hirten-und 
Bauernleben, kämpfende Böcke, grasende Schafe, die Hirten 
und Bauern beim Melken, Ackern und Umgraben des Feldes. 


140 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


Die äussersten Flanken nehmen ein (guter) Hirt, zu dessen 
Füssen sich ein Hund befindet, und auf der anderen Seite eine 
weibliche Orante ein. — Die menschlichen Figuren und die 
Thiere sind farbig contourirt, und ebenfalls begegnen uns 
hier die breiten gelben Bänder mit dem in der Mitte gezo- 
genen dünnen, braunen Streifen. Auch die vollständige Be- 
malung oder Tonung einzelner Theile, besonders der Haare, 
ist noch zu erkennen. Die clavi und der Aermelsaum der 
beiden Täger, sowie die Verzierungen des einen Vorhanges 
zeigen sehr dunkle, indigoartige Streifen, ähnlich auch der 
Vorhang hinter der Orante, und die breiten clavi bei einzel- 
nen Hirten und Bauern. Davon ist aber das von einem mo- 
᾿ dernen Zimmermaler  aufgespritzte Grün zu unterscheiden, 
welches bei einer Berührung abfällt, während die echten alten 
Farben sogar eine Befeuchtung aushalten, ohne abzugelien. 

Einige Partien, nämlich Haupthaare und Bärte, auchdie . 
Faltenrücken, nie aber die nackten Theile der Personen, so- 
wie das Vliess der Schafe (zwei ausgenommen) erscheinen jetzt 
wie mit schwarzer Tinte überstrichen. Eine genauere Un- 
tersuchung findet aber auf diesen schwarzen Theilen Gold- 
spuren, besonders deutlich auf einem Schafe links oben, wo 
man sie in der Verlängerung undals Fortsetzung des schwar- 
zen Striches gut erkennt. Wo das Gold 806] oder einer 
vielleicht chemischen Gewalt wich, trat also der Vergolder- 
Grund zu Tage, der vielleicht auch erst allmälich im Laufe 
der mehr als tausend Jahre die gegenwärtige dunkle Farbe 
annahm. Ursprünglich erstreckte sich diese reiche Vergoldung 
in breiten Streifen auch über das Kleid der Orante, und 
muss sogar die Hand derselben mit einer Art Bracelet ge- 
schmückt haben. EtwasRäthselhaftes blieben mir die bläulichen 
Pupillenränder des Hirten und einiger Knaben, während an- 
dere den gewöhnlichen dunkelbraunen Ring haben. Vielleicht 
ist dieses Grünlichblau aus einem ehemaligen Schwarz ent- 
standen, oder es soll eine in der Nüance nicht ganz glückliche 


SWOBODA. 141 


Wiedergabe blauer Augen sein. An Vergoldung kann hier 
doch nicht gedacht werden. Wie im Kircherianum, müssen 
auch hier die in Ellipsenform geringelten Linienknäuel Steine 
und Löcher markiren. Das Gras ist deutlich grün. Ob die 
leichte Tonung des Hintergrundes zwischen einzelnen Figuren 
künstlich erzeugt, oder in der ungleichen Naturfarbe des Mar- 
mors begründet, und diese geschickt benutzt, vielleicht auch 
ergänzt sei, kann vorderhand nicht entschieden werden. 

3. Ein drittes Relief, obwohl nur Fragment, mit ähnlichen 
sehr gut erhaltenen Farbenspuren bewahrt das Museum un- 
seres Campo santo. Es ist das Bruchstück einer Hirtenscene, 
von der sich drei Lämmer und die Hütte nebst einem Theile 
des sitzenden Hirten erhalten haben. Die Wolle der Schafe, 
wie das Geflecht der Hütte zeigen die uns schon bekannten 
gelben und braunen Striche. Der Marmor hat eine bläuliche, 
fast in’s Grün schimmernde Farbe, so dass das aufgesetzte 
Gelb-Roth seine Wirkung nicht verfehlte. 

4. Es mag auffallen, dasssich gerade an diesen drei, Künst- 
lerisch weniger bedeutenden Skulpturen die antike Färbung 
so guteerhalten hat. Die alte Polychromie ging anderwärts ent- 
weder durch chemische Einflüsse in der Erde,oderdurch gewalt- 
same « Reinigung », oder bei der Restaurirung verloren. Es mö- 
gen wol manche schlecht erhaltene Farbenreste nicht mehr zum 
Schmucke der aufgefundenen Statuen gedient haben und da- 
rum beseitigt worden sein. Rechnet man noch hinzu, mit 
welcher Willkür und totaler Verständnisslosigkeit jene Re- 
staurationen, und, um diese zu harmonisiren, meist auch die 
Ueberarbeitung der ganzen Oberfläche vorgenommen wurde, 
so erklärt sich der Mangel von Farben, und gerade an den 
besseren Skulpturen eher‘, alsan den künstlerisch schwächeren. 
Bei Statuen genügt der Hinweis auf 5. Hippolytus und den 
guten Hirten im Lateran-Museum, an denen bekanntlich sehr 
viel ergänzt und daher die ganze Oberfläche abgeschliffen 
wurde, Neben den wenigen wiedergefundenen christlichen 


142 ZUR ALTCHRISTL, MARMOR-PULYCHROMIE. 


Statuen waren aber ganz besonders die zahlreichen Sarco- 
phage restaurationsbedürftig. Und gerade die verhältniss- 
mässig schöneren, welche nach damaligem und überhaupt 
römischen Geschmacke hoch aus der Ebene herausgear- 
beitet wurden, waren mehr beschädigt worden, weil ihre 
Figuren beinahe freistehen. Dagegen sind die um das V Jahr- 
hundert herum entstandenen Sarcophage und sonstige Basili- 
ken-Skulpturen im dürftigsten Flachreliefgehalten, nicht wegen 
(les richtig erkannten Principes, sonders aus mangelnder Tech- 
nik. Dadurch aber waren sie vor dem Abgeschlagenwerden, 
und daher vor der Restaurirung, und in Folge dessen auch 
vor der « Reinigung » sicherer, als die besseren Hoch-Reliefs. 
Oder sollte die Farbenscheu der Renaissance und unserer 
früheren Jahrzehnte bei ihren Funden nur den Arbeiten 
schwächerer Jahrhunderte oder der Vulgärkunst die » Ver- 
unstaltung durch die barbarische Farbe » gelassen haben, 
ılie sie besseren Arbeiten abzunehmen sich berufen glaubte? 
Von letzterem Vorgange werden wir im Verlaufe unserer 
Studien noch ein Beispiel finden. ! 

Ein anderes Moment, das bei den christlichen Sarcophagen 
die vielfache Farblosigkeit erklärt, besteht darin, dass nicht alle 
fertig gemeisselt waren und doch schomwin Verwendung genom - 
men wurden. Wir erinnern nur an dieroh gebliebenen Portraits 
der Verstorbenen und daran, dass sogar der Hintergrund 
stellenweise, wie an dem aus 5. Paul, nicht abgearbeitet ist 
und die Figuren nur skizzirt noch im Stein stecken. Wegen 
der dadurch bedingten festeren Construction sind solche Skulp- 
turen immer besser erhalten, was aber für uns deshalb be- 
langlos ist, weil sie eben nie bemalt sein konnten. 

Wir haben jedoch genügende, wenngleich nicht so eclatante 
Beweise dafür, dass auch treflliche Skulpturen christlicher 
Provenienz des farbigen Schmuckes nicht entbehrten. 

Eine .christliche Sculptur aus besserer Zeit mit unzwei- 
felhaften Farbspuren bewahrt das Museum des Campo santo 


SWOBODA. 143 


in dem Sarcophay-Fragment, das bei Garrucci Tav. 290, 2 
wiedergegeben ist. Die von beiden Seiten zusammenlaufenden 


Wellenlinien schliessen in ein Medaillon mit dem Bilde des 
outen Hirten ab, dessen sorgfältige Arbeit auf die erste Hälfte 


des IV Jahrh.’s verweist. Hier zeigt sich nun sowohl an dem 
Lamme ein gelblicher Schimmer nebst rothen Contouren, als 
auch an dem einen zurücktretenden Arme und an andern 
Theilen des Hirten ein sehr feines, mildes Roth, das auch 
stellenweise auf dem Hintergrunde wieder zu erkennen ist, 
so dass es fast scheinen könnte, als ob das ganze Medaillon 
farbig gewesen wäre. 

Die Nässe der Katakomben wirkt, wo sie stark auftritt, so- 
var auf den Marmor so zersetzend ein, dass man mit dem Finger- 
nagel die Oberfläche einessolchen Steines abschaben kann. Hat 
es da jemals Polychromie gegeben, so muss auf diesem Wege der 
Zersetzung so mancher prächtige Zeuge derselben umge- 
kommen sein. Die Nässe ist natürlich nicht überall so gross; 
“ber völlig trockener Tuff ist unter dem wasserreichen 
Campagnaboden gar nicht zu πάθη, und ganze Gallerien jener 
Todtenlabyrinthe liegen in einer stetigen Ueberschwem- 
mung. Diese Momente würden wol das Verschwinden der 
Farbe genügend erklären; aber sie beweisen natürlich nicht 
ihre vorhergegangene Existenz. Dafür können wir nun aus 
eigener Erfahrung Folgendes berichten. In der Katakombe 
der ἢ, Priscilla, und zwar in einem der ältesten Theile 
fanden wir ein längliches Stück eines Sarcophagdeckels, auf 
dem vier jener bekannten Ungeheuer mit Widder-Pferd-Tiger- 
und Adlerköpfen auf Fischleibern gemeisselt waren. Niemand 
hätte auf einen oberflächlichen Blick bei der schwachen Be- 
leuchtung ein polychromirt gewesenes Object erkannt; denn 
der grösste Theil der Oberfläche, wenn wir so sagen dürfen: 
die convexen Flächen derselben präsentirten sich eben als 
Marmor und sonst nichts. Nur hie und da sah man in den 
Vertiefungen in den Hautfalten und den Contourrändern 
feuchte Erde, — unter dieser aber unleugbar die Farbe! So 


144 ZUR ALNCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


waren die Furchen der Wasserwellen, auf denen die Unge- 
hever schwimmen, blau gefärbt; die Thiere zeigten noch rothe 
und grünblaue Farben, die sich aber nur mehr in ibren phan- 
tastischen Halskrausen und tiefer gegrabenen Hautfalten hatten 
erhalten können. Schärfere Nuancirungen der Farbentöne, be- 
sonders Grün und Blau, sind bei einem Katakombenlichte a 
priori unerkennbar; es dürften aber in unserem Falle für die 
Phantastik des Dargestellten und die schlechte Beleuchtung 
des unterirdischen Aufstellungsortes wol nur einfache, kräf- 
tige Farben zurangemessenen Verwendung gekommen sein. Die 
hier vorgefundenen Farben konnten sich nur in den Vertiefun- 
gen erhalten, wo auch die feuchte Erde noch fest sass. Die Far- 
ben mögen dort schon im flüssigen Zustande dicker einge- 
drungen sein. Sie fühlten und sahen sich an, wie nass ge- 
wordenes Brod; von der unterirdischen Feuchtigkeit waren 
sie vollgesogen, aufgequollen und leicht lösbar geworden. Wie 
eine schützende Decke mag sich einst die Tufferde über die 
Oberfläche dieses und tausend anderer Skulpturwerke gelegt 
haben. Vor dem momentanen Ablösen waren die Farben nun 
freilich geschützt; aber sie wurden durch die Erde nur noch 
directer der Nässe ausgesetzt und klebten an der Erdschichte 
— wie natürlich — fester, als am harten Marmor, so dass 
das Abfallen oder Wegstreichen der Erde die unter ihr be- 
grabenen Farbtheile von selbst mit sich reissen musste. Daher 
die totale Farblosigkeit jener Theile, welche beim -Ausgraben 
des Reliefs von der anhaftenden Erde gereinigt wurden. Ich 
erprobte es dabei selbst, dass eine Ablösung der wenigen 
Erdreste nicht möglich sei, ohne die Farbe mitzunehmen. 
Denkt man sich run auch andere Skulpturen vom gleichen 
Sckicksale, das so ziemlich allgemein ist, verfolgt, so muss 
schon die überall und dazu noch in farbenscheuer Zeit vor- 
genommene Reinigung geradezu mit der Vernichtung der 
Polychromie gleichbedeutend sein. Eine ähnliche Auflösung 
und Erweichung der Farbe ist auch auf Katakombenbildern 


SWOBODA. 145 


(die übrigens keine Fresken sind - ), wo grosse Nässe herrscht, 
wie in der sog. Anunziatella in S. Domitilla bemerkt worden. 
Ein Berühren mit dem Finger genügte, um den Schein 
eines Lippenroth oder eines Augenweis zu zerstören. Wurde 
nun eine Skulptur auch ohne jene Erdschichte an’s Tageslicht 
gebracht, so mussten doch die etwa noch erhaltenen Farben 
sich beim Trocknen in Pulver verwandeln. Ebenso sah ich 
halblebensgrosse Putti mit Resten von Roth, und sonst noch 
manche halbausgegrabene Stücke, an denen sich wenigstens 
zwei Farben unterscheiden liessen, Roth, und anscheinend 
Grün, .vielleicht complimentär dazu gewählt. Die Vermuthung 
ist nicht unbegründet, dass an vielen antik-christlichen Skulp- 
turen nur wenige, nicht mehr als zwei oder drei Farben 
angewendet wurden, um den obersten aesthetischen Zweck 
der Polychromie, die deutlichere Unterscheidung einzelner 
Partien und kräftigere Wirkung derselben, zu erreichen. 
Deshalb füllte man ja auch die alten Inschriften mit Minium 
aus. Ich bemerke nun nochmals, dass die sub 4 erwähnten 
Skulpturen einer besseren Zeit (II bis III Jahrhundert) ange- 
hören und halte die daran gemachten Frrfahrungen für wichtig 
genug, um das so seltene Vorkommen der Farbe an heid- 
nischen, wie christlichen Monumenten zum grossen Theile 
schon aus der Fundgeschichte und all’ den chemischen Pro 

cessen von einem Jahrtausend zu erklären. So sind z. B. die 
Farben an dem bekannten Belvedere-Sarcophag des Vatican 
au der Querwand dort erhalten, wo er eingemauert war, als 
er als Brunnentrog diente. An den exponirten Wänden da- 
gegen wurden sie von Luft und Feuchtigkeit zerstört. Gut 
geschützte Objecte widerstanden besser, wie das 1872 in Sy- 
rakus gefundene Prachtexemplar eines Sarcophages, das Gar- 
rucci, Storia t.v.tav. CCCLXV un nuovo esempio di sculture 
dipintt a colori nennt in dem er hinzufügt:: sul fondo & anche 
rappresentato a pennello un giardino di fiori. Da eine po- 


Iychrome Wiedergabe des prächtigen Objectes für eine der 
Röm. QuARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 10 


146 ZUR ALNCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


nächsten Nummern unserer Quartalschrift in Aussicht steht 
so werde ich diesen Sarcophag dann erst genauer besprechen. 

Als Ergänzung und Bestätigung für das oben Gesagte gilt 
noch die Versicherung Stevenson’s, dass er bei zahlreichen 
Ausgrabungen die Farbspuren noch sehr gut und zahlreich 
constatiren konnte; er zweifle an der Bemalung jener Skulp- 
turen nicht im Geringsten. De Rossi selbst sprach sich in 
der Adunanza vom 3. April 1881 1) dahin aus, dass die antik - 
christlichen Skulpturen gleich den in der Regel bemalten 
heidnischen des Schmuckes der Farbe nicht entbehrten. Es 
war bei der Gelegenheit, als Frothingham die Zeichnung des 
Venetianersarcophages vorlegte, mit dem wir uns noch aus- 
führlicher beschäftigen werden. De Rossi erwähnte auch 
den jüdischen Sarcophag aus der vigna Randanini und einen 
Sarcophag von Clermont. Letzterer ist jedenfalls der bei Gar- 
rucci einfach als vergoldet angegebeng CCCOXXX VIII 1-3. Leider 
übergehen andere hervorragende Archäologen bei Besprechung 
dieser Objecte die Polychromiefrage mit Schweigen. 

5. Noch erübrigt uns von den Zeugen für die Bemalung 
antik-christlicher Skulpturen die Marmorstatue des heil. Pe- 
trus in den vatikanischen Grotten, welche nachweislich voll- 
ständig polychromirt gewesen ist. Dass man ein solches 
Heiligtum nicht erst im Mittelalter angestrichen habe, 
wenn sich auch in jene Zeit die alte Polychrom-Tradi- 
tion erhalten hat, und dass man in der farbenfeindlichen 
Renaissance eher geneigt war, eine alte Färbung abzu- 
kratzen, ist nicht nur von vorneherein wahrscheinlich, 
sondern letzteres wird durch den Thatbestand noch bestätigt. 
Die gewaltsame Entfernung der Farbe ist leider deutlich 
genug. Mit einem scharfen, nicht gar breiten Instrumente 
wurde hier gearbeitet, wie besonders an der Rückseite des 
ahrwürdigen Monumentes zu sehen ist, wo die Mühe des Re- 


1) Bull. crist. 1882, S. 103. 


SWOBODA. 147 
staurators bereits erlahmte, nachdem er die Vorderseite ganz 
raffinirt = gereinigt » hatte. Die Tunica war grün, vielleicht 
blau, was beim gelblichen Kerzenlicht nicht zu unterscheiden 
ist; das Pallium war roth, und die braunen Spuren an Bart 
und Haaren lassen sich wol schwer, aber doch constatiren, 
vielleicht nnr als Grund einer Vergoldung. Leider machte 
mir die Schliessung der vatikanischen Grotten zur Jubi- 
laeumszeit 1888 eine sorgfältigere Untersuchung unmöglich ; 
allein mit mir hatte Herr Kirsch die Farbspuren constatirt, 
und bald darauf fand er selbst in einem Grimaldi - Manuscripte 
der Barberina eine polychrome Wiedergabe unserer Statue in 
ihrer früheren Aufstellung in der Vorhalle der alten Basilica !). 

Das Peirusfragment im Museo cristiano des Lateran, 
(an der Schmalwand des Corridors ober dem Sarkofage von 
St. Paul) täuscht auf den ersten Blick. Es ist 38cm hoch und hat 
die Nummer 107; bei Garrucci ist es nicht publicirt. Jeden- 
falls stammt es von einer Sene “ Dominus legem dat »; denn 
man erkennt noch das Kreuz, aber nicht mehr den anderen 
Gegenstand, den Petrus in der Hand hat. An dieser Figur 
finden sich farbige Spuren und zwar dunkelrothe, die sich 
jedoch als nicht antik, sondern von einer modernen Ueber- 
tünchung herstammen erwiesen. 

Eines der merkwürdigsten Stücke ist ein später über- 
malter Sarcophag sammt Deckel im Campo santo zu Pisa. Er 
ist 176em Jang und 43cm hoch. Die Provenienz ist eine ent- 
schieden christliche ; ich setze ihn in’s IV Jahrhundert oder 
etwas später. Bei Garrucci ist er nicht abgebildet, hat aber 
Aehnlichkeit mit den Särgen auf Tafel CCCLVII, 3 u. 4. beide 
ebenfalls aus Pisa. Das Mittel medaillon enthält das Brustbild 
Christi mit Bart und im Redegestus; darunter nehmen 
zwei zusammengebundene Füllhörner den noch übrigen Raum 


1) Sollte der Brauch, am Peter-und Paulsfeste die Bronze-Statue 
des Apostels mit Gewändern zu bekleiden, nicht auch mit unserer 
Frage’in Berührung stehen ? 


148 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


ein. Von da laufen gegen die beiden Flankenbilder die ge- 
wöhnlichen Strigillen. Die Vorderseite wird durch je einen 
guten Hirten abgeschlossen, während die Schmalwände antıke 
Greifen in schwachem Relief zieren. Hier sind nun im Antlize 
Christi die Augensterne und Augenbrauen bemalt, Haare und 
Bart vergoldet, während die nackten Theile hier wie an den bei- 
den Seitenfiguren nur mit Wachs eingelassen erscheinen. Der 
Nimbus ist ebenfalls übergoldet; doch dürften die dicken, 
gelben Farbenroste eine spätere Zuthat sein. Der Hintergrund 
des Medaillons ist grün, und es scheint auch das Kleiderfutter 
im Gewande Christi, sowie die Randeinfassung eine ähnliche 
Farbe gehabt zu haben. Doch ist das jetzige scharfe Grün, wie 
man rechts von Christus deutlich sehen kann, eine spätere 
Uebermalung, und dürfte hier als ursprünglicher Grund dun- 
kelblaue Farbe anzunehmen sein, wie sich denn auch das kräf- 
tige Ultramarin im Grunde der beiden Greifen erhalten hat. 
Ebenso müssen sich die beiden Vöglein in den Zwickeln ober 
Christus durch ihre Vergoldung von dem blauen Felde abgeho- 
ben haben. Mit Gold ist nicht nur das Band der beiden Füll- 
hörner geschmückt, sondern es erstreckt sich auch auf die 
Strigillen, in deren Vertiefungen noch die allerdings schwa- 
chen Reste der einstigen Farben constatirt werden können. 
Zur geschwungenen Bewegung, zum beständigen Flusse dieser 
plastischen Ornamente, bei denen sich Erhebung und Vertie- 
fung, Leiste und Kehle rythmisch folgen und drängen, muss 
die Pracht der ehemaligen Vergoldung, die sich hie und da 
auch an den Hochkanten erhalten hat, ein lebhaftes Licht- 
spiel erzeugt haben; dazu wirkte das tiefe Blau des Hin- 
tergrundes der Bilder complimentär, so dass von dem Ganzen 
eine in Farben und Gold gesättigte Schönheit gestrahlt ha- 
ben muss. Am linken Greifen ist die Bemalung deutlicher zu 
erkennen als am rechten ;; er ist aber stärker abgeschlagen. 
Die Leiber beider waren vergoldet, und ein nicht gemeisselter 
Fuss wurde auf dem blauen Hintergrunde vom Pinsel nach- 
getragen. 


SWOBoDA. 149 


An der Eingangswand des pisaner Campo santo befindet sich 
noch einzweiter dem beschriebenen verwandter Sarcophag, aber 
vermutlich heidnischer Provenienz. Im Mittelstück steht eine 
weibliche Figur, und an den Seiten zwei Putti mit Fackeln. 
Der Hintergrund der Figur ist hier ebenfalls blau ; die Kleider, 
Flügel, Haare und Fackeln waren vergoldet, wahrscheinlich 
auch Jie Strigillen. — Zu beachten ist aber noch der darüber 
angebrachte Deckel, der jedenfalls einer späteren Zeit ent- 
stammt; denn er hat auf der Frontseite eine Imitation von 
Cosmatenarbeit aufgemalt. Das Gold derselben steht aber auf 
einem farbigen Grund von ähnlichem Violett, wie es sich 
auch an den Figuren des Sarcophages findet. Deswegen die 
ganze Polychromie, sowie die des früher besprochenen christ- 
lichen Sarcophages für später entstanden zu erklären, scheint . 
mir nicht zulässig. Denn Uebermalungen und Ausbesse- 
rungen der Farben haben wir schon oben constatirt. Sie wur- 
den mit der Zeit von selber notwendig, und entsprachen der 
antiken Sorgfalt für Statuen, wenn wir auch nach den Aus- 
führungen E. Kuhnert’s (De cura staluarum apud Graecos, 
Berl. Studien f. el. Philolog. u. Archig. 1883, 5. 72) keine 
ausdrücklichen Berichte über die Restauration der Farben 
haben, von deren Anbringung wir wol unterrichtet sind. So 
kann eben auch in unserem Falle der Sarcophag gleichzeitig 
mit der Cosmatenplatte tlıeilweise neu vergoldet worden sein, 
oder es hat ein Zufall den antiken Goldgrund ähnlich dem 
späteren gefärbt, wobei jı der Arbeiter freie Wahl hatte; denn 
der an sich farblose Verguldergrund wird nur deshalb gefärbt, 
damit der Arbeiter besser sehe, wo und wie weit grundirt sei. 
Dieses Constatiren späterer Uebermalungen ist nicht immer 
leicht. Man vergleiche die Darstellung Garrucci’s zu dem spa- 
nischen Sarcophag CCCLXXXI, 4,5,6, wobei er von grünen Spu- 
renan den Tuniken, vergoldeten Haaren und rothem Grunde 
spricht und an den Lettern noch echte Miniumreste gesehen 
zu haben erzählt, während nach einer Restauration mit — 


150 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


Oelfarbe Hübner (/nscer. Hisp. christ. 186], p. 48) bekennen 
muss: « vidi quidem surcofagos, sed repert ita teclos colo- 
ribus nuner impositis, ut nomina üla legere omnino non 
possem. » — 

Ein Relief, das seinen Ehrenplatz in der Schatzkammer 
von 5. Marco in Venedig mit Recht verdient, aber vielleicht 
desshalb auch weniger bekannt ist, stellt Christus zwischen 
den zwölf Aposteln dar. Im Jahre 1881 legte Herr Frot- 
hingham die Zeichnung des Reliefs der Adunanza vom 3. April 
vor (de Rossi Bull. crist. 1882, 103; vergl. La bas. αἱ 8. Marco, 
Jacobi Ongagna, Venezia 1885, Tav. 204) und bemerkte dazu, 
es sei eine « doratura di varie parli dei panneggiamenii = 
vorhanden, wofür als Parallelen die bereits erwähnten Sar- 
. cöphage (Randanini u. Clermont)und von Prof. Maruchi der von 
uns an erster Stelle angeführte « r0330 sarcofugo » des Kir- 
cherianum’s citirt wurde. Zur einfachen doralura habe ich 
aber nach sorgfältiger Prüfung noch Etwas hinzuzufügen. Ich 
glaube aus den allenthalben, spärlichen Resten die Vermutung 
aufstellen zu dürfen, dass Christus und die Apostel ganz 
vergoldete Kleider hatten, eine byzantinische Prachtentfal- 
tung, die auch zum Stile, der bereits steif und schwer 
wird und in Gleichmässigkeit zu verlallen scheint, gepasst 
haben mag. Ich meine hier byzantinisch nicht im Sinne 
von ausschliesslich constantinopulitanisch, da ich der 1. c. aus- 
᾿ς gesprochenen Vermutung de Rossi’s, unser Relief stamme 
aus Aquileia, nicht nur wegen der Autorität des grossen 
Archäologen zustimme, sondern weil im Museum von Aqui- 
leia ein altchristliches Relief (Schlüsselübergabe; 47 cm 
h. 26 cm. b.) existirt, welches lebhaft an unser venetia- 
nisches erinnert. Wie jene Vergoldung, und ob sie mit Des- 
sins und Lasuren verziert, gedämpft und gestimmt war, 
lässt sich natürlich nicht mehr feststellen. Es dürfte eine 
starke Ueberarbeitung anzunehmen sein, wodurch vielleicht 
auch der Schnurbart des einen Apostels zu erklären ist. 


SWORODA. 151 


Einige Gewandumschläge zeigen rothe Spuren, bei denen es 
ungewiss bleibt, ob alle diese Futtertheile farbig waren. Bei 
dem letzten Apostel rechts kann man wol deutlich sehen, 
Jass sein Gewandfutter nur roth und nie vergoldet war. Wenn 
einmal mehrere solcher Monumente aufgefunden und bsschrie- 
ben sein werden, dürfte sich auch ein näherer Zusammenhang 
zwischen dieser antiken und der mittelalterlichen, sowie der 
spärlichen Renaissance-Polychromie ergeben, wo ja ähnliche 
Fälle, wenn nicht ganz vergoldeter, so doch goldumsäumter 
Drapperie im Vereine mit blauen oder roten Futterfarben 
besonders an Elfenbeinarbeiten keine Seltenheit sind, Ausser 
den Kleidern unserer Fizuren sind auch ihre ziemlich gros- 
sen Nimben roth eingefasst und mit Gold breit ausgefüllt. 
Auch an Nebendingen wie Rollen, Schlüsseln Petri u. 8. w. 
vergass der « Reiniger » die Goldspuren ganz zu tilgen. Ebenso 
bewahrt das noch antike Lorberband, welches am Rande des 
Reliefs herumläuft, den Metallglanz. 

8. Wie das Gold von selbst schwindet, kann man an dem 
ober dem östlichen Thor von S. Marco (Hauptfronte) einge- 
mauerten Relief sehen, das in dem neuen Werke «La basi- 
lica di S. Marco » auf Tafel 57 u. 57a wiedergegeben ist. 
Es wurde aus mehreren Stücken zusammengesetzt und ist einer 
basilikalen Skulptur jedenfalls eher entnommen, als einem 
Sarcophage. Die Farbe des noch befriedigend gut gearbeiteten 
Reliefs ist gegenwärtig eintöniges Grau. Esdürfte wohl noch 
Niemandem, der die Skulptur überhaupt bemerkte, in den 
Sinn gekommen sein, sich hieran den Glanz einer prächtigen 
Vergoldung hinzuzudenken. Und doch war es so. Auf dem 
bekannten Gemälde Bellini’s in der Pinacoteca dell’Academia 
(XV. Saal, Eingangswand, 555), das die Piazza und die Dom- 
facade historisch treu wiedergiebt, finden wir auch unser 
altchristliches Relief gewissenhaft abgemalt, aber mit vollstän- 
diger Uebergoldung des Hintergrundes. Die Figuren heben 
sich klarer ab, und es wird nun zugleich verständlich, warum 


152 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-PULYCHROMIE. 


das Relief dort angebracht wurde. Mit vergoldetem Hinter- 
grunde passt es eben besser zu seiner goldglänzenden Mosaik- 
umgebung. Diese decorative Einigung lässt uns überhaupt die 
auffallende Anbringung des Reliefs an dieser Stelle erst be- 
greifen. DieFrage, ob es erst beim Einmauern vergoldet worden, 
oder ob man auf den Gedanken, es hier gleichsam als Fort- 
setzung eines breiten Goldmosaikstreifens einzugliedern, erst 
durch seine Vergoldung gebracht wurde, ist nicht mehr zu 
entscheiden, wenn mir auch das Letztere wahrscheinlicher 
dünkt. Uns genügt die Erfalırung, dass trotz des schützen- 
den Thorbogens die Vergoldung gänzlich geschwunden ist. 
— Das Relief selbst dürite von einer benachbarten Küste 
stammen, von Aquileia, Pola oder irgend einer jener Stätten, 
als deren geborene Erben sich die Venetianer betrachteten. 

Ein anderes Beispiel von verschwundener Vergoldung ist 
folgendes. 

9. Im neugegründeten Museum von Parenzo wird unter 
N.105 ein Marmorköpfchen von 7 cm Kopflänge aufbewalırt, 
welches aus Pola stammt und im Jalıre 1869 ausgegraben 
wurde. Man glaubt darin den Kopf eines Job oder Pilatus 
zu erkennen. Die Arbeit weist auf das IV oder V Jahrhundert; 
der Gestus der Trauer, die Hand auf den Untertheil des Ant- 
litzes gelegt, spricht ebenfalls für diese Zeitbestimimung. Ich 
führe jenes Bruchstuck deshalb hier an, weil auf dem da- 
zugehörigen Zettel der Angabe seiner Provenienz lakonisch 
beigefügt ist: gia dorato. Mündlich vermochte ich nichts 
Näheres darüber in Erfahrung zu bringen, und der sorgfäl- 
tigste Augenschein konnte keine Goldspur mehr entdecken. 
Um so merkwürdiger ist aber dje sichere Angabe, dass sich 
solche Reste bei der Ausgrabung noch constatiren liessen. 
Entweder wurden also die geringen und vielleicht schon sehr 
zerstörten oder losen Goldreste durch eine ungeschickte Hand 
ohne Absicht entfernt, und man wollte der Nachwelt we- 
nigstens die Nachricht davon erhalten, oder die winzigen 


SWoBoDA. 152. 
Spuren lösten sich von selbst ab und lassen uns Raum genug 
zu Conjecturen und Hypotliesen, welche Einflüsse in der Erde 
oder nach der Ausgrabung auch die Vergoldung zerstört 
haben mögen. 

10. Wenn ich in meinem frühern Aufsatze über die 
Marmor-Polychromie (Quartalschr. I, S. 100) einen Zusam- 
menhang zwischen antikrömischer und christlicher Weise 
vermuthete, so bin ich nunmehr in der Lage, zwei Belege 
dafür sogar aus Martyrer-acten zu geben. 

In der Passio SS. IV Coronatorum (Wattenbach bei Bü- 
dinger, Unters. z. röm. Kaisergesch. Ilf, 325) heisst, es dass 
Symphorianus mit seinen vier Kunstgenossen das 25 Fuss hohe 
Sonnenbild anfertigt und das Wohlgefallen des Diocletian 
erregt, von dem weiter berichtet wird: = praecepit aedificare 
templum... et ibidem constituit et posuil simulacrum el de- 
auravit.. .» Diese Vergoldung waraber wahrscheinlich nach 
Benndorf’s Vermutung (Arch. Bemerk. bei Büdinger |. c.) 
eine totale (Vergl. Winkelmann Kstgesch.2, 8 12). Das « cum 
omni argumento . wird von Benndorf (l. c. 5. 346) auf’ Re- 
liefverzioerungen und anderes Beiwerk gedeutet. 

Ausser dieser vermutlich gleichmässigen Vergoldung be- 

Fichten uns aber die Acten des hl. Savinus (Baluzii Misc. ex 
cod. 1095 Colb. 8. 12) von einer Zeusstatue: « erat mirae fac- 
turae ex lapide coralite... et vestimenta eius deauralta erant. » 
(auch bei E. Le Blant, Les ποίας des Mart., in Mem. d. Inst... 
Acad. des inscr. et belles lelires Tom. XXX. 5. 253-254). 
. Da hier nur von einer theilweisen Vergoldung, nämlich 
der Gewandtheile die Rede ist, und das nicht Vergoldete der 
Statue ex lapide coralite, also wahrscheinlich schon von Natur 
aus getont anzunehmen ist, gehen wir wol nicht fehl, wenn 
wir ausserdem auch eine Andeutung der Augen, vielleicht 
auch Vergoldung der Haare annehmen. Eine Vergoldung 
neben ganz unbemalter Steinoberfläche dürfen wir selbst dieser 
späten Zeit nicht zumuten. 


154 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


Den christlichen _Acten sogar ist also eine Vergoldung 
der Sculptur bekannt; sie sprechen davon als von einer s :lbst- 
verständlichen Procedur, die nach Beendigung der Bildhauer- 
arbeit noch vorgenommen wird. 

Il. Erwähnung, ohne Beilezung einer directen Beweis- 
kraft, möge schliesslich die bekannte Rolle Josua’s aus der 
Vatikanischen Bibliothek finden. (Perg. Pal. N. 405, Garrucei 
Taf. 157-167). Es sind darauf Berge, Stälte und Flüsse in 
Personifikationen dargestellt, welche jedenfalls antiken Sta- 
tuen nachgebildet waren. Besonders mehrere liegende Figuren, 
suwie Städte-Repräsentantinnen erinnern lebhaft an die be- 
kannten Flussgötter oder Romastatuen. Diese Statuenbilder 
nun, welche in die Handlung nicht eingreifen, sind ebenso farbig 
gehalten, wie die anderen Figuren. Die Lendentücher wurden 
rötlılich oder bläulich getont. Dieselben Farben schmücken die 
zweimal und zwar mit dem Nimbus vorkommende Stadt TAI; 
der liegende « Berg TAIBAA „ trägt ein blaues Pallium; 
(ähnlich noch ein zweites mal, aber da ist es schwer zu sagen, 
wie weit die Färbung geht). Eine herrliche, Juno-ähnliche 
Eigur, schon gegen Ende der Rolle, ist die TIOAIC TABAQN, 
sitzend, das grosse Scepter in der Rechten, um d:e Brust ein 
blaues Tuch geschlagen, die lange Tunica weiss, das Pallium 
aber roth. Doch wie gesagt, ich will daraus keinen Beweis 
für die Polychromie der Vorbilder schmieden ; denn einmal ist 
Josua (gegen Ende) mit Zugrundelegung einer Heroenstatue 
gezeichnet, aber sein blauer Nimbus weiss und roth einge- 
säumnt; das blaugestreifte Unterkleid und der rothe Ue- 
berwurf entsprechen derselben Kleidung, wie er sie schon 
vorher immer hat, wo keine: Statue zum Vorbilde seiner 
Zeichnung diente. Der Maler könnte also jene Statuenbilder 
gleich den anderen handelnden Figuren mit den bereits 
angeriebenen Farben sub una behandelt haben. — Diese 
Rolle liegt aber auch in der Mitte jener zwei grossen Kunst- 
Perioden, von denen die ältere der polychromen Skulptur 


SiWwoBoDa. Ä 155; 
günstig, die neuere ihr abhold war. Für die erstere, die 
antike, sind einige Wandgemälde in Pompeji von ausschlag- 
gebender Bedeutung, da sie uns mehrere Statuen auf Mar- 
morpostamenten in völlig naturalistischer Bemalung zeigen: | 
zwei herliche Exemplare sinıl erhalten in der casa della 
caccla, zwei ebenfalls auf Postamenten stehende Kaneophoren 
sind in Gewand, Fleischtheilen und Augen ganz naturwahr 
behandelt. Der zweiten, späteren Periode blieb es vorbehalten, 
auf die Decke der Sixtina eina polychrome Sculptur zu malen, 
während doch dieselbe Meisterhand den Hammer und Meissel 
weglegte, um nie nach dem Pinsel und seiner Vollendung für 
das plastische Werk zu greifen. Das Princip der Farblosig- 
keit in der Renaissanceplastik scheint aber dieser selbst 
verbängsvoll. geworden zu sein. Deun das Anstreben male- 
richer Wirkung mit plastischen Mitteln führte sie schon 
im zweiten Jahrhunderte ihrer Wiedergeburt nicht nur zum 
Baroken, zu den « Fieberphantasien der Architectur », sondern 
auch zum Manierismus in der Plastik, und schon nach siebzig 
Jahreswochen herrschten im Heiligtume der christlichen Skulp- 
tur die Greuel der unnatürlichsten Verrenkungen und male- 
risch sein sollenden Unmöglichkeiten. Durch tausend Jahre 
hingegen entwickelt s’ch die antike Skulptur; sie macht 
mehr als eine Renaissance und längere Verfallszeit durch; sie 
durchläuft bereits von Myron ab die Stadien körperlicher 
Bewegtheit, sie stellt alle Phasen des Seelenlebens von der 
homerischen Rule an die ganze Stufenleiter der Affecte bis zum 
wildesten Pathos dar, — aber all’ Dieses, ohne jemals die 
eigentlichen Formen des Baroken oder des Zopfes hervorzu- 
bringen, so nahe sie denselben auch kommt. Einen antiken 
Bernini hat es nicht gegeben. War die antike Plastik vielleicht 
(nebst Anderem) durch ihr, bei der Mehrzahl sicheres Polychro- 
mie-Princip vor einer unrichtigen Vereinigung malerischen EIf- 
fectes mit den Mitteln der Skulptur gesichert? Hat das An- 
lehen, welches die Plastik bei ihrer farbenbeherrschenden 


166 ZUR ALTCHRISTL. MARMOR-POLYCHROMIE. 


Schwester gemacht, nicht auch ihr selber durch tausend Jahre 
hindurch reichliche Zinsen getragen, deren letzte goldene 
Spuren wir noch an den altchristlichen Skulpturen erkannt 
haben ? — 

Die Archäologie wäre ein zweckloses Studium, wenn sie 
nicht auch Fingerzeige für die Gegenwart gäbe. Einstweilen 
sind es freilich nur Fingerzeige; ein System antiker oder 
spezifisch altchristlicher Polychromie lässt sich noch nicht fest- 
stellen, we3shalb wir unsere eingangs ausgesprochene Bitte 
erneuern. Aber in ungefähr drei Gruppen können wir wol 
schon jetzt die Monumente nach der Art ihrer polychromen 
Behandlung eintheilen. 

Zuerst haben wir jene gesetzt, bei welchen die Farben, 
kaum mehr als drei: gelb, braun, purpur, - grün, nur dürf- 
tig, meist in Linien oder Bändern aufgetragen werden, um 
dem Meissel nachzuhelfen und seinem ungelenken Werke Aus- 
druck und Bestimmtheit zu geben, soweit dies überhaupt in 
der Zeit des Verfalles oder in der Vulgärkunst möglich und 
dem Geschmacke angemessen war. Auch stellenweise Ver- 
goldung, die einerbesseren Technik entnommen ist, kommt vor. 

Zu einer anderen Gruppe können mit Beiziehung heid- 
nischer Sculpturen solche Arbeiten gerechnet werden, 116 voll- 
kommen bemalt waren, von der Kleiderfarbe bis zu Nuancen 
des Roth auf Wangen und Lippen, die Augen in mehrfacher 
Technik !) von lebendiger Wirkung, die Haare wol auch ver- 
goldet. Gerade für diese Classe von Werken erklärt die Fund- 
und besonders die traurige Restaurirungs-Geschichte der bes- 
seren Sarcophage und Statuen den anscheinend gänzlichen 
Mangel an Farbe, wie wir sub 4 und 5 nachgewiesen haben. 

Eine dritte Art, den Marmor malerisch σχῇ behandeln und 
seine weissen Formen zu entwirren, war jene mit vorwie- 


1) Cf. Röm. Quartalschrift 1887, I. Heft. S. 100, ff. 


SWOBODA 157 


gender Vergoldung, wobei die sparsame Anwendung der Farbe 
nicht ausgeschlossen ist, wie das klassische Beispiel aus Ve- 
nedig lehrt. — Eine scharfe Abgrenzung dieser drei Hauptarten 
lässt sich nicht vornehmen ; ebenso muss die Existenz princi- 
piell überhaupt nicht bemalter Sculpturen als offene Frage 
bezeichnet werden. Die moderne bunte Verschiedenheit in 
den Ansichten und der praktischen Behandlung farbiger Pla- 
stik dürfte eben auch in antiker Zeit existirt haben; doch ist 
es sicher, dass das Allgemeinprincip speziell in der antik- 
christlichen Kunst das der Polychromie war. 

Es wäre zu wünschen, dass die kirchliche Marmor- 
plastik unserer Zeit dem Beispiele ihrer ehrwürdigen Ahnen 
folgte. Die Wirkung des Marmors darf nicht zerstört werden; 
im Gegentheile wird eine Gesundung des Stiles nicht die 
mindeste, aber auch eine sicher zu erwartende Frucht da- 
von Sein. 


DAS APSISMOSAIK IN DER BASILICA DES 
H. FELIX ZU NOLA. 


VERSUCH EINER RESTAURATION. 


VON 


FRANZ WICKHOFF. 


Paulinus von Nola hat an Sulpicius Severus den von ihm 
selbst gedichteten Tilulus 1) geschickt, den er in der Apsis 


I) Pleno coruscat Trinitas mysterio, 
Stat Christus agno, vox Patris coelo tonat, 
Et per columbam Spiritus Sanctus fluit. 
Crucem corona lucido cingit globo, 
Cui coronae sunt corona Apostoli, 
Quorum figura est in columbarum choro. 
Pia Trinitatis unitas Christo coit 
Habente et ipsa Trinitate insignia: 
Deum revelat vox paterna et Spiritus; 
Sanctam fatentur crux et agnus victimam, 
Regnum et triumphum purpura et palma indicant. 
Petram superstat ipsa petra ecclesiae, 
De qua sonori quatuor fontes meant, 
Evangelistae viva Christi flumina. (Paul. epist. XXXI, 10). 


De Rossi theilt aus einem Papiercodex. des XI Jahrhunderts 
eine Copie des Titulus mit (Ins. Chr. Vol. II, P. I. 191) welche auf 


F. WICKHOFF. 159 
der prächtigen von ihm während der Jahre 400 bis 403 auf- 
geführten Basilica des heiligen Felix hatte anbringen lassen ἢ). 
Dieser Absidentitel weicht von allen uns sonst bekannten 
bedeutsam ab. Sind sie anderenortes meist historisch, d. h. 
geben sie nur mehr oder minder umschrieben die Zeit der 
Errichtung des Gebäudes, oder der Ausführung des Bildes, 
und endlich den Stifter an mit dem Ausdruck seiner Devotion 
vor dem Herrn oder dem Namensheiligen der Kirche, und 
erwähnen sie nur gelegentlich und allgemein den Gegen- 
stand der Darstellung, so finden wir in dem Titel der Apsis 
der Felixbasilica das Bild cenau beschrieten, die einzelnen 
Elemente, aus welchen sich dag Gemälde zusammensetzt, aus- 
geführt, und ihre Reihe, neu zugefügter symbolischer Bezüge 
halber, nochmals wiederholt. Diese eigenartige einzige Ge- 
legenheit, sich aus einer poetischen Beschreibung eine Vor- 
stellung von einem Apsiden-Mosaike zu machen, das zu- 
dem, nächst demjenigen in S. Pudenziana zu Rom, älter 
war, als alle uns erhaltenen, blieb nicht unbenutzt; vorzüg- 
lich wegen der beachtenswerthen in demselben enthaltenen 
Gegenstände wurde wiederholt auf diesen Titulus hinge- 
wiesen ?), und schon Rosweyd in seinen Anmerkungen zu 
jenen Versen hatte den richtigen Weg eingeschlagen, dureh 
Vergleichung mit erhaltenen Monumenten das Einzelne zu 


——— 


die Inschrift des Mosaiks selbst, nicht auf den Brief des Paulinus 
zurückgeht. Der Abschreiber hatte verständnisslos den in zwei Co- 
Ionnen geschriebenen Titulus so abgeschrieben, dass er in Einer 
Zeile fortlas, d. ἢ. auf Vers. 1 Vers 8 u. 8. w. folgen liess. Die 
abweichenden Lesarten sind aber einerseits sinnlos, anderseits geben 
sie metrische Unmöglichkeiten. Der durch die Codices des Paulinus 
überlieferte, Text ist überall vorzuziehen. 

ἢ Vergl. A. Buse, Paulin, Biscliof von Nola un sein Zeit, Re- 
gensburg 1856, Β.}1, 68 fi. 

3) Faustinus Arevalus ad Pruden. Culhem, 160 sqq, Molanus de 
hist. ss. imaginum, 36, D. 


160 ABsSıs-MOSAIK ΙΝ S. FELIX ZU NOLA. 


beleuchten !). Aber eben nur auf das Einzelne richteten die 
älteren Erklärer ihr Augenmerk; die Versuche, sich eine 
Anschauung der ganzen Composition zu verschaffen, datiren 
aus jüngster Zeit. 3) 

Es waren Versuche in Worten. — Die Geschichte der 
Architectur bedient sich in gleichen Fällen des Hülfsmittels 
der Reconstruclion ; nach den Anhaltspunkten, welche die 
vorhandenen Reste oder die schriftliche Ueberlieferung bieten, 
soll wenigstens auf dem Papiere ein Abbild des verloreneu 
Kunstwerkes wiedererstehen. Was wir von der Baukunst 
der Alten, ja vielfach selbst von der Baukunst des Mittel- 
alters wissen, hat erst durch solche Reconstructionen Zu- 
sammenhang gewonnen, und wie dieselben mit immer zu- 
nehmender Sicherheit sich entwerfen lassen, bieten sie uns 
selbst den sichersten Masstab für das Fortschreiten unserer 
Kenntnisse auf diesen Gebieten. Auch die Bauten des Paulinus 
in Nola, welche unser Mosaik zierte, gaben Anlass zu einem 
beachtenswerthen Restaurationsversuch 3). — Liegen uns je- 
doch von Werken der nachbildenden Künste, von Plastik 
und Malerei, bloss Beschreibungen vor, so hat man wohl zu- 
weilen auf dem Gebiete der antiken Kunst zu diesem Mittel 
der Veranschaulichung gegriffen, bei Werken der modernen 
Kunst hielt aber eine natürliche Scheu von dergleichen zurück. 
Wer dürfte es unternehmen, ein verlorenes Gemälde eines 
Quattrocentisten oder Cinquecentisten, des Perugino sagen 
wir oder Holbein, nach Beschreibungen und Analogien wie- 
derherzustellen ? Das persönliche Moment ist in diesen Fällen 


I) Migne, Patres latini, T. LXI, 881 sqq. 

2) Dr. J. G. Müller, die bildlichen Darstellungen im Sanctuarium 
der christlichen Kirchen vom fünften bis ins dreizelinte Jahrhundert. 
Trier 1834, 25; Garrucci, Storia dell’ arte cristiana, Prato 1872. 
Vol. I, 486. 

3) Rohault de Fleury, la messe, Tom. III, Paris 1883, Pl. CCLII. 


F. WICKHOFF. 161. 


so. ausschlaggebend, dass es tollkühn wäre, die Empfindung 
grosser Künstler mit fremder Hand profaniren zu wollen. 
Für einfachere Zeiten der Kunst dagegen, wo die Individua- 
lität des Ausführenden zurücktritt, persönliche Willkür fast 
ausgeschlossen ist, die typische Gestaltung der Composition 
segel wird, darf ein solcher Versuch leichter unternommen 
werden. — | 

Paulinus hatte zugleich mit jenen Versen eine Zeichnung 
seines Mosaiks an Sulpicius Severus geschickt !), nebst einer 
zweiten Zeichnung eines Apsiden-Mosaiks, das er in der klei- 
nen Kirche zu Fundi hatte ausführen lassen, damit sein 
Freund sich nach diesen Vorlagen für seine neue Kirche in 
Primuliacum richten könne. 

Im Nachfolgenden soll nun die Prüfung vorgenommen 
werden, ob wir durch Benützung des vorhandenen Materials 
nicht zu einer fest umgrenzten Vorstellung von jener Zeich- 
nung gelangen können, so dass deren graphische Darstellung 
möglich ist. Unser Restaurationsversuch wird sich am besten 
an eine Kritik von Garrucci’s Beschreibung anschliessen, die, 
auf einer breiten Kenntniss der Monumente beruhend, Mül- 
ler’s Darstellung, auf welche später einzugehen sein wird, 
übertrifft. Garrucci’s Worte lauten: 

« Eravi dunque una pittura in musaico che ci ὁ descritta 
nei versi, dai quali mi sembra risavare con certezza che vi 
si rappresentava Cristo Dio ed uomo in questo modo. Stava 
nel basso una roccia dal cui seno sgorgavano i quattro fiumi: 
sulla roccia era posto l’Agnello colla croce, la, porpora e la 
palma, di che diremo tosto. La croce era intorno cinta da 
una splendida corona, nel cui cerchio esterno si vodevano 
ordinatamente disposte dodici colombe. In alto era effiziata la 


I) Epist. ΧΧΧΠ. 17. 


Röy, QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 1 


162 ARSIS-MoSAIK IN S. FELIX zu NoLA. 


mano, simbolo della voce del Padre, e la colomba simbolo 
dello Spirito. Santo sporgente dal rostro sull’Agnello la celeste 
rugiada. Tutto ὁ chiaro, ma il poeta non dice dove avesse 
fatto rappresentare la porpora e la palma, che non dovevano 
essere dissociate dalla croce e dall’Agnello. Perö io imagino 
che un panno, di porpora piegato, a modo di larga zona, do- 
veva vedersi a bisdosso dell’Agnello, come usavasi allora dai 
pagani di onorare le vittime colla bianra stola portata in- 
dosso a traverso : 6 ricordo che in una insigne pittura cimi- 
teriale sul dorso dell’agnello ὁ posata la simbolica secchia del 
latte, e un ramo di palma gli si vede sorgere allato (Tav. 48, 2); 
quanto alla palma penso che essa fosse posta al fianco del- 
l’Aynello 6 a pie della croce. » ἴ) 

Wollten wir den Versuch machen, Garrucci’s Beschreibung 
des Mosaiks entsprechend graphisch darzustellen, so würde 
sich ein eigentümliches Compositionsschema ergeben. Wir be- 
kämen, vertikal übereinander geordnet, den Felsen, das Lamm 
mit Purpurdecke und Palmzweig, das strahlende tauben- 
umschwebte Kreuz, den heiligen Geist und endlich die Hand 
Gottes. Von der Basis des Halbrundes bis zu seinem Scheitel 
würden sich also heilige Symbole übereinander bauen, einen 
dichten Streifen bildend, während zur Seite die Weite der 
Apsis leer bliebe. Zwei ausgedehnte Viertelkreise rechts und 
links wären allein durch blauen Mosaikgrund ausgefüllt. Eine 
solch einfarbige ausgedehnte Fläche, durch ein kandelaber- 
artiges Gebilde zerschnitten, würde allen Gesetzen archi- 
tectonischer Decoration widersprechen , an der raumab- 
schliessenden Concha, auf welche die ganze Architectur der 
Basilica als auf ihren Abschluss hinweist, würde eine rohe 
Unform das Auge beleidigen, das mittlere Gedränge die klaf- 


1) A. 8. O., I, 486, f. 


F. WICKHOFF. 163 
fende Leere daneben nur noch befremdlicher hervortreten 
lassen. 

Die erhaltenen Apsidenmosaiken bieten hierfür keinerlei 
Analogie ; im Gegentheile, wie durch ihren geistigen Inhalt, 
wirken sie auch, entworfen nach den Regeln einer freien 
Symmetrie, als gross gedachter, vornehmer Schmuck. Eine 
schöne Vertheilung des Grundes und der Figuren herrscht 
vor; in wohlabgewogenen Massen stehen die lichten Gestalten 
und der tiefblaue Grund gegeneinander. Ja, selbst dem Schei- 
tel der Wölbung zu, wo die rythmische Reihe der alterni- 
renden Figuren und Grundumschnitte nicht mehr hinauf- 
reicht, wurde es gerne vermieden, ein grösseres Stück des 
Grundes ungebrochen zu geben. In S.* Pudenziana z. B. ist 
der obere Raum breiter, weil die Apostel neben Christus 
silzen , zu seiner Belebung wurden die apokalyptischen Thiere 
herbe’gezogen, welche sonst zumeist den Triumphbogen ver- 
zieren. (Vergl. De Rossi, Musaici). Anderswo und häufiger 
bildet die Wolke, aus der Gottes Hand ragt, eine symmettri- 
sche Gruppe mit den Kronen von Palmbäumen. Diese erheben 
sich beiderseits gegen den Rand der Bildfläche hin, und hoch 
über die Figuren hinauswachsend neigen sie ihre Kronen, der 
enger werdenden Wölbung sich anbequemend,gegen die Wolke, 
— ein geistreiches Mittel, den Raum gefällig zu gliedern, 
wovon uns in S.* Costanza, in SS. Cosma 6 Damiano, in 
5. Prassede und in 5." Cecilia 1) lehrreiche Beispiele er- 
halten sind. 

Die Palmen führen uns zu Garrucci’s Restaurations-Ver- 
such zurück. Was wäre natürlicher gewesen, als, wo auf 
einem Mosaik Palmen bezeugt sind, ihre Darstellung auf den 
übrigen zu vergleichen? Und Palmen finden wir nicht nur 


I) Garrucci Τὰν. 207, 250, 256, 292. 


164 ABSIS-MosAIK IN S. FELIX ZU NOLA. 


auf den eben angezogenen Apsidenbildern, sondern auch auf 
Triumphbögen, wie in S. Vitale und S. Apollinare in Classe 
zu Ravenna, in 8.8 Cecilia zu Rom ἢ, auf vier Comparti- 
menten der wölbungstützenden Wandflächen des Baptisteriums 
zu Neapel ?), zwischen den in Procession schreitenden Mar- 
tyrern und Jungfrauen auf den Wänden von S. Apollinare 
nuovo zu Ravenna und selbst in Sculptur neben den symbo- 
lischen Lämmern auf einem Sarcophag-Fragment des Late- 
ran-Museums. In allen diesen Fällen erscheinen die Palmen 
als völlig ausgewachsene, hochstämmige Bäume mit Blätter- 
krone und Fruchtbüschel ; aber niemals begegnen wir auf 
Monumenten dieser Klasse einfachen Palmzweigen. Garrucci 
nimmt einen Palmzweig an, und citirt dafür ein Decken- 
gemälde in den Catacomben von SS. Marcellino e Pietro, 
auf dem in den umlaufenden Zwickelu das Lamm mit dem 
Milcheimer auf dem Rücken und einem daneben gelehnten 
Palmzweig wiederholt decorative Verwendung findet. Allein 
abgesehen davon, dass jenes Bild in Wirklichkeit gar nicht 
existirt, sondern dort nur ein Milchgefäss zwischen Blumen 
dargestellt ist, so scheint es doch nicht ohne Welteres er- 
laubt, Motive der Catacombenmalerei zur Restauration von 
Mosaiken heranzuziehen. Jene, in flüchtigen Pinselzügen ohne 
Vorzeichnung bingeworfen, erlaubt zumal an den Decken eine 
spielende Behandlung, die zwischen ihre Kreise und Rhomben, 
Blattkränze und Binden andeutend und abgekürzt symbo- 
lische oder historische Figürchen setzt. Die Mosaikmalerei 
hingegen ist eine monumentale Kunst; eine sorgfältig vor- 
bereitete Zeichnung muss vorangehen — und wir sahen, wie 
in unserem Falle eine solche Zeichnung als Vorlage in die 
Ferne verschickt wurde — ; dieselbe musste vergrössert, genau 


1) Garrucci. Tav. 258, 265, 9923. de Rossi, Musaici, XI, XII. 
2) Garrucci. Tav. 270. 


F. WICKHorFF. | ‚165 


auf den Grund übertragen werden, bis endlich der Mosaicist 
an seine Arbeit gehen konnte. Ein so complicirter Vorgang 
bedingt von selbst einen strengeren Stil, und tritt in Ge- 
gensatz zu jenen decorativen Motiven, wie wir denn auch 
fast keine der in den Plafonds der Catacomben immer wieder- 
kehrenden Symbole und Figürchen auf den erhaltenen Mo- 
saiken in dieser Art wiederfinden. Die Palme müssen wir 
daher auch in unserem nolanischen Mosaik aus den erhal- 
tenen Mosaiken, und nicht aus den Malereien der Cata- 
comben ergänzen, und weil sie auf den Absiden immer in 
der Mehrzahl den Rand des Bildes begrenzt, so werden wir 
auch das « palma » unseres Dichters als Synecdoche zu ver- 
stehen haben. — Da ferner auf allen diesen Monumenten die 
Palmen aus einem Wiesengrunde hervorwachsen, diesen ja 
auch nothwendig voraussetzen, so hätten wir nun schon den 
unteren Rand unseres Kugelsegmentes und seine äussere Be- 
grenzung nicht mehr leer, sondern es ergäbe sich gleichsam 
um das Apsisbild ein lebendiger organischer Rahmen, der 
oben mit der dur«h so viele Beispiele !) bezeugten Hand Gottes 
aus Wolken abgeschlossen würde. 

Auch das Lamm auf dem Hügel mit den vier Quellen 
dürfen wir nur aus den bekannten Mosaiken ergänzen, wo 
es einen ständigen Apparat der Composition bildet. Wir 
müssen jedoch auch darauf verzichten, es, wie Garrucci will, 
mit einer Purpurdecke zu schmücken, da dies allen monu- 
mentalen Belesen widersprechen würde. Das Lamm erscheint 
in Verbindung mit dem Felsstücke und den vier Quellen zu 


1) in S. Teodoro, Garrucci. 252, 3, de Rossi. fas. XV, XVI; 
SS.Cosma e Damiano Garr. 253, Ros. V, VI; in S. Vitale auf dem 
Opfer des Melchisedek, Garr. 262, S. Apollinare in Classe, Garr. 
265, in S. Agnete Garr. 274 1, Ros, III, IV; in 8. Stefano Garr. 274, 2, 
Ros. XV, XVI. : 


166 ABsıs-MosaiK ΙΝ 5. FELIX zU NoLa. 


oft !), als dass wir über seine typische Gestaltung ir. der 
Mosaikkunst in Zweifel bleiben könnten. Um die Bedeutun; 
von « purpura » in diesem Zusammenhang? zu eruiren, wir:l 
es sich empfehlen, auf den erhaltenen Mosaiken nach Ge- 
genständen zu suchen, die sich mit diesem Worte bezeichnen 
lassen. An Purpur-kleider können wir nicht denken, da das 
Mosaik figurenlos war; ebenso sind Purpur-vorhänge durch 
die vorhandenen Apsidenmosaiken nicht zu belegen, sie 
würden zu dem freien Himmel, unter welchem die Palmen 
wachsen, wenig passen. Ich bemerkte aber schon, dass die 
Palmen immer auf einem Wiesengrunde stehan, der zumal 
in SS. Cosma e Damiano, in 5.8 Cecilia u. a. mit grossen 
Blumen besäet ist; ja diese lilienartigen buntfarbigen Mono- 
kotyledonen, zuweilen (wie in 8. Vitale) in drei Reihen über- 
einander geordnet, sind in ihrer Häufung grade ein cha- 
rakteristicher Schmuck der Mosaiken ?). Nun führt Statius 
in den 'Trostversen an Claudius Etruscus neben Lilien unı 
Rosen die im Lenz blühende « purpura: » als Schmuck der 
neuen Wiesen an 3), und Statius ist ein Dichter, dessen Lyrik 
in Paulinus einen Nachfolger fand. « Regnum et triumphum 


ı) in S. Costanza, Garr. 207, 1, Ros. XVII, XVII, SS. Cos. ὁ 
Dam., Garr.253, Ros. V, VI; S. Apollinare in classe, Garr. 965: 8. 
Prass., Garr. 256, Ros. V, VI; Cap. di S. Zen., Garr. <90 Kos. XI, Xi]; 
S. Caec., Garr. 292, Ros. XI, XII, S. Marco, Garr. 294, Ros. XV, XVI. 

2) Ζ. Β. SS. Cos.e Dam., Ros. V, VI, bei Garr. 253 nicht gezeich- 
net; S. Vitale, Garr. 258; S. Apol. in cla., Garr. 265; 8. Cecilia, 
auch am Triumphbogen, Garr.292,Ros. XI, XII, 5. Stefano, Garr. 274 2, 
Dom von Parenzo, Garr. 276; 5. Maria in ARmDIc: Garr. 293, Ros. 
xV, XVI, XVII, XVII. 

3) Qualia pallentes declinant lilia culmos 

Pubentesque rFosae primos moriuntur ad austros, 
Aut ut verna novis exspirat purpura pratis. 
Sil. III, 3, 1283-13). 


F. ΨΊΟΚΒΕΟΡΕ. 167 


purpura et palma indicant » heisst es auf dem nolanischen 
Titulus, und zwei mal finden wir auf erhaltenen Mosaiken 
die Reihen der Martyrer und Jungfrauen, welche überwunden 
haben, zwischen Palmen auf purpurfarbnen FrühlingsbInmen 
wandeln (Vergl. hierzu und zu anderen Fällen die Tafeln bei 
de Rossi, Musaici). Trotz der Vereinzelung des literarischen 
Zeugnisses werden wir daher durch die Monumente darauf 
geführt, - purpura » bei Paulinus als Frühlingsblüten zu 
fassen. ον" 
Neun der im Mosaik enthaltenen Gegenstände hat Pauli- 
nus namentlich aufgeführt. Sechs davon: agnus, vox palris, 
purpura, palma, petra, quatuor fontes fanden sich nicht ve- 
reinzelt bloss in Nola, sondern häufig in den noch vorhandenen 
Mosaiken vor. Wir sehen sie dort regelmässig an denselben 
Stellen auftreten, und konnten ihnen daher auch auf un- 
serem Bilde ihre gewohnten Plätze anweisen. Drei erübrigen 
noch, das Kreuz in der kranzumgebenen leuchtenden Kugel, 
der chorus der Apostel in T’aubengestalt, und der ἢ. Geist 
als Taube. Das Centrum bildend, müssen sie der Darstellung 
ihren eigentümlichen Charakter geben. Garrucci lässt das 
Kreuz hinter dam Lamme aus dem Felsen wachsen. Er zieht 
keine analogen Fälle heran; man könnte vielleicht auf die 
Apsis der Lateransbasilica hinweisen, seit Müntz ausgeführt, 
dass in demselben eine ältere im XIII. Jahrhunderte nur 
etwas erweiterte Composition vorliegt !). Hier steht nun 
zwar das Kreuz auf dem Felsen, aber es wird nicht von dem 
Lamme überschnitten, was eine Art, durch perspectivische 
Anordnung zu wirken, wäre, welche der Mosaikkunst fremd 
geworden war. Ebenso wächst es im Mosaik von S.a Puden- 


1) Müntz, Notes sur les mosaiques chretiennes de ! Italie, VI 
Revue archeol. Nouv. Ser. vol. 38. 1879, pag. 114 fi. 


168 ΑΒΘΙΒ- ΜΟΒΑΙΚΊΝ 5. FELIX ZU NoLA. 


ziana aus dem Felsen 1). In diesem Falle ist es jedoch nicht 
jenes kleine, regelmässig mit dem Lamme und den vier 
Quellen (die beide für das Mosaik in Nola bezeugt sind) ver- 
bundene Felsstück, sondern ein Berg, der sich hinter dem 
Haupte des sitzenden Christus erhebt. In beiden Fällen, so 
wie auf dem Mosaik in S. Stefano rotondo ?), wo ein Kreuz 
auf den ebenen Wiesengrund gepflanzt ist, ist es nirgends 
von jenem Kranze ungeben, der wieder eine leuchtende Ku- 
gel oder Scheibe einschliesst. Dass aber eine solche Form der 
Mosaikkunst nicht fremd war, beweist die Decke des Bapti- 
steriums in Neapel, deren Centrum eine lichte mit Sternen 
besäte Scheibe bildet 3), welche die Crux monogrammatica 
umgibt und wieder von einem Reifen umrandet wird, indem 
sich eine bunte Reihe von Vögeln bewegt, unter welchen 
der Phönix gewiss, vielleicht auch noch andere eine sym- 
bolische Bedeutung haben. Auch in Nola war der Kranz 
um die Scheibe von einem Kranze symbolischer Tauben um- 
seben. Ebenso findet sich die Hand Gottes, welche sich in 
Nola ober dem Kreuze aus den. Wolken streckt, auf jenem 
Mosaike in Neapel wieder, nur ist sie innerhalb des Kreises 
angebracht. Dennoch könnte man noch in Zweifel sein, ob 
sich eine solche Scheibe in ein halbrund geschlossenes Absis- 
bild einfügen lasse, würde uns nicht das Mosaik von S. A- 
pollinare in Classe die Frage lösen. 

Werfen wir einen Blick auf die Abbildung desselben auf 
Seite 169, Fig. 1°). Wir können Paulinus’ Worte « Crucem 


1) de Rossi, Musaici, XII, XIV. 

2)» » ΧΥ, XVl. 

3) Garrucci T. 269. 

4) Die Zeichnung, nach einer Photographie L. Ricci’s in Ravenna 
angefertigt, ist in allen Details genauer als die Abbildung bei Gar- 
rucei Τὰν. 265. Ich verdanke sie meinem Freunde Hanns Macht, 
Professor an der Kunstgewerbeschule des österr. Museums in Wien, 
welcher sich auch der Mühe unterzogen hat, nach meiner Skizze den 
in Fig. 2 gegebenen Restauratioasversuch zu zeichnen. 


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WICKHOFF. 


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170 Assıs-MosAık in S, FELIX zu NoLA. 


corona lucido cingit globo » von dem Bilde gleichsam ablesen: 
eine schlagende Analogie für das Apsismosaik in Nola liegt 
hier vor uns, und es ist sonderbar genug, dass auf dieselbe, s » 
viel ich weiss, noch nirgends hingewiesen wurde. Das Haupt- 
stück der Composition lässt sich dadurch festsetzten. Auf un- 
sener Reconstruction Fig. 2. konnten wir das Kreuz in der 
Kugel, nachdem uns der Rahmen schon gegeben war, einfach 
von jenem Vorbilde übertragen und das Gemälde damit 
. abschliessen. Die zwölf Apostel in Taubengestalt schlossen sich 
aufeinfache Weise an. Schon Rosweyd !) hatte auf das Apsis- 
mosaik von S. Clemente hingewiesen, de Rossi neuerlich auch 
dessen Zusammenhang mit Paulinus’ Versen hervorgehoben ?), 
Müntz endlich geistreich durchgeführt, dass wir es dort wieder 
nur mit einer interpolirten älteren Composition zu thun 
haben 3). In S. Clemente erscheinen die 12 Tauben orna- 
mental in den Armen des Kreuzes vertheilt 4). Für die vor- 
liegende Restauration wurde daher ebenfalls eine ornamental 
geschlossene Verwendung der Tauben festgehalten, da ein 
Kreis frei schwebender Tauben in dem gebundenen Stil der 
Mosaiken schwer zu denken wäre. — Für die Stellung des 
h. Geistes boten sich zwei Möglichkeiten : entweder musste 
erüber dem Lamme, oder über dem Kreuze angebracht wer- 
den. Beide Fälle lassen sich monumental belegen, der eine 
durch das Mosaik von S.a Pudenziana, der andere durch jenes 
der Lateransbasilica. Wenn wir uns für den ersteren ent- 
schieden haben, waren künstlerische Gründe allein mass- 


I) ἃ. a. 0. 886. 

2) Mus. crist. tav. VII, VIII, abs. della Bas. di S. Clem. 3. 

3) Müntz, Rev. Arch. N. S. vol. 44. Sept. 

4) Die Interpolation beschränkt sich auf Maria und Johannes, so 
wie den Crucifixus; auf dem ursprünglichen Kreuze konnten die 
jetzt zusammengedrängten Tauben besser vertheilt werden. 


F. WiıckHofr. 171 


'geband : wir wollten die Scheibe nicht zu nahe an den un- 
teren Rand rücken. Sollte man die andere Lösung vorziehen, 
so würde das an dem Ganzen der Composition wenig ändern. 

Haben wir uns für die Ausgestaltung unserer Recon- 
struction dem 'Bilde von S. Apollinare in Classe nahe an- 
geschlossen, so war noch ein anderer Grund massgebend, als 
die Gemeinsamkeit der wichtigsten Elemente der Composition 
allein. Das Mosaik in Nola geliörte einer eigenen Gattung 
der Apsidenmosaiken an, von welcher dasjenige in Classe 
das einzige erhaltene Beispiel bietet. Das Mosaik in Nolu 
war figurenlos 1); es setzte sich aus lauter symbolischen 


1) Hier wollen wir auf die Beschreibung Müller’s aufmerksam 
machen, welche gerade dieses charakteristische Merkmal der Fi 
gurenlosigkeit nicht berücksichtigte. Sie lautet: « Am Fusse eines 
Kreuzes, welches auf einen’ Felsen gepflanzt ist, dem vier Flüsse 
entströmen, steht Christus unter dem Sinnbild des Lammes; da- 
rüber schwebt die Taube, das Sinnbild des h. Geistes, von welcher 
ein Strahlenhauch auf das Lamm herabfliesst, zu oberst sind die 
Worte des himmlischen Vaters zu lesen: Hic est filius meus di- 
lectus, in quo mihi complacui. Rechts und links stehen die Apostel, 
gleichsam die Krone, die sich Christus durch das Kreuz erworben. 
Zwischen oder über ihnen schweben Tauben, ein auf altchristlichen 
Bildwerken unzähligemal vorkommendes Sinnbild, welches Paulinus 
in der Inschrift zu einer anderen bildlichen Vorstellung in derselben 
Kirche auf die Herzenseinfalt deutet, die allein zur Aufnahme in das 
Keich Gottes befähige. Purpurgewänder und Palmen deuten auf er- 
rungenen Sieg und himmlische Herrschaft»; a. a.0.23, angezogen 
und wiederholt von E. Müntz, &tudes sur Ühistoire de la peinture 
et de Ticonographie chretiennes, Paris 1881, 18. 

Diese Darstellung wiederspricht aber den Worten des Paulinus, 
welcher ausdrücklich sagt, das die Apostel als Tauben abgebildet 
waren. Auch darf das corona in Ver3 5 nicht moralisch gedeutet 
werden, sondern es bezeichnet lediglich die formale Anordung. Die 
« vox paterna » glaubte schon Scaliger durch einen aufgeschriebenen 
Spruch erklären zu müssen; die Hand aber ist nach allen Analogien 
für sich allein vollständig genügend. 


172 Assıs-MosaıK ΙΝ S. FELIX zu NoLa. 


Zeichen zusammen, die nach Paulinus’ Erklärung das Ge- 
heimniss der Trinität durch andeutende Beziehungen vor 
Augen bringen sollten. Es stand in seiner Weise nicht allein. 
Das Mosaik, welches Paulinus in seiner Kirche in Fundi hatte 
anbringen lassen, enthielt ebenfalls nur symbolische Bestand- 
theile !): Kreuz und Krone, das Lamm auf dem Felsen, den 
h.Geist als Taube, die Hand aus Wolken ; und wenn die Apo- 
steltauben fehlten, waren hingegen Gerechte und Sünder als 
Lämmer und Böcke dargestellt. Das Schema der Composition 
dürfte sich von jenem in Nola nicht bedeutend entfernt 
haben, nur ist die Beschreibung der formalen Motive durch 
den Titulus nicht so durchsichtig, wie bei dem letzteren. Das 
Mosaik in Classe sch.iesst sich an: auch hier ist ein Vorgang 
nur symbolisch angedeutet. Seinen Vorwurf bildet, wie be- 
kannt, die Verklärung Christi 2). Christus als Kreuz in dem 


& 


ἢ Den Titulus gibt Paulinus im selben Briefe an Severus: 


Sanctorum labor et merces sibi rite cohaerent, 
Ardua crux pretiumque crucis sublime corona ; 
Ipse Deus nobis princeps crucis alque coTonae. 
Inter floriferi coeleste nemus paradisi 

Sub cruce sanguinea niveo stat Christus in agno. 
Agnus ut innocua injusto datus hostia letho, 
Alite quem placida sanctus perfundit hiantem 
Spiritus et rutila Genitor de nube coronat. 

Et quia praecelsa quasi judex rupe superstat, 
Bis geminae pecudis discors agnis genus haedi 
Circumstant solium ; laevos avertitur haedos 
Pastor et emeritos dextra complectitur agnos. 


(Epist. XXIT, 17). 


2) Eine genaue Beschreibung bei J. P. Richter, Die Mosaiken von 
Ravenna, Wien 1878 99 fi, der aber irrtümlich die symbolische 
Darstellung für eine Entartung hält, aus einer figürlichen, die schon 
vorangegangen wäre. Das Mosaik der Apsis möchte ich nicht später 
als die Weihe der Kirche (549) setzen. 


F. WICKHOFF. 173 


leuchtenden Kreise, die drei Jünger als Lämmer, Gott Vater 
durch die Hand versinnbildlicht, und nur Moses und Elias in 
menschlicher Gestalt, aber auch diese, bezeichnend, nur in an- 
deutenden Halbfiguren. Der ἢ. Apnollinaris, der mit dem hi- 
storischen Vor;ange nicht in Verbindung ist, scheint mir 
eine in einen älteren Typus bei seiner Ausführung in Classe 
eingefügte Interpolation. Die zwölf Lämmer zu seinen Seiten 
können ursprünglich allen Analogien nach !) nur auf das 
Lamm auf dem quellen-spendenden Felsen zugeschritten sein. 
Wir haben diese zwölf Lämmer, obschon sie im Titulus des 
Paulinus nicht erwähnt sind, doch unbedenklich in unsere 
Reconstruction des Mosaiks von Nola aufgenommen, eben 
wegen ihrer typischen Verbindung mit dem bezeugten Lamme 
auf dem Felsen. — Dass auf dem Mosaik in Nola die Apo- 
stel noch einmal als Tauben erscheinen, bildet kein Hin- 
derniss. Auch Christus erscheint darauf in zwei Gestalten, 
gerade so wie auf dem schönen der Zeit nach nahestehenden 
Marmoraltar aus S. Victor indem Museum von Marseille ?), 
wo er einmal durch das Monogramm im Kranze, und wieder 
durch das Lamm auf dem Felsen angedeutet wird, indem 
sich zugleich dem ersten Symbole die Apostel als zwölf Tauben, 
ılem anderen dieselben in der Gestalt der zwölf Lämmer nahen 

So ergibt sich eine Gruppe von Apsidenmosaiken, die 
durch Zeichen wirkt und welche die persönliche Darstellung 
des Herrn und seiner Heiligen ausgeschlossen hat. Versuchen 
wir dieselbe in den uns erhaltenen Besitz einzureihen. An 
die ornamentalen Ranken, die sich in den antiken Mosaik - 


I) 8, Costanza, Garr. %7,1.;, SS. Cosma 6. Dam.; S. Prassede ; 
S. Cecilia, S. Marco. 

2) Millin, Voyage, III 176, pl. LVI, 7; Garr. Τὰν. 43,1, 2; Ra- 
honlt de Fleury, la messe, Tom I, Pl. XLVII. 


174 Apsıs-MosAIK In S. FELIX ZU NoLA. u 


nischen auf dem blauen Grunde verschlangen !), schliessen 
sich erst einfache Symbole, das Lamm 2. B. und vier Tauben, 
wie in dem Porticus des h. Venantius, oder das tauben- 
geschmückte Kreuz und trinkende Hirsche an den Paradieses- 
flüssen, wie. im ursprünglichen Mosaik von S. Clemente ?). 
Diese zwischen Ornamenten verstreuten Symbole gewinnen 
aber an anderen Orten selbst eine monumentale Gestalt. Sie 
treten in Gruppen zusammen von bedeutendem Inhalte ὃ), 
symbolisiren wie in S. Apollinace die Verklärung 4), oder wie 
in Nola die Trinität. Ich möchte es jedoch offen lassen, ob 
nicht Paulinus, durch sein besonderes Interesse an dem Dogma 
bewogen 5), diese Erklärung in die (!omposition, die schon 
älterer Erfindung sein konnte, erst hineingetragen hat, und ob 


I) Leider fehlen uns die grossen Mosaiken, welche die Nischen 
in den Sälen der Bäder schmückten, vollständig, und wir sind auf 
die geringen Beispiele, welche uns die Brunnen in Pompei bicten, 
amgewiesen, wenn wir uns einen Begriff von den antiken Nischen- 
mosaiken machen wollen. Vergleiche für Abbildungen : Niccolini, 
Pompei Vol. I, Taf. 20, Descer. gen. Tav. LXIII, Supl. Tav. X ; Museo 
Burbonico Vol. III Τὰν. A. B, Vol. XIV Frontisp. 

2) Ich erinnere auch an den Lebensbrunnen mit Hirschen in 
55. Nazario 6 Celso in Ravenna (Garr. 232), eine andere Dar- 
stellung des Lebensbrunnens hat sich in den karolingischen Manu- 
scripten erhalten, jedenfalls auf Vorlagen basierend, die bis in das 
fünfte Jahrhundert zurückgehen mögen. 

3) Für eine breitere Wirkung jener Darstellung historischer 
Scenen durch Symbole zeugt besonders der Sarcophag des Junius 
Bassus in den Grotten der Peterskirche. 

4, Eine symbolische Darstellung muss auch die Apsis von 5. A- 
pollinare nuovo enthalten haben, weil mit dem gewöhnlichen Ap- 
sidenmotive, dem thronenden Christus, die Mosaiken der Seiten- 
wand beginnen, derselbe also in der Nische selbst nicht sogleich 
nebenan wiederholt gewesen sein kann. 

°) Vergl. Paul. epist. XXI, 3. 


F. WICKHoOFF,. | 175 


diese Composition nicht ebenfalls historisch war und ur- 
sprünglich auf die Taufe Christi gehen sollte, mit einem 
Hinweis auf die Wiederkehr des Herrn am Tage des Gc- 
richtes, die, durch das Lamm auf dem Felsen ausgedrückt, in 
dem Mosaik in Nola durch Schafe und Böcke noch mehr ver- 
deutlicht war. 

Die Erfindung dieser Ur-Compositionen mag in Jahre 
zurückdatiren, wo man sich von dem Gebrauch der Sym- 
bole, wie er in den ersten Jahrhunderten bestand, noch nicht 
losgemacht hatte ; die Phantasie jener Künstler deutet auf 
die Nähe von Zeiten, in welchen das Geheimniss noch vielfach 
Gebot war. Wo ihr Ursprung zu suchen ist, wird sich mit 
Sicherheit nicht erweisen lassen ; ihr Auftreten in Süditalien 
und dem mit Griechenland so nahe verbundenen Ravenna 
würde einer Entstehung auf hellenischem Boden nicht wider- 
sprechen. Auch jenes bekannten Rathschlages des h. Nilus 
möchte man sich erinnern, im Sanctuarium des Gotteshauses 
einzig und allein das Kreuz anzubringen. Er beweist wenig- 
stens so viel, das noch zu Lebzeiten des Paulinus (Nilus 
stirbt um 450) im Oriente eine Partei existirte, welche die 
Darstellung der Majestas Christi von Heiligen umgeben aus- 
drücklich von den Apsiden ausschloss und an deren Stelle 
nur Symbole duldete. Mon möchte b>:i Nilus’ Worten fast an 
eine ähnliche Darstellung wie die uns bekannten in Nola 
und in Classe denken, wo ja neben dem grossen mittleren 
Kreuze Alles nebensächlich erscheint. Ebenso wie es Nilus 
empfiehlt, waren auch in Nola neben dem symbolischen Bilde 
in der Apsis biblische im Langhause angebracht. 

Diese symbolischen Compositionen wurden aber bald durch 
figürliche verdrängt, oder die Figuren treten in dieselben ein; 
denn das älteste figürliche Mosaik in Rom, das von S.* Pu- 
lenziana, gäbe, abgesehen von seinen Figuren, mit seinen 
symbolischen Zeichen allein, der Stadt, dem Berge mit dem 


176 Absıs-MosalIK IN S- FELIX ZU NoLa. 


Kreuze, Lamm und Taube und den Evangelisten-Symbolen, ein 
raumfüllendes Bild. Die andeutende Hand, die Palmen erhalten 
sich in den Absidenbildern noch lange. Dann aber treten die 
symbolischen Zeichen auf die Trimphbögen hinaus, oder e: 
wird in der Apsis eine eigene untere Zone für sie abgesondert, 
wie sich das Lamm mit seinen Gefährten nun immer einer 
solchen anbequemen muss, bis es selbst schon im siebenten 
Jahrhunderte an manchen Orten als veraltert empfunden wird. 
Dennoch erhält sich dieser symbolische Kreis in seinen letzten 
Ueberresten noch lange, bis er von der tieferen grossgedachten, 
umfassenden Symbolik des hohen Mittelalters verdrängt wird 


DAS LÜTTICHER SCHISMA VOM JAHRE 1238, 
ΥΟΝ 


J. P. KIRSCH. 


Der Kampf zwischen dem Papstthum und den Hohen- 
staufen drohte im Jahre 1238 wieder sehr scharf zu werden. 
Das tyrannische Vorgehen Friedrich’s II in der Lombardei, 
sein beständiges Wühlen gegen den Papst in Rom und seine 
Eingriffe in die kirchlichen Freiheiten in Sicilien mussten 
Gregor IX schliesslich bewegen, von den geistlichen Waffen 
gegen den Kaiser Gebrauch zu machen, und wirklich sprach er 
über diesen am 24. März 1239 feierlich den Bann aus. — Die 
allzu lang andauernde Zwietracht der beiden höchsten Ge- 
walten der Christenheit musste auf die Entfaltung des kirch- 
lichen Lebens in den Diöcesen Italiens und Deutschlands die 
nachtheiligsten Folgen haben. Besonders traten dieselben in der 
angegebenen Zeit in der Lütticher Kirche an den Tag, in 
welcher im Jahre 1238 nach dem Tode des Bischofs Johann 
von Rumigny (Johann d’Ep6e) durch Uneinigkeit des Capitels 
zwei Bewerber um den bischöflichen Stuhl auftraten: Wil- 
helm von Savoyen und Otto, Propst von Aachen. Ich willdie 
Entwicklung dieses verhängnissvollen Schisma’s auf Grund 


Rön. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. Ill. | 12 


178 LÜTTICHER SCHISMA VoM S. 1238. 


der bisher unbekannten Bullen Gregor’s IX über diese Ange- 
legenheit, welche sich in den Registerbänden Gregor’s befinden, 
etwas eingehender darzustellen versuchen. Die Bullen selbst, 
ein Theil des Materials für das vollständige Bullarium der 
Diocese Lüttich aus dem Vaticanischen Archiv, welches bis 
auf Bonifaz VIII bereits zu diesem Zwecke gesammelt vorliegt. 
werde ich am Schlusse im vollständigen Text oder im Regest 
mittheilen. 


I. 


Im Mai des Jahres 1238 starb der Bischof von Lüttich 
Johann d’Epee bei der Belagerung von Poilevache 1). Das so 
mächtige und einflussreiche Bisthum hatte unter seiner Re- 
gierung von einer ihm feindlichen Adelsfraction sehr zu leiden 
gehabt. Er selbst war zwei Mal durch Waffengewalt ver- 
trieben worden, einmal sogar mit dem päpstlichen Legaten 
Cardinaldiacon Otto, welcher zum Schutze des Bischofs nach 
Lüttich gekommen war ?). Das Domkapitel und ein Theil der 
Geistlirhkeit hielten zu den Gegnern des Bischofs; das geist- 
liche und das weltliche Regiment waren gehemmt, Alles in 
der grössten Verwirrung. Nach Johann’s Tod versammelte sich 
das Domcapitel am Feste des hl. Johannes des Täufers (24 
Juni), um die Wahl eines neuen Oberhirten vorzunehmen. 

Das Interesse der Lütticher Kirche hätte ge’ordert, dass die 
Canoniker in voller Einigkeit ihre Stimmen einem thatkräf- 
tigen Prälaten gegeben hätten, der im Stande gewesen wäre, 
sowohl den widerspänstigen Adel zum Gehorsam zu bringen, 
als auch die Missbräuche unter dem Clerus abzustellen. Statt 
dessen bildeten sich zwei feindliche Parteien im Capitel. Nach 


1) Annales Floreffiienses in Mon. Germ. Scriptores T. XVI, p. 627. 
2) Damberger, Synchronistische Geschichte, (Regensburg 1857) 
B. X, 5. 100. Οἵ. Gallia christ. ἃ. III S. 884. 


J. P. KIRSCH 179 


dem Endergebnisse der Wahl zu schliessen, suchte die eine 
einen dem Papste treu ergebenen Prälaten, die andere einen 
Parteigänger des Kaisers auf den bischöflichen Stuhl zu brin- 
gen. Beide Parteien unterhindelten eine Zeitlang mit einan- 
der, konnten sich jedoch über keinen Candidaten einigen. 
Schliesslich wurden drei Scrutatoren !) erwählt, und man 
schritt zur geheimen Abstimmung. Die dem Papste ergebene 
Partei wählte Wilhelm von Savoyen, Procurator der Diöcese 
Valence, die andere Otto Propst von Aachen. Matthaeus Pa- 
risiensis sagt in seiner Chronik ?), der Papst selbst habe sich 
bemüht, Wilhelm auf den Lütticher Stuhl zu bringen, weiler 
beabsichtigte, ihm die Führung im Kampfe gegen den Kaiser 
zu übertragen. 

Wilhelm, Sohn des Grafen Thomas I von Savoyen, war 
gewiss einer der mächtigsten Kirchenfürsten jener Zeit. 

Sein Bruder Thomas war durch Heirath mit Johanna von 
Flandern in den Besitz dieser mächtigen Grafschaft gelangt; 
seine Schwester war Beatrix von Provence, deren Tochter 
Eleonora mit dem Könige von England Heinrich III verhei- 
rathet war. Wilhelm begleitete seine Nichte im Jahre 1236, 
als sie ihrem zukünftigen Gemahle zugeführt wurde, und 
blieb über ein Jahr in England. Seine Kenntnisse und seine 
Klugheit verschafften ihm ungeheuern Einfluss 3). Nach Mat- 
thaeus Paris. gab sich der König alle Mühe, ihn auf den Bi- 
schofstuhl von Winchester zu erheben, was jedoch nicht gelang. 


1) 5. unten S. 187 die erste Bulle Gregor’s IX vom 18. Novem- 
ber 1238. 

2) Mon. Germ. Script. t. XXVIIS. 15]. « Et tunc temporis vo- 
catus est Willelmus electus Valentinus, procurante papa, quia ut 
dicebatur proposuit eum habere ducem exercitus sui contra impe- 
ratorem, ad episcopatum Leodiensem. » 

3) S. Damberger, Synchron. Gesch. Bd X, S. 248 f. Balan, Storia 
di Gregorio IX, vol. III, pag. 73, 74, 218. 


180 LüÜTTICHER SCHISMA ΝΟΥ J. 1238. 


Nun hörte er, dass ihn eine starke Partei des Lütticher 
Domcapitels auf den Bischofstuhl dieser Stadt zu erheben 
gedachte. Wilhelm scheint auf diese Botschaft hin England 
verlassen zu haben, um die Angelegenheit persönlich zu betrei- 
ben 1). AberOtto, Propst von Aachen, suchte nicht minder seiner 
Wahl Geltung zu verschaffen. Man hatte bereits vom Capitel 
aus an den Papst appellirt ; beide Bewerber ; wandten sich zu- 
gleich jetzt auch an den Kaiser behufs Verleihung der Regalien. 
— Ohne den päpstlichen Spruch abzuwarten, verlieh Friedrich II 
im Lager vor Brescia dem Propste Otto die Regalien, und 
sofort liess sich dieser durch Conrad, Sohn des Kaisers, in den 
Besitz des Bisthums setzen und feierlich inthronisiren ?); dem 
Wilhelm dagegen ertheilte er die Belehnung der Stadt und der 
Grafschaft von Valence 8), wo dieser die Verwaltung als Pro- 
curator der Diöcese führte. — Unter diesen Umständen beauf- 
tragte der Papst den Erzbischof Heinrich de Dreux von 
Rheims und den Bischof Guido de Lauduno von Cambrai, 
über die Vorgänge bei und nach der Wahl genaue Unter- 
suchungen anzustellen, und ihm darüber zu berichten. Fer- 
ner sollten sie sowohl die Erwählten als die Wähler pe- 
remptorisch vor den päpstlichen Richterstuhl citiren, und 
zwar sollte Otto persönlich erscheinen, während das Capitel 
und Wilhelm Procuratoren zu schicken hätten. Unterdessen 
beauftragte sie der Papst mit der Sorge für die Einkünfte 
des Bisthums. Wilhelm ging wahrscheinlich gleich nach Be- 
lehnung Otto’s durch den Kaiser persönlich nach Rom, um 
seine Sache zu betreiben. 


1) Vielleicht war er schon abgereist mit der Ritterschaar, welche 
kurz nach Ostern 1238 der König von England nach der Lombardei 
geschickt hatte. Böhmer-Ficker, Reg. Imperii, B. V, S. 477. 

2) Böhmer-Ficker, 1. c. — Chron. Aegidii Aureaevallensis, in 
Mon. Germ. Script. T. XXV, p. 127. Gallia chr. 1. c. S. 885. 

3) Böhmer-Ficker, l. c. S. 482 n. 2404, 


J. P. KırscH 181 
II. 


So war also der Process an der Curie eingeleitet. Trotz- 
dem suchte der Propst Otto, mit Umgehung der Appellation 
anden Papst,die Bestätigung durch Conrad Erwählten von Cöln 
nach. Dieser hatte selbst die päpstliche Confirmation noch 
nicht erlangt, und wagte es dennoch, Otto’s Wahl gutzuheissen. 
Der Papst erliess (laraulhin ein zweites Schreiben an den 
Bischof von Rheims 1) unter dem 8. Dezember 1238, worin er 
ihm mittheilte, dass trotz dieser Bestätigung der ihm früher 
gewordene Auftrag fortdauere. Zugleich befahl der Papst 
allen Unterthanen des Bischofs, keinem der beiden Candidaten 
die Besitzungen und Vesten des Fürstenthums zu übergeben 
und keinen als Obern in geistlichen oder weltlichen Dingen 
anzuerkennen, bis der Papst eine Entscheidung getroffen 
habe. Der Erzbischof von Rheims sollte über die Ausführung 
dieses Auftrages wachen. — Allein unterdessen hatte der Propst 
ron Aachen bereits eine Anzahl von Vesten und Burgen des 
Bisthums besetzt, und mischte sich in die Verwaltung ein, 
als ob er wirklicher Bischof wäre. Er liess sich den Eid der 
Treue schwören, verlieh Beneficien und verhängte Excommu- 
nication und Suspension über die Cleriker, welche sich ihm 
nicht unterwerfen wollten. Das Alles liess jedoch die Partei 
Wilhelm’s nicht ruhig hingehen. Mit den ihr anhängenden 
Städten und Gemeinden griff sie Otto’s Partei und deren 
Anhang an, und es entstand ein schrecklicher Bürgerkrieg ?). 


I) S. unten S. 189 n. 2. 

ὃ « Interea vastabatur graviter episcopatus Leodiensis a vicinis 
praedonibus undique emergentibus dimicantibus inter Se enormiter 
villis episcopalibus, quibusdam partes Ottonis, aliis ex adverso 
partes Wilhelmi tueri et confovere nitentibus : quia ut legitur non 
erat tunc rex in Israel, sed unusquisque quod bonum in oculis suis 
videbatur faciebat. » Chron. Aegidii Aureaevall. in Mon. Germ. 
SS. t. XXV, 5. 126-127. 


182 LÜTTICHER SCHISMA VoM J. 1238. 


Der Graf von Flandern fiel ebenfalls in das Lütticher Gebiet 
ein, um die Sache seines Bruders gegen Otto’s Anhang zu ver- 
fechten !). Der Papst beauftragte nochmals den Erzbischof von 
Rheims, am 23 Januar 1239, dem Treiben Otto’s Einhalt zuthun, 
Alles was er in Bezug auf die Verwaltung der Diöcese gethau 
hatte zu annulliren, und sich die von ihm besetzten Vesten im 
Namen der Lütticher Kirche wieder einhändigen zu lassen. — 

Unterdessen hatten die vom Papste ernannten Untersuch- 
ungsrichter ihren Bericht über die Wahl an die Curieabgesandt. 
Otto hatte der Citation Folge geleistet und war in Rom er- 
schienen. Der Papst ernannte Romanus, Cardinalbischof von 
Porto, Johannes, Cardinalpriester von S. Praxedis und Ro- 
bertus, Cardinaldiacon von S. Eustachius zu Richtern zwi- 
schen Wilhelm und Otto und ihren Parteien. Nachdem die 
Untersuchung vollendet war, sollte die Angelegenheit durch 
Richterspruch des Papste definitiv entschieden werden. Otto 
suchte anfänglich seine Ansprüche zu begründen, merkte 
aber bald dass er keine Aussicht auf Bestätigung habe. Er 
verliess desshab die Curie vor Vollendung des Processes. Seine 
Wahl wurde cassirt, dagegen die Wahl Wilhelm’s bestätigt. 
Das Urtheil theilte der Papst durch Bulle vom 29. Mai 1239 
dem Lütticher Domcapitel mit, und forderte es auf, Wilhelm 
als Bischof anzuerkennen und ihm in Allem den schuldigen 
Gehorsam zu leisten ?). Bald darauf, am 1. Juni desselben 
Jahres, schrieb der Papst dem Grafen von Retest und er- 
mahnte ihn, dem Bischof Wilhelm den Eid der Treue zu leisten 
für die Güter, welche er von der Lütticher Kirche zu Lehen 
besass 3). So war der Wahlstreit denn im Gegensatze zum Kaiser 
vom Papste entschieden worden. 


1) Mon. Germ. Scriptores ὃ. XXVII, S. 189. 
2) S. unten S. 191. 
3) S. unten 5. 193. 


7. P. ΚΙΚΒΟΗ 183 
III. 


Es was leicht voraus zu sehen, dass Otto sich nicht ohne 
weiters der Entscheidung das Papstes unterwerfen werde. 
Wilhelm war noch in Italien, und sollte es nicht mehr ver- 
lassen. Der Papst trug desshalb dem Bischof Walter Marvisius 
von Tournay und dem Propste von Seclin (dep. du Nord in 
Frankreich) auf, über Otto und seine Anhänger, falls sie sich 
seiner Entscheidung nicht unterwerfen wollten, die kirchli- 
chen Censuren zu verhängen !). Ferner bestimmte Gregor, 
dass Wilhelm nicht gezwungen werden könne zu haften für 
die Schulden, welche Otto in der widerrechtlich angemassten 
Verwaltung der Lütticher Kirche gemacht habe, und dass 
alle etwa verpfändeten Güter dem rechtmässigen Bischof zu- 
rückgegeben werden sollten 3). Um seiner Entscheidung auch 
äusserlich ein um so grösseres Gewicht zu verleihen, befahl 
der Papst aufs schärfste dem erwählten Erzbischofe von Köln, 
Conrad von Hochstaden, persönlich nach Lüttich zu gehen, 
dort die päpstliche Entscheidung und die Ernennung Wil- 
helm’s zum Bischof zu verkünden, und Clerus und Volk zur 
Ehrfurcht und zum Gehorsam gegen ihn zu ermahnen. Zu- 
gleich sollte er das päpstliche Bestätigungsschreiben (offenbar 
die unter dem 29. Mai erlassene Bulle) Öffentlich verlesen 
lassen 3). Den oben bereits erwähnten Executoren, Walter 
Bischof von Tournay und dem Propste von Seclin, befahl Gregor 
ferner, alle von Otto vollzogenen Acte und Verleihungen von 
Pfründen zu annulliren, die Lehenseide, welche ihm die Be- 
wohner der eroberten Vesten der Lütticher Kirche geleistet 
hatten, für nichtig zu erklären, und dafür zu sorgen, dass 


ἢ Bulle vom 2. Juni; 5. unten. 
2) Bulle unter demselben Datum, unten. 
3) Schreiben vom 3 Juni 5. unten. 


184 LÜTTICHER SCHISMA VOM J. 1238. 


alle Güter derselben, welche in Otto’s Besitz gelangt waren, 
dem Bischof Wilhelm übergeben würden !). Letzterem selbst 
gestattete er, alle seine kirchlichen Einkünfte, die er zur 
Zeit der Berufung auf den Lütticher Bischofstuhl besessen, zu 
"behalten, so lange der Papst dies nicht widerrufe; auch die 
Verwaltung der Diöcese Valence liess er dem mächtigen Kir- 
chenfürsten ?), und bestätigte alle ihr von Päpsten und Kaisern 
verliehenen Privilegien und Besitzungen 8. Dann erhielt 
Wilhelm noch die damals gewöhnlich den Bischöfen gewährten 
Facultäten und Vergünstigungen ἢ), und scheint bald darauf 
Rom verlassen zu haben. Denn ein von Anagni aus am 31. Juli 
an ihn und den Abt von Haute-Combe (in Savoyen) gerich- 
tetes päpstliches Schreiben trug diesen beiden Prälaten auf, 
das Kloster S. Michael von Cluse (in Savoyen) zu reformiren °). 

Ein ähnlicher Auftrag, den Wilhelm unter dem 3. August 
vom Papste erhielt, bezog sich auf eine Abtei seiner eigenen 
Diöcese : S. Jacob in Lüttich. Der traurige Zustand dieses 
Klosters zeigt uns die unheilvollen Wirkungen des Schisma’s 
in der Lütticher Kirche, in welcher Niemand selbst den 
sröbsten Ausschreitungen wehrte. Schon längere Zeit vorher 
war die in unrechtmässiger Weise vorgenommene Wahl eines 
gewissen Mönches Johannes zum Abt durch den päpstlichen Le- 
gaten, Cardinaldiacon Otto cassirt worden. Dennoch behaup- 
tete sich Johannes, von dessen Sitten die Bulle ein traurigres 
Bild entwirft, in seiner Stellung, und missbrauchte seine Macht 
in jeder Weise. Er verschleuderte die Güter des Klosters, 


1) Bulle vom 4. Juni; 8. unten. 

2) Bullen vom 8. Juni (an Wilhelm selbst) und vom 1. Juli (an 
das Capitel von Valence) s. unten. 

8) Bulle vom 7 Juli s. unten : s. Rodenberg, Epist. sel. T. I 
S. 654 n. 751. 

4) S. unten. 

5) S. unten. 


7. P. KırscH 185 


achtete selbst nicht auf die Regeln und hielt auch die Be- 
wohner der Abtei gar nicht zu deren Beobachtung an. Zwei 
Mönche gingen nun zum Papste, um von ihm Hülfe zu be- 
gehren. Dieser befahl dem von ihm bestätigten Bischofe, per- 
sönlich an Ort und Stelle Alles zu untersuchen, und geeignete 
Massregeln zur Besserung der geschilderten Uebelstände an- 
zuwenden. Aber Wilhelm konnte weder von seiner Kirche 
Besitz ergreifen, noch die ihm gewordenen Aufträge ausführen. 
Er starb wahrscheinlich an einem der ersten Tage des No- 
vember bei Viterbo ἢ). 

Seine Ruhestätte fand er in der Kirche der schon erwähnten 
Abtei von Haute-Combe in Savoyen. Nach einer damals be- 
stehenden Ansicht glaubten die Gläubiger des verstorbenen 
Kirchenfürsten das Recht zu haben, vom Kloster, in dem er 
begraben war, die Bezahlung seiner Schulden zu fordern. Die 
Mönche wandten sich an den Papst um Schutz gegen ihre 
Bedränger, der ihnen auch gewährt wurde: Gregor erklärte, 
Niemand habe das Recht, auf diesen Titel hin irgend etwas 
von ihnen zu fordern 3). 

Obwohl Wilhelm mehr weltlicher Herrscher und kluger 


I) Matth. Paris. (Mon. Germ. Script. t. XXVII p. 179) sagt: 
« Omniüm sanctorum imminente festivitate cum Willelmus electus 
Valentinus de quo superius fecimus mentionem a domino papa im- 
: petrasset ut in episcopum Leodiensem eligeretur et episcopatum Win- 
toniensem optineret apud Viterbium pocionatus ut dicitur diem 
clausit extremum die omnium sanctorum procurante magistro Lau- 
rentio Anglico, sed postmodum eo rite purgato. » — Auch die An- 
nales Florefienses (ibid. t. XVI, 5. 627) lassen ihn an Gift sterben 
(«Romam venien3 veneno interiit »). — Aegidius Aureaevall. (ib. 
t.XXV, 5. 127) sagt, er sei gegen Ende October gestorben, und zwar 
(nach dem Texte einer Hschr.) bei Brescia ; Gams gibt als Todestag 
den 3. November an (Series episc. 85. 249). 

2) S. unten die betreffionde Bulle vom 22. Juni 1240. 


186 LÜTTICHER ΘΟΗΙΒΜΑ voM J. 1238. 


Staatsmann als Kirchenfürst war !), so war doch zu erwarten, 
dass er, wegen seines bedeutenden Einflusses bei den zalıl- 
reichen ihm verwandten oder befreundeten Fürsten, der Lüt- 
ticher Kirche manchen Vortheil verschafft hätte. Aegidius 
von Orval ?) bedauert darum wohl mit Recht, dass der Tod 
Wilhelm verhinderte, nach Lüttich zu kommen und die Wun- 
den, welche der vielgeprüften Diöcese der lange Kampf gesch- 
hatte, zu heilen. 

Nach Wilhelm’s Tode blieb der Lütticher Bischofstuhl län- 
gere Zeit hindurch unbesetzt; währscheinlich dauerten die- 
selben Zwistigkeiten im Domkapitel fort, welche das Schisma 
hervorgebracht hatten. Schliesslich postulirte das Capitel den 
Bischof von Langres, Robert de Thorete ; vom Aachener Propst 
Otto hört man nichts mehr 3). Robert scheint Schwiergkeiten 
gemacht zu haben, dem Rufe auf den Lütticher Stuhl zu 
folgen. Der Papst wünschte jedoch sehr, dass er der Postu- 
lation Folge leiste, und schrieb seinem Legaten, Cardinal 
Jacob Bischof von Palestrina, er möge ihn zur Annahme be- 
wegen ?). Doch gestattete er ihm nicht, im Falle der Annahme 


1) Matth. Paris. (Mon. Germ. XXVIIH 5. 179) fügt zu den oben 
citirten Angaben über den Tod Wilhelm’s hinzu: « Quod cum papa 
audisset, doluit nimis quia proposuit de ipso facere ducem milicie 
sue in guerra sua contra imperatorem et iccirco eundem quasi 
monstrum spirituale et beluam multorum capitum effecerat. Novit 
eum ad stragem strenuum, ad cedem pronum, ad incendia protervum, 
magistrum regis Anglie, amicum regis Francorum, sororium utrius- 
que fratrem reginarum, fratrem comitis Sabaldie et aliis multis 
vel affinitate vel consanguinitate confederatum. 

3) Mon. Germ. |. ὁ. B. XXV. S. 127. 

8) Mit der Curie scheint sich Otto nicht so rasch ausgesöhnt zu 
haben ; eine Bulle vom 5. Februar 1245 (s. unten) lehrt uns, dass 
ihm alle kirchlichen Beneflzien genommen worden waren, und dass 
im genannten Jahre Papst Innocenz IV auf strenge Durchführung 
dieser Sentenz drang. Cf. Gallia chr. S. 886. 

4) S. unten die Bulle vom 2. August 1240. 


7. P. ΚΙΒΒΟΗ͂ 181 


die Verwaltung seiner frühern Diöcese Langres beizubehal- 
ten ἢ. Robert folgte schliesslich dem an ihn ergangenen Rufe 
un] vertauschte Langres mit dem viel bedeutenderen Lüt- 
ticher Bischofsitz. So endete der Streit, der so viel Unheil 
über das Fürstenthum und die Diöcese Lüttich gebracht hatte. 


DOCUMENTE ?). 


l. Gregor IX beauftragt Heinrich Erzbischof von Rheims 
und Guido Bischof von Cambrai, die Wahl Wilhelm’s von 
Savoyen und Otto’s, Propst von Aachen, zum Bischof von 
Lüttich genau zu prüfen und darüher zu berichten ; zugleich 
sollen ste die Partelen vor den päpstlichen Richterstuhl citiren. 


1238, November 18, Laleran. 


.. Archiepiscopo Remensi et . . episcopo Cameracensi. 
— Leodiensis ecclesia sicut nobis innotuit pastoris solacio 
destituta, et presentibus omnibus qui debuerunt voluerunt 
1 οὐ potuerunt commode interesse, post tractatus varios et 
diversos assumpti fuerunt tres de collegio fide digni qui 
secrete et singillatim vota omnium scrutarentur, a quibus 
votis fldeliter inquisitis et redactis in scriptis, appellatione 
prius ab uno de capitulo ne fleret nisi canonica electio 
ad sedem apostolicam interiecta, fuit facta publicatio in 


I) Bulle Gregor’s IX vom 3. August 1238 an den Legaten Cardinal 
Jacob Bischof von Palestrina in Notices et extraits des manuscr. de 
la bibl. du νοΐ, t. XXI, 2, 5. 320, cit. bei Potthast, Regesta I S. 924 
n. 10923. 

ὃ) Die wenigen Bullen von geringerer Bedeutung gebe ich bloss 
im Regest. Bei den im Wortlaute abgedruckten Bullen habe ich die 
stereotypen Formeln am Schlusse, welche von den Schreibern der Re- 
gisterbände fast immer abgekürzt wurden, auch weggelassen. 


188 LÜTTICHER ScHISMA voM J. 1238. 

communi. Cum autem fuerit, habita diligenti collatione, re- 
pertum quod votis canonicorum in diversa divisis quidam in 
dilectum filium Willermum procuratorem ecclesie Valentine et 
quidam in Ottonem prepositum Aquensem in scrutinio consen - 
sissent, hii qui in eundem procuratorem vota sua Jirexerant, 
attendentes quod habito respectu ad sua et ipsius procura- 
toris merita non solum erat saniur pars ipsorum, Set etiam 
tota eligendi potestas, qua reliqui scienter in eundem consen- 
tiendo prepositum multis ex causis ineligibilem reddiderant 
se indignos, erat ad eos utpote saniores consilio devoluta, me- 
liori ducti zelo ipszum procuratorem per cujus industriam Leo- 
diensis ecclesia que in spiritualibus et temporalibus graviter 
est collapsa speratur posse resurzere in utrisque, in suum 
episcopum et pastorem invocata Spiritus sancti gratia ele- 
gerunt. Et licet ex parte ipsorum fuisset ad sedem apostoli- 
cam ne quid in prejudicium electionis eorum fieret appella- 
tum, dictus tamen prepositus, qui nec est bone fame nec 
scientie congruentis quique plura beneficia curam animarum 
habentia sine dispensatione apostolica electionis sue tempore 
detinebat, multiplicis excommunicationis vinculo innodatus de 
facto temere ab aliis est electus, et receptis regalibus quam- 
quam in concordia non fuisset electus nec ejus electio con- 
firmata, commisso ab. . electo Coloniensi nondum confirmato 
extra suam provinciam existente post appellationem ad no3 
emissam hujusmodi negotio quibusdam personis electori - 
bus dieti procuratoris certa ratione suspectis, amministra- 
tioni episcopatus se irreverenter immiscuit et immiscet-. Quia 
vero nobis non constiterit de predictis, volentes in eodem 
negotio ex officio nostro procedi, mandamus quatinus vocatis 
qui fuerint evocandi et inquisita tam super premissis quam 
super aliis que inquirenda videritis sollicite veritate, causam 
ipsam sufflcienter instructam ad nostrum remittatis examen, 
prefixo tam electoribus quam electis termino peremptorio 
competenti quo idem prepositus personaliter et reliqui per 


δ. P. KiRscH 189 


procuratores sufflcientes et idoneos nostro se conspectui ΓΘ- 
presentent iustam auctore Deo sententiam recepturi. Proviso 
ne sub dubio litis eventu proventus episcopales interim dis- 
sipentur. Testes efc. usque subtraxerint exceptis criminibus 
per censuram ecclesiasticam cessante appellatione eic. Quod 
si non ambo elc, Non obstante constitutione de duabus dietis 
edita in concilio generali. Dat. Laterani XIIII ΚΑ]. Decembris 
anno duodecimo. 
Vatic. Archiv, Reg. vol. 19 f. 57° n. 301. 


2. Gregor IX befiehlt Heinrich, Erzbischof von Rheims, 
dafür zu sorgen, dass trolz der Confirmation der Wahl Otto’s 
zum Bischof von Lültich durch den Erwählten von Köln Con- 
rad von Hochstaden, keinem der beiden Gewählien die Be- 
sitzungen der Lülticher Kirche ausgeliefert werden. 


1238, December 8, Lateran. 


.. Archiepiscopo Remensi. — Intellecto quod ecclesia Leo- 
diensi vacante divisa essent vota eligentium indiversa et propter 
hoc al nostram audientiam appellatum, nos cupientes prout 
interest nostra indempnitati ejusdem ecclesie precavere, di- 
lectis flliis . . preposito, ... decano et capitulo ac universis no- 
bilibus ministerialibus et communitatibus fidelibus diete ec- 
clesie per litteras nostras curavimus districtius inhibere ne 
castra et munitiones ipsius, donec electionis negotium per 
sedem apostolicam finem debitum sortiatur, alicui partium as- 
signare presumant vel de spiritualibus se de temporalibus 
respondere, injuncto tibi per alias nostras litteras si bene me- 
minimus, ut quicquid contra prohibitionem nostram post ap- 
pellationem hujusmodi ab aliqua partium fuerit attemptatum 
in statum pristinum revocares, presumptores seu contra- 
dietores quoslibet vel rebelles per censuram ecclesiasticam 
appellatione postposita compescendo. Set quia sicut accepimus 
.. prepositus Aquensis qui aquibusdam de capitulo electus as- 


190 LÜTTICHER SCHISMA VOM J- 1238. 

seritur, ab... electo Coloniensi nondum confirmato munussibi 
fecit confirmationis impendi, fraternitati tue per apostoli«a 
scripta mandamus quatinus ejusdem Coloniensis vel delega- 
torum ab eo non obstante processu, in negotio tibi commisso 
procedens juxta priorum continentiam litterarum eosdem 
nobiles, ministeriales, communitates ac fideles moneas atten- 
tius et inducas, et si opus fuerit ecclesiastica censura com- 
pellas ad defendendum homines et fideles ipsius ecclesie qui 
sententiam nostram juxta tenorem mandati nostri ad te di- 
recti voluerint expectare, juramentis si qua super hoc ab eis 
per alterutram partium sunt extorta contra inhibitionem no- 
stram irritis nuntiatis. Dat. Laterani VI id. Decembris anno 


duodecimo. 
Reg. vol. 19 f. 62 n. 330. 


3. Gregor IX beauflraglt den Erzbischof Heinrich von 
Rheims, die dem Propst Olto geleisteten Treueide und die 
von ihm vorgenommenen Beneficienverleihungen für nichtig 
zu erklären , ferner die von ihm mil Gewalt besetzten Veslen 
der Lütlicher Kirche sich für leiztere wieder übergeben zu 
lassen. 

1229, Januar 23, Lateran. 


. . Archiepiscopo Remensi. — Intellecto dudum quod ecclesia 
Leodiensi vacante et eligentium votis in diversa divisis quidam 
ipsorum dilectum fllium (u. s w. wie N. 1). Set quoniam ante- 
quam ad te nostre littere pervenissent, dietus Aquensis preposi- 
tus appellatinni non deferens interjecte, per quam totum nego- 
tium fuerat ad sedem apostolicam devolutum, obtenta ut dicitur 
confirmatione ab..electoColoniensi nondum confirmationis gra- 
tiam assecuto et amministrationi dicte ecclesie se ingessit et ca- 
stra quedam et munitiones alias predicte ecclesie occupavit nec- 
non et juramenta a clericis et laicis homagia dicitur recepisse 
ac contulisse quibusdam prebendas et beneficia pro sue libito vo- 


J- Ρ. KiRscH 191 


luntatis, in quosdam cleriros et laicos sue nolentes acquie- 
scere voluntati excommunicationis 8500 suspensionis ab eo 
gententiis promulgatis, in executione mandati nostri proce- 
dere dubitasti. Nolentes igitur dissimulationi relinquere pre- 
sumptiones hujusmodi abusivas, firmiter precipiendo manda- 
mus quatinus, si rem inveneris ita esse, premissas sententias 
et collationes prebendarum et beneflciorum ipsorum denun- 
tans penitus nullas esse, castra munitiones et quicquid de 
bonis ipsius ecclesie post appellationem eandem ad manus 
jamdicti prepositi inveneris devenisse, cum fructibus perceptis 
ex eis nomine dicte ecclesie restitui tibi integre facias fu- 
turo episcopo resignanda, et tam clericos quam laicos ab ho- 
magiis et juramentis absolvas, omni dicto preposito ammini- 
stratione spiritualium seu temporalium penitus interdicta. 
Contradictores per censuram ecclesiasticam appellatione post- 
posita compescendo. Dat. Laterani X kal. Februarii anno 
duodecimo. 


Reg. vol. 19 f. 69 n. 369. 


4. Gregor IX theilt den Lüllicher Domkapitel mit, er 
habe die von einem Thelie der Canoniker vorgenommene 
Wahl des Aachener Propstes Otto cassirt, hingegen Wilhelm, 
Procurator der Diöcese Valence, als Bischof von Lülltich 


beslätigt. 
1239, Mai 29, Lateran. 


Capitulo Leodiensi. — Suscepti cura regiminis pectus 
nostrum continua pulsat instantia ut sollicitudinis debi- 
tum ad quod universis ecclesiis nos apostolice jugum obli- 
gat servitutis circa earum singulas exolvamus. Gujus in- 
stantie ceitati vocibus nos in foro rationis ad causam juste 
petitionis advertimus seriem et calumpniose negationis con- 
tradictione vitata de plano petitis annuimus, ecclesiarum 
cuilibet prout ab eo permittitur cujus vicem gerimus licet 


102 LÜTTICHER SCHISMA ΝῸΜ 2, 1238. 


immeriti sollertiam impendentes in eo maxime, ut talibus 
ipsarum regimen committatur, qui creditas sibi animas 
verbo instruant pariter et exemplo ac eorum studio ec- 
clesie ipse continuis proflciant incrementis. Sane dudum ec- 
clesia vestra pastoris solacio destituta et votis vestris in di- 
versa divisis, quibusdam ex vobis dilectum δ] τη W. procu- 
ratorem ecclesie Valentine, aliis vero... Aquensem prepositum 
sibi eligentibus in pastorem, cum ad nostram fuisset audien- 
tiam appellatum, nos venerabilibus fratribus nostris . . ar- 
chiepiscopo Remensi et . . episcopo Cameracensi causam du- 
ximus committendam, dantes eis nostris litteris in mandatis 
ut vocatis qui forent evocandi et inquisita super electionis 
negotio sollicite veritate, causam eandem ad nos remitterent 
sufflcienter instructam, prefigentes tam electoribus quam 
electis terminum peremptorium quo idem prepositus perso- 
naliter ac reliqui per procuratores sufficientes et idoneos 
nostro se conspectui presentarent. Ipsis itaque, juxta mandati 
nostri tenorem inquisitione habita diligenti, quod invenerunt 
nobis fideliter suis litteris referentibus et dicto preposito tan- 
dem personaliter in nostra presentia comparente, venerabili 
fratri . . Portuensi episcopo et dilectis filliis nostris I. tituli 
Sancte Praxedis presbitero et R. Sancti Eustachii diacono 
Cardinalibus personam commisimus examinandam ipsius. Qui 
merita sua in consistorio rationis primo discutiens, cognito 
quod si judicii exterioris examine librarentur, tanti non fo- 
rent ut digne sibi presulatus oficium vendicarent, cum re- 
quisito pectoris scrinio thesauros non inveniret scientie quos 
offerret aut virtutum munera que donaret, de curia contu- 
maciter licentia non obtenta nec etiam postulata recessit. 
Unde cum ex absentia hujusmodi sue insufficientie ipse idem 
testis extiterit et certum sit eum de 810 jure diffldere qui 
judiciiexamen evitat, quia etiam nobis liquido constitit quod 
cum sua fuisset ele«tio in discordia celebrata, et ad sedem 
fuerit apostolicam appellatum, idem appellationi ad nos non 


7. Ρ. Kirsch 193 


deferens interjecte, recepit regalia confirmationis beneflcio non 
obtento, et licet postmodum dilectus fllius Coloniensis electus, 
qui nondum fuerat tunc confirmationis gratiam assecutus, 
electionem ipsius nisus fuerit confirmare, minime tamen at- 
tendens quod in discordia fuerat electüus et per appellationem 
propter hoc ad sedem apostolicam interposita totum ad nos 
extitit electionis negotium devolutum, amministrationi spiri- 
tualium et temporalium ecclesie vestre se impudenter in- 
gessit, nos de fratrum nostrorum consilio ejus electione ju- 
stitia exigente cassata, ipsi ecclesie providere volentes, ne 
per vacationem diutinam enorınem incurreret lesionem, pre- 
fatum W. ecclesie Valentine procuratorem, virum litteratum 
probate vite ac conversationis honeste eidem providimus in 
episcopum et pastorem, sperantes firmiter sic ipsum spiritualis 
jura matrimonii servaturum, circa solutionem debiti legem 
implendo conjugii, quod et commissas sibi animas auxiliante 
Deo sermone instruet et informabit exemplis, ac ecclesiam 
sibi traditam, que in spiritualibus et temporalibus est collapsa, 
in utrisque sua industria relevabit ac ampliabit continuis 
incrementis. Quocirca universitati vestre districte preci- 
piendo mandamus quatinus, tanquam pastorem animarum ve- 
strarum devote recipientes eundem, ejus monitis et mandatis 
salubribus humiliter intendatis. Alioauin sententiam quam 
idem rite tulerit in rebelles ratam habebimus et faciemus 
actore Domino usque ad satisfactionem condignam inviolabi- 
liter observari. Dat. Laterani IIII kal. Junii anno XIII. 


Reg. vol. 19 f. 109 n. 61. 


5. Gregor 1X ermahnt den Grafen von Relest, den von 
ihm als Bischof von Lüllich bestätigten Wilhelm von Savo- 
ven als solchen anzuerkennen und ihm für die Güter welche 
er von der Lülticher Kirche besitzt den Lehenseid zu leisten. 


Rös. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 111. 13 


104 LÜTTICHER SCHISMA vVoM Ὑ. 1238. 


1239, Juni 1, Lateran. 


Nobili viro . . comiti Registetensi. — Suscepti cura re- 
giminis pectus nostrum continua pulsat instantia, ut sollici- 
tudinis debitum, ad quod universis ecclesiis nos apostolice 
jugum obligat servitutis, circa earum singulas exolvamus. 
Volentes igitur Leodiensi ecclesie dudum pastoris solacio de- 
stitute, ne per vacationem diutinam enormem in spiritualibus 
incurreret lesionem, prout ex injuncto tenemur offlcio pro- 
videre, Ottonis Aquensis prepositi electione, que de ipso cele- 
brata fuerat in eadem, de fratrum nostrorum consilio justitia 
exigente cassata, dilectum fillum W. procuratorem ecclesie 
Valentine virum litteratum, probate vite ac conversationis 
honeste ipsi ecclesie providimus in episcopum et pastorem, 
spe firma tenentes, quod eandem ecclesiam, que in spiritua- 
libus et temporalibus est collapsa, in utrisque auxiliante Deo 
sua industria relevabit et ampliabit continuis incrementis. 
Quocirca nobilitatem tuam monemus et hortamur attente per 
apostolica tibi scripta mandantes, quatinus ipsum filiali de- 
votione recipiens, pro hiis que ab ecclesia ipsa tenes, prestes 
eidem fidelitatis debite juramentum, ac intendas humiliter 
ejussalubribus monitis et mandatis. Alioquin sententiam quamı 
idem in te vel terram tuam rite duxerit proferendam ratam 
habebimus et faciemus auctore Domino usque ad satisfactio- 


nem condignam inviolabiliter observari. Dat. Laterani kal. 
Junii anno XIII.° 


Reg. vol. 19 f. 110 n. 68. 


6. Gregor IX beflehlt dem Bischofevon Tournai und dem 
Propste von Seclin, über Olto und seine Anhänger, falls sie 
sich der päpstlichen Entscheidung im Lütticher Wahlstreile 
widerseizen, die kirchlichen Censuren zu verhängen. 


\ 


J. P. ΚΙΒΒΟΗ 195 


1279, Juni 2, Laleran. 


.. Episcopo Tornacensi et. . preposito ecclesie Sicliniensis 
Tornacensis diocesis. — Cassata electione que de preposito A- 
quensi fuerat in Leodiensi ecclesia celebrata, dilectum filium W. 
procuratorem ecclesie Valentine ipsi ecclesie Leodiensi providi- 
mus in pastorem, sperantes quod per ejus industriam ecclesia 
ipsa temporalibus commodis et spiritualibns auctore Domino 
proficiet incrementis. Quia vero tänta dicitur esse temeritas 
prepositi memorati, quod nostre provisioni resistere assumpto 
rebellionis spiritu minime formidabit, ut sciat quod durum 
est ei contra stimulum calcitrare, districte precipiendo man- 
damus, quatinus tam ipsum quam alios clericos, qui se dicte 
provisioni duxerint opponendos, si moniti non destiterint, of- 
ficiis et beneflciis auctoritate nostra privetis, laicos monitione 
premissa per censuram ecclesiasticam appellatione postposita 
compescendo. Dat. Laterani IIII non. Junii anno XIII. 


Reg. vol. 19 f. 1096 n. 63. 


7. Gregor IX beflehli den eben genannten Prälalten, den 
vom Aachener Propsi Olto geschädigten Besitz der Lülticher 


Kirche zu schülzen. 
1239, Juni 2, Lateran. 


. . Eisdem.— Cum sicut accepimus.. prepositus Aquensis 
dudum pro electo Leodiensi se gerens debita quedam contra- 
xerat pro sue libito voluntatis, mandamus quatinus denun- 
tietis Leodiensem ecclesiam et dilectum fillium W. procurato- 
rem ecclesie Valentine, quem dicte Leodiensi ecclesie providimus 
in pastorem, ad solutionem debitorum hujusmodi non teneri ; 
et si qua bona ejusdem ecclesie Leodiensis per supra dictum 
prepositum inveneritis obligata, ea prefato W. Leodiensi electo 
restitui faciatis, contradictores si qui fuerint vel rebelles etc. 
Dat. ul supra. 

Reg. vol. 19 f. 1096 n. 64. 


106 LÜTTICHER SCHIisSMA VoM J. 1238. 


8. Gregor IX befiehli dem zum Cölner Erzbischofe er- 
wählien Conrad von Hochstaden, persönlich in Lültich die 
Erhebung Wilhelms von Savoyen auf den dortigen Bischof- 
stuhl zu verkünden. 

1239, Juni 3, Lateran. 


. . Electo Coloniensi. — Electione que de preposito Aquensi 
facta fuit in Leodiensi ecclesia justitia exigente cassata, di- 
lectum filium W.procuratorem ecclesie Valentine ipsi Leodiensi 
ecclesie providimusin pastorem, sperantes quod per ejus indu- 
striam ecclesia ipsa teınporalibus commodis et spiritualibus 
auctore Deo proficiet incrementis. Quocirca in virtute obedien- 
tie distriete precipiendo mandamus, quatinus personaliter ad ec- 
clesiam predictam accedens, ibidem provisionem hujusmodi 
studeas publicare, capitulo ipsius ecclesie clero et populo 
civitatis et diocesis Leodien. injungendo firmiter, ut eun- 
dem W. juxta tenorem mandati nostri super hoc eis directi 
humiliter et devote recipiant, debitam sibi obedientiam et 
reverentiam impendendo, et eflicaciter adimplendo ejus sa- 
lubria monita, litteras autem quas ipsis dirigimus facias pu- 
blice recitari. Tu vero eidem W. Leodiensi electo potenter 
assistas prestando sibi consilium, auxilium et favorem, ita 
quod ex hoc speeialiter nos tibi constituas debitorem. Dat. La- 
terani ΠῚ non. Junii anno XIII.’ 


Reg. vol. 19 f. 110 n. 67. 


9. Gregor IX beflehlt dem Bischof Walter von Tournay 
und dem Propst von Seclin die vom Aachener Propst Otto in 
der Lüllicher Diöcese abgeforderten Lehenseide, vorgenonm- 
menen Beneflcienverleihungen und über Cleriker verhänglen 
Censuren für nichlig zu erklären, und ihn zur Rückerstat- 
tung der Güler der Lüllicher Kirche zu zwingen. 


1. P. KırscH 197 
1239, Juni 4, Lateran. 


εν Episcopo Tornacensi et . . preposito ecclesie Sicli- 
niensis Tornacen. diocesis. —Ecclesia Leodiensi vacante et 
eligentium votis in diversa divisis, quibusdam ex ipsis di- 
lectum fillium W. procuratorem ecclesie Valentine aliis vero 
Agvensem prepositum sibi eligentibus in pastorem, licet prop- 
ter hoc ad nostram fuisset audientiam appellatum, idem tamen 
prepositus appellationi non deferens interjecte, recepit re- 
galia confirmationis beneflcio non obtento, et quamquam di- 
lectus fllius . . Coloniensis electus qui nondum fuerat tunc 
confirmationis gratiam assecutus, electionem ipsius nisus 
fuerit confirmare, minime tamen attendens, quod in discordia 
fuerat electus, et per electionem (lege appellationem) propter 
hoc ad sedem apostolicam interpositam totum ad nos extitit 
electionis negotium devolutum, amministrationi ejusdem ec- 
clesie in spiritualibus et temporalibus se irreverenter in- 
gessit, castra quedam ipsius et munitiones alias occupando, 
recipiendo a laicis homagia et a clericis juramenta, confe- 
rendo beneflcia et prebendas ac proferendo suspensionis et 
excommunicationis sententias in quosdam clericos et laicos 
sue nolentes acquiescere voluntati. Cum igitur ejusdem pre- 
positi electione justitia exigente cassata predictum W. eidem 
ecclesie in episcopum providimus et pastorem, firmiter pre- 
cipiendo mandamus quatinus premissas sententias, collationes 
prebendarum et beneficiorum ipsorum nuntiantes penitus 
nullas esse, ac illos a quibus homagia et juramenta prepo- 
situs ipse recepit, ad observationem eorum aliquatenus non 
teneri, castra, munitiones et alia que detinet de bonis ec- 
clesie supralicte, cum proventibus perceptis ex eis memorato 
W. restitui faciatis, contradictores etc. invocato si necesse 
fuerit auxilio brachii secularis. Quod si non ambo, tu frater 
episcope etc. Dat. Laterani II non. Junii anno XIII. 

Reg. vol. 19 f. 110 rn. 66. 


108 LÜTTICHER SCHISMA VoM J. 1238. 

10. Gregor IX gestaltet den: zum Bischof von Lüllich 
erwählten Wilhelm, bis auf Widerruf des Papstes alle kirch- 
lichen Pfründen die er bei seiner Wahl besass zu behalten. 


1239, Juni 8, Lateran. 


W. Leodiensi electo. — Hiis apostolice sedis benignitas 
gratiam et favorem Consuevit impendere, qui per se ac suos 
in ejus devotione ferventes gratis sibi possunt obsequiis com- 
placere. Sinceram igitur tuam et tuorum devotionem quam 
erga nos et Romanam ecclesiam geritis propensius atten- 
dentes, presentium tibi auctoritate de gratia concedimus spe- 
ciali, ut redditus tuos ecclesiasticos quos cum assumptus fuisti 
ad Leodiensem ecclesiam nosceris habuisse, quamdiu nobis 
placuerit valeas libere retinere. Dat. Laterani VI id. Junii 
anno XIII.’ 

Reg. vol. 19 f. 112 n. 72. 


ll. Gregor IX theül dem Capitel von Valence mil, dass 
er dem zum Bischof von Lüllich erwählten Wilhelm die Ver- 
wallung der Diöcese Valence nach wie vor gelassen habe. 


1239, Juli 1, Laleran. 


Capitulo Valentino. —Licet dilectum filium W. procura- 
torem ecclesie vestre Leodiensi ecclesie providerimus in pa- 
storem, quia taınen nolumus ut predicta ecclesia vestra tali 
gubernatore destituatur ad presens, eidem procurationem 
in spiritualibus et temporalibus concedendo quemadmodum 
prius habuerat de fratrum nostrorum consilio usque ad bene- 
placitum nostrum duximus committendam. Quocirca univer- 
sitati vestre mandamus quatinus ei sicut ante in omnibus 
intendatis; alioquin sententiam quam idem rite tulerit in 
retelles ratam habebimus et faciemus auctore Domino usque ad 


satisfactionem condignam inviolabiliterobservari. Dat.ulsupra. 
Reg. vol. 19 f. 1106 n. 69. 


J. P. KırscH 199 
12. Gregor IX bestäligt dem Procurator von Valence 
Wilhelm von Savoyen alle der Kirche von Yalence von Kai- 
sern und Päpsten verliehenen Privilegien und Besitzungen. 
1239, Juli 7, Anagni. 
Hiis que Dai. 
Dat. Anagnie non. Julii anno XIII. 


Reg. Vat. vol. 19 fol. 124b n. 122. — Rodenberg, Epi- 
stolae selectae I, p. 654, n. 75]. 


13. Gregor IX geslaltet dem zum Lüllicher Bischof er- 
wählten Wilhelm von Savoyen, dass er an allen mit dem 
Interdict belegten Orten seiner Diöcese bei verschlossenen 
Thüren der Feier der hl. Opfers beiwohnen könne, falls er 
oder seine Bediensteten nicht selbst das Interdict veranlasst 
haben. 

1239, Juli 13, Anagni. 


Attendentes sinceritatis. 
Dat. Anagnie III id. Julii anno XIII°. 


Reg. Vat. vol. 19 fol. 124 n. 120, 


14. Gregor IX gewährt demselben das Privileg, dass 
Niemand ohne syecielen Auftrag des Apostolischen Stuhles 
die Excommuntcation über ihn verhängen dürfe. 


1239, Juli 13, Anagni. 
Attendentes sinceritatis. 
Dat. ut supra. 


Reg. Vat. vol. 19 fol. 1240 n. 121. 


15. Gregor IX beauflragl Wilheim den Erwähllen von 
Lültich und den Abt von Haule-Combe (Savoyen), das Kloster 
S. Michael von Cluse in der Turiner Diöcese gelegen, an 
Haupt und Gliedern zu reformiren. 


200 LÜTTICHER ScHISMA voM 5. 1238. 


1239 Juli 31, Anagni. 
Ad audientiam nostram. 
Dat. Anagnie II Κα]. Augusti anno XIII.° 


16. Gregor IX beauftragt Wühelm den Erwähllen von 
Lültich, das Kloster Sanci Jacob von Lültlich, dessen unrechl- 
mässig gewählter Abt seine angemasste Würde missbrauchte, 
an Haupt und Gliedern zu reformiren. 


1239, August 3, Anagni. 


.. Electo Leodiensi. — Ex insinuatione . . majoris et 
sanioris partis conventus monasterii Sancti Jacobi Leodiensis 
ordinis sancti Benedicti nos noveris accepisse, quod licet olim 
monasterium ipsum occasione electionis de J. qui pro abbate 
se gerit ipsius minus canonice celebrata fuisset diversis liti- 
giis laceratum, et tandem auctoritate dilecti filii nostri O. 
Sancti Nicolai in carcere Tulliand diaconi cardinalis tunc in 
partibus illis apostolice sedis legato electio ipsa cassata tam 
electionis vitio quam electi idem tamen perjurus, symoniacus 
et pluribus aliis criminibus irretitus per ambitionis audaciam 
ipsius monasterii regimen adipiscens, dato virtutibus libello 
repudii cum vitiis sic contraxit, quod non tam monachus quam 
demoniacus dici possit, cum detinere presumat publice con- 
cubinam ex qua duas filias procreavit, et asserens secum super 
hoc auctoritate apostolica dispensatum, abjecta prorsus modestia 
monachali et incontinentie publice lassatis abenis, bona dicti 
monasterii dilapidare presumit eadem in usus illicitos con- 
vertendo, et alias non servando regularia instituta nec fa- 
ciendo a subditis observari ; propter quod monasterium ipsum 
adeo graviter in spiritualibus et temporalibus est collapsum, 
quod nisi ei per sedis apostolice providentiam celeriter suc- 
curratur, vix adiciet ut resurgat. Quare nobis fuit humiliter 
supplicatum, ut super hoc providere paterna sollicitudine cu- 


ὅ, P. KırscH 261 


raremus. Nolentes igitur hec, si vera sunt sub dissimulatione 
transire, ne aliena culpa incipiat esse nostra, si eam dimi- 
serimus incorrectam, discretioni tue de qua plenam in Deo 
fiduciam obtinemus per apostolica scripta mandamus quatinus 
personaliter accedens ad locum et habens pre oculis solum 
Deum excommunicationis sententia si quam in A. et W. 
monachos diceti monasterii vel alios adherentes eisdem ab ipso 
abbate inveneris promulgatam, postquam dicti A. et W. iter 
arripuerunt propter hoc ad nostram presentiam veniendi, re- 
laxata penitus ad cautelam, corrigas et reformes ibidem tam 
in capite quam in membris que correctionis et reforma- 
tionis oflcio noveris indigere, duobus vel tribus monachis 
hujusmodi negotium prosequentibus, faciendo expensas ad 
hoc necessarias de bonis prefati monasterii ministrari. Quod 
si dictum J. ab amministratione ifsius cenobii duxeris amo- 
vendum, injungas conventui ut infra terminum competentem 
a te prefigendum sibi provideant per electionem canonicam 
de abbate, alioquin tu extunc studeas de persona idonea pro- 
videre. Contradictores etc. Dat. Anagnie III non. Augusti 
anno XIII” 
Reg. vol. 19 f. 122 n. 113. 


17. Gregor IX erklärt dass das Kloster von Haute- 
Combe worin der verstorbene Wilhelm von Savoyen seine 
Ruhestätte erwähll halte, auf diesen Grund hin nicht gezwun- 
gen werden könne, für die Schulden des Verstorbenen auf- 
zukommen. 

1240, Juni 22, Lalteran. 


. .„ Abbati et conventui monasterii Altecumbe Cistercien- 
sis ordinis Gebennensis diocesis. — Religionis vestre favor etc. 
Ex parte siquidem vestra fuit propositum coram nobis quod 
nonnulli laici Viennen. Valentin. et Gebennen. diocesium 
pretextu cujusdam consuetudinis que dicenda est potius cor- 


202 LÜTTICHER ScHisMA VoM J. 1238. 


ruptela videlicet quod creditores ecclesias in quibus sepe- 
liuntur suorum corpora debitorum super suis debitis valeant 
convenire, monasterium vestrum pro eo quod bone memorie 
.. Leodiensis electus procurator ecclesie Valentine in eu sepul- 
turam elegit plurimum aggravant et molestant. Quare nobis 
humiliter supplicastis ut providere vobis in hac parte mise- 
vicorditer curaremus, Nos igitur vestris devotis precibus in- 
clinati, ut a nullo pretextu predicte consuetudinis conveniri 
possitis auctoritate vobis presentium indulgemus eic. Dat. 
Laterani X kal. Julii anno XIIIT.° 


Reg. vol. 20 f. 136 n. 108. 


18. Gregor ΙΧ schreibt seinem Legalen Jacob Card.- Bi- 
schof von Palestrina er solle Robert von Thorele, Bischof 
von Langres, bewegen, der Postulalion des Lülticher Capitlels 


Folge zu leisten und. den bischöflichen Stuhl dieser Stadt. 


anzunehmen. 
1240, August 2, GQrolta Ferrata. 


. . Episcopo Prenestino apostolice sedis legato. — Si Con- 
tingeret quod venerabilis frater noster... Lingonensis episcopus 
postulationi Leodiensis ecclesie de se facte minime consen- 
tiret, labores et studeas diligenter, quod talis ecclesie prefi- 
ciatur eidem, qui tanto congruat oneri et honori, et sedi 
apostolice sit devotus. Dat. apud Criptamferratam IlII non. 
Augusti anno XIIII.° | 


Reg vol. 20 f. 24 n. 137. 


19. Innocenz IV beauftragt den Bischof Robert von Lül- 
tich eine Dignität des Cölner Domcapitels, welche der ehe- 
malige Propst von Aachen Ollo Lrolz einer päpstlichen Straf- 
sentenz noch inne halte, einer geeigneten Persönlichkeit zu 
verleihen. 


7. P. KIRSCH 203 
1245, Februar 5, Lyon. 


. . Episcopo Leodiensi. — Licet Otto quondam prepositus 
Aquensis multiplici excommunicatione ligatus jamdudum pri- 
vatus fuerit per sedem apostolicam omnibus beneflciis eccle- 
siasticis, exigentibus culpis suis, nichilominus tamen idem, 
sieut accepimus, dignitatem et prebendam in ecclesia Colo- 
niensi detinere presumit in anime sue periculum et scanda- 
lum plurimorum. Quia vero diete dignitas et prebenda post 
privationem beneficiorum hujusmodi tanto tempore vacavisse 
dieuntur, quod ad nos est earum donatio ligitime devoluta, 
mandamus quatinus, si est ita, predicetas dignitatem et pre- 
bendam persone idonee vice nostra conferas et assignes. Con- 
tradictores elc. Dat. Lugduni Non. Februarii anno secundo. 

Reg. vol. 21, f- 144, n. 219. 


MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 
NACH DER URSCHRIFT HERAUSGEGEBEN 
voN 


Dr. ALFRED HOLDER. 


In ihrem Codex Augiensis CXXVIII besitzt die Grossher- 
zogliche Hof-und Landesbibliothek in Carlsruhe die Hand- 
schrift, welche der Reichenauer Bibliothecar Reginbertus 1) 
in seinem zwischen 838 und 842 verfassten Catalog 5) pag. 550 
also beschreibt : « In vigesimo libello est regula S. Benedicti 
abbatis. Et hymni Ambrosiani, et epistola ad regem Karolunı 
de monasterio S. Benedicti directa et capitulares ..... de 
statu regulae. Et marlyrologium per anni circulum, quem 
Tatto et Crimolt 4) mihi condonaverunt. » 

Im Jahre 1651 erhielten die Bollandisten ein « Ecgraphum 
nitide scriptum in forma quarta minore » 5), nach welchem 


1) + 9. Mai 846. 

2) Ed. Trudp. Neugart, Episcopatus Constantiensis Alemannicus 
Partis 1. Tom. I, Typis 8. Blasii 1803 pag. 547-552. 

3) Tatto, Schulvorsteher von Reichenau, + 20. März 847. 

4) Grimald, Erzcaplan, Abt von St. Gallen 841, + 13. Juni 872. 

5) Acta Sanctorum, Jun. VI (a. 1715). Praef. p. IX, n. 29 


ALFRED HOLDER ᾿ 205 


Jean-Baptiste du Sollier im Jahre 1717 unser “ Martyrologium 
Richenoviense » herausgab !). Diese Abschrift war interpoliert 
und enthielt überdies eine Oster-Tafel für die Jahre 1139 
bis 1149. 

Der Carlsruher Codex Augiensis CXXVIII (frühere Reichen- 
auer Bezeichnung : 95. II. 30) zählt 102 Blätter in Folio, 
welche nach ihrer gelegentlich des Einbandes im 16. Jahrhun- 
derte (jedenfalls nach 1519) erfolgten Beschneidung noch 283 
Mm. in die Höhe und 206 Mm. in die Breite messen. Eine 
Lücke von zwei Quaternionen trennt die um’s Jahr 817 
seschriebene Regula patris eximii sancti Benedicti von un- 
ssrem Martyrologium, welches auf Bl. 72r.-96v. (LXXXVII 
ff. einer älteren Foliierung) einspaltig und zu zwanzig Zeilen 
auf jeder Seite geschrieben ist. Die äussersten Grenzen der 
Niederschrift sind die Jahre 837 (fol. 86 v. Tod der heiligen 
Reginsinda) und 842 (Tod des Abtes Ruadhelm, unter welchem 
Reginbert seinen Catalog abschloss). Für Ueberschriften und 
Kalender-Daten sind Gold und Minium verwendet. 

Die, übrigens nicht häufig vorkommenden, Abkürzungen 
habeich sämmtlich aufgelöst. Einen Commentar hinzuzufügen 
habe ich unterlassen, um der längst ersehnten Ausgabe der 
Martyrologien durch die Herren Commendatore J.-B.de Rossi 
und Abbe Louis Duchesne in keinerlei Weise vorzugreifen. 


IN NOMINE DOMINI IHESU. INCIPIT. MARTYROLOGIUM 
PER CIRCULUM. ANNI. En 


VII. ΚΈ. 1anvarıas. Betleem natiuitas saluatoris domini nostri 
Ihesu Christi secundum carnem 
Romae louini. 
Sirme Anastasiae. 


ἢ Acta SS. Jun. VII, p. 5-15. Vgl. p. IV-V. 


206 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 

VII. K. IANUARIAS Passio sancti Stephani primi martyris et 
diaconi. 

Romae Dionisii confessoris. Heliae. Iuliani. 
Dorostoli. Mariani. Neandri. 

VI. K. ıanuarıas In basilica montis Oliueti. natale sancti 
Iohannis euangelistae. et ordinatio episcopatus sancti 
Iacobi fratris domini. 

V. Κα. ıanvarıas Bethleem. natale sanctorum martyrum in- 
fantium. et lactantium. 

In Africa Castoris. Eusebii. Gaianae. et translatio Thomae 
apostoli. 

lIll. K. IANUARIAS. In Africa Victoris. Librosi episcopi. 
Romae Felicis. et Bonefacii episcopi. 

II. K. IANUARIAS. In Alexandria Mansueti. Honorii. Pauli. 
Polecriti. 

Romae Felicis episcopi. || 

II. Κα. IantarIas. Romae Donati.Paulinae. et sancti Sil- f.72v 

| uestri episcopi. 
Senonis passio sanctae Columbae uirginis. 


IANUARIUS HABET DIES XXXI. 


Kt IANUARIAS. Circumcisio domini nostri Ihesu Christi se- 

cundum carnem. 

In Oriente Stephani. 

Rauenna Seueri Confessoris. 
Augustiduno depositio Agrippini episcopi. 
Romae Martinae martiris. 

IIII. NONAS IANUARIAS Antiochia Isidori episcopi. Macharii ab- 
batis. Saturi. possessoris. Firmi. Acutionis.et in Aethiopia 
Rutulae. 

Hierosolima Stephani. 

III NONAS IANUARIAS In Helesponto. Cirici. Primi. 

Et in ciuitate Thomis Claudionis. Eugenii. Argei. Nar- 
cissi. et Marcellini. 


ALFRED HOLDER 207 


Parisius Genouefae uirginis. 

PRIDIE NONAS IANUARIAS In Africa Aquilini. Gemini. Marciani. 
Eugenii. Quinti. Theodoti. et Trifinae. 

In Oriente Bononia ciuitate Hermetis. et Gagi. 

NonäS IANUARIAS In Africa. Felicis,. Secundi. Luciani. Iocundi. 
Petri. Marci. 

Hierosolima depositio Simeonis prophetae. 
Et in Antiochia Symeonis confessoris. 

VIII ıpvs IANVARIAS Epiphania domini nostri Ihesu Christi |) 
In Africa Telesfori. Acuti. Ianuariae. Honorii. f.73r. 
Iulii. 

Apud Sirmium Anastasiae. 
In Antiochia passio Iuliani. et Basilissae. 
In ciuitate Redonis. sancti Melani episcopi. 

VIE. IDVS IANUARIAS. In Nicomedia. Luciani presbiteri. Licerii 
diaconi. Polioti. Felicis. Ianuarii. Poliarchi. Filoronis. 

VI. ıDvS IANUARIAS. In Grecia. Cipisei.Secundi. Timothei. Lucii. 
Flori. Rustici. 

Augustiduno depositio Agemoni 

V ıDvs IANUARIAS In Africa Epictiti. Iocundi. Saturnini. Vi- 

talis. Felicis. Furtunati. 
In Smirna. Reuocatae Firmi 

III ıvs 1anuarıas Romae depositio Melchiadis episcopi. 

In Sirmis. Reuocati. 
Affrica. Firmi. Nirtae. Saturi, Quinti. 
Alibi Termitii presbiteri. et confessoris. 

ΠῚ ıpdvs sanuarıas In Alexandria. Petri. Abpsalmii. Filoromi. 
In Affrica. Felicis. et sancti Gregorii episcopi Nazanzeni. 

PRIDIE IDVS IANUARIAS In Achaia. Ciriaci. 
In Affrica. Zotici. Castoli. Quinti. Rogati. Modesti. Petri. 
Auentiae. 

IDVS IANUARIAS. In Neapoli Vincentiae. 
Affrica. Ingenui. Cimini, Erisi, 


208 MARTYROLOGIVM ΑΥ̓ΘΊΕΝΒΕ. 
Pictauis depositio sancti Hilarii episcopi. 

XVII. K. FEBRVARIAS. In Antiochia. Glicerii diaconi. || 
In Campania Nola. Felicis confessoris. [. Ἔν. 
Et in Capua Agapiti. 
Africa. Pauli. Successi. 
Campania Eufrasi episcopi. 

XVII. K. FEBRVARIAS. In Aegipto Crisconii. Genonis. 
In Oriente Cornelii. Calisti. Abacuc prophetae. 

XVII. K. FEBRVARIAS. Romae Marcelli papae. passio Marthae. 
Africa. Fausti. 
Arelato depositio Honorati episcopi. 

XVI. K. FEBRVARIAS. In Africa Mutii. Victoris. et Furtunati. 
In Aegipto Antonii. monachi. 
Lingonis passio sanctorum martirum geminorum. Speos- 
ippi. Helasippi. Melasippi. Leonillae. Iunillae. Neonis 
Bituricas Sulpicii episcopi. 

XV. K. FEBRVARIAS. Romae cathedra sancti Petri. apostoli. 
et in Ponto Mariae. | 
Item Romae sanctae Priscae. 
In Ponto ciuitate Asiae Mosei. Ammonii. et passio Tirsi. 

XIII. K. FEBRVARIAS. In Affrica Pauli. Quinti. Gerontii Ia- 
nuarii. Germani. 
Hierosolima Marthae et Mariae sororum Lazari. 
Romae passio sancti Sebastiani. martiris. 

XIII. K. FEBRVARIAS. Romae uia Appia. sancti Sebastiani. Fa- 
biani episcopi. 
Nicomedia Leontii. Ciriaci. Cendei. Vrsi. Flori. Felicis. 
Celendonii. 
Neuiduno. Tirsi. Leuci. 

XII. K. FEBRVARIAS. Romae uia Numentana passio sanctae ἢ 
Agnae. f. Ur. 
Et in Spaniis. Fructuosi episcopi. et Logii, 
Et in Spoliti. Vitalis. 


ALFRED Hol.DER 209 


Aleuernis. Auiti episcopi. Saturnini. 

XI. Κα. FEBRVARIAS. In Affrica. Ianuarii. Minutii. Saturi. 
in Spaniis. ciuitate Valentia. passio. sancti Valerii epi- 
scopi. et Vincentii. diaconi. 
in Spoliti ciuitate Archiroga. Et dedicatio oratorii. san- 
ctorum. Cusme. et Damiani. (Anastasii martiris) (von 
2. Hand). 

X. K. FEBRVARIAS. Caesarea. Seueriani. et Aquillae. 

Romae Belli. Flori. Saturnini. Calisti. sanctae Emeren- 
tianae martiris, 
et alibi Cornelii exorcistae. 

VIII. Κα. FEBRVARIAS. Antiochia passio sancti Babilli episcopi 
cum tribus paruulis. | 
Romae. Felicissimi. 

Et alibi Marini Dati. Saturi. Caeliani. Eustasii con- 
fessoris. 

VIII. K. FEBRVARIAS. Nicomedia. Biti. 

Romae translatio Pauli apostoli. 
Cartagine Donati. Secundi. 

Et in Africa Publiani. 

In Aegipto Catinae. 

VII. K. FEBRVARIAS. In Oriente Po!icarpi. episcopi. 

Et in Laodicia Rodonis. Arthemii. Fabiani. Sabiani. 
Rauenna. Artemasi. Theogenis. Sindonis. XXX-V- mar- 
tirum. 

VI. Κα. FEBRVARIAS. In Africa Datiae. Iuliani. Ciliane. Saturi. 
Vincentiae. Victuriae. Teliptae. Reotri. Secundi || Papae. 
Emeliani. Et aliorum XXX duorum, [. 74 v. 

V. K. FEBRVARIAS. Romae. Agnetis uirginis. de natiuitate 
In Affrica Victoris. Messoriani. Feste. Marine. 

In Nicomedia Leaci. 
In Appollonia. Callenidi. Lucii. Ä 
III. K. FEBRVARIAS. In Cabalauno. Eppoliti Pauli episcoporum. 


Et in Tuscia ceiuitate Perusio Constantii. 
Rönm. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 14 


210 MARTYROLOGIVM AYVGIENSE. 
Et in Affrica. Victoris. et Honorati. 
Treueris Valerii episcopi. 

11. Κα. FEBRVARIAS. In Affrica Feliciani. 

Et in Antiochia Yppoliti. et aliorum. XX IIII- Pelliani. 
Cleri. Philippiani. 

PRIDIE K. FEBRVARIAS. In Alexandria. Tarsucii. Zutici. et Am- 
monii. Gemini. Gelasii. Et passio sanctorum Tirsi. Cali- 
nici. Et aliorum XV sacerdotum. 

Affrica Victoris. (Victoris steht auf Rasur). 


FEBRUARIAS HABET DIES XXVII. 


Kt FEBRUARIAS. In Scotia depositio sanctae Brigidae uirginis. 
Affrica Publii. Saturnini. Mauriani. 
Rauenna natale Seueri episcopi. 
Et alibi Vicetoris. Luciani. Helarii. Ciriaci. Eugenii. 
IIII. NONAS. FEBRVARIAS. Sollemnitas sanctae Mariae quando 
dominum nostrum in templo presentauit. 
Affrica. Marini. Perpetuae. Priuatulae. Honorati. ἢ 
IIT. NONAS. FEBRVARIAS. In Affrica. Felicis. Laurentii. Yp- f. 75r. 
politi et Celerine. 
Vuappingo depositio Tredi et Remedii. 
Lugduno depositio beati Lupicini episcopi. 
PRIDIE. NONAS. FEBRVARIAS. In Foro. Simfroni. natale Gemini. 
Gelasii. Mannii. Aquilini. et Donatae. Timue episcopi 
cum fllia 5308. 
NONAS. FEBRVARIAS. Sicilia in Catena ciuitate passio sanctae 
Agathae uirginis. 
In Affrica. Felicis. et Saturnini. 
Vienna depositio Auiti episcopi. 
VIII. ıDUS. FEBRVARIAS. Romae Sotheris uirginis. 
In Achaia Saturnini. Reuocatae. sanctae Dorotheae 
Siracusa. passio sanctae Luciae uirginis. Antoliani. 
VII. ıDUS. FEBRVARIAS. In Brittania ciuitate Augusta. Aguli 


ALFRED HOLDER 211 


episcopi et martiris. Anatholi Ammonis. Statiani. Ne- 
potiani. Luci. Saturnini. et Sarne Andreae. 

VI. IDUS. FEBRYARIAS. In Armenia minore Dionisii. Emiliani. et 
Sebastiani. 5 
Romae depositio Pauli episcopi. 

Et alibi Lucii. Iulii papae. 

V. IDUS. FEBRVARIAS. Apud Ciprum, Alexandri. Ammonii (onii 

dunkler) et aliorum XX. 
Alexandria Pauli. Dionisii. 
Et in Aegypto Iuli. Plesei. Ronei. Orfasi. Agatonis. || 

III. ıDUS. FEBRVARIAS. Romae Sotheris. Zoici. et Amanti. f.75v. 
Et in Alexandria. passio Apollonis. Prothei. Orionis. 
Sanctonis ciuitate depositio sancti Trogiani episcopi. 

ll. IDUS FEBRVARIAS. In Appamia Poene. et Eufraxi. 
et in Armenia Basilii. 

In Affrica. Felicis. Victoris. 
Et alibi Amanti. Tulici. Zotici. Ciriaci. 
Romae Sorothetis. 

PRIDIE IDUS. FEBRVARIAS. In Alexandria. Damiani martiris. Mo- 

deste et Ammonis. 
Cartagine Posinne. 
Alexandria Iuliani. Victoris. Secundi. Germani. 

IDVS FEBRVARIAS. In Alexandria. Iuliani. Ciriaci.et Ammonii.- 
Albini. natale Dicenti. 

Lugduno depositio beati Stephani episcopi. 

XVI. Κα. MARTIAS Romae Valentini. 
et Spoliti. Vitaliani. 

Et in uia Ardiatina Feliculae. 
In Egea ciuitate Iuliani. Marciani. 
et alibi Filoronis. Candidiani. 

XV. K. MARTIAS. In Antiochia Iosippi diaconi. Zenonis. 
Interamnis sanctae Agapae uirgis. Iohannis. Xisti. 

Ft in Brixia Faustini. et louittae. 


212 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 


In Siria Auenti. 

XIII. K. mAarTIıas. In Hispania Barcelona. Cocofatis. 

In Affrica Maximi. Item Secundae. Sauli. Mustaci. Pre- 
sentis | Secundi. Maxime. Iunellae. et cum eis. r. "sr. 
L-IIII- 

XIII. K. MARTIAS. In Effeso. Crisanti. 
et Aquilegia ciuitate Concordia. Donati. Secundiani. et 
Iusti. 

Alibi Romuli. Saloni. Siluani. cum aliis. LXXX-Illl or. 

XII. K. MARTIAB. In Italia ciuitate Concordia. Rutuli. Siluani 
Classici. Secundi. Demasi. Pauli. Marcialis. Maxime. 
Et alibi Marcelli. Rumuli. Siluini. Cassici. 

XI. K. MARTIAS. In Africa Publii. Marcelli. Iuliani. Baracei. 
Item Iuliani. Tullii. Lampasi. Maiuli. Maximillae. 

X. K. MARTIAS. Romae uia Appia in cimiterio Calisti. depo- 
sitio Gagi episcopi. 
et alibi Victoris. Coronae. 

Et Cipro natale Putami. Nemesiae. et Didimi. 

vi. Κα. MArTIAS. In Affrica Assumito ciuitate Verili. Iocundi. 
Seruuli. Sirici. Felicis. Saturnini. Furtunati. Item Iusti. 
Amatoris. Secundae. Sirisi. 

VII. K. MARTIAS. Romae natale Concordiae. et natale cathedrae 
apostoli Petri. quam sedit Antiochia. 

In Nicomedia sanctae Teclae uirginis. 
In Africa Victurini. 
Sirmio sancti Seneri. et aliorum. LXX-T- 

VII. K. MARTIAS. In Sirmio Senerotis. et in Asia Herotis et 
Car || pofori. 1. δ v. 
In Affrica Cresconii. Zenonis. Emenandi. Diodori. 
Item in Asia Sinoris. Heruli. 

VI. Κα. maRTIAS. Romae Pauli et Primitiui. 

Et in Nicomedia Luciani presbiteri. etaliorum XL-III- 
In Aegipto passio sanctorum Victurini. Victoris. Nine- 
uitae. ΄ 


ALFRED HoLDER 213 
et alibi sancti Mathiae apostoli. 

Y. K. MARTIAS. In Affrica.Iusti. Herenei. et XL-V- Donati. Pi- 
scinionis. Aurili. Rutuli, et aliorum. X. 

Pamphilia Nestoris, 

II. Κα. marTıas: In Alexandria. Alexandri. Iusti. Theodoli. 
Nestoris. et aliorum. XXX-V- Epion Donatiui. Ampliati. 
Ingenui. Anti. Furtunati. 

II. K. MARTIAS. In Tesalonica Alexandri. 
et in Africa. Anteginis. Dionisiae. et aliorum XXIII. 
In ciuitate. Smirna. Asiae. Seruiliani. Datiani. Leandri. 

Privıe K. ΜΑΒΤΙΑΒ In Alexandria. Geleris. Pupilli. Serapionis. 
Justi. et Claudii. Theophili. Viceturini. Eppoli. Astutae. 
Mitilae Alexandri Victoris. ὶ 


MARTIUS HABET DIES ΧΧΧΙ. 


Kt. MmAarTıas. In Affrica Leonis. Donatice. Fortuni et Do- 
natillae. Abundanti. Massilia Hermetis. Githei. cum 
aliis XX-IIII- 

Andegauis. depositio Albini episcopi. || 

VI. ΝΟΝΑΒ MARTIAS. In Caesarea Cappadocia. Lucii epi- f. Tr. 
Scopi. 

Et Romae Primitiui. Erolii. Georgii-. Absaloni. Secun- 
dulae. Ianuarii. 

V. NONAS. MARTIAS. In Affrica Floriani, Felicis. Casti. Furtu- 
nati. et aliorum XL. Lucioli. Iusti. Marciae. Hierotis. 
Antigoni. Ianuarii. Gabiani. Quiri. 

III. NONAS. MARTIAS. Romae in cimiterio Calisti. Iulif episcopi 
et natale octingentorum martirum. 
et alibi Roti. Arcelai. Palatini. 

Nicomedia Andreani. 

III. NONAS MARTIAS. In Affrica Eoboli. Petri. Foce martyris. 
Victoris. Eusebii. 

Alibi Saturnini. Marei. Martini. 


214 ᾿ ΜΑΚΤΥΒΟΙΟΟΘΙΆΨΜ AVGIENSE. 

PRIDIE NONAS MARTIAS. In Nicomedia Victurini. 
et in Pamphilia Victoris. 
et alibi Papiae. Alexandri. 

Affrica Saturi. Saturnini. Reuocatae. e 

NONAS MARTIAS. In Mauritana Secundi. Saturi. Saturnini. Per— 
petuae et Felicitatis. 

In Affrica Saturi. Reuocatae. Iocundi. 
Antiochia. Loci. Equine. 

VIII. ıDuüs. MARTIAS. In Nicomedia natale Quirilli episcopi. et. 
Capitolini. 

In Affrica Rogate. Felicis. item Rogate. Beromiae Or- 
bani. Siluani. 

VII. τοῦθ MARTIAS. In Armenia minore natale militum XL. 
In Affrica Iuliani. et Sici. Cirilli. Philippi. Mariani. Ro- 
gati. Concessi. || 

VI. ıDUS MARTIAS. In Alexandria natale Candidi. Valerii. f. ΤΊ ν. 
Petri. Marciani. 

In Nicea Gorgoni. Palatini. 
In Antiochia Agapae uirginis. et Marini. 

V. IDUS MARTIAS. In ciuitate Nicea. natale Gorgonii. et Firmi. 
Cartagine Zosimi. Alexandri Gagi. Philomi episcopi. 
Candidi. Valerii. Quirilli. 

IlII. ıDus MARTIAS. In Nicomedia Mariani presbiteri. 

In Affrica Neonis diaconi. et aliorum ΧΙ. 1Π1:- Andi. 
Romae depositio sancti Gregorii episcopi. 
In Asia Firmi. 

III. ıDUS MARTIAS. In Nicomedia Macedonii presbiteri Patricii 
et Modesti. Cioni presbiteri Saturni. Ianuaris. 
Nicea ciuitate Teusitae et ‚Horis. 

PRIDIE IDUS MARTIAS. In Thesalonica Dionisii. Alexandri. et 
Palatini. 

Et Romae depositio Innocentii episcopi. 
Nicomedia Felicissimi Datiui. et Florentini. 
IDVS MARTIAS. In Nicomedia Pauli. Siluini Petronii. 


| At,FRED HOLDER 215 
In Cappadocia Longini. Luci episcopi. 
Cartagine Saluto (o aus a)ris. 
Hierosolima Iacobi apostoli. 
AVII. Κα. APRILES. Aquilegia Hilarii. et Taciani. 
Et in Grecia Castoris. Nonni. Sereni. 
Et in Nicomedia Pamphiliani. et Eugenii. Dionis. Qui- 
riaci. ἢ 
XVI. Κα. APprRILES. Nicomedia. Dionisii. Ianuarii. Mariae. f. 78 τ. 
Vieturini. 
Et Hibernia Scotiae depositio sancti Patricii episcopi. 
Romae Alexandri papae. Theodori diaconi. 
XV. K. APRILES. In Alexandria Collecticii. 
in Nicomedia Seruuli. 
Et in Mauritania Timothei. Rogati. Quarti. 
In Campania. Quinti. Ingenui. Quartillae. 
XIIll.K. APprıLES. In Cappadociae Caesarea. Theodori presbiteri. 
Bethleem sancti Ioseph nutritoris domini. 
Et in Affrica Bassi. et aliorum. XX- Lucillae, Fissiani. 
Pomeni Apollonii. Leontii episcopi. Marci cum aliis VIII. 
XIII. K. APRILES. In Antiochia Ioseph. 
et in alio loco Pauli. et Cirilli. Eugenii. Serapionis. 
Claudii. Exsuperii. Victarici. Valentini. Domni. 
XI. K. APRILES. In Alexandria Serapionis. Iosippi, Volusii. 
et Philocarpi. Luci. Ammonii. Amatoris. 
Et in Cassino sancti Benedicti abbatis. 
ΧΙ. Καὶ APrIıLES. In Narbona Aquitaniae. natale Secundi. et 
Pauli. 
et in Sebasti Arionis. 
In Affrica Saturoini. et aliorum VIIII, Decroni. Arionis. 
X. K. APRILES. In Africa natale Fidelis, 
Antiochia || Theodori presbiteri. f. 78 v. 
Caesarea Iuliani. 
In Caesarea ciuitate Agatii Thimioli. et Dionisii. 
VII. Καὶ. APRILES. In Siria Seleuci. 


216 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 

Et in Affrica Agapiti Romuli. Rogati. Vieturini. Satur- 
nini. Item Saturnini. 
Romae Cirini. martiris. 

VII. K. APRILES. Adnuntiatio sanctae Mariae matris domini 
Hierosolima dominus noster Ihesus Christus cerueifixus 
est et passio Iacobi apostoli fratris domini. 

VI. Κα. aPprRILEs. Romae Castuli. 

Et in Sirmio Montani presbiteri 

In Sebasti ciuitate Petri episcopi. 
In Antiochia Timothei. Diogenis. 
Alibi Theodori episcopi. 

VI. K. APRILES. Hierosolima. Resurrectio domini nostri Ihesv 
Christi. 

Et in Aflrica Mauroli. Acuti. Romuli. Successi. Missiae. 
Donati- Alexandri. Solutoris. 

V. Κα. APRILES. In Affrica. Rogatae. Successi. et Dorothei. 
et in Caesarea Mariae. 

In Tarso Ciliciae Castorii. 
Gauillono Gundthrammi regis. 
alibi Audacti. 

III. K. APRILES. Nicomedia. Pastoris. Vieturini. Saturnini. Dolae. 
Julianae. et aliorum. IIIl. 

Antichia 'Theodori presbiteri. Pentalis et Iuliani. I} 

IIT. Κα APRILES. Thesalonica ciuitate Domnini. Philopoli. ἢ 79 r. 
Acaci. et Palatini- 

Alibi Victoris. Marcellini. Eulaliae uirginis. 
Aurelianis depositio Pastoris. 

PRIDIE.K. APRILES. Africa. Anesi. Felicis. Diodoli. Porti. Abde. 

Corneliae. Valeriae. 


APRILES HABET DIES XXX. 


Kt APRILES. In Armenia. Partini. Quintiani. et Victoris. 
Et in Thesalonica Acapis. Cioniae. et Hereni. Secundi. 
Ingenianae Saturnini. 


ALFRED HOLDER 217 
et Eraclia Victoris. Agape et Herenei. 
In Aegypto Stephani. 

III. NONAS APRILES In Affrica Amphiani. Victoris. Proculi. 
Thesalonica Theodoli. Agatopi. Publii. Orbani. 
Lugduno Galliae depositio Niceti episcopi. 

III. ΝΟΝΑ8. APRILES. In Thomis Euagrii. et Beniirnae. 

In Misia Agathae. Meri. Ruf. 
In Caesarea Palestinae Theodisiae uirginis. 
Nicomedia Donati. 

PRIDIE. NONAS- APRILES. Thesalonica Theodoli. Agathophili 
diaconi 
Et alibi Pauli. Orbani. Saturnini. Publii. Matutini. Vi- 
ctoris. 

Mediolanio sancti Ambrosii episcopi. 
NONAS APRILES. Nicomedia Claudiani. et Plauti. 
In Aegypto Mariani. 
In Alexandria Didimi presbiteri. 
Sicilia. Honorii. | 
Caesarea natale sancti Amfiani. 1.79 v. 

VII. ıpvs APRILES. Sirmia Herei episcopi. 
In Nicomedia. Firmi. Solutoris. Quiriaci. Moysi. 
Africa Epifanii episcopi. 
In Macedonia Timothei. 

VII. ıDvS. APRILES. Alexandria Pelusii presbiteri. 
Et in Nicomedia Ciriaci cum aliis X. 
Antiochia Syriae. Timothei. Diogenis. Machariae. Ma- 
ximae. 

VI. 1008. APRILES. In Affrica Ianuarii. Macharii. 

Et in Cartagine Concessi. Timoris. Cornexi. 
Et alibi Maximi. Solutoris. Successi. Ammonii. 

V. IDVS. APRILES. In Syrmia Dimetri diaconi,. Helari. Concessi. 
Furtunati. et uirginum. VII. Marii. Donati. 

III. 10.085. APRILES. Alexandria Apollonii presbiteri. 

Et in Dacia ripensi. Gaiani diaconi. Helari. 


8. MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 


Antiochia sancti Theodori presbiteri. 
Lugduno depositio sancti Siagrii. 
Ill. ınvs. APRILES In Mauritania Hilarii. Maximi. Salona Dal 
matiae Domionis episcopi. 
Affrica Furtunati. Donati. 
alibi Eustorgii. Nestoris. 
PRIDIE IDVS. APRILES. Romae Iuli episcopi. 
In Cappadocia Quarti. 
Ft in Asia Carpi episcopi. et aliorum. XL-VII- ° 
In Capua || Cypriani. Musculae. Donate. Nouellae. r.s0r. 
IDVS APRILES. In ciuitate Calcedonia Eufemiae. 
et Romae lanuarii martyris. Secutoris. Eucapi. Catuli. 
Pergamo Asiae. Policarpi episcopi. Pauli djaconi. 
XVIIl. K. ΜΑΙΑΒ. Romae natale Tiburtii. Valeriani. et Maximi. 
Alibi Apollonii. Proculi. Valentini. Marciae. (das 2. a 
ausradiert). 
Alexandria Frontonis. 
XVII. K. maıas. In Picino Maronis et Messoris episcopi. 
In Mesopotamia Comati. Cipriani. 
In Antiochia Syriae. (a ausradiert). Prosduce. 
In Spaniis Luperci martiris 
XVl. K. MAlAs. In Corintho. Carissi. Leonidis. 
Et Romae Vincentii. 
In Mauritania Basiliae. 
Et in Ponto Marecialis. Felicis. Faustini. Luciani. 
XV. K. Maas Antiochia Petri diaconi. et Ermogenis. 
Et in Affrica Furtunati. et Marciani. Quinti. Mappalici, 
Baruci. Vieturici,. Donati. Galli. Iuliani. 
XIII. K. Maras. In Salona Septimi diaconi. Victurici. 
In Affrica Victoris. Pamphili. Donate. 
Romae Partenii. et Caloceri. et Eleutherii episcopi. Apol- 
lonii. 
XIII. K. Matas. Affrica Ermogeni. 
et in Spaniis Vin ἢ centii et Gagi. 1, 80 v 


ALFRED ΗοΙΌΕΕ 219 
In Armenia Militene ciuitate. Gagi. Expediti. Aristoni. 
Cirufi- Galatii. 

XII. K. Maras. In Alexandria. Aradi presbiteri. Siluani. 
Romae depositio Victoris episcopi. Felicis. Alexandri. 
Siluiani. 

Autisiodoro ciuitate depositio Martini episcopi. 
Alibi sancti Genesii martyris. 

ΧΙ. K. MaIAs Alexandria Furtunati. et Aratoris presbiteri. 

‚Romae Valeriani. Maximi. Tiburtii. 
Et in Sicilia sancti Amphelici 
Alibi Victoris. Papiae Asprunculi episcopi. 

X. Καὶ. maııs, In Frigia ciuitate Hierapoli. Philippi. 
Romae depositio Gagi episcopi. Primuli. 
Lugduno Galliae passio sancti Eppodi. 
Ciuitate Senonis. Leonis episcopi. 

VI. K. maıas. In Affrica Catulini. Saturnini. Felicis. 
Romae Georgii martyris. Naboris. 

In Gallia Valentia ciuitate Felicis presbiteri. Furtunati 
diaconi. 

VIM. Κα. ΜΑΙΑΒ In Alexandria Theonis. et aliorum XXIII. 
In Affrica Faustini. Victurini. 

In Babilonia ciuitate Sidrac. Misac et Abdenago. cum 
de camino ignis liberati sunt. 

VII. K. maıas In Alexandri sancti Marci euangelistae. Lae- 
tania Romana. 

Africa. Nobilis. Martiae. 
Et in Persida ciuitate Diospoli. sancti Georgii martyris. 
Lugduno Rustici episcopi. | 

ΥΙ. Κα. ΜΑΙΑΒ. In Axiopoli Cy(yausr)rilli. [. 81 τ. 
et in Antiochia Syriae. Leonidis. Vindei. 
et in Affrica Victoris. Sirici. Honorati. Felicis. Pauli. 
Maximi. Marciani. 

V.K. malas In Nicomedia. Antimi. Stephani. et Antonini pre- 
sbiteri. 


220 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 
Et in Mileto Elpidii. et Ermogenis. 
In Tarso Ciliciae Castoris. 
Antiochia Thimiae. Mauri. 
{ΠῚ K. mass In Pannoniis. natale Pollionis. 
Et in Tarso Ciliciae Afrodisii. et aliorum CI,XX. Eusebii 
episcopi. 
Romae Vitalis. 
Bituricas depositio episcopi. 
III. Καὶ. maıas. In Alexandria Germani presbiteri- 
et in Nicomedia Prosduci. 
Et in Perusio Valentini. Marciani. 
Et in Africa Grati. Et aliorum. sex. 
Alibi Pudentis. 
PRIDIE. K. ΜΑΙΑΒ. Alexandria Frodisi presbiteri. 
Romae depositio Quirini episcopi. Dorothei presbiteri. 
Rodociani diaconi. Viatoris. Martini Maiorici. Victoris. 


MAIUS HABET DIES XXXlI. 


Kt Maras. In Asia natale sanctorum Philippi apostoli. et Iacobi. 
In Affrica Quintiani. Eleutherii. 
Et in oriente natale Mathei apostoli. 
Tolosa Orienti episcopi. 
Autisiodoro Amatoris episcopi. 
Alibi Sigismundi regis. | 

VT. ΝΟΝΑΒ. MAlASIn Alexandria Saturnini. Germani. Hel- r. 81 v. 
pidiae Caelestini. Felicis, Vrbani. Bellaci. Priuatae. 
In Armenia. ciuitate Militana Ermogenis. 

V. NONAS. MAIAS. Romae natale sanctorum Euentli. Alexandri. 
Theodoli. 
In Hierosolima inuentio sanctae crucis. 
Africa Mariani. Furtunati. Rufini. 

IIII. ΝΟΝΑΒ. MAlAS. In Nicea ciuitate. Antonini, 
Et in Affrica Caelestini. et aliorum XII. 
Et in Caesarea Siluani. 


ALFRED HOLDER 22] 
Alexandria martyrum. XL. 
et alibi Floriani. Nestoris. Antonii. Concoidomi. 
III. nonas. MAIAS Alexandria Eutimii diaconi. 
Et in Thesalonica Herenis. Peregrini. 
Africa Gregorii. 
Arelato. Hilari episcopi. 

II. nonas MAIAS. In Persida natale Mathei apostoli. et euan- 
gelistae. 

Africa Secundini episcopi. 
Mediolanio Victoris. Felicis. 
Autisiodoro Valeri episcopi. 

NONAS. MAIAS In Nicomedia Flauii episcopi. Augustini. Ma- 

crobii. 
Et in Constantinopoli Achaici. 
In Affrica Celerinae. Maxime Victuri. Potentillae. 

VII, ıpus MAIAS. Mediolanio Victoris martiris. 

Et in Nicomedia Maximi presbiteri. 
Affrica Eutici. Furtunati. Saturnini 
Autisiodoro Helladii episcopi. | 

VII. ıpus. MAIAS. In Auxiopoli Quirilli. Zenonis. [. 82 τ. 
Et in Tarso Ciliciae Afrodisii. 

Constantinopoli sancti Timothei. 
Alibi Primuli. Beati confessoris. 

VI. ınus. maıas. Romae Gordiani. et Epimachi. et Maioris. 
In Affrica Probati. Petri. 

Axiopoli. Cyrilli. Felicis. Fauste. Saturnini. Victurini, 
In Scotia Fausti. 
Depositio siue natale Iob prophetae. 

V, ıvus maıas Romae Antemii. 
In Asia Demetrii. 
Sirmio Montaniani. 

In Affrica Maiuli. Septimi. Iulii. IJanuariae Victurii. 
Furtunati. 
III. ıpus. MAIAs Romae natale sanctorun: Nerei. Achillei. Pan- 


Φ 


MARTYROLOGIVYM ΑΥΘΊΕΝΒΕ. 

chratii. Quiriaci. Sotheris uirginis. Iohannis. Mosei. 

Afroti. cum aliis quingentis. IIlIor. 

Ill. ıvus mAras. In oriente Taraci. Probi. et Andronici. 
Alexandria Agrippe. Sabini. Luci. Cirille. Acris. Maximi. 
Autisiodoro sancti Marcelliani. 

II. 1005 MAIAS. In Syria Victoris et Coronae. 

Et in Africa Secundini Secundiani. Quarti. 
In Asia Maximiani. 
Mediolanio Victoris. Naboris. 

[005 ΜΑΙΑΒ In Syrmio Timothei. et septem uirginum. 
Et in Sardinia Simplicii episcopi. 

Mediolanio Petri. Andrei. Dionisii. 
Augustiduno Tredici. 

XVII. Καὶ. ıunıas. In Isauria Aquilini. Victuriane. 

In Epheso Gaiani [ louini. [.82v. 
Autisiodoro passio sancti Peregrini episcopi. 
Alibi depositio Fiduli presbiteri. ° 

XVI. K. ıunsas. In Alexandria Victoris. Basile. 
Romae Partenis. Caloceri. et depositio Liberii episcopi. 
In Achaia Calisti. Vincentii. Felicis. 

XV. Κα. ıunıas. Alexandria Potamis presbiteri. Bostasii. 
In Aegypto Dioscori. 
In Antiochia Petri. Ermogenis. Furtunati Quinti. Vi- 
eturici. 

XIIll. K. ıunıas. Romae Caloceri. Pudentiane. Vrbani. Seleuci. 
Alexandria Hereni diaconi. 

In Caesarea Epoliochi. 
In Affrica. Quinti. 
Getulia Emelii. 

XII. Κα. ıunıas. Romae Yrbani confessoris. Basillae. Victuriae 
In Galliis Baudeli martyris. 

Alibi Geruasii. Protasii, Fausti. 
Bituricas Austregesili episcopi. 
XII. K. ıunıas. In Mauritania Timothei. 


ΥΠΠΠ. 


ALFRED HOLDER 223 
et Rauenna. Martyrii. Poli. Eutici. 
In Affrica Victi. Maurellae 
In Brittania Timothei diaconi. 
Alibi sancti Valentis martyris et episcopi. 


XI. K. ıvsıas. Africa. Fausti. Venusti. Emuli. Maxentii. 


Romae Timothei. Casti. 

In Corsica. Iuliae. 
Autisiodoro Helenae uirginis. 
Alibi Poliucti. 


. Iunıas. In Emerita Epicterii et Basi episcopi. 


Affrica Quinti. Lucii. 

Et Vienna Desiderii episcopi. etmartiris. Iuliani. Felicis. | 
Montani. lanuariae. [.83 r. 
K. ıvnıas. In Istria Seruuli. 

Et in Affrica Saturnini. 


In Syria. Saturae. Timii. 


Item Saturnini. Felicis. 
In Nametis ciuitate Rogatiani. 


vill. K. ıvnıas. In Mediolanio depositio Dionisii episcopi. 


Et in Campania Atele. Amonis. 
Romae sancti Vrbani episcopi. Dorostori. 
Epheso Iohannis apostoli. 


VII. K. ıvnıas In Affrica Eracli. Pauli. 


Et in Tuder Felicissimi. et Mindiniae. 
In Africa depositio sancti Augustini episcopi. 
Autisiodoro passio sancti Prisci. 


VI. K. ıunsas. Alexandria Aquilini presbiteri Euangelii. et 


aliorum XIIIT. 

Alibi Heliae. Luciani. Marialis. 

In Africa Sacei. Carpiae. 

In Sardinia Saluciani. Eutici episcopi. Crescentini. Ti- 
ciani. Quinti, Stiabili. 


. Ivnısas. In Africa Cetuli. Aurosi. Proti. 


in Sardinia Emeli. Priami. 


224 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 


Romae Epigati. Catulae. Marecialis. 
Parisius ciuitate depositio sancti Germani episcopi. 


II. Κα. ıvnıas. Romae Restituti. 


EtinAffrica Primi. Acidi. Apasimoni. et aliorum. C-L-IIl- 
Treueris Maximi episcopi. 
In Spaniis Sicinofi. Musti. |] 


III. K. ıvnıas. In Antiochia. Eusiciae. Eutimiae. [.83 v. 


Et in Sardinia Gauini Palatini. 
Item in Sardinia Gabinae. Chrispoli. 


PRIDIE- Καὶ, ıvntas. In Aquileria. Cantiani. Proti. 


Romae Processi Martiniani. 
Cartagine Datiani, 

alibi. Isici. 

Romae sanctae Petronellae uirginis 


IUNIUS HABET DIES XXX. 


Kt ıunıas In Thesalonica Octaui. 


» 


Et in Antiochia. Zosimi et Teclae. 

In Affrica Crispini. 

Romae louenti. Exsuperanti. Dedicatio sancti Nicomedis 
martyris. 

alibi Honorati. Donati. 


III. NONAS. IUNIAS. Romae Marcellini presbiteri. et Petri exor- 


cistae 
et in ciuitate Caesarea Honorati. Porphirii. et Pamphili. 
alibi Tomaci. Siluini. 


III. nonas IUNIAS. In Affrica Quirini. 


Et in Tuscia Retia ciuitate Laurentii. et aliorum qua- 
dringentorum. | 
Alibi sanctae Iulianae uirginis. Natale sancti Thomae 
apostoli. 
Romae Marcelle. Auiti.Gagi. Methomi. Passemi. Viriani 
PRIDIE. NONAS. IUNIAS. In Nineue. Dinocii. Attali Eutici. 
Et in Saracia ciuitate Pannoniorum. Cirini episcopi. 


ALFRED HOLDER 225 
Romae Picti. Arecii. Datiani. 
In Sicilia Expergenti. 
NONAS. IUNIAS. Romae Feliculi. Felicitatis. Gregorii. 
In Aegypto Marciani. Nigrandi. 
Africa Euasi. et Priuati. 
Et in Sy ||ria Zoeli. Saturi. Seruilii. [84 τ. 
Alibi passio sancti Bonifacii archiepiscopi. 
VII. ıDus ıunıas. In Affrica Amanti. Lucii. Andreae. Donati. 
Peregrini. Itali. Philippi. 
Alibi depositio Gladii episcopi. 
Gratianopoli. depositio Cirati episcopi. 
VII. ınvs. ıunıas. Africa Pauli. Furtunati. 
Et in Bizanzio id est Constantinopoli. Macharii. Priuati. 
Vasii. et Moenecii, 
Alibi Primosi. 
Caesarea Luciani. 
VI, ıpvs. ıunıas. Romae natale sanctorum. Naboris et Nazarii 
Primi. 
Et in Caesarea Cresti. Marciae. Motiani. 
Et in Nicomedia Nestoris. 
Suessionis sancti Medardi episcopi. 
'V, ınvs. ıvnıas Romae Primi. et Feliciani. 
et in Alexandria Maximi presbiteri.Diomedis.et Amantii. 
In Galliis ciuitate Agenna passio sancti Vincentii. 
ΠΠ|. ınvs ıvnıas Romae Basilidis. Aurisi. Rogati. Basillae. 
In Spaniis Crispuli. 
Et ın Nicomedia Zachariae. 
Autisiodoro depositio beati Censuri episcopi. 
IT. ıpvs ıvnıas. Romae. Basillae. Crispuli. Restituti. 
Et Aquilegia Furtunati episcopi. Emeriti. Victuriani. 
Victoris. 
Alibi Naboris et Barnabae apostoli. 
II. ıvvs ıvnıas. In Tripoli. Magdaletis. 


Romae. Basilidis. Cirini. | et Naboris. et sancti 84 ν. 
Rösr. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 15 


29265 MARTYROTLOGIVM AYGIENSF. 


Nazarii. Aurili- Donatillae. Secundae. 
IDvs IvnıAaS In Africa Luciani. et Furtunati. 
Et in Persida Bartholomei apostoli. 
Romae Feliculi. 
XVII. K. ıvLıas. In Frigia ciuitate Laodicia Antonionis. - 
Et in Epheso Miogenis. Gallani. 
In Affrica Quintiani. Festiui. 
Suessionis Valerii. Rufini. martyrum. 
XVII. K. ıvnıas. Constantinopoli. Mucii. et Meiecie. 
In T,ucania Viti. Candidi. 
Et in Beneuento Marcii. 
In prouintia Siciliae. Viti. Modesti. et Crescentiae. 
XVI. K. ıvnıas. Africa Quiriaci. Valeriae. 
In Sicilia ciuitate Misena. Saturnini. Cendeni. 
In Antiochia Cirici. et Iulittae. et cum eis quadringenti 
‚INT. or. 
XV. Κα. ıvLıas Romae Diogenis. Quiriaci. 
Et in Rauenna. Fronii. Blastini. 
Alexandria. Dioscori. et Marini. 
Et in Aquilegia Cyriae. 
Aurelianis. Auiti presbiteri. 
XII. Καὶ. ıvLıas. Africa Emilii. et Felicis. 
Romae Marcelliani et Marci. Balbini. Pauli. Ciriaci. 
Felicis. 
In Alexandria sancti Marini. 
XIII. K. ıvLıas. Mediolanio sanctorum Protasii. et Geruasii. 
Marcelli. 
Romae Euodii. Petri. 
Alibi Valeriae. Marcelli. Vitalis. || 
ΧΙ. Καὶ. ıvuıas. Rauenna Crispini. Vitalis. [85 τ. 
Et in Thomis Pauli οὗ Ciriaci. Felicis. et Thomae. Emelii. 
item Vitalis et Martyriae. 
XI. K. ıvLıas. In Africa Cyriani. Bellici. Crisimi. 
In Sicilia eiuitate Siracusa. Rufini et Marciae. 


ALFRED Hol.DER 22, 


In Caesarea Palestinae depositio sancti Eusebii episcopi. 
(von anderer Hand alibi Sancti Albani mart.). 

X. Καὶ. ıvuıas. In Antiochia Gantali- Iuliani et aliorum octin- 
gentorum. septuaginta. VII. martyrum., | 
Et in Persida Iacobi Alfei apostoli. 
In Nola Paulini episcopi. 
Alibi Alpinae martyris. 

VI. Κα. ıvLıas. Nicomedia Auiti. et Cinnami. Capitonis. Ri- 
tonis. Emeriti. Alici. et alivrum septuaginta VIII. 

vill. Κα. ıveıas. In prouintia Palestina ciuitate Sebastia. na- 
tale sancti lohannis baptistae. 
Et in Effeso dormitin sancti Iohannis euangelistae. 
Romae Luciae. 
Augustiduno Simplici episcopi. 

VII. Κα. ıvLıas Affrica Gaudentii. Felicis. Agapiti. Emeriti. 
Et in Alexandria Agatonis. Luciae uirginis. 

VI. Κα ıvLıas. Romae lohannis et Pauli. fratrum. 
Et in Tbesalonica. Lantani. Bigati. 
Romae Arcteie. 
Alibi Diogenis. 

V. Κα. ıvLias. Romae septem germanorum. Crispini.Criapiniani. 
Felicis. Spinellae. 
In Corduba Crescentis. Iuliani. Nemesi. Primitiui. Eu- 
genii. || | 

IT. Κα. ıvLıas. Africa Fabiani. Arioni. Capitolini. Γ8δν. 
Romae Leonis ρᾶρδθ. 
In Alexandria Theodori. Pastafi. Titiri. Pasinimphe. 
Lugduno Galliae. Herenei. episcopi. cum aliis sex. 

IT. Καὶ. ıvLıas. Romae natale apostolorum Petri. et Pauli. et 
aliorum nongentorum. septuaginta. VII. 
In Persida Simonis et ludae apostolorum., 

Privie. K. ıvııas. Romae Timothei. Zotici. 
In Agrippina Asclini. Pamphili. 
Et Lemoui’as depositio sancti Marcialis episcopi et con- 
fessoris. 


ID 
00 


MARTYROLOGIVM AYGIENSE. 
IULIVS. HABET. DIES. XXX. 


Kt. ıuLıas. In Nicomedia Zoeli. 

Romae Gagi papae. Luciae uirginis, Processi. Marini. 
In Antiochia Seueriani. 

In monte. Or. depositio Aaron. sacerdotis. 
Augustiduno Leontii episcopi. 

VI. ΝΟΝΑΒ. ıvLIAS. Romae natale sanctorum Processi. et Mar- 
tiniani. Melchiadis episcopi. Damasi. Eutici. 

Et in Mesopotamia Esicii. Animidae. Aurixi. 

V. NONAS. IVLIAS. 

In Alexandria Trifonis. Menelai. Cyrilli. Aprici. 
Et Edissa tranlatio sancti Thomae apostoli. 
In Tarso Cappadociae Seueri. 

III. NoNAS ıvLIas. In Africa Iocundiani. Sereni. et Theodori. 
Et in Toronis ordinatio episcopatus. et translatio cor- 
poris. sancti Martini episcopi. | 
Alibi Lauriani. |j 

III. NONAS. ıvLIAS. Agathoni. Theodoti. Trifonis. Magrini. Ar- 
potis. f. 86 τ. 

PRIDIE NONAS IvLIas. In Alexandria Artotis. et Zotici. 

In Syria Aratoris. 
Neuiduno Zotici. Amandi. Astetis, 
Augustiduno Leganti episcopi. 

NONAS. IVLIAS. In Alexandria Parmeni. Eradi. Apollini. Publii. 
Et alibi Partemi. Piuidii cum aliis. VII. Alexaudri. Pir- 
minii. Dann eine Zeile abgerieben. 

VIII, ıpus ıvLias. In Sirmio Citracii. Perenti. 

In Caesarea Cappadociae. Procopii. Quarti. 

In Nicea Eladii. Seueri. Honorati. 

In Eraclia Iohannis. 

(Alibi sanctorum martyrum. Chiliani episcopi. Colmani 
presbiteri. Dotmani diacopi (von elwas anderer Hand)). 

VII. ıpus. ıvLıas. In Thomis. Zenonis, | | 


ALFRED HoL.DER 229 


et in Mediolanio Moeri. Vitalis, 
In Sicilia Feliciani. 
Romae Floriani. Faustini. Anatolii. Felicitatis. 
VI. τοῦθ ıvLıas. Romae natale septem fratrum. id est Felicis. 
Philippi. Vitalis. Marcialis. Alexandri. Silani. lanuarii. 
In Alexandria. Leontii. Marei. 
V. ıows ıvLıas. In Alexandria Euticii. Eufemiae. 
Et in Affrica Ianuarii. et Marini. 
Romae Stephani. Leontii. Et depositio sancti Benedicti 
abbatis. 
IM. ınus ıvı1as. Mediolanio Naboris. Felicis. 
Romae Primitiui 
In Aquilegia Furtunati. 
In Sicilia Agathae uirginis. 
Lugduno Galliae Viuentioli episcopi. 
Ill. ınos. ıvLıas. In Alexandria Serapionis. Trofimae. Melei. 
Euangelii. Attali. Zenonis. Thophili. 
Alibi Trophimı. 
alibi Menei. presbiteri. || 
PRIDIE ıDvs ıvLıas. In Alexandria Philippi. Zenonis. (86. 
In Affrica Papiae. Donati. 
Antiochia Petri. Gummi. 
Lugduno Galliae Iusti. 
Alibi Foci episcopi. 
iDYs ıvLıias. Sirmio Agrippini. Secundi. Maximi. 
In Alexandria Philippi. Zenonis. Nasei. Niciuis. 
Et Affrica ciuitate Cartagine Catulini diaconi. 
Alibi Reginsindae martiris et uirginis. 
XVII. Κα. avevstas. In Hostia ciuitate Helarini. 
Et in Antiochia Theodoti. et Statii. 
Mediolanio Mochimi. 
In Caesarea Pauli. et Mametis. 
XVI. K. av@vstas. Mediolanio Marcelli. 
In Affrica Aquilini. Chindini. 


230 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 
Carthagine Generosi. 
In Asia Nazarii. Venturi. Secundae. 
Autisiodoro Theodosii episcopi. 
AV. K. avavstas. In Alexandria Sisinnii. 
Romae Semperosi. Petri. Marcelliani. lanuarii. 
In Dorostoro. Emiliani. Bassi. Maximi. Pauli. 
alibi Fabei episcopi. 
All. K. aveVsTas In Antiochia Macedonis. et Lampadii. 
Constantinopoli. Luciani. Philippi. Petri. 
In Spaniis Iusti. 
Lugduno Galli Rustici presbiteri. 
ΧΙ. K. AvavsTas Africa. Luciani. Petri. Amabjlis. 
Et in Thebaida Victuri. 
Et in Damasco Sabini. 
Et in Cassino Seueri. 
In Corintho Ciriaci. 
Romae Passeriae. 
ΧΙ. K. avavstas. In Affrica Heliae. 
Et in Massilia Victoris. et | Coronae. 1.37 r. 
Et Romae Praxedis. Emiliani. 
In Alexandria Diodori. Feliciani. et Longini. 
XI. Κα. av@vSTAs. Antiochia Andres martyris. 
Et in Ancira Galatiae Platonis. Cyrilli.- Aurili. Eliani. 
Stradei. Thebelli. Aiabos. 
X. K. avavsTas. Rauenna Appollinaris. 
Romae Vincentii. 
Et in Laodicia Minisei. Tisiciae. et natale Primitiui. 
VIII. Καὶ. avavstTas. In Armenia minore. natale Sebasti. Theo- 
genis. Victoris. et aliorum octoginta trium. 
Alibi natale Victurini et Militaris. Emeritae. Statiani. 
Capitonis. Siluani. Natale sanctae Christinae uirginis. 
VII. K. avavstas. In Portu Romano natale Acontii. Nonni. 
Passic sancti Iacobi apostoli fratris Iohannis. 
Et alibi Clementis. Iuliani. Amon. sancti Christofori 


Äl.FRED HOoLDER 99) 


VII. K. avavstas In Laodicia. louiani. et Iuliani. Emili. Fe- 
licis. Marciani. Maxiıni. Saturnini. Gloriosi. Item Emili. 
Alibi Mociani. 

VI.K. avevstas In Campania Nola ciuitate natale sancti 
Felicis episcopi. 

Et alibi Iocundae. 
Et in Siria Symeonis monachi. 
In Nicomedia lanuarii, 

V.K. avavsTas. Ic Laodicia Theophili. Auxentii. Septimi. 
Et in Nicomedia Pantaleontis. 

Et in Sicilia Cosconiani. 

Alexandria || Zotici. Bissiae. Secundi. Macharii. Ἃ 8ῖν. 

Ill. K. avavstas. Romae natale sanctorum. Felicis. Simplicii. 
Faustini. et Viatricis. 

Et in Affrica Felicis. 
Tregas ciuitate Lupi episcopi 
Aurelianis depositio Prosperi episcopi. 

Il. K. avevstas Romae natale sanctorum Abdo. et Sennes. 
Et in Affrica Maximae Prisci. Paternici. lusti. 
Autisiodoro depositio Vrsi episcopi. 

PRIDIE. K. AvV@vsTtas In Frigia Democriti. Secundi. et Dionisii. 
Tyrsi. 

Autisiodoro. Germani episcopi et confessoris. Et natale 
Aunacharii episcopi. 


AUGVSTVS. HABET. DIES. XXX. 


Kt ausustas In Antiochia passio sanctorum Machabeorum 
septem fratrum cum matre sua. 
Romae Secundi 
Vercellis. Eusebii episcopi 
Bituricas Archadii epıscopi. 

III. nonas. AvavVsTas Romae sancti Stephani episcopi et mar- 
tyris. 
Et in Verona Felicis. 


232 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 
In Antiochia martyrum. VII. 
Alibi Theodotae cum tribus filiis suis. 
III. NONAS. AVGVSTAS In Ancona Stephani. 
Romae Drogenis. lustini. Crescentionis. 
Hierosolimis Inuentio corporis sancti Stephani primi. 


martyris. 
PRIDIE NONAS. AV@VsTas. In Nicomedia. Isei. | 
Et Romae dedicatio basilicae || sanctae Mariae. ı. sr. 


lustini. et Crescentiae. 
Alibi Floriani. Herenei. Eraclii. Bassi. 

NONAS AVGUSTAS. Augusta ciuitate sanctae Aftae. 
Augustiduno Cassiani episcopi. 

Catalaunis sancti Memmii. 
Alibi Hereni. Classii. Eraclii. 

VIll ınvs avaustas Romae natale saneti Xisti episcopi et 
martiris. Felicissimi. et Agapiti. Donatiani. Faustini. 
Laurentii.Yppoliti. Et ınilitum -CLX-V- et passio sanctae 
Afrae. 

VIf. ıDvs AUGUSTAs. In Antiochia Sofronii. 

Et in Arecio Donati episcopi et confessoris. 
Mediolanio Faustini. 

Alibi Carpofori. Veneriae. 

Augusta sanctae Alrae. 

VI. ı0vs AU@UsSTAs. Romae Secundi. Seueriani. Vieturini. Ci- 
riaci. Largi. 

Nicomedia Nazarii. Iuliani. Agapae uirginis 
Philadelphia Leonidis. 
V. IDVS AUaUSTAS In Sirmio Rustici. 
Et in oriente Crescentiani. et Tiburtii. 
In Alexandria Antonini. 
Romae Dionisii episcopi. 
In urbe. Lemouicas Martini. 

Iıll ı0vs AUGUSTAS Romae natale sancti Laurentii. Cyriaci. 

Largi. Creseentionis. Memmiae. Felicissimi 


ALFRED HOLDER 233 
et alibi Ianuarii. COyrilli Quinti. Gemini. Lucilli. 
Ill. ı0vs Av@UsTAas Romae natale sancti Tiburtii. Susannae. 
Vale || riani. et Caeciliae uirginis. 1.88 ν. 
Et Nicopoli passio multorum martirum. 
Et Foro Cornelii. passio sancti Cassiani. 
PRIDIE. IDVs. AUGUSTAS In Sicilia ciuitate Catena Eupoli, Ve- 
retiae. 
ΕΝ Syria Iuliani. et Macharii monachi. 
Romae sanctorum Chrisanti. Dariae. Claudii. Mauri. 
IDUS. AUGUSTAS. Romae Yppcliti martyris. Pontiani episcopi 
Luciani. Calisti. 
E Pictauis Radegundis reginae. 
Alibi Antiochi episcopi. 
XVIlll. K. SEPTEMBRES. In Syria Demetrii. Furtunati. 
Et in Aquilegia Felicis. Pauli, Erracli. Possessoris. 
Romae sancti Eusebii presbiteri. 
ΧΥΠ. K. SEPTEMBRES Adsumptio sanctae Mariae matris do- 
mini nostri Ihesu Christi. | | 
In Nicomedia natale Philippi. Stratonis. et Euticiani. 
XVil. K. SEPTEMBRES. In Alexandria. Orionis. Emeli. 
Et alibi Agnati. 
In Persida natale sancti Tyrsi. Et dedicatio aecclesiae 
sanctae Mariae in insula. 
XVI. K. SEPTEMBRES. In Caesarea Cappadociae.sancti Mammetis 
monachi. 
Et in Calcedonia sanctae Eufemiae. Et dedifatio ora- 


toris sancti Iohannis Baptistae in insula. 
XV. K. SEPTEMBRES. Romae Agapiti. 
et in Ponto Pontimi. Pilantii. Marcianae uirginis. Et 
sancti Martini papae urbis Romae. Candidi. Martyrii. 
XIII. Καὶ. SEPTEMBRES. In Porto Amasiae ciuitatis. Filionis. Ru- 
fini. Leontii. Theodoli. Cyrilli. 
In Alexandria sancti Orionis, 
In Biturico || territorio sancti Mariani. 1.89 r 


294 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 


XI. Καὶ. SEPTEMBRES,. In Alexändria Dioscori. 
Et in Lucania Valentiniani. et Leontii. 
In Sardinia Luxurii. | 
In Sinnada ciuitate, Pisti. Arcii. Diomedis. Agatlıeni. 
Pamphili. 
ΧΙ. K. SEPTEMBRES. In Spaniis Vincentii et Iuliani. 
Et in Lucania Valentini. et Leontii. 
In Sardinia Luxurii. Traiani. Quadrati episcopi. 
In Alexandria Pisti. Seui. 

ΧΙ. Κα. SEPTEMBRES Romae Timothei. discipuli sancti Pauli 

apostoli. 

Et in Ponto Nectarei. 

Augustiduno passio sancti Medardi. Et sancti Simpho- 
riani martyris. 

X. Καὶ. SEPTEMBRES. In Aquilegia Furtunati. Ermogenis. 
Romae Cyriaci. Abundii. Innocentii. 

Luyduno Galliae Minerui. 
“ Augustiduno Flauiani episcopi. 
Aruernis Sidonii episcopi. 

VIII. K. SEPTEMBRES In India natale sancti Bartholomei apcı- 
stoli. 

Romae Genesii martyris. 
In Antiochia Zenobii. et Capitolini. 
Rodomis depositio sancti Audoini episcopi. 

VIII. K. SEPTEMBRES. In Arelato Genesii martyris. Iulii. 

Et Romae Euticetis. 

In Syria Iuliani. 

In Capua ciuitate sanctorum Rufini. Eutici. 
In Spaniis Iusti. Pastoris. 

VII. K. SEPTEMBRES. In ciuitate Salona Anastasii martyris. 
Et Apulia ciuitate Ecdamo. Mercurii martyris. 
Romae Maximiliani. Quintini. |] 

Arelato Victoris. 
VI. Καὶ. SEPTEMBRES. In Campania Rufi. 


ALFRED Hol.DER 235 


Et in Antiochia Sebasti. et Alexandri. 
In ciuitate Thomis. Marcellini. 
Arelato depositio Caesarii episcopi. 
Augustiduno Siagrii episcopi. 

. SEPTBRMBRES. Romae natale sancti Ermetis. 

Et in Affrica ciuitate Yppone Regio sancti Augustini 
episcopi. 

Aruernis ciuitate luliani martyıis. 

Sanctonis Viuiani episoogi. 

Et alibi sancti Pelagii martyris. 

IT. Κα. SEPTEMBRESs. In Emissa ciuitate Foeniciae prouintiae. 
Decollatio sancti Iohannis baptistae. et aliorum. DCCC. 
martyruın. 

Romae sanctae Sauinae, 
Et pausatio Helisei prophetae. 

Ill, Καὶ. SEPTEMBRES. Romae uia Ostensi. natale sanctorum Fe- 
licis. et Adaucti. Gaudentiae uirginis. cum reliquis 
tribus. 

PRIDIE. K. SEPTEMBRES. In Treueris depositio sancti Paulini 

episcopi. 

Et Ancira Galatiae sancti Gagiani. Iuliani. Ruflni. Vin- 

centiae. 

Autisiodoro sancti Optati episcopi. 


SEPTEMBER. HABET. DIES. XXX. 


Kt BEPTEMBRES In Appollonia Felicis. et Donati. 
Et in Capua Prisci. 
In Cassino Constantii. et Feliciani. 
Et in Tuder Terrentiani episcopi. 
In Cartagine Furtunati. 
Et alibi sanctae Verenae uirginis. 
III. NONAS. SEPTEMNRES In Nicomedia Zenonis. Gorgoni. Theo- 
doti. 
Et in Sicilia Eopoli. Ioseph. 


236 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 
In Apulia Felicis. 
In Antiochia Timothei. || 


Alibi depasitio Iustini episcopi. Wr. 
III. NONAS. SEPTEMBRES. In Syria Antonini et Aristonis epi- 
scopi. ᾿ | 


Et in Alexandria Arastenippi episcopi. 
Alibi Lucae. Iohannis. Eufemiae. Sirici. Aresti. 

PRIDIE NONAS SEPTEMBRES. In Ancira Galaciae. Marrellae. Hel- 
pidii. Antonii. | 
Romae Bonifacii episcopi. Magni. Casti. 

Caballonis Marcelli. 
Treueris Paalini episcopi. 

NONAS. SEPTEMBRES. In Portu Romano Taurini. Erculani. 
Et in Capua Quinti. Arconti. 

In Aegypto Taurini. Nemorati. 
In Vesontio Ferrioli Ferrutionis. 

VIII. ınvs. SEPTEMBRES. In Reati Eleutherii. 

In Capadocia ciuitate Teriatin. natale sancti Quttidi. 
Alibi sancti Kugenii. 

VII. IıDvS SEPTEMBRES. In Capua Sinociae. 
et in Beneuento Ianuarii Festi. 
Arelato Agustalis episcopi. 
Aurelianis Euorti episcopi. 
Parisius Flodoaldi regis. 

Alibi sanctae reginae. 

VI. IDvVS. SEPTEMBRES. Natiuitas sanctae Mariae matris domini. 
In Antiochia Timothei. Ammonii. Faustii. Pii. Sauini. 
Demetrii. Siluiani. 

Romae Adriani. 

V. IDVS. SEPTEMBRES. Romae Gorgonii. 
et Sabinis lacincti. Alexandri. Tiburtii. 
In Caesarea Cappadociae Donate. Ammonii, sancti Martci. 
Alibi sancti Kerani confessoris. || 


ALFRED HOLDER 237 


IIli. ınus SEPTEMBRES. In Alexandria Orionis. Erosi. et ἢ 90 ν. 
aliorum octingentorum VI. 
Romae depositio beati Hilarii papae. 
Africa Tusci. Valentini: 
III. 1005 SEPTEMBRES. Romae Proti. et Iacincti. Basillae. 
In Portu Romano Ingenui. et Yppoliti. 
Et in Alexandria Siri. et Serapionis. 
Alibi Felicis et Regulae. 
PRIDIE IDUS SEPTEMBRES. In Antiochia Timothei. 
Et in Pamphiliae Syriae et in Sicilia Eupli. et Sera- 
pionis. 
Romae Proti Sanctini. 
Nicomedia Ammonii. 
IDvs SEPTEMBRES. In Appulia Felicissimi et Secundi. 
Et in Alexandria Theodoli episcopi. 
Augustiduno Nectari episcopi. 
Andegauis Maurilionis episcopi. 
XVIM. K. 0OCTOBRES Romae Cornelii. et depositio Dionisii epi- 
 scopi. 
Et in Carthagine Cipriani episcopi. 
Alibi sancti Aurelii episcopi. Et exaltatio sanctae crucis. 
Et in Tuscia Felicis. 
AVII Κα. oCTOBRES. In Alexandria Serapionis Leontii. 
Romae Nicomedis. 
Et in Nuceria Constantii Gordiani episcopi. 
Lugduno Albini episcopi. 
Alibi Valeriani. Et dedicatio oratorii in cimiterio. 
XVI. Κα. 0CTOBRES. Romae Luciae Eufemiae uirginis. et Ge- 
miniani. 
Papiae. Felicis. Vietoris. Alexandri. Emerentiani. Cae- 
ciliae. et Emerentianidis, 
XV. K. 0oCTOBRES. In Nuceria Constantiae 
In Neuiduno Valeriani. Macrini. et Gordiani. 


238 


KIT 


MARTYROLOGIVN AVGIENSE. 
Et inGallia territorio Asbaniense |] Landeberti epi- r. 91 τ. 
scopi. et martyris. 
K. ocTOBRES. In Calcedonia Trophimi, 
In Nicomedia Otiani. Xisti. Medecli. 
Mediolanio Eutropi episcopi et Saturi, 


XII. K- OCTOBRES. In Alexandria Demetrii. Castoris. 


Et in Neapoli Ianuarii. Saturnini. Niceti episcopi- 
Et in Vienna sancti Ferioli martyris. 
Alibi Mileti episcopi. 


ΧΙ. Κα. 0CTOBRES In Syria Doromi. Dionisii, et Dorothei. Pri- 


nati. Constantini. Felicis. 
Romae lanusarii. 
Alibi Constantiae. 


XI. K. ΟΟΤΌΒΒΕΒ. Mediolanio Victoris martyris. 


ΝΙΠΙ. 


Et in Persida ciuitate Tarıium natale sanrti Mathei 
apostoli. et euangelistae. 
Alibi Lucae euangelistae. 


. OCTOBRES. Romae Basillae, 


Et in Gallia ciuitate Siduns loco Agauno. natale san- 
ctorum. Mauricii. Exsuperii. Candidi, Victaris. cum aliis 
sex milia sexcentis sexaginta sex martyribus sociis 
eorum | | 

Alibi sancti Siluani. 

K. OCTOBRES. In oriente Teclae uirginis. 

Et in Alexandria sancti Marci euangeliatae. 

Romae Liberii epi:copi. 

Alibi sancti Athamanani episcopi. 


ΝΙΠΠ. Καὶ. 0OCTOBRES. Romae depositio Liberii episcnpi. 


Macherunta castello conceptio sancti lIohannis baptistae 
Augustiduno Andoci. Tyrsi. et Felicis martyrum. 


VI. K. ocToRRES. In Asia natale sancti Bardoniani. Bucaryi. 


et aliorum || sedecim. Av. 
Alibi Marei. 


VI. K. ΟΟΤΟΒΒΕΒ. Romae depositio Eusebii episcopi. 


ALFRED HoLbEr 239 

Et in Albano Senatoris. 
et in Sardinia Luxurii. 
Et alibi Minigni (inigni auf Rasur). Naborti. Faustini. 
Aruernis Appollenaris episcopi. 

V. K. 0CTOBRES. In Caesarea Cappadociae Eleutherii. 
Et in Bizanzio quinque fratrum Cosmae et Damiani. 
Antimi. Leontii. et Eutropii. 
Epheso Timothei. 

IIII. K. OCTOBRES. Romae Stertei. 
In Affrica Marcialis. Leontii. Marii. Faustini. Victorii. 
Candidi. 
Autisiodoro Alodi episcopi. 
Romae Iustini. 

III. K. 0OCTOBRES. In Tracia ciuitate Eraclia Eutici. et Plauti. 
Et dedieatio basilicae archangeli Michahelis. 
Romae Placidi. Ambuti. 
Autisiodoro depositio Fraterni episcopi. 

'RiDIE. K. OCTOBRES In Placentia Antonini. Casti. Desiderii. 
Ali(bi beati leronimi doctoris eximii ven einer Hand des 
16. Iahrhunderts nachgefahren). | 


OCTOBER" HABET' DIES- XXX I 


Kt OCTOBRES In ciuitate Thomis. Prisci. Euagrii. Ianuarii. et 
Alexandri. 
Autisiodoro depositio sancti Germani episcopi. 
Bituricas depositio Bisentioni. 
Remis depositio sancti Remedii episcopi. 

VI. NONAS OCTOBRES. In Nicomedia Eleutherii. 
In Antiochia Primi. Quirilli. 
Romae Eusebii episcopi. Leodegarii martyris. 
kt alibi Pontii. Leonis. Gaiani. Secundiani. ἢ 

V. NONAS OCTOBRES. Romae Candidi. | 1.92 τ. 
Et in Antiochia Theoctisti. 
Kt in Arzipto Mareci et Marcelliani. 


240 MARTYROLOGIYM AVGIENSE. 
In Affrica Vietoris. Vrbani. | 
Alibi 'Felicis. et Casti. | 
III. NONAS OCTOBRES. Romae Marcelli. episcopi. 
Et in Affrica Adaucti. et Restituti. 
Et in Anxiopoli Dasii. 
Alibi Marcelli episcopi. 
Autisiodoro depositio Marsi presbiteri. 

III. NONAS. OCTOBRES. In Sicilia Euticii. et aliorum octo. 
Et alibi Placidi. Baricii. 

In Valentia ciuitate Galliae Appollenaris episcopi. 
Autisiodoro Firmati diaconi. | 

IT. NONAS OCTOBRES. Romae Marci episcopi. 
et in (Appulia Marcelli. Casti. Emili. Saturnini. auf 
Rasur) Et in Affrica Rogati. Faustini. 

In Gallia ciuitate Agenno Fidis martyris, 

NONAS OCTOBRES. Romae Marci episcopi. 
et in Capua Marcalli. Quarti. et Marcellini. 
Alibi Sargi Marci euangelistae. 

Bituricas Augusti presbiteri. 

VII. ı0vs. OCTOBRES. In Antiochia Pelagiae. 

Et. in alio loco Iuliani. Marcialis. Priuati. 
Romae depositio Eraclii. Dionisii. 

VI. ıDvs oCTOBRES. In Laodicia Phrigiae Dioderi. et Dionisii. 
Parisius passio sanctorum Dionisii episcopi. Rustici pre- 
sbiteri. Eleutherii diaconi. 

Colonia Gereon. cum aliis. CCCCX VII" martyribus. 

VI. ıDvs oCTORRES. In Affrica Eusebii. Eraclii. Dionisii. Se- 
cundae Septimi. | 
Et alibi Venusti. Beati. Secundi. Donati. Sereni. Cre 
scentii. Probi Andronici. | 

V. IDVS OCTOBRES. Antiochia Eraclii. ' 1.92 v 
Alibi Taraci. Probi. et Andronici. 

Et in alio loco Tanasi presbiteri. Ampodi Placidi. Faust! 
Ianuarii. Marcialis et Marcelli. 


ALFRED HoLDER 241 
III. ıDvs. OCTOBRES. Romae Edisti. et Caelesti. et Saturi. 
Et in Syria Eustasii. presbiteri. 
Et in Campania Furtunati. Euagrii. 
Bituricas Opionis presbiteri. 
III. 1003. OCTOBRES. In Spaniis Fausti. Marcialis et Adriani. 
Et in Calcedonia Marcelli. 
et alibi Faustini. et Ianuarii. Athanasii episcopi Ale- 
xandrini. 
PRIDIE IDVS OCTOBRES. Romae Calisti papae et martyris. 
Alibi Saturi. 
In Capadocia Lupi. Ampoti. Modesti. 
Et in Corduba Lupi. Aurelii. 
Luzduno Galliae Iusti episcopi. 
[008 OCTOBRES. In Asia natale Careae. et aliorum ducentorum 
septuaginta. 
Alibi Sossii. Lupuli. Saturnini. 
Bituricas Ambrosii. 
Belloacis ciuitate Luciani martyris. 
XVII. K. NOVEMBRES. In Affrica Nerei. Alexandrini. Aufldi. 
Viceturiae. Nobilitanae. Mariani. 
Et depositio sancti Galli confessoris. 
XVI. Κα. NOVEMBRES. In Alexandria Nicomedis. 
Et in Mauritania Victuri. Nobilitani. Mariani. Lucii. 
Rufiniani. Donati. Seruiliani. Venerii. Quintasii. et 
Seueri. 
XV. K. NOVEMBRES, 
In Axiopoli Lucae euangelistae. Philippi martyris. et 
Ermetis. 
Et in Nicomedia Agnae. 
In Campania ciuitate Puteoli Ianuarii. et Euticetis. || 
XIII. K- NOVEMBRES. In Neappoli Ianuarii. Sossii. Proculi. f. 98 τ. 
Euticetis. Acutii. Festi. et Desiderii. 
Puteolis ciuitate Prosduci. et Niceae. 


Röx. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. τι: 


242 MARTYROLOGIUM AVGIENSE. 


Et in Antiochia Pelagii. Beronici. et aliorum. VIII. 
XIII. K. NOVEMBRES. In Nicomedia Euticii. Promaci Lucii. 
Marcellini. 
Puteolis. Zömisi. Dorothei. Ianuarii. Susimi. 
In Aginno ciuitate. sancti Caprasi martyris. 
XII. K. NOVEMBRES. In Nicomedia Dassi. Cometis. Zotici. 
Et in Africa Modesti. Eutici. | 
Et in Nicea Macharii. 
Neappoli Festi. 
Lugduno Galliae Iusti. et Beati Victoris. 
XI. K. NOVEMBRES. In Tracia Philippi episcopi. et sancti Seueri 
martyris. et Herme discipuli eius. et Eusebii. 
Et alibi passio sancti Leucadii. 
X. K. NOVEMBRES. In Adrianopoli Seueri. et Dorothei. 
et in Caesarea CGappadociae Longini. 
VII. K. NOVEMBRES. In Nicomedia Seueri. Vitalis. Felicis. 
Rogati. Papiri. et Victurini. et Flauiani. 
Et Ierapoli Claudiani. Theocharii. | 
VIII. K. NOVEMBRES. Romae Maximi. 
et in Sardinia Gauini. 
Et in Affrica Saturnini. Claudiani. Primi. 
Suessionis ciuitate sanctorum Chrispini. et Chrispiniani. 
VII. Κα. NOVEMBRES In Nicomedia Luciani. Marciani. Flori. et 
Eraclidae. Tuti. Item Flori. 
Et dedicatio oratorii ad uirgines. 
VI. Κα. NOVEMBRES. In Sardinia Proti et Ianuarii. 
Et in Frigia Eumenii. || Diodori. et Metrobi. [98 ν: 
Romae Mariani. Lucii. 
Alibi Florentii. 
V. K. NOUEMBRES. In Antiochia Smaragdi. Mariani. 
Et in Carthagine Sofronii. 
Et in Suanis ciuitate Persarum natale apostolorum Si- 
monis. et Iudae. 


ALFRED HOLDER 243 


II. K. NOVEMBRES. In Lucania Quinti martyris. lacincti. Fe- 
liciani. et Lucii. Sacinoti. et Lucini. 
IN. K. NOUEMBRES. In Nicomedia lanuarii. Calendini. 
Et in Affrica Felicis. Quinti. Luciani. Victoris. 
Et in Antiochia Ianuarii. Marciani. Nazarii. 
PRIDIE. K. NOVEMBRES. In Africa Rogatiani. presbiteri. Vincentii 
diaconi. Rusticiani. Iuliani. Furtunati. Caste. 
In Macedonia Vitalis. 
Et in Nicomedia Philippi. 
Et inGallia Augusta Vermandorum passio sancti Quintini. 


NOUEMBER- HABET:- DIES’ XXX: 


Kt NOUEMBRES. In Asia Macedonis. Iuliani. 
Romae Caesarii. 
Augustiduno sancti Pimminii episcopi. 
Parisius depositio sancti Marcelli episcopi. 
III. NONAS NOVEMBRES. In Africa Publiani Victoris. Hermetis. 
Iusti. Vitalis. 
IT. NONAS NOVEMBRES. In Caesarea Cappadociae Germani. Theo- 
phili. Iusti. et Hermetis. Agricolae. Caesarii. 
Alibi depositio sancti Pirminii episcopi. 
PRIDIE NONAS NOVEMBRES. In Affrica Primi. Gregorii. Amantii. 
Saturi. 
Augustiduno Proculi episcopi. 
Et in Nicea Domnini. 
Alibi Vieturinae, Perpetuae. 
NUNAS NOVEMBRES. In Caesarea Cappadociae Domnini. Caesarii. 
Antonini. 
In Campania Mareci episcopi. et Secundi. 
In Capua Quarti confessoris, || 
VII. ıDvs NOVEMBRES. In Nicomiedia Eusebii. Et Iuliae. r.%r. 
: Et in Affrica Donati. Pauli. Balsami. Domnini. Felicis. 
Redonis Galliae depositio sancti Melani episcopi. 


244 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 


VII. ıDvs. NOVEMBRES. In Affrica Rogati. Donati, Pauli. 
In Nicomedia Eusebii. Prouisi. Marii. Primi 
Et alibi Simfronii. Nicostrati. Gaudii. Victoris. 
VI. 1008: NOVEMBRES. Romae sanctorum quatuor Coronatorum. 
Simphroniani. Claudii. Nicostrati. Simplicii. Castorii, 
Et in Affrica Primi. Macharii. Iusti. Amaranti. 
V. IDVS NOVEMBRES. In Nicomedia Damiani. 
Alibi Donati. Restituti. Victurini. 
Romae Theodori. et Simphronii. 
Et in Spaniis Fausti. Ianuarii. et Marecialis, 
IIll. ıDvs NOVEMBRES. In Antiochia Demetrii. Aminesi. 
In Affrica Saturnini. Donati. 
Romae depositio Leonis episcopi. 
Aurelianis depositio sancti Nitoris episcopi. 
111. ıDvs. NOVEMBRES. Rauenna Felicis, 
Romae sancti Mennae. 
Turonis dormitio sancti Martini episcopi. 
Lugduno Galliae depositio Verani episcopi Victurini. et 
Donni. 
PRIDIE IDVS. NOVEMBRES. In Affrica Maurili. Publii. 
Et in Caesarea Cappadociae. Germani. et Theophili. Item 
in Caesarea sancti Eusebii. 
Alibi Burcharti confessoris. 
IDvs NOVEMBRES- In Affrica Euticii. 
et in Caesarea Cappadociae Felicis. 
Turonis Briccii confessoris. 
Romae Felicis presbiteri. 
Rodonis depositio sancti Amanti episcopi. ἢ 
XVII. K. DECEMBRES In Eraclia Clementini. Theodori. f.9v. 
- Filomini. Eracli. Varici. Marcialis. Donati. 
XVII. K. DECEMBRES. In Affrica Secundi. Fidentiani. et Mar- 
cialis. 
Yppone Regio Siddini. Saturnini. Serui. Calendionis. 


Al.FRED HOlDER 245 

Gallani. Secundi. et Fridolini. 

XVI. K. DECEMBRES. In Capua Augustini. et Felicitatis. 
In Affrica Vitalis. Ianuarii. et Iusti. Ruflani. Marci. 
Alibi Augustini. 
Lugduno Eucherii. Et Otmari confessoris. 

XV. K DECEMBRES. In Nicomedia Ammonis. 
et in Asia Matronae. et Teclae uirginis. 
In Eraclia Gregorii et Victoris. 
Aurelianis Aniani confessoris. 

XIII. K. DECEMBRES. In Antiochia Romani monachi. Barallae. 
et Isici martiris. 
Et in Caesarea Bonuli. Victoris. Maximi. Luciani. 
In Eraclia Caterii. 

XIII. K. DECEMBRES. In Caesarea Maximi. Mucii. Neofferi. Mu- 
eiani. Ianuarii. Zefori. Romani. 
Augustiduno Simplicii episcopi. 

ΧΙ. ΕΚ. DECEMBRES. In Capua Augustini. Bassi. Dionisii. 
In Sicilia Ampeli. et Gagi. 
Et in Taurinis Octaui. Solitoris. Aduentoris. et Agapae 
uirginis. 

XI. K. DECEMBRES In Antiochia Basillae Zephyri. Auxilii. 
Romae sancti Clemenatis 
Et alibi Maximi. Sisinni. Stephani. Pionii. Eracli. Ma- 
cedonii. | 

X. Καὶ. DECEMBRES. Romae Ceciliae uirginis, 
et in Affrica Chrisogoni. Cleti. Verociani. 
In Cappadocia Longini martyris et militis qui Christum 
lancea percussit. | 

VIII. K. DECEMBRES. Romae sancti Clementis episcopi. f. 951. 
Felicitatis et Maximi. 
Et in Cappadocia Niciani 
In Italia monasterio Bobio depositio sancti Columbani 
abbatis. 


246 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 


VII. Κα. DECEMBRES. Romae Chrisogoni. Eleutlierii. et Maximi. 
EtinAffrica Sirici. Donati. Saturi. Rogati. etaliorum ΧΙ,. 
Et in Perusia Tusciae sancti Felicissimi. 

VII. Κα. DECEMBRES. In Affrica Luciani. Marciani. Claudiani. 
Cipriani. Marcialis. Petri. Felicis. Vitalis. Iuliani. Vi- 
ctoris. lanuarii. Donati. Quiriaci. 

VI. K. DECEMBRES. Romae depositio Sirici episcopi. 
EtinAquilegia(Val)entini* episcopi.-"( Riss im Pergament. 
Et in Capua Nicandri. Cassiani. et Felicissimi. Saturnini. 
Alibi Amatoris episcopi. 

V. K. DECEMBRES In Nicomedia Marcelli. Petri. Hereni. 
In Italia ciuitate Bononia Agricolae et Vitalis. 

In Mediolanio Lucii. Andreae. lIohannis. Seueri. 

Ill. K. DECEMBRES. In oriente Trophimi. Theodori. et Peccasii. 
Eucherii. 

Et alibi Eusebii. et Iulii. 

III. K. DECEMBRES. Romae Saturnini. Chrisanti. Mauri. Dariae 

et aliorum septuaginta duorum. 
Et in Gallia ciuitate Tolosa sancti Saturnini episcopi 


et martyris. 

PRIDIE. K. DECEMBRES. In Achaia ciuitate Patras. sancti Andreae 
apostoli. | 
Et Romae Castuli. Saturnini. et Euprebitis. [,95 v. 


Et in Mediolanio Ambrosii. 
Et in Nicomedia Carionis. Turrionis, 


DECEMBER HABET DIES XXXI. 


Kt DECEMBRES. Romae sanctae Candidae,. 
Et in Affrica Victuri. Rogati Eliquati. 
Et in ciuitate Nouiomo depositio sancti Elegii episcopi. 
IIII. NONAS. DECEMBRES. Romae Pimenei. et Pontiani. Vibiani. 
Et in Mauritania. Veri. Securi. lanuarii. Victurini. Fur- 
tunati. Item Vieturi. Pontiani. 


ALFRED HoLDER 247 

IT. NONAS DECEMBRES. In oriente Merobi. Claudici. et Felicis. 
Et i(n A)ffri’ Chrispini. Magni. Iohannis Stephani. Vi- 
ctoris. — " ( ) Riss im Pergament. 

In Bononia Italiae Ag(ricol)e. —° ( ) Loch im Perganıent. 

PRiDIE- NONAS DECEMBRES In oriente Eracli. Laodicii. Chri- 
stiani. Pr(uden)tii.” Vieturini.— *( )Loch im Pergament. 
Romae Barbarae uirginis. 

Et in Laodicia Metropiae F(elicis).* --΄ ( Riss im Pergament. 

NONAS DECEMBRES. In Affrica ciuitate Tig,. Iulii. Potamiae 
Chrfis)pini.* et aliorum. VII. — °( ) Loch im Pergament. 
item in Affrica Humili. Missi. Victuris. Troflmi. 

VIII. ıuvs DECEMBRES. In Affrica Zetuli. Furtunati. Gathi: 
Agathae. Hermogeni. et Rogati. 

VII. ıDVS DECEMBRES. In Antiochia Policarpi. et Theodori. 

Et alibi Sapidici. 
Et Romae Eutaciani episcopi. 

VI. ıDvs DECEMBRES. Romae in cimiterio Calisti. uia Appia. 
Depositio Euticiani episcopi et confessoris. Eusebii. et 
Orani. Successi. : 

V. IDVS DECEMBRES. In Atfrica Petri. Successi. Basini. Victoris. 
Vr|bani. I[anuarii. Mizimi. Pascenti. f. 96 τ. 
In Antiochia Geronti. Pollentiae. Siluanae. 

IIIT. ıDvs DECEMBRES. Romae Pontiani. Trasonis. Capitulini. 
Damasi papae. Germani. Euangelii. Mauri. 

Aruernis sancti Agricoli. et Vitalis martyris. 

Ill. IDVS. DECEMBRES. Romae depositio Damasi episcopi. Eula- 
liae. Praetextati. Et aliorum sine numero. 

PRIDIE IDVS DECEMBRES. In Spaniis Emeritae. Eulaliae. 

Et in alio loco Ermogenis. Donati. et aliorum XXII. 

IDvs. DECEMBRES. Siracusa ciuitate Siciliae Luciae uirginis. 
Rauenna Vrsicini martyris. 

Alibi Saturnini. 
XVII. K. 1anvarıas. In Antiochia Drusi. Zosimi. et Theodori. 


248 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 

Lugduno Viatoris episcopi. 
Vienna Lupicini episcopi. 
Remis Nicasi episcopi. 
Alibi Theodoli. 

XVIII. Καὶ, ἸΑΝΨΑΒΙΑΒ. In Affrica Fausti. Lucii. Candidi. Maximi. 
Marci. Secundi. Primi. Saturnini. 

Aurelianis Maximi presbiteri. 
In Ascalona Promboti. 

XVI. K. ıanvarlas. Rauenna. Valentini. Naualis. Agricolae. 
Concordi. 

XVI. K. ΙΑΝΨΑΚΙΑΒ. Africa Victoris. Adiutoris. Quarti. Hono- 
rati. Simplicii. Felicis. Viceturiani. Vincentii. Quinti. 
Donati. 

Et alibi. Dioscori. 

XV. K. IANVARIAS. In Laodicia Teocteni. Baseliani. 

Et in Affrica || Quinti. Simplicii. Pomponii. ζ. 98 v. 
In Lucania Honorati. Reductulae. Victuriae. 

XIII. Κα. ıanvarıas. In Bithinia Secundi. Zosimi. Pauli. Vi- 
cturiae. et Ciriaci. 

Autisiodoro beati Gregorii episcopi. 
Et alibi Crisanti. et Darii. 

XII. K. ıanvarıas. In Tracia Iulii. 
et Iconio Teclae. 

Romae depositio Ciprini episcopi. et Ignatii. martyris, 
Potentiani. Anastasii episcopi. et Liberati. 
XII. K. ıanvarıas. In India Thomae apostoli. 
Et Romae depositio sancti Innocenti episcopi. Vieturiae 
Zosimi. Aurelli. 
Alibi Foci. Florenti. Honorati episcopi. 
XI. K. IANVARIAS. Romae depositio Felicis episcopi. 
In Antiochia Basiliae. 
Alibi Demetrii. Honorii. et Flori. 
Item Romae Theodosiae uirginis. 


ALFRED HOLDER 249 


X. Καὶ. ıanvarıas. In Nicomedia triginta quinque martyrum. 
Romae Egeni. Eleutherii. Vrbani. Cornili. Traiani. Me- 
telli. Vietoris. Titiani. 

VII. K. ıanvarıas In Tripoli Luciae. 

Et Romae Metropi. Pauli. Zenoti. Timisti. 

Et alibi Trusi. et Donati. Diutini. 

Antiochia uirginum quadraginta. 


Der verehrte Gönner unserer Römischen Quartalschrift, 
Comm. de Rossi, dem wir schon mehrere Beiträge verdanken, 
beehrt uns mit nachstehender Zuschrift zu dem obigen Mar- 
tyrologium : 


Das Martyrologtum Augiense des Carisruher Codex CXXVIl 
ist verschieden von dem Z#ichenoviense, das Sollier im VI 
Bande der Acta Sanclorum Junii p. 5-15 herausgab. Letzteres 
befindet sich gegenwärtig in Zürich in der Kanlonsbibliothek 
cod. hist. 28, und ich besitze davon eine Zeile um Zeile ge- 
treue Copie. Beschrieben ist es von Keller, der daraus das 
necrologium in den Milheil. der Züricher anliquar. Ge- 
selisch. VI, p. 38, 39 publicirte. Das Martyrologium, welches 
Herr Dr Holder nunmehr aus dem Carisruher Codex her- 
ausgibt, ist so zu sagen ein Zwillingsbruder des Züricher 
Codex, den Sollier edirte, jedoch in den Anfängen abbreviirt. 
Beide gehören zu der Familie der hieronymiana contracta, und 
zwar im Näheren zu der Gruppe, deren Hauptvertreter im 
St. Gallener Codex 915 und in dem berühmten Sacramenta- 
rium Gellonense sich findet, wie ich in meiner Roma solt. 
Tom. ΠΙ, p. 198, 199 auseinander gesetzt habe. Dort habe ich 
auch gezeigt, dass diese Gruppe der hieronymiana contracla 
abhängig ist von einem oder mehreren Codices der Familie 
der »pleniora, die wieder verschieden von denen sind, welche 
auf uns gekommen, während sie in einzelnen Theilen Lesearten 


250 MARTYROLOGIVM AVGIENSE. 

und Angaben enthält, welche in den heute bekannten Ma- 
nuscripten der pleniora fehlen. So liest man im Codex Augien. 
übereinstimmend mit dem von Zürich : VIIDVS DECEMBRES 
Romae in cimüerio Callisli via Appia deposilio Euliciani 
episcopi el confessoris, während in den pleniora diese genaue 
Angabe fehlt (cf. Roma sott. II, p. 70, TI). 

Wenngleich der Codex von Carlsruhe uns ein Martyro- 
logium bietet, das ein wenig mehr abbreviirt ist, als das von 
Sollier (jetzt in Zürich), so gibt es doch einige ihm eigenthümli- 
che neue Notizen und Zusätze, die sich in dein originalen un(l 
weniger zusammengezogenen Reichenauener nicht finden. 5. 
ist 2. B. am XI K. Febr. hinzugefügt: et dedicalio ογαίογ 
sanclorum Cosme et Damiani;, zum XVII K. Oct.: et dedi- 
catio oraltoril in cimiterio,;, zum VII K. Nov.: et dedicaltio 
oratorit ad virgines. Diese Angaben der dedicaliones ent- 
stammen nicht den alten hieronymianischen Quellen, sondern 
sind eine. Eigenthümlichkeit des Marliyrologium Augiense 
und beziehen sich auf den Bau und die Einweihung von Ora- 
torien in Reichenau. Da diese Anniversarien der Dedicationen 
im martyrologium Richenov. majus fehien, so ist es klar, 
dass letzteres älter und jenes in Carlsruhe jünger ist. — Der 
gelehrte Herausgeber erbringt den Beweis, dass der Carls- 
ruher Codex zwischen den Jahren 837 und 842 geschrieben 
worden. Das martyrologium majus wird daher nicht jünger, 
als aus dem Anfange des IX Jahrhunderts sein. In der That 
gehört die Schrift des Codex Richenovien., heute in Zürich, 
dem IX Jahrhundert. 

Im Carlsruher Codex finden sich wiederholt Lesearten, 
welche uns für die Kritik des hieronymianischen Textes 
werthvolle Varianten liefern und daher mit denen im Codex 
von Zürich verglichen werden müssen. Um ein Beispiel aus- 
zuwählen, so hat der Züricher Codex zu XIII K. Jan, die 
Angabe: depositio Caprini episcopi (Romae). Es dürfte ge- 
wiss sehr schwer sein, die richtige Form für diesen Namen 


ALFRED HOLDER. 251 
1. finden und festzustellen, welche Person damit gemeint sei, 
ohne Verzleichung mit dem Codex von Carlsruhe, wo wir 
Ciprini lesen. Auf jenen Tag fällt die Gedächtnissfeier des 
Papstes Zephyrinus, dessen Name in der vulgären Aussprache 
auch Gefirinus und Geferinus lautete (Roma sott. I, p. 180). 
aus Gefirinus machten die Abschreiber Ceprinus, Ciprinus, 
Caprinus. Derartige Beispiele liessen sich noch mehre an- 
fülıren. Das Gesagte genügt jedoch, um zu erkennen, wie 
man das Schwesterpaar, wenn ich so sagen soll, von Carlsruhe 
und Zürich gegenssitig vergleichen muss. Man kann dalıer 
dem Herrn Bibliothekar Dr Holder für die vollständige unil 
senaue Publication des bisher noch unedırten Carlsruher 
Codex nur dankbar sein. Er hat damit die Arbeit der ge- 
lehırten Mauriner, wie der älterna und neuern Bollandisten 
weiter. geführt, welche früher und auch heute jedes der 
verschiedenen Exemplare von Martyrologien aus der Familie 
der Hieronymiana contracta ἰθὺ Edition werth eraclıten. 


G. B. de Rosstı. 


FRAGMENTE DER KIRCHENGESCHICHTE 


DES PHILOSTORGIUS 
voN 


P. BATIFFOL. 


Philostorgius, der einzige Anhänger des Arius welcher 
die Geschichte des Arianismus behandelte, hat eine « Historia 
ecclesiastica - in 12 Büchern geschrieben, welche nach dem 
XI. Jahrh. verschwunden zu sein scheint. Es jst uns bloss 
ein Auszug dieses Werkes erhalten, den der Patriarch Plo- 
tius im IX. Jahrh. machte, und Jen ich in nicht zu langer 
Frist neu zu ediren gedenke. 

Unter den Autoren, welche aus Philostorgius’ Hist. eccles. 
schöpften, werden Suidas und Nicetas angeführt; ich möchte 
noch Georgius Cedrenus und den Verfasser der griechischen 
Vita Artemii !)hinzufügen. Letztere wurde herausgegeben von 


1) Schon Heinrich von Valois (in Sozom. IV, 30) bezeichnet diese 
Vita als « non contemnenda ». Ich habe ausser dem gedruckten 
Texte noch drei Handschr. derselben angezogen : Bibl. Nat. Paris. 
codd. gr 1546, 1510, und Vatican. Palatin. gr. 363 —Diese vita, welche 
beginnt: Τὰ τοῦ μεγάλου χαὶ ἐνδόξου μάρτυρος ᾽Αρτεμίου διηγέϊσθχι. . ., 
ist nicht zu verwechseln mit derjenigen, welche sich bei Metaphrastes 
findet und folgenden Anfang hat: Μετὰ τὴν τοῦ σωτῆρος ἡμῶν ἀνάληψιν. 
Die von Surius zum 20. October gegebene Passio 8. Artemii ist aus 
unserer griechischen vita, jedoch mit Auslassung zahlreicher Stellen, 
übersetzt. — Der Titel von unserer Vita lautet: “Trduwmux ἤγουν 
ἐξήγησις τοῦ ἁγίου χαὶ ἐνδόξου μεγαλομάρτυρος χαὶ Saumaroupyou ᾿Αρτεμίου 
συλλεγὲν ἀπὸ τῆς ἐχχλησιχστιχῇς ἱστορίχς Φιλοστοργίου χαὶ ἄλλων τινῶν 
παρὰ Ἰωάννου μοναχοῦ, 


P. ΒΑΤΊΙΡΕΕΟΙ,. 253 


Card. A. Mai), dessen Text die Bollandisten mit Hinzufü- 
gung der lateinischen Uebersetzung und kritischen Anmer- 
kungen wiederholten 3). Diese Vita ist verschieden von derje- 
nigen, welche aus den Sammlungen des Metaphrastes ὃ) bekannt 
ist, die ganz von jener abhängt. Nach diesen Bemerkungen 
wollen wir uns eingehender mit der von Mai edirten Vita 
s. Artemii beschäftigen und zunächst versuchen, das Alter un- 
sers ὑπόμνημα und dessen Verfasser festzustellen. 

Zuerst muss festgehalten werden, dass mit dem Namen 
Artemius zwei verschiedene Persönlichkeiten bezeichnet 
werden. Ein Artemius wurde von Kaiser Constantin d. Gr. 
ale Verwalter in die Provinz Aegypten gesandt, in welcher 
Stellung er bis zur Regierung Julians des Apostaten ver- 
blieb. Unter Kaiser Constantius war er Anhänger des Pseu- 
dobischofs Georgius von Alexandrien, der nach der Ver- 
treibung des hl. Athanasius auf den Bischofstuhl erhoben 
wurde; ja, er war ein so entschiedener Anhänger des Arius, 
dass er die Katholiken auf das Härteste bedrängte 4). « Dem 
Georgius mehr als dem Constantius ergeben », zerstörte er 
den antiken Tempel des Serapis in Alexandrien, nachdem 
er die Statuen und Weihgeschenke herausgerissen hatte 5). 
Nachdem er so den Hass Aller auf sich gezogen, wurde er 
auf Befehl Julians, des Nachfolgers des Constantius, zum Tode 
verurtheilt 6). Der Ort seiner Hinrichtung ist unbekannt. — 
Der andere Artemius ist derjenige, dessen Leib in Constanti- 


I) A. Mai, Spicilegium Romanum (1840), V, 5. 340 88. ἃ 

2) Acta Sanctorum Octobris t. VIII p. 847 8644. 

3) Metaphrastes Oct. 20 (Patr. Gr. ed. Migne CXV, 1212). 

4, Tillemont, Memoires, VIl, 732. 

δ) Juliani imp. Epistolae, ed. Hertlein, 5. 489. 

6) Alexandrinis urgentibus atrocium criminum mole supplicio 
capitali multatus est (Amm. Marcell. XXI, 11, 2, ed. Gardthausen 
S. 289). 


254 FRAGM. D. KG. D. PHILOSTORGIUS. 


nopel in der Basilika Sancti Johannis (auch S. Artemii ge- 
nannt) ruhte !), und auf dessen Fürbitte viele wunderbare 
Heilungen geschehen sein sollen. Die Tradition liess ihn in 
Antiochien in Syrien mit zwei Genossen, Eugenius und Ma- 
carius, welche Priester waren, den Martertod erlitten haben ?). 
Die nähere Veranlassung und die Art und Weise ihres Mar- 
tyriums, sowie ihre Lebensumstände waren unbekannt. Jedoch 
ist sicher, dass sie nicht in Antiochien gemartert wurden zur 
Zeit als Julian sich dort 9 Monate aufhielt, ehe er den Zug 
segen die Perser unternahm 3). — Später verschmolzen Ver- 
fasser frommer Legenden die beiden Artemius zu einer Person, 
machten den Martyrer mit jenem Verwalter von Aegypten 
identisch, und legten ihm Alles bei, was von diesem berichtet 
wurde, mit Ausnahme natürlich dessen, was ihn als Bexün- 
stiger der Irrlehre hätte hinstellen können. Man behauptete 
ferner, Artemius, der für einen Vertrauten Constantins ge- 
halten wurde, habe die Uebertragung der Reliquien Jer 
hil. Andreas und Lucas nach Constantinopel veranlasst. Wie 
ılem auch sei, diese Fiction scheint nicht alt zu sein ; denn die 
älteren Schriftsteller, welche von der Uebertragung der beiden 
Heiligen gehandelt haben °),der Compilator des Martyrologium 
hieronymianum, der Verfasser des Chrenicon paschale 5), Theo- 
doret 6) und Theophanes 7) kennen dieselbe nicht. Der erste, 


1) Georg. Codin. de aedif. Cp. p. % (ed. Migne Patr. Gr. 
CLVII, 117). 

?) Menologium Basilii imp., 30 Oct. (Migne, Patr. Gr. CXVII, 117). 

3) Vgl. J. Wordsiworth, Julianus emperor, in Dict. of christian 
biogr., III, S. 506 ff. 

4) Eusebius, Vita Constantini, IV, 58; Socrates, I, 16; Philostor- 
gius, III, 2. 

5) Chron. pasch. ann. 363 (Migne, Patr. Gr, XCII, 745). 

6) Theodoret, H. E., Ill, 14 (Patr. Gr. LXXXII, 1109). 

ἢ Theoph. ann. 355. 


P. ΒΑΤΊΙΕΡΟΙ,. 255 


welcher darauf hindeutet, ist Cedrenus, derim XI. Jabrh. den 
Passus des Theodoret interpolirte. Er berichtet, der dux Ar- 
temius « habe die Götzen von Alexandrien gestürzt » (An- 
spielung auf die Zerstörung des Tempels des Serapis, die wir 
oben erwähnten) und habe desshalb « für den Glauben an 
Christus viel gelitten zugleich mit den beiden Priestern 
Eugenius und Macarius » ἢ). Ieh möchte desshalb diese Fabel 
für älter als Cedrenus und für jünger als Theodoret halten, 
und da sie in das Basilianische Menologium aufgenommen 
wurde, glaube ich ihre Entstehung ins IX. Jahrh. verlegen 
zu können. Nun aber scheinen alle Autoren, in welchen sich 
die Fabel findet, der Kaiser Basilius, Simeon Logotheta, 
Johannes Zonara ?) und Georgius Cedrenus, aus der von Mai 
veröffentlichten Vita geschöpft zu haben ; desshalb glaube ich, 
die Vita selbst ebenfalls ins IX. Jahrh. verlegen zu können. 

Kommen wir nun zum Verfasser der Vita, über welchen 
die Kritiker sehr uneinig sind. Er nennt sich selbst Johannes 
monachus. Mai 8) glaubt, derselbe sei identisch mit Johannes 
Damascenus, der sich selbst häufig Johannes monachus nennt. 
Allein dieser Grund hat wenig Gewicht, da diese Bezeichnung 
nicht dem Damascenus eigen, sondern ihm mit mehreren an- 
dern Autoren gemeinsam ist. Die Verfasser des Katalogs der 
Handschriften der Pariser Königl. Bibliothek, welchem Fa- 
bricius folgt, halten Johannes monachus für den Bischof von 
Sardes, den Zeitgenossen des Theodor Studita ?); aber diese 
Meinung beruht auf einer blossen Conjectur, da die Verfasser 
des Catalogs in ihren Handschriften weder über Sardes noch 
über dessen Bischof Nachrichten fanden. Hingegen habe ich 
im Cod. Parisinus 1519 die Vita des Artemius gefunden 


ἢ Cedrenus, Hist. comp., p. 537 (Patr. Gr. CXXI, 584). 

2) Joh. Zonara, Annal. XII, 12 (Patr. Gr. CXXXIV, 1152). 
3) Mai, op. eit. 5. XIV. 

4) Fabricius-Harles, Biblioth. Gr., XI, 615. 


256 FRAGM. Ὁ. KG. D. PHILOSTORGIUS. 


mit folgendem Titel: ‘Trpswmpe..... παρὰ ᾿Ιωάννου μοναχοῦ τοῦ 
*Poötov, Daraus lässt sich mit Sicherheit folgeru, dass der Ver- 
fasser Johannes monachus weder von Daiascus noch von 
Sardes, sondern vielmehr von Rhodus ist. Wer dieser Johan- 
nes von Rhodus sein mag, aus der Darstellung und aus dem 
Stile zu schliessen scheint er der Schule des Studita ange- 
hört zu haben. — Johanues von Rhodus schöpfte den Stoff zu 
seiner Erzältlung aus verschiedenen Quellen. Er selbst nennt 
Eusebius, Philostorgius und Theodorst 1). Allein er hält sich 
nicht an der Wahrheit; denn es ist klar,dass er nichts ausihnen 
schöpfte, da sie nur den Artemius dux erwähnen. In Wirk- 
lichkeit lag ihm eine passio vor: Τοῦ μαρτυρίου χαὶ τῆς 
ὁμολογίας διήγησιν. ... ἀρχαῖον ὅπόμνημα, aus welcher er Alles 
schöpfte, was berichtet wird über den Process, die Verhöre 
und den Kampf der Martyrer: wie die zwei Priester Eugenius 
und Macarius vor den Richterstuhl geführt wurden und mit 
dem Kaiser über die Eitelkeit der Götter stritten (cap. 25-34); 
wie Artemius dem Julian Grausamkeit vorwarf und gefoltert 
wurde (cap.35-50); wie er aber, von den Wunden durch göttliche 


1) Johan. cap. 4: Πολλοὶ μὲν οὖν τῶν τὰς ἱστορίας γραψάντων τοῦ 
ἀοιδίμου τούτου ἀνδρὸς ἐμνημόνευσαν, Εὐσέβιός τε ὃ Παμφίλου ὀνομαζό-- 
μενος, χαὶ Φιλοστόργιος ὃ τῆς Εὐνομίου καὶ αὐτὸς ὑπάρχων αἱρέσεως, Θεο- 
δώρητός τε χαὶ ἄλλοι πλείονες: ὧν 5 μὲν Εὐσέβιος ἐν τοῖς χρόνοις τοῦ με- 
γάλου Κωνσταντίνου ὦν τε χαὶ γνωριζόμενος, χαὶ τῶν τότε ἐπισχόπων 
ὑπάρχων ὃ λογιώτατος, παρεισάγει τὸν μάρτυρα τῆς συγχλήτου βουλῆς ἕνχ 
τυγχάνοντα χαὶ γνώριμον εἰς τὰ βασιλέως ὑσάρχοντα, χαὶ τῆς περὶ τὸν 
Κωνστάντιον τὸν αὐτοῦ υἱὸν ἑταιρίας εἴτ᾽ οὖν φιλίας σπουδαστὴν ἀχριβέ-- 
στατον' φαίνεται γὰρ ὁ μαχάριος μηδὲ πώποτε τῆς πρὸς τὸν Κὶ ὠνστάντιον 
φιλίας ἀποσπασάμενος, τὸ ἔνδοξον αὐτοῦ χαὶ μεγαλουργὸν ὑποφαίνων τῆς 
φύσεως" ὃ δέ γε Φιλοστόργιος, εἰ καὶ διάπυρος ἐραστὴς τῆς Εὐνομίου ὑπάρχει 
αἱρέσεως, ἀλλ᾽ ὅμως ὑπὲρ πάντας ἐχθειάζει τὸν μάρτυρα, πολλήν τινὰ τὴν 
ἔνστασιν καὶ ἀχρίβειαν τῶν αὐτοῦ πράξεων ποιήσαμενος Ex τῶν ἄνωθεν 
χρόνων τὴν τῷ μάρτυρι προσοῦσαν εὐγένειαν ὑποσημηνάμενος, χαὶ πρὶν Ὁ 
τῶν τοῦ μαρτυρίου ἀγώνων ἐφάψασθαι: ἄρξομαι τοίνυν χἀγὼ τῆς χατ᾽ αὐτὸν 
ἱστορίας ὡς al τῶν παλαιῶν διαγορεύουσι δέλτοι. 


P. ΒΑΤΙΕΙ͂ΡΟΙ,. 257 
Kraft geheilt, aufs Neue vor dem Richter Christus bekannte, 
zum Tode verurtheilt wurde und unmittelbar vor der Hinrich- 
tung dem Julian seinen nahen Untergang vorhersagte. Daneben 
lag dem Verfassereine andere Erzählung vor, nämlich die Trans- 
lation der hll. Andreas und Lucas (Joh. mon. cap. 15-18). Was 
Phüostorgius betrifft, so muss man annehmen, dass er von 
Artemius schweigt oder wenigstens nicht mehr sagte, als 
Theodoret und das Chronicon paschale. Ausserdem sagt Jo- 
hannes von Rhodus eine offene Unwahrheit, daerbehauptet, Phi- 
lostorgius habe das Leben des Artemius ausführlich und wahr- 
heitsgetreu erzählt (ἐκ τῶν ἄνωθεν χρόνων τὴν τῷ μάρτυρι προ-- ' 
σοῦσαν εὐγένειαν ὑποσημηνάμενος, Joan. 4) und über den Adel des 
Geschlechtes des Artemius weitschweifig berichtet: denn bald 
nachher gesteht er selbst (cap. 9), er habe nichts gefunden 
über das Vaterland und das Geschlecht des Artemius (πατρίδος 
χαὶ γένους αὐτοῦ ἀνάγραπτον μνήμην οὐδεὶς παρεδέδωχεν). Hingegen hat 
er Alles, was er über die Kaiser Constantius und Julien 
berichtet, aus Phüostorgius geschöpft, den er sehr lobt, ob- 
wohl derselbe ein Anhänger der Häresie der Eunomianer war 
(εἰ καὶ διάπυρος ἐραστὴς τῆς Εὐνομίου Öndeyer αἱρέσεως) ; er sagt von 
ihm, dass er de-sen vollständige Kirchengeschichte in der 
Hand hatte (ὡς αἴ τῶν παλαιῶν διαγορεύουσι δέλτοι). 

Ich werde somit aus dieser Vita des Artemius beraus- 
ziehen, was der Verfasser aus Philostorgius entnahm. So er- 
halten wir einige Fragmente, welche als wirkliche Theile des 
Werkes des Philostorgius zu bezeichnen sind. Denn wenn sie 
auch nicht den vollständigen und genauen Wortlaut bieten, 
so finden sich in ihnen doch meistens die eigenen Ausdrücke 
des Originaltextes wieder; und an mehreren Stellen liefern 
sie uns Einzelheiten, welche in den Photianischen Fragmenten 
fehlen. 

Der griechische Text ist der von Card. Mai veröffentlichte, 
den ich aber an vielen Stellen verbessere;, die lateinische 


Uebersetzung ist diejenige der Bollandisten, 
Röw. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 17 


258 FRAGM. D. KG. D. PHI1.0STORGIUS. 


I. 
Philostorg. U, 16 — Joann, cap. 7 (Mai p. 345). 


Ὁ γοῦν φιλόχριστος βασιλεὺς Κωνσταντῖνος εἰς τὸ πρῶτον χαὶ τρια- 
χοῦτον ἔτος προξλθὼν τῆς αὐτοῦ βασιλείας, καὶ τοῦ δευτέρου ἐπιβάς, 
ἐπειδιὴ ἐπύθετο τοὺς Πέρσας εἰς πόλεμον ἐπ᾿ αὐτὸν παρασχευαζομένους, 
ἄρας ἐκ τῆς ἑαυτοῦ πόλεως, ἄχρι τῆς Νικομηδέιας ὥφθη τῶν Βιθυνῶν Ev- 
θα καὶ τελευτὰ τὸν βίον ἐξ ἐπιδουλῆς τῶν ἑαυτοῦ ἀδελφῶν φάρμακον 
αὐτῷ δηλητήοιον ἐκχεαμένων, ἀστέρος ὡς φασὶ κομήτου τὸν σάνατον αἱ» 
τοῦ προμηηνύσαντος. Ἦσαν δὲ τῷ Κωνσταντίνῳ ἀδελφοὶ πρὸς πατρὸς οἶδε. 
. Δαλμάτιος, ᾿Αναβαλλιανὸς καὶ Κωνστάντιος" αὐτὸς γὰρ ἐξ Ἑλένης μό- 
vos ἦν τῷ πατρὶ Κωνσταντι ἔτι ἰδιωτεύοντι᾽ ἐκ δὲ τῆς "υγατρὸς Μαέι- 
jnavou τοῦ Ἑρχουλλίου ἐπονομαξζομένου Θεοδώρας ἕτεροι γεγόνασιν αὐτῷ 
παῖδες, 6 τε προῤῥηθεὶς Δαλμάτιος, καὶ ᾿Αναβαλλιανὸς καὶ ΙΚωνσταν- 
τιος, οὗς χαὶ καίσαρας ὁ Κωνσταντῖνος καὶ νοβελλησίμους ἐτίμησε. 
Τούτων ὁ Κωνστάντιος ἐκ τύς συναφθείσης αὐτῷ γαμετῆς γέννα Γάλλου 
τε καὶ ᾿Ιουλιανὸν τὸν παραβάτην ἐπιχληδέντα διὰ τὸ τὸν Χριστὸν ἐξομιό- 
σασϑαι καὶ πρὸς τὴν ἑλληνικὴν ἀποχλίναι ϑρησκείαν. 


ΙΙ. 

Philostorg 11,2 — Joan. cap. 8 (Mai, p. 345-6). 

"Aprı τοῦ μεγάλου Κωνσταντίνου τελευτήσαντος, ἡ τὠν Ρωμαίων 
χρχὴ εἰς τρεῖς διηοέθη ἀρχάς, τῶν uam αὐτοῦ, Κωνσταντίνου, Κωνσταν- 
τίου τε καὶ Κώνσταντος, ταῦτας μερισαμένων. Καὶ τῷ μὲν πρώτῳ Κων- 
σταντίνῳ at ἄνω Γαλλίαι χαὶ τὰ ἐπέχεινα Ἄλπεων, αἵ τὲ Βρετανιχαὶ 
νῆσοι, καὶ ἕως τοῦ ἑσπερίου ὠχεανοῦ χλύῆρος ἐδόθησαν τῷ δὲ γε Κων- 
σταντι, ὡς ὑστάτῳ, αἱ χάτω Γαλλίαι, ἤγουν ἡ Ιταλία καὶ αὐτὴ Ῥώμνν 
ὁ δὲ Κωνστάντιος ὁ δεύτερος τῶν Κωνσταντίνου υἱῶν, ὃς ἦν ἐπὶ τῶν TIE 
ἑώας τότε πραγμάτων πρὸς τοὺς Πέρϑας ἀγωνιζόμενος, τὸ τῆς ἑωώας 
αἀππάζεται μέρος" καὶ τότε Βυζάντιον, μετονομαςθὲν εἰς Κωνσταντινούπο- 
λιν xat νέαν Ρώμην, ποιεῖται βχτίλειον͵ καὶ ἀπὸ τοῦ Ιλλυρικοΐ μέχοι τὴς 
Προποντίδος ὁπότα ὑπήχοα Ῥωμαίοις, τὴν τε Συρίαν παὶ Παλαιστίνην 
καὶ Μεσοποταμίαν χαὶ Αἴγυπτον, καὶ τὰς νήζους ἁπάσας, τῇ αὐτοῦ 
δασιλεία χαὶ πολιτεία ὑποτελῇ καθίστησιν. 


P. ΒΑΤΙΡΟΙ.. 259 


I. 


Constantinus igitur, piissimus imperator, annum regni 
trigesimum primum praetergressus, et incipiente secundo, 
audivit Persas adversus illum moliri bellum. Profectus ex 
propria urbe usque Nicomediam Bithyniae venit, et istic ex 
conjuratione fratrum suorum, illi venenum propinantium, 
cometa quoque ejus mortem praesagiente, obiit. 

Habebat autem ex patre fratres, Dalmatium, Anaballia- 
num etConstantium. Ipse enim unicus filius erat Helenae ex 
patre adhuc privato. Ex Theodora vero, Maximiani Herculii 
flia, reliqui liberi prodierant, nempe Dalmatius, Anaballianus 
et Constantius. Hos vero Constantinus caesares et nobilissimos 
(ecerat. Constantius autem ex legitima conjuge procreavit 
Gallum et Julianum apostatam cognominatum, quia renun- 
tiavit Christo et ad cultum gentilium declinavit. 


II. 


Defuncto magno Constantino, Romanum imperium in 
tres divisum est partes inter tres ejus fllios, Constanti- 
num, Constantium et Constantem. Primogenito Constan- 
tino Galliae Transalpinae, insulae Britannicae et regiones 
usque ad oceanum occidentalem hereditate obtigere. Constanti 
vero, tanquam natu minimo, Galliae Cisalpinae, Italia et ipsa 
Roma. Constantius demum, secundo genitus filius Constantini, 
tunc Orienti et bello Persico praepositus, Orientem accepit, 
qui Byzantii nomine in Constantinopolim et Novam Romam 
commutato, eam principem regni fecit urbem, et ab Illyrico 
usque ad Propontidem, ubicumque Romanum imperium exten- 
debatur, Syriam quoque et Palaestinam, Mesopotamiam et 
Aegyptum sub suo imperio et potestate constituit. 


260 FRAGM ἢ. KG. D. PHILOSTORGIUS. 


‚IN. 
Philostorg. III. 1 et 22 — Joan. cap. 9 (Mai, p. 347). 


Ὡς οὖν εἴρηται, τῶν βασιλέων : τριῶν τυγχανόντων καὶ τῆς αὐτοῦ 
μοίρας ἑκάστου αὐτῶν βασιλεύοντος, ὁ πρῶτος αὐτῶν Κωνσταντῖνος τὴς 
οἰκείας μερίδος ἀπαναστὰς καὶ πρὸς τὴν τοῦ ἐσχάτου ἀδελφοῦ χληροδὸῸ - 
σίαν ἐπανελθών, ἐχείνου ποὺς τὴν Ῥώμην ἀποδημύήσαντος, ἐπεχείρει τι 
τῶν ἀδίκων κατὰ τοῦ ἀδελφοῦ διαπράξασθαι" καὶ αὐτὸν μὴ παρόντα διέ- 
βαλλεν. ὡς οὐ καλώς τῶν πραγμάτων διανεμηθέντων χαὶ ὅτι πλεῖστον 
μέρος τῆς αὐτῷ προτηκούτης ἀρχὴς ἐσφετερίζατο᾽ Οἱ δὲ τῆς χώρας 
στρατηγοί τε καὶ φύλαχες, οὗς ὁ Κώνστας ἐχειροτόνησεν, οὐχ ἔφασαν 
χωρὶς τῆς ἐχείνου γνώμης τε χαὶ βουλῆς δύνασθαί τι μιχρὸν ἢ μέγα με- 
ταχινεῖν, ἀνόσιον yap' ὁ δὲ πρὸς πόλεμον ἀποδύεται, χαὶ ὅπλα χινεῖ 
χατὰ τοῦ μηδὲν ἀδικύραντος. Πίπτει τοίνυν ὁ Κωνσταντῖνος ἐν τῷ 
πολέμῳ μαχόμενος, καὶ τύς μερίδος τῶν ἀλλοτρίων ἐπιδυμῶν χαὶ 
ἅπερ ἐδόχει βεβαίως κρατεῖν προσαπώλεσεν. 

Ὁ τοίνυν τούτου λαὸς ἀποκλίνει πρὸς Κώνσταντα, χαὶ γίνεται πᾶσα 
ἡτίς ἑσπέρας ἀρχὴ ὑπ᾽ ἐκείνῳ μηδὲν περὶ ταύτης σπουδάσαντι, τοῦ 
σεοῦ ταῦτα δικάσαντος τοῦ εἰπόντος" «μὴ κίνει ὅρια πατέρων σοῦ, 
μηδὲ τοῦ πλησίον χαθάπτου τῆς αὔλακος" ὁ γάρπλησίον 
πονηρευόμενος, αὐτὸς ἑαυτῷ συνάγει τὸν OAEIpov, τὴν 
τοῦ σεοῦ δίκην ἐφ᾽ ἑαυτὸν ἐπισπώμενος. - Βασιλεύει 
τοίνυν ὁ Κώνστας ip ὅλης τῆς ἑσπερίου ἀρχῆς, τὰς δύο χληροδοσίας 
εἰς ἕν συνάψας, καὶ μίαν ἀρχὴν ἀμφότερα τὰ μέρη συστησάμενος. Οὐ 
πολὺς ἐν μέσῳ καιρὸς καὶ ὁ Κώνστας εἰς χώμους χαὶ μέθας ἐναπο- 
χλίνας καὶ ἀλλοκότους ἐρώτων διαγωγάς, ῥαθύμως τὴν ὅλην ἀρχὴν 
διεπέττευς, τὸ τῆς βασιλείας μέγεδνος ἐξερχούμενος. ᾿Επιβουλεύεται τοι- 
γαροῦν και αὐτὸς παρὰ τινος τῶν στρατηγῶν Μαγνεντίου, καὶ μετὰ 
τύς βασιλείας προπαπόλλυσι καὶ τὸ ζίν. Τούτου πεπόντος, κρατεῖ τῆς 
ἀοχῆς ὁ Maryvevruos, μεθ΄ οὗ τῆς τυραννίδος συναπ:ιλάβοντο Νεποτιανὸς 


χαὶ Βρεττανίων. 


P. Βατιρεοί,. 96] 


ΠῚ. 


Ex tribus imperatoribus, ut dictum est, singulissuam impe- 
rii partem administrantibus primogenitus Constantinus, pro- 
prium relinquens, hereditateın fratrissui natu minimi, tunc Ro- 
mam profecti, adiit, et injustitiam adversus fratrem molitus 
est. Volebat enim absentem e solio deturbare, sub praetextu 
quod iniqua imperii facta fuisset partitio, usurpataque maxima 
pars hereditatis ad illam pertineret. Sed duces et custodes 
regionis, a Constante instituti, responderunt praeter ejus sen- 
tentiam et consensum nilıil, sive maynum sive parvum, Posse 
mutari, quoniam id nefarium fuisset. Constantinus autem 
bellum aggressus est, armaque movit adversus fratrem inno- 
centem. Cecidit autem praelio victus Constantinus, et aliorum 
hereditatem invadens, eam ipsam quam securus obtinebat 
amisit. 

Universus igitur populus ad Constantem declinat, et 
nihil tale cogitanti imperium totius Occidentis obvenit, Deo 
scilicet denuntiante, non movendos terminos patrum et sul- 
cum prooximi non esse attingendum. Qui enim erga proximum 
improbus est, perditionem in se trahit. Obtinet ergo Constans 
imperium universi Occidentis, duas hereditates in unum 
conjungens et ex ambabus unum constituens imperium. Brevi 
post tempore et Constans ad commessationes et ebrietates de- 
clinans et in alienis amoribus oberrans, segniter et temere 
rem publicam administrabat, majestatem imperii dedignatus. 
Ei itaque parantur insidiae a quodam duce exercitus, Ma- 
gnentio nomine, et cum imperio vitam quoque amittit. Quum 
hic cecidisset, imperium occupat Magnentius, cum quo simul 
invaserunt tyrannidem Nepotianus et Britannion. 


32 FrRaaM. Ὁ. KG. νυ. PHiLostoretvs. 


IV. 
Philostorg. ΠῚ, 28 — Joan. cap. 11 (Mai, p. 318). 


Ταῦτα μαθὼν ὁ Κωνστάντιος ἐκ τῶν τῆς ἀδελφύς Ypajıı των, 
ἀπάρας ἐκ τῆς ἀνατολῆς καὶ πρὸς τὴν ἑσπέραν γενέμενος, συνάπτει 
πρὸς ἀμφοτέρους πόλεμον χαὶ κατὰ κρᾶτος νιχᾶ, τοῦ Βρεττανίωνος πρὸς 
αὐτὸν ἀποκλίναντος" Ὅτε καὶ τὸ τοῦ σταυροῦ σημεῖον μεγίστόν τε καὶ 
δεινώς ἐχφανὲς ἅπαν ὡς ὑπεραστράπτειν τῷ πληχτικ τῆς αἴγλης τῆς 
ἡμέρας τὸ φῶς, ἐπὶ τῶν Ἱεροσολύμων ὠφθη περὶ τρίτην ὥραν μάλιστ 
Ti ὑμέρας, τῆς ἑορτίξ τῆς λεγομένης πεντηχουτῆς ἐνεστηκυΐας, 
διῆχον ἀπὸ τοῦ Κρανίου λεγομένου τόπου ἄχρι καὶ τοῦ ᾿Ελαιώνος ὄρους 
ὅθεν ὑπῆρχεν ὁ Juri τὴν ἀνάληψιν ποιησάμενος. Κρατεῖ τοίνυν τῆς βα- 
σιλείας ἀπσης Κωνστάντιος, τῶν τοῦ μεγάλου Κωνσταντίνου υἱῶν 
μόνος ὑπολειφθείς. 

γ. 
- Philostorg. II, 25, 27, 28, IV, 1-2 — Joan. cap. 12-16 (Mai, 
p. 348-351). 


᾿Ατενίσας οὖν πρὸς τὸ τῆς ἀρχῆς μέγεθος, καὶ εἰλιγγιήσας, ὡς arts 
δὴ ἄννρωπος ὧν χαὶ μὴ ἔχων τὸν ἐκ τοῦ γένους αὐτῷ συνασπίζοντα, 
οὔτε γὰρ αὐτῷ παῖς ἐγεγόνει οὔτε τις τῶν ἀδελφῶν κατελέλειπτο, καὶ 
δείσας μή τις αὐτῷ πάλιν ἐπαναστάϊη τύραννος κατὰ τῆς αὐτοῦ Past- 
λείας ἐξανιστάμενος, σχέπτεται τῶν συγγενῶν τινὰ λαβεῖν σύγκληρον 
καὶ τῆς βασιλείας ὑπασπιστίν, ὃ δὴ καὶ πεποίηκε, Γάλλον τὸν Ἰου- 
λιανοῦ ἀδελφὸν χαίσαρα προστησάμενος, ᾿Ανεψιὸς δὲ πρὸς πατρὸς ὁ 
Γάλλος ἦν αὐτῷ: Κωνσταντῖνος γὰρ ὁ Γάλλου καὶ ᾿Ιουλιανοῦ πατὴρ 
ἀδελφὸς ἦν Κωνσταντίνου τοῦ μεγάλου. Τοῦτον οὖν Κωνστάντιος, ἐν τῷ 
Σιρμίῳ προχειρισάμενος, γυναῖχά τε αὐτῷ ζεύγνυτι Κωνσταντίναν τὴν 
ἑαυτοῦ ἀδελφὴν πίστεως καὶ βεβαιότητος χάριν͵ καὶ ἄρχοντας αὐτῷ δὶ- 
δὼωσιν αὐτὸς καταστήσας (οὐ γὰρ ἐχείνῳ γε ἐφεῖτο xalsapi γε ὄντι), Ba- 
λάσσιον μὲν ἀποστείλας ἔπαρχον πραιτωρίων, Μόντιον δὲ ἐπὶ τῶν βασι- 
λικῶν πραγμάτων (οὗς χοιαίστωρας αὐτοῖς ὀνομάζειν φίλον), ἅμα καὶ 
πατρίκιον αὐτὸν ποιητάμενος. Ὁ δὲ Γάλλος οὕτω παρὰ τοῦ Κωνσταν- 


P. Βατιρροί, 363 


IV. 


Haec cum accepisset Constantius e litteris sororis et. 
ex Oriente in Occidentem venisset, illos armis adoritur, et, 
ad ejus partes deficiente Bretannione, devicit. Quo tempore 
signum crucis ingens, mirifice emicans, adeo ut admirabili 
splendore superaret lucem diei, quum esset dies festus qui 
dieitur Pentecoste, pertingens a loco qui dicitur Calvariae 
usque ed montem Oliveti unde ascensionem suam fecit Sal- 
vator. Imperium ergo tenet Constantius, solus e Magni Con- 
stantini filiis superstes. 


v. 


Considerans igitur magnitudinem imperii et incertus 
pro imbecillitate humani ingenii quid ageret, nullumque |":8ἃ- 
bens ex suo genere, qui illum defenderet (necenim ipse fillium, 
nec quisquam ex fratribus habebıt), timuit ne rursus insur- 
geret tyrannus, qui ruinam imperii moliretur. Attente igitur 
inquisivit quem ex cognatis acciperet coheredem et imperii 
defensorem ; quod fecit constituendo Gallum, Juliani [ratrem, 
caesarem. Erat porro Gallus ei patruelis, quum Constantinus, 
Galli et Juliani pater, e3set frater Constantini Magni. Gallo 
ieitur Sirmii Caesari creato uxorem dedit sororem suam Con- 
stantinam Constantius, ut res securior et firmior esset. Adjunxit 
quoque eidem magistratus, quos ipse constituerat (non enim 
Gallo licebat id sibi assumere, quum esset Caesar) Thalassium 
nempe praefectum praetorio, Montium rationibus imperatoriis 
praepositum,quem etiam quaestorem appellare solemus, quem et 


264 FRAGM. D. Κα, D. Ῥηπϑτόπόιῦϑ. 
τίου reppIeig ἐπὶ τῆς ἑώας εἴχετο τῶν Trpaypatwv' ὃν αὐτίχα μαδόντες 
οἱ Πέρσαι κατωρρώδησαν, νέον τε αὐτὸν καὶ ϑερμὸν eis τὰ ἔργα πυδό 
EvOL, οὐχέτι ἐποιήσαντο τὴν ἐπὶ τοὺς Ρωμαίους ἐξέλασιν. Καὶ ὁ μὲν ἐν 
τῇ ᾿Αντιοχεία τῆς Συρίας ἦν, Κωνστάντιος δὲ ἐν τῇ ἑσπέρα χαδίστη τὰ 
πράγματα. Καὶ τότε δὴ μάλιστα χκαυαρύς ἡσύχασεν ἡ Ρωμαίων ἀρχὴ 
πρὸς ἀμφοτέρων φυλαττομένη. Ὁ δὲ Γάλλος τοῦ καίσαρος ἀιφιασάμενος 
ἀλουργίδα, za ἤδη τῶν πρώτων τῆς βασιλείας ἀρξάμενος ἐπιβαίνειν 
ἀναβασμῶν, οὐκ ἔμενεν ἐπί τῆς αὐτῆς γνώμης καὶ πίστεως ἧς πρὸς τὸν 
Κωνστάντιον ἐποιήσατο, ἀλλὰ βαρύς τις ἦν καὶ αχάϑεχτος χαὶ τὴν 
ὀργὴν ἀπαραίτητος φρονήματος γὰρ ἀκαίρου χαὶ βουλίς ἀνωμάλου 
δραξάμενος, ὑπερέβη τοὺς ὅρους καὶ Tis συνϑύκας ἐφαύλισεν is πρὸς 
τὸν Κωνστάντιον ἐποιήσατο, βαπιλικότερον τῶν πραγμάτων ἁπτόμενος, 
καὶ μετὰ πολλοῦ τοῦ Ὑράσους καὶ τίς ἀλαζονείας διαταττόμενος. Touc 
γὰρ ἄρχοντας οὺὃς σὺν αὐτῷ ἐπεπόμφει Κωνστάντιος, τῶν βασιλικῶν 
τε καὶ πολιτικῶν πραγμάτων ὄντας διαιτητάς, τόν TE πραιτωρίων 
ἔπαρχον Δομετιανὸν (ὁ γὰρ Θαλάσσιος ἐτεδνήχει) χαὶ τὸν ἐπὶ τῶν χο- 
ιαιστώρων Μόντιον, διὰ τὸ μύ, πειδαρχεῖν αὐτοὺς καὶ ὑπουργεῖν ταῖς 
παραλόγοις αὐτοῦ χαὶ ἀκαδϑέκτοις ὁρμαῖς, τοῖς στρατιώταις τῶν πο- 
δὼν αὐτῶν ἐξάψασσαι παραχελευσάμενος, ἐπὶ τῆς ἀγορᾶς συρίναι 
προσέταξε, καὶ αἰμφωτέρους ἀπέκτεινεν, ἄνδρας ἐν ἀξιώμασι διάπρε- 
ψαντας καὶ παντὸς χέρδους χαὶ λήμματος εὐρεϑέντας ὑψηλοτέρους, 
οὗς ὁ τῆς πόλεως περιστείλας ἐπίσχοπος ἔναψεν͵ αἰδεσθεὶς τὸ τῊς 
ἀρετῆς αὐτῶν ἀνυπέρβλητον. 

Ὁ δὲ Κωνστάντιος, ἐπειδὴ τάχιστα ἐπύδετο τὸ συμβᾶν, μετά- 
πέμπτον ὡς ἑαυτὸν ἐποιεῖτο τὸν Γάλλον. Ὁ δὲ εἰδὼς μὲν ὡς οὐκ ἐπ᾽ 
ἀγαδῷ τυγχάνει καλούμενος͵ ἐννοὼν δὲ πάλιν ὡς εἰ μὴ βούλοιτο ὑπαχούειν 
πόλεμον ἀνάγκη ποιεῖν ὅπλα πρὸς Κωνστάντιον ex τοῦ εὐδέως ἀράμενον, 
αἱρεῖται μᾶλλον τὰ τῆς εἰρήνης, χαὶ τὴν γυναῖκα προαποστείλας ὡς 
τὸν Κωνστόντιον ἐχμειλίξασϑαι, χαὶ αὐτὸς arms αὐτόμολος ἐπὲ τὸν 
xivöuvov, Ἢ μὲν οὖν Κωνσταντίνα προτέρα ἐξώρμησε προεντυχεῖν τῷ 
ἀδελφῷ καὶ αἰδέσατϑαι αὐτοῦ ὑπὲρ τοῦ ἀνδρὸς προδυμουμένῃ, τοῦ μή 
τι εἰς αὐτὸν βουλεύσασσαι αἀνήχεστον᾽ πολλῇ δὲ προϑυμία περὶ τὴν 
ὁδοιπορίαν χρωμένη εἰς νόσον τε ἔπεσε μεταξὺ πορευομένη, καὶ BeIuviag 
ἐπιβάτα ἐν σταὺμῷ τινὶ ταύτης Γαλλικάνῳ λεγομόνῳ ἀπέϑανεν. Ὁ δὲ 


P. ΒαΤΙΡΡΟΙ,. 265 


patricium fecit. Gallus in Orientem a Constantio missus, rebus 
ordinandis intentus erat. Persae autem, quum aAccepissent 
illum juvenem et ad res gerendas acrem, timuerunt, neque 
amplius incursionem in Romanos fecerunt. Gallus itaque An- 
tiochiae Syriae residebat. Constantius autem in Occidente 
rem publicam administrabat; et tunc erat maxime quictum 
Romanorum imperium, utpote quod ab ambobus custodiretur. 

Gallus autem quum purpuram caesaream induisset, su- 
premum imperii gradum conscendere parans, non permansit 
in sententia et fide quam Coustantio dederat. Ferox erat, sui 
impotens et irae implacabilis: mente enim ineptus et volun- 
tate inconstans, terminos praeteribat positos, conditionesque 
a Constantio factas contemnebat, et nimiam circa negotia 
potentiam affectabat, cum magna audacia et arrogantia omnia, 
disponens. Quos enim cum ipso magistratus miserat Con- 
stantius, quique imperialium ac civilium rerum arbitri erant, 
praetorio praefectum Domitianum (nam Thalassius obierat) 
et quaestorem Montium, quia non parebant neque inserviebant 
insensatis et effrenibus ejus appetitionibus, alligatis per mi- 
lites pedibus, jussit per forum trahi et ambos oceidi, viros in 
gerendis magistratibus egregios et quovis lucro et emolumento 
superiores. Quos guum composuisset civitatis episcopus se- 
peliit, insignem eorum virtutem reveritus. 

Constantius autem, quum audiisset id quod acciderat, 
Gallum ad se accersivit. Ille vero, quum sciret quidem se 
non vocari ad bonum aliquod, rursus autem recogitans quod 
si nollet parere oporteret bellum facere, redditis prutinus 
armis, elegit potius pacem, et praemissa conjuge ad mi- 
tigandum Constantium, ipse quoque sponte adibat pericu- 
lum. Igitur Constantina statim profecta est, ut fratrem con- 
veniret, studeretque propter reverentiam sanguinis prae- 
venire, ne quid funesti in maritum statueret. Quum vero 
prompto et alacri animo iter iniisset, in morbum incidit, et 
in Bithynia perveniens in statione quadam Gallicana dicta 


266 Εκααμ. νυ. Κα. D. PHiILostorsios. 

Γάλλος χαὶ τοῦτο παράδοξον αὐτῷ συμβᾶν μεγάλην συμφορὰν ποιησά- 
μενος, ὅμως τοῖς πρότω τῶν δεδογμένων οὐχ ἐξιστάμενος εἰς Νωρι - 
χοῦς ἀφίχετο εἰς πόλιν αὐτων Πυταβιώνα καλουμένην. ᾿Ενταῦθα δὴ ἀπὸ 
Μεδιολάνου καταπέμπεται στρατηγὸς Βαρβατίων, ἐχεῖ τοῦ Κωνσταντίου 
τὸ τηνικαῦτα τυγχάνοντος, ὃς τὸν Γάλλον ἀφαιρεῖται τῆς ἀλουργίδος, 
καὶ εἰς ἰδιώτην μετασχευάσας, ἐξόριττον αὐτὸν εἴς τινα νῆσον τῆς Δαλ- 
ματίας χατέστηε. 

Τοῦ δὲ Γάλλου εἰς τὴν νῆτον ἀπηγμένου͵ οἱ τὸ πᾶν ἐπ᾿ αὐτῷ συτστύ- 
σαντες͵ Εὐσέβιος δὲ μάλιστα ὁ εὐνοῦχος ὁ τὴν τοῦ πραιποτίτου τιμὴν 
ἔχων, καὶ οἱ σύν αὐτῷ, πείθουσι Κωνστάντιον ὡς τάχιστα τὸν Γάλλον 
ποιήησαῖϑαι ἐκ ποδῶν" ὁ δὲ πεισθεὶς πέμπει τοὺς ἀποχτενόντοαιςς αὐτόν, 
Καὶ on τούτων ἀφικνουμένων, πάλιν ὁ Κωνστάντιος εἰς ἔλεον μετεχλίθη, 
καὶ πέμπει διὰ ταχέων ἑτέρων γραμμάτων τὸν Γάλλον τοῦ πάδους ἀνα- 
χαλούμενος. Ὁ δὲ Ευσέβιος καὶ οἱ σὺν αὐτῷ πείδουσι τὸν πεμφϑέντα 
Μαστριανὸν μὴ πρότερον ἐπιστήναι δεικνύντα τὸ γράμμα πρὶν ἂν 
πύδοιτο τὸν Γάλλον ἀνηρημένον. Ἐγένετο ταῦτα, καὶ ὁ Γάλλος ἐτεδνήχει. 
Ὁ δὲ Κωνστάντιος περὶ τοῖς πράγμασι δείσας μὴ οὐχ οἷός τε ἦ μόνος 
ἀπάτης εἶναι τῆς ἀρχὴς ἐγχρατής, ἄλλως TE καὶ τῶν Γαλατῶν ὀξύ- 
ara δὴ καὶ ὁσότε προδυμηδείεν εἰς Tag τυραννίδας ἐγειρομένων, διά τε 
σώματος ἰσχὺν καὶ χουφότητα φρονημάτων, μετέμελε τότε τὸν Γάλλον 
ὑσεξελών, Καὶ λογισάμενος ὡς τὸ συγγενὲς τοῦ ὀννείου καὶ ἀλλογενοῦς 
ἀσφαλέστερον εἶναι μακρὺ πρὸς κοινωνίαν τῆς βασιλείας, ᾿Ιουλιανὸν τὸν 
σδελφὸν τοὺ Γάλλου ἐκ τῆς Ἰωνίας μεταπεμψάμενος, ἐν τῇ, Μεδιολίνῳ 
καίταρα ἀν! διιξεν, καὶ τὴν ἀδελφὴν αὐτῷ τὴν ἑαυτοῦ ᾿Ελένην εἰς γάμον 
ἐχδοὺς καὶ τὰ πιστὰ πρὸς αὐτὸν ποιησάμενος, τοῦτον μὲν ἐξέπεμψεν εἰς 
τὰς Γαλλίας φύλαχα τῆς ἐκεῖσε βασιλείας ἐσόμενον αὐτὸς δὲ εἰς Ἴλλυ - 
ριοὺς ἀφιχόμενος ἐν τῷ Σιρμίῳ διήγεν. 


᾿Αχούτας δὲ ταῦτα om οἱ πέραντοι Ἴστρου βάρβαροι μέλλουτιν 
ἐπιστρατεύειν τῇ τῶν Ῥωμαίων ἀρχῇ, ἀπάρας ἀπὸ τοῦ Σιρμίου πρὸς τὸν 
Ἴστρον διέβη, χαὶ πρὸς αὐτῇ τῇ ὄχθη χρόνον οὐχ ὀλίγον ποιήσας, ἐπεὶ 


4 


τὰ τὴν βαρβάρων ἠοέμει συστήματα, πάλιν ἐσὶ τὴν Θράχην ἤλαυνεν, 


P. ΒΑΤΊΡΡΟΙ,. 287 


obiit. Gallus autem, licet eventum hunc improvisum magnam 
sibi calamitatem reputaret, perseveravit in iis quae antea 
statuerat. Et quum in Noricorum civitatem Pytabionem vo- 
catam pervenisset, huc a Mediolano (ibi tune Constantius 
agebat) mittitur Barbation dux exercitus qui Gallum purpura 
spoliat et ad conditionem privatam redactum in insulam 
quamdam Dalmatiae relegat. 

Gallo in insulam abacto, illi qui omne crimen in eum 
congerebant, maxime Eusebius eunuchus praepositi dignitatem 
nactus, ejusque asseclae, persuadent Constantiv ut Gallum de 
medio quam primum tellat. Persuasus ille mittit qui eum 
interficerent. Sed illis jam profectis, Constantius, rursus in 
misericordiam inclinatus, mittit ocyssime alteras litteras 
quibus Gallus supplicio liberetur. Sed Eusebius ejusque asseclae 
persuadent Magistriano qui mittebatur ne prius adventaret 
cum litteris, quam Gallum fuisse interfectum audiret. Atque 
ita factum est ut Gallus interimeretur. 

Constantius de rebus publicis sollicitus, quod non posset 
solus totum imperium regere, praesertim quum Galatae quando 
vellent promptissime incitarentur ad seditionem, tum propter 
corporis vires tum propter animi levitatem, jam ducebatur 
poenitentia quod Gallum interfecisset. Et quum reputasset 
sanguine conjunctos esse esternis et alienis longe securiores 
ad imperii sorietatem, Julianum, Galli fratrem, ex lIonia 
accersitum Mediolanum, creat caesarem, dataque in conjugem 
sorore sua Helena, fidem ejus accepit et in Gallias misit, fu- 
turum illic custodem imperii. Ipse autem in Illyricum veniens 
degebat Sirmii. 

Quum autem intellexisset barbaros ultra Istrum ac- 
colas ducturos esse exercitum adversus Romanum imperium, 
Sirmio profectus transiit Istrum, atque ad fluminis ripam 
diutius commoratus, barbaris nihil tunc moventibus, in Thra- 
cium properarvit. 


ὁ68 FRAGM. Ὁ. Κα. D. PHILOSToRGIÜS. 


vl. 
Philostorg. III, 2 — Joan. cap. 17 (Mai, p. 352-353). 


Λέγεται δὴ περὶ Κωνσταντίου ὅτι οὐ μόνον τὰ πρὸς σεὸν σπουδαῖός 
τε καὶ ἐράτμιος ὑπήοχεν, ἐπεὶ τά γε ἀλλα μέτριος. Καὶ εὐσχημοσύνης ἐς 
τὰ μάλιστα ἐπιμελούμενος, καὶ σωφροτύνης ἄκρος ἐπειλημμένος περί TE 
τὴν δίαιταν καὶ τὸν ἄλλον τρόπον καὶ πλείστην γὲ τὴν εἰς τὰς ἐχχλη- 
σίας ἐποιεῖτο σπουδὴν, μακρ τὸν ἑαυτοῦ πατέρα ταῖς περὶ ταῦτα 
προπυμίαις ὑπερβαλέσϑαι φιλοτιμούμενος, Καὶ τὴν τε ἐχχλησίαν ἐδείματο 
τὴν μεγίστην ἐν τῇ πόλει τοῦ πατρὸς πλητίον τῆς γερουσίας, χάτωϑὲν 
τοῦ ἔργου καὶ Ex χρηπίδων ἀρξάμενος, Hal τὸν τοῦ πατρὸς τάφον τιμῶν, 
ἐξυρχοδομήτατο μέγιστον ἐκεῖ υὙρησχευτήριον, καὶ ᾿Ανδρέαν τὸν ἀπό- 
στολον ἐκ τῆς Αχαΐας μετεένεγχὼν ἐκεῖ μετέσηκεν, χαὶ μὴν καὶ Λουκᾶν 
τὸν εὐαγγελιστὴν ἐκ τῆς αὐτῆς μετέϑηχεν ᾿Αχαΐας, καὶ Τιμόσεον ἐξ 
᾿Εφέσου τῆς Ἰωνίας. 


vll. 
Philostorg. VI, 5-7. — Joan. cap. 19-21 (Mai, p. 354-356). 


Ὁ de Κωνστάντιος ἄρας ἀπὸ τῆς Κωνσταντινουπύλεως, τὴν ἐπὶ τῆς 
Συρίας ἐποιεῖτο ὁδόν, καὶ φυάσας τὴν μεγαλόπολιν ᾿Αντιόχειαν, αὐτοῦ 
καταπσχηνοῖ, τὸν πρὸς τοὺς Πέρσας ἑτοιμχζόμενος πόλεμον. Αὐτοῦ δὲ 
χρονοτριβήταντος ἐν τῇ πόλει καὶ τὸν στρατὸν ἐξαρτύοντος, ἀφίκετο 
γράμματα πρὸς αὐτὸν δηλοῦντα τὴν τοῦ ᾿Ιουλιανοὺ ἐπανάστασιν. Ὁ γὰρ 
Ἰουλιανὸς ἐπὶ φυλακῇ τῶν ἑσπερίων εἰς τὰς Γαλλίας ὑπὸ τοῦ Κωνσταν- 
τίου καῖσαρ ἀποδειχϑείς, αὐτὸς ἐπὶ πλεῖον ἐν τῷ τοῦ καίξαροξ σχήματι 
εἶναι un ἀνασχόμενος, τό τε διάδημα περιτίθεται καὶ τῆς μείζονος ἀνθάταὰ - 
τεται βασιλείας. Επεὶ δὲ ἀντελάβετο τῶν τοραγμάτων οὐχέτι μικοῦν οὐδὲν 
ἐνενόει, οὐδὲ διαμέλλειν ἐγίγνωσχαξ δεῖν, ἀλλὰ τὴν Εὐρώπην τέως ὑφ᾽ ἑαυτῷ 
ποιήσασσαι πᾶσαν ἐθέλων ὁπόση Ῥωμαίοις ὑπαχούει, τῷ στρατῷ συντα- 
ξάμενος διό Γερμανῶν ἐπὶ τὸν Ἴστρον ἐχώρει, καὶ τῆς πέραν ὄχθης λα- 
βόμενος, διὰ τῶν ἐχείνης χωρίων ἤλαυνεν, ἀμφοτέρους τοὺς ὑπάρχους 
διαλανών, τόν τε τῶν Ἰταλιών Ταῦρον οὕτω καλούμενον καὶ τὸν Ἰλλὺυ- 
prwv Φλορέντιον᾽ ᾿Επεὶ δὲ χατὰ Παίονας ἐγένετο, διαβὰς ἐπί Κάτερα τὸν 


P. BATIFFOL. 269 


ΥΙ. 


De Constantio refert quod non solum erga Deum zelum 
et pietatem habebat, sed et erat in omnibus modestus, excul- 
tissimi habitus et summae sapientiae, tum in victu, cum in 
moribus. Maximo insuper in ecclesias zelo flagrabat, in quo 
et patrem superare munificentiis studebat. Aediflcavit itaque 
magnam ecclesiam in Urbe, curiae vicinam, a fundamento 
opus aggressus, et, patris sepulchrum honorans, sanctuarium 
magnum in loco ipso extruxit, ubi corpus Andreae apostoli 6 
Graecia advectum deposuit, itemque [1686 evangelistae corpus 
ex eadem Graecia advectum, et Timothei ex Epheso Ioniae. 


vn. 


Constantius Constantinopoli iter in Syriam instituit, 
et quum ad magnam civitatem Antiochiam pervenisset, ibi- 
dem commoratus est bellum paraturus adversus Persas., 
Quum autem ibidem resideret et exercitum instrueret, ad- 
venere litterae yuae Julianum rebellem docebant. Julianus 
enim, ut jam antea a me declaratum est, ad custodiam Oc- 
cidentis in Gallis a Constantio Caesar declaratus, non ferens 
diutius im gradu Caesaris perseverare, diadema sibi imposuit 
et summum iınperii fastigium capessivit. Ut vero imperium 
usurpavit nihil jam parvum cogitabat, neque cunctandum 
sibi existimabat, sed in suam volens redigere potestatem 
totam quae Romanis obedit Europam, instructo exercitu per 
Germanos ad Isırum perrexit, gt cum ulteriorem ripam atti- 
gisset, per loca illa ducebat exercitum. Clam vero praefectis 
Italiae quidem Tauro et Illyricis Florentio, ad Paeonas venit, 


210 FRAGM. Ὁ. KG. D. PHILOSTORGIDS. 

ποταμόν, αὐτίχα Tüv τε Ἰλλυρίδα πᾶσαν ὑφ᾽ ἑαυτῷ γὴν εἶχε, καὶ τὰς 
᾿Ιταλίας καὶ τὰ μέχρι τοῦ ἑσπερίου ὠχεανοῦ σύμπαντα ἔθνη ὁπόσα τῆς 
Ῥωμαίων ἐπιχρατήσεως ἦν 

Ὁ δὲ Κωνστάντιος ταῦτα διὰ τῶν γραμμχτων μαδὼν ἐταράχϑη τε 
εἦσπερ χαὶ εἰκὸς ἦν, καὶ περὶ τῆς Κωντταντινουπόλεως μάλιστα δείσας 
νὴ (ὅπερ χαχεῖνος διενοεῖτο) φθάσειεν αὐτὴν, ὑφ᾽ ἑαυτὸν ποιησάμενος, 
ἠπείγετο κατὰ τὸ δυνατὸν rpoxaralaßıv Ἔν ὅσῳ δὲ ὃ στρατὸς 
χὐτῷ συνελέγετο κατὰ τὰς πόλεις τῆς ἑώας ἐσχεδασμένος, χαὶ ἔμελλεν 
ἐξαρτύ:σσαι ὡς πρὸς τοταύτην ὁδόν, σημαίνει τοῖς ἐπισκόποις εἰς τὴν 
Νίχαιαν αὐτὸν ὡς ὅτι τάχιστα φϑῆναι προαφιχομένους᾽ ἐμελέτα ap δεὺ- 
τέραν ἐν αὐτῇ συγχροτῆσαι σύνοδον, παρὰ τῶν δυσσεβῶν Αοξιανών κατα 
τοῦ ὁμοουτίου παροτρυνόμενοΞ. Επεὶ δὲ τὴν Κιλικίαν διεξελνων εἰς Tas 
Μόψου καλουμένας χρήνας σφίχετο, ἀσθένειά τις αὐτῷ ἐξαπιναίως προ- 
σέπετε, καὶ οὐκ οἷός τε ἦν ἔτι τὸ πρότω χωρεῖν, Ὡς δὲ ὕσθετο φαύλως 
ἔχων ἤδε χαὶ οὐχ ἂν βιωσόμενος, τὴν ταχίστην τὸν ᾿Αντιοχείας ἐπ- 
ἴσχοπον μεταπέμπεται Εὐζώιον, καὶ αὐτῷ βαπτίται αὐτὸν ἐπιτρέπει" 
βαπτιτάμενος δὲ καὶ μιχρὸν ἐπιβιούς, αὐτόθι προλείπει τὸ ζίν, βατιλεύτας 
τὰ σύμπαντα ἔτη τεσσαράχοντα, τὰ μὲν ἡμίσεα μετὰ τοῦ πατρόξ, τὰ δὲ 
ἐπίλοιπα μόνος. Αὐτὸν δὲ ἡ στρατεία ὀλοφυραμένη, χαὶ τὰ νομιζόμενα ἐπ᾽ 
αὐτῷ τελέσασα, λάρνακι τοῦτον ἐνέθεσαν͵ τοῖς εἰωθόσιν εἰς τὸιϊ διαρκέσαι 
σχιυάσαντες τὸν νεχρὸν, χαὶ εἰς ἁρμαμάϊξαν ἐνπέμενοι, ἐχόμιζον ἐπὶ τὴν 
Κωνσταντινούπολιν͵ σὺν τοῖς οἰκείοις ἔχαστοι ὅπλοις αὐτῷ ἐφεπόμενοι, καὶ 
χατὰ τὸν ἀυτὸν χότμον ὅνπερ χαὶ ζῶντος ὑπὸ τοῖς ἡγεμόσι τεταγμένοι 
ἐτύγχανον. 

Οὗτοι μὲν διὰ τὴν Κωνστατινούπολιν εἶχον ἄγοντες τὸν νεχρόν, χαὶ 
᾿Ιουλιανὸς συνομάοτησεν ἐκ τῶν Ἰλλυριὼν ἀφιχόμενοξ, καὶ δὴ βεβαίως 
ἔχων τὴν πᾶσαν βασιλείαν, οὐδενὸς αὐτὸν μετὰ τὸν Κωνσταντίου ϑάνατον 
ἐναντιωθήναι τολμήσαντος᾽ κομιζομένου δὲ τοῦ ven) ἐπὶ τῷ νε τῶν 
ἀποστόλων ἵναπερ αὐτὸν χαταθήτειν πλησίον τοῦ πατρὸς ἔμελλον, 
αὐτὸς ἡγεῖτο τῆς κλίνης τὸ διάδημα τῆς χεφαλῆς περιελών' ἐπεὶ δὲ 
ἔθαψαν αὐτόν, ἐπὶ τὰ βασίλειχ ἤδη ἀπαλλαττόμενος τό τε διάδιχια 
ἐπέδετο αὖθις, χαὶ τῶν πραγμάτων ἐγκρατιὶΞ ἦν, κόνοΞ ἤδη τὴν ὅλην τῶν 
Ῥωμαίων βασιλείαν ὑποζωϑτάμενος, 


P. ΒΑΤΙΕΡΟΙ, 927] 


trajectoque flumine statim universam Illyriam et [{Ἀ} 1 πὴ 
atque omnes gentes quae erant imperii Romani usque ad 
oceanum sub sua accepit potestate. 

Constantius, quum haerc per litteras didicisset, ut par 
erat, conturbatus est, et de Constantinopoli sollicitus ne 
(quod ille animo cogitabat) eam prior in suam redigeret po- 
testatem, totis viribus festinabat eam praeoccupare. Interea 
dum colligitur exercitus per civitates Orientis dispersus, et 
ipse se ad tantum iter parat, signiflcat episcopis uti Nicaeam 
quam citissime eum praeveniant: intendebat enim, ab Arianis 
exercitatus, istic secundam celebrare adversus consubstan- 
tialitatem Synodum. Quumque, transmissa Cilicia, ad Mopsi 
(ut vocantur) fontes venisset, subita illum infirmitas invasit, 
πος poterat ulterius progredi. Οἱ autem se sensit male ha- 
bere et forsan moriturum, Antiochiae episcopo Euzoio quam 
celerrime vocato, petiit ut baptizaretur, susceptoque baptismo 
parum supervixit, et illic defunctus est postquam regnavit 
annis omnino quadraginta, viginti nempe cum patre, reliquis 
solus. Postquam eum deffievit et justa ei persolvit exercitus, 
loculo inclusum mortui cadaver et consuetis aromatibuscon- 
ditum imposuerunt currui et secuti sunt Constantinopolim, 
unoquoque militum propria arma ornatumque qualem ipso 
vivente sub ductoribus habebant ferente. 


Atque ii quidem Constantinopolim venerunt ferentes 
corpus. Venit et Julianus ex Illyria, jam firmiter tenens im- 
perium universum, ‚nemine post mortem Constantii auso ei 
repugnare; cuumque deferrebatur defuncti corpus ad ecclesiam 
Apostolorum ut juxta patrem tumularetur, Julianus deposito 
diademate lectum praecedebat. Postquam sepelierunt :eum, 
Julianus in palatium redux diadema rursus sibi impovsuit, et 
rerum potitus universum Romanum imperium gubernarvit. 


272 FRAGM. Ὁ. Κα. D. PHIl.OSTORGIOS. 


vn. 
Philostorg. VII, 1. — Joan. cap. 21-24 (Mai, p. 356-358). 


Ἐπεὶ οὖν ὁ Κωνστάντιος ἐκ ποδὼν ἦν, εἰς τοὺς ὑπολειπομένους καὶ 
μάλιστα τ» φθόνῳ τὴν αἰτίαν παρατχομένους τῆς ἀναιρέσεως Γάλ- 
λου, ἀνέψυχε τὸ ζέον τῆς ὀργήξ. Kat αὐτίχα Εὐσέβιον μὲν τὸν πραι- 
WÖNTOV τῆς χεφαλῆς ἀφαιρεῖται, διότι τὴν ἀρχὴν τε. ἐφαίνετο ἐκ 
τῶν ἑαυτοῦ διαβολῶν τὸν Awavra Tr) Γάλλῳ φόνον συγχερασάμενος" 
Παῦλον δὲ τὸν σπανὸν εἰς τοὺς ὑπογραφέας τοῦ βασιλέως τελοῦντα πυρὲ 
παραδίδωσιν, ὡξ πολλὰ δὴ μᾶλα τῷ Γάλλῳ ἐμπικρανάμενον᾽ τούτους 
μὲν ἀμφοτέρους εἰς τὴν Χαλχηδόνα διαπέμψας, ἐκεῖ τῇ οἰχεία Sen 
ὑπάγει ἑχάτερον. Ανεῖλεν δὲ καὶ Γαυδέντιον στρατηγὸν τῆς Ἀφρικῆς, καὶ 
ἄλλους τινᾶς, ὁπόσοι τι εἰς αὐτὸν πεπαρωνήχεσαν. 

Ὁ γὰρ ᾿Ιουλιανός, ὡς δεδήλωται, τὴν τών Ρωμαίων βασιλείαν ὑπὸ 
ζωσάμενοΞ ἐσπούδαζε μάλιστα τὸν ἑλληνισμὸν ἐπανορθοῦν" πανταχοῖ" 
τοίνυν γρόμματα διχπεμπόμενος, ἐχέλευε τὰ τούτων τεμένη καὶ τοὺς Bro 
μοὺς ἀνιττᾶν μετὰ πολλῆξ σ“πουδὴς τε καὶ προθυμίας καὶ ὅσας ὁ μέγας 
Κωνσταντῖνοξ ταῖς ἐχχλησίαις προτόδουξΞ ἀπένειμε χαὶ ὁ τούτου υἱὸξ 
Κωνστάντιος, ταύτας ἀφελὺν τοῖς τῶν δαιμόνων ναοῖς ἀφιέρωσεν, ἄντ᾽ 
ἐπισχόπων καὶ πρεσβυτέρων χαὶ διακόνων, χαταστήτας τζαχόρους, χαὶι 
ν-υχό2ουξ, καὶ ῥάνταξ, καὶ σύτας, καὶ χχανηρόρϑυξ, χαὶ ὅξας ὁ ἑλληνικὸς 
ὕθλοΞ ἐπιρημίξει προτωνυμίας᾽ ταῦτα μὲν οὖν χαὶ ἕτερα διεπράττετο 
χατὰ τὴν ωνσταντινούπολιν 

Μετὰ δὲ ταῦτα μητρὺξ aurod ἀδελφὸν ἔχων ᾿Ιουλιανὸν τοὔνομα, 
τὴν τοῦ χριστιανισμοῦ σρησχείαν ἀπαρνητάμενον διὰ τὴν ἐχείνου χάριν, 
καὶ πολλὴν ὑπὲρ τοῦ ἑλχηνισμοῦ προπυμίαν ἐπιδεικνύμενον, ἄρχοντα τῆς 
ἑύας Ev χαλοῦτι κόμητα ἐξέπεμψεν, ἐντειλίιενος τὰ μὲν τῶν ἐχχλησιών 
πράγματα κακοῦν τε καὶ διχφθείρειν, πανταχοῦ δὲ χαὶ διὰ πάτης ἰδέας 
τὸν ἑλληνισμὸν αὔὐξειν τὸ καὶ ἐπαίρειν. Ὁ δὲ ἀφικόμενοΞ ἐν ᾿Αντιοχεία 
ἐπειρᾶτο μείζω τῶν ἐντεταλμένων τοῖς ἔργοις φαίνεσθαι, καὶ δὴ προτα.- 
φαιρεῖται μὲν πατὺν τῶν ἐκχλησιῶν ἅπαντα τὰ χειμήλια ὅσα ἐν ἀργύρῳ 
τε καὶ χρυσῷ καὶ σηρικοῖς ὑράστμασι διετέλει, ἀποκλείει δὲ καὶ τὰς ἐχ- 
χλησίας τοῦ μή τινα εἰσφοιτόν ἐν αὐταῖς εὐχῆς ἕνεκα, χλεῖθρα χαὶ μο- 
χλοὺς τοῖς πυχόσιν ἐπιβαλών᾽ καὶ ταῦτα μὲν χατὰ τὴν ᾿Αντιόχου πόλιν 
ὁ Ti ἀνατολίᾳ ἄρχων εἰργάξετο. 


P. BATIFFoL. 273 


VII. 


Mortuo igitur Constantio, in superstites qui causam prae- 
buerant Galli occidendi irae suae furorem ostendit: Eusebium 
quidem praepositum capite plectit, quia suis calumniis vide- 
batur praecipue immixtus Galli occisioni ; Paulum vero Hi- 
spanum, unum ex scribis imperatoris, igni tradidit, utpote 
qui multa acerba in Gallum protulisset ; ambos Chalcedonem 
misit suo quemque supplicio afflciendum. Sustulit: et Gau- 
dentium ducem exercitus Africae, et alios quosdam qui jpsi ° 
insultaverunt. 


Julianus, manum clavo imperii admovens, restituere gen- 
tilismum maxime studebat. Missis igitur ubique litteris, ju- 
bebat templa et altaria deorum prompto et alacri animi studio 
redintegrari, et tollens quos Constantinus Magnus ejusque 
filius ecclesiis reditus attribuerat, templis idolorum donavit; 
item episcopis, presbyteris ac diaconis substituit aedituos, 
custodes, aspersores, sacrificos, «anephoros et id genus no- 
mina quae nugacitas gentilis excogitat. Haec et alia fiebant 
Constantinopoli. 


Post haec cum matris suae fratrem haberet Julianum 
nomine, qui ut imperatori gratificaretur christianum cul- 
tum abjuraverat et magnam pro gentilismo monstrabat ala- 
critatem, illum praefectum Orienti sub comitis nomine Con- 
stituit, jussitque ut res ecclesiasticas vexaret et disperderet, 
ubique autem et omni ratione gentilismum augeret et extol- 
leret. Ile profectus conabatur Antiochiae plura exsequi quam 
quae fuerant imperata: ecclesiis quidem cunctis abstulit 
omnia pretiosa in argento, auro et sericis vestimentis, clausit 
quoque ipsas ecclesias ne quis orationis causa intraret, clau- 
stris et vectibus impositis. Atque haec faciebat Antiochiae 


orientis praefectus. 
Rön. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 111]. 18 


2374 FRAGM. Ὁ. KG. D. PHILOSTORGIVS. 


Ὁ δὲ βασιλεὺς Ἰουλιανὸς ἔτι κατὰ τὴν Κωνσταντινούπολιν διεῖ λκέ 
τινα χρόνον, τὰ ἐν ταύτη χρατύνας εἰς ὅπερ ἐνομίζετο μάλιστα τῇ Bası- 
λείᾳ συμφέρειν, χαὶ ὅπως ὁ ἑλληνισμὸς αὐτῷ πρὸς τὸ μεγαλειότερον 
ἐξαρϑὴ σκοπῶν τε καὶ πραγματευόμενος. Ἄρας οὖν ἐκ τῆς Κωνσταντι- 
νουπόλεως σὺν παντὶ τῷ στρατῷ τὴν ἐπὶ τῆς Συρίας ἐποιεῖτο ὁδόν διε- 
λθων τοίνυν ἅπααν τὴν Φρυγίαν, χαὶ πρὸς τὴν ἐσχάττν αὐτῆς πόλιν τὸ 

. ᾽ ’ ’ ‚.e 4 ᾿ ’ ’ 4 
χαλούμενον [χόνιον xatavrizas, ἐξέκλινε τὴν ἰσαυρίαν χαταλιπιύν, καὶ 
τὸν λεγόμενον Ταῦρον ὑπεραναβάς, ἦλθεν ἐπὶ τὰς πόλεις τῆς Κιλιχίας, 
χαὶ τῷ σταῦμῳῷ προσπελάσαξ τῷ ἐν Ἰσσῷ, αὐτοῦ κατασκηνοῖ, τὸν ἐχ 
Μακεδονίας ᾿Αλέξανδρον μιμησάμενος" αὐτόϑι γὰρ χαχεῖνος ἐν Ἴσσῳ τὸν 
πρὸς Δαρεῖον τῶν Περσῶν βασιλέα συνεχρότησε πόλεμον, χαὶ τοῦτον 
νικήσας, ἐπίσημον τὸν τόπον εἰργάσατο ExstIev τὸν σσικὸν χόλπον 
διαπεράσας ἦλδεν ἐν Ταρσοῖ τῇ πόλει, χαχεῖθεν εἰς ᾿Αντιόχειαν, ϑυμομα - 

.“ ᾿ - “ 4.» ’ N . ’ » » 
χῶν κατὰ τῶν Χριστιανῶν χαὶ ἐπαπειλούμενος τὸ τούτων εἰς ἅπαν ἐξα- 


λείφειν ὄνομα. 


IX. 
Philostorg. VII, 8, 12, — Joan. cap. 51-57 (Mai, p. 379-384). 


Ὁ δὲ ᾿Ιουλιανὸς ἐπὶ τὴν Δάφνην ὥρμησε τὸ προάστειον (ὡς προέφη- 
μὲν) συσίας ἑτοιμαξζόμενος τῷ ᾿Απόλλωνι, καὶ χρησμοὺς rap αὐτοῦ δέ- 
ξασθαι προσδοχών, Ἡ δὲ Δάφνη προάστειόγ ἐστι τῆς ᾿Αντιοχείας, ἐπὶ 
τῶν ὑψηλοτέρων αὐτῆς χωρίων χείμενος, ἄλσεσι παντοίοις συνηοεφές" 
πολυπρεμνότατον γὰρ καὶ πολυχαρπότατόν ἐστι τὸ χωρίον, ἕνϑδα τῶν τε 
ἄλλων παντοίων δένδρων καὶ δὴ καὶ χυπαρίττων ἐξαίσιον πεφύτευται 
χρῆμα, πρός τε κάλλος καὶ ὕψωμα καὶ μέγεθος οὐ συμβλητόν νάματά τε 
πανταχύ, διαθέει ποτίμων ὑδάτων, μεγίστων αὐτόθι πηγῶν avadıdc- 
μένων, ἀφ᾽ ὧν χαὶ ἡ πόλις ἐν ὀλίγαις δὲ πόλεων ἐνυδροτάτη, τυγχᾶνειν 
δοχ:" χαὶ μὴν χαὶ οἰκοδομαῖς λαμπραῖς χαταλύσεων χαὶ λουτρῶν χαὶ 
τῶν ἄλλων κατασχευών, εἴς τε χρείαν χαὶ κόσμον εὖ μᾶλα πολυτελῶς 
ἐξήσχηται τὸ χωρίον. ᾿Ενταῦθα χαὶ ἄλλων μὴν δαιμόνων ναοί τε καὶ 
ἀγάλματα ἦν͵ διαφερόντως γὲ μὴν τὸ τοῦ ᾿Απόλλωνος ἐξ ἀρχαίων τῶν 
χρόνων ἐνυπήοχε δερατσευόμενον' αὐτόθι γᾶρ καὶ τὸ περὶ τὴν Δάφνην τὴν 
παρθένον συμβῆναι πάθος" ὁ ἑλληνιχὸς ἔπλασε μύθος᾽ ἧς δὴ μάλιστα 
φέρειν ἔτι δοχεῖ τὴν ἐπωνυμίαν ὁ τόπος. 


P. ΒΑΤΊΕΕΟΙ,. 275 


Interea Julianus imperator Constantinopoli morabatur, 
in ea corroborans quae videbantur maxime conferre ad bo- 
num imperii et studiose omnia disponens ut gentilismus ma- 
gnifice extolleretur. Dein cum exercitu profectus Constantino- 
poli in Syriam iter instituit, et, per Phrygiam transiens, cum 
attigisset extremam ejus civitatem Iconium, omissa Isauria, 
Taurum montem superavit et accessit ad civitates Ciliciae ac 
ad stationem ad Issum, ubi castrametatus est, exemplum 
Alexandri Macedonis sequi affectans. Nam iste cum Dario, 
Persarum rege, illic praelium commisit, et parta victoria 
locum celebrem reddidit. Istince Issicum sinum trajiciens, 
Tarsum civitatem venit, hinc Antiochiam, plenus irarum in 
Christianos, eorumque nomen se deleturum minans. 


IX. 


Julianus interea ad suburbium Daphnem venerat ut sa- 
crificia Apollini pararet, a quo oracula edenda sperabat. Est 
autem Daphne Antiochiae suburbium, in edito loco situm 
omnique plantarum varietate ornatum, frondosum, fructife- 
rum, ubi arborum, praesertim cypressorum, est maxima mul- 
titudo, pulchritudine, altitudine et magnitudine incompara- 
bilis. Fluenta quoque aquarum poculentarum scaturientibus 
inde maximis fontibus reperiuntur, unde omnium civitatum 
maxime aquis Antiochia abundat. Et locus ipse constructio- 
nibus habitaculorum et lavacrorum atque id genus commo- 
ditatum ad usum et splendorem mirifice exornatus est. Istic 
plurimorum deorum templa et imagines, sed prae raeteris 
colebatur ab antiquo Apollinis delubrum, quoniam istic ac- 
Cidisse fertur quod gentilium fabulae narrant de virgine 
Daphne, cujus maxime usurpasse nomen locus videtur. 


276 FRAGM. Ὁ. KG. D. PHILOSTORGIUS. 

Τὸ δὲ ἄγαλμα τοῦ Ἀπόλλωνος τοίονδ: τὴν χατασχευὴν iv ἐξ ἀμ.- 
πέλου μὲν αὐτοῦ συνεπεπύήγει τὸ σώμα πανθαυμάστη δὴ τέχνη πρὸς μιᾶς 
συμφυῖας ἰδέαν συναρμοτθέν, χρυσῷ δὲ πᾶξ ὁ περικείμενος πέπλος ἀμ - 
φιεννύμενος τοῖς παραγεγυμνωμένοις χαὶ ἀχρύσοις τοῦ σώματος εἰς 
ἀφραττόν τι τυνεφθέγγετο κάλλοΞτ᾽ ἐστωτί Te μετὰ χεῖρας ἦν ἡ κιθάρα, 
μουσαγετοῦνταά τινα ἐκμιμουμένῳ᾽ αἵ TE χόμαι καὶ τῆς δάφνης ὁ στέ - 
φανος τὸν χρυτὸν ἀναμὶξ, ἐπήνθουν, ὡς ἤμελλε χάρις ἐξαστράψειν πολλὴ 
τοῖς σεχσομένοις᾽ ὑάχιννοί τε αὐτῷ δύο λίθοι μέγαλοι τὸν τῶν ὀφθαλιιων 
ἐξεπλύρουν τόπον, κατὰ μνήμην τοῦ ᾿Αμυχλαίου παιδὸς Ὑακίνθου, χαὲ 
ἀεὶ τὸ τών λίδων χάλλος καὶ μέγεδος τὸν μέγιστον προϑτετέλει τῷ ἀγάλ - 
ματι κόσμον, ἐνταξάντων περιττώς πρὸς ἀξιοῤῥέπειαν αὐτοῦ τῶν ἐργαι - 
σαμένων ἵνα πλείστους ἀπατᾶσθαι περὶ αὐτοῦ συμβαίνη τῷ περικαλλεῖ 
τὴς προφαινομένης μορφῆς, εἰς τὸ προσχυνεῖν αὐτοὺς δελεαζομένους" 
ὅπερ οὖν χαὶ χὐτὸς ὁ Ἰουλιανὸς πεπονθὼς ἦν. Πλείονα γοῦν ἢ σύμπασι 
τοῖς ἀγάλμασι προτήγε τὴν δεραπείαν, χιλιόμβας ὅλας ἐξ ἑκάστου γένους 
αὐτῷ συόμενος. 

Ἐπεὶ δὲ αὐτῷ πάντα ποιοῦντι χαὶ πραγματευομένῳ ὅπως χρώη τὸ 
ἄγαλμα πλέον ἦν οὐδέν, ἀλλὰ τοῦτό τε καὶ τὰ λοιπὰ αὐτόθι σύμπαντα 
ἀγάλματα βαθεΐα σιωπὴ χατεῖχεν, ἐνταῦθα νομίσας τὰ ἀπὸ τίς γοητείας 
ἐνδεῖν, ἣν ἱερουργίαν καλοῦσιν Ἕλληνες, Εὐσέβιόν τινα μέγιστον: ἐπὶ τοὶ 
ταῦτα δύνασθαι χεχτημένον ἐν Ἕλλησι χλέος μεταπεμψάμενοξ, τούτῳ 
προσέταττεν ἐπίπνουν ὡς μάλιστα καὶ ἐνεργὸν ἀποφαίνειν, μηδενὸς εὖν 
εἰς τοῦτο προσδεῖν αὐτῷ νομίζοι φεισάμενος" τῷ δ᾽ ἐπειδὴ πάσας ἑαυτοῦ 
χεχινηχότι τὰς μηχανος χαὶ μηδὲν ὅ τι πλέον ἄν ἐπινοήσειεν ὑπολειπὸ - 
μένῳ, τὸν ὅμοιον ἐσεσιωπήκει καὶ πατὰ φύσιν τρόπον, οὐδὲν τι μᾶλλον ἢ 
καὶ ποῦ τ᾽: φοεγγόμενον, ἐνταῦσα ἡδη πρὸς τοῦ ᾿Ιουλιανοῦ ἐρωτώμενος 
καθότι μάλιστα σιωπῴη, χαὶ πάντων τελεσθέντων ἐπ᾿ αὐτῴ τῶν 
νομξομένων παρ αὐτοῖς, Βαβύλαν ἔφη τῆς σιωπῆς τοὐτού τε χαὶ 
τὸν λοιπών ἀγαλμάτων αἰτιώτατον εἶναι, αὐτοῦ ἐν τῇ Δάφνη χειμένου, 
ὡς τῶν σεῶν τὸν νεχρὸν αὐτοῦ βδελλυττομένων, καὶ διὰ τοῦτο τοῖς ἔδεσι 
σφῶν ἐπιφοιτᾶν οὐχ ἀνεχομένων᾽ οὐ γὰρ ἠβούλετο τὴν ἀληνϑεστατην 
αἰτίαν εἰπεῖν, οὐ παντάπασί γε αὐτῶν ἀνεπαίσπνητον, ὅτι δὴ χρείττων 
δύναμις ἦν, ἡ τὰς τών δαιμόνων ἐνεργείας πεδ᾽ηταμένη ἀλλως τε χα’ 


P. BATIFFOL 277 


Apollinis autem statua istiusmodi erat. Totum corpus 
ex vitis ligno efformatum erat, arte tam mirabili, ut ma- 
teria perpetua eflictum videretur : auro illitus erat totus quo 
induebatur amictus; nudatae vero et non auratae corporis 
partes inenarrabilem ostendebant pulchritudinem: stanti erat 
prae manibus cithara, quam pulsare videbatur, caesariesque 
ac corona laurea auro permixta efllorescebant, ita ut specta- 
tores in magnam admirationem raperentur; duo magnı hya- 
einthi vicem oculorum explebant in memoriam Hyacinthi, 
pueri Amyclaei; gemmarum quoque pulchritudo et magnitudo 
maximum addebant imagini ornatum, opifices omnia cum de- 
core maximo ita disposuerant, ut plurimos decipi contingeret, 
ftormae pulchritudine ad adorationem inclinante. Quod ipsi 
quoque Juliano evenerat; majorem enim quam caeteris ima- 
ginibus impendebat venerationem, millia ex singulis generibus 
ei sacrificans animalia. 

Quum omnia faceret et moliretur nt oraculum ederet 
imago, nihil proficiebat, sed haec et reliquae statuae altum 
tenebant silentium ; existimavit itaque ad magicas artes, 
quas hierurgiam appellant, recurrendum esse. Eusebium 
quemdam, qui istiusmodi artis peritissimus inter gentiles ce- 
lebrabatur, accersiri jubet cui mandat ut omnem industriam 
et efficaciam suam recolligat, neque ulli rei opportune adlıi- 
bendae parcat. Cum autem nihil non machinatus fuisset, 
industriaeque suae nihil reliquum fecisset, statua tamen ni- 
hilo minus quam antea tacebat; interrogatus itaque a Ju- 
liano causam istiusmodi silentii, utpote quum omnia com- 
pleta essent quae regulae artes requirerent, respondit Ba- 
bylam in Daphne depositum praecipuam esse causam silentii 
tum hujus tum reliquarum imaginum, diis nempe hunc mor- 
tuum exsecrantibus ac propterea statuis suis vim divinam 
infundere renuentibus. Nolebat enim veram silentii causam 
ipsi tamen non omnino incognitam preferre, scilicet sancti 


218 FRAGM. D- KG. ν. PHILOSTORGIUS. 
τοῦ δαίμονος αὐτῷ τοῦ τὸν ᾿Απόλλωνα ὑποχρινομένου σαφὼς Hal δια - 
ῥήδην, ὡς λεγέται, εἰρηκότος un δύνατϑαι ἀποχρίνεσναι διὰ Βαβύλαν. 


Ὁ γὰρ δὴ Βαβύλας οὗτος λέγεται ἐπίσχοπος μὲν γενέσσαι τῆς 
᾿Αντιοχείας, Νουμεριανῷ δὲ τῷ βασιλεῖ εἰσελνεῖν βουλομένῳ ἐν τῇ τῶν 
χριστιανῶν ἐχχλησία κατὰ δὴ, τινα ἑορτήν, στὰς πρὸ τῶν ϑυρών διεχώ- 
AUTEV εἰσελδεῖν, φόάσχων εἰς δύναμιν μὴ περιόψεσναι λύκον τῷ Traıvic) 
ἐπεισερχόμενον᾽ τὸν δὲ παραυτίχα μὲν ἀποχρουτσήναι τῆς εἰσόδου, εἴτε 
δὴ στάσιν τινὶ πρὸς τοῦ ὄχλου ἔσεσναι ὑπιδόμενον, εἴτε χαὶ ἄλλως 
αὐτῷ μεταβουλευϑέντα᾽ ἐν χαλεπῷ μέντοι τὴν ἀντίστασιν τοῦ ἐπισχόπου 
ποιησάμενον, ἐπειδὴ ὡς ἑαυτὸν ἐπὶ τὰ βασίλεια ἀπηλλάγη, παρασττ,- 
σασπδαΐ τε αὐτὸν ἐπὶ τοῦ βήματος ἀπολογησόμενον ἐχέλευσε" καὶ δὴ πα- 
ραστᾶντος αὐτοῦ, πρῶτα μὲν τὴν τόλμαν τῆς κωλύσεως ἐνεχάλει, ἔπειτα 
μέντοι χελεύει αὐτὸν τοῖς δαίμοτι σύειν, εἰ βούλοιτό Ye τὴν ἐπὶ τῷ 
ἐγκλήματι δίκην διαφυγεῖν τὸν δὲ πρὸς τὴν ἔγκλησιν ἀσολογήσασσαι 
χαὶ τὴν πρόχλησιν διακρούσασσαι, τὴν μὲν PiTavra ποιμένι ἑαυτῷ 
πάντα προτύκειν ὑπὲρ τοῦ ποιμνίου προδυμεῖσϑαι, τὴν δὲ μὴ ἀνελέσϑαι 
τοῦ ὄντως ὄντος ἀποστάντα σεοῦ ψευδωνύμοις ὀλεστήρσι δαίμοσι σύειν" 
εἰν ὁ μὲν ὡς ἑώρα μὴ πειϑόμενον, προσέταξεν αὐτὸν ἀλύσετι καὶ πέδαις 
ἐνδιησαμένους τὴν ἐπὶ ϑσανάτῳ ἄγειν τῆς κεφαλῆς ἀφαιρήροντας" ὁ δὲ 
ἐπειδὴ ἤγετο τευνηξάμενος, ταύτας ἀναλαβὼν δε τοῦ ψαλμοῦ τὰς 
ῥήδεις, « ἐπίστρεψον ψυχή μου εἰς τὴν ἀνάπαυσίν σου, ὅτι χύριος εὐηργέ-- 
TINTE TE. » 

Φασὶ δὲ χαὶ τρεῖς παῖδας ἀδελφοὺς τὸ γένος od νέους ὑπ᾽ 
αὐτῷ ἀνατρεφομένους, ἁρπαγήναί τε καὶ αὐτοὺς ὑπὸ τοῦ βατιλέως᾽ zart 
ὡς οὐδ᾽ αὐτοὶ ϑύειν ἤϑελον, καίτοι παντοίας ἀνάγχης αὐτοῖς προσαγο- 
μένης, καὶ αὐτοὺς χελεῦσαι τὸν Barıkla τῶν χεφαλῶν ἀφαιρεῖν οὺς 
ἐπειδὴ ἧκον εἰς τὸ προχείμενον χωρίον, ὁ Βαβύλας ἑαυτῷ προστηδάμενος, 
προτέρους προτήγε τῷ ξίφει, τοῦ [IN τινα τερέσαντα αὐτὸν αναδῦναι τὸν 
Yavarov, χαὶ ἀποτεμνομένων ταύτην ἂν εἰπτν τὴν φωνήν, « ἰδοὺ ἐγὼ καὶ 
τὰ παιδία ἃ μοι ἔδωχεν ὁ σεόςξ᾽ » ἔπειτα χαὶ αὐτὸξ προύτεινε τὸν οἰκεῖον 
αὐτοῦ αὐχένα τῷ ξίφει, ἐντειλάμενος τοῖς τὸ σώμα αὐτοῦ ἀναλεξαμένοις, 
τὰς ἀλύτεις χαὶ τὰς πέδας αὐτῷ συννάψαι, « ἵν᾿ ἡ μοι ταῦτα, φησί, 


P. BATIFFOL 279 


majorem esse potentiam quae daemonum efllcaciam alligabat, 
maxime cum ipse daemon ex persona Apollinis clare et aperte 
dixisset, ut fertur, se non posse respondere propter Babylam. 

Babylas enim Antiochenus episcopus fuisse narratur, et 
Numeriano imperatori die quadam festiva ecclesiam christia- 
norum ingredi volente, stetisse prae foribus, eidemque pro- 
hibuisse dicens se pro viribus impediturum ne videret lupum 
oves invadentem. Hisce verbis ab ingressu statim repulsus 
fuit, sive quia seditionem turbae extimesceret sive aliud quid- 
quam mente revolveret. Aegre autem tulit prohibitionem epi- 
scopi, quocirca ad regiam reversus, episcopum causam suam 
defensurum ad tribunal venire jussit. (τὴ autem in judicium 
productus esset, primo quidem audaciam prohibitionis accu- 
savit, deinde, si vim accusationis effugere vellet, jussit illum 
daemonibus sacrificare. Episcopus ad criminationem respondit, 
sed exhortationem rejecit, cum diceret et pastorem se velle 
vmnia pro grege suo impendere, et nolle se Deum verum ab- 
negantem diis falsis et perniciosis sacrificare. Videns porro - 
illum non obedire, jussit illum catenis et compedibus ligatum 
capitis amputatione interfici. Martyr autem ad supplicium 
ductus canebat haec psalmi verba: « Converlere anima in 
requiem luam, quoniam Dominus benefeeit tibi. » 


Feruntur etiam tres fratres germani, ad modum juvenes, 
a S. Babyla nutriti, capti fuisse ab imperatore, et, quoniam 
et ipsi sacrificare recusabant, licet ad id undecumque cuge- 
rentur, decollari jussi sunt ab imperatore. Quod cum ad lo- 
cum propositum venissent, Babylas ante se statuens priores 
gladio exhibuit, ne quis eorum prae timore supplicii fugeret, 
illisque decollatis, recitatisque verbis « Zcce ego et pueri quos 
dedit mihi Deus », et ipse collum gladio protendit. Jusserat 
autem eos qui Corpus ejus erant curaturi, sepelire illud cum 


280 Fraem. Ὁ. KG. D. PHILOSTORGIUS. 
χειμένῳ χόσμος᾽ » χαὶ οὖν χαὶ μετ΄ αὐτῶν ἔτι τυγχάνει χείμενος, 
ὡς φασί. 

Τοῦτον τὸν Βαβύλαν ὁ ᾿Ιουλιανός, ἐπειδὴ πρὸξ τοὺ Εὐσεβίου ἤκουσε 
χώλυμα τοῖς ἀγάλμασιν εἶναι τοῦ μὴ χρᾶν, αὐτίκα προσέταξεν αὐτῇ, σύχη 
(λίδου δ᾽ ἐστὶ μεγάλου πεποιημένη) μετάγειν ἐκ τῆς Δάφνης οἷς τι τοῦτο 
διαφέρει πόῤῥῳ ποῦ αὐτὸν ἀλλαχόσε, ἵνα χαὶ ἡ βούλονται μεταστησα- 
μένους. Εὐδνὺς οὖν ὁ τῆς πόλεως ὄχλος προχυϑέντες ὡς ἐπὶ μεγάλη αἰτίᾳ 
χαὶ περιβαλλόμενοι εἷλχον τὴν σήκην᾽ ἡ δὲ ὡς οὐχ ὑπ᾽ ἀνυρώπων ἑλχομένη 
μᾶλλον ἢ κρείττονος αὐτὴν χινούσης δυνάμεως, ἔφϑαν: προδυμίαν ἐφε- 
πομένη᾽ αὐνήμερόν γέ τοι αὐτὴν σταδίους πλέον ἢ πεντύκοντα χομισά- 
μένοι, ἐν τῷ καλουμένῳ χοινητηρίῳ κατέσϑεσαν. Ἔστι δὲ ἐν τι πόλει οἶχος 
σωμάτων παλαιῶν ἀνδρῶν καὶ ἐνίων γε ἐπ᾿ εὐτεβείᾳ μαρτυρουμένων 
πολλὰ δεδεγμένος" τότε μὲν οὖν τὴν σύκην ἐνταῦϑα εἰσεκόμισαν. 


Ὁ δὲ ᾿Ιουλιανὸς παρεσχευάζξετο πλῆνος ἱερείων TE χαὶ ἀναϑδημάτων, 
ὡς τῇ ὑστεραίᾳ σὺν αὐτοῖς εἰς τὴν Δάφνην ὀναβησόμενος͵ νῦν 1: δὴ 
πάντως ἐλπίζων, εἰ μὴ τῶν ἄλλων, ἀλλὰ τοῦ γε ᾿Απόλλωνος τεύξεσϑναι 
᾿ ἀποχρισησομένου" ἐπὶ τοῦτον γὰρ αὐτῷ πᾶσα τῆς προπυμίας ἡ ἐλπὶς ἦν 
χαιὶ ὁ τόνος, ὡς αὐτῷ μᾶλλον ἢ ἑτέρῳ τὸ τοιοῦτον διαφέρον κατά τὲ τὴν 
“μαντικὴν τέχνην, χαὶ αὐτῷ τὸ χωρίον ἀνεῖτο ἡ Δάφνη, νομίξζοντι αὐτῷ Ev 
τε τῷ οἰχείῳ τόπῳ εἰκότως ἢ τῶν ἄλλων δαιμόνων ἰσχύειν. Ὁ δὲ Εὐσέ- 
βιος καὶ οἱ λεγόμενοι ἱερεῖς χαὶ τῶν νεοχόρων τὸ πλήϑος προσδεχόμενοι 
τὸν βασπιλέα, ἐν ἀγῶνι μεγάλῳ ἔστασαν, καὶ διηγρύπνουν περὶ τὸ ἄγαλμα, 
πάντα πραγματευόμενοι ὅπως ἐπειδαν ἀφίκηται τύχοι αὐτοῦ φϑεγξα - 
μένου, ὡς ἄλλης γε αὐτῷ ἔτι προφάσεως εἰς ἀναβολὴν μὴ ὑπολειπομένης. 
"Erst δὲ πόῤῥω τῶν νυχτῶν ἦν, ἐκ τοῦ οὐρανοὺ πῦρ ἀσρόως κατενεχϑὲν 
ἐνέσχηψε τῷ νεῷ, καὶ ἅμα πανταχόδεν αὐτὸν δραξάμενον ἐμπιπρᾶ αὐτῷ 
ἀγάλματι καὶ αὐτοῖς ἀνασήματιν. Πάντων δὲ ὁμοῦ χαταφλεγομένων, καὶ 
τοῦ πυρὸς ἐπὶ μέγα ἐξαιρουμένου. βοὴ μὲν αὐτίκα μεγάλῃ περὶ τὸν νεὼν 
ἦν καὶ σόρυβος οὐδενὶ ἐοικώς, χαὶ δὴ πολλών ἐπαμύναχι προσυμουμένων 
οὐδεὶς ἦν ὁ πρὸς τὸ πῦρ ἀντισχεῖν δυνησόμενος" ἀλλ᾽ οἱ μὲν ἔσεον τῷ 
ἄρχοντι τῆς ἑώας ᾿Ιουλιανῷ μηνύσοντες, ὁ δὲ λοιπὸς ὄχλος ἔσταταν ὑπ᾽ 
ἐχσλήξεως Jsatal τοῦ τσαραδόξου τῆς χαταλαβούτης αὐτοὺς συμφορᾶς 


P. BATIFFOL. 281 
catenis et compedibus, ut, inquiebat, haec sint mihi ad or- 
natum. Fertur cum his sepultus adhuc jacere. 

Julianus igitur audito per Eusebium hoc corpus in- 
pedimento esse ne statuae oracula ederent, mandavit capsam 
istam ex lapide magno excavatam, Daphne amoveri et trans- 
ferri aliorsum procul, ubicumque voluissent. Statim autem 
populi turba efflusa, quasi de re magna ageretur, trahebant 
capsam, quae non tam ab hominibus trahi, uam potentiore 
quadam vi illam movente progredi videbatur, utpote quae 
alacritatem trahentium praeoccuparet: nam una die quin- 
quaginta stadiis processit ad locum qui coemeterium appellatur. 
Est nempe in civitate locus ubi multa antiquorum virorum, 
inter quos sunt aliqui propter religionem passi, corpora jacent. 
Istuc igitur capsam intulerunt. 

Julianus interea parabat multitudinem victimarum et 
donariorum, ut qui esset postera die in Daphnen ascen- 
surus, sperans nempe si non omnium at certe Apollinis ora- 
cula excepturum. Nam in hoc intendebat spes omnes ardentis 
ingenii, quia locus ei magis quam alius aptus divinationi vi- 
debatur, Daphne nempe ei consecrata, ubi major tanquam 
in propria 'sede ei quam aliis daemonibus erat potentia. Eu- 
Sebius porro cum sacerdotibus et aeditnis, qui imperatorem 
praestolabantur, valde solliciti erant et vigilias intendebant 
circa imaginem, omnia machinantes ut, quando venisset Ju- 
lianus, responsa dare contingeret; etenim nullus deinceps 
dilationi relinquebatur praetextu. Cum vero nox multum 
processisset, ignis vehemens caelitus missus in aedem decidit, 
eamque omni ex parte implevit atque imaginem et donaria 
incendit. Cum omnia simul conflagrarent flammaeque in 
altum erumperent, clamor ingens circa templum innotuit et 
tumultus maximus omnia turbavit: multi autem in auxilium 
concurrebant, sed nemo impedire poterat. Et dum alii prae- 
fecto Orientis Juliano rem indicaturi currerent, stabat reliqua 


282 FRAGM. Ὁ. KG. D. PHILOSTORGIUS. 

γενόμενοι, Τὸ δὲ πῦρ οὐδενὸς ἦν τῶν ἄλλων αἱ πτόμενον, TOTAUTNS Ye χαὶ 
οὕτως ἀμφιλαφοῦς ὕλης ἐκεῖ πεφυχυΐας, ὥστε τὸ μὲν ἄγαλμα καὶ πᾶν 
ὅ τι ἐν ἀναϑσύμασιν ἦν καϑάπαξ ἀφανισῆναι, βραχέα δὲ λειφϑῆναι τῶν 
οἰχοδομ ημάτων ἐδάφη, μνημεΐα. τοῦ πάδους, ἃ καὶ νῦν ἔτι δείχνυται, 
σαφέστερον τὸ δεῖγμα τοῦ ϑεηλάτου πυρός. 

Ὁ δὲ Ἰουλιανὸς τὰ συμβάντα ἀκούσας, ὀργῆς τὲ πιμπλᾶται, καὶ 
δεινὸν ποιησάμενος εἰ χριστιανοὶ τοῖς συμβεβηκόσιν ἐπιτωϑάσειν μέλλοιεν, 
αὐτίκα προστάττει τῆς μεγάλης αὐτοὺς ἐξωϑεῖν ἐχκλησίας, καὶ ταύτην 
μὲν αἴβατον αὐτοῖς παντελὼς ἀποφαίνειν, ὡς ὅτι ἀσφαλέστατα αὐτὴν 
ἀποκλεισαμένους, τὰ δὲ κειμήλια πάντα δ᾽ημοσιοῖν᾽ 


X. 
Philostorg. VII, 1, 3, 4. — Joan. 57 (Mai, p. 385). 


Δέδωχε δὲ χαὶ τοῖς Ἕλλησιν ἄδειαν, ὦστε εἰσέρχεσσαι αὐτοὺς εἰς 
Tas τῶν χριστιανῶν ἐχχλησίας, καὶ ποιεῖν ὅσα βούλονται, Τούτων οὖν 
παρὰ τοῦ τυρόννου χαὶ ἀπεβοὺς ᾿Ιουλιανοῦ χελευσϑέντων, τί τῶν μεγί- 
στων χαχὼν οὐχ ἐτελέσνη ; τί δὲ τῶν ἀπηχεστάτων οὐχ ἐλέχνη, τῶν 
ἀφέτῳ γλώσση λαλούντων τὰ ἀῤδητα χατὰ τῆς τῶν χριστιανὼν '"πί- 
στεως, καὶ βλασφημούντων εἰς τὸν κύριον χαὶ σεὸν ἡμῶν Imsouv Χριστὸν 
ἐν πάσαις ταῖς πόλεσιν; Ev μὲν γὰρ Σεβαστῇ (τῇ πάλαι μὲν Σαμαρείᾳ, 
vov δὲ παρὰ Ἡρώδου κτισϑείτη χαὶ Σεβαστῇ ἐπιχληδείσῃ τὰ ὁστὰ τοῦ 
προφήτου ᾿Ελισσαίου χαὶ τοῦ βαπτιστοῦ Ἰωάννου, ἐκ τῶν σηκῶν ἐξαγα- 
γόντες, καὶ ἀλόγων ἀχανόρτων ὀστέοις προσμίξαντες, κατέχαυταν, καὶ 
τὴν χόνιν εἰς τὸν ἀέρα ἐλίχμηταν, Tov δὲ τοῦ σωτήρος ἀνδριάντα ἐν 
Πανέαδι τῇ πόλει πρὸς τῆς αἱμοῤῥοητάτης γυναικός, ἣν ὁ Χριστὸς lasa- 
το, χατασχευασσέντα μεγαλοπρεπῶς καὶ ἱδρυνϑέντα ἐν ἐπισήμῳ τῆς 
πόλεως τόπῳ, ὅν, μετὰ χρόνον γνωσϑέντα ἐκ τῆς AUTOR φυομένης βο-- 
τάνηξ τοῦ σαύματοξ, οὐ χριστιανοὶ ἀράλενοι ἐν τῷ τῆς ἐχκλησίας δια-- 
χονιχῷ ἔστηταν, τοῦτον οἱ Ἕλληνες κατασπάσαντες, κάκ τῶν ποδῶν 
σχοίνους ἐξάψαντες, ἔσυραν ἐπὶ τῆς ἀγορᾶς, ἕως οὗ χατὰ μικχρὸν ἀπο - 
Ὑραυόμενος ὑφανίσϑη, μόνης τῆς χεφαλύς καταλειφϑείσης καὶ ἁρπα- 


P. BATIFFOL. 283 


turba stupens et spectans prodigiosam calamitatem. Nam ignis 
nihil aliud attingebat, licet illic plurima esset materia com- 
bustionis, nisi quae solum inerant templo, nempe imaginem 
et donaria, quae omnino deleta fuerunt. Remanserunt pauca 
templi vestigia, indicia calamitatis, quae adhuc ostenduntur 
tanquam monumentum ignis divinitus immissi. 

Julianus, audiens quae acciderant, ira repletus est, ti- 
mensque ne christiani ex hoc casu illum irriderent, jubet 
eos expelli ex majori ecclesia, omni aditu, foribus strictissime 
clausis, prohiberi, et omnem supellectilem divendi. 


X. 


Liberum quoque fecit gentilibus ingressum christianarum 
ecclesiarum in quibus pro libitu agebant. His itaque ab impio 
tyranno Juliano constitutis, quid malorum ausi non sunt ? Quid 
horrendarum absurditatum linguis acerbis non effuderunt, 
loquentes nefanda per omnes civitates in Dominum nostrum 
Jesum Christum. Sebaste, olim Samariae, ab Herode aedi- 
firatae et Sebaste appellatae, ossa Elisaei et Joannis Bap- 
tistae suis e loculis rapta et immundis brutorum ossibus 
permixta, igni tradidere et cineres in aerem projecerunt. 
Erat Paneade Salvatoris statua a muliere sanguinis fluxum 
passa et a Christo sanata magnifice erecta, et in celebri ci- 
vitatis loco posita; quae postquam ex herba prodigiosa incla- 
ruisset a Christianis in diaconicum translata fuit. Hanc igitur 
imaginem gentiles dejecerunt, et funibus ad pedes alligatis 
traxerunt per forum; ex quo contrita paulatim interiit, solo 
capite illaeso, quod secreto sublatum fuit a quodam, gentilibus 
tumultuantibus atque blasphemantibus, sed et atrocia pro- 


284 FRAGM. D. KG. D PHILOSTORGIUS. 

γείσης ὑπό τινος Ev τῷ σορυβεῖσναι τοὺς Ἕλληνας, λαλούντων αὐτων 
βλάσφημα καὶ ἀπηχέστατα ῥήματα εἰς τὸν χύριον ἡμῶν [ηγσοῦν Χριστόν, 
ἃ μή τις ἀνυρώπων ἤχουσε πώποτε. 


ΧΙ. 
Philostorg. VII, 9 et 1] — Joan. 58 et.68 (Mai, p. 386-7 
et 394-5.) 


Αὐτὸς δὲ ὁ ἀσεβίστατος χαὶ πάντων παρανομώτατος ᾿Ιουλιανὸς 
ἡγαλλιᾶτο καὶ ἔχαιρεν, καὶ γαυριῶν ἐπὶ τούτοις ἐκέλευσε χαὶ τὸν ἐν 
Ἱεροτολύμοις νχῦὺν τῶν Ιουδαίων ἀνιστᾶν" καὶ τοὺς χοιστιανοὺς τῆς 
πόλεως ἐχβαλών, τοῖς Ἰουδαίοις ἔδωχε χατοικεῖν, ἀποστείλας ᾿Αλύ- 
πιόν τινα τοῦ μετὰ σπουδιὴς τὸν ναὸν ανοιχοδομήσασσαι. ... ὃν 
Οὐεσπασιανὸς χαὶ Τίτος ὁ τούτου υἱὸς μετὰ τῆς πόλεως χαδϑεῖλον 
καὶ ἐνεπύρισαν, καϑὼς προείρηκεν ὁ δεσπότης Χριστὸς περὶ αὐτοῦ 
πρὸς τοὺς δεηγόρους αὐτοῦ μανητάς, ὅτι «οὐ μὴ μείνη Aldos ἐπόνω 
λίνου ὃς οὐ μὴ χαταλυϑῇ. » θέλων οὖν ὁ παράνομος τὰς τοῦ Χριστοῦ 
φωνὰς ψευδεῖς ἀποδεῖξαι, ἐσπούδαζε μάλιστα τὴν ναὸν οἰκοδομεῖν, προ- 
στάξας ἐκ τῶν δημοσίων πραγμάτων τε καὶ χρημάτων ποιεῖσϑαι πᾶταν 
τὴν τῆς οἰκοδομῆς ἔξοδον. Συνδραμόντων οὖν τῶν ᾿Ιουδαίων, καὶ μετὰ 
πολλῆς τῆς χαρᾶς τοῦ ἔργου ἐναρξαμένων, καὶ τὴν τῶν δεμελίων τάφρον 
ἐξορυττόντων ἀργυραῖς ἄμμαις καὶ σκάφαις, χαὶ τοὺς ϑδεμελίους μελλόν- 
των χαταβᾶλλεσυχι, σφοδροτάτη χαταιγὶς ἐπελυοῦσα τὸ χενωδσὲν 
αἰντέχωτεν᾽ ἀστραπῶν δὲ καὶ βροντών χαὺ᾿ ὅλην ἐκείνην τὴν νύχτα 
συνεχῶς καταπεμπομένων, σεισμὸς ἐγγιζούτης λοιπὸν τῆς ἡμέρας 
ἐγένετο, ὥστε πολλοὺς χαὶ ὑπαίϑρους μένοντας ἐναποψύξαι᾽ καὶ πῦρ 
EX τῶν ὀρυσσομένων δεμελίων ἐξενεχϑὲν πᾶντασ τοὺς εὑρεδέντας ἐχεῖσε 
κατέφλεξεν. Καταπεσεῖν δὲ καὶ πόλεις συνέβη τὰς περὶ Νικόπολιν 
καὶ Νεάπολιν, ᾿Ελευδερόπολίν τε χαὶ Γάζαν, καὶ ἑτέρας πλείους" στοὰ 
τὲ τῆς Αἰλίας ἤγουν Ἱερουσαλήμ, ἣ παρὰ τὴν συναγωγὴν τῶν ᾿Ιουδαίων 
πολλοὺξ τῶν εἰρημένων χατενεχϑεῖσα ἀνεῖλεν πῦρ TE ἐχραγὲν ad 
λως, πλείστους Ιουδαίων κατέκαυσεν. ᾿Ε γένετο δὲ χαὶ σχότος χατὰ τοὺς 
τόπους ἐκείνους, καὶ Ζεισμοὶ συνεχεῖς πολλὰξ φϑορὰᾶς ἐν πολλαῖς ἐργα- 
σάμενοι πόλεσιν. | 


P. BATIFFOL. 285 


ferentibus adversus Dominum nostrum Jesum Christum, quae 
nemo unquam audiverat. 


ΧΙ. 


Julianus interea in impietate et injustitia sua gaudebat 
et exsultabat, et ferocior etiam imperavit templum Ju- 
dlaeorum Jerosolymis reaenificari, ejectisque ex civitate Chri- 
stianis, eamdem Judaeis incolendam dedit; simulque misit- 
Alypium quemdam ad urgendam templi aedificationem. .. Id 
nempe destruxerat et incenderat simul cum urbe Vespa- 
sianus ejusque fllius Titüs, quemadmodum Christus Do- 
minus praedixerat sanctis suis discipulis, quod scilicet non 
remaneret lapis super lapidem qui non submoveretur. Quo- 
niam igitur impius volebat Christi verba mendacii arguere, 
studiose festinabat templum aedificare, jubens ex publico 
aerario impensas constructionis totius fieri. Concurrebant 
autem Judaei et cum magno gaudio opus aggrediebantur, 
palis et lingonibus argenteis antiqua fundamenta egerentes, 
ut nova jacere possent, cum vehemens exorta tempestas 
obruit, et fulgure ac tonitru tota ista nocte continuo de- 
bacchante, circa auroram terrae motus factus est, ita ut 
multi etiam in domibus manentes morerentur; quia et ignis 
ex apertis fundamentis erumpens omnes istic laborantes con- 
sumpsit. Ceciderunt eodem tempore aliae civitates, Nicopolis, 
Neapolis, Eleutheropolis et Gaza, aliaeque plurimae. Porticus 
Aelia Jerosolymis in ruinam lapsa multos Judaeos circa sy- 
nagogam sustulit, et ignis subito erumpens alios combussit ; 
factae quoque sunt tenebrae in locis istis, et continui terrae 
motus multiplicem calamitatem in variis civitatibus injecerunt. 


286 FRAGM. ἢ. KG. ἢ. PHILOSTORGIUS. 


ΧΙ. 
Philostorg. VII, 15 — Joan. cap. 69 (Mai, p. 396-6). 


Ὁ δὲ Ἰουλιανὸς ἀπάρας ἀπὸ τῆς ᾿Αντιοχείας σὺν παντὶ τῷ στρα- 
τεύματι͵ ἐπὶ τὴν Περσίδα γὴν ἐπορεύετο, καὶ τὴν Κτησιφῶντα πόλιν 
καταλαβὼν ἐδόχει μέγα τί διαπραξάμενος ἔργον ἐφ᾽ ἕτερα μεταβαίνειν 
χρείττονα. Ἔλαϑεν δὲ αὐτὸν ἐξαπατητὶς ὁ παμμίαρος" ἔρωτα γὰρ δια- 
βολικὸν τῆς εἰδωλομανίας ἐνχτησάμενος, καὶ ἐλπίτας διὰ μὲν τῶν ἀϑέων 
σεῶν αὐτοῦ πολυχρόνιον τὴν βασιλείαν ἕξειν, καὶ νέον γενέσναι ᾿Αλέ- 
Savdpov, περιγενέσθαι δὲ καὶ τῶν Ilspswv, καὶ τὸ τῶν χριστιανῶν ἐξα- 
“λείφειν εἰς ἅπαν γένος καὶ ὄνομα, ἐξέπεσε τῆς ὑπερηφάνου διάνοιας. 
Γέροντι γὰρ ἐντυχὼν τσέρση καὶ wap αὐτοῦ awarn)eis, ὦστε τὰ βατὶ- 
λεια τῶν Περσών χαὶ πάντα τὸν πλοῦτον ἀμογητὶ παραλήψεσνσαι, ἐνε- 
βαλεν αὐτὸν ἐπὶ τὴν Καρμανίτην ἔρημον εἰς ἀνοδίας καὶ βάραδρα καὶ εἰς 
ἐρήμους καὶ ἀνύδρους τόπους μετὰ παντὸς τοῦ στρατεύματος, καὶ δίψῃ 
καὶ λιμῷ πιέσας αὐτούς, καὶ πᾶσαν τὴν ἵππον ἐναποχτείνας, ὡὠμολό-- 
γηϑὲν ὁ Πέρτης ἑκουσίως αὐτοὺς πεπλανηκέναι, ὡς ἂν διαφδαρεῖεν ὑπ᾽ 
αὐτοῦ, καὶ μὴ τὴν ἑαυτοῦ ττατρίδα τοορϑουμένην ὑπὸ τῶν ἐχϑίστων 
σεάσοιτο. Τοῦτον μὲν οὖν παραυτίχα μεληδὸν χαταχόψαντες, τῷ Ia- 
νάτῳ παρέπεμψαν᾽ εὐδέως δὲ χαὶ μετὰ τῆς τηλικαύτης ταλαιπωρίας, 
πίπτοντες ἄκοντες τῷ τῶν Πεοσών στρατεύματι, καὶ συμβολῆς γεναμέ- 
νης, αὐτὸς ᾿Ιουλιανὸς τῆδε κάαχεῖ διατρέχων χαὶ διαταττόμενος πε- 
ριπίπτει δόρατι, ὡς μὲν τινὲς φάσχουσι, στρατιώτου, ὡς δὲ ἄλλοι, 
σαραχηνοῦ τῶν Περσῶν, (ὡς δ᾽ ὁ χριστιανῶν ὁ ἀληδὴς χαὶ ἡμέτερος 
λόγος, τοῦ δεσπότου Χριστοῦ ἀντιταξαμένου αὐτῇ). Τόξον γὰρ ἀσρόωςξ 
ἀπὸ τοῖ ἀέρος ἐνταχϑὲν χαὶ βέλος ἐπ᾽ αὐτὸν ὡς ἐπὶ σχοπὸν ἀφιέν, χαὶ 
διὰ τῶν λαγόνων ὁρμῆταν͵ διαμπερὲς ἔτρωσεν αὐτὸν εἰς τὰ ὑποχόνδρια. 


Ῥ. BATIFFoL. 287 


ΧΙ. 


Julianus, cum exercitu universo Antiochia profectus in 
terram Persarum venit, et capta Ctesiphonte urbe vide- 
batur sibi aliquid egregii fecisse et ad majora adhuc tran- 
sire. Sed latuit eum spiritus impurus insidiarum! Flagrans 
enim diabolico studio idolomaniae, Speransque fore ut dii 
atheorum illi concederent regnum diuturnum, et ipse alter 
Alexander evaderet, Persarum item triumphator et nominis 
generisque :christiani destructor, consilio superbiori impar 
extitit. Factus enim obviam seni cuidam Persae ab illo de- 
ceptus fuit, nam sub praetextu tradendi illi sine labore regalia 
Persarum ornamenta omnesque divitias, deduxit illum cum 
universo exercitu in Carmaniticam solitudinem, in loca invia, 
horrenda et inaquosa ; istic milites fame et siti consumpti 
sunt et equitatus periit; tunc Persa fassus est se voluntarie 
illos decepisse ut perirent et ne videret patriam suam ab 
hostibus vastatam. Virum itaque membratim discerptum statim 
occiderunt. Post tantam calamitatem ex improviso in exer- 
citum Persarum inviti occurrunt, et, pugna inita, Julianus 
quocumque discurrens et omnia disponens, cecidit vulneratus 
(ut aliqui dicunt) jaculo militis sui, aut Persarum missili 
(secundum alios), sed (ut habet vera Christianorum sententia) 
a Christo Domino adversario suo. Nam telum repentine ex 
aere projectum, et sagitta quasi in scopum immissa latera 
penetrans, illa jrorsus perfodit. 


2838 FRAGM. Ὁ. KG. D. PHILOSTORGIDUS. 


‚ Ueber die letzten Augenblicke des Julian fügt Johannes 
(Mai 1. c. S. 396) hinzu: 

Καὶ ἀνοιμώξας δαρύ τε καὶ δυσηχὲς ἔδοξε τὸν χύριον ἡμῶν Ἰησοῦν 
Χριστὸν ἐνύπιον αὐτοῦ στῆναι καὶ ἐπιγελᾶν αὐτῷ, Ὁ δὲ σχότους καὶ 
μανίας πλησθεὶς δεξάμενος τῇ χειρὶ τὸ ἴδιον αἷμα καὶ εἰς τὸν ἀέρα 
ῥάνας, πρὸξ τῇ ἐκπνοῖ, γενόμενος͵ ἀνέκραξε λέγων" « Νενίχηκας, Χριστέ, 
χορτάσσητι, Γαλιλαῖε,» καὶ οὕτω τὸνἔχθιστον θάνατον χαταλαδωὼν χατέ- 
στρεψε τὸν δίον τοὺς αὐτοῦ θεοὺς πολλὰ λοιδορησάμενος. 

Flenti autem amarissime videbatur Dominus Jesus Chri- 
stus stare adversus eum eidemque irridere: et insanus ac 
furiosus manu sua proprium colligens sanguinem, eumdemque 
in altum projiciens, jam morti proximus, exclamavit: « Vi- 
cisti, Christe ; satiare, Galilaee » Sic pessimam mortem obiit 
deos suos vellementer vituperans. 


In diesem Passus scheint aber bloss das aus Philostorgius 
geschöpft zu sein, dass der Kaiser das aus seiner Wunde 
fliessende Blut in der Hand auffing und gegen Himmel warf 
mit den Worten: « Sättige dich » (yopraosnt), und dabei 
seinen Göttern fluchte. So Phüostorgius, VII, 15. Das Wort: 
« Vicisti Christe, .... Galilaee » wird nur, wieesscheint, von 
Theodoret (III, 25) berichtet. j 

Endlich fügt Juhannes (cap. 70) Einiges über Jovian und 
Valentinian hinzu, was aus Phüostorgius (VII, 1 und 8) 
geschöpft aber sehr von jenem abgeändert zu sein scheint: 

Τοῦ δὲ mapaßxrou merövrog Ev τῷ μεταιχμίῃυ, Tofavos ἀναγορεύε - 
ται βασιλεὺς ὑπὸ τοῦ στρατοπέδου" καὶ σπονδὰξ πρὸς τὸν Πέρσην εἰρη- 
νικὰς ποιητάμενος, τὴν Νίσιβιν παραδοὺς τοῖς Πέρσαις ἄνευ τών οἰχὴ- 
τόρων, ἐξῆλϑεν ἐκεῖθεν. Ὁ γὰρ στρατὸς λιμῷ καὶ λοιμῷ διεφϑείρετο. EAIWv 
δὲ αὐτὸς ἐπὶ τῆς τῶν Ρωμαίων γῆς, τῇ τῶν ᾿Ανομοιητῶν αἱρέσει προδε - 
τέση ἤγουν Εὐνομιανών᾽ φϑάσαντος δὲ αὐτοῦ τὴν Γαλατικὴν ἐπαρχίαν, 
αὐτόσι ἐν Δαδαστάνοις, ἔν τινι χωρίῳ οὕτω χαλουμένω, ἄφνω χα- 
ταστρέφει τὸν βίον, καὶ μένει ὁ λαὸς ἀβασίλευτος ἡμέρας τεσσαράχοντα. 
ἄχρις οὗ ἐλϑόντες ἐν Νικαία Οὐαλεντινιανὸν ἀνηγόρευταν. Ὁ δὲ Οὐαλεντι- 


νιανὸς τὸν ἴδιον ἀδελφὸν ἀναγορεύει βασιλέα τῇ πρὸ πέντε χαλανδῶν 


P. BATIFFOL. 289 
μαρτίων, μετὰ τριάχοντα καὶ δύο ἡμέρας τῆς αὐτοῦ βασιλείας. Οὐα- 
λεντινιαν τοίνυν ἐντυχόντες οἱ ἐπίσχοποι Ti καδαρᾶς χαὶ ὀρδῆς 
πίστεως, ἠτήζαντο γενέσϑαι σύνοδον, καὶ ἀπεκρίϑη αὐτοῖς ὅτι « ἐμοὶ μὲν 
ὁ σεὸς ἔδωχεν ἄρχειν τῶν τοῦ κόσμου πραγμάτων, ὑμῖν δὲ τών ἐχχλησιών' 
ἐγὼ τοίνυν εἰς τοῦτο τὸ πρᾶγμα οὐδὲν ἔχω" ὅπου οὖν δοχεῖ ὑμῖν συνελδϑόν- 
τες, τὴν σύνοδον ποιήσατε. » Ταῦτα οὖν ἕτι ὀρδὸν ἔχων τὸ φρόνημα χαὶ 
μύπω διαφδϑαρὲν ἔφη, Συναχϑέντες οὖν οἱ ἐπίσχοποι ἐν Λαμψάχῳ, πόλις 
δὲ ἔστι τοῦ Ἑλλησπόντου, ἀναχεφαλαιοῦνται τὰ τῆς πίστεως 6pIa 
δόγματα, καὶ παραθέντες τὴν πίστιν Λουκιανοῦ τοῦ μάρτυρος, ἀναδεμᾶ - 
τιταν μὲν τὸ ἀνόμοιον, ὑπογράψαντες τῇ πίστει τῇ προεχτεϑείση ὕσσο 
τῶν ἁγίων πατέρων τῶν ἐν Nıxaia, καὶ εἰς πάσας τὰς ἐχχλησίας δὶε- 
πέμψαντο. 

Impio sic inter duas acies interempto, Jovianus impera- 
tor ab exercitu salutatus est. Qui, conditiones pacis Persae 
proponens, Nisibim sine incolis Persis tradidit, et ita salvus 
exivit, exercitus enim peste et fame peribat. Postquam autem 
in terram romanam advenit, Anomaeorum seu Eunomiano- 
rum haeresi adhaesit; et provinciam Galatiae peragrans, in 
vico quodam dicto Dadastanis repente mortuus est. Remansit 
porro populus sine imperatore diebus quadraginta, donec Ni- 
caeae constituti Välentinianum salutassent. Valentinianus 
autem fratrem suum imperatorem proclamavit die quinta 
kal. martii, post dies triginta duos imperii sui. Valentinia- 
num convenerunt episcopi purae et rectae fidei et petierunt 
fieri synodum. Quibus respondit: Mihi dedit Deus dominari 
rebus saeculi, vobis vero ecclesiarum ; ad me igitur res non 
spectat; ubi itaque conveneritis synodum vestram agite. Haec 
autem recte sentiens et mente adhuc incorrupta locutus est. 
Convenientes igitur episcopi Lampsacum Hellesponti civitatem, 
fidei rectae doctrinam recollegerunt, et martyris Luciani fidem 
exponentes, damnarunt contrariam, et subscriptione sua firma- 
runt fidem sanctorum patrum nicaenorum, eamdemque ad om- 
nes ecclesias miserunt. 


RöM. QUARTALSCRIFT, Jahrg. 11]. 49 


KLEINERE MITTHEILUNGEN. 


MADONNENBILDER AUS DEN KATAKOMBEN. 
VoN 


JOSEPH WILPERT. 


I. Liell hat in seiner Monographie über « die Darstel - 
lungen der allersel. Jungfrau u. Gottesgebärerin Maria auf 
den Kunsldenkmälern der Katakomben » eine relativ voll- 
zählige Zusammenstellung der Monumente dieser Art gegeben. 

Dass mit den fortschreitenden Forschungen in den un- 
terirdischen Grabstätten Rom’s neue auftauchen würden, war 
vorauszuseheun, wie andererseits die Vermuthung nahe lag, 
dass die Kritik gegen die eine oder die andere der von Liell 
als Madonnenbilder aufgeführten Darstellungen Bedenken er- 
heben würde. Beides ist in der That eingetreten. Ich bringe 
heute ein Katakombengemälde zur Veröffentlichung, welches 
aus der Liste der Madonnenbilder ausgeschieden werden muss, 
während zwei weitere den bisher bekannten anzureilien sind. 
Das eine von den beiden letzteren, um mit diesem zu be- 
ginnen, befindet sich an der Frontwand eines Arcosols in der 
Katakombe der hl. Domitilla, welches ganz mit Fresken aus- 
gemalt ist. Bosio hat es in seinem Plan mit 15 bezeichnet und 
mit der kurzen Bemerkung: « monumento arcualo dipinto 
ma in parte scolorilo » begleitet. De Rossi bespricht eine 


20] 


von den dargestellten Scenen, die Anbetung der Magier, kurz 
in seinen « Immagtni sceite della B. V. Maria » (p. 11 sg.) 
und hebt dabei ausdrücklich hervor, dass die Malereien 
» derartig schlecht erhalten sind, dass sie sich nur mit grosser 
Mühe erkennen lassen ». Dasselbe wiederholen Lehner 1) und 
Liell 2). Und mit Recht; denn gerade die Adoratio Magorum 
und die Scene darunter wurden bei der Verschliessung des 
(späteren) Loculus über der Wölbung des Arcosols durch die 
Unaufmerksamkeit des Arbeiters über und über mit Mörtel 
bespritzt. Wo jedoch das Fresko von dem Mörtel unberührt 
geblieben ist, haben sich die Farben verhältnissmässig ziem- 
lich gut conservirt, ja an einzelnen Stellen gewinnen sie, 
mit reinem Wasser befeuchtet, fast ihre ursprüngliche Frische 
wieder. Ich habe mit Erlaubniss des Herrn Commendatore da 
Rossi die Malereien abgezeichnet 8) und biete sie in getreuer 
Copie zwölffach verkleinert, auf Taf. VI-VII. Meiner Ge- 
wohnheit gemäss liess ich die störenden zufälligen Flecke 
weg und zeichnete nur das ab, was dem Künstler seinen 
Ursprung verdankt. 

Die Fronltwand wird von vier Scenen eingenommen. 
Links zuoberst ist die Auferweckung des Lazarus: der Hei- 
land, in Tunika, Pallium und Sandalen, will mit dem Stabe 
die halboffene aedicula berühren, in welcher die mumienar- 
tige Gestalt des Lazarus steht. Unter diesem Bilde sieht man 
den Gichtbrüchtgen, der geheilt sein Bett nach Hause trägt; 
er hat eine gegürtete Tunika, die mit zwei kurzen Purpur- 
streifen und vier Calliculae verziert ist. Von den bisher ver- 
öffentlichten Darstellungen weicht dieses Bild dadurch ab, 


1) Dr. F. A. von Lehner, die Marienverehrung in den ersten 
Jahrhunderten. 2. Aufl. S. 296, n. 15. 
2) Liell. op. cit. S. 24l, n. 25. 
3) Dafür wie für die Bewilligung ihrer Publication spreche ich 
Herrn de Rossi meinen verbindlichsten Dank aus. 


202 


dass der Gichtbrüchige hier nicht bloss das Bettgestell, son- 
dern auch die Matraze trägt, welche mit einem Strick an 
das Bett gebunden ist. — Auf der rechten Seite, dem Ge- 
heilten gegenüber, schlägt Moses mit dem Stabe Wasser aus 
dem Felsen. Seine Kleidung gleicht derjenigen des Heilandes. 
Auf dem Bilde darüber sehen wir Maria mit dem gölllichen 
Kinde auf dem Schooss; sie empfängt die Geschenke, welche 
die drei Magier auf schüsselartigen Gefässen darreichen. Das 
Haupt der Mutter Gottes ist verhüllt, ihr Gewand mit breiten 
Aermeln versehen : das Christuskind hat eine kurze gestreifte 
Tunika, die Magier ihre bekannte orientalische Tracht !). 
Alle diese Scenen sind durch rothe Streifen von einander 
getrennt. Dasselbe gilt auch von den Gemälden der Bogen- 
wölbung. Hier erblickt man zunächst rechts unten den Sün- 
denfall unserer Stammeltern im Paradiese : Adam steht links, 
Eva rechts; beide verhüllen mit einem Feigenblatt ihre 
Blösse und zeigen mit der Rechten auf einander hin, als 
wollte jeder von ihnen die Schuld von sich abwälzen , in der 
Mitte ist der Baum mit der Schlange, die ihren KopfzurEva 
geneigt hat. Die Darstellung aufder gegentiberliegenden Seite 
ist so verblichen, dass ich erst nach langem und wieder- 
holtem Studium ihren Gegenstand entziffern konnte: es ist 
das Opfer Abraham’s 3). Abraham, in gegürteter tunica exo- 


1) Ueber ein noch unbekanntes Mosaikbild mit der Adoratio 
Magorum aus der Katakombe der hl. Priscilla habe ich in dieser 
Zeitschrift (I. Jahrgg. 8. 386 f.) kurz berichtet, de Rossi wird es 
im nächsten Hefte seines Bullettino di archeolwgia cristiana Pu- 
bliciren. 

2) In meinem Aufsatze über das Opfer Abraham’s in der alt- 
christlichen Kunst (Römische Quartalschrift I. Jahrgg. S. 130 (.) 
habe ich an hundert Denkmäler mit der Opferungsscene zusam- 
mengestellt; ausser dem heute publicirten lassen sich noch zwei 
Gemälde (aus s. Domitilla und s. Tecla) anführen, welche demnächst 
hier zur Veröffentlichung gelangen werden. 


u Een 


293 
mis, hat die Rechte auf das Haupt Isaac’s gelegt, der auf 
beiden Knieen mit auf dem Rücken gebundenen Händen 
kniet. Links von Isaac sind undeutliche Spuren des Altars, 
in der Höhe über ihm Spuren des Widders wahrzunehmen; 
ob die aus den Wolken ragende Hand Gottes abgebildet war, 
lässt sich nicht mehr bestimmen. — In der Mitte der Bogen- 
wölbung wirkt Christus das Wunder der Brodvermehrung, 
indem er mit der Ruthe einen von den sieben brotgefüllten 
Körben berührt, welche zu beiden Seiten von ihm am Boden 
stehen. Das Bild ist von zwei concentrischen Kreisen schwär- 
glicher Farbe umrahmt. 

Fassen wir nach dieser Beschreibung der Malereien ihren 
Stil etwas näher in’s Auge- Ein Blick auf die Zeichnung sagt 
uns, dass wir nicht vor einem Monumente aus guter Kunst- 
periode stehen. Die breiten Umrisslinien, die dem Ganzen - 
etwas Starres und Hartes auffrägen; die Armuth in der Aus- 
wahl der Farben — fast alles ist in einem bald helleren bald 
dunkleren Roth-braun ausgeführt —; dazu die Einförmig- 
keit in dem Ausdruck der Gesichter, die ohne Unterschied en 
face gemalt sind: alles dieses sind Anzeichen für den bereits 
eingetretenen Verfall der römischen Kunst. Man darf aber 
in der Datirung der Fresken auch nicht zu tief hinabsteigen, 
denn der Heiland entbehrt noch des Nimbus, der seit dem V. 
Jahrhundert wohl schwerlich felılen durfte. Diese Erwägungen 
berechtigen uns, die Malereien etwa der zweiten Hälfte des 
IV. Jahrhunderts zuzuweisen. Einen sicheren Anhaltspunkt 
dafür hätte uns vielleicht die Inschrift geben können, die 
das Arcosolium verschloss ; leider ist von ihr kein Fragment 
mehr übrig. Dasselbe Schicksal theilen auch die angrenzenden 
Gräber: sie sind ertrochen und ihres Inhaltes wie der Epi- 
taphien beraubt. — Den symbolischen Gehalt der Darstellun- 
gen will ich heute nicht näher erörtern; ich gehe daher 
gleichzu dem zweiten von mir oben angekündigten Bilde über. 


294 

II. Das zweite Bild ist schon seitlängerer Zeit bekannt !). 
Es bildet einen Theil der Decoration eines Arcosoliums, das 
in einer stark besuchten Gallerie des zweiten Stock werkes 
von S. Callisto (Soterisregion) liegt und heute arcosolio della 
Madonna heisst. Diese Benennung verdankt es der Adoratio 
Magorum, die in der Bogenwölbung links unten abgebildet ist. 
Der Anbetungsscene gegenüber ist unser Bild gemalt. Leider 
wurde es in einem schlechten Zustande aufgefunden : die 
Farben waren sehr verblasst und an einer wichtigen Stelle 
sogar mit dem Stuck zerstört. Infolgedessen war es äusserst 
schwierig, eine definitive Interpretation davon zu geben. Man 
schlug vor, es durch die Samaritanerin am Jacobsbrunnen zu 
erklären, was eine grosse Wahrscheinlichkeit für sich hatte. 

In der Absicht, die Scenen der Samaritanerin für ein 
grösseres iconographisches Werk zusammenzustellen, welches 
ich seit längerer Zeit vorbereite, unterzog ich in diesem Jahre 
das verblichene Fresko einer eingehenden Prüfung, deren 
Resultat die Taf. VIII, 1. bietet. Bevor ich jedoch meine Erklä- 
rung des Gemäldes darlege, muss ich noch eine andere Pu- 
blication desselben Gegenstandes besprechen. Lehner nahm 
das Fresko in sein Werk über die Marienverehrung auf; 
gestützt auf de Rossi’s Tafel erkannte er in den Gefässen 
Krüge von der Hochzeit zu Kana, und in den beiden Figuren 
Christus und Maria. Hören wir seine eigenen Worte: 
“«,... wenn die Copie (de Rossi’s) richtig ist, so lässt sich in 
den auf dem Boden befindlichen Dingen, die allerdings zu drei 
Vierteln zerstört sind, nicht der Brunnen, sondern eher die 
Krüge von der Hochzeit zu Kana erkennen. Auch Haltung 
und Bewegung der Figuren sprechen eher für den Verweis 
an die bittende Mutter, als für die Bitte um einen Trunk, 
Das Weinwunder kommt ja sehr häufig theils auf Fresken, 


1) De Rossi, Roma sotterr. vol. III, tav. VIII, p. 65. 


290 
theils auf Sarkophagreliefs vor. Wir sind daher geneigt, in 
der Frauengestalt die Mutter des Herrn zu erkennen, die 
den Sohn auf den Mangel an Wein aufmerksam macht » 1). 
Diese Deutung wurde von Liell als eine « unwahrscheinli- 
che » zurückgewiesen, « weil... weder auf römischen Ge- 
mälden, noch auf allen bisher bekannten Sarkophagen mit 
der Hochzeit zu Kana Maria in die Scene nıit anfgenommen « 
sei 2). Die Unhaltbarkeit dieses Einwandes liegt aufder Hand; 
es gibt viele Bilder, welche sich durch irgend eine Eigen- 
thümlichkeit, die nur sie haben vor den übrigen gleichartigen 
auszeichnen. Aber ist es denn wahr, dass « das Weinwunder 
von Kana » auf den Katakombenfresken Rom’s, wie Lehner 
sagt, « sehr häufig » dargestellt wurde? Für eine solche. 
Behauptung lässt sich kein einziges sicheres Beispiel an- 
führen ; die Scenen, welche Lehner und Liell für Darstellungen 
des Wunders auf der Hochzeit zu Kana zu halten scheinen, 
sind fast immer Scenen der wunderbaren Brodvermehrung. 
Denn die am Boden stehenden Gefässe erweisen sich als 
Brodkörbe in all’ den Fällen, in denen sie noch so gut er- 
halten sind, dass man ihren Inhalt unterscheiden kann 8). 
Nichts berechtigt uns aber zu der Annahme, dass » das Wein- 
wunder » gerade auf den wenigen verblichenen und undeut- 
lichen Scenen abgebildet war. Die Malereien lassen uns also 
in der vorliegenden Frage ganz im Stich. Nicht so die Re- 
liefbilder. Auf den Sarkophagen z. B. findet sich das Wunder 
sehr oft, manchmal zusammen mit der Brodvermehrung 4). Die 


1) Lehner op. cit. 8. 299. 

2) Liell op. cit. S. 313. 

3) So bei Garrucei Storia dell’arte crist. vol. Il, tav. 20. 4, 24, 
33. 2 (hier fehlen ohne Grund die Körbe). 3, 73. 2, dazu unsere 
Taf. Υ 
4) Zu vergl. Garrucci op. cit. vol. V, tav. 310. 1,313. 1. 4, 315. 
I. 2, 318. 4, 319. 3, 321. 3, 322. 1, 364. 1. 2, 365. 2, 366. 3, 367. 1. 
. 3, 368. 2, 369. I, 370. 1, 372. 3. 376. 2. 3, 379. 1. 3. 4, 380. 3. 4, 
. 2, 385. 6, 386. 3, 399. 8, 400. 7. 


296 

Anordnung ist in der Regel die gleiche: Christus, in langer 
Tunika und Pallium, berührt mit dem Stabe einen von den 
Krügen. Von diesen Darstellungen aus fällt ein sicheres Licht 
auf unser Fresko: wir sehen hier den mit Tunika und Pal- 
lium bekleideten Heiland, welcher mit dem jetzt zerstörten 
Stabe der herabgelassenen Rechten eines von den Gelässen 
am Boden berührt. Und dass diese die Krüge von der Hoclı- 
zeit zu Kana sind, beweist die weibliche Gestalt zur Linken, 
welche zu Christus gewendet, flehentlich ihre Hände vor sich 
hinhält: es ist Maria, welche dem göttlichen Sohne ihre 
Bitte vorträgt. Die Bitte wird erfüllt; das Wunder vollzogen. 
Lehner hat demnach richtig die Personen constatirt; un- 
richtig ist dagegen seine Deutung dieser Scene, als sei hier 
der Moment dargestellt, in welchem Christus seine Mutter 
tadle. So etwas ist ein unmöglicher Vorwurf für ein alt- 
christ)iches Grabgemälde. 

Wir aben also in einem und demselben Arcosolium zwei 
Gemälde, auf denen die Mutter Gottes auftritt; wenn es 
daher schon wegen der Anbetungsscene - arcosolio della 
Madonna » hiess, so kann es diesen Namen jetzt mit dop- 
peltem Recht beanspruchen. — De Rossi versetzt diese Ma- 
lereien aus triftigen Gründen in die letzten Jahre des III. 
oder in den Anfang des IV. Jahrhunderts. 

111, Ich komme nun zum letzten Bilde. Die vorliegende 
Copie auf Taf. VIII,2 ist nach dem Original in zehnfach verklei- 
nertem Maasstabe angefertigt; sie stellt die drei Jünglinge 
mit dem beschützenden Engel im Feuer dar. Der Engel, mit 
einem grünen oder blauen Nimbus, trägt eine weisse mit 
dem Clavus verzierte Tunika und einen Mantel von der näm- 
lichen Farbe. Die drei Fünglinge stehen in der Haltung der 

Oranten und haben keinen Nimbus; ihre phrygischen Kleider 
sind hellroth, die hoch emporlodernden Flammen (dagegen 
dunkelroth. Die Scene befindet sich in der Katakombe der 
hi. Domitilla an der rechten Wand einer Kammer, die ganz 


297 
mit Malereien ausgeschmückt ist und schon von Boldetti 
besucht wurde. Von ihren Gemälden gibt der « fromme Ver- 
wüster der Coemeterien » eine flüchtige und ungenaue Be- 
schreibung ; er sah daselbst - la Vergine inginocchiata (!) 
con Angelo in atto di annunziarle il Mistero della Incarna- 
zione del Verbo : la medesima Vergine sedente col Santo Bam- 
bino in braccio, ed i tre Santi Re Magi, che al medesimo 
offeriscono i loro donativi » ἢ. De Rossi fand die Crypta im 
Jahre 1853 wieder und veröffentlichte eine kurze Besprechung 
ihrer Malereien im Bulleltino di archeologia crist. a. 1879, 
tav. I-II, p. 94 sg., mit der ausdrücklichen Erklärung, die- 
selben nach der Oeffnung des Luminars einer genaueren 
Prüfung zu unterziehen. Dieses konnte bis zur Stunde nicht 
geschehen, da die Kammer noch heute verschlossen ist. Sein 
zeichner gab die Malereien genau wieder, mit Ausnahme der 
eben beschriebenen Darstellung der drei Jünglinge ; da zeich- 
nete er eine Scene, welche an die Verkündigung Mariae 
auf dem Mosaik in S. Maria Maggiore erinnert ?): wir sehen 
links eine sitzende Frauengestalt mit dem Nimbus und rechts 
von ihr drei stehende männliche Figuren gleichfalls mit denı 
Nimbus. Hierin glaubte man die von Boldetti angekündigte 
Annuntiatio wiedergefunden zu haben. Als solche wurde sie 
auch neuestens von Liell in dem Werke über die Madonnen- 
bilder reproducirt ?). Vergleicht man diese beiden Publica- 
tionen mit derjenigen, die heute in die Oeffentlichkeit kommt, 
so wird man jene auf den ersten Blick etwas seltsam finden ; 
wer jedoch das Original kennt, dem muss der Irrthum be- 
greiflich erscheinen. Das Original ist nämlich in einem hohen 
Grade verblichen, und die Luft in der Crypta so schwer und 


1) Boldetti, Osservazioni sopra i cimiter:, Ὁ. 21. 
2) Garrucci op. cit. vol. IV, tav. 212, p. 18 85. 
3) Liell op. eit. S. 211 f. 


298. 


dicht, dass die Beleuchtung in ihr wesentlich an Intensivität 
verliert. Aus diesen beiden Gründen konnte ich selbst durch 
drei volle Jahre das Object der fraglichen Scene nicht be- 
stimmen; als ich sie endlich als das erkannt, was sie ist, 
und Herrn de Rossi davon benachrichtigte, hat der Gelehrte 
seine frühere Deutung aufgegehen !). 

Wie wenig Boldetti auch in der Regel zu trauen ist, so 
hielt ich seine Nachricht über die von ihm gesehene An- 
nuntiationsscene nicht für unmöglich, und glaube sie denn 
auch in der That in dem Bildreste des ersten Feldes an der 
linken Wand gefunden zu haben ; dort erkennt man ziemlich 
deutlich die Umrisse einer stehenden männlichen und einer 
sitzenden weiblichen Figur. Mehr lässt sich nach meiner 
letzten Untersuchung des Bildes heute nicht constatiren. 
Deswegen habe ich auch davon Abstand genommen, die schon 
fertige Copie jetzt schon zu veröffentlichen : es muss eben 
abgewartet werden, bis durch die Verbindung dieser ab- 
geschlossenen Region mit den offenen Theilen der Katakombe 
eine Verbesserung der Luft und damit auch eine Verbesserung 
der Beleuchtung ermöglicht sein wird. 

De Rossi nimmt als Entstehungszeit der Malereien das 
Ende des vierten Jahrhunderts an. 


JOSEPH WILPERT. 


1) Vergl. Resoconto delle conferenze dei cultori di archeologia 
cristiana, p. 367; R. Q. I Jahrg. S. 384. 


NOTIZEN UEBER URBANS V. ROMREISE 1367-70. 
AUS DEM. KLOSTERARCHIV VON 5. VICTOR 


ZU MARSEILLE. 


In den 4. Band seiner Sammlung von Papstleben (Cod. 
Barberin. XXXIII, 121) hat Lucas Holste unter dem Titel : 
« Nonnulla de ponlificalu Urbani V. per modum diarii ex 
archivo eiusdem monasterii 5. Victoris » auch einige Notizen 
über die Reise Urbans V. nach Rom aufgenommen. Diese No- 
tizen in französischer Sprache, welche der unermüdliche 
Sammler aus dem Archiv des Klosters S. Victor in Marseille, 
wo Urban V- ehedem Abt gewesen, erhalten hat, sind nicht 
uninteressant. Nach den letzten Worten: « De la continua 
son voyage, vint en Province, se retira en Avignon θὲ dela 
on nen trouue point aulire escriture » wird man wohl mit 
Recht annehmen, dass ein Mönch aus dem Kloster S. Victor 
diese Notizen, welche für sein Kloster von besonderem Inter- 
esse waren, aus dem Tagebuche eines Teilnehmers an der 
Reise abgeschrieben. Soweit die gebotenen Nachrichten aus 
anderweitigen Quellen controlirt werden konnten, haben 
sich nur hinsichtlich der Chronologie 2 Verwechslungen con- 
statiren lassen. Die Notizen lauten: 


300 


« 1367 et le dernier d’Avril partit d’Avignon le pape Urban 
cinquieme pour aller aRome apres avoir faict un cardinal dict 
de Acrofolio !) sambaryua a Marseille avec XXIII galeres et 
avec quelques cardinau.x. 

Le XXIIl® Maii arriva ἃ Gennes; y demeura cinq ioursa 
la maison nomee paradisus presde la mer. 

Le cinquieme Septembre 5) arrive a Viterbe. Les habi- 
tans firent grand rumeur contre le pape et cardinaulx et 
mesmes contre les cardinaulx de Vabres et Carcassone, dont 
y eust punition de 7 3) hommes, qui fuerent pendus au devant 
la maison, ou logeoit le cardinal de Carcassone. 4) 

Le sabmedi 16. d’Octobre le pape entra a Rome avec grand 
honneur des Romains et de deux mil hommes en armes. Le 
dernier Octobre celebra la sainct messe. 

1368. au mois de Mars en caresme la reyne Jeanne con- 
tesse de Provence fut a Rome vers le paspe Urban. Le pape 
donna la roze a la dicete reyne Jeanne ®). Les cardinaulx en 
murmuroint, que zelle chos navoit jamais este veve. Le 
paspe leur repondit, que ausi on narvit iamais veu, que un 
abbe de sainct Victor de Marseille feust este paspe. 

1368 le XIe Maij le paspe sortist de Rome, demeurat long 
temps a Viterbe. 

Le 17. d’Octobre a Viterbe L’empereur y vint veoir le 


1) 12 Mai 1267. cf. Vita I. Urbani V. ap. Baluze Vitae Pap. Avin. 
I, 376. Cardinal Wilhelm d’Aigrefueille starb zu Avignon 1401. 

2) Urban V. kam am 9. Juni 1367 nach Viterbo οἵ. Vita II. Ur- 
bani V. ap. Baluse Vitae I, 406. Der Verf. des Reiseberichtes wird 
den Tag der Ankunft Urbans mit dem des Aufruhrs in Viterbo zu- 
saınmen geworfen haben, welcher anfangs September stattfand. 

3) Nach Vita II. Urbani V. 1. c p. 407 wurden 10 Bürger: von 
Viterbo gehenkt. 

4) Stephan d’Aubert, Neffe Innocenz VI. Cardinal 1361 gest. 1369. 

5) Wohl am herkömmlichen Tage, dem Sonntag Laetare i. e. 19. 
März 1368. 


90] 
paspe et disna cum luij. Lendemain retournerent a Rome 
estant le paspe soubstenu d’un couste par L*!empereur et 
d’aultre couste par le comte de Savoye ayant chemine un 
quart de lieue. | 

1368 le premier Nouembre le paspe celebra la saincte 
messe a l’autel sainct Pierre et corona L’emperatrice femme 
du susdit Empereur devant le dit autelet le cardinal Ostiensis 
fit lonction au deux coustes et au dernier de la reste. A cest 
messe l’Empereur servit le paspe du liure et corporaux com- 
me diacre doibt fere, mais ne dit pas l’euangüle. Incontinent 
apres L’empereur fit des cheualiers au deuant du dit autell. 
Comme aussi L’imperatrice le dimenche fecivant alla corronee 
parhuille et fit des cheualiers. Le mesme cours de dimanche 
le paspe fit porter en procession le cuorps de sainct Thomas 
docteur de l’ordre des prescheurs a la citte de Montisflacone, 
ou le paspe remit le dit corps a frere Helie maistre de l’ordre 
susdit, qui le fist portere a la maison du cardinal Ostiensis 
et de la le dit frere Helie le fist porter a Thoulowze. 

1369 le 18. d’Octobre jeudi L’empereur des Grecz de Con- 
staninople vint a Rome, se confessa 1) dans un I’ eglise du 
sainct Sperit et puis Ast profession de foii anathematisant 
’erreur des Grecz et confessant l’eglise Romaine este la vraye 
Eglise en la presance de quatre cardinaulx. 

Le 21. d’Octobre estant le paspe assis sur une chaire bien 
preparee avec les cardinaulx ; alentour y vint le dit Empe- 
reur des Grecz et des aussi tost quil feust pies du paspe il 
fleschit des genoulx par trois fois et vint baiser les piedz du 
paspe, puis les mains et la bouche apres se dressa et le paspe 


ἢ Der Autor hat die Ankunft des griech. Kaisers u. die Ablegung 
des kathol. Glaubensbekenntnisses auf einen Tag zusammen gezogen. 
Nach Vita II. Urbani V. ap. Baluze I, 410 war der Kaiser schon 
mehrere Tage vor jenem feierlichen Acte des 18. Oct, 1369 in Rom 
angekommen. 


902 


print L’empereur par la main comanceant a dire: «“ Te 
Deum laudamus ». Et allerent a |’ er de sainct Piere, ou 
le paspe dit la messe. 

1370 le 17. d’Avril le paspe Urban partit de Rome pour 
allere en Provence, arriva a Viterbe ou auoit grand nombre 
de gens de guerre a cause, que un tiran, nomme prefectus 
luii auoit meu la guerre le paspe fit metre le siege au cha- 
steau du dit prefet appelle Vetrala et le print. 

Aussi tost vindrent vers luii embassadeurs de Romme 
prier le paspe de y retourner. Il respondit que, si bien il sen 
alloit, les auroit tous jours a son coenr. !) 

1370 et le 7. Juing a Montflascon le paspe fit deux car- 
dinaulx, le cardinal de Besiers 3) et le cardinal de Florence 8). 

De la continua son voyage vint en Province, se retira en 
Avignon et de la on nen trouue point aultre escriture. » 


Dr. F. X. GLASSCHRÖDER. 


1) Am 22. Mai 1370. Cf. Gregorovius Gesch. der Stadt Rom im 
Mittelalter. VI, 438. 

2) Petrus d’Estaing, seit 1367 Erzbischof v. Bourges, - 1377 ale 
Cardinalbischof von Ostia. 

3) Petrus Corsini, Erzbischof von Florenz seit 1363, + 1405. 


ZEITSCHRIFTENSCHAU FÜR ARCHAOLOGIE 


Deutsehe. 


Mitthellungen des k. deutschen archäologischen Instiluls, 
Römische Abtheilung, 1888. — S. 254-276 veröffentlicht A. 
Michaelis (Strassburg) einen Theil der Beschreibung der Se- 
henswürdigkeiten Roms von dem Nürnberger Patrizier Ni- 
colaus Muffel, der die Reichskleinodien zur Krönung Fried- 
richs III im Jahre 1452 nach Rom brachte. (Dieselbe wurde 
1876 von W. Vogt in der nur Wenigen zugänglichen « Biblio- 
thek des literarischen Vereins in Stuttgart » Bd. 128 nach dem 
Münchener Cod. germ. 1279 veröffentlicht, fand jedoch zu wenig 
Beachtung). Die oft sonderbaren Anschauungen des Nürn- 
berger Patriziers, welche noch auf den mittelalterlichen Mi- 
rabilia urbis Romae beruhen, werden vom Herausgeber an der 
Hand der neuesten und gediegensten Forschungen über die 
Tcepographie Roms in trefllichen Anmerkungen erläutert. — 
Ueber die Sitzungsprotokolle (S. 93 fi.) vgl. unsere Quartal- 
schrift 1888 5. 406 f. 


Mittheilungen des k. deutschen archäol. Instituts, Athent- 
sche Abtheilung, 1888. — Der durch seine wichtigen Funde 
in Kleinasien bekannte W. M. Ramsay veröffentlicht S. 233 
ff. eine Anzahl griechischer Inschriften aus Laodiceia Com- 
busta und der Umgegend, vom Salz-See Tatta und den Hügeln 
von Haiman an der grossen Strasse gegen Apamia und Ephe- 
sus. Die christlichen Inschriften bilden einen bedeutenden 
Bruchtheil derselben (3. 247-272, nn. 44-141), und sind sehr 
interessant. Die älteste ist aus dem Jahre 330 ; höher hinauf 
ist keine mit Sicherheit zu setzen; alle stammen aus dem IV. 
und V. Jahrh. Wir gewinnen durch dieselben ein Bild der 
blühenden christlichen Gemeinden ; denn die Erwähnung 
vonPriestern ist sehr häufig; wir treffen Diaconen, Dia- 


904 


conissen und einen ἀναγνώστης (n. 64). Bemerkenswerth sind 
besonders die beiden Formeln : “Ὁ τῆς Τριΐδος ἱερ(ε)ὺὺς ᾿Ησύχιος 
σοφός, ἀληπής οἷς, (n. 45), dann ἀνέσ)γτησ τόν τίτλον τοῦτον τῷ 


ποπινοτάτῳ μου υἱῷ Μαρχῷ πρεσβυτέρῳ τῆς ἁγίας τοῦ Θεοῦ ἐχλησίας 


(η. 85). Einmal findetsich die crux monogrammatica ΤῊΣ 10), 
einige Male das Kreuz +. , 


Archäologisch-epigraphische Mitiheilungen aus Oester- 
reich-Ungarn. Jahrg XII, Wien, 1888. — F. Kenner geht 
in seiner Besprechung von aufgefundenen Goldbarren und 


deren Stempeln, unter welchen auch das X vorkommt, des 
Nähern auf die christlichen Zeichen auf den Münzen der 
christlichen Römischen Kaiser ein (S. 1-24; vgl. S. 66-73). 


Westdeutsche Zeitschrift für Geschiehte und Kunst. Von 
F. Heilner und K. Lamprecht, Trier 1888. — Fr. Görres 
behandelt (S. 23-35) den Verfolger der Trierer Kirche Rictius 
Varus (oder Rictiovarus), den er vollständig der Sage zu- 
schreibt. Ich überlasse es den Trierer Geschichtsforschern auf 
diesem Gebiete, besonders H. Dr. Sauerland, diese Untersu- 
chung auf ihren wahren Gehalt hin zu prüfen. — In dem 
korrespondenzblait zu dieser Zeitschrift ist auf S. 165 fol- 
gende interessante christl. Inschrift veröffentlicht, welche in 
S. Maximin bei Trier im Juni 1888 aufgefunden wurde und 
in das Trierer Museum gelangte: 


Ὥδε x(eflrzı ἐν a X o 
Οὐρσιχῖνος ’Avaro 

λιχός ἔζησεν δὲ 

μικρῷ πλείω ἔτη 

χ᾽ QVI' VIXIT’AN XVII 


| Hier ruht in Christo Ursikinos aus dem Morgenlande. Er 
lebte etwas mehr als 29 Jahre (griechisch). Welcher lebte 19 


Jahre (sic). 
Rom. J. P. Kirsch. 


DAS COEMETERIUM UND DIE BASILIKA DES 
H. VALENTIN ZU ROM. 
VON 


PROF. ORAZIO MARUCCHI. 


BI Theil. 


DAS COEMETERIUM OBER DER ERDE. 


In der Nähe der Crypta des h. Valentin erbaute Papst 
Julius 1 (387-52) eine Basilika, um welche sich nun ein aus- 
gedehnter Friedhof entwickelte, wie dies ja bei allen Kata- 
komben der Fall gewesen ist. Indem ich die Beschreibung 
der Basilika dem nächsten Capitel vorbelialte, behandele ich 
hier zunächst den Gottesacker, dessen Anfänge auch dem Bau 
der Basilika vorausgehen und auf die ersten Jahre der Con- 
stantinischen Aera zurückdatiren. Nachfolgend gebe ich die 
Inschriften von dort, von denen einige schon bekannt waren, 
die meisten aber erst bei den jüngsten Ausgrabungen zum 
Vorschein gekommen sind. 


Röm. QUARTALSCRIFT, Jahrg. 11]. 20 


906 COEMETERIUM U. BasSILIKA S. VALENTINI 


A. Datirte Inschriften. 


1. 'oD MORIBVS ᾿ av 

- DVS HORTVS ET PAT 

ERIS CONCESSIT AB OR 

T FATIS NEC FERROCIA 

ssır GENESI NEC CORPV 
Marit vg FECIT QUE FUIT MEcUM annis.... 
Licini 0° 7° ET' CRISPO CAES CONS: a. 318 


Die Ergänzung der letzten Zeile ist gesichert : sie gibt 
uns das Jahr 318. Die Inschrift ist christlich und die älteste 
der bisher bei S. Valentino gefundenen ; sie war metrisch, 
wie man besonders aus der dritten Zeile ersieht,, ein Gatte 
hatte sie seiner Gattin geschrieben, da es in der vorletzten 
Zeile heisst guae fuit mecum. Wie sich aus den noch er- 
haltenen Worten schliessen lässt, war in der Inschrift das 
Lob der Verstorbenen in Versen ausgesprochen, unter Hin- 
zufügung der Bitte, dass keine ferrocia das Grab verletze. 
Im letzten Vers ist Rede von der Leiche (corpus) und von 
der Geburt (genesis), das heisst, wie ich vermuthe, von der 
zweiten Geburt, nämlich von der dereinstigen Auferstehung: 
es wird also dort der Wunsch ausgesprochen gewesen sein. 
dass die Leiche der Gattin in ihrem Grabe ruhe bis zum 
jüngsten Tage. Ich versuche demgemäss die folgende Ergänzung: 


Candida qu OD MORIBVS 'QVOod 

vultu floriDVS.HORTVS.ET PATrEeMm 
adsocians mis ERIS CONCESSIT AB ΟΕ ἐδ 

Jam expers SIT FATIS.NEC FERROCIA vewel 
secundae PO SSIT GENESI NEC CORPV S abesse 


O. MARUCCHI 307 


Mit dieser Ergänzung erscheint die Inschrift als eine sehr 
bedeutsame und als zu der Classe der sog. dogmatischen ge- 
hörig, da in derselben der Glaube an die Auferstehung des 
Fleisches und an ein ewiges Leben - zweite Geburt - aus- 
gesprochen ist. Man beachte auch ncch den Vergleich mit 
dem Garten (hortus), eine biblische Reminiscenz an die Worte 
des Hohen Liedes: horlus conclusus, fons signatus(Cant.IV, 12). 

Ich machte diese Ergänzung alsbald nach dem Auffinden 
der Inschrift; eine andere versuchten de Rossi und Visconti. 
De Rossi nimmt Genesis für Jen Namen der Verstorbenen, 
und hält das letzte Wort der 4. Zeile für einen Schreibfehler : 
demgemäss ergänzt er also: 


Candida quod moribus quod vullu floridus horlus 
El palrem adsocians superis concessil ab oris 
Jam eapers sit falis nec ferro clam violetur 
Exiraneum possit Genesi nec corpus adiungi 


Visconti erklärt Genesis mit Geschlecht, familia, und 
ergänzt folgender Massen : 


Integra quod moribus, quam saeptlus floridus hortus 
El, palri iuncla, his miseris concessit ab vris 
Libera iam sit falis, nec ferrocia vescet 

Externum possit genesi nec corpus adesse. 


Aber wie die Worte auch zu ergänzen sein mögen, - ist 
die Inschrift, wie kaum zu zweiflen, christlich, und gehört sie 
einer Grabstätte ausserhalb der Katakombe, so folgt daraus, 
dass unmittelbar nach dem durch Constantin der Kirche ge- 
schenkten Frieden bereits Gräber ausserhalb der Crypta des 
Martyrers existirten und dass also der oberirdische Friedhof 
nicht erst mit dem Baue der Basilika des Papstes Julius be- 
gann, sondern seitdem sich bloss weiter entwickelte. 


308 COEMETERIUM U. BAasILIKA 5. VALENTINI 


2) X | B. M. 
VENERIOSE QUE NATA .. EST. IN c Tvitale 
INTERAMNATIVM .CONSS Arbitione et 
TOLLIANI. XV ..K. SEPTEMB QUE vixiüt ann 
185 Qvarıvorel diES LIIII QVE ET depos est sub 
di ESVNON OClODR CONS EVSEBI ET Ypaltii 
ave fuil CARA.ET.AMABÄlis parentibus suis? 
a. 359. 


Diese Inschrift bezieht sich auf ein Mädchen Namens 
Veneriosa, zu Terni am 18. August 355 geboren, gestorben 
wahrscheinlich zu Rom, am 5. October 359. Die Inschrift 
stand auf der Kehrseite einer Marmortafel mit heidnischer 
Inschrift, welche der gedenkt, Gesellschaft von Subediani 1) und 
ist um wenige Jahre jünger als der Bau der Basilika: 


3) BALENTIN iano et 
BALENTE X.... Kalen 
DAS IVLias. a. 365. 


4) DULCISSIMO . FILIO . ASELLO . QVI . VIXIT 
ANNOS . DECEM . ET . HOCTO . DEPOSITVS 
VII .IDVS . NOVENBRIS . CONS . GRATIANO 
ET . DAGALAIFO . CONS . PARENTIS . FECERVNT 
BENE . MERENTI . IN . PACE. a. 366. 


Die Wiederholung der Silbe CONS stammt wohl von der 
Zerstreuung des Steinmetzen her, da er sowohl CONS. GRA- 


1) Bull. archeol. communale, Oct.-Dec. 1877. 


O. Μαβύσοσηι 909 


TIANO ET DAGALAEFO alsG....ET.D.... CONS schreiben 
konnte, 


6) 


Ὁ) BENEMERENTI VITALINE FAVSTIN us paler 
FECIT QVE VICXIT ANNOS TRIS el menses..... 
QVE DEPOSITA EST ΠῚ IDVS vcToBris Lupicino 
ET IOVINO CONSS a. 367. 


IVSTITIAE . FACIES . PVDOR . INTEGER . OMNIS » HONESTAS 
CASTA MARITALI SEMPER DEVINCTA PVDORE 

MORTIS ONÖS (5.0) TVA PERPETVIS DATVR AVLA SEPVLCRIS 
ANTE MEOS TALAMOS (5.6) ME DIGNVM SOLA PETISTI 
CONTEMPTISQVE ALIIS ME DICTO IVRE SECVTA ES 

CVM TE PVRA DOMVS QVAERIT SCIT PVBLICA FAMA 

ET PROBAT OMNE BONVM SOLI SERVASSE MARITO 

O DVRVS RAPTOR MORS IMPROBA VIX ΜΙΗ͂Ι TECVM 
CONNVBII GRATAS LICVIT CONIVNGERE TAEDAS 

INPIA PRAEPROPERO VIDI TVA FATA DOLORE 

FL. CRESCENS ACILIAE BAEBIANAE DVLCISSIMAE ADQVE 
AMANTISSIMAE CONIVGI BENEMERENTI IN PACE 

QVAE VIXIT ANNOS DECEM ET SEPTEM 

ET MENSIBYS NOVEM DIEBVS TREDECIM . FECIT 

CVM MARITO ANNVM ET MENS.TIII. DEP. 
VIII.KAL.MART VALENTINIANO ET VALENTE 

AVGG . ITER.CONSS. a. 368. 


Diese metrische Grabschrift wurde von Flavius Crescens 


auf den Sarcophag seiner jungen Gattin Acilia Bebiana ge- 
schrieben, weiche 17 Jahre, 9 Monate und 3 Tage lebte und 


nach einer Ehe von nur 1 Jahr und 3 Monaten am 22 Febr. 


368 starb. Der Dichter preist im Namen des Gatten die ma- 


310 COEMETERIUM U, BASILIKA S. VALENTINI 


kellose eheliche Treue der jungen Frau, die von Vielen zum 
Weibe begehrt, ihm ihre Hand gab, der nun ihren zu frühen 
Tod bitter beweint. Man beachte, dass die Inschrift von einer 


Gruft (aula) redet; es ist vielleicht die vom Gatten gebaute 
Familiengruft gemeint. 


7) IVSTISSIMAE TOTIVS IN (Gesicht einer 
NOCENTIE QVE VIXIT Frau) 
AN.PM.II.M.III.DEP.VII.KAL 
AVG . DD NN . VALENTE . 


V ET VALENTINIANO . AVG . ἃ. 376. 


8) bene MERENT! 
q VE VIXIT AN 
. » ITO BACCATEF 
.. V.DD. NN VALENTE ν οἱ Valentliniano Conss. 
a. 376. 


4 


9) ... REFEC. PRET... 
Gratiano Aug. IIIl.ET . MEROBA ude conss a. 377. 


10) 2 (ἃ: ἢ 
... 8 FEBRVARIAS 
Syagrio ET EVCERIO 
Ja NVARIVS SOROrFÜ 


bene NEMERENTI IN P ace a. 38]. 


11) ae ar. ἃ 
SYAGRIO ET Zucerio conss a. 381. 


0. MARUCCHI all 


12) Hic REQVIISCIT IN Pace 
Pa LLADIVS QVI vIxit annos. 
plusMINVS XL DEPOSIT US 
M ARTIAS CONS MER Obaude a. 383. 


Merobaudes war mit Gratian Consul 377 und mit Saturnin 

383 , unsere Inschrift muss diesem letzteren Datum angehören, 

da im Jahre 377 der Name des Kaisers nicht dem Namen des 
- Unterthanen nachgesetzt worden wäre. 


13) .. ΟἼΧΙΙΔΙ 
. TATIAN U et Symmacho conss: ἃ. 391]. 


14) hic ΡΟΒΙΤΥ͂Β RO... 
...BVS coss . oLybrio et Probino a. 395. 


Die beiden hier erwähnten Consuln Anicius Hermoge- 
nianus Olybrius und Anicius Probinus waren Sölıne des Sextus 
AniciusPetroniusProbus, der zu den hervorragendsten Männern 
seiner Zeit gehörte und seine Familiengruft bei dem Grabe 
les Apostelfürsten Petrus hatte !). 


15) ... ACE GENERO .... 
... AS FLAVIO CESARIO et Nonio Allico conss. 
a. 397. 


(eingritzt ein Gegenstand, ähnlich einer 
Kapsel für ein Messinstrument. 


I) Siehe die schöne, von Maffeus Vegius aufbewahrte Inschrift 
des Mausoleums im Cod. Vat. Ottob. 1863. Vergl. C. J. L. VI. 1756. 


312 COEMETERIUM U. BaSILIKA 8. VALENTINI 


16) ... ET CONSTA... 
deno SITVS ES! 
CO NSYLAYS (Sic) 
Fi Caesario ei ΝῸ ΝΙΟ atıı (dass ist « Allico ») 
Co vv cc. conss a. 397. 


Die Ergänzung dieses seltsamen Fragments verdanke 
ich dem H. Prof. Gatti, welcher richtig bemerkte, dass der 
Steinmetz, der die geschriebene Vorlage nicht recht verstand, 
das Tin der dritten Linie nicht ausführte und ebenso in der 
vierten, wo er ATTICO hätte schreiben müssen, den Buch- 
staben nur halb einmeisselte. 


17) X HIC . IJACENS . DVLCISSIMA . CONIVX 
ROSVI.AE . BENEMERENTI . IN, PACE 
DIPOSITA . Ὁ. XVII. ΚΑΙ... APRIL. CON.. ὮΝ HONORIO [Π| 
a. 308. 


18) ... MARIO... 
benemeren ΤΊ IN PACE CONS vincentio 
el Fr aITO CONSS a. 401. 


Opistographische Inschrift: 


19) . . ALAE SIVE VICTORINAE FILIAE . DVLCISSIMAE 
(515) DENEMERENTI IN PACE QVAE EXIVIT 

VIRGO FEDELIS QVE VIXIT ANNIS XXI 

MENSIBVS QVINQVE ET DIES XII DEPOSITA PRIDIE 
(sic) _K@L SEPTENBRES DD NN ARCADIO ET 

HONORIO AVGG . V . CONSS a. 402. 


Ο. MARUccHI 313 
Kehrseite : 
20) HIC.IACET.IN.PACE . FLABANELLA 
ANCILLA DEI QVI VIXIT AN (510) 
NVS PL MN ΧΙ, 


In N. 19 ist der Ausdruck quae vixil virgo fldelis zu 
beachten, vielle'cht eine Anspielung auf das Gelübde der 
Jungfräulichkeit, wofür sonst die Wendung virgo sacra, oder 
virgo Dei gebraucht wirü. | 


21) HIC. JACET .. IOVIANVS.. NVTRITOR . ET. PAPAS. TRIVM 
FRATRYM . DEPOSITVS PRIDIE . IDVS ». AVGVSTAS. 
HONORIO „ AVG . VI. BENEMERENTI . IN . PACE VIXIT 
ANNOS- PM. XL A. 404. 


Schon aus andern Inschriften war es bekannt, dasspapas . 
sleich nulritor sei, hier haben wir dafür einen neuen Be- 
weis in dem Ausdruck nutrilor et papas. Unser Jovinianus 
war mithin Pflegevater dreier Brüder, deren Namen man 
vielleicht auf einem andern Steine desselben Grabes las. 


B (In der Flur der Basilika :) 

22) ὮΝ ARCADIO AVG VI.ET. ANICIO . PROBO 
VC .CONSS . DEPOSITVS . IIII . NONAS 
SEPT . PETRV3..1VNIOR . IN. PACE . QVI . VIXIT 
MENSES.XI.D. XXV. BENEMERENS a. 406. 


Der Anicius Probus dieser und der folgenden Inschrift ist 
ein anderer Sohn des berühmten Petronius Probus, des Con- 
suls für das Jahr 37]. 


23) con PARI GENNADIO IN PACE ΟΥ̓ ἐ vixü 
anNVS TRIGINTA ET QVINQVE 
depos ITVS IDVS SEPTEMBRES 
Arcadio Aug SeXSIES ET ANICIO PROBO VC conss 
... A CONIVX DE GALATIA FEC Ü a. 406. 


314 COEMETERIUM U. BASILIKA 5. VALENTINI 


24) FL. PALLADIO VC CONSS 
ΧΙ. KAL . FEBRARIAS . MARCELIANVS 
DEPOS IN SOMNO ΡΑΟ ἐδ QVI VI 
xIT ANNOS DVO ET dies ΧΧΙ a. 410. 


(Auf dem decke eines Sarkofags). 
25) | .... NON IVN.CO. FL. BASSI a. 42]. 


26) 2. VNO ANIMO . . . 
. . DERELIQVIT HI... 
. . CONS.ANICIO. BA SSO a. 431. 


In den Consular-Fasten werden zwei Anicii Bassi ge- 
nannt; der eine war mit Philippus 408, der andere mit An- 
tiochus 431 Consul. Unsere beiden Inschriften gehörten 
wahrscheinlicher dem letzteren Datum an, falls, wie es den 
Anschein hat, bloss der Name des Anicius Bassus, ohne 
den seines Collegen, verzeichnet war. Nach de Rossi sind 
nämlich auf den römischen Inschriften von 408 beide Consuln 
genannt, auf denen von 431 dagegen ist häufig der Name des 
Antiochus, des Consuls für den Orient, fortgelassen !). Dem- 
selben Jahre 431 gehört folgende Inschrif an. 


27) HIC . POSITVS , EST 
RVFINYVS.. FID. QVI.. VIXIT 
ANNOS.P.M . XXXIIII. OONS. ANI 
CI.BASSI.V.C .CONSVLIS 


DEPOSITVS . PRIDIE . NONAS. AVG . ἃ. 43], 
28) ob amor ἘΜ EIVS 
CO NPARA verunt 
post COnSU LATVM ASP arldis a. 435. 


1) De Rossi, Inser. christ. I, p. 291. 


O. MARUCcCHI 315 


29) HIC . POSITA PVELLA NVMINE (sic) 
BARBARA NATA EST V KAL IVLIAS 
DREPOSITA IN PACE III. ΚΑΙ, SER (sic) . 
DN THEODOSIO XVI ET ANICIO 
FAVSTO VV CC. 
CONS a. 438, 


30) consulatu cal 1L1PI vc a. 447. 


Callipius war Consul mit Ardaburis im Jahre 447, allein der 
Name des letzteren, der Consul im Orient war, ist auf der 
römischen Grabschrift unterdrückt. 


3l)  dePOSITVS IN PACE HERACLIVS 
prolec TOR . DOMINICVS . ΟΥ̓ » VIXIT. ANNIS LXV 
CONS . VENANTI . OPILIONIS . VC III. KAu . AVG 
a. 45. 


Das Consulardatum des Opilio ist ungewiss, da es sich 
auf zwei Personen gleichen Namens beziehen kann, von denen 
dieser 453, jener 524 Consul war. Da auf den römischen 
Inschriften diese Consuln immer allein erscheinen, so bleibt 
es zweifelhaft, welchem von beiden eine betreffende Inschrift 
angehört !). In unserm Falle jedoch scheint mir der Zweifel 
gehoben durch den Amtstitel des Verstorbenen, welcher 27Ὁ- 
tector dominicus war. Die proteclores waren die Leibgarde 
der Herrscher in der letzten Kaiserzeit; sie finden sich er- 
wähnt im IV u. Υ Jahrh. ?), während sie im VI Jahrh. nicht 
mehr vorkommen, und so möchte ich für unsere Inschrift 


1) De Rossi, Inser. I, p. 335. 
2) Cod. Theodor. VI, 24, 9. 


316 COEMETERIUM U. BasıLıKa S. VALENTINI 


lieber das Jahr 453 annehmen !). Das Amt des pr’oteclor er- 
kannte de Rossi auch auf einer Inschrift von S. Lorenzo in 
Lucina erwähnt (Bull. archeol. com. 1873, p. 51), wo er die 
bisher noch nie gesehenen Sigla V. D. P. T. L. D. auflöste 
in Vir Devolissimus Protector Lateris Dominici. Diese Er- 
klärung de Rossi’s erhält nun durch unsere Inschrift eine 
willkommene Bestätigung. 

Mit der bei S. Lorenzo in Lucina 1873 gefundenen In- 
schrift kamen noch andere des IV u. V Jahrh. zu Tage, und 
de Rossi hat bewiesen, dass dieselben nicht etwa zu einem 
Friedhofe dieser Kirche gehören, sondern dass sie im VIII 
oder IX Jahrh. aus suburbanischen Coemeterien dorthin ge- 
kommen (Bull. di arch. comm. 1. c. p. 50). Da nun das 
Coemeterium S. Valentini zu dem uralten Titel S. Lucinae 
gehörte, so legt sich von selbst der Gedanke nahe, dass jene 
Inschriften wahrscheinlich aus dem genannten Coemeterium 
stammen und von dort in diese Basilika zum Verschlusse 
von Grüften übertragen worden sind, Ist dies richtig, dann 
darf man auch annehmen, dass das Fragment einer damasia - 
nischen Inschrift (Bull. com. 1. Ὁ. Τὰν. 11*, n. 2) gleichfalls aus 
S. Valentino stamme. Leider ist dasselbe so klein, dass sich 
aus den wenigen Buchstaben nichts Bestimmtes ergibt; allein 
immerhin läge doch damit die Vermuthung nahe, dass ausser 
der Dedications-Ipschrift, die wir bringen werden, auch Verse 
des Papstes Damasus zu Ehren desh. Valentin dort gestanden ha- 
ben, deren Text uns leider. die alten Sammlungen nicht aufbe- 


I) Es mag noch hinzugefügt werden, dass auf einer Inschrift, 
für welche de Rossi das Jahr 524 ansetzt, Opilio den Zunamen 
Rufius trägt (Inscer. I, p. 450), während er auf der unsern Venantius 
heisst. Daraus würde folgen, dass der Consul des Jahres 453 auch 
dieses zweite nomen distinctivum geführt habe. 


OÖ. MARUCCHI 317 


wahrt haben. Doch dies Alles sei nur als eine Conjectur da- 
hingestellt. 


32) XIII KAL IVN... 

RVS DEPOSITVS ..... . consuwlalu 

AETI ET STVDT υῦ cc. a. 454. 
33) HIC REQUIESCIT CONSidtus decu 


RIALIS CVM IVGALE SVA ΕΥ̓͂ fina qui vi 
ΧΙΤ ANNOS XV DEPUSITVS IN PACE.... 
CONS FESTI a. 472. 


Die Consularfasten bieten uns zwei Gonsuln dieses Na- 
mens, von denen der eine mit Theodosius II 439, der andere 
mit Marcianus 472 die Würde bekleidete. Wenn die Inschrift 
lem Jahre 439 angehörte, so wäre schwerlich der Name des 
Kaisers fortgelassen ; sie stammt mithin wahrscheinlicher 
aus 472, 


34) . . ARIA IN PACAE (Sic) 
anNVS. II. MEN. II 
.„.AL.SEP.CON . DMN 
Basilisci et ARMATI . VV.CcC a. 476. 


Diese Inschrift ist in sofern merkwürdig, als sie aus dem 
Jahre des Untergangs des Weströmerreiches 476 stammt. 


35) CU BICVLARIVS.. . 
. ET. DEPO silus 
consVLE . volusiano dv. ὁ a. 508. 


Die Inschrift gehört vielleicht einem cubicularius eccle- 
siae , Consularangaben des Volusianus sind äusserst selten. 


318 COEMETERIUM U. BasIıLiKA 5. VALENTINI- 


36) LOCVS TRAIANI . ET SECVNDAE . DEP. TRAIANVS 
ΧΙ. ΚΑΙ, . MAIAS . MAXIMO. V.C.CONSVLE 
IACET CVM FILIO ET NEPOTE IN PACE a. 623. 


Dieser Maximus ist einer der letzten Consuln, da gegen 
die Mitte dieses Jahrhunderts die Consularwürde abgeschafft 
wurde. 


B. Fragmente mit unsicheren Datum, 


37) .. KAL . MAI 
Ter TVLLo ὃ. 6. cons? a. 410? 


Dieses Fragment wäre werthvoll, wenn es, wie ich al- 
lerdings glaube, dem Jahre 410 angehörte, dem Jahre der 
Plünderung Rom’s durch Alarich. Attalus, von ihm auf den 
Thron gesetzt, ernannte den Tertullus zum Consul, der zu- 
gleich mit Varanus in den Fasten aufgeführt wird. Mit dem 
Sturze des Attalus wurde auch Tertullus entsetzt, wessbalb 
Orosius ihn einen umbralüis consul nennt. De Rossi hat nur 
eine einzige Inschrift von 410 gefunden ; der Mangel an Con- 
sulardaten dieses Jahres hat nach ihm eben seinen Grund in 
der Plünderung Rom’s (Inscer. I, p. 250). 


Opistographische Inschrift: 
38) dD.NN. HONORIO 


CONSS . DEPOSITV 
XIT.ANN 


Kehrseite : 


39) DVLCISSIMO x 
I. PARENTES. 
IT.ANN.XXIIT.M.V 
ΚΑΙ,. IVL 


Ο. MARUCCHI 819 


40) " TNATIA ONNP ιου 
KAAANANN 
.... NETH.KE.... 


Griechische Grabschrift mit Angabe eines Consulats des 
Kaisers Honorius. Griechische Inschriften sind in dieser Zeit, 
zumal mit Consulardatum, selten. 


4]) hic req VIESCI 
....dePpKAaL N 0vembris 
202.0. CT BALENTIN 650 6088. 


49) lOC . ERCLANES 
men SES.V.ET D.VIII.DN Balenliniano .?. 


43) HIC... 
PLMA... 
DEPOSIT . . . . . Aonorio 
AVG ΥἹΙ a. 407 
44) 0. MERENT.TII 


νος XXXVIIII . DVIDPOTE 
νον te VDOSIO.AVA.TA 
® . S Φ 


45) ... 9 CORNYTORYM SENIORYM 
...DD.NN.HONORIOAUG .... » 


46) iN PACE EVLVSSEA CARA IP. ...(sic\ 
AG CCEPTA DEO EDELIS QV... . sic 
CONSVLA IVVN TEODOSIAYQ . .. 


sie 


490 COEMETERIUM U. BASILIKA S. VALENTINI 


47) | ... RIAS.Q. VIXIT 
...RIS. VC 


Es ist das Consulat des Viator (495) oder des Senator‘(436). 


48) IV 
...0ONS.FL.Merobaude? 
49) ... OPILIO BE 
...SIS VIID XI 
ον. ANICIO 


C. Undatirte Inschriften, 


HPNABAABION®EOEIAEATEAKAATITI 
TON®IAONAB®OANATNNMAKAPNNETAEMONASOTA 
NIPOCTE 8EON TON ΖΩ͂ΝΤΑ ΚΕΠΡΟΟΘΝΗΤΩΝΑΝΘΡΩΠΩΝ 


ZHCANTA ETH - K -E: EN -T-PHNE (sic) 


(Eine männliche Orans). 


« Howla) Αβλάβιον Seoeldex γέα χαλύπτίε)ι. 
« τὸν φίλον ἀπανάτων μαχάρων εὐδαίμονα φῶτα 
“ πρός τε ψεὸν τὸν ζῶντα χαὶ πρὸς σνῆτῶν ἀνπρώπων. 


« ζήσαντα ἔτη. χε. ἐν εἰρήνῃ. 


« Die Erde deckt den edlen Ablabios gottähnlichen Antlitzes 
(d. h. der nach Gottes Ebenbild geschaffen war), den Freund 
der seligen Unsterblichen, den Mann der gesegnet ist bei Gott 
dem lebendigen und bei den sterblichen Menschen. Er lebte 25. 
Jahre. In Frieden. » 


Ο. ΜΑΒΟΟΟΗ͂Ι 32] 

Das Wort der ersten Zeile ϑεοίδεα erinnert an das EI- 
CO®8EON AOPHMA, divinae simililudinis donum, auf einer 
andern Inschrift und an einen Ausdruck im II Briefe Petri 1, 
4. Auf der Inschrift von Autun werden die Christen gleichfalls 
143005 οὐρανίου Sejlov γένος genannt.(Vergl. deRossi,J.C.II,p. XXVI. 


51) Rue OEIAA 
ον. AONAOANA 
. APNTATIPOC 
.. . ZONTA KETTPOE sie 
. « AN ΘΡΩΠΩΝΖΗΟΘΑΝΤΑ 
ον. Ὁ HTA ENNEIPHNH |sic 


(Eine schlechte und unverbesserte Nachahmung der vo- 
rigen Inschrift von Ablavios). 


D M 
52) TAAAONLIACOTYTTEPTONOMHOEMICOYTETIPHMA 
AAAAAIKHCAIAOTYTTCEEICTEAOCH....AKAPON 
COYNATPOCEZHONNNP$IAEKAITAIAAXHC 
CNNTETPONNNZHAOCMETNIPOHTATENECTOAEMAPKe 


Diese griechische Inschrift, wahrscheinlich des IV Jahrh.’s, 
ist unrege.mässig aus zwei Pentametern zwischen zwei Hexa- 
metern zusammengesetzt; sie wendet sich aneinen MAPKOC, 
wahrscheinlich den überlebenden Gatten, und spricht von 
der Lehre und dem Beispiele des Vaters, dem er gefolgt 56]. 
Soweit ist die Sache klar; im Uebrigen jedoch enthält die 
Inschrift mancherlei Schwierigkeiten. Prof Halbherr glaubt 
dieselbe aus zwei Stücken zusammengesetzt; in den ersten 
beiden Versen sei eine allgemeine Sentenz ausgesprochen, in 
den beiden letzten werde diese auf die Verstorbene ange- 


wendet, und demgemäss ergäbe sich folgende Ueberschreibung: 
RöM. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 21 


322 COEMETERIUM U. BasSILIKA 5. VALENTINI 


Γαλλονίχς. Οὐτ᾽ ἔργον ὃ μὴ Zeus. οὔτε τι pur 
᾿Αλλὰ δίκης αἰδοῦς τε εἰς τέλος ἦλθε μάχαρον 
Σοῦ πατρὸς ἐξ ἠπῶν ὦ φίλε χαὶ διδαχῆς 


Σῶν τε τρόπων ζῆλός we nporyayev ἐς τόδε Mäcxe. 


« Der Gallonia (d. h. Grab der α.). Weder ein Werk noch 
ein Wort, das nicht recht war, sondern nur Gerechtigkeit. 
gelangte zu glücklichem Ziel. Deines Vaters Beispiel und 
Lehre aber und die Nachahmung deines Vorbildes, geliebter 
Marcus, führten mich dorthin. » 

Ich halte die Inschrift für christlich und glaube, dass Gal- 
lonia sagt, sie sei durch den Vater des Marcus, wahrscheinlich 
ihres Gatten, zum Christenthume bekehrt worden. AIAAXH 
bedeutet im besondern religiöse Unterweisung, und HTOC 
bezeichnet nicht nur die Gesittung, sondern auch die Κατή- 
yneıs. Die Dedication Dis Manibus kommt so oft auch auf 
christl. Inschriften vor (Vgl. Becker, d. heidn. Weihef.D.M. 
auf altchristl. Grabst. Gera, 1881), dass sie hier nichts ent- 
scheidet, zumal die hier angewendeten lateinischen Buchstaben 
D. M. auf einer griechischen Inschrift den Gedanken nahe 
legen, dass sie bereits eingemeisselt waren, als die Platte für 
das Grab der Gallonia gekauft wurde !). 


53) X EN® ἄδε χεῖται 
ΙΜΕΡας... 
ΤΑΛΕ,,.,.. 


54) ο΄ ΧΥΡΙΑΚΟΟ 
ΠΡΥΝΗ 

SYNBIN 

« TATIHTH 


1) Vrgl. de Rossi, Insc. II, p. XXVI. 


Ο. MARUCCHI 323 


>55) HIC PASTOR MEDICVS MONYMEN fun in marlyris aula 
f ELIX DVM SVPEREST . CONDIDIT Ipse sibi 
PERFECIT CYNCTA EXCOLVIT QVI ad carmina sistil 
CERNET QVO IACEAT . POENA Nnec ulla manel 
ADDETYR ET TIBI VALENTINI GLOR Ta sancti 
VIVERE POST OVITVM DAT Deus omnipotens 


Diese metrische Inschrift, die dem V Jahrh. anzugehören 
scheint, ist von grossem Werthe, zunächst weil sie des ἢ. Va- 
lentin gedenkt, des Ortsheiligen, dessen Name auf dieser 
Inschrift allein vollständig erhalten ist. Sie erwähnt zugleich 
Verschönerungen, welche in der Basilika auszeführt wurden, 
wie sich aus den Worten perfecit cuncta excoluwit ergibt. 
Endlich ist der Hinweis auf die poena zur Tilgung der Schulden 
im andern leben, sowie die Wendung zu bearhten: addetun 
οἱ tipi Valentini gloria, womit der Gedanke an die Inter- 
cession des Heiligen gegeben ist. 


Opistographische Inschrift. 
(Die erste gehört der Katakombe und ist schon publicirt, 
die zweite wehört dem Coemeterium ober der Erde). 


56) CAESONTAE . NICAE CONIVGI . DVLCISSIMAE . 
CAESONIVS . CANDIDIANVS . MARITVS. 
. VIRGINIAE . PVDICAE . FIDELT . ET. CAESONIT . (Anker). 
. NARCISSVS . ET. HERACLIA . PARENTES . FILIAE 
. PIENTISSIMAE . QVAE VIXIT ANN. XVI-M.,V.D.NX 


. BENFEMERENTI . FECERVNT „ CVSA . DVLCIS. 
Kehrseite : 


57) FILIA ADEODATA . VIRGO .. QVE viIxü 
ANNOS XXIT . DEPOSITA . ES SE X/0 
NONAS.IVLIAS SESTILIVS el feli 
cIssIMASIVIRVM EMERunl 


324 COEMETERIUM U. BASILIKA 5. VALENTINI 


Sowohl wesen ihrer Palaeographie als wegen des Ankers 
scheint mir die Inschrift auf die Caesonia dem ΠΠ| Jahrh. und 
mithin ursprünglich dem coemeterium subterraneum anzu- 
gehören, von wo die Tafel später entnommen wurde, um das 
Grab der Jungfrau Adeodata zu schliessen. Das seltsame Cusa 
duleis der letzten Zeile ist vielleicht ein Schreibfehler des 
Steinmetzen, statt des graecisirenden cora, Mädchen. 


Fragment einer opistogr. metrischen Inschrift. 


58) . DIS DVLCISAM .. 
Ὁ MATREM VNI.. 
.. ORCESSAT N... 
.. VITA TENET.. 


..M FVER.. 


Kehrseite: a 
59) ΝΕ. Κι... 
ον ROMVLA D.. 
.. AVIVERET.. 
.. ITA .. PERE.. 


.. IONPLA.. 


60) - „.. NOCENTIAE EVSEBIO . . . . 


(Eine der damasischen ähnliche Schrift) 


61) hic REQVIES cÜ 
CiWIS.RAV.C (civis ravennas) 
Noch an der ursprünglichen Stelle im Fussboden der Schola 
cantorum findet sich folgende Inschrift. 
62) HIC IACET DEMETER QYI VIXIT ANNVS 
PLM XVin ET MENSIS In RECESSIT 
YIn ΚΑΙ, FEB 


ὦ. MARUCCHI 325 


63) een nen. &VGVRINA.Q.VIX. 
annos ... . dep.PR.IDVS. 
“200.0. in DACE.CIVIS. 
ἢ interamnen 818 


64) ...NAM. 
QVEM EMIT 
A LIBERV FOS 


SORE . 
(Instrument in Form eines Meissels). 


Die Inschrift gedenkt des Ankaufs des Grabes von dem 
Fossor Liberius. 


65) ..... JUSTINS PRET {um solvit 


’φ 


Auch hier ist Kauf und Bezahlung des Grabes erwähnt; 
die Ergänzung PRE'T ium solvit ergibt sich aus andern In- 
schriften dieser Art. 


56) LOCUS BENERIOSES 
BENEMERENTI IN PAC 
QVE VIXIT ANNV ET MEN 
SES NOBEM DEP.X KAL.sept. 


67) HIC IACET IVCVNDA 
QVE VIXITANV 
M VIII DEP 
VII ΚΑΙ, FEB 


68) DEPOSITIO VIBVSI AVGVSTINI QVI VIXIT 
ANOS XXV DEPOSITVS PRIDIANOS sic OCTOBRES !) 
REQVESIO sie IN PACE 


1) Pridie nonas. 


326 


76) 


-) 
-) 
ee” 


COEMETERIUM U. BASILIKA 5. VALENTINI 
ον DELISSIMVS . . . 


δ) ECYNDINA . IJACET.ıR pace 
. NS. BASILIVS MA rilus 


. . . DECEMB.. 


IN HOC LOCO QVIESCET RAVENIA 


QVYAI UIXIT ANNUM ET MENSES vm 


VS BENEMERENTI IN PACE 
ET MENSES Ill 


NTES ET DEFVNCTV ESIIIIALEN sie 
LOC . CAPRARI ET GATTVLES NIC IACET SABASTIANVS 


° ASELLVS ET SEBERIANE 


SE BIBI FECERVNT 


HIC IACET IOHANNES 
QVI VIXIT AN IM Iın 
DEP Xvli ΚΙ, SER 


"ALFIVS 
QVI VIXIT ANN 
MENSES . VI 


IN PACE 


AILIS DALMA lius 
QVIVIXIT.... 


SISI...*. 


x 


GRATE QVE VIXIT 
ANNOS XL DE posüla 


0. Μακυύσοηϊ 327 


19) | INNOCES pv er 
INFANTIAE TVE E. . 
DVLCISSIME QV . . 
HIC REQVIESC {ἢ 


80) HIC . IACET . 1VCVNDA 
QVE VIXIT ANV 
M VIII DEP 
VII KAL FEB 


8l) DOMINE . MATRI VICTORIE QVE BIXIT ANNVS 
PLVS MINVS XLV MENSIS HI DIES XIII DIPOSITA EST 
DIES X K SEPTEMBRIS BENEMERENTI IN PACE (Gefäss.) 
ET FILIA EIVS ORISTIS. QVAE VIXIT ANNVS 
PLVS MINVS ΧΧΠῚ MENSIS III . DIPOSITA EST 
DIE X.K. VCTOBRIS RECESSIT SEBERVS 


COIVGI DVLCISS. .. 


82) D ENEMERENTI IN Pace 
. MARCELLE . QVA € 
VEXIT.ANNVS.VI. 


33) PAVLINVS S... 


(Hacke eines fossor). 


84) ASELLICA QVE VIX P 
IT AN VII MENSES 
OCTO DEPUSITA 111 
KLENDAS DECEMBRES sic 
IN PACE 


398 COEMETERIUM U. BAasILIKA S. VALENTINI 


85) CARISS {MO 
CONPART su0o 
QVI VIXIT anno 
SN xvI DIX ΠΟΥ. 
XV FIDELIS.. 
ER BENEME 7671 


TI FECIT 


86) SECUNDINA IACETI 
US BASILIUS M ... 


DECEMB 
87) (Auferweckung NONIAE 
des Lazarus) ANNIS.. XX 

MARC... 

BAENI... 


Das Wunder ist in ähnlicher Auffassung, wie bei den 
coemeterialen Gemälden und bei den Sculpturen der Sarko- 
phage, links von der Inschrift eingravirt : Christus, ohne Bart, 
die Bücherrolle in der Linken, den Stab in der Rechten, nä- 
hert sich dem Grabmal, in welchem Lazarus in Tücher ge- 
wickelt steht. 

Die beiden folgenden Fragmente sind metrisch. 


88) ... RELIQVI PATREM ET 
νον ECVOS OPTAS VT NASCI CON 
...P.M-AN 


89) ... ATORVM 
... VNVS ACERBVM 
..A SORORVM 
..08 
..MI 


329 


900) ...T NOMINE 91)..S ET CVCCVRI... 
..M CIRCITE ..QANNVS V ET 
II ..Dvo X 
92) M 


...NII CVBVCLARI 


93) ᾿ LIANI ET RIGINES 
CO NPARABERVYNT PRE 


94) GORGONIVS QVI VIXITAN PM 


LXxX M III DXX DPINP 


95) εν. VIBI » CONPARABERVNT 
(Geräth eines Steinmetzen). 


96) ZENON... 


ANNOS... 


91) LOCVS ΤΒΑΝΟ... 


DEP. IN. PACE 


98) denosi TVS EST AD Domnum Valenlinum 
NONAS IVNIAS 


Unzweifelhaft ist die Ergänzung des Namens des Martyr 
eponomos, bei dessen Ruhestätte der Todte sein Grab fand; 
ad Domnum ist die auf den altchristl. Inschriften gewöhn- 
liche Ortsbezeichnung für die Nähe des Martyrgrabes. 


320 COEMETERIUM U. BasıLıKA 85. VALENTINI 


Aufdie Inschriften lasse ich die wenigen Seulpturen [0] - 
sen, die in dem oberirdischen Friedhofe ausgegraben wurden, 
sowie einige Gegenstände, die man in den Gräbern gefunden. 

l. Sarkophag, ganz erhalten, strigilirt, in der Mitte O- 
rante, auf den Ecken je ein bärtiger Mann, mit Bücherrolien 
zu ihren Füssen, die Hände nach der Orante ausstreckend. 
Es sind zwei Heilige, welche Jdie Seele in den Himmel ein- 
führen. Arbeit des V Jahrh. Der Deckel, mit Spuren einer 
Inschrift vom J. 431 oder 408 (siehe oben n. 25), wurde zer- 
sägt, um als Verschluss zu dienen. 

2. Sarkophag, Fragment, mit dem guten Hirten auf der 
einen, und einem Kinde auf der andern Seite. 

3. Sarkophag, Rückstück fehlt ; auf der Fronte weibliche 
Büste in einer von Genien gelaltenen Ellipse. Auf den Ecken 
zwei andere Genien, dieser mit der Flöte, jener mit Leier 
und Plectron. Unterhalb Hahnenkampt. III. Jahrh. 

4. Sarkophag-fragment, mit Jer Figur eines sitzenden 
Fischers, nach rechts vom Beschauer gewendet. 

5. Sarkophag, Vorderstück, strigilirt, mit männlicher, 
bärtiger Figur, eine Rolle in der Hand. 

6. Sarkophag, Vorderseite, mit weiblicher Figur; das 
Gesicht ist nicht ausgeführt. 

7-)2. Fragmente mit kleinen Genien, die einen Korb, 
eine Muschel, das Tritonshorn u. dergl. tragen. 


Im Innern der Grüfte fanden sich einige Stücke Bernstein, 
von einem Halsgeschmeide herrührend, zwei kleine goldene 
Ringe, ein goldener Ohrring, ein Balsamfläschen von Glas. 
Zwei goldene fibulae mit silberner Unterlage und eingefassten 
Granaten haben die ’Form von Adlern mit ausgebreiteten 


Schwingen; in den Augen sind Stückchen Bergkrystall ein- 
gesetzt. 


Endlich mögen noch die Ziegelstempel folgen, die auf 
den beim Bau der Gräber verwendeten Ziegelsteinen stehen. 


(( 


O. MarUccHi 331 


OP DOL EX FIG PVBLILIANIS 
PR AEMILIAE SEVERAE C F 
(Vierfüssiges Thier). 


EX ?R DOMITIAE LVCILLAE EX. FIG. DOMIT 
MINORIS OP .DOL .AELI ALE 
xXANDRI 


(Palmzweig) 


a ἐν PR AVG FIG TEREN 
NT... .0 PHIDELE 
(Adler). 


EX PRAEDIS FL TITIANI 
VIRI CLARISSIMI 


(Vogel mit Blume im Schnabel). 


C.OPPI VIIENTI 


(Mercur mit Stab und Hahn). 


OTVS DOL EX PR FAVS AVG EX FIG 
PONT LAN FESTVS 
(Palmbaum). 


xX PR M AVRELI A 
0... GN PORTLIC 


(Mercur). 


SEX . vıMmati himerı 


OPVS DOL EX FIG PONliculaN 
DOMIN . NOSTROR 


339 COEMETERIUM τ΄. BasıLica 8. VALENTINI 


10. Oo OPVS DOLIAR . EX FIG PVBLILI 
| AN PR FLACC AELIAN ΟΡ 
(Victoria mit Palmzweig und Kranz 
vor einem Altar). 


u. 0 OPYVS DOLIAR . .. 66) praedis 
DOMINI nostri 


Die beiden folgenden Stempel sind christlich, und aus dem 
V Jahrh., bisher noch unbekannt. 


12. + F. GAVDENTIE 
-- 
13. OFF . GAVDENTIE 
IV Theil. 


DIE BASILIKA. 


Als ich meine erste Schrift über das Coemeterium 
des h. Valentin 1878 veröffentlichte, sprach ich die Ansicht 
aus, dass die von Julius I um die Mitte des IV. Jahrh. bei 
dem Grabe des Martyrers gebaute Basilika in der Ebene un- 
terhalb des Coemeteriums und etwas näher auf die Stadt zu 
liegen müsse. Die neuesten Ausgrabungen haben meine An- 
nahme vollkommen bestätigt. Wie man aus unserer Tafel 
ersieht, hatte die Basilika einen ansehnlichen Umfang; mit 
ler Apsis nach dem Hügel reichte sie mit ihrem Quadripor- 
ticus wohl bis nahe an die Via Flaminia. 

Während die übrigen Grabbasiliken der Martyrer, St. Pe- 
ter, St. Paul, St. Agnese u. s. w. in das Coemeterium hin- 
eingebaut wurden, so dass die Krypte des Martyrers unter 
den Altar zu liegen kam, liegt die Basilika des ἢ. Valentin 
mehr als 20 m. vom Eingang in das Subterraneum, ohne dass 


Ο. MARUCCHI. 333 


sich von diesem irgend ein Gang bis zur Kirche erstreckte. 
Hätte Julius I (337-352) die Basilika unmittelbar über dem 
Grabe des Martyrers errichten wollen, so hätte er unter be- 
deutenden Kosten einen Theil des Hüzels oberhalb der Iıi- 
storischen Crypta abtragen müssen und die Basilika wäre 
zudem gar zu hoch über dem Niveau der Strasse zu liegen 
gekommen. Zudem machte die Oertlichkeit überhaupt den 
Bau einer Kirche ad corpus unmöglich. Aber warum baute 
der Papst die Basilika denn nicht unmittelbar vor der Grab- 
stätte? Vielleicht waren die, wenn auch heidnischen Gräber, 
die man zwischen der Basilika und dem Eingange in’s Coe- 
meterium entdeckt hat, (auf dem Plane links von der Mauer 
B!\) noch in Gebrauch; wahrscheinlicher aber bezeichnete die 
Basilika den Ort der Hinrichtung, da es in den Acten heisst, 
der Heilige sei begraben eodem loco, ubi decollutus erat. 

Papst Julius wird nach damaliger Sitte die Gebeine des 
Martyrers an ihrer ursprünglichen Stelle gelassen haben. 
Die Translation erfolgte später, wahrscheinlich im VII Jahrh. 
unter Honorius I (8625-38) bei der Restauration der Basilika. 
Dass zu Honorius’ Zeit sich der Heilige dort befand, er- 
gibt sich aus dem um diese Zeit verfassten Salzburger Iti- 
nerar, wo es heisst: Deinde intrabis per urbem ad aquilo- 
nem, donec pervenies ad portam Flamineam, ubi quiescil via 
Flaminia sanctus Valentinus in bastlica magna, quam Ho- 
norius reparavit (de Rossi, R. S. I, 176). Da wir von andern 
Arbeiten zwischen Julius und Honorius keine Kunde haben, 
so ist es mehr als wahrscheinlich, dass letzterer die Transla- 
tion vorgenommen, wie er auch den Leichnam des h. Pan- 
cratius an eine audere Stelle übertragen hat (Vergl. de Rossi, 
Inser. II, 24: Corpus martyris, quod ex obliquo aulae iacebal, 
altari insignibus ornalo metallis loco proprio collocavit). Beide 
Fälle haben viel Aehnlichkeit mit einander. 

Bein Beginne der Ausgrabungen ergah sich eine etwas 
ungewöhnliche Form der Basilika. Nachdem die Mauer A mit 


334 COEMFTERIUM U. BasILIKA S. VALENTINI 


ihren Säulenbasen bloss gelegt war, kam die kleine Apsis zu 
Tage. Vor derselben habeu wir die aus Ziegelstein aufge- 
führte Basis d. Es schien somit, dass man an das Ende,d.hı. 
in die Absis der Basilika gelangt sei, da die Basis d walır- 
scheinlich den Kern der cathedra episcopalis bildete, wie dies 
in andern alten Kirchen ähnlich der Fall ist. Weiterhin 
glaubte man die in beiden Seitenschiffe B-B! und A-R zu erken- 
nen, und so sprach, bevor das Terrain rechts von der Mauer A 
ausgegraben war, Alles dafür, dass die Nische C den Fond 
der Basilika bilde und dass in B-A das Mittelschiff liege. 
Nicht geringe Schwierigkeit bot jedoch das Fehlen anderer 
Säulenbasen links, wenngleich es denkbar war, dass die Säulen 
hier ohne Unterbau auf der sehr festen Boden aufgesetzt 
worden und bei der spätern Spoliation des Heiligthums gänz- 
lich verschwunden seien. Dass die Nische C den Hintergrund 
der Basilika bilde, wurde noch durch die Thatsache unter- 
stützt, dass die Ausgrabungen rechts von der Mauer Ain den 
ersten Monaten nichts zu Tage förderten. Eine andere Schwie- 
rigkeit dagegen erhob sich auf Seite des Ganges 7, der auf 
einem etwas tiefeın Niveau sich nach rechts hinzieht. Ein so 
an die Kirche angefügter Gang war etwas Ungewöhnliches, 
und während der Ausgrabungen vermuthete ich, dass er die 
Verbindung mit einem Oratorium des h. Zeno gebildet habe, 
von welchem in alten Nachrichten Rede ist. Um die Zweifel 
zu lösen, wurden die Arbeiten rechts von der Mauer R fort- 
geführt, wobei mir einige sehr zutreffende Bemerkungen des 
um die christlichen Alterthümer hoch verdienten Mons. Cro- 
starosa glückliche Fingerzeige gaben. 

Bald fand man reclıts die Mauer P,die in ihrem untern 
Theile zerstört ist, und die als Fundament deı Säulen ge- 
dient hatte; noch zeigten sich Spuren der Marmorbasen, 
welche bei der spätern Ausplünderung verschleppt worden 
waren. So wurde es denn klar, dass die Basilika ganz bedeu- 
tend grösser war, als es anfangs geschienen hatte, und dass 


OÖ. MARUCCHI 335 


der erste ausgegrabene Raum nur das linke Seitenschiff der- 
selben gebildet habe. Später kam auch ds rechte Seiten- 
schiff zum Vorschein, und so sah ich, dass die gebogene Mauer 
N, die snäter auf beiden Enden verkürzt worden ist und in 
einem höheren Niveau liegt, den Hintergrund der Hauptapsis, 
und nicht, wie anfangs vermuthet wurde, die Apsis eines 
Nebenoratoriums bildete. 

Gehen wir nun zur nähern Beschreibung über, so la 
der Eingang ungefähr, wo bisher das moderne Oratorium 
des h. Valentin in dem ehemaligen Landhause der Augusti- 
nianer lag. Das Mauerwerk links gehört zu Gräbern des um 
die Basilika angelegten Coemeteriums. Die Kirche war drei- 
schiffig ; die Säulen ionischer Ordnung ruhten auf attischen 
Basen, von denen noch Jrei sich an Ort und Stelle befinden. 
Ein ionisches Capitell ist allein noch übrig geblieben; ein 
anderes kam vor Jahren in den deutschen Campo santo; von 
den Säulen fand sich ein Bruchstück aus rothem Granit. 

Das Mittelschiff, 12m60 breit, ist zum Theil von einer 
etwas über das Niveau der Kirche sich erhebenden Construc- 
tion occupirt; hier war ohne Zweifel das Presbyterium nebst 
dem Platze für die Sänger. Der Raum zwischen R, Τ und Q 
scheint mir die Fortsetzung des Presbyteriums zu sein; von 
der Mauer 7 an war der Platz für die schola cantorum : noch 
sind Reste von cancelli oder plutei erhalten. Dort müssen 
auch die beiden Ambonen gestanden haben. 

Unter den Trümmern fand sich eine Marmorbasis von 
pyramidaler Form mit Stufen, Jie als Untersatz für den 
Osterleuchter vedient haben wird und nahe bei dem Ambon 
gestanden haben musste. Dass die Kirche wirklich einen 
Ambon hatte, ergibt sich aus der schon erwähnten Bemerkung 
bei Lubin, dass man im Jahre 1893 dort u. a. auch ein 
Marmorpult gefunden habe. In den Raume R 7 Q fanden 
sich einige Gräber, und eines derselben bewahrt noch 
seine Inschrift vom Jahre 406 (siehe die Inschr. n. 22), 


336: COEMETERIUM U ΒΑΒΙΠΚΑ S. VALENTINI 


woraus sich ergibt, dass der Abschluss in der Mitte wenigstens 
seit dem Beginn des V. Jahrh.’s bestand. Von hier gelangte 
man auf Stufen zur Apsis N, mit der cathedra episcopalis in 
der Mitte und den Sitzen des Clerus nebenan. In der Mitte 
der Apsis, in M, sieht man noch die Reste des Altares, unter 
welchem der Sarkophag gestanden haben muss, den nebst den 
Reliquien Honorius hierher übertrug. Vom Altare fanden sich 
einige Bruchstücke von transennae, eins mit den Buchstaben 
MAR (martyr?), ein kleines Capitell des Ciboriums und eins 
von jenen marmornen pulvint, mit eingemeisseitem Kreuze 
in der Mitte, ein charakteristisches Merkmal des byzantini- 
schen Stils. Gleichfalls zum Altare gehörte ein anderes Mar- 
morfragment mit einer Votivinschrift, von der bloss die Worte 
erhalten sind: 


M SEMPER . ET. VBIQ.DEVOTI. 


Zwischen dem Mittelschiff und der Apsis befindet sich der 
Gang H, H, der mit den Seitenschiffen durch die Treppen G 
und X in Communication steht, da er in einem tiefern Ni- 
veau liegt. Die Wände desselben waren ehemals mit Marmor 
bekleilet; der Boden bewahrt noch seine Marmorflur. Auf 
der Hälfte des Ganges Öffnet sich eine viereckige Nische Z, 
die genau mit dem Reste des Altars correspondirt; wahr- 
scheinlich stand hier ein zweiter, Kleinerer Altar, der Altar 
des Marlyrium oder der Confessto. Durch diesen überdeckten 
Gang konnten die Gläubigen in der Nähe das Grab des Mar- 
tyrers verehren, ohne zu dem Presbyterium emporzusteigen; 
er enstspricht dem sonst ja oft vorkommenden introitus ad 
martyres. Ein Zeugniss der Verehrung bilden einige kleine 
Nischen, in welchen ehemals Lampen brannten, 'wie in der 
Confessio von S. Prassede aus d. IX Jahrh. Bei der Ni- 
sche ΖΦ erkennt man noch ein kleines Fenster, durch welches 
man den Sarkophag des Heiligen sehen konnte; es ist die 


Ο. MARUCCHI 337 
sog. fenestella Confessionts. Ueber dem Altare muss die De- 
dications-Inschrift des Papstes Damasus gestanden haben, von 
der sich in einiger Entfernung ein Bruchstück gefunden hat: 


BEATIS 
PRESBY 


was in « Beatissimo Mariyri Valentino 
Presbytero Damasus Episcopus fecil » 


zu ergänzen sein dürfte. 


Die ganze Construction jenes Ganges scheint mir nicht 
sehr alt, etwa aus dem VII Jahrh., und so ist es wahrschein- 
lich, dass Papst Honorius ihn bei der Uebertragung der Re- 
liquien zur bequemeren Verehrung derselben angelegt hat. 
Damit ist zugleich eine Bestätigung der Thatsache gegeben, 
dass die Basilika nicht über dem Grabe des Martyrers errichtet 
worden ist. 

Derselben Zeit des Papstes Honorius und seines Nach- . 
folgers Theodorus, der die Arbeiten seines Vorgängers voll- 
endete, gehören, wiesich aus dem Mauerwerk ergibt, die beiden 
Nischen im Hintergrunde der Seitenschiffe C, C!an. Vor der 
runden Nische C steht noch die gemauerte Basis, die beim Be- 
ginne der Ausgrabungen den Rest der cathedra episcopalis zu 
sein schien, in Wirklichkeit aber zu einem Altare aus späterer 
Zeit gehört. In der viereckigen Nische ΟἹ hat sicherlich gleich- 
falls ein Altar gestanden. Ursprünglich befanden sich wohl 
im Hintergrunde der beiden Seitenschiffe die Altäre, welche 
bei den Griechen παρατράπεζον, bei den Lateinern oblationa- 
rium hiessen !); dort wurden auch in manchen Kirchen die 
hh. Bücher und Gefässe aufbewahrt. Später sind in unserer 
Basilika diese Nischen in Oratorien verwandelt worden, wie 


ἢ Vergl. Handb. der altchristi. Archit. von Holtzinger, I, 5. 84. 
RöM. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 22 


338 COEMETERIUM U. BASILIKA S. VALENTINI 


sich aus den Resten von Gemälden und Inschriften zu Ehren 
von Heiligen ergibt. Man liest noch die Anfänge der Worte: 
« Scissimis et bealissimis ». Zu diesen Heiligen gehörten 
wahrscheinlich Zeno, sowie die Gefährten des h. Valentin, 
Marius, Martba, Audifax und Abacuc. Vermuthlich gehört 
die Silbe MAR auf dem einen Fragment zum Namen Martus. 

Dass der h. Zeno hier besonders verehrt wurde, ergibt 
sich aus einem Cod. des X Jahrh. in der städt. Bibl. von 
Arezzo. Dort sind die Gebete bei der Procession der Litaniae 
majores angeführt, die von S. Lorenzo in Lucina über die 
Via Flaminia und den Pons Milvius nach St. Peter zog. Von 
dieser Procession ist auch in andern liturgischen Quellen die 
Rede. Dieselbe machte bei 5. Valentino Halt, und hier wurden 
einige Gebete gesprochen, deren Text Bosio ἢ aus einem 
Cod. der Basilica Vaticana publizirte. In dem vollständigern 
aretiner Codex ist jenen Gebeten noch ein anderes beigefügt, 
welches ad S. Valentinum in atrio gesprochen wurde und 
die Fürbitte des ἢ. Zeno erflehte 3). Dieser Heilige muss der- 
selbe sein, der sein Grab im Coem. Praetextati fand und der 
in einem der Itinerarien fraler Valentini genannt wird; sein 
Tod fällt auf den 14 Febr. 3). Ihm ist auch die prachtvolle 
“von Papst Paschalis mit Mosaiken geschmückte Kapelle in 
S. Prassede geweiht, und dort sehen wir sein Bildniss zu- 
gleich mit dem des h. Valentin. In unserer Basilika, in dem 
Gange bei der Apsis, nahe bei der Treppe g fand sich ein 
nahezu quadratischer Stein mit der Inschrift: 


+S. ZENO 


I) Roma sotterr. p. 575. 
2) de Rossi, Musaici, S. Zenone in S. Prassede. 
3) Glorgi, Adonts martyrolog. p. 91. 


Ο MARUCCHI 399 


Die Schrift ist nach dem IX Jahrh., und der Stein hat 
mehr als wahrscheinlich zum Verschluss des sepulcrum al- 
taris gedient, in welchem die Reliquien des Heiligen ein- 
geschlossen waren. Vermuthlich war es der Altar, von 6!» 
chem noch ein Theil in der Nische C steht. 

In der andern Nische C! zeigen sich auf der Wand zwei 
verschiedene Lagen von bemaltem Kalkbewurf; die obere 
Lage ist zu vielen Stücken abgefallen; geblieben ist noch 
theilweise eine weibliche Figur mit reichem Schuck im by- 
zantinischen Stil des VII Jahrh., die sich, Gaben darbringend, 
nach der Seite wendet. Vielleicht ist es eine vornehme Dame, 
welche die Kapelle decoriren liess. Rechts von derselben war 
eine gemalte Inschrift, von der einige Buchstaben, einer 
unter dem andern stehend, erhalten sind. 

Die umfassende Restauration im VII Jahrh. wurde zum 
Theil mit dem Material des alten Baues, zum Theil mit Bruch- 
stücken christl. und heidn. Inschriften ausgeführt. So befindet 
sich in der Mauer, welche links das Fundament für die Säulen 
bildet, das Fragment einer christl. Inschrift des IV Jahrh., 
als Baumaterial verwendet, noch an Ort und Stelle; ein an- 
derer Stein enthält ein werthvolles Bruchstück von arvali- 
schen Acten aus dem Jahre 21 der christl. Zeitrechnung. !) 

Gegen Ende des IX Jahrh. liess Papst Johann (898-900) 
die Basilika des h. Valentin von Neuem restauriren und 
weihte sie dann feierlich ein, wie sich aus einer Inschrift in 
der Vorhalle von S. Maria in Cosmedin ergibt ?), die zugleich 


1) Bull. archeol. comm. 1889. 

2) Entgegen der in meiner ältern Schrift über die Katakomben 
des h. Valentin ausgesprochenen Ansicht, in welcher ich Settele 
folgte, gehört jene Inschrift nicht in die S. Valentinskirche nahe 
bei der Kirche S. Nicolai in calcarario (heute ai Cesarini), sondern 
in unsere Basilika, zu welcher die Kirche S. Nicolai in archionibus 
gehörte, wie man aus einer Bulle des Papstes Agapitus II vom J. 955 
ersieht. Vergl. Marini, Papirti diplom. Ὁ. 38. 


940 COEMETERIUM U. BASILIKA 5. VALENTINI 


eine interessante Aufzählung von Stiftungen und Geschenken 
eines gewissen Theobaldus an die Kirche enthält. Wir bringen 
sie am Schlusse dieses Aufsatzes. 

Im X Jahrlı. erwähnen zwei päpstl. Urkunden unsere Ba- 
silika und das anstossende Kloster : die schon berührte Aga- 
ret’s II von 955 und die Johannes’ XII von 962. In beiden 
Documenten werden Kirche und Kloster dem Convent Sti Sil- 
vestri cata Pauli, ἃ. h. Si Silvestri in capite zugewiesen. 

Eine andere Restauration ward um die Mitte des XI Jahrh. 
unter Nicolaus II (1058-61) durch den Abt Theobald von S.Silve- 
stro in capite vorgenommen, der die Vorhalle erneuerte, den 
Glockenthurm und die Klostermauern errichtete und dieKirche 
mit Gemälden schmückte Die feierliche Einweihung fand am 3 
Febr. 1060 statt. Die betreffende Inschrift, in der Kirche des 
h. Silvester erhalten, bringen wir gleichfalls am Schlusse. 

Dem XI Jahrh. gehört auch die Erwähnung unserer 
Basilika durch einen deutschen Pilger an, der nach Rom 
sekommen war, um Reliquien von Heiligen zu erhalten. Er 
besuchte auch unsere Kirche und nennt dort einen Ort, ubi 
semper ardent lampades, womit er wohl den jetzt wieder 
entdeckten Gang bei der Apsis meint, wo wir die Nischen. 
für die Lampen sahen. Die Nachricht findet sich in der Chronik 
des Klosters S. Michaelis ad Mosam (von Mabillon publizirt 
in Vet. anal., ed Paris, 1723, pag. 350 sq.). 

Im XII u. XIII Jahrh. wurden Altar und Presbyterium 
ausgöschmückt, wie sich aus den in Cosmaten-Arbeit mit 
eingelegtem Gold-Mosaik vergierten Marmorfragmenten ergibt. 

Dass im XIV Jahrh. die Kirche verlassen lag, erfahren wir 
aus dem jener Zeit angehörenden Verzeichnisse der römischen 
Kirchen, wo es von ihr heisst: « non habe sacerdotem ». Die 
Gebeine des h. Valentin waren bereitsseit dem XIII Jahrh. in 
die Kirche der h. Praxedis übertragen und in der dortigen 
Kapelle des lı.Zeno depenirt,wie man auseiner daselbst ehemals 
angebrachten Inschrift aus der Zeit Nicolaus IV (1288-92) 


OÖ. MArRUccHt 341 
ersieht. (Cod. Vat. 3407, fol. 20; vergl. Panvinio, De VII Urb. 
eccl. p. 332). 

Im XVI Jahrh. war die Kirche nur mehr eine Ruine, der 
Altäre, der Ambonen, der Säulen beraubt; Panvinius und 
nach ilım Bosio sahen bloss noch Reste von Mauern, und auch 
diese fielen 1693beim Baue des Landhauses über der area der 
Basilika. 


SVME.VALENTINE. MARTIR . HEC.DONA . REATE . QVE.TIBI. FERT. 
OPIFEX . TEV | BALDVS . CORDE . BENIGNO : HEC . ITAQ . SVNT . QVE. 
TIBI . BEATISSIME | MARTIR . IDEM . TEVBALDVS . CONCESSIT . QVA- 
TINVS . SINT . IN . VSV | SACERDOTY . IN . PERPETVVM .DONO . 
TIBIQ . HIC . SERVIENTIVM | ID.EST . DOMVS.. DVAS . SOLARATAS . 
IVNCTAS . IN. VICINO.. TVAE . ECCLAE | CELLAM . IVXTA . EAMDEM . 
RCCLAM . ORTICELLV . CV .OLIVIS. RETRO. AECCLAM. SCI | NICOLAI . 
22020 VINEA . IN - ANTONIANO . MISSA | LEM . I. ANTIFONARIA 
. IL. ΚΝ. DIVRNI . ALIVQ . NOCTVRNI . OFFICII . FERIALES . 11 | 
L.IBRV . GENESEOS . CV . ISTORIIS « CANONICIS . PASSIONARIV . DIA- 
LO@V . CVM | SCINTILLARIO . IMNARIA . IT: LIBRV . EX . MORALIB . 
CALICE . ARGENTEV . EXAVRA | TV . CV .CALAMO . ET. SVA . PA- 
TENA . TVRIBVLV . ARGENTEV . MANVALE . I. | SI.QViS. VO. BEA- 
TISSIME . MARTIR . EX. HIS . QVE.. TIBIL. A.IA . DICTO . THEVBALDO 
CCES | SA ΒΥ͂ΝΤ. ET. VEL. AB. ILLO.AVT. AB . ALIIS . CONCE- 
DENTVR . TEMERARIO . AVSV. ALIQVID | ABSTVLERIT . DISTRAXERIT 
, VENDIRERIT . VL. FRAVDAVERIT . SIT. SEPATVS. A . DO . OMIVM 
| @. XPIANOR . COORTIO . QVIN . ET . PPTVO . PCVSSVS . ANATHE- 
MATE . ATQ. CV. DIABOLO . ET | OIBVS . IMPIIS . IVNCTV3 . AETERNO 
. INCENDIO . EXVRATVR : TEPORE . PONTIFICIS . NO | NI . SYMIQUE 
. I0HIS . EST . SACRATA . DIE . SVPPREMO . HEC . AVLA . NOVEBRIS | 
DV. ΟΥ̓͂ΤΑ. ELABENTE . INDICTIO . CVRRERET . ANNVM !) 


1) Crescimbeni, Storia della basilica di 5. M* in Cosm. Ὁ. 82. 
Anfang und Ende der Inschrift sind in Hexametern geschrieben. 


342 COEMETERIUM ὕ. BasıLIKA ὃ. VALENTINI 


QUE.. AD. LAVDE.DI.IN.. ECCLA . SVA . FIVNT.N.. INHERTIE . 
RELINQ . SED. AD . POSTERITATIS . MEMORIAM | NOBIS . PCIPIVNT . 
MANDARI . SIC. IPSA . VERITAS . DICIT . LVCEAT . OPERA . VESTRA . 
BONA . NVLLIVS . INSOLEN | TIE . TIMORE . SED . DI.ET.S.VALEN- 
ΤΙΝῚ . MART . AMORE . QVAE .HVIC . ECCLE .:ABBAS . THEOBALDYS 
. DIRVTA | REDARAVIT.. VL. PERDITA . RESTAVRAVIT . VL. EX . SVO 
. ADQSIVIT . VT .OMIB . PATEFIERENT . COPENDIOSO | HVIC - LAPIDI . 
INSERI . CVRAVIT. IN . TECTO . HVI. ECCLE . TRES.. TRAVES . MVTA- 
VIT. PORTICVSQVE | CIRCA .S. TOMS . RENOVAVIT. YCONAS. VO .QNQ. 
FECIT . EXAVITRATAS _CRVCES . IIIIOR .EXAVRA | TAS .CODICES . II 
. PASSIONARIV . MISSALE . COLLECTANEV . PASSIONARIV . IN . FESTI- 
VITATE .S.VALENTINI | LAPADARIOS . II . PSALTERIV.1. ALBA . 1. 
CALICE . ARGENTEV.I. PALLAS . ALTARIS . II. CORTINAS . II. VESTES 

| SERICAS.. IT. FANONES. XX . ARCV . GIPSEV . CAP . DE . AVRI- 
CHALCHO . X .CRYCE . SIMILITER . DE . AVRICHALCHO | TVRRE . QVA 
. CAMPANILE . DICVN . I. CAPANAS - II » DOMO . III. CLAVSVRA . MO- 
NASTERII . A . FVN | DAMENTO . CONSTRVXIT . ARCV . ANTE . IANVA. 
ECCLE . VINEARV.. PETIAS . XIII. PEDICA | SEMTARITIE . TERRE . ΠῚ 
. HEC. OMIA . DOMN . TEBALDVS . PARTI . DIRVTA.ET. DEFECTA . REE 
| DIFICANS. PARTI . AVTE.. ADQRENS . HVIC . ECCE - APPLICVIT . DATO 
. EX . PROPRIIS . SUPTIB | PRETIO . LIBR . DCOXX . CREDITORIB 
ΛΠ NEC..N . ECCLE: REDDIDIT . LIB . VIII | MESE . ΕΒ. Ὁ. ΠΙ- 
INDIO . XIIT . TEPORIB '.' DONI . NICOLAI . 86. DI. PP. 


DAS WIEDERGEFUNDENE ORATORIUM U. COEMETERIUM DER 
H. THECLA 
AN DER VIA OSTIENSIS. 
vVoN 


Prof. M. ARMELLINE. 


Ungefähr einen Kilometer hinter der Basilika von S. Paul, 
senauer bei der antiken Gabelung der Via Ostiensis, wo sich 
links der Weg abzweigt nach Tre fontane, der Marterstätte 
des Apostels Paulus « ad aquas Salvias »-, trägt die dortige 
Gegend von einem in die nahe Tiber sich ergiessenden Bache 
und von der darüber führenden Brücke den Namen « il Pon- 
ticello di San Paolo ». 

Auf diesem Punkte beginnen die Hügel, welche auf eine 
ziemliche Strecke hin sich links von der via Ostiensis erheben ; 
aber genau an der oben angegebenen Stelle senken sie sich 
bis hart an die Strasse hinab, und dort steht das Land- 
haus der Familie Serafini, dessen gegenwärtiger Besitzer ein 
ebenso eifriger Freund der classischen Studien, als des christ- 
lichen Alterthums ist. 

Grade unter der Anhöhe des Landhauses dehnt sich ein 
antikes Coemeterium aus, das ich wieder zu entdecken so 
glücklich war und dessen genaue Beschreibung ich mit be- 


SE n—- - —— 
N 1] 
| | BAR ν"ῬΡ | 


344 ORATORIUM Ü. COEMETERIUM DER H. THECLA. 


sonderer Freude in der Römischen Quartalschrift hiermit 
veröffentliche. 

Antonio Bosio, dem mit Recht der Name des Columbus 
der Roma sotterranea gegeben worden, ist mit unermüdli- 
chem Kifer in fast alle Coemeterien Rom’s eingedrungen und 
hat sie gang oder zum Theile durchforscht; allein in das 
unsrige ist er nicht gekommen und hatte von der Existenz 
desselben keine Ahnung. 

Er berichtet, dass er dreimal zu drei verschiedenen Zeiten 
die an die Via Ostiensis angrenzenden Gebiete untersucht 
habe, um die antiken Coemeterien wieder zu finden ; es war 
im Februar und im Mai des Jahres 15905 und später nochmals 
im Mai 1607. allein in den Angaben, die er als Resultate 
seiner Forschungen hinterlassen hat, findat sich keine An- 
deutung über unser Coemeterium ; im Gegentheil, aus seinen 
Worten ergibt sich, dass er seine Forschungen nicht einmal 
bis hierher ausgedehnt hat. (A li 2 di Maggio del medesimo 
anno 1595 ritornammo a ricercare di nuovo per la medesima 
via Ostiense e sue vigne, e non ritrovando per la via diritta 
alcuna bocca, voltammo per la strada che da S. Paolo va a 
S. Sebastiano). 

Die erste Erforschung des Coemeteriums wurde in den 
ersten Jahren des XVII Jahrh.’s durch Boldetti vorgenommen, 
der im zweiten Buche seiner osservaztioni sopra ἐ cimiteri 
S. 548 f. eine kurze Beschreibung nebst Plan bringt. Er 
kennt jedoch den Namen der Katakombe nicht und benennt 
sie daher nach der Oertlichkeit: il Cimiterio al ponticello di 
S. Paolo. Seine Beschreibung lautet also: 

« Nicht sehr weit von der Basilika des h. Paulus gelangt 
man zu einem Bache mit einer Brücke; dort verzweigt sich 
die Landstrasse in zwei Wege, von denen der zur Rechten 
nach Ostia abbiegt und der zur Linken gradeaus zu den 
Aquae Salviae führt. 

Zur Linken, jenseits der Brücke, liegt ein 'Weinberg, 


M. ARMELLIN!. 845 


der sich zum grösseren Theil über einen Hügel ausdehnt, 
welcher in seinem Schosse ein altes in den Tuff ausgehauenes 
Coemeterium umschliesst. 

Man findet dort viele und grosse Gemächer, jedes mit 
einem halben Hundert Gräbern in den Wänden über einander, 
von denen mehrere in Form von Altären sind. Der Eingang 
in das Coemeterium liegt in dem Weiukeller unter dem 
Landhause des Weinberges ; da jedoch die Strassen von Al- 
ters her verschüttet sind, so ist der Zugang abgesperrt. 

In viele der erwähnten Gemächer gelangt man nur durch 
Löcher, die in späterer Zeit mittels Durchbruchs der Mauern 
geschaffen worden sind. Nur in einem derselben, das beinahe 
bis zur Decke mit Erde angefüllt ist, finden sich Gemälde, 
welche jedoch von der Zeit gang verwischt sind, so dass man 
nicht mehır erkennen kann, was sie vorstellen. Inschriften 
sind keine mehr erhalten ; Bruchstücke von Marmortafeln 
liegen zerstreut an der Oberfläche. Beachtenswerth sind die 
vielen antiken Mauern, welche zur Verstärkung des Baues 
des Coemeteriums aufgeführt worden sind, das ohne Zweifel 
sich weithin ausdehnt, jedoch in allen Theilen verschüttet 
liegt. In den ersten Jahren des Pontificats Innocenz’ XII hat 
man am Abhange des Weinbergs zur Rechten beim Pflanzen 
von Weinstöcken einen Gang mit verschiedenen Gräbern 
entdeckt; auf die Nachricht davon schickte der Monsignor 
Sacrista des päpstlichen Palastes seine Arbeiter dorthin, wel- 
che daselbst einige Martyrerleiber (?)fanden ; ausserdem lag 
am Ausgange jener Strasse ein grosser Stein, auf wel- 
chen einige mit Palmzweigen beladene Wagen eingemeisselt 
waren; je zwei von geflügelten Genien geführte Ochsen 
waren vor dieselben gespannt. Der Stein wurde dem Mon- 
signor Sacrista gebracht; wo er sich jetzt befindet, ist un- 
bekannt. » 

So Boldetti. Von da an bis auf unsere Zeit blieb die Stätte 
abermals unberücksichtigt, und Schutt und Erdreich füllten 


346 ÖRATORIUM U. COEMETERIUM DER H. THECLA. 


alle Strassen und Gänge, so dass jeder Zugang unmöglich war. 
Verschiedene Bruchstücke jedoch von Inschriften und christ- 
lichen Sculpturen, welche hin und her zerstreut in dem Wein- 
berge lagen, legten Zeugniss ab für die Existenz des Coeme- 
teriums. Von diesen Bruchstücken publicirte De Rossi eines 
in seinen /Inscriptiones christinae 8. 522, N° 1142 mit der 
Consular-angabe des Jahres 381 oder 388. Der Stein war zu 
den Stufen des Weinkellers verwendet worden und kam 
später in das Museum von Campo santo. 

Ausser diesem Steine fanden sich, wie gesagt, manche 
andere Fragmente von Inschriften des IV Jahrh.’s, sowie 
Bruchstücke von Sarcophagen, darunter eines mit der Dar- 
stellung des eucharistischen Mahles. 

Im Jahre 1868 drang ich zum ersten Male mit Herrn Do- 
minicus Serafni, damals meinem Mitschüler, durch eine 
Oeffnung von dem oben erwähnten Weinkeller aus in das 
hinter demselben sich ausdehnende Coemeterium und gelangte 
zu einem jener cubicula, in welchem Boldetti Wandgemälde 
vesehen hatte, ohne sie erklären zu können. 

In den ersten Monaten des laufenden Jahres 1889 ent- 
schloss sich der jetzige Besitzer dcs Weinbergs, Camillo Se- 
rafini, zu einer vollständigen Ausgrabung der Katakombe auf 
eigene Kosten, und wenn auch noch nicht das Ganze, so ist 
doch jetzt schon der grössere Theil derselben wieder zugäng- 
lich geworden. 

Bevor wir jedoch hinunter steigen, scheint es angemessen, 
einen Blick in die alten Topographien zu werfen, welche 
über die Coemeterien der ostiensischen Strasse handeln. Die- 
selben nennen uns in dem uns beschäftigenden Gebiete zu- 
nächst das uralte Coemeterium Comodillae, wo die beiden 
Martyrer. Felix und Adauctus ihre Ruhestätte fanden; dann 
das der Lucina, wo der ἢ. Paulus ruhte und das durch den 
Bau der Basilika und der angrenzenden Gebäude nunmehr 
gänzlich zerstört ist; das Coemeterium des Timotheus « in 


M. ARMELLINt. 347 
hortis Theonae »; die Kirche und das Coemeterium der 
h. Thecla, und endlich das Coemeterium des h. Zeno ad aquas 
Salvias. Das Salzburger Itinerar gibt die Lage dieser h. Stätten 
in folgender Reihenfolge an: Zi sic vadis ad occidentem el 
invenies s. Felicem episcopum el marlyrem οἱ descendis per 
gradus ad corpus eius, et postea vadis ad s. Paulum via 
Ostiensi et in australi parle cerne ecclesiam 5. Theclae 
supra montem posilam, In qua corpus eius quiescit In 
spelunca in aquilone purte. 

Der Topograph führt also hier bei S. Paul drei Coeme- 
terien auf. Die Lage des Coemeteriums der Comodilla ist be- 
kannt; es liegt hart an der Strasse, welche sich von S. Paul 
nach S. Sebastian abzweigt. Jenseits von S. Paul, in australi 
parte, supra montem nennt der Pilger eine Kirche der 
ἢ. Thecla, unter welcher eine « spelunca » sei mit dem RBingang 
nach Norden, in der die Reliquien jener Heiligen ruhten. Die 
beiden Ortsangaben des Itinerariums treffen genau auf die 
Oertlichkeit zu, wo sich bei dem ponticello di S. Paolo unser 
Coemeterium ausbreitet: von St. Paul kommend hat man 
den Hügel «in australi parte », während der Eingang in das 
Subterraneum =» in aquilone parte » liegt. Die Worte des 
Itinerariums passen aul kein anderes Sanctuarium oder Coe- 
meteriam der via Ostiensis, und daraus ergibt sich, dass 
unsere Katakombe diejenige ist, welche das Itinerar als die 
der h. Thecla bezeichnet. 

Das zweite der Salzburger Itinerarien, wenngleich kürzer 
als das vorige, stimmt in der wesentlichen Angabe überein: 
Prope quoque basüicae Pauli ecclesia s. Theciae est, ubi 
ipsa corpore Tacelt. 

Wenn die Angabe eines dritten Itinerars, des « malmes- 
burgiense », nicht ganz damit harmonirt, so liegt ent- 
weder ein Schreibfehler des Amanuensis vor, oder man muss 
annehmen, dass eine Translation der Martyrer Felix und 
Adauctus aus dem Coemeterium der Comodilla in das der 


348 ÖRATORIUM U. COEMETERIUM DER H. ΤΗΕΟΘΙ,Α. 


ἢ. Thecla vorgenommen worden ist, da es dort heisst: δὲ 
non longe in ecciesia s. Theclae sunt martyres Felix et 
Adauctus el Nemeslus. 

Ueber diese h. Thecla, ihre Geschichte, die Zeit ihres 
Martyriums und ihre depositio in dieses Coemeterium weiss 
ich nichts Gewisses zu sagen. Bas Vorhandensein eines Sanctua- 
riums, an das sich der Name und das Andenken einer h. Thecla 
knüpft, so nahe beim Grabe des h. Paulus, legt zunächst den 
Gedanken an jene berühmte jungfränliche Martyrin nahe,die in 
den Martyrologien zum 22. Februar als discipula Pauli Apostoli 
erscheint. Seit den Tagen Tertullian’s waren die « Acta Pauliel 
Theclae », die das Decret des Gelasius zu den apocryphen setzte, 
unter den Gläubigen verbreitet, und die griechischen wie die 
lateinischen Väter sind einstimmig in dem Lobe der Heiligen. 
Dass jedoch ihre Reliquien etwa im IV Jalırh. nach Rom 
gebracht wären, ist ausgeschlossen, da in Seleucia das Grab 
der Martyrin war, wohin die Gläubigen jener Zeit wallfahr- 
teten und über welchem Kaiser Zeno eine Basilica baute. 

Wir müssen mithin an eine andere Thecla denken. 

Das römische Martyrologium feiert eine solche am 26 
März; sie wird auch in den Acten des h. Castulus erwähnt; 
allein sie wurde mit andern Martyrern an der Via Labicana 
beigesetzt. 

Am 19 August wird das natale einer dritten Thecla ge- 
feiert, gestorben unter Diocletian, jedoch in  Palaestina, zu- 
gleich mit dem Martyrer Timotheus. In den Angaben über 
die Via Ostiensis haben wir einen Martyrer Timotheus, der 
als Priester von Antiochien nach Rom kam undin den ersten 
Jahren des IV Jahrh.’s dort den Tod erlitt. Man könnte ver- 
muthen, dass die Thecla, die gleichfalls an der Via Ostiensis 
genannt wird, die Leidensgefährtin jenes Martyrers sei. dessen 
Coemeterium nicht weit von S. Paul liegt. 

Endlich fällt noch auf den 30 August eine Thecla, die 
zugleich mit ihrem Manne Bonifatius zu Adrumetum in Africa 


M. ARMELLINI. 349 


den Tod erlitt. Das natale ist genau dasselbe, wie das der 
Martyrer Felix und Adauctus, und so könnte man auch 
hier an eine Translation der Reliquien der Martyrin denken. 
Allein man sieht, alle diese Conjecturen haben ein zu schwa- 
ches Fundament, und so werden wir wohl auf künftige Ent- 
deckungen warten müssen, welche die Person der Thecla 
unserer Katakombe feststellen. 

In der Nähe der vatikanischen Basilika errichtete im VIII 
Jahrh. Papst Stephan II ein Oratorium mit Kloster zu Ehren 
der ἢ. Thecla aus Dankbarkeit für seine glückliche Heimkehr 
vom Besuche Pipin’s. Somit war der Kult der h. Thecla in 
Rom noch im VIII Jahrh. lebendig, und vielleicht hat grade 
Stephan II ihre Gebeine von der Via Ostiensis zum Vatikan 
übertragen. — 

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen gehe ich nunmehr 
zur Beschreibung des Coemeteriums und der jüngsten Ent- 
deckungen in demgelben über. 

Zunächst ist der Weinkeller, von welchem aus Boldetti 
in die Katakombe eindrang, keineswegs ein modernes: Werk 
der letzten Jahrhunderte, sondern es ist ein hervorragendes 
altchristliches Monument und das eigentliche Sanctuarium 
der Katakombe, die « spelunca » nämlich, in welcher die 
᾿ mittelalterlichen Besucher der römischen (Coemeterien die 
Reliquien der h. Thecla verehrten, und deren Eingang nach 
Norden, « in agutlone parte » liegt. 

Es ist eine in den Tuff ausgehauene Crypta, aber vun 80 
grossen Verhältnissen, dass ihr keine andere unter den vielen 
im unterirdischen Rom an die Seite gestellt werden kann. 
Ihre Länge beträgt nämlich 14 m. 60, ihre Breite 6,40, ihre 
Höhe 4,20. Heute gelangt man zu ihr auf einer modernen 
Treppe. Im Hintergrunde öffnet sich ein mächtiges arcosolium, 
das nicht mit der sonst gewöhnlichen Wölbung abschliesst, 
sondern mit einer Art Tribuna oder Apsis, und dieses äusserst 
grossartig angelegte Grab ist das einzige in der grossen spe- 


% 


350 ORATORIUM U. COEMETERIUM DER H. THECLA. 


lunca, und bildet zugleich den Altar. Der ganze Raum hat 
senkrechte Wände mit kühn gewölbter Decke; drei grosse 
Pilaster in der Mitte und ebensoviele Wandpilaster theilen 
den Raum der Länge in zwei Schiffe, wobei sich in der Breite 
von Pilaster zu Pilaster ein aus Tuff gemauerter Bogen 
spannt, über den die Wand bis zur gewölbten Decke aufsteigt. 
Diese so eigenthümliche Construction legt die Vermuthung 
nahe, dass sie bestimmt ist, ein über der Erde stelıendes 
Gebäude zu tragen, und in der That erwähnt das oben an- 
geführte Itinerar über der spelunca, in welcher die h. Thecla 
begraben war, eine ihr geweihte Kirche: cerne ecclesiam 
δ. Theclae supra montem positam, in qua corpus eius qufie- 
scit in spelunca. Ich bin überzeugt, dass Ausgrabungen an 
der Oberfläche uns Ueberreste und Fundamente jener Kirche 
bloss legen würden, sowie Gräber von Solchen, welche in 
diesem Heiligthume sich ihre letzte Ruhestätte bereitet hatten. 
In der That erhob sich in den Tagen Boldetti’s über dem 
« Weinkeller -, wie er die Crypta nennt, ein Landhaus, und 
die Erfahrung lehrt, dass viele dieser Landhäuser in der 
Umgebung Roms auf den Trümmern und Fundamenten alter 
Coemeterialkirchen erbaut worden sind. Die zerbrochene Basis 
ciner Säule, die auf dem Boden der spelunca gefunden wurde 
und die, wie ich glaube, von oben her hier herunter gefallen 
ist, bildet gegenwärtig den einzigen Rest jener Oberkirche. 

Die Wände der unterirdischen Basilika waren mit Stuck 
überzogen und mit Streifen von rother Farbe decorirt, von 
denen noch Reste erhalten sind. 

Zur Rechten und zur Linken in der Nähe des Eingangs 
öffnen sich zwei kurze ambulacra und ein cubiculum in Form 
einer kleinen Kapelle, wo jene Wenigen ihre Ruhestätte 
fanden, die sich ein Grab « ad limina », in nächster Nähe der 
verehrten Martyrin erworben hatten. 

Zu beiden Seiten des apsidirten Grabes im Hintergrunde 
öffnen sich in gleichmässiger Anordnung zwei regelmässige 


M. ARMELLINI.. 351: 


Eingänge in die Katakombe, die sich hinter der Apsis ent- 
wickelt. Diese Eingänge sind richtige introitus ad sanctos. 
Boldetti drang durch eine Oeffnung in den Gang rechter 
Hand. In dem jetzt ausgegrabenen ambulacrum zur Linken, 
wenige Schritte von der spelunca entfernt, fand sich das 
Bruchstück einer Inschrift, auf eine zum Verschluss eines 
loculus bestimmte Marmortafel in guter Schrift eingemeisselt. 
Es sind nur zwei, zudem unvollständige Worte, die jedoch 
durch die Nähe des historischen Grabes, wo der Stein ge- 
funden wurde, ihre Erklärung erhalten: 


PROPT.... 
SANCTV.... 


Pater Marchi publizirte in seinen Monumenti di arte cri- 
stiana eine Katakomben-Inschrift, welche geeignet ist, auf 
unser Bruchstück das rechte Licht zu werfen: 


AT IPPOLITV SVPER ARCOSOLIV 
PROPTER VNA FILIA | 


Eine ähnliche Phrase muss auf unserm Steine gestanden 
haben, wo der Text mit jener Formel angefangen haben wird, 
mit der er auf der zweiten Inschrift schliesst, so dass sich 
etwa folgende Ergänzung ergäbe : PROPT er filliam oder unxo- 
rem .... comparavit locum in hoc loco SANCTV oder Tuata 
hunc locum SANCTVm. 

Bekannt sind die Inschriften, auf welchen im Allgemeinen 
ein Coemeterium Sanctorum locus, ad Sanctos u. ähnl. ge- 
nannt wird ; allein wenn diese Bezeichnung mit Rücksicht 
auf alle die Heiligen, welche in dem Coemeterium ruhten, 
gewählt worden war, so hatte sie doch eine specielle Be- 
deutung an der Gruft in der Nähe eines Martyrergrabes, und 
so bezieht sich auch auf unserer Inschrift das « locus sanctus » 
auf die spelunca mit dem Grabe der Martyrin. 

Ein Blick schon auf unsere Tafel XI mit dem Plane der 


352 ORATORIUM U. COEMETERIUM DER H. THECLA. 


Katakombe lehrt, dass ihre Anlage durchaus verschieden ist 
von der jeder andern römischen Katakombe. Die Galerien sind 
von ungewöhnlicher Breite; an einzelnen Stellen geht sie 
über zwei Meter hinaus. Eben so ungewöhnlich gross und 
weit sind die cubicula, wenn wir so die tiefen Kammern 
nennen dürfen, die an den Hauptstrassen zu beiden Seiten 
sich öffnen und die nicht weniger als 5 Meter hoch sind. 

Nicht minder eigenartig ist die Art und Weise der 
Ausgrabung. Der Fussboden der einzelnen Gemächer liegt 
nicht in gleichem Niveau mit den Gängen, sondern um circa ᾿ 
2 1/2 Meter tiefer, so dass man nur auf einer Leiter hin- 
abgelangen kann. Weiterhin hat jeder Raum in den Wänden 
rechts und links je zwei Reihen von je zehn loculi über 
einander, also 40 Gräber auf beiden Seiten, nebst 10 Gräbern 
auf der Rückwand, sämmtlich von gleicher Form und Tiefe. 
Waren die Gräber mit Leichen besetzt, so hat man den Zu- 
gang vermauert und damit die Grabkammer geschlossen. 

Trotz dieser so eigenthümlich grossartigen Anlage kann 
doch das Coemeterium nicht wohl vor dem Ende des III Jahrh.’s 
entstanden sein. DieAusgrabung geht von einem ursprünglichen 
arenarium aus, welches in ein cubiculum umgeformt worden 
ist. An der mit A bezeichneten Stelle unseres Planes muss 
der Eingang gewesen sein; die Wände dort sind mit Stuck 
bekleidet und bemalt. 

Die wenigen Inschriften, die gefunden wurden, wie der 
Stil derselben bestätigen die obige Annahme über Alter und 
Ursprung des Coemeteriums, und das Gleiche gilt von den 
Gemälden, die ich später besprechen werde. In dem von der 
spelunca auslaufenden linken ambulacrum fanden sich ausser 
dem schon angeführten Bruchstücke folgende zwei Inschriften ; 


CONCORDIO . FILIO . DVLCIS.. .. 
VIXIT.ANN.V.M.... 
CONSTANTIVS . PATER 

N.AVG. MERENTI 


M. ARMELLINT. 353 


Die zweite Inschrift ist auf die Kehrseite einer in mo- 
numentalen Lettern eingemeisselten heidnischen Inschrift aus 
der Zeit des Kaisers Claudius geschrieben, welche also lautet: 


CLAVDIAE . DIVI . CLAVDII . LIBERTAE. A . . . 
CLAVDIAE.SP.LIB.... 
ANTEROS.AVG .LIB.... 
CONIVGI . CARISSIMAE . ET 
CLAVDIAE . EVMENIDI 
LIBERTIS . LIBERTABVSQVE . POSTERISQVE .„ EORVM. 


Jetzt als Platte für ein Grab im Fussboden zerschnitten, 
trägt der Stein auf der Kehrseite folgende Inschrift: 


AVRELIA . AGAPE 
FECIT . IVLIO.. GEMINO 
VIRGINIO..SVO.Q.VIX.AN.LIV.M.VI 
QVI. VIXIT. CVM.COMP.SVA.AN.XXKX 
DEP. DIE. XVII. KAL.FEBR.IN. PACE 


Ein Vogel mit ausgespannten Flügeln und einen Zweig 
im Schnabel ist als Symbol hinzugefügt. 

Zur weitern Zeitbestimmung für die Anlage der Kata- 
kombe fand sich das Fragment einer andern Inschrift, von 
der bloss die Consularangabe erhalten ist: 


QVI. VIXIT.ANNOS.... 
DECESSIT . CONSTAN. .. 
ΠῚ. COSS 


d. h. Constantio VII et Constantino tertium Consulibus, J. 354. 

Von Gemälden fand Boldettirur ein einziges. Im nächsten 
Hefte der Quartalschrift hoffe ich näher darüber sprechen zu 
können, wenn die Zeichnung fertig gestellt sein wird. Zudem 
werden bis dahin, wie ich nicht zweifle, die fortgesetzten 
Ausgrabungen und weiteren Nachforschungen neues Material 
zur Ergänzung des Vorstehenden liefern. 


Röm. QUARTALSCHRIFT, Jahrg. 11]. 23 


ZU DEN AUSGLEICHSVERHANDLUNGEN 
LUDWIG’S ἢ. B. MIT PAPST BENEDIKT ΧΙ. IM JAHRE 1336. 
VON 


Dr. Fr. X. GLASSCHROEDER. 


Als Ludwig der Bayer im Herbste 7336 seine vierteGesandt- 
schaft (Wilhelm von Jülich, Ruprecht von der Pfalz, Ludwig d. 
A. u. Ludwig d. J. von Ottingen, Markwart von Randeck, Hein- 
rich von Lipplingen und Meister Ulrich von Augsburg D) an Be- 
nedikt XII. abordnete, machte er der Kurie seine Angebote 
wie er das schon im Herbste 1335 und im Frühjahr 1336 ge- 
than hatte, in zwei Vollmachten, welche er den eigentlichen 
Trägern der Gesandtschaft, Wilhelm von Jülich und Ruprecht 
von der Pfalz ausstellte. Die Eine enthielt die Genugthuungs- 
akte, zu denen er sich verstehen wollte, die Andere die po- 
litischen Concessionen, die er als Gegengabe für die Los- 
sprechung von den kirchlichen Censuren und die Anerkennung 
als römischen König zu machen bereit war. Von diesen 
beiden Vollmachten waren uns bisher bekannt: 1) die dürfiigen 


1) Vgl. Glasschroeder, Markwart v. Randeck Bischof v. Augsburg 
u. Patriarch v. Aquileja I. Theil. in der Zeitschr. d. hist. Vereins 
für Schwaben u. Neuburg. Jahrg. 15. (1888). Exkurs I. C. 1. p. 71. ἢ — 


F. X. GLASSCHROEDER. 355 


Auszüge, welche 1366 auf Befehl Urbans V. in Avignon ge- 
fertigt wurden (gedr. bei Muratori Antiquitates Ital. VI. S. 190 
VIII E. u. S. 189 IX. C.) u.2) die deutschen Uebersetzungen, 
welche 5. Riezler aus dem kgl. bayr. geheimen Hausarchiv 
zu München in seinem Buche: » Die literarischen Widersa- 
cher der Päpste zur Zeit Ludwigs ἃ. B. », Beilage 3. A. S. 312-28 
veröffentlicht hat. Den lateinischen (ursprünglichen) Text 
besassen wir bisher nur von der Vollmacht disciplinären 
Inhalts (gedr. bei Raynald Annales eccles. 1336 S 31-38 u. 
vollständiger bei Bzovius Annales eccles. 1336, 8 4). Gele- 
gentlich der Studien, welche ich letztes Frübjahr im Auftrage 
der Görres-Gesellschaft in den Archiven und Bibliotheken 
Roms machte, war ich so glücklich, auch den Originaltext 
jenes Procuratoriums zu finden, in welchem Ludwig die An- 
gebote politischer Natur machte. Die an Handschriften so 
überaus reiche Barberini’sche Bibliothek enthält unter der 
Signatur: Cod..XXXII, 218. einen Papiercodex aus dem 17. 
Jahrhundert, in welchen auf 158 Blättern in 4° die wich- 
tigsten Privilegien eingetragen sind, welche die Kaiser im 
Laufe des Mittelalters den Päpsten (besonders betreffs des 
Kirehenstaates) verliehen haben. Unter diesen Privilegien 
findet sich auf. Fol. 72-91 unser Procuratorium, dessen Wort- 
laut sofort hier folgen mag: 

Sanclissimo in Chrisio patri domino noslro domino Be- 
nediclo duodecimo divina providente clementia sacrosanclae 
Romanae ac universalis ecclesiae summo pontiflci Ludovicus 
Dei gralia Romanorum rex semper augustus fllius suus de- 
volus cum suiet regni Romani recommendalione devola pe- 
dum oscula bealorum. 

Noverit sanctitas vestra nobis quamplurimum veneranda, 
quod nos confisi de fidelitate, providentia et sinceritate il- 
lustriurn virorum Willelmij comitis Juliacensis !) pfincipis et 


I), Im Cod. Julianensis. 


900 Lupwic D. B. U. BENEDIKT ΧΙΓ 1. J. 1336. 


affinis nostri ac Ruperti comitis Palatini Reni et ducis 
Bavariae principis et patrui nostri, serretariorum nostro- 
rum specialium et fidelium dilectorum mandatum nostrum 
sponte recipientium in praesentia notariorum publicorum et 
testium infrascriptorum ad hoc vocatorum specialiter et To- 
gatorum fecimus et constituimus, et per nostras litteras fa- 
cimus et constituimus, creamus et ordinamus modis omnibus 
quibus de iure melius facere possumus et valemus, nostros 
veros, !) certos et legitimos procuratores, ambasciatores, nego- 
tiorum gestores et nuncios speciales ac quocumque alio no- 
mine melius dici et nuncupari possint — 

1) dantes et concedentes in his scriptis eis et cuilibet eorum 
in solidum, ita quod non sit melior conditio occupantis sed quod 
unus ipsorum inceperitalius prosequi valeat, mediare et finire 
plenam, meram, liberam et integram potestatem, facultatem, 
auctoritatem et speciale mandatum vice et nomine nostro et 
pro nobis sanctitati vestrae et coram sanctitate vestra ac ubi- 
cumque eidem sanctitati vestrae placuerit et visum fuerit 
expedire ad praestandum, concedendum et -pronittendum, fa- 
ciendum et confrmandum vice et nomine nostro et pro nobis 
omnia iuramenta, promissiones, concessiones, donationes, no- 
tificationes, confirmationes et caetera omnia, quae olim electi 
in reges romanorum et assumpti ad imperium sive etiam non 
assumpti, sive antequam assumerentur sive post, per se vel 
alios summis pontiflcibus et sanctae Romanae ecclesiae seu 
eorum alteri per se vel alios recipientibus seu recipienti re- 
periuntur suis temporibus praestitisse, fecisse, confirmasse seu 
quomodolibet concessisse. 

2) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cui- 
libet eorum in sulidum potestatem ut supra vice et no- 
mine nostro et pro nobis ad annullandum et revocandum, 


1) Im Cod. vero. 


F. X. GLASSCHROEDER. 357 


nulla et irrita pronunciandum omnia, quae dicta et facta 
sunt contra dominum quondam felicis recordationis domi- 
num papam Joannem ΧΧΙΪ et contra ecclesiae determina- 
tiones et quaecumque alia titulo imperiali dicta vel facta per 
nos existunt, et ad pronunciandum ea irrita atque nulla sicut 1) 
de facto dieta vel facta existunt. 

3) Item, quia per dominum Henricum imperatorem ul- 
timum seu auctoritate ipsius plures processus et etiam plures 
sententiae capitales et proscriptiones bonorum et aliarum 
poenarum et mulctarum diversarum inflictivae diversis tem- 
poribus promulgata fuisse dicuntur tam contra excellen- 
tem principem dominum Rupertum regem Siciliae illustrem, 
et contra magniflcos viros dominos Philippum quondam prin- 
cipem Taranti, et Joannem ducem Duratii tunc principem 
Achaiae quondam eiusdem regis germanos ac etiam contra 
vassallos, et alios eidem regi Siciliae mediate vel imme- 
diate subiectos regni Siciliae, et comitatus Provinciae, et 
Folcholquerij, et Pedismontis, et aliarum terrarum eiusdem 
regis Siciliae quam contra nonnullos cives, et incolas civi- 
tatis?) Romanae nec non contra civitatem, et commune Flo- 
rentiae ac potestatem, capitaneos, ofliciales, ministros et non- 
nullas singulares eiusdem civitatis personas ac etiam contra 
plures alias civitates et loca et contra nonnullas personas 
singulares, quae quidem civitates et personae tempore dicti 
domini Henrici adhbaeserunt regi Siciliae praefato ; — damus 
praedictis nostris procuratoribus, et cuilibet eorum in solidum 
potestatem ad promittendum et obligandum, quod omnes 
huiusmodi processus et sententias propter quoscumque etiam 
vel qualescumque excessus, inobedientias, rebelliones et iniu- 
rias ipsi processus facti fuerint et sententiae promulgatae, 


1) Im Cod. sint. 
2) Im Cod. civitates. 


908 LupwiGs D. B. U. BENEDICKT xtt I. 7. 1336. 


postquam assumpti fuerimus a sanctitate vestra in regem 
'Romanorum, revocabimus ac eos et efflectum eorum annulla- 
bimus et tollemus in totum et quicquid etiam ex eis sequutum 
est vel ob eos vel sequi posset ex eo vel aliquo eorum, et 
quod insuper omnes excessus, rebelliones, inobedientias, iniu- 
rias et oflensas, qui vel quae commissi seu commissa fuerunt 
per supradictos vel eorum aliquos seu aliquem et per civitates, 
communitates et loca praedicta in partibus Italiae contra 
praefatum dominum Henricum vel suos offlciales seu contra 
imperium quovis modo remittemus, tollemus et penitus abo- 
lebimus et integrum adversus praedicta restituemus ommnes 
et singulos suprascriptos ac civitates, communitates et loca 
praedicta sic, quod illorum occasione vel causa ipsi vel suc- 
cessores eorum non possint per nos vel nostros quoslibat suc- 
cessores vel per alios nostro vel successorum nostrorum nOo- 
mine nullo unquam tempore impeti seu inquietari vel etiam 
alias quomodolibet molestari. 

4) Item damus praedictis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum potestatem ut supra ad pronunciandum et de- 
clarandum vice et nomine nostro et pro nobis omnes processus 
factos et quaslibet sententias latas et quaecumque alia quo- 
cumque nomine censeantur Romae seu ubicumque alibi gesta 
per nos vel per alios nostro nomine vel auctoritate sub im- 
periali titulo illa cassa et irrita esse et illa etiam, quatenus 
processerunt de facto ad annullandum et penitus revocandum. 
Specialiter etiam damus ipsis, et cuilibet eorum in solidum 
nomine quo supra ad revocandum donationes terrarum Eccle- 
siae in speciali, si quae per nos vel auctoritate nostra facta 
sunt vel apparent vel in futurum apparebunt. 

5) Item damus dictis procuratoribus nostris et cuilibet eorum 
in solidum potestatem ut supra vice et nomine nostro et pro no- 
bis, ob reverentiam sanctitatis vestrae et sanctae Romanae ec- 
clesiae et etiam propter bonum pacis, ad dandum (et) conceden - 


F. X. GLASSCHROEDER. 359 


dum vobis et successoribus vestris irrevocabiliter plenam et libe- 
ram potestatem per biennium duraturam et computandum ἃ 
tempore, quo approbati fuerimus et potestatem huiusmodi con- 
cesserimus vestrae sanctitati, quietandi et remittendi omnibus 
civitatibus et communitatibus quorumcumque locorum omnium 
partium Italiae, nec non de quibuslibet personis singularibus 
partium earumdem cuiuscumquestatus aut conditionisexistant, 
omnesiniurias, rebelliones, inobedientias et offensas commissas 
hactenus quandocumque et yuomodocumque contra imperium 
et reges ac imperatores Romanos seu ofliciales, ninistros vel 
gentes eorum a quinquaginta annis et ultra ac etiam pro- 
cessus quoscumque et quascumque sententias inde 5640} 88, 
quatenus ad reges et imperatores eosdeın, qui fuerint pro 
tempore, pertinuerit cognitio et punitio praedictorum et ad 
nos, si in regeın Romanorum aut etiam in imperatorem as- 
sumpti fuerimus, illorum prosequutio iure regni vel imperii 
poterit -pertinere, tollendi, cassandi, revocandi et totaliter 
annullandi poenasque quaslibet corporum et bonorum mulctas 
etiam et infamias a iure vel ab homine illorum excessuum 
occasione vel causa inflictas vel infligi possibiles, in futurum 
infringendi et penitus abolendi, et contra praedictos excessus 
processus, sententias et infamias huiusmodi in integrum re- 
stituendi et alias de illis et super illis omnibus et singulis, 
quandocumque et quotienscumque vestrae sanctitati placuerit, 
insimul vel divisim per vos vel alium ordinandi vel dispo- 
nendi alte et basse pro vestrae libito voluntatis quidquid Ve- 
strae placuerit Sanctitati, et hoc in scriptis vel sine scriptis 
nobis etiam absentibus et non vocatis nec alio quocumque 
pro nobis, ad promittendumque ratum !) et gratum pro nobis 
nostris etiam successoribus, nos habituros quicquid super prae- 
fatis et eorum quolibet 5) per vos 800 successores vestros re- 


I) Im Cod. gratum. 
2) Im Cod. quodlivet. 


900 LupwıG Ὁ. B. U. BENEDIKT xıı 1. 7. 1396, 


missum, taxatum, sublatum, annullatum, revocatum, resti- 
tutum et abolitum fuerit vel quomodolibet ordinatum et super 
hoc sufficientes et patentes !) dabimus litteras nostro commu- 
nitas sigillo, quotiens super hoc fuerimus requisiti iuxta vo- 
luntatem vestrae sanctitatis Roc lamen adieclo, quod st du- 
ranle tempore praedicto contlingeret nos in Ilaliam.proficisci 
et illi vel aliqui ex eis, de quibus praemillilur, nobiscum 
amtcabiliter convenirent, possimus eis remissionem et alia 
praemissa facere, nisi inlerim dominus papa, qui pro lem- 
pore fuerit, remisisset, concessione vesirae sanclilali super 
hoc facta nequaquam obstianle, quae lamen in suo pleno 
effectu remaneat quoad omnia alia, de quibus sic non du- 
ximus ordinandum. 

6) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cui- 
libet euorum in solidum plenam et liberam potestatem ut 
supra vice et nomine nostro et pro nobis ad promittendum 
et in animam nostram iurandum, quod non occupabimus 
nec recipiemus nec acquiremus nec quovis modo usurpa- 
bimus Romam, aut provincias, ducatus, comitatus, civita- 
tes, oppida, castra, comitatum Venesinum, terras alias seu 
territoria vel loca ecclesiae Romanae in Italia vel ubilibet 
extra Italiam constituta et specialiter regna Siciliae, Sardi- 
niae et Corsicae, quae directo dominio, iure et feudo eiusdem 
ecclesiae Romanae esse noscuntur, nec alia feuda, retrofeuda, 
seu quaelibet alia loca ad eamdem ecclesiam mediate vel im- 
mediate spectantia nec iura, personas vel res aliquas in eisdem, 
nec dabimus nec concedemus ullo unquam tempore in per- 
petuum vel ad tempus aliquid de praedictis sub colore, con- 
ditione vel titulo quibuscumgque,. 

7) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum plenam potestatem ut supra vice et nomine 


1) Im Cod. patientes. 


F. X. GLASSCHROEDER. 361 


nostro et pro nobis ad promittendum et in animam nostram iu- 
randum, quod praedictam Romanam ecclesiam, aut vos seu suc- 
cessores vestros vel offlciales, ministros, vassallos et subditos 
eorum non inquietabimus vel quomodolibet non molestabimus 
in Roma, regnis, provinciis, ducatibus, comitatibus, civitatibus, 
oppidis, castris, comitatu Venesino, terris aliis et territoriis su- 
pradictis seu alio praefatorum nec in casu etiam aliquo reges 
praefatorum regnorum aut ministros, vassallos et subditos 
eorumdem in regnis praedictis seu pro eis vel aliqua eorum 
parte aliquatenus molestabimus nec aliquod dominium, iuris- 
dictionem, superioritatem, servitutem, potestariam, capita- 
neatum vel officium quocumque !) nomine censeatur accipiemus 
vel per nos vel per alios exercebimus in praefatis Roma, re- 
gnis, provinciis, ducatibus, comitatibus, civitatibus, oppidis, 
castris, comitatu Venesino 3), locis, terris aliis et territoriis su- 
pradictis vel in aliquo de eisdem nec etiam fidelitatem, reco- 
gnitionem, advocationem aliquam quovis modo recipiemus pro 
Roma, regnis, provinciis, ducatibus, comitatibus, civitatibus, 
oppidis, castris, comitatu Venesino, locis, terris aliis et ter- 
ritoriis supradictis, vel pro aliquo eorumdem, nec etiam pro 
quibuscumque rebus vel iuribus in praemissis Roma, Tegnis, 
provinciis, ducatibus, comitatibus, civitatibus, oppidis, castris, 
comitatu Venesino ?), locis, terris aliis et territoriis supradictis, 
vel in eorum, vel aliquibus eorum pertinentiis constitutis 
etiamsi Nobis a quibuslibet civitatibus, vel personis singula- 
ribus offerentur, nec etiam qualecumque vendicabimus, acqui- 
remus, vel occupabimus, seu quomodolibet per Nos, alium vel 
alios usurpabimus, recipiemus vel exercebimus, nec concede- 
mus etiam recipi vel haberi in Roma, regnis, provinciis, du- 
catibus, civitatibus, oppidis, castris, comitatu Venesino, 3) locis, 


1) Im Cod. quodeumgue. 
2) Im Cod. Venisino. 


362 Luowıic Ὁ. B. u. BENEDIKT ΧΙ 1. J. 1336. 


teıris aliis et territoriis supradictis, et specialiter in pro- 
vinciis, civitatibus, terris et locis et territoriiss eorumdem 
expressis in quibusdam litteris dicti domini quondam H. Im- 
peratoris, quarum tenor sequitur in haec verba: 
Sanclissimo in Christo patri el doımino suo domino Clementi 
sacrosanclae Romanae ac universalis ecclesiae summo ponli- 
fici Henricus Dei gratia Romanorum rex semper augustus cum 
reverenlia debila devola pedum oscula bealorum. Fervenuti 
desiderio cupientes, sanctitatis vestrae pedibus et apostolicae 
sedi toto corde et animo zelum nostrae reverentiae, fidei et 
devotionis offerre vestris sanctis monitis, exhortationibus et 
mandatis nos pro viribus coaptando et honorem vestrum et 
sanctae Romanae ecclesiae et aliarum ecclesiarum iura deli- 
gere et pro posse protezere ac conservare, attendentes pro- 
pensius, quod nihil est, quod lumine clariore praelulgeat, 
quam recta fides in principe nihilque est, quod ita nequeat 
occasui subiacere, quam vera religio et quod ad Dei timorem 
servandum mandataque eius custodienda factus est omnis 
homo sed prae.ipue’ imperialis et regalis potestas, quae a 
domino Deo est, et ad eius ministerium exequendum et ad 
fidlem et reverentiam sui nominis dilatandam in omnes re- 
giones et regna, promittimus et obligamus nos cum omni 
efficacia Deo omnipotenti vobisque domino Clementi sammo 
pontifici vestrisque successoribus ac sacrosanctae sedi aposto- 
licae et Romanae ecclesiae, quas ecclesiarum omnium est 
caput et magistra, quod sacrosanctam catholicam et aposto- 
licam ecclesiam filemque catholicam fundatam supra funda- 
mentum apostolorum et prophetarum, ipso scilicet angulari 
lapide Christo Jesu, in quo omnis aedificatio constructa cre- 
scit in templum sanctum in Domino, in cuius nomine omne 
genuflectitur caelestium, terrestrium et infernorum nec nomen 
est aliud sub caelo, in quo salvari oporteat, crelentes toto 
corde et animo, pura fide et sancta intentione conservabimus, 
reverebimur atque defoendemus totis viribus et toto posse, ἃς 


F. X. GLASSCHROEDER. 363 


omnem haeresim et schisma extollentem se contra sanctam 
catholicam et apostolicam ecclesiam exterminabimus pro vi- 
ribus ac omnes haereticos, cuiuscumque sectae et conditionis 
existant, facies quidem habentes diversas sed caudas ad in- 
vicem colligatas, qui vineam domini Dei Sabaoth perdere et 
vastare nituntur, omnesque fautores, adiutores, valitores et 
receptatores ac defensores eorum ac quod nullo tempore con- 
iungemur, confederabimur parentela vel foedere vel unione 
quacumque cum quocumque Saraceno vel pagano vel schis- 
matico et rege vel principe vel quocumaque alio fidei catho- 
licae communionem non habente neque cum aliquo rebelle vel 
jnimico ipsius Romanae ecclesiae vel eidem manifeste suspecto. 
Item promittimus et obligamus nos cum omıni efficaria et ef- 
fectu, quod personam vestram, statum et honorem, et succes- 
sorum vestrorum contra quemcumque seu quoscumque homi- 
nes, cuiuscumgue status praeeminentiae vel dignitatis existant, 
conservabimus, defendemus, manutenebimus ne: non omnia 
privilegia regum, principum et Romanorum imperatorum 
praedecessorum nostrorum, cuiuscumque tenoris vel conti- 
nentiae existant, quocumque tempore concessa sanctae Ro- 
manae ecclesiae, Romanis pontiflcibus et sedi apostolicae et 
quibuscumque ecclesiis, praelatis et ministris ipsarum con- 
servabimus et manutenebimus nec aliquo unquam tempore 
contraveniemus vel aliquem, quantum in nobis erit, venire 
permittemus quacumque occasione vel titulo allegato iuris vel 
facti, immo ad perpetuam rei memoriam et sanctae .ecclesiae 
securitatem atque cautelam ipsa privilegia omnia pro nobis 
et successoribus nostris ratificamus, confirmanus, recognosci- 
. mus, innovamus et de nuvo concedimus prout melius et plenius 
possumus ex certa scientia cum omni ?flicacia et effectu; vo- 
lentes ac etiam decernentes, quod ipsa generalis ratificatio, 
confirmatio, recognitio, innovatio et de novo concessio perinde 
robur obtineant perpetuae firmitatis ac si omnia et singula 
privilegiorum verba singulariter et expresse ac de verbo ad 


364 [σον τα Ὁ. B. vu. BeEnEDIET ΧΠῚ 1, J. 1336. 


verbum praesentibus inserta fuissent. Specialiter autem et 
expresse cuın omni eflicacia et effectu supradictis ratiflcamus, 
confirmamus, recognoscimus, innovamus et de novo concedimus 
omnia privilegia Constantini, Caroli, Henrici, Ottonis IV 
Federici ij atque Rudolphi regum, et principum, seu impera- 
torum Romanorum, quocumque tempore concassa super qui- 
buscumque cuiuscumque continentiae vel tenoris existant 
sanctae Romanae ecclesiae Romanisque Pontificibus et apo- 
stolicae sedi. Promittimus etiam et obligamus nos cum omni 
eficacia et effectu omni iure et forma, quo melius et eflica- 
cius fleri potest, manutenere et conservare omnia privilegia, 
cuiuscumque tenoris vel conditionis existant, et nullo unquam 
tempore contravenire vel aliquem, quantum in nobis est, ve- 
nire permittere quacumque occasione vel causa vel titulo 
allegato iuris vel facti per quoscumque reges vel principes 
seu imperatores Romanos et praecipue per supradictos Con- 
stantinum, Carolum, Henricum, Ottonem quartum Fridericum 
2m atque Rudolfum concessa sanctae Romanae ecclesiae ac 
Romano pontifli et apostolicae sedi super recognitione, in- 
novatione, advocatione, concessione, quietatione et renuncia- 
tione et libera dimissione terrarum et provinciarum sanctae 
Romanae ecclesiae ubicumque positarum, praecipue marchiae 
Anconitanae cum omnibus civitatibus, terris, limitibus, ter- 
minis et continibus suis integraliter cum omnibus iuribus et 
iurisdictionibus earumdem, exarchatus Ravennae et Penta- 
polis et Romaniolae et Bertenorij comitatus cum civitite Bo- 
noniae et cum civitatibus, terris, limitibus, terminis et con- 
finibus integraliter et cum omnibus iuribus et iurisdictionibus 
earumdem, vallis quoque quae Spoletana dicitur sive ducatus 
cum ciuitate Perusij atque Castelli et cum omnibus civitatibus, 
terris, limitibus, terminis et confinibus integraliter et cum 
omnibus iuribus et iurisdictionibus earumdem, Massa quoque 
quae Trabaria nuncupatur cum omnibus civitatibus, terris, 
limitibus, terminis et confinibus integraliter et cum omnibus 


F. X. GLASSCHROEDER. 365 


iuribus et iurisdictionibus earumdem, Patrimonium Ὁ. Petri 
in Tuscia cum civitatibus Tuderti, Narniae, Urbis Veteris et 
Reate et cum omnibus civitatibus, terris, limitibus ac confl- 
nibus integraliter cum omnibus. iuribus et iurisdictionibus 
earumdem, comitatus quoque Sabinae cum civitate Interam- 
nensi, et cum arce Caesarum et terra, quae dicitur Arnul- 
phorum, cum omnibus civitatibus, terris, limitibus, terminis 
et confinibus integraliter et cum omnibus iuribus et juris- 
dietionibus earumdem, comitatus quoque Campaniae atque 
Naritimae cum omnibus civitatibus, terris, limitibus, terminis 
et confinibus suis integraliter et cum omnibus iuribus et 
iurisdictionibus earumdem, et ex abundanti de novo et ad 
maiorem cautelam supradictas omnes terras atque provincias 
cum omnibus iuribus et iurisdictionibus, terminis, limitibus 
atque confinibus earumdem et ius et possessionem atque pro- 
prietatem ipsarum cum omni plenitudine recognoscimus jure 
plenissimo ad ius et proprietatem sanctae Romanae eccle- 
siae spectare ac omnimode pertinere, ac ipsas omnes terras 
atque provincias donamus, innovamus atque concedimus, 
quietamus libere et dimittimus, restituimus et renunciamus 
nec non ad omne(m) scrupulum removendum et, ut pax, quies 
atque tranquillitas inter ecclesiam et imperium iugiter vi- 
geat et futuris dante Domino temporibus feliciter augeatur 
et omnis contentionis et dissantionis cuiuslibet materia prae- 
cludatur prout melius et eflicacius fieri et intelligi potest, 
concedimus ipsas, confirmamus et donamus de novo promit- 
tentes et obligantes nos, prout plenius et eflicacius possumus, 
quod nullo unquam teınpore occupabimus vel occupari, quan- 
tum in nobis est, permittemus civitates, loca, castra, terras 
provincias supradictas vel aliquam ipsarum vel earum partem 
nec in ipsis vel aliqua ipsarum vel earum parte iurisdictio- 
nem aliquam rer nos vel alium geremus vel exercebimus nec 
jura aliqua, possessiones vel tenutas habebimus vel posside- 


966 LuvwiG Ὁ. B. U. BENEDIKT ΧΙ I. J. 1386. 


bimus in eisdem terris vel provinciis !) vel aliqua ipsarum 568 
parte earum, nec officium aliquod geremus per nos vel per 
alium potestariae seu quocumque nomine censeantur in ipsis 
vel aliqua ipsarum vel earum parte. Et quod tanquam prin- 
ceps catholicus, advocatus et defensor sanctae Romanae ec- 
clesiae iuvabimus ipsam sibique assistemus contra quoscumque 
occupantes, invadentes et turbantes provincias ipsas, civitates, 
loca, castra et terras vel aliqua ipsarum vel earum partem 
et quoscumyue inobedientes seu rebelles ecclesiae praecipue 
in provinciis, civitatibus, locis, castris et terris eisdem in 
nullo favebimus vel manutenebimus seu per quoscumque fa- 
veri vel manuteneri, quantum in nobis est, permittemus, sed 
contra ipsos assistemus consiliis et auxiliis et favoribus op- 
portunis sanctae Romanae ecclesiae ac Romanis pontificibus 
et apostolicae sedi, quousque rebelles et subditi ad plenam 
reverentiam et obedientiam reducantur. Promittentes quoque 
sanctam Romanam ecclesiam et ecclesias alias ac libertatem 
ecclesiasticam et bona et iura, praelatos et ministros ipsarum 
manutenere, conservare et pro viribus defensare, vassallos 
quoque Romanae ecclesiae contra iustitiam non offendere, et 
quod devotos et fideles ecclesiae etiam in imperio constitutos 
benigne tractabimus et contra iustitiam non opprimemus nec 
per alium, quantum in nobis est, opprimi permittemus, sed 
conservabimus in iuribus et iustitiis earumdem. Praedicta 
autem omnia et singula inviolabiliter observare et observari 
facere et nullo unguam tempore contravenire iuramus ad 
sancta Dei evangelia tacto libro in manibus discreti viri 
Joannis de Malaus scolastici ecclesiae Tullensis nostri cappel- 
lani nomine Romanae ecclesiae, et sedis apostolicae ac vestro 
et de vestro mandato specialiter recipientis, de qua etiam 
receptione tam per nostras patentes yuam per ipsius reci- 


I) Im Col. terras rel provincias. 


F. X. GLASSCHROEDER, _ 367 


pientis litteras seu publicum instrumentum plene constat. Et 
ad praedictorum omnium perpetuam rei memoriam et sanctae 
Romanae ecclesiae ac sedis apostolicae et Romanorum pon- 
tificum auctoritatem atque cautelam praesentes litteras regiae 
maiestatis sigillo munitas fecimus communiri, promittentes 
et obligantes nos cum omni eflicacia et effectu, quod post 
Imperialis diadematis coronam susceptam praedicta omnia ra- 
tiflecabimus, confirmabimus et recognoscemus, faciemus et ob- 
servabimus atque iurabinus, de supradictis omnibus infra octo 
dies nostras patentes dabimus litteras quadruplicatas harum 
seriem continentes ad perpetuam rei memoriam et ad secu- 
ritatem et cautelam vestram ac successorum vestrorum et 
sanctae Romanae ecclesiae, et apostolicae sedis imperialis 
maiestatis typario communitas. Datum Lusannae quinto idus 
Octobris anno Domini 1310, regni vero nostri anno 2°. ἢ 

8) Item pro praedictis adimplendis et observandis damus 
praedictis procuratoribus nostris et cuilibet eorum in solidum. 
plenam potestatem ut supra ad recipiendum vice et nomine 
nostro paenas infrascriptas et ad obligandum nos et astrin- 
gendum ad easdem videlicet, quod si super praemissis vel 
aliquo praemissorum, quae in dictis duobus articulis imme- 
diate praecedentibus continentur, molestaverimus seu mole- 
stari fecerimus Romanam ecclesiam, regna, provincias, du- 
catus, comitatus, civitates,oppida,castra,comitatum Venesinum, 
loca, terras alias et territoria supradicta vel aliquid eorumdem 
invadendo, occupando seu quomodolibet acquirendo vel eorum 
aliquid in toto vel in parte aliqua, nisi super hoc moniti per 
Romanum pontificem vel auctoritate ipsius infra tres menses 
post monitionem huiusmodi immediate sequentes a taliter 
attemptatis destiterimus et ea omnia ac singula, in quibus 
offenderimus, in pristinnm statum-reduxerimus, excommuni- 


1) S. hierüber die Bemerkungen am Schlusse, 


968 Lupwis ἢ. Β. U. BENEDIKT ΧΙΓΙ. J. 1336. 


cationis sententiam cum valitoribus et sequacibus nostris 60 
ipso incurramus. Εἰ 91 infra tres menses dictos alios tres menses 
immediate sequentes hoc nonfecerimus, tota terra nobissubiecta 
ad hoc nobis vel nostrispraebens auxilium velfavoremsit e0 ipso 
ecclesiastico supposita interdicto. Quod si infra tres menses alios 
praedictossex menses immediate sequentes monitioni praedictae 
non paruerimus cum effectu et per alios tres menses praedictos 
novem menses immediate sequentes de gratia expectati mo- 
nitioni non paruerimus, ut praefertur, liberum sit Romano 
pontiflci, prout sibi expedire videbitur, ad alias poenas pro- 
cedere contra nos privando etiam nos, si sibi videbitur, im- 
periali, regia et qualibot alia dignitate absque alia vocatione 
vel juris solemnitate. Monitio tamen praedicta sic fiat, si com- 
mode fleri possit, ut nos personaliter apprehendat !); quod si sic 
non possit commode fieri, super quo stare promittimus sim- 
plici assertioni domini nostri summi pontificis, possit fleri ipsa 
-monitio in Romana curia per edictum publicum et solemne, 
sicut consueverunt fieri in Romana curia citationes et pro- 
cessus contra absentes, quorum praesentia sive domicilia non 
possunt libere tuteve adiri. 

9) Item damus praefatis procuratoribus nostris plenam 
potestatem ut supra et cuilibet eorum in solidum ad pro» 
mittendum vice et nomine nostro ac pro nobis et in ani- 
mam nostram iurandum, quod ad evitandam .occasionem 
veniendi contra praedicta vel aliquod praedictorum ante 
diem nobis pro coronatione nostra imperiali praefigenda non 
ingrediemur urbem Romanam, quodque eadem die, vero ac 
legitimo impedimento cessante, imperialem recipiemus co- 
ronam et, si illa die fuerimus vere ac legitime impediti, die 
alia dietam accipiemus coronam et ipsa die qua coronam 
huiusmodi recipiemus dictanı urbem, vero ac legitimo impe- 


1) Im Cod. appraehendat. 


F. X. GLASSCIROEDER. 3069 


dimento cessante, exibimus cum tota quantum in nobis fuerit 
gente nostra, et cessante etiam impedimento legitimo conti- 
nuatis moderatis dietis extra totam terram ecclesiae nos no- 
stro gressu transferemus versus terras nobis subiectas, nun- 
quam postmodum ad urbem vel alias terras ecclesiae Romanae, 
nisi de speciali licentia sedis apostolicae accessuri et, sive ibi 
sive alibi Imperialem receperimus coronam, terras ecclesiae 
non intrabimus nec in eis manebimus. 

10) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum plenam potestatem ut supra vice et nomine 
nostro et pro nobisad promittendum et in animam nostram iu- 
randum, quod super iis veleorum aliquo nullum impedimentum 
fingemus aut praestabimus, aut fingi vel praestari per nos vel 
alios, quantum in nobis fuerit. permittemus. Item vice et nomine 
nostro et pro nobis, ad promittendum et in animam nostram iu- 
randum, quod contra praefata aut eorum aliquod nullatenus per 
nos vel alios veniemus et, si contrarium quovismodo contingeret 
fieri per nos vel alios nostro,nomine quantumcumague, statim 
cum hoc ad nostram notitiam deductum fuerit, illud revoca- 
bimus et faciemus, quantum in nobis fuerit, effectualiter re- 
vocari et pro non facto volemus et decernemus haberi. 

11) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum plenam potestatem ut supra, si per prae- 
fatum dominum Henricum imperatorem vel per nos seu quem- 
cumque alium vel alios nostro vel alterius nostrum !) nomine 
seu auctoritate aliquae sententiae fuerint promulgatae seu 
processus aliqui facti seu arrestationes personarum aut rerum 
aut aliqua ad iurisdictionem pertinentia quantumcumque at- 
temptata in Roma, regnis, provinciis, ducatibus, comitatibus, 
civitatibus, oppidis, castris, comitatu Venesino, locis, terris 
aliis et territoriis supradictis vel aliquo eorundem mediate 
vel immediate subiectis, illa omnia vice et nomine nostro et 


I) Cod. nostro. 
RöM. QUARTALSCHRIFT, Jahrg: 11]. 24 


910 Lupwis ἢ. Β. U. BENEDIKT ΧΙΙ I. J. 1396. 


pro nobis ad decernendum et promulgandum esse nulla; quod- 
que, si aliquae fidelitates, homagia, obedientiae, advocationes, 
donationes, obligationes, occupationes seu Concessiones qua- 
lescumque a praefato domino Henrico vel a nobis aut altero 
nostrum per nos vel alium seu alios factae fuerint seu re- 
ceptae pro Roma, regnis, provinciis, ducatibus, comitatibus, 
civitatibus, oppidis, castris, comitatu Venesino, locis, terris 
aliis et territoriis supradictis vel eorum aliquo vel pro qui- 
buslibet rebus et iuribus in eis vel sub eis et'am constitu- 
tis a quibuscumque civitatibus vel personis etiam singula- 
ribus quovis modo, ad pronunciandum illa omnia nulla fore 
et ad revocandum totaliter, quatenus processerunt de facto; 
et vice et nomine nostro ad promittendum et firmandum, 
quod ea etiam omnia et singula pro non facto volemus, de- 
cernemus et promulgabimus haberi. 

12) Item damus dictis procuratoribus nostris et eorum 
euilibet in solidum potestatem ut supra vice et nomine nostro 
ad promittendum et iurandum, quod non ingrediemur partes 
Italiae, nec in eis, nec de eis per nos ve] alium seu alios 
aliquid administrabimus aut quomodolibet disponemus, donec 
appıobationem apostolicam personae nostrae fuerimus assecuti. 

13) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum potestatem ut supra vice et nomine nostro ac 
pro nobis ad promittendum utsupra, quod, quandocumque post 
approbationem praefatam in Lombardiam et Tusciam vel eorum 
alterum aliquem vel aliquos mittemus vel constituemus in eis, 
faciemus eum vel eos iurare, ut adiutor et adiutores domini 
papae et eius officialium sint ad defendendum Romanam ec- 
clesiam nec non regna, provincias, ducatus, comitatus, civi- 
tates, oppida, castra, comitatum Venesinum, loca, terras alias 
et territoria supradicta. Item, quod non occupabunt nec reci- 
pient nec acquirent, nec quovis modo usurpabunt Romam aut 
provincias, ducatus, comitatus, civitates, oppida, castra, co- 
mitatum Venesinum, loca, terras alias et territoria supra- 


F. X. GL.ASSCHROEDER. 7l 


dicta Romanae ecclesiae in Italia vel ubilibet extra Italiam 
constituta, et specialiter nec regna Siciliae, Sardiniae et 
Corsicae, quae de directo dominio, iure et foudo eiusdem Ro- 
manae ecclesiae esse noscuntur, nec alia feuda, retrofeuda 
seu quaelibet alia loca ad eamdem ecclesiam mediate vel im- 
mediate spectantia, nec iura, personas vel resaliquas in eisdem, 
nec dabunt nec concedent ullo unguam tempore in perpetuum 
vel ad tempus aliquid in praedictis sub colore, conditione vel 
titulo quibuscumque. Item, quod praedictam Romanam ecclie- 
siam aut vos seu successores vestros vel ofliciales, ministros, 
vassallos et subditos eorum non inquietabunt vel quomodo- 
libet molestabunt in Roma, regnis, provinciis, ducatibus, co- 
mitatibus, civitatibus, oppidis, castris, comitatu Venesino, locis, 
terris aliis et territoriis supradictis seu aliquo praedictorum, 
nec in casu etiam aliquo reges praedictorum regnorum aut 
ministros, vassallos et subditos eorumdem in regnis praedictis 
seu pro eis ve) aliqua eorum parte aliquatenus molestabunt, 
nec aliquod dominium, iurisdictionem, superioritatem, servi- 
tutem, potestariam, capitaneatum vel aliud offlcium quod- 
cumque, quocumque nomine censeatur, accipient aut per eos 
vel-alios exercebunt in Roma, regnis, provinciis, ducatibus, 
comitatibus, civitatibus, oppidis, castris, comitatu Venesino, 
locis, terris aliis et territoriis supradictis vel in aliquo de 
eisdem, nec etiam fidelitatem 1), recognitionem, advocationem 
aliguam quovis modo recipient per se, alium vel alios pro Roma, 
regnis, provinciis, ducatibus, comitatibus, civitatibus, oppidis, 
castris, comitatu Venesino, locis, terris aliis et territoriis 
supradictis vel pro aliquo eoruındem, nec etiam pro quibus- 
cumque rebus vel iuribus in praemissis Roma, regnis, pro- 
vinciis, ducatibus, comitatibus, oppidis, castris, comitatu Ve- 
nesino, locis, terris aliis et territoriis supradictis vel in eorum 
vel aliquibus eorum pertinentiis constitutis, etiam si eis vel 


1) Im Cod. fidelitate, 


372 Lupwie Ὁ. B. U. BENEDIKT xıı 1. J. 1336. 


alicui eorum a quibuslibet comitatibus vel personis singula- 
ribus offerentur, nec etiam ijus aliud qualecumque vendica- 
bunt, acquirent vel occupabunt, seu quomodolibet per se vel 
alium seu alios usurpabunt vel exercebunt, nec concedent 
etiam recipi vel haberi in Roma, regnis, provinciis, ducatibus, 
comitatibus, civitatibus, oppidis, castris, comitatu Venesino, 
locis, terris aliis et territoriis supradictis vel in aliquo de 
eisdem et specialiter in provinciis, civitatibus, terris, terri- 
toriis eorum et locis !) expressis in praedictis litteris dicti do- 
mini quondam Henrici imperatoris. 

14) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum plenam potestatem ut supra vice et nomine nostro et 
pro nobis ad acceptandum, quod, si huiusmodi offlciales no- 
stri vel eorum aliquis super praemissis vel aliquo praemisso- 
rum, quae in dictis duobus articulis immediate praecedentibus 
continentur, molestaverint seu molestari fecerint Romanam 
ecclesiam regna, provincias, ducatus, comitatus, civitates, op- 
pida, castra, comitatum Venesinum, loca, terras alias et ter- 
ritoria supradicta vel aliquod eorumdem invadendo, occupando, 
seu quomodolibet acquirendo illa vel aliquod praedictorum in 
toto vel in parte aliqua, ultra periurium in quod incident, 
sententiam excommunicationis ipso facto incurrant et, nisi 
infra duos menses ab attemptatis destiterint et ea omnia, in 
quibus offenderint, in pristinum statum reduxerint, poenam 
privationis privilegiorum, quae a Romana ecclesia vel aliis 
ecclesiis, et feudorum, quae ab ecclesia Romana vel aliis ec- 
clesiis tenent et ab ipso Imperio, incurrant. 

15) Item damus praefatis procuratoribus nostris et cuili- 
bet eorum in solidum plenam potestatem ut supra vice et 
nomine nostro et pro nobis ad promittendum, quod praedictos 
oficiales nostros per nos in LombarJiam vel Italiam mittendos 
jurare faciemus, quod nullam iurisdictionem exercebunt in 
Roma, regnis et terris ecclesiae supradictis. 


ἢ) Die Worte von gt specialiter ab zweimal geschrieben. 


F. X. GLASSCHROEDER. 373 


16) Item damus dictis procuratoribus nostris et eorum cui- 
libet in solidum plenam potestatem ut supra vice et nomine 
nostro et pro nobis ad promittendum et in animam nostram 
iurandum, quod omnes supradictas promissiones et iuramenta 
et etiam infrascripta renovabimus et iterum faciemus singu- 
lariter et expresse post approbationem personae nostrae in- 
{ra triduum in persona propria, si praesentes fuerimus, si 
vero non, idem faciemus fleri per Pprocuratores nostros ha- 
bentes ad hoc sufliciens et speciale mandatum. 

17) Item damus dictis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum plenam potestatem ut supra vice et nomine 
nostro et pro nobis ad promittendum, quod nihilominus post 
consecrationem et coronationem imperialem, infra octo dies 
consecrationem et coronationem eamdem immediate sequentes, 
pro firmitate maiori omnium praedictorum ipsa omnia et sin- 
gula ratificabimus et etiam renovabimus singulariter et expres- 
se, et super praemissis omnibus et singulis et qualibet vice de 
praedictis iuxta praemissam distinctionem ipsorum dabimus 
litteras nostras quadruplicatas eiusdem tenoris patentes et 
suflficientes et siyillo, quo dictis utemur temporibus, commu- 
nitas. 

18) Item damus praedictis procuratoribus nostris et cui- 
libet eorum in solidum plenam et liberam potestatem et spe- 
ciale mandatum ad iurandum in animam nostram, quod nul- 
lam omnino promissionem, nullum pactum nullumque iura- 
mentum nec aliquod aliud faciemus !), per quod praemissis vel 
eorum alicui posset in aliquo quomodolibet derogari, et quod 
illi vel illis ad hoc per sanctitatem vestram specialiter depu- 
tandis et notariis tanquam personis publicis, pro vobis ac pro 
Romana ecclesia ac pro omnibus supra expressis, quocumque 
nomine censeantur, ac etiam pro omnibus aliis quorum in- 
terest vel intererit seu interesse poterit in futurum, reci- 
pientibus et solemniter stipulantibus, promittemus et super 


1) Im Col. fecimus. 


374 Lupwıs Ὁ. B. U. BENEDIKT ΧΙΙ 1. J. 1336. 


sancta Dei evangelia corporaliter manu tacta iurabimus, om- 
nia praedicta et singula nos facturos, et completuros et nullo 
unquam tempore per nos vel alios contra illa vel aliqua de 
illis quovis modo venturos, et si, quod absit, contingeret nos 
facere, dicere, promittere vel iurare aliqua vel aliquid quae !) 
praemissis vel praemissorum alicui possent aliqualiter obviare, 
vel (aliquem) nos ad aliquod secum agendum inducere vel nobis 
occasionem agendi contra praedicta vel aliquid praedictorum 
quomodolibet ministrare, nihilominus (iis) nequaquam obstanti- 
bus praedicta omnia complebimus et inviolabiliter observabimus 
et ad ea complenda et inviolabiliter observanda ex promis- 
sionibus et iuramentis praemissis semper nos remanere vo- 
lumus obligatos; et ex nunc etiam attestamur et protesta- 
mur, nos?) velle et intelligere omnia praemissa et singula sic 
exclusa fore ab omnibus factis et faciendis ac promissionibus 
et iuramentis specialibus et generalibus et per nos quomodo- 
libet factis et fariendis, per quae praemissis vel eorum alicui 
posset quomodolibet derogari, quod illorum praetextu vel 
occasione nullo modo liceat licereve possit mutare aliquid in 
praemissis vel facere contra ea vel aliquid de eisdem. 

19) Item damus dictis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum plenam potestatem ut supra vice et nomine 
nostro et pro nobis ad promittendum bona fide, quod in- 
trusos in ecclesiis infra praedictum regnum et imperium con- 
sistentes et qui eas contra ius, libertatem, superioritatem et 
auctoritatem ecclesiae Romanae detinent occupatas vel deti- 
nuerint in futurum, si super hoc per sanctitatem vestram vel 
sedem apostolicam fuerimus requisiti, expellemus ac po posse 
expelli faciemus de illis, et provisos per sedem apostolicam 
 juvabimus et faciemus iuvari, ut ad ecclesias, de quibus eis 
per sedem apostolicam provisum est vel fuerit in futurum, 
realiter admittantur suisque iuribus libere uti possint. 


1) Iın Cod. quod; vielleicht ist auch quae vel quod zu lesen. 
2) Im Cod. non. 


F. X. GLASSCHROEDER. 375 


20) Item damus dictis procuratoribus nostris et cuilibet 
eorum in solidum plenam potestatem ut supra vice et nomine 
nostro et pro nobis ad promittendum, quod nos bona, plena 
et sincera fide et quantum in nobis erit procurabimus, quod 
principes !) et praelati et barones et maiores de Alemania iura- 
bunt et sub litteris sigillis eorum sigillatis sese obligabunt, 
quod, si non servaremus praemissa supradicta vel aliquid 
praemissorum, quod (sic) nos non iuvabunt, sed contra nos 
erunt et ecclesiam adiuvabunt. 

21) Item damus praedictis procuratoribus nostris plenam 
potestatem ut supra ad liberandum et absolvendum vice et 
nomine nostro et pro nobis principes praedictos ex nunc ab 
omoi jiuramento quo essent nobis adstricti, et a fidelitate ex 
nunc prout ex tunc absolvendum in casu, in quo nos erimus 
contra ecclesiam vel invademus per nos vel alios urbem Ro- 
manam, provincias, regna, ducatus, comitatus, oppida, castra, 
comitatum Venesinum, loca, terras alias et territoria supra- 
dieta aut aliquid de eisdem. 

22) \tem damus praedict's procuratoribus nostris et cui- 
libet eorum in solidum plenam potestatem ut supra vice et 
nomine nostro ad promittendum, quod circa terras, quas do- 
minus rex Siciliae tenet extra terras quas tenet ab ecclesia, 
faciemus quantum ad commutationem, donationen, confirma- 
tionem seu alias, prout vestra sanctitas volet et ipsi Regi 
erit gratum, quem intendimus tractare sicut consanguineum 
et affinem praecipuum. Item, ad promittendum vice et nomine 
nostro et pro nobis, quod dicto domino regi Siciliae offeremus 
unum ἢ] πῇ nostrum uxorandum et gubernandum, prout ve- 
strae sanctitati et ipsi regi videbitur expedire. Item vice et 
nominonostro et pro nobis ad promittendum, quod prosecuritate 
fidelium ecclesiae in Tuscia, (in terris) videlicet imperii, facie- 
mus dietum dominum regem Rubertum (sic) vicarium nostrunm 


1) Im Cod. princeps. 


376 Lupowic D. B. uU. BENEDIKT ΧΙ 1. 7. 1336. 


in vita sua irrevocabiliter, si, quantum et prout vestrae 
sanctitati placebit. Item, ad faciendum vice et nomine nostro 
et pro nobis cum praefato domino rege Siciliae unionem, con- 
federationen: et ligam, prout vestra sanctitas duxerit ordi- 
nandunı. 

23) Item damus dictis procuratoribus nostris, et eorum 
cuilibet in solidum plenam potestatem ut supra vice et no- 
mine nostro et pro nobis ad consentiendum et promittendum, 
quod, si in praemissis articulis vel aliquo eorumdem aliquid 
esset ambiguum, dubium et incertum, declarationi, interpre- 
tationi, correctioni et suppletioni ac ordinationi sanctitatis 
vestrae et domini summi pontiflcis, qui pro tempore fuerit, 
stabimus cum effectu. 

24) Insuper damus et concedimus praedictis procuratoribus 
nostris et cuilibet eorum in solidum plenam, meram et libe- 
ram facultatem, auctoritatem et speciale mandatum, vice et 
nomine nostro et pro nobis, coram sanctitate vestra et ubi- 
cumque sanctitati vestrae placuerit vel visum fuerit expedire, 
obedientias, promissiones, concessiones, donationes, Tatifica- 
tiones, annullationes et revocationes quascumque et quales- 
cumque superius expressas aut non expressas con«edendi, pro- 
mittendi, faciendi, Ärmandi, confrmandi, finiendi et perficiendi; 
securitates etiam, cautiones, firmitates, cautelas et obliga- 
tiones nec non penitentias et poenas in praedictis articulis 
expressas quascumque et qualescumque ex parte nostra exhi- 
hibendi, offerendi, suscipiendi, faciendi, complendi, firmandi et 
perficiendi, et etiam nos ad observationem eorumdem omnium 
et singulorum et uniuscuiusque ipsorum astringendi et obli- 
gandi; confederationem insuper, ligam, concordiam et unionem 
cum magnifico principe rege Roberto ad ordinationem et vo- 
luntatem sanctitatis vestrae vice et nomine nostro faciendi, 
firmandi, complendi, perficiendi et roborandi sub poenis, cau- 
tionibus, obligationibus, cautelis et firmitatibus quibuscumque, 
et cautiones, obligationes, poenas et cautelas similes ab eodem 


F. X. GLASSCHROEDER. 37% 


rege nomine nostro recipiendi et stipwlandi; suprascriptis ar- 
ticulis omnibus, singulis et unicuique ipsorum addendi, su- 
peraddendi, supplendi et adiungendi, ac ipsos et quoslibet 1) 
. eorum mutand!, corrigendi et emendandi; omnia et singula 
iuramenta, prout supra in articulis sunt conscripta, ac omnia 
et singula iuramenta per imperatorem Henricum ultimum et 
alios reges et imperatores Romanos praestita, et quaecumque 
alia iuramenta, quae sanctitati vestrae praestanda videbuntur 
in quocuimnque casu seu causis suprascriptis vel aliis quibus- 
cumque nomine et vice nostro et in animam nostram iurandi, 
praestandi et faciendi ; praemissa etiam omnia et singula et 
unumquodque ipsorum ac generaliter omnia et singula et 
quaecumque alia dicttum negotium tangentia, in toto vel in 
aliquo aut quacumque seu qualibet sui parte, seu ex eo pen- 
dentia directe vel indirecte superius expressa faciendi, ge- 
rendi, exercendi, acceptandi, offerendi, laudandi, iurandi, ap- 
probandi, complendi, ratificandi, finiendi, firmandi, perficiendi 
et effectui mandandi singulariter et expresse, etiamsi maiora 
et graviora existerent quam praemissa, et quae nosmet fa- 
cere possemus, si praesentes essemus propria in persona, 
etiamsi mandatum qualecumque et quantumcumque exigant 
speciale. 

25) Promittimus insuper quod praedictos nostros procu- 
ratores vel alterum ipsorum, pendente coram sanctitate vestra 
tractatu et negotio nostro praedicto, non revocabimus, et Si 
qua revocatio verbis, factis vel litteris appareret, ipsam pro 
nulla et irrita haberi volumus, et etiam eam praesentibus 
irritamus, revocamus et annullamus, ita quod in quemcumque 
casum et eventum vigorem habere non possit, nec praemissis vel 
alicui praemissorum oflicere valeat vel aliqualiter derogare. 

Insuper, ut praemissa omnia et singula et unumquodque 
praemissorum per nos eflicaciter compleantur et inviolabiliter 
observentur, promittimus bona fide et nihilominus sub hypo- 


1) Im Cod. quaelibet. 


378 σύντα D. B. U. BENEDIKT Xır t. J. 1336. 


theca et obligatione omnium bonorum et rerum nostrarum, 
nos et omnia bona nostra praesentia et futura, notariis in- 
frascriptis recipientibus et stipulantibus latissime vice et no- 
mine sanctissimi in Christo patris et domini nostri Benedicti | 
papae xij praedicti, nec non vice et nomine sanctae Romanae 
ecclesiae ac omnium et singulorum (quorum) interest vel in- 
teresse poterit quoniodolibet in futurum, obligamus, quod 
omnia et singula, quae in praemissis et circa praemissa aut 
quodcumque praemissorum per praedictos procuratores et am- 
basciatores nostros vel alterum ipsorum praestita, proniissa, 
iurata, annullata, revocata, cassata, irrita, remissa, abolita, 
pronunciata, declarata, concessa, data, acceptata, recepta, lau- 
data, obligata, astrictas, decreta, promulgata, liberata, abso- 
luta, commutata, oblata, donata, exhibita, suscepta, suppleta, 
addita, mutata, correcta, emendata, adiuncta, supplicata, com- 
pleta, ratificata, finita, concordata, roborata, confirmata, acta, 
gesta et facta, seu quomodolibet procurata, ordinata, dispo- 
sita et tractata fuerint, rata, firma, stabilia, solida, perma- 
nentia, certa, indubitata, accepta, placida et grata perpetuis 
habebimus temporibus et ex nunc prout ex tunc habe- 
mus, et quod contra ipsa vel ipsorum aliquod in toto vel 
in parte aliqua nullo unquam tempore veniemus scienter vel 
faciemus per nos vel alios verbis, litteris, directe vel indi- 
recte, tacite vel expresse, sub ratione, colore, conditione, ti- 
tulo vel causa quibuscumque, et quod praedictas et praedicta 
promissiones, iuramenta, contirmationes, annullationes, revo- 
cationes, cassationes, irritationes, remissiones, abolitiones, pro- 
nunciationes, declarationes, concessiones, acceptationes, poe- 
narum receptiones, laudationes, obligationes, constrictiones, 
cautelas, decreta, promulgationes, liberationes, absolutiones, 
commutationes, oblationes, donationes, susceptiones, supple- 
tiones, additiones, mutationes, correctiones, emendationes, 
adiunctiones, supplicationes, completiones, ratificationes, Ar- 
mitates et roborationes omnes et singulas, omnia et singula, 


F. X. GLASSCHROEDER. 379 


ac omnia alia et singula, yuae praedicti procuratores nostri 
vel alter eorum nomine et vice nostra fecerint, aut nos factu- 
ros promiserint, nos, postquam assumpti fuerimus in regem 
Romanorum, faciemus in persona jropria coram sanctitate 
vestra vel alias, ubi et quando sanctitati vestrae videbitur 
expedire, nec non quod ipsas et ipsa ac omnia et singula prae- 
missa et quodlibet praemissorum de novo muniemus, firma- 
bimus, approbabimus, complebimus, confirmabimus, ratificabi- 
mus et roborabimus nostris iuramentis et instrumentis publicis 
manu publicorum tabellionum confectis, nec non nostris lit- 
teris et sigillis, et omni alia frmitate et firmitatibus ac modis, 
quibus melius valere potuerint et sanctitati vestrae videbitur 
expedire, et ad maiorem omnium et singulorum roboris fir- 
mitatem iuramus super sancta Dei evangelia per 058 Corpo- 
raliter manu tacta, quod omnia et singula suprascripta et 
etiam quaecumque alia, quae in praemissis et quolibet prae- 
missorum per praedictos procuratores vel alterum ipsorum 
facta, gesta, promissa, ordinata et obligata fuerunt, tenebimu;, 
adimplebimus cum omni efficacia et effectu, ac ea omnia et 
singula inviolabiliter observabimus et in contrarium per nos 
vel alium directe vel indirecte nunquam veniemus. Non 
tamen per supradiclam constitulionem procuralorum no- 
strorum el praesens procuralorium et polestalem ipsis pro- 
curaloribus lraditam priora nostra procuraloria sive aliquou 
ipsorum sanctilati vestrae transmissa el ex parte nostri 
praesentalta et pr‘ocuratores nostros in eisdem conscriplos 
aut aliquem ex eisdem revocare intendimus vel aliqualilter 
tmmulare, sed volumus ea potius et omnia in eis contenla 
nec non omnla οἱ singula, quae virlute ipsorum per eosdem 
nostros procuratores seu aliquem eorum fiunl, traclantur, 
gerunlur et ordinantur, ac traclata, gesta, facla vel quo- 
modolibel ordinalu existunt, in suo pleno robore et eficacia 
permanere, et supradictos procuralores noslros prioribus 
nostris procuraloribus unimus, adiungimus et ex cerla 


380 Lupwie ἢ. Β. ὕ. BENEDICKT ΧΙ; 1. 7. 1336. 


scienlia aggregamus ἰία, quod quicquid insimul dicli nostri 
procuralores seu aliqui vel aliquis ipsorum in praemissis 
vel aliquo praemissorum fecerint, traclaverint, egerint, pro- 
curaverint seu orlinaverint, rala, firma el Ülibata perma- 
neant ac si per nos ipsos fuerint facla, gesla, acla aut eliam 
ordinata. 

In quorum omnium 'testimonium et roboris firmitatem 
praesentes litteras et procuratoria per discretos viros Fri- 
dericum de Ratispona rectorem ecclesiae in Wolfrathusen 
dioecesis Frisingensis et Herdengum quondam Chunradi cleri- 
cum dioecesis Babbergensis (sic) publicos notario sinfrascriptos 
publicari mandavimus et sigilli nostri, quo utimur et hactenus 
usi fuimus, fecimus appensione muniri. Dat. et actum op- 
pido nostro Nurembergh 28. die mensis 8.bris anno Domini 
1336 praesentibus nobilibus et spectabilibus viris Ludovico 
duce de Detlike, Bertoldo 1) comite de Hennebergh, Ber- 
tholdo dicto de Neiffen comite de Graispath, ac religiosis viris 
fratribus Wolframo de Nellenburg magistro et Henrico de 
Cypplingen comendatore domorum Ulmae et Werdeae dioe- 
cesum Constantiensis et Augustensis ordinis fratrum Theu- 
tonicorum sanctae Mariae per Alemanniam, nec non discretis 
viris magistro Ulrico de Augusta nostro prothonotario et Ot- 
tone de Rayno canonico ecclesiae Eistetensis notario nostro 
ad hoc vocatis specialiter et rogatis. 


Et ego Fridericus de Ratispona 5) rector ecclesiae in Wol- 
fratshausen dioecesis Frisingensis praescriptus publicus impe- 
riali auctoritate notarius praedictorum procuratorum seu 
ambasciatorum constitutioni et ordinationi ad omnes et sin- 
wulos actus praemissos, nec non iuramentis et promissionibus, 
oblationibus et obligationibus ac omnibus aliis et singulis su- 


I) Die 5 letzten Ruchstaben auf Rasur. 
2) Cod. Ratisponsa. 


F. X. GLASSCHROEDER. 38l 


pradictis per serenissimum principem dominum Ludovicum 
praefatum gestis et habitis, dum per ipsum agerentur et fie- 
rent, una cum praescriptis testibus praesens interfui et ipse 
vidi et audivi, nec non iuramenta, promissiones, oblationes et 
obligationes ac omnia alia et singula suprascripta recepi so- 
lemniter, et ex officii mei debito legitime fueram stipulatus 
vice et nomine sanctissimi in Christo (patris) et demini no- 
stri domini Benedicti papae xij praedicti ac vice et no- 
mine sacrosanctae Romanae ecclesiae et omnium ac sin- 
gulorum, quorum interest vel interesse poterit in futurum, 
et de ipsius domini Ludovici iussu et mandato praemissä 
omnia et singula in jis duobus cartis simul conglutinatis et 
iunctis licet alia nfanu legaliter conscripta publicavi, exami- 
navi, et ipsis manu propria fideliter subscripsi nec non signum 
meum consuetum apposui requisitus et rogatus in testimo- 
nium omnium praemissorum, anno, die nec non loco praeno- 
tatis, in praesentia testium praescriptorum ad hoc vocatorum 
et specialiter rogatorum. 
Loco X Signi. 


Et ego Herdengus quondam Chunradi de Bamberg clericus 
civitatis Bambergensis praescriptus publicus imperiali aucto- 
ritate notarius praedictorum procuratorum seu ambasciatorum 
confectioni et ordinationi ad omnes et singulos actus prae- 
missos nec non iuramentis, promissionibus, oblationibus et 
obligationibus ac omnibus et singulis supradictis per serenis- 
simum principem dominum Ludovicum praefatum gestis et 
habitis, dum per ipsum agerentur et flerent, una cum prae- 
scriptis testibus praesens interfui ac ipsa vidi et audivi, nec 
non iuramenta, promissiones, oblationes et obligationes ac 
omnia alia et singula suprascripta recepi solemniter, et ex 
oMcii mei debito legitime fueram stipulatus vice et nomine 
sanctissimi in Christo domini nostri domini Benedicti papae xij. 
praedicti ac iure et nomine sacrosanctae Romanae ecclesiae 


4 


382 Lupwic Ὁ. B. vu. BENEDIKT ΧΠῚ 1. J. 1396. 

ac omnium et singulorum, quorum interest vei interesse po- 
terit in futurum, et de ipsius domini Ludovici iussu et man- 
dato, praemissa omnia et singula in his duabus cartis simul 
conglutinatis et iunctis licet alia manu legaliter conscripta 
publicavi, examinavi et ipsis manu propria fdeliter subscripsi 
nec non signum meum consuetum apposui requisitus et ro- 
gatus in testimonium omnium praemissorum, anno, die nec 
non loco praenotatis in praesentia testium praescriptorum 
ad hoc rocatorum 1) specialiter et rogatorum, 


I.oco IR Signi. 


Durch die Auffindung vorliegenden Textes erledigen sich 
vor allem zwei Fragen betreffs der Verhandlungen Ludwigs 
d.B. mit der römischen Kurie im Herbste 1336. 

1) Zunächst wird das Datum festgestellt, an welchem im 
Herbst 1336 Wilhelm von Jülich, Ruprecht von der Pfalz und 
die beiden Grafen Oettingen ihre Vollmachten an die Kurie 
erhielten. Bekanntlich hanen die Regesten der drei Vollmachten 
bei Muratori (Antiquitates Ital. VI, S. 190 VII E; S. 189 
IXC und S. 190, VIII) das Datum des 8. Oct 1336, während 
der Druck der einen Vollmacht (disciplinären Inhalts) bei Ray- 
nald und Bzovius (l c.) das Datum des 28, Oct. 1336 trägt. 

In meiner schon erwähnten Arbeit über Markwart von 
Randeck habe ich (Exkurs I. C. 2. S. 72 ff.) durch Gründe 
verschiedener Art klarzulegen versucht, dass als Datum der 
Ausfertigung nur der 28. Oct. 1336 in Betracht kommen 
könne. Meine Darlegung von damals hat eine willkommene 
handschriftliche Bestätigung gelunden. Nicht nur eine Kopie 
der Vollmacht disciplinären Inhalts im Cod. Vatic. Cappon. 164 


I) Cod. advocatorum. 


F. X. GLASSCHROEDER. 383 


(chart. sec. XVI. 4° fol. 163-70) hat, wie der Druck bei Ray- 
nald und Bzovius das Datum des 28. Oct. 1336, sondern auch 
die Kopie der Vollmacht politischen Inhalts im Cod. Barberin. 
XXXII, 218, welche ich oben zum Abdruck gebracht, trägt 
dieses Datum. 

Da nun nach dem Rogest bei Muratori die Vollmacht für 
die beiden Oettingen an Jemselben Tage ausgestellt worden 
ist, wie diezwei Vollmachten für Wilheln von Jülich und Ru- 
precht von der Pfalz, so kann auch für sie fortan nur der 
28. Oct. 1336 in Betracht kommen. 

2) S. Riezler hat in seinem Buche: die literarischen Wi- 
. dersacher der Päpste zur Zeil Ludwigs d. B. Beilage III. A. 
S. 312-238 aus dem kgl. bayrischen geheimen Hausarchiv in 
München zwei deutsche Vollmachten Ludwigs ἃ. B. für seine 
Gesandten in Avignon veröffentlicht. Die eine (S. 312-19) 
charakterisirt sich ohne weiteres als Auszug aus dem latei- 
nischen Procuratorium disciplinären Inhalts d. d. 28. Oct. 1336, 
wie es bei Bzovius Annal. eccl. 1336 8 4 vollständig abge- 
druckt ist. In der zweiten (S.319-28) sah Riezler einen Aus- 
zug aus dem Procuratorium politischen Inhalts d. d. 5 März 
1336. gedr. bei Bzovius |. c. 1336 8 2. 

Demgegenüber hat Καὶ. Müller (Kampf Ludwigs ἃ. B.mit der 
röm. Kurie Bd. II. S. 283) mit Recht auf die Eingangsworte 
des deutschen Auszugs: « Des andern procuratory anvank ist 
als daz vorder ze gelicher weis bis an die artikel - hinge- 
wiesen, welche nach ihm auf vollständige Identität des Ein- 
gangs, der Inscriptio und Salutatio, sowie der Beglaubigung der 
Gesandten in beiden Vollmachten zu interpretiren sind. Er 
erklärte folglich die zweite deutsche Vollmacht als Auszug 
aus einem Procuratorium politischen Inhalts vom Herbst 1336, 
von dessen Vorhandensein das Regest bei Muratori (Antiqu. 
Ital. VI. S. 189 IX. C) Zeugnis gab. Der von mir gefundene 
Text dieses Procuratoriums begründet die Müller’sche Inter- 


384 Lupwta ἢ. B. U. BENEDIKT ΧΠῚ ı. J. 1336. 


pretation ; denn der Eingang des bei Bzovius gedruckten di- 
sciplinären und des von mir oben zum Abdruck gebrachten 
politischen Procuratoriums lautet bis zu den Artikeln bei- 
nahe wörtlich gleich. 

Aher abgesehen davon zeigt ein von Riezler nicht an- 
gestellter Vergleich des Inhalts, dass die zweite der von ihm 
veröffentlichten Vollmachten unmöglich ein Auszug aus dem 
Procuratorium vom 5. März 1336 sein kann. Auf Seite 320 
findet sich in der deutschen Vollmacht folgender Passus: 
“« wir nemen auch aus, ob in den selben zwayn iaren die 
selb sache und genad ieman an uns suochet von den selben 
landen, daz wir den ouch selb genad getuon muegen, als ab 
wir iw den gewalt nie geben hieten. » Wäre nun die deut- 
sche Vollmacht ein Auszug aus dem Procuratorium vom 5. 
März 1336, so müsste sich in diesem eine diesbezügliche Stelle 
finden, was jedoch nicht der Fall ist. Wohl aber enthält das 
von mir zefundene Procuratorium einen solchen Passus, der 
oben S. 359 f. durch gesperrten Druck hervorgehoben ist. Am 
Schlusse der deutschen Vollmacht (Riezler 1. c. S. 328) steht: 
« Es stant och in dem procuratory noch mer artikel, di in 
dem vordern procuratory geschrieben sint und darumb haben 
wir si an disem ueberhebt und di selben artikel vindet man 
in dem vordern procuratory nach diesem zaichen. „ Unter 
den Artikeln der ersten deutschen Vollmacht, welche nach 
obiger Stelle auch in die zweite gehören, ist auch folgender 
(Riezier 1. c. 5. 319): « Wir wellen auch nicht mit diesem 
procuratoren und procuratory widerruefien und verwandeln 
unser vorder procuratores oder procuratori » etc. — = als ob 
wir selb getan und geordent hieten ». Vergebens sucht man 
im Procuratorium vom 5. März 1336 nach einer diesen Wor- 
ten entsprechenden Stelle; dagegen findet sich eine in dem 
oben gedruckten Procuratorium (S. 0. 85. 376). Was also 
K. Müller aus den Anfangsworten der zweiten deutschen Voll- 
macht geschlossen, dass sie ein Auszug aus dem politischen 


F. X. GLASSCHROEDER. _ 385 


Prokuratoriums vom Herbst 1336 sei, erweist sich aus der 
Vergleichung des Inhalts als feststehende Thatsachbe. 

Die weitere naheliegende Frage nach dem Charakter der 
Prokuratorien Ludwigs d. B. behalte ich mir für die Zeit vor, 
wann die “ Vatikanischen Akten zur deutschen Geschichte 
in der Zeit Ludwigs d. B. », welche S. Riezler im Auftrage 
der Münchener Histor, Commission herausgiebt, im Druck 
erschienen sind. Ebenso die Frage, welche Aufschlüsse der 
gefundene Wortlaut unseres Prokuratoriums über den Fort- 
gang der Verhandlungen im Jahre 1336 giebt. 

Eines Wortes der Rechtfertigung bedarf der vollstän- 
dige Wiederabdruck des Privilegs Heinrichs VII, welches dem 
oben publicirten Prokuratorium inserirt ist. Obwohl das- 
selbe bereits 4 Mal gedruckt ist (Raynald, Annal. nccles. 1310 
n.3: Bzovius, Annal. eccl. 1336 8 2, dem Prokuratorium vom 
5. März 1336 inserirt; Acta Heinrici VII. imp. Romanorum 


etc. ed. G. Doenniges II, 123 f, u. Fr. Bonaini, Acta Hein- 


rici VII. Rom. imperatoris etc. I, 71 ff.), habe ich mich doch 

zu einem nochmaligen Abdruck entschlossen, da bei seinem 

Charakter als integrirender Bestandteil des Prokuratoriums 

eine ausführliche Inhaltsangabe in Form einer langen An- 

merkung unvermeidlich gewesen wäre; einer solchen Not- 

wendigkeit zog ich einen einfachen Wiederabdruck vor. — 
Auf S. 354 ist statt Lipplingen zu lesen Zipplingen. 


KLEINERE MITTHEILUNGEN. 


EIN CHRISTUSBILD AUS DER ZEIT LEO’S II. 


An den Abhängen des vatikanischen Hügels liegt unweit 
der Porta Angelica ein Kirchlein, das seit vielen Jahren ge- 
schlossen ist. Früher hielt die päpstliche Schweizergärde 
dort ihren Gottesdienst und bestattete auf dem anstossenden 
Friedhofe ihre Todten ; von den Römern besuchte auch da- 
mals Jemand wohl höchstens am Titelfeste das dem Iı. Pere- 
grinus geweihte Kirchlein. Als ich das Material für meine 
Schrift über die frommen Stiftungen im vatikanischen Ge- 
biete !) sammelte, unter denen im Mittelalter San Pellegrino 
eine der bedeutendsten war, erwirkte ich mir den Eintritt 
in die Kirche, und dort fand ich, hinter dem Hochaltare ver- 
deckt, ein altes Fresko-Gemälde, über welches einige Notizen 
um so mehr angezeigt sein mögen, als der sog. Regulirungs- 
plan, sagen wir lieber Demolirungsplan der Stadt Rom auch 
San Pellegrino zum Abbruch bestimmt hat. Ich schicke zu- 
nächst ein par kurze Nachrichten über die Kirche selbst und 
die mit ihr zusammenhangende alte Stiftung voraus, 

Von Leo III (795-816) berichtet die Papstchronik : ?) « Ho- 
spitale Ὁ. Petro Apostolo in loco, qui Naumachia dicitur, a 
fundamentis noviter construens, diversa illie domorum aedi- 


I) 1 luoghi pii sul territorio Vaticano, cenni storici, Roma 1886. 
2) Vita Leonis n. 412. 


987 
ficia decoravit,.... atque ecclesiam de novo construxit. » Dass 
die « Naumachia » im Mittelalter in die Gegend von Jer En- 
selsburg auf die spätere Porta Angelica zu verlegt wurde, 
habe ich in meiner obigen Schrift (pag. 27) gegen Cancellieri 
und Platner-Bunsen (Beschreibung der Stadt Rom, S. 100) 
nachgewiesen. Die Bestimmung jenes « Hospitale » gibt die 
Papstchronik mit den Worten an: » Omnia, quae in praedicto 
hospitali erant necessaria, in usum pauperum donarvit. Praedia 
etiam illic urbana vel rustica pro alimoniis Christi pauperum 
seu advenis vel peregriais, qui ex longinquis regionibus ve- 
niunt, obtulit. » Von dem Kirchlein, welches bei diesem Pil- 
gerhause von Leo III erbaut worden, gibt die Chronik Namen 
und Titel bei der Nachricht über ein Weihegeschenk, wel- 
ches der Papst dort dargebracht : « In oratorio S. Peregrini, 
quod ponitur in hospitali Dominico ad Naumachiam, fecit 
canistram ex argento. » !) Dieser h. Peregrinus war Bischof 
von Auxerre (Antisiodorum), der um die Mitte des 3. Jahr- 
hunderts von Sixtus II nach Gallien geschickt wurde, dort das 
Evangelium zu verkündigen. — Eine weitere Nachricht über 
die Stiftung erhalten wir in der Vita des Papstes Paschal I 
(817-824): « Hospitale s. Peregrini, positum ad Ὁ. Petrum 
Apostolum in loco, qui dicitur Naumaclhia, quod.... ob ne- 
glectam et destitutionem praepositorum paupertatis inopia 
consumi videbatur, ..... pio juvamine consulens praefatum 
hospitalecum fundis et casalibus atque massis .... restituit. » °) 
Die Privilegien des Capitels von Sanct Peter über Hospital 
und Kirche haben spätere Päpste wiederholt bestätigt. 

Ausserhalb des Mauerkreises der Urbs Leonina gelezen, 
war die Stiftung in den Stürmen der Folgezeit wieder und 
wieder den Angriffen und der Plünderung der Kriegshorden 


I) canistra ist ein Kronleuchter. Vergl. De Rossi, Inscr. II, 202: 
canistra, id est corona argentea, in quibus lampades appenderentur. 
ὅ In vita Paschalis, ἢ. 439. 


388 


ausgesetzt; Bonifaz VIII!) klagt, dass sie ganz in Verfall 
gerathen sei: “ ecclesiaın, quae nullos fruetus habet, fere de- 
solatam et rectore carentem ac reparatione indigentem ». Eı' 
überwies aber nun durch Breve vom Jahre 1392 die Stiftung 
einem gewissen Bartulomeo de Piacenza, der das alte hospi- 
tale, allerdings in bescheidenen Formen, erneuerte: « De 
Nostra licentia reparavit et in hospitale pauperum erexit ac 
ei unam domum de novo adiunxit, in qua octo lecti cum 
eorum lectisterniis pro receptione pauperum ad id confluen- 
tium deputarvit. » 

Im Jahre 1590 restaurirte das Capitel von St. Peter das 
Kirchlein und überwies es dann 1658 der päpstlichen Schwei- 
zergarde zum Gottesdienste. Wenn nicht schon 15%, so doch 
bei der spätern abermaligen Restauration im Jahre 1671 
wurde der Fussboden bedeutend höher gelegt, und da in 
Folge dessen die alte Absis fast bis zur Hälfte unter die Flur 
zu liegen kaın, so wurde der Hochaltar nunmehr vor der 
Apsis errichtet, mit einem Aufbau für das Altarbild, durch 
welchen die concha verdeckt wurde; nur durch die neben 
dem Altare gelassenen Oeffnungen blieb ein Blick in die 
Apsis frei. 

Die Fresken in der Concha verrathen sich durch ihren 
Stil als Arbeiten des XIV Jahrhunderts, und ohne Frage 
stammen 810 aus der unter Bonifaz VIII nach 1392 vorge- 
nommenen Restauration ; sie zeigen uns rechts und links je 
zwei Heilige neben einem auf dem Throne sitzenden Christus, 
Die dem Herrn zunäclıst stehenden Heiligen, beide mit einem 
Buche in der Hand, erweisen sich durch ihr Pallium als Erzbi- 
schöfe, während die beiden andern das Gewand von Diaconen 
‚tragen. Werden wir in der Figur rechts von Christus den 
l. Peregrinus erkennen müssen, so bleibt es hingegen un- 
gewiss, wer die drei andern Heiligen sein sollen. 


1) Bullarium Vatic. II, p. 40. 


389 

Weit mehr, als diese vier, interessirt das Bild des Herrn 
das trotz der Uebermalung und theilweisen Ergänzung sich 
unzweifelhaft als eine Arbeit viel älterer Zeit erweist. 

Als zu dem ursprünglichen Fresko gehörig erachte ich 
Kopf, Brust und Arme des Herrn und ein Stück von dem 
Throne, auf welchem er sitzt. Auch das Buch gehört noch 
theilweise dem älteren Gemälde; nur die Inschrift auf dem- 
selben - Ezo sum via, veritas et vita» ist späteren Datums. 
Unsere Abbildung zeigt die Figur Christi, wie wir sie naclı 
sorgfältiger und vorsichtiger Reinigung wieder bloss gelegt 
und unter Verwendung von Reflex-Spiegeln photographirt 
haben. 

Nach den oben angegebenen historischen Daten wird es 
kaum mehr fraglich sein, dass dasselbe mit dem Bau der 
Kirche gleichzeitig ist und also aus der Regierungszeit des 
Papstes Leo III, ἃ. ἢ. aus dem Ende des VIII oder dem Anfange 
des IX Jahrhunderts stammt. 

Damit haben wir also wiederum für ein altes Gemälde 
ein festes Datum gewonnen, und zugleich einen Anhaltspunkt, 
um verwandte Schöpfungen genauer der Zeit nach zu fixiren. 

In iconographischer Beziehung reiht sich unser Bild den 
vielen Christusbildern an, die auf Fresken in den Kata- 
komben, in den Mosaiken der Basiliken, und in Gemäl- 
den der Kirchen, wie in S. Clemente, auf uns gekommen 
sind. Der conventionelle Typus für den Herrn stand im VIII 
Jahrh. längst fest, und kleinere Abweichungen von demselben 
sind der Unzgeschicklichkeit des betreffenden Künstlers zu- 
zuschreiben. Während die Sculpturen der Sarkophage des IV 
und V Jahrh’s uns zwei Typen zeigen, Christus jugendlich, 
bartlos, mit rundem Gesicht und langem Haar, und Christus 
in vorgerücktem Alter, mit meist gespaltenem Vollbart und 
auf der Stirne gescheiteltem langem Haar, ist in der Folge 
der erstere Typus fallen gelassen und dem Erlöser nach be- 
stem Können des Künstlers die majestas divina gegeben wor- 


900 


den. Dazu trugen wohl am meisten die Gemälde πηι] Mosaiken 
in den Apsiden der Kirchen bei, wo der Herr in seiner himm- 
lischen Glorie, die Seinen belohnend und von ihnen angebetet, 
dargestellt zu werden pflegte. —Eine erschöpfende Monograph’e 
über diesen Gegenstand fehlt uns noch (Zu den Ausführungen 
bei Kraus, Ir. E., II, 7-29, vergl. Merz, in Mitth. des deut- 
Inst. 1887, S. 190). - 

Der besondere Werth unseres Bildes besteht nicht bloss in 
der genauen Datirung, die bei den meisten übrigen Wandgemäl- 
den sich nur nach einer Periode fixiren lässt. Das heutige Mo- 
saik vom Triclinium Leo’ III beim Lateran ist bekanntlich 
eine spätere Erneuerung unter Benedict XIV vom Jahre 1743, 
nach der Zeichuung eines vatikanischen Codex. Wohl wird 
von Borgia (Vaticana Confessio, pag. LX) die Stelle aus dem 
Liber Pontificalis über Leo III: - fecit (in Basilica Vaticana) 
RT intro Confessionem Salvatorem stantem ; Jdextra lae- 
vaque eius beati Apostoli Petrus et Paulus, habentes pariter 
coronas ex gemmis pretiosis », auf das in der Nische der 
Conf[essio erhaltene Christus-Mosaik gedeutet. Allein De Rossi 
ist nicht dieser Ansicht. Bleibt somit meines Wissens nur 
unser Fresko als einziges Monument dieser Art, das mit Be- 
stimmtheit der Regierung Leo’ III zugeschrieben werden kann, 
sp wird es um so mehr zu bedauern sein, wenn durch den 
seplanten Abbruch der Kirche von San Pellegrino auch dieses 


Gemälde zerstört werden sollte. 
d.W. 


DIE AUSGRABUNGEN IN SS. GIOVANNI E PAOLO. 


bank den Gaben einiger Freunde des christlichen Alter- 
thumes konnten die Ausgrabungen unter der Basilika des 
hl. Martyrerpaares auf dem Cölius bis zum Beginne des 
Sommers fortgesetzt werden. Der Saal, mit dessen Frei- 


90] 


legung man begonnen hatte, als ich den letzten Bericht schrieb, 
(5. 72 Quarlaischr. H. I dieses Jahrg.) ist nun von dem ihn 
füllenden Schutte vollständig befreit. Die Decoration entspraclı 
ganz den dort ausgesprochenen Erwartungen. Das Gewölbe, 
dessen oberer Theil durch die Erniedrigung des Bodens der 
Basilika zerstört wurde, hat als Decoration geschmackvoll ge- 
zeichnetes und fein ausgeführtes Weinlaub mit putti, welche 
Trauben sammeln. An den Wänden läuft ringsum, in einer 
Höhe von etwa2 M., eine von grossen, nackten, fast hermenar- 
tigen Figuren getragene Blumenguirlande. Die Zeichnung der 
Figuren lässt kaum zu wünschen, das Colorit der Fleischtöne 
ist vortrefflich, und die Bilder müssen den besten in den Kata- 
komben an die Seite gestellt werden. Ueber und unter dem 
Blumengeflechte befinden sich Vögel aller Art, die nicht minder 
gut ausgeführt sind. Von dem zuerst entdeckten Zimmer 
(Plan in dieser Zeitschr. Jahrg. 1888 Taf. XI unter D) führt 
eine niedrige Thüre in dieses neu ausgegrabene Gemach. 
An dasselbe stossen zwei weitere Säle, die aber wegen Man- 
gel an Mitteln noch nicht freigelegt werden konnten. — Eine 
erst dieser Tage aufgeführte notwendig gewordene Stütz- 
mauer führte zur Entdeckung eines andern Raumes ohne 
Bilder, aber mit erhaltenem Gewölbe, ganz von Rauch ve- 
schwärzt. In einer grossen Nische befindet sich ein tiefer Brun- 
nen, und viele Reste von Thongefässen kamen zum Vorschein. 
Wahrscheinlich hat man darin die Küche oder einen an 
dieselbe stossenden Raum aufgefunden. Leider wird nach 
Vollendung der Stützmauer die Arbeit wieder aufgegeben 
werden müssen, da die Mittel zu weitern Ausgrabungen 
fehlen. (Etwaige Be:träge von Freunden der christlichen 
Archäologie wird die Redaction gerne zur Vermittlung in 
Empfang nehmen). 


J. P. Kirsch. 


392 


ZEITSCHRIFTENSCHAU. 


Französische. 


Melanges d’archeologie et d’histoire, VIII. annee 1888. 


In einem Aufsatze über die Stellung der Christen in der 
heidnischen Gesellschaft während der ersten Jahrhunderte 
(S.46-53)bespricht_Le Blant die verschiedensten Gelegenheiten, 
in welche der tägliche Verkehr den Christen brachte, äusser- 
lich wenigstens mit seinem Glauben in Conflikt zu kommen. 
Ein Wechsler, bei welchem er Geld leiht, kann von einem 
Christen das juramentum promissorium fordern: wie wird er 
dasselbe leisten? Künstler und Öffentliche Lehrer hatten, 
jeder in seiner Weise, mit den Gottheiten des Heidenthums 
zu thun; die Soldaten kamen häufig in solche Verlegenheiten, 
die manche zu Martyrern machten , besonders aber die Staats- 
und Municipalbeamten konnten fast unmöglich ihre Stellung 
behaupten und dabei wirkliche Christen bleiben. Diese Puncte 
werden an der Hand der kirchlichen Schriftsteller und der 
Martyracten weiter von dem Verf. ausgeführt. — Eug. Münlz 
stellt die in den Bibliotheken von Rom, Florenz und Mailand 
aufbewalhrten Handschriften zusammen (8. 81-145), in welchen 
thbeils durch Abbildungen, theils durch Beschreibungen, häufig 
auch durch Beides, die Monumente der altchristlichen Zeit 
auf uns gekommen sind. Obwohl es nur kurze Not'zen sind, 
ohne Anspruch auf absolute Vollständigkeit, wird Jeder, wel- 
cher Quellenstudien über die christliche Kunst macht (sei es 
in Bezug auf Architectur, Sculptur oder Malerei) dieselben 
mit grossem Nutzen verwerthen können. Einzelnes davon 
habe ich in dieser Zeitschrift (1888 S. 113 ff.) veröffentlicht 
und Anderes hoffe ich später ausführlicher benutzen zu 
können. — S. 213-214 gibt Le Blant die Beschreibung einer 


393 
Glasplatte (abgebildet auf der Taf. IV), welche in einem 
schristlichen Sarcophage mit andern Gegenständen, die all 
ammt dem Sarge zerstört wurden, in der Provinz Girgentie 
auf Sicilien gefunden wurde. Man sieht darauf eingeritzt die 
Darstellung der Auferweckung des Lazarus in der gewöhn- 
lichen Weise. Die beiden volumina zwischen den Figuren, 
welche sich in dieser Form besonders häufig auf den sogen. 
Goldgläsern finden, bestimmen Le Blant, als Entstehungszeit 
des Gegenstandes etwa das V.Jahrh. anzunehmen. — Zu den 
zahlreichen Monumenten der römischen Katakomben, welche 
von der historischen Wirklichkeit und der hohen Verehrung 
der hl. Martyrin Felicitas und ihrer Söhne zeugen, kann Ze 
Blant (S. 292-296) ein neues hinzufügen: es ist das Fragment 
einer Säulenbasis mit Inschrift, welche der Gelehrte folgen- 
dermassen ergänzt (S. pl. VII): 


Sexto idus I1VLIAS MARTYRVM vıTra lis 
Nalale s anct (orum) FELICIS FILIPPI MART Ülalis 


Die vierte, nicht erlialtene Seite trug offenbar die Namen 
der drei übrigen Söhne der hl. Felicitas Alexander, Silanus 
und Januarius. Das Fragment war zum Bau einer Mauer 
verwendet worden. Es gehörte wohl sicher zu einer Säule 
des Ciboriums über deın Altare in einem Heiligthume der 
genannten Martyrer, vielleicht zum Grabe der ἢ]. Felix und 
Philippus, die an der via Salaria in coemeterio Priscillae 
ruhten, da diese beiden zuerst genannt sind. — P. Batiffol 
stellt sehr interessante Untersuchungen zusammen über die. 
griechischen Copistenschulen in Rom vom VII. bis ins X. 
Jahrh. (5. 297-308). — Or. Marucchi veröffentlicht (5. 403- 
410) ein Sculptur-Fragment, welches in San Sebastiano ge- 
funden wurde. Dasselbe zeigt das Brustbild eines bärtigen 
Mannes in tunica und pallium gekleidet, mit langen, etwas 
krausen Haaren. Marucchi schreibt die Arbeit dem Ende des 
IV. Jahrh. zu und sieht darin das Bild des Erlösers. In der 


394 

That kam um diese Zeit der bärtige, naturalistisch gehal- 
tene Typus des Heilandes in der christl. Kunst aut. Der Verf. 
bringt diesen Typus in Zusammenhang mit der von der Blut- 
flüssigen errichteten Statue Christi, von der Eusebius (Hist. 
ecci. VII, 28) berichtet, dessen Zeugniss Marucchi als der hi- 
storischen Wirklichkeit entsprechend nachweist. — Ein län- 
gerer Aufsatz de Rossi's (S. 478-501) behandelt die auf Geheiss 
Karls des Grossen verfasste Grabschrift auf den Papst Ha- 
drian I, welche bei der Zerstörung der alten Peterskirche 
erhalten blieb und jetzt im Vorhofe des Petersdomes in 
die Mauer eingelassen ist. Naclhı einleitenden Bemerkungen 
über die handschriftliche Ueberlieferung des Textes weist de 
Rossi nach, dass sowohl der Marmor, in welchen die Inschrift 
eingemeisselt ist, als auch die Form der Buchstaben und der 
Stil auf Frankreich als Ort der Entstehung dieses wichtigen 
historischen Monumentes hinzeigen. Taf. XIII bietet die plıo- 
totypische Reproduction desselben. — 


Revue de Ü’Arl chretien, Nouvelle serie t. V!, 1888. 


X. Barbier de Montault setzt seine Studien üher die Ico- 
nographie der hl. Cäcilia fort (S. 23-50). Er knüpft in diesem 
Artikel an die Berichte der Auffindung der berühmten Hei- 
ligen im Jahre 1599 an, die von ihm kritisch untersucht 
werden.— A. L.Delatire gibt ein Verzeichniss der Abbildungen 
(Fische, Tauben, Kreuze, u. 5. w.) auf den in Afrika gefun- 
- denen thönernen Gefässen und Fragmenten von solchen aus 
der altchristlichen Zeit. Mehrere derselben sind reproducirt 
(219-221). — Fr. Schneider bespricht Elfenbeinsculpturen des 
Darmstädter Museums. Eine derselben, ein Diptychon aus dem 
X. Jahrh., ist auf beigegebenen vorzüglichen Tafel abgebildet 
(S. 430-439). 


395 
Rerue archeologique, 1888, Troisieme serie t. ΧΙ et XII. 


T.XI. — R. de la Blanchere bespricht (S. 303-322) eine 
Klasse von afrikanischen Monumenten eigener Art: es sind 
dies kleine viererckige Stücke Thon von 0,25 bis 0,28 M. Sei- 
tenlänge, mit Ornamenten, Bildern von verschiedenen Thie- 
ren oder kleinen Gruppen. Mehrere derselben weisen auf 
christl. Ursprung dieser Monumente, so z. B. S. 307 n® 13: 
Rosette mit der Inschrift + SCT MARIA AIVBA (adjüva) 
NOS +; S. 3511] n. 31: Henkelgefäss, aus welchem Pfauen 
trinken ; S. 919 n® 35: Jonas wird vom Fisch (der hier 
durch ein Ungethüm mit gefleckter Haut und langen Ohren 
ersetzt ist) ausgespien. — Sehr interessant ist die Dar- 
stellung des Opfers des Abraham (pl. XI-XII; S. 313), welche 
auf einer farbigen Tafel reproducirt ist. Isaac kniet vor dem 
Feuer. Abraham fasst ihn bei den Haaren und schwingt 
das Schwert, die Hand Gottes ragt aus den Wolken, und 
in der Ecke steht der Widder. Ueber der Darstellung steht 
in verkehrter Schrift) + ABRAM ET ISAC. Der Verf. ist ge- 
neigt, in diesen Gegenständen theils eine Art Ex voto zu sehen, 
welche in den Heiligthümern aufgehängt wurden, tlıeils einen 
Schmuck zum Einlassen in die Mauern der Häuser. Er setzt ihre 
Verfertigung in die 2. Hälfte des V. Jalırh. mit de Rossi, welcher 
im Bull. di arch. cristiana 1884-85 S. 53 54, Taf. ΠΙ ein 
ähnliches Monument veröffentlicht hat. — Vol. XII. Ludovic 
de Vaux (S. 32-60) liefert eine längere Abhandlung über die 
Funde der Dominikaner bei dem Damascus-Thor in Jerusa- 
lem. Die Ausgrabungen lieferten: 1) Eine Gruppe von Grab- 
monumenten, darunter ein grossartiges Hypogeum, für welches 
mann och keinen sichern Namen finden konnte; 2) Einen 
Fussboden aus Mosaik der mit den ihn umgebenden Ruinen 
höchst wahrscheinlich zu der von Eudoxia errichteten Basi- 
lika des hl. Stephanus gehörte. 


396 
Bullellin de correspondance hellenique 1888. 


Charles Diehl liefert (S. 441-45) eine Ablıandlung über 
die byzantinischen Malereien in Süd -Italien, speziell über die 
Bilder der Grotten der Basilianer-Mönche in der Umgebung 
von Brindisi. Vier derselben sind auf ebenso vielen Tafeln 
reproducirt : zwei Darstellungen des Heilandes, eine Annun- 
ciatio und die hll. Georg und Demetrius zu Pferd. 


Revue Eep'graphique du midi de la France 1888. 


Unter den hier veröffentlichten Inschriften befinden sich, 
ausser einigen andern Fragmenten christlicher Epitaphien, 
„wei die wegen Datirung und Inhalt besonderesInteresse bieten: 

8. 362. In der Kapelle St. Georg zu Vienne. 
IN HOC TVMVLO REQVIESCIT 
IN PACE BONAE MEMORIAE 
ROMANVS SVYBD ..QVI VIXIT 
ann VS PLYS MINVS ΠΧ OBIIT 
in XPO ... KAL NOVEMBRES 
Ele Ῥ. C. BASILI VCC 

Flavius Anicius Faustus Albinus Basilius war der letzte 
Privatmann, welcher die Consularwürde inne hatte i.J. 541. 
Seitdem zählte man vielleicht während mehr als 60° Jahıen 
11 Vienne nach Postconsulaten des Basilius. 

S. 380: Am Fries von S. Peter in Vienne: 

+ HIC REQVIESCIT IN PACE BONE 
MEMORIVS MAVROLENVS QVEM 
RAPVIT MORS INVEDA CVIVS 
INFANCIA BONA FVIT QVI VI 
XIT ANNVS PLVS MENVS 
XXIII. OBIIT ΚΑ. MADIAS 
INDIC. II. AN. 611. RIG . DOM. 
NOST . CLOTTARI REGIS 


In der vorletzten Zeile nach AN. ist der erste Buchstabe 
der Zahl undeutlich; es kann ein G und ein I sein. Im ersten 
Falle ergibt sich 62], im zweiten 615 als Datum, und dann 


ist bloss ein Jahr Unterschied mit der Indictionsangabe. 
J. P. Kirsch. 


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