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Full text of "Schmidt's Jb Ges Med 1876 171 172"

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SCHMIDT’S 



JAHRBttCHER 


IN - DND AUSLiNDISCHEN 

ESAMMTEN MEDICIN. 

RE D I G I BT 


Prof. Dr. ADOLF WINTER 

Zl! LEIPZIG. 


JAHRGANG 1876. 


HUNDERT UND E1NUNDSIEBZIGSTER BAND. 


LEIPZIG, 1876. 

VERLAG VON OTTO WIGAN D. 

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JAHRBOCHER 

der 

in- und ansiandlschen gesammten Medicin. 


Bd. 171. 1876. M 1. 

A. Auszilge. 

I. Anafomfe u. Physiologic. 


328. Nenere Unterouchungen fiber die 
Erregbarkeit der Orosshirnrlnde ; znsammen- 
gestellt von Dr. L. Goldstein in Aachen. 

A. Phyriologitehet. 

1) Jewell, J. 8. , On the existence of definite mo- 
tor centres in the cerebral cortex. (Chicago Journ. IL 4. 
p. 477. Oot. 1876.) 

9) Albertan! Pietro m. Marine Michielt, 
&ai oentri oerehrali di movimento. 1876. 

3) B rann , H. , BeitrSge znr Frage fiber die elektr. 
Erregbarkeit dee Grosshirns. (Beltrage zur Anat. a. Phy- 
sio*. Tom Eekhard. VIL 8. p. 127. 1874. 

4) Hltzig, E. , Unterenohangen fiber deeGeUrn, 
HI. hritLschea. experiment. Untern. zur Physiol. deeGroee- 
blros, im Anschluss an dleUntere. d. Herren L. Hermann, 
H. Bratm, C. Carville u. H. Duret. (Arch. f. Anat., 
P%y*tol. n. wis* Med. 1875. p. 428.) 

ft) Gliky, W. , Ueber die Wege, a mt denen die 
durch elektr. Relating der Giosehirnrtode erregteo m Ota- 
ri schen Thatjgkeiten durch dee Gehirn hindureh fortgelei- 
tet werden. (Beitrlge nr Anat. u. Physiol, von Eekhard. 
VH. S. p. 179. 1878.) 

6) Brawn-SAquard, B. , Secherobee snr l’exot- 
tabilUft des lobes edrdbraox. (Aroh. de Physiol XII. AL 
p. 854. 1876.) 

T) Eekhard., C. , Kann man vom sogenannten Fa- 
etolceatram der Grosshirminde ana die Speichelaekretion 
anregan ? (Beitrige VII. 8. p. 199. 1876.) 

Es ist ein bedentsames Zeichen fhr die Wichtig- 
kelt der nenem Thateachen anf dem Gebiete der 
Hirnpbysiologie, dass man sich in alien Weltgegen- 
den eingehend mit denselben beschfiftigt. 

! So wnrde sogar in der New-Yorker Societat fllr 
STervenheilkunde ein Comitd gewfihlt , welches aus 
den DDr. J. C. Dalton, J. W. S. Arnold, A. 
Flint a. s. w. bestand, am fiber die „motorisobem 
Geairen der Hirnrinde u Beobachtungen anzustellen. 
Daa im „ American Journal of the medical sciences “ 
April 1873 aHtgotheilkm Beenihate sthmnsa in alien 
Med. Jahrbb. Bd. 171. BfLt. & 

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w-esanMichen Pankten so vottstfindlg mit Hi trig’s 
Angaben tlberein, dass wir es hier ffigllcb unter- 
lassen kfinnen, n&her daranf einzugehen. 

Femer hielt Jewell (1) m Chicago einen Vor- 
trag fiber diesen Gegenstand, in welchem er die Etv 
perimente Hitzig’s a. Perrier ’s knrz erlftatert, 
dann die Ansiehten Brown-Sdquard 's (vgl. 
Jahrbb. CLXIV. p. 10) eingehender bespricht, otto© 
sich denselben anzuschilessen. Nene Experiment* 
sind in dem Aufsatze nieht entbalten. Drittens 
haben wir aos dem Aosiande eine recht fleia- 
sige Zusammenstellung l ) des hierher gehflrigea 
Materials von den beiden Itallenern Albertoni 
and Michieli (2) zn erw&hnen, der anch eine 
Anzahl eigener Experiment© beigefttgt sind. Aii 
Resoltat einer Serie dersetben bezeichnen die V#. 
die Uebereinstimmnng mit Carville nnd Dnret 
in den Versuchen , welche einen Erfolg der Reining 
aaoh Exstirpation des Centrum nieht mehr, selbet 
mit den stftrksten StrOmen , zolieseen , obwohl did 
Bewegungen der vorher gestfirten Kfirpertheile snr 
Norm zurttckgekehrt w&ren. Zufolge einer zweittifi 
Beihe von Versnchen rief die Exstirpation der errtg- 
baren SteUen des Gehims Parese, reap. StOrnng in 
den Bewegnngen der gegerrOberiiegenden Kfirper- 
theile hervor. Bei Kaninohen pflegten diese Zn- 
stftnde Unger anzuhalten als bei Hunden. Trauma- 
tasche Lfisionen geben diese Erscheinnngen nieht so 
prftgnant wieder als das Experiment. 

Von den dentseben Arbeiten haben wir ana fltfi- 
bsrer Zeit noch eine Unterlassnngssfinde zn sfthnen, 
indem wir der verrdienstvollen experimeBtelim Arbeit 
Braun’s (3) bier Erw&hnung than. B. berichtet 


') VVr fierenUttocnendnng meinen He* ten Dank. <?. 
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I. Anatomic n. Physiologic. 


dam zunlohst seine Erfahnmgen fiber die Sensibili- 
tlt der Dora. Er spricht ihr, im Gegensatze zu 
Hitzig, eine besondere Empfindlichkeit nioht zn. 
In den seltenen Flllen , wo man eine Beobachtong 
der Art macht , Bind nach B. zuflllig kleine Bttndel- 
ohen von N erven fasern getroffen , die in der Dnra 
ohne Zweifel verlanfen. Die durch starkes Zerren 
an den Zipfeln der Dnra -mater hervorgerufenen 
Schmerzenslnsserungen kOnnen auch durch Fort- 
pflanzung des Zuges bis zn den Stellen , in welchen 
sensitive Nervenbahnen durch sie liindnrchziehen, 
bedingt sein. — Zur Reizung wandte B. den Indnk- 
tionsstrom an, als Versuchsthiere dienten Hunde nnd 
Kaninchen, meistens in narkotischem Znstande. Im 
Allgemeinen land Vf. dieselbe Anordnung der „Cen- 
tren“ wie Hitzig, nur fand er manchmal anf der- 
selben Hirnhilfte ein doppeltes Centrum. Nach- 
bewegnngen, die mehrereMale in Allgemeinkrtmpfe 
flbergingen , wnrden bei Hnnden nnd Kaninchen bei 
einer Erregung des Oehims durch ganz minimale 
Strfime, die in keinem Muskel eine Zusammenziehnng 
veranlasst batten, beobachtet. Zur Untersuchung 
der Frage, ob beim Kaninchen die Bewegungen ab- 
hingig and von der Verbreitung des Stromes anf 
tiefcr im lnnern gelegene Gebilde, wurde, nachdem 
die *Centren“ aufgesucht worden waren, ein Schnitt 
nahe der Hirnoberfliche untereinem mOglichst spitzen 
Wlnkel mit dieser ausgeftlhrt, wodurch der Faser- 
verlauf in die Tiefe unterbrochen war. Es gelang 
dann nicht mehr durch Reizung eine Reaktion in 
den Mnskeln hervorzumfen, was gegen die Annahme 
der Reizung von tiefem Gebilden , etwa der Hirn- 
ganglien spricht. Anch nicht als Folge der Reiznng 
der ganzen Substanz Hast B. die bekannten Zuckun- 
gen erscheinen. Nach Abtragung derselben an einer 
Stelle, deren Reizung bestimmte Mnskelgrnppen in 
Bewegung setzen, nnd dann vorgenommener Reizung 
der weissen Substanz waren dieselben Zuckungen 
aofgetreten. Wurde mit einem Ldffelchen die Ober- 
fllehe des vordern Theilea des Gehirns entfernt, and 
dann das blosgelegte Corpus striatum gereizt, so 
wurden keine Contraktionen beobachtet, reizte man 
aber die unmittelb&r daran vorbeiziehenden Fasern, 
so wurden Bewegungen an der entgegengesetzten 
Seite der vordern Extremitlt hervorgerufen , noch 
weiter nach aussen wurden die vom Facialis erreg- 
ten Muskeln innervirt. Die bei Reizung der Hirn- 
oberfllche auftretenden Muskelcontraktionen sind, 
sagt Vf. , also nicht Folge der Reizung der grauen 
Substanz , sondera der in sie hineintretenden Faser- 
zllge. In Bezug auf die Erklftrung der gefundenen 
Thatsachen schliesst sich Vf. weder Hitzig ’s Mei- 
mmg an, der die Bewegungen fiir eine Folge direk- 
ter Reizung motorischer Stellen derHirnrinde erkllrt, 
nooh lllsst er S c h i f f ’s Hypothese gelten, der die 
Vorglnge als reflektorische auffasste. 

J)as Neueste , was E. Hitzig (4) auf diesem 
Gebiete verSffentlichte , ist wesentlich polemischer 
Natur. Da es aber mancherlei Berichtigungen nnd 
thats&chliche Widerlegungen der bereits von uns re- 


ferirten Arbeiten bringt, so mfige hier knrz das 
Hauptsichliche a us dieser Arbeit wiedergegeben 
werden. 

Die von Hermann angeffihrte Thatsache, dm* 
der Erfolg der Reizung ausbleibt, wenn man die der 
Elektrodenstellung unmittelbar anliegende Hirnpar- 
tie funktionsunfohig macht, llsst H. gelten, ohne je- 
doch die daraus gezogene Schlussfolgerung H.’s, 
dass die Hitzig ’schen und F r i t s c h ’schen Ver- 
snche zu keinerlei Schlflssen hinsichtlich der Funk- 
tionen der Grosshimrinde berechtigen, anzuerkennen. 
Aus Citaten seiner (Hitzig’s) frttheren Arbeiten 
geht hervor, dass dem Worte „ Centrum" nur der 
Ausdnick ftlr die erregbarste Stelle gegeben worden 
ist, dass ferner die Erregbarkeit der Rindensubstanz 
weder bewiesen noch bestritten ist und dass endlich 
die Erregbarkeit des faserigen Theiles der Ueber- 
gangszone wahrscheinlich ist. Somit wire der An- 
griff Hermann’s, soweit er die vom Vf. angeb- 
lich behauptete Erregbarkeit von Centren oder die 
ganz oberfllchliche Lage der erregten Theile betrifft, 
gegenstandslos. 

Ferner zeigt Vf., dqsa H. im Unrecht ist, wenn 
er behauptet, Fr. und er haben nur den elektrischen 
Reiz als al/einigen ftlr das Zustandekommen der be- 
kannten motorischen Erscheinungen bezeichnet, dass 
die frttheren Autoren vor ihnen sicher hinten am Ge- 
hirn trepanirt hltten, sonst hfitten sie die erwlhnten 
Erscheinungen linden mtlssen , und endlich , dass er 
und Fr. ausdrilcklich die schwachen von ihnen ange- 
wandten Stromstlrkenbetonten, man ihnen also nicht 
vorwerfen kflnne , dass sie mit starken StrOmen ge- 
arbeitet hltten. H e r to a n n |kann sich ferner nicht 
denken, dass ein motorischer Apparat nachl4Tagen 
wiederhergestellt sein sollte, und zwar in Folge seiner 
L&bmungsversuche, Hitzig aber macht darauf auf- 
merksam, dass die Thiere noch krank waren (vergl. 
Soltmann, Jahrbb. CLXIX.p. 12flg.) u.dass man 
sich im Uebrigen an die Eriahrung der aufflllig schnel- 
len Restitution verloren gegangener centraler Funktio- 
nen gewOhnen mttsse. Unbegreiflich aber wire es, 
wenn die auf Verletzungen an der Oberfllche hervortre- 
tenden Erscheinungen durch eine in wenigen Minuten 
bis in die Tiefe dringende Entzflndung bedingt seien. 
Dm ttbrigens den Verdacht einer etwaigen Entztln- 
dung ganz auszuschliessen , machte Hitzig den 
Vereuch, die Oberf&che des Gyrus sigmoid, bloszu- 
legen und in ein Centrum ffir eine Extremitlt mit 
einem feinen, spitzen Scalpell einzustechen. Das Re- 
sultat war, dass das Muskelbewusstsein einer oder 
beider Extremitlten jetzt sofort gestdrt war; eskann 
dabei von einem Entztlndungsvorgange selbstver^’ 
stindlich keine Rede sein. 

/ * 

Zweitens wendet sich Hitzig gegen Brant*' 
(s. oben) befreffs der Empfindlichkeit der Dura. Da 
aber B. zugiebt, dass die Dura sensible Fasern 
ftthrt, so ist damit die Meinungsdififerenz erkllrt. 
H. beobachtete , wenn man die Dura berflhrte, dass 
die Thiere einen Satz machte n. 


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I. Anatomie u. Physiologie. 


Wlbrend diese Einwftnde rein sachlieher N&tnr 
waren , wird Vf. in dem letzten Theil seiner polemi- 
schen Arbeit gezwungen , persOnlich zu werden, um 
die Art undWeise zu charakterisiren, wie Carville 
and Duret mit seinem literarischen Eigenthnm am- 
zugehen belieben. 

Es ist natflrlich hier nicht der Ort, n&her daranf 
einzugehen, nnd bemerken wir nnr, das8 H. die Art 
und Weise, wie jene Herren bemtlht gewesen, firem- 
des Eigenthnm far eignes auszugeben , in gebflhren- 
der Weise gebrandmarkt hat. 

Dr. G 1 i k y ans Moskau (5) versncht den Wegen 
anf die 8pnr zu kommen , anf denen die Fortpflan- 
znng des Reizes an der Gehirnoberflftche geschieht. 
Der Beweig, den er gegen die ,,centraleNatur dieaer 
motorischen Apparate“ vorbringt, wird von ihm 
selbst nnd mit Recht nicht als gfichhaltig anerkannt. 
Dags der motorische Effekt bestehen bleibt, wenn 
eine gleichzeitige Reizung des N. ischiad. stattfindet, 
beweist nichta gegen eine centrale Natnr. 

Betreff8 Verfolgnng der Frage, ob dnrch Strom- 
schleifen die grossen Ganglien , besonders das Corp. 
striat. , getroffen werden , legte Vf. Horizontal- nnd 
Frontalgchnitte dnrch beide Hemisph&ren und reizte 
die Schnittstellen mittels deg Indnktionsgtromes. Bei 
sSmmtlichen Vereuchen erwieg sich das Corp. striat. 
reaktionslos , so daas daggelbe mit den motorischen 
Effekten derartiger Reizvergnche im Wesentlichen 
wobl nichts zu thun hat. Auf Frontal&hnitten in 
der Ebene des Centrum fUr die Lippe erfolgte bei 
Reizung einer Stelle direkt nach aussen vom Corp. 
striat. in dem weissen Markstreifen , der um jenes 
Ganglion umbiegt, Reaktion. Beim Anlegen von 
Frontalschnitten in der Ebene zwischen dem Centrum 
ftlr Vorderpfote und Lippe, erfolgten isolirte Be- 
wegungen der entgegengesetzten Seite an einer Stelle 
deg weissen Markstreifens, weleher das Corp. striat. 
von anssen umgiebt. Horizont&lschnitte durch eine 
oder beide Hemisph&ren mit Erflffnung des Seiten- 
ventrikels batten auf Reizung der weissen Faserung 
des Stabkranzes im mittleren Theile Bewegung der 
gegenliberliegenden Vorderpfote, im vorderen Theile 
der Oberlippe und des Unterkiefers zur Folge. Die 
erregbaren Wege des Stabkranzes ziehen vom &usse- 
ren Rande des Corp. striat. unter demselben nach 
hinten und, wiees scheint, nehmen sie ihren weiteren 
Verlauf im Bereiche des medialen Theiles der Hirn- 
schenkelfusses. Sagittate Schnitte in der Mittellinie 
nach hinten bis zu den hinteren Hdckern des Corp. 
qnadrigem. heben bei Reizung den motorischen Effekt 
der erregbaren Wege der Vorderpfote nicht auf, so 
ass die Kreuzung wohl weiter nach hinten statt- 
► ben muss. Um die Kreuzunggstelle der Wege ftlr 
-..e Vorderpfote naher zu studiren, legte Vf. Schnitte 
durch eine Halfte der Medulla oblongata und reizte 
dann die Hirnoberflache. Von 2 gelungenen Fallen 
trat bei einem vor dem Schnitte auf Reizung Streckung 
der entgegengesetzten Vorderpfote auf, nach dem 
Schnitte rechts zwischen Tuberc. acust. und Calam. 


scriptor. trat auf Reizung der linken Hemisphlre 
8treckung der rechten Vorderpfote auf, beim Sterben 
des Thieres veranderte sich die Streckung in Beu- 
gung. Aus diesem und dem ahnlichen zweiten Ver- 
suche folgert Vf., dass die erregbaren Wege ftlr die 
Vorderpfote in die andere Halfte der Medulla spinal., 
wenigstens theilweise unterhalb der oben genannten 
Ebenen der Medulla oblong, tlbergehen, und dass die 
Wege ftlr die Streckung inderReizbarkeitpravaliren, 
aber rascher absterben. Wenigstens zeigte sich bei 
Reizung der Hirnoberflache bei einem Thiere , wel- 
ches durch Verblntung zu Grunde ging, dass sich die 
Streckung in Beugnng verwandelte. 

Die neueste Arbeit Brown-86quard’s (6) 
zeigt im ersten Theil, dass, nachdom der obere Theil 
des Gehirns blosgelegt ist und man in der Gegend 
der Mittellinie in einer Ausdehnung von 2 — 3 Ctmtr. 
beim Hunde oder Kaninchen mit dem Brenneisen 
reizt, die Augenlider theilweise geschlossen, die Pu- 
pille verengert , die Conjunctiva gerOthet sind , ja, 
dass auch am Ohre, dem Gesichte und derNase der- 
selben Seite die Erscheinungen, welche derLahmung 
des 8ympathicu8 folgen, hervortreten. 

Aus einer Reihe ausftlhrlich mitgetheilter Eipe- 
rimente schliesst Vf., dass eine thermische Erregung 
der Oberflache des Gehirns in seinem oberen Theile 
eine Lahmung des Svmpathicus oder wenigstens eines 
grossen Theiles seiner ocularen, auricularen und 
Facialfasem erzeugt. Der Grad dieser so erzengten 
Lahmnng ist verschieden je nach der Grdsse der Ge- 
hirnflache, die man mit dem Brenneisen reizt. Auoh 
die Reizung der Dura- und Pia-mater haben diese 
Erscheinungen , die in der Mehrzahl der Falle vor- 
flbergehender Natnr sind, zur Folge. Die Reizung 
der weissen Fasern vor und fiber dem Seitenventrikel 
und der Wande desselben Ventrikels riefen ebenfalls 
jene Erscheinungen hervor. Die Frage nach der 
Entstehung dieser Erscheinung l&sstVf. zum grOssten 
Theil bier noch unerOrtert , inn sie bei spiiteren 8tu- 
dien genauer zu erw&gen, spricht aber die Ver- 
muthung aus, dass wie alle Paralysen centralen Ur- 
sprungs aucb diese begrUndet sei in einem Hem- 
mungsphanomen , welches in den Ursprungszellen 
der Fasern des Sympathicus an der Basis des Ge- 
hirns und im Rllckenmarke entstehe. 

Eckhard (7) endlich stimmt in seinen Ver- 
snehen mit Kttlz (s. Jahrbb. CLXIX. p. 13) tlber- 
ein und hebt hervor , dass Lupine, der in dieser 
Frage zu positiven Resultaten gekommen ist, die 
Thiere curarisirt hat. Der Einfluss des Curare auf 
die Speichelsekretion ist bekannt, und sind daher die 
Resultate des franzflsischen Forschers mit Vorsicht 
aufzunehmen. Bei Eckhard, der die Thiere 
nicht narkotisirte , blieb sogar eine Vermehmng der 
Speichelsekretion aus, wenn die Muskeln des Facialis 
dnrch anhaltende Contraktion den allgemeinen Teta- 
nus ankttndigten. Bei Eintritt des letztern jedoch 
tropfte der Speichel reichlicher aus den eingeftlhrten 
Kanfllen. 


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L Anatomie u. Phyaologie. 


B. PaOuUogmMn. 

1) Hertzka, Carl: ErweMningsherd in Gyro* 
poztfrontalis. Ein Beitrag nr Lokalisatlon der Gchirn- 
funktionen. (Deutgch. Arch. f. kiln. Med. XIV. 3 u. 4. 
p. 459; XV. 1. p. 112. 1874). 

V) Gelpke: Ueber einen Interessanten Pall von 
HftmbsceaB (Dentsch. Ztechr. f. prakt. Med. 32. 1873). 

3) Gliky, W. : Zur Pathoiogie der Grosshirnrlnde 
(Deutsch. Arch. f. kiln. Med. XVL 6 u. 6. p. 463. 1875). 

Auch die Pathologen regen sich lebhaft, nm den 
ebenfalls zuerst von Hitzig betretenen Weg , aus 
den klinischen Erscheinungen Rttckschllisse auf die 
Erregbarkeit des Groashims zu ziehen, weiter zuver- 
folgen. Aus frttherer Zeit haben wir hier zunflchst 
den Fall von Hertzka (1) anzuflthren, der einen 
Buchhllndler von 61 Jahren betrifft, welcber eines 
Tages pletzlich sehr starken Kopfschmerz Links an 
einer umschriebenen Stelle flber dem Tuber frontale 
verepilrte, so dass cr taumelte. 

Nach 3 Tagen konnte er noch mit dem von Zucknn- 
gen befallenen rechten Arme eine Abechrtft „k8ngtleri*ch u 
assfhhren. Nach Verlsnf von einigen Tagen bedel da* 
Zittern die rechte Hand , bo daes sie anch in ihren Be- 
wegungen beachrSnkt wurde. Tags daranf bedeutende* 
Zittern der rechten Hand mlt Ausw3rtsrotirung des rech- 
ten Armes. Bewusstsein atets intakt. Im Bein derselben 
Seite und im Sprnnggelenk Schmerzen, Zuckungen in 
alien Schalterblattmuskeln rechta. Kraftaosiernng der 
rechten Hand beim Drficken sehr gering. Die elektrische 
Untersnehung ergab rechte Hyper&sthesie. Das Gedicht- 
atea hatte seit Beginn der Erkranknng bedentend abge- 
aommen, Atheromatoae der GeflUse war im hohen Grade 
wahracheinlich. 

Unter Ausschluss einer Beschttftignngsneurose, 
der Chorea, der Paralysis agitans und idiopatbischer 
Krflmpfe , kommt Vf. in Anbetracht der H i t z i g - 
Fritsch-Nothnagel’ schen etc. Experimente, 
deren Resultate er bespricht , und unter Hinweis auf 
die bekannten Falle von Hitzig, Wernher, 
Lupine, Simon zu folgender Anffassung des 
Krankheitsprocesses : Die Zuckungserscheinungen 
Sind vom Gehira aus bedingt ; nach den erwtthnten 
Experimenten ist diese Erscheiming nur bei Reizung 
der nach rflckwflrts und der Coronalfissur nahe ge- 
legenen Partie des linken postfrontalen Gyrus mOg- 
lich. Daber die Zuckungen der rechten, obem Ex- 
tremitat , und zwar nur in den Flexoren und Rota- 
toren. Daher nur die Schwache, nicht die Lahmnng 
der betreffenden Extremitat. Filr diese Lokalisation 
spricht auch das Erhalten desBewusstaeins und end- 
lich die Abnahme des Gedichtnisses (letzteres nach 
F o u r n i 6 ’ 8 Ansichten). 

Bei der Frage nach der Art des Reizes glanbt 
H. eine Thrombose zufolge Cohnheim’s Experi- 
menter) ausschliessen zu mtlsSen und halt es fttr 
wahrscheinlich , dass man hier eine Embolie anzu- 
nehmen habe , zumal die Affektion pltttzlich und an 
der linken Seite aufgetreten sei. Es sei daber ein 
Erweiohungsherd im Gyr. postfront, sin. vorbanden 
gewesen , welcher dnrcli Affektion einer Endarterie, 
wahrscheinlich eine Embolie bedingt gewesen sei. 
Der fernere Verlauf der Krankheit spreche ebenfalls 
fDr diese Auffassung. Der Tag des plfltz lichen Ein- 
tritts der Kopfschmerzen sei wahrscheinlich tie Zeft 


der erfdgten Embolie (oder vielleieht Hamorttagie) , 
mat dem Anftreten der Zuckungen nach cinigsa 
Tagen habe die Erweicbung begonnen. Die Er- 
scheinimgen seien nach 6 Monaten bedentend zurftok- 
getreten, der Kopfschmerz sei vollst&ndig gewichen. 
Die Behandlung bestand im \ T erbot geistiger Ge- 
trinke und in der centralen Galvanisation. Obwohl 
die Auseinandersetzung der Art des Reizes sehr viel 
Wahrscheinlichkeit filr sich hat, so miJchte dock Ref. 
davor w&men, in den Fallen, wo keine Sektion vor- 
liegt, so stark hypothetische Schlttsse zu ziehen, da 
die ganze Lehre noch zu neu ist, um mit dem hin- 
reichenden Grade von Sicherheit das ursichllcbe Mo- 
ment anzugeben (vergl. (lbrigens dazu den Fall des 
Ref. in Jahrbb. CLXI. p. 114). 

Gelpke (2) theilt aus dem Stadt-Krankenhaose 
zu Dresden folgenden Fall mit. 

Einem 4& J. alten Arbeiter flel aus betrichtilober 
H5he ein Ziegelstein auf die Mitte des Kopfes. Karxe 
Bewnsstlosigkeit. Kein Erbrechen , kein Ohren- and 
Nasenbluten. Wenige Stnnden danach bei der Aufnahm^ 
wurde eine ca. 3 Ctmtr. lange, quer nach links ver- 
lanfende, mSsslg blutende Risswunde oonstatirt , du rch 
welche man anf das linke Scheltelbein getangte , an dam 
sich eine 2 Ctmtr. lange Qnerfraktur mit Impression vor- 
fand. Zwei Tage darauf bemerkte Pat. eine Steiflgkeit 
der rechten Hand und am 3. Tage trat ein Sehuttelfrost 
mlt 40° Temp, ein, wobei die Steiflgkeit der rechten 
Hand zunahm . anch konnte Pat. nnr unverattndtMa 
spreeben, hatte aber das Gedachtniss fur die Worte, 
welche er sagen wollte, nicht verloren. Durch die darauf 
vorgenommene Trepanation wurden mehrere auf der 
Dura liegende Knochensplitter und das 2 Ctmtr. mesrnnde 
Stfick des Os parietale fortgenomraen. Doch die SchwAche 
der Extremitat ging nicht zuriick, es trat so gar noch 
Faoialislabmung selbigen Tages hinzn. Am folgenden 
Tage begannen auch Lahmungssymptome der rechten 
nntern Extremitat , die Umgebung wollte Zuckungen Im 
Geslcht nnd Arm beobachtet haben. Anch die Punktton 
der Dura war ohne Erfoig und 7 T. nach der Verwundung 
starb Pat., obno dass andere deutliche Zeichen der 
Meningitis vorausgegangen waren. 

Die von Biroh-Hirschfeld ansgefnhrte Sebtion 
ergab fflr uns von Bedentung : in der Mitte der 8ofc8del- 
h5hle in derHirnsubstanz einen waDnnssgrossen Herd, atch 
von der Pia bis in die Markeubstanz ausdehnend and v«mj 
schmutzig granrother Farbe, allmalig in die umgebende 
Hlrnsubstanz fibergehend. Ucbrigens entsprach die Lage 
dieses Herdes der vordern Centralwindung, 2 Ctmtr. nach 
aussen von der Mlttellinie beginn end , wfthrend die z welts 
Centralwindung nnr in geringem Grade betheiligt war. 
In der Wurzel der zweiten Hirnwindung sass ein erbsen- 
grosser , von capillaren Extravasaten durchsetzter grau- 
rother Erweichungsherd . welcher mit dem ersten Berd 
nicht znsammenhing. Im Qbrigen Getatra Zeichen von 
Meningitis. In kelnem HimgefXsse ein Embolus. 

G. betrachtet daber die Affektion der erstea 
Centralwindung als Gnmd fflr (fie am 4. Tage auf- 
getretenen Convulsionen , filr die seit dem Scbttttel- r j 
frost vorhandene ataktisclie Aphasie, ftlr die partie Ilf 
Facialisl&hmung und fttr die Parese , reap. Paraly^ 
der rechten obem und untern Extremitat. Er schliose- 1 
mit einer Vergleichung seines und des Hitzig ’sche, 
bekannten Falles von Gehimabscess, welch letzterei 
6 Ctmtr. von der Mittellinie entfernt , nnr Krautpf- 
erschein ungen in den Extremitaten hervorrief, eine 
Enohaunug , die Hitzig auf eina Entatodung 4er- 


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L Aastamie a. PhysWogie. T 


jeajgtn Partien znrtlckftlhrte , die in diesem PhH« 
gUnzlich zeretOrt waren. 

In Betreff eines weitem Fallea , den G 1 i k y (3) 
boaebreibt, verweiaen wir, um Wiederliol ungen zu 
vanneiden, auf Jahrbb. GLXX. p. 24, wo Kir- 
winkel ein Referat desaeiben gegeben hat. Er- 
wfthnen wollen wir bier nor den Schlusasate dee 
Vfa. : Die Erkrankung der Groashirnrinde und der an- 
liegenden Theile der Frontal- and Parietal windungen 
rernrsacbte in diesem Fade die KrtLmpfe and spate r 
die Pareaen in den Moakeln der ganzen entgegen- 
geeetzten Kftrperhalfte. Also spreobe dieser Fall za 
(inns ten der Hitzig ’schen Lehre von der Existeoz 
einaelner motorischer Apparate anf der Groaahirn- 
rinde oder is der Nftbe dereelben. 

329. Miaabildungen am Endgliede der 
Extremitftten ; von George J. Bull (Boston 
Jonm.iC.lll. 11. p. 293. 1875) u. Prof. Nicaise. 
(Gaz. de Par. 40. 1876). 

1) Der von G. J. B n 1 1 beechriebene und durch 
eine Abbildung erlAnterte Fall zftblt im Allgemeinen 
znr FolydakiyUe , iet aber richtiger ala tipaltung 
des Fusses zu bezeichnen, welche Miaabildung zwar 
bei Hufthieren hkufig genug angetroffen wird , beim 
Manse ben aber so selten ist , dass Geoffroy St. 
Hilaire (T&atologie 1. p. 695. 1832) noeh keinen 
sicher conatatirten Fall kannte. 

Ein am 6. Mai 1876 in Worcester geborenes Madcben 
erschelnt sonst durchaas wohlgeformt ; nur ist die linke 
Behamlippe von Gebart an doppelt so gross als die reehte 
tad die linke tmtere Extremitat ist am Oberschenkel , am 
Kate und auch noch am obera Theile des Uuterschenkela 
voluminoaer als die reebte, nicht etwa durcb grosseres 
Volumen der Kaochen , sondern offenbar in Folge von 
Mas kelbypertro ph i e . Dazo gesellt sich non noch folgende 
Miaabildung des linken Fusses. JUerselbe bat nur one 
Ferae, iBt aber nacb vorn getheiit oder gespalten, so dass 
ein vorderer und eiu hinterer Fuss untersebieden werden 
kann. Der vordere Fuss mit einer grossen Zebe und vier 
klernen Zehen , die regelmaasig gestaltet und aneinander 
jereihet sind, bat die Bteilung wie bei einem hoebgradigen 
IClotnp fusee. Der innenrand dieses Fusses stdsst an die 
Ferae. Unterhalb dieses vordem Fusses verliiuft die 
•Crummung des zweiten, bintern Fusses , der seebs wohl- 
jeformte Zehen tragt, die den fnnf Zehen des vordern 
Fosses gegenuber Uegen. Die Plantar ttachen bolder 
tebenreihen sind eioander zugekehrt ; werden aber dnreb 
iineGrubeoderFurcbe auseinandergehalten, diezwischen 
ier kleinen Zebe des vordern Fusses und der augrenzen- 
len ersten Zehe des zweiten Fusees anfangt , nach ein- 
varts verlanfend breiter und tiefer wird , nm den Meta- 
anus der grossen Zebe des vordern Fusses sich hernm 
debt und endiioh zwischen der Ferae und dent Innen- 
Mde des vordern Fusses endigt. Die Zehen sind an 
widen Fusaen ganz frei und theiiweise aueb die Plan tar- 
lac ben , an der grossen Zehe des vordern Fusses wenig- 
ins tdi a us hintere Ende des ersten Mittelfussknocbens. 
Me Plantarttache dee hintern Fusses ubersieht man last 
tanc und sie hdrt dergestalt an der Fetae auf , dass sich 
debt siober angbben lasst , zu welchem der beiden Fusee 
'•s Ferae eigentiieh gehOrt. Unter den aechs Zehen dea 
intern Fosses ist kelne grosse Zebe ; am langsten ist die 
vrletate Zebe, welche der vierten Zehe dee vordem 
buses gagea&ber liagt. Alte elf Zehen sind ubiigens ge- 
lArig gefonat, nirgends scbwimmbautartig verbnnden. 
Me mbs Zehen des hintern Fusses scheinen sinh nicht 
Ml zn bevtgM , awon die Zehen daa raedern Pusses in 

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Streckung Oder Beogoug gerathen ; dock sofaeinen sie be- 
sondere Mittelfuse knochen zu baben. 

Von einem Veraeben wahrend der Bofawangersokaft 
weiss die Matter des Made hens nichts. 

2) Die Missbildung, welcbe Nicaise an beiden 
H&nden eines 4 ljfthr. Mannes, der am 5. Mbrz 1870 
im Saint- Antoinespitale starb, nntersuchen konnte, 
ist aach Geoffroy St. Hilaire (T6ratologie I. 
1832. p. 676) eine Ektrodaktylie (sxxfjoeiv, 
pei-dere), womit das Fehlen eines Fingers oder auch 
melirerer Finger, also ein der Polydaktylie ent- 
gegengesetzter Zustand, bezeiebnet wird. Der Kflrper 
zeigte sonst keine Missbildung , ausser dass beide 
H&nde von Qeburt an keinen Mittelfinger hatten. 
Dabei ist aber die Anordnnng der Skelettheile (Mittel- 
hand nnd Phalangen) an beiden H&nden verschieden- 
artig. 

Reehte Hand. Am Daumen ist derMittelhandknocheu 
gleich wie die erste Phalanx stark entwickelt ; die zweite 
Phalanx bildet nur einen mit einem geepaltenen Nagel be- 
deckten Hocker. 

Der Zexgefinger ist der langste Finger; die sweite 
Phalanx stebt rechtwinklig gebeugt auf der ersten nnd 
lasst sich nicht ganz in Streckung bringen. 

Der dritte Milttlhandknochen ist kurzer als der zweite. 
Er tragt eine erste Phalanx, die jedoch nicht seiner Acbse 
folgt, sondern rechtwinklig nacb der Ulnarseite abbiegt 
nnd durcb sein unteresEnde mit demKopfchen des vierten 
Mittelhandknocbens und der anstossenden Phalanx arti- 
kulirt. Ein Mittelfinger ist also nicht vorhanden. Durcb 
die querliegende erste Phalanx wird aber der vierte Finger 
ganz ulnarwarts gedrangt und der zweite n. vierte Finger 
steben deshalb sebr weit auseinauder. 

Der Ringfinger bat einen Mittelhandknochen nebat 
einer zweiten und dritteu Phalanx. Der Finger ist recht- 
winklig nach der Hohlband umgehogen und kann nicht 
in Streckung gebracht werden. Die querliegende reebte 
Phalanx vom drltten Mittelhandknochen artikulirt zugieich 
mit den Mittelhandknochen und nut der aweiten Phalanx 
des Ringfingers. 

Der kleine Finger bat seinen Mitteliiandknochen and 
seine drei Phalangen , von denen die letzte in etwas ge- 
bengter Stellung stebt. 

Die Sehne vom Extensor digit! medil verliert sich mit 
einem Theile im fibrindsen Gewebe an ontem Ende des 
dritten Mittelhandknocbens, die ubrigen Faeern aber 
biegen rechtwinklig ab und vereinigen sich mit der Streck- 
sehne des Ringfingers. In gleichcr Weise wenden sich 
die Sebnen der Flexoron dee Mitteifingers am nntern Eade 
des dritten Mittelhandknocbens nach der Palmarflache dea 
Ringfingers n .d vereinigen sich mit den Beugeraehaen 
dieses Fingers. Auch dieAeste derArterien und Nerven, 
die dem dritten Mittelhandknochen folgen , begeben sich 
weiter zum Ringfinger. 

In der Sammlung des Amphithtktre d'Anatomie dea 
hopitaux fand Nicaise ubrigena ein ganz abnliches Pra- 
parat, nur mit dem Unterschiede , dass hier der dritte 
Mittelhandknochen sehr dick und der vierte verhiltniss- 
massig dfinn ist und dass ferner der querliegende Knochea 
am KOpfchen dee vierten Mittelhandknochens ohne wahr- 
nehmbare Abgrenzung direkt in die erste Phalanx des 
vierten Fingers sich fortsetzte. Danach kann es wo hi 
keinem Zweifel unterliegen, dass inNicalse’s Falle der 
qnerliegende Knochen der ersten Phalanx das fshleadea 
Mitteifingers entspricht. 

Linke Hand. Der dritte u. vierte Mittelhandknookeu 
sind hier weniger voluminos als sonst. Ihre Verbindnngen 
rait der Handwurzel erfolgen in normaler Weiae. Nach 
ab warts stossen die KOpfchen beider Knochen aneinander; 
■ie sind Jedoch nicht mit efaumderverschmolcen, v tohna h r 


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t II. Hygieine, Diktetik, Pharmakologie a. Toxikologie. 


— nach der Abbiidnng — durch fibrose Querf&sem ver- 
bunden and auf den Kopfchen beider, doch in grdsserer 
Ansdehnung anf dem Kopfchen des vierten Mittelhand- 
knochens , artikulirt eine ansehnliche erste Phalanx, anf 
die noch eine zweite und dritte Phalanx folgen. Dieser 
Finger scheint also wesentlich denRingfingerdarznstellen, 


so dass ein Mittelflnger fehlt. Indesaen darf doch nieht 
ubersehen werden , dass dieser Finger — nach der Ab- 
bildung — der langste der linken Hand ist, als ware er 
ein Mittelflnger. Uebrigens ist die zweite Phalanx dieses 
Fingers nnter einem Winkel yon 110° gegen dieHobLhand 
gebengt. (Theile.) 


II. Hygieine, Diatetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


330. Ueber die Pepsinsorten des Handels; 

von R. T. Edes, Prof, zu Boston. (Boston med. 
and surg. Joum. XC. 7. fl. 3. Jan. 1875.) 

Allen in Europa kkuflichen Pepsinsorten von 
Boudault, Morson, Beale u. A., welche theils 
a ns abgeschabtem and getrocknetem Magensckleim, 
theils aas wenig Pepsin mit Peptonen , etwas Milch- 
skure und viel Stkrkemehl besteken, ziekt Vf. das 
von Sckeffer in Louisville durck Maceration des 
Absckabsels der Sckleimkaut des Sckweinemagens 
mit angeskuertem Wasser und Precipitation des 
Pepsins mit Chlomatrium erkaltene und in Amerika 
allgemein gebrkuchliche Prftparat vor, wovon 10 
Grains 120 Grains (ca. 0.60 : 7.20 Grmm.) geron- 
nenen Eiweisses in 4 — 6Std. ldsen. Nach derselben 
Vorsckrift ist gestkndlick auch Procter’s und 
h&chst wahrsckeinlich Hawley’s Prkparat dar- 
gestellt; beide wirken sehr energisch , wkhrend das 
„Aromatic Liquid Pepsins" ebenso wie die fran- 
zosiscken Sorten keine besonders ausgesprockenen 
eiweisslbsenden Eigenschaften besitzen. Alle Sorten 
wurden in bekannter Weise genau nach derselben 
Methode geprtlft. Schwer zu vermeidende Differenzen 
in den wkhrend des Trocknens eingekaltenen Tem- 
peraturgraden sind vielleickt an der Thatsache, dass 
Procter’s Prkparat nkchst dem loslick-aromati- 
schen das wenigst wirksame war, schuld. 

Femer betont Vf. die auch von anderer Seite 
her [besonders von CorvisartlJ hervorgehobene 
Unmdglichkeit , Pepsin, ohne seine Kraft abzu- 
schwkchen oder aufzuheben , mit Strychnin , Chinin, 
Wismuth, Leberthran, Kalklaktophosphat u. Liebig’- 
schem Fleischextrakt zu combiniren, aufs Neue. Be- 
sonders ist vor Zusatz von Wismuth zu Pepsin zu 
warnen. Letzteres wird nkmlich nicht nur durck 
den Contakt mit dem die Wismuthsalze in Loeung 
haltenden Alkali unwirksam, sondern auch durck die 
Wismuthsalze selbst prkcipitirt, so dass ein aus 
Strychnin, Wismuth und Pepsin bestekendes anti- 
dyspeptisches Elixir nach Vfs. Experimeuten auch 
nicht die leiseste Spur eines Eiweisswtlrfels in den 
lOslicken Zustand ttberfllhrt. Gleick wirkungslos er- 
wies sich ein moussirendes Elixir dieser Art. Auch 
in Pulverform dtlrfen Pepsin und Wismuth nicht 
gleichzeitig verabreicht werden. Aus einer Ldsung 
des Pepsin in kohlensaurem Natron fUllt Alkohol, 
weil das Alkali die Wirkung des Pepsin sistirt, eine 
Substanz , welcher eiweissverdauende Eigenschaften 
g&nzlich abgehen. Alkohol an sich macht Pepsin 
nur, wenn er in grossen Mengen und concentrirtem 
Zustande zugegen ist, unwirksam, wkhrend kleine 
Alkoholmengen die Peptonisirung nur verlangsamen. 

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Pepsinwein verliert beim Kochen seine milchcoagu- 
lirende Eigenschaft, nicht erhitzter verhklt sich wie 
eine angeskuerte Pepsinloaung und ist nichts weniger 
als stark wirksam. Schltlsslich bespricht Vf. die zwi- 
schen der normalen Magen- u. der ktlnstlicken Pep- 
sinverdauung bestehenden, sehr erheblichen Unter- 
schiede , ohne wesentlich Neues zu bringen. Man 
hat zur Unterstfltzung der Pepsinwirkung eifirigst 
dafttr zu sorgen, dass im Mageninhalte eine freie 
Skure zugegen ist. In diesem Falle gelang es Vf. 
mittels einer nur 0.03 Grains Pepsin entkaltenden 
Losung 1500 Grains Ei weiss zu peptonisiren. Auch 
KUchensalz prkcipitirt das Pepsin ; Letzteres verliert 
liierbei aber so wenig seine ldsenden Eigenschaften, 
dass 20 Grains Pepsin 4000 — 5000 Grains Eiweiss 
zu peptonisiren im Stande sind. (H. K 6 h 1 e r.) 

331. Nene Methode, krystallisirtes Digi- 
talin darzustellen ; von Ch. Tanret. (Bull, de 
Thdr. LXXXIV. p. 210. 15. Sept. 1875.) 

Vf. geht von der Betrachtuug aus, dass die An- ; 
nahme Soubeiran’s und Nativelle’s, wonach 
Digitalin in den Fingerkutblkttem als gerbsaures 
Salz enthalten ist, nicht zutreffen kdnne, weil durcb 
Bleiacetat aus wftssrigen oder alkoholischen Digi- , 
talisextrakten zwar ein Niederschlag erhalten , aus j 
letzterem jedoch ohne weiteres dui'ch einfache Be- t 
handlung mit Alkohol oder Chloroform das Digitalin 
•wiedergewonneB und nochmals durch Tannin prkci- 
pitirt werden ktinne. DieExistenz eines schon durch 
gewohnliche Losungsmittel zersetzbaren Digitalin- 
salzes sei nichts weniger als wahrscheinlich. Viel- 
mehr glaubt Vf. an der Ansicht festhalten zu mllsseu, 
dass das Digitalin in den Blkttern theils im freien 
Zustande, theils an eine Skure, welche mit der Gerb- 
skure nicht identisch ist, gebunden vorkomme und 
basirt hierauf folgende neue Methode, krystallinisches 
Digitalin darzustellen. 

Grobgepulverte Digitalisblatter werden mit gleichen 
Gewichtstheilen 26° Alkohols im Verdrangnngsapparate 
erschhpft , wobei zu bemerken ist , dass das allermeiste 
Digitalin in die znerst ablaufenden 3 Viertel des alkoboli- 
Bchen Auszuges iibergeht. Diese werden mit '/i» ibres 
Gewichtes Cbloroform in einem oben mit Glasstopfen ver- , 
achiiessbaren Scheidetrichter gescbicbtet and nach Ver- 1 
schiuss des letzteren kraftig geschuttelt. Nach dem Ab- f 
setzenlassen wird der geklarte (spec, schwerere) Chioro- . 
formauszug , in welchen Digitalin , Digitalein und die im I 
rothen Fingerbute cntbaJtenen fettartigen Substanzeiij 
fibergehen, abgeschieden und das Verfahren mit neu zu- I 
gegebenem 'j m des angewandten Gewichts Chloroform 
nochmals wiederholt. Der rothbraune Chloroformansang 
wird im Bcheidetrichter absetzen gelassen und die klaren, 
on ten stehenden */ 4 abgelasse.i. Man sohuttelt ihn, om 
Alkohol zu entfernen, wiederholt mit gleichen Gewichts- 

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II. Hygieine, Difttetik, Pharmakologie n. Toxikologie. 


theilea Wasser und ffigt, nachdem das Wasser abgeschle- 
tlen ist, ein gleiches Volumen concentrirter Tanninlosnng 
[in welchem Menstruum?] hinzu, sammelt den entstande- 
nen Niederschlag , erechfipft ihn mit Chloroform und lost 
schlusslich das so gewonnene und gereinigte Tannat in 
TOgradigein Alkohol. Wird die flltrirte alkoholische 
Lfisung hierauf mit frisch gefalltem Qnecksilber- oder 
Zinkoxyd langere Zeit digerirt, wiederholt geschuttelt und 
absetzen gelassen , so fallt gerbsaures Quecksilber- Oder 
Zinkoxyd zu Boden und das reine Digitalin [?] geht in 
Lfisung. Letztere wird flltrirt und, bis sie farblos gewor- 
den , mit Tkierkohle behaudelt, nochmals flltrirt und zur 
Krystallisation gebracht. Bei schneller Verdampfung re- 
sultirt das Digitalin in aus central angeordneten Krystall- 
nadelchen bestehenden K5rnern, bei sehr langsamer Ver- 
dun stung wird es in grosseren Nadeln erhalten. Wenn 
sich nichts mehr ausscheidet, wird die Mutterlauge von 
dem unloslichen , krystallinischen Digitalin abgegossen, 
letzteres abgepresst und mit Wasser, welches nur das Di- 
gitalein aufnimmt , behandelt. Den Zeitpunkt, wo alles 
Tannin bei obiger Manipulation dem Digitalin entzogen 
und an Quecksilber- oder Zinkoxyd gebunden ist , erfahrt 
man leicht, indem man von der klaren, fiber dem metalli- 
BCben Pracipitate stehenden alkoholischen FIfissigkeit einen 
Tropfen mittels Glasstabes auf reines Filtrirpapier tropft 
und dem sich hildenden mehr oder weniger gefarbten 
Fleck einen Tropfen (verdfinnten) Eisenchloridliquors zu- 
ffigt. So lange als noch eine Spur Gerbsaure in der alko- 
holischen Losung vorhanden ist, bildet sich ein blau- 
schwarzer Fleck. In gleicher Weise kann man kaufliches 
[Homolle-?] Digitalin auf einen Tanningehalt prfifpn, 
welchen Vf. In 2 Proben constatirte. 

Vf. glaubt, dass sein Verfahren, welches An wen- 
dung aller starkwirkenden Reagentien vermeidet, 
auch zur quantitativen Bestimmung des vielleicht 
nach Standort, Vegetationsperiode und Zeit des Ein- 
sammelns variablen Digitalingehaltes brauchbar sein 
werde. 

Zu bemerken ist noch, dass Digitalin aus sauren 
Lfisungen leicht und vollstllndig durch Schfltteln in 
Chloroform flbergefllhrt werden kann , sehr schwer 
nnd unvollstftndig dagegen bei Gegenwart freien Al- 
kalis. Aus saurer Ldsung kann durch Zusatz kohlen- 
sauren Natrons ein Theil Digitalin wieder ausge- 
schieden werden; bei Behandlung mit Chloroform 
geht dann stets nur Vtooo Digitalin in letzteres liber. 
Der Ersatz des Tannin bei obigem Verfahren durch 
Alkali ist daher wenig versprechend, abgesehen da- 
von, dass die Mdglichkeit einer particllen Zersetzung 
des Digitalin bei Contakt mit freiem Alkali nicht 
ausgeschlossen ist. Neben dem Digitalin geht noch 
0.015 Grmm. per 1 Kilo Blitter einer in Aether 
Idslichen , fettartigen Substanz in Chloroform tiber. 
Ueber die Digitalinreaktionen (Chlorwasserstoff, 
Grandeau’ sche Reaktion mit Schwefelsiure und 
Bromwasser) bringt Vf. das Bekannte. Schlllsslich 
veraichert Vf. , dass es nun ein Leichtes sein werde, 
sich behufs anzustellender toxikologischer oder the- 
rapeutischer Versuche ausreichende Mengen krystalli- 
nischen Digitalins zu verschaffen. — Ref. bedauert, 
dass Vf. auf die neueren deutschen Untersuchungen 
Schmiedeberg’s tiber die Digitalinbestandtheile 
gar keine Rflcksicht genommen, ja derselben mit 
keiner Silbe Erwihnung getban hat. Es wire im- 
merhin wichtig , zu constatiren , ob das T a n r e t 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 

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sche Digitalin mit dem Nativelle-Digitalin, bez. dem 
Digitoxin Schmiedeberg’s identisch ist , oder 
nicht. (H. Kohler.) 

332. Untersuohungen fiber die ortliche 
Einwirkung der sog. Adstringentia auf die 
Gefisse; von Dr. Hugo Rosenstirn. (J. M. 
Rossbach’spharmak. Untersuchungen H. 1 — 2. p. 78. 
1876.) 

Die unter Rossbach’s Anleitung gefertigte, 
an sorgfiltigen Vereuchen reiche Arbeit des Vfs. 
darf, sofera sie von den bisher gfiltigen Ansichteu 
fiber die in den ilteren Systemen als sicher charak- 
terisirt geltende Klasse der gewebs- nnd gef&sscon- 
trahirenden Arzneimittel (Adstringentien) abweichende 
Resultate zu Tage fbrderte , ein erhdhtes Interesse 
beanspruchen. Nach einer literavhistorischen Ein- 
leitung lisst Vf. die eigenen Versuche in der im 
Nachstehenden specificirten Reihe folgen. Als Unter- 
suchungsobjekt benutzte Vf. die Gefasse des Mesen- 
terium curarisirter Frftsche. 

Nachdem die Preparation des Mesenterium in bekann- 
ter Weise ausgeffihrt und genannte, vSllig durchsichtige 
und pigmentlose Membran mit wenig Nadeln auf einem 
Korkringe so flxirt worden war, dass kein Gefass compri- 
rairt wurde und die Cirkulation eine untadelige blieb, 
wtirde dicMikrometerskala in dasMikroskop eingeschaitet 
und der Dnrchmesser des Blutstromes eines ausgewahiten 
Gefasses ete. [nicht der Absta*d der gewohnlich in ibren 
Contouren weniger deutlicher Gefass wiinde] sorgfaitig ge- 
messen. Hierauf wurde miittels der Pipette ein immer 
genau gleich grosser Tropfen der 0.1— 50.0°/ o Logung der 
sogleich aufzuffilirendeB Adstringentien auf das Gefass etc. 
applicirt, das MetroD»m in Gang gesetzt und die Zeit zwi- 
schen Applikation des Mittels und der ersten Verande- 
ning am Blutstrmne des gemessenen Gefasses, welche ver- 
mittelst des Vikrometers leicht genau gemessen werden 
konnte, be’timmt. In angegebener Weise wurden fol- 
gende Mi«el gepruft. 

I. Argentum nitrieum. Hier trat in der That 
in kurzer Zeit sowohl an Venen , wie an Arterien 
ohne vorweggehende Erweiterung eine bemerkens- 
werthe Verengerung der Mesenterialgefksse , Ver- 
langsamung * des Blntstroms innerlialb derselben und 
meistens sogar completer Stillstand der Cirkulation 
ein. Dabei zeigte sich die bekannte starke Zellen- 
fkrbung durch fein vertheiltes Silber sehr stOrend ; 
mehrmals wurde bei Anwendung starker und stfirk- 
ster LOsungen Anatzung der Gefilsswand bedingt. 
Die maximale Verengerung des Gefksses bis auf die 
Halite des ursprfinglichen Lumens kam, je nach der 
Concentration der angewandteu Lfisung, in 16 — 18 
oder 50 Sekunden zu Stande. Argentum nitr. er- 
weist sich somit als ein echtes Adstringens im altem 
Sinne. Starkes Abwaschen der Praparate mit 6% 
Kochsalzlosung stellte in grosseren GefAssen die 
stockende Cirkulation wieder her. 

H. Aeidum fannieum, gallicum und pyrogal- 
licum widersprachen in ihrer Wirkung auf dieMesen- 
terialgefAsse des Frosches dagegen den herrschenden 
Voratellungen insofem sclinurstracks , als sie nicht 
nur keine Verengerung, sondern eine Erweiterung 
des Lumens der Arterien , Venen nnd Captllaren 

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10 II. Hygieine, Diktetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


um dm Doppelte in maxim o hervorriefen (35 Ver- 
suche). Regelmftsaig gelang ea, ein durch Tannin 
erweitertes GefHss durfh naclitrigliclie Applikation 
von Argent, nitr. wiedcr zu verengcra; den Versuch 
umzukehren (erst Argent, nitr. , dann Tannin anzu- 
wenden) lksst die unter I. erwitimte starke Zellen- 
trfibung niclit zu. Die Erweitennig erfolgt aucii 
nach Extirpation der Wirbelskule u. Zerstorung so- 
wohl dea Rflckenmarka, als des Ilirnes ; sie iat aomit 
nicht reflektoriaclier Natur. Endlicb wurde das Herz 
durch Ligatur in der Absicht auagescbaltet, um nacli- 
zuaelien, ob uuter Auasclduss jeder reflcktoriachen 
Beeinfluaaung dea Herzens durch die vom Tannin be- 
wirkte Gefhaserweiterung eine Fortbewegimg der un- 
beweglich gewordenen Blutsaule hervorgerufen werde 
und ob die wabracbeinlich auch hier zu Stande kom- 
mende Erweiterung der Gefhsse in demselben Ver- 
hftltnisse zur Erweiterung stande, welche bei be- 
stehender Herzkraft zu beobachten gewesen war. 
Beide Fragen wurden durch das Experiment im po- 
aitiven Sinne entschieden. Die gen. Gerbakuren be- 
wirkten keinerlei Zellentrttbung. 

III. Plumbum aceticum erwiea sich als echtes, 
jedoch minder energiaches Adatringens wie der Silber- 
aalpeter (17 Verauehe), d. h. ea bewirkte Contraktion 
dea Lumens der Arterien und Venen dea Froach- 
mesenterinm um 4 MVkromillimeter ; die Capillaren 
nnterlagen dieaer Wirkung nicbt, und zweimal fiel 
das Resultat auch bei andem Gefkssen — aus nicht 
zu ermittelnden Grtlnden — negativ aus. Stillstand 
der Cirkulation wie bei Argent, nitr. und Zellen- 
trflbung kamen auch nach Applikation dea Bleiace- 
tate8 haufig vor. Ein durch letzteres zur Contrak- 
tion gebrachtea Gefkss verengte sich, wenn nach- 
traglich noch Silberaalpeter aufgetrdpttlt wurde, 
noch starker. Bleiacetat erzeugt in charaVteriati- 
8cher Wei8e Bildung in der Mittc der Gefksae 
aich herumwalzender Coagula von weiaser FaiV. 
Setzen aich dieae Gerinnael im GefUsse fort, so nimmt 
der Blutatrom , ohne daaa etwa Einachnttrnngen an 
den Gefksawknden zu Stande kommen , eine roaen- 
kranzfiirmige Gestalt an. Vf. glaubt, daaa daa gen. 
Bleisalz die Kiebrigkeit der weiaaen Blutzellen ver- 
mehrt und letztere somit ftlr die Bildung von Coa- 
gulia pradisponirt. 

IV. Ferrum setquichloratum ist gleichfalls ein 
Adatringens im altern Sinne, wirkt jedoch weit weni- 
ger energiach auf die Gefasswand ein , wie Silber- 
nitrat und Bleiacetat ; die 10% LCsung lieferte gar 
kein Resultat, vielmehr war eine 50 % L8a. zu gutem 
Gelingen dea Veranchea erforderlich ; lOmal aah Vf. 
keine Verknderung und wieder lOmal beobachtete 
derselbe Verengerung der GefUase um allerdinga nur 
3 Mikrommtr. Bei Arterien u. Venen hatte die Ap- 
plikation des Emenliquor stets Stillstand der Cirku- 
lation in dem gemessenen Gefiaae u. — auffallender- 
weiae — Erweiterung der benachbarten Capillaren 
(in welchen der Blutlauf gleichfalls sistirt war) znr 
Folge. Vf. atellt die Vermuthung auf, daaa Eiaen- 
chlorid vielleicht die zarte Capillarwand Iflkmt, wfth- 


rend ea die atftrkere Venen- oder Arterienwand reizt. 

Die Farbe des Blutes verftnderte aich gleichzeitig ; 
das Blut wurde inissfarbig ; mit der gefiissverengen- 
den fiel beim Eisenchloridliquor die styptische Wir- 
kung zuaammen. Endlicb experimentirte Vf. mlt 

V. Alaun, crhielt jedoch nicht mit einander in 
Uebereinatimmung zu bringende Residtate , so dass 
er ea , bis noch weitcre Versuche gemaclit aein wer- 
den , vorlftufig dahingeatellt lasaen muas , ob Alaun 
tlberhanpt contrahirend oder erweiternd auf die 
Gefhsse des Froscluneseuterium einwirkt. Unter 
23 Fiillen bewirkte die Alaunapplikation tlber- 
haupt gar keine messbare Verftndening, in 2 Fillen 
unbedeutende Verengenmg ohne vorweggehende Er- 
weitemng und in 8 Fallen Erweitening ohne nach- 
folgende Verengerung. 

Beztlglich der Details der sehr fleiaaigen und 
nach guten Methoden auagefllhrtcn Untersuchungen 
des Vf. muas auf daa Original verwiesen werden. 

(H. Kiihler.) 

333. Ueber die Beeinfluaaung dea Nerven- 
und Muakelayatems durch Silberaulphid ; von 

Dr. Antonio Cruci zu Neapel. (Lo Sperimentale 
XXIX. [XXXVI.] 12. p. 636. Dicembre 1875; 
Gazz. med. Ital. Lomb. 7. p. 64. 12. Febbrajo 
1876.) : 

Vf. geht , nachdem er eine literarhiatoriache 
Einleitung und kritiache Bemerkung fiber die ftlteren 
ein8chlagigen Arbeiten gegeben , auf seine meiat an , 
niedern Thieren angeatellten zahlreichen Verauehe 
fiber. Zu denselben bediente er aich des in unter- 
achwefligsaurem Natron gelSaten Chlorsilbera, wobei ! 
eine Umaetzung in unterachwefligaaurea Silber und 
Chlornatrium atattfindet. Daa Chlorailber fand Vf. 
vdllig unwirkaam. Daa Hypoaulphid dea Silbers 
schmeckt aflsalich und schon kleine Mengen des Sal- 
ze8 theilen dieseu sfiaaen Geaclimack von der Znnge ; 
aus dem Muude und Gaumen mit ; ein widerliclier 
metalliacher Nachgeschmack dflrfte jedoch daa Salz ’ 
als Mittel ftir verbrecheriache Zwecke (Giftmord) un- 
geeigfiet eracheinen laaaen. Das Sulphid dea Silbers 
reizt, bei. fttzt weder die Oberhaut, noch die Schleim- 
hiiute und -vird , worin ein weaentlicher Unterachied 
vom Nitrate besteht, in verhititniaam&aaig groasen 
Gaben vertragen. Subcutan injicirt ruft das Silber- 
aulphid leichte Kiutzflndung und Oedem hervor. - 
Nach interner Anwendung in toxiacher Dosia aind 
nach Vf. 2 Stadien zu unterscheiden. ‘ t 

Das A. Kxeitatiormtadium , welches flbrigens 
nicht constant vorkommt , fiussert sich bei Frfiacben 
ala Tetanus, bei Warmblfltem in leichten Convulsio- 
nen. Wegen dieser in Reizung der hintern Rflcken- 
markastrilnge und erheihter Erregbarkeit der sen 
aiblen Wurzeln begrttndeten tetanisirenden Wirkung 
des Silbers wird dieses als „Strichnina minerale" vom 
Vf. dem Strychnin an die Seite gestellt. Sensibili- • 
tftt , Reflexerregbarkeit und Muakelirritabilitat Bind 
w&hrend dieser Periode krankhaft erhflht. In dem i 
zweiten oder B. Depremonnstadivm, Welches immer J 


k 


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Q. Hygieine, Di&tetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


aoftritt , entwickeln rich aus den Reizungszusthnden 
inotorische und sensible L&hmungen und ieiten den 
tddtlichen Ausgang ein. Die vitalen Funktionen er- 
Ifechen hierbei in folgender Reiheufolge : 1) die Ath- 
mung ; 2) die Sensibilitat nnd Reflexthatigkeit ; 3) 
dasVermdgen, willkilrlicbe Bewegungen auszuftth- 
ren ; 4) die Cirkulation ; 5) die Exeitabilit&t der mo- 
torischen Nerven und 6) die Muskelerregbarkeit. 
Wegen des Erldschens der Reflexe empfangt das 
Herz die seine rhythmischen Contraktiouen ausldsen- 
den reflektorischen Reize in ungen tigender Weise und 
diese Stoning der Kreislaufsfunktion neben der die 
Athmung betreft'enden ftlhren eincn in der bekann- 
ten Verknderung des Bluts ihren Ansdruck findenden 
und das tddtliche Ende bcdingenden apoplektischen 
Zustand herbei. Cruci nimmt sonach ebenfalls 
Asphyxie, aber nicht durch Verstopfungder Bronchi 
mit schaumigem Schleim bedingte Erstickung , wie 
Krahmer, an. Die Verlangsamung, welcbe im 
Lungenkreislaufe stattfindet, muss Transsudation und 
sotnit Aspbyxie und Tod beschleunigen. 

Therapeutisch anwenden will Vf. das Silber- 
sulphid nur in gewissen Nervenkrankheiten. Bei 
Myelitis erzielte er mit demselbeu keine giinstigen 
Resultate. Bei Ataxia locomotoria istSilber contra- 
indicirt , weil die Endwirkung des Mittels mit dem 
durch gen. Krankheit bedingten Zustande identisch 
ist. Bei der Epilepsie kann Silbcr Nutzen bringen, 
indem es die gesteigerte Krregbarkeit der hintern 
Riickenmarksstrknge miudert und iiberhaupt auf die 
nervfisen Centra beruhigend einwirkt. Aber nur da, 
wo ohne nacbweisbare Veranderungen hflheren Gra- 
des in der Marksubstanz eine Hyperexcitabilitkt der 
sensiblen Rlickenmarksstninge besteht, kann Silbcr 
bei Epilepsie ntttzen. Wo auatomische Lksionen die 
Krankheitsursache bilden , schadet gen. Mittel stets. 
Bei der Paralysis agitans wurden dadurch nur 
zweifelhafte Heilerfolge erzielt. Endlicb bait Vf. 
das Silber ftix- voraussichtlich nlltzlich bei nicht von 
Ilerzleiden abh&ngigem und ledigiich auf uervbser 
Basis beruhendem Asthma. Bei derartigcn Paroxys- 
inen wird ein peripherer Reiz durch den Vagus oder 
Quintus etc. dem Centrum Ubermittelt , welches von 
der Medulla oblongata, bez. dem Athemcentrum aus 
centrifugale Erregungen gewisser Athemmuskeln her- 
vorruft. 

Das Ergebniss seiner Untersuchungen fasst Vf. 
folgendermaassen zusammen. Das Silber ist ein das 
Nervensystem stark beeinflussendes Gift, und zwar 
ist seine Wirkung in erster Linie auf die sensiblen 
Centren, namentlich die hintern Riickenmarksstrtlnge, 
irerichtet. Vom ersten Augenblicke an erhflht Silber 
lie Erregbarkeit der sensiblen Nerven , steigert die 
lleflexthktigkeit und durch Reflex zu Staude kom- 
nende Erregungen motorischer Nerven , welche im 
Tetanus iliren Hohepunkt erreichen. Silber steigert 
inch die Muskelirritabilitkt. In der 2. Periode der 
oxischen Wirkung handelt es sich um Lakmungen 
lcrvoser Centren, z. B. des Athemcentrum. Hier- 
•on hSngen wieder ab : Auf httren der Athmung, Be- 


eintrftchtigung der Cirkulation bis zum diastolischen 
Stillstande des Herzens , Erschlaffung der Herzmus- 
kulatur und ein mit der Athmungs- und Cirkulations- 
sistirung zusammenh&ngender asphyktischer , zum 
Tode fllhrender Zustand. Die Versuche des Vf. rind 
nach exakten Methoden ausgefllhrt, lassen rich je- 
doch in der Kttrze nicht wiedergeben, weswegen 
auf das Original verwiesen werden muss. 

(H. Kbhler.) 

334. Pharmakologiaohe Untersuchungen 
liber Physostigmin und Calabarin; von Dr. E. 
Harnack und Dr. L. Witkowski in Strassburg. 
(Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. V. 6. p. 401. 
1876.) 

Zahlreicher Untersuchungen unerachtet bestan- 
den nochbedeutende Differenzen in den Anschauung^n 
ilber die Wirkungen des Calabargiftes. Den Grund 
dieses Mangels an Uebereinstimmung in deq Angaben 
der Autoren sucben dieVff. einerseits in der Zersetz- 
licbkeit des namentlich in Bertihrung mit Alkalien 
in einen indifferenten , die Ldsung rothfkrbenden 
Kdrper: Rubreserin (Duquesnel) zerfallenden 
Alkaloides : Physostigmin , und andrerseits in Ver- 
wendung nichts weniger ala rein dai'gestellter and in 
ihren Wirkungen genau llbereinstunmender Calabar- 
extrakte oder Calabarinpi-ftparate. Schon 1873 hatte 
Schmiedeberg ein Calabarin von Merck be- 
zogen , welches tetanisirende Wirkungen zeigte , die 
sonst dem Physostigmin zugeschriebenen charak- 
teristischen Wirkungen auf Pupille, Herz etc. dagegen 
nicht hervorrief, wahi’end einem 1876 aus derselben 
Quelle entnommenen Pr&parate die tetanisirenden 
Wirkungen abgingen , die dem Physostigmin eigen- 
thiimlichen dagegen zukamen. Die Reindarstellung 
des gen. Alkaloides gelang dem Vff. nach einer der 
von dem Entdecker des Physostigmin .Hesse, an- 
gegebenen , sehr ilbnlichen Methode. Leider schei- 
terten alle Versuche, das Physostigmin im krystalli- 
nischen Zustande zu erhalten ; eben so wenig gelang 
auch die Darstellung eines krystallinischen Doppel- 
salzes nach Aufldsen des Physostigmin in schwefel- 
sfturehaltigem Wasser u. Ausfttllen mit Kaliumqueck- 
silbeijodid (gegen Hesse). Whhrend nun dieses 
Alkaloiddoppelsalz (des Physostigmin) Hesse’s 
Angabe conform in Alkohol ldslich ist, fand sich, 
dass das aus Grmm. Calabarin von Merck in 
analoger Weise erhaltene durch Alkoholbehandlung 
in einen lbslichen und einen unldslichen Theil zu 
trennen war. Wurde der in Alkohol unldaliche 
Theil gehbrig gewaschen, bis der Alkohol nichts 
mehr aufnahm, und durch Einleiten von Schwefel- 
wasserstoffgas zersetzt, so bildete sich ein vom Physo- 
stigmin differenter, aber ebenfalls basisch reagirender 
Korper , welchen Vff. „Calabarin“ zu nennen vor- 
schlagen und welchem die von gewissen Calabar- 
extrakten, bez. Calabarinprdparaten hervorgerufenen 
tetanisirenden Wirkungen eigenthtlmlich sind. Die 
interessanten chemischen Untersuchungen der Vff. 
haben somit zu dem ebenso unerwarteten als wich- 


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11. Hygieine, Diktetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


tigen Resulate gefdhrt, dass in der Calabarbohne 
2 Alkaloide vorhanden sind : Phyaoatigmin , mit 
pnpillenverengeuder , nervenparalysirender und so- 
wohl das Herz als die quergestreiften Muskeln be- 
einfluasender , und Calabarin , mit tetanisirender, an 
die des Strychnin erinnernder Wirkung. Beztlglich 
der DarstellungBweisen beider Alkaloide und der 
chemischen Manipulationen ttberhaupt muss auf das 
Original verwiesen werden. 

Das Calabarin ist durch seine UnlOslichkeit in 
Aether von Physostigmin unterschieden ; in Wasser 
und Alkohol dagegen ist es ebenso ldslich ; weniger 
in Chloroform. Nicht nur mit Kaliumquecksilber- 
jodid, sondern auch mit Phosphorwolframsaure giebt 
Calabarin in Alkohol unlosliche Niederachlkge. Die 
Wirkungen desselben auf Frbache stimmen mit denen 
des Strychnin (1 herein ; wie bei letzterem folgt auf 
den Tetanus sehr schnell sekundkre Lkhmung. 
Physostigmin bildet eine amorphe, liarzartige, sprilde, 
gelbc Masse, welche grosse Neigung zeigt, sich 
nnter Bildung der oben erw&hnten purpurrothen 
Farbe zu zersetzen. 1m Handel kommcn Phyao- 
atigmin gctaufte Extraktc der Calabarbohne vor, 
welche gar kein Physostigmin enthaltcn. Das reinstc 
Vff. zugknglich gewesene Physostigmin ist das von 
Duquesnel dargestelltc, „Eaerin“ benannte Prk- 
parat. 

1. Wirkung dea Phyaoatigmin auf daa Nervett- 
ayatem bei Frdachen und Sdugethieren. Nach Ap- 
plikation von 0.002 — 0.005 Grmm. Physostigmin 
zeigen Frftsche, nachdem die durch die Injektion be- 
dingte Aufregung vorilber ist, trage und ungeschickte 
willkttrliche Bewegungen, wahrend Reflcxbcwegungdn 
unbehindert von stattcn gelicn. Spater aussem sich 
anch Lahmungen in der sensiblen Sphare und sclbst 
die heftigsten Rcize werden nicht mehr empfunden ; 
weit spater cessirt die Athmnng , zuletzt nimmt die 
Reflexempfindlichkeit ab und schwindet schlttsslich 
ganz. Die Erregburkcit der quergestreiften Mus- 
keln sowohl auf direkte wie auf indirekte Reizc 
vom Nerven aus wird durch Physostigmin nicht auf- 
gehoben. In alien Fallen handelt es sich urn eine 
direkte , d. h. nicht auf Erregung folgende Lahmung 
der Nervencentren in der Rcihonfolgc, dass das Him 
(gegen Fraser) zuerst und weit spater erst das 
Rilckenmark seiner Funktion verlustig geht. Eine 
Einwirkung des Giftes auf die Stamme der moto- 
rischcn Nerven existirt eben so wenig als Lahmung 
der motorisclicn Nervenendigungen in den Muskeln 
— wenigstens nach Doseu bis zu 0.01 Gramm. 
Unterbindet man einem Frosche die Arterien einer 
Extremitat und applicirt Physostigmin subcutan am 
Rumpfe, so zeigt sich bei direkter Reizung der 
Nervenstamme, dass die Erregbarkeit in der intakten 
Extremitat der in der operirten gegeniiber wahrend 
der ganzen Versuchsdauer unvermindert ist und auch 
die Reflexbewegungen in beiden Gliedmaassen mit 
nnveranderter Kraft stattfinden. Die widersprechen- 
den Angaben der Autoren erklaren sich wohl daraus, 
dass man Muskeln und Nerven direkt in die einen 


hohen Aschengehalt zeigende Extraktlftsung brachte 
und hierbei ein allmaliges Absterben derselben con- 
statiren konnte. Warmbltlter verhalten sich dem 
Gifte gegenflber wie FrOsche, leisten jedoch weniger 
Widerstand. Namentlich bei Katzen geht der Lth- 
mung der Nervencentren ein in Hin- und Herrennen 
und Zunahme der Pulsfrequenz sich aussprechendes 
Aufregungsstadium voran, betreffs dessen es Vff. un- 
entschieden lassen, ob es auf eine Excitation der 
gen. Centren zurtlckzuftlhren oder indirekt durch die 
Veranderungen , welche Respiration und Calculation 
erfahren, zu erklaren ist. Die Beeintrachtigung der 
Respiration tritt bei Warmbltltern besonders deutlich 
auf, die durch Lahmnng des Respirationscentrum 
hervorgerufene Sistirung derselben ist die Todes- 
ursache bei der Physostigminvergiftung , wie sich 
auch daraus ergiebt, dass die Thiere nach Einleitung 
der ktlnstliehen Respii*ation verhaltnissmassig enorme 
Doscn des gen. Giftes langcre Zeit ganz gut ver- 
trageu. Filr diesc Vcrgiftung sind bei Sftngethieren 
heftige fibrillare Zuckungen in sammtlichcn Kdrper- 
muskelu charakteristisch. Beztlglich der lethalen 
Dosis bemerken Vff., dass diese filr Ilunde 4 — 5, 
filr Kaninclien 3 und filr Katzen 2 — 3 Mgrmm. be- 
trkgt und schon 1 Mgrmm. bei Warmbltttem ener- 
gische Wirkungen liervorruft, wahrend diese Gabe bei 
Frftschen so gut wie uuwirksam bleibt. An epilep- 
toiden Meerschweinchen machten Vff. die Beobach- 
tung, dass nach Einverleibung kleiner Mengen Phy- 
sostigmin rhythmisch auftretende fibrillare Zuckungen, 
welche dem „pctit mal“ tanschend ahnlich sind , in 
grosser Zalil auftreten, und auch bei einem epilep- 
tischen Idioh'n verschlimmerten 3 Dosen von je 
0.5 Mgrmm. Pliysostigmin den Zustand des Kranken 
und vermehrten die Zahl der taglieh auftretenden 
Paroxysmen sehr wesentlich. Vff. schliessen hieraus, 
dass sich Physostigmin als Ileilmittel der Epilepsie 
nicht empfehlen dtlrfe. 

II. Wirkung dea Phyaoatigrnin auf daa Herz 
und andere mwkulOse Organe bei Frdachen und 
Sdugethieren. Uebereinstimmend mit den frtthem 
Experimentatoren konnten V ff. Verlangsamung neben 
Starkeiwerden der Coutniktionen des Froschherzens 
mit Dosen von 0.5 — 1 — 2 Mgrmm. Physostigmin 
constatiren. Reizung des Vagusstammes oder der 
Venensinus durch Ind uktionsstrflm e nift nach Phy- 
808 tign.invergiftung keinen diastolischen Stillstand 
mehr , sondern nur Verlangsamung der Herzaktion 
hervor. Physostigmin, uach der Erzcugung des 
Muscarinstillstandes beigebracht, hebt den gen. Still- 
stand allmftlig auf, und letzterer koramt, wenn einem 
mit Physostigmin vergifteten Frosche Mnscarin in 
nicht zu enorm grosser Dosis einverleibt wird , tlber- 
liaupt nicht zu Stande. Gegen die von Fraser 
zuerst ausgesprochene und von Boehm und Ref. 
adoptirte Deutung der Pulsverlangsamung durch Er- 
regung des Vaguscentrum oder der Vagusendigungen 
spricht sich H a r n a c k deswegen aus , weil Durch- 
schneidung der Vagi oder L&hmung der Vagusenden 
durch Atropin ohne Einflnss auf die Retardation 


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II. Hygieine, Di&tetik, Pharmakologie a. Toxikologie. 


bleibt. (Auch Ref. konnte ein antagonistisches Ver- 
halten des Atropin und Physostigmin bezttglich dea 
Froschherzens nicht constatiren.) Eben so wenig 
aber kann die relative Erfolglosigkeit der Vagus- und 
Herzsinusreizung , sowie die Aufhebnng des diasto- 
lischen Stillstandes nach Applikation von Muscarin 
aof LAhmnng der Vagusendigungen zurflckgeftthrt 
werden , weil eine direkte VagualUhmung keine Ver- 
langsamung der Herzschl&ge zur Folge haben und 
noch weniger ktlnstl iche Vaguareizung dieselbe sogar 
noch steigern kflnnte. Endlich aber spricht der 
Umstand, dass Physostigmin den durch Muscarin be- 
dingten Stillstand in wesentlich anderer Weise auf- 
hebt als das Atropin, entschieden daffir, dass der 
Angriffspunkt des Physostigmin einer- und der 
Atropinwirkung andererseits ein wesentlich verschie- 
dener ist. Vielmehr legt folgende Versuchsanord- 
nnng: Erzeugung des diastolischen Herzstillstandes 
durch Muscarin, Injektion von Physostigmin, bis der 
Mnscarin8till8tand aufgchoben ist, und endlich In- 
jektion eines muskellkhmenden Mittels, z. B. des 
Apomorphin , eines Knpferdoppelsalzes etc., worauf 
der Muscarinstillstand wieder in die Erscheinnng tritt 
— Zeugniss daffir ab, dass, obschon Vagusreizung 
nach Pliysostigminvergiftung keinen diastolischen 
Herzstillstand , Absinken des Seitendrucks etc. mehr 
ausldet , weder Reizung des Vagus , noch L&hmung 
seiner Endigungen, sondem direkte Excitation der 
Herzmuskulatur besteht. Letzterer zufolge erfolgen 
Ansdehnung und Contraktion der Herzmiwkelfasem 
energischer, aber Iangsamer, was vielleicht die Puls- 
retardation erklftrt. Die Hemmungmerven ver- 
mOgen das unter stdrkerem Reize arbeitendt Herz 
nicht vdllig ausser Thdtigkeit zu setzen, daher Idst 
Vagusreizung keinen Stillstand mehr am, was 
so fort geschieht, tcenn die Muskelreizung durch 
Physostigmin durch ein gleichzeitig einverleibtes, 
die Muskel paralysirendes Gift iibercompensirt 
icird. Damm endlich trfigt die Aufhebung des durch 
Muscarin bedingten Stillstandes durch Physostigmin 
einen wesentlich andem Charakter als die durch 
Atropin. Physostigmiu bescitigt nicht wie Atropin 
die den diastolischen Stillstand bedingende Erregung 
der Hemmungscentren ; daher dauert es auch lange, 
bis letztere durch die heftige Muskelreizung ttber- 
wunden wird, und die Contraktionenbleibcn schwach 
und langsam; sobald aber der den Muskel treffendo 
Reiz durch ein den Muskel lfihmendes Gift aufgehoben 
wird , kommen auch die Folgen der fortbestehenden 
Reizung der Hemmungscentren, der Stillstand in 
Diastole , wieder zur Geltung. Vielleicht beeinflusst 
Physostigmin die Contraktilitfit des Herzmuskels. 
Dass dabei die Leistung der letztem, bez. die Herz- 
arbeit, erhdht wird , was sich auch in Zunahme des 
arteriellen Drucks kundgiebt, lfisst sich mit dem 
Coates’ -Ludwig’schen. Herzpraparate nach- 
weisen. Ob endlich bei der Herzverlangsamung 
ausser der angegebenen Uraache auch noch eine 
Ldhmung der den Herzechlag beschleunigenden 
Nerven eine Rolls fpielt, wie Rdber und Ref. 


annehmen zu mtlssen glaubten , lassen die Vff. vor- 
erst dahingestellt. In analoger Weise verhalten 
sich der Herzmuskelaubstanz gegenliber als Reizmittel 
der Eampher , das Phenylglykokoll , das schwefels. 
Anilin, der Monobromkampher, 01. amicae crystalli- 
satum u. das Cumarin, welches aus den angegebenen 
Grfinden (gegen Ref.) die Vagusendigungen ebenso 
intakt lasst wie das Physostigmin. 

Die Zuckungscurve der quergestreiften Muakeln 
wird nur insofern verandert, als der absteigende 
Schenkel langer erscheint, dieWiederausdehnung dea 
vergifteten Muskels also Iangsamer erfolgt. Da auch 
bei curarisirten Frdschen nach Beibringung von 
Physostigmin die minimale Muskelzuckung durch 
zugeleitete Induktionsstrbme bei weiterem Rollen- 
abstande erfolgt , als bei dem bis auf Fortlassen des 
Physostigmin sonst genau unter den nftmlichen Be- 
dingungen befindlichen Controlfrosch, so bezieht sich 
die Physostigminwirkung anf den Froschmuskel, 
welcher zufolge die Erregbarkeit des letztem erheb- 
lich zunimmt, augenscheinlich auf die Muskelsubstanz 
selbst. Ebenso wie auf die quergestreifte Skelet- 
muskulatur wirkt Physostigmin erregend auch auf den 
Sphincter iridis (niclit auf die Oculomotoriusendigun- 
gen, welcheAtropin lahmt), die organisclie Muskulatur 
des Darns und das Parenchym der Speicheldrttsen. 

(H. KOhler.) 

335. Ueber den Einfluss der Curarever- 
giftung auf den thierisohen Stoffwechsel ; von 
Prof. N. Zuntz in Bonn. (Arch. f. Phys. XII. 
9—10. p. 522. 1876.) 

In einer frtther gemeinsam mit A. Rdhrig ver- 
offentlichten Abhandlung fiber die Warmeregulirung 
wies Vf. nach , dass bei Curarevergiftung mftssigen 
Grades, wie sie behufs Ausfflhrung von Kymographion- 
verauchen in physiologischen Laboratorien eingeleitet 
und wodurch der Kreislauf nicht wesentlich alterirt 
wird, durch die Aufhebung des Einflusses der moto- 
rischen Nerven auf die Muskeln der Oxydationspro- 
cess im thierischenOrganismuscrheblich herabgesetzt 
wird. Vff. glaubten sich somit berechtigt, den Er- 
regungen motoiTscher Nerven, welcheauch im schein- 
bar ruhenden Muskel, wenngleich in schwachem 
Maassc, andauem und die Grflsse des Stoflfwechsels 
in demselben bedingen, eine weit grossere Bedeutung 
fttr den Stoflwechsel , als bisher geschehen , zu vin- 
diciren. Bei ErOrterung der Fehlergrenzen ihrer Be- 
stimmungen des respiratorischen Gasweehsels waren 
erstere filr den Sauerstoff richtig, ffir die Kohlensfiure 
dagegen deswegen zu niedrig veranscldagt worden, 
weil Modifikationen der Athmung, welche den Partiar- 
dnick der Kohlensfiure im Blute tlndeni , nicht nur 
in diesem , sondem auch in alien Sfiften des KOrpers 
den Kohlensiluregehalt im entsprechenden Sinne in- 
dern mtlssen. Daher kOnnen grosse Kohlensfture- 
mengen in den Geweben aufgestaut, bez. von den- 
selben abgegeben werden. Senator hat nach 
Zuntz den durch Nichtbeacbtung dieses Punktes in 
maximo hervorgerufenen Feliler zu hoch taxirt ; denn 


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14 


111. Pathologic, Therapie a. medicinisohe Klinik. 


in dieser Ricbtung von Zuntz angestellte Versuche 
lehrten, (lass zwar der KohlensAuregehalt des Blutes 
durcb energisclie Ventilation selbst unter die Hftlfte 
der normalen Menge herabgesetzt werden kann , im 
Seram und in der Lymplie dagegen diese Scliwan- 
kungen, weil schon bei nicderem Partiardruck Sfitti- 
gong der AflinitAten eintritt , so goring sind , dass 
nach T 8 c h i r i e w die Lyiupbe bei erstickten Thie- 
ren trotz enorm gesteigerter Spannung der Kohlen- 
sAure im Blute kaum mehr KohleusAurc entbalt als 
bei normal athmenden. Zur Ermittelung der Grosse 
des bei Bestimmung der Kohlensaure in maximo be- 
gangenen Folders glaubt Z. dadurch zu gelangen, 
dass er einem Thiere abwcchselnd raoglichst stai'k 
itnd mdglichst schwacli Luft eiublast. Dann namlicb 
werden die im erstern Falle zu kleinen, im letztern zu 
grossen Wertbe der Kohleusaure-Exbalation durcb 
ihre Differenz das Maximum des mdglichen Feblers 
erkennen lassen , Welches das bei frllbern Versuehen 
Gefundene vielfach deswegen (ibertrifft, weil ein 
spontan athmendes Tliier nicbt einmal annAhernd 
solclie Scliwankungen in seinem Vorratbe an Kohlen- 
silure erleiden wird , wie ein von normaler Athmung 
in Apnoe Ubergefttbrtes. Vf. geht hierauf zu Ver- 
suchen ilber, welche die gegen seine frllher mit 
Curare angestellten Experimente gemacbtcn Eiu- 
whnde Senator’s und Andercr entkriiften. 

Zur Erreiebung dieses Zweckes mtlssen lAngere 
Zeit vor der Curarisirnng bereits dem Willen des 
Thieres entzogene nnd vdllig gleiche Mengen Lutt 
eingeblasen werden. 

Diese hat Vf. mit Hulfe zweier Ballons von vnlkan. 
Gummi , wie sie an Spritzen sich hefinden , in der Weise 
erreicht, dass bcidc Gummiballons durch ein auf belde 
gleichzeltig nnd gleich stark drackendes , in einem Char- 
mer bewegliches Bret comprirnirt werden konnen. Den 
Grad der Compression bedingt ein das auf- und nieder- 
gehende Bret an einer bestimmten Stolle auflialtendcr 
Klotz. Mit den Ballons eommunieiren 4 Muller'sche, lelcht 
zn fullende und wieder zu leerende (je 15 Ctmtr. hohe 
und 120 Cctmtr. Inhalt fassende und mit 80 CetmtT. Kali- 
la uge beschenktc) Ventile dcrart, dass das eine sich bei 
der Compression in die Trachea entleert , uni sich bei der 
Wiederausdehnung aus dem Sauerstoff enthaltenden Spiro- 
meter wieder zn ffillen, wahrend das andere bei der Com- 
pression seinen Inhalt in das Spirometer entleert und 
dafur Luft aus der Lunge adspirirt. Wegen der genauern 
Beschreibung muss auf das Original verwiesen werden. 

Die Bestimmung der an die Kalilauge der Ventile 
abgegebenen Kohlensanre geschab nach der Methode von 
Platen und dieMenge des consumirten Saucrstoffs wurde 
an der ScaLa des Spirometer abgeleseu. Den Versuchs- 
thieren wurde kunstlich so viel Luft cingeblasen , dass sie 
Ieicht apnoisch waren und etwa 3 — 4 Sek. nach Sistirting 
der Einhlasungeu — wenn sie nicht curarisirt waren — 
spontan zu atlimen antingen. Vor Beginn des messenden 
Versuchs wurde die Klemme au derCoimnunikatiousrohre. 
derTmchealkanulemit der atraospharischcn Luft so langc 


gelockert, bis man annehmen konnte , der Kohlenaaure- 
gehalt der thierischen Gewebe habe den diesem Athem- 
modus adiiquateii niedrigen Werth angenommen. Hleranf 
wurden so kleine Curaremenqen injiclrt , dass die Mnskel- 
bewegungen gerade beseitigt wurden. Die beobachteten 
Werthe giebt nachstehende Tabelle iiber den Control- 
versuch (auf die Slunde berechnet und die dasenlumina ayf 
0° und 7fi Ctmtr. Druci reducirt) wieder. Aus zwei Ver- 
suehen folgt, dass beide Faktoren des Stoffwechsels nnter 
der Curarewirkung ungefahr auf die Ualfte herabsinken , 
z. B. bei 

Kaninchen II. 


asi 
1 i 

3 s. 

(t “T 

In 1 Std. 
ver- 

brauehter 
Sauerstoff 
ill Cctmtr. 

In 1 Std. 
gebildete 
Kohlen- 

saurc 
in Cctmtr. 

Versuchs - 
Dauer in 
Minnten 

1 

Bemerkungen 

1 . 

1345 

1140 

39'A 

Temp. 36.5°, Thier 
unvergiflet. 


1162 

058 

23'/, 

Temp. 36.0° ; 3 ’/a 

Min. nacb Beginn 
d. Versuchs 0.002 
Curare. 

3. 

836 

670 

33 

Temp. 36.1 ; 7 Min. 
nach Beginn des 
Versuchs ist die 
Curarisirung voll- 
komiuen. 

4. 

688 

551 

30 

i 

5. 

uicht hc- 
stimmt 

512 

37 

Temp. 36°, Vergif- 
tung im Schwin- 
den. 


Bis jetzt hat man angenommen , (lass bei 
vollkommen gleicbmassiger Ventilation die Kohlen- 
siiureausscheidung der KohlensAureproduktion genau . 
ndAquat sei. Wird jedocli ein Gewebe in der Zeit- 
einbeit von weniger Blut dnrchwaschen , so muss 
diese kleinere Blutmengc eben so viel KoblensAure 
absorbiren wie eine grossere vorher ; femer muss 
die Spannung der Kohlensaure im Venenblute und 
die Stauung derselben in den Geweben gleich- 
zeitig grftsser werden, selbst dann, wenn das zu- 
stromende Arterienblut wegen vollkommener Ven- 
tilation in der Lunge nicht mehr KohlensAure wie 
vorher enthAlt. Wollte man die KohleusAurevermin- 
derung in obigem Versuch auf eine solche Stauung 
des Gases in Folge verlangsamter Cirkulation sebie- 
ben, so mtlsste diese Stauung sich im Anfange am 
schwAchstengeltendgemachthaben, um spAter, wenn 
der Vorrath an KohlensAure in den Geweben so hoch 
gestiegen ist, wie es die vermehrte Spannung im 
vendsen Blute erfordert, stark wieder anzuwachsen. 
Da wAhrend der sAmmtlicben Cnrarevereuche bei 
stets sehr krAftigem Herzschlage ein solcbes An- 
wacbsen der ausgeschiedenen KohlensAuremenge 
nicht zur Beobachtung kam , so ist auch dieser etwa 
zu machende Einwand binfAllig. (H. KOhlcr.) 


HI. Pathologie, Therapie und medlciniache Klinik. 


.'136. Casuistiaoher Beitrag but Lehre von 
dar Hirnfaeerung ; von Dr. A n t o n F r e y. (Arch. f. 
Psychiatric u. Nervenkraukh. VI. 1. p. 327. 1875.) 
Dcr betr. Kr. , ein 42 J. alter Mann , hatte an 


Nephritis cliron. interstit. gelitten und war an Ge- 
sichtserysipel iu wenig Tagen zn Grande gegangen. 
Die Sektion zeigte in der rechten UemispbAre einen 
Erweicbungsprocess, der nach den Symptomen hdeb- 


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III. Pathologie, Therrfpie n. medicinische Klinik. 


15 


stens 6 Wochen alt sein konnte. Pat. wurde nftm- 
lich 6 W. vor dem Tode zum 1. Male von einer nur 
einige Tage dauernden Schwftche des linken Armee 
nnter heftigen Kopfschmerzen befallen. Ein gleicher 
Aiifall wiederholte sich 14 Tage vor dem Tode, 
gleickfallfl unter lieftigem rechtseitigen Stivnkopf- 
schmerxe. Beide Male blieb das Bewusstsein erhal- 
ten. Das 2. Mai war der gauze linke Arm stark 
paretisch , der linke Mimdwmkel stand etwas tiefer 
untl die Zunge wurde uach links herausgestreckt. 
Dieae Lfthni ungserschei nungen waren zur Zeit des 
Todes wesentlich gemildert. Die Sensibilitftt des 
linken Armes nnd die 3 andem Extremitftten ver- 
liielten sicb normal. 

In der rechten Hemisph&re fanden sich hinter 
emander 3 kleine Erweichnngsherde von Senfkorn- 
gTOsse , die einen Ranm von 12 Mmtr. Lange, 8 
Mintr. Breite und 3 — 4 Mmtr. Tiefe einnahmen. 
Dieeelben lageu nach aussen vom Corpus striat. in 
der weiBsen Marksnbstanz und warden getroffen von 
2 Linien , die eine die rechte Hemisphere in der 
Hdhe der untera FI Aelie des Balkens horizontal 
schneidend, die andere senkrecht durch die Stelle 
gelegt , wo der 8tamm der Fossa Sylvii sich in den 
horizontalen und vertikalen Ast spaltet. 

Fr. zieht aus diesem Befnnde den Schluss, dass 
an der Stelle der Herde Fasern verlaufen mflssen, 
fitr den ganzen linken Arm , den Mundwinkel und 
vielleicht auch filr die Zunge. [Die ganz wesent- 
liclie Besserung der L&hmung weist jedoch darauf 
liin, dass die genannten Fasern nur in n&chster 
Nit he des Herdes liegen konnen. ] (B ft r w i n k e 1.) 

337. Verftnderungen im Rilokenmark eines 
Amputirten ; von Dr. Alfred Genzmer. (Vir- 
chow’s Arch. LXVI. 2. p. 265. 1876.) 

G. erwfthnt zunftchst die Arbeiten Vulpian’s'), 
welcher nach Nervendurchschneidungen bei Thieren 
in den entsprechenden Stellen des Rllckenmarks eine 
Verdtinnung der Nervenrhliren , ohne jede sonstige 
Stmkturverftnderung und ohne Schwund der Ganglien- 
zellen beobachtete, und die ihm entgegenstehende 
Mittheilung von Dickson 8 ), der bei einem vor 
15 J. Amputirten Verkleinernng der grauen Vorder- 
horner und Schrumpfung der Ganglienzellen fand. 
G. selbst untersuchte das RUckenmark eines an Ty- 
phus Gestorbenen, bei welchem 30 J. vorher wegen 
Caries des Kniegelenks der rechte Oberschenkel am- 
putirt worden war. Er kam zn einem von den Re- 
sultaten der beiden erwfthnten Forscher abweichen- 
den Befunde. — Im Conus medollaris fand sich keine 
Verftnderung, dagegen machte sich in dem untern 
Theil der Lendenanschwellung eine Asymmetrie be- 
merkbar. — Es zeigten sich rechts die grauen Hflr- 
ner kleiner, die Ganglienzellen viel weniger zahlreich 
und die anstretenden Nervenwnrzeln dtlnner. Dabei 
waren aber die einzelnen Elemente vdllig intakt, die 


’) Vgl. Jahrbb. CiLI. p. 387. 

*) Dickinson? vgl. Jahibb. CfcLIII. p. 18. 18. Wr. 

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einzelnen NervenrOhren in ihrem Durchmesser nicht 
vermindert, die Ganglienze lien nicht gesehmmpft. 

Vf. glaubt, dass die ansser Funktion gesetzten 
Theile der betreffenden Rtickenmarkshftlfte atrophirt 
und in der langen Zeit seit der Operation ganz ver- 
schwunden seien. (N e e 1 se n.) 

338. Ueber progressive locomotorisobe 
At&xie und andere progressive Ldhmungen ; von 
J. Thompson Dickson. (Guy’s Hosp. Rep. 
3. Ser. XIX. p. 135. 1874.) 

Eine 32jahr. Dame erkrankte mitTanbheit im linken 
Fuss , die allmalig aufstieg nnd spa ter auch den rechten 
Fnss ergriff. Der Gang wurde unsichcr, so dass sie etwa 
9 Monate spater sich eines Stocks bedienen musstc. Um 
diese Zeit trat Schwangerschaft ein und sie gebar zn rech- 
ter Zeit einen Knaben , der anfangs ausserst schwachlich 
war, sich aber mit der Zeit erholte. Wahrend der 
Schwangerschaft nahm dieUnsicherbeit des Ganges so zu, 
dass Pat. gefuhrt werden musste ; auch litt sie sehr an 
Magcnbeschwerden und magerte erheblich ab. Vier Mo- 
nate nach der Entbindnng nnd ungefahr 22 Mon. nach 
dem Beginn dor Krankheit konnte sie nur mit freinder 
Hfilfe stehen und vielleicht 10 Min. weit gehen. Der 
Gang war schleppcnd, schwankend, bisweilen schiessend. 
Die Beine und Anne waren bis anf die Knochcn abge- 
magert, die Mnskeln des Rnmpfs nnd besonders die des 
Unterleibs gleichfalls atrophisch ; anch die lnterosaei und 
die Adduktoren der Daumen zeigten erhcblichen Schwnnd ; 
uberall war indessen die linke Seitc noch schlechter als 
die rechte. Einige von den atrophisclien Mnskeln reagir- 
ten anf den faradischen Strom, andere, besonders die am 
moisten atrophirten , contrahirten sich nach kurzer An- 
wendung des constanten Stroms. Die elektrocutaue Sen- 
sibilitiit war im Allgemeinen bedeutend herabgesetzt, fiber 
den untern Dorsalwirbeln jcdoch erhfiht. Temperatnr- 
unterschiedewnrden, wennanchlangsam, walngenommen. 
Der Unterleib war schlaff , bei ganz geringer Sensibilit&t, 
die Vagina emptindungBlos. Der Uriu ging unfrciwillig 
ab, war aber eiweissfrei. Die NN. opt., oculomot., ab- 
dnc., trochl. waren damals noch nicht ergriffen , dagegen 
zeigten die NN. trigem. nnd facial, leichte Erkrankung. 
In den Beinen n. imKiicken bestanden reissende Schmer- 
zen. Uebelkeit und Erbrechen dauerten fort. 

Die Anwendung des galvanischen Stroms brachte 
eine vorfibergehende Bessernng hervor ; nach einlgen 
Wochen trat indessen rasch vorfibergehende Ptosis des 
linken Augenlids , sowie Amblyopic anf und von da an 
machte die Krankheit wieder rasche Fortschritte. Um 
diese Zeit hatte Pat. die taktile Sensibilitat im Monde, 
sowie in hohem Grade den Geschmack verloren. Drei 
Monate vor ihrem Tode traten Ohnmachtsanfalle auf, 
denen Schwellnng der Ffisse und Lahmung der Blase 
folgte. Die Anfalle wiederholten sich im folgenden Mo- 
nate , gleichzeitig nahm die Lahmung des Gesicbts , der 
Zunge and des Schlundes so zu , dass Pat. kanm mehr 
schlucken konnte ; auch zeigte sich vorfibergehende 
geistige Stoning. In den letzten 6 Wochen traten wieder- 
bolt Lungenddem and Blasenkatarrh auf ; der Tod erfolgte 
nach einigen schwachen epileptischen An fallen im Koma. 
Die Sektion wurde leider nicht gestattet. 

Vf. nimmt an, dass die Krankheit die Hinter- 
strftnge und wahrscheinlicb auch die Seitenstrftnge, 
sowie die multipolaren Ganglienzellen der grauen 
Substanz des Rllckenmarks ergriffen hatte. Die Ab- 
magerang nnd die anhaltende Uebelkeit bezieht er 
auf eine Affektion des Sympathicns. 

Die gegen Ende der Krankheit anfgetretCTten 
psyehischen Stfirungen weisen darauf bki , dass aHe 

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16 


III. Pathologie, Ther&pie u. medicinische Klinik. 


diese progressiven unvollstandigen Lfthmungen etwas 
Gemeinsames liaben , dass sie indessen keineswegs 
sich unter einen Krankheitsbcgriff , die sogenannte 
progressive Paralyse der Irren, unterordnen lassen. 

Vielmehr kdnnen dieselben auf Grand der ur- 
s&chlichen patholog. -anatomischen Processe in fol- 
gende 8 Gruppen getheilt werden. 

1) Progressive unvollstandige Lalimung , die 
in der Regel von Glosso-Labial-Paralyse begleitet 
und gewOhnlich als progressive Paralyse der Irren 
bezeichnet wird , obgleich h&ufig keine psychischen 
Symptome dabei vorkommen. Sie berubt auf einer 
Atrophie des Rtlckenmarks und event, des Gehims. 

2) Das senile Zitlern , abhkngig von Atrophie 
der Nervencentra und bisweilen mit Blddsinn ver- 
bnnden. 

3) Fortschreitende unvollstandige Ldhmung, 
die von einem Zittem der Glieder begleitet wird nnd 
von einer disseminirten Sklerose des Rtlckenmarks 
und Gehirns abh&ngt. Psychische Symptome treteu 
auf, wenn das Gehirn mit ergriffen ist. Sie kommt 
vorwiegend im mittleren Lebensalter vor. 

4) Die eigentliche Parulysis agitans, bei welcher 
das Rtlckenmark bis an die Brtlcke sklerosirt ist, die 
Zellen der granen Substanz in Granulation tlbergehen 
und 8chl(l8slich zerfallen. 

5) Die Pseudo- ffypertrophie der Muskeln oder 
Duchenne’ sche Paralyse, die auf einer Affektion 
hauptsachlich der grauen Substanz, ferner der beiden 
vordern und hintern Wurzeln der Spinalnerven , so- 
wie der vordern Commissnr, endlich einer Sklerose 
der weissen Substanz, hauptsftchlich der Hinter- und 
Seitenstrange, bemht. Die Affektion schreitet ent- 
lang derGefksse fort, die schltlsslich ganz verschwin- 
den kbnnen. 

6) Progressive locomotorische Alajcie (gestorte 
Coordination der Muskelbewegungen und andere 
Symptome unvollstandiger Lahmnng, bisweilen aucli 
psychisclie Affektionen) ; sie rtlhrt von einer Sklerose 
her, die gewfthnlich in den Hinterstrangen beginnt 
nnd gelegentlich auch auf andere Partien des Rtlcken ■ 
marks, selbst auf das Gehirn Ubergreift und in ihren 
hdchsten Graden als grane Degeneration bezeichnet 
wird. 

7) Die progressive Muskelatrophie, welche von 
einer Entartung der weissen Substanz, bisweilen 
anch von unregelmassiger Sklerose und einer k5r- 
nigen Entartung des Zwischengewebes der grauen 
Substanz ablikngig ist. — Ausserdein findet man da- 
bei eine mehr oder minder hochgradige Atrophie 
der Ganglienzellen und eine betrftchtliche Erweite- 
rang der Geffcsse. 

8) Die glosso-laryngeale oder glosso-pharyn- 
geale Paralyse, die Vf. indessen nnr klinisch, 
noch nicht anatomisch untersncht hat nnd die nnr 
selten znr Beobachtung kommt. (K n e e h t.) 

339. Erweiehung des Pons Varolii, J'imbolie 
der Art. basil aris; von Darolles. (Bull, de la 
Soc. anat. de Paris. 3. S^r. X. p. 34C. Mai 1875.) 

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Eine 36Jahr. Fran wurde 8 T. vor ihrer Aufnahme 
in das Hospital von Stirnkopfschmerz ergriffen , der das 
Arbeiten unmogiich macbte und den Schlaf raubte. Am 
2. Marz , 2 T. vor der Aufnahme , verlor sie plotxlicb 
16 Min. lang das Bewusstsein zum grdssten Theii, und 
bemerkte nachhcr, dass die ganze rechte Seite des Kor- 
pers gclahmt war, auch hatte sieMuhe, zu sprechen. Von 
diesem Augenblicke an war sie frei von Kopfschmerz. 

Bei der Aufnahme , am 4. Marz , bestand rechterseits 
vollstandige Lahmung , die rechte Gesichtshalfte war, mit 
Ansnahrae des Orbicularis, gelahmt. Die Augenacbsen 
standen parallel. Die Pupillen waren gleichweit u. zogen 
sich bei einfallendem Lichte gut zusammen. Die Znnge 
konnte muhsam bis an den untem Lippenrand vorgestrekt, 
jedoch weder seitlich , noch nach oben oder unten bewegt 
werden. Die Sprache war sehr behindert. Die Intelligenz 
schien ungestort zu sein. Das Gefuhl war allenthalben 
erhalteu, die Retlexaktion der Muskeln desgleichen. Die 
Sinne funktionirten normal. 

5. Marz. Die Kr. lag auf dem Rucken vollstandig 
unbeweglich, nnd, unfahig zn sprechen, bemiihte sie aich, 
durch die Bewegung der Augen zu verstehen zu geben, 
dass ihr Bewusstsein nicht gestort sei. Die Kaumuskeln 
waren so angespannt, dass die Kr. den Unterkiefer nur 
wenig abziehen konnte. Auch die Gesichtsparalyse war 
jetzt auf beiden Hiilftcn gleich, dagegen besassen die Mm. 
superciliares und die Stirnmuskeln noch eine geringe Be- 
weglichkeit, auch beideMm. orbicul. palpebr. waren nicht 
gel&hmt. Die Pupillen , gleich erweitert, reagirten gegen 
Licht. Keine Urinverhaltung. Profuse Bchweisse. Tem- 
peratur 38.2°. Behandlnng: Anhaltende Blutentziehung 
durch allmaliges Anlegen von 30 Blutegeln an die Proc. 
mastoldei. 

Abends : Hauflges , oberflachliches , ger&uschvolles 
Athmen. Kiefer dnrch Rigidltat der Kanmnskeln noch 
fester geschiossen; Ausfluss weisslichen Schaumes aus 
den Mundwinkeln; Schlncken von Flussigkeit unmogiich. 

Ausserdein erschien der linke Vorderarm jetzt stark 
nach dem Oberarm zu gebogen. ein Versnch, ihn gewaltsam 
gerade zu strecken, machte heftigen Schmerz. Die rechte 
untere Extremitiit befand sich in gezwungener Extension. 
Ansser diesem gekreuzten tonischen Krampf der Glieder 
traten zuweilen klonische Krampfe auf, bei wcichen der 
Kopf stark von dem Rumpfe gestreckt wurde , die Antic 
knapp an den KSrper angezogen und die Beine gegen 
einandcr gepresst warden. Diese kurzen Krampfanfalle 
wiederholteu sich ungefahr aller 6 Minuten. In den Rnhe- 
pausen dauertc der tonisehe Krampf des linkenArmes nnd 
der rcchten unteren Extremitiit fort. Die linke Pnpillc 
erschien etwas weiter als die rechte. Gefuhlsvermogen 
ungestort. Starker Schweiss. Frequenter Puls. Temp, 
37. 6». 

6. Marz. Lokale Contraktnren verschwnnden. Be- 
wusstsein crhalten. Rasselgeriusche beim Athmen ; bei 
jeder Exspiration zog sieh der Leib stark zusammen , die 
untem Rippen waren unbeweglich , das Zwerchfell schien 
in den Thorax hiueingezogen zu werden. Temp. 38.2°. 
— Tod gegen Mittag. 

Bei der Auloptrie (40 8td. nach dem Tode) fand man 
im Araehnoidealranm eine kleine Menge schwarzliches 
Hint, dau namentlich die linke Hemisphare bedeckte nnd 
von der Zerreissnng einer Vene der Ha-mater seitlich von 
der obcrn Liingsfurche stammte. Die Venen der Pia-mater 
waren mit schwiirzlichcm Blute stark gefullt. Die Art. 
Iiasilaris enthielt etwa in ihrer Mitte ein Knotchen , das 
das Lumen derselben vollstandig ansfullte und nach deni 
Aufschneidcn der Art. sich als ein graalicher, ovaler 
Pfropf von der GrSsse eines Tranbenkemes erwies , der 
fest an der innem Gefasswand anhing. Uebrigens erachie- 
nen die Gefasswandungen allenthalben normal. 

Die weisse Substanz der Uemispharen, wle getupfelt. 
liess auf den getupfeiten Stellen beim Dnrchschnitt zahl- 
reiche BluttrOpfchen austreteu. 

Kein Ergnss in den Himhohlen ; keine Geschwulst in 
der Hirnmasse. In der recbten Seitenhalfte des Pons fand 


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III. Pathologie, Therapie u. medicinisehe Klinik. 


17 


sich em haselnnssgrosser Erweichtingsherd , .der nirgends 
die Mittellinle flberschritt. Nach Torn and oben ging die 
Grweichung bis zam Hirnschenkel , nach aaaaen von dem 
Ursprung des Crus cerebelii ad pontem. Die Hdhlung war 
rait einer weisslichen , breiartigen , milchahnlichen Masse 
auageffilit, die sich leicht dnrcheinendfinnen Wasserstrahl 
heransspulen liess. Sie war rings von gesunder Hirnmasse 
eingeschlossen. 

Linke Lunge , namentlich unten , sehr blutreich ; anf 
der Pleura einige Ekchymosen. Linke Niere injicirt. Alle 
fibrigen Organe normal. (Zlnkeisen.) 

340. Ueber progressive pernioidse An- 
dmie •). 

Prof. Dr. H. Quincke in Bern stellt in einem 
Vortrag „ fiber pemicidse AnAmie“ (Volkmann’s 
Sammlung Nr. 100. [innere Med. Nr. 34] 1875) 
die Symptome dieser Krankheit zusammen, und zwar 
nach eigenen 10 Beobachtungen und den fremden 
bisber bekannt gewordenen Fallen. 

Vor Allem ist die enorme Bhbse der Kranken 
beinerkenswerth , das Gesicht ist leicht gedunsen, 
Oedeme an den untern ExtremitAten werden erst in 
dem Ansgangsstadium bemerkbar, die mAssigen Er- 
gflsae in die serbsen HOhlen sind gewbhnlich erst bei 
der Sektion aufzufmden. Die meisten Put. , welclie 
Q. beobachtete, waren abgemagert, wfthrend gerade 
andei*n Beobachtem die verhaltnissmfissige Fdlle des 
Fettpolsters aufgefallen ist. Eine leichte iklerisrhe. 
Firbung wurde nur 2mal beobachtet. Die Schvodche 
der Pat. ist gewdhnlich so gross , dass sie apathisch 
im Bett liegen ; sie klagen fiber Kopfschmerzen, 
'beirn Aufrichten treten SchwindelzufAlle und Ohn* 
machten ein, auch Herzklopfen wird angegeben. An 
der Herzbasis sind die anAmischen, systolischen Ge- 
rfiusche sehr anff&llig, besonders fiber der Pulmona- 
lis wird oft ein rauhes Blasegerdusc/i gehcirt, so auch 
fiber den H&lsvenen. Zuweilen ist eine Verbreite- 
rung des Herzens , also eine Erweiterung des rech- 
ten Ventrikels wahrnehmbar. In der Leiche fand 
sich das Herz zusammengezogen und enthielt nur 
wenig Blut. Die Herzverfettung , welche gewcihn- 
licb als cbarakteristisch angegeben wird , fehlte in 
einigen Fallen, das Herzfleiscli erschien nur sehr 
blass. Einige Male wurden Blutergtlsse im Fleische 
und nnter dem Endokardium gefunden. Die Re- 
spirationsorgane wurden in der Leiche gesund ge- 
fnnden, selbst Reste alter Lungenkrankheiten wurden 
• nicht entdeckt. Seitens der Verdauungsorgane ist 
die hochgradige Appetitlosigkeit , das Druckgeftlhl 
im Magen ein hervorstechendes Zeiclien , die Znnge 
bleibt dabei rein ; Erbrecben ist sehr hftufig. M&nche 
Pat. sind verstopft, andere leiden an unstillbaren 
Diarrhoea. Die Leber zeigte bisweilen mftssige 
Fettinfiltration, zuweilen war sie gelbbraun und ent- 
hielt ungewOhnlicb. viel Eieen. Da sich dieses Me- 


’) Vgl. die frfihern Mittheilungen fiber progr. pern. 
Animie von Blermer, Immermann, Zenker, 
Ofrfirer (Jahrbb. CLXIIL p. SO) sowle von Sc h file 
(Das. CLXV1I. p. 174.) 

Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


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tall aber auch 2mal in den Niereu und in dem Pan- 
kreas angehAuft vorfand, hat dieser Befund wohl 
weuiger eine pathogenetische Bedeutung als einfach 
die , dass die Pat. reichlich Eisenmittel genommen 
hatten. Der Urin zeigte gewbhnlich kerne Abnor- 
mittlten, mAssige Album inurie ist, wennsie vorkommt, 
nur vorflbergehend. Zu erwAhnen sind, ausser den 
jeweiligen Blutungen aus der Nase und in der Haut 
in Form von Petechien, besonders die Hamorrhagien 
der Netzhaut, welche nach Q. wahrscheinlich bei 
alien solchen Kr. zu finden sind imd zur Sttltze der 
Diagnose hauptsAchlich dienen konnen. Die Blut- 
ergllsse sollen sich durch ihre hellrothe Farbe aus- 
zeichnen, im Centnim der Flecke soil sich eine steck- 
nadelspitzengi'osse, graurdthliche Stelle vorfinden. 
Diese hellere centrale FArbung beruht, wie die Sek- 
tionen zeigten , auf einer Anhfiufung einer feinkflr- 
nigen Masse [verAnderte LymphkOrperchen ?]. Auch 
wurden zuweilen circumscripte Blutergllsse zwischeu 
Netz- und Aderhaut gefunden. Die Ekchymoseu 
der Netzhaut liegen in den innersten Schichten 
namentlich im Umkreis der Papilla und lAngs der 
GefAsse. — Die Kdrpertciirme ist meistens wilhrend 
des ganzen Verlaufs nicht erhoht, zuweilen kommen 
inilssige Fieberbewegungen mit einer dem Typhus 
Ahnlichen Curve vor. — In der Milz, den Lympli- 
drtlsen und dem Knochenmark konnte Q. keine Ab- 
normitAten auffinden. 

Die differentielle Diagnose hat darauf Rdck- 
sicht zu nehmen, dass Nieren- und Herzkranke, 
namentlich aber Kr. mit Magengeschwtlren oder 
Mageukrebs ein ilhnliches Krankheitsbild zeigen 
kbnnen. Wenn die perniciftse AnAmie mit heftigeui 
Erbrechen, vielleicht auch mit Ikterus verlAuft, ist 
eine Verwechselung mit einem lokalen Leiden wohl 
mbglich. Ob Verwechselung mit LeukAmie und 
mit sogen. Pseudoleukfimie mbglich ist , ateht noch 
dahiu '). Q. fand, wie auch andere Beobachter, die 
Zahl der rothen Blutzellen vermindert ; die Blutzellen 
selbst waren nngleicher Grosse, meist kleiner, 
manche waren in die LAnge gezogen, gekrllmmt. 
Doch ist noch nicht siclier, ob diese VerAnderungen 
eine besondere Bedeutung haben. 

Unter den 10 Kr. , welche Q. im Berner Spital 
beobachtete , linden sich 4 Manner im Alter von 35 
bis 49 Jahren, 5 Frauen (darunter eine Sehwangere, 
welche rasch nach einer Frtlhgeburt starb) im Alter 
von 25 — 59 Jahren. Endlich noch ein lljAhr. 
Madchen, welches binnen einigen Monaten im blflhen- 
den Zustand eutlassen , aber bald darauf wieder 
von anamischem Fieber befallen wurde und wenige 
Tage nacb der Aufnahme starb. Geheilt, und zwar 
dauernd, wurde ein 35jabr. Mann. [Doch erecheint 
gerade dieser Fall zweifelhaft, weil Pat. aus Geiz 
sehr 8cldecbt lebte und die Inanition wohl eine 


') Immermann giebt diese MSglichkeit zu (vergl. 
Jahrbb. O l.xm . p. 21) , aber behauptet doch nicht die 
Identitat, wie Pepper, vgl. unten. 

3 


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18 


111. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


i 


ktinstliche war.] Die tlbrigen Pat. starben sftmmt- 
lich nach einem Aufenthalt, der von wenigen Tagen 
bis zu einigen Wochen schwankte. Die eiuzelnen, 
auch im Original nor ganz kurz skizzirten Kranken- 
geschichten hier wiederzugeben , erscheint tlberflfls- 
sig. Bemerkenswerth ist allerdings das ungewflhn- 
lich hJtufige Vorkommen dieser Krankheit in der 
Schweiz. Ob freilich die ausschliessliche Kartoffel- 
und Kaffeenahrung daran Schuld ist, dUrfte wohl zu 
bezweifeln sein. 

Prof. Immermann in Basel bat in dem vor- 
zttglichen Handbucb der spec. Pathologie u. Therapie 
(von Ziemssen: Bd. XIII. Abth. 1. p. 615 — 654) 
der peraicidsen Anftmie ein sehr ausfUhrliches Capitel 
gewidmet. Wir gestatten uns, demselben noch Eini- 
ges zu entnehmen, was zur Vervollstftndigung des 
Krankbeitsbildes dient. 

In Bezug auf das Fieber bemerkt Im. , dass 
dasselbe gewdhnlich gegen das Lebensende aufzu- 
treten pflegt, zuweilen auch in einer frflhern Periode, 
jedoch niemals in der Weise, dass es die Reihe der 
Erscheinnngen erdffnet. Die Fiebercurve ist unregel- 
mftssig, am hftufigsten gleicht sie einer mftssigen 
Continua, zuweilen finden sich stftrkere Exacerbatio- 
nen bis zu 40° und intercurrirende stftrkere Erniedri- 
gungen innerbalb eines einzigen Fiebertages. Die 
mehrtftgigen oder selbst mehrwdchentlichen Fieber- 
bewegungen sind unter sich wieder durch ktlrzere 
oder lftngere fieberfreie Zeitrftume unterbrochen. In 
der proagonischen Periode finden sich noch mftssige 
Erhdhungen der Temperatur fiber die Norm , in der 
Agonie selbst sinkt die Temp, bis zu 35°, selbst 
34° C. herab. H&ufig wird der geschwftchte Kr. 
durch das Fieber snbjektiv gar nicht afficirt, andere 
Male hat er Durst- und Hitzegeftlhl, auch wohl FrO- 
steln. Das Fieber beschleunigt den Krftfteverfall, 
doch beobachtet man auch , dass Kr. trotz des Fie- 
bers ein mllchtiges Fettpolster behalten. Ueberhaupt 
scheint das Verhalten der Oesammternfthrung we- 
sentlich davon abhftngig zu sein, ob der Pat. frtther 
schon anftmisirende Processe durchgemacht oder 
nicht , ob er in dOrftigen oder in gtlnstigen Lebens- 
verhftltnissen gelebt hat. In letzterem Falle wird 
das Fettpolster wfthrend des Verlaufs der pernicitt- 
sen Anftmie sich gut erhalten zeigen , wkhrend an- 
dere Pat. gleich von vom herein mager erscheinen. 
Schwer ist es (lbrigens nach Im. , bei hochgradiger 
Anftmie das Fieber genetisch zu denten. Von einer 
gesteigerten Energie der Gewebselemente kann kaum 
die Rede sein, da bei der kolossalen Verminderang 
der rothen Blutzellen der warmebildende Sauerstoff 
fehlt; eher dttrfte man annehmen, dass gerade we- 
gen des Mangels an Sauerstoff die Gewebselemente 
ihre lockere Molekularatruktur , welche einer steten 
Erneuerung bedllrftig ist, nicht mehr behalten kfin- 
nen nnd in „ fester gefllgte Spaltungsprodukte“ zer- 
fallen , wobei Wftrme frei wird. Ausserdem kann 
man auch einen „dyskratischen Reiz“ des verftnder- 
ten Blutes annehmen , der erregend auf die vasomo- 
torischen Nerven wirkt. 


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Uebrigens ist es Im. vor der Hand noch fraglich. 
ob die perniciitoe Anftmie eine Krankheitseinheit dar- 
stellt , da vorlkufig weder die Aetiologie Uberhanpt 
durchsichtig , noch eine specifische Ureache speciell 
nachgewiesen ist. Man kann nur sagen, dass Psen- 
doleukkmie und Leuk&mie , sowie die pemicidse An- 
ftmie unter sich die ganz excessive Verminderung der 
rothen Blutzellen gemein haben. Da die Capillar- 
wftnde des nutritiven Einflusses des rothen , sauer- 
stoffreichen Blutes bedllrfen, so verfallen sie bei dem 
Mangel desselben einem Verfettungsprocesse, die 
brilchigen Wftnde begllnstigen den Blutaustritt und 
auch diese hftmorrhagische Diathese ist alien gen&nn- 
ten 3 Krankheiten eigenthtlmlich. Schlflsslich muss 
auch die Verfettung der Herzmuskulatur, welche man 
bei den an pemicidser Anftmie Verstorbenen in aus- 
gezeichneter Weise vorfindet und die im Leben das 
Bild eines Klappenfehlers vortlluschen kann, lediglich 
als Folge der Blutarmuth betrachtet werden. 

Wir gehen nnnmehr zur Mittheilung der Casuistik 
fiber. 

Dr. Krieg in Stuttgart beschreibt (Wtlrtemb. 
Corr.-Bl. XLV. 39. 1875) die folgenden 3 FftUe. 

1) Ein 48jahr. ledige Frauensperson , seit 3 J. nicht 
mehr menstruirt , war seit 1 J. krank. Mudigkeit , Kopf- 
weh, Appetitlosigkeit , Herzklopfen and Karzathmigkeit 
beim Gehen wurden seit jener Zeit geklagt. Beit 14 T. 
waren die Fusse geschwollen, seit 4 T. war Pat. beft- 
lagerig. Die Hantfarbe war gelblich fahi, das Unterhant- 
sellgewebe fettreich. Der etwas vorragende Leberrand 
f&hlte sich hart an. An der Herzspitze ein systolisches 
Geransch. Im Urin kein Eiweiss. DiePat. blieb 2'/,Mon. 
im Spital, wnrde dann etwas gebessert entlassen, aber 
nach 4 Mon. wieder anfgenommen. Das Herz war jetzt 
deutlich verbreitert , auch war ein diastolisches Geransch 
hinsogetreten , in den Halsvenen wnrde Blasen gehdrt. 
Zeitweilig traten Petechien auf, das Zahnfleisch blntete 
dfters , hanflg stellten sich Ohnmachten ein , die Oedeme 
warden stftrker. Die KOrpertemperatnr stieg nicht fiber 
58.6° C. Trot* der grossen Schwache wurde eine inter- 
currirende Pleuritis gut fiberstanden. Pat. lebte noch 
fast 9 Mon., dem Tode ging ein langerer Sopor voran. 
Sektionshefund : kleine , blaase Todtenflecke , mftssige 
Starre. Die Beine der magern Leiche odematos. Massiges 
Hirnhantodem , Gehirn anamisch , reehterseits , rw isohen 
N. facialis n.acnsticns, ein haselnnssgrossesFibrosarkom. 
Beide Lnngen lnfthaltig , sehr anamisch. Im Herzbentel 
100 Grmm. schwach gelb gefftrbtes Berum , eben so viel 
in der linken Pleurahohle. Herz verbreitert, im ver- 
fetteten Herzfleisch Ekehymosen , kein Klappenfekler. 
Die normal grosse Leber sehr blntarm , Milz nicht ver- 
grossert, schlaff. Nieren ausserst blase. NirgendsLymph- 
d rusen sch wellnng. 

2) Ein 62Jahr. Geistlicher klagte fiber Abnabme 
seiner Krafte seit 1 anger denn Jahresfriet. Der Appetit 
war mangelhaft , der Stnhl etwas trage. Ansser Blasse 
der Haut konnte indessen nichts Abnormes gefonden 
werden. Nach Verlauf eines halben Jahres war ein systo- 
lisches Geransch an der Herzspitze nnd an der Art. pal- . 
monalis wahrnehmbar, das Herz indessen nicht verbreitert. 
Mebrmals Entleemngen von bellem , dunnem Bint aus der 
Nase. Tags fiber schwollen die Knfichel an. Die weissen 
Blutzellen waren relativ nicht vermehrt, die Zahl der 
rothen aber sehr gering. Pat. starb bald hemach. Die 
Sektion konnte nicht gemacht werden. 

3) Ein 46jahr. Kaufmann hatte im J. 1871 an akutem 
Bronchialkatarrh gelitten. Seit jener Zeit fiel ihm seine 
Fettleibigkeit beschweriich , der Pols war klein nnd un- 
rhythmisch. Ende 1873 nidinf diC KOrperffille ab, die 


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19 


III. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 


Gesicbtsfarbe wurde blfisser and gelblich and ee stellten 
sich verschiedene Stfirungen ein: 2malGe8ichterose, hart- 
nSckige Onychle an der groRsen Zehe , Magenkatarrh a. 
Angina wiederholten sich offers im J. 1874. Die Anamie 
wurde dabei starker, Pat. fror ieicht und hatte seine 
Schweissfusse verloren. Eine Kur in Karlsbad brachte 
einige Erleichterung. Spater wieder Magenbeschwerden. 
Ger&usche im Herzen und in den Carotiden traten anf; 
Nasenbluten , Diarrhoea and Ohnmachtcn , apathisches 
Verhalten, Oedeme im Gesicht and an den Extremitaten 
gingen dem Anfang Dec. 1874 erfolgenden Tode voraus. 
Sektion: Lungen theilweise zellig verwachsen, beideuntere 
Lappen luftleer , in der rechten Pleurahohle massiger Er- 
guss dunner blutiger Flussigkeit. Herzbeutei mit reich- 
liehena Fett bedeckt, ebenso das Hera selbst und die 
grossen Gefasse. Herzfleisch bruchig , blassgelb gefSrbt, 
kein Klappenfehler. Leber biutarm , in der Dicke etwas 
vergrossert. Milz vergrossert, bruchig. Beide Nieren von 
normaler Grosse, auf dem Durchschnitt der rechten zeigte 
Rich die Bindensubstanz von hellgelben Streifen durch- 
setzt. Die Mesenterialdrnsen waren atrophisch. Darm 
blase, im Uebrigen normal. 

Dr. Pye-8mith theilt (Virchow’s Arch. LXV. 
4. p. 507. 1875) die nachstehenden beiden Beobach- 
tungen mit. 

1) Ein bijahr. Mann klagte seit 4 Mon. fiber Ap- 
petitlosigkeit , Schwaohe , Hasten , Lendenschmerzen und 
vorfibergehende DiarrhSe. Das Zahnfleiseh war sebr 
blase , Lungen , Herz and Milz waren gesund , die Haut- 
oberflache war glatt, wacheartig, gedunsen. Die farb- 
losen Blntkorperchen waren nieht vermehrt, die rothen 
bildeten keine Rollen. Der Kr. starb nach einigen 
Woehen. Die Sektion ergab : Oedem der Lungen, blasse, 
verfettete Muskulatur des sonst normalen Herzens ; Blasen- 
schleimhant verdickt , in der Milz einige kleine verkaste 
Herde, sonst war nichts Abnormes zu flnden. 

2) Ein47jahr. Mann, der frfiher einige Male onbeden- 
tendo Wechselfleberanfalle gehabt haben wollte , hatte in 
den letzten Jahren mehrmals an Dyspnfie gelitten, die 
Hautferbe war blass und die Krafte waren allmalig ge- 
ringer geworden. Abmagerung war niclit vorhanden, 
Hande and Ffisse waren Ieicht geschwollen , die Lungen 
waren normal, fiber den grossen Gefassen wurde ein 
lantes systolisches Gerausch gehfirt. Die rothen Blnt- 
korperchen waren an Zahl vermindert, die weissen aber 
nicht vermehrt. Fieberbewegnngen traten nicht ein. 
Unter dem Gebrauch von Phosphor (3mal taglich ca. 
4 Mgrmm.) trat eine vorfibergehende Verraehrung des 
Appetits u. des Kraftegeffihls ein. Nach einigen Woehen 
verschlimmerte sich der Zustand wieder. In den letzten 
Tagen lag Pat. wie ohnmachtig und bewusstlos im Bett. 

I de Sektion wieB ausser blassem , wasserigem Blute and 
anamischem Zustand des Gehirns keine besondern Ver- 
anderungen anf. Das Herzfieisch war verfettet, die 
Klappen aber waren gesund. Die Mnskeln der Extremi- 
taten zeigten keine Verfettung. 

- In der Klinik von Prof. Frerichs in Berlin 
teamen zwei Kranke zur Behandlnng, fiber welche 
Stanislaus Matczyhski („Ueber d. progressive 
perniciOse Anamie“. Inaug.-Diss. Berlin 1875) 
Folgendes berichtet. 

1) Eine 34Jfihr. Tischlersfran litt seit J. an Nasen- 
bluten . nach und nach hatte sich grosse Kraftloslgkeit 
cingestellt, zeitweilig waren Gesicht u. Ffisse geschwollen. 
Zuletzt musste Pat. dauernd zu Bett liegen. Bei der Auf- 
nahme in die Charity klagte sle fiber Diarrhoe , Ohren- 
klingen und Schwarzsehen. Die Hautfarbe war ausserst 
blass mit einem Stich ins Gelbliche. Die linke Lungen- 
spitze ergab einen gedampften Ton ; hinten links nnten 
hestand ein plenritischer Ergnss ; fiber dem Herzen, sowie 
fiber der Jugularvene hlirte man systolisches Blasen. Der 
linke Leberlappen war „kolossal“ vergrfissert, auch die 


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Milz zeigte eine Lange von 21 n. eine Breite von 14 Centi- 
metern. Im Angenhintergrand nichts Abnormes. Das an* 
der Fingerspitze entleerte Bint entblelt nnr sehr sparsame 
farblose Blntkorperchen, die rothen Blntkorperchen waren 
Behr blass and hatten nnr znm klelnstenTheil die normale 
GrOsse , die meisten waren vlel klelner. Sie rollten sich 
nicht an einander. Ansserdem fanden sich viel kleine, 
in Hanfen beisammeufiegende Kdrnchen. Im Spital hatte 
Pat. wiederholt heftiges Nasenbluten , der Appetit war 
ubermassig, die Diarrhoea hielten an, die Urinraenge war 
vermindert. Ekchymosen in der Netzhaut traten nicht 
aaf. Nach 7 Woehen war der Zustand anscheinend hoff- 
nungslos, der Puls war kaum zu ffihlen. Es wurde Jetzt 
eine Transfusion gemaebt (Menschenblut : 270 Cctmtr). 
Danach trat eine ephemere Fieberbewegung ein. Die 
Wirkung auf das Gesammtbeflnden war aber sehr erfreu- 
lich : der Puls wurde wieder fuhlbar , die Hautdecken 
lirbten sich ieicht roth, die Urinmenge nahmzu, w5h- 
rend die DiarrhOe aufhorte. Der pleuritische Ergnss 
wurde binnen 3 Woehen vollstandig resorbirt. Milz und 
Leber blieben unverandert. Nach 2 — 3 Woehen vertices 
die Pat. dauernd das Bett und in der 6. Woche nach der 
Transfusion wurde sle als geheilt entlassen. 

2) Eine 37jahr. Fran litt seit 2 J. an profusem Nasen- 
bluten , verlor den Appetit , erbrach zeitweilig , wurde 
immer matter and musste seit 4 Woehen dauernd das 
Bett huten. Die Pat. hatte eine schlaffe Muskulatur, 
das Fettpolster war geschwunden. Belm Aufrichten trat 
Schwindel und Ohnmacht ein , Schlaf and Appetit fehlte. 
Lungen waren gesund , die Herztone waren rein , nur Im 
2. Intercostalranm rechter- und' linkerseits horte man ein 
sagendes systolisches Gerausch. Im Augenhintergrand 
war kein Bluterguss wahrnehmbar. Die Leber war nicht 
vergrfissert , die Milzdampfnng dagegen betrug 11 Ctmtr. 
in der Hlihe , 10 Ctmtr. in der Breite. Die Achsel- und 
die Inguinaldrusen waren hart nnd vergrfissert. Das mit 
einem Nadelstich entleerte Bint enthielt nor kleine rothe 
BlntkSrperchen , kSrnige Massen waren nicht vorhanden. 
Im Spitale nahm die AnAmie rasch zu , Fieber stellte sich 
nicht ein. Die MUzvergrbssernng konnte spiter nicht 
mehr constatirt worden. Pat. wnrde apathisch , die Ex- 
tremitaten warden kfihl. Der Tod erfolgte bereits 8 T. 
nach der Aufnahme. • Sektion: SerOser Ergnss in beiden 
PleurahShlen nnd im Abdomen , ebenso im Herzbeutei. 
Herzfleisch schlaff, netzfSrmig, von hellgelben Flecken 
dnrchzogen. Die Milz war normal, die Leber klein, 
die Nieren zeigten Andentongen elner Parenchymzverfta- 
dernng. 

[Dass im 1. Falle wirkllche progressive perniclSse 
Anamie bestanden hat, erscheint eweifelhaft. Die enorme 
Vergrfisserung der Leber nnd der Milz, sowie der pleurt- 
tische Ergnss erklaren doch die Anamie ausreiohend. 
Merkwfirdlg ist die rascheBesse rung nach der Transfusion. 
— Im 2. Falle ist es zn verwundern, dass die Transfusion 
nicht zur Verwendnng kam , besonders da die betrellende 
Pat. nur 2 T. spater aufgenommen wurde , nachdem man 
bei der ersten die Transfusion mit so gutem Erfolg ge- 
macht hatte. Das Versohwinden der MilsvergrSsacnag 
blelbt such unerklftrt. G.] 

William Pepper theilt die nachstehenden 
3 Beobachtongen mit (Amer. Journ. N. 8. CXL. 
p. 313. Oct. 1875). 

1) Eine 26jfihr. Scbnelderin , deren Wohnnng sich in 
einer der Malaria verdSchtlgen Gegend befknd , begaun 
einige Zeit nach einem Behr langwierigen , mit copifisem 
Answnrf verbundenen Bronchialkatarrh fiber grosse 
8chwache und Magenbeschwerden zn klagen , gleiohzeitig 
hatten sich nnregelmissige , schwache Fieberbewegungen 
eingestellt , die Ffisse und das Gesicht scbwollen an nnd 
ein systolisches Gerausch war am Herzen wahrnehmbar. 
Einige Woehen spater stellten sicb Blntungen ans dem 
Zahnfleiseh ein, auch die Menses warden sebr profos. 
Die Milz and die fibrtgen Drfisen des Unterleibs waren 
nicht geschwollen , der Urin enthielt kein Elweiss. Die 


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20 


HI. P&thologie, Therapie a. medicinische Klinik. 


rottaen Blutkfirperehen waren an Zahl vermindert, die 
weiasen nicht vermebrt. Pat. hatte vie! Erbrechen and 
klagte fiber Sausen im Kopfe , welches auch objektiv be- 
sonders dem Verlanf dee Lfingsblutleiters naeh wahr- 
nehmbar war. Die Pat. lebte vom Beginn des Uebels 
an noch ca. 3 Mon., in den letzten Wochen lag sie fast 
stets im Halbacblaf zii Hett. Finer plotzlichcn Zunahmc 
des OedemB folgte Koma und Tod. Keine Sektion. 

2) Ein 57jahr. Storebesitzer von nngcwfihnlich 
kraftiger Gcsnndheit , grosser Arbeitskraft und massiger 
Lebensweise begann sich nnbehaglich zu ffihlen, als er 
nach Eintritt seiner S5hne in das Geschaft weniger zu 
thun hatte. Er hatte zuweilen ein drfickendes Geffihl in 
der Brust und etwas Husten , was er als Vorboten seines 
Todes betrachtete. Nach eincm knrz vorubergehenden 
Anfail von Bewnsstlosigkeit , win rs schien , in Folge von , 
Sonnenstich , wnrde er kraftloser . es trat Gelbsucht ohne 
sonstige Beschwerden anf. Diese Gelbsucht dauerte ca. 

1 Mon. und hintcrliess eine Leichcnblasse. Der Appetit 
verlor sich, dock verrichtete Pat. noch olnige Wochen 
seine Arbeiten. Ilieranf aber wurde die Schwacbe bo 
gross , dass jedc Bewegung ihm Athembesehwerden ver- 
ursachte und Erbrechen bedingte. Die Untersuchung des 
Blutes ergab nur au Zahl vertninderte rothe Blut- 
korperchen. Einiges Oedem der Ffisse und etwas Ascites 
stcllten sich erst kurz vor dem Tode ein , welcher unter 
schwachen Dclirien erfolgte. Seit dem Verlanf der Gclb- 
sucht hatte die Krankheit nur 3 Mon. gedaucrt. Die 
Sektion der nicht auffallig abgemagerten Lciche ergab 
ausser Anamie alier Organe ledigiich Verfettung des Her- 
zens. 

3) Ein 60jahr. Maun liatte im Verhaltniss zu seiner 
Arbeit nie einer ausreichenden Gesundheit sich zu er- 
freuen gehabt. Oeftere Kolikanfalle, Neigung zu Diar- 
rhfien und eine hartnaekige Psoriasis hatten seine Con- 
stitution gescliwacht ; die Zahnc hatte cr ungewohnlich 
frfih verloren und die Speisen fast nngekaut verschluckt, 
da er nicht zu bewegeu gewesen , sich falsche einsetzen 
zu lassen. In den letzten 2 .1. war sein Geschaft im 
Rfickgange begriffen. Eines Morgens fuhltc er, nachdem 
or den Tag vorher ungewohnlich sioli angestrengt hatte, 
eine sehr bedoutende Kraftlosigkeit. Bereits nach 2 Mon. 
konnte er daB Zimmer nicht mehr verlassen , und als sich 
vorfibergehend etwas Oedem einstellte, imiBSte er das 
Bett huten. Sogar der Transport aus einom Zimmer in 
das andere war von einer tiefen Ohnmacht gefolgt. An 
der Herzbasis war ein schwaches systolisches Gerausch 
hfirbar, der Puls war etwas aussetzend. Pat. vermochte 
Speisen zu sich zu nehmen , hatte sonst nichts zu klagen 
und war geistig noch thatig. Nach einer Transfusion, 
wobei 4 Unzen Menschenblut in die Vena basilica sehr 
langsam injicirt wurden , stellte sich etwas Fieber , Er- 
brechen und Diarrhoe ein. Doch blieb der Zustand einige 
Tage lang befriedigend. Dann wurde nochmals eine 
'Transfusion gemacht. Die Fieberbewegungen wurden 
diessmal starker ais das erste Mai , Pat. wurde sehr un- 
ruhig, verlor das Bewusstsein und starb 12 Std. spater. 
Die Lciche war so anamisch , dass mit Ausnahme der 
hintem Lungentheile . des llerzens und der grossen Ge- 
fSsse bei der Sektion fast kein Bint ausfloss. Die Herz- 
muskulatur war so verfettet , dass die Qucrstreifen kaum 
mehr erkennbar waren. Leber und Nieren waren eben- 
falls verfettet , die Milz war etwas vergrossert , aber ohne 
die der Leukamie zugehorigen Veranderungen. In der 
Gallenblase war ein 8tein vorhanden. Das Knochenmark 
(aus dem Radius) enthieit nuide Kornerzellen von 0.002 
bis 0.0036" im Durchm., manclic dieser grossern Zcllcn 
enthielten einen deutlichenKern, der bei audern erst nach 
Zusatz von Essigsaure sichtbar wurde. Nur eine geringe 
Zahl der Zellen enthieit Fett , auch freies Fett in grossen 
Tropfen war nur sparsam vorhanden. 

Im Ouy’s-Hospit&l wurde nachstehender Pall 
beobachtet, der als idiopatliischc Anamie von Dr. 

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Habershon (Med. Times and Gaz. March 4. 187B1 
bezeichnet wird. 

Ein 21jahr. Handlnngsdlener , welcher stets eine 
schwachliche Gesundheit und seit einigen Jahren von Zeit 
zu Zcit Nasenbluten gehabt hatte, datirte sein jetrlges 
Unwohlsein seit ca. 4 Wochen, wo ein plfitzlichcr Schmerz 
in derlififte anfgctreten sei. Massiges Stechen iraRficken 
nnd den Lenden . aowie einigemal Geffihl von Erstickung 
seien hlnzugekommen. — Die Hantfarbe war ausserst 
blass, der Pills war beschicnnigt und leicht wegdrfickbar. 
der Herzstoss war verbreitert, die Herzdampfung aber 
nicht vergrossert, beim leichten Dnick mit dem Stethoskop 
auf das Epigastrium wurde ein lautes syRtolisches Gerausch 
hfirbar , das dem aufgelegten Ohr nicht vernehmlich war, 
starkes Noancngerausch. Pat. lag auf dem Rficken, hatte 
guten Appetit, kein Erbrechen, normalen Stuhl. Am Tage 
der Anfnahme trat starkes Nasenbluten ein . das Bint war 
hell gefarbt. Nachdem Pat. einige Tage eine stfirkende 
Mixtur genommen . ffihlte er sich besser und glaubte auf- 
stehen zu konnen. Dio Tcmperatur war indessen auf 39° 
gestiegen und der Puls machte noch 130 Schlage. Zwar 
wnrde die Temperatur wieder normal; aber der Puls blieb 
frequent u. eine frische Blutung bedingte neue Schwiche. 
Das Gerausch war nun fiber der ganzen Ilerzgegend wahr- 
nehmbar. Pat. nahm keine Nahrung mehr , die Zunge 
wurde trocken, erantwortete nur noch schwer u. langsam. 
Eine Trantfunon bewirkte nnr etwas tiefere Inspiration, 
aber schon 1 Std. danach, 14 T. nach der Anfnahme, trat 
der Tod ein. Sektion: Gehirn und Lungen geennd, ebenso 
Leber nnd Milz. Keine Drfisenschwellung. Die Papillar- 
mnskeln des Unken Ventrikels nnd das Septum waren ver- 
fettet, die Klappen gesund, auf dem viBceralcn Blatte des 
Herzbentels, sowie auf dem Endokardium links faoden 
sich einige Ekchymosen. In der Rindensnbstanz der 
Nieren einige weisae Flecke. 

F. Fede (Movimento med.-chir. VII. 17. 18. 
1875. — Med. Centr.-Bl. XIII. 45. p. 780. 1875) 
theilt einen Fall mit , den er als progressive perni- 
cittse Ankmie auffasst und leitet die Aufmerks&mkeit 
besonders auf die bei der Sektion geftmdenen Ver- 
Underungen in der Leber , der Milz und dem Marko 
alier Knochen. 

Die SOjahr. , stets unter elenden Verhaltnissen 
lebende und immer krankliche , dnrch wiederholte Ader- 
lasse erschfipfte Kr. litt seit 1 J. an rheumat. Gelenk- 
schmerzen. Sie erschien abgemagert, ausserst blass. 
klagte fiber Kurzathmigkeit, Herzklopfen und grosse 
Schwache. Die LeberdSmpfnng war etwas vergrossert. 
die Milz geschwollen , fiber dem Herzen mid den grfiesem 
Arterien war eta systolisches Gerausch hfirbar. Das Bint 
bot bei der Untereuchnng die Charaktere der Oligo- 
cythamie. Unter fortsehreitendem Verfall nnd Tempe- 
ratnrsteigernng erfolgte der Tod. 

Bei der Sektion fand man das Herz fettig entartet. 
das Endokardium etwas getrfibt, die Leber etwas ver- 
grfissert , auf der Schnittflache braungelb verfarbt , ihre 
Zellen enthielten , wie die mikroskopische Untersnohnng 
ergab, ein eigenthumliches, rothgelbes, in rnnde Kfirnchen 
geformtes Pigment. Die Milz war auf das 3fache ihres 
normalen Umfangs vergrossert , ihre Pulpa consistent, 
tiefroth , letztere bestand aus etwas grossern Zellen als 
im normalen Zustande , die den gleich zu beschreibenden 
Elementen des Knochenmarks sehr ahniich sahen und vide 
in Vermehrung begriffene Elemente und hlutkfirperchen- 
haltige Zellen enthielten. Sammtliche Knochen des 
Skelets waren etwas verdickt, ihre compakte Substanz 
war sehr reducirt und durch lockere weitmaschige Spon- 
giosa ersetzt. Den Kopfen der 3. biB 11. Rippe ent- 
sprechend, fanden sich 9 ovale, mandel- bis hfihnerei- 
grosse, schmutzig weiss und roth marmorirteGeschwulste, 
die auf dem Durchschnitt dasselbe Aussehen boten wie 
die spongifise Knochensubstanz. Die mikroskopische 


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III. Pathologie, Therapie a. medicimsche Klinik. 


Untersuchung diescr Ttaeile ergab eine dem normalcn 
rothen Knochenmark ahnllche Struktur, e* fanden Rich 
aber sehr zahlreiche mehrkernige (wnchernde) Zellen nnd 
blutkdrperchenhaltige Elemente. Die Trabeculae osseae 
waren sehr zart und diinn. 

Prof. W. M a n z macht fiber die Verandtrunym 
in der Retina bei der pernicidsen Anfimie einige 
apeciellere Angaben (Med. Centr.-Bl. XIII. 40. 1875). 
Er fand bei einer 32jflhr. Frau am Tage vor dem 
Tode ophthalmoskopiach zahlreiche Blutflecke von 
achmutzig rothbranner Farbe, wie man aie Bonat bei 
ftltern, in der Umwandlung begriffenen Ekchymoaen 
findet. Einige Flecken lagen anf der Papilla , die 
meisten in Hirer Nfthe, einer anf der Macula lutea, 
nach der Peripherie hin lagen nur kleinere. Die 
Gefftsse achienen nur wenig gefnllt, hatten einen auf- 
ffillig breiten Reflexatreifen, die Venen waren dunkel, 
dilatirt, die feinern Arterien aahen weiaa aua. Bei 
der anatom ischen Untersuchung wurde constatirt, 
daaa die runden Blutflecke im Centrum eine weiaaliche 
Stelle von 0.06 — 0.08 Mmtr. im Durchm. hatten; 
dieaer weiaae Fleck erechien wie erhaben und von 
einer Httlle umgeben. Er beatand aua kleinen, rund- 
lichen Zellen , zuweilen mit kleinen Kemen . oder 
einem feinkdraigen Protoplaama. Urn dieaen Haufen 
herum lagen , jedoch in einer gewisaen Entfernung, 
hof&hnlich die farbigen Blutzellen. Man fand aber 
anch dieae weiaalichen Stellen ohne daa ringfbrmige 
Extravasat oder von nur wenigen Blntzellen um- 
geben. Die genauere Untersuchung der Capillaren 
ergab , daaa dieaelben hier und da mit ampullaren 
Anabuchtungen verachiedener Form und Grdaae ver- 
sehen waren, welche ala Inhalt entweder nur die 
biaaaen, zarten Zellen oder eine feinkOrnige Snb8tanz 
oder auch Blutkdrperchen enthielten. Somit haben 
bei der pernicidsen Anfimie die Betina-Ekchymoaen 
dieaelbe anatomiache Baaia, wie die aogen. Capillar- 
apoplexien de8 Gehirna. 

Nach Prof. Dr. med. Hermann Eichhorat 
in Jena (Med. Centr.-Bl. XTV. 26. 1876), der eine 
Erweiterung, beziehnngsweise Berichtigung der An- 
gaben Quincke ’a nach aeinen in French a’ 
Klinik fiber pernicidae Anfimie gemachten Erfahrun- 
gen in einer grflaaern Arbeit fiber dieaen Gegen8tand 
in Anaaicht atellt, iat die progreasive Anfimie al8 eine 
Krankheit der rothen Blutkdrperchen zu betrachten, 
welche 8ich eben ao leicht erkennen lasae ala etwa 
die Leukfimie. E. Iiat 7 Ffille beobachtet und in 
kcincra dereelben folgende8 cigenthttmbche Verhalten 
der rothen Blutkdrperchen vermisat. 

WfthrendeinTlieil deraelben eine normale.Grdaae 
beaitzt und aich nur durch aufffillige Blfiaae und ge- 
ringe Neignng zur Haken- und Geldrollenbildung 
auazeicbnet , findet man unter ihnen andere , welche 
aofort durch ihre Kleinheit in die Augen fallen nnd 
oft kaum den 4. Theil des Durchmesaera einea aua- 
gebildeten Blntkdrperchens erreichen. Dabei Bind 
sie tiefer saturirt gefilrbt , und wenn man sie unter 
dem Deckglfiachen rollen lfisst, bemerkt man, dass 
bei der Profilanaicht der biconcave Anssebnitt mehr 
oder weniger vollkommen geacbwunden ist. Hire 

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Kleinheit geht sogar so weit herab , daaa viele von 
ihnen wie kleine, rdthlich tingirte Fetttrdpfchen aua- 
aehen. 

Bei Gesnnden oder an andern Krankheiten L^i- 
denden , namentlich Anfimischen und Kachektiachen, 
konnte E. dieses Verhalten nie nachweiaen, bei pro- 
gressiver An&mie iat ea nach ihm aber achon in fill- 
hern Stadien vorhanden, nnd je weiter die Krank- 
heit fortachreitet , deato grdsser wird die Zahl der in 
der beachriebenen Weiae verfinderten Blutkfirperchen, 
in einem Falle kam die Zahl der feinen rfithlichen 
TrCpfchen der der relativ intakten BlutkOrperchen 
gleich. Die weisaen BlutkOrperchen waren atet8 auf- 
fallend apfirlich vorhanden, wie auch die Protoplaama- 
kttgelchen. 

T. Grainger Stuart (Brit. med. Jonrn. July 
8. p. 40. 1876) konnte indessen in 2 Fallen von 
progrea8iver Anfimie mit tddtlichem Ausgang$ trotz 
sorgffiltiger Untersuchung des Blutes den Befund 
Eichhorat’a nicht bestfttigen. In dem einen dieaer 
beiden Ffille waren im Gegentheil die rothen Blut- 
kdrperchen sogar in auff&lligem Grade vergrfiaaert 

Pepper verwerthet besondera seinen letzten 
Fall, urn zu beweisen, dass dieae Form der Anfimie 
in Wirklichkeit nichts Anderea sei ala die „ moduli are 
Form der Pseudoleukfimie**. Ref. hat aich in Folge 
dieaer Behauptung veranlasat geaehen, afimmtliche 
Caauiatik fiber Leukfimie und Pseudoleukfimie aeit 
dem J. 1855 in unsern Jahrbflchern nachzuleaen, 
hat aber unter all den zahlreichen Beobachtungen 
nur die beiden Ffille von Wood (Jahrbb. CLV. 
p. 317) nnd den ala „01igftmie“ bezeichneten Fall 
von Corazza (a. a. 0. p. 333) auffinden kdnnen, 
welche eben auch ala die einzigen won P. aelbat zur 
Vergleichung herangezogen aind, die dem kliniachen 
Bilde der pernicidaen Anfimie gleichen. Vor der 
Hand dttrften diese Beweiae um deawillen nicht genfl- 
gen, weil man ja mit mehr Recht dieae wenigen F&Ue 
ala nicht zur Psendoleukfimie gehdrig, ala umgekehrt 
afimmtliche Beobachtungen von pernicidaer Anfimie 
fflr Pseudoleukfimie erklftren darf. Da in den Sek- 
tionen von Q. daa Knochenmark auadrilcklich ala ge- 
aund angegeben, steht die eine Pepper ’ache Beob- 
achtung voTlftufig sehr vereinzelt da, n. ebenao acheinen 
die Beobachtungen von Fede u. Scheby-Buch 
(Fall 2) noch weiterer Bestfitigung zu bedttrfen. Mehr 
Wertli dagegen hat der von P. geffihrte hiatoriache 
Nachweia, dass bereita Addison in seinem 1855 
erachienenen Werke „ On the Constitutional and Local 
Effecta of Disease of the Suprarenal Capsules* 4 un- 
sere Krankheit ala „idiopatbische Anfimie** mit we- 
nigen , aber sehr charakteriatiachen Zttgen geachil- 
dert bat. Die Stelle iat ao interessant, dass wir die- 
selbe (vgl. auch Jahrbb. XCH. p. 65) wdrtlich nacb 
der Uebereettung von Py e-Smith (s. oben) hier 
folgen lassen : 

, Durch eine Reihe von Jahren habe ich von Zeit zu 
Zeit eine sehr aufiallende Form aligemelner An&mie be- 
merkt , welche ohne nachweisbare Uiuache auftritt — : 
ohne vorhergehenden Biutverlust, erechdpfenden Dnrch- 
fali, Chlorose, Purpura, ohne Nierenkrenkheit, Weehsel- 


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22 


111. Pathologic, Therapie a. medidnische Klinik . 


fieber, Milz- Oder Lymphdrusenerkrankung, ohne Sorofn- 
lose and Krebs. Die Krankheit zelgte in alien Fallen 
denselben Charakter, denselben Verlauf und , mit kanm 
einer einzigen Ausnabme , friiher oder spater denselben 
letfcalen Ausgang. Sie Icommt bei beiden Geschlechtern 
vor, gewohnlich nach der ersten Lebensperiode n. haupt- 
sachlich bei fettleibigen Individuen. Der Anfang ist sehr 
langsam und wird kaum vom Pat. bemerkt. Das Gesicht 
wird allmalig blass, die Angen perlenweiss, die Mnsknla- 
tur Bchlaff, aber nicht reducirt , der Pnls merkllch weioh 
und zosammeudruckbar, zuweilen stossend, besonders bei 
der leichtesten Erregung. Die ganze Korperoberflache 
sieht blass, gedunsen, wacheartig aus. Die Lippen, das 
Zahnfleisch. die Zunge sind blutlos. DleGewebe verlieren 
ihre natfirliche Elasticity nnd ein leichtes Oedem der un- 
tern Extremitaten erscheint. Der Kr. verliert die Ess- 
lust und klagt uber Schwache, bei jeder Bewegung em- 
pfindet er einen unaugenehmen Schwindel, Athemloslgkeit, 
Herzklopfen. Zuletzt liegt er in einem mehr oder weniger 
bewusstlosen und fast nnbeweglichen Zustande, bis der 
Tod der langsam fortschreitenden Krankheit ein Ende 
macht. Die geringe Abmagerung, sogar die KOrperffillc 
steht oft bis zum Ende in einem seltsamen Contrast zu 
der anssereten Kraftlosigkeit.* 

In Bezng auf ftltere Beobachtungen wird von 
Byrom Bramwell in einer knrzen Notiz (Brit, 
med. Joum. Dec. 18. 1875) noch erwfthnt , dass 
ane.h Wilks (s. dessen Lectures on pathological Ana- 
tomy 1859) die idiopatliische An&mie gekannthabe. 
Ref. konntc in (lessen unter mehreren von Wilks 
mitgetheilten Krankengeschichten, welche als leukk- 
misclie Formcn in den Jahrbttchern abgedruckt sind, 
keine solclien finden, auf welche die Bezeichnung 
gepasst h&tte. 

In Bezug auf die Pathogenie ist noch ein linge- 
rer Aufsatz von Dr. Scheby-Bnch in Hamburg : 
„Zur Casuistik und Literatur der essentiellen An&mie 
mit tddtlichem Ausgange* 4, (Deutsches Arch. f. klin. 
Med. XVII. 4 u. 5? p. 467 — 491. 1876) zuerw&hnen. 
Zun&chst werden 2 F&IIe aus dem Hamburger Kran- 
kenhause mitgetheilt, deren 1. aus dem J. 1872 da- 
tirt , als die Beobachtungen von Biermer noch 
nicht bekannt waren. 

1) Ein 4djabr. Former, mittelgross, zart gebant, wel- 
cher nicht in schlechten Verhaltnissen lebte, hatte ein 
Jahr vor der Anfnahme ca. 6 — 7 Mon. lang an Unter- 
schenkelge8chwuren gelitten. Seit dieser Zeit stellten 
sioh Kopfschmerzen , Ohrensansen nnd SehwindelznfiUe 
ein, aucb das SehvermSgen nahm ab, die Zahnc warden 
looker nnd die Mattigkeit immer grSsser. Ausser grosser 
Anamie war im Krankenhaos kein besonderes Leiden be- 
stimmt nachweisbar. In den NetzhSnten wurden Ekchy- 
mosen wahrgenommen. Das Blut war blass, wSssrig, die 
weissen Blntkfirperchen waren nicht vermehrt. Pat. lag 
homer apathisch lm Bett, verlor den Appetit vollatandig 
nnd magerte so ab, dass das Kfirpergewicht knrz vor dem 
Tode nur 87 Pfd. betnig. — Die Sektion ergab: Oedem 
der welchen Himhant und des Gebirns, Atrophie der 
Hlrnwindtmgen ; kletnes, schlaffes Hers, blasslehmfkrbige 
Leber nnd schwach vergrfisserte Milz, Anamie aller Or- 
gane. 

2) Elne 60Jahr. Naherin war selt einlgen Jabren 
kr&nkUch gewesen, hatte fiber Schmerzen in der Leber- 
gegend geklagt und OftersGemfitbsveretimitungengeeeigt. 
Noth hatte sic nicht gelitten. Die Hantdecken waren sehr 
blass, gelblich , Mils- und Leberdarapfung waren etwas 
vergrossert. Das Blut war hydramisch, wiewohl Oedeme 
nicbt bestanden , die weissen Blutkorperchen waren an 
Zabl nicht vermehrt. Im Spital erhrach Pat. wiederholt, 
das Erbrochne roch nach Alkohol. Die Kr&fte nahmen 


allmalig ab, anfangs war die Kr. aufgeregt, dann schlif- 
rig, apathisch. Unter komatdsen Erscheimmgen trat schon 
nacb 14 Tagen der Tod ein. — Die Sektion wies nach : 
massig gut erhalteues, gelb gefarbtes Fettpolster, Oedem 
der zarten Hirnhaut, Anamie des Gehirns ; die Herzmus- 
kulatur war ausserordentlich blass, verfettet, die Leber 
nicht, die Milz wenig vergrdssert. In beiden Netzhauten 
klelne Ekchyraosen. Das Knochenraark des Radius ent- 
hielt wenig Fettzellen nnd nur elnzelne Fetttr5pfchen, 
ausserdem zahlreiohe, den weissen Blutzellen gleichende 
KSrperchen. 

Von 4 andern Fallen , die ebenfalls im Hambnrger 
Krankenhans znrSektion kamen, konnteVf. keine nihern 
Notizen erhalten. In einem Falle wnrden ebenfalls Ver- 
fettnng der Herzmuskulatur, der Leber und der Nieren, 
sowie Netzhaut-Ekchymosen gefunden. 

Vf. hat nun ebenfalls wie Pepper die tltere 
Literatur nach fihnlichen Beobachtungen dnrch 
mustert. Er citirt zunftchst die allgemeinen Bemer- 
kungen von Vogel, Wunderlich, Schfln- 
lein, Canstatt fiber tddtlichen Ausgang der 
Chlorose, wobei sich nach Rokitansky (und V i r- 
chow) Kleinheit des Herzens und ungewfihnliche 
Enge der grossen Arterien vorfindet. Charakteri- 
stisch sind 2 Ffllle von Bark lay, die als Death 
from anaemia in der Med. Times and Gaz. (May- 
1851. p. 480) mitgetheilt sind. Da sich in unsem 
Jahrbiichcrn kein Referat dariiber findet , m6ge cine 
kurze Erw&lmung liier gestattet sein. 

1) Ein Mann von 34 J. krfinkelte schon seit elniger 
Zeit nnd war in deu letzten Wochen ranch abgemagert. 
Er hatte Kurzathmigkeit und Herzklopfen, an der Herz- 
spitze trat ein systolisches Gerausch auf. Ausser grosser 
Anamie war nichts Besonderes nachweisbar. Pat. starb 
nach ca. 3 Wochen. Bei der Sektion fand sich das 
Fettpolster nngewShnlich gelb gefSrbt. Alle Organe wa- 
ren sehr anamisch, die linke Niere enthiett einige kleine 
Cysten an einer narbigen Einzichung der Oberflache. 

2) Eine 40jahr. Frau war seit ihrem letzten Wochen- 
bett, wonach sie wegen einer Entzfindung der MnndhOhle 
nnr flnssige Speisen hatte geniessen kSnnen, schwach und 
anamisch geworden. Bisweilen hatte sie dyspnoische Zu- 
falle gehabt. Ein solcher wiederholte sich auch im Spitale 
und Pat. starb sehr rasch nachher. Die Sektion wies 
nach: leichtes Oedem der Beine, gesnndcLungen, Hyper- 
amie der Broncliien, kleine Petechien in der Larynx- 
schleimhaut. Das Herz erthielt nnr wenig, halbflfissiges 
Bint. Sonst war ausser Anamie Nichts aufznflnden. 

King (Brit. med. Journ. Nov. 1871) beobaehtete 
raschen tddtlichen Ausgang an Anamie bei einer 27JShr. 
Fran, welche allerdiugs 1 Jahr lang an Diarrhden und Er- 
brechen gelitten hatte. Die Sektion ergab nnr hochgmdige 
An&mie aller Organe. 

Anch Cazenave (Journ. de Bord. F6vt. 2. 1860) 
berichtet fiber 3 Falle, einen mit Sektionsbefund ; es 
wurde ebenfalls ausser der An&mie keine Abnormlt&t ge- 
funden. 

In' den Wiener Krankenhausberichten vom J. 1858 
nnd vom J. 1870 ist je 1 Fall summarisch erw&hnt. 

Wenn sich diese Beobachtungen leicht dem Ge- 
d&chtniss entziehen konnten, so ist doch, wie S c h e b y- 
Buch mit Recht hervorhebt, auff&llig, dass man 
Lebert’s Angaben fiber diese Krankheit, welche 
er als „essentielle u Anflmie bezeichnet, ganz ver- 
gessen hat. Es ist merkwflrdig, dass auch diese 
Beobachtungen aus der Schweiz (Zurich) stammen. 
Bereits 1853 hat Lebert im Zfiricher Kranken- 
hause 3mal Puerperalchlorose gesehen, im Bericht 
von 1854 liat erwiederum 3 Falle namhaft gemacht. 


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III. Pathologie, Therapie n. medicinische Klinik. 23 


Direr iat in unsern Jahrbb. (XCII. p. 366) kurz ge- 
dacht. Da Lebert’s Casuistik vollstftndig in der 
nenen Auflage seines Handbnchs der ailgemeinen 
Pathologie n. Therapie (Tflbingen 1876) 'mitgetheilt 
ist, branchen wir nicbt n&her daranf einzngehen. 

Scheby-Buch erinnert znm Schluss daran, 
dass die sogen. essentielle oder perniciOse Anftmie 
mehrere Zflge mit der Anftmie im Tropenklima ge- 
mein hat. Da der letztem das Ankylostomvm 
duodenale (Jahrbb. XCVI. p. 86) zu Grunde liegt, 
so ist es von Wichtigkeit , danach zu Buchen. Es 
wftre doch nicht unmbglich , dass sich dieser Parasit 
auch nach Europa verirrt hfttte*). 

In der That hat auch Prof. Heschl in Wien 
(Mitth. d. Ver. d. Aerzte in NiederiJsterr. Nr. 11. 
1876) unter Bezugnahme auf den von Sch. -B. er- 
wfthnten, im Jahresber. d. Wien. Krankenh. f. 1872 
einfach als Anftmie mit tddtl. Ausgange aufgefUhr- 
ten Fall folgende interessante Mittheilung gemacht. 

Unter den Pr&paraten der pathologischen An- 
stalt findet sich in der That der zugehorige Befond 
von zahlreichen Exemplaren des Anchylostomnm 
duodenale. Der Sektionsbericht besagt , dass Pat. 
im Spitale einige Tage an blutigen Diarrhden gelitten 
habe und 4 W. hernach an Hydrops gestorben sei. 
In den Dtlnndftrmen waren, theils frei, theils an den 
K&mmen der Falten sitzend, zahlreiche, 4 — 6'" 
lange, fadenformige, weisse Wllrmer bis zur Cdkal- 
klappe herab vorhanden , und zwar im Jejunum so 
zahlreich, dass die Entfemung der Warmer unter ein- 
ander nur Vj a — 2"' betrug. Auch war, nachdem 
dieser Sektionsbefund sich ergeben , durch Nachfra- 
gen in der Heimath des Verstorbenen ermittelt wor- 
den, dass derselbe 6 Jahre vor seinem Tode als Sol- 
dat 4 Mon. in Oberitalien gedient und oftmals aus 
PfDtzen und unreinen Brunnen getrunken hatte. Er 
war anscheinend gesund nach Hause gekommen und 
hatte dann in Oesterreich als Bergmann gearbeitet. 

In Bezug auf die Therapie fbrdern auch die 
jetzt vorliegenden Beobachtungen wenig. Da&aEisen 
nntzlos ist, wird von Allen bezeugt, die Transfusion 
ist (auch von Quincke) mehrmals gemacht wor- 
den, aber nur in einem zweifelhaften Falle znm 
Nutzen des Patienten. Ob sie g&nz im Beginne des 
Leidens lebensrettend wirkt, ist noch nicht bewiesen. 
Pepper verapricht sich Nutzen vom Leberthran, 
vom Arsen und vom Phosphor. (Geissler.) 

341. Ein Fall von Argyrie ; von Dr. B. 
Riemer. (Arch. d. Heilk. XVH. p. 330. 1876.) 


*) Die Diagnose dieses Thieres lautet nach Birch- 
Hirschfeld (Lehrb. d. patholog. Anatomie p. 218): 

Korper cylindrisch, Kopf nach der Riickenfliiche am- 
gebogen, mit horniger Mundkapsel, am obern Rande zwei 
kla&enfflrmige Haken. Maanchen bis 10 Mmtr. lang, 
1 Mmtr. dick ; schmarotzt im Duodenum und Jejunum, 
bald einzeln, bald in grosser Anzahl. Gehort zu den An- 
neliden, in die Ordnung der Nematoden und zur Famiiie 
der Strongyllden. 


Ref. bespricht in der vorlfegenden 3. Abthei- 
lung ') das Verhalten von Leber, Nebennieren, Milz, 
Pankreas , sowie des Urogenital-, Respirations- und 
Cirkulationsapparates, bei der fragl. Affektion. 

Die Pigmentverhftitnisse der Leber entsprechen 
dure ha us der vom Ref. acceptirten Erklftrungsweise 
der Entstehung des Pigments. Auf 3 Wegen konnte 
danach das Silber in das gen. Organ eindringen, 
1) auf dem Wege der Lymphbahnen vom serOsen 
Ueberauge der Leber aus; 2) durch die Arterien- 
bahnen ; 3) von den Pfortaierwuraeln aus. Dem- 
entsprechend fanden sich dann auch die Portalvenen, 
Arterien und Kapsel mit Silber durchsetzt. Die Ver- 
schiedenheiten, welche diese Gebilde hinsichtlich der 
Argyrie darbieten , die geringere oder grOssere An- 
hftnfnng , die gleichmftssige oder mehr ungleichm&s- 
sige Vertheilung des Pigments sucht Ref. unter Be- 
rtlck8ichtignng der eigenthtimlichen Kreislaufverhftlt- 
nis8e, wie sie diesem Organ eigen sind, auf rein me- 
chanische Weise einigermaassen zu erklftren. Die 
Pigmentlosigkeit der Lebercapillaren, welche From- 
m a n n als auffallende Thatsache hervorgehoben hat, 
ist danach vollkommen erklftrlich. Die Capillar- 
wand an sich, welehe sich ja eigentlich nur als Endo- 
thelhftutchen darstellt, hat eben nirgends im Kflrper 
die Ffthigkeit, die so ttberaus feinen Silberkflrachen 
in sich zurflckznhalten und aufzuspeichern. Die Ca- 
pillaren (viel weniger die kleinsten Arterien und 
Lymphbahnen) sind im Gegentheil der Ort, an denen 
das Kftmchen den Geftssapparat verlassen kann, nm 
sich — vielleicht schon in nftchster Nfthe — im Ge- 
webe selbst fest anznsiedeln. Wie wir aber durch 
den ganzen Kbrper verbreitet Zellmembranen haben, 
welche fllr das Silber dnrchgftngig sind , so giebt es 
anf der andern Seite auch Zellhftute — so im Allge- 
meinen die Epithelschichten — , welche fttr die 
Kbmchen undurchgftngig sind und hierdurch eine 
Ablagerung dichterer Silbermassen bedingen. Aus 
diesen Girknlationsverhftltmssen des Silbers dflrften 
sich , wie Ref. glaubt , manche Schltlsse hinsichthch 
der Verbreitungsweise mancher physiologischen Kflr- 
peretoffe (Eiweiss, Fett etc.) ziehen lassen. Ebenso 
dtlrfte es verstftndlicher werden, wie es kommt, dass 
in gewissen Organen, durch gewisse Organtheile be- 
stimmte Stoffe zur Abscheidung gelangen, andere im 
Gegentheil unter normalen Verhftltnissen zurtlckge- 
halten werden. Unter krankhaften Znst&nden >ge- 
nannter Zellmembranen mtlsste nattlrlich dieae Re- 
tentions- und Sekretionsffthigkeit eine Alteration er- 
fahren. 

DieUrsache der starken Betheiligung der Gallen- 
blase an der Argyrie dtlrfte darin zu suehen sein, 
dass die Schleimhaut der Gallenblase, ebenso wie die 
des Darns , eine Aufnahmestfttte des in die Gallen- 
fhissigkeit vorgedrungenen Silbers abgab. Ref. be- 
grtlndet diese Vermuthnng auf die Beobachtungen, 
welche Virchow liber Fettresorption in derGallen- 

') Wegen der beiden enrten vgl. Jahrbb. CUCVIU. 

p. m. 


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III. Pathologic, Therapie u. medicinisehe Klinik. 


blase and interm ediAren Stoffwechsel der Leber ge- 
macht hat. In der Oalle selbst konnte er das Silber 
nieht nachweisen, weil ihm der Fall nicht frisch bei 
der Sektion zur Untersuchnng vorlag. Es ist daher 
sehr zu wtlnschen, dass in Ahnlichen Fallen bei Leb- 
zeiten des Kr. and am Todten die einzelnen Se- und 
Exkrete auf etwaigen Silbergehalt geprttft werden 
mdgen. 

Die Nebetmieren boten keine wichtigeren , der 
Argyrie znzoschreibenden Verttnderangen dar. Die 
Drtlsenzellen waren frei von Silber, die Kapsel deut- 
Uch feinkdrnig pigmentirt. Daneben fand sich als 
zufAUiger Befdnd der rechten Nebenniere ein etwa 
kleinkirschengrosser Tumor, der als Struma supra- 
renalis oder Adenom anzusprechen sein diirfte. 

Die Milz verhielt sich der Argyrie gegenllber 
vollkommen wie die Lymphdrlisen der gewdhnlichen 
Art, nicht wie diejenigen des Mesenterium, worflber 
bei Besprechimg des Verhaltens des Darmtractus das 
NAhere angegeben werden wird. Es stimmt dieser 
Befund nicht mit Dem tlberein, was H u e t bei Silber - 
ftltterung an Ratten gesehen hat, allein bei diesen 
Thieren besteht ein eigenthUmliclies anatomisches 
Verhalten des Mesenterium, so dass die Milz eine 
Stelle einzunelimen scheint, wie sie beim Menschen 
den Meseuteriallymphdrttsen zukommt. 

Das tlber das Pankreas Gesagte gilt zugleich 
von den Speicheldrusen (iberhaupt. Hervorzuheben 
ist die starke Versilberung der Basalmembraneu der 
Auafhhrungsgknge und das Freibleiben der acindsen 
Drtlsenendtheile. 

Ref. bemerkt hierbei , dass bei den Sckvoeiss- 
und Talgdriiaen umgekehrt die secernirenden Theile 
pigmentirt, die leitenden pigmentfrei sind. Erklftren 
lasst sich dieser Umstand eben nur durch die aner- 
kannte Thatsache, dass gewisse Membranen soldi 
fein vertheilte Elemente passiren Lassen, andere die- 
selben zurllckhalten. Ref. glaubt, dass das Silber 
durch die eigentlichen Speichelzellen liindurch in die 
Speichelfltlssigkeit tlbergehen kann, so dass wir hier 
ein wirkliches Eliminationselement des dem Kdrper 
fremden Stoffes vor uns haben , wihrend das hohe 
Cylinderepithel der AusfilLmingsgange ein untlber- 
steigbares Hinderniss abgiebt. Dieser Befund steht 
(lbrigens mit dem Ergebniss der neueren von Pfl ti- 
ger, Heidenhain, Gianuzzi u. A. Uber die 
Speicheldrtlsen angestellten Untersuchungen in Ein- 
klang. 

Hinsichtlich der Argyrie der Niere, welche schon 
seit langer Zeit das Interesse der pathologischen 
Anatomen in Anspruch genommen hat, erwfthnt Ref. 
zunfichst, dass die Glomeruli insgesammt als dunkel- 
schwarze Punkte dem blosen Auge sichtbar hervor- 
treten. Diese gleichmAssig intensive F&rbung aller 
Glomeruli fand Frommann nicht; Ref. halt es ftlr 
uiflglich , dass vielleicht jene Nieren neben der Agy- 
rie auch anderweitige pathologische VerAnderungen 
erfahren hatten. Die sehr denkbare Neubildung von 
KnAneln sehliesst R. — wenigstens ftlr seinen Fall 
— aus , wiewohl nach einer sorgfkltig vorgenomme- 


nen Zihlung eine grOssere Anzahl (10 — 11 KnAuel 
in 1 Cctmtr. Niere) vorhanden war , als nach 
Schweigger-Seidel in einer normalen Niere 
der Erwachsenen vorkommen sollte. 

Die Silberkdrnchen sind — wie es auch From- 
mann fand — am Glomerulus einer besondem, die 
EndothelachlAuche der Capillaren allseitig tlberklei- 
denden Membran eingelagert. Dass in das Lumen 
des Glomerulus und somit auch in den Harn kein 
Silberkdrnehen gelangen konnte, ergiebt sich aus 
dem vollkommenen Fehlen des Silbers in den Bow- 
man’schen Kapseln. Wkhrend in der Rindensnb- 
stanz der Niere im Uebrigen kein Silber vorhanden 
war, fand Ref. dasselbe wieder in der Marksubstanz, 
und zwar als dichtgedr&ngte feine Kftrnchen in der 
Membrana propria der geraden Hamkan&lchen, 
namentlich aber in den sogen. H e n 1 e ’schen Schleifen 
eingebettet, so wie in geringerer Dichtigkeit durch 
das entwickeltere Bindegeweb^ der Pyramiden zer- 
streut. Interessant ist, dass Frommann, der seine 
Abhandlung zu einer Zeit verfasste, wo die H e n 1 e - 
schen Schleifen noch nicht entdeckt waren, indembe- 
treffenden Bilde engere, unter spitzemWinkel sich zn 
SammelrOhren vereinigende KanAle wiedergiebt, 
welche zweifelsohne als Henle’sche Schleifen zu 
betrachten sind. 

Mit der Argyrie der Niere vergleicht Ref. weiter- 
hin die Infarktbildungen in derselben ihrem anato- 
mischen Verhalten und ihrer Entstehungsweise nach; 
er lasst besonders ftlr den Kalk- , weniger ftlr den 
Hamskureinfarkt gewisse Analogien mit der Argyrie 
gelten. In Bezug auf die noch immer unentschie- 
dene Frage, an welchem Orte der Niere die einzelnen 
IIambe8tandtheile ausgeschieden werden , stellt Ref. 
die Argyrie der Niere den von Ponfick, Hoff- 
mann und Langer bans verftffentlichten Pigment- 
untersuchungen , so wie den jttngst von Heiden- 
hain durch Injektion unterschwefels. Natrons gewon- 
nenen Resultaten znr Seite. Nach eingehender Be- 
sprechung der beideu bisher fllr die Niere angenoin- 
menen Sekretionstheorien stimmt Ref. mit Rtlcksielit 
auf die Argyrie eher der Ansicht Ludwig’s bei, 
nach welcher im Glomerulus ein wasserverdiinnter, 
aber mit alien specifischen Harustoffbestandtheilen 
versehener Harn abgesondert wird. 

Das Verhalten der Qbrigen Theile desHaraappa- 
rats, so wie der Sexnalorgane — Harablase, Urethra, 
Corpora cavernosa penis, Hoden , Vas deferens — 
bietet bei der Argyrie wenig Interessantes dar. 

Wie das Nervensystem , so zeigte auch der Re- 
spiratiomtractus nur einzelne wenige Ablagerungs- 
st&tten. Dass aber tlberhaupt solche vorhanden 
waren — das Perichondrium der Bronchialknorpel 
— ist ein Beweis, dass silberhaltige FlOssigkeit auch 
das Lungengewebe durclistrdmt haben musste. Das 
massenliaft vorhandene Kohlenpigment konnte von 
dem so charakteristischen Silberpigment leicht unter- 
schieden werden. Der Mangel an Silberablagerung 
in der Pleura beruht wabrscheinlich auf ihrer patho- 
logischen Verknderung. 


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III. Pathologic, Therapie n. medicMsche Klinik. 


Das Verhalten (ler Blutge fosse bei der Argyrie 
iat achon bei Betrachtong der einzelnen Organe 
inehrfach berttcksichtigt worden. Ala beaondera be- 
merkcnawerth verdient hier noch die Fftrbung deT 
Innenflache der Aorta hervorgehoben zu werden. 
Hier fand aich eine Auflagerung grdsserer und an- 
regelmflssig gestalteter Silberpigmentmaaaen auf der 
Innenhaut und eine Einlagerung feinater Kftrnchen in 
das Oewebe der Intima. Beaonders dentlich war 
dieBS ansge8prochen zwiscben den Erhflhungen und 
Buckeln, welche durch hochgradige Atheromatoae 
bedingt waren. Die Erklftrung dieaer auffallenden 
Thataache aucht Ret. in dem Einfluaae der Uneben- 
heit der Wandong auf die GeschwindigkeitsverhAlt- 
niaae dea Blutstroms. Die geringe Theilnahme der 
l J ulmonalarterie an der Argyrie liat nach Ref. wohl 
.inch ihren Grund in andersartigen Geachwindigkeita- 
nnd Druckverhflltniasen dea Blutatroms. 

Zorn Schluaa faaat Ref. die Uaupteharaktere 
der Argyrie in folgenden Worten nochmala znsam 
men : „Die Argyrie iat die beinahe einzig da8tehende 
Affektion, bei welcher die Mdglichkeit vorliegt, einen 
dem Organiamus ala Medikament einverleibten Stoff 
auf aeinem Eindringen nnd Weiterachreiten von Ort 
zu Ort zu verfolgen. Die auaaeronientliclie Feinheit 
der Silberkbmchen und ihr in groaaen Zeitr&umen 
erfolgendea allm&ligea Gelangen in den Kdrper , ao- 
wie die vomehmlich auf dem Wege der Blutbahnen 
gegebene Verbreitung derselben erklflrt die flber- 
raachend gleicbmiisaigen , aicli iramer und immer 
wiederholenden Pigmentbilder, die in phyaiologiacher 
und histologiacher Beziehung hocliintereaaant aind.“ 

In einem Anhange giebt Dr. K tl 8 1 e r einen knr- 
zen Bericht fiber den Befund an den Augdpfeln und 
drrtn Adnexen. Anch er fand Silberpigment nur 
in bindegewebigen Theilen, nnd zwar in der Sklera, 
der I)ural8cheide dea Opticus , der Tunica propria 
conjunctivae , dem subcoiyunctivalen Gewebe, der 
Tenon’achen Kapael , in den Sehnen und im inter- 
stitiellen Bindegewebe der Muakeln. Der Silber- 
reichthum entspricht auch hier im Allgemeinen dem 
Gefeasreichthum. Daa Fehlen dea Pigments an 
Opticus , Art. centr. ret. und Retina aelbat atimint 
aehr wohl mit dem Verhalten dea Nervenayatema 
fiberein. Beaonders bemerkenawerth iat daa Ver- 
halten der Subduralscheide dea Opticuaatamma, deren 
iunerate Schicht ala ein achon makroakopiach erkenn- 
barer dunkler Silbersaum sich daratellt. Dieae aaum- 
artige Silberanhfinfnng kommt jedoch nur der orbi- 
talen Auaattllpung der Dura-mater zu, wtthrend die 
intercranielle Dura mehr gleichmMsaig durch ihre 
ganze Dicke von feinaten Kbrnchen durchsetzt iat. 
Eine Erklirtmg dieaer Verachiedenlieit der beiden 
Dnra-Abschnitte Blast sich zur Zeit nicht geben. 

(Riemer.) 

342. Fall von aohwerer Qioht mit Amy- 
loid-Degeneration; von Dr. M. Litten. iVirch. 
Arab. LX VI. 2. p. 122. 1876.) 

Med: Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


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Pat. , ein 41Jihr. Maachinenmeiater, wurde am 11. Oct. 
1876 indieBiermer 'ache Klinik aufgenommen, mit hoch- 
gradiger Erkr&nkung fast sammtlicher Gelenke, Anky- 
losen der Knie und Huftgelenke , der Gelenke an den 
Phalangen, sehr verminderter Beweglichkeit in den Schnl- 
tern und Ellenbogen ; in den Pingersehnen iiessen sich 
circumseripte stecknadelkopfgrosse Knotcben nachweisen. 
Ausserdem betrachtliches Anasarka beider Fusse und 
HShlenhydrops. Die Brustorgane waren , abgesehen von 
einer geringen Infiltration der Lungenspitzen , gesnnd. 
DerUrin zeigte sehr reichlich Eiweiss, aber keine morpho- 
logiscben Bestandtheile und keine Sediraente. Nach der 
Anamnese hatte der Kr. zuerst im Alter von 8 J. einen 
aknten Gelenkrbenmatismus dnrchgemacbt , war jedoch 
von demselben vollstandig genesen nnd 18 J. gesnnd ge- 
wesen. Ein zweiter Anfall von Gelenkrheumatismns, der 
ihn 1860 auf einer Seereise traf , kam nieht wieder zur 
vollstandigen Heilung, die „ rheumatischen “ Schmerzen 
dauerten fort , namentlich heftig in den Fingern , und im 
Winter 1871 bemerkte er zuerst Knoten nnd Verkrttm- 
mungen des rechten Kingtingers. Allmalig zeigten aiob 
ahnliche Veranderungen auch an den andern Gelenken, 
auch die grossen Gelenke wurden sehr schmerzhaft und 
zura Theil ankylotisch , bis dann znletzt noch das hoch- 
gradige Oedem der nntem Extremitaten dazn kam nnd 
Pat. bewog, Aufnahme im Krankenhanse zu snohen. 

Im Hospital verlief die Krankheit sehr rapid. Der 
Hydrops nahm zu, es trat zeitweilig anhaltendes Erbrechen 
auf und der Pat. ging schon 14 T. nach seiner Aufnahme 
unter den Erscheinungen der hochsten Erschopfung zii 
G rnnde. Die Temperator war wiihrend der ganzen Zeit 
unter der Norm. Der Urin war stets blass-hellgclb, ganz 
kiar, ohne Sedimentc, aber sehr reich an Eiweiss. 

Bei der Sektion, die 24 Std. n. d. T. stattfand , cr- 
gaben sich folgende Verh&ltnisse. Unter der Haut der 
Ohrmuscheln nnd in der Umgebung der Gelenke mehrere 
oberfiachlich gclegene kleine , ans einer ttbrosen Kapsel 
u. darin eingeschlossenen weissen Brockeln oder weissem, 
gipsartigem lire! bestehendeTuinoren. Aehnliche kieinere 
Massen in den Streeksehnen der Unterarme nnd in deren 
Scheiden bis zum Elienbogengelenk , ausserdem an ein- 
zelnen Stellcu der Extremitaten als haseluussgrosse, 
weiche fluktuirende Masse in der Muskelsubstanz selbst. 
Die Finger- und Zehengelenke , sowie die der Mittelhand 
verdickt, deform, theils durch Ankylose . theils dnreb 
Subluxation. Sammtliche Gelenke mit einem gipsartigen 
Ueberzug versehen , theils als gleichmassige Auflagerung, 
theils in unregelmassigenKlumpenderEpiphyseansitzend. 
In den grossen Gelenken, besonders anffallig in den Knie- 
geienken , die 8ynovialmembran mit einem weissen, 
salbenahnlichen Brei bedeckt. Afficirt waren in mehr 
oder weniger bedeutendem tirade alle Gelenke, mit Aus- 
nahme der Wirbelsaule. Die Kdhrenknochen des ge- 
sammten Skelets hochgradig atrophisch. In den Brust- 
organen fand sich atisser Hydrothorax nichts Bemerkens- 
werthes. In der 8chleimhaut des weichen Ganmens und 
an der Aussenflache der Kehlkopfknorpel gipsartige Mas- 
sen. In der Milz geringe amyloide Degeneration der Ar- 
terien. In den Nieren n. Nierenkelchen zahlreiche kleine 
bis hanfkorngrosse eingesprengte weisse Massen nnd Amy- 
loiddegeneration der Glomeruli. Im Coecnm drei kleine 
Geschwiire, die ubrigen Organe normal. 

Die gipsartigen Massen erwiesen sich bei der chem. 
nnd mikroskop. Untersuchung als kleine KryBtalldnisen 
ans Kamsaurem Natron. 

Danach lautete die Diagnose auf Gicht mit amy- 
loid entarteter Schrumpfniere und Amyloiddegene- 
ration der Milz. Wihrend die Entartung in diesem 
Organ sich auf einzelne Arterien beachr&nkte , war 
aie in den Nieren viel hochgradiger. Ausserdem 
fanden sich in alien Abachnitten der Nieren hamaaure 
KryataUe, bald, bttachelftrmig die HarnkaniHchen 

4 • - 


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26 


IIL Pathologic, Therapie u. mediciuiscke KLinik. 


unsgabend, bald zu grdsaeru Dnwen vereinigt im 
innera derselben. In den Gelenkkaorpeln fanden 
sich die harnaauren Salze nur im Intercellnlargewebe. 
Die Zelleu wareu etwas verfettet, aber sonst iutakt. 
Auaaerdem enthielteu aucli das Perichondrium, das 
Periost and die Spongios* der Epiphysen zahlreielie 
Kry8tallgruppen. 

Abgesehen von der groesen Iutensitfit der Ver- 
ttaderungen scheint der Fall dee Vf. an* dem Grande 
interessant , weil die Krankheit ein Individmim aus 
unbemitteltem Stande , oline hereditfire Anlage befiel 
uad nur mit einigen AntUllen von Ciiiragra , nicht 
aber mit den typiselien Schmerzparoxysmen dee Po- 
dagra auftrat , obwohl die Verfinderung der grossen 
Zeben selir hocbgradig war. Es stellt der hock- 
gradige Fall also eine „irregulare Form der chroni- 
soben Giobt“ dar, welche nach einem akuten nnd 
spfiter chronisch gewordenen Gelenkrheuinatismus 
auftrat and besonders auffillig ist (lurch die Aebnlich- 
keit der GelenkdeformitKten mit Arthritis deformans. 
Ein Vorhergegangesaein oder ein gleiclaeitiges Vor- 
hahdensein dieser Erkranknng glaubt Vf. nach dem 
anatomischen Befund mit Sicherheit ausachliessen zu 
kdnnen. 

Neben den Gelenka&ktionen legt der Vf. be- 
aondern Werth anf den Befund in den Nieren. Bei 
demFehlen einer Hyperti’ophie des linken Ventrikels, 
dem trotzdem bestehenden bedeutenden Auaaarka 
end Hdblenhydrops und dem bedeutenden Eiweiss- 
gehalt des Harns habe schon die kliniscbe Diagnose 
auf eine complicirende Nierenerkrankung lauten 
milsaen , und zwar , da ftir einfache Schrumpfniere 
die Oedeme und der Eiweisegehalt zu bedeutend er- 
schienen, mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Speck- 
niere. Trotzdem sei ihm die Best&tigung dieser 
klinischen Diagnose durch die Autopsie „unerwartet“ 
gewesen , weil bis jetzt diese Complikation bei der 
Gicht noch nie gesehen Worden sei. Zweifelhaft 
blefbt es ihm freilich, gb hier nicbt eine zufAllige 
Complikation vorljege, eine Folge des neben der 
Gicht bestehenden chronisehen Gelenkrheumatismus, 
welcher ja nicht selten zn Amyloiddegeneration 
ftlhrt , jedoch macht er darauf aufinerksam , (lass die 
in diesem Fall vorliegende Amyloiddegeneration, 
neben derSchrumpfniere u. der HarnsSure-lnfiltration 
sehr lericht zn flbersehen gewesen nnd vielleicht 
deshalb in manchen Fallen von Gicht, wo sie noch 
bestandeu, nicht bemerkt worden sei. Endlich er- 
wkhat er noch, dass Gicht des Kehlkopfs, wie sie in 
diesem Fall beobachtet worden , sehr selten sfch 
flnde, von Virchow nor ein einziges Mai erwfthnt 
werde. (Neelsen.) 

343. Zur Lehre von der Rhachitu. 

Dr. F. Stendener in Halle (Deutecbe Ztsohr. 
f. Chir. IV. 1. p. 90. 1874) berichtet fiber folgendfen 
Fall von schwerer Rhachitia. 

BM eiaera MBdchen , das von Gebnrt an ktein ntad 
sekwftehlibfc war, Moflg an Dana- aad BroachLaikktlirrketa 
gelitten hatte und in Folge dessen In seiner Entwicklung 


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zortickgeblieben war, hatte sich Rhachitia entwickclt- 
Sechs Mon. alt , erlitt das Kind eine Fraktur des linken 
Oberarms, die man lange Zeit mit festen Verbinden be- 
handeltej, obne jedoch eine feste Vereinigung der Braeta- 
enden zu erzielen. Die Khachitis trat immer mehr li error 
und machte die Aufuahme des Kindes in die Diakonissen- 
anstalt noting , woes, 18 Mon. alt, starb. Die Sektinu 
ergab , vora ubrigen Befnnd abgesehen , folgendr beden- 
tende Knochenveranderungen. 

An den rebergangsstclleu der Rippen in die Rippen- 
knorpel waren die fur Rhaebitis eharakteristischen An- 
schwellungen sehr stark entwickelt. Die Rohrenknochen 
der I'nterextreinitaten ersehienen bei ausserer Betracli- 
tung fast ganz normal , dagegen waren die sainrotlichen 
Rfthrenknnchen der obem ErtTemitat ausscrordentlich 
biegsatn. Der rechte Oberarm und die Knochen der 
beiden Vordcranne zeigten eine d' litliche flache Bogen- 
krunimuug , am linken Oberarm bestand ziemlich in der 
Mitte der Diapliyse eine starke winklige Knickung. Ein 
L&ngsschnitt desselhen , der lelcht auszufBhren war , liess 
aosser den gewdbnlichen rhachitischen Verandenragen. 
als Ursache der Knickung eine Infraktion erkennen. 
welche durch eine (besonders zwischen den Schenkeln des 
Winkele mftchtige) Callusmasse geheilt war. Der Callus 
erstreckte Bich in einer Bogenlinie von einer Epiphyse anr 
andem, hatte an der Bruchstelle die Markhohle vollstandig 
obturirt , war von kautsehukartiger Beschaffenheit und 
Hess sich lelcht mit dem Rasirmesser schneiden. In der 
obem Epiphyse war noch keine Spnr einee Knochenkerns 
in fladen. Beim Schneiden der andem Knochen faad d at 
Messer nur in der Gegend der Markhohle einigen Wkier- 
stand. Auf dem Querschnittc der Diaphyse zeigte sich 
die MarkhShle excentriseh gelegen, der Umriss durch eine 
Bt&rkere Knoohennenblldnng an der eoncaven Seite vor- 
andert , so dass die Knoehenleiste sum Ansatz des Lag. 
interosseuin verwischt war. Anch der rechte Oberarm 
zeigte iangs der eoncaven Seite seiner Biegnng ein fihn- 
liches Verhalten. 

Die U ntersucbnng unter dem Mlkroskop ergab an der 
Greuze zwischen Diaphyse nnd Epiphyse die gewShnliehen 
rhaohit. Veranderungen. Auf einem Qnerachnltt durch 
die Mitte der Diapliyse zeigte die KnochenBubstanz einen 
durchaus spongiosen Charakter , ohne Andeutung einer 
compakten Rindenschicht. In der MarkhShle befand sich 
rothes Knochenmark. Die der Markhohle mnachst ge- 
legenen Knochenbalkchen enthielteu nur zumTheii echteu* 
Knochen, an dieses feine KnochenbSlkchen schloss sich 
eine versehieden starke Schicht hoinogenen osteoiden Ge- 
webes. Beide Theile, das kalkfreie (osteoide) nnd das 
kalkhaltige (Knochen) Gewebe gingen ohne scharfe Grease 
in eioander uber. Von aussen nach inneu traten zuent 
Kalkkrumel auf, die immer zahlreicher wurden und sicii 
schlusslich zur Knochengmndsubstanz verdichteten. An 
einigen Stellen war der Uebergang plStzlich. Je wetter 
naeh aussen von der Markhohle . um so sparlieher waren 
die kalkhaltigeu Theile vorhanden , endlich rerschwaoden 
sie ganz und in der ganzen Peripherie des Knochen* 
wareu die Knochenbalkchen nur aus osteoldom Gewebe 
gebtldet, ohne jede Spur von Kalksalzen. Sie waren 
ausserdem sehr schraai and an einigen Stellen radial an 
geordnet. In der Nlhe der MarkhShle waren die Zwi 
sohenniume der Knochenbalkchen mit rothem Mark aus- 
geffiUt, im Jussern nnd mtttlera Drittel des Querschnittes 
setate sioh die osteogene Schicht des Periost in weiteu 
Zwischearanmen zwischen den Knochenbalkchen fort. 

Das Knochenmark bestand ant randan gr&nidtrten 
Markzellen , war rsichlich vascularisirt , hatte aber keine 
Fettzellen . In der innera Flache der MarkhShle und in 
den mit Knochenmark geffillten Raumen zwischen den 
Knochenbalkchen fanden sich als Beleg Ostcoklasten, nnd 
zwar lagen sie den Knochenbalkchen nnr an der der 
MarkhShle zugeweudeten Seite an. 

Die fibrigen Knochen seigtcn da gluu fibsreltttUtv- 
mendes Verhalten. Die CaUus masse am Unken Oberarm 


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III. Pathologie, Therapie n. medtclniHehe Klinik. 27 


retgte das sChdoste osteoide Gewebe nrit spareanen Marie* 
k&natea ohms jede Spar von KalknUen. 

Besonders bemerkenswerth in dem mitgetheilten 
Palle ftndet Vf. den hohen Grad , den die StOrnng 
des Rnochenwachsthums eiTeichte und der be Bonders 
das perioeteale Wachstlinm der Diaphyse betroffen 
hatte. Eine so bedentende Biegsamkeit der Knoeben 
findet sioh nnr noch in hohen Graden von Osteo- 
malacic. Doch handelte es sich nicht mn ein Ver- 
achwinden der Ralksalze , sondern um einen Mangel 
an Ablagernng derselben in der vorgebildeten osteoi- 
den 8ubstanz. Die grdsste Menge echten Knochens 
fand sich constant in der Umgebung der Markhdhle, 
also im filtesten Theile des Rnochens, nach der 
Peripherie zn nahm der echte Knochen immer mehr 
ab und zuletzt fand sioh bios noch osteoides Gewebe. 
In den jtingern Theilen hatte also nnr eine spftrliehe 
Ablagemng von Ralksalzen stattgefunden , in den 
jtlngsten Theilen fehlte sie ganz. Die Resorption 
der Rnochensubstanz , wie sie bei jedem Rnoehen 
stattfindet, fand anch bier, wie die Riesenzellen be- 
weisen, statt. Eine derartige Erklirung des mikro- 
skopischen Befhndes steht natttrliob anf dem Boden 
der von Virchow und H. Mttller ansgebildeten 
Lehre von dem Rnochenwachsthnm dnrch Apposition. 

Pemer ist beachtenswertb die starke Ansbildung 
osteoiden Gewebes an der concaven Seite der ver- 
bogenen Unterarmknochen. Anf einem derartigen, ' 
auf einzelne Stellen beschrftnkten vermehrten Dicken- 
wachsthura scheint die eigenthttmliche Abplattnng 
der Rflhrenknochen , welche nach schweren Fallen 
von Rhachitis znrflckbleibt, zn bernhen. 

Endlich verdient noch hervorgehoben zu werden, 
da8s neben der vorwiegenden Erkrankung der obem 
Extremity ten die periosteale Seite der rhacbitischen 
Sprung flberwiegt, wftbreud sonst doch die Ver- 
anderungen an der Epiphyse die bedeutendern zu sein 
pflegen. 

Nach Dr. Bernard zu Montbrun - les - Bains 
(Gaz. bebd. 2. S.-XIII. 2. 1876) herrscht unter den 
Frauen dieses kleinen, in einem Thale der Danphind 
gelegenen Ortes die Sitte, das Sftugungsgeschaft 
thunlichst lange fortzusetzen , um den Eintritt einer 
oeuen Schwaugerschaft mdglichst lunauszuschieben. 
Stirbt der eigene SAugling, so pflegen sie einen andern 
zu nehraen oder in Ermangelung eines solchen junge 
Hunde an die Bmst zu legen. Da nun B. die Be- 
obachtnng gemacht hatte , dass die mit Franenmilch 
genUhrten Hunde rhaebitiseb wurden, aber rasch ge- 
nasdn, wenn sie wieder mit Hundemilch genllhrt 
warden, so ham er auf den Gedanken, anch bei 
rhaehitischen Rindern Hundemilch als Heilmittel zu 
versneben. 

Er vennohte dieses Vmfahren zuerst bei einem ‘i J. 
and 4 Mon. alten , seit etwa 1 J. an Khachitis leidenden 
Madeben. Der Unterleib war enorm aufgetrieben , die 
Arme and Belne waren stark verkrummt, der Thorax war 
seMUoh abgeplattet, das Sternum vorspringend. Trotz 
alien angewendeten Mitteln verechlimmerte sich der Zu- 
ataad immer mehr, das Kind wies alle Nahrnng zurfick 
aosser der Milch seiner Matter and war so herabgekom- 


men, dass sein Z us Und einer Paralyse glkth. B. rleth 
zur anseohlleaslichen Anwendnng der Hundemilch. Eine 
kraftige, reichiich Milch gebende Hundin wurde zur Amine 
ausersehen und nach einigen Tagen war die Krnahrung in 
gntem Gange. Nach 3 Wochen, als sich schon Besserung 
bei dem Kinde zu zeigen begann , mnaste wegen Piebor 
und Durohfall der Gebraneh der Uundemilch einige Tage 
verringert werden , dann aber konnte die Behandlung 
ohne alle weitere Stoning fortgesetzt werden. Nach 1 */ 2 
Mon. zeigten die Mnskeln mehr Energie , die Apophysen 
erschienen weniger aufgetrieben ; zu Anfang des 3. Mon. 
war der Allgemeinzustand zufriedenstellend , die Krum- 
mung der R&hrenknochen weniger beraerkbar , der Unter- 
leib hatte norrnalen Umfang, das Kind konnte sich gut 
anf den Beinen halten und begann zn laufen. Zu Ende 
des 3. Mon. hatten rich die Fontanellen geschlosaen , der 
Thorax war znr norrnalen Form zuruckgekehrt , nnr daa 
Sternum zeigte noch eine abnorme Wolbung. So schritt 
die Besserung immer welter fort und bald konnte das 
Kind allein nnd ohne alle fremde Hulfe lanfen. DteBeine 
blieben wohl noch leicht gekrnmmt , aber im Cebrlgm 
blieb das Kind vollkommen gesnnd. 

B. hat in spAterer Zeit noch In mehreren F&Uen 
die Hnndemileh gegen Rhachitis angewendet nnd die 
gtlnstige Wirknng derselben ist seitdem fttr ihn zn 
einer nnbestreitbaren Thatsache geworden. Aaoh 
bei der Pit thine hat B. die Hundemilch versucht nnd 
biaher befriedigende Reeultate erlangt. 

Dr. P. Luzun ( Bordeaux medical Nr. 48 — 
Gaz. hebd. 2. 8«r. XII. 45. p. 717. 1875) hat diese 
von Bernard schon im J. 1874 (Gaz. hebd. 2. Mr. 
XI. p. 120) verOffentlichte Erfahrung ebenfalls in 
3 Fallen bestfttigt gefunden. Dieselben betreffen 
Rinder zwisehen 5 und 7 Jabren , die sAmmtlich an 
rhacbitischen Ver&nderungen der WirbelsAule littea. 
L. lAsst tAglich einen halben Becher (demi-bol) noh- 
men und sah sehr bald eine sehr gtlnstige Wirkuag 
anf das Allgemeinbefinden eintreten. Zur Erklirung 
dieses gflnstigen Erfolges erinnert L. daran, dass 
die Hundemilch eine erheblich grtssere Menge an 
Mineralsalzen (1.5°/ 0 der Asche) enth&lt als die 
Menschen-. Ruh- oder Eselinnenmilch. Auch der 
grflssege Gehalt derselben an Butter und Casern ist 
nach seiner Ansicht dabei von Einflnss. 

(H. Mflckel.) 

344. Mittheilungen Qber Rota. 

Der Rotz ist schon vor lingerer Zeit Gegenstand 
einer lfingem Diskuasion in der Acad^mie de M6d. 
zu Paris gewesen, fiber welche Ref. vor 12 J. be- 
riebtet hat (Jahrbb. CXXI. p. 241). 

Die neue Diskussion (Bull, de l’Acad. 2. S4r. V. 
1. p. 18 ; 3. p. 71 ; 4. p. 92. Janv. ; 5. p. 115* 
F6vr. 1876) knttpfte an einen Vortrag von Colin 
an, welcher die beim Rotze vorkommende Leuko- 
cythamie zum Gegenstand liatte. 

Entnimmt man bei rotzkranken Thieren aus 
der Jugularis oder Saphena etwa 50 Grrnm. Bint 
und stellt sie in eine Kiltemischung, so dass ffieh- 
rere Stunden lang eine Temperatur von etwa 0° er- 
halten bleibt, so bemerkt man, dass sich das Bint in 
zwei Theile theilt. Eine weissliche oder vielmehr 
gelbliche Schicht bildet den obern Theil ; sie begbint 
nach einigen Minnten sich rasch zn verdicken, so 


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38 


m. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


daas aie nach 15 Min. schon die Hafte derGesammt- 
masae ausmacht; dann nimmt sie nnr nnmerklieh zu. 
Wahrend dieaer Zeit bleibt die Blutmaase der niedri- 
gen Temperatur wegen fllissig. Nach einigen Stuuden 
fangt die gelbe Schicht an aich zu verandern ; sie 
wird heller, es eracheinen flberall kleine weisaliche 
Flecke ; nach unten , wo die gelbe Schicht aicli von 
der rothen scheidet, bildet sich eine weiase Zone, 
die wie die weisaen Flecke gef&rbt iat und eine 
Dicke von 6 Mmtr. erreicht. Coagulirt nun bei ge- 
wdhnlicher Temperatur daa Bint, ao entatehen drei 
gesonderte Schichten, von denen die obere gelbliche, 
ana dem Plasma bestehend , fibrinds iat , die un- 
terste rothe aua den rothen , apecifiach schweraten, 
die mittlere helle Zone ans den weniger achweren 
weiaaen Blutkorperchen gebildet iat Wird Blut von 
einem gesunden Pferde unter die angegebenen Yerhalt- 
nisse gebracht, so zeigt die weiase Schicht */ 70 — '/ao 
der Dicke der rothen Schicht , wahrend daa Verhalt- 
niaa bei der Leukocythoae auf */, 5 oder ' ,8, bei 
8ehr vorgeachrittener und anagesprochener Erkran- 
kung selbat bis auf ’/„, ja bis auf ’/to steigt. Da 
die weiaaen Blutkorperchen grosser ala die rothen 
aind und aie aucli zwiachen aicli grOssere Zwiachen - 
riUime lasaen , als jene , 8o entspricht die Dicke der 
Schichten jedoch niclit dem nnmerischen Yerhalt- 
nisae der beiden Arten der Blutkorperchen ; man 
erhilt auf die oben beschricbene Weiae nur relative 
Werthe. 

Man kann dieae Methode nur bei den Einhufern 
wegen der Eigenthflmlichkeit der Blutcoagulation in 
Anwendnng ziehen ; uin aie auch auf andere Thiere 
und den Menachen ausdehnen zu kdnnen, mtlsate man 
daa Blut vorlier defibriniren , wie D o n n d , oder ea 
durch Zua&tze fldaaig erhalten , wie A n d r a 1 vor- 
geachlagen hat. 

Bei der mikroakopiachen Unterauchung eracheint 
daa Blut einea rotzkranken Thierea mat weiaaen 
BlutkOrpern ttberladen, die von verschiedenen Dimen- 
aionen aind und von denen die grOssten die weiasen 
Blutkorperchen des Menachen an GrOsse nocli flber- 
treffen. Wahrend die allergroaaten leicht granulirt 
aind und ihr Inhalt unter dem Einfluaae von starker 
Essigsanre sich apaltet, auch die von mittlerer GrOsse 
sich ahnlich verhalten , zeigen die kleinen weiaaen 
Blutkorperchen nur wenig Granulirung und die ganz 
kleinen scheinen die Trtlmmer von KOrperchen , also 
entweder die Besultate von ZerstOrung oder der Be- 
"ginn neuer Formationen zu sein. Gerade dieae ganz 
kleinen KOrperchen sind im Beginne des Rotzea 
auaaerordentlich hftntig. 

Schon aeit langer Zeit iat es bekannt , daaa beim 
Rotze die Lymphgeftlase im Allgemeinen afficirt 
aind. Es fragt sich aber , ob die Lyinphe ihren 
normalen Charakter behalten liat oder alle oder 
wenigstens einzelne Beatandtheile verandert sind. 
Man kann aich bei rotzkranken Pferden leicht davon 
ilberzeugen, daaa die Lymphe vollatUndiger coagulirt 
und ein feateres , weniger durchsichtiges Coagulum 


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giebt , ala die von gesunden Thieren , wie ja auch 
Gavarret’a Analysen erwieaen haben, daas die 
Lymphe rotzkranker Thiere melir Fibrin und mehr 
Albumin enthalt ala die nonnale. Ganz besonders 
achlagend aber ist der Unterschied zwiachen der 
Lymphe, die aua den SinuB, der Nasenhflhle, in der 
Rotzgeachwdre aich befinden, oder von angeschwol- 
leneu Lymphdrttsen oder von Wnrmatr&ngen atammt, 
und der geaunden Lymphe. Die eretere eracheint 
anfangs klar, trtlbt aich raach und wird bald in 
ihrer ganzeu Masse leicht opalisirend ; das sich bil- 
dende Coagulum wird trttbe und weisslich. Unter 
dem Mikroskop zeigt die Lymphe eine enorme Menge 
weisser Blutkflrpercheh von verschiedener Grflase, 
und zwar von auffalleud st&rkerer Menge, wenn beim 
Ausfliessen der Lymphe gleichzeitig ein Druck auf 
die LymphdrUse getlbt worden ist, wodurch dann 
dem Inhalt der Lymphgefisse dasSekret derLymph- 
drtlsen beigemischt ist. R o b i n hat schon auf die 
Verschiedenheit der morphologischen Beatandtheile 
hingewiesen, die in der Lymphe beobachtet wird, 
und hervorgehoben , daas gewisse grOssere Kugeln, 
deren Inhalt durch Essiga&ure sich in 2 oder 3 ein- 
zelne Theile apaltet , aua den Lymphgefhaaen atam- 
raen, wfthrend andere keine Bewegungen zeigen nnd 
derartige coagulirte Maaaen niclit geben, mit Kernen 
versehen sind und aua dem Epithel stammen. Nach 
deutachen Mikroskopikern haben dieae verschiedenen 
Elemente eine gemeinachaftliche Quelle. Colin 
will nun beobachtet haben , class dieae beiden Arteu 
von Kugeln in der Lymphe rotzkranker Pferde in 
verschiedenen Verhaltnisaen je nacli der Verachieden- 
heit der Kranklieitaperioden auftreten und auch ver- 
8chieden aind je nach der Stelle , der die Lymphe 
entnommen iat. Bei Compression der Drflsen in deu 
sp&teru Perioden der Krankheit vennehrt aich die 
Zahl der kemhaltigen , dem Drttsenepithel entatam- 
menden KSrperchen. — Ausser diesen beiden Arten 
von Kllgelchen zeigt die Lymphe bei der Leuco- 
cythaemia mallearis noch Kllgelchen verschiedener 
Art , freie Kerne , Granulationen mit verschiedenen 
Contouren und endlich ganz kleine Kflrperchen , die 
den Trfimmem von Eiter- oder Fettzellen gleichen. 
Alle diese KOrperchen, die im Lymphgefessnetze 
entatehen, gehen in das Bint (lber, und wenn sie 
beim Rotze in reichliclier Menge gebildet werden, so 
unterscheiden aie sich in niclita von denen , die man 
in grosser Zald auch in Fallen von Lymphdrtlseu- 
iinscliwellung aieht. 

Ee giebt also eine Leukocythimie bei der Rotz- 
kranklieit, die ihren Urspnmg hauptsftchlich im 
Lymphaystem hat, u. es erflbrigt nur noch zu unter- 
suchen , ob sie von Beginn der Krankheit an existirt 
und eine Rolle bei der Entwicklung der anatomischen 
Verinderungen spielt. 

Nach C. ’s Untersuchungen tritt die LeukocythiLmie 
gleichzeitig mit den ersten Erscheinungen des Rotzea, 
ja mit den ersten vagen Prodromaleraeheinungen 
auf. Sobald nur eine leichte Anachwellung der Sub- 

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HI. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


maxillardrflsen besteht, zeigt sich schon im Blute 
eine Anhaufung von weissen Blutkflrperchen und er- 
leidet das Blut vielleicht eine chemische Verftnde- 
rung*, in deren Folge das Plasma leichter durcli die 
Wandungen hindurchtritt , so dass man also die zn 
Anfang der Krankheit auftretenden Infiltrationen die- 
serUreache zuschreiben kOnnte. Die Lenkocythamie, 
welche zn Anfang der Rotzkrankheit vorhanden 1st, 
tritt immer dentlichcr hervor , je mehr die Erkran- 
kungen der Gewebe an Ausdehnnng und Intensitat 
zunehmen. Besonders zeigt sie sich deshalb beim 
chronischen Rotze, bei welchem haufig zngleicb noch 
Animie auftritt. Berflcksichtigt man aber, dass 
Blut und Lymphe bei Rotz und Wurm mit weissen 
BlntkOrperchen und mit Epithelien, die aus den 
Lymphdrflsen stammen , fiberladen sind , berflcksich- 
tigt man ferner die Grflsse dieser Elemente und ihre 
Neigung zu verkleben, so ist es leicht verstandlich, 
wie hierdurch der capillare Kreislauf gestflrt werden 
und kleine emboliscbe Processe entstehen kflnnen, 
die mechanisch und durch Irritation wirken. Hier- 
dnrch kann man aich die bei Rotz vorkommenden 
zeretreuten Herde, namentlich in den Lungen , er- 
klflren. 

Bouley hob im Anschlusse an diesen Vortrag 
die Wichtigkeit hervor, durch Kenntniss der Ver- 
mehrung der weissen Blutkflrperchen in zweifelhaften 
Fallen die Diagnose auf Rotz stfltzen zn kdnnen, 
namentlich , wenn sich die Krankheit nur durch An- 
sehwellung einer Drflse kund giebt , ganz besonders 
aber , wenn durch resolvirende Mittel diese Drflsen- 
anschwellung — wie es der Fall sein kann — be- 
seitigt ist. 

Gubler bemerkte, dass Lenkocythamie bei 
einer grossen Zahl von Krankheiten vorkommt; sie 
zeigt sich bei alien schweren Allgemeinerkranknngen 
von langer Dauer und fast flberall , wo ein „kachek- 
tischer" Zustand vorhanden ist; man muss daher 
mit der diagnostischen Wttrdigung dieser Affektion 
vorsichtig sein. Bei Affektionen, die mit reichlicher 
Elterung und der Bildung vielfacher Eiterherde ver- 
bunden sind, lasst sich oft eine betrachtliche Ver- 
mehrung der weissen Blutkflrperchen nacliweisen. 
In andern sehr schweren Krankheiten fehlt die 
Lenkocythamie wahrend einiger Zeit und tritt plfltz- 
lich wieder auf, als eine sehr Able Erscheinung. G. 
schliesst hieraus, dass die in Rede stehende Affektion 
eine sehr gewShniiche ist nnd dass man auf sie des- 
halb eine differentielle Diagnose nieht stfltzen kann. 

Bouley erwiderte hierauf, dass die Lenko- 
cythamie allerdings nicht pathognomonisch fflr Rotz 
sei, dass man jedoch wohl im Stande sei, in zweifel- 
haften Fallen die Diagnose durch den Nachweis der 
Leukocythamie zu stfltzen. 

In einer spatera Sitzung bemerkte Colin hin- 
sichtlich der Vimlenz dee Rotzee, dass nach seinen 
Beobachtungen und Untersuchungen die bisher viel- 
fach verbreitete Ansicht, als hafte die Virulenz nicht 
am Plasma und am Serum , sondern ausschliesalich 

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an den festen Kflrperchen , falsch und den liierauf 
bezflglichen Experimenten eine Beweiskraft nicht zu- 
zusprechen sei. Nimmt man reines Serum ohne 
Zellen, welches man sich einfach dadurch verechafft, 
dass man das Coagnlum des Blutes eines rotzkranken 
Thieres leicht preset oder wartet , bis aus demselben 
ein durchsichtiges Serum ausschwitzt, und macht 
damit eine Impfung an einem gesnnden Thiere, so 
wird dieses inficirt. Nimmt man bei einem rotz- 
kranken Thiere aus einem Lymphgefasse eine gewisse 
QuantitSt Lymphe, so sind in dem entstehenden 
Coagulum die Zellen enthalten. Impft man aber 
einen Tropfen Serum, so bewirkt man trotzdem In- 
fektion. 

Aus seinen weitern Beobachtungen und Unter- 
suchungen leitet C. folgende Schlflsse ab. AUe leu- 
kflmischen Processe haben ihren gemeinschaftlichen 
Ursprung in den Lymphdrflsen und LymphgefaSsen ; 
ihr Wesen besteht in einer vorflbergehenden oder 
linger dauernden Prftponderanz der Bildung der 
weissen Blutkflrperchen gegen die Zerstdrung der- 
selben. Ibre grosse Zahl ruft in der Cirkulation, in 
der Blutbildung und allgemeinen Ernihrung StOrun- 
gen hervor ; bei den virulenten Krankheiten sind sie 
weniger Ursache, als vielmehr Wirkung der Krank- 
heit und haben auch nichts Specifisches. [Wenn Vf., 
um die Massenhaftigkeit der Bildung der Lymphe zu 
beweisen, Versuche anfflhrt, die er durch ErOffhung 
des Ductus thoracicus anstellte , so hat er flbersehen, 
dass derartige Versuche schon vor lingerer Zeit von 
Schmidt angestellt worden sind. Uebrigens stim- 
men die Resultate ziemlich flberein. Ref.] Nach 
den Versuchen des Vf. an Thieren betrigt die Menge 
der innerhalb 24 Std. in die Cirkulation aufgenom- 
menen Lymphe wenigstens den 16. Theil, ja sie 
steigt zuweilen bis auf ein Fflnftel des Kflrpergewichts. 
Ferner behauptet er, dass die Bildung der weissen 
Blutkflrperchen nicht nur in den Ganglien , sondern 
im gesammten Lymphgefisssystem vor sich gelie 
und dass die LymphgefUssnetze von ihrem Ursprunge 
an an der Bildung der Kflgelchen im pathologischen 
wie im normalen Zustande theilnehmen [diese Be- 
hauptung ist bekanntlich schon frflher von H. M fl 1 1 e r 
und KOlliker aufgestellt worden]. Man kann 
sich von der Richtigkeit dieses Satzes leicht an den 
Lymphgefassnetzen im Gesichte rotziger Pferde flber- 
zeugen , vor ihrem Eintritt in die submaxillaren 
Drfisen, und an den noch grdssem LympligefUssen 
am Fusse wnrmkranker Pferde unterhalb der axillaren 
und Kniekehlcndrflsen. 

Die Leukocythkmie in virulenten Krankheiten 
entsteht durch die reizende Einwirkung des Virus auf 
das Lymphsystem ; wir sehen ja auch , dass bei ab- 
sichtlicher oder unabsichtlicher Inoculation eines 
Virus Lymphangitis entsteht, das Lymphsystem -kann 
daher aus derselben Ursache in einen solchen Rei- 
zungszustand versetzt werden, dass eine Hyperplastik 
von weissen Blutkflrperchen entsteht. Durch diese 
Hypergenese der Leukocythen erkl&rt sich das plfltz- 
liche Auftreten , die rascbe Entwicklung der Sym- 

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30 


III. Pathnlngie, Therapic u. medicinische Klinik. 


ptome. In Folge der Inoculation von Milzbrand, Septi- 
k&mie u. s. w. kann man wahrend einer gewisseri Zeit 
beobachten , dass zwischen den rothen und den 
weissen Bhitkorperohen ein gleichmftssigcs Verkftlt- 
niss vorlianden ist, dass dann aber pldtzlicb eine er- 
hebliche Vermebrung der. weissen Blutkflrperclien 
eintritt, so dass man nacb 12 bis 15 bis 18 Std. 
schon eine ganz scliarf charakterisirte Leukocythose 
vor sich hat. Mit der venuehrten Bildung der Leuko- 
cythen braucbt niclit nothweudigerweise eine matc- 
rielle Verftnderung , oder eine selir ausgesprochene 
Volumsvergrflssernng der die Leukocythen bildenden 
Organe zu bestehen. Colin behauptet femer, dass 
kein Beweis dafilr geliefert sei, dass die Leuko- 
cythftmie in gewissen Fallen ausserhalb des Lymph - 
systems dnrcli die Milz , die Darmfollikel und durch 
anderc Organe bedingt werdc , denen man ahnlichc 
Funktionen wie dem LymphsyRteme zugeschrieben 
bat. Die bei den virulenten Krankbeiten vorkom- 
mende Leukocythftmie hat keine besondern charak- 
teristischen Eigenschaften ; die virulenten Stofle sind 
die Ursaclie ilirer Entstehung, ohne jedocli irgend 
welche wesentlicbe Modifikation derselben herbeizu- 
fflhren, sie entspricbt deni anftmischen Zustande 
und besteht in einer Produktion von Leukocythen, 
die nicht im Verhllltniss zur Zerstorung derselben 
steht, oder mit andem Worten das normale Gleich- 
gewicbt zwischen Entstehcn und Vergehen der weis- 
sen BlutkOrperchcn ist gestdrt. Die Stfirungen, 
welche der ausgesprochenen Leukocythftmie zu- 
kommen, sind durch die Hindernisse bedingt, welche 
die weissen Blutkflrperchen in der Cirkulation und 
in der Emfthrang hervoinifen, oder auch durch che- 
mische Modifikationeu in der Zusammensetzung des 
Blntes. Die meisten anatomischen Verftnderungen, 
die auf Lenkocythftmic bczogen werden , sind niclit 
nothwendig durch sie bedingt. Auch die Anschwel- 
lung der Lymphdrilsen braucht nicht eine Folge der- 
selben zu sein , sondem kann lediglich in Folge der 
Reizung des Lymplisystcms entstandeu sein. Die 
Anschwellung der Milz, der Leber, Gef&ssvcrstopfun- 
gen durch Embolien von weissen BlutkSrperehen 
lassen sich dirckt anf die Leukocythftmie beziehen. 

Chauveau entgegnete hierauf, dass nach dem 
Ergebnisse seiner frttheren Experimente die speci- 
fische Eigenschaft, die Virulenz, den Substanzen ad- 
hftrirt, die in den virulenten Fltlssigkeiten suspendirt 
sind , wfthreud die im Serum aufgelflsten Substanzen 
jene Eigenschaft nicht besitzen. Cb. behauptet 
gegen Colin, dass, wenn die FIflssigkeit mehr all- 
mftlig in einem indifferenten Fluidum diluirt wird, 
sich ilire Wirksamkeit zeigt, und zwar nicht, als ob 
sie allgenicin in der Masse verbreitet wftvc und 
alien Molekttlen eigenthamlich sei, sondern als ob 
die "specifiscbe Thfttigkeit die ausssehliessliche Eigen- 
schaft einiger Molekttle sei, die hier und da in der 
FIflssigkeit zerstreut und um so weiter von einander 
entfemt sind, je verdttnnter die FIflssigkeit ist. Wenn 
man die im Serum aufgelflsten Substanzen isolirt aus 
der FIflssigkeit entnimmt , so zeigen sie keine viru- 

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lente Eigenschaft, nimmt man dagegen die im Serum 
suspendirteu festen Kflrperchen aus der FIflssigkeit 
isolirt lieraus , so raft ihre Impfung dieselben Wir- 
kungen , wie die der gesaramten FIflssigkeit hervor. 

Hierauf erwiderte Colin in wenig akademischer 
und erquicklicher Weise, so dass ihm vom Prftsiden- 
ten mit Entziehung des Wortes gcdroht werden 
musste. In seinen Redeu betontc Colin jedesmal, 
dass er andere Ansichteu als die deutsche Schule 
Labe und es schien ibm diess besonderes Vergntlgen 
zu bereiten. Der Ref. in der Gaz. bebd. 2. Sdr. 
T. XIU. Nr. 4. 187fi sagt nicht mit Unrecht: „Il 
voulait surtout etre ddsagr^able anx Allemands, mats 
est-il bien eur d’avoir rdussi ?“ Uebrigens sagt der- 
selbe Ref. von Colin: „0n retrouvera, dans cette 
circonstance , le pbysiologiste , qui au point de vue 
de l’opdration de la trachdotomie a compard autre- 
fois le cou du cheval avec celui de I'enfant." 

An diese wenig fruchtbaren Deduktionen, derea 
Wiedergabe Ref. indessen den Lesera der Jahrbb. 
nicht vorentlialten zu dflrfen glaubte, reihen wir 
einige weitere Mittheilnngen flber Rotz. 

Wir nennen zunftchst die kleine verdienstliche 
Arbeit: „Zur Pathogenese des Rotzes“ vom Ober- 
stabsarzt Dr. Kirchner (Deutsch. mil. -ftrztL 
ZtBchr. IV. 1. p. 1. 1875). 

Der Rotz, welehen die neueren pathologisch- 
auatomiscben Untcrsuchungen als einen eigcntfaftm- 
lichen Neubildungsprocess — hn AUgemeinen der 
Gruppe der Granulome angehorig — kennen geiehrt 
haben, verbreitet sich von den primftren Erkranhungs- 
stellen aus unter reichlicher Vermehrung der weisSen 
Blutkorperchen und consekutiver Erecbttpfung bis 
zum Tode , dessen Eintritt After durch embolische, 
septikftmische und pyftmiscbe Aflcktionen beschleu- 
nigt. wird. Beginnt die Krankheit von der ftussem 
Haut aus , so scheint eine aussere Verletzung voran- 
gelien zn mflssen, wftlirend sic in der Nasenscbleim- 
luiut sich gewohnlich im intakten Gewebe bildot. 
Von einem bestinunten Lokalaffekte aus gelit ein 
Reiz auf die Nachbartlieile aus , die wieder in der- 
selben Weise wirken, bis durch den Lymph- und 
Blutstrom es zu einer Verallgemeinerung des Pro- 
cesses kommt. Man hat als Trftger der Infektion 
bald das Serum, bald morphologische Gebilde, auch 
Pilze, angeseheo, ohne dass sich fttr letztere An 
nab me bisher eine Bestfttigung hat finden lassen. 

Eine Selbstentwieklung des Rotzes wird jetzt 
meistens bestritten, und in Folge dessen beschrftnkt 
sich die Prophylaxe wesentlich auf Abspeming und 
Desinfektion. Wenn es unmAglicb ist, die eminent* 
Contagiositftt des Rotzes zu bestreiten , so giebt es 
doch eine ganze Zahl von Tbatsachen, die sich nicht 
ohne Zwang hieraus erklftren lassen. Wir sehen, 
dass der primftre Sitz der Rotzgeschwllre nicht , wie 
man bei Contagion, die doch nur durch vertetzte Thelle 
der Nasenschleimhaut geschehen kann, vermuthen 
sotlte, in den dem ftussem Eingange zunftchst gelege- 
nen Theilen ist , sondem umgekebrt in den hflhem 

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III. Pathologic, Therapie u. mediciniscke Klinik. 


Partien der Najsenscldeimkaut and besonders auch in 
den Lungen. Ebenso sehen wir , dass der primftre 
Wunn aelten ist, indem er nur den 12. Theil aller 
Rotzftllle ausmacht, and dass die Wurmknoten nicht 
mit Vorliebe an den Stellen aitzen, die am hfiufigsten 
Verletzungen zeigen. Da durch die unverletzte 
Haut gewisa noch achwerer ala durch die intakte 
Nasenschleimhaut das Contagium eindringen kann, 
so aind die meisten Falle von angeblich primftrem 
Hantwurm sekundir , wahrend ala primftr nor die- 
jenigen Falle angeaehen werden kdnnen , in denen 
die Uebertragung dea Giftes auf die verletzte Haut 
siattgefunden hat. Femer sehen wir, dass nicht 
immer die Nachbam des rotzkranken Pferdes er- 
kranken , sondern oft gerade entfernt atehende , di 
bestimmt keine Bertlhrung mit dem kranken Tliiei 
gehabt haben. In Erwagung dieser Thatsachen ha 
man in neuerer Zeit ein flilchtiges Contagium ange- 
nommen , das mit der Athmungsluft in den K5rper 
gelangt und nun entweder eine prirnSre Blutvergif- 
tnng mit sekundlUren Produkten, oder prim&re lokale 
Affektioneu mit naclifolgender Allgemeinvergiftuiig 
but Folge hat. Aus gewissen Fallen l&sst sich auch 
aehlieasen, dass die Contagion nicht immer leicht ge- 
schieht ; ebenso ist die Seltenlieit der Uebertragung 
anf den Menschen bei den vielen Beziehungen , der 
rielfachen Sorglosigkeit a uff allend, da beim Menschen 
noch kein Fall, wo die Uebertragung nicht durch di- 
rekte Contagion entstanden wftre, bekannt ist, n. wean 
man bedenkt , dass eine geringere Empfftnglichkeit 
fftr den Eotz beim Mensclien sich nicht nacbweisen 
llksst. Auffallend ist femer, dass in einem Stalle die 
ftltern Pferde gewbhnlich vom Rotze befallen werden, 
wihrend dock sonst jungeKdrper viel empf&nglicher 
fttr Infektionen sind ; dass die Krankheit in bestimm- 
ten Stilllen auftritt und trotz vielfacher Communika- 
tionen erst viel spftter in andere Stalle tlbergebt, and 
dass endlich die befallenen Stalle meist zu den sani- 
tftr ungilnstigen gehdren. Mit der Assanirung der 
Stalle and Stande hdrt dann gewOhnlich die weitere 
Verbreitong des Rotzes auf. — Endlich aber giebt 
es ganz bestimmt Falle von Rotz , fllr welche eine 
Contagion absolut nicht angenommen und wo nur 
eine autochtlione Entstehung supponirt werden kann. 
Diese letzteren Falle kommen in hygieinisch unglln- 
stigen Stallen vor. Es sind diesa grosse und alte 
Stalle mit schlechten Bodeu- und Grundwasserver- 
h&ltnissen , die lange Zeit und stark belegt und un- 
genllgend ventilirt sind und wo die Beaeitigung, der 
Abfaile nicht gentlgend geregelt ist. Hierdurch ent- 
steht eine Veronreinigung der Luft, welche eine Rei- 
rnng and Hyperplasie auf der Respirationaschleim- 
haqt hervorruft, einen Katarrh, dessen Sitz vorztig- 
lich da ist, wo der Luftstrom weniger krftftig und 
das EpitheL zart ist , also in den obern Partien der 
Nase und ihren Adnexen, sowie in den Lungeu. 
Qierzu tritt dann als zweites Glied der diffuse Rotz, 
durch den schlflsslich Granulationszelleubildung mit 
zerstdrender Tendenz bedingt wird. 

Ana einer Vergleichung des zur Athiqupg des 


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Pferdes erforderlichen Luftquantums (300 C.-Mtr. 
pro Stunde) und dem wirkhch iu Stalien gegebeneu 
ergiebt sich ein argee Missverhaltniss (etwa 30 C.- 
Mtr.) , das sich noch ungllnstiger durch die Behand- 
lung der thierischen Abfaile stellt, da das Pilaster 
oft undicht'ist, das Stroh von der Jauche ganz dutch- 
spttlt ist (namentlich hebt Vf. in dieser Beziehong 
die Nach theil e der sog. „Matratzen8treu“ hervor). 
Endlich wird durch das Putzen der Pferde in den 
Stftllen der Respirationsluft eine Menge verunreini- 
gender organischer Molekflle beigemischt. In so bb- 
gesunden Stftllen muss die Widerstandsffthigkeit der 
Thiere gegen krankmachende Einflllsse aller Art, 
besonders durch specifische Erkrankungen , vermia- 
dert werden. Beobaehtungen, wie durch Assanirung 
von Stftllen Epizootien verschwanden, sind von P e t - 
tenkofer und Rossignol (die Beobacbtung des 
letztem beaieht sich specie 11 anf Rotz) mitgetkeilt 
worden. 

ZurProphylaxe des Rotzes gehdrt also vor A Hem 
eiue gute Assanirung der Stftlle , die gerftumig, gut 
ventilirbar sein mttssen; die Pflasterung muss un- 
durchlftssig sein, durch gute Drainirung und hftufige 
grflndliche Reinigung muss fllr constante und grttnd- 
liche Entfemung der Abfftlle gesorgt werden. Znr 
aUgemeinen Desinfektion mllssten die Stftlle wemg- 
stens einnml im Jahre mit Aetzkalk oder einer andem 
destaficirenden Fltlssigkeit ausgetttncht werden. 

Dr. P o t a i n vom Hospital Necker in Paris ver- 
Mfentlicht (L’Union mdd. 21. 1876) einen etwas 
dunklen Fall, den er als chronischen Rota bezeichnen 
m mil8sen glaubt. 

Ein 17JXhr. Buraehe, der zwar nicht direkt mit der 
Wartnng von Pferden beaaftragt war , jedoch in einem 
Hauae diente, in dem steta 12 Pferde aich befanden, er- 
krankte 4 Mon. vor aeiner Aufnahme an Mattigkeit. Olie- 
derachmerzen und R5thung der Augenlider. Spater waren 
dann rothe Flecke anf der Haut, Anachwelhing der Extre- 
mitaten and dea Geaiasea, Schlingbeschwerden . Kopf- 
achmerzen, heftige Schmerzen in der Lumboaacralgegend 
hinzugekommen. Bei aeiner Aufnahme machten aich be- 
aonders die allgemeine Abgeachlagenheit , die Steifheit in 
den Gliedern und Oedeme bemerkbar; an den Augen- 
lldern n. an derNaeenwnrzel zeigten rich dunkelgerMhete 
Stellen ; alle Bewegungen in den Gelenken , besondera in 
den EUenbogen- u. Kniegelenken, waren erschwert ; docb 
konnte man in keinem Gelenke eine Anacbwellung oder 
Schmerzhaftigkeit auf Druck nachweiaen. Leichte DSar- 
rh5e ; ge ringer Husten ; Laagea geaund. Daa Fieber 
ging Abends bit etwas fiber 38° , die Temperatur word# 
jedoch in den erateu Tagen der Bebandlung normal. Nach 
8 Tageu trat Epiatazis ein , die sich mehrfach wieder- 
hotte , dann ein leichter Schnupfen , mit 8ekretlon einer 
dicken. viacbaen blutgeatreiften Masae ; dasn geaettte sich 
Hasten , Heiserkett , erschwertes Schlingen ; Oedem and 
Erythem des Geaichta blieb bestehen. Die Schwache 
nahm immer mehr zu ; ea war weder Fieber noch Dlar- 
rhfie vorhanden ; die Blntuntersuchang ergab daa VerhSlt- 
niaa der weiaaen zu den rothen Blntkfirperoben 1 : 441 . 
Eret in den 3 letaten Tagen atieg die Temperatur anf 
fiber 40°; es trat Bronchialrasaeln , Uninoglichkeit zu 
acblucken ein und endlich erfolgte der Tod, 6 Mon., nacb- 
dem die eraten Krankbeitaerachehmngen anfgetrsten 
waren. 

Bei der Autoptu seigte aich am Gehirn nor etwas 
Rfitkong an dem aeltliohen T belle dea Unkea Frontal- 


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III. Pathologie, Therapie u. inedicinische Klinik. 


lappens. Trachea and Brouchlen gerflthet [Larynx nicht 
untersacht] , in ihrer ganzen Ausdehnung injicirt , wenlg 
Schlelm, keine Ulceration ; weder Pleuritia, uoch Pleura- 
erguss. In der rechten Lunge Anschoppung der Basis ; 
nur an einigen Stellen unter der Pleura Ekchymoeen; 
Herz gesund ; Leber ziemlich gross, muskatfarben , 1390 
Gram, schwer; Milz vergrOssert, 248 Gram, schwer. Am 
untern Ende dee Dunndarms einige gescbwollene Peyer'- 
sche Drusen. 

In der NasenhShle allgemeine RSthung der Schlelm- 
hant; die linke obere Mnschel mit dickem grfinlichen 
Sehleime bedeekt; im mittlern Nasengange eine sehr 
kleine Ulceration mit ganz seharf geschnittenen Kandern, 
tief bis auf den blosliegenden Knochen gehend. Die 
Muskelmassen des iinken Vorderarms und das Unterhaut- 
und Zwischenmnskelbindegewebe seros inflltrirt ; die 
Maskelflbrillen znm Theil undeutlich gestreift. 

A us der Beobachtang der Symptome und dem Ergeb- 
niss der Autopsie gelangte P. durch Exklusion zur Dia- 
gnose des chronisehen RotzeB, fur den das Nasengeschw&r 
allein nicht charakteristisch genng ist. Vielleicht kann 
man in diesem Falle, in dem keine Ulceration, kelnPunkt 
von dem aus der virulente Stoff eingetreten sein konnte, 
sich zeigte , eine Infektion annehmen. Leider ist die 
Impfung des Nasenschankersekrets auf ein gesundes Pferd 
nicht gemacht worden. (Asch£.) 

(Portsetzung folgt.) 

345. Beitrfige sum Stadium und sur Be- 
handlung der epidemiaehen Grippe; von Dr. 

Ed. Carriere. (L’Union 57. 59. 1875.) 

Die epidemiache Grippe, welche w Ahrend des 
Winters 1874/75 in den meisten Gegenden Europa’s 
herruchte , ist nach Vf. [wie Ubrigena auch nach der 
Ansicht der andern Aerate J keine einfache bronchi - 
tische Erkrankung , sondern eine besondere Krank- 
heit mit remittirendem und intermittirendem Fieber, 
welche in leichten Fallen oft nicht genug gewtlrdigt 
wird und deshalb ihrer Gomplikationen halber oft 
gefahrlich werden kann. 

Die klimatische Beschaffenheit des fraglichen 
Winters bestand darin , dass die Witterung in den 
Gegenden von Europa, wo die Grippe herrschte, 
weniger kalt als feucht war. Der Scknee lag von 
November, im sfldlicben Oesterreich z. B. bis Mitte 
MArz, in dicker Decke und die geringe, aber feuchle 
Kalte war sehr empfindlicb und konnte weder durch 
Sonne noch durch Wind abgeschwAcht werden. 

Die Grippe war mit aussergewShnlich heftigem 
Schnupfen verbundcn , der sebr lieftige Husten war 
convnlsiviscb und nicht so, wie bei der gewdhnlichen 
Grippe; er naherte sich dem Keuchhukten. Das 
fortwAhrende Fieber war ohne Regelmassigkeit , be- 
gann indessen bald mit abendlichen Verschlimme- 
rungen. Die katarrhalischen und bronchitischen Er- 
scheinungen belAstigten sebr die Athmnng , so dass 
die Bangigkeit, nAchtliche Unmhe den bdchsten Grad 
erreichten ; letztere war so gross , dass an Unter- 
halten von Transspiration nicht zn denken war. In 
den meisten Fallen kamen in der Mitte der Krank- 
heit ziemlich starke Blutungen aus der Nase dazu ; 
Vf. mdchte diese Grippe eine hamorrhagische nennen. 
Das wicbtigste Mittel gegen die Grippe war Chinin 
.in tiglichen Dosen von einigen Gran. Dasselbe be- 
seitigte alle lAstigen Symptome, welche sofort wieder 


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erschienen, wenn es weggelassen wurde. Vf. macht 
am Schluss seines Aufsatzes noch auf den remittiren- 
den nnd intermittirenden Charakter der epidemischen 
Grippe, wie auf die heimttlckische Art der Compli- 
kationen, Iresonders mit Pneumonie, aufrnerksam und 
betont die Nothwendigkeit einer genauen Unter - 
suchung der Brustorgane in ernsten Fallen. 

(Knauthe, Meran.) 

346. Daa Heufleber; von Dr. Knauthe, 
Meran, Tirol '). 

1) Verhandlungen der mediclnischen Akademie zn 
Cincbmati vom 8. Septbr. 1873. [The Clinik V. 12. 
p. 138. Septbr. 1873.] 

2) W. C. Roberts, M. D. , Catarrhus aesthrus. 
Heu-, Rosen- oder Pflrsichschnupfen. [The New York 
med. Ga*. Oct. 8. 1870.] 

3) Horace Dobell, Ueber ein nenes Mittel bei 
Heufleber und Nieskrankheit. [Pharmaceutical Journ. 
IS. Aug. 1874. — London med. Record. 19. Aug. 1874. 
— Dobell, On Winter cough etc. London 1876. p. 24G.] 

4) Morrill Wymann, M. D., Herbstkatarrh. 
[The Boston med. and surg. Journ. XCIH. p. 209. 
19. Aug. 1876.] 

Zur Natur der Krankheil. Von alien den liier 
gen. Autoren wird die Nator der Kranklieit in einer 
nervdsen Constitution der Leidenden gefunden, und 
dieselben stimmen deshalb mit den meisten Beobach- 
tern darin flberein. Diese Nervositat disponirt be- 
sonders fflr alle die Einfltlsse , welche als Gelegen- 
heitsursachen zur Erzeugung des Heuiiebers bekannt 
sind. Eine besonders grosse Empfindlichkeit der 
Schneider’scken Membran ist nacb Allen vorkanden. 
Roberts, welcher 40 Jalire sehon selbst am Heu- 
fieber leidet, nimmt eine besondere Idiosynkrasie fllr 
jene Einfltlsse an. Die bessem und die gebildeten 
Klassen der Menschen werden auch von den gen. 
Autoren in Uebereinstimmiing mit der gewdhnlichen 
Annalime als diejenigen bezeichnet, welche das Heu- 
tieber zu befallen pflegt. Das Heufleber ist nacb den 
geu. Autoren also zun&chst ein constitationelles, ner- 
vdses Leiden. 

Ursachen, Auftreten. Blackley machte, wie 
wir in unsere m frttheren Berichte mittheilten, die 
maas8gebendsten Untersuchungen und fllhrt das 
Heufleber auf den Einfluss der Blflthen- , besonders 
der Gras-Pollenzellen zurflck. Roberts bekam nie 
vom Graspollen Heufiebersymptome, sondern nur von 
dem Geruch der Rosen und Pfirsichen. 8elbst die 
kleinen Haare der Schalen der Fnicht , an den Gan- 
men gebracht, erzengten bei ibm die heftigsten Heu- 
fiebersymptome, jedoch nur w Ahrend der Zeit , zn 
welcher bei ihm das Heufleber alljAhrlicb einzutreteu 
pflegte ; 1839 hatte er seinen heftigsten Anfall 
und war zu jener Zeit nie mit Heu irgendwie in Ver- 
bindung gekommen. Ausser jenen Momenten eraeug- 
ten bei ihm zur gewbhnlicben Leidenszeit stets eine 
Zunahme der Symptome : Staub, Zugluft, Tempera - 
turwechsel, Schweiss. Die Zeit, wo er nur von jenen 


') Nachtrag zu dem Berichte fiber Heufleber, vergl. 
Jahrbb. CLXVU. p. 208. 


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33 


III. Pathologie, Therapie n. medioiniache Klinik. 

Eiaftteaen berflhrt wurde, war der August jedes Wymann empfiehlt mnerlich Chinin prophy- 


Jahra; in den flbrigen Sommermonaten brachten 
dieae Einilflsse gar keine besondere Wirkung bei ihm 
hervor. Die Intensitftt der Symptome achwankte je 
nach den achsdlichen Einfldsaen, denen er aich aua- 
aetzte, und die ganze Krankheit nahm tlberhanpt an 
StSrke mit dem Alter ab. Auch die ttbrigen oben 
gen. Beobachter aahen daa Heufieber im August anf- 
treten , so dasa in Ainerika dieaer Monat der Heu- 
fiebermonat zu sein acheint. Nur Dr. Carson 
(Nr. 1) erwfthnt ausser dem August noch den Juni. 
— Wir wollen noch erwihnen , dasa Blackley 
(8. Jahrbb. 1. c.) aQe dieae Veraehiedenheiten in der 
Beobachtung erklftrt hat. 

Symptome, Verlauf. Die Symptome der von 
den gen. Autoren mitgetheilten Falle betrafen beson- 
dera Nase, Augen und Bronchien. Die Affcktion der 
Schleimhaut dieaer Theile war das instigate Symptom ; 
Dyapniie u. Asthma war auch zuweilen dabei. Ro- 
berta entwirft von seinem Zustande ein selir trtlbes 
Bild, welches auf das Qualvolle seines Ileufiebers 
schliessen lksat. Seine Krankheit begaun ateta im 
August mit Frostgcfllhl , welches verschwand und 
wiederkam; seine Naaenspitze war ateta kalt, fllr 
wekhes Symptom er die Prioritdl der Beobachtung 
nachdrucklichet beansprueht. Daa Allgemeinbefin- 
den war immer gestort ; Lichtacheu hatte er nie; 
Staub brannte wie Cognac und Pfeffer in den Augen. 
Regen milderte die Qualen; Windstille , schattige 
Orte waren ebenfalls wohlthuend. Der Anfall dauerte 
immer 5 — 6 Wochen und liess aich nie in seinem 
Verlanfe durcli irgend ein Mittel unterbrechen. 
Stubenaufenthalt und ernste Beachaftigung , welche 
die Geuanken ablenkte, konnten die Leiden ab- 
achwttchen. 

Zur Therapie. Prophylaktisch gegen den Ans- 
bruch wirken: Ortawechael vor Auabiuch dea all- 
jahrlich im August zu erwartenden Leidens. Beaon- 
ders schtttzt der Aufenthalt auf lichen und auf 
Inseln. Wymann filhrt alle Orte Amerika’a auf, 
welche sich zum Aufenthalt eignen; alle Vff. obiger 
Arbeiten bezeichnen die weiasen Berge als paasenden 
Zufluchtsort. Ausaerdem werden kalte Waschungen, 
Kopfbftder, Augenbader (warm u. kalt), Stubenaufent- 
halt, Meiden von Staub, von Zugluft, von Schwitzen, 
von Sonnenstrahlen, Innehalten einer leichten Fleisch- 
diat, Enthalten dea Genussea von geistigen Getr&nken 
einstimmig empfohlen. 

Gegen den Schnupfen und den Naaenkatarrh 
sind die bekannten Mittel anzuwenden. Die nkoht- 
liche Unruhe wird am beaten mit Opium, Morphium, 
Dover’achemPulver, Chloroformriechen beseitigt. Das 
nervdae constitntionelle Leiden ist mit Chinin, Eisen, 
Arsen, Jodkalium, Bromkalium zu bek&mpfen. 

Roberta halt jede lokale Behandlung far un- 
passend , indem rie das Leiden steigere ; er bekam 
einmal nach Anwendung einer adstringirenden LCsnng 
einen Erstickungsanfall. 

Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


laktiach, wie auch wShrend der Krankheit, bei jeder 
Mahlzeit 2 Gran (12 Ctgrmm.). Auch lokal wendet 
er Chininl38ung als Einspritzung und ala Inhalation 
mit Erfolg an. Gegen daa Asthma fand er Brom- 
ammonium und SalpeterrHucherungen ala daa Wirk- 
8amate. Auch bei den Verhandlungen in der medi- 
ciniachen Akademie zu Cincinnati, welche durch daa 
hftufige Anftreten dea Heufiebera im August 1873 
angeregt waren , wurde der Nutzen der innerlichen 
imd ftnaaerlichen Anwendung des Chinin anerkannt. 
Ausaerdem empfiehlt Dr. Gobrecht Zinc, valeria- 
nicum innerlich ; Dr. 0 r r Einspritzungen mit Mor- 
phium und achwefela. Zink in die Naae ; Dr. Kem- 
per Inhalationen mit Jod , Carbolaiure und Chinin. 

Ein ganz vorztiglichea Mittel , wenn daa Nieaen 
beginnt, 1st nach Dobell: Chloralhydrat und Kam- 
pher ana 16 Gran (1.00 Gram.), Carbols&ure 
20 Gran (1.20 Gram.) , Morphium 12 Gran (0.72) 
gel6st in 20 Gran (1.20) Oel, Ricinuadl 7Drachmen 
(26.25 Gram.). Der Pat. soil dieae Miachung in 
einem Flftchchen bei aich ftthrcn und aobald aich ein 
Niesreiz einatellt, mit einem Elfenbeinstftbchen etwas 
von der Fltlasigkeit durch die Nasenldcher an die 
Kitzelstelle bringen, was ao oft geschehen kann, als 
nbthig ist. 

Dem Chinin zieht Dobell besonders bei gleich- 
zeitigen Fiebererecheinnngen die Tincture Eucalypti 
globnli vor. 

347. TJeber eine neue Art von grasgrunem 
Sputum; von Dr. Ottomar Rosenbach, Assi- 
stenzarzt der medicin. Klinik zu Jena. (Berl. klin. 
Wchnachr. XB. 48. 1875. »). 

Ea handelt sich im vorliegenden Falle urn ein 
grouweisaea, achleimig-eitriges Sputum f welches im 
Speiglase im Laufe von 24 Stunden eine schdne, 
grasgrUne Farbe angenommen hat. Der Kr., von 
dem das Sputum expektorirt wurde , Ieidet an aus- 
geaprochenem Asthma bronchiale mit typischen 
orthopnoischen Anfillen, bei welchen weaentlich die 
Exspiration erechwert ist , und an consekutiver be- 
deutender Zunahme dea Volumens der Lungen. 
Wfthrend der Anfhlle zeigt das sparsame, zJLhe Spu- 
tum genau den von Leyden geachilderten Charek- 
ter und enthalt namentlich grosse Mengen der von 
ihm beschriebenen apitzen Krystalle von der ver- 
achiedensten GrCsse. Ea ist von weiaalicher Farbe, 
von starker Schaumschicht bedeckt, mit vielen Luft- 
blasen gemengt, enthalt ziemlich zahlreiche Klflmp- 
chen und Pfrflpfe von grauer Farbe, mit aehr reich- 
lichen Krystallen, welche in der Flttasigkeit in gerin- 
gerer Menge vorkommen. Die Krystalle werden 
mit der Abnahme der In- und Extensit&t der Anf&lle 
immer weniger zahlreich, das Sputum wird mehr 
aer8a, weniger zAhe , zuletzt ziemlich reichlich, 
schleimig-eiterig, lewht zerfliessend. 

') Ffir die Uebersendung dankt verbindlichat W r. 

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34 


III. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 


Em solches Sputum am Ende eines Anfalls (etwa 
5 Essl. einer zerfliessenden ^ weiseen, sclileimigen 
Grundsubstanz mit eingebetteten, weissgelben Eiter- 
ballen ohne llblen Geruch) hatte nacli 24 Std. eine 
vtlllig grttne Farbe angenommen, wclclie fast nur auf 
die Flflssigkeit besclirflnkt war , wflhrend die Eiter- 
ballen einen ganz unbedeutenden grtinen Scbimmer 
zeigten. In dtlnnen Schicbten war die Farbe hell- 
griln , in dicken grasgriln ; auf Zusatz von starker 
Kalilauge (im Anfange war die Reaktion neutral) 
nahm die grllne Farbung deutlicb an Intensitflt zu. 
Schaum war auf dem Sputum nicht melir vorhanden. 
Mikroskopisch fanden sicli in der FKlssigkeit neben 
ungemein zablreichen , sich lebhaft bewegenden Vi- 
brionen leicbt grttn gefflrbte Sporen und grflssere 
Conglomerate von kleinen, stark lichtbrechenden, 
Sporenkaufen sehr flhnlichen Kflmchen. Die Form 
dieser Haufen war meist kreisrund , die Grbsse sehr 
verscliieden, ihre Farbe gelbgrtln imd viel deutlicher, 
als die der Kdmchenhaufen beim eigelben Sputum ; 
in dernflchstenUragebung zeigten sich die grtinlichen 
Sporen reichlicher. Sauren hatten auf die Haufen 
keinen Einfluss, ebensowenig Aether und Alkohol, 
nur Kali causticum schien eine deutlichere Farbung 
zu bewirken, doch nur in geringem Grade. Die 
Schleim- und EiterkOrperchen , sowie die Epithelien 
waren voll von kleinen, grtinen KOrnchen, welche, nach 
der Zeretflrung der Zellen durch Reagentien, in klei- 
nen HAufchen zurtlckblieben. 

Die Entstehung der Farbung scheint jedenfalls 
von den Sporenhaufen , und zwar von der grdssem 
oder geringem Intensitflt derselben, abzuhflngen. An 
die Schaumschicht , wie beim eigelben Sputum , 1st 
die Farbe nicht gebunden, da sie erst nach dem Zer- 
fliessen derselben auftrat , auch nicht an die Eiter- 
ballen , die nur eine gelbe Farbe zeigten ; grasgriln 
gefflrbt war nur die homogene, serOse Flflssigkeit. 

Durch HinzufUgung von einigen Tropfen der 
grtinen Flflssigkeit gelang es, in dem schleimig- 
eiterigen Sputum eines Tuberkultfsen eine leichte 
grllne Fflrbung zu erzielen; die Kbrnchen- oder 
Sporenhaufen waren jedoch in weitgeringererMenge 
vorhanden. Auf Milch, welche schwach alkalisch 
reagirte, entstanden nach Auftropfen des grtinen 
Sputum nach 12 Std. gelbgrttne, fest anhaftende 
Borken in ziemlicher Ausdehnung, die auf Zusatz von 
Kalilauge eine smaragdgrflne Fflrbung annahmen, 
und nach Iflngerer Einwirkung des Reagens mikro- 
skopisch flusserst zahlreiche , ziemlich grosse, stark 
grtln gefflrbte Sporen, theils einzeln , theils zu grtts- 
seren Haufen angeordnet (etwa von der Grflsse der 
Hefezellen) zeigten, welche nach Aufldsung des zwi- 
schen ihnen befindlichen Fettes und Detritus noch 
deutlicher hervortraten. Leptothrixfflden hat R. 
nicht mit Sicherheit nachweisen kflnnen. 

Das Sputum des nflchsten Tages zeigte wiederum 
dieselben Verflnderungen, doch gelangen Zttchtungs- 
versuche nicht ; das Sputum des 3. Tages wurde bald 
fbtid und zeigte keine grllne Farbe mehr. 


Dass es sich im vorliegenden Falle um keinen 
Gallenfarbstoff gehandelt hat, dafflr spricht 1) das 
Fehlen jedes Ikterus, 2) das Auftreten der Fflrbung 
im Speiglase , wflhrend erbrochene , gallig gefflrbte 
Flflssigkeit ja sofort eine grllne Fflrbung hatte er- 
zeugen mflsscn , 3) das Fehlen der Gallenpigment- 
reaktion bei Zusatz von salpetriger Sflure. Gegen 
die Anwesenlieit eines aus Hflmatin entstandenen 
grtinen Farbstoffs spricht 1) das Fehlen von rothen 
Blutkorperchen im Auswurfc und 2) die leicht mdg- 
liche Exklusion der 3 von Traube angegebenen 
Bedingungeu fttr das Zustandekommen der grtinen 
Sputa: durch Lysis endende crotipflse Pneumonie, 
croupose Pneumonie, die in Lungenabscess flbergeht, 
subakut verlaufende, kflsige Pneumonie, in deren Be- 
ginn sich bisweilen grasgrllne Sputa zeigen. 

Eine pathologische Bedeutung scheint das be- 
schriebene Sputiun , wie Vf. selbst hervorhebt, nicht 
zu besitzen, jedoch wegen der Entstehung und der 
mflglichen Verwecliselung des von Traube be- 
schriebenen grasgrflnen Sputum (vergl. Jalirbb. 
CXXIII. p. 278) Beachtimg zu verdienen. 

(Z i n k e i s e n.) 

348. Zur Histologie des Lupus (Willani), 
gleichzeitig ein Beitrag zur Lehre von den regres- 
siven Metamorphoeen ; von Prof. E. Lang in Inns- 
bruck. (Wien. Jahrbb. 1875. p. 237 ; 1876. p. 37.) 

Vf. stellt sich die Revision der Anatomie des 
Lupus zur Aufgabe unter gleichzeitiger Beantwor- 
tung derFrage nach demWesen und demUrsprunge 
der sogenannten Riesenzelle, welche durch 8 c h 11 p - 
pel’s Arbeit „ liber Lymphdrflsen-Tuberkulose 14 zu 
einer „ungeahnten“ Bedeutung gekommen sei. 

Das Lupuszellennetz , fttr welches — wie man 
sich bei der Untersuchung von Randpartien von Lu- 
pus flberzeugen kann — Auswachsungen des proto- 
plasmatischen Rohres der Capillaren, sowie auch der 
Adventitiaelemente der kleinen Gefflsse des Blut- 
und Lymphgefflsssystems den voraehmsten Ausgangs- 
punkt bilden , stellt sich in zwei verschiedenen For- 
men dar : in der infiltrirten und in der herdartigen. 
Erstere ist die seltenere, aber grossere Strecken er- 
greifende, letztere die hflufigere imd die Haut durch 
die Menge der Einzelherde bedrohende Neubildung. 
Wflhrend bei dem infiltrirten Lupus erst nach lflnge- 
rem Bestande die Zellen ihr gleichmflssiges Ansehen 
verlieren, indem sich an vielen Stellen Emflhrungs- 
storungen mit demCharakter derdegenerativen Atro- 
phie — Degenerationsherde — geltend machen, 
bllssen die Zellen des Herdlupus , ihr gleichartiges 
Aussehen schon sehr frtth ein. Es tritt n&mlich, wie 
am schdnsten im Herdlupus zu verfolgen ist, in den 
Lupuszellen — und zwar je ntther der Mitte des 
Herdes, in um so bedeutenderem Maasse — ein Auf- 
quellen und Blasswerden des Zellkdrpers und Zell- 
kemes auf, welches ihnen den Anstrich von epithe- 
lialen Zellen giebt, wenn nicht ihr noch lange Zeit 
hindurch wahmehmbares Zusammenh&ngen mit dem 
Lupusnetze ihren Ursprung verriethe. Es sind diess 


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III. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 


die Zellen, welche Schllppel „Tuberkelzellen u 
nennt and von den Riesenzellen abstammen lftaat. 
Weiterhin treten in dem Lupusherde brfiunlich bis 
biass auaaehende, oft sehr viele Kerne enthaltende 
Gebilde — die vielkemigen Massen — auf, an denen 
jedoch ebenfalls meistentheils der Zuaammenhang mit 
dem Lupuageflechte deutlich hervortritt. In noch 
spStern Stadien nehmen besonders die Mitte des Her- 
des aus Zellfragmenten beatehende Partikelchen ia 
Form einea Detritus ein. Mehrere solche auf ein- 
ander stossende Herde bilden einen makroakopiachen 
Knoten ; Bchlttaslich fliessen diese Herde durch Ver- 
lust ihrer charakteristiachen, aus zu langen Spindeln 
ausgezogenen , concentrisch gelagerten Zellen be- 
stehenden Umrandungen in einander u. gleichen dann 
den Degenerationsherden der infiltrirten Form. Die 
oben genannten Gefksswandelemente wachsen jedoch 
durch parallels Vorachieben zwischen die die Ge- 
webslticken umapinnenden Bindegewebafaaern noch 
zweiten8 zu einem die Beatimmung einea Cirkulations- 
apparates ftthrenden Rohrensyatem aus , welches in- 
dessen immer am Rande , nie im Innem dea Her- 
des zur Beobachtung kommt, wie ttberhaupt im In- 
nem einea Lupuaherdes keine Spur von Gefissen zu 
linden ist. Die Frage liber das Schickaal der oft 
ziemlich starken Gefksse inmitten oder in n&chster 
N&he ernes Lupuaherdes beantwortet Vf. dahin, dass 
dieselben von dem wachaenden Zellennetz erdrflckt 
und atilckweiae aus dem Kreialauf auageachieden 
werden, ilire Elemente aber denselben degenerativen 
Akt der Aufquellung u. a. w. durchmachen, wie die 
Lupuazellen selbat. Aber auch an den in der Nahe 
einea Lupus befindlichen epithelialen Gebilden macht 
aich der Einfluaa der Neubildung geltend. Die Ge- 
fease um die Schweisadrtlaen wachsen zu einem Lu- 
pusnetz aua. Die Schweissdrttsenkn&uel sowohl ala 
die Ausfilhrungsgilnge zeigen Epithelproliferationen, 
die ala neugebildete Anaftthrungsgilnge innerhalb der 
Cutia mit einer kolbigen Anacliwellung enden und 
mei8ten8 im Centrum von einem Lupuaherde erschei- 
nen. Auch sie erleiden den degenerativen Process, 
indem aich ihre Epithelien zu vielkemigen Masson 
umwandeln. Derselbe Vorgang der Neubildung und 
regressiven Metamorphose findet sich bei den Talg- 
drtlsen. Hierbei ergeben noch Schnittd an zu Bkl- 
gen ausgedehnten Talgdrtlsen , dass diese Balge in 
ihrer ttusaern Schichte von einer nahezu durchaus 
zusammenhingenden, vielkemigen , gegen die Peri- 
pherie hin radi&re Zerklttftungen darbietenden Masse 
gebildet werden , wie auch aus den dem Text bei- 
gegebenen Abbiidungen aehr schOn zu sehen iat. 
Die das Stratum Malpighi bildenden Epithelien wer- 
den ebenfalls zur Proliferation angeregt , verdicken 
entweder das Epidermidalsti’atum oder wachsen als 
Anlagen zu AuafUhrung8gilngen den neugebildeten 
SchweissdrttBenknaueln entgegen. 

Bei aammtlichen Proliferationavorgttngen konnte 
Vf. nie wahmehmen, dass eine Zellenart in die an- 
dere Ubergegangen sei. Rttcksichtlich der vielkerni- 
gen Massen hebt er noch ausdrttcklich hervor, dass 


man in denselben hier und da Vacuolen und ander- 
weitige Defekte oder deutlich begrenzte Zellenhkuf- 
chen oder auch Hassal’sche Kttrperchen antrifft. 
Diese letztem treten htlufiger im Herdlupus als im 
infiltrirten, httufiger in den dem Endstadium n&her 
gerflckten Lupusstellen, am meisten in detritushalti- 
gen Lupuacentren oder zusammen mit vielkemigen 
Klumpen auf, und zwar glaubt Vf. aus der Art der 
Lagerung der letztem schliessen zu dUrfen, dass die 
Corpp. amylacea zuerat da waren und dass sich die 
regressiv metamorphosirten Zellen in Form von viel- 
kemigen Massen erst nachtr&glich angelegt haben 
mussten. Vf. betrachtet sodann die Endstadien des 
Lupus und das Schickaal der Regreaaivprodukte an 
einem bereits narbig verfinderten Hautattlck einea 
nahezu geheilten Lupus tuberculosus und kommt zu 
dem Schlusse, dass die zerfallenen Massen des Cen- 
trum, ebensp die vielkemigen Massen, welche letz- 
tem er nur einmal als Ueberbleibael eines Lupus- 
herde8 antraf, zur Resorption gelangen , der (ibrige 
Theil zu Bindegewebe wird, wie auch Kaposi an- 
nimmt. Die geschichteten Kdrper kttnnen jedenfalls, 
wenn sie ttberhaupt aufgesaugt werden , aehr lange 
in den Geweben ohne Nachtheil liegen bleiben. 
Ebenso bieten die im Lupusgewebe eingeachlosse- 
nen Drttsen neben Organisations- Resorptionsvor- 
gllnge. Bei der Frage, ob Lupus als eine Binde- 
gewebsneubildung (A u 8 p i t z) oder als Adenomart 
(R i n d f 1 e i s c h) aufeufassen sei, constatirt Vf., dass 
er in den meisten Fallen keine Drttsenneubildung in 
den Hautstttcken gefunden, und dass, wo eine solche 
da geweaen sei , entschieden die Bindegewebs- und 
Gefisaneubildung immer den Vorrang gehabt habe. 
Zum Schluss faast Vf. das Ergebnisa seiner Unter- 
suchungen in folgenden Worten zusammen. „Die als 
Lupus bekannte Hautkrankheit zeichnet sich als Er- 
n&hrangsatbrungen aus, welche zu einem fortwtth- 
renden Entatehen und Vergehen von Bindegewebe, 
Gefllssen und epithelialen Bildimgen flihren ; je nach 
dem Stadium des Krankheitsproceasea werden bald 
die progreasiven, bald die regressiven Produkte die- 
ser oder jener Gewebsart in die Augen springen ; 
stets wil'd man aber wahmehmen, dass der von den 
Geftssen ausgehenden Zellenproliferation die Haupt- 
rolle znfalle und dass in den letzten Stadien der 
Krankheit nicht allein Resorption der retrograd me- 
tamorphosirten Bildungen, sondem auch Organisation 
von Zellenneubildung zu Bindegewejie eingeleitet 
wird , wodurch die lupdse Haut auch ohne voraus- 
gegangene Verachwftrung ein narbenartiges Aus- 
8ehen gewinnt.“ 

• Vf. unteracheidet 3 Entwicklungsstadien des iM 1 
pus: 1) Lttngenzunahme der Papillen und e#8^jwd 
cbende Verl&ngerung der interpapillaren 1 J Epith# 
einsenkungen ; 2) Ueberschreitung des"Pi^ill8ffttt^ 
pei-s fiber das Niveau der Umgebung plfr) Zerkfifttfig 
der freien Oberflttche dadurch, i flMS ll '<&l , hW<tttrlf#> 
8prosaenen Papillen aich grUprfretf' l hw'd ll 'Vofit'»i«9 
Nachbarschaft seitlich abtrfend6tti’ , *Wahl , ettd , ' ! fe deiJ 
ersten Stadien die voft J 4hltt&’IL/tftfaMfta 'ttfiiafif^g 


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36 


III. Pathologic, Therapie u. medieiniscbe Klinik. 


Papillen eine gentlgende Epitheldecke besitzen, wird 
letztere im 3. Sadium dnrch stftrkere Wachsthums- 
zunahme des Papillarkorpers sehr verdlLnnt und stel- 
lenweise von dem Lupuszellennetz durchbrocben ( Ver- 
schwftrang) — Lupus hypertrophicua papillaris Ka- 
posi. 

Da die hypertrophische Form erst dann allge- 
mein diagnoaticirbar wil'd, so entspricht der klinische 
Begriff des Lupus bypertropbicus nur diesem 3. Sta- 
dium, in dem also an einzelnen Stellen bereits Ulce- 
ration eingetreten ist, an andern die Papillengruppen 
als rothe Granulationswfirzchen durchschimmem durcb 
die Epitheldecke, die zwar dtinn, aber noch resistent 
genug ist, urn — was Kaposi im klinischen Theil 
betont — - beun Reiben mittels Charpie nicbt zu blu- 
ten. Thtlrmt sicb das Epithel an der Spitze von 
Uber die Nacbbarschaft emporgewucherten Papillen 
zu’ einem vielfach geschichteten , verhomten Lager 
auf, so entsteht das klinische Bild von bauthomarti- 
gen Formen , welches Lang bei einem Lupus hy- 
perti'ophicus boider Wangen sab. 

Vf. geht sodann zu dem im Corium und subcuta- 
nen Gewebe sitzenden //croflupus Uber, insbesondere 
zur Wflrdigung der daselbst vorkommenden vielker- 
nigen Massen, deren Ursprung — wie auch beige- 
fflgte Tafeln schbn erlSutem — ein verschiedener 
ist. So sab L. vielkemige Bildungen, welche einem 
verddeten Gefiss, odcr solcbe, welche einer Scbweiss- 
oder einer Talgdrllse entstammt sein mussten , oder 
solcbe, die Haarquerschnitte in sicb schlossen. Bezug 
nehmend auf seine frilhern (soeben mitgetheilten) 
Untersnchungen bespricbt Vf. die Genese dieser viel- 
kemigen Massen ausftlhrlicher u. kommt im Gegensatz 
zu der berrscbenden Meinung zu dem Schlusse, dass 
die bei Weitem grbsste Anzabl derselben eine Phase 
in der regressiven Metamorphose, eine Mittelstufe 
zwischen einer Degeneration und einer nekrobioti- 
schen Atrophie reprksentirt. Gerade so wie die 
Zellen eines Lupusherdes gegen das Centrum hin auf- 
quellen, anebiander rUcken, ihre Contouren verlieren, 
und wie hierdurcb ein Klumpen entsteht, in dem die 
Kerne noch lange kenntlich bleiben und an den such 
im Verlaufe die benachbarten Zellen in gleicher 
Weise anrciben, gerade so bilden sich die vielkerni- 
gen Massen in zweiter Reibe durcb Aufquellung und 
Verschmelzung der Wandelemente und des zelligen 
Inhaltes eines Lymph- oder BlutgefftssstUckes , wel- 
ches in mitten eines wuchernden Lupusherdes von die- 
sem erdrtlckt oder durch zwei gegen einander wach- 
sende Lupusherde aus der Cirkulation ausgeschaltet 
wird. Diese Annahme wird durch die Thatsache 
untersttltzt , dass man in den j lings ten Lupuszellen- 
herden ziemlich hkufig, im Innern eines solchen Hor- 
des me ein Geffiss, wohl aber unendlich h&ufig viel- 
kernige Klumpen zu sehen bekommt. Ferner kfin- 
nen diese vielkernigen Massen durch Degeneration 
der epithelialen Zellen der in einem Lupusherd ein- 
gebetteten Schweiss- und TalgdrUsen, so wie scliltlss- 
lioh dadurch entstehen, dass die die geschichteten 
Kbrper nmgebendea retrograd metamorphosirten Zel- 


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len zu schaligen Maasen zusammenaehmelaen. Das 
femere Wachsthum dieser Massen geschieht durch 
Vereinigung zwei oder mehrerer solcher neben ein- 
ander liegender Klumpen , bei welcher Gelegenheit 
auch zwiBchen ihnen liege nde Objekte mit einge- 
schlossen werden, daher sich auch die zuweilen auf- 
tretende Anordnung der Kerne in sich kreuzenden 
Zttgen, so wie das Vorkommen von besonders sich ab- 
hebenden Kdrpern (Zellenh&ufchen, geschichtete K5r- 
per u. s. w.) innerhalb der vielkernigen Maasen er- 
klftrt 

Vf. tritt durch diese Ansicht, welche also den 
vielkernigen Massen den Charakter der Degenera- 
tion aufdrttckt, besonders der Lehre Schflppel’s 
(„Ueber die Entstehung der Riesenzellen im Tuber - 
kel“, vgl. Arch. d. Heilk. XIII. 1872) entgegen, 
welcher die Riesenzelle als ein mit Lebenseigenschaf- 
ten und Prolifikationsvorgingen begabtes Gebilde 
betrachtet. Auch die Angabe Friedlfinder’s, 
an den im Serum isolirten Riesenzellen dee Tnberkels 
deutliche, allerdings ziemlich trdge Gestaltverftnde- 
rungen , analog den amdboiden Bewegnngen beob- 
achtet zu haben , halt Lang nicht fttr hinreichend, 
das Leben dieser Gebilde — Wachsthum dnrch Er- 
nfthrung u. eventuell Fortpflanznng — ausser Zweifel 
zu setzen. Den Beweis fHr die Identitat der von 
ihm nntersuchten vielkernigen Massen mit jenen von 
Schflppel in der Lymphdrtlse dni'chforschten 
bringt Vf. dadnrch, dass seine Befunde mit den von 
S c h tl p p e 1 und andern Autoren gelieferten tiberein- 
stimmen, dass die in Rede stehenden vielkernigen 
Massen frtlher schon in der Haut nnd anch in der 
lnpdsen Haut angetroffen wnrden , und endlioh dass 
eine von Pantleu onter Schttppel’s Prftsidium 
geschriebene Dissertation „ fiber Tuberkulose der 
Haut“ sich unter Anderem anf die Untersnchung von 
2 Prftparatcn von Lupus stfitzt. 

Schlfisslich theilt Lang noch mit, dass seine 
Prfiparate von Lnpns hypertr. einer Pat. herrflhren, 
bei der 3 Mon. nach ausgeftlhrter Rhinoplastik und 
Scarifikation ein Recidiv ausbrach , welches von den 
Wangen und der Oberlippe her auf die neugebildete 
Nase ttbergegangen wai-; trotzdem halt Vf. die 
Volkmann’sche Scarifikation fllr diejenige Be- 
handlnngsmethode des Lupus, welche mit der Schnel- 
ligkeit des Erfolges auch den Vortheil einer mflg- 
lichst geringen Entstellung verbindet. (0 e h m e.^ 

349. Zur Lehre vom Tripper. 

James H. Hutchinson (Philad. med. and 
surg. Reporter XXXIV. 6. p. 105. Febr. 1876) 
beobachtete einen Fall, in welchem nach Tripper 
Pyamie auftrat. 

Die betr. Kr. zeigte bei der Aufnahme die Er- 
scheinungen eines typhdsen Fiebers. Sie hatte be- 
trftchtliches Fieber , heftigen Kopfschmerz , trockene 
and rissige Zange, vollstfindige Anorexie und Durch- 
fall , geringe Tympanitis mit Empfindlichkeit in der 
rechten Fossa iliaoa nnd Sabsoltus teudinum. Am 


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87 


III. Psthologie, Therapie u. medichtische Klinib. 


Thorax war histeo links Dtapfnng vorhanden tmd 

die Perkussion verarsachte an dieser Stelle Schmerz ; 
bei der Auskultation horte man feuchtes Rasseln auf 
beiden Seiten and auf der linken Seite Reibegerausche. 
Oedem am linken Angenlid stellte sich ein, und die 
Untersuchung des Hams ergab , dass dieser Eiweiss 
und Eiter in grosser Menge enthielt, nnd bei ge- 
nauerer Nachforschung ergab sich , dass die Kr. an 
einem reichliclien Ausfluss von verdaditigem Gharak- 
ter ans der Vagina litt. H. war nun Uberzeugt, dass 
es sich um Typhus nicht bandelte , namentlich weil 
weder Roseolae noch Gehbrsstdnmgen vorhanden 
waren , sondem er nahm Pyftmie geringeren Grades 
an, bedingt durch die Resorption von Produkten der 
gonorrhoischen Absondemng , die einen Susserst un- 
angenehmen Geruch besass; ausserdem waren die 
Nymphen in hohem Grade odematds und an der 
rechten Seite batte es den Anschein , als ob sicluein 
Abscess bilden wollte. Auch die Temperaturcurve 
bewiee, dass es sich um Typhus nicht handeln konnte. 
H. gab grosseGaben von EisenchloridlOsung und, als 
Prostration einzutreten drohte , Stimulantien. Unter 
dieser Behandlung besserten sich die Krankheits- 
erseheinungen, spttter jedoch stellte sich ausgedehnte 
Induration am Halse ein nnd es hatte den Anschein, 
als ob sich an dieser Stelle ein Abscess bilden wollte. 

Was den bei Mannern unter dem Namen des 
Tripperrheumatismus bekannten Krankheitszustand 
betrifft, so halt ihn H. ftlr nichts Anderes als fllr eine 
Form von Py&mie, und es scheint ihm nicht unwahr- 
scheinlich, dass aucb bei Frauen die Gonorrhfle nicht 
seiten der Ausg&ngspunkt von septiseher Vergif- 
tnng sei. 

Nervenaffektionen sind nach JuliusAlthaus 
(Med. Times and Gaz. April 8. 1876) bei verschlepp- 
tem oder unvollstandig geheiltem Tripper oft selir 
hartnackig nnd schwer zu behandeln. A. theilt fol- 
genden Fall mit , in dem die Galvanisation nach ver- 
geblicher Anwendung anderer Mittel endlich zur 
Heilung ftthrte. 

Ein 43jahr. Kaufmann hatte im J. 1870 an Tripper 
gelltten, der, anfangs durch Injektionen nur unvoUstandig 
geheilt , erst nach etwa einem Jahre dnrch Tanninbongies 
beeeitigt wurde. Nach tnehr als »/, J. fuhlte der Kr., der 
sich inzwischen verheirathet hatte, nach dem Coitus 
Schmerz im hintero Theile der Urethra, und nach einem 
Samenverlust in der Nacht bemerkte er , dass dabei Blut 
abgegsngen war. Nach einiger Zeit vermehrte sich der 
Schmerz und verbrettete sich bis in die Lendengegend, 
bauflg in die Leistengegenden , die Huftgelenke und die 
Schenkel ausstrablend. Am heftigsten war der Schmerz 
gew5hnlich Morgens , den Tag fiber liess er nach , hSrte 
aber nicht auf, bei Bewegnngen , besonders beim Fahren, 
wrote er arger. Dazu gescllte sich permanenter Schmerz 
in der Harnrohre mit qualender Keizbarkeit der Blase. 
Nach langercm llarnhaiten trat Retention auf. Eine 
Striktur war nicht vorhanden. Der Kr. war in Folge der 
fortwahrenden , sich immer mehr steigernden Schmerzen 
sehr angegriffen nnd sein Leiden ffihrte ihn zu Selbst- 
mordgedauken. Die Ernahrung Iiatte gelitten , der Harn 
hatte 1027 spec. Gewicht und enthielt llarnstoff und 
Lithate in grossen Mengen , aber keinen Zucker , kein 
Eiweiss und keinen Blasenschleim. Ausserdem litt *der 
Kr. an msserorctentUcher Sehlatfkeit rod Mattigkeit, tort- 


wihrendem Zittern und hinfigen Zuoknngen in den Entro- 
mitaten , schiessenden Schmerzen in den Unterschenkeln, 
Gefuhl von Taubsein und Nadelstichen an den Ffissen. 
Die Muskeln waren schlaff und atrophisch. Der 8chlaf 
war unruhig und viel geetbrt. — Mittels des constanten 
Strom es erregte A. Katelektro tonus des Rfickemnarks, 
ausserdem wurde die Anode am Perinaum angesetzt, 
wahrend mit der Kathode fiber die ganze Lendengegend 
gestrichen wurde. Der Schmerz wurde dadurch nach 
Jeder 8ltzung sofort beschwichtigt. Anfangs mussten die 
Sitzungen tiglich vorgenommen werden , bald waren sie 
aber seltener nothig. Die Besserung machte bei dieser 
Behandlung stetige Fortschritte und nach 7w5chentlicber 
Behandlung schien Pat. genesen. 

Der Schmerz in der Urethra war nach A. ohne 
Zweifel die Folge clironischer Hyperkmie der Schleim- 
haut mit Ablbsung des Epithelialtiberzugs. Die Gal- 
vanisation wirkte als Gegenreiz, und obwobl nur 
schwache StrOme in Anwendung kamen (25 — 35 
Elemente der Bccker-Muirhead’schen Batterie) , wa- 
ren diese doch binreichend, die Hyperilmie der 
Sohleimhaut durch Erweiterung der Hautgefksse in 
der Nachbarschaft zu beseitigen. DieReizbarkeitder 
Blase war wahrscheinlich nur durch die Reizung von 
der Hamrflhre aus bedingt , sie verschwand in glei- 
chem Maasse mit der letztern ohne specielle Behand- 
lung. 

InBezug aufdi e Behandlung erwihnen wir 
znnftchst, dass J. Perrot Prince (Med.Timesand 
Gaz. Oct. 23. p.468. 1875) eine Spritze empfiehlt, 
welche den Flllssigkeitsstrahl nicht vorwftrts, sondem 
von der Endolive ihres Ansatzrohres rilckwKrts treibt. 
Die AnsatzrOhre zu dieser 8pritze sind von versehie- 
dener Dicke , Lange und Gestalt , gerade oder ge- 
krflmmt , doch so eingerichtet , dass sie in die Ham- 
rflhre eingefuhrt werden kflnnen bis hinter die Stelle, 
welche der Sitz der Krankheit ist. Die Oeffnungen 
ftlr die ausstrflmende Fltlssigkeit beftnden sich an 
dem olivenfflrmigen freien Ende des Ansatzrohres 
nieht vorn , sondem seitlich nach hinten zu , wo der 
Knopf auf dem Ansatzrohre befestigt ist. Bel der 
Einfilhrung bestreicht P. das Ansatzrohr mit CarbolOl, 
die ausgespritzte Flflssigkeit, deren Vorwartsdringen 
nach der Blase zu die sich den HamrShrenwandungen 
anliegende Olive hindert , lftsst er einige Minutes in 
der Hamrflhre. Auf diese Weise erreicht man nach 
P. eine vollkommenere Reinigung der Hamrflhre von 
krankhaften Stoffen als bei den Injektionen mit den 
gewflhnlicken Spritzen, man vermeidet dabei aber 
auch eine Reizung der oberhalb der krankhaften Stefle 
gelpgenen Theile der Ilarnrflhre dnrch die Injektions- 
fltlssigkeit, die zuStrikturen ftlhren kann. Strikturen 
werden freilich der Einftlhrung eines solchen Spritzen- 
rohrs bis zu einem gewissen Grade hinderlich sein, 
doch wird es In den meisten Fallen mflglich sein, 
mittels eines feinen Ansatzrohres durch die verengte 
Stelle hindurch zu konunen. 

Dr. C.M. Nirgon (Gaz. desHAp. 113. p. 1140. 
1875) empfiehlt neuerdings das schon seit langerer 
Zeit , unter Andcm auch von BerkeleyHill im 
Jahre 1867 (Jalirbb. CXXXV. p. 163) mit Erfolg 
gegen Tripper angewendete SandelAoizdl , das in 


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38 


III. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik . 


ahnlicher Weise wirkt, wie die balsam ischen Mittel, 
und nach H i 1 l’s Erfahntngen mitunter zur Heilung 
ftlhrte, wenn Cubeben und Copaivbalsam ohne Wir- 
kung blieben. N i r g o n empfielilt zur Einverleibung 
des Mittels die GlutenJcapseln von Mathey-Cay- 
1 u s , die sich rasch im Magen auflosen , den Gemch 
des in ihnen enthaltenen Oels vollkommen verdecken 
und dessen Anwendung auch bei Personen mit 
empfindlichem Magen ermOglichen. 

Dr. Giorgio Lecchini (Riv. clin. 2.8er.IV. 
11. p. 335. 1874) bestatigt die gllnstige Wirkung 
der Injektion von Chloralhy drat bei akutem Tripper, 
welches zuerst von Par on a empfohlen und von 
C i a 1 1 a g 1 i a , sowie von Prof. G a m b e r i n i gleich- 
falls gerlihmt worden ist. L. benutzt eine Ldsung 
von 1 : 100 und lftsst frflh und Abends eine Ein- 
spritzung machen. Er giebt an, dass gerade die 
quftlendsten Symptome, welche bei dem gewdhnlichen 
Verfahren nur allmAlig verschwinden , durch diese 
Injektionen sehr rasch gehoben werden. Nur in ein- 
zelnen Fallen sah sich L. genOthigt , spater nocli 
Einspritznngen mit Zinksulphat machen zu lassen. 
Zum Beweis fttr seine Angaben theilt er folgende 
Falle mit. 

1) Z. F. , 20 J. alt, fruher noch nicht Inficirt , seit 
34 T. tripperkrank , hatte bereits Pulver nnd Pilien ge- 
nommen, als er am 18. Dec. 1873 in das Spital kam. 
Schmerzhafte Erektionen, Brennen beim Harnlassen, 
starker Ausflusa. Die alsbald vorgenoramenen Injektionen 
hatten entschiedene Besserting zur Folge. Der Kr. ver- 
liess bereits am 22. Dec. das Spital und kehrte erst am 
17. Jan. 1874 wieder zuruck, weil die Erscheinungen sich 
von Neuem verschlimmert hatten. Nach den Injektionen 
liessen das Brennen und die schmerzhaften Erektionen 
sehr bald nach und das diinne Sekret entleerte sich nur 
noch in massiger Menge , weshalb Pat. das Hospital ver- 
liess. 

2) S. M. , 18 J. alt, seit 8 T. zum ersten Male an 
einem Tripper leldehd , wogegen noch nlchts versucht 
worden war, kam am 19. Dec. 1873 in das Spital. An- 
haltendes Brennen in der ganzen Harnrohre und reichllche 
Sekrefion. Durch die Injektionen wurden diese Erschei- 
nnngen so rasch gehoben , dass Pat. bereits am 22. Dec. 
das Spital verliess. 

3) A. P. , zum ersten Male an Tripper leidend, hatte 
verschiedene Mittel (Kampher) gebraucht , ohne dass das 
Brennen und die schmerzhaften Erektionen nachliessen, 
und kam deshalb , etwa 40 T. nach Beginn des Trippers, 
in das Spital. Mit Beginn der Injektionen am 6. Dec. 
6tellte sich alsbald in beiderlei Bezlehungen Besserung 
eln , doch Nieb der Abgang , der eine mebr flfisslge Be- 
schaffenheit annahm , noch reichlich. Eine starkere In- 
jektion (1.6%) wurde nicht vertragen und es wurde wie- 
der zur fruhem Verdiinnimg gegrififen, wobei das Brennen 
und die Erektionen ganz schwanden. 

4) A. R., 26 J. alt, der schon frfiher einen Schanker 
nnd einmal den Tripper gehabt hatte , war seit 4 W. wie- 
der tripperkrank u. hatte schleimiges Getrank, Kampher- 
pillen mit Opium ohne Erfolg gegen das Harnbrennen und 
die schmerzhaften Erektionen angewendet. Schon nach 
der 1. Injektion mit Chloralhydrat (2. Mai Abends) konnte 
der Rr. zum ersten Male wieder ohne Erektionen ruhlg 
schlafen. Das Harnbrennen war zwar nur wenig gebessert, 
am 6. Mai waren jedoch alle Erscheinungen gehoben. 

6) A. T., 25 J. alt, hatte schon fruher Schanker und 
einmal einen Tripper gehabt; am 4. Mai 1874 kam er mit 
Kondylomen am Scrotum und einem seit 10 T. bestehen- 
den Tripper in das Spital. Am 7. wurde mit den Injektio- 


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nen angefangen und danach hSrte das frnhere Harn- 
brennen sehr rasch auf, der Ausfluss wurde sparsamer nnd 
dunner, und nach einigen Tagen verliess der Kr. das 
Spital ganz geheilt. L. sah den Kr. am 21. Mai und auch 
sp&ter wieder und erfnhr , dass die HamrOhre immer frei 
geblieben war, obwohl Pat. das Verbot des Trinkens nicht 
beobachtet hatte. 

6) F. G., 31 J. alt, war 1 J. mit weichem Schanker 
behaftet , litt seit 24 T. an Harnbrennen und an schmerz- 
haften Erektionen von einem Tripper, wogegen die bisher 
gebrauchten Mittel nichts genutzt hatten. Am 14. Mai 
begann er mit den Injektionen, nnd danach trat rasch 
Besserung in den genannten Erscheinungen ein. Am 
29. Mai bestand nur noch ein sparsamer, mehr serSser 
Ausfluss , welcher durch Einspritznngen mit Zinc, sulph. 
bis zum 1. Juni beseitigt wurde. 

7) V. G., 16 J. alt, zum 1. Male seit 6 T. tripper- 
krank , kam am 13. Mai mit Harnbrennen und copiSsem 
Ausfluss in das Spital. Am 14. Injektionen; das Harn- 
brennen war bis zum 16. ganz voruber. Die Iujektionen 
wurden fortgesetzt , weil noch ein dunner, wassriger Aus- 
fluss bestand. Am 18. wurde Pat. geheilt entlassen. 

8) F. A. , 38 J. alt, seit etwa 16 T. zum 6. Male an 
Tripper leidend, kam am 26. Mai in das Spital. Vom 26. 
ab Injektionen mit Chloralhydrat (1%), die jedoch auf 
das Harnbrennen und die schmerzhaften Erektionen ohne 
Wirkung blieben. Als aber am 30. Mai eine L5sung von 
1.6% genommen wurde, h5rte das Brennen alsbald auf 
und die Erektionen* waren weniger schmerzhaft. Am 10. 
Juli bestand nur noch massiger Ausfluss , wogegen Ein- 
spritzungen mit Zinc, sulph. gemacht wurden. Am 16. Juli 
vollstandige Heilung. 

9) G. 8. , 17 J. alt, kam am 26. Mai 1874 mit den 
gewdhnlichen Erscheinungen des akuten Trippers in das 
Spital. Am 27. fing er mit Injektionen an, und gleich am 
namlichen Tage waren das Brennen und die schmerzhaften 
Erektionen beseitigt. Der Ausfluss minderte sich rasch 
und am 31. Mai konnte der Kr. das Spital verlassen. 

10) A. D. P., 19 J. alt, etwa seit 4 W. zum 2. Male 
tripperkrank, trat am 27. Mai in das Spital. DerKr., der 
noch keine Arzneimittel gebraucht hatte, klagte uber 
Brennen in der ganzen Lange der HarurShre , zumal beim 
Harnlassen , und der Ausfluss war sehr copi5s. Gleich 
nach der ersten Injektion Auf horen des Brennens ; weiter- 
hin fortschreitende Minderung des Ansflusses. Entlaasung 
am 1. Juni. 

Nach Analogie der Balanitis und mancher Falle 
von weichem Schanker mit Phimosis , bei denen die 
Ursache des dauemden Entztindungszustandes in der 
Bertlhmng der einander gegentlberliegenden Flacben 
zu suchen ist, glaubt Dr. John Chiene (Med. 
Times and Gaz. June 24. p. 686. 1876) in dem- 
selben Dmstande auch eine Ursache desNachtrippers 
vermuthen zu dflrfen. Um die gegenseitige Bertlh- 
rung der HamrOhrenwiLnde zu verhilten , schien ihm 
das von Dr. F. W. Godon (Amer. Jouro. of Syphi- 
lography Oct. 1874) empfohlene Kaolin (Olay -earth) 
geeignet, wenn es nicht, wie G o d o n , der die Wirk- 
samkeit des Mittels den antiseptischen Eigenschaften 
desselben zuschreibt , rath , einige Minuten , sondem 
Stonden lang in der Urethra liegen bleibt. Es wirkt 
dann , wie Chiene hervorhebt , wie ein zwischen- 
geschobenes Leinwandsttlck bei Balanitis. 

C h. wandte das Mittel zuerst in besonders liart- 
nackigen , spater auch in alien Fallen von Tripper 
an, wenn das akute Stadium vorflber war. Das Re- 
sultat war in der Mehrzahl der Falle zufrieden- 
stellend. In einigen Fallen erfolgte die Heilong auf- 


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89 


IV. Gyn&kologie u. P&diatrik. 


ftUlig nach ; nor in einem Falle trat ein Abler Urn- 
stand ein, der Kr. hatte ein unreines Prftparat benutzt, 
das in der Urethra hart wurde und nur mit Mtthe 
wieder entfernt werden konnte. In akuten Fallen 
hat C b. das Kaolin nicht benutzt , anch nie mehr 
davon eingespritzt , als nbtliig war , um das vor dem 
Lig. triangulare liegende Stflck der Urethra zu fttllen. 
In den Fallen, wo der gewtlnschte Erfolg nicht erzielt 
wurde, glaubt er, dass die Ursache desAusflusses im 
hintern Theile der Urethra gelegen war. Es ware 
zwar vielleicht in diesen Fallen mdglich gewesen, 
durch AusMIung der ganzen Urethra bessere Re- 
sultate zu erzielen , C h. hat diess aber nicht zu thun 
gewagt in derBesorgniss, dass etwas von der injicir- 
ten Masse in die Blase gelangen und den Grand zu 
Steinbildung legen kdnne. 


Das Kaolin wird mit Wasser oder mit Wasser 
und Oel gemischt zu einer dicken Paste , die mittels 
einer Glasspritze nach dem Hamlassen Abends und 
Morgens in die Urethra langsam eingespritzt wird ; 
dann wird ein Stuck Leinwand Aber die HarnrOhren- 
mAndung gelegt und durch DarUberziehen des Prt- 
putium festgehalten. Das in die HamrShre einge- 
spritzte Kaolin trocknet bald ; wahrend des Tages 
wird es nur mit Schwierigkeit in der Urethra zurAck- 
gehalten, wahrend der Nacht aber macht diess keine 
Schwierigkeit , wenn der Fall chronisch ist und die 
Einspritzung langsam ausgefUhrt wurde. 

Mit bestem Erfolg hat Ch. das Kaolin auch bei 
Balanitis und bei weichem Schanker mit Phimosis in 
Anwendung gezogen. (G A n t z.) 


IV. GynSkologie und Pfidiatrik. 


350. Ueber Karunkeln der Harnrbhre; 
von Dr. Chs. H. F. Routh. (Obstetr. Journ. II. 
p. 537. 1875.) 

Die fragliche , ziemlich haufig vorkommende 
Affektion ist auf den Meatus urethrae beschrfinkt, wo 
man kleine , von stecknadelkopf- bis haselnussgrosse, 
maulbeerartige Gewachse rund um die Oeffnung he- 
rn erkt. Dieselben sind bald teigig und brAchig, bald 
hart und blnten oft bei der leisesten BerUhrung. Sie 
sind der Sitz von excessiven Schmerzen , die in ein- 
zelnen Fallen eine solche Heftigkeit erreichen , dass 
die Harnentleerung mit Ohnmachtsanwandlungen ver- 
bunden ist und das ganze Aussehen der Kr. auf ein 
schweres organisches Leiden hindeutet. Zuweilen 
sind die Harnrflhrenkarunkeln die palpable Ursache 
filr den Vaginismus , durch welchen jede geschlecht- 
liche Vereinigung unmdglich wird , bald wieder sind 
sie so wenig empfindlicb, dass ihre Anwesenheit erst 
zuf&llig wahrgenommen wird. Die kleinen Tumoren 
selbst sind Ubrigens in alien Fallen unempfindlich, 
da sie der Nerven vAllig ermangeln , empfindlich ist 
nur die Schleimhaut, welcher sie aufsitzen. Die 
Diagnose ist leicht, nur in einzelnen Fallen entgehen 
sie der ersten Beobachtung und werden erst bei 
nochmaliger sorgfaitigerer Untersuchung entdeckt. 

I. E. 8., 33 J. alt, von gntem Allgemeinbeflnden, 
16 J. verheirathet , Mutter von 7 Kindern; Katamenien, 
im 14. J. zuerst eingetreten, regelmassig, von 4 T. Dauer 
mit 4w6chentl. Pausen. Pat. gab an, seit 3 W. an ausserst 
heftiger Dysurie zu leiden; Bie war nnfahig, einige Minuten 
aufrecht zu steben , ohne ausserst heftiges Schnciden in 
der HamrShre zu empflnden. R., nach mehrfacher ander- 
weiter erfolgloser Behandlung zu Rathe gezogen, fand 
innerhalb des Oriflcium urethrae einen kleinen , bei der 
Berflhrung sehr emptindlichen , leicht blntenden Gefass- 
tnmor. Nach Dilatation der Urethra wurde der Tumor 
ecr&sirt und die Wundstelle mit HSUensein touchirt. Die 
Schmerzen verschwanden am nachsteuTage und die Frau 
ist seit dieser Zeit geheilt geblieben. 

II. J. S., 60 .1. alt, in kummerlichen Verhaltniasen 
lebend, Beit 13 J. nnfahig, Etwaa zu thun, war 14 J. ver- 
heirathet gewesen, hatte 6 Kinder geboren nnd einen 
Abortus fibers tanden, litt an leichtem Uebirmnttervorfall. 
Die Menstruation, im 10. J. zuerst eingetreten, war stets 


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regelmassig gewesen ; es bestand leichter Vorfall der Ge- 
barrantter. Vor 12 J. bemerkte sie zuerst Hitze und 
Brennen im Oriflcium urethrae ; nach aclittagiger Dauer, 
wahrend welcher Pat. ausserordentlich viel litt,- ver- 
schwand das Leiden plotzlich ohne jegliche Behandlung. 
Seit 4W. waren die fruhern Symptome wieder aufgetreten, 
unter Schwellung der auBsern Genitalien. Nach Dilatation 
der HamrShre wurde ein gefassreicher Tumor von der 
Grosse einer Marmel sichtbar , welcher mit der Scheere 
ezcidirt wurde. Die Urinbesch werden verschwanden 
nicht nnd die Verabreichung einer Mixtur mit Belladonna 
brachte uur unwesentliche Erleichtemng. Ala nach 3 „T. 
die Urethra wieder dilatirt worden war, wurde am andern 
Ende derselben noch ein zweiter Gefasstumor entdeckt, 
nach dessen Exstirpation die genannten Erscheinungen 
sammtlich verschwanden. 

III. A. H., 6 J. kinderlos verheirathet, litt seit 3 J. 
an weissem Fluss und Pruritus pudendorum. Sie hatte 
anch namentlich zur Zeit der Menses Kreuzschmerzen, 
bestandiges Brennen beim Urinlassen , zuweilen anch In- 
continentia urinae. Die Menses hatten im 16. J. an- 
gefangen , dauerten 7 T. nnd kehrten alle 6 W. wieder. 
Bei der Anfnahme der Kr. in das Hospital fand man die 
aussern Schamtheile gerothet und schmerzhaft, die an- 
iiegende aussere Haut gerStbet und excoriirt. Nach Er- 
weiterung der Urethra unter Chloroformnarkose kam ein 
kleiner Gefasstumor in und nra den Meatus urinarius zum 
Vorschein, welcher herausgeschnitten wurde. Vier Tage 
darauf verliess die Kr. erheblich gebessert das Hospital. 
Einen Monat spater wurde sie mit den fruhern Syraptomen 
wieder aufgenommen, nur waren die Bruste noch sehr 
schmerzhaft und die Leukorrhoe starker. Bei einer er- 
neuerten Dilatation der Urethra wurde am Blasenr&nde 
der Urethra ein erbsengroeser Gefasstumor entdeckt, nach 
dessen Entfemnng die Symptome dauerad verschwanden. 

IV. U. H., 63 J. alt, litt seit einiger Zeit an Schmer- 
zen in der HamrShre , die bei der geringsten Beruhrung 
derselben ausserst heftig wurden. Die Einffilirung des 
Fingers in die Vagina war unertraglich, und nur unter 
Chloroformnarkose gelang es , einen ganz feinen Katheter 
in die Blase einznfuhren. Die Urethra wurde an belden 
Seiten durch ein Hysterotom '/»“ tief gespalten und die 
Oeffnung dnrch Laminariastiftc, welche 2 — 3 Std. liegen 
blieben, erbalten. NachdemdieseErweitemng einige Tage 
hinter einander ausgefuhrt worden war , konnte die Kr. 
ohne Schmerzen entlaBsen werden. Als sie 9 Mon. spater 
mit heftigen Schmerzen an der Urethra znruckkehrte, war 
die untere Flache der Harnrohre stark geschwollen nnd 
bei der Berfihrang sehr schmerzhaft. Am Eingange der 

,Urethra fand sich ein 2'" dickes , hartes, fungosee Ge- 
wachs von der Grosse eines Schillings , welches fast das 


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40 


IV. Gynftkologie n. Pftdiatrik. 


Ajtaaeken einer blamenkohlartigen Excreacenz darbot. 
W&kxend die Urethra olrne Schmerx katheterisirt werden 
konnte , erregte ein Druck gegen die Geschwulst die hef- 
tigsten Schmerzen. Aug Fnrcht vor einer Hftmorrhagie 
bei der Excision fulirte R. zwei Ligatnren durch die Ge- 
sebwulet hindurch und liegs dann Jodtinktur, spater Liqu. 
ferri perchl. aufpinselu. Die Schmerzen waren nach Ver- 
heilung derWunde voligtandig vereeltwiinden, so dass Fat. 
geheilt entlasseti werden konnte. 

V. .). T., 31 J. alt, 6 J. verhelrathet, Mutter von 
2 Kinderu , litt seit der Geburt dee 2. Kindes an einem 
gelblicben Vaginalausiiueg init beftigen .Sehmerzeu beim 
Uriniassen uud einem Gefubl von Drangcn. Zuweilen 
bemerkte sie auch , dase ein Tumor von Wallnugggrdsee 
ansserhalb der Vagina siebtbar wurde , der nach 14 T. 
aber ron aelbet wieder zurncktrat. Die Untersuchnng 
ergab grosse Empflndlicbkeit der Harnrohrc bei der Be- 
rfihrnng, starke Congestion und bedeutende Anschwellung 
der Umgebungen. Innerhalb der aussern Ilarnrohren- 
mundnng war eine kleine Karnnkel sichtbar , welche an- 
acheinend kaum die heftigen Erscheinungen bewirken 
konnte. Da jedoch ein Blasenstein nicht vorhanden war, 
wurde die Karunkcl vermittelst einer Drahtseblinge ab- 
getragen, woranf die Syinptome von Seitcn der Harnrohrc 
ginzHch schwandeu. 

VI. 8., eine kraftige bOJfihr. Fran, die gut lebte, 
klagte uber intensiven Schmerz in der Urethra. Das Urin- 
iassen war schmerzhaft, das Gehen sehr unbequem, rings 
nm die Schamtheile war ein brenuender Schmerz vor- 
handen. Innerhalb der Urethra, etwas hervorragend, 
fanden eich eine Anzahl mehr oder weniger schwamm- 
artiger, •/« — 1" langer , bei der Beriihrung sehr schmerz- 
hafter Geschwiilste, deren Excision von der Kr. nicht ge- 
stattet wurde. Dieselben waren Jedoch , als Pat. einige 
Mon. spater von Nenem zur Untersnchung kam, sammt- 
Hch verschwnnden, ohne dass eine Rehandlung stattgefun- 
den hatte. 

VII. Frau R., 39 J. alt, suchte wegen heftiger 
Dysnrie HiUfe; der Schmerz beira Uriniassen war so 
stark, dass die Kr. aus Fnrcht den Urin sehr lange anzu- 
halten versnehte. Das Leiden hatte in den letzten Wochen 
an Intensitat zugenommen. Die fniher thatige magere 
Fran war corpulent geworden , da sie sehr hiiuttg das Be- 
diirfniss zum Essen fQhlte und viel und gut ass. In der 
Urethra fand sich eine grosse Excrescenz , * naeh deren 
Incision eine lebhafte Blutnng eintrat. Nach einigen 
Tagen waren jedoch die lastigen Symptome sammtlich 
verschwunden nnd die Frau wurde rait dem Rathe , eine 
BAnting-Kur zn brauchen, geheilt entlassen. 

In iltiologischer Hinsicht kann Vf. der Annahme, 
dasa sexuelle Reize zur Entstehung der Karunkeln 
Veranlasaung geben, nicht beistimmen, da er sie 
seltener bei Prostituirten als bei verheiratheten Frauen 
im mittlern Lebensalter fand. Andererseits fand er 
sie bei den reinlichsten , enthaltsamsten und voreich- 
tigaten Frauen , so dass auch unreinlichea Verbal ten 
keineswegs als Ursache gelten kann. Vf. glanbt, 
dass Karunkeln im Allgemeinen durch aaure und 
irrltirende Eigenschaften des Urins entstehen, be- 
sonders bei rheom&tiscber Diatheae ; indem Urin- 
trdpfchen am iiuasern Meatus aufgehalten werden, 
ftihren sie zur Entwicklung der in Rede stehenden 
Qeschwtllste. In andern Fallen scheinen sie einer 
sitzenden Lebensweise und Excessen in den Mahl- 
zeken ihre Entstehung zu verdanken , so sclieint im 
Falle VI. die grtissere Regelmftssigkeit im Essen eine 
nattlrliche Heilnng herbeigeffthrt zu haben , wtthrend 
im Fall IV. die den Inciaionen folgende Reizung erst 
zur Entstehung der Karunkeln Veranlasaung gegeben 
hat. (Lasch.) 


361. Chronisohe Vulvitis mit multipoln 
Uloerationen (Esthiomfene de la vnlve) ; von DDr . 
Nacy u. Fiquet. (Arch. gdn. 6. Sdr. XXVII. 
p. 604. Mai 1876. 

Vff. beschreiben sehr ausfflhrlieh 2 von jenen 
Fallen, in welchen die ftussem Genitalorgane der 
Franen der Sitz kolossaler Schwellungen nnd Ver 
dicknngen des cutanen und subcutajien Zellstoffs ge- 
worden sind. Mons veneris und grosse Labien sind 
in unfiirmliche Gewebspartien verwandelt, daneben 
finden sicli mehrere Ulcerationen, ROtlning und Eut- 
zUndungder ganzen Vulvoanalgegend ; dieexcoriirten 
Stellen secerniren etwas serbsen Eiter. Ausdrtlck- 
lich Betzen Vf. dazu, dass sich keine Spur von alter 
oder fri8cher Syphilis, nicht einmal von Drflsen- 
schwellungen gezeigt hatte. Trotzdem bestand die 
Verordnung in Jod-Jodkalium , sowolil ausserlich als 
innerlich, femer in dein innem Gebranche von Leber- 
thran, mehrmals tagliehen Badern undUeberschlageu 
mit Nnssblatterabkochung. [Ref. hat in ahnlichen 
Fallen Aetzung mit dem Hbllensteinstifte mit grosser 
Erleichtening ftir die Pat. ausgeltllirt , obschon der 
moment&ne Schmerz erheblich war. J Von den bei- 
den Kr. der Vff. war die eine schwanger; sie wurde 
geheilt, gebar aber im 7. Mon. ein todtfaules Kind. 
Daa Wochenbett verlief ohne Stoning ; in Folge einer 
stai'keu Leukorrhoe recidivirte jedoch der Zustand. 

Vff. inaehen auf den Einfluss des Jod, auf 
die Entwicklung des FiJtus aufmerksam, welcben 
Cazeaux und Barallier bereits hervorgehobeu 
haben. Ob das Jod nicht eben so gut, wie es 
das Gewicht des Kiudes herabsetzt, auch den Tod 
desselben bedingen kbnnte, lassenVf. unentschieden. 
Am meisten schien ihnen der Leberthrangebrauch zu 
ntitzen. (Kormann.) 

352. Die Struktur der Oeb&rmutter*Sohleim- 
haut und deren periodische Wee fuel; von John 
Williams. (Obstetr. Journ. II. p. 681. 1874 — 
1875.) 

Dievielfach schwankenden Darstellungen von den 
Veranderungen, welchen die Gebarmutter-Schleiin- 
haut in den verschiedenen Menstrua tionsstadien unter- 
liegt, gaben Veranlassung, dass Vf. die betreffenden 
Verh&ltnisse einer eingehenden Prtifung unterwarf, 
wozu sich ihm durch die Untersnchung der Gebftr- 
mutter von 12 Frauen, welche in verschiedenen 
Menstruationszeiti'kumen oder intermenstrualeu Pe- 
rioden starben, Gelegenheit bot In alien Fallen, 
bis auf zwei, konnte die Menstruationszeit genau 
festgestellt werden, in den zweien aber war in der 
Beschaffenheit der Organe selbst die MOglichkeit ge- 
geben, sie am passenden Orte in der gesammten 
Folge einzureihen. 

Als Ansgangspunkt ftir seine Untersnchungen 
nimmt Vf. die Verhaltnisse , welche die Gebarmutter 
am Ende der Menstruation darbietet, denn einmal 
kann dieser Zeitpunkt leicht bestimmt werden , und 
dann bietet die Beschaffenheit des Uterus zn dieser 
Zeit einen ganz bestimmten Charakter dar. 


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IV. Gyn&kologie n. PHdiatrik. 


41 


I. Der erete Uterus gehflrte einer 85Jihr. Frau an. 
die Kinder gehabt hatte u. am 8. Tage im Hospital einem 
typhoiden Fieber erlag. 8ie war 4 Tage vor ihrem Tode 
menstruirt und die Peri ode hatte noch nicht ganz aufge- 
hort, als sie starb. Der Uterus war einige Tage vor der 
Untersuchuug in Spiritus aufgehoben worden. 

Die Cavitat des Korpers war grosser als gewShnlich. 
Sie enthielt einige morabranose Fetzen mit etwas blutigem 
Sehleiin. Die Oberflache war blutig tingirt und nnebcn 
dnrcli anhangende kleine Schloimhautfetzen. Verfolgte 
man die Utorinschleimhant nach aufwarts, so konnte man 
beobachten, wie sie ganz plotzlich mit dcutlich erkenn- 
barem Randc am Os internum aufhorte und oberhalb des- 
selben ginzlich fehlte. Eine gleiche Beobachtung hat 
aneb Tyler Smith geinacht. 

II. Uterus einer FTau, die an Tetanus zu Grnnde 
gingr, als die Menstruation beinahe voruber war. Der 
Uterus bot ein dem eben beschriebenen ahnliehes Aus- 
selien dar. Der noch im frischen Zustande geprufte Ute- 
nis zeigte zalilreiche Blntpnnkte. aus welchen Blut dnrch 
Drnok ansgeprcsst werden konnte. — Unter dem Mikro- 
skop wnrden lose meinbranoae Fragmente in der Uterin- 
hohle gefunden , wclelie aus feinen KSrnchen , kleinen, 
rtinden und spindelformigen ZeUen, kleinen kurzen, stab- 
fomiigen Korperehen, Muskelkernen vergleichbar, bes tan- 
den. Alle diese Elemente waren im Zustande fettiger 
Degeneration und enthielteu eine Menge Blntkorperchen. 
Die Oberflache der Uterinhohle glich genau derjenigen, 
welche der Uterus nach einem Abortus darbietet, bei wel- 
chem die Decidua oder mit andern Worten die entwickelte 
Sehleimhaut ausgestossen worden 1st. 

Tn der GebSnnutter , in welcher die Menstrua- 
tion eben zu scliwinden beginnt, existirt also keine 
Schleimhant. Unmittelbar oberhalb des innern Mun- 
des fehlt sie gilnzlieh tind ist die Muskelwandnng 
v5llig entblSsst. Weiter hinauf bedeckt die Mnskel- 
fliielie eine diinne Zellenlage im Zustande fettiger 
Degeneration, welche zweifellos noch die Kesiduen 
der sich ablSsenden Schleimhant darstellen. Spuren 
von Drflsengewebe innerhalb der Muskelwandung 
sintl wahrscheinlich der Anfang einer Neubildung. 

III. Uterus oincs 20jahr. Madchcns, welche 8 Tage 
nach dem Versuche, dnrch einen Schnitt in den Hals sich 
das Deben zu nehmen, an einer Lungenrntzundung starb, 
3 T. nach Heendigiing der Menstruation. Die innere Ute- 
riiittSehe war bleich u. glatt, die Hohle nicht vergrossert. 
sie enthielt keine membranosen Fetzen. An der einen 
Seite, unmittelbar an der innern Flache, zeigte sich eine 
kieine prominente Schleimhautfaltc , eine ahnliche nahe 
dem Fundus. Nur an dem obem Theile der Uterinhohle 
fanden sich einige feine, frei niitcinauderanastomosirende 
Blutgefasse, sonst konnten nirgends solche an der innern 
Flache beobachtet werden. Die Oberflache war mit klei- 
nen weissen Punktchcn ubersiiet. Die Schleimliaut er- 
schieii auf dem Dnrelischnitt als eine diinne bleiche 
Scliicht in den untorn beideu Dritteln des Kfirpere, auf 
welche sie beschrankt war. Diese Hohlenabtheilnng war 
von einem Cylinder-Epithet bekleidet, dessenZcllcn '/jooo“ 
Lange hatten. Das andere Drittel des Korpers, sowie 
der Fundus war uneben und enthielt kleine leicht braun- 
liche Fetzen, ahnlich den unter I. und II. beschriebenen, 
nur vielkleiner; sie bestauden aus Spindol- und runden 
ZeUen im Zustande fettiger Degeneration, mitBlutkSrper- 
ehen, Drusenfragmenten und zerrissenen Gefassenden. 

Die Muskclschicht an den nntern Partien des Gebar- 
motterkorpers war von einer Lage weichen Gewebes be- 
deckt, bestehend aus rnnden und Spindelzellen, kurzen 
Stabchen undDriisen, in einem strukturiosen Gewebe ein- 
gebettet. Die sich an der Oberflache Cffnenden Druseu 
waren nicht sehr zahlreich, wahrend unmittelbar unter- 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


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halb der Oberfliche Drflsen in grosser Menge gefunden 
wnrden, deren Mfindnngen nicht verfolgt werden konnte* ; 

sie waren mit Cylinder-Kpithelien von 'Umn — Visoo' ' LInge 
bekleidet. Die nahe der Oberflache liegenden Drusen 
waren am meisten eutwickelt, das Lumen dereelben war 
jedocii nicht immer grosser als das der tiefer gelegenen. 
Eine schichtweise Untersnchnng des Driisengewebes von 
der Oberflache aus ergab zuerst Drusen mit gnt gebilde- 
ten Cylinder-Kpithelien bekleidet, nachstdem solche mit 
kleinern Cylinderzellen , endlich solche mit kernartigen 
Zellen. Diese Zellen waren um ein Lumen so angeord- 
net, class ihre Enden einwfirts gegen das Centrum , ans- 
warts gegen die Peripherie gerichtet waren, sie bildeten 
gleichsam die Kadien eiues Kreises. Unter den derarti- 
gen ZeUen fauden sich kleine runde ZeUen rings um cir- 
, kulare oder ovale Oeffnungen gelagert und noch tiefer 
Grnppen von runden Zellen ohne bestimmte Anordnung. 
Die mannigfachen Zellgruppen, welche verschiedcnon Ent- 
wicklungsstadicn entsprechen, konnen entweder Abschnitte 
derselben Druse in verachiedenen Ticfen von der Ober- 
flitchc aus oder, was Vf. fur wahrecheinlicher halt , ver- 
schiedeue Drflsen in progressiven Wachsthumazustanden 
darstellen. 

• 

Die Drflsen verliefen meist schrag gegen die Ober- 
flache, einige parallel mit dereelben . so zwar, dass bei 
einem Langsschnitte, senkrecht zur Oberflache, die Difl- 
sendurchschnitte wie langliche Ovale erschienen ; in der 
Tiefe wnrden die Drflsendnrchschnitte mebr kreisrund, 
weil sie hier einen mehr queren Verlauf nahmen. Daa 
Gewebe. in welchem die Drflsen eingelagert waren, be- 
stand aus kleinen rnnden nnd spindelformigen Zellen, 
diese nahmen in der Tiefe immer mehr ab, um Moskel- 
zeUen Platz zn inaction. In den letztem wurden keine 
Drusengebilde gefunden. Wahrend die runden ZeUen 
nnregelmassig dnrch das Gewebe vertheilt waren, erschie- 
nen die spindelfbrmigen ZeUen in Bflndeln wie Muskel- 
zellen geordnet. Die Reprodnktion des Gewebes nahm an 
dem innern Muttermunde seinen Anfang und schritt nach 
dem Fundus zu fort. Wahrend das Muskelgewebe in der 
Nachbarschaft des Os internum in Fall I. und II. Drflsen 
enthielt, fehlten dicsellien hier, viclmehr wurden Grnppen 
von runden ZeUen in ansehnlicher Menge gefunden. Naher 
nach dem Fundus bin erstreckten sich mit Cyiinderepitbe- 
lien ausgekieidete Drusen in einiger Tiefe in die Muskel- 
wandung, als Bcweis. class das Muskel- und Bindegewebe 
dnrch Proliferation in das die Schleimhant bildende weiche 
Gewebe umgewandelt werde. In dieser Periode war anch 
noch koine sebarfe Schcidung zwiseben spindelformigen 
ZeUen und Muskeifascrn , sondem nur allmaligcr Ueber- 
gang zwiseben beiden wahrzunehmen, ebeu so wenig eine 
Trennungslinie zwiseben den mit gnt gebildeten Cylinder* 
Epithelien bekleideten Drusen und den Gruppen runder 
ZeUen, welche sich in den Masclien derMuskelbundel fan- 
den. Vielinehr bestand ein stufenweiser Uebergang dnrch 
kleinerc ZeUen, Gruppen runder ZeUen, welche rings mn 
ein Lumen unregclrniissig in Masson angchiiuft waren. 

IV. Uterus einer 29jahr. Frau, welche inFolge einer 
aknten Pneumonie starb, am 6. Tage naehdem die Menses 
cessirt hatten. Uterus nnd Adnexen waren stark con- 
gestionirt. Die Schleimhant am Os externum mangelte, 
wahrend sie am Cervix normal erechien. Die Schleimhant 
am Corpus nteri war sehr dfinn und congestionirt , am 
st&rketen am Fundus. Mikroskopisch ergab sich , dass 
die Sehleimhaut sich in der ganzen Ausdehnnng des Ge- 
barmutterkorpere reproducirt hatte, am innern Mntter- 
munde war sie dflnn, nabm allmalig an Dicke bis znrMitte 
zwischen Fundus und Cervix zu und wurde nach dem 
Fundus hin wieder dunner. Die Drflsen waren ihrer Epi- 
theUage beraubt, nur in den tiefern Gewebslagen fanden 
sich Spuren von Epithelien vor. Die Struktur der Schleim- 
haut war ahnlich der des unter III. beschriebenen Uterus, 
nur waren die runden und spindelfbrmigen ZeUen grdsser ; 
in der gansen Hohle, mit Ausnahme des Fundus, wo swi- 
ll 


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42 


IV. Gyn&kologie n. Pidiatrik. 


sebe* Schleimhaut and Muskellage elne scharfe Trenaung 
war, fasd ein allmillger Uebeigmng von spiadelffirmigen 
an Mnskelzellen statt. 

V. Uterus einer an denFolgen eines Stories verstor- 
benen , 36 J. alten Frau , fiber deren menstroale Verhfilt- 
nisee nlchts bekannt war. Die innere GebarmntterflSche 
erschien leicht gelblich geftrbt und tnit zahlreichen 
weiesen Punkten versehen. Gefasse waren nirgends zu 
eatdecken. Die Schleirahant, am Oriflc. int. dunn, nahm 
gegen den Fnndns hin an Dicke zu , welche das Maximum 
Im obern Drittel nnd am Fundus erreichte. Die ganze 
Flfiche war von Cylinderepithel bedeckt. Die Membran 
zelgte auf dem Durchschnitt zahllose Drusen , welche wie 
weisse Streifen in halb durchscheinendes Mnttergewebe 
eingebettet waren. Sie verliefen ira untem Drittel schrfig 
gegen die Oberflache , nahmen im mittlem Drittel einen 
mehr perpendiknlaren Verlauf an, wfthrend sie im obern 
Drittel in der Tiefe schrfig gegen den Fundus verliefen, 
narh einer plOtzlichen Umbiegung aber einen perpendiku- 
laren Verlauf gegen die OberflSche annahmeu. Zahlreiehe 
Drfisenlnmina offneten sich nach der Hohle. Nahe dem 
Cervix und im untem GebSrmntterkfirper bestand elne 
deutliche Trennungslinie zwischen der Schleimhaut u. dem 
darnnter liegenden Muskdgewebe , hier erstreckten sich 
nirgends Drusen in die Muskellage , wahrcnd naher dem 
Fundus cine solche Trennungslinie nicht bestand und 
Drfiaen in die Muskelwandungen hineindrangen. 

Ein Vergleicb dieses Uterus mit dem unter IV. 
beschriebenen zeigt, dass die Sclileimhaut Uberall 
dicker war ala in letzterem. Hieraus und aus dem 
Bestehen einer dentlichen Trennungslinie zwischen 
Schleimliaut und Muskellage am Cervix , wftlirend in 
letzterem die beiden Lagen am Cervix nicht genau 
geachieden waxen, lhast sich schliessen, dass der 
Uterns V. in einem hflhern Entwicklnngsznstande 
war als die frtther beschriebenen nnd dass demgemftss 
eine lftngere Zeit seit der Menstruation verstricheu 
war. 

VI. Uterus eines 21 J. alten , in Folge eines Stunes 
ans dem Fenster plOtzlich verstorbenen Mfidchens. Die 
Mutter gab an, dass ihre Tochter vor S W. menstrairt ge- 
wesen sei und dass die Periode in 3 — 4 T. hatte wieder 
phttreten mfisscn. Die Sclileimhaut war von gelbHch- 
weisser Farbe und halb dnrchschcinend. Sie war dicker 
nnd prominenter Im GebarmntterkSrper als am Cervix. 
An ihrer Oberfllche zeigten sich nnzahlige kleine opake, 
weisse Pnnkte, welche nnter der Loupe als Vertiefungen 
ereehlenen. Am obern Theil des Uterus, wo die Schlelm- 
hant am dicksten war, maass sie */T% am Orif. int. nnr 
1 Linle. Die Struktur war ahnlich wie in Uteres V., nnr 
War die Scblelmhant weicher. Wahrend im Uterus V. 
die Drfisenlnmina in gleicher Ebene mit der Schleimhaut 
lagen , Cffneten sie sich bier am Grande der kleinen 
trichterformigen Grubchen. Oyliuder-Epithel fand sich 
nicht auf der SchlcimhautAache , wahrscheinlich hatte 
es sich bald nach dem Tode in Folge der extremen Er- 
wdchung des unterliegenden Gewebes abgestossen. Zwi- 
schen Schleimhaut und Muskellage fand sich uberall , den 
Fundus ausgenommen, einc deutliche Trennungslinie. 
Im Gebarmutterkorper ermangelte das Mtiskelgewebe der 
Drusen, aber am Fundus, wo ein Ucbergangsstadiuui zwi- 
schen Schleimhaut und Muskelschicbt bestand , wurdeu 
Drusen in grosser Menge in den Maschen des Muskel- 
gewebes gefunden. Es kann kaum ein Zweifel Uesteben, 
dass die Schleimhaut diesee Uterus hoher eutwickelt war 
ala die frfihere. 

VTI. Uterns (bicornis) einer Person , die an einer 
Peritonitis , in Folge Berstnng eines Abscesses im rechten 
Ovarium, zu Grande ging : der Tod trat ein, ais die Men- 
•trngtkm eben begbmen wollte. Die innere Flftche war 
yon dunkelrotber Farbung , die Schleimhaut dick , glatt 


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and sehr welch. Unifihllge Geffisee verliefen parallel mit 
einander, perpendikular znr OberflAche. Hamorrhagie in 
das Schlelmhantgewebe hatte noch nicht stattgehabt. 

VIII. Uterns eines 20 .7. alten , an einem typholden 
Fieber verstorbenen Mfidchpns. Die GebSrmutterhOhb- 
enthielt hlutigen Schleim , der aber noeh nicht Ms rum 
aussera Oriticium gelangt war. Die Schleimhaut glicli 
fur das unbewaflfnete Auge der des Uterus VII., nnr war 
sie wegen beginnender Ablfisnng weniger eben. Das 
Schleimhautgewebe war in den letzten beiden Fallen im 
Zustande fettiger Degeneration , welche in der Naho des 
Os int. und an der Oberflache starker ausgesprochen war. 
als aui Fundus und in den tiefera Tbciien. Blutextra- 
vasationen in das Qewebe waren unter dem Mikroskop 
nicht wahrznnehmen. Das Drusenepithel , mehr Oder 
weniger intakt am Fundns, war im Gebarmntterkdrper 
bereits zerstort ; die Raumc , welche es eingenommeu 
hatte, waren verengt. Zwischen diesen Raunien verliefen 
Blutgefasse , welche wie braune Streifen aassahen und 
sclilingenfonnig unter der Oberflache endeten , gegen die 
Flache. Die Trennung zwischen Schleimhaut and unter- 
liegendem Muskelgewebe war in der ganzen Gebarmutter- 
hohle deutlich ausgesprochen. 

LX. Uterns einer 29 J. alten , an Peritonitis bach 
einer Ovarialcysten-Operation verstorbenen Fran, die 
1 Tag vor dem Tode menstrairt war. Unmittelbar am 
Os int. bestand eine dentliche Excavation , die sich auf- 
warts fast 1“ weit erstreckte , der untere Rand derselben 
war wie abgerissen, der obere unregelmassig and zerfetat. 
Ihre Oberflache war blass und flockig. Sie zeigte aahl- 
reiche Oeffnungen, dnrch welche Bint ausgepresst werden 
konntc. Die Schleimhaut fehlte theilweisc. Obcrhalb 
der Excavation ragte der Schleiinhautrest in die Gebar- 
mutterhShlo hinein , sie war weich , dunkel colorirt, stark 
oongestionirt. Ein Durchschnitt durch die Schleimhaut 
zeigte zahlreiehe feine , weisse Streifen , welche von der 
angehefteten zur freien Flache verliefen , zwischen ihnen 
waren zahlreiehe Blutgefasse von gleicher Richtung, unter 
der freien Flache Schlingen bildend , siehtbar. Die Ge- 
ffisse waren stark mit Bint erffillt ; unmittelbar nnter drr 
Oberflache bestanden kleine Blntextravasate. 

Die mikroskopiachc Untersuchung ergab in der Ex- 
cavation zahlreiehe Blutgefasse mit abgerisscnen Endeu. 
Nur wonlge Cylinderepithelicn bekleideten ilic Dn'iHcn und 
die noch fibrigen waren im Auflosnngsznstande bogriffen. 
Oberhalb der Excavation waren viele kleine Extravasate 
bemerklich, welche mcist unmittelbar enter der Oberflache 
an den Winkeln lagen, welche durch die schlingenformige 
Oefassverfistelung gebildet wurden. An manchen Punkten 
warden die Gefasswandungen kolbig hervorgetrieben. 
Die Uamorrhagie war in alien Fallen nur auf die Ober- 
ttiche beschrinkt. 

X. Uterus mit Fibroldbildnng eines 2 — 3 T. nach 
Eintritt der Periode verstorbenen Madchens. Die Schleim- 
haut fehlte mit Ansnahme des Fundus und der umliegen- 
den Theile ganzlich. Im Uebrigen zeigte der Uteres fait 
dleselben Verhaltnisse wie der nnter IX. beschriebene. 

XI. Uterus einer 25 J. alten, am 6. T. der Men- 
struation an Pleuritis verstorbenen Frau. Die Gebar- 
mutterhohle enthielt eine sanguinolente Flussigkeit und 
3 Membranstiieke , die an der hintern Wand lose sasseu. 
Nach Entferaung der Schleimhaut erschien die nnter- 
liegende Flache flockig und blutig tingirt. Die Schleim- 
haut war fast void ganzen Uterus abgeloat, und zwar hatte 
sich die Ablosung voin innera Muttermund aus gegen den 
Fundus hin ausgebreitet. Die Schleimhaut war nicht 
in ihrer ganzen Dicke auf einmal ausgestossen , sondera 
es bestand noch eine selir dfinne Lage am innern Mntter- 
rnnnd nnd eine etwas dickere am Fundus. Cylinder- 
epithelien fanden sich nnr in schT geringer Menge vor, die 
Ablosung der Schleimhaut von dem unterliegenden Gewebe 
war uberall dentlic.h zu erkeunen ; am Isthmus war sie 
jedoch wegen beginnender Proliferation des Mnskelgewebes 
weniger dcntlich wahrznnehmen. 


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IV. Gynakologie a. Pldiatrik. 


43 


XII. Uteres einer in Folge for Operation etaer Anus- 
ftatel in Grande gegangenea Fran. Die Menstruation er- 
aebien fine Woche ror der Zeit nnd hatte bei dem Tode 
her pits 5 T. bestanden. Die Gebarmutterhohle entfaieH 
blntigen Sohleim , die Oberflfiche war ttockig. Am Os 
int. best and ein Kiss in der Schleimhaut , ahnlich dem in 
Fall I. beohachteten. Die Schleimhant hatte sich hier 
▼dllig abgestossen und die Muskelfasern waren entblOset; 
holier oben am Kfirper und Fundus war noeh eine dunna 
Lage einer theilweise in Autiosung begriffenen Membran 
siohtbar, weiche Drusenfragineute enthielt. Sammtliche 
Elemente dieser Lage waren fettig degensrirt and angen- 
soheinlich in Abstossung begriffen. 

Ein Blick anf die hier beschriebenen Ver&nde- 
rungen, weiche im Uterus wahrend der Menstruation 
Plata greifen, zeigt, dass derselbe bestandig in einer 
sehr lebhaften Thatigkeit sich befindet, indem er 
entweder die Fahigkeit erlangt, das etwa impragnirte 
Ei aufzunehmen oder das nicht befrucbtete anszu- 
stoasen. Wollte man ja ein Stadium in den monat- 
lichen Zeitraumen als das der uterinen Inaktivitat 
bezeichnen, so ware es die Zeit, wo das Blut fliesst, 
denn alsdann unterliegt die Schleimhaut der t'ettigen 
Degeneration. Auch wahrend des Aufldsiuigszustan- 
des der Schleimhaut befindet sich jedocli das unter- 
liegende Muskelgewebe in lebhafter Proliferation zur 
Reproduktion der neuen Schleimhaut. 

In Fall VII. und VIII. zeigte sich die fettige 
Degeneration der Schleimhaut , noch beror die Men- 
struation begonnen hatte ; hier ging die Degeneration 
der Hamorrhagie voran und war auch vermuthlich 
die Ursache derselben. Es giebt indessen noch ein 
anderes , die Bluttmg verursachendes Moment , nkm- 
lich die Contraktion des Utenismuskels selbst. 1st 
auch kein direkter Beweis daftlr beizubringen , ao 
die Contraktion des Uterus wahrend der Men- 
struationszeit kanm bezweifelt werden, weil die 
Cavitat des Uterus, nach abgelaufener Menstruation, 
obgleich weiter als gewbhnlich, kleiner ist, als es 
der Fall sein mflsste , wenn nach Ausstossung der 
Schleimliant der Uterus nicht contrahirt ware. Ferner 
ersehien in einigen der wahrend der Menstruation 
untersuchten Uteri die Muskelwandung bleich, ob- 
schon die Schleimhaut , das subperitonaale Oewebe 
und die breiten Bander stark congestioDirt waren, 
weil namlich das Blut durch Contraktion des Muskels 
in die oberflachlichen Gef&sse hineingedringt war. 
Endlich ist es eine bekannte Thatsache , dass die 
Munkelthatigkeit des Uterus wahrend der Schwanger- 
8cliaft beginnt, wenn die Placenta einer fettigen 
Degeneration unterliegt , und es ist der Schluss ge- 
rechtfertigt , dass der Muskel des ungeschwingerten 
Uterus in Thatigkeit tritt, wenn seine Schleimliaut, 
die ein integrirender Theil der Placenta ist , einem 
ahnlichen regressiven Processe verfallt. 

Durch die Contraktion des Uterus wird das Biut 
in die Schleimhaut getrieben , die fettig degenerirten 
Gefesse geben nach und das Blut extravaairt. Die 
Fluxion nach den Schloimliautge&ssen treibt den In- 
halt der Drtlsen sammt dem grdssern Tlieile des sie 
bekleidenden Epithels aus. Dies geschieht, noeh 
bevor das Btat anssea zam Vorschei* kommt , daher 


die vermehrte Sehletaabsonderung einige Standea 
vor Eintritt der Blutung. Nachdem die Extravasa- 
tion des Blutes in die Schleimhaut stattgehabt, unter- 
liegt letztere einer rapiden Zereetzung und wird 
ganzlich abgehoben, diess geschieht nicht stack-, son- 
dern zellenweise, indem die Ablbsung Langs derOber- 
flache gegen den Fundus hin und gleiohaeitig nach 
der Tiefe gegen die Muskelwandung vorzchrettet 
In einigen Fallen ist die Abldsung in 3 — 4 T., in 
andem in 7 — 8 T. beendet. 

Wahrend der destruktive Process in der Schleim- 
haut statthat, findet eine Zeilenwnebenmg in den 
submukdsen Muskelgewebe statt, weiche ebenfalb 
Tom Orif. int. aus nach dem Fundus zu fortachreitet 
Nach Ablauf des 3. Tages nach Aufhdren der Menses 
sind die untern beiden Drittel des Kdrpers, am Ende 
der 1. Woche die gauze innere Flache mit einer 
dttnnen Schleimhaut bedeckt. Die Muskelfasern 
produoiren die spindelfbrmigen, das Bindegewebe die 
runden Zellen und die Gruppen runder Zellen, weiche 
in den Maschen von den Muskelbandern gebitdet 
werden, das Drttsenepithel. Am 3. Tage naeh 
Cessiren der Menses sind die untern beiden Drittel 
des Kdrpers mit Cylinderepithel bekleidet , am 
Ende der 1. Woche die gesammte Schleimliant. 
Das Cylinderepithel wird wahrscheinlich durch die 
Epithelialbekleidung des Cervix producirt , indessen 
ist es leicht mbglich, dass das Epithelium der schlaaeh- 
fbrmigen Drflsen im Gebirmutterkftrper zu seiner 
Bildung beitrhgt. Am 10. Tage nach der Men- 
struation tritt wieder eineAbhebung der Schleimhant 
von der submukdsen Mnskelschicht am Cervix ein 
und schreitet bis knrz vor Beginn der Menstruation 
nach dem Fundus zu fort Die Schleimhant hat als- 
dann die hdchst mdgliche Entwickelung im unge- 
schwingerten Uterus erlangt und ist befthlgt , das 
befruchtete Ei aufzunehmen. (Lasch.) 

353. Beitrag zur intrauterinen Behand- 
lung ; von Dr. F. W e b e r in St. Petersburg. (Berl. 
klin. Wchnschr. XE. 41. 42. 44. 1875.) 

Durch die mehijahrige Erfahrung des Vfls. , se- 
wie durch die kflrzlich von uns mitgetheilteu Resul- 
tate des Dresdner Entbindungsinstitutes wird der 
Ansicht, dass intrauterine Injektionen gefUirlich und 
daher zu vermeiden seien, immermehr der Boden 
entzogen. Vf. , welcher bereits seit 5 Jahren diese 
Injektionen bei Uterinblutungen und bei katarrhali- 
schen Erkrankungen der Geblrmutter augewendet 
hat, beobachtete nur einen Fall (von Parametritis), 
der mit dem Tode endete ; in andern Fallen stell- 
ten sich nach der Injektion, weiche Vf. damals 
mit der L e o h e r ’schen Ballonspritze auafflhrte, hin 
und wieder kolikartige Schmerzen von kuner Datter 
in den Hypogastrien ein. Um tlbele ZufUlle zu vor- 
httten, ist es vor alien Dingen ndtliig , die Luft sorg- 
filltig aus der Kanttle zu entfemen u. die Flttssigkeit 
sanft in die Gebarmutterhdhle einzuspritzen. Indi- 
cirt sind die intrauterinen Injektionen im Aligemeumn 
bei alien Leiden, weiche Ausflttsse der GeUniutter 


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IV. Gyn&kologie u. Pftdiatrik. 


bediagen. Dagegen muss vor denselben im All- 
gemeinen gewarnt werden , wenn es sich am pan- 
metritische Infiltrate oder peritonitische Exsudationen 
handelt, oder wenn Ovarialerkrankungen vorliegen. 
In den meisten Fkllen hat Vf. die Injektionen gegen 
Uterinblutungen, sowie gegen die dieselben bedingen- 
den Krankbeiten angewendet. Am nicht puerperalen 
Uterus kamen meist Fibroide , beim puerperalen 
Abortns und Spktblutungen zur Bebandlung. Beson- 
ders bei den durch in terstitielle Fibroide der Gebtlr- 
mntter bedingten Blutnngen erwiesen sich die intra- 
uterinen Injektionen mit Ferr. sesquicblor. von aus- 
gezeichnetem Erfolg. Als Beleg hierftlr theilt Vf. 
einige Fftlle aus seiner Praxis mit , in Betreff deren 
wir auf das Original verweisen. Bei Blutnngen, 
denen Krebs zu Grande liegt, wttrde die intrauterine 
Iiyektion nur dann angezeigt sein , wenn trotz An- 
wendung der Mittel, welche wegen des hier gewflhn- 
lich tiefen Sitzes des Uebels zunftchst angezeigt 
sind, die Blutung nicht nachlassen will. Das Instru- 
ment muss aber dann mit grosser Vorsicht in die 
Gebirmutter eingebracbt werden, da das oft morscbe 
Gewebe dieses Organs leicht tiefer verletzt werden 
kdnnte. Selten war die Blutung durch Ovarialcysten 
oder andere Neubildungen der Ovarien ver&nlasst ; 
anah in diesen Fallen hat jedocli Vf. die Injektion 
mit Erfolg angewendet. Sehr erfolgreich waren die- 
selben auch bei der Metritis haemorrhagica s. in- 
terna. Hierunter versteht Vf. eine chron. Metritis, 
welche zu anhaltenden und dalier die Krifte der 
betr. Frau sehr reducirenden Blutungen Veranlas- 
sung giebt. Die Schleimhaut des Collum ist dabei 
gelockert und hat eine hellrothe Farbe , der Mutter- 
mund zeigt verschiedene leicht blutende Exulcera- 
tionen, aus denselben fliesst ein hellrothes Blut, 
welches nacli der Ansicht des Vfs. kleinen geborste- 
nen Arterien an den Uebergangsstellen in die Capil- 
laren entstammt. Ist die Blutung noch unbedeuteud, 
so behandelt Vf. die Krankheit zunichst antiphlogi- 
stisch (Eiscompressen , Kaltwasserinjektionen). Ist 
die Uterushdhle gentlgend ausgewaschen , dann geht 
man zu den intrauterinen Injektionen von Ferr. ses- 
quichlor. liber, welchen man spa ter Injektionen von 
verdllnnter Jodtinktur folgen lassen kann. 

Eben so erfolgreich ist auch die intrauterine In- 
jektion bei Blutungen bei und nach Abortus. Sind 
die Eihautreste mdglichst entfernt worden (mit dem 
Finger , der Polypenzange oder R e c a m i e r ’ schen 
Cflrette), so wird die Uterashdhle mittels der Doppel- 
kantlle mit lauem Wasser ausgespiilt. Hfirt hiernach 
die Blutung noch nicht auf, so sind dann die intra- 
uterinen Injektionen von Liquor ferri sesqnichlor. von 
vortrefflicher .Wirkung. Bei Blutungen nach der 
Geburt sind schon langst diese Injektionen angewen- 
det worden ; es sei hier nur ein eclatanter Fall in 
Ktlrae mitgetheilt , bei welchem sich diese Methode 
der Blutstillung wiederam glanzend bewahrte. 

Die betr. 28 J. alte anamische Frau kara mit dem 
2. Kinde plotzUch uieder; der Austreibung des Kindes 
foigte sofbrt die der Placenta. Bald daranf dehnte sich 


die Gebirmutter bis rum Nabel aus und es erfolgte eine 
profuse Blutung, In Folge deren die Kr. einer Ohnmacht 
nahe gebracht wurde. Trotz der raehrmaligen Einfuhrong 
der Hand in den Uterus und derEntfernung aller daselbet 
noch vorhandenen Gerinnsel dauerte die Blutung fort. Es 
wurde jetzt eine EisenchloridlOsung in die Utemshdhle 
eingespritzt, was allerdings eine Contraktion herbei fuhrte, 
welche aber von nur kurzer Dauer war. Mittels der 
Doppeikanule wurde daher ein Elmer Eiswasser, welchem 
spater Liqu. ferri sesquichlor. zugesetzt wurde, durch die 
Uterashohle geleitet und so dieselbe von noch vorhande- 
nen Flocken und festhaftenden Gerinnseln befreit. Von 
aussen wurde ein Druck auf die Gebirmutter wahrend 
dieser Operation ausgeubt. Erst jetzt, nach Verlauf einer 
Stundc , zog sich der Uterus bleibend zusammen. Trotz 
der Folgen einer akuten Anamie uberstand die Fran gldck- 
lich das Wochenbett. Die Blutung trat nicht wieder ein. 

Auch bei chron. Uteruskatarrli salt Vf. von der 
Anwendung der intrauterinen Injektionen, und zwar 
mit Arg. nitr. , gute Erfolge. Ebenso wurde die 
sogen. Endometritis chron. polyposa, ferner der 
8chleimig-eitrige und stinkende Ausfluss bei alten 
Frauen am besten mit Carbolsiure intrauterin behan- 
delt. Nach Beseitigung des libeln Geraches empfiehlt 
sich die Anwendung der Jodtinktur und endlich des 
Silbers. Die resorbirende Wirkung der Jodtinktur 
zeigte sich dem Vf. in vielen Fallen. 

So litt in dem einen vora Vf. in der Med. Central- 
Zeitung schon verfffentlichten Falle eine Fran an heftigen 
Metro rrhagien , welche von einem cavernbsen , nach der 
Ezstirpation immer wiederkehrenden Uterustibromyom 
herstammte. Es wurden daher Injektionen von ziemlich 
starker Jodlbsnng in die Uterushohle gemacht. Nach der 
11. Injektion barst die Kapsel der Nenbildung und es 
wurden zahlreiche Gewebsfetzen mit einer jauchigen stin- 
kenden Flussigkelt entleert. In den so entstandenen lee- 
ren Sack wurde wiedemm Jodtinktur, sowie eine Losung 
von Kali hypermangan. eingespritzt. Die Neubildung ver- 
5dete vollstandig, der Uterus erhielt fast vollstandig seine 
frohere Gestalt wieder. Nach Verlanf von 6 Jahren hatte 
sich keine Geschwulst wieder gezeigt. 

Vf. bespricht ferner die bereits von Braxton 
Hicks empfohlenen , von Spiegelberg aber fttr 
mindestens unnflthig gehaltenen intrauterinen 
Duschen im Puerperium. Diese Auswaschungen 
derGebarmutter werden dann vorgenommen, wenn die 
Lochien stinkend sind, u. wird hierdurch einer Selbst- 
infektion am besten vorgebeugt, wie diess sich in der 
Gebaranstalt fiir eheliche Frauen zu Petersburg am 
glanzendsten gezeigt hat. Unbedingt contraindicirt 
sind diese Duschen bei dem puerperalen Uterus 
auch dann nicht , wenn eine Para- oder Perimetritis 
vorliegt. 

In Bezug auf die Ausftlhrang dieser Injektionen 
schickt Vf. voraus, dass es ftlr dieselhen durchaus 
nicht unbedingt nothwendig war, den Muttermund 
vorher durch Pressschwamm oder Laminaria zu er- 
weitera, auch fllhrt das Einflllu-en und Liegenlassen 
eines Quellmittels zu mannigfachen Gefahren. Zur 
Injektion selbst hat Vf. sich derBraun-Leiter’- 
schen Ballonspritze als des in dieser Hinsicht be- 
quemsten Instrumentes bedient. Keinesfalls darf die 
Flttssigkeit mit Gewalt eingeftlhrt werden; ein 
Hemmniss des gleichm&ssigen Einfliessens kann 
gleich im Anfange eine sich vor der Mttndnng der 


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IV. Gynflkologie n. Pkdiatrik. 


Spritze lagernde Schleimhautfalte abgeben ; in die- 
sem Falle muss das Instrument etwas zurflckgezogen 
und so Iange gerichtet werden , bis die Flflssigkeit 
mit Leichtigkeit eindringt. Bei der Injektion muss 
ferner immer daranf geaelitet werden, dass die Fltts- 
sigkeit freien Abfluss hat , damit der Uterus nicht 
ttberfflllt werde. 1st der Abfluss der Flilssigkeit 
dnrch die Enge des Muttennnndes verhindert oder 
sehr erschwert, so wendet Vf. die Doppelkanttle an ; 
dieselbe ist auch dann sehr zu empfehlen , wenn ein 
l&nger dauerndes BespUlen der innem Oberflftcke 
des Uterus bezweckt , oder eine Benetzung der 
Vagina und Ausseren Genitalien vermieden werden 
soil. Je nach dem Involutio'nsstadium der Geb&r- 
mntter wendet Vf. Doppelkantllen von der Katheter- 
stArke 9 — 13 an. An dem vom Vf. verwendcten 
Instrument ist die Oeffnung der Doppelkanttle, durch 
welche die Flflssigkeit in den Uterus dringt , schmal 
und spaltenartig, so dass dieselbe in flachem Strahle 
heraustritt und so ein direktes Eindringen der Fltts- 
sigkeit in die Tuben sehr erschwert wird. Die Ab- 
flnssdffnung ist dagegen breiter, kttrzer und erleich- 
tert hierdurch das Abfliessen der Flflssigkeit, welcbe 
oft Gerinnsel mit sich ftlhrt. Damit die Flflssig- 
keit nicht zurflck in die Scheide fliesst, muss das 
Instrument so weit vorgeschoben werden , dass der 
untere Winkel der Abflussflflnung fiber dem flussern 
Mnttermunde zu liegen kommt. Bevor eine medi- 
kamentdse Einspritzung gemacht wird , muss eine 
Answaschung der UterushShle mit Wasser voraus- 
gegangen sein. Sollen grosse Mengen einer Flflssig- 
keit durchgeftihrt werden , dann ist am besten eine 
Sangpumpe mit 2 Schliuchen anzuwenden. Bei 
lflngerer Bespttlung der Gebarmutterhflhle , so z. B. 
bei 8tinkenden Lochien, kann man auch den in ent- 
sprecbender H5he anzubringenden Richter’ schen 
Topf in Gebrauch ziehen , dessen Schlauch mit der 
Doppelkanttle verbunden wird. In Bezug auf die 
Injektionsflttssigkeit empfiehlt Vf. nach Auswaschung 
der Utenishflhle eine geringe Menge einer starken 
LOsnng (1:3) von Liqu. ferri sesquichlor. anzn- 
wenden ; die Jodlflsungen mflssen dagegen schw&cher 
sein. 

Was die intrauterine Behandlung durch Pesta- 
rien anlangt, so ist Vf. im Allgemeinen nich( sehr 
flir die Anwendung derselben ; nur bei reinen, nicht 
dnrch Gewebsverflnderungen hervorgebrachten Flexio- 
nen , wobei heftige dysmenorrhoische Erscheinungen 
auftreten , hat Vf. gute Erfolge von intrauterinen 
Pessarien gesehen. Und zwar wurden hierbei dem 
Martin’ schen und Simpson’ schen Pessarium 
ahnliche, mit einer Beckenkrttmmung versehene Pes- 
sarien in Anwendung gezogen, welche von den mei- 
sten Frauen sehr gut vertragen wurden. Das In- 
strument ist aus Hartgummi verfertigt uud besitzt 
einen nicht sehr dicken Stift. Etwa 1 Woche vor 
Eintritt der Menstruation legt Vf. bei den betr. 
Frauen dieses Pessarium ein und sobald sich die 
Regeln melden, wird das Instrument wieder entfernt. 
Die Menstruation tritt hieraul’ meist viel leichter und 

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schmerzIo8 ein. Die Spitze des intrauterinen Stiftes 
kann (gegen die Ansicht Spiegelberg’s) recht 
wohl den innern Muttermund flberragen , ohne der 
Kr. lastig zu werden. Obenerwtthntes Instrument 
Ubt wegeu seiuer Leichtigkeit und sonstigen Be- 
schaffenheit keinen besondem Reiz auf die GebAr- 
mutterschleimhaut aus, in einzelnen Fallen war nur 
eine etwas stflrkere Sekretion der Mucosa zu bemer- 
ken. Uebrigens hat die Anwendung dieses Pessa- 
rium auch auf die Wegsamkeit des Collum und des 
innem Muttennnndes grossen Einfluss, was Vf. be- 
sonders in Bezug auf SterilitAt hervorhebt. 

Nachdem Vf. noch einige Winke fiber die Tech- 
nik der EinfUhrung der intrauterinen Pessarien ge- 
geben hat, erwflhnt derselbe noch die direkte Kaute- 
risation der Uterusschleimhaut mittels der sogen. 
Uteruspistole, welchem Instrument flbrigens an Wir- 
kung das L a 1 1 e m a n t ’ sche an die Seite zu setzen 
ist. Endlich macht Vf. noch auf die von Spiegel- 
berg mit Erfolg ausgeflbte Kauterisation mittels 
Glttheisen aufmerksam , eine Methode , welche ohne 
Zweifel eine Zukunft vor sich haben wird. 

Im Anschluss an vorstehende Mittheilung er- 
wtthnen wir, dass auch Dr. Draper in York (Ob- 
stetr. Transact. II. p. 218. 1874 — 75) in mehrern 
Fallen von gefahrdrohenden Metrorrhagien die intra- 
uterinen Injektionen sehr wirksam und vollkommen 
ungefAhrlich gefunden hat. Im Allgemeinen verdie- 
nen nach Draper die Injektionen mit Liqu. ferri 
vor alien andem Stypticis den Vorzug, allein in man- 
chen Fallen sind Einspritzungen von Tannin, Matico 
und Eiswasser gleichfalls sehr hlllfreich. 

I. Eine im 8. Mon. schwangere Frau lift self 3Tagen 
an profusen Hamorrhagien. Der Cervix uteri war weloh 
und nachgiebig und bis anf 1 Drittel verstrichen. Die 
Fingerspitze konnte in den aussern Muttermund leioht 
eingefuhrt werden , wahrend der innere nicht dilatirhar 
war. Da die Blutung trotz Sauren u. ausserer Applikation 
von Eis starker wurde und der innere Muttermnnd an 
demselben Abend dem Finger zuganglich war , so ffihrte 
D. einen elastischen Katheter unter sorgtaltiger Vermei- 
dung der Eihaute zwischen Kopf und Uterinwand in die 
Gebarmutter ein und injicirte 60 Grmm. eines starken 
Matico-Infnsee, woraut 1 die Vagina tamponirt wurde. Am 
folgenden Morgen kehrte bei Entfemung des Tampon* 
eine leichte Blutung wieder, die aber augenblicklich wie- 
der durch eine Matico-Injektion gestillt wurde. Einige 
Tage spater trat die Geburt unter den gunstigsten Um- 
standen ein. 

II. In Folge einer Hamorrhagie nach der Entbindung 
war so hochgradige Erscbopfung eingetreten, dass man zu 
den Analepticis Zuflncht nehmen mueste. Da die gewohn- 
lichen Styptika zur Hemmung der Metrorrhagie nicht aus- 
reichten, fiihrte D. einen elastischen Katheter in den Ute- 
ruB ein und injicirte mehrere Unzen Eiswasser. Die Ge- 
barmutter contrahirte sich augenblicklich und keine Blu- 
tung trat wieder ein. 

III. Eine an Retroversio uteri leidcnde Frau zog D. 
wegen sehr profuser Menorrhagien zu Rathe. Da gerado 
starke Blutung vorhanden war und alle andere Mittel kei- 
nen Erfolg gehabt batten , so entschloss sich D. in Anbe- 
tracht der ausgesprochenen Entkraftung der Kr. zu einer 
intrauterinen Injektion von 60 Grmm. einer LQsung von 
Ferr. perchlorat. (1 : 10). Die Haminorrhagie stand so- 
fort und kehrte auch nicht wieder ; keinerlel ungfinstige 
Erscheinungen folgten der Injektion. Die Injektionen 


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IV. Gyn&kologie u. Pidiatrik. 


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wurdeo bei «pater«n Metrorrhagien jedesmal mit dem 
glelchen Erfolge wiederholt. (H 5 h n e.) 

.354. Die Embolie der Lungensohlagader 

bei Schwangern und Wdchnerinntn ; von Prof. 
C. Hennig in Leipzig. (Deutach. Arch. f. klin. 
Med. XV. 3 n. 4. p. 436. 1875% 

Vf. hebt zun&chst die eigenthttniliche Erscheinung 
hervor, dass im Gegensatz zu Frankreich und Eng- 
land in Deutschland die Embolie der Lungenschlag- 
ader in geburtshillf liclier Bezielmng selten zur Beob- 
acbtung gelangt ist. Seit H e c k e r sind nur wenige 
Falle veroffentlicht worden. Diese SpkiTichkeit der 
Falle mag ihren Gnind in der grossem Vorsicht 
deutscher Aerzte haben , mit welcher sie die betr. 
Falle beurtheilen. Da bei Embolie der Lungen- 
sohlagader khnliche Symptome wie bei starken Blut- 
verlusten , Herzkrankheiten, Hirnblutungen, Nerven- 
ersehttttenmgen beobaclitet werden , so drkngt sich 
die Nothwendigkeit auf, durcli Zusammenstellung 
einer moglichst grossen Anzahl von Fallen die Er- 
seheiuungen jener unheilvollen AfFektion deutlicher 
in’s Licht zu setzen. 

Was nun die Aetiologie der Embolie in geburts- 
btllflicher Beziehung betrifft, so nehmen Einige nach 
dem Vorgange von Hayes an, dass das Blut der 
Schwangern viel melir zur Gerinnung disponire , als 
dasNichtschwangerer. Ausserdem erwahntVf. noch 
2 Momente, welche bei der fragl. Affektion eine Rolle 
spielen konnen : 1) Die durch hkufige Verstopfung 
und trkge Lebensweise hervorgerufenen Erweiterun- 
gen der untem KOrpervenen, wobei es leicht zuVer- 
fettung der Wande und endlick zu Atrophirung der 
Venen kommt. Oefters schliessen solchc Venen Ge- 
rinnsel ein ; dieselben ktfnnen aber auch in Folge 
der Erschlaffung der Vene primar entstehen imd 
geben dann zu Entztlndungen derselben Anlass. 
2) Wenn die Uterusmuskulatur keine sehr kriftige 
ist, kdnnen sich die Gef&sse nach Ausstossung der 
Placenta nicht vollkommen schliessen und es bilden 
sich in ihnen Gerinnungen, welche bei erster Ge- 
legenheit sich loslSsen und zur Embolie ftlhren kdn- 
nen. Ein solcher Embolus passirt nun , meist ohne 
erhebliche Symptome zu machen , das rechte Hera 
und setzt sich dann in einem grdssern Aste der 
Lungenarterie oder auf einer Theilungsstelle der- 
selben fest ; ist er sehr klein , so kann derselbe nach 
Hervorrufung bestimmter Erscheinungen wieder re- 
sorbirt werden ; ist er aber von grbsserem Umfange, 
so bringt er Veranderungen in deT Lunge hervor 
oder kann auch sich nach und nach auflSsen. Mit 
den wiederholten Einwanderungen von Gerinnseln 
in die Lungen steigt, wie das auch an Thieren nach- 
gewiesen wurde , gleichzeitig die Temperatur. Die 
Hirnerscheinungen lassen sich theils auf Hirnanftmie, 
theils auf Kohlens&urevergiftung imd HimOdem zu- 
rtlckftlhren. Bei den blitzkhnlichen TodesfUllen ist 
Hirnan&raie die einzige Ursache ; dieselbe wird durch 
das plbtzliche Aufhfiren des gentlgenden Blutzuflusses 
zum Gehirn in Folge einer hochgradigen Embolie der 
Lungen hervorgerufen. 

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Vf. stellt nun eine Anzahl aus der Liters tar von 
ihm gesammelter Falle von Lungenembolie bei 
Schwangern und Wdchnerinnen zusammen , welchen 
er die 3 von ihm selbst beobachteten einreiht. Die 
Falle werden eingetheilt : a) in solche mit todtlichem 
Ausgange und b) in solche mit Ausgang in Heilung. 
Unter 33 Fallen wurde 9mal Ausgang in Heilung 
beobaclitet, unter den letzteren sind 2 vom Vf. be- 
richtete. Wir geben hier den letzten vom Vf. aus- 
fiihrlich mitgetheilten Fall in Kttrze wieder. 

Die betr. Frau hatte *2mal leicht geboren, f&hlte sieb 
aber oach der letzten Gebnrt sehr angegriffen, so daes sie 
das Stillungsgeschaft nicht fortsetzen konnte. Am 6. T. 
nach der Geburt trat Fieber und grosse Aufregung ein. 
Die Extremitaten wurden kiihl , die I.ippen blass , die 
Respiration war beschleunigt. Am nachsten Tage fuhite 
Pat. Schmerzen in der linken .Schuller ; die Untersuchnng 
ergab oben vom links Dampfung und schwacheres Athmen. 
Am 9. T. deutliche Entzundung des entsprcchenden Lnn- 
gentheils , die sich auch auf die rechte Lunge ansbreitete. 
Die Temperatur stieg iiber 40°. Es wurde ein Bad ver- 
ordnet und am Abend desselben Tagcs wiederholt ; am 
26. August (12. Tag) erfolgte nach Opium etwas Schlaf. 
Die nachsten Tage traten typhnsahnliche Erscheinungen 
ein. Der Lochienfluss war zeitweilig stinkend , der Urim 
ohne Eiweiss. Am 9. Sept, zeigten sich oben am Rwckea 
Pemphignsblasen. Hauptsitz der Entzundung war jetzt die 
rechte Lunge. DieLippen wurden cyanotisch, auch zeigte 
das Gesicht 5fters eine blauliche Farbung. In den n§ch- 
sten Tagen stellte sich Schweiss und zuweilen rablger 
Schlaf ein. Am 20. Sept, wiee die physikaliache Unter- 
suchung entschiedene Besserung nach im Dec. erfolgte 
vSlllge Genesnng. 

Aus der Zusammeustellung der von Vf. gesam- 
melten Fklle ergiebt sich nuu , dass die moisten der 
betroffenen Frauen im Alter von 20 — 25 Jahren 
standen , Erstgeb&rende warden etwas hkufiger als 
Melirgebkrende befallen. Was den Tag der Er- 
krankung betrifft, so fiel deraelbe lmal (in dem 
Playfair ’schen Falle) in die Schwangerschafl, 
4mal auf den 1. Tag des Wochenbettes , in den 
tlbrigen Fallen war der Erkrankungstag mehr oder 
minder weit vom Tage der Geburt entfernt, in 1 Falle 
begann sogar die Erkrankuug erst in der 3. Woche. 
Herzkrankheiten wurden in 3 Fallen nachgewiesen. 
Die Blutung aus den Genitalien fand sich nicht so 
constant, wie man nach Frankenhauser glauben 
mochte. Varices kamen hingegen liftufig vor. Am 
hauiigsten trat Lungenembolie ein beim Aufsitzen 
und beim Einreiben Uber der Schenkelvene. Von wioh- 
tigen Ei*8cheinungen sind zu erwahnen : Frost, Fieber, 
Schmerzen in der Herzgegend, in der Magengegend, 
in der Schulter, ferner Husten, welcher ziemiich 
haufig vorkam , Herzklopfen , Erbrechen imd emdlich 
Ohnmacht. In Bezug auf die Diagnose ist zunachst 
hervorauheben, dass in den meisten Fallen der rechte 
Ast der Lungenschlagader von Embolie getroffen 
wird , und dass daher das Augenmerk zunachst auf 
die rechte Lunge zn richten ist. Ausser der Dampfung 
halt Vf. das Fehlen des Athemgerausches fUr be- 
sonders charakteristisch. Im Aufange der Erkrankong 
ist anch auf das Wechseln der gedampften Stelleo 
Bedacht zu nehmen. Der Puls ist in oder gieich 
nach dem Anfalle klein und frequent. Die fast blat- 

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IV. Gynftkologie u. PAdiatrik. 


lenrenLippen verden erst splter blftalioh, dieErtre- 
mitftten werden ktlhl und endlich treten die Zeichen 
der akuten Hirnankmie ein. Die Dauer der schweren 
Symptome bei ungllnstigem Ausgange kann wenige 
Sekunden bis mehrere Tage — in 1 Falle 20 Tage — 
betragen , bei gflnstigen Fallen 5 — 9 Tage. Unter 
den von Vf. gesammelten Fallen hat der 4. Theil 
mit Qenesung geendigt, und zwar standen die betr. 
Penonen in dem Alter von 28 — 32 Jahren. Die 
Behandlong betreffend, von welcher in diesen Fallen 
von vorn herein niclit viel zu erwarten ist , empfiehlt 
Vf. (irtliche Blutentziehnng bei grosser Beklenimnng, 
femer haben sich demselben Vollbader und warme 
Handbader als wirksam erwiesen. Vor Allem muss 
aber dem Uebel vorgebeugt werden und diess ge- 
achieht am sichersten dadurch, dass unpassliche, be- 
sonders mit Gefitssanomalien behaftete Schwangere 
oder WOchnerinnen die mOglichste Ruhe bewahren u. 
sich vor jeder heftigen Bewegnng oder Anstvengung 
hOten. Eine entzttndete Vene darf nie mit Einreibun- 
gen behandelt werden. (Hdhne.) 

355. Mangel deg Liquor amnii bei der 
Geburt ; von Dr. L e n t e. (Amer. Journ. of med. 
scienc. CXLI. p. 125. Jan. 1876.) 

Vf. fand bei einer Multipara den Muttermnnd 
vOllig erweitert. Die Hebamme sagte aua, dass kein 
Tropfen Fruchtwasser abgeflossen sei. Da dieWehen 
cessirtcn , so wurde beschlossen, das Kind dnrch 
Compression des Uterus von aussen herauszudrflcken. 
Der Uterus fflhlte sich dabei wie ein festes Fibrom 
an. Die Manipulation flthrte zum Ziel. Bei der 
Geburt des Kindes floss nicht ein einziger Tropfen 
Wasser ab. Das Kind war sehr schwach, enorm 
blass , so dass man meinen konnte , es sei verblntet. 
Zwar gelang die Wiederbelebung, doch starb es bald 
unter leichten Convnlsionen. (Fritsch.) 

356. Die Complikation der Scbwanger- 
schaft und Geburt mit akuter Pleufitis ; von 
Dr. J o s. F i s c h 1 in Prag. (Prag. Vjhrschr. CCXVII. 
| XXXII. 4.] p. 1. 1875.) 

Wie tiberhaupt die Krankkeiten der Brustorgane, 
sofern sie als Complikation der Schwangerschaft auf- 
treten , bisher wenig Beachtung gefunden haben — 
tiber Herzkrankheiten bei Gravidit&t haben vorztlg- 
liche Arbeiten geliefert Ilecker, Spiegelberg 
nnd Lebert, tiber Pneumonie Gusserow nnd 
Wernich — , so ist unter jenen Krankheiten 
wiedemm die Pleuritis sehr vemachlkssigt und nur 
hiei' und da oberflkehlich besprochen worden. Es ist 
daher sehr dankenswerth , dass Vf. drei von ihm 
selbst beobachtete , in mehrfacher Beziehung interes- 
sante Falle verdffentlicht, an welche derselbe seine 
weitcm Betrachflingen fiber den fragl. Gegenstand 
knflpft. Wir theilen diese Falle in Ktlrze mit nnd 
bemerken nur im Vorans , dass in alien drei Fallen 
Genesung eintrat. Ans den weitern Deduktionen des 
V fa. wird ferner dentlich die Beantwortnng der Frage 
hervorgehen, ob eine PlenritU wfthrend der Sehw&n- 

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gerschaft ein stftrkeres therapeutisches Eingreifen 
(Einleitnng der Frflhgebnrt) indicire oder nicht. 

Der 1. Fall betraf eine im 8. Mon. ihrer 13. Schwan- 
gerschaft Btehende Fran , welche seit mehreren Tagen an 
Schmerzen in der rechten Seite des Thorax litt , zu denen 
sich bald heftige Dyspnoe gesellt hatte. Als Vf. Pat. 
zuerst sah, fand er Respiration 50, Puls 120, Achsel- 
temperatur 40.2. Die Perknssion ergab Dampfung rechtB 
vorn von der 6. Rippe bis znm Arcus costalis, rechtB 
hinten vom untern Winkcl des Schnlterblattes bis znr 
Thoraxbasis. Die Auskultation imRcreiche der Dampfung 
ergab bronchiales Athmen u. Bronchophonie. Im weitern 
Verlanfe breitete sich die Dampfung vorn und hinten nach 
oben weiter ans u. jetzt schwand das bronchiale Athmen n. 
die Bronchophonie, es war nur noch nnbestimmtes Athmen 
vernehmbar oder es fehlte auch ganz. Die Dyspniie er- 
reichte einen bedenkliclien Grad ; wegcn eines heftigen 
Schmerzes in der Gegend des rechten Rippenbogens ver- 
mochte die Kr. nicht kraftig zu hasten. Es stellte sich 
lautes Rasseln ein, die bereits vorher bestehende Cyanose 
wurde intensivcr, Puls und Respiration frequenter, die 
Extremitateii zcigten sich kuhl. Trotz dicser bedenklichen 
Symptome trat bald Besserung ein und das Exsudat be- 
gann zu schwinden. Die 4 W. spiiter erfolgende Geburt 
ging ohne Stornng voruber, ebenso die Zeit des Wochen- 
bettes. Bei der etwa 1 Mon. spatervorgenommenenUnter- 
suchung war nur noch ein Rcibegerausch an der Basis der 
rechten Thoraxseite zu vernehmen , die Frau befand sich 
im Uebrigen wohl, sie stillte sogar ihr Kind selbst. 

Die Auskultationserscheinungen, welche im An- 
fange der Krankheit beobaclitet wurden nnd mit der 
Diagnose einer Pleuritis nicht flbereinstimmten , er- 
klfirt Vf. aus dem Zustandekoromen einer Hyperaraie 
der Lungen. Dieselbe wird schon durch die Schwan- 
gerschaft allein leiclit herbeigefllhrt , sowohl wegen 
der gesteigerten Herzaktion als auch wegeu der grfis- 
sern AusdehnungdesUnterleibe.^ welche ebenfalls zu 
eollateralen Fluxionen ftlhren kann. Unter diesen 
Verhilltnissen kann aber das hyperftmische oder 5de- 
matiise Gewebe der Lunge aueli dnrch eine nur kleinO 
Menge Fllissigkcit innerhalb der Tlioraxhdhle com- 
primirt und luftleer gemacht werden und es kOnnen 
dann jene auskultatorisclien Erscheinungen auftreten. 

Der 2. , in Hinsicht auf die Diagnose ebenfalls in- 
teressante Fall betriflft eine schwachliche , im 6. Mon. der 
4. Schwangerschaft stehende Fran. Dieselbe klagte Aa- 
fang Februar fiber stechende Schmerzen in der rechten 
Thoraxseite, fiber Dyspnoe, hautiges Frosteln und Mattig- 
keit. Die PerkuBsion ergab vom rechts Dampfung von 
der 3. Rippe bis znm Rippenbogen, hinten rechts von der 
Mitte des Schulterblattes bis zur Basis des Thorax. Bei 
der Auskultation vernahm man in den obem Theilen un- 
hestimmtes Athmen mit Rasseigerauschen, weiter a b warts 
horten Athemgerausch und Pectoralfremitus vollstandig 
anf. Die Hauttemperatur war nicht sehr hoch , der Puls 
100 — 116, Respiration 40 — 48. Ein reichliches katarrha- 
lisches Sekret wurde ausgehustet. Das Exsudat reichte 
bald bis zur 1. Rippe. Jetzt konute man mehrere Tage 
hindnrch lantes bronchiales Athmen am Thorax horen, 
welches aber mit dem Nachlasse des Fiebers wieder ver- 
schwand . wo dann dieselben Auskultationserscheinungen 
wie im Anfange wiederkehrten. Bald trat entschiedene 
Besserung ein ; am 8. April war rechts hinten noch etwas 
Dampfung zu constatiren , das Athmen war aber wieder 
normal nnd die Schwangerschaft worde in keiner Weise 
gestfirt. 

Eigenthttmlich in dieaem Falle war noch , dass 
trotz des reichlichen Exsudates die Leber den Rippen- 
bogen nicht ttberragte, ferner zeigten rich die Inter- 

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IV. Gyn&kologie a. Pidiatrik. 


coatalfurchen nicht abgeflacht. Das Fehlen der Ver- 
drftngungssymptome lasst sich auf die Ausdehnung 
des Unterleibes nnd das dadurcli unmdglich ge- 
machte Herabilleken des Zwerchfells leiclit beziehen ; 
was die Intercostalfurchen betrifft , so war anznneh- 
men, dass die betreffenden Zwischenrippenmuskeln 
ihre Contraktionsfahigkeit noch nicht gauz eingebtlsst 
hatten , andemtheils auc.li die Zugkraft der compri- 
mirten Lnngenpartie nocli nicht vSllig verloren ge- 
gangen war, zwei Momente , wolche ja bei dem Zu- 
standekoiumen der Abflachung der Intercostal furclie 
in Frage kommen. Das im Anfange hdrbare Bron- 
chialathmen leitet Yf. von dem Fieber her, insofern 
dasselbe Dyspnde veranlasstc ; letztere verschwand 
mit dem Geringerwerden des Fiebers nnd auch das 
Bronchi&lathraen wurde jetzt nicht niehr wahrge- 
nommen. 

Der 3. Fall, von welchem Vf. selbst nur knrze Noti- 
zen besitzt, betraf eine 36 J. alteFran, welche im 6. Mon. 
Ihrer 6. f'Ohwanpprschaft ebenfalls an einer rechtseitigen 
Pleuritis erkrankte. Trotzdem verlief die Gebnrt nnd das 
Wochenbett normal. 

Vf. eriirtcrt nun die Frage, worauf wolil die 
allerdings nacligewiesene grossere Gefahrlichkeit der 
Krankheiten der Brustorgane bei Scliwangem berulie. 
Man glaubte frllher , besonders seit H e c k e r , dass 
dnrch die GraviditSt der Raum im Tliorax verengt 
werde und durch eine nkuto serilse Ausscbwitzung 
die bereits beengteu Lungen leiclit ihre Funktions- 
fthigkeit verlieren konnten. Es kainen hier besonders 
Herzkrankheiten nnd LungenentzUudung in Betracht. 
Gesttltzt anf diese Voranssetznng glaubte man daher 
auch in solchen Fallen in der Einleitung der FrUh- 
geburt ein rationclles Heilmittel gefunden zu haben. 
Durch neuerliche Uutersuchuiigen aher auf dem 
Gebiete der Spirometrie (K 11 c h c n m c i st e r , F a - 
b i u s und Wintrich) , femer dnrch die von G e r - 
hardt gemachten Beobachtnngen liber den Zwercli- 
fellstand Schwangerer hat sich herausgestellt , dass 
durch die Schwangcrschaft in kciner Weise eine 
Verminderung der Respirationsflache herbeigeflihrt 
werde. Hingegen soil nacli den Untersuchungen von 
Eichliorst liber Pneumatometne in der Gravidit&t 
ebenso wie bei Emphysem oder Bronchitis eine ex- 
spiratorische Insuflicieuz bestehen. Man konntedem-. 
nacli immerhin auch an eine Abnahme der Vitaleapa- 
citfit der Lungen wilhrend der Schwangerschaft 
denken. Jedenfalls vvird durch diese Untersuchungen 
jene Frage in Betrell der grcissern Gefahr noch nicht 
beantwortet. Vielmehr mllssen nacli Gusserow 
wenigstens bei Pneutnonie — und dasselbe gilt auch 
ftlr die Pleuritis — die verilnderten CirkulatioDSver- 
haltnisse zur Erklarung herangezogen werden. 
Ebenso weist Vf. auch auf die Auseinandersetzungen 
von Wernich und femer von Jllrgensen tlber 
diesen Gegenstand bin (Volkmann’s Samm- 
lung; Ziemssen’s Ilaudbuclu. Ein weiteres Ein- 
gehen aber auf diese Verhaltnisse wird nicht bios 
eine nattirliche Erklarung der grbssern Gefiihrlichkeit 
einer Pneumonie oder Pleuritis herbeifuhren, sondern 
es wird sich anch weiter erkennen lassen, in welcher 


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Zeit — Schwangerschaft oder Geburt — die Gefahr 
ain grdssten ist. Bei der nicht durch Schwanger- 
schaft complicirten Pneumonie und Pleuritis trifft die 
Cirkulationsstdrung besonders den kleinen KreiaLauf, 
daher auch die Gefahr der Herzinsufficienz. In der 
Schwangerschaft kOnnen aber, auch ohne dass sonst 
die Brustorgane erkrankt siud, Cirkulationsstdrungen 
leiclit eintreten, u. zwar wegen der Einschaltung des 
Placcntarstroingebietes imd wegen der fllr die 2. Halfte 
der Graviditat wenigstens erwiesenen grcissern Blut- 
menge. Die Folge hiervon ist Erhtllmug des Druckes 
in der Aorta und starkeres Arbeiten des linken Ven- 
trikels. Ilierans wird es begreiflich, dass Pneumonie 
oder Pleuritis, bei welchen Krankheiten besonders 
der kleine Kreislauf betheiligt ist , in der GraviditSt, 
welche Cirkulationsstdruugen im grosaen Kreislaufe 
herbeifllhrt, oft so gutartig verlaufen. In Bezug aber 
atif die Gefahr jener Erkrankungen bei der Gebnrt 
selbst muss die Ansicht Gussero w’s , W c r n i ch’s 
und ebenso Spiegelberg’s festgehalten werden, 
dass bei der Geburt die Cirkulationsstbrung den 
kleinen Kreislauf betrifft. Dass also eine dsueben 
bestchentle Pneumonie odor Pleuritis grosse Gefahren 
nacli sich ziehen kann , ist somit leiclit erklfirlich. 
Hicrinit stinnnt aber auch die durch statistische Zu- 
sammenstellung erwiesene Thatsache , dass der Ge- 
burtsakt ftlr lnngenkranke Mutter von verderblichen 
Folgen begleitet ist. Weiter aber ergiebt sich ails 
diesen Deduktionen , dass bei Pleuritis oder Pneu- 
monie die Einleitung der Fruhgeburt duvehaus contra- 
indicirt ist. Vf. stellt am Schlusse seiner Arbeit den 
21 von Gusserow zusammengestellten Fallen, bei 
welchen wegen Lungenerkrankung die FrUhgeburt 
eingeleitet wurde , andere 2 1 FiLlle entgegen , in 
denen die Frauen exspectativ beliandelt wurden. In 
den eretem Fallen gingen 15, in den letztern nur 
3 Frauen zu Grunde , so dass sich also die Mortali- 
tfitsziffer bei Gusserow auf 71.4%, bei den vom 
Vf. am Schlusse kurz mitgethcilten Fallen auf 14.3° „ 
bcliiuft. (Hflhne.) 

357. Ueber Anwendung der Salicylafture 
fiir geburtshulfliche Zwecke, Mitth eilnng an a 
der geburtehidflichen Klinik zn Leipzig ; von Dr. 
H. Fehling. (Arch. f. Gynakol. vill. p. 298. 
1875.) 

Sehon im December 1874 (Arch. f. Gynakol. 
VII. p. 567. 1874) veriiffentlichte Prof. Credd eine 
kurze Notiz, in welcher er die Auwendung der Sali- 
cylsiiure an Stelle der Carbolsaure zu Desinfektion 
der Hande, Vaginalduschen der WcJchuerinnen, Be- 
strenen der Ulcera puerperalia u. 8. w. empfahl. 
Credc? stcllte damals einen ausftlhrlichen Bericht 
in Aussicht ; derselbe liegt jetzt aus der Feder sei- 
nes Assistenten Dr. Fehling vor. 

Vf. war selbst in England bei Lister (vgl. sei- 
nen interessanten Reisebericht im WUrtemb. Corr.- 
Bl. 30. 31. 1875) und erzahlt, dass dei-selbe die 
Schwierigkeiten der Anwendung der antiseptischen 
Methode in der Geburtshtllfe fttr unUbersteiglich halt. 


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IY. Gyn&kologie n. P&diatrik. 


49 


In der Leipziger Entbindungsanstalt wurde schon 
seit 20 J. propkylaktisck - antiseptisch verfahren. 
Frilher wurde Kreosotwasser, Kali hypermangani- 
cum, dann Carbols&ure gebrauckt, vom 1. Juli 1874 
an aber Salicyls&ure. Die Art der Anwendung iat 
folgeude. Man spttlt die Vagina mit Lbsungen von 
1 : 600 — 900 aus ; auf die Ulcera puerperalia, reap. 
Dammrisse, wird mittels einer Glasrbhre Acid, sali- 
cyl., mitAmylum gemisclit(l : 5), aufgeblasen. Eine 
Zeit lang wurde die Lister’sche Methode auch 
darin ailoptirt, dass beiui Touchiren jedes Mai Car- 
bolspray angewendet wurde. Dabei traten jedoch 
anffallend li&ufig Nacbblutungen eiu , ungef&hr 3°/ 0 
inebr als gewoknlich. Deshalb hat man den Spray 
wieder anfgegeben und sich anf grllndliche Desinfek- 
tion der iI&D(le beschriinkt. Nach der Entbindung 
wird die Sclieide mit Salicyls&urepulver ausgepudert ; 
werden die Locliien sp&ter tlbelriechend , so spritzt 
man 4 — 8mal (in einem Fade sogar l&mal) t&glick 
die erwalmte Salicyls&urelbsung in die Vagina ; zu 
jeder Duschc wird ein Liter Fltlssigkeit verwendet. 
Auch innerlich liat man die Salicyls&ure versuebt, 
aber dicse Medikation wieder aufgegeben , da sich 
h&ufig Erbrechen danach einstellte. 

Der Nutzen der Anwendung der Salicyls&ure be- 
steht darin , dass sowohl die lokale Infektion , die 
Wunddiphtherie, die Verwandlung der Verletzungen 
in Pnerperalgeschwttre als auch die Allgemeininfek- 
tion, die Septikamie, vermieden wird. Wenn die 
Lochien Uber die mit Salicylsilure gepuderten Wund- 
H&chen am Vaginalausgang fliessen, so werden sie 
dabei desinficirt. Nur selten beobachtet man bei 
dieser Methode das sonst so hflufige Oedem der 
Vulva; nur 3mal bei 182 Entbindungen trat st&r- 
keres Oedem ein. Alle Dammrisse heilten durch 
erste Vereinigung. Eine andere Stelle, an welcher 
Infektion stattfinden kann, ist bekanntlich der Cervix 
uteri mit seinen unausbleiblichen Verletzungen. Anch 
diese Lokalitat wird durch Irrigation mit 8alicyl- 
saurelosung am besten geschtltzt. Beztlglich des 
Allgemeinbefindens zeigte sich , dass in den meisten 
Fallen die Temperatur nnd die Pulsfreqnenz 24 Std. 
nach der ersten Injektion sank. Namentlich die 
Abnahme der Pulsfirequenz ist wichtig, da sie pro- 
gnostisch von Bedeutung ist. Durch mehrere Kran- 
kengescliichten und Curven wird der Einfluss der 
betr. Beliandlung verdeutlicht. 

Es folgen statistische Angaben. Unter 142 Ge- 
burten, welche vom 1. Juli bis 31. Dec. 1874 statt- 
fanden, warden in 112 die Salicylsilure angewendet. 
Die andern 30 verliefen vollstilndig fieberlos, oder 
das Fieber war durch Mastitis, Phlegmonen an an- 
dern Kbrpertheilen bedingt , so dass fttr die fragl. 
Anwendung der Salicyls&ure keine Indikation vor- 
lag. In 37 Fallen gebrauchte man die Irrigation 
bios wegen des flblen Gernchs der Lochien, ohne 
dass Fieber existirte. Bei 75 Fallen war Fieber 
eingetreten, von diesen zeigte sich in 41 Fallen ein 
deutlicher Abfall von Puls und Temperatur, in 10 
Med. Jahrbb. Ud. 171. Hft. 1. 


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Fallen trat ein isolirter Abfall von Puls oder Tem- 
peratur ein, in 15 Fallen blieb m&ssiges Fieber and 
in 9 F. stieg die Temperatur trotz der Behaudlung. 

Vom 1. Jan. bis 30. April 1875 fanden 112 
Geborten statt. Bei 64 WiJchnerinnen wurden Sali- 
cylsaureduschen angewendet, und zwar wurde 3 — 
15mal in 24 Std. irrigirt. In 27 Fallen fand das 
Aussplllen der Vagina nur wegen (lbelrieckender 
Lochien statt, bei 37 Fallen dagegen wegen des 
Fiebers ; von diesen zeigte sich bei 20 der gUnstige 
Erfolg der Methode. In einem Falle von Py&mie 
und in 4 F. von Phlegmone des Lig. latum trat 
kein Fieberabfall ein. 

Um beztlglich der Allgemeinverh&ltnisse eine 
Anschauung zu gewinnen, hat Vf. — von ilim nicht 
mitgetheilte — vergleichende Tabellen liber die Jahre 
1873, 1874 nnd Jan. bis April 1875 angefertigt. 
Aus denBelben ergiebt sich kein gttnstiger Einfluss 
der Salicylsanrebchandlung auf die Mortalitat. Dock 
halt Vf. diesen Umstand nicht fttr wichtig , da die 
Mortalitat von.Einflttsaen beherrscht wird, welche in 
einer Entbindungsanstalt sich der Berechnung ent- 
ziehen. So werden verschleppte Falle ans der Pri- 
vatpraxis in die Anstalt gcbracht, oder die Studiren- 
deu iniiciren direkt bei den Explorationen. Viel 
wichtiger ist dem Vf. die Abnahme der Morbilit&t, 
und diese Hess sich allerdings constatiren. Nnr 
2mal vom Jnli an erhebt sicli die MorbilitAt Uber 
60°/' 0 und bleibt vom Nov. an fast stets unter 50°/ 0 . 

In frtiherer Zeit bewegte sich die MorbilitAt zwisoben 
50 und 70®/ 0 „nnd stieg zu wiederhoiten Malen 
noch hOher. “ 

V r f. empfiehlt die Salicyls&ure, nach der ange- 
gubenen Methode angewendet , nicht als Specifikum, 
sondern als nicht rcizendes Desinficiens , als Pro- 
phylaktikum gegen Erkrankungen im Wochenbette. 
Auch fttr die Privatpraxis sei das Verfahren geeignet. 
Bei Leitung der Geburt soil man H&nde und Instru- 
mente mit wSssriger Lbsung der Salicyls. (1 : 300) 
sorgf&ltig reinigen, nach der Geburt aber die Mischung 
von Salicyls. u. Amyl. (1:5) in die Vulva einblasen 
und noch Salicylwatte davor legen. Diese Einpul- 
venmgen sind, bes. bei Erstgebarenden , 1 — 2mal 
tftglich fortzusetzen, bis sich rein eitriger , geracb- 
loser Wochenfluss zeigt, bei den ersten fieberhaften * 
Erscheinungen aber sofort t&glich 4—8 Vaginal- 
duschen (Salicyls. 1 : 1000 — 1 : 600) zu machen. 

(Fritsch.) 

358. Beitrage surBehandlung desKephal- 
haematoma neonatorum ; von Dr. AloisMonti. 
(Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. IX. 4. p. 407. 1876.) 

ErftUlt auch eine Behandlungsmethode (d. i. die 
exspektative) alle Erwartungen, so hat doch auch 
eine andere (d. i. die operative) gerechten Anspruch 
anf BerUcksichtigung, wenn sie gleich gute Resultate 
erzielt. Im Anschluss an den Gassner ’schen Fall 
[vgl. Jahrbb. CLXVUI. p. 39] theilt daher Vf. 2 eben- 
falls gttnstig verlaufene Falle von operativer Behand- 

7 


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50 


IV. Gyri&kologie u. Pidi&trik. 


lung des Kephalhimatom mit. Die Behandlnng bte- 
atand in Punktion mit einem mittlem Trokar ; 8 Tage 
danaeh war unter Anwendung ernes Heftpflaster- 
droekverbandea die Gesehwnlst veraehwunden. 

Vf. theilt die allgemeine Ansicht von demNutzen 
der exapektativen Behandlung (vgl. z. B. Steiner, 
deegl. Ref.) nicht und hofft, (lass Fachgenossen ihre 
Erfahrungen mittheilen. Ref. verftibr bisher in 7 
Fallen von Kephalhttmatom — von denen 2 die 
Grbese einer Kindcsfaust (wie in Vfs. Fallen) hatten 
— exspektativ und hatte alle Ursaehe, darait vbllig 
anfrieden zu sein; denn es war naeh Ablauf von 
4 — 7 Wochen vollstandige Heihung eingetreten. Da- 
gegen ist Ref. ein Fall ana der Praxis ernes Collogen 
bekannt, der in Folge der Operation lethal verlief. 

(Kormin n.) 

859. Leberoirrhoea mit Asoltea Lei einem 
futifjdhrigen Knaben ; von Dr. S. Unterberger 
in Petersburg. (Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. IX. 4. 
p. 390. 1876.) 

Das seit elnigen Mona ten ohne nachwelsbare Ursaehe 
erkmnkte Kind wnrde mit hochgradigem Aaeltes in das 
Nikolaikinderhospital aufgeuomnieu. Der Bauchumfang 
un denNabel betrug 68 Ctmtr. und nahm in den nachsten 
8 Thgen nm 5 Ctratr. zu. Die naeh der Indicatio vitalls 
aMhige Pnnktion lieferte 2000 t'ctmtr. einer gelben. 
Uaren , ca. 2% Eiweiss enthaltenden Flfissigkeit ; trots- 
dem behielt der Bauch einen Unifang von 58.6 Ctmtr. 
Die Untersuchnng ergab nun eine hochgradige Vergrosse- 
rong der Leber tmd eine leicht hockerigc Beschaffenheit 
ihrer Oberflfiche. Die Anwendung von Dampfbidern, 
tonUchen und diuretuchen Mitteln , sowie von Jodkaliam 
(von dem 4 Grmm. tagl. ohne Eintritt von Intoxikations- 
erschcinungen gegeben werden konnten), hatte keinen 
Einflnss anf den Gang der Krankheit. Naeh weiteren 
2 Pnnktionen trat der Tod unter den Erscheinungen einer 
Peritonitis 7 Wochen naeh der Aufnalime des Kindes ein. 

Die Autopsie ergab ausser enormen Fettansamra- 
iungen im stark hypertrophirten Mesenteriuin und auf dem 
Peritonaalfiberznge des Magcns und des Dfinudarms die 
Bfthon im Leben angenomniene Lebercirrhoee. Die Leber 
war 18 Ctmtr. lang, 13 hoch, 6 breit , der linke Leber- 
lappen 11 lang, 13 hoch, 6 breit. Die Consistenz war be- 
souders rechts derb. Die Obertiache des rechten Lappens 
War mit erbsen- bis haselnussgrossen fiaehen Iiockem 
bbfcetzt. der ganze linke Lappen glatt. Unter dem Mikro- 
ikope zeigte aich im ilnken Lappen und im Lob. Spigelii 
junges zartes Bindegeweiie zwischen den einzelnen Leber- 
zelien. wahreud die andern Theile der Leber fertiges 
Mlndegewebe zeigten. Ausserdem bestand Stauungsmilz. 

Vf. — welcheT die einschlagende , wenig nin- 
fangreichc Literatur seiner eigenen Beobachtung 
vonulsgeschickt liat — macht besonders darauf auf- 
merks&m , dass auch in dicsem Falle wie in den 2 
von S teffen beschriebeneu der rechte Leberlappen 
zuerat erkrankte, wklirend bei Erwachsenen der 
linke Leberlappen der zuerst befallene ist. 

(Kormann.) 

360. AJcuto Leberatropixie bei einem Kna- 
ben vo* r 2>/| Jahren; von Dr. H. Rehn in Frank- 
furt a. M. (Berl. klin. Wchnschr. XII. 48. p. 649. 
1875.) 

Unter den Zeichen eines hoch grad i gen Ikterus 
und unter Abuabme der Leberdilmpfung traten bei 

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dem zart gebanten Kinde Anftlle von hdchstem 
Schmerzgeftihl mit Schwinden des Bewusstseins ein, 
bei denen uni- Morphium Linderung verechaffte. Der 
Tod erfolgte am 10. Tage des Leidens. 

Die Srktion ergab das angenommene Leiden in 
Wirklichkeit. Ansser einigen Intussnsceptionen des 
Ddnndarma faud man die Nieren und die Leber ver- 
fettet, letztere anch erheblich an Unifang und Ge- 
wicht redneirt. Es betrng nflmlieh der Llngsdurch- 
tnesser der Leber 14 Ctmtr. (der des linken Lappens 
4.5), die Hbhe des rechten Lappens 10 Ctmtr., die 
grflsste Dicke desselben 4.5, und die des linken 2.5 
Ctmtr., das Gesammtgewicht beider 231 Gramm. Es 
wechselten opak - citronengelbe Stellen des Leber- 
gewebes, an welchen das Gefilge voller tmd weicher 
war, mit rothen Stellen, an denen es fester erechieu ; 
nur am rechten Rande war ein festes brannrothes Ge- 
webe vorhanden. 

Prof. Peris in Giessen, weicher das Priiparat 
untersncht hat, macht bes. noch daranf aufmerksam, 
dass der Fall ein neuer Beweis daftir sei , dass die 
8ogen. rothe Atrophie naeh der Resorption des fet- 
tigen Detritus durch sekundare Erweiteruug der Ca- 
pillaren aus der eigentlicheu gelben Atrophie hervor- 
geht, und dass, wie aucli Zenker bereits annalmi, 
beide Flrbungeu nicht durch 2 verschiedene Pro- 
cesse entstehen. Mikroskopische wie eheraiache 
Untersuchung liessen die fettige Degeneration er- 
kennen und die Fettinfiltration ausschliessen. In 
100 Th. frlscher Lebersubstanz fanden sich 76.9 
Wasser, 7.C Fett, 15.5 fettfreie Snbstanz, with rend 
diesdben Zahlen in 2 normalen fettarmen Lebern 
Erwabhsener sich folgendermaassen gruppiren: 71.3, 
resp. 77.1 — 2.0, resp. 3.4 — 20.7, resp. 19.5. 

(Kormann.) 

361. Koprostasls, bedlngt durch Kotb- 
stein, mit Wdtlichem Ausgarige ; von Dr. Bauer 
in Stettin. (Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. IX. 4. p. 386. 
1876.) 

Ein 8jShr. Knabe, der aeit Berner Geburt an sehr 
hartnackiger Obstruktion gelitten hatte , zeigte ira Stet- 
tiner Kindergpitale eine bochgradige Auftreibung de9 I.ei- 
bes (fiber deni Nabel 73 Ctmtr. Umfang); die gauze linke 
Scite ergab einen tynipanitiseh-gedampften Pcrkussion.s- 
schall; es bestanden starke subcutane Venennetze fiber 
den ganzen Unterleib. Zwei Tage nacli der Anfnahmc 
trat unter Collapsus der Tod ein. 

Die Autopsie zeigte als Ursaehe der Auftreibung des 
Leibe-< eine enorine Dilatation des Dickdarm» , an dessen 
hinterer Flaclie allenthalben die Serosa im Zustande 
frlscher Kntzundung sich befand. Im untern Theil des 
Recta m , dicht fiber dem Sphinkter, fand sich ein fast 
fanstgrosser runder Kothstein von nicht nnbetruchtliclier 
Harte. Er bestand nur aus eingbdickten Kothmaasen 
ohne eigentlichen Kern. (Kormann.) 

362. UebervaooinaleaFruh-Erysipelas; vou 
Dr. R. Sinnholdin Connewi tz bei Leipzig. (J alirb. 
f. Kinderlteilk. N. F. IX. 4. p. 383. 1876.) 

Vf. beschreibt eingeheud einen hbclist interessan- 
ten, wenn auch fttr den ImpfarZt hbclist rumugeneh- 
nien Eintritt von Irapi'-FrttherySrpel in 4 Fallen. 


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61 


V. Chirurgie, Opbtbalmotogie a. Otatrik. 


Glia vttllig gesundes Kind gesunder Eltern , bei 
wetehem die Impfpnsteln vdilig normal entwiekelt 

waren , wnrde zum Abimpfen von Arm zu Aim be- 
nutzt ; es wurden unter penibler Beobachtung aller 
Vorsichtsmaassregeln 6 Kinder mit dersclben Lan- 
zette nnd auf gleiohe Weise (je 3 LAngsimpfstriche 
auf jeden Oberarm) geimpft; 2 davon blieben ge- 
sund (darunter der Zwillingsbruder einea vou Frtth- 
ervsipel bcfallencn Kindes"). Bei den flbrigen 4 Kin- 
dern stellten sich sehr balil (in 2 Fallen 14, reap. 
20 Std. uacli der Impfung) Zcicben der Erkraokung 
ein ; bei sammtlichen bildete sich am Tage nach der 
Impfung ein Erysipel aits , das in 2 Fallen auf die 
Oberarme beschr&nkt blicb, in den 2 andern Fallen 
abcr wauderte. In eincm der letztexen trat sogar 
hdehste Lebensgefahr duroh Collapsus ein und er- 
holte sich das betreffende Kind erst nach 6 Wochen. 
Die Impfpusteln entwickelten sich walirend des Ver- 
laufes der Erkrankung vfillig normal. — Bei dem 
Mutterimpfling entwickelte sich an dem Arme , von 
dem die 6 Kinder abgeimpft worden waren , kein 
Erysipel , an dem andern Arme aber zeigtc sich am 
2. Tage nach der Abimpfuug eine fingerbreite Stelle 
der Uant erysipelatbs entztlndet (gewflhnliches nnd 
sehr hftnfiges Spaterysipel'i. 

Vf. schliesst liieraus, dans derEryaipelstoff schon 
bei der Abiiupfung vorhanden gewesen 1st und (lass 
die Nrchterkrankung der 2 Abgeimpften , resp. die 
leichtere oder schwerere Erkrankung der flbrigen 
4 Kinder anf die Menge der inoculirten Lymphe zu 
beziehen sei. 

Ref. benutzt auch diese Gelegenbeit, um bervor- 
zahebeu , wie wichtig es ist , nur mit Kuhpockcn- 
iymphe zu impfen, nach deren Verwendung Frtth- 
Erysipele noch niclit beobachtet worden sind. Der 
Staat , der fttr den Impfzwang mit Reclit eingetreten 
ist, muss dem Arzte aucb die nfltbigen Mengen bester 
Kuhpockenlymphe zur Verfllgung stellen ! 

(Kormann.) 

363. Ueber die Reaktlon derKuhmilch; 

von Prof. C. Hen nig. (Jahrb. f. Kinderheilk. 
X. F. IX. 4. p. 357. 1876.) 

Ans Vfs. fllr die Emahrung der Kinder so wicb- 
tigea Untersucbungen , die entsebieden fortgeaetzt 
werden sollten, gebt liervor, dass die Milch der 
Kobe , auch bei bester Emalirung auf der Aim, ver- 
sobiedeo reagiren kann , besonders wenn die Kilbe 
sebr von Insekten belastigt oder dui'ch Gewitter ge- 
angstigt wurden. Jedoch erwies sich die Milch bei 
freier Alpenweide allenneist haltburer als die Stall- 
milch. Die Untersucbungen in den Sennhtitten mit 
schwach violetten Reaktionspapierstreifen ergaben 
rielfach das Resultat : deutlich allfalisch , aber nur 


einmal verdiente die Reaktion die Bezeicluuigg : sebr 
alkalisoh. Nach Ungerem Steben ist fflr Singling# 
nnr der untere Theil der Aschmilch zu verwenden, 
da djer obere schon deutlich sauer sein kann. Duroh 
Erwirmen bis unter 60° R. (nit duroh Aufkoofuu) 
wird die saure Reaktion in die amphotere flberge- 
fflhrt. Die amphotere oder nentrale Reaktion kommt 
den meisten Milchsorten bei Alpentrift und guter 
Stall flltterung selbst in der Stadt zu. Vf. kebt da- 
her auch hier mit Recht den Werth der Troeken- 
ffltternng der Kflhe hervor, wenn ihre Milch znr Er- 
nabrung junger Kinder benutzt werden soil. 

(Kormann.) 

364. Bebandlung dor Nabelbr&obe bol 
Kindern duroh Collodiumverband ; von Dr. 
Ginseppe Rapa. (Riv. clin. 2. 8er. V. 12. 
p. 363. Die. 1875.) 

Nach kurzen Bcmerkungen fiber die Entstebung 
der Nabelbrttcbe und die bekannten dagegen em- 
pfohlenen Verfabren beriebtet Vf., dass er seit 20 J. 
zur Beliandlung der Nabelbrtiche der Kinder aus- 
schliesslich den Collodiumverband benutze. Der- 
selbe sei leicht ausfUhrbar, unterstfltze die Heilbe- 
strebungeu derNatur in einfacher Weise, maclie dem 
Kinde keine Bcschwerdc und (lbe , richtig angelegt, 
genflgenden Druck auf die Hemie, obne die Schlies- 
sung des Nabelringes zu behindern. 

R. fflhrt den Verband folgendermaassen ans. 
Nachdem der Leib des Kindes gewaseben und gi^ 
abgetrocknet worden ist, nimmt die Mutter daaselhe 
so auf den Schooss , dass die Scbultem auf dem lin- 
ken, das Becken des Kindes auf dem rechten Bei« 
der Mutter ruhen. Die oberen Extremitaten des Kin- 
des werden vou der linken Hand der Mutter, die un- 
teren Extremitaten von der rechten fixirt. Darauf 
wird die Hernie und deren Umgebung in breiten 
Stricben mit Collodium flberpinselt. Ueber die daan 
reducirte Hernie wird eine doppelt zusammengelegte, 
4 Ctmtr. breite und 3 Ctmtr. lange Compresse mtt 
der Seite aufgelegt, welche man vorher mit Collodiuip 
bestrichen hat. Diese Compresse wird von einem 
Assistenten an ihrem riebtigen Platze festgehalten, 
darauf ein 3" breiter, langer Streifen Heftpflaster 
mit seiner Mitte applicirt, der so lang sein muss, 
dass seine Enden , fiber den Rflcken hinweggeschla- 
gen, sich auf dem Bauche wieder kreuzen. Wahrend 
der Anlegung dieses Heftpflasterstreifens lasst man 
vom Assistenten die MM. recti aneinandersehieben. 
Ueber cliesem Streifen wird nun noch eine eben so 
breite und lange lei sene Binde befestigt nnd die 
ganze Oberflache der Binde fiber dem Bauche mit 
Collodium bestrichen. (Z i n k e i s e n.) 


V. Chirurgie, Qphthalmologie u. Otiatrik. 

365. Beltrige but C&autstik derVorletaon- Dr. August Reverdin in Genf beschreibt 
gem zusapynengestellt vpn 0.-St.-Arzt Dp. Asch$. (Deutsche Ztschr. f. Chir. VI. 4 u. 6. p. 418. 1876) 


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52 


V. Chirurgle, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


ciucn „Fall von Ahreumng der K ojtjhauf in 
welebem dnrcb 7'rav*p/antation Heilung er- 
ziblt wurde. 

Eine Sljkhr. Arbeiterin wurde dnrch die RoUe einer 
Maschine an den Haaren gefasst and scalpirt. Ale R. die 
Pat. A Mon. spater sah, war auf dem Kopfe eine colouale 
Wande, die von der Nasenwurzel bis zum Nacken 36 Ctmtr., 
von einem Ohre bis zum andern “28 nnd 1m Umfange 
67 Ctmtr. maass. Es war eine reichliche Eiterung vorhan- 
den , dnrch welohe eine fortwahrende Reiznng der Hant 
dosGesichts und des Halses hervorgerufen wurde ; ausser- 
dem bestand bedeutende Retraktion der Haat. Ale Vor- 
bereitung fur die Transplantation und nnidie mangelliaften 
Gramilationen zu bessern , wurde ein Heftpflasterverband 
angelegt und zweimal taglich erneuert. Nach 8 Tagen 
hatten dieOrannladonen bereits sich so gfinstig verandert, 
dace die Traasplantationen nach Jacqaes Reverdin 
gemacht werden konnten. 

Vf. hat zum Ausschneiden der Hantlippchen ein 
Bistouri construirt, das eine lanzenftirmige Klinge 
besitzt, auf eiDer Seite convex, auf der andern concav, 
so dass die Binder der Klinge baker Rind ala der 
mittlere Theil , wodurch der Lappen leicht lieraus- 
geschnitten werden kann, da man nur einesgcringen 
Drucks bedarf, um dieses laffelf&rmige Instrument 
dnrch die Haut zu schieben. In der Regel gentlgt 
der geringste Verband, um kleine Transplantations- 
stllcke zu fixiren, R. hat sogar manclunal gar keinen 
Verband angelegt; in Fallen, wie der fragliche, 
trocknet jedoch der Eiter leicht zu Krusten ein, 
welche die transplantirten Sttlckchen leicht ablOsen 
kOnnen , weshalb es gerathen ist , letztere zu fixiren. 
Vf. benutzt hierzu einen HeftpHasterstreifen von 
2 Ctmtr. Breite , der an der Stelle , wo er auf dem 
Lippcben aufliegt, mit Cerat bestrichen ist; die 
Lippchen brauchen etwa 2 Tage, um gehflrig fest zu 
haftcn , nnd dann leistet der HOllensteinstift , einige 
Millimeter um dieselben herum applicirt, gute Dienste. 
Im vorliegenden Falle hat Vf. etwa 50 Versuche 
angestellt , um Hunde- und Kaninchenliant zu trans- 
plantiren, ebenso wurde vcrsucht, Transplantation 
aus der Haut eines Hundes vorzunehmen , die scbon 
mit Granulationen bedeckt war, aber simmtliche 
Versuche waren erfolglos. R. n.achte daher Trans- 
plantationeu aus menschlicher Haut, und zwar wurde 
dazu der amputirte Oberschcnkel eines Knaben 
*/ s Std. nach der Operation benutzt. 

Es wurden 2 Lappen von 6 Ctmtr. Lange und Breite, 
dann noch kleinere Lippchen , die mit der Schere abge- 
schnitten waren und endlich 2 *1, Std. nach der Operation 
noch “2 Lappchen von je 1 Ctmtr. nnd noch mehrere 
kleine transplantirt. Alle diese Transplantationen hatten 
Erfolg, so dass 13 Tage nach dieser Ueberpflanzung die 
Halfte der grossen Wunde bedeckt war. Es wurden nun- 
mehr 8tficke von den Wandangen einer frisch exstirpirten 
Dermoidcyste mit Erfolg transplantirt. Nach einem wei- 
tern Monat war der ganze vordere Theil der Wunde ge- 
hellt . bedeckt von einer schonen Narbe , in der grosse 
Oefasse bemerkbar waren. Der hintere Theil der Wunde 
wurde mit Epidermldaltransplantationen zur Heilung ge- 
bracht. Im Ganzen hatte die Behandlung, die durch 
raschere Transplantationen hatte beschleunigt werden 
konnen und die durch ein intereurrirendesErysipelgestSrt 
wurde, 7 Mon. in Anspruoh genoromen. 

In einem ahnlichen Falle von Abreissung der Kopf- 
baut , In dem der Snbstanzverlust victleicht noch grosser 


ah? in dem oben besehriebenen war, wnrde vonTripon el 
mittels Transplantation von Epidermis ein sebr guns tiger 
Erfolg eraielt. 

Den ausserordentlicli seltenen Fall vr»u ,,halb- 
seitiger Yerletzung des RHckenmarkt u hat Dr. 
Georg v. Dali ’Ar mi in Wttraburg beschrieben 
(Bayer. lnt.-Bl. XII. 48. 1875T 

Zwei Jahre vor seiner Aufnahme in die med. Klinik 
zu Wurzburg hatte ein 13jihr. Knabe von einem Schul- 
kameraden eine Stichwnnde zwischen dem llnken Schulter- 
blatt und der Wirbelsaule von angeblich -2 Ctmtr. Tlcfe 
bekommen. Die Beweglichkeit der Beine war sogleich 
ganzlich , die der Arme grSsstentheils aufgehoben. Nach 
8 Tagen heilte die Wunde; die Beweglichkeit der Arme 
stellte sich bald wieder ein , spater auch die des rechten 
Belnes, nnd nach 6 — 8 W. konnte der Verletzte einige 
Bewegungen im Knie- nnd spiter auch im Fussgelenke 
machen. Als er aber zu gehen versuchte , knickte das 
llnke Bein zusammen. Neun Monate nach der Verletsung 
konnte er wohl gehen, hinkte aber, da er das Bein nur im 
Hfiftgelenke bewegen konnte ; im rechten Beine hatte er 
das Gef&hl von Pelzigsein. Spater traten heftige , ste- 
chende Schmerzen in den Gelenken der llnken nntern 
Extremitat auf, die aber wieder verschwanden. Eine 
Fraktur des Radius , die Pat. I 1 /* J. nach der Verletauiig 
in Folge eines Stnrzes erlitt , war nach 8 W. wieder ver- 
hellt; l»/« J. nach der Verletzung trat Pat. in die chlrurg. 
Klinik wegen Furnnkelbildnng an beiden Beinen. Er 
wurde hier elektrisch behandelt und es stellte sich das 
Gefiihl im rechten, nicht aber im liuken Beine wieder her. 
Als Pat. in die med. Klinik aufgenommen wnrde, zeigte 
sich die rechte Geslchtshilfte etwas kleiner , die Pupille 
enger als auf der Unken Seite : die Zungeuspitze sah beim 
Herausstrecken etwas nach rechts. Druck auf die Proc. 
spinosi des 3. und 4. Brostwirbels war etwas gcbmerzhaft ; 
die Motllitat und Sensihilitat der Arme war normal , der 
linke Arm jedoch starker als der rechte. An der llnken 
untem Extremitat war unvollstandige Liihmung, besonders 
desUntersehenkels, vorhanden, mitHyperastbesie des ge- 
Lfthmten Theiles bei vollstandig erhaltener SensihilitSt, 
aber geschwachtem Kraftsinne ; dabei bestand gleichxetttg 
erhbbte Reflexerregbarkeit , Atrophie der llnken untern 
Extremitat, Anasthesie der linken Brust-, Bauch- und 
Ruckenhalfte. Rechterseits zeigte sich keinerlei Motilitata- 
stdrung, aber Anasthesie der Unterextremitat bis zur 
Sebenkelbeuge. 

In der Epikrise weist Vf. darauf kin, dass sich 
die eben angeflihrten Symptome mit wenig Ab- 
weichungen in alien Fallen von halbseitiger Durch- 
trennung des RUcken marks linden, und ftlhrt die 
bekannten physiologisclieu und pathologischen That- 
saclien, welche dieses Verhalten erlkutem, au. Wir 
kOnnen wegen derselben auf frflhere Mittlieilungen 
in unsern Jahrbflchem verweisen (Bd. CLV. p. 22 ; 
OLVII. p. 19 etc. etc.) und erwftlmen hier nur noch, 
dass im mitgetheilten Falle nach Injektion von Sol. 
arsenic. Fowleri eine Abnahme der Hyperisthesie 
eintrat. 

Folgenden Fall von Verletzung des Iierzeus 
beobachtete Dr. Tillaux (Bull, et M6ui. de la Soc. 
de Chir. de Paris. N. S. I. 10. p. 765. 1875). 

Eine 31jahr. Fran wurde in einem Zustande grosser 
Aufregung in das Hospital gebracht, nachdem sie so eben 
zwei Revolverschusse in die Brnst bekommen and far den 
Augenblick das Bewnsstsein verloren hatte. Starke Dys- 
pn6e ; beim Husten starke Blutung aus der Wunde ; fa- 
denfbrmiger Puls, am Herzen nichts wahrnehmbar. Es 
waren *2 Wunden, beide im eraten rechten Intercostal - 
raume vorhanden , die eine 1 Ctmtr. vom Sternum ent- 


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53 


V. Chirnrgie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 


ferat, die andere etwas nach aussen ron der Brustwarze. 
Die Perkussion ergab stark sonoren So hall fiber der 
obern Halfte der rechten Lunge, raatten Ton in der nn- 
tem Halfte , die Auskultation amphorisches Athmen. Am 
3. Tage nach der Verletzung taatte sicb die Dampfung des 
Perkussionsschalles fiber die ganze rechte Lunge verbrei- 
tet. Nach 14 Tagen wurden mittels der Thorakocentese 
530 Grmtn. einer blutig-eiterigen Flfissigkeit entieert, am 
andern Tage die Operation des Empyem gemacht , wobei 
aber keine Flfissigkeit entieert wurde. In den nachsten 
beiden Tagen trat Besserung ein , doch erfolgte der Tod 
am 18. Tage nach der Verletzung, nachdem T. nochmals 
die Operation des Empyem erfolglos versucht hatte. 

Autopsie. Nach Wegnahme des Sternum gelangte 
der Finger in eine Eitertasche der rechten Lunge, die von 
einer zweiten eben solchen durch das Diaphragma ge- 
hrennt war ; die erste Tasche befand sich im Lebergewebe 
und an ihrem hintern Rande fand man die eine Kugel. 
In der linken Lunge war keine Spur einer Schussver- 
letzung vorhanden ; die innere Flache der 7. Rippe war 
an einem Punkte ihrer hintern Portion des Periost be- 
raubt. Das Perikardinm enthielt ca. 900 Qrmm. einer 
trfiben, aber nicht sanguinolenten Flfissigkeit ; beide Blat- 
ter des Herzbeutels waren mit fibrin5sen Exsudaten be- 
deckt. An der hintern Wand des linken Ventrikels zeigte 
sich eine gelbliche Masse, in der sicb die andere Kugel, 
in Fibrinmassen eingebettet, befand. Eine lineare Narbe 
an der hintern Flache des Herzens entsprach dem Sitae 
der Kugel. 

Hiemach hat die erste Engel die rechte Lange 
bis znr 7. Rippe durcbbohrt, von dieser war die En- 
gel zorilckgeprallt and in die Leber eingedrungen. 
Die andere Engel hatte die hintere Wand des Her- 
zens durchbohrt. 

Bemerkenswerth erscheint ausser der langen 
Fortdauer des Lebens, dass wfihrend der ganzen 
18 Tage welclie die Pat. noch lebtc, nie ein Anfall von 
Synkope oder Herzpalpitationen vorgekommen war ; 
eben so wenig hatte Pat. fiber Prficordialangst ge- 
Wagt. 

Den seltenen Fall einer Zerreissung des Zvnerch- 
fells theilt Julias Dollinger (Pester med.- 
ehir. Presse XL 49. 1875) mit. 

Bel einem plfitzlich verstorbenen Arbeiter zeigte sich 
die rechte Thoraxhalfte starker gewfilbt als die linke, die 
Intorcostalraume waren verstrichen ; in der rechten Tho- 
raxhalfte befand sich 1 Kgrmm. missfarbiger fakal riechen- 
der Flfissigkeit ; die rechte Lnnge war gegen die Wirbel- 
sanle gedrangt, blutleer. Samratliche Rippen der rechten 
Selte, mit Ansnahme der ersten und der zwei letzten, wa- 
ren in einer Linie von vorn u. oben nach hiDten u. unten 
quer gebrochen und die Bruchenden mit einer kleinen 
Verschiebnng der hintern nach innen und vorn voilkom- 
men knochern vereinigt. Dieses Trauma musste wenig- 
stens vor 4 Mon. stattgehabt haben und hatte gleichzeltig 
einen Riss in der rechten Halfte des Diaphragma hervor- 
gerufen, der sich bei der 8ektion als ein vierkreuzergros- 
ses, mit narbigen Randern versehenes Loch nach anssen 
vom For. quadrilaternm darstellte. Ein 30 Ctmtr. langes 
Stfick Netz war durch dieses Loch mit der Pleura fest 
verwachsen, ein Beweis, dass die Ruptur des Zwerchfells 
gleichzeitig mit dem Rippenbrtnjhe entstand. Aber gleich- 
zeitig war auch durch den Riss im Diaphragma ein 40 
Ctmtr. langes Stilck Darm mit dem dazn gebfirigen Stfick 
Mesenteriura in die Brusthfihle gelangt, und bei der Con- 
traktion des narbigen Randes um den Diaphragmariss kam 
es znr Gangran und Perforation des Darms , wodurch der 
tbdtlich gewordene Pyopneumothorax entstand. 

O. Faber (Wttrtemb. Gorr.-Bl. XLV. 33. 1875) 
hat folgenden Pall von Rnptnr der Leber nnd der 

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rechten Nie re beschrieben, der wegen der Gering- 
ffigigkeit der finsserlich sicht- nnd ffihlbaren Lftsio 
nen im Gegensatze zn der Zerstflrung innerer Organe 
bemerkenswerth ist. 

Ein 22jahr. Mensch gerieth unter einen etwa 40 Cent- 
ner schweren Holzwagen. Er wurde, nachdem sein Herr 
ihn getroffen und Ihm gesagt hatte, er solle ihm nachfol- 
gen, am andern Tage, nachdem er stark erbrochen and 
defacirt hatte, todt gefunden. Bei der Inspektion des 
Cadavers zeigten sich einige parallel laufende, 1 Ctmtr. 
breite nnd 3 — 5 Ctmtr. lange Striemen anf der linken 
Hfiftbeingegend. In der BrnsthOble 2 Liter Bint. Der 
grosse Lappen der Leber war von rechts oben nach links 
nnten in seiner ganzen Dicke nnffirmlich zerrissen ; aus- 
serclem noch drei theils parallele, theils quere Einrisse in 
der Leber; in der rechten Niere ein dnrch ihre ganze 
Dicke von rechts oben nach links nnten verlanfender Riss ; 
die 8. bis 11. Rippe waren ohne Verletzung des Periost 
geknickt. 

Einen namentlich des gttnstigen Verlanfes halber 
ausserordentlich interessanten Fall von, ,Schus8 durch 
das Beclcen “ beschreibt Stabsarzt Dr. Albert 
Michaeli8 (Wien. med. Presse XV. 47. 1874). 

Ein Mann schoss mit einem Lefanchenx - Revolver, 
dessen Projektil, eine Spitzkngel von 12 Mmtr. Durch- 
messer , aus einer Entfernung von 60 — 80 Ctmtr. in den 
Leib eines 6j5hr. Madchens drang. Das Qewicht der 
Kngel betrng 12 Grmm. , die Ladung 1 Gnmn. Pnlver, 
nnd spater angestellte Versuche ergaben , dass das Pro- 
jektil durch die genannte Ladung auf 4 Mtr. Entfernung 
2 Ctmtr. tief in einen eichenen Balken hineinging. Der 
Schuss drang l 1 /* Ctmtr. von der Linea alba links in 
der Mitte zwischen Nabei und 8ymphyse in die Banch- 
wand ; die Wunde war schlitzfbrmig, blutete wenig, hatte 
eine Lange von l'/i Centimeter. Das Kind war, als es 
den Schuss bekommen , stehen geblieben und hatte anch, 
wenn es ruhig lag, keinen Schmerz; die Kleider waren 
angesengt ; eine AusgangsSfFnnng des Schusskanais Hess 
sich nicht nachweisen. Beim Versuche, zu gehen, stellte 
das Kind das linke Bein in Abduktion und bat nm Unter- 
stfitzung , weil es sich schwer stehend erhaltm konnte, 
wenn auch keine besondern Schmerzen vorhanden waren. 
Auch in der Ruckenlage hielt das Kind constant die Ab- 
duktion ein und suciite die Mittellage des Geieuks; beim 
Versuche. denSchenkel zu beugen, ffihlte es unbestimmte 
flfichtige Schmerzen in der untern Kreuzgegend ; endlich 
zeigten sich auch Spuren einer Ekchyniose am obern 
innern Thelle des Oberschcnkels nach seiner hintern 
Flache zn. Aus diesen Erscheinungen schloss V r f. , dass 
das Projektil dnrch die lucis. ischiadica major dasBecken 
verlassen habe nnd sich nnter den Glutaen bettnde. Zwei 
Tage lang war Pat. fieberlos nnd frei von Schmerzen, 
dann trat Frost nnd Fieber, Breclineignng, Auftreibung 
des Bauches anf , welche Erscheinungen nachliessen , als 
nach 4 Tagen sich Eiter aus der Banchwnnde entleerte. 
Am 8. T. liess sich das Kind nicht melir im Bette erhai- 
ten ; es bestand nnr noch Noigung zur Abduktion des 
Schenkels , die sich erst allmiillg verlor. Nach 3 Mon. 
wurde M. znr Pat. gerufen , da die Kugel sich nunmehr 7 
bis 8 Ctmtr. nnter der Gesassfalte gezeigt hatte. Dieaelbe 
wurde leicht entfemt. In denAbdrucken der flachenZfige 
an der Kngel und zwischen diesen befauden sich kreidige 
Flecken und Streifen, die sich als Kalkphosphat erwiesen 
nnd die M. fur den Ruckstand der Ekchymose und eines 
angelagerten Entzfindungsprodnktes halt. 

Der Fall wurde Gegenstand einer gerichtlichen 
Untersnchung ; der Definition nach war ohne Zweifel 
die Verletzung eine schwere, dem Verlanfe nach eine 
leichte ; das Gericht entschied sich fttr die letztere 
Auffassnng. 

i 

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V. Cbirnrgie, Ophthalmol ojrie n. Otiatrik. 


H 

Van einom Iknlich glfioklieh verlaufenen Falle, 
Id dero ein Projektil von der Spitze dee grossen Tro- 
chanters ans diircli das Oarmbein scldug , oline den 
Verwmideten zu gefkhrden, bericlitet M a c C o r m a c. 
Aelinliche Falle aus den Spitalern nach der Sclilacht 
von Waterloo werden von Thompson mitgetheilt. 
Wenn anch andere von gltleklich verlaufenen sclte- 
nen Beckenschfissen erzahlen, wie a. B. Beck, der 
der geheilten Verschiebung eines ganzen Beckentlieils 
dnrch einen Laffettenstoss erwahnt, so vermochte 
M. doch in der Literatur kein Seitenstflck zn seinem 
Falle aufzufinden. 

Prof. E. Rose (Samml. klin. Vortrage von R. 
V olkmann Nr. 92.; Chir. Nr. 29. Leipzig 1875) 
bespricht die „Stichu>unden der Gefaaae dea Obe.r- 
a chenkela und ihre nrherste Behandlung“. 

Dass die H n n t e r’sclie Methodc , mit der Conti- 
nnitAtsligatnr den Stromlauf sicher zn nnterbrechen 
nnd anf diese Weise die Blutung eines Astes zu 
stHlen , ein Abweg ist , liaben die Erfahningen ent- 
schieden dargethan. H u n t e r’s Methode bewirkt nur 
eine Herabsetzung des Blutdrucks, und man ist dartt- 
ber einig, dass die unmittelbare Unterbindung an Ort 
nnd Stelle nach Richter und Guthrie weit vor- 
zuziehen aei ; doch wild sie von einigen (Neudfir- 
f e r) fiir unausffihrbar erklart. R. hat es sich nach 
seinen Erfahrnngen zum Gnindsatze gemacht , unter 
jeder Bedingung bei einer Arterienwunde die beiden 
Enden zu unterbinden , und hat diess selbst gethan, 
wenn die Arterien sklerotisch waren , odor auch bei 
seknndaren Blutungen, wenn die Ligaturen abgegan- 
gen waren, trotz der Eiternng. Er hat bis jetzt noch 
keinen Fall gchabt, wo die Schwierigkeiten der Unter- 
hindung unilberwindlich gewesen waren. Gegen die 
Sioherheit der lokalen Unterbindung kann mit Grand 
nur ein Einwand gemacht werden, den schon P i r o - 
goff erhoben hat. Es kann namtich vorkommen, 
dass zwischen zwei Ligaturen bedeutende Collateral- 
iste in die hintere Wand des Sackea einmiinden, wo- 
durch natflrlich bei Entwicklung des collateralen 
Kreislaufs unvermeidlich eine schwere Nachblutnng 
erfolgeB wtlrde. Urn diesem Uebelstande zu begeg- 
nen , verfthrt Rose so , dass er sich schon vor deni 
Kntipfen der Ligatur durcli Einflihren einer silbernen 
Knopfsonde zunkchst Uberzcugt, dass der mit der 
Unken Hand oomprimirte Strang auch wirklich hohl 
ist. 8ind beide Ligaturen fest angelegt, so wird jedes 
Coagulum sorgfSltig entfernt, die Arterienwunde 
erweitert und genau beobachtet, ob irgendwo Bint 
beraussickert. Zeigt sich nur eine Spur von Blutung, 
so wird das Gefass durchschnitten oder der ganze 
fleftsstheil herausgeschnitten. Die beiden Arterien- 
enden ziehen sich zurtlck. Man sieht nun die Rfick- 
goite des herausgesohnittenen Arteriensttlokes an, 
ob der Stich anch noch die hintere Wand verletzt 
hat und so noch eine BlutqueUe existirt. So ist nach 
Ansioht des Vfs. der Ortlichen Unterbindung die 
letate Unsioherheit benommen. Wenn ein Faden 
durchachneidet, so ist das Verfahren zu wiederholen. 

Was nun die provisorischen Blutstillungsmittcl 

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betrifit , um bei der Erweiterung einer Stiehdflsnng, 
um die Arterie zugftnglich zu maohen , die shark e 
Blutung zu hindern , die ja auch das Aufsuchen der 
Arterie erscliwert, so ist die Compression des zu- 
ftthrenden Stammes gerade so unzuverl&ssig, wLe sie 
es als definitives Blntstilliingsmittel ist. Die zuver- 
ltlssigstc Hftlfe ist ein Finger der linken Hand in der 
Wunde selbst, wenn man anch silmmtliche unblutigen 
Compression smethoden uiemale versehraahen darf. R. 
macht besonders darauf aufmerksam, dass Stichwun- 
den oft sehr laug sind , so dass der Finger znweilen 
viel zu kiiTZ ist, um bis zum Grunde des Stichkanals 
zu dringen. Man begnfigt sich dnnn zunUchst tun 
den eingefuhrten Finger die Haut, die Fascie und die 
oberetc Muskelschicht in ihrer LJlngsfaserung zu 
spalten , worauf man den Finger tiefer in den Kanal 
drfingt und ihn aufs Neue als Leitungssonde benutzt. 
Bis jetzt ist R. so jedes Arteriensticlies Meister ge- 
worden. 

Man ttbersehe flbrigens nicht, dass die Diagnose 
eines Arteriensticlies nicht bios anerkanntennaassen 
schwierig, sondem oft absolut unmdglich 1st. 

Im 2. Theile seiner Abhandlung geht Vf. zu den 
Wunden der Oberarhenkelvenen und zu den aller- 
gefllhrlichsten, nSmlich den Verletzungen von Arterie 
und Vene zugleich , fiber. Dass VeneDwunden des 
Oberschenkels tddtlich ablaufen kfinnen, beweisen 
FiUle von Dupuytren, B. v. Langenbeck, 
P i r o g o f f . 

Einfache Venenverletzimgen heilen durch Tam- 
ponade bei genfigender Vorsicht und absolut ruhiger 
Lage. Eine Verwundung der V. femoralis hoch oben 
ist besonders ftir Anfimische gefkhrlich, da die Bhi- 
tung nicht nur aus dem peripheren, sondern auch 
aus dem centralen Ende unterhalten wird. Die blose 
Arterienunterbindung genflgt znrStillung der Blutung 
aus der Venenwunde nicht, sondern es muss die 
doppclte Ligatur der Vene gemacht werden ; sie 
schtttzt am sichersten vor Nachblutungen und da- 
durch auch vor Pvimie. Die Ligatin’ der grossen 
Venen ist in der Regcl nicht letlial und ebenso ist 
die doppelte Ligatur beider Gef&sastfiname nicht ab- 
solut letlial. Bei Stich wunden der Gefasse ist die 
doppelte Unterbindung stets mit der nachfolgenden 
Durclischneidung oder der Exstirpation des verletzten 
Stttckcs zu verbinden, wo es gilt, Blutinfiltration oder 
Eiterverhaltung h inter dem unterbundenen Stttoke 
Arterienrohr bei grosser Tiefe der Wunden zn rer- 
meiden. 

Von ausserordentlicher W T ichtigkeit und grAsstem 
Interesse sind die ArbeiteB , welche von deutseken 
MilitJlr - Aerzten unter Benntznng der Akten der 
Mili tAr- Medicinal- Abtheilung despreussischen Kriegs- 
ministeriumg, speciell afts demKriege 1870/7}, fiber 
Gele.nkack uas wunden ventfieniiieht worden 
sind D. 

') Vgl. a. die Abhandlung fiber Schussfrakturen des 
Huftgelenkea von 8t.-A. Dr. Deinl nger, fiber welche 
wir schon (Jahrbb. CLXIX. p. 168) be rich tot haben. A. 

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V. Chlrurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 55 


Wif besprechen zunftchst die Arbeit des St. -A. 
Dr. H e i n z e l : „ Ueber die conservirende Behand- 
lung der Khiegelenksehusse , sowie iiber die 
Indikationen zur primdren Amputation und die 
Diagnose der Knoclienverletzung bei penetrirenden 
Schusswunden dee Kniegelenks“ (Deutsche milit.- 
ftretl. Ztg. IV. 6. p. 305. 1875). 

Wahrend man, wie bekannt, die Kniegelenk- 
sehllsse frfiher fttr im hochsten Grade gefftbrlich hielt, 
sneht man dnrcli die Amputation wenigstens das 
Leben , oder exspektativ und durch Resektion auch 
das Glied zn retten. Die Knlegelenkschtlsse kOnnen 
bedingen : einfache Erflffnung der Kapsel ohne Aus- 
gangsbffnnng und ohne Knochen- und Knorpelver- 
letzung ; oder Erbflhung der Kapsel mit Ausgangs- 
dffnung ohne oder mit Knochen- nnd Knorpelver- 
letzung; oder Erdflnung der Kapsel mit Patella- 
schnss; oder endlich ErSffnung der Kapsel mitSchuss- 
frakttrr des Femur oder der Tibia oder beider, wobei 
di« Patella ebenfalls mit verletzt Bein, die Verletzung 
anf die Epiphysen dieser Knochen beschrankt sein 
oder sich sogar auf die Diaphysen erstrecken kann. 
Je mehr Knochen nnd Knorpel betheiligt sind , um 
so ungttnstiger ist der Fall , am gttnstigsten sind die 
Schttsse der ersten oder zweiten Kategorie. Bekannt- 
lich sind die perforirenden Kniegelenkschilsse ohne 
Verletzung der Knochen besondere von 8 i m o n ge- 
nOgend aufgeklftrt worden nnd seine Versnche haben 
ergeben, dass bei flektirtem Knie Stfibe vonderDlcke 
der Chassepotkugel oder des Langbleies das Knie- 
gelenk ohne Verletzung der festen Theile perforiren 
konnten. 

Die conservirende Behandluug zerfUllt in die 
conservirend exspektative und in die conservirend 
operative. Als zur exspektativen Behandlung geeig- 
net bezeichnet man einfache Perforationen des Knie- 
gelenks , ErOfinnng des Knicgelenks mit Schrammen 
oder Schussrinnen der Epiphysen, Perforation der 
Gelenkkapsel mit ZertrtlmineruDg der Patella, Erdff- 
nung des Kuiegelenks mit Sclmssverletzung des 
Femur oder der Tibia odor beider zugleich mit oder 
ohne gleichzeitige Verletzung der Patella. Dagegen 
ist an eine conservirende Behandlung bei aus- 
gedehnten Zerreissungen des Unterschenkels , bei 
umfangreicher Zerstflrung der Gelenkknochen und 
ihrer Umgebung, bei Blutnngen aus den grossen Ge- 
fftssen der Kniekehle nicht zu denken. Die Indivi- 
dualist des Falles , aber auch die Berttcksichtigung 
der Nebenumstftnde, namentlich in Bezug auf den 
Transport, mtlssen hier die Entscheidung geben. Zur 
conBervirenden Behandlung gehSrt in erster Linie die 
complete Immobilisining des Gelenks und eine sorg- 
fattige Ueberwachung der reaktiven Entztlndung. 
Bleibt der Verwundete an Ort und Stelle , so schnei- 
det man sofort die Fenster ein, wfthrend man sie fftr 
den Transport vorliufig nur bezeichnet. Von beson- 
derer Wichtigkeit ist die Anwendnng der KAlte , die 
v. Langenbeck nicht zu lange fortgesetzt haben, 
sotidern nach 3 bis 4 Tagen mit einem in eine anti- 
septische FlUssigkeit gctauchten Charpieverband ver- 


tauschen will, wfthrend Esmarch, Simon u. A. 
die Eisbeutet wochenlang in Gebrauch zogen ; auch 
hier muss individualisirt werden. Die amerikanischen 
Chirurgen legen grossen Werth auf die innere Dar- 
reichung des Opium ; C h a Hh p e 1 1 ftlhrte bei einer 
drohenden tftdtlichen Phlegmone die Ligatur der Art. 
femoralis aus, ein Verfalireri , das der Gefahr der 
Gangrftn wegen nicht nachznahmen ist. Entzllndung 
und Fieber sind sorgfftltig zu controliren und dnrch' 
Blutentziehungen zu bckampfen ; bei eingetretener 
Eiterung sind Incisionen zu machen, die Petit recht 
gross anzulegen rieth , wfthrend v. Langenbeck 
sie nur klein gemacht haben will. 

Vielfacli hat man es aber in der Wirkliclikeit mit 
veralteten Fallen zu thun , wo sclion septische Infek- 
tion besteht u. ein beschwerlicher Transport voraus- 
gegangen 1st. Hier kommt es meistens zu Fluktna- 
tion und Incision , wobei der eingeftlhrte Finger zu 
ermittelu hat, ob eine conservirende Behandlung noch 
weiter fortzusetzen , oder ob die Resektion Oder gar 
die Amputation vorannehmen ist. 

In seiner 1. Tabelle steltt Vf. aus der Literatur und 
deu Akten des preuss. Kriegsministeriums 191 Falle zu- 
sammen — davon 35 vor dem Feldzuge 1870/71 und 166 
wahrend desselben — in denen die conservirend-exspekta- 
tive Behandlung eingeleitet wurde. Iliervon gehoren 
96 Falle zur 1. Kategorie der Perforation des Knlegelenks 
mit einer oder zwei Oeffnungen , ohne oder mit oberflftch- 
licher Verletzung dor Epiphysen ; 30 Falle gehftren der 
2. Kategorie der Eroffnung des Knicgelenks mit Patella- 
schuss, und endlieh C5 Falle der 3. Kategorie von ErSff- 
nnng des Knicgelenks mit Sclmssverletzung des Femur 
oder der Tibia oder beider zngleich Oder in Verbindung 
ralt Verletzung der Patella an. 

Die (jiesaramtresultate stellen sich so : 

1. Kat. : 96 F., davon geh. 82, gest. 14 ; Mortal. 14.5° „ 
II- - 60 „ , „ 27 „ 3 „ 10.0° o 

HI. - 65 , „ tt 64 , 31 B 47.6% 

Sa. 191 „ „ , 143 , 48 „ 25.1% 

Dem Feldzuge 1870/71 gehoren hiervon au : 

I. Kat. : 88 F., davon geh. 76. gest. 13 ; Mortal. 14.7% 

II. „ 24 ^ „ 21 „ 3 „ 12.5% 

HI. . 44 » „ * 17 , 27 „ 61.3% 

Sa. 166 „ , 116 _ 43 , 27.6% 

Die Resultate des amerikanischen Krieges siud viel 
ungttnstiger, da hier nach Chisholm die Mortahtftt 
in den conservirend - exspektativ behandelten Fallen 
52°/„ betrng. Die durchschnittliche Behamllungszeit 
der im Feldzuge 1870/71 tbdtlich verlaufenen Fftlle 
betrug 38 Tage, die kllrzeste Behandlungszeit 10, 
die lftngste 217 Tage. Bei den gelieilten Fallen 
betrug die durclisehnittliche Behandlimgsdauer 99 T. ; 
die kllrzeste Behandlungszeit war 25 , die lftngste 
300 Tage. 

In Bezug auf die conservirend - operative Be- 
handlung kommt vor Allem die Resektion in Betracht, 
die bekanntlich eine totale oder partielle, eine primftre 
oder sekundftre sein kann. Die Schnittrichtung bei 
der Resektion ist von dem zn erstrebenden Ziele ab- 
hftngig. Wfthrend der v. Lan gen beck ’ sche 
Lftngsschnitt am inuern Rande der Patella sich bd- 
sonders da empfiehlt , wo man die Beweglichkeit 
milglichst herzustellen sich bestrebt , so macht man, 


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56 


V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


wo man eine Synostoae erreichen will, entwedereinen 
Lftng88chnitt Uber die Mitte der Patella mit Fort- 
uahme deraelben oder bildet einen halbmondfSrmigen 
happen , wobei man die Patella auascliiilt. Ein be- 
aonderer Lobredner der Resektion ist v. N u a a - 
baum, der bei 41 Knieresektionen 19 Kr. rettete n. 
dieae Operation im Kriege wie im Frieden fltr unge- 
fklirlicber halt ala die Amputation ; nach ihm aind 
die achlechteaten Reaektionareaultate besaer ala die 
der Amputation. Eben ao gtlnatig apricht aich V e - 
r a r d i n i Uber die Reaektion dea Kniegelenka aua. 

Die prim&re Reaektion dea Kniegelenka wird 
von Stromeyer, Esmarch, Macleod, Le- 
goueat, v. Nuaabaum u. A. beaondera empfoh- 
len , wahrend die der eigentlich exapektativen Be- 
handlung mehr zugeneigten Chirurgen aieaufeinzelne 
ganz beaondera dazu geeignete Falle beachrankt 
wiaaen wollen. Es iat nicht moglich, die Indikationen 
fllr die primiire Reaektion genau zu prkcisiren , und 
man k&nn wold am richtigsten aageu, daaa aie aolclie 
Fftlle betreffen wird, die die conservirend - exspekta- 
tive Beliandlung verbieten imd von der Frilliamputa- 
tion abrathen. Bei Verletzung der Kapael z. B. in 
einem Umfange , der die conaervirende Methode ver- 
bietet , ohne daaa man jedoch an der Erhaltung dea 
Gliedea gitnzlicli verzweifeln mllaste , wdnle die pri- 
mkre Reaektion indicirt aein. Nach v. Nuaabaum,, 
der aicli auf die auf dcm Schlachtfelde vorgenomme- 
nen Reaektionen atfltzt, kann die Operation selbat 
unter den achwierigaten Umatitndeu gemacht werden 
und er bestreitet, daaa die Reaektion mehr Pflege ala 
die Amputation erheiache. In Bezug auf die Ent- 
Bcheidung werden die Individuality dea Fallea, die zu 
berflckaichtigenden Nebenumstande und die Erfah- 
rung de8 Chirurgen von groaater Wichtigkeit sein. 

Die aekundllre Kniegelenk - Reaektion , welclie 
von v. Langenbeck, Pirogoff, Ltlckeu. A. 
empfohlen wurde , ergab wfthrend dea deutsch-fran- 
zOsiachen Kriege8 eine aehr atarke Mortalitat. 

Nach der vom Vf. zusammcngestellten Casuistik 
1st wihrend dea Krieges 1870/71 die primiire Resektion 
bei 17 Pat. ausgefQhrt worden, von denen 7 geheilt, 10 
gestorben sind. Mortalitat — 68.8%. Unter Hinzurech- 
nung der hierbei nicht aufgefuhrten Fade von v. Nuss- 
baum, Demarquay, Cousin wurden im Ganzen 41 
primare Reaektionen auagefuhrt, uach denen 16 Mai Hci- 
lnng, 25 Mai der Tod eintrat (Mortalitat 69.9%). 

Unter 37 Fallen von sekumliirer Resektion, die H. zu- 
sammengestellt hat, trat nur in 3 Heilung, in den ubrigen 
derTod ein; die Mortalitat betrug hiernach91.8%. Rech- 
net man noch die von Lotzbeck, Lucke,MacCor- 
mac, Rupprecht, Arnaud. Franck ansgefutarten 
Reaektionen hinzn, so erhalt man 44 Falle von sekundarer 
Resektion mit 41 Todesfallen , also eine Mortalitat von 
93.1°/ 0 [wahrend die der Amputation (264 Falle) nur 
77.9% betrug]. 


daaa, wenn die Heilung gelingt, leicht ein unbranch 
bares, verkrtlppeltea (Hied zurtlckbleiben kann , das 
fltr den Operirten eine lebenalkugliche Last abgiebt. 
Von 9 geheilten Resecirten gingen 3 mit Qtllfe einea 
Stockea und erhdhter Sohle, 2 mit Htllfe zweier 
Krflcken, 1 mit Htllfe einer Krflcke und einer Stfltz- 
maschine, 1 mit einer Sttltzmaachine, 1 mnaste wegen 
Difformitat nachtritglich ini Oberachenkel amputirt 
werden; bei 1 war wegen betr&chtlicher Fissuren 
der Tibia nachtr&glich die Unterachenkelamputation 
ndthig. 

Im 2. Theile aeiner Abhandlung beapricht H. 
die Indikationen zur primaren Amputation bei Knie- 
gelenkachuaswnnden. Die Anaichten der Chirurgen 
hierttber gehen weit auaein&nder und aind aowohi 
von der Verletzung aelbat, wie von gewiaaen Neben- 
umat&nden abhkngig. Die absolnten Anzeigen zur 
primkren Amputation aind achon oben beaprocben 
worden ; ea aind die Falle , in denen entweder eine 
Zermalmung dea Unterschenkela bis an daa Gelenk, 
oder eine umfangreiclie Zersohmetterung mit weit- 
gehender Zerreiaaiuig der Weichtlieile oder lebena- 
gefklirliche uud anderweitig nicht atillbare Blutungeu 
aua der Art. und V. poplitaea vorliauden aind. 

Wahrend des Krieges 1870/71 wurde die Oberschenkel- 
amputation im Ganzen bei 1148 Verletzten vorgenommen, 
von denen 281 geheilt, 686 gestorben sind, bei 181 1st der 
Ausgang nicht ennittelt [Franzoaen, die franzosischen 
Aerzten ubergeben wurdeu]. Mortalitat 70.9%. Anf die 
363 primaren Ainputationen kommen 119 lleilungen, 174 
Todesfalle, 55 Mai ist der Ausgang unbekannt ; Mortalitat 
■=* 60.06%. Auf die 734 sekundaren Ainputationen hin- 
gegen kommen 140 lleilungen, 486 Todesfklie, 108 Fille 
mit nnbekanntem Ausgange ; Mortalitat = 77.6%. In 
61 Fallen fehlt die Angabe ob primar, ob sekundar. 
Wegen .Schussverletzung des Kniegelenk* wurden 424 Am- 
putationen auagefuhrt. mit 102 lleilungen, 265 Todea- 
fallen , 64 Fallen mit unbekannteni Ausgange ; Mortality 
= 72.2°/ 0 . Fur die 117 primaren Ainputationen ergeben 
aicb 41 lleilungen, 60 Todesfalle, 16 Falle mit unbekann- 
tem Ausgange ; Mortalitat = 69.4%. Fur die 289 sekun- 
daren hingegen 66 lleilungen, 198 TodesfSlle , 35 Falle 
.mit nnbekanntem Ausgange ; Mortalitat «= 77.9%. In 
16 Fallen fehlt die Angabe , ob primar oder sekundar ; 6 
dieser Verletzten wurden geheilt, 7 starben. 

Die Diagnose der Knochenverletzung bei pene- 
trircuden Kniegelenkachtlaaen iat nicht immer ganz 
leicht. Man mosa zum Behufe der Diagnostik die 
subjektiven und objektiven Symptome , aowie die 
Lage und Stellung u. a. w. in Rechnung ziehen. Hat 
der Schuaa daa Gelenk, wkhrend es sich in fiektirter 
Lage befand , aeitlich durchdrungen , so denke man 
an die MOglichkeit einer Perforation im Sinne 
Simon’s. Hat der Schnss daa Kniegelenk von der 
Kniekehle her durchaetzt, so kann man in der Regel 
eine Knochenverletzung vermuthen. Daaa die Wir- 
kungen eines Schuaaes in der Nkhe des Gelenka aich 


Fllr die einfachen Kapaelachllaae ohne oder mit bis in daaaelbe erstrecken, kann vermuthet, aber 
Streifung der Epiphyaen und bei Patellarachtlsaen nicht leicht mit Beatimmtheit auageaprochen werden. 
mit Eroffhung des Gelenka wird man daher atets die £ Bei j ungen Individuen kann man hoffen , daaa die 
exapektative Behandlung einachlagen. Dagegen s Sphtterung die Grenze zw iachen Diaphyae und Epi- 
entatehen Zweifel, aobald es sich um Gelenkschttsaeflphyae nicht llberschritten habe. Schoasverletzungen 
mit Betheihgung der Tibia , dea Femur handelt. Ivdea Femur im untern Dritttheil, wo die hOchste Aua- 
Hierbei ist anch noch in Bertlcksichtigung zu ziehen, Wdehnung des Kapselbandes ihre Grenze findet, also 


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57 


V. Chirurgie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 


mehr als 7 */ a Ctmtr. Uber der Patella, dringen 
flusserst selten bis in das Gelenk. Deutet vorlftufig 
nichts auf eine Knochenverletzung und liegt eine 
Aufforderang zu einem ernsten Eingriffe nicht vor, 
so unterlasse man es zu sondiren, was flbrigens stets 
mit dem Finger gescheben sollte. Sollte es unab- 
weislich sein , eine Sonde zu gebrauchen , so wfthle 
man die von S a r a z i n oder N 6 1 a t o n , oder eine 
der elektrischen Kugelsonden. 

Stabsarzt Dr. Dam in ik hat „die Schus.wer- 
letzungen dee Ellen bogengelenke und die 
Re eul t ate Hirer Behandlung , besonders im letzten 
Feldzuge" zum Gegenstande einer sehr fleissigen und 
sehr lehrreichen Arbeit gemacht (a. a. 0. V. 1. 2. 3. 
p. 1. 69. 1876). 

Im Allgemeinen sind die deutscken Chirargen 
fiber den Werth der conservirenden Behandlung bei 
Gelenkschnsswunden einig, wenngleich die Ansichten 
ttber die Indikationen zu einem operativen Eingriffe 
und die Zeit, iu der ein solcher stattfinden soil, aus- 
einanderweichen. Vf. hat das zur Entscheidung die- 
ser Fragen zur Verfllgung stehende officielle Mate- 
rial durch die in der Liter&tur zerstreuten und nicht 
zur amtlichen Kenntniss gekommenen Ffllle vervoll- 
stflndigt, so dass er glauben kann, alle von deutsclien 
Aerzten und in deutschen L:izarethen ansgefllhrten 
oder beobachteten Ellenbogengelenkresektionen ge- 
sammelt zu liaben. Die Mittheilungen Uber die End- 
resultate der Resektionen basiren sich auf die luva- 
lidenakten ; bei den Franzosen entnahm D. die be- 
zttglichen Daten dem Chenu’schen Werke. 

Die Gelenke der oberen Extremitflten werdeu 
hflufiger verwundet, als (be der unteren Extremity ten, 
wiewohl sonst im Allgemeinen die Schussverletzungen 
an den unteren Extremitflten hflufiger sind , als an 
den oberen. Unter den Gelenken der oberen Extre- 
mi til ten wird am hflufigsten das EUenbogengelenk 
verletzt, so dass dieses von alien Gelenken (les 
raenschlichen KOrpers am meisten gctroffen wird ; 
das rechte EUenbogengelenk wird nach Bert ho Id 
und v. Langenbeck hflufiger getroffen als das 
linke. 

Von 400 Ellenbogengelenkresektionen , die Vf. zu- 
sammeugestellt, entfallen 220 auf die rechte, 180 auf die 
linke Seite. Von 136 wegen EllenbogengelenkBchuBg- 
tverletzung vorgenonmienen Oberarmamputationen be- 
rafen 86 die rechte, 60 die linke Seite , so dass im Gan- 
zen 306 Verletzungen do» rechtcu EUenbogengeleuks 230 
der linken Seite gegenfiberstehen. Beim Schuller </elenk 
ist das VerhaltnisB gerade umgekehrt; diese Verschieden- 
heiten erklaren aich aus der Stellung des Infanteristen 
beim Anschlagen und Abfeueni des Gewehrs. Von den 
636 erwahnten Verletzungen des Ellenbogengelenkg waren 
bedingt durch Infanteriegeschosse 477 oder 88.9%, durch 
Granaten 66 oder 10.2%; durch MitralUeasen oderSibel- 
hiebe je 2 oder 0.3%. 

Von den 66 durch Granatschues herbeigefuhrten Ver- 
letzungen fuhrten 41 zur Amputation , reap. Exartikula- 
tion , 14 zur Resektion ; von den beiden Sabelhieben 
machte 1 die Resektion, 1 die Amputation nothig. 

Die Diagnose der Ellenbogengelenkschusswunden 
ist in der Regel nicht schwer ; liegt die Gelenkwnnde 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


offen zu Tage, so kann die Fingeruntersuchung fiber 
die Ausdehnung der Verletznng Auskunft geben ; bei 
snbeutaner Kapselwunde oder wo man von der ex- 
spektativen Behandlung einen gttnstigen Erfolg er- 
warten kann , ist die Untersuchung zn unterlassen. 
Man hat folgende Kategorien der Schussverietznngen 
des Ellenbogengelenks zu unterscheiden : a) ein- 
fache Kapselverletznngen , die jedoch hier zu den 
Seltenheiten gehOren , Beck hat 2, Bergmann 
1 solchen Fall beschrieben; b) Verletzungen des 
Knorpels und der knUchernen Gelenktheile ohne 
Schwellung, sie stellen die Loch-, Rinnen- u. Kanal- 
schasse dar; c) Splitterbrfiche der Gelenkfissuren ; 
Contourschfls8e des Ellenbogengelenks geliflren zu 
den Seltenheiten. 

Fflr die Schussverletzungen des Ellenbogenge- 
lenks kommen die conservirend-exspektative Behand- 
lung, die Resektion (resp. die Exartikulation) des 
Oberarms in Betracht ; bei Schussfrakturen des Ober- 
arms mit Erbffnung des Ellenbogengelenkes und in- 
taktem Oberarme kflnnte aucli noch die Exartikula- 
tion im Ellenbogengelenke in Fi-age kommen. Die- 
selbe ist auf franzbsischer Seite 2 Mai, auf deutscher 
Seite gar nicht gemacht worden. Im Krimkriege, 
im amerik. Secessionskriege wurden im Ganzen 98 
Ellenbogengelenkexartikulationen, darunter 52 Mai 
mit unglttcklichem Ausgange, gemacht. 

Fflr die conservirend - exspektative Behandlnng 
ist ein zweckmftssiger Gips- oder Wasserglasverband 
die Hauptsache ; der Gipsverband ist — da bei der 
conservirenden Behandlnng meist Ankylose des Ge- 
lenka zu erwarten steht - — sogleich in rechtwink- 
liger Stellnng des Gelenks und bei Mittelstellung der 
Hand zwischen Pro- und Supination anzulegen. Aus 
den Kriegen vor 1870/71 ergab nach der Znsammen- 
stellung des Vfs. die conservirende Behandlnng 
eine mittlere Sterblichkeit von 46.8 °/ 0 , die Re- 
sektion von 21.1 , die Amputation von 33.3 0 / 0 . — 
Es ist schwierig, das Verhfiltniss der Mortalitfit bei 
rein conseiwirender Behandlung gegenttber der bei 
operativer festzustellen, da es bei der conservirenden 
Behandlung an Angaben fiber die Ausdehnung der 
Verletzung fehlt nnd dann ist von deutschen Aerzten 
die conservirende Behandlung nur in den Fallen ein- 
geschlagen worden , in denen entweder gar keine 
oder eine sehr unbedeutende Verletznng der Knochen 
vorhanden war. Wenn also schon die gleichwerthigen 
Vergleichnngspunkte fehlen , so ist ausserdem noch 
zu berflcksichtigen , dass viele Anfangs conservativ 
behandelte Ffllle spater operativ behandelt wurden 
und ihre Mortalitfltsziffern somit der operativen Be- 
handlung zur Last fallen ; man kann demgemfiss sich 
nicht wundern , wenn die Resultate der conserviren- 
den Behandlung in diesem Kriege sehr gttnstige 
waren. Im Ganzen sind in der Literatur verhalt- 
nissmflssig wenige Ffllle von conservirender Behand- 
lung aus dem letzten Kriege verfiffentlicht; Vf. hat 
davon 51 gesammelt, von denen 6 (9.8°/ 0 ) tddtlich 
veriiefen. 

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58 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. OtUtrik. 


In 163 vom Vf. hierzu zusammengeatellten Fallen 
trat nur In 10 Fillen (6.1%) frele Beweglichkeit, in 18 
Fallen (11%) nnvollkommene Ankylose, in 133 Fillen 
(81.6%) feste Ankylose ein ; in 2 Fallen war der Ansgang 
unbekannt^ Unter den 133 mit fester Ankylose ge- 
heilten Fillen befanden sich 12, in denen der Arm als 
branehbar, reap. Hand nnd Finger als Orel bezeichnet 
warden , in 49 Fallen war der Arm unbrauchb&r , resp. 
Lahmung der Hand und der Finger vorhanden (32 Ver- 
stflmmelte ') , 72 Mai fehlt die nahere Bezeichnung. 

Hiemach hat die conservative Behandlung kei- 
neswegs gUnstige Resultate in Bezug anf die Ge- 
brauchsfkhigkeit des Gliedes aufznweisen, trotzdem 
dass sie nur bei den leichteren und leichtesten Fillen 
in Anwendung gezogen wurde. 

Die Resektion, welche bekanntlich zueret von 
Moreau, im Kriege zuerst von B. v. Langen- 
beck ausgefUhrt wurde, ist indicirt bei bedeutender 
und umfangreicher Zerschmetterung der gelenkbil- 
denden Knoclien mit weiter Erttffnung des Gelenka, 
ferner wenn im Verlaufe der conservativen Behand- 
lung sich eine diffuse eitrige oder jauchige Synovitis 
entwickelt, und endlicli wenn bei conservirender Be- 
handlung ein unbrauchbares, steifes, in einem stfiren- 
den Winkel geheiltes Gelenk entstanden, behufs des- 
aen Verbesserung die Operation nttthig erscheint. 
Die Resektion ist noch mdglich geweaen, wenn 3, ja 
wenn 4 bis 5" lange Sttlcke entfemt werden mussten, 
und auch im letzten Feldzuge Bind recht bedeutende 
Knochenstttcke entfernt worden. Sind die Weich- 
theile in mehr als der Hftlfte der Circumferenz weg- 
gerissen , oder ist gleichzeitig die Art. cnbitalis ver- 
letzt, so ist die Amputation indicirt, wenngleich 
Fischer daranf aufmerksam macht, dass nach der 
Resektion aich durch die Retraktion der Muskeln die 
Defekte wesentlich verkleinern. Im Ganzen hat Vf. 
ana dem letzten Kriege 400 F&lle von Ellenbogen- 
gelenkresektion gesammelt. 

FUr die umfangreichen und bedeutenden Zer- 
schmetterungen der Knochen mit weiter ErOffhung 
des Gelenka , die wir oben ala erate Indikation fttr 
die Resektion angaben , empfehlen die meisten Chi- 
mrgen die prim&re Resektion, und die Resultate aus 
frtlheren Feldzllgen sprechen unbedingt zu ihren Gun- 
sten , wahrend die Resultate aus dem letzten Kriege 
sich wesentlich auders gestalten. Doch sprechen die 
wisaenschaftlichen Grllnde fUr die primllre Resektion 
zu deutlich, als dass sie durch die ungtlnstigen Resul- 
tate desKriegesgknzlich umgeatossen werden kdnnten. 
Vf. will zugeben, dass der funktionelle Effekt bei den 
sekundkren Resektioneu gtlnstiger sein mag, schon 
deshalb, weil die subperiosteale Resektion liier leichter 
ist, aber die vitale Prognose fitllt entschieden zu Gun- 
sten der primkren Operation aus. Ftlrdiese wird sich 
die vitale Prognose tlbrigens um so gtlnstiger gestal- 


') Fur Nichtmilitirirzte oder nicht deutsche Aerzte 
eel bemerkt, dass nach dem Qesetz uber Pensionirung von 
Militarpersonen des dentseben Reiches der Verstiimme- 
lnng gleich zu erachten sind : StSrungen der aktiven Be- 
wegungsfahigkeit einer Hand oder eines Armes, sowie 
eines Fusses in dem Grade , dass sie dem Verluste des 
Gliedes gleich zu erachten sind. 


ten , je frtther nach Eintritt der Gelenkeiterung ope- 
rirt worden ist. Die partielle Resektion des EUen- 
bogengelenks ist mehrfach im letzten Kriege gedbt 
und von vielen Chirurgen empfohlen worden. Zu ihren 
Gegnem gehSrt H u e t e r , der sie ftlr sch&dlich hilt 
in Bezug auf die Erhaltung der Funktion u. vor Allem 
fittr lebensgefkhrlicher als die totalen, da er bei den- 
selben Eiterverhaltungen und ihre Folgen beftlrchtet. 

In 2 Dritteln aller Fttlle ist der Langenbeck'- 
sche Lkngs schnitt angewendet worden ; am h&uiig- 
sten nichst demselben der Liston ’sche T-Schnitt, 
besonders von Wilms nnd Stromeyer ausge- 
ftthrt ; die S y m e ’ sche Methode des H-Schnitta ist 
ausschliesslich von Beck, von diesefh aber auch 
durchweg ausgefUhrt worden. Der von Hue ter 
empfohlene , von v. L a n g e n b e c k als ein Fort- 
schritt bezeichnete , radiale Langsschnitt ist einmal 
zur Verbesserung der Stellung eines beinahe in voll- 
standiger Streckung ankylosirten Armes durch 
v. Langenbeck gemacht worden. 

Wahrend die Mortalitatsstatistik der frllheren 
Kriege (aus denen 428 Ellenbogengelenksresektionen 
vom Vf. zusammengestellt sind) 21.1°/ 0 betrug, war 
sie unter den 400 Fallen aus dem letzten Kriege — 
95 Todesfille, wovon indessen 5 ausser Betracht 
kommen , weil bei ihnen der Tod in Folge compli- 
cirender innerer Krankheiten eingetreten war — 
23.8%. Chenu berechnet franzdsischeraeits fttr 
diese Operation eine Mortalitat von 77.3%. Von 
den 90 obigen Todesftlllen waren 75% durch Sepsis 
bedingt, 13 Mai wurde die Amputation, 1 Mai die 
Exartikulation des Oberarms nach der Resektion 
nSthig ; die Art. brachialis wurde 4 Mai unterbunden. 
Die Sterblichkeit nach der Resektion des Ellenbogen- 
gelenks war nach der Statistik des Vfs. in der 3. 
Woche nach der Operation am grdssten. Zu bemer- 
ken ist noch, dass die nach Resektion des Ellen- 
bogengelenks erforderlich gewordenen Amputalionen 
.des Oberarms eine hOhere Mortalitat als die Ober- 
armamputationen im Allgemeinen zeigten. 

Die Durchschnittsprocentzahl der prim&ren Re- 
sektionen betrug in frfiheren Kriegen 9.4°/ 0 , im 
Kriege 1870/71 28.2°/ 0 , wobei nur die innerhalb 
der ersten 24 Std. als prim&re gerechnet sind. 
Rechnet man die innerhalb der zweiten 24 Std. ge- 
machten Resektionen hinzu, so erhalt man 25.2°/ 0 . 
Die Statistik des Vfs. lehrt ferner, dass die inter- 
mediar ausgefilhrte Resektion keine so grosse Gefahr 
bietet, als man es nach dem Urtheile vieler Chirurgen 
annehmen sollte. Unter den Resektionen , die Vf. 
zusammengestellt, sind 144 partielle, 286 totaJe Re- 
sektionen ; fdr die erstere berechnet Vf. eine Morta- 
litat von 20.7, fttr die letzteren von 25.1%. 

Die partiellen Resektionen ergeben in den ersten 
24 Std. ein besonders nngttnstiges Resultat, wahrend 
sich fttr diese Zeit das Resultat bei den totalen etwas 
gtlnstiger gestaltet. Besonders niedrig ist die Morta- 
litat in den Fallen von partieller Resektion, in denen 
die Epiphysen des Vorderaras unter Zurttcklassung 
des Humerus resecirt wurden. 


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59 


V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


Die Resultate der Resektionen des Ellenbogengelenks 
in Beaug auf die Funktion sind in der Frledenspraxis 
ansserordentlich gunstig (vgl. die Statistik von Dontre- 
lepont, Bickersteth). Unter 263 Fallen aus dem 
letzten Kriege, in denen das Resnltat gcnau ermittclt wer- 
den konnte, war dasseibe in 28 Fallen (10.G°/ 0 ) eine gute 
aktive Beweglichkeit , in 36 Fallen (13.3%) bescbrankte 
Beweglichkeit mit mehr Oder wcniger brancbbarer Hand, 
in 43 Fallen Ankylose (ohne geuauere Angabe), in 66 Fal- 
len Ankylose mit mehr oder weniger branchharer Hand, 
in 31 FSlien Ankylose mit unbrauchbarer Hand — im 
Hanzen also 129 Mai Ankylose (49%) , in 24 Fallen ak- 
tives Schlottergelenk mit mehr oder weniger branchbarer 
Hand ; in 41 Fallen passives Schlottergelenk — imGanzen 
also 65 Mai Schlottergelenk (24.4%) , nnd in 6 Fallen 
(2.3%) unvollkommene Ankylose mit unbranchbarer 
Hand. Diese* Resultate werden besser, wenn wir an- 
nehmen , dass unter den 43 Fallen von Ankylose ohne 
genane Angabe in der Halfte ein gunstiges Resultat hin- 
sichtlich der Beweglichkeit der Hand erzielt worden war. 

Die besten Resultate sind bei denjenigen Operirten 
erreicht worden , welche dem Officierstande und den ge- 
bildeten Klassen des Soldatenstandee angehdren, denen 
also an einer Wiederherstellung bcsonders lag nnd die den 
Arm fleissig ubten. Fur die partiellen Resektionen rech- 
net Vf. 58.0% gunstige Erfolge, 56% Ankylose, 17.6% 
Sehlottergelenke, fur die totalen 60.4°/ o giinstige Erfolge, 
46 % Ankylose, 28% 8chlottergelenke heraus. 

Die gtinstigsten funktionellen Resultate ergaben 
die Resektionen der Epiphysen der Vorderarmknochen 
mit Erhaltung der Humerusepiphyse ; den hftchsten 
Procentsatz an Ankylosen und den geringsten an 
8chlottergelenken ergeben die Resektionen eines ein- 
zelnen V r orderarmknochens ; die moisten Schlotter- 
gelenke endlich kommen bei Resektion der Humerus- 
epiphyse zn Stande. 

Die Indikationen ftlr die Amputation, reap. Ex- 
artUculation , des Oberarms nacb Verletznng des 
Ellenbogengelenks sind schon oben besprochen wor- 
den. Nur in 2 Fallen aus dem letzten Kriege ist 
eine Zerschmetternng des Ellenbogengelenks alsVer- 
anlassung zur Exartikulation des Humerus notirt; 
beide Ffille verliefen tddtlich. In 137 Fallen wnrde 
im Kriege 1870 u. 71 die Amputation des Oberarms 
nach EUenbogengelenkschusswunden gemacht, hier- 
nnter 48mal (35 °/ 0 ) mit tddtlichem Ausgange, wah- 
rend unter 167 aus andern Ursachen vorgenomme- 
nen Oberarmamputationen die Mortalitftt 53 (31. 7°/ 0 ) 
betrug. Die Amputationen des Oberarms ergeben 
also fOr Erhaltung des Lebens ein ungttnstigeres Re- 
sultat als die Resektionen. Uebrigens hatten die 
innerhalb der ersten 24 Std. ausgeflihrten Amputa- 
tionen die besten, die am 2. Tage ausgeftthrten die 
schlechtesten Resultate. 

Zum Schlusse giebt D. eine ausfflhrliche Analyse 
der sammtlichen Falle von Resektion u. Amputation 
nach Schussverletzung des Ellenbogengelenks aus dem 
letzten Kriege. 

Den besprochenen beiden ausgezeichneten Arbei- 
ten fiber Gelenkschussverletzungen schliesst sich wflr- 
dig die vortreffliche Abhandluug an , welche Stabs- 
arzt Dr. v. S c h e v e n fiber die Schmsverletzungen 
des Handgelenlct (a. a. 0. V. 2 u. 3. p. 114. 
1876) verbffentlicht hat. 

Bel Betrachtung der Schussverletzungen des 

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Handgelenkes darf man sich auf die anatomische 
Definition des letztern nicht beschrfinken, muss viel- 
mehr die untere Epiphyse der Ulna und die 2.Reihe 
der Carpalknochen, sowie das untere Radio - Ulnar-, 
das Intercarpal-, ja sogar wenigstens auch das ge- 
meinschaftliche Carpo - Metacarpal - Gelenk mit be- 
rficksichtigen , da sie in Bezug auf die Funktion der 
Hand von Wichtigkeit sind. Bei der anatomischen 
Betrachtung des Handgelenks und der Handwurzel- 
gelenke hat man sich vor alien Dingen klar zu 
machen, dass bei der eigenthttmlichen Anordnung 
der Synovialmembranen ein destruktiver Process von 
mehreren Seiten her zu den Handwurzelknochen Zu- 
gang findet, wodurch dieselben — auch gleichzeitig 
in Folge ihres spongidsen Gewebes — um so ehsr 
cariOs werden und gefelirliche Eiterungen unterhal- 
ten, zu deren Verbreitung dann noch die vielen Seh- 
nen mit ihren Synovialscheiden , die Bandapparate 
und Aponeurosen beitragen. Das Erkennen der 
Handgelenkschfisse bietetwegen der wenigen Weich- 
theile geringe Schwierigkeiten ; umfangreiche Split- 
terungen fehlen, da das Handgelenk zum grossen 
Theile von kleinen Knochen gebildet wird. 

Nach den von v. S c h. angestellten Ermittelun- 
gen kamen im letzten Kriege auf im Ganzen 73758 
Schussverletzimgen 636 Schussverletzungen des 
Handgelenks oder 8.7 0 /qo und diese nehmen in der 
Ilaufigkeits8cala der Gelenkstelle die zweitniedrigste 
Stelle ein. [Die niedrigste Stelle nehmen die Hftfl- 
gelenkverletzungen mit 3.1 0 / 00 , die hochste die des 
Schultergelenks mit 20.9 ein.J 

Die Schussverletzungen des Handgelenks sind 
entweder einfache Kapselwunden ohne Knochenver- 
letzung oder Frakturschfisse. Bei den einfachen 
Kapselwunden ohne Knochenverletzung unterschei- 
den wir peripherische und perforirende Schttsse. 
Nach einzelnen Versuchen, die v. Sell, an Leichen 
angestellt hat, scheint es, als ob kleinere Kugeln das 
Handgelenk in der Richtung von der Dorsal - nach 
der Volarseite ohne Knochenverletzung perforiren 
kfinnen , wenn sie dasseibe in dem Zwischenraume 
zwischen dem untern Ende des Radius, der Ulna und 
dem Os triquetrum , besonders bei Radialflexion der 
Hand, durchdringen. Unter den Frakturschflssen 
sind LochBchfisse beobachtet worden und die fibrigen 
sind Knochenfrakturen mit Fissuren, welche letztere 
gar nicht so seiten bei Schussverletzungen der Epi- 
physen der Vorderarmknochen beobachtet werden. 
Ein besonderes Gewicht ist darauf zu legen , ob das 
Projektil von der Vola oder vom Dorsum her das 
Handgelenk perforirt hat , da die an der Vola dicht 
zusammenliegenden Sehnen u. Weichtheile bei Schfis- 
sen, die von der Vola kommen, ganz anders ge- 
quetscht werden, als wenn der Schnss von der Dor- 
salseite kommt, wo die Weichtheile mehr auseinander 
getrieben als direkt zermalmt werden. 

Besondere Schwierigkeiten flir die Diagnose 
macht die specielle Entscheidung darttber, ob Fissu- 
ren oder Splitterungen der Vorderaimknochen vor- 
handen , und ob irgend welche FremdkOrper in oder 

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60 V. Chirurgie, Ophthalmologie u. OtUtrik. 


zwischen den Knochen oder in der Wonde Belbst 
stecken geblieben sind. 

Im weitern Verlaufe der Handgelenkschussver- 
letzun^en treten — abgesehen von den einfachen 
Kapselerflffnungen und Perforationsschflsaen — fast 
stets phlegmonfise Entzttndungen , Abscediningen, 
Eiterverhaltnngen mit Ficber und starker Schmerz- 
haftigkeit ein. Die Verletzungen des Handgelenks 
erfordern durch das oft unmerkliche Eintreten der 
Eitemng in der Tiefe stets Aufmerksamkeit ; na- 
mentlich scbeinen lange Transportc ftlr solche, die 
Bchwere Schussverletzungen des Handgelenks davon 
getragen haben, in den erstenTagen nicht ungef8.hr- 
lich zu sein. Verhftltnissmftssig hftufig tritt Pyftmie, 
verhftltnissmftssig selten Tetanus [3mal unter 225 
Fallen] ein. 

Die meisten Chirurgen sind ftlr rafiglichste Er- 
haltung der Theile. Auch ftlr Behandlung der Hand- 
gelenkschusswnnden 1st die conservativ-exspektative, 
die conservativ - operative (Resektion) und die ver- 
stttmmelnde (Amputation, Exartikulation) Methode 
zn nnteracheiden. 

Ftlr die conservativ • exspektative Methode sind 
Eisumschlllge , erhOhte, resp. vertikale Lagening 
[Suspension] und frtlhzeitige Incisionen anzuwenden. 
Wfthrend v. Langenbeck kleine hftnfigere Inci- 
sionen empfiehlt, sind Demme und Fischer ftlr 
weite Einschnitte; v. Langenbeck rath femer 
Lagerung auf einer Liston ’schen Schiene, exakte 
Wundbehandlung und wfthrend des Verbandwechsels 
frflhzeitige Fingerbe wegnn gen . Ftlr die Behandlung 
empfiehlt v. S c h. — seinen Erfahrnngen in der B a r - 
d e 1 e b e n ’schen Klinik gemftss — die L i s t e r ’sclie 
Wundbehandlung. 

Unter 382 Schussverletzungen des Handgelenks, die 
der exspektativ - conservativen Methode nntenogen war- 
den, heilten mit vollstaudiger Ankylose und Verlust der 
GebrauchsfShigkcil der Hand und Finger 186 (48.6%), 
mit vollstandiger Ankylose und Beweglichkeit einzclner 
Finger 63 (13.8%), mit Ankylose und Atrophie der Hand 
n. des Vorderarms 17 (4.5%), mit Ankylose ohne n there 
Angabe der Gebrauchstahigkeit der Finger 61 (16.0%), 
mit Verlust der Gebrauchstahigkeit der Hand 7 (1.8%), 
mit Atrophie und Paralyse der Hand 2 (0.6%). — Im 
Ganzen warden also 226 (86.2%) mit Ankylose geheilt 
und darunter 63 (13.8%) mit beschrankter Gebrauchs- 
fahigkeit der Hand und Finger. In 56 Fallen wurde un- 
vollstandige Ankylose erzielt (14.64%) und in 62 Fallen 
(13.6%) blieb die Beweglichkeit der Finger cinigermaas- 
sen erhalten. 

Die Resultate der conservativ-exspektativen Me- 
thode sind also in Bezug auf Erhaltung derFunktion 
sehr traurig. Nach einem Verglciche mit dem frtt- 
hern Kriege wurden im letzten keine wesentlich 
bessern Resultate in der Beweglichkeit des Hand- 
gelenks erzielt; indessen gelang cs hftufiger, denGe- 
brauch der Finger zu retten. Im Ganzen ergab die 
exspektative Behandlung bei den Frakturschflssen 
der Ulna noch die besten funktionellen Resultate, 
demnftchst bei denjenigen der Carpalknochen , dann 
be! denen des Radius ; die Frakturen des Radius und 
der Handwurzel , sowie die der Ulna und der Hand- 
worcel lieferten' dieselben schlechten Resultate. 


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Die Mortalitftt betrug bei der exspektativen Me 
thode im letzten Kriege 11.4°/#, wfthrend Demme 
eine solche von 1 5% berechnei In 23 Fallen , in 
denen der Tod erfolgte, war 17mal Pyftmie die 
Todesursache. 

Was die Indikationen ftlr die exspektativ-conser- 
vative Methode anbelangt, so mttssen zunftclist die 
einfachen Kapselwunden und Perforationcn des Hand- 
gelenks und des Carpus so behandelt werden. Kann 
aber die beginnende Infiltration durch Einschnitte 
nicht gehoben werden u. droht sie anf den Vorderarm 
tlberzugehen, so soil man nach v. Langenbeck’s 
und S o c i n ’ s Rath dieselbe aufgeben und also im 
Infiltrationsstadium operiren , wfthrend ‘Billroth u. 
andere Chirurgen erst spftter, wenn Eitenmg, Fieber 
und Schwellung excessiv werden , die conservirend- 
exspektative Methode zu verlassen rathen. Die Zahl 
der Handgelenkresektiouen nach Scliussverletzungen 
ist zu gering, um an der Hand der Statistik wichtige 
Fragen zum Abschlusse zu bringen. Die Hoffhungen, 
die man beim Aufgeben der exspektativen Wund- 
behandlung im Stadium der Infiltration f(lr einen 
bessern Wundverlauf and ein gates Funktionsresultat 
hegt, verwirklichen sich nicht so prompt, dass man 
leicht von der einmal eingeschlagenen Behandlung 
abgehen kann. — Bei den Schussfrakturen der 
Vorderarm-Epiphysen und der Carpalknochen oder 
bei Zerscbmetterungen dieser Knochen mit darin 
steokendem Projektil empfehlen v. Langenbeck, 
Billroth und Czerny, von der exspektativen Me- 
thode abzustehen , wfthrend L fl c k e nur das frflh- 
zeitige Evidement der Knochen vorzunehmen rftth. 
Nach den ZusammeDstellungen des Vfs. ist nur 2mal 
— beide Male mit gflnstigem Erfolge. — die conser- 
vativ-exspektative Methode sofort aufgegeben und znr 
operativen tibergegangen worden, abgesehen selbst- 
veretftndlich von denjenigen Fftllen , in denen sofort 
ampntirt werden musste. 

Die conrersativ-operative Kurmethode — die 
Resektion — ist nach Schussverletzungen , so viel 
Vf. in der Literatnr ermitteln konnte, im Ganzen 
94mal znr Anwendnng gekommen, und zwar 35mal 
im nordamerikanischen Kriege allein. Die erste 
Handgelenksresektion wurde 1762 von demStabsarzt 
Beyer nach der 8chlacht von Freiburg gemacht. 
[Stromeyer nennt in seiner Chirurgie B i 1 g u e r 
als den ersten Operateur 1762.] Einen grossen 
Theil dieser Fftlle hat Vf. ansser Betrachtung lassen 
mflssen , da fiber die Ausdebnung der Operation, 
sowie fiber das funktionelle Resnltat etwas Genaues 
nicht zu erfahren war. Zur Verwcrthnng bleiben hn 
Ganzen 50 Fftlle; das rechte Handgelenk wurde 16, 
das linke 23mal resecirt ; die nfthere Bezeichnung 
fehlt in 11 Fftllen. In 35 Fftllen wurde die par- 
ti ell, in 15 Fftllen die totale Resektion gemacht; 
ftlr eretere betrttgt die Zabl der Todesfftlle 7 (20® / 0 ), 
fttr letztere 5 (33.33°/ 0 ). 

Es kommen mithin auf die erwfthnten 50 Resek- 
tionen 12 Todesfftlle, von denen als durch ander- 


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61 


V. Chirurgie, Ophthalmol ogie n. Otiatrik. 


weite Gomplikationen bedingt noch 4 abzuziehen 
sind , so dass sich die Mortality auf 17.4°/ 0 beliuft. 

Es muss hierbei bemerkt werden, dass die Be- 
zeichnung ,,partielle“ und „ totale" Resektion fllr 
das Handgelenk anders zu definiren ist , als fill- die 
andern Gelenke, da selbst bei den sogen. totalen Re- 
Bektionen des Uandgelcnks , also der Resektion des 
Radius und der Ulna , sowie der ersten Carpalreihe, 
eine neue Gelenkreihe erbffnet wird, man also in ge- 
wissem Sinne wieder partiell operirt. Es ist des- 
halb , wenn man von den totalen und partiellen Re- 
sektionen und ihren Resultaten ein genaues Bild 
haben will , besonders darauf Gewicht zu legen , wie 
die nicht von der Resektion direkt betroffenen Ge- 
lenkhShlen sich dabei verbielten, da das Resultat ja 
haupts&chlich von der Vereiterung der Gelenke ab- 
hftngt. Betrachtet man hieroach die Handgelenk- 
resektionen , so ergiebt sich , dass alle Resektionen 
des Handgelenks, bei denen die blossgelegten Ge- 
lenke der Carpalknochen nicht in umfassender Weise 
durch Entferaung dieser Knochen freigelegt werden, 
einen ungttnstigen Verlauf haben. Hierher gehCren 
die Totalresektionen mitFortnahme dererstcn Carpal- 
reihe, femer die Resektion eines Vorderarmknochens 
mit Entfernung eines Knochens des Carpus oder von 
Basaltheilen des Metacarpus, und endlich die Resek- 
tionen der Basis von Metacarpalknochen und eines 
Knochens der zweiten Carpalreihe. 

Fllr die Operation waren in fast alien Fallen 
seitliche Schnitte gemacht worden. Dass nach Re- 
sektion der Ulna sich eine auffdllige Mortalittlt ge- 
zeigt hat, kann bei der geringen Zahl der Flllle wohl 
nor als Zufklligkeit angesehen werden. 

Was die Erhaltung der Funktion bei den 35 Ge- 
heilten betrifft, so wurde ein guter Erfolg (wobei 
auch ankylosirte Gelenke mit guter Gebranchsfahig- 
keit der Finger eingerechnet sind) bei 8 erzielt 
(5 aus frtihern, 3 aus dem letzten Kriege), ein be- 
schrftnkter Erfolg (ankylosirte Gelenke mit einiger 
Beweglichkeit mit eingerechnet) in 8 Fallen (1 aus 
frtihern , 7 aus dem letzten Kriege) ; schlechter Er- 
folg wurde in 18 Fallen (2 aus frtihern, 16 aus dem 
letzten Kriege) erreiclit ; unbekannt war der Erfolg 
in 1 Falle. Es ergab sich ferner, dass die partiellen 
Handgelenkresektionen ein um 8% besseres Re- 
sultat ergaben als die totalen. Die weitere Betrach- 
tnng lehrt , dass unter den Schussverletzungen des 
Vorderarms, Incl. der Carpalknochen , die sogen. 
radikalen Resektionen nach Lister [welcher z. B. 
bei Caries der ersten Reihe der Handwurzel sowold 
die untern Epiphyscn der Vorderarmknochen , sowie 
sammtliche Handwurzelknochen, spater sogar auch 
die Basis der Metacarpalknochen entfernte] die 
gllnstigste Bedingung fur die Genesung des Pat., wie 
fllr die Funktion der Extremit&t ergeben. Ferner 
sind bei Schussverletzungen beider Vorderarmknochen 
ohne Erdffnung der Inter- und Metacarpalgelenke 
nur die partiellen Resektionen des Radius und der 
Ulna vorzunehmen , sonst uur die radikalen. End- 
lich ergiebt sich, dass bei Schussverletzungen der 


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Carpalknochen allein die totale Excision derselben 
genttgt. 

In 10 Fallen handelte es sich um isolirte Schuss- 
frakturen des Radius und der Ulna. Es ergab sich 
hierbei , dass die partiellen Resektionen der Radius- 
epiphyse ein sehr gttnstiges physiologischeB , aber 
ein um so schlechteres funktionelles Resultat haben, 
was die Ausicht von Gudpratte bestiitigt. Bei 
Schus8verletzung der Ulnarepiphyse allein ist es 
nach v. Langenbeck erlaubt , die Resektion auf 
die Ulna zu besclir&nken. In Bezng auf die Zeit der 
Operation ergab es sich , dass die prim&ren Resek- 
tionen die weitaus besten funktionellen Resultate lie- 
ferten , hiernftchst kamen die zwischen der 5. und 
9. Woche ausgefithrten , wihrend die schlecbtesten 
Resultate auf die zwischen dem 3. und 21. Tage 
gemachten Operationen kamen. 

Ein Vcrgleich zwischen der exspektativen Be- 
handlung und der Resektion ergiebt , dass bei der 
erstera unter 382 Fallen 273mal (71. 5%), bei der 
letztern von 35 Fallen 18mal (51.4 °/ 0 ) vollst&ndige 
Unbrauchbarkeit der H&nde n. Finger die Folge war. 

Hiernacli spricht sich Vf. dahin aus, dass die 
primftre und radikale Resektion bei Frakturschtissen 
grtissern Umfangs, wenn Fingereehnen und Nerven 
intakt geblicben sind, angezeigt ist. Selbst wenn 
sie theilweise zerrissen sind, soli diese Operation ge- 
macht werden, um noch eine beschrtinkte Gebrauchs- 
fUhigkeit zu erhalteu. Bei Schussverletzungen des 
grtissten Theils der Carpalknochen muss , wenn die 
Wnnde sich nicht binreichend glatten und eine antd- 
septische Wundbehandlung sich nicht exakt aus- 
flihren I&sst , die totale Excision der Carpalknochen 
sofort gemacht werden. Die Schnssfrakturen der 
Vorderarmknochen dagegen erheischen eine primftre 
Resektion nnr dann , wenn die Splitterung bis in die 
Epiphysen hineingeht und die einfache Entfeniung 
der Splitterung eine imregelmassige Wunde zurtick- 
lftsst. Die Resektion kann sich auf beide Vorder- 
armknochen oder eventnell auf die Ulna allein be- 
schr&nken. 

Hieraus ergiebt sich schon, dass der vertfum- 
melnden Kurmethode, Amputation, Exartikulation , 
diejeuigen Verletzungen anheimfallen , in denen eine 
Restitution unmoglich erscheint. Eine Abtrennung 
der Hand, so dass sie nnr mit dem Geffcssgebiete der 
Ulnar- oder Radialarterie in Verbindung bleibt, giebt 
noch eine Indikation zur Amputation ab. 

Im letzten Kriege warden wegen 8ehnssverletzung 
des Handgelenks 8 Amputationen des Oberarms , 46 des 
Vorderarms , 1 Exartikulation des Ellenbogen- and 1 des 
Handgelenks gemacht. Unter den 8 Oberarm-Amiiutatio- 
nen, die in Eolge von jauchiger Eiterung , hohem Fieber 
und beginnender Pyamie gemacht worden warm , eudeten 
7 tftdtlich ; von den 46 Vorderarm-Ampntationen eudeten 
26 todtllcb , darunter allerdings 2 in Folge andorweitiger 
Leiden : imuier aber bleibt eine MortalitSt von 54.4%. 
Nach dem Zritpunkte dcr Vordcrarm-Amputation stcllt 
sich das Verhaltniss so. dass von ft primar Ampntirten 
keiner starb ; von don 8 zwischen dem 3. und 14. Tage 
Ampntirten starben 6 (76%), von 7 vom 16. bia 21. Tage 
Operirten starben ft (71.4%) u. von 22 spsiter Amputirten 


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62 


V. Chirargie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


11 (50%). Nach der Exartikulation Im EUenbogengelenk 
erfolgte der Tod, nach der im HandRelenke Heilung. 

Vf. giebt zum 8chlusee eine Analyse der aus dem 
letzten Kriege von ihm ala Material zu vorntehender Arbeit 
benntzten Falle und ale Anbang noeh ein Verzeichnigs 
von 7 Fallen , in denen wegen Verletznng der Mittelhand 
die Exartikulation im Handgelenk gemacht wnrde. Von 
4 primaren Exartikulationen endete hier nnr 1 Fall tddt- 
lich, die 3 epater Exartikulirten genasen gammtlich. 

366. Ueber Spondylitic; von Prof. Dr. A. 
6. Drachmann in Eopenhagen (Nord. med. ark. 
VII. 3. Nr. 12. S. 1—18. 1876. — Ugeakr. for 
Liger 3. R. XXI. 17. 18. 23. 1876); Cand. med. 
F. C. Lund (Ugeakr. for Lager 3. R. XXI. 9. 10. 
21. 1876); Prof. Malmsten (Hygiea XXXVII. 7. 
Sv. iAkaresAllak. forh. S. 144. 1875. XXXVIII. 4. 
Sv. lakaresallsk. fdrh. 8. 88. 1875). 

Der Arbeit Drachmann ’s liegen 161 Falle 
(135 im Laufe der letzten 8 J. von ihm selbst be- 
obachtete und 26 von Dr. II irach sprung im 
Kinderhospitale zu Kopenhagen ihm mitgetheilte) zn 
Grande, die er zunftchst statistisch verwerthet. 

Von den 161 Fallen betrafen 73 (45.3%) mannliche, 
88 (54.7%) weibliche Kr., es zeigte eich demnach ein 
Ueberwiegen (ies weiblichen Geschlechts nm nahezu 10%; 
ob diees die Regel ist, hat D. nicht fegtznstelien vermocht, 
weil er in der Literatur keine Anhaltepunkte in dieeer 
Hinsicht anffinden konnte. 

Dem Alter nach standee von den Kr. im 1. bis 6. J. 
66 (41%), im 6. bis 10. J. 68 (36%), im 10. bis 16. J. 
22 (13.7%), im 16. bis 20. J. 8 (6%), im 20. bis 25. J. 
7 (4.8%). Einen Fall von constatirter Spondylitis bei 
einem Klnde nnter 1 J. hat D. selbst nicht beobachtet, 
er ffihrt aber einen von H o w i t z beobachteten Fall an, 
in welchem Spondylitis der Halswirbel bestand und die 
Diagnose durch die Sektion hestatigt wurde. Ganz vor- 
wiegend zeigte sich in D.’s Fallen eine Hauflgkeit der Er- 
krankung bei der Aitersetofe bis zum 10. J., doch ist 
hierbei zu bemerken , dass sich nicht immer ganz genaue 
Grenzen in Bezug auf das erste Auftreten und die Daner 
der Krankheit ziehen lassen. 

Kyphoxc bestand in 145 (90%), Lordoet in 9 (6%) 
nnd Kypho-Lordose in 7 (4.4%) Fallen. Alle 7 Falle 
von Spondylitis der Halswirbelsaule waren von lordotlscher 
Krummung derselben begleitet. 

In Bezog auf den Theii der Wirbelsaule , welcher 
den AusgangBpnnkt des Leidens bildete , land sich , dass 
In 7 Fallen einer oder mehrere der 6 untersten HaUvnrbel, 
In 20 Fallen der 4 obern, in 38 FSllen der 4 raittlern nnd 
in 45 Fallen der 4 untersten Bnutwirbel, in 23 Fallen der 
unterste Rucken- oder der oberste Lendenwirbel, in 
28 Fallen nnr die Lendenwirbel ergriffen waren. Am 
hSuflgsten wurden also die Rfickenwirbel (64%) erkrankt 
gefonden. 

Die hauflgsten Symptome der Krankheit sind Neural- 
glen (in 67 von D.’s 161 FSllen -» 36.4%) Paralyse, (in 
22 FSUen — 18.6%) und Congestionsabsoesse (in 21 FSl- 
len — 13%). 

Der Sitz nnd die Ausdehnung der Neuralgien 
htngt vom Sitze der Spondylitis ab , ihre Intensit&t 
nnd Dauer steht zur GrOsse der DeformitSt durchaus 
in keinem VerhSltnisse; es kbnnen eben so wohl bei 
den geringsten DeformitSten Neuralgien vorhanden 
■ein els bei den grfissten fehlen , mitunter sind sie 
schon vorhanden , ehe noch die DeformitSt deutlich 
hervortritt, oder sie schwinden oder bleiben unver- 
Sndert, wthrend die DeformitSt im Znnehmen be- 
griffien ist. In Bezng auf den Sitz der Neuralgien 


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beobachtete D. solche besonders hSufig in den Hflllen 
und abwSrts liber die vordern SchenkelflSchen ans- 
gebreitet, seltener kamen sie in den Nerven des 
RUckens vor. 

Die Ldhmung hatte inD.’sFSllen alle mCglichen 
Grade. In 21 FSllen waren davon die untern Ex- 
tremitsten ergriffen; in den FSllen, wo sie Blase 
und Mastdarm zugleich ergriffen hatte, bestand sie 
in LShmung der Sphinkteren mit unwillkttrlicbem 
Abgangc von Ham und Kotli. Contrakturen der 
Muskeln an den nntern ExtremitSten , die oft die 
Lshmungen begleiten, hat D. 3mal allein, obne 
LShmung, beobachtet. 

Die Congestionsabscesse hatten ihren Sitz meist 
an den verschiedensten Stellen des KSrpers, am 
hSufigsten kamen sie am obern innern Theile der 
Schenkel vor; einige Male konnte D. einen Con- 
geBtionsabscess durch die Unterleibswandung bin- 
durch ftlhlen, ohne dass spSter an einer andern Stelle 
einer zum Vorscheine kam. 

Was die Ursache der Krankheit betrifft , so war 
ausgesprochene Scrofulose in 25 FSllen (15.5%) 
vorhanden, Einwirkung ausserer Gewalt war in 
21 FSllen (9.3°/ 0 ) als solche anzunehmen, schlechter 
Emahrungsiustand in 15 FSllen (9.3%). Kurz 
nach flber8tandenen Matern war die Spondylitis in 
3 FSllen aufgetreten , nach Keurhhwlen in 1 Falle. 
Nicht ganz selten fanden rich wohlgcnShrte nnd ge- 
sunde Kinder von der Krankheit ergriffen. Bei der 
grftssten Mehrzahl (100 FSlle = 6.2%) konnte eine 
bestimmte Ursache nicht angegeben werden. 

Die Dauer der Krankheit konnte nur in wenigen 
FSllen genau festgestellt werden, theils war der 
erste Beginn zu schwer zu bestimmen, theils wurden 
die Kr. vor vollendeter Heilung der Beobachtung 
entzogen, theils aber anch hSlt es D. fbr unmdglich, 
den Zeitpunkt festzustellen , wann die Krankheit als 
abgeschlossen betrachtct weirien muss. In 3 von 
D. beobachteten FSllen traten nach einer Dauer der 
Krankheit von 6, 7 und 10 Jahren, als anscheinend 
definitive Heilung erfolgt war, Congestionsabsoesse 
anf, die auf das Dentlichste darthaten , dass der 
Krankheitsprocess noch im Gange begriffen war. 
Ein Kr. kam 8 Jahre nach der angeblichen Heilung, 
nachdem er in der Zwischenzeit schwere Arbeiten 
verrichtet hatte, mit Congestionsabscessen und Pneu- 
monie in Behandlung ; er starb, und bei der Sektion 
fand sich ausgebreitete cari6se Zerstdrung der un- 
tersten Lendenwirbel, von der der Congestionsabscess 
ausging, und mit aller Wahrscheinlichkeit konnte 
angenommen werden , dass der bei der Sektion ge- 
fundene Krankheitsprocess auf den vor 8 Jahren vor- 
handenen und nicht geheilten znrtlckzuftlhren war. 
In 38 FSllen, in denen sich die Krankheitsdauer 
nach MOglichkeit feststellen liess, betrag sie im 
Durchschnitt 2.5 Jahre; 2 FSlle befanden sich aber 
daranter, in denen sie 12 und 10 Jahre betrug, und 
wenn diese beiden FSlle bei der Berechnung des 
Mittels ansgeschlossen werden, so ergiebt sich eine 
dnrchschnittliche Dauer von 2 Jahren. 


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63 


V. Chirnrgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


Der der Krankheit zu Grande liegende patholo- 
gische Process bestand in alien zur Sektion gekom- 
menen Fallen in caridser Osteitis, selten auf einen 
WirbelkiJrper beschrfinkt, sondern meist liber mehrere 
ausgebreitet and zagleich mit ihnen anch die Band- 
scheiben zerstdrend. Ob , wie V o 1 k m a n n und 
L o r i n s e r annehmen , ausserdem auch Caries sicca 
ohne Eiterbildong der Spondylitis za Grande liegen 
kann , lfisst D. dahin gestellt ; so viel ihm aber be- 
kannt ist, ist diese Form als Sektionsbefund bei 
Spondylitis noch nicht festgestellt. 

Die Lahmung war nach den Sektionsbefunden 
in D.8 Fallen nie dnrch den Druck vorspringender 
oder abgeldster Knochenstttcke bedingt , sondern 
durch purnlente Infiltration in das lockere Binde- 
gewebe zwischen Dura-mater und Wirbelkanal, Ver- 
dicknng der Dura-mater, Verwachsung der Haute 
oder Druck von in den Wirbelkanal ergossenem Eiter. 
In einem Falle , den D. ausffihrlich mitthcilt , war 
trotz bedeutender Zerstfirung der erkrankten Wirbel, 
Compression und Atrophie des Rfickenmarks, dock 
keine Lahmung aufgetreten. 

Das seltene Vorkommen von Senkungsabscessen 
(in D.’b Fallen nur 13%) erklart sich nach D. daraus, 
dass die drtlichen Verhaltnisse ihrcm Zustandckom- 
men nicht gfinstig sind und lange Zeit dauerade und 
bedeutende Eitemng erforderlich ist, urn den Wider- 
stand der Fascia longitudinalis anterior und der die 
einzelnen Theile der Wirbelsaule umgebenden Bflnder- 
massen zu flberwinden und den Durchbruch des Eiters 
zu gestatten. Dieses seltene Vorkommen von Sen- 
kungsabscessen hat nach D. zu der Annahme geffihrt, 
dass dem Leiden mitunter Caries sicca zn Grunde 
liege. 

Fflr die Diagnose ist die Art der Deformitat 
der Wirbelsaule (in 90% von D.’s Fallen Kyphose) 
zwar nicht ohne Bedeutung , doch tritt sie erst spat 
auf, wenn der Entzfindungsprocess schon ziemlich 
weit vorgeschritten ist. Die beschrinkte Beweglich- 
keit der Wirbelsaule nimmt unter den objektiven 
Symptomen den ersten Platz ein , sie ist es , die die 
charakteristische Korperhaltung der an Spondylitis 
Leidenden bedingt. Diese Haltung ist begrttndet in 
dem Bestreben, die Wirbelsaule zu immobilisiren. 
Alle andem diagnostisclien Zeichen sind nach D. 
mehr oder weniger unzuverlassig. — Nach Lund 
ist es mfiglich, die Diagnose schon zu einer Zeit zu 
stellen, wo noch keine Defonnitfit vorhanden ist, 
wenn man die Wirbelsaule vornttber beugen lasst 
und dann Druck auf dieselbe ausflbt ; die schmerz- 
hafte Stelle soil dann dem Sitze des Leidens ent- 
sprechen. Drachmann dagegen halt dieses dia- 
gnostische Zeichen ffir hSchst unzuverlassig. 

Cnzweifelhaft zu den seltensten Ausnahmen mag 
es gehoren , dass Congestionsabscesse und Lahmung 
der Deformitat vorausgehen, doch steben sie nicht 
immer in gleichem Verhaltnisse zu dem Grade der 
Deformitat. — Von den 21 Fallen D.’s, in welchem 
Congestionsabscesse vorhanden waren , hatte die 
Deformitat in 12 ihren Sitz in den untersten, in 7 


in den mittlern, in 1 Falle in dem obem Theile der 
Rfickenwirbelsanle imd in 1 Falle in den Halswir- 
beln. Paralyse gleichzeitig mit Congestionsabscessen 
war vorhanden in G Fallen , Paralyse allein in 16 
Fallen, und zwar waren die mittelsten Rfickenwirbel 
in 10, die obersten Rfickenwirbel und die Lenden- 
wirbel in je 3 Fallen erkrankt 

Relativ am hfiufigsten scheinen nach D.’s Fallen 
Congestionsabscesse bei Affektion der mittlern Rflcken- 
wirbel (in 7 Fallen von 38 = 18.2%) vorzukom- 
men, weniger haufig, obwohl absolut am haufigsten 
(in 12 Fallen von 96 = 12.5%) bei Affektion der 
ontersten Rfickenwirbel und der Lendenwirbel. Lih- 
mungen kamen hingegen sowohl absolut als aach 
relativ am haufigsten bei Affektionen der mittelsten 
Rfickenwirbel (lOmal in 38 Fallen = 26.3%) vor. 

Eine Vermehrung der Ausscheidung der Phos- 
phate im Ham konnte D. in den von ihm in dieser 
Hinsicht untersuchten Fallen nicht nachweisen. Er 
untersuchte denHarn von 2 an Spondylitis leidenden 
Kindem und den von 2 von andem Krankheiten in 
der Reconvalescenz begriffenen Kindem nach der 
von Neubauer angegebenen Titrirmethode auf 
Phosphorsaure , doch Hess sich aus den dabei gefun- 
denen Resnltaten auf eine vermehrte Ausscheidung 
der Phosphate bei Spondylitis nicht schliessen. 

Die Prognose wird meist als sehr ungflnstig an- 
genommen und D. selbst hat anfangs diese Ansicht 
getheilt , doch ergeben sich die Verhaltnisse aus D.’s 
statistischer Zusammenstellung durchaus nicht als so 
ungUnstig. Die beiden Complikationen der Spon- 
dylitis, die hanptsfichlich die Prognose ungflnstig 
machen und zu den in den spfitem Stadien der Krank- 
heit so haufig auftretenden Complikationen (Pyfimie, 
Morbus Brightii, Tuberkulose, Amyloidentartung der 
Unterleibsorgane , Decubitus u. Entkrfiftung) ftthren, 
sind Congestionsabscesse und Paralyse, und diese 
kamen in den von D. gesammelten Fallen nicht gar 
zu haufig* vor. Congestionsabscesse fanden sich 
unter den 161 Fallen nur in 21 (13%) und Paralyse 
in 22 (13.6%), wobei jedoch noch zu bemerken ist, 
dass Paralyse allein nur in 1 6 Fallen vorkam , da in 
C Fallen gleichzeitig mit ihr auch Congestionsabscesse 
bestanden. Gfinstig in Bezug auf die Prognose ist 
es, wenn der Krankheit kein constitutionelles Leiden 
za Grande liegt, sondern sie nach einer Verletzung 
entstanden ist, wenn der Kraftezustiuid des Kr. gut 
ist und die Lebensverhfiltnisse die erforderliche Hal- 
tung in hygieinischer und diatetischer Hinsicht ge- 
statten, der Congestionsabscess seinen Sitz in der 
Lendengegend hat und der Kr. nicht fiber das Kindes- 
alter und die erste Dentitionsperiode hinaus ist. 
Unter solchen Umstanden hat D. sowohl bei Paralyse, 
als auch bei Congestionsabscessen Heilung eintreten 
sehen, freilich oft erst nachmehreren (bis zu 10 und 
12) Jahren. 

Die Behaudlung hat vor AUem die Funktion 
des von der Krankheit ergriffenen Knochentheils and 
des von diesem umgebenen Rfickenmarks, in zweiter 


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64 


V. Chirurgie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 


Linie erst die mit der Krankheit fast nnvermeidlich 
verbundene Deformitit zu bertlcksiclitigcn. — Der 
Theorie nach sollte man meinen, dasa bier der ganze 
therapeutische Apparat, mit dem man Krankheiten 
der Knochen und Gelenke bekimpft , den Verhalt- 
nisaen und Umstiuden angepasst, Anwendung finden 
mtU8te und docli glaubt D., (lass die Erfahrung diese 
Annahnie nicht bestatige. Was die Indikationen in 
Bezug auf die Funktion betrifft, so meint D., dass 
bei Spondylitis die Funktion , die freie Beweglichkeit 
der WirbelsAule unwiderraflich verloren ist und des- 
halb die erste Indikation die ist , eine so vollstAndige 
Ankylose als mbglich anzustreben, was der gtlnstigste 
Ausgang der Kranklieit ist. Zu diesem Zwecke 
findet die Immobilisation eine ausgedehnte Anwen- 
dung , am besten in Form der Rllckenlage bei An- 
legung eines zweckentsprechenden Apparats. Bei 
Erwachsenen ist die strengste Einhaltung der Immo- 
bilisation nStliig, bis die Ankylosenbildung unzweifel- 
haft vollstandig zu Stande gekommen und der Krauk- 
beitsprocess beendigt ist. Zur Besehrftnkung des 
cariosen Processes ist es Hauptbedingung, den Kr. 
unter mciglicbst gate bygieinische Verlitlltnisse zu 
bringen, auf Hebimg der Kr&fte und Verbesserung 
der Constitution hinzuwirken. Dass, wie die Meisten 
annehmen , lange fortgesetzte Rllckenlage die Defor- 
mitat der Wirbels&ule bedeutend vermindeni soli, 
kann D. nach seiner Erfahrung nicht zugeben. Grad 
und Form der Deformit&t stehen im geraden Ver- 
hftltniss zum Grade und zur Ausdelmung des zer- 
stSrenden Processes u. zn demTheileder Wirbelsiule, 
welcher Sitz der Affektion ist Mechanische Mittel 
zur Beseitigung der Deformitit halt D. nicht ftlr in- 
dicirt, mitiuiter sugar fllr geftlhrlicli. In Bezug auf 
die Seebdder glaubt D. die Erfahrung gemacht zu 
haben, dass sie von an Spondylitis leidenden Kindern 
nicht vertragen werden, so lange der Eiterungs- 
process noch nicht vollstandig aufgehort hat. 

Die Schmerzen bei der Spondylitis, dip sehr oft 
einen neuralgischeu Charakter haben , weichen fast 
stets der Anwendung der Immobilisation, auch weun 
diese nicht strong durchgeftlhrt wird und nur in 
ruhigcr horizontaler Rtlckenlage besteht Zu eigent- 
lich schmerz8tillenden Mitteln hat D. kaum je seine 
Zuflucht zu nehmen gehraucht. Auch die Lnhmnn- 
gen bessern sicli nicht selten bei bios exspektativer 
Behandlung, wenn sie isolirt vorhanden sind, obgleich 
sie ausserordeutlich langwierig sein konneu. In 
mehreren Fallen hat D. von der Anwendung der 
Wiener Aetzpasle an der am meisten vorragenden 
Stelle der WirbelsAule Nutzen zu sehen geglaubt. 
Wenn der Kranklieitsprocess in denWirbeln abge- 
laufen ist, wendet D. Massage und passive Bewegun- 
gen an. Von der ElektricitAt hat er keine hervor- 
ragenden Erfolge gesehen; Aufenthalt in frischer 
Loft hatmitunterllberraschende Wirkungen ausgetibt. 
Congestionsabecesee flberlftsst D. sicli selbst, wenn 
sie keine weitem Syinptorae darbieten ; wenn sie 
nabe am Aufbrechen sind , erOflfnet er sie dttrch 
Punfetion, mit oder ohne Adspiration. 


Nach Lund’s Angabe war in 845 Fallen , die 
Charles F. Taylor in New York behandelt hat, 
die Ursache in 5 3% Trauma , in 1 5°/ 0 Erblichkeit 
einer Krankheitsdisposition, in 19% fand sich als 
prAdisponirende Ursache eine krankhafte Diatbeae 
(Scrofulose u. 8. w.). Wahrend im Uebrigen die 
Statistik Taylor’s mit der Drachmann’s ziem- 
lich tlbereinstimmt, findet sich in Bezug auf das Vor- 
kommen von Verletzungen ein sehr grosser Unter- 
scliied, der sich viellcioht daraus erklftren liesse, dass 
Taylor zu grosses Gewicht auf den tranmat Ur- 
sprung gelegt hat, wfthrend Drachmann kritischer 
zn Werke gegangen sein mag und nur die Falle ge- 
rechnet hat , in denen der Zusammenhang zwischen 
der Verletzung und der Spondylitis wirklich nach- 
weisbar war. Taylor nimmt nach Lund nicht 
Caries als das der Spondylitis ursprttnglich zn Grunde 
liegende Leiden an, sondern er betrachtet sie als von 
den Intervertebralknorpeln ausgehend, nur in seltenen 
Fallen tritt sie nach ihm als primilre Caries auf. Die 
durch Spondylitis bedingte Kyphose entsteht nach 
T. durch Einknickung an der Stelle, wo es zu Sub- 
stanzvcrlust gekommen ist , darauf basirt seine Be- 
handlung der DeformitiU , die in vollstAndiger Immo- 
bilisation mittcls eines portativen Apparats besteht. 

Taylor’s Ruckennmchine besteht nach L.'s Be- 
schrelbnnsr im Wesentliehen aus 2 zu bciden Seiten der 
Processus spinosi lanjjs der Wirbelsiiule verlanfenden 
Schienen, unteu in einen das Uecken penau nmsehliessen 
den Ring ausgehend, obeu in zu beiden Seiten des Halses 
vorwarts und nach den Aehselhohlen hprabgehende Bander 
und unter den Aehspln weggehende Bander, an die nieren- 
fbrmige. genau der Brnstwandun g angepasste. von den 
Schlusselbeinen bis in die Aehselhohlen reichende and 
mit eineni quer iiher die Brust gehenden Stahlbagel ver- 
bnndene Platten angehracht sind. 

Von grosster Wichtigkeit ist es dabei naturlich . dass 
der Apparat uherall ganz genau passt und nirgends zu 
Drnck Oder Gxcoriationen Veraniassiing giebt. Wahrend 
der ersten Zeit , wo der Apparat getragen wird , moss oft 
nachgeschen werden , ob alien Anforderungeu riebtig ent- 
sproclien ist. 

Bei Sitz der Affektionen in den obern Brnstwirbelu 
oder den Ualswirbeln wird der Apparat verlangert nnd 
oben mit einem ans 2 IIRIften bestehenden . drehbaren 
Ring versehen, in dem das Kinn ruht und am Herabsinken 
verhindert wird. Wenn es sich lira Affektion der Hals- 
wirbel handelt und wunschenswerth ist, dass der Kopf 
nicht seitlich gedreht werden kann , wird diess dadurch 
verhindert, dass der Kinnring unbeweglich gemacht wird. 

Nach Lund wird die Wirbelsiiule durch T a y - 
1 o r’s Apparat vollstandig immobilisirt , jede Bewe- 
gung in den erkrankten Theilen wird dadurch un- 
mOglich gemacht, der Dmck des KOrpergewichts auf 
die kranken Theile der WirbelsAule vermieden und 
auf die gesunden tlbertragen. 

Drachmann hingegen glaubt nicht, dass durch 
T a y I o r’s Apparat die Rllckenlage unnbthig gemacht 
wird , ja er glaubt tlberhaupt nicht , dass es mSglich 
ist , einen Apparat zu construiren , der es dem Kr. 
gestatten kOnnte, sich unbehindert zu bewegen, und 
dabei doch die WirbelsAule vollstandig immobilisirt. 
D r. will damit der T a y 1 o r’sehen RUckenmaschine 
durchaus nicht ihren Werth absprechen, aber er hilt 


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V. Chirurgie, Ophthalmologic a. Otiatrik. 


sie nur fttr diejenigen F&lle fttr geeignet , wo ea sich 
uach abgelaufenem Krankheitsprocess nur noch uni 
die Beaeitigung der DeformitSt handelt. Spondylitis 
ohne Deformitftt zu heilen , ist nacli D r. nicht mdg- 
licb, da sie niclit ohne Zustandekommen von Ankylose 
gebeilt werden kann. 

Malms ten theilt folgende 2 Fiille von Spon- 
dylitis mit Affektion des Ruckenmark* mit. Der 
1. Fall betrifft Spondylitis der obem Halswirbel , in 
Folge deren Myelitis entstand. 

1) DerKr., dcssen Mutter gestind, dessen Vater aher 
im Alter von 68 J. an Lungenschwindsucht gestorben war, 
und von desscn Geschwistem einige brustkrank waren, 
hatte als Kind an Fieber , spater an Engbrustigkeit und 
ini Alter von 17 J. an Lungenentzfinriung gelitten , war 
dann aber bis anf mitunter eintretende Symptome von 
chronischera Magenkatarrh gesund gewesen ; im J. 1868 
hatte er an Schanker gelitten und darauf ohne nene In- 
fektion an Geachwulst des Penis ; Bautausschlage waren 
nie vorhanden gewesen. Er war Blau fiirber, hatte aber 
nie 8ymptome von Bleivergiftung gezeigt. 

Ende Sept. 1874 hatte derKr. ohne vorhergegangene 
Symptome das Geffihi von Steifheit ini Nacken bei Be- 
wegungcn bekommen , dann dumpfcn Schmerz , der sich 
uach nnten zu und nach den Ohren hin verbreitete ; der 
Schmerz war nnr zeitweilig vorhanden , wurde durch 
Druck vom Kopfe aus vermehrt und war am heftigsten in 
der Nacht. Nachdem der Zustand langere Zeit mit nur 
geringen Abwechselungen unverandert geblieben war, trat 
gegen Ende des J. 1874 Verschlinimenmg ein , die durch 
ein von einem Arzte danials verordnetes Mittel (elne 
wasserklare Flussigkeit) vorfibergehend beseitigt wurde, 
der Hals blieb aber steif und schien etwas aufgetrieben. 
Angeblich nach langerm Arbeiten in freierLuft, woliei 
Pat. trotzdem, dass er scincn Hals vcrbundcn hatte, doch 
Kalte im Nacken verspurte, vermehrten sicli die Steifheit 
und der Schmerz rasch, ein Pnnkt zwischen den Schnlter- 
bliittern begann zu schmerzen und der Schmerz brcitele 
sich bis in die Acliseln und dieObcrarme ans, Zuckungen 
in den afflcirtcn Thcilen und Ameisenkriechen waren nicht 
vorhanden. Anch der Allgemeinzustand wurde schlecht. 
Nach BreiumschlSgen nahraen die Schmerzen etwas ab, 
doch musste der Kr. hauflg das Bett hflten and blieb 
arbeitsunfahig. Dabei bestand hartnackige Verstopfung. 
Anfang April bemerkte der Kr. , dass das Gefuhl in den 
Handen abznnebmcn begann nnd taubes Gefuhl stieg von 
den Hiinden aufwarts, sich fiber die Brust nnd den Bauch 
verbreitend ; nnr Kopf, Hals und Bciue schienen normales 
Gefuhl zn besitzen ; gleichzeitig begann die Respiration 
crschwert zu werden und Lufthunger stellte sich ein. 
Harnbcschwerden begannen ebenfalls aufzutretenundPat. 
ffihltc nicht, wenn der Ham durch die Urethra ging. Da 
sich der Zustand immer mehr verschlimmerte , wurde der 
Kr. in das Seraphimerlazareth in Stockholm aufgenom- 
men. 

Bei der Untersuchung fand man das Geffihl an Brust, 
Bauch, oberm Theil des Kfickens und an den obera Extre- 
mitaten bedeutend herabgesetzt , an den untern Extremi- 
titen zura Theil an den Oberschenkeln ; Nadelstiehe wur- 
den zwar fiberall gefuhlt, aber ungleich stark; im Allge- 
meinen schien die Anasthesie auf der rechten Seite stirker 
ala auf der linken , am starksten war sie in der Hand und 
in den Fingern : eine scharfe Abgrenznng zwischen den 
anasthetischen Tiieilen und denen, wo das Gefuhl erhalten 
war, konnte nicht oachgewiesen werden. Gleichzeitig 
war die Motilitat bedeutend eingeschrankt. Gehen und 
steben konnte Pat. zwar, obwohl mit Schwierigkeit, aber 
wenn er lag, konnte er nicht ohne Htxife seine Lage ver- 
andern. DieArme konntcu nicht gehobeu, dieEUcnbogen 
nicht gebengt werden , die Finger waren zwar beweglich, 
aber kraftloa. Der Hala war ateif und nur aehr unbedeu- 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


tend beweglich, da jeder Versueh, denaelben zu bewegen, 
Schmerz verursachte. Die elektromnskulare Contraktili- 
tat erschien normal, Krampfe und Muskelznckungen waren 
nicht vorhanden. Anf deni Rficken konnte der Kr. wegeu 
Vennehrang des Schmerzes im Nacken nicht liegen ; der 
Schmerz war fast stets vorhanden , druck end u. spanneud 
nnd strahlte oft bis in denilinterkopf ans. In denAchseln 
war kein Schmerz vorhanden, auch der Rficken war 
schmerz ftrei. 

Im Nacken sah man eine einige Centimeter breite, 
von einer 8eite zur andem sich erstreckende , auf der 
linken Seite am meisten hervortretende Gescliwulst , die 
sich bei der Palpitation nicht elastisch, sondern melir 
etwas teigig zeigte. Sie war diffus und ging ohne scharfe 
Grenzen in die Umgebungen fiber. In der ganzen Aus- 
dehnung des Nackens erregte Druck Sclinierzen , am 
stfirksten an den beideu obem ilalswirbeln , besonders 
stark links von diesen , und zwar bis zum Unterklefer 
reicbend in einer Breite von 7— 8 Ctmtr., an den untersten 
Halswirbeln dagegen nur unbedeutend. Vcrsuche, deu 
Kopf zu bewegen , erregten heftigen Schmerz , ebenso 
Druck, der vom Kopfe auf das Ruckgrat ausgeubt wurde. 

Allnialig verBchlimmerte sich der Zustand des Kr., 
bald konnte er den Harn nicht mehr selbst entleeren , die 
Sensibilitiit nahm auch an den Untcrextremitaten mehr 
ab , Stuhlgang konute nnr mit vieler Muhe durch Klyatire 
erzielt werden, die Athembeschwerden nahmenzu, Athem- 
notb stellte sich otter ein , der Kr. wurde cyanotiscb und 
starb mit zunehmender Suffokation. in den letzten Tagen 
vor dem Tode war die rechte Korperseite vollstandig ge- 
lahmt. 

Bei der von Dr. Wallis ausgefuhrten Sekliun fand 
man bei ErSffnung des Rfickenmarkskanala in der Hdhe 
des 2. , 3. nnd 4. Halswirbels eine Menge zerstreute Oder 
zusaiumenfliessende subperiosteale Blutergusse, der grosste 
von ihnen, etwa 2 Ctmtr. lang und Ctmtr. breit, fand 
sich an der hintern Wand unter dem Periost der Bogea 
des 2. und 3. Halswirbels. Ein vorspringendes Knochen- 
stfick am 2. llalswirbel verengte das Lumen des Rficken- 
markskanals um etwa 2 Ctmtr. , hatte aber das Periost 
nicht durchhrocheu. Der untere Theil des 2. Wirbels war 
der Sitz eines caribsen Processes, der einen grossen Theil 
des Knochens zerstiirt hatte ; die vordere untere Halfte 
war untergegangen u. von hier aus hatte sich der Process 
nachhiuten zu anggebreitet, so dass auch hier die Knochen- 
substanz feblte und nnr das Periost den Ruckeumarks- 
kanal von der durch den cariosen Process gebildeten 
Abscesshohle trennte. Der Process hatte sich auf dieser 
Seite weiter ausgedohnt , so dass der Knorpel zwischen 
dem 2. und 3. Wirbel auf der linken Halfte vollkommea 
zerstort war und die Abscesshohle von der angefressenen 
Flache des Korpers des 3. Wirbels begrenzt wurde. Auf 
der rechten Seite hatte der caribse Process keine so 
grossen Fortschritte gemacht , aber das erwiihute Frag- 
ment abgelbst, das etwa 1 Ctmtr. laug und ' , Ctmtr. breit 
war ; 2 andere, kleiuere Fragmente, die sich vom Kfirper 
des 2. Wirbels abgelost hatten , waren in ilirer Lage ge- 
bliebeu. Die Abscesshohle war sehr unregeiuassig ge- 
formt, drang nach unten zu zwischen den 3. Wirbel- 
korper und dessen Periost und endete an der oberu Halfte 
dee 4 . Wirbels , ihr Iuhalt war rothgrau . fast gerncblos 
und ziemlicb dfinnflfissig. 

• Die Rfickenmarksbaute , besonders die Pin , zeigten 
in der H5he des 2. bis 4. Halswirbels lebhafte Injektkm, 
aber kein Ersudat. Das Ruckenmark war in derselben 
Aosdehnnng hyperamisch nnd erweiclit, namentlich da, 
wo das abgeloste Knochenstfick in den Markkanai binein- 
ragte ; die Grenze zwischen grauer und weisser Substaaz 
war verwischt und an der Stelle , wo die Compression 
stattgefunden hatte , zeigten sioh in beiden Substanzen 
pnnktftrmige Blutergfisse. Die Erweichung er-treckte 
sich raebrere Zoll abwarts and erst in der H6he derBmst- 
wirbel wurde die Consistenz des Ruckenmarks normal. 

l J 


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66 


V. Chirnrgie, Ophthalmologic a. Otiatrik. 


Als Uraache nimmt M a 1 m s t e n in diesem Falle 
Erkaltung an, da eine andere Ursache sicli nicht 
auffinden Hess. Wenn der Kr. zeitiger in Behandlung 
gekoinmen wire, wire jedenfalls Hfllfe mftglich ge- 
wesen. 

Der 2. Fall betrifft ein 14jfthr. MKdcheu, das am 
10. Sept. 1875 im Seraphimer - Lazaretli aufgenom- 
men wurde. 

Erbliche Krankheitsanlage war nicht naohzuweisen, 
nur war eln Brnder in fruhem Klmlesalter an Lahmung, 
elne SchweBter an Krampfen erkrankt. Die Kr. selbst 
war mit Auenahme der Masern im K indesalter and elites 
Halsfibels (wahrecheinlieh Diplitherie) gesnnd gewesen, 
hatte aber oft an Angina tnnBillaris mit Schlingbeschwer- 
den gelitten. Naeh einem Falle anf den Kueken im Alter 
von 8 J. konnte die Kr. nicht gehen, nach einer Woche 
schien aber Allen wieder in Ordnung zu sein. Im Marz 
1876 trat wieder Anschwellung der Tonsillen auf, die 
Tonsillen warden exstirpirt, doch bliebSteifheitim Nacken 
znrnck. Im Mai und Jnni traten oft chi starke Kopf- 
schmerzen anf. die im nntem Theile desKopfes ihrenSitz 
hatten nnd in den Nacken ausstrahlten. Mitte Mai bekam 
die Kr. einen Schiag in den Naeken, worauf andanernder 
heftiger Schmerz folgte mit Steifheit de« Nackeng und 
vollkommenem Unvermdgen , den Kopf zn bewegen. 
Elektrieitfit niltzte niclits, Bader verechlimmerten den Zu- 
gtand. Mitte Juli begann plotzlieh der linke Arm schwer 
beweglicb zn werden, bald darauf das linke Bein, inbelden 
Gliedern stellte sich bald vollkommene Lahmung ein. 
Spftter traten 8chmerz und Stiche im Kreuze und in der 
Unken Lumbargegend ein. Bei der Aufnahme im Hospital 
lag die Kr. meist auf der rechten Seite , den Kopf nach 
links gedreht, andere Lagen erregten entweder Schmerzen 
Oder Respirationsbeschwerden. Die Kr. konute nich nicht 
alleln lm Bette bewegen , die linken ExtremitSten waren 
gel&hmt , bei Bewegung des Kopfes entstanden heftige 
Schmerzen im Nacken , die eiektrorausknlare Contraktili- 
tit war besonders in den linkseitigen Gliedmaassen bedeu- 
tend herabgesetzt, doch reagirten dieMnskeln des rechten 
Arme« noch etwas. Wenn beide Pole anf das Ruekgrat 
aufgesetzt wurden , entstanden heftige Schmerzen. Die 
Sensibllit&t war unbedeutend herabgesetzt. Heissen und 
Amelsenkriechen waren in Armen nnd Beinen vorhanden, 
in den Zshen mitnnter heftige Stiche, sowie anch imKreuz 
und im Nacken in der Hohe des 2. und 3. Halswirbels; 
an letzterer Stelle erregte Druck heftige Schmerzen , we- 
niger an den Processus spinosi. Schlaf erfolgte nnr auf 
Morphium. Die Respiration war mfihsam. Stuhlgaag 
konnte nnr dnrch Klystire erzielt werden , die spontane 
Entleerung des Harns wurde umnoglich. Unter Behand- 
lnng mit Jodkalium und Vesikatorien im Nacken beaserten 
rich die Lahmnngserscheinungen nnd die Schmerzen im 
Nacken etwas, die Respiration wurde leichter, Schmerzen 
and Reissen in den Extremititen hbrten anf. Im Nov. 
wurde ein Streckapparat angelegt , der aber wieder ent- 
fernt werden mnsste , da er nicht gut vertragen wurde, 
statt dessen kam gestreckte Lage in Anwendnng. Bei 
dieser Behandlung schritt dieBesserung allmalig vorwirte. 
der allgemeine Gesnndheltsznstand besserte sich ebenfalls. 
Nach Anwendung des Cauterium actnale zu beiden 8 el ten 
des Halses in der H6he des 3. and 4. Halswirbels trat 
noch mehr Besserung ein nnd die Kr. konnte bald leichte 
Beschaftigungen ausfohren. So machte die Besserung 
raache Fortschritte and bald waren alle Bewegungen un- 
gest&rt, so daas die Kr. am 20. Febr. 1876 entlaaeen wer- 
den konnte. 

Obwohl die Prognose im Anfang nicht gut war, 
konnte doch Heilung erzielt werden. Ob der Schiag 
in den Nacken die eigentiicke Ursache der Erkrau- 
kung gewesen ist, litsst sich nicht mit Oewissheit 
besthnmeu, doch trat danach entschiedene Verschlim- 

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merang ein. Eine tiefere Rflckenmarksaffektion war 
jedenfalls nicht vorhanden gewesen, sondem die 
Symptome waren die Folge eines Exsndats, das all- 
mftlig resorbirt wnrde. (Walter Berger.) 

367. Friihseitige subperiostal© Besektion 
der gansen Diaphyse der Tibia wegen Periosti- 
tis diffusa, phlegmonosa ( akute Osteomyelitis) ; von 
S. Duplay. (Journ. de Th4r. II. 20; Oct. 1875. 
Vgl. Jahrbb. CLXV1. p. 268.) 

Einjunger Mann von 16 J., der wegen eitriger Perio- 
stitis der 2. Phalanx des Mittelfingers nnd Vereiternng der 
beiden angrenzenden Gelenke im Hospitale war, bekam 
eine diffuse plilegmonose Periostitis des linken Unter- 
schenkels. Drei Inclsionen am 4., 7. nnd 18. Tage nach 
BeginnderErkrankung entleerten subperiosteal gelegenen 
Eiter, und die Sondirnng ergab , dass die Tibia in Hirer 
ganzen Liingenausdehnung voui Periost eutblSst war. Die 
schwere Stiirung deg Allgemeinbefindens (P. 120 — 130, 
Temp. 40), DiarrhOe. Oedein des Gesichts, eine sehmerx- 
hafte Anschwellung der linken Schulter und eln Froatan- 
fall liessen bei der drohenden PyAmle D. nnr die Wahl 
zwischen Amputation des Oberschenkels und totaler Re- 
sektion der Tibia (dasKnicgelenk war frei). D. entschied 
sich ffir die letztere, welehe unter Chloroformnarkose nnd 
Esmarch’ scher Constriktion so ansgefiihrt wurde, dass 
D. einen LangBBchnitt vom Condyl. int. bis zura Malleolus 
internus (dnrch die alten Inclsionsstellen) fflhrte, mit dein 
Finger das Periost abschalte und den Knochen oben mit 
der Kettensage durchtrennte , woranf sich derselbe leicht 
an der nntern Epiphysenlinie ablosen liess. Blutverlust 
gieich Null. Die Lange der entfernten Diaphyse betrug 
26 Ctmtr. ; auf dem Langsschnitte zeigte sich die Mark- 
hoble init Eiter durchsetzt. Die Wundbohle wnrde mit 
Cbarpie ausgefullt und das Bein durch eine Gipsschiene 
(an der Aussenseite) mit Sohle fUr den Fuss flxirt. Ab- 
gesehen von einer Nachoperation zur Entfernung des ne- 
krotiBch gewordenen oberen Stuekes der Diaphyse von 
3 Ctmtr. Lange , das sitzen geblieben war , erfolgte die 
Heilung ohne besondern Zwischenfall , so dass der Pat. 
nach C Mon. das Hospital anf Kr&eken verlassen konnte. 
Die Consolidirang war am spatesten an der nntem EpI- 
physengrenze erfolgt, welcher entsprechend ein StQek 
Periost am Knochen sitzen geblieben war. Drei Monate 
spater wnrde der Kr. der 8ociete de chirnrgie in Paris 
vorgestellt. Das Bein war solid , um 2 Ctmtr. verkurzt 
und nm 2 Ctmtr. dicker als das andere ; das Kniegelenk 
frei ; das Tibiotarealgelenk beweglicb , aber etwas steif. 
Der Kranke hlnkte ein wenig, ging aber ohne Stock. 

D. citirt 3 Beobachtungen von H o 1 m e a , Ollier 
(Letenneur) und Macdougall, welehe gleich- 
falls Erhaltnng des Lebens und der Funktion (bis auf 
1 Pseudarthrose) erzielten, u. empfiehlt die Operation 
statt der Amputation. Besonderes Gewicht ist auf 
die Blutsparung durch elastische Constriktion nach 
Esmarch, auf die sorgf&ltige Schonung des Pe- 
riostea (die erwfthnte Pseudarthrose mOchte D. auf 
Verletzung des Periosts an der entsprechenden Stelle 
zurflckftlhren) und auf die rnhige Lage und Fixation 
bei der Nachbehandlung zu legen. Eine geringe 
Verkllrzung von 2 — 4 Ctmtr. lftsat sich bei der Tibia 
nicht vermeiden. Mfiglicherweise kann in Folge des 
Wegfalls des Epiphysenknorpels die Extremitat 
spflterhin noch weiter im Wachstlmm zurflckbleibeu, 
doch fehlt es hierilber noch an Beobachtungen. 
Jedenfalls aber halt D. diese Behandlung nieht f&r 
an wendbar bei akuter . phlegmonOser Periostitis des 

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67 


V. Chirurgie, Opbthalraologie u. Otiatrik. 


Humerus und Femur, weil die betreffenden Giieder 
nicht in der Stellung fixirt werden kflnnen , welche 
nothwendig ist, wenn der neugebildete Knochen die 
nattlrliclie Form wiedqr erhalten soil. (Bloc k.) 

368. Zur Pathologic and Therapie der 
Coxitis; von Thomas Annandale. (Edinb. 
med. Jonrn. XXI. [Nr. 245.] p. 410. Nov. 1875.) 

Nach zahlreichen Beobaclitungen an frtthzeitig 
resecirten Hllftgelenken spricht A. sich entschieden 
dahin aus , dass , ausser in den akuten, auf Synovitis 
zurttckzufiihrenden Fallen , der Process meistens mit 
ZeratiSrung des knorpeligen Ueberzngs des Caput 
femoris beginnt, wihrend die Pfanne und deren 
Knorpel gewtthnlicli anfangs nur wenig betheiligt 
sind. — Die pathologischen Veranderungen , welche 
A. am Kopfe des Femur beobachtet und durch Ab- 
bildung charakterist. Praparate illustrirt hat, sind 
folgende : 1) Zeratdrung des Gelenkknorpels mit Osti- 
tis des darunter liegcnden Knochens und mehr oder 
weniger ausgedehnter Abldsuug des Knorpels von 
dem Knochen ; an einem Praparate liess sich der 
Knorpeltlberzug wie ein Deckel abheben. 2) Um- 
schriebene , oberflachlich gelegene cariose Stellen 
(Ldcher) im Kopf oder Hals des Schenkelbeins mit 
oder ohne Nekrose in der Tiefe. 3) Entztlndung und 
Vereiterung in der Epiphysenlinie zwischen Kopf und 
Hals, begleitet von Erweichung and Zerstdnmg der 
umgebenden Knochensubstanz und mehi - oder weni- 
ger vollstandiger Trennung des Kopfes vom Halse. 
4) In mehr vorgeschrittenen Fallen ist der Kopf und 
bisweilen selbst der Hals des Femur mehr oder we- 
niger durch Caries zeratttrt. 5) Zweimal hat A. das 
ganze Femur und Os ilium in ihrer ganzen Dicke 
krank gefunden. Die Rindenschicht war dllnn und 
mit dem Messer leicht zn zerschneiden, das Knochen- 
mark enthielt nur wenige knttcherne Lamellen und 
Nadeln. 

In den sub 1 bis 3 registrirten Fallen war die 
Pfanne nur wenig erkrankt , bis auf die Insertions- 
stelle des Lig. teres [?]. Auch gaben die vorhande- 
nen Lasionen keinen Anlass zu Stttrungen nach Ent- 
fernung des kranken Kopfes. Die Synovialmembran 
war allemal verdickt, Eiter jedesmal vorhanden, es 
bestanden aber keine Fisteln. Ware, meint A., das 
Leiden von der Synovialis ausgegangen, so hatte der 
Knorpel nnd die Wandung der Pfanne mehr bethei- 
ligt sein milssen. 

Die Pfanne, welche gewbhnlich erst nach l&nge- 
rem Bestehen afficirt wird , wird in Folge cariiiser 
Zeretttrnng des Knorpels und der Wand vergrOssert 
und vertieft bis zu ausgiebiger Perforation und Com- 
mnnikation mit dem Becken. Die Verhaltnisse bei 
Caries des Schultergelenks sind analog. 

Die von A. beobachteten Ausgange durch Natur- 
heilung sind : Vollstandige Wiederherstellung ohne 
Starring des Gelenks und seiner Funktion , wenu der 
Process frtthzeitig zum Stillstande kam. Sobald 
Eiterung eingetreten ist, resultirt entweder fibrfise 
Ankyloae oder knttcherne Verachmelzung bis zum 


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Verwischan jeder Grenze. Die Formveranderung 
und vttllige Verse hi ebung der Pfanne sind bekannt. 
In dem letztern Falle obliterirt die ursprttngliolie 
Pfanne und es bildet sich eine neue Gelenkflache auf 
dem Rande der alten oder dem Dors, ossis ileum. 

(Block.) 

369. Eine Folge krankheit dea Aufreoht- 
stehena (Contusion der Ferae ) ; aus Dtspris' 
Klinik mitgetheilt von Marchant. (Gaz. des H6p. 
62. 1875.) 

D. bekam in kurzer Zeit 3 Polizisten zur Be- 
handlung, welche gleichmilssig ttber Schmerzen in 
der Ferse klagten , die sich bei ruhiger Lage ver- 
loren, beim Stehen erneuerten, bezw. vermehrten. 
Die Haut der Ferae zeigte keinerlei Verttndorung, 
weder Rttthe noch 8chwielen, war im Gegentheile 
eher dttnn. Drnck venu-sachte keinen Schmerz ; bei 
verstArktem und linger andauerndem Drucke genau 
an der Stelle, welche beim Stehen als Sttttzpunkt 
dient, wurden dagegen lebhafte Schmerzempfindungen 
angegeben. Die Kr. verglichen iliren Schmerz mit 
der Empiindung , den Stiefel verursachen , die den 
grossen Zehen drtteken, und bezeichneten ihn als ein 
Geftthl von Wttrme oder Brennen. 

D. nimmt an , dass die Krankheit auf einer Mo- 
difikation des subcutanen fetthaltigen Bindegewebea 
unter der Ferse benihe, das sich vor dem Fettgewebe 
anderer Regionen durch relativen Reichthum an Blnt- 
gefissen auszeichne und eine geringe Menge Flttssig- 
keit enthalte, die dem Inhalte der Schleimbeutel 
nahestehe. Beweisende pathologisch anatomisohe 
Befunde giebt es fttr die supponirte ,,Modifikation u 
noch nicht. 

Dass in den drei Beobachtungen jedesmal nur 
die eine Ferae afficirt war, erki&rt sich daraus , dass 
man sich beim Stehen vorzugsweise immer auf ein 
Bein sttttzt. Einer derKr. bekam dem entsprechend 
nach der Hcilung des einen Fusses den Schmerz 
hinterher in der Ferse des andern, weil er nun 
diesen voi’zugsweise als Sttttzpunkt benutzte. 

Hohl- und Schweissfttsse, sowie kleine Fflsse mit 
dttnner Hant sind besonders disponii-t. Dttnne Sohlen 
und lange Mirache auf holprigem Pflaster begttnsti- 
gen die Krankheit. 

Die Behandlnng besteht in lingerer Ruhe ; beim 
Wiedergebrauch der Fflsse mflssen die Kr. dicke 
Sohlen mit Kautschukeinlagen tragen. Platte Sohlen 
ohne Absitze sind durohaus naehtheilig. Zwei von 
den drei Kr. wurden geheitt , der dritte mnmte den 
Bemf aufgeben. (Block.) 

370. Eine none Behan dlungamethode ge- 
wisser Lymphdrusengeschwulste; von S. Mes- 
senger Bradley. (Laneet II. 10; Sept. 1875.) 

B. empfiehlt Injektionen von Jodtinktur in Lymph- 
drttseugeschwttlsten des Halses. Besonders geeignet 
fttr diese Methode sind : a) wahre , nicht Bcrofulttse 
Hypertrophien der Lymphdrttsen ; b) scrofulttse, aber 1 
noch nicht eitrig erwelchte Tumoren; c) harte 


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68 


V. Chirnrgie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 


Lymphome ; d) bei eingekapselten Geschwfllsten ist 
wenigstens der Versuch zn machen , ehe man an die 
Excision geht. Die besten Resnltate werden erzielt, 
wenn es sich um eine einzelne hypertrophische 
Drttoe bei einem sonst gesunden erwachsenen ln- 
dividnnm handelt Ungeeignet dagegen sind syphi- 
litiscbe nnd carcinomatose Affektionen n. das maligne 
Lymphom. 

In der Regel genttgen 5 oder 6 Injektionen der 
gewflhnlichen Jodtinktur von je 5 oder 10 Tropfen, 
je nach der GrOsse des Tumor , in Zwischenrftumen 
von 4 Tagen. B. erw&hnt einen abgekapselten Drtt- 
sentnmor von Wallnnssgrtfose unterhalb des Unter- 
kiefers , der nacb der ersten Injektion nahezn voll- 
stftndig versch wand . (Block.) 

371. Ueber die Entzundung dex Mamma 
bei jungen Mftnnern; von Dr. Leisrink in 
Hamburg. (Deutsche Ztschr. f. Chir. IV. 1. p. 19. 
1874.) 

Obgleich weder allzu selten, noch besonders 
leicht zu behandeln , ja in vielen Fallen sehr hart- 
nlckig, ist die Entztlndnng der rafinnlichen Brust- 
drflse in den Lehrbflchern der Chirnrgie meist. sehr 
kurz abgehandelt. GewOlmlich wird angenommen, 
dass die Mastitis bei Mftnnem fast ausschliesslich in 
Folge eines Trauma entstehe; es kommen jedoch 
Fille zur Beobachtung , in denen die Mastitis ohne 
bekannte Ursache, sicher nicht nach tranmatischer 
Einwirkung sich entwickelt bat. 

Die Mastitis tritt bei ganz gesunden jungen 
Mlnnern zur Zeit der Pubertfit auf, und zwar akut 
unter heftigen Schmerzen mit leichtem FiebeT und 
Anschwellnng der Drttsen der Achselhfthle. Die 
Brustdrtlse , auf Druck sehr empfindlich , liegt wie 
eine flache Scheibe unter der Haut und sind an der- 
selben einzelne Knoten und Hervorragungen zu fQh- 
len. Der Ausgang ist Zertheilung , Verhkrtung oder 
Abscedirung. Die Behandlung ist von der gegen die 
fragl. Affektion beim weiblichen Geschlechte einzu- 
schlagenden principiell verschieden , da das Leiden 
bei letzterm vorwiegend in der Periode der Thitig- 
keit der Drlise entsteht , welche bei den davon be- 
fallenen Mfinnem nicbt beobachtet wurde. 

Ein lijahr. kr&ftiger Jungling, bis dahin steto gesond 
gewesen, klagte fiber Schmerzen in der Brust. Beide 
Mammae waren in flache Scheiben verwandelt , hart , die 
bedeckende Haut heiss, sehr empflndlich. DieDrfisen der 
Achselhohle waren geschwollen. Geringes Fieber mit 
Appetitlosigkeit und Stnhlverhaltung. Da Pat. keine Eis- 
umschlage vertrug, wnrden warme Umschlage angewen- 
det, die die Schmerzen nnd sonstigen Entzfindungserschel- 
nungen bald beseitigten. Nach 6 T. durfte Pat. das Bett 
verlassen : firtlich wurde Merknriaipflaster aufgelegt, 
innerlich erhieit er, da er sich sehr matt ffihlte, Eisen nnd 
Chinin. Nach 8 T. trat eine nene aknte Entzundung ein, 
die zwar bald zurfickging, aber seit der Pat. stetige 
Schmerzen in beiden Mammae spfirte. Bei 14tag. Land- 
anfenthalte hatte die Qeschwnlst etwas abgenommen nnd 
die 8chraerzen batten sich ziemlich verloren. Nachdem 
Pat. wieder 8 T. gearbeitet hatte , bekam er einen nenen 
sehr heftigen Anfall, der eine bedentendere Geschwnlst 
und lebbaftere 8ohmerzen hinterliess. Beim Anfenthalt 
auf dem Lande nnd Arbeit in freier Lnft hat sich Pat. 


wesentlich erholt, doch wird er, wte die BeobaeManfr 
eines andern FaUes lehrte , wohl erst wenn die voile Ent- 
wicklnng eingetreten ist, von neuen Anfallen verschont 
bleiben. 

In einem andern Falle hirtten sich Fistelgfinge 
gebildet, die eret auf energisches Auskratzen mit dem 
scbarfen LiJffel heilten. In der Mehrzakl der Fille 
trat jedoch auf einfache Behandlung Zertheilung ein. 

Ekzem nnd Rhagaden der Mammilla treten 
ebenfalls in der Entwickelungsperiodc ftftei’s bei 
jungen M&nnem auf, ohne dass man in der Mebrzahl 
derFftlle, wie Billroth meint, ftussem Urnchen 
ihre Entstehung zuschreiben kann. (H. M 8 c k e 1.) 

372. Die tempor&re Ligatur der Arterien 

nebst einem Anhange uber Litter's Catgutliga- 
tur; von Dr. Paul Bruns. (Leipzig 1875. Druck 
von J. B. Hirscbfeld. gr. 8. 77 S. — Deutsche 
Ztschr. f. Chir. V. 4 u. 5. p. 317. 1875.) 

Die temporftre Ligatur wird seit Anfang 1868 
auf der Ttibinger Klinik in Anwendung fast aos- 
schlies8lich gezogen. Die Technik derselben ist fol- 
gende. 

Als Leitung fttr den Ligaturfaden dient ein dfln- 
nes silbernes RShrchen von 2 Mmtr. Dicke, das Li- 
gatur- oder Arterienrflhrchen. Es besitzt seiner 
ganzen L&nge nach ein einfaches Lumen, nnr die 
vordere, der Arterie zugekehrte Oeffnung ist doppelt, 
indem durcb die Mitte derselben eine quere, 1 — 2 
Mmtr. hohe Scheidewand hindurchlluft (Fig. 1). 



An dem hintem Ende des Rdhrchens ist ein schmaler 
Querbalken aufgesetzt, welcher in seiner Mitte eine 
Vertiefung fllr dieAufhahme des Fadenknotens trfigt. 
Als Ligaturfaden wird ein mitCarbolwachs getrink- 
ter Seidenfaden benutzt. Dieser wird bei der Unter- 
bindung eines blntenden Arterienendes so durch das 
Rdbrclien hindurch gezogen , dass seine Mitte als 
Schlinge aus der doppelten Oeffnung am vordem 
Ende des ROhrchens hervorsteht, wfthrend die Enden 
des Fadens aus der entgegengesetzten Oeffnung her- 
vorgezogen und zu beiden Seiten des Querbalkens 
vorbei geleitet werden. Hat man nun das Arterien- 
ende mit der Schieberpincette gefasst, so wird die 
Fadenschlinge mit dem Ligaturrdhrchen fiber die 
Pincette hintlbergeffihrt, um die Arterie berumgelegt 


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V. Chirargie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


and schlflsslicb durch doppelte Knotnng der Faden- 
enden fiber dem Querbalken zusammengeschntlrt. 
Die Fadenenden werden dicht am Knoten abge- 
schnitten. Selbstverstftndlich mflssen vor dem Be- 
ginn einer blntigen Operation eine genttgende Anzahl 
Ligaturrohrchen, in der angcgebenen Weise mit Fa- 
denschlingen armirt, bereit gehalten sein. Bei der 
Unterbindnng in der Continuitftt wird im Voraus nnr 
das eine Fadenende dnrchgezogen, das andere dagegen 
erst dann , wenn es mit der Aneurysmennadel unter 
der isolirten Arterie hindurch gefflhrt worden ist. 
— Nach der Applikation wird das je nach der Tiefe 
der Wimde verschieden (2 — 12 Ctmtr.) lange Rdhr- 
chen auf dem kttrzesten Wege aim der Wunde ge- 
leitet and steht etwas fiber dem Niveau der Wund- 
rftnder oder der ftiissern Haut hervor. Zur Entfer- 
nung des Fadens werden beide Fadenenden dicht 
unterhalb des Querbalkens durchschnitten , das eine 
Ende mit einer gewfthnlichen anatomischen Pincette 
gefasst und nm dieselbe anfgewickelt. Die Entfer- 
nnng geschieht nach Ablauf von 2 — 3mal 24 Std., 
je nach der Grdsse der Arterie. 

Das Verfahren hat sich in den 6 Jahren seiner 
Anwendnng in der Tflbinger Klinik in befriedigender 
Weise bewfthrt, denn bei weit fiber 1000 Ligaturen, 
daranter Unterbindungen der Carot. communis und 
eat., Femoralis u. Brachialis, wnrde nnr 2mal Nach- 
blntung beobachtet. Der eine Fall betraf eine Un- 
terbindung der Carotis comm, bei Gelegenheit der 
Exatirpation einer carcinomatdsen Stnima, der an- 
dere Fall ham nach einer Oberschenkelamputation 
zur Beobachtung, als nach 72 Std. die Ligatur von 
der Art. femoralis entfernt wurde. 

Die Vorzflge der temporftren Ligatur von dem 
gewOhnlichen Unterbindungsverfahren zeigen sich 
1) in dem Heilungsverlanfe der Wnnde, welcher 
dnrch den als Setaceum im Kleinen wirkenden Un- 
terbindungsfaden oft ungebfihrlich lange hinausge- 
schoben und ehen wegen fortbestehender Eiterung 
bisweilen von accidentellen Wundkrankheiten unter- 
brochen wird, wfthrend das glatte Metallrflhrchen 
die Schliessung der Wunde nicht wesentlich verz5- 
gert , 2) and vor Allem in der grdssern Sicherheit 
der definitiven Blutstillung. 

Nach den mitgetheilten Vereuchen bleibt bei der 
temporftren Ligatur die Adventitia an der einge- 
sehnflrten Stelle nicht nur vollkommen erhalten, son- 
dern wird sogar noch durch die Produkte der Peri- 
arteriitis betrftchtlich verdickt ; es erfolgt weder 
Eiterung noch Continuitfttstrennung und daher bleibt 
anch bei der Unterbindung einer durchscboittenen 
Arterie das jenseits der Ligatur gelegene Ende in 
Zosammenhang mit der Gcfftsswand und verwandelt 
sich schlfisslich in einen der Ligaturstelle aufsitzen- 
den > fc^Jbkngeligen Knopf. 

Die Media und Intima werden an der Ligatnr- 
steUe cirkular getrennt und bis zur gegenseitigen 
Berflhrung einwftrts umgerollt gefanden, wfthrend 
die so entblCste Innenflftche der Adventitia durch 
den umgelegten Faden ringsum in inniger Berflh- 

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69 

rang gehalten wird. Durch Zwischenlagerung einer 
Schicht fibrindsen Gerinnsels , sogen. plastischer 
Lymphe, erfolgt zuerst Verklebung, durch Organisa- 
tion des Gerinnsels feste Verwachsung des Arterien- 
lumens, nach dem Vf. ein wesentliches Moment fflr die 
definitive Blutstillung. Denn wenn auch ein vollkom- 
men entwickelter und adbftrenter Thrombus sichern 
Schutz gegen den And rang der Blutwelle gewfthrt 
und auch allein die Blutstillung sichert, so kann 
der Tlirombus doch nicht als exclusiver Faktor der 
Blutstillnng angesehen werden, da die. Thrombusbil- 
dung gar nicht so constant ist, als gcwdhnlich ange- 
nommen wird , und in nicht seltenen Fftllen Gefftss- 
wnnden auch ganz ohne Thrombirang durch Ver- 
wachsung der Gefftsswand heilen. Der bei der ge- 
wdhnlichen Methode liegen bleibende Faden muss 
dagegen die Continuitftt des Gefftsses jedes Mai unter- 
brechen. Schneidet er zu einer Zeit durch , wo die 
Verklebung und Thrombusbildung noch nicht genfl- 
gend consolidirt ist, um die Oeffnimg zu verlegen,- 
oder hat sich die von dem Faden eingeleitete Eite- 
rung in der Gefftsswand weiter erstreckt und Erwei- 
chung u. Schmelzung der Adhftsionen und des Throm- 
bus veranlasst , so kommt es zu Sekundtlrblutungen. 
Nach Porta kommen auf 600 Continuitfttsunterbin- 
dungen 75 Nachblutungen mit 30 Todesfftllen, nach 
Pilz auf 158Fftlle von Ligatur der Carotis commu- 
nis wegen Blutung 35 Nachblutungen mit 16 Todes- 
fftllen, bei Billroth (1870) nach Bruns’ Berech- 
nung auf 14 Unterbindungen grosser Gefftsse wegen 
Schussverletzungen sogar 7 Verblutungen. In der 
Tflbinger Klinik ist dagegen (ohne dass derVf. darin 
einen statistisch vollwerthigen Gegenbeweis sehen 
will) in 13 Fftllen von Continuitfttsunterbindungen 
mittels temp. Ligatur (Carotis comm., Poplitaea und 
Ulnaris je 1 Fall, Femoralis, Tibialis post, und Ra- 
dialis je 2 Fftlle, Lingualis 4 Fftlle) kein Mai eine 
Nachblntung erfolgt. 

Die Grflnde, wegen welcher nach dem Vf. der 
temporftren Ligatur der Vorrang vor der Acupressur 
gebflhrt, mttssen im Originale nachgelesen werden. 
Hinsichtlich der Catgutligatur kommt der Vf. zu dem 
Schlusse, dass dieselbe der temporftren Ligatur zu- 
nftchst wegen ihrer grCssem Einfachheit entschieden 
flberlegen ist und in Beti’eff der Sicherheit voile 
Garantie bietet, wenn dieselbe bis zur vfilligen Zer- 
reissung der innern Arterienhftute zusammengezogen 
wird and wenn rie als integrirender Bestandtheit 
der antiseptischen W umlbehandlung zur Ausfiih- 
rung gelangt. vB 1 o c k.) 

273. Ueber kunstliohe Atrophisirung des 
Augapfels; von Dr. Sigmund Vidor in Pest. 
(Jahrb. f. Kinderheilk. IX. 3. p. 259. 1876.) 

Vf. b68pricbt das Geschichtliche der Veriklung 
des Bnlbus und theilt die v. Graefe’schen Vor- 
8chriften hierfiber mit. Er selbst hat die Operation 
wegen Staphyloms bei Kindera 6mal gemaclit und 
schildert 3 Beobachtungen ausflihrlich. Es scheint, 
als ob das Auge der Kinder viel langsamer gegen 

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70 


V. Chimrgie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 


den eingelegten Faden reagiro , ala man bishcr an- 
genommen hat Vf. hat ihn n&mlich 6-8 Wochen 
liegen laaaen. — Da wir vor Kurzein dieae Methode 
besprochen (Jahrbb. CLXVIII. p. 50), glauben wir 
eines weitern Eingehens auf die F.inzelheiten enthoben 
zu aein. (Geissler.) 

374. IJeber symmetriaohe centrale Chorio- 
retinitia bei Peraonen im hohern Alter; von Jon. 
Hutchinson. (Ophthalm. Hosp. Rep. VIII. 2. 
p. 231. Sept. 1875.) 

Die Affektion ist charakterisirt (lurch sehr kleine, 
ninde, gelblich weiase Flecke am hintern Augenpol, 
welche biaweilen in Gruppen beiaammen atehen und 
hier und da confluiren. Eine Anh&ufung von Pigment 
findet nicht statt , nur scheinen ala Auagangacrachei- 
nung Blutergttaae in der Gegend dea gelben Flecka 
vorzukommen, welche eine Pigmentirung hinter- 
laaaen. Die Papilla bleibt geaund , hflehstena er- 
acheint sie etwas blass, die Netzhantgefiaae aind 
nicht verftndert. Beide Angen aind in nahezu gleicher 
Weise ergriffen. Die Kr. atehen im hbhem Alter, 
meiatena aind aiesonat geaund, bei einigen findon aieh 
andere Zeichen der aenilen Decrepiditat. Ea werden 
die Krankengeachichten von 10 Peraonen mitgetheilt, 
3 davon waren Schwe8tern im Alter von 40 — 60 
Jahren. Die amblvopischen Eracheinungen waren 
bei Allen mehr oder weniger auageaprochen ; viel- 
leicht ist die Affektion eine der Uraachen der aenilen 
Amaoro8e. Ob die Flecke in colloiden Audagerungen 
an der Lamina elaatica der Aderhaut bestehen, bleibt 
noch zu ermitteln. (G e i 8 a 1 e r.) 

375. Ueber drei Fftlle von NeuroretinitiB 
mit Symptomen tinea intracrauiellen Aneuryema; 
von Dr. E. L. Holmes in Chicago. (Arch. f. 
Augen- u. Ohrenheilk. V. 1. p. 172. 1876.) 

Vf. theilt nachatehende Beobachtungen mit. 

1) Ein SSJahr. Mann hatte seit 3 J. Brausen imKopfe 
bemerkt nnd war 1 J. spater nach und nach auf beiden 
Ohren taub nnd hlerauf auch blind geworden. Die Binde- 
haut war an beiden Augen lebhaft injicirt, die PupiUen 
waren weit, starr. An der rechlen Schldfe t ear ein sehr 
lautea aneurysma tisches Sauaen hdrbar , (lessen Starke an 
andem Stellen des Kopfes geringer war. Pat. Vemiinderte 
zu seiner Erleichterung das Blasen , wenn er die Hand 
fest an die Kinnlade stemmte. Drack auf die rechte 
Carotis beseitigte das Blasen. Pat. wurde , wiewobl sich 
kelne Syphilis nachweisen liess, mit Jodkalium und spater 
durch die Schmierkur behandelt. Das Rauschen im Kopfe 
besserte sich dabei , so dass es nur vom Pat. selbst wahr- 
genommen wurde, schlusslich wurde es auch fur den Kr. 
selbst nur zeitweilig wahrnehmbar. Pat. lebte noch 8 J. 
In ungestSrter Gesnndheit , doch stelite sich allmalig trotz 
imgeheuren Appetits Muskelschwacbe ein. Kurze Zeit 
▼or dem Tode flossen sehr reichliche Mengen serdser 
Flfissigkeit ans der Nase ab. Keine Sektion. 

8) Ein 6</sJahr. Knabe litt seit einigen Monaten an 
zdtwelHgen oerebralen Relzerscheinungen, die eine genane 
Diagnose niebt zuliessen. Sausen im Kopfe war dem 
Klnde von vorn herein bemerkbar geweBen. Man hUrte 
es am lautesten an der rechten Schldfe. Pat. konnte mit 
grosser Genanigkeit die HBhe nnd den Ton des Gerausches 
nachahmen. Pat. war wkhrend der Hirnkrankheit toU- 
■t&ndig erbiindet. Die Bbndheit blieb bestehen, die 


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&brigen8ymptomevenchwandenallm&Ug, auch das Blasen 
hdrtc gSnzlich anf. Noch zu bemerken ist , dass Pat. das 
Vermdgen in ausgezeichnetem Grade besass, je nach 
Wuntch die Pupillen zu contrahiren. Dieses VermSgen 
bestand auch trotz der Erblindung fort. 

3) Bei einem 21j;ihr. Manne war unter dem Gefuhl 
von Schwere im Kopf linksscitige Taubheit eingetreten, 
anch hatte sich ein anfangs nur im Liegen, spater auch 
im Stehen und Sitzen wahrnehmbares Pnlsiren im Kopfe 
eingestellt. Pat. erblindete l>ald bernach auf beiden 
Augen. Dann erlosch auch der Geruchssinn ganzlich, der 
Geschmackssinn theilweise. Man unierhand die linke 
Carotis communis , jedoch nhne Nulzen fir den Kranlcen. 
Eine Zeit lang klagte Pat. fiber einen hBckst widerlicben 
snbjektiven Geruch , der durch Druck auf die rechte 
Carotis verstarkt wurde. Bcim Gehen wurde die Zabl 
der Pulsschlfige uugewohniich vermehrt. Pat. lebte noch 
3 1 /* J • : alle Sinne mit Ausnahme des Oehdrs am rechten 
Ohr tcaren vemichtet , Mnskeiparese und Muskeikrampfe 
traten ein , die Sprache und die psychischen Fahigkeiten 
crhielten sich bis zum Tode. Merkwfirdig war noch, dass 
zuietzt das Sausen manchmal aufhdrte , wonach sich aber 
sofort hdchst pcinliche Schmerzen Im rechten Hfift- 
gelenke einstellten. Diese Schmerzen wicben, sobald das 
Sausen im Kopfe wieder auftrat. — Die Sektion ergab 
eine huhnereigrosse Geschwulst der Glandula pituitaria, 
, welche durch Drnek auf die Carotis ein bedentendes 
Aneurysma verursacht hatte u . [Etwas Naheres fiber den 
Sltz und die Art des Aneurysma ist nicht angegeben. 
Auch sonst ist lediglioh bemerkt, dass die Sehnerven 
atrophisch waren. Der fibrigen Nerven geschieht kelne 
ErwShnnng.] (Geissler.) 

376. Fall von plfitaliober, mit Chorea ver- 
bundener Amaurosis; von H. R. Swanzy. 
(Ophthalm. Hosp. Rep. VIII. 2. p. 181. Sept. 1875. ! 

Ein lOjahr. Madchen war eines Abends nach lingerer 
kBrperlicher Erregung mit Kopfweh nach Hause gekommen 
und hatte am andern Morgen beim Waschen bemerkt. 
dass das linke Ange erbiindet sei. Die Untersuchung 
fand erst 14 T. spater statt. Man fand ein der Embolie 
der Centralarterie sehr ahnliches Bild. SSmmtliche 
Arterienzweige waren bleich nnd dfinn , aber nicht ganx 
blutleer, die Venen waren ebenfalls verengt, die Netzhaut, 
besonders nach oben und nach aussen vor der Papilla, ge- 
trfibt , an der Macula war der bekannte rothe Fleck vor- 
handen. Am Herzen war nichts Abnormes. Im linken 
Arm nnd im linken Bein wurden choresShniiche Krampfe 
bemerkt, welche angeblich gleichzeitig mit der Erblindung 
aufgetreten waren. Pat. wurde mit Brom- und Jodkalium 
behandelt. Nach 10 T. wurde hell und dunkel unter- 
schieden und nach 14 T. wurden central Finger gezahH. 
Die Netzhauttrfibung war verschwnnden , der rothe Fleck 
mehr diffus und schwiicher gerothet. Nach 8 Wochen 
schieu die ah- und einwarts ziehende Arterie ganz bint- 
leer zu sein , das untere Drittei des Sebfeldes war defekt. 
Aber nach 6 Wochen hatte sich die Blutleere wieder ver- 
loren, alle Aeste waren jetzt glelch gut wahrnehmbar. 
In den nachsten Wochen hob sich das SehvennBgen, nuob 
die Chorea hBrte auf. Der Defekt im Sehfeld blieb in- 
dessen trotz der Rfickkehr der Cirkulation bestehen. [Es 
wire hierbei zu erinnem , dass Hughli ngs Jack son 
ais Ursache der Chorea eine capillare Embolie des Corpus 
striatum annimmt.] (Geissler.) 

377. Ueber hysterisohe Amblyopie; von 
Dr. E. Land o It. (Arch, de Physiol. 2. S6r. II. 5. 
p. 624. Aoftt — Sept. 1875.) 

Vf. beachreibt ztinAchat sehr ausftihrlich die 
Symptome deijenigen Hysterie , welche von Char- 
cot ala epileptiforme Hyaterie bezeichnet worden ist. 
Wir gehen hieranf nicht nJLher ein , eben so wenig 


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71 


V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


wie auf die Untersuchnngsmethoden fiber Licht- and 
Farbenperception , da dieselben gentlgend bekannt 
8ind. Anf Grand der sehr umstftndlich mitgetheilten 
Krankengeschichten stellt L. folgende vier „Katego- 
rien“ der hysterischen Amblyopie auf. 

1) Die Angen zeigen weder ftusserlich noch bei 
der Untersuchnng mit dem Augenspiegel eine Ab- 
normitat. Aber beidereeits 1st das Sehfeld con- 
oentrisch eingeengt , wenn auch nicht ftlr die Licbt-, 
so docb ftlr die Farbenempfindung. Das Auge der- 
jenigen Seite, auf welclier das Ovarium bei Druck em- 
pfindlich 1st u. dessen Compression einen hemmenden 
Einfluaa auf den Krampfanfall h&ufig zeigt, auf wel- 
cher ferner Antlsthesie oder Analgesie vorherrschend 
ist — zeigt sich auch vorwiegend gestdrt, so dass 
auch die Sehsch&rfe selbst gelitten hat. Die Seh- 
schirfe auf dem Auge der gesnnden Seite bleibt 
normal. 

2) Dieselben Erscheinungen sind auf dem Auge 
der kranken Seite noch melir ausgeprkgt , aber auch 
die Sehschfirfe des nndern Auges ist beeintrichtigt. 

3) Man findet ophthalmoskopisch Erweiterung 
der Netzkautgeftsse und serose Exsudation. Das 
Sehfeld ist bis in die Nalie des Fixirpnnktes einge- 
engt, es besteht partielle oder totale Farbenblindlieit 
und das Auge der kranken Seite vennag kaum Finger 
zu zaklen. 

4) Es koinmt eine partielle Atrophie beider Seh- 
nervenpapillen zu Stande. 

Da sich die vom Auge ausgehenden Symptome 
mit dem Verlauf der Hystero-Epilepsie selbst beasern 
oder verschlimmem, werden die verschiedenen Grade 
der Amblyopie bei demselben Individuum auch zu 
verschiedenen Zeiten beobachtet. (G e i s s 1 e r.) 

37S. Fall von Erblindung in Folge einer 
Flintenkugel , we/cfie 23 Jahre lang im Collum 
chirurgicnm des rec/ilen Oberarms gelegen ; von 
Dr. Agost. Paci. (Lo Sperimentale XXXVI. 12. 
p. 602. 1875.) 

Ein ital. Soldat hatte im J. 1848 einen Schnsg in die 
Gcgend des Processus coracoideus an der rechten Scholter 
erhalten nnd war ais Gefangener in einem osterreichischen 
Lazareth verpdegt wordeu. Es vergingen 17 J., ais sich 
(im J. 1865) ein Abscess iu der Gegend des Deltamnskels 
bildete. Dieser Abscess war geoffnet worden undamTage 
nach der Operation war Pat. vollstandig crblindet. Die 
Erblindnng dauerte 3 Tage , dann kehrte bald die Seh- 
kraft vollstandig znruck. 8eit jenerZeit verflossen wieder 
0 J. ohne besondera Znfall. Im Juli 1871 wurde mit der 
NcUton’schen Sonde das Vorhandensein einer Kugel im 
Oberarm constatirt und es sollte zur Extraktion geschrit- 
ten werden. Am Morgen des bestimmten Operationstages 
war die Erblindnng wiederum eingetreten. Hie hielt 2 T. 
an and nach 6 T. war das SehvermOgen wieder hergestellt. 
Die Pupillen batten ihre Reaktionsfahigkeit behalten nnd 
der Augenspiegel ergab nichts Abnormes. Die Fistel 
wurde jetzt init Laminaria 4 T. lang erweitert nnd dann 
ein Extraktionsversuch geinacht. Dieser Versuch schei- 
terte nnd am Tage darauf erblindete Pat. zum 3. Male. 
Naeh 3 T. kara die Hehkraft wieder nnd war nach 10 T. 
wieder normal. Bald darauf wurde der Extraktionsversuch 
wiederhoit nnd eine etwaa abgeplattete Kugel ausgezogen. 
Tags darauf verdunkelte sich das Sehverm5gen wiederum 

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und war nach 4 T. ganz erloschen. Der Augenspiegel- 
befund btteb negativ. Dlessmal kehrte die Sehkraft nur 
sehr langsam znruck und war nach 16 T. nur unvollkom- 
men. Da die Fistel sich nicht schloss , wurde nochmala 
eine Operation behufs Entfernung von Knocheusplitteni 
geinacht. Die nachste Folge war wieder der Verlust dea 
Sehvermogens. Einen Monat spater wollte sich Pat. in 
seine Heimath begeben. Dnrch einen unglficklichen Zu- 
fall erlitt er beim Einsteigen in den Eisenbahnwagen eine 
Verletzung des kranken ArmeB. Es trat eine sehr lieftige 
Entzfindnng des Hchnltergelenks ein. Pat. mnsste noch- 
mals 3 Mon. im Spital bleiben : es blieb noch eine Fistel 
znruck und derDeltamuskel wurde atrophisch. Aber auch 
alle Versuche der erfahrensten Angenarzte hlieben erfolg 
los, das Sehverraogen wieder herzustellcn. Der Ungl&ck- 
liche vermochte kaum eine dicbt vor ihin stehende Person 
wahrzunehmen. Die Pupillen batten die Weite und die 
Unbeweglichkeit wie bei einem Amaurotischen. 

Die Deutung dieser Erblindung ist in diesem 
ganz nngewdhnlichen Falle nicht mbglich. Wollte 
man annelunen , dass das Blei die Ursache sei , so 
bleibt ea unerkl&rt , waram gerade nach Entfernung 
des fremden KOrpers die Blindheit stationftr wurde. 
Nimmt man dagegen an , dass der operative Eingriff 
das Causalmoment abgab, so gilt diese Erkl&rung 
dock nicht ftlr den 2. Aufall, der ohne Operation 
erfolgte. (G e i s s 1 e r.) 

379. Ueber die Abnahme der Sehsoh&rfe 
bei abnehmender Beleuchtung , nebst Miltheilung 
einer neuen Methode , den Liohtsinn zu messen ; 
von Emil Carp. (Inaug.- Dissertation. Marburg 
1876.*) 

Vf. bespricht zunkchat die Schwierigkeiten, einen 
Maassstab ftlr die Beleuchtungsintensitftt zuermitteln. 
Ehe ein solchev gefundeu wird, sei es zu praktiscben 
Zwecken genilgend , das Sehvermogen bei gewdha- 
licber Tageshelle in der Weise zu prtlfen , dass man 
Rauchgl&ier von verschiedener Durchsichtigkeit vor- 
hM.lt und die Entferaungen bestimmt , iunerhalb 
welcher die bekannten Scbriftproben noch erkanni 
werden. Um ausser mit den kkuflichen Kauchglftsern 
verschiedener Stfirke noch hOhere Verdunkelimg zn 
erzielen , braucht man nur zwei oder mehr solche 
Flatten ilbereinander zu legeu. Vorlkufig ist es 
zwar noch nicht gelungen, die Rauchglkser nach be- 
stimmten Probenuancen anzufertigen , so dass diese 
Methode eben nur dann vergleichbare Wertlie liefert, 
wenn man immer mit denselben Glftsern experimen- 
tirt. ■ — Durch das Uebereinanderlegeu verschiedener 
Glaser hat Vf. nun 12 verschicdene Inteusitaten der 
Verdunkelnng angcwendet. Er fand bei seinen an 
Studenten angestellten Untersuchungen, dass gesunde 
Augen erst bei den hbhern Graden der Verdunkelung 
eine Abnahme der Sehscharfe zeigen, wfthrend kurz- 
sichtige Augen rascher und starker durch Verdunke- 
lung in ihrem Sehvermogen abgeschwacht werden. 
[Letzteres scheint der gewbhn lichen Erfahrung zu 
widersprechen, dass Kurzsichtige in der Daimnerung 
leichter noch zu lesen vermCgen, wenn Normalsichtige 
bereits ermllden. j Ftlr Hemeralope und Amblyope 


') Besten Dank fhr die Zuaendung. G. 

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72 


V. Cliirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


soil die geoannte Methode ein gutes Mittel sein, sich 
ranch von V erschlimmerungen oder Beaaerangen des 
Zustandes zu tlberzeugen. Nfiheres siehe im Original. 

(Geissler.) 

380. Zur ophthalmologischen Casuistik; 

von C. H i g g e n 8 ; fieo. Lawson; Charles 
Bell Taylor. 

Higgena (Med. Tim. and Gaz. April 3. 1875) 
bericlitet (lber nachatehende 4 Fillle, welche nament- 
licb in Bezug anf die Prognose beachtenswerth sind. 

1) Neuroretinitis mit Cyanosis bei eiuem 19jabr. 
Madchen. Die Cyanosis des Gesielits bestand so lange, 
als sich Pat. erinnem konnte. An der Herzspitze war ein 
systolisches Geransch wahraehmbar. Das Sehvermogen 
des recliten Auges war seit 14 T. erlosohen. Die Papilla 
und die gie umgebende Netzhaut war grau geschwellt, am 
gel ben Fleck waren Ekchymoseu vorhanden , die Venen 
der Netzhaut waren erweitert, dieArterien verengt. Auch 
am linken Auge, dcsscn Sehvermogen noeh gut war, fand 
sich die Erweiternng der Venen vor. Bereits nach 6 bis 
7 W. war der rechte Opticas atrophirt. Auch am linken 
Auge hatte sich die Papilla gerSthet and das Selivermogen 
auf die Halfte redocirt. Bemerkenswerth war, dass noch 
nach Ablauf von 2 J. das lirke Auge sich nicht verschlech- 
tert hatte. 

2) Complete Amaurosis mit negativem Augenspiegel- 
befund ira Laufe von wenigen Wochen , erst am linken, 
dann am rechten Auge entetanden. Der Kr., ein BOjahr. 
Mann , hatte Krampfzufalle gehabt und 1 Jahr fruher den 
Gemch ganz verloren. 

3) Wunde der Sklera bei einem 12jfihr. Knaben am 
rechten Ange in der Nahe des inuern Hornhautrandes. 
Es war Glaskorper ausgeflossen. Es wurde dureh die 
Sklera eine Naht eingclegt, fiberdiess eine Iridektomie 
gemacht. Vollstandige Ucilung mit einer linearen Narbe 
und normaler Augenspannung. 

4) Glaucoma fulminans bei einer 62jahr. Frau anf 
beiden Augen. Das rechte Auge war vor 3W. fiber Naeht 
nnter den heftigsten, mit biliOsem Erbrechen verbundenen 
Schraerzen vollstandig erblindet und am linken Auge hatte 
sich derselbe Zustand im Laufe der letztenNacht ebenfalls 
ausgebildet. Wegen Glaskorpertrubnng konnte der 
Angenhintergrund nicht gesehen werden. Sofortige Iri- 
dektomie nach oben und 1 Mon. spater Wiederholung der 
Iridektomie nach nnten auf beiden Angen. Die Spannung 
der Augen wurde normal und Nr. 3 Snellen wurde auf 8" 
gelesen ; das rechte Auge schien etwas besser zn sehen. 
Das Sehfeld blieb massig eingeengt. 

Der von Lawson (1. c.) beobachtete , in fitio- 
logischer Beziehung bemerkenswerthe Fall betrifft 
ein 7 Mon. altes Madcben, in dessen linkem Auge in 
der Mitte der zusammengezogcnen Pupillle ein Ex- 
sudatpfropf sich vorfand , wilhrend die Rander mit 
zahlreichen Adhasionen an die Linsenkapael ange- 
lQthet waren. Die Mutter hatte eine Augenentzttn- 
dung nicht wahrgenommen. Vermutblich w r ar eine 
{Stale Iritis auf syphilitisclier Basis zugegen ge- 
wesen, das Kind hatte im Alter von 4 Wochen einen 
Ausschlag am Mnnde und bald nachher syphilitische 
Ernptionen an den Nates und der Vulva gehabt. 

Taylor (1. c. Aug. 21) ist vom Zufall begttn- 
stigt gewesen , mit Gllick eine Anz ahl Blinder operi- 
ren zu kdonen, bei denen die frllliere Beliandlung 
oder die operativen Versucbe fehlgesclilagen waren 
und die sich bereits lange Jahre mit der Gewissheit, 
blind zu bleiben, vertraut gemacht batten. Einekurze 

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Mittheilnng fiber solche Falle wird nicht ohne In- 
teresse sein. 

1) Eine BOjahr. Fran, blindgeboren , war als das 
einzige Kind ihrer Eltern in frfihester Jugend den rer- 
schiedensten Behandlungsweisen , darunter anch einer 
zweimaligen Operation unterworfen worden. Spater hatte 
sie in einer Blindenanstalt langere Zeit Aufnahme gefun- 
den. Beide Pupillen waren verschlossen und hinter ihnen 
waren verkalkte Linsen vorhanden. Die Lichtperception 
war noch gut. T. operirte beide Augen in einer Sitznng, 
und zwar aus dem Grande , well , wenn er nur ein Auge 
operirte und dieses verloren giug , die Operation des an- 
dern voraussichtlich nicht gestattet worden ware. Die 
Operation bestand in der Eztraktion und Iridektomie. 
Nach 14 T. vermochte die Operirte gTosse Gegenstande 
zu erkennen. Weil aber die Pupillen noch mit alten und 
neuen F.xsudatmassen erffillt waren, wurde nach 6 W. 
nochmals beiderseits ein Stuck Iris excidirt. Die anfiing- 
lich noch bestehende Lichtscheu verlor sich nach und 
nach , sowohl fur die Ferae als ffir die Nahe wurde ein 
vollstandig befriedigendes (^perfectly excellent 11 ) 8eb- 
vennogen erzielt. 

2) Eine 64jahr. Frau hatte in iiirem 30. Lebensjahre 
wahrend einer Schwangerschaft durch wiederholte Ent- 
zundungsanfalle das Sehvermogen verloren. Sie hatte 
seitdem noch 2 Kinder geboren und hatte in England and 
in Deutschland die bedeutendsten Autoritaten consultirt. 
Die Pupillen waren bis auf Punktgrosse verengt und 
dnrch festes Exsndat geschlossen. Das Irisgewebe war 
brfichig in hfichstem Grade. Doch gelang es , auf beiden 
Augen nach aufwarts und ahwarts ein Stuck zu entfemen. 
Da die Linsen verkalkt waren , wurden sie mehrere Wo- 
chen spater extrahirt. Das linke Apge schien jede Re- 
aktion verloren zu liabcn , es schnimpfte allmalig zusain- 
men. Mit dem rechten aber lerate Pat. so gut sehen, dass 
sie zu lesen and zu schreiben und einem grossen Haashalt 
vorzustehen vermochte. 

3) Ein 67jahr. Mann war seit der Kindheit erblindet. 
Die Ursache der Blindlieit war ebenfalls vollatindiger 
Pupiilenverschluss mit KaikBtaar. Am linken Auge 
zittertc die Iris und die Staarraasse , bo dass Glaskorper- 
verfiussignng anzunehmen war. Da auf diesem Auge auch 
nicht die geringste Lichtperception bestand , wurde hier 
keine Operation versucht. Am rechten Auge gelang ea, 
ein genfigend grosses Stuck der brfichig gewordenen Iris 
sammt der Linsc zu entferaen und einen umfanglichern 
Glaskorperverlust zu vermeiden. Das Sehvermogen wurde 
so weit hergesteUt, dass das Lesen und Schreiben mfigiicli 
war. Nach 4 J., als der Operirte sich gelegentlich wieder 
vorstellte, war er kaum wieder zu erkennen, so selir hatte 
sich sein ganzes Aeussere umgestaltet. 

4) Ein 28jahr. Fraulein war mehrere Jahre erblindet 
und 2mal erfolglos operirt worden. Ain linken Auge war 
das Sehvermogen verloren. Am rechten Ange wurde es 
dnrch cine Kataraktextraktion so weit gebessert, dass 
grBssere Schrift gelesen nnd Personen in betrachtlichcr 
Entfcrnung erkannt wurden. 

T. giebt noch eine kurze , summarische Ueberaicht 
fiber ahnliche Falle. Einen blinden Bettler operirte er 
anf beiden Augen durch Iridektomie ; einen 20jahr. Bur- 
schen wegen congenitalerKatarakt ; eine alte Dame wegen 
seit 40 Jahren bestehender Katarakte ; feraer einem alten 
Mann, der beim Steinsprengen beide Augen verloren hatte 
und in den verschiedensten Spitalera der Hauptstadt ge- 
wesen war, verschaffte er wenigstens an einem Ange 
durch dreimalige Operation eine kfinstliche Pupille , so 
dass er als Fuhrmann sein Brod verdienen konnte. Bei 
einem GOjahr. Mann, der als Knabe durch eine Verletzung 
das linke Auge verloren hatte , gelang es , diesem Auge 
durch Iridektomie und Sta&rextraktion ein genugendes 
Sehvermogen zn verschaffen , nachdein das and ere Auge 
erblindet war. Aehnlich war es bei einem andera Pat., 
der das eine Auge durch einen Dora vor 20 Jahren ver- 
loren hatte. 


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VI. Sta&ta&rzneiknnde. 


73 


Endlich macht Vf. noch anf solche Ainaurosen mlt 
Sehnervenatrophie aufmerk&am , welche trotz langen Be- 
st&ndea blsweilen dnrch Stryohnlninjektionen geheilt 
warden. (Ge is Bier.) 

381. Bericht uber die pathologische 

Sammlang des oph th almologischen Hospitals in 
London; von W m. A. Brailey. (Ophtlialm. 
Hosp. Rep. VIII. 2. p. 279—315. Sept. 1875.) 

In diesem Bericht des derzeitigen Curators des 
pathologischen Museums ist wiederum eine Fttlle 
von Enucleationen mitgetheilt. (Vgl. die frUhern 
Berichte : Jahi'bb. CLV. p. 308 und CLXI. p. 280.) 
In dem kurzen Zeitrgum von den ersten 6 Monaten 
des Jahres 1875 sind allein 40 Augen wegen Ver- 
letz ungen enucleirt worden. 

Fremde K&rper im Augeninnern : 10 Falle , samint- 
lich Metallsplitter. Die Zeit , welche seit der Verletznng 
verflossen war, betrng meistens nur wcnige Tage , einige 
Male 2 — 6 Monate, lmal 3 und lmal 10 Jahre. In den 
frischen Fallen land sich Eiter im Glaskfirper , in den 
chronischen meistens Netzhautablosung. 

Penelrirende Wunden : 20 Falle , darunter 8 frische 
Verwundungen, 7 vor mchrern Wochen, 6 vor Jahren 
(6, 8, 14, 16 nnd 61 J.) entstanden. Die FSlle von sebr 
langer Daner zeichneten sich dnrch Kalk- nnd Knochen- 
ablagerungen im Augeninnern aus. 

Contusionen: 10 FSlle, darunter mehrere Staphylome, 
Kalksta&re etc. von mehrmonatlichem (lmal 20Jahr.) Be- 
stande. 

Leider ist in den Fallen , wo das andere Auge 
gereizt war, niemals bemerkt , welchen Einflttss die 
Enucleation gehabt hat. 

Ausftllirlich sind feruer noch eine grdssere An- 
zahl (22) pathologische PrSparate beschriebeu. Wir 
erwahnen davon hier nur summarisch die 12 Fftlle 
von Autjengeschwiilsten : 


G Home der Netzhaut 3 Falle bel Kindern von 2. bis 
3 Jahren. 

Geschumlsi der Aderhaul 6 Falle bei alteren Fersonen 
meist im Alter von 66 — 66 Jahren. Einmal trat der Tod 
nach der Operation in Folge von Hamorrfaagien ein. 

Fibrom der Augenhdkte hinter dem Bolbus bei einer 
32jahr. Frau. 

Kniichemer Tumor outer der Bindehaut, angeborea, 
1 Fall. 

Snrlcom der Coruea-Stlera bei einem 70Jahr. Mann. 

Bemerkenswerth ist bei den Geschwillsten die 
sorgfhltige Erdrternng der her editor en Verhaltnisse. 
Die Ergebnisse sind allerdings fast negatives Art, 
denn nur beim Gliom war lmal Gebarmutterkrebs 
bei einer Cousine, lmal ein Tumor in der Brust bei 
einer Tante zu ermitteln. Mehrmals wurde das Auf- 
treten von Phthisis in denFamilien angegeben. Diese 
kurze Mittheilung mag genQgen , nm den Leser be- 
treffs des eingelienden Studinms auf diesen Bericht 
selbst hinzuweisen. 

Anhangsweise radge hier noch ein Fall von aus- 
gebreiteter Ossifikation im Augapfel Erwilhnung 
findeu, welcher von Dr. Santisson (Petereb. med. 
Ztschr. N. F. V. 3. p. 267. 1875) mitgetheilt wot- 
den ist. 

Das rechte atrophische Auge einer 29jahr. Frau wurde 
exstirpirt , weil das linke , hochgradig kurzsichtige Auge 
erheblich gereizt war. Ursache der Atrophie war der 
Pockenprocess, den Pat. im 7. Lebcnsjahre durchgemacht 
hatte. Hinter der Iris befand sich eine dicke Sehwarte 
mit einer Hfthlung , in welcher die verkalkte Linse lag. 
Mit dieser Sehwarte war die geschrnmpftc, abgeliiste Netz- 
haut verwachsen. Die Adcrhaut lag der Sklera uberall 
an, an ihrer Innenwand befand sich eine derbe Knochen- 
schale, die den Binnenraum des Augapfels fast allein au»- 
follte. Sie zeigte lamellosen Bau, concentrische Schichten 
und deutliche Knochenkorperchen. (G e i s a 1 e r.) 


VI. Staatsarzneikunde. 


382. Ueber Vortftusohung von Blindheit; 
von Stabsarzt Dr. Rabl-Rtlckhard. (Vjhrschr. 
f. ger. Med. XXIV. 1. p. 74. 1876.) 

Die nachstehenden beiden Beobachtungen zeigen, 
mit welchen Schwierigkeiten die Entscheidung der 
Frage fiber simnlirte Sehschwftche verknflpft sein 
kann. 

1) Ein polnischer Soldat war im Juni 1863 an einer 
heftigen Augenentzundnng erkrankt, aber nach raehr- 
monatlicher Lazarethbehandlung zur Reserve entlassen 
worden. Wenige Wochen naehher meldete sich dersclbe 
ale Invalid unter der auch von einem 8tabsarzt bezeugten 
Angabe , dass wegen Homhauttrubnngen das linke Auge 
v&Qig, das rechte Auge so weit erbllndet sei, dass nur auf 
6 Schritt noch Gegenstande erkannt werden k5nnten. 
In das Invalidenhaus anfgenommcn, fuhrte der Soldat die 
Rolle eines Blinden ansgezeichnet dnrch. Auf den Horn- 
hAatenbeider Augen waren nur zwei kieinc, nicht centrale 
Flecke zu eutdecken, im rechten fand sich uberdiess noch 
eine unbedeutende vordere Synechie. Der Simulant lag 
wochenlang im Bett und es war wegen seines sturapf- 
sinnigen Gebahrens nicht moglich , ihn zu fiberfuhren. 
Im J. 1868 wurde bei A. v. Graefe ein Gutachten ein- 
gehott. In demselben (der wdrtliche Abdruck im Original 
ist interessant zu lesen) wird auageffihrt: 1) das* die 
. Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


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Papilla nervi optici ihr normales Colorit beibehalten, wJh- 
rend bei einer nur 6 Mon. lang besteheuden SehstSrung 
vou der vorgegebenen Grosse bereits die Papilla bleich, 
flach , arm an kleinen Gefasszwoigen werde ; 2) dass die 
Pnpillen ganz pracis auch bei vollig unbewegliehen Ang- 
apfeln je nach der Lichtintensitat sich contrahiren nnd 
dilatiren , was bei einer mehrjahrigen , fast vollstandigen 
Erblinduugganz undenkbar sei. Da aber auch v. Graefe 
nicht positiv beweisen kemnte , dass der Simulant ein nor- 
males oder nnr wenig geschwachtes Sehverrabgen babe, 
blieb der dorh offenbare Betruger im Invalidenhanse. 
Auch die Hinzuziehung eines polnisch sprechenden Arztes 
war nicht hinreichend, die Entlarvung herbeiziifuhren. 
Der Simulant blieb bei seiner Behauptung , nur hell von 
dnnkel nnterscheiden zu konnen , mit dem anssern Theiie 
des rechten Auges wollte er bisweilen einen Schein von 
Gegenst&nden haben, wenn sie ganz dicht vor ihm waren. 
Finger wollte er nicht sehen konnen. So gait der Soldat 
bieEndel873 als ein BetrDger, den man nicht uberfuhren 
konnte. Zu ietztgenannter Zeit wurde er Jedoch von 
einem LazarethgehQJfen in Begleitung eines Madchens im 
Berliner Rathhauskeller gesehen, wo er sich in dem uber- 
fullten , ihm unbekannten Raume ganz ungenirt bewegte. 
Ein anderer, sehr gravirenderUrastand ergab sich daraus, 
dass der Simulant , welcher seinen eigenen vorgebaltenen 
Finger mit dem Zeigeflnger der andern Hand beim Vor- 
stossen nicht treffen konnte , dless einige Tage spater zu 

10 


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VI. Staatsarzneikunde. 


thun vermochte , aachdem er am Tage des 1. Versuchs 
bemerkt hatte , dass ein Lazarethgehulfe diess zu thun im 
Stande war, dem in seiner Gegen wart die Augen verbunden 
worden waren. Es lag nahe . anzunehmen , dass der 
Simulant das verinderte Verhalten nnr darum eingeseh la- 
gen hatte , vreil er sich dnrch den Augenschein uberzengt 
hatte, dass auch ein Nichtsehender den fragl. Versueh mit 
dem Finger auszufiihren ini Stande sei. Da im Uebrigen 
auch das Pupillenspiel und der Sehnerv so normal ge- 
blieben als vor 5 Jahren, so warder Aussprurh bereohtigt, 
dass Blindh eit nicht vorhanden set. Der Simulant wurde 
daher aus dem Invalidenhanse in seine lleimath cntlassen. 
Da man aber nicht positiv beweisen konnte, dass seine 
Erwerbsfahigkeit gar nicht gelitten, erhielt er etne Pension 
von jahrl. 216 Mark. 

2) Ein Hauptmann war nach dem Kriege von 1866 
wegen Muskelrheumatismus mit Pension verabschiedet 
worden. Im J. 1870 trat er freiwillig wieder in den 
Kriegsdienst und war 9 Wochen kriegsgefangen. In der 
Geihngenschaft behauptete er nun , augenkrank geworden 
an sein , das linke Auge aollte erblindet , das rechte seh- 
schwach geworden sein. Er brachte ein Zeugniss von 
Pagenstecher in Wiesbaden bei. Diesem gegenuber 
wurde allerdings constatirt, dass er auch nach der Ge- 
Cangenschaft seinen Dienst ohne StOriing verrichtet hatte. 
Die Militariirzte , welclie anfanglich keinen Verdacht 
hatten , wiesen anf beiden Augen Myopie mit hinterem 
Staphylom nach und glaubten fflr die linksseitige Amanrose 
ein centrales Leiden zur Erklarung annehmen zu mtlssen. 
Prismenversuche fuhrten nicht zum Ziele der Entlarvung. 

Diess gelang endlich durch das von Vf. ange- 
gebeue und durcligebildete Verfaliren mit Httlfe des 
amerikanischeu Stereoslcops, aber welches er sehon 
1874 in der deutschen mil.-irztl. Ztg. (p. 1 — 161 
WBttheilung gemacht hat. Dasselbe hat seitdem, wie 
Vf. selbst anftthrt , durch Dr. Max Burchardt ') 
mehrere Verbesserungen erfahren. In Bezug auf 
die Proben hilt er jedoch es filr vorztlglicher , nicht 
wieB.dieProbenselbst, die auch der Betvttger kaufen 
k&nn , sondem nnr die Schemata der verschiedenen 
Anordnnng derselben zu geben , die dann von jedem 
nach Bedarf gefertigt werden kOnnen, wozu Vf. eine 
Anleitung mittels einer beigeftlgten Tafel beigegeben 
hat. Wir mttssen jedoch wegen des Qenauem auf das 
Original, sowie auf die Schrift von Burchardt 
und auf ein Capitel in dem Handbuch der Augenheil- 
knnde von tiraefe-Saemisch Bd. VI. 1. Halfte 
p. 174 verweisen. 

Bezflglich des 1. Falles wirft Vf. die Frage auf, 
ob man solcbe Simnlanten nicht durch einen Schluss- 
verband zum Aufgeben ihres Betnigs zwingen kOnne, 
da dieser docli bei wirklicher Blindheit keine Qual 
sfei. Auch kOnne man vielleicht die Entlaming da- 
durch ermOglichen, dass man solchen Leuten ein 
Sehriftetflek in die H&nde spiele, welches etwas 
Wichtiges fttr sie enthalte. (G e i s s 1 e r.) 

383. Ueber die geriahtsttratliohen Qut- 
aehten betr. den Vollzug von Haftstrafen an 
sSugenden Milttem ; von Dr. Ftlrst in Qrttfenberg. 
(Bayer. ttrztl. Intell.-Bl. XXn. 45. 1875.) 


') Praktiache Diagnostik der Simulationen von Ge- 
ffihlslihmung , von SchwerhSrigkeit und von Schwach- 
•ichtigkeit. Berlin 1876. Guttmann. 


Im Anschlusse an eine Denkscbrift, welche Vf. 
zur Erlangung bestimmter Direktiven fttr die gerichts- 
arztliche Entscheidung in solchen Fallen, in denen 
es sich um die Flail sangender Mtttter handelt , an 
die Staatsanwaltsehaft gerichtet hat , theilt er seinen 
sehr belierzigensv erthen Gedankengang hier dem 
arztlichen Publikum mit. Er erreichte in einem der- 
artigen Falle die iiSchste Specialentschliessnng , daas 
der Strafvollzug gegen die betr. Skugende so lange 
ausge8etzt blieb, bis nach gerichtsarztlichem Gut- 
achten die EntwOhnung des Kindes von der Mutter- 
brust ohne Nachtheil fttr dasselbe thunlich er- 
scheine. Die betr. SSugende beschloss, die erreichte 
Nachsicht dadnrcb zu missbrauchen , dass sie ihr 
Kind 2 J. stillen wollte ; dem darf natttrlich von der 
Gesetzgebung nicht gewillf&hrt werden. 

Vf. verftthrt in seiner Denkschrift nach folgendeu 
Grundsatzen : 

Das Entwbhnen 1st entweder nothgedrungen, 
natttrlich , sobald die Milchabsondemng immer gp&r- 
licher wird, oder willkllrlicli , kflnstlich, wenn die 
Milchabsondemng Jahre Iang dauert, wenn nicht das 
Anlegen des Kindes willkUrlich bescbrankt wird. 
Die Folgen flir das Kind bemiset Vf. nach folgendeu 
3 Laktationsperioden. 

1. Periode. Von der Geburt bis zum 8 . Monat. 
Die Muttermilch ist von solcher Beschaffenlieit und 
iu solcher Menge vorhanden , dass sie die alleiruge 
Nahrung des Kindes ausmacht. — Das Kind darf 
nicht entwdhnt werden , ausser bei Krankheiten der 
Mutter. Auf keinen Fall darf das Entwdhnen pldtz 
lich geschehen. 

2. Periode. Bis zum Ende des 1 . Lebens- 
jahres des Kindes. Die Muttermilch wird dttnner, 
weuiger reichlich ; sie bildet immer noch einen wesent- 
lichett Bestandtheil der Nahrung des Kindes und 
schtttzt dieses in Fallen von Erkrankungen vor dem 
Tode. — Das Kind darf nicht entwOhnt werden, 
wenigstens hat pltttzliches EntWohnen auch hier noch 
Brechdurchf&lie mit Ausgang in Tod oder Atrophic 
zur Folge. 

3. Periode. Bis in das 3. Lebensjahr des 
Kindes. Die Milch wird, wenn auch noch ziemlich 
reichlich vorhanden, so diinn, dass sie das Kind nur 
noch schwach nahrt, aber jederzeit zu Gebote steht 
und gem genommen wird ; sie spielt nur noch eine 
untergrordnete Rolle in der Emahrung des Kindes. 
PlOtzliches EntwOhnen hat hier keinen Schaden fttr 
das Kind. 

Im AUgemeinen nimmt ein Kind sehr ledcht 
Schaden, wenn es im 1. Lebensjahre entwOhnt wird. 
Am scliadlichsten ist plOtzliches EntwOhnen, und 
zwar nicht allein fttr das Kind , sondem auch fttr die 
Mutter. Vorgebeugt ksmn den Folgen fttr die letstere 
stets werden , wenn man ihr eine 2 — 3w5chentliche 
Frist zum EntwOhnen giebt. Aus dem Gesagten er- 
geben sich folgende gerichtsttrztliche Vorschriften : 
Eine erwiesener Maassen Sttngende hat im 1 . Jahre 
stets Strafaufschnb bis zu Ende des 12. Monats- im 
Intcresse ihres Kindes zu erhalten ; nach dem 1. Jahre 


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VI. Staatsarzneikunde. 


75 


dagegen nor einen Strafaufechub von 2 — 3 Wochen 
im Interesse ilires eigenen Befindens zu erhalteu, 
diesen aber sofort zum allmftligen Entwbhnen zu be- 
nutzen. In criminellen Fallen ist die Zeit des Ent- 
wbhnens in einer Krankenabtheilung (Gebftrhaus) 
zn verbringen. (Kormann.) 

384. Mord duroh Erdrosselung und Kopf- 
verletzung ; mitgetheilt von Prof. Dr. A. Jftder- 
holm. (Hygiea XXXVII. 11. Svenska lftkaresftllsk. 
ffirhandl. 8. 231. 1875.) 

Ein Frauenzinuner wurde init einer Kopfwunde 
und einer Sclilinge um den Hals todt in ihrer Woh- 
nung aufgefunden. Das Ergebniss der gerichtlichen 
Sektion war folgendes. 

Die klaffende , 13- Linien lange Kopfwunde bebuid 
sieh fiber der Iinken Schlafe und verlief ziemlich horizon- 
tal , doch etwas von hinten oben nach vom unten ; ihr 
oberer Rand war gerade , der untere war gebogen Oder 
sack auswirts gezogen ; an der Stelle, wo die Rander am 
writes ten von einander entfernt waren, klaffte die Wunde 
etwa 4 Linien weit , die Hander waren uneben , nicht 
scharf, wie sie dnrch ein schneidendes Instrument hervor- 
gebracht werden , die untere Kante war gegen den Boden 
der Wunde eingedrfickt und auch Haare waren in die 
Wimde hineingezogen. Die Schlafenfaade zeigte sieh In 
querer Kichtung dnrcbtrennt, der obere Rand des M. tem- 
poralis abgeschnltten , das Periost zeigte einen quer ver- 
laufenden geraden Rise, durch welchen hindurch ein klei- 
ner. fast horizontaler Sprung im Knochen eichtbar wurde. 
Am hintern Ende der Wunde fielen die Weichtheile steil 
gegen den Boden der Wunde ab, am vordern war dieHaut 
etwas unterminirt. NachEntfernung der Weichtheile fand 
sieh ein ungefihr ateigbfigelfS ranges Stuck der Sussern 
Tafel desScheitelbeins fast vollstindig von dem nrageben- 
den Knochen losgeeprengt und etwas eingedrfickt ; der 
obere Rand dieses abgesprengten Knocbenstficks war der 
durch den Riss im Periost sichtbar gewesene Sprung und 
stiess mit dem nntern Rand nach hinten ia einen Winkel 
zusatnmen, wo sieh viele kleinere, nicht ganz vonderUm- 
gebung losgelSste Bruchstucke fanden , der vordere Rand 
war ziemlich gerade ; die Bruchflachen waren feinzackig, 
am unebensten am vordern Rande, kleine Splitter fanden 
•ich mehrere. Die Depression war sc h rag nach innen 
gerfehtet, 3 Depressionslinien trafen sieh 7'" vom un- 
tern, 2'“ vom vordern und 3“' vom obem Rande, die 
grdeste Tiefe derselben befand sicb in der Mitte der vor- 
dem Infraktionslinie und betrug 2’,,'" und von da an bis 
zum untern Rande des eingedrfickten Knochens war diese 
Ltnie gerade. Wahrend das Periost am ohern Rande ge- 
ipnmgen war, zeigte es an den andern Rinderu nur theil- 
weise , von einander dnrch Brficken getrennte Risse , an 
alien Infraktionslinien war das Periost unversehrt. Die 
innere Tafel war an mebreren Stellen gesprengt, doch 
eutapmehen die 8prfinge in der Richtong niebt den in der 
mnsaeni Tafel gefundenen und eine vollstandige Loslosung 
hatte nicht stattgefnnden , doch waren scharfe Knochen- 
kanten in die harte Hirnhant eingedrungen. Blutung fand 
sieh nicht in der Hirnschale. 

Rund um den Hals fand sieh eine starke Schnur fest 
angezogen nnd hlnter dem iinken Ohre mit elnem gewbhn- 
Hohen Doppeiknoten geknfipft. Die gelbgrauliche, etwas 
pergamentartige Strangrinne ging rund um den Hals, vom 
in der H6he der Mitte des Schildknorpels. An dem ohern 
Rande der Strangrinne fanden sieh ungefShr gerade unter 
dem Iinken Unterkieferwiakel einige Urine, eberfiich- 


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liche, mit blntigen Schorfen bedeckte Kratzwnnden. 
Unterhalb der Strangrinne erschien die Haut blass , wih- 
qand sie oberhalb derselben dentlich eine starkere Blut- 
fiille zeigte und zahlreiche kleine pnnktformige Eztra- 
vasate, wie sie bei Erstickungstod vorzukomiuen pflegen. 
Das Gesicht war leicht gerothet , etwas angeschwollen, 
die Lippen waren blaulich. In der Bindehant der Aug- 
ipfel zeigten sieh kleine Blutaustritte. 

Andere Zeichen von Einwirknng ausserer Gewalt 
fanden sicb an der Leiche sonst nirgends vor, auch keine 
Anzeichen, die anf einen stattgehabten Kampf hStten 
schliessen lassen. Die Untersuchung der Genitalien er- 
gab , dass reichliche Menstruation zur Zeit des Todes be- 
standen hatte. Aus der Anordnung der Todtentlecke liess 
sieh erkenneu , dass die Leiche auf der rechten Seite ge- 
legen hatte mit geschlossenen und leicht gebeugtenBeinen, 
etwa der Stellung eines Schlafenden entprechend. 

Um Selbstmord konnte es sicb sowohl nach der 
Beschaffenheit der Kopfwunde als auch den andern 
Um8tllnden nacli entschieden nicht handeln, sondern 
nur um die Frage , ob der Tod durch die Wunde 
oder durch Erdrosselung erfolgte. Die Wunde war 
entschieden nicht mit einem scharfen , sondern mit 
einem kantigen und mit einem Stiele versehenen 
Werkzeug, wie z. B. einem Hammer, zugeftlgt wor- 
den, und zwar musste der Hieb mit diesem mit gros- 
ser Kraft gefllhrt worden sein , nnd , wenn man die 
Lage der Wunde und die der Leiche bertlcksichtigt 
nnd annimmt , dass letztere vor dem Tode dieselbe 
gewesen sei, wie nach dem Tode, von einem gerade 
vor dem Gesichte der Frau Stehenden. Sowohl die 
Beibringung der Kopfwunde als die Erdrosselung 
hatten wfthrend des Lebens stattgefnnden. Der 
durch die Sektion festgestellte Umstand , dass das 
Bint, das in reiclilicher Menge ttber Gesicht und 
Hals der Frau gelaufen war , auch fiber die um den 
Hals gebundene Schnur gelaufen war , wfthrend sieh 
zwischen der Schnur und dem Halse kein Blut vor- 
fand , spracli dafilr , dass die Schnur zuerst um den 
Hals gelegt nnd dann die Wunde zugefilgt worden 
war ; trotzdem ist aber auch die Moglichkeit nicht 
abzustreiten , dass die Schnur nach Zuffigung der 
Wunde um den Hals geknfipft worden sein k&nn, 
nachdem der Schlag schon gefllhrt war , jedoch 
schnell genug , ehe das Blut noch bis zum Hals ge- 
laufen war. 

Daffir, dass die Erdrosselung als (wenigsteni 
wesentlichste) Todesursache anzosehen ist, spraohen 
die deutlichen Kennzeichen der Erstickung , die vor- 
gefunden wurden, wfthrend die Kopfwunde keine 
Blutung und keine andere merkbare Verletzung des 
Gehirns herbeigeflihrt hatte, auch die Knochen- 
depression keine besonders grossen Ver&nderungen 
des Druckes in der Schftdelhflhle herbeigeftthrt haben 
kann, und obgleich im Bett, wo die Leiche lag, 
ziemlich viel Blut gefunden wurde , fand sieh doch 
bei der Sektion an den innera Organen kein Anhalte- 
punkt fllr die Annahme von Verblutung. 

(W alter Berger.) 


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VII. Medicin im Allgemeinen. 


VII. Medicin im Allgemeinen. 


385. Bemerkungen fiber Statiatik in Besug 
auf Go sun dheitspfiege ; von Geh. M.-R. Dr. H. 
R e i n h a r d , PrSs. des sJlchs. L.-M.-Coliegiums, 
Mitgl. der med. Abth. des deutsclien Bundesraths '). 

Daas fttr Jeden, der sich eingehend mit der 
offentlichen Gesundheitspflege beschftftigt , die Stati- 
stik unentbehrlich ist, ist allbekannt. Nur durch sie 
kann die Frage nach dem Stande der Gesundheits- 
veriikltuis.se in dor Ges&mmtbevolkening oder einem 
Theile derselben, sowie die nach den Erfolgen 
welche die im Interesse der Offentlichen Gesundheits- 
pflege getroffenen Maassregeln erzielt haben, ge- 
ntigend beantwortet werden. DerWege, aufwclchen 
hierau vorgegangen zu werden pflegt, sind verechie- 
dene. Am gewohnlichsten ist es das Verhftltniss 
zwischen der Zahl der Lebenden und der im Laufe 
eines Jahres Gestorbenen (da* Sterblicbkeit*verhdlt- 
7118*), welches als Maassstab dient, und der Vergleich- 
barkeit wegen wird die Zahl der Lebenden auf 1000 
und die der Gestorbenen auf die entsprechende Grdsse 
reducirt, so dass der herkOmmliohe Ausdruck lautet: 
auf je 1000 Lebende kommeu x Sterbeflllle. Bei 
der Leichtigkeit und Sicherheit in Erlangung der 
erforderlichen Zahlen , um zu diesem Ausdruck zu 
kommen , hat derselbe fast allgemeine Verbrcitung 
gefunden, und nahezu ausuahmslos wird er als 
Maassstab benutzt, um die Salnbritatsverhaltnisse 
eines Orts , eines Bezirks oder sonst einer BevOlke- 
rungsgruppe, welche alle Altersklassen einscbiiesst, 
im Grossen und Ganzen zu charakterisiren. Kann 
man sich auch fltr diesen Zweck daran genUgen las- 
sen, so darf man dabei doch diejenigen Fehlerquellen 
nicht aus den Augen verlieren , welche auf das Stei- 
gen und Fallen der Sterblichkeitszifler Einfluss haben, 
°hne dass letzteres in den SalubritAtsverhaltoissen 
begrflndet sei. Abgesehen von der nicht durchaus 
gleichmkssigen Zusammensetzung der BevOlkerung 
den Altersklassen nach sind es besonders die Todt- 
yehurten und die Fruchtbarkeit der Bevdlkerung, 
welche liier hervorgehoben zu werden verdienen. 

Erstere werden in einigen Lkndern, z. B. in Eng 
land , bei Zfthlung der Sterbeflllle nicht mit einge- 
rechnet, in andem dagegen, z. B. in Deutschland, 
geschieht diess. Es wird dadurch aber ein nicht 
unerheblicher Unterschied in der Hohe der Sterblich- 
keitsziffer bedingt, wie denn z. B. im Kdnigreich 
Sachsen im Mittel der 4 Jahre 1867—1870 mit 
Einschluss der Todtgeburten 29.51, mit Ausschluss 
derselben nur 27.59 Sterbeflllle auf je 1000 Ein- 
wohner kommen. Je mehr man aber bei dem regen 
Interesse , welches die Bevfllkeruug und die Gesetz- 
gebung in England der Offentlichen Gesundheitspflege 
zuwenden und bei den verhftltnissmftssig niedrigen 


Sterblichkeitsziffern der meisten dortigen Stkdte and 
Distrikte gewohnt ist, diese Ziffern als zu erstreben- 
des Vorbild anzusehen, desto nothwendiger ist es 
auch , um nicht lingered it gegen uns selbst zu sein, 
auf jenen Umstand Rflcksicht zu nohmen. In Eng- 
land ist die mittlere Sterblichkeitszifler 24 pro Mille. 
NachAussei-achtlassung der Todtgeburten findet man 
aber auch in Saclisen zahlreiche Bezirke , welche 
nicht nur die gleiche, sondem selbst weit niedrigere 
Ziffern zeigen , so betrkgt sie z. B. im Amts bezirke 
Neukirchen nur 17, in den Amtsbezirken Radeberg, 
ilsdruff, Neustadt, SchOneck, Bischofswerda, Ka- 
menz, KOnigsbrilck , Pulsnitz und Schirgiswalde 


') Mjt Genehmlgung des Herrn Vfs. aus der Ztachr. 

Sedm^t wl 1 ' Bnr ‘ Heft 4 6 : 1876 > “>■ 


/ o 7 - uuu uvuu^irtwalU^ 

weniger als 22, und selbst in 3 der grOsseren Sttdte, 
in Plauen i. V. , Reichenbach und Annaberg, bleibt 
sie noch hinter 24 pro M. zurflck , wtthrend aller- 
dings in der Mehrzahl der grOsseren Stkdte und auch 
in vielen , besonders den industriereicheren Amtsbe- 
zii-ken , die Sterblichkeitszifler hOher steigt, bis zu 
35 auf 1000 Lebende. Bei der selir entfemten Be- 
ziehung, welche die Todtgeburten znr Zahl der 
Sterbeflllle haben, wenn letztere als Maass der Volks- 
gesundheit dienen sollen, ist es daher , wie auch die 
Commission fllr Vorbereitung einer Reichsmedicinal- 
statistik empfohlen hat, wichtiger und richtiger zu- 
gleich, die Zahl der Todtgeborenen mit der Zahl der 
Geborenen und nicht mit der Zahl der Gestorbenen 
in Beziehung zu setzen. — Was die Fruchtbarkeit 
der BevOlkerung anlangt , so kann sie insofeni das 
Urtheil tlber den Stand der Volksgesundheit nach 
Maassgabe der Sterblichkeitszifler trtlben, als unter 
den Sterbefllllen bald nach der Geburt viele , insbe- 
sondere die durch angeborene Lebensschwkche oder 
durch Missbildungen bedingten, fttr diese Frage von 
keiner oder nur sehr geringftigiger Bedeutung sind. 
Je grosser aber die Zahl der Geburten in einer Be- 
vOlkerungsgruppe ist, desto hOher steigt natttrlich 
auch die Zahl der oben angegebenen SterbefSIIe und 
damit die Zahl der Gesammtsterblichkeit. Bei dem 
grossen Antheil aber, welchen die Kindersterblich- 
keit an der Gesammtsterblichkeit hat (es schwankt 
in Sachsen z. B. die Zahl der im ersten Lqbensjahre 
Gestorbenen in den verschiedenen Bezirken 'izwischen 
24 und 62°/ 0 aller Todesfklle), kann auch jener Ein- 
fluss Behr stOrend sein. Sachsen aber hat \iielleicht 
die hOchste Fruchtbarkeit unter den europ»ischen 
Lftndem, indem jfthrlich im Mittel ca. 41 bis 42 Ge- 
burten auf je 1000 Lebende kommen , w&hrond in 
England diese Ziffer 35 nicht ttbersteigt. 

Bei diesem grossen Einflusse der Fruchtbarkeit 
und der davon abhftngigen KindersterbliclikeitSce- 
wahrt die Betrachtung der Zahl der Sterbeflllle schdb 
dann emen klareren Einblick in die Gesundheitsvei r- 
haltnisse der BevOlkerung, wenn man sie nach de n 
Altersklassen getrennt halt. Doch ist diess biahej 
selten benutzt worden und wo es geschehen, hat mam 
sich in der Regel damit begnttgt, die Gesammtzahll 

/ 


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VII. Medicin 

der TodesfKlle nur in 2 oder 3 Grnppen zu scheiden, 
in die dee Kindesalters bis zum 10. oder 15. Lebens- 
jahre und die des sp&teren Alters, theilweise mit 
noch besonderer Abtrennung des Greisenalters. In- 
dessen ist weder in Betreff der Altersgrenzen bei die- 
sen Grnppen eine Gleiclimttssigkeit beobachtet wor- 
den, noch hat, wie gesagt, diese Betrachtnngsweise 
eine grOssere Aufnahme und Verbreitung gefunden. 

Weit grdssere Bedeutnng fttr die dffentliche Ge- 
sundheitspflege , als die reine Mortalitittsstatistik, 
welche nur die Sterbefalle zttblt und allenfalls sie 
noch nach Alter und Geschlecht nnterscheidet , hat 
die Statistic der Todesursachen. Bei den grttsse- 
ren ihr entgegenstehenden Schwierigkeiten ist die- 
selbe allerdings noch weniger entwickelt. Zwar hat 
Schweden bereits seit Iftnger als einem Jahrhundert, 
auch England seit bald 40 Jahren ilir die erforder- 
liche Aufmerksamkeit zugewendet, in hOherem Grade 
ist diess aber mit der sicli immer weiter verbreiten- 
den Ueberzeugung von ihrer Wichtigkeit in den 
letzten Decennien geschehen, freilich noch immer 
nicht in der erforderlichen Allgemeinheit. Ohne 
hier auf die Verhfiltnisse in andern Staaten ntther 
einzugehen, sei hier nur des in Sachsen Geschehenen 
gedacht, insbesondere der Verordnung des Ministe- 
riums des Innern vom 13. Oct. 1871, die Statistik 
der Todesursachen betreflFend, nach welcher die eine 
Rnbrik fttr die Todesursache enthaltenden Leichen- 
seheine den Bezirksttrzten zu weiterer Bearbeitung 
zagehen und ihnen einen genaueren Einblick in die 
Gewmdheitszustilnde ilirer Bezirke ermiJglichen. Auf 
Veranlassung des Landes-Medicinalcollegiums wer- 
den von ilinen alljflhrlich Tabellen eingereicht, in 
welchen die vorgekommenen Sterbefalle unter Be- 
rflcksichtigung des Alters und einiger fttr die Ge- 
sundheitspflege besonders wichtiger Todesursachen 
eingetragen sind. Gegenwttrtig liegen diese Tabellen 
allerdings erst ans 2 Jahrgftngen, von 1873 und 
1874 vor, doch bietet der Inhalt schon manches, 
auch hier Erwihnenswerthe dar. Folgende Tabelle 
giebt die Zahl der in den beiden Jahren an einer der 
bezeichneten Krankheiten Verstorbenen ohne Unter- 
scheidung der Altersklassen, so wie in Procenten den 
Antheil, den jede derselben an der Gesammtzahl der 
Todesfttlle (excl. Todtgebnrten) hatte. 


Es starben nberhaupt 

In Procenten 
aller Todesfalle 

“ 

1873 

1874 

1873 

1874 

Pocken 

1772 

636 

2.36 

0.85 

Masern 

206 

249 

0.27 

0.33 

Scharlach .... 

1266 

8130 

1.72 

2.86 

Croup u. Diphtheritis 

1704 

2014 

2.26 

2.70 

Keuchhnsten . . . 

686 

458 

0.78 

0.61 

Unterleihstyphns . . 

1070 

987 

1.42 

1.32 

Fleck typhus . . . 

11 

3 

0.01 

0.004 

Kindbettfleber . . . 

718 

626 

0.96 

0.84 

Ruhr 

281 

177 

0.37 

0.24 

tsiatische Cholera . . 

366 

— 

0.48 

— 

Krebs . . . • 

1646 

1616 

2.00 

8.16 

Luagenschwiudsoeht . 

6038 

6038 

8.00 

8.08 

Snnuna 

165*1 

14938 

*0.61 

19.98 


im Allgemeinen. 77 

Unter den hier anfgeftthrten Krankheitsformen 
hat, wie in der Regel , die Lungenschwindsncht den 
gTttssten Antheil an der Gesammtsterblichkeit. Die 
Bedeutung desselben wttchst aber, wenn man zugleich 
die Altersklassen mit berttcksichtigt ; denn auf die- 
jenigen, auf deren Thatigkeit vorzugsweise der Volks- 
wohlstaud beruht , auf die Altersklasse vom 20. bis 
ziun 50. Lebensjalire , kommen allein fiber 60° / 0 
aller Todesfalle an Lungenschwindsncht und von den 
im Alter zwischen dem 20. und 30. Jahre Gestor- 
benen unterliegen 40% der genannten Kranklieit 

Aehnlich verhalt es sicli mit dem (Unterleiba-) 
Typhus, auch er holt sicli seine Opfer vorwiegend 
ans den in der Blttthc des Lebens Stehenden , und 
mehr als die Hfllfte der an Typhus Gestorbenen ge- 
htirt dem Alter zwischen dem 20. und 50. Jahre an. 

Die Todesfttlle an Pocken sind seit 1871, wo 
sie bekanntlich eine selir bedeutende Hflhe erreiciiten, 
in rascher Abnahme begriffen. In jenem Jahre, 
wo allerdings genauere Erhebungen noch nicht statt- 
gefunden batten, sind wahrscheinlich nahe an 10000 
Personen (ca. 12% aller Todesfttlle), vielleicht selbst 
etwas darttber, an Pocken in Sachsen gestorben. Im 
folgenden Jahre 1872 waren es 5863 (= 7.33%), 
1873 wie angegeben 1772 (=2.35%) und 1874 
nnr noch 635 (= 0.85%). Hier sind es aber ttber- 
wiegend die jflngsten Altersklassen , welche von 
dieser Krankheit betroffen werden, 80% der Pocken- 
todesfttlle gehttren Kindem bis znm 10. Lebensjahre 
und 30% allein den weniger als 1 Jakr alten an. 

Dasselbe gilt auch von den an Scharlach, 
Masem, Croup, Diphtheritis und Keuchhusten Ge- 
storbenen , auch hier ist es fast ausschliesslioh dap 
Kindesalter, welches die oben angegebenen Zahlen 
an Todesfilllen liefert. Bei diesen Krankheiten 
kommt aber die lokale Verbreitung sebr in Betracht, 
so gehttrt z. B. im vorigen Jahre den amtshauptmann- 
schaftlichen Bezirken Zwickau, Auerbach und Plauen 
allein die H&lfte der an Scharlach Gestorbenen und 
dem Regierungsbezirke Leipzig allein ca. 40% der 
an Diphtheritis Gestorbenen ao. 

Immerhin sind in der vorstehenden Tabelle nur 
eret von ca. 20% der Todesfttlle die Todesursachen 
ermittelt und aufgeftthrt , der Nachweis der flbrigen 
ist noch zuvermis8en, und wenn er auch in grttsserem 
Umfange schon jetzt geftthrt werden kttnnte , so ist 
bei den grossen entgegenstehenden Schwierigkeiten 
eine Vollstindigkeit wohl noch.lange nicht zh ev- 
warten. 

Ein grosser Theil der in der mehrgedachten 
Tabelle genannten Krankheiten gehttrt zu denen, 
welche von der englischen Gesnndheitspflegc als„ver- 
meidbare Krankheiten" bezeichnet werden, weil 
auf ihre Verminderung und Verhtttung gesundheita- 
polizeiliche Maassregeln von Einfluss seien. Inwie- 
weit diese Auffassung ganz begvttndet sei , kann da- 
hingestellt bleiben, jedenfalls aber giebt es zahlreiche 
und mannigfache Schkdlichkeiten , welche den nor- 
malen Verlauf des Lebensprooesses stdren, Krank- 
heiten erzeugen und welche vermieden werden 


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78 


YU. Medicin im Allgemeinen. 


kfianen. Inaofam kann daher der gedachten Be- 
zeiehnung eiae erweiterte Bedeutung beigelegt war- 
den . Prttft man von dicsera Gesichtspunkte aus die 
bestehende Medicinalgesetzgebung , insoweit die sick 
auf die Verhtltung von bestimmten Krankkeiten be- 
zieht, so verdient allerdings vor Allem die das Impf- 
wesen betreffende hervorgehoben zn werden. Sie 
ist bekanntlich nicht direkt gegen den unbekannten 
Trtger des Kranklieitsgiftes gerichtet, sonde rn be- 
absiclitigt , in der Bevolkerung die Empfanglichkeit 
fHr dieses Gift zu beschranken. Der Zweck der 
Verminderung der Erkrankungsgefakr wird natttrlick 
auf diesem Wege ebenso erreicht, als wenn man, was 
alierdings bis jetzt in irgend genttgender Weise nocii 
nicht au8fttkrbar ist, den Ansteckungsstoff selbst zer- 
storte. Dass von den Geimpften, wenn sie an Blat- 
tern erkranken, ungleick weniger der Krankkeit er- 
liegen als von den Ungeimpften , ist bereits vielfach 
statistisch nachgewiesen worden. Aber aucb del' 
hohe Grad , in dem die Empftlnglickkeit ftlr die In- 
fektion mit dem Blatterngifte durch die Impfang 
harabgesetzt wird, ist einige Male bereits, wenn 
aueh weit sparlicher, Gegenstand statistischer Unter- 
suchnngen gewesen. Letztere sind aber weit schwie- 
rigcr als die erstern, da die Frage, wie viel Individuen 
einer Bevblkerungsgruppe geimpft und wie viel un- 
geimpft sind , in der Regel nur durch umst&ndliche 
ErCrterungen zu beantworten ist. V on hervorragender 
Wiehtigkeit in dieser Beziehung sind die von Med.-R. 
Dr. Flinzer ip Chemnitz veranstalteten Unter- 
8uchungell , ), zu welchen die von Anfang 1870 bis 
Mai 1871 in Chemnitz herrschende Blattemepidemie 
Anlass gegeben hatte, und welcke dadurck besonders 
werthvoll sind, dass inVerbindung mit einer Zablung 
der stftdtischen Bevdlkerung auch die Zahl der Ge- 
impften nnd die der Ungeimpften ermittelt wurde. 
Aus diesen tmd anderweiten Erhebungen ergiebt sich 
als Resultat, dass von je 10000 Ungeimpften 2843 
erkrankt und 261 gestorben waren, von je 100Q0 
Geimpften 173 erkrankt nnd 1 gestorben war. Die 
ErkrankungsfiUiigkeit der Ungeimpften verkielt sich 
mithin zu der der Geimpften wie 100 : 6. 

In der Tliat , es giebt keine gesimdheitspolizei- 
llche Maassregel , welche sich in der Verminderung 
der Erkrankungsfthigkeit und der Sterblichheit an 
einer bestimmten Krankheit auch nur entfernt der 
Resultate rflhmen kdnnte, welche die Impfimg zu 
varaeichnen hat. . 

Mustert man die 8ammlungen der tlbrigen gegea 
einzelne Erankheiten gerichteten gesetzlicken Vor- 
schriften, so bieten sie im Allgemeinen wenig Erheb- 
Kehes. Eine nicht unbedeutende Rolle spielen darin 
z. B. die Bestimmungen zur Verhtltung der Wasaer- 
seheu in Folge von Verletzungen durch wuthkranke 
Thiere. Glflcklicherweise sind die Ftlle , wo Per- 
sonen on ter solchen Umsttnden erkranken und ster- 
ben, verhaltnissmkssig doch wokl selten, obschon 

') Mitthell. d. Btattit. Bftreau* der Stadt Cheamits. 
Henuufeg. voa Dr. Fllnsai. Heft I. 187k. 

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man rdohlichan Grund hat , an der Wirksamkeit der 
herkdmmliohen kratlichen Behandlungsweiae dieser 
Verletzungen , wie der zalilreichen Geheimmittel in 
betreff der Verhtltung der Wassersebeu zu zweifeln. 
Letztere eutwickelt sich eben vielmehr nur ausnahms- 
weise als Folge der genanuten Verletzungen. Trotz 
der schon seit einer Reihe von Jahren in Sachsen 
verbreiteten Epizootie der Hundswuth sind doch seit 
1867 bis Eude 1874, d. i. in 8 Jahren, nur 23 Per- 
sonen, im Mittel eines Jabres also nur 3, an Wasser- 
scheu gestorben. 

Eine andere Reihe von gesetzlichen Vorschriften 
betrifft den Verkehr mit Giften , nnd sind von ihnen 
nicht wenige besonders gegen giftige Faiben an den 
verscliiedensten Gegenst&nden , wie z. B. an Kinder- 
spielwaaren, Farbekksten, Conditoreiwaaren, Garnen, 
Kleiderstoffen, Tapeten, Rouleaux u. s. w. , gerichtet. 
Wie viele Personen durch solche giftige Stoffe er- 
krankt oder gar gestorben sind , ist zwar statistisch 
noch nicht nachgewiesen, indessen ergiebt die Irat- 
liche Erfakning, dass dergleichen Erkrankungen, 
obgleich auch jene Vorschriften nicht immer strikte 
befolgt werden, zu den Seltenheiten gehdran. 

Neuerdings ist auch der Erlass polizeilicher 
Maassregeln zur Einftlhrung der mikroskopischen 
Fleisch8chau , der Trichinengefahr wegen, vielfach 
verlangt worden und auch theilweise erfolgt. Ueber 
die Grflsse dieser Gefahr und die Bedeutung, welche 
die Trichinose ftlr die GesammtbevClkerung hat, smd. 
soviel bekannt, bis jetzt nur in Sachsen genanere 
Erhebungen gemacht worden. Seit Anfang 18#0, 
wo durch Prof. Zenker’s im Dresdener Stadtkran- 
kenhanse gemachte Entdeckung erst die Trichinose 
als Krankheit erkannt worden ist, sind bis Ende 
1874, also in 15 Jahren, in Sachsen 32mal grnppen- 
weise Erkrankungen (sogen. Epidemien von Trichi- 
noset in Folge des Genusses von rohem oder halb- 
rohem trichinigen Fleische beobachtet worden. Sie 
gehCren also in Sachsen keineswegs zn den Selten- 
heiten. Dabei sind im Ganzen 1074 Personen er- 
krankt gewesen oder wenigstens als erkrankt er- 
mittelt worden, da namentlich bei zahlreichen Er- 
krankungsfallen die leichtesten derselben nicht alle 
zur Kenntniss der Aerzte kommen. Die Zahl der 
durch sie bedingten Todesftlle betragt aber nur 18 1 ), 
so dass also auf jedes der 15 Jahre im Mittel nur 
1.2Todesfall an Trichinose kommt, unter ca. 75000 
bis 78000 im Jahre flberhaupt. 

Erkennt man es als die Hauptaufgabe der Offent- 
lichen Gesundheitspflege an, durch allgemeine Mtasa- 
regeln auf die Verhtltung von Erkrankungen hinzn- 
wirken und dadurch auch das Sterblickkeitsverbftlt- 
niss der Bevolkerung zu vermindem, so muss man 
im Hinbliok auf die vorstekend aufgeftlhrten Vor- 
sohriften der Medicinalgesetzgebung zugestehea, dass 

') Folgende Zusammeiutellung der beobachtetea Kr- 
krankungsf&He (debt den nihern Nachweis : 

(a. die Tabella mf folf . Se(te) 


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VII. Medicin im Allgemeinen. 


79 


(abgesehen von den Pocken und der Impfung) bei 
der relativen Seltenheit der Erkrankungen nnd be- 
ziehentlich Todeafalle in Folge deijenigen Schftdlich- 
keiten, gegen welche sie gerichtet sind, ilir Einfluss 
auf die MorbilitAt und MortalitSt im Allgemeinen ein 
minimaler ist. Wenn z. B. tansendmal mehr Men- 
schen an Typhus sterben ala an Triehinose und in 
noch hdherem Grade diess von Scharlach, Diphthe- 
rias, Limgenschwindsucht u. s. w. gilt, so kdnnte 
die Medicinalpolizei in ihrem jetzigem Stande, insoweit 
sie gegen einzelne Krankheiten vorgegangen ist, den 
Vorwurf , dass sie MUcken seihe und Kameele ver- 
scblucke , mit Rtlcksicht auf ihre Erfolge nicht ganz 
zurllckweisen. Und dock ware er ungerecht, da sie 
in ihrem Vorgehen an den Stand der arztlichen 
Wissenschaft gebunden ist. Die Lehre von der Ent- 
stehung der Wuthkrankheit bei den Menschen, von 
der der Triehinose und von den Wirkungen der 
Gifte ist wohl hinreichend geklkrt, um der gegen sie 
zu richtenden Gesetzgebung eine Handhabe zu bieten, 
dagegen liegen die aussem Ureachen des Typhus, 
der Lungenschwindsucht u. 8. w. ftlr diesen Zweck 
noch viel zu sehr im Dunkeln. Die krztliche Wissen- 
schaft ist sich der ihr hier vorliegenden grossen Auf- 
gabe auch wohl bewusst und ihre besten Kr&fte 
unter alien KultnrvSlkem sind eifrig bestrebt , liierin 
grdasere Klarheit zu scliaffen. An einem endlichen 
Erfolge dieser Bemtlhungen ist nicht zu zweifeln, 



Jahr 

Ort 

Zahl der 
Erkrank- 
ten 

davon 

geatorben 

1 

1860 

Pianen b. Dresden . . 

2 

1 

a 

1862 

Dresden 

2 

— 

s 

1863 

Plauen i. V 

23 

1 

i 

Glauchaii 

7 

— 

6 

* 

Falkenstein .... 

4 

— 

• 


Pianen i. V 

21 

— 

T 

f» 

Leipzig 

16 

2 

8 

1864 

Plauen b. Dresden . . 

3 

— 

1 

ft 

Dresden 

1 

— 

10 

1866 

Dresden 

12 

— 

11 

V 

Chemnitz 

16 

2 

18 

ft 

Leipzig 

2 

~ 

IS 

* 

Zwickau 

16 

— 

14 


Seitendorf b. Zittau . . 

60 

— 

15 

1867 

Dresden 

32 

— 

16 

II 

Stfinz b. Leipzig . . . 

3 

1 

17 

1868 

Rohredorf b. Wilsdruff . 

27 

— 

18 

n 

Chemnitz 

43 

— 

19 

ft 

Glauchau 

6 

— 

20 

ft 

Meerane 

5 

— 

21 

1869 

Plauen i. V 

2 

— 

n 

m 

Hohcnstein b. Chemnitz 

10 

— 

28 

1870 

Eibau 

89 

7 

24 

n 

Dresden 

12 

— 

16 

1871 

Chemnitz 

18 

i 

28 

II 

Hirschfelde . . . . 

36 

— 

27 

1872 

Ebersbach i. d. Lauaitz 140 

i 

28 


Dresden 

7 

— 

19 

1873 

Chemnitz 

199 

— 

30 

1874 

Gettengrun b. Adorf . . 

44 

2 

31 

ft 

Leipzig 

7 

— 

32 

fl 

Leisnig 

209 

— 



Summa 

1074 

18 


und damit wird auch die Medicinalgesetzgebung sich 
weiter und fruchtbarer entwickeln kdnnen. 

Es erObrigt endlich noch , der Statistik der Er- 
krankungen , der Morbilitatsatatistik zu gedenken. 
Sie wtlrde allein, oder wenigstens vorzugsweise , die 
voile, klare Autwort auf die Frage nach dem Stande 
der Volksgesundheit geben, und ihr gegenUber wflrde 
die Mortalitatsstatistik gewissermaassen nur noch als 
ein Nothbehelf gelten kdnnen , da viele Krankheiten, 
die docli durch Vemichtung der Arbeits- und Er- 
werbsfahigkeit und andere mit ihnen verbundene 
Nachtheile den Volkswohlstand erheblich schfldigen, 
nicht zum Tode fllhren und daher auch in der Mor- 
talitatsstatistik nicht erkennbar werden, andere aber 
in bald grdsserer, bald geringerer Hkufigkeit tddtlich 
verlaufen und daher ihren verderblichen Einfluss aus 
den Todtenlisten nur in sehr zweifelhafter Weise 
ersehen lassen. Leider stehen ihrer Entwickelung 
aber grosse und fast unttberwindliche Schwierigkei- 
ten entgegen , wenn man sie auf die Erkrankungen 
der G esammtbevOlkerung ausdehnen will. Wohl hat 
man sich vielfach bestrebt , die Morbilitat innerhalb 
gewisser Berufsklassen und der Bevdlkerung ge- 
schlossener Anstalten zu ermitteln , aber so lelirreieh 
diese auch in manchen Beziehungen sein mbgen , so 
kdnnen sie doch nicht befriedigen, da die Mdglichkeit 
fehlt, sie an dem Maassstabe zu meBsen, den die 
Morbilitat der Gesammtbevolkerung bieten wtlrde. 
Wenn man auch constatirt hat, dass z. B. unter den 
Bergleuten eines gewissen Heviers so und so viel 
Ffille einer bestimmten Krankheitsform vorgekommen 
sind , so l&sst sich doch immer nicht sagen , ob das 
ungewohnlich viel oder wenig sind , ob der Beruf zu 
dieser Krankheit vorzugsweise disponirt oder ihrer 
Entstehung hinderlich ist, weil man nicht weiss, 
wie viel Falle derselben Krankheit in den entspre- 
chenden Alterklassen der ganzen Bevdlkerung vor- 
kommen. 

Bei dem vollstandigen Mangel einer allgemeinen 
Morbilitatsstatistik verdient immerhin diejenige noch 
hier eine besondere Erwllhnung , welche eine Reihe 
von Jahren hindurch in einem Theile von Sachsen, 
dem Medicinalbezirke Meissen, durch das Zusammen- 
wirken der hier wohnhaften Aerzte auf Anregung 
des Bezirksarztes Dr. K 0 r n e r in Meissen ausgefllhrt 
worden ist. Sie betrifft zwar auch nicht alle Er- 
krankungsftlle der Bevdlkerung , sondern nur die in 
ftrztliche Behandlung gekommenen, indessen ist doch 
in Betracht zu ziehen , dass bei der ziemlich verbrei- 
teten Wohlhabenheit der Bevdlkerung des Bezirks ') 
letzterer mit Aerzten gut besetzt und den Erkrankten 
daher die irztliche Htllfe leicht erreichbar ist. Diese 
Statistik umfasst einen Zeitraum von 6 Jahren (1867 

■) Zu derZeit, auf welche grSsstenthells die Statistik 
sich bezieht, umfasste der Bezirk ca. 7 Qu.-Meilen mit 
fiber 60000 Bewohnern, 2 Stadte (Meissen ti. Lommatzsch), 
ziemlich zahlreiche gewerbliche Aulagen , bei der im All- 
gemeinen grossen Bodenfrucbtbarkeit aber eine fiberwie- 
gend zckerbsntreibesde BevSlkamng. S pater ist er etwas 
vergrfissert worden. 


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80 


VII. Medicin im Allgemeineu. 


bis 1872) and im Ganzen 58466 Einzelerkrankun- 
gen. Aus derselben *) sei hier nnr das Eine hervor- 
gehoben, dass (nacli der darin angenommenen Ter- 
ininologie) als die lifiufigsten Erkranknngen sich fol- 
gende ergeben haben : 

Akute und chronische Ratarrhe der 
Athmungsorgane .... 

Aknte and cbronr Magenkatarrhe 
Aknte und chron. Uannkatarrhe 
Blutarmuth und Bleichsucht . 

Augenkrankheiten .... 

Wnnden 

Bhenmatismen 

Magenkrampf 

Geschwfire 

Kratze 

u. b. w. 

1st aucli hier auf eine Scheidung nach Alter und 
Geschlecht keine Rtlcksicht genommen, so bietet doch 
achon das jetzt gewonnene Resultat wichtige Ver- 
gleicliBpunkte , besonders ftlr die Morbilitit einzelner 
Bernfs- und Stand esklassen und ftlr ein besseres Ver- 
stindniss der in ilir gefhndenen Verhftltnisse. 


[Im Anschlusse an vorstehende interessante Arbeit 
lamen wir eine kurze Mittheilnng fiber einige statist. 
Leistungen im KOnigreich Sachsen folgen, welche 
auch filr die Medicinalstatistik Frfichte versprechen 
(vgl. Aerztl. Vereinsbl. Nr. 50. Juni 1876. p. 75). 

I. Die Zeilschrift des kgl. sdchs. statistischen 
Bureau's ; redigirt von deasen Direktor Dr. Victor 
Boehmert. XXI. Jahrgang. 1875. HeftIH,IV; 
ansgeg. im Monat Milrz 1876. (Dresden, in Com- 
mission von R. v. Zaliu. S. 61 — 163, mit Beilagen.) 
Unter den in dieser Liefemng enthaltenen Abhand- 
longen sind , ausser der obigen des G. M.-R. Rein- 
hard, die Unterauchungen des M.-R. Dr. Flinzer 
in Chemnitz : fiber die Erkrankungen dea Beamten- 
personals der unter kgl. a. Staataverwaltnng stehen- 
den Eisenbahnen (vgl. Jahrbb. CLXX. p. 191), sowie 
die gediegenen monatlichen Berickte fiber die meteo- 
Tologischen Stationen im K. Sachsen , zusammen- 
gestellt von Prof. Dr. Bruhns in Leipzig, hervor- 
znheben. 


') Wegen dea Weiteren rergl. die Jahreeberichte 
1. — V. dea Landes- Medicinalcollegiume fiber das Medici- 
nalwesen im Kfinigreich Sachsen. 


II. Mitthei/ungen des statistischen Bureaus der 
Stadt Dresden ; herausgegeben von R. Jannascb, 1 
Dr. jur. et phil. Heft III. (Dresden , in Comm, bei 

v. Zahn. 1876. 4.) Dieses neubegrflndete stlidtische 
statist. Bureau liefert ebenfalls mehrere medicinisch 
wichtige Abhandlungen , insbesondere 1) fiber die 
Wohnungsverhilltnisse der Dresdener Civilbevfilke- 
rung im J. 1874, - 2) die Geburts- und Sterblich- 
keitsverhaltnisse derselben Civilbevolkerung 1873 — 
1874, — 3) die Sterblichkeit der Dresdener Wohn- 
bevOlkerung in den JJ. 1873 -1874 nach Polizei- 
bezirken und Strassen berechnet. Letztere 1st auf 
die Einwohner- und Todtenzald procentig berechnet 
und giebt so lidchst beachtenswerthe Ziffern fttr die 
Ortagesundlieitspflege ; wfthrend in manchen Stadt- 
theilen die Sterblichkeit nicht ein voiles Procent er- 
reicht, steigt sie in andem auf 5, 6 und 7°/ 0 . Daa 
erste Heft (ebenda) enthfilt eine Ueberaicht der in- 
direkten Steuern der Stadt Dresden; das zweite Heft 
giebt die Resultate der Volkszahlung von 1871. 

III. Die Mittheilungen des statist. Bureaus 
der Stadt Leipzig. Die ersten 8 Hefte (1868 — 
1874), herausgegeben von dem seit Oct 1874 nach 
Strassburg berufenen Prof. Knapp, enthaiten 
hauptskchlich die Nachrichten fiber die Bevfilkerung 
Leipzigs, wobei als besondei-s interessant das 6. Heft 
hervorzuheben ist, welches eine Zusammenstellong 
der Bevfilkenmgsverhfiltnisse Leipzigs ini Zeitraume 
von 1595 bis 1849 enth&lt. Auch das 8. Heft, den 
Bevdlkerungswechsel daratellend , welches die An- 
gaben nach den Todesursachen und die Sterblichkeit 
nach den Wobnungsverhfiltnissen, besonders nach der 
BevSlkerungsdichtheit enthalt, ist sehr beachtens- 
werth. Das 9. Heft (1875), herausgeg. vom stadt. 
Bezirksarzt, Med.-R. Prof. Dr. Sonnenkalb, be- 
spricht den Bevdlkerungswechsel im J. 1874 mit 
Berttcksichtigung der Statistik der Todesursachen. 
Das 10. Heft endlich (1876), herausgeg. vou dem 
gegenwartigen Vorstand des Bureau’s, Herm Ernst 
Hasse, giebt in derselben Weise eine Debersicbt 
des Bevdlkerungswechsels im J. 1875 und enthAlt 
ausserdem eine sehr bemerkenswerthe Abhandlung 
des Dr. M. Schramm: „ttber den Einfluss des 
Alters der Erzeugenden auf die Sexualverhfiltnisse 
der Gebomen“, welche an einer andem Stelle Be- 
rticksichtigung finden wird. R e d a k t i o n.] 


4761 — 8.14% 
43S8 — 7.89 
3138 — 6.37 
2340 «=> 4.00 
2332 = 3.99 
2080 3.66 

1949 -> 8.38 
1666 — 2.88 
1640 — 2.80 
1607 — 2.76 


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T h e i 1 e , Anatomie u. Physiologie des Herzens. 


81 


B. Originalabhandlungen 

and 

Uebersichleu. 

Vm. Die neueren Leistungen auf dem Gebiete der Anatomie 

und Physiologie des Herzens. 

Von 

Prof. Dr. F. W. Theile in Weimar. 


Atrioventrikularklappen. 

Dem Titel nach wftre in der Schrift von Dr. 
Marc S 6 e : Recherehes sur V Anatomie et la Phy- 
siologie du Coeur, spicialement au point de vue 
du fonctionnement des valvules auriculo-ventricu- 
laires ') eine Anatomie des Herzens zu erwarten. 
Durch die beigefdgte Einschrankung (spdcialeinent du 
fonctionnement des valvules auriculo - ventriculaires) 
wrd aber der Inhalt der schatzbaren anatomischen 
Monographic auf das richtige Maass zurtlckgeftlhrt. 
Die Bestimmnng und die Wirkungsweise der Val- 
vula mitralis sowohl als der Valvula tricuspidalis 
versucht der Vf. durch genaue Daratellnng der ana- 
tomischen Verhaltnisse klar darzolegen. 

Beinahe die Halfte der Schrift (p. 6 — 30) ist 
der historischen Darstellung der Ansichten gewid- 
met, wie man sich das Zustandekommen des Schlusses 
der Atrioventrikularklappen gedacht hat. Eine grosse 
Reihe von Autoren hat sich an Lower, Vieus- 
sens, Sdnac angeschlossen mid lasst den passi- 
ven Drnck des Blutes auf die Klappen vorzugsweise 
oder selbst einzig und allein wirken; die Musculi 
papillares lassen diese Autoren so gut wie unbeachtet. 
Eine andere Reihe von Autoren, die nach Sde durch 
Meckel (Handb. der menschl. Anatomie 3. Thl.) 
erSflnet wird , lasst dagegen den Schluss der Atrio- 
ventriknlarklappen wesentlich durch Muskelcontrak- 

tion zu Stande kommen. 

• * 

Die hierauf folgenden eigenen Untersuchungen 
(p. 30 — 64) erfifinet Sde mit Besprechung des be- 
kannten Lower ’schen Experiments, die Atrioven- 
triknlarklappen durch in den Ventrikel eingeftthrtes 
Wasser zur Hebung, bezllglich zum Schlusse zu 
bringen. Ein treues Bild des Vorganges im leben- 
digen Herzen darf man darin keineswegs finden, in- 
sofern der Ventrikel bei diesem Versuche sich nicht 
im Zustande systolischer Verengerung befindet, viel- 
mehr diastolisch erweitert ist. Zudem liefert dieser 
Versoch ein nach den verschiedenen Lebensaltern 
wechselndes Res ul tat. Beim Kinde ergiebt sich voll- 


') Paris 1876. G. Masson. 4. 67 pp. avec 4 Plchs. 
Med. Jabrbb. Bd. 171. Hft. 1. 

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st&ndige Sufficienz der Mitralis sowohl wie der Tri- 
cuspidalis ; beim Erwachsenen wird an der Mitralis 
vollst&ndiger Schluss erzielt, weniger dagegen an 
der Tricuspidalis ; am Greisenherzen endlich schliesst 
die Mitralis hitulig unvollst&ndig , und ftlr das rechte 
Herz ist die Insufficienz sogar die Regel. Diese an- 
scheinend normale Insufticienz der Tricuspidalis im 
hbhern Alter ftthrte den Englander King sogar zu 
der abenteuerlichen Hypothese, die Insufficienz der 
rechten Atrioventrikularklappen habe die Bedeutung 
eines Sicherheitsventils, um der Blutliberftlllung der 
Lungen bei Stdrnngen im Lungenkreislaufe vorzu- 
beugen. 

Fragen wir zun&chst nach derFunktion der Mus- 
culi papillares in den Ventrikeln. Die Contraktion 
dieser Muskeln sowohl wie der Trabeculae caraeae 
failt mit der Contraktion der ganzen Ventrikelwan- 
dungen zusammen, das darf mit ziemlicherSicherheit 
schon daraus geschlossen werden, weil jene Muskeln 
in continuirlichem Zusammenhange mit den Ventrikel- 
wandungen stehen. Thatsachliche Beweise ftlr die- 
ses Verhalten sind aber auch durch Haller, durch 
S 6 n a c , durch zahlreiche neuere Forscher bei Vivi- 
sektionen erbracht worden. Ob und wie die Con- 
traktionen der Papillarmuakeln mittels der in drei 
Ordnungen zerfallenden Chordae tendineae auf die 
Klappen wirken, das versucht nun Sde an der Hand 
der anatomischen Untersuchung nachzuweisen. Die 
Papillarmuskeln, die von der Herzspitze bis tlber die 
Mitte der Ventrikelhdhe hinauf reichen, unterschei' 
den sich darin von der flbrigen Ventrikelmuskulatur, 
d«ss ihre Fasem insgesammt Lftngsfasern sind , die 
fast parallel mit einander verlaufen: ihre Verktir- 
zung muss daher weiter gehen , als die Verkdrzung 
des Ventrikels in der L&ngsrichtung, deren Vorkom- 
men ja selbst noch vielfach bestritten wird , sicher 
aber sehr unerheblich ausfkllt Es darf als ausge- 
macht gelten, dass die wirkliche Verkllrzung der 
Papillarmuskeln nach der Herzspitze hin durch die 
Verkdrzung des ganzen Ventrikels noch nicht erreicht 
wird. Die von den Papillarmuskeln nach den Klap- 
pen verlaufenden Chordae tendineae mtlssen so mit 
bei der Systole des Herzens angespannt werden, die 

11 


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82 


T h e i 1 e Anatomic n. Physiologic des Herzens. 


Mitralis so gut wie die Tricuspidalis mttssen dadurch 
herabgezogen werden. Die Spann ung der Chordae 
tendineae im Momente der Systole ist bereits von 
Harvey beobachtet worden, and die Vivisektionen 
haben das Herabgezogenwerden der Klappen li&ufig 
genag nachgewiesen. Mit genauester Besclireibung 
derPapillarmuskeln und der Atrioventriknlarklappen 
im linken wie im rechten Ventrikel, die dnrch die 
beigegebenen Tafeln veranschaulicht wird, schliesst 
die Monographic. 

Am rechten Herzen des Vogels felilt bekanntlich 
die Tricuspidalis, und eine Maskellamelle, die in der 
Gestalt eines halben Sphinkters die zwei ftussern 
Drittel des Ostium atrioventriculare nach innen um- 
s&umt, bewirkt hier den Abschluss des Ventrikels 
vom Vorhofe. Ein ahnliclies Muskelbtlndel findet 
S4e anch im menschlichen Herzen. Dasselbe ver- 
Lftnft von der hintem Wand des Infundibulum aus, 
3 — 4 Ctmtr. lang , schief nach rechts zur aussern 
Ventrikelwand , wo ea sich in der N&he des vordern 
Papillarmuskels verliert. Da dieses Btlndel die anf- 
liegende Klappe zu oomprimiren vermag , so glanbt 
84 e dasselbe als Compressor valvulae tricuspidalis 
bezeichnen zu dtlrfen. Zwischen ihm und dem vor- 
dern Winkel des rechten Ventrikels zeigt sich eine 
cylindrisch gestaltete, abgeplattete, ganz glatte Par- 
tie, die in die Arteria pnlmonalis auslinft ; dieeelbe 
wird von S 4 e mit dem besondern Namen Canalis 
pulmonalis belegt. 

Die beigegebenen 4 lithographirten Tafeln ent- 
halten 26 Abbildnngen, von denen zehn besondere 
Verhftltnisso am Herzen des Pferdes , des Hundes, 
des Rindes , dee Truthahns erl&utern ; alle flbrigen 
smd dem menschlichen Herzen entnommen. 

Cirbilation in der Herzsubstanz. 

Den bereits vor vielen Jahren von Brticke 
auugesprochenen Satz, „die Capillaren werden dureh 
die Contraktionen des Herzmuskels bis zum Ver- 
schwinden zusammengedrflckt“, hat Dr. Perd. 
Klug in Budapest (Med. Centr.-BI. XV. 8. 1876) 
der experimentellen Prtlfung unterzogen. Bei einem 
Proeche wurde das Herz im Momente der Systole, 
bei einem andem im Momente der Diastole unter- 
bunden ; die dann ausgeschnittenen Herzen wurden 
in verdtlnnte Schwefels&ure gelegt, nm das darin 
enthaltene Blut zur Gerinnnng zu bringen ; weiter- 
hin wurden von den erst etwas abgetrockneten Her- 
zen dtlnne Schnitte angefertigt und untersncht. Die 
Muskulatur des in der Diastole unterbundenen Her- 
zens erwies sich nngemein blutreich , wogegen das 
in der Systole nnterbundene Herz nur in den ftusser- 
sten Schichten seiner Wandungen Blutspuren zeigte. 
Das in den Lacunen der Muskulatur des Froschher- 
sens enthaltene Blut muss also w&hrend der Con- 
traktion des Ventrikels ausgepresst werden u. w&h- 
rend der Ausdehnung des Ventrikels wiederum in 
jene Lacunen eindringen. 

Ob aber da , wo die Muskelsubstanz des Ventri- 
kels nicht unmittelbar von der VentrikelhOhle aus 


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mit Blut versorgt wird, sondem dnrch besondere 
Kranzarterien , das gleiche Verhalten nachweisbar 
ist? Indem er die Hemmungswirkmig der Vagi mit 
zu Hfllfe nahm , gelang es King auch beim Kanin- 
chen, die diastolischen und selbst die systolischen 
Ventrikel zu unterbinden. Die Behandlung mit ver- 
dtinnter Schwefels&ure und die Anfertigung dflnner 
Schnitte geschah gleich wie beim Froschherzen, 
und schon mit freiem Auge war ein wesentlicher Un- 
terschied im Blutgehalte wahrnehmbar. Die GefiUse 
des wfthrend der Diastole unterbundenen Herzens 
smd in alien Schichten der Muskulatur blutreich ; 
besondcrs an der Herzspitze sind die Capillaren sehr 
blutreich, dagegen weniger gefullt an der Herzbasis. 
Das zur Zeit der Systole unterbundene Herz enth&lt 
in den oberfl&chlich liegenden GefUssen Blut ; in den 
tiefern Gef&ssen finden sich jedoch nur Spuren von 
Blut, und die Schnitte nahe der Herzspitze er- 
scheinen fast blutleer. 

Diese Versuche sprechen also daftlr , dass das 
Blut w&hrend der Systole der Ventrikel aus den 
eigenen Gef&ssen des Herzens ausgetrieben wird und 
w&hrend der Diastole frei in diese Gef&sse tritt. 

Reizbarkeit des Herzmuskels ; Fortleitung »m 
erregten Herzmuskel. 

Die dem Herzmuskel eigen thumliche Reizbar- 
keit , das eigenthilmliche Verhalten des ermtldenden 
und sich erholenden Herzmuskels hat Dr. H. P. 
Bowditch (Berichte fiber d. Verh. der k6n. sflcbs. 
Ges. d. Wiss. zu Leipzig 1872. VI. VH. p. 652— 
689) der experimentellen Untersuchung , aber le- 
diglich am Froschherzen, unterzogen. 

Das zu den Versuchen benutzte Praparat words in 
folgender Weise hergestellt. Am ausgeschnittenen Frosch- 
herzen wnrde vom Vorhofe her eine Glaskannle in die 
Hohle des Ventrikels geschoben, and etwa an der Grenze 
des obem Drittels wnrde die Wand des Ventrikels anf 
das Rohrchen festgebunden. Dadurch wurden die untern 
zwei Drittel der Rammer aus dem lebendigen Znsammen- 
hange mit dem Vorhofe ond dem obern Hinge der Ram- 
mer geldat und dem Einilusse der innern Herareiie ent- 
zogen. Der Hohlranm des abgebnndenen Rammers tucks 
wurde dnrch die Kanule mit reinem Serum gefullt und mit 
einem Manometer (ein Qnecksilberraanometer erwies sich 
als vorafiglicher) in Verblndnng gesetat, so dass der Dm- 
fang der hervorgemfenen Contraktionen durch die in das 
Manometer ubergefiihrte Flussigkeitsmenge gemessen wer- 
den konnte. Induktionsstrome, deren Schl&ge durch die 
Wandungen des nnterbondenen Stocks gingen , worden 
als Reize angewendet. 

Zuu&chst wurden die numerischen Ver/tfUtmisse 
zwischen Reieen und Herzcontraktionen der Prt- 
fung unterworfen. Wird der abgeschnttrte Ventrikel 
in regelm&ssigen Intervallen von immer gleich star- 
ken Induktionsschl&gen getroffen , so kann eine re- 
gelm&ssige Schlagfolge eintreten, indem jedem Reize 
eine Contraktion folgt, oder der Contraktionen sind 
tnehr oder weniger, was man als ttberz&hlige oder 
anssetzende Schlagfolge bezeichnen kann. Die fiber- 
z&hlige Schlagfolge tritt nur selten auf, meistens 
nur, wenn der Ventrikel nioht tief gemig outer bun - 
den wurde. Die regelm&asige und die aassetzende 

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83 


Theile, Anatomie n. Physiologic dea Herzens. 


Schlagfolge L&esen sich naoh Belieben erzeugen, 
wenn man in der Sttrke oder in der Reihenfolge der 
Induktionschl&ge beatimmte Aenderungen eintreten 
Iftast. Wird mit schwachen Induktionaachl&gen an- 
gefangen und deren Stftrke allm&lig geateigert , so 
erreicht man bald einen Punkt , wo jeder Reiz eine 
Contraktdon auslost. Bleibt man bei dieser Starke 
atehen a. ltsat die InduktionsachlAge in regelmksaigen 
Intervallen auf einander folgen , so bleiben allmftlig 
bei einzelnenReiznngen die Contraktionen aus. LAsst 
man alsdann die Starke der Induktionsschlage weiter 
ansteigen, so gelangt man allm&lig zu einem Punkte, 
wo die Schlagfolge wiederum eine regelmkaaige ist. 
Zaweilen ereignet es sich aber auch, daaa unerachtet 
der grosaen Intenaitat der Induktionastrdme doch nor 
eine Annahemng znr regelmisaigen Schlagfolge er- 
reieht wird. 

Die anasetzende Schlagfolge des abgeaohnllrten 
Ventrikela kann aber auch noch anf einem andern 
Wege in eine regelmissige umgewandelt werden, 
wenn namlich bei unverknderter Starke dea Reizes 
daa zwiachen zwei Reizungen liegende Interrall ver- 
grdaeert wird. 

Eine bemerkenawerthe Eigenthttmlichkeit dea 
Herzmnskels liegt nun aber darin , daas seine Reiz- 
empfhnglichkeit durch die Zuckungen , zu denen er 
veranlasst worden war, eine Abknderung erffclirt, 
was haufig dazu ffthrt , dass nach einer langern 
Zuckungsreilie nunmehr schon ein scliwacherer Reiz 
zur Auslfisung einer regelradsaigen Schlagfolge ge- 
nflgt. So kann der Fall vorkommen, dasa ein Reiz, 
(lessen Starke ureprtinglicU nicht ausreichte, um eine 
regelmaaaige Schlagfolge hervorzurufen , allmalig 
dennoch zu einer solchen filhrt, wenn er in den 
nAmlichen Intervallen vielmals liinter einander znr 
Anwendung kommt. 

Bei der regelmassigen 8chlagfolge, gleichwie 
bei der aussetzenden Schlagfolge kdnnen die einzel- 
nen Zuckungen am Manometer die gleiche Intenaitat 
oflfenbaren, oder sie kdnnen auch ungleiche Gritaae 
zeigen. 1st aber letzteres der Fall , daun kdnnen die 
Zuckungen der aussetzenden Reihe bald grosser, bald 
kleiner sein, als jene der regelmassigen Reihe. Den 
Reiz, welcher jedeamal eine Zuckung veranlasst , ao 
oft er daa Herz trifft, nennt Bowditch einen un- 
fehlbaren, jenen dagegen, der die maximale Zuckung 
but zeitweilig hervorruft, bezeichnet er als hinrei- 
ckenden Reiz. Der Grand, weshalb der hinreicbende 
Reiz sick nicht bis zum unfehlbaren Reize erhebt, 
lr Min nicht in einer Ermfldung der Mnakelmaaae ge- 
sueht werden. In aolchem Falle mlisste doch die 
in einer aussetzenden Reihe eintretende Zuckung 
kleiner auafhllen ala die Zuckung der regelmassigen 
Reihe ; auch kdnnte es dann nicht gesohehen , dass 
bei h&ufiger Einwirkung des namlichen Reizes in 
denaelben zeitliehen Abstanden der anfsLngiich nor 
zureichende Reiz sich in einen unfehlbaren Reiz am- 
wandelt. 

Andere Yersuehsreihen batten den Umfang der 
Hertzuehung sum Gegenatande. Wird der abge- 


schnUrte Ventrikel, aachdem er mehrere Minnten 
lang in vollkommener Ruhe verblieben ist , in Inter- 
vallen von 4—6 Sek. durch Reize von gleich blei- 
bender Intenaitat getroffen, so gestaltet sich das 
Grdsaenverhaltniss der succeaaiven Zuckungen in 
folgender Art: die erate Zuckung ist die kleinste 
und jede folgende nimmt an Umfang zu , jedoch in 
der Weise , dass auf die fortschreitende Zuckunga- 
ziffer nur ein immer kleiner werdender Znwachs ent- 
flllt, bis zuletzt jeder Zuwaclis aufhdrt and die dann 
noch weiter folgenden Zuckimgen alle denaelben 
Umfang besitzen. Werden die successiven Zuckungs- 
werthe als vertikale Linien succeasiv nebeneinander 
gestellt, so erhalt man eine Reihe, wofhr Bow- 
ditch die Bezeichnung als Treppe angenommen 
hat. 

Weiterhin folgen Vereuche, welche darthnn, dass 
die Richtung und die Starke des Induktionsstromes 
die Gestalt der Treppe nicht beeinflusaen , und dass 
der Umfang der Zuckungen von dem je zwei Reize 
einer unfehlbaren Reihe trennenden Intervalle weaent- 
lich abhangt; ferner Verauche Uber den Gang der 
Zuckungen bei continuirlich fortschreitender Ermli- 
dung dea Herzens; weiterhin Vereuche, wo die 
Hdhle des unterbundenen Ventrikela anatatt Seram 
mit Gummildsnng gefUllt wurde , mit dem Erfolge, 
dass das treppenfbrmige Ansteigen der anfeinander 
folgenden Zuckungen auafiel, und Vereuche, wo dem 
in der Hdhle des unterbundenen Ventrikels ent- 
haltenen Seram Gifte zugesetzt wurden , namentlich 
Mnscarin (andert das treppenf&rmige Ansteigen der 
Zuckungen in der Weise , dass die Minima und die 
Maxima , sowie der relative Zuwachs geringer aus- 
fallen), Atropin (bringt das stufenartige Ansteigen 
der Zuckungen, die Treppe, zum Verachwinden), 
Delphinin (bringt ebenfalls die Treppe zum Ver- 
schwinden und zeretdrt in grdssern Gaben die Reiz- 
barkeit des Herzens ganz rasch) , endlich Vereuche, 
um den Einfluss der verknderten Temperatur festzu- 
stellen. Von der genauern Vorftthrung dieser Ver- 
suohe darf um so eher Abstand genommen werden, 
als koine einfach formulirten Resultate aus denaelben 
gezogen werden. 

Wie ferner die Leitung der Erregung im Herz- 
muskel erfolgt, hat Prof. T h. W i 1 h. Engelmann 
(Arch. f. Phys. XI. 10. p. 465 — 480. 1875) eben- 
falls an Frosckherzen (liana esculenta und tempo- 
raria) experimentell nachzuweisen untemommen. In 
seiner im J. 1869 verdffentlichten Arbeit „Zur Phy- 
siologie des Ureter" hatte Engelmann dargethan, 
dasa der Ureter bei Fortieitung von Erregungen sioh 
wie eine einzige kolosaale, hohle and nervenfreie 
Muskelfaser verhklt, und dabei bereita die Vermnthung 
ge&nsaert , auch in der Muskelsubstanz des Herzens 
erfolge die Fortieitung von Erregungen nicht unter 
Vermittelung von Nerven, sondem die Erregung 
pflanze aich direkt von Muakelzelle zu Muskelzelle 
fort. Die zahlreichen anatomiachen und physiologi- 
achen Analogien zwiachen Herzmnakel und Ureter 
lieaaen dieas vermuthen. Beide Organs beetehen ana 


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84 


Theile, Anatomic a. Physiologic des Herzens. 


contraktilen “Zellen, die weder durch Membranen, 
noch durch Zwischenraume von messbarer Brerte von 
einander getrennt sind ; in bciden werden nur sehr 
wenig Nervenenden gefunden, jedenfalls sehr viel 
weniger, als die Zahl der Muskelzellen betrftgt; 
Ganglienzellen fehlen , mit Ansnahme einiger ganz 
beschrflnkter Gegenden ; beide kflnnen von jeder 
Stelle aus znr allgemeinen Contraktion angeregt 
werden, die Erregung kann sich also von jeder 
Stelle nach jeder beliebigen andem hin mittheilen, 
ja diess gilt anch von jedem mit Messer oderScheere 
isolirten Stttcke ; in beiden pflanzt sich die Erregung, 
wie es scheint, nach alien Richtungen hin mit gleicher 
Geschwindigkeit fort, nnd zwar ausserordentlich viel 
langsamer als die Erregung im Nerven. 

Diese frtlhere Vermuthung nun, dass anch im 
Herzen (wenigstens im Ventrikel) die Erregungs- 
leitung durch Contakt der Muskelzellen zn Stande 
kommt, begrflndet Engelmann jetzt durch folgen- 
genden einfachen Versuch. Wird die Herzkammer 
eines eben getftdteten Frosches mit einer feinen , bis 
zur Spitze scharfen Scheere in zwei oder mehr 
Stllcke zerschnitten , die untereinander nur durch 
ganz schmale Brflcken von Muskelsnbstanz noch zu- 
sammenh&ngen , dann beobachtet man nach einiger 
Zeit , dass auf Reizung eines dieser Stttckclien anch 
die andern Stftckchen nach einander in Contraktion 
gerathen. Es ist ganz gleichgiltig , an welchen 
Stellen die einzelnen Sttlckchen mit einander zusam- 
menhflngen, wenn sie nuT durch Muskelsubstanz ver- 
bnnden bleiben. Der Versuch beweist also, dass 
sich die Erregung in der Herzkammer von jedem 
Punkte aus nach jedem andern beliebigen Punkte 
fortpflanzen kann. 

Die mikroskopische Untersuchung der Muskel- 
substanz des Herzens spricht entschieden dagegen, 
dass die Erregung von Zelle zu Zelle durch besondere 
anatomische Elemente, durch Nervenfasern fortge- 
leitet wird. Im Allgemeinen sind in der Muskel- 
substanz keine Nervenfasern oder irgend and ere 
nervfise Elemente aufRndbar; nur in unmittelbarer 
Nfthe der Ganglienhaufen an der Herzbasis ist die 
Muskelsubstanz reich damit ausgestattet. So war 
denn auch bei wiederholten Untersuchungen in den 
schmalen Brflcken, welche die Herzstflcke in Ver- 
bindung setzten , nichts von Nervenftserchen oder 
Ganglienzellen auffindbar, ausgenommen, wenn diese 
Brflcken ganz nahe der Herzbasis sich befanden. Es 
bleibt deshalb nur die zweite Aunahme flbrig , dass 
bei jenem Versuche die Erregung, ohne Vermittelung 
besonderer anatomischer Elemente , direkt von Zelle 
zu Zelle fortschreitet. Jedoch wirkt nicht etwa die 
Contraktion der einzelnen Zelle als mechanischer 
Reiz auf die Nachbarzellen , sondern der unsichtbare 
Molekularprocess, der innerhalb der Zelle Contraktion 
bedingt, pflanzt sich von Zelle zu Zelle fort. Das 
ist aber mdglich , weil die Mien von keiner Zell- 
membran umhflllt werden, bis zur OberflSche hin 
ans reizbarer Substanz bestehen und mit einander in 
Molekularoontakt stehen. Die Reizung und Er- 


regung irgend eines Punktes der Mnskelsabatanz 
kann sich somit flberall hin ausbreiten und die ganze 
Herzkammer in Contraktion versetzen. 

Die Angaben Pagliani’s, dass bei direkter 
Reizung der KammeroberfUlche die Contraktion anch 
an einer von der Reiznng entfernten Stelle anfangen 
kann und dass Reiznng des die Muskelsnbstanz be- 
deckenden Endokardium nnd Ektokardinm, nicht 
aber unmittelbare Reiznng des Muskelgewebes zn 
Contraktionen fflhrt, hat Engelmann niemals be- 
stfltigen kSnnen. 

Der von Pagliani u. Andern ansgesprochenen 
Vermuthung, dass alle durch direkte Reizung der 
Herzkammer erregten Contraktionen Reflexbewegnn- 
gen sind , steht die Thatsache entgegen , dass anch 
das kleinste abgeschnittene Sttlckchen der Kammer 
bei direkter Ortlicher Reiznng als Ganzes sich za- 
sammenzieht. 

In Betreff des obengenannten Vereuchs mit der 
Kammer des Froschherzens ist aber noch Folgendes 
zn beachten. In der ersten Zeit nach der Operation 
pflegt die Fortleitung durch die Muskelbrtlckchen, 
welche die einzelnen Muskelstttcke verbinden , noch 
nicht zn erfolgen, wenigstens nicht, wenn die Brflck- 
chen sehr schmal gemacht wnrden. Allm&lig erst 
Btellt sich das Leitnngsvermbgen her, im Ganzen um 
so frflher, je geringer die vorausgegangene mecha- 
nische Reiznng war. Es kann eine Viertelstnnde 
und mehr, in einzelnen Fallen selbst 1 Std. ver- 
gehen, ehe alle Brflcken leitungs&hig sich erweisen. 
Man Ittsst deshalb das Herz nach der Operation am 
besten erst einige Zeit im feuchten Raume rnhen. 
In Folge zu heffiger mechanischer Reiznng bei der 
Operation entwickelt sich das Leitnngsvermflgen 
manchmal auch gar nicht. Besonders in den heissen 
8ommermonaten misslang der Versuch vielfilltig. — 
Je grosser die Zahl der Stflcke ist, in welche das 
Herz zerspalten wurde, u. je dflnner die Commissuren 
zwischen den einzelnen Stttcken sind , nm so schwie- 
riger gelingt der Versuch. — Hftngt ein Stack der 
zerschnittenen Kammer noch mit der Vorkammer 
zusammen und ist das Leitungsvermttgen durch die 
verechiedenen Brflcken hergestellt, so contrahrrt 
sich nach jeder Vorkammersystole zunftchst jenes 
mit ihr verbundene Stflck, dann das daran grenzende 
u. 8. w., das heisst die Contraktion pflanzt sich von 
der Basis nach der Herzspitze fort. Zeigt das Prtl- 
parat keine spontanen Bewegungen mehr , dann 
richtet sich das Fortschreiten der Contraktionen 
lediglich nach dem zuerst gereizten Stttcke. — Die 
Leitnng einer Brflcke scheint sich manchmal schneUer 
herzustellen , wenn die beiden dadnrch verbnndenen 
Stttcke oder auch nur eins davon in Intervallen von 
einigen Sekunden wiederholt gereizt werden. — F.in 
scheinbar gleichzeitiges Zusammenziehen alter Stflcke 
des zerschnittenen Herzens , also eine gleiche Fort- 
pflanzungsgeechwindigkeit der Erregung, wie am 
unverletzten Herzen, kann vorkommen, wenn das 
operirte Herz ein sehr kriftiges war. In der Regel 
aber schreitet die Contraktion sohon in der ersten 


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85 


T h e i 1 e , Anatomie n. Phyaiologie des Herzens. 


Zelt nach dem Zerschneiden , znraal aber im spiltem 
Verlanfe des Versucbs, wellenfbrmig fort. 

Die Fortleitungsgeschwlndigkeit, mit Hfllfe elnea 
Viertelaeknnden echlagenden Metronoms beatimmt, wurde 
im Maximum etwa gleich 30 Mmtr. in der 8eknnde ge- 
funden; gewShnlich aber erreichte sie nur 20 — 10 Milli- 
meter. Die Abhangigkeit dieser Fortpflanziingsgesctawln- 
digkeit von der Temperatnr Hess slob leicht naehweisen. 
Fine Abkuhlnng von 17° C. anf 6° genQgte , nm sie von 
20 Mmtr. anf 10 Mmtr. herabzuaetzen. und bei allmSliger 
Erwarmnng anf die anfangliche Hflhe stieg sie dann 
wieder anf etwa 20 Millimeter. 

Der oben beschriebene Grnndversuch , welcher fflr 
die Leitnng der Erregnng dnrch Zellcontakt spricht, 1st 
Engelmann anch bei Fischen (Anguilla flnviatills. 
Tinea chrysitis) , bei Reptilien (Tropidonotns natrix, 
Testudo graeca) , bei Siiugethieren (Mus musculns und 
decumanus, Lepus cunicnlns) gelungen. Bei den warm- 
blfitigen Tbieren wird jedoch der Versucb durch das 
schnelle Sinken der Erregbarkeit , bei den Fischen dnrch 
die Neignng der einzelnen Herzkammerstuckcben zu 
spontanen Contraktionen erschwert. 

Funktion der Herzganglien. 

Neuere , ebenfalle am Froschherzen ausgefilhrte 
Untersnchungen hieriiber lieferte Dr.LudwigPag- 
liani (Moleschott’s Unters. XI. 4. p. 358 — 389. 
1874). Die zuerst von Volkmann im J. 1844 
eingeftlhrten, mehrfach wiederholten und verknderten 
Versnche am Froschherzen, um zn ermitteln, welclien 
Emfluss Einschnitte oder Durchschnitte oder auch 
Unterbindungen einzelner Theile anf die Schlagfolge 
des Organs haben , warden von P a g I i a n i nach 
einer abge&nderten Methode wiederum durchgeflihrt. 
Wihrend nftmlich die frflhern Experiments to ren bfe- 
stimmt dirigirte Durchschnitte durch das Herz auf 
einmal ausftlhrten, oder mit einer einzigen Unterbin- 
dnng einen speciellen Theil des Herzens auf einmal 
umfassten, ftlhrte derselbe an den betreffenden HeTZ- 
theilen nnr kleine, in abgemessenen kleinen Zeit- 
rSumen weiter ausgedehnte Schnitte aus. Er theilt 
13 mannigfaltig modificirte Einzelversuche mit sol- 
chen succeasiven Durchschneidungen und den jeweili- 
gen Verftnderungen der Herzschlagfolge mit, aus 
denen er fttr das Froschherz folgende Resultate 
glanbt ziehen zu dflrfen. 

1) Die nervflsen Herzganglien sind als Centra 
thltig , in denen sich die Reiznngen reflektiren , von 
denen die Endignngen sensibler Nervenfasern im 
ftussern oder im innem Ueberzuge des Herzens be- 
troffen werden. 

2) Die Fnnktionen der Herzganglien nnterschei- 
den sich nicht in solcher Weise , dass man zu der 
Annahme berechtigt wkre, ein Theil derselben hemme 
die Bewegnngen des Herzens , der andere Theil da- 
gegen fSrdere diese Bewegnngen. 

3) Die Verinderungen in der Bewegnng des 
Herzens oder dessen Stillstand sind nicht dadnrch 
bedingt, dass die eine oder die andere Qanglien- 
gnippe abgetrennt wurde, sondera sie sind abhSngig 
von der verschiedenartigen Reiznng von Fasern, 
welche in die Ganglienzellen eintreten oder ans den 
Ganglienzellen hervorgehen. 


4) Es giebt 2 Arten von Nervenfasern im Her- 
zen, die sich im Reizbarkeitsgrade imterscheiden imd 
in dem Widerstande, den sie den Reiznngen ent- 
gegensetzen. Eine Gruppe dieser Fasern tritt dnrch 
den Hohlvenensinus zn den Vorkammern und begiebt 
sich von hier auch znm Vcntrikel, haupts&chlich an 
die hintere Wand und an den Sussern Theil des 
Ostium venosnm. Die Fasern der zweiten Gruppe 
dringen in der Nfthe des Ostium arteriosum in das 
Herz , und nachdem sie die ganglienhaltigen Netze 
gebildet haben , vertheilen sie sich an den Vorkam- 
mem und am Ventrikel. 

5) Die Fasern der ersten Gruppe ermflden leicht 
bei heftiger Reiznng, wenn z. B. eine gewisse Menge 
derselben auf einmal durch einen Schnitt getroffen 
wird, so dass eine ErschOpfung der Hcrzthittigkeit' 
hervortritt ; werden sie aber weniger gereizt , wenn 
7. B. nur wenige mittcls einer scharfen Schecre auf 
einmal durchschnitten werden , dann erlid.lt sich die 
Thatigkeit dieser Fasergruppe und das Herz bleibt 
in Bewegnng, ja es vermehrt sich wohl gar ibre 
Thatigkeit und die Schlagfolge des Herzens wird 
beschleunigt. 

6) Die Fasern der zweiten Grnppe sind weniger 
reizbar und weniger leicht zu ermttden ; leichte Rei- 
zungen wirken deshalb nicht auf sie ein , starke Kei- 
zungen aber erhdhen ihre Thatigkeit. 

Nervus accelerator cordis der Katze. 

8orgfaitige Untersuchnngen liber diesen Nerven 
lieferte Prof. Dr. R. Boehm in Dorpat (Arch. f. exp. 
Pathol, u. Pharm&kol. IV. 4. p. 255 — 279. 1875). 
Diese Untersnchungen warden unter Mitwirkung des 
Dr. H. Nnssbaum ausgefhhrt und sind schon des- 
halb sehr beachtenswerth, weil die bisherigen Unter- 
suchnngen fiber beschleunigte Schlagfolge des Her- 
zens dnrch elektrische Nervenreizung an FrOschen 
(8 c h m i e d e b e r g), an Kaninchen (v. B e z o 1 d nnd 
Bever, Cyon), anHunden (Ludwig, Schmie- 
deberg) vorgenommen worden sind, mit Ausschlnss 
der Katzen. 

Ein die Schlagfolge des Katzenherzens beschlen- 
nigender Nerv lasst sich anatomisch mit Bestimmt- 
heit naehweisen, wie die der Abhandlung vorans- 
geschickteDaretellnng des Plexus cardiacus am Halse 
der Katze, die durch eine dem Texte eingefttgte Ab- 
bildung in instniktivster Weise vervollstandigt wird, 
dentlich darthut 

Von dem oftmala ansnehmend kleinen Ganglion oer- 
vicale medium des Sympathies setzt sich der Grenzetrang 
beideraeits als ein doppelter Ast nach abwarts fort. Der 
Susaere Ast tritt anf beiden Seiten uber die Art. snbclavta 
weg zn elnem am Wirbelende der ersten Rippe anf dem 
Longiaaimua colli Iiegenden Ganglion, das dem verschmol- 
zenen Ganglion cervicale inflmum and Ganglion thoraci- 
enm primum entspriebt nnd wegen mehrfacber radien- 
fSrmig mit ibm in Verbindung etehender Nervenfiden ala 
Ganglion stellatnm bezeichnet werden kann. Der innere 
Ast verlanft llnkerseits als geeonderter Nerv gleichfalls 
znm Ganglion atellatum fort , wogegen derselbe rechter- 
seits aich alabald an den Vagoa anlegt nnd eratinderHShe 
des "Recurrens sich wieder davon abtrennt , am sioh 


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86 


T h e i 1 e , Anatomic n. Physiologic des Herzens. 


schlflselioh ebenfalls znm Ganglion gtellatom za begeben. 
Das Ganglion stellatum erhilt sodann, vom 6. Halsnerven 
anfangend , aus 4 auf einander folgenden RQckenm&rks- 
nerven Rami communicantes. Aus Ihm geht ferner der 
abate Igende Grenzstrang des Sympathlcus ala einfaeher 
dicker 'Nervenatamm hervor, aowle vereohiedene Rami 
cardiac!. Letztere legen aich auf der recbten 8eite guten 
Theila an den vorbelzlehenden Vagua an , und erat ana 
einem verwickelten Plexus erfolgt die Verelnigung zu 
einem abatdgenden Nervns cardiacus a. Accelerator dexter. 
Linkeraeita dagegen sind die Rami cardiaci alabald zu 
einem anaehnlichen . meistena gleicb am Abgange ein- 
fachen Nervua cardiacus e Ganglio a. Accelerator sinister 
vereinigt, der nach unten nnd innen verlauft, daa Perikar- 
dium an der Art. pulmonalia durcbbohrt and aich anf dem 
linken Vorhofe und in der Muakulatur dea link en Ventrikela 
verliert. 

Den Cardiacus e ganglio atellato, der nach aeinem 
phyaiologischen Verhalten ala Accelerator bezelchnet en 
werden verdient, hat B. an chloroformirten und apaterhln 
auch an curarisirten Katzen der elektrischen Re'znng 
unterworfen nach einer ganz genau beschriebenen Methode, 
deren Ausfuhrung 1m einzelnen Falle , auch bei recbt 
gfinatigem Verlaufe, 30 Min. erforderte. 

Nach der eben vorgelegten kureen anatomischen 
Beschreibung des Accelerator wtlrde man wohl er- 
warten dtlrfen , dass der linkseitige Accelerator zu 
den Vereuchen erw&hlt wurde. Das ist aber nicht 
der Fall, nnd die Bevorzugung des rechten Accelera- 
tor wird ausdrtlcklich durch ein besonderes Verhalten 
des linken Nerven motivirt , wodurch fast ein etwas 
zweifelhaftes Licht anf die ganze Untersuchung zu 
fallen scbeint. „Der Nervns cardiacus e ganglio 
atellato sinister bietet, Dank seinem von Aufang an 
isolirten Verlaufe , viel einfachere Verh&ltnisse dar, 
8teht aber doch dem gleichnamigen Nerven der an- 
dern Seite insofern nach , als seine beschleunigende 
Wirkung auf den Herzschlag eine geringere ist.“ 

Der aus dem Ganglion stellatum hervorgehende 
und zum Herzen verlaufende Cardiacus wurde an 
20 Katzen im Ganzen 145mal gereizt, nnd nur 2mal 
wurde bezllglich der beschlennigenden Wirkung anf 
den Herzschlag ein negatives Resultat erhalten. Es 
wurde immer die Pulsfrequenz fllr je 10 Sekunden 
vor der Reizung, wahrend der Reizung und nach der 
Reizung gezfthlt und danach die procentische Be- 
schleunigung des Pulses festgestellt. Das Nahere ist 
in der tabellarischen Znsammenstellong von 101 
Reiznngen , aus der Zahl der 145 entnommen , zur 
Anachauung gebracht. 

Der Wertli der Pulsbeschleunigung schwankte 
in den verzeichneten Fallen zwischen 7 nnd 70 °/ 0 ; 
der am baufigsten beobachteteZuwachsjedochbetrng 
21—30 »/ 0 . 

Das Maximum der 8chlagbeschleunigung wurde 
in der Mehrzahl der Falle im zweiten Zehnsekunden- 
abschnitte der Reizung erreicht. Die Daner der 
latenten Reizung betrug durchschnittlich 5 — 10 8e- 
knnden. 

Was Schmiedeberg bereits fllT den Hund er- 
mittelt hat , das bestatigte sich auch ftlr die Katie, 
dass namlich die Erregbarkeit des Accelerator ftlr 
elektrische Reize eine ziemlich geringe ist. Strom- 
Btkrken, welche am Nervua vagus gerade noch maxi- 

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male Effekte hervorrufen, sind in der Regel zu 
schwacli , tun den Accelerator ttberhaupt in Thttig- 
keit zu versetzen. Dass der Accelerator durch 
mechanische Reize , durch ZiJg, Druck, Durchschnei- 
dung nicht in Erregung versetzt wird, diess zu con- 
statiren hot sich wahrend der langern Untersuchungea 
mebrfach Gelegenheit. Chemische und thermisebe 
Reize sind jedoch nicht in Anwendnng gezogen 
worden. 

Zweifelhaft darf es erscheinen, ob man von einer 
Ermlldung des Accelerator durch elektrische Reize 
reden darf : zu wiederholten Malen wurde der Nerr 
mit maximalen Stromst&rken 2 Min. lang anbaltend 
gereizt, obne dass ein Abnehmen der Wirkung im 
Verlaufe der Reizung wahrgenommen werden konnte. 

Die erreichte Pulsbescbleunigung erhob sich nur 
in ein paar Fallen bis zu 46 Schligen in 10 8ek. 
und blieb noch 'unter dem Werthe zurtlck, den die 
Pulsfrequenz der Katzen bei Einwirkung einiger 
Gifte erreichen kann , namlich liber 50 Sohlage in 
10 Sek. bei Baryt- oder Delpliininvergiftung , 58 
Sclilage in 10 Sek. bei Ammoniakvergiftung. 

Paradoxe Vacruswirkung. 

Die bei curarisirten Thieren vorkommenden pa- 
radoxen Wirkungen des Vagus hat Prof. Dr. R. 
Boehm in Dorpat (Arch. f. oxper. Pathol, u. Phar- 
makol. IV. 5 u. 6. p. 351 — 386. 1875) genauer 
untersucht. Die Abhandlung bringt eine Vervoll- 
standigung und Vermehrung jener Resultate , die in 
der frtther erscliienenen Inaugural - Dissertation von 
Dr. H. Nussbaum (Beitrilge zur Kenntniss der 
Anatomie und Physiologie der Heranerven und der 
phyaiologischen Wirkungen des Curare) mitgetheflt 
wurden. 

Die bereits vor 20 Jahren von Cl. Bernard 
gemachte Entdeckung, dass durch Curareein wirkung 
der elektrisch gereizte Vagus der HemmuDgswirkung 
auf die Herzbewegungen verlustig geht, fand alsbald 
mebrseitige Bestatigung , und die Experimentalpliy- 
siologie hat aus dicser Beobachtung vielfacb Nutzen 
zu ziehen gewusst. Indessen schon 1858 machte 
v. Bezold darauf aufmerksam, dass durch Curare- 
ein wirkung die Erregbarkeit der Vagusfasern doch 
erst spater verloren geht, als in andem motorischen 
Nerven, und spSterhin sprach sich dereelbe bestimmt 
dabin aus, dass es von der Dosis des Curare abhftngt, 
ob der Vagus dadurch gelahmt wird oder nicht. So 
wird es denn erklflrlich , wenn Meissner, Vul- 
pian die specifische Wirkung des Vagus anf das 
Here bei Cnrarevergiftung noch fortbesteben sahen. 
W. Wundt (Heidelb. Jahrbb. 11. p. 172. 1860), 
der in Gemeinschaft mit S c h e 1 s k e den Einfluss des 
Curare aufNieren und Muskeln untersuohte, beobach- 
tete sogar das entgegeugesetzte Verhalten des Vagus, 
nUmlich eine Beschleunigung des Herzschlags bei 
tetanischer Reizung des Nerven , welche Beschieuni- 
gung mit dem Wachsen der Reizung znnahm. 
(Uebrigens ist eine solohe paradoxe Wirkung des 
Vagus auch nach Einwirkung anderer Gifts beobaehtet 

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T b e i 1 e , Anatomic u. Phyaiologie des Herzen*. 


worden: Sehmiedeberghai dieselbe am Froach- 
heracn bei Nikotinvargiftung geaehen ; Rutherford 
sab aie bei mit Atropin vergifteten Thieren, and 
■p&terhin much Rossbach; Boehm selbst beob- 
achtete vom Aconitin mehrfach aolche paradoxe Va- 
gus wirkung.) 

Im Handel kommen eben aehr verschiedenartlge 
Corareaorten vor, die aioh nicht nor im phyaikalischen 
VerhaJten, sondern aach in der Intensitat der Wirkung 
wesentlich yon einander unterscheiden , und so kann es 
geschehen, dass die bei den gewShnlichen Versuchsthieren 
gebranchliche Injektionsraenge , 1 oder 2 Cctmtr. einer 
lproeent. waaaerigen Losung, worin also 0.01 bis 0.02 
Grmm. Curare enthalten sind, iu dem einen Falle genugt, 
den Vagus vollstandig zu lahmen, dagegen in einem andern 
Falle den Vagus ganz intakt lasst. Es 1st deshalb erfor- 
derlich , dass bei dem namlichen VereuchBthiere die wie- 
derkolte Anwendung des Curare i miner mit den namlichen 
Corareaorten oder richtiger mit dem namlichen Curare- 
praparate vorgenommen wird. 

Boehm theilt am Schlusse der Abhandlung die 
Versuchsprotokolle tlber seine Versuche mit Curare- 
vergiftung mit , die meistens an Katzen , zum Theil 
aber auch an Hunden ausgefhhrt worden sind. A us 
diesen Versuchen ergiebt sich zunftchst die Bestftti- 
gung des Satzes, dass Curare , in gewisser nach den 
Sorten verschiedener Dosis in die V enen eingebracht, 
die Hemmung der Herzbewegung bei Reizung des 
Vagus aufhebt, ohne dass jene Reizung sonst eine 
sichtbare Verftnderung der Blutdruckcurve hervor- 
ruft. 

Die Erregbarkeit der Vagusenden eriischt aber 
nicht mit einem Schlage bei der Curarevergiftung, 
sondern verliert sich schneller oder langsamer, je 
nach der angewandten Curaredose. Durch sehr 
kleine Dosen erfolgt Abschwftchung des Hemmungs- 
efrektes , so dass bei der Vagusreizung eine mltssige 
Verlangsamung der Schlagfolge des Herzens beob- 
achtet wird, und zugleich zeigt sich eine geringe 
Wirknng auf den Blutdruck. Die pulsverlang- 
samende Wirkung schreitet jedoch langsamer vorwftrts, 
als die Wirkung auf den Blutdruck , so dass zuletzt 
ein Stadium erscheint, wo die Vagusreizung auch mit 
starken elektrischen StrSmen nur eine Verlangsamung 
der Pulse ohne Verminderung des Blutdrucks hervor- 
ruft. Dann genflgt aber schon eine ganz geringe 
Curaredosis, um die vBllige Lfthmung der hemmenden 
Vagusfasern herbeizufllhren. 

1st einem Thiere eine grOssere Curaredose ein- 
gespritzt worden und wird erst einige Minuten spate r 
zur Prflfung des Vagus geschritten , dann kann der 
Nerv vielleicht schon bereita ganz unerregbar gewor- 
den sein. Hftafiger jedocb beobachtet man in solchen 
Fallen ein rasches bedeutendes Ansteigen des Blut- 
drucks, wahrend die Pulsfrequenz nocb unverUndert, 
oder vermindert, in selteneren Fallen aber auch ver- 
mehrt 1st. Wenn vermehrte Pulsfrequenz besteht, 
so gentlgt es , den Nerven 3 bis 4 Male liinter ein- 
ander zu reizen , und man beobachtet dann wieder 
unvertlnderte oder verlangsamte Pulsfrequenz. — 
Ftlr die Blntdrucksteigerung wird immer eine sehr 
ateil ansteigende und etwas weniger steil abfallende 

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Curve erbalteu ; innerhalb 2 bis 3 Sekunden , vom 
Begiime der Vagusreizung an , wird das Maximum 
des Blutdrucks erreicht, das sich erhalt, bo lange die 
Reizung andauert. Beim Sistiren der Reizung fftllt 
der Blutdruck innerhalb 15 bis 30 Sekunden auf 
ein Minimum berab, das aber um 10 — 15 Mmtr. Hg 
fiber dem frttheren Blutdrucke zu stehen pflegt. An 
der Katze beobachtet man bei der Vagusreizung eine 
Drucksteigenmg von 100 bis 160 Mmtr. Hg, so 
dass also der Blutdruck nicht selten verdoppelt ist. 
Der Grand dieser bedeutenden Drucksteigenmg wah- 
rend der Vagusreizung dtlrfte wohl darin zu suchen 
sein, dass, wie Rossbach ftlrdie Atropinvergiftung 
nachgewiesen hat, so auch bei der Curarevergiftung 
vasomotorische Nervenfasern erregt werden , die 
durch den Hals- und Bauchvagus zu den Unterieibs- 
organen verlaufen. Dabei ist es freilich schwer ver- 
stftndlich , warum nur bei ganz bestimmten Graden 
und Stadien der Curarevergiftung jene Wirkung der 
im Vagus verlaufenden Vasomotoren zu Tage tritt. 
So lange die hemmenden Herzfasern des Vagus sich 
noch in normaler Erregbarkeit befinden , komrat boi 
Reizung des Vagusstammes nur insofern eine Andeu- 
tung von gleichzeitiger EiTegung vasomotorischer 
Fasera zur Beob&chtung , als nach dem Abklingen 
der Hemmongswirkong der Blutdruck sehr ranch 
wieder steigt und das vor der Reizung beobachtete 
Niveau hftufig um ein Bedeutendes tlberschreitet. 

Es kommen femer Falle vor, wo bei Reizung 
des Vagusstammes die vasomotorischen Fasern und 
die Hemmungsfasern gleichzeitig in Aktion treten, 
wo also die rasche Blntdrucksteigerung von Puls- 
veriangsamung begleitet wird. Diesen Zustand beob- 
achtet man am hftufigsten wahrend des Schwindens 
der Curarevergiftung. Hftufig genug wird aber auch 
jede Blntdrucksteigerung vermisst, wenn sich die 
Hemmungsfasern bei Reizung des Vagusstammes als 
vflllig gelfthmt erweisen. 

Es ist somit nicht mdglich, feste Beziehungen im 
Verhalten der hemmenden und der vasomotorischen 
Fasern des Vagus nachzuweisen. Die vollstandige 
Lfthmung der hemmenden Fasern ist keineswegs 
dazu erforderlich , um die Wirkung der andern her 
vortreten zu lassen, vielmehr kSnnen beide gleich- 
zeitig in Wirksamkeit treten; die Thfttigkeit der 
vasomotorischen Fasern andererseits kann bei volliger 
Lfthmung der Hemmungsfasern wahrend und nach 
der Reizung latent bleiben. Das drftngt zu der Ver- 
muthung, dass bei Curarevergiftung die Erregbarkeit 
der vasomotorischen Fasern selbst eigenthtlmlichen 
Schwankungen unterliegt. 

Ist bei einem Thiere durch Injektion mehrerer 
kleiner Cnraredosen oder durch Injektion einer mitt- 
lern Curaredose vollstftndige Lfthmung der Hem- 
mungsfasern eingetreten, so dass Vagusreizung ohne 
alien Einfluss auf den Blutdruck ist , und wird nun 
noch eine femere kleine Dosis einmal oder anch ein 
Paar Mai injicirt , so gelangt man in der Mehrzahl 
der Fftlle zn dem durch Wundt hervorgehobenen 
Punkte, t oo die Vaguer eizvng eine Acceleration 

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88 


Theile, Anatomie a. Physiologie des Herzens. 


der Her zbeweg ttngen hervorruft. Die Aussicht, 
dieses Versuchsreeultat zu erzielen, 1st um so grosser, 
je vorsichtiger die Coraredosen gesteigert werden, 
und mit je kleinerea Dosen der Versuch erdffnet 
wird. Die Versuche lieferten stets nor undeutiicbe 
Resultate, wenn gleich Anf&ngs grosse Dosen Curare 
in Anwendung gekommen wareu. Bestimmte Ur- 
sachen, warom auch der wohlangeordnete Versuch 
nicht allemal zu jenem Resultate fllhrt , liesaen sich 
tlbrigens nicht ermitteln. — Ohne Zweifel sind bei 
diesen Versuchen accelerirende Nervenfasera bethei- 
ligt, die im Vagus verlaufen und nur bei voiist&ndi- 
ger Lahmung der Qemjnungsfaaem ihre Wii-kung 
unmittelbar aussern kOnnen. Die Beschleunigung 
des Herzschlags, welche in diesen Fallen durch 
Vagusreizung erzielt wird, atimrnt ganz mit jener Be- 
schleunigung (therein, die zur Erscheinung kommt, 
wenn die sympathiscben accelerirendeu Ilerzvenen, 
die aus dem Ganglion stellatum zum Herzen treten, 
gereizt werden. Namentlich ist der procentiscbe 
Werth der Pulsbeschleunigung in beiderlei Fallen im 
Ganzen der namliche. 

Mit dem Auf hflren der Curarewirkung schwindet 
auch die Erregbarkeit der accelerirenden Vagus- 
fasem, und man nahert sich nach einigen Reizungen 
allnUUig dem Zeitpunkte, wo die Vagusreizung wie- 
der ohne alien Einfluss auf die Scblagzahl des Her- 
zens ist. Wie lange die bescldeunigende Wirkung 
der Vagusreizung andauert, ist einigermaassen von 
der Grdsse der zuletzt eingespritzten Curaredose ab- 
hangig ; nach grbsseren Dosen verfliesst eine Utngere 
Zeit. Dabei ist aber nicht zu (lbersehen, dass durch 
zu grosse Curaremengen die Erregbarkeit der acce- 
lerirenden Vagusfasern von vom herein auf immer 
vemichtet wird. Ist nun der Zeitpunkt eingetreten, 
wo die Vagusreizung keine Pulsbeschleunigung mehr 
hervorbringt, dann kann man die Erregbarkeit der 
accelerirenden Fasern sofort dadurch wieder her~ 
etellen, dass man von Neuem eine kleine Dose 
Curare injicirt, und diess lasst sich bei einem kraf- 
tigen Versuchsthiere 2 — 3mal in dem namlicben Ver- 
suche wiederholen. 

Sehr auffallend ist es , dass durch Reizung des 
linken Vagus, ungeachtet der Versuch vielfach wieder- 
holt wurde, niemals eine deutlicbe Beschleunigung 
der Schlagfolge eraielt werden konnte, wahrend doch 
die (lbrigen Kategorien paradoxer Vagus wirkung 
durch den linken Nerven so gut, wie durch den rech- 
ten, zur Wahrnehmung gebracht warden. Diese 
Thatsache dttrfte ftlr die Annahme sprechen, dass 
besondere accelerirende Fasern, die im Vagus selbst 
verlaufen, die Pulsbeschleunigung direkt bewirken.j 

Die verschiedenartigen Wirkungen, welche bei 
Curarevergiftung durch Vagusreizung hervorgerufen 
werden, Bcheinen zu der Annahme zu drangen, dass 
dreierlei Fasersysteme centrifugal im Vagus (wenig- 
stens im recbten Vagus) verlaufen: X) hemmende 
Fasern, welche zuerst durch Curare gelfihmt werden ; 
2) beschleunigende Fasern , welche nicht durch das 
Curare gelahmt werden und bei Reizung einea 

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Vagus, dessen Hemmungsfasem gelihmt sind, zur 
Wirkung gelangen ; 3) vasomotorische Fasern fBr die 
Baucheingeweide , deren Wirkung namentlich wih- 
rend des allm&ligen Schwindens des Curareedekts zu 
Tage tritt. 

Erscheinungen der Herzthdtigkeit. 

Ueber mehrere Punkte der Physiologic des 
Herzens kam es im Jahre 1874 in der Pariser Aca- 
demic de Mddecine (Bull, de l’Acad. 2. S£r. HI. 14. 
16. 17. 18. 1874) zu einer erregten Diskusaion, 
die jedoch in keiner Weise zu einer festeren Begrlln 
dung der fragbchen Punkte ftlhrte. Die Haupt- 
redner entwickelten ihre persdnlichen Auffassungen 
und Anschauungen, hoben das Verdlenstliche ihrer 
eigenen Untersuchungsmethoden hervor, verdfichtig- 
ten zum Theil die andern Untersuchungsmethoden, 
namentlich die physikalische Methode, vor der Auf- 
deckung eines wissenschaft Lichen Skandals (sit venia 
verbo !) dabei nicht zurflckschreckend, und verharr- 
ten schlflsslich auf ihren personlichen Ansichten. Fin 
versdhnender Ausgleich der entgegenstehenden An- 
sichten ist nicht zu Staude gekommen, ja nicht einmal 
versucht worden. Trotzdem glauben wir, dass eine 
tlbersichtliche Darstellung dieser Verhandlungen ftlr 
unsere Leser nicht ohne lnteresse sein wird. 

Prof. Colin, an der Thierarzneischole inAlfort, 
hielt am 7. April einen Vortrag tlber den Mechanis- 
mus des Herzs tosses , sowie fiber die an der ein- 
zelnen Herzphase unterscheidbarsn zeitlichen Ver- 
haltnisse. 

Zun&chst wird hervorgehoben , dam es nicht be- 
grilndet ist , wenn man beim Menschen die Erschei- 
n ungen der Herzthktigkeit jenen ganz gleich an- 
nimmt, die man bei den zu diesen Untersucbungen 
meistens verwandten Thieren, namentlich beim Pferde 
und bei den Wiederkftuern, beobachtet. Im seitlich 
abgeplatteten Thorax der Thiere liegt ein konisches 
lhngliches Herz, dessen Spitze nur an das Sternum 
anschlagen kann ; der Thorax des Menschen ist in 
aagittaler Richtung abgeplattet , auch das Herz ist in 
dieser Richtung abgeplattet, und seine Lhngsachse 
liegt schief zum Sternum , so dass die Spitze nach 
links gerichtet ist. Wird beim Pferde linkerseits am 
Thorax eine Oeffnung angebracht, um die Bewegun- 
gen des Herzens dem Auge zug&ngig zu machen, so 
bemerkt man fast keine Stellveranderung an der 
Herzspitze, und nicht die Herzspitze stdsst oder 
schlflgt an die Rippenknorpel , sondem die untere 
Halfte der linken Flflche des Herzens. Verfolgt man 
nun die Bewegungen deB also blosgelegten Herzens 
des Pferdes mit dem Auge , so lassen sich an der 
einzelnen Herzphase deutlich 4 zeitlich auseinander 
liegende Abschnitte unterscheiden, 2 *8ystolen und 2 
Pansen oder Intervalle. Wird von dem Momente 
ausgegangen , wo das Herz ganz erschlafft ist, dann 
erscheinen jene 4 Abschnitte in folgender Reihe : 

1) Rasche Systole der Vorhofe. 

2) Kleine Pause Oder kleines Intervall. 

3) Systole der Ventrlkel. 

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Theil e, Aaatomie u. PL^Wogie des Herzens. 


4) Lange Pause, ErBChlaffung all<ir He rzhohlen. 
Diese Reihenfolge kommt nicht bios bei den Araphibien 
vor, sondern auch ebenso bei den Saugeth:ieren. 

Das sind nach C. die wahren p hysiologischen 
Abschnitte der einzelnen Herzplia.se , und das beob- 
achtends Auge erkennt deutlich Folgendes. Beim 
1. Abschnitte wird der obere Theil des Herzen j allein 
erschflttert ; wfihrend des 2. Abschn itts nehmen die 
sich erweiternden VorhOfe wie.dennn ihre frtlhere 
Stellung ein , das Kammerhevz aber ist nocb unbe- 
weglich ; wftlirend des 3. Ahschnittes wird der untere 
Theil des Herzens nach links gedreht und stOsst an 
die Bmstwandungen , der dumpfe Herzton ist zu 
lioren; im 4. Abschnitte erfolgt die Wiedererweite - 
rung der sich ftlllenden Ventrikel, der helle Herzton 
ist zu horen und darauf folgt die lange Pause. 

Das Ohr des Auskultirenden erfasst ebenfalls 
4 Abschnitte in der einzelnen Herzphase , n&mlich : 
dumpfer Herzton ; kurzes tonloses Intervall ; heller 
Herzton ; langes tonloses Intervall. Dieue 4 Ab- 
schnitte fallen aber nicht genau mit jenen 4 Ab- 
schnitten zusanunen, die das Auge an der einzelnen 
Herzphase unterscheidet. Der 1. wahre Abschnitt 
der Herzphase , der dem Auge sich darstellt , wird 
durch die Auskultation nicht erkannt, die Vorhofs- 
systole verlituft eben tonlos und ist in das lange 
Intervall aufgenommen. Beim Auskultiren beginnt 
die Herzphase mit dem dumpfen Herztone , und die- 
ser ist mit der Systole der Ventrikel und dem An- 
stossen des Herzens an die Rippenwandung synchro- 
nise!). Die 3 andem beim Auskultiren unterschie- 
denen Abschnitte , das kurze tonlose Intervall , der 
helle Herzton und das lange tonlose Intervall , ent- 
sprechen zusammen, ohne bestimmte Abgrenzung, 
der beginnenden Diastole der Kammem , dem Ende 
dieser Diastole, der tonlosen Systole der Vorhofe und 
der kurzen Ruhepause. Die durchs GehOr bestimm- 
ten Abschnitte der Herzphasen lassen sich also nicht 
mit den durch das Auge ermittelten Abschnitten 
parallelisiren. Die auskultatorischen Abschnitte ver- 
kntlpfen je 2 durch das Auge festgestellte Pliasen, 
sie reihen das Ende der einen Phase an den Anfang 
der andern Phase. — Wenn man z. B. beim Pferde 
den Thorax erOffhet, ohne jenen Abschnitt zu scha- 
digen, an den das Herz anschlkgt, und nun gleich- 
zeitig mittels des Stethoskops und mittels des Auges 
das Verhalten des Herzens untersucht, so kann man 
diese Verschiedenheit zwischen den eigentlich physio- 
logiachen Abschnitten und den auskultatorischen Ab- 
schnitten mit aller SchArfe wahrnehmen. Die letz- 
teren glaubt Colin als willktlrliche, als falsche Ab- 
schnitte bezeichnen zu dttrfen. Der Physiolog halt 
sich an die wahren Abschnitte der Herzphase , der 
Kliviker sttttzt seine Diagnosen anf die falschen Ab- 
schnitte. 

Der Daxstellung Colin’s tratsogleieb Bouil- 
land entgegen. Bei seinen in Alfort vorgenomme- 
nen Versuchen an Hunden, bei denen Colin selbst 
Hand mitanlegte , hfttten die Anwesenden die nim- 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hit. 1. 

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lichen successiven Abschnii?®- ^ er Heratbitigkeit oon- 
statirt, wie beim Menschen, Systole derVen- 

trikel r wahrend die Vorhdfe diasto'^ 88 * 1 bleiben, hier- 
auf kuize Ruhe, dann Diastole der , v entrikel, womi 
eine Art Systole der VorhOfe (systo.'^ a 11 ™™* 1 ™ 
telle quelle) zusammenfaHt , zuletzt lan fe rer ® e 
oder eigentliche Ruhe des Herzens. Beim ^rosehe 
nnd bei der SchildkrOte mit einfacher Herzka 
gestalte sich die einzelne Herzphase allerdings 
wie es Colin angegeben habe, das heisst die Systole 
der VorhOfe mache den Anfang, jedoch falle bei 
ihnen der Herzstoss und die Geradestellung der Herz- 
spitze nicht mit dieser ersten Herzbewegung zusam- 
men , vielmehr mit der zweiten Herzbewegung , mit 
der Systole des Ventrikels. Die klinische Beobach- 
tnng spreche anch in nnwiderleglicher Weise fhr das 
Zusammentreffen bestimmter Bewegungen und be- 
stimmter Tone des Herzens : der sogenannte dumpfe 
Herzton oder das Klappen der Atrioventrikularklap- 
pen falle mit der Systole der Ventrikel zusammen ; 
der helle Herzton oder das Klappen der arteriellen 
Herzklappen treffe mit der Diastole der Ventrikel 
zusammen. 

Wenn Bouilland und andere Beobachter, be- 
merkt Colin dagegen, bei den hflheren Thieren 
wahmehmbare Contraktionen der Vorhdfe nicht ge- 
sehen haben, so rtlhrt diess daher, dass sie die Thiere 
in ungeeignete Verhftltnisse versetzten. Oeffnet man 
ntailich einem Thiere den Thorax , dann erweitert 
sich der rechteVorhof ganzenorm durch das aus den 
Hohlvenen eindringende Bint , er vermag sich nicht 
mehr durch Contraktionen des Bints zn entledigen 
und deshalb kOnnen auch keine Contraktionen beob- 
achtet werden. Wird dagegen der st&rkere Blutzu- 
fluss und die Stase im Vorhofe abgeh&lten, dann 
l&sst sich gleich bequem, wie an den Ventrikeln, 
Systole nnd Diastole daran nnterscheiden. Bouil- 
land seinerseits will von jener tlbermtoigen Aus- 
dehnung der Vorhofe nnd der hierdurch behinderten 
Cirkulation nichts gesehen haben, wenn er anch 
Stunden lang das blosgelegte Herz der Thiere beob- 
achtete. Ueberhaupt aber lksst sich bei den grOssem 
Thieren (Pferd? Wiederkauer?) eine wahre Systole 
der Vorhofe nicht beobachten , da letztere sich bios 
wie confcraktile Behalter verhalten. 

In der Sitznng voin 21. April brachte dann 
Colin auch die Funlction der Atrioventricular - 
klappen zur Sprache. Auf zweierlei Wegen kann 
man eine klare Voretellung von dem Wirken dieser 
Klappen bekommen. 

a) Bereits seit 20 Jahren hat er das Spiel der 
Klappen an lebenden Thieren nntersacht. Bei einem 
grOssern Thiere wird der Thorax seitlich geOffnet 
nnd die Respiration ktlnstlich nnterhalten , urn durch 
eine entsprechende Oeffnung des Vorhofes einen 
Finger einzufllhren und bis zu den Klappen oder 
selbst bis in die Mitte des Ventrikels vorzuschieben. 
Schott wahrend der Diastole filhlt man die Klappen 
etwas gehoben , keineswegs an den Wftnden des 

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90 


T h e i l e , Anatomie a. Physiologie des Herzens. 


Ventrikels anliegend. W&hrend der Systole heben 
sie aich plfltzlich noch mehr, sie werden geapannt 
und beiUhren aich nicht bios mit den R&ndem , wie 
Magendie annahm, aondern miteinein erheblichen 
Abachnitte der obem Fl&che , so dass die einzelnen 
Zipfel der Kl&ppen geknickt eracheinen , und zwar 
die grdasem Zipfel in st&rkerem Maasse. Die Kl&p- 
pen verhalten aich in dieaer Beziehung gleichartig 
im rechten und linken Herzen, nur acheinen die 
Klappen links doch genauer zu achlieasen. 

b) Aber auch am heransgenommenen Herzen 
kann man das Spiel der Atrioventrikularklappen sehr 
gut (lbersehen. Man nimmt daa schlaffe Herz eines 
getddteten Thieres, bevor noch die Todtenstarre ein- 
getreten oder nachdem dieselbe bereita abgelanfen 
ist , h&ngt dasselbe mit der Spitze nach unten auf, 
entfemt den obem Theil der Vorhdfe und fllllt nun 
die Hfihlen mit Wasser. Werden dann die Kam- 
mem atoasweisae comprimirt, so kommt es ebenf&lls 
zu einem ganz genauen Verschluss der vendsen Oeff- 
nungen der Ventrikel. 

Bouillaud entgegnete hier&uf mit einem l&n- 
gera Vortrage fiber den Mechaniemus der Uerz- 
klappen und liber die Klappengeraiuche. 

Nach Vorausschickung eines geschichtlichen Ueber- 
b licks dieser Lehren bei Harvey, bei Haller, bei 
Bichat (Baisson), beiMagendie entwickelt B o u i 1- 
laad die wesentlichen Punkte seiner eigenen in den Jah- 
ren 1834 nnd 1835 unternommenen Untersuchangen , die 
in der Einleitung zu seinem Trait 6 clinique des maladies 
dn coeur 1836 Anfnahme gefunden haben , sowie in der 
S. Anflage dieses Bnches, die im Jahre 1841 erscbien. 

Bouillaud beschreibt daseibst a Papillannuskeln 
im linken, 3 Papillarmnskeln im rechten Ventrikel, sowie 
die von ihrer Spitze ausgehenden und am freien Rande 
der Klappen sich anheftenden Chordae tendineae ; er be- 
zeichnet diese Papillarmuskeln als Tensores s. Levatores 
valvularum anriculo-ventricularinm. Wenn diese Mns- 
keln bei der Contraktion des ganzen Ventrikels sich eben- 
falls contrahiren , dann werden die' Bander der Klappen 
nach der Mitte hin gedrangt und die venose Oeffnung 
dee Ventrikels wird verschlossen , ohne dass jedoch die 
Klappen durch das andrangende Bint nach dem Vorhofe 
answeichen konnen. Hie Atrioventrikularklappen werden 
somit erst durch die Papillarmuskeln befahigt, als Ventile 
beim Pumpwerke des Herzens zu wirken , wahrend die 
Semllunarklappen auf ganz passive Weise, gleich wie bei 
einer gewShnlichen Fenerspritze , als Ventile tbatig sind. 

Den ersten Anstoss zu jener Theorie, welche die 
Herztone durch das Spiel der Klappen entstehen lasst, 
gab Rouanet, der sich in seiner These inaugurate aller- 
dlngs nur anf eine einzige Beobachtung stutzen konnte. 
Bouillaud erlangte aber alsbald eine hinreichende An- 
zahl klinischer Beweise dafur, dass die Herztdne durch 
Klappenkrankheiten stets becinflusst werden , weshalb er 
die Tone auch als Bruits valvulaires oder Claquements 
valvulaires benannt haben wollte, undbereits in der ersten 
Ansgabe des Traitd cliniqne des maladies da coear dnrfte 
Ro nan et's Theorie als eine expert raentell featgestellte 
bezeichnet werden. 

Der erste oder der dumpfe Ton, f&lirt Bouil- 
laud fort, fkllt mit der Contraktion der Ventrikel 
zus&mmen : die Atrioventrikularklappen werden dabei 
ganz rasch , gleichsam momentan aufgerichtet und 
schlagen mit den eiu&nder zugewandten Fl&chen an 
einander, indem das Blut aus dem Ventrikel in den 
Vorhof zurttckstauen will, und gleichzeitig werden 


die Valvulae sigmoideae rasch nach den Wandungen 
der Aorta und der Lungenarterie hin bewegt. — Der 
zweite oder der helle Ton trifft mit der Erweiterung 
der Ventrikel zusammen: die Valvulae sigmoideae 
werden durch das zurilckstauende Blut, worauf auch 
die Contraktion der Aorta und der Lungenarterie 
einwirken , gegen einander bewegt, so dass sie 
mit den einander zugewandten Fl&chen aneinander 
schlagen, die Atrioventrikularklappen aber senken 
sich in Folge der Diastole der Ventrikel und weil 
auch durch die Contraktion der Vorhbfe das Blut in 
die Ventrikel getrieben wird. Ein kleines tonloses 
Intervall liegt zwischen dem 1. und 2. Tone, ein 
l&ngeres tonloses Intervall oder eine Iftngere Pause 
folgt auf den 2. Ton. Die beiden Tonpausen oder 
Gehfirpausen liegen zwischen den entgegengesetzten 
Bewegungen, die im Verlaufe einer Herzphase durch 
die Ventrikel ausgeffihrt werden, und zwiBchen den 
Tonpausen und den Thfttigkeitspausen der Ventrikel 
besteht vollstiindiger Synchronismus. An der ein- 
zelnen Herzphase sind demnach folgende snccessiv 
auftretende und zeitlich zusammenfallende Momente 
zu unterscheiden : 1) Kammersystole und erster oder 
dumpfer Ton. 2) Kurze Pause in der Herzbewegung 
und kurze Tonpause. 3) Kammerdiastole und 
zweiter oder hoher Ton. 4) L&ngere Pause in der 
Herzbewegung u. lftngere Tonpause. — Dieser Anf- 
fassung trat C o 1 in entgegen , der den Synchronis- 
mus in den gleichzeitig durch das Auge und durcli 
das Ohr erfasabaren Momenten der einzelnen Herz- 
phase vennisst; nur der dumpfe Herzton und die 
Systole ventriculorum sind Colin synchronisch , die 
3 andern akustischen Momente (kurze Tonpause, 
heller Herzton, l&ngere Tonpause) erkl&rt er fflr 
wiilkilrliche oder falsche akustische Momente , wo- 
durch zwei successive Phasen der Herzthatigkeit mit 
einander in Verbindung stehen. Schltlsslich aber 
wiederholt Bouillaud, der Isochroni9mns der 
durch Auge und Ohr, ja sogar auch durch die 
Palpation unterscheidbaren vier Momente sei eine 
feststehende Thatsache; der Kliniker so gut wie 
der Pbysiolog h&tten mit jenen vier Momenten zn 
rechnen. 

Darauf erwiderte Colin , bei den Untersuchan- 
gen an Katzen, Hunden, Kaninchen, Ratten, Frflschen 
u. s. w. habe Haller bereita beobachtet , dass der 
Vorhof sich zuerst contrahirt nnd dann der Ventrikel. 
Wird bei den Versuchen tiber Herzth&tigkeit die 
ktlnstliche Athmung in Auwendung gebracht, dann 
gelingt es , das in Th&tigkeit befindliche Herz stun- 
denlang zu beobachten, wobei zugleich eine Ver- 
l&ngerung der einzelnen Herzphasen sich einstellt. 
Beobachtet man dagegen das Herz, nachdem der 
Thorax einfach erdffnet worden ist, dann ist die Be- 
obachtung nur w&hrend einer kurzen Zeit mOglicli 
und die Bewegungen selbst vollziehen sich sehr stttr- 
miscb. Bouillaud habe das in stflrmisclier Be- 
wegung befindliche Herz beobachtet, ans diesem 
Grande sei er in BetrefF des Anfangs der einzelnen 
Herzphase der T&uschung verf&llen. 


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91 


Theile, Anatomie u. Physiologie des Herzens. 


In der Sitznng vom 28. April ergriff Marey 
das Wort. Die Unterscheidung der beiden Herz- 
tdne , meint er , wird keinen Schwierigkeiten unter- 
liegetl , wenn der Rhythmus des Herzens immer der 
nfimliche bleibt. Treten jedoch Stdrungen der Herz- 
thiltigkeit ein, dann ktfnnen die beiden Tonpausen 
gleich lang werden, ja die Dauer dieser Pausen kann 
sich wohl selbst umkehren. Dann biete sich aber 
immer darin ein fester Anhaltspunkt , dass der Herz- 
stoss nach Harvey mit der Systole ventriculorum, 
oder nacli der jetzigen Auffassung mit dem durcli 
die Atrioventrikularklappen bewirkten Schlusse der 
venOsen MUndung zusammenf&llt ; damit schwinde 
jede Ungewissheit darUber, was als erster Herzton 
zu deuten ist. 

Anders verhalte es sich in Bezng auf den sogen. 
Herzstoss. Als Bean die bis dahin aufgestellten 
Theorien tiber den Herzstoss durch eine nene ver- 
mehrte , def gernUss der Ventrikel in dem Momente, 
wo der Vorhof sich contrahirt , pldtzlich gefilllt und 
dadnrch vorgeschoben werden soil , war man in 
Alfort sowohl wie im Laboratorinm der med. Fakultkt 
bemtlht, dnrch Vivisektionen der Sache anf den 
Grand zu kommen. Jeder deutete aber die an dem 
blosgelegten Herzen wahrnehmbaren Bewegnngen 
gemftss jener Theorie, zu der er sich bekannte. Das 
Ange und die tastenden Finger gentlgen eben nicht, 
um Yorgftnge, die so nngemein rasch erfolgen, aus- 
einander zu halten und zu unterscheiden. Dazu be- 
darf es ganz genauer und zuverlftssiger Unter- 
snohungsmittel ; in Verbindnng mit Chauveau hat 
sich Marey der Benutzung der graphischen Me- 
thode zugewendet. Mittels derselben konnte er fest- 
stellen, dass die Systole der Vorhdfe dem sogen. 
Herzstosse vorausgeht , dieser aber genau mit dem 
Beginne der Ventrikelsystole zusammenfkllt , dass 
somit die Herztdne jene Bedeutung haben , die 
Bouillaud denselben immer zuertheilt hat; mittels 
derselben ist die wirkliche Kraft der beiden Ven- 
trikel , das VerhSltniss dieser Kraftftusserung in ver- 
schiedenen Momenten der Systole , der vollst&ndige 
Synchroni8mus beider Herzh&lften, das Verhkltniss 
des Herzdrucks zum Aortendruck, das jeweilige Vor- 
kommen eines negativen Drucks in den Herzhdhlen 
ermittelt worden, auch dass der sogen. Stoss des 
Herzens nicht dicsen Namen verdient , sondern eher 
als Herzpuls zu bezeichnen ist. 

Bouillaud verwahrt sich dagegen, wenn 
Marey den Herzstoss daraus erkl&ren will, dass 
die zusammengezogenen und harten Wandungen der 
Ventrikel gegen die Brustwandungen drUcken , denn 
der Stoss und das rasche Zurllckprallen der Herz- 
apitze sei auch am blosgelegten Herzen zu erkennen. 
Die Curven ferner, welche die Herz- und Arterien- 
bewegungen im normalenZustande oder unter patho- 
logischen VerhSltnissen darlegen , erachtet Bouil- 
laud auch nicht ftir ganz zuverlftssig, denn die 
aufgestellten Deutungen derselben lassen Vieles zu 
wflnschen librig. Wenn aber Marey und Chau- 
veau aus den bei grossen Thieren und beim Men- 


schen erhaltenen Curven der einzelnen Herzphasen 
entnehmen wollen, dass die Systole der VorhtJfe das 
erste ist, so gerathen sie in Widerspruch mit der 
andem Beobachtung , wonach die Systole der Ven- 
trikel und der Herzstoss synchronised sind. 

Colin findet sich durch M a r e y ’s Anpreisungen 
der graphischen Methode veranlasst , seine Verwun- 
derung darUber auszusprechen, dass man durch com- 
plicirte Apparate festzustellen untemimmt, in welcher 
Reihenfolge die Herzbewegungen vor sich gehen, 
wenn die VorhOfe oder die Ventrikel sich contra- 
hiren. Darilber belelirt das blose Auge in aus- 
reichender Weise, wenn man den Versuch zweck- 
mftssig einrichtet, indem man grdssere Thiere mit 
langsamem Pulse dazu nimmt upd die Respiration 
kllnstlich unterhalt. Aber selbst am rasch ausge- 
schnittenen Herzen Iksst sich die Reihenfolge der 
Bewegungen constatiren , da der Rhythmus der Be- 
wegungen durch das Ausschneiden keine Abando- 
ning erf&hrt. Als Beweis dafllr, dass die Be- 
nutzung von Instrumenten und Apparaten bei der 
Untersuchung der Herzbewegungen wenig zweck- 
mftssig sei, erzkhlte er, dass er es selbst erlebt habe, 
dass Lon get, bei einem in Gemeinschaft mit 
Gavarret in Alfort zurPrllfung des Kardiographen 
und verbesserten Sphygmographen an einem Pferde 
angestellten Versuche, das links Here mit dem 
rechten verwechselte, wfthrend doch die Leistungen 
der Apparate alien Ansprttchen vollkommen genttgen 
sollten. 

Wenn Marey, fuhr Colin fort, durch seine 
Apparate den Synchronismus in der Thtttigkeit beider 
Herzhilften herausgebracht hat , so ist das doch nur 
eine von aller Welt anerkannte Sache , und bei der 
Anordnung der Muskelfasern des rechten und des 
linken Herzens kann es gar nicht anders sein. Dieser 
Synchronismus tritt ttbrigens deutlich genug in die 
Erscheinung, wenn man bei einem Thiere ein Fenster 
im Thorax anbringt , um das Herz bloszulegen , und 
dann in die Aorta sowohl wie in die Lungenarterie 
eine kleine Rdhre einfllgt : das Steigen des Blutes 
erfolgt gleichzeitig in beiden Rdliren. Oder stdsst 
man die schreibfederartig zugespitzten Rflhrchen in 
den rechten und den linken Ventrikel , so entleert 
sich das Blut ebenfalls gleichzeitig aus beiden R5hr- 
cben. Man braucht aber auch nur einfach einen 
Finger auf die Aorta und einen andern auf die Lun- 
genarterie zu legen, und der Synchronismus des 
Pulses in beiden Gefassen wird deutlich wahrgenom- 
men. 

Zur Bestimmung der relativen Kraft beider Ven- 
trikel bedttrfe es ebenfalls keiner Kautschukinstru- 
mente ; seit 20. J. demonstrire er dieselbe bei Pfer- 
den und auch bei andem Thieren mittels des alten 
Manometers von Hales. 

In Betreff des Herzstosses sei Marey in einen 
Irrthum verfallen, weil er die am Herzen vorgehenden 
Formverknderungen bei Thieren beobachtete, die 
nach Bloslegung des Herzens von der linken Seite 
her seitlich auf dem Thorax lagerten. Wird einem 


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108 . 


T h e i 1 e , Anatomie u. Physiologic des Hem 


j- 
92 

Honde oder Scliweine , dem das Sternum gespalten 
worden ist, die SteUimg auf die vier Beine gegeben, 
oder eine vertikale Stellung des Rumpfes, so zeigt 
dasHerz keineswegs die gleicheForm wic bei Seiten- 
lage. Das Herz mit seiner ganzen Masse, nicht bloss 
die Herzspitze, wird nach der linkcn Seite gedrftngt ; 
diese Bewegung , die an der Herzbasis anfUngt und 
nach der Spitze des Herzens hin zunimmt , ist die 
wahre Ursache des Herzstosses. Dieses Linksdreben 
des Herzens scheint aber dadurch zn erfolgen , dass 
die Muskulatur des Herzens nicht symmetrisch an- 
geordnet ist : der rechte Ventrikel ist dilnnwandig, 
der linke ganz dickwandig, die Fasermasse des linken 
Herzens contrahirt sich deshalb mit griisserer Kraft, 
so dass der Herzklgel eine drehende Bewegung 
macht und nach links sich wendet. — Wenn ferner 
Marey Stdrungen der Cirkulation dadurch lierbei- 
zuftthren suche, dass er von der Carotis aus eine 
Sonde in den linken Ventrikel einffihrte , so sei woh! 
der Zweifel zulSssig, ob damit eine wirksame Zer- 
stdrung der Valvulae sigmoideae erreicht wird, denn 
die Sonde kann die Oeffnung zwischen den 3 Klappen 
passiren , oder sie wird sich in der Tasche einer der 
Klappen fangen und liier durchbohren , und es blei- 
ben noch immer 2 Klappen normal wirksam. 

Hlrard glaubte auf das durch Fauvel ge- 
nauer untersuchte prftsystolische Gerftusch , eine Art 
dumpfes Rollen nach Duroziez, aufmerksam 
machen zu sollen, welches dem ersten dumpfen Herz- 
tone vorausgeht, und bei dessen Vorhandensein durch 
die Sektion eine mehr weniger ansgesprochene Ver- 
engerung des Orificium mitrale nachgewiesen wird ; 
dieses Gerftnsch kOnne doch nur bei einer der Systole 
ventriculorum vorausgehenden Contraktion der Vor- 
hfife entstehen. Hierauf entgegnet jedoch B o u i 1 - 
laud mit vollem Rechte , dass dieses zuerst durch 
Gen dr in erwftbnte Gerftusch zu den pathologischen 
zfthle und bei der vorliegenden Diskussion gar nicht 
in Betracht kommen kOnne , wo bios die normalen 
Gerttusche in Frage st&nden , die dnrch das Heben 
und Querineinanderklappen der Atrioventrikular- 
klappen und durch die einfache Ventilstellung der 
SemUunarklappen zu Stande kommen. 

Fauvel seinerseits bemerkte, er habe dieses 
prftsystolische Gerftusch bereits vor 30 J. genauer 
untersucht und weiterhin aucli gefunden , dass aller- 
dings einzelne Fftlle von Verengerung des Orificium 
mitrale angetroffen werden , wo jenes prftsystolische 
Gerftusch nicht gehOrt wird. Uebrigens habe er 
schon urn die genannte Zeit Gelegenheit gehabt wahr- 
zunehmen , dass auch im gewohn lichen Verlaufe der 
Herzbewegungen die einzelne Phase mit einer Con- 
traktion der VorhOfe beginnt, die sich auf die Ven- 
trikel fortsetzt. Bei einem 4monatl. FOtus, der noch 
nicht athmete und dessen Herz blosgelegt war , er- 
folgten nftmlich die Contraktionen ganz regelmftssig, 
aber allmftlig sich verlangsamend , so dass man nur 
noch 30 Herzphasen in der Minute zfthlte. Alle An- 
wesenden komuten sich, gleich Fauvel, davon 
flberzeugen, dass hier, nachdem vollstftndige Rnhe 

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eingetreten war , die . ®y®t®lische BeweguDg allemal 
an den Herzohren anfing, 11180,1 di® Vorhfife tiber- 
ging und ohne Unterbrechi > w >e well.enartig , auf 
die Ventrikel sich ausbreitci e ; F a u v e 1 ist es 

demnach eine auf physiologu ^hem und ki'iniscliem 
Wege erwiesene Thatsache , da*. ,s di® einzelne Herz- 
phase mit einer Systole atrioruin *uftngt und dass 
diese Bewegung wellenfOrmig von .den Vorht’fen zu 
den Ventrikeln fortschreitet. 

In der Sitzimg am 5. Mai snohte G a v a r r e t 
L o n g e t gegen die ihm von Colin schuldgegetbene 
grobe Tftuschung zu rechtfertigen , wfthrend C o i’ i n 
seine Behauptung aufrecht erhielt , ftlr und gege. n 
welcbe flbrigens der Akademie von Nichtmitgliedern 
mehrfache Zuschriften zugekommen Bind. 

Die Diskussion in der Akademie veranlasste Prof. 
E. Farge in Angers (Gaz. hebd. 2. Sir. XI. 17. 
1874), fiber die so ungemein rasch sich vollziehende 
Verechliessnng des Orificium atrio - ventriculare sein 
Votnm abzugeben. Man kann bei dieser Ver- 
schliessung em doppeltes Tempo unterscheiden : 
a) konisches Convergiren der freien Hinder der 
Klappen, die durch die Contraktion der Papiliar- 
muskeln und durch das andrftngende Blut in Span- 
nung versetzt werden wfthrend zugleich die Taschen- 
rftnme, welche durch die sich verbreitemden AnsJUze 
der Chordae tendineae an den Klappen entstehen, 
Druck und Ausdehnung erfahren ; b) Aneinanderlegen 
der entgegengewamdten Flachen der Klappen, so 
dass die Spitze des Klappenkegels gleiclisam abge- 
stntzt wird, wobei die Ventrikelwand an die Klappen- 
wand sich anlegt und die VentrikelhOhle vollstftndig 
verschwindet. Wenn auch vielleicht das zweite 
Tempo zu einer Tonerzeugung keine Veranlassnng 
gftbe , so kOnne wohl der dumpfe Herzton im ersten 
Tempo erzengt w erden, wo die Klappen in Spannung 
gerathen und dies kleinen Fatten der Taschenrftume 
in Berfihrung konamen. 

Erwfthnt sei nur noch , dass auch ausserhalb der 
Sitzungen der Akademie Colin’s Daretellung dea 
Ablaufs der einzelnen Herzphase der Znstimmung 
sich zu erfreuen hatte. So hat D e c b a m b r e (Gaz. 
hebd. 2. Sir. XI. 23. 1874) durch Autopsie sich 
davon ttberzeugt, dass die knrze und rasche Con- 
traktion des Vorhofes auf das Ende der Diastole des 
Ventrikels trifft. 

Ein Einverstftndniss fiber die der sinnlichen Be- 
obachtung durchaus zugftngigen Verhftltnisse wnrde 
in keiner Weise erreicht , die an der Diskussion in 
der Akademie wesentlich Betheiligten haben sich von 
ihren mitgebrachten Ansicbten nicht abwendig machen 
lassen. Die Streitenden haben eben nicht erkannt 
oder es doch nicht bestimmt ausgesprochen , dass sie 
der identischen Basis bei ihren Untersuchungen er- 
mangelten. Die ganze Herzphase ist doch bei 
B o u i 1 1 a u d wesentlich nur das Produkt der Ven- 
trikel , und der Synchronismus der motorischen und 
der akustischen Erscheinungen tritt daun klar ge- 
nu g hervor. Colin seinerseits lftsst mit vollem 
Rechte die VorhOfe an dem Ablaufe der einzelnen 

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93 


T h e i 1 e , Anatomie u. Physiologic des Herzens. 


Herzphase Theil nehmen , and da ist jener Synchro- 
nismus eine Unmtiglichkeit. An den bequemer zu 
beobachtenden Ventrikeln ist der Systoleabschnitt 
unzweifelhaft ktlrzer, als der Diastoleabscbnitt , und 
an den VorhSfen, wo die Beobachtung schwerer f&llt, 
ist dieser Unterschied vielleicht noch starker aus- 
geprftgt, die Systole also vielleicht im Verhftltniss 
zur Diastole noch kttrzer. Die kurze Kammersystole 
kann deshalb nicht dnrch eine gleich kurze Vorhofs- 
diastole gedeckt werden und ebenso steht derkurzen 
Vorhofssystole eine lange Kammerdiastole gegentlber. 
Die zeitlichen vier Abschnitte , die an der einzelnen 
Herzphase unterscheidbar sind , liegen somit anders 
am venftsen und am arteriellen Herzen, and nament- 
lich erfllllt die Systole der Vorhofe nur einen aliquo- 
ten Abschnitt der Kammerdiastole, wie Colin richtig 
annimmt. — Auch hfttte wohl eher eine Verstftndi- 
gung eintreten konnen, ware esscharfhervorgehoben 
worden , dass die Wahrnehmung der Vorhofssystole 
dnrch die Beobachtung am langsam schlagenden 
Herzen wesentlich erleichtert oder flberhaupt ermog- 
lioht wird. Colin selbst hat seine Beobachtungen 
wesentlich am Pferde gemacht, wo man nur 40 Pulse 
zfthlt. Fauvel gelang es , beim menschlichen 
Embryo die vorausgehende Vorhofssystole zu beob- 
achten , weil der Puls bis auf 30 Schlftge in der Mi- 
nute gefallen war. Fllr die Amphibien mit dem 
seltenen Pulse kann selbst B o n i 1 1 a u d die voraus- 
gehende Vorhofssystole nicht in Abrede stellen. 

HerztOne. 

Mit der Genese derselben und der Arterientfine 
beschftftigt siefi eine Arbeit von Dr. S. Talma 
(Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 2. Afd. p. 1. 1875). 
Wegen der Ergebnisse derselben kdnnen wir jedoch 
auf die in unsem Jahrbflchem (CLXX. p. 59) schon 
gemachte Mittheilnng verweisen. 

Aktive Diastole der Ventrikel. 

Luciani, gegenwftrtig Professor in Bologna, 
hatte gich bereits vor einigen Jahren , gesttttzt auf 
seine im physiologischen Laboratorium in Leipzig 
auageftthrten Untersucluingen, ftlr die aktive Diastole 
der Herzventrikel ausgespi'ochen. Derselbe hat die 
dafttr spreehenden, theil weise dnrch neuere Unter- 
snchungen noch vermehrten Thatsachen nochmals 
zusammengestellt, und diese Arbeit, von Dr. C a a s e 
in Brtissel tlbersetzt , ist in der Preese mdd. XXVII. 
1 — 4. Dec. 1874 abgedruckt. 

1st die Diastole der Ventrikel ein akdver Vor- 
gang , dann erweitern sich die Ventrikel nicht des- 
halb , weil sie dem Drucke des durch die Systole der 
Vorhfife eintretenden Blutes mechanisch* nachgeben, 
sondern das aus den VorhOfen kommende Blut wird 
sich wesentlich deshalb in die Ventrikel ergiessen, 
weil deren Hdhle eine Erweiterung erfahrt, oder mit 
andern Worten, durch die selbststftndige Erweiterung 
der Ventrikel wird ein negativer Druck in denselben 
gesetzt , wodurch die aktive Adspiration des Blutes 
aos den Vorhbfen erfolgt. Fttr ein derariiges Ver- 
halten sprecben aber folgende Thatsachen. 

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1) Wfthrend der Systole der Vorhbfe ist ein 
Rttckstrbmen des Blutes in die Hohlvenen, eine Stase 
in den Hohlvenen nicht wahrzunehmen , obwohl die 
letztem durch keine Klappen vom rechten Vorhofe 
abgeschlossen werden, abgesehen von derrudimenta- 
ren Valvula Eustachii. Das Manometer in der Jugu- 
laris des Hundes oder des Kaninchens verzeichnet 
nur Athmungscurven auf dem Kymographencylinder, 
das Zustrdmen des Blutes muss also continuirlich vor 
sich gehen. Der Blutdruck im Vorhofe kann somit 
wfthrend dessen Systole keine Steigerung erfahrtn 
und den Blutdnick in den Venen nicht erhOhen; 
durch die diastolische Adspiration des Ventrikels wird 
der mechanische Effekt der Vorhofssystole aufgeho- 
ben. Das bestfttigt sich, wenn man die Bewegungen 
des Herzens unmittelbar beobachtet , denn es zeigt 
sick kein venoser Puls , die Vorhofssystole erfolgt 
rasch und unvollstandig , dabei aber besteht nacli 
Vierordt ein Missverhllltniss zwischen der Erwei- 
terung des Ventrikels und der Verengerung des Vor- 
hofes. 

Hieraus ist aber zu entnehmen , dass den Bewe- 
gungen der Vorhitfe ein anderesZiel zuGrnnde liegt, 
als den Bewegungen der Ventrikel. Durch ihre 
Systole wird dem vorgebeugt , dass die diastolische 
Adspiration der Ventrikel sich nicht bis zu den Venen 
erstreckt, durch ihre Diastole aber wird der Ansamm- 
lung des Blutes und der Zunahme des veniteen Blut- 
drucks vorgebeugt. Somit sind die Vorhofe wirkliche 
Regulatoren der vendsen Cirkulation: ihre Bewegun- 
gen bedingen einen gleicbbleibenden Dmck in den 
VorhOfen und in den Venen. 

2) Bei Pferden, wo die einzelne Phase der Herz- 
thfttigkeit so langsam verlftuft , dass eine dentliche 
Prftsystole unterscheidbar ist, kann man am Mano- 
meter, das in die Vena cava inferior eingefilhrt wird, 
eine negative Welle oder eine Adspiration erkennen, 
die mit dem Beginn der Ventrikeldiastole zusammen- 
fftllt. Nach Lnciani ist das Nftmliche selbst beim 
Hunde trotz der kurzen Prftsystole wahrznnehmen, 
wenn man die mechanische Wirkung der Vorhofs- 
systole kOn8tlich zurtlckhftlt. 

3) Wird beim Hunde eine MetallrOhre dnrch 
einen Einstich in die HOhle eines Ventrikels einge- 
filhrt und damit eine horizontale an beiden Enden 
offene ROhre als Manometer in Verbindung gesetzt, 
so kann man bei jeder Diastole eine schwache Ad- 
spiration des wfthrend der vorausgegangenen Systole 
eingetriebenen Bluts beobachten. Luciani fand 
tlberdiess, dass diese diastolische Adspiration nur 
starker hervortritt , wenn man die Wandungen des 
Vorhofs mit der Pincette fasst und so den systoli- 
schen Drnck des Vorhofs aufhebt oder doch min- 
dert. 

4) Wird der Druck im rechten Vorhofe direkt 
nach Pick ’s Methode gemessen, so findet sich, dass 
derselbe fast constant ist und ziemlich aufNull steht. 
Die geringen ErliOhungen des Drucks, die in der 
Curve bemerklich sind, treffen nioht auf die Vorhofs- 
systole, sondern auf die Systole des Ventrikels. 

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94 


T h e i 1 e , Anatoraie u. Physiologie des Herzens. 


Dies® Beobachtung widerspricht dem , was mit M a - 
rey’s Kardiographengefunden wird, und lehrt, dass 
die Systole der Vorhdfe den Zweck hat, der durch 
Ventrikularadspiration erzeugten Gleichgewichtsstfi- 
rung entgegenzuwirken und einen im Ganzen con- 
stanten Druck im Vorhofe hervorzubringen. 

5) Wird die Curve des Vorhofdrucks, wie man 
sie mit Fick’s Methode erhfilt, fllr die einzelne 
Phase der Herzthfttigkeit genaucr verglichen, so fin- 
den wir: Rasches Ansteigen bei der Systole der 
Kammer, gleich rasches Abfallen bei beginnender 
Diastole, aber noch imter Null herab, und dann erst 
langsames Ansteigen fiber Null bis zu jenem Punkte, 
von dem aus das rasche systolische Ansteigen wiede- 
rum anhebt. 

Der Haupteinwand , den man gegen die diasto- 
lische Adspiration erhoben hat, ist der, dass bei der 
Diastole lediglich die Elasticitfit in Betracht kommt : 
mit dem Aufhoren der Systole sollen die Muskel- 
fasern in gleicher Weise elastisch zurflckschnellen 
nnd sich wiederum verlfingem , wie eine elastische 
Spirale, die zusammengedrttckt wurde. Die Diastole 
des Ventrikels mtlsste nun wohl immer bis zu dem 
nfimlichen Grade vorsclireiten, wenn sie als die Her- 
stellung des elastischen Gleichgewichts aufznfassen 
wire ; es kommen jedoch verschiedene Grade von 
Diastole vor, die schon durch einfaches Betrachten 
des Herzens erkannt werden kfinnen. Neben der 
normalen, neben der im Leichnam sich darstellenden 
Diastole kennen wir auch jene flbermflssige Diastole, 
welche durch Vagnsreizung zn Stande kommt. Dabei 
fkllt noch in’s Gewicht, dass Lnciani bei jener 
hochgradigen , durch Vagnsreizung hervorgerufenen 
Diastole auch vermehrte Adspiration constatirt hat. — 
Femer kann bei Frfischen die nach der Methode von 
Coats ausgeffihrte Vagnsreizung manchmal die Folge 
haben, dass hochgradige Diastole eintritt, ohne dass 
die Frequenz der 8ystolen abnimmt. — Sodann ist 
zu berttcksichtigen , dass der Curvenabschnitt , wel- 
cher die Diastole des Ventrikels veranschaulicht, 
keine ganz gleichmfissige Gestaltung zeigt, die doch 
zu erwarten wfire, wenn die Muskelfasem vermfige 
elastischer Spannung ihre nattirliche Lftnge wieder 
bekfimen. Die bei tetanischen Reizungen der 
Herzmuskulatur erhaltenen Curven lassen sich auch 
nicht wohl erklftren, wenn man annimmt, die 
Diastole der Ventrikel sei das Produkt der elasti- 
schen Spannung, die durch vorausgegangene Systole 
gesetzt wurde. — Dagegen darf man wohl in den 
Eracheinungen des periodischen Rhythmus, die am 
unterbundenen Herzens des Frosches graphisch dar- 
gestellt werden kbnnen , und namentlich in den Mo- 
difikationen , die durch Erwfirmung des Herzinhalts 
in entschiedenster Weise hervortreten, Anhaltspunkte 
fiflr das Bestehen einer aktiven Diastole finden. 

Schlttsslich gedenkt L u c i a n i auch noch patho- 
logischer Verhilltnisse, bei denen die aktive Diastole 
der Ventrikel in Betracht kommt. 

Wenn bei fieberhaften Zustfinden , bei Gemflths- 
erregungen u. s. w. die Pulsfrequenz in der Zeitein- 

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heit eine mehr oder weniger erhebliche Vermehrung 
erfahrt , so fragt es sich , ob damit auch eine ent- 
sprechende Beschleunigung der Blutstrftmung zusam- 
menffillt. Wird bei jeder Systole das gleiche Blut- 
volumen in die Aorta ttbergeftlhrt, wie bei normaler 
Frequenz des Pulses , dann hat der fieberhafte fre- 
quente Puls eine raschere BlutstrOmung zur Folge. 
Wird dagegen durch jede Systole weniger Blut aus- 
getrieben, als bei normaler Pulsfrequenz, dann kann 
es zu einer Compensation der vermehrten Pulsfre- 
quenz kommen , so dass in der Zeiteinheit doch die 
nflmliche Blutmenge in die Aorta tritt, die Geschwin- 
digkeit der Blutstramung also unvetfindert bleibt; 
oder die Geschwindigkeit der Blutstrfimung kann 
selbst abnehmen , wenn das bei jeder Systole auage- 
triebene Blutvolumen ein zu geringes ist und somit 
in der Zeiteinheit nicht die gleiche Blutmenge in die 
Aorta gelangt, wie bei der normalen Pulsfrequenz. 
Nun hat z. B. Ludwig bei einem Hnnde, der kfinBt- 
lich in Septikfimie versetzt worden war, mittels der 
Stromuhr nachweisen kfinnen, dass die Stromgeschwin- 
digkeit unerachtet der betrftchtlich gesteigerten Pnls- 
frequenz im Ganzen unverfindert war. Andererseits 
aber sind wir wohl ganz berechtigt zu der Annahme, 
dass bei synochalen Zustfinden, wo der Puls nicht 
nur frequent, sondem anoh voll und krftftig ist , die 
Stromgeschwindigkeit zugenommen hat, und umge- 
kehrt bei Typhus, bei Pnerperalfieber, bei Urfimie 
u. s. w., wo der frequente Puls klein und leer ist, 
abgenommen hat. Dadurch wird deutlich darge- 
than, dass die diastolische Excursion nicht immer 
die gleiche Stufe erreicht, dass sie vielmehr, wenn 
auch die Systolen rasch und vielleicht gleich rasch 
auf einander folgen , in verschiedenen Formen und 
Graden zur Erscheinung kommen kann. 

Neuerdings hat Dr. Chi rone in Neapel die 
Genese der excentrischen Hypertrophie des Herzens 
unter Bezugnahme auf aktive Diastole der Ventrikel 
besprochen. Wenn man diese Hypertrophie sonst 
dadurch zu Stande kommen lfisst, dass das Herz 
wfihrend der bestehenden Diastole durch das ein- 
dringende Blut passiv einem stfirkern und somit aus- 
dehnenden Drucke unterliegt, so kommt Chirone 
In der Annahme, die pathologische Erweiterung des 
Herzens werde eben so wohl wfihrend der Diastole 
wie wahrend der Systole begrtindet, und die Systole 
betheilige sich selbst in stfirkerem Maasse an ihrem 
Entstehen. Dieser Auffassung schliesst sich Lu- 
ciani an, ja er geht noch weiter und lfisst die ex- 
centrische Hypertrophie lediglich durch die systoli- 
schen Dehnungen der Herzfasem entstehen. 

HerrstoM. 

Einen Beitrag zur Lehre vom Herzstoss lieferte 
Dr. Paul Guttmann (Virchow’s Arch. LXV. 4. 
p. 537. 1875). Von Gutbrod und Skoda wurde 
der Herzstoss als ein Rflckstoss gedeutet, der da- 
durch erfolgt, dass jener Druck, welcher in der Dia- 
stole gleichm&ssig auf die Ventrikelwfinde wirkt, 
wfihrend der Systole pldtzlich an den arteriellen 

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Theile, Anatomie a. Physiologie des Herzens. 


Ostien in Folge der Entleerung des Blntes geringer 
ausfftllt als an der diesen Ostien gegenllber liegen- 
den Herzspitze; deshalb wird das Herz mit einer 
der Schnelligkeit und der Menge des ansstrQmenden 
Blntes proportionalen Kraft in der den Arterienmiln- 
dungen entgegengesetzten Richtnng fortgestossen. 
1st diese Annahme begrtlndet , dann wird der Herz- 
stoss verechwinden mUssen , sobald dnrch Unterbin- 
dnng der zuftlhrenden Venenstamme die Ventrikel 
ausser Stand gesetzt werden , Blut in die Arterien- 
stamme zu treiben, und ebenso anch dann, wenn 
dnrch Unterbindnng der Aorta und der Art. pnlmo- 
nalis die Austreibnng des ungehindert in die Ventri- 
kel tretenden Blutes gehindert wird. Frtlhere, in 
diesem Sinne unternommene Vera ache lieferten ein- 
ander widersprechende Resultate. Hiffelsheim 
(1856) beobachtete Aufbdren des Herzstosses, 
Chauveau (1857) dagegen fand, dass der Herz- 
stoss anf der linken Thoraxseite dentlich ftlhlbar 
blieb. Beide Experimentatoren batten ttbrigens die 
Vereuche insofern ungen^gend ansgeftlhrt , als die 
Venae pnlmonales nicht mit in die Ligatnr einge- 
schlossen worden waren. 

Diesen Umstand hat Jahn (Deutsches Arch. f. 
klin. Med. XVI. p. 200) bei neuern Verauchen an 
Kaninchen besondera in’s Auge gefasst. Dereelbe 
sah die Locomotionen des Herzens nach abwftrts 
augenblicklich verechwinden, wenn die Venae cavae 
und zugleich auch die pulmonales dureh eine Liga- 
tur zugeschntlrt wurden; waren dagegen nur die 
Venae cavae zugeschntlrt, dann dauerten die Loco- 
motionen des Herzens eine Zeit Iang fort, wenn auch 
nicht ganz so kr&ftig als vor der Unterbindnng. 

Gemeinschaftlich mit J.Rosenthal hatte G u 1 1- 
mann (Virchow’s Arch. XL VI. p. 223) bereits 
frflher beim Hunde einen ahnlichen Versuch ausge- 
ftlhrt , wobei die Venae cavae und pnlmonales von 
einer Schlinge nmfasst wurden , dnrch deren altemi- 
rendes Heben und Senken den Ventrikeln das Bint 
abgeschnitten und wieder zugelassen wnrde. Jedes 
Mai, sobald das Herz blutleer gemacht war, warden 
die Contraktionen desselben viel schwficher, und 
eigentliche Locomotionen waren nicht mehr zu sehen. 
Indessen erachtet Gnttmann diesen Versuch in der; 
vorliegenden Frage doch nicht ftlr entscheidend, weil 
beim Emporheben der Schlinge das Herz etwas ans 
seiner Lage verrflckt wnrde. 

Er hat daher denselben in folgender veranderter 
Weise bei 2 Kaninchen auagefuhrt. Bei dem vorher 
tracheotomirten nnd dann curarisirten Thiere wurde die 
knnatltche Respiration dnrch einen Gehulfen eingeleitet 
and dauernd unterhalten ; alsdann wnrde der gross ere 
Theil des Sternum (nach vorheriger Unterbindnng des 
obersten Theils, tun die Bintnng ans den Artt. mammariae 
zu verhindern) mit den angrenzenden Rippen entfernt, so 
dass das Herz mit den GefSssen vollstandig frei lag ; das 
Perikardium wnrde erOffnet , das Herz ein wenig erhoben 
and eine Llg&tamadel mit doppeltem Faden zwischen die 
nach vorn liegenden Arterien und die nach hinten liegen- 
den Venen eingefnhrt ; in der einen Ligatnrschlinge lagen 
die Arterien , in der andem sammtliche Venen , namlich 
die V. cava sup. dextra et sin. , die V. cava inf. nnd die 
W. pulmonales. 

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95 

Die Lokomotion nach abwarts war an dem sehr 
kr&ftig sich contrahirenden Herzen trotz der Frequenz 
des Herzschlags sehr gut erkennbar. Wurde aber 
die Schlinge um die Venen, und im nichsten Augen- 
blicke auch die um die Arterien g&nzlich zugeschntlrt, 
so hOrte die Lokomotion des Herzens nach abwarts 
so fort auf. Die Contraktionen des blutleeren, colla- 
birten Herzens wurden zugleich langsam ; man sah 
jetzt sehr deutlich , wie das Herz wfthrend der Sy- 
stole in Folge der Zunahme seines Durchmessera 
von hinten nach vorn sich etwas emporwblbte. — 
Die Praparation des Herzens ergab, dass sammtliche 
Venen vollkommen zugeschntlrt und vor der Unter- 
bindungsstelle mit Blut prall geftlllt waren. Die 
beiden Ventrikelhdhlen enthielten nur wenige Tropfeu 
Blut. 

Die positiven Ergebnisse dieser Vereuche lassen 
sich flbrigens nieht bios ftlr die Theorie von Gut- 
brod nnd Skoda verwerthen, sondern anch ftlr 
eine andere Theorie des Herzstosses , die das Ab- 
wartsrOcken der Herzspitze dnrch einen andern Me- 
chanismus zu Stande kommen lasst. Nachdem 
Bamberger (Virchow’s Arch. IX. S. 328) an Ka- 
ninchen die Beobachtung gemacht hatte , dass wali- 
rend der Systole des Herzen s die grossen Arterien 
sich nach abwarts strecken , wodurch eine Lokomo- 
tion des ganzen Herzens in der namlichen Richtnng 
veranlasst wird, und zugleich auch eine Rotation des 
Herzens um seine Langsachse von links nach rechts 
eintritt, versuchte Kornitzer (1858) , aus dieser 
Abwartsbewegung des ganzen Herzens und seiner 
Rotation von links nach rechts den Herzstoss ent- 
stehen zn lassen , den Rilckstoss also dureh einen 
Rotationsstos8 zu eraetzen. Herm. Wilckens 
(Deutsches Arch. f. klin. Med. XU. S. 233. 1873), 
der bei einem Kranken mit grosser in der Nahe der 
Herzspitze befindlicher Thoraxfistel diese Rotation 
von links nach rechts direkt zu sehen Gelegenheit 
hatte , lasst den Herzstoss ebenfalls dureh die roti- 
rende Bewegung der Herzspitze nach vorn zu Stande 
kommen. Das dnrch die Vereuche Jahn’s und 
Gnttmann’s nachgewiesene Verechwinden der 
Lokomotion des Herzens bei Blutleere kOnnte somit 
anch als ein Beweis fUr diese Theorie gelten. 

Keine der biBher anfgeBtellten Theorien des 
Herzstosses findet Gnttmann fQr sich allein ge- 
nflgend, die unter normalen nnd pathologischen Ver- 
haltnissen auftretenden Erscheinungen insgesammt zu 
erkl&ren. Man muss, um ungezwungen sammtliche 
Erscheinungen des Herzstosses auch bei Herzaffek- 
tionen erklai-en zu keinnen, die Gutbrod-Skoda’- 
sche Riickstosstheorie mit der Theorie der Volume 
zunahme des sich contrahirenden Herzens ver- 
knlipfen, welche Ietztere Theorie zueret von Arnold 
(1842) ausgesprochen , dann dureh Kiwisch 
und Ludwig weiter ausgeftlhrt wurde und in 
Marey’s systolischer Erhartung des Herzmnskels 
wiederkehrt. 

Den Herzschlag hat Marey (Physiologie ex- 
p£rimentale. Travanx du laboratoire de M. Marey. 

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96 Theile, Anatomie u. Physiologie dee Herzens. 

Anu6e 1875. Paris 1876. p. 19 — 85), unter Be- Beim Pferde bildet das Eadsttlck der obem 


l-ilckaichtigung aller einzelnen dabei in Betrachtung 
kommenden Momente, aus kardiographisehen Ourveu 
klar zu legen untcrnommen, die theils durch das noch 
thfttige Herz , zumal das seltener schlagende Sckild- 
krotenberz, erhalten wurden, theils durch ein ktlnst- 
lich construirtes , aus Einer Vorkammer und Einer 
Hamm er bcstehendee Herz, dessen Beschreibung 
und Abbildung (Fig. 45) im Originale nachzu- 
sehen ist. 

Vor Allem weist Marey darauf bin, class 
man den fraglichen Effekt der Herzthktigkeit nicht 
als Stoss (Sliock) bezeichnen dtlrfe : das kurz Abge- 
brochene , das fast Momentane gehdrt zum Begriffe 
des Stosses, und der Herzschlag hat immer eine ge- 
wisse Dauer ; ausserdem aber kann das Herz schon 
deshalk keinen Stoss ertheilen, weil cs im Herzbeutel 
eingeschlossen ist und nicht ausser Bertihrung mit 
der Thoraxwand kommt, um bei der Systole der 
Yentrikel daran stossen zu kbnnen. 

Aus den am Schlusse der Abhandlung verzeich- 
neten Resultaten folgende hervorzuheben, dllrfte hier 
genUgen : 

Meistens gelingt es auch beim Menschen, Curven 
seines Herzschlags zu erhalten, wenn der in Fig. 15 
abgehildete Trommelexplorator (Explorateur a tam- 
bour) beuutzt und ein recht empftudliches Kymo- 
grapliion in Anwendung gezogen wird. 

Die kurze Systole des Vorhofs und die entschie- 
den langerc Systole des Veutrikels sind nicht als 
Contraktionen aufzufassen , sondem als das Produkt 
aneinander gereihter Zuckungen, die sich nurnahezu 
aber nicht vollstilndig , zu einer Contraktion vereini- 
gen. Die Fonn der einzelnen Systole, der Ein- 
6uss der Ennttdung, der KtLlte oder Warme auf das 
ausgeschnittene schlagende Froschherz sprechen filr 
diese Annahme, vor Allem aber die Thatsache, dass 
die inducirte ElektricitAt, die man nach Matteucci 
vom systolischen Herzen aus auf die pr&parirte 
Froschextremitat einwirken lkast, nur Zuckungen der 
Froschmuskeln hervorbringt 

Die Yerknderungen de8 Volumens des Ven- 
trikels, je nachdem derselbe gefttllt oder leer ist, 
desgleichen die YerSnderungen der Cousistenz des 
Ventrikels, je nach dem ungleichartigen Efiekte des 
Blutdrncks, wirkeu bestimmend auf den Herzschlag. 
Am Ilerzen mancher Thiere, z. B. der Schildkrbten, 
ist es moglich, diese beiden Momente bei der Unter- 
suchung aus einander zu halten und ihren relativen 
Wertli zu bestimmen. 

Meistentheils verkleinert sich das Yolumen der 
jedesmal durch den Ventrikel ausgetriebenen Blut- 
welle , wens die Frequenz des wiederkehrenden sy- 
stolischen Effekts eine Abnahme erfkhrt. 

Contraktionen der Hohlvenen. 

Die rhythmischen Bewegungen der Hohlvenen, 
an iiirer Einmllndung in den rechten Vorhof, hat 
Prof. Colin in Alfort (Bull, de l’Acad. 2. S4r. HI. 
p. 418. Mai 1874) genauer untersucht. 

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Holdvene, vom Zusammenfluss der Jugulares und der 
Brachiales an bis zum Vorhofe hin, eine sinudse Er- 
weitenmg , die mit rothen Muskelfasern ausgestattet 
und dickwandig ist, zumal zuniichst dem Vorhofe. 
Wird beim Pferde der Thorax rechterseits erbffnet 
und auch die rechte Ililfte des Hcrzbeutels wegge- 
nommen , so ttberbliekt man diese sinudse Erweite- 
rung der obern Hohlvene in einer Strecke von 15 
bis 16 Ctmtr. , und man kann dieselbe lange Zeit in 
Tlultigkeit sehen, wenn die Medulla oblongata durch- 
schnitten ist und die Respiration kllnstlich unterhaltea 
wird. Zuniichst gewahrt man nur ein wecliselndea 
Engerwerden und Weiterwerden des Theils, allmSlig 
aber ei'kennt man, dass dieses Alterniren gleich 
hilufig wie am Vorhofe stattfindet, und ferner aucb, 
dass am Vorhofe und am Sinus synchronisch die 
systol. Verengening und die diastolisclie Erweiterung 
erfolgt. Wiihrend der Verengerung bekommt der 
Sinus durch die stark vortretende Muskulatur ein fe e- 
runzeltes Aussehen. Zuniichst dem Vorhof ist die 
Verengerung am stiirksten; doch wird das Lumen 
des Sinus niemals vollstftndig zum Verschwinden ge- 
bracht. Das im Sinus enthaltene Blut wird durch 
die Contraktion in den Vorhof getrieben , und nur 
der geringere Theil desselben bewegt sich in peri- 
pherischer Richtung. Diese Bewegungen des Sinus 
erhalten sich gleich lange, wie jene des Vorhofs. 
Es sind aber dem Sinus selbststiindig zukommende 
Contraktionen. Denn wenn der Sinus dicht am Vor- 
hofe mit einer Pincette oder durch eine Ligatur zu- 
sammengedrtlckt wird, so dauern seine rhythmischen 
Bewegungen zunMchst gleichwohl unverSndert fort ; 
nach Ablauf einer gewissen Zeit indessen wird der 
Sinus durch das sich ansammelnde Blut derartig ge- 
schwellt, dass keine Contraktionen mehr eintreteo 
kbnnen. Wird bei einem Thiere einfach der Thorax 
erdffnet und das Herz blosgelegt, ohne dass dem 
Collapsus der Lunge und dem Sistiren des kleinen 
Kreislaufa vorgebeugt wird, dann dehnt sich der 
Sinus ebenfalls aus und ger&th in eanen paralytischen 
Zustand. 

Auch bei kleineren Thiereu bat Colin dieThStagkeit 
des Sinus cavae superioris beobachten konoen. Bei einer 
Katze wurde das Herz von der rechten Seite her blos- 
gelegt, die Medulla oblongata dnrchschnitten und die 
kdnstliche Respiration hcrgestellt ; der 8tnos pulsirtc zu- 
erst 90 — 100 Mai in der Minute, nach 13—30 Hinuten 
aber nur noch 66 — 60 Mai , und jetzt liess sich der Syn- 
chronismns in den homologen Bewegungen des Vorhofe 
and des Sinus mit Bestimmtheit erkennen. 

Die Vena cava inferior [des Pferdes?] ist nur etwa 
in einer Strecke von 3 Ctmtr. zuniichst dem rechten Vor- 
hofe mit Mnskelfasern verschen , und in dieser Strecke 
koramen ebenfalls rhythmischc Bewegungen vor , die mit 
jenen des Vorhofs isochionisch sind. 

Colin betrachtet diese muskulbsen Absehuitte 
der beiden Hohlvenen als accessorische oder subsi- 
dikre Vorhofe, die den Eintritt des Veuenbbits be- 
gttnstigen und einigermaassen dessen Kiiokstatung 
verhindern. Bei Thieren mit langem Halse, die ihre 
Nahrung mit gesenktem Kopfe vom Boden aufheh- 


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97 


Theile, Anatomie u. Physiologic des Herzens. 


men , scbeinen diese subsidiaren Vorhdfe besonders 
nflthig zn sein. Dem Menschen fehlen sie. 

Vulplan (1- c.) weist darauf hin , dags diese Be- 
wegungen an den Hohlvenen der Thiere langat schon be- 
kannt Bind, und dase er dieselben im physiologischen Cur- 
8U8 , zumal am Hunde, zu demonatriren pflegt. Der iBO* 
chronischen Contraktion des Sinus nnd des Vorhofs muss 
aber V u 1 p i a n widersprechen . Die Contraktion des Sinus 
schreitet von oben nach unten fort und geht hier auf den 
Vorhof uber , so dass also die Sinuscontraktion der Vor- 
hofssystole um einen Augenhlick vorausgeht. Colin ver- 
theidigt seine Beobachtung zwar damit, dass seine Unter- 
suchungen bei grossen Thieren mit ganz regelmassiger 
rhythmiscber Herzthatigkeit vorgenommen wurden. V n 1 - 
pi an hat aber aurh curarisirte Hunde mitkunstlich unter- 
haltener Respiration zu seiuen Untersucbungen benutzt, 
wo die Herzbewegnngen ganz regelmassig veriaufen und 
Stunden lang beobachtet werden kbnnen. 

Pneumatische Krafte bei der Cirkulation. 

Dass pneumatische Kritfte im Organismus tiber- 
hanpt, zumal aber bei der Cirkulation wirksam sind, 
hat Prof. Andr. Buchanan zn Glasgow in seiner 
Schrift ,,the forces which carry on the circulation 
of the blood “ nachzuweisen unternommen *). 

Um die Arbeitsleisttmg des Herzens (effective force, 
1. Hanptabsehnitt) zn bestimmen, muss einerseits die 
Menge des bei jedem Herzschlage aus dem linken Ven- 
trikel ausgetriebenen Bluts nnd die Schnelligkeit dleser 
Anstreibnng ermittelt werden , und ist andererseits aus- 
flndig zn machen , welchen Werth die der Blntbewegung 
entgegenstehenden Widerstande haben. Rechnen wir 
im Mittei 2 Unzen ausgetriebenes Blut und 72 Herz- 
schlSge in der Minute, so ergiebt diess fQr die Minute 144 
Unzen oder 237.6 C.-Zoll Blut, oder wenn wir mit Keil 
(der Vf. nennt ihn immer Kiel) den Qnerschnitt der 
Aortenmundung = 0.4187 Qu.-Zoll setzen, eine Blutsanle 
von 568.67 Zoll oder 47.3 Fuss. 

Im Mittei statuirt Buchanan elite 50' hohe 
FlUasigkeitsskule ftlr die Minute, oder fur 1 Seknnde 
eine 10" hohe FlUssigkeitsskule. Die Hbhe der 
Blutskule in den grossen Venen erreichtnach Hales 
nor den zehnten Theil der Aortensttnle. 

Im 2. Hauptabschnitte wird die Elasticitats- 
einwirkuug der Arterien auf die Blutbewegung, so- 
wie der Einfluss der Muskulatur der Blutgefasse auf 
die lokale Blutvertheilung kurz besprocben ; des- 
gleichen die Saftbewegung in den Pflanzen, die zu 
den verschiedenen Entwicklungsphasen im Leben der 
Pflanze in Beziehong steht. 

Der 3. Hanptabsehnitt ist der Betrachtung der 
pneumatischen Krafte gewidmet. An der Blutbe- 
wegung betheiligen sich wesentlich dreierlei Krafte : 
die centrale Propulaivkraft des Herzens , sodann die 
Mnskelcontraktilitat der Blutgefasse [richtiger wohl 
die Elasticitat der Blutgefasse !] , drittens aber eine 
centrale pneumatische Kraft oder der atmosphfirische 
Druck auf Thorax und Herz. Die aktive Erweite- 
rang, die in diesen letztern zur Erscheinnng gelangt, 
halt dem atmospharischen Drucke das Gegengewicht. 
Uebrigens kann die pneumatische Kraft nur alfl 


<) Second Edition. London 1874. J. and A. Churchill. 
8. IX and 101 pp. 6 Shill. 

Med. Jshrbb. Bd. 171. Hft. 1. 


Hillfsmittel der Propulsivkraft oder der Vis a tergo 
in Betracht kommen, niemals aber ein primflres Blut- 
bewegung8moment bilden, weil die Flilssigkeit durch 
biegsame, leicht zusammenfallende Rbhren fortbewegt 
wird. 

Die Wirksamkeit der pnenmat. Krafte im mensch- 
lichen Organismus ist wesentlich an den bei den 
Saugern and den Vdgeln gleichartig wirkenden 
Thorax gebunden. Durch den Wechsel von Erwei- 
terung und Verengerung des Thorax wird dessen 
Hohlraum abwechselnd vergrflssert und verkleinert. 
Bei der Vergrbsserung muss das Blut in Folge des 
atmospharischen Drucks in den Thoraxraum ein- 
strdmen, gleichzeitig aber freilich auch die atmospha- 
rische Luft selbst : die Luft erftillt das von der Re- 
spirationsschleimhaut nmschlossene Cavum pulmonale, , 
das Blut strbmt in den als Cavum circnmpulmonale 
zu bezeichnenden Raum. Die physikalischen Vor- 
gange , die in einer sich erweitemden Ilblilung bei 
gleichzeitigem Einstrbmen von Luft und von Fltlssig- 
keit stattfinden, werden deshalb in genauere Be- 
trachtung gezogen und durch beigefllgte Abbildungen, 
die eine respiratorische Pumpe versinnlichen sollen, 
erlautert. Diese Darstellung verliert aber gar sehr 
an Werth dadurch , dass der Vf. p. 57 ausdrflcklich 
erklart, in jenen Abbildungen liefere er nicht etwa 
praktisch erprobte Modelle, sondem nur fingirte 
Schemata. 

Das Here, welches pneumatische Kraft oder nach 
dem gewbhnlichen Sprachgebrauche Saugkraft ent- 
wickelt, ist unbestreitbar mit der Fahigkeit ausge- 
rliatet, nach vorgangiger Contraktion und Verkilraung 
sich aktiv zu erweitern oder zu expandiren. Diese 
Fahigkeit , nimmt Buchanan an, ist nicht in den 
Herzwandnngen selbst begrilndet, sondem in dem 
fibrocartilaginbsen Septum an der sogen. Herabasis 
zwischen Vorhofen und Ventrikeln. Die desfallsige 
Beweisftlhrung ermangelt abervollstandig derDurch- 
siohtigkeit und Klarheit. Sie geht von dem sonder- 
bar klingendenSatzeaus: dieAtrioventrikulardffnung 
1st weit offen, wenn der Vorhof gefUllt ist, verengert 
sich aber allmalig wahrend der Contraktion des Vor- 
hofs und ist zu einem ganz kleinen Umfange reducirt, 
wenn die letzte Portion Blut durch diese Oeffnung 
in den Ventrikel llbergetreten ist (p. 61). 

Nun folgt der wesentlichste Abschnitt, der im 
Inh&ltsverzeichnisse die Ueberschrift tragt: physio- 
logical evidences and illustrations (p. 65 — 87). 
Die pneumatischen Erscheinungen sind vojmehmlich 
an die respiratorischen Bewegongen gebunden. Die 
Venen, znmal die grossen Venen am Eingange in die 
Brusthahle fallen beim Inspiriren znsammen, werden 
aber wiederum geschwelty und aufgetrieben , wenn 
das Exspirium beginnt; — an dem blosliegenden 
Gehirne beobachtet man ein altemirendes Einsinken 
und Gehobenwerden , entsprechend den wechselnden 
Inspirationen und Exspirationen ; — in dem in ein 
Gef&ss eingefiigten Manometer beobachten wir ein 
Sinken der Blutsiule wahrend der Inspiration, ein 

13 


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98 


The ile, Anatomie u. Physiologie des Herzens. 


Steigen wlhrend der Exspiration , und z war in den 
Arterien so gut wie in den Venen, worin der Beweis 
liegt , dass der pneumatische Effekt im gesammten 
Gefisssystem zur Geltung kommt. Die bekannten 
Polgen des Lufteintritts in geoffnete Venen sprechen 
ebenfalls fflr die Adspiration des Herzens. Bei 
Asphyxie, wenn die Athmungsbewegungen aufge- 
hoben oder doch unterbrochen sind , ermangelt das 
Here des pneumatischen Effekts , es vennag deshalb 
die Widerstfinde der Blutbewegnng niclit mehr zn 
Uberwinden , und so kommt es zn Anh&nfungen des 
Bintes im Gehirn. Nun vollzieht sich aber doch beim 
Pfitus die Cirknlation , obwohl hier die ftespirations- 
bewegung und somit die pneumatische Kraft nicht 
wirkt. Beim F5tus nEmlich betheiligt sich der rechte 
Ventrikei zngleich mit dem linken an der Propulsion 
des KOrperblntes , und dilrfte man deshalb vielleicht 
zn dem Schlusse berechtigt sein , dass die Leistung 
dee rechten Ventrikels dem fehlenden pneumatischen 
Effekte Equivalent ist. 

Ans seiner geburfshlHflichen Erfahmng hat 
Buchanan noch einige mehr oder weniger zu 
seinem Thema Bezug habende Beobachtungen ange- 
fttgt , die einer besondem Erwfthnung nicht unwerth 
erscheinen. 

Die gewdbnlicbe Angabe, dass das Blut der 
Nabelarterien vends geferbt sich darstellt , das der 
Nabelvene aber als Folge der Placentareinwirkung 
gerdthet ist, erweist sich nicht als vollst&ndig zu- 
treffend. Wird nach erfolgter Geburt de3 Kindes 
nnr eine Ligatur urn den Nabelstrang gelegt, der 
Nabelstrang jenseits dieser Ligatur durchschnitten 
und nun das Blut aus dem Placentarsttlcke ausge- 
strichen und aufgefangen, dessen Menge’wohl 90 bis 
120 Gnrnn. betragen kann, so bekommt man nicht 
zweifarbiges Blut , sondem alles ist schwarz , oder 
alles ist gerdthet. Diess hEngt von der Art ab , in 
welcher der Versucb ins Werk gesetzt wird. Er- 
folgte die Unterbindung der Nabelschnur in dem 
Angenblicke , wo das Kind den ersten Schrei aus- 
stiess , also eben zu athmen angefangen hatte , dann 
kommt aus den Arterien wie aus derVene schwaraes 
Blut, das allerdings beim Stehen an der Lnft wie 
gewOhnliches Blut sich rothet; hat aber das Kind 
langere Zeit geathmet, bevor die Nabelschnur durch- 
schnitten wird , dann zeigt das gesammte Blut die 
hellrothe FErbung, womit es von den Lungen des 
Kindes her zur Placenta gelangt ist. 

Feraer beobachtete Buchanan bei einer Zwilling g- 
geburt Folgendea. Das erste Kind wurde leicht geboren, 
das zweite folgte erst 3 8td. spater. Die Fusee des letz- 
tera mussten geholt werden, danach aber blieben die 
Wehen wabrend einer halben Stunde vollstandig aus. 
Wabrend dieser Wehenpause untersuchte Vf. zn wiedcr- 
holten Malen die Nabelschnur und wurde dabei auf Be- 
wegnngen an des KindeB Rippen aufmerksam ; durch Zu- 
fuhlen mit beiden Hfinden uberzeugte er sich dann davon, 
dass die Rippen auf beiden Seiten, ahnlich wie bei rhyth- 
mischer Respiration , abwechselnd eine Hebung und 8en- 
knng erfnhren. Zuletzt karaen die Wehen wieder und 
mm erfolgte die Ansstosenng des Kindes ganz plOtzlich. 

In diesem Falle sollen nach Buchanan bei 


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einem ungeborenen Kinde , das von der atmosphA- 
rischen Luft ganz abgeschlossen war, respiratorische 
Bewegungen stattgefunden haben, die einen pneu- 
matischen Effekt auf den grossen Kreislanf ftusserten. 
Bertlcksichtigt man jedoch den ganzen Geburtsher- 
gang, so mftchten wold der absoluten Gewissheit 
jener Annahme, die Athembewegungen batten bei 
vollkommenem Lnftabschlusse stattgefunden , erheb- 
liche Bedenken entgegen stehen. 

Ferner erwahnt B. einen einschlagenden von ihm 
beobachteten Fall unter der sonderbaren Ueberschrift: 
Zwillinge , deren einer unwissentlich das Bint des andern 
ansaugte und hierdurch dessen Leben gefahrdete. Obne 
alle Miihe wurde der erste Zwilling geboren , ein lebhaft 
zappelndes und kraftig athmendes Kind, in dessen dunkler 
Hautfarbung deutlich genug cine Blutiiberfullung ausge- 
sprochen war ; dabei schrie das Kind kraftig, so dass seine 
Nabelschnur alsbald untcrbunden und dnrchschnitten 
wurde. Der weiterhin nachfolgende Zwilling war ganz 
biass und blutleer, verhielt sich nach der Gebnrt sehr 
rnhig und flng erst langere Zeit nach dem Kintritte der 
Respiration zu schreicn an, worauf dann zur Unterbindnng 
der noch klopfenden Nabelschnur gescliritten wurde. Das 
schwiichliehe Kind mit einer alabasterweissen Haut lebte 
nnr 30 Stunden. Die beiden Zwillinge batten eine gemein- 
schaftliche Placenta und ihre Gefasse standen darin in 
vollkommen freier Communikation. Der zuerst geborene 
Zwilling, mcint Bnchanan, babe durch kraftige Inspi- 
rationen und starkes Schreicn sein Gefasssystem in der 
kleinen und grossen Blutbahn ganz gefullt, dadurch aber 
dem andern Zwillinge von der Placenta her die znm Le- 
ben erforderliche Flussigkeit entzogen. Eine ganz rasche 
Unterbindung der Nabelschnur beim erstgeborenen Zwil- 
linge, dagegen eine recht spate Unterbindung derselbeu 
beim zweitgeborenen Zwillinge wurde wobl in diesem 
Falle nach Buchanan das geeignete Verfahren gewesen 
sein. 

Blutdrur.k. 

Die Abliangigkeit des arteriellen Drucks von 
der Blutmenge wurde von Dr. Worm Mtiller 
(Arbeiten aus der physiol. Anstalt in Leipzig. 8. 
Jabrg. 1873. p. 159—250) nntersuclit. Die um- 
fangreiche Abhandlung basirt auf 9 an Hunden an- 
gestellten Einzelvereuchen. Es wurden aber kleinere 
Hunde zu den Versuchen genommen, um die dem 
Versuchsthiere zugeftthrten oder auch abgelassenen 
Blutmengen beqnemer in Procenten des vorher be- 
stimmten Korpergewichts ausdrilcken zu kOnnen. 

Bei Ausfuhrung der Versnche wurde die eine Carotis 
mit einem Qnecksilbermanometer verbunden, dessen Ver- 
andemngen anf einem mit bekannter Geschwindigkeit 
fortlaufenden Papierstreifen sich aufzeichneten. War der 
Blutdruck nach Ablauf einer langern Zeit , die ausrcichte. 
um die Grenzen der normalcn Schwankungen zu erkennen, 
notirt, dann wurde in eine Vena jugularis eine Kan&le 
eingesetzt, um das einem grossen Hunde entnommene 
Blut, welches deflbrinirt , filtrirt und auf 37 — 38° C. er- 
halten wurde, einzuspritzen. Die jedesmal eingespritzte 
Henge wurde auf 40 Cctmtr. normirt. In einzelnen Ver- 
snehen wurden aber selbst bis 17 Einspritznngen anage- 
f5hrt. Der Druck in der Carotis wurde nicht bios wah- 
rend and nnmittelbar nach der einzelnen Einspritznng be- 
obachtet, sondem auch einige Zeit naebber. 

Die erste Hauptreihe von Versuchen war darauf 
gerichtet, die Aendenmgen des Blutdrncks in der 
Carotis fflr den Fall zu bestimmen, dass das Kdrper- 
gewicht durch khnstliche Vermehrung der Blutftlllung 


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99 


Theile, Anatomic n. Phyaiologie des Herzens. 


sich erhdht. Alle 9 Einzel versuche werden in die- 
sem Abschnitte der Reihe nach, d. b. nach den wich- 
tigsten Daten in tabellarischer Uebersicht zus&mmen- 
geetellt, vorgefllhrt. 

Um die Stdrangen , welche von Seiten der ner- 
vtaen Centren der Gefkss- nnd Skeletmuskeln auf- 
treten kflnnen , zum grOssern Tlieil auszuschliessen, 
wnrden die Einspritzungen zun&chst bei solchen Thie- 
ren vorgenommen, denen die Vagosympathici nnd 
das Rflckenm&rk durchschnitten worden waren. A us 
den 3 ersten bierher gehOrigen Versnchen darf Fol- 
gendes entnommen werden : 

w&hrend der Daner der Einspritzung , die im 
Mittel etwa % Min. wkhrte, nimmt derBlutdruck zu ; 

nach vollendeter Einspritzung sinkt der Drnck 
ab, steigt aber kurze Zeit darauf wieder an ; 

anf dieses zweite Wachsthum folgt ausnahmeios 
wieder ein Absinken des Drucks ; 

das Maximum , worauf der Druck durch die zu- 
nehmende Blutmenge ansteigen kann , erreicht all- 
mftlig eine obere Grenze , die auch bei fortgesetzter 
Vermehrung des Blutes nicht flbersciiritten wird, 
and dieser sich erhaltende Maximaldruck liegt in 
der N&he der normalen DruckhOhe , die das Thier 
vor der Dnrchschneidung des Halsmarkes darbot; 

die Exkursionen des Pulses werden wahrend 
jeder Einspritzung grosser , die Pulsfrequenz aber 
wird im Ganzen dnrch die Einspritzungen nicht be- 
einflusst. 

Der 4. bis 7. Versuch wnrden an Hunden aus- 
gefhhrt, bei denen das Riickenmark und die Vago- 
sympathici nnversehrt geblieben waren. Die aus 
diesen Versnchen gezogenen Resultate fallen weit 
nnbestimmter aus. Wahrend der Dauer der Ein- 
spritznng ist ein regelraassiges Verhalten des Drucks 
nicht wahrnehmbar , er kann steigen oder auch ab- 
nehmen. Nach vollendeter Einspritzung kann ein 
Anwachsen des Mitteldrucks eintreten, jedoch so un- 
bedeutend , dass man noch Bedenken tragen muss, 
ein regelmassiges Anwachsen anzunehmen. Dieser 
Mitteldruck (lberschreitet nicht den Werth von 160 
bis 170 Millimeter. Beim Bestehen eines niedrigen 
Drucks erfolgt durch die Einspritzungen rasch eine 
Hebnng auf jenen Mittel werth. Auch die Puls- 
frequenz verhalt sich unregelmassig , man kann eine 
Zunabme oder eine Abnahme derselben beobachten. 
Ana dem Ductus thoracicus entleerte sich bei diesen 
Versnchen eine grOssere Menge von Lympke, die 
dorcb Gehalt an Blutkdrperchen rflthlich gefkrbt er- 
schien ; die festen Bestandtheile der Lymphe hatten 
zugenommen. 

Beim 8. und 9. Versuche wurde den Hunden, 
ebe zn den Einspritzungen gegriffen wurde, erst 3.2, 
resp. 3.7% des KOrpergewichts Blut entzogen. Als 
dann mit Einspritzungen begonnen wurde , stieg der 
Druck nicht nur wfthrend der Einspritzung , sondern 
auch in der Zwischenzeit zweier Einspritzungen 
danernd nnd erreichte die HOhe des onprtlnglichen 
Normaldrucks. 


Beim 9. Versuche wurde ausserdem noch die 
Modifikation eingeschaltet , dass , nachdem durch an- 
fkngliche Einspritzungen die Blutmenge Uber das ur- 
sprtlngliche Maass liinaus zugenommen hatte, neuer- 
dings ein Aderlass vorgenommen wurde, dem dann er- 
neuerte Einspritzungen folgten. Diese Einspritzungen 
bewirkten zwar eine Steigerung des Drucks, aber 
die Steigerung wahrend der Einspritzung fiel im 
Allgemeinen etwas geringer aus und sank in der 
Zwischenzeit zwischen zwei Einspritzungen erheb- 
licher , so dass schltisslich , obwohl der procentische 
Blutgehalt des Tliieres ein groaserer war , als nach 
der ersten Serie von Einspritzungen , doch nnr eine 
niedrigere Druckgrenze erreicht wurde. 

Die zweite Reihe von Versnchen gait den Ver- 
ftnderungen des an der Garotis beobachteten Drucks 
fttr den Fall , wo das Kdrpergewicht durch kflnst- 
liche Verminderung der Biutftlllnng herabsinkt 
Aderlassartige Blutentziehungen wurden bei Thierea 
vorgenommen , deren Blutgehalt entweder noch un- 
verandert war, oder deren Blutmenge durch vorann- 
gegangene Einspritzungen bereits einen Zuwachs er- 
fahren hatte. Die desfailsigen Versuche konnten 
bei einigen der 9 Hauptversuche nebenbei mit zur 
Ausfiihrung gebracht werden. Es wird genflgen, 
die bei einem der Hunde gewonnenen Ergebnisse 
vorzuftthren. 

Bei dem in g&nz natfirlichem Zustande beflndliofcen 
Thiere sank wahrend des Blntabflnsses aus der einen 
Carotis der arterielle Druck in der andern Carotis sehr 
rasch ; sowie aber die erste Carotis geschlossen wurde, 
stieg der Druck iu der andern Carotis alsbaM wieder. 
Der Hand hatte 6.29 Kgrmm. KSrpergewicht, und es 
wurden in kurzen Zwischenraumen nach einander 4 Blut- 
entleerungen von je 60 Cctmtr. ausgefuhrt. Wahrend der 
ersten Entleerung flel der Druck von 130 auf 67 Mmtr., 
w&hrend der zweiten von 161 auf 92 Mmtr., wahrend der 
dritten von 129 auf 63 Mmtr., wShrend der vierten von 
112 auf 49 Millimeter. Die Entleernngsdaner oder die 
Ausflussgcschwindigkeit betrug bei den 3 ersten Entlee- 
rungen 10— 8— 11 Sek., erreichte dagegen bei der vierten 
Entleerung 44 Sekunden. Durch die 3 ersten Entleernn- 
gen waren 2.82% des K6rpergewichts an Blut ausgetreten 
nnd der Blutdruck konnte nach deren Beendigung nahean 
zu jener Hdhe zuruckkehren , die vor dem Beginne der 
Versuche bestand ; nach der vierten Entleerung dagegeD, 
wo das gesammte ahgelasseue Blut 3.76% des Korper- 
gewichte betrng , erhleit sich der Blutdruck wahrend der 
nachfolgenden Minnten auf 49 Mmtr., bis wohin er wah- 
rend der Entleerung gefallen war, das heisst er betrug 
fast nur noch ein Drittel des ursprunglichen Drucks. — 
Als nun bald darauf dem namlichen Hunde wiederholtBlut 
eingespritzt warde, bis die eingespritzte Menge 11.80% 
des KOrpergewichts betrug, und anzunehmen war, die 
Blutmenge des Hundes habe, unter Abzug der fruher ent- 
leerten 200 Cctmtr., einen Zuwachs von 480 Cctmtr. er- 
fahren, schwankte der Blutdruck zwischen 167 u. 162MilIi- 
meter. Jetzt wurden 6 ganz kurz auf einander folgende 
Blutentleerungen , jedesmal 60 Cctmtr., vorgenommen 
mit einer AusflusBgeschwindigkelt von 7 — 7 — 7 — 7'/* — 9 
Sek., wobei der Druck amEnde der einzelnen Entleerun- 
gen auf 146 — 114 — 86—78—60 Mmtr. absank , aber 
jedesmal rasch wieder in die NShe des fruhern Standee 
zuruckkam , und selbst bei der funften Entleerung inner- 
halb 3 '/, Min. wlederum bis zu 116 Mmtr. sich erhob. 

Nach vorgAngigen Bluteinspritzungen konnte so- 
mit der Hand einen weit grOseern Blutverlnit er- 


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100 


Theile, Anatomie u. Physiologic des Herzens. 


tragen, als zur Zeit , wo seine Blutmenge eme ganz 
unvertnderte war. 

Aus den Depletionsversuchen ergaben sich fol- 
gende Resultate. Beim nnverfinderten oder normalen 
Thiere konnte in aderlassartiger Weise eine Blut- 
menge entzogen werden, die 1.6 — 2.82°/ 0 des KOr- 
pergewichts betrug, obne dass der Druck in der Ca- 
rotis bedeutend herabgesetzt wurde, was indessen 
erfolgte, als die abgelassene Blutmenge 3.76% des 
Kflrpergewichts erreichte ; wurde aber die Blutent- 
leerung am Thiere vorgenommen , das bereits Blut- 
einspritznngen erfahren hatte, so konnte in der 
Regel ein grdsserer absoluter Blutverlust ohne be- 
deutendere Herabsetzung des Blutdrncks ertragen 
werden. Vergleicht man aber die nach den Ader- 
Utesen restirenden Blutmengen beim normalen and 
beim vorher (lberfttllten Thiere, so zeigt sich , dass 
die zur Erhaltung der normalen Blutdrtlcke erforder- 
hche Blutmenge im letzteren Falle eine weit grCs- 
sere sein moss , vielleicht die doppelte oder selbst 
eine noch grOssere. 

Die Thatsache , dass nach verhiltnissmiasig 
groesen Blntverlusten das Geftlsssystem ftlliig ist, 
■ich dem geringeren Blntvolumen binnen kurzer Zeit 
ohne wesentliche Druckabnahme anzupassen, ver- 
dient in der ftrztlichen Praxis die genaueste Berflck- 
sichtigung. Wenn AJerlime in der ausgesproche- 
nen Absicht , das Geftlsssystem zu entlasten , ange- 
ordnet werden, so sollte man dabei nicht vergessen, 
dass selbst eine sehr reichliche Entleerung nur fttr 
einige Minuten ein nennenswerthes Herabsinken des 
Drucks hervorbringt, nnd dass diese reichlichen 
Aderlfisse wiederholt werden mtlssen, wenn eine 
dauernde Herabsetzung des Drucks beabsichtigt wird. 
Ein Aderlass von 350 — 470 Cctmtr. beim erwach- 
senen Menscben kann nur ein vorflbergehendes 
Herabsinken der Spannung, unmittelbar nach der 
Blutentziehung, hervorbringen, ist also in dem beab- 
sichtigten Sinne so gut als wirkungslos. Zur wirk- 
lichen Herabsetzung der Blutspannung dagegen er- 
■cheint die besonders in Italien getlbte Methode der 
reichlichen und wiederholten Aderlksse physiologisch 
wohl begrflndet. 

Fragen wir tlbrigens nach dem Mechanismus, 
wodurch das Gefftsssystem in den Stand gesetzt wird, 
so grosse Blutmengen, wie in den vorstehenden 
Versuchen, ohne nennenswerthe Aenderungen des 
arteriellen Normaldrucks anfzunebmen, so kflnnte 
man zun&chst vielleicht an ein Auatreten von Blut 
durcb die Gefksswandungen oder an ein Exsudiren 
von Blutplasma denken ktinnen. Die Sektionen der 
getfldteten Versuchsthiere haben jedoch nur aus- 
nahmsweise im Darme, in der Lunge einen ganz ge- 
ringen Blutaustritt nachgewiesen , und eben so auch 
nur seltene und sparsame Exsudate. Eine Ueber- 
fflllung der Arterien gab sich femer bei den Sektio- 
nen niemala kund , und nur die grOsseru Venen im 
Unterleibe, so wie gewOhnlich auch die rechte Herz- 
bllfte zeigten eine sttrkere FtiUung. Diese im 
Ganzen negaUven Sektionsergebnisse dttrfen wohl zu 


der Annahme ftlhren, dass die vennebrte Blutmenge 
gleichmAssig im ganzen KOrper im Gefksssystem ver- 
theilt sein muss , nnd zwar in den Capillaren. Die 
physiologischen CongestivzustUnde , z. B. die starke 
FtUlung der Darmschleimhaut wUhrend der Verdau- 
ung, die ROthung der Leder- und Schleimhaut unter 
dem Einflusse von Druck, Irritation , Gemlithserre- 
gung , das Strotzen der Coi’pora cavernosa wkhrend 
derErektion u. s. w. weisen mit Bestimmtheit darauf 
hin, dass die r&umliche Capacitat des Gefksssystems 
in normalen VerhUltnissen, ohne dass eine besondere 
Dehnung der Gefksse stattzufinden braucht, eine be- 
dentende sein kann. An dieser FilUung betheiligen 
sich die Gefhssnetze zwischen den kleinsten Ai-terien 
und Venen, manchmal verschwindet sie eben so pldtz- 
licli, als sie entstand u. machtwohleiner tastvollstto- 
digen Blutleere Platz ; tlberhaupt aber finden sich 
unter normalen Verhiltnissen die mannigfaltigsten 
Abstnfungen zwischen starker und schwacher Ftil- 
lung. Dadurch wird es sehr wahrscheinlich , dass 
ttberall im KOrper eineAnzahl leerer oder wenig ge- 
f till ter Capillaren gleichs&m zur Disposition stdit, 
um je nach dem Bedflrfnisse dem Blutstrome zugftng- 
lich zu werden. Man wird deshalb vermuthen dfir- 
fen, dass bei den Einspritzungsversuchen die ver- 
mehrte Blutmenge haupts&chlich dadurch im Gef&sa- 
gysteme Platz findet, dass sich eine grOssere Anzahl 
von Capillaren fllllt , als im normalen Znstande. 
Dann braucht aber eine besondere Dehnung der Ca- 
pillaraetze in Folge jeiler Ueberftlllung des Gefkss- 
sy stems nicht einzutreten. 

Die Ueberfallung des Gefhsssy stems , wodurch 
gewisse krankhafte Erscheinnngen hervorgerufen 
werden, ist eine in der Laienwelt von Alters her ver- 
breitete Vorstellung, die unter der Bezeichnung der 
Plethora auch in der Pathologie eine Rolle spielt. 
Auf demGebiete der Transfusion ist dem entsprechend 
von jeher und noch jetzt der Grundsatz geltend ge- 
wesen, dass in jenen fllr die Transfitnon ausersehe- 
nen Ffillen, wo nicht unmittelbar vorher eine Blutung 
8tattgefunden hatte, der Transfusion selbst ein Ader- 
lass vorhergehen mtlsse, um den Gefahren zu begeg- 
nen, die mit einer abnorm vermehrten Blutmenge 
verkntlpft sein kOnnten. Nun hat sich wohl gezeigt, 
dass ein schnelles Einapritzen , eine plOtzliche Ein- 
fhhrung grosser Blutmengen schkdlich wirken kann, 
es fehlt aber noch gftnzlich an experimentellen Be- 
weisen daftlr, dass die Vermehrung der Blutmenge an 
und fllr sich Stflrungen hervorbringt. Vielmehr 
haben wir einen geradezu widersprechenden Versnch 
von Heinrich Mittler (Sitz.-Ber. der Wiener 
Akademie 1868. Abth. H. Nov. S. 8) , der einem 
mittelgrossen Hunde durch ErOfibung der Schenkel- 
schlagader so lange Blut entzog, bis Athmungs- und 
Pulsatillstand eingeti'eten war, dann aber durch un- 
mittelbare Transfusion des Blutes aus einem grossen 
Hunde das Thier wieder belebte. Der Hund erhidt 
dadurch wohl % mehr Bint, als er ursprilnglich 
beseasen hatte, und nichts desto weniger befaad 
er sich weiterhin ganz wohl. Man wird 4— 


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101 


Lebert, allgem. Pathologie u. Therapie. 


wohl fragen dtlrfen, ob die sogenannte normale Blnt- 
menge eine constante GrOsse 1st, ob dieselbe nicht 
vielmehr aach im normalen Leben gewissen Schwan- 
knngen nnterliegt , nnd ob es begrflndet 1st , wenn 
die Physiologie den Satz aufstellte: die Natur hat 
einen gewissen unverfinderlichen Procentgehalt dea 
Gesammtkarpers an Bint festgestellt und behanptet 
dieaen Procentwerth auch in den Zehrkrankheiten, 
wo fast keine Nahrung genommen wird , durch Auf- 
nahme ana den Geweben. Die verbreitete Annahme, 
daae der nach reichlichen Hahlzeiten beobachtete 
voile und gespannte Pnla anf die atattgefhndene In- 
haltszunahme des Gefhsssystems zn setzen sei, scheint 
wenigstena in den mitgetheilten Versurhen keine 
Stfltze zu finden , insofern durch dieae mit Sicherheit 
featgeatellt worden ist, dass selbst eine grdssereVer- 
mehrung derBIutmenge ohne irgend eine bemerkens- 
werfhe Drncksteigerung eintreten kann. 

Zur Yornahme neuer Untereuchungen fiber Blui- 
druck und Blufgegrhwin diaksit hat sich Marey 
(Physiol. exp6r. p. 337—371) veranlaset gesehen, 
weil man von mehreren Seiten dem Satze entgegen 
getreten ist, den M. frtlher iD den Worten formulirt 
hatte: Bei unverftndert bleibender Innervation des 
Herzens nimmt die Frequenz der Herzschlftge ab, 
wenn die arterielle Spannnng zunimmt , und umge- 
kehrt. Marey bespricht die Leistungen der ver- 
sehiedenen, zur Bestimmung des Blutdrucks und der 
Blntgeschwindigkeit dienenden Apparate, und er 
weist nach, dass bei den auf die Blntgeschwindigkeit 
abzielenden Apparaten die Einfflgung sogenannter 
Pitot’ scher Rflhren in das horizontal gelagerte und 
mit aufgesetzten Piezometern versebene Ansflussrohr 
besonders beachtenswerthe Ergebnisse liefert. Ans 
den mittels der geeignetsten Apparate gewonnenen 
Cnrven entnimmt. er schlflsglirh folgende Resultate. 

Der Blutdruck in den Arterien kann durch 
zweierlei Momente erhfiht werden, durch st&rkere 
KraftAusserung des Herzens, oder durch vermehrten 
Widerstand in den kleinen Geflssen. Umgekehrt 
kann der arterielle Blutdruck abnehmen , wenn die 
HerzthStigkeit abgeschwftcht wil'd , oder wenn eine 
Erschlaffung der Gefasse eintritt. 


Auf die Geschwindigkeit der Blutbewegnng in 
den Arterien haben ebenso zwei Momente Einfluss, 
die verftnderliche Kraft des Herzens einerseits , nnd 
andererseits der Widerstand in den kleinen Geftssen, 
der andera ausfAllt , je nachdem sie contrahirt oder 
erschlafft Bind. 

Soli eine in der Cirkulation eingetretene YeriLn- 
dernng begriffen werden, so muss man fiber den 
Blutdruck und fiber die Blutgeschwindigkeit im Kla- 
ren sein. 

Nach der B e r n o u 1 1 i ’schen Formel muss, wean 
mit Erhfihung des Blutdrucks auch eine vermehrte 
Geschwindigkeit der Blutbewegung eintritt, dieTrieb- 
kraft des Herzens zugenommen haben, wogegen dann, 
wenn mit der Erhfihung des Blutdnicks eine vermin* 
derte Geschwindigkeit der Blutbewegung einhergehi, 
die kleinen GefAsse verengert sein mflssen , wodureh 
dem Blutstrome ein Hindemiss entsteht. 

Abnahme des Blutdrucks, verbunden mit Abnahme 
der Blntgeschwindigkeit , bedeutet , dass die Trieb- 
kraft des Herzens abgenommen hat; Abnahme des 
Blutdrucks mit gleichzeitiger Zunahme der Blut- 
geschwindigkeit spricht dagegen filr Erschlaffung in 
den kleinen Gef&ssen. 

^ Wenn bei der manometrischen Ermittelung des 
Blutdrucks der Stand des Quecksilbermanometers 
zwiseben 20 und 24 Ctmtr. oscilliri, so hat man die 
20 Ctmtr. als constanten Druck, die 24 Ctmtr. als 
variabeln Druck bezeichnet. Der variable Druck 
ist durch die discontinuirliche Thltigkeit des Herzens 
bedingt (Auch in Betrcff der Blutgeschwindigkeit 
kann man mitChauveau den constanten und den 
variablen Werth unterscheiden.) Beobachtet man 
eine Zunahme deg constanten Drncks , willirend der 
variable Druck abnimmt, so weist diess darauf hin, 
dass die WiderstAndc zugenommen haben , weil sich 
die Capillaren verengerten. Nimmt der constante 
Druck ab , wfthrend der variable Druck wftchst , so 
bedeutet diess eine Verminderung der Widerstftnde, 
weil die Capillaren erschlafften. So kann also der 
Blutdnick filr sich allein , wenn man den constanten 
und den variablen Werth bestimmt , fiber die Cirka- 
lationsverhftltnisse Aufschluss geben. 


G. Kritiken. 


42. Handbnoh der allgemeinen Pathologie 
und Therapie alt Einleitung in das klinische 
Studium und die arztHche Praxis ; von Her- 
mann Lebert, G.-M.-R. und Prof., Arzt in 
Vevey. 2. vollstAndig nmgearbeitete Auflage. 
Tflbingen 1876. H. Lanpp’sche Buchhdlg. 8. 
XVI u. 728 S. (14 Mk.) 

Dass Prof. Lebert seine durch den Rficktritt vom 
Breslauer Profesaorat erlangte Muse nioht als eine 


Aufforderung zum dolce far niente betrachtet, ereehen 
wir aus der vor uns liegenden hfichst umfangreichen 
Arbeit, welche in der That eine vfillige Umarbeitung 
seines Handbuclies der allgemeinen Pathologie und 
Therapie dar3tellt und den ersten oder allgemeinen 
Theil des bereits in 4. Auflage erschieuenen Hand- 
bucli8 der praktischen Medicin zu bildeu bestimmt ist. 

Nach einigen einleitenden Bemerkungen fiber die 
Bedeutung der allgemeinen Pathologie und Therapie 


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102 ' Lebert, allgem. Pathologic u. Therapie. 


ala An fan g and Ende der speciellen Fftcher gleiches 
N&mens und fttr die Medicin ilberhanpt giebt Vf. in 
der 1. Abtheilung einen allgemeinen Ueberblick der 
Krankheiten und der sie begleitenden morphologischeu 
Veriinderungen. 

Der 1. Abschnitt erlautert die Begriffe der Krankheit 
und Ihrer Erscheinungen, sowie die Methode der Beobach- 
tung und ihrer Verwerthung. Das 1. Cap. besprieht die 
Krankheit und ihre Erscheinungen : Begriffsbestimmung, 
aiigemeine Krscheinungen der Krankheiten , Symptome, 
Diagnose, Prognose, Dauer, Verlauf und Ausgange. Das 

2. Cap. behandelt die Feststellung der Thatsachen in der 
Medicin, die Krankenuntersuchung , die pathologisch-ana- 
tomiscbe Forschung, die Methode der Analyse fur Verall- 
gemeinerung in Beschreibung der Krankheiten und Anf- 
stellung der Lehrsatze. 

2. Abschnitt: Aiigemeine pathologische Morphologie, 
Werth und Erscheinungslehre der Zelle in der Patho- 
logic: aiigemeine Bedeutnng der Zelle, Vergleich der 
Thier- und Pflanzenzelle. Definition und HaupteigenBChaft 
der Thierzelle, Zellenmembran und ihre aussere Form, 
Inhalt der Zelle zwischen Membran und Kern, Zellenkern, 
Kernkfirperchen , chemlsehe Beschaffenheit und Funktio- 
nen der Zellen , Art der VervielfSltigung der Zellen , ver- 
schiedene Formen der ZellenstCrung durch regressive 
Metamorphose , Verhaltnisse der Zelle zur pathologischen 
Oewebsbildung. 

2. Abtheilung. Abnorme Verftnderungen in den 
verscbiedenen Kttrpertkeilen. 

1. Abschnitt: Veranderung desBlntes in Krankheiten : 
Abnormitaten in derMenge der rothen Blutzellen : relative 
Polycythimie Oder Plethora, Anamie, Oligocythimie, 
Dyshfimie , Blntarmuth , Blutverarmung durch nachweis- 
bare Ursachen , dnrch Safteverlust , durch unzureichende 
Zufuhr nahrender Stoffe (Inanitionsdvshamie) , aus unbe- 
kannter Ursache (Chlorose , essentielle An&mie). Aiige- 
meine therapeutische Bemcrkungen fiber Behandlung der 
Blntverarmnng. Abnormitat der Qualitat der Blutkfirper- 
chen , der Quantit&t der weissen Blutzellen , Veranderun- 
gen in den Bestandtheilen der Blutflussigkeit , der 8alze 
dea Blutes, die Fette dee Blutes, abnorme Anhaufung von 
schadllchen, nur chemisch nachweisbaren Stoffen im Blute, 
abnorme kbrperllche Bestandtheile , Abnormitaten der 
Blutmischung , welche ihrem Wesen nach nnbekannt sind 
(Ichorrhamie und Pyamie) , kurzer Ueberblick fiber Ver- 
anderungen des Blutes in einzelnen Krankheiten. 

2. Abschnitt : Von den pathologischen Modiflkationen 
der verscbiedenen beim Kreislauf mitwirkenden Krafte. 

1) VomFieber: Temperaturverhaitnisse indemselben 
und ihre wahrscheinlichen Ursachen , Krisenlehre , Lysis, 
eonstige durch das Fieber bedingte Erscheinungen und 
Funktionsstfirungen. 

2) Von den Kreislaufsstdrungen , welche von der Er- 
krankung und Kaliberverfindernng der Gefasse ausgehen 
und von den sie begleitenden Erscheinungen: Der Puls 
und die Pulslehre, Atherom der Arterien, Aneurysma, 
Verengerung und Verschliessung der Gefasse und ihre 
Folgen (Thrombose, Embolie, metastasirende Dyskrasie), 
Erweiterung der Venen, Cyanose. 

3) Von den Srtllchen KreislanfstSrangen durch ab- 
norme Blutvertheilung, partielle AnSmie, lokale Blutfiber- 
ffillnng. 

4) Von der Entzfindung (eztravasirendeHyperamle) : 
Aiigemeine Bemerkungen , Experimentelles fiber Entziin- 
dnng. Definition der letztern (VerhSltniss derReizung zur 
Entzfindung , pathologische Anatomie der Entzfindung, 
Hyperamie in entzundeten Theilen, entzundliche Dios- 
mose, Transsudation, Exsudation, Extravasation). — 
Chemische Beschaffenheit derProdukte der entzfindlichen 
Diosmose und Extravasation. — Ueber die bei der Exsu- 
dation noch nlcht erwfihnten anatomlschen Ansgftnge der 
Entzfindnng. — Heilung der Entzfindung durch Seeoln- 


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tion. — Kurzer Ueberblick der Heilung der W unden. — 
Entzundliche Verhartung, Erweichung, Hypcrtrophie und 
Atrophie. — Degenerative Vorgfmge bei der Entzfindnng. 
— Symptome, Verlauf, Charakter und Prognose der Ent- 
zundung. Aetiologie und Eintheilung der Entzundnngen. 

5) Von der Ulceration und dem Brandc. 

6) Von der Blutung: Definition, verschiedene Arten, 
Quellen dersclben, anatomisehe Veriinderungen je nach 
dem Sitzc und der Menge der Blutung, spontane Blut- 
stillnng, Veranderung des ergossenen Blutes , Blutnng in 
verechiedenen Korpertheilen , Ursachen, Erscheinungen 
und Folgen, Behandlung der Blutung. 

7) Wassersucht : Definition und Terminologie, allge- 
meiner und ortlicher Hydrops , chemische Beschaffenheit 
des hydropischen Exsudats , Entstehen , Verlauf, Dauer 
und Ausgange , Prognose , Behandlung der Wassersucht. 
Anhang: Verhaltniss der Mittel und Methoden, welche 
die Sekretionen und Exkretionen fordern, zum natfirllchen 
und knnsthfilflichen FortBchaffen hydropischer Transsu- 
date. 

3. Abschnitt: Von den Storungen der Ernahrung. 

1) Von dem rfickgangigen patholog. Stoffwechsel : 
Atrophie, Dystrophic Oder Degeneration. 

2) Von der Hypertrophle einzelner Gewebe und 
Organe. 

3) Von der Neubildnng und den Geschwfilsten : Neu- 
hildungen, welche einfachen Gewebstypen enteprecken 
(Blndegewebsgeschwfilste ; Geschwfilste vom Bindekitt des 
Centralnervensystems herrfihrend — Gliome ; Geschwfilste 
aus organise!) erMuskelsubstanzgebildet — Myome, Metro- 
myome ; dem Bindegewebstypus nahestehende Knorpel — 
Knochen- und Zahngeschwfilste ; einfache firtliche Epi- 
dermiswucherung mit weiterer Umwandlung j Neubildun- 
gen, welche vom Epithelialtypus ausgehen und sich dnrch 
Tendenz zu Ortlicher und allgemeinerAusdebnung charak- 
terisiren — Krebs , Cancroid , Carcinom , Epitheliom). — 
Nenbildungen , welche zusammengesetzten GewebBtypeu 
entsprechen (Lymphadenom undLymphadenosarkom, die 
Angiome, dieCystome, partielle Schleimhanthypertrophle, 
Polypen , Polypome) — pathologische Processe und Pro- 
dnkte, welche zwischen Neublldung und Entzfindnng, Je- 
doch mehr zur letztern gehfirend , stehen (Granulosen, 
Tnberkulose, verschiedene Lokalisationen dorselben nnd 
Veriinderungen der Organe bei denselben , therapeutische 
Bemerkungen , einige Bemerkungen fiber das Verhaltniss 
der scrofulOsen Krankheiten zu den tuberkulfisen). 

4) Parasiten des Thier- und Pflanzenreichs: Infuso- 
rien, Wfirmer; Pilze als Phycomyceten, Hypodermel und 
Schizomyceten , Ektophyten als Grindparasiten , Tricho- 
phyton tonsurans , Trich. uicerum , Microsporon furfur, 
Endopbyten, als Leptothrix buccalis, Oidinm albicans nnd 
Sarcina ventriculi. 

6) Von den pathologischen Conkretionen : Substanzen 
fester Niederschlage, eigentllche Conkretionen nndSteine. 

4. Abschnitt: Von den 8t5rnngen der Harnbildnng 
und der Harnexkretion. Kranker und normaler Ham, 
Schwankungen in der Menge und in den festen Bestand- 
theilen des Harns , spontane Zereetzung und Gihrnng in 
Krankheiten , Hamsedimente , Schwankungen der einzel- 
nen normalen Hambestandtheile in Krankheiten, abnorme 
morphologisch nnd chemisch nachweisbare Bestandtheile 
des Harns, Uebergsng heterogener Substanzen in den 
Ham, Stfirungen in der Exkretion des Hams. Ueber einige 
dnrch Untersnchnng der Nieren gebotene Zeichen. 

6. Abschnitt: Ueber chemische Umsetzung der Organ - 
bestandtheile in Krankheiten. 

3. Abtheilung. Lehre von den Ursachen der 
Krankheiten, aiigemeine Aetiologie, Allgemeines. 

1. Abschnitt: Individuelle Krankheitsnreachen. 

1) Dem Individuum innewohnende Ursachen: Ein- 
fluss des Alters, Geschlechts , Temperaments , der Consti- 
tution, der Conformation und des Habitus, derldiosyn- 
krasie anf Krankheiten and aiigemeine Mortal! tat. 


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R i z z o 1 i , della Onichia. 


8 ) Dem Individnum oaabhajigig von Minem WiUen 
ubertragene Krankheitsanlagen : erbliohe Anlagen , die 
Consanguinitat. 

3) Aeusaere. dem Individaam znm Theil unabhangig 
von seinem Willen zakommende Eintiusse : Einflnss der 
Gewohnheiten, der Berufsarten , der N ah rang nnd Ernah- 
rnng , der Bewegnng , der Kleidung , dee Rcichthnms und 
der Armuth , pathogenetiseher Einfluss fruherer Krank- 
heltenund einzelnerKrankheiten auf einander, moralische 
Einflusse, individuelle Krankheitsanlagen (in einfachen 
Geweben nnd Theilen , in zusamraengeseUten Theilen, 
pathologische Diathese zn dystrophiecher Entzundung, mit 
vorwiegend chemischer Umwandlung . complexe Diathese 
ohne bestimmt nachweisbare specielle chemische n. bisto- 
logische Veranderung). 

2. Abrchnitt: In der Aussenwelt begrundete , vom 
WiUen des Individaums unabhangige Krankheiten. 

1) Atmospharische und kosmisohe Einflusse. 

2) Tellurische Einflusse. 

3) Miasmatische . contagiose , parasitische , ende- 
miache, epidemisclie Erkranknngen , herrschender Krank- 
heitscharakter. 

4) Vims nnd viralente Erkranknng, Gift und Ver- 
giftung. 

Diese neue Bearbeitung enthalt trotz ihres Um- 
fangea einige Materien weniger, ala die frtthere, theils 
weil dieselben noch vielfacher Untersuclrang unter- 
liegen , theils weil die massenhaften Fortschritte der 
Wissenschaft eine gewisse Beschrankung der Dar- 
stellung geboten. Sonst aber hat der Vf. die Bedilrf- 
nisse des praktischen Lebens durchgehends mit den 
Resnltaten der wissenschaftlichen Forschung in Ver- 
bindung zn erhalten und so viel als mdglich zur 
KlSrung mancher bis jetzt noch nicht spruchreifen 
Fragen beizutragen versucht , sein Buch steht durch- 
weg auf der Hbhe der Zeit. Die hier und da einge- 
strenten therapeutischen Bemerkungen gehSren wohl 
mehr in das Gebiet der allgem. Therapie, sind aber zn 
vereinzelt, um auch diesem Gebiete die nbthige Wtlr- 
dignng darznbringen und scheinen mehr aus einer 
speciellen Vorliebe des Vfs. ftlr dieses oder jenes 
Kurverfahren hervorgegangen zu sein. Besondere 
Rflcksicht hat der geehrte Vf. den Infektionskrank- 
lieiten, der Parasitenlehre und einigen andern Special- 
fichem gewidmet. Druck und Papier sind sehr be- 
friedigend. J a f f 6. 

43. Della Oniohia ulcerosa lurida e della 
maligna. Memoria del Prof. Comm. Fran- 
cescoRizzoli. Bologna 1875. Typi Gam- 
berini e Parmeggiani. 4. 42 pp. Estratta dalla 
Serie III. Tomo VI. delle Memorie dell’ Aca- 
demia delle Scienze dell’ Istituto di Bologna e 
letta nella Sessione del ll.Novembre 1875 '). 

Im Jahre 1872 erschien von Prof. Vanzetti, 
frtlher in Charkow, zur Zeit in Padua, eine Abhand- 
long unter dem Titel : Intorno all’ Onichia mab’gna 
e al modo di curarla, in welcher der Vf. das von 
dem belgischen Arzte Moerloose anempfohlene 
salpeters. Blei als unfehlbares Mittel zur Heilung der 
Onychia maligna darstellt, die Bpeciellern Regeln zur 
Applikation dieses Mittes auseinander setzt und die 


') Fur direkte Uebersendung sagt seinen verbind- 
lichen Dank W r. 


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HoflFnung ansspricht , dass dasselbe in Zuknnft der 
Qual und Pein , welche die Ansziehung des Nagels 
vernreacht, ein Ende machen und diese Operation 
ftlr iminer der Vergessenheit tlberliefern wtlrde. 

Diese Verbffentlichung (vergl. Jahrbb. CL VI. 
p. 241) 1st ftlr Rizzo I i ein Beweggrund geweaen, 
seine in dem Spedale maggiore zu Bologna gesam- 
melten Erfahrungen liber denselben Gegenstand dem 
chirurgischen Publikum darzulegen. Er beginnt, 
wie Vanzetti, mit einer kurzen historischen Ein- 
leitnng in BetrefiF der Literatur Uber diesen Gegen- 
stand und gelangt zu dem Schlusse , dass der Name 
„Onychia maligna “ ein imgeeigneter ist Rizz. 
will diese Benennung ansschliesslich fllr diejenigen 
Fftlle angewendet wissen , in welchen eine Carcinose 
des Nagelgliedes und somit eine wirkliche Bbsartig- 
keit bestebt, wkhrend er den liaufigern Fallen der 
Onychia ulcerosa lurida nicbt an und ftlr sich einen 
bbsartigen , hSchstens einen hartnackigen Charakter 
zugesteht. Ob R. mit dieser Vermehrung der chi- 
rurgischen Nomenclatnr durchdringen wird, muss die 
Zuknnft lehren. 

C&rcinome des Nagelgliedes sind freilich nicht 
haufig nnd kommen dann gewflhnlich unter der Form 
des Epithelioma vor, meistens entstanden durch rei- 
zende oder vemachlassigte Behandlung traumatischer 
Entztindungen der Fusszehen. Auch R. fUhrt (S. 5) 
einen Fall bei einer 68jahr. Dienerin an, in welchem 
er wegen eines Carcinoma die grosse Zehe des 
rechten Fusses amputiren musste. Obgleich in den 
ersten Tagen keine bemerkenswerthen Symptome 
auftraten , ging Pat. doch 14 Tage nach der Opera- 
tion zu Grande. Die Sektion zeigte, dass der Krebs 
nnter der Form von mehr oder weniger dicken Kno- 
ten nnd mit schneller Entwicklung sich innerhalb 
der Unterleibsbdhle aosgebreitet hatte. 

Nach diesem Krankheitsberichte giebt der Vf. 
(S. 6) , wie er sagt , zum bessem Verst&ndnisse des 
Folgenden eine sehr minutiOse und eingehende ana- 
tomische Beschreibung des Nagels und seiner nich- 
sten Umgebung mit den Bedingungen seiner Ent- 
wicklung. Darauf bemerkt er, dass die Onychia 
selten spontan entsteht, sondem fast ohne Ausnahme 
als Folge eines Trauma auftritt, welches unterhkutige 
Blutungen (Ekchymosen) oder Entzllndungen ver- 
ursacht und endlich eine Zerstdrung der Schleim- 
schicht und des Nagelbettes herbeifuhrt. Der all- 
gemeinen Annahme , dass bei der eintretenden Ab- 
lbsnng.des Nagels die Lunula und die Nagel wnrzel 
verschont bleibt, tritt R. entschieden entgegen, da er 
selbst Falle beobachtet hat , in welchen der gauze 
Nagel 8ammt der Wurzel abfiel nnd sogar geseben 
hat, dass bei Verecbwftrungen der mittlern Hautfalte 
die Wurzel sich zuerst loslOste und erst spftter mehr 
oder weniger grosse Sttlcke des Nagels selbst ab- 
fielen. In andern Fallen wieder bleibt der Nagel mo- 
an einer der Seitenfalten und m&nchmal nur an der 
Fingerapitze anhangen. Diese Verschiedenheiten 
werden moist von der Stelle bedingt, an welcber 
das Trauma am bedeutendsten eingewirkt bat. 


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104 


Rizzoli, della Onichia. 


Der Geruch , welohen der Eiter verbreitet , ist 
von manchen Autoren ala charakteriatiach filr diese 
Krankheit beschrieben worden ; Vanzetti atreitet 
gegen dieae Angabe und auch R. apricht nur im All- 
gemeinen von einem achlechten Geruche (S. 10). 
Dieae Widersprttche der Autoren laasen Bich wahr- 
aeheinlich dadurcli erkl&ren, dass der eine Beobachter 
gat innervirte, der andere hingegen annfthernd vasa- 
motoriach geschwichte FUaae (Neigung zu Plattfuaa) 
in Behandlung hatte, deren gewdhnlicher Geruch 
Bohon ein sehr verschiedener ist und aicli den Ge- 
achwflren an aolchen Extremitfiten mittheilt. Femer 
mdchte zu bemerken sein, dass das Stratum mucoanm 
an und fill- aich achon eine aecemirende FUche ist, 
deren Sekret in Contakt mit dern Geschwttreekret 
eine 8chnellere Zeraetzung erleidet. 

Nach einigen andem Bemerkungen fiber die 
Symptomatology der Onychia constatirt R., dass die 
CWrnrgen aller Zeiten traditionell geglaubt haben, 
das Uebel kdnne kaum auf andere Weise als durch 
die Entfernung des Nagels, welchen man als Ursache 
der Hartnackigkeit der Verachwfirang ansah, geheilt 
werden, was wir bestitigeu kdnnen, z. B. durcb das 
Handbuch d. allgem. u. spec. Chirnrgie, red. von 
v. Pitha und Billroth, Bd.IV. Abth. 1. Heft II. 
S. 135. Als Blflthe dieser Tradition muss das Ver- 
fahren von Dnpuytren angeseben werden, welches 
dnrch die Autoritftt des Erfinders dieser Operation 
bei dem eingewachsenen A 'agel eine leider nur zu 
groese Vei'breitung unter den Cbirurgen erlangt hat. 
Trotzdem dass die pathologiscbe Anatomie uns lehrt, 
dass bei der sogen. Incarnatio unguis der Nagel 
selbst an der Krankheit vollstilndig unschuldig ist, 
weil dieselbe nur durcb eine Hyperplasie der die 
Nagelrfinder nrngebenden Haut und des Unterhaut- 
bindegewebes bedingt ist, trotzdem dass seit man- 
chen Jahrzelinten sowohl deutsche als franzOsiscbe 
Chirnrgen aus hundertfdltigen Erfahrungen gezeigt 
haben , dass die Wegnahme dieser hyperplastischen 
Gewebe , sei es durch Kaustika , durch Abschnfiren 
oder durch das Messer, vollst&ndig zu dem gewfiusch- 
ten Ziele ffihrt, spukt dennocb das grausame und 
mmfitze Dupuytren’sche Verfahren noch in den 
meisten Lehrbflchern der Cliirurgie und in der chi- 
rnrgischen Praxis umher. Manche Chirurgen haben 
daeselbe nnter Schaudern kennen gelemt und die 
meisten von ihnen Oben es unter grdsserem oder ge- 
ringerem inneren Widerstreben aus. Zu diesen ge- 
hflrt auch Vanzetti, welcher deshalb um so be- 
reitwilliger das V erfahren von Moerloosein seiner 
Praxis anwendete und durch die damit erreichten 
gflnstigen Results te der eifrigste Lobredner desselben 
geworden ist. 

Auch R. war der festen Meinung geweeen , dass 
der kranke (sic) Nagel einen mehr oder weniger 
grossen Einfluss auf die Unterlialtung und die Ver- 
schlimmernng der geschwfirigen Entzfindung des 
NagelbetteB hatte. Um sich von der Richtigkeit der 
Ansicht Vanzetti’ szu ttberzeugen, dass die Ent- 
fernung des Nagels nicht nothwendig sei, soudern 

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dass es schon hinreiche , das geachwfirige Nagelbett 
durch ein Kaustikum in einen Brandsehorf zu ver- 
wandeln, nach dessen Abfallen die Verschwttrung 
sehr bald zum Stillstande gebracht werde, untemahm 
er daher im Verein mit dem Prosektor der verglei- 
chenden Anatomie und Histologie an der Univeraltftt 
zu Bologna , Dr. AgostinoRossi, mikro-anato- 
mische Untersuchungen, aus deren Ergebniss wir nur 
einige von R. als wichtig betrachtete Punkte hervor- 
heben wollen. 

R. kann nicht glauben, dass die Verfinderungen, 
welche an einem kranken ausgezogenen Nagel ge- 
funden werden , indifferent fttr die Heilung des Ue- 
schwtlres sein kdnnen. Die mikroskopische Unter - 
suchnng eines solchen Nagels zeigt, dass einige 
Zellen eine spharische Form annehmen und dass 
man in andem einen Kern beobachtet; wahrend bei 
einem gesundeu Nagel die auf dein Nagelbett liegende 
Fliche verbaltuissni&ssig glatt ist, lindet man die 
ttbrig bleibeude freie Flfiche des Nagels oder Nagel- 
stumpfes uneben durch geringe Erhdhungen, die von 
kleinen Anaammlungen von Zellen gebildet werden. 
Diese Disposition ist auf der dem Nagelbett zuge- 
wandteu Flicbe noch deutlicher walirnelimbar. Hier 
linden sich fbrmliche Splitterbildungen , welche an 
einigen Stellen diese F lac he ausserordentlich rauh 
erscheinen lassen. Es sind anuahemd geschweifte 
Plattchen von dreieckiger Form, deren Basis an der 
untera Nagelhache ruht, wahrend die Spitze nach 
dem Nagelbett zu gerichtet ist; sic bestehen aus 
selir jungeu Zellen, da eine Ammoniakldsung von 
(Jarrnin ihren Kern sehr schnell fftrbt Bei andem 
Nageln fand man die Uuterflache durch zahlreiche 
Homhautschuppcu uuregelmassig. 

Aus diesen pathologischen Verandenmgen schliesst 
R., dass eiu solcher Nagel bei der grossen Empfind- 
liclikeit des dui-ch das Geschwfir der schutzenden 
Sclileimschicht beraubten Nagclbettcs dem Fortgange 
der Heilung Schwierigkeiteu bereiten muss, nnd be- 
tont nun die Alternative, vor welcher der Chirurg 
sich befindet : entweder den reizenden Nagel fortzu- 
nehmen oder aber die Empfindlichkeit des Nagel- 
bettes dnrch medikamentdse Einwirkung anfzuheben. 

Nun folgt eine vergleichende Pathogenie des 
Nagels und der Homhaut des Auges hiusichtlich der 
Geschwfire der letzteru und ilires Verhalteus gegen 
Kaustika , in welcher R. sich auf das Handbuch der 
Ophthalmologie von Scarpa (1816) beruft. 

R. selbst scheint die Ausziehung des Nagels 
ebenfalls mit Widerstreben ausgefllhrt zu habeD, 
denn er erfand, um das Dupuy treu’sche Ver- 
fahren so viel als moglich zu mildeni, filr diese Ope- 
ration eine Pincette mit breiten gezfthnten Armen, 
welche nach der W eise der Amussat’schen Pincetten 
zur Drehung der Arterien construirt und S. 18 ab- 
gebildet ist, wo auch ihre Vortheile eingehend aua- 
einander gesetzt sind. 

Um die Frage klarer zu stellen , welche Ortliche 
Behandiungamethode in den einzelnen Fallen anzu- 
wenden sei, giebt R. eine Reihe von 17 Beobaeh- 

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105 


K i 1 1 o I i . della Onifthia. 


twegfiTi , welehe er in den ietxten Jahren iu seiner 
Praxis geaammelt hat und welehe in folgende Kate- 
goiien gebracht werden kflnnen. 

1) AnssSehnng des Nagels allein : 

Otoe. I. Heilung ia 16 Tagen, 

Obs. H. Heilnng in wenlgen Tagen, 

Obs. III. Heilnng in 17 Tagen, 

Otto. IV. Heilung in 14 Tagen, 

Ota. V. Heilnng in 14 Tagen. 

t) Rwektton dea Nagels und naobfolgeade Anweto- 
dnng von Bleinttrat : 

Ota. VI. Hefiung ia 13 Tagen, 

Gt*. VII. Heilnng in 80 Tagen, 

Ota. VHI. Heilnng in ca. 4 Wochen, 

Obs. XI. Heilnng in 86 Tagen. 

3) Ausxiekung dee Nagels, daon Anwendang von 
Silbemitrat und dann von Bletnitrat : 

Ota. XIU. Heilungsaeit tnehr ale 6 Monate. 

4) Atachneldung des Nagels , dann Anwendang von 
Bromkalinm : 

Ota. XIV. Heilung in 18 Tagen, 

Ota. XV. Heilnng in 21 Tagen, 

Ota. XVI. Entlasenng nach 4 Tagen ; das Weltere 
nicht angegetan. 

6) FreiwilligesAbtallen des Nagels, dann Anwendang 
von Nltr. plumbi : 

Ota. XH. Heilung in 19 Tagen. 

6) Anwendung von Bleinttrat, spa ter Auszlehung des 
Nagels: 

Ota. X. Behandlung mlt Nitrat ea. 1 Monat , nach 
der Ansziehnag Heilnng in 16 Tagen. 

7) Anwendung von Bleinitrat allein : 

Obs. IX. Heilung in ungetahr 6 Wochen. 

8) Anwendung von Bromkalinm allein : 

Ota. XVII. Heilnng hi 18 Tagen. 

Bei den Beobachtungen der ersten Kategorie : 
Erstfrpation des Nagels und Nachbehandlung mit 
erweichenden Pflastern, untertlsst R. nicht, zu tanner- 
ken , daas der neugebildete Nagel eine normale Ge- 
stalt hatte. Anders hingegen verhAlt sich die Re- 
produktion des Nagels nach der Anwendang von 
Bleinitrat : der nene Nagel erscheint unregelmAsng 
gebildet und unvolUcornmm. Diese Wahrnahme 
steht im Widerspruche mit denjenigen V a n z e 1 1 i ’s. 
In dem 11. Falle, in welchem ein Stttckchen der 
ersten Nagelphalant mit abgestossen war, wurde so- 
wohl die Fingerkuppe ala der Nagel cKfform. Eben- 
80 in dem 12. Falle, in welchem der Nagel von 
selbst abgefallen , aber auch zugleich ein StUckchem 
der Nagel phalanx nekrotisch verloren gegangen war. 
In der 9. Beobachtung wird des neuen Nagels als 
feJeta , dtlnn und rauh auf seiner Oberfllche Erwth- 
nung gethan ; auch im 13. Falle war die Reproduk- 
tion des Nagels etne untoUkommene , da bier eben- 
fafta eta Theft der Nagelphalant verloren gegangen 
war. Bel den Beobachttmgen fiber Bromkalfttm- 
behandlung ist nur In 2 f iQen , aber ausdrficklich 
b mer ht , dtaas die Fora dee neugebildeten Nagels 
eiaa tekr sufriedenetellende gewesen sea. 

£ki Untoand , aaf wnlehen R. grosses Gewkht 
legt, besteht bet der Bekasdhnig mit aalpeters. BM 
is dec grosaen , wnadeilmj, aadaueradun Sehmen- 
haftigkeit nach jnder AppUkatten des Pulvers. In 
nehreten Ffthan wurde das Mittei wiederholt atrfge- 
taagnn, and aooh dabei warden Sohmemen, t weaa 
mm Mkritk id. ito, HU. t. 


auch nicht in dem Grade, wie nach der ersten An- 
wendung beobachtot. Hanptafiehlich diese Schmer- 
zen , sowie die Wahrnehmungen fiber die anonule 
Neublldung der Nigel veranlasste Rizzoii, das 
von Peyraud in Libourne als eta topisch narko- 
tisches Mittei angegebene Bromkalinm zu versuchen, 
nachdem er, sowie andere italienische Aerate, Kali 
camtioum, ungelOschten Kalk und essigs. Blet schoa 
frflher geprflft hatte. Die Reenltate waren : gerin- 
gere und schneller vorfibergehende, ertrftgliche 
Sohmerzen , der neue Nagel scheint , wie schcm oben 
gesagt , im Gegensatz su der Blelbehandlung nlefat 
diffonn wiederzuwachsen ; die Heilungszeit variht 
bei den versohiedenen Mitteln nicht weftentlich. 

Duroli die 18. Beobachtung sucht R. den Beweis 
zu ftlhren, dass in manchen Fallen alle topiuchen 
Mittei machtlos stad, weun dieeelben nicht von einer 
antidyskratischen Knr begleitet werden. Els hsndelt 
sich um einen Fall , in welchem bei einer tfattmat. 
Onychia des rechten Zeigefingers eines scrofulOsen 
Mldchens weder die Aitsziehung des Nagels, noeh 
die topische Applikatton von rothem Prteipitat, 
nnch von IlOllenstein , noch von salpeters. Blei eine 
Beeserung herbeiftthrte , bis nach dem tanern Ge- 
brauche von Leberthran und enter nthrenden Dllt 
nach 5 Monaten die Heilung eintrat. 

Am Schlnsse seiner Arbeit steltt R. kurz die Re- 
mits te seiner normal-anatomischen, sowie seiner kli- 
nischen Wahrnehmungen zusammen. Als Haupt- 
ergebniss dieser Schluasfolgemngen muss nach seiner 
Meinung die Formverlndening des Nagels, sowohl 
an seiner obern als an der dom Nagelbette zugtekehr- 
ten E'liche, aagesehen werden, da dnrohdie Uneben- 
heiten der untern FlAche die Gesehwfire dee Nagel- 
bettee fortwlhrend im Reizungszustand erhalten war- 
den. Diese Ausicht vertrlgt sich indessen wenig 
mit anderen Beobachtungen , welehe fiber lluiliche 
patiiol. Verfinderungen des Nagels bis jetzt gemacht 
worden stad. Die von R. an den Fl&chen des Nagels 
angegebene u FormVerlnderungen sind einfach auf 
eine Nutritionsstdrung des Nagelbettes zurflckzuffih- 
ren und kommen auch bei fieberhaften Krankheiten, 
z. B. nach Maseru, Scharlach, Typhus vor, obne bei 
gleicher Unebenheit irgend welehe Reixuug oder an- 
dere krankhafte Erscheinungen des Nagelbettes her- 
beizuftlhren, wie dieas von Alfred Vogel undAn- 
dern durch eine Rerhe von Beobachtungen festge- 
stellt worden ist. Wenn eine Reizung der von R. 
beschriebenen keilftrmigen Hornkorperehen an der 
untern Fllche stattflnden sollte, so mttaste noth- 
wendigerweise eine Bewegliohkeit zwischen Nagel 
und Nagelbett vorausgesetzt werden , welehe jedoch 
nicht beatetot, da nicht anZuAehmen ist, dasa das all- 
mllige Waehsan dee Nagels eine Reizung hervor- 
bringt Wir kfianen daher der Meinung R. ’s , darn 
es die Ranhigtxii der untern Fldekt dee Nagels ist, 
welehe der HeiMag der Onychia so grosse Hinder- 
nisBe in den Weg legt , nicht befctunmen. Wir fol- 
gern jedoch daraua heiamweg*, dam die partielle 

li 


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106 


Bianchi, Ospedale di San Spirito. 


Resektion oder in manchen Fallen vollstandige Ex- 
cision des Nagels nicbt gerechtfertigt wire , indem 
wir von der Ansicht ausgehen, dass die Ulcerationen 
des Nagelbettes durch die der Aufldsung widet- 
strebenden Hornhautgebilde eine Art von Ulcus si- 
nuosum mit alien seinen Ublen Folgen darstellen und 
dass durcb die theilweise oder vollstandige Entfer- 
nung des Nagels eine offene Qescb wtlrsflache ent- 
steht, welche der weiteren Therapie zug&nglicher 
ist Die Excision hat ferner , wie R. ausftthrt, hin- 
sichtlich des Sclimeraes vor der Anwendung der 
Kanstika den Vorzug, dass wahrend der kurzen blu- 
tigen Operation das zu operirende Glied allein, oder 
der ganze Pat. anksthesirt werden kann , und dass 
eine Nekrotisirung der Nagelphalanx durch eine zu 
weit gehende Schorfbildung ausgeschlossen wird. 
Ganz richtig beuierkt tlbrigens der Yf., dass bei nie- 
dern Graden der Onychia die Anwendung der Aetz- 
mittel rationell ist , weil in diesem Falle dann der 
Schmerz nur ein geringer ist und die Yemarbung 
unter dem Schorfe in ktlrzester Zeit stattfinden kann. 
Die Kaustika mflssen nacli seiner Meinung besonders 
der Ausziehung des Nagels vorgezogen werden, 
wenn die Onychia mit Osteitis fungosa der unterlie- 
genden Phalanx complicirt ist, oder wenn nach der 
Entfemung des alten Nagels ein neuer missgestal- 
teter Nagel der noch bestehenden Onychia Schwie- 
rigkeiten in der Heilung bereitet. Dass R. unter den 
Aetzmitteln dem Bromkalium den Yorzug einrHumt, 
ergiebt sich aus dem Yorhergehenden von selbst Er 
hoflPt, dass seine unparteiische Auseinandersetzung, 
die Yielseitigkeit der von ihm gemachten Erfalmmgen 
und die von ihm daraus gezogenen Schltlsse in vor- 
kommenden Fallen den Chirurgen von Nutzen sein 
kdnnen. Adelmann. 

44. Sulla Cura degl’ Infermi, ricoverati nell’ 
Ospedale dl San Spirito, neg/i Anni 1874 — 
1873. Relazione statistica e Osservazioni del 
Dott. Achille Bianchi, Medico Ispettore in 
detto Ospedale. Roma 1875. Coi Tipi di L. 
Cecchini. 8. II e 52 pp. 5 Taf. 

Das heil. Geisthospital in Rom , nnterhalb der 
Engelsborg gelegen, mit seiner RUckfront dem rech- 
ten Tibemfer zugewendet, liegt mit seiner Haupt- 
front an der Borgostrasse und zieht schon durch sein 
Aeusseres, besonders durch eine Reihe von Biisten 
berUhmter italienischer Aerzte , welche liings seiner 
Fronte angebracht sind, die Aufmerksamkeit der 
Vorttbergehenden auf sicli. Es ist in 2 Etagen sei- 
nes bedeutenden Umfanges ftir ca. 1000 Betten ein- 
gerichtet. 

Der schon seit 20 Jahren am Hospitale th&tige 
inspicirende Arzt, Dr. Bianchi (vor wenigen Mo- 
naten in Rom verstorben) , hat im vorliegenden Be- 
riohte im Allgemeinen dieseiben Grunds&tze beibe- 
halten, welche er in friiheren ahnlichen Yerdffent* 
lichungen befolgte, glaubt aber, dass der statistische 
Werth durch nine Gegentthersteliung der Resultate 
von 2 Jahren wesentlioh erhOht werden wird. Er 


fttgt dem Berichte fiber die Krankenbewegtmg beider 
Jabre eine Betrachtung der hauptsftchlichsten Kraak- 
heiten, ihres Yerhaltnisses in Bezug anf die Ur- 
sachen, die verschiedenen Epikrisen, die gewonnenen 
Erfolge und Erl&aterongen je nach der Wichtigkeit 
der Fille bei. 

Die Krankenbewegung steilte sich wie folgt : 

1. Jan. bis 31. Dec. 1874. 1. Jan. bis 31. Dec. 1873. 

Aufgenoounen 80313 Pat. Aufgenommen 10079 Pat. 

Geheilt od. go- Geheiltod.ge- 

bessert 19108 r bessert 18603 „ 

Gestorben 1833 „ Gestorben 1178 „ 

Mittl. Sterblichk. 6.07% Mittl. Sterblichk. 6.90% 

In Betracht jedoch des Uebergangs von Kranken, 
welcher von 1873 anf 1874 609 Kranke betrug, wahrend 
von 1872 auf 1873 nur 679 Kranke dbergingen, stellt sich 
das VerhSltniss der Sterblichkeit wesentlich anders, und 
zwar fBr 1874 auf 6.89%, fflr 1878 auf 6.73%. 

Dabei muss ausserdem bemerkt werden . dass diese 
Zahlen die mittlere Sterblichkeit alter Patienten aus- 
drucken, und dass, wenn man die Anzahl von 687 Todes- 
fSIlen in Folge von chronischen Krankheiten in 1874 da- 
von in Abzug bringt, der Proceutsatz der ubrig bleibenden 
Todea falle nach akuten Krankheiten auf 3.32 % herab- 
sinkt , und da in 1873 die TodeafaUe nach chronischen 
Uebeln 606 betrugen , das noch gflnstigere Kesultat von 
2.96% erzielt worden ist. 

Yf. schreibt diese ausserordentliob gtlnstigen Re- 
sultate den bedeutendeu Reformbn zu, welche in dem 
Hospitaldienste selbst eingefiihrt worden sind , und 
ftlhrt znr Bekviiftigung seiner Ansicht eine Reihe von 
italienischen und aualiindischen Hospitalern , z. B. 
Mailand, Neapel, Paris , London, Brllssel und Lyon 
an, in welchen die Sterblichkeitsziffer zwisclieu 6.27 
uud 13.54°, 0 zu variiren pflegt. 

Darauf folgt eine Gegenliberstellung der Aufnah- 
men , der Entlassungen und der SterbefAlle in den 
einzelnen Munaten der beiden Jabre , aus welcher 
hervorgeht, dass in beiden J&liren im August die 
grdsste , im Juni die geriagste Aufnalune stattfand, 
wahrend die Sterblichkeit 1874 im Februar, 1873 
im December am griissten, hingegeu 1874 im Juli, 
1873 im Juni am geiiugsten gewesen ist. 

In einer Tabelle giebt Vf. alsdauu die Reihen- 
folge der Monate je nach der Zalil der Krankenauf- 
uahmeu und der TodesfUIle, in einer 2. Tabelle eine 
Uebersicht der j&hrlichen Aufnalxmeu und ihrer Re- 
sultate inneriialb zweier ftinfjahriger Periodeu vou 
1865—69 und von 1870 bis inclusive 1874, aus 
welcher sicli ergiebt, dass, obgleich die Zahl vou 
8007 iu 1865 bis auf 20313 in 1874 gestiegen ist, 
der Procentsatz der Mortalitat von 10.75®/* in 1865, 
ja sogar 11.12®/* in 1867 sich bis auf 5.84°/* in 
1872 mid 6.07°/* in 1874 herabgemindert hat., 

Der bedeutend steigende Zuwachs der Krankan, 
welclier von 1870 — 74 beobacktet worden ist, mass 
dem grosseu Andrange der Arbeiter und des Land- 
volkes zugeschrieben werden , welcher mit den ver- 
anderten politischen und dkondmischeu VerhAltnissen 
Roms im eugsten Zusammenh&nge steht 

Bei Besprechung der grdsstetn Mortalitat in dem 
beiden angefilhrten Quinquennien ftlhrt V L an, i dass 
die hohe Sterblichkeit im J. 1867 durch die graase 


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107 


Biancbi, Oepedale di San Spirito. 


Choleraepidenlie bedingt war, welche von Mai bis 
Oct. desselben Jahres dem Hospitale 441 Kranke 
uoit 269 Todesftlllen zufilhrte. Diese Epidemie war 
nur die Folge der Einschleppiuig der Cholera im 
Jahre 1866 von Afrika ilber Ancona nach Itatien, 
und auch die Einschleppung aus den nkchstgelege- 
nen neapolitanischen Provinzen nach Rom liess sich 
unschwer nachweisen. 

Am 1. Oct. 1866 wurde zuerst ein 25jahr. Landmann 
aufgenommen, welcher erzahlte, dass er einige Tage vor* 
her i(n Neapolitanischen gearbeitet habe , von wo er mit 
noch einigen Genossen geflohen sei, weil in einer einzigen 
Nacht 10 Personen in demselben Hause , in welchem er 
wohnte, von der Cholera ergriffen worden seien. Er hatte 
daranf in der romisehen Campagna gearbeitet, war nach 
2 T. auch von der Krankheit ergriffen und in das Hospital 
gebracht worden. Bald erschien ein zweiter , ein dritter 
Patient, alle aus demselbeu Orte. 

Von dieser Zeit an veranderte sich der bis dahinsehr 
gate Gesundheitszustand der Stadt Rom : es erschienen 
gastriscbe Stdrungen und Diarrh5en. Andere Falle von 
Cholera folgten in den Hospitalern und in der Stadt; diess 
war der Beginn der Epidemie, welche, sich langsam ana- 
breitend, bis zum Oct. 1867 dauerte. 

Znr Bestatignng dieser Behanptung fugt Vf. hlnzn, 
dass, obgleicb die Cholerastation iro heil. Geisthospitaie 
am 10. Dec. 1866 gesch lessen worden war, dennoch wJh- 
rend des Winters und des folgenden Frflhlings Cbolera- 
kraake in einem besonderen Saale aufgenommeu wurden. 

Am 18. Dec. 1866 kam ein Franker aus 8. M. del 
Popolo, der am 15. starb , am 16. Jan. 1867 kam ein an- 
derer aus derselben Gegend , der am 18. dess. Monats 
starb. Ein 8. Cholerakranker erschien am 5. Febr. aus 
Torre in Pietra und starb schon an demselben Tage , ein 
4. aus Ostia starb auch am Tage seiuer Ankunft am 7. 
Harz; am 20. April wurde abermals ein Franker, und 
zwar aus der Via dei Folegnami anfgenommen. 

Im Mai stieg die Zahl der Cholerakranken auf 6 , im 
Jnni anf 66 , im Jnli auf 154 . im August auf 149, del ha 
September anf 57, im Oct. anf 10. 

In Bezug auf die Zahlen der Aufgenommenen 
hn Jahre 1874 theilt B. die interessante Thatsache 
mit, dass von den 20318 Kranken nnr 5284 die 
Stadt Rom selbst bewohnten , wkhrend die ttberwie- 
gende Anzahl von 15029 Landbewohnem , welche 
im Hospitale Aufnahme fanden, ans 9916 Land- 
bauern , 4267 Manrern nnd 846 Ziegelbrennern be- 
standen. 

Die Laadleute bilden also fast die Halfte der Kr. t 
sie kamen ans jeder Gegend der ansgedehnten Campagna 
und ihre grftsste Anzahl fallt wie gewOhnlich in die Som- 
mer- and Herbstzeit. 

Die Maurer kamen moist ans der Gegend der neuen 
Axbeiten vor Porta Pia und Porta Saiara, sowie der neuen 
Strasscnanlagen amEsquilin, und erkrankten meist gegen 
Ende des Fruhlings und im Sommer. — [Bei derBesichti- 
gung der Arbeiten zn den Anlagen von Strassenzugen in 
etoem ganz nenen Stadtviertel zwischen Bahnhof und 
Lateran hat Ref. sich selbst iiberzcugt , dass das dortige 
ganze Terrain ein sumpflges ist, so dass vor Allem eine 
hedentende Relhe von Fanalen gczogen worden musste, 
ehe an die Fnndamentirung der zukunftigen Hauser ge- 
sehritten werdea konnte, und dass die Arbeiter znm Theil 
tagelang in den nenen Durchzogsgrobenitn Wasserstehend 
arbeiteten.] 

Von den Ziegelbrennern stammtc die grosste Zahl 
ans der Gegend zwischen Porta Angelica am Vatican und 

niobt weit vom Tiber gelegen. 


Die Kranken ans der Stadt waren mit Ausnahme 
einiger kleiner Pensionire und armer Kunstler fast alle 
Handwerker. 

Nach dem Gebnrtsorte grupplrt sich die Anzahl der 
Anfgenommenen in 1874 folgendermaassen : 

Rdmer aus der 8tadt Rom .... 2164 

Rftmer aus der Provinz Rom .... 3236 

Ans andern Provinzen des KSnigreichs 


* Gebfirtige 14907 

Anslander 7 


20313 

Also hat Stadt und Provinz Rom nur etwa den 4. Theil 
allcr Aufgenommenen geliefert. 

Die Behandiungstage des Hospitals S. Spirito im J. 
1874 bctragen 206278, im J. 1873 201166, danach die 
Mittelzahi fur jeden einzelnen Pat. in 1874 10 Tage , in 
1873 10.8 Tage. 

Nach diesen allgemeinen Nachrichten ilber die Kran- 
kenbewegung geht Vf. dazu fiber, von den vorherrschen- 
den Krankheiten Bericht zu erstatten und giebt ein sehr 
ubersichtliches Bild von den hervorstechendsten Krank- 
heiten der 2 Jahre , welches wlr hier zur weitern Ver- 
gleichnng mit andern Hospitalern und Gegenden folgen 
lassen. 

1874. 1873. 

Januar. J armor. 

Keine vorberrschende Ausserordenthch grosze 
epidem. Constitution. Et- Zahl von Malariaflebern, 
was mehr als ein Dritttheil viele bosartig , die meisten 
der Fieber Malariatieber ; componirt. Sehr wenig Ty- 
wenige bosartig, viele com- phus, Keine hervorragende 
ponlrt. Zwei Falle von epidem. Krankheitsoonstitu- 
Typhus. Bemerkenswerthe tion. Aknte Brustentzna- 
Anzahl von akuter Brust- dung in gewfthniicher Zahl, 
entznndung bei mit Sumpf- aber nicht einfachu. primar. 
kachexie bebafteten Land- Viele Fille von Masern, gut- 
bewohnern. Sehr wenig Ma- artig, u. einige von Blattern. 
sern. Ein Fall von Blattern, 
mehrere FSlle von Gesichts- 
roee nnd einige Dysenterie. 

Feb mar. Febmar. 

Zunahme der Brustent- VenninderungderWeeh- 

zfindnngen. bes. Lungenent- selfieber an Zahl und Heftig- 
zfindung. Sehr viele Falle keit. Progressive Zunahme 
von subakutem Bronchial- derBrustentzundungen. Ty- 
katarrb, sonst wie im ver- phus, Masern, Blattern in 
gangenen Monate. demselben Verhaltnisse wie 

im vorigen Monate. Einige 
schwere Falle von Gesichts- 
rose nnd einige von Rohr. 

Mttn. Mttrz. 

Ansserordentliche Zn- Neae Zunahme der ein- 

nahme derWechselfleber im fzchen Malariafieber n. Ver- 
Verhaltniss zn den vorher- roinderang der pernicideen. 
gehenden Monaten a. beson- Vermehrte Masern, ein Bin- 
ders mit Rucksicht auf die ziger Typhusfall. Viele ohro- 
Jahreszeit und die Anzahl nische Affektionen tSdtlich, 
von pemiciSsen , welche besonders Tuberkulose, die 
schwere Formen darbieten. ubrigen Krankheiten wie im 
Viele schwere cbron. Kronk- vorigen Monate. 
helten ; sonst wie im Fe- 
brnar. 

April. April. 

Geringe Vermindemng Mlt geringen Abweichnn- 

dereinfachenWechselfleber, gen deroelbe Znstand. 
nleht aber der pernici5sen. 

Bemerkbare Vermehrnng 
der componirten (proporzio- 
nate). Viele Falle von Ge- 
slehtsroee. 

Mai. Mai. 

Die Zahl der Brustent- Bemerkenswerthe Ver- 

zfindnngen noch lmrner sehr minderungder aknten Brnst- 
koch , Vermindemng der entsfindnflgen. Wenig Ver- 


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108 


Bianebi, Ofepeiale 4t San Spuid*. 


1814. 

Weohzslfleber, die oorapo- 

nbten wie hn April. 


Jura. 

Verminderung der ein- 
faohen n. pernidfeen Wech- 
selfleber , doch in grosser 
Anzahl Fortdauer der com- 
ponirten , bes. unter rbeu- 
matischer Form. Dieakulen 
Entzflndungen d. Brunt sehr 
sahlrelcb u. outer dem Ein- 
flusse der Malaria. Sehr 
yiele Fille von Gesichtarose. 
Hautkrankbeiten fast ver- 
schwunden. Fan von Dys- 
enterle. 

Juli. 

In der letzten Decade 
bedeotende Zsnahme der 
Wechnelfisber bei Landleu- 
tea. Vemrindtrvng der com - 
ponirten. Die Rrustentafin- 
dugea in fortwfthiend grea- 
ser Anzahl hn VerWUtebs 
znr Jakretzeit. Einige Ge- 
slebtsro s ea, vieie Fille von 
Ruhr nnd sehr hi* fig Gaatro- 
Intesttnalkatarrh. 

August. 

Fortwibreude Vermeh- 
rvng der elnfachen u. pemi- 
dOsen Wechselfleber, letz- 
tere besonders unter der so- 
porSsen n. komatdsen Form, 
aoch die eomponirten in 
grbsserer Anzahl. ketee ein- 
dge Hanteruptlon. Vieie 
Fills von Gaztro-Intestinal- 
katarrb. Einige Typhus- 
aile. 9 Diphtherleftlle, die 
fibrigen Krankhelten bedeu- 
teai vermmdert. 

September. 

Bering* Modlflkation in 
der Menge der Malariafleber, 
in der pernieideen Form 
hernoht die snboontinuir- 
llefce. Geringe Abaakme 
der Intestinalkatarrhe. Zn- 
nahmed.Reapirationakrank- 
hdten, vieie and sekwere 
ehroa. Affektionen. Zwei 
Fille von Diphtherle. 

October. 

Stetige Verminderung 
der Wechselfleber. GrOssere 
Gef&hrlichkeit der pernlciS- 
sen, bes. der subeontinulr- 
Hchen Form, wo lobe vor- 
zugswelse typhoid stnd. 1m 
Uebrigen wie im vorigen 
Monate. 


November. 

Weekeelflaker gart a g wr 


1878. 

iaderuog In den Wechaet- 

flebern , Vermebnmg von 
Gedrhtnroten. Venninde- 
rang der Blathevn n. relative 
Vermebraagder Maaern. Ei- 
nige Fille von Diphtheric n. 
erkObte GefahrBehkeit der 
ebron. Affektionen. 

Jura. 

Leichte Malariafleber, 
aber an Zahl 2mal so viel 
als in den vorhergebenden 
Jahren. Geringe Zunahme 
von Dlphtberie. Fortschrei- 
tende Abnahme der Brust- 
entzflndungen und Maaern. 
Zwei Fille von Blattern, 
wenlg Typhus. 


JuU. 

In der 9. Hilfte beden- 
tende Zunahme d. elnfachen 
Wechselfleber, Vermlnde- 
rnng der eomponirten. Haut- 
ernptloaen nnd Brustenain- 
d on gen beinabe verzchwna- 
dea. Zwei Fille von Dlph- 
terie and wenige von lei ob- 
tain Frieael. Einige Fille 
von Geaiekteroe. 

August. 

Sehr grosse Zunahme dor 
elnfachen nnd pernicMeca 
Wechselfleber, besonders 
bei Laadleutea. Im letzten 
Dritttheii einige Formenvoa 
Unterleibsstanmgen, heilbar 
derah Chlnin. 


September. 

Fortdauer desselben Zu- 
standes, jedoch slnd die Ple- 
beian falie hartnaekiger, lin- 
ger, kehren ielcht winder 
a. verbinden sich mit Gastro- 
Intestinalkatarrh ; bei den 
pernieftseu herrsoht die eol- 
Uquative Form vor. 


Qetober. 

Verm dining dee Gastro- 
Intestinalkatarrhs, wekshor 
die Malariafleber compUdrt. 
Diese letvteru nehmen an 
Zahl ab, die Eigentbomlich- 
keit einiger pernieieer Tor- 
men giebt zu hemerkens- 
wertken Beobaobtungco Ge- 
legenheit. Zunahme der 
Ruhrfille and akater Bnt- 
zflndungen dorRespirations- 
oegane. 

November. 

Leickte Vennlndenag 


1874. 

an Zahl , aber leioht reeidl- 
virend. Bedentende Ver- 
mebnmg der akoten Brust- 
entsflndungen u. Dysente- 
rien. Vieie compoairte Fie- 
ber unter Form von Lungen- 
entzfindung. Verscbiedene 
Gezichteroeen. Eln Fall von 
Blattern, 8 von Dlpbtherie. 
Vieie chron. Krankhelten. 

December. 

Fortwiihrende bedenten- 
de Verminderung der Mala- 
riafleber. Einige Falle von 
Typhus, Dysenterie, Blat- 
tern und Diphtherle. Ver- 
mehrte schwere Brustent- 
zfindnngen und bemerkena- 
werthe Zahl von Erysipel. 


1878. 

der dnfacb pertodisebeo 
perniciflsen u. eomponirten 
Fleber. Mehrere Fille von 
Ruhr. Hiuflgeres Vorkom- 
men von Biustentaflndnngen 
and neues Erschelnen von 
Geaichtsrose. Schwere chro- 
nizche Affektionen in beden- 
tender Anzahl. 

December. 

Die Wechselfleber neh- 
men ab, die compor.irten zu 
unter pneumoniseber Form. 
Zunahme der akuten Ent- 
zfindungen der Respirations- 
organe. Einige Fille von 
Friesel. Fortdauer der Dys- 
en terie und dee Inteetinal- 
katarrhs. Die lmmer an- 
wachsende Zahl der chron. 
Krankhelten verunaeht viel 
Todee fille. 


Atm Vonteliendem ergiebt aieh , dan ia dem 
Hospitale keine epidemiache Constitution herrscht, 
sondem die Krankheiten nnr nnter der station! ren 
Constitution stauden. In einer weitern Tabelle 
werden die Krankheiten nach der Zahl der in den 
verschiedenen Monaten Anfgenommenen mit Angatie 
der Heilungen tmd Todesfftlle amammengastellt, 
welche Uebereiclit als Ergtnzung der vorhergebenden 
angesehen werden kann. 

Wir heben ans dieser Tabelle horror, dww im J. 
1874 nicht weniger ala 12644, Im J. 1878 18838 
an Wecluelfieber Erkrankte bebandelt warden, also 
60, reap. 61% aller Aufgenonunenen, wobei jedoch 
nicht auaaer Aeht gelassen werden darf, daea die 
Recidlve immer wieder als nene Fille mtt aofgenihK 
werden. Uebrigena erlaubt dieae Zahl keinen RQck- 
sohluaa anf die S&lubritftt der Stadt Rom aelbst , da 
nnr sehr wenige Einwohner denelben, und diese nur 
aus der irmsten Klasae , die bei weitem grOeate An- 
zabl der Fieberpatienten dagegen aus der Campagna 
mit ihren schlecliteu Lebensverhkltnissen in das 
Hospital gekommen waren. Im J. 1874 fillt anf 
die Uonate August und September die grfeste Zahl 
der Fiebererkrankungen , die mittlere anf Mirz nnd 
December, die geringste auf JunL Im J. 1873 war 
die grttsate Zahl im August, September und October, 
die mittlere im Jannar nnd December, die geringste 
anch hn Jnni. Dabei verdient die Thataaohe Er- 
wihnung, dasa die Malariafleber, anstatt wie frflher 
im Winter nnd Frilly ahre zu verachwinden, sich mit 
wenigen Modifikationen den Winter fiber Loch bielten 
nnd sowohl an Hiaflgkeit als Intenzitit im Frilly abre 
sich vermehrten, indem sie nicht allein Solche er- 
griffen , welche achon frflher daran gelitten hatten, 
sondem auch Solche, welche frflher immon sebisnen, 
zum ersten Male befielen. Sehr onfihnlieh den ge- 
wOhnlichen Frflhjahraflebem, machten sie sehr tange 
Paroxysmen , waren mit bedentender Ejitkrflftung 
verbunden and veracbwanden weder nach dem Ge- 
branche eines Emetikum noeh einea Purgans. Anoh 


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Biasehi, Gspedale di San SphrMo. 100 


die exapektatire Methode hstte niemals Erfolg, so 
dass nan eh g row i n Doeen Chinin Znflncht nehmen 
mnsste , ohne 'welches schwere and tCdtHche AnfUle 
an fasten. 

Dieses so nngewOhnliche Faktnm, das nnn schon 
in swei ante blander folgnnden Jahren beobachtet 
wrrd , beweist jedoeh keineswegs die Meinnng Der- 
jenigen , welcbe die miasmatische Natar der Frtth- 
jahrafieber leugnen, wie z. B. Maggiorani (Rag- 
gnaglio di dm; tnrni di Clinica Medica nella R. Uni- 
versity di Roma). Vf. erwfihnt, dass auch Graves 
bei Gelegenheit des letzten abyssinischen Krieges 
der Englinder die Beobaclitnng gemaeht hat, dass 
aueh der selinelle Wechsel der Temperatur n. s. w. 
nicht zur Erklftning der IlAndgkeit and Hartnickig- 
keit der Wecbselfieber hinreiche. Nach Vf. hat 
diese nngewfllmliche Erscheinung der grossen An- 
zahl, der Dauer, der langen Paroxysmen, der Reci- 
dhre , der HartnAokigkeit n. des Widerstandes gegen 
therapentische Mittel ihren Grand darin , dass diese 
Fieber fast immer mit Gastro-Intestinaikatarrh ver- 
bonden waren nnd deshalb die Anfsaugnng der 
Arzneinrittol nicht gehfirig bewerkstelligt werden 
konnte. 

Die Quantitit des hn Jahre 1874 ira Hospital ver- 
braqebten Chtnins belSnft aich aaf 65967.96 Grmm., was 
die tigliche Durchechnittazahl von 180. 106 Grmm. ergiebt. 
A of Jeden Fieberkranken kamen also 4.610 Gramib. 

Im J. 1873 warden 64 Kgrmm. Chin In verbrancht, 
d. h. tSgljch durchschnlttllch 148.606 Gramm., aaf den 
Kopf 3.636 Grmm. ; also trotz der bOhem Aura hi der 
Fieberkranken eta geringerer Verbrauch von Chinin 
( 8 . 88 ). 

Der vorherrschandc Typos der tinfachen Wech- 
Mlfietm im J. 1874 war nnregelmiasig , die Quar- 
tans im Winter , die Quotidians , die Tertiana nnd 
Dappeltertuna im Sommer nnd die einfachc nnd 
dvppelte Quartans im Herbet. 

Wie schon oben bemerkt, kamen die meisten 
Fieberkranken an 8 der Campagna, nnd ewst ans den 
neapolitanischen Provinzen, ans den Marken nnd aus 
Umbrien, deren Bewahner, nm Arbeit zn suchen, im 
fl—mer schaarenwejee in die Gegend von Bom wan- 
dern , wo sie fast nhrgcnds diejenigen bygieiniseben 
Versicbtnaaassregeln fisden , welcbe sie vor den 
tranrigen Einfltlasen der Malaria schfttzen kflunten. 
D» sie nicht Obermll nnter Dach nnd Fach enter- 
gebracht rind, mfissen sie die Nkchte anf Strob nnter 
freiem Himsael zubringen. Bei scJawerer nnd an- 
gesnnder Nahrnng rind sie mit weaigen Lumpen be- 
dedrt, es 1st daher kein Wnnder, dass sie der Malaria 
untcrUegen. An diese Tbatsachen knfipft B. eine 
Reihe von hnmanitiren Rathschljgen znr Beasernng 
eSeser Znsttnde. Er hilt es fttr sehr nothwendig, 
dass jedpr Arbeiter, welcher in die Campagna zieht, 
dirakt anf dem KOrper ein wollenes Hemd tragen 
nfisste, «m dem sehnellen Wechsel von Fenchtigkeit 
nnd Wirme beswr begegoen zn kOnnen , nnd dass 
ieder Arbotgeber Sorge tragen mflsste , dass seine 
Lente trockene Nachtlager an der Arbeitsstelle selbst 
ftndcp. E» wttrde genfigen, w«uj j enter Laadeigan- 


thflmer oder Pichtar rich verpflichtete , ein&efae ge- 
snndhritsgemisse Hlnser zn errichten nnd dass Alle 
flberein kimen , die Arbeiter wenigstens mit zwei 
woTlenen Jacken, die sie ihnen ja als Lohn anrechnen 
kOnnten, sn verse hen. Ansserdem mflssten die Ar- 
beiter eine besaere, reizendere und snbstantideere 
Nahrnng, besonders in den Monaten Jnli nnd August, 
nnd im Sommer t&glioh vor Beginn der Arbeit 16 
bis 20Ctgrmm. Chinin erlialten, was nnter ihnliehen 
Umstinden schon sehr gate Resultate gegeben bat. 
[Sollte der Kostenpnnkt die Duirhfflhrung einer 
solchen Maassregel nnmflglich machen , so sei daran 
erinnert , dass in Ungarn derselbe Erfolg durch die 
Daireichung von Arsen erreicht wird.] 

Zn den pernicibsen Fiebern, welcbe besonders 
in den Sommermonaten auftreten , flbergehend , be- 
richtet Vf., dass im J. 1874 die Ztdil der daran Lei- 
denden 563 betnig , viel mehr als hn Jahre vorher. 
Zur Totalitlt der Anfgenommenen ergiebt diess 
6.69 °/q. Die mittlere Sterblichkeit war 25.04°/ 0 . 
Unter den Verstorbeneu warden ttbrigess 3 schon 
todt eingebracht, 23 Iebten nnr noch einige Stunden 
nnd 21 starben nach 24 Stnnden. 

Tn Bezng anf die Fonnen ist hervorznheben, - 
dass die subcontinuirlichen Fieber kaum aeltener 
auftraten als die begleiteten (comitate). Von erstern 
warden Fille in jedem Monate beobachtet , von teta- 
tem besonders im Sommer und Frtthjahre. Unter 
den Bubcontinuirlichen Fiebern war besonders die 
typhoide Form hilufig, unter den begleiteten trat die 
aoporttse und komattfee im Sommer und Frfltyahre, 
Brechform und Rnhr im Herbst, Pleurrtte nnd Pneu- 
monie im Winter auf. 

Ausser der gewOhnliehen Weise der Darreiehnag 
des Chinins wurde in dringenden nnd schwere n 
Fallen die tuh rutane Injektion desselben mit gntem 
Erfolge ansgefllhrt (S. 24). 

Im J. 1873 kamen 487 pemieidee Fille, d. b. 
2.37 °/ 0 vor, die meisten im August, September tad 
October , die mittlere Freqneoz fiel anf den April, 
die geringste anf den Jmii , die mittlere Mortalitftt 
betrag 24.66°/*. 

In der 2. Flilfte des August, als in Italics die 
asiatische Cholera rich seigte, kam das pernirifise 
Fieber anch unter der cholerischen Form vor. In 
18 Fallen waren die Erscheinoagen so ch&rakte- 
ristisch , dass sic kanm von der wirklicben Cholera 
m unterscheiden waren. Die Diagnose wurde jedoch 
dadnrch festgestellt , dass alle diese Kr. ans der 
Campagna kamen, alle schon mit Fieber behaftet 
waren nnd keine Cholernanfteekvmg nachgewiesea 
werden konnte. Auch start) von all’ diesen Erkrank- 
ten keiner. Sie warden nnverztlglich mit hypoder- 
matuchen InjekUonen von doppeltschwefcl*. Chhnn 
in der Dosis von 1.60 Grmm. in Zwisehedp s nsen 
von 5, hSohstens 7 Std. behsndelt, wormnf bei 
thfttiger Rahe and profhsen Schweissen jedes chdle- 
rische Symptom vmohwand (S. 25). 

Diesem interessanten Faktnm sehtimst Bianihi 
Betrachtangen fiber die mOgliclie Aehnlichkeit in 


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110 


B i a n c h i , Ospedale di San Spirito. 


genetischer Hinsicht zwischen der Malaria- und der 
Cbolerainfektion an. Man glaubt, sagt er, dass die 
nngeheure Krstfteabnahme der Cholerakranken von 
einern fast paralytischen Zustande des Ganglien- 
systems abgeleitet werden kdnne , auf welches dais 
Chinin unzweifelhaft eine erregende Wirkung aus- 
abt, und konnte also dasselbe einen guten Einfluss 
anch bei Cholerakranken haben. Bekannt ist, dass 
schon seit 1854 dieses Mittel bei Cholera angewendet 
wurde, aber die Resultate haben nocli zu keinem 
allgemein flberzeugenden Schlnsse fiber seine Wirk- 
samkeit gefflbrt , was nach B i a n c h i in der bisher 
ungeeigneten Form der Darreichung seincn Grand 
findct, weil e8, in Ihilverform dem Darmkanale ein- 
verleibt, wegen Lfihmung desselben nicht anfgesogen 
wird und daher wirkungslos bleibt. 

Die componirten Fieber (Febbri proportionate) er- 
relehten 1874 die Zabl 1002 gegen 573 im Jahre 1873; 
die hanfigste Form war die pleuritische und pneumonische 
im Winter nnd zu Anfang des Fruhjahres , die rheuma- 
tische am Fruhlingsende und im Herbste , die gastrische 
nnd typhOse Form im Sommer. 

Der Typhus (1.62 pro Mile der Oesammtaahl der 
Kr.) nahm keinen epidemis'-hen Charakter an ; 1874 be- 
trng die Mortal! tat 38.23%; im J. 1873 war das Verhalt- 
nisR 3.06 pro Mille, mit einer Sterbllcbkeit von 49.20% 
(8. 27). 

Die Entziindungen der Respirationsorgane gaben 
5.56% aller Kr. nnd traten 1874 besonders im Febrnar 
auf, am wenigsten im August. Am haudgsten waren 
Bronchitis, dann doppelte Pleuro-Pneumonie , biiaterale 
Pneumonien und soichc der rechtsseitigen Unterlappen. 
Unter den linksseitigen Pleuritiden hatten 6 Hydro-Peri- 
karditis zur Folge nnd 1 1 Endokarditis , wornnter 6 mit 
Gelenkrheumatismns. 

Wenn auch in den letzten 2 Jahren keine herr- 
schende Epidemie, wie z. B. frtiher die typhftse, sich 
in den Pneumonien abspiegelte , so konnte doch das 
Snmpfmiasma als Ursache niclit ansgeschlossen wer- 
den, ziunal Individuen, welcbe mit demselben be- 
haftet waren, von Pneumonie ergriffen warden. Die 
Behandlang musste demzufolge von der gewdhn- 
Bchen abweichen , daher , was fllr Italien bcsoiiders 
wu beachten, selten Aderlasse, hftufiger flrtliclie Blut- 
entziehungen , Ipecacuanha-Infus , Tart, stibiat. am 
Anfange , spfiter Expectorantia nnd Revellentia. — 
Die mittlere Sterblichkeit betrug 24.75°/ 0 , zu deren 
Aufklkmng B. auf 8. 30 eine Tabelle zusammen- 
stellt , nach welcber ein Individunm schon todt in 
das Hospital gebracht wurdc, 10 nach wenigen Stnn- 
den ; 21 am 1. T., 16 nach 2 T., 20 nach 3 T., 
16 nach 4tftgigem Aufenthalte in derAnstalt starben. 
Vf. bemerkt zwar , dass in den frtlhern Jahren das 
proeentische Verhilltniss ein viel ungflnstigeres war, 
z. B. 1873 35.05°/ 0 , allein auch das gflnstigere 
Verhllltniss von 1874 I Asst ihm noch viel zn wfln- 
schen fibrig und veranlaast ihn, die Ursachen der 
Versehleppungen der Krankbeiten aufzndeeken, 
welche er in der Annuth der Landbewohner und 
daher in dem Mangel aller hygieinischen Maassregeln 
bei beginnender Kraukheit , so wie in dem jammer- 
volten und oft sehwierigen Transporte in das Hospital 
findet. 


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Bei der Beschreibang der socialea VerhUtniase 
der armen erkrankten Landbewohner kflnnen wir 
nur ausrufen: alles wie bei uns! Der Vf. vergisat 
jedocli die moralische Seite der Armen, ilire Stumpf- 
helt gegen ktirperliche Leiden und ihren Widerwillen 
gegen das Hospital , welcbe alien Ungebildeten ge- 
meinschaftliche Eigenschaften sind nnd dieselben oat 
dann dem Hospitale geneigt machen , wenn ihnen 
selbst eine Ahnnng von dcr Gefahrlichkeit ihres Zu- 
standes auftaucht oder noch hftufiger von ihrer liebe- 
vollen [?) Urngebung in nnzweideutiger Weise vor- 
demonstrirt wird. Der Vorschlag B.’s: Einrichtung 
zu treften, nach welcher Wagen, nach der Form der 
Militftrkrankenwagcn, tftglich zn bestimmten Stunden 
die Kr. von ihren Wohnungen aus dem Hospitale zn- 
fllhren sollen, ist ein scbwicrig ins Werk zn setzendes 
nnd zweifelhaftes Palliativ , so lange der italienische 
Bauernstand nur ein Dritttheil des Bodens des K5nig- 
reichs Italien sein eigen nennt, so lange keine Vicinal- 
wege existiren und die Schulbildung noch nicht weiter 
fortgeschritten ist, d. h. der allgemeine Wohlstand 
sich nicht gehoben bat. 

Der BronchiaUralarrh , am hftuflgBteu im Winter und 
Frfiblinge anftretend, gab 

im J. 1874 499 Kr. =» 2.38%, 
im J. 1873 351 Kr. — 1.70%, 
davon in 1874 kein Todesfall , 1873 eine Mortalitat von 
3.70°',. 

Der G astro- Intestinalkatarrh trat in jedem Monate 
des Jabres 1874 auf, besonders jedoch im 8ommer und 
Herbste, mit 2.67%. Die Kr. waren meistens Landleute. 
zugleich ofter mit Malariafleber behaftet. Ira J. 1873 war 
das V erhaltniss 2. 1 0%, er war haufig mit W echselfl eber ver- 
b unden und in einigen schwereu Fallen WdtLich (1.38%). 

Maseru, welche in manchen Jahren epidemiscb und 
heftig anftreten , gaben 1874 nur 2.48%,, , mit der hftch- 
sten Aufnahmezahl im Min (11), wihrend 1873 der 
Mittelsatz 5.49%o betrug, mit ebenfalls hochster Auf- 
nahme (27) im Monat Marz. Die mittlere Sterblichkeit 
betrug 3.84%, bezuglich 1.76% im Jahre 1873 (8. 34). 

Blattem, welche in den JJ. 1871 u. 1872 epidemisch 
and heftig grassirten, linden sich im J. 1874 not in 
13 Fallen vertreten , wo von 5 von schwerer nnd con- 
fluirender Form , bei Landleuten , welche gar nicht oder 
in der Kindheit erfolglos geimpft worden waren. Von 
Revaccination war bei keinem Kr. die Rede , MortaHtlt 
16.38%, im J. 1873 bei 68 Fillen 23.62%. 

Diphtheria kam nnr bei Kinderft an ter 7 J. vor , mit 
einer mittlern Sterblichkeit von 40.00% fan J. 1874, von 
16.66% im J. 1873. 

Erysipelas, mit 128 Fallen, also 0.61%, kam in 
Jedem Monat vor, besonders aber im Juni. Vorzugsweise 
warden Landbewohner davon ergriffen , welche friiher an 
WCchselfleber gelitten hatten. Znm Beweise , dass aneh 
beiGesichts-undKopfrosen mitDelirien nnd anderwoitigen 
Nervcnsymptomen die Malaria eine Rolle spielt, fuhrt 
Vf. die vortheilhafte Wirkung derChinapraparate an. Die 
Sterblichkeit war = 8.69% im J. 1874, wihrend flie- 
selbe im J. 1878 bei einer grfabern Zahl soirwerer Fifle 
15.0O°/ o betrug. 

Wahrend in den vorhergegangenen Jahren Dysenterie 
epidemisch geherrscht hatte, ergab dieselbe ein Verhalt- 
nisevon 8.68° der Anfnahme im J. 1874, von 2.28° oo Im 
J. 1873. Besonders gross war die Anxahl derartiger Fifle 
in den Monaten Juli und Nov. 1874 and Dec. 1873. Aaoh 
bier wurden Bauern vorzugsweise ergriffen , zuweilen mit 
Complikation durch Wechselfleber. Die Sterblichkeit be- 
zifferte sich 1874 auf 9.09%, 1878 auf 17.09% (8. 36). 


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Ill 


Bianehi, Ospedale di San Spirito. 


Die Zahl tier Fiile von Luuyenluberhtiate betrug 
1874 368, 1873 442 (1.73, bezuglicb 2.19%); die Sterb- 
lichkeit 47.66, bezuglich 49.36%. Hinsichtlich der Pro- 
fessionen stehen voran die Schnhmacher, dann folgen die 
Schmiede , dann die Wollkartiitscher , Maurer nnd Land- 
leate. Obgleich auoh noch andere Berufsklaasen ver- 
treten waren, fehlten die Matrosen ganzlich. Am liautig- 
sten standen die Kr. zwischen dem 16. und 35. Jahre. — 
Ala Ursachen der Krankheit warden in mehr ala der 
H&lfte der Falle erkannt : Erbliohkeit, Serofeln, Syphilis, 
die Aosubnng mancher Handwerke und vorausgegangene 
Entz undung der Respiratiousorgane. 

Obgleich das Ueil.-Geist-Hospital eigentlich nor 
fdr die Aufimhme von akuten fieberhaften und ent- 
zilndlichen Krankheiten bestimmt ist, so kbnnen 
doch aus humanitilren RUcksichten aucb chroniselie 
Kranke nicht abgewiesen werden, deren Procentzahl 
im J. 1874 5.25 , im J. 1873 3.66 betrug. Bei 
1099 Aufnahmen (5.25%) chronischer Kr. iin J. 
1874 starben davou 412, d. k. 37.48%. Bei einer 
allgemeiueu Sterblichkeit von 1233 Pat. lieferten 
also die chroniscken Krankheiten ca. den 3. Tkeil 
aller TodesfAlle, ebenso wie im J. 1873, in welchem 
746 chroniselie Kr. (3.66%) aufgenommen wurden, 
von denen 388 , also mehr als die Hklfte (52%), 
starben. Bei einer allgemeinen Sterblichkeit von 
1178 ergiebt auch diess ungefhlir ein Dritttheil. 
Die Krankheiten waren melir oder weniger voll- 
kommene Paralysen, organische Herzleiden, Tabes 
senilis und Sumpfkachexie. Die Unzukommlichkeiten, 
welche durcb die Verbindung akuter und chronischer 
Kr. in einem Hospitale entstehen , lassen den Yf. 
den Wnnsch ansspreeben, dass bald ein eigenes In- 
stitut ftlr chronische Kr. errichtet werden moge. 

Hinsichtlich der criminellen Verwwuiungen, 
welche in dem Hospital znr Behandlung kamen, con- 
statirt B. nut Befriedigung , . dass , wenn sebon im 
J. 1873 gegen 1872 eine Verminderung derselben 
stattfand, diese 1874 noch bedeutender war und 
diess namentlich in der Camevalszeit. Ob diese er- 
freuliche Erscheinnng die Folge der Wirksamkeit 
der wirklich ausgezeichneten kdniglichen Carabinieri 
oder des bessem sittlichen Zustandes der Bevdlke- 
rung ist, giebt Y f. nicht an. 

IJnter den Verbe.sterungen , welche in letzter 
Xeit in dem Hospitale stattgeftmden, betont Vf. 
beeonders die Baileanstalt nnd das eltktrothera- 
pevdsehe Cabinet. Erstere befindet sich innerhalb 
dee Krankenhanses , da, wo frtlher das p&pst- 
liche MilitArlazareth untergebracht war. Da die 
Badeaastalt durch die Uebenchwemmnng des Tiber 
in Jahre 1870 sehr beschfldigt worden war, muss ten 
bislang die Kranken , welche einer hydro-therapeu- 
tisohen Kur unterworfen werden sollten , ausserhalb 
dee Hospitals geftlhrt werden ; jetzt aber geniessen 
nicht nur die Ineassen des Hospitals , sondern and) 
alle Unbemittelten der Stadt, welche sich deshalb an 
die Verwaltungsdeputation wenden, die Wohlthat 
derfreien BAder indenvergriJsserten und verbesserten 
K&uinen outer der Leitung eines damit betraoten 
Specialarztes. Eine Tabelle giebt die Krankheiten 
der 41 internen und 51 externen Kranken an, nebst 


den dturch Dusoben und Sohwitzkuren erzielten Re- 
sultaten, welche zufriedenstellend aind. 

Aucb das elektro-therapeutieche Cabinet, unter 
der speciellen Leitung des anch als Schriftsteller in 
diesem Gebiete bekannten Dr. B r u n e 1 1 i , ist nicht 
nur den Hospitalkranken, sondern auch Externen zit- 
ginglich, welche bei einer Gesammtzahl von 292 
binnen 2 Jahren 234 , also mehr als drei Viertheile 
ansmachten. Auch hier werden. die Krankheiten 
angegeben, gegen welche die Elektrotherapie in Ge- 
brauch gezogen wnrde, es finden sich daranter 68 
Heilnngen, 90 Pftlle von ausgesprochener , 39 von 
geringer Bessernng, 1 Todesfall, 79 Kr. verblieben 
in demselben Zustande, 15 in Behandlung. Ausser- 
dem wurden dem Cabinete durch Stadt&rzte 82 Pat. 
behufs der einge bender en Diagnose zugefllkrt(S.43). 

Ala weitere hygieinische Verbesgerungen fflhrt Vf.. 
folgende an. l) Die Herstellung eines neuen Fussbodens 
im alten Flugei , bestehend in der Mitte aus venetiani- 
schem Cement , in der Nahe der Wande aus rothen Mar- 
8elller Ziegelsteinen , welche nicht poros sind nnd keine 
Feuchtigkeit anfnehmen. 2)Nene, einfache zweckmfts- 
sige Wasserclosets , welohe ansfuhrlich beschrieben wer- 
den. 3) Eine kunstliche Ventilationsvorrichtung, be- 
stehend fur jeden der beiden Sale aus 2 Rohren , welche 
die reine Daft von aussen nnd oben nehmen und in der 
Hoke der Betten in elegante marmorne Pilaster endigen. 
Die Wirkung dieser Ventilatoren wird durcb 2 Kamine 
fur jeden Saal unterstntzt, in welchen sich spiralige Gas- 
rShren befinden. Diese bewirken, sobald sie angezundet 
sind, eine Luftverminderung im Innern des Kamins, Aus- 
tritt der Luft durch den obem Theil und dadurch eine 
Adspiration der niedern Luftschichten der Sale. Dieser 
kftnstfichen Ventilation stebt znr Bette die natnrliche mit- 
tels einer reichlichen Fenstersahl, so dass anf jeden Kr. 
91 Cubikmeter Luft kommeu. 

Anstatt der fraheren holzemen sind jetzt eiserae 
Bettstellen eingefuhrt, 1 Meter von einander aufgestelit 
und mlt keinerlei Gardinen versehen. 

Die S51e werden mittels grosser Oefen aus weissen 
Thonsteinen erwarmt . welche mlt Holz gespeist werden. 
Auf jedem derselben Bteht ein kupferner Kessel . in wel- 
chem sich das gemeinschaftliche Getrank beiindet, und 
welcher ausser dem Nutzen ein uberschlagenes Getrank 
zu liefeni . durch die daraus entweichenden Dunste die 
Trockenlieit der Luft mindert und sie so gesund erhalt. 

Es wird ebenfalls die Verbesserung der Wasche rthd 
der Kleidungsstucke, sowie die Restauration der Fresken 
des innern Corridors ala Verechonerung hervorgehoben, 
sowie mancher andern Sclimuckarchitektur im ubrigen 
Gebaude. 

Dem Werke sind 5 graphische , sehr ubersichtliehe 
Tafeln angefugt. 

Die erste Tabelle zeigt die Anfnahme der Kranken 
im J. 1874 mit ihrer relativen Sterblichkeit naehDekaden 
mit gleichaeitiger Eiufugung der ElektricitSt , des Baro- 
meter- so wie des maximalen nnd minimalen Thermometer- 
standes. 

Die ziceite Tabelle giebt dieselben Verhaitnisse fiir 
1878. 

Die dritte Tabelle liefert die Graphik der handgsteu 
Krankheiten, d. h. der Interm, perniciosa und der Respi- 
rationskrankheiten mit ihrer Mortality , ebenfalls nach 
Dekaden fBr das Jahr 1874, die merit Tabelle dieselbe 
f6r 1873. Die fiinfte graphische Tabelle enthalt eineVer- 
gleichung der hauptsachlichsten Krankheiten wahrend der 
JJ. 1873u. 1874 mit der relativen Sterblichkeit fiirMonate 
nnd Dekaden im Verhaltnisse zu den atmospharischen Er- 
scheinongen. 


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112 


Zor Geechichle der Median. 


Diwe Uebersicht dee Inhattes der besprochenen 
Jahreaberichte wird dem Leser die Ueberaeagung 
gewlhren, dasa aie mit Lie be, Emsigkeit und Wahr- 
heit auagearbeitet warden ; sie sind eim willkommener 
Beitrag zor geographischen Noaologie dee Ager ro- 
man ue im Beaondern, aowie zu einer vergteichenden 
geographischen Noeologie im AUgemeinen ; die Hjr- 
gieine findet darin eine Beihe interesaanter Anhalta- 
ponkte belmfa Formulirung von Vonehlfigen lur Ver- 
bessemng lokaler GeaundheitsverhAl tniane and der 
teehniaobe Vorstand jedes grtoseren Krankenhanaee 
einen Sporn zar Nacheiferung in aeinem stillen and 
dooh so fcief eingreifendeu Berufe. Adelmann. 

45. 1) Hietoire de la znddeeine. Etude sur 
not tradition* par le Dr. F. Frddault. 
Paris. J. B. Bailtihre et fils. gr. 8. T. 1. 1870. 
208 pp. T. H. 1873. 408 pp. (12</i Free.) 

2) Die Meoklenburgiaohefn Aerate von dm 
dltesUn Zeiten bit zur Gegenwart mit kurzen 
Attgabm fiber ibr Lei ten und Hire Schriften ; 
von Dr. raed. A. Blanc k, Oberstabeant a.D. 
Schwerin 1875. Alex. Schmiedekampf. 8. XII 
u. 255 S. (5 Mk.) 

3) Aanali Dalle EpMwmle Oodone In 
Italia Dalle Prime Memorle Fine A1 1800. 

Scritti Dal Prof. Alfonso Corradi. Parte 
IV. d’AlT Anno 1701 A1 1801. 4. S. 530. 
Bologna 1876. Tipi Gsmbertai e Parmeggiani. 

Die nnter Nr. 1 genannfe Schrift verdient nur 
imofern hier eine Anzoige, ala sie bekundet, mit wel- 
ch eta regen Eifer in Fiamkreich die Mstoriachen Sta- 
dien tlber Medicin jetzt betrfeben warden. Inner- 
halb eines kurzen Zeftramns von 6 Jahren ist es be- 
reits das 3. Werk fiber mediclniache Dniveraalge- 
achichte, welche dort erachienen and von uns be- 
aproehen worden and. W Ahrend daa Bach von 
Daremberg das grttadliehate andselbstatlndigste, 
das von Bone hat das origineUate ist, mass daa vor- 
liegende ala daa oberflichlichste bezeichnet warden. 
Daaeelbe ist eine blosae Compilation , ohne Quellen- 
stndium and Kritik verfasat, auch nicht frei von vie- 
len Irrfhflmem. Efeeh eiaa kOnnea die Deutschn 
noch von dieaem Buche lernen. Der VF. versteht, 
wie die moisten franzdsischen Autoren, zu tchreiben, 
so dasa es in einer gefAUigen Form uns entgegentritt. 
Das Aeussere einea Bnchea bildet aber zan&cbst den 
Mssssstah, naoh dem daaeelbe beortheiit wird. Die 
Medicfa wflrde in Denteehland lkagat action eine weit 
popttlirere Wtsseuachaft ge worden adn, wenn (fie 
SchriftsteQer endllch einmal aufhOren woltten , an 
aiaem beaondexn Gelehrtan- Jargon Gefallen at fin- 
den ! Frankreich nnd England kfinnen una in dieses* 
Bezlehnng znm Muster dienen. 

Der Vf. von Nr. 2 hat mit grosser tienauigkeit 
und nnter sorgfiUtiger Benntzung der Qnellen von 
den ftltaeten Zeiten bis anf dio Jetatseit alk dieDstea 
ztraamtnengeatdlt, welche rich anf dan Leben and 


cUe&ehriften der mecklenbwgieehtn Aerate beniehen. 
Das Werk 1st In jeder Beziehnng als eine gedlegene 
Bereicherung der mediciniach-historiachen Literatur 
Deutschianda zu bexeiehneo. MOohte daw Book vial* 
Naehahraoag Auden! Dena die moisten Staate* 
Deutschianda besitzen noch nicht aolche WeAe, 
wenn auch Frinkel, Gernet, Strieker und 
der dr»thcJ»e V train in Bremen beraits mit g o ia m 
Beispiele vorangegangen siad. 

Corradi ’a Werk (Nr. 3) nimmt unsere game 
Anftnerkaamkeit in Ansprnch. Man hat In ItfcUen, 
den lustorischen Stodien, gerwiBsermaaasen als Erb- 
thefl der Rftmer, ateta eine grouse Pflege gewidmet 
and nnter den lebenden medicirrachen Historikern 
ItaKerw nhrnnt Corradi eine hervorragende Stei- 
lung ein. Es war aber ein sehr glflcklicher 8e- 
danke dee Vf. , in Ahnlichem 8inne one Geaehlchte 
aller in Italien verbreiteten Epidemien zu schrefben, 
wie aein Landamann Rienzi ee in Bezug aaf die 
mediciniachen Doktrinen und Aerzte seines Vater- 
landes gethan hat. Erweislich ist die hkrtorisebe 
Pathologie eine der Diaciplinen, deren wiaseaachaft- 
liche Begrttndung einem Dentsohen snkommt , dem 
bekannten Klasetker Hensler, nnd die in kehiem 
Lande deehalb auch eine grfesere Pflege erhiett als 
in Deutschland. Wie es aber nun charakteristiaeb 
ffir die Dentschen 1st, dass sie eine gifiesere Vorfiebe 
ffir das Allgemeine als das Bceondere haben, obgleseh 
anf dem Gebiete der Wisaenrehaft allgemeine Pria- 
oipien erst dann mit Erfolg gewonnen werden kffn- 
nen, naebdem ihnen eine Menge von einzelnea Dnter- 
auch ungen und detalllirten Prltfungen vora ua g eg a n 
gen , so sind die Dentschen auch in Bezug anf die 
historisohe Pathologie dieaem Nationalfebler ver- 
falien. Obgleich der einaiohtsvolle Hensler gam 
richtig die historisebe Pathologie dadnrch izMragu- 
rirt und damit begonnen hstte t an einer einzelnea 
Krankheit ihre geschichtiiehen Phaaea sa ergrtnden 
and ihre Entwicklung im Laafe der Zeiten naehzu- 
weisea , so verlieasen seine Nachfolger bald dieecn, 
von ihm eingeachlagenen, Weg and befassten aich 
alabald mit historisch-pathdogiachen Unterauchuufea 
im AUgemeinen. In dieaer Weise entatanden die 
hierher gehbrigen dickleihigen fittcher, als deren 
Prototyp dieChronik derSeuobes von Sehnarrer 
ztt beseichnen ist. Boll aber die Geschiohte der Epi- 
demien ttberhanpt etwaa leisten, so Mia no amt 
Elazelaatersuchungen beginnen. 

Von solchea, durchaus richtigea Prindplea ging 
Vf. bei Abfaaaang Mines Werkce aw, dm aich der 
Vollendung nAhert. Die 8bhilderang der bttr. Epi- 
demics beniht anf genauen QueUenstadien ; die darfcuf 
bezttgliche Literatur' ist vom Autor mit groewS Gw- 
njuugktat aagegeben. Dw ganaa Werk ist daher 
ein scbUsbaier Bawtein zor maatigen mnveMeUoe 
hiatoriechen Pathologie. 

Druek und Anawtattmy laasen Nm 4M an won' 
aehea ttbrig. Heinrich Bohtfa. 


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JAIIRBOCHER 

der 

in- und auslandischen gesammten Medlcln. 

Bd. 171. 1876. MV, 


A. Auszttge. 

I. Medicinlsche Physik, Chemie und Botanik. 


386. Beitr&ge rorLehre von der Verdauung; 
zusammengestellt von Dr. Rndolph M tiller in 
Dresden. 

Referent hat von den in den letzten J&hren fiber 
die Verdanong in grfisserer Anznhl verdffentliohten 
Untersnchungen folgende bei seinemBerichte berfick- 
sichtigt, welche zum Theil anch in prakt. Hinaicht 
von hohem Interesse sind. 

1) Moriggia, A., Ueber Verdannngsvermdgea and 
V erdauungs vorginge beim FStus : Moleschott’s Untersnch. 
XI. 6. p. 456. 1876. 

2) Z w e i f e 1 , P. , Untersnchungen fiber den Ver- 
dannngBapparat derNeogebornen. Berlin 1874. A.Hirsch- 
w#]d. gr. 8. 47 S. 

8) Brficke, Ernst, Studien fib. die Kohlehydrate 
a. fiber die Art, wie sie verdaut nnd aufeesaugt werden : 
Sit«.-Ber. d. k. Akad. zn Wien. m. Abth. April 1872. 

4) Rabutean, MAthode gtcerale pour la recherche 
dea addea fibres : Gaz. de Par. 9. p. 118. 1874. 

6)Laborde,J.V., Nouvelies recherohes sur l'aeide 
fibre du snc gaatrique : Gaa. de Par. 82. 33. 84. 1874. 

6) Leven, Sur la digestion de diveraea substances 
alhnentaires : Gaz. de Par. 9. p. 117. 1874. 

7) Leven, Dea monvements de I’estomac : Gaz. de 
Par. 48. p. 808. 1876. 

6) Brann, H. , Ueber den Modus der Magenaoft* 
sekretlon: Beitrlge znrAnat. n. Physiol, von C.Eckhard. 
VO. 1. p. 27. 1873. 

9) Grfitzner, P. , Nene Untersnchungen fiber die 
BOdnng n. Ausscheidnng des Pepsins. Breslau 1876. Max 
Cohn n. Welgert. 8. 86 8. mit 1 Taf. 8 Mk. 60 PI. 

10) Hoftn eister, Victor, Kfinstl. Verdadungs- 
versnehe : Bericht fib. d. Veterlnirwesea im K6nigr. 8aeh- 
sen f. d. J. 1874. XIX. p. 110. 1874. 

11) Klemensiewlcz, Rudolf, Ueber den Suc- 
cnu pyloricus : 8itz.-B«r. d. k. Akad. d. Wlss. m Wien. 
IIL Abth. Mara 1876. 

12) Paschontin, Victor (Kaaan), Influence des 
suca digestifs sur la fermentation butyrique : Arch, de Phy- 
siol. 2. 84r. 13. p. 773. Oct. k D6c. 1876. 

Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 2. 


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13) Steiner, J. , Ueber Emnlsionen; ihre Ent- 
stehnng u. ihr Werth ffir die Resorption der neutralen 
Fette Im Dflnndarm : Arch. f. Anat., Physiol, n. wise. 
Med. 1874. p. 286. 

14) Pldsz, P., n. Gyergyai, A. , Ueber Peptone 
n. Ernahrung mit denselben : Arch. f. Physiol. X. 10 n. 
11. p. 686. 1876. 

16) Czerny, V., n. J. Latschenberger, Phy- 
siologische Untersnchungen fiber die Verdauung u. Re- 
sorption im Dickdarm des Menschen : Virchow’s Arch. 
LEX. 2. p. 161. 1874. 

16) Marck wald , M. , Ueber Verdauung a. Re- 
sorption im Dickdarme des Menschen: Virchow’s Arch. 
LXIV. 4. p. 506. 1876. 

Die Frage, ob bereits im Fdtalleben ein gaslri- 
sches Verdauungsvermdgen vorhanden sei, in wel- 
cher Entwicklungsperiode e» eventuell auflritt und 
wie et sich gestaltet, behandelte Prof. Moriggia 
in Rom (1). Er untersuchte Rindsembryonen. Schon 
gegen Ende des 3. FOtalmonats begllnstigte der 
Labmagen die Gerinnnng von Milch. Der fltissige 
Inhalt des Pansens von noch niebt 5monatl. Embryo- 
nen bewirkte eine zwar langsame, aber vollkommene 
Verdauung, wobei es dahingestellt bleiben musste, 
ob das Pepsin nicht von dem Sekrete des Labmagens 
stamme. Auch kilnstliche Selbstverdauung von Em- 
bryonen verschiedenen Alters in Essigsfiuremischon- 
gen wurde zaldreich beobachtet. Selbst Epithelien, 
Knorpel und Klauen blieben dabei nicht gftnzlicb 
verschont. — Von der Mitte des 3. Monats an fand 
sich in den 4 Abtheililngen des Magens meist ein 
flflssiger Inhalt in wechselnder Menge, der gewdhn- 
Iich neutrale oder alkalische, nur im Labmagen fast 
immer saure Reaktion zeigte. Darminhalt wurde 
znerst bei Embryonen von 3 Mondmonaten beobachtet, 
und zwar war derselbe bei verschiedenen Individuen 
verschieden weit abwfirts vorgedrungen. Die che- 

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114 


1. Mediciuische Physik, Chemie u. Botanik. 


mischen und morphologischen Bestandtheile der Ma- 
genllllssigkeit und des Darmiuhalts crwiescn sich im 
Wesentlichen identisch init dt-ncn des Amnionwassere. 
Auch M. bezweifelt dalier nicht, dass das Frucht- 
wasser sclion frllhzeitig und normalcr IVeisc in die 
Verdauuugswege des Ffltus eindringe und so auch 
von inncn her zur Ern&hrung dessclben beitrage. — 
Das VeruiOgen , St&rkeinelil in Dextrin und Zucker 
umzuwandeln , besassen die Speicheldrtlsen und das 
Pankreas der untersuchten Embryonen, nach deni 
Infusionsverfahren geprllft, nur in minimalem Grade. 
Peptone waren weder im Magen-, noch im Darm- 
inhalte nachweisbar, obschon das Fruchtwasser Spu- 
ren von eiweissartigen Kdrperu enthielt. Dagegen 
fand sich sclion um die 2. Hillfte des 3. Fdtalnionats 
Traubenzucker und Glykogen in der Leber. Galle 
war bei Embryonen von 3 Monateu bereits bis zuin 
untem Theile des Darms vorgedrungen. Ham wurde 
am 72. Tage angetroffen, Scybala-Bildung erfolgte 
gegen die 2. H&lfte des C. Monats. 

Schon vor M o r i g g i a hatte Z w e i f e 1 (2) die 
entsprechendeu Verhilltnisse beim mensehlichen F0- 
tus, hauptsilchlich aber beim neugebornen Kinde 
untersucht. Er operirte theils mit dem Wasser-, 
theils mit dem Glycerin - Extrakte der betreffenden 
Organe. Die Speicheldrtlsen zweier Fiitus, von de- 
nen der eine im 3. , der andere im 4. Monate aus- 
gestossen worden war, zeigten keine Fermentbildung. 
Das Submaxillarextrakt eines 9monatl. Fetus war 
ohne jede Wirkung auf Kleister, das (w&ssrige) Pa- 
rotisextrakt Hess erst nach ca ®/ 4 st(lndiger Einwir- 
kung eine Spur von Zucker erkennen. Dagegen 
rief das Extrakt der Parotis von Neugebornen stets 
reichliche Zuckerbildung liervor, wfihrend das der 
■Submaxillaris (und der Thymusdrtlse) wirkungslos 
war. Das (aus Parotis und Submaxillaris in Ver- 
einigung gewonnene) Speicheldrlisenextrakt kranker 
Kinder,, die je in der 2. oder 3. Woclie gestorben 
waren, zeigte sich bald wirksam, bald nicht. Der 
negative Befund bei der Prttfung der Speicheldrtlsen 
eines an Soor erkrankten , unter den Erscheinungen 
des Brechdurclifalles zu Grunde gegangeneu Kindes 
veranlasste dazu, in einem 2. Falle von Soor mittels 
eines Kleisterbeutelchens zu prtlfen, ob unter diesen 
Verhilltnissen im Muude Zuckerbildung eintrkte. Es 
gescliah uicht, aber dennoch zeigte nach dem 2 Tage 
spkter erfolgenden Tode das wkssrige Extrakt der 
(in ihrem Gewebe pathologisch verUnderten) Parotis 
Ptyalinwirkung. Der Submaxillaris - Auszug war 
wirkungslos. 

Die Reaktion der Magenschleimhaut fand Z w. 
Immer sauer. Das wUssrige Extrakt der letztern, 
mit Salzsllure angesfiuert, lieferte, wenn es im Brtit- 
ofen auf Casein oder Fibrin einwirkte, stets Peptone. 
Das Casein schien dabei leichter verdaut zu werden 
als Fibrin. 

Bei einem an Soor zu Grunde gegangenen Kinde, 
welches mit iVeat/e’schem Kindermelde emAhi\ wor- 
den war, aber in den 2 letzten Lebenstagen fast 
nichts mehr davon erhalteu hatte, fand Vf. den Ma- 


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gen um das Zwei- bis Dreifache vergrbssert u. prall 
angefOllt. Den Inhalt bildete eine schleimige, ge- 
quollene Masse, die sich als Stkrke und eine FlUssig- 
keit, die sich als zuckerhaltig erwies. Auch der 
jjesammte Dickdanninhalt bestand fast nur aus un- 
verdautem Amylum. Da Z w. femer bei alien mit 
Nestle’ schcm Kiudermehle aufgezogeneu Siiugl ingen 
reichliche Mengen von St&rkemehl in den Ausleerun- 
gen nachweiscn konnte, halt er es ftlr gerechtfertigt, 
alle starkcineldhaltigen Nahrungsmittel bei Skuglingen 
so lange zu verwerfeu, bis die Submaxillardrtlse und 
das Pankreas zurUmsetzung des Amylum mitwirken 
kfinnen. Denn auch die Bauchspeicheldrtlse enthilt 
nach der Geburt und in den ersten Lebensmonaten 
kein zuckerbildendes Ferment, wie Z w., in BestAti- 
gung einer ihni zur Zeit seiner Versuchsvornalune 
noch uubekaunt gewesenen Angabe von Korowin, 
durch seine Befunde von Neuem darlegte. Er fand 
das diastatische Ferment nur ein einziges Mai in der 
Bauchiipeic/ieldruse , and zwar bei einem Kinde, 
welches nach Ablauf des 2. Monats gestorben war 
und bei welchem auch die Submaxillaris Ptyalin ent- 
hielt. Vor dem genannten Termine scheint letz- 
teres weder im Pankreas, noch in der Submaxil- 
lar druse aufzutreten. Das eiweissverdauende Fer- 
ment dagegen fehlte in 8 Fallen , bei denen darauf 
geprllft wurde, nur 2mal , und zwar waren die be- 
treffenden Kinder an einer rasch verlaufendeu Diar- 
rhfle gestorben. Das fettzersetzende Ferment , ge- 
prllft durch die Ein wirkung des wassrigen Pankreaa- 
Extraktes auf neutrale Butter, fehlte bei 6 Ver- 
suchen 2mal, und wiederum bei Kindern, die an 
Diarrhoe zu Grunde gegangen waren. In Berflck- 
sichtigung der constant positive n Ergebnisse bei nor- 
malen Kindern ist Zw. dalier geneigt anzunehmen, 
dass die DiarrhOe eine tiefere Stdning der Ver- 
dauungsfunktionen des Pankreas verursache. 

Glykoyengehalt der Leber konnte bereits bei 
4monatl. Embryonen nachgewiesen werden. Aucb 
bei einem Kinde , welches an Soor zu Grunde ge- 
gangen war, fehlte es nicht. — Die charakteristischen 
G&llenbestandtheile fanden sich schon am Ende dea 
3. Mon. im Darmkanale. In Bezug auf die Fllllung 
des letztern maclite Z w. die Beobachtung , dass bei 
Frtlohten, die durch einen langdauernden geringen 
Druck auf die Nabelschnur oder auf andere langsame 
Weise abstarben, der Darm fast vollkommen leer 
war , wkhrend sich derselbe stark mit Mekonium an- 
geftlllt zeigte, wenn der Tod durch einen plOtzlichen 
intensiven Druck auf die Nabelschnur zu Stande ge- 
kommen war. — 

Einer Reihe von Versuchen liber die Verdauung 
und Resorption der Kohlehydrate liess B r 11 c ke (3j 
eine eingehende Untersuchung aber dieverschiedenen 
Arten der Sttlrke und des Dextrins vorausgehen. 
Er unterscheidet unveranderte Stkrke, gequellte 
(Kleister) und Idsliche (Nasse’s Amidulin). Alle 
drei Modifikationen werden dureh Jod geblknet. — 
Das Dextrin ist theils Erythrodexlrin , welches sich 
mit Jod roth fftrbt und kein Reduktionsvermogen 

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115 


I. Medicinische Physik, Cliemie u. Botanik. 


besitzt, theils Achroodextrin (N a ss e’s Dextrinogen), 
welches rich mit Jod nicht fllrbt, aber durch Alkohol 
aas eeinep wftsserigen Ldsungen gef&llt wird. Eg 
existirt ein nicht reducirendes, mdglicher Weise auch 
ein reducirendes Achroodextrin. — Die blaue oder 
blanrothe bis weinrothe Farbe, welche das kaufliche, 
meist durch blosses Rflsten von roher Starke erzeugte 
Dextrin mit Jod giebt , rflhrt von beigemengter 15s- 
licher Starke her. Das nach derMethode vonPayen 
(Befeuchtcn mit Salpetersaure, Trocknen undROsten) 
hergestellte Dextrin f&rbt sich mit Jod rein roth ; es 
enthalt neben Erythrodextrin noch Achroodextrin und 
Zucker. — Zur Trennung von Starke und Dextrin 
fand B r. die Gerbsaure am geeignetsten, die er aber 
nicht, wie Griesmayer, in verdtinnter Lbsung, 
pondern in Substanz anwandte. Auch die vorher 
gelbste Starke (Amidulin) kann durch sie von den 
Dextrinen getrcnnt werden , welche letztere in das 
Filtrat tlbergehen, wenn man die Gerbsaure nicht in 
bedentendem Ueberschusse zusetzt, in welchem Falle 
auch sie niedergeschlagen werden. — Bei der Be- 
handltmg von Starke mit verdtinnter Schwefelsaure 
zeigte sich, dass das erste Umwandlungsprodukt lbs- 
liche Starke ist, demnachst bildet sich Erythrodextrin, 
daranf Achroodextrin und endlich Zucker. Wird da- 
gegen dieUmwandlung der Starke durch Malzaufguss 
bewirkt, so stellt sich der Verlanf wesentlich anders 
dar. Es tritt dann ein KSrper hervor, den Br. 
Erythramylum nennt. Diese Substanz farbt sich 
durch Jodtinktur roth, wird aber, im Gegensatze zum 
Erythrodextrin, durch Gerbsaure gef&llt. Das Ery- 
thramylum hat grbssere Verwandtschaft zum Jod, 
als die Starke , denn Jodstarkekleister , der keinen 
Ueberschuss an Jod enthalt, wird durch ungefarbtes 
Erythraraylum enttarbt. Auch ganz frischer und 
imverandeiter (WeizenstKrke -) Kleister erhalt bei 
vorsichtigem Jodzusatze zuerst einen rbthliclien Ton, 
der erst bei weiterem Jodzusatze in Blau tlbergeht. 
Das Erythramylum fib- ein Umwandlungsprodukt zu 
halten, liegt kein Grand vor. Da vielmehr auch die 
rohen StSrkekdmer einen ahnlichen Farbenunter- 
schied zeigen , je nachdem sie sehr wenig oder mehr 
Jod aufgenommen haben , so ist anzunehmen , dass 
schon in ihnen das Erythramylum (als Erythroyra - 
nulose, neben Granulose und Cellulose) praforrairt 
ist. — Wie bei der Behandlung mit verdtinnter 
Schwefelsaure wird zwar auch durch Malzaufguss, 
also durch Diastase, Erythrodextrin gebildet, aber 
durch die weitere Einwirkung des Fermentes bald 
wieder zeretbrt. Dagegen tritt Achroodextrin liier in 
grosser Menge auf. Die Angabe von M u s c u 1 u 8 , 
dass das letztere durch Diastase nicht in Zucker 
umgebildet werde, scheint durch die Versuche von 
B r. , wie frtlher durch die von Schwarzer, Be- 
statigung zn linden. — Wiederum anders als bei der 
Behandlung mit Schwefelsaure und mit Malzaufguss 
stellt sich der Umwandlungijproeess der Starke bei 
der Yerdauung dar. Die Verdanungsversuche witr- 
den an Hnnden angestellt, denen theils Starkekleistcr, 
theils ein Brei von gewOlmlichetn Weizenmehl ge- 


geben wurde. Der Inhalt des Magens und der des 
obern Theils des Dflnndarms ward gesondert heraus- 
genommen und nntersneht. — Wnrden die Thiere 
1—5 Std. nach der Nahrungseinnahrae getddtet, so 
fand sich im Magen , je nach dem Stadium der Ver- 
dauung und der Masse des Gefressenen, eine grflssere 
oder geringere Menge von Starkekleistcr, welcher 
bald weniger, bald mehr und endlich bis zur volligen 
UebeifUhrung in Erytliramylum seiner Granulose be- 
raubt war. Ausserdcm fanden sich Ibsliche Starke 
(die auch schon im Starkekleister an sicli enthalten 
ist) und Erythrodextrin in rcichlicher Menge , letzte- 
res namentlich gegen Ende der Magenverdauung. 
Achroodextrin bildet sich im Magen, aber scheint 
sich nicht in grbsscrer Menge daselbst anzuhaufen. 
Zucker war gar nicht oder nnr in sclir geringer 
Menge vorhanden. Im Dtlnndarm dagegen fand rich 
immer Zucker, wenn bereits Mageninhalt (ibergetreten 
war, wahrend Idsliche Starke und Eiythrodextrin 
in Folge der energischen Einwirkung des Pankreas- 
saftes ganz oder fast ganz fehlten. Br. fand also 
die von anderer Seite gemachte Angabe, dass der 
saure Magonsaft die Einwirkung des Speichels auf 
den Stftrkekleister hindere, bestatigt. Auch der 
menschliche Speichcl verliert nach ihm dnrch die 
Sauregrade, wie sie sich im Magen des Mcnschen 
finden , seine diastatische Wirkung. — Die Bildnng 
der reichlichen Menge von Erytlirodextrin bei der 
Magenverdauung schreibt B r. , gestiltzt auf die Be- 
obaclitung , dass in dtlnnem Kleister beim spontanen 
Sauerwerden oder auf Zusatz von Milch oder von 
zerquetschtem Fleiach Erythrodextrin auftritt, der 
Einwirkung desselben Fermentes zn, welches die 
Milchsauregahrang hervorruft. Durch letztere komme 
die Umwandlung von Starke noch zu Stande bei 
Sauregraden , bei welchen der Speichel schon g&nz- 
lich unwirksam ist. Auch lassc sich nicht bezweifeln, 
dass das Ferment, welches milchsaure Gahrung her- 
vo.ruft, im Magen immer vorhanden sei. Den 
wesentlichsten und liberzeugendsten Grand fllr die 
Annalime, dass die grosse Masse des Eiythrodextrins 
im Magen nicht von Spcichelwirknng , sondem von 
dem Fermente , beziehungsweise von dem Processe 
der Milchsauregahrang herrrtthrt, schflpft Br. aus 
den zeitlichen Verhaltnissen. 

r In den ersten Stunden der Verdanang besteht fast 
der gauze Mageninhalt ans Amidulin and wenig verinder- 
tem Kleister. Ja , in einzelnen Fallen kann sich ein sol- 
dier Zustand his in die 5. Std. nach der Nahrungseinnahrae 
eretreckon. Diese Thatsache vertragt sich nicht mit der 
Idee, dass es der Speichel sei , der die Hauptrollc bei der 
Verdauung der Starke im Magen spielt, denn erstens wird 
der Speichel in der ersten Zeit nach der Nahrnngselnnahme 
in den kurzesten Intervallen verschlnckt, zweitens ist diese 
Zeit seiner Wirkung am gunstigsten, weil dieReaktion im 
Magen noch weniger sauer ist , ala spater , und drittefls 
wirkt der Speichel, wenn er uberhaupt wirkt, rerhaltnlss- 
massig schnell und nicht in einer Zeit, die nach Stunden 
rechnet. Eine Wirkung , die er nicht bald ausubt , kann 
er uberhaupt nicht mehr ausuben , weil er , wenn ihn die 
Magcnsaurc bis zn einem gewissen Grade durchdringt, 
unwirksam wird. Wenn sich also grosse Mcngcn nicht 
nur von Kleister, sondem auch von Amidulin im Magen 


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116 


I. Medicinische Physik , Chemie u. Botamk. 


vorflnden, die der Einwirkung dee Speichels wider? tanden 
haben , so 1st dies* wohl ein deutliches Zelehen , in wie 
weit dnrch die Saure des Magensaftes seine Wirkung ge- 
hindert war. Nun tritt aber in einer noch spatern Zeit, 
in der der Mageninlialt glcirhmaasig stark saner reagirt 
nnd an Wirkung des Speirhels niclit mehr gedaeht werden 
kann , gewohnlieh im Lanfe der 4. Oder zu Anfang der 
6. Std. , massenhaft Erythrodextrin auf , nnd in gleichem 
Maasse zeigt sieli die Menge der jodblauenden Starke ver- 
mlndert , indem sich die eingetretene saure Gahrung zu- 
gleicb schon dtireh den Gerneh verrath. - 

Wie weit der bei der Magenverdauung in gerin- 
ringen Mengen auftretende Zucker und die sich bil- 
dende Milchsaure schon im Magen resorbirt wird, 
lftsst eich niclit bemessen. Jedenfalls aber ist, nach 
B r. , die Behauptung , dass die Magenverdauung ftlr 
die Starke von ganz untergeordneter Bedeutung sei, 
ebenso unrichtig , wie die , dass der saure Magensaft 
keinerlei Hindemiss ftlr die Umwandlung der Stftrke 
durch den Speiehel bilde. Der Werth der Magen- 
verdauung besteht ftlr die Starke darin, dass ein 
grosser Theil derselben in Amidulin und Erytbro- 
dextrin umgewandelt und dadurch der Pankreasver- 
dauung vorgearbeitet wird. 

Br. spricht schltisslich die Vermnthung aus, dass 
der im Magen begonnene Process der Milchsaure- 
gahrnng dnrch die alkalischcn Safte des Dlinndarms 
nicht erldsche , sondern nur verdeckt werde und dass 
das Wiedererscheinen des genannten Processes im 
Dickdarme nicht als ein neues Aufitreten, sondem 
als ein Wiedersichtbarwerden desselben zu betrachten 
sei, was darauf beruhen mCge, dass im nntern Theile 
des Darmkanals die nentralisirenden alkalischen 
Sekrete nicht mehr in der Menge wie im Dtinndarme 
ufliessen. 

Wenn hiernach B r fl c k e das Anftreten der milch- 
sauren Gahrung im Magen und somit das Vorkommen 
von Milchsaure neben Salzsaure als eine normale 
Erscheinnng hingestellt hatte , traten in Frankreich 
noch weiter gehende Ansichten zu Tage. Im Gegen- 
satz nfimlich zu der Annahme , die in den letzten 
Decennien eine gewisse, wenig bestrittene Herrschaft 
erlangt liatte , dass die freie Saure des Magens we- 
Bentlich SalzBaure sei, ist neuerdings von Laborde 
wieder die Milchsaure als die einzige freie Saure 
des Magensaftes bezeichnet worden. Die Veranlas- 
sung znr Wiederaufnahme der Frage hatte R a b u - 
t e a n (4) gegeben , ein Anhanger der Salzsanre- 
theorie. Er brachte in derSitzung der Pariser biolog. 
Gesellschaft vom 31. Jan. 1874 ein Verfahren znr 
Anfsnchung von freien Sanren bei Vergiftungsfallen 
in Vorschlag, welches von der Methode von T a r d i e u 
und R o u s s i n (Sattigung der freien Sauren mit Chi- 
nin, Eindampfen und Extraktion der Chininsalze mit 
Alkohol) nur insofern abweicht , als er Amylalkohol 
statt Aethylalkohol in Anwendung zu bringen empfahl. 
Diese wtirde den Vortheil haben, dass man das Tar - 
dien-Ronssin ’sche Verfahren aucb zur Aufsuchnng 
freier Salzsaure verwenden kfinnte, da der Amylalko- 
hol aus dem Eindampfungsrtickstande zwar etwa vor- 
liandenes salzsaures Chinin, niclit aber wie der Aethyl- 
alkohol auch etwa vorhandenes Chlornatrium auf 


nehmen wtirde, welches letxtere freie Salzsinre in 
der zu untersuchenden Substanz vortauschen mQaste. 
R. versprach sich von der Abanderung, die er in 
Vorschlag brachte, namentlich auch die Mdglichkeit, 
die Frage ttber die Gegenwart freier Salzsaure im 
Magensafte definitiv zur Erledigung zu bringen. Man 
wtirde bei Untersuclnmg des Lelzteren in folgender 
Weise zu verfahren haben. Zu dem mit destillirtem 
Wasser verdflnnten Magensafte setze man fritch 
gefalltes Chinin im Ueberschusse und digerire mehrere 
Stunden bei einer Teraperatur von 40 — 50°. Man 
erhitze die Masse alsdann zum Kochen , um die Ei- 
weisskdrper zu coaguliren , filtrire und dampfe bis 
znr Trockniss ab. Den Rflckstand behandle man mit 
Amylalkohol , filtrire abermals , verjage alsdann bei 
etwa 100° den Amylalkohol (der bei 132° siedet), 
lOse den nnn bleibenden RUckstand und prtlfe mit 
8alpetersaurem Silber. Man werde dann sicherlich 
Chlor finden , welches nur von der freien Salzsaure 
herrtlhrcn kdnne. — Er selbst , sagte Rabuteau, 
betrachte die vorliegende Frage als schon lange ge- 
ldst, zuerst durch Bracounot und durch Prout, 
ferner durch Lassaigne, endlich durchSclimidt, 
welcher so Uberzeugende Beweise ftlr die Existenz 
von SalzsSure im Magensafte beigebracht habe , dass 
sie von der Mehrzahl , um niclit zu sagen von der 
Gesammtheit der Chemiker nnserer Tage angenom- 
men sei. Es sei w&hr , dass Lehmann, Hilne- 
feld, Barreswill, Cl. Bernard, Pefonze, 
Thompson die Angabe machen, Milchsaure im 
Magensafte gefunden zu haben. Aber man habe auch 
Essigs&ure und Buttersaure darin gefunden und alle 
diese verschiedenen Sauren seien als Verdaunngs- 
produkte zu betrachten. Enderlin habe, unter 
Leitung Liebig’s, keine Spur von Milchsaure ent- 
decken kfinnen, und nur Salzsaure sei die wahre nor- 
male Saure des Magensaftes. Auch seine , R.’b , in 
Gemeinschaft mit Papillon angestelltcn Unter- 
suchungen liber den Magensaft der Fische batten die 
Anwesenheit von Salzsaure in demselben dargelegt. 
Ja man dttrfe behaupten, dass die normale Saure 
des Magensaftes keine organische Saure sein kdnne, 
da der letztere nach den Untersuchungen von M e 1 - 
sens Fluorcalcium angreife. Cl. Bernard und 
Barreswill haben behauptet, dass der Magensaft, 
falls er Salzsanre enthielte , sich aof den Zusatz von 
Oxalsaure nicht trttben wtirde ; aber nach den Unter- 
suchungen von Ritter sei diese Trflbung verschwin- 
dend gering oder sie trete gar nicht auf, indem sich 
eben der gebildete oxalsaure Kalk in der vorhande- 
nen Salzsaure ldst. Schltisslich erinnert Rabuteau 
an einen Versuch, den er selbst frtlher der Gesell- 
schaft vorgefflhrt habe. In einer Lflsung von Jod- 
kalium, welche jodsaures Kalium enthalt, werde auf 
Zusatz von Magensaft sofort Jod frei, was sich durch 
Zusatz von Starkekleister erkennen lasse. Setze man 
nun zn der erwahnten Ldsung von Jodsalzen Wasser, 
welches ein Tausendstel Salzsaure enthalt, so zeige 
zugeffigter Kleister ebenfalls intensive Blauung, wah- 
rend keine Farbenverftndernng desselben erfolge, 


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1. Medicinische Phyaik, Cbemie u. Bot&nik. 


wean man Wasser znfllgt, welches ein Tausendstel 
Milchsfture enthilt. 

Die Riclitigkeit der Anschauungen Rabuteau’s, 
wie aller derer , welche freie Salzskure im Magen- 
safte annehmen , bestritt nun in einem ebenfallB in 
der Pariser biologischen Gesellschaft gehaltenen, 
sp&ter erweitert in Druck gelegten Vortrage der Prof. 
Laborde (5). 

L a b o r d e weist zun&clist die Annahme Blond- 
lot’s zurtick , dass die saure Reaktion des Magen- 
saftes von saurem phosphorsaurein Kalk herrtthre, 
denn die von letzterem Forscher gemachte Angabe, 
d*M keine Entwickelung von CO s stattfinde, wenn 
man zu Magensaft kohlensauren Kalk bringe , liabe 
Schiff nicht best&tigt gefunden. Es kdnnc sich 
nur nm Milchsaure oder urn Salzsilure handehi. Das 
von Schmidt zum Nachweis der Letztern einge- 
scldagene Veifahren sei von vorn herein , wie schon 
Milne-Edwards hervorgehoben habe, Misstrauen 
erregend durch seine Complicirtheit. Nkher be- 
trachtet sei es aber auch vollkommen mangelliaft, 
namentlich weil bei der Calcination des Magensaftes 
ein Theil der so eminent fldchtigen Chloride ent- 
weichen mtlsse. [L. vergisst wohl , dass das Chlor 
vor der Veraschung ausgefillt wird.] Die zur Con- 
trole vorgenommene Bestimmung der in dem zu un- 
tersuchenden Magensafte vorhandenen Menge von 
freier Skore mittels einer titrirten Kalilauge sei fib- 
die Entscheidung der Frage werthlos, da man dadm-ch 
nur eine quantitative, nicht eine qualitative Auskunft 
erhalte. Mittels des von R a b u t e a u (s. oben) in 
Vorschlag gebrachten, jedoch nicht ausgeftlhrten Ver- 
fahrens werde man zuletzt unzweifelhaft salzsaures 
Chinin finden ; indessen sei diess nur die Folge einer 
doppelten Zersetzong zwischen dem Kochsalze des 
Magensaftes und dem milchsauren Chinin, welches 
sich bilde , wenn man Chinin in den Magensaft ein- 
tr&gt. Diess lasse sicli durch eiuen wiederholt von 
ihm, L., ausgeftlhrten Vereuch beweisen. Man setze 
zu einer Milchskureldsung , welche Kochsalz etwa in 
demselben Verhkltnisse enthklt, wie es sich im Magen- 
safte findet , Chinin und man werde , wenn man in 
der von Rabutean angegebenen Weise operire, 
salzsaures Chinin erhalten. — Die Versuche von 
Schmidt sowohl wie die von Rabuteau lassen 
also, nach L., die Frage offen und erschllttern durcli- 
ans nicht den Satz von Claude Bernard, dass 
die wahre freie Skure des Magensaftes wohl un- 
zweifelhaft Milchsaure sei. Dass sich in Frankreich 
die Annahme , es exfetire im Magen freie Salzskure, 
allgemein verbreitet liabe, sei zu nicht geringem 
Theile einem in verschiedene andere Werke (lber- 
gegangenen Druckfehler in den Lemons de Physiologie 
von Claude Bernard zuzuschreiben , woselbst 
sich in der Tabelle tlber die Zusammensetzuug des 
Magensaftes vom Hunde statt des Wortes „Milchskure“ 
das Wort „Salz8knre“ finde. — Die Untersuchungen 
von Cl. Bernard nnd Barreswill seien neuer- 
dings von J. Regnauld und E. Ilardy wieder- 
holt und vollstkndig bestktigt worden. Deunocli hat 

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ach L. durch das hohe Interesse , welches die Frage 
in wissen8chaftlicher wie therapeutischer Beziehung 
biete , veranlasst gefunden , die Frage von auderer 
Seite her in Angriff zu nelimcn. Er stellte 3 Ver- 
suchsreihen an. Die erste nimint zum Ausgangs- 
pnnkte die Thatsaehe, dass Salzskure die Fiihigkeit, 
Stkrkemchl in Dextrin und Traubenzncker zu ver- 
wandeln, selbst bei selir grosser Verdilunung behklt, 
wenn man den Druck gentigend erlidlit. Die zweite 
Reibe von Versucben grilndet sich auf die Fiihigkeit 
der Salzskure, Rohrzucker in Traubenzucker zu ver- 
wandeln, und die dritte bescliilftigt sich mit einigen 
andern cheinischen Yorgkngen. 

A. I. 3 Grmm. 8tarkemehl werden mit 16 Cctmtr. 
einer 0.1% Salzsanre (also mit l&Mgram. HC1) bei einer 
Temperatnr von 156° C. (nnter einem Drucke von 5 At- 
mospharen) 2 Std. lang erhitzt. Nacli dieser Zeit ist 
dae gesammte Starkemehl umgewandelt, Jod rnft keine 
Keaktion melir hervor. Die Pruftrag mit titrirter alka- 
lischer Kupferlosung ergiebt 1.92 Gram. Zucker, also 
64%. Der Rest ist Dextrin. 

3 Gram. Stdrkcmehl werden in dersclben Weise mit 
16 Cctmtr. einer 0.06% Salzsanre behandclt. Es ver- 
sohwindet ebenfalls das (resammte Stark emehl ; dafur 
findet sicb Zucker 40% und Dextrin. 

Diesclbe Menge Starkemehl wird ebenso mit einer 
0.025% Salzsaurc (also mit 3.75Mgrmm. HC1) behandclt. 
itefund : Traubenzucker 10%, der Rest Dextrin ; keine 
8pur von Starkemehl vorhanden. 

L. rechnet , dass sonacb 3 Mgram. HC1 ihr tausend- 
faches Gewiuht an Stilrkcmehl uragewandelt haben. 

II. 15 Cctmtr. Magensaft vom llund ') werden in 
vorlger Weise 2 Std. lang mit 3 Gram. Starkemehl er- 
hitzt. Es flnden sich nur Spnren von Traubenzucker. 

Setzt man aber der genannten Menge Magensaft 
3 Mgram. Salzsanre zu und verfahrt wie vorher, so findet 
sich das gesammte Starkemehl umgewandeit. 

Wenn dieser Erfolg erst nicht eintrat, so lag diess 
also daran, dass keine Salzsanre im Magensaft war. 

B. I. 5 Mgrmm. Salzsfttire , 6 Ctgrmm. gnt kryst. 
Rohrzuckers, 60 Cctmtr. destill. Wassers werden 10 Min. 
lung in einem Kolben erhitzt , in welchen die Dampfe zu- 
ruckfliessen, so dass sich die Flussigkeitsmengen nicht 
andern. — Man findet nach der Operation 74% Trauben- 
zucker. — A uc h der 4. Theil der angewandten Menge 
Salzsaure zeigt noch kraftige Einwirkung. 

II. 10 Cctmtr. einer Milchs/iure von 0.112%, also 
0.0112 Mgram., werden mit 5 Ctgrmm. Rohrzucker und 
60 Cctmtr. destill. Wassers erhitzt. Nach 10 Min. an- 
haltendem Sieden findet man 34% Traubenzucker. 

III. 10 Cctmtr. verduunten Magensaftes 0.20: 1000), 
5 Ctgrmm. Rohrzucker, 50 Cctmtr. dest. Wassers werden 
10 Min. lang im Sieden erhalten. Es flnden sich 38% 
Traubenzucker. 

Die Wirkung der Milchsaure und die des Magensaftes 
druekt sich durch Zahlen aua , die als identisch betrachtet 
werden durfen. Salzskure wirkte in geririgerer Menge 
viel energischer. 

C. Von 3 gleich grossenBecherglasern wird das erste 
bis zu einer gewisaen Hohe mit einer 0.1% Salzskure, 
das zweite mit derselben Qnantitat 0.1% Milchsaure ge- 
fuilt. In das dritte bringt man 2 — 3 Cctmtr. Magensaft, 


■) Der Magensaft wurde mit Hulfe der Schlundsonde 
und einer Adspirationsapritze gewonnen , nachdem vorher 
dem Thiere etwa 126 Gram. Wasser in den Magen ge- 
spritzt worden waren. Die alsdann ausgepumpte Flflsslg- 
keit war deutlich saner. Die Aciditat betrng , wie aicli 
bei der Titrimng hcrausstellte, 2 pro Mille. 


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I. Mediciniache Physik, Chemie u. Bot&nik. 


welchen man mit einer den vorgen&nnten Fl&ssigkeiten 
an Volomen gleichen Menge dest. Wassers verdunnt. In 
jedes Gian giesst man ferner etwa 4 Crtmtr. einer 
schwachen Losung von sehwefols. Anilin. Bringt man 
nun in jede der Flussigkeiten 1 oder 2 Tropfen eines 
rtunnen Breies von Bleihyperoxyd und Wasser, so zeigt 
sich im ersten Glase Pine dunkelmahagonibraune Farbnng ; 
im zweiten tritt augenblicklich eine hell weinrothe Farbe 
mit einem Stich in’s Violette auf ; im dritten Glase , mit 
dem Magensafte , gleicht die Farbe genau der Flussigkeit 
im zweiten, mit der Milcbsaure. 

L. halt es dnrch diese Experiment* filr un- 
umstdaslich bewiesen , dass die freie Sfture des nor- 
roalen Magensaftes Milchsdure set uncf dass der letz- 
tere keine Spur von Salzsdure. enthalte. In der That 
geht aii8 den Versuchen nur liervor, dass der Magen- 
s aft, den er nnter den Hftnden gehabt hat; keine 
Salzsfture, wohl aber Milehsfture enthielt. Dass salz- 
sfturefreier Magensaft tlberhaupt vorkommt , ist be- 
kannt. Wie lange der Hund, von welchem der 
Magensaft entnommen wurde, vorher gefastet hatte ; 
ob die zuletzt gereichte Nalming reich an Kohle- 
hydraten nnd somit zu Milchsfturebildung Veranlas- 
sung gebend gewesen war ; ob die Magendrttsen des 
Thieres vor der Entnahme des Magensaftes durch 
Vorhalten von Futter reflektorisch zur Absonderung 
gereizt wurden ; ob der gewonnene Saft lebhaft vet- 
dauend auf Albuminate wirkte — Uber alle diese 
Punkte finder sich keine Angaben. 

Rabuteau bat spftter die letzterwfthnten Ver- 
suche von Laborde wiederholt (Gaz. de Par. 9. 
AoQtl5. 1874. p. 118), aber die Farbenunterschiede 
nicht charakteristisch genug gefunden , als dass sich 
aus ihnen die Anwesenheit verschiedener Sfturen er- 
schliessen lasse. 

Eine Sttltze der Ansicht von Laborde kdnnte 
man dagegen in einer Beobachtung von Paschutin 
(s. nnten) finden, nach welcher selbst sehr ver- 
diinnte Salzsfturelosungen die Buttersfturegfthrung 
unterbrechen, wftbrend Magensaft diesen Effekt nicht 
hatte. 

Ueber die Rolle des Magensaftes bei der Ver- 
dauung der Eiweisssubstanzen, besonders des Flei- 
sches, suchte L e v e n (6) weitere AufschlUsse zu er- 
langen und theilte seine Resultate in der Pariser 
biologischen Gesellschaft mit. Die Angaben des 
Sitzuug8berichte8 aind jedoch etwas dtlrftig. Wenn 
L. einem Hunde 200 Gram. Fleisch gegeben hatte 
und das Thier in der 1. Std. nach der Fattening 
getfldtet wurde, war die im Magen vorgefundene 
Masse trocken , die Mucosa gespannt. Die Letztere 
verdaut, wenn zur ktinstlichen Vcrdauung verwendet, 
30 Grmm. Eiweiss. Erfolgt die Tddtung in der 

2. Std., so findet man die Nahnmgsmasse feucht; 
auch die Schleimhaut ist feucht und verdaut, grob 
geschfttzt, die doppelte Menge Eiweiss. In der 

3. Std. lassen die Massen deutliche Zeichen der 
Verdauung erkennen ; die Fleischfasem trennen sich 
von einander. In der 10. Std. ist Alles verdaut ; 
die Schleimhaut selbst verdaut nur etwa den 10. Theil 
der Quantity Eiweiss , welclie verdaut wurde , wenn 
tier Magen in der 2. Std. nach der Ftttterung den 


Thieren entnommen wird. [Man vergl. hiermit die 
Angaben von Grtltzner (s. u.) fiber den wechseln- 
den Pepsingehalt der Schleimhaut.] Lftsst man nur 
100 Grmm. fressen, so ist die Verdauung in 6 Std. 
beendet. Der Mageninhalt ist in dicsem Falle von 
der 1. Std. an mit Magensaft durch trftnkt, aber die 
Schleimhaut verdaut nur 6 Grmm. Eiweiss. Der 
Experimentator schliesst aus diesen Thatsachen, dass 
die Lebhaftigkeit der Magensaftabsonderung in Pro- 
portion stehe zur Ausdehnung des Magens durch da s 
N ahrungsquantum. 

Bei einer 2. Reihe von Versuchen hat L. beob 
achtet, dass die Einfuhr von 200 Grmm. Fett nach 
*/« Std. ira Magen eine Art Indigestion bewirkt. Es 
tritt eine wtlsserige, bald neutrale, bald saure Fltlssig- 
keit auf, der die Eigenschaften des Magensaftes fehlen. 
Der Magen ist dabei gespannt. — Alkohol bewirkte 
fihnliche Erscheinunge^i : einen betrfichtlichen Zufluss 
cines wfisserigen Liquidum und, als Folge derdirekten 
Einwirknng des Alkohols, Entztindung der Schleim- 
haut. 

Anknflpfend an den Vortrag von L even inter 
pellirte Cl. Bernard den in der Sitzung anwesen- 
den Berthelot, wie sich die Abscheidung saurer 
Fl(l88igkeiten (Magensaft, Schweisa , Urin u. s. w.) 
aus dem alkalischen Blute erklUren lasse. Nach 
Berthelot (s. Gaz. de Par. 9. 1874. p. 117) be- 
raht die Mbglichkeit der Erklfirung dieser Thatsachen 
auf der Kenntniss der durch die neuern thermoehemi- 
schen Untersuchungen aufgehellten Constitution deT 
Ldsungen derjenigen Salze, welche die schwachen 
Sfturen mit den Alkalien bilden. In der That habe 
er erkannt, dass die Alkalisalze der schwachen 
Sfiuren von dem Theile Wasser, welcher sie auflfist, 
den Anfang einer Zersetzung erfahren, dergestalt, 
dass die Flttssigkeit zwar scheinbar neutral bleibt, 
w&hrend sie in der That einereeits ein neutrales Salz 
und Wasser, andererseits eine fireie Sfture und eine 
freie Basis, die beiden letztem in kleiner Menge, 
enthftlt. Die Zersetzung ist um so weiter vorge- 
schritten , je betrfichtlicher die Menge des Wassers 
ist. Bei den Salzen mehrbasischer Sauren sind die 
V orgfinge bei der Ldsung durch Wasser entsprechend, 
aber complicirter. Das Wasser zersetzt dieselben 
ebenfalls zum Theil und bildet verschiedene saure 
oder basische Salze. 

Im Blute und in andern Gewebsflttasigkeiten fin- 
den sich fthnliche Verhaltnisse vor : viel Wasser und 
eine verliftltnissmfissig geringe Menge von milch- 
sauren, doppeltkohlensauren, hamsauren und andern 
Alkalisalzen schwacher Sfturen. Daselbst findet sich 
auch phospkomure8 Natrium , welches von Wasser 
theilweise in basisches und saures Salz gespalten 
wird. Die zereetzende Wirkung, welche das Wasser 
auf die Blutsalze austtbt, kann in Bezug auf einige 
von ihnen direkt nachgewiesen werden. SchUttelt 
man z. B. Aether mit Blut, so nimmt derselbe eine 
von den in sehr geringer Menge im Blute vorhande- 
nen fettsaiu-en Alkalisalzen herrtlhrende Spur freier 
fetter Sfturen auf, welclie letzteren sich trotz der ;il- 


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I. Medicinische Physik, Chemie u. Botanik. 


119 


kaiisclien Reaktion des Blutes darin vorfinden and 
die man dui'ch Abdampfen des Aethers darstellen 
kann. Eine ahnliche partielle Zcrsetzung milsse 
nach den allgemeinen Erfalirungen ilber die Lbsung 
von Salzen auch fllr die andern Blutsalze mit schwa- 
chen Sauren angenommen werden. Diess voraus- 
gesetzt denke man sich das Blut in der Nachbar- 
schaft einer Merabran, durch welche die geldsten 
Stoffe passiren kbnnen. Sie thun es je nach Hirer 
Natur mit verschiedener Geschwindigkeit. Es ist 
also leicht vorstellbar, dass einige der freien Slluren 
die Gef&sswtlnde schneller passiren, als die ent- 
sprechenden Basen der neutralen Salze, durch deren 
Zersetziuig Skuren und Basen frei wurden. Ein Se- 
kret wird also eine freie Saure enthalten kbnnen, 
ohne dass es zu deren Auftreten eines besondem 
chemischen Vorgangs bedtlrfte. — In dem Falle, 
in welchem im Blute die Menge des freien Alkalis 
unabh&ngig von der Sfiure, welche dem Sekrete 
saure Eigenschaften ertheilt, starker anwachst, als es 
im Allgemeinen die Regel ist , wird es vorkommen 
kbnnen, dass das Sekret alkalisch ersclieint (obschon 
in schwkcherem Grade, als das Blut) , weil die Ver- 
mehrung der Menge des Alkalis seine geringere 
Durchgangsgeschwindigkeit compensirt. Daher giebt 
Blut , welches durch Einfuhr von kohlensaurem Na- 
trium oder einen iquivalenten Vorgang starker alka- 
lisch wurde , Veranlassung zur Absonderung eines 
alkalischen Hames. 

Berthelot beeilt sich hinzuzufbgen, dass diese 
Erklarung des Auftreten s saurer Sekrete aus alkali - 
schem Blute vielleiclit nicht fllr alle FaUe gentlge und 
dass er sie mehr deswegen geboten habe, um zur 
Vornahme neuer Versuche anzuregen , als um eine 
abgeschlossene, vollkommen gentlgende Theorie auf- 
zustellen. 

Eine andere Untersuchung von Leven (7), an 
dessen Vortrag sich die vorstehende Darlegung an- 
gekntlpft liatte , erstreckte sich auf die Bewegungen 
det Magen*. Die Verschiedenheit der recliten und 
der linken Halfte dieses Organes, in Bezug auf Form, 
Muskelanordnung und Beschaffenheit der Schleim- 
haut, muss nach Vf. die Vermuthung hervorrafen, 
dass dasselbe zweierlei Funktion habe. Die Beob- 
achtung seiner pbysiologischen Thatigkeit bestatige 
diess. — Da man am nicht uarkotisirten Thiere bei 
Erbffhuiig der Bauchhbhle und Bloslegung des 
Magens immer vom physiologischen Zustande ab- 
weichende Bilder erhalte , weil das Tliier Luft ver- 
schlucke, welche den Magen erweitere, ihn lahme 
und seine Bewegungen verandere oder behindere, 
beobachtete L. den Magen bei curarisirten Bunden. 
Der Magen contrahirt sich nach ihm bestandig, selbst 
• wenn er keine Nahrung enthalt. Die Contraktionen 
sind schwach, wenn die Nahrung flllssig ist; ist sie 
fest und enthalt sie Fleisch, so werden dieselben all- 
malig immer starker. Um die 4. Stunde nach der 
Nahrungseinnahme erreicht die Intensitat der Con- 
traktionen ihr Maximum ; man nimmt alsdann in 3 
verse hi edenen Regionen des Magens von einander 

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unabhangige und verscliieden energische Zusammen- 
ziehungen walir. 1 Ctmtr. vom Oesophagus nach 
links , am Fundus , erfolgcn die Contraktionen sehr 
schwach und 7 oder 8 Mai in der Minute. Da, wo 
der Magen sich zu veijtlngen beginnt, sind die Zu- 
samincnziehungen viel lebhafter und erstrecken sich 
bis in die Gegeud des Antrum pyloricum. Sie er- 
folgen immer nur auf einer Strecke vonetwa 1 Ctmtr. 
Lange, wahrend die davor- und die dahinterliegen- 
den Muskelfasern erschlafft sind. Die Bewegungs- 
welle lauft stefs von rechts nach links , niemals in 
umgekehrtem Sinne. Wenn man in jdieser Region 
antiperistaltische Bewegungen bcobachtet liat, so sind 
sie nur das Resultat von Brechbewegungen der Thiere 
gewesen. — Die 3. Stelle, au welcher sich Contrak- 
tionen zeigen , ist die Regio pylorica. Sie verengt 
und erweitert sich 7 — 8 Mai in der Minute. Die 
Bewegungen erfolgen senkrecht auf die Achse dieses 
Magentheiles und nicht in der ganzen Gegend gleicli- 
zeitig, sondern von. Stelle zu Stelle fortschreitend. 
Wenn die Contraktionen am Sphincter pylori , der 
sich ebenfalls wechselud erweitert und contrahirt, 
angekommen sind , schreiten sie von da aus wieder 
rtickwarts , um an der Uebergangsstelle der Portio 
pylorica in den eigentlichen Korper des Magens zu 
enden. Also nur iu der Reg. pylorica kommen anti- 
peristaltische Bewegungen vor , mittels welcher der 
Bolus, wenn er zu gross ist, um den Pfortner zu pas- 
siren, zurhckgetrieben wird, wobei die Speisemassen 
gleichzeitig einer starken Pressung unterliegen. 
Whhrend der drllsenreiche Fundus sonach wesentlich 
ein Speisereservoir ist, in welchem zugleich die 
Durchfeuchtung mit Magensaft erfolgt, hat die mus- 
kelreiche Regio pylorica die Bedeutung eines Tritu- 
ritionsorganes. — Da der Sphincter pyl. an der 
wechselnden Contraktion und Erschlaffung Theil 
nimmt, kann er nicht wahrend der Verdauungszeit 
geschlossen sein , wie Magendie zu Gunsten der 
Theorie , dass die EiweisskSrper bereits im Magen 
zu Peptonen verwandelt wtlrden , angenommen hat. 
Sowohl alle Erfahrungen an Hunden mit Duodenal - 
fisteln , als die Befunde bei Tliieren , welche nach 
Futtereinnahme getbdtet wurdeu, haben L. die 
Ueberzeugung verschafft , dass keine Peptonbildung 
im Magen eintritt. Man gebe einem Hunde mit 
Duodenalfistel Milch oder ein rohes Ei und man wird 
einige Zeit nach der Flltterung das Casein coagulirt, 
das Eiereiweiss nicht verwandelt und nicht peptoni- 
sirt hervortreten sehen. Dagegen kann man beob- 
achten , dass 4 Std. nach einer Fleischfhtterung das 
Fleisch in Fasern zerlegt abgeht. 

Ueber den Modwt der Magensaftnekretion 
wurde eine grbssere Arbeit von Braun (8) geliefert. 
Nach einer reichhaltigen Zusaramenstellung der sich 
widersprechenden Angaben, welchen man bei den 
neueren Autoren Tiber die Wirksamkeit verschiedener 
Agentien auf die Magensaftsekretion begegnet, tbeilt 
er die Resultate mit , welche er selbst in dieser Be- 
ziehung bei der verschiedenartigsten Reizung des 
Magens erhielt. Er verwendete mittelgrosse , etwj. 

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120 


I. Medicinische Physik, Chemie u. Botanik. 


6 — 10 KgTmra. schwere Hunde, denen in der Linea 
alba eine Magenfistel angelegt worden war. 

Die mechanische Reizung wurde mit an F&den 
befestigten Schw&inmchen bewirkt, die theils bestftn- 
dig liegen blieben, theils nur vortibergehend einge- 
flllirt wurden. Selbst bei der mannigfachsten Ab- 
anderang der V T ersuclie konnten in 1 Std. nie mehr 
als hOchstens 15 Cctmtr. Magensaft, durchschnittlieh 
noch nicht eiumal die Hdlfte dieser Quantitat gewon- 
nen wcrden. In der Mehrzahi der Versuche ward 
in der ersteu Stunde immer eine grdssere Menge er- 
halten , als in den folgenden. — Auch Reizung mit 
eiuer Federfahne oder mit kleinen Kicselsteinen ver- 
mehrte die Absonderung nicht. 

Die chemise /ip Reizung ftlhrte B r. in der Weise 
aus, dass er Essigs&ure (etwa alle 5 Minuten */ 4 bis 
3 / 4 CctmtT.) oder Aether in den Magen brachte. 
Auch hierdnreh wurde die Quantitflt des Magensaftes 
nicht vennehrt ; nach 1 Std. waren nicht mehr als 
3 — 5 Cctmtr. abgesondert worden. Ebeusowenig 
bewirkte concentrirte oder verdflnnte Ldsung von 
Natr. bicarb. , in der verschiedensten Weise ange- 
wendet, eine reichlichere Absonderung. Auch da- 
durch, dass Speichel in den Magen gebracht wurde, 
konnte eine solclie nicht erzielt werden. Von sym- 
pathischer Th&tigkeit der Magenschleimhaut bei Rei- 
zung der Speicheldrllsen des Thieres konnte Br. 
nicht das Mindeste wahrnehmen; ebensowenig von 
Absonderung der letzteren bei Reizung der Magen- 
scldeimhaut. Reizung der Fresslust durch vorge- 
haltenes Fleisch, oder wirkliche Einfuhr von Nah- 
rungsmitteln vermelmte die Absonderung ebenfalls 
nicht. — Durch diese negativen Resultate sieht sich 
Vf. zu der schon von Spallanzani vortibergehend 
gehegten Ansicht lungedrUngt, dass die Absonderung 
des Magensaftes durch die Labdrtlsen coniinuirUch 
erfolge, Almlich derjeuigen des Harnes durch die 
Nieren. Die Augabe des geuannteu italienischen 
Forachers , dass sich (beini Federvieh) stets Magen- 
saft im Magen vorfinde , fand B r. auch bei Hunden 
besttltigt, wenn er sie tbdtete , nachdem sie einige 
Zeit gefastet batten. Er erhielt in solchen Fallen 
15, 21, 52, ja 60 Cctmtr. eiuer sauer reagirenden, 
Ei weiss verdauendeu Fltlssigkeit bei Erdffnung des 
Magens. Um dem Einwande zu begegnen, dass die- 
sen Mengen Speichel beigemischt sein kdnne , wur- 
den bei 3 Hunden mit Magenfisteln die Speichel 
gS-nge durchschnitten und ihnen in den folgenden 
1 2 Std. alle feste Nahrang und alle Fltlssigkeit ent- 
zogen. Nichtsdestoweniger konnten bei dem einen 
Thiere 1G, bei dem zweiten 21, beim dritten 32 
Cctmtr. einer, alle physiologisckcn Eigenachaften dea 
Magensaftes zeigenden Fltlssigkeit entleert werden. 
Auch bei einem vierteu Hunde, welcher in der 
Rtlckeulage erhalten worden war, um die mSglicher 
Weise mechanisch reizende Kantlle entbehren zu 
konnen, fanden sich 25 Cctmtr. verdauende Fltlssig- 
keit. — Einen weiteren Grand ftlr die Annahme 
einer continuirliclien Sekretion des Succus gastricus 
findet Br. ,,in der grossen Analogic, welche zwischen 

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der Absonderung des Magensaftes und der Sekretion 
des Harns bei der direkten Einleitung verechiedener 
gelOster Stoffe in das Blut besteht". 

Es wurden einem Hnnde in den centralen Theil der 
Vena femor. 4 Std. lang atfindllch je 680 Cctmtr. etaer 
1% Harnstoffl5sung injicirt, lro Gansen alto 8830 Cctmtr. 
1m Laufe der nachsten 7 Std. sonderte der Magen eine 
stark saucre , nur iu der ersteu Verauchsstunde noch ver- 
dauende Eigenschaft zeigende Flussigkeit ab (im Gaozen 
427 Cctmtr.), in welcher Hamstoff nachgewiesen werden 
konnte. Das Thier bekam in der 2. Std. heftige tonltcke, 
da un klonische Krampfe und war in den letaten Stnnden 
comatos ; es ward am Ende der 7. Std. getodtet. — Einem 
andern Hunde wurde liinnen 7 Std. 1626 Cctmtr. einer 
2 n / 0 HarustofflSsung injicirt. Wegen des Eintrlttes allge- 
tneiuer Krampfe musste von Einleitung weiterer Mengen 
abgeschen werden. Man erhielt im Gansen 176 Cctmtr. 
einer saucru, pepsinhaltigen , harnstoffreichen Flussigkeit 
aus dem Magen. Auch die Dannsekretion war stark ver- 
lnehrt; oft lief den Hunden die Flfissigkeit in grosser 
Menge aus dem After ab. Losungen von Kochsalz |und 
von Natr. acet., iu das Blut injicirt, vermehrten die Flil*- 
sigkeitsmenge im Magen ebenfalls. Einem Hnnde warden 
4mal, in Zwischenraumcn von je 1 Std., 1200 Cctmtr. 
Clncr l°/„ Kochsalzlosung eingeleitet. Man erhielt im 
Laufe von 4 Std. 636 Cctmtr. einer Anfangs saueron, 
a pater neutralen , Eiweiss nicht verdauenden Flussigkeit. 

Diese Resnltate, verglichen mit denen von Bock 
und Hoffmann, sowie von Killz, welche Por- 
scher bei injektion von Flilssigkeiten in das Blut die 
Sekretion des Harns bedeutend vermehrt fanden, 
machen es nach B r. wahrscheinlich , dass der Ab- 
sonderungsmodus des Harns und der des Magensaftes 
ein aiinlicher, n&mlich ein continuirliclter sei. Far die 
Analogic beider Vorgauge spreche auch der L'mstand , 
dass bei vielen VOgeln beide Flflsaigkeiten gleich 
nach der Sekretion consistent werden. Auch scheme 
Durchschneidung des N. splanchnicus die Magensaft - 
sekretion zu vermehren, wie andererseite die Nieren - 
thatigkeit von ihm beeinflusst werde. 

Wenn Br. es wahrscheinlich findet, dass die 
Sekretion des Magensaftes eine continnirliche sei , so 
behauptet er dock nicht, dass sie den ganzen Tag 
flber ohne 8chwankungen von statten gehe, und will 
nicht in Abrede stellen, dass unter Einfluss verechie- 
dener Faktoren (Nahrungsaufnahme , Tageszeit etc.) 
eine Abnahme oder Zunahme der Sekretion statt- 
finde. Ein nicht unbetr&chtlicher Theil seiner Be- 
obachtnngen wurde ttbrigens von anderer Seite her 
(siehe das Folgende) durchans nicht bestitigt. 

Ueber quantitative Bestxmmung, Bildung, Aus- 
scheidung und Verbrauch des Pepsin, fiber den 
Pepsingehalt des Magens in seinen verschiedenen 
physiolog. Zustanden und bei Magenkatarrh , sowie 
fiber die Betheiligung der Chloride an der Pepsin- 
absonderung hnndelt eine Schrift von Qrtltzner(9). 
Er bestimmt den Pepsingehalt von Flilssigkeiten 
mittels einer schon frtlher von ihm (Arch. f. Physiol. 
VIII. p. 452 fig.) beschriebcnen colorimetrischen 
Methode, die in der vorliegenden Schrift insofem 
weiter ausgebildet erscheint , als Vf. jetzt eine be- 
stimmte Farbcnskala von 10 Nummera hergestellt 
hat. Die scliwftchste Nuance (ganz hellresa) enthllt 
auf 19.9 Cctmtr. Wasser 0.1 Cctmtr. einer l°/ 0 

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121 


I- Medicinteche Phygik, Cbemte u, BotanJk. 


Carminglycerinlftsung, die intenaivste (carmoisin) aaf 
19.0 Cctmtr. 1.0 Cctmtr. derselben CarminlOsnng. 
Werden nnn gleiche Mengen gleichmftssig mit Cartnin 
geftrbten Fibrins mit Verdauungsflttssigkeiten von 
verschiedenem Pepsingehalte zusammengebracht , so 
hat man in der Vergleichung der auftretenden Farben- 
tdne ein zwar relatives, aber gut ausdrttckbaresMaass 
fllr die in jedem Zeitmoment gelOsten Fibrinmengen, 
also f&r den Gehalt an Pepsin. — 

Die von Schwann nnd S c h i f f bejahete , von 
Vogel und B r tt c k e verneinte Frage , ob bei der 
Verdanung ein Yerbranch von PepBin stattfinde , be- 
antwortet Q r. dahin , dass dasselbe zum Theil ver- 
braucht werde. Er fand n&mlich, dass in einer Ver- 
dauungsfltlssigkeit , nachdem der Verdauungsprocess 
einige Zeit vor sich gegangen, nicht mebr so viel 
Pepsin anzutreffen ist, als am Anfange, dassvielmehr 
eine saare Pepsinliisung desto mehr an peptischer 
Kraft verliert, je langer sie zersetzend auf Albuminate 
eingewirkt hat. Auch wenn PyloruBSchleimhaut der 
Selbstverdauung tlberlassen wnrde , zeigte sich , dass 
dabei die geringe in ihr vorbandene Menge Pepsin 
zerstdrt ward , wie denn auch haufig ein Glycerin- 
extrakt eines Pylorus bedeutend wirksamer gefunden 
wurde, als ein Salzsaureinfus , weil in letzterem 
Verdanung der Schleimhaut und damit Verbrauch an 
Pepsin eintritt. Mit Bezug hierauf spricht G r. aus, 
dass ein mbglichst sicheres Urtheil tiber die Gesammt- 
menge des in einer Schleimhaut befindlichen Pepsin 
nur durch (8 Tage) lang dauemde Extraktion mit 
Glycerin und darauf folgende Behandlung des Rtlck- 
standea mit Salzs&ure von 0.1 — O.15°/ 0 in Brut- 
wftrme gewonnen werden kann. 

Diese Erfahrung war von besonderem Werthe 
for die Prdfnng der Angabe von Schiff, dass der 
Gehalt der Magenschleimhant und des Magensaftes 
an Pepsin ein wecbselnder sei and sich darch die 
sogen. „peptogenen Stoffe“ vermehren lasse. So we- 
nig wie Andere konnte G r. diess bestatigen. Er fand 
den Magensaft, sobald er einmal sauer reagirte, 
ebenso die Magenschleimhant nnter alien Umstanden 
pepsinhaltig. Der Fehler von Schiff soli, nach 
Ansicbt Gr.’s, darin bestehen, zn wenig und zu 
schwache Sanre zur Extraktion der Magenschleim- 
hant angewendet zn haben nnd sie zn kurze Zeit 
darauf haben einwirken zu lassen. Dagegen fand 
G r., dass durch Injektion von gewissen FlOssigkeiten 
(Dextrin-, Kochsalzldsung) in das Blut allerdings das 
Pepsin der Magenschleimhaut leichter extrahirbar 
wird, worauf sich die Behauptung von Schiff zu- 
rtlckfUhren lassen mag. 

Vf. nahm auch die frtther bereits von v. Brunn 
und Ebstein bearbeitete Frage wieder auf, ob sich 
mit dem verschiedenen mikroskopischen Anssehen der 
Hanptzellen der MagendrUsen der Pepsingehalt der 
Magenschleimhaut andere. Die zahlreichen , daher 
hier nicht wiederzugebenden Yersuche fOhrten zu 
folgenden Resultaten : 

Ued. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 2. 


„Der Pepsingehalt der Magenschleimhant ist ein 
wechselnder. Er steht nicht im geraden Verhaltniss snr 
GrOsse der Belegzellen, andert sich aber mit deT verschie- 
denen Beschaffenheit der Hauptzellen. Sind diese Gebilde 
hell und gross , so enthalten sie viel Pepsin , sind sic ge- 
schrumpft und getrubt , so ist ihr Pepsingehalt ein mini- 
maler, und sind sie von mittlerer Grosse und ebenfalia 
gstrubt, so ist auch ihr Pepsingehalt ein mittlerer. Alles, 
was {fir die Hauptzellen des Fundus gilt , gilt auch fur die 
Drfisenzellen des Pylorus. “ 

Hinsichtlich des Pepsingehalte der Fundnsschleim- 
haut in den verschiedenen Stadien der Vevdauung 
fand G r. , dass derselbe nach lUngerem Fasten ein 
maximaler ist. In der 1. Verdauungsstunde nimmt 
er ab und erreicht um die 6. — 9. Verdauungsstunde 
sein Minimum. Letztere Angabe stimmt gut tlberein 
mit der von Leven (s. oben unter 6). Um die 15. 
bis 20. Std. nach Nahrungsaufnahme steigt der 
Pepsingehalt des Fundus wieder an. Anders da- 
gegen sind die Verhkltnisse am Pylorus. Der Pepsin- 
gehalt desselben steigt von dem Moment der Nah- 
rungsaufnahme bis gegen die 9. Stunde. Yon da an 
(mitunter aber anch schon frtther) sinkt er langsam 
bis gegen die 30., um alsdann bis gegen die 40. Ver- 
dauungsstunde wieder sehr langsam zur bleibenden 
HOhe anzusteigen. 

Die Richtigkeit der AnBicht von B r a u n (s. oben), 
dass die Sekretion des Magensaftes eine continuirliche 
sei, bestreitet Grtltzner. Er beobachtete, wenn 
der Magen frei von Speisen war und das Thier sich 
wohl befand, niemals Magensaftabsonderung , da- 
gegen trat sofort eine lebliafte Sekretion eines sauern, 
peptisch wirksamen Magensaftes auf, sobald irgend 
welche (verdauliche oder unverdauliche) Stoffe in den 
Magen eingeftlhrt wurden. 

Die Sekretion ist in den ereten Stunden am reich- 
lichsten and wird allmfilig schwftcher ; mitunter 
nimmt sie um die 6. — 7. Std. noch einmal ein wenig 
zn. — Das Sekret zeigt zu verschiedenen Zeiten be- 
8timmte Aenderungen seines Pepsingehalte. 

n Bald nach Einfuhrung der Speisen ist es sehr reich 
an Pepsin , bleibt es einige Zeit (gewohnlich 1 Std.) und 
nimmt bierauf continuirlich bis zur 4. — 6. Std. ab, am 
dann nocli einmal um die 6. — 7. Std. eine Steigerung 
seines Pepsingehaltes zu erfahreu. “ Die letztere ist nach 
Gr. als der Ausdruck der beginnenden sekretorischen 
Thatigkeit der Pylornsschleimhaut zu betrachten. 

Vf. hatte auch Gelegenheit , einen Magenfistel- 
bund mit chronischem Magenkatarrh zu beobachten. 
Er fand Folgendes: ,,Der Magen eines derartig er- 
krankten Thieres secernirt continuirlich ; das abge- 
sonderte Sekret enthalt stets, wenn auch mitunter 
nur kusserst wenig Pepsin. Die Reaktion des &b- 
gesonderten Saftes 1st nicht immer saner , mitunter 
neutral, ja alkalisch. Der Saft ist trtlbe und zih und 
filtrirt viel schwerer als normaler Magensaft. Der 
Mechanismus seiner Sekretion ftndert sich nicht oder 
nur wenig , auch dann , wenn Speisen in den Magen 
eingeftllirt werden. Der physiologische Reiz bleibt, 
da beraite ein pathologischer seine Macht entfaltet, 
vOllig wirkungsios. u Anf Grand dieser seiner und 

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122 


I. Medicinische Physik , Chemie n. Botanik. 


Anderer Beob&cktungen mOchte Gr. rathen, bei 
chroniachem Magenkatarrh h&ufig, aber immer nur 
sehr wenig Nahrung zu geben, damit sic von der 
(wenigstens relativ) geringen Pepsinmenge bewilltigt 
werden kbnne, und init der Nahrung odor bald lunter- 
her 30 — 40 Cctmtr. einer etwa 0.4°/<>. SalzsAure 
nehmen zu lassen. Experimented hat er diess Ver- 
fahren nicht geprflft. 

Der letzte Theil der Arbeit von G r. besclutftigt 
sich mit der Betheiligung der Chloride an der Pepsin- 
abeonderung. Gr. hatte, mit Ebstein, gefunden, 
dass der Pylorus sein Pepsin leichter an Glycerin 
abgiebt, wenn er vorher mit Koclisalz behandelt wird, 
indem letzteres das Pepsin von den Albuminaten, der 
sogen. pepsinogenen Substanz, frei maclit. Diese 
Beobachtung und der Umstand , dass der Magensaft 
reichljph Chloride enthlllt, veraulasste zur Frage, „ob 
es auch im Organismus die Chloride seien, welche 
das Pepsin von den albuminatlialtigen Ilauptzellen 
spalten mid mit ihm auf die freie Oberflilche treten“. 
Sowohl die Pylorus-, als die Fundusschleimhaut ver- 
schiedener Thiere zeigte nun in der That , dass die 
Menge der Chloride in ihnen bestimmten, wenn auch 
geringfUgigen Schwankungen unterliegt und dass 
grosse, namentlich secerpirende Hauptzellen mehr 
Chloride enthalten , als kleine und geschrumpfte. 

Die Frage, ob ausser Kleber auch andere 
PJlanzeneiweisse der Verdauung durch Magen - 
saft rmterliegen, nahm Hofmeister(lO) mit einer 
Reihe von Versuchen in Angriff. Zur Vcrwendung 
kam auf das Feinste zerkleinertes Wiesenheu. 

Dasaelbe enthielt in 100 Theilen Trockensabst&nz 
8.2 Mineralsalze , 7.6 Eiweias, 26.6 Rohfaser, 2.9 Fett, 

66.8 stickatofffreie Extraktivetoffe. Von 100 Theilen der 
Trockenanbatanz waren 28-40 in Waaaer lualieh , namlich 
7.16 Mineralaalze , 1.20 Eiweisa, 6.30 Zucker , 13.76 
Extraktivstoffe. Von 100 Theilen Heueiweias li'mten sich 
demnach in Wasser 16.8Theile. — Zur Verdauung wurde 
ein Glycerinauszug ans Scliweinsmagen uud 0.2% Salz- 
saurc benutzt. Auch Pepsinwein kam in Anwendnng. 
Andererseits wurde auch mit Spcichel und mit Bauch- 
speichel experimentirt. — 

Wenn die Heumengen langereZeit (6Tage) bei einer 
Temperatur von 34 — 40° C. mit den Verdannngsdussig- 
keiten dlgerirt wordcn waren, wurden die letzteren so gut 
als mdgiich durch Auswaschen entfernt, die restirende 
Snbstanz getrocknet und ihr Gewicht von der in Anwen- 
dung gekommenen Menge abgezogen. Von 100 Theilen 
der Heutrockensubstanz waren durch Pepsin-Glycerin mit 
Salzsaure 44.6 Tlieile , von 100 Theilen des Heueiwciaaes 

06.8 gclost worden. Beim Controlversuche mit Salzsanre 
ohne Pepsin waren von der Heutrockensubstanz 41.6 Th., 
vom Hcueiweiss nur 28.2 Theile gclost. Ein nochmaiiger 
Versuch mil Pepsin-Glycerin ergab ganz ahnliche Zahlen, 
wie der erste. Die kunstliche Verdauung, bei welcher 
sich imMlttel 67.0% der Heueiweissatoffe verdant fanden, 
hatte also zicmlich ahnlich wie die natnrliche gewirkt , da 
das Rind im Mittel 63.0%, das Schaf 68.8%, die Ziege 
68.2% der Heueiweissstoffe verdauet. 

W Ahrend man bei der annftheraden Ueberein- 
stimmung dieser beiderseitigen Procentsfttze anneh- 
men darf, dass auch im Organismus die Heu-Eiweiss- 
stoffe hauptsAchlich durch den Magensaft verdaut 
werden , war eine verdauende Einwirkung des Letz- 
tern auf Cellulose, die notorisch im Organismus der 


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Verdauung unterliegt, nicht zn constatiren. Jedock 
erschien Rohfaser, welche erst mit Pepsin- Chlor- 
wasscrstoffsAure , dann mit schwacher Kalilauge be- 
handelt wurde , in ihrem Gefllge zarter , feiner und 
durchsichtiger als solehe, die vorher nicht mit Ver- 
dauungstillssigkeit zusammengebracht worden war. 
Danach ist es denkbar, dass der Aufenthalt im 
Magen dazu dient, die Rohfaser den Einwirkungen 
der alkaliscben VerdauungssAfte zug&nglicher zu 
macken, welche Letztern dann als die eigentliclien 
Verdannngsmedien der Cellulose anzusprechen sein 
wttrden. 

Klemensiewicz (11) suebte die Funktion 
der Pylorusschleimhaut zu erforschen , und zwar 
in der Weise , dass er die Pal’s pylorica des Magens 
g&nzlich aus dem Verdanungstrakte ausschaltete. 
Dieselbe wm-de sowohl vom Fundus wie vom Duo- 
denum durch Scheerenschnitte vollkommen abge- 
trennt. Das nach dem Duodenum sehende Schnitff- 
ende des ausgeschalteten Sttlckes wurde vollstftndig 
durch Naht gesclilossen , das andere Schnittende nur 
zum Theil vereinigt, so dass eine Art Sack entstand, 
in dessen Oeffnung eine Kantlle eingebracht werden 
konnte. Dann wurde der Fundustheil des Magens 
mit dem Duodenum vereinigt. Die Operation konnte 
an 3 Hunden ohne Unfall vollendet werden , doch 
gelang es nicht , einen derselben linger als 6 Tage 
am Leben zu erhalten. Die Thiere gingen uacli 
dieser Zeit an heftiger Peritonitis zu Grande. Auch 
12 andere Hunde, bei denen die Operationsmethode 
zum Tlieil abgeindert wurde , starben sogai- spate - 
stens binnen 4 Tagen. Gleichwolil gelang es , vor- 
her ein Sekret der Portio pylorica zu erhalten. Dieser 
Succus pyloricus war zihflllssig und gallertig , von 
gelblicher Farbe. Er besass eine deutlich alkalische 
Reaktdon und in den 3 Fallen, bei welcken darauf 
untersucht wurde, 20.49, 18.78 und 16.50 0 / o feste 
Bestandtheile. Unverftndert vermoclite er Eiweias 
nicht zu verdauen , in salzsaurer Ldsung besass er 
diese Fahigkeit in hohem Grade, wodurch ein Ge- 
halt an Pepsin bewiesen wird. Der Succ. pyl. be- 
sitzt femer die Fahigkeit, die collagene Substanz 
der Sehnen zu losen und Starke in Zucker umzuwan- 
deln. D (Inner StArkekleister mit ihm versetzt zeigte 
nach einigen Stunden die Trommer' sche Reaktion. 
Die Absondening des Pylorussekrets erfolgte auch 
beim bungeraden Thiere. 

Im Gange sehr interessanter „Untersuchungen 
(lber einige Arten der putriden Zersetzung“ ') prtlfte 
Paschutiu (12) auch den Einfiuss der V er- 
dauungssdfte auf die Butlersauregahrung. Als 
Beweis (dr das Auftreten der Letztern im Darmkanale 
hat man das Vorkommen von Wasserstoffgas und 
von KohlensAore an gen&nntem Orte betrachtet. 
Aber es fragt sich , ob diese Gase nicht and era Ur- 

’) Der Originalartikel tragt ausser dem in der Lite- 
raturangabe verzeichneted auch folgenden andern Titel : 
Recherches aur quelques eapbcea de decompositions pn- 
tridea. 


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123 


I. Medicinische Physik, Chemie u. Botanik. 


sprungs seien , zumal da man das Produkt der Gfth- 
rung , die Buttersfture selbst , nur in verschwindend 
geringen Mengen oder gar nicht im Darminhalte 
finde , was sich nicht dnrch eine schnelle Resorption 
derselben erklftren lasse , da sie alsdann ihre ener- 
gische Einwirknng auf den Organism us geltend 
machen wttrde. 

Zur Losung der Frage sochte P. zun ftchat den 
hindernden oder fbrdernden Einfluss von Speichel, 
Magensaft und Galle, sowie einiger andera sauern 
and alkalischen FlUssigkeiten auf eine in buttereanrer 
Gfthrung begriffene Lbsung von milchsaurem Natrium 
oder Calcium festzustellen. Es zeigte sich, dass 
frischer und gekochter Speichel die genannte Gfth- 
rung, deren Intensitftt stets nach der Menge der ent- 
wickelten Gase beurtlieilt wurde, nicht beeinflusst. 
Bezflglich seiner Wirksamkeit auf Fibrin geprtlfter 
Magensaft, aus einer Fistel gewonnen, war der Gfth- 
rung nur in sehr unbedeutendem Maasse hinderlich ; 
der Process verlief noch immer wie in der Portion, 
welche keinen Magensaft enthielt, mit grosser Energie. 
Dagegen wirkte Salzsfture, wenn der Gehalt der 
Flttssigkeit 0.05°/ 0 betrag, bereits verlangsamend 
auf die Gfthrung. Salzsfturegehalt von 0.12% er- 
schwerte dieselbe sehr bedeutend und ein Gehalt von 
0.15% Salzsfture scheint sie gar nicht zu Stande 
kommen zu lassen. Magensaft von normaler Aciditftt 
wttrde also die Buttersftnregfthrung stark beeintrftch- 
tigen mflssen, wie sie sich denn auch, nach Carius, 
Popoff, Ewald, nur sehr selten im Magen findet. 
Dass der Magensaft bei seinem prftsumptiven Ge- 
halte an Salzsfture in den angestellten Experimenten 
nicht hinderlich wirkte, erklftrt sich P. durch die 
Annahme, dass die Sfture durch die Vermischung mit 
der fermentirten Flttssigkeit zu sehr verdtlnnt ge- 
wesen sei , urn mehr als hdchst unbedeutend stbrend 
einwirken zu kflnnen. 

Es darf daran gedacht werden , dass , wie 
L a b o r d e (s. oben), so auch P. vielleicht mit einem 
Magensaft operirte, der wirklich frei von Salzsfture 
war, wenn schon er sich peptisch wirksam erwies. 

Milchsfture beginnt nach Vf. erst bei einem Ge- 
halt von 0.15% hinderlich einzuwirken. In einer 
Flttssigkeit mit 0.45% Milchsfture kommt Butter- 
sfturegfthrung nicht mehr zu Stande. Die letztere 
Gfthrung ist also da unmbglich , wo bereits Milch- 
sfturegfthrung stattgefunden hat und der Gehalt an 
Milchsfture ttber 0.5°/ 0 gestiegen ist. — Zweifach- 
kohlensaures Natrium begann bei einem Gehalte von 
0.18% die Gfthrung hinderlich zu beeinflussen , na- 
mentlich ftnderte sich durch dieses Salz das Verhftlt- 
niss zwischen Wasserstoff und Kohlensfture, indem 
der Erstere in geringerer Menge auftrat. 

Galle hinderte selbst in sehr geringerer Quantitftt 
die in Rede stehende Gfthrung, was, wie ein weiterer 
Versuch lehrte , den Gallensalzen zuzuschreiben ist. 
Wfthrend aber die Galle (beziehentlich die Gallen- 
salze) die Buttersfturegfthniug unterbricht , halt sie 
andere mit Gasbildung verlaufende Zersetzungen 
organischer Substanz nicht auf. 


Pankreas-Infus begttnstigt die Buttersfture gfth- 
rung. Aber bei Controlversuchen ohne Zusatz von 
milchsauren Salzen, also unter Ausschlnss der Butter- 
sfturegfthrung , fand P., dass sowolil die Galle wie 
das Pankreas-Infus selbststftndig gasige Zersetzungs- 
produkte liefert. Diese Gasmengen bestanden beim 
Versuch mit Galle zu 90%, beim Versuch mit Pan- 
kreas-Infus zu 80% aus Kohlensfture. Schon hieraus 
geht hcrvor, dass es noch andere Quellen der Gas- 
entbindung im Darmkanale giebt als die Buttersfture- 
gfthrung. Weitere, sehr eingehende, daher im Ori- 
ginale selbst nachzusehende Untersuchungen ttber die 
spontane putride Zersetzung organischer, besonders 
eiweisshaltiger Substanzen (wie Blut , Kftse , Infuse 
von Leber , von Gehirn , von Muskelfleisch und von 
Froschhaut) zeigten, dass dabei Kohlensfture, Wasser- 
stoff und Stickatoff in reichlicher Menge auftreten. 
Da nun die Galle und andere Verdauungssftfte dieser 
Zersetzung nicht entgegenwirken, wfthrend die Galle 
gftnzlich die Buttersfturegflhrung hindert, schliesst 
P. , dass nicht diese letztere die im Verdauungs- 
kanale gefundenen Mengen von Kohlensfture und 
Wasserstoff liefere. 

Steiner (13) versuchte eine experimentelle 
Beantwortung der von D u B o i 8 - R e y m o n d auf- 
geworfenen Frage, durch welches mechanische 
Mittel die Emulsionirung derFette im DUnndarme 
geschieht, da es ansserhalb des Organismus zur Her- 
stellung einer Emulsion nicht genttgt , dass ein Fett 
und eine emulgirende Flttssigkeit in Bertthrung kom^ 
men, sondem die Massen mechanisch, in der Reib- 
scliale oder durch SchUtteln, vertheilt werden mttssen. 
Es fragt sich nun , inwiefern die schwachen peristal - 
tischen Bewegungen des Dttnndarms das Gleicbe zu 
leisten im Stande sind. 

Um zu prttfen , ob vielleicht die Galle ein ganz 
besonders gutes Emulgens und somit das Zustande- 
kommen der Emulsionen im Darme ein sehr erleich- 
tertes sei , wurden einerseits mit Htllfe einer 10°/ 0 
Losung von glykochols. Natrium, andererseits mit 
einer Lbsung von Gummi arab. Emulsionen darge- 
stellt. In beiden Fallen wurde Olivenbl dazu ver- 
wendet. Es ergab sich, dass die Gallenemulsion, 
nach 2stdndigem SchUtteln , eine fast weisse Farbe, 
die Gummiemulsion nur eine gelblichweisse zeigte. 
Dagegen hatten sich die FlUssigkeiten bei der Gallen- 
emulsion nach einigen Tagen schon theilweise , nach 
Monaten vollstftndig getrennt , wfthrend die Gummi- 
emulsion sich in dieser Zeit so erhielt, wie sie wenige 
Stundeu nach der Darstellung erschien. 

Diese Befunde veranlassten St., die nfthern Um- 
stftnde zu erforschen, welche bei Bildung von Emul- 
sionen iiberhaupt maassgebend sind, und er zog als 
solche zunftchst die innere Reibung oder die Zfthig- 
keit und die ftussere Reibung der FlUssigkeiten in 
Betracht. Nach dem Vorgange von Plateau be- 
diente er sich zur Ermittelung dieser Verhftltnisse 
einer auf einer vertikalen Spitze ruhenden Magnet- 
nadel, die auf der Oberflftche der zu prttfenden Fltts- 
sigkeit schwimmend von Letzterer nur an ihrer untem 


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124 


I. Medicinische Physik, Chemie u. Botanik. 


Seite benetzt wird. Eine Anzabl im Originate nach- 
zusehender Tabellen giebt [Auakunft fiber die bei 
den verschiedensten Flttssigkeiten gefundenen Ver- 
h&ltnisse. 

Weiter ffihrt St. aus, dass eine Emulsion sich 
dar8tellt als eine Funktion der mechanischen Kraft, 
des speciiischen Gewichts, der innern und fiussern 
Reibung und des MassenverkiUtnisses, in welchem 
Oel und Menstruum zu einander stehen, dass aber 
die F&higkeit irgend eines Menstruum, eine Emulsion 
zu bilden, durcbaus nicht identiscb ist mit der Fahig- 
keit, die Emulsion zu conserviren. — Rflcksichtlich 
der Haltbarkeit der Emulsion kommt vielmehr das 
specifische Gewicht der beiden Flttssigkeiten in Be- 
tracht. Mittels einer Schfittelvorrichtung wurden nun 
zahlreiche Emulsionen mit den verschiedensten Sub- 
Btanzen hergestellt. In Bezug auf Galle und Gummi 
arab. ergab sich, dass bei Eraterer die Emulsion be- 
reitende Fihigkeit etwas grosser ist, w&hrend bei 
Letzterem die Emulsion conservirende Fahigkeit 
ganz bedeutend flberwiegt. Die Galle stellte sich 
in der That zu den Flttssigkeiten , welche am besten 
emulgtren. 

Hiermit war aber immer noch nicht erkl&rt , wie 
der Damn mit anscheinend so geringen mechanischen 
Mitteln eine Emulsion zu liefern vermag. Es wurde 
daher zu Yersuchen an Thieren geschritten und zu- 
nichst geprttft, ob der Darmsaft allein zur Bildung 
einer Emulsion genfigt. 

Einem Hunde , der 24 8td. gefastet hatte, wurde so- 
wobl der Duct, choled. als der Duct, pancreat. nnterbnn- 
deu uud um das Ende des Dunndarms da , wo derselbe in 
den Dickdarm ubergeht, eine Ligatur gelegt. Nachdem 
alsdann mittels einer Spritze mit Stichkanule 40 Cctmtr. 
reinstes Klauenfott durch die Wand in den Dunndarm in- 
Jicirt worden waren , wurde die Bauchhohle wieder ge- 
schlosseu und 2 8td. spater das Thier durch einen Schlag 
auf den Kopf getodtet. Die Chylusgefasse zeigten sich 
am obern Thelle des Duodenum in kurzer Ausdehnung 
milchweiss injioirt. Das in den Darm gebrachte Fett war 
anscheinend unverandert. Bei einer VergrSsserung von 
gegen 300 erblickte man jedoch FetttrSpfchen von ver- 
schiedenster Grosso, vom Uinfange eines Groschenstfickes 
bis zu dem eines Pnnktes. 

S t. glaubt durch diesen Befund hinreichend be- 
wiesen zu haben , dass wenigstens ein Theil des in 
den Dflnndann gelangenden Fettes durch den Darm- 
saft emulgirt wird. 

Ein anderer Hund, welchem nach Anlegung oben er- 
wihnter Ligaturen 30 Cctmtr. Leberthran und 16 Cctmtr. 
frlscher Rindergalle ins Duodenum injicirt worden waren, 
wurde 1 Std. darauf getodtet. Die vorgefundene Flussig- 
keit zeigte unter dem Mikroskop zahlreiche Fetttropfchen, 
nach kurzer Zeit aber hatte sich die Galle wieder voll- 
stindig vom Fett getrennt. Bei einem 3. und 4. Versuche 
erfolgte die Todtung erst nach 2>/ a Stunden. Der ent- 
leerte Darminhalt sah gelb aus , zeigte unter dem Mikro- 
skop zahlreiche feinsteTropfchen, trennte sich aber eben- 
falls nach nicht langer Zeit in Thran und Galle. 

Man sieht hierans , dass der Darm langsam ar- 
beitet, das heisst, an Zeit zusetzt, was er an me- 
chanischer Arbeit erspart, und dass er, entaprechend 
der Eigenschaft der Galle , schlecht haltbare Emul- 
sionen liefert. Dass er ttberhaupt mit semen schwa- 


chen peristaltischen Kr&ften so feine Emnlsionen fer- 
tig stellen kann, erkl&rt sich, wenn man in Betracht 
zieht, dass sich auch bei ganz schwachem Schtttteln 
mit der Hand in kurzer Zeit (5 Minuten) eine , die 
feinsten Trtfpfchen zeigende Emulsion herstellen liast, 
wie ein Versuch lehrte. 

Pldsz nnd Gyergyai (14) erfirterten von 
Neuem die auch in praktischer Beziehung wichtige 
Frage , ob zur voWcommenen Decking der Stick- 
stoffbedurfnisse des Organismus Peptone genugen, 
oder ob dazu die Resorption unveranderten Ei- 
weisses erforderlich xei. Die bisher von Andera 
beigebrachten Versuclie zurLSsung dieser Streitfrage 
bezeichnen Vff. als nicht beweiskriftig genug. Sie 
selbst experimentirte n in folgender Weise. 

Ein ansgewachs«ener Hund, dessen Kdrpergewicht 
sich durch mehrtagig es Fasten merklich verringert hatte, 
wurde in einen Beob achtungskasten gesetzt , dessen Ein- 
richtung ein moglich st genaues 8ammeln der Exkremente 
zuliess. Die Sticks'toffbestimmungen geschahen nach der 
Methode von 8 e e g e n. Die Peptone wurden aus gekoch- 
tem und getrockne tem Fibrin mittels einer Verdauunga- 
flussigkeit dargestellt, die durch Extraktion vonSchweine- 
magen mit O.lprocentiger Schwcfelsaure bereitet worden 
war. Um aus einer bestimmten Menge Fibrin mSglichst 
viel Peptone und moglichst die letzten Verdauungspro- 
dukte zu erhalten , wurde die Verdauung jeder Portion 
20—26 Tage hindurch ununterbrochen fortgeBetzt , unter 
mehnnaligem Znsatz neuer Vcrdauungsflusaigkeit. Die 
Neutralisation erfolgte durch CaCOj-Pulver. Die von dem 
(immer sehr geringen) Nentralisationspracipitat befreite 
LSsung enthielt kein dnrch Sicden oderErhitzen nach Zu- 
satz von viel Essigsaure und Giaubersalz fallbares Ei- 
weisa. Ebensowenig entstand durch Salpetersaure eine 
Trfibung. Essigsaure und Ferrocyankalium riefen nor 
eine Spur von Trnbung hervor, die spater eineu sehr ge- 
ringen Niederschlag bildete. Die eingeengte , vom Cal- 
Ciumsulphat befreite Flussigkeit wurde bis zur Sympdicke 
eingedampft, dann mit absolutem Alkohol behandelt 
Schiusslicb wurde die ausgefallte Masse durch heisses 
Wasser vollkommen von Kalksalzen befreit. — Das Thier 
erhlelt , nach 4 Hungertagen, 6 Tage lang 430—490 
Cctmtr. einer 6procentigen Peptonlosung ; daneben noch 
160 — 300 Cctmtr. einer Losung von Traubenzucker 
8 tarkekleister und ausgekochter Butter. Der eingefuhrte 
Sticketoff betrug im Ganzen 14.461 Grmm. ; dagegen 
wu rden 13.463 Grmm. mit den Exkrementen ausgeschie- 
den. Der Stickstoffansatz betrng demnach 0.988 Gnnm. 
und das Gewicht des Thieres nahm wahrend der Pepton- 
ffitterung um 269 Grmm. zu. 

Es kann also durch eine Fattening, bei welcher 
das Eiweiss durch Peptone vertreten ist, Gewichts- 
zunahme und Ansatz von Stickstoff, resp. stickstoff- 
haltiger Gewebssubstanz bewirkt werden. „Sonach 
ist jetzt keine zwingende Nothwendigkeit fllr die 
Annahme der Resorption von unverftndertem Eiweiss 
zu finden, wobei die Mdglichkeit einer solchen, durch 
kttnftige Untersuchungen darzuthuenden Resorption 
dnrehans nicht in Abrede gestellt werden kann/' 

Yff. suchten auch fiber die femeren Schicksale 
der resorbirten Peptone in der Blutbahn oder in den 
Organen etwas in Erfahnmg zu bringen. Mehrere 
Stunden nach Injektion von Peptonlfisung in den 
Magen von Hunden wurde deren Blut nnd verschie- 
dene Organe untersucht. Der grfisste Gehalt von 
Peptonen fund sich im Blute der Mesenterialvenen 


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I. Medicinische PhyBik, Chemie u. Botanik. 


and in dem Extrakte des Mesenterium, viel weniger 
in der Leber, nur Spuren im Lebervenen- und Ca- 
rotisblut. Peptone in geringer Menge inn Blut in- 
jicirt konnten 3 — 4 Std. nachher nocb nachgewiesen 
werden ; spftter fanden sich keine mehr darin vor. 
Worden grOssere Mengen injicirt, bo erschien ein ge- 
ringer Theil derselben auch im Harn. Auch einzelne 
Organe (besonders die Leber) wurden rttcksichtlich 
ihrer Betheiligung an der Umwandlung der Peptone 
geprilft. Es zeigte sich , dass die letztere nicht an 
ein bestimmtea Organ gebunden ist. 

Der von P16sz und Gyergyai als noch nicht 
vorhanden bezeichnete Beweia ftlr die Resorption un- 
verinderten Eiweisses kSnnte durch die von den 
eben genannten Forechern nicht erwkhnten Beob&ch- 
tungen von Czerny undLatschenberger wohl 
bereits beigebracht ,'erscheinen. Wenigstens kommt 
den Versnchen der lctzteren gegenilber das Be- 
denken, welches Pldsz und Gyergyai gegen die 
Beweiskrkftigkeit der Experimente von Bauer und 
von Eichhor8t erheben konnten, in Wegfall. 
Wenn die Letztgenanriten Eiweiss in einen normalen 
Dickdarm brachten und aus der Hamstoflvermehrung 
auf Resorption von Eiweiss schlossen, so war es 
allerdings mfiglich, ja wahrscheinlich , dass das Ei- 
weiss durch Pankreasferment , welches wohl immer 
in grQsserer oder geringerer Menge in den Dickdarm 
mit tlbertreten mag, in Peptone verwandelt und erst 
in dieser Form resorbirt worden war. Diese Mdg- 
lichkeit bestand aber in Folge pathologischer Ver- 
hftltnisse nicht bei der Versuchsreihe , tiber deren 
Resultate im Nachstebenden berichtet wird. 

Czerny und Latschenberger (15)benutz- 
ten zu ihren Versuchen ein 49 J. altes mknnliches 
Individuum mit Anus praeternaturalis, der sich nach 
einer Brucheinklemmung in der linken Inguinal- 
gegend gebildet hatte. Da der gesammte Koth 
durch die Fistel austrat, war das untere, 29 — 30" 
lange Darmende (ein Theil der Flexura sigmoidea 
und das Rectnm) vollst&ndig isolirt; es konnte von 
oben mit Nahrungsmitteln gefilllt und per aniun ent- 
leert werden. Ein vorliegendes Stlick der Schleim- 
haut war von hellrother Farbe und zeigte auf mecha- 
nische und elektrische Reizung vollkommene Con- 
traktilitat. Man war sonach berechtigt anzunehmen, 
dass das ausgescbaltete Darmstiick sich auch in an- 
derer Beziehung normal erweiscn werde. — Die Ab- 
sonderung von Schleim war sehr gering ; derselbe 
war klar, reagirte intensiv alkalisch und brauate bei 
Skurezusatz etwas auf. — Wahrend in das benutzte 
Darmstdck bei einem Wasserdruck von 40 Ctmtr. 
180 — 210 Cctmtr. Wasser eingefilllt werden konn- 
ten , behielt es bei Bewegungen des Patientcn nur 
etwa 20 Cctmtr. Fllissigkeit zurtick. Die Unter- 
suchungsfldssigkeiten wurden dalicr in 4 Portionen 
zn je 15 Cctmtr. alle 2 Std. eingegossen. 

Es wnrde experimentirt mit Eiweisslosnng , mit nn- 
verdunntem Hfihnereiwei.-s, mit Olivendlemulsion und mit 
sehr vcrdunntcm Kleister. Die Eiweisslosung ward aus 
Huhnerei weiss bereitet, welches mit dem andertkalbfachen 
Volumen Wasser abgeruhrt worde. Das Eiltrat enthiclt 

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dann durchschnittllch 4.5°/ 0 Eiweiss. Bei den Versnchen 
mit unverdunntem Huhnerciweiss wurde dasaelbe erst zn 
Schnee geschlagen und nur die beim Zusammenfallen des 
letztem ablaufende Fliissigkeit verwendet. — Die Be- 
stimmung der Menge des resorbirten Eiweisses geschah in 
folgender Weise : Die Fliissigkeit, weiche bei Beendignng 
des Versuchs etwa nicht resorbirt war, wurde durch ein 
per anum eingefiihrtes Schlundrohr separat aufgefangen, 
dann das Darmstuck ein oder mehrere Male mit je 60 
Cctmtr. Wasser ausgespult. Da das Gewicht des einge- 
gossenen Spulwassers bekannt war, ebenso das Gewicht 
der abgeflossenen Spulwasser, nnter Abzug des feBten 
Ruckstandcs derselben, gefunden werden konnte, so war 
die Menge des im Darm zuruckgebliebenen Spulwassers 
zu berechneu, und da das zuriickbleibende Spulwasser die 
Concentration dcr letzten Portion Spulwasser haben 
musste, so konnte aus dem festen Ruckstande der letzte- 
ren die Menge des festen Ruckstaudes des im Darme ge- 
bliebenen Spulwassers berechnet werden. Sonach war 
es mogiich , die Gesammtmengc des festen Ruekstandes 
(der etwa nicht resorbirten Eiweisslosung und der ver- 
sehiedenen Spulwasser) festzustellen und durch Abzug 
derselben von der Menge des festen Ruckstandcs der ein- 
gegossenen EiweiBslosiing die Menge des resorbirten Ei- 
weisses (als Trockensubstanz) zu bercchnen. Da die 
berausgenommene Fliissigkeit keinen wesentliehen Unter- 
schied von der friachen Eiweisslosung zeigte , mussto die- 
ses Verfahren durchaus statthaft erscheinen. 

Die theils mit Darmsaft im Brtltofen, tlieils mit 
dem Darme selbst angestellten VerdauuDg8versuehe 
ergaben nun , dass '„der menschliche Dickdarm und 
sein Sekret weder auf coagulii-tes, noch auf Idsliclies 
Eiweiss, noch auf Fett eine vrrdauende Wirkung 
hat." Ebensowenig erfoigte eine Umwandlung des 
Kleisters in Zucker. 

Positive Resultate dagegen gaben die Resorp- 
ftonsverauche. Zunftchst wurden in Pausen von je 
’/ a Std. 15 Cctmtr. Wasser eingegossen, doch muss- 
ten die Pausen auf je 2 Std. verl&ngert werden, weil 
sonst Wasser ablief. Es zeigte sich, dass das in 
Betracht kommende Darmsttick diu-clischnittlich 
innerhalb 7 Std. 40 — 50 Grmm. Wasser resorbirte. 
Hierauf folgten Versuche mit EiweisslcJsimg. Es 
wurden im Ganzen immer ungefkhr 60 — 65 Grmm. 
derselben durch die FistelSffnung eingegossen. 
Wenn der Darm gesund war, wurden davon wahrend 
eines Zeitraums von durchschnittlicb 24 Std. unge- 
fahr 61 — 68°/ 0 resorbirt. Im Maximum wurden in 
dcr genannten Zeit ca. 1.5 Grmm. Eiweiss aufge- 
nommen. Da der Dickdarm etwa 4 Mai so lang ist, 
als das benutzte Stlick , so konnte er im Laufe eines 
Tages ungef&hr 6 Grmm. Eiweiss resorbiren, was 
freilich flir die Ernahrung des Meuschen nicht aus- 
reicht. Wurde der Eiweisslosung Kochsalz zuge- 
setzt (etwa 1.5 °/ 0 ) , bo traten Erscheinungen der 
Darmreizung auf und die Resorption des Eiweisses 
war gehindert. 

Hulinereiwei88 in Subetanz ward nur in sehr 
geringer Menge (4.28 ®/ 0 in lO 1 /* Std.) resorbirt. 
Selbst durch das Peitschen zu Schnee schienen die 
Sepimente nicht zerstOrt worden zu sein. 

Von sehr concentrirter Oelemulsion wurden in 
10 Vs Std. 15°/ 0 (3.017 Grmm.), von einer sehr 
verdunnlen in 25 Std. nur 31 °/ 0 (1-422 Grmm.) 
resorbirt. 


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I. Mcdicinische Phyaik , Chemie u. Botanik. 


Auch kleine Mengen von Kleister warden vom 
Darme aufgesaugt, wobei unentschieden blieb , ob 
derselbe vorher eine Umwandliing in Zucker erfuhr. 

Nach C z. und L. rcsorbirt also der menschliche 
Dickdarm Eiweiss, Fette uud Kohlehydrate , wenn 
diese Stoffe ihm in geeigneter Form zugeftihrt wer- 
den. 

Wahrend bei dem Individuum, an welcbem diese 
Resultate gewonnen wnrden,' nur ein Theil der 
Flexura sigmoidea und das Rectum benutzt werden 
konnten, warMarckwald (16) in der angeneh- 
men Lage, einen Dickdarm in ganzer Lange zur 
Verftlgung zu habcn. Er experimente an dem Pat. 
mit grossera, aus einer Cocalhernie hervorgegangenen 
Anus praeternaturalis, ttber welchcn Simon in 
Langenbeck’s Arcliiv, Bd. XV. Heft 1. 1872, 
berichtct. Das perforirte DarmstUck, welches in der 
recliten Leistengegend vorlag, konnte dadurch, dass 
es moglicli war, die lleococalklappe siclitbar zu 
machen und eine Uterussonde in den Processus ver- 
miformis einznfllhren , mit Sicberlieit als die Ueber- 
gangsstelle dcs Odeum in das Colon adscendens be- 
stimmt werden. — Durch den Umstand, dass (ter 
gesamiute Kotli schon am Ende des Dllnndarms zum 
Anus praeternaturalis austrat, war der Dickdarm in 
seiner ganzen Ausdelmung vollstfindig isolirt. 

Da seit Entstohung der Kothflstel ein Zeitraum von 
mchr als 8 Mon. verstriehen, die Dickdannschleimhaut 
demnach eben so lange in Unthatigkcit geblieben war, so 
prnfte M. znnaehst die Eunktionsfahigkeit derselben. Die 
mit Leichtisfkeit aus der Wundoffnung in der Leisten- 
gcffen<l aiiszuetulpende Sebleimhaut ersehicn dem Auge 
vollkonmien gesund. Sie war rosenroth , hatte einen 
feuehten Glanz und zeigte lebhafte Bcwegung. Ein mit 
der Seheere abgetragcncs Stiiek derselben liess miter dem 
Mikroskope die nonnaleStruktur erkennen. Ungekochtes 
Fihrin aus Orlisenblut, dureh die FisleliiflTming in den 
Dickdarm gebraebt, erseliien naeli 48 Std. iin Mastdarm 
als grauweisse, ubelriechende Masse , die zum Theil nn- 
verandertes , zum Theil in einen sehmierigen Brei uber- 
gegangoncs Fibrin erkennen Hess. Bei spateren Wieder- 
holungcn des Versuchs trat niclit eelten Btuhlgang ein. 
Das Vorhandensein einer kraftigen Peristaltik war Bomit 
constatirt. 

Die 3 Hauptfragen, welclie sich M. stellte, waren 
dieselben , welclie Czerny u. Latschenberger 
zu beantworten suehten: 1) Besitzt der Dickdarm 
ein znckerbildendcs Ferment? 2) hat sein Saft eine 
verdauende Wirkung auf Ei weisskorper, und 3)fmdet 
im Dickdarm eine Resorption von Naliningsstoffen 
statt und wie mtissen letztere eventuell besebaffen 
sein? — Von einer Priifung dcs Verhaltcns der Fette 
im Dickdarm musste abgesehen werden , weil der 
ungeduldige Pat. das Krankenhaus zu frtlh verliess. 

M. suclite zunachst Darmsaft zu gewinnen, indem 
cr durcli die DickdarmOffnung feine , lange Zeit aus- 
gekochte Sclnvftmme, deren Gewicht vorher geuau 
bestimmt war, an Fiidcn cinfflhrte. Er erliielt in 
2 Std. durchsclmittlich 3.5 Grmm. Darmsaft, welcher 
von stark fadenziehender Beschaffenheit und von 
alkalischer Rcaktion war, eine leiclit gclbliche F&r- 
bnng und geringen Eiweissgelialt zeigte. Kartoflfel- 
stitrkekleistcr damit versetzt und bei 40° C. im Brttt- 

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ofen gelassen, gab selbst nach mehreren Stunden mit 
der Trommer’schen Probe keine Zuckerreaktion ; 
eben so wenig der Inhalt von Gazebeujeln , die mit 
Stftrkekleistcr angefllllt in den Dickdarm eingebracht 
worden waren. M. bait daher fllr erwiesen, dass im 
Safte des menschlichen Dickdarras kein zncker- 
bildendes Ferment vorhanden 1st. Czerny nnd 
Latschenberger waren zn derselben Ansicbt 
gekommen. 

Zur Lflsung der Frage, ob der Dickdarm Eiweias- 
kbrper zu verdauen im Stande sei, benutzte Vf. 
Fibrin und Hllhnereiweiss. Wurde ersteres roh oder 
gekocht, letztercs coagulirt in den Dickdarm ge- 
bracht, so zeigten die nach 48 Std. theils dnreb Aus- 
spttlen des Darms gewonnenen Massen eine theils 
brdcklige , theils breiige Consistenz , weisslich-grane 
Farbe und alkalische Rcaktion. Der Gestank der- 
selben war fast unertraglicb. Sie enthieltcn in Menge 
Vibrionen und Bakterien. Die Prtlfdng auf SHj ergab 
ein negatives Resultat, die aufPeptone ein als positiv 
zu bezeiclincndes. Wie zu erwarten, liess sich Indol 
erkennen, welches bekanntlich auch bei Incarceration 
nnd andem Zust&nden, die ein liingeres Verweilen 
von organischen Substanzen im Darme mit sich filh- 
ren, vorkommt. Leucin war krystalliniscb nicht 
nachzuweisen , dagegen gelang cs , Tyrosinkrystalle 
darzustellen. Das Aetherextrakt zeigte Cholestearin 
und eine reiche Menge von Fetten. Ausserdem war 
unverkndertes Fibrin, NaCI und eine Anzahl anderer 
Salze nachweisbar. 

Konnte es nach diesem Befunde zweifelhaft er- 
scheinen, ob man eine Verdauung oder nur eine FSul- 
niss der eingeflllirten Eiweissmassen anzunehmen 
habe, so lehrte ein Controlversucb mit Darmsaft, der 
wieder mittels eingefllhrter Schwftmme gewonnen 
wurde, dass die erfolgten VerSnderungen in der 
That nur aufFkulniss der Eiweisskfirpcr, bei welcher 
ja auch Peptone auftreten, berubten. Denn selbst 
nach 16sttlnd. Einwirkung im BrQtofen hatte der 
Darmsaft rohes und gekoebtes Fibrin nicht verftndert, 
somit konnte auch im Darm nicht wobl eine ver- 
dauende Wirkung von ihm ge&usaert worden sein. 
Eine weitere BestStigung der Annahme, dass die bei 
lftngerem Verweilen der Eiweissmassen im Darme 
sich zeigenden Peptone F&ulnissprodukte seien, gaben 
spftter zu erwahnende Harnuntersuchungen , welche 
tlber die Zeit des Auftretens dieser Peptone belelir- 
ten. — 

M. suebte femer zu bestimmen , ob und welchen 
Gewichtsverlust die eingeftlhrten Eiweissstoffe er- 
litten. In der That zeigten die mit gewogenen 
Mengen von coagulirtem Hllhnereiweiss in den Darm 
gebrachten und nach bestiramter Zeit wieder hervor- 
gezogenen Beutel eine bedentende Gewichtsabnahme, 
die bei einem Beutel, welcher 26 Std. im Darm ver- 
weilt hatte, 54.5°/ 0 , bei einem zweiten nach 46 Std. 
65.8°/ 0 , bei einem dritten nach 72 Std. 55.2°/ 0 be- 
trug. Bei einciu vierten Versucbe (mit Fibrin) zeigte 
sich nach 26 Std. sogar eine Abnahme von 84.6°/ 0 . 
Merkwdrdiger Weise fand sich weiterhin, dass die 

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I. Mediciniscke Phyaik, Chemie n. Botanik. 


Beschaffenheit der Ueberreste keinen wesentlichen 
Unterackied zeigte , wenn die Beutel 24 oder wenn 
aie 72 Std. im Dame verweilt hatten. Der Grad 
der Fflulniss war in beiden Fallen ziemlich derselbe. 
Dieaa erklkrt aich durch die Annahme , dass die Ei- 
weissmassen in der ihnen anhaftenden Feucbtigkeit 
eine Faulnissbedingung mit aich brachten, die dann, 
ala daa Wasser dem Beutelinlialte vom Darme ent- 
zogen wurde, immer mein 1 in Wegfall kam. Mit dem 
Wasserstrom, der aus dem Beutel in den Dann flber- 
ging, werden nun auch die beim Zerfalle dea Ei- 
weisses sich bildenden lOslichen Produkte (Peptone 
n. a. w.) hinausgeschwemmt worden sein, und so er- 
klirt sich , dass der Gewichtsyerlust stets am ersten 
Tage bei Weitem am groasten war. — Wurden die 
Beutel an der EinfUbrungsstelle nicht befestigt , son- 
dern der Fortbewegung durch den Darm ttberlassen, 
so zeigte sich bei der etwa nach 19 — 21 Std. erfol- 
genden spontanen Entleerung durch den After das 
Eiweiss fast ganz unverandert , auch in Bezug auf 
Form undFarbe, und nur wenig riechend, ftlrwelche 
Erscheinung M. in der schnellem Fortbewegung im 
Darm eine gentlgende Erklkrung findet. Die in die- 
ser Weise durch den ganzen Dickdai'm befdrderten 
Eiweissmassen zeigten nur eine Abnahme von 30.4, 
reap. 26.5%. Da nun die Beutel 19 Std. und lflnger 
im Dame verweilten, so ware zur Verdauung ihres 
Iulialtes gentlgende Zeit gewesen. Sie batten aber, 
wenn solche tiberhaupt eingetreten ware , anniihemd 
dieselbe procentige Gewichtsabnahme zeigen mtlssen, 
die sich bei den am Eingange desDickdarms fixirten 
Beuteln bemerkbar machte. Daraus jedoch, dass die 
Abnahme eine viel geringere war, ergiebt sich, dass 
die Veminderung des Gewichts in alien Fallen, d. h. 
sowohl wenn die Beutel befestigt waren , als wenn 
sie den Darm durchwandert hatten , nicht auf Ver- 
dauung und Austritt von Verdauungsprodukten be- 
ruhte, sondern wesentlich durch Faulniss des Inhalts 
imd Austritt der Faulnissprodukte zu Stande gekom- 
men ist. Und lediglich der durch die schnellere 
Fortbewegung im Dame bewirkten Behinderung der 
Faulniss ist der geringere Gewichtsverlust bei den 
nicht befestigten Beuteln zuzuschreiben. 

M. prttfte ferner , ob sich , wenn der Kftrper des 
Pat. in Stickstoffgleichgewickt gesetzt war, nach 
Einbringung grbsierer Mengen von coagulirtem 
Hflhnereiweiss eine Vermehrung des Stickstoffgehalts 
des Haras nachweisen liess, was der Fall sein musste, 
wenn Peptone gebildet und resorbirt und somit dem 
Organismus stickstoffhaltige Kflrper zugefllhrt war- 
den. Der Nachweis gelang nicht, wenigstens nicht, 
wenn die Massen nur 24 Std. im Darme verweilt 
hatten, innerhalb welcher Zeit ja die Verdauung 
sicher hatte eintreten mtlssen. Wohl aber zeigte der 
Haro 48 Std. nach EinfUhrang des Eiweisses eine 
deutliche Vermehrung seines Stickstoffgehaltes (um 
2.6 Grmm. ; das 2 Tage vorher eingefllhrte Eiweiss 
reprftsentirte etwa 22 Gmm. Stickstoff), was auf 
Resorption der mittlerweile durch Faulniss entatan- 
denen Peptone beruhen wird. Verdauungspeptone 

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batten sich innerhalb der ersten 24 Std. bemerkbar 
machen mtlssen. — Also weder Fibrin nock coagu- 
lirtes Hilhnereiweis8 wird im mensckliclien Dickdarm 
verdaut, wohl aber werden geringe Mengen im 
Darme entstandeuer Faulnisspeptone resorbirt. 

Nachdem M. alsdann die Rcsorptionsfahigkeit 
der Dickdarmschleimhaut in Bezug auf Wasser ge- 
prtlft, wobei er fand, dass, um 250 Grmm. Wasser 
zu resorbiren, mindestens 12 Std. erforderlicli sind, 
untereucht er das Resorptionsvermbgen des Darius 
hinsicbtlich grdsserer Mengen fertig eingefUhrter 
Peptone. 

Dieselben wurden'aus gut ausgewascbenem und gc- 
kochtem Fibrin mittels Salzaaure und Glycerin -Pepsin 
dargesteilt und dann gereinigt. Dnrcli ein in die Fistel- 
bffnnng eingefuhrtes Schlnndrohr ward eine Menge von 
230 Cctmtr. der reincn wassrigen Peptonlosung einge- 
spritzt , worauf sich beim Pat. starkes Breunen in der 
Wunde, Leibschmerz und Stuhlgaiig einstellte. Wahrcud 
ein grosser Theil der eingebrachten Fliissigkeit innerhalb 
der beiden eretcn Stnnden durch die Fistcl in den Ver- 
band floss, ging ein anderer Theil nach 6 Std. und nnter 
vielem Drangen durch den Anus ab. Das Ausgellossene 
erechien viel heller gelb und wasserreiclier. Der Ham 
zeigte nicht nur nicht eine Vermehrung des Stickstoff- 
Gehaltes, sondern in Folge der eingetretenen Diarrhoe 
eine geringe Verminderung. 

Dieser Befund, dass Peptone in concentrirter Form 
(im vorliegenden Falle war 1 Theil Peptone in 8 
Theilen Wasser gelOst) und in grbaserer Quantititt 
den Darm stark reizen und Durchfall erzeugen , da- 
her nicht zur Resorption gelangen, entsprickt den 
Erfahrungen von Eichhorst und Leube. 

Schltlsslich untersuclite M., ob fltlssiges HUhner- 
eiweiss, welches vorher mit einer Scbeere geseknit- 
ten und heftig mit Luft geschuttelt wnrde, vom Dick- 
darm resorbirt werde. Das Resultat fiel vollkommen 
negativ aus, sowohl mit als oline Zusatz von Koch- 
salz, welches nach Einigen die Resorption von fltlssi- 
gem Eiweiss veranlassen soli. Bei keinem der Ver- 
suche zeigte sich eine Vermehrung des Stickstoff- 
gehaltes im Ham. Freilich geben Czerny und 
Latschenberger auf Grand ihres Versuchs 
(siehe oben) an, dass im Hflhnereiweiss das Albumin 
in einer fllr die Resorption ungtlnstigen Form ent- 
halten ist. Mit wiissrigem Htlhnereiweissauszug, Wie 
er von ihnen mit Erfolg verwendet wurde, hat M. 
aber nicht experimentirt. 

Wie Czerny und Latschenberger, fand 
auch M., dass Chloraatrium eine hochgradig reizende 
Wirknng auf die menscliliche Darraschleimhaut aus- 
flbt, die sich bei kleinen Dosen (3 Grmm.) in Ro- 
thung, Schwellung und lokaler TemperaturerhOhnng 
der Darmschleimhaut, bei grossen Dosen (25 Grmm.) 
noch ausserdem durch Allgemeinerscheinungen , wie 
erhbhte Hauttemperatur, Pulsbeschleunignng, heftige 
Peristaltik und Transsudationen auf die Darmober- 
flkche zu erkennen giebt. 

Versuchen, betreffs der Fettverdauung im Dick- 
darm, entzog sich der Pat. durch Verlassen des Kran- 
kenhauses. Um noch verschiedene, hierher gehflrige 
Fragen erledigen zu konneD, hat M. deshalb bei 
Hunden Fisteln am Anfangstheile des Dickdarmcs 

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128 


11. Anatomic 

herzustellen gesucht nnd beschreibt seine Operations- 
metbode ausftlhrlich , ohne jedoch zunichst fiber an 
Thieren gewonnene Resultate zu berichten. 

Auf Grand der Ergebnisse seiner Untersuchnngen 
am Menscben glaubt M. aussprechen zu dttrfen, dass 
„als einzige rationelle Methode eincr ErnAhrung vom 
Diekdarme aus die erscheint, welche eine kunstliche 
Verdauung im Darme etablirt , indem sie letztern 
nur als Ofen benutzt , um in ihm allmAlig Peptone 
zu bilden , und ihm dann diese ktlnstlich gebildeten 
Peptone zur Resorption tiberlAsst. 14 Die Eiweias- 
Pankreas-Klystire , die von K fl h n e vorgeschlagen 
wurden, halt er dazu ftir besonders zweckmAssig und 
bezweifclt nicht, dass durch sie die Stickstoff-Ab- 
nahme im Korper verlangsamt werde ; doch erschei- 
nen ihm weitere Versuche am Menschen nothwendig, 
um das Urtheil darflber zu sichern. 

II. Anatomie 

387. Beitrfige zur Anatomie und Physiolo- 
gic dea Bindegeweboa ; von Prof. W. Flem- 
ming. (Arch. f. mikroskop. Anat. XII. p. 434. 
1875.) 

11. Abschnitt 1 ). Beobachlungen iiber Fetl- 
gewebe. 

A. Anatomigch.es . 

1) Die topographische Verbreitung des Fett- 
gewebes. Toldt (Beitr&ge zur Hiatal. n. Physiol, 
des Fettgewebes, Wiener Sitz.-Ber. LXII. Abth. 2. 
Juli 1870) hat darauf aufmerksam gemacht, dass 
sick bei SAugethier - Embryonen das Fett von be- 
stimmten Stellen (Entwicklungspunkten) aus verbreite. 
Eine solche Abgrenzung des Fettgewebes in Einzel- 
organe ist nach Fl. nicht zulAssig, vielmehr steht 
das Fettgewebe in engster ZusammengehSrigkeit mit 
dem Bindegewebe, und zwar mit dem lockem Inter- 
stitialgewebe. Absolut allgemein gtiltig ist diess 
aber eben so wenig, wie eine absolute Trennung von 
lockerem und festem Bindegewebe. So ist ja das 
feste Stratum reticulare der Haut vieler Sftuger 
(Mensch, Schwein) von Fettzellen durchsetzt und der 
Fettreichthum verwiscbt hier an vielen Stellen alle 
sichtbare Abgi’enzung beider Lagen gegen einander. 
Zum Stadium der Verbreitungsweise des Fettes wfthlt 
man daher besser andere Thiere (Hund, Katze, Ka- 
ninchen, Meerschwein). In Uebereinstimmung mit 
Toldt findet F 1. , dass das Fettgewebe genetisch 
wie anatomisch an die BlutgefUsse gebunden ist, und 
zwar Sind es folgende Blutbahnen des Subcutan- 
Gewebes, denen das Fett angelagert ist. a) Aeste 
der schr&g zur Cutis auf- und absteigenden Arterien 
und Venen. Von diesen zweigen sich Aeste fttr das 
Fettgewebe ab, welche sich in dessen Capillametz 
auflbsen. Die so versorgten Fettlager oder - Lftpp- 
chen sind nicht rund , sondern bilden pilzformig ab- 
geflachte, convene Scheiben mit scharfen R&ndern, 


') I. Abschn. s. Jahrbb. CLXX. p. 3. 

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u. Physiologle. 

Hierzu sei nochmals hervorgehoben, dass Czerny 
und Latschenberger auch bei Injektion eines 
wkssrigen Htthnereiweissauszuges Resorption beob- 
achteten. Freilich handelte es sich auch dort um 
geringe Mengen. Es ist zu bedauern, dass Marck- 
w a 1 d , der die Resorptionskraft des gesammten Dick- 
darmes ausnutzen konnte, w Ahrend die Resultate von 
C z. und L. nur an dem untera , wie man annehmen 
darf, am wenigsten wirksamen Viertel des Danns 
gewonnen wurden, nicht ebenfalls mit Hflhnereiweiss- 
Auszug experimentirte, was sich wohl nur darans 
erklftrt, dass die beiderseitigen Untersuchnngen, wie 
angegeben wird, annAhernd gleichzeitig und daher 
unabhflngig von einander ausgeftlhrt wurden , wenn 
schon die Arbeit von C z. und L. 20 Monate frilher 
als die von M. V erdffentlichung erfuhr. 


u. Physiologic. 

erhalten ihre Gefasse von der nntern Flftche her und 
werden durch Septa lockern Bindegewebes wieder 
in eine Anzalil ahnlich geformter Lftppchen zerlegt 
(sie erhalten denNamen „eigentlicheFettlfippchen“). 

b) Es finden sich Lager von Fettzellen in Begleitnng 
von Gefilssztlgen , die im subcntanen Gewebe keine 
Aeste abgeben, sich vielmehr nur in der Cutis ver- 
zweigen. Sind solche „ FettstrAnge u besonders gross, 
so erhalten sie von dem Gefhsae, dem sie anliegen, 
wohl auch kleine Verzweigiuigen , aber nie ein so 
dichtes Capillarnetz wie die eigentlichen Fettl&pp- 
chen. Es findet sich diese Form des Fettgewebes 
auch an andern KOrpergegenden als in der Cutis. 

c) Es kommen vielfach isolirte „ Fettinseln u im Stratum 
reticulare der Cutis, an den Arterien, Venen und 
CapillargefAssen der Haarbalggrllnde und Schweiss- 
drttsenknAuel vor. Ebenso in den Muskeln. Ausser- 
dem giebt es noch zahlreiche andere Stellen , an 
denen Fettgewebe ausser Zusammenhang mit den 
Hanptfettlagern angetroffen wird. So in der Snb- 
mucosa des Darmrohres, um die Beckeneingeweide, 
in den Mediastinen, Muskeln, Drflsen u. s. w. Die 
Gefilsse, an denen es hier liegt, dienen hauptsAchlich 
der Emilhrang anderer Organe und das Auftreten 
vou Fett an ihnen kann zu dem Schlusse fuhren, 
dass das Fettgewebe nicht „ eigne 14 BlutgefAsse be- 
sitzen muss, sondern dass es an Gefhssen anderer 
Bestimmung entstehen kann, wo die noch unbekann- 
ten Bedingungen zu seiner Entwicklnng gegeben 
sind. — Die Nachbarschaft der Blutgeftose ist flber- 
haupt nicht unbedingt erforderlich , obschon sie als 
die Regel zu betrachten ist. So findet man im Un- 
terhautgewebe von Sftulingen oder Altern Embryonen 
neben gefasshaltigenFettlAppchen Gruppen meist lings 
gereibter Fettzellen ohne alle Blutgefftsse und ohne 
Geftssverbindung mit den benachbarten FettlAppchen. 
Besonders hitufig ist diess bei siugenden Nagern, 
seltner bei Carnivoren. SpAter erhalten die gefllss- 
losen Fettinseln zum grdasten Theil noch Gefhase, 
und zwar geht die Geftaabildung hAafig von dem 

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II. Anatomic 

isolirten L&ppchen selbst ana , doch linden sich anch 
beim Erwachsenen noch gef&sslose Ioseln (be Bonders 
im Netz der Katze und des Kaninchens). 

2) Eine Abyrenzung des Fettgevoebes gegen das 
anliegende Gewebe ist von Dursy (H. u. Pf.’s Zeit- 
schr. f. rat. Med. VI. p. 339) beschrieben worden ; 
eine solche ist nach F 1. nicht nachweisbar. 

3) Die Histologie des Fettgewebes. Die Binde- 
substanz des Fettgewebes ist fibril lares, collagenes 
Bindegewebe. Es tritt bei Atrophie des Fettes und 
an natUrlichen und ktlnstlichen Oedemen gut hervor. 
Die Bindegewebszellen finden sich stets im Zusam- 
menhange mit dem Plasmahof der Fettzellen. Diess 
erkl&rt sich aus der Entwicklung der Fettzellen. 
Dieselben sind fetthaltig gewordene Bindgewebszell- 
platten, zwischen denen sich als intralobulare Zellen 
diejenigen befinden, in denen noch keine Fettbildung 
erfolgt ist. Je nach dem Fettreichthum ist daher 
Hire Anzahl grosser oder geringer. Nicht abgeplat- 
tete , stern - oder spindelffinnige Zellen finden sich 
nur im atrophischen oder entzilndeten Fettgewebe. 
Nerven besitzt das Fettgewebe nur an seinen Gefis- 
sen. Lympkgefilsse, deren Wurzelgebiet das Fett- 
gewebe ist , hat Klein (the Anatomy of the lym- 
phatic system. London 1873) am Netz und Mesen- 
terium beschrieben und daraus geschlossen, dass das 
Fett zum LymphgefUsssystem gehOre und umgewan- 
deltes lymphatisches Gewebe sei. Den Befund selbst 
bestatigt F 1. , aber er spricht ihm jede Berechtigung 
ab, so verallgemeinert zu werden, da bei Sftugethie- 
ren die Hauptmasse des Fettes (das subcutane und 
interstitielle) keine eigenen Lymphgef&sse besitzt 
Die subcutanen Lyrnphgefil8.se, welche die zur Cutis 
aufsteigenden Blutgeffisse begleiten, durchsetzen mit 
diesen das Zellgewebe, aber ohne Aeste hineinzu- 
schicken. Auch in seiner Anlage und im Wachs- 
thuin sind die Verhlltnisse des Mesenterialfettes 
eigenthttmliche und nicht auf die ttbrigen Fettlager 
des KOrpers zu flbertragen. Die Fettzellen ent- 
wickeln sich aus den fixen platten Elementen des 
Bindegewebes und den Produkten ihrer Proliferation. 
Ob auch freie lymphoide Zellen der Fettinfiltration 
unterliegen und sich als Fettzellen lokalisiren kfln- 
nen (W a 1 d e y e r , fiber Bindegewebszellen ; Arch, 
f. mikroskop. Anat 1874. p. 176) ist bis jetzt un- 
entschcidbar. 

B. Biologisches. Die Membr&n der Fettzelle 
ist das hohlkugelartig ausgedehnte Plasma der ur- 
sprflnglichen, fettbildenden Zelle und hat die histo- 
chemischen Eigenschaften der fixen Bindegewebazell- 
platte, namentlich die Tinktionsffihigkeit beibehalten. 
Eine zweite, nicht tingirbare, zarte Hfille, welche 
Bich um diese herum legt, kann man als eine sekun- 
dfir gebildete wahre Membran des Fettzellenplasma 
betrachten, doch ist dieselbe so unconstant, dass man 
sie nicht zu den nothwendigen Bestandtheilen einer 
Fettzelle rechnen kann. 

Ob der Inhalt der Fettzellen ein Tropfen nicht 
org&ni&rten reinen Fettes ist, kann durch folgende 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 8. 


u. Physiologie. 129 

Beobachtungen zweifelhaft werden. Im Innern des 
geronnenen Fetttropfens einer in Pikrocarmin ge- 
f&rbten , frischen Fettzelle findet man meist in der 
Umgebung der ungefkrbten Fettkrystalle rosenrothe 
Flecke mit starker rothen , kOraigen Massen , wkh- 
rend doch reines Fett durch Carmin unfkrbbar ist. 
Ferner spricht das Auftreten von Vacuolen, welche, 
nach ihrer Lichtbrechung zu urtheilen , flttssigkeits- 
haltig sind, gegen die Homogenitfit des Fetttropfens. 

Das Verhalten des Fettgewebes in der Atrophie. 
Die 3 Hauptformen des Fettschwundes sind : 1) Die 
einfache Atrophie, d. i. eine gleichmfissige Verklei- 
nerung der Fettzelle, wobei das Plasma dem Schwunde 
des Fetttropfens folgt, ohne Hfihleubildung. Sie fin- 
det sich bei langdauernder mangelhafter Emahrnng 
(bei alten Thieren u. Individuen, die an langdauem- 
den chronischen Krankheiten gestorben sind). Ihre 
Erkenntniss wird dadurch erleichtert, dass sie fast 
nie ganz rein, sondern gleichzeitig mit der folgenden 
Art vorkommt. 

2) Die serdse Atrophie, mit Bildung eines mit 
Flttssigkeit erfttllten Binnenraums in der Fettzelle. 
Sie tritt bei starker, rascher Carenz ein (akute 
Krankheiten und Exacerbationen chronischer) und 
wird dabei hftufig die alleinige Form. Im Vergleich 
mit Thieren wird das Fett beim Menschen, namentlich 
das subcutane, fiusserst langsam consumirt, so dass 
es in Leichen an akuten , ja selbst an chronischen 
Krankheiten Verstorbener zum grossen Theil ganz 
wie beim Gesunden gefunden werden kann. Die Ab- 
magernng solcher Leichen betrifft dann oft allein 
die Muskulatur und mag ausserdem in einer allge- 
meinen Abnahme der Gewebsturgescenz, verursacht 
durch den Sfifteverlust, zu suchen sein. Die gelbe 
Farbe des Fettes berechtigt zur Annahme einer Atro- 
phie, aber man darf aus der F&rbennfiance nicht auf 
den Grad derselben schliessen. 

3) Die Wucher- Atrophie, Kemvermehrung und 
Wucherung der Fettzellen , kommt nnr als Begleit- 
erscheinung der einfachen oder serfisen Atrophie vor, 
namentlich der rapid verlaufenden serflsen. In der 
Plasmahfille entstehen aus dem Kerne der Fettzelle 
2 — 5 Kerne, die sich zu Tochterzellen weiter ab- 
grenzen kOnnen. Man hat dieselben fflr eingewan- 
derte Leukocythen gehalten, doch ware es dann un- 
verstilndlich , warum die Einw&nderung nur in ein- 
zelne Fettzellen erfolgte und die benaclibarten ganz 
verschont blieben ; auch in der Form und gegensei- 
tigen Lagerung unterscheiden sie sich in vielen Fal- 
len von vornherein von jenen. 

In atrophirenden Fettzellen trifft man constant 
und in den interlobularen Bindegewebszellen bei 
stfirkerem Schwunde fast constant kleinere Fett- 
tropfen (Nebentropfen). Sie liegen im Plasma der 
atrophirenden Fettzelle , nehmen vielfach an GrOsse 
und Zahl in dem Maasse zu , als der Haupttropfen 
schwindet, und haben in vielen Fallen andere Eigen- 
schaften als dieser. Sie kOnnen daher nicht aus dem 
zerfallenen Haupttropfen kommen, sondern bilden 

17 


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II. Anatoruie u. Physiologie. 


iao 

sicli sekundkr im Plasma der atropkirenden Fett- 
zelle. — Wollte man die fetttrttpfclieulialtigen lntra- 
lobularzellen nickt fib' sekundkr gefilllte, sondem fib' 
alte, vollig atropliirte Fettzellen lialten , so liisst sicli 
diess dadui’ch widerlegen, dass man nicht selten alle 
intralobularen Bindegewebszellen ernes Fettliippchens 
fetthaltig fiudet, w kb rend dock normaler Weise das 
Lkppcben mehr intralobulare fettlose Zelleu besitzt 
als Fettzellen. Auck mtlsste man dann Uebergaugs- 
formeu in Form uudFettmeuge zwiscken fctthaltigen 
Interlobularzeilen und Fettzellen erwarten; statt 
dessen sind die erstern alle platt, verkstelt oder 
spindelfbrmig und ilu'e Fetttrdpfcken sind ldein. 
Auck um eine krankhafte Erscheinung , um fettige 
Degeneration in den Zelleu, handelt es sicli bier nickt, 
denn die Erscheinuug bleibt in den meisten Fallen 
auf die Fettlager und dereu nichste Umgebung be- 
schrankt. Bei der Atropkie wird demnach der In- 
kalt dear Fettzellen nicht sofort in loco verbrannt, 
sondem umgesetzt und die Umsetzungsprodukte wer- 
den nickt alsbald s&nmitlick durcli den Blut- oder 
Lymplistrom weggeftthrt, sondern erfalircn zum Theil 
im Fettgewebe selbst (in seinen Fett- und Inter- 
stitialzellen) zunkchst weitere Umsetzimgen, deren 
Produkte jene Tropfchen sind. In den Eudstadien 
der Ati’ophie, wo die Haupttropfen bereits aufge- 
brauckt sind, werden auck sie consumirt und kdnnen 
vollig verachwinden. — Die Bestaudtkeile , welcke 
die serdse Fettzelle kurz vor oder bei ilirer volligen 
Fettentleerung besitzt, sind : serfise Flllssigkeit, Fett, 
Kern , granulirtes Plasma und die Membrau. Das 
Plasma umsckliesst kauptskcklick die Heste des pri- 
rnkren Fettee , sowie die sekimdaren Tropfen , liegt 
dem Httllplasma an oder ist mu* durch sckwacke 
BrtLcken mit ihm verbunden und kann selbst frei im 
Innem liegen; im letztemFalle sckliesstes den Kern 
der Fettzelle ein. Die Kapsel der serds atrophiren- 
den Fettzelle gelit ans dem Httllplasma kervor, wird 
allmklig hinfklliger und gelit in deu Endstadien der 
Atrophie kkufig zu Gnmde , so dass das frei gewor- 
dene Plasma mit dem Kerne den allein fortlebenden 
Theil der Zelle reprksentirt Emeute Untersuchun- 
gen ttber das Endschicksal der atropliiscken Fett- 
zellen (vergl. Flemming, ttber Bildung und Rttck- 
bildung der Fettzelle im Bindegewebe n. s. w. ; Arch, 
f. mikr. Anat. VII. p. 32 u. 327. 1870) bestkrkten 
FI. in der frflhern Vermntkung, dass dieselbe wieder 
zu einer freien Bindegewebsplatte werden kann. Die 
Vermebning der Fettzellen bei der Wucheratrophie 
erfolgt walirscheinlich durch Kemtheilung, nicht 
durek freie Kemneubildung {Paling enese , Auer- 
bach). Im entztlndeten Gewebe und bei langsam 
verlaufender Atropkie kounen (munentlicb beim 
Hnnde) die prolifei-irten Fettzellen verkstelte Formen 
annehmen und Kdrbe oder Kritnze von Stemzellen 
an Stelle je einer Fettzelle treten; allmklig ver- 
schwinden sie wieder. Nickt selten trifflt man end- 
lick bei stkrker kungemden Thieren Tocliterzellen 
von Fettaellen, die sick so exoessiv vermelirt haben, 
dass sie rundlicbe (mit blossem Auge sichtbare) 


Haufen von 2DO fi bis 1 Mmtr.) bilden, welcbe aus 
rundiicben Zellen bestehen. — Feinste Fetttrdpfcheu 
(von sebon 0.5 ft) tinden sick beim Fettanaatz und 
beim Fettscliwuud frei im Fettgewebe. Da ibre 
Lageinngsstelle weder die Fettzellen, nock die ver- 
dickteu Kernportionen der Bindegewebszellen , noeh 
die Gefttsswiinde sind, so bleibt ibncu ltaurn eutweder 
zwiscken den Fettzellen oder sie nittsseu iu die zaile 
Substanz der ZelUikntcben eingebcttet sein , die sicli 
ilirer Blksse wegen der Beobachtung entzieben. 

Den Schluss des Abschnittes biljlet die Er5rte- 
rung derVorgknge des Fettansatzes und -Scliwundes. 
Gegenttbcr der frflhem Ansiclit von einer mechani- 
schen Fettinfiltration, wobei, wie man sick vorstellte. 
das fertige Fett in feiner Vertheilung in die Zelle 
eindringe , hat F 1. schon frttber (1. c.) in Ueberein- 
stimmung mit T o 1 d t eine cliemisclie Anffassung des 
Vorgauges dargelegt, wonach das Fett innerbalb des 
Fettzellenkftrpers entstebt. „Der Stoff, weksher als 
Bildungsmaterial fttr das anzusetzende Fett aus dem 
Blute in das Gewebe der Fettzelle gelnngt, hat selir 
wahrscbeinlicb eine wksserige, also diffiindible Be- 
schaflcnhcit , ebenso der Stoff, welcber bei der 
Atropkie aus den Zellen auf Kosten ihres Fettinbaltes 
entfemt wird, um fttr den Kdrper nutzbar gemacht 
zu werden. Die Bildung des Fettes im ersteni, seine 
Umsetzung im letztern Falle erfolgt innerbalb des 
Fettzellenplasma." — Der Vorgang ist also analog 
dem der fettigen Degeneration, nur dass luerbei die 
in den Zellen zu Fett umgesetzte Substanz nickt auf 
Kosten zugeftlhrter Substanz , sondem der Gewebs- 
theile selbst gebildet wird. Statt des Ausdnicks 
Fett-Infiltration scblkgt F 1. deshalb den niebts prk- 
judicirenden ,,Fettfttllung“ (,,Impletion“) vor. 

RUckbildung der Gefassnetze im atrophischen 
Fettgewebe. Die Gefilsse der Fettlkppcben geben 
mit dem 8chwunde des Fettes zn Gnmde. Diess 
kann so geschehen , dass einzelne Stellen der Capil- 
laren Atresien, Verdicbungen der Wand nnd Con- 
tinuitatstrennungen erfaliren, so dass die Capillarnetze 
spkrlicher imd langmascliiger werden (atretisclier 
Schwund). Auch etwas stkrkere Gefilsse kOnnen so 
schwinden. Die Gefkssrttckbildimg tritt am frflhesten 
an den kussersten Sprossen der fettversorgenden 
Netze ein , d. i. an den jtlngsten Fettikppchen. Die 
andere Form des Gefkssschwundes (Maschenverenge- 
rang) findet sich besonders bei kurzdauerader, starker 
Nahrungsentziehung. Die Capillaren rllcken sich in 
dem Grade entgegen , als die in iliren Maschen ge- 
legenen Fettzellen schwinden , gelangen zur Bertlli- 
rnng und verschmelzen schlttsslicb mit einander. 

111. Abschnitt. Zur A natomie der kleinem 
Lymphgefdsse. 

Ueber Verlauf. and Qefihung der H&uUyraph- 
gefksse bringt der Abschnitt niebts wesentlich Neues 
(vgl. den vorigen Abschnitt). Dagegen berichtet er 
von dem Bau der kleinem Lympiigefksse , welclie 
eben eine Muscularis besitzen, eine EigenUittmlich- 
keit , die in der Frage naeb der Entwickluag der 


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II. Anatomic n. Physiologie. 


131 


gintten Muskelzellen Bedeutung gewinnen kann. Die 
kleinern Lymphrbhren sind nSmlich von einem 
zierlichen Flechtwerk umschlossen, dessen Elemente 
spindelfbrmg und zum Tkeil 3- und 4fach verSatelt 
sind. Ausser ihnen finden sich aber am das Endo- 
thel im Niveau der Muskelzellen noch verzweigte 
Bindegewebszellen , und die Frage iat , ob die ver- 
zweigten Zellen alle den letztem angehflren oder ob 
welche von ihnen musknlbs sind. FI. halt Letz- 
teres fttr wahrscheinlich und grtlndet darauf die Ver- 
mirthung, dass man es hier mit sich entwiekelnden 
Muskelzellen zu thun hat ; in dem Netze der ver- 
sa telten Bindesubstanzzellen sollen sich einzelne 
Zellen kdrper mid Theile ibrer Auslaufer zu contrak- 
tilen Faserzellen zu differenzircn anfangen. Bei der 
weitgclienden Bedeutung , welche diese Beobachtung 
erlangen wUrde, sind weitere Untersuchungendartlber 
abzuwarten. (F. Hesse.) 

388. Beitr&ge zor Anatomie der Cutis 
des Hundes; von W. Stirling. (Bcr. d. math.- 
pliysik. Klasse d. k. sacks. Gcs. d. Wiss. 1875. 
p. 221 fig.) 

Die Untersnchungen St.’s wnrden in Prof. Lud- 
wig’s physiolog. In8titut , und zwar in der Ab- 
sicht vorgenommen , die Bahnen kennen zu lernen, 
welche die in der Ilaut gebildete Lymphe zu nek- 
men hat , am von der Wand des Blutgef&sses in die 
LymphgefHsse zu gelangen. Da der physiologische 
Versuch hiertiber, wie er auch von Emmingkaus 
angestellt wurde, auf die Haut des Hundes an- 
gewieaen ist, so musste der Vergleichzwischen dieser 
und der menschlichen Cutis angestellt werden, zumal 
in den Arbeiten von Rollett, Langer u. Tomsa 
die Cutis nur in ihren Eigenschaften als elastisclie 
Umhtlllting des Korpers berllcksichtigt wurde. Um 
die Haut in einen Zustand von Qucllung und Weich- 
heit zu bringen , in dem sic sich in feine , fflr die 
mikroskopische Untersuchung geeignete Schnitte zer- 
lcgen liisst, bediente sich St. folgender Verdauungs- 
methodc. 

Das rasirte , auBgeachnittene Stuck Haut wird Qber 
einen Glaaring von 20 — 30 Mmtr. Durchmeaaer pespannt 
and ineine VerdauungBtiussif’keit gelegt. welche aua einer 
Losnng von 2 Cctmtr. Salzaaure in 1000 Cctmtr. Waaser 
und einem Glycerinpepsin besteht. Die Fliisaigkeit wird 
1- oder 2mal erneuert und die Haut bci einer Teinperatnr 
von 38 — 40° C. 4 — 6 Std. der Verdauung anageaetzt. Ea 
tritt dadurch cine QneUung und AuHoaung des collagenen 
Gewepca , der noch nicht verhornten Zcllkorpcr , der 
JV erven und endlich sogar cine Vcrfliiaaigung dea grosaten 
Theila der elastiacben Gcbilde ein. Darauf wird das auf- 
geapannte Hantstuck abgeapult und 24 Std. indeat. Wasaer 
gelegt , wobei es um das 4- bis Gfache aeincr Dicke auf- 
quillt. Ea laaat sich jetzt leicht in feine Schnitte zer- 
legeu , die man weitem Behandhmgaweiaen der mikroako- 
piacheu Technik unterziehen kann (Farbung mit Carmin, 
liaraotoxylin u. a. w.). Auch die injicirte Haut laaat aich 
nach dorsclben Methode bchandcln. Zur Injektion be- 
nutzte St. eine klare, waaaerige Loaung von Horliner- 
blau, die er unter einem constanten Drucke von 200 — 300 
Mmtr. Quecksilber in den Arterienatamm einer Extremltat 
spritzte. Die zu injicirende Extremitat wird oberhalb 
der lnjektion8steIle mit einem Measingdraht (eat abge- 
scbndrt, am das Auataafen der Flussigkeit nach dem 

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K5rper hin zu verhuten. Man injicirt so lange , ala fiber- 
haupt unter diesem Drucke noch ein Einstromen atatt- 
flndet, gewohnlich mehrere Stunden. Der Farbstoff 
schlrigt aich dabei innerhalb der Gcfaaae niedcr, daa 
Waaaer aber tritt dnrch die Gefaaswand in daa Binde- 
gewebe, erzeugt bierbedcutendesOedem und flleaat 5ftera * 
in feinen Tropfcheu durch die Cutis ab. 

1) Die Lageverhaltnisse der elaatischen Faaern 
und der Bindegewebszellen zu den collagenen 
Bundeln. 

An einem senkrechten Schnitte liegen in dem 
Itaume zwischen Haarbalgen, Fett- und Schwdiss- 
drilsen ein elastisches Netz und zalilreiche Zellen. 
Die bogenformigen Begrenzungsfasern der Maschen 
des Netzes sind von ungleicher Starke; von den 
stilrksten derselben zweigen sich zartere ab , so dass 
die grbssern Rinme zwischen ihnen in ein immer 
feineres Netzwcrk zergliedert werden. Die in der 
Mitte der Cutis gelegenen starken Binder kann man 
meist gegen den Haarbalg liin verfolgen, welcher 
danach von einem korbartigen elaatischen Netze um- 
schlossen zu sein scheint. Von dieser Umhttllung 
des Haarbalges geht eine zarte elastisclie Faserung 
mit dem Erector pili nacli aufwUrts , die sich unter- 
wegs in feine , in das elastische Netzwerk der Cutis 
Ubergehende Zweige vertheilt-. Flichenschnitte zei- 
gen, dass die collagenen Faaern geradlinige Ztlge 
bilden, die parallel der ' Hautoberfl&che liegen und 
sich inannigfacli kreuzen ; sic steigen also beim 
Hunde nicht schritg vom Unterhautgewebe gegen die 
Epidermis auf, wie es an der menschlichen Cutis be- 
schrieben wird. 

Von den Zellen , die dem Stroma der Cutis an- 
gehoren , haben die einen rnndliche, die andem 
spindelfbrmige Kerne. Die ersteren sind viel seltner 
mid wesentlieh an den Orten zu finden, die reich- 
liche Blutgefiisse besitzen, wie die Oberfl&che der 
Cutis und das Unterhantbindegewebe ; sie sind sehr 
wahrsclieinlich Lymphzellen. — Die Zellen mit spin- 
delfdrmigen Keruen widerstehen der Verdauung sehr 
lange und ein grosser Theil von ihnen befindet sich, 
anch wenn das collagene Gewebe vbllig verschwun- 
den ist, noch in normaler Lage. Die l&ngste Achse 
ihres Kerns liegt in der Richtang des collagenen 
Faserzugs und bei starkerer Verdauung bilden sie 
oft einen Belag der stkrkeren elastisclien Fasern in 
znsammenhilngenden Schichten. Sie gleichen den 
von Schweigger-Seidcl an den Faserztlgen der 
Homhaut und von Ranvier an denjenigen der 
Sehnen beschriebenen Zellen. 

Ausser der in die Gewebe imbibirten liegt Fltls- 
sigkeit in denSpalten, welche zwischen den unebenen 
Formbestandtheilen um so mehr entstehen mflssen, 
als dieselben vermflge ihrer Elasticit&t ilire eigen- 
thtlmliche Gestalt immer zu erhalten snehen. Da die 
Lehre von der Saftbcwegung in der Cutis mit der 
Kenntniss ihrer morphologischen Eigenschaften nicht 
erschdpft ist, so mtlssen hierUber in Zokunft ’neue 
Untersuchungen angestellt werden. 

2) Die Verbreitung der Blutgefasse stimmt 
mit dcr von Tomsa beschriebenen Gef&ssvertharlnng 


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132 


III. Hygieine, Difttetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 

in der menschlichen Haut im Wesentlichen flberein ; schen Umhtlllung dee Haarbalgs und ein Theil der- 
namentlich bleiben auch beim Hunde die zwischen selben gesellt sich dem elastischen Netzwerk dee 
das Fett , die Muskeln und Drtisen eingeschobenen obem Theils der Cutis bei. 

Bindegewebsmassen frei von Gefkasen. Zura Sellings weist S t. darauf tun , dass die der 

3) Die Schweissdrusen der Hvuidehaut sind Verdauung wideretehende Httlle der st&rkeren und 
sehr zahlreich und mttnden zwischen der Oeffnung feineren BindegewebsbUndel denselben zuweilen ein 
der TalgdrOse und der Austrittsstelle des Haares in quergestreiftes Aussehen verleiht , so dass sie qoer- 
den Haarbalg ein. Die Wandung ihres Sclilauches gestreiften Muskeln ihnlicli sehen. 

besteht aus einer iussern Lage platter Zellen, welche Die Capillaren der stark verdauten Cutis sind 
von dem Epithet durch eine selir feste, flberall gleich bisweilen nur durch den Vergleich mit dem injicirten 
starke und homogene Schicht getrennt wird. Prftparate von Nervennetzen zu unteracheiden. Doch 

4) Der Erector pili besteht aus einem Zuge ist der Verlauf der Nervenfkden meist geradiiniger 
elastischer Fasem, mit eingesprengten Muskelzellcn. und die Kerne der Nervenscheide stehen weiter aus 
Erstere stammen, wie oben erwihnt, aus der elasti- einander als die der Blutgefksse. (F. Hesse.) 

III. Hygieine, DiStetik, Pharmakoiogie u. Toxikologie. 


389. Ueber die pharmakologisohe Gruppe 
des Piperin und des Atropin; von Prof. R. 
B u c h h e i m. (Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. 
V. 5. 6. 1876.) 

A. Piperin. 

1) Vf. fand die bereita von Pelletier gemachte 
Angabe, dass der eine der beiden im schwarzen 
Pfeffer enthaltenen Stoffe (welche letztere bei ana- 
loger chemischer Constitution sehr ahnliche Wir- 
kungen zeigen) , ‘das Piperin, um so weniger scharf 
schmeckt, je reiner es ist, bestfttigt. 

Seine Reindarstellung in vierseitigen , fast ganz 
weissen Saulen beruht auf der Unloslichkeit dieses Alka- 
loides in Wasser (daher die fast complete Geschmacklosig- 
kelt der auf die Zunge gelegten Krystalle) und Aether, 
Fortschaffung eines anhaftenden sauren Harzes durch Be- 
handlung mit Thierkohle , Auskochen der alkoholischen 
Lftsnng mit Thierkohle und Umkrystallisiren des rohen 
Piperin aus Alkohol. Neben dem Piperin ist im schwar- 
zen Pfeffer ein zweites in das athcrische Kxtrakt der Dro- 
gue ubergehendes, von Vf. nach derMutterpflanzeChavica 
off. „C/iavicin u benanntes amorphes, durch Schutteln mit 
Kalilauge , Behandlung mit Thierkohle und L'nifcrystaili- 
siren aus moglichst wenig Aether wenigstens piperinfrei 
zu erhaltendee Alkaloid von Consistenz eincs dicken Ter- 
pentin und ausserordentlich scharfem Pfcffergeschmack 
enthalten. Piperin so wenig wie Chavicin bilden mit 
Siuren Salze. Wegen grosserer Loslichkeit in wassrigen 
Flussigkeiten schmeckt Chavicin vie! scharfer brennend 
als Piperin. Beim Kochen mit weingeistiger Kalilosung 
nnd unter Wasseraufnahme wird Piperin in Piperidin und 
Piperinsaure , Chavicin in Piperin- und Chavicinsaure 
(letzteres durch Unkrystallisirbarkeit und Leichtldslich- 
keit in Alkohol von der Piperinsanre unterscheidbar) ge- 

spalten. Piperin ist ein Piperidin N j g sH| °, in welchem 

das noch vertretbare Atom H durch den Rest der Piperin- 

siure (Ci,H«0]) «— N ersetzt ist; Chavicin ein 

Piperidin, in welchem 1 Atom H durch den Rest der 
Chavicinsaure ersetzt ist. 

2) In der Bertramwurzel (Radix Pyrethri) fand Vf. 
bei einer der unter 1 angegebenen anaiogen Behandlungs- 
weise einenStoffPyrethrin, von ebenfalls brennendemGe- 
schmack , talgahnlich , aus mikroskopischen Nadeln be- 
stehend, in Wasser, verdunnten Sauren und Alkalien un- 
IfisUch, leicht loslich in Alkohol und Aether (Piperin ist in 
letzterem unlftslich), mit Aetzkaik Ammoniak entwickelnd 
nnd nach Neutralisation des Destiliats schwefeisaures Pi- 
peridin liefernd, also zu denselben Gruppe, wie das Piperin 
gehMg, vor. 


3) In der Parakresse (Herba Spilanthis) befindet sich 
ein dritter homologer und bei der Kalibehandlung eben- 
falls (ein schwefeisaures Salz bildender) Piperidin liefern- 
derKorper, welchen B. mit dem aus der Rad. Pyrethri 
stammenden fur identisch halt. 

4) Das zuerst von C a h o u r s durch Einwirkung von 
Clilorbenzoyl auf Piperidin dargestellte Benzopiperid 
untersuchte B. ebenfalls. Dassclbe ist als Piperidin , in 
welchem 1 Atom H durch Beuzocsaure C T H 4 0 vertreten 

! C H 

Ct'h'o’ Auch 

das Benzopiperid schmeckt scharf und brennend , ist in 
farblosen Krystallen zu erhaltcn und liefert, mit Kalilauge 
(alkoholischer) 24 Std. behandelt , nach der Destination 
im Paraftinbade und Neutralisation mit Schwefelsaure, 
schwefeisaures Piperidin. Kndlich gehort 

5) das von Cahours durch Behandlung von Chlor- 
cumyl mit Piperidin dargestellte Cumylpiperid, d. h. Pipe- 
ridin, worin 1 Atom H durch Cuminsaure (C, 0 H,,0) er- 
setzt ist, hierher : N J q. 

S&mmtliche 5 Gliedcr der Piperingruppe sind so- 
mit als Piperidin, worin 1 H durch die entsprechende 
(Piperin-, Chavicin- , Pyrethrin- etc.) Siiure ersetzt 
ist, zu betrachten und werden durch Kochen mit al- 
koholischer Kalilbsung unter Wasscreintritt insge- 
sammt in Piperidin und die entsprechende, im Destil- 
lationsrtlckstande bleibende Saure gespalten ; alle 3 
Glieder dieser Gruppe ilussem unbedeutende physio- 
logische Wirknngen , bilden keine Salze mit Siuren 
und mtlssen somit zu den Amiden (nieht wie bisher 
zu den Alkaboiden) gerechnet werden. Dire Kry- 
stallisirbarkeit ist derjenigen der darin 1 Atom H 
ersetzenden organischen Skure adiqu&t. Eine her- 
vorragende Rollc in derTherapie zu spielen sind die- 
selben , wie auch aus den Versucben J. C. Neu- 
mann’s hervorgeht, jedenfalls nicht bestimmt.' 

B. Atropin. 

Nach Lossen spaltet sich Atropin (C, T H U NG 3 
+H,0) in TropasOure und Tropin und ist somit als ein 

! C h O 

H * M , worin das eine noch vertretbare 
Atdm H durch den Rest der Tropaaaure (C t H«0,) ersetzt 

in ti o 

ist: N betrachten. Kraut und Hfibscta - 

mann entdeckten in der Tollkirsche neben dem Atropin 
noch ein zweites, nach der empirischen Formal C, ,H„NO, 
zusammengesetztes Alkaloid, welches letzterer Belladotmin 


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133 


III. Hygieine, Di&tetik, Pharmakologie n. Toxikologie. 


nannte. An einem von £. Merck bezogenCn, als Hoh- 
bclladonnin bezeichneten Abfallsprodukte bei der Atropin- 
darstellung im Groasen iaolirte Buchheim nach einer 
im Original zu vergleichenden , auf der UnlSalichkeit dee 
Atropinaulphata in Aether beruhenden Methode 600 Gram. 
Belladonnin. Letzteres stelit eine achwierig zn trocknende, 
gelbbraune barzahnliche , pulveriairbare, leicht in Wein- 
geist und Chloroform , schwerer in Aether lOsliche Masse 
dar. Nachdem Belladonnin in einem Kolbcn mit Ruck- 
fluaakuhler 24 Std. lang mit einer alkoholiachen Knli- 
loaung gekocht, mit Waseer verdnnnt und mit Schwefel- 
aanrc veraetzt worden war, schied aich eine braune har- 
zige Masse ( Belladonninsaure ) ab. Das Filtrat, durch 
Kalilauge alkalisch gemacht , wurde mit Chloroform aua- 
gezogen und die Chloroformloaung mit verdunnter Schwe- 
felsaure geschiittelt. Nach dem Abdampfen des Schwefel- 
saureuberachusses durch Barytwaaser und Kindampfen deB 
Filtrates resultirte krystallinischea schwefelsaures Tropin. 
Belladonnin ist sonach als ein Tropin , toorin ein ersetz- 
bares Atom H durch Belladonninsaure vertreten ist, zu be- 
trackten. 

Tropin wurde sub dem Ruckstande dee Rohbelladon- 
nin von der Belladonnin- und Belladonninsaure-Darstel- 
lnng durch Destination bei 203 — 210° C. als farblose , an 
der Luft braun werdende , dem RicinusSl an Dickflussig- 
keit gleichende tind nach einiger Zeit krygtaUinisch er- 
starrende Masse , welche aich leicht in Wasaer und Alko- 
hol lost und alkaliache Reaktion zeigt, gewonnen. Auch 
das Tropinaulphat iat schon kryatallinisch und leicht in 
Wasaer iOslich. Endiich stellte Buchheim durch Be- 
handlung dea Tropin mit Chlorbcnzoyl das Benzoyl- 
tropin, d. h. ein Tropin, worin daa eraetzbare 1 Atom 

! n u O 

c'u'q dar. 

Eine vergleichend physiologische Prtlfhng der 
Pupillen and Herzwirkung dea Tropin , BeUadon- 
nin und Benzoyltropin , welche 0. Schmiede- 
b e r g anstellte , ergab , dass Tropin die Pnpille gar 
nicht und die Hemmungsapparate des Ilerzens nur 
nnerheblich beeinflusst, dass vielmehr beide Wirkun- 
gen erst in den gepaarten, d. h. denjenigen Verbin- 
dungen des Tropin , in welchen 1 II durch Tropa- 
silure , Belladonnin- oder Benzoes&ure vertreten ist, 
— am prftgnantesten im Atropin , weniger intensiv 
im Belladonnin, zurGeltung gelangen. Von Daturin 
wiasen wir durch v. Plants und v. Schroff sen., 
dans dieses Alkaloid zwar dieselbe procentische 
Zusammensetzung wie das Atropin — daher auch 
dieselbe empirische Formel wie letzteres — besitzt, 
jedocli doppelt so intensiv in den angegebenen Rich- 
tungen [imd auf die Grosshirnfunktionen] wirkt. 
Buchheim vermuthet daher, dass im Daturin die 
Tropasilure durch eine metamere Sfture vertreten 
sei, eine Ansicht, welche so lange, als bei der Sp&l- 
tung des Daturin keine Tropasilure erhalten und als 
solche erkannt worden ist, sehr pl&usibel erscheint. 

Endiich macht Vf. bezllglich des Hyoscyamin 
die interessante Mittheilung, dass in der bei der 
Darstellung des ersteren restirenden Masse noch ein 
zweites, ganz anders als Hyoscyamin wirkendes, 
bez. Refiexkrampfe — bei Frdschen — erzeugen- 
des Alkaloid [dergleichen Krftmpfe erzeugen von den 
Solaneenalkaloiden nnd deren Substitutionsprodnkten 
anch Atropin (Fraser) und Benzoyltropin (Buch- 
heim), Hyoscyamin niemals ; Buchheim, Hell- 
man n] enthalten sei. Dasselbe wtlrde, ebenfalls 


amorph , dem Belladonnin in der Belladonna analog 
sein. Buchheim schl&gt vor, dasselbe, nach 
der persischen Bezeichnung: siker&n fllr Hyos- 
cyamus, „Silceranin“ zu nennen. 

(H. Kdhler.) 

390. Ueber die elektive Wirkung und die 
Eliminationsweise des Chin in ; von Dr. P. A 1 - 
bertoni undProf.Francesco Ciotto zu Padua. 
(Gazz. med. Ital., Provinc. Venete XIX. 12. 1876.) 

Wenngleich die Elimination des Chinin durch 
den Harn feststeht, so sind doch nur wenige und 
noch dazu negativ ausgefallcne Vcrsuche itber die 
Ans8cheidung des genannten Alkaloides durch die 
Galle angestellt worden. Letzteres ist urn so rnehr 
zu bedauern , als die Beziehungen der Leber zu der 
Malariainfektion bekannt sind und man mit Gubler 
annelimen kann , dass die Arzneimittel die Funktio- 
nen deijenigen Organe, welche mit ihrer Elimination 
betraut sind , in erster Linie zu beeinflussen pflegen. 
Ausser dem Nachweis in der Galle ist VfF. auch die 
Auffindung des Chinin in verschiedenen innem Or- 
ganen gelungen. 

Vff. eztrahirten zu dieaem Behuf die entbluteten 
Eingewelde mit schwefelsanrehaltigem Wasaer unddampf- 
ten das Filtrat zur Extraktconaistenz ein, oder atellten 
sich vonfluaaigenUnterauchungaobjekteD, wieBlut, Galle, 
Harn etc. durch Neutralisation mit sehr verdunnter Schwe- 
felsaure und Kindampfen ebenfalla ein Extrakt , welches 
mit achwefelsaurehaltigem Alkohol digerirt wurde , dar. 
Nachdem der unidsliche Ruck stand nochmaia mit fast 
abaolutem Alkohol erschopft worden war , wurde der 
Alkohol vom Filtrate abdeatillirt, derRflckatand inWaaacr 
aufgenommcn und flltrirt , daa Filtrat eingeenfft und mit 
Aether, bis dieaerNichta mehr aufnahm, geschiittelt. Von 
der fur sich getrennten Aetherachicht wurde der Aether 
abdeatillirt, der Ruckstand mit friach gefalltem Baryt- 
hydrat behandelt , das Alkaloid durch Aether auagezogen 
nnd schluaalich anch die letztc Spur freier Schwefelsaure 
durch Digeation mit Bleioxydhydrat entfernt. 

Fur den Nachweis dea Chinin wurden die bekannten 
Reagentien : Chlorwaaser (l°/ 0 ), Ammoniak (68.6 Grmm. 
zu 1 Liter Waaaer) und Kaliumeiaencyaniir (60 Grmm. zu 
1 Liter Waaaer) verwendet ; znr Controle dienten LSann- 
gen von Chininaulphat in der Starke von 0.001 — 0.00026 
Grmm. zu 1 Cctmtr. Waaaer. 

Vff. erfirtem zunftchst die Frage, ob innerlich 
gereichtes Chinin mit der Galle eliminirt wird, bez. 
in diese Ubergeht. Der Nachweis des Chinin gelang 
2 — 5 Std. nach Einverleibung in der Galle in 3 Ver- 
suchen (an Hunden). Sofern sich bei einer Exkretion 
von etwa 400 Grmm. Galle in 24 Std. stets nicht 
mehr als 9 — 20 Grmm. Galle im Mittel in der 
Gallenblase befinden, und auch wenn nur 0.6 Grmm. 
des Alkaloides durch das Maul Hunden beigebracht 
sind , der Nachweis des Chinin in der Galle gelingt, 
*muss die Elimination desselben mit dem Lebersekrete 
eine sehr rege und augenscheinlich vollstilndige sein. 
Wo kein Chinin in der Galle aufzufinden ist, war die 
Resorption vom Darmk&nale aus durch zu grossc 
AlkalinitUt des Darminhaltes oder Vorhandensein 
grosser Mengen freier Gallensfture , mit welchen das 
Chinin unidsliche Verbindungen eingeht, verlangsamt, 


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134! 


III. Hygienic, Difttetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


nnd wiederholt fandenVff., auch wenn dieGalle kein 
Chinin enthielt, solches in der Leber vor. 

Chinin auf andern We gen dem Organismus 
einverleibt, passirte den Pfortaderkreislauf nicht 
nnd wurde nicht mil der Gal/e , sondern mit dem 
Nierensebrete eliminirl. In diesen Fallen kommt 
die Chininwirkung anf die Leber in Wcgfall ; viel- 
mehr gelangt das Alkaloid sehr bald in das Herz 
nnd von da durch die Carotis zu den Nervencentral- 
organen , weswegcn es nicht wunderbar erscheinen 
kann , dass nach subcutaner Injektion in erster Linie 
die Nervensphare durch das Chinin bceinflusst wird. 
Alsdann kommt, wie bereits Schroff sen. seiir 
richtig hervorhob , nicht die therapentisclie , auf die 
Leberzellen gerichtete, sondern die physiologisch- 
toxische Wirkung des Chinin zur Bcobachtuug, und 
demgemass wird das Alkaloid nicht in der Galle 
oder der Leber , sondern im Ilarn wieder aufgefun- 
den. 

Vff. crdrtem ferner, ob nach innerlicher Ein- 
verleibung dee Chinin vielleiclit ein Theil des 
Chinin , oline den grossen Kdrperkreislauf zu be- 
riihren, von den Pfortaderasten des Darmkanals 
aufgesogen , direkt der Leber zugefuhrt wird , mit 
der Galle in das Duodenum gelangt und vielleicht, 
von den VV. meseraicae nochmals resorbirt, in den 
Leberkreislauf iibergefiihrt , mit der Galle in den 
Darm ergossen , bez. mit den Faces eliminirt wird, 
und so iintcr Vcrmittlung des kurzen Darm-Leber- 
kreislaufs densclbenWeg zweimal macht, ehe es den 
Organismus verlasst. Dass sich die Eisenpr&parate, 
denen Vff. ebenfalls einc specifischc, anf die Leber- 
fuuktionen gerichtete Wirkung (wodurch sie die 
Sanguinifikation besclilcunigen u. begtinstigen sollen), 
zuschreiben, und das Curare, welches bekanntlich 
subcutan injicirt, ganz anders wie innerlich einver- 
leibt wirkt, so verhalten, ist bekaqnt. Nach Vff. 
8chliesst sich Chinin den genannten beiden andern 
Mitteln an. Nach Beibringung durch den Mund wird 
stets eine grossc Menge unverandertes Chinin in den 
Faces angetroflfen ; da es in diesem Falle dcr Haupt- 
sache nach nur den Pfortaderkreislauf passirt , so 
wird man , um bci Malaria cnergisch auf die Leber- 
funktionen zu wirken , wie dieses auch die klinische 
Erfahrnng bestatigt, ftlr die Knr der genannten 
Krankheit weniger, aber grosser Chiningaben be- 
dUrfen. 

Endlich snehen Vff. festzustellen, wie. lange das 
Chinin nach seiner Resorption im ThierkOrper 
verxoeilt und in welchen KOrpertheilen es chernisch 
nachweisbar ist. In dieser Hinsicht haben zahlreiche 
Versuche ergeben, dass das Chinin bereits 1 Std. 
nach seiner innerlichen Einvcrleibung im Blutc, nach 
2 — 3 Std. in den Eingcweiden, nach 3 Std. im Ham 
nnd nach 4 Std. in dcr Galle nachweisbar ist. 
Wernor’s Versuche, welcher das Alkaloid noch 
16 Std. nach der Medikation im Ham auffand, be- 
weisen, dass dasselbe lange im Organismus verweilt, 
bez. langsam wieder ausgeschieden wird. Beim 
Menschen fanden sich 6 Std. nach der Einvcrleibung 

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von 0.6 Grmm. Chininm sulfmic. 0.045 Grmm. des 
Chiuinsalzes im Ham vor. Von innem Organcn, aus 
deren Parenchym Chinin isolirt werden konnte, sind, 
ausser dcr Leber, die Milz, der Darm nnd das Him 
zu nennen. In ictztcrem ist es namentlich schnell 
nach der innerliehen Iiinverleibung auffindbar. Auch 
im Herzen wird Chinin nach derselben genannten 
Applikation in kleinen Mengen angetroffen ; grdssere 
Mcngen finden sich nach subcutaner Injektion nnd 
Einspritzung in die Jugularvenc daselbst vor. Die 
Resultate von 16 an Hunden und Menschen ange- 
stellten Versnchen fassen Vff. in einer Tabelle zii- 
sammen, welche eine kurze Wiedergabe nicht gc- 
stattet. (H. Kohler.) 

391. Zur Pharmakologie des Queoksilbera 
und seiner Prftparate ; nach Marie; v. Bam- 
berger; Hamburger. 

Dr. MaxMarle in Breslan (Arch. f. experim. 
Pathologie u. Pharmakol. III. 5 u. 6. p. 397. 1875 s ) 
untersuchtc das Verhalten des Sublimat gegen saure 
Huhnereiweissldsuug, sauren Mngensaft von Tldcrcn, 
Peptone und Lftsnngen von Serumalbumin. 

Gegen saure Tlulinereiweissldsung ist das Ver- 
halten des Sublimat vbllig abweichend von dem gegen 
alkalische Eiweisslosung. In 10 Cctmtr. einer Illlhner- 
eiweisslosung be wirkt 1 Cctmtr. einer 1% Sublimat 
nnd 10 °/ 0 Koclisalz enthaltenden Lbsung deutliche 
Trttbung , 1 Cctmtr. einer 1 °/ 0 Sublimat und 20° /„ 
Koclisalz enthaltenden Lbsung einen anschnlichen 
"Niederschlag , wShrend einc 20°/ 0 Kochsalz ohne 
Sublimat haltende Losung keine Triibung hervor- 
braclite. Der durch Sublimat und Koclisalz bewirkte 
Niederschlag kommt nach M. jedenfalls durch cbe- 
mische Verbindung des Sublimate mit dem Ei weiss 
zn St&nde, da er ansehnliche Quecksilberreaktion 
giebt. 

Im Magensaft erzeugt Snblimat nach M.’s Vcr- 
suchen einen Niederschlag nicht, wenn der Gchait 
der Lbsung l°/ 0 nicht iibersteigt. In Pepfoulosungen 
erzeugte Zusatz einer lprocent. Sublimatlbsung deut- 
liche Triibung, doch blieben sie vbllig klar nach 
Zus&tz einer der innerlichen tlicrapentischen Anwen- 
dnng entsprechenden Concentration (0.03°/ 0 ) der 
Sublimatlbsung , es tritt also nach Anwenduug der 
therapeutisch gebrauchlichen Sublimatconcentrntion 
anch ohne Zusatz von Kochsalz eine Fkllnng der 
Peptone nicht ein. Im Serumalbumin wnrde die 
Fftllung verhindert , wenn dem Snblimat mindestens 
die lOfache Menge Kochsalz zugesotzt wnrde. 

Bei der Magenverdauung ilnssert Snhlimat allein 
einen auffallend hemmenden Einfluss auf die Ueber- 
ftlhmng der Eiweisskbrper in Peptone , sclbst wenn 
nnr kleine Mcngen Sublimat einwirken ; die die Ver- 
dauung hindemdc Wirkung wird proportional der 
zunehmemlen Sublimatmenge stirker, verringert sich 
jedocli im Verhftltniss zur znnehmenden StArke der 
Verdanungsflilssigkeit. Ueberschreitet die Sublimat- 
menge im Verhkltniss zum Pepsingehalt eine gewisse 

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135 


HI. Hygieine, Diatetik, Pkaraakologie u. Toxikologie. 


Grenze, so wird jegliche Verdauung aufgeboben. 
Dabei aimmt die verdauuugshemmentle VVirkung dea 
Sublimat wakrend dea Ablaufs der Verdauung all- 
milig an Intensitat zu. Nach den Versuchen, die M. 
bell ufe der Aufklaruug dieses Verhalteua angeatellt 
bat, lifest aicli t’aat mit Sicherlieit aublieaaen, dass eine 
Zers toning des Pepsin durcb das Sublimat niclit be- 
wirkt wil'd , sondern namentlicli der Umstand , damn 
die Intensitat der Verdauung wihrend des Ablaufes 
der letzteni immer mehr abgesch wiiclit wirnle, machte 
es walirscbeinlieh , dass die Eiweisskorper durcb 
lingere Bertllirung mit dem Sublimat geeigneter wer- 
den , dem Angriff des Pepsin zu widersteheu , und 
sehr walu'scheinlich berulit dieses ver&nderte Ver- 
halten der Eiweisskorper gegen Pepsin auf einer 
cbemiscben Verbiudung, die das Sublimat aucli in 
sourer Lbsung mit denselben eingebt. 

Kochsalz allein beeinfiusste in kleinem Mengeu 
die Magenverdauung niclit merkiicb , in grbsaern 
Mengen bewirkte es eine mkssige Verlangsamung, 
die jedock bedeotend geringer war, als bei Zusatz 
von Sublimat. 

Sublimat mit kleinen Mengen Kochsalz, sowie 
das Doppelsalz des Sublimats mit dem Kochsalz 
(ClHg -f- CINa) bcmnit die Uebei-fiilinuig in Peptone 
niclit starker als die gleiclie Dosis Sublimat fiir sick 
allein. Die gleickzeitige Einwirkung von miissigen 
Mengen Sublimat und Kochsalz in grbsserer Gabe 
hcmmt die Verdauung so bedentend, dass dieser 
liemmende Einfluss sich nicht allein aus dem biosen 
Zusammenwirken der angewendeten Mengen Sublimat 
nnd Kochsalz erklaren Ulsst ; M. uimmt an, dass die 
clieraischc Verbindung des Sublimat mit dem durch 
die Koclisalzeinwirkung gcsclirumpften Eiweiss fllr 
die UeberfHbrung in Peptone ganz besondere Sclrwie- 
rigkeiten bietet. Wie M.’s Venmche mit Htthner- 
eiweiss ergaben, entstcht eine chemische Verbindung 
des Eiweisses mit dem Sublimat. 

Aus dieseu Versuchen folgt nach M. , dass beim 
innerlichen Gebrauch von Sublimat sowohl stark 
kochsalzlialtige Nakrung, als aucli der tberapeutische 
Zusatz grbsserer Koeksalzmengen vermieden werden 
muss. F(tr die subcutanen lnjektionen verhalt es 
sid> hingegen an dem, da Sublimat mit entsprechen- 
den Koeksalzmengen keine Gerinnung von Serum- 
albumin bewirkt, wohl aber Sublimat allein. In einer 
grbssern Anzabl von Fallen, wo Sublimat allein und 
Sublimat mit Kochsalz gleichzeitig in derselben Dosis 
an symmetrischenKorperstellen eingespritzt wurden, 
war die Schmerzhaftigkeit fast ohne Ausnakme auf 
der Seite geringer , auf welcber Sublimat mit Koch- 
saiz eingespritzt war, und die nach reinen Sublimat- 
i^jektioneu zurtlckbleibenden Bindegewebaknoten 
traten bei Zusatz von Kochsalz entweder gar nicht 
oder dock in geringerem Umfange auf. 

Prof. H. v. Bamberger (Wien. mod. Wochen- 
aclir. XXVI. 11. 1876), tlberaeugt von den grossen 
Vorthedlen, welcbe die subcutane Injektion von Queck- 
silberprkparaten zu bieten im Stande ist, halt es fUr 
die weitere Verbreitung der Methode fUr erforderlicb, 


dass zu diesem Zwecke statt des Sublimats ein brtlich 
mebr indifferent sick verkaltendes Quecksilberprftpa- 
rat in Anwendung komme. Er empiieklt dazu Queck- 
silberalbumiuat in einer Cliloniatrium lbsung | boreits 
im J. 1872 von Staub in Strassburg — vgl. Jakrbb. 
CLVI. p. 153 — zu gleichem Zwecke vorgeschla- 
geuj uud giebt fllr die Darstellung des Prilparats 
folgende Vorschriften. 

Zur Darstellung bedient man sick nach B. am 
besten des llilhnerei weisses, das man nach Entfer- 
nung der Membraueu mit Wasser verdUnnt und filtrirt, 
dann mit Sublimatliisuug fallt, den Niedei'scklag lost 
man, ohne zu filtrireu , sogleich in Cliloniatrium und 
filtrirt dann. Man kaun aucli zuerst die Chlomatrium- 
lbsung mid dann die Sublimatlbsung in deu spelter 
auzugebenden richtigeu Verkaltnissenzusetzen, wobei 
sick gar kein Niedersclilag , sondern nur lbsliclies 
Albuminut bildet. 

Die einzige Schwierigkeit bei iliesen Bereitungs- 
weisen liegt in der Filtration , die B. in der Weise 
ausflllirt , dass er das mit Wasser verdilnute Eiweiss 
durch ein niclit zu grobes Tuck colirt und cs dann 
durch einen Glasti'icbter uiit Glaswolle entlialteuder 
Kugel Hiesseu lksst. Auf diese Weise erhklt man 
das Prkparat ganz klar oder kbekstens ganz leicht 
opalisirend. 

Wenn man das Serum mit Su blima t filllt mid den 
Niedersckag mit Cklornatrium lost, so ist die Lbsung 
immer etwas trtlbe und muss mindestens 2 — 3 Tage 
ruhig in einem bedeckten oder geschlossenen Gefdsse 
stelien , dann filtrirt man entweder wieder zuerst mit 
Glaswolle oder gleicli durch ein angefeuclitetes dop- 
peltes Filter aus schwediscliem Papier. Die Filtra- 
tion dauert, auch wenn die Menge niclit bedeutend 
ist, gewdhiilich melirere Tage, doch darf man sie 
nicht zu beschleunigen sueben. 

In Bezug auf die Concentrationsverhaltnisse der 
einzelnen Flllssigkeiteu fand B. am zweckm&ssigsten 
eine Verdtlnnung des Eiweisses mit dem l 1 /,- bis 
2facheu Volumen destillirten Wassers, eine 5procent. 
Sublimatlbsung und eine 18 bis 20procent. Chlor- 
natriumlbsung. 

Da die Flflssigkeit absolut kein freies Queck- 
silberchlorid entlialten soil, so darf man bei dem 
Zosatze desselbeu die Grenze der F&llbarkeit des 
Albumins nicht tlberschreiten, doch istesandererseits 
rfithlich, dieser Grenze so nahe als mbglich zu kom- 
men , weil die Flllssigkeit um so leichter zu filtriren 
ist nnd sich urn so besser halt , je weniger freies Ei- 
weiss sie enthalt. Um dieses Verhaltniss zu bestim- 
men , mackt man , wie B. rath , zuuachst mit ganz 
kleinen Mengen eine vorbereitende Probe in der 
Weise, dass man 3 — 4 Cctmtr. der Eiwcisslflsung 
auf ein grosseres Uhrglas bringt, dasselbe auf ein 
schwarzes Papier oderGlas stellt und aus einer Glaa- 
hahnburette Tropfen fllr Tropfen der Sublimatlbsung 
zufiiesaen lasst. Auf diese Weise kann man mit 
grbsserer Sch&rfe das Ende der Beaktion erkennen. 
Fllr die Gesammtmeoge nimmt man etwas weniger 


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136 


III. Hygieine, Diltetik, Pharmakologie n. Toiikologie. 


als sich durch die Probe als erforderlich heraus- 
gestellt hat. Die Chlornatriumldsung setzt man in 
gleicher Weise zur Probe tropfen weise zu , bin nur 
eine leicbte Trttbung bleibt, die sich nicht weiter ver- 
mindert. 

Nach der Voraussetzung , dass das s&mmtliche 
zngesetzte Quecksilberchlorid in Quecksilberalbumi- 
nat umgewandelt werden mttsse, zum Tlieil durch 
die Chloralkalien in Ldsung gehalten, zum Theil 
durcli den nachtraglichen Zusatz von Cldomatriom 
ganz oder doch mit nur uubedeutendem Verluste in 
Ldsung gebracht, musste der Quecksilbergehalt der 
Fltissigkeit ganz proportional der zugesetzten Subli- 
matmenge sein, und die Probe zeigte, dass diessganz 
genau oder nur mit gar nicht in Rechnung zu ziehen- 
den Differenzen der Fall war. 

Urn eine Ldsung zu erhalten , die auf 1 Cctmtr. 
genau 1 Ctgrmm. Quecksilberalbuminat enthalt, 
nimmt B. 100 Cctmtr. Eiweissldsung , 60 Cctmtr. 
bprocent. Sublimatlosung und 60 Cctmtr. Kocbsalz- 
losung und setzt 80 Cctmtr. destillirtes Wasser zu, 
so dass die Gesammtmenge der Fltissigkeit 300 
Cctmtr. betrilgt ; das zugesetzte Sublimat betrkgt im 
Ganzen 3.00, auf 1 Cctmtr. also 0.01 Cctmtr. = 
1 Centigramm. 

Die Ldsnng ist nach Bamberger’s Erfahrun- 
gen ganz gut haltbar; weisslicher Niederschlag , der 
sich nach l&ngerm Stehen auf dem Boden des Ge- 
fUsses bildet, ist offenbar eine Reduktionserscheinung, 
durch welclie, abgesehen von geringer Verminderung 
des Quecksilbergehaltes , die Brauchbarkeit der Ld- 
sung nicht beeintrilchtigt wird , doch muss man den 
Niederschlag aus der zur Injektion zu verwendenden 
Fltissigkeit sorgfhltig fernhalten. 

Versuche mit der Anwendung der so bereiteten 
Fltissigkeit zu subcutanen Injektionen ergaben , dass 
sie , wenn sie ganz klar oder hdchstens leiclit opali- 
sirend ist , eben so wenig eine drtliclie Reizung her- 
vorruft, wie eine Morphiumlosung. Die Erfolge waren 
in den von B. mittels dieser Losung behandelten 
Fallen (meist specifische Exantheme , zum Theil von 
betrachtlicher Intensitfit) ilusserst glinstig ; schonnach 
wenigen Injektionen trat eine rasche Abnahme aller 
Erscheinuugen ein. Sammtliche Kr. nahmen wahrend 
der Behandlung an Kdrpergewiclit zu; Salivation 
kam nicht vor, obwohl keine prophylaktischen Maass- 
regeln getroffen wurden. Der Uebergang des Qneck- 
silbers in den Harn war selir bald (schon nach 2 In- 
jektionen von je 9 Mgrmm.) nachzuweisen. — Auch 
flir die innerliche Anwendung scheint das Prilparat 
sehr geeignet; zwar konnte man annehmen, dass, 
wenn der Magen freie Salzskure entlialt, das Queck- 
silberalbuminat sich wieder in Quecksilberchlorid um- 
wandeln wtlrde, doch kdnnte man dem vorbeugen, 
wenn man vorher durch eine geringe Menge eines 
alkalischen Mineralwassei's die Saure neutralisirt. 

Um das langwierige Filtriren der Eiweissldsung 
abzukUrzen , das durch den Gehalt an Mlbarem Ei- 
weiss bedingt ist , und damit die Moglichkeit zu be- 


seitigen , dass das Eiweiss faulen kann , rath Dr. E. 
W. Hamburger (Wien. med. Wchnschr. XXVI. 
14. 1876) , der Versuche tlber die Darstellung des 
Bamberger ’schen Quecksilberalbuminats im La- 
bora to rium des Prof. H. Huppertin Prag anstellte, 
das Ml bare Eiweiss durch Zusatz einer Saure abzu- 
Bcheiden. [Wegen des von Prof. H u p p e r t zur 
Bestimmung der zur Fallung gerade erforderlichen 
Menge benutzten Verfahrens muss das Original ver- 
glichen werden.] Um die andere Schwierigkeit, der 
Grenze der Fallbarkeit des Albumins mbgliclist nahe 
zu kommen , ohne dieselbe zu (lberschreiten , zu be- 
seitigen, benutzte Hamburger den Umstand, dass 
Quecksilberalbuminat in einer Ldsung von kohlen- 
saurem Natron weiss bleibt , so lange kein Ueber- 
sciiuss von Sublimat vorhanden ist , ausserdem aber 
in Folge der Bildung eines basischen Quecksilber- 
salzes gelb , rdtlilich oder brauu wird , so dass man 
durch Einbringen eines Tropfens der Quecksilber- 
albuminatlbsung von Zeit zu Zeit genau den Zeit- 
punkt bestimmen kann, wann das Sublimat im Ueber- 
schuss vorhanden ist. 

Zu 100 Cctmtr. verdtlnnter Eiweissldsung 
brauchte Hamburger 44 Cctmtr. Sublimatldsung, 
die in 100 Cctmtr. 4.1 Grmm. Sublimat und 40 
Cctmtr. einer Kochsalzldsung , die in 100 Cctmtr. 
20 Grmm. Kochsalz enthielt; das Quecksilberalbu- 
minat enthielt also nahezu 1% Sublimat. 

Bamberger (a. a. 0. Nr. 14) halt den Zusatz 
von Stlure zur Beschleunigung der Filtration nicht 
fllr nothig, sondem glaubt, dass stkrkere Verdiinnung 
mit Wasser zu diesem Zwecke vollstandig ausreicht. 
Er empfiehlt demnach nachtrkglich, statt wie frtilier 
1 */ a — 2 Voliunina Wasser, die Verdtlnnung mit 3 
bis 4 Vol. , die ganz gut zulkssig ist, um noch die 
Ei-reichung eines Quecksilbergehaltes von 1 °/ 0 zu 
gestatten. Das Verfaliren Hamburger’s, den 
Ueberschuss von Quecksilber nachzuweisen, bezeich- 
net B. als ausserst zweckmhssig. 

Die Darstellung einer vollkommen klaren und 
haltbaren Quecksilberalbuminatlbsung h&ngt also 
wesentlich ab 1) von der Bereitung einer vollkom- 
men klaren Eiweissldsung und 2) von der Vermei- 
dung jedes EiweissUberschusses in der Ldsung. Die 
2. Bedingung erfUllt man durch die Anwendung der 
Sodaprobe, die erste in derMehrzahl der Falle durch 
4fache Verdtlnnung oder, wenn diess noch nicht 
genflgt, nach B. durch Zusatz von einigen Tropfen 
Glycerin zur Eiweissldsung. Nach diesem Zusatze 
lftS8t man die Ldsung 10 — 12 Std. lang stehen, 
schllttelt sie jedoch wiederholt stark, dann filtrirt 
man sie durch ein angefeuchtetes Filter, wenn ndthig 
wiederholt , bis sie ganz klar geworden ist. Nach 
dem Zusatze der Sublimat- und Koclisalzldsung l&sst 
man die Fltissigkeit, auch wenn sie vollkommen klar 
geblieben ist, doch noch 2 Tage stehen, ehe man sie 
filtrirt , und ftlllt sie in kleine FlXschchen , die man 
an einem ktthlen Orte anfbewahrt. 


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III. Hygieine, Difitetik, Pharmakologie u. Toiikologie. 


392. Toxikologiaohe Mittheilungen ; von 
A. B o 6 ; Sidney Ringer; G. F. Schreiber; 
Netolitzky; Ileschl; P. Carles; H. L a s - 
sing. 

Eine Vermftung dutch Blatter ran La riven 
viroxa (Salat) beschreibt Dr. A. Boe (Bull, de 
Th6r. XC. p. 368. Avril 30. 1876.) 

Am 15. Marz assen 4 Personen : ein 1 Ojiihr. Kind, 
seine 28jahr. Mutter, der BOjiihr. Oheim und ein 45jahr., 
im Uause beschaftigter Arbeiter, einen ans den jungen 
Trieben von LGwenzahn und Cichorie and Salatbl&ttern 
zubereiteten Salat. Her Oheim fand die Salatbliitter un- 
geniessbar ; die ubrigen 3 Familienglieder. wclclie davon 
gegessen , erkrankten noch vor Einbruch der Nacht nnter 
heftiger Kolik und Erbrechen , Pupillenerweiterung hoch- 
sten Grades , Unvermogen zu sehen , Injektion der Con- 
jnnetiva bulbi und dumpfein Kopfsehinerz. Bei dem Kna- 
ben kamen hierzu noch Gesichtshallncinationen n. heitere 
Delirien. Diese Krankheitserscheinnngen hielten etwa 
36 Std. an ; nnr das Kind klagte noch einige weitere Tage 
fiber Kopfweh. Hie Behandlung bestand in IJarreichung 
starken sebwarzen Kaffces , wonach sich Nausea nnd Er- 
brechen minderten. Das Kind erhielt ausserdem ein 
Emetikum. 

Diese Beobachtung widerlegt die Angabe Or- 
fila’s, wonach nur das Extr. Lactucae virosae, nicht 
aber die griinen Bliltter dieser Pflanze giftig wirken. 

Sidney Ringer (Lancet 1. 10. p.346. March 
4. 1876^ hat anf Grnnd der Erfahrung, dass Atropin 
und Pilorarpin (der wirksame Bestandtheil des Ja- 
borandi) sich in Beeinflussung gewisser Organ- 
fnnktionen, wie der Pupillen weite, der Speichel- nnd 
Schweissabsonderung , als AntagoniBten verhalten, 
das Pilo e at pin in nachstehenden beiden Fallen 
von Atropinvergiftung [angeblicli] erfolgreich 
angewandi 

1) Ein BOJfihr. Herr hatte am Wethnachtstage rrm 
12 Uhr 30 Min. ans Versehen ca. 7.60 Grmm. eines atro- 
pinhaltigen Liniments verschluckt. 8ehr bald wurde Pat. 
bewusstlos, sein Korper steif und seine Kiefer zusammen- 
gepresst. Eine Stunde spater kam er in Ilospitalbehand- 
lung. Die Pupillen waren jetzt enonrn weit, und wiewohl 
Pat. an ihn gerichtete Kragen zu verstehen schien , rer- 
mochte er doch nicht zn antworten. Der behandelnde 
Arzt applicirtedieMagenpumpe, gab innerlieh 3 Drachmen 
(etwa 11.0 Grmm.) Ipecacuanhawein und liess '/ I00 Grain 
(ea. 0.6 Mgrmm.) Pilocarpin wiederholt subcutan Injiciren. 
Ein Erfolg wnrde danach nicht beobachtet ; vielmehr war 
nm 2 Uhr 60 Min. ausscr completer Bewusstlosigkeit, 
scbnarchendes Athemholen, pro see Trockenheit der Haut, 
Lippen etc. , tetanische Steifheit der Ellbogengelenke, 
convulsivischee Zucken der Rnmpf- und Extranitilten- 
mnskeln nnd hochstgradige Mydriasis vorhanden ; Puls 
104 ; Reap. 22. Um 8 Uhr Abends kehrte das Bewn set- 
seta thellweise zurfick ; doch delirirte Pat. hestandig nnd 
die tetanische Steifheit der Gliedermnskeln hatte zuge- 
nomracn. Die Trockenheit der Haut und Lippen blleb 
nnverandert. Um 10 Uhr spraoh Pat. bestandig unver- 
stfindliches Zeug , rise an den Betttftehern hernm nnd war 
sehr misstrauisch gegen die Uragetrang. Dieser Zustand 
hielt am ganzen nachsten Tage an ; 86 Std. nach der Ver- 
gifttmg stellten sich furibunde Delirien ein ; doch war es, 
la de reel he ein notorischer SSufer war, schweranzngeben, 
\b wirklich noch Atropinvergiftung allein Oder eine Com- 
■Jlkatieu imt Delirium tremens voriag. Pat. mnsste 
eftere 2 Tage in der Zwangsjacke zubringen mid erhielt 
.a d^r 3. Naeht gegen Morgen 0.016 Grmm. Morphinm 
si' entan. Am 4. BehamManptage kennte die Zwangs- 
Ued. Ja’hrbb. Bd. 171. Hit. 2. 


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jacke entferut werden. Pat. musste jedoch noch immer 
1.2 Grmm. Bromkalium und 1.8 Grmm. Chloralhydrat, 
weiche ihm Schlaf verschafften , erhalten. Er erwachte 
gegen Abend frei von Delirium. Pat. musste bestandig 
das Nachtgeschirr beuutzen , liess jedoch stets nur wenige 
Tropfen Urin (MorpkinwirLuny f). Urinverhaltung be- 
sland nicht. Die 4. Nacht verlief ruhig und Pat. konnte 
am 6. Tage nach der Vergiftung geheilt entlassen werden. 

Wahrend sonst \l t Std. nach subentaner Injektion 
von 0.p2 Grmm. Pilocarpin profuse Schweiss - nnd 
Speichelsekretion erfolgt (was sich auch an deni 
wiedergenesenen Pat. best&tigte), genttgten im vorlie- 
genden Falle 0.08 Grmm., in 2'/, Std. nuf dieselbe 
Weise beigebracht, nicht, diesen EfFekt hervorzu- 
bringen, wiewohl es nach der 3. Injektion auf kurze 
Zeit den Anscliein hatte. Von antagonistischer Wir- 
kung beztlglich der Vermelirung und Beschrftnkung 
der Sekretionen kann also zwischen Pilocarpin und 
Atropin nnr insofera die Rede sein, als V’,,*, Grain 
(0.6 Mgrmm.) Atropin die durch Jaborandierzeugten, 
profusen Schweisse etc. sofort sistirt; das Umgekehrte 
gelingt nicht. [Auch ftlr den Antagonismus betrefft 
der Pupillenwirkung legt obiger Bericht kein Zeug- 
niss ab; die Pupillen bliebeu sehr weit, und R.’s Be- 
merkung, dass er die Mydriasis nach Atropin in 
andern Vergiftungsfallen bedeuteuder gesehen habe, 
kann die Tliatsache , dass es nicht zu Myosis kam, 
nicht eutkrftften. Ausserdem ist der ganze Fall we- 
gen Complikation mit Delirium tremens und Anwen- 
dung versebiedener anderer und sehr energisch wir- 
kender Mittel ftlr den therapeutischen Nutzen des 
Jaborandi (Pilocarpin) bei Atropinvergiftung niclits 
weniger als beweiskrftftig.] 

2) Die 4jahr. M. B. wnrde 5 Min. , naehdem Me ca. 
16 Grmm. Belladonnalinlment vcrschhickt hatte trad sofort 
wie betrunken umhergeschwankt nnd an die Wand ge- 
fallen war, in halb bewusstlosem Znstande in das Hospi- 
tal gebrftcht. Die Symptome der Atropinvergiftung 
waren in augen falligster Wei<*e entwickelt; dazu kamen, 
wie im 1. Falle, 4 Std. nach erfolgter Vergiftung convul- 
sive Erscheinungen , nnd nachdcm das Kind 3 Std. im 
Halbschlaf dagelegen , auch Delirien u. GeelchtshaUucina- 
tionen. Diese Erscheinungen liessen erst nach 28 Std. 
nach. Die Haut blieb trock n ; das bekannte Exanthem 
erschien imGesicht, Nacken, an Rnmpf, Armen u. Belnen 
und ebenso hielt auch die Mydriasis bis zn der 29 Std. 
nach der Vergiftung nnter Eintritt mehrstundigen rohlgen 
Schlafes erfolgenden Genesung an. Der Puls schwankte 
zwischen 96 und 160. Hier war, weil Jatgorandi anf Kin- 
der nach Ringer weit weniger schweiss- und spelchei- 
treibend wirkt , als auf Erwachsene , Pilocarpin in Gabon 
von 0.06 Grmm. subentan injicirt worden, ohne jeden 
Erfolg in den angegebenon Richtnngen ; und gleiohwohl 
reiht Vf. diese Beobachtimg der vorigen als dureh Jabo- 
randi geheilten Fall von Atropinvergiftung an. 

Um A conitvergif tung handelte es sich in 
nachstehendem , von G. F. Schreiber in Weat- 
Brooklyn (Philad. med. and surg. Reporter XXX. 4. 
p. 125. [Nr. 989.] 1876) mitgetheilten Fatte. Wo 
genannte Drogne schweisstreibend und herzparaly- 
sirend wirkt , ist sie nach Vf. in toxischen , also zu 
grossen G&ben gereicht worden; als Beleg dient 
folgende Krankengeachichte. 

E. B. , ein Arbeiter von 36 J. , hatte gegen Tremor 
potator. MdSchlafioslgkeit urn 9 Uhr Morgens 2 Tbeeloffel 

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III. Hygieine, Di&tctik, Pharmakologie u. Toxikologie, 


Aconitpulver (Wnrzel) eingenommen. Bald darauf traten 
to kurzen Intervallen Convulslonen auf. Pat. klagte fiber 
Troekenheit im Halse, erbraeh wiederholt und lltt an 
Kfilte nndTaubwerden dcr Extremitaten, sowie an grosser 
Mnskelschwache. Der Puls war kaum zu fuhlen und die 
blasse, runzelige Haut niit kalteui, klcbrigcm Schweias 
bedeekt. Vf. Hess Senfwasser in grossenMengen trinken, 
wonach Erbrechen mit Aconitwurzel vemiiBchten Magcn- 
inhaltes erfolgte. Ausserdem wurdcn hcisse Saudsaeke 
anf die Fusse applicirt und wiederholte Friktionen des 
KOrpers vorgenomuien. Es trat jedoch nochinals Er- 
brechen, von tetaniseher Starrheit der Muskeln, Vortreten 
der Buibi, Suspension der Athmung und andem Vorboten 
des Todes begleitet, ein. Vf. setzte nun eine Elektrode 
des elektrischen Induktionsapparates auf den Nacken und 
die andere auf die Ilerzgegend , worauf sich die Athmung 
besserte. Pat. klagte fiber durch das Elektrisiren bewirk- 
ten Schmerz und bat , ihn sehlafen zu lassen , was jedoch 
Vf. nicht zugab , Bondem vielmehr den Induktionsapparat 
unter grosser Nahcrung der Rollen in kurzen Zwischen- 
pausen einwirken liess , da dieses Verfahren offenbar von 
Nutzen war. Um 12 Uhr wurde der Puls wieder deutlich 
ffihlbar; es wurde ein Klystir mit Salzwasser gcsetzt, wo- 
nach Abgang mit Aconitthellen vermisrhter Faces erfolgte, 
und nachdem Pat. noch einroal stark collabirt und hierauf 
sofort wieder mit sebr starken Induktinnsstromeii behan- 
delt worden war, trat er um 3 Uhr Nachmittags, wo ein 
defer, ruhiger Schlaf erfolgte, in die Genesung ein. Pat. 
war bierdurch nicht nurvonder Aconitvergiftung, sondern 
auch vom Trinken grundlich kurirt. 

Einen nicht uninteressanten Fall von Arsen- 
vergif tung hat Dr. Netolitzky in Bdhm.- 
Zwickau (Prag. med. Wchnschr. I. 12. p. 225. Milrz 
1876) mitgetheilt ; die genommene Dosis Arsenik 
Uberstieg die ala toxisch - letliale festgeetelltc bei 
Weitem. 

Vf. fand die 25jfihr. , frfiher gesunde, aber schwSch- 
licbe Pat. , fiber Brenden und herben Gescbmack im 
Monde und Schmerz bei Druck auf die Magengegend kla- 
gend , angekleidet auf dem Sopba liegcn. Die ilaut war 
mit klebrigemScb weiss bedeekt und kuhl anzufuhlen, das 
Auge glanzend , die Conjunctiva injicirt , das Gcsicbt ge- 
rothet, dieStimrae heiser und klangios und der Puls klein, 
frequent. Dabei waren starke Herzpaipitationen zu fuh- 
len und die cboleraahnlicben, bei akutem Arsenicismus zn 
beobachtenden Darmsymptome stark ansgesprochen. Pat. 
batte 1 Std. vorher ein wallnussgrosses Stfick arseniger 
Saure in Wasser geldst unter dem Pretext , dass es ein 
Mundwasser sei, inGegenwart ihrerGeschwister in selbst- 
morderischer Absicht in Kaffee eingenommen nnd die nn- 
gelfisten Stfickchen unter aucb der Umgebung hOrbarem 
Knirschen mit den Zahnen zerkleinert und kinunter- 
gescbluckt. Speicheltiuss , Durchfall, Erbrechen und 
Collapsiis machten sich schon nach 30 Min. bemerklich, 
und nachdem Pat. ein Gcstandniss abgelcgt , trank sie auf 
vieles Bitten l 1 /* Std. nach dem Genusse des Arseniks 
etwa */j Liter fetter Milch. Vf. fand Pat. nocb im Besitz 
von 175 Guam, aus der eigenen Glashutte der Pat. heim- 
lich entnommener arseniger Saure. Ein dem verschlnck- 
ten angeblich an GrOsse und Schwere glciches Stuck wog 

15 Gramm. Ordin. : grosse Mengcn Magnesia bydrica; 
Unterstutzung ties Erbreclicns. Am folgenden Tage war 
Pat. schr matt, dasGesicht gedunsen, dieAugenlidcr ode- 
matos und die Augen fnnkelten. Erbrechen und Diarrhfie 
hieltcn an. Der Urin wurde nur in sehr kleinen Mengen 
(tropfenweise) entleert; er war eiweissfrei. Die Nacht 
verlief schlaflos. Im llarn war wahrend dcr nachsten 

16 Tage , in welchen Pat. unter Gebrauch des Ecrruui 
bydratum (Antidotum Arsen?), diaphoretiseber und diure- 
retischcr Mittel sehr allmiillg genas, constant Arsenik 
nacbzuweisen. Die Pat. gestand nach ihrer Genesung, 
aeit etwa >/, J. mit Selbstmordgedanken umgegangen su 
sein und bei Gelegcubeit hauslicher Zwiste von Zcit zu 


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Zeit mit tier Zunge an apfelgrosseu Arseniks tucken geleckt, 
die weitere Ausfuhrung ihrer Absicht jedoch aus Angst 
vor den traditionellen Lcihschnicrzenstcts in letzter Stunde 
wieder aufgegeben zu haben. 

Als gfinstige, bez. lebeurettende Momeute dflrfen 
in vorliegendem Falle wolil der vorher getrunkene 
Milchkafl'ee, die allnifilige GewShnung an den Arsen- 
genuss durch das Leckcn an arseniger S&ure , und 
die Schwerldslichkeit der letztern hervorgeboben 
wei'den. Denizufolge dllifte die Hesorption wesent- 
lich verzdgert nnd die Elimination der ftlr die Todtung 
von 50 Menschen ausreiclienden Menge Arsenik znm 
gross ten Theile durch das Erbrechen bewerkatelligt 
worden sein. 

Prof. Heschl in Wien (Wien. med. Wchnschr. 
XXVI. 20; Mail3. 1876) berichtet fiber folgenden, 
in hohem Grade mcrkwtlrdigen Fall von Phos- 
phor ver gif tun g mit liimhdmorrhayie. 

Ein 19jahr. Schnstergeseile von robustem Bau hatte 
denSonntag ausserHauBe zugebracht, war Montage wieder 
an der Arbeit und entdeckte an verschiedeuen Stellen 
seines Korpere rothe, durch Waschen nicht zu beseitigende 
Fleckeu, deren Zahl, wahrend Pat. sich sehr matt ffihltc, 
zunahm uud am 3. Tage die Aufnahme des Pat. in das 
Hospital veranlasste , wo bei Abwcsenheit jedcs Eiebers 
die Diagnose auf , Purpura rheumatica 1- gestellt wurde. 
Am Tage nach der Aufnahme fand man die filteeten der 
Flecken braunroth, die jungsten hellroth , das Zabntieisch 
kaum geschwellt, die Mundschleimhaut blass ; an der Zunge 
und den Lippen zeigten sich kleinc Ekchynuisen. Pat. 
klagte fiber Mudigkeit und verminderte Arbcitskraft und 
Hess normale Mengen blutigen nnd stark eiweisshaltigen 
Urlns. Am folgenden Tage blieb der Znstandunverandert. 
Am nachstfolgenden konnte Pat. nur noch lallcu , wobei 
jedoch das Bcwusstsein erlmlten war. Sehr bald bildeten 
sich paretisclie Erscheinungen in der rechten Gesichts- 
halfte nnd dem rechten Anne aus, es trat vollstandige 
Lahmung des Facialis und Hypoglossus ein ; nach Mitter- 
nacht kam Erbrechen und um 6 Uhr Morgens verschied 
der Kranke. 

Die Leiche zeigte eine schwach ikterische liautfarbe 
und waren zwar wenige Todtenflecke , wobl aber allent- 
halben auf der Haut punktformige bis linsengrosse Blut- 
austritte , uameutlich an den Unterschenkcln , ain Epi- 
gastrium, iu der Symphysengegend und an der Streckseite 
der Oberschenkel, woselbst sic streifenfunnig contiuirtcn, 
vorbanden. Die Pupillen waren weit. 

Die Obduktion ergab starke Turgescenz des tiebiras 
und Abplattung der Hirnwindungeu. Im Centrum semi- 
ovale dcr linkeu Grossbimhemisphare befand sich ein 
wallnussgrosscr , mit gcronnenem Blute gefullter apoplek- 
tischer Herd und in dessen Umgebung waren zahlreiche, 
theils isolirte , theils zu diebten Gruppen vereinigte capil- 
lar e Hamorrhagicn von Punkt- bis fiber llanf komgrosse vor- 
handen. In der Umgebung dieser Uerde war die Substanz 
des Gehirns schwach gelblich, sehrfcucht, fast zerdiessend 
weich nnd von homogcnoin , gelatinosem Anscben. Die 
Arterien an dcr Iiimbasis waren normal und euthielten 
flfissiges Blut. — Die Lungen waren blutreich und odema- 
tos. Das Hcrztleisch war sebr consistent u. in den Kain- 
merwandungen , sowie im Septum zeigten sich zahlreiche 
Extravasatc von ziemlicli grosser Ausdehnung. Ekcbymo- 
sen fanden sich auch an dcr Laryngeal- und Tracheal- 
schleimhaut, der Lungcnpleura , dom Pcrikard , dem 
Bauchfell, dem subserosen Zellgewebe , der gewulsteten, 
und stellenweise gerotketen Magenschleimbaut, derDarm-. 
mucosa in der Pylorusgegcnd und auch sonst an zabl- 
reicben Steilen derDarmschlcimhaut, sowie indenNieren. 
In und zwiseben dcr Korpermuskulatur waren kleine 
Suffusionen eingestreut. In der Umgebung des apoplek- 
tiseben Uerdcs im Gehim waren in die Adventitia der 


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IV. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 


klelneren Artericn bis in die Capillaren hinein zablreiche 
kleine Fettkornchen eingelagert nnd auch in andcrn 
K5rpergegenden fand aich fettige Entartung der Gefasse, 
welche ztierst den Verdacht anf das Bestehen von Phos- 
phorvergiftung erregte. Fur letztere 8prachen anch das 
Besteben der Virchow’acben Gastroenteritis, die Fett- 
entartung der Leber nod Niere. Das Blut war dunkel und 
fluseig. Die Maskeln und die angeblich ihrer Zahl nach 
vermehrten weissen Blntzellcn erachienen gleiehfalls fettig 
entartet. 

Trotzdem dass die chemische, nach M i t s c h e r - 
lich’8 Methode ausgefilhrte Untereuchung der 
Leichenreste auf Phosphor negativ ausfiel , sprach 
sich Bamberger, Rokitansky gegenflber, wel- 
cher die Diagnose auf Phosphorisraus nicht als fiber 
jeden Zweifel sichergestellt oder, falls es sich am 
genannte Vergiftung handelte, in demconkretenPalle 
einen ganz besondern, einzigen erblicken wollte, 
rundweg gegen die Purpura und fQr das Vorhanden- 
gewesensein von Phosphorvergiftung aus. Diese 
Annahme wurde durch die anamnestischen Ennitte- 
lungen insofera best&tigt , als sich hcrausatelltc, dass 
Denatus trotz seiner 19 Jahre ein kindischer, lappi- 
sclier Mensch gewesen sei und die Gewolinheit gehabt 
habe, seinen Mitgesellen den Genuss des Vesper- 
brodes durch fbrmliches Spicken mit Zilndholzer- 
kopfehen zu verderben und dieselben , wenn sie das 
Brod fortspieen, anszulachen. Einige Tage vor dem 
Todesfalle hatten die Gesellen dasselbe gethan , so 
dass es mehr wie wahrscheinlich ist , dass Denatus 
ein zur Herbeiftlhrung der lethal ausgegangenen 
Phosphorvergiftung ausreichendes Quantum Phosphor 
verschluckt habe. 

Eine Vergiftung durch Eau de J are lie 
(unterchlorigsaurc8 Kali) hat P. Carles in folgen- 
dem Falle beobachtet (Ann. d’Hyg. 2. S4r. XLV. 
p. 550. Mai 1876). 

Ein Frachtfnhnnann trank aus Versehen */* Glas 
Eau dc Javelle und wnrde seinen Irrthum auch nicht eher 
gewabr, als bis sich IntoxikationscrBcheinungen einstell- 
ten ; bia dahin blieb er bei der Arbeit nnd trank frisches 
W'asser. Dio hervorragendsten Yergiftungaerscheinungen 
waren heftige Koliksehmerzen , Kiihlwerden der Extremi- 
taten , unanfhorlieher Hasten und mfihsame Respiration. 
Den Kopf anf die Arme geatutzt, sass Pat. da und hatte 
Nausea ohne zu erbrechen. Vf. liess Pat. 8 — 10 Gram, 
nnterschwefligsaures Natron in 250 Gram. Wasser mog- 
lichst schnell hinunterschlucken. Sofort cessirte der 


Hustcn und war Pat. leicht zu bewegen , 1 Gram. Ipeca- 
cuanhapulver in Wasser zu nchmen , wonach Erbrechen 
eintrat; dasEmetikum wnrde dann noch mehrmals wieder- 
holt. Pat. ffihlte sich zwar sehr abgeschlagen danach, 
aber weit besser. Als der Brechreiz nachliess , erbob er 
sich, um zu uriniren; hierauf crzahlte er, was vorge- 
gangen war und konnte nach seiner Wobnung gefuhrt 
werden. Glanbersalz (16 Gram.) in Wasser erbracb 
Pat. zweimal sofort wieder weg. Zwei Tage spater 
sprach Pat. bei Vf. wieder vor; abgesehen von grosser 
Blasse nnd weisslicher Farbung der Rachenschleimhaut 
bot er nichts Abooraes mehr dar. Das Natriumsulphid 
hatte sleh , seinem Namen im Volksmnnde entsprechend, 
als . Antichtor “ bewahrt. 

Einen Fall von Vergiftung durch Cyanic a lium 
theilt William Gillibrand (Lancet II. 7; Aug. 
p. 223. 1876) mit, in dem derAusgang in Genetung 
erfolgte. 

Ein 35jahr. Mann hatte etws gegen 1 Gram. Cyan- 
kalium genommen und war fast nnmitteibar daranf be- 
wnsstlos zusammengebrochen. Kanm '/» Std. daranf (bad 
man im Hospital die Augen stier , die Pnpillen erweitert 
und nicht reagirend , seichtes, krarapf haftes Athmen, 
Schaum vor dem Munde, die Kiefer geschlossen, schwa- 
chen, unzahlbaren Puls, Erschlaffung derMuskeln, k alt on 
kiebrigen Schweiss am Korper und Blaus&uregertloh. 
Kfinstliche Respiration , Galvanisation (ein Pol am Phre- 
nicus, der andere am Epigastrinm) und Reizung der Nase 
mit Aetzammoniak warden sofort angewendet. Da sich 
in den obern Luftwegen ein llindemiss fur die Respiration 
zeigte, wurde die Tracheotomie gemacht und durch die 
Kanfiie mittels Druck auf die Brust zaher Scbleim entleert. 
Nach iangere Zeit fortgesetzter kunstlicher Respiration 
begann derKr. wieder selbst zu athmen. Heisse Flaechen 
wnrden an die Ffisse gelegt und der K5rper warm gehal- 
ten. Als der Kr. wieder selbst durch die Nase athmen 
konnte, wurde dieTrachealkanule entfemt. Funf Stnnden 
nach Einfuhrung des Giftes kam der Kr. wieder zu Be- 
wusstsein und erbrach nach Blaus&ure rlechende Massen. 
Er klagte uberSchmerz im Epigastrium und grossenDnret 
und bekam Milch und Kalkwasser zu trinken, beim 
Schlingen hatte er Schmerz. Nach kurzer Zeit erfolgte 
wieder Erbrechen , diessmal mit Blut gemisehter Massen. 
In der folgenden Nacht schlief der Kr. gut , am andern 
Morgen klagte er noch uber Brennen im Epigastrium uad 
das Geffihl von Wundsein am ganzen Korper. Die Zunge 
war dick peizig belegt, diePupillen waren noch erweitert. 
Der Puls war anfaiigs nur wenig beschleunigt , nahm aber 
in den nachsten Tagen an Frequenz zu, die Temperatur 
war anfangs erhijht und sack spater wieder. DieSchmer- 
zen im Epigastrium nahmen allmalig ab , nach 2 Tagen 
war noch geringe Bronchialreizung vorhanden , nach 4 T. 
be fand sich der Kr. wieder ganz wohl. (H. K5hler.) 


IV. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 


393. Hirntumor nach Trauma; von Dr. 
Den tan. (Schweiz. Corr.-Bl. VI. 2. p. 46. 1876.) 

Einem 49jahr. Gasanzfinder flel im Herbst 1872 eine 
Gaslaterne 10' hoch auf die linke Seite des Kopfes. 
Darauf folgte 2stundige Bewusstlosigkeit , doch heiltc die 
Wunde ohne andere Symptome. Erst 6 Woehcn spater 
bekam Pat. Kopfschmerzen n. einen cpileptiformen Anfall 
mit Bewusstlosigkeit , dor sich im Winter 1872/73 Hmal 
wiederholte, wahrend die Kopfschmerzen anhielten. WSh- 
rend seines ersten Aufenthaltes im Spital im Frfihling 
1873 bestanden Kopfschmerzen , SchwerhSrigkeit im lin- 
ken Ohr nnd eitriger Ausflnss aus diesem Ohr [?]. Nacb- 
dem Pat. wieder den Sommer hindurch gearbeitet , trat 
am 28. Jan. 1874 Abends Erbrochen und ein Anfall ein; 
wahrend einer viertelstundigen Bewusstlosigkeit schlug 


Pat. um sich herum -, in der Nacht Kopfschmerzen und 
Eingenommenheit. Am 31. neueAnfalie, die sich seit- 
dem etwa alle Stunden wiederholten ; bei schwereren An- 
fallen war Pat. meistens bewusstlos. Nach der Aufnahme 
des Kr. (31. Jan.) in das Spital wiederholten sich die 
Krarapfanfalle mit steigernder Haudgkeit , bei denen der 
Kopf, die Bulbi und das Gesicht stark nach rechts ge- 
zogen warden und die Extremitaten rechterseits befallen 
waren. Das rechte Bein war in tetanischer Streckung, 
der rechte Arm , halb flektirt , machte Schleuderbewegun- 
gen , die linksseitigen Extremitaten wurden ebenfalls be- 
wegt, konnten aber auch passiv bewegt werden. 

3. Februar. Ptipillen glcich, meist sehr eng ; Respi- 
ration schnarchend ; tiefe Bisswunde am rechten Zungen- 
rande ; Bewusstsein wahrend der Anfalle vollstandig auf- 
gehoben , auch in don Pausen nur unvollkommen ; Kopf- 


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IV. Pathologic, Therapie u. roedicinische Klinik. 


schmeraen ; kein Erbrechen ; Schlingen mangelhaft, Stahl 
und Urin unfreiwilllg entleert; Urin frei von Ei weiss. 
Puls 132, Temp, (bisher normal) Ira After gemcssen 38.8°. 

In der Nacht vom 3. zuni 4. waren die Anfalle sehr 
h HuGg; am 4. Morgens grSssere Mitbetheilignng der linka- 
seitigen Extrcmitaten ; die rechte obere Extremitat scheln- 
bar gelilhmt , zwischen den Anfallen tiefes Koma. Die 
Retinalgefasse beiderseits etwaa weit. Tempera tur con- 
stant hoch ; zwischen 39.8° n. 40.6°. Tod am 4. Febr. 
Mittags. 

Auiopnie. Entspreehend der 4 Ctmtr. langen, am 
Knochen adharenten Uantnarbe xeigte sich ini linken 
Stirnlappen eine rundliche , von ree.hts nach links etwaa 
zusammengedruckte Geschwnlst , ira Durchm. 6.6 Ctmtr. 
von vom nach hinten, 6 Ctmtr. von oben nach unten. 
Die Geschwnlst grenzte slcta gegen die Ilimsubstanz ziem- 
Itch seharf ab , nor nach hinten war letztere gelhlieli ver- 
farbt , zeUjg erweicht. Die Himoberflache erreichte sie 
nnr in der Mitte der 1. Stirnwindung , nahe der Mittel- 
linie , als eine hlanrothe und grau marmorirte Stelle vom 
Umfiang nines Frankenstflcks , sowie an einer eben so 
grossen damit znsammenh&ngenden Stelle an der Medlan- 
spalte. Von der BasalSAche bHeb die Geschwnlst 0.6, vom 
Linaenkern 1.0 Ctmtr. entfernt. In derselhen befanden 
sieh 3 Hohlen mit dankelgelb-rSthlicher Flfissigkeit er- 
fillt. Die Geschwnlst , eln Gliosarkom , war von mark- 
ibnhoher Consistenz n. granrother Farbe mit zahlreichen 
theils injicirten, theils hamorrhagischen Stellen. Die 
wetase and die grane Snbstanz waren in beiden Hemi- 
sphiren sehr blntreich, die Seitenventrikel etwas weit, 
dju Ependyma lelcht kornig. 

Vf. halt cs fill- moglich, dass sich im Anf&ng 
umsokriebene trauma tische Encephalitis und auf den 
Boden des Ent'/.flndungsherdes erst die Geschwnlst 
entwickclt hat. Vielleicht sind die Cysten der Ge- 
schwulst damit in Verbindung zu bringen. 

(See ligm tiller.) 

394. Bin Fall von Hlrntumor in der 
hintern Centralwlndung ; von Dr. A. Seelig- 
mttller. (Arch. f. Psych, u. Nervenkrankh. VI. 3. 
p. 823. 1876.) 

Eine Glj5.hr. Fran , die stets gesund gewesen war, 
Htt sett 2 Mon. an eigenthflmlichen klonischen Krampfen 
der rechten Gesichtahafte , welche etwa 1 — 2 Min. an- 
hlelten und 6mal in 24 Std. wiederkehrten. Diese 
Krimpfe warden meist eingeieitet durch Sehmerzen in 
der linken Thoraxhalfte , die alsdann von der Mitte der 
Brnstwirbelsaule nach der Herzgegend und dem Kehikopf 
hin ansstrahlten nnd den Athens and die Sprache ver- 
aetzten. 

Die hagere und gracile, ihrem Alter entspreehend 
gnt anssehende Fran zeigte sich bei Drock nnd Perknssion 
in der ganzen Ansdehnnng der Brnstwirbelsaule, der 
Here- und Kchlkopfgegend sehr empfindlich. Das Zapf- 
chen stand schief mit dcrSpitze nach der linken Seite der 
Pat. hin. Etwa 3 Mon. nach dem ersten Auftreten der 
Gesichtskrampfe zeigten sich deutliche Lahmungserschei- 
nungen im Gebiete des rcehteu FaciaUs. Kurze Zeit 
daranf traten wiederholt Zuckungen im rechten Arm auf, 
welche ebenfalls Bchr bald einer sensibeln u. motoriscben 
Parese desselben Plat z machten. Gegen das Ende war 
anch der rechte Fuss paretisch. Dazn kam eine mehr nnd 
mehr zunehmende Tonlosigkeit der Stirame und das Un- 
vermogen, die Liquidae 1 m n anszusprechen nnd die 
Zunge zu bewegen , so dass Pat. schlusslich nur noch un- 
artiknlirte Laute von sich geben konnte. Auch das Scblin- 
gen war schl&sslich nnmoglich, so dass Pat., naebdem 
sich an den rechten Extremitaten noch Contraktnr aus- 
gebildet hatte, am 17. April 1874 an Marasmus zu Grande 

gin«- 


Bei der Sektion fand sich anf der concavcn Ober- 
flache der linken Ilcmisphare in derGegend, woStirn- und 
Scheitclbein an einandcr grenzen, eine fiber die benach- 
barten Stirnwindungen prominirende, mehr als zweithaler- 
grosse, unregelmassig ovale Stelle, welche durch ihre 
braunrothcFiirbung von ihrcrlJmgebiingdontlicb abstach, 
dicht fiber der Sylvi'schen Spalte begann u. etwa 5 Ctmtr. 
weit nach oben hin sich erstreckte ; sie hatte 4 Ctmtr. 
im grossten Breitendurchmesser. Die weitere Unter- 
snehung ergab, dass sic die aussere Oherfiache einer etwa 
klein-apfclgrossen Geschwnlst darstellte , welche voh der 
nntem Hiilfte der hintern Centralwindung , welche in die- 
selbe vollstandig aufgcgangen war, hervor- und in den 
Sulcns Rolandi hineingewnchert war. Mikroskopisch 
stellte sich die Geschwulst als eln SpindclzeUensarkom 
dar. Die der Gesehwulst benachharten Theile, die weissc 
Snbstanz der linken Hemisphare, besonders aber die 
Insel, der I.insenkern und Sehhugel crschlenen anf einem 
Frontal schnltt ziemHch comprimirt. 

Wic viel von dieser Compression auf die unge- 
ntigende Aufbewahmng des Gehirns in zu verdflnn- 
tem Spiritus , wie viel auf den von der Geschwnlst 
selbst ausgellbten Druck kommt, lftsst Ref. dahin- 
gestcllt. Er glaubt jedoch die erwllhnten Symptomc 
motorisclier Reizung und der allmalig sich ent- 
wickeluden Liibmnng nicht der Compression jener 
bcnaehbartcn Theile , sondem der Lasion der untern 
Hiilfte der linken Centralwindung, welche in dem 
Tumor vollstandig aufgegangen war , zuschreiben zu 
mtlssen. (8 e e 1 i g m fl 1 1 e r.) 

395. Sklerose der Seitenstrftnge dee 
Bucken marks bei vier Kindern dereelben Fn- 
milie; von Dr. A. SeeligmUller. (Deutsche 
med. Wchnschr. II. 16. 17. 1876.) 

Ein krftftiges Ehepaar vom Lande , in dessen 
Pamilie weder Neuropathien noch sonstige erbliche 
Krankheiten vorgekommen sind , hat 7 Kinder , von 
denen nur 3 gesund, und zwar das lljalir. erst- 
gebome lmd die beiden vorletzten , die llbrigen aber 
seit frilbestcr Kindiieit an eigenthflmlichen Lahmungs- 
erscheinungen erkrankt sind. Die Krankheit war 
bei sflmmtlichen 4 Kindern genau in derselben Weise 
verlaufen. Die Kinder waren gesund und frisch zur 
Welt gckommen ; als sie aber im Alter von 9 Mon. 
sitzen sollten, Helen sie hftufig urn und spiiter str&ub- 
ten sie sich unter heftigem Geschrei gegen den Ver- 
such, sie hinzusetzen. Im 2. Lebensjahre stellten 
sie sich zum Laufen mOglichst ungeschickt an ; 
schlllsslich lerntcn sie, an den MCbeln sich festhaltend , 
etwas laufen, verlernten diess aber bereits wieder 
im Alter von 5 — 6 Jahren allm&lig vollstandig, so 
dass jetzt die beiden ftltesen kranken Kinder weder 
sitzen, noch geben, noch stehen, sondem nur liegen 
kOnnen , ohne irgendwie willktlrlich ihre Stellnng 
verandem zu kflnnen. Das 3. Kind kann ebenfalls 
kaum nocli am Stuhle stelien; das 4., erst 1 */ 3 J. 
alt , strftubt sicli schon lebhaft gegen das Sitzen und 
follt dabei um. 

Bei dieser Bewegungsstdrung spielen zunilchat 
hochgradige Contrakturen der verechiedenen Qe- 
lenke des Kbrpers eine nicht zu untersch&tzende 
Rolle, welche auch die passiven Bewegungen der- 


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IV. Pathologic, Therapie n. medicinische Klinik. 


141 


selben sehr erschweren nnd scbmenshaft machcn. 
Die Fosse stehen in mehr oder weniger hochgradiger 
Equiuovarnsstellung durcli Contraktur der Waden- 
muskeln. In der Cliloroformnarkose nahro die teta- 
nische Steifigkeit der Mnskeln so zn , dass man bei 
dem 3. Kinde (welches allein chloroformirt wurde) 
im Stande war, den ganzen KOrper wie ein Stflck 
Holz an einem Beine wagerecht in die HShe zn 
halten. Auch bei dem jtlngsten Kinde begannen die 
Contrakturen sich schon zu zeigen. 

Ein drittes Moment, welches bei den 3 Altera 
Kindem in Betracht kommt, ist die ziemiich hoch- 
gradige A trophic. sdmmtlicher Muske/n des Kdr- 
pers, mit Ausnahme der Gesicbtsmnskeln, diese war 
bei dem jtlngsten Kinde nocli nicht ausgesprochen. 
Die faradioche Erregbarkeit der Mnskeln war bei 
alien Kindem herabgesetzt. 

Die Refiererregbarkeit zeigt sich bei Kitzeln 
oder 8techen der Fnsssohlen nicht erhflht; dagegen 
ist das Unterschenkelphanomen bei alien Kindem 
schr erhdht , das Fussphknomen dagegen feblt. Die 
Smsibilitdt. ist bei den Kindem in keiner Weise ge- 
stdrt. 

Zu diesen Symptomen der Lahmung, Contraktur ' 
und Atrophie hatte sich bei den 3 Altera Kindem 
noch der allmdlige Verlust des frtlher bereits fast 
zur normalen Ansbildung gekommenen Sprachver- 
mdgens gesellt, so dass die beiden Altesten nnr noch 
nnartiknlirte Laute, das 3. aber nur einzelne Wflrter 
nnd sehr undeutlich hervorbringen kdnnen. Bei 
den 3 altesten bestehen auch Schluckbeschwerden. 
Trotzdem den beiden altesten Kindem fortwAhrend 
der Speichel aus dem Munde heranslftnft nnd die 
fast regnngsloscn Gcsichtszllge einen stnpiden, nichts- 
sagenden Ansdmck zeigen, schcint die Intelligenz 
der Kinder in keiner Weise gestdrt zu aein. 

Ref. scldiesst bei der Diagnose progressive Mnskel- 
atrophie ans , weil bei den Kindem die LAhmungs- 
crscheinungen langst vor der Atrophie vorhanden nnd 
daher nicht dnrch diese bedingt waren, weil die Ab- 
magerung eine allgemeine, keine sprungweise war, 
weil Contrakturen bei der progressiven Muskelatrophie 
nicht beobachtet werden. Er erklArt die Kraukheit 
vielmehr identisch mit der von C h a r c o t als Sklerose 
der Seitenslrange des Ruckenmarks ( ScUrose late- 
ral* amyotrophique ) bei Erwachsenen beobachteten 
Affektion. In der That stimrnt der Verlauf der 
Krankheit bei den 4 Kindem mit dem von Charcot 
geschilderten vollstandig tlberein : die allmalig sich 
entunckelnde motorische Schwache in alien Mus- 
kebi dee K&rpers , welche sich nicht zvruckfuhrm 
laset auf die der Zeit naeh viel spSter auftretende 
Atrophie, die gleichmdsrige Verbreitnng der letz- 
tem, die permanenten spasmodischen Contrakturen 
der geldhmten und atrophischen Glieder , die 
Schmerzen bei passiven Bewegungen , wie beim 
Dehnen und DrUcken der Muskeln , die hochgra- 
dige Erhdhung der Sehnenrejlexe und schlusslich 
das Uebergreifen der Lahmungserscheinungen auf 
die vom Bulbtis abgehenden moioruchen Nerven, 


besondeis dm Hypoylossm — alles dieses Bind ge- 
nan dieselbcn Erscheinungen, wie sie Charcot 
schildert. Aetiologisch lAsst sich kein anderes 
Moment auffinden, als dass die Kinder aus einer 
Ehe von Geschwisterkindem hervorgegangen sind. 

Ref. ftlgt aus frtlher gemachten Beobachtungen 
noch 2 Fftlle an, in welchen erebenfallseineSklerose 
der SeitenstrAnge anznnehmen geneigt ist. 

(S e e 1 i g m U 1 1 e r.) 

396. Zur Casuistik der Riiokenmarks- 
krankheiten; von Prof. Carl Morello und Dr. 
Carl Stacchini. (Lo Sperimentale XXXVI. 
p. 3 ; Luglio 1875.) 

1. Fall. Krebs der Wirbel und des Riickenmarls. 
Ein 38J&hr. Mann litt seit 4 Mon. vot seiner Atifhahme 
In das Hospital (0. April 1874) an einem Schmerz in der 
linken Fossa iliaca nnd Regio hypochondriacs, welcher 
bei Bewegung nnd besonders beim Aufstehcn nach dem 
Sitzen sich sehr steigerte ; gleichzeitig stellte sich Kr- 
brechen und Diarrhoe ein , welche von Zeit zu Zcit 
schwanden und wiedor kamen. Nachdem die Schmerzen 
nnter dem Gebrauche von Salzbadern etwas nachgelaseen 
batten, trat im 4. Bade plotzlich complete motorische nnd 
sensible Lahmung der untera Extremitaten , verbunden 
mit nnwillkurlichem Abgange von Koth and Harn, ein, 
welchem letztern knrzeZeit Ischurie vorausgegangen war. 
Gleichzeitig stellte sich Oedem der nntern Extremitaten 
und Coxitis , Fieber mit Frostschauem und schncll sich 
ausbreitender brandiger Decubitus in derKreuzbeingegend 
ein. Im Abdomen ffihlte man wiederbolt einen harten 
Tumor. Bei der am 21. Mai 1874 ansgefuhrten Autopsie 
fanden sich 3 eigrosse meduliare Tumoren in der Unter- 
leibshohle, yon denen der eine den K&rper des 10. Brust- 
wirbels vollstandig zerstdrt und das Ruckenmark selbst 
eomprimirt hatte. Sie erwiesen sich mikroskopisch als 
Alveolarkrebs. Das Ruckenmark bot makroskopiseh 
uiobts Abnormes, mikroskopisch dagegen zeigte es auf 
seinem Qnerschnitt verschieden grosse Erweichungsherde 
in den Hinterstrangen , dem rechten Hinterhorn und dem 
hintern Abschnitt des rechten Seitenstrangs und an der 
comprimirten Stelle, besonders im rechten Seitenstrang, 
eine Beschaffenheit . die auf beginnende Erweichung in 
zerstreuten Herden hinzudeuten schien. Die erweichten 
8tellen zeigten ein grobes Maschenwerk von stark ver- 
dicktem Bindcgewebe mit sehr erweiterten Gefassen ; die 
Maschcn waren ausgefullt dnrch eine wciche , halbflussige 
durchseheinende Substanz, in welcher sich grannlirte 
KSrner, aber koipe normalen nervosen Elemente vor- 
fanden. 

2. Fall. Erweichung des Riickenmarks. Eine ver- 
heirathete Frau von 48 J., von robustem Korper und 
heiterem Gemiith, wurde am 11. Mai 1874 anfgenommen. 
Fruher stets gesund , litt sie 6 Mon. lang an heftigen 
Nackenschmerzen , mit Schwerbeweglichkeit des Kopfes, 
Uebelkeit bei Bewegungsyersuchen und Ansetrablen in 
den rechten Arm. Erst seit 1 Mon. waren die Schmerzen 
wieder verschwunden. 

Zwei Tage vor ihrer Aufnahme bekam sie plotzlich 
die schmerzhafte8ten Rrampfe in den Beinen nnd Tags 
darauf trat unter dem heftigsten Brennen motorische und 
sensible Lahmung derselben ein , welche innerhalb der 
nachsten 2 T. den vorgefundenen Grad erreicht hatte und 
von Retentio alvi et urinae begleitet war. Klystire unci 
Yesikatore langs der Wirbclsaule brachten keine Besse- 
rnng; vielmehr breitete sich die Lahmung bis in die 
Gegend der Brustwarzen aus and war mit heftiger Athem- 
noth verbunden. Unter aligemeiner Abmagerung und 
Entkraftung, sowie schnell um sich greifendem Decubitus 
sacralis starb Pat. unter pyamischen Erscheinungen am 
25. Juni, 


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142 


IV. Pathologie, Thcrapie n. medicinische Klinik. 


Die Aulopxie ergab, ausser pyamisehen Abscessen in 
Lange und Leber, eine Erweiterung deg Ruckenmarks 
vom 5. Brustwirbel abwarts his zii dor Cauda equina ; an 
einer Stellc, 4 Ctmtr, untcrbalb des 5. Brustwirbels, 
zeigte die linke Halfte desRiiekonmarks eine chokoloden- 
t'arbene Verfarbung. In der erweichten Substanz fandcn 
sieh weder Blut-, uoch Eiterkorperchen , wobl aber viele 
riosige Myelinkugeln und Nervenriihren , auch vercinzelte 
granulirte Ganglienzellen [?]. 

3. Fall. Slclerose des Gehirns und Riicl-cnmarlc s. 
Eine nnverehelichte Cigarrenarbeitcrin von 43 J. wnrde 
am 13. April 1874 in das Hospital aufgenommen. Fruher 
stilts gesund, hatte sic zuerst vor 2 J. .Schmerzen und Ge- 
fiihl von Sehwiiche in den Beincn bemerkt. Wahrend 
die crstcren alsbald nachliesscn , nahm die Lahmung so 
schnell zu, dass sie in kurzerZeit nicht mclir ohne Unter- 
stutzung gehen konnte. Ihr an sich schon unsicherer 
Gang, bei welchem sie die Fiisse nicht von der Erde er- 
hob, wurde noch erschwert durch oscillatorisehebewegun- 
gen am Humpfe und Kopf (nicht in den Armen) in der 
Richtung von vorn nach hinten , sowie durch die bestin- 
dige Fureht zu fallen. Bader und Vesikatore langs der 
Wirbelsaule hatten zu Uausc keine Besscrung gebracht. 

Bel ihTer Aufnahme ersehicn Pat. als eine rohnste, 
wohlgenahrte Frau , mit ansdruckslosem Gesicht und 
lenchtcnden Angen. Anfgtehen odor gehen konnte sie 
nicht ohne Unterstutxnng. und sobald sie sich in Bewegnng 
setzte , beganncn jene oscillatorischcn Bewegnngen ; sie 
glng im Wesentlichen auf den Fersen. Die Sprache war 
behindert, Appetit, Funktion der Blase und des Mastdarms 
dagegen ungestort. Die geistlgen Fahigkeiten waren etwas 
geschwacht , entspreehend dem ausdmcksloscn Gesicht, 
hesonders auch das Gediichtniss. Deshalh konnte man 
fiber das Verhalten der Scnsibiiitat nicht ins Klarc kom- 
men ; die KeHexerregharkeit war eher herahgesetzt , als 
erhBht. Die Kraft gewisser Mnskeln war sehr geschwacht. 
Nach melireren Schwindelanfallen verfiol Pat. in einen 
halb soporosen Znstand, in welchem sic mit nach oben ge- 
drehten , starren Angen dalag nnd auf Fragcn langsam 
antworteto. Durch Decubitus wurde bald ein grosser 
Theil des Kreuzhcins entblost. Die Retina war aniimisch. 
Sie starb an Kntkraftung. 

Bei der Autnpsie fand sich schr vielFlussigkeitinden 
Subanuihnoidealriinmen , Ausdchniing der Hauptvenen- 
stamiue des Ochims , Kleinheit des Kleinhims und Ver- 
Kchmalemng seiner Windungen , ca. 20 Grmm. Flussig- 
keit in den Hirnventrikeln und in heiden Snbstanzen des 
Grosshims, namentlich aber in der Marksubstanz, disse- 
minirtc Horde graulich und durchscheinend. Im Rucken- 
markc fand man viol klares Serum in dem Arachnoideal- 
sack , Gefiissinjektion auf der Oberflache , die beiden 
Seitenstrauge graulich verfarht nnd halbdurchschcinend. 
Im obersten Halsmarkc nahm die Sklerosc die Hinter- 
strange fast total ein, ebenso vollstAndlgdicScitenstriinge, 
wahrend im Brustmarke die Affektion sich auf die Seiten- 
striinge allein beschranktc ; im Lendemnarke zeigte nnr 
ein schmaler Strcifen unmittelbar nach aussen von dem 
rechten Hinterhom die beschriebcne Beschaffenheit. Auch 
in den gesunden Partien war das Bindegewche veriindert. 
Die Blutgefasse hatten verdickte Wandungen und waren 
mit Blut gefullt. Die Nervcnzellen nnd Achsencylinder 
erschienen in den degenerirten Thcilen noch intakt. 

4. Fall. Slclerose des Gehims und Riickenmarls. 
Eine 31jahr. Niihterin wurde am 2. Miirz 1874 aufgenom- 
men. Pat. hatte im 16. Lebensjahrc an Chlorose mit 
Verlust der Regel und im 18. anPneumonie gelitten. Seit 
10 Jahren hatte sic hestandig heftige Kopfschraerzen, bes. 
in der Stim , zuweilen mit Erhrechcn. Zahlreiche Vesi- 
kantien brachten ihr nur wenig Linderung ; ebenso eine 
Pontanelle am linken Arm. Spater hildete sich eine 
Flcxorencontraktur der Finger dcr linken Hand aus , nnd 
kaum war diesc wieder verschwunden, so trat Pareso des 
rechten Beines ein , ausserdem Gurtolschmerz in der nn- 
tern Ruckengegend , der fortwahrend zunahm. Als vor 


4 Monaten auch noch das linke Bein paretisch wurde, 
musste sich Pat. zu Bett legen. Jetzt trat schmerekaftes 
Oedem beider Beine und Araeisenkriecben cin , gleiohzci- 
tig bildete sich die Contraktnr an der linken Hand wieder 
ans. — Der Vatcr der Kr. starb 40 Jahre alt im Irren- 
hause, die Mutter an Phthisis, cine noch lebendeSch wester 
leidet an Convulsionen. 

Bei der Aufnahme zeigte die Kr. Oedem im Gesicht 
und fast am ganzen ubrigen KSrper, sie war blass und 
klagte fiber Schmerzen , welche von der Lcndenwlrbel- 
saule ansgingen. Letztere war empflndlich bei Perkus- 
sion, Palpation und Bewegnngen des Rnmpfes. Die Kr. 
konnte weder stehen , noch ini Bett aufsitzen. Vollstan- 
dige Bewegungslosigkeit der untem Extremitiiten , Sensi- 
bilitat noch nicht ganz erloschen , Contraktur der Adduk- 
toren , zuweilen Erhrechcn. I’ntcr Gcbrauch von Arg. 
phosphor. 0.01 Grmm., hestandig steigend, trat Bessernng 
cin, so dass Pat. mit Unterstiitzung einige Schritte gehen 
konnte, wobei das rcclitc Bein ieidiich seine Funktion er- 
fullte, das linke dagegen, nach innen rotirt, kaum das 
Gewicht des Korpers tragen konnte. Schmerzgefuhl 
herahgesetzt ; nach Nadelstichen Reflexzittern der Beine. 
hesonders des linken. Vermindemng der faradischen 
Erregharkeit am rechten, fast normales Verhalten am lin- 
ken Bein ; umgekehrt verhalten sich die Extremitiiten 
gegen denBattericetroin. Links dasGefuhl abgeseliwacht, 
rechts gut. 

Am 13. Mai trat ein Zufall von Convulsionen ein, 
* welchcr 3 Std. lang anhlelt nnd sich am 16. nnd 17. Mai 
wiedcrholte. Nach diesen Anfallen blieb complete Para- 
lyse des linken Beines zuruck, wiihrend die andern 3 Ex- 
tremitaten wieder Ieidiich beweglirh wurden. Ansserdem 
wurde rechts vom Nabel ein nicht sehr volnminSser Tu- 
mor gefuhlt. 

Unter den Erscheinnngen des hektischen Fiebcrs 
mit copidsem Answurf und sehr stinkendem Urin und 
ausgebreitetem Decubitus Bacralis starb Pat. am 22. Juli. 

Bei der Section fand man bctrachtliches Oedem der 
weichen Haute, Vcrkleinemng des Gehims, Verschmale- 
rung der Windungen, Verbreiterung der Sulci, Blasae der 
grauen Substanz, ma&sige Erweiterung der Vcntrikel, das 
Epcndym dcrsclbcn verdiekt , undurchscheinend und mit 
Grannlationcn bedeckt. Sowohl in der grauen wie in der 
weissen SubBtanz hesonders nm die Seitcnventrikel hernm 
waren zahlreiche, durchscheinendeFlecke von verschiede- 
ner Gestalt und Grossc ; ein grossercr befand sich auf der 
rechten hintern Schcitelwindung, ein anderer auf der me- 
dialen Seite des linken Corpus striatum. 

Ausserdem fand man in den Lnngcn vorgeschrittene 
tuberkuldse Entartnng mit Cavernenbildung ; Fettleber ; 
Erweiterung des rechten Nierenbeekens durch einen groa- 
sen Stein mit Verkleincrung der Nierensubstanz. 

Innerhalb der Dnra-mater des Ruckenmarks fand 
sich viel helles Serum. Schon auf der Oberflache zeigte 
das Ruckenmark viele gratillehe, helldnrchscheinende 
Flecke. Auf den Querdurchschnitten des Halsmarks 
breitete sich die Sklerose links fiber den ganzen Vorder- 
strang und einen Thei 1 der Scitenstriinge aus , wiihrend 
rechts dcr Seitenstrang nnd der ausserc Streif des Hinter- 
stranges von der Affektion hetroffen wurde. Die GulP- 
schen Strange waren intakt, jedochauch hier, wieuberall, 
das retikulare Bindegewebe vermehrt. Auf den Quer- 
schnitteu des Brustmarks erachien fast die ganze Flache 
sklcrotisch, wahrend auf solchen des Lendenmarks nur 
die innern beiden Drittel des Vorderstrangs afficirt 
waren. 

Im 1. Fallc fehlten die von Charcot als cha- 
rakteristisch filr Wirbeikrebs bczeichneten lanciniren - 
den Schmerzen , welche fiber diejenigen Theile sich 
erstrecken, die mit von den erkrankten Wirbeln ans- 
gehenden Nerven versorgt werden (Paraplegic dou- 
lonreuse des canc£renx). 


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IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


143 


In den beiden Fallen von Sklerose (3. und 4. 
Fall) erklkrt Vf. den Umstand , dass die Motilitkt 
wolil gestSrt , aber nicht aufgehoben war , aus dem 
Intaktseiu der Acbsencylinder , als den Leitungs- 
bahnen der willkilrlichen Bewegungen. 

(S e e 1 i g m U 1 1 e r.) 

397. Mittheilungen fiber Rotz. *) 

Einem Aufsatze von (Prof. 0. Bollinger in 
Mtlnchen (Deutsche Ztschr. f. Thiermedicin n. vergl. 
Pathologie II. 1 u. 2. 1875). „Beitrkge zur experi- 
mentellen u. vergleichenden Pathologie dea Rotzes“ 
entnehmen wir Folgendes. 

Die Lelire von der Selbstentwicklnng des Rotzes 
harrt noch immer der tliatskcliliclien Begrllndung 
und selbst die noch immer zahlreichen Anliknger der 
autochthonen Entstehung dieser Krankheit milssen 
zugestehen , dass in der weitaus grdssten Mehrzahl 
der Fklle die Entstehung der Krankheit auf eine An- 
steckung durch das specifische Rotzgift, welches 
fixer und fltlchtiger Natur ist, zurtlckgefUhrt werden 
muss. Man nimmt gewbhnlich an, dass das Gift auf 
der unverletzten Haut oder Sclileimhaut haftet , bier 
Iokale Processe verursacht und dann in den llbrigen 
Korper eindringt. Jedenfalls verdankt aber die 
grosse Mehrzahl der Rotzfklle dem Eindiingen eines 
in der Luft snspendirten Infektionsstoffes ihre Ent- 
stehung, wodurch entweder eine primkre Blutvergif- 


auch jene Fklle von jRotz , in denen die Dauer der 
Incubation auf Wochen und Monate angegeben wird, 
wkhrend man solche Fklle durch die lange Latenz 
der Krankheit erklkren muss. Es besteht nkmlich 
bei den anscheinend gesunden Thieren Rotz in den 
innem Organeu, die del' Untersuchung nicbt zugkng- 
lich sind. Pferde , die keine Nasenaffektion liaben, 
kftunen nichtsdestoweniger andere Pferde durch 
flllchtigen AnsteckungsstolT inficiren und auch diese 
konnen lange Zeit das Bild der Gesundheit bieten, 
bis nach lkngerer Zeit die Affektionen der Nase, der 
kussern Haut und der Drtisen auftreten. Solche 
Fklle werden dann hkufig als beweisend filr die 
Selbstentwicklung des Rotzes aufgefasst. Mit den 
experimentcllen Ergebnissen stimmen die klinischen 
Beobachtungen Uberein; so fand Bagge unter 107 
Pferden eines dknischen Regiments, die binnen 3 
Jahren als rotzig und rotzverdkchtig getddtet wur- 
den, lOmal entschiedeue , 13mal geringe Nasen- 
affektionen , bei 53 Thieren nur Lungenknoten und 
einzelne Geschwtlre in der Luftrtthre , wkhrend bei 
31 Tliieren jede Verkndening fehlte. 

Man hat vielfach versucht, die Rotzki'ankheit 
mit andern Krankheiten zu identificiren. Nament- 
lich liaben die neueren Experimente liber die Impf- 
barkeit des TuberkeU dazu* beigetragen, die Ansicht 
von der Identitkt zwischen Rotz und Tuberkulose 
plausibel zu machen. Die vom Vf. angestellten Ver- 


tung mit sekundkren specifisclien Produkten , oder suche sprechen entschieden gegen eine solche Iden- 
eiue primkre Lokalisation im Respirationsapparat mit tificinmg, da man durch die verschiedenen Impfungen 
sekuudkrer Allgemeininfektion bewirkt wird. Den mit Rotzgift, resp. Tuberkeleiter, die spccifischen Re- 
Beweis hierftlr liefern die Sektionen rotziger Pferde, sultate erhklt. Uebrigens ist der Rotzkuoten zum 
bei denen sowolil Nasengeschwilre, wie Lokalisatiouen Unterschiede vom lymphoiden Bau des gefksslosen 
auf der kusseren Haut fehlen , wklirend sich Lokali- Miliartuberkels durch seinen Ofters gefksshaltigen 
sationen in dem Kehlkopfe und den Lungen finden. Bau, durch seine Zusammensetzung aus Eitcrkorper- 
Dass das Rotzgift nicht nur ein fixes , sondern auch chen, sowie durch die fast regelmkssige Abwesenheit 
ein flttchtiges sei , beweisen die beim Menschen vor- von Riesenzellen auch histologisch scharf vom echten 
kommenden Fklle, in denen eine ortliche kussere In- Miliartuberkel getrennt. Auch anderen Processen 
fektion nicht nachweisbar ist, Fklle, die man nament- gegentlber, mit denen man den Rotz identificiren 
lich bei Menschen, die mit der Pflege und Wartung oder parallelisireu wollte, lksst sich durch Impfung 
rotzkranker Pferde zu thun hatten und mit den rotz- die Differentialdiagnose feststellen und somit die 
kranken Pferden in einem Stalle scldiefeu, findet. — Specificitkt des Rotzes ganz strikt beweisen. 

Die Annalune, dass die Nasensckleimliaut constant Was die Uebertragbarkeit des Rotzes auf andere 
die Eintrittsstelle des Rotzgiftes in den Kiirper sei, Tliiere anlangt, so berticksichtigt Vf. hier speciell 
ist nicht richtig. B. hat unter 52 Fallen von Rotz Kaninchen, Scliafe, Ziegen. Diese V T ersuche liaben 
und Wurm, die er in dieser Hinsicht untersucht, die die praktische Wichtigkeit, dass man von ihnen zur 
Nase 5mal von jeder rotzigeu Verknderung frei ge- Feststellung der hkufig so schwierigen Differential- 
fnnden. Allei'dings schein( die Nasensclileimhaut diagnose des Pferderotzes lifter Gcbrauch zu machen 
des Pferdes einen Prkdilektionsort ftlr die Rotzinfek- im Stande ist. Aus den Verauchen ergicbt sich, dass 
tion zu bilden, gleichgttltig von welchem Punkte aus Ziegen und Kaninchen eine ausgesprocheue Empfkng- 
der Eintritt des Rotzgiftes in den KSrper erfolgt ist. lichkeit ftlr das Rotzcontagium liaben und dass beide 
Vf. hat 2 Impfungen von Pferderotzgift an einem , Thierkdrper sich, klmlich wie der Mensch , durch 
Kaninchen (an denOhren) und einerZiege (Lijektioii ( ' Aufentlialt in Stallungen, in denen sich rotzige Pferde 
in den Bauchfellsack) vorgenommen; in beiden Fallen befinden, spontan inficiren konnen. VVahrscheinlich 
traten als Schlussakt der Infektion Rotzeruptionen L steht das Schaf auf gleicher Stnfe der Empfknglich- 
auf der Nasensclileimhaut auf, deren metastatischeijkeit. 

Natur unzweifelliaft war. Jene obengenannte An jj FUr andere Tliiere stellt sich die Sache so, dass 
nahme bestktigt sich hierdurch. Diesclbe erklkrtjHbei Hunden die Disposition filr das Rotzgift nur eine 

Blkusserst geringe ist, da man nach Impfungen meist 

Vgl. Jahrbb. CLXXI. p. 27. fcl nur Iokale Infektion beobachtet; einmal (Nord- 




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144 


1Y. Pathologic, Therapie a. medicinische Klinik. 


s t r 8 m) wurde bei einem Hunde nach dem Genusse 
von rotzigem Fleische eine spontane Iufektion beob- 
aclitet. Bei Katzen kann derRotz sich sowolil durcli 
Impfung, wie durcli denGenuss von rotzigem Fleische 
entwickeln ; ebenso ist beim Prairiehunde wie beim 
Ldwen nacli Gennss rotzigen Fleisches Rotz beob- 
aclitet worden. Ftir das Rotzgift sind fenier sowohl 
Meersehweineheu als Mause empfauglich. S p i n o 1 a 
behauptete diess aucli von Schweinen , doch batten 
die Impfversuche (Gerlacli und Steffen) bei 
dieser Thiergattung wie beim Rinde eine Allgemein- 
iufektion nicht erzielt. 

Einen Fall von Rotz beim Menxchcn theilt Dr. 
Kriill (Aerztl. Mittheil. aus Baden XXVIII. 23. 
1874) mit. 

K. wurde zu einem Thierarzt gernfen , der anschei- 
nend eine beginnende Pleuropneumonie des rechten untern 
Lappens hatte , welche er sicb in Folge einer Erkaltnng 
bei rorlier schon bestehendem Bronchialkatarrh zugezogen 
haben wollte. Am 10. Tage stellte sich eine erbaengrosse 
nicht besonders scbmerzhafte Anscbwellnng auf der Mitte 
der Stirn gerade iiber der Nasenwurzel ein ; im Verlaufe 
desseiben Tages bildete sich eine taubeneigrosse Ge- 
schwuist in der rechten Eilenbogenbeuge ; an den nachsten 
Tagen zeigten sich weitere Knoten auf deinlinken Wangen- 
beine und auf dem Scheitel. Dabei bestanden Diarrhoe, 
Erysipel auf der linken Schnlter und in der linken Lunge 
die Zeicben eines Katarrhs. Auch ap andern Stellen bil- 
deten sich bohnengrosse Geschwiilste und scblusslicb wur- 
den in der linken Nasenhbhle Schmerzen gespurt. Die 
Lnngencrscheinungen wnrden immer schwerer. es traten 
profuse Schweisse auf ; uberall entatanden neue Knoten. 
Dabei hohes Fieber, Deiirien, Drusenauschwellungen, an 
der rechten Seite der Naseuscheidewand ein Geschwur. 
Filnfzehn Tage , nachdem K. den Pat. in Behandlung ge- 
lioramen hatte, erfolgte der Tod. 

Obscbon die Sektion nicht gestattet wurde , liSlt 
K. die Diagnose ,,Rotz‘ £ fllr nnzweifelhaft , zumal 
auch die Anamnese ergab, dass der Veratorbene ein 
rotzkrankes Pferd bei sich eingestellt hatte. Die 
sorgfkltigste Untereuchung der Haut im Beginne der 
Krankheit liess eine Verletzung und hierdnrcli be- 
dingte Aufnahme des Rotzgiftes nicht nachweisen ; 
ebenso bot Anfangs die Nasen- und auch die Mund- 
schleimhaut keine Abnormitat. Die Allgemein- 
erkrankung trat zunftclist in die Erscheimmg , erst 
nach den Lungenerscheinungen kamen die Zeichen 
des akuten Worms. Jedenfalls ist hier die Infektion 
dnrch flflchtiges Contagium erfolgt, nnd auch in die- 
sem Falle hat es sich bestatigt , dass die Nasener- 
krankung nicht immer im Anfange auftritt. 

Zweifelhaft blieb die Diagnose auf Rotz in fol- 
gendem Falle, fiber welchen Prof. Chvostek in 
der Wiener milit.-&rztl. Gesellschaft Bericht erstattet 
hat (Allg. unlit. -llrztl. Ztg. 1 u. 2. 1875). 

Ein Cavallerist gab an , 3 J. vor seiner Aufnahme 
in das Wiener Garnisonspital habe nnter den Pferden sei- 
ner Schwadron der Rotz geherrscht nnd 10 von seinen 
Kameraden seien binnen Knrzem einer Krankheit , deren 
Uauptsymptom Hasten gewesen sei, erlegen. Er schrieb 
die Ureache der Krankheit dem Umstande zu , dass sie 
alle aus den znm Tranken der Pferde diencnden Butteln 
getrunken, wie es bei der Cavallcrie ublich sei. Er selbst 
babe 14 Tage lang damals rotzkrauke Pferde gcwartet, 
woranf sich 1 1 listen mit blntigem Answnrfe, nebst An- 
schwellung der untern Extremitaten einstellte. Der Zu- 


staud beaserte sich cwar, Pat. erkrankte aber spate r au 
Scorbut und endlich an Anisthesie nnd Parese der untern 
Extremitaten. In dem Spital zu Wien musste man die 
Krankheit zunachst fur eine Spinalaffektion halten , bis 
sich atonische Abseesse in der Haut und im subcntaneu 
.Zellgewebe bildeteu , die theils durchbrachen nnd einen 
serdsen , missfarbigen Eiter entleerten , theils durch Re- 
sorption beseitigt, bald aber durch neue ereetzt wurdeu. 
Spater bildete sich Decubitus, im ganzen Verlanfe der 
Beobachtung waren weder Fiebersymptome, nocbllusten. 
noch Diarrhoe eingetreten. Der Tod erfolgte 3 J. nach 
der mutbmaasslich stattgebabten Rotziufektion. 

Selction. In den Lungenspitzen beiderseite eine In- 
duration von geringer Ausdehnung mit einzelnen , kauin 
haselnussgroBsen, broncbiektatischen Hoblen ; in den nn- 
tern Lappen einzelne kfisige Knoten ; ein ebeu solcher 
von llaselnussgrosse unter dem Peritonualuberzuge des 
rechten Leberlappens ; tuberkulose Geschwure im Dunn- 
und Dickdarm ; die Lymphdrusen des Mediastinum, des 
Mesenterium und des Retroperitonaalranmes vergrossert 
and mit kaeigen Knoten durchsetzt; Caries am rechten 
Oberarm , an der 2. Phalanx des linken Zeigetingers, am 
hintern Knde der G. Rippe und dem entsprcchenden Wir- 
bel. Um die harte Ruckeinnarksliant votn 7. Hals- bis 
9. Brustwirbel knotige Massen , in neugebildetes Binde- 
gewebe eingebettet, das Ruckenmaik eomprimirend. An 
vielen Korperstellen Haut- und Mnskelabscesse, theils mit 
dickem, kasigem Brei, theils mit geronnenem Blute erfullt. 
Nasensclileimbaut intakt. 

C li. hatte in diesern Falle anfangs eine Spinal - 
Erkrankung augenommeu, bis die midtiplen Abseesse 
eintraten, die Vermuthung von chron. Rotz erregteH. 
Nun erst vemiochte man vom Pat. die Anamnese zu 
eruiren ; die Krankheit wurde als chronischer Rotz 
betrachtet und erst die bei der Sektion im Darme 
gefundenen Geschwtlre machten die Diagnose wieder 
zweifelhaft. [Scbon altere Autoren , z. B. C a n - 
statt, machen darauf aufmerksam, dass beim cliro- 
nischen Rotz im Digestionskanale Rflthung, Injektion, 
Ekchymosen, Erweichung, Geschwtlre au einzelnen 
Stellen vorkommen, dock seien diese Verinderungen 
nichts weuiger als constant.] Dennoch halt Ch. die 
Diagnose „ chronischer Rotz“ fllr diesen Fall fest. 
Was ziuiadist die lange Dauer der Krankheit aulangt, 
so finden sich in der Literatur Falle von 4'/*-, selbst 
1 ljahr. Dauer (Bollinger); auch das Intaktaein 
der Nasenschleimhaut spricht nicht gegen diese Dia- 
gnose, da erfahnmgsgemass der Rotz beim Menscben 
sich unter 70 Fallen nur 30mal auf der Nasen- 
schleimhaut zu lokalisiren pflegt; auch der fieber- 
lose Verlauf, der bei Tuberkulose nicht vorkommt, 
spricht for chron. Rotz. 

[Ref. hat gegeuwartig einen Fall im Johanniter- 
Krankenhause zu Jtlterbog in Behandlung, den 
er nur als chron. Rotz zu deuten vermag. Pat. be- 
sorgte langerc Zeit rotzige Pferde, erkrankte dann 
an einer Lungenaffektion (wie imChvostek ’schen 
Falle). Spater traten flberall an den Extremitaten, 
wie am Halse Abseesse auf, die missfarbigen Eiter ent- 
leerten ; das intermuskulare Bindegewebe war flberall 
verjaucht, die entstandenen Geschwtlre zeigten unter- 
minirte Rftnder, keinerlei Granulationsbildung. Tem- 
peratur stets um 40° herum ; DiarrhSe ; in den Lnngen 
Spitzeninfiltration, beginnende Cavemenbildung. 

Chronischer Rotz scheint h&ufiger zu sein , als 
man iin Allgemeinen aunimtnt.] (Aseh6.) 


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IV. Pathologic, Therapie n. medicinische Klinik. 


145 


398. BeiMge aur Lehre von der Pleuritic, 
derm Behandlung u. Folgezuetandm ; nach neuem 
Mittheilungen zusammengestellt von Dr. J. Lasch 
in Berlin. 

Seit unserem letzten Berichte Bind abermals eine 
grdasere Anzahl von Arbeiten erschienen, welche die 
Pleoritis in Bezug anf Symptomatology und Behand- 
lung betreffen. 

Vorwiegend hat auch in der letzten Zeit die ope- 
rative Behandlung der Pleuritis Beachtung gefunden. 
Wir erwfthnen von den einschlagenden Arbeiten zu- 
nllchst eine Abhandlung von Boucquoy (L’Union 
31. 33. 39.40. 1874), welche auf zahlreiche, wfth- 
rend des letzten Jahres von B. in der Hospitalpraxis 
auagefnhrte Thorakocentesen begrflndet ist. 

Nach kurzer Anftlhrung der bekannten Indika- 
tionen ftlr die Operation u. Widerlegung der gegen 
dieselbe gemachten Einwendungen giebt B. eine 
Uebersicht der bekannten operativen Verfahren und 
spricht Bich schltlsalich dahin aus, dass die von P o - 
tain angegebene Modifikation der von Dienlafoy 
empfohlenen Capillarpunktion unter gleichzeitiger 
Adapiration am meisten Empfehlung verdiene *) . Pot. 
verwendet die Adapiration in der Weiae, dass er daa 
Vacuum vorher in einem Kolben mit einer Schrdpf- 
pumpe erzeugt; die D ieulafoy ’ache Nadel er- 
setzte er durch einen ganz feinen Nadeltrokar , so 
daas man beim Ausziehen deaS diets nicht besorgt zu 
sein braucht, daaa daa atumpfe Ende der Kantlle eine 
Verletzung der Lunge veranlaaaen konne. (Vergl. 
Jahrbb. CLII. p. 105.) 

Daa Potain’ache, in den Pariser KUniJcen 
sehr hHufig angewendete Verfahren bietet nach B. 
folgende Vorzllge dar. 

1) Man kann mit dem feinen Trokar an jeder 
S telle dea Ergnaaea eindringen, ohne durch den 
engen Zwischenrippenraum Schwierigkeiten zu fin- 
den. 

2) Der Punktion braucht keine Incision voran- 
zugehen, da daa Eindringen des dOnnen Trokar 
keine grdasem Schmerzen verarsacht, als eine hy- 
podermatische Injektion. 


') Wir machen hierbei anf eine vortreffliche Mono- 
graphic aufmerksam, welche von Dr. Castianx unter 
dem Titel „ Documents pour servir a Vitude de la mithode 
aspiratrice“ (Paris 1873. A. Delahaye. 8. 190 pp. avec 
12 plchs.) veroffentlicht worden ist. Wir konnen nns je- 
doch anf eine kurze Angabe des Lnhaltes beschranken, da 
die ron C. vertretenen Anschaunngen in nnsern Bericbten 
•chon Erwahnnng gefnnden haben. 

Cap. 1 behandelt den diagnostischen und therapeuti- 
schen Werth der Adapiration, Cap. 2 giebt eine Beschrei- 
bung der Apparate und des teohnischen Verfahrens. In 
Cap. 3, 4, 5 wird die Verwendung der Capillarparacentese 
mit Adspiration bei Affektionen der Athmungsorgane, bei 
Perikarditis und bei Affektionen des Digestionsapparates 
(Qasansammlung, Brucheinklemmung) geschildert. Cap. 6, 
7, 8 enthalten Belege ffir die Nutzlichkeit des fragl. Ver- 
fahrens bei perinephritischen Abscessen, Harnverhaltang 
and Hydarthrosen. 

Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 2. 

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3) In Folge der Adspiration ist daa Ausstrdmen 
des Ergusses trotz dea feinen Instruments ein regel- 
mkssiges und vollstkndiges und erfolgt nicht stoss- 
weise, wie bei dem Reybard ’schen Verfahren, wo 
der Abfluss anfangs unter dem Einflusse der Elasti- 
city der Lunge und dem Gegendruck des Thorax 
continuirlich vor sich geht , dann aber in einer mehr 
oder weniger langen Zeit, wenn die Wirksamkeit 
dieser Krhfte erlischt, vollstkndig gehemmt wird und 
oft selbst trotz des neuen Impulses, welchen die 
Hustenstbsse geben, nicht wieder hervorgerufen wird, 
selbst bei noch ansehnlichen FlUssigkeitsmengen. 
W Ahrend frtlher zur Entleerung eines mittlern Er- 
gusses 30 — 45 Min. erforderlich waren, geniigen bei 
dem Po tain ’schen Verfahren 10 — 15 Minuten zu 
demselben Zwecke. Die Hustenstbsse whhrend 
des Abflusses, die eine Folge der Wiederentfaltung 
der Lunge sind, kommen auch bei der Adspirations- 
methode vor, allein sie sind weniger heftig und be- 
ginnen erst spftter als bei den frllhern Methoden. 

4) Trotz der sehr ausgebildeten Untersuchungs- 
methode kommt es vor, dass die Punktion negativ 
ausfftllt, indem man entweder auf Pseudomembranen 
oder auf eines der unterliegenden Organe stbsst. 
Punktionen von Leber und Lunge mit dem gewdhn- 
lichen Trokar. verlaufen allerdings meist schadlos, 
das Kaliber des Instruments kann jedoch keineswegs 
dabei gleichgilltig sein. B. ist es selbst begegnet, 
dass er bei einem massigen rechtseitigen eiterigen 
Erguss, wo merkwtlrdiger Weise die Leber nicht 
verdringt wai-, dieselbe bei verschiedenen Punktio- 
nen , wie bei der Autopsie beobachtete Zeichen er- 
gaben, getroffen hat , ohne dass auch nur ein Sym- 
ptom intra vitam es bemerkbar gemacht hktte. 

5) Endlich ist auch der Vortheil nicht zu unter- 
schatzen, dass man mit den feinen Trokars die Punk- 
tion ohne Widerstreben des Kr. nach Belieben wie- 
derholen kann, w&hrend bei dem frdhern Verfahren 
kaum ein Kr. zu einer zweiten Operation zu be- 
wegen war. 

Der hauptsichlichste Einwurf gegen dieCapillar- 
methode ist der, dass die vollstftndige Entleerung des 
Ergusses der allmfiligen Entfaltung der Lunge keine 
Rechnung trkgt und dassdalierin verstilrktem Maasse 
heftige Hustenanfklle , Lungencongestionen und Blu- 
tungen entstehen milssen. Nach Vfe. zahlreichen 
Beobachtungen kommen jedoch bei der Capillar- 
methode diese llblen Folgen viel Beltner als frtlher 
vor , auch hat man es in der Hand , durch das Spiel 
der Hfthne den Abfluss zu mftssigen. Eben so wenig 
gerechtfertigt ist der Einwurf, daas die Adspiration 
die Umwandlung eines serOsen Ergusses in einen 
purulenten begtlnstige , denn es ist von Moutard- 
Martin bereits bewiesen worden , dass in diesen 
Fallen schon bei der ersten Entleerung zahlreiche 
Eiterkttgelchen , mit dem Mikroskop nachweiBbar, 
den verborgenen Charakter der Fltlssigkeit offen- 
baren. Hinsichtlich des mehrere Stunden nach der 
Operation eintretenden serds - albuminOsen Auswurfs 

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IV. Pathologie, Therapie n. medicinische Klinik. 


146 

iBronchorrhfle), welcher einige Stunden andauertnnd 
ein sehr ansehnliches Qaantum einer dem entleerten 
Pleurae tsudate fthnlichen Flllaaigkeit liefert — glaobt 
Vf. nicht , wie W o i 11 e z , dass es aich hier um -eine 
traumatiache Perforation handelt. Die dorch die 
Trokarspitze gemachte Oeflnung kflnue nicht die 
Pleurafllissigkeit durchtreten laasen, wenn Qberhaupt 
noch eine genflgende Flttssigkeitsmenge znrtlckbliebe, 
mn eine so abondante Entleerang zu bedingen. Eine 
spontane Perforation ist eben so wenig annehmbar, 
da nie Zeichen von Pneumothorax beobachtet worden 
aind. Dass der Pleuraerguss plfltzlich resorbirt and 
eben so plfltzlich durchdieBronchienwiederseceruirt 
werde, ist gleichfalls undenkbar. Abgesehen da von, 
dass das Vorliandensein einer so erlieblichen Fldssig- 
keitsmenge nach der Operation kaum denkbar ist, 
scheint es doch fast unmflglich zu sein, dass eine mit 
dickeu Pseudomembranen besetzte Pleura filug ist, 
bo ansehntiche Mengen von Serum hindurch zu filtriren. 
Es bleibt daher nur die Annahme (tbrig , dass unter 
den Druckverilnderungen, nacli der Thorakocentese, 
ein Congestionszustand der Lunge eintritt, welcher 
zu einer Transsudation von Serum ans den Blut- 
gefftssen in die Lungenalveolen und einer daranf 
folgenden Entleerung durch die Bronchien ftlhrt. 
Der Capillarthoracocentese kann aber daraus kein 
Vorwurf gemacht werden , da schon vor ihrer Ein- 
ftlhrung bereits fthnliche Beobachtungen gemacht and 
nur eben jetzt mit der grflssern Frequenz der Opera- 
tion die Beispiele hhufiger geworden sind. 

B. will ttbrigens die Thorakocentese keineswegs 
als allgemeine Behandlung der Pleuritis unter Ans- 
schluss aller Ubrigen Mittel empfehlen. Sie ist nur 
gegen eines der pleuritischen Symptome, nfimlich 
gegen den Erguss gerichtet und eine antiphlogistische 
Behandlung wird gegen den entztlndlichen Process 
dnrchaus geiechtfertigt bleiben. Ob und wie sie aber 
anzuwenden, hftngt von dem IntemriUtsgrade und 
dem Auftreten der Krankheit ab. Bald tritt die 
Pleuritis plfltzlich wie eine Achte akute Krankheit mit 
SchOttelfrost, heftigem Fieber, starker Dyspnfle auf; 
hier ist die energische Antiphlogose am Platse. 
Andere Male ist Her Beginn der Krankheit weniger 
heftig, oder die Heftigkeit der Symptome nimmt 
allm&lig wieder ab ; in diesem Falle werden Diuretics 
und Vesicantia eine passende Verwendung linden. 
Endlich giebt es noch eine Reihe von Fallen, wo die 
Initialsymptome unbemerkt vorttbergehen und der 
Kr. mit einem erheblichen Pleuraergusse wegen der 
Respirationsbeschwerden Arztliche Htllfe sucht; hier 
besteht nun die Indikation , den Erguss zu hemmen 
and fortzuschaffen , oline dass man viel unntttze Zeit 
mit Ableitungsmitteln vorflbergehen lAsst. 

Vf. hat im letzten Jahre allein unter 35 Fallen 
akuter Pleuritis in 25 die capillare Punktion an- 
gewendet und dabei nicht erst die Zeit abgewartet, 
wo fbrmliche Anzeigen ftir die AusfUhrung der Ope- 
ration bestanden. Selten hatte es Vf. mit excesaiven 
Exsudaten zu than , nur einmal betrug die QuantitAt 
4 Liter, tlbrigens achwankte sie zwischen 1200 und 


2000 Gramm. Fast idemals ward die Operation vor 
dem 10. Tage nach Eintritt der Krankheit gemacht, 
am hAufigsten zwischen dem 15. and 20., am welche 
Zeit die Kr. gewflhnlich erst Aufnahme im Hospital 
suchten , ohne zuvor unter arztlicher Behandlung ge- 
standen zu habeu. 

Nach der Punktion blieben die Kr. imBett unter 
ziemlicb strenger Dittt , und nor in Ansnahmefttilen, 
bei Furcht vor Recidiven, wurden Vesicantien anf die 
Brust gelegt. Die Resultate dieser Behandlung and 
folgende. 

Unter 25 durch die Thorakocentese behandeiten 
Fallen wnrde in 21 Flflssigkeit entleert ; 4mal wnrde 
trotz der deutlichsten Zeichen eines Exsudates der 
Trokar wieder zurtlckgezogen, ohne dass Serum ans- 
flo88. Unter den 21 Fallen wurde in 15 durch ein- 
malige Punktion vflllige Heilnng erzielt, in 6 Fallen 
war eine Wiederholung der Punktion nothwendig. 
Jedoch ist bervorznheben, dass bei einem der letztem 
eine anscheinend von der Pleuritis unabhangige 
Phlegmone des vordern Mediastinum als Compli- 
kation bestand und in einem zweiten Falle die Pleu- 
ritis eine symptomatische Aeussernng einer Tnber- 
kulose war. 

In den Fallen , wo die einmalige Punktion znr 
definitiven Heilung genllgte , verliessen die Kr. zwi- 
schen dem 10. und 20. Tage nach der Operation 
dasKrankenhaus; wobei zu bemerken, dass bei einer 
grflssern Zahl der Anfenthalt hatte abgekdrzt werden 
kOnnen , wenn nicht wegen der Sicherheit einer voll- 
standigen Heilnng eine lAngere Beobachtung zweck- 
massig erschienen ware. Vergleicht man damit die 
Resnltate der gewflhnlichen medicinischen Behand- 
lung , so kann man wenigstens so viel sagen , dass 
selbst in den leichtern Formen der Pleuritis das akute 
Stadium 30 — 35 Tage nnd darflber wfthrt and mithin 
die Thorakocentese die Krankheitsdaner abkflnt. 
Die thermometrische Beobachtung gegen Ende der 
Krankheit ist Ausserst ntttzlich und zeigt mit ziem- 
licher Bestimmtheit an , wann die Krankheit als be- 
endet angesehen werden kann. Trotz dem grflssten 
Wohlbefinden des Kr. giebt das Thermometer noch 
einige Tage nach der Operation eine ganz leichte 
Temperaturerhflhung an , mit deren gftnzlichem Ver- 
schwinden die Krankheit erst als vflllig geboben 
gelten kann. 

Uebrigens hat sich die capillare Punktion nicht 
nur gefahrlos gezeigt, wenn die Flflssigkeit dorch 
den Adspirator entleert wurde, sie ist auch vflllig 
unschAdlich gewesen in Fallen , wo die Punktion 
erfolglos war. In den letztem Fallen drug der 
Trokar meist in Pseudomembranen ein , was durch 
das Ausfliessen von etwas Blut und das Gefflhl eines 
resistenten Kflrpere angezeigt wird ; eine Verletzung 
der Lunge ist anznnehmen , wenn kurze Zeit darauf 
blntige Sputa expektorirt werden. Aile diese ver- 
fehlten Operationen sind jedoch, selbst nach Ver- 
letzung der Leber, spurlos an den Kr. vorflber- 
gegangen , ja nach 2 solchen nutzlosen Pnnktioaea 
hat Vf. beobachtet, dass die Resorption des Ergusses 


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IV. Pathologic, Therapie u. medioiniache Klinik. 


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muaitteibar angeregt wurde and dyspnoetische Er- 
schemungem verschw&ndea. Endlich macht Vf. noch 
darauf aufmerksam , dass in seltenen Fallen , beson- 
dere wenn ea rich am frische Plenritiden handelt, 
eine sehr spirliche Fldsrigkeitsmenge entleert wird, 
trots den dentlichsten Zeichen eines massenhaften 
Ergusses , w&hrend nmgekehrt 1 — 2 Liter Seram 
durch die Kanille abffiessen, -wenn anf Grand der 
physikal. Unterenchung ein sehr reichlicher Erguss 
erwartet wurde. 

Nach genauer ErwHgung aller mOglichen Um- 
stande, auf Grand eigener Erfahrungen and eines 
eingehenden Studiums der in den letzten Jahren 
pnblicirten Beobachtimgen , kommt Vf. zu folgendem 
Resultat. Jeder Erguss mittlem Umfanges , welcher 
nach Ablauf der Entzttndungsperiode keine Tendenz 
zu scbneller Resorption zeigt, oder welcher trotz 
Anwendong der tlblichen medicinischen Mittel zu 
steigen fortfllhrt, erfordert die Punktion mit dem Ca- 
pillartrokar unter Znlitllfenalime der Adspiration. 

In einer Abhandlung liber die Paracentese der 
Brast theilt Henry Barnes, Arztam Cnmberland- 
Hospital, seine Erfahrnngen zu Gunsten der Capillar- 
thorakocentese mit ’). Unter den Instrumenten be- 
nutzt er mit Vorliebe Dieulafoy’s Nadel-Trokar 
und Adsprrator. Die geeignetste Zeit zum Operiren 
tritt fttr ihn ein , wenn dyspnotische Erscheinungen 
sich geltend machen , oder wenn der Erguss bei der 
gewShnlichen medicinischen Behandlung sich nicht 
vermindert ; je frllher man zur Punktion schreitet, nm 
so besser. Weder Alter, Geschlecht, GraviditSt noch 
irgend eine andere Complikation sind Gegenanzeigen. 
Die gegen die Operation gemachten Einwllrfe sind 
bei dem jetzt tlblichen Verfahren gegenstandslos ge- 
worden, die Fltlssigkeit kann jetzt aflm&lig und Iang- 
sam entleert werden und die vorangegangene genaue 
phyrikal. Untersuchung schlltzt vor Fehlgrififen und 
Irrfhflmern. 

/ 

Vf. theilt 5 eigene Beobachtungen mit, in wel- 
chen durch die Paracentesis thoracis der Krankheit 
ein schnelles Ziel gesetzt wurde. 

1) Llnkseitige aknte Pleuritis bei einem 20jahr. Mad- 
chen. Das Exsudat hatte die linke Thoraxhalfte erheblich 
erweitert, das Here so weit nach reehts dislocirt, dass der 
Herestoss unter der rechten Brustwaree zu fflhlen war. 
Da die Dampfung der Brest und die Respirationsbeschwer- 
den trotz energiseher medikamentoser Behandlung zu- 
nahmen , so wurde mit der Capillamadel die Punktion 
gemacht nnd 66 Unzen (ca. 2100 Grmm.) einer albumin- 
rekshen Flfissigkeit entleert. Vesikularathmen Hess sich 
in den folgenden Tagen dentlich wieder vernebmen nnd 
die Kr. wurde in kurzester Zeit vollig geheilt entlassen. 

2) In einem andem Falle trat die Pleuritis im Ge- 
folge eines schweren und protrahirten typhosen Fiebers 
auf. Am Ende der 8. Krankheitswoche zeigte sich neben 
einem ausgedehnten Anasarka totale Dampfung an der 
reohten Brustseite, welche vorn selbst den linken Sternal- 
rand fiberschritt. Da die Athembeschwerden sich noch 
vermehrten, wurde znr Punktion geschritten und 46 Unzen 

') Some remarks on paracentesis of the chest. Lon- 
don 1876. Macmillan and Co. 8. 15 pp. [Reprinted from 
the Practitioner, Sept. 1876.] 


(ca. 1400 Grmm.) einer strohgelben, durch Hi tie coaguUr- 
baren Flfiseigkeit entleert. Nach der Operation wnrde 
das Athmen bedeutend erleichtert und die vordern ver- 
strichenen Intercostalraume dem Auge wieder sichtbar. 
In den folgenden 8 Tagen nahm die Dampfung wieder 
vorn ihre fruhere Ausdehnung an, hinten hdrte man langs 
der Spina entferntes Bronchialathmen. Die Punktion wurde 
wiederholt und 56 Unzen (ca. 1700 Grmm.) Serum ent- 
leert ; der Kr. war wieder bedeutend erleichtert, athmete 
freier und schlief besser. Da die Erleichterung nur kurze 
Zeit wahrte nnd die frfihera gefahrdrohenden Symptome 
wieder eine schnelle Hfilfe nothwendig machten , wurde 
eine 3. Punktion gemacht, dnrch welche 123 Unzen (ca. 
3700 Grmm.) einer dunkleru, wenigergerinnbaren Flissig- 
kelt als in den fruliern Malen entcogen wurde. Numnehr 
war die Bcsserung andaucmd und der Kr. verliess nach 
knreer Zeit geheilt die Anstalt. 

S) Ein 43jahr. Mann, Ende August wegen eines 
gastrtechen Fiebers im Carlisle-Fieber-Hospital anfgenom- 
men , klagte fiber hfiufige Schmereen in der Brust , ohne 
dass man eine Affektion der Resp. - OTgane nachweisen 
konntc. Nach 14tagigem Aufcnthalte im Krankenhause 
fand man anf der linken Seite DSmpfung, Bronchialathmen 
und Aegophonie. Das Here war verlagert, die Herzspitze 
schlug im 4. rechten Intercostairnum an ; besondere 
Dyspnoc war nicht vorhanden. Gegen Ende October, wo 
das Fieber bereits verschwunden war, bestand Dampfung 
an der ganzen linken Seite dcs Thorax vorn und hinten, 
mit Ausnahme der Reg. supraspinalis, und da die Anwen- 
dung der Diuretika , Vesikantien , Jodbepinselungen ehne 
Einduss anf das Exsudat blieb , wurde die Punktion ge- 
macht und 50 Unzen (ca. 1500 Grmm.) gclbiich-gruner 
FlfisBigkeit aasgepumpt. Dio Punktion musste schon nach 
14 Tagen wiederholt werden , da das Exsudat sich wieder 
sehr schnell reproducirte. Naeh Entleerung von 47 Unzen 
(ca. 1400 Grmm.) Flfissigkeit konnte man vorn an der 
ganzen linken Brust , hiuten in den obern zwei Dritteln 
Respirationsgerausche wahrnehmen. Die MQssung mit 
dem Woillez’schen Cyrtometer ergab den Umfang der 
linken Brusthalfte urn 2" geringer, als den dor rechten. 
Der Kr. verliess bald darauf in gutem Wohlbefinden das 
Hospital. Als 5 Mon. spater ihn IS. wioder besuchte, hatte 
das Pleuraexsndat sich wiedemm gebildet und es warden 
90 Unzen (ca. 2700 Grmm.) einer serosen, truben Flfissig- 
keit durch die Punktion entfernt. Seitdem 1st das Wohl- 
beflnden ein ungetrubtes geblleben , das Hera hat wieder 
seine frfihere Lage gewonnen, weder ilusten noch Athem- 
beschwerden hindem den Kr. an Beiner gewohnten Be- 
schaftigung mit Holzfiillen in den Waldnngen. 

4) J. M. , 20 J. alt , litt seit einem Jahre in Folge 
einer heftigen Erkaltuug an Ilusten und Schmereen in der 
rechten Brust, die Jede Beschaftigung unmoglich machten. 
Die Untersuchung der Brust ergab Erweiterung der rech- 
ten Seite urn 1 die Intercostalrauine waren volts tandig 
verstrichen , der Ton fiber der ganzen Seite vorn und hin- 
ten war absolut gedampft, Respirationsgerausche waren 
ganz schwach horbar, an der rechten Lnngenspitze Bron- 
chialathmen and Broncbophonie wahrzunehmen. Das 
Here war etwas nach links versehoben , die Anskultation 
desselben ergab ein lautes systolischesUerausch, amdeut- 
lichsten an der Herzspitze. Da starke DyspnOe vorhanden 
war , machte B. sofort die Thorakocentcse und entleerte 
vermittelst der Capillamadel 25 Unzen (ca. 750 Grmm.) 
Serum ; die Operation musste alsdann wegen Verstopfung 
der feinen Punktionsnadel unterbrochen werden. Die Er- 
leichterung, welche der Kr. durch die Punktion empfand, 
war trotz des geringen Fiussigkeitsquantnm sehrerheblioh. 
Ein paar Wochen spater hatte jedoch die Flfissigkeit in 
der PleurahShle derart zngenommen, dass der Spitzenstoss 
2" jenseits der linken Brustwaree fuhlbar war. Nachdem 
104 Unzen (ca. 3100 Grmm.) Flfissigkeit entleert waren 
und in den folgenden 8 Mon. wegen Wiederansammlung 
des Exsndates die Punktion fast wOchentlich wiederholt 
worden was, konnte der Kr. nach einem 18woclieutl. Auf* 


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IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Kiinik. 


enthalt im Hospital v81Ug geheilt entlassen werden. Als 
der Kr. naeh einigen Monaten sich im Hospital wieder 
vorstellte, wurde dasHerz in dernonnalen Lagegefunden, 
ein Herzgerausch war nicht mehr vorhanden. Die Brust- 
resonanz war uherall gut, nnr an der recbten Lungenbasis 
etwas verroindert. hier war das Respirationsgerauschnoch 
etwas schwarh, an alien ubrigen Theilen dagegen dentlich 
und scharf. 

6) Ain 9. Sept. 1874 wurde Vf. von einer 19 J. alten 
Dame, welche in Folge einer Erkaltung seit 6 Wochen 
kr&nk war , zu Rathe gezogen. Sie kiagte fiber heftigen 
Hasten , Brimtschmerzen , hochgradige Schwache und an- 
dauernde Schlaflosigkeit. Die Untersuchung der Brnst 
ergab an der linken Seite absolute Dampfung und voll- 
standiges Fehlcn der Athmungsgerausche , nur unterhalb 
der Clavicnla war saccadirtes Athmen und leises Bron- 
chialathmen horbar. Der Herzstoss erfolgte 1" nach 
recbts von der untern Brustbeinbalfte. Der BruBtumfang 
betrug oberhalb der Mamma recbts 16 , links 16'/* Zoll. 
Die Morgen- und Abendtemperaturen waren nur massig 
erhfibt. Es -wurde sofort die Paracenteee gemacht und 
durch Dieulafoy's Adspirator 60 Unzen (ca. 1800 
Grinin.) gerucblosen Eiters entleert. Durch den weiteren 
Gebrauch von Tonicis hatte sicb der Zustand der Kr. 
wenentlich gebessert. Am 14. Sept, war jedoch wieder 
weeentliche Zunahme des Exsudates nacbwcisbar. Durch 
die Punktion wurden 27 Unzen (ca. 800 Gnnm.) Eiter 
entfemt. Am 21. Sept, kiagte Pat. fiber starke Schmer- 
zen in der linken Brustseite ; die physikalische Unter- 
snchung ergab vorn hcllen Perkussionsschall , aber 
schwache Respirationsgeriiusche , hinten Dampfung bis 
znm Angulus scapulae. Durch den Adspirator wurden 
nnnmehr 19 Unzen (ca. 570 Grmm.) rait Blut tingirten 
Eiters entleert. Die Athmungsgerausche wurden deut- 
iicher , die PerkusBionsdampfung weniger ausgesprochen. 
Die Messung der linken Seite der Brust ergab eine bedeu- 
tende Contraktion, ihr Umfang betrug l'l t “ weniger als 
der der rechten Seite. Am 28. wurde die 4. und letzte 
Pnnktion gemacht und 8 Unzen (ca. 240 Grmm.) Flussig- 
keit (1 Drittcl Blut, 2 Drittel Eiter) ausgepumpt. Von 
jetzt ab besserte sich der Zustand der Kr. unter starken- 
der Behandlung stetig. Die Untersuchung am 19. April 
1875 ergab Folgendes. Allgemeinbefinden gut; Brust- 
umfang 30 3 /,“, rechts 15 s /, , links 14 3 /,“ ; Brusterweite- 
rung wahrend der Athmung allseitig bedeutend ; linke 
Schniter massig gesenkt ; leichte Abplattung in der linken 
Reg. infraclavicularis und supramammaria, femer in den 
untern, seitlichen u. hintern Partien, daselbst ganz leichte 
Dampfung. Respirationsgerausche ein klein wenig scbwa- 
cher als rechts. 

Dr. Fraentzel, dirig. Arzt an der Charitd 
(Berl. klin. Wchnschr. XI. 12. 1874) erkennt den 
kohen Werth der Adspirationsmethode fllr die Be- 
handlung pleuritischer Exsudate an. Er halt es aber 
ftlr gleichgtlltig, ob man sich Dieulafoy’s Spritze 
oder Po tain’s Flasche oder der der Magenpumpe 
fihnlich constniirten B o w d i t c h ’ schen oder end- 
lich der Q u i n c k e ’ schen zweihahnigen Spritze be- 
dient , da sie alle znr Anspumpung der Pleuraexsu- 
date gleich brauchbar sind. Die Frage, ob der 
Hohlnadel oder der capillare Trokar den Voraug 
verdiene, beantwortet Fr. zu Gunsten des letztern, 
weil durch den Hohlnadel leicht einmal stfirkere 
Lungenlfisionen veranlasst werden kbnnten. Von 
ganz besonderer Wichtigkeit 1st es, dass die Trokar- 
kanflle behufs absoluten Luftabschlusses mit einem 
luftdicht. schliessenden Hahn versehen sei , und dass 
eine Vcrstopfung des capillaren Lumens der Kantlle 
durch Fibrinklilmpchen verhindert werde. Um die 
Wegsamkeit der Kanllle jederzeit zu bewerkstelligen, 


ohne dass sie erst heratugenommen und ants Neoe 
eingeftthrt zu werden braucht, ist es nothwendigr, 
dass der Capillartrokar mit einem Seitenrohr ver- 
sehen ist , bei welchem das Stilet nur bis hinter die 
Oeffnung des Seitenrohrs zurflckgezogen wird usd 
jederzeit wieder in die Randle eingeschoben werden 
kann. 

Ein solches , in jeder Bexiehung brauchbares Instru- 
ment ist durch A. Schmidt in Berlin (Gr. Friedricht,- 
strasse 105c) auf F.’s Veranlassung angefertigt worden. 
Der vordere Theil der Kanfile ist ein 5 Ctmtr. langes Ca- 
pillarrohr , dessen Wandungen nach unten, der Haltbar- 
keit wegen, an Dicke zunehmen, wahrend das Lumen un- 
verandert bleibt. Am untern Ende der Kanfile geht von 
dereelben unter einem Winkel von 45° ein kurzes Seiten- 
rohr ab, welches durch einen Hahn luftdicht verschloeaen 
werden kann. Jenseits des Hahns lauft das Seitenrohr 
in einen metallnen Trichter aus , in welchen das metallne 
Endstuck des zu dem Adspirationsapparat gehenden 
Gnmmischlauchs hineinpasst. Etwa 0.5 Ctmtr. oberhalb 
des Abgangs des Seitenrohrs endet die Kanfile in eine 
Schraube, welche sorgfiltlg eingepasst 1st, in einen 
Scbraubengang, welch er das obere Ende eines seitlich auf- 
geschnittenen Hohlcylinders darstellt. Unterhalb der 
Schraube ist ein kleiner Raum znr Aufnahme von Gnmmi- 
plattchen vorhanden. Die ffir die Schraube bestimmte 
Hohlung schliesst unten mit einer kleinen durchbohrten 
Oeffnung ab, durch welche das Stilet hindurchtreten 
kann. Am andern Ende des Hohlcylinders beflndet sich 
ein grSsBerer Knopf, welcher abgeschraubt werden kann 
und die Reinigung des Hohlcylinders ermoglicht. Das 
durch die mit dem Schraubengang verbundene Kanfile 
hindurchgehende Trokarstilet ist nach unten kolbig ange- 
schwollen und tragt an dem kolbigen Ende seitlich einen 
Knopf, welcher in dem Seitenausschnitt des Hohlcylinders 
hin und her verschoben werden kann. Um zu verhindern, 
dass be! der Verschiebung dee Stilets Luft durch die Ka- 
nule in den Pleurasack gelangt , werden in den oben er- 
wahnten Raum unterhalb der Schraube 3 dunne Gummi- 
plattchen, welche das Stilet luftdicht nmschliessen, hinein- 
gepresst ; die Gummiplattchen werden nach jedesmaligem 
Gebrauch herausgenommen und wieder ersetzt ; man kann 
sie beliebig aus jedem Gummiscblauch sich herstellen. 

Die Handhabung des Instruments ist wohl nach 
der gegebenen Beschreibung so verstindlich , dmw 
sie nicht erst besonders erwfilmt zu werden braucht. 
Nach seinen bisherigen Beobachtungen in den ver- 
schiedensten Fallen kann F. dasselbe als kusserst 
praktisch und brauchbar empfehlen. Er f&nd es 
nicht allein erprobt, wenn es sich um einen dick- 
lichen EJiter handelte, sondern er war selbat im 
Stande, mit Leichtigkeit den visciden Inhalt eines 
Kniegelenks zu adspiriren. 

E. B e 8 n i e r kam in seinem Berichte fiber die 
in Paris im 1. Vierteyahre 1873 herrschenden 
Krankheiten zu dem Schlusssatze , dass die Sterb- 
lichkeit in Folge der Pleuritis ganz bemerkens- 
werth gestiegen sei — 1867: 7.89%; 1873: 
15.69% — seit die Thorakocentese allgemeine Ver- 
breitung gefunden habe. Besnier legt aber auf 
diese Thatsache um so holieren Werth, weil die Pleu- 
ritis gerade eine deijenigen Affektionen ist , welche 
am wemgsten zu Fehldiagnosen und daher zu einer 
falschen Statistik Veranlassung giebt. 

Als einen Beitrag zur Beleuchtung dieser Be- 
hauptung verdffentlicbt Dr. L. M a r t i n e au ’(L’ Union 
123. 124. 128. 137. 152. 1874) das Ergebniss 


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IV. Pathologic, Therapie a. medicmische Klinik. 


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sdaor Erfakrangen ttber die Behandlung der Pleuri- 
tls tmd des Empyem mittels der Thorakocentese. 
Seine Beobachtungen, welche B.’s Angabe nicht zu 
beatitigen scheinen, erstrecken sich auf 27 Falle, 
4 Empyeme und 23 sero-fibrinhse Pleuritis ; von den 
letztern sind 19 primkre nnd 4 eekundftre. Wir 
geben die Beobachtnngen in Folgendem ganz kurz 
wieder. 

1) Idiopathische akutc Pleuritis. 

1) Rechtseitige Pleuritis. Beginn am 1. Febr. — 
Thorakocentese am 1 . Marz mit der R e y b a r d schen Ka- 
nule ; 4000 Grmm. entleert. Die Fliissigkeit reproducirte 
sieh nicht wieder. Pat. am 15. Marz gebeilt entlassen. 

2) Rechtseitige Pleuritis, Beginn am 10. Oct. Tho- 
rakocentese nach Reybard am 9. Nov. Entleerung 
von 1600 Grmm. einer opalinen Fliissigkeit rait zahlreichen 
Fibrinflocken. Pat. am 16. Nov. gebeilt entlassen. 

3) Linkseitige Pleuritis ; Beginn den 14. Aug. Tho- 
rakocentese nach Potain am 25. Aug. ; entleerte Flussig- 
keit — 1750 Grmm. Die Temperatur im Mastdarm um 
0.3° nach der Operation erh5ht. Auswurf von 63 Grmm. 
eines mucinreichen Sputum. Pat. am 2. Sept, vdllig ge- 
hellt entlassen. 

4) Linkseitige Pleuritis seit dem 10. Aug. Thorako- 
centese am 27. Aug. nach Potain. Erste Punktion im 
8. Intercostalraum erfolglos ; nach der 2. Punktion im 
6. Intercostalraum 1020 Grmm. gelblichen Serums entleert. 
Vollstandige Heilung am 7. September. 

6) Rechtseitige Pleuritis seit dera 22. Aug. Thora- 
koeentese nach Potain am 2. Sept. Entleerung von 
1000 Grmm. rdthlich gefarbter Fliissigkeit. Eine kleine 
Quantitat Fliissigkeit wurde in der Pleurahohle zuruckge- 
lassen , weil nach dem Abfluss von 900 Grmm. ein sehr 
quilender Husten entstand. Die expektorirten Massen 
enthielten hauptsachlich Mucin. Schnellc ,Resorption des 
zuruckgelassenen Exsudats. Pat. am 7. Sept, geheilt. 

6) Rechtseitige Pleuritis ; Thorakocentese nach P o - 
tain 34 Tage nach Beginn der Krankheit ; Abfluss von 
260 Grmm. blutigen Exsudats ; Heilung 10 Tage apater. 

7) Rechtseitige Pleuritis seit dem 30. Jull ; Thorako- 
centese nach Potain am 18. Aug. ; Entleerung von 500 
Grmm. gelblichen Serums; am 30. Aug. vollkommene 
Heilung. 

8) Linkseitige Pleuritis seit dem 2. Sept. ; Thorako- 
centese nach Potain ; 4000 Grmm. ser&s-flbrinOsen Ex- 
sudats entleert. Pat. am 26. Sept, vdllig geheilt. 

9) Linkseitige Pleuritis seit dem 28. Dec. ; Thorako- 
centese nach Potain; 2600 Grmm. gelblichen Serums 
entleert. Temperatur im Rectum vor und nach der Ope- 
ration 39°. Unmittelbar nach der Operation 2 Spuck- 
nipfe voll einer gelblichen aerSsen Flusaigkeit ausgehustct. 
Am 28. Jan. war Pat. vollig hergestellt. 

10) Rechtseitige Pleuritis bei einer mit Insufflcienz 
der Mitralklappen behafteten Frau. Beginn am 22. Jan. ; 
Thorakocentese nach Potain am 26. Jan. Nach Abfluss 
von 340 Grmm. 8erum musste die Operation unterbrochen 
werden , weil die flbrindse Fliissigkeit im Apparat coagn- 
lirte. Am folgenden Tage ergab die physikalische Unter- 
suchong vollstandige Resorption des in der Pleurahdhle 
belassenen Flussigkeitsquantums. Vollstandige Heilung 
am 10. Febrnar. 

11) Rechtseitige Pleuritis seit dem 10. Dec. ; Thora- 
kocentese nach Potain am 3. Jan. ; 2000 Grmm. Flus- 
sigkeit ausgepumpt; die Flflssigkelt nicht reproducirt. 
Die Kr. verblieb wegen Ulcerationen am Collum uteri bis 
sum 28. Jan. im Hospital. 

12) Linkseitige Pleuritis seit dem 16. Sept. ; Thora- 
kocentese nach Potain am 17. Sept. Es wurden nor 
einige Tropfen Bint entleert, keine Spur von Serum. Am 
folgenden Tage Dampfung bedeutend geringer, A ego pho- 
nic , crepitirende Rasseigerausche verschwunden. Am 
20. Sept. Athmung normal. Die Kr. verlasst geheilt die 
Anstalt. 


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13) Linkseitige Pleuritis bei einer Frau mit Insuffl- 
cienz und Stenose der Mltralklappe. Thorakocentese 
nach Potain am 6. Krankheitstage ; Abfluss von 860 
Grmm. oiner schwarzlichen, fotiden, blutigen Fliissigkeit ; 
keinerlei ubie Zufalle nach der Operation. Die Kr. ver- 
tices nach 14 Tagen in gutem Wohlbeflnden das Hospital. 

14) Linkseitige Pleuritis , Beginn Mitte Sept. ; Tho- 
rakocentese nach Potain am 14. Oct. ; Abfluss von 1000 
Grmm. Seram ; am 26. vollige Heilung. 

16) Linkseitige Pleuritis seit 1. Jan. ; Thorakocen- 
tese mit Reybard'B Kanule am 22. Jan. ; Entleerung 
von 4000 Grmm. Fliissigkeit. Am folgenden Tage er- 
neutes Exsudat. Zwcite Punktion am 29. Jan. ; Entlee- 
rung von 2000 Grmm. FlusBigkeit. Pat. am 3. Febr. voll- 
standig geheilt. 

16) Linkseitige Pleuritis seit dem 4. Aug. ; Thorako- 
centese nach Potain am 18. Aug.; 950 Grmm. Serum 
entleert, einTbeilzuruckgelassen, dader Apparat mangel- 
haft funktionirte und Luft bei jeder Adspiration in die 
Brusthohle eintrat. Thorakocentese am 22. Aug. wieder- 
holt; 350 Grmm. serdBer Fliissigkeit entleert. Dauernde 
Heilung. 

17) Linkseitige Pleuritis seit 10. Aug. Durch Punk- 
tion am 20. 1000 Grmm. einer gelblich serfisen Fliissig- 
keit entleert. Neue Ansammlung von Flussigkeit; Tho- 
rakocentese resultatlos am 23. wiederholt. Heilung voll- 
standig am 1. September. 

18) Rechtseitige Pleuritis seit 4. Febr. ; Thorakocen- 
tese nach Potain am 8. ; Abfluss von 850 Grmm. klarer 
Fliissigkeit; 12 T. spater wegen Wiederansammlung des 
Exsudats Thorakocentese wiederholt; Entleerung von 
840 Grmm. Am 15. Marz noch geringe Dampfung in den 
untern Thoraxpartien, Athmungsgerausche daselbst schwa- 
cher als gewohnlich. Pat. verlasst bei ziemlicbem Wohl- 
beflnden das Hospital. 

19) Linkseitige Pleuritis, Beginn am 10. Aug. ; Tho- 
rakocentese nach Potain am 5. Sept. ; bei 2 hinterein- 
ander an verechiedenen Stellen vorgenommenen Punk- 
tionen Austritt von nur wenig Tropfen blutigen Serums. 
An demselben Abend empfand die Kr. bedeutende Er- 
leichterang, sie hatte wedcr Husten nochAuswurf, am 15. 
war die Respiration vollig normal. Die physikalisehen 
Zeichen verschwanden nach und nach und die Pat. ver- 
liess am 30. in bestem Wohlbeflnden das Krankenhaus. 

Die Betrachtung dieser Falle ergiebt, daas die 
Heilung in alien vollkommen gelungen 1st , und zwar 
genttgte in 14 Fallen eine einzige Punktion, nur in 
5 war Wiederholung derselben nbthig. Nirgends 
war ein Unfall nach der Operation eingetreten , wie 
auch das congestive Oedem , auf welches seit meh- 
reren Jahren als Folgeersclieinuug der Thorakocentese 
die Aufmerksamkeit gelenkt war, in keinem Falle 
sich einstellte [Fall 3 und 9?]. Der Zeitpunkt, an 
welchem die Operation vorgenommen wurde , wobei 
die ersten Fiehererscheinungen oder das Auftreten 
von Seitenstechen als Beginn der Krankheit angesehen 
werden, schwankte zwischen 33 und 3 Tagen. Die 
Menge der durch jede der Operationen entzogeneu 
Fliissigkeit schwankte zwischen 4000 u. 250 Grmm., 
das spec. Gew. der Fltissigkeiten zwischen 1016 u. 
1020. Von den 5 Fallen, die eine 2malige Punktion 
nothwendig machten , sind nur 3 wirklich dahin zu 
rechnen , da in einem Falle die 2. Punktion resultat- 
los ahlief und im andem nur wenige Tropfen san- 
guinolenten Serums ausflossen. 

2) Sekundare Pleuritis. 

20) Linkseit. Pleuritis nach akutcm Gelenkrheuma- 
tismus , coraplicirt durch Perikarditis und Pneumonle : 
Beginn am 6. Jan. ; Thorakocentese nach Potain am 


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IV. Pathologic, Therapie u. medksinfeche Klinik. 


13. Jsrt. ; Ansflusa von 800 Grmm. Seram. Pat. am 26. 

geheilt. 

21) Peritonitis tuberculosa. Ascites; ParacentSse 
abdom. ; AbflusH von 8000 Grmm. sehr albnminreiober 
Flflssigkeit. Beginn einer rechtseit. Pleurltls am 28. Dec. ; 
am 24. Jan. darch Pnnktlon 1800 Grmm. einer sero-san- 
gninolenten Fiasslgkelt entleert. Pat. verliess das Hospital 
am 16. Febr. vdlllg geheilt, kehrte aber am 30. April 
mit einer linkseit. Pleurltis zurfick. Dnrch die Thora- 
kocentese am 24’. Mai 2600 Grmm. Sernm abgelassen ; 
bis rum 14. Junl keine neue Ansammlung von Flussigkelt. 

22) Kechtseit. Pleuritis bei einer tuberkuldsen Fran 
von 22 J. ; erstes Auftretcn unbekannt. Thorakocentese 
am 8. Febr. ; der Abflnss nach Kntleerung von 800 Grmm. 
(tehenimt. Dio in der PleurahShle zurfickgebliebene 
Flflssigkeit in den folgenden Tagen schnell resorbirt. 
Tnberknlose stationer. 

23) Doppelseit. Pleurltls seit dem 11. Nov., daneben 
kasige Pneumonie. Durch Punktion der rechten 8eite 
am 4. Dec. 1600 Grmm. Serum entleert; linkseit. Ersndat 
bereits am 6. Dec. ganziich resorbirt. 24. Dec. : keine 
Erneuerang der rechtseit. Pleuritis, linkseit. vdlllg ver- 
schwunden ; Zeichen der inflltrirten Tuberkulose unver- 
andert. 

3) EUerige Pleuritis. 

24) Eingekapselte rechtseltige Pleurltls seit dem 
15. Nov.: l.Thor. nach Potain am 3. Jan., 1200Grram. 
k'ares Serum entleert; 2. Thor, am 9. Jan., 800 Grmm. 
.Serum entleert; 3. Thor, am 16. Jan., 850 Grmm. einer 
milchweissen Flussigkeit entleert; 4. Thor, am 29. Jan., 
800 Grmm. Elter entleert. Am 28. Febr. Operation des 
Empyem, 2000 Grmm. stinkenden Eiters entleert. Hei- 
lung gegen den 15. Sept, mit ansehnlicher Verengung des 
Thorax und Deviation der Wirbelsaule. 

26) Linkseit. Pleuritis Beit dem 30. April: 1. Thor, 
mit demApparat von Castiaux am 3. Mai, Ausfluss von 
4—500 Grmm. durchsichtigcn Serums ; hauflge Schfittel- 
froste in der folgenden Zeit ; 2. Thor, am 30. Mai , Ent- 
leerung von 800 Grmm. stinkenden Eiters ; Injektion von 
Chloral und einer alkohol. Losung von Essentia Eucalypti 
in die Pleurahohie ; 4. Thor, am 5. Juni , Abg&ng von 
000 Grmm. fotiden Eiters ; putride Infektion. Operation 
des Empyem am 10. Junj. Waschungen der Pleura mit 
dem gen. Mittel. Tod am 7. Oct. anscheinend In Folge 
von ohron. Alkoholismus ; die Pleuritis ergab sich als voll- 
kommen geheilt. 

26) Linkseit. Pleuritis seit 4 Wochen. Punktion am 
17. Oct. mit der R ey b a r d’sehen Kanule, Entleerung von 
2000 Grmm. klaren Serums. Da in der Folge heftiges 
Fieber mit adynamlschem Charakter anf elne eiterigeUm- 
wandlung des Exsudats schliessen liess , wurde am 
6. Nov. die Operation des Empyem gemacht and 1 Liter 
Eiter entleert. Ansspulung der Pleura mit Jodtinktur. 
Am 19. Dec. Heilnng. 

27) Lnngenschwindsucht, linkseit. Empyem. Longen- 
perforation, Hydropneumothorax. Durch den Pot a in’- 
schen Apparat am 4. Dec. 1600 Grmm. Elter entleert. 
Operation des Empyem am 11. Dec. ; sehr grosse Massen 
Eiter entleert. Ausspfiluug des Cavum pb-urae durch 
eine Losung von Chloral und alkohol. Encalyptus-Essenx. 
Am 12. Jan. erlag der Kr. der sehr ausgedehnten Tuber- 
kolose. Jedenfalls ist in diesem Falle dor Tod nicht der 
Operation zur Last zn legen , sondern die Folge einer 
langeTeZeit bestehenden Lungenschwindsucht ; wenn auch 
die Operation den lethalen Ausgang nicht aufbaltenkonnte. 
so hatte sie doch wenigstens den Erfoig , dass der Kr. 
ausserordentliche Erleichterung fand. In den andern vor- 
benannten 3 Fallen ist die Heilung trota der ungunstigsten 
Umstande in zicmlich knrzer Zeit erfolgt. 

Folgenden interessanten Fall von Empyem nebst 
Bemerkungen dartlber theilt Dujardin-Beau- 
roeta mit (Gaa. des Hfip. 77. 1872). 

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Bln 32 J. alter Mann , der MM 8 Men. baba itksus 
leiehtes Seitenstechen empfonden , Jedeeh seine Arbeit 

nicht eingestellt hatte , kara am 27. Febr. 1872 zur Auf- 
nahme. Die Untersuchung des sehr abgemagerten Kr. 
ergab: ausserst hochgradlge Dyspn6e , Gesiehtcyanottech. 
Puls kanm ffihibar. Thorax links stark gewftlbt, die 
Zwischenrippenrinme hervorgebanoht ; absolute Dampfuag 
fiber der ganzen linkeu Halfte , Pektoralfremitus fl be rail 
vSlllg verschwunden. Herz verlagert, Spitzenstoss 2 Ctmtr. 
jenseits der rechten Mammillarlinie. 

Es wurde sofort im 7. Interoostalraara elne Pnnktian 
mit dem Rev bard 'schen Trokar gemacht und 8 Liter 
guten Eiters entleert. Nachdem die Punktlonsfiffnung mit 
einem geknfipften Bistouri nseb beiden Seiten ausgiebig er- 
weitert worden war, wurde eine Kolyre mit weitem Lumen 
eingefiihrt nnd sorgsam befestigt. Bedeutende Erleich- 
terung , Pnis gehoben ; Dlslokation des Herzens onver- 
Sndert. Durch die RChre flossen in den folgenden Tagen 
erhebliche Mengen geruchlosen Eiters ab; Ausspfilnng der 
Pleurahfihle mit verdfinnter Jodtinktur. Am 1. MSrz 
wurde eine doppell&ufige KautschukrShre eingeffihrt, deren 
aussere Aeste durch Quetsohhabne verschllessbar w a re w : 
an der Bifurkationsstelle der R5hre war eine kreisfOrmlge 
Gummischeibe angebracht, welche sich an die Thorax - 
wandungen anlegte, sobald die R5hre in die Pieurahftkle 
eingeffihrt wurde. T)er Eiter hatte freien Abfluss und die 
Waschungen der Pleurahohie waren leicht ansf&hrbmr. 
1m Laufe der vcrschiedenen Operationen machte Vf. die 
Beobachtung, dass Pat., wenn die RShre voliatitadig eia- 
geffihrt nnd gut flxirt war , die Quetschhfihne einen Ver- 
schluss der beiden aussern Aeste bewirkten, mit lauter 
Stimme u. ziemlich fliessend sprechen konnte, sobald aber 
die Rfihre herausgenommen und die Thoraxwnnde frei 
geOffnet war , nur einzelne Silben mit leiser Stimme , ge- 
wissermaassen stossweise hervorzubringen vermochte. 

Die Besserung machte outer starkender Behandlung 
schnelle Fortschritte, so dass Pat., alB cr am 2. Juni anf 
seinen Wunsch entiassen wurde , seine Beschittigimg 
wieder aufnehmen und vSllllge Heilung erwartet werden 
konnte. 

In der Epikrise giebt Vf., nach weitliufiger Be- 
grOndnng des von ihm eingeschlagenen Verfahnema, 
folgende ErklArung der vortlbergehenden Apftome 
bei besteliender Communikation zwischen ftnsserer 
Loft und Pleurahdhle. Dieaelbe beruhte auf der 
mechanischen Unmdglichkeit, das Diaphragma and 
die Rippenwandungen zu immobilisiren. War die 
Pleurafistel geschlossen, so konnte der Thorax einen 
Sttttzpunkt an der in die Pleurahdhle eingetretenen 
Luft finden , welche, von alien Seiten umschlosmn, 
einen genilgenden Widerstand darbot. War dagegen 
die Fistel gedflhet , so fehlte dem Thorax der Sttltz- 
punkt , indem links die Luft aus der Pleura bei den 
Exspirationsbewegungen entwich, rechts die gegen 
die Mediant inalwand zurtlckgedrftngte Lnnge keinen 
gentlgenden Halt darbot. 

In prognostischer Hinsicht von hohem Interesae 
ist der nachstehende Fall, in welchem der Tod 
wahrend dts Verlaufes einer akuten Pleuritis in 
Folge von Thrombenbildung in der Pulmonal- 
arterie eintrat. 

Dujardin-Beanmetz (Gzz. de Par. 14. 1878) 
bekam am 26. Febr. 1871 einen 48 J. aKen Settahmacher 
zur Behandlung , der vor 2 W. nnter den Erscbeimageii 
einer Unkseitigen Pleuritis erkrankt war. 

Bei der Aufnahtne war die Respiration nicht sehr be- 
bindert (30), jedoch bestand heftiger Hasten mit schlei- 
mlgem Answurf. Uechtslage unmfiglich ; Sehmeraen an 
der iinken Seite crtragiich. Der Thorax aeigte links etae 


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IV. Pathologic, Ther&pie a. medicdniiche Klinik. 151 


dmrtttche HprrorwSRwng ; Inks Mnten flberal) absolute 
Dfimpfong , Torn ebeaso bit 8 Querflnger tin ter der Cla- 
vicnla Pektoralfremitus vullig anfgehoben ; absolnter 
Mangel der Respirationsgeransche , Aegophonie. Herz 
leicbt verechoben, Spitz enstoes nnter dem Sternnm and 
etwas jenseits dee recbten Sternalrandes , Anorezie ; kein 
Fieber. (Grosses Vesikator nnd Sedlitz-Wasser.) In 
den nachsten Tagen Zustand unverandert. Als Pat. am 
4. T. nach dem Eintritt in dasKrankenhans aus dem Bett 
anfstand , nm zn Stahl zn gehen , stiess er plotzlieh elnen 
Sohrei ans and war todt , ohne dass der Krankenwarter 
irgend etwas Besonderes in seinem Zustande hatte be- 
obachten konnen. 

Autoprie: In der linken PlenrahShle 3 Liter ernes 
citronengelben dnrchslchtigen Exsadats. Herzspltze, gegen 
die Median Uni e gerichtet, den rechten Sternalrand nicht 
Oberschreitend. Linke Lange nach oben gegen den 7. 
obern Rfickenwirbel znruckgedrangt , ibr Gewebe spleni- 
airt, nnr im obern Flugel bestand Crepitation. In der rech- 
ten PlenrahChle 200 Grmm. derselben Flussigkeit. An 
der rechten Lnngenspltze Cavemen anf dem Wege der 
Vernarbnng. Herzfleisch blase , Herzwande dflnn ; im 
linken Ventrikel ansser gelatinfbrmigen postmortalen 
Klnmpen ein harterer, welcher, mehrere Ctmtr. langer 
Thrombus. Im rechten Ventrikel haftete ein volnmindser 
Thrombus der Innenwand an , er hatte eine Lange von 
12 Ctmtr., nahm seinen Ansgang vom innern Warzen- 
maskel and dehnte sich bis in die Pqlmonalarterie ans, 
die er verschloss. 

D.-B. hebt hervor, dass gerade diese platz lichen 
Todesfhlle sehr zu Gunsten der frtlhzeitigen Thora- 
kocentese sprechen. Das Fehlen dyspnotischer Er- 
scheinungen darf keine Contraindikation gegen die 
Punktion sein, da dieseiben ein sehr trtlgerisches 
Zeichen aind ; Kr. gewOhnen sich selbst an enorme 
Exsndate nnd es ist eine h&ufige klinische Erfahrung, 
dass Kr. mit linkseitigen Pleuraexaudaten nnd be- 
deutender Verlagerung des Herzens lingers Zeit ohne 
bedentende Athembescbwerden existiren kdnnen. 
D.-B. ist flberzeugt, dass eine rechtzeitige Operation 
im mitgetheilten Falle den lethalen Ansgang ver- 
hlitet haben wiirde. 

Sowohl in Bezng anf Prognose als anf Diagnose 
sehr bemerkenswerth erscheint femer folgender von 
Ernest Besnier beobachtete Fall, in welchem 
wihrend der Thorakocentese der Todpldtzlich durch 
Synkope eintrat (L' Union 76. 78. 1875). 

D., 43 J. alt, wohlbelelbt nnd von gnter Constitution, 
kam in den ersten Tagen des Jtrni 1876 mit heftlgen 
Schmerzen an der Basis des rechten Thorax in B.’s Be- 
handlung. Seit dem Beginne der Krankheit war das Aus- 
sehen der Kr. merklich alterirt nnd drangte sofort die 
Ueberzengung etnes Leidens mit malignem Charakter anf. 
Am 9. wnrde ein rechtseitiges plenritisches Exsndat nach- 
gewfesen, gegen welches Vesikantien and IMaretika in 
Anwendung gebraeht warden. Das Exsndat stieg jcdoch 
in den folge&den Tagen , die Kr. wnrde dyspnotisch ; 
links war jedoch das Athmungsgerausch laut nnd normal, 
abgeseken von sparlichen snbcrepitirenden Rasselgeran- 
sehen an der Lnngenbasis. Der Allgemeinzustand war 
aiemKch Bchlecht , die 8cbwache bedentend , indeseen 
glanbte man keine Abweichnng von andern abundanten 
Bxandaten. gegen welche die Thorakocentese sich so hfllf- 
reieh erweist, vor sich an haben. Bei Abwesenheit jedes 
pnenmonischen Symptoms , sowie eines fotiden Answnrfs, 
lag namentlich kein Verdacht anf gangran&se Plenritis vor. 
Es wnrde mitkin, da die bisherige Behandkuig ohne Erfolg 
geblieben war n. der Znstand derKr. schleunige Hdlfe er- 
beischte , am 81. Jnni snr Thorakocentese geschritten. 
Mit der grftssten Vorsicht wnrde der CapHlartrokar in 


etnen Z wtschen rl ppenranm elngestossen , woranf sofort 
■uiSaer El ter von einem achreckhchen F6tor aastrat. 
Kamn waren jedoch 300 — 400 Grmm. abgefloosen , als 
das Verhalten der Kr. , welche ihre sitzende Stellnng 
wahrend der Zeit keinen Angenblick verlaesen hatte, 
plotzlieh hSohst anffallend wnrde. Die Augen waren weit 
gedffnet, dasGcsicht tod ten b lass, sie machte keine Athem- 
bewegung , weder Pulse noch Herzschlage waren wahrau- 
nehmen. Alle Wlederbelebongsverenche blieben erfolglos. 

Man kOnnte glauben, dass es sich in diesem Falle 
um eine blose Coincidenz der Pnnktion und dev 
Synkope handelte. Besnier theilt jedoch diese An- 
sicht nicht, er glaubt vielmehr, dass unter gewissen 
Umatftnden der durch die Pnnktion vernrsachte 
Schmerz einen Stillstand des Herzens veranlassen 
kcSnne. Es ist durch die Erfahrung lftngst bewiesen, 
dass selbst die leichtesten Ursachen bei bedeutendev 
geistiger Depression oder erheblicher Abnahme der 
Krfifte eine todtliche Synkope veranlassen kdnnen. 
Anch hat Claude Bernard bekanntlich den ex- 
perimentellen Beweis beigebracht, dass die leichtesten 
Schmerzen reflektorisch anf das Herz wirken kdnnen. 
Besnier hebt in Bezng auf diesen Fall hervor, dass 
es ndthig Bei , die Pat. wahrend der Thorakocentese 
mit gleicher Sorgfalt zn ilberwachen, wie beim Chlo- 
roformiren. Er ist jedoch weit entfemt, aus solchen 
Fallen eine Contraindikation gegen die Thorako- 
centese abzuleiten ; er will vielmehr vor einer zn 
langen Verzdgerung der Operation warnen, damit 
nicht die Krftfte der Kr. so sehr damieder liegen. 

Was nun schlliaslich die Diagnose im mitgetheil- 
ten Falle anbelangt, so ist B e s n i e r der entschiede- 
nen Meinimg, dass eine gangrandae Plturiiia be- 
st&nden habe, woftlv der gangrftndse Genich des aus- 
fliessenden Eiters, die Schwere des Leidens von 
Beginn an , das vdllige Darniederliegen der Krafte 
sprechen. Anf das Vorangehen einer Lnngengangrin 
'weisen keine Erscheinungen hin. Schon 1820 hat 
Corbin zn einem L a e n n e c’schen Fall von ober- 
fl&chlicher Lungengangrftn die Bemerknng gemacht, 
dass die Pleuritis die Initialerscheinung und der 
Lungenbrand die Folge sei. In der Literatur wird 
allerdings der primkren gangrknOsen Pleuritis kaum 
Erwahnung gethan. Besnier halt jedoch die An- 
nahme einer primaren u. einer sekundaren gangrHnd- 
senPleuriti8 fttr vollstandig gerechtfertigt, vondenen 
dieerstere die weniger hauiigere, aber schwerere ist. 

Auf diese Mittheilung Besnier’s bezieht sich 
eine vortreff liche Abhandlung B o u c q u o y’s „tiber 
Pleuritis bei der Lungengangrtin" (L’Union 84. 86. 
91. 93. 95. 1876). 

Den Bemerkungen B e s n i e r’s gegentlber , dass 
Beobachtungen fiber gangrftndse Plenritis in der 
Literatur nur sehr vereinzelt verzeichnet sind , hebt 
B o u. hervor, dass die Nachforschungen erfolgreicher 
gewesen waren, wenn Besnier statt nach Fallen 
gangittnOser Pleuritis nach denen von Lungengangrftn 
geforscht haben wiirde. Das primare Anftreten der 
gangrftnOsen Plenritis mflsste Uberhaupt in Frage 
geetellt werden ; Bie Beige sich nnr im Gefolge u. als 
Complikation der LungengangrSn. Boncqnoyhat 
schon 1872 die nachstehenden 3 Falle beobachtet. 


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152 


IV. Pathologic, Therapie u. mediciniache Klinik. 


1) Ein 43jahr. Mann von minister Constitution hatte 
nach einer Erkaltung am 17. Nov. 1872 Hch&ttelfroste 
mit Hasten and furchtbar heftiges Keitenstechen bekom- 
men auch bald bemerkt , dass tier Athem fotid wnrde. 
Das Athmen war beim Eintritt in das Hopital Cochin 
(27. Nov.) mulisam und saccadirt . der schmutzig - graue 
Auswurf hatte cinen charakteristischen gangranosen Ge- 
ruch. Die l'crkussion ergab vorn und hinten absolute 
Darapfung, das Athemgerauach fehlte vollstandig . in der 
linken Lunge waren zerstreute |)felfende Itasselgeriiuschc 
zu horen. Puls 100, Teniperatur .'18.4°. Der Auswurf 
wurde in den folgenden Tagen ahundanter, der Huston 
heftiger. Seit dem 30. November bestand oberhalb des 
Dampfungsbezirks selir verbreitetes Blasen und an einem 
uiuschriebenen Punkte cavernoses , mit feuchtera Kasseln 
gemisclites Athmen . beim 11 listen gurrende Gcrauschc. 
Trotz Steigerung der lokalen Symptome sank die Tempe- 
ratnr von 38.4 auf 37.2°. Euealyptnstinktur in Dosen von 
2 Grmui. milderte wenigstens den Husten und beseitigte 
den fotiden Athem. Am 8. Dec. traten Delirien und 
Collapsus ein und am 10. Dec. erfolgte der Tod. 

Seklion: Bei ErSffhnng des Thorax fand man rechta 
unten ein abgekapseltes eitriges Exsudat ; die Eitertasche, 
welche ungcfahr l'/jLiter cnthielt, war durch eine Scbeide- 
vvand mit einer fur 2 Finger durcligangigea Oeffnung in 
eine vordere und eine seitliche Ahtheilung getrennt. Die 
Scheidewand war theils aus der verdichteten Lungenplenra, 
theils auB dichtem, sklerosirtem Lungengewebe gebildet. 
Oberhalb der Eitertasche adliarirte die verdichtete und 
stark vaskularisirte Lungenpleura an der Rippcnpleura 
und bildete die iinssere Wand einer den mittlem Lnngen- 
lappen einnehmenden faustgrossen Hohle. Die ganze 
Hdhlc, deren innereWand das Lungengewebe ausschliess- 
lich bildete , war mit graulichem . leicht abschabbaren 
Detritus ausgekleidet. Unterhalb derselben waren weiss- 
Hche, fibrose Zuge, alB Zeichen einer heginnenden Rege- . 
Deration, und das verdichtete, schwarzlich-graue Lungen- 
gewebe sichtbar. In der gangrandsen Excavation war 
keine Flussigkeit enthalten, in dieselbe Sffnete sich weder 
ein grosserer Bronchus noch ein ulcerirtes GefiUs. Der 
untere, durch das Exsudat comprimirte Lnngenlappen war 
hart, ohne Crepitation. Die Lunge wariibrigens5demat3s. 
Nirgends Tuberkel. 

Der Verlauf der Krankheit, der Sektionabefand 
lassen nach Bon. deutlich erkennen, dass die Pleuri- 
tis niclit die Folge der Lungengangrfln war, sondem 
dass beide Krankheiten gleichzeitig auftraten. Die 
Annahme einer gangrSnosen Pleuritis wftre nur ju- 
lassig, wenn die gangrfinOse Afiektion von der Pleura 
aus mehr oder weniger schnell auf die Lunge (iber- 
gegriffen hatte. Im fragl. Falle sind aber beide 
Krankheiten gleichzeitig neben einander aufgetreten, 
nnr sind die Symptome der Lungengangran zu An- 
fang durch die augenf&lligem Zeichen der Pleuritis 
verdeckt gewesen. 

Der fotide Geruch macht sich tlberhaupt oft erst 
sehr spat bemerkbar. So beobachtete Aran einen 
j ungen Mann, welcher seit Monaten alle Zeichen 
einer sehr verbreiteten Lungentuberkulose darbot. 
Bei der Autopsie fand man nicht einen Tuberkel, 
dagegen 2 — 3 Liter sangninolenter Flussigkeit in 
der Pleura, welche einen enteetzlichen Geruch ver- 
breitete, und auf der Lungenpleura grosse braunliche 
Plaques. Man dachte anfangs an eine gangrandse 
Pleuritis, fand aber im untem Lappen eine ansge- } 
dehnte Gangrftn, welche sich einerseits auf die Pleura, * 
andererseits auf einen sehr weiten, dilatirten Bron- 


chus erstreckte. Der Athem war erst 2 Tage vor 
dem Tode so stinkend geworden. 

Solche Beispiele, die sich leicht in Menge bei- 
bringen liessen, ndthigeu, wie B o u. hervorhebt , zu 
grosser Vorsicht bei der Diagnose einer echten gan- 
grftniJsen Pleuritis. Wenigstens hat er selbst unter 
seinen zahlreichen Beobachtungen niclit eine einzige, 
in welcher das pleuritische Exsudat einen gangrino- 
sen Geruch angenommen hatte, ohne dass auch das 
Lungengewebe gangrtLnfts afficirt war. 

2) Am 30. Oct. trat ein 43jahr. Lederzurichter vou 
kraftiger Constitution mit einer rechtseitigen Pleuritia iu 
ilas Hospital Cochin ein. Die Krankheit, welche iu Folge 
einer Erkiiltung vor 4 Tagen entstanden war, verlief fa-t 
fieberlos und liattc das massige Exsudat nach 14tiigigem 
Bestehen sich so bedentend verringert, dass der Kr. auf 
seinen Wnnsch am 11. Nov. cntlassen wurde. Nach eini- 
gen Tagen bemerkte er jedoch bei im Ucbrigen vortreff- 
licheni Befinden, dass der Athem stinkend wurde und am 
17. Nov. warf er zieinlich erheblicke Blutmengen beim 
Husten aus. Am 12. ffihltc er sich zwar so wohl, dass er 
seine Arbeit wieder aufuahm, wurde aber nach wenigeu 
stundcu von eiuem heftigen Husten uberrascht, bei welchem 
er 2 Liter Blut herausbrachte. Bei seinem Wiedereintritt 
in das Hospital hatte er ein sehr bleiches Aussehen, stin- 
kenden Athem, indessen war das Allgcmeinbeflnden niebt 
merklich verschlechtert. Bei ziemlich haufigem II us ten 
expektorirte er sparlicbe grauliche Sputa, welche wie 
der Athem den charakteristischen Gernch der L ungen - 
gangran darboten. Das rechtseitige Exsudat hatte den 
untern Winkei der Scapula nieht uberschritten ; in der 
Fossa infraspinata borte man cavem5ses Athmen , ge- 
mischt mit fenchton , suberepitirenden Rasselgeranschen 
und Bronchophonie. Am 30. waren die Gesichtsznge des 
Kr. selir eingefallen, der Appetit vermindert, der Hasten 
anhaltend und der Genich des Sputum uberaus stinkend. 
In Folge des Gebrauelis von Euealyptnstinktur (2 Grmm. 
pro dosi) wurde der Husten in den folgenden Tagen gerin- 
ger, die Expektoratiou massiger und weniger stinkend. 
Die Perkussion wies am 4. Dec. Zunahme der Dampfnng 
nach vorn bis zur Ilohe der Brustwarze nach. In der 
Fossa infraspin, fand man das cavemose Athmen inten- 
siver, die Rasselgerausche grossblasig ttnd fencht, nnter- 
halb derselben fehlte das Athmungsgeransch vollstindig. 
Am C. neue Hamoptyse, durch welche der Kr. ansaent 
erechopft wurde ; HuBten sehr qualend, Auswurf und gan- 
granoser Gernch versehwacden. Am 13. bestanden alle 
Zeichen von Pyopneumotherax. In Rucksicht anf die 
Lungengangran, welche das Empyem complicirte, wnrde 
die Operation des Empyem sofort gemacht. Nachdem die 
Pleura parictalis eroffnet war, sturzte ein Eiterstrom von 
einem entsetzlichen Fotor herans. Das Allgemeinbefin- 
den des Kr. besserte sick danach ganz erheblich, allein 
es stellten sich bald Durch falle, Oedem, Dyspnoe ein and 
der Kr. starb am 6. Tage nach der Operation. 

Sektion. Thorax wunde geschwarzt, die Kinder in- 
ti I trirt. Das Periost der 8. Rippe mortifleirt , am Kao- 
chen selbst oberfiachliche Nekrose. Die Eiterhdhle war 
in 2 Taschen getheilt, die durch eine Art Kanal von 
2 Querflnger Breite mit einander communicirten. Die 
Tasche selbst war von der verdichteten, briichigen, mit 
granlichen Pseudomembranen bedeckten Pleura auage- 
kleidet; sie enthielt keine Flussigkeit, da sie kune 
Zeit vor dem Tode noch ausgewaschen worden war. Die 
rechte Lnnge war vorn und hinten Btark adharent, das 
Gewebe stellenweise sklerosirt , stellenweise wieder ode- 
mat os. Nach AblOsung derselben zeigte sich anmittelbar 
unter der Pleura im untem Lappen eine biihnereigroase 
fluktuirende Tasche, aus welcher beim Einreissen eine 
sanidse, eiterige, sehr ffttide Flussigkeit a us trat. Die 
Wande waren mit schwarzlich-grauen Fanlnissprodnktea 
bedeckt, and atpjgezackte Lappen des Parenchyma schweb- 


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153 


IV. Pathologic, Ther&pie u. medic inische Klinik. 


tea fan JLunern der H6hle. Die Darehbruchsttffntiiig, welche 
zam Pyopneumothorax Veranlasaung gab, wurde nicht 
aufgefunden. Die linke Lunge war hyperamlach und ode- 
matfte ; nnten nnd vorn fanden sich 8 kleine gangr&n5se 
Cavemen, von gleicher Beachaffenheit wie in der reehten 
Lange. 

Durch die Sektion aind nach Bon. die nnmittelbaren 
Beziehungen zwischen dem Brandberde and dem pleurit. 
Ergnas erwiesen , wodurch ea zngleich begreiflich wird, 
wie spater der Pyopnenmothorax zn Stande kommen 
keante. Die Plenra war die einzige Schranke zwiscben 
den sphacelosen Partien und dem Exsudate, gab aie ein- 
m&l nach, so mussten die Lungendetritus sich mit dem 
eiterigen Exsndat vermischen. Die mnltiplen Brandherde, 
welche man bei Lnngengangran hauflg antrifft, haben als 
sicbere Zeichen einer sekundiiren Infektion hinsichtlich 
der Prognose die gleich uble Bedeutnng, wie die metaata- 
tischen Lnngenabscesse bei der Pyamie. Uebrigens kon- 
nen gangranose Herde in der Lnnge beatehen, ohne dass 
das Leben des Kr. unmittelbar gefahrdet war, wie nacb- 
stehende Beobacbtnng B o u.’s zeigt. 

3) Eine 22 J. alte Naheriu gab bei der Aafnahme in 
das Hospital (2. April 1872) an, schon seit langerer Zeit 
an Hasten , des Morgens mit fotidem Auswarfe, gelitten 
zn haben. Seit 1 Monat etwa seien Appetit nnd Kr&fte 
geechwunden nnd vor 14 Tagen babe sie Schfittelfroet, 
Seitenstechen und Karzathmigkeit verspurt. 

Pat. zeigte Dyspnoe, Cyanose dep Gesichts ; die Haut 
war mit Schweiss bedeckt. Puls 124, Temp. 37.8°. Der 
Athem hatte den charakteristischen FStor der Lnngen- 
gangran, der Answnrf war schwarzlich grau , klebrig and 
abelriechend. — Die Perkussion war rechta schmerzhaft, 
es bestand Dampfnng in dem mittlem Drittel der reehten 
Lnnge and die Auskultation ergab daselbst crepitirende 
nnd snberepitirende fenchte Rasselgerausche. Der Urin 
war albnminhaltlg. Unter Steigernng der Ortlicben and 
aligemeinen Erscheinongen erfolgte der Tod sebon am 
7. April. 

Die Sektion ergab Pleuritis diaphragmatica der rech- 
ten Seite. Zwischen den untern Lungenpartien and dem „ 
correspondirenden Abschnitt des Zwerchfells fand man 
eingekapselt in weiche, neagebildete Pseudomembranen 
1600 Grmm. Serum. An der reehten Lnngenbasis hinten 
zeigten sich unter dem ViBceralblatt der Pleura 4 — 6 Ta- 
schen, deren aussere Wandungen durch die Pleura selbst 
gebildet warden und aus denen beim Einschnitt eine gran- 
liche, eiterige Flnssigkeit ohne Geruch aastrat. Die in- 
nere Wand erechien aus ulcerirtem, ausgezacktem Lungen- 
gewebe gebildet und stand in naber Beziehung zn dem 
eiterigen Inhalt des Sackes. Im nntern Lungenlappen 
bestanden noch zahlreiche Kerne von disseminirter lobn- 
larer Pneumonle. 

In der Epikrise hebt B o u. als besonders beach- 
tenswerth hervor das Vorkommen der Lnngengangran 
In kieinen, zerstreuten und abgegrenzten Excavatio- 
nen, wie es die metastatisclien Abscesse sind. Was 
die Pleuritis diaphragmatica betrifft, so ist es merk- 
wtirdig, dass das Exsndat serds geblieben ist, wahr- 
sebeinKch hatte aber die eiterige Umwandlnng noch 
nicht stattgehabt, weil diese Complikation erst hdeh- 
stens 3 Wochen vor dem Tode eingetreten war. Die 
Angabe der Kr., dass sie seit der Kindheit an einem 
fbtiden nnd abundanten Answnrfe gelitten habe, ist 
mit dem Sektionsbefnnde kanm zu vereinen , da die 
Lungenlksionen erst seit kurzer Zeit bestanden und 
Bronchialerweiterungen oder sonstige Ursachen einer 
ftNiden Bronchitis nicht gefnnden wurden. 

In Bezng anf die Symptomatologie findet sich 
in sammtlichen Beobachtungen das fnrehtbar hef- 
Med. Jabrbb. Bd. 171. Hft.2. 


tige, persistente Seitenstechen, das durch kein 
Mittel zn beseitigen war, besonders hervorge- 
hoben. Stokes betont schon, dass das Seiten- 
stechen bei der Lnngengangran intensiver als bei der 
gewdhnlichen Pleuritis ist nnd dass die Entztlndung 
der Serosa zu dem Grade des Leidens in keiner Be- 
ziehnng steht. Dieses Symptom ist deshalb von bo- 
hem Werth, weil es zuweilen noch vor dem Erschei- 
nen des ffttiden Answnrfs auf die Diagnose leiten 
kann. Erst nach melir oder weniger langer Zeit 
manifestiren sich die pathognomonischen Zeichen der 
Gan gran in dem fnrehtbar stinkenden Auswurf nnd 
Athem. Wkhrend die meisten Beobachter die Ex- 
pektoration pntrider Massen als Zeichen einer Erwei- 
chung des br&ndigen Herdes ansehen , sprechen die 
Erfahrungen Stokes’ dafflr, dass diese Expektora- 
tionen schon 1 — 2 Tage nach Einwirkung der Noxa 
zn Tage kommen, eine Zeit, in welcher noch kerne 
brandigen Excavatdonen sich ausgebildet haben kdn- 
nen ; er setzt hinzu , dass oft erst nach Monaten der 
Nachweis von Hdhlenbildungen gelang. In Fallen, 
wo sich der F5tor der Expektorationen so frllhzeitig 
wie in Beobachtung 1 zeigt, ist die Annahme wobl 
zniftssig, dass die Sekretionen derBronchien sich mit 
den aus den brandigen Geweben exhalirten Gasen 
imprfigniren. Jedenfalls ist vor der Erscheinung der 
pntriden Auswurfsmassen die Diagnose dnnkel nnd 
man wird sie bald auf Pleuritis, bald anf Pneumonie 
stellen. Zn der erstgenannten Kategorie gehdrt ver- 
mnthlich auch der Fall B e s n i e r ’s. Bon. schl&gt 
daher vor, eine pnenmonische oder plenro - pnenmo- 
nische n. eine pleuritische Form der Lnngengangran 
zu unterscheiden. 

Die pneumonischeForm entspricht nicht einer is 
G&ngran ausgehenden Pneumonie, sondern der Lun- 
gensphacelus erscheint nur unter der Pneumonie ahn- 
lichen Symptomen. Schon L a 6 n n e c hat im Gegen- 
satz zu den meisten Autoren , welche den Lungen- 
brand als einen der Ausgftnge der Pneumonie ver- 
zeichnet haben, behauptet , dass die Gangrftn kaum 
unter die Zahl der Ausgange der Pneumonie einge- 
reiht werden kbnne, da der entztlndliche Charakter 
bei dieser Affektion sehr wenig ausgesprochen ist. 
Auch Gri sol le bestatigt, dass unter 50 von ihm 
bebachteten Fallen von Lungengangrftn kein einzi- 
ger im Gefolge einer Pneumonie aufgetreten war 
and dass andererseits keine der zahlreicben von 
ihm beobachteten Pneumonien in Lungenbrand ge- 
endigt habe. Bei einer vergleichsweisen Analyse der 
Symptome zeigen sich die verschiedenen Charaktere. 
Bei Lungenbrand sowohl als bei Pneumonie besteht 
Fieber, Seitenstechen, Dyspnoe, Hnsten u. s. w. Die 
Seitenstiche bei der Lungengangriln haben aber, wie 
schon erwahnt , eine Persistenz und Intensitat , wie 
man sie me bei Pneumonie beobachtet. Bei der 
Lnngengangran bietet das Fieber sehr ausgespro- 
chene Exacerbationen dar, die Temperatnr zeigt sicb 
aber nnr sehr mftssig erhoht, w ah rend die Puisfre- 
quenz der Schwere des Gesammtleidens entspricht. 

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154 


IV. Pathologle, Therapie n. medkinuehe Klinik. 


Die Dyspnde 1st gewdhnlich viel intenmver bei der 
Lungengangrin ale nach Ausdehming und Site der 
Erknuikung zu erwarten wire, der Husten ist ganz 
be Bonders qu&lend und hartnttekig. Die Expekto- 
ration ist an fangs sehr gering und schleimig , nach 
einiger Zeit nimmt sie das klebrige und roatfarbene 
Ansehen der pneumonischen Sputa an. Hat aich als- 
dann um die mortificirten Theile eine collatenile 
Fluxion ausgebildet, bo zeigen sich erst hftmoptoische 
Sputa und sp&ter anaehnliche H&moptysen. Diese 
blutigen Auswiirfe genttgten B o u. zuweilen , um die 
Diagnose dee Lungenbrandes festzustellen. Endiich 
ist ala ein sehr wertbvollea Zeichen fttr die Diagnose 
der Lungengangr&n der j&he Eintritt des Krfiftever- 
falls zu betrachten. 

Die Symptome der pleuritischen Form der Lan- 
gengangr&n wind mit denen der pneumonischen Form 
identiach, nur dass hier noch die physikaliBchen Zei- 
ofeen eines Exsudates in der Pleurahdhle frtther oder 
sp&ter nachzuweisen Bind. Zu diewer Form gehttrt, 
wie bereits erwilhnt, Besnier’s Fall und das Feh- 
len der fdtiden Expektoration begrtlndet noch durch- 
aus nicht die Existenz einer Gangrttn der Pleura. 
In einer Abhandlung „tlber oberfl&chliche Lungen- 
gangran “ berichtet Corbin, dass in 4 unter 6 von 
ihm beobachteten Fallen das charakteristische Sputum 
fehlte und die Krankbeit dadurch with rend des Le- 
bens verkannt wurde. In einem der 4 Falle von 
Lungengangran bestand eine partielle Pleuritis als 
Complikation, in den 3 andera eine allgemeine, bei 
2 gleichzeitig noch Pneiunothorax. Corbin ge- 
langt zu dem Sclilusssatze, dass bei jeder oberflftch- 
lichen Lungengangran der fbtide Auswurf fehlen und 
eine consekutive Pleuritis , hftufig mit Pneumothorax 
verbunden , zur Entwieklung kommen wird. C o r - 
b i n hebt — der Angabe von B e s n i e r entgegen — 
ausdrflcklich hervor, dass die Pleuritis reine Folge des 
Uebergangs von putriden Stoffen aus dem gangrknd- 
sen Lungenherde in die Pleura Bei. Corbin’s Ein- 
theilung der Gangrttn in eine oberfl&chliche und tiefe 
entspricht der von B o u. aufgestellten pleuritisohen 
und pneumonischen Form. Ausnahmsweise bleibt 
der pleuritische Erguss serfts, wie in Beobachtung 3, 
fast immer nimmt er einen eiterigen Charakter an. 
Ist der Krankheitsverlauf sehr schnell, so ist die 
Pleuritis fast eine allgemeine , w&hrend sie im ent- 
gegengesetzten Falle eine partielle und dann das 
Exsudat meist abgekapselt ist. Unterliegt der Kr. 
nicht frUhzeitig den schweren Symptomen der Longen- 
gangrhn, so nimmt die Pleura frtther oder spfiter an 
der Mortifikation Theil, sie giebt an einzelnen Stellen 
nach, es verschmelzen sich die gangr&ndsen L ungen- 
prod ukte mit der PleurailUssigkeit und das Exsndat 
nimmt den ftusserst stinkenden Geruch an, wie diess 
in Beobachtung 2 der Fall war. 

Dass es ausser diesen fbtiden pleuritischen Exsu- 
d&ten im Gefolge von Lungenbrand eine tvirkliohe 
prim are Gangrdn der Pleura , wie sie B e a n i e r 
annimmt, giebt, leugnet Boucquoy, dabiaberkein 
einziger Fall durch die Autopaie bewiesen ist und in 


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den von Besnier angeffehrten Beobaehttwgen em 
oder mehrere Kerne von Lungengangrtn geftmden 
worden sind ; das Fehlen der oharakteristischen 
Sputa spricht , wie bereits erw&hnt , durehaua awht 
gegen die Existenz einer Lungengangran , da aie 
von verschiedenen competenten Beobachtern bei 
sehr verbreiteter Lungengangriln vermisst wurden. 
Uebrigens scheint es im Allgeneinen auch weurig 
wnhrncheinlich, dass eine serbse Membran einer pri- 
m&ren Gangrftn nnterliegen kdnne , da die ganze 
Struktur der Membran einer solchen L&sion wider - 
Btrebt. Trot* der grossen Verschiedenheit in den 
Ansichten liber das in Rede stehende Leideu stinamt 
Vf. mit Besnier darin flberein, dass man ee biaber 
Bber Gebtilir vemaclilassigt babe. 

Was die Aetiologie des Lungenbrandes anbe 
langt, so werden bekanntlich eine grosse Anzahl Ort- 
licher sowohl als allgemeiner , den Organismus 
schwachender Ursachen angefllhrt. Im Allgemeine n 
ist es aber selir sebwierig, den Lungenbrand auf 
seine wahre Ursache zarttckznftthren. In den oben 
angefllhrten Fallen spielte der Einfluss einer inten 
siven Erkaltung eine bedeutende Rolle, in eineui 
Falle von Jackson und in einem von Hayem be- 
schriebenen war als bestimmte Ursache eine di- 
rekte Contusion der Thoraxwandnngen angegeben. 
Die Diagnose ist in der ersten Zeit meist in Dunkel 
gehttllt, indessen giebt es , wie schon oben erwithut, 
gewisse Symptome , welche die Aufinerksamkeit anf 
die Lungengangran lenken mttssen. Lassen die fftti- 
den Massen keinen Zweifel an einer Lungengangran 
mehr zu, so kann es sich fragen, ob die Pleuritis die 
Folge des Uebergangs putrider Massen aus dem 
Brandherde , oder ob sie eine einfache Complikation 
darstellt. Ist die Enteflndnng der Pleura der Lnngen- 
gangrftn vorangegajigen oder gleichzeitig mit ihr er- 
schienen , so darf man annehmen , dass die Pleura- 
h'Ohle nicht mit dem Brandherde commnxucirt , so 
lange man but die gewChnlichen Zeichen eines flfls- 
sigen Exsudats wahrnimmt; communicirt der Brand- 
herd mit der Pleurahdhle , so hat der Kr. suffokato- 
rische Anfalle, bleiclies Gesicht, livide Lippen, klei- 
nen fadenfbrmigen Puls , trockene, heisse Hast, zu- 
gleich zeigen die Symptome des Pneumothorax den 
Eintritt von Gas in die Pleurahdhle an. Die poru- 
lenten und gangrilnftsen Massen Risen zuweilen , be- 
vor sie durch die Hant durchbrechen , die Mnskeln 
von den Rippen ab, zerstdren das Periost u. nekroti- 
siren die Rippen. In einem Fall von Stokes hatte 
sich die Fltlssigkeit zwischen Brustmuskeln und 
Peritonftum hindurch bis zum Scrotum hingezogen. 

Wenn das eitrige Exsndat nach den Bronchien 
hindurchbricht, so kann es vor seiner Entleerung der 
Lungengangran analoge , pntride Eigenschaften an- 
nehmen und zu diagnostischen Irrtlitlmern Veran- 
lassung geben ; genaue Beach tung des Vertaufes der 
Krankheit wird aber auch hier die Diagnose aiehern. 

Die Prognose der pleuro - pnlmonalen Gangrttn 
ist im Ganzen sehr ungtlnstig , obgleicii auch zahl- 
reiche Beobachtungen vorliegen, in welchen Heilung 

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155 


IV. Patfeologie, Ther&pie a. medicinische Klinik. 


erziett wurde. Die Plearitis kaen in dieses Fallen 
als nine Complikation angesehen werden, welche die 
Sehwere der Krankheit nieht bedentend vermehrt, 
sie ksnn sogar unter UmsUnden eine gtlnstige Com- 
plikation werden, wenn eine Elimination sphacelflser 
Massen durch die Operation des Empyem bewirkt 
wird. Die Operation des Empyem zeigt bier zw*r 
bei Weitem nicht eine so gtlnstige Statistik wie bei 
der pnrulenten Pleirritis , aber es liegen Fille von 
Heilnng dnrch sie vor nnd sie ist das einzige Mittel, 
welches Hoffbung giebt, den Kr. zu erhalten. 

Schlflsslich hebt Boncqnoy noch die gflnstige 
Wirknng der Tinktur dee Euealyptne globulus bei 
Lrmgengangrftn hervor. Der innere Gebrauch der- 
selben in Dosen von 2 Grmm. mehrmals tAglieh 
raodificirt schnell den Gernch des Athems nnd des 
Answnrfs nnd mildert den Husten. B. hat in jedem 
der letzten Jahre im Hftpital Cochin 2 — 3 Fklle von 
Limgengangrtn zu behandeln gehabt und stets hat 
er die Encalyptnstinktur bewUhrt gefbnden ; sie hat 
setbst in den Fallen auf Answurf nnd Hasten gfln- 
stige Wirknngen gezeigt, welehe einen lethalen Ana- 
gang nahmen. 

Dr.L. Becker iuMflnchen (Berl. klin. Woclien- 
schr. XI. 41. 42. 1874) halt die operative Entlee- 
rung des Exsudats bei serds-fibrinflser Pleuritis nur 
ftlr ein palliatives Mittel, dessen Anwenduug nur 
dann indicirt ist, wenn es sicli darum handelt, das 
Leben des Kr. bedroliendc Vorgknge zu beseitigen, 
der Wiederersatz des Exsndats lcann die Entleerung 
desselben jedoch nicht verhflten, bisweilen ersetzt 
sich dasselbe sehr reach wieder nnd die Entleerung 
hat nur dem Kflrper einen Theil eiweisshaltiger Stoffe 
undSalze entzogen, einUmstand, der bei geschwkch- 
ten Kranken mit daniederliegender Ernfllining be- 
sonders zu berflcksichtigen ist Wo die Indikation 
ftlr Ausftlhrung der Thorakocentese vorliegt, zieht 
B. den Trokar der Adspiration vor, weil ersterer 
mehr Sicherheit gegen Lufteintritt gew&hrt. Dass 
bei der Adspiration der Lufteintritt mit Sicherheit 
dnrchaus nicht verhfltet wird, davon hat sich B. da- 
durch ttberzeugt, dass er eine mit Wasser gefflllte 
Flasche mit einem langen, gut schliessenden und mit 
Gewalt eingetriebenen Korkstdpsel verscMoss, nach- 
dem die zuvor mit Wasser gefflllte KanUle durch den- 
selben geatossen worden war. Der Zwischenraum 
zwischen Glas und Kork wnrde mit Siegellack aus- 
geflillt. Bei Ausfflhrung der Adspiration drang 
nachweislich Luft zwischen Kanflle und Kork ein. 
Wenn nun bei einem feat anliegenden Kork schon 
Luft auf diese Weise eindringen kann , so ist diess, 
wie B. meint, bei der dflnnen Brustwand noch leich- 
ter mOglich. 

Zom Be weise ftlr seine Angaben theilt |B. den 
folgtaden Fall mit 

r«»b 38 J. alte Naherin litt an betxaehtUoher recht- 
sei tiger Pleuritis, die DyspnSe hatte einen so hohen Grad 
erreicht , dass die Kr. nicht Iiegen konnte, sondern mehr 
im Bctt sltzen mnsste, sehwaoh gegen die kranke Seite 
genefcrt. Bel jeder Aendernng dw Lage bekam die Kr. 


Schwindel- and Ohnmachtsanfille , sie schiuckle schwer 
and bekam darauf die heftigsten Erstickungsanfalle. Re- 
spiration and Pals waren sehr beschieunigt, die Tempera- 
tar war nicht erhSht. Reohts vorn ging die Dampfting 
bis zur Clavicula , hinten ebenialls bis gauz nach oben ; 
Athemgerausche waren vom gar nicht zu horen , hinten 
horte man in der Gegend der Lungenwurzel, wo die com- 
prtmlrte Lange lag, hronchialee Athmen. Links nnten 
klagte die Kr. spater ebenfaUs fiber Schmerzen, hier fand 
sich keine Darapfung, sondern nur pleuritisches Reiben, 
die Ruckseite war links frei. — Es wurde die Adspiration 
ausgefuhrt und mittels derselben wurden 614 Cctmtr. 
rfithlich gefarbte Flussigkeit entleert. Der Einstich war 
am obern Kande der 6. Kippe in der Axillarlinie gemacht 
worden. Wahrend der sehr langsamen Entleerung halite 
sich unter der Clavicula der Perkussionston auf and wurde 
tympanitisch , das anfangs bronchiale Athmen wurde ver- 
sch&rft vesicular und an der Spitze war leiebtes Knister- 
rasseln zu horen. Die Lange hatte sich etwa handbreit 
ausgedehnt. Pat. warf ofters blutig gefarbte Sputa aus. 
Zuletzt ging das Auspumpen nur schwer von Statten, ohne 
dass sich die Kanule verstopft hatte , mehr Bint war der 
adspirirten Flussigkeit beigemischt. Der Schlauch , der 
von derNadel zur Pumpe fuhrt, bog sich ofter undlangere 
Zeit ein , debate sich dann allmalig wieder aus und lang- 
sam stieg dann die Flussigkeit in der Pumpe auf. Diess 
wurde als Beweis angesehen , dass wohl die Lunge einer 
weiteren Ausdehnung nicht mehr fahlg sei ; die Nadel 
wurde ausgezogen and die Stichstelle mit Heftpflaster ver- 
klebt. — Nach der Operation horte man bei der Auskul- 
tatlon an einer Stelle von der Ausdehnung eincs Kronen- 
thaiers rechts oben , wo die Perkussion exquisit tympani- 
tischen Schail mit metallischem Beiklang ergab, Flaschen- 
sausen und metaUisches Klingen, es bestand also utn- 
schriebener Pneumothorax. Die Operation hatte der Kr. 
indessen entschiedene Erleichterung gebracht. Schon in 
den nachsten Tagen aber sammeltc sicli rasch das Exsudat 
wieder und die frflheren Erscheinungen traten in noch 
verstarktem Maasse wieder auf , so dass die Adspiration 
wiederhoK werden musste. Es wurden 466 Cctmtr. stark 
roth gefarbte Flussigkeit entleert, die Kanflle verstopfte 
sich dabel 5fters durch Blutgeriunsel. Nach der Opera- 
tion erfolgte wieder Erleichterung , jedoch nur auf sehr 
ksrze Zeit. Das Exsudat stieg sehr rasch wieder und 
noch in derselben Nacht starh die Kr. bei fiusserster 
Sehwache unter Suffokationsanfailcn. 

Bei der Sektion entwieh bcim Einsehneiden der Rip- 
pen rechts eine grosse Mengc Luft aus dem Pleuraranm, 
links war diess in viel gerlngerem Grade der Fall. Blutig 
gefarbtes Serum lief aus dem rcchten Pleura raum aus, die 
ganze rechte Pleuratifible war von solchem hamorrhagi- 
schen Exsudate ausgcfullt , im linkcu fand sich gieiches 
Exsudat in geringer Menge. Die rechte Lunge war total 
ooraprimirt, ihr untender l^appen mit seiner hlntersten 
Spitze in der ilohe der 8. Rippe an der Grenze dee hin- 
tern Drittels derselben durch eine alte Adhasion mit der 
Pleura costalis verwachsen. Die Pleura zeigte flberali 
rothlioh gefarbte derbe Faserstoffauflagerungen, auf der 
gansen Flache derselben fanden sich zahlreiche Ekchy- 
inosen. Eine Verletzung der Lunge war an ibrer Ober- 
dache nirgends aufzutinden, ihre Struktur war vollkommen 
)iormal , ihre einzeluen Lappen waren mit Faserstoff ver- 
klebt und die ganze Lunge mit Faserstoff uberzogen. Auf 
der linken Lunge fanden sich vorn unten ebenfaUs Faser- 
stoffauflagerungen , ihr Gewebe war normal. Das Herz- 
fteisch erschien briichig, die Klappen waren normal. 

Die Wirkung der Thorakocentese war nur pal- 
liativ und das Auftreten von blutigem Auswurf wah- 
rend der Operation, der vermehrte Blutgehalt der 
Flflssigkeit gegen Ende derselben und bronchitische 
Erscheinungen, die nach ihr auftreten, deuteten ent- 
schieden darauf hin, dass durch die Operetion grds- 
serer Blutgehalt der Lunge herbeigeflllirt wurde. 


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156 


IV. Pathologie, Therapie o. medicinische Klinik. 


Ferner trat trotz aller Vorsicht nnd ohne Verletzung 
der Lange Luft ein. Auch ergiebt aich aus dem 
Sektionsbefunde , wie leicht man, da schon alte Ad- 
hftsionen vorbanden waren, die Lunge hfttte ver- 
letzen kflnnen , wenn man den Ort fUr den Einstich 
etwas tiefer imd weiter nach hinten gewfthlt hfttte. 
B. spricht aich daher nochmals dahin aus , dass 
die Operation nur als Palliativmittel zur Abwendnng 
drohender Lebensgefahr gelten kflnne , dass sie den 
Wiederersatz der Fltlssigkeit niclit ausscbliesse, son- 
dern oft sogar beschleunige , allerhand Gefaiiren ftlr 
den Kr. berge und den Krankhcitsprocess nur in die 
Lllnge ziehe und unter Umstftnden verschlimmere. 

Schlllsslich erwfthnen wir bier nocb die ausge- 
zeichnete Abbandlung uber die operative Behand- 
lung pleuritisclier Exeudate , welche von Dr. C. A. 
Ewald in dem 1. Jahrgange der Charitt-Annalen 
(Berlin 1876. A. Hirschwald. p. 139 — 192) ver- 
affenllicht worden und ftlr die Beurtheilung der neuer- 
dinga, namentlich von Frankreich aus empfohlenen 
Methoden und Instrumente von hoher Wichtigkeit ist. 

Ewald hat auf Veranlassung dea Q.-R. Fre- 
richs, unter Zugrundelegung der in der Klinik 
desselben wfthrend der letzten 15 Jahre zurBeobach- 
tung gekommenen Fftlle , die Frage , wie sich daa 
Verhftltniss der Eeilung serfoer u. eiteriger Pleuri - 
tiden unter exspeklativer u.operativer Behandlung 
herausstellt, einer sorgftlltigen kritiachen Erwftgung 
unterzogen. Er ist bemltht , olme jedes Prftjudiz ftlr 
die eine oder andere Behandlung, seine Aufgabe unit der 
grOsatmoglichen Objektivitftt zu Idaen, u. giebt an der 
Stelle subjektiver Anscliauungen unumstdasliclie Zah- 
lenbeweise. Unter dem vorhandenen Material hat er 
nur echte, nncomplicirte Pleuritiden u. Pleuro-Pneumo- 
nien in Betracht gezogen, letztere weil aus ihnen ein 
grttaaerer Theil derFftlle von Incision wegen Eiterung 
hervorgegangen ist. Da den Aufnahmebestimmungen 
der med. Klinik zufolge nur Kr. Uber 12 J. recipirt 
werden konnen , so erstreckt aich daa von E w. be- 
nutzte Material auf genuine Pleuritiden bei Individuen 
Uber 12 Jahren. 

Es wurden behandelt vom 1. Jan. 1860 bis 1. Juni 
1876 260 Fftlle mit 30maligem Exitus lethalis, und zwmr : 
204 (4) ') serose Pleuritiden, 

36 (19) punktirte, resp. incidirte eiterige Pleuritiden, 
11 (7) nicht incidirte eiterige Pleuritiden. 

Bis rum Jahre 1870 wurde iiberbaupt nicht punktirt, 
sondem nur die ublichc Therapie in Anwendung gebracht, 
von da ab wurde die Pnnktion bei augenscheinlicher Le- 
bensgefahr oder bei einem langer als 4wochentl. Bestehen 
des Ergusses vollzogen. 

Berucksichtigt man zunachst die rein serosen Pleuri- 
tiden mit Uebergehung der Anfangs serSsen , in der Folge 
eitrig werdenden Ergfisse, so kamen in Behandlung 

Mortal. 

1870 — 76 serose, nicht punktirte Fftlle 178(4) «=2.24% 
1870 — 75 ser5se punktirte „ 26 (0) «= 0.0O°/ o 

Von den erstem sind wieder eine Anzahl von leich- 
tern Fallen , die nie zur Punktion gekommen waren , ab- 
zusondern ; werden diese auagenomraen und nur Pleuri tl- 


’) Die eingeklammerten Zahlen bezlehen sich anf die 
Todesfftlle. 


den von mehr ab 3w6chentl. Bestande beriieksiehtigt , so 
ist das Verhiltniss folgendes : 

I860 — 76 serSse, nicht punktirte Plenritiden 

143 (4) = o 

1870—76 serSse pnnktirte Pleuriditen 26 (0) — 0.00°, 0 

Vergielcht man noch die Abschnitte 1860—70 and 
1870 — 76, so erhfilt man 

1860—70 78 (4) — 6.12% 

1870-76 116 (0) =- 0.00 % 

Von alien uncomplicirten punktirten F Alien ver- 
lief kein einziger lethal , von den 1860 — 70 in der 
Klinik zur Beobachtung gekommenen, wo Ubertuiupt 
noch nicht punktirt wurde, dagegeu 4 oder 5.12°/ 0 . 
Es hat demnach die Punktion vor der gewdhnlichen 
Behandlung ganz unbestreitbare Vorztlge , die noch 
um so grSsser erscheinen mtlsaen , als die grtfssere 
Zalil von Fftllen im Zeitraum von 1870 — 75 zur 
Beobachtung gelangte. 

Nach den auf der Klinik herrscheaden Grand - 
sfttzen wurde die PunktioD unter zwei Bedingnngen 
als indicirt angesehen , nftmlich bei augenscheinlicher 
Lebensgefahr und bei vergeblicher innerer Behand- 
lung nach mehr als dreiwflchentlichem Bestehen des 
Ergusses. Wfthrend Uber die erste Indikation bei 
alien Autoren Einstinimigkeit herrecht, haben sich 
bei der zweiten vielfache Meinungsverschiedenheiten 
geltend gemacht. Hier handelt es sich zunftchst um 
die Frage, nach wie langer Zeit der Compression die 
Lunge ihre Ausdehnungsffthigkeit beliftlt. Mit Sicher- 
heit kann man, auf Grand des Ergebnisses zahlreicher 
Sektiouen, 8 Wochen als die Zeit annehmen, bis zu 
welcher eine durch einen Erguss comprimirte Lunge 
ihre frilhere Ausdelumng wieder erlangen kann ; 
lftngere Zeitrftume sind zwar wiederholt beobachtet 
worden, mllssen indessen nach den heutigen Erfah- 
rungen als Ausnahme angesehen werden. Da man 
durch die Pnnktion nur ein Krankheitsprodukt, nicht 
die Krankheit selbst entfemt, so halt es Ew. ftlr 
faisch, die Punktion vorzunehmen, so lange noch die 
Gefabr einer Rcproduktion des Ergusses gegeben ist, 
also zu einer Zeit , die dem Beginne der Krankheit 
naiie liegt. Es kfinnte sogar fraglich sein , ob nicht 
die plCtzliche Entlastung der Gefftsse , nachdem der 
Exsudationsprocess zum Stillstand gekommen ist, 
durch Erweiterung derselben zu erneuerter Exsuda- 
tion Veranlassung geben kann. Evans behauptete, 
dass in 820 Fftllen die Punktion nur 28mal wieder- 
bolt werden musete, d. b. in 3.4<>/ 0 der Fftlle ; B e s - 
nier hat unter 14 und Blachez unter 6 Fftllen, 
in denen die Punktion nach der 3. Woche gemacht 
wurde , die Punktion ttberhaupt nur lmal gemacht, 
und in den von E w. gesammelten Fftllen musste in 
4 die Punktion zwei- und mehrfach wicderholt wer- 
den. Von den 4 genannten Fftllen ist aber nur in 
einem im Verlauf der 3. Woche, in den 3 andern am 
7., 8. oder 10. Tage, wo der Process verarathlich 
noch in Bitithe war , punktirt worden ; rechnet man 
daher die letzten 3 Fftlle als vorzeitig punktirt ab, so 
bleibt unter 26 nur einer noch, bei welchem die 
Wiederholong der Punktion nach der 3. Woche noth 
wendig wurde, d. h. in 3.86 •/* der Fftlle, eine An- 


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IV. Pathologie, Therapie n. mediciniSche Klinik. 


157 


gabe , die ziemlieh genau mit der von Evans auf- 
gestellten Bereohnnng flbereinstimmt. Ans dem Ge- 
sagten geht evident hervor, daaa man ohne dringende 
Indikation die Thorakocentese nicht in den ereten 
Wochen vornehmen soli , dagegen kiinne man in der 
4. Woche unbedenklich zur Punktion schreiten. 

Es wnrde der Thorakocentese zur Last gelegt, 
dass sie eine Umwandlnng des serftsen Exsudates in 
eitriges bewirke, und zwar: 1) durch Schkdlichkei- 
ten , welche mit dem operativen Eingriffe verbunden 
anf die Fltlssigkeit einwirken , 2) dnrch einen „um- 
stimmenden Einfhiss“, welchen der mit der Ent- 
leernng verbundene Eingriff zur Folge haben soil. 
Im Ganzen wurde in 35 Fallen punktirt , von denen 
in 26, also 74.28°/ 0 , das Exsudat seros blieb, wftli- 
rend dasselbe in 9 Fallen, d. i. in 25.72°/ 0 , einen 
eiterigen Charakter annahm. Hinsichtlich der Zeit, 
in welcher die eiterige Bescliaffenheit des Exsudates 
eintrat, ergiebt sich folgendes Verhaltniss : 


Nr. d. Tabelle. 


Anzahl der Tage 
n.Beg. d.Pl. n. d. 1. Punkt. 


XXX. 

29 

XXII. 

2 

XXXIII. 

33 

XXI. 

41 

XI. 

18 

XXXV. 

27 

XXXI. 

90 

XXV. 

60 

XIX. 

120 


1 

(trube rothlich) 

2 

do. 

2 

do. 

7 

do. 

10 


19 


25 


44 


25 



Unter den genannten Fallen Bind die 4 erstem von 
vorn herein anszuEchliesaen , well der Erguse gleieh zu 
An fang von Eiter und Blut triihe rothlich erschien , und 
Fall XXXI., weil hier, abweiehend von dem gewohnlichen 
Verfahren , die Entleerung tagllch durch eine Dieulafoy'- 
sche Canule 4 demenre vorgenommen wurde. 


Es bleiben somit nur 4 Falle , in welchen das 
Eiterigwerden des Ergusses der Punktion zugeschrie- 
ben werden konnte. Die der Abhandlung am Schlussc 
beigefilgte grosse Tabelle zeigt, dass in den genann- 
ten Fallen die Punktion vor oder wahrend der4.W., 
vom Beginn der Kranklieit an gerechnet , gemacht 
worden ist , halt man dem gegentlber die Thatsache 
fest , dass in den andern Fallen , in denen erst nach 
der 4. W. punktirt wurde , das Exsudat den serOsen 
Charakter bewahrte , so muss man zu dem Schlnsse 
gelangen , dass die Punktion in keinem Falle von 
mehr als 4w6chentlichem Bestehen nnd serosem Cha- 
rakter, mit den nSthigen Cautelen unter Luftabschluss 
getlbt, eine eiterige Umwandlnng verschuldet. 

Hinsichtlich der Operationsmethoden ist Ew. 
entschieden dafllr, die Thorakocentese unter Luft- 
abschluss vorzunehmen , wenn auch die Frage selbst 
tlber Schadlichkeit des Lufteintritts noch eine offene 
bleiben muss. Auf der Klinik kam das Reybard’- 
sche Verfahren bisweilen in Anwendung , meist aber 
der Hahnentrokar mit vorgelegter Spritze. Dagegen 
blieben die in Frankreich so vielfach gepriesenen 
Apparate mit dem Princip a vide pr&ilable , wie sie 
Bieulafoy, Thenot u. A. eingefHhrt haben, 
ganz ausser Betracht. E w. halt dieselben fllr geradezu 
geflhrlich; der Austritt der Fltlssigkeit ist hier nicht 
wie bei den gewbhnlichen Spritzen zu reguliren , die 


feinen KanUlen verstopfen sich leicht und endlieh 
sollen sie eine mdglichst ausgiebige Evakuation der 
Pleurahohle bewirken, wahrend doch die Entleerung 
der Fltlssigkeit offenbar nur so weit getrieben werden 
darf, als der dadurch entstehende leere Raum durch 
die Nachbargebilde ausgeftlllt werden kann. Ein 
Mehr muss zu Zerreissungen des Lungenparenchyms 
und Blntextravasationen Veranlassung geben. Ew. 
hatte Gelegenheit. , in einem Falle von eiterigem Ex- 
sudate , welches zum 2. Male pnnktirt wurde , sich 
augenscheinlich davon zu ftberzeugen , dass durch zn 
starken Zug Zerreissungen des Lungenparenchyms 
herbeigefflhrt werden. Unmittelbar nacli der Punktion 
hatte sich ein beti'ttchtlicher Pneumothorax , der vor- 
her nicht bestanden hatte, ausgebildet ; die Unter- 
suchung der Luft im Cavum pleurae ergab 6.4°/ 0 
KoblensMure, 0.3% Sauerstoff, so dass es gar keinem 
Zweifel unterliegt , dass sie aus der Residualluft der 
Lungen stammte , dazu kam in den nhclisten Tagen 
die Expektoration dtlnnflltssiger, eiteriger Massen bis 
zum Betrage von 500 Cctmtr. pro die. Man thut 
daher am besten, die Entleerung des Exsudates dem 
ihra innewohnenden Druck zu tlberlassen, und nur im 
Falle , dass der positive Druck fehlt , ist es erlaubt, 
leichten Zug anznwenden. Die Vei’stopfung des 
Trokar durch Fibrinflocken wird am besten vermie- 
den, wenn man sich des Thompson'achan , Potcdn'- 
schen oder Fraentsel' schen (s. o. S. 148) bedient. 

Es ist wtlnschenswerth , dass der Trokar vor 
dem Gebrauch in verdtlnnter Carbolskure gekocht 
und in CarbolSl getaucht wird. Was die Auswahl 
der Punktionsstelle anbetrifit, so ist ea zweckmftssig, 
so tief als mdglich zu punktiren , nachdem man sich 
zuvor von dem Stande der auliegenden Organc tlber- 
zeugt und der eigentlicken Punktion eine Probe- 
punktion mit der Prauaz’schen Spritze vorausge- 
schickt hat. Sobald der Abfluss der Fltlssigkeit 
stockt, vorausgesetzt dass die Kantlle nicht verstopft 
ist, sind Thorax, Lunge und Zwerchfell an ibrem 
Ziele angelangt; fordert man den Kr. alsdann zu 
energischen Respirationsbewegungen anf, so kann 
die Entleerung noch weiter getrieben werden ; meist 
treten sclion von selbst in Folge des Reizes , den die 
eindringende Luft setzt, heftige Hustenparoxysmen 
ein, die den Austritt des Exsudates fordem. Von 
verschiedenen authentischen Beobachtem ist ttber- 
diess betont worden , dass Exsudatreste schnell nach 
der Punktion resorbii-t werden. Falle von albuminb- 
ser Expektoration, wie sie T^rillon dai-gestellt, 
sind Folgen der Transsudation aus den Bronchial- 
geftssen in die Bronchien , sei es , dass sie durch ein 
mechanisches Moment oder nervose Ursachen bewirkt 
wird. Ein derartiger Fall ist in der Klinik nur ein 
einziges Mai beobaclitet worden, Andeutimgen in 
altera Krankengeschichten konnte E w. nicht finden. 

Nach der Punktion nimmt man bisweilen an 
frtlher gedilmpften Stellen eine leicht metallisch 
klingende Perkussion und schwaches amphorisches 
Athemgerkusch wahr , ohne dass eine Affektion des 
Lungenparenchyms oder Pneumothorax vorhanden 


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158 


IV. Pathologic, Therapie u. medieiabohe Klinib. 


lit. Diese Erscheinung erkllrt sich einfach dadurcb, 
dans In Folge der Adspiration der Fltlssigkeit durch 
die Spritze ein luftverdflnnter Raum entateht, in wef- 
CbftP bis znr Ausgleiehung der Druckunterschiede die 
Gase ans der Fltlssigkeit hineinstrftmen. 

Eilerige Pleuritiden. 

Unter die eiterigen Pleuritiden rechnet E w a 1 d 
nicht nur diejenigen Falle , in welchen der eiterige 
Charakter des Exsudates durch die Incision oder Per- 
foration von vornherein deutlich war , sondern auch 
die Fillle mit ursprtlnglich serdsem , sp&ter eiterigem 
Ergusse , da ja der Keim zur eiterigen Umwandlung 
in ihnen selber schliimmert und , wie nachgcwiesen, 
nicht der Beliandlung zur Last fallt Eine sichere 
Diagnose ist nur mit Htilfe einer Probepunktion durch 
die /Vaoaz’sche Spritze zu erlangen , da die dem 
Empyem zugeschriebenen Symptome, wie Fieber, 
Oedem u. a. m. , bei dessen Bestehen fehlen kdnnen 
und umgekehrt das eine oder andere Symptom vor- 
handen sein kann, ohne dass der Erguss wirklich 
eiterig ist. Wie bei den serdsen hat E w. auch bei 
den eiterigen Pleuritiden nur die reinen uncomplicir- 
ten Falle benutzt. In einer Anzahl von Fallen ist 
nicht die Incision, sondem mehrfach die Punktion 
gemacht worden, diese sind als ,,punktlrte“ bezeich- 
net. E w. hat seine Fftlle nach folgenden Gesichts- 
punkten geordnet: 

1) incidirte, Incl. Empyema necessitatis, 

2) nicht incidirte, eiel. Emp. nec., 

S') incidirte, excl. Emp. nec., 

4) nicht incidirte, Incl. Emp. nec., 

6) Empyema necessitatis. 

Es ergiebt sich ad 1) and 2) : 

Summe aller eitrigen FSlle . 48 (26) — 56.62% 
hiervon pnnktirt, resp. incidirt 36 (19) — 54.28% 
davon incldirt . . . . 26 (12) — 46.16% 

davon pnnktirt . . . 9 (7) — 77.77% 

medikamentSs behandelt . 11 (7) = 63.63 % 

ad 3) und 4) : 

Pnnktirt, resp. Incidirt . . 29 (16) => 66.17% 

davon incidirt . . . .21 (10) — 47.74% 

davon punktirt . . . 8 (6) — ■ 76.00% 

medikament5s behandelt . 17 (10) = 58.82% 
ad 6): 

Empyema nec. mit Perforation nach anssen 

6 (3) — 60.00% 

Dem Uebelstand, ans der germgen Zahl von 
Fallen Procentzahlen ftlr die Mortalitat zu besthn- 
men , suchte Vf. durch verscbiedene Combinationen 
zu begegnen , welche in ihrer Uebereinstimmung ftlr 
die allgemeine Richtigkeit einigermaassen bflrgen. Die 
Mortalitat bei eiter. Pleuritiden, bei denen nicht in- 
chfirt oder incidirt wnrde oder der Aufbrnch spontan 
nach anssen erfolgte , ist nnr wenig unterschieden, 
nkmlich 63.63, 55.17 und 50. Sie verkleinert sich 
noch mehr, wenn man das Emp. nec. zu den Fallen, 
Wo nicht incidirt wnrde, rechnet, indem das Verhtlt- 
niss aisdann 58.82 : 55.17 betr&gt ; reclmet man 
das Emp. nec. aber zu den Fallen mit Incision, so 
ergiebt sich 63.63 : 54.28. Nimmt man selbst das 
ietztere Verhaltniss an , so bleibt es ' immer noch 
binter den Erwartungen zurtlck, welche man sich 
gewOhnlich von den Erfolgen der Incision gegenllber 


der medikamentdson Behandhmg maobt Bei einer 
grdssern Reihe von Fallen wird vielletebt dev Var- 
zng der ope rati ven Behandlung entschiedener horror - 
trtten und be Bonders dann , wenn man die IncWon 
mOgliehet frtlh gema^it hat. Das easuktisehe Ma- 
terial in der Literatnr 1st jedocb znr Zeit weaig in 
dieser Beziehnng zu verwerthen , weil gftnatig ver- 
laufene Fille verdffentlicht, ungtinstige verschwiegan 
werden und operativ behandelte Falle mehr in die 
Oeffentlichkeit gelangt sind als medikamentds be- 
handelte. Die geringste Mortalitat ergiebt das Emp. 
nec., welche sich noch gttnstiger gestaltet, wemn 
man die Perforation in die Bronchien zuaihlt , indem 
sie aisdann selbst bis anf 30 % zurflekgeht , die nn- 
gdnstigste Mortalitat erhalt man mit der Tborakoeen- 
tese. Wenn nun auch das Emp. nec. das beate 
Verhaltniss giebt , so ist damit keineawegs bewwsen, 
dass die Incision in den betreffenden Fallen nioht eiu 
eben so gutes and vielleicht noch sehneileres Resaitat 
hatte erzielen kdnnen, ausserdem kann das Emp. 
nec. der Incision gegenllber ftlr die Therapie kanm 
In Betracbt kommen , da eine spontane Perforation 
nicht vorausgesetzt werden kann. 

Nimmt man incidirte und punktirte Fftlle zuaam- 
men, so betragt die Mortalitat 54.28% oder excl. 
Emp. nec. 55.17%; sondert man die ponktirten 
Fftlle , die eine viel grdssere Mortalitat ergeben , ab, 
so erhalt man ftlr die incidirten 47.74, ftlr die ponk- 
tirten 75%, ftlr die Ietztem also eine erhebb'ch 
grdssere Sterblicbkeit als ftlr die medikamentds be- 
liandelten. Endlich hat Vf. aus den Jahren 1860 — 67 
und 73 — 75 nahezu gleich viel serdse und eiterige 
Fille zosammengestellt, and zwar 

1860—67 1878—76 

serdse 56 (8) — 6. 86% 66 (0) — 0.00% 

eiterige 13 (8) — 61.63% 14 (8) — 67.14% 
davon 1 inc. davon IS tnc. 

Diese Zusammenstellung ergiebt wieder das frtlher 
angegebene Verhaltniss mit einem auffallend germgen 
Unterschied zu Gunsten der Falle mit Incision. 

Was die Dauer der Behandlung anbetrifft, so 
verhalt sich die der nicht incidirten mit Einschlnas 
des Emp. nec. zn den incidirten Fallen wie 5.2 : 6.2 
Mon. , lasst man die Todeefftlle ausser Betracbt , wie 
5.2: 6.8 Monaten. Die Rraukheitsdauer war in 
jedem Falle eine latere bei den incidirten ala bei 
den medikamentds behandelten. 

Hinsichtliob des Zeitpnnktes der Incision von 
Beginn dee Processes an gerechnet, cottrtatirt Vf. 
Folgendes. 

Zwtschen dem 16. bis 30. T. — 8 (8) 

* „ 80. Ns 60. T.— 18(7) 

* „ 60. bis 90. T.— 1(0) 

„ „ 90. bis 300. T. — 4 (2) 

Punktion 

„ „ 14. Ns 80. T. — 6 (8) 

* * 30. bis 200. T. — 4 (4) 

So viel ans den Angaben erachtlich ist, ist die 
Mortalitat um so geringer, je naher der Zeitpnnkt 
der Incision dem des AuBgangs der Krankheit liegt ; 
ea ist also Hoffnnng vorhanden , dasa die ReanHate 


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169 


IV. PiUMogto, Tbarspie m. uedicomobe KLinik. 


um go g flnrti g tr werden , je fr«lnr maa sich nach 
Conatattrang do* mterigen Pleura- Inhaltes aur Incision 
eatachliesst 

la Beaug airf das Alter der Kr. 1st Folgendes id con- 
statirsn 

Voa 12 — 20 Jahren 

Inc. a. punkt. 8(4) — 60% 
nur Inc. 6(2) — 33',% 

nicht Inc. 2 (2) — 100% 

Von 20 — 80 Jahren 

inc. n. punkt. 14 (8) — 67.14% 
nor Inc. 11 (6) — 64.84% 
nichtinc. 8(2) — 26% 

Von 30 — 60 Jahren 

ins. u. punkt. 9 (6) — 66*/*% 
nur inc. 6 (3) — 60% 

nicht Inc. 6 (8) — 60% 

Wie zu erwarten, steigt die Mortalit&t mit den Jah- 
ren ; dim stimmt auch gut mit H i 1 1 i e r ’a Angaben 
tlberein, der bei 17, Kinder unter 12 J. betreffenden 
Fallen die Mortality auf 29.4°/* berechnet hat. Die 
geringe MortaliUt der nicht incidirten Fftlle von 20 
bis 30 J. hat ihren Grnnd darin , dass in diesem 
Alter die grCsste KOrperkraft und Widerstandsfahig- 
keit existirt. 

Da ein Empyem wie eine Abacessbdhle eine aus- 
giebige Entleenuig des Eiters erfordert , so muss es 
schon von vorn herein unwahrscheinlicli erscheinen, 
dass der Eiter durch einfache Pnnktion unter Luft- 
abschluss heransbefbrdert werden kSnne; Versnche, 
dnrch wiederholte Punktionen Incisionen zu ver- 
meiden, missglflckten , indem man schlflsslich doch 
immer zu deu letztern schreiten musste. Wie un- 
glliutige Resultate die Pnnktion ergiebt , lehrt schon 
ein Bliek auf die frOher genannten Zahlen , nach 
welchen von 8 nur pnnktirten Kr. 6, d. i. 75®/ 0 , zu 
Grande gingen , wobei noch bemerkt werden muss, 
dass die zwei a us der Klinik entlassenen Kr. dieselbe 
in einem Zastande verliessen, der fOr die Zuknnft 
nichts Gates hoffen liess. 

Die frtthzeitige Incision, die entschieden jedem 
and era Verfahren vorgezogen zu werden verdient, 
wnrde roetet im 6. Intercostal raniu zwischen Mamillar- 
und vorderer Axillarlinie theils schichtenweise, theils 
durch Stich in die Pleurahdhle mid Erweiterung ge- 
macht. Die Pleurahdhle wurde Anfaugs 2mal, 
spiter lmal tUglich durch desinficirende Ausspttlun- 
gen gereinigt, and zwar wurden Lfoungen von Carbol- 
sftnre , Uberaangans. Kali , Hdllenstein , Jod , Jod- 
kalium, Galle und Chinin in den verschiedensten 
Concentrationen gebrancht, Salicyls&ure wnrde in 
einem Falie mit glinstiger Einwirkung auf das zur 
Potrescenz neigende Exsudat augew&ndt. 

In den 11 nicht tddtlich verlaufenen unter den 
21 iaeidirten Fiilen sind nnr 7 Kr. in einem Znstand 
enllassen worden , welcher gestattet , sie als geheilt 
zu betrachten. Die Fistel hatte sich vollsttlndig ge- 
schloesen , die Respiration ging nngehindert vor sich 
oad es fehlten durohausalle subjektiven Beech werden, 
dagegen erianertea das Eingesunkensein der afficirteu 
Sette, nehr oder weniger gedimpfter Perkusaions- 
schall and die nachweisbare Dialokation der an- 


liegenden Organs an das vorangegaageae sckwere 
Leiden. Du Oefilhl subjektiven Wohlbeflndeus (and 
sich nach der Incision aueh in alien Fiilen ait letha- 
lem Verlanf stark ausgesprocben , die mit offener 
Fistel endlich „ungeheilt“ eutlasseaen Kr. gingen 
znm Theil wieder zn die Atutlbung ihrer gewohn- 
heitsmfissigen Besch&ftignngen. 

Von 26 der eiterigen Plenritis eriegenen Kr. 
starben 14 an Lnngenaifektionen oder damit in Ver- 
bindung stehendem allgemeinen Marasmus, 12 an 
complicirenden Krankheiten; bei den erstem trat der 
Tod meist durch Compression der betreffenden Lunge 
und Erkrankung der andern Lunge ein , obgleicb die 
seknndire Erkrankung der letztern seltener war, als 
diess gewOhnlich angenommen wird. Unter den 
complicirenden Krankheiten werden erwlhnt 1 Fall 
von Endokarditis , 2 von Perikarditis , 4 von Peri- 
tonitis , 2 von Amyloiddegeneration , 2 von Pylmie 
und 1 von Thrombose der Himarterien. 

Was endlich die Falie von tuberkulOser und 
far cinomat fleer Pleuritic anbelangt, so will sie Vf. 
zur Entscheidung der Frage verwerthen , ob blutige 
Exsudate auf die maligne Natur der Pleura-Erkran 
kung hinweisen. Von Pleuritis tuberculosa n. car- 
cinomatosa kamen 20 Falie, zum Theil doppelseltig, 
vor, von welchen 10 tuberkulose n. 3 carcinomatOsc 
blntiges Exsudat, C tuberkulOse und 3 carcinomatOsc 
serOses Exsudat batten. Nur ein einziger Kr., bei 
welchem die wiederholte Punktion ein sanguinolenteu 
Exsudat ergab, ist gebessert auf seinen Wunsch ent- 
lassen worden , alle andern verstarben ; es ist somit 
der bereits von Trousseau ausgesprochene Schlnss 
gereebtfertigt , dass blutige Exsudate durch maligne 
Nenbildimgen der Pleura bedingt siud und die aller- 
nngllnstigste Prognose geben , wflhrend serfise Ex- 
sudate Tuberkulose und Carcinom der Pleura nicht 
ausschliessen. 

Als Anhang geben wir noch eine kurze Ueber 
sicht der Verhandlungen Uber die sogen. albumittflue 
Expectoration , welche bisweilen , wie auch in deu 
vorstebendeu Mittheilungen augefllhrt wird, in grosser 
Menge nach der Tlwrakocentese zur Beobachtmig 
kommt 

In Bezug auf die Aetiologie der fraglichen Er- 
scheinung aind, wie Terrillou in seiner sehrfleissi- 
gen, durch reiche Casuistik ausgezeichoeten These •) 
dargethan hat, von den verschiedenen Autoren fol- 
gende Ursachen angenommen worden. 

1) Perforation des Lungengewebes durch den 
Trokar bei der Thorakocentese. 

2) Spontane Perforation des Lungengewebes. 

3) Durchschwitzung (Filtration) und Resorption 
des Rentes des Exsndatee in Folge oberflichlicher 
Neluoae der Epitltelien und des Bindegewebes der 
Lange. 

4) Congestives LuugenOdem. 

•) De l’expectoration altromtneage aprts la thora- 
cocentese. Paris 1878. 


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160 


IV. Pathologic, Therapte u. nedieiniache K linik . 


Zar ErlAuterung dieser Sltze ftihren wir zoo&chet 
eine Mittheilong von F6r6ol an , des Hauptverthei- 
digers des 2. und 3. Satzes. 

F£r<5ol (L’Union 66. 1873) hit.lt die Bildnng 
einer pleurobronchialen Fistel ohne Pneumothorax 
nach der Thorakocentese fllr uidglich, wenn auch 
eine genaue Einsicht in den nattlrlichen Entwicklungs- 
vorgang hier noch fehlt. Bei einein Pleuraabscess, 
der sick durch die Bronchien entleert, kann si eli die 
Communikation ilhnlick herstelleu wie bei einer 
Mastdarmfistel, dagegen 1st dieser Vorgang weniger 
denkbar bei einem serdsen Erguss, welcher sich 
durch ein melir oder weniger verdichtetes, cai'nificirtes 
Lungengewebe entleeren soli. F. erkl&rt sich diesen 
Process hypothetisch durch eine Art oberflachlicher 
Nekrose der Epithelien und des Bindegewebes im 
Lungenparenckym , wodurch dieses in eine Art Filz 
oder Schwamm verwandelt, an gewissen Puukten 
mechanisch durchgslngig wird. Eine Ahnliche Ver- 
hnderung greift in der Pleura Platz und es bilden 
die so verhnderten Gewebe ein Filtrum, durch 
welches Flttssigkeiten ein- und austreten konneu. 
Dieser Mechanismus wtlrde ferner auch erklkren, wie 
es koinmt, dass die expektorirte Fltlssigkeit nicht 
immer genau mit dem Pleuraexsudate Iibereinstinimt. 
Ein ganz fthnlicher Process scheint (Ibrigens bei 
alien spontanen Perforationen statt zu haben , wie 
diess von Leplat bei den Pleurocostalfisteln , von 
Bernutz bei Phlegmonen der vordern Bauch wand 
nachgewiesen worden ist. Leplat kommt zu dem 
Schlusse , dass die meisten Perforationen der Pleura 
sich nicht direkt von innen nacli aussen vollzieben, 
sondern dass eine Plilegmone der dem Abscess gegen- 
tlberliegenden Wand ala Mittelglied sich einschiebt, 
beide Entztlndungen einander cntgegen kommen 
und sich spftter in einem Vereinigungspunkte treffen. 
Man bemerkt oft, dass die Plilegmone sich nach 
aussen iJffnet, bevor noch eine Communikation mit 
der Pleura hcrgestellt ist. In gleicher Weise scheint 
auch eine intermediare EntzUndung in der Lunge 
die Communikation zwischen Pleura und Bronchien 
vorznbereiten , nur muss bei einer serBsen Pleuritis 
der entzttndlicbe Process in der Lunge offenbar in 
ether Periode stehen bleiben, welche von der Eiterung 
noch weit entfemt ist. Es ist diess ein Punkt, der 
noch genauere Forschungen nSthig macht. 

F6r6ol will keineswegs jede albnminBse Ex- 
pektoration nacli der Thorakocentese auf diesen 
Mechanismus zurtlckfilhrcn , sondern leitet auch eine 
Zahl von Fallen von einem broncho-alveolaren Oedem 
her, das pldtzlich nach der Rttckkehr der Lunge zu 
ihren Funktionen entstanden ist. Es ist leicht denk- 
bar, dass bei dem schnellen Znfluss des Blutes nach 
den langere Zeit comprimirten Capillaren der Drack 
z* einem Austritt von seroser oder seros blutiger 
Fltlssigkeit Veranlassung geben kann. 

Der pathologisch-anatomische Nachweis wird in 
den betreffenden Fallen mit Schwierigkeiten ver- 
knllpft sein, weil wohl meist eine theil weise oder 
vollstandige Herstellung stattfindet. 


Bei der Disktusion , welche ttber dieae Frage im 
J. 1873 in der Soc. mddicale des hopitaux de Paris 
stattgefunden hat, haben sich die liervorragendateu 
Mitglieder dahin ausgesprochen, dass die albuminbse 
Expektoration als ein Produkt der Transsudation mb 
den stark congestiouirten Lungengefilssen zu be- 
trachteu sei. Sehr lelirreich in dieser Hinsicht ist 
folgende Beobachtung von Dujardin-Beaumetz 
(L’Union 73. 74. 1873). 

Eine 22 J. altc Wascherin war zuerst im Jan. 1872 
wegen einer Hamoptoe in einem Hospitale behandelt, 
nach 4 W. abeT wesentlich gebessert wieder entlasseu 
worden. Im Jan. 1873 trat von Nenem unter Seiten- 
stichen, Husten u. s. w. Hamoptoe ein und nach mehr- 
monatl. Behandlung in verscbiedenen Hospitalem kam 
Pat. iin llopital Bcaujon znr Aufnahme. Hier constatirte 
man einen enormen rechtseitigen Plenraergnss mit Pneumo- 
thorax nnd entleerte wegen excessiver Athemnoth aofort 
mit Uiilfe von Dieulafoy's Adspirator 1885 Gnnm. 
einer griinlich gclbcn, klarcu , nicht eitrigcn Flussigkeit. 

Die Kr. , nach der Puuktion etwas erleichtert , erzahlte, 
ale habc schon seit einiger Zeit bei schnellen Bewegungen 
pliitschernde Gerausche in der Brnat wahrgenommen. Ee 
bestand unzweit'elhaft Hydropneumothorax auf tuberku- 
loser Grundlage. Die Kr. batte Blutspeien und Nacht- 
schweisae. Am 1. Mai, 3 Tage nach der eraten Puuktion, 
machte Zunalime der Dyspnoe eine 2. Punktion nothwen- 
dig, durch welche 650 Grram. Flussigkeit von gleicher 
Beschall'eulieit entleert warden , auch sah man deutlich 
Luft aus der Pleura in die Pinnpe iibertreten. Am 2. Mai 
expektorirte dieKr. eine ziemlicbe Quantitat einer klaren, 
wiissrigen , weiasliehen , achanmigen Flussigkeit, am 4. 
eine neue Menge, in welcher munzenformige Sputa 
sclnvammeu. Am 18. nnd 26. Mai wurde die Punktion 
wiederliolt nnd je 100 nud 1200 Gnnm. griinlich-gelhe 
Flussigkeit entleert. Am 2. Juni warf die Kr. eine dem 
entleerten Exsudate genau entsprechende Flussigkeit ana, 
nnd von da ab wiederholten sich dieae Expektorationen 
taglich, uur wurde derAuswurf mehr weisslich und schan- 
mig. Das Belinden der Kr. war dabei den Umstiinden 
nach ganzertraglich. 

Salpetersaure bewirkte in dieser Flfissigkeit einen 
Niedersclilag von Eiweis3; die genauere Analyse ergab : 
spec. Gew. der Flussigkeit 1010, Reaktion neutral. Die 
deeantirte Flussigkeit mit Aether geschuttelt klarte sich, 
nach Verdainpfung des Aetliers zeigten sich Cholestearin- 
krystalte und aniorphe Fettmassen. Eesigsanre erzeugte 
in der dltrirten Flussigkeit Kicderschlag von Mucin ; Su- 
blimat , ilitze , Biutlaugcnsalz und Gerbsfiure fallten das 
Albumin, (lessen Menge 1 Grinin, im Liter betrug. In der 
von Mucin und Albumin befreiten Flussigkeit fanden sich 
noch 2.360 Grmm. Harustoff auf 1 Liter. 

In diesem Falle , wo nach D.-B. nnzweifelhaft 
eine Lnngenfistel vorhanden war, wird man leicht ge- 
neigt sein , die albuminose Expektoration von dem 
Pleuraexsudate abzuleiten. Allein die chem. Diffe- 
renzen beider namentlich in Bezug auf den Albumin- j 
gehalt (imPlenraBacke66°/oo; im Auswurf nnrl <, / 00 ') 
spreelien gegen dieae Annabme. Vf. ist der Mei- 
nung, dass die expektorirten Massen ein direktes 
Produkt der Bronchialschleimhaut Bind , zu welcher 
jedesmal, wenn daa Exsudat durch die Punktion ent- 
leert wurde, ein Afflux statthatte, welcher die Hyper- 
sekretiou wohl erklkrt. Die von F d r 6 o i anfge- 
stellte Hypo these (spontane Perforation ; Durch - 
achwitzung) ist mit den Thatsachen nicht vereinbar. 

Die Vf. bekannten Beobachtungen von albuminfleer 
Expektoration bei Erwacheenen nach der Thorako- 


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161 


IV. Pathologic, Therapie u. mediciniscbe Klinik. 


centese beziehen sich immer nur auf aknte Pleuri- 
tiden, wkhrend spontane Perforation fact nur im Ver- 
laufe von chron. purulentcn Pleuritiden beobachtet 
wurde. L&ast man also die MOglichkeit pleuro- 
bronchialer Perforationen zur ErklUrung der albumi- 
nOsen Expektoration zu, so muss man doch immer- 
hin anerkennen , dass sie in der von F 6 r 4 o 1 ange- 
gebenen akuten Periode noch nicht beobachtet wor- 
den sind. Weiter ist gegen die Hypothese von F 6 - 
rdol einzuwenden, dass die Lungenperforationen 
ohne Pneumothorax iiusserst selten vorkommen, ja 

0 u 1 m o n t behauptet, dass die Lungenfistel stets mit 
Symptomen von Pneumothorax einhergeht. Giebt 
man aber auch die Pseudoperforation zu, wie sie 
Fdrdol sich theoretisch construirt, so mttsste die 
Expektoration immer abundanter werden, so oft das 
Pleuraexsudat sich wieder erzeugt, da unter dem 
Einflusse des Druckes der FlUssigkeit die Filtration 
energischer werdeu mttsste. Allein die von Terril- 

1 o n gesammelten Beobachtungen beweisen, dass die 
nach der Thorakocentese sich einstellende albumi- 
nOse Expektoration oft genug verschwindet , wenn 
das Exsudat sich erneuert. Es ist kaum verstftnd- 
lich, wie in Fallen, wo das Exsudat durch Saugpum- 
pen so vollstandig eutfernt ist, dass die physikalischen 
Untersuchlmgsmethoden dessen Existenz nicht mehr 
nachzuweisen im Stande sind , schon nach wenigen 
Augenblicken Massen von 500 — 1000 Grmm. durch 
den Mund ausgeworfen werden sollen. 

Die sammtiichen oben nach Terri lion aufge- 
ftlhrten Ansichten ttber die Aetiologie der albumi- 
nOsen Expektoration nach der Thorakocentese wer- 
den von Moutard-Martin (1. c.) einer sehr ein- 
gehenden Beurtheilung unterworfen, aus welcher wir 
Folgendes hervorheben. 

Was die erste Ursache anbetrifft, so sah man die 
albuminose Expektoration ausschliesslich bei massen- 
haftem Exsudate, selten bei 2000, meist 4 — 5000 
Grmm. Fltlssigkeit , also in Fallen , wo eine Ver- 
letzung der Lunge durch den Trokar am aller- 
wenigsten zu erwarten steht. Man stfltzte die Ver- 
muthung einer Lasion der Lunge auf das eine Fak- 
tum der albuminOsen Substanz im Auswurfe, die nur 
aus der Pleurahohle stammen kOnne , bewiesen hat 
man die Verletzung der Lunge nicht. Eben so wenig 
scheint die dritte Ursache haltbar, denn es ist nicht 
denkbar, dass eine mit Pseudomembranen austape- 
zirte serose Membran so schnell und viel resorbiren 
kdnnte, wahrend die Physiologie lehrt, dass die Re- 
sorption durch den grossen Kreislauf erfolgt. 

Gegen die Annahme einer spontanen Perforation 
muss angeftihrt werden , dass es jedenfalls als ein 
ganz ausserordentlich seltenes Ereigniss zu betrach- 
ten ist , wenn ein serOses Exsudat bei einem nicht 
tuberkuldsen Individuum sich durch die Bronchien 
entleert. Bei der eitrigen Pleuritis sind pleuro- 
bronchiale Fisteln ohne Pneumothorax ailerdings beob- 
achtet worden. Die Dicke der Pseudomembranen, 
die Riehtung der Fistel, eine besondere Klappendis- 
Med. Jakrbb. Bd. 171. Hft. 2. 


position gentlgen, um den Durclitritt von Elter in die 
Bronchien ohne gleichzeitigen Durchtritt von Luft in 
die Pleurahohle zu gestatten. Wie diese spontane 
Perforation zu Stande kommt, kann M.-M. nicht an- 
geben , dagegen begreift er wohl , wie ein Pneumo- 
thorax verhatet werden kann , wenn sie einmal ein- 
getreten ist. F 6 r 4 o 1 nimmt an, dass die spontane 
Perforation eintrete, wenn solche zur Zeit der Pnnk- 
tion schon eingeleitet war ; kommen heftige Htisten- 
stOsse dazu, so vollendet sich die Perforation. Dnrch 
eine heftige Anstrengung, die von den Bronchien 
gegen die Pleura gerichtet ist , durch eine gewalt- 
same Ausdehnung der Lunge, die nicht melir in dem 
Ergusse einen Widerstand findet, muss aber die in 
den Bronchien enthaltene Luft in die Pleura hinein- 
getrieben werden. Ebenso kann eine Ruptur der 
Lunge zu Stande kommen, wenn man mit der Saug- 
pumpe ttbermassig evacuirt, allein auch hier wird 
eine Fistel unter Bildung eines Pneumothorax ent- 
8tehen massen. Schlflsslich ist die Thatsache mit 
F 6 r 6 o l’s Hypothese nicht zu vereinbaren,'dass nach 
der Punktion oft eine ansehnlichere Menge von FlUssig- 
keit expektorirt wil'd, als in der Pleurahohle zurttck- 
geblieben sein kann. Nach diesen Auseinander- 
setzungen bleibt demnach nur noch die vierte Ur- 
sache als die einzige zur Erkl&rung der albuminOsen 
Expektoration ttbrig. Es ist unbestreitbar, dass die 
meisten der punktirten Kranken einige Stunden 
wenigstens nach der Operation die auskultatorischen 
Zeichen eines LungenOdems in der afficirten Brust- 
hftlfte darbieteu. Wie eine durch einen Contentiv- 
verbaud fixirte Extremitat OdematOs wird, wenn man 
den Verband entfernt, weil die Tonicitilt des Gewebes 
geschwunden ist , so bildet sich in einer von Druck 
befreiten Lunge , in der noch dazu in Folge 
der schnellen Ausdelmung ein stftrkerer Afflux statt- 
findet, ein Oedem aus. Dieser Congestivzustand der 
Lunge verrftth sich durch eine mehr oder wenigeT 
starke Dilmpfung an Stellen, wo sie bereits ver- 
schwunden war , durch subcrepitirende Rasselge- 
rSusche und selbst Hfimoptysen. Eine Lunge , die 
wochenlang ihrem natUrlichen Reize, der Luft, ent- 
zogen war, befindet sich in einem abnormen Zustande, 
und so mag das Epithel in den Bronchien und Al- 
veolen eine wesentliche Modifikation erlitten haben ; 
unter diesen Umst&nden erklfti*t es sich wohl , dass 
die Schleimhaut der Alveolen , gleich den Epithelien 
in den Nieren unter pathologischen Verhaltnissen, 
ein albuminhaltiges Serum durchtreten lflsst. Claude 
Bernard und Robin haben tlbrigens den direkten 
Nachweis geftlhrt, dass beim LungenOdem nach Ver- 
letzung des Vagus eine sero-albuminOse Fltlssigkeit 
an der Oberflilche der Bronchien secernirt wird. 

Dr. W o i 1 1 e z sncht den in Frage kommenden 
Punkt auf einem andern Wege , dem der chemischen 
Analyse, zu lOsen (L’Union 77. 78. 1873). Unter- 
sucht man die expektorirten serOsen Flflssigkeiten, 
so wird man sie wesentlich chemisch different finden, 
je nachdem sie von einem LungenOdem oder von 

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162 


IV. Pathologie, Therapie a. medicinische Klinik. 


einer traumatischen Perforation der Lunge nach der 
Thorakocentese herrtthren. Ftlr erstere mrtchte er 
den Auadruck accidenteller serdser Expektoration 
dem der albuminosen Expektoration vorziehen. Dim 
Expektoration kommt , abgesehen von der Thorako- 
centese , bei nervoaem Asthma , Ilerzaffektionen und 
beaonders beim Lungenempliyaem vor. In den ge- 
nannten Fallen ergiebt die Prtlfnng dieses tranapa- 
renten, mehr weniger klebrigen Auswurfs, dass Ilitze 
oder Salpeters&ure eine einfach opaline Trfllmng her- 
vorruft, w&hrend bei gleiclizeitiger Anwendung beider 
ein Niederscblag von Albumin verursacht wild , wel- 
cher aber nur , / J0 — 1 / 8 der FldssigkeitahOhe betrkgt. 
Die Untersuchung eines pleuritischen serosen Ex- 
sudates ergiebt dagegen einen Eiweiasniederscblag, 
welcher fast die ganze FlUssigkeitshohe einninunt. 

Eine zuf&llige Verletzung der Lunge durch den 
Trokar wird von einigen Beobachtem zugegeben, 
von andern bezweifelt Der Nachweis einer Ver- 
letzung der Lunge muss sich auf folgende Grtlnde 
sttltzen : 1) die Thatsache , dass die Operation erst 
ganz frisch ausgefilhrt wurde, 2) die physikalische 
und chemische Aehnlichkeit des Pleuraexsudates und 
des Auswurfs , 3) den Austritt von Bint durch die 
Kanflle und die Qegenwart vonBlut in den expekto- 
rirten Massen , und 4) den Austritt von Luftblasen 
durch die Kantlle w&hrend der Operation. Dem 
gegenttber wirft man ein , 1) dass eine serdse , der 
pleuritischen khnliche Fltlssigkeit auch zufkllig ohne 
Pleuritis und Punktion expektorirt werden kann, 
2) dass zwiachen der Punktion und Expektoration 
oft Intervalle bestehen, die mit einer Lungenverletzung 
unvertr&glicb sind, 3) dass ein Austritt von Luft- 
blasen aus der Gegenwart von Luft, die im Exsudat 
aufgeldst ist, erkl&rbar ist, 4) dass man bei sehr 
reichlichem Exsudat die Lunge nicht treffen kann, 
und endlich 5) dass bei der Nekropaie das Trauma 
in keinem Falle erwiesen wurde. Die Mdglichkeit 
einer Verletzung der Lunge bei der Thorakocentese 
ist nach W. nicht abzuleugnen , da man ausser bei 
excessiven Ergflssen nicht weisa, ob die Limge in der 
Fitlsaigkeit schwimmt und ob sie nicht an einzeln'en 
Punkten adherent ist. Wo die chemische Analyse 
die Identit&t des Pleuraexsudates und der expekto- 
rirten Fltlssigkeit festgestellt hat, ist an der Lungen- 
verletzung kein Zweifel moglich. Dasselbe beweist 
der Austritt von Luftblasen durch die Kanille kurz 
nach der Thorakocentese. Zwar meint Bdhier, 
dass die Saugapparate das in der Fltlssigkeit aufge- 
ldste Gas adspiriren , allein , nimmt man denselben 
Process in einer geftillten Wasserflascbe vor, so hat 
man Mtlhe , die kleinen von onten nach oben auf- 
steigenden , fast mikroakopischen Luftblasen mit den 
Angen wahrzunehmen. Eben so ungerechtfertigt ist 
der Einwurf, dass der Zeitraum zwischen Punktion 
and Expektoration gegen das Lungentrauma spricht, 
denu in den von T e r r i 1 1 o n angeftihrten Fallen, wo 
die Idea ti tit der Fltlssigkeiten fast mit Sicherheit ftlr 
ein Lungentrauma spricht, hat man die Expektoration 
in 2 Fallen am Ende der Operation, lmal nach 3 / 4 


Std. , 3mal nach 1 Std. und lmal nach mehreren 
Stunden eintreten sehen. Man sieht ja auch zuweilen 
nach der Punktion die Fltlssigkeit erst nach Verlauf 
von 1 Std. mit einiger M&clitigkeit durch die kussere 
Haut hindurcbtreten, warum sollte nicht dieselbe Zeit 
verstreichen konnen , ehe sie durch eine enge Oeff- 
nung in die Alveolen eintritt ? Endlich ist auch der 
Einwurf, dass bei der Nekropsie das Traoma nicht 
erwiesen werden konnte, gegenstandslos. Um es 
leicht constatiren zu ktinnen , ware ein Substanzver- 
lust des Lungengewebes notiiwendig. Ist nur ein 
Einriss vorhandeu, so kann er unbemerkt bleiben. 
Es liegen eine Anzahl Falle vor, wo die Beretnng 
von Alveolen beim Lungenemphysem , die nnzweifel- 
haft stattgefunden liatte , vergeblich gesucht wurde. 
Es istoftschonschwer, wie Terrill on angiebt, die 
Punktionsoffiiung an der innern Thoraxwand aufzu- 
finden, selbst wenn der Tod nur wenige Stunden 
nach der Operation eintritt. W. fasst am Schlusse 
das Ergebniss seiner UntersuchuDgen dahin zusam- 
men : dass die sogen. albuminbse Expektoration dnrch 
ein Lungenddem herbeigeftlhrt werden kann , insbe- 
sondere auch bei Pleuritis ; dass aber auch eine Ver- 
letzung der Lunge mit dem Trokar zu einer serdsen 
Expektoration in Folge von Durchtritt des Exsudates 
in die Lungenalveolen Veranlassung geben kann. Im 
erstem Falle ist die Quantitat des Albumingehaltes 
verhaltnissmassig gering, im letztern ist der Eiweiss- 
gehalt bedeutend und die durch Punktion entleerte 
der expektorirten FlUssigkeit gleich. 

Besnier erinnert daran (L’Union 81. 1873), 
dass die albuminose Expektoration schon im Jahre 
1853 von Pinault beobachtet und dahin gedeutet 
wurde, dass sie, wenn auch der serosen Pleuraflttssig- 
keit khnlich, nicht aus dem Innern dieser Hdhle her- 
rflhren kann ; ihre Bildung muss vielmehr auf Rech- 
nung des Blutzuflusses gesetzt werden , welcher be- 
wirkt, dass der flllssigste Theil dnrch die Membranen 
transsudirt und stromweise von derBronchialschleim- 
haut austritt. 

Schlttsslich fllhrt Besnier noch folgende Sktze 
ans einer Abhandlung von LouisLande Uber den 
fraglichen Gegenstand an : Die albumindse Expekto- 
ration nach der Thorakocentese verdankt ihre Ent- 
stehung einem Congestivzustande der Lunge, dessen 
Ursache in dem Reize, welchen der Contakt der Luft 
setzt, zu suchen ist. Dieser Zufall ist meist ohne 
schwere Folgen , kann jedoch in Ausuahmefcllen zu 
einem j alien Tode fllhren, wenn auch die andere 
Lunge ihre Funktionen nur unvollstUndig verrichtet. 
Im letztern Falle mnss man eine energische medici- 
nische Behandlung einleiten , welche ebensowohi ge- 
gen den Erguss als gegen die Complikation in der 
andern Lunge gerichtet ist, und darf die Thorako- 
centese erst als Unsserstes Hdlfsmittel in Anwendung 
ziehen. 1st endlich die Operation unvermeidlich ge- 
worden , so darf man die Fltlssigkeit nnr sehr laag- 
sam entleeren. 

Ftlr die Entstehung der album in dsen Expektora- 
tion nach der Thorakocentese durch ein coogestives 


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163 


IV. Pathologie, Therapie n. medioiniaehe Klinik. 


Longenftdem sprechen sich ferner sehr entschieden 
aus Hdrard and Dean os (L’Union 86.- 1873), 
oline jedoch den schon oben nach Moutard-Mar- 
tin angefilhrten Grfinden wesentlich neuebeizuffigen. 
Pdrdol dagegen vertheidigt in einer langen Ab- 
handlung (1. c. 92. 93. 99. 100), unter Anfflhrung 
mehrerer einachlagender Beobachtungen , die mehr- 
fach erwfihnte, von ihm angenommene Entstehnngs- 
ureache der fragl. Erscheinung. Scbltlaslich spricht 
er sich jedoch sclbst dahin aus, dass die Annalime 
eines congestiven Oedem als Ureache dereelben durch 
die Ansieht derMehrzahl competenter Foracher aller- 
dings bewiesen erscheine. Es gebe jedoch Aus- 
nahmsftllle , in denen zwischen Plenrahfihle und 
Bronchien eine Communikation bestelit , wenn auch 
kein Symptom von Pneumothorax vorhanden ist. Es 
Bei daher ndthig, das Pleuraexsudat stets mit grosser 
Vorsicht und thunlichst langsam zn entleeren. 

Zu den mehrfach angefiiiirten Hypothesen ttber 
die Entstehung dor albumindsen Expektoration ist 
eine none von J o li n s o n hinzugcffigt worden. Der- 
selbe nimmt an, dass durch die Blutstase in den 
comprimirten Lungen Coagula in den LungengefUssen 
und besonders in den kleinern Lungenvenen ent- 
stehen ; tritt nun alsdann nach der Punktion wegen 
VerstopfuDg der Venen cine UeberfUllung der Ca- 
pillaren ein, so mttsse nothwendig eine serose Trans- 
sudation in den Lungenzellen erfolgen. 

Dieser Ansieht tritt Alfred D u f f i n (Brit. med. 
Journ. March 21. 1874) entgegen. Seine EinwUrfe 
sind : 1) dass die albuminose Expektoration nur in 
Fallen bemerkbar wird, wo das plcuritische Exsudat 
excessiv ist ; 2) dass bei einein und demselben Indi- 
vidunm, wie B6hier beobachtete, die Thorako- 
centese 4mal hintereinander von albuminbser Ex- 
pektoration begleitet war ; — 3) dass in keiner 
Beobacbtung mit lethalem Ausgange der Coagula in 
den Lungengefkssen Erwahnung geschah, obgleich 
das Oedem so hochgradig war, dass die Coagula 
ausserst zalilreieh hatten sein m Us sen ; — 4) dass 
das Phanomen selten 24 Std. flberdauert. 

Die Mehrzalil der Autoren, zu denen auch Duf- 
fin zahlt, haben sich der namentlich von Moutard- 
Martin vertretenen Hypothese angeschlossen, welche 
die albumindse Expektoration von einem Lungenddem 
herleitet. Dagegen kann Duff in dieser Ansieht 
insofem nicht beitreten , als aie die letzte Ursache in 
einer Vagnsaffektion suchti L e g a 1 1 o i s sah aller- 
dings bei jungen Kaninchen nach VaguscTurchschnei- 
dungen am Halse fast constant Lungencongestionen 
entstehen, dagegen haben Blainville und Pro- 
vencal nicht die geringste Lasion walirnehmen 
kitonen. ClaudeBernard leitet Lungenlasionen 
nach Vagusdurclischneidungen , wenn sie vorhanden 
sind, von erschwertem Kespirationsmechanismus her. 
EinTbier, dessen Vagi beiderseitsdurchschnitten sind, 
athmet langsamer, jedoch grdssere Luftmengen bei 
jeder Inspiration ein, und so erklirt es Bich, dass 
schnell ein traumatisches Emphysem entsteht. Auch 


Reid meint, dass alle krankhaften Verinderungen 
in den Lnngen nach Yagnsdurchachneldung von der 
verminderten Respirationsfrequenz abzuleiten sind. 
Er filhrt Beobachtungen von Sterbenden mit ausserst 
langsamer Respiration an , wo die Vagi ganz intakt 
waren und doch starke Congestion und Oedem der 
Lungen bestand. 

Unter Erwagung aller dieser Grtlnde glaubt 
Duff in die Ursache des Lungenddems in das vaso- 
motorische Nervensystem der Lungen verlegen zu 
m(l8sen. Ganz analoge Verhaltnisse scheinen ihm bei 
einer Extremitat vorzuliegen , welche mit einem Es- 
march’schen Compressionsverband umwickelt wurde. 
Nach Entfernnng der Gummibinde beobachtete man 
eine aussergewohnliche Rdthe ilber dem ganzen Theile 
und zuweilen eine stUrmische Blutung aus den durch- 
schnittenen Flachen. Durch die Compression warden 
nicht nur die Gefhsse geleert, sondern aach die Ner- 
ven und das vasomotorischc Nervensystem betroffen. 
Kehi-t das Blut nach Aufhebung der Compression 
zurfick , so tindet es die Geffcsse nicht nur leer , son- 
dern in Polge vorttbergehender Paralyse der vaso- 
motori8chen Nerven auch erschlafft. In der Lunge 
werden durch ein massiges Exsudat nicht nur die 
Gefasse , sondern auch die vasomotorischen Nerven 
comprimirt. Strdmt das Blut nach der Punktion 
wieder ein , so wird die Spannung in den Gef&ssen 
sehr gross ; wird nun nach einigen Stunden das vaso- 
motorische System durch die Cirknlation wieder 
restituirt, so ttbt es seinen regulatorischen Effekt auf 
dasGefAsssystem wieder aus und macht die Spannung 
normal. Hieraus erklart sich das ziemlich schnelle 
Anftreten und die nor kurze Dauer der album in Osen 
Expektoration. 

Auch Ranvier’s Untersnchungen fiber das 
Oedem sprechen sehr fflr die eben ausgesprochene 
Meinung. R. fand nilmlich , dass bei Hunden nach 
Unterbindung der V. cava inf. nur ein Oedem der 
Beine eintritt, wenn derN.ischiadicus durchschnitten 
wurde ; geschah das nur auf einer Seite , so war nur 
auf dieser Seite das Oedem wahrzunehmen. Schnitt 
R. statt des Ischiadicus die 3 letzten Lumbal - und 
Sacralnerven im Spinalraume durch, so blieb das 
Oedem aus. Die Vagi enthalten gewdhnlich eine 
Menge vasomotorischer Nerven liir die Lnngengeffisse. 
Je mehr dieser vasomotorischen Nerven in der Vagus- 
bahn verlaufen , um so leichter kommt bei Durch- 
8chneidung des Vagns eine mehr weniger umfang- 
reiche Lungenhyperamie zu Stande ; so erklAren sich 
auch die verechiedenen Ergebnisse der Vagosdurch- 
schneidungen ffir die Lunge, wenn man annimmt, 
dass die vasomotorischen Nerven bald in der Vagus- 
bahn, bald davon gesondert verlaufen. In der grossen 
Mehrzahl der Falle vereinigen sie sich sohon hoch 
oben mit dem Vagus und werden bei der Dureh- 
schneidung desselben mitgetroffen. 

Als Beweis ffir die von Woillez bezweifelte 
MOglichkeit , dass eine dem intrapleuralen Serum an 
Albumingehalt'vergleichbare serfise Flflssigkeit , bei 
Ausschluss jeder acddentellen oder traumatischen 


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IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


Commuaikation zwisclien Pleura und Lungenzellen, 
expektorirt werden konne, theilt R e v i 1 1 o u t folgen- 
den Fall mit, in welcltem cine abuudante albuminose 
Expektoration die Stelle eines aathmaiischen An- 
talks vertrat (Gaz. des Hop. 77. 1873). 

Der betr. Kr. hatte innerhalb 6 Mon. 4 fast gleichc 
Anfallc, die mitten in der Naeht unvennutliet, ohne jed- 
wedes pramonitorischc Symptom eintraten , uberstanden. 
Wihrend der Krise war der Perkussionsschall beider 
Brostseiten vollkonamen sonor, bei der Auskultation horte 
man weitverbreiletes fciichtes Rasseln. Der Paroxysmus 
begann mit Brnstbcklemnniiigcn , kurzen , zicmlich ohcr- 
flSchlichcn Hustenstosscn , durch welehe die durchsichtige 
Fliissigkeit in enormer Mengc hcrausbefSrdert wurdc. 
War die Krisc vorfiber, so wurdcn die Sputa consistent, 
klebrig und wurdcn in langcnZeitraumenunterqualcndem 
Huston ausgeworfen. Die expektorirtc Flussigkeit, in den 
verschiedenen Anfallen zwischcn 2.5 Liter und 0.5 Liter 
schwankend, war von einem dichten, persistenten Schanm 
bedeckt, selir durchsichtig, klar and leichtflussig. In den 
beiden ereten Anfallcn war die Fliissigkeit durch anhaf- 
tende Blutkorperchen 1 nicht gcrothet , boim 3. dagegen 
vollig frei von Hint, wahrend dieselbc beim letzten Anfalle, 
Anfangs hernsteingelb , dnrch die spate™ stark hluthalti- 
gen , auf den Boden des Gefasses sich senkenden Hpnta 
roth gefarbt wurdc. Hitzc und Salpctcrsaure pracipitirten 
sehr bedcutende Albuminmengen aus der Fliissigkeit, 
welehe einem plenrit. Exsndate sehr ahnllch war. 

Als R. 8 8td. nach der letzten Krise den Kr. zu Ge- 
aicht bekam , waren reclits , auf welcher Seite der Kr. 
gcw5hnlich lag , die Respirationsgcrausche etwas abge- 
schwacht, daneben horte man sanftes Hauchen , kiein- 
blasige zcrBtreute Rasselgerausche , dem pneumonlschen 
Knlsterrasseln vergleichbar ; die Stimmvibrationen dieser 
Seite waren verstarkt. Aus diesem Befunde glaubt R. auf 
einen Congcstivzustand dcr Lunge von hamorrhagischer 
Form schlicssen zn konnen. 

SchltUslich mdgen nock 2 neuerdings verdffent- 
liclite Beobachtungen von albumindser Expektoration 
Erw&linung finden , welehe ftlr die Entstehung der- 
8clbcn von Bedcutung sind. 

Die Mittheiliing von A. Laboulbfene (Gaz. hebd. 

2. S<5r. XI. 41. 1874) betrifft einen *21jahr. Arbeiter, 
weleher am 2. Juli im Hdpital Necker mit intensiver 
DyspnSe anfgenommen wnrde. Die linke Thoraxseite 
war bei den Respirationsbewegnngen unbeweglich, die 
Perkussion ergab fiber derselben in iiirer ganzen H5he 
absolute Dapipfung , die vom noch fiber dem rcchten 
Stemalrand fast bis an die rechte Bnistwarze reichte. 
Der Pektoralfrcmitus fehlte ganzlich ; uberall horte man 
intensives Blascn , deutliche Aegopbonie. Rcchts supple- 
mentares Athmen mit mittelgrossblasigen Rasselgeriui- 
schen. Puls 112, Rcspir. 36—38 in der Minute. Am 

3. Juli trat, bei sonst gleiehem Zustande, eine selir pro- 
fuse serose Expektoration hinzu. Am 4., wo der Spuck- 
napf mit derselben angefullt war, warden vermittelst der 
Capillartliorakoccntese 2600 Grmm. gelblichcs Senim ent- 
lecrt, in welchem sicii keine Spuren von Blut fanden. 
Nach derPunktion zeigte sich starker, anhaltenderlluBtcn 
trad abnndanter Auswurf. Am Abend des 4. respirirte 
die linke Lunge wieder ziemlicb gut, jedoch fehlte der 
Pektoralfremitus noch. Die albuminose Expektoration 
danertc in den folgenden Tagen bei guteni Allgemein- 
beflnden fort. Am 10. war die Respiration fast in der 
ganxen linken Brast vollstiindig , auch der Auswurf nahm 
mehr tmd mehr ab. Am 20. vollstandigc Heilung. 

Die chemische Unterenchung des entleerten Pleura- 
exsodates und der expektorirten Fliissigkeit ergab Fol- 
gendes : 

Gewicht des entleerten Exsudats . 2666 Grmm. 

Dichtigkeit 1.020 bei 20° C. 

Feste Bestandtheile auf Je 1000 Grmm. 66 Grmm. 


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darunter : 

Fibrin 0.67 , 

Mineral. Bestandtheile 7.50 „ 

Sputa 

3. Juli : 

Dichtigkeit 1.013 bei 20° C. 

Feste Bestandtheile auf je 1000 Grmm. 18.70 Grmm. 
darunter : 

Mineral. Bestandtheile 3.53 

4. Juli: 

Feste Bestandtheile 16.47 „ 

Mineral. Bestandtheile .... 5.0 . 

6. Juli: 

Feste Bestandtheile der flltrirten Flus- 

sigkeit 24.60 

Mineral. Bestandtheile .... 7.4 

7. Juli: 

Feste Bestandtheile der flltrirten Flus- 
sigkeit 27.1 „ 

Mineral. Bestandtheile .... 7.8 „ 

Das Albumin ist ausser Betraclit geblieben, wei! 
ea nicht genau dosirt ist , auch ist seine tiedeutnng 
viel geringcr als die Verscliicdcnhcit in der Menge 
der Aschenbestandtheile, welehe gross genug ist, uni 
zu beweisen , dass die expektorirten Massen nicht. 
direkt von dem Exsudat abstammen konnen. Auch 
L. ist vielmehr der Ansicht, dass die album ipdse 
Expektoration eine Folgc dcr aero - albuminoscn 
Transsudation durch das Lungcnparcnchym ist und 
dass diese dem Congcstivzustand dcr Lunge in Folge. 
iiirer Wiederentfaltung ihre Entstelmng verdankt. 

Auch Prdvost (Gaz. de Par. 20. 1875) theilt 
einen in vieler Beziehung interessanten Fall mit, 
dnrch welchen er einen deutlichen Beweis ftlr die 
soeben erwkbnte Entstelnnigsweise der albnminftscn 
Expektoration liefert. 

Dcr betr. Kr., ein 44 J. alter Gastwirth, klagtc bei 
der Aufnahme in das Genfer Cantonal-Hospital fiber 
Ucbelkeit und gastrische Bcschwerden, seine Zunge war 
weiss belegt, die Farbung des Gesichts und der Con- 
jnnetiva gelblich. Leber leicht hypertrophisch , kein 
Fieber. 16. Dec. Leberschmerzen , Husten mit sero- 
albuminosem Auswurf. 

22. Dec. Absolute Dampfung vorn an der Lungen- 
spitze, Dyspnoe ; Puis schwach und klein. Bei der Thora- 
kocentesc mittels des Potain’schen Apparates floss eine 
rothliche sohaumgebende Fliissigkeit von dem Aussehen 
des Blutes in der Asphyxie aus. Nach Entleerung von 
1000 Grmm. der Flussigkeit wurdc die Operation unter- 
brochen. Die rothbraune Flussigkeit nahm mit Luft ge- 
schlagen die Farbe des arteriellen Blutes an , fiber Nacht 
in einem Gefasse aufbewahrt, zeigte sie am folgenden 
'Page coagulirtes Fibrin, ein Viertel des frfihern Volumens 
elnnehmend, und <iberhalb dcsselbcn eine serose , dem 
Blutserum analoge Flussigkeit. Die mikrnskopische Unter- 
suchung ergab uberall normale Blutkorperchen. Eine 
Ursache des hamorrhagischen Exsudats war trots des 
sorgfaitigsten Krankenexamen nicht zu ermitteln. Pat. 
war zti Ilamorrhagien nicht geneigt. 

24. Dec. Geringe Erleichterung , physikalischo 
Symptome unverandert. Die Dampfung rechts eine ab- 
solute , Kesplrationsgeransche nirgends daselbst hdrbar, 
28 Respirationen in der Minute. Wegen Znnahme der 
Dyspnoe wurde am 26. Dec. die Thorakocentese wieder- 
holt u. durch dieselbe 3200 Grmm. eines rothlichbraunen, 
dem frfihern vollig gleichen Exsudats entieert. Einige 
Augenbiicke nach der Punktion bekam die Kr. heftige 
Hustenanfalle und expektorirtc wenigstens 4 — 500 Grmm. 
einer serosen, gelblichen, dem Eiweiss ahnlicben Flussig- 
keit, welehe, mit Salpetersaure beh&ndelt, massenhafte 
Coagula zeigte. 


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165 


IV, Pathologie, Therapie a. medicinische Klinik. 


Der Znetand , in den nichsten Tagen ertrSgHeb, 
wnrde vom 2. Jan. 1876 ab wieder sehlimmer. Pat. 
klagte fiber Schmerzen am rechten Schenkel in Folge von 
Deenbitns , die Conjunctiva war leicht geffirbt. Am fol- 
gendeo Tage wnrde wegen znnehmender Dyspnoe eine 
nene Pnnktion geraacht nnd 1800 Gnnm. der fruhem 
ahnlicher Flfiiwigkeit entleert. Wegen Kteigernng der 
Dyspnoe wurde am 7. nnd am 22. Jan. die Punktion 
wiederholt; an letzterem Tage wurden 2160 Grmm. Flus- 
sigkeit entleert. Suffokatorische Anfalic am 31. Jan. 
machten eine nene Pnnktion nothig, bei welcher 2000 
Grmm. abflossen. Von dieBer Zeit ab nabm der Kr. zu- 
sehends ab . er litt an haufigen Anfallen von Dyspnoe nnd 
Erbrechen. Der Thorax war rechta stark gewolbt , das 
Herz liedentend nach links verschoben. Die wegen der 
Dyspnoe von Zeit zu Zeit auch spater nothigen Pnnk- 
tionen wurden durch Bildung von starken nnd dichten 
Pseudomemhranen immer schwieriger n. von geringerem 
Erfolge. An einem der zablreichen Einstichpnnkte hatte 
slch ein wallnnssgrosser Tumor von cartilaginfiser Harte 
gebildet. Der Kr. starb am 22. April. 

Autopxie. Bei der Erfiffnnng des Thorax flossen ans 
der rechten Pteurahfihle ungcialir 3 Liter Flussigkeit von 
(\er schon beschriebenen Beschaffenheit und Farbe, aber 
fnrchtbar stinkend ; die linke Pleurahohle war frei. Das 
Perikardium adharirte an der ganzen Iferzoherflache durch 
Pscudomembranen ii. Villositiiten von gcringer Kesistenz. 
Linke Lunge voliiminos und emphysematisch , auf ihrer 
ganzen Oberflache kleine gelblichgrauc und harte Kerne 
von koniseber Form , die Spitzc gegen das Centrum dcs 
Organs , die Basis gegen die Peripheric gckehrt. Rcclite 
Lunge gegen die Wirbelsaute gedriingt , von der Tho- 
raxwand dnrch zahireicbe Pseudomemhranen getrennt. 
Letztere umgaben kleine, mit sanguinolenter Flussigkeit, 
stellenweise mit schwiirzlichen Klumpen gcfullte Kam- 
merchen. Die Pseudomemhranen waren stark vaskulari- 
slrt, die beidenPleurablattcrdesDiaphragroa mit zackigen 
membranfisen Fetzen von purulentem Ansehen n. fotidem 
Gernch bedeckt. Die Flussigkeit, welche diesen Theil 
der Pleurahfihlc erffilite , war dick und trube. Unter der 
an der Lunge haftenden Pleura fanden sich weissliche 
Kerne von verschiedencmUmfange (bisNussgrosse), nicht 
deutlich abgegrenzt von dem anliegenden Gcwcbe, auf 
derDurchschnittsflache kasig. Die Bronchialdrusen waren 
ctwas vergrossert, allcin ffir das unbcwaffnctc Auge un- 
verandert. Die ubrigen Organe hyperamisch. Der Tumor 
an den Thoraxwandungen, von dem Aussehen eines Mark- 
schwarnms, ergab sich aus Spindclzellen und runden 
Zellen zusammengesetzt und war auf Kosten der Moskel- 
fasern gebildet. Die mikroskopische Untcrsncbung ergab 
sarkomatose Beschaffenheit desselben , sowie auch der 
Tumoren in den Lungen. 

399. Ueber die Pulsation der Vena oava 
inferior in ihrer Beziehung zu pathologiachen 
Zustanden der Leber ; von Dr. L u d w i g D i e m e r. 
(Inaug.-Diss. Bonn 1876. 8. 27 S.) 

Die physiologisch bereebtigte Annahine des Vor- 
handenseins einer Pulsbewegung in der Cava inf., 
die ans dem Regurgitircn des Blutes aus dem rech- 
ten Herzen in dieselbe sich herleitet, wird von Vf. 
aof Grand mehrerer am lebenden Thiere gemachter 
Beobachtnngen anatomisch begrflndet. Die Versuche 
ergaben das Vorhandcnsein einer physiologischen, 
mit der Contraktur des rechten Atrium isochronen 
nnd von derselben hervorgenifenen Pulsation der 
V. cava, die an der Einmtlndungsstelle der Lcber- 
venen noch minimal , an der der Nierenvcnen nicht 
mehr nachzuweisen war. Ansserordentlich dentlich 
erwiea sie sich in grdsscrer Nihe des Herzens in der 

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Thoraxhfthle , liess aber anch hier mit znnelimender 
Entfemnng vom Herzen eine Abnahme ihrer Inten- 
sity wahrnehmen. Durch Spaltnng des Zwerchfells 
nnd Losprilparirung der Vene wurde die Mdgliehkeit 
einer etwaigen Beeinflnssnng des Zwerchfells, dessen 
Contraktion eine scheinbare Pnlsation vorspicgeln 
konnte, ausgeschlossen , dagegen festgestellt, dass 
aus einem kleinen Einschnitt in den Brasttheil der 
Cava infer, das Blut in kurzen StrOmen ent- 
sprechend der Systole des Atrinm ansfliesst nnd dass 
ferner die nach rtlckwitrts abgeklemmte und naeli 
dem Herzen zu ktinstlich entleerte Vene von letzterem 
aus wieder in rascher Weise sich ftlllt. 

Unter normalen Verhaltnissen nun entweicht bei 
der SyBtole des Atrium nur ein minimaler Theil sei- 
nes Inhalts in die Cava inf., der grossere geht in den 
unter geringerem Drnck stehenden Ventrikel — auf 
der andem Seite aber entsteht durch die Diastole des 
Herzens und gleichzeitige Einwirkung der Adspira- 
tion des Thorax eine krftftige Strom- und Blutbe- 
wegung nach dem Herzen , die von lingerer Dauer 
und grftsserer Energie, die regurgitirende positive 
Pul8welle in der Cava in ihrem Weiterschreiten para- 
lysirt. (Die Cava sup. wird dnrch ilirc ftir eine 
rilcklanfige Blutbewegung Ausseret ungilnstige Rich- 
tung und durch ihre Klappen vor der Theilnahme an 
dieser Pulsation bewahrt, wie bekannt ist.) 

Eine Aenderang dieser Verhiltnisse tritt ein, so- 
bald der Dnick im rechten Ventrikel wfthrend der 
Diastole steigt und sich die Differenz der Druck- 
grSssen im Ventrikel und der Cava verringert, wie 
es ausser den Klappenfehlern und Krankheiten des 
Herzens die den Kreislauf der Art. pulmonalis be- 
hindernden Lungenerkrankungen unter Einwirkung 
der von K 5s ter und Friedlftnder nacbgewiese- 
ner Arteriitis obliterans der Pulmonalarterieniiste be- 
d ingen. 

Die hierdurch erzeugte Blutstauung in der Cava 
afficirt wie bekanntlich hanptsichlich die Leber und 
raft hier die Erscheintmgen der cyanotisch-atrophi- 
schen Muskatnussleber hervor. Da aber die unter 
fast gleichcn StauungsverhUltnissen stehenden Niercn 
sich bei dieser Erkrankungaform der Leber wohl nie 
in gleicber Weise afficirt zeigen, wie es physiologisch 
zu ei'wartcn ware, muss nicht die blose Behinderung 
des R(lckflu8ses aus den Lcbervenen, sonderu viel- 
mehr die pathologisch verstftrkte Pulsation der Cava 
inf, , die sich in das Lebervenensystem , welches bei 
seiner spitzwinkligen Inserinmg den ankommenden 
Cavapuls nicht bricht, fortpflanzt und bis zu dessen 
capillaren Anfingen wirksam bleibt, als Causal- 
moment der Leberatrophie angenommen werden, 
wahrend das Nachlassen, resp. Fehlen der Pulsation 
jenseits der Lebervencneinmflndung die Nieren un- 
beeinflusst lasst. Lasst aber ein femeres Wachsen 
der Widerstande den Venenpuls noch kraftiger wer- 
den , so zeigt die der Leber naher gelegenc rechte 
Niere in der grflssem Haufigkeit der Hyperamie der- 
selben gegenUber der linken Niere den Einfluss der 
Venenpulsation. 

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166 


IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


Auf den Menschen tlbertragen zeigen die ana- 
tomischen VerhJlltnisae die Leber noch direkterer 
Einwirkung eines vom Herzen ausgehenden Venen- 
pulses ausgesetzt , indem die Leber der Cava direkt 
anliegt und die Strecke zwischen Cava und Herz 
kleiner wird , als bei den zu den erw&hnten Ver- 
suchen benutzten Kaninchen. 

Das Vorhandensein einer wirklichen Pulsation 
wurde vom Vf. auch in den Pulmonalvenen beob- 
achtct, oline dass er hieraus weitere Schlttsse auf 
etwaige consekutive Lnngenerkrankungen ziebt. 

Znletzt gclit Vf. auf die aus den Vorgiingcn in 
der Cava inf. sich ergebendc Mdgliclikeit ein , dass 
frcindc Korper, die sich dem Bhit im rochten Herzen 
ziigemischt haben , durch den rcgurgitirenden Blut- 
strom in die V. cava inf. gesehleudert werden , und 
dann der lUcklftnfigen Blutbewegnng eutgegen in die 
Lebervenen gelangen kftnnen , cine entgegen Bill- 
roth und 0. Weber, Prerichs, besonders aber 
BArensprung, von M a gen die und Merkel 
und nenem Antoren aufgestelltc Theorie. Nach ihr 
lftsst sich in leichter Weise derauffallendeZusammen- 
hang zwischen Kopfverletzungcn oder nlcerdsen Vor- 
gangen in der Seh&delhohle und den so bftufig bcob- 
achteten Leberabsecssen ohne gleichzeitiges Vorhan- 
densein von ahnlichen Processen in der Lunge er- 
klkren, aus ihr auch ein VerstAndniss d a fit r sich fin- 
den, dass auch bei andern pathologisc.hen Vorgangen, 
in denen Partikelchen dem Hint beigemischt sind, 
die Leber als die LieblingsstAtte der Metastasen er- 
scheint, wie diess besonders beim Carcinom der Fall 
ist. (Schumacher II. , Aachen). 

400. Chronische Ureteritis mit Cystenbil- 
dung uebet cyatiacAer Degeneration der Nieren ; 
von Dr. M. Litten. (Virchow’s Arch. LXVI. 2. 
p. 139. 1876.) 

Als zufitlligen Refund bei der Sektion einer 75jahr. 
Frau fand Litten eigenthumliche Missbildung dea einen 
Ureter und der dazu gehorigen Niere. Wahrend die linke 
Niere nur ctwas verkleinert und geschrumpft war, sonst 
aber eben so wenig wie der Ureter etwas Abnormea dar- 
bot, war die rechte aehr hochgradiz verkleinert und zeigte 
gar kein normalcsGcwebemehr. DioKapsel Hess sich nur 
mit Substanzverluat abtrennen. Unter der unebenen und 
liockrigen Oberfliiche bemerkte man zahlreiciie kleine 
Cyaten, theils klare, durchscheinende, theila durch Blut- 
pigment schwarz gefiirbte. Das noch erhaltene Nieren- 
gewebe zeigte auagesprochene Wachafarbe und Wacha- 
glanz. Die Rindensubatanz bildete, in nur 2.5 Mmtr. 
Dicke , die Wandung eines derben , mehrkammerigen 
Saekea, der erweiterten Kelche und dea Nicrenbeckens. 
Die Schleimhautdieses Saekea zeigte zahllose Blntnogen 
und war mit Eiter bedeckt. 

Der Ureter dieaer Seite stellte Rich ala dicker gewun- 
dener Strang dar, in aeinem obern Abachnitt von 4 Ctmtr. 
Umfang. Die Schleimhaut zeigte eine aehr unebene 
Fiache, bedingt durch Anaainmlung kleiner gelb bis braun 
gefarbter hiraekorn- Oder erbsengrosser Blaachen. Die- 
aelbenwaren vollgefullt, flnktuirend und atanden so dicht, 
dass die ganze Schleimhaut ein gleichmasaig grobkomiges 
Gefuge darbot. Die Veranderung reichte vom Nieren- 
hilns an ca. t>:t Ctmtr. nach abwarta. Von hier an ver- 
mindertc sich der Umfang schnell bis anf 2 Centimeter. 
Die Veranderung zeigte aich hier weniger stark, die Blis- 

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chen hingen vereinzelt wie Beeren an dfinnea. Stielen und 
lieaaen zwischen aich groasere Stnckchen der stark vaakn- 
lariairten Schleimhaut erkennen, welche alle Zeichen des 
chron. Katarrha darbot. — Noch weiter nach der Blase 
zn fehlten die Blaachen vollstandig. Unmittelbar unter 
dem letzten mit Blaachen besetzten Schleimhautstfick 
verlief quer um die Wandung des Ureters herum ein weias- 
licher Narbenatrang. Ein zweiter, ihm parallel verlaufen- 
der, lag 1.4 Ctmtr. tiefer. Zwischen beiden, den ganzea 
zwiachenliegenden Raum der Mucosa einnehmend, fand 
sioh eine seichte Erosion, in welcher ein rauhea, zackiges 
Conkrement lag, aus einera harnsauren Kern und einem 
Mantel von oxalsaurem Kalk beatehend. Unterhalb des 
2. Narbenstranges befauden sich noch 2 andere Conkre- 
mente von deraelben chem. Zusammenaetzong in die 
Schleimhaut eingebettet. — Dicht neben der Insertion in 
die v&llig normals Blase betrug der Umfang des Ureter 
nur noch 7 Millimeter. 

Die feinere Unterauchung der in die Ureterenachleim- 
haut eingebetteten Cysten wies verachieden dicke, reich 
vaakulariairto bindegewebige Wandungen mit einem ein- 
achichtigen Plattenepithel auf der freien Fiache nach. 
Ihr Inhalt bestand ana einer schleimigen Fliissigkeit, 
in welcher aich ala morphologiachc Bestandtheilc weiaae 
BlutkSrperchen , freie Kerne , Plattcnepithelien und 
eigcnthQmliche , den Riesenzeilen ahnlichc Gebilde vor- 
fanden. 

Vf. glaubt, dass diesc hochgradigc cystische De- 
generation der Ureterenscbleimliaut veranlasst wor- 
den sei durch den die Einkcilung der Conkremente 
begleitcndeu heftigen Katarrli, nimmt jedocb ausser- 
dem an, dass liicr noch besondere anatomische Ver- 
knderungen bestanden hfttten , die das Zurtickhalten 
des katarrhalischen Schleimes und in Folge dessen 
die cystbse Entartung dorSchleiiudiilaen, resp. Kryp- 
ten bewirkt h&tten. 

In der zu dieaem Ureter gehorigen Niere fanden aich 
mikroskopiaeh folgende Veranderungen. Der Oberflache 
parallel gefuhrte Schnitte zeigten das normale Nieren- 
gewebe eraotzt durch ein System ungleich grosser rnnder 
Hohlranme, zwischen denen derbea, kernreichea Binde- 
gewebe . verodetc Gcfaase und ganz vereinzelt cinige 
achelnbar unveranderte Hamkaniilchen aich befanden. 
Die Cysten liessen sich leicht als ausgedebnte Harnkanal- 
ehen erkennen, wahrend Glomeruli oder dcren Reste nur 
aelten zu bemerken waren. Der Inhalt dcr Cysten bestand 
aus gallertigen scholligen Massen, von gelber bia gelb- 
brauner Farbe, gallertiger Beschaffenheit, mit Einschluss 
von Zellreaten Oder Harnsaurekrystallen. — Andere wa- 
ren mit veriindertem Blut gefullt. Die Innenwand der 
Cyaten war bekleidet mit einem Epithel, das dem der ge- 
raden Harnkanalchen durchaus iihnlich erachieu. An we- 
nigen Stellen war dieses Epithel unverandert, an den mei- 
aten hochgradig colloid entartet. — Ob auch die Glomeruli 
sich zu solchen Cysten mit colloidem Inhalt umgewandelt 
hatten, laast Vf. dahingeatellt. 

Da die linke Niere die Erscheinungen derGrann- 
laratrophie darbot, glaubt der Vf. annehmen zn k8n- 
nen, dass auch in der eben beschriebenen dieser Pro- 
cess der eystoiden Entartung vorhergegangen sei 
und dass sich dadurch der von einer gewohnlichen 
Hydronephrose sehr abweichende Befirnd erkl&ren 
lasse. (Neelsen.) 

401. Ueber Hirnsyphilis ; von H u g u e n i n ; 
PaulBaumgarten; Giovanni Pierantoni. 

Prof. H u g u e n i n hat sich ttberzengt, dass auch 
diffuse Erkranknngen des Gehirns und seiner Haute, 
sowie der Medulla oblongata und spinalis existiren, 

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IV. ^Pathologic, Therapie n. mediciniache Rlinik. 


die nur auf Syphilis bezogen werden kiinnen. Der 
einzige bis jetzt mit Sicherbeit erkannte Fall von 
Meningitis syphilitica wurde von Griesinger be- 
schrieben. Die Beobachtungen von H. betreffen 
3 Falle (Schweiz. Corr.-Bl. V. 20. p. 588. 1876). 

1. Fall. Em 23jahr. Kaufmann hatte 1870 ein Ulcus 
mit nachfolgenden sekundaren Erscheinungen , welche anf 
Merkurlalgcbrauch verschwanden. Im Soinrapr 1873 
Tremor der Hiinde, Ncigung zu Salivation; im Herbst 
Abnabme des Geruchs u. Geschmaeks, Stimkopfsehmerz, 
Schlafsucht, Almahme der UrtheilBkraft, grosse Gleich- 
gultigkeit ; spater trat motorische Scbwache ein , hanflge 
Ohnmachten. Nach Schmierknr nnd Dec. Zittm. Besse- 
ruug in der 4. Woche , so dass Pat. wieder ganz klar nnd 
gesnnd wurde. 

Beraerken8wertk ist, dass die Erscheinuogen des 
Tremor und der Salivation, die denen bei Merkurial- 
kachexie ahnlicli sahen , sich im Gegentheil auf die 
Darreichung von Quecksilber verloren. 

2. Fall. Ein jetzt 45jahr. Kanzlist hatte 1865 ein 
Ulcns Induration , nachher Roseola , 1 866 Condylomata 
am After and Pharyngitis; 1867 war nichts mehr nachzu- 
weisen. Im J. 1869 neue Erscheinungen : zuerst Mudig- 
keit, Schlaffheit, bedeutender chronischer Stirukopf- 
schmerz , starker Schwindel. In der 3. u. 4. Woche 
atarkes Ohrensausen , Verlust der Urtheilskraft, Gleich- 
gnltigkeit, cynisches Wesen , Unreinlichkcit. Die Kraft 
der Uande nabm ab , ebenso die Coordination ; dagegen 
bestanden keine Storungen im Gebiet des Facialis und 
Hypoglossus , keine Spracbstorung. Grosso Schlafsucht ; 
Enge der Pupillen. Als an Runipf und Extremitaten ein 
kupferrothes Syphilid auftrat, neue merknrieile Behand- 
long : nach 3 Wochen Besserung , dann Salivation. Anf 
den Gebrauch von Kal. jod. erholte slch Pat., das Ge- 
dachtniss und die Urtheilskraft warden besser and all- 
rnalig erfolgte Genesnng. 

Die Diagnose konnte nun mit Sicherheit Dementia 
paralytica ausschliessen und es konnte nur an Him- 
syphilis ohne Herdsymptome oder an doppelseitiges 
ll&matom der Dura gedacht werden. Letzteres ist 
aber nie cine primare Krankheit, sondern ein Folge- 
zustand anderer, besonders des Alkoholismus. 

Im J. 1870 traten dieselben Symptome von nenem 
auf. Fahle Gesichtsfarbe , Kachexie, Schlafsucht , Ver- 
engnng der Pupillen , Ohrensausen und dieselben psychi- 
schen Symptome wie das 1. Mai. Antisypbilit. Behand- 
lnng ohne Erfolg. Nach Eintritt von linkBseitiger llemi- 
parese , anch einer Parese der Mund- nnd Augenaste des 
Facialis, starb Pat. nnter Blasenkatarrh nnd Decubitus. 

Die Selrtim ergab eine Affektion der Arachnoidea n. 
Pia. Von der Stirn bis gegen das Occiput war eine starke 
Verdlckung der Haute vorhanden, die Arachnoidea war 
mit der HimoberflSche verwachsen, der Blntgehalt ausser- 
ordentlich vermindert, das Gewebe sebnig getrubt nnd 
verdlckt, die Gefasne znm grossen Thell obliterirt. Ueber 
dem Nachhirn und der hintern Centralwindnng war die 
Affektion am starksten. Im Uebrigen war das Gehim 
nicht atrophisch , anch kein Hydrocephalus internns vor- 
haaden. Somit beschrankte sich die Affektion auf die 
Hirarinde, nur in der subarachnoidealen Fossa Sylvii 
zeigte sich eine Hamorrhagie. Man hatte es also mit 
etoer chronischen Meningitis zu than, die in zwei AniUllen 
aufgetreten nnd deren Natur syphilitisch war. 

3. Fall. Ein 42Jahr. Kaufmann liatte vor 12 J. ein 
Ulcns , seit 6 J. aber keine Erscheinungen von Syphilis 
mehr. Vor 2 J. traten psychische Symptome anf, dazu 
Kopfscbmerz und Schlafsncht. Periphere Dysastheslen, 
Kriebeln, Gurtelgefuhl , dazu eine heftige Neuralgic in 
der FnsaaoMe. Anf eiue antisyphillBsche Therapie folgte 
Qeifaisg to 4 Woobeo. Diess fand im J. 1873 etatt ; 1874 


kehrten die gleichen Symptome wieder : es erfolgte aber 
wiedernm Heilung. 

Die Diagnose kann bier nur eine specifische 
Affektion der Meningen annehmen, eine geuauere 
Lokalisation ist absolut unmdglich. 

Die genauere physiologische Erklining der ziem- 
lich regelmitssig bei chronischer Meningitis auftreten- 
den Symptome kaun zur Zcit uocli niclit gegebeu 
werden. Unerkl&rbar sind die apoplektischen An- 
lUlle ; ebenfalls unsicher ist die pliysiologisclie Deu- 
tung von Kopfsclunerz , Schwindel und Schlafsncht. 
Die psychischen Symptome kann man auf clironische 
Ankmic und Degeneration der Rindenelemente be- 
zielien ; die Vcrengerung der Pupillen ist ein fast 
constantes Symptom chronischer Meuingealerkran- 
kung. [Durcli die mitgetheilten Beobachtungen wird 
dieAnsicht vonHughlings J ackson (The syphi- 
litic affections of the nervous system ; Journ. of ment. 
science July 1875), dass es keine Meningitis syphi- 
litica gabe, entschicden unhaltbar. j 

Dr. Paul Baumgarten (Zur Ilirnarterien- 
syphilis; Arch. d. Heilk. XVI. 5 u. C. p.452. 538. 
1875) war es vergonnt , an eincm kliniscii klaren, 
frisch zur Sektion gekomtnenen Fall die Heubner’- 
sclien Aufstellungen vom pathologisch-histologischen 
Standpunkte aus bis in das Detail luuein zu prtlfen 
nnd zu bestdtigen , betreffs einiger Punkte vielleicht 
zu erweitern. 

L., 28 J. alt, zog sich im Juni 1873 elnen harten 
Schanker anderEichel zu, der von einer langandanernden 
Infiltration des Prapntium begleitet war. Erst bei Ein- 
tritt der sekundaren Erscheinungen (Roseola , Gaumen- 
geschwure, allgemeinc Lymphdrusenschwcllungen, De- 
flnvinm caplllornm) wurde eine 4wnclientliclie Schmierknr 
eingeleitet. Spater traten breite Kondylome am After 
anf. Nachdcm Pat. sowobl 1873 wie 1874 Aachen ge 
brauebt hatte , wurde er auf einer anstrengenden welten 
Reise plotzlieh von Bewnsstloslgkeit nnd Stoning des 
Sprachvermogens anf knrze Zeit befallen. Anf der lleim- 
reise batte er die „furchtbarsten Kopfschme rzen “. Nach 
Hause zuruckgekehrt verlor Pat. am 17. Oct. Vormittags 
plotzlieh das Sprachvermogen , Naclunittags sturzte er 
plStzlich bewusstlos zn Boden : sodann flel er zum 2. Male 
wahrend des Briefschreibens plotzlieh vom Stnhl hernnter, 
war vollstandig bewusstlos ; rechter Arm und rechtes 
Bein waren total gelahmt. Im Laufe des Abends etwas 
Besserung; Naclits Verscliliinnienmg. So dauerte der 
Zustand bis zum 20. Morgens ; hln und wieder st-hien das 
Bewusstsein klarer zu werden. Am 20. fruh wurde Pat. 
plotzlieh ganz blan im Geeicht. Der Pule , der bis dahin 
immer untcr f>0 betragen liatte , stieg plotzlieh auf 160. 
Extremitaten und Gesicht erschienen tief schw:irzblau, es 
erfolgten noch wenige Athemzuge nnd nach 2—3 Std. trat 
der Tod ein. — Wahrend dieser letzten Tage waren 
Inunktionen von grossen Quecksilberdoeen gomacht nnd 
Jodkalium verabretcht worden. 

Autopne. Oberflacblicbe Gehirnvenen starker ge- 
fullt als gcwohnlich. Im linken Linsenkern eine aile 3 
Giieder einnehmende, in die Capsula interna liinctn sich 
erstreckende Erweichung der Substanz; Corpus striatnm, 
sowie das ubrige Gehirn ohne sichtbare Veranderungen. 
Die Anfangsstucke der mittlern und vordern linken Gehirn- 
arterie erschienen weiss und undurchsiehtig ; in dem cen- 
tralen Ende der entschieden verdlckte Wandungen zeigen- 
den Carotis int. sin. lag ein brockliger, ziemlich entfSrb- 
ter Thrombus, der sich in die Art. fossae Sylvii sin. bis zu 
ihrer ersten Theilung hlnein erstreckte. Anch hier war 
die Wand der Arterie nicht unerheblich verdlckt. 


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168 


IY. Pathologic, Therapie u. mediciuiache Klinik. 


An dem linkenZipfel der Valvula mltralis elne linsen- 
grosse , ziemlich weiche, glatte , runde Eicresceuz , mit 
ihrer Unterlage fest verwachsen (einfache Hypertrophie 
des Klappenbindegewebes). Von Atherom in den grossen 
Gefassen keine Spur. 

Bei der mikroskopischen Untersucliung dea Ge- 
hirns fand sich eine nicht sehr ausgeprkgte Fett- 
dcgeneratinn der Kerne in der Capillaradvcntitia an 
ImpfprSparaten des Erweichungsherdes , neben sehr 
sporadisclien Fettkomchenhaufen ; eine melir oder 
weniger vollkommene Obturation gewisser Strecken 
des Lumens der den Circulus Willisii bildenden Ar- 
terien, deren Wftndc sich ungleichmilssig verdickt 
zeigten. Kurz, es fanden sich die Keunzeichen der 
von Heubner beschriebenen luetischen Erkraukung 
der Himarterien. Docli glaubt B. in seinem Falle, 
im Gegensatz zu Heubner, annehmen zu mtlssen, 
daas es sich nicht urn eine primarc Intima-Erkran- 
kung handelte, sondem dass im adventitialen Binde- 
gewebe zweifellos die erste Wirkung des krankhaften 
Processes auftrat, und dass erst von der in Reizung 
versetzten Peripherie aus die Infektion des Endo- 
thels erfolgte. B. fasst den ganzeu Process auf als 
eine durch den Reiz inficirter Lymphflllssigkeit ver- 
anlasste Gewebsproliferation , weiche von aussen 
nach innen zu fortschreitet und weiche in eine cha- 
rakterische Wuchemng des Arterienendothels ver- 
lftuft , die sehr bald zur durchaus dominirenden Er- 
scheinung des ganzen Vorgangs sich gestaltet. 

Prof. Heubner (a. a. O. p. 538) bemerkt zu 
der vorstehenden Arbeit, dass es offenbar auf einem 
Missverstandnisse berube, wenn Dr. Baumgarten 
augebe, dass H. in seinem Bucbe iiber Syphilis der 
Himarterien von einer primSren Intimaerkrankung 
spreche , weiche die adventitielle Wucherung sekun- 
dkr errege und durch das Blut verinittelt werde. H. 
hebt, unter Hinweis auf mehrfaclie Stellen seiner 
gen. Schrift her\ r or, dass er weder das Eine nocli das 
Andere behauptet babe. Die Frage sei nur die: 
must die Intimaerkrankung immer von aussen her 
angeregt werden , und , wenn diess der Fall , muss 
denn regelmilssig die Adventitia mit erkranken V 
Das Letztere habe er auf Grand von Beobachtungen 
vemeint, tlber das Erstere sich andeutungsweise aus- 
gesprochen , da er bestimmte Beweise weder dafttr, 
noch dagegen beibringen konnte. Uebrigens habe 
er selbst ansdrUcklich gesagt (p. 168 seiner gen. 
Abhdl.) , „auf welchem Wege das Gift unter das 
Eudothel der Arterien gelangt, ob durch die Vasa 
nutritia, ob in Lymphb&hnen, ob von dem Strome im 
gTossen Gefksse selbst aus: das zu entscheiden, ist 
die vorliegende Untereucliung nicht genttgend.“ Ob 
diess durch B.’a Deduktionen und Abbildungen er- 
mdglicht sei, erscheine ihm sehr zweifelhaft. 

Die Mittheilung des Dr. Giovanni Pieran - 
toni (Raccogl. med. 4.Ser. IH. 18. p. 561. Giugno 
1875) bctrifft eincn 20 J. alten abgeinagerten , mit 
kupferfarbeneu Flecken auf der Haut und geschwol- 
lencn llalsdrUsen behafteten Mann , der seit 8 Mon. 
an linkseitiger Amblyopie , Parese der linken Ober- 


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extremit&t, hartnAckigem und heftigem Kopfschmerz, 
Schwindel und Erbrechen litt, weiche zu verschiede- 
nen Zeiten wiederkehrten. Der Unterleib war stark 
eingezogen, dabei bestand Diarrlioe. Vf. glaubt von 
den genannten Symptomen : die Amblyopie , die Pa- 
reae des linken Amis und die DiarrhSe (als neuro- 
pai'alytische : S c h i f f ’ s vasomotorisches Centrum 
fttr die Unterleibsorgane) durch die Annahme eines 
Tumor voi^ kleinem Volumen uud langsamer Ent- 
wicklung im rechten Thalamus opticus erklaren zn 
kdnnen. Die syphilitische Natur des fraglichen 
Tumor halt Vf. , trotzdem dass Pat. jede An- 
steckung beim Coitus leugnete, fttr kaum zweifelhaft, 
weil Pat. wiilirend der Pflege eines notorisch syphi- 
Iitischen Vetters einen kleineu Tuberkel im linken 
Mundwiukel mit kolossaler Anschwellung der Unter- 
kiefer- und Nackendrflsen bekommen hatte, welcher 
sich, w&hrend die oben beschriebenen Symptome 
sicballmaligausbildeten, ohne zuulceriren, zertheilte. 

(S e e 1 i g m U 1 1 e r.) 

402. Zur Casuistik der Pharynxstenosen 
inFolge von Syphilis; von Keyu. Bruzelius; 
Verueuil; Lucas Championnifere; Richet. 

Einen interessanten Fall von ausserordentlich 
bedeutender Stenose des Pharynx dicht oberhalb des 
Kehlkopfs, auf Narbenbilduug, offenbar sypliilitischen 
Ursprungs beruhend, beobachtete Prof. Bruzelius 
in Stockholm; Prof. Axel Key theilte (Hygiea 
XXXVII. 12. Svenska lakaresSllsk. fbrh. S. 268. 
1875) den Sektionsbefund mit. 

Die Kr., In deren Familie keinerlei erbliche Krank- 
heitsanlage bestand , war fruher stets vollkommen gesund 
gewesen ; vor 10 J. hatte sie , nachdem sie eine Zeit lang 
an den Erscheinungcu eines Magenkatarrhs gelitten hatte, 
plotzlich einen Hlutaturz bekommen nnd r einen Mund 
voll“ gcronnenes, fast schwarzes Bln t erbrochen. .Seitdem 
litt sie an verschiedenen Symptomen gestorter Verdaunng. 
Seit 6 J. war Kopfschmerz anfgetreteu , hanptsachlich in 
der rechten Kopfhalfte und im Nacken, und am heftigsteu 
in der Nacht ; er liess nach, als eine Geschwnlst im Nacken 
sich zu entwickeln begann , die aufbrach und eine Zelt 
lang, aller Bchandlung trotzend , offen blieb, dann aber 
rasch zuheiltc und eine glatte , weisse , strahlige Narbe 
hinterliess. Wiihrend der Zeit , wo der Kopfschmerz be- 
staud und die Geschwuist sich entwickelte, verlor die Kr. 
ihr ganzes Kopfhaar, das mir langsam wieder wuchs. 
Die Rcgeln waren nie sehr regelmaasig gewesen, seit 4 J. 
waren sie ausgeblieben ; vor 20 J. war Pat. von einem 
Kinde entbunden wordcu , das angeblich gesund war und 
blieb. Die Moglichkeit einer syphilitischen Ansteckung 
oder fruheres Bcstchen syphilitischer Erkrankungen wnrde 
entschiedeu gelcugnet. 

Symptome vou Sciten der Uespirationsorgane waren 
fruher nie vorhandeu gewesen , erst vor etwas mehr als 
1 J. trat lleiserkeit und Husten mit nnbedeutendem , nie- 
mals Blut enthaitendom Auswurfe auf. Die Heiserkeit 
wechselte, angeblich nach Erkaltungen schlimmer wer- 
dend, der Ilustcn blieb fast unverandert. Spater wurde 
die Heiserkeit schlimmer , Schlingbeschwerden steilten 
sich ein und bald auch Athcmbeschwerden. Seit einem 
halben Jahre konnte die Kr., die trotz alledem gute Em- 
lust behielt und ununterbroclien arbeitete, obwohl die 
Stenosenbeuchwerden bald ausserst heftig wurden , nur 
noch Flussigcs geniesseu. 

Bei der Aufnabme, die am 9. Nov. 1876 stattfand, 
klagte die Kr. aiuser Scbliag- und Atbembeseb werden 


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IV. Pathologic, Therapie n. medieinieche Klinik. 169 


ubor Empflndllehkeit im Bnatkorb and Unterleib , die 
sie den Hustenanstrengungen zuschrieb. Die Schleim- 
haut des Mundes and des Rachens war stark gerBthet, 
das Ganmensegel mit der hintera Rachenwand verwach- 
s«, nnr die Uvnla war noth beweglich ; die vordern Gau- 
menbogen bildeten ein Paar ganz kleine Faltchen , Ton- 
Billen waren nicht zu sehen. Bei der laryngoskopischen 
Untersuchang sah man keine Epiglottis, sondern Zungen- 
worzel , GanmenbSgen nnd hintere Pharynxwand bildeten 
elne Art Tnchter , der nach nnten zu in eine so kleine 
OeAmng auslief , dass kaam ein Gansefederkiel hindurch 
gekonnt hatte ; alle an der Bildung dieser trichterfbrmigen 
Oeffnung betheiligten Tbeile zeigten sich ziemlich lebhaft 
gerSthet und hyperamisch , stellenweise schwielig. Bis 
unter die trichteriormige Yerengnng hinab konnte man 
nicht sehen. Sprache und Stimme waren eigenthumlich 
and schwer veretandlich. Die Respiration war sehr er- 
schwert und von Stenosengerausch begleitet , das bei der 
Auskultation der Lnngen alle andern Gerausche uberall 
ubertonte. — Nachdem der Znstand der Kr. einige Tage 
lang unverandert geblieben war, starb sie plStzlich und 
unbemerkt am 17. November. 

Bei der Sektion fand man den weichen Gaumen auf 
dem grdssten Theile seiner Ausdehnnng mit der hintem 
Pharynxwand verwachsen , so dass beide eine zuBammen- 
haagende Flache bildeten , nur hinter der stark zuaam- 
mengezogenen Uvula befand sich eine Oeffnung, die kanm 
fdr eine kleine Fingerspitze durchgangig war und nach 
der obern RacbenhShie und der Nasenhohle fuhrte. Be- 
sonders nach links von der Uvula befanden sich starke 
Narbenbildnngen , von der Vorderaeite des weichen Gau- 
mens beginnend und sich direkt auf die Rachenwand fort- 
setzend , auch auf der rechten Seite befanden sich deut- 
liche Narbenbildnngen , aber nicht so stark. Die Zunge 
war in ihrem hintera Thell 6 Ctmtr. von der Spitze, stark 
nach hinten gegen die hintere Pharynxwand hin gezogen 
und mit dieser verwachsen durch starke Narbengebilde, 
welche die Zunge anch von einer Seite znr andern gegen 
die MItte zn zusammenzogen. Dadurch war die starke 
Verengung des Pharynx zu Stande gckommen , deren 
Lumen kaum 11 Mmtr. im Durchmesser weit war. Da- 
durch wurde der Kehlkopf und die Epiglottis , die nnver- 
sehrt waren nnd nichts Abnormes zeigten , von oben her 
ganzlich unsichtbar. Unter der Stelle, wo die Narben- 
stenoee sich befand, war noch ein Stuck derZungenwnrael 
in einer Ausdehnnng von etwa 1 Ctmtr. vom Narben- 
gewebe ganz frei. Dagegen war die hintere Pharynx- 
wand , namentlich am Sitze der Stenose , stark verdickt 
nnd Bklerotisch, 6—7 Mmtr. dick , die Verdicknng nahm 
nach nnten zu alimalig ab nnd hSrte beim Beginne des 
Oesophagus auf. 

Von besonderem Interesse war in diesem Falle 
der Umstand, dass bei der zur Narbenstenose fBhren- 
den Geschwttrsbildung noch ein Stftck vom untereten 
Theile der Zungenwurzel , der Kehldeckel und der 
Kehlkopf unversehrt blieben, wkhrend man beim 
ersten Anblick von oben her nicht auders glaubte, 
ala dass die Epiglottis vollstkndig zerstOrt sei. Das 
Geachwflr, das znrNarbenbildungfilhrte, muss seinen 
Site an der hintem Pharynxwand gehabt und anf 
die Zonge tlbergegriffen haben. Fllr den plotzlichen 
Tod erlangte man dorch die Sektion keine vollstandig 
genaue Anfklarnng, aller Wahrscheinlichkeit nach 
w» er aber wohl dadnrch herbeigefllhrt worden, 
dass ein Schleimpfropf die enge Oeffnung an der 
durch die Narbe verengten Stelle verstopft hatte. 

Verneuil (Gaz. des H6p. 45. p. 356. 1876) 
theih einen Fall von fast vollstllndiger Verwachsung 
de« weichen Gaumens mit der hintem Rachenwand 
Mod. Jahrbb. Bd. 171. Hfk 2. 


mit , der wegen der von V. ausgefllhrten Operation 
von Interesse ist, am so mehr, da nach der Operation 
dauernde Beseitigung der Verwachsung festgestellt 
worden ist. 

Bei der 22 J. alten Kr. begannen im 4. Mon. einer 
Schwangerachaft , die im 7. Mon. zn Ende ging, die Zel- 
chen von sektradarer 8yphilis sich zn entwickeln, mehrere 
Recidive folgten und 1 J. nach dem ersten Auftreten der 
sekundaren Symptome (im Oct. 1873) begann betracht- 
liche Schwellung des Gaumensegels mit Geschwurebildung, 
die znr vollstandigen Verwachsung des Gaumensegels mit 
der hintera Rachenwand mit alien damit verbundenen 
Beschwerden fQhrte. Die vordere Flache des Gaumen- 
segels war von Narben durchzogen , vordere und hintere 
Gaumenbogen waren mit einander verlothet , Tonsillen 
nicht vorhanden ; nnr die Uvula war frei geblieben und 
hinter ihr befand sich eine nach der NasenhShle zu fBh- 
rende, hSchetens 2—3 Mmtr. Im Durchmesser weite Oeff- 
nnng. 

Zur Durehtrennung der Adharenzen, die in der Mitte 
eine Dicke von 3—4 Mmtr. hatten und an den Seiten 
noch mehr , benutzte V. ein flaches Biatonri , durchstach 
damit an einer Stelle die Adharenzen und erweiterte die 
Oeffhung znerst mit einer Polypcnzange , dann mit dem 
Finger. Urn das Wiederverwachacn der Oeffnung zu ver- 
hindera, fuhrte er nach Art einer Pansflote mit einander 
vereinigte Drainagerohren ein von etwa 6 Mmtr. Durch- 
messer und 30 Ctmtr. Lange; das obere Ende der 
aussersten Rohren wurde durch die Nasenhdhlen gefuhrt 
und vor der Nasenscheidewand befestigt, wahrend die 
untem Enden durch den Mund auswarts gefuhrt und an 
den Ohren befestigt wurden. Der Blutverlust bei der 
Operation war gering gewesen. Nach der Operation traten 
Dysphagie und Salivation auf , die einige Tage dauerten, 
anch erregte der Druck der RShren an einzelnen Stellen 
Ulceration, aber nach Entferaung des Apparats verschwan- 
den diese Erscheinungen wieder. Noch 1 Mon. nach 
der Entferaung des Dilatationsapparats war die Oeff- 
nung fur einen Zeigetinger bequem durchgangig. Nun 
wurde taglich einige Male auf einem Katheter eine Kaut- 
schukblase eingefuhrt, die anfgeblasen wurde, doch fShrte 
die Kr. h pater diese Dilatation nicht sorgfaltig aus und die 
Oeffnung verengte sich wieder etwas , blieb aber immer 
noch weit genug , um alle die Nachtheiie , die die fruhere 
Verwachsnng bedingt hatte, zu verhCten. 

Einen Khnlichen Fall von LucasChampion- 
ni&re (Annates des maladies de Foreille et du larynx 
11. 2. p. 88. Mai 1876) efw&hnen wir an dieser 
Stelle des Interesses wegen, den er in Bezug auf die 
Operation bietet , obwohl L. C h. nicht Syphilis ala 
Ursache der Verwachsung annimmt. 

Ein 19'/i J. altes Frauenzimmer hatte im Alter von 
12 J. ein llalsleiden gehabt, das sich nicht wieder verier 
und nach einlgen Jahren zu Respirationsbescbwerden und 
Taubheit fuhrte. Die Kr. konnte nnr durch den Mund 
athmen , hatte Geruch und Geschmack verloren und die 
Sprache war undeutlich ge worden. Bei der Untersuchung 
fand man das Gaumensegel und die veretrichenen Gaumen- 
bogen mit der hintera Rachenwand in voller Ausdehnung 
verwachsen. Die verwachsenen Weichtheile erschienen 
gerothet nnd so dick, dass eine durch die Nase elngefBhrte 
Sonde vom Monde aus nicht durch den weichen Gaumen 
gefuhlt werden konnte. Vom Rachen aus drang durchaus 
keine Luft in dieNasenhohle ein. Syphilis liess sich nicht 
nachweisen, wohl aber Scrofblose. Die Operation machte 
groese Schwierlgkeiten, da es sich nicht um Trennung von 
Adharenzen, sondern um Zersehneldung dicker Geweke 
handelte , doch gelang es , eine Incision zu machen , in 
welche eine Bellocq sche Rohre eingelegt werden konnte ; 
dann wurde die IncisionsSffnung nach beiden Seiten hin 

22 


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170 


IV. Pathologic, Therapie n. jnedicmkche Klinik. 


nrweltert and durh 2 Kantochakb&ndw , die in belde 
Naaenhohlen and hinter dem Ganmensegel weg gef&brt 
warden , sollte die geschaffene Oeffnung klaffend erhalten 
werden. Nach 3 W. wurden die Kautschiikbander ent- 
fernt und der Durchtritt der Luft blieb eine Zeit lang gnt, 
aber nach weitern 3 W. war wieder vollstandige Oblitera- 
tion vorhanden. An der Stelle, wo die erste Incision ge- 
macht worden war, zeigte aich eine trichterformig vertiefte 
Nju-be. Eine neue Operation wurde vorgenommen , und 
swar wurde an der Grenze zwiscben Gaumensegel und 
Rachenwand, wo dasGewebe am dunnsten zu sein schien, 
das Bistonri eingestocben, die Erweiterung der Incisions- 
offnung nach beiden Seiteu hin aber in grossen Bogcn aus- 
gefuhrt, so dass ein Zsigeflnger bequem durcb die neu- 
geachaffene Oeffnung hindurchgefuhrt werden konnte. 
Naeb der Operation wurden wieder Kautschukbander ein- 
gefuhrt, die durch den Mund, die neugeschaffene Oeffnung 
und die Naaenhohlen hindurch gingen und vom geschlos- 
sen warden. Spater wurde ein besonderer Apparat ein- 
gelegt, der aus einer gekrummten Kohre bestand nnd 
mlttels 2 abwarts gehender Branchen an 2 Backzahnen 
befestigt wurde. Obgleich der Apparat den Zweck der 
Offenhaltung des Einsclinlttes erffiillte , hatte er doch den 
Nachthei) , dass er slch leicbt verschob und Speisen dnrcb 
ihn hindurch in die NasenhShle geriethen. 

Einen Fall, in welchem R i c h e t dieselbe Opera- 
tion ansfllhrte, erwihnte Le Den to (Gaz. des Hop. 
45. p. 357. 1876) bei der Besprechung in der 
Socidte de chirurgie zn Paris, welche sich an die Mit- 
theilung des oben erw&hntea Falles von V e r n e u i 1 
ansohioss. 

Nach einer schweren syphllitischen Angina war voll- 
Bt&ndlge Verwacbsung des Ganmensegels mit der hintem 
Rachenwand eingetreten. R1 c h e t wollte die Adharenzen 
abtrennen, musste aber der betrachtlichen Hlutung wegen 
davon abstehen, einen Sticb durcb das Gaumensegel 
machen nnd KautschukrOhren einiegen. Die durch diese 
Operation erlangte Besserung der Beschwerden des Kr. 
war betracbtllch. 

In Bezng auf die Durchtrennung der AdhArenzen 
hilt V e r n e n i 1 die Zerreissung derselben fttr besser 
als die Durchsehneidung , weil letzterer gewfthnlkh 
betrftchtliclie Blntung folgt. Taglich mehrere Male 
wiederholte tempo rare Dilatation scheint ihm das 
wirkaamste Mittel, nm das Wiederverwachsen zu 
verirttten , nur muss man sich dabei auf die Pat. ver- 
lassen kOnnen. (Walter Berger.) 

403. Laryngitis syphilitioa mil Verlusl der 
Epiglottis, Ulcerations* % und Vegelaliouen ; Para - 
plegie; Taubkeit ; Himajfektion ; Hemipleyie des 
Larynx vor dem Tode; von Dr. Ch. Pdronne 
is Sedan, rad Dr. Isambert. (Ann. desmalad.de 
l’oreille et dn larynx I. 5. p. 337. Nov. 1875.) 

Im Jan. 1872 faad Pdronne bei der damals 
50 J. alten Kr. , die kraftlos nnd abgemagert war, 
eine chronische Laryngitis mit Aphonie, Schmerz am 
Sitze der Krankheit, namentlich bei Druck in der 
Gegend des Schildknorpels , schleimig-eitrigem Ans- 
wurf, Unfahigkeit, Festes zu schlingen nnd selbst 
erachwertem Schlingen von Flflasigkeit. Die Kr. litt 
ansserdem an hartn&ckiger Verstopfung u. l&hmnags- 
arbger einseitigerSchwftche der Bewegungen. Sicht- 
bare Zetcben von Syphilis waren zur Zeit nicht vor- 
handen , aber an verschiedenen Kdrperstellen fanden 
sich Narben and sp&ter konnte anch feetgestellt 


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werden, dass die Kr. aa syphiVt. Sywptonen ge- 
litten hatte. Der Znstand verscblimmerte sich und 
bald kamen hfiufig die Speisen in die Luftwege; die 
SchwAche nahm zu. Unter lokalen Aetzungen [ohae 
Htilfe des Laryngoskops] besserte sich der Znstand 
des Halses einigermaassen , namentlich wurde das 
vorher sehr erschwerte Schlingen etwas leichter; 
auch der kachektische Zustand besserte sich unter 
Anwendung von Eisenmitteln , China rad nahrhafter 
Dilt. Dabei wurden Antisyphilitika gegeben. Deut- 
liche Kennzeichen von Syphilis traten zu wiederhol- 
ten Malen auf, die jedoch der angegebenen Behaod- 
lung wichen bis auf ein Geachwdr am Gaumensegel, 
das zn perforiren drohte, und bis auf die Aphonie. 

Die von Isambert ausgeftlhrte laryngoskop. 
Untersuchung ergab, dass die Epiglottis an ihrer 
oberu Fllche , die Plicae glosso-epiglotticae bis car 
Zungenbasis, die Plicae aryepiglotticae und dieKOpf- 
chen der Arytaenen von unregelmftssigen GeschwOren 
besetzt waren u. reichliche Vegetationen den Larynx - 
eingang ausfliUten, wAhrend die Stimmblnder nor 
blass roth und ohne Ulceration erschienen. Die 
Vegetationen wurden mit saurem salpetersauren 
Quecksilber, spit ter mit Zinkchlortlr und ChromsAure 
gefitzt nnd ansserdem wurde eine energische anti- 
syphilitisohe Bebandlnng eingeleitet. Nach einigen 
Tagen waren die Vegetationen beseitigt und' non 
zeigte sich, dass die Epiglottis zerHtort war. Die 
Gescbwtlre heilten anfangs nur langsam , aber in 
Laufe von 6 W. war doch betrilchtliche Besserung 
erzielt worden. Der Schildknorpel, der Ringknorpel 
und die Giesskannenknorpel schienen Ubrigens un- 
vereehrt zu sein , letztere bewegten sich gnt und die 
Aphonie war nicht ganz vollst&ndig, denn Stimm- 
gebung war unter UmstAnden moglich. Das Schlingen 
ging trotz dem Mangel der Epiglottis ganz gut von 
Statten [was als bemerkenswerth hervorgehoben wird, 
von Ref. aber in mehreren Ahnlichen Fallen aus- 
nahmslos beobachtbt worden ist] , und als die Vege- 
tationen im Larynxeingange beseitigt waren , wurde 
aneb die Stimme besser. Endlich waren alle Ge- 
schwtlre verheilt nnd die Symptome von Seitea des 
Kehlkopfs waren beseitigt , nur blieb die Kr. iamer 
noch schwach und die beginnende L&hmung der 
rechten Seite besserte sich nicht. 

Im Frtlhjalir 1873 begana Schwerhflrigkeit sich 
zu entwickeln, aber sowohl die otoskopisohe wie die 
pharyngoskopische Untersuchung ergab keine Ver- 
Inderung, die derselben zu Grande hatte liegen 
kbnnen. Gleichzeitig verscblimmerte sicb die Llh- 
mung , die auf beiden Kdrperseiten vorhanden war, 
aber rechts deutlicher hervortrat. Nach T r i p i e r*B 
Untersuchung schien die Paraplegic aaf einer ASektion 
der grauen Rtickenmarksstrftnge zu beruhen and 
wahrscheinlich dnrcb eine Skier ose derselben bediagt 
zn sein. 

Trotz Anwendung der RlektricitAt rad nach 
mehrfachem Aussetzen inane? wieder vorgeaommener 
antisyphilitischer Behaadlung blieb die Paraplegie 
und die GehOrsstflrung unvertodert. AllmAlig ent- 


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V. GynAkologie n. Pidiatrik. 


171 


wlcbelte 8ich 8ebwAehe des Sehvenndgens , haupt- 
sAchlich anf dem rechten A age, Sehwindet stellte sich 
ein und war fast unausgesetzt vorhanden, die Intelli- 
gent blieb aber nngetrilbt. Schniei'zen verecliiedener 
Art, hauptsiciilich Gttrtelgeftlhl und Drnck hinter 
dem Sternum und im Epigastrium, Zittern und Coa- 
traktnren in den untern Gliedmaas&en stellten sich 
ein mit verschiedenen Perversionen der Senaibilit&t, 
usd die L&hmung nahm zu. Die elektromuskulare 
Coniraktilit&t war zwar erhalten geblieben, abereine 
therapeutiache W irkung ausserte die Elektricitat nicht. 
Dabei bestand hartnftckige Stuhlverstopfimg und 
Harnincontinenz ; der Schlaf war durch nkchtlichen 
Kopfschmerz und Kr&mpfe in den Gliedem gestdrt 
Die Contrakturen warden &rger und spater traten 
blitzkhnliche Schmerzen hinzu. Ende 1874 traten 
heftige Schmerzen im Nacken auf mit Kopfschmerz 
und Schwindel , die Stimme erlosch von Neuem und 
das Schlingen wurde sehr erschwert , namentlich filr 
Flflasigkeiten , die leicht in die Luftwege gelangten. 
Die Gaumenpfeiler erechienen auf der rechten Seite 
veretrichen , die Znnge wich beim Herausstrecken 


nach links ah. Das rechte Stimmbaad bbeb bei defer 
Inspiration bewegnngslos in der Mitte stehen. Vort- 
bergehende Bessemngen dieses LkhmoBgasustandes 
warden dadurch erzielt , dass man den (sonst nichts 
Krankhaftes zeigenden) Keklkopfeingang mit HdUea- 
stein ktzte. Aucb die sonstigen Lfthmuagserscheinun- 
gen nahmen manchmal etwas ab, kehrten aber stets 
nach kurzer Zeit wieder. Ende Oet. 1874 traten 
heftige Schmerzen im linken Ohre anf mit Neuralgic 
der Zweige des Plexus cervicalis. Dyapnde und 
Dysphagie kamen hinzu und wurden immer bedroll - 
licher, alle Nervenerecheinnngen steigerten sieh, Er- 
seheinungen von Seiten des Herzens und Oedem der 
untern Extremity ten traten hinzu und Ende Febraar 
1875 erechienen die Symptome der akuten Encepha- 
litis. Nach versehiedenen SuflFokationsanfitllen verfiel 
die Kr. am 19. Mkrz in einen komatdsen Znstand, 
der 60 Std. danerte , aber erst am 2. April erfolgte 
der Tod. 

Die Sektion konnte leider nicht ansgeftthrt werden. 

(W alter Berger.) 


V. Gyrtakologie und Pddlatrik. 


404. Rapide Dilatation der weibliohen 
Urethra behufs Entfemung eines Fremdkdrpera ; 
von Dr. GeorgeJewett. (Boston med. and surg. 
Journ. XCIV. 4. p. 90. Jan. 1876.) 

Der von Vf. mitgetheilte Fall liefert einen nenen 
Beweis fttr die Wichtigkeit der Simon’ schen Me- 
thode, die Harublase zug&nglich zn machen. 

Ein Madchen von 16 J. hatte sich den Griff einer Ha- 
kelnadel in die Blase gebracbt. Zwei Aerzte versuchten 
vergeblich, den Frcmdkorper zu entfemen. Nach 4 Tagen 
wurde Vf. zu Rathe gezogen. Die subjektiven Symptome 
bestauden in wehcnartigen Schmerzen und Incontinentia 
nrinae. Die comblnirte Untersuchung ergab grosse 
Schmerzhaftigkeit des die Blase uberziehenden Bauchfelle 
und der ganzen linken Seite. Mit der Sonde uberzengte 
sich Vf., daas der Frcmdkorper an beiden Enden flxirt 
nnd vollstandig unbeweglich war. Aethernarkose ; ra- 
pide Dilatation mit dem Finger, wobei links anten eine 
4"* tiefe, schrage Ruptur der Harnrohre entstand. Der 
Fremdkorper, welcher sich tief in die Blasenwande ein- 
gebohrt hatte, wurde entfernt ; die masslge Blutung stand 
nach 5 Minuten spontan. Die Incontinentia urinae war 
sofort beseitigt nnd nach 1 Woche konnte Patientin voll- 
kommen gesund entlassen werden . (F r i t s c h.) 

405. Mangel des Uterus mit zweifelhaften 
Titnwren in jeiletn Lmtenkanal ; von Dr. C. E. 
Underhill. (Edinb. med. Journ. XXI. p. 906. 
[Nr. 250.] April 1876.) 

Die Unteracheidung , ob In dem von Vf. mitge- 
theitten interessanten Fall von Missbildung Mangel 
des Uterus mit Ovarialheraien , oder ob transverser 
Hermaphroditism us besteht , ist wAhrend des Lebens 
HJMBbglich. Vf. zeigt bei der Besprechung des Fallee, 
welche dem dentschen Leser nichts Nenes brinfet, 
- pine sehr gute Kenntniss der emschlftgigeu deutschen 
Literatnr. Der FaU ist folgender. 


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Die betr. nnverheirathete Person von 80 J. hat nle- 
mals menstrnirt , auch niemals Molimina men strands ge- 
habt. Die Entwicklung des KSrpere 1st got , die Stimme 
rauh, dieBruste sind gross mit kleinen Warzen, dasBecken 
ist weit, von weiblichem Charakter. Geschlechtstrleb 1st 
vorhanden. In jedem Lelstenkanal fublt man einen Tu- 
mor, der nach Form und Grftsse auffaltend einem Hoden 
gleicht ; die beiden K5rper sind beweglich und beim Be- 
ruhren nicht schmerzbaft. Der Mons Veneris ist unan- 
sehnlich, mit wenig diinnen Haaren bedeckt. Die grosaen 
Scbamllppen sind diinn, schlaff, klein and fettlos, ebenso 
die Kiitoris und die Nymphen. Das Hymen fehlt. Die 
2 — 3" lange Vagina endet in einen Blindsack , an dessen 
Ende die Spur einer Portio nicht zu entdecken ist. Die 
bimanuale Untersuchung, von Vagina, Bauchdecken, Blase 
mid Rectum, wechselseitig vorgenommen, zeigt das voll- 
st&ndige Febien irgend eines KSrpers, der als Ovation 
Oder Uterus betraohtet werden kdnnte. (F r i t s c h.) 

406. Ueber die Uloerattonen am Os uteri ; 
von Dr. Clifton E. Wing (Boston med. and surg. 
Journ. XCIV. 11. p. 289. March 1876) n. Rich. 
J. Hal ton (Dubl. Journ. LXI. p. 501. [3. S. 
Nr. 54.] June 1876). 

Wing, auf eine reiche Erfahrung gestttzt, setzt 
seine Ansichten fiber die „8ogenannten Ulcerationtn 
des Os uteri“ anseinander. Deijenige Zustaad, 
der gewfthnlich als „ Ulceration u behandelt wird , ist 
etwas Anderee. Zweierlei Irrthflmer sind hier vor 
Allem hervorzuheben. ZunAchst findet man oft bei 
Frauen, welche niebt geboren haben, einen EpitfceA- 
veriust, eine „ Abrasion “, gerade um das Os uteri 
herum. Dieser entsteht durch den reizenden Einfhus 
des Uterussekreta bei Erkrankimg des Endometrium. 
Es handelt sich also nicht um ein Geschwllr am Os, 
sondern um eine Endometritis. W. gebraucht hier 
den mebr plausiblen als richtigen Vergleich mit der 
Coryza. Auch beim Schnupfen habe man an den 


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172 


V. Gyn&kologie n. Pftdiatrik. 


Naaenltichem and der Oberlippe Excoriationen durch 
die Reizung von Seiten des kat&rrhalischen Sekrete. 
Hier aber gebrauehe man ein Taschentuch , wische 
das Sekret fortwMhrend weg und verhindere oder 
heile so die Excoriation. Bilde sich trotzdem eine 
Ulceration, so werde mit Cold cream oder einer an- 
dern Salbe die Hautpaitie geschdtzt. Leider lasse 
sich der Utemskatarrh nicht so einfach und rationell 
behandeln. Andererseits zeige gerade diese Par&llele, 
wie falsch jedes Aetzmittel , namentlicii ein stilrkes 
sei. Der Uternskatarrh milsse vor AUem behandelt 
werden. Dereelbe sei meist chronisch geworden, 
ehe Pat. in Behandlung kftme. Dann sei der Grund 
der epitbellosen SteUen hypertrophirt, granulirt, and 
man diagnosticire felschlich „Granulationen“. Hkufig 
anch stamme das Geschwtir allein von dem Aetzen 
her, welches leider bci den Praktikern sehr beliebt 
sei. Die Behandlung ist einfach , man entfernt das 
Sekret, heilt die Endometritis und die Ulceration 
verechwindet danach spontan. 

Der andere Zustand, welcher mit Ulcerationen 
verwechselt wird, ist die Ruptur des Cervix mit 
Eversion der Lippen. W. reproducirt hier die be- 
kannten Ansichten von Emmet (Risse des Cervix 
uteri etc. von Emmet, deutsch von Vogel. Ber- 
lin 1875. Denicke’s Verlag). Durch Druck des 
Speculum wird, beiTrennung der Portio in eine hin- 
tere und vordere Lippe, ein Theil der Cervikal- 
schleimhaut sichtbar gemacht. Diese ist rother als 
die Portio, wird deshalb mit einem Gesckwtir ver- 
wechselt und ffclschlicher Weise geUtzt. Eine bei- 
gegebene Figur entspricht, wie so oft in amerikani- 
schen Publikationen , wohl der Meinung des Autors, 
aber nicht der Wirklichkeit. In diesen Fallen em- 
pfiehlt W. die Emmet ’sche Operation. 

Hal ton bespricht nach einem Hinweis auf die 
Wichtigkeit des Gebrauchs des Speculum in der Gy- 
nakologic zun&chst die bekannten ortlichen und all- 
gemeinen nachtheiligen Wirkungen der Excoriationen 
am Os und Cervix uteri. Alle Frauen , welche an 
Excoriationen leiden, sind nach H. schwanger ge- 
wesen; in 12 Jahren sail er nur einmal bei einer 
unverheiratheten Frau eine Excoriation. Die jUngste 
der Pat. war 16, die illteste 47 J. alt, die meisten 
waren zwischen 25 nnd 45 J. alt. Von 30 hatten 
7 Blutungen, 13 Leukorrhfte, 8 hatten keinen Aus- 
fluas. In 3 Fallen waren die Excoriationen auf die 
vordere, in 2 auf die hintere Lippe beschrftnkt; in 
alien andern fanden sie sich hinten nnd vorn. Der 
Cervix war an der Affektion stets betkeiligt, aber 
nur in einem Falle war der Cervix allein erkrankt 
und fand sich auf den Lippen keine Excoriation. 
Ob eine gleichzeitige Erkrankung des Uterus existirt, 
ist nicht leicht zu entscheiden. Audi ferner liegende 
Organe scheinen manchmal erkrankt. So wurde eine 
Dame lange Zeit an Magenkrankheit behandelt und 
genas erst dann vollstftndig, als die Uterinexcoriatio- 
nen geheilt waren. Gerade dieses Symptom (Magen- 
katarrh) fand H. fast stets. Er beobachtete, daas 
die Excoriationen hfiufig einen Monat nach Abortus 


oder Entbindungen sich durch Leukorrhbe kund- 
geben. Hkufig ist das Ovarium gleichzeitig er- 
krankt. 

Die Behandlung nach der Dubliner Schnle be- 
steht in Beseitigung der Iokalen Congestion und in 
Aetzungen mit Argentum nitricum. Adstringirende 
Injektionen werden seltener gebraucht, hftufiger noch 
Pessarien mit Tannin eingelegt. Auch werden Blut- 
egel und Blasenpflaster reichlich in Anwendung ge- 
zogen. Inncrlich wird Ergotin und Cannabis indica 
verordnet; ferner Strychnin, letzteres in folgender 
Formel : Liquor Strychn. 6, Acid. nitr. dil. 8, Tinct. 
Gentian. 15, Liqu. Hoffmanni 12, Aqu. dest. 240 
Grmm., wovon 3mal taglich vor den Mahlzeiten ein 
Essldffel voll genommen wird. (Fritsch.) 

407. Uterus bicornia septus Vagina parb'm 
septa; Atresia vaginae dextrae congenita consecu- 
tiva ; Hamatokolpos ; Punktion der Hdmatometra ; 
Tod; von Dr. P. Naecke. (Arch. f. Gynikol. IX. 
3. p. 471. 1876.) 

Vf. filgt zu den bis jetzt publicirten 38 Fallen 
(Schrdder zahlt nicht 34, sondern 38 , davon 29 
kliniscfa beobachtete) von einseitiger Hamatometra 
bei Verdoppelung des Genitalkanals den 39. hiuzu, 
welcher in der Entbindungsanstalt in Dresden zur 
Beobachtung gekommen ist. 

Ein 20jahr. Madchen , das immer regelmassig men- 
struirt war , aber stets dabei viel an Leibschmerzen au 
leiden hatte, bemerkte einige Zelt nacb der ersten Regel 
eine schmerzhafte Geschwulst von Huhnereigrdsse fiber 
dem rechten Lig. Poupartii. Die Geschwulst wuchs, nnd 
zwar stets wenn Schmerzen eintraten. Bei der Unter- 
suchung wurde fiber dem rechten Lig. Poupartii eine ganse 
eigrosse, bei der Respiration unbeweglicheGeschwulstent- 
deckt, die 5 Ctmtr. breit, 4',, Ctmtr. hoch war, bis dicht 
an die Mittellinie reichte und nach binten in eine schmale, 
bis zur Nabelhfihe reichende Geschwulst uberging. Die 
untere Geschwulst hing mit dem Uterus und der vordern 
Beekenwand innig zusammen und war kaum beweglich. 
Fluktuation in der Vagina deutlicb. Da die in der Ueber- 
schrift angegebene Diagnose durch eine Probepunktion 
Bestatigung fand, wurde eine Punktion ausgeffihrt, bei 
welcher 22 Grmm. dicken, syruposen Biutes ausflossen, 
das auf Wasser schwamm. Nach und nach flossen noch 
weitere 73 Grmm. aus. Trotzdem dass der Eintritt von 
Luft durch die Kanuie nnmoglich gemacht worden war, 
traten docb deutliche Erscheinungen von Peritonitis diffusa 
auf. Ihnen folgte am 5. Tage nach der Operation derTod, 
der aber, wie die Scktion zeigte, nicbt direkte Folge der 
Operation war, sondern in Folge einer Perforation der 
cystisch degenerirten Tube stattgefunden hatte. 

Bei der Sektion fand man das rechte Uterushorn fiber 
noch einmal so gross, als das linke. Vom Fudns ana 
konnte man mit einer Sonde die rechte Tuba auf einer 
8trecke von ca. 2.5 Ctmtr. verfolgen , von da ab war der 
Kanai obliterirt nnd der fibrige Theil bildet die oben er- 
wahnte cystoee Auaweitnng. Letztere hatte eine Lange 
von 11.6, eine grosste Breite von 12.25 Centimeter. — 
Ein zweiter Tumor senktc sich von der obem Wand der 
Schelde herab, ca. 1.5 Ctmtr. in dieselbe vorragend. Hier 
befand sich die Punktionsfiffnung, 4.5 Ctmtr. vom Os uteri 
int. des rechten Uterushornes entfernt. Zwischen belden 
Hornern des Uterus schob sich in der ganzen Lange seines 
Mittelstuckes das rechte Scheidenrudiment ein , in Gestalt 
elnes fast rechtwinkligen Dreiecks. Wegen der genauern 
Beschreibung verweisen wir auf das Original. 


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173 


V. Gynllkologie u. Pftdiatrik. 


Vf. hebt in derEpikriee bervor, class derTuben- 
tmnor die Polge nicht der Rflckstaunng des Blutes, 
sondern der Blutausscheidung aus der Tubenschleim- 
haut gewesen-ist. Die Zerreissnng des Blutsackes 
nach der Punktion der Hftmatometra hilt Vf. fllr die 
Folge der Verminderung des Luftdruckes ira Abdo- 
men nach Entlastnng des Uterus und der Bauchpresse ; 
cr mflchte sich daher filr fthnlichc Fftlle der Ansicht 
von Dupuytren u. Cazeaux anschliessen, welche 
vor der Punktion der Hftmatometra warnen, wenn 
neben derselben Hftmato salpinx besteht. 

(Kormann.) 

408. Ueber Cysten des breiten Mutter- 
bandes; von Prof. A. Gusserow. (Arch. f. Gy- 
nftkol. IX. 3. p. 478. 1876.) 

Es gewinnt nach den neuern Erfahrungen der 
Satz immer grdssere Wabrscheinlichkeit, dass alle 
sogen. einfAcherigen Ovarialcysten keine solchen, son- 
dern Cysten im Ligamentum latum sind. Die Be- 
handlnng der letztern unterscheidet sich von der der 
(mehrfAcherigen) Ovarialcysten ganz erheblich ; denn 
sie sind cueist dnrch Punktion ftthlbar, die Ovarial- 
cysten nicht oder nur selten. Die bereits von Schatz 
(Arch. f. Gyn. IX. 1. p. 127 ff. 1876) angefllhrte 
Literatur ergftnzt Vf. noch durch wenige Fftlle 
(Baker Brown, Bright und Boinet). 

In Vfs. Falle bestand eine grosse Abdominalcyste 
der rechten Seite, die allenthalben fluktuirte; der 
Erndhrungszustand der 17jfthr. Pat. war vortreff- 
lich. In derLinea alba war derScliall bis handbreit 
on ter dem Proc. xiphoideus gedftmpft. Bei der 
Ponktion der Geschwulst [ob von der Vagina oder 
vom Abdomen aus ist nicht angegeben] wurden 7016 
Cctmtr. einer wasserhellen Fliissigkeit von 1002 
epee. Gewicht entleert; sie enthielt kein Paralbumin 
and kein Mucin. Beide Ovarien waren in normaler 
Grdsse nachweisbar. Anderthalb Jahre nachher hat 
sich die Cyste nicht wieder gefttllt. 

Vf. weist zunftchst darauf hin , dass , wie nener- 
dings von mehreren Seiten dargethan wurde, die 
Gegenwart von Paralbumin weder fttr Cysten des 
Ovarium, noch fflr solche des Parovarium spricht. 
Er konnte sogar in einem Falle von freiem Ascites 
in der Fliissigkeit Paralbumin nachweisen. Die 
Diagnose kann daher nur mit Sicherheit gestellt wer- 
den, wenn neben der Cyste die beiden Ovarien nor- 
mal gefflhlt werden kdnnen. Ist dieses der Fall, so 
entscheidet sich Vf. stets fiir die Punktion, wfthrend 
Koeberle auch fiir die Cysten des breiten Mutter- 
bandes stets die Exstirpation vorschlug. Vf. empfiehlt 
hiergegen auch fttr die Diagnose der Ovarialtumoren 
die mdglichst vollstftndige Entleerung derselben durch 
eine Punktion (nicht Probepunktion) , obwohl er die 
mdglichen Gefahren nicht verkennt (Kormann.) 

409. Zur Diagnose des spondyloliathetl- 
sohen Beokens an der lebenden Frau ; von Prof. 
A. Breisky. (Arch. f. Gynftkol. IX. 1. 1876. p. 1.) 

Die betr. Frao war im 18. Lebensjahre von einem 
Battme berab asf Kreoz and Rflcken gefallen , hatte 


8 Wochen danach gelegen , dann 2—3 Wochen lang nur 
mit Krficken geben kfinnen und bemerkte darauf eine Ab- 
nahme ibrer fruheren Korperlange. Im 25. Lebensjahre 
hat eie nach 2'/ 1 tagiger, nicht zu achwerer Geburtearbeit 
ohne Kunsthulfe ein lebendes Kind geboren ; sie war 
4 Wochen bettlagerig (BlutverluBt). 

Die Darmbeinschaufeln springen bei der Person stark 
bervor, der Proc. xyphoid. sterul steht von der Syraphysen- 
partie nur 142 Mmtr. ab. Besonders auffallend ist die 
LSnge der Unterextremitaten im Verhaltniss zur Verkfir- 
znng des Rumpfes, bez. des Unterleibs , der als kleiner, 
schlaffer Hangebanch uber die Reg. pubica herabh&ngt. 
Das Becken an sich ist weit und wird durch die herein- 
ragende Lendenwirbelsaule nicht absolut verengt ; die 
Conjugata vera ist auf 8 Ctmtr. zu sebatzen , die diago- 
nalis wegen Straffheit der Vagina (bei der Nlchtschwan- 
gern) nicht mesa bar. 

In diagnostiecher Hinsicht macht Vf. besonders 
auf 2 Punkte aufmerksam: nftmlich auf die ver- 
ftnderte Stellung der lordotischen Lendenwirbel zum 
Kreuzbein und sodann auf die verftnderte Stellung 
der Beckenknochen gegen einander. Der erste 
Punkt ist nur ftlr die innere Untersuchung nachzu- 
weisen, wenn es gelingt, den herabgerflckten, unter- 
sten Wirbel auch seitlich zu betasten ; dann erst kann 
man sicher annehmen, dass er sich unmittelbar von 
der vordera Sacralfiftche abhebt. Eine von dort 
entspringende grosse Exostose wird durch verftnderte 
Lendenwirbelkrtlmmung u. Kreuzbeinstellung auszu- 
schliessen sein. Bei jeder winkeligen Knickung des 
Kreuzbeiu8 und beim einfachen starken Vorspringen 
des Promontorium findet sich stets ein entsprechen- 
des Zurflckweichen der Kreuzbeinfltlgel, wfthrend im 
Eingangsumrisse bei uncomplicu-ter Spondylolisthesis 
sich die Contouren des herabgerllckten Wirbels unter 
Heretellung scharf ausgeprftgter Winkel von den 
Kreuzbeinfltigeln abheben. — Ansserdem sind, wie bei 
kyphotischen Becken [und ein spondylolisthetisches 
Becken ist ja auch ein kyphotisches !], Stellungsver- 
ftnderungen der hintern Darmbeinrftnder stets zu- 
gegen. Die Winkel der S-Krttmmung sind stumpfer 
und abgerundeter und sie stehen weiter von einander 
ab. Ferner ist der Winkel , unter welchem die ge- 
dachten Punkte gegen die Spinae post. inf. zn con- 
vergiren, meist merklich stumpfer, als beim nor- 
malen , und stets sehr auffallend stumpfer , als beim 
rhachitischen Becken. 

Einen fthnlichen Fall sah Vf. in Prag auf der 
Klinik von Weber v. Ebenhof; in beiden Fftllen 
stimmte die Haltung des Korpers darin Uberein, dass 
bei aufgehobener Neigung des Beckens die steile 
Kreuz- und Gefftssregion unterhalb des Ijendensattels 
vorsprang und der Banch bei regelmftssiger Bildung 
des Thorax und der Extremitftten auffallend verkllrzt 
war. (Kormann.) 

410. Fftlle von Zuriiokbleiben desOvulum 
nach dem Absterben des Fotus; von Fleetwood 
Char chill. (Dubl. Joum. LXI. p. 455. [3. S. 
Nr. 53.] May 1876.) 

1) Vf. wurde wegen Blutung consultirt, nachdem 
3 Mon. vorber ein Abortus stattgefunden hatte. Nach 
Verabreichung von Ergotin kamen am nachsten Tage die 


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174 


V. Gyn&hologie u. Ptdiatrik. 


H alien eines Dies cam Voreebein ; rom F6tas wnrde 
Nicht* gefanden. 

2) Eine an chronlscher Endometritis leidende Frau, 
die schon tnehrmals geboren hatte , verlor ihre Regel and 
glaabte im 2. oder 3. Mon. schwanger zn sein. Dann trat 
wieder Blutung, aber mit unregelmassigen Zwischenzeiten 
ein. Drei Monate danach sah Vf. die Pat. ; auch hier er- 
folgte nach Ergotin die Ausstossung des macerirten Eies, 
welches einen Fotus von ea. 3 Mon. enthielt. 

3) Bei einerFrau, die schon mcbrfach geboren hatte, 
und sich selbst nicht fur schwanger bielt, glaubte Vf. der 
Anamnese nach eine gewohnliche Metrorrhagie annehmen 
zu durfen. Bei der Untersucbung wurde der Muttermund 
ofifen angetroffen, die Sonde drang 4" weit in den Uterus, 
wobei reines Blut abfioss. Am andern Tage wurde spon- 
tan ein 2 Monate altes , maeerirtes Ovnlum ausgestossen. 

4) Vf. wurde von einer Frau consultirt wegen Menor- 
rhagie, die schon seit einigen Monaten he. taud. Die sonst 
regeliniissige Menstruation war so reiehlirh , dass Pat. 
hochgradig anamisch geworden war. Obwohl sie schon 
abortirt hatte, hielt sie sich diessmal nicht fur Bchwangor. 
Vf. fand den Uterus vcrgrosBert, das Os gran ulirt und 
nahm das Bestehen von Endometritis an. Nach 3 Wochen 
trat eine bedeutende Blutung ein , weshalb die Scheide 
anstamponirt wurde. Die Wehen hfirfen anf, die Blutung 
stand. Sie kehrte aber wieder und wegen starker An- 
amie wurde Ergotin verordnet. Am andern Morgen wurde 
ein Ei, schon im Macerationszustand ,- 3 Mon. alt, ausge- 
stossen. 

5) Bei einerFrau, die mehrmals geboren hatte, fOhMe 
Vf. zwar den vergrdsserten Uterus, hielt aber, wegen Ab- 
wesenheit snbjektiver und objektiver Syraptome der Gra- 
viditat den Tumor fiir ein interstitiellcs oder polyposes 
Fibrom. Nach Einfnhrung der Sonde traten jedoch 
Wehen ein nnd ein macerirter 4monatlicber Ffitus wnrde 
ansgestossen. 

6) Eine 48 J. alte Dame bemerkte einen Tumor im 
Leibe. Dieselbe hatte 14 Kinder gehabt und hielt sich 
wegen des Mangels aller Symptome nicht fur schwanger. 
Vor 6 Mon. war 2mal die Menstruation weggeblieben, 
dann kebrte sie scbwaeh nnd onregehnassig wieder. Nach 
einer Sondirung wurde ein macerirter 4monatl. Fotus aus- 
gestoasen. 

Vf. lxM.lt solche Falle nicht fllr selten. BeimStel- 
len der Diagnose wird man namentlicli dadurch ge- 
tauscht, dass Franen, welche geboren haben, die 
Mfiglichkcit der Graviditftt leugnen. Die richtige 
Behandlnng — Ergotin und Sondirung — lassen 
die Diagnose mit Sicherbeit stellen. Nicht constant 
ist Blutung; 1st das Ei macerirt und liingere Zeit 
abgestorben, so kann sie felden. (Fritscb.) 

411. Abortus in Folge von Syphilis; von 
Dr. Forster. (Boston ined. and snrg. Journ. 
XCIV. p. 309. March 1876.) 

1. 8eb wangerschaft : Abortus ira 3. Monate. 2. 8chw. : 
Partus praem. Im 7. Mon. ; ein 8cblag anf den Leib wird 
als Grand angegeben. 3. Schw. : Partus praem. Im 
7. Mon. ; kein ausserer Grand. 4. Schw. : Partns praem. 
im 3. Mon.', nach einem Anfall von Erbrechen ; nach der 
Gebnrt Entwicklung eines Exanthems. 6. Schw. : Abortus 
im 3. Mon. ; nach der Gehurt Endometritis. 7. Schw. : 
Partus praem. im 6. Monate. 8. Schw. : Partns praem. 
im 5. Monate. 9. Schw. : Part, praem. im 7. Monate. 
10. Schw.: Abortus im 4. Monate. 11. und 12. Schw. : 
Part, praem. im 6. Monate. 

Ansser dem oben erwahnten, von dem Vf. als Chloasma 
bezeichneten Exanthem hatte Pat. nlemals ein Symptom 
▼on Syphilis. Der Mann gab an , dass er 3 J. vor seiner 
Verheirathung an einem vonerischen Leiden behandelt 
worden eel, aber nlemals wieder irgeud ein Symptom ge- 
habt habe. Zur Zeit der Mitthellung dieses In Bexug anf 


den Einflnss der Syphilis aaf Unterbreefctmg der Scbw. 
sehr wichtigen Falles befanden sieh beide Eheleute aster 
Behandlnng des Vfs. (Fritsch.) 

412. Spontane Ruptur dea Uterus im 

8. Sehwangersnhaftnnonate ; Tod; von Dr. Lust- 
garten in Krakau. (Wien. med. Prease XVIT. 
1876. Nr. 13. 1876.) 

Eine bis dabin anscheinend gesunde Zweitgescbwan- 
gerte, welche vor 6 J. schwer, aber ohne Ktmsthftlfe ge- 
boren hatte, empfand im 8. Mon. plStzlich heftige Schmer- 
zen [ob es Wehen waren oder nicht, ist nicht angegeben]. 
Der prall gespannte Uterus stand ca. 2 Querfinger fiber 
dem Nabel. Zehn Stunden nach Beginn des Scbmerz- 
anfalles war die Schwangere bereits collabirt, noch bei 
Bcwnsstsein, bot aber dieZeichen beginnender Peritonitis 
dar. Es wnrde eine Ruptur der Gebarmutter mit tfidt- 
licher Blutung diagnosticirt. Der Tod erfolgte 2'/* Std. 
spater. Aus dem leider sehr kurzen Sektionsberichte er- 
giebt sich, dass in der Bauchliohle eine Menge roth ge- 
fSrbter Flussigkeit , am linken obern Umfange des Uterus 
ein fanstgrosser Riss und Zerreissung der Eihaute gefnn- 
den wurde. Die PJacenta war seitlich angeheftet (Pi. 
praevia lateralis dextra) ; das Gewicht des Fotus wurde 
auf 9 Kilo geschatzt. 

Der mitgetheilte interessantc Fall 1st leider fQr die 
Wlssenschaft nicht zu verwerthen, da fiber die Besehaffen- 
heit der Rissstelle des Uterus kein Wort gesagt 1st ; dm 
das Alter des Kindes (8 Mon.) nicht mit dem angeblioben 
Gewichte stimmt. Ob cs sich urn einen Uterus bilocu laris 
oder um eine Graviditas tabo-uterina gehandelt habe, 
bleibt ebenfalls fraglieh. (Kormann.) 

413. Fall eines Hautemphysem, wdhrend 
des Gelurlaaktes entstamlen ; von Dr. Alexeeff 
aus Moskau. (Arch. f. Gyn&kol. IX. 3. p. 437. 1876.) 

Gegenttber den , wenn such an sich selten , so 
doch relativ hlufig vorkommenden Fallen des Ein- 
tritta von Hantemphysem der untera Kdrperhilfte 
wilhrend der Geburt theilt Vf. einen Fall desselben 
Zustande8 der obern Korperhftlfte mit. Als Ursache 
beschuldigt er das Platzcn einzelner oberflftehlie.her 
Lnngeitalveolen des obern Lappens in Folge des an- 
haltenden und zu starken Verarbeiteus der Wehen, 
wobei die Luft von da in das Zeligewebe unter die 
Pleura und, den Bronchien folgend, in das Mediastinum 
antieum anstrat. 

Von hier bewegte sie sich unter der Haut des Jugulnm 
fort, wo sie meist zuerst als Tumor erscheint, bis sie 
sich von da nach alien Seiten bin gleichmassig vertheilt 
hatte. In Vf.’e Falle war der Lufttumor oberhalb dea 
Sternum nnd der rechten Clavicula wShrend erfolgloser 
Zaogenextraktionen entstanden , welche mit heftigem Mlt- 
pressen verbunden gewesen waren. Es war darauf das 
ganze Gesicht, die vordere Haifte des Halses mid der 
obere Theil der Bruet stark angeschwollen , beide Augen 
durch die Geechwnlst der Augenlider geschlossen. An 
den Lnngon war niehts Abnormes nachzuweisen. Die 
Entbindung wurde mit der nochmals angelegten Zange 
schwer, aher glucklich beendet. Nachher erhielt die 
Mntter Seeale cornatum [36 Grram.? wohl Gran oder 
3.6Grmm. ?]. Nach Beseltignng einer Diphtheritis vulvae 
verschwand void 11. T. ab das Hautemphysem bie ram 
IS. vollatandig, ohne dass eine Behandiung dagegen ein- 
gesehlagen worden w&re. 

Aehnliche Falle flnden sich nor 13 In der Thine von 
Haultcoenr (Gas. obstitricale 1874. Nr. 16) erwahnt '). 

(Kormann.) 

') Drei weitere Fftlle s. Jabrbb. Cl, XX. p. *67. Rid. 


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V. Gynikologie u. Pidiatrik. 


175 


414. Ueberdie Perinialroptaur, irubeiondore 
iiber die Trermung de* Perinaum und der Recto- 
vagimtlxoanil, durch Brand nach der Entbindung ; 
von Matth. Duncan. (Edinb. uied. Journ. XXI. 
p. 865. [Nr. 250.] April 1876.) 

Der l.Theil tier Abhandlimg bietet nichts Neues. 
Vf. berichtet in ihm , dims cr 3mal centrale Damui- 
ruptnren beobachtete, von denen er eine durch Naht, 
zwei durch spate re Operationen heilte. 

Die Durchtrcnnungen der Rectovaginalwand 
kommen im Anschluss an grosse Dammrupturen vor, 
jedoch niclit in alien solchen Fallen. Vf. ftilirt 
2 Falle an, in denen eine Rectovaginalfistel bestand, 
wihrend der Sphincter ani und ein Theii des Damms 
nnversehrt waren. 

•Der 1. Fall betrifft eine Fran, welche an einer Recto- 
▼aginalflstel Htt, die den Daumen durchlless. Das Gin - 
rige , was hi Erf ah rung zn bringen war , bestand ha der 
Angabe , dass die Fistel in der zweiteu Geburtsperiode 
entstanden sei. Ausser der liectoraginaldstel war das 
Perinaum in der gewohnlichen Art gerissen. 

Im 2. Fall war das Perinaum bei der ersten Gebnrt 
in der gewdhnlichen Weite vollstaadig gerissen, und zwar 
waren Sphincter ani nnd Rectovaginalwand in den Kiss 
mit inbegriffen. Danach fanden 6 Gntliindungen statt. 
Nach der 7. opertrte Vf. glucklicb. Bei der 8. wurde 
der nene Damni durch Herausdrdcken des Kopfes In der 
Wehenpaase erhalten. 

Im 2. Theii liefert Vf. die Beschreibnng einer 
eigenthUmlichen Art von sekundftrer Dnrchtrennung 
des Damms. Die Haut ist nach der Geburt erhalten, 
oberhalb aber ist die Vaginalwand verletzt; die 
ttbrig gebliebene Haut wird im Wochenbett nekro- 
tisch und somit ist das Resultat dieses Vorgangs eine 
sekund&re Dammverletznng. Die beiden angefflhrten 
Fftlle sind folgeude. 

1) Bei einer langdanernden mittete der Zange be- 
endlgten Gebnrt waren Damn md Frenulum erhalten 
worden. Nach der Entbindung ragte zwischen Anus nnd 
Frenulum eine */«" im Durchmesser haltende Stelle her- 
▼or. Die corabinirte Unteraucliung zeigte, dass hier alles 
Fleisch bis auf die dunne aussere Haut von oben nach 
unten trichterformig durchtrennt war. Am 9. T. fand man 
aa der prominenten Stelle ein Loch : eine Perinaalflstel. 
Am 12. T. stellten sichSymptome derPyamie ein, welsher 
die Wdchnerin am 27. T. erlag. 

2) Cretine mit Becken von 2'/*" Conjngata. Wen- 

dnag, Extraktion. Auf dem Damme fand sich eine dacha 
1'/*" lange, das Corium nicht durchtrennendc Fissor. 
Der Spbinkter war intakt. Am 12. T. fand man die Llaut 
and den Sphinkter v511ig durchtrennt. Pat. genas nnd 
entaog sich einer DtummopenUioa. Fritsch.) 

415. Zur Behan dl ling der Blutungen in 
der Nachgeburtsperiode; von A. V. Macan u. 
Kidd. (Dubl. Journ. LXI. [3.8. Nr. 53.] May 
1876.) 

Du Eintreten von Collapeas bei Blutungen naeh 
der Entbindung kann man durch grosse Doeeu von 
Spirituosen und Injektion von Eisenehloridldsung 
vayhindem. Heeker hat bekanntlich zu diesem 
Zwecke die snbeutanen Injektionen von Aether em- 
pfoblen. Macan (1. e. p. 462) hat in folgendem 
Falk die vorzflgiiche Wrrkung dieaer Iqjektionen 
bwtttigt gefoadea. 


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M.G., A3 J. alt, In der 11. Schwangemchaft stebend; 
4 auagetragene Kinder, 4 Abortus, dann nomude Ge- 
burten. In der letzten Schwangerschaft viel Schnierzen 
in der Regio hypoehondriaca, Magenbeschwerden u. s. w. 
Die Geburt begann am 1. December. £s war enonn 
viel Fruchtwasser vorhanden. Kunstliche Sprengung der 
Blase, trotz dessen Tragbeit des Uterus. Sobald der 
nntersuebende Finger in dieGegend der Medulla oblongata 
kara , maebte der F5tns heftlge Bewegungen , woraus M. 
auf Hemicephalie schloss. [Eine ahnliehe Keobachtnng 
machte Kef. s. Klinik d. geburtshulfl. Oper. 11. Aud. 
p. 206.] Sclilusslich erfolgte die Geburt spontan und 
darauf noeh , che die Placenta ausgestossen wurde , eine 
bedeutende Blutnng. Puls 140 , kanm fOhlbar ; ansser- 
dem die bekannten Symptome der akntesten Anamie. 
Der welche Uterus reiebte bis zum Nabel ; bei Druck auf 
den Fundus wurden grosse Masscn Coagula ausgestossen. 
Die Placenta wurde mit der in den Uterus eingefuhrten 
Hand leicht entfernt. Die Blntung war dabei so gering, 
dass die Injektion von Liquor ferri nicht n6thig erscMen. 
Trotz dessen war der Zustand so bedenklich, dass, nach- 
dem auch rcichlichcGaben Branntweiu ihn nicht besserten, 
M. sich znr subcutancn Injektion von Aether cntsrldoss. 
Diese konnte erst nach */, Std. bcschafft werden, der 
gfinstige Erfolg trat jedoch sofort ein; nach Smaliger 
Einspritznng von je 2 Gram. Aether kehrte der Puls 
wieder. Es erfolgte spiiter Erbrechen , doch wurde Pat. 
vollkommen geheilt eatlassen. 

Ref. hat diesen Fall ausftlhrlicher mitgetheilt iu 
der Hoflhung, dass die auch von ihm vielfach er- 
probte Ilecker’sche Methode immer mehr An- 
h&nger finde. Jeder, der einmal den augenblick- 
lichen Erfolg gesehen, wird in alien einschlUgigen 
Fallen die subcutanen Aetherinjektionen anwenden. 
Besonders gut wirken diese Einspritznngen dann, 
wenn c'uloroformirt werden musste ; die Entbundenen 
kommen nach 1 — 2 Aetherinjektionen Behr schnell 
zu sich nnd jeder Praktiker weiss , wie -wflnschens- 
wertb es meistens 1st, die Narkose dann zu beendi- 
gen, wenn sie nicht mehr nOthig ist. 

Die Mittheilung von Dr. Kidd (1. c. p. 469) 
betrifft einen Fall von Blutung nach der Entbindung 
mit Retention der Placenta aus der Praxis des Dr. 
Roe. Derselbe beweist, dass unter UmstUnden auch 
die exspektative Methode in solchen Fallen angezeigt 
sein kann. 

M. C., 26 J. alt, hatte einen Abortus mit starker 
Blutung im 3. Mon. eriitten und 11 Mon. spiiter zur 
rechten Zelt ein lebendes Kind ohne Beschwerden ge- 
boren. Im 8. Mon. der 3. Schwangerschaft erfolgte die 
Gebnrt eines lebenden Kindes. Die Hebamme konnte 
die Placenta nicht entfernen, weil der Muttermund ge- 
scblosscn war. Bedentende Blutung trat ein. Ein herbei- 
gerufeuer Arzt konnte die Placenta nicht ausdrficken. 
Nach 3 Std. fand Dr. Koe die Pat. pulsloB und 4eu 
Muttermund feat um die Nabelschnnr znsammeigezogen. 
Da die Blutung aufgehOrt hatte, machte R. vorlauflg keine 
Versuche, den Uterus zu entleeren. Nach 20 Std., wah- 
rend welcher keine Blntnng eintrat and der Uterus un- 
beruhrt blieb, g clang es verbaltnissmassig leicht, die 
Placenta durch Eingehcn mit der Hand zu entfernen. 
Eine Blutung trat nicht ein. Das Wochenbett verlief 
normal. (Fritsch.) 

416. Ueber die Beaiehung der Aether* 
inhalation but Entstehung von Nachblutung; 
von Francis Minot. (Boston med. and surg. 
Journ. XCIV. p. 469. April 27. 1876.) 


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176 


V. Gynlkologie a. Pidiatrik. 


Man ist verschiedener Meinung darttber , ob die 
(Aether-) Narkose w&hrend der Entbindung Hftmor- 
rhagie in der NacbgeburtsperioJe hervorbringt oder 
nicht , und doch ist ea gewiss aehr wichtig , hier zu 
einer Entscheidung zu kommen, denn die An&sthesie 
hat eben so grossen Werth als die Nachblutung Qe- 
fahr. Der einzige Weg, die Frage zu losen, ist der 
der Statistik. Aber auch hier existiren viele Schwie- 
rigkeiten. Es mtlssten wo inCglich die Huascm Be- 
dingungen gleich sein. Predisposition oder acquirirte 
und constitutionelle Tendenz zur Blutung kann be- 
stehen. Der KOrper kann schon geschw&cht , eine 
Anzahl von Geburten vorangegangen, die Kreissende 
in schlechten socialen Verbal tnisseu, die Geburt selbat 
se hr schwer oder sehr leicht sein. Ebenso kommt 
ea darauf an , wie viel und welches von den An- 
as theticis gebraucht ist. Ferner ist es wichtig , die 
verschiedenen Principien bei der Behandlung der 
Nachgeburtsperiode zu kennen. Werden alle diese 
Umst&nde in Erwftgung gezogen, so zeigen sich eine 
Menge ungeahnter Schwierigkeiten. 

Unter Nichtbeachtung der angeftlhrten Einzel- 
heiten verglicb Vf. 1000 Falle aus einem Gebhr- 
hause, in welchem Aether angewendet wind, mit eben 
so viel Fallen aus einem andern , in welchen die 
Narkose keine Anwendung findet. Dabei stellte 
sich heraoB, dass im erstern entschieden mehr Nach- 
blutungen vorkamen. 

Eine genaue Statistik verschaffte sich Vf. durch 
Aufzeichnung der Vorkommnisse bei 151 von ihm 
selbat beobachteten Fallen , in welchen Aether an- 
gewendet wurde. Bei 5 Fallen , die ohne Anwen- 
dung von Aether verliefen , fand eine Nachblutung 
statt Der Charakter der Nachblutung selbst ist 
sehr verschieden , in objektiver Uinsicht sowohl als 
in subjektiver. Bei der einen Eutbundenen ruft eine 
Nachblutung die bedeutendsten Symptome hervor, 
wahrend bei einer andern ein gleich grosser Blut- 
verlust ohne Wirkung bleibt. Vf. unterscheidet 

2 Klassen von Nachblutung, je nachdem dieselbe 
bedenkliche Folgen hat oder nicht. Betreffs der 
Symptomatologie bringt er nichts Neues. 

Keine der atherisirten Frauen starb. Der einzige 
Todesfall in Folge von Nachblutung betrifft vielmehr 
eine Frau, bei welcher kein Aether angewendet 
worden war. Unter den 151 Frauen kam bei 25 
eine Nachblutung vor, welche 12mal zu der l.Klasse 
gehOrte (8%). Nur in 7 (vielleicht 8) Fallen konnte 
die Narkose als einzige Ursache der Nachblutung 
betrachtet werden , obwohl 6 von diesen Frauen bei 
vorherigen oder spatern Entbindungen Aether inh&lirt 
hatten , ohne eine Nachblutung zu bekommen. In 

3 Fallen war die Geburt schwer und mnsste mit der 
Zange beendigt werden. Das Verhaltniss der dem 
Aether allein zur Last fallenden Nachblutungen stellt 
sich mithin auf 5.5°/ 0 , eine Zahl, die gewiss als 
niedrig zu betrachten ist. 

Die Obrigen Bemerkungen ttber den (wenn auch 
geringen) Einfluss der Narkotika auf Abnahme der 


W ehenthitigkek entspreehen ungefahr dem , was in 
den deutschen Lehrbttchem angegeben wird. 

(Fritsch.) 

417. Cystitis in Folge der Entbindung; 
von W. L. Richardson. (Boston med. and surg. 
Journ. XCIV. 5. p. 113. Febr. 3. 1876.) 

Vf. fand ausser bei Holmes in keinem Lehr- 
buch erwahnt , dass eine Cystitis mit langdauernder 
Geburt zusammenliangen kann. Diess komme wohl 
mit daber , dass hkufig eine Cystitis ftlT Metritis oder 
circumscripte Peritonitis gehalten wurde. Vf. scheint 
die deutsche Literatur fiber diesen Gegenstand , die 
Arbeiten von Olshausen (Arch. f. Gyn. U.p. 273), 
Kal ten bach (a. a. 0. 111. p. 1), nicht zu kennen. 
Wenigstens hat er nicht den Verdacht, flans in den 
F&llen, wo l&ngere Zeit katbeterisirt werden musste, 
der Blasenkatarrh durch den Katheterismns hervor- 
gebracht wurde. 

Die 4 Ffille Vfs. bieten zu wenig Interessantes, 
um sie einzeln zu referiren. In alien danerte die 
Geburt l&ngere Zeit, 2mal war das Kind mit der 
Zange extrahirt worden. Alle Frauen waren Erst- 
gebarende. Zweimal begann die Cystitis mit Frost, 
Erbrechen und Uebelkeit. In 3 Fallen war die ganze 
Regio hypogastrica schmerzliaft. Stets bestand Dys- 
urie. 

Die von Vf. eingeschlagene Tberapie bestand 
darin, dass die Blase zuerst mit lauwarmem Wasser 
und dann mit einer scbwachen Carbolsiturelosung 
(6 Tropfen zu 1 Fiasche Wasser) ausgespfllt wurde. 
Morphium gab Vf. in Suppositorien. Der Unterleib 
wurde mit Leinsamen-Senfmcbl-Kataplasmen bedeckt. 
Unter dieser Behandlung trat in wenigen Tagen 
Heilung ein. Nur einmal wurde ein Rfickfall, der 
sich durch einen Frost ankfindigte, beobachtet. 

(Fritsch.) 

418. Das Verhalten des Harns imVerlaufe 
des normalen Wochenbettes ; von Prof. Lud- 
wig Klein wichter in Prag. (Arch. f. Gynakol. 
IX. 3. p. 370. 1876.) 

Vfs. grfindliche und umfassende Untersucbungen 
eines Gegenstandes , der bisber nur sehr wenig be- 
arbeitet worden ist, weil die Handhabung des Stoffes 
mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden ist, 
welche mindestens zeitraubend sind, weichen von 
denen Winckel’s in ganz bedeutenden Punkten ab. 
Vf. giebt als Ursache dafUr an, dass Winckel 
(Studien fiber den Stoffwechsel etc. im Anschluss an 
Harnanalysen etc. Rostock 1865) seine Wftcbnerin- 
nen viel dfinner ernihrte , als es in Prag ttblich ist. 
DerVergleich der beiden Speisekarten weist ffir Prag 
einen betrfichtliclien Ueberscbuss an snbstantiener, 
bes. stickstofireicher Nahrung nach. 

Vf. stellte 179 Harnuntersuchxmgen in denersten 
8 Tagen des Wochenbettes an und gruppirt deren 
Ergebnisse in maunigfacher Statistik, deren Resnltate 
er in 5 gut ausgeftihrten Curven graphiscb darsteUt 
Trotz der bessern Ern&hrung der Proger Wfich- 


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V. GyuAkologie n. Pftdiatrik. 


177 


nerinnen bleibt jedoch die eine Thatsache unwider- 
legbar, dass nftmlich die Nierenfunktion xcAlerend 
dm normalm Pnerperittm gegteigert 1st, wenn auch 
nicht in dem Grade, welchen Winckel annahm. 

Die tftgliehe Rammenge giebt K. durchschnitt- 
lich auf 1324 Cctmtr. (Winckel 2190) an. Die 
absolute Rarnstoffmenpe betrftgt durchschnittlich 
26.550 Gnnm., ausser am 2. Tage, an welchem sie 
in Folge der beginnenden Milclisekretion nur 22.346 
Grmm. betrftgt An demselben Tage ist aus gleichem 
Grande auch die abgesonderte Harnmenge geringer. 
Am 3. Tage steigt die Curve der Hamstoffmeuge in 
Folge der stickstoffreichern Nahrung bedeutend und 
halt sich bis zum 5. Tage hoch. K. halt gegen 
Winckel, der einen Gehalt von 1.075% Harn- 
stoff als Maximum der Norm annahm , selbst einen 
3%igen Hamstoffgehalt noch fUr normal. — Das 
syecijurhe Gewic/d ist etwas vermindert. — Die 
Uarvfarbe wird vom ersten Tage ab immer etwas 
dunkler. Die relative tftgliche Menge des im Earn 
ausgeffihrten Kochsalzes ist fast stets dieselbe. Der 
Norm enspricht eine absolute Ausfuhr von 14.168 
Grmm. pro Tag (Winckel 16.42); die relative 
Kochsalzmenge betrftgt nachK. 1.07 (nach Winckel 
0.75) Grmm. — Unterschiede , die ebenfalls durch 
die Kost bedingt sind. — Die ausgefttlirten Plioi «- 
phorsduremenaen betragenO.164° /0 (nach Winckel 
0.716%). 

Um den Einfluss des Alters, der Huufipkeit der 
Sehwaugersehaft und der Wehendauer auf Menge 
und Bescbaffenheit des Haras zn ermitteln, theilt Vf. 
seine Fftlle zunftchst in 2 Gnippen. Er unterscheidet 
die 17— 23jfthr. von den 24 — 42jfthr. Wdchnerin- 
nen und findet, dass die relativen tftglichen Ilarn- 
stoffmengen ftlterer Wochnerinnen sich jenen der 
Wochnerinnen Uberhaupt viel inniger anschliessen, 
als es bei jenen der jtlngern der Fall ist. Ferner 
nimmt mit dem zunelimenden Alter die Harnmenge, 
die absolute und relative Kochsalzmenge ebenso wie 
die der Phosphorsfture ffir den Tag ab, die der Harn- 
stoffmenge dagegen zu , der Ham wird dunkler und 
specifiseli schwerer. — Unterscheidet man jedoch 
4 Altersgruppen , so muss der letzte Satz dahin for- 
mulirt werden, dass die tftgliche Harnmenge parallel 
mit zunehmendem Alter abnimmt, ferner die absolute 
Menge des tftglich ausgeschiedenen Harastoffes nur 
so lange zunimmt , bis das Weib die Blllthe des Ge- 
schlechtslebens erreicht hat ; die absoluten tftglichen 
Kochsalzmengen werden bis zum 30. Jahre stets 
geringer , ebenso auch die tftglichen Phosphorsfiure- 
mengen. — Es wllrde jedoch hier zu weit fuhren, 
den interessanten Untersucliungen Vfs. Schritt ftlr 
Schritt zn folgen , wir mttssen uns vielmehr begnfl- 
gen , nur seine Schlusssfttze hier noch fast wdrtlich 
anzufhhren, wegen aller Einzelheiten auf das Original 
verweisend. 

Die Harnmenge tlbersteigt im ganzen Wochen- 
bett die Norm, besonders am 1. Tage. Am 2. Tage 
beginnt ein Abfall, der sich bis zum 4. erstreckt und 

Med. Jahrbb. Bd. 171. HR. 8. 


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durch dieFldssigkeitsabfuhr der innerhalb dieserZeit 
beginnenden Milchsekretion , die Wochenschweisse 
und den Lochialfluss bedingt wird. Yon da ab steigt 
die Harnmenge an und verliarrt auf so ziemlich 
gleicher Hiihe bis zum 8. Tage. 

Die absolute Hamsloffabgabe fftllt nahezn mit 
der Norm zusammen. Am 1. Tage ist sie etwas 
vermindert, sinkt am 2. und ist vom 3. bis 5. am 
bedeutendsten , worauf sie allmftlig zur Norm herab- 
fftllt. 

Die absolute Kochsalzmenge ist wenig oder gar 
nicht vermebrt ; die tftgliche Ausfuhr richtet sich 
streng nach der Harnmenge. 

Die absolute Menge der Phosphorsiiure ist ver- 
mindert. Am 1. Tage ist ibre Ausfuhr gesteigert, 
am 2. und 3. vermindert ; in den nftchsten 2 Tagen 
erfolgt eine die Norm nicht erreichende Steigerung 
und in den letzten 3 Tagen des Wochenbettes sinkt 
die Phosphorsftureabgabe unter die Norm. 

Die Hamfarbe ist am l.Tage blassgelb, weiter- 
hin hellgelb, am letzten Tage gelb. 

Das specifische Gewicht ist im Mittel 1.015 bis 
1.016, es steht im Allgemeinen in umgekehrtemYer- 
hftltnisse zu den Harnmengen. 

Mit Zunahme des Alters sinkt die tftgliche Ham- 
menge , sowie die absolute Kochsalz- und Phosphor- 
sfturemenge ; die Harnfarbe wird dunkler, das spec. 
Gewicht hbher. Die Harnstoffabgabe richtet sich 
aber weniger nach der Zunahme des Alters als nach 
der Hdhe des Gesrhlecldsle.bens , innerhalb welcher 
sie am bedeutendsten ist Ober- und unterhalb der- 
selben wird sie geringer. 

Die Hauer der We/ienthiltigkeit lftuft mit einer 
vortlbergehenden Steigerung der Harnmenge parallel, 
ohne dass die Ausscheidung des Harnstofis , Koch- 
salzes und der Phosphorsfture durch sie alterirt wird. 

Der Beginn der Milchsekretion wird von einer 
Verminderung der Harnmenge , sowie der relativen 
und absoluten Harnstoffmenge begleitet Auf die 
Phosphorsftureausscheidung scheint der Beginn der 
Milchsekretion von naliezu keinem, auf die Kochsalz- 
mengen von nur ganz unbedeutend herabeetzendem 
Einflus8e zu sein. (Kormann.) 

419. Die Respiration des Fotus; von Dr. 
P. Zweifel, frtlher in Strassburg, jetzt Prof, in 
Erlangen. (Arch. f. Gynftkol. IX. 2. p. 291. 1876.) 

Alles was lebt muss eine Respiration haben. 
Irgend eine Vorstellung musste deshalb jeder Natur- 
forecher sich auch aber die Respiration des Ffltus 
machen. So haben Hippokrates, Harvey, 
A r a n t i n s fiber diesen Gegenstand Hypothesen auf- 
gestellt. Clarke und Darwin schlossen aus der" 
verschiedenen Fftrbung des Blutes im bebrtttetcn Eie 
auf die Respiration des Htthnerffttus und nahmen 
fthnliche Verliftltnisse beim mensclilichen Fdtus an. 
Bohn wollte sogar bei Hunden , Hoboken beim 
Menschenffitus das Blut der Umbilikalvene hellroth, 
das der Umbilikalarterien dunkelroth gefunden haben. 

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178 


V. Gynftkologie a. Pftdistrik. 


Spiter wurde v«n Scheel, Schtltz und Auten - 
rieth diese Angelegenheit einer Prttfung unterzogen, 
aber kein Farbenunterschied entdeckt. Zu gleichen 
Resultaten kam Bichat, wfthrend Johannes 
MUlIer erst eine Placentarrespiration annahm, sp ti- 
ter aber, merkwttrdigerweise seine Meinung vftllig 
Andernd, sie verwarf. Ebenso sprach sich Bischoff 
gegen Placentarrespiration ans, indem er die Placenta 
ein Organ der Mutter nannte. Dagegen trat Litz- 
mann ganz entschieden auf. Anch Krahmer, 
Hecker und Veit ftussern sicb fUr die Placentar- 
respiration in Arbeiten , welche mehr die Todesart 
des Fdtus zum Gegenstande haben. Ein Beweis 
Bischoff’s, dass der Fetus keine Eigenwftrme 
babe, wurde von Baerensprung, Wusternnd 
Fehling widerlegt. Alle diese Antoren wiesen 
nach, d«jw der Fetus Eigenwftrme besitze. 

Es ist nun klar, dass die Beurtheilung des Blntes 
allexn nach der Farbe dem heutigen Stande der 
Wissenschaft nicht mehr entspricht. Deshalb war es 
ein sehr glflcklicber Gedanke , mit genaueren Appa- 
raten das Blut der Nabelvene und der Nabelarterien 
anf den 8anerstoffgehalt zu prttfen. Angeregt durch 
Hoppe - Seyler unterzog sich Zweifel mit 
seiner ans andern Arbeiten bekannten Sorgfalt dieser 
Anfgabe. Es musste festgestellt werden, ob sich im 
Blute eines Kindes schon vor dem ersten Athemzug 
die Absorptionsstreifen des Oxyhftmoglobin beobach- 
ten lassen. Die Dntersuchung wurde zunftchst mit 
dem kleinen von Hoppe-Seyler angegebenen 
Apparat und spftter mit einem Browning’ sohen 
Spektroskop gemacht. Sie ergaben , dass schon vor 
dem ersten Athemzug die Absorptionsstreifen sehr 
dentlich sichtbar wares und es wfthrend 24 Std. 
blieben. Diess ist besonders interessant, da sie sonst 
viel eber verschwinden. 

Hiermit hat Zweifel das grosse Verdienst, 
zuerst in exakter Methode den Sauerstoff im Blute 
des Fdtus nachgewiesen zu haben. Die Quelle dieses 
Sauerstoffs muss nothwendig das mtltterliche Blut 
sein. Doch ist dieser Nach weis noch nicht gentigend, 
um die gebrftuchliche Auffassung von der Placentar- 
respiration zu beweisen. Es musste also wieder das 
Thierexperiment zu Htllfe genommen und der Weg 
betreten werden , auf dem schon viele Forscher zu 
einem entscheidenden Ziel nicht gelangen konnten. 
Zweifel verfuhi - in folgender Art. Er machte zu- 
nichst die Tracheotomie , am kUnstliche Athmung in 
den Gang zu setzen , dann liielt er das Kaninchen in 
eine warme RocbsalzlOeung und erdffnete nun schnell 
den Leib und Uterus. Es ergab sich hierbei, dass, 
sobald die kttnstliche Athmung unterbrochen war, 
also die Sauerstofizufuhr aufhdrte, sehr schnell In- 
spirationen beim Fdtus entstanden. Allmftlig hflrten 
sie auf, wfthrend das Herz noch einige Zeit weiter 
schlug. Wurde sauerstoff haltiges Blut zugefohrt, so 
erholten sich die Thiere. Auch entsprach die Zeit 
vom Luftabschlnss bis zur Asphyxie der Dauer fflr 
das Anfzehren des Sauerstoffs beim geborenen Thiere. 
Zweifel hat daher das fernere Verdienst, „den 


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exakten Beweis einer Athmung des Fdtus durch die 
Placenta vollkommen sicher gestellt zu haben , und 
zwar einer Athmung , die durchaus den gleichen Be- 
dingnngen unterworfen ist, wie diejeuige des gebore- 
nen Thieres“. (Fritsch.) 

420. Ueber die fotale Pulsfrequenz ; von 
Dr. Ernst Engelhorn. (Arch. f. Gynftkol. EX. 
3. 1876. p. 360.) 

Vf. kommt durch interessante Untersnchungen 
und Vergleiche mit den Ansichten anderer Antoren 
zn dem Schlusse, dass die EinflUsse anf die Freqnenz 
des Fdtalpulses wohl nie so genau festgestellt wer- 
den kdnnen , dass man a us dem Verhalten derselben 
einen sichern Schluss auf den Zustand des Fdtus vor 
der Geburt machen kann, dass aber die Pulsfrequenz 
viel eher in einem Verhftltnisse zur Kdrperlftnge des 
Fdtus , als zu dessen Geschlecht zu stehen scbeint ; 
trotzdem wird es wohl schwerlich gelingen, das Alter 
der Frucht aus der Frequenz seines Pulses richtig 
zu scMtzen. — Vf. nntersuchte 37 Fftlle zu wieder- 
holten Malen and bestimmte die muthmaassliche 
Grdsse des Fdtus nach A h 1 f e 1 d ’ s Methode. [Hier- 
durch kommen sofort 2 Fehlerquellen in die Statistik ; 
denn eine so kleine Zahl berechtigt doch sicher zn 
keinerlei Schlllssen, und die Methode, die Lange der 
Frucht intrauterin zu bestimmen, ist so unsicher, dass 
man sich leicht Tauschungen unterzieht. Diess Bieht 
man auch sofort den Tabellen an ; denn nach Vfs. 
Messungen ist z. B. in 27 Tagen ein Fdtus nur um 
0.5 Ctmtr. gewachsen , wfthrend ein anderer Fdtus 
in 5 Tagen um 5.0 Ctmtr. an Lftnge zunahm !] 

Nach Mittheilung der erwfthnten Zahl von F&llen 
stellt sich Vf. sofort auf Seite von Breslau und 
Haake, die dem Geschlechte des Kindes keinen 
Einffass auf den Fdtalpuls zuerkannten (gegen 
Frankenhau ser , Schnrig, Steinbach, 
Z e p u d e r). Ausserdem weist er d&ranf bin , dass 
der Fdtalpuls nicht allein bei Erkrankungen der 
Mutter (hohe Temperatur) , sondern auch bei Ge- 
mflthsbewegungen derselben anffallenden Steigerun- 
gen unterworfen ist. 

Am interessantesten ist der Theil der Arbeit, 
durch welchen Vf. seine Ansicht zu begrttnden sucht, 
dass mit der Zunahme der Kdrperlange die Puls- 
aahl xich mindert , dass also dasselbe Geaetz , das 
R a n k e fttr die verschiedenen Thiere , V o 1 k m a n n 
filr den Menschen nachgewiesen hat , auch auf den 
Fdtus Bezug hat. — Mdge ein reichhaltigeres Mate- 
rial bald dazu dienen , Vfs. Ansichten zu constatiren 
oder zu corrigiren ; nur so weit sie Bezug haben anf 
die von Frankenhftnser und Andern vertretene 
Ansicht, sind sie als unanfechtbar zu betrachten. 

(Kormann.) 

421. Fall von Ileus bei einem Neugebor- 
nen; von Dr. M. Jacoby in Bromberg. (Berl. 
klin. Wchnschr. XII. 4. 1875.) 

Ein 8tftgiges Kind starb, nachdem es Meconium 
erbrochen hatte nnd nachdem das Rectum vergebens 


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V. GynAkologie a. PAdistrik. 


179 


mit eiaem elastischen Katheter ca. 14 — 15 Ctmtr. 
hoch sondirt, die Colotomie aber nicht gestattet wor- 
den war. Die Sektion ergab , dafls der Diinndarm 
in der Heocoecalgegend plotzlich mit einem prall ge- 
ftillten Ende wuratTdrmig aufhfirte. Rectum und 
Colon hatten nur die Starke einer dttnnen Bleifeder ; 
beide zusammen waren 20 Ctmtr. lang; an daa 
Colon schloss sich das wenig (lber groschfengrosse, 
sackcbenartige , nierenfSnnige Coecnm und ein etwa 
3 Ctmtr. langes Stttckchen Ileum an, das in der 
Gegend des Foramen Winslowii der hinteren Bauch- 
wand feat adharirte und an die Wirbelsftule gedrttckt 
blind endigte. Narben oder Pseudoligamente waren 
nirgends zu entdecken. [Existirte keinNabelbruch?] 
Vf. versetzt die Entstehung der Darmobliteration in 
eine spatere Zeit des Fdtallebens , und zwar in die 
Zeit, zu welcher der bis dahin senkrecht hangende 
Magen seine Achsendrehung macht, durch welche 
der Saccos omentalis gebildet wird. 

(Kormann.) 

422. Ueber die Behandlung der Atrophia 
infantum (Athrepsie)] von Prof. Parrot. (Bull, 
gdu. de Tkdr. XC. p. 198. Mars 15. 1876.) 

Das kraftigste Neugeborne kann mit grdsster 
Bestimmtheit atrophiscb gemacht werden , wenn es 
unter den Einfluss eines Spitals (Findelhauses) und 
einer scblechten Ernahrung gesetzt wird — mit die- 
sen Worten erSffnet Parrot seine Vortrage fiber 
die Bebandlung der Atrophie der Sauglinge , indem 
er auf ihre Ursacben hinweist. Dagegen ist Mutter- 
milch , oder ttberhaupt Frauenmilch das beste Pro- 
phylaktikum der Kinderatrophie. 

Nachdem Vf. die Eigenschaften und Kennzeichen 
einer guten Amme besprocben hat, verbreitet er sich 
fiber die Ernahrungsweise der Amm e und fiber die 
Ordnung im Anlegen, Dinge , fiber welche Vf. eine 
mit der in Deutschland allgemein gfiltigen voilkom- 
men Ubereinstimmende Ansicht kundgiebt. In Be- 
zng auf die kfinstliche Ernahrung des Sauglings be- 
spricht Vf. 2 Methoden, zuerst die weniger gebrauch- 
liche , das Saugen am Enter eines Hausthieres , am 
besten einer Ziege — und sodann die gebrauchlichste 
Form, die Anwendung der Saugflasche. Letztere 
giebt gute Resultate nur auf dem Lande, ist dagegen 
die Quelle der ungeheuren Kindersterblichkeit in den 
grossen Stadten, besonders aber in Spitalem. Vf. 
bespricht hier eingehend die Experimente von G u i I - 
lot, der jedoch zu grosseMengen von Kuhmilch als 
zor taglichen Nahrung nothwendig gefunden hat, so- 
wie die von Bouchaud und Biedert (Virchow’s 
Arch.) und glaubt hiemach, dass von reiner, guter 
Kuhmilch im 1. Monat taglich 300 Grmm. , im 2. 
bis 5. taglich 600, vom 6. ab taglich 800 Grmm. 
die zur Ernahrung des Sauglings genfigende Menge 
darstellen , wenn man den betreffenden Quantitaten 
hn 1. Mon. taglich 30, vom 2. bis 5. 40 und vom 
6. Mon. ab 50 Grmm. Milchzucker zusetzt und bin- 
nen 24 Std. nur 6mal die Flasche reicht. 

Die Behandlung der Atrophie selbst muss be- 

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ginnen, wenn die sie einleitenden Diarrhden mit Ent- 
leerung gelber oder grflner Massen eintreten. Bei 
saugenden Kindem ist h&ufig eine Erkaltung > der 
Amme die Ursache [nicht haufiger Diatfehler der 
Amme ?] ; es genfigt dann meist Warmhalten des 
Leibes des Sauglings und das Verabreichen vor dem 
Anlegen eines Theelfiffels einer Mischung von 3 
Grmm. Bismuth, snbnitr. auf 100 Grmm. Syrup, bei 
grflngefArbten Entleerungen von 3 Grmm. Bismuth, 
auf je 50 Grmm. Syrup und Kalkwasser. Bei lekh- 
tem Fieber empfiehlt Vf. eine adstringirende Mirtur, 
bei belegter Zunge ein Brechmittel (5 — 10 Grmm. 
Ipecacuanhasyrup), bei schleimigen Entleerungen ein 
Abfllhrmittel (5 Grmm. Ricinusdl). — Grdssere Auf- 
merksamkeit verdient aber das Leiden, wenn es nach 
Fehiern in der Ernahrung des Sauglings bei gemisch- 
ter oder kttnstlicher Alimentation auftritt. Hier 
handelt es sich stets urn thunlichst schnelle Beschaf- 
fung von Frauenmilch, resp. Ammenwechsel, da die 
Brechruhr, die Kindercholera (Athrepsie aigue) be- 
kanntlich das Leben des Sauglings oft binnen weni- 
gen Stunden beendet. Vf. lasst in solchen Fallen 
aller 10 — 15 Minuten einen KaffeelSffel voll einer 
Mischung von 200 Grmm. eiskaltem Zuckerwasser 
und 10 Grmm. altem Cognac abwechselnd mit eis- 
kalter , frischer Fleischbrfihe , die ohne Wurzelzeug 
bereitet, von Fett viillig befreit, wenig gesalzen und 
mit gleichen Theilen Wasser versetzt ist, geben. 
Dazu taglich 2 — 3mal 5 Minuten lang ein 35° C. 
warmes Bad, dem auf 25 Liter Wasser 40 — 50 
Grmm. Senfmehl (in einen Leinwandbeutel geffillt) 
zugesetzt werden ; nach dem Bade Frottiren des 
ganzen Kfirpers. Bessert sich das Befinden und ist 
das Kind nicht zu schwach, so wird es wieder ange- 
legt ; bei zu grosser Ermattung zieht sich die Amme 
die Milch ab und giebt sie auf diese Weise fort. Ist 
die Milch einer Amme nicht zu erlangen, bo Hast Vf. 
Eselinnen milch verabreichen. 

Bei den mehr torpiden Formen der Atrophie er- 
fordert die Behandlung grosse Vorsicht. Vf. verord- 
net hier 6mal taglich einen halben Kaffeelfiffel voll 
Mialhe’s Pepsinelixir und lasst die Milch nur mit 
dem Ldffel verabreichen. Werden die dttnnen Ent- 
leerungen unter grossem Geschrei und bedeutender 
Unruhe abgesetzt, so ftihrt Vf. das runde Ende eines 
Thermometers in das Rectum ein und erzielt oft 
Ruhe , da die daselbst krampfhaft zurfickgehaltenen 
StuhlmaS8en entleert werden; nachher Ulsst er ein 
kleines Suppositorium von Cacaobutter einlegen. 
Klystire mit Opium wendet Vf. nie an. 

Als Complikationen der Athrepsie bespricht Vf. 
schlfisslich noch den Intertrigo und den Soor 
(Muguet). Gegen letzteren verordnet er Aus- 
waschen des Mundes und ein Bestreichen (3mal tag- 
lich) mit Borax-Rosenhonig. Dass die in DeutBch- 
land sehr gebr&uchliche Methods, die Mnnd- 
schleimhaut mit einer wfissrigen Boraxldsung stfind- 
lich zu bestreichen , unbedingt den Vorzug verdient, 
braucht Ref. nicht erst hervorzuheben , da es Ungst 
bekannt ist, dass zuckerhaltige Flfisaigkeiten Pilz- 


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180 


VI. Chirurgie, Opbthalmologie u. Otiatrik. 


vegetationen nor begttnstigen. Auch das Aufetreuen 
von Stirke- oder Reismehl, oder Lykopodium 1st bei 
bereito vorhandenem Wundsein nur schftdlich ; hier 
ist ebenso wie bei oberflkchlichen Ulcerationen eine 
adstringirende Salbe weit vorzuzieben ; denn Pndem 
soli und kann nur das Wundwerden verhmdem, 
nieht heilen. (Kormann.) 

423. Zur Lehre von den Zahnfraiaen ; von 
Dr. Ludwig Fleischmann. (Wien. med. Presse 
XVH. 13. 14 u. 16. 1876.) 

Vf. zeigt an der Hand einer interessanten ge- 
schichtlichen Skizze, dass der Begriff der Zahnfraisen 
(Convulsionen) im gewdhn lichen Sinne unhaltbar ist; 
er tritt damit gegen Vogel auf, der wegen der 
Gleichzeitigkeit der Convulsionen mit den Dentitions- 
perioden einen innem Zusammenhang zwiscben den 
letztem und den Nervenerscheinungen annimmt. 
Aber anch L. M. Politzer’s Vorgehen (vergl. 
Jahrbb. CLXVI. p. 143) erscheint dem Vf. gewagt, 
da er aus einem Extrem in ein anderes verfSLllt und 
Alles leugnet , sogar anch die grbssere Reflexerreg- 
barkeit des ersten Kindesalters im Vergleich zum 
Erwachsenen. Politzer’s Behanptnng , dass bei 
Kindern die Reflexerregbarkeit sogar auffallend ge- 
ring sei , halt Vf. entscliieden fllr unrichtig. Nur 
halt er nieht die Zahndurchbruchsperiode fllr die 
Zeit, in der eine physiologisch gesteigerte Nerven- 
thatigkeit in Folge der Gehim- und Gesammtentwick- 
lung bestehen soil. Er deutet darauf bin , dass die 
Entwicklung des Sftuglings stetig, nieht sprungweise 
erfolgt und dass daher zur Zeit der Dentition bereits 
ein wesentlicher Theil der Gehimentwicklung voll- 
bracht ist, dass die spinalen Reflexe sebon einge- 
schrankt und die Bahnen der bewussten Willens- 
ausseningcn vorhanden sind. Wahrend der Denti- 
tionsperiode erffthrt aber weder die Motilitat, noch 
die Sensibilitat eine besondere Steigerung; es ist 
daher nieht mdglich, die gesteigerte Reflexerreg- 
barkeit als eine Quelle der Zahnfraisen anzusehen. 
Vf. schliesst mit dem Satze : „Es widerspricht nieht 
nur dem physiolog. Raisonnement, sondern aller kli- 
nischen Erfahrung, dass der Reiz des durchbrechen- 
den Zahnes im Stande sei, die schwersten Stdrungen 
des Kftvpers auszuldsen. So lange nieht besser be- 
glaubigte Falle zur Kenntniss kommen als bisher, 
sind wir demnach geneigt, die Zahnfraisen in das 


Gebiet der schleeht and mangelh&ft beobaehteten 
Thatsachen zu verweisen." Ref. glaubt , Vf. hatfc 
mit Recht noch einen Schritt weiter gehen kdnnen. 
Die Annahme von ,, Zahnfraisen" hat auch nieht den 
leiBesten Untergrnnd und lrLsst sieh durch Niehts 
rechtfertigen. Die frtlhere Annahme von Abhangig- 
keit der Krampfe von der Zahnung beruht auf der 
allerdings grOsseren Haufigkeit von Krampfen wAli 
rend dieser Periode. Allein es ist durchaus unstatt- 
haft, den Durchbruch derZilhne alsUreache des Um- 
gtandes zu betrachten , dass Kr&mpfe w Ahrend der- 
selben leichter ausgeldst werden. Diess geschieht 
vielmehr fast ausschliesslich durch Vermittelung von 
lndigestionen, die ja bekanntlich in Folge von Di&t- 
fehlem bei SAuglingen, und noch mehr bei kdnstliob 
emfthrten Kindern so ausserordentlich hftufig vor- 
kommen. Referent forscht bei Convulsionen wah- 
rend des fraglichen Zeitraums stets zuerst nach 
Difttfehlern oder Obstruktion und hat in der grossen 
Mehrzahl solcher Falle in diesen die richtige Quelle 
und Ursache entdeckt. Erst wenn diese Ursache 
direkt auszuschliessen ist , hat man an prim&re Er- 
krankungen des Gehirns (auch traumatischer Natur, 
wie ein Fall von Fleischmann lelirt) zu denken, 
schitlsslich aber an den Ausbruch einer Infektions- 
krankheit (auch Pneumonic). — Dass in den Zah- 
nungsperioden lndigestionen schwerer ertragen wer- 
den als sonst , ist schon deshalb zu begreifen , weil 
oft Obstruktion oder Neigung zu Durchfllllen besteht, 
deren direkten Zusammenhang mit dem Zahnungs- 
rcize wohl Niemand ernstlich leugnen kann, wenn es 
auch P o 1 i t z e r versucht hat. 

Ref. sail Kinder , die nie ganz ricktig erzogen 
worden waren , in der Zahnungsperiode nach dem 
Genusse von Brodrinden, schleeht gekauten Kartoffeln 
oder rohen Frtlchten (einmal eine Weintraube mit den 
Schalen) in verschieden schwere Convulsionen ver- 
fallen , die stets glllcklich verliefen , nachdem theils 
durch Bi’echmittel , theils durch Klystire der Darm- 
kanal von dem schadlichen Inhalte befreit war, der 
im Organi8mus des Sftuglings oder jungen Kindes 
einen einer Vergiftung so sehr fthnlichen Zustand 
hervorraft. Aehnlich sprach sich Ref. in seinem 
Compendium der Kinderkrankheiten (p. 146 u. 169) 
aus , in welchem „Zahnkrilmpfe << gar nieht erwAlint 
sind. (Kormann.) 


VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


424. Beitrftge zur Caauistik der Oelenk- 
krankbeiten , am der neuem skandittavischen 
Liter atur milgetheilt von Walter Berger. 

Kopf und Wirkelsdule. 

Cand. med. B. L. F. Bang in Kopenhagen 
(Hosp.-Tidende 2. R. 1.32. 1874) beobachtete einen 
Fall von Caries des Hinter/iauptsknochens und der 
obersten Halsunrbel bei einem am 8. Oct. 1873 
im allgemeinen Hospitale zn Kopenhagen anfgenom- 


menen Manne von 46 Jahren , der mit Syphilis be- 
liaftct wai'. 

Das Knochenleiden begann vor "2 J. mit heftigen 
Scbmerzen, besondere im Kacken und Hals, aber auch an 
venschiedenen andern Theilen des Korpers , wobei der 
Pat. sicb sehr krank fuhlte nnd moist tn Bett liegen 
mosste. Ob Kieber damals vorhanden war, liens sieh 
nieht feststellen. Das Umdrehen im Bett war schwer an 
bewerkstelligen und der Kr. stiitzte scinen Kopf, wenn er 
sich legte oder sieh erhob. Nach und nach concentrfrte 
sich der Schmere mehr im Nacken , deesen BewegUchkeit 


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181 


VI. Chirnrgie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 


Mhr eingeschrankt wurde. 1m Sept. 1872 begannen 
Schlingbeschwerden aich einzustellen n. spater trat beim 
Vereuehe , feste Nahrung zn echlingen oder flfissige in 
grossem Mengen zn schlucken , Erbrechen ein. Im April 
1873 litt der Kr. in hohcm Grade an Dyspnoe , die ab- 
nahm , als er einen grossen festen Klumpen ausgeworfen 
hatte. Eine Parese des rechtcn Armes war ebenfalls 
einmal eingetreten, hatte sich aber wieder verloren. 

Bei der Anfnahme zeigte sich derRr. in hohem Grade 
kachektiseh , abgemagert and iiusaerst matt. Er konnte 
nicht gerade ausgestreckt im Bette liegen , den Kopf hielt 
er etwas schief nach der rechten Selte nnd die Beweglich- 
keit des Halses and des Kopfes war sehr eingeachrankt. 
Der Athem war Obelriechend , die Zunge belegt, die 
Rachenschleimhaut gerothet n. geschwollen, am Ganmen- 
segel fanden sich grouse Perforationsoffnungen, Geschwnlst 
im Kachen Hess sich nicht fuhlen. Eine Veranderung 
der Halswirbel in Bezug auf Richtnng oder Form liess 
sich nicht erkennen , aber sie waren sehr empflndUch bei 
Drnck , namentlich an den Proc. transvereis. Rleine in- 
dolente Drusengeschwulste fanden sich im Nacken und in 
den Leistengegenden. Die Respiration war erechwert, 
schnanbend , die Stimme heiser, die Sprache nasetnd. 
Bei der Untersuchung der Brnet- u. Unterleibseingeweide 
fand sich nichts Abnormes. Der Kr. klagte besonders 
fiber starke Sehmerzen im Nacken and an den Seiten des 
Halses nnd bedentende Schlingbeschwerden. Pat. hnstete 
vlel nnd warf etwas serose Fiussigkeit mit einzelnen 
festern, znm Theil kSseartigen Klnmpen aus. Unter gnter 
Ermahrnng begann das Allgemeinbeflnden sich etwas zn 
heben, aber nach einigen Wochen verschlimmerte sich 
deT Znstand wieder. In der letzten Zeit fuhlte man etwas 
Infiltration am Nacken and an den Seiten des Halses. 
Der Kr. collabirte immer mehr und starb am 9. Nov. 1873, 
ohne dass eine bestimmte Diagnose gestellt worden war. 

Bei der Seition zeigte sich nach Heransnahme der 
Znnge, des Larynx nnd des untersten Theiles des Pharynx 
in gleicher H5he mit dem Schildknorpel eine dunkel ge- 
farbte Oeffnung von der Grosse eines Vierschililngsstucks 
in der Wirbclsanle, die in einen giattwandigen Kanal 
ffihrte. Dnrch diesen Kanal konnte man mit dem kleinen 
Finger nach oben nnd hinten in den Wirbelkanal eindrin- 
geo. Im obersten Theile des Pharynx konnte man eben- 
falls mit dem Finger zwischcn dem 1. jind 2. Halswirbel 
eindringen und das Rfickenmark in seinen Hauten fuhlen. 
An den Knochen der Schadelbasis fand man den hintersten 
Theil des Clivus Blumenbachii weich and dem Drncke des 
Fingers nachgebend. Die Dnra-matcr zeigte nur an 
einigen kleinen Stellen zwischcn den Genickgelenken 
Spnren von Entzundung. Der hinterste Theil der Basis 
des Hinterhauptsbeins war carios , der grosste Theil des 
spongifisen Knochengewebes nnd ein Theil der obern com- 
pakten Knochenlameile war zersWrt und es hatte sich eine 
mit dunnem Eiter und nekrotischen Knochenstucken ge- 
fullte H3hle gebildet. Vom linken Condylus occip. war 
die Halfte zerstort , doch war noch ein Theil der Gelenk- 
flache erbalten , der rechte Condylus occip., sowie die 
rechte Massa lateralis atlantis waren beim Herausnehmen 
in Stncke gegangen , sie waren angenscheinlich in noch 
hoherem Grade von der Caries ergriffen gewesen. Von 
der linken Gelenkflache des Atlas war die hinterete Halite 
zerstort , die hintere Flache des vordem Bogens war sehr 
ranh. Der Processus odontoideus des Epistropheus zeigte 
sich fast vollstfindig zerstort, von seinen Ligamenten sah 
man nnr noch nekrotische Reste. Die Gelenkflachen 
zwischcn Atlas und Epistropheus fanden sich nnr in ge- 
ringem Grade angegriffen , die hintere Flache des Corpus 
epistrophei war etwas ranh , zwischcn dem 2. u. 3. Hals- 
wirbel lag die nekrotische Bandscheibe lose zwischen den 
stark carlbsen Knochcnflachen. Den 3. nnd den 4. Hals- 
wirbel fand man mit ihren KSrpem verwachsen , ihre 
hintere Flache ranh , das Periost nekrotisch nnd znm 
grossten Theil abgestossen , so dass zwischen den ranhen 
Knochenflichen nnd der verdickten Dura-mater an den 


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4 ersten Wirbeln eine H5hle bestand , die seitlich von den 
nekrotischen Ligamenten begrenzt wnrde. Von dieser 
H5hle aus ging zwischen dem 4. und 6. Wirbelkorper 
schrag nach unten und vorn der erwahnte Kanai nach dem 
Pharynx. Hier fehlte die Bandscheibe vollstandig. Der 
Kanal ging etwas weiter nach unten dnrch die sehr in- 
filtrirten Weichtheiie in den Pharynx and mGndete in 
demselben in der Hohe der Giesskanucnknorpel in einer 
dnrch eine Schleimhautbrucke getheiiten Oeffnung. 

Die den Pharynx umgebenden Weichtheiie zeigten 
sich sehr verdickt, bei der mikroskopischen Untersuchung 
fand man aber nur Infiltration mit lymphoiden Zellen 
nnd reichliche Bindegewebsblldung , keine Geschwulst- 
elemente. Als Kennzeichen der Syphilis fanden sich die 
Perforationen am Gaumensegel und Gnmmageschwulste 
und Narben in der Leber. In den Lungen fand sich 
Oedem, aber sonst keine pathologiscbe Veranderung. 

Daas die Syphilis die Ursache der Wirbelerkran- 
kung abgegeben hat, ist nicht nnwaltrscheinlich, 
ausserdem hat der Kr. aber anch in frilherer Zeit 
an Scrofulose gelitten. Den festen Klumpen, den 
Pat. iin April 1873 ausgeworfen hatte, wonach die 
damals bestehende heftige Dyspnde nachliess, bait 
B. tttr die nekrotische Bandscheibe zwischen dem 

4. und 5. Halswirbel, die wahrscheiniich in ihrem 
ganzen Zusammenhange abgegangen war. 

S chulter gelenk. 

Hjort (Norsk Mag. 3. R. IV. 3. Ges.-Verh. 

5. 4. 1874) theilt einen Fall von Caries ohne Eiter - 
bildung, Caries sicca Volkmann’s, mit. 

Der Kr. begann vor 3 J. Sehmerzen im rechten 
Schnltergelenk bei Anstrengungen zu empflnden ; all- 
mSlig entwickelte sich Steifheit im Gelenk ohne Ge- 
schwulst nnd endlich vollstandlger Mangel der aktiven 
Beweglichkeit im Gelenk und hoebgradige Atrophie der 
Mnskeln des Gliedes. Bei der Anfnahme zeigte sich noch 
geringe passive Beweglichkeit, bei den Bewegtingen hatte. 
aber dcr Kr. bedentende Sehmerzen und man ffihlte 
Crepitation im Gelenk. Die Schulter hatte ihre abgernn- 
dete Form verloren und das Akromion bildete einen 
scharfen Vorsprung, der Deltnidens und die Muskeln an 
der Scapula batten ansserordentlich an Umfang verloren, 
Oberarm und Vorderarm hingegen hatten ihren Umfang 
bewahrt. Man konnte den Finger unter dem Akromion 
tief eindrucken und fuhlte dabei, dass der Oberarmkopf 
nicht seine gewShnliche kugelfbrmige Gestalt behaiten 
hatte , sondem deutlich verkleinert und etwas nach innen 
geruckt war. Jeder Bewegung folgte die Scapula nnd 
Abduktion des Armes war unmoglich. Der Kr. soli in 
seiner Kindheit an Rhachitis gelitten haben. 

Einen ahnlichen Fall hat Hj. fruher zn beobachten 
Gelegenheit gchabt. Es bestand dieselbe schmerzhafte 
Atrophie und Steifheit im Schnltergelenk und dieselbe 
Atrophie der Schultermuskeln bei einem sonst gesnnden 
jungen Madchen. Unter der Behandlung verschwanden 
die Sehmerzen, aber das Gelenk blieb unbeweglich. 

Nach den im letzten Falle gemachten Erfahrungen 
hat HJ. bei Behandlung des neuen von ihm beoiiachteten 
Falles von Bewegungsversuchen des Gelenkes abgestanden 
nnd den Arm in einer Binde tragen lassen , da eine voll- 
stiindige Immobilisirnng des Armes unnothig erschien. 
Ausserdem wurden Bader und Umschlage am Gelenk an- 
gewendet, die die Sehmerzen verminderten. Die Schulter- 
mnskeln, die ihre elektrlsche Contraktilitat bewahrt 
hatten, warden elektrisirt. 

Znr subperiostealen Resektion, die Volkinann 
angewendet hat, konnte sich Hjort nicht ent- 
schliessen , weil es ihm zweifelhaft erschien , ob es 
berechtigt sei , den Kr. einer doch immerhin nicht 

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182 


VI. Chirurgie, Ophthalmologic a. Oti&trik. 
ganz gefahrlosen Operation zu unterwerfen, um einer H and g e len ke. 


am weniges bessern Beweglichkeit willen, namentlich 
da die Krankheit ja mit fester Ankylose am Gelcnke 
zum Abschluss kommen u. bei Ankylose im Schulter- 
gelenke sich doch ein hoher Grad von Beweglichkeit 
im Sternoclaviculargelenk und im ganzen Schultcr- 
apparat entwickeln kann. 

Spftter wurde, wie Nicolaysen in dem Referat 
tiber Hjort’s Mittheilung (Nord. med. ark. VI. 4. 
Nr. 32. S. 22. 1874) mittheilt, die subperiosteale 
Resektion doch noch ausgeftihrt und Hjort’s Dia- 
gnose hat sich als richtig erwiesen. Der grtteste 
Theil dcs Caput humeri war absorbirt und die Ge- 
lenkenden durch fibrSses Gewebe mit einander ver- 
einigt; auch ein Theil des Proc. glenoid, scapulae 
war von der Krankheit ergriffen. Der Verlauf nach 
der Resektion war gdnstig. 

Ellenbogengelenk. 

Thaulow (Norsk. Mag. 3. R. IV. 12. Ges.- 
Verh. 8. 214. 1874) theilt einen Fall von Resektion 
des Ellenbogcns wegen Erkrankung des Gelenks 
mit, in dem zur Zeit der Verdffentlichung zwar noch 
nicht vollstandige Heilung eingetreten , aber doch 
Hoifnung auf dicselbe vorhanden war. 

Als Th. den Kr. zuerst sah , war das untere Drittel 
des rechten Oberarms und die oberste Halfte des Vorder- 
arms gleiehmassig geschwollen ; die Gcschwulst hatte 
ihren grossten Umfang am Ellenbogengelenk, das etwa 
12 Ctrotr. mehr Umfang hatte als das linke. Die Tem- 
peratur der Ilaut schien etwas erhOht. Nirgends war 
dcutliche Fluktuation wahrzunehmen. Ungcfahr 4 Ctmtr. 
oberhalb des Epicondylus internus befand sich eine Fistel- 
Sffnnng , aus der dunner , mit Blut gemischter Eiter aus- 
# floss ; dnrch dicselbe konnte die Sonde nach aussen und 
unten nach dem Gelenk zu gefiihrt werden, bis sie am 
Epicondylus erternus wiedcr gegen die Haut stiess ; auf 
blosgelegten Knochen traf man dabei nicht. Es bestand 
abnorme Beweglichkeit in seitlicher Richtung. In ruhiger 
Lage fiihlte derKr. nur geringe Sohmerzen, beiBewegung 
waren sie aber heftig ; die Empflndiichkeit gegen Drurk 
war nicht gross. Bei der Resektion, die am IS. Juli 1874 
vorgenommen wurde, fand man die Gelcnkhohle ausge- 
fullt mit gallertartigem Granulationsgewebe und den 
Knorpcl an alien 3 Knochen zerstort. Es wurde nicht 
ganz •/»" von alien Knochen abgesiigt, die Wunde wurde 
mit Karlsbader Nadeln vereiuigt bis auf den untenten 
Winkel , wo ein Tampon eingelegt wurde , und ein Gips- 
verband angelegt. Der Verlauf war gunstig und Ende 
October hatte der Ellenbogen fast normale Form und 
Aussehen, wenn auch das Endresultat noch keineswegs 
sis gesichert zu betrachten war. 

Ein Fall von eitriger Erkrankung des Ellen- 
bogengelenks mit gleichzeitiger Erkrankung mehrerer 
Fingcrgelenke bei einem Tuberkulosen findet sich in 
dem von Prof. J. Nicolaysen und Reserve&rzt 
Th. Egeberg erstatteten Berichte (lber die chirurg. 
Abtheilung des Reichshospitals zu Christiania fttr 
das Jahr 1872 (Norsk. Mag. 3. R. IV. 3. S. 120. 
1874). Als Ultimum refugium musste die Am- 
putation des linken Vorderarms gemacht werden, 
auf die Ausserst geringe Rcaktion folgte. Der Zu- 
stand des Kr. war derart , dase nur rasche Heilung 
Hfllfe bringen konnte , deshalb war die Resektion 
contraindicirt. 


Demselben Berichte von Nicolaysen und 
Egeberg entnehmen wir folgenden Fall von eitriger 
Erkrankung der Handwurzelknochen. 

Arthrocace mantis. Das Leiden bestand seit 3 J. ; 
seit 1 1 Mon. wurde der Kr. im Hospital behandelt ohne 
jede Bessernng. Es bestand bedentende Geschwnlst, die 
sich auch anf die Hand and den untern Theil des Vorder- 
arms erstreckte, und abnorme seitliche Beweglichkeit des 
Handgelenks ; dnrch einen Fistelgang an der Dorsalseite 
fuhlte man blosgelegten und losen Knochen im Gelenk. 
Nekrotische Knochenstucke wurden entfernt, wonach 
Ffeber auftrat and Schmerz und Geschwulst zunahmen. 
Spater wnrde die subperiosteale Resektion des Handge- 
lenks vorgenommen und 1“ vom untern Ende des Vorder- 
arms abgesagt, auch das, was nocb von Handwurzelknochen 
vorhanden war , ausser dem Os mnltangulum majus, mit 
entfernt. Die Operation wurde unter Anwendung des 
Lister’scbeu Verfahrens ausgefuhrt, die Incisionen 
wurden an der Ulnar- und Radialseite angelegt. Nach 
der Operation wnrde Vorderarm and Handgelenk mit 
Gipsbinden anf eine Esmarch ’ache Reaektionsschiene 
befestigt , die Operationsstelle frei gelassen und Draiuage 
angelegt. Die Heilung ging rasch von statten, doch starh 
der Kr. nach etwa 2 Mon. an Lungentuberkulose. Die 
Finger waren sammtlich gut und ohne Bchmerzen beweg- 
lich gewesen. 

In dem bereits erwabnten Falle von Erkrankung des 
Ellenbogengelenks , in weichem die Amputation gemacht 
werden musste , wurde an der rechten Hand die sub- 
periosteale Resektion beider Gelenkenden am 2. Gliede 
des 4. Fingers gemacht, so wie beider Gelenkenden im 
3. Digitometacarpalgelenk. Wahrend nach der Amputation 
des Vorderarms die Reaktion nur sehr gering war, folgte 
nach der Resektion am andern Tage Frost und das All- 
gemelnbcfinden litt in der folgenden Zeit. 

Huftgelenk. 

Den sehr seltenen Fall von doppelseitiger An- 
kylose im Hilftgelenk hat Prof. CarlJ. Ros San- 
der zweimal zu beobachten GelegenheK gehabt. 
Der erste Fall (Hygiea XXXVI .3. S. 121. 1874) be- 
trifft einen 12 J. altenKnaben, der an Rheumatismus 
der Ellenbogen- und Kniegelenke gelitten hatte ; als 
er 14 Tage lang ohne gehdrige Pflege gelegen hatte, 
hatten die Beine die bei der Aufnahme im Serafimer- 
lazareth (am 2. Aug. 1873) gefundene Stellong an- 
genommen. 

Beide 8chenkel waren gebeugt und abducirt in rech- 
tem Winkel nach aussen vomK5rper. Wederaktive, noch 
passive Bewegungen waren mdglich. Die Kniee waren 
ebenfalls im rechten Winkel gegen die Schenkei gestellt, 
konnten aber gestreckt werden. Die Ankylose in den 
Huftgelenken zeigte sich bei genauerer Untersuchnng 
durchaus fest. R. begann zunacbst die Ankylose auf der 
Seite zu behandeln , wo sie am schlimmsten war , auf der 
linken. Der K. wurde tief chloroformirt , sein Beeken 
flxirt und, da das Gelenk sclbst durchaus nicht im Ge- 
ringBten nachgab, wurde der Schenkelhals gebrochen, was 
ohne besonders grosse Muhe gelang, entweder in Folge des 
jugendlichen Alters des Kr. Oder in Folge grdsserer Zer- 
brechlichkeit, durch die langereUnbeweglichkeit bediagt. 
Die Weichtheile boten keinen besondern Widerstand und 
es gelang sofort, das Bein in die von R. vorher als 
gfinstigste erkannte Stellnng zu bringen, in voile Extension 
und ieichte Abduktlon ; der Eintritt von Beweglichkeit in 
den Hflftgcleoken war nicht zu hoffen , ja bei der Fraktur 
nicht zu wunschen, darum wahlte R. diese Stellung, die 
immer noch den Gang am wenigsten beschweriich mac ben 
konnte. Noch wahrend der Kr. unter der Einwirkung der 
Chlorofonnanasthesie sich befand, wurde ein Gipsverbaad 


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183 


VL Chirnrgie, Ophthalmologie a. Otiatrik. 


angelegt , der die ganze linke Extremitat and das Becken 
umfasste. Um das Hfiftgelenk wnrde ansaerdem Eis hernra 
gelegt. TTotzdem stellte sich zjemlich heftiger Schmerz 
ein , der darch Morphiuminjektionen elnlgenna&ssen ge- 
roildert wnrde , fibrigens nie so heftig wnrde , dass man 
deawegen an die Abnahme des Gipsverbandes hatte denken 
mfisseu, und auch nach 2'/i Wochen aufgehort hatte. 

Bei der Operation am rechten Beine, die am 30. Aug. 
vorgenommen wnrde, zeigte das Oelenk Neigung , nach- 
zugeben , bei weiteren Manipulationen gab es aueh nach, 
so dass es gelang , das Glied ziemlich in die richtige Stel- 
lung zu bringen. Die dazu verwendete Kraft war keines- 
wegs geringer als die am andern Beine bei dem Zerbrechen 
des Schenkelhalses anfgebotene ; die Verbesserung der 
Stellnng war aber nicht so vollstandig and aasserdem bis 
zum Anlegen des Gipsverbandes weit schwerer zu erhal- 
ten; die Neigung, die vorige Lage wieder einznnehmen, 
war so bedeutend, dassR. beffirchtete, derKr. werde den 
Gipsverband nicht vertragen konnen. Die Reaktion war 
auch viel bedeu tender als nach der ersten Operation , der 
Scbmerz war 4 Wochen lang ansserordentlich heftig nnd 
nnr haufige Morphiuminjektionen vennochten dem Pat. 
einige Ruhe zu gewahren. Der Gipsverband muBste am 
26. Sept, abgenommen werden , da sich Anzeichen von 
Abscessbildung am Schenkel eingestellt hatten ; nach der 
Abnahme des Verbandes fand sich anch ein Abscess an 
der Aussenseite des Schenkels, 12 Ctmtr. unterhalb des 
Trochanter major ; aus ihm wnrde eine bedeutende Menge 
Eiter entleert und eine eingefuhrte Sonde drang in der 
Richtung nach dem Gelenk hin vor, aber auf krauken 
Knochen sticss man nicht. Unter antiseptischer Behaud- 
lung verminderte sich die Eitermenge ranch , der Abscess 
war aber gleichwohl noch nicht geheilt , als der Kr. am 
16. Oct. entlassen wnrde. Das Resultat der Behandlung 
war folgendes. Das rechte Bein stand ziemlich gerade 
nnd im Hfiftgelenk zeigte sich eine Spur von Beweglich- 
keit , der Trochanter stand hdher und mehr nach aossen 
als an der rechten Seite. Das linke Bein war etwas mehr 
beweglich im Huftgelenke und mehr sbducirt ; beide Kniee 
standen etwas von einander ab. Das linke Bein war kur- 
zer als das rechte , doch wnrde diese Ungleichheit durch 
die bedcutendere Abduktion des rechten Beines ausge- 
glichen. Stehen konnte der Kr. ohne Krucken und Stock, 
zumGehcn musste er sich aber auf 2 Stdcke stiitzen, doch 
glaubt R., dass es dem Kr. spater noch moglich geworden 
sei, ohne Stutze zu gehen. Das Gehen wnrde naturlich 
nnr dnrch rotirende Bewegnngen des Beckens ermoglicht. 

In dem 2. Falle (Hygiea XXXVIII. 5. S. 263. 
1876), der einen 36jahr. Mann betraf, wurde an 
beiden Beinen die Fraktur des Schenkelhalses aus- 
geftihrt. 

Seit etwa 12 J. hatte der Kr. zu wiederholten Malen 
an rheumatischen Schmeraen in verechiedenen Gelenken 
der EitremitSten nnd dann anch im Rficken gelitten. 
Nach den Schmerzanfallen befand sich derselbe an fangs 
wieder ganz wohl, spater aber begann der Rficken krumm 
za werden und in den Hfiftgelenken wurde die Beweglich- 
keit geringer. Nach 6 J. hatte die Steifheit in den Hfift- 
gelenken solche Fortschritte gemacht, dass der Pat. die 
Sehenkei weder ausstrecken, noch abduciren oder adduci- 
ren konnte ; nnr das Vermfigen , den Schenkel fiber den 
Winkel zu bengen, in welchem er gewohnlich zum Becken 
stand, war in geringem Grade vorhanden gewesen , seit 
etwm 1 J. aber war alle Beweglichkeit anfgehoben. Die 
Kriunmung des Rfickens hatte seit Beginn der Krankheit 
immer mehr zugeraommen. Die fibrigen Gelenke waren 
beweglich. WShrend der letztenZeit war wiederholt Iritis 
autgetreten, Pat. lengnete indessen , mlt Syphilis bebaftet 
mi Min. 

Die Schenkel standen gegen das Becken ineinem Win- 
kel, derklelnerals ein rechter war, die HOhe der Krummung 
dee Rfickens entsprach den mittelsten Rfickenwirbeln, die 
obern Rfickenwirhel and die Halswirbel zelgten eine starke 


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lordotische Krummung , der Kopf wnrde nicht vollstfindig 
aufrecht getragen. Beim Liegen erschien die Deformitat 
geringer. Das Kuckgrat war, ebenso wie die Huftgelenke, 
unbeweglich bis anf den llalstheil , so dass eine gewisse 
beschrankte Bewegung des Halses und Kopfes moglich 
war. Die Flexion der Schenkel war durchaus rein, weder 
Abdnktions- noch Adduktionsstellung war vorhanden, auch 
keine Rotation. Alle fibrigen Gelenke waren frei bis anf 
das linke Kniegelenk [aus dem , was fiber die Anlegung 
des Gipsverbandes an dem znerst operirten Beine gesagt 
ist, geht hervor, dass es wohl das rechte gewesen ist] , in 
dem die Beweglichkeit etwas eingeschrankt war , so dass 
die Extension des Unterschenkels nicht vollstandig ans- 
geffihrt werden konnte. 

Am 17. Sept, wurde der Kr. chlorofonnirt , dann 
wurde mit der Kraft der Hande unter Verwendung eines 
moglichst kurzen Theiles vom Schenkel als Hehelarm ge- 
waltsame Flexion angestrebt , wobei ohne grosseu Kraft- 
aufwand eine Fraktur des Schenkelhalses zu Stande ge- 
bracht wnrde. Darauf versuchte R. , den Schenkel zu 
strecken, diess war aber unmoglich, weil der Tensor fasciae 
latae nnd der Sartorins zu nnnacbgiebig waren. Nach der 
subcntanen Tenotomie an diesen beiden Muskeln wurde 
aber die vollstandige Streckung ausffihrbar. Zuletzt 
wnrde ein Gipsverband angelegt von den Fussknficheln 
fiber die ganze Extremitat und das Becken, wobei zngleich 
das Knie gerade gerichtet wurde. 

Die nachsten Tage nach der Operation waren die 
Schmerzen heftig and da der Kr. der Krommung seines 
Rumpfes wegen nicht liegen konnte, sondern eine halb 
sitzende Stellung im Bett einnehmen musste, druckte der 
obere Rand des Gipsverbandes gegen den Bauch, was 
ebenfalls viel Beschwerde verursachte. Nach einigen 
Wochen ging es jedoch besser und der Kr. trieb aelbat, 
die Operation des andeni Beines vorznnehmen. Diese 
wnrde am 8. Oct. ganz in derselben Weise und mit dem- 
selben Resultate wie bei dem rechten Beine ausgefuhrt, 
auch hier musste an dem Tensor fasciae latae und am 
Sartorius die mibcutane Myotomie gemacht werden. Der 
Gipsverband wurde anf dieselbe Weise wie der erste an- 
gelegt, der liegen blieb. 

Auch nach dieser Operation traten heftige Schmerzen 
ein und der Drnck des obem Randes des Gipsverbandes 
gegen den Bauch wnrde so qualend , dass der Verband 
abgenommen nnd dnrch einen Heftpflasterstreifenverband 
mit permanenter Extension ereetzt werden musste , was 
um so leichter geschehen konnte , da ja eine absolute Un- 
beweglichkeit der Fraktnrstellen hier kanm wunschens- 
werth war, denn Pseudarthrosen konnten dem Kr. bessere 
Dienste leisten als nene Unbeweglichkeit der Schenkel, 
wenn auch in verbesserter Stellung. Indessen verursachte 
die Extension dem Kr. mehr Beschwerde als der Gips- 
verband, namentlich erregten selbst lelse Bewegungen der 
Schenkel heftigen Schmerz , so dass wieder ein Gipsver- 
band angelegt werden musste , der nun besser vertragen 
wnrde. 

Noch wabrend des Anfenthaltes im Hospital hatte der 
Kr. eine sehr schwere Enterocolitis n. 2 Recidive der Iritis 
auf dem rechten, 1 anf dem linken Auge durchzumachen, 
Anfang Febrnar konnte er aber das Bett verlassen. Bei 
der Operation waren die Schenkel absichtlich in leichte 
Abduktion gestellt worden, wodnrch das Gehen bedeutend 
erleichtert wnrde. Am 17. April wurde der Kr. entlassen. 
Er konnte ganz gut an 2 Stdcken gehen , aber das Sitzen 
war natfirlich schwer. 

Einen Fall von Coxarthrocace, der inBezng anf 
die Diagnose von Luxation dea Htlftgelenks Interesse 
bietet, theilt Prof. J. Nicolayaen (Norsk Mag. 3. 
R. III. 6. p. 272. 1873) mit. 

Ein 21 J. alter Seemann hatte eine Contusion am 
Krenze und an der linken Hufte erlitten , wobei aogleich 
der linke Unterschenkel gebrochen war. Ob das Hfift- 
gelenkleiden gleichzeitig mit entstanden war, liess sich 
nicht ermitteln; der Kr. bemerkte es erst spfiter. Ala 


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VI. Chirurgie, Ophthalmologic a. Oti&trik. 


Pat. Sra Reichshospital an Christiania aufgenommen wards, 
waren 1'/, J. seit der Verletzung vergangen. Die linke 
Unterextremitat war ini iluftgelenk dektirt in einem 
Winkel von 140° und schien mn 1" verkurzt, derAbstand 
zivischen Trochanter nnd Symphyse betrug links 1 “ mehr 
als rechts; dieMuskulatnrdes linken Beines warschwacher 
ala die des rechten , die linke war viclleicht etwas mehr 
ansgefullt, das Becken rotirt. sowohl um die sagittate, als 
urn die vertikale Achse , so dass die Spina ilei ant. und 
sup. links hoher und weiter vorn stand als rechts. Von 
Bewegungen war Flexion , Adduktion und Rotation nach 
innen frei, Extension, Abduktion und Rotation nach aussen 
nnmoglich. Der B u r o w'sche Winkel (Trochanter — Crista 
ilei) betrug etwas weniger als 90°, die N 6 1 a t o n'sche Linie 
del etwas vor die Trochanterspitce. 

Die Art der verletzenden Oewalt, sowie die Stellnng 
des Gliedes konnten die Annahme einer Luxation des 
Schenkelkopfs nach oben und hinten zulassen, ebenso die 
Verhaltnisse der Beweglichkeit ; dagegen aber sprach der 
Umstand, dass die Plica inguinalis jedenfalls nicht weniger 
ausgef&llt war als auf der andern Seite, dass der Schenkel- 
kopf nicht an der der Luxation entsprechenden S telle ge- 
fiihlt werden konnte, sowie der Umstand, dass die Linie 
von der Tuberositas ilei nach der Spina ilei ant. sup. bei 
rechtwinkliger Beugnng des Schenkels gegen das Becken 
(die N 6 1 a t o n’sche Linie) nur um Weniges vor die Trochan 
terspitze flel, sowie die geringe Verminderung desBu* 
row'schen Winkels. An cine unvollsandige Luxation mit 
geringer Zerreissung der Kapsel i nd der vordern Ver- 
starknngsbander mit Stehenbleiben des Kopfes am hin- 
tern Rande des Acetabulum hatte man ebenfalls denken 
konnen , namentlieh wegen des vergrosserten Abstandes 
xwischen Trochanter und Symphyse , aber dann hatte 
ebenfalls der Schenkelkopf gefuhlt werden mussen nnd 
die Plica inguinalis wurde wahrscheinlich mehr einge- 
snnken gewescn sein. Gegen das Bestehen von Coxar- 
throcace sprach cinestheils der Umstand, dass das Glied 
▼on An fang an in Adduktion und Rotation nach innen ge- 
standen hatte, andemtheils, dass durch den Gebrauch des 
Gliedes sich der Zustand nicht verschliramert hatte , auch 
konnte die freie und schmcrzlose Flexion , Adduktion nnd 
Rotation nach innen gegen ein Huftgelenkleiden sprechen, 
sowie der gnte Gesundheitszustand des Kr. , doch sind 
diess alles keine zwingenden Grunde. Um in’s Klare in 
Bezng anf die Diagnose zu kornmen , wurde der Kr. chlo- 
roformirt und man fand , dass die sonst unmoglichen Be- 
wegungen nnbehindert ausgefuhrt werden konnten; bei 
der Extension fuhlte man eine schwache Crepitation. l>a 
nach der Narkose das Glied annahemd seine vorige Stel- 
lnng wieder eingenommen hatte , mnsste man Coxarthro- 
cace annehmen. ZurBehandlung wurde Gewichtaextension 
angewendet. 

Metastaiisc/ie Abscesse in den Muskeln, dem 
Herzen , den Lungen , den Pleuren , den Nieren und 
der Haut an der Bmst fand Prof. Otto E. A.IIjelt 
(Ettuaen likfipningar. Helsingfors 1872. S. 217) bei 
der Sektion in einem Falle von Coxitis. 

Caries im Acetabulum und Coxitis mil Abscess- 
bildung beobachtete Distriktsarzt Petraeus auf 
Fand (Hosp.-Tidende 2. R. I. 14. 1874) bei einem 
Knaben , bei dem in der Reconvalescenz von Schar- 
lach sich ein anfangs wegen seines schleichenden 
Verlaufs verkanntes Huftgelenkieiden entwickeit hatte. 
Das Becken folgte den passiven Bewegungen des 
Beines; der in Flexion und Abduktion stehende 
Schenkel wurde immobilisirt nnd permanente Exten- 
sion angewendet. Als P. am 6. April 1872 den Kr. 
in Behandlung bek&m , hatte sich der Zustand , der 
vorher action sehr gebessert gewesen war , in Folge 
einer Reise wieder versclilimmert. 


Die linke untere Extremitat war im Ganzen atro- 
phisch, geneigt, sich dektirt, zugleich aber adducirt zu 
halten ; aktive Bewegungen konnte der Kr. ansfuhren, 
passive waren ohne besondere Schmerzen ausfuhrbar, 
doch folgte bei ihnen das Becken den Bewegungen , der 
Schenkelkopf war nun auf die hintere Flache des Os ilei 
luxirt. Die Extremitat erschien verlangert, weil das Becken 
schrag geneigt gehalten wurde. Einige Zoll unterhalb des 
lluftgeieuks begann eine iluktiiirende Geschwulst an der 
aussern und zum Theil auch an der vordern Flache des 
Oberschenkels , sie lag in der Tiefe . schien aber Neigung 
zu haben , nach aussen durchzubrechen zwischen dem 
M. rectus und vastus extcmus. Die Behandlnng bestand 
in Extension, die nicht streng dnrchgefuhrt werden konnte, 
weil der allgemeine Zustand deg Kr. , der sehr herabge- 
kominen war , fortwahrendes Liegen nicht gestattete ; die 
Krafte hoben sich indessen rasch wieder. Die Geschwulst 
nahin an Urnfang, namentlieh in der Breite. zu n. naherte 
sich mehr der Oberflache. Durch 2 Incisionsoffnungen, 
von deueu sich die . eine am obern Theile, die andere in 
der Mitte der Geschwulst befand , wurden ausser einer 
ausserordentlichen Menge Eiter noch kasige und speckige 
Stucke von unregelmassiger Form , von verschiedener 
Grosse (die grossten waren erbsengross) in bedeutender 
Menge entleert. Die Abscesshohle wurde taglich 2mal mit 
Carbolsaurelbsung ausgespult. Beim Sondiren zeigte sich 
die Abscesslidhle gross und geraumig, die Sonde geiangte 
aufwarts bis zum Acetabulum , dessen Rand dem Gefuhle 
mit der Sonde nach carios und brocklig erschien. Mittels 
eines eingef&hrten Loffels wurden die cariosen Stucke ab- 
gekratzt und mittels desselben kaseartige Massen ent- 
fernt. Nach der Operation war die Eiterung nur gering, 
Fieber trat nur vorubergehend auf. Die Abscesshohle 
schloss sich allmalig und beim Sondiren traf man nirgends 
mehr anf cariosen Knochen ; nach 6 W. war die Wnnde 
ganz gcschlossen und der Kr. konnte als geheilt betrachtet 
werden. Lie durch die Luxatiou entstandene Ankylose 
des Schenkelkopfes mit der hintem Flache des Dannbeins 
war ziemlich solid, so dass sich derKr. auf sein etwa 3 / t " 
verkurztes Bein gut stutzen konnte. In der Folge nahm 
auch der Urnfang des linken Beines wieder zn. Eine Spur 
von dem Leiden am Acetabulum kehrte nicht wieder. 
Ilin und wieder bildeten sich zwar Abscesse an dem krank 
gewesenen Beine , aus denen wieder kasige Maasen ent- 
leert wurden , aber nach P.’s Annahme entstanden die 
Abscese nur dadurch , dass nach der Operation derartige 
kasige Massen zwischen den Muskeln und dem Zeligewebe 
zuruckblieben , die als fremde Korper wirkten ; mit der 
UelenkhOble standen die Abscesse , die iramer nur ober- 
flachlich waren, in keiner Vcrbindung. 

Dass die grossen Incisionen , die P. in die Ge- 
schwulst machte , von entschiedenem Nutzen waren, 
ist nicht zu bezweifeln. Obwohl P. selbst den guten 
Erfolg deraelben hauptsadilicli den vorhandenen, 
ausserordentlicli gilnstigen Verhiiltniasen zuzuschrei- 
ben geneigt ist, glanbt er doch, dass bei Coxitis mit 
Abscessbildnng grosse Incisionen denPunktionen vor- 
zuziehen seien, da es sich leicht um Entfernung mor- 
tificirter KnochenstUcke und Gewebstheile handeln 
kOnne. — Die Lnxation, die P. bei der Untersnchung 
des Kr. fand , ist nach ihm unzweifelhaft wfthrend 
der langen und beschwerlichen Reise des Kr. von 
Kopenbagen nach Fand entstanden ; die zerrissene 
Gelenkkapsel nnd das beschkdigte Acetabulum mass- 
ten die Entstehung deraelben entschieden begtlnstigen. 

Hjort jun. (Norsk Mag. 3. R. HI. 6. 1873; 
Forhandlinger i det Norake med. Selskab i 1873. 
8. 1 10) ftthrte die Resekdon des Huftyclenks wegen 
Coxitis bei einem 8 J. alten Knaben aus und erzielte 
damit ein sehr gutes Resultat. 


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185 


VL Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


Schon im Alter von 2 J. war das Kind an Coxitis 
behandelt worden , aber ohne Erfolg ; seit 2 1 /, J. hatte 
sich an der Vorderfliche des Schenkels eine fluktuirende 
Geachwulst gebildet, die bis cor Grosse eines Ganseeies 
anwucbs, aber nicht mit dem Hfiftgelenk in Verbindung 
zu ate hen schien, sonst auch nicht weiter storte. In der 
letzten Zeit Hng der Kr. an fiber Empdndlichkeit am Tro- 
chanter major zn klagen, wo sich ein empflndlicher Sen- 
kungsabscess gebildet hatte. Bei der am 6. Marx 1872 
auagefiihrten Operation wurden l'/ 4 “ vom Knochen ent- 
fernt. Dieser war verhfiltnissmfissig gesnnd , aber der 
Schenkelkopf war ganz untergegangeu , das Acetabulum 
von Fungositaten fiberwuchert. Nach der Operation stellte 
sich ziemlich heftiges Wundtleber ein, aber nach Ueber- 
fuhrung des Kr. Ln seine Heimath besserte sich sein Zu- 
stand rasch and der Kr. genas bald. Die Verkur/ung be- 
trng V/ x “, dieBeweglichkeit imHfiftgelenk war aber gut, 
mit fixirtem Becken konnte der Schenkel nach oben fiber 
46* gebeugt werden. Der Knabe sprang mit Leicbtigkeit 
und warf oft seine Krucken weg, die ihm in der ersten 
Zeit zur Unterstfitzung gegeben warden. Die Extremitat 
war woblgenahrt, die Muskniatnr kraftig, das Allgemein- 
befladen des Knaben gut. 

Dr. Dannevigin Tdnaberg (Norsk Mag. 3. R. 
III. 2. Ges. -Verb. S. 221. 1873) ftthrte an einem 
5jhr. Knaben die Resektion des Hflftgelenks aus. 

Ein Vlerteljahr nach einem Sturze begann Pat. anf 
dem linken Beine zn hinken und fiber Schmerzen in dem- 
selben zn klagen. 1m Sept. 1871 bestand Geschwulst 
nach hinten vom Trochanter und Empfindlichkeit gegen 
Druck, starke Flexion und Abduktion erregte Schmerzen, 
aber nicht Druck des Schcnkelkopfes gegen das Acetabu- 
lum. Im Jan. 1872 war das Bein fast unbeweglich im 
Hfiftgelenk and stand in Flexion, Adduktion und Kotatloa 
nach innen. Mach vorn und aussen am Schenkel befand 
sich ein grosser Abscess. Sowohl die spontanen Schmer- 
zen als die beim Vereuch passiver Bewegungen waren viel 
beftiger geworden. Nach Spaltung dee Abscesses gelangte 
man mittels der Sonde auf blosgelegten Knochen, weshalb 
am 31. Jan. 1872 die Resektion des Hfiftgelenks ausge- 
fuhrt wurde. Der Ilautsehnitt wurde zwischen Trochanter 
und Spina ilei ant. snp. nach unten and hinten gemacht, 
bei der Resektion wurde Kopf, Hals nnd das obere Dia- 
physenende des Femur abgetragen und ein Theil von bei- 
den Trochanteren. Der Schenkelkopf war abgelost und 
im Scheukelhalse fand sich ein grosser Sequester. Die 
Heilnng ging gut von Statten, seit Ende October ging 
der Kr. mit Krficken Oder mit dem Stock leicht und gnt 
nmher. Die Verkfirzung des Gliedei betrug ungefahr 1", 
die Beweglichkeit war frei nach alien Richtungen , doch 
nicht vollstandig so wie normal. 

W. Boeck, der den Kr. am 11. Dec. in der med. 
Gesellschaft in Christiania vorsteltte, hob hervor, dass 
dasResultat ein in jederHinsicht ansgezeichnetes genannt 
werden mfisse, nnd dass dieser Fall aufs Neue beweise, 
dass man mit der Resektion nicht zugern soil, bis die Ge- 
snndheit des Pat. schon in hohem Grade gelitten hat. 

Eine im Wesentlichen statistische Arbeit von 
Lndwig Jacobsen fiber die Renal tate der Re- 
sek turn des Hiiftgelenks bei Caries und Erie rung 
(om Resektion af Hofteleddet i Tilfilde af Caries og 
Suppuration. AfbandL f. d. med. Doktorgrad K6- 
benhavn 1874. 8. 253 S. — Nord. med. ark. VI. 
4. Nr. 32. S. 23. 1874) zAhlt in einer Tabelle 250 
Falle auf, von denen in41.60%Heilung, in 58.40°/ o 
der Tod erfolgte. 

Ftlr die einzelnen Linder stellt sich das Mor- 
tal! t&teprocent folgendermaassen heraus: England 
34.33%, Amerika 45.71°/ ft , Deutschland 69.57%, 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 2. 


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Frankreich 87.50% » Russland 60.0°/* und Dfine- 
mark 100%. Dabei ist jedoch zu bemerken , dass 
sich diese Bcrechnung anf eine sehr ungleiche An- 
zahl von Fillen stfitzt (in derselben Reihenfolge 
der Linder 67, 35, 115, 16, 10 und 7), wodnrch 
sie einen nur sehr bedingten Werth bekommt. 

Das Alter hat eine grosse Bedeutung ftlr die 
Sterblichkeitsverhiltnisse, die hiufigste Todesursache 
war Entkriftung (59 Fille) , danach Phthisis und 
Pyimie (je 17 Fille). 

In Bezug auf die Indikationen und Contraindi- 
kationen ffir die Resektion giebt J. eine statistische 
Uebersicht fiber Fille von suppurativer Coxitis , die 
auf andere Weise und nicht mittels der Resektion 
behandelt wurden. Diese Fille, 63 an der Zalil, 
stellt er 167 Fillen von Resektion gegentlber. Von 
den 63 exspektativ behandelten Kr. wurden 17 
(26.98®/ 0 ) geheilt, 46 (73.02®/ 0 ) starben; von den 
167 Kr., an denen die Resektion ausgefUhrt wurde, 
wurden 86 (51.49%) geheilt, 81 (48.5 1%) star- 
ben. Doch anch diese statistische Berechnung ver- 
liert , wieDrachmann in seinem Referat hervor- 
hebt, an Werth, einestheils dadurch, dass die eiuah- 
der gegenilber gestellten Zahlen zu ungleich sind, 
anderntheils aber auch dadurch, dass sich unter den 
Fillen von Coxitis, die exspektativ behandelt wurden, 
vielemit schweren Complikationen finden, und solche, 
in denen die Kr. schon bei der Aufnahme sehr her- 
untergekommen waren. 

(Schlusa im n&cbsten Hefte.) 

425. Subcutane Resektion des Sohenkel- 

halsea auf beiden Kdrperseiten we gen Ankylose ; 
von Edward Land. (Brit. med. Journ. Jan. 29. 
1876.) 

Ein 20 J. alter Mann hatte an rheumatischer Affektion 
beider Hfiftgelenke gelitten nnd danach hatte sich voll- 
stfindige Ankylose in gestreckter Stellung auf beiden Sel- 
ten gebildet. Passive Bewegungen , die bei Chloroform- 
narkose deB Kr. versucht wurden , waren absolut unmog 
llch und man entscbloss sieh zur Operation. Am 6. Mfirz 
wurde der Schenkelhais an der linken Selte ganz nach 
dem Vorgapge, wie diess Adams ausgeffihrt hatte, sub- 
catan durchsfigt , wonach eine Bewegung bis 7,um rechten 
Wlnkel und auch eine geringe Rotation des Gliedes m5g- 
Uch wurde. Die Operation wurde unter genauerBeobach- 
tnng der antiseptischen Methode ausgeffihrt nnd auoh der 
Verbaud war antiseptisch. Am 21. Mfirz (16 Tage nach 
der Operation) war die Wunde geheilt, geringe Bewegun- 
gen des Gliedes im Bett waren ohne Schmerz mOgllch. 
Unter Chloroformnarkose deB Kr. wurden spfiter wieder- 
holt aasgiebige passive Bewegungen vorgenomraen and 
vom 7. Mai an kam Gewichtaextension inAnwendung; der 
Kr. wurde angewiesen, tfiglich mehrerc Male Bewegungen 
(Beugimg des Knles) auszufuhren, wobei dasGIied augen- 
scheinlich an Kraft gewann. Am 28. Mai konnte der Kr. 
an Krucken gehen and selbst mit dem linken Fosse aaf- 
treten. Man warde die Operation am rechten Fusse ganz 
in derselben Weise vorgenomraen , wobei d r Sfigeschnltt 
schrfig durch den Schenkelhais geftihrt wurde. Die Ope- 
ration war mfihsamer und dauerte langer, well L. mit der 
linken Hand operiren musste ; nach Beendignng derselben 
konnte der Schenkel mit Leichtigkeit flektirt und nacb 
innen und aussen rotirt werden. Am 18. Juni war die 

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VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


Wnnde geheilt. Die Nachbehandhiug bestand wieder in 
ausgiebigen aktiven nnd passlven Bewegungen and An - 
wendaag der Oewichtseztension. Am SO. Jnli konnte der 
Kr. auf einem Stable sitxen , auf das recbte Be in konnte 
er sich aber nocb nicbt stutzen. 

Von besonderem Interesse ist der Umstand, dass 
derKr. nach vollendeter Heilung aufrecht stehen and 
das Gleichgewicht bewahren konnte, obwohl anf 
beiden 9eiten das Ligamentum ileo - femorale hatte 
dnrchschnitten werden mtissen, das Humphry far 
ndthig halt, um das Hintendberfallen des Kdrpers zu 
verhflten. Jedenfalls mnssten die Psoasmuskeln die 
Stelle des dnrchschnittenen Ligamentes vertreten. 
Auch die Branchbarkeit des Gelenkes Terdient her- 
vorgehoben zu werden. (Asch4.) 

426. Zur Behandlong des Hygroma prae- 
patellare mittels der Incision ; von Prof. Dr. Ri- 
chard Volkmann. (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 
8. 1876.) 

Wahrend die Heilung nach der ErOffnung der 
SchleimbeuteLhygrome mittels des Schnittes gewbhn- 
lich lange Zeit in Ansprnch nimmt u. unter Fieber nnd 
Eitemng vor sich geht , kommt sie bei antiseptischer 
Nachbehandlung, wenn Ski erase und Verdickung der 
Sackwandnngen nicht zn erheblich sind , rasch nnd 
ohne jeden Znfall durch primftre plastische Verkle- 
bnng des an seiner vordem Flache klaffend offen ge- 
haltenen Sackes an Stande unter gleichzeitiger An- 
wendnng eines festen Druckverbandes. 

Das Verfahren besteht darin , dass der Sack des 
Hygroms durch einen Longitudinalschnitt gespalten 
wird , dessen Lange sich nach der GrOsse des Hy- 
groms richtet ; wenn die Hantdecken schlaff und aus- 
gedehnt sind, wird ein elliptisches Stttck gleichzeitig 
aus Haut und Balgwand ausgeschnitten. Der Inhalt 
wird entleert , gestielt aufsitzende Reiskdrperchen 
oder dickere den Binnenraum dnrchsetzende Strange 
werden ausgeschnitten und entfernt, der Wand auif- 
sitzende derbere Gerinnungsschichten mit dem schar- 
fen Loffel abgescliabt. Nach wiederholter Aussptt- 
lung der HOhle mit CarbollOsung (bis zu 5%) wer- 
den zu beiden Seiten des Schnittes 2 dicke Wfllste 
aus zusammengeballter Lister’scher Gaze aufgelegt, 
welche die Tasche comprimiren und den etwa noch 
darin vorhandenen Inhalt vollstandig ausdrflcken; 
wenn dann der Schnitt klaflt, werden 2 Drainage- 
rflhren eingelegt. Die Lflcke zwischen beiden Gaze- 
wtllsten ilber der Wundspalte wird mit einem Banach 
von carbolisirter Gaze sorgfaitig ausgefttUt, die ganze 
Kniegegend mit Gaze umhflllt, welche mit Binden- 
touren aus carbolisirter Gaze befestigt wird. Zuletzt 
wird das Bein auf eine lange Hohlschiene gelegt und 
anf dieser durch Gazebindentouren befestigt. 

Bei dieser Behandlung verklebt der Sack binnen 
2 — 3 Tagen vollst&ndig ; wenn die Wundspalte klafit, 
so fftllt sie sich entweder mit einem glasigen Exsu- 
date aus oder mit einem Blntgerinnsel, das die eigen- 
thflmlichen Metamorphosen durchmacht. Nach 8 — 
10 Tagen (nach 3 — 4maligem Verbandwechsel) 
pflegt die Verheilnng so weit vorgeschritten zu sein, 


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dass man zu einfachern Verbandweisen tlbergehen 
kann, nach 14 Tagen bis 3 Wochen ist die Vernar- 
bung gewdhnlich vollendet. 

In 7 Fallen von chronisehen Hygromen (6 die 
Bursa praepatellaris und 1 die Bursa anconaea be- 
treffend) hat V. diese Behandlung angewendet und 
nie Vereiterung des Schleimbeutels oder entzOndliche 
Schwellung oder Phlegmone auftreten sehen. In 
6 Fallen trat gar kein Fieber auf, im 7. nur kurz 
nach der Operation massiges Fieber, wahrend der 
ttbrige Verlauf fieberlos war. 

Auch bei akuter eitriger und selbst phlegmo- 
ndser Bursitis ist bei antiseptischer Behandlong der 
Verlauf gtlnstig und selbst dann noch , wenn bereits 
Perforation der Sackwand oder Phlegmone in der 
Umgebung eingetreten ist, kann unter gltlcklichen 
Umstanden rasche plastische Verklebung des Sackes 
erreicht werden. V. ftlhrt 3 solche Falle an, in 
denen rasche Heilung nnd vollstandige Verklebung 
stattfand. In schwerern Fallen wird zwar die Ver- 
klebung nicht sofort erreicht und es findet immer 
noch einige Tage lang Eiterung statt, aber dann er- 
folgt doch noch Verlbthung und rasche Heilung, wie 
2 von V. mitgetheilte Falle zeigen. 

V. hat mitunter die Gelegenheit wahrgenommen, 
bei der Incision kleine Streifen der Wandung mit 
den daran sitzenden gestielten ReiskOrperchen be- 
hnfs der hintologischen Untersuchung auszuschneiden 
und dabei gefunden, dass die chronisehen Schleim- 
beutelentzUndungen meist spater denselben fibrindsen 
Charakter annehmen, wie ihn V. fflr das Zwerch- 
sackhygrom der Fingerbenger (s. d. betr. Abschnitt 
in den Beitragen zur Chirurgie. Leipzig 1875) be- 
schrieben hat, nur nicht in so hohem Grade. Die 
stets nor in geringer Anzahl vorhandenen freien 
Kflrper erwiesen sich als feste Fibrinconcremente, 
gestielt an der Wand haftend, um feine Zotten, Binde- 
gewebsfasern oder um die Stttmpfe abgerissener oder 
atrophirter Septa angesetzt; die Balgwand zeigte 
an ihrer freien Flache fiber dem hypertrophischen 
Bindegewebslager eine continuirliche Auflagerung 
von homogenen, struktnrlosen Fibrinschichten , die 
allerdings nie eine grosse Dicke erreichten. 

In 3 von V. mitgetheilten Fallen war der Inhalt 
ein hamorrhagischer, besonders in einem d&von han 
delte es sich um ein exquisites Hamatom. 

(A s c h 4.) 

427. TTeber die Sohusaverletzungen des 
Fussgelenka wahrend des letzten Krieges und die 
Resultate ihrer Behandlung ; von Stabsarzt Dr. 
Grossheim. (Deutsche milit.-arztl. Ztschr. V. 4 
u. 5. p. 217. 1876.) 

Vf. — dessen Abhandlung sich in rflhmlichster 
Weise den von uns achon besprochenen Arbeiten fiber 
Schnssverletzungen der Gelenke (Jahrbb. CLXIX. 
p. 168 ; CLXXI. p. 54) anschliesst — hat die Akten 
der Militar - Medicinal - Abtheilung des preussischen 
KriegHministerinms benutzt und ausserdem durch spe- 
cielle Rttckfragen sich fiber den gegenwartigen Zn- 


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VI. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otlatrik. 


stand der Verletzten Aufkl&rung verschafft. Das 
Fussgelenk ist fhr die vorliegende Arbeit in seiner 
engsten Bedentung ala Talo - Cniralgelenk aufgefasst 
worden nnd somit warden auch nnr diejenigen Fftlle 
bertlcksicbtigt, welche die drei das Gelenk bilden- 
den Knochen oder ihre GelenkflAchen betrafen. Nur 
in wenigen Fallen wurde anch der verletzte Calca- 
neus und die andem in der Nahe gelegenen Fuss- 
wurzelknochen hinzugerechnet , wenn eine gleich- 
zeitige Verletzung des Talo - Cruralgelenks wahr- 
scheinlich war , wahrend alle (lbrigen Verletzungen 
des Tarsus nnd der Tarsalgelenke ex nexn blieben. 

Abgesehen von den einfachen Kapsel Streif- 
und ContusionsschUsaen sind nach S o c i n drei Kate- 
gorien der Fussgelenksschllsse zn unterscheiden , je 
nachdem die Unterschenkelknochen allein, der Talus 
allein oder beide zusammen verletzt sind. Bei der 
ersten Kategorie pflegt meist eine ausgedehnte Kno- 
chensplitterung vorhanden zu sein , bei der zweiten 
sind in der Regel mehrere Tarsalgelenke mit verletzt, 
wahrend die Falle der dritten Kategorie sich in der 
Regel auf das Fussgelenk beschr&nken. Hue ter 
bemerkt , dass Schussfrakturen eines der Malleolen 
ohne Betheiligung des Gelenks vorkommen kbnnen 
und dass Schttsse, die in einiger Entfernung vom 
Gelenk durch den Knochen verlaufen (die gefohr- 
lichste Stelle ist 1 — 2" liber dem Gelenke), dasselbe 
mehr geiUhrden als diejenigen , die in unmittelbarer 
Nahe des Gelenks den Knochen durchbohren. Im 
Allgemeinen ist die Diagnose der Schussverletzungen 
des Fussgelenks nicht schwer, doch kommen Falle 
vor , die anscheinend leicht durch ihren stllrmischen 
Verlauf erst ihre Bedeutung erkennen lassen; na- 
mentlich muss man auch an die bis in das Gelenk 
sich hinein erstreckenden Fissuren denken. 

In Bezug auf die Behandlung ist die con- 
servative Behandlung ohne oder mit Operation (Re- 
sektion) und die verettlmmelnde zu unterscheiden. 

Die rein conservative Behandlung der Fussge- 
lenkschbsse wurde in frtthem Kriegen nur in ganz 
leichten Fallen gettbt, im letzten Kriege dagegen 
vielfach, doch ist Vf. nicht in der Lage, die genaue 
Zahl der so behandelten Falle angeben zu kfinnen. 
Besondere Beachtung hat L tick e dieser Behandlung 
gewidmet und B. v. Langenbeck bat dieselbe des- 
halb empfohlen, da gerade bei diesem Gelenke die in 
Frage kommende chirurgische Behandlung : vollstan- 
dige Immobilisirung bei rechtwinkliger Stellung des 
Fussgelenks, Incisionen und Splitterextraktionen, be- 
sonders ausfilhrbar ist. Er ertheilt den besondern 
Rath, bei Zertrtlmmerung des Fussgelenks durch 
Geschosse schweren Calibers exspektativ zu verfah- 
ren und nicht etwa primar zu reseciren, sondern das 
Gelenk vSllig zu immobilisiren imd eine sekundare 
Resektion in Aussicht zu nehmen. Die sorgfaitige 
Immobilisirung des Fussgelenks ist besonders wichtig, 
da das Gelenk in der entztlndlichen und Eiterungs- 
periode die rechtwinklige Stellung zu verlassen strebt, 
wie diess Bonnet’s Versuche gezeigt haben. Durch 
Incisionen in das Gelenk , durch feste Verbande ge- 


lingt es, der Neigung des Gelenks, in die Spitzfuss- 
stellung flberzugehen , entgegenzutreten. Von Wich- 
tigkeit ftlr den Verband ist es, den Decnbitus an der 
Ferse zu verhflten, wozu die Volkmann’sche 
Schwebe und dieRiB’sche Methode, bei welcher 
durch entsprechende Vorrichtungen das Bein so ge- 
lagert wird, dass die Ferae frei liegt, in Anwendung 
kommen. Ausser dem festen Verbande kommen noch 
das antiseptische Verfahren , prolongirte Fussbader 
(bei mit Damaraharz getranktem Gipsverbande) in 
Betracht nnd man wird in Zukunft vielleicht in dieser 
Behandlung noch gltlcklicher sein, wenn man bei der 
Evakuation sorgfaltig ist und Kr. mit schweren Fuss- 
gelenkverletzungen (lberhaupt nicht, oder mttglichst 
spat langere Zeit hindurch transportiren lasst. Die 
Casuistik von Beck Aber conservirend behandelte 
Fussgelenkschasse ergiebt bei 38 Fallen eine Mor- 
talitat von ll.l®/ 0 , Lttcke hat 8 Falle behandelt, 
die in denen Heilung erfolgte ; ahnlich werden von 
andem Autoren gttnstige Resultate berichtet. Die 
Resektion des Fussgelenks wurde bekanntlich 1792 
von Moreau wegen Caries verrichtet, aber erst 
durch B. v. Langenbeck in die Kriegschirnrgie 
eingefllhrt, der die Operation 1864 5mal, darunter 

1 tbdtlicher Ausgang, verrichtete. Wahrend des 
Krieges 1870/71 ist die Resektion (totale und par- 
tielle) im Ganzen 97mal ausgeftlhrt worden. Ueber 
das Endresultat der Resektion ist Vf. mit den Operir- 
ten , so weit als moglich , in direkte Correspondenz 
getreten, theils sind dieselben besonders nochmals 
untereucht worden , so dass bei 93 Resektionen ge- 
nauere Angaben (bei 4 Franzosen war diess nicht 
mOglich) gewonnen werden konnten. 

Die Totalraektion des Fussgelenks wurde 60mal aus- 
geffihrt , in keinem Falle am Tags der Verwundung oder 
am Tage nach derselben ; lmal am 2. , lmal am 7. Tage, 
in aUen ubrigen Fallen nach diesem Tage , und swar vom 
8.— 14. Tage 9, vom 15. — 21. 12, vom 22. — 28. 9 nnd 
noch spater 18mal. In den beiden Fallen von Frfih- 
resektion blieb das Leben erhalten ; bei dem einen Kr. 
wurde eine Nachamputatlon nothig. Von den In der 9. 
Woche operlrten 9 starben 4, in einem Falle war Naoh- 
amputation des Oberschenkels ndthig; von den in der 
3. Woche operirten 12 Kr. fiberlebten 6 die Operation 
[1 starb an Knbr], In den 17 Fallen, in denen die Re- 
Bektion nach Ablauf der 3. Woche ausgefubrt wurde, trmt 
7mal der Tod ein. Von den 60 Totalresektionen im Gan- 
zen blieb in 4 F. der Ausgang unbekannt , in den fibrigen 
46 F. warden 26 = 62% das Leben erhalten (darunter 

2 Amputirte) , 20 Operirte starben 40% (darnnter 7 
Ampntirte) oder bei Berechnung von nnr 46 Fallen resp. 
66.7 und 43.3«/„. 

Obscbon hiemach die Tot&lresektion in Bezug 
auf Erhaltung des Lebens nicht gttnstig eracheint, 
so bat sie doch bessere Resultate ergeben , als die 
durch Fussgelenk schtisse bedingten Amputationen 
des Unterachenkels , welche eine um 2.9% hdbere 
Mortalit&t bieten. Diese Resektionen warden aber 
nur unternommen, wo nach den frflhem Grundsitzen 
die Amputation gemacht worden wire ; sie sind also 
schon hinsichtlich der Lebensrettung als ein Fort- 
schritt zu bezeichnen. Eben so wichtig sind aber 
noch die funktionellen Resultate. Die Verktlrzung 


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VI. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


des operirten Beines variirte von 1 — 15 Ctmtr. ; sie 
enteprach vielfach dem Maaase der entfernten Kno 
chcntheilc, in andern Fallen war sie durch die reioh- 
liche Knoehenproduktion gegeuilber den durcli die 
Operation gesetzten Knoclicndefekten sehr vermindert 
oder gar aufgehoben. Der gross te Theil der Operir- 
ten konntc mit dem betreffenden Fusse , wenn auch 
mit Hiilfe cines Stockes oder ciner Killcke, gelien ; 
in einzelnen Fallen war allerdings die Stellung des 
Fusses eine so feklerhafte , dass ein Aufsetzen des 
Fusses nicht nioglich war. Die Heilung erfolgte mit 
Ankylose , die als gutes Resnltat zu bezcichneu ist, 
wenn sie im rechten Winkel erfolgte ; es sind des- 
halb, da Ankylose erstrobt werden muss , alle Bewe- 
gungsversuche im Gelenke zu unterlassen. 

Von partieUfH Resektionen des Fussgelenks hat 
Vf. 47 Falle genayor ermitteln konnen; von den 
betreffenden Operirten wurden 33 = 7O.2 0 / o gelieilt 
(darunter 1 Amputirter) , wahrend 14 = 29.8°/ 0 
Btarben (danmter 1 Amputirter). 

Pie Entfernung der Tibia urul Fibula wurde 18mal 
ausgegefQhrt ; 13 Operirte (72.2%) wurden gehellt und 
5 (27.8%) starben j die Operationen nach der 3. Woehe 
waren in Hezug auf Lobensrettung am gunstigsten. Als 
auaserordentlich giinstig vcrlaufen wird ein Fall erwahnt, 
in dem Hue ter die Operation ausgefuhrt hatte. Der 
Operirte vermag Stunden lang auf die Jagd zu gehen nnd 
Treppen zu stelgen und hdchsten im tiefen Sande nimmt 
er ein geringes Mindermaa-ss der fruhem Leistungsfahig- 
keitwahr; dasGelenk istaktiv beweglieh, etwas inValgus- 
stellung und verdiekt ; cine Verkurzung von 4 Ctmtr. let 
vorhanden, ohne den Operirten zu behindern. — Naehdie- 
ser Operation ist auch der einzige Fall von Schlottcrgelenk 
beobachtet. Es erfolgte 7mal Heilung mit Ankylose, 2raal 
im stumpfen Winkel , Imal mit Subluxation nach aussen ; 
die Verkurzung der Extremitat betrug von 2 bis 10 Centi- 
meter. Ausser dem obenerwabDten Pat. war keiner, der 
gaoz ohne Stock ging ; 5 hedienen sich eines solchen , 2 
gebrauchen Krucken. Hiernach mass die Entfernung der 
Tibia nnd Fibula als eine heilbringonde Operation ange- 
eehen werden. 

Dio Entfernung der Tibia aUein wurde 6mal ausge- 
fuhrt, nur in 1 Kalle mit todtlichem Ausgange (16.6%); 
in elnem andern Falle mnsste die Amputation nachtr&glieh 
gemacht werden ; in 1 Failc tratBeweglichkeit im Gelenke 
ein, so dass dasselbe bis zu 75 Grad flektirt werden 
konnte ; in den 3 ubrigen Fallen erfolgte Ankylose. 

Die Entfernung der Fibula all ein wurde 6mal ausge- 
fuhrt, wovon 2 Falle todtlich verliefen; in den 3 ubrigen 
war das Resnltat 2mal ein reeht gutes , lmal ein ungenu- 
gendes ; die Operation ist also fUr geeignete Falle recht 
empfehlenswerth. 

Die Fibia und der Talus zugleich wurden 2mal resecirt ; 
in beiden Fallen blieb dasLeben erhalten. In einem Falle 
war das Resultat eine Verkurzung von 8 Ctmtr. und eine 
gate Stellung des Fusses ; im andern Falle trat Ankylose 
In Spitzfuasstellung ein. 

Die Entfernung der Fibula und des Talus bat ein sehr 
ungilnstiges Resultat ergeben ; von 6 Operirten starben 5 
(darunter 1 spater am Oberechenkel Amputirter) ; der 
einzige am Leben gebliebene hat eine Verkurzung von 
3 Ctmtr., geht aber mit erhohter Sohle am Stocke. 

Ebonso hatte die Entfernung des Talus allem nn- 
g&nstlge Resultate, indem von 3 Operirten 1 starb, 1 sich 
einer nachtraglichen Amputation desUnterschcnkelsunter- 
ziehen musste und 1 mit ADkylose in Spitzfussstellnng ge- 
beilt wurde. 

In einem Falle wurde Fibula, Talus, Os cuboid- und 
ein Theil des Calcaneus von B.v.Langenbeck entfernt; 
das Resultat war ein sehr gutes. 


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Talus und Calcaneus oder Thole dieser Knochen wur- 
den 3mal mit recht gutem Erfolge entfernt. In 1 Falle, 
in dem allerdings die carioeen Wande des Schusskanals 
nnd einige Enoch ensplitter beider Knochen entfernt wur- 
den , vermochte der Operirte (Offlcier) leichten Dienst zu 
thun. 

Der Calcaneus wurde 2mal mit gflnstigem Erfolge 
entfernt. 

In einem Falle wurde Talus, Calcaneus, Os navicular e 
entfernt, nachderu das Os enhoid. in Stucken extrahirt 
war. Der Operirte konnte mit einem entsprechenden 
Stiefel gehen. 

In alien diesen Fallen von partieller Resektion 
wurden diejenigen Knochen und Knochentheile ent- 
femt , die erlieblich beschUdigt waren , with rend die 
intakten Partien und auch einfach frakturirtc oder 
angesplitterte Knochentheile ohne Nachthei! flir den 
Pat. stehen blieben. 

Die osteoplastisc/ie Operation nach Pirogoff 
wurde wahrend des Krieges 1870/71 wegen Schuss- 
verletzungen des Fussgelenks 6mal ausgefiihrt; 2 F&lle 
endeten todtlich. Nach den wegen anderer Verwun- 
dungen wahrend desselben Krieges vorgenommenen 
23 Operationen nach Pirogoff starben 11. — Die 
Exartikulatiion nach Syme wurde wegen Schnss- 
verletzungen des Fussgelenks 4niai gemacht ; in 2 F. 
erfolgte der Tod. 

Die Amputation des (JnterschenkeU wurde we- 
gen Schussverletzung des Fussgelenks wahrend des 
letzten Krieges 1 4 5raal ausgeftlhrt ; 71 Falle endeten 
in Heilung, 61 mit dem Tode , in 13 Fallen konnte 
das Resultat nicht sicher ermittelt werden ; es ende- 
ten also 46.2°/ 0 mit dem Tode, eiu Resultat, das die 
T otalresektionen um 2.9° 0 und die partiellen Re- 
sektionen um 16.2 und alle Resektionen im Ganzen 
urn 9.6% tlbertrifft. Die sonst mit den Resektionen 
verglichene Amputation im untern Drittel des Unter- 
sclienkels ergab 53.9°/ 0 Todte, wogegen die Morta- 
litat nach der Amputation im obern und mittlern 
Dritttheil nur 38.5, resp. 36°/ 0 Todesfillle ergab. 
Die primare Amputation ergab die beaten Resultate, 
dann folgten die in der Zeit vom 1. bis 7.Tage vor- 
genommenen, wahrend die in der Zeit vom 22. bis 
28. Tage ausgefilhrten das ungtlnstigste Ergebniss 
batten. Ganz spate Ampntationen , welche erst nach 
der 12. Woehe, und zwar in einem Falle 1 Jahr und 
8 Mon. nach der Verwundung, vollzogen wurden, lie- 
ferten librigens die weitaus besten Resultate, namlich 
keinen Todesfall, wahrend die in der 1. Woehe ge- 
machten Amputationen 38.5°/ 0 Todesftllc hatten. Die 
haufigste Todesursache gab die Pyimie ab. 

Der Abhandlung sind tabellarische Uebersichten, 
sowie eine ganz specielle Analyse aller zur Arbeit 
benutzten Falle beigefQgt. (A 8 c h 6.) 

428. Ueber Behandlung dor varikdaen 
Geschwtire rnittels der Ldsung des xceinsteinsaureii 
Kiserdcali ; von Dr. H. Bourguignon. (L’Union 
38. 1876.) 

B. wendet das Mittel in Lttsungen von 2, 4 oder 
6 Grmm. anf 100 Grmm. dest. Wasser (mit Znsatz 
von 10 Tr. Ammoniak , um Nlederschlag zu vermei- 

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VI. Chirurgio, Ophth&Imologie u. Otiatrik. 


den) , je nach der Toleranz des Kr., an bei chroni- 
Bchen Geschwflren, besondera aber bei varikosen Ge- 
schwttrcn , nnd zwar in Form von Waschungen und 
von Vcrb&nden. Ein Bauscb von feiner Charpie, mit 
der Losung getrknkt, wil’d an fangs fillh und Abends 
anf daa Geschwflr aufgelegt , spelter , wenn die Ver- 
narbnng weiter fortgeschrittcn ist, nnr Abends; 
darftber wird ein Ceratverband angolegt. Wenn die 
Application des Mittcls anfangs Schmerzen erregt, 
•wird abwechselnd rait Opinmcerat verbunden ; nach 
einigen Tagen kann man dann das Mittel in der 
Regel ausschliesslich in Anwendung bringen. Wenn 
die Vernarbnng ziemlich vollstandig ist, wird mitdem 
HbHensteinstift geiitzt, um die Oberfl&che der Narbe 
zu glatten und die Heilnng zu beschleunigen. Die 
anf diese Weise erhaltenen Narben sind fest und 
sieher vor Rccidiven in Folge der soliden Organisa- 
tion des neugebildeten Bindegewebes. Von der sorg- 
f&ltigen Ausfiihrung des Verbandes hingt der Erfolg 
ab ; die Charpie muss fein sein , die Ceratbedeckung 
reichlich, der Charpiebauseh muss sich, mit warmeni 
Wasser getrttnkt, so abnehmen lassen , dass keiu 
Fadchen auf der Wundflftche zurtickbleibt , weil da- 
dnrch der Heilungsvorgang gestdrt wlirde. 

(Asch4.) 

429. UeberPapillome und Epithelioma der 

FnMsohle ; von Prof. Dr. W e r n h e r. (Deutsche 
Ztschr. f. Chir. VI. 6. p. 519. 1876.) 

Die schon von Streubel ausgesprochene An- 
sicht, dass die Bezeichnung „Mal perforant du pied“ 
keine typisch begrenzte Kraukheit begreife, kann 
nach den Arbeiten von H. Fischer und Paul 
Brnns (vgl. Jahrbb. CLXVIII. p. 178) nicht mehr 
bezweifelt werdcn , so dass es ein Bedllrfniss gewor- 
den ist, jene Bezeichnung ganz fallen zu lassen und 
die VerachwHrungen an der Fusssohle nach ihren 
weeentlichen Eigenscbaften zn benennen. Auoh der 
von P. Bruns vorgesclilagene Name „Decnbitusge- 
schwttr" passt nur fttr viele, aber nicht fttr alleF&lle, 
da bei vieien Personen , die streng im Bett gehalten 
warden, derartige Geschwflre vorkommen. Fttr viele 
Fttlle passt die Bezeiclimmg „neuroparalyti8che Ge- 
schwtire“, w&hrend der Name „I)eciibitusgeschwttre“ 
fttr sie nicht, wofal aber fttr solche, die in einer trau- 
matischen LXhmung des Rttckenmarks begrttndet 
sind , passt', wie ja Drnckgeschwflre in gelRhmten, 
bdematdsen Partien langst bekannt gewesen sind. 
In ttlmlicher Weise erklaren sich die bei intaktem 
Centralorgane bei Verletzung eines Nerven entstan- 
denen Geschwflre , wobei W. der interessanten Be- 
obachtung gedenkt, diecraneinemStudentenmaclite, 
welcliem im Duell die meisten Nerven des Plexus 
brachialls durchschnitten waren und bei dem die hart- 
nflckigsten, dem Mai perforant gleichen Anschwellun- 
gen an deq Fingem auftraten. 

Zu den bereits frttber bekannten Formen des 
sogea. Mai perforant hat Schoemaker (Arch. f. 
kiln. Chir. XVI; Jahrbb. OLXV. p. 164) eine hig- 
her kaum beachtete Form hinzngeflgt, die er als das 

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ttchte Mai perforant bezeichnet, nkmlicb das Epilhe- 
liom , oder besser das weitausgebildete Papillom der 
Ferse. W. kennt (entgegen der Behanptung Son- 
nenbnrg’s, dass das Epithcliom der Fusssohle 
nic-hts Neues sei) nur noch eine kurzc Mittbeilung 
von V o 1 k m a n n flber das Cancroid der Fusssoble 
(Jahresber. 1868 bei Gelegenheit einer Besprechung 
einer Arbeit von Lucain). Bei der Dttrftigkeit des 
bezttglichen Materials maclit daherW. folgende zwei 
Beobachtungen bekannt. 

1) Kin 68jahr. Landmann zeigte bei seiner Aufnahme 
am vordern Theilc der Ferse pin resp. 9 und 6 Ctmtr. in 
den Durchmessern haltendcs , ziemllrji rundes Gescbwur, 
(lessen ganze Flaehe, mit papillamiWiiehernngen bedeekt, 
sich als wahres Rlumeikohlgewachs prasentirte; die ein- 
zelnen Wucherungen von Haselnussgrfisse sassen auf 
dunncn Stielen und waren auf ihrer Oberflache vjeMbch 
zerkluftet; die Zwischcnraume mit sehmierigem flbel- 
riechenden Epithelialbrei crfaitt ; die umgebende Epider- 
mis etwas verdiekt und aufgeboben; der Fuss stand in der 
Spitzfussstellung. Sonst befand sich Pat. wohl ; die Tera- 
peratur und Fmpflndlichkeit des Unterschenkels war mit 
Ausnahme der GeschwiireteUe normal ; die Sonde drang 
nur zwischen die Papillen ein. Zuerst war vor 54 Jahren 
durch Druck von sehlechtem 8chnhwerk eine groschen- 
grosse Schwiele entstanden, die sich langsam vergrfsserte 
und den Pat. nftthigte auf den Zehen zn gehen ; erst 1 */ a 
Jahre vor seiner Anfnahme begann die Exulceration. Das 
Hautstuck wtirde exstirpirt und die Untersuchung ergab, 
dass die elnzelnen Wucherungen aus maehtig vergrosser- 
ten , vielfach verastelten , mit dicker Epidermis belegten 
Papillen beBtanden, und dass die krankhafte Verinderung 
die Cutis noch nicht fiberschritten hatte. Es erfolgte 
Heilung. 

2) Ein 45jahr. Mann hatte seit langen Jahren eine 
Schwiele auf der Fusssohle , die vor 4 Jahren zu wachsen 
nnd heftig zn schmerzen begann, nndanflngzuexulceriren. 
Es zeigte sich eine kreisrunde Schwiele von der Gr5ase 
eines Funfmarkstiicks , die der Lange nnd Quere nach 
rissig und gespalten war. YV&hrenrt die SensibilitSt sonst 
uherall normal war, war die Schwiele selbst sehon bei 
leisester Bertthrung unertraglich schmcrzhaft. In Ihrer 
Mitte war eine kleine Oeffnung ; die Sonde konnte im gan- 
zen Umfange des Geschwurs herumgefuhrt werden ; der 
Boden des Geschwurs zeigte sich dieht mit schmutzig 
dunkelrothen , derhen papillaren Wucherungen bedeekt. 
Da der Pat. in eine Exstirpation nicht willigte , die Ab- 
tragung der verdicktcnEpidermisschicht undnachfolgende 
adstringirende Uraschlage nicht zum Ziele fuhrten, wtirde 
die Salpetersaure zunrichst und , da diese zu langsam zu 
wirken schien, Kali caust. angewandt, wodurch die papil- 
laren Wucheningen vollstandig zerstCrt wurden ; die ge- 
sunde Narbe erhielt sich mehrere Jahre bis zu dem an 
einem Hcrzleiden erfolgenden Tode des Rranken. 

Auffallend ist der langs&me Verlauf der mibepi- 
dermoidealen Papillome und Epithefiome der Ftws- 
sohle, ebenso die Seltenheit des Auftretens derselbeu 
bei dea vieien ortlichcn Reizen, die an dieser Region 
wirken, und bei der starken Entwicklnng der llaut- 
papillen. Es muss also noch etwas kiuzukoiinaen, 
damit sich ein Papillom uttd aus diesem ein Epithe- 
lium ausbilde ; die Beobachtungen von Schoema- 
ker und V o 1 k m a n n zcigcii diesen Uebergang zum 
malignen Epithcliom bereits und W. nimmt an, dass 
in 8einem eraten Falle die rasche Ausbreitung der 
Exulceration, nachdem die Geachwulst 54 Jahre gtft- 
artig geblieben war , darauf hindeutete , dass sic ki 
die maligne Form ttbenmgehen im Begriflf sei. Da 

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190 


VI. Chirnrgie, Ophthaljnologie u. Otiatrik. 


so der Uebergang der gutartigen in eine bdsartige 
Form sich constatiren lisst, so istdieNothwendigkeit 
eines Eingriffs geboten. (A s c h 6.) 

430. ZurCasuistik der angebornen Augen- 
krankheiten; nach Burnett; Santisson, Web- 
ster. 

Dr. Swan M. Burnett in Knoxville (Arch. f. 
Augen- u. Ohrenheilk. IV. 2. p. 261. 1875) beob- 
achtete einen Fall von unvollkommener Enhoicke- 
lung dei ■ Iris in beiden Augen eines Negers. 

Die Iris war nur als ein schmaler Streifen dunkel- 
brauncn Oewehes vorhanden. Dieser Streifen bildete 
keinen gleichmaasigen Ring, sondern war an manchen 
Stellen (der Abbildung nach an ffinf) vollstandig ver- 
schwunden. Die Verbindung zwischen diesen Stellen war 
geradlinig. Auf der vordem Linsenkapscl befand sich 
eine kleine , etwas erhabene Trubung. Pat. klagte fiber 
Blendungscrscheinungen. Sonstige Anomalien desKorpers 
waren nicht vorhanden. 

Korektopie mit Linsenverschiebung fand Dr. 
Santisson (Petersb. med. Ztschr. N. F. V. 3. 
p. 262. 1875) bei einem lljfthr . , gracil gebauten 
M&dchen. 

Die ubrigens runde Pupille war beiderseits nach oben 
u. aussen verlegt, so dass vom Ciliarrande der Iris nur ein 
ganz schmaler Streifen ubrig blieb. Die Iris war normal, 
bias von Farbc, aber stark schlottcrnd. Am linken Auge 
war dieKrystalllinse nach oben u. aussen versehoben; am 
rechten Ange deutete das verzerrte Bild des Augenhinter- 
grundes ebenfalls auf Ektopie der Linse , doch Hess sich 
deren Lage nicht genau ermitteln. Das Sehvermbgen war 
erheblich beeintrachtigt. 

Lentikonus bestand nach Dr. D. Webster in 
New -York (Arch. f. Augen- u. Ohrenheilk. IV. 2. 
p. 262. 1875) bei einem 24jfthr. Burschen , welcher 
wegen schwachen Sehvermflgens keine Beschftftigung 
finden zu kdnnen angab. 

Pat. laB mit beiden Augen kleine Schrift anf einen 
Maximaiabstand von nnr 3", ffir die Feme waren sehr 
starke Concavglaser (Nr. 2 und Nr. l'/a mit Cylinder- 
kriimmung) nothwendig. Naeh erweiterter Pupille wurde 
das Sehen in die Feme durch Convex Nr. 10 gebessert. 
Mit dem Augenspiegel sab man zwei Bilder: in einem 
centralen Kreise tauchten die Blutgefasse der Netzhant 
auf, die an dessen ausserer Peripherie plOtzlich wie ab- 
gebrochen aufhorten, in gleicher Weise sah man in dem 
peripherischen Theile Blutgefasse , welche an der innern 
Grenze aufhorten. Je nachdem der Boobachter durch den 
centralen oder den peripherischen Theil der Pupille blickte, 
brauchte er Concav Nr. 2 Oder Convex Nr. 10. Die Augeu 
waren also im centralen Theil kurz-, im peripherischen 
fibersichtig. Krst bei seitlicher Belenchtung liess sich die 
Ursache dieser Anomalie erkennen ; die Linse w51bte sich 
nimlich im Centrum kegelformig in die vordere Kammer 
vor. Von vom geseben erschien die Pupille wie mit con- 
centrischen Kreisen versehen und glich bei einer gewissen 
Belcuchtung einem Ocltropfchen. Die Horahaut hatte 
eine normale Krummnng. An der h intern Linsenkapsel 
war ein geringer Polarataar vorhanden , auch schien die 
Netzhaut nicht ganz normal zn sein. (G e i s s 1 e r.) 

431. Zur Casuistik der Augengesohwulste. 

Aus den pathologisch - anatomischen Demonstra- 
donen des Prof. Dr. v. Buhl inMflnchen theilen die 
Assistenz&rzte Dr. H. Mayer und Dr. E. Schwe- 
ninger die nachstehenden F&lle mit (Bayer, krztl. 
Intell.-Bl. XXIII. 4. 1876). 


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1) Pigmentirtes Rundzellensarkom, das sich bei einem 
lljahr. MSdchen an der Innenseite der linken Orbita im 
innigen Znsammenhange mit den Muskeln und Fasclen 
angeblich binnen wenigen Wochen entwickelt hatte. Der 
Bulbus war stark nach aussen gedrangt, unbeweglich; die 
Schmerzeu waren unertraglich geworden. DicGeschwuist 
wurde sammt dem Bulbas entfemt. Sie war von Wall- 
nussgTosse , lappig , pigmentirt. Der histologische Cba- 
rakter ist schon angegeben. Die Papilla ragte um 3 Mmtr. 
in den Glaskorperranm vor. 

2) Rundzellensarkom (Gliom??) bei einem 64Jahr. 
Manne , dessen Auge seit 1 J. wiederholten Entzundungs- 
anflUlen ausgesetzt war. Die Geschwulst stellte eine 
sulzige, weiehe, weisse Masse mit welliger Obcrflache dar. 
Sie lag hinter der Linse im vordem Theile des Glaskor- 
pers und erstreckte sich fiber die Ora serrata hinaus , an 
einzelnen Stellen in die Aderhaut hinein. Sie hatte sich 
wahrscbeinlich vor dem vordem Theile der Netzhant ent- 
wickelt. Die Netzhant war ubrigens abgeiost. 

3) Sarkombildung an der Hinterflache der Iris nebst 
Eiterbildung im Glaskorper in Folge eines vor 3 Wochen 
eingedrungenen Eisensplitters. Drei Monate nach der 
Operation zeigte der Stumpf in der Orbita ein Sarkom- 
reeidiv in Form einer rothen , wulstigen Masse. Noch- 
malige Entfemung. Spater kein Recidiv mehr. 

4) Rundzellengeschmulst im Glaskbrperranme eines 
phthisischen Bulbns. Vor 2 Mon. war ein Metallsplitter 
eingedrungen , der sich auch in Mitten der Neubildung 
vorfand. Von der Netzhaut war selbst mikroskopisch 
nichts wahrzunehmen. Zwischen Aderhaut und Sklera 
zeigte sich an einzelnen Stellen eine braunliche , sulzige 
Masse. Die ubrigens derbe, weisse Geschwulst war leicht 
pigmentirt and von zahlreichen Gefassen durchzogen. 

Edw. Nettleship bericlitet liber nachstehende 
Fftlle von gleichfalls sarkomatdsen Geschwtllsten 
(Ophtbalm. Hosp.-Rep. VIII. 2. p.264. Sept. 1875). 

1) Ein 18jahr. Madchen hatte vor l'/i J- eine Con- 
tusion des rechten Auges erlitten. Es entwickelte sich ein 
traumatiseber Staar, welcher operirt wurde. Auffallig 
war , dass das Sehfeld eingeengt war. Vier Monate nach 
der Staaroperation wurde das Ange schmerzhaft und 
wurde enukleirt. In demseiben fand sich ein pigmentirtes 
Spindelzellensarkom von nahezu runder Form und der 
Grosse einer kleinen Kirsche. Seinen Ursprung hatte es 
von der etwas vertieften Skleralnarbe am obern finssern 
Cornealrande genommen , welche jetzt als eine schmale, 
weisse Bandmasse erschien. Hinter dem Ciliarrand der 
Iris gelegen, hatte die Geschwulst den Ciliarkorper von 
der Sklera abgedrangt.und war nach dem Raum , wo die 
Linse gewesen , und der Glaskorperachse zn gewuchert. 
— Drei Jahre nach der Enukleation war das Madohen 
noch gesund geblleben. 

2) Bei einem 12jahr. Madchen, deren Mutter an 
Krebs gestorben, hatte sich seit einigen Wochen eine Ent- 
zfindung des rechten Anges entwickelt. wobei hinter der 
Linse eine trfibe, grunliche, mit gelben Flecken hesetate 
Masse zu sehen war. Der Bulbus wurde enukleirt. Die 
brechenden Medien waren normal, die Retina grossten- 
theils von der Aderhaut abgelfist. In der Aequatorial- 
gegend nach unten aussen befand sich ein Aderhauttumor 
von 6 Mmtr. Dicke , welcher mit der Sklera und der Re- 
tina fest verwachsen war. Die ganze Aderhaut erschien 
ausserdem dicker als gewohnlich. Zahlrelehe miliare 
Knotchen waren fiber die Aderhaut und die Netzhaut zer- 
streut, auch an der hintem Irisflache waren zwei Knfitchen 
vorhanden. Histologisch musste die Geschwulst als ein 
Rundzellensarkom erklart werden, welches sekundare 
Wncherungen erzeugt hatte. Man konnte die Zellen- 
wanderung in dem verdickton Gewebe verfoigen. 

3) Ein kleinzelliges Sarkom der ThrdnendriUe rechter- 
seits hatte sich scheinbar binnen wenigen Wochen bei 
einer 42jahr. Fran entwickelt. Drelviertel Jahr fraher 
war ihr ana dem rechten GehOrgang ein „ Polyp* entfemt 


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VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. OtUtrik. 


worden. Der Tumor war 2 — 3mal grosser ala die normale 
Druse, flach gedruckt , leicht gelappt. Ein Theil der 
Driuensubstanz war noch erhalten , grosstentbeils war sie 
in der Gesehwulstmasse nntergegangen. Das weitere 
Schicksal der Operirten blieb unbekannt. 

Ein pi-imdres h-ismrkom beobnchtete Dr. Char- 
les J. Kipp in Newark (Arch. f. Augen- u. Ohren- 
heilk. V. 1. p. 177. 1876) bei einem 36jfthr. Mann, 
dessen Vater Lidkrebs gehabt hatte. 

Pat. hatte vor 12 J. am nntern Pupitlenrande der 
Iria des rechten Auges ein rSthliches, stecknadelkopf- 
grosses Knotchen bemerkt. Dieses blieb stationar, bis es 
eret in den letzten 4 Woehen atif das Doppelte wuchs. 
Schmerzen hatten sich ebenfalls erst in der letzten Zeit 
eingestellt. Hinter der dnrchsichtigen Hornhant des fibri- 
gens reizlosen Auges sah man in der vordernKammereine 
deischfarbige , glatte Geschwulst von 7 Mmtr. Hohe and 
6 Mmtr. Breite. Diese ging mit breiter Basis von dem 
nntern innern Quadranten der Iris ans nnd verdeckte die 
Pnpille fast vollstiindig. Es bestanden keine Synechien, 
die Pnpille war nach oben crweiterungsfahig , Linse nnd 
Angenhintergrund waren gesnnd. Die Spannung war nor- 
mal , die Sehkraft ebenfalls. Die Excision des betrelfen- 
den Irisstuckes init der anfsitzenden Geschwulst gelang 
ohne besondere Schwierigkeit. Nach 18 Mon. war Pat. 
noch als frei vou jedem Recidiv zu betrachten. Die Ge- 
schwulst bestand hauptsachlich aus spindelformigen, fein- 
k&rnigen Zellen mit sehr langen , feinen Auslaufern. An 
der Basis fanden sich auch freie , ovale Keme. Pigment 
war theils in freien Kornem, theils in Grnppen eingestreut. 
Die Basis king mit derPigmentschicht der Iris zusammen, 
nbrigens aber war das excidirte Irisstuck normal. Blut- 
gefasse waren in ziemlich bedeutender Anzahl vorhanden. 

Dusaussoy (Boll, de la Soc. anat. de Paris 
3. Sdr. X. p. 211. Mars — Avril 1875) verOffentlichte 
folgenden bemerkenswertlien Fall von angiolithiechem 
Sctrkom ( Psammoma ) des Se/inerven , in welchem 
nach Extirpation des Atigapfels Convexitdtsmenin- 
gitis mit tOdtlichem Verlaufe eintrat. 

Ein 60jahr. , ansserst kraftiger Fuhrmann war an- 
geblich vor 18 J. , nnd zwar nnmittelbar nach der Aus- 
ziehnng eines Backzahns, anf dem linken Ange erblindet. 
Vor 6 J. hatte sich anscheinend in Folge eines Schlages 
ein Exophthalmus eingestellt, der An fangs sebr langsam, 
in dem letzten halben Jahre rasch zugpnommen hatte. Seit 
einigen Jahren bestanden unregelmassig, meistens Nachts 
anftretende, nicht sehr heftige, linkseitige Kopfschmerzen. 
Syphilitiseh war Pat. nicht gewesen. Bei der Vorstellnng 
war der Bulbas beinahe ganz ans der Orbita hervorge- 
drangt, so dass die Hornhaut von den Lidern nicht mehr 
bedeckt werden konnte. Die ganze Blndehaut bildete einen 
rothen, fleischigen Wulst. Der Bulbus war nnr ein wenig 
nach unten nnd innen abgelenkt nnd war noch ziemlich 
gat beweglich. Be ini Eingehen mit dem Finger zwischen 
ihm und Orbitaldach fuhlte man in der Tiefe nach der 
N^salseite zn eine Geschwulst. 

Die Extirpation wnrde in der gewohnlichen Weise 
vorgenommen. Da die Thranendrfise 1m Znsaromenhang 
mit dem Tumor zu stehen schien, wnrde auch sie mit ent- 
fernt. Die vom Sehnerv durchzogene Geschwulst hatte 
dieGrosse einer Kastanie und zeigte eine nnregelmassige, 
warzenformige Oberflache , anf dem Dnrchsehnitt war sie 
welssgTau , von derbera Gefuge , mit einzelnen verfetteten 
Herden. Der Sehnerv selbst war in der Geschwulst nur 
als ein flbroser Strang zu erkennen. Nach geeigneter Pra- 
paration der erharteten Geschwulst wnrde constatirt, dass 
in einer ans Spindelzellen und Zellenkernen bestehenden, 
mit BindegewebBfasem dnrchzogenen Masse zahlreiche 
nengebildete Blutgelasse vorhanden waren. An dlesen 
Gefassen sassen klelne runde KOrner In grosser Anzahl, 
ahnlich dem Hiraaand an den Gefkssen des Aderhautplexus 


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191 

in den Himventrikeln. Diese KSrner bestanden aus einem 
Kalkkern , der von plattgedruckten Sarkomzellen einge- 
hullt war. 

Am 3. Tage nach der Operation traten Delirien anf, 
die Atkmung wurde unregelmassig , der rechte Arm war 
gelShmt , ebenso das rechte Bein . die Beugesehnen am 
rechten Vorderarm waren contrahirt. l>ie Hautsensibilitat 
am ganzen KOrper war herabgesetzt. Pat. fleberte, wurde 
mebr und mebr soporos und starb am 7. Tage nach der 
Operation. 

Die Sektion ergab eitrige Convexitatsmeningitis , die 
insbesondcre in der Oegend der Seitenwandbeine eine 
mehrere Millimeter dicke Schicht bildete, wiihrend an den 
Stimlappen und an den Ulntcrhauptslappen die Affektion 
nur unbedeutend war. Bcmerkenswerth war noch eine 
Resorption des compakten Gewebes mehrerer Knochen 
der Scbadelbasis : am linken Stimbein war das Orbital- 
dach kaum mehr knocheru zu nennen . nicht vie! dicker 
war das rechte Stirnbein , beide Fclsenbeine waren so 
dunn und durchsichtig , dass man sie mit einer Pincette 
durchstosscn und die Gehorknochelchen herausbolen 
konnte. Der iinke Sehnerv innerhaib der Schadelh5hle 
war urn ein Drittel diinner als der rechte. Zwischen dem 
Chiasma und seinem Durchtritt durch das Keilbein / and 
tich eine zweite, bohnenformige Geschwulst . die denselben 
Charakter wie die Orbitalgeschwulst hatte. Indem diese 
nicht nur um den Sehnerv herumgriff , sondern auch nach 
oben nach der nntern Frontalwindung sich heraufschlug, 
war auch der iinke Riechkolben verschoben nnd abge- 
plattet. [Durch Prufung des Geruchsinnes vor der Opera- 
tion hatte man vielleicht das Dasein einer Hirngeschwulst 
vermuthen kSnnen.] 

Guy on erw&hnt den nachstehenden Fall eines 
Sarcoma fasciculatum der Orbita (Bull, et Mdm. 
de la Soc. de chir. de Paris I. 10. p. 780. 1875). 

Bei eiuem 35jahr. Kaufmann hatte sich hinter dem 
obern Augenhohlenrand rechterseits seit 3 Jahren eine 
Geschwulst entwickelt. In den ersten beiden Jahren war 
sie erbsengross geblieben und war BChmerzlos gewesen, 
erhebliche Zunahme und heftige Schmerzen hatten sich 
erst in den letzten 6 Monaten gezeigt, die Schmerzen 
kamen namentlich des Nachts und strahlten bis nach dem 
Hinterkopf aus. Das Sehvermogen war nicht alterirt. 
Die Geschwalst war nussgross , sehr hart, uneben. Sie 
war bedeckt von den beiden fiussem Dritteln des obern 
Lides und zog sich dann hinter den aussern Winkel bis 
outer das untere Lid herab. Unter der Augenbraue, 
gewissermaassen der grossern Geschwulst aufsitzend, be- 
fand sich noch ein klcincr, beweglieher Tumor. Durch 
einen die Grcnzcn der Geschwulst umfasscudcn und nach 
der Wange zu verlangertcuSchuitt wurde zuerst die kleinc 
Masse entfernt , hierauf die eigentliche Geschwulst mit 
ziemlicher Muhe vom Knochcn abgeschftlt. Kinzelne 
Reste blieben in dem Bindehantsack sitzen , auch ergab 
Bich, dass sich nach hinten zwischen die Augenmuskeln 
[?] Fortsatze erstreckten , welche nicht entfernt werden 
konnteu. Die Geschwulst bestand ans ovalen, zweikerni- 
gen Zellen, grosstentheils aber aus Spindelzellen von un- 
gewOhnlicber Grosse. Zahlreiche Bindegewebs- and ela- 
stische Fasern waren ebenfalls vorhanden. — Ueber das 
weitere Schicksal des Kr. ist Nichts bemerkt. 

Folgender Fall von congenitaler Enceplialo- 
cele , welche einen pu/sirenden Orbitaltumor vor- 
tauschte , kam nach Dr. F. Raab (Wien. med. 
Wchnschr. XXVI. 11. 1 2. 13. 1876) in v. W e e k e r ’s 
Klinik in Paris zur Beobachtnng. 

Der Pat., 24 J. alt, war in seiner korperlichen Ent- 
wicklung znriiekgeblieben. Der Schadel war breit , die 
Stirnhocker sprangen weit vor, die Gesichtshalften waren 
asymmctrisch. Ans dem innern Winkel der linken Orbita 
drangte sich eine hfihnerelgrosse Geschwalst hervor, 
welche von normaler Haut bedeckt, nach unten ohne 


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192 VI. Chirurgie, Ophthalmologic a. Oti&trik. 


scharfe Greuze In die Weiehtheile der Wange fiberging, 
in derMitte durcb dasLidbaod etwas eiugekerbt and naoh 
oben vom Knocbenrande dnreh eine seichte Hautfalte ab- 
gegrenzt war. Der Bulbus war nach aussen verschoben, 
aber frcl beweglich, das Sehvermogen war sehr bedeutend 
berabgesetzt und der Sehnerv war atrophisch. Die Ge- 
schwulst war theilweise von einer dicht unter der Haut 
liegenden Knochenplatte gedeckt, dieselbe ging nach oben 
und nach unten in den entsprechenden Rand der Orbita 
fiber und endete seitwartB mit freiem Rande, wo sich 
eine kleine Wolbung befand , die dem innern Lidband ala 
Ansatz diente. Lin Uebrigen fuhlte aich die Geschwulst 
weicb , elastisch an und pulxirte deutlich isochronisch mit 
dem C&rotidenpulse. Die linke Nasenhohle war frei, der 
Geruch war erhalteu. Ala 9jahr. Knabe war der Pat. in 
die Klinik von Gosselin gebracbt worden. Denelbe 
hatte eine Probepunktion vorgenommen, wobei aich serose 
Fluasigkeit entleert hatte. Dieae Pnnktion hatte keine 
ublen Folgen gehabt. 

t 

Raab geht nun die Literatur sehr eingehend 
durch , um zu zeigen , daas dieae tieschwtllste prak- 
tiscb insofem eine Wichtigkeit haben, ala ohne rich- 
tige Diagnose ein operativer Eingriff von Behr ttblen 
Folgen begleitet sein kann. Spring hat am aus- 
fllhrlichsten diesen Gegenatand behandelt (vergl. 
Jahrbb. LXXXV. p. 285), Houel hat in einer 4 um- 
faasenden Statiatik nachgewiesen, dags unter den an- 
gebornen Gehirnbrilehen ca. 10®/ 9 an der Basis, 
18°; 0 in der Regio frontonasalis u. 72®/ 0 amHinter- 
hanpt vorkommen. Vgl. auch Azam’s (Jahrbb. 
XCVIH. p. 214) und Foucher’s (CII. p. 52) 
Bcobaclitungen. In der Orbitalgegend sind F&lle 
beobachtet worden von Breschet, Lyon, Clar, 
Richoui, Breslau, Guersant und Ripoll. 
Lin kurzes Keferat mdge genttgen. 

1) Breschet: NuBsgrosse Geschwnlst an der Ver- 
bindungBetelle zwischen 8tirn- and Thranenbein. Das 
Kind lebte nur wenlge Tage. (Arch. gdn. 1831. XXVI. 
p. 76.) 

2) Lyon: Erbsengrosse Geschwnlst an jeder 8eite 
der Nasenwurzel , die hinnen wenigen Tagen zu Mandel-, 
bez. Pflaumengrfisse heranwncbsen. 8ie waren von Ge- 
fassen durchzogen und pulsirten deutlich. Nach einer 
Pnnktion rechterseits erfolgte der Tod. Die Sektion er- 
gab Meningocele in Verbindung mit dem vordem Horn 
der Seitenvcntrikel. Die Cysten waren durch den Proc. 
nasal in oasis frontis und die Crista galli geschieden , ira 
genannten Processus befand sich je eincOeffnung von der 
Dicke einer Rabenfeder. (Gaz. de Par. p. 122. 1843.) 

3) Lyon: Pulsirende Geschwulst zwlschen Nasen- 
nnd Thranenbein iin innern Wlnkel bei cinem mehr- 
monatlicben Kinde. V ergrosserung der Geschwnlst beim 
Schreien. (a. a. U.) 

4) Clar: OUvengrosse Geschwulst im linken innern 
Angeawinkel, im rechten eine kleinere. Die im 6. Lebens- 
monat gemachte Autopsie ergab Erweiterung des linken 
Seitenventrikels. (Jahrbb. LXXII1. p. 197.) 

6) Riohoux : Haselnussgrosse Geschwulst fiber dem 
aussern Augenwinkel rechterseits. Operation am 10. 
Lebenstage. Nach Oeffnnng der Cyste entleerte sich 
gerutn und in der Tiefe zeigte sich Gehlmsubstanz , von 
welcher eine kleine Menge abgetragen wurde. Naht der 
llautwunde. Heilnng nach 8 Tagen mit einer linearen 
Najrbe. (Presse m&l. 23. 1851.) 

6) Breslau: Taubeneigrosse, gestielte, glatte, vom 
innern Augenwinkel linkerseits nach der Nase zu herab- 
liangeude Geschwulst, welche spoutan in Vcrschwarung 
fiberging und am 5. Lebenstage den Tod des Kindes her- 
beifuhrte. Die Sektion ergab Hydrops derSeitenventrikel 


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und Meningocele, welche (ohne Gehirninhalt) vom vordem 
Horn ansgehend durch eine Oeffnnng zwischen Stirn- und 
Nasenbeln durchtrat. 

7) und 8) Guersant: Nusagrosae pulsirende Ge- 
schwulst im innern Augenwinkel rechterseits bei einem 
fijahr. Kinde. In einem iihnlichen Palle war einige Jabre 
frfiher von G. ein erek tiler Tumor diagnosticirt und der 
Tod durch die Operation herbeigeffihrt worden. 

9) Ripoll: Gelappte Geschwulst anf der Wnimel 
nnd der linken Selte der Nase , die in die Orbits Mucin- 
ragte. Tod im 5. Lebensjahre nach einer vorbereitenden 
Incision. Hirnbruch des linken Vorderlappens dnreh die 
Lamina cribrosa. 

10) Ripoll-Batut: Ganseigrosse , welche Ge- 
schwulst, welche von der rechten Nasenseite bis zur Mitte 
der Fossa zygomatica hlnfiber und nacb aufwarts unter 
das Orbitaldacb sich erstreckte. Linkerseits im innern 
Augenwinkel 2 kleine, harte Geschwulste. Tod nach 
einer Injektion von Jodtinktur im 3. Lebensmonat. Die 
Sektion ergab, dass zu beiden Seiten der Crista galli eine 
von den Meningen bedeck te, >/a Ctmtr. dicke Lage Him- 
substanz an der V erbinduugss telle des Stirnbeins mit dem 
aufsteigenden Aste des Oberkiefers sioh herabgedrangt 
hatte. (Bull, de Th6r. 1868.) 

11) Oettlngen (Jahrbb. CLXIU. p. 169). 

Eine neue Beobachtung von dem im (Jansen sel- 
tenen Vorkommen von Ec/tinococcu* in der Orlntu 
theilt Dr. Waldhauer in Riga (Mon.-Bl. f. Augen- 
heiik. XIV. p. 152. Mai 1876) mit. 

Ein 21jahr. Russe wurde mit einem seit nngeflUir 
4 Jahren bestehenden Augenleiden anfgenommen. Das 
rechte A age war ganz aus seiner HShle beransgedringt 
und mit Schorfen bedeckt. Unter dem nacb oben geklapp- 
ten Lidc befand sich eine pralle, fluktuirende, mit einzel- 
nen Buckeln versehene Geschwulst, welche fiber dem Bul- 
bas aus der Orbita sich hervordrangte. Pat. klagte fiber 
sebr qualende Schmerzen , die schou seit Jahren constant 
aadauerten. — Nach Spaltnng des aussern Lides und 
h&lhkreisformiger Trennung der Bindehaut von aussen bis 
zur Thranencarunkel wurde versucht, die Geschwulst un- 
verletzt herausznBchalen. Wegen Dfinnheit der Wandang 
in der Tiefe gelsng diess jedoch nicht. Nach dem Zer- 
reissen des Sacket sturzten eine Menge Echinococcus- 
blasen von Linsen- bis Haselnussgrosse heraus. 1 >er Bul- 
bas wurde dann sammt der GeschwulsthfiUe und einer 
Menge hypertrophischen Zellgewebes entfernt. Die Nach- 
blutuug war bedeutend. Die Eiterung war reiohlich and 
hatte eine Zeit lang elnen cadaverosen Geruch. Die 
llohle hatte sich erst naoh 2 Mon. mit Granulatkmen ge- 
fullt. 

Den vom Vf. angeftlhrten iihnlichen Fallen ftlgt Ref. 
noch den von Schmid in Odessa beobachteten hinzu. 
(Vgl. Jalirbb. CL VII. p. 163.) Frillier liat man den 
Echinococcus gewiss Offer fttr gewOhnliche Cyaten- 
geschwnlst gehalten. (Vergl. A n s i a n x : Jahrbb. 
LX XXVI. p. 92.) 

C. Higgens (Med. Times and G&z. April 24. 
1875) berichtet fiber folgenden Fall von CysUnbil- 
dnng in der Augenhdlde nach einer Verfetsung. 

Ein jnnger Mann war vor 4 Monaten zwischen Ang- 
apfel und Angenbraue rechterseits mit einem Finger ge- 
stossen worden. Ohne dass ein Bluterguss stattgefunden, 
schwoll doch sofort das Gewebe an der Yerlctznngsstelle 
an. Das obere Lid und der obere gcrade Angenmuskel 
waren paretiech. Anfangllch schien es, als ob die Schwel- 
lung von der ThrSnendrfise abliSnge ; nach und nach 
stelHe sich heraus, dass eine wallnussgrosBe, fluktuirende 
Geschwnlst binter dem aussern Thell des Orbitaldaches 
sich entwiekelt hatte , die den Bulbus nach abwSrts 
dr&ugte. Nach einer Pnnktion der Geschwulst entleerten 


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VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


(ieh ca. 2 Drachm an etner gelbgeflrbten, zaletzt mjt Bint 
vermischten Flfissigkeit. Der Tumor verechwand danach 
unter der Anlegnng eines Druckverbandes. Eine che- 
mische Untersuchung der Flfissigkeit scheint nicht ange- 
stellt zn sein. 

Higgens tfaeilt ferner kurz die Beobachtung 
einer sogen. fungSaen Encantfua bei einem 48 J. 
alten Manne mit. 

Dieselbe stellte ein hartes Qewebe dar, die Ober- 
flache eiterte. Die Geschwulst war binnen einigen Wochen 
von der Groase einer kleinen Warze bis zum Umfang der 
Thranendruee herangewachsen, welcher sie auch aonat in 
ihrem Aeuaaem gllch. Der Lidachluas war unbehindert, 
daa Sehvermogen ungestort. Die a mikroakopiache Unter- 
aocbung der mittels derScheere abgetragenen Geachwnlat 
ergab, daaa aie grOsatentheila nnr ana Rundzellen bestand. 

Endlich erwfthnen wir noch einen Fall von Fi- 
bromamobem Augenlide, welcher von Jonathan 
Hutchinson (Ophthalm. Hosp. Rep. VHI. 2. 
p. 245. Sept. 1875) beachrieben worden ist. 

Ein 38jahr. Mann hatte vor 9 Monaten die eraten An- 
fange einer an dem freien Lidrand beginnenden Ver- 
diekung bemerkt, welcbe nach und nach daa ganze Lid 
eingenommen hatte. Wenn man mit dem Finger zwiachen 
dem rechten Bulbna nnd dem oberen Lid einging , fuhlte 
man eine feate , die ganze Breite einnehmende Snbatanz, 
von der aich ein zungenfbrmiger Lappen nach hinten frei 
zwiachen Lid nnd Bnlbua hinzog. Die Exatirpation wurde 
14 Monate nach Beginn der Geachwulat gemacht. Der 
nnteTe Abacbnitt ging unmittelbar in den Tarsus fiber, ein 
Tbeil der feat anhaftenden Bindebaut war mit entfemt 
worden. Die Maaae war */ 4 " dick, 1" lang and schob 
aich zwiachen die Bfindel des Scbiieaamnakels und in daa 
snbconjunctivale Gewebe hinein. Sie war aehr feat, wie- 
wohl sie keine verknorpelten oder verkn3ch#rten Theile 
enthielt. Sie bestand nur aus einem flbrocellularen Ge- 
webe. Unmittelbar nnterder Bindehaut waren nur kleine, 
rnnde , einkernige Zellen sichtbar , auch in den tiefern 
Schichten fanden aich einzelne Zelienhaufen, docb herrachte 
hier ein faaerigea Netzwerk vor. Gefasae waren nur spar- 
aam vorhanden. — Pat. kam nach 3 Jahren wieder zur 
Untersuchung. Ein Recidiv war nicht eingetreten, doch 
war am aussern Winkel zwiachen Lid und Bulbua eine 
kleine , feate Masse vorhanden. Die Lidhaut war nach 
der Operation aehr schlaff geblieben und die Ptosis war 
nicht beaeitigt. 

432. Kritisches zur Lehre vom Pterygium ; 
von Dr. F. Mannhardt. (Arch. f. Ophthalm. 
XXII. 1. p. 81. 1876.) 

Indem wir die historischen Rtlckblicke flber- 
gehen, heben wir aus vorliegender Abhandlung ledig- 
lich die Bemerkungen des Vfs. fiber die Entstehung 
des Flllgelfells hervor. Am meisten lehnt er sich 
dabei an A r 1 1 an. 

Als anatomiache Grunduraache des Flllgelfells 
betrachtet Vf. den Lidapcdtenfleck oder die Pingue- 
cula. Beide Bildungen kommen fast ausschliesslich 
am innern oder am fiussem Hornhautrande , beide 
fast nur im reiferen Alter , beide vorwiegend beim 
mfinnlichen Geschlechte vor, far beide Bildungen 
endlich geben die Autoren fibereinstimmend direkte 
L&aionen oder chemische Reize (durch Rauch, scharfe 
Dfimpfe u. s. w.) als iussere Ursachen an. Bei ge- 
nauer Betrachtung einer Pinguecula kann man den 
leichten Anfang einer Faltenbildung mit stftrkerer 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft.2. 

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Entwicklung der Geftsse in der L&ngsrichtimg, eine 
Spannung der halbmondftrmigen Falte , endlich ein 
knopffbrmigea Ueberragen auf dem Hornhautrand 
gradatim beobachten. Dem Pterygium geht ein 
„prfiparatorischer Zng“ der Bindehaut voraus , der 
bedingt ist durch die Pinguecula. Man sieht Pat., 
die ein Pterygium an dem einen, eine Pinguecula am 
andem Auge haben. 1st die erste Hervorragung des 
Pterygium auf der Cornea zu Stande gekommen , so 
hllngt es davon ab, -wie oft durch einen neuen Reiz 
an dieser Spitze ein CornealgeschwHr entateht", in 
welches dann das Ende des Pterygium hineinwftchat 
und so weiter fort bis zur Mitte der Cornea, worflber 
bald Monate, bald Jalire vergeben kOnnen. 

Etwas verschieden hiervon ist das Pseudoptery- 
gium oder Pterygoid. Zu seiner EnWhung bedarf 
es keines pr&paratorischen Zuges , es kann an jeder 
Stelle des Homhautumfanges entsteben. Ein (trau- 
matischer) Epithelverlust oder ein Hornhautgeschwfir 
ist der wesentlichste Punkt. Mit diesem Defekt 
kommt eine Verwachsung einer Conjunktivalfalte zu 
Stande. Die Form ist dreieckig , wie beim echten 
Pteiygium, oder abgestutzt kegelfarmig oder unregel- 
mfissig , z. B. nach Verbrennungen , wo das Ptery- 
goid aich vom Symblepharon nur dadureh unterachei- 
det, dass die Bindehaut mit der Homhaut verwach- 
sen ist. (Geissler.) 

433. T&towirung der Hornhaut; von Dr. 
A. v. Reus s in Wien (Mon.-Bl. f. Augenheilk. XIV. 
p. 139. Mai 1876) u. Dr. J. Hock in Wien (Arch, 
f. Augen- und Ohrenheilk. V. 1. p. 90. 1876). 

Den wiederholt in unsem JahrbUchem (CXLVI. 
p. 190 ; CLVU. p. 73 u. CLXV. p. 171) fiber die 
Methode, die Hornhaut zu fUrben , gemacliten Mit- 
theilungen sind noch einige neuere Erfahrungen hin- 
zuzuffigeu. 

v. Reuse gelang es, nicht nur die Hornhaut, 
sondern auch die Bindehaut zu far ben. Der etwas 
geschrumpfte Bulbus hatte eine kleine centrale Horn- 
hautnarbe, urn welche lierum die Bindehaut fiber den 
zerattirten Randtheil der Hornhaut herangewuchert 
war. Es waren ca. 30 Sitzungen nOthig , um eine 
schdne schwarze Pupille zu erzielen. — In einem 
andern Falle wurde auf die Hornhautmitte eine Pu- 
pille t&towirt, umeine verkalktegelbweisseKatarakte 
zu verdecken. Dabei wurde in Erfahrung gebracht, 
dass die imitirte Pupille auf einmal verschwunden 
war und sich an ihrer Stelle ein Geschwfir gebildet 
hatte. Erst nach Heilung des Geschwfires konnte 
die F&rbung mit bleibendem Erfolge vorgenommen 
werden. Vf. giebt den Rath, in den Fallen, wo man 
sehr ^ahlreiche Stiche eng aneinander reilien will, 
am ein intensives Schwarz zu erzielen , den Bnlbua 
zu fixiren und die Sitzungen in grOssern Pausen vor- 
zunehmen , damit die alten Stichkau&le verheilt sind. 
— - Die Warnung, bei sogen. Leucoma adhfirens nur 
mit grosser Vorsicht zu tfitowiren , wiederholt Vf., 
wiewohl er zahlreiche Homhfiute gefarbt hat, in 

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VII. Staatsanneikunde. 


deren N ax ben die Iris eingeheilt war. Einmal wurde 
beobachtet, dass eine vorgewdlbte sichelf&rmige Stelk 
am Skleralrande, ein sogen. Intercalarstaphylom, 
* wfthrend des dnrch die Tatowirung der Horahaut- 
narbc unterhaltenen Reizzustandes nach ca. 8 W. 
nm ca. 2 Ctmtr. breiter geworden war. 

Hock erzahlt zunachst die Operationsgeschichte 
eines tot&len Leokom der Horaliaut. Dasselbe hatte 
eine dllnne Stelle, die sich von Zeit zu Zeit ttflnete 
(Hornkautfistel) , wobei der Bulbils weich wurde. 
Wahrend der Versuche, das Leukom zu tatowiren 
(die Mitte sckwarz , den Rand braon) trat 4mal 
Drucksteigerung ein, wobei die Linae deutlich an 
die Homhaut sich anlegte und der Bnlbus stein hart 
wurde. Jedesmal rausste eine Punktion gemacht 
werden. Die Zahl der Sitzungen betrug 50 — 60, 
die gewilnschte Farbung wurde schltlsslich erzielt. 
— Da nach der Punktion , wobei nur ein Trdpfchen 
FliUsigkeit aich entleerte , jedesmal die Narbe und 
die Linse zurUcktrat , schhesst Vf., dass sich hinter 
die Iris Serum ergossen habe. Die intraoculare 
Venenstauung nach Reizung der Homhaut scheint 
dem Vf. das Primare , die Steigerung der Sekretion 
das Sekundare zu sein. (G e i 8 b 1 e r.) 

434. Die Behandlung der Amblyopien 
und Amaurosen mit Amylnitrit ; von Dr. Stein- 
heim in Bielefeld. (Berl. klin. Wchnschr. XIH. 
17. 1876.) 

Vf. hat die Inhalation von Amylnitrit in solchen 
Fallen von Sehstorungen versucht, in denen die 
ktlnstliche Erzeugung einer Hyperftmie des Gehiras, 


bezftglich des Sehnerven, eine Funktionserregung der 
nervdeen Elemente des Sehorgans erwarten liess, also 
in Fallen , in denen man bishcr cmpirisch Strychnin 
anzuwenden pflegte. Von seinen Beobachtungen 
theilt er jedoch „vorlaufig“ nur die folgende mit, 
die allerdings um so interessanter ist, als es sich um 
die bishev fdr fast unheilbar erklarte fulminante 
Erblindung nach Blutverlust (vgl. Jahrbb. CLXJX. 
p. 53 und die dort in der Note angogebeue Literatur) 
handelt. 

Eine 42jahr. Frau hatte, nachdem 2 Mon. die Menses 
ausgeblieben , piotzlich eine heftige Metrorrhagie behom- 
raen , welche sie ganz aniimisch und kraftlos uiaclite. 
Sechs Tage danach vcrdunkelte sich rapid das Sehvermo- 
gen des rechten nnd am 7. T. auch das des linken Anges. 
Als Vf. die Kr. sah, hatte die Blindheit 6—6 T. ange- 
dauert. Dio Pupillen waren unbewcglich , die Sehnerven 
hattcn ein grauea Colorit, die Gefasse waren versclileiert, 
die Artcrien eng, die Venen geschlSngelt. ltechts war 
die Amaurosc vollstandig , links bestand an einer excen- 
trischen Stelle noch unbcBtimmtcr Lichtschein. V f. liess 
8 Tropfcn Amylnitrit auf Baumwollc tropfeln und kraftig 
einathmen, bis sich das Gesicht rothete und sich Brennen 
im Kopfe cinstollte. Nachdem sich die Wirkung ver- 
loren , wurde die Einathmung wiederholt. Nach Verlauf 
von >/* Std. vcrmochte Pat. links Finger zu zahlen. Pie 
Kr. wurde nun im Dunkelzimmer gehaiten, die Einathmun- 
gen wurden taglich mehrmals fortgesetzt. Nach 9 T. 
erkannte Pat. Earbcn und GcgenBtande mit dem linken 
Auge nnd konnte sich gut im Zimmer orientiren. Pas 
Ocdem der Papillcn war verschwunden und hatte einer 
atrophiachen weissen Farbung Piatz gemacht, die Gefasse 
waren Bpuxlich und dunn. Das Schfeld blieb indesseu, 
auch nachdem noch eine Woche lang die Einathmong 
wiederholt worden war, in der ganzen untern llalfte 
defekt. Ob das rechte Auge amanrotisch geblieben , ist 
nicht gesagt. Nach 2 Mon. wurde derselbe Befnnd con- 
statirt. (Geissler.) 


VII. Staat8arzneikunde. 


435. Der Begriff „Biechthum“ in § 224 
des deulschen Strafgeselzbuc/is; von Ober-Med.-R. 
Dr. v. Holder. (Wiirtemb. Corr. -Bl. XLVI. 4. 
1876.) 

An der Hand dreier Falle von schweren Kopf- 
verletzungen mit iliren Folgezustanden , die seiner 
Beurtheilung imterlagen, will H. die wtlnschens- 
werthe Diskussion Uber die Unklarheit in Betreff der 
Definition des Begriffs Siecbthum in gerichtsarztlichen 
Kreisen auch Wtlrttembergs anregen. Das Wort 
Siecbthum werde im gewOhnlichen Sprachgebrauch 
nur selten , in der Srztlichen Terminologie gar nicht 
gebraucht, im Strafgesetzbuch sei scin Begriff nicht 
erlhutert. 

Nach Zerlegung des vorhandenen Stoffee und ge- 
sonderter Betrachtung des einschlagenden, vom ftrzt- 
lichen Standpunkte aus in Frage Kommenden und 
Beachteuswerthen fasstH. am Schlusse desAufeatzes 
seine Ansicht — entgegen der ihm extrem ddnkenden 
Anschauung des k. sticks. Landcs-Med.-Collegiums, 
wonach eine durch Kbrperverletzung bedingte 8t0- 
rnng allgemeiner Natur erst dann zum Siecbthum 
werde, wenn dieselbe mit grossen Sfliteverlusten ver- 
schiedener Art verbunden sei, oder sonst die Nerven- 


kraft erschopft, so dass der Bescbadigte kraftlos, 
elend, hinfkllig geworden sei — folgendermaaasen 
zusammen : 

„Unter Siechthum im Sinne des § 224 des deut- 
schen Strafgesetzbuchs ist ein durch pine Kdrperver- 
letzung bewirkter , lang dauemder , in seinem Ver- 
laufe nicht abgeschlossener Krankheitsprocess zu 
verstehen ,■ welcher durch BeschUdigung wiebtiger 
Organe eine Schwachung oder Hinfailigkeit des Ge- 
sammtorganismus , eine Beeintrachtigung des Allge- 
meinbefindens und somit der Erwerbsfilhigkeit nach 
sich zieht. In seinem weitem Verlaufe kann er 
zwar tiefe Ernahrungsstorungen und Erschdpfung 
der Nervenkrafte bewirken, also den Beschadigten 
dem Tode nahe bringen, diese schweren Folgen 
mflssen aber nicht nothwendrg von vom herein auf- 
treten. Die Mdglichkeit einer Bessenmg ist so wenig 
ansgeschlossen als die Gefahr einer Verschlimme- 
mng. (Walter Hesse.) 

436. Die k. bayer. Inatruktion fur die 
Leiohenschauer vom 6. Aug. 1839 nnd die 
Strafgeselze ; von Dr. Mair, k. bayer. Bezirksant 
zu lugoktadt. (Bayer, itrztl. InteU.-BL XXIII. 18. 
1876.) 


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VII. Staatearzneikunde. 


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Dr. Soratroy zu Neustadt a. D. hatte in 
9 Fallen den Terrain der zwerten Leichensehan , die 
nach der betreffenden Verordnung erst 48 Std. (resp. 
24 — 30 Std.) nach dem Ableben vorgenommen wer- 
den darf, in landlaufiger Weise gelegentlich der 
ersten Leichensehan und im Widerspruch mit der 
wirklichen Vornahme in den Leichenscheinen nnd 
Todtenregistern eingetragen. Er wurde, da das Be- 
zirksgerieht Landshut die Thatsache , ob und wann 
die zweite Leichensehan stattgefunden, als eine recht- 
lich erhebliche anffasste, neun real concurrirender 
Vergehen im Amte , begangeu durch Urkunden- 
fklschung (ohne dass solche beabsichtigt war , und 
nur durch unvorhergesehene Hindemisse die be- 
treffende Leichensehan zur festgesetzten Stunde ver- 
eitelt wurde) schuldig gesprochen und gegen ihn 
eine G esammtgefkngaisstrafe ron 2 Mon. 15 T. er- 
kannt. 

M. macht gegen diese Entseheidung geltend: 
der Vollzug des einschlagenden Art. XV. sei kein 
regelrnassiger und auf dem Lande ganz uumoglich, 
anaserdem zeigen sich sichere Merkmale des Todes 
nioht Btets erst nach 48Stunden, die Stunde der Vor- 
nahme sei also keinc rechtlich erhebliche Thatsache 
und die rechtliche Erheblichkeit auch nicht in das 
Bewusstsein der mit der Leichenschau betrauten In- 
dividuen gedrungen; Jahreszeit und Oertlickkeit, 
invariable und usuelle Beerdigungsstunden, den prak- 
tischen, besouders den Landarzt betreffende Velleita- 
ten, gewisse Todesursachen verlangen gleichfalls ge- 
bieterisch eine Abweichung von der festgestellten 
Frist 

Den Usus, alle Columnen des Leichenschauscheins 
schon bei der ersten Leichenschau auszufilllen , finde 
beinahe jeder Leichenschauer , der zugleich fllr die 
zweite Leichenschau aufgestellt ist , auf dem Lande 
beim Antritt seiner Stelle vor, und entspriinge der- 
selbe insbesonderc da, wo der Pfan'sitz nicht am 
Sterbeorte selbst sich befindet, dem Bedllrfniss, den 
meist sehr bediAngten und sonst von vielen Gkngen 
in Anspruch genommenen Angehbrigen und Nachbarn 
des Verstorbenen einige Lauferei zu ersparen. 

(W alter Hesse.) 

437. Geriohta&rztliohe Casulstik ; mitge- 
theilt von Reg.-R. Prof. Jos. Maschka. (Prag. 
med. Wchnschr. I. 6. 11. 22. 1876.) 

I. Tddthehe Kopfvarletzvng . Snhlag odir 

Fall * 

B. parirte die Peitechenschlage K.'s mit seinem 
Stocke, den er am untern Ende hiclt, wobei der Ansatz 
aus Hirachgeweib (cin Kopf) absprang. Hicrauf floh K. 
(ca. 54Schritte), wurde jedoch gefaast , crhielt 3 Oder 
4Hiebe mitdemRohrstocke, lief hiernach fort und sturzte 
in einen 5 Schritt weit entfernten Straasengraben , wo er 
liegen blieb. Er starh nach ca. 18 Stunden. 

Bei der Obduktion fand man, ameer drei sngilUrten 
Hautstellen am Kopfe, 2'/*" nach rechts von der Spitae 
der Hinterhauptechuppe eine 6"‘ lange, 2*“ breite scharf- 
kantige IV unde, das diesen Verletzungen entsprechcnde 
Zellgewebe war mit Bhit dnrehtrinkt, das Bchadelge- 
wolbe nicht besohhdigt. Unter der hartenHirnhaut befand 

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sich auf der rechten OrosBhtmhemisph&re ein retehlloher 
Bluterguas. Bei Unterauchung des Schadelgrundea zejgte 
sich dor anssern Kopfwundo cntsprcchend ein Knochen- 
spning, der cinerscits V," weit ini Seitcnwandbein ver- 
lief, andererseits in der Lambdanaht miindete; ein Unsen- 
grosses Stuckchen des Knochens war bewegiich nnd an 
dieser Stelle der Knocben dnrch seine ganze Dick© ver- 
lctzt. 

Der betr. Graben, 2' 1 V," tief, 2' 1“ breit, mit 
Gras bewachsen, zeigte keine Blutspuren; am Grande des 
Grabens, an derStoUe, woK. gelegen, befanden siob zwei 
ganseeigrosse Steine mit abgerundeten Eeken u. Kan ten ; 
3' davon lagen drei Steine, von denen zwei flach, der 
grosste knollig war. 

Die Obducenten sprachen sich dabin aus : 

„1) K. ist in Folge der mit einem Knochen- 
sprunge und Blutextravasate in die Schadelholile 
verbundenen Wnnde gestorben, welclie 2) entweder 
dnrch einen krkftigen Hieb mit einem kantigen 
Werkzenge oder auch durch Auffallen auf einen 
derartigen Gegenstand, z. B. einen Stein, entstaoden 
sein konnte , das letztere erscheint allerdings wahr- 
scheinlicher.^ 

Das von der Fakultftt verlangte Gutachten be- 
stitigt die Ansicht der Obducenten im AUgemeinen, 
es erkenut ausdrUcklich die Moglichkeit der Eut- 
stehung der todtlichen Verletzung durch einen krttf- 
tigen Hieb mit den nasenfSrmigen Ansatze des mit 
dem Hirschgcweihgriff versehenen Stockes an, halt 
aber diese Entstehungsweise fllr unwahrscheinlich 
und ni mm t aus folgenden Grtlnden an, dass die Ver- 
letzung durch Auffallen auf einen Stein bedingt wurde : 

a) Die Form der erwfthnten Sugillationen spricht 
daftlr, dass sie mit dem Rohre zugefilgt wnrden, 
wahrend die Wunde am Hinterhaupte nur mit der 
Kante des Griffes hatte beigebracht werden kdnnen ; 
es hatte somit, vorausgesetzt , dass zu jencr Zeit 
der Griff an dem Stocke noch gehaftet hatte , letz- 
terer wahrend der Misshandlung umgcdreht werden 
milssen, was doch wohl nicht anzunehmen sei. 

b) Die Lage der Kopfwunde spricht gegen die 
Entetehung dnreh Schlag mit dem Stocke. 

c) Die Wunde war geradlinig, scharfkantig, was 
wieder nicht mit der Besobaffenheit des Griffes liber- 
einstimmt, indem eher eine Lappenwunde entstanden 
ware. 

d) Der Griff des Stockes wurde 54 Schritte weit 
von der Stelle, wo K. niederstilrzte, und zwar an der 
Stelle vorgefunden , wo B. zuerst mit E. zus&mmen- 
traf und von wo aus der letztere die Flncht ergriff. 
Es konnte somit an der Stelle, wo B, den K. schlug, 
der Griff nicht mehr am Stocke gewesen sein , ohne 
diesen sei aber die Zuftlgung der Wunde nioht wohl 
anzunehmen. 

[Das Gutachten der Fakultftt grttndet rich offen- 
bar auf die absolute Znverlissigkeit der Auwage des 
Betheiligten B., dass er bei dem ersten Zosammen- 
treffen mit seinem am umgekehrten Ende gefassten 
Stock den K. nicht auf den Kopf geschlagen, son- 
dem den Stoek nur znr Abwehr der Hiebe K.’s be- 
nutzt babe ; in diesem Fade bleibt allerdlngs keine 
andere Erklarung ffbrig. Sowie rich aber Zweifel 

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VII. Staatearzneikunde. 


fiber die unbedingte GUubwflrdigkeit jener Angaben 
ergeben, ist fttr Ref. die Entstehun gsweise durch den 
Griff des Stocks xnindestcns ebenso wahrscheinlich 
ala durch den Fall in den Graben , um so melir , als 
fiber die Art des S tunes nichts bekannt ist und die 
an der Stelle , wo K. lag , vorgefundenen Steine als 
mit abgerundeten Ecken und K&nten versehen be- 
zeichnet werden. Auch liease sich reclit wohl an- 
nehmen , class K. nach einem Schlage auf den Kopf 
mit dem Stockknopfe noch 54 Schritte und dann, 
nachdem er noch 3 oder 4 Stockschlkge erhalten 
hatte, weitere 5 Schritte bis zum Graben gelaufen 
sei , wo er zusammenstfinte , was zeitlich mit dem 
inzwischen anwachsenden Bluterguss auf die Him-' 
hemisphere aehr gut in Einklang zu bringen wire. 
Ref.] 

II. Misshandlung mit nach/olgender tddtticher 
Limgenentziindung, Nachweieung ursdchlichen Zu- 
tanmenhangt. 

Der 61 J. alte J. F. wurde von R. u. A. geechlagen, 
niedergeworfen und mit Fussen getreten ; wie lange er 
gemisshandelt wurde, vermochte er wegen bald eingetre- 
tenen Verlnstes dee Bemisstaeins nlcht anzugeben. Hler- 
an echlos* sich nach Aussage der Experten elne Lungen- 
emtzundung , die sich F. bei 6 Std. langem Liegen am 
Wahlplatze (wo sich ubrigens cine Blntlache hefand) 
durch Erkaltung zugezogen habe ; sie sei also eine mittel- 
bare Folge der Verletzung, wozn F. auch noch durch Em- 
physem disponirt gewesen sei ; die BeBchadignngen — 
ee bestanden ausserdem divente Bchwellungen, Abscbur- 
fungen and Hautwnnden, Verlust eines Schneidezahns — 
bilden in ihrer Gesammtwirkung eine lebensgefahrliche 
schwere Verletzung, die zur Heilung fiber 20 Tage brau- 
chen werde. 

Circa 17 Tage aaeh der Verletzung starb F. Bei der 
Obduktion fand sich lm Wesentlichen an der rechten Seite 
von der Achselhohle an eine bis zur 7. Rlppe herabrel- 
chende flachh&ndbreite Sugillation ; beide Lungenflogel 
waren an den Randern erweitert, rechts der mlttlere nnd 
obere Lappen unter einander und in einer Ausdehnung 
von Handtellergrosse mit dem Brustkorbe verwachsen. in 
beiden Brustfellsacken befand sich cine ansehnliche Menge 
schroutzigen 8erums. Entsprechend der Verwachsungs- 
stelle zeigte sich im rechten Mittellappen eine faustgrosse 
Abscesshohle mit schmutziggrauem Eiter u. nekrotischem 
Gewebe erftillt , hinter derselben ein zweiter kleinerer 
Abscess ; in der Umgebung derselben Hepatisation. Der 
linke Unterlappen war compakt, scbwer, luftleer, braun- 
roth hepatisirt. Rechterseits erschienen sammtliche Rip- 
pen von der 2. bis zur 8. in der Mitte der rechten Thorax- 
seite gebrochen, und z war an gleicher 8telle und fast in 
gleicher Llnie von oben nach abwarts. Die Bruchflachen 
zelgten mit Ausnahme der 3. Rippe weder Zeichon eines 
Blutergusses, noch in der Umgebung eine Callusbildung. 
Nur die Bruchflachen der 3. Rippe waren mit Eiter be- 
deckt, die Lunge an dleser Stelle war, wie erwahnt, mit 
dem Brnstfell verwachsen. Der fibrlge Befund bot nlohts 
Erwahnenswerthes dar. 

Die Experten gaben ihr Gutachten im Wesent- 
lichen dahin ab , dass F. mit Lungenemphysem be- 
haftet war und an Entzfindung des rechten mitUem 
und linken untern Langenlappens gestorben sei, der 
Bluterguss am rechten Thorax spreche daftlr, daas er 
einen Fusstritt erlitten habe oder gegen einen har- 
ten Kftrper geschleudert worden sei; durch die 
Enchtttterung des Thorax sei die Lungenentzttndung 
entstanden; die Brttcbe der 7Rippen seien erst nach 


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dem Tode erfolgt , da keine Reaktioneerseheinungen 
und keine Callnsbildung gefhnden wurde. 

Das Gutachten der Fakultit weist die Anachauung 
fiber den postmort&len Ursprung der Rippenbrttche 
zurflck, da 

1) kein fiusserlicher Umstand fllr eine Bolche An- 
nahme spricht ; 

2) die Intensit&t der Misshandlung and das 
schlechte Befinden F.’s danach sehr wohl im Ein- 
klang mit erlittenen Rippenbrllchen stehen ; 

3) eine Anzahl Hantabschfirfungen and die nmch- 
trfiglich entstandene Blutunterlaufung an der rechten 
seitlichen Brustgegend dafllr sprechen ; 

4) an der 3. Rippe in der That Eiterung , also 
eine ganz entschiedene Reaktionserecheinung nach- 
gewiesen wnrde. 

Der Mangel eines Blutaustrittes nnd von Callus- 
bildung an den flbrigen Bruchstellen habe an sich 
nichts Auffallendes , da seit der Verletzung schon 
18 Tage verflossen waren und bei Fraktur der stets 
bewegten Rippen Callusbildung zuweilen erst spit 
bemerkt wird. Uebrigens sei es bei der Ausdeh- 
nung dee Lnngenabscesses zweifelhaft , ob in der 
That nur an der 3. Rippe Reaktionserscheinungen 
bestanden haben. 

Es sei daher anzunehmen, dass die Rippenbrflche 
schon wfthrend des Lebens zugefHgt wurden und 
eine eiterige zum Tode fllhrende Lungenverletzung 
zur Folge hatten ; die Verletzung war demnach eine 
tOdtliche und unter Zurfickweisung von durch das 
Emphysem bedingter Disposition als solche zu be- 
trachten , welche den Tod ihrer allgemeinen Natur 
nach herbeigeftlhrt habe. 

III. Magenblutung nach exner Verletzung ; 
natiirliche oder gewaltsame Todesart. 

Der trunkene, 40 J. alte J. wurde den 3. Febr. von 
3 Mannern uberfallen und mit Stbcken geschlagen. Er 
ffihlte sich am 4. u. 6. Febr. unwohl und soil den 6. Febr. 
reichlich gslUges und schwanllches Erbrechen gehabt ha- 
ben. Am 10. starb er nach plStzlich eingetretenem rcich- 
liohen Bluterbrechen. — Eine bei der Prugelel enthaltene 
Verletzung am Kopfe war nach Aussage des Arztes eine 
leichte. 

Bei der Obduktion fand sich im Wesentlichen : Leiche 
sehr blass; auf dem rechten Seitenwandbeine eine 1" 
lange, in der Heilung begriffene Wunde, ihr ensprechend 
unter den Schadeldecken eln handtellergrosses Blutextra- 
vasat ; Beinhaut und Knochen unverletzt. — Hlrnhaute 
verdickt, die Gefasse derselben und das Gehlrn blutarm, 
letzteres etwas odematSs. Die Lungen steilenweise durch 
altere Adhasionen flxirt, die Unterlappen 5demat5s, nlcht 
hepatisirt. Das Herz mit viel Fett umgeben, die Musku- 
latnr schlaff, Vor- und Herzkamraern leer. In der Brust- 
und Bauchhfihle etwas gelbliches Serum. Die Leber be- 
dentend vergrossert, derb, graugelb, blass, blntarm. Die 
Mils vergrossert, derb, anamisch. Der Magen auage- 
dehnt, blass, Schleimhant erwelcht, abstreifbar, mit Blut- 
extravasaten dnrchsetzt, im Magen mehrere Unzen zer- 
setzten Blates, ebenso im Dfinn- a. Dickdarme eine grosse 
Menge zersetzten Blates. Die Nieren blass, in der Ham- 
blase dunkler Ham. 

Im Gutachten wird die in der Heilung begriffene 
Wunde am Kopfe als leiohte Verletzung bezeichnet, 
die Magen-Darmblutong von der Entartung der Un- 


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VIII. Medicin im Allgemeinen. 
tarleibsorgzne abgeleitet , mit der Verletzung nicht vorhandene SchMdelverletzung in keinem ZuBammen- 


in Zuaammenhang gebracht, die Leber als exquisite 
Fettleber bezeichnet, und der Tod als nattlrliche 
Folge der Trunksucht darstellt. 

Indem, die Fakultftt das Gutachten der Experten 
besUtigt, fUgt sie erg&nzend hinzu , dass das Statt- 
haben einer die Verblutong verarsachenden ErschUt- 
terung nicht angenommen werden kOnne , dass die 

VIII. Medicin im 

438. Ueber Milaperkussion ; von Prof. Dr. 
Joseph Meyer. (Charitd - Ann&len 1. Jahrg. 
Berlin 1876. p. 378—401.) 

Die vorliegende , in mehrfacher Beziehung von 
den bestehenden Methoden der Milzperkussion ab- 
weichende Untersuchung muss durch die grflssere 
Klarheit und leichtere Uebersichtliclikeit , welche sie 
auf diesem schwierigen Gebiete ermUglicht, sowie 
durch die Venninderung vorhandener Fehlerquellen 
als ein wichtiger Fortschritt in der physikalischen 
Diagnostik dieses Organes bezeichnet werden. Nacb 
der verbreitetsten Annahme vermeidet man, um eine 
Mitschwingung der Umgebung zu verhUten, einen 
jeden starken Anschlag und perkutirt schief nur ein- 
mal Lknge und Breite der Milz. Man erh&lt zwar 
in der Mehrzahl der Fftlle durch dieses Verfahren 
ein genflgendes Ergebniss, doch wird einestlieils ge- 
rade durch die leise Perkussion Ufter nur die ober- 
fiichliche Dftmpfung wider Willen perkutirt, anderer- 
seits macht es die nur einmalige Breitenmessung bei 
einer Abweichung des Lkngsdurchmessers von der 
gew&hnlichen zur Medianlinie diagonalen Lage mehr 
als schwierig, sich die Milz in situ richtig vorzu- 
stellen. 

Vf. legt das Hauptgewicht auf die Umgrenzung 
der ganzen Milz , also eingeschlossen des von der 
Lunge bedeckten 8ttickes. Zur Perkussion der- 
selben eignet sich am besten der Hammer, welcher 
selbst fUr den vordern untern Abschnitt sichere Re- 
soltate liefert. Ftlr die Bestimmnng dieses letzteren 
Theiles empfiehlt es sich nur, dort die Grenze anzu- 
nehmen, wo der Unterschied zwischen gedimpft und 
hell deutlich ausgesprochen 1st , wkhrend nach oben 
hinten geringere Differenzen BerUcksichtigung ver- 
dienen. Die Resistenz dagegen hat bei der Milz- 
perkussion nur einen sehr geringen Werth. Die 
Untersuchung geschieht in der rechten Seitenlage mit 
einem unter diese Seite geschobenen Kisoen, weil 
hierdurch eine Ausbiegung der Lendenwirbelsftule 
convex nach rechts und in Folge dessen ein Zusam- 
menrflcken der linken untern Rippen mit der Crista 
ilei verhtltet wird. Wegen dieser Verbiegung lagert 
Schuster den Kranken zwischen rechter Seiten- 
und Rtickenlage in der diagionalen Seitenlage. 
(Die Perkussion der Milz. Giessen 1866.) Zur 
methodischeren Ansffrhrung der Untersuchung in der 
rechten Seitenlage dienen folgende anatomische Vor- 
bemerkungen. 

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hange mit der innern Blutung stehe, dass dagegen, 
da J. dem Branntweintrunke ergeben war und alle 
Erscheinungen an der Leiche fllr den Bestand einer 
chronischen Alkoholvergiftung sprechen, die Magen- 
darmblutnng in Folge des Alkobolismns eingetreten 
sei. (Walter Hesse.) 


Allgemeinen. 

Der Lilngsdurchmesser der normalen Milz Iftuft 

1) den Rippen parallel, so dass ihr oberes hin- 
teres Ende in derNkhe der Vertebralartikulation der 
9. oder 10. Rippe beginnt, das untere vordere an 
dem vorderen Theile der 11. Rippe oder des 10. 
Intei'costalraumes endigt, ihr oberer Rand der 9. 
Rippe oder dem 9. Intercostalraum , ihr unterer fast 
immer der 11. Rippe oder dem 11. Intercostalraum 
entspricht ; 

oder 2) mehr oder weniger eenhechl zu den Rip- 
pen, das obere Ende liegt dann in gleicher Hohe mit 
dem 8. oder 7. Intercostalraum, das untere ebenfalls 
an der 11. Rippe. 

Zwischen diesen Hauptlagen bestehen natllrlich 
intermediftre Ueberg&nge. — Die dussere Flftche der 
Milz wird von den Rippen durch das Zwerchfell , in 
dessen Concavit&t sie liegt, und oben durcli ein Stuck 
des untern Endes der linken Lunge, welches sich 
zwischen Zwerchfell, Rippen und Wirbelsaule hinein- 
Bchiebt , getrennt. Von der innern Flftche bedeckt 
der kleinere hintere Abschnitt theils ein Sttlck des 
ftussern Nierenrandes und die Nebennieren, theils ist 
er wie das oberste hinterste Ende der Uussern Flkche 
nacb oben hin unter dem Zwerchfell und zur Seite 
der Wirbelsaule umgebogen. 

Dieser letztere Theil der Milz entzieht sich meiBt 
der Perkussion , der kleinere hintere Abschnitt da- 
gegen liefert wegen der ziemlich constanten Lage 
der Niere an dem Vertebralrande des 11. Intercostal - 
raumes, reap, der 12. Rippe, brauchbare Anhalts- 
punkte. Durch mehrere ligamenttSse 1.5 — 2.5 Ctmtr. 
lange Fatten , welche von dem periton&alen Ueber- 
zuge der Niere nach der Milz verlaufen , wird die 
Beweglichkeit derselben sehr vermindert, so dass bei 
Typhuskranken mit vergriteserter Milz durch Lage- 
wechsel eine Verschiebung von nur 2.5 Ctmtr. durch 
die Palpation nachzuweisen war. Ebenso wurde bei 
Lebenden und Verstorbenen mit normal grosser 
Milz je nach Rticken- oder Seitenlage bald eine deut- 
liche Aendernng der vordern obern Perkussionsgrenze 
um 2.5 Ctmtr., bald keine aufgefnnden. Da sich 
folglich der untere , resp. hintere Rand der Milz nur 
um das angegebene Maass von dem 11. Intercostal- 
raume entfernen kann, dtlrfte dessen Verhftltniss zur 
Niere, resp. 12. Rippe, als fest und constant fUr die 
Perkussion zu benutzen sein. Diese Ligg. reno-lie- 
nalia flndeu nur bei llteren Anatomen einige BerUck- 
sichtigung (Haller, Elements physiolog. Tom. VL 

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198 


VIII. MedLcin im Allgemeinen. 


p. 391. Anm. b*. Bern 1764). Oiesker (Anat.- 
phyaiol. Unters. tlb. die Hilz des Menachen p. 35 u. 
36) sieht sie ftlr Residuen einer Peritonitis an. Jene 
genannten Bander sind ausserdem noch von Einfluss 
bei der von oben and hinten , nach nnten und vorn 
stattfindenden inspirator. Verschiebung der Milz an 
derNiere und ebenso auf die pendelartige Bewcgung, 
welche die Milz am Magengrunde durch das dreieckige 
Lig. gastro-lienale , dessen Spitze nach oben und 
hinten, dessen Basis nach unten und vorn gerichtet 
ist, erfahrt. 

Diesen anatomischen Verhaltnissen gemftss w&hle 
man als Ausgangspnnkt bei derperkutorischonUnter- 
suchnng derMilzden 11. Intercostalraum ; falls wegen 
Fett oder zu stark entwickelter Muskulatur die Auf- 
findung der 12. Rippe erschwert ist, so bezeichnet 
man dieselbe durch Abzahlen derProc. spinosi. Man 
perkutirt nun, indem man die haufigste Lage, Lkngs- 
durchmesser der Milz parallel der 10. und 11. Rippe, 
voraussetzt, mit starJcem Anschlag von der Mitte des 
Abdomen gegen das vordere Ende dieser Rippen, 
bis man auf einc pr&gnante Dilrapfung stbsst, welche 
durch Magen und Colon einen tympanitischen Bei- 
klang besitzt. Von dieser mit Kreide zu bezeichncn- 
den Stelle geht man im Verlaufe der 11. und 10. 
Rippe nach oben und hinten bis znm Angul. costa- 
rum ; je hflher man kommt , desto mehr tritt , wenn 
der Magen nicht zu sehr ausgedehnt , an Stelle des 
Darmtones eih immer hellerer Lungenschall. 

Auf dieser vorlftufig als der grflaste Lftngsdurch- 
messer angenommenen , von vorn nach hinten oben 
verlanfenden Linie perkutirt man, von rechts oben in 
der Gegend der 6. Rippe beginnend, an etwa 3 Stel- 
len in senkrechter Richtung wahrend der Exspira- 
tion. Verbindet man nnn die ftusseren Punktc dieser 
Linien, an denen der tiefere Schall in einen ged&mpf- 
ten und hCheren (lbergeht , durch eine Linie , so ge- 
winnt man den obern’, reap, vordera Rand der Milz, 
und es zeigt sich zugleich, ob der angenommene 
L&ngsdurchmesser als richtig beizubehalten oder zu 
Undent ist. Die senkrechten verlangert man nun 
weiter nach unten, bis der ged&mpfte Schall in einen 
hellen, meist tympanitischen ttbergeht. (Die An- 
nahme von Hamernik und Luschka, dass das 
vordere Milzende eine von dem linken Sternoclavicu- 
largelenke oder der Brustwarze zur Spitze der 11. 
Rippe gezogene Linie nicht ttbersclireiten soil, ist 
nach Conradi, Gerhardt, Schuster wegen 
der verachiedenen Lange der 11. Rippe nicht zu ver- 
werthen.) Bei der Bestimmnng des liintem Milz- 
randes erscheinen die bekannten Hindemisse : „Nihe 
der Wirbelskule , Grflsse der dartiber befindlichen 
Lungenschicht, verschiedene Ausdehnung des Magens 
und Dickdarms , Will bung des Thorax , Dicke der 
Muakel- oder Fettschicht." In der Regel findet man 
5.0 — 6.5 Ctmtr. von den Domfortsfttzen des 9. oder 
10. Rflckenwirbels in dem Raume zwischen den Proc. 
spinos. und den Angul. costar, des 9. oder 10. — 11. 
Wirbels bei kr&ftigem Anschlag und starker Exspi- 
ration einen Lungenschall , welcher otwas gedtopf- 

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ter ist als oberbalb dieser Rippen. Dieser Punkt 
entapriebt, wie man sich an Leichen (tberzeugen 
kann, entwoder dem wahren hintern obera Ende, 
oder nur dem durch die Perkussion zu erreiehenden 
Theile, wftbrend das wirkliche Ende dann naher der 
Wirbelsiule liegt. Der Grand ist voraiiglich in 2 
Ursachen zu suchen. Erstens kann die Milz eine 
mehr oder weniger rechtwinklige Krflmmung unter 
dem Zwerchfell erlitten haben und darflber ist gieich- 
zeitig eine starke Lungenschicht gelagert , zweitens 
wird durch die Nothwendigkeit krkftig zu perkutiren 
in dem lufthaltigen Magen nnd Darm after der helle 
Ton erzeugt. Es zeigt sich also als erste Pehler- 
quelle fill- die Lingenbestimmung , dass ein verhklt- 
nis8ma.8sig heller Schall neben der WirbeMuIe am 
hintern Ende dcr 9. — 11. Rippe die Anwesenheit 
der Milz hicr nicht ausschliesst. — Durch die erhal- 
tene Dampfungsfignr ist der Lftngen- nnd auch Brei 
tendurchmesser gewonnen , man bestimmt dieselben 
aus dem aufgezeichneten Umfange am einfachsten 
vennittelst eines Tasterzirkels. Bei der Perkussion 
des Langsdurehmessers kbnnen ferner verschiedene 
andere Verhaltnisse Schwierigkeit bereiten. 

1) Die st&rkere Krflmmung des Thorax am An- 
gul. costar, bedingt einen etwas weniger hellen 
Schall an dieser Stelle als am Vertebralende der 10., 
resp. 9. Rippe. Vergleicht man aber den Schall am 
Angul. costar, der 7. und 8. Rippe mit dem der 9. 
und 10. , so ist der Schall an letzterer Stelle dnrch 
die darunterliegende Milz dennoch gedftmpfter. 

2) Zuweilen wird bei starker Perkussion die 
Dampfung an dem lateiaien Theile des 10. Inter- 
coetalraumes dnrch eine Zone ziemlich hellen Lungen- 
schalle8 unterbrochen. Durch leisen Anschlag kann 
man sich aber iiberzeugen, dass der Lungensaum 
oberhalb verlauft und die Milz unmittelbar der Brnst- 
wand anliegt. Der schnclle Wechsel der Erschei- 
nung deutet dar&uf hin, dass in der variirenden Fiil- 
lung von Magen and Dickdarm der Grand zu 
suchen ist. 

3) Bei einfacher Gasauftreibung des Magens and 
Dickdarms, oft auch durch Hinflberlagenmg der 
auBgedehnten Flexura coli lienal. liber den vordem 
Theil der Milz fUllt der Langsdui’chmesser zu klein 
aus; bei starker Spann ung des Magens und Dick- 
darms dagegen, sowie Ueberdeckung mit fettreichem 
Omentum wird derselbe vergrbssert erscheinen. Doch 
giebt unter solchen Verhkltnissen die starke Ham- 
merperkussion und die Beachtung der intensiveren 
Resistenzunterschiede immer noch die reiativ ge- 
nauesten Resultate. 

4) Einen grossen und meist unvermeidliehen 
Fehler veranlasst das grosse Netz , wenn es in dcr 
Gegend zwischen Magen, linker Colonflexur und 
Milz, namentlich an dem Falze des sogen. Ligament, 
pleuro-col. mit vielem Fett durehsetzt ist. Der urn 
die Milz entstehende Fettsaum kann hier ebenfalis 
vermittelst der Hammarperkussion und wenn der 
Dickdarm noch etwas Luft enth&H , ausgeaohahet 
werden. 

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199 


VIII. Medicin im Allgemeiaen, 


line ftlnfta Fehlerquelle bildet die physiologische 
Volumenzunahme der Milz nach der Einftthrung von 
Nahrungmitteln , welche 3 — 4 Std. nach einer ge- 
hdrigeu Mahlzeit hereto zu ermitteln ist, 5 — 6 Std. 
darauf die grosste Halie erreicht. Nach D i 1 1 m a r 
(Uber period. Volumenveranderungen d. menschl. 
Milz; Inaug.-Diss. unter der Anleitung von Prof. 
J. Vogel. Giessen 1850) betrug dieselbe bei einem 
Individuum durchschnittlich 2 — 3 Centimeter. Vf. 
konnte selbst eine geringe Zunahme bei einer ver- 
grdaaerten Milz nachweisen. Durch diese wechselnde 
Schwellbarkeit dee Organa werden daher auch leicht 
Schwankungen in der Grouse der Durchmesser ver- 
anlaast. Eine Zosammenatellung von Messnngen an 
Hingerichteten und gesunden Gestorbenen ergab, 
daas die normale Gauge nicht unter 12 Ctmtr. anil 
nicht Uber 14 Ctmtr., die normale Breite nicld unter 
8 Ctmtr. and mcht Uber 9.5 Ctmtr. sein soli, also 
Lange zur Breite = 13:8 Centimeter. 

Um den Grad der ZuverlUssigkeit bei der per- 
kntorischen Grdssenbesfimmung der Milz zu prflfen, 
stellte Vf. vergleichende Messungen an 60 Leichen 
Erwachsener an. 

Ein Anszug ana der beigefugten Tabelle ergiebt, dass 

4mal die perkut. Lange — der anatomiachen 
36mal „ „ zwiachen 0.33—4.23 Ctmtr. grosser 

llroal „ „ 0.33 — 2.28 Ctmtr. kleiner 

7mal „ „ Breite — * der anatomiachen 

32mal „ „ 0.33 — 3.&8 Ctmtr. grosser 

llmal „ „ 0.33 — 2.6 Ctmtr. kleiner sich heraus- 

atellte. 

Von der oberjldchlichen Milzdftmpfung, also des 
der Bnistwand direkt anliegenden Stllckes, bildet 
der nntere Rand der linken Lunge die obere Grenze, 
die hintere Grenze ist wegen der Beziebung zur 
Niere nicht zu bestimmen; die Aufsuchung der vor- 
dern und untem bietet die erwahnten Schwierig- 
keiten. Dieselben phyaiologischen u. pathologischen 
Verhaltnisse , welche den Werth der oberflUehlichen 
Here- u. Leberdampfung beeintrachtigen, machen sich 
auch bei der oberflachlichen Milzdampfung geltend. 
Schuster fand (a. a. 0. p. 143) unter 80 Unter- 
snehungen Gesonder die obere Grenze bei der rechten 
diagonalen Seitenlage, IGmal an der8.Rippe, 18mal 
zwischen 8. und 9. Rippe, 24mal an der 9. Rippe, 
8mal zwischen 7. n. 8. Rippe, lmal an der 7. Rippe, 
2mal an der 10. Rippe, 2mal zwischen 9. and 
10. Rippe. 

Die Perkussion vergrdsserter , bald den Rippen 
parallel , bald senkrecht gelagerter Milzen , welche 
nach den gegebenen Regeln geschieht , findet nm so 
leichter statt , je besser ihr vorderes Ende der Pal- 
pation zug&ngig ist. Bei einer Volumenzunahme 
erstreckt sich ihr hinterer Rand mehr oder weniger 
weit zur Wirbelsaule , nach oben und vom scliiebt 
sie sich verschieden weit unter dem Zwerchfell bis 
zur Leber und mit dem vordern Ende zu der Median- 
linie des Korpers vor , nach unten erstreckt sie sich 
bis zur 12. Rippe oder ilberragt den Rippenrand 
und die iinke Niere. Dabei finden nur sehr geringe 
Verse hiebun gen statt, freilich bedingt in den meisten 


Fallen durch peritonitische Adhisionen zwischen 
Kapsel und Bauchwand. Bei zwei Milztumoren, 
deren Langsdurchmesser 26 , resp. 29 Ctmtr. be- 
trug, constatirte Vf. eine Dislokation a nach rechts 
von 4 and 5.5 Centimetem. 

Bei Verkleinenmgen ergiebt die Perkussion 
meistens ein ebenso negatives Resultat als bei der 
Wandermilz , falls es nicht gelingt, letztere zu 
reponiren. Die perkutorischen Verhaltnisse sind 
zuerst von D i e 1 1 genauer festgestellt und auch in 
1 Falle durch die Sektion bestatigt worden. Die 
vergrdsserte und vollstiindig bewegliche Milz lag 
mit dem Hilus nach aufwilits Uber den drei letzten 
Lendenwirbeln , der Magen hatte sich mit dem 
Pylorustheile etwas gesenkt. Die frilhere Stelle der 
Milz nahm vollstandig die Flexura coli sinistra ein, 
welche bis in die Zwerchfellwdibung reichte, das 
Colon descend, war dadurch scheinbar linger, das 
S Roman, fast vollstandig ausgeglichen. Das Lig. 
gastro-lienale war 6" lang, sclimal u. zart, das Lig. 
pleuro-col. wahrscheinlich sehr kurz ; vom Lig. phre- 
nico-lienale keine Spur. Letzteres sah Vf. auch bei 
normaler Milz after fehlen. Von den krankhaften 
Zustanden der Nachbarschaft, welche die Milzperkns- 
sion er8cliweren, resp. unmfiglich machen, bildet die 
Gasanftreibung von Magen und Darm das wichtigste 
Moment. In einem exquisiten Falle faud Vf. die 
bedeutend vergr8sserte Milz neben der Wirbelsaule 
3 — 4 Ctmtr. von den Proc. spin, bis zum 9.Rilcken- 
wirbel an die Rippen gepresst und den untem Rand 
der linken Lunge bis eben dahin zorUckgezogen. 
Die Ricbtung des Langsdurchmessers der Milz wird 
in solcben Fallen durch das ansgedelmte Organ be- 
stimmt. Bei alleiniger Erweiterung der Flex, coli 
sinistra und erschlafitem Magen (Typhus , Cholera) 
liegt derselbe mehr horizontal , wahrend eine gleich- 
zeitige Ausdehnung von Magen und Dickdarm eine 
mehr senkrechte Lage bewirkt ; die Perkussion er- 
giebt dann after trotz betrachtiicher Volumenzu- 
nahme kein Resultat. Letztere Richtung findet nach 
Rokitansky auch nicht selten bei bedeutenden 
ohronischen Vergrasserangen statt (Pathol. Anat. 
3. Aufl. III. p. 296). Wenn sich die Leber in das 
linke Hypochondrium erstreckt und die Milz vom 
Zwerchfell abdrangt , gelingt es znweilen durch die 
perkutorische Umgrenzung der sich beriihrenden 
Rftnder, annahemd dieM, zu bestimmen. Als Unter- 
scheidnngsmittel zwischen einer vergrosserten Milz 
und einem kleinern abgesackten Pleuraexsudat wird 
die Gleichheit des Tones bei letzterer Erkranknng 
neben der Wirbelsaule und am Angnlus angeftthrt. 
Die linke Lunge retrahirt aich aber auf gleiche 
Weise bei ansgedehnten Milzvergrteserungen , als 
nach pleurit. Exsndaten. 

Dem liistorisch kritischen Schlusse entnehmen 
wir folgende Hauptmomente. 

Piorry (Traitd de mdd. prat. VI. p. 25) wies 
zuerst auf die Maglichkeit einer Milzperkussion hin. 
Er perkutirt bei der rechten Seitenlage l&ngs der 
Axillarliuie zuerst stark den unter der Lunge liegen- 


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200 


VTLl. Medicia in Allgemeinen. 


den Milztheii , dann schw&cher die eigentliche Milz- 
dimpfang , wendlich erkennt er bei gtunz leisem An- 
schlag an der betr&chtlichen Sonoritat des Darmes 
die nntere Grenze. Auf die Axillarlinie zieht er 
eine Perpendiiulare mitten dorch die aufgefundene 
Milzdampfung and sucht, wie es scheint, die vordere 
Grenze zu bestimmen. Durch den Kreuzungspunkt 
beider Linien legt P. zwei Senkrechte u. gewinnt so, 
noch ausserdem zwischen diesen Radien perkutirend, 
den Umfang der Milz. Extravagant ist die Aufsuchung 
des hintera an der Niere liegenden Abschnittes und 
die Bestimmnng der Dicke des Organ es. Seiner 
ganzen Metbode mangelt vorztlglich eine genttgende 
Kenntniss der anatomischen Verhaltnisse (Atlas de 
plessim. Taf. IX. X. XXX.). 

Maillot (Traitd prat, de percussion Paris 1843. 
p. 220), ein Schtller Piorry ’s, gelangte zwar, auf 
anatomische Basis gesttitzt , zur Einsicht , dass die 
Aufsuchung der hintern Milz grenze oft uumOglich 
sei, verfkllt aber in den Fehler, die Milzbreite in 
einer Linie zu suchen , welche er von der Spin. sup. 
oss. il. nach der Achselgrube zieht. Eine normale 
Milz ist aber me, eine vergrdsserte selten in dieaer 
Linie anfzufinden. Sonst weicht M. im Ganzen von 
der Piorry ’schen Methode nicht ab. Dasselbe 
gilt von Siebert (Diagnostik d. Rrankh. d. Unter- 
leibs. Erlangen 1855. p. 61). 

Hamernik (Prag. Vjhrschr. X. [III. 2.] p.41. 
1846) hat unter den deutsch schreibenden Aerzten zu- 
erst selbstst&ndige Beobachtungen angestellt. Die ge- 
sunde nach ihm vertikal stehende Milz darf die schon 
oben erwahnte von der linken Brustwarze oder der 
Aiticulat stemo-clavicnl. sinistra nach der ll.Rippe 
gezogene Linie nicht Uberschreiten , diess geschieht 
nur von der sicli vergrdssernden und zugleich hori- 
zontal lagernden Milz, welche hierdurch der Wirbel- 
sttule am 1 Ctmtr. naher rtlckt. Es k5nnen aber 
ziemlich bedeutende Milztumoren , vorztlglich beim 
Typhus vorhanden sein, ohne dass diese Lines 
costo-clavicul. tlberschritten wird. 

Bamberger (Krankh. d. chylopo€t. Systems: 
Virchow’s Handb. VI. 1. p. 597 — 598. 2. Aufl.) 
findet die normale Milzdampfung hinten durch den 
Kftrper des 11. Brustwirbels, nach unten durch das 
freie Ende der 11. Rippe, nach oben durch die 
9. Rippe , nach vom durch eine vom vordern Rande 
der Achselhdhle gegen das freie Ende der 11. Rippe 
gezogene Linie begrenzt. Die Lfingendkmpfong 
betrfigt 1 — 2Plessimeter [?], die Breite 5 — 6 Centi- 
meter. Aber auch hier kCnnen Vergrdsserungen diese 
Linie nicht tlberschreiten oder sie kaum berdhren. 
Eben so wenig entspricht die Bamberger ’sche 
Annahme, dass ein 2.25 — 4 Ctmtr. grosser heller 
Schall an der Wirbelsflule eine Verschiebung der 


Milz nach links anzeigt (a. a. 0. p. 599), den ana- 
tomischen Befunden. 

Conradi (a. a. 0. p. 45) stellte, gesttitzt auf 
anatomische Studien, die sorgfaltigsten Untersuchun- 
gen fiber Milzperkussion an, scheint aber von der 
unrichtigen Voraussetzung auszugehen , dass der 
Lfingsdurchmesser der Milz denRippen stets parallel 
laufe. Er perkutirt im linken Hypochondrium vom 
Arcus costal, an, von vorn und innen gerade nach 
auBsen und hinten und findet das vordere Ende an 
oder etwas hinter der Spifze der 11. Rippe. Dann 
erhftlt er parallel und etwas hinter der Linea 
axill. von oben nach unten gehend (in der von 
Piorry Ligne spldno - colique genannten Linie: 
Atlas de plessimfetr. p. 24) die vordere Breite der 
Milz. In der Linea spino - dorsal, perkutirend 
findet er den obem Rand der Milz * in der Gegend 
der 9. Rippe. Lfie Lange und Breite beBtimmt 
er 1) mittels eines taste rzir k elartige n Instruments, 
dessen einen Schenkel er auf die Process, spin, 
der WirbelBfiule, den andern aber auf die vordere 
Milzspitze aufsetzt und so nach Abzug der Dicke der 
Wirbelskale den geraden Durchmesser im Mittel zu 
13 Ctmtr., die Breite zu 5 Ctmtr. erbfilt, 2) ver- 
mittelst des Bandmaasses. 

Gerhardt (Ueber d. Stand d. Diaphragma. 
Tflbingen 1866. p. 55 fig.; Lehrb. d. Auskolt. u. 
Perkuss. 2. Aufl. p. 143) verzichtet auf die Lfingen- 
messung der Milz und bestimmt nur die Breite in 
aufrechter Stellung and in der Rttckenlage zu 5 bis 
6 Centimeter. Sein Hanptaugenmerk ist auf die 
Lageverfinderungen des Organes gerichtet. Die Spitze 
der Milz verkndert nach ilim in der Rttckenlage und 
aufrechter Stellung nicht ihren Ort, wahrend sie in 
der rechten Seitenlage 4 a / s Ctmtr. weit nach vom 
und unten rllckt und sich die Dampfung wie bei 
starker Inspiration verkleinert. Die verkleinerte 
Dampfung erklfirt G. dadurch , dass der langer und 
dicker werdende keilfcinnige Lungentheil die Milz 
eine Drehnng um ihre Langsacbse erleiden lasst. 

Schuster (a. a. 0.) perkutirt nur die ober- 
flachliche Milz dampfung. Er sucht vorzugsweise 
die obere, vordere imd untere Grenze auf und be- 
stimmt in diesemdreieckigenRaome, der nach hinten 
offen ist, den vertikalen Durchmesser, welcher, 5 bis 
6 Ctmtr. betmgend , so ziemlich der Langsachse der 
Milz entspricht. 

Die Auffassang der ihrer Wichtigkeit halber 
ausftthrlicber von Ref. mitgetheilten Untersuchungen 
wird durch mehrere beigegebene Abbildungen im 
Original — auf das wegen der genauem Angaben 
verwiesen werden muss — noch bedeutend erleich- 
tert. (Tan be.) 


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M e d i n g , Beschflftigung von Frauen u. Kindern in Fabriken. 


201 


B. Origmalabhandlungen 

und 

Uebersichten. 

IX. Welohe Anforderungen hat die offentliche Gesundheits- 
pflege an die Gesetzgebung betreffs Beschaftigung der 
Frauen und Kinder in Fabriken zu stellen? 

Von 


Dr. B. M eding 

Das* der vorliegende Gagenstand, um aioh jour- 
n»lja±i«ch anszudrticken , „ein hochwichtiger u oder 
vqb „eminenter Tragweite 1 * 1st oder, ntlchtern ge- 
sprochen, ein sehr ernster ist, daftlr spricht , dass er 
1875 bei der Versammlung der deutschen Natur- 
fonclier u. Aerzte in Graz trotz der vorhergegange- 
neu griindlichen Bearbeitungen und Verhandlungen 
durch Prof. Birt und Dr. GOttisheim bei den 
Versammlungen in Breslau und Danzig zum 3. Male 
auf die Tagesordnung gestellt und von einer berufe- 
nan Kraft abermais neu bearbeitet worde. Trotz 
der reichlich aufgewandten Sorgfalt scheint dieFrage 
aber inuner noch im Zustande der Vorbereitung aich 
zu befinden ; es scheint nicht, dass sie sobald werde 
von der Tagesordnung der Offentlichen Gesundheits- 
pflege versehwinden dtlrfen, wenn diese den gesetz- 
g^beriacben Kdrpem des Reichs greifbare Anhalte 
zur Schaffung wirksamer u. rttckeichtsvoller Gesetze 
gebeu will. Wenigstens lebren die Untersuchungs- 
ergebnisse des Reichslubzleramtes , dass unsere 
Kenntnisse der einschlagenden Fabrik- und Gewerbe- 
verbftltniase sich in der Mehrzahl der Fille nicht, 
win m sollen , grtlnden auf die entsprechende Sta- 
tiatik der Gesundheit, Erkrankungshiufigkeit und 
3terbUchkeit der bezllglichen Arbeitergruppen an 
sich und im Verbid tniaa zu denen der Nicht-Fabrik- 
arbfiter, sondem auf wiUkUrliche ScbiUzung und 
wissenschaftlich nahezu werthlose Erfabrung von 
Laien (hochst eelten Aerzten) , welche hftufig genug 
ihre gefkbrdeten Privatinteressen bei der Urtbeils- 
abgabe wiaseutlich oder unwissentlich mitsprechen 
Lassen. Die ^Ergebuisse 44 , der erste diessbezUgliche 
atatistische Versuch im Grossen von wissenschaft- 


*) Mlt Rfloksloht anf das gleicbnamige .Referat des 
Decent Dr. E. Levy in Wien bei der 48. Vereamm- 
lnng dantaeher Naturforecher und Aerate in Graz“ (Deut- 
sche Vjhrschr. f. off. Oeshpfl. VU. 4. p. 663—678. 1876) 
and auf .die Ergebniaae der fiber die Frauen- u. Kinder- 
arbeit in den Fabriken anf Beschluss dea Bundesrathes 
angesteliten Erhebungen“, znsammengeatellt im Reichs- 
kanzleramt. (Berlin 1876. K5n. geh. O.-Hof-Bnchdrncke- 
rei R. v. Decker.) 

Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 2. 


in Frankenberg 1 ). 

lichem Gepr&ge, leider aber von ungentlgendem, 
wissenschaftlich wenig verwerthbarem Erfolge, be- 
st&tigt ausser dem Bewusstsein von der Mangelhaftig- 
keit unseres Wissens die Klagen der erw&hnten drei 
Gelehrten (Hirt, GOttisheim, Lewy), dass 
„das wichtigste Moment bei Behandlung der vorlie- 
genden Frage, die wissenschaftliche Begrilndung je- 
ner Thatsachen, welche wir a priori als richtig er- 
kannt haben , durch statistische Daten ttusserst ge- 
ringe Fortschritte gemacht hat“, mit andern Worten, 
eine gesetzliche Entscheidung der Frage ist zur Zeit 
kaum zu wagen. Es erscheint durum trotz der an- 
geftlbrten Grttnde immerhin zweifelhaft, ob der letzte 
Bearbeiter der Frage in seiner zebnparagraphigen 
„ These 44 das Interesse der Offentlichen Gesundheits- 
pflege an der Fabrikgesetzgebung beztlglich ihrer 
Mflglichkeit u. Nothwendigkeit in den rechten Gren- 
zen gewahrt hat, oder ob ihre „Forderungen“ zur 
Zeit nocb, weil noch nicht vOllig begrUndbar, zu weit 
gehende sind, denn in Ermangelung von wissen- 
schaftlich - praktischen — statistischen — Beweisen 
wird der Gesetzgeber nicht gewillt sein und sein 
dtlrfen, die ansschliessliche Richtechnur in aprioristi- 
soben Annahmen zu fiuden. Viebnehr kaun die 
Frage erhoben werden, ob die Offentliche Gesund- 
heitspflege nicht richtiger handle, wenn sie auf „For- 
dernngen 44 ganz verzichtend, nur auf Grand ihres 
eigenen Nachdenkens, ihrer eigenen Versuche und 
der „ Reicha-Ergebnisse “ neue Erhebungen veranlasse 
und den R&hmen skizzire , innerhalb dessen diese 
zum 2. Male und in regelmfissiger Wiederkehr vor- 
zunehmen Bind. 

Denn bei allem Fleisse, bei Wahrung aller Vor- 
sichtsmaassregeln dflrften die Untersnchungen ein- 
zelnerForscher, die nicht alleMal durch behOrdliche 
Einwirkung ermOglicht sind, kein Allgemeinbild ent- 
werfen. Das aber muss der Hygieiniker habeD, um 
seine theoretischen Bedenken an der Praxis zu prfl- 
fen und zu ergftnzen und um den flbrigen in Frage 
kommenden Rttcksichten gerecht zu werden. Und 
diese Rtlcksichtnahme , wenn auch in den Schriften 

26 


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202 


M e d i n g , BeschSftigung von Pranen n. Kindern in Fabriken. 


hftufig vernachlftssigt oder geringgeschfttzt, 1st fttr die 
Entwicklung des Bewusstscins von der Nothwendig- 
keit der Offentlichen Gesundheitspfiege im Volke und 
fttr ihr erfolgreiches Wirken unbedingt ndthig. Wie 
viel hllufiger begegnet man nicht bei Behflrden und 
Publikum offenbarem Widerwillen oder ttusserst 
zweifelhaftem Vertrauen gegen sanittttspolizeiliche 
oder hygieinische Maassnahmen, ais dem Gegentheile, 
und wie bftufig hdrt man nicht als Entschuldigung 
dafttr den Hinweis auf das Schwanken der Wisaen- 
achaft selbst, die heute Dinge als erwiesen betrachte, 
die morgen oder von andern Vertretem der Wissen- 
schaft stark angezweifelt und erschttttert werden 
' Deainfektion, Cholera-, Typhus-Prophylaxe u. Aetio- 
logie). Auch bei der Fabrikarbeiterfrage tauchen 
fthnliche Differenzpunkte auf und erlangen Bestati- 
gung durch „ die Reichsergebnisse “, selbst wenn man 
die Ffthigkeit des menschlichen Kfirpers ausser Acht 
l&ast, sich in verh&ltnissmftssig weiten Grenzen den 
umgebenden Einflttssen ohne erhebliche Stoning sei- 
ner selbst anzupassen. 

Aber abgesehen von dieser Vorsicht und von 
dem Mangel wissenschaftlicher Beweise hat die Offent- 
liche Gesundheitspfiege zweifellos noch mit zwei 
Thatsachen zu rechnen, ehe sie ihre „Forderungen“ 
mit dem Nachdrucke erhebt, der nothwendig wird, 
wenn sie einmal Offentlich ausgesprochen sind. Ihre 
Forderungen dtlrfen , mdgen sie theoretisch noch so 
richtig und wtlnschenswerth sein, die wirthschaftliche 
Lage der betreffenden Erwerbszweige und der dabei 
betheiligten Arbeitergrnppen nicht in soldier Weise 
beeinflussen , dass dadurch fttr jene die Concurrenz- 
ffthigkeit aufgehoben, fttr dieseeine Verschlechterung 
ihrer Lebensverhaltnisse herbaigeftihrt wird. End- 
lich muss wenigstens die Form der Forderungen den 
Bildnngsgrad und die Lebensbedtirfnisse der betref- 
fenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer berttcksichti- 
gen. Den in Fabrikbezirken Lebenden begegnet es 
nicht selten, dass gerade der Arbeiter gegen die fttr 
ihn erlassenen Schutzmaassregeln sich wehrt und 
dass auch der sonst hochgebildete , auch menschlich 
ftthlende Arbeitgeber, aller Strafen ungeachtet , die 
bezttglichen Anordnungen der Behbrde unausgeftthrt 
ULsst — die „ Reichserhebungen “ best&tigen diess 
vielfach. Diese Unbegreiflichkeit muss aber eine 
werthvollere Ursache haben, als Eigenwillen, Unver- 
stand u. gewohnheitsmassige Widersetzlichkeit. Fttr 
den Fabrikanten wird es meist die tttglich wieder- 
holte Erfahrung sein , dass gewisse Industrien ohne 
Frauen- und Kinderarbeit , d. h. deren niedrigeren 
Arbeitslohn , den Kampf mit dem Auslande nicht be- 
stehen kdnnen, also zu Grunde gehen mttssen, man 
erziele denn eine internationale Fabrikgesetzgebung, 
welche Frauen und Kinder ganz ausschliesst (siehe 
auch die „ Reichserhebungen “), den Arbeiter hinwie- 
derum zwingen oft genug die gesteigerten Bedttrf- 
nisse der wachsenden oder krilukelnden Familie, 
die in Steuern ausgedrttckten Bedlirfnisse von Staat, 
Gemeinde und Schule, die Kraft der Frau und des 
Kindes zum Erwerb mit heran zu ziehen , mag er 


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sich immerhin mtthen , selbst Freuden und Genttsse 
entbehren , wie er kann , und mag er sich wohl be- 
wuast sein , dass er sich das Weib genommen mehr 
ziun Erhalten als zum Erwerben, weniger zum Mit- 
kttmpfen uni das Dasein als zum Geben von Liebe 
und Frieden nach dem Kampfe, mag er immerhin 
schmerzlich ftthlen , dass auch sein Kind , das arme 
Kind , zum Spielen u. Geniessen, sp&ter zum Lernen 
und nicht zum Geldmachen berufen ist. Und das 
Alles bei regelmSssigen oder gar guten Zeitlkufen, 
bei gnten und ftthlenden Menschen ! Wie aber in- 
dert sich die Sachlage zu Ungunsten der bygieini- 
schen „Fordemngen“ bei ungttnstigen Erwerbsver- 
hilltnissen, bei einem Arbeiter- u. F&brikantenstande, 
dessen allgemeinere Geistesbildung eine Ittckenhafte, 
dessen Herzensbildung gleich null ist? Mindestens 
wird dann die Form der Forderungen, die Gesetzes- 
Handhabung, eine vorsichtige, rttcksichtsvolle sein 
mttssen und allseitig der Mangel eines nnr einiger- 
maassen erheblichen Verstilndnisses fttr hygieinische 
Fragen schmerzlich und die Vorbildung dazu auch 
auf den gewerblichen , nicht bios Hocb - Schulen ala 
nOthig empfunden werden. Man mdge einfach die 
n Reichsergebnis8e“ durcharbeiten nnd wird es nicht 
ungereebtfertigt finden, dass im Gegensatz zu der 
gewdhnlichen , bisherigen Entscheidung der Frage 
liber die Forderungen der flffentlichen Gesundheita- 
pflege an die Fabrikgesetzgebung auf die Bedenk- 
Hchkeiten derselben aufmerksam gemacht and die 
Berechtigung von Forderungen zunttchst nur znr Vor- 
untersuebung der auf diese Frage bezttglichen Ver- 
haltnis.se anerkannt wird. 

Als bekannt darf vorausgesetzt werden, dass zu 
den Erhebungen, deren Ergebnisse erst jttngst im 
Drucke vorliegen, Petitionen aus den Jahren 1872 
und 1873 an den Reichstag die Veranlassung gewe- 
sen sind. Im Verfolg deraelben beantragte derselbe 
am 30. April 1873 beim Reichskanzler „diejenigen 
Erhebungen, welche fttr die Beurtheilung der Ange- 
messenheit und Nothwendigkeit gesetzlichen Schutzes 
der in Fabriken beschaftigten Frauen und Minder - 
jfthrigen gegen sonntigliche Arbeit , sowie gegen 
ttbermttssige Beschftftigung in den Werktagen erfor- 
derlich sind, zu veranlassen und die Ergebnisse dem 
Reichstage mitzutheilen.“ Laut Beschluss des Bun- 
desraths vom 31. Jan. 1874 warden nun im ganzen 
Reiche, mit Ausnahme von Elsass-Lothringen , diese 
Erhebungen im J. 1874 und zum Theil auch 1875 
angestellt nach folgendem Programm, welches Me- 
dicinal-Polizei und Statistik recht wohl zur Grand - 
lage fllr ihre kttnftigen „ Forderungen 44 nehmen 
kann. 

r Bezweckt wird die Kenntnus der eigentlichen Fa- 
brikarbelt, der Arbeit in Berg- nnd Hiittenwerken nnd der 
Arbeit in Werkstatteu, die fttr gewOhnlich mind catena 10 
Peraonen (Arbeiter und Arbeiterinnen) beschiftigen. Ans- 
geschlossen ist die Hausarbeit nnd das eigentiiche Hand- 
work.* 

Die Unterauchung hat sich zu erstrecken auf 
A. die allgemeinen Verhdltnisae , zunichst I. der 
Uber 16 Jahre alien Arbeiterinnen und II. der 


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Me ding, Beschkftigung von Frauen u. Kindern in Fabriken. 


203 


jugendlichen Arbeiter nach 7 Industrie-Hanptgrup 
pen mit 16 Unterarten : A. Bergwerksindustrie : 
1) Eisenstein - uT andere Erzbergwerke , Stein - und 
Braunkohlengruben ; 2) Hfltten — Eisen, Zink, 
Knpfer, Arsen. — B. Steinzeug: 3) Ziegeleien; 
4) Thon- und Erdenwaaren, Porzellan, Glas. C. 5) 
Ztlndwaaren. D. 6) Kurz -, Knopf-, Spielwaaren, 
Stahlfedera, Nah- und Stecknadeln. E. Textil- 
industrie: 7) Fabriken filr Seiden-, Streich-, Kamm-, 
Flachs-, Baumwollen-, NAh-Garn und -Zwirn ; 8) filr 
Stoffe nnd Zeuge ans Seide , Sammt, Strcichgam, 
inch Tuch, Kammgarn, incl. Teppiche, Shawls, 
Plflsche , Flachs- und Baumwollengam ; 9) Bleiche- 
reien, Garn- und Stttckf&rbereien, Appreturanstalten, 
Druckereien for Gewebe ; 10) filr Watte und Kunst- 
wolle; 11) filr TtlD, Bobbinets, Spitzen, Strick- und 
Posamentirwaaren. F. Papier- und Strohindustrie : 
12) Fabriken filr Papieratoff, Papier, Pappe, Bunt- 
papier, Tapeten, Cartonagen, rapierwAsche ; 13) 
Strohhut- u. a. Strohwaaren. G. 14) Fabriken filr 
Rauch-, Kau-, Schnupftabak, Cigarren, Cigarretten ; 
16) Cbokoladen und Cichorien; 16) Rflbenzucker. 
Zu berflcksichtigen sind hier: Zahl der Arbeiter, 
Arbeits-Zeit, -Pausen, -Lohn (niedrigster, mittlerer, 
liflchster), Sonntags- und Nachtarbeit, Arbeitsrftume 
und endiich die Arbeitserleichterungen. 

B. Hinsichtlich der betondem Miesstande ist 
zn erftrtern , ob diese lediglich einer bestimmten In- 
dnstriegruppe oder alien eigen sind, sicli an bestimmte 
Rftume oder Orte binden oder alien, bez. der ganzen 
Gegend angehoren, im Zu- oder Abnehmen begriffen 
sind , nnd endiich seit wann Frauen — in kleinerer 
oder grdeserer Zahl — verwendet werden. 

Insbesondere soil ferner festgestellt werden der 
Einfluss dieser Missst&nde auf die gesundheitlichen 
Verfaftltnisse (ans Maschinen- und Arbeitsr&umen — 
Stanb, Feuchtigkeit — Lebensdauer der Frauen und 
dor ganzen Familie — grSssere oder geringere Sterb- 
liohkeit der Sftnglinge, Verkttmmerung der Altern 
Kinder, schlechte Rekrutirangszahlen) und auf die 
geaellschaftiicben Verh&ltnisse (Sittllchkeitszustftnde 
der Arbeiterfamilien — Trunksucht un ter den Frauen, 
Hlnfigkeit der frtlhzeitigen, unbesonnenen Heirathen, 
der unehelichen Geburten; VemachlSssigung des 
Familienlebens , der Kinder, der Wirthschaft dutch 
die Frauen; Schulbesuch; Schuldeumachen). 

Endiich sollen die Ansichten gehdrt werden , ob 
eine Abhiilfe gegen dieee Mi*»e(nnde, mdglich ist 
1) ohne Beschrdnkuug der Fobrikarbeit — durch 
Verbes8erung der Fabrikeinrichtungen , der Lebens- 
verbAltniese der beztlglichen Arbeiter ausserhalb der 
Fabrik ; Trennung der Geschlechter bei der Arbeit ; 
paasende Arbeitskleidung ; Abschliessung der Maschi- 
nao und Maschinentheile ; gute Ventilation ; Arbeits- 
erleichterungen , z. B. Auskleide -, Bade -, Wasch-, 
Schlafr&ume, Logirh&user, Koch- und Speiseanstalten, 
Unterricht in den weiblichen Handarbeiten , Kinder- 
bewahranstalten nnd Spielschulen , Erleichterangen 
bei Beginn nnd >Schlnss der Arbeit und betreffs der 
Arbeitgpausen — oder nur moglich 2) durch Kin- 


ecJirdnkuvg der Fabrikarbeit a) betr. der Zeit (ge- 
wis8e Tag- und Nachtstunden , Sonntagsarbeit) oder 
gewisser, bez. aller Alters - nnd Civilstandsklassen ; 
b) oder g&nzliches Verbot — jedes oder bios eines 
bestimmten Industriezweiges, bez. deren Abtheilungen 
fHr alle oder gewisse Klassen. Hinzuzuftlgen sei die 
Mittheilnng, ob die Durchfllhrung der zu nehmenden 
Maassregein die Arbeiterfamilien wirthschaftlich, 
bez. die betroffene Industrie erheblich schftdigt (Ver- 
theuerung der Arbeit, Stdrung des Betriebs durch 
Verkdrzung der Arbeitszeit und dadurch Concurrenz- 
unfAhigkeit, resp. Unersetzlichkeit derFrauenarbeit). 

II. Betreffs der jugendlichen Arbeiter sei zu 
beachten, ausser den Angaben tlber Zahl u. Wochen- 
lohn (in vorgeschriebenertabellarischerForm), 1) die 
Arbeitszeit, namentlich ob allseitig dem § 128 der 
Gewerbeordnung des dentschen Reichs, Alin. 2, 3 
(Beschaftigung von Kindern und jungen Lenten von 
12 — 14, bez. 14 — 16 J. bis hdchstens t&glich zu 
6, bez. 10 Std.) nachgegangen wird , oder ob eine 
schftrfere Controle durch die BehCrden zu Gunsten 
des Arbeiters mdglich ist, ohne den Betrieb der 
Fabrik empfindtich zu hemmen; 2) die Arbeits- 
pansen, ob die gesetzlich bestimmten Pausen (§ 129 
der d. G.-Ordnong) in der Arbeitszeit streng inne 
gehalten werden , oder ob die jugendlichen Arbeiter 
freiwillig oder auf AndrAngen der Eltern, Fabrik - 
herren etc. auch wahrenddem fortarbeiten , endiich 
ob gesetzliche Verhtltung dieser Ucbertretung , bez. 
unter Verantwortlichmachung des Arbeitgebers filr 
alle Zuwiderhandlungen mdglich ist ; 3) die etw&ige 
VerschArfung der gesetzlichen Bestimmungen fiber 
Beschaftigung der jugendlichen Arbeiter — Ver- 
kflrzung der Arbeitszeit, bestimmte Arbeitszeit, Ver- 
bot der Sonntag- und Nachtarbeit, der Beschaftigung 
bei gewissen Indnstriezweigen oder nur gewissen 
Arbeiten in ihnen — ohne diese und ihre Familien 
wirtbschaftlicb, die Concurrenzfthigkeit der betroffe- 
nen Industriezweige erheblich oder nicht zu beein- 
trachtigen ; 4) die Handhabung der gesetzlichen 
Console oder Nothwendigkeit weiterer Maassregein 
(besondere Aufsichtsbehdrden). 

8o"vielversprechend diess vorstehende Programm 
bei zweckentsprechender Ansfilhrnng anch filr die 
dffentliche Gesundheitspflege und insbesondere filr 
deren Anforderungen an die Fabiikgesetzgebnng 
betreffs der Frauen nnd jugendlichen Arbeiter er- 
scheinen muss, so steht leider das erzielte Gesammt- 
ergebniss weit hinter den Wllnschen des Hygieinikers 
zurllck. Von sehr verscbiedenem Werthe sind die 
Ergebnisse in den einzelnen Staaten oder LMnder- 
gruppen, in deren 7 das Reich filr die „Erhebungen“ 
getheilt worden ist. 

Preussen — Bayern — Sachsen — Wfirtemberg — 
Baden-Hessen — Mitteldentsche Staatengrnppe : Saohaen- 
Weiraar, sachs. Herzogthfimer , Schwarzbnrge , Rensse, 
Anhalt — . Norddeutsche Staatengrnppe : Oldenburg, 
Brannschwelg, Waldcck, beideLippe, beide Mecklenburg. 
Hansestiidte. 

Einmal mag die Neuheit der Sache daran Schuld 
tragen , zuin Wesentlichen aber wohl die Erhebnng 


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204 


Med ing , Besch&ftigung von Frauen u. Kindern in Fabriken. 


durch nicht allseitig geeignete Personen. Es mag 
recbt gut sein nnd nothwendig , dnrch Verwaltungs- 
beamte die Erhebungen anstellen zu Lassen unter 
Mitwirknng von Geistlichen , Lehrem , Fabrikanten, 
Arbeitem, sonstigen zuverl&asigen Personen, Aerzten, 
aber aus den Ergebnissen geht hervor , in wie nnzu- 
reicbender Weise Aerate and Arbeiter zu Rathe ge- 
zogen worden sind and dass sie neben den Fabri- 
kanten die eigentlichen Ausftlhrenden sein sollten. 
Bei zu verboffender Fortsetznng dieses Anfanges 
wird man einen andern Weg einschlagen mtlssen. 
*Und diesen vorzuzeichnen , wird Sache der Offent- 
lichen Gesundheitspflege, vielleicht unter Vermittlung 
des Reichsgesundheitsamtes, sein mtlssen. 

In Beaug aof die Sache selbst lehren die im 8. Thetl 
der „Ergebnisse“ (8. 11 — 11G) sub A. in' Tabelleaform 
zusammengestelltcn Krmittelungen im Allgemeinen , dass 
in den lfi Industriegruppen beschd/tigt find in Summa 
880500 Pertnnen : 566500 mdnnlichc Erwachsene , 226000 
Arbeiterinnen Uber 16 Jahre alt , 88000 jugendl. Arbeiter 
(mm. 64.5°/ 0 , 25. 7°/ o , 9.8%) , und zwar sind in Preussen 
in Sachsen die Ilaifte niehr Manner ala Frauen 
beschaftigt, in Hessen ubersteigt dieZahl der Arbeiter die 
der Arbeitermnen um 75°/ 0 , in Baden diese die der Arbeiter 
ntn 10°, o, in Bayern und VVQrtemberg sind beide Ge- 
schlechter ungefahr gleich vertreten. 

Von den Arbelterinnen Bind etwa 24% 16 — 18, 49% 
18 — 26 , 34% uber 25 J. alt, 24% verheirathet (namllch 
0.6 % zwischen 16 — 18, 20.5% bis 26 , 79% fiber 26 J. 
alt). Von den 226000 Arbelterinnen kommen 53% anf 
PreuBsen, 18% anf Sachsen, 9% anf Baden-Hessen, 8% 
auf Bayern , je 6% auf Wfirtemberg nnd Mitteldeutsch- 
land , 2% auf Norddeutschland. Nach der VoikBzahlung 
vom J. 1871 waren von der weibl. Bevolkerung Fabrik- 
arbelterinnen 1 % in Preussen , 3% in Sacbsen , etwas 
unter 1% in Wfirtemberg , 0.76% in Bayern , Oder von 
der 16 — I8jahr. Franenbev51kernng Fabrikarbeiterinnen 
in Preussen 4%, Bayern 2.6%, Sachsen 14%, Wurtem- 
berg 6%, von der 18 — 26jahr. 3.5, 2, 11, 3.6%. Von 
der 12 — 16jahr. MannerbevBlkerung derselben Zihlung 
waren Fabrikarbeiter in Preussen 1.8%, in Bayern 1.8%, 
Sachsen 6.6%, Wfirtemherg 1.8%, und zwar 24% 12 — 
14 J., 76% 14 — 16 J. alt. Von den jugendl. Arbeitem 
uberhaupt waren 60% Knaben, 40°, 0 Madchen. 

Die Zahl der Fabrikarbeiterinnen vermehrt sich also 
durch Hinzutritt der 31200 weiblichen jugendl. Arbeiter 
von 226000 auf 257200 Personen. Am moisten — und 
diess ist hygieinisch sehr beachtenswerth — waren von 
diesen 2 Gruppen besehaftigt in der TextilindustrU : 

Franen 128500 (Preussen 63000, Bayern 12000, Sach- 
sen 30000, Wfirtemberg und Baden je 8000, Hessen 
4600, MltteldeutBchland 1600, Norddeutschl. 700) ; 

Jugendliche Arbeiter 84000 (Preussen 14600, Bayern 
3100, Sachsen 10600, Baden-Hessen 2300, Wfirtem- 
berg 1850, ubrige Staaten 1750); 

Cigarrenindustrie : 

Franen 34000 (Preussen 16600, Sachsen 4000, Bayern 
1700, Baden-Hessen 8800, Wfirtemberg 900, fibrige 
Staaten 2000) ; 

jugendliche Arbeiter 14800 (Preussen 48%, Baden 
24%, Sachsen 15%, Hessen 6%). 

8ehr verschieden 1st die Arbcisteil ffir die Arbeiterin- 
nen — durchschnittlich 10—11 Std. — meist von friih bis 
Abends 6—7 Uhr mit 1 % — 2stundiger taglicher Pause. 
Der Arbeilslotin schwankt zwischen 2 — 19 , ganz einzeln 
his 24 Mk. wdchentlich und halt den Durchsehnitt von 
6 — 8 Mk., bei den jngendlichen Arbeitem von 3 Mk. 
(1 — 9, Ja sogar 13.60 Mk.). 

Wahrschelnlieh Ist die Fabrikarbeit Uberhaupt , wie 
iiberhanpt die der Franen noch im Stelgen. 


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SpeeMler behind el t tier 2. TMl der ,Br gebpt »»e‘ 
auf S. 11 — 80 die Arbeitsverhaifailsse In den 
Staaten ffir die Arbeiterinnen , auf S>. 81 — 100 ffir die 
jugendlJchen Arbeiter. 

Bis ist nicht mflglich , auf kurz zugemessenetn 
Raume alle Einzelheiten dieses vielgestalteten Bildes 
wiederaugeben, in dem auf diesem gewerblichen und 
gewerbs - hygieinischen Gebiete unser liebes Vater- 
land sich darstellt. Der Leser mftge darum ver- 
zeihen, wean er manches gewiss nur nebenskchliches 
Erwttnschte vermisst ! Die IJmrisse des Bildes sind 
zutreffend und vielleicht genligend, sick fiber die 
betr. der Fabrikgesetzgebnng medicinisoh wichtigen 
Gcsichtspunkte ein Urtheil zu bilden. 

Hygieinische Theilnahme erweeken von den 
Einzelergebnis8en : die Sonntag- und Nachtarbeit, 
die Arbeitarkume, die Aibeitserleichteruagen and die 
gefundenen Missstknde. 

Bezfiglich der Sonntag - und Nachtarbeit war 
den Untersuchenden die Frage gestellt: „Bestebt aie 
und kdnnen sich die Frauen ihr ohne Folgen ffir 
ihr wei teres Arbe itsver hAltnisa nach Belieben cat 

ziehen ?“ 

« 

Die Sonntag- undNachtarbeit ist in alien 8taaten 
und Lftndergruppen im Allgemeinen die Ausnahme, 
in Sachsen geeetzlich verboten und nur in ganz dring- 
lichen Fallen, bei drkngenden Geschkfts-, drohenden 
Witterungs- oder bei bestimmten Gewerbsverhllt- 
nissen gestattet. Sie wird anch, da der Arbeitgeber 
selbst Nachtheile davon hat, nur im Nothfialle an- 
geordnet. Dann aber scheint es selbstverstAndlich 
oder zwingend , dass die Arbeiterinnen daran theil- 
nehmen ; in einzelnen Lflndern ist die Theilnahme 
freigestellt. In manchen Industriegruppen ist Sonn- 
tag- und Nachtarbeit unumgfinglich und wird dann 
wechselsweise, in Schichten, von beiden Geacbleehtern 
gethan: Berg- und Hllttenwerke, ZuckeriabrikMi — 
w&hrend der sogen. Gampagne — . Theilweise, aber 
regelmkssige Nacht - oder Sonntagaarbeot wird tot 
fiberall von Glasfabriken berichtet ; zeitweiseim Jthre 
ist die betr. Arbeit Regel (sei es, dass sie frflh 4 — 5 
beginnt oder Abends 9 — 10 Uhr sehliesst, sei es, 
dass sie den halben oder ganzen Sonntag umfinet) 
bei A. (einzelne Schmelz-, Hfitfcen-, Brennfifen, t. B. 
Kalk-, HochCfen) ; B. Steinzeug (Ziegeleien , Thon- 
und Erdenwaaren — Brennfifen — ); E. Textil- 
industrie (bes. 7) Spinnereien , 8) Zengwebereien, 
meist und bei sehr dringendem Geschlftsgange als 
seltene Ausnahme , vereinzelt bei einzelnen Arbeiten 
in 9) Bleichen, Fttrben, Appretiren, Drucken; 11) 
Spitzen , Posamenten etc.) ; F. Papier - und 8troh- 
indnstrie (Papier-, Wachstuch-, Stroh-) ; G. Tabak- 
industrie — in einzelnen Bezirken Baierns u. Badens ; 
H. Chocolade und Cichorien — aus Baden, Wfirtem- 
berg , Baiern , Mitteldeutsehland und vereinzelt aus 
Norddeutschland angegeben, aus Baden aueh bei 
Zflnd-, Knopf- und Spielwaaren. 

Im Allgemeinen ist also die Ausbeutnng der 
menschlicben Arbeitskraft in den jugenilichen nnd 
weiblichen Kfirpern Ausnahme , als regelmfiaaig aber 


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205 


Me ding, Beaehaftignng von Frauen u. Kindern in Fabriken. 


gwandhoHHoh nod wlrthsehaftlich von Bedentung im 
Bcrgwesen, in Glws- mid Zuckerfabriken. 

Die betr. der Arbeitsrdume gestellte Frage: 
,,0b die far das weibliche Geschlecht nflthigen Rttck- 
siehten bei Anstellnng in und an den verschiedenen 
Arbeits - Rflumen nnd -Maschinen beobachtet wird", 
wird fast allgemein verneinend beantwortet , nur in 
Wflrtemberg zur Halfte etwa mit Ja. 

In der Mehrzahl bezieht sich die Trennong der 
Geschlechter , wenn sie vorkommt, nur auf einzelne 
Arbeiten , z. B. in der Textilindnstrie (Spinnereien, 
Watte, Spitzen, Posamenten, Weisswaaren) , bei der 
Fabrikation von Zflnd-, Knopf-, Kara-, Spielwaaren, 
Papier, Cartonnagen, Chocolade, Cicborien (vrillig 
durchgeftthrt Lat die Trennong in den Angsburger 
Spinnereien nnd Webereien). Vereinzelt ist dieTren- 
nung ausserdem hier und da bei Glas, Porzellan, 
Tbon und Ziegel , ganz selten bei Tabak und Cigar- 
ren, bei einzelnen Htttten, fast nie oder nie bei 
Zucker erw&hnt, dagegen fast steta in den preuss. 
Bergwerken. Die Trennung bezieht sich oft nur auf 
einzelne Theile derselben Mascliine oder nur auf den 
Arbeitsplatz im selben Saale — vollkommene Raum- 
trennung sehr selten, in einzelnen neueren Fabriken. 

Weibliche Aufseher giebt es ganz selten , ausser 
in Wflrtemberg (wo vielieicht fttr l /s der Arbeiterin- 
nen Aufseberinnen angestellt sind). Auch hier sind 
die Zuckerfabriken am ungtlnstigsten gestellt, eine 
beetimmte Regel indessen ist nicht anzugeben , weU 
die VerhiUtnisse selbst in den gleichen Industrien sehr 
sehwanken und meist dadurch geregelt werden, dass 
die Frauen den Mflnnern gewisse Vor- und Bttlfe- 
arbeiten verrichtea. In manchen Fabriken hat man 
nor weibliche Arbeiter (Corset, Blnmen, zuweilen 
Cigarren). 

Die ArbeiUerleichterungeti bezieben sich auf die 
brim Progtamiti bereits angefflhrten Einriehtungen. 
Di« Urtheile lauten durchgehends ungflnstig: in 
Prcossen „im Allgemeinen wenig Ftirsorge“, in 
Bajrern „meist ungenflgende VerhiUtnisse", in Sachsen 
„besondere Veranstaltungen zu Gnnsten der Arbei- 
terinnen nur in einem kleinen Theile der Fabriken", 
in Wflrtemberg „sehr /wenig", in Baden, Mittel- 
dwtsebiand und Norddeutschland „ vereinzelt, sehr 
vereinZelt". 

Als Entschuldignng wird der Mangel des Be- 
rt tirfniases und die Nichtbenntzung seitens der Arbei- 
terinnen angegeben, besonders gilt diess von Kost-, 
Logir-, Schlafhiusern , vom Unterricht in den weibl. 
Arbeiten, am wenigsten noch von den Ess- u. Ankleide- 
rtnmen in den Zflndwaarenfabriken. Die verhflltniss- 
mflsstg melsten Erleichterungen zeigen Wflrtemberg, 
Baden, Hessen bei Textil-, Papier-, 8pielwaaren, Ta- 
bak, Zucker n. Chocolade betr. der Wohnungen, der 
Uaterrichtsanstalten , Kleinkinderschulen (vereinzelt 
aoeh in Preussen). Die Pansen werden hilufig dureh 
die Aecordarbeit geregelt, anf Verlangen Verheirathe- 
ten , Sehwangern nnd Wdchneriimen Iflngere Pausen 
bewilligt. Am nngentlgendsten 1st flberall fflr 


Schwangere und Wflchnerinnen gesorgt, d.h. eswird 
keine Rttcksicht genommen, als etwa die l&ngem 
Pausen; Ausserst selten wird ihnen der Lolrn ein 
paar Wochen wkhrend des Wochenbetts bezahlt, 
meist werden sie einfach als zeitig ausser Arbeit 
betrachtet. In Sachsen bezahlen sogar Fabrikarbeiter- 
krankenk&ssen die era ten 4 Wochen des Wochenbetts 
kora Krankengeld. In einzelnen chemischen Fabriken 
Preussens besteht Zwang , 2 Mon. vor der Nieder- 
kunft die Fabrikarbeit einzustellen. 

Das Cap. I. C. ,,Mi8i*tdnde und deren Betti- 
tigung" dttrfte hygieinisch das wichtigste der „Er- 
gebnisse" sein. Bei den Erhebungen ist haaptskch- 
lich zu unterauchen: 

„Bedroht die Fabrikarbeit oder nur gewisse Fabrik 
Einriehtungen oder Statten die Gesundheit der Arbeiterin- 
nen erfahnmgggemasg unmittelbar oder, wenn dieser Zu- 
sammenhang nicht wahmehmbar, stehen sie gesundheltlich 
ungiinstiger da, als andere BevOlkcrungsklassen gleichrr 
Verhaltnisse, nnd weichen Einfinss anf pers6nliches nnd 
Families - Leben der Arbeiterinnen flbt die Fabrikarbeit 
aus?" 

Im Allgemeinen wird in alien Sta&ten, mit Aue- 
nahme der L&ndergruppe Norddeutschland, einsch&d- 
licher Einfluss der Fabrikarbeit auf die Gesundheit 
der Fabrikarbeiterinnen zugegeben , dahingegen der 
Gesundheitszustand der Familien als nicht ungflnstig, 
wemgstens nicht schlechter als der anderer Klassen 
hingestellt. Gewiss mit Recht wird aber von einzel- 
nen Seiten daranf hingewiesen, dass sich der Fabrik- 
industrie oft nurLeute mit an sich schwachem Kbrper 
oder bereits angegriffener Gesundheit zuwenden, weil 
ihre RrAfte fttr Dienst , Handwerk oder Handarbeit 
nicht ausreichen. Andere wieder meinon , dass die 
Gesundheit der Arbeiterinnen nicht sowohl geschfldigt 
werde durcb die Fabrikarbeit an sich , als vielmelir 
durch die bei gewissen Zweigen herrschende Unsitt- 
lichkeit, verhflltnissmassige Wolilhabenlieit nnd die 
missbrSuchlichen Gewohnheiten. Noch Andere halten 
die Fabrikarbeit nicht fttr scMdlicher , als die Haus- 
industrie , ja Einzelne sogar flir erheblich gesflnder, 
als diese. Obwohl diese Stimmen keineswegs alleiu 
dem Kflnigr. Sachsen entstammen , so werden dock 
alle die gemachten Einwflnde nnd Beschr&nkungen 
der allgemeinern Behauptnng durch dessen Verhalt- 
nisse bestatigt 

Im Besondem scheinen die UnglGcksfalle durch Ma- 
schlnen und Maschinentheile sehr selten und meist Schuld 
der Unachtsamkeit der Arbeiter selbst zu sein. 

SchSdlicher wirken durchschnittlich uberall die In- 
dustrieabfalle , besonders der Staub , namentlich in der 
Textilindnstrie (Flachs-, Woll-, seltener Banmwollen- 
spinnereien, Webereien, Hasenhaarschneidereien), Respi- 
rationgaffektionen , allgemeine Blntarmutb , Angenleiden 
— bei Tabakfabriken , Papier- und 8trohwaaren ; beson- 
ders durch dasSortiren der Lumpen — zymotische Krank- 
heiten, z. B. Blattern, Cholera, Haut- u. Respir.-Krank- 
heiten , Blutarrouth — bei Metallwaarenfabriken , z. B. 
Stahlschleifereien, Bronce- n. Blechspielwaarcnfabrlken — 
vorefiglich Lungenaffektionen — Kohlengrnben — Kohlen- 
lunge. Wcniger mechaniacb, ala auf cbemiaehem oder 
physikalischem Wege wirken Wasserdampf, gewbhnlioho 
verdorbene Lnft, sch&dlichc Uasarten (ersterer in Flachs- 
splnnerelen , der Verediungsindustrie (E. 9] , Ziegeleien. 


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206 


M e d i n g , BeachAftigung von Frauen u. Kindern in Fabriken. 


Thon- nnd Porzellanfabriken , Zuckerfabriken (Zucker- 
kritse) — Rachen-, Luftrohrenaffektionen, Rheumatismen, 
allgemeine Ernahrnngs- und Verdauungsstdrimgen. — Die 
verdorbene Luft aussert Rich in alien Fabrikanlagen , in 
denen Seitens der Fabrikanten eine gcringere Sorgfalt 
obwaltet . wie ja uberhanpt dieser Missstand die allgemei- 
nen und besondera Uebelstande erheblich verechlimmem 
oder mindern kann. Schadliche Gasarten entwickeln sich 
in Zundholz - oder Kerzenfabriken — Phosphornekrose, 
durch entsprechende Vorschriften (TerpentinOI, aroorpher 
Phosphor ) fast uberall ganz heseitigt, — in Spiegeibelege- 
reien, Hutten — arsen. Schwefelwasseretoff , Quecksilber 
— Gummiwaarenfabriken — Schwefelkohlenstoff, alkal. 
Dampfe, schwedige Sanre -- Bantpapierf&briken , Erden- 
waaren, Farbefabriken , Blechspielwaaren — Bleivergif- 
tungen — chemische Fabriken mit ihren oft schwer be- 
schreibbaren Dunsten aus der FettsAurereihe, mit Chlor , 
Salpetersaure Ammoniak- and Theerdampfen , Leucbt- 
gas etc. — Bpeciflsche Vergiftnngen, allgemcine Schwache- 
zustande, M agenda rmaflfektionen, Respirationsaflfektionen, 
Nenraigien. Blutarmuth , Hysteric — Nlkotinvergiftungen 
in Tabakfabriken. Bestiramte Metallvergiftungen ausser 
den erwahnten in Blumenfabriken (Schweinfnrter Grim, 
Cyan, Chrom, Blei etc.). 

Hftofig ist auch bios die Einseitigkeit derTh&dg- 
keit zu beschuldigen — Varices an den Beinen, Fluor 
albns , Hyaterien , Neuralgien und Bleichaucbt bei 
langem oder ausachliesalicbem Stehen , beim NAh- 
masohinennAhen , andererseits das gebilckte Sitzen, 
echAdlich f(ir Augen, Lnngen und Verdauung. Ein 
sichsiacher Arzt achiebt auf das gekrttmmte Sitzen 
von frttheater Kindheit an die hftufig beobachteten 
Beckenabweichungen bei Spielwaarenarbeiterinnen. 

Nicht unerwAhnt mag bleiben , dass nicht selten 
die befragten Aerzte Hauptgewicht zu legen acheinen 
auf die mangelhafte, beaondera stick atoffarme Nahning 
und auf den frtihzeitigen Gescblechtaverkehr mit aei- 
nen Folgen. 

Anf die in dem Berickt aua einzelnen Bezirken 
(Augaburg, Sachsen) beigeftlgten atatiatiachen An- 
gaben sei nicht eingegangen , weil derartige hSchat 
vereinzelte, kurzzeitige Zusammenstellungen eine all- 
gemeine Gtlltigkeit nicht beanspruchen kdnnen. 

Im Allgemeinen darf man wohl dem Urtheile 
beitreten , dass bei atrenger Reinhaltung , bei guter 
Lilftung , bei peinlicher Ordnung und bei Befolgung 
der von Erfahrung und Wiasenacliaft empfoblenen 
Vor8icht8maa8aregeln die Fabrikarbeit kaum scbAd- 
licber sein wird , ala die Handarbeit , und dass die 
Hausarbeit wegen der ungenflgenden , ftir Arbeits- 
und Wirthacbaftszwecke zugleich benutzten RAum- 
lichkeiten ohne Lflftung , mit meiat zweifelhafter 
Reinlichkeit , der meiat durcb FamilienverhAltniaae 
gebotenen langen Nachtarbeit in nngtlnstiger Kfirper- 
stellung bei noch geringerem Genusae friaclier Luft 
durchachnittlicb verdAchtiger filr die Gesundheit sein 
muss. 

Der GeeundheiUzuttand der Familien wird 
fast allgemein als nicht schlecht , ja vielfach besser, 
ala der bei Handarbeit nnd bcim Kleingewerbe an- 
gesehen, weil der erhdhte VerdienatbessereNahrung, 
Wohnung und grtfasere Bildnng gestatte. 

Nnr da wird auch das Befinden der Familien 
nngtlnstig beeinflusst, wo die aittliclien VerkAltniaae 

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der Arbeiterinnen zu wilnachen flbrig lassen , boson 
dera bei Cigarren, Glaa (Nachtarbeit!!), Ziegelei, 
Torfetick, Stickerei, Weisawaaren, Blumen, woPutz- 
und Vergn(lgtmg8-, Trunksucbt den erhdhten Lohn 
verprasaen lasaen , wo der Hang zum VergnUgen 
Wirthachaft und Kinder vernachlAssigen lAsst , Yer- 
liAltnisse , die aich in grdsaerer Kindersterblichkeit, 
Verkttmmerung der grdaaem Kinder und achlechtern 
Rekrutirungsergebniaaen dar8tellen. Freilicb lassen 
die „Ergebnis8e“ kein Urtheil gewinnen, welcbe In- 
du8triezweige nacb den beregten Rilckaicbten beson- 
ders aclilecht aind und ob flberhaupt die Arbeit als 
aolche, die MaasenanhAufung „die Ertbdtung des 
Selltet- und Familiengefiikls durch die Arbeit mit und 
an Maschinen , ala deren bloses AnhAngsel rich der 
Men8ch ftthlen leme“ (wie aich ein Pfarrer vieileicht 
mehr geistreich klingend ala sachgemAsa au8drflckt'i 
wesentlich moralisch und kOrperlich verschlechtere. 
Nicht nur in denaelben Staaten und LAndergruppen, 
in denaelben Bezirken , auch in denaelben Erwerbs 
arten lauten die Urtheile ganz wideraprechend , so 
dass man wohl annebmen musa , es mils sen ausser- 
fabriklicbe VerhAltniase dabei maasagebend sein. 
Ala auflAlligea Beiapiel ist die Cigarrenfabrikation 
anzuflihren , die sehr krank- , namentlich scbwind- 
suehtmaehend , aehr entsittlicbend wirken Roll, nach 
aeltneren Urtheilen aber aich gtinstig anazeichnet. 

Die aAchaiachen Erfahrungen [Ahnlich wie die 
der k. k. Oaterr. Tabaksregie] vermOgen jedoch jene 
durcb atatiatisclies Material nicht erhArteten abfAIli- 
gen Urtheile nicht zu beatAtigen , vielmehr eine sehr 
wahrnehmbare Bessening der LebensverhAltnisse der 
Einzelnen und der Familien zn behaupten. Die ge- 
rflgten UebelstAnde zeigen rich in aller Fabrik- und 
Hauaindurtrie, wo Noth, d. h. kArglicher Verdienat, 
achlechte Erziehung, hAufig gebotene Vergnflgungen, 
(namentlich das leichte Erlaubniasertbeilen von 
„Tanzmu8iken <f ) and Gemflth- und Hereloeigkeit der 
Fabrikanten zu Hanse aind. Sachaen irt ein deut- 
liches, warnende8 Beiapiel , dass flberall da der Ar- 
beiter den zersetzenden Lehren der internationalen 
Socialdemokratie zugAngig irt, wo der Fabrikant 
gTOsae Summen anhAnfte , ohne vom Ueberfluss fttr 
geiatige und sittliche nnd. leibbche Hebung seiner 
Mithelfer, der Arbeiter, abzngeben (Conaumvereine, 
Renten- und Invalidenkaascn , Kinderbewahr- nnd 
Pfiegeanatalten , Vereinsweaen , Regel ong der Ver- 
gntlgungen und dea Leaestoffa etc.). Daa leibliche 
Wohl irt nun einmal unzertrennlich von der sittiicheD 
Entwicklung , ao dass auch die dffentliche Gesund- 
heit8pflege mit der „Moralstatistik (< recbnen musa. 

Die Abhulfe vorhandener Missttande und 
Durehfuhrbarkeit vorgeschlagener Maattregeln irt 
nach 3 8eiten mdglicb: 1) V erbeeserung der Fabrik- 
einrichtungen , 2) grfanre Sorge fur die Arbeite- 
rinnen und Hire Kinder auMerhalb der Fabrik, 
3) Beeehrdnkung in der Beech n ftiguug der Frauen. 

Nach dem Programm soil zugleich der EinfluBs 
geprttft werdeu, welchen etwaige zur Abhillfe be- 
atimmte Maaasnahmen auf die Lage der Arbeiter- 

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Meding, Beschftftigung von Frauen u. Kindem in Fabrlken. 


207 


fantiHen und anf die Verh&Hmsse der betheiiigten In- 
duatriezweige vorauaaichtlich a ns ft ben werden. 

Naliezu alle Urtheile lauten gegen Einachrdn- 
kutig der Frauenarbeit im Interease der Industrie 
und des Wohlbefindena der Familie. B ease rung der 
Lage, „Beaeitigung der Missstande bei der heutigen 
Produktionsweiae unm3glich a (Wllrtemberg) , nur 
durch Beaserung der Fabrikeinriclitungen. Fflr gknz- 
liche Beaeitigung der Frauenarbeit sprechen aich die 
aocialdemokrat. Arbeitervereine Wttrtemberga und 
Sachaena (damit die mSnnlicben Arbeiter Hirer ge- 
hr lichen Conkurrenten enthoben, Ieicbter hiihere 
LOhne und Strike durchsetzen kdnnen), 1 Fabrikant 
und 1 Geistlicher aua, die die M&nnerarbeit zur 
Deckung der nflthigen Lebena-, freilicb nicht Luxus- 
bedtlrfniaae ftir gentlgend eracbten, die Frauenkraft 
beoser fflr weibliche Handarbeit in Haus und Feld- 
wirthachaft und dadurch auch Nebenverdienst erzie- 
lend erachten ; gegen Einschr&nkung die meisten zu 
Rathe gezogenen nicht aocialdemokratiscken Ar- 
beiter. 

Betreflfa der Abhulfemaatsregeln , wenn man 
aich flberhanpt flber aie nicht lieber achweigsam ver- 
halten hat, gehen die Anaickten aehr auaeinander, 
sowohl unter den Fabrikanten aelbat, ala unter den 
untersuchenden Behdrden. Von Vorachl&gen Seitens 
der Arbeiter verlautbart leider Nichts. Die grSasere 
MehrzabI halt die geaetzlichen Bestimmungen ftlr 
ausreichend, ein Theil wdnacht beasere Handhabung 
and strengere Ueberwachung, namentlich auch durch 
arrtliche Sachverstilndige (beaonders bei den geffthr- 
lichen Indus trien : Ztlndwaaren, Glas, Strohbleichen, 
Gonuniwaaren , Appreturen , Haderrftume) ; nur 
Wenige wttnacheu strengere Gesetze. 

Manche Stimmen wtinachen Gleichateliung der 
Frauen mit den jugendlichen Arbeitern nach Maass- 
gabe der englischen Geaetzgebung ; manche , eine 
grouse Anzahl, gftnzliches Verbot der Sonntag- und 
Nachtarbeit, geaetzliche Featstellung von 9 — 11, 
fllr Schwangere , WOchnerinnen, Verheirathete oder 
Matter Uberhaupt von nor 8 Arbeitaatunden, wkhrend 
andere darin eine Beaclir inkling der persouliehen 
Freiheit aehen ; Manche wo lien von einzelnen Arbei- 
ten , Manche von gef&hrlichen Indnstriezweigen 
Frauen ganz oder nur bis zum 16., 18., 20. J. aua- 
geschlosaen wiasen (Ztlndwaaren, Metallschleifereien, 
F&rbcreien u. a. w.), bei manchen bios Hfllfsarbeiten, 
z. B. Verpacken, ihnen erlauben (Glaa, Steingut). 
Auch fllr intemationale Arbeitageaetze werden nicht 
wenig Ansichten laut. 

Trennung den Geachlechter ala Abhlllfe halten 
die Meiaten (gegen eine Minderzahl) fllr mdglich and 
wanschenswerth, wenn die einzelnen Arbeiten in be- 
atimmtcn imd in 8ich abgesclilos8enen R&umen aua- 
fllhrbar aind, nicht, wo Milnner und Frauen aich 
gegenseitig in die Httnde arbeiten (Glas, Steingut, 
Textilindnstrie, Zflndwaaren). 

Durchfflhibar and gnt hilt man ongleichzeitigea 
Verlaaaen der Fabrik, weil Unsittlichkeiten fast nur 
auaser der Fabrik und gewdhnlich nicht outer Zu- 


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aammenarbeitenden vorkimen (gegentheilig bei Ci- 
garren und Stickerei). Auch fllr zweckmiasigere 
Arbeitakleider, ihnlicli den minnlichen, beaonders in 
Zttnd-, Papierfabriken, Spiegelbelegereien , Spinne- 
reien, aind nicht alle Sachveratandigen eingenommen, 
weil aie den Arbeiterinnen aelbat nicht anmuthig 
aeien, wenn schon aie sich in englischen Spinnereien 
und Webereien bewihren. 

Vollkommener Abschluaa der Maachinen , wirk- 
samere Ventilation, aei ea maachinelle , beaondere 
Eaa- und Waachi'iume , Reapiratoren fllr Mund und 
Naae (Staub und Ga8 und „Dflnste“ entwickelnde 
Induatrien , dazu Watte in die Ohren bei Spiegel- 
indnatrie) , baupolizeiliche Anordnungen , wie fllr 
Schulen (cubiscber Inhalt einea Raumes, geregelt 
nach der Zalil der daftlr beatimmten Arbeiter ; Be- 
leuchtung, Abtritte) , gute Arbeiterwohnungen, Fllr- 
8orge fllr Schwangere und Wflchnerinnen werden in 
vielen Bezirken gewllnacht, in manchen Manchea fllr 
nicht ndthig erklirt. Nahezu einatimmig ungflnstig 
lantet daa UrtheU flber den Werth der Volkakflchen, 
dea Unterrichta in weiblichen Handarbeiten und fiber 
Logir-, Waach-, Bade-, Schlafriume , flber deren 
Benutzung aich kaum eine Arbeiterin Vorachriften 
machen liease. 

Ala Einrichtungen im Interesae der Arbeiter- 
familien empfiehlt man hiullg Kindergirten (aoll 
wohl flberall Kinderbewahranatalten heiaaen), zuwei- 
len mit dem Vorachlag, aie fllr grCasere Fabriken 
obligatorisch — auf Kosten des Fabrikanten nach 
einea Pfarrera Ansicht — zu machen, wflhrend Ein- 
zelne vom Zwange nichts Erapriessliches oder die 
Lehrer von zu grosser Ausdehnung Lockerung der 
Familienbande erwarten. Consumvereine , Bauge- 
aellachaften, um dem Arbeiter eigenen Hausbesitz zu 
ermdglichen und durch die Sesshaftigkeit zuverlflssi- 
ger zu machen , Sparvereine , Renten- , Invaliden-, 
Krankenkassen werden allseitig — • outer theilweiser 
Betonung von zwanggweisem Beitritt zu denaelben 
— empfohlen , von einer Seite Auszeichnungen fllr 
Arbeitgeber „fUr Treue im Beruf“ , wie fllr die Ar- 
beiter, von einem bairischen Bezirksarzt „Stillpr&- 
mien“. Selbat zwangsweiser Unterricht im Kocheu 
und in weiblicher Handarbeit findet seine Vertreter 
(letzterea in Sachsen durch das Schulgesetz vom 
April 1874 geregelt). 

Die Aufgabe dea Programme II., „ob betreffa 
der jugendlichen Fabrikarbeiter die Bestimmungen 
der §§ 128. 129 der Reichsgewerbe-Ordnung ge- 
hand/iabt wird und ob aich Einrichtungen empfeh- 
len, welclie achdrfere Controle ermdglichen und 
Umgehungen dea Geaetzea verhuten , ohne den 
Fabrikbetrieb zu hemmen “ iat noch ungenUgender 
erfUllt worden. Nur so viel Ueberzeugung darf man 
aua deu „Ergebniaseu“ gewinueu, dass allseitig 
gegen die Paragrapheu gesflndigt werde, hkufig mit 
dem vollen Bewusatsein und trotz der auferlegten 
Strafen , mit der Entschuldigung , der Fabrikbetrieb 
gestatte keiue Rflckaichtnahme, man mtlsae denn die 
jugendlichen Arbeiter lieber ganz entlaasen, oder die 


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208 


Meding, Beechlftigung too Frauen a. Kindem in Fabriken. 


Vhter selbst liinderten an dor Schonung , ja die Ar- 
beiter selbst wollten sie nicht (besondere die Pansen 
im Winter) oder, die Fabrikarbeit sei so mannigfal- 
tig, dass sie der Handarbeit oder dem Handwork 
khnlich oder noch besser sei, ja der Charakter man- 
cherFabriken imSinne der Gewerbeordnung sei noch 
gar nicht festgestellt. 

Diese Uebertretungen erstrecken sich auf den 
Mangel der gesetzlichen Pausen (Berg-, Htittenwerke, 
Glas , Erden , Ztlndwaaren , Cigarren , Teitil) , zu 
lange Ausdebnung der Arbeitszeit und Annahme von 
zu jnngen Arbeitern , bei Spielwaaren schon von 
6 Jahren an. 

Zuweilen haben die Uebertretnngen ganz bedenten- 
den Umfang gewonnen, so im Bez. Arasberg ia IV* J. in 
■268 Febrile en 673 Falle , wovon 87 an Kindern anter 
12 J. ; in Coblenz waren in 39 Etabiisaementa diegewerbe- 
gesetzliclien Bestiminungen uberhaupt noch gar nicht zur 
Ansflihrung gelangt ; in 1 6 andern Bezirken iiberall Ueber- 
tretungen, wo die Hauptarbeit Gehfilfen braucht — Zink-, 
Eisenhutten, Glas, Ziegel, Spiel waaren, Papier, Cigarren, 
Spiunereien , — in Bayern liauilge Uebertretungen nach 
Lange der Arbeitszeit, Kurze und Mangel der Pausen und 
Annahme zu Jnnger Kinder ; in Sachsen, desgl. Wfirtem- 
berg, Baden, Hessen u. s. w., sei es in Folge Lassigkeit 
der Behorden, eignen Widens des Arbeitern, Zwanga der 
Eltern Oder Arbeitgeber oder geboten dnrch die Art der 
Industrie. 

Betr erf's der Abhulfe der Missstande gehen die 
Ausichten ebenfalls auseinander , wenn nicht 'gauz 
darilber geschwiegen ist : schirfere Controle durcli 
behordliebe Revision , Erhdbung der gesetzlich vor- 
geschriebenen Strafsatze, Haftbarmachung des Arbeit- 
gebers filr alle oder gewisae Uebertretungen oder der 
Eltern von den Arbeitern , Auschlagen der Pauseu- 
zeit, Verbot des Aufenthalts in den Arbeitsrftumen 
wiihrend dieser, besondere Fabrikinspektorate , zu- 
sammengesetzt nach verschiedenem Muster, besondere 
Spiel- oder TurnplAtze fordert man hier, wahrend 
man sie dort verwirft. 

Betr erf's C. und D. Vers char fung des GmUet 
vnd Controls des Gesetzes lauteu die Ansichten der 
Befragten gerade so verschieden, wie im bisher 
Skizzirten und ist das Wesentlicbe bereita bei diesem 
erw&hnt. Bezttglich des Uebrigen, VollstUndigen 
sei deshalb auf das Original venviesen- 

Wflrden znr Zeit der Grazer Versammltmg die 
„Erhebungen‘ £ aus dem deutschen Reiche bekannt 
gewesen sein, so wftre dem dortigen Bericbters tatter 
L e w y die Arbeit um ein gut Tbeil erleichtert worden, 
vielleicht auch seine „These“ etwas audere gestellt 
worden. Aus seiner ZusammeDstellung geht hervor, 
dass die Untersucbungen ttber Arbeiter- , beziehent- 
lich Fabrikarbeiter - Hygieine und -Gesetzgebung 
ueuesten Urspmngs und in fast alien europtischen 
Landern nur sehr tlickenhaft Bind. 

Am meisten haben (lie Schweiz (Glarns, Basel) und 
England die jngendlichen Arbeiter gesohfitzt (dnrch die 
Bill von 1867/68), und zwar veranlasst dnrch die wahr- 
haft emporende Ananntzung selbst ganz kleiner Kinder. 
Jugendliche Arbeiter von 14 — 18J.dfirfen nicht voll, d. h. 
nicht fiber 64'/, 8td. wSchentlich beschaftigtwerden, inter 
14 J. nicht fiber 6'/, Std. taglich ; ffir gewisse lnduatrie- 


zweige besondere Vorsehriftea ; Bohulbesnoh vurassaksn ; 
in Bergwerken, Sonntag- und Nach tar be it ffir Kinder and 
Frauen verboten. — Frankreich hat 1874 ein bezfigliches 
Gesetz erlassen — gewohnliche Grenze 12 J., nur ffir ge- 
wisse, n&her beseiohnete Arbeitsgrnppen 10 J. Naeht- 
artoeit bis 16 J. ganz, Frauen bis 21 J. ganz verboten; 
anter 16 J. nicht fiber 6 Std. taglich arbeiten nnd nicht 
mit gefahrlichen Stoffen ; die AufBicht ffihrt der Malre. 
Leider 1st die Beschrankung biB 12 J. dnrch das Gesetz 
von 1876 wieder sehr besohnitten. Beilaufig ist Frankreich 
das einzige Land , das die Kinder von hernmziehenden 
Gauklern (Seiltanzern etc.) gesetzlich schfitzt. — Holland 
verbietet Kinderarbeit unter 12 J. ganz (ausgenommen 
hansllche, persdnliche , landwirthschaftllche Dienste) und 
macht die Chefb der Etahlissements fur Uebertretungen 
haftbar bei Geld- oder Qe&ngnissstrafe (1875 — 1877). 
— Schioeden hat eine bezfigliche Commission enuumt, 
ahnlich Italien (Dr. Bonomi). Oesterreich schaffte 1864 
die Bergwerksarbeit ab, hat aber keinen statistischen 
Ueberblick fiber die in den Fabriken besch&ftigten 
„Scbntzbedurftigen u (jugendliche Arbeiter nnd Franan). 
Die Gewerbeordnung von 1869 zeigt Sporen , dass man 
die Nothwendigkeit des Schutzes filhlt, ein bezfigllcher 
Gesetzcntwurf sollte 1876 dem Reichsrathe zur Beschlnss- 
fassung vorgelegt werden. Berichterstatter beklagt mit 
Recht den Mangel des Schutzes fur die Frauen , ffir die 
nur die Gesetzgebung einzelner Schweizer-Cantone gorge. 
Der dem schweizerischen Bundesrath vorzulegende Fabrik- 
gesetz-Entwurf sei als ein grosser Fortschritt zn be- 
grfissen. 

Nachdem noeh Dr. Lewy an der Hand emceiner 
Statistiken die Sterbhchkeit der Kinder ana dan aiedern, 
den onbemittclten u. ungebiideten Standen (nach Jervis 
starben in England 14. 6°/ 0 Kinder der gebildelen, 84.9 
der weniger gebildeten Klasse, nach Hammer aus den 
hfihern Standen 14.8, dem Mlttelstande 30.6, dem Ar 
beiterstande 47.8, den unehelichea 60.3% Kinder im 
1. Lebensjahre) gegeufiber den ubrigen und die Gefahr 
der Fabrikarbeit ffir die Frauen wahrend der Menstruation 
(also ca. 40—96 Tage lm Jahre) , anf die Schwanger- 
sobaft, besiehendlich ffir Vermehrung der Fehl- undFrfih- 
geburten, das Wochenbett angegeben, weiterhin den Ein 
lluas besprochen hat, der den bei verschiedenen Gewerben 
erforderlichen Stellungen des KSrpers auf denOrg&nismus 
(Stehen — Varices , Lageabwelchnngen des Uterus — 
Nahmaschinentreten — Sexualkrankh. , Hysterie, Neural- 
gien, Abort) , der ubermilssigen Anstrengung der Aogen, 
einzelner Moskelgrnppen, des ganzen Organismus, den ab- 
oonnenTemperaturverhaltnissen, den gefShrlichen Staub- 
arten, den Gtftstoffen znkommt, — fasst er seine Ansicbt 
in folge nde „Satze“ zusammen. 

1) Die „ SchutzbedurfUgen * dfirfen nicht Nachts. 
Sonn- und Festtags , nicht nnterirdiach in Bergwerken be- 
sebaftigt werden ; sie sind 

2) femer auszuscbliessen von alien mit Giften arbei- 
tenden oder scharfkantigen Stanb erzeugendenlndostrien, 
heziehendlich von Fabrikzweigen , die sieh wegen dee 
Fortschritts der Gewerbe nicht gesetzlich. voranabeatim- 
men , sondern von Fall zu Fall dnrch die Fabrikinspek- 
toren festzustcllen sind. 

3) Die Daner der Arbeit betrage vom 16. bis 18. J. 
nicht fiber 8 Std. taglich, vom 14. bis 16. J. 6 Std., da- 
Bwiscben Pansen von je '/* Std. Vdr- nnd Nachmittngs 
und 1 Std. fur Mittagsmahl mit Erholnng in miner Loft 
ausserhalb des Fabrikraums. 

4) Schwangere sind auBzuschliessen von den „Gift- 
industrien“, ebenso Sangende , sollen aach bei den nicht 
giftigen je 6 Wochen vor und nach der Niederknnft nicht 
arbeiten dfirfen , aber wahrend dieser Zeit den gew&hm- 
lichen Arbeitslohn aus der Fabrik-Krankenkasse erhalten . 

6) Die • Schutzbedurftigen “ sind vor der Aufnahme 
in die Fabrik arztlieh zn untersnehen. 

6) Kinder unter 14 J. sind unter keiner Bedlngnug 
aufzunebmen. 


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209 


Med in g, Beaeh&ftigung von Frauen n. Kindern in Fabriken. 


7) Unabhangigc, materlell gutgestellte Fabrikinspek- 
toren mlt der n&thigen Autoritat. 

8) 'Wlseenschaftllche Begr undnng der Arbeiterhygieine 
diirch Lieferung gewissenhaft abgefasster atatistischer 
Oaten bebnfs ziffemmaasiger Begrfindong der diirch Ver- 
uunft und Erfahrung ala richtig erkannten Principlen der 
Fabrikgcaetzgebung und Berechnung der 8umme der 
Arbeitakraft und der Dauer der Arbeitafahigkeit einea In- 
dividanma in nationaldkonomiecher Beziehnng. 

9) Fabrik-Krankenkasae , welche die Schwangern 
and Neuentbundenen (a. oben) erhalt. 

10) Bildung von Scbutzvereinen for Lehrlinge and 
Fabrikkinder , „ der wahren Humanitat wurdiger ala die 
hencbleriacbe Theilnahme an Anti-Thierqualervereinen, 
die in Ermangelung anderer Beachaftignng gegen daa 
wiaaenachaftliche Experiment am Thiere eifern“. 

Wir erwilhnen hierbei, dass die in Rede stehende 
Frage emgehend behandelt worden int von Prof. 
L. Hirt in seinem Schriftchen „die gewerbliche 
Thktigkeit der Frauen vom hygiein. Standpnnkte 
au»“ (Leipzig 1873). Ausserdem finden aich sehr 
werthvolle Mittlieilungen fiber dieselbe in H.’s klaa- 
siachem Werke „die Krankheiten der Arbeiter", 
sowie in Dr. Kerschensteiner’s Abhandlnng 
„die Further Industrie in ihrein Einflnsse anf die Ge- 
snndheit der Arbeiter (vgl. Jahrbb. CLXIX. p. 61). 
AnsfUhrlicher glauben wir noch die Berichte berttck- 
siehtigen zu mtlssen, welche (wie Eingangs schon 
erwAhnt) von Prof. Hirt und Dr. Gttttis- 
heimer, bei der 2. Versamml. d. deutsch. Ver. 
f. afentl. Geshpfl. (zu Danzig 1874) and in der 
Sekt. f. flff. Geshpfl. bei d. Naturf.-Versamml. 
za Breslau erstattet worden sind. Vgl. Deutsche 
Yjhrocbr. f. Off. Geshpfl. VII. 1875. 

Prof. Hirt (a. a. 0. p. 107) giebt zunkchst ge- 
scbichtl. Andeutnngen ttbar die Entwicklnng der Ge- 
werbegesetzgebong in ihrer Beziehnng zur Gesund- 
beitspflege im Allgemeinen und betreffs der Franen- 
nnd Kinderarbeit. A us denselben erffchrt man, dass 
seit 1700, wo der Italiener Ramazzini eine stark 
penunistisch gefirbte Schrift „ fiber die Krankheiten 
der Gewerbetreibenden“ heransgab, bis in die nenere 
Zeit nirgends etwas geschehen ist, and dass sich die 
Geeetzbttcher fast aller Lander gegenUber dieser 
Frage schweigend oder gleichgflltig verhalten. Eng- 
land z. B. gestattet fllr Fraueu nur 60 wOchentliche 
Arbeitestnnden in den Fabriken (Frankreich 72, 
Holland 78). Frankreich mSckte gern die Frauen 
von der Fabrikarbeit ausschliessen , freilich vergeb- 
lich , Oesterreich halt Rttcksicht auf Schwangere nnd 
Neuentbnndene fttr wUnschenswerth , Belgien lasst 
Frauen sogar zur nnterirdischen Bergarbeit zu , die 
Deutschland seit 1864 beseitigt hat. Nor die 
Schweiz in einzelnen Cantonen and der bekannte 
Grossuidnstrielle Dollfus inMUlbaosen i/E. sctdiessen 
Arbeiterinnen je 6, beziehendl. 3 Wochen vor nnd 
nach der Entbindnng von der Fabrik ans, obne ihnen 
den Lohn zu ktlrzen. Und dock ndthigt der schlanke, 
achwAchere , weniger widerstandsfAhige Kttrper des 
weiblichen Geschlechts, die regelmAssige Wiederkehr 
leicht in Krankheiten Ubergehender physiologischer 
Znstande , wie Sckwangerschaft , Wochenbett [und 

li*4. Jahrbb. Bd. 171. Hft.8. 


wobl auch die Menstruation] und die Rttcksicht auf 
die Entwicklnng der Frncht und des Neugeborenen 
zu besonderem gesetzlichen Schutze. Prof. H. be- 
schrUnkt sich zuxn Beleg seiner Behauptungen anf 
die Gefahren , die fttr Frauen aus der Beschaftdgung 
mit Giften drohen. Trotz fehlender officieller Sta- 
tistik geht doch aus den Arbeiten von C. Paul und 
Sick (fiber Blei 1861 u. 1865), Colson, Russ- 
ia aul, Hirt (fiber Quecksilber 1861), Hirt (fiber 
Arsen und Anilin) hervor, dass 58 — 78.6°/ 0 Blei- 
arbeiterinnen abortiren, dass die mit Quecksilber und 
Anilin Beschfiftigten sehr zu Abort neigen nnd dass 
es fttr Arsen nach den noch nicht abgesehlosseneu 
Untersuchungen ebenfalls sehr walirecheinlich ist; 
ferner , dass die Frucht leidet (Anilin , Blei ist im 
Fruchtwasser nachgewiesen) : nach Paul starben 
von 100 von Bleiarbeiterinnen geborenen Kindern 
im 1. Lebensjahre 40, im 2. und 3. fernere 30, 
nach Sick von 1000 Geb. 34.3; von Quecksilber- 
arbeiterinnen in den Spiegelbelegereien Ffirtlis and 
Glasschleiferinnen starben 45, resp. 55°/ 0 Kin der im 
1. Lebensjahre — gegen 20% unter normalen Ver- 
hftltnissen, 25 — 30% in grossen StAdten. 

Den Hirt’schen Angaben ffigt Gdttisheim 
in seinem Vortrag (a. a. 0. p. 303) noch Beispiele 
aus Basel hinzu, nachdem er mit dem vorigen Be 
ricbterstatter betreffs der Grfinde zu besonderem 
Schutze fttr die Frauen eipverstandeu sich erklttrt 
und die FabrikschAdlichkeiten von den Giften noch 
ausgedehnt hat: auf die Arbeitsdauer Uberhaupt, 
die Desozonisirung und ungenttgende Lflftuug in den 
inenschengeffillten, zudem oft ungenfigenden Kiumen, 
die Art der Rokprodnkte und die Erzengnisse ana 
der Verarbeitung dieser (mechan., cheinischwirkender 
Staub , Luftverpestung aus andern Ursachen). Auf 
alle diese VerhAltnisse habe die Gesetzgebong noch 
keine Rttcksicht genommen, hdchstens auf die Gifte. 
Und doch werde das nfitbig, seien doch in Basel 
1860 56% mfinnlicbe und 44% weibliche Fabrik- 
arbeiter, 1870 aber 30%, resp. 70°/ 0 gewesen und 
dazu noch 32°/ 0 , resp. 68% zu Hause bei derselben 
Arbeit beschAftigt — ein BeweU, dass die Frauen- 
arbeit eher im Zunehmen sei. Andererseits weise 
das Jahr 1870 unter 988 Todten in Basel bei &70 
Erwachsenen 25 Manner nnd 40 Frauen aus der an 
sich gewiss unschAdlichen Seidenbandweberei auf 
(davon 17 an Phthisis),’ 1871 unter 705. 36 M. und 
49 W. (davon 21 an Phthisis) und wiederum er- 
krankten alle Arbeiterinnen in Floretseidespinnereien 
in Folge der schlechten Dtlnste beim Faulen der 
Cocons in regelmAssigen ZwischenrAumen auf 8 bis 
14 T. an bestimmten Krankheitserscheinungen (nach 
dem Etablissement Morb. Rnmplioni genannt). Er 
empfiehlt das Uirt’sche Buch ,, Krankheiten der 
Arbeiter" und schliesst sich den von Hirt in sei- 
ner bekannten Broschllre fiber die gewerbliche 
ThAtigkeit der Frauen aufgestellten Forderungen an: 
1) Schutz dorch allgemeine Vorschriften fttr weib- 
licbe Arbeiter. 2) Gesundbeitsattest vor Auf- 

27 


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LUO 


Meding, Besehflftignng von Frauen n. Kindern in Fabriken. 


nalnne in die Fabrik. 3) Wflehentliche Anzeige des 
Bestandcs der weibliehen Arbeiter an die Ortspolizei 
nnd Controle (lurch diese. 4) Arbeitszcit bin lOStd. 
fllr junge MAdchen , Verheirathete und Mutter ,11 
ftir Unverheirathete Uber 18 Jahre. 5) Beginn der 
Arbeit nicht vor 6 lilir frllli, Scliluss uicht nach 6 Uhr 
Abends. 6) je */ a stflnd. Frflhstflcks- und Vesper- 
pause, l 1 /, stflnd. Mittagspause filr Verheirathete, 
lstflnd. ftir Unverheirathete. 7 — 8) Verbot der Nacht- 
und der Bergwerksarbeit unter Tage. Kur wlinsclit 
G. noch Revaccinationsschein und Verbot der Be- 
scb&ftignng von Frauen nnd Kindern bei Giften und 
Ausaehluss der Frauen von der Fabrikarbeit flber- 
haupt. 

Prof. Hirt (a. a. 0. p. 308) als Ref. flber 
Kinderarbeit in Fabriken begrenzt die Kindheit mit 
dem 14. J., vom 14. bis 18. J. gebrauebt er die 
Bezeichnnng , jugendliche Arbeiter". Vor 1833 habe 
man in England Kinder vom 8. J. an nach Belieben 
beschaftigt, von da an trennte man Kinder von 9 bis 
13 J. mitttlglich hdchstens 9, wftchentlich 48 Arbeits- 
stunden nnd 2stttnd. tAglichem Schnlbesuch und jAhr- 
lich 2 ganzen und 8 halben Feiertagen, von 13 bis 
18jflhr. ,jongen Leuten" mit t&glich 1 2, wbchentlich 
hdchstens 69 Arbeitsstunden ; das Alter sei hinfort 
vom Arzt zu bestStigen. Durch Annahme der Grdsse 
ala Grenze ftir 9 J. (3' 10") und 13 J. (4' 3'/*") 
snchte man das Gesetz zp umgehen , und so fand 
1842 eine k. Commission thatsAchlich 4 — 7jfthr. 
Kinder 11 — 12 Std. tflglteh, auch Nachts in den 
Bergwerken bescbflftigt. In Folge dessen verbot 
das Berg gesetz von 1842 Frauen und Knaben unter 
10 J. die Bergwerksarbeit ganz , olme irgend eine 
andere Beschrinkung betr. der Zeit und Bestimmung, 
betr. der Schule hinzuzufttgen , nnd bestimmte die 
Fabrikakte von 1844 ftir Kinder von 8 — 13 J.: 
G'/jSttind. Arbeitsdauer — zwischen 5 */ s Uhr frtlh u. 
8*/ s Uhr Ab. ; Verbot der Nachmittagsarbeit bei Be- 
schftftignng wfthrend des Morgens; Verpflichtnng der 
den Lohn der Kinder mit benntzenden Eltem, diesen 
je 3 Schulstunden an den 5 ersten Wochcntagen 
geben zu lassen ; mbgliche Annullirang der Arztlichen 
Alterszeugnisse dnrch den Fabrikinspektor. Seit 
1853 vrarde die Arbeitszeit der Kinder auf 6 — 6 Uhr 
fegtgestellt und befohlen, die Arbeit „der Schntz- 
befohlenen" Sonnabends splltestens 2 Uhr zn 
schliessen. Im Grossen nnd Ganzen aber schfltzt 
England die Kinder doch niclit so als die dentsche 
Gewerbeordnung; freflich sei „regelmas8ige" Fabrik- 
arbeit in § 128 sebr verscbiedener Deutungen fohig, 
nnd richtiger sollte statt der Zeit zwischen 5'/j frtlh 
nnd 8 1 /* Ab. die englische Zeit von 6 — 6 Uhr ge* 
wfthlt sein. Principiell am richtigsten handele die 
Schweiz, welche Kinder unter 14 J. ganz ausschliesse, 
sehon mit Rflcksicht auf die Fortbildnngsschule. Ref. 
schlflgt deshalb ftir die Gesetzgebung betr. der Be- 
schftftigung von Kindern und jimgen Leuten vor* 
12 — 14 J., 14 — 18 J., Beschuftigung zwischen 6 
und 6 Uhr, Kinder nnr am Vor- oder nnr am Naeh- 
mittag, h debate ns 6 , jugendlicke Arbeiter hdchstens 


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lrt Std. tflglich mit Pausen in frischer U*ft Vor der 
Aufhahme Arztliches und Schulentlassungs-Zengniss 
(Augeu, Brust, Here, Impfimg), far scbAdliche Be- 
triebe BesehrAnk ungen durch Abinindemng der A r- 
beitsdaneT, bfteres Ablflsen, Hinansschieben des Nor- 
malaltere bis 16 oder 18 J. (vgl. Hirt, Arbeiter- 
krankheiten"). Verbot gewisser Gewerbebetriebe 
trotz des wahrscheinlichen Zeterns der Fabrikanten 
(mineral, acharfkan tiger Stanb: GlasstampPwerke, 
Nadelsclilcifereien, Glasfltzcn mit SalzsAure, Fertigen 
von Samiut- und Scbmirgelpapier , Lumpenzupfen, 
Shoddy fabrikation, Fabrikation von Bronce, frana. 
Mflhlsteinen, chroma. Kali und Chlorkaik) ; hdchstens 
zn gestatten bei ganz vorztlglicher Ventilation. Ftir 
alle gesetzlichen Maassregeln strengste Controle 
durch besonders beanftragte Personen. 

Zweifellos darf man indessen ohne Selbsterhebuag 
auasprechen , dass Deutschland , welches so lange 
kein VerstAndniss ftir die Wichtigkeit der bffentlichen 
Gesundheitspflege hatte, sich mAchtig zn rtlhren be- 
gonnen hat. An der Keichsregiernng ist es nun **i- 
nitchst, von dem endlich gegrflndeten Mittelpnnkte des 
Gesundheitswesens des Reichs aus die Einzelarbeiten 
zn sammeln, zn fdrdem nnd die gesetzgebenden Kdr- 
per in seinen Bann zu zwingen. Die „Fabrikgeseti- 
gebung“ ist eine von den vielen wichtigsten Nummern 
der Registrande des Reichs-Gesnndheitsamtes. Man 
greift viclleicht auch deshalb nicht fehl , wenn awn 
die „ Forderungen “ zur Zeit der parlamentarischen 
Rnhe an diese Adresse richtet. 

Diese „Forderungen u , wie wir Eingangs beraits 
erwfthnten, beziehen sich nicht aufRedaktion dea als 
selbstverstAndlich zu betrachtenden „ Fabrikgesetzea 4 *, 
sondern auf die Rtteksichten, die sich aus dem Nach- 
denken und den Erfalirungen ergeben haben. Wean 
die „Forderungen“ anders geworden sind, als die der 
eben genannten Gelehrten, so ilndct diess wohl setae 
ErklArung in den inzwischen erschienenen r Reichs- 
erhebungen u . 

Zunflchst muss die flffentliche Gesundheitspflege 
im Interesse der Fabrikarbeiter, in Soaderbeit der 
Frauen u. der jngendlichen Arbeiter ( n $chutzbedttrf- 
tigen u ) folgende Forderung stellen. 

1) Statutische Erhebungen. 

Alle Forscher anf dem wichtigen Gebiete ftlhlen, 
dass in dem Mangel der Statistik die eigentlieiie 
Grundlage der Gesetzgebung fehlt. Dass die „ Reichs- 
erhebungcn“ diese beabsichtigte Grundlage nicht ge- 
worden sind, lehrt tleren Betrachtang. 

Das Reich veranlasse deshalb eine nene Erhe- 
bnng nnd wiederliole diese in regelmAssiger Wieder- 
kehr, aber nicht, wie bisher, durch jnristisch gehil- 
dete Vcrwaltnngsbeamte , sondern unter der amt- 
lichen Mitwirkung durch besondere Comraissiooen 
(ein Teclmiker, ein Arzt), denen Befragung der Ar- 
beitgeber nnd Arbeitnehmer, bez. getrennt, sodann 
der OrtBbehOrde, beztlglieh anderer geeigneter Perao- 
nen zur Pflicht gemacht werde. Bei der Befragung 
werde ein vom Reichs-Gesundheitsamt nach dem bis- 
herigen Programm auszuarbetteudes Programm zu 


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211 


Meding, Besohiftigoag von 

Gftfllde gelegt nod die d&raus eintstandenen gemein- 
Bamea oder getrennten Gutachten der Commissare 
oder der Zugezogenen an das Reichs - GesuodLeits- 
amt abgegeben. 

An diese einmaligen statistischen Erhebungen 
seflHesst sich die jihrliche Sterblichkeits - and Er- 
knmknngB - Statistik der bezflglichen Fabrik&rbeiter 
nnd der Fabrikarbeiter Oberhanpt an , bez. im Ver- 
hlRniss zum Handwerk and der Haaaindustrie glei- 
eben Erwerbs and der gesammten BevfHkerung. 

2) Bweaukratisch und materiell vnabhangige 
FabrUdrupeklorate. Der Fabrikinspektor wird ein 
Teehniker sein mflssen, der Bezirkaarzt, Kreisphysi- 
ktra , event, ein anderer Arzt ist ihm beizngeben. 
Bei MebinngsverBchiedenheiten fiber hygieinische oder 
medicmische Angelegenheiten entscheidet die hfihere 
VerwaltungsbehOrde (Kreis- od. Landesregierungen). 
Die Fabrikinspektion hat die jihrliche 8tatistik auf- 
zrutellen, worn ihr der Stoff vom Fabrikanten zu 
Hefern ist. Im Uebrigen ist Ausfflhrung and Ueber- 
wachang des Fabrikgesetzes ihres Amtes. Sollte 
ge gen die Mdgliehkeit dieser zwei Fordemngen die 
Kostspieligkeit und Umffingliclikeit des Geforderten 
eiagehalten werden, so muss darauf bemerkt werden, 
dans die Kosten im Verhftltniss zu dem erlialtenen 
Leben und der geschohten, ffir fernere Arbeit er- 
sparten Kraft, im Verhaltniss zu den Ansgaben ffir 
gaiatige Bildung (hdhere und niedere Schulcn) ffir 
Sohutz des Eigentliums und des Uechts (Polizei, 
Fenerwehr, Justus) nnd ffir Sehntz der Grenzen 
(Milititr) , ffir Schutz des religiflsen Bedflrfhisses 
(Kirche) unverhaltnissm&ssig gering sich stelleu dflrf- 
ten. Unser n humaaes“ Zeitalter, unsere „iiberalen u 
Parteien in den gesetzgebenden Kflrpem, nnsere 
n conservativen“ Kreise dfirfen vor dieser so mensch- 
lioben Forderung eines freiea , gleiches Recht anch 
Mr den Armen wahreoden Geistes nioht zurfick- 
sehrecken. 

3) Zroeekenteprechende Belehrung : Vortrilge 
anf den gewerblichen, polyteclinischen u. fachlichen 
Schulen, Anschlige in den Fabriken, enthaltend die 
gesetzlichen Vorschriften , nnd Beleoohtnng der Fa- 
brikgefaliren und ihrer Verhtitung. 

Wttn8chen8wertii und deshalb die Verwirklichung 
den bezfiglichen Belifirden und Fabrikanten dringend 
anzuempfehlen ist die Fttrsorge ffir zweckentsprechen- 
den Lese- (und Unterhaltunga-) Stoff (laienverstind- 
liche Abhandlung Uber die gesundheitlicheBedeutung 
(tor Fabrikiadnfltrie im Allgemeinen und im Beson- 
dern), bez. allgemeine u. gewerbliche Fortbildungs- 
schulen. 

4) Hiilfskasten fur Krankheit und dauemde 
Erwerbsitnf&Jrigkeit. 

Der Beitritt ist ffir jeden Arbeiter Zwang (sofern 
nicht bereits die Gewerbeordming die Saehe regelt). 
Die Beitrige hat der Arbeiter und Arbeitgeber je 
nach bestimmten Sitzen zu leisten ((lurch die Landes- 
regiemng zu regeln). Vier Wociien vor und nach 


Frauen a. Kindern in Fabriken. 

der Entbindung sind die Frauen aus der Arbeit zn 
entlassen , ihnen aber der voile Arbeitslohn aus den 
Mitteln der Fabrik zu zahlen. Keiner Kasse Grund- 
geaetz ist regierungsseits zu genehihigen, welches 
bestimmte Krankheiten oder Zustfinde (Syphilis, 
Tuberkulose, Alkoholismus , Wochenbett) von der 
Gewfthrung der Krankenunterstfltzungsgelder aus- 
schliesst, wie z. B. in verschiedenen sficlisischen Gc- 
werbekrankenk asset). 

Den Behflrden und Fabrikanten ist dringend an- 
zuempfehlen, ffir Benutzung von Alters-, Renten-, 
Spar-Kassen, Consumvereinen , bez. gemeinnfitzigen 
Baugesellschaften , Seitens der Arbeiter besorgt zn 
sein. 

Ueber diese 4 Punkte liinans zn fordern, dttrfte 
zur Zeit schwer wissenschaftlich zu begrflnden sein. 
Dahingegen werden die Erhebungen wahrscheinlich 
die Ergebnisse der bisherigen Einzelforschungen bc- 
stfitigen und durch sie auch die Forderung eines 
weiter gehenden gesetzlichen Schutzes ffir Frauen 
und jugendliche Arbeiter gerechtfertigt erscheinen 
lassen. Es betrifft diess 

den Antechlvm der „SchutzbedurfUgen“, set es 
theQweise, von Sonntag- u. Nachtarbeit, von ganzen 
Industriezweigen — giftigen — oder einzelnen Ar- 
beitszweigen dieser, sei es ffir alle Verhftltnisse oder 
nnr vorflbergehend — vorgerflckte Schwangerschaft, 
Wochenbett, Ehe; 

die Arbeiledauer, nach Geschlecht, Alter nd 
Arbeitsart zu regeln ; 

die Verbeeserung gewiseer, auf die Fabrikbeechdf- 
tigung hezuglicher Einrichtungen : Ban- und Slcher- 
heitspolizei , Respiratoren , Kleidung; Schlaf-, Ess-, 
Waschraume. Tumanstalten mit einfachen Gerfl- 
then, Kinderbewahranstalten , thnnlichst Bftder sind 
dringend zu empfehlen, der Grflndung von Bildungs- 
vereinen ist mfiglichster Vorschub zu leisten. 

Gtwitse sittenpolizeiliche Maasmahmen : Ver- 
bot von Branntwein innerlialb der Fabrik und wftb- 
rend der Arbeit, Verbot dcsBesuchs von Tanzlokalen 
ffir die jugendlichen Arbeiter. Aerztliche Zeugnisse 
behufs Eintritt in die Fabrik dttrften wohl mehr in 
derTheorie als in der Praxis sich bewftliren, Schutz- 
vereine fflrLehrlinge und Fabrikkinder (These $ 10' 
durch zweekmassige Gesetze und sorgfkltige Hand- 
habung und Ueberwachting von berufenen Krftflen 
unnfithig gemacht werden. Zugleich (larf man auch 
die Hoffnung hegen, dass die „ Fordemngen “, wenn 
sie nicht lediglich vom hygieinischen Standpunkte 
aus gestellt werden, sondem die nicht zu unter- 
schfttzenden tlbrigen Rttcksichten bcachten (Gewohn- 
heit, Volkswirthschaft, Bilduugsgrad), gerade durch 
diese Vereinigung am ehesten zur gesetzlichen Gel- 
tung gelangen und in das Bewusstsein allerBetheilig- 
ten als etwas Unabweisbarcs eindringcu — ein dop- 
pelter Sieg der Offentlichen Uesaiidlteitspflcge : ffir 
die Wisseuschaft und die Menschlichkeit. 


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212 


Kr an*", allgem. u. mlkroskop. Anatomie. 


C. Eritiken. 


46. Allgemeine und mlkroskopisohe Ana- 
tomie , durchaus nach eigenen Vntertuchrm- 
gen bearbeitet von W.Krause, Professor in 
Gottingen. Mit 302 Fignren in Holzschnitt. 
Hannover 1876. Hahn'sche Hofbnchliandlung. 
gr. 8. I. Band: Allgemeine n. mikroskopische 
Anatomie. XIII n. 581 S. 14 Mk. ( Hand- 
bveh der menachlichen Anatomie, von Carl 
Friedr. Theod. Krause, weil. Geh.Ober- 
medicinalrath nnd Professor der Anatomie zu 
Hannover. Dritte, durchaus nach eigenen Un- 
tersuchungen neu bearbeitete Auflage , von W. 
Kranse, Professor in Gflttingen.) 

Das anerkannte Handbnch der Anatomie von 
Carl Fr. Theod. Krause, zuerst 1833 — 34, 
und in zweiter Auflage von 1841 — 43 erschienen, 
will alB lang hinausgeschobene dritte Auflage, die 
aus den Handen des .Sohnes hervorgeht , beim ftrzt- 
licben Publiknm wiederum Eingang suchen , und bei 
der mit solcher TUchtigkeit ausgefllhrten Bearbeitung 
wird es diesen Eingang voranssichtlich raach genug 
gewinnen. Mit vollstem Rechte dnrfte aber der 
Heransgeber gleich auf dem Titel hervorheben , dass 
diese 3. Auflage durchaus nach eigenen Untersuchun- 
gen neu bearbeitet worden ist. Durch die jetzt un- 
erltoslichen Holzschnitte , lauter Originale , die mit 
bekannter Eleganz von Herrn Peters in Gflttingen 
gezeiclmet wurden, wird der neuen Auflage noch die 
wflnschenswerthe Vervollstandigung zu Theil. 

Werden nicht bios die Seitenzahlen in Betracht 
gezogen, sondern wird zugleich auf das grftssere 
Format und anf den entschieden compendiOsen Druck 
der neuen Auflage gebflhrende Rilcksicht genommen, 
dann mag sich das Volumen dieses 1. Bandes im 
Vergleiche znr „Allgemeinen Anatomie desErwachse- 
nen“ in der 2. Auflage leicht vervierfacht haben. 
Eine derartige Vermehmng sclieint ftir den 2. Band, 
der die specielle oder descriptive Anatomie bringen 
wird, nicht in Aussicht genommen zn sein: nach 
einer Bemerkung auf dem Umschlage soil die spe- 
cielle Anatomie nur einen dem vorliegenden gleich- 
kommenden Band bilden. 

Das Vorwort zu diesem 1. Bandebetont, dass 
derselbe eine compakte Summirung des Thateftch- 
lichen in der Gewebslehre bringen soil. In welch’ 
erfolgreicher Weise das erreicht worden ist, wird 
schon ans der Vorftlhrung seines Inhalts, den ich 
vielfach znsammendrangen muss, gentlgend erhellen. 

Einleitung (1—5). 

Blaster , Keiroe oder Zellcn ( — 22). 

Epithelien und Endothelien (—41). 

Gewebe der Bindembetanz. Das Bindegewebe, 
das elnstisrhc Gcwebe , das Knochen-, Kuorpel- nnd 
Zahngewcbe bilden eine zusanimengelidrige Gruppe. 
Das Gemcinsame dieser auf don ersten Blick sehr 


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verschiedenartig aussehenden Substanzen Uegt darin, 
dass eine als Zellenderivat oder Zellenausscheidung 
betrachtete und deshalb gewdhnlich Interoellular- 
substanz genannte Grundsubstanz mit eingelagertea 
ZellenktSrpern in alien vorhanden ist. Die Analyse 
im polarisirten Liohte erweist jene Grundsubstanz 
ans zahlreichen kleinsten , einaxigen , positiv doppelt 
brechenden Kfirperchen zusammengesetzt , welche 
mit ihrer Hauptaxe der L&ngenrichtung jener Zellen- 
kflrper , die meist lftnglich - oval sind, oder derail 
Flichenausdehnnng parallel liegen. In chemischer 
Hinsicht stimmen sie insoweit tlberein , dass sie beim 
Kochen Leim , bezflglich Chondrin (Knorpel) geben. 
— Dazu gehOren also Bindegewebe , desgleiohen 
elastisches Gewebe , Fettgewebe , Pigmentgewebe 
( — 54) ; Knorpelgewebe ( — 58) ; Knochengevoebe. 

Knochensystem u. Verblndungen der Knochen ( — 79). 

Muskelsystem : Muskeln mit quergestrelften Fasern 
( — 97) ; Muskeln mit flatten Fasern ( — 101). 

Eingeireidesyatem : Haul mit 8chleimhinten ( — 116) ; 
Ohr ( — 137) ; Auge ( — 176) ; Note ( — 179) ; Geackmaekt- 
nrgan nnd Mnndhdhle ( — 196). 

Athmungsorgane mit Schilddriise u. Brnstfell( — 204). 

Verdauungsorgane , namllch Schlnndkopf, 8pelae- 
rOhre, Magen, DQnndarm, Dickdarm, Maetdarm, Leber, 
BanchapeicheldrQse, Mila ( — 286). 

Hamorgane mit Nebennieren ( — 262). 

Mdnnliche Getchlechtsorgane ( — 276). 

Weibliche Geschlechtsorgane mit Brfisten ( — 296). 

Bauchfell (—298). 

Blutgefdsssystem mit Bint ( — 884). 

Lymphgef assay stem mit Lymphe u. Thymol ( — 861). 

Nervensyatem ( — 646). Als einzelne Abtheilungen 
dieses langen Abschnitts Bind zu nennen : 

N erven fibrUlen ( — 377) , sich theilend in eigentBche 
Fibrillen (marklose nnd markhaltige) , nnd in Nerven- 
fasern (Terminalfasern , elnfach contonrirte Nervenfasem 
[Olfactoriusfasern , blasse Nervenfasern oder Kemak’sche 
Fasern, blasse Endfasern], markhaltige [varikSee und 
nichtvarikSse] Nervenfasern). 

Ganglienzellen ( — 378). 

Rilckenmark , nnd xwar grane Substanx, weisee 8ub- 
stanz, Bindegewebe mit Hullen and Qefassen ( — 401). 

Urspnmgsgebiet del Nervus cervicalis primus ( — 406). 

Medulla oblongata ( — 414). 

Pons (—428). 

Eminentia quadrigemina (—431). 

Cerebellum ( — 486). 

Ventriculut tertiut ( — 439). 

Grotshimrinde (443). 

Cornu Ammonia, Bulbua olfactorms, Ckiasmm ( — 449). 

Fcuterverlauf im Gehim ( — 466). 

Bindegewebe , Hiillen u. Gefdsse des Gehims ( — 465). 

Him- und Rilckenmarksnerven ( — 473). 

Sympatkisches Nervensyatem ( — 485). 

Endigungen motoriacher N erven ( — 501). 

Endigungen sensibler N erven als Vater'sche K6rper- 
chen, Tastkorperchen, Endkolben, Endkapseln, Genltal- 
nervenk5rperchen, Gelenknervenk5rperchen (—631). 

Nervenendigungen im sympathischen Systeme( — 584). 

Zweifelhafle Nervenendigungen ( — 646). 

In typograpbischer Beziehung ist zu erwtthnen, 
dass neben dem grdssem Drucke filr den laufenden 
Text ein mittlerer Druck gebrauebt ist , der im All- 


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213 


Zeis si, Lehrbuch der Syphilis u. s. w. 


geuiefoen der Besprechung speeieller VerhAltnisse 
dieat. Ausserdem ist aber anch noch in grosser Aus- 
dehnnng ein kleinster Druck verwendet , der in der 
Hauptsaehe zur VorfBhrunghistorischer, literarischer, 
entwicklnngsgeschichtl. , vergleichend - anatomischer 
Thatsachen dient. Namentlich werden nnter dieser 
Form mit scrupulftser Gewissenhaftigkeit die Ent- 
deeknngen , bleibende wie verflossene , verzeichnet, 
aber nicht durch VorfUhnmg der literarischen Citate, 
sondern einfach dnrch den Namen des Entdeckere 
nrit der in Klammern beigefligten Jahrz&hl. 

Ein vollstftndiges Sachregieter (546 — 581) 
kommt der Benutznng dieses mit nnsagliobem Fleisse 
ansgearbeiteten 1. Bandes von Krause's erprobter 
Anatomic zn Htllfe. T h e i 1 e. 

47. Lehibuoh der Syphilis und der mit dieter 
verm and ten 6 rtlichen veneritehen Krank- 
heiten; von Prof. H. Zeissl. 3. Aufl. Stutt- 
gart 1875. Ferd. Enke. gr. 8. I. Bd. XII u. 
238 8. II. Bd. XI u. 435 S. Mit Holzschn. 
u. einem Atlas von Jul. Heitzmann, 29 chro- 
molith. Taf. mit Text. (30 Mk.) 

Die vorliegende 3. Anflage von Z.’s Werk bietet 
im Ganzen dieselbe Eintheilnng wie die wesentlich 
mngearbeitete 2. Aufl., liber welche wir frtlher in 
misern Jahrbttcbern ausfnhrlich zu berichten Gelegen- 
hett hatten. Wir begntlgen nns daher, auf diese 
Uebersicht der stofflichen Anordnung und Eintheilnng 
des Werkes zu verweisen, und beben diessmal einige 
Pnnkte, welche der besondern Aufmerksamkeit wertli 
erseheinen, hervor. 

Im 1. Bande, welcher von den veneritehen 
lokalen Erkrankungen, vom Tripper, teinen Folge- 
krankheiten und Complikationen etc., vom Schanker 
in ausftlhiiicher flbersichtlicher Weise handelt , filhrt 
rich Vf., seiner frUhern Ansicht im Allgemeinen treti 
blelbend , wieder als Dualist bei seinen Lesern ein. 
— Die Abhandlung liber den Tripper ist sehr lehr- 
Teieh tmd erschftpfend abgefasst. Es freut nns , an- 
filhren zu kftnnen , dass Vf. einigen modemen , ent- 
gegengesetzten Bestrebungen gegentlber an der 
Existenz eines Trippercontagiiun festhklt. Wenn 
aucb die Frage diskussionsfkhig erscheinen kann und 
anf alle gegen das Trippercontaginm vorgebrachten 
Rhrwftnde nicht ersch ftp fend eingegangen worden 
ist, so stfltzt rich Vf. nach unserem Erachten gerade 
mit 8eharfblick den jetzigen Kenntnissen entsprechend 
mit Uebergehung desNebensHchlichen auf die Haupt- 
sache. Vf. filhrt als Beweis fllr die Existenz des 
Trippercontaginm die Tripperaugenenlzundung an. 
Wir pfliehten hier dem Vf. vollkommen bei imd ftlgen 
nach unseren eigenen Erfahrungen hinzn , dass zur 
Zeit die Frage nur auf dem klinischen Wegs be- 
ortheilt, wenn auch nicht entschieden werden kann. 
Jeder, welcher Tripperangenentztlndungen von An- 
fang an beobachtet hat, wird nach unserer Erfahrung 
anf den ersten Blick erkennen mllssen , dass man es 
hoi der Tripperangenaffektion mit einem ganz be- 
stimnnten Veriauf gegenflber andem akuten Augen- 


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Hdbindehautentztlndungen zu thun bat. Man erkenDt 
ein kurzes Incubationsstadinm der inficirenden Snb- 
stanz, schon nach einigen 8tunden eine reichliche, 
dthme , schlaffe Sekretion bei wenig Rftthnng und 
stellenweise Blksse , wobei der Kr. wenig beltettgt 
wird, welche Erscheinungen bei vorhandenem Tripper 
nur von dem Kenner fitr gefahrvoll gehalten werden. 
Nach Veriauf eines halben Tags, selbst weniger 
Stunden schreitet die Krankheit mit Rapidit&t bis 
zum Grade der hoclisten Entzllndung fort. Der Ver- 
iauf dieser Augentrippercntzllndung in ihren ersten 
Stadien bietet genane Vergleichspunkte mit dem 
akuten Harnrfthrentripper. Femer ist unserer Mei- 
nung nach fllr die Existenz eines Trippercontaginm 
die erfolgreiche, desinficirende, antiphlogistische The- 
rapie der Tripperaugenentzllndnng in die Wagschale 
zu legen. 

In Betreff der spitzen Kondylome ist Vf. p. 150 
der Ansicht , dass diese Gebilde ttbertragbar seien. 
Obwohl die Mehrzahl der Autoren sich gegen die 
Uebertragungsfabigkeit der spitzen Kondylome ans- 
gesprochen hat, bezieht rich Vf. ausser auf das 
Cooper’ sche Beispiel anf die positiven Impfeiperi- 
mente von Kranz, deren Beweiskraft jedoch von 
Hebra zurilckgewiesen wird. Ref. glaubte zwar 
frtlher (Jahrbb. CLVU. p. 260) diese Beweiskraft 
der Experimente von Kranz anerkennen zu mllssen 
gegentlber der Ansicht von Prof. Petters, welcher 
sich gegen unsere dort enthaltene Bemerkung wendete 
(Vjhrschr. f.Dennat. u. Syphilis 1875. 2. u. 3. Heft 
p. 255). Ref. stellte aber inzwischen Control-Impf- 
versuche mit spitzen Kondylomen an , bei welchen 
er die Fehler, die Hebra den Experimenten von 
Kranz vorgeworfen , vermidden und negative Re- 
sultate erhalten hat. In Folge dessen sprach Ref. 
die Ansicht aus (Vortr. in d. Ges. f. Natur- u. Heilk. 
zu Dresden 1876), dass die Frage von der Ueber- 
tragbarkeit der spitzen Kondylome noch nicht zn 
entscheiden sei, obwohl es mehr den Anschein haben 
mllsse , dass die spitzen Kondylome nicht (lbertragen 
werden kftnnten. Diess zur Richtigstellung der 
Thatsachen dem Vf. gegenttber, welcher in seinem 
aneTkannt maassgebenden Lehrbuch hfttte vermeiden 
mllasen, eine noch niclit abgeschlossene Frage als 
scheinbar definitiv abgeschlossen vorzuflthren. 

Mit grosser Klarlieit und Volleudung ist das 
schwierige Capitel von der Dualitdt des weichen 
Schankergiftes und dee Syphilitpiftet durchgeftthrt. 
Obgleich entschieden Dualist, hatVf. die Thatsachen 
nnparteiisch betrachtet und seinen unitaristisdien 
Freunden die kleine Concession gewahrt, in ihr Lager 
ein wenig mit den Worten einzuschwenken (II. Bd. 
p. 24) : „Das Svphiliscontagium ist vielleicht eine 
noch nicht nfiher deklarirte Modifikation des Schanker- 
contaginm^. Seine dualistischen Anschauungen hftlt 
er aufrecht u. fasst sie (a. a. O.) dem Siune nach ge- 
nan in folgender Weise zusammen. Er filhrt au, dass 
nnr der Hiter oder die Gewehstrllmmer der speciell 
der Syphilis angehftrigen Produkte im Staude siud, 
unter gllnstigen BedingungeS Syphilis hervorzurufen. 


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214 


Zeis si, Lehrbnch 

Vom der Annahme eines gemiscbten Schankers im 
Sinne der Lyoner Sohule 1st er ltagst ztirttckgekom- 
men; er erkennt alierdihgs an, dass das Sekret 
"weicher Schanker , anf syphilitische Effloresce nzen 
eingepflanzt, ebenso wie an gesnnden Haata telle n 
seine destruirende Wirkung entfalten und zur Ge- 
schwttrsbildung ftthren kann ; ist aber, wie Vf. sagt, 
der Zerfall der syphilitisched Eftiorescenzeti dnrcli 
das Schankerglft eingeleitet , so hat das entstandene 
Geschwttr mit dem weichen Schanker keine wesent- 
Ikke Geraeinschaft mehr. Wird nlmlicli , filhrt Vf. 
welter aus, der Eiter eines durch Schankersekret auf- 
geeclilossenen syphilitischen Entzttndnngsproduktes 
(syphilit. Papel) auf cm gesundes Individuum ein- 
gepflanzt, so enteteht Syphilis, w&hrend dereelbe 
Schankereiter, wenn er an einem solchen Punkte 
eines syphilitischen Individ minis eingeimpft wird, an 
welcliem kcin syphilitlsches Entztlndnngsprodukt 
sitzt, uur elded weichen Schanker hervorruft, welcher 
aiif gesunde Individnen zurttckgeimpft , wieder nur 
Schanker, aber keine Syphilis erteugt. Und in der 
That hat Ref. eide Analogic hinztiziiftigen , welohe 
biaher bekannt, aber in dieser Weise nicht veCwerthet 
wnrde Und geeigiiet ist, die Aufmerksamkeit der 
^icngenossen zu verdiencn. Wenn man demonstriren 
will, wie zwel verschiedene Contagien in einem Men- 
schen neben einander bestehen kdnnen, ohne dass es 
nothwendig ist , dass beide Contagien anf einen An- 
dern ttbertragen werden mtlssen , so bertlckslchtige 
man fbtgendes Beispiel. Ein mit bltlhender oder 
latenter Syphilis behafteter Mensch producirt, mit 
Vaccinelymphe geimpft, wenn dielmpfung Uberhanpt 
bei ihm anschltlgt, scheinbar normale Vaccincpnsteln. 
Von diesen kann man erwiesener Weise unter Cau- 
telen auf Gesunde abimpfen, es entwickelt sich 
Vaccine und durcliaus nicht hitufig Syphilis. Im 
Vaecinebllschen ist, wenn man kein Blut oder keine 
Gewebselemente mit Uberimpft, an welche das syphi- 
litteche Contagium gebnnden gedacht wird, trotz der 
Syphilis kein Syphiliscontagium ttbertragen worden. 
Dieser Umstand wird von den Iinpffireunden aller- 
ding8 in unverstttndiger und zu dreister Weise fQr 
das seltene Vorkommen der Impfsyphilis angefthrt. 
Wenn man Schankerblilschen durch Impfung auf 
einen Syphilitischen an einer Stelle erzeugt, an 
welcher kein Syphilisprodukt sitzt, und entnimmt aus 
diesem Blttschen voraichtig helle oder seibst gelb ge- 
fitAte Flttssigkeit und ttberimpft auf Gesnnde dieses 
Sekret , so kann man unter Umstttnden so glttcklich 
sein, weiter verimpfbare Geschwttre [Schanker- 
gesohwttre?] zu erzeugen, ohne dass anf dem Ge- 
impften Syphilis nachfolgt. Wir kommen also 
durch die Analogie mit der Vaccine wohl ttber die 
merkwttrdige Thatsache von einer bedingten Ueber- 
impfnngsmfiglichkeit nur des einen Contagium, trotz- 
dsrn wir gleiclizeitig in einem Individuum zwei flber- 
impfb&re Gifte haben kttnnen, zu Gunsten der Dualk&t 
hinweg , drelien uns aber streng genommen burner 
im Kreise, ohne den endgihigen Beweis der DnaKt&t 
der veneriachen Contagien zu liefern , weil wir den 


der Syphilis n. a. w. 

Be griff des Schankers nicht gewm pritciairea kd —en. 
Der Gegner kann dem Dnalisten vorhalton, nan 
habe mit Prodnkten operirt, von denen man die vt>U- 
stftndige Begriffsbestimmung schuldig gehBeben eel, 
da das Kriterium der Autoinocnlabilitat sowohl den 
syphilitischen Prodnkten, als auch dem weichen, an 
geblich nicht syphilitischen Schanker angehdre , von 
welch letxterem man jedoch noch eine genaae De- 
finition veriangen mttsse. Wir stehen also trotzdeOn 
mitten in dem alten Streit, wkhrend wir affording# 
den Unitariern den Vorwnrf machen mtlssen, das# 
sie nicht immer die Grenze der Forschung bei 
unsern heutigen Kenntnlssen and Unteriagen er 
kennen , ebenfalls die Definition des weichen Schan- 
kers schuldig bleiben und einseitig die Unicttkt als 
ansgemacht und anerkannt proklamiren. Bei der 
heutigen Methode der Forschung mtlssen wir die 
Entscheidung der Frage von Unicitfit und Dnalhftt 
der Zukunft ttberlassen. Diese Bemerkimgen ftlgt 
Ref. zur Richtigstellung der Thatsachen hinzu and 
er hat dieselbe Ansicht anf der Naturforscherver- 
sammlung in Breslau in einem von ihm tlber dieses 
Thema gehaltenen Vortrag vertreten. 

Im 2. Band p. 3 zihlt Vf. den Galen x« den 
Arabisten ! ? 

Im 2. Band p. 79 wird das Ernptionsfieber der 
Syphilis besprochen. Referent kann bei dieser Ge- 
legenheit nicht seine missbilligende Verwnnderaag 
unterdrflcken, dass Vf. die Untersnohongen des Ref. 
ttber das syphilitische Fieber, sowie diejenigen von 
Prof. B&umler, von B. Duff in und Berkeley 
Hill vollstftndig mit Stillscbweigen ttbergeht, am so 
mehr als Vf. eigene, sp&tere Beobachtungen fiber 
diesen Gegenstand bringt, welche geradexa theilweue 
unrichtige und folscbe Angaben und Deutungen und 
eine lttckenhafte Schildenmg des Gegen Standee er 
kennen lassen , wMhrend Vf. sonst in seinem Werke 
sich durch Grttndlichkeit anszeichnet. So kann man 
z. B. p. 80 nicht sagen, „die schub weise anftreten 
den nenen Effiorescenzen des papulOsen Syphilids 
veranlassen eine Temperatursteigerung von 1° C.“ : 
denn Ref. kann versichern , dass sie mitnnter keine , 
mitunter eine htthere Steigerung veranlassen. Vf. 
mnsste sich httten, in einem Lehrbnch einen falseben 
Lehrsatz anfznstellen , er durfte nur sagen: Nadi 
meinen Beobachtungen haben sie eine Temperatnr 
steigerung von 1® C. veranlasst Vf. hfttte aber nicht 
verschweigen dttrfen, dass andere Autofen anderc 
Resnltate schon frflher erlangt haben. Ferner sagt 
Vf. : ,,Der Fiebertypus war beim makoldsen und pa- 
pnldsen Syphilid ein rasch intermittirender “ etc. 
I Mess ist falsch , denn der Verlauf ist entweder cos 
tinuirlich oder remittirend, wie diesa dem Referenten 
darch andere Beobachter bestfttigt worden ist Was 
will Vf. mit den nicht versthndlichen Worten „raach 
iatennittiren<l“ sagen? Vf. hat jedenfalls den ther- 
mometrischen Charakter eines intermittirenden Fie- 
bers thermometrisch nicht richtig auigefasst Es 
komrot dem Ref. gerade darauf an, die anoh von 
framSsischer Seite durch Aafstellung eines intermit 


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215 


Hildebrandt, die nene gynftkol. Univ.-KKnik u. s. w. 


tirenden ayphllrtiselien Fiebertypns begangenen lrr- 
tlrthner nu eKminiren and zu berichtigen. Ebeneo 
ist es in der apodiktischen Weise, wie es Vf. gesagt 
liat , falseh in Bezng auf das pustulflse Syphilid : 
„Wenn sftmmtliche Geschwtlre ihrer Decke verlustig 
werden . . . tritt eine Temperatursteigerung anf, die 
ilber 1* C. betragen kann.“ Ref. halt hier entgegen, 
dass outer diesen Verlutltnissen nuch absohit normale 
oder selbst subnormalc Temperatur vorkomtnen kann. 
E§ 1st femer nicht zu billigen, dass Vf. unterlassen 
hat, B ft u m I e r bei desaen Tem peratnrbeobachtnngen 
fiber den Jodkalimngebranch zn nenncn , nnd statt 
dessen seine eigenen, lfickenhaften Ang&ben fiber 
die Wirknng des Jodkalinm anf die Temperatur an- 
gefthrt hat. Dieas macht einen (Ibeln Eindruck. Es 
liease aich noch Manches anfUhren, was Vf. nicht er- 
wfthnt hat and was er notliwendig hfitte anfUhren 
mosses , da er den Gegenstand einmal bertlhrt hat 
nnd ihn nnter saner Autoritat nnd seinen Anspicien 
uns kennen lehren will. 

Anf p. 327 spricht Vf. von der Prognose der 
congenitalen Syphilis. Nach seinen Beobachtnngen 
hat die im Mntterleib oder kurz nach der Geburt 
entstandene Krankheitsform der congenitalen Syphi- 
lis frfiher oder spftter einen tfidtlichen Ausgang. Da 
Vf. nns hier seine Beobachtungen vorfilhrt , so be- 
grfiasen wir dieselben als schfttzbares Material eines 
genanen Beobachters, fllgen fllr ihn aber hinzu, dass 
erwiesener Weise die congenitale Syphilis, anch wenn 
sie selbst einige Wochen nach der Geburt ausge- 
broehen ist , bei Weitem nicht absolut tbdtlich ver- 
laufen muse , sonderu dass recht gut die Krankheit 
fleh mildern nnd fttr die Beobachtung symptomlos 
werden kann, so dass spftter zuweilen die Kinder 
noeh krftfUg werden und heranwachsen. Eine ab- 
solute Tfidtliehkeit kann man nicht annehmen. 

Vollendet geschildert Bind die syphilitisehen 
H anter krankungen . 

In thcrapentischer Beziehnng hat das Werk des 
Vf. versehiedene vortheilhafte Erweiterungen erhal- 
ten. Vf. widmet namentlich anch den Schwefel- 
wftssem mehr Aufmerksamkeit als frfiher, er erkennt 
ihren Nntzen bei einzelnen Formen (Psoriasis) nnd 
bei Merkurialismue an, ohne jedooh direkt zuzugeben, 
•lass nach den Beobachtungen , welche er gemaeht, 
die Schwefelbftder in der Weise gewirkt hfttten, dass 
dwell dieselben latente Syphilis sum Vorschein ge- 
kommen ware. 

Fflr das Werk vortheilhaft ist der vervollstfln- 
digende Anhang : Bemerknngen fiber die Aufnahme, 
den Umsatz nnd die Ausscheidnng des Qnecksilbere 
im Organismns, verfasst von Prof. Maly. 

Dieser netten Anflage ist als Beilage ein Atlas 
chromoKthographirter Tafebi mit erklftrendem Text 
beigegeben. J. Edmund Gllntz. 

48. Die neue gyaftkologlsehe Univervtiftts- 
UanUt und Hebammeotofcranadalt su K5- 

Bigsbaag i. Pr. BtriclU untsr Beihuife seiner 
Amstenzarzte Dr. Bluhm , Dr. Man t ter 

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nnd Dr. Weyer hrarbeitet und herausye- 
gebrn con Prof. Dr. H. Hildebrandt. 
Leipzig 1876. Breitkopf & Hftrtel. gr. 8. 
IV u. 132 S. mit 3 Gnmdriesen. (5 Mk.) 

Vf. giebt einen eingehenden Bericbt fiber die nun 
seit 2 Jahren dein Gebrauclie Ubergebene nene 
geburtshfllfliche Anstalt zu KiSnigsberg , die nach 
den neuesten Fordenuigeu von Wissenschaft und 
Praxis angelegt worden ist und gekandhabt wird. 
Die Anstalt hat, abgesehen von guten rftumlichen 
Einrichtungen (we gen deren wir auf das Original 
verweisen mfissen), besonders 2 Eigenthlimliclikeiten, 
welche ihr unserer Ausicht nach ganz besonders zum 
Nntzen gereichen und vollste Anerkennungverdienen. 

1) Die Wbchnerinnenzimmer lulngen nicht mit- 
einander zusammen , sondem haben nur Zugang von 
den Corridoren aus. Die Wochnerinnenzimmer im 
1. und 2. Stock werden abwechselnd benutzt, so dass 
jedes Zimmer wochenlang frei steht, gelttftet und 
gesftubert werden kann. Jedes Wochenzimmer hat 
nor 3 Betten fllr die Wdchnerinnen. 

2) Jedes Wochenzimmer ist zugleich Gebftrz bu- 
rner ; nur schwere und voraaseichtiich langwierige 
Gebwten werden in Isolirzimmern abgewartet, wo 
daan aber aucli die Wfichnerin bleibt. Hi I de- 
brand t glaubt diese Einrichtung besonders und mit 
broken Worten vertlieidigen zu mfissen , was unserer 
Ansicht nach vdllig uunothig ist, denu sie ist die 
zweckmiUsigste, weil sie den Gesundheitszustand der 
Wbchnerinuen im Auge hat und nicht die Bequem- 
lichkeit des Docirens , wie sie allerdings bei Gebftr- 
zimmem grosser ist. Erkrankimgen werden aller- 
dings bei der Kbnigsberger Einrichtung viel leichter 
vermieden und, was die Humanitftt betrifft, so ist es, 
wie auch Vf. betont , nicht zu viel verlangt , wenn 
eine Kreissende zwei, die andere aber nur eine mittel- 
schwere Niederkunft anhoren muss. Wer, wie Ref. 
auf der Wiener Hebammenklinik , zngleich 10 — 20 
Kreissende nebeneinander in demselben Saal hat 
kreissen sehen , wird in diesen Anordnungen nichta 
Inhumanes erblickeu. Auf der andern Seite stellt 
sioh Vf. aber das T ransportiren aus den Gebftrzim- 
mem nach den Wochenzimmern zu schwervor, wenn 
er glaubt , es finde auf den Armen zweier Manner, 
auf einer Matratze , einem Rollwagen oder eine in 
Krankenkorbe statt, er Iftsst gerade das, was mit der 
Einrichtung noch allenfalls versohnen kann , hinweg, 
dass nilmlich , wie es in Leipzig der Fall ist , nach 
der im Gebftrzimmer abgewarteten Entbindung die 
Wbchnerin vom Gebftrlager in das friache Wochen - 
belt gelegt und in diesem transportivt wird. Hierbei 
wird die Veranlassnng zur Erkfiltnng nach Mfiglich- 
keit vermieden, nur bleibt immer die Unannehm- 
liehkeit des permanenten Gebftrzimmere , des perma- 
nenten Infektionsherdes in der Anstalt 

Ansserdem hat Hildebrandt noch einzelne 
gute Esrichtangen aufzuweiaen. Er verwendet 1 
Meter grosse, 6 Mmtr. dieke, an dev Oberflftcbe rul- 
kanisirte Gummiplatten, derfin jede 15 Marie kostet. 

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Hildebrandt, die neue gynakul. Univ.-Kliuik u. 8. w. 


JIG 

ale Unterlagen, welclie nach jedesmaligem Gebrauehe 
nen vulkanieirt werden, und litsst das Warte personal, 
sowie die Hausschwangern nur leinene Kleider tra- 
gen ; letztere erhalten aie von der Anatalt geliefert, 
ebenso das Kinderzeug bis zum Abgange aus der 
Anatalt. — Die Placenten werden dnrch eiue aebr 
einfache Vorrichtung verbrarmt und dabei noch ala 
Heizmaterial verwendet. Durch dieae Vorsichts- 
maaaaregeln konnte H. , trotzdem dasa 3 Infektiona- 
flllle von der alten Anstalt tranaferirt u. 2 F&lle von 
auaaen inficirt wurden, w&hrend der J. 1873 u. 1874 
weitere Erkrankungenen verhtlten ; aie waren u. blie- 
ben die 5 einzigen, die das neue Institut bis jetzt auf- 
zuweiaen hat — allerdings ist eine grOssere Beobach- 
tungazeit nothwendig, um zu eineni endgiltigen Ur- 
theile zu gelangen. Allea Wasser, welches zu Reini- 
gungen der Genitalien und Injektionen fllr die 
Wftchuerinnen gebraucht wird, wird vorher abgekocht 
und mit etwaa hypermangans. Kali versetzt. Jede 
Wdclinerin, welche Injektionen nOthig hat, erhklt an 
der Stelle der gewdlinlichen Mutterrdhre aua Zinu 
oder Horn ein neues Glasrohr, welches nach jedes- 
waligein Gebranche in Chlorkalkldsung gelegt und, 
wenn es die betr. Wdchnerin nicht mehr braucht, 
vom Aaaistenten eigenhkndig vemichtet wird. Jeder 
Kiiniker, der nnterauchen soil , muss aich die H&nde 
in eineni dUnnen Chlorkalkbrei deainficiren — allea 
Vorsichtsmaaasregeln , die nicht hoch genug anzu- 
erkennen aind und bei denen aich, wie Vf. sagt, er 
und seine Wttchnerinnen aelir wohl befinden. — 
Waram Vf. nicht gern zahlende Schwangere auf- 
uimmt, ist nicht recht ersichtlich , besonders da diese 
gewi88 in vielen Fallen sehr gern der auagezeichne- 
ten Einrichtungen theilhaftig werden mdchten und 
jede Einnahme dem Institute zu gute kommen kann, 
aelbst wenn die Liberalit&t der Staatsregierung eine 
derartige ist , dasa , wie in Kdnigaberg , allein fllr 
Heizung jllhrlich ca. 8079 Mark verausgabt werden 
dtlrfen. Leider werden, wie llberall, so auch in 
Kdnigsberg die Hebammen-Lehrtftchter nur ein halbes 
Jahr ausgebildet, waa una nie zu guten Hebammen, 
dem waliren Bedttrfniaae derNeuzeit, verhelfen wird; 
es ist geradezu unglaublich, wie viel theoretische 
Schwierigkeiten dieaem Punkte gegenttber gemacht 
werden ; wie gut lieaaen sich die Hebammenschttler- 
innen im 2. halben Jahre in der Klinik als Wilrter- 
innen etc. verwenden, da es allerdings anf der audern 
Seite nicht gerathen sein wdrde, die jetzige Hdhe des 
Lehrgeldes etc. um dasDoppelte zu erhdhen ! Dann 
wtlrden aber aicher die Erfordernisse der Praxis an- 
n&hernd erfHllt werden kOnnen , wflhrend diesa jetzt 
gar nicht der Fall ist [Ref.]. 

Von Mitte Sept. 1873 bis Ende October 1873 
warden 32Geburten beobachtet. Drei Todeaflllle an 
PueTperalinfektion ; seitdem kein Fall wieder beob- 
achtet. 

Der klinieche Bericht vom 1. Nov. 1873 bis zu 
desoselben Datum des n&chsten Jahres euth&lt 367 
Fftlle; 361 Frauen wurden in der Anstalt entbonden, 
6 kamen als WOchnerinnen in dieselbe. in 30.6°/# 


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der Geburts&lle traten StCrangen im Gebortsveriaufe 
auf (z. B. 32mal Verletzungen der Genitalien, 23mal 
Krampfwehen, lGmal regel widrige Haltungen und 
Lageu der Frucht, 14mal Atresia uteri, lOrnal Becken- 
verengerungen [apilterhin berichtetVf. liber 16 hdher 
gradige Beckenvereugerungen ; Ref.] etc. etc.). Wie 
Vf. die Morpbiuminjektioneu (0.01 — 0.02 Grmrn.j 
gegen Krampfwehen in der Gegend des Ori/icium 
internum applicirt , ist leider nicht angegeben ; sie 
wirken nach der Erfahrung des Ref. von den Bauch- 
deckeu aus eben so gut. Dammrisse hat Vf. nocli 
weniger als Olshauaen beobachtet; beaondera zu- 
frieden istVf. mit dem sogen. Kitgen’achenDamm- 
achutzverfahren [welches aber das II o ffmann’sche 
genannt zn werden verdient; vgl. Cohustein ge- 
gen A hi fe Id: Arch. f. Gyuitkol. VII. 2. p. 323. 
1875]. WasVf. bei derTherapie dea engen Beckens 
itber die Zange sagt, ist vdllig auzuerkennen , Uber 
die Wendung beiut engen Becken uitheilt er eut- 
sclueden zu ungUnstig , was aber daraus hervorgeht, 
dasa er fast nur die Wendung nach Abflpas des Was- 
sers im Auge hat , wahrend sie (gegen v. H a s e 1 - 
berg) natilrlich vor Abfluss desselben auszuftlbren 
ist. Hier hat aber selbst das Durchleiten des nach- 
folgenden Kopfea durch den Beckeneingang nicht 
mehr die frtlhern Bedenken , wenn man nur beherzi- 
gen wollte , waa Ref. darilber kflrzlich gesagt hat, 
ukmlich wenn man das Durchleiten des uachfolgeu- 
den Kopfes durch den Beckeneingang durch Zug am 
Rumpfe bei tiefem EindrUcken der vordern Schnlter 
in den Danuu bewerkstelligen wdrde (vgl. E. Ko r - 
maun: Arch. f. Gynakol. VII. 1. p. 1. 1875). 

Von den 3G7 Wochnerinnen machten 201 ein 
absulut normales Wochenbett durch, 166 zeigteu 
patholog. Zustande, 4 starbeu (2 an Puerperalinfek- 
tion, 2 an Septikihnie nach Endometritis, und zwar 
lmal nach kilns tl. Ldsung der Placenta und lmal 
nach kdnstl. FrUhgeburtseinleitung bei Carcinoma 
uteri). — Die Anforderungen , welche Vf. an ein 
„normalea“ Wochenbett stellt, sind entscliieden zn 
hoch , da er sie von der Temperatur abh&ngig macht 
und alle Falle , welche liber 38° C. zeigen , zu den 
p&thologischen rechnet. Wer , wie Ref. , einen Fall 
von Obstmktion (Vf. berichtet 16 Falle von Kopro- 
staaen mit Temperatur von 38.4 bis 40.8° C.) be- 
obachtet hat, in welchem eine akute Temperatur - 
steiger ung im Wochenbette von der Durchschnitts- 
temperatur von 36.7 auf 41.2° erfolgte, die aber 
nach erfoigter Defakation binnen 15 Std. wieder anf 
die Norm herabgegangen war, wild nicht genaigt 
sein , auch derartige F&lle pathologisch zu nennen. 
Denn wenn W. Linn geradezu alle F&Ue mit Tem- 
peratur fiber 37° C. pathologisch nennt, so spricht 
die klinische Beobachtung entschiedeu dagegen. 

Auf der gyuikologischen Abtheilung wurden 
160 Frauen beliandelt, davon 7 5 voilkommen geheilt, 
56 gebeasert, 24 nicht gebessert und 5 starbeu 
(1 an Cystocarcinoma ovarii, 2 an Cystoaarkouu 
ovarii, lmal mit 'Tuberkulose und Lmal mit Peritonitis, 
1 an Parametritis ohue vereiterudes Exsudat und 1 


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mi Carcinoma uteri). In 1 Falls smarten nach der 
Operation einer Blasenseheidenfistei die Drahtnfthte 
bereits nach 36 Std. entfernt werden , da fde Perito- 
nitis bedingten ; trotzdem war die Operation Tollst&n- 
dig gelungen. — Eine Ovariotomie wnrde mit gtlnati- 
gem Erfolge ausgefltbrt ; die vorgenommenen Rrgotin- 
injektionen batten wesentliehen Einfluss auf die Dauer 
and Menge der Menorrhagien und Metrorrhagien, 
zuweilen warden auch complieirende Tumoren kleiner 
(lmal ein Ovarialtumor). 

In der geburtshfllflichen Poiiklinik warden 176 
Frauen entbuuden , C da von starben. In der gyn»- 
kolegiaohen Poiiklinik wurden 475 Peraonen behan- 
dett. 

Daa gyuAkologiache und geburtahtllfl. kliniache 
umd polikbaiacbe Material zusammengerechnet belief 
aich im genannten Jahre auf 1106 FAlle. 

Kormann. 

49. Etude comparative des diveraes Mdtho- 
des de l’exdrese ; par C h. Monod. These 
d ’aggregation pour la cbirurgie. Paris 1875. 
J. B. Baillifere et fils 8. 115 pp. i2Fr. 50 Ct.) 

Vf. unterzieht in vorliegender Arbeit die mannig- 
fachee chirnrgkchen Encheireeen eioer kritischen Be- 
trachtaug, welche die Entfemang eines rait deni flbri- 
gen KOrper noch incontinnirlicher Gewebsverbindung 
stehenden Theiles (Mlssbiklung , kr&nkeo Olied oder 
Neubildung) dureh Trennung oder ZeraWrung des- 
selben bezwecken. Die eine Reihe derselben, welehe 
min als blntige Methoden znsammenfaast , vollrieht 
diese Trennung mit rchneidenden Instruinenten, wfth- 
rend die Reihe der unbintigen Methoden entweder 
in meehanischen Htllfen, In Form constringirender In- 
stnmente, oder in chemischen Agentien in Form 
der Canterien besteht. Zu der ersteu der beiden zn- 
ieizt genannten Kategorien zftlilen die einfache und 
elaatische Ligatur, das Ecrasement lin6alre und die 
Ligature extemporan6e, zur letztern die Verwendung’ 
dee Gitlheisens, der Aetzmittel und der galvanokau- 
stisehen Apparate. 

Nachdem ein kurzer historischer Ueberblick Zeit 
und UmstAnde aagegeben, denen me ihre Entatehung 
verdankt, wird jede einzelne dieser Methoden in Be- 
zug aaf ihre Technik, Wirkungaweise nnd Indikatio- 
nen besprochen und schlttaslich mit den fthnlichen 
Varfahren in Paraltele gebracht , um thren relathren 
Werth zu bentimmen u. die Gruoda&tze festzustellen, 
die filr ihre praktiflehe Verwerthnng maassgebetid 
sein zsitaseu. 

Die Schea vor der Anwendung des Messers and 
der Verletznng von GeOWsen macht sieh beim Vf. in 
der den Frkiiaoeen eigenthtlmliehen Weise gel tend, 
and es ist bei seiner KenntniM der nicht-frnnzOsi- 
scben Literatur sehr nuffMUg , das* die gttnzebden 
Eesaitate, die man ausBerhalb Fraokreicha bei ver- 
voUkommneter Wundbehandtung mit der ao&gedehn- 
teeten Anwendung des Messers ereielte, nicbt vnr- 
taodht ha ben , seine Anaiehtn in diemu Punkte dm- 

■M. Jabrbb. Bd. 171. Hft. 8. 

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zagestaitan. 6o knmnt es, dasa die Vnrtkeika der «n 
biutagen Methoden — unsern Begriffeft nach — in 
Qbertriebener Weise hervorgehoben und Indikationen 
fttr die Verwendung derselben festgehalten warden, 
die man andertrseits nor ate Spielereien oder Ver- 
immgen anaehen dttrfte. 

Unter diesen Reserven 1st das aufznfassen , Was 
Vf. itn Schlnsscapitel fiber den Werth utid die Ver- 
werthbarkeit der einzelnen Methoden sagt. Er be- 
zeichnet dort die Anwendung der schneidenden In- 
stnnnente als das einfachste nnd rationellste, als das 
allein chirurgisclie Verfahren, daa sieh dnfch 8icher- 
helt und Bchnelllgkeit der Ausfllhrnng, sowie initasige 
Hfihe des flchmerzes auszelchnet, die unmittelbare 
Vefdnigung der Wuhden gestattet imd Recidive am 
ehenten zu verliflten geeignet ist. Fflr das Nutzbar- 
inachen desselben giebt nur in seltenen Fallen die 
Gefahr primkrer Blutungen ein ernstes Uiuderniss 
ab ; seknndare Hkmorrliagien treten nach ibm aller 
Wahracheinlichkeit uach seltener auf als nach den 
rivali8irenden unblutigen Encheiresen und zudem 
sind die letztern nicht ini Stande, die Entwicklung 
aceiden teller Wundkrankheiten mit &icherheit Auszu- 
schHesBen. Die blutige wird immer die allgemeine 
Methode bleiben , der gegenfiber das nrtblutige Ver- 
fahren nnr flir die AiisnahinefUlle WSetn'ri bleiM, 
wo die Bescliaffenheit der Umgebung des Kr. (dureh 
seuchtes Hospital'), Sehwfiche nnd An&niie desselben, 
Reiehtlium der m Betracht kommenden Kttrpergegend 
an Gefkssen, namentlidi Venen (Rectum, Penis, Va- 
gina, Uterus, Zunge, Schilddrflse) jene nicht oppor- 
tun erschemen lassen. Inwieweit man die Gflltig- 
keit dieser Contraindikationen ansdehnen will, bleibt 
natttrlieli voltkonunen dem slibjektiven Ermessen des 
Einzelnen anbeim gegeben. 

Bei der Walil unter den in Betracht kouimenden 
unblutigeti Methoden filr den gegebenen Fall sind 
folgende Erfahmngss&tze maassgebend. 

Die Ligatur en masse ist ungemein schmerzhaft 
und nicbt selten durch Schmerz und aceideutellc 
Wundkrankheiten gefabrbringend , sie hat, gewiaae 
specielle Fklle ausgenommen (UAmorrhoidalknoteu), 
gegenwai-tig nur historisches Inter esse. — Leber 
deu Werth der elastisciien Ligatur kann weitere Er- 
fabrung erst endgtlltig entscheiden. 

Die auschliessUche Anwendung der Kantenea 
fordern , wean man vom galvanokaustischeu Messer 
absieht, die umfknglicheu, niohtgesbelteaGesebwulst- 
bildungen. 1st ein Stiel vorhtmden oder kdBstlkih 
herzustellen , so verdient der galvauokaUstische Ap- 
parat deu Voreug, da er weaiger langsam, schmerz- 
haft und uueontrolirber, aber in gletcher Weise ener- 
gisch und sicber wurkt und bei Weitem gtriager* 
brtliche Reaktion hervorruft. 

Der Eoraaeur u. die gatvinokaustisehe Schneide- 
schlinge zeichuen sich dureh proopte nnd Schthert- 
loae Wirkung aua. Stksse das Anlegen der KeMS 
nicbt fiAer auf &efcrwitevigbhH4n, besOhBUtktS die Re- 

98 


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218 


D tl r r , Kitte bei Augenkrankheiten . 


siateaa der Haut nicht seinen Gebranoh , ware er im 
Stand e , die Gefahr purulenter Infektion noch mehr 
herabzusetzen , so wtlrde der Gcrasenr tlberall den 
Yorzug verdienen, um so mehr, sis noch die Einfach- 
heit und die weniger umstftndliche Handhabung fllr 
diesen erheblich billigern Apparat in’sGewicht fallen. 
Diesen relativen Nachtheilen gegenflber spricht zu 
Gunsten der galvanokaustischen Schlinge die viel 
kritftigere und schnellere Wirkung, die erheblich 
geringereGefahr der Blutuag und derUmstand, dass 
die ihrer Anwendung folgende entzOndliche Re&ktion 
nahezu gleich Null ist. 

In Bezug auf die in vielfacher Beziehong interes- 
santen Details muss auf das Original verwiesen 
werden, das sich durch reiche Lite ratu ran gaben aus- 
zeichnet. R i s e 1. 

50. Ueber die Anwendung der Kalte bei 

Angenkrankheiten; von Dr. Ednard 

DQrr, prakt. Arzt n. Sanitktsrath in Hannover. 

Hannover 1875. C. Rttmpler. 8. 109 S. (2Mk. 

70 Pf.) 

Vf. hat sich das Verdienst erworben, ein ent- 
schieden vernachl&ssigtes Capitel der oculistischen 
Tberapie zu bearbeiten. Als consequent eingehalte- 
nes Verfahren finden wir die Kalte nur von wenigen 
Augen&rzten und nur bei wenigen Krankheiten in 
Anwendung gezogen. Auch seit der Einfllhmng des 
Eisbeutels in die Chirurgie durch Esmarch, als 
demnach weder der Oftere VVechsel der Compressen 
noch die N&sse als Gegengrtlnde gegen die Kalte- 
Tberapie mehr angeftihrt werden konnten , list sich 
diese Methode bei den Augenkrzten nicht einbtirgern 
kdnnen. Vf. findet den Hauptgnind der Abneigung 
darin, dass sie noch nicht von den gtlnatigen Wir- 
kungen durch Jahre lang fortgesetzte Vereuche eine 
deutliche Anschauung erlialten haben. Ref. meint 
indessen, obwohl cr selbst als Schltler R u e t e ’s eine 
Vorliebe daftlr mit in die Praxis gebracht hat , dass 
ein Hauptgnind darin liegt, dass in der That auch 
bei richtiger Anwendung ungewhhnlich viel Augen- 
kranke die Kalte ftir die Daner doch nicht vertragen, 
dass femer die Applikation zur Coupirung aknter 
EntzOndungen der Bindehaut doch ziemlich nmstand- 
licher ist als die Anwendung anderer Topika. Im- 
merhin haben wir die Ausftlhrungen des Vfs. , wel- 
eher im Henriettenstift zu Hannover seit 7 Jahren 
bei den Angenkranken die Kaltetherapie zum Prin- 
cip erhoben hat, mit sehr grossem Interesse gelesen : 
wir erfahren wenigstens von ihm aus sicherer Quelle, 
welche Indikationen zur Anwendung der Kalte vor- 
ltegen und in welchen Fallen sie contramdicirt ist. 

Vf. fand die Eisbehandlnng ntttzlich bei der 
akuten Lidentztlndnng und beim Ekzem der Lider, 
Bowie als Vorbereitung zu Operationen. Contraindi- 
cirt ist die Kalte nach plaetischen Operationen , da 
sie. die Vereinigung verhindert — Die Bindehaut- 
•atzhndungen weichen sammtlich, soweit sie akut 
verlaufen, uqter dem Qebrauch der Eisoompnoen 
oder des Eisbentels. Die Blennorrhde behandelt Vf. 


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auch in dem Eiternngsstadhun mit Eiscompressen, 
welche Tag und Nacht gewechselt werden, auch die 
Diphtheritis behandelt er mit Kalte den ganzen Ver- 
lauf hindurch, ferner die akuten Granulationen. Die 
miliare Form der phlyktanularen Conjunctivitis soli 
die Kalte nicht vertragen, wohl aber die pnstuldse 
Form. — Auch die HomhautentzUndungen sollen 
die Kalte viel besser vertragen als man gewdhnlich 
annimmt, sogar die eitrigen EntzOndungen, bei de- 
nen man gewfihnlich die Kalte flir contraindicirt halt. 
Selbst die Hypopyon-Keratitis tUlcus serpens) soli, 
wenn die Constitution nicht zu schwach ist und der 
Zerfall nicht zn ausgedehnt, bei der Eisbehandlnng 
gftnstig verlaufen und nicht zur Perforation fllhren. 
Die ringfcirmigen Abscesse dagegen, die neuropara - 
lytischen EntzOndungen, dann diejenigen Geschwtlrs- 
formen, welche in einer decrepiden Constitution ihren 
Grund liaben, vertragen die Kalte nicht. Bei Ver- 
wundungen der Homhaut wirkt der Eisbeutel auf 
die befriedigendste Weise, selbst Hornhantfisteln wer- 
den durch mehrwflchentliche Anwendung des Eis- 
beutels, dessen Schwere hier gleichzeitig mitwirkt, 
danernd zum Verschluss gebracht. — Bei den ver- 
schiedenen Formen der Episkleritis u. Skleritis wird 
die Kalte stets gut vertragen. — Die Iritis ist die- 
jenige Erkrankung, for welche gewdhnlicb die Kalte 
nicht passt, doch glaubt Vf. deshalb noch nicht, dass 
durch sie Exsudate in der Pupille hervorgerufen wer- 
den. Oefters lasst sich kein Grund angeben, waram 
bei Iritis unter der Anwendung von Kalte Verschlkn- 
menmg erfolgt; bei schwachlichen u. nervOsen Per- 
sonen mache man keinen Versuch damit, auch bei 
kraftigen Kr. lege man eine Compresse unter den 
Eisbeutel u. lege ihn nicht fortwahrend auf. Ueber- 
haupt passt die Kalte nur fllr das akute Stadium. 
MerkwQrdig ist, dass die syphilitische Iritis die Eis- 
behandlung fast immer gut vertragen soil, selbst die 
Gommiknoten sollen sich rasch zurOckbildcn. — Un- 
ter den Chorioideitisformen ist nur die akute, mit 
pericornealer Injektion verlaufende Chor., ferner die 
disseminirte Chor. der Kaltebehandlung zuganglich. 
Die Kr. vertragen die Kalte wochen-, selbst monate- 
lang, man lasse abwechselnd das eine, dann das an- 
dere Auge mit dem Eisbeutel bedecken. Alle Er- 
krankungen des Uvealtraktus, welche mit ErhtJhung 
des inti-aocularen Drncks einhergehen, vertragen die 
Kfilte nicht, eben so wenig alle intraocularen Krank- 
heiten, welche ohne Hyperamie verlaufen und zur 
Atrophie der Gewebe fllhren. Dagegen ist die Kalte 
wieder nfltzlich bei Blutungen im Glaskdrper und in 
der Netzhaut, ferner bei akuter NetzhautentzOndung 
and bei der Sehnervenentztlndung. 

Der Vf. hat seine Methode, von welcher wir hier 
nur eine ganz kurze Skizze geben konnten , durch 
zahlreiche instruktive Krankeugeschichten erlautert. 
Er zeigt sich durch dieseiben als einen umsichtigen 
Beobachter, der tlberhanpt einer energischen Thera- 
pie zngeneigt ist. Wir empfehleu alien Collegen, 
insbesondere auch den praktischen Aerzten, die Schrift 
zu weiterem Studium. Gei safer. 


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919 


Snellen, Optotypie. — Schweigger, Sehproben. 


51*. Optotypi ad visum determincmdum. 

Confecit Herman Snellen. Edit, quinta, 

metrico syatemate. Berlin 1875. Herm. Peters. 

8. (3 Mk. 50 Pf.) 

b. Sehproben von Prof. Dr. Schweigger. 

Berlin 1876. Aug. Hirachwald. (4 Mk.) 

Die Snellen 1 schen Probelettern haben wir in 
enter Ausgabe bereits (Jahrbb. CXXill. p. 266) be- 
sprochen. Sie haben sich seit 13 J. einer steten 
Aufhahme in flrztlichen Kreisen erfreut. Die jttngste 
Ausgabe iat einmal insofern umgeindert , class die 
Sehweite nach metrischem System bestimmt ist, 
and zwar von 0.5 — 4 Mtr. fttr zusammenhkngende 
Leaeproben ansteigend, fttr eiuzelne Buchstaben von 
1 — 60 Mtr., wobei wie frtther als nomaler Seh- 
winkel der von 5 Min. angenommen wird, ferner 
aber dahin vervollatilndigt, dass Leaeproben in latei- 
niacher , engliacher , franzdaiacher , italienischer und 
b ollAndia cher Sprache gegeben sind. Dadurch er- 
h&tt die Zusammenate Hung einen internationalen 
Charakter. Merkwflrdig bleibt dabei, daas Sn. auch 
die deutachen Leaeproben nur in lateinischen Lettern 
druckt, die deutachen Lettern der frtlhem Auagaben 
ganz weggela8aen hat. Warum dieas geachehen, 
iat nicht geaagt, fttr den Praktiker, der auch Pat. zu 
unterauchen hat , welche nur deutachen Druck leaen 
kdnnen , ist also nebenbei die Anschaffung einer frtt- 
hem Auagabe nothwendig. Fttr jede Sprache sind 
aowohl Leaeproben mit Minuskeln als mit Majuskeln 
vn rband en. Auch einigeTafeln mit Strichen u. 8. w. 
sind beigegeben, die auch unter Anderm zur Beatim- 
mnng dea Astigmatiamus dienen. Die fllr 3 und 
4 Mtr. gewihlten Proben sind zum Theil, wenigstena 
in dem dem Ref. vorliegenden Exemplar , etwaa un- 
rein im Druck ausgefallen, im Uebrigen aber ver- 
dient die groase Sorgfalt in der Auaftthrung wieder- 
holt alle Anerkennung. 

Die Sehproben, mit welchen Prof. S c h w e i g g e r 
jeizt vor das Publikum tritt , sind zum Theil nach 
and era Principien zuaammengeatellt. Sie sind drei- 
sprachig: deutach, englisch und franzbsisch , die 
eretera aowohl in lateiniacher ala in deutacher Schrift. 
Die Zahl der Proben ist, namentlich in unaerer 
Sprache , sehr reichhaltig. Die Minimaldistanz ist 
0.3, die Mavimsldistanz 12 Mtr. : von 0.3 — 1 Mtr. 
sind 8 Nummera (um je 0.1 Mtr. aufw&rta), wilhrend 
bei S n. von 0.5 — 1 Mtr. nur 4 sind. Auaaer diesen 
Leaeproben sind auch fllr die kleinaten Lettern solche 
Proben gegeben , die nur aus unregelmksaig neben- 
eiaander atehenden Buchstaben . combinirt aind , so 
rUim der Unterauchte aus dem Zusammenhange heraus 
sich nicht orientiren kann. Die einzelnen groaaen 
Lettern gehen bei Schw. von 1 — 36 Meter. Uebri- 
genB iat der S n e 1 1 e n 1 ache Normalwinkel von 5 Min. 
beibehalten. Wahrend aber S n. nicht nur die HOhe, 
sondern auch die Breite der Lettern mSglichst genau 
diesem Normalwinkel angepaaat hat, iat Schw. nicht 
so wthlerisch gewesen , aondem er hat fUr die in 
den OfScinen vorrtthigen SchriftBorten die deutliche 


Sehweite empiriaoh bestimmt. Laut der Vorrede, 
die der Kkufer nicht ttberachlagen mbge, halt Schw. 
die auf solche Weiae gewonnenen Results te fttr 
eben so genau, ala wenn aie mathematisch berechnet 
w&ren. Besondera macht er auf den Einfluaa der 
Beleuchtung aufmerkaam, welche fttr die Beurthei- 
lung der Sehschirfe von grosser Wiohtigkeit iat. 
Die in die Praxis durch Sn. eingeftthrte Methode, 
die gefundene Seliachttife durch einen Bruch auszio 
drttcken , dessen Ztthler die Distanz , desaen Nenner 
die kleinate noch erkennbare Schriftprobe angiebt, 
acheint Schw. mehr fttr eine mathematische Spielerei 
zu halten und er vermuthet , dass manche kliniach 
con8tatirten Besserungen der schlechten Sehschttrfe 
sich durch Besaerung dea Wetters erklttren liewen. 
Ref. giebt ihm hierin nicht ganz Unrecht, namentlich 
ist dem Ref. die in Mode gekommene Art u. Weiae, 
den nach obiger Rechnung gefundenen Bruch dureh 
Division in einen solchen zu verwandeln , desaen 
Zahler 8tet8 1 ist, als eine physiologiache Monstroaitllt 
vorgekommen, da sich daraus nicht einmal mehr die 
Nummer der zur Untersuchung benutzten Proben 
erkennen lksst. Einen photometriachen Maaaatab 
h.hon wir freilich nicht. Schw. glaubt diesem 
Mangel zu entgehen, wenn er im Untereuchungs-* 
protokoll die Bezeichnung der Sehachttrfe dadurch 
kurz bemerkt , daas er ala Nenner dea Bruchs die 
kleinate vom Pat. geleaene Nummer , ala Zllhler die 
von ihm, dem Unterancher, gleichzeitig geleaene 
Schriftprobe einsetzt. Hierbei fehlt aber die Angabe 
der Distanz und fttr Andere aind dieae Qrfeaen, 
besondera wenn der Untersucher aelbat eine Seh- 
anomalie hat, doch absolut unbrauchbar. Nach dieaer 
Abachweifung wollen wir noch hervorheben, daas 
Schw. auch noch 3 Tafeln mit Ziffem in 21 ver- 
schiedenen Grttsaen , so wie 1 Tafel zur Beatimmung 
dea Astigmatismus beigegeben hat. Papier und, 
Druck sind ganz ausgezeichnet. 

Im Anschluss an die Besprechung der Sohriften 
von Snellen und Schweigger mdge eine von 
Stabsarzt Dr. Seggel in Mttnchen verttffentlichte 
Abhandlung ttber „die objektive Bestimmxmg der 
Kurzsichtigkeit und die Bestimmung der Seh - 
tcharfe bei dem Militdr-Er»aUgeschafte“ (Bayer, 
irztl. Intell.-Bl. 13. 14. 1876) Erwtthnung finden. 
Seggel macht den Vorschlag, die Normaldiatanz 
in den Zahler, diejenige Buchstabenprobe aber, 
welche vom Kr. in dieser Distanz geleaen wird , in 
den Nenner zu aetzen. Nach Snellen prttft man 
bekanntlich in der Weise, daas man die in dem Fern- 
punktabstand des normalen Auges gehaltene Letter- 
nummer so weit heranrflckt, bis aie vom kranken 
Auge geleaen wird, nach Seggel soil man den- 
aelben Fernpunkt beibehalten und ermitteln , welche 
grOsaere Letterprobe in demaelben vom kranken 
Ange geleaen wird. Wird z. B. Nr. XX. nur auf 
10' Distanz geleaen, so schreibt man nach Snellen 

Sehschirfe — ^ *=» i, nach Seggel wflrde man 
Nr. XL. in die Distanz von 20' setzen und der 


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820 


Transactions. 


on i 

Bruch wttrde lauten — = — . Legt m»n diesen 

Ziffern df« neua MeUrmaas an Grande , so warden 
die Befeicbnumgen fttr die aiUalichen Sckrtftprpben 

Bteh Snellen 8 —■ nach Seggel 8 -= 

■=» lenten. Fttr die kleineten Schriftnammern 

herab wttrde nech Snellen die Bezeichnung S => 

lenten , wean die kleinste Probe stett euf 50 

■nr nnf 95 Ctmtr. erkennt wttrde, wtthrend nech 
Seggel in 50 Otmtr. Distanz die fttr 1 Mtr. nor- 

mirte Probe einzusetzen iat und der Bruch S = ~ 

laatet. Offenbxr krnunt Beidea euf desselbe hinaus, 
vie each die fttr die Sehweiier Mibtttrttrzte eriasseae 
Intfrnktion die Fern el nech Seggel angenommen 
bet. Gaissler. 

52. Transaction* of the American ophthal- 
mologic*) Society. Eleventh annual Meeting. 
Newport, July 1875. New York 1876. Will. 
Wood and Comp. 8. p. 275—359. ') 

Wir betrachten den Inhalt dieses 11. Jabres- 
berichts onrsorisch in ihnlicher Weise, wie den seiner 
Voigttager (vgl. Jahrbb. OLXVI. p. 102) , indem 
wir Zasammengehdriges verbinden. Verstorben ist 
seit der letzten Vemammiung deren 1. President, 
Edw. Delafield, im 81.Lebenqjahre. SeinBild- 
nits ist diesem Berioht beigegeben. Die Zahl del' 
Ifitglieder betrkgt jetzt 73. 

Unter den nervfoen SWrungen dee Auges ist zu 
nennen ein von 0. D. Pomeroy (p. 283) erwtthn- 
ter Fall von erworbenem Nystagmus bei einer 33jtthr. 
hdSnderin , der mlt doppelseitigem Schielen verbun- 
den war. Dureh zweimalige Sehnendurchschneidung 
am innera Rectus dee linken Auges und duroh ern- 
malige desselben Muskels am rechten Auge wurde 
das Muakelzsttem gehoben. — E. W i 1 1 i a m s (p. 
991) machte bei einer 35jttbr. : mit Glotzaugen be- 
hafteten Frau die Occlusion der Lider durah die N»fct 
mit sehr ungttnstigem Erfolge , an beiden Augen tr&t 
Vereitervmg der Hornhant ein und Pat. starb wenige 
Wochen spttter. In einem 2. Falle wurde ebenfalls 
bald nach der Lidnabt eiue Entziindung erregt, in- 
dem sich Phlyktinen auf der Bindehaut bildeten; 
dumb die Trenaung der Naht konnte der Process 
glflcklichenveiee noch unterbroehen werden. — Der- 
selbe theilt noch einige Falle von Andathtsie der 
Netzhaut mit hoohgradiger Einengung des 8eWeWs 
mit. Strychniniujektionen ware* in 2 Fallem von 
ttberrasohend schnellem Erfolg; in einem 3. Falle, 
der eine dumb obrooische Dysenteric und schvere 
(ieuittthahewBgungau herantergekommene Frau be- 
traf, wurde das Uebel chronisob. — UnaufgekUrt 
bbeb ein Fall von tempcmaler Bemiopie beider 
Angen bei einem 44j*hr. Manne. Die inner* Htttfte 


') 'Pttr die direkte Zusendung den verbindlichsten 
Saak. 


derNetahaut war bei genau vertikaier Trannungsttnie 
an beiden Amgen unempfindlioh. Der Angenspiegel- 
befnnd war negativ. Es wurde eine dicht vor dem 
Chiasma sich entwickelnde Geschwuist angenommen. 
— Geo. Strawbridge (p. 302) heilte eigen 
hysterisphon LidJcrampf bei einem jungep Madchen 
binnen wenigen Tagen durch forcirtes Emporheben 
des obern Lides mittels Heftpflasterstreiftn , wie es 
sobon im vorigen Bericht von Matbewson ( Jahrbb. 
1. c. p. 106) angegeben war. — H. W. Williams 
(p. 325) beobachtete bei einem 8jihr. Madchen tem- 
porary Blindheit and Taubheit , die sioh alle 1 bis 
2 Tags wiederholte und einige Stunden dauerte. Die 
Augen rollten bestandig umber, wurden aber Bar 
Fixation gezwungen, wenn ein Beobachter dem Kinds 
scharf in das tiericht sah. Man diagnosticirte eine 
Seflexneurose ; durch eine Bandwurmbur wurde 
alsbald Heilnng erzielt. — Wm. Thomson (p. 337) 
biMet einem eigenthttm lichen seJctorenfdrrnigen Lteftki 
im Sehfeld eines SOjahr. Mannes ab , welohdr in bei- 
den Augen fast gletchfSrmig war. Pat. hatte vor 4 J. 
einea scbwacben apoplektischen (eder embolisehem ?) 
Insult gehabt. 

Aus der Casuistik der Guck wOlsU be ben wir 
Folgendes hervor : 

Geo. 8trawbridge(p. 304) deutet als Binde- 
gewebmeubildtuig im Glaskdrper eine im Fnndns 
oculi befmdliche Geschwuist , welche seheinbar von 
der Papilla in drei Theilen nach aufwarts , abwarts 
und einwftrts sich erstreckte. Die einnelnen Theile 
glichen weissen, dicken, fttcherfbrmig sich ausbreiten- 
den Bandera. Zahlreiche neugebildete Gefttsse in 
spiralfbimiger Anordnung zogen darflber hin. Der 
Kr., ein 42jahr. Mann , hatte seit 3 J. Ober amblyo- 
piecbe Erscheinungen geklagt und vermochte beider- 
seits nur noch Finger zu zihlen. 

Ein congenitales Aderhautsarkom sah R. J. 
Me Kay (p. 345) bei einem ljahr. Klnde, welches 
gleioh bei der Geburt eine Schwelhmg des reehten 
Auges und der rechten Gesichtshatfte gezeigt hatte. 

Die gauze rechte Kopfhalfte war volumlnoser als die 
limke, der rechte Oberkiefer war aufgetrieben. Der B«I- 
bas wurde evtirpirt. Die vordere Hammer war selw tief, 
ubrigens waren die brechenden Medien gesund. Die Net* - 
haut lag der Aderhaut an. Letztere war in toto verdickt, 
am starksten hinter dem Aequator bulbi bis fast cum 8eh- 
nerven. Das Stroma der Aderhaut war mit runden und 
ejwadelformigeo ZeUen durohseUt. Seeks Menate naeh 
der Extirpation war die Differenz in der Bildung der 
reqhten Kopfhalfte weniger auffallig, die Wange war aber 
noch dicker als die linke und stand tiefer, die Zahnfleisch- 
gegend war aufjgetrieben. 

Dr. C. R. Agnew (p. 349) hat hei einem ljihr. 
Kind© zuerst das linke und 6 Monate spater das reckte 
Auge wegen QUom eistirpirt. Ein Jahr nach der 2. 
stirpation war das Kind noch gesqnd gehUeben. 

Dr. Geo. C. Harlan (p.327) giebt eine Fort- 
setsapig zweier schon frtther mitgetbeflter Kr&aken- 
geschichten , GefdssgetchmuUte der Orbita be- 
t^effend. 

Ib dem eretep Falle, einem ocmgfnikUyn 4meu- 
rym« per anattomoun (s. Jahrbb. CXI4X. p. 202. 


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Trmasaetiotu. 


221 


nk t) war nach 4 Jahran das Garfiaseb in der lin- 
ken Orbita bedsutend vermindert nnd nurnoekdirekt 
fiber dem Tumor hdrbar. Die arteriellen Zweige der 
Art. aupraorbitalis and frontalis hatten aich erweitert 
imd verdickt und schwirrten unter dem Fingerdruck. 
Dagegen hatte sich ein rechtseitiger Exophthalmos 
eotwickelt, die Venen der Bindehaut waren varikde, 
ebenso die der Netzhaut. Pulsation war indesseu 
linkerseits nlcht wahrnehmbar. Pat. klagte ttber 
erhebliche Abnahme der Sehkraft in der Dfimme- 
rnng. 

Im ?. Falle , fiber welchen auch schon Jahrbb. 
CXLIX. p. 202 sub Nr. 5 referirt ist, war das trau~ 
matische Anewrysma durch Djgitalcompression be- 
handelt worden. Pat hatte die Compression nach 
der Entla8snng aus dem Spital zeitweilig fortgesetzt. 
Zwei Jabre spa ter waren beide Bulbi in ihre natflr- 
liche Luge zurfickgegangen und nach einem weitern 
Jahre batten sich auch die letzten Reste des Ge- 
rfiusches verloren. 

*Auf die Refraktion des Augss beziehen sich 
folgends Notizen: 

Dr. W®. Thomson (p. 310) bemerkt , dass 
er hoehgradige Myopic ohne jede Verfinderung am 
hintern Augenpoi (Staphyloma posticum) Often ge- 
fnnden habe, und dass mit entsprechender Brille die 
Sehkraft ganz normal sei. Dagegen selbei Astigma- 
tisnius, mOge diess nun eln myopiacher oder ein 
hyperaetropiseher sein, in der Regel hinteres Staphy- 
lom vorhanden , und zwar entspr&che die Richtung 
der halbmondfbrmigen Figur dem astigmatischen 
Meridian der Hombaut. Bei den niedereten Graden 
van Astigmatismus seien die Centralgefllsse des Seh- 
nerven naeh eiuwfirts dislocirt und die Figur zeichne 
sich nur durch eine Verschiebung der seehseckigen 
ZeUen aus. Bei hOheren Graden sei der Opticus 
elliptiaeh und seine phytiologische Excavation schlitz- 
ftnaig , so dass die Geflase wie unter einem ttber- 
htngenden Rand hervortreten, im rechten Winkel zn 
dor lan gen Aohse des Sehnervenquersohnitts stehe 
dam die halbmondfflrmige Figur. In den hOchsten 
Graden sei der Discus von beiden 8eiten oder ring- 
fOmig von der bekannten Figur umgeben. Sei ein 
Ange myoplsch , das zweite astigmatiscb , so finde 
mm nur im letetern die halbmondfSrmige Figur. *) 

Dr. G. Hay (p. 318) und Dr. 0. F. Wads- 
worth (p. 342) maohen elnige Angaben fiber Cy- 
l i ndw b tfllen , deren Wiedergabe obne Zeicbnung 
nicbt verst&ndlich wftre. 

Dr. Henry D. Noyes (p.356) schlhgt ffir ge- 
wisse Fille eine Verbesserung der Brillengestelle, 
sowie bei kurzer Brennweite die Einfttgnng doppelter 

0 Die niters Beatatigung ttiwer von der gewdhn- 
licbe? Erfabmw ganz abweichenden Angaben blelbt ab- 
znwarten. Green hat frilher schon Aehnliches behanp- 
tet. Die jungst von Halke (Ophthalm. Hosp. Rep. VIII. 
3. p. 141. 1876) mitgetWIte TabeUe fiber 380 astdgma- 
Hsabe Asgen eathfilt letter gar kotos Aagahep fiber das 
AngensplegelbUd. G. 

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G lfiser von je der halben Brennweite vor, von denen 
das eine nach Bedarf leicht entfernt worden kann. 

Ferner ist noch Folgendes zu erwfihnen: 

Ueber die Behandlung der Netzhaulabldsung 
fand eine kurze Diskusaion statt. Die Operation 
sohien wenig Anklang zu finden. Einige Fillle wur- 
den mitgetheilt, in denen 4 — 6wdchentliche Rttcken- 
lage die Wiederanlegung bewirkt baben soil, die aher 
bei andern Pat. erfolglos blieb. Bei schwaober Con- 
stitution sei tibrigens die Rfickenlage fttr daa Leben 
nicbt ungeftUirlich. Es wurde zugegeben , dass in 
seltenen Fallen spontane Heilung eintritt Webster 
gab eine Statistik fiber 21 Falle, mit Bezug auf das 
Alter der Pat. , die Refraktion der Augen , den Sitz 
and die Ausdehnung der Abldsung. 

Von Dislokation der Lines theilt E. W i 1 1 i a m s 
(p. 291) 4 Falle mit. Die Verschiebung fand auf 
beiden Augen statt , 2mal nach unten , 2mal nach 
oben. Sie betraf beidemal ein Geschwi&terpaav 
(Bruder und Schwester) , einmal war an dem eineu 
Ange die Verschiebung frisch nach einer ganz leich- 
ten Contusion entstanden , wthrend am andern die 
verechobene Linse bereita verschrumpft war. 

Ungewfihnliohe Rigidit&t der Muskeln beim 
Schlelen fand Williams (p. 298) in 4 FlUen, 
darunter 3mal doppelseitig. Wahrscheinlich war die 
Affektion angeboren. Ausgezeichnet war dabei die 
starke Convergenz n. die hOchst geringe Bewegungs- 
Olhigkeit nach aussen. Die Operation war mtthsarn. 

Ueber die Iridotomie nacli Wecker spraeh 
sloh John Green (p. 362) sehr gttnstig aus. Er 
hielt die Methode ftlr vortrefflich bei aphakischen 
mit Pupillenverschluss behafteten Augen. — Der- 
selbe hat auch die Augen eines Erhdngien sofort 
nach dem Tode untersuclit und die von Andern be- 
hauptete Linsenverschlebung oder die Kapselrisse 
nicht gefunden. — Als sehr gates Vehikel fttr Atro- 
pin erklftrt G r. das RicinusOl. Er lost Atropin in 
einigen Tropfen Alkohol auf und verreibt es bei 
miUsiger Wfirme mit frischem Oel in verschiedener 
Menge. Bei Phlyktilnen und bei Wunden oder Ver- 
brenn ungen sei diese Lfisung der w&ssrigen bei Wei- 
tern vorzuziehen. 

Schlttsslich noch einige Mittheilungen fiber Ver- 
IsLtungsn des Anges. 

8trawbridge (p. 303) theilte 3 FUIe von 
eingekapselten fremden Kdrpern mit. 

1) Am hmtem Augenpoi nach anssen unten von dor 
Papilla sasz ein Eisenspklter , der vor 2 Jahren durch die 
Sklera ohne LlnsenverleUung eingedrungen war , In der 
Mitte eines vollstandlg weissen Fleckes. Es waren Glaa- 
k3rpertrfibungen und ein Defekt im Sehfeld vorhanden. 
— 8) Sehr Shniiche Verletznng, nnr dass der Splitter 
durch die Homhaut , Iris und Linse eiugedrungen war. 
Lm Laufe von 3 Jahren hatte sich mehrmals Iridochorloi- 
deitis eingestellt , so dass die Enucleation nothig wurde. 
Der 8plitter sass feet eingebettet in der Sklefa dicht neben 
der Papilla nach anssen. — 3) Einkapsekmg eines Split- 
ters In der Nike des innern geraden Augenmuskels in 
Bindehaut und Sklera seit 21 Jahren. Der Splitter war 
gam kekfci flwto r. Dooh wurde die Extmkthm ver- 
weigert. 


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222 


Massachusetts Eye and Bar Infirmary. — Charitd-Annalen. 


Bei einem vor 6 Jahren dnrch eine perforirende 
Wande zu Grande gegangenem Augapfel fand sieh 
eine maseenhafle Cholestearinbildung. In der vor- 
dera Rammer fanden sich die Kryst&lle in z&hlreiche 
Taschen eingebettet, welche durch multiple vordere 
Synechien gebiidet w&ren. Die geschrumpfte und 
mit verkalkter Kapsel flberzogene Linse enthielt 
ebenfalls Cholestearin, feraer war der Raum zwischen 
Sklera und Aderliaut mit denBelben Krystallen und 
rait Pigment angeftlllt. Der Glaskdrperraum ent- 
hielt einen becherfbrmigen Knochenkorper am hin- 
tern Pol und einen zweiten ringfbrmigen an der 
Innenflttche des Corpus ciliare. 

Dr. Geo. T. Stevens (p. 308) ent/emte aus 
dem Augeninnem einen vor 17 Tagen durch die 
Hornhant eingedrungenen Metallsplitter auf folgende 
ingenidse Weise. 

Zueret wurde im AUgemeinen mit dem Spiegel fest- 
geatellt , dans der Splitter im untern aussem Quadranten 
bin ter dem Aeqnator auf, bezuglich in der Netzhaut etch 
betand. Dann wurde der Pat. in die Mckenlage gebracht 
und in tiefster Narkose die Bindehaut sammt dem subcon- 
junctivalen Gewebe in dera Kaume zwiachen unterera und 
ausaerem Augenmuakel J /«" weit nach ruekwarta von der 
Sklera abpraparirt. Nachdem dieaa geachehen , wurde 
das Zimmer verflnstert und der Sltz des fremden KOrpers 
nocbmals mit dem Spiegel genau bestimmt. Es wurde 
eine Staarnadel von aussen durch die Sklera eingestochen, 
deren Spitze man genau am vordem Rande des fremden 
KBrpers vordringen sah. Die Nadel wurde nun In dieser 
Stellung gelassen , das Zimmer wurde wieder erhellt und 
bei Tageslicht eine 3"‘ lange Incision dnrch die Sklera 
gemacht. Dann wurde eine feine Zange eingefuhrt und 
der fremde Korper ausgezogen. Dabei wurde ein Stuck 
Netzhaut mit der Scheere abgeschnitten. Der Bindehaut- 
lappen wurde wieder ubergelegt und mit einer Naht be- 
testigt. Am 17.Tage n. d. Oper. trat unerwartet eine in- 
traocuiare Hamorrhagie ein, welche zurZeit der Veroffent- 
lichung noch nicht ganz aufgesaugt war. G e 1 ■ s 1 e r. 

53. Fiftieth Annual Report of the Massa- 
chusetts charitable Eye and Ear Infirmary, 
for the year 1875. Boston 1875. AlfredMudge 
and Son. 8. 35 pp. *). 

Diese Broschtire enthklt zunkchst eine Statistik 
liber 5557 Augen- und 2085 Ohrenkranke, welche 
vom Oct. 1874 bis Oct. 1875 zur Untersuchung 
kamen. Es sind nur die Ziffern der einzelnen Kr&nk- 
heiten, nicht die Heilungsresultate mitgetheilt. Die 
Z&hl der Operationen am Auge betrug 340. In 
einer Schlusstabelle sind 61 Kataraktextraktionen 
nach v. Graefe, 11 nach der Assuktionsmethode 
operirteTalle, 5 lineare Extraktionen und 3 Disci- 
sionen zusammengesteUt. Unter den 61 Skeral- 
extraktionen gaben 47 ein gutes , 6 ein gentlgendes 
Resultat, 3 Augen erhielten nurLiclitempfindung und 
5 Augen gingen verloren. Von den 11 Assuktionen, 
rait einer einzigen Ausnahme traumatische Staare be- 
treffend, endete 1 Fall mit Verlust des Auges in 
Folge einer .zufUlligen Verletzung in der Heilungs- 
periode. Wegen der Einzelheiten mlissen wir auf 
die Tabellen selbst verweisen. G e i s s 1 e r. 

’) For die direkte Znsendnng sagtdenverMndlichsten 
Dank G. 


54. Gh&ritd - Annalen , herausgegeben von der 
Direktion d. k. Charitd-Krankenhanse* in Ber- 
lin ; redigirt von dem ftrztl. Direktor Dr. Mehl- 
hausen, Gen. - Arzt a la suite d. Sanittts- 
Corpe. 1. Jahrgang (1874). Berlin 1876. 
A. Hirschwald. gr. 8. VIII u. 752 8. Mit 
zalilr. Tabellen u. 4 lithogr. Tafeln. (20 Mk.1 

Bekanntlich sind unter dem Titel „ Annalen des 
Charili-Krankenhauses und der ubrigen k. med.- 
chir. Lehr- und Krankenamt alien zu Berlin " in 
den Jahren 1850 — 1869 eine Reihe von B&nden er- 
schienen ’), welche durch die Reichhaltigkeit und die 
Gediegenbeit ihres Inhaltes die allgemeine Anerken- 
nung geftmden haben, so dass das AufliSren dersel- 
ben lebhaft bedauert worden 1st. Mit um so grds- 
serer Freude begrllssen wir das Wiedererscheinen 
dieser Mittheilungen in dem vorliegenden stattlichen 
Baade, dessen Inhalt ein neues Zeugniss fllr das 
eben so rege als erfolgreiche wissenschaftliche Stre- 
ben der an dem grflssten Krankenhause der prepss. 
Monarchic angestellten Aerzte darbietet. 

Die neue Folge der Charity- Annalen unterschei- 
det sich von der frtthern Reihe namentlich dadurcb, 
dass in ihnen die Statistik, welche in den frtthern 
Bftnden vollstindig vernachlilssigt worden war, eine 
eingehende Berttcksichtigung gefunden hat. 

Der 1. Abschnitt „StatistiJc?‘ (S. 3 — 136), be- 
arbeitet von Dr. Mehlhansen, giebt in Form von 
Tabellen eine Uebersicht liber die K rank cube we gong 
auf den einzelnen Abtheilungen liber den Zu* und Ab- 
gang (einschl. der Todesftlle) im AUgemeinen, nach 
den einzelnen Monaten, sowie liber die zur Behand- 
lung gekommenen Krankheiten und den Ausgang 
derselben, sowohl im AUgemeinen als auch in Bezng 
auf die einzelnen Abtheilungen. 

Wir konnen aus dieser kusserst mtthsamen und 
sorgfkltigen Arbeit hier nur hervorheben , dass, ein- 
schliesslich von 1221 (748 M., 473 W.) aus dem 
J. 1873 im Bestande VerbUebenen, wkhrend des J. 
1874 im Ganzen behandelt worden sind 15013 
(8848 M., 6165 W.) Kr. , von denen geheilt ent- 
lassen wuiden 10059 (5710 M., 4349 W.), gebes- 
sert 1093 (701 M., 392 W.), ungeheUt782 (499 M., 
660 W.) ; gestorben sind 1858 (1198 M., 660 W.), 
todt eingeliefert 41 (31 M., 10 W.) ; Bestand am 
Schlusse des J. 1180 (709 M., 471 W.). Die skmmt- 
lichen Kr. erforderten 465678 Verpflegstage, mithin 
kommen ca. 31 Verpflegstage auf jeden einzeiaen 
Kranken. 

Der 2. Abschnitt „Kliniken “ (S. 139 — 688) 
enthklt wissenschaftliche, zum grossen Theile casuiati- 
sche Mittheilungen aus den einzelnen AbtheUungen 
des Krankenhauses, deren 18, von 13 dirigirenden 
Aerzten geleitet, vorhanden sind. Eine specieDe 
Anfzkhlnng der einzelnen MittheUungen werden wir 
in der Bibliographie dieses Bandes unserer Jahr- 


’) Berlin. Tb. Enslin. Vom J. 1850 — 1868 aeht 
Bftnde in Quartalheften, Bd. 9 — 16 von 1860 — 1869 ohne 
beatlmmten Termin des Erseheinens. 


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223 


Billroth, Lehren a. Lenten u. s. w. 


bftcher (Beriehte ana Krankenh&nsern : XIX. 4.) 
geben, ansserdem aber nicht verfehlen, den im hohen 
Grade beachtenswerthen Inhalt derselben an geeig- 
neter Stelle zur Kenntniaa unserer Leser zu bringen, 
wie diess in diesem Hefte.S. 156 und S. 197 bereits 
gesebehen iat. 

Der 3. Abschnitt „pathologisehe Anatomie , ‘ 
enthalt eine Daratellnng der Sektionstechnik im Lei- 
chenhause des Charite - Krankenhanses mit besonde- 
rer Rflcksicht anf gerichts&rztl. Praxis ans Vir- 
chow’s Meisterhand. 

Wir and flberzeugt, dasa der nach dem Vor- 
worte dnrch Verbffehtliehnng der Annalen angestrebte 
Zweck : einen Ueberblick liber die Leistnngen der 
Anstalt auf dem gesammten Gebiete der med. Wis- 
senschaft zu geben und dem prakt. Arzte durcli 
Darlegung der gewonnenen Resultate einen reellen 
Nutzen zn gewfthren, vollstftndig erreicht worden iat. 

Die Auaatattung des Buches entspricht dem be- 
kannten Rnfe der Verlagshandlung. Winter. 

55. Ueber das Lohren und Lernen der me- 
dtcinischen Wlssenschaften an den Uni- 
▼erait&ten der deutschen Nation nebst all- 
gemcinen Bemerleungen a ber Universitaten . 
Eine cnltnrgeschichtliche Studie von Dr. Th. 
Billroth. Wien 1876. Carl Gerold’s 8ohn. 
8. X. und 508 8. nebst 5 Tabellen. (12Mk.'i 

Dieses Buch hat bei seinem Erscheinen viel Auf- 
sehen erregt und manche Parteileidenscliaft geweckt, 
indem der bertlhmte und geistreiche Vf. in dem- 
selben nieht allein die bestehenden Einrichtungen an 
den deutschen Universit&ten bespricht und ihm ge- 
eignet scbeinende Reformvorschlage macbt , sondern 
auch mit dem ihm eigenen Freimuth Streif lichter auf 
religiose und sociale Zustknde fallen l&sst, die nicbt 
verfehlen konnten , nach verechiedenen Richtungen 
hin zu verletzen und verwundbare Gemflther tief zu 
afBciren. Jetzt sind die erregten Wellen, in welche 
Herr Prof. B. selbst Oel einzutrkufeln versucht hat, 
l&ngat berubigt und es mag uns vergonnt sein , wie 
immer in rein objektiver Weise den sachlichen Inhalt 
dea vorliegenden Buches unsern Lesern vorzufllhren. 
Dasselbe zerf&llt in folgende 5 Abschnitte. 

Der 1. Abschnitt behandelt die Entwieklung der 
medicinischen Fakultftten an den deutschen Univer- 
sititten. Der Begriff n medicinische Fakultat u. Uni* 
veraitftt u ist ein sehr moderner. Seit Bestehen der 
Heilkunst ist dieselbe gelehrt worden anfangs nur 
darch Tradition , spftter dnrch schrifUiche Aufzeich- 
nungen und durch Tradition. Das Mittelalter ge- 
ataltete den griechischen (Hippokrates), den rd- 
mischen (G a 1 e n u s) und den arabischen (Avi- 
cenna) Kanon zu Dogmen , nach denen allein an 
den Universitaten gelehrt wurde, die direkte Tradi- 
tion vom prakticirenden Arzte zum Schiller wurde 
erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts an der Fakul- 
tit zu Leyden eingeftthrt, was bis dahin nur bei den 
Wund&rzten stattgefunden hatte. Die im 13. bis 


15. Jahrhundert gegrtlndeten Universitaten batten 
meist 2 — 3 Lehrer in den medicinischen Fakultateu, 
welche Avicenna und Galen tradirten, commen- 
tirten und dartlber disputiren liessen. Die Anatomie 
hatte sich vom 14. bis 16. Jahrhundert zwar bereits 
machtig entwickelt , aber demonstrativ wie heut zu 
Tage wurde sie erst seit der Mitte des vorigen Jahr- 
hunderts gelehrt , seit nicht viel langerer Zeit sind 
besondere Professuren fUr Anatomie, meist mit Phy- 
siologic verbnnden , errichtet worden. Die Chirur- 
gie gelangte erst im 17. und 18. Jahrhundert zu 
einer selbststUndigen Stellung in den Fakultaten und 
erst seit Anfang dieses Jahrhunderts wird sie als 
wichtiger Zweig der medicinischen Wissenschaft all- 
gemein anerkannt. Seit der Mitte des 18. Jahrhun- 
derts datirt sich der praktisch-mcdicinische Unter- 
richt, aus den praktisch klinischen Professuren wucb- 
sen im 3. und 4. Decennium dieses Jalirliunderts die 
chirurgischen und geburtahUlflichen Kliniken heraus 
und erst im jetzigen Decennium trennte sich die 
Augenhcilkunde als selbststandige Professur ab. Die 
raschc Entwieklung der paihologischen Anatomie 
fUhrte in den 50er und 60er Jahren zur Bestellung 
besonderer Professoren und in derselben Zeit gestal- 
tete sich die Physiologic zur selbststaudigen Lehr- 
stelle. 

Der 2. Abschnitt behandelt den Lehrstoff, die 
ietzige dentsche Methode des Lehrens der medicini- 
schen Wissenschaften und die Lehrfreiheit. Es wird 
hier zunftchst fiber die Naturwissenschaften als Grund- 
lage des arztlichen Stadiums und Uber die Ausdeh- 
nung , in welcher sie dem Mediciner gelehrt werden 
sollen, gesprochen (Chemie und medicinische Chemie, 
Physik und physiologische Pliysik , specielle Bedeu- 
tung der beschreibenden Naturwissenschaften ftlr den 
Mediciner, Botanik, Zoologie, Mineralogie und Geo- 
logie, Logik, Psychologie , Gescliichte der Medicin), 
dann geht Vf. auf die eigentlich medicinischen 
Fftcher : Anatomie und topographische Anatomie, 
Materia medics, specielle Pathologie, Chirurgie, Ge- 
burtshillfe und Augenheiikunde, fiber, bespricht den 
klinischen Unterricht im Allgemeinen , die medicini- 
sche, chirurgische, Augen-, geburtshttlfliche Klinik, 
die Poliklinik, die Specialkliniken und die sociale 
Medicin. Als Studienplan schlllgt er folgenden vor : 
Chemie mit kurzem praktischen Curs 6st(lndig 1 Jahr, 
Physik 4sttlndig 1 Jahr, Geologie und vergleichende 
Anatomie 3stilndig 1 Jahr, allgemeine und specielle 
(medicinische) Botanik 3sttlndig 1 Jahr, Mineralogie 
und Geologie 2sttlndig 1 Jahr , Anatomie mit Histo- 
logic und PrkparirUbungen lOstllndig 1 Jahr, Phy- 
siologic mit kurzen praktischen Uebungen 8stttndig 

1 Jahr , allgemeine Pathologie und specielle patho- 
logische Anatomie mit praktischen Uebungen 6sttln- 
dig 1 Jahr, Pharmakologie, Toxikologie und Recep- 
tirkunst 4sttlndig ein Halbjahr (oder 2stllnd. 1 Jahr), 
specielle Pathologie und medicinische Klinik mit 
Cursen in den Untersuchnngsmethoden lOstflndig 

2 Jahre, allgemeine und specielle Chirurgie, chirur- 
gische Klinik mit Verband- und Operationscurseu 


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224 


Billrotjh, Lfehren a. Lemen ■. 8. w. 


lOsttadig 1 Jahr (oder 5stflndig 2 Jahre) , geburU- 
hfllfliche und geburtehtllflich - gynftkologisehe Klinik 
3stflndig 1 Jahr, Augen- and Ohrenklinik mitCursen 
in den Untersuchungsmethoden und Operationen 
4sttlndig 1 Jahr nnd sociale Medicin 4sttlndig ein 
halbea Jahr (oder 2stflndig 1 Jahr). Eine gewisse 
staatliche Contrnle des Studinms und planmAsage 
Beschrftnknng der Lehrfreiheit beftlrwortat Prof. 
Billroth. 

Der 3. Abschnitt bespricht den Schuler und den 
zukOnftigen Arzt, die Vorbildiuig zum Studium, Prtt- 
fungen und Lernfreiheit, die Freqnenz der deutschen 
medicinischen Fakultftten nnd den ftrztlichen Stand. 
Vf. spricht far die Nothwendigkeit der Gymnasial- 
bildung ftlr das Stndiuni der Medicin , bespricht den 
Andrang zum Stadium der Medicin namentlich in 
Wien und lftsst sich hierbei in mehr oder minder ge- 
rechtem Unwillen Wber eine gewisse Sorte wenig ge- 
bildeter nnd oft bettelarmer jUdischer Studenten un- 
gari seller oder polnischer Abstammung , wie sie in 
Wien nicht selten sind , zu christlich germanischen 
Anachauungen ttber die Stellung der Juden Uberhaupt 
zum christlichen Germanen verleiten, wie sie solehen 
Mannes in solcher Stellung nnr wenig wtlrdig sind. 
Er bespricht weiterhin die Lernfreiheit, die Geschiobte 
und den gegenwftrtigen Zustand der ftrztlichen PrU- 
fungen in Oesterreich und Preussen im Verhftltuiss zu 
den frflhern, das Wiener Doktorencollegium , die 
Examina in Rnssland nnd in der Schweiz. Vf. er- 
klftrt sich fltr eine 5jfthrige Studienzeit, erktftrt ftlr 
den kflnftigen Arzt ein Vermftgen von 24000 M. 
bis zur Erlangung einer gewinnreichen, selbststftn- 
digen Thiltigkeit f ?] ftlr nftthig , will vor Ablauf des 
24. Lebenajahres kein Staatsexamen znlassen , hilt 
den Wechsel der Universitftt ftlr vortheilhaft, spricht 
sich fUr das Abhalten der Examina von Fachprofee- 
soren aus nnd diskntirt die Frage Uber die ftrztlichen 
Grade. Darauf folgt eine Zusammenstellnng der 
Frequenz der Medicin Studirenden an den deutschen 
Universitftten vom Jahre 1867 — 74 nnd schlttaaHeh 
einige allgemeine Apery’s Uber den ftrztlichen Stand 
und Uber die jetzige Gewerbefreiheit. 

Der 4. Abschnitt behandelt den Lehrkdrper, die 
Znsammensetzung der medicinischen LehrkOrper an 
den deutschen Universitftten, die Ergftnzung der- 
selben , die Bildnng von Schulen und die Leistungen 
des Staate8 ftlr die Erhattung und Grttndnng natur- 
wiwenflchaftlich-medicnrischer Fakultftten. Vf. sehil- 
dert hier zumeist ans den ihm von den verschiedensten 
Seiten zugegangenen Mittheilungen die einschlagen- 
den Verhftltnisse auf den verschiedenen dentsehen 
Universitftten, zfthlt die ihm bekannt gewordetien 
Schiller nnd Nachfolger berllhmter Vorgftnger auf, 

. bespricht die Gehalte der Profeasoren an deutschen 


Universitftten , die Penaionsverfaftltnitse , besonflare 
Anstellungs - Bedingungen , CoUegiengelder — fUr 
deren Beibelialtung sich B. ausspricht — , die Kosten 
der Institute ftlr die naturwissenschaftlich-medicinuehe 
Fakultftt, das Budget einer solehen neu zn errichten 
den Fakultftt und stellt schlUsslich einen VergieicL 
dieser Kosten an mit den Kosten ftlr Infaaterie-, Ca 
vallerie- und Artillerie-Regimenter. 

Der 5. Abschnitt handelt von der Stellnng der 
naturwissenschafti.- medicinischen Fakultftt zur Uni- 
versitftt. 

Vf. erkennt die bedeutenden Lekrtongen der 
dentsehen Universitftten dankbar an und betont na 
mentlich das ideale Streben derselben , erklart aicb 
ebensowohl gegen die Erweiterung der Universitas 
literanim , als gegen die Auseinanderlbsung der Fa- 
knltftten, obwohl eine besondere naturwissenschafti. - 
medicinische Fakultftt eine berechtigte Existenz finden 
kiJnnte. Ftlr ihn ist das gemeiusaine Band aller 
Wissenschaften das rilcksichtslose Forschen , die 
strenge Wahrhaftigkeit in der Darstellung der Me- 
thoden und der Resnltate des Denkens u. Forsehens, 
nnd gerade dieses Ziel am geeignetsten zu erreichen 
vermbgen insbesondere die Naturwissenschaften. Er 
bespricht die Selbststftndigkeit der naturwissenachafti. 
Fakultftten, die Stellnng der theologischen Fakultftten 
im Universitfttsverband, Universitftten u. Fachschnlen, 
sowie kriegschirurgische Akademien. 

Ein Anliang giebt Notizen uber die medicinischen 
Universitatsfaknltaten und die medicinischen Schnlen in 
Holland, Belgien, Danemark, Norwegen, Schvroden, Finn- 
land, Kuasland, Polen, Serbien, Croatien , Rum&nton, 
Griechenland, Tfirkei, Aegypten, Ungarn, Italics, Spaaien, 
Portugal, Frankreich, England, Nordamerika, Sudamerikz, 
Bnenos-Ayres. 

Den Schluss bilden einige Tabellen fiber die Freqnenz 
der Stndlrenden, die Zahl der Facher nnd det Professoren 
an den verschiedenen dentsehen Universitaten. 

Wie man sieht , hat Hr. B. die verschiedenarBg- 
sten Fragen und Gesichtspunkte, welche mit den be- 
atehenden deutschen Universitftten nnd iiaraentikh 
mit dem Stadium der medicinischen Wissenschaften 
im Zu8ammenhange atehen, in Erw&gung genomzhen 
und einer offenen , ehrlichen Kritik unterzogen. Er 
hat eineMasse hOclist schfttzbaren Materials von alien 
Seiten her znsammengetragen , nnd zwar kein verfl- 
endetea Gauze geachaffen, was anch eben kanm seise 
Absicht gewesen sein kann , aber ein Bncb gesebrie- 
ben, welches wegen Reichthum und Interesae seines 
Inhaltes , wegen SchOnheit und Wftme der Diktien 
und wegen der Ftllle der dnrch dasselbe angeregten 
und anregenden Gedanken von jedem Gebiidetan 
dentacher Nation, namentlich aber vonjedetn dentsehen 
Arzte, Stadehten und Professor gteleeen Ml warden 
verdfent. J aft'6. 


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JAHKB0CHER 

der 

in- und ausl&ndischen gesammten Medicin. 


Bd. 171. 1876. J9 3. 


A. Auszftge. 

I. Medicin ische Physik, Chemie und Botanik. 


439. Ueber das Vorkommen von Alkohol 
im Organismus; von Arcadius Rajewaky. 
(Arch. f. Physiol. XI. 2 u. 3. p. 122. 1875.) 

In Hoppe-Seyler’s Laboratorium zu Strass- 
burg stndirte Vf. die Frage vom Uebergang des Al- 
kohols in das Gehini und von der Dauer seines dorti- 
gen Verbleibens. Nachdem die Kaninchen , denen 
Alkohol eingespritzt war, durch Verbluten getOdtet 
waren, wnrde das Gehirn mit Wasser zerrieben und 
schnell destillirt ; die ereten Proben des Destillates 
wurden noch einige Male rektificirt und dann die 
Jodoformreaktion angestellt. Auffallend war, dass 
die QuantitUt der Jodoformkrystalle in Vfs. Versu- 
chen fast stets diesel be war. Auch das Gehirn eines 
ganz gesunden Kaninchens zeigte, auf obige Art zu- 
bereitet, die Jodoformreaktion. Aber auch das Mns- 
kelgewebe und die Leber von Kaninchen, sowohl 
von solchen, die Alkohol bekommen hatten, als auch 
von normalen, ergaben bei der Unterauchung die- 
selbe Reaktion auf Jodoform. Vf. zieht daher den 
Schluss, dass zur Bestimmung des Alkohola im Or- 
ganismus nach seiner Aufnahme die Reaktion auf 
Jodoform nicht verwendbar ist, da entweder im thie- 
rischen Organismus immer Bestandtheile existiren, 
die bei der Destination Alkohol geben , oder die Or- 
gans der Thiere stets ganz geringe Mengen von prft- 
formirtem Alkohol enthalten. (Goldstein.) 

440. Beitr&ge zur Kenntnisa der menaoh- 
liohen Galle; von Dr. N. Sokoloff. (Arch. f. 
Physiol. XII. 2 n. 3. p. 166. 1875.) 

S. richtete seine Untersuchungen, die im Labora- 
torium Hoppe-Seyler’s gemacht wurden, haupt- 
sUchlich auf den Schwefelgehalt der Gallensiluren 
und auf die Verbal tnisse der sogenannten Seifen in 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 3. 


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der menschlichen Galle. Er entnahm dieselbe von 
Leichen solcher Personen, deren Krankheit keine 
bemerkbare Stttrung in der Leber herbeigefllhrt 
hatte. 

Was die Methode der Untersuchung betrifft, so wurde 
die gewogene u. eingedampfte Gallo mit absolutem Alkohol 
bis zur Farblosigkeit extrahirt , abdestillirt und , so lange 
ein Niederschlag erfolgte. mit Aether versetzt. Nach 2 — 
3 Tagen Abgiessen des Aether, wiederum Lflsen in Alko- 
hol und Fa Hung mit Aether. Ho erhielt S. im Aether- 
niederschlag gallensaure Salze und Cl Na -j- Cl K. 

Die Bestimmung des Schwefels gescltah nach Lie- 
big durch Hchmelzen mit Aetzkali und Salpeter. Nach 
der Mengc des Schwefels wnrde die der Taurocholsaure 
and des taurocholsauren Natron berechnet. 

Die alkoholhaltige Aetherlosung wurde abdestillirt, 
der Ruckstand getrocknet und mit wasserfreiem Aether 
vollig extrahirt. Was der Aether ungeldst liess, wurde 


als Seife berechnet, das 

im wasserfrelen Aether QelSste 

ist Fett, Cholestearin und Lecithin. 


Aus den 6 Analysen ergeben die Mittelzahlen : 



flussige 

Aether- 

unlosl. Bestandtheile im absol. 

Qalle 

niederschlag 

Alkohol .... 


= 3.724% — 

Aetherniederschlag . 


=. 6.471 

— 

Hchwefel .... 


=» 0.092 

1.483% 

Taurocholsaure . . 


■= 1.490 

23.833 

taurochols. Natron . 

• • • 

= 1.662 

24.726 

Seifen 

• • • 

= 1.463 

— 


Die QuantitAt der Aethemiederschlage zeigte be- 
deutende Schwankung von 3.819 — 9.749 °/ 0 , wel- 
ches Verh&ltniss auch von andern Autoren gefunden 
wnrde. Constanter ist die Menge des Schwefels. 
Nicht constant ist das Verhaltniss bei den Seifen , es 
schwankt zwischen 1.30 und 2.082°/ 0 . Vf. glaubt, 
dass die gegebenen Zahlen dem normalen Zustande 
des Leberaekretes entsprechen. 

In einem Falle von Peritonitis puerperalis war 
die Menge der Taurocholsaure bedeutend vergrflssert 

29 


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226 


I. Medicinische Phyaik, Chemie u. Bot&nik. 


(52.31 1°/ 0 des Aetherniederschlagea), bei amyloider 
Entartung der Leber outer die Norm geaonken 
(8.927% des Aetherniederschlagea). Unterauchan- 
gen nach dieaer Richtung hin werden in Betreff der 
progresaiven oder regreasiven Verlnderung der Le- 
ber von Intereaae sein, da im ersten Falle die Leber- 
zellen vergrbaaert, stark getrttbt und wahrscheinlich 
atSrker producirend, bei der amyloiden Degeneration 
hingegen die Zellen vielfach zo Grande gegangen 
waren. (Goldstein.) 

441. Kdnstliohe Verdauung von Cellulose ; 
von Th. H. Mac Gillavry. (Veralagen en Mede- 
deel. der k. Akad. van Wetenachappen. Afd. Natoork. 
2. Reeka. IX. p. 380—386. 1876.) 

Durch frflhere vergleichende Untersuchungen war 
ermittelt worden, daaa die in den Kleien enthaltene 
Cellulose durch die Pfknzenfresaer verdant werden 
kann, niclit aber durch Fleiaclifresaer und durch den 
Menachen. Neuere, auf verachiedenen Vereuchsata- 
tionen auagefQhrte Verauche Itaben dann den Beweis 
erbracht, daaa die Cellulose, die in den Rohfaaern 
oder Pflanzenfaaem des Futtere der Pflanzenfresaer 
enthalten iat , einen groaaen Theil der Ausgaben im 
Organismus dieaer Thiere deckt. Ea drftngt aich 
demnach aehr nattlrlich die Frage auf, an welcher 
Stelle des Darmrohra oder durch welches Sekret des 
Darme8 dieae Verdauung der Cellulose vor aich geht 
und welche Umaetzungen dabei stattfinden. 

In Gemeinschaft mit Aronatein u. Van der 
Hasst nnternahm Mac Gillavry im Sommer 
1875 in der Thierarzneischule zu Utrecht hierauf 
gerichtete Verauche. Die aua Watte und aus schwe- 
diachem Filterpapier dargestellte Cellulose wurde 
mit einer aus Schleimhaut deaVerdauungsrohrea und 
aua Pankreas bereiteten kllnstlichen Verdauunga- 
flflaaigkeit behandelt. Eine Aufldaung der Cellulose 
und eine Umsetzung in Traubenzucker liesa aich 
nicht nachweisen. Nur bei Benutzung des Blind- 
darma der Ziege wurde eine ganz zweifelhafte Reak- 
tion auf Traubenzucker beobachtet. Positive Resul- 
tate erzielte jedoch MacGillavry ap&terhin , ala 
er den Blinddarm von Kaninchen benutzte. 

Der dfinne Theil des Blinddanns (Processus vermi- 
formis) wurde in ganz frischem Zoatande mit Wasser ge- 
relnigt, dann in Stuckchen zerschnitten , 24 Std. lang mit 
86procent. Weingeiste digerirt, hierauf an der Luft ge- 
trocknet und mit Glycerin in einem Morser zu einer Emul- 
sion verrieben. Nach geschehener Abklarung warden ein 
Paar Tropfen dieses Auszugs in eine schwache Lfisung 
▼on kohlensaurera Natron (0.2°/ 0 ) gegeben ; in diese Lo- 
sung kam dann feucbte chemisch reine Cellulose, und sie 
wurde auf 38° C. gehalten. Nach einigen Tagen opalisirte 
die Flussigkeit, auch wenn sie sorgfSltig ftltrirt wurde, 
und B r S c k e ’s Reagens bewirkte nicht bios eine Farben- 
andenmg, sondern sogar einen reichlichen rothen Nie- 
derschlag. Wurde die Natronldsung mit Glycerin ohne 
Cellulose digerirt, oder wurde statt der Natronldsung Salz- 
sanre (0.2%) genommen, so lieferte Brficke’s Reagens 
nur negatiye Kesultate. 

Hieraua wird aber gefolgert werden dttrfeu, daaa 
die Schleimhaut des Processus vermiformis vom Ka- 
ninchen ein Sekret liefert, das in einer alk&liach rea- 

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girenden Ldaung die Cellulose in einen in Wasser 
liialichen Kdrper umsetzt, der sich gegen Brttcke’s 
Reagens wie Traubenzucker verhklt und bei genaue- 
rer Untersuchung hSchat wahrscheinlich ala Trauben- 
zucker aich herauaatellen wird. 

Wurde der eigentiiche Blinddarm des Kaninchena 
in gleicher Weiae behandelt , wie der Processus ver- 
miformis, ao hatten die Verauche nur ein negatives 
Ergebniss. (Theil e.) 

442. Untenuohungen iiber den sogen&nn- 
ten blauen Eiter; von Dr. Girard. (Chir. Centr.- 
Bl. n. 50. 1875.) 

Im Gegensatze zu L 0 c k e ’a Anaicht, der blaue 
Eiter verdanke seine Farbe zahllosen Mengen vibrio 
nenartiger Organiamen , die durch ihre eigene Fftr 
bung und immense Anzahl das Verbandmaterial der- 
artig fkrbten, und sich anachliessend an die von 
F e r d o z gemachte Entdeckung des Pyocyanin und 
der PyoxanthoBe (eines blauen u. gelben Farbstoffa) 
fand Girard ala Hauptursache der blauen F&rbung 
zahlreiche Krystalle von Pyocyanin, die sich ala 
hexagonale Tafeln, blaue Nadeln, in Kryatallgruppen 
oder ala aehr kleine Kryatillchen, aeltner ala achSne 
dunkelblaue Oktaeder darstellen. Daneben waren 
auch immerPyoxantho8e (meist in kOmig kryatallini- 
acher Form), aowie niedere Organiamen vorhanden. Je 
nach dem Ueberwiegen des einen oder andern Farb- 
stoffa wird die Farbe eine mehr gelbe, grflne oder 
blaue. Der blaue Eiter charakterisirt aich immer 
durch einen apecifischen stisslich - aromatischen Ge- 
ruch. (Riemer.) 

443. Ueber die venchiedene Empflndlioh- 
keit der Reaktioaen der Carbols&ure und der 
Salioyisfture ; von Aug. Aim fin. (Upaala lflkare- 
f(5ren. ibrhandl. XI. 5. S. 393. 1876.) 

Bei den Verauchen, die A 1 m <5 n fiber das Ver- 
halten von verdflnnter Carbolakureldaung gegen ver- 
achiedene Reagentien anstellte *), wozu er die reinste 
Carbolskure (Aciduni phenylicum Calvert’s prima) 
anwendete, fand er, class man mit M i 1 1 o n’a Reage na 
auf eine einfache und sichere Weiae Phenol erkennen 
kann , aelbat bei einer weit aber die Grenzen der ftlr 
andere Reagentien zuliiasigen Verdflunung hinaua. 
Fortgeaetzte Verauche zeigten ausaerdem , dass die- 
aelbe Reaktion auch ftlr die Salicylsfiure anwendbar 
iat. — Die Ergebnisae seiner Verauche mit den ein- 
zelnen Mitteln aind folgende. 

a) Carbolsdurereaktionen. 

1) EisencMorid. Mit Eisenchlorid giebt eine 

verdflnnte PhenoUSsnag eine schfln violette Fir bung, 

') A. fand bei iusserllcher Anwendung der Carbol- 
■&nre eine abnorme Menge Phenol im Mensehenharn and 
venraohte, ob sich nicht die Gegen wart eines phenolbUdeo- 
den Stoffes lm normalen Mensehenharn nachweisen 11 esse, 
wozu sich anch die besten Ausaichten zeigten ; auch im 
Blute von Pferden und Ochsen fand A. einen 8 toff, der 
dleselben Reaktionen mit dem Reagens zeigte, wie Phenol. 


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227 


I. Medicinische Physik , Chemie u. Botanik. 


die gana bestftndig ist, wenn das Phenol rein 1st 
Von einer Eisenchloridldsung aus 1 Theil krystalli- 
sirtem Salz aaf 1 9 Theile Wasser zeigte sich die An- 
wendung einer sehr geringen Menge (1 — 2 Tropfen 
and noch weniger bei starker Verdttnnung) bei jedem 
Versnche , der mit etwa 20 Cctmtr. von der Phenol- 
lfietmg angesteilt wurde , am vortheilhaftesten. Ein 
grOsserer Ueberschuss von Eisenchlorid scbadet der 
Reaktion and kann die Farbe zerstoren , was eben- 
falls geschieht bei Zosatz von Chlorwasserstoffsttnre 
oder Ammoniak. Der Versuch , durch Schtitteln der 
gefitrbten Ldsung mit Aether die Farbe zu fixiren 
and die Empfindlichkeit der Reaktion zu vermehren, 
missglttckte. Bei Anwendung einer Phenolldsung in 
destillirtem Wasser von 1 : 1000 zeigte sich eine 
schfine und intensive violette Farbung, eben so sicher 
and deatlich war die Reaktion noch bei einer Ldsong 
von 1 : 2000, eine schwache Andeutung von violetter 
Farbung zeigte sich bei einer Ldsung von 1 : 3000, 
bei einer Lbsung von 1 : 4000 aber war keine Re- 
aktion mehr nacbweisbar. Die Grenze fttr die Deut- 
bchkeit der Reaktion dttrfte demnach eine Verdttnnung 
von 1 : 3000 sein. 

2) Ammoniak und unterchlorigsaures Natron. 
Wenn eine ammoniakalische Phenolldsung mit unter- 
chlorigsanrem Natron erwilrmt wird, entsteht eine 
intensive blaue Farbung , die bei Zasatz von S&uren 
in Roth tlbergeht ; wenn bei Zusatz von Siuren sich 
freies Chlor entwickelt, namentlich wenn die Ldsung 
warm ist, wird die Farbung zerstttrt. Wenn viel 
Phenol in der LSsung vorhanden ist (z. B. ’/ iooo)j 
kann die Menge von Ammoniak und unterchlorig- 
sanrem Natron bedeutend wechseln , ohne dass die 
Reaktion darunter leidet. Wenn dagegen die Phenol- 
ldsung sehr verdttnnt ist, muss die Reaktion mit Vor- 
sicbt ausge ftihrt werden , da Mangel an Ammoniak 
viel rnehr schadet als Ueberschuss, wilbrend hingegen 
Ueberschuss von unterchlorigsaurem Natron sch&dlich 
wirkt nnd die ganze Reaktion vernichten kann ; am 
beaten ist bei sehr verdtlnnten Phenolldsungen ein 
Zusatz von etwa 10 Tr. Ammoniak von 10% NH S . 

Von unterchlorigsaurem Natron wandte A. eine 
ziemlich concentrirte Ldsung an, benutzte davonaber 
bei jedem Versuche nur 3 — 5 Tr., nach deren Zusatz 
die Mischnng bis zu beginnendem Kochen erhitzt 
wurde, hierbei begann die blaue Farbung gewbhnlich 
aufzutreten , nach einiger Zeit aber nahm ihre Inten- 
sitftt bedeutend zu ; wenn die Ldsung sehr verdttnnt 
ist, tritt die blaue Farbung erst mehrere Stunden, ja 
bisweiien erst am folgenden Tage, nach dem Er- 
hitzen auf. Bei einer Menge der Carbollbsung von 
etwa 20 Cctmtr. wurde besonders deutbcbe Reaktion 
erlangt bei einer Verdttnnung von 1 : 1000 bis 
1 : 5000 ; viel schwttcher , aber doch nach einiger 
Zeit ziemlich schdn trat die blaue F&rbung auf bei 
einer Verdttnnung von 1 : 10000 bis 1 : 15000 ; bei 
Verdttnnungen von 1 : 20000 bis 1 : 30000 erhielt 
A. anfangs keine Farbenverinderung , aber schon 
15 Min. nach der Erhitzung erschien die Farbung 
deutlich grttnblau und wurde sp&ter noch tiefer; 


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keine Reaktion oder Farbenverinderung erschien 
wihrend langerZeit bei Verdttnnungen vonl : 40000 
bis 1 : 50000 , aber nach 24 Std. zeigte sich auch 
hier eine zwar schwache, aber leicht erkennbare 
blaue Firbung. Bei einer Verdttnnung von 1 : 60000 
missglttckte die Reaktion, als Grenze derselben dttrfte 
hdchstens eine Verdttnnung von 1 : 50000 angenom- 
men werden , bei der jedoch ebenfalls die Reaktion 
bisweiien missglttckt. 

3) Anilin und unterchlorigsaures Natron. Wenn 
Carbolsaure mit gleichem Gewichtstheile Anilin ver- 
setzt und unterchlorigsaures Natron zugeftlgt wird, 
entsteht eine dunkelblaue, reine und bestindige Fir- 
bung , welche durch Zusatz von Siuren in Roth und 
wieder in Blau tlbergeftthrt wird , wenn Alkalien zu- 
gesetzt werden. Gegen diese Reaktion wird bisweiien 
der Einwurf erhoben, dass Anilin allein, ohne Zusatz 
von Phenol , durch unterchlorigsaures Natron blau- 
violett gefirbt wird, doch kann man, wenn die 
Phenolldsung nicht ungewdhnlich schwach ist, die 
unbestindige Farbung des Anilin ohne Schwierigkeit 
von der best&ndigen blauen Firbnng bei Zusatz von 
Carbolsaure unterscheiden , namentlich auch durch 
ihr Verhalten gegen Sauren. Wenn man indessen 
sehr wenig unterchlorigsaures Natron anwendet, was 
fttr das Gelingen der Reaktion bei sehr verdttnnten 
Carbolldsungen ndthig ist, nehmen Phenol und Anilin 
anfangs gleiche Farbung an und es kann % bis 2 
Std. dauera , bis die blauviolette Farbung des Anilin 
verschwunden ist, und die schmutzig gelbe Farbung, 
die d&rauf folgt , kann bis zu 24 Std. bestehen ; da- 
durch wird der Werth und die Anwendbarkeit der 
Reaktion bedeutend geschmalert. Ein Uebei'schuss 
von unterchlorigsaurem Natron schadet bei dieBer 
Reaktion ebenfalls ; als das beste Verhiltniss hat A. 
3 — 4 Tr. gefunden. Die Versuche wurden in einem 
Spitzglas mit 30 — 40 Cctmtr. angesteilt Wenn die 
Miscbung nach Zusatz des unterchlorigsauren Natron 
nicht umgertthrt wird, beginnt die blaue Farbung 
bei starker Verdttnnung der Phenolldsung oben nach 
der Oberflacbe zn und breitet sich langsam nach 
unten zu aus. Die Reaktion ist flbrigens bei starken 
Verdttnnungen ziemlich unzuverlassig und launenhaft, 
doch gelang es A. mitunter , bei Verdttnnungen von 
1 : 50000 — 60000 nach 5 — 24 Std. eine schwache 
blane Farbung zn erhalten; sie scbeint demnach 
empfindlicher als die vorhergehende , aber weniger 
sicher. 

4) Bromwauer. Bei semen Versuchen versetzte 
A. etwa 20 Cctmtr. verdttnnte Phenollbsung mit so 
starkem Bromwasser, dass die Ldsung eine stark 
rothgelbe und [dauemde Bromfarbe annahm. Bei 
einer Verdttnnung der PhenollOsung von 1 : 5000 bis 
20000 wurde die Mischung sofort milchig getrttbt, 
nach einigen Minuten bUdete sich ein weissgelber, 
krystallinischer, gewdhniich glitzernder Niederschlag, 
der bei einer Verdttnnung der Phenolldsuug von 
1 : 30000 nur gering und mehr opaUsirend erschien, 
beim Umschtttteln zu verschwinden schien, sofort 
darauf aber wieder als feine, glanzende, beim Schttt- 


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228 


I. Medicinische Physik, Chemie n.'Botanik. 


teln glitzernde Punkte zum Vorschein kam. Fast 
ebenso verhielt eich eine Lflsung von 1 : 40000 , bei 
einer Losung von 1 : 50000 erechien nach Std. 
ein geringer, aber grober krystallinischer Nieder- 
schlag ; bei einer Verdttnnung von 1 : 60000 erhielt 
A. nach 24 Std. gleichfalls einen geringen Nieder- 
schlag, der sich unter dem Mikroskop leicht als 
Tribromphenol erkennen Hess. Bei stkrkem Ver- 
dttnnungen gelang die Reaktion nicht. 

Die8e Niederechlttge von Tribromphenol treten 
stets mit grosser Sicherheit hervor und bieten unter 
dem Mikroskop bei starker Vergrosserung so cha- 
rakteristische Formen , dass sie leicht zu erkennen 
sind, namentlich wenn sie sich langsam bilden in 
LAsungen von 1 : 30000 oder darttber. In concen- 
trirten Lflsungen besteht derNiederschlag aus ausser- 
ordentlicb kleinen Krystallen , feinen , oft zu Sternen 
vereinigten Nadeln , die nach 24 Std. nicht selten in 
die fllr Tribromphenol eigentlich charakteristischen 
Fonnen ttbcrgehen nnd lange , an ihren Enden trep- 
penfflrmig zugespitzte Nadeln oder Tafeln bilden , in 
der Mittc oft mit einem Kreuz oder einem liegenden 
X verseben. 

Als Grenze ftlr das Gelingen dieser Reaktion ist 
von Landolt eine Verdllnnung von 1:60000 an- 
gegeben worden, docb bildct sich dabei derTribrom- 
niederschlag erst nach sehr langer Zeit, aufderandern 
Seite aber zeigen sich eben hicrbei die charakteristi- 
schen Krystallformen am schonsten. Diese Reaktion 
gehflrt demnach zu den besten und bietet dabei den 
Vortheil, dass man aus dem Nicderschlag zugleich 
einen Schluss auf den grflssern oder geringem Phenol- 
gehalt der Lflsung zu ziehen im Stande ist. 

5) Salpetereauree Quekeilberoxydul mit einer 
Spur salpetriger Saure. A. kochte die Carbolstture- 
lflgung mit etwas salpetersaurem Quecksilberoxydul 
und setzte dann vorsichtig eine Spiff salpetrige Skure 
zu in Form von Untersalpeterskure mit Wasser oder 
etwas gelostemsalpetrigsaurenKali, was noch zweek- 
mllBsiger war. Phenollflsungen von 1 : 50<)0nahmen 
rothe, solche von 1 : 10000 nur eine gelblichrdthliche 
Fttrbnng an, bei stftrkern Verdttnnungen war die 
Reaktion nur unsicher und undeutlich, wfthrend 
P 1 u g g e angiebt, bei Lflsungen von 1 : 60000 deut- 
liche und bei solchen von 1 : 200000 mitunter noch 
merkbare Reaktion gesehen zu haben ; A. konnte sie 
nur bis zu Lflsungen von 1:15000 erhalten imd 
selbst bei mehr Phenol entlialtenden Ldsungen ver- 
sagte sie ihm mitunter. 

6) Salpetersauree Quecksilberoxyd mit einer 
Spur salpetriger Sdure. Diese Reaktion hat A. ent- 
schieden gut gefunden. Er kochte die Phenollflsung 
mit moglichst neutraler salpetersaurer Quecksilber- 
oxydlflsung und setzte dann vorsichtig tropfenweise 
eine sehr verdtlnnte Lflsung von rauchender Salpeter- 
skure oder salpetrigsaurem Kali zu. Beim Kochen 
wird ein Theil des Oxyd zu Oxydul reducirt. Zu 
jedem Vernche verwendete A. ungeflhr 20 Cctmtr. 
Phenoll&sung und erhielt bei einer Verdttnnung der- 


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selben von 1 : 5000 einen geringen Niederschlag and 
eine schSn und intensiv roth geftrbte Flttssigkeit. 
PhenollOsungen von 1 : 10000 bis 30000 ergabeo 
alle dasselbe Resultat, bei verdtlnnteren (1 : 40000 
bis 60000) wurde die Flttssigkeit erst schwach ge- 
rflthet, nach 5 Min. aber war sie lichtrotb. Phenol- 
lOsungen von 1 : 80000 bis 100000 blieben anfangs 
imverindert, 5 Min. nach dem Kochen wurden sie 
aber schSn rosa gefkrbt. Eine Verdflnnung der 
Phenollflsung von 1 : 150000 bis 200000 gab kerne 
Reaktion beiZusatz vonNO t , wohl aber mit KO,NO, ; 
die letztere Verdttnnung dflrfte als Grenze fttr die 
Reaktion zu betrachten sein. 

7) Millons Reagens. Dieses Reagens war nach 
Hoppe-Seyler’s Vorsclirift in der Weise bereitet, 
dass Quecksilber in rauchender Salpetersfture gelflet 
und die Ldsung mit 200 Voll. Wasser verdtlnnt wird. 
Von dem Reagens hatte A. VorTath und verwendete 
zu seinen Versuchen dasjenige , das am freiesten von 
Sfiure war. Die Versuche wurden in der Weise an- 
gestellt, dass ung^filhr 20 Cctmtr. Phenollflsung mit 
5 — 10 Tr. von Millon’s Reagens versetzt wurden und 
dann die Mischung gekocht wurde. Dabei bildet sich 
gewflhnlich eine gelbweisse Trflbung von basischem 
Salz, dessen Fftllung indessen auch in blosem Wasser 
ohne Phenol vor Bich geht. Wenn die Mischung noch 
kochend heiss ist , wird von Salpeterskure vorsichtig 
tropfenweise so viel zugesetzt , als nflthig ist , den 
Niederschlag aufzulflsen, wobei die Mischung eine 
schfln rothe Farbe annimmt , die in kurzer Zeit noch 
zunimmt. Die Reaktion ist sehr einfach auszuftthren 
nnd ae misslingt nie ; etwas mehr oder weniger von 
der Millon’schen Flttssigkeit macht wenig Unter- 
schied , aber ein bedeutenderer Ueberschuss von Sal- 
petereaure muss vermieden werden. Die rothe Farbe, 
welche die Flttssigkeit annimmt, ist sehr intensiv und 
bleibt mehrere Tage lang unverilndert. In Bezug 
auf die Einfacliheit der Ausftlhrung und die Sicher- 
heit des Erfolgs ttbertrifft diese Reaktion alle andern. 
Bei einer Verdttnnung der Phenollflsung von 1 : 50000 
bis 200000 erhalt man scliflne rothe F&rbung ; bei 
Verdttnnungen von 1 : 250000 bis 400000 wird die 
Mischung etwas schw&cher, aber immerhin noch stark 
genug und dauemd roth gef&rbt. Bei Verdttnnungen 
von 1 : 500000 bis 600000 erscheint die Flttssigkeit 
sofort etwas gefkrbt; in 10 — 15 Min. aber wird die 
F&rbung deutlich, wenn aucb nicht stark roth. Bei 
Verdttnnungen von 1 : 800000 bis 1000000 erhielt 
A. binnen */ 4 Std. eine deutliche und sichere Reaktion 
und leicht erkennbare rothe F&rbung , und selbst bei 
Verdttnnung von 1 zu l’/j Millionen war die rothe 
Fttrbung noch deutlich. Als Grenze fttr die Deutlioh- 
keit der Reaktion dttrfte nach A. eine Verdttnnung 
von 1 Phenol in 2 Millionen Wasser anzunehmen 
sein ; in einer Probe von 20 Cctmtr. Phenollflsung 
kann man demnach 0.01 Mgrmm. Phenol nachwei 
sen. Freilich giebt das Millon’sche Reagens auch mit 
verschiedenen andern Mitteln rothe F&rbung, dooh 
geht A. darauf, sowie ttber die beste Art, Phenol in 
einer Flttssigkeit zu entdecken , nicht ein , da dleas 


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II. Anatomic n. Physiologie. 


229 


nachzuweisen nicht seine Absicht in dem vorliegenden 
Aufsatz gewesen sei and seine Versnche in dieser 
Richtung noch nicht abgeschlossen seien. Vorlftufig 
theilt er nor mit, dass man nach Zusatz von Schwefel- 
store zn 100 — 200 Cctmtr. Menschenharn , Blut- 
senun vonPferden und Pferdeblut ein Destillat erhalt, 
das mit Millon’schem Reagens ziemlich gate Phenol- 
reaktion giebt 

b) S alicylsaurere aktionen. 

Von der besten Salicylsiure (sogen. sublimirte 
S.-S.) , rein weiss und aus kleinen feinen Krystall- 
nadeln bestebend, von hdchst geringem Geruch, ldste 
A. 1 Grmm. in warmem Wasser und verdflnnte die 
Liteung bis zu einem Liter; durcb weitere Verdtln- 
nung mit destillirtem Wasser wurden LSsungen von 
verschiedener Starke bereitet und von diesen ftlr jeden 
Versuch 20 Cctmtr. verwendet. Als Reagentien wur- 
den die nach den vorhergehenden Versuchen fUr 
Carbolsaure als die besten befundenen in derselben 
Weise geprtlft. 

Erhitzung einer Mischung von Salicylsftureldsung 
mit Ammoniak u. etwas unterchlorigaaurem Natron 
gab stets keine Reaktion , selbst wenn die Salicyl- 
saureldsung 1 : 1000 betrug. 

Die Bromisasserreaktiion gelang jedoch stets fast 
in gleichem Maasse wie bei der Carbolsaure und lie- 
ferte bei der mikroskopischen Untersuchung fast 
gleich charakteristische Krystalle , doch erschien die 
Reaktion Air dieSalicylsaure etwas weniger empfind- 
lich. Bei einer SalicylsanrelOsung von 1 : 10000 er- 

IL Anatomle 

444. Die mensohliohe Oberhaut und deren 
Anhangsgebilde ; von Dr. P. Unna. (Arch. f. 
mikroskop. Anat. XII. 4. p. 665 — 741. 1876.) 

Die in Strassburg ausgeflihrten Untersuchungen 
wurden wesentlich an Tinktionspraparaten vorge- 
nommen, wozu Ueberosmiumsaure , Pikrocarmin und 
Hamatoxilin verwendet wurden. 

Die Epidermis wurde an der Fingerbeere der 
menschlichen Hand nntersucht. An ihr unterscheidet 
Unna 3 verschiedene Abschnitte : a) eine Stachel- 
sehicht (Stratum spinoBiun), womit die sonst als Rete 
Malpighi oder als Stratum mucosnm bekannte Schicht 
bezeichnet wird. Dieser veranderte Name verdient 
den Vorzug, weil wir jetzt wissen , dass das ganze 
Rete Malpighi an den geschichteten Epithelien Er- 
wachsener , nach Unna aber auch der Embryonen, 
aos Stachelzellen besteht ; b) eine KSrnerachicht 
(Stratum granulosum) ; c) eine Hornschicht (Stratum 
oornenm). Alle 3 Schicbten jedoch sind durch mehr 
oder weniger ausgepragte Uebergange mit einander 
verbunden. 

Am Haare untersuchte U. zunachst die Hflilen, 
um Einsicht darttber zn erlangen, ob die Uebergangs- 
schichten der Epidermis auch ftlr den Ban des Haars 
von Bedeutung sind. Die an den Tinktionspraparaten 
gewonnenen Anschauungen ttber das Verhalten der 

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hielt A. nach Zusatz von Bromwaseer sofort milchige 
TrBbung , die nach 5 Min. durch eine Masse schCn 
glitzernder kleiner Krystalle ersetzt wurde. Eine 
Salicylsaurelflsnng von 1 : 20000 wurde fahl and 
setzte in 5 Min. kleine KOrner von krystallinischem 
Aussehen ab ; bei einer Ldsung von 1 : 30000 brachte 
das Bromwasser anfangs keine sichtbare Veranderang 
hervor , aber bald stellte sich auch hier ein gleicher 
Niederschlag ein wie bei der vorhergehenden Probe. 
Bei starkern Verdtinnungen , bis zn 1:50000, er- 
kannte man erst nach 24Std. mittels der mikroskop. 
Untersuchung einige Krystalle. 

Die Reaktion mit Millon’schem Reagent gelang 
in gleicher Weise wie bei der Carbolsaure. Dieselbe 
rothe Farbung erschien darauf selbBt noch in einer 
Ldsung von 1 : 1000000, womit indessen die Grenze 
der Wirkung durchaus noch nicht erreicht zu sein 
schien. 

Besser als mit der Carbolsaure gelang die dauemde 
violette Farbung durch Zusatz von etwas Eisenchlorid- 
Idaung, sie zeigte sich sehr einfach und misslang auch 
bei sehr bedeutender Verdllnnung nicht, selbst wenn 
nur sehr wenig Eisenchloridlosung (*/ a — */, Tr.) 
zugesetzt wurde. Die violette Farbung war sehr 
bestandig und blieb mehrere Tage, wenn dieSalicyl- 
saurelSsung nicht zu verdtlnnt war (etwa 1:30000). 
Die Reaktion ist ftlr Salicylsaure so empfindlich, 
dass man bei LSsungen von 1 : 100000 noch starke, 
ja oft bei Ldsungen von 1 : 800000 — 1000000 zwar 
schwache , aber doch noch leicht erkennbare violette 
Farbung erhalt. (Walter Berger.) 

u. Physiologie. 

innern Wurzelscheide und des Oberhautchens werden 
durch zahlreiche Abbildungen, znm Theil auch sche- 
matischer Art, dargelegt, aus denen hervorgeht, dass 
die innere Wurzelscheide dererate Theil des Haares 
ist . der mit zunehmendem Alter sich von seinem 
Mutterboden ablest. Mit grosser Ausftlhrlichkeit 
verbreitet sich U. weiterhin tiber die Vorgange beim 
AblOsen des auf der Papille sitzenden Haares (Pa- 
pillenhaar) von dieser Papille und seine Erscheinung 
als sogen. Beethaar , sowie tiber den Haarwechsel 
im Allgemeinen, worttber jedoch das Original mit den 
zugehdrigen Abbildungen nachzusehen ist. 

Behn Nagel ftlhrte die Anwendung der Tinktions- 
methoden zu Anschauungen, welche von den gegen- 
wartigen Darstellungen des Nagelbaues mehrfach 
abweichen. Die Ergebnisse der noch keineswegs 
abgeschlossenen Untersuchungen werden in folgenden 
Satzen zusammengefasst : 

1) Die alleinige Matrix des eigentlichen Nagels 
ist der Boden des Falzes. 

2) Der Nagel wird in Schichten abgesondert, 
die der Nagelmatrix parallel sind und desh&lb im 
Falze und auf dem Nagelbette eine von hinten oben 
nach vorn unten schrag herabgehende Lage besitzen. 

3) Die Dicke des Nagels , verglichen am freien 
Rande und an dem Punkte, wo die Nagelmatrix auf- 

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230 


II. Anatomic n. Physiologic. 


hdrt and das Nagelbett beginnt, ist vollkommen 
gleich beitn Erwachsenen. Beim Nengebornen und 
spite r nocfa ist der Nagel am freien Rande so gar 
d tinner. 

4) Der eigentliche Nagel erhilt keinen Zuschuss 
von der St&chelschicht des Nagelbettes. Beim Neu- 
gebornen steht der hintere Theil der Stachelschicht 
des Nagelbettes nackt am Nagel , wihrend von vorn 
her Kdrner- und Homschicht sich zwischen Stachel- 
Bcbicht und Nagel einschieben. Beim Mwftchentlichen 
Kinde liat diese normale Homschicht einem Gebilde 
besonderer Art Platz gcmacht, das aus glashellen 
Schollen besteht und Uber der fertigen Homschicht 
der angrenzenden Oberhaut plotzlich eine 4 — 5fache 
Dicke einnimmt. Kdraerzellen sind zwischen diesem 
Stratum und der Stachelschicht des Nagelbettes nicht 
zu finden. 

5) Die Homschicht, die den Nagel von der Decke 
des Falzes trennt , ist vollst&ndig wie an normaler 
Oberhaut gebildet. Das Deckenepithel des Falzes 
fliesst rait der Oberhaut des Fingerrtlckens unter 
Bildung eines eigenthtlmlichen Wulstes, des „Decken- 
wnlstes", zusammen , der im Innem eine besonders 
lockere, focberige Beschaffenheit besitzt. 

fi) Der Nagel selbst entsteht durch einen von der 
Oberflichenverhomung bedeutend abweichendenVer- 
homungsprocess. Kleine, zur schrftgen Richtung der 
Nagelschichten senkrecht gestelltc Epithelzapfen 
fliessen zu einer Schicht hellerer Stachelzellen zusam- 
men ; in dieser werden die Stachelzellen immer deut- 
licher , wihrend die Zellen sich abplatten , wodurch 
eine stark punktirte, dunklere Uebergangsschicht 
entsteht. Aus dieser Schicht gehen endlich die sehr 
platten , glfinzenden und mit feiner Z&hnelung ver- 
sehenen Nagelzellen hervor. Von einer Kflmerschlcht 
findet sich bier keine Andeutung. 

7) In der Entwickelung des Nagels sind 4 Pe- 
rioden zu unterscheiden : a) das Eponychium oder 
der primitive Nagel (2. — 8. Mon.) ; b) der fra zu 
Tage tretende, aber noch fest anliegende eigentliche 
Nagel (8. — 9. Mon.) ; c) der fra sich erhebende 
Nagel des Nengebornen; d) der Nagel des Er- 
wachsenen. 

8) Vom 2. bis 8. Mon. vertritt eine partiell stftr- 
kere Verhomnng der Oberhaut am Rtlcken des letzten 
Fingergliedes die Stelle des Nagels. Die aus Cylin- 
der- und Stachelzellen bestehende Epidermis der 
Volareeite verftndert sich auf der Dorsalseite , indem 
hier eine besonders stark geschichtete und fest zu- 
sammenh&ngende Homschicht , das „Eponychium a , 
die Stachelzellen in ihrer Entwicklung zurUckhftlt. 
Dasselbe zieht vom Walle Uber den Falz des sp&tern 
Nagels und fiber eine Einbuchtung nahe der Finger- 
spitze hinweg , urn sich an der Fingerbeere zu in- 
eeriren. Bei der starken Entwickelung der Finger- 
beere im 4. und 5. Mon. bleibt es zwischen diesem 
Punkte ausgespannt und giebt zuerst im vordern 
Theile nach , worauf die Epithelien jener Bucht «ch 
stark vermehren, blftttert aber endlich bis gegen den 


spfttera Nagelfalz hin ab, wodurch der eigeatUshfl 
Nagel frei wird. Ein Rest des Eponychium bleibt 
wihrend des ganzen Lebens ala „Deckenwulst“ be- 
stehen. 

9) Die eraten Nagelzellen entstehen vorderhalb 
des Nagelfalzes unterhalb des Eponychium. Mit der 
Lockerung des Eponychium schieben sich diese 
grossen hellen Zellen in dttnner Schicht zueret nach 
vom vor, dann erst producirt auch der Falz in immer 
grflsserer Tiefe Nagelzellen. Die am weitesten vor- 
geschobenen Nagelzellen verhomen zuerst, indem sie 
platter werden und einen dichten Stachelpanzer er- 
halten. Von hier aus rflekt die Verboraung nach 
hinten in den Falz vor. Im 7. Mon. bedeckt ein 
dflnner eigentlicher Nagel den etwas hervorragenden 
Abschnitt zwischen Falz und oberer Bucht, das spi- 
tere Nagelbett, selbst noch bedeckt vom Epony- 
chium. 

10) Der Abschnitt, welcher dem Nagelbette ent- 
spricht, erleidet wihrend des Embryonallebens keine 
besondem Verindemngen. Er besteht aus strafferem 
Bindegewebe, als die Fingerbeere und der Nagel wall 
enth&lten, und besitzt nach dem Epithel zu eine 
homogene Grenzmembran, die erst mit der Lockerung 
des Eponychium von vom nach hinten sobwindet. 
Das Epithel desselben sebiekt weder Kolben in die 
Tiefe , wie an der Fingerbeere , noch trigt es zur 
Bildung des darllber fortgeschobenen Nagels bei. 

11) Nach Abblitterung des Eponychium reicht 
der darunter gebildete Nagel so weit wie dieses, um- 
greift also noch einen kleiDen Theil der Fingerkuppe. 

12) Nach der Geburt erhilt das bis dahin un- 
produktdve Nagelbett sehr schrig liegende Papillen, 
also noch keine Blitter oder Leisten. Die Epithel- 
zapfen, welche diesen Papillen entsprechen , werden 
nach hinten zu bedeutend kleiner , lassen sich unter 
der Nagelmatrix im Falze kaum mehr einzeln erken- 
nen und machen erst unter dem hintersten Falztheile 
wieder 3 — 4 michtigen Epithelzapfen Platz, welche 
die Durchschnitte von ebeu so viel hufeisenfbrmig am 
Nagelrande entlang laufenden Epithelwillen dar- 
stellen. Mit dieser letzteren papillaren Entwickelung, 
die zu sehr verschiedenen Zeiten (8. Mon. bis mehrere 
Mon&te nach der Geburt) eintreten kann, scheint das 
Herab rtlcken der Nagelmatrix in den hintersten Theil 
des Falzes znsammen zu hingen. (Theile.) 

445. Ueber die Nervenendigung in der 
Epidermis der Siuger ; von Dr. Aug. v. Moj- 
si so vie s. (Sitzb. d. k. k. Akad. d. Wissensch. in 
Wien. LXXI. 3. Abth. Mira. 1875.) 

An derSchnauze des Hausschweins wurdensenk- 
rechte Durchschnitte unter Anwendung der Vergol- 
dung untersucht, und im Allgemeinen stellte sich eine 
Best&tigung dessen heraus, was E berth an der 
Haut des Lippenrandes bei Kaninchen gefunden hat. 
Aus dem reichen Cutisnervengeflechte treten Aus 
Uufer theils in die dttnnen Cutispapillen, theils direkt 
in die Epidermis. Die in die Epidermis emtretenden 
Nerven verlaufen meist leicht geschltagelt gegen die 


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II. Anatemie n. Physiologic. 


231 


Oberittebe bin, indem sie dichotomische Theilungen 
erfahren and im weitern Verlaufe sich veijtlngenund 
varikSs werden. Sie lassen sich so bis nahe an die 
Hornschicht verfolgen. Die Fasern verlanfen aber 
zwischen den Epidermiszellen und endigen mit kol- 
benartigen EndanscbweUnngen , die ebenf&lls noch 
zwischen den Zellen gelagert sind. Dnrch Macera- 
tion bereits mikroskopisch untersuchter gelungener 
Goldprftparate mit 35procent. Kalilauge gelang ea, 
alle zelligen Elemente znm Schwinden zu bringen, 
wobei das vollstkndig intakte Nervenskelet bis zu 
dessen feinsten Auslkufem und Endigungen zurttck- 
blieb. — Vom Zusammenhange der varikSsen Ner- 
venfkden mit stemf&rmigen oder Langerham ' schen 
Kflrperchen hat sich M. niemals mit Bestimmtheit 
flberzeugen kSnnen. 

An den Tasthaaren der Schnauze des Maulwurfs 
und der Mans liessen sich Nervenf&serchen auf senk- 
rechten Durchschnitten in gleicher Weise gegen die 
der Hornschicht der ftussern Epidermis entsprechende 
innere Wurzelscheide des Tasthorns hin verfolgen, 
wo sie knapp vor dieser in ganz fthnlichen kdlbchen- 
artigen Anschwellungen endigten. 

Es scbeint somit die Endausbreitung der sensibeln 
Nerven in der Epidermis der Sftugethiere im Wesent- 
lichen flberall die gleiche und mit der im vordern 
Hornhautepithel gefundenen flbereinstimmend zu sein. 

(Theil e.) 

446. Die Nerven der gl&tten Muakul&tur ; 
von Stud. d. Med. M. LOwit. (Sitz.-Ber. d. k. 
Akad. d. Wissensch. in Wien. LXXI. 3. Abth. April 
1875.) 

Zn den im histologischen Institute im Prag aua- 
gefttbrten Untersuchungen wurde hauptsftchlich die 
Harnblase der einheimischen Amphibien benutzt. Die 
Beobachtung wurde am besten durch Goldtinktion 
gef&rdert; nur muss der Yergoldung ein Ansiuern 
des Prkparats vorausgehen, namentlich durch reine 
Ameisensfture von 1.12 spec. Qewicht. 

Klebs wie Arnold haben in der Harnblase 
des Frosches einen Grundplexus , ein intermediares 
Netz nnd ein intramnskulares Netz unterschieden. 
Der Grundplexus besteht nach L 0 w i t aua Primitiv- 
fibrillenbflndeln mit Markscheiden ; das intermediare 
Netz enthtt.lt Primitivfibrillenbtlndel mit und ohne 
Schwann’sche Scbeide ; die intramuskulare Nerven- 
aosbreitung enthklt TerwinalfibrilUn , die 1 — 4 
Mikr n-Mmtr. Dicke haben. Die Terminalfibrillen 
gehen im Allgemeinen in der Weise aus dem inter- 
mediaren Netze hervor , dass dessen Bflndel fort- 
sehreitend sich mehr und mehr verksteln. Im Be- 
rriche der intramuskularen Nerven kommen die von 
Frankenhanser und von Arnold hervorgeho- 
benen Theilungen und Anastomosen im Ganzen doch 
nor sehr selten vor. Nirgends findet sich eine Kem- 
anschwellung an den Terminalfibrillen. 

Verfolgt man an der Harnblase des Frosches 
oder des Salamanders eine einzelne Muskelzellen- 
reihe , so sieht man derselben eine Terminalfibrille 

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anliegen, und im Allgemeinen ist dieses Anliegen in 
der Nahe des Muskelkems am engsten. Sind zwei 
Muskelzellenkerne an einander liegend, so verlkuft 
eine Terminalfibrille in der zwischenliegenden Kitt- 
substanz oder die Seitenr&nder jeder Doppelreihe 
werden durch zwei Fibrillen begrenzt. 

Fflr die starken , aus mehrfachen Muskelzellen- 
reihen zusammengesetzten Muskelbander ergeben 
sich aus den Beobachtungen folgende Resultate. Die 
Nervenfibrille verlauft auch hier in der Kittsubstanz 
zwischen den reihenfformig geordneten Muskelzellen, 
also parallel mit diesen Reihen , und im Allgemeinen 
kommt auf jedeMuskelzellenreiheeineeigeneNerven- 
endfibrille; ein Zusammenliang zwischen Nerv und 
Muskel ist immer vorhanden , und zwar in der Nahe 
des Muskelkems ; direkt mit dem Muskelkeme httngt 
aber die Nervenfibrille nie zusammen , sondern nur 
mit der Muskelsubstanz in der Nahe des Kems. 
Eine eigentliche Nervenendigung in der glatten 
Muskulatur ist nicht auffindbar, Eine Verschmelzung 
von Nerv und Muskelfaser scheint auch nicht statt 
zu finden ; das enge Aneinanderliegen beider in der 
Gegend des Muskelkems mag schon genttgen , um 
die Energie der Muskelfaser zu erwecken. 

(Theile.) 

447. Der Musoulua stemooleldomastoidaos ; 
von Prof. W. Krause. (Med. Centr.-Bl. XIV. 25. 
1876.) 

Am Stemocleidomastoideus sind statt der ge- 
wflhnlich angenommenen zwei Muskelztige vier zu 
untencheiden , deren Ursprtinge and Insertionen 
durch folgende Bezeichnungen bequem sich darstellen 
lassen: 

1) Die Portio steroomastoidea entspringt am obera 
Rande des Sternum, inserirt sich am lateralen Rande 
des Proc. mastoid, und dem angrenzenden Theile 
der Pars mastoid, des Schlafenbems ; sie ist die 
starkste Portion. 

2) Die Portio steraooocipitalis entspringt seitwirts 
dicht neben der vorigen Portion vom Sternum, ist 
dtlnn, oberfikchlich gelegen, schliesst sich aufsteigend 
der dritten Portion an und inserirt sich am lateralen 
Ende der Linea semicircularis superior des Hinter- 
hauptsbeins, bis zur Insertion der Portio steroo- 
mastoidea hin reichend. 

3) Die Portio cleidooccipitalis entspringt am Schltis- 
selbeine in grOsserer oder geringerer Breite, gewdhn- 
lich aber in grttsserer Breite als die Portio sterno- 
occipitalis. Diese oberfikchlich liegende Portion 
vereinigt sich im Aufsteigen mit der Portio steroo- 
occipitalis und inserirt Biel? medianwftrts neben der- 
selben an die Linea semicircularis superior. 

4) Die Portio cleidomastoidea entspringt breitvom 
Schlttsselbeine hinter der Portio cleidooccipitalis, tritt 
unter die Portio sternomaatoidea und wird der tiefste 
Theil des ganzen Muskels. Sie heftet sich mit der 
PoTtio cleidomastoidea gemeinschaftlieh an den Zitxen- 
fortsatz bis zu dessen Spitze herab. 

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232 


II. Anatomie u. PhyMologie. 


Der Nervus accessorius durchbohrt die Portio 
cleidomastoidea oder dringt zwischen dieser und der 
Portio sternomastoidea ein und tritt zwischen den 
beiden vom Schltisselbein kommenden Portionen aus. 
Die vier Portionen erhalten gesonderte Nerven- 
st&mmcben. 

Bei Saugethieren fehlt bald diese, bald jene 
Portion : so hat der Dachs nur die Portio stemo- 
mastoidea u. cleidooccipitalis, der Marder die Portio 
sternooccipitalis u. cleidomastoidea, Lepus die Portio 
sternomastoidea u. cleidomastoidea. 

Die gewolmlichen Variety ten beim Menschen er- 
kl&ren sich leicht aus Isolirtwerden oder Fehlen ein- 
zelner Portionen , bezilglich aus der Ausdehnung der 
Portio cleidooccipitalis bis zur Protube rantia occipitalis 
externa. (Theile.) 

448. Ueber die Muskul&tur der grdasern 
Arterien, tnsbesondere Hirer Tunica adventitia; 
von Dr. Max B res gen. (Virch. Arch. LXV. 2. 
p. 246—261. 1875.) 

Die Untersuchung wurde wesentlich an Tinktions- 
pr&paraten ausgefdhrt, die der Iliaca communis, 
Iliaca externa et interna des Menschen entnommen 
warden. 

An der Tunica media zeigt sich die gewdhn- 
liche Anordnung (ringfCrmig verlaufende Muskel- 
fasern mit eingeschobenen elastischen Faseni und 
Lamellen) , von der nur selten Abweichungen vor- 
kommen. Auf die Media folgt stets, scharf davon 
abgesetzt , nacli aussen eine schmalere oder breitere 
Schicht dichter , mit sp&rlichem Bindegewebe durch- 
setzter elastischer Fasern , die einen stark welligen 
Verlauf aufweisen. Auf diese Scliicht folgt meist 
lockere8 Bindegewebe, in dem hier und da einige 
Bllndel glatter L&ngsmuskulatur vorkommen. Weiter 
nach aussen jedoch mehren sich diese BUndel von 
Lilngsmuskulatur , so dass schlttsslich eine Schicht 
anftritt , worin die Muskulatur durch kusserst zakl- 
leiche Bttndel vertreten ist. Dann folgt stets sehr 
lockeres Bindegewebe und Fettgewebe. Unmittelbar 
nach aussen von den MuskelbttndeLn reisst bei dtln- 
nem Schnitten das Gewebe schon beim AbsptLlen in 
Alkohol ab, wodurch die Annahme gerechtfertigt 
erscheinen mag, dass die Grenze der Adventitia hier- 
her zu verlegen ist. — Die einzelnen Langsmuskel- 
bllndel der Adventitia bekommen von dem sie um- 
gebenden Bindegewebe eine besondere Hfllle , ganz 
ilhnlich deijenigen, welche in der Media die dicht 
neben einander liegenden RingmuskelbUndel umgiebt. 
Die einzelnen Fasern der Lkngsmnskulatur zeigen 
in der Adventitia durchgilngig eine dichtere An - 
ordnung als in der Media. — Auf Lftngsschnitten 
der Muskulatur der Adventitia sieht man meist schmk- 
lere oder breitere Binder, die auch bei schwacher 
Vergrbsserung schon eine streiiige Struktur erkennen 
lassen ; diese tritt aber bei stirkerer Vergrdsserung 
deutlich hervor, so dass man die einzelnen Fasern 
unterscheiden burn ; dunklere Stellen innerhalb dieser 
deuten den Kern an. 


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Lkngsfasermuskeln hat B. auch in der Adventitia 
derMesenterica superior, der Renalis, derSpermattca 
interna gefunden. Dagegen fand sich in der Mesen- 
teries inferior, der Lienalis, der Gastroduodenalis 
nichts von einer Lkngsmuskulatur und ebenso auch 
nicht in den Arterien der obern und der untern Ex- 
tremitkt. Nur die Poplitaea zeigte in der Tunica 
media mkchtige Lagen von Lkngsmuskulatur. Auch 
die gTdsseni Gehirngefesse , die wenigstens einige 
Male untersucht wurden , liessen stets nur eine dicht 
gedrkngte Ringmuskulatur , und zwar in der Media, 
erkennen. 

Uebrigens kamen auch in den Iliacae in einzelnen 
Fallen Abweichungen von der beschriebenen An- 
ordnung vor. So waren in einem Falle Langsfaaer- 
bflndel in der Media einfach eingesprengt und auch 
in geschichteter Anordnung vorlianden ; bei einem 
andern Individuum war eigentlich keine Adventitia 
zu unterscheiden und somit fehlten auch die ihr zu- 
gehtirigen Langsfaserbttndel, woftlr aber in die Ring- 
fasermuskulatur der Media zahlreiche Lkngsfaser- 
btindel eingesprengt erschienen. Zieht man nun 
ferner in Betracht, dass bei einigen Prkparaten der 
Mesenteries superior weder in der Adventitia noch 
in der Media Lkngsmuskulatur angetroffen wurde, 
und dass ein anderes Mai in der Renalis die L&ngs- 
muskulatur in der Media reichlich entwickelt sich 
zeigte, so wird man wolil annehmen mtlssen, dass 
der Bau der Arterienrohre kein unwandelbar fest- 
atehender ist, vielmehr mannigfachen Schwankungen 
unterliegen kann. (Theile.) 

449. Ueber den Bau der Splnalganglien ; 
von M. H o 1 1. (8itz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss. zu 
Wien. LXXn. 3. Abtli. Juli 1875.) 

Ueber das Verhalten der Nervenfasem und der 
Nervenzellen im Ganglion der hintern Wurzel der 
Rtlckenmarksnerven sind im Verlauf der Zeit dreierlei 
Ansichten aufgestellt worden. Dass die Zellen apolar 
wftren und mit den ein- und austretenden Fasern in 
keiner. wirklichen Verbindung stknden , wurde seiner 
Zeit von V o 1 k m a n n behauptet. R. Wagner, 
Robin, Bidder, Remak, S tannins, und in 
neuester Zeit zumal Arndt, lassen eine einzelne 
Nervenfaser in die Zelle Ubergehen und ebenso wieder 
von der Zelle abgehen , so dass diese als bipolar zu 
bezeichnen ist. Nach Axmann, Beck, Cour- 
v o i s i e r und Andern sollen die Zellen unipolar sein, 
nkmlich nur in peripherischer Richtung eine Faser 
entsenden. 

R. W a g n e r versuchte bereits, die ein- und aus- 
tretenden Fasern des Spinalganglions und die darin 
enthaltenen Zellen beim Frosche abzuzkhlen und auf 
diesemWege dieFrage der Entscheidung zuzuftlhren, 
und dieses Verfahren wurde auch von Beck ange- 
wendet. Gleichwohl sind beide zu einander wider- 
sprechenden Resultaten gekommen. 

Ho 11 hat den nkmlicheu Weg eingeschlagen, 
nur aber von vorn herein auf die zn unsichere Zih- 
lung der Nervenzellen verzichtet. Die Nerven wur- 


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Q. Anatomie n. Physiologie. 


233 


den theils in Ueberosmiumsfture, theils in Chromsiure 
erhartet and tingirt and dann warden die beiden 
noch vollstandig getrennten Wurzeln des Nerven 
oberhaib des Ganglion durchschnitten and zur Ab- 
zihlang ihrer Fasern verwendet , and ebenso wurde 
der unterhalb des Ganglion vorhandene Nerven- 
stamm, der aus der Vereinigung beider Wurzeln ent- 
standen ist, durchschnitten und zur Abzablung seiner 
Nervenfasern benutzt. Vom Frosche wurde hierzu 
der letzte Nerv oberbalb des Plexus ischiadicus , der 
zur Lenden- und Weichengegend herabsteigt, 2mal 
verwendet (I. II.), nnd auBeerdera wurde die Zahlung 
anch 2mal (III. IV.) bei FrSschen an dem obereten 
Nerven des Plexus ischiadicus selbst ausgeftlhrt. 

I. Die motorische Worzel enthielt 196, die sensible 
Wnrzel 339 Fasern, zusammen also 535. Die Zahlung der 
Fasern des Stammes fuhrteauf die Zahlen 540^-636 — 634. 

n. Die motorische Wurzel hatte 174, die sensible 
Wnrzel 462 Fasern , zusammen also 636. Im Stamm e 
warden 647 Fasern geziihlt. Die Differenz betragt 11. 

III. Die motorische Wurzel hatte 696, die sensible 
Wurzel 798 Fasern , zusammen 1393. Der Stamm ent- 
hielt 1416 Fasern. Differenz 23. 

IV. Die motorische Wurzel hatte 731 , die sensible 
Worzel 996 Fasern, zusammern 1726. Der Stamm ent- 
hielt 1739 Fasern. Differenz 13. 

Ferner gestattete auch die bedeutende Dunne der 
obem und mittlern Ruckenmarksnerven der Katze eine 
gleiche Abzahlung der Fasern, nnd hier wurde gefonden : 

V. In der motorischen Wurzel 358 , in der sensibeln 
Wurzel 898 Fasern , zusammen 1266. Der Stamm ent- 
hielt 1268 Fasern , so dass die beideriei Summen nur um 
2 dHTeriren. 

VI. In der motoriscben Wurzel 722, in der sensibeln 
Wurzel 989 FaBern, zusammen 1711. Der Stamm ent- 
hielt 1696 Fasern. Differenz 16. 

Diese Zahlen sprechen wohl deutlich daftir , dass 
im Ganglion keine durch nnipolare Zellen hervor- 
gebrachte Nervenfaservermehrung stattfindet, oder 
dass diese Vermehrung, mit der Gesammtsumme der 
Fasern verglichen, doch nur eine ausserordentlich 
geringe ist. Die gefundenen geringen Differenzen 
der beideriei Summen wird man wohl fllglich als auf 
Feblem der schwierigen Zahlung beruhend ansehen 
dtkrfen. Indirekt sprechen also diese Zahl ungen daftir, 
dass die Nervenzellen in den Spinal ganglien, wie bei 
den Fischen, so auch bei den nackten Amphibien 
and bei den S&agethieren bipolar Bind. (Theile.) 

450. Zur Kenntnias der Schilddriise und 
des Sohildknorpels ; von Dr. Wenzel Gruber 
in Petersburg. (Virch. Arch. LXVI. 4. p.447 — 457. 
1876 .) 

I. Schilddrute. An dieser zeigt sich bisweilen 
die (an die Thierbildung erinnernde) Varietat, dass 
sie bei Mangel des mittlern Lappens oder des Isthmus 
als ein paariges Organ (Glandula bipartita) sich dar- 
stellt , was Gruber bei den vor mehr denn 30 J. 
in Prag an den Leicben von Czechen vorgenommenen 
Untersuchungen bei 1%, dagegen bei den in Peters- 
burg ausgefilhrten Untersuchungen an den Leichen 
von Russen bei 5% augetroffen hat Die Theilung 
der DrOse kann aber auch bei Vorhandensein des 
Med. Jahrbb. Bd.171. Hft.3. 


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Isthmus gefunden werden, indem derselbe vom rech- 
ten oder vom linken Seitenlappen getrennt ist Dieser 
Fall kam in Petersburg unter 400 F&lleu nur ein- 
mal vor. 

Nach der 8. 454 gegebenen Beschreibung lag der 
rudiraentare Isthmus (7 Mmtr. boch, 6Mmtr. dick, 1 Ctmtr. 
breit) vor dem 2. Tracheralringe , war durch einen 2 bis 

3 Mmtr. hohen und dicken Stiel mit dem rechten Lappeu 
der Druse im Zusammen hange , dagegen mit dem linken 
Drfisenlappen nur durch ein gefSsshaltiges Bindegewebs- 
band verbunden. 

Eine Glandula tripartita, wo der Isthmus von 
beiden Seitenlappen der DrOse getrennt ist, hat 
Gruber bei 300 Leichen von Russen einmal be- 
obachtet. 

Am haufigsten erscheint die ScbilddrOse dadurch 
getheilt , dass von einem der Beitlichen Lappen oder 
noch hftufiger vom Isthmus ein accessorisches L&pp- 
chen nach oben , in einzelnen Fallen aber auch nach 
abwarts sich ausbreitete, vom DrflsenkOrper sich ab- 
lOste und nun als Glandula thyreoidea accettoria 
erscheint. Bei den Leichen der Czechen hatte 
Grnber die Glandula thyreoid ea accessoria superior 
einmal in 50 Fallen gefunden. Nach den spater 
vorgenommenen Untersuchungen Bruch’s wflrde 
diese obere accessorische Drtlse haufiger vorkommen. 
Seit 1860 hat Gruber dann in Petersburg das 
Vorkommen der Glandulae thyreoideae accessoriae 
an 400 Leichen nntersucht und Folgendes gefunden: 

A. Glandula thyreoidea accettoria superior. 
Eine solche fand sich im Durchschnitt bei jedem 
13. Individunm nnd sie kommt vielleicht bei weitem 
haufiger vor , da sie bei den 50 weiblichen Leichen 
in 5 Fallen angetroffen wurde. Sie liegt vor dem 
Schildknorpel , manchmal vor dessen Mitte, haufiger 
jedoch seitlich, und dann vorzugsweise auf der rech- 
ten Seite. Ihr unteres Ende kann bis zum Inter- 
stitium crico-thyreoidenm herabreichen , das obere 
Ende manchmal bis zum Kttrper des Zungenbeins. 
Meistens ist sie abgeplattet, nach oben an Breite ab- 
nehmend , jedoch auch gleichmassig breit , oder an 
beiden Enden zugespitzt Sie hat anch wohl eine 
geknickte oder gebogene Gestalt. Sie kann bis zu 

4 Ctmtr. Lange haben. Ihre Arterienzweigelchen 
kommen von der Art. crico-thyreoidea. 

B. Glandula thyreoidea acceetoria inferior. 
Eine ziemlich grosse Drtlse wurde einmal alsMediana 
beobachtet , fest auf der Trachea aufliegend. Eine 
Lateralis wurde bei 10°/ c unter 100 untersuchten 
Fallen beobachtet, und zwar haufiger linkerseits. 

C. Eine Glandula thyreoidea accettoria potte- 
rior, nach abwarts gerichtet, 6 — 9 Mmtr. lang, hat 
Gruber 5mal angetroffen, das eine Mai auf beiden 
Seiten zngleich. 

II. Schildknorpel. Das in der seitlichen Platte 
auch beim Menschen vorkommende Loch wurde unter 
170 untersuchten EehlkOpfen bei 71 angetroffen, 
darunter bei 26 in beiden Platten des Schildknorpels 
zugleich. War nor die eine Platte durchbohrt, so 

30 


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234 


II. Anatomie n. Physiologie. 


war diass hftofiger die linke. Unter den 36 weib- 
liehen KehlkOpfen wnrde das Loch etwas hftofiger 
angetroffen. Bei einem Manne und bei einem Weibe 
war das Loch in der linken Platte ein doppeltes. 
— Das Loch findet sich vor oder hinter oder enter 
dem Tuberculum der Knorpelplatte, aber in wech- 
selnder H5he : es ist rend , oval , bisweilen einiger- 
maas.se u dreieckig; aber selbst ein biskuitfiirmiges 
nnd ein birnformiges Loch wurde beobachtet. Der 
grOsste Durchmesser kann bis zu 9 Mmtr. (beim bim- 
ftJrmigen Loche) ansteigen. — Bei vorgeschrittener 
Osaiiikation des Kehlkopfs zeigte sich das Loch, 
wean es klein gewesen war, bisweilen obliterirt, 
manchmal nor an der innern M (indung. 

(Theile.) 

451. Persistlrende Muller’sohe G-ftnge bet 
einem Manne ; von J. A. Boogaard. (Verslagen 
en Mededeelingen der k. Akad. van Wetenschappen. 
Afd. Natnurkunde. 2. Reeks. Deel EX. 1876. gr. 8. 
p. 266— 27Q.) 

Im akademisehen Krankeahsuse an Leiden starb ein 
Maan von 66 J. an Morbns Brightii, bei dessen Sektion 
am Geschlechts - Harnapparate folgende, durch eine Ab- 
bfldung erlauterte Abnorraitat gefnnden wnrde. 

Die Ureteren haben nngleiche Ausdehnung ; ■ der Um- 
fang des rechten betragt nnr etwa 1 Ctmtr., jener dee 
linken 3 — 3.6 Centimeter. Das Nierenbecken nnd die 
Kelche der linken Seite sind ebenfails grSsser. An der 
Innenseite Jedes Ureters verlanft ein ihn an Umfang nber- 
treffender Kanal, der ebenfails von der Niere zur Ham- 
blase herabzusteigen scheint. Der Kanal der rechten 
Seite bat 3.6 CtmtT. Umfang , der Kanal der linken Seite 
dagegen hat einen doppelt so grossen Umfang und ver- 
Uuft nlcht geradllnig, sondern in geschlftngelter Richtung 
von oben nach unten. Beide Kan&le waren mit einer Flfis- 
sigkelt erfullt, die leider bei der Sektion verloren ging. 
Es Btehen aber diese Kanale nach oben weder mit den 
Nierenbecken, noch mit den Nierenkelchen in Verbindnng, 
sondern sic schlagen sich von innen nach anssen nm das 
obere Nierenemde hernm , mit dem sle eng verwachsen 
sind. Das obere Ende des rechten Kanals lauft hier in 
eine Spitze aus, wogegen das obere Ende des linken Ka- 
nals eine blasenartige Erweiterung von 7.6 — 8.6 Ctmtr. 
Umfang bildet. Das untere Ende kommt allmaMg hinter den 
Ureter zu liegen und ist eng mit diesem verbunden, 8ffnet 
sich aber gleichwohl nicht mit diesem in die Hamblaae, 
sondern waiter abwarts in die Pars prostatica urethrae, 
oberhalb des Colliculus seminalis und dicht neben der Me- 
dianlinie. Die Ocflfnungen beider Kanale ahneln denen 
der Ductus ejaculatorii, so daas nur eine feinere Sonde in 
sie eindringen kann. Die Ductus ejaculatorii munden, 
wie gewohnlich, zu beiden Seiten des Colliculus seminalis 
in die Harnrohre. Eine znr Vesicula prostatica fuhrende 
Oeffnung 1st am Colliculus seminalis nicht vorbanden. 
Zwar zeigt sich 4 — 6 Mmtr. oberhalb der Mundungen der 
Ductus ejaculatorii in der Medianlinic eine feine Oeffnung ; 
diese Oeffnung fulxrt jedoch in den linken starker erwei- 
terten Kanal , der also eine doppelte Eimnfindung in die 
Pan prostatica urethrae beaitzt. 

Diese beiden Kan&le lassen sich nach Boog. 
nnr als persistirende Mttller’sche Gftnge deuten , die 
bekaftntlich zwischen der Geschlechtsdrtlse und dem 
WolfFschen KCrper sieh entwickeln. Ueberzfthlige 
Ureteren kdnnen es nicht sein, da sie mit den Nieren 
keine nfthere Verbindung eingehen, und da sie nicht 
in die Blase mtlnden, sondern in die Pars prostatica 


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urethrae. Freilich sind es zwei Dinge, die mit dle- 
ser Den tong nicht gana im Einklange Btehen. Das 
erste ist, dass ihr Anfangstheil nicht mit dem Hoden 
verwachsen ist, sondern mit der Niere. Zum andem 
aber sind die Enden der beiden Kanftle nicht n 
einem Gange verschmolzen , wfthrend die Mailer’ - 
schen Gftnge doch bei mftnnlichen Embryonen znr 
Bildung des Uterus masculinus oder 8inus proetati- 
cus zusammentreten. (T h e i I e.) 

452. Ueber die Kitteubetana der JSptthel- 
aellen; von Dr. Richard Thoms. (Virchow’s 
Arch. LXIV. 3. p. 394. 1875.) 

Durch die Untersuchungen J. Arnold's (Vir- 
chow’s Arch. LXIV. p. 203) ist nachgewiesen, daas 
die Kittsubstanz der Epithelzellen von den Blutge- 
f&saen her injicirbar 1st. Die Iqjektiongflttssigkeit 
tritt hierbei durch die Wand der Blutgefftsse in die 
Lymphrftume dee Bindegewebes und gelangt von 
da an die unterste Epithellage. Es lftsst sich da- 
nach vermuthen, dass auch die aus den Gef&seen 
anatretende Lymphe denselben Weg nimmt und dass 
die Kittsubstanz der Epithelzellen ausser dem mecha- 
nischen Zusammenhalten der Zellen auch den Ver- 
kelir filr deren Ernfthrungsflttssigkeiten vermittelL 
Man wird aber bei Beurtheilung der durch die Ver- 
snche gewonnenen Beobachtungen nicht ausser Augen 
verlieren dflrfen , dass die Bahnen der Injektionsflfls- 
sigkeit die der Lymphe angeben konuen, aber nieht 
muesen . Je weniger die physikalischen und ohemi- 
schen Eigenschaften der Injektionsflflssigkeit von 
denen der Lymphe abweichen, urn so wahrschein- 
licher wird es, dass ihre Bahnen die der letztern 
darstellen. — Die Methode, deren sich T h. bediente, 
ist folgende. 

In die Vena abdominalis medians des Frosches wird 
eine Kaniile gebunden , durch weiohe bei 16—30 Cctmtr. 
Wasserdruck jede 3. Minute 0.1 Cctmtr. einer O.Sprocent. 
wassrigen Losung von reinem indigschwefels. Natron in- 
fundirt wird. Ueber das zu untersuchcude Organ wird 
ein continuirlicher Strom von 1.6procent. Kochsalzldsung 
Irrigirt (stiindlich 160—800 Cctmtr.). Nach f Std. be- 
ginnt die Farbung der Kittsubstanz. 

Als Beobachtungsstelle wfthlt man am sichersten 
die untere Flftche der Zungenschleimhant (bei 300 — 
400facber Vergrbsserung). Hier sieht man zuerst 
im Epithel verstreat kleine, blaue Punkte auftreten ; 
allmftlig vervollstandigt sich die blaue Zeichnung, 
bis ein vollstftndigesMaschenwerk zu Stande kommt, 
welches die ganze Zungenoberflftche einnimmt. Un- 
terbricht man jetzt den Versnch, so ist nach S Tagen 
die Zeichnung wieder verschwunden nnd nor in den 
Becherzcllen bleibt Farbmasse zurtlck; anch hier 
verliert sie sich , wie aus dem ganzen (ibrigen K5r- 
per, in den folgenden Tagen. Anf dieselbe Weise 
wurde die Kittsubstanz der Zellen der Papillen und 
der zwischen ihnen liegenden Schleimhautflftchen des 
Zungenrilckens, derDrttsen denselben, der Zellen der 
Gaumenschleimhaut, der Sohwimmhaut, des Rete 
Malpighi und der Membrana nictitans des Frosches 
gefftrbt. — Die Lagerungsverhftltnisse des Farbstoffs 


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U. Anatomic u. Physiologie. 


235 


wordfla an} getddteten Thiere n&ber geprfift. Man 
sehabt einen Theil der Epithelien ab und betrachtet 
rie ohne Znaatz oder in gesftttigter Chlorkaliumlfimmg. 
Die Epithelzellen aind farblos und nnr selten adhftri- 
ren ihnen feine donkelblaue Kdrnchen , wahrechein- 
lioh Reste der Kittsubstanz. Die losgeldsten Kitt- 
leisten stellen aich dar als kurze, breite Binder einer 
homogencn, scheinbar farbloeen Masse, welche dicht 
durchsetzt aind von feinen, zn kleinen Linien grnp- 
pirten , dnnkelblauen Kdmchen. — Feine Schnitte 
der gehirteten Sehleimhant zeigen den abgeschiede- 
nen Faibstoff an den Seitenflichen der Epithelzellen 
wieder, wihrend er die dem Bindegewebe zugekehrte 
Flftche der Zellen frei lfisst. 

Die Bedingungen der Abscheidnng des indlg- 
schwefelsauren Natron in die Kittsnbstanz der Epi- 
thelzellen ftndern sieh in zweifacher Weise. Vorans- 
geechickt wird , dass die Abscheidnng des Farbetoffs 
nur eintritt, wenn derselbe von der Seite des Binde- 
gewebes her (also wie der Flflssigkeitsstrom im Le- 
ben) an die Zellen gelangt. Aenderungen in der in 
derselben Zeiteinheit zugefUhrten Menge von Indig- 
fltlssigkeit brachten anch eine Aendernng hervor in 
der Dauer des Eintritts der Firbung der Kitticisten, 
und zwar sind in den angewendeten Grdssen die 
Zeitdifferenzen den Fltlssigkeitsdifferenzen ann&hernd 
proportional (vgl. das Original). Es ist hieraus 
der ScbliiBs zu ziehen , dass die Abscheidnng in der 
Zeit beginnt, in welcher das Blut und die Gewebe 
einen bestimmten Procent - Gehalt an Indigfarbstoff 
angenommen haben. Danach wtirde es aber uner- 
kl&rt bleiben, dass Indigniederschlftge zu einer Zeit 
in den Epithelien auftreten kdnnen, wo rich im Blute 
und Bindegewebe noch keine finden. Die Erkl&rang 
dieser Erscheinung findet T h. in dem verschiedenen 
Salzgehalt der Gewebe. Die LdsungsfiUiigkeit des 
Menstruum nimmt n&mlich mit dessen Kochsalzgehalt 
ab und so tritt im Gewebe die Ausscheidung des In- 
digpigments am so frtther ein (bei um so geringerem 
Procentgehalt an IndigflUssigkeit) , je stllrker der 
Salzgehalt der Gewebsflttsaigkeit ist. Aus diesem 
Grunde bringt man durch die Irrigation mit 1.5pro- 
centiger Kochsalzldsnng die untersucbte Schleirahaut 
auf einen hdhern Salzgehalt. 

Obgleich hierbei vorausgesetzt ist, dass der Nie- 
derschlag wieder indigschwefeisaures Natron ist, 
wflrden die ana den Versuchen gezogenen Folgerun- 
gen nicht gestdrt werden, wenn rich heransstellen 
soUte, dass der in der Kittsnbstanz pr&cipitirte Farb- 
stoff ein anderes indigschwefeisaures Salz sei, da 
dessen phyaikalisohe Eigenschaften , insbesondere 
seine Ldslichkeitsverhfiltnisse, mit denen des Natron- 
salzes sehr nahe ttbereinstimmen mtlssen. 

Den Sohinss der interessanten Arbeit bilden Ver- 
suche, welche darthun, dass durch Irrigation mit 
starken oder schw&chern Salzldsungen in den Epi- 
thelien der glatten Zungensehleimhautflftche sieh Vor- 
gftnge abspielen (Aenderungen der Grctaae, Form, 
Luge rung und des Inbaltee der Zellen), welchen ein 


Stdgen oder Sinken des Salzgehaltes der Epithelien 
zu Grunde liegt. (F. Hesse.) 

453. Ueber die Kittsubstanz der Endothe- 
lien; von Prof. Julius Arnold in Heidelberg. 
(Virchow’s Arch. LXVI. 1. p. 77. 1876.) 

[Betreffs der ausftthrlich angegebenen Literatur, 
die Arbeiten fiber Endothelien nnd ihre Beziehungen 
zum Lymphstrom, verweisen wir auf das Original.] 

Zur Untersuchung der Kittsubstanz der Endo- 
thelien bediente sieh A. einmal der von Thoma 
fftr die Epithelien benutzten Methode (8- o.). Sodann 
erweiterte er die Untersuchungen durch Anwendung 
anderer Farbstoffe; indessen modificirte er die In- 
fusionsmethode selbst dadurch, dass er den Infusions- 
strom continuiriich machte und dabei den Druck der 
InfusionsilUssigkeit mit Httlfe eines Tropfapparates 
constant erhielt. Es lassen sieh so grdssere FlUssig- 
keitsmengen infundiren und es treten nicht so leicht 
Stfirungen im Strome ein. Zur Infusion mit indig- 
schwefelsaurem Natron in das Blut wurde ebenfalls 
eine 0.2procent. Ldsung (stfindl. 2 — 4 Cctmtr.), zur 
Infusion in die Lymphsficke eine 0.4 — 0.5procentige 
Ldsung benutzt. Die Untersuchung erfolgt an den 
vorgelagerten lebenden Theilen (besonders Mesente- 
rium), oder die Theile bleiben in situ nnd das Thier 
wird nach beendigter Infusion getddtet. In beiden 
Fallen wird fiber das Untersuchnngsobjekt ein Strom 
von 1.5procent. Kochsalzldsung geleitet. Durch In- 
fusion von 5 — 6 Cctmtr. in das Blut (Frosoh) erhftlt 
man ein dichtes , blaugefkrbtes Netz in der Geffcss- 
Bcheide, namentlich der Venen, welches sieh durch 
Auslaufer nach der Intima hin mit den unvollstindig 
gefkrbten Kittleisten derselben zu einem Netz ver- 
einigt, und bei lingerer Dauer (10 — 1 5 Cctmtr.) der- 
jenigen des Mesenterium selbst. Auf dieselbe Weise 
und durch Infusion in die Lymplis&cke (Frosch) oder 
Bauchhdhle (Frosch u. Kaninchen), wurden die Kitt- 
leisten an den serdsen Ueberzfigen der Blase, der 
Bancbwand , des D&rmkanals and der Lungen dar- 
gestellt. 

Eine 2. Versnchsreihe wurde so angestellt, dass 
der Farbstoff nicht fertig in das Geftsssystem einge- 
filbrt wurde, sondern dass man denselben in dem 
Gewebe sieh selbst bilden liess. Es wurde n&mlich 
als Infusionsflfissigkeit eine 0.2 — 0.5procent. Ldsung 
von Kaliumeisencyanflr benutzt (stfindl. 2—4 Cctmtr.), 
als Irrigationsflaasigkeit eine Ldsung von Eisenchlorid 
(0.05 — 0.1°/ 0 ) , oder von schwefelsaurem Kupfer 
(O.l 0 / 0 ) in einer 1.5procenb Kochsalzldsung. Zur 
Eisenchloridldsung wm-de die Eisenchloridtinktur der 
Pharmacop. germanica verwendet. Die Infnsion ge- 
schah in die Venen oder subcutan. Die Firbung der 
Kittleisten tritt mit dieser Methode der vorigen ent- 
sprechend ein. Da sie sieh aber durch Irrigation 
mit Eisenchloridldsung nur am Mesenterium darstel- 
leu liess , so wurde zu ihrer Darstellung an Blase, 
Lunge, Bauchwand u. s. w. nach der Infusion das 
betreffende Organ heranagenommen und in 0.5 — 
l.Oprooent. Eisenchloridldsung eingelegt. Es trat 


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236 


III. Hygieine, Di&tetik, Pharmakologie n. Toxikologie. 


hierbei die Zeiehnung such zwischen den Endotbei- 
zellen der hintem Horahautflftche auf , ebenso zwi- 
schen den Epithelzellen der Hornhant, der Linsen- 
kapsel and zwischen den Linsenfasem. 

In einer 3. Versuchsreihe endlich wurde kflrni- 
ger Farbstoff infundirt. A. benutzte dazu nach dem 
Vorgange von Recklinghausen u. Rajewski 
(Virchow’s Arch. LXIV. 1875) eine *Aufreibung 
von TuBcbe in 0.75procent. KocbsalzlOsung , die 
durch porOses Papier filtrirt wurde. Es lassen sich 
damit nicht nur die Kittleisten der Endothelien der 
Blutgefhsse darstellen, sondern auch ausgedehnte 
FttUungen des Saftkanalsystems der Gefessscheiden 
and angrenzenden Gewebspartien erzielen. 

A us den angefuhrten Versuchen werden folgende 
Schltlsse ttber das anatomise he Wesen und die funk- 
tionelle Bedeutung der Kittsnbstanz der Endothelien 
gezogen. Der schmale Raum zwischen den Endo- 
thelien ist mit einer fltlasigen oder hOchstens zfth- 


weichen Snbstanz geftlllt, welche den. Dn rofc trltt 
kOrniger oder gelOster Farbstoffe ennOglicht. Die 
zwischen den Zellen gelegenen R&ume &ndern sich 
mit den Spannungs- und Diffusions- VerhAltnissen der 
endothelialen Membranen (sie warden bei starker In- 
fusion stets breiter gefunden) , so dass die Lagerang 
der Endothelzellen zu einander verinderlich ist Die 
zwischen den Endothelzellen der Blntgefksse befind- 
lichen kleinen OeShungen (Stigmata) sind lokale Ver- 
breiterungen der Kittsnbstanz. Die Kittsnbstanz ver- 
mittelt den S&fteaustausch zwischen Geftsswand and 
Gewebe, Ge&ssinhalt u. Inhalt des Saftkanalsystems. 
Ftlr KreislaufstOrungen und bei der EntzOndung ist 
diese Funktion der Kittleisten von der hOchsten Be- 
deutung. So treten bei der Diapedesis die rothen, 
bei der Entztlndung weisse Blutkorper zwischen den 
Endothelien in das Gewebe und es wird immer wahr- 
scheinlicher , dass diese Vorgftnge auf einer Locke- 
rang der Verbindang der Endothelzellen beruhen. 

(F. Hesse.) 


III. Hygieine, Difitetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


454. Usher die Wirkung der Barytsalzo 
auf den Thierkorper nebst Bemerkungen uher die 
Wirlcungen der Cicuta viroaa ; von Prof. R. Bohm 
in Dorpat. (Arch. f. experim. Pathol, u. Pharmakol. 
HI. p. 216-275. 1874.) 

Zn den anf Barytwirknng bezUglichen Versuchen 
diente Chlorbaryum . Dasselbe erzeugt bei FrOschen 
nach Iiyektion grttsserer Dosen (0.06 Grmm.) Lkh- 
mung alter willkflrlichen Mnskeln, wfthrend nach 
Einverleibung kleinerer MeDgen und Vortibergehen 
ernes 15 — 20 Min. daaernden Latenzstadiam die ge- 
nannten Thiere eine von Vf. „Barytstellung“ ge- 
nannte Stellung der Extremitfiten, bez. derer auf das 
Original verwiesen werden muss, einnehmen. Auch 
nach kleinern Gaben entwickelt sich Parese der hin- 
tern Extremit&ten, w&hrend die vordem in tonischer 
Contraktion verharren. An dem aufgetriebenen 
Banche werden jetzt heftige Muskelzuckungen be- 
merklich und das mechanisch gereizte Thier stOsst 
einen lauten , sehr lang gezogenen Schrei ans ; am 
prftgnantesten wird dieser bis zum 2. bis 3. Tage 
dauernde Schreireflex bei weibliohen FrOschen wahr- 
genommen. 

Ganz so wirkt der Wasserschierling , and beiden 
giftigen Subetanzen reiht sich das Pikrotoxin als 
dritte an. Wird den Versuchsthieren vor der Ver- 
giftung das Halsmark durchschnitten, so wird dem 
Ausbruch der Krftmpfe, aber nicht dem der Parese 
▼orgebeugt. Kleine Barytmengen bewirken ferner 
bei FrOschen unter Gleichbleiben der Frequenz vor- 
flbergehende Zunahme der Energie der Herzcontrak- 
tionen. Nach grOssem Gaben Baryt contrahirt sich 
der Herzmuskel krampfhaft and das Organ gelangt 
unter immer seltenerem Auftreten der Contraktionen 
in Systole oder Diastole iu Stillstand. Wie Atropin 
paralysirt Baryt die peripheren Vagnsendigungen 


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iih Herzen und hebt dem entsprechend den Muscarin- 
8tiLIstand auf. Gaben von 0.12 — 0.3 Grmm. Chlor- 
baryum bedingen bei Kaninchen und K&tzen (snb- 
cutan), 8owie bei Hunden (innerlich) copiOse Koth- 
entleerungen , Speichelfluss und Muskelschwftche ; 
grOsscre Gaben erregen ausserdem bei Katzen und 
Hunden kraftiges Erbrechen und fliliren nach we- 
nigen Stunden unter schwachen, nicht von Respi- 
rationsstflrungen abhangigen Convulsionen zumTode. 
Sowohl nach kleinern (0.01 Grmm.) als nach mitt- 
lem Gaben Chlorbaryum steigt der Blutdruck 
bei Katzen vorllbergehend , kehrt jedoch nach 
plOtzlichem Anschwellen bis auf 200 Mmtr. Queck- 
silber bis auf und selbst bis unter die Norm zurflek. 
Das Ansteigen ist mit Acceleration und das Abainken 
mit Unregelniassigkeit des Pulses verkniipft und sehr 
grosse Gaben liaben rasch zur Entwicklung kom- 
mende Herzparalyse im Gefolge. Halsmarkdiscision 
hat anf die Drucksteigerung keinenEinfluss; letztere 
wird, da sie auch nach Halsmarkdurchschneidung 
auftritt und sich die Mesenterialvenen deutlich sicht- 
bar contr&hiren , von B 0 h m nicht auf vermehrte 
Herzarbeit, sondern auf periphere Geftlsscontraktion 
bezogen. Der N. depressor wird durch Baryt nicht 
gel&hmt, wohl aber werden es, wie bereits oben be- 
merkt wurde, die Herzenden des Vagus. 

(H. KOhler.) 

455. Ueber den giftigen Bestandtheil dee 
Wassersohier lings ( Cicuta viroea ) und seine Wir- 
kungen ; ein Beitrag zur Kenntniss der Krampf- 
gifte ; von Prof. R. B 5 h m. (Arch. f. exper. Pathol, 
u. Pharm. V. p. 279. 1875.) 

Zu der Darstellung des wirksamen Prmdps des 
WasserBchierlings wurden Herbst - u. Sommerp Han- 
zen, bez. die Wnrzeln dereelben angewandt. Durch 
Troeknen an der Loft geht die Wirksamkeit nicht 


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UL Hygieine, Difttetik, Pharmakologie a. Toxikologie. 


237 


vertoren, wohl aber beim Erhitzen fiber 100® C., bei 
weichem eine Zereetzung des wirksamen Stoffes, oboe 
dass derselbe flfichtig ware , eingeleitet wird. Sehr 
giftige Dekokte gehen ihrer Wirksamkeit, wfthrend 
alkoholische oder fttherische Ldsungen des Giftea die- 
selbe, bei gewfihnlicher Temperatur aufbewahrt, 
Jali re lang behalten , binnen 24 — 48 Std. verlustig. 
Die fluorescirenden Eigenscliaften verdanken Cicuta- 
extrakte dem LJmbelliferon , welches llbrigens , wie 
B. dnrch Versuche nachwies, ungiftiq ist. Dnrob 
Destination mit Alkalien wird ein ebenso beschaffenes 
Destillat erhalten. Durch Extraktion mit Aether und 
wiederholte Behandlung des Extraktes mit Alkohol 
und Petroleumftther wurde der wirksame Bestand- 
tbeil der Cicuta squat., ein Harz, von einem grfinen, 
inoffensiven Oele und einem zweiten , ebenfalls un- 
wirksamen Harze getrennt und fast ganz rein als 
vfillig homogene , zfihflfissige , nicht trocknende, 
atnorphe Masse — ldelich in Aether, Alkohol und 
Chloroform — dargestellt und von B. „Cicutoxin“ 
genannt. Durch die Endigung „oxin“ soli auf die 
Verwandtschaft der Wirkung der genannten Substanz 
mit dem Pikrotoxin hingewiesen werden. Eine Ana- 
lyse des genannten Kfirpere konnte wegen Mangels 
an Material bisher nicht ausgefilhrt werden ; doch 
gelang es Vf. noch nach zwei andern , im Original 
zu vergleichenden Methoden, denselben 8 toff, wenn 
auch stets bei weniger gllnstiger Ausbeute , darzu- 
atellen. 

Bezfiglich der physiologischen Wirkungen des 
Cicntoxins bemerkt Vf. , dass seine Resorption von 
der Magenmukosa aus langsam , frfihestens 20 Min. 
nach der Ingestion erfolgt ; auf weichem Wege und 
in welcher Form aber das in Wasser fast gftnzlich 
unldsliche Cicutoxin im Traktus gelost wird und in 
die Blutbahn gelangt, ist bisher nicht zu ermitteln 
gewesen. Die Obduktion der unmittelbar nach dem 
Tode durch Cicutoxin gedffneten Thiere ergab im 
Magen und obern Darm stets unzweifelhaft den Ge- 
ruch ; vielfach fand sich noch ein unresorbirter Theil 
des Giftes vor. B 6 h m rftth daher in forensischen 
Fallen den Magen und Darm mit Aether auswaschen 
und mit dem Extraktrflckstande Versuche anstellen 
zu lassen. Vom Unterhautzellgewebe aus wird 
Cicntoxin weit langsamer, als von der Magenschleim- 
hant aus resorbirt. 

Anlangend die Wirkung auf Frttsche , so hatte 
Vf. bereits in der Abhandlung fiber die Wirkung der 
Barytsalze hervorgehoben , dass die der letztern, des 
Wasserschierlings und des Pikrotoxin identisch seien, 
und sowohl das Prodromal-, als das eigentliche 
Krampfstadium dieser Vergiftungen ausftihrlich ge- 
schildert. Bei Frfischen genttgen 0.001 — 0.003 
Grmm. Cicutoxin, diese auf Reizung des Krampf- 
centrnms (He u bei) beruhenden Kr&mpfe hervorzu- 
rufen. Sie sind beim Cicutoxin anhaltender wie beim 
Pikrotoxin und bieiben aus, wenn das Mark unter- 
halb der untern Spitze der Rautengrube durchschnitten 
wm-de. Nach Entfemung des Grosshirns traten die 
Eracheinungen der Cicutoxinvergiftong ganz ebenso 


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auf wie ohne dieselbe ; nur wurden die Thiere eher 
paralysirt und starben frflher. Die Vergiftung wurde 
in diesen Fallen stets erst 12 — 24 Std. nach Aus- 
ffihrung der vorbereitenden Operationen bewirkt ; 
das Grossliirn hat mit Entstehung der Cicutakrampfe 
nichts zu than. DasselbeBild der Vergiftung kommt, 
wenn Grosshim und angrenzeude Theile bis zu den 
Lobis opticis hin durchschnitten werden , zur Beob- 
achtung. Fallt der Schnitt in die Lobi optici, so ist 
die Schwfiche des Thieres nach der Operation so 
gross , dass die Cicutakrfimpfe nur unvollstftndig zur 
Entwicklung gelangen. Da dieselben, auch wenn 
der Sclmitt untcrhalb des Kleinhirns und im obern 
Theile der Rautengrube geftlhrt wurde, ganz wie 
beim intakten Thiere auftreten , so kann der Sitz der 
Krfimpfe auch nicht im Klcinhim zu suchen sein. 
Wird der Schnitt unterhalb des Calamus scriptorius 
durch das Rilckenmark gefllhrt, so sind die von unter- 
halb des Schnittes austretenden Spinalnerven \ ersorg- 
ten Partien desRumpfes und der Gliedmaassen, wkh- 
rend die Reflexerregbarkeit erhalten bleibt, gelahmt. 
Hier kommen diecharakteristischenkrampfhaftenBe- 
wegungen amKopfe, an denllalsmuskeln, denBrust- 
muskeln , die tetanischen Contraktionen (Betstellung 
der obern Extremitkten) und der eigenthfimliche, 
auch bei Eintritt der Pikrotoxin- (R 8 b e r) u. Baiyt- 
vergiftung (Vf.) vorkommende Scluei zur Beobach- 
tung. Die Athembewegungen der FrOsche sind vor 
Ausbrucli der Cicutoxinkrftmpfe stark beschleunigt 
und wfthrend deiselben sistirt, Erscheinungen, welehe, 
wie der eben erwalmte Schrei, auf centrale Vagus- 
reizung zu beziehen sind. Durch die bedeutend die 
Exspiratiou Uberwiegende Inspiration pumpt sich der 
Frosch zun&chst die Lungen so voll , dass dadurch 
die Aufbltlhung des Bauches erzeugt wird. Der 
Schrei entsteht, indem die in den Lungen angelikufte 
Luft durch die den Krampfanfall erSffnenden krampf- 
haften Contraktionen der Bauchmuskeln dnrch die 
ebenfalls spastisch verengte Glottis durchgetrieben 
wird. Auch das Herzvaguscentrum in der Medulla 
oblongata wird durch Cicutoxin , Barytsalze , Pikro- 
toxin, Toxiresin, Digitaliiesin u. Coriamyrtin, welehe 
Gifte Vf. zur Gruppe der „Krampfgifte“ vereinigt 
wissen will , gereizt und die Sohnelligkeit der Puls- 
schlfige anfangs retardirt. 

Skugethiere verhalten sich die ersten 15 — 30 
Min. nach der Vergiftung mit Cicutoxin normal and 
haben in der Regel 1 — 2 Stuhlansleenmgen. Dann 
belecken sie die Schnauzen , fflhren sich schnell wie- 
derholende Schlingbewegungen aus und bekommen 
Speichelflnss. Das Thier sitzt oder liegt nnn meist 
ruhig, zeigt aber rasch sich steigerndes Unbehagen 
und von Zeit zu Zeit schon kleine Zncknngen in der 
Kopfmuskulatnr bei starkera Erschfitterungen und 
Gerfiuschen. Die Athmung wird beschleunigt und 
zngleich defer. Die Unruhe nimmt femer, wfthrend 
plfitzliche krampfhafte Erschfitterungen ihre Bewe- 
gungen vorflbergehend sistiren, unter Verkriechen ia 
den Ecken des Kftfigs und unruhigem Umherlaufen 
bis zum Ausbruch des ersten, ausgebildeten , unter 


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238 


III. Hygieine, Dittetik, Phamakoktgie n. Toxikologie. 


einem lanten Schrei erfolgenden Krampfanfalles be- 
stindig zu. Dabei werden dieThiere mit aller Macbt 
sn Boden geschleudert , dor Speichel fliesst ana den 
mit grosser Schnelligkeit dnrch Beisskr&mpfe gegen- 
einander geschlagenen Kiefern als feinerSchanm ans, 
der Kopf wird durch tonische Krftmpfe stark nach 
hinten oben gezogen , die Nackenmuskeln nach oben 
and hinten, nnd die vordern Extremitaten werden im 
Streckkrampf gerade ansgestreckt , wkhrend die an- 
f&nglich zuweilen anch von knrzen Streckkrftmpfen 
befallenen liintern Extremitaten in alternirende zap- 
pelnde Bewegungen gerathen. Wegen tonisohen 
Krampfes aller Flexorennmskeln erscheintdie Wirbel- 
saule in der Regel im Bogen gekrilmmt. Wie bei 
den Frdschen cessirt die anfknglich accelerirte Ath- 
nrang wegen Tetanus des Zwerchfells auf der Htthe 
des Anfalls g&nzlich, der Harn wird wegen Con- 
traktion der Bauchmuskeln im Strahle ausgetrieben 
nnd der Herzschlag ist jetzt so verstftrkt, dass er anf 
1 — 2 Schritt Entfernnng deutlich vernommen werden 
kann. Nach */, — 2minutlicher Dauer der Kr&mpfe 
tritt die erste Krampfpauae ein, wkhrend welcher das 
erschdpfte Thier tiefathmend und wie gelfthmt in 
Seitenlage verharrt , sich wieder erhebt und bei un- 
getrflbtem Sensorium in einen Winkel zu fltlchten 
sucht. Der Gang ist jetzt schwankend und nach 
wenigen Schritten schon brechen neue Krlmpfe aus, 
welche nur wflhrend dieser ersten Pause etwas linger 
cessiren und sphterinimmerkttrzernZwischenriumen 
exacerbiren. Die Pupillen erweitern sich ; die Reflex- 
erregbarkeit ist auf das Aeusserste gesteigert und 
indem sich die Paroxysmen immer hiufiger wieder- 
holen, gehen die Thiere an den Folgen dereelben 
und der mangelhaften Respiration zu Grunde. Bei 
kleinern Dosen sind die Krampfpausen linger; bier 
ist Wiederherstellnng mflglich. Hunde gehen lang- 
samer als andere Warmblflter zu Grunde. Bei 
Applikation per os sind 0.05 Grmm. , bei Injektion 
in die Vene 0.007 Grmm. pro 1 Kilo Katze — fttr 
Hunde mehr — Cicutoxin erforderlich , um lethale 
Vergiftung zu bewirken. Die Pulsretardation nach 
kleinen Dosen des Giftea zu hat in centraler Vagusrei- 
zung, die sekundire Beschlennignng des Pulses in Rei- 
zung der beschleunigenden Nerven ihren Grand, wo- 
bei es unentschieden bleibt, ob die Centra durch das 
Gift direkt oder durch abnorme ErhOhung des Blut- 
drucks indirekt gereizt werden. Cicutoxin wiePikro- 
toxin haben die Medulla oblongata zum Angriffs- 
punkte ihrer Wirkung. (H. KOhler.) 

456. Die physiologisobe Wirkung des ge- 
fleokten Sohierlings und seines Alkaloides; 
von B. F. Lautenbach. (Philad. med. Times 
V. 181 ; April 17. p. 367. 1875.) 

Das Coniin repritsentirt das toxische Princip des 
Wasserschierlings. Letzterer ist, wie Vf. unterWie- 
dergabe von 4 altera Experimenten nach Scfiweiger’g 
Journal (Schllbler und Zeller) an Pflanzen 
(Ailanthua glandulosus) nachzuweisen bemflht ist, 
sowohl fttr Thiere als aucb fllr Pflanzen ein zerstfl- 


rendes Gift. Beim Menschen erzeugt Coniin in enter 
Link hochgradige MuskeLschwiche , Schwindel and 
Gesichtsstdrungen. Mit Coniin Vergiftete verspttren 
ein unbesiegbares Verlangen, in horizontaler Lage 
auszuharren und liegen wegen Schwere der Angen- 
lider mit halbgeschlossenen Augen wie Schlafende 
da. Die Beine sind beim Gehen unvermdgend den 
OberkQrper zu tragen und knicken im Knie macbtloe 
zosammen. Der Puls ist anfknglich abnorm krAftig 
nnd frequent, spAter schwach und verlangsamt. 
Frflher oder spAter bildet sich Pupillendilatation ans; 
nicht constant dagegen sind Symptome von Reisung 
des Darmkanals, wie Nausea und Erbrechen, welche 
in freilich seltenen Fallen den zuerst beschriebenen 
Vergiftungserscheinungen vorweggehen kdnnen. En- 
verleibung toxischer Dosen hat complete L&hmtmg 
aller willkttrlicben Bewegungen nnd Convulaionen 
zur Folge. Bei lokaler Applikation vernichtet Coniin 
die FunktionsfAhigkeit aller hdher organ isirten Ge- 
webe , der periphoren Nerven , der organiachen und 
qnergestreiften Muskeln, und in gleich delet&rer Weiae 
beeinflusst Coniin auch die nervflsen Centren. Im 
Widersprucb mit L. v. Praag beobachtete Vf., dass 
nach nicht allzu langer Einwirkung des Coniin auf 
die genannten Gewebe Restitutio ad integrum mflg- 
lich , dem genannten Alkaloide also jede kaustische 
Eigenschaft abzusprechen ist. Als Hypnotikum darf 
das Coniin, es sei denn, dass man die durch das- 
selbe hervorgerufene gSnzliche Erschlaffung der will- 
kllrlicben Muskeln als Vorbereitung fttr den Schlaf 
ansprechen will , nicht betrachtet werden , trotzdem 
dass es auch die sensorischen Centra nicht unbeein- 
flusst l&sst. Ist neben der Muskelerschlaffung eine 
schwerfAllige Einbildungskraft vorhanden, so wird 
das Gro8shirn in dem Schlafe allerdings gttnstige 
Bedingungen versetzt. 

Die Convulsionen bei der Coniinvergiftung sind 
cerebr&len Ursp rungs nnd sind weder anf Reieung 
der peripheren sensiblen oder motorischen Nerven 
oder des Rdckenmarks , noch auf Beeinflussung der 
Muskelsubstanz selbst zurllckzufilhren. Anderseits 
paralysirt iudessen das Coniin die Endigungen der 
peripheren motorischen Nerven und wirkt auf die 
Fnnktionen der motorischen RtlckenmarksstrAnge 
deprimirend. Die Paralyse der peripheren motori- 
scben Nerven ist in alien Fallen das am frdhzeitig- 
sten nnd augenfolligsten zur Entwicklung kommende 
Symptom der Coniinvergiftung; das Rflckenmark 
wird steta erst weit spftter gelahmt ; daa umgekehrte 
Verhalten stellt die seltene Ausnahme dar. 

In medilcamentdser Dosis gereicht, vermebrt 
Coniin die Zahl der HerzschlAge aufAnglieh, um die- 
selbe spftter herunterzusetzen , wobei zu bemerken 
ist, dass diese Abnahme der Frequenz die in der 
Norm zu beobachtende Schlagfolge nur bei An wen - 
dung stark toxischer Gaben Coniin nm ein Erheb- 
liches flberschreitet. Die primAre Pnlsbeschleunignng 
ftlhrt Vf. anf Lfthmung oder Subparalyse der Vagna- 
ureprttnge und die sekundAre Verlangaamung der 
HerxschlAge anf GefttsnervenlAhmnng und Herab- 


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239 


IQ. Hygieine, Di&totik, Pharmakologie n. Toxikologie. 


seining der Erregbarkeit der im Rtlckenmarke ver- 
lanfenden Beschleunignngsnerren des Herzscblags, 
bez. Rackenmarkslfthmung zurttck. Der durch Coniin 
anf&nglich herabgesetzte arterielle Seitendrack steigt 
spkter fiber die Norm wieder an. 

Toxische Dosen Coniin bewirken dnrch Beein- 
flusaung der Lnngenfiste des Yagas anf&nglich Be- 
schlennigung der Athmung, welche in eben dem 
Maasse , als die Paralyse der willkUrlichen , bei der 
Respiration thfttigen Muskeln fortschreitet, in Retar- 
dation, ja Cessiren der Athmung ttbergeht. 

Anch bei subcutaner lujektion ruft Coniin bei 
Bunden, seltener beim Menschen, Erbrechen hervor ; 
dabei hat es keine drtliche Wirkung auf den Magen ; 
dagegen reizt es die Chorda tympani and erzeugt aaf 
diesem Wege Speichelfluss. Eine Vermehrung der 
Harnsekretion und Hautperspiration ist experimentell 
nieht nachgewiesen ; aaf eine Anregung der Gallen- 
sekretion schliesst man daraus, dass man bei Obduk- 
tionen dnrch Coniin zn Grande gegangener Versuchs- 
thiere and Menschen die Gallenblase stets strotzend 
angeffillt fand. W&hrend die Contraktilit&t direkt 
mit concentrirter Coniinlbsung in Contakt gebrachter 
qnergestreifter Muskeln verloren geht, bleibt letztere 
nach interner Applikation des Mittels auch bei Ein- 
verieibnng toxiscber Dosen lange Zeit erhalten. Indem 
Coniin die organiscbe Muskelfaser in sehr prfignanter 
Weise beeinflusst, gerathen Zwerchfell und Darm- 
muakulatur in fibrillare Zuckungen. 

Die nach Coniinbeibringung zn Stande kommende 
Mydriasis hat nach Vf. in L&hmung der zum Ganglion 
ciliare tretenden Oculomotoriusfasem ihren Grand. 
Sowohl nach Einverleibong medikamentdser , als 
toxischer Coniindosen steigt die Kdrpertemperatur 
nm 1.6 bis 2° C. and halt diese Temperaturznnahme 
3 J t bis 1 Std. lang an. 

Die Alten statuirten eine durch Coniingebrauch 
zu Stande kommende Atrophirung der Hoden and 
Eierstdcke. Yon einer solchen kann indessen des- 
wegen keine Rede sein , weil wahrend der Entwick- 
langsperiode an Chorea leidende und mit Coniin be- 
handelte junge M&dchen ihren Monatsfiuss bekommen. 
Coniin wurde von JohnHarley gegen Erschfipfung 
und An&mie des Rttckenmarks bei durch Onanie Ge- 
schwftchten empfohlen. (H. K <J h 1 e r.) 

[ Wir reihen hieran eine Mittheilung von J. H a r 1 e y 
(Med.-chir. Transact. LVII. p. 119. 1874) fiber 
die gfinstige Wirkung ungewbknlich grosser Dosen 
des Succu8 conii in einigrn Fallen von unwillkur- 
licher Mmkelbeweguttg . 

1) Chronuche mterrmltirende Kritmpf* der rechten 
Peetorakmmkdn , des linken Stemocleidomaetoideut and 
der Unkeeitigen Nackenmuskeln. — Der Kr., eta 44J*hr. 
Man tod krfiftlgem Baa and In gnten Verhaltnissen 
lebend, war friiher, mit Ansnahmeeines rheumat. Fiebers, 
gesund , aber in den letzten 2 J. vor Ausbruch seiner 
jetslgea Krankheit Wochenlang angestrengt beschaftigt 
gewe so n. Die Krimpfe begaunen vor 6 J. im rechten 
Arm , ergrMTen S J. » pater die Nackenmuskeln and be- 
wirktea nach abermais 4 Mon. die Drebung des Kopfee. 
Seibdem batten sieh die Kr&mpfe nicbt welter ansgebreitet, 
aber trota aweekmfisaiger, lange danerader Behandlung an 


Heftigkeit fortwfchrend zngenommen. H. verordneto 
Snccns conii in der Gabe von 30 Gram., die bis turn 
10. T. um 16 Gram, taglich gesteigert wnrde. Die letztere 
Dosis wurde in 2 Portiouen taglich bis znm 19. T. fort- 
gesetzt, von da bia znm 36. T. nahm Pat. taglich eine ein- 
zige Dosis von 90 Gram., vom 63. bis 57. T. 2mal tag- 
lich 120 Gram., vom 67. bis 70. T. taglich 105 Gram, 
anf etamal. Um diese Zeit war eine entschiedene Besse- 
rnng cingetr^ten, so dass Pat., sobald er seine Aufmerk- 
samkeit anf etwas anderes richtete, den Kopf ruhig halten 
konnte; anch waren die Krampfe bedeutend scbwacher 
geworden. Wahrend der Nacht konnte er jetzt uugesttrt 
schlafen. In der Zeit, wo er 2 Dosen taglich nahm, zeigte 
sieh die grfaste Bessernng knrz nach dem AufhSren der 
toxischen Wirkung des Mittels. 

Was die Wirkung des Mittels betrifft, so ver- 
ursachten 30 Gram, des Saftes etwas Uebelkeit und 
Schw&che in den Beinen , die ungef&hr 45 Min. an- 
hielt, bei weniger als 60 Gram, zeigte sieh keine 
Wirkung auf die Krftmpfe; 105 Grmm. bewirkten 
eine erhebliche ErschlafFung der Muskeln , so dass 
der Kr. auf der II (She der Wirkung uicht im Stande 
war, aufzustehen oder ohne Unterstlltzung zu gehen. 
Dabei bestand vollst&ndige Ptosis , mftssige Erweite- 
rang der Pupillen, Doppeltsehen und leichtes Herab- 
h&ugcn des Uuterkiefers. Die toxische Wirkung 
trat 15 Min. nach dem Einuehmen auf and steigerte 
sieh bis znr 3. Oder 4. Stande. Das Mittel wnrde 
im fragl. Falle nach einer kurzen Pause noch 6 Wochen 
fortgenommen , innerhalb welcher Zeit die Krampfe 
erheblich nachliessen. Doch trat schltlsslich eine 
grosee geistige Abspannung ein, die den Kr. ver- 
anlasste, die Medicin auszusetzen. — Im Allgemeinen 
kann man das Mittel ohne Gefahr anwenden, bis 
Schlingbeschwerden auftreten, was je nach der Em- 
pf&nglichkeit der Kr. nach verschieden grossen Do- 
sen der Fall ist. 

Der 2. Fall, bei dem dieselben Muskeln ergriffen 
waren, betrifft einen 40jahr. kraftigen Graveur. Der- 
selbe war fruher nlemals krank gewesen , hatte aber im 
letzten Jahre vlel hitaslichen Kummer gehabt und bis 
tief in die Nacht gearbeitet. Die Krampfe bestanden, als 
er in Behandlung kam , seit 6 Wochen und hatten rasch 
an Heftigkeit zngenommen. Pat. erhielt den Snccns in 
einer von 30 allmalig auf 120 Grmm. gesteigerten Tages- 
gabe ; die letztere Dosis wnrde vom 40. T. an auf 2 Por- 
tionen gegeben. Die toxischen Erscheinnngen waren ganz 
dieselben wie iin vorigen Falle. Durch diese Behandlung 
warden jedoch die Krampfe so weit beseitigt , dass nur 
ab und zu nach starker Aastreogung eta leichtes Drehen 
des Kopfes eintrat. Der Erfolg hieit uoeh 6 Mon. nach 
Schluss der Behandlung an. 

3) Chronische Krdmpfe der Extensoren des reckten 
Armes und des rechten Pectoralis major. — Pat., ein 
19jUir. , fruher gesunder Uhrmacher, war seit mehreren 
Jahren krank and wiederholt erfolglos mit Galvanismus 
behandelt worden. H. verordnete zuerst 6 Wochen lang 
taglich 26 Grmm. Schierltagssaft, in den nachsten 6 Mon. 
der Reihe nach kleine Gaben Strychnin , grossere Dosen 
Bromkaliura und zuletzt den Saft von Aethnsa cynapium, 
Jedoch ganz vergeblicb. Schl&ssiich griff Vf. zn grdssern 
Dosen Succ. conii, indem er im Verlauf von 6 Wochen 
von 30 auf 60 Grmm. taglich stieg und endlich 6 Wochen 
lang 90 Grmm. t&glieh nehmen Hess. Wahrend der letzten 
Gabe nahmen die Krampfe ab , kehrten aber , nachdem 
das Mittel ansgesetzt worden war, wieder zurflek. 

4) Epilepsie and Hemiplegic. — DieKr., ein4 J /,Jahr. 
Midchen, wnrde 2 J. suvor nach einer Kopfverletaung 
von Kxampfen befallen , welche bisweUen in grCasera 


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240 


IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


Zwisehenraumen , biaweilen t&glich anftraten. Die rechte 
KSrperhalfte war dabei vorzngswcise ergriffen und ea 
bildete sich im Lanfe der Zeit eine unvollkommene Lah- 
mnng dersclbcn ans. H. verordnete den Succus conii 
Anfangs zii 8 Ormm. taglich 2mal und stieg damit im 
Lanfe von 5 Mon. anf taglich 30 Grram., worauf die oben 
beechriebeneu toxischen Erseheinnngen auftraten. Das 
Resnltat war ein gunstiges ; die Krampfe nahmen rasch 
an Zahl mid Heftigkeit ab, blieben von der 6, Woche der 
Behandlnng an aus und sind seitdem nicht wiedergekehrt. 
Die Kr. kann wieder gehen nnd aucb den rechten Arm 
ziemiich gnt gebranchen. Redaktion.] 

457. Ueber krystallisirtes bromwasserstoft- 
sanres Coniin ( Ciculine x ) ; von M o u r r a t. (Ball, 
de Thdr. XC. p. 446. Mai 30. 1876.) 

Die leichte Zersetzlichkeit , die hygroskopischen 
Eigenschaften and Verunreinignng der Coniinsalze 
durch Salze der Zersetzungsprodykte dieses Alkaloi- 
des liessen die Dosinmg and therapentische Anwend- 
barkeit der genannten Verbindungen bisber etw&s 
problematisch erscheinen. Vf. fand zur Darstellnng 
von Coniinsalzen nnd Doppelsalzen das aus Deutsch- 
land [wohor?] bezogene , fast farblose Coniin am 
vortheilhaftesten nnd die BromwasserstofMure am 
meisten geeignet, damit ein gut krystallisirendes, 
dauerhaftes Salz zu bilden. 

Bromwasserstoffsanre nnd Coniin werden znsammen- 
gebracht, wobei sich Tempera turerhohnng des Gemisches 
u. Entwicklung weisser, eigenthumlich riechenderDampfe 
knnd gicbt. Dabei farbt sich die Mischung erst grun nnd 
spater schwarz mit rothem Lichtreflex. Nach kurzcr Zeit 
schiessen Krystalle, noch dnrch eine braune Snbstanz ver- 
unreinigt, an; durch Umkrystallisiren werden die Krystalle 
ganz rein erhalten. Je unreiner das angewandte Coniin, 
desto weniger vortheilhaft ist die Ausbente. 

Das bromwasserstoflfsaure Coniin krystallisirt in farb- 
losen . feinen , nadelformigen Prismen und ist in Wasser 
und Alkohol sehr leicht , in Aether und Chloroform da- 
gegen weniger gut liislich. Dicse Krystalle zerfliessen 
nicht an der Luft, sind geruchlos u. fast obneGeschmack. 
Zwischen denFingern gerieben entwickeln sie einen deut- 
lichen Coniin- (Mtiwevrin-) Geruch. Beim Contakt mit 
der Luft rothen sie sich , ohne sich zu zersetzen ; im 
Finstern aufbewahrt bleiben sie nngefarbt; bei 100° 
scbmelzen sie ; daruber erbitzt entwickeln sie Coniin. Sie 
enthalten ungefahr V, ihres Gewichts anBrom. Bei Hun- 
den von 7 —8 Kilo erzeugten 0.06 Grmm. des Bromconiin 
Somnolenz; nach 0.1 Granin. trat Lahmung der Hinter- 
extremitaten ein , doch erfolgte sehr rasch Wiederherstel- 


') Die Franzosen branchen das Wort rl Ciculme u viel- 
fach for das Alkaloid des Conium maculatum ; so jed en- 
tails, wie der Zusammenhang ergiebt, anch bier. 


long; auch Gabon von0.16 — 0.2 Grmm. warden ertragen; 
nar waren die Lahmungserscheinungen ansgesprochener. 
Nach 0.4 Grmm. trat Collapsus ein und die Diurese war 
vSIilg nnterdriickt ; anch hier fand nach 4 Std. Erholung 
statt. Wahrend 0.6 Grmm. anf 5mal in 70minntlichen 
Pausen gereicht, zwar Vergiftung und Lahmung erzeugten, 
aber den Tod nicht bewirkten , geschah dieses . wenn 0.5 
Grmm. auf einmal einverleibt wurden, in 2'/* Std. nnter 
bedeutender Erweiternng der Pitpille nnd den dbrigen 
oben erwahnten Lahmungserscheinnngen. 

Lahmung der Respiration war entschieden die 
Todesursache. Bei derObduktion fand sich inbeiden 
Herzhdlilen dunkelschwarzrothes geronnenes Blut vor ; 
Gerinnsel liessen sich bis weit in die Aorta hinein 
verfolgen; die Meningen waren stark injicirt; im 
Darmtraktus fehlten pathologische Verftnderungen 
dnrehans; die Harnblase war collabirt nnd enthielt 
wenig, stark ammoniakalisch riechenden Ham. 

An Kr&nken warden von den DDr. Saison, 
Landnru. Regnauld Versuche mit Brom-Coniin 
angestellt. Saison gab einem 3jfthr. Kinde, welches 
an Keuchhnsten litt, 0.005 Grmm. ; es schlief daranf 
die ganze Nacht und hustete nicht. Auch Laudur 
beobachtete bei Keuchhusteu , Asthma und Husten 
der Phthisiker von dem Prilparat gflnstige Erfolge ; 
deegl. bei dem die Dentition begleitenden Schmerz ; 
Kindcm gab L. 0.002 Grmm. , Erwachsenen 0.01 
Gramm. Reg nan It wandte das Bromconiin bei 
einem an Ischias leidenden 35jtthr. Manne subcutan 
an ; er spritzte 5 Tropfen einer Lflsnng 1 : 50 ein. 
Zwei Einspritzungen innerhalb 3 Tagen, welche 
weder von Schmerz , noch von andern Uebelstanden 
gefolgt waren, genllgten zur Beseitigung der genann- 
ten Neuralgie. Ebenso genllgten 0.003 Grmm. bei 
einer 23jfthr. Fran , urn dieselbe von Intercostal- 
neuralgie zn befreien. 

Gnbler hob hervor, dass es zweifelhaft sei, ob 
in dem Prilparat wirklich Coniin oder ob einer der 
Zersetzungsprodukte (Conhydrin etc.) darin enthalten 
sei. Er fand das C hri sti s o n’sche Coniin von weit 
intensiverer Wirkung, als das von Mo r son und das- 
jenige des Codex. Das Coniin Morson soil mehr con- 
vulsive , als paralytische Erseheinnngen hervorrafen. 
Jedenfalls zeigte Vfs. PrSparat Coniinwirkungen. 
[Das Conhydrin soil wie die llbrigen Zersetzungs- 
produkte des Coniin physiologisch unwirksam sein ; 
eine theilweise Zersetzung des Coniin in Conhydrin 
findet bei Lnftzntritt immer statt.] (H. Kdhler.) 


IV. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 


458. F&lle von Gehirnkrankheiten ; von 
E. Bull; Kjellberg; Malmsten. 

Einen Fall von Apoplexie , in dem sich bei der 
Sektion 3 verschiedene Stadien von Blutextravasat 
im Gehirn fanden , deren Ursprungszeit sich bestim- 
men Hess, theilt E. Ball (Norsk Mag. 3. R. IV. 7. 
S. 432) mit. Der Fall ist ausserdem von Interesse 
in Bezug auf die Diagnose der Himsyphilis. 

Ein 44 J. sites Frauenzimmer wurde am 31. Oct. 
1873 in bewosstlosem Znstande in das Reichshospital in 
Christiania gebracht. Pat. war sc bon (Taber an verse hie- 


• 

denen syphilitischen Affektionen bebandelt worden; im 
April 1873 war sie wieder anfgenommen worden mit un- 
kiarem Bewusstsein, Gedachtnissschwache, Doppeltsehen, 
OBteokopischen Schmerzen and Zeichen tertiarer Syphilis, 
und im Juli desselben Jahres abermals mit Himerschei- 
nuagen , aber ohne Paralyse. Seitdem war die Kr. nie 
wieder gesund geworden und hatte immer an Kopfac timers 
in derScheiteigegend, Schwindei, Scbwarzwerden vor den 
Augen und Mattheit geiitten. Am Vormittage vor der Anf- 
nahme im Reichshospitale war dieKr. unter knmpfhaflen 
Zuckungen umgefallen. Noch bei der Anfnabme bestanden 
tonisebe Contraktion der Moskeln am gansen Korper, feat 
geschlossene Aagenlider and Kiefer, Contraktion der 


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241 


IV. Pathologie, Therapie n. medicinische Klinik. 


Pupillen , Beugung der Extremitaten «ind geringer Opis- 
thotonus. Nach einem Bade, Anwendung von Senf- 
teigen nnd Erzielnng von Damientleerung durch Klystire 
hlieb die linke 8eite des Korpers steif, die rechte aber 
erschlaffte und zeigte sich paralytisch ; die Kcspiration 
war schnarchend , der Puls hart and voll. Das Bewusst- 
sein schien zuni Theil ziiruckzukebren. Am andeni Tage 
war die rechte Unterextremitat etwas beweglich , Strabis- 
mus war anfgetreten, das Gesicht congest ionirt, die Caro- 
tiden pulsirten schwach, an den Halsvenen zeigte sich 
midulirende Bewegung. Am 2. Nov. traten Athem- 
beschwerdeu und unwillkfihrliche Darmentleerung auf und 
am 3. starb die Kr. unter zunelimender Athemnoth. 

Bei der von Prof. H. Heiberg ausgefuhrten Station 
zeigten sich die Gyri des Geliirns fiber der linken Hemi- 
sphare etwas abgeplattet , die Arteria basilaris und alle 
ihre Verzweigungeu , nainentlich die Art. fossae Sylvii, 
atheromatos entartet , die linke Insula Reilii vergrossert 
nnd ihre Gyri fast verstrichen , dabei war sie viel weicher 
als die rechte und fast fluktuirend. Ini linken Seiten- 
ventrikel fand sicli etwas flussiges Bint, das durchgebrochen 
war aus einer etwa huhnereigrossen, mit coagulirtem Blut 
gefullten und ini hintem Theile des Corpus striatum und 
Thalamus opticus gelcgenen Ilohle. Die Wande dieser 
Huhle waren roth, weich, mit capillaren Apoplexien 
durchsetzt; Dnrcbbruch nach der Basis fand sich niclit. 
Ungefahr gerade fiber diesem Blutaustritte nach derOber- 
dHche zu , in dor Nahc des 8inus lougitudinalis fand sicli 
eine mit alterem brannlichen , coagulirtcn Blute gefullte 
Cyste mit brannlichen Wanden, die wie pignientirt er- 
schienen nnd harter als in der vorlier bcschriebenen llfihle 
waren. Die ubrigens ziemlich anamische Uirnsubstanz 
zeigte einzelne Bliitpnnkte. In der linken Ilalfte des 
Kleinhinis, im Vermis superior und in der weissen Sub- 
stanz fand sich einc ungefahr haseinussgrosse Cyste mit 
fast klarem , flussigen Inhalt , braun pigmentirten , festen 
Wandimgen und nurwenig pigmentirten, sonst nicht krank- 
haft veranderten Umgebungen. 

Der linke Herzventrikel war liypertrophiseh , in den 
Lungeu fand sich Oedem und llypostase, die Oberflache 
der Nieren zeigte narbenartige Einziehnngen mit Vermin- 
derung der Corticalis an diesen Stelleu, ohne sonstige 
Degeneration , au der Oberflache der linken Niere zeigten 
sich einign gelbweisse kleine Punktchen , wahrscheiu licit 
Kalk , im linken Nierenbecken fanden sich 2 kleine aus 
phospliorsauren F.rdalkalien bestehende Steinchen. 

Jedenfalls hat es sich im April und Juli desselhen 
Jahres ebenfalls, so wie bei der letzten Erkrankung, 
nm Apoplexie gehandelt und die Cyste mit dent 
klaren flilssigen Inhalte eutsprach dem Herde der 
eraten , die mit dem brilunlichen coagulirtcn Blute 
dem der zweiten Apoplexie. Beide Male waren die 
Symptome nnbestimmt nnd vage gewesen , was auch 
dem Sitze der apoplektischen Herde nach wahrscliein- 
lich ist. Besondere Beachtung verdient aber in dem 
vorliegenden Palle der Umstand , dass bei unzweifel- 
haft vorhandener tertiSrer Sypliilis die Hmiaffektion 
ohne Bedenken als auf sypliiLitiscber Gnindlage an 
genommen wurde, nanientlich da die Krauipferschei- 
nimgen , die am eraten Tage vorlianden waren , die 
Diagnose einer Apoplexie noch einigermaassen zwei- 
felhaft erscheinen lassen konnten. 

Einen Fall von akutem Hydrocephalus bei einem 
28 J. alten Manue beobachtete Kjellberg (Hygiea 
XXX VI II. 3. Svenska lkkareskllsk. forh. S. 46. 
1876.) 

Der Kr. hatte , anscheinend nach einer Erkiltung, 
wobei besonders der Kopf Zug ausgesetzt gewesen war, 
Med. Jahrbb. Bd. 171. lift. 3. 


am 30. Dec. 1875 Abends Frost u. bald darauf Erbrecheu 
bekominen, am 31. Dec. wiederholte sich das Erbrechen, 
aber heftiger als vorher, ebenso am 1. Jan. Abends, 
wobei heftiger Kopfschmerz bestand, der in ungeschwacb- 
tem Maassc fortbestand nnd am 3. Jan. auch von Schmer- 
zen im Korper, besonders in den Beinen , begleitet war. 
Hclilaf war fast gar niclit vorhanden, Delirien, Lichtscheu 
mid Empflndlichkeit traten hinzn. Am 6. Jan. fand Kj. 
die Temperatnr erlioht (39°C.), den Puis rasch, dieZnnge 
belegt. die Stim inerkbar heiss : der Kr. klagte fiber hef- 
tigen Kopfschmerz und Bteitigkeit im Nacken ; auf Pragcn 
antwortete er gut. KJ. stellte die Diagnose auf Cerebral- 
meningitis nnd verordnete Calomel und Jodkalium , liess 
eine spanische Fiiege in den Nacken und Eisblasen auf 
den Kopf legeu . Danacli nahm der Kopfschmerz ab und 
es trat iiberhaiipt vorubergehend Besserung ein. Doch 
bald verschlimmerte sicli der Zustaud wieder, Erbrechen 
trat von Neuem auf und wieder heftiger Kopfschmerz mid 
llitze im Kopfe, Fieber und belegte Zunge. Kj. gab 
zuerst Phosphoraaiire nnd am Tage darauf, als das Er- 
brechen sich wieder einstellte , Ernulsio hydroeyanata nnd 
Eis innerlich , Senlteige auf das Epigastrium , Morphium- 
injektion , eine spanische Fiiege in den Nacken und ein 
theils abfuhrendes, tlieils reizendes Klystir, Abends Chloral 
in Klystir, woranf ruhiger Schlaf folgte. Als das Er- 
brechen aufgeliort hatte , wurde wieder Jodkalium ge- 
geben , aber der Kr. vertiel in einen soporiisen Zustaud, 
die Pupillen wurden weit , die Krafte nahmeu ab und am 
1 . Febr. Morgens trat der Tod ein. 

Bei der von B 1 i x ausgefuhrten Sektion zeigte sich 
die liarte Hirnhaut liyperamisch und stark gespannt , die 
Sinus enthiclten dunntiussiges dunkles Blut, die weichen 
Iliruhaute waren ebenfalls liyperamisch. Die Gyri er- 
schienen bedeutend abgeflacht , doch nicht in deni Grade, 
(lass die Furchen zwischen ilinen verstrichen gewesen 
waren. Bei Eroffnung der Seitenventrikel floss eine 
Menge serose, stark getrfibte Flussigkeit aus, die hintern 
llorner der Ventrikcl waren von gleiclier Flfissigkeit stark 
ausgedchnt. Die Plexus cliorioidei erschieneu scliwach 
hockrig , dicker als gewohniich und von schmutzig grau- 
rother Farbe, der linke Strang mit einer graugelben eiter- 
ahnlichen, leicht ablosbaren Membran belegt. Der dritte 
Vcntrikel war ebenfalls ausgedchnt, das Velum iuter- 
positnm verdickt , aufgelockert und granlieh verfarbt. 
Das Ependym der Vcntrikel zeigte die gewohniiche Glatte 
und Dnrchsichtigkeit , aber es erschieu , ebenso wie die 
oberflachliehsten Lageu der Corpora striata und der 
Thalami optici, etwas maeerirt. Corpus callosum, Fornix 
u. Commissuren waren teigig erweicht. Die Ilimsnbstanz 
zeigte lockere Consistenz, die Schnittfliichen scliwach 
blutig punktirtes Aussehen. Die centralen Gauglien fand 
man locker , teigig uud blutami. An der Basis fand sich 
uichts Bemerkenswerthes. 

Die mikroskopische Untersuchung der Plexus eho- 
rioidei und des Velum interpositum zeigte die Gewebe 
derselben intiltrirt von einer reichen Menge render lym- 
phoidcr Zellen, Fettkomzellen und Fettkorokugeln. Die 
Blutgefasse erschienen stark ausgedchnt und mit Blut- 
kugeln erfullt, uamentlich deutlich zeigte sich diesa in 
den Capillaren , deren Epithel theils abgestossen , theils 
augeschwollen und kSrnig war. 

Da bei den mikroskopischen Unterauchungen 
weder Tuberkelelemente , noch in andern Organen 
kiisige Herde oder Tuberkel aufgefunden wurden, 
konnte der Hydrocephalus nicht, wie es auf den 
ersten Blick den Anschein hatte, auf tuberkulflser 
Gnindlage beruhen, aucli der Verlauf deutete auf 
priiukren akuten Hodrocephalus bin. Die von 
Lebert filr akuten Hydrocephalus angegebene Ver- 
finderung des Ependyms fand sich nicht in diesem 
Falle , denn alle am Ependym vorgefundenen Ver- 

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242 


IV. Pathologie, Therapie n. medicinische Klinik. 


iindeningen Rtanden nur im Zusammenhang mit dem 
Erguss in die Ventrikel ; inflammatorische Verftnde- 
rungen fanden sich iin Ependym nicht , wolil aber 
im Geftanetz und im Velum interposition. Die Ent- 
zttndimg scheint sich demnach hauptsftchlich auf die 
Plexus chorioidei concentrirt zu haben, aus deren 
hypertlmiachen Gefkssen nicht bios Serum , sondem 
auch weisse Blutkorperchen in reichlicher Menge 
austraten. DerVerlauf war fbr akuten Hydrocephalus 
ausserordentlich langwierig, denn der Kr. starb erst 
im Verlauf der 5. Woche, wiilirend Leber t an- 
nimmt, daas der Tod entweder am Schluss der ersten 
oder am Anfang der 2. Woche erfolgt. 

Einen Fall von Gehimabscess, in dem besonders 
der Lange Zeit hindurch latente Verlauf von Interease 
i8t, theilt Prof. Malms ten (Hygiea XXXVIII. 2. 
Svenaka l&kares&llsk. fiirh. S. 27. 1876) mit. 

Der 46 J. alte Kr. war fruher bis auf ein Nerven- 
fleber vor 32 J. und einige Verletzungen nnd chimrgische 
Affektionen stets vollkommen gesund geweaen , er hatte 
stets ordentlich , eher etwas zu sparsam gelebt , angeblich 
nio an Syphilis gelitten und keine Kopfverletznng er- 
litten. Im Sommer 1874 hatte der Kr. einen heftigen, 
aber rasch vorubergehenden Schwindelanfall gebabt. An- 
geblich nach einer Erkaltung waren am 26. Not. 1876 
Ualsschmerzen und Schlingbeschwerden aufgetreten, aber 
ohne jede andere Storung, nur war es dem Kr. schwer. 
den Buchstaben R auszusprechen. Am 29. Nov. Morgens, 
als Pat. noch im Bett lag , hatte er ein eigenthumliches 
trocknes Geffihl im Munde, ein eigenthumliches Gefuhl 
im Kopfe, schneidende Schmerzen in der linken Schlafen- 
gegend und verlor, wie es scheint, dasBewusstsein. Etwa 
IStd. danach war er vollkommen beiBewusstsein, konnte 
aber nicht sprechen und hatte heftigen Schmerz in der 
linken Schlafengegend ; der rechte Arm zitterte und beim 
Versnche , den Kopf gegen die rechte Schulter zu neigen, 
ging diese Kewegung matt und iangsam vor sich. Wenn 
der Rr. sich durch Schreiben verstandlich machen wollte, 
wurde es ihm schwer, Worte zu finden, denn diese fehlten 
entweder ganz oder er wusate nur den Anfang eines 
Wortes und musste in einem Worterbuche nachscblagen, 
urn den Schluss zu finden. Es wnrde Eis auf den Kopf 
gelegt , innerlicb Frangnla und China gegeben und 
Quecksilbersalbe und Karapher5l zu gleichen Theilen ein- 
gerieben. Dabei blieb der Znstand des Kr. unverandert, 
der Schlaf war schlccht , Stnhlgang und Harnentleerung 
waren gestort, Pat. nahm keine Nabrung zu sich. 

Am 2. Dec. 1876 fand man die Intelligent des Kr. 
insofem ungestSrt, als er seine Wfinsche schriftlich in 
kurzcn Satzen auszudrucken vermochte, so welt sein 
Wortvorrath reichte ; seine Umgebungen kannte er und 
an ihn gerichtete Fragen fasste er vollstandig auf. Der 
rechte N. facialis wax gelihmt , das rechte Auge konnte 
nicht vollstandig geschlossen werden, der rechte Arm war 
in geringem Grade paretisch , die Znnge konnte ganz un- 
behindert bewegt werden, die Uvula zeigte sich etwas 
nach links geneigt ; im Pharynx bcstand gcringe Hyper- 
amie. Die Pupillen waren etwas eng. Der Ham enthielt 
Eiweiss. Nach Chloral erfolgte guter Schlaf. Die Be- 
bandlung bestand in Anwendung von Laxantien, Jodkalium 
und Eisblasen auf den Kopf. In der Nacbt vom 8. bis 
4. Dec. traten Zuckimgen in den Fingem der rechten 
Hand anf, die sich weiter nach oben verbreiteten, so dass 
baW dor Arm heftig geschfittelt ward ; dabei war der Kopf 
nach hinten gezogen , die Angenlider waren in fortwah- 
render Bewcgung, die Augapfel starr nach oben gerichtet ; 
der Kr., der dabei vollstSmlig bei Bewusstsein war, gab 
durch Zeichen zu erkennen, dass er heftigen Schmerz in 
der linken Schlafengegend habe. Die Bewegungen des 
Kopfes und der Augen danerten nur einige Mlnuten , die 


des Armes liessen nach Morphium ebenfalls nach. A«n 
4. Dec. hatte sich der Zu&t&nd verschlimmert , der rechte 
Am war ganz gelahmt , so dass sich der Kr. nicht naehr 
dnrch Schreiben verstandlich machen konnte. Statt des 
Jodkalium wurde, da sich Schnnpfen eingestellt hatte, 
Amikatinktur gegeben. Nach Anwendong von Blutegeln 
hinter die Obren uahmen die Schmerzen im Kopfe ab, 
der Kr. war aber somnolent geworden und schlief fast 
immer; Fieber war nicht vorhanden. So blieb der Zn- 
stand unverandert bis zum 7. Dec., wo der Kr. unraUg 
wurde und die gesnnde Hand immer nach der linken 
Schlafengegend fuhrte ; nach Morphium wurde er aber 
wieder ruhig. In der Nacht vom 7. bis 8. Dec. wurde 
die Respiration erschwert , spater begann sic mitunter zu 
sinken und erst nach einigen tiefen Athemzugen wieder 
in Gang zu kommen ; bei derartigen Anfallen von Atbem- 
noth war die linke Hand krampfartig contrahirt, wenn die 
Respiration wieder in Gang kam , horte der Krampf anf. 
Gegen Mittag des 8. Dec. trat Lahmung der Extremitaten 
auf der linken Seite anf und bald darauf horten die Be- 
wegungen des Kopfes auf. Der Kr. verflel in Koma und 
starb am niichsten Tage. 

Bei der von B I i x anageffihrten Section fand sich die 
stark fiber das Him gespannte harte Himhant in hohem 
Grade hyperamiseh nnd stellenweise in geringem Grade 
fibrils verdickt; die Sinus enthielten nur dunnflfissiges 
dnnkles Bint; die weichen Hirahaute waren ebenfalls 
sehr hyperamiseh, zeigten aber sonst nichts Abnonnes, 
nnr am mittelsten Theile des Gyrus centralis anterior und 
posterior der linken Hemisphere fanden sie sich verdickt 
und grfinlich verfarbt , darunter ffihlte man Floktuatioa. 
Beim Einschneiden an dieser Stelle gelangte man in eine 
mit dickflfissiger , grunliaher , etwas mit Bint gemisehter, 
stinkonder Flussigkeit gefullte Hohle von der Grasse eines 
kleinen Huhnereies. Die HShle lag im hintern mittiern 
Theil des Parietallappens unter dem Gyms centralis an- 
terior nnd posterior und war von der Himoberflache nur 
durch eine 2 — 3 Mmtr. dicke Sehicht von Rindensnbstanz 
getrennt. Die Wande der Eiterhohle warden von einer 
dunnen, ziemlich fasten, stark pigraentirten Bindegewebs- 
inembran gebildet, an deren innerer Flache sich ein gran- 
gelber, lookerer, leicht ablosbarer Belag befand. In der 
Umgebung der Eiterhohle war die Himsnbstans sehr locker 
und von gelbweisser Farbe bis an das Corpus striatum 
ainistmm. Die Gyri des Gehims ersebienen, besonders 
an der linken Hemisphere , in hohem Grade abgeplattet, 
die Himsubstanz sonst von gewohnlicher Consistcnz, aber 
stark hyperamiseh. An den Blutgefassen der Himbasis 
konnte keine Veranderung anfgefnnden werden , anch an 
der Schadelbasis nicht. 

Mai ms ten nimmt an, dass die ersten Anf&nge 
der Krankheit bis zn dem etwa 1 J. vor dem Tode 
anfgetretenen Schwindelanfall zurttckzufilhren seien ; 
einen gleichen Fall, in welchem ein gleiches Him- 
leiden so lange latent verlief, bis Reizungserschei- 
nnngen in der Umgebung des Herdes auftraten , hat 
M. schon frOher beobachtet. Lemchen, der den 
Kr. seit lange gekannt hat, hat von den Angehdrigen 
desselben in Erfahrung gebracht , daas er in seinen 
jungen Jahren einen heftigen Schlag auf den Kopf 
bekommen habe, anscheinend aber ohne weitere anf- 
fkllige Folgen. ( W alter Berger.) 

459. Ueber die Folgen der Him- und 
Buokenmarks-Brsohiitterung naoh Eisenbahn- 
unf&Uen; von Dr. M. Bernhardt. (Berl. klin. 
Wchnschr. XIII. 20. 1876.) 

1. Fall, Der 8chaffner W. Sch. war stets gesund 
und kr&ftig gewesen, als am 28. Aug. 1874 bei, einem 
Zusammenstoss zweier Zuge der Packwagen, in w'eloham 


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I 


IV. Pathologie, Tlierapie n. medicinische Klinik. 243 


er sasa , zertrummert und er selbat am Kopfe verletzt 
wurde. Doch konnte er, von einem Verwandten begleitet, 
zu Fusse nach Hause gehen, wo er 3 Wochen lang an 
seiner Kopfwunde und wegen Sehmerzen im Oenick ini 
Bett bebandelt wurde. Wahrend dieser Zeit wiederhoites 
Erbrechen ohne auaeere Veranlasaung. Ala Pat. das Bett 
verlassen konnte, klagte cr fiber allgemeine Krafte- 
abnahme , besonders aber fiber Schwache der Beine und 
dee Geaichtsainns ; nnr in den allerersten Wochen war 
Doppeltachen vorhanden geweaen. Bei 2 Untersuchungen 
(Mttte Nov. 1875, reap. Endo Jan. 1876) fand B. einen 
grosaen kraftigen Mann mit wohl entwickelter Muskulatur 
und Panniculus. Er war fleberfrei unil ging umber. Zeit- 
weilig hat cr Kopfschmerzen , specieil in der Umgebung 
einer aiif dem linken Scheitelbein gelegenen, fast 2" 
langen linearen Narbe. Entechiedeue Abechwachung des 
Gedachtnisaes, grosse Reizbarkeit und Heftigkeit. Gegen 
Hitze iat er gegen fruher sehr empflndlich , ea wird ihm 
dabei leicht achwindlig , in der Narbe fangt ea an zu ham- 
inern. Wagengeraaeel und Strasaenlarm iat ihm nn- 
ertraglich, auch iat er niclit raehr im Stande, in Omnibus, 
Droechke oder Pferdebahn zu fahren, weil er die Erachut- 
tening nicht mebr vertragt. Sein Allgemeiubefinden ist 
lcidlieh ; Schlaf im Ganzcn gut, ebenao der Appetit ; Durst 
gegen fruher vormelirt. Beim Bucken, beim Blick in die 
Kobe oder zur Seite wird ihm schwindlig. Doppelteelieii 
fehlt. Beim langera Lesen Flimmera und Ineinaudcr- 
laufen der Buchstaben. Papilien normal. Erapfimllirhkeit 
gegen helleres Licht, sonst normale Augen. GehSr ist 
gut; Ohrenaanaen fehlt; Geruch und Geachmack normal. 
Auch im Bereich der fibrigen Hirnnerveu nichta Beaon- 
derea. Druck auf die Proe. spin, iat nur im untern 
Nackentheil noch empflndlich. Subjektiv besteht ein Ge- 
ffihl von Spawning im Kreuz, daa Hinsetzen nnd Auf- 
atehen von einem Stuhl geachieht nur rait grosser Mfihe 
und sehr steif. In beiden Oberextremitiiten aind alle 
Bewegungen frei , die motorische Kraft aber aelir vermin- 
dert; die ausgestrocktcn Hande uud Fusae zittem; so 
braucht er zum Briefschreiben oft einen ganzen Tag , cla 
die 8chwache und das Zittem der Hande ihn zum oftern 
Abbrechcn nothigeu. Pat. steht mit geschlossenen Augen, 
ohne zu schwanken ; Gang ateif ; linkes Bein aclileppt 
eine Spur nach ; Pat. kann auf einem Beine kurze Zeit 
stehen. Ueberraachend geringe Widerstandskraft in den 
Kxtremitateu •. Fuss- oder Kniephanomen fehlt. Sensi- 
bilitat normal. Pat. geht grouse Strecken mit llfilfe einea 
Stockea, er muss aber Zeit dazu haben und der Weg muss 
gut sein; Abends geht er unsicher, weil er sicb dieStellen, 
wo er hintreten will , nicht aussuchen kann. Die Urin- 
sekretion iat frei ; dagegen besteht leichte Incontinentia 
alvi bei gewfthnltcher Consistenz des Stulils ; Eiweiss und 
Zucker fehlen im Urin ; Potenz ist crhalten. 

2. Fall. Der fruher durchaus gesunde und kraftige 
Bodenmeister W., 30 J. alt, sasu EndeJuli v. J. an einem 
aufgeklappten Tische achreibend in einem Packwagen 
einea stillatehenden Zuges , gegen welchen ein anderer 
anrannte. Er wurde bewnastios ; als er erwachte, fand er 
-ich auf den Knieen liogend, den Kopf vorafiber gebeugt, 
er hattc sich iibergeben. Trotz heftiger Sehmerzen in 
der linken 8chulter stieg er allein aus , begab sich zum 
Inspektor des (viele Meflen von Berlin entfemten) Bahn- 
hofes , meidete sicli dort krank , fuhr aber noch an dem- 
s el ben Tage nach Berlin , wo er allein nach Hause ging, 
sich zwar zu Bett legte , aber nicht glaubend , dass ihm 
etwas Besonderea pasairt aei, lachte er unglaubig, als ihm 
ein zufallig hinzugekommener Arzt , welcher eine Fraktnr 
der linken Clavicula entdeckte, zur Voralcht mahnte. 

In der That fuhlte er sich die ersten 5 — 6 Tage nach 
dem Unfalle leidlich wohl, dann aber anderte sich die 
Scene. Er ting an ohne auaaere Veranlasaung zu er- 
brechen; Schwindelanfalle traten auf, die sich zu Ohn- 
niaehten steigerten. Dazu gesellten sich heftigo Kopf- 
u. namentlich Kreuzachmerzen, die Stimmnng verdfisterte 
sich, Pat. wurde rastlos, leicht aufbranaend, mitAUem un- 


zufrieden. Sein Gedfichtnlas nahm ab ; er vergass , was 
er eben gelesen hatte , sowie was er eben noch sagen 
wollte. Er schrieb Briefe mit kindischem Inhalt und 
Satzbau und liess sich nicht abhalten , ale abznschicken. 
Die Sprache war nach den Ohnmachtsanfallen lallcud, 
fur gewohnlich aber auffallend leiae, das ihm frfiher 
eigenthfimliche kraftige Commando war verloren. Schwere 
Worte sprach er nur noch mit Muhe aus ; seine Stimmung 
iat eine andanernd trube , der Gesichtsansdruck tief lei- 
dend, die Farbe bleich kachektisch. Der frfiher so kriif- 
tige starke Mann ist in bedauemswerther Weise ver- 
iindert, seinMuthgeknickt, dieLebensfreudigkeitdurchaus 
geschwunden. 

SeitEndeJan. 1876 hat Pat. keine eigentlichen Kopf- 
achmerzen mehr , aber dauernd das Gefuhl , als drficke 
ein Gewicht sein Him zusammen ; auf der Strasse geht er 
oft wie ein Trunkener. Auf der Kopfliaut oder im Ge- 
sicht beateht weder Ueberempflndlichkcit , noch Un- 
empfindlichkeit. Augen normal ; ehenso daa Geh5r, zeit- 
weilig aber Sausen und Glockenlauten. Auch die fibrigen 
Sinnes- undGehironerven fnnktioniren normal. Zeitwellig 
Pracordialangat mit Brechneigung , SchwindelanfSille und 
zeitweiliger Bewnsateinsverluat. Die Bewegungen des 
Kopfes sind nach den Seiten bin ziemlich frei , nach vora 
nnd hiuten aber schmerzhaft, nnd zwar sitzt dieser 
Schmerz in der Tlefe des Nackens , wo auch tieferer 
Druck schmerzhaft ist. Nach abwarts hin dagegen iat 
schon leichtes Ueberstreiehen der Ilant von der Hohe der 
Schulterblatter ab bis zur Mitte des Kreuzbeins soerapflnd- 
lieh, dass Pat. dabei rait lautem Wehgeschrei zuruckzuckt. 
Energischer tiefer Druck wird bei weitem besser ver- 
tragen. Diese enorme Hyperasthesie der Haut erstreckt 
sich fiber die ganze hintere Rumpfbalfte nicht ganz bis 
unten und nach vora hin bis zur Axillarlitiie. Tiefer 
Druck in der Herzgmbe, auf Hypochondrium, Hinterbacken 
undUnterextremitaten ist dem Kr. sehr unangenehm. Die 
Extremitiiten aind frei beweglich , aber ihre motorische 
Kraft ist sehr beeintrachtigt , beaonderB die der rechteu 
untem ; die Bewegungen der untern aind sehr wenig aus- 
giebig, da aie Spawning der Rficken- und Lendenhaut 
und dadurch die lebhaftesten Sehmerzen auslosen. Par- 
asthesio und Taubsein flnden sich im Bereich des linken 
N. medianus in den ersten 3 Fingern and an der rechten 
Unterextremitat. Das Kniephanomen findet sich beider- 
seits, das Fussphiinomen fehlt. Hinsetzen und Aufstehen 
vom Stuhl gehen langsam und vorsichtig vor aich ; er 
steht vomuber gebeugt , auch mit geachlossenen Augen, 
ohne Schwanken, n. geht, mit der linken Hand die Kleider 
an die hyperaathetische Rfickenhaut andriickend , rait 
kleinenSchritten, ausserat vorsichtig, meiatmitdem Stook ; 
<las rechte Bcin wird ctwaa nachgeachleppt. Fahren im 
Wagen iat der Erachfitterung wegen unmoglich. Stuhl 
angehalten ; Urinsekretion ungestort; Appetit und Schlaf 
inaasig gut. 

Indem Bernhardt bei beiden Fallen auf die 
Scliwierigkeitaufmerksam macht, die Gehimsymptome 
zu lokalisiren , glaubt er die vom RUckenmark ab- 
zuleitenden Symptome auf eine Affektion in den 
Vorderseitenstrfingen des Rtickenmarks mit walir- 
scheinlichem Ausschliiss der weissen Hinterstringe, 
aber eventueller Betheiligung der den Vorderseiten- 
strftngen benachbarten grauen Markpartien zurtlck- 
ftthren zu mtlssen , welche durch die Erschlttterung 
des Marks entstanden ist. In dem 2. Falle dilrften 
auch die Meningen an dem entzilndliehen Processe 
Theil nehmen. Der Grundcharakter des auf diese 
Weise entstandenen Krankheitsbildes ist der einer 
allgemeinen Abschtodchung, eines allgemeinen Dar- 
niederliegens der normal von Him und RUckenmark 
ausgettbten Funktionen. Ftir schwerere Fille dieser 


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IV. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 


Art giebt ea keine bessere Bezeichnung ala die einer 
geknickten Existenz , einer wandelnden Ruine. Die 
Behandlung anlangend , empfiehlt B. absolute Rube 
in geistiger wie leiblicher Beziehung , Linderung der 
Schmerzen durcli Blutentzieh ungen oder Narkotika, 
Bader und spftter kraftige Diat, frische Luft, gymna- 
stiflche Uebungen , Anwendung elektriacher und mo- 
dificirter Kaltwaaserkuren. (S e e 1 i g m tt 1 1 e r.) 

460. Bin Fall von Agrapbie ; von Dr. George 
Shearer. (Jonrn. of ment. Sc. XXI. p. 583. Jan. 
1876.) 

Ein 42jihr. Mann , der stark ranehte and sein Bier 
trank , aber dnrchaas miseig , verlor , nacbdem er Tags 
suvor fiber gross e Mfidigkeit geklagt hatte , plotxlich die 
F&faigkeit, zu schreiben. Bei jedem Versuche , zu schrei- 
ben , bedel ihn eine grosse Angst , ,als wenn Jemand auf 
einer Fallthur stebt, die jeden Augenblick ihn hlnunter- 
sturzen lassen kann“. Eben so wenig konnte er seinen 
Namen unterschreiben, bis erschlusslicbausdndigmacbte, 
dase ihm dies* bei gescblossenen Augen gelang: spater 
konnte er wieder schreiben bei Verschluss eines Auges 
und schlfisslich auch wenn beide Augen geSITnet waren, 
aber nur anf hSchstens 15 — 20 Minuten. Ausserdem lltt 
er an Hemiparese der linken Korperhalfte. Im Beginn 
der Rrankheit 1870 hatte er schi&sslich pl5tzlich Anlalle 
von Diarrhoe, weiche jeden Morgen vor dem Fruhstiick 
unerwartet und st&rmisch eintrat. 

Im April 1876 hatte Pat., wenn seine taglichen amt- 
lichen BrieCe geschrleben waren, keine 8chreibkraft mehr ; 
11 Tage lang hatte er au einem Extrabriefe geschrleben. 
Bo bald er 20 Min. lang geschrleben hat , fuhlt er , daas er 
aufgeregt wird, als wenn das, was er schreiben wolle, von 
den schwersten Folgen ware Oder als ob eine traurlge 
Katastrophe eintreten musste. Diese Aufregung versetzt 
ihn in grosse Angst, so dass er sehr schnell schreibt ; fahrt 
er trotzdem fort, so verlaest den linken Arm allmalig die 
Kraft, wie den rechten Arm eines Zlmmermanns, der eine 
halbe Stunde lang Hoiz gesagt hat. H5rt er dann noch 
nicbt auf, so erstreckt sich das Gefuhl von Hulflosigkeit 
auch noch auf das linke Bein und schiusslich trritt in den 
Eingeweiden eine Bewegung ein, als wenn er das starkste 
Abffihrmittel genommen hatte. Alsdann ist er auseerst 
erschopft , der Gesichtsausdruck ist scheu und angstlich, 
ein Geffihl von Unfahigkeit sich zu bewegen kommt fiber 
ihn — er lechzt nach einem Btimulans, Brandy u. Wasser 
nnd nach friscberLuft. Hat er denAnfall soweitkommen 
lassen, so ist fur die nachsten 8— lOStd. der Anblick von 
Feder und Tinte ihm ganz uuertraglich. 

Im Juni 1876 konnte Pat. die Briefe an seine Frau 
wiedenim nur mit gescblossenen Augen schreiben. 

Zu bemerken ist noch , dass Lesen den Kr. noch 
echneller in Jenen Znstand von Hfilflosigkeit versetzt , als 
Schreiben. (Seeligmfiiler.) 

461. Der Gehirnbeftmd bei allgemelner 
Paralyse; von J. Mierzejewski in Petersburg. 
Arch, de Physiol. 2.8dr. II. 2. p. 195. Mars — Avril 
1875.) 

M. berichtet zunMchat fiber seine mikroskopischen 
Untersuchungen der Zwischengewebe der weissen 
Substanz der Hirnwindungen im normalen Zustande. 
Die Prfiparationsmethode von R a n v i e r bat er dahin 
modificirt , dass er Stficke von der weissen Substanz 
der Hemisphiren von 1 Ctmtr. Cubikinhalt wahrend 
12 — 24Std. in eine Vjprocent Lfisung von Osmium - 
sfiure legte und aus der Schicht unmittelbar aus der 
sehr festen ftossern Kruate Schnitte machte. Das 


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Ergebnisa dieser Untersuchungen wird in folgendAs 
Satzen zusammengefasst. 

1) Zwischen dem interstitiellen Qewebe desNeu- 
gebornen und des Erwachsenen besteht ein wesent- 
licher Unterschied. — 2) Zwischen den nervtoen 
Elementen der weissen Substanz in den Hirnwindun- 
gen Erwachsener findet sich kein anderes interstitielles 
Gewebe als das von R a n v i e r im Rttckenmark nach- 
gewiesene. Das Bindegewebe besteht aus platten 
Zellen, Lymphzellen u. gekreuzten Bflndeln. Letztere 
haben keine organische Verbindung mit den Binde- 
gewebszellen , sondern jedes dieser Elements ist eine 
abgesonderte histologiscbe Einheit. — 3) Henle's 
Metbode, die feinen Bindegewebsbttndel von den 
Achsencylindern nach dem verschiedenen Wider- 
stande gegen kaustisches Kali zu unterscheiden , ist 
nicbt stichhaltig. — 4) In der Nachbarschaft der 
grauen Himrinde konnte M. kleine multipolare Zellen 
isoliren , mit runden oder platten Kernen , stark ge- 
fkrbt durch das Pikro - Carminat ; mit 3 bis 4 Fort- 
sfttzen, die sich durch ihre runde Form und ihre 
GrOsse von den sich kreuzenden Fasern (sie Bind 
2 — 3mal dicker) unterscheiden lassen. Ihr Lings- 
durchmesser betragt 0.007 — 0.010 Mmtr. , die des 
Kerns 0.005 — 0.007 , die Lange der Fortsatze er- 
reicbt zuweilen 0.034. Ob diese Zellen bindegewe- 
biger oder nervdser Natur sind , ist nicht festzustel- 
len. Meynert hat sie ftir Ganglienzellen erklart. 
(8tricker’s Gewebslehre p. 709.) 

In der weissen Substanz der Hirnwindungen von 
Neugebomen hat M, folgende verschiedene Fonn- 
elemente gefnnden : 1) Platte Zellen von ovaler Form, 
von 0.005 bis 0.007 Mmtr. GrOsse, mit 2 — -3Keni- 
kOrperchen. 2) Winklige polygonale Zellen mit sehr 
dttnnen und kurzen Fortsatzen. Zuweilen sind sie 
in parallelen Reihen angeordnet (Jastrowitz). 
3) Karper ohne Kerne oder amfiboide Karper von 
sehr unregelmassiger Gestalt, Osmiumsaure fkrbt sie 
schwarz , die unter 1) und 2) erwabnten grau. Sie 
liegen dem Achsencylinder auf und bilden varikfiae 
Ketten ; zwischen den einzelnen Karpern lagern sich 
Myelinkarner auf dem Achsencylinder ab. 

Die non folgenden Auseinandersetzungen fiber 
den Hirnbefnnd bei allgemeiner Paralyse sttttzen 
sich anf 17 Falle, weiche M. in Petersburg und inn 
Asyl St. Anna zu Paris beobachtet hat. Die Gehime 
wurden sowohl im friachen , wie im erharteten Zu- 
stande untersucht Ftir die frische Untersuchung hat 
M. die oben ftir die Neuroglia angegebene Metbode 
angewendet; zur Erhartung des Gehiras die von 
Deiters; die mikroskopischen Schnitte wurden 
nach der Metbode von Lokhart-Cl&rke oder in 
Glycerin untersucht 

M. bespricht der Reihe nach den patbologischen 
Befund 1) an den Geftssen , 2) an der Zwiachensub- 
stanz und 3) an den Nervenelementen. 

Ad 1) Die Veranderang der Gefdsse ist sehr 
constant und geht den tiefern Veranderungen der 
Nervensubstanz voraus. Sie findet sich nicht fiber 
ein ganzes Gefltos verbreitet , sondern ist an etnigeo 

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245 


IV. ■ Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 


Stflllen sehr ausgesprochen, an andern fehlt sie ganz, 
aelbst in der vorgeschrittensten Periode der Krank- 
heit 

Im Beginn der Krankheit findet man a) Vermehrung 
der Keme an den Wfaden der Capillaren ; b) primUre 
(subadventitielle) Extravasation in die Lymphscheide ; 
sp&ter c) miliare Aneurysmen ; d) Blutergttsse mit 
Raptor der Gefksswknde ; e) Verdickung der Capilla- 
ren and der Geftlsse von kleinerem Kaliber mit ho- 
mogenem glasigen Aussehen ihrer Wande ; endlich 
f) fettige Degeneration der Geffcssw&nde. 

a) and b) Die Neubildung von Capillaren iat von 
Lubimoff nnd Westphal gelengnet worden, 
wefl sie nur erhartete Praparate untersuchten. M. 
grttndet seine Behauptung in Betreff der Neubildung 
von Capillaren auf kleine Anhange an den Capillaren, 
die man bis zu der Lange von 0.070 Mmtr. verfolgen 
kann. Auch die verzweigten Zellen im interstitiellen 
Gewebe, welche durch ihre Auslaufer mit den Gefilss- 
w&nden verbunden sind (R a n v i e r’s Cellules vaso- 
formatrves) , kdnnen wahrscheinlich zur Neubildung 
von Capillaren beitragen. In Bezug auf die Frage, 
durch Wucherung welcher Elemente die Vermelirung 
der Capillarkeme zu Stande kommt, ergeben die 
Untersuchungen M.’s, dass zueTst und constant die 
rnnden, kugligen Elemente der Adventitia sich ver- 
mehren ; erst spater , aber schr haufig, die oblongen 
longitudinal gestellten und oblongen quergestellten 
Kerne der Tunica intima und media. Ausser den 
Blutaustritten in der Lymphscheide findet man eben- 
daselbst Ablagerungen von rundlicben oder elliptischen 
Pigmentkdrnern. c) Die subadventitiale Hamorrhagie 
raft in den Gefksswanden zuweilen einen Entztln- 
dungsprocess hervor, welcher ihre Zerstbrung und 
gleichzeitig die Entstehung von miliaren Aneurysmen 
zur Folge haben kann. d) Die Blutergflsse kommen 
meist ohne Ruptur der Gefasswftnde (per diapedesin) 
zu Stande. Extraparietale Hamorrhagien hatte M. in 
17 Fallen nur lmal gefunden. Die GefasswUnde 
zeigten in diesemFalle tnehr weniger vorgescbrittene 
fettige Degeneration, e) Verdickung der Wande hat 
M. bei Gefkssen von grbsserm Kaliber nie beobachtet, 
ausser bei colloider Entartung, die aber so selten ist, 
dass Vf. sie in seinen 17 Fallen nicht ein einziges 
Mai angetroffen hat. 

Die ana verschiedenen Partien des Gehirns isolir- 
ten Geftlsse und Capillaren haben ein atacheUgea 
Aussehen. Dieses kommt nach M.’s Untersuchungen 
an frischen und erharteten Pr&paraten dadurch zu 
Stande , dass 1) die Capillaren zuweilen sehr kleine 
Cadenfbrmige Fortaatze zeigen; 2) durch das Hangen- 
bleiben von feat mit der Gefttaswand verbundenen 
Bttndeln von sehr feinen verzweigten Bindegewebs- 
fasern , und 3) durch den Gefksswknden anhkngende 
Bindege webszellen mit polyp enartig ramificirten Fort- 
s&tzen. 

Ad 2) Mag nan hat zuerst auf die Verinderun- 
gen der Zwischensubstanz aufmerksam gemacht und 
sie als , inflammation interstitielle diffuse du cerveau“ 
bezeichnet. Vf. theilt dieeen Process in 3 versohiedene 

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Perioden ein. In der 1. Periode findet sich eine sehr 
betrftchtliche Veraehrung der Kerne des interstitiel- 
len Gewebes, vielleicht urn das Doppelte der Zahl im 
gesunden Gehirn. Die Keme sind bald rund , bald 
oval, bald langlich mit oder ohne Ausbuchtungen, 
mit einem stachelartigen Fortsatz oder mit vielen 
glanzenden Nadeln an den Randem veraehen. — In 
der 2. Periode sieht man in dem interstitiellen Ge- 
webe die spinnenfbrmigen Zellen (Cellules arraignSes), 
anfangs mit verschwommenen , spater mit deutlichen 
Contouren, welche schon M e y n e r t beschrieben hat. 
Diese Zellen sind nicht als dasProdukt einerWuche- 
rung der praformirten und praexistirenden Spinnen- 
zellen anzusehen , sondem sie bestehen vielmehr ans 
Bindegewebskernen und coagulirtem Fibrin , welche 
mlteinander zu einem Conglomerat vereinigt sind. 
Nur selten darf man sie als wirkliche stemfbrmige 
Zellen ansprechen. — In der 3. Periode sind die 
Keme des Zwischengewebes ganz ausserordent- 
lich geschrumpft. In der weissen Substanz der 
scbraalsten Windungen hat Vf. auf einem Quadrat- 
centimeter 300 — 250 Keme von winkliger Gestalt 
gesehen , deren grbsster Durchmesser 0.004 Mmtr. 
nicht flbertraf. 

Ad 3) Die Verknderungen an den Nervenzellen 
anlangend , behanptet Vf., dass die von den Antoren 
als pathologische aufgefllhrten Merkmale nicht cha- 
rakteristisch genug sind , urn die kranken Zellen von 
den normalen zu unterscheiden. Vf. hat seine Auf- 
merksamkeit besonders auf die pyramidalen Riesen- 
zellen desLobus praecentralis gelenkt. In derNach- 
barschaft der Gefksse sieht man die Ganglienzellen 
umgeben und eingeengt durch die vermehrten inter- 
stitiellen Elemente, sowie durch ein femes Fibrinnetz ; 
oft sind sie vergrfissert. Theilung oder Vermehrung 
der Kerne hatVf. nie beobachtet. Spater verliert die 
so eingeengte Ganglienzelle ihre fibrillare Struktur, 
ftlllt sich mit braungelblichen Molekttlen , der Kem 
zerfilllt und die Zelle verliert immer mehr die Fahig- 
keit, sich mit C&rmin zu ffcrben. Andere Male ent- 
halten die geschwellten Ganglienzellen eine gelbliche, 
kbrnige Substanz, die sich in Aether l<5st. 

Ausserdem hat Vf. in nach der Methode von 
Lokhart - Clarke gehftrteten und prftparirten 
Schnitten eigenthtimliche ovale KiSrper in der weissen 
Substanz der Stirn - und Hinte rhauptslappen gefun- 
den, von 0.019 Mmtr. Breite und 0.075 Mmtr. Lange. 
Sie bestanden aus einer uniformen Masse , die sich 
mit Carmin fUrbte imd keine amyloide Reaktion gab. 
Indem sich diese ovalen Kdrper verlangerten, stellten 
sie varikOse Bander von 0.004 — 0.010 Mmtr. Breite 
dar. Beide Formen hHltVf. nach dem Vorgange von 
Hayem ftlr hypertrophische Achsencylinder. 

Die Bcigabe vorzttglicher colorirter Abbildungen 
erleichtert das Verst&ndniss der Abhandlnng ausser- 
ordentlicb. (SeeligmtUler.) 

462. Fall von Reflexl&hmung naohSohoss- 
verletzung; von Dr. Schwahn. (Deutsche mil. - 
arztL Ztschr. V. 6. p. 339. 1876.) 

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246 


IV. Pathologie, Therapie h. mediciniache Klinik. 


Lieutenant B. erhielt in der Schlacht bei Sedan am 
1. Sept. 1870 einen Fleischscbuss an der Aussenseite dee 
linken Obcrsehenkels ; die Kugel bewirkte 5 Ctmtr. fiber 
deni Kniegelenk einen ca. 35 Mmtr. Iangen , horizontal 
verlaufonden Schunskanal im anssern Dritttheil deg Ober- 
schenkelg. Lie Verletzung hattc zuerst Anschwcllung 
und Schmerzhaftigkeit des linken Kniegelenks zur Folge 
und verheilte in etwa 4 Wochen. Im Oct. 1870 zum 
raobilen Truppentheil zurfickgekehrt , machte B. alie An- 
strengungen dee Dienstes mit. ohne andere Beschwerden, 
als ein ab und zu auftretendes Muskelzucken im liuken 
Oberschenkel. Anfang 1873 bemerkte B. Abmagcrang 
und gehnelleres Ermuden des linken Being , Unfahigkeit, 
das Knie vollkommen zu beugen und schmerzhafte spa- 
stische Beugungen des linken Kniegelenks, die 25—30 
Sek. datierten nnd sich in kurzen Zwischenzeiton wieder- 
hoiten. 

Anfang Juli 1873 fand S. bei dem sehr kraftigen, 
frisch und bliihend aussehenden Herrn B. an der Aussen- 
seite des linken Obergchenkeis 5 Ctmtr. fiber dem Knie- 
gelenk zwei runde Hautnarben von etwa Groschengrosse. 
Die ausaere war beweglich und nicht schraerzhaft, die 
lnnere mit den tiefer liegenden Theilen verwachsen , bei 
Druck auf dieselbe entstanden kribbelnde Empflndungen 
an der AussenBeitc des linken Unterschenkcls. Die 
Mnskulatur der linken Unterextremitat mit Einschluss 
der Hinterbacke crschien magerer und schlaffer als an 
der rcchten ; der linke Oberschenkel niaass in der H5he 
der Schussnarbe im Umfang 4.25 Ctmtr. weniger als der 
rechte. Das Schmerzgefuhl war nicht herabgesetzt , die 
faradischc Erregbarkeit crhdht , die Wirbelsaule nlrgends 
bei Druck emptindlich. B. gebrauehte in den Sommern 
1873, 74 n. 75 4 — 6 Wochen lang Bader in Wildbad und 
daneben , sowie im Herbst 1873 den constanten Strom. 
Am 2. Juli 1875 wurden von Prof. Roger in Marburg die 
sehr festen Narbenstrange , welche die innere Narbe 
trichterformig einzogen , subcutan durchschnittcn. Ende 
1876 war der Zustand des Beines nahezu derselbe , wie 
im Jnli 1873 ; achon each 1 /, Std. stellten slch Schwache 
und Lahmheit des linken Beins ein . obenso kehrten jene 
spastischen Contraktionen immer wieder. 

S. halt den Fall fttr analog mit den beiden von 
finmke (Virch. Arch. LII. p. 442; cf. Jahrbb. 
CLII. p. 28, wo sie Bar wink el mit Recht fttr 
Drucklahmnngen erklkrt) nnd den 2 von Leyden 
(Klinik d. Rttckenmarkskrankh. 2. p. 232) be- 
obachteten Fallen von Reflexlahmung nach Schuss- 
verletzung und nimmt eine von der Narbe in Zweigen 
des Plexus lumbosacralis aufsteigende Neuritis als 
Ursacbe an. (A. Seeligmtlller.) 

463. Ueber Asthma dyspeptioum ; von 
Prof. Henoch. (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 18. 
1876.) 

H. beobachtete in Gemeinschaft mit Traube 
bei einem j ungen Kinde einen eigenthttmlichen Sym- 
ptomencomplex von bedeutender Dyspnoe mit sehr 
frequentera, oberflacblicbem Atlimen, Cyanose, aus- 
serst kl einem Puls und KUhle der Hande (bei Ab- 
wesenheit jeder objektiven Stfirung am Herzen oder 
in den L ungen), welchen er mit Traube, gestQtzt 
auf die Versnche von S. Mayer u. Pfibram 
(Sitz.-Ber. d. Wiener Akad. Jnli 1872) in folgender 
Weise zu erklaren geneigt ist. Durch den vom 
Magen ausgehenden Reflexreiz entsteht vasomoto- 
rischer Krampf in den kleinen Arterien, daher die 
Kftlte der Extremitaten, der unfilhlbare Puls, Stanung 
jm Yenensyatem und im rechten Herzen, Cyanose, 


Ankaufung von Kohlensaure im Blut und dadjBKh 
bedingt die frequentfe dyspnotische Respiration. 

Das betr. Kind , ein 9 Mon. alter Knabe , seit 10 T. 
entwfihnt, war mit Knhmilch ernihrt , im Bonita von 
5 Schneidezahuen , abgeeehen von elner habituellen Hart- 
leibigkcit stetsgesund, wurdc am N'achmittage des 21. Min 
1875 nach dem Genusse von Milch und Wasser (gl. Th.) 
von Erbrechen befallen , welcheg sich am 22. nach jedem 
Geniessen von Milch wiederholte. Daa Kind sah etwas 
verfallen aus, zeigte m&ssig beschlennigte Respiration, 
schric viel und war sehr unruhig. Nach Verabreichung 
von Calomel erfolgten am 23. fruh drei grune Stuhle. 
Das Erbrechen hatte aufgehort, aber das Kind hot ein 
ganclich verandertes Aussehen dar : aueserst angst lichen 
Gesichtsausdruck . sehr frequente, jagende Respiration, 
kleinen, fast unfuhlharen Puls, auffallende Blasse der 
Haut, Cyanose der Lippen, vollige Theilnahmlosigkeit. 
Die wiedcrholt vorgenommene Untersuchung der Brnst- 
organe ergab nicht die geringste Icrankhafte Verdnderung. 
weder in den Lungen, noch am Herzen. Trotz hydro- 
therapeutlschonUmschlagen, nebenKampher und Benzoe, 
wurden Collapsus und Cyanose bis zura Abend intensiver, 
ebenso die Dyspnoe fRcsp. 60 in der Min.), um Mltter- 
nacht war der Puls unffiblbar, das Athmon wurde un- 
regelmassig. Der behandeinde Arzt , Dr. M ay er, ent- 
scbloss sich , den Tod erwartend , zur Applikation von 
10 trockenen SchrBpfkopfen auf den Thorax. Schon wah- 
rend dersolben licss die Unruhe nach , das Kind schlief 
ein, das Athmen wurde regelmassiger. Als uacb */, Std. 
wieder Unregelraassigkeit desselben bemerkt wurde , Hess 
M. aberraals den Thorax mit Schrfipfkdpfen bedecken. 
Dabei nahm das Kind theeloffelweiBe Ungarwein mit 
Fleischbrfihe , wahrend es vorher jcde Nahrung bpharr- 
lich zuruckgewiesen hatte. Am 24. frfih war die Respira- 
tion von 60 auf 36 zuriickgcgangen , der ganse Korper 
gleichmassig warm , aber der Puls noch nicht fiihlbar. 
Am 27. vollkommenes Wohlbefinden. Ein am 6. April 
sich ahnlich ankiindlgender Anfall wurde dnrch Applikation 
von 4 Schr6pfk3pfen rasch unterdrnckt. 

H. theilt feraer folgenden Fall mit, welcher in ent- 
scheidender Weise beweist , dass eine Magenreizung 
allein die Ursacbe des bestehenden Symptomencom- 
plexes werden kann. 

Am 10. Nov. 1875 crschien in H.’s Poliklinik ein 
9jahr. Madchen in einem bejammernswerthen Znstande : 
heftigste Dyspnoe, Reap. 70, stShnende Exsplration, 
ansserst kleiner nnd schwaeher Puls, 108 in der Mlnnte, 
ausserstc Schwache , so dass zu verwundem war , wie das 
Kind den 10 Min. wciten Weg hatte zu Fuss zurucklegen 
kfinnen. Ausserdem klagte Pat. fiber Kopfschmerzen und 
grosse Empflndlichkeit in der Magengegend , welche ancb 
in der Rtickenlage etwas aufgetrieben war, einen tympani- 
tischen Schall gab und gegen Druck empfindlich war. 
Erst am Abend vorher hatte Pat. fiber Stiche in der Magen- 
gegend zu klagen begonnen und nach einer sehr nnruhigen 
Nacht sci erst am Morgen Dyspnoe und Cyanose hinzn- 
getreten. Hen und Lungen gaben einen durchaus nor- 
rnalen Befund. Noch bevor das Kind die verordneten 
kleindn Gaben von Morphium geuonimen, wurde es, kanm 
zn Hanse angelangt, von spontanem Erbrechen befallen, 
wodurch bis zum Abend wlederholt 8peisereBte herans- 
befbrdort wurden , unter denen sich grosse Stuoke eines 
unverdauten Eies bcfanden. Nun kam es herans , daw 
das Kind am vergangenen Tage , nachdem es viel in der 
Stadt umhergelaufen war , mit grosser Hast ein hartes El 
vertchlungen hatte. Nach der Entleernng dieser MaWfln 
erfolgte ruhiger Schlaf und Wohlbefinden. 

In diesem Falle aehen wir durch den Reis un- 
verdauter Ingesta, daa „ Asthma dyspepticum a eat- 
stehen, nach der Evacuation dor reiaendea Stnffc 
aber wie durch Zaober verschwinden. 


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IV. Pathologic, Therapie a. medicinische Klinlk. 


H.^st geneigt, ancheinen frtther von ihm beobach- 
teten and dnrch Kreosot geheilten Fall von Gkhrungs- 
dyspepsie, sowie andere Falle von Dyspepsie, welche 
auch ohne nachweisbare Gasausdehnung des Magens 
oder Colons von Oppression begleitet sind , auf einen 
Reflex auf den N. vagus zu beziehen. 

Schlttsslich theilt er noch 2 andere Falle mit; 
in dem erstern schien eine Verstopfung des Darms, 
in dem andera eine dyspeptische Verdauungsstdrung 
bei einem 9jttbr. Knaben mit Insufficienz der Mitralis 
die Ursache des Asthma zu sein, indem dort ein Ab- 
filhrmittel, hier aber ein Brechmittel sofortige Heilnng 
hervorbrachte. 

In derSitzung derBerl. med. Ges. vom22.Febr. 
d. J., in welcher H. seinen Vortrag flber Asthma 
dyspepticum hielt, theilten zun&chst einige An- 
wesende ahnliche Erfahrungen mit. Sodann setzte 
Dr. Senator auseinander, wie die Experimente 
von Mayer u. Pfibram zu dem Henoch ’achen 
Krankheitsbilde nicht stimmten: dart Sinken der 
Pulsfrequenz — hier Beschleunigung ; dort Steigen 
des arteriellen Drucks — hier nach der Cyanose zu 
urtheilen wahrscheinlich Verminderung desselben; 
ferner bei Kohlens&ure - Anhflufung abnorm tiefe 
Athemzttge — hier eine sehr oberflkchliche Athmung. 
Dr. Lewin ist geneigt, an eine Intoxikation durch 
Resorption der bei perverser Verdauung sich ent- 
wickelnden Gase, Kohlen- und Schwefelwasseretoff 
an denken, wodurch DyspnSe und Asphyxie erzeugt 
werden kann; die DDr. Senator, Ewald and 
Wiss sprachen gegen diese Annahme. Dr. Be- 
gins ky halt dyspnotische AnfSlle in Folge von 
Indigeetionen und Stdrungen der Verdauung bei Kin- 
dern ftlr durchaus nicht selten und theilte einige der- 
artige von ihm beobachtete Falle mit. [Ref. ist 
wenigstens fflr die minder hochgradigen Falle der- 
selben Ansicht. In Halle wird der beschriebene 
dyspnotische Zustand der Kinder von den Mtittern 
als „Herzspann u bezeichnet und steht das Streiclien 
der Magengegend („B(lssen des Herzspanns“) als 
Heilmittel ingrossemAnsehen. Vielleicht, dass durch 
diese Manipulation angehaufte Gase ausgetrieben 
werden oder selbst Erbrechen der Indigesta hervor- 
gerufen wird.j (8 eeligm tiller.) 

464. Ueber dreifhohes perikardiales Reibe- 
geriusoh und Verdoppelung des ersten Herzlones ; 
von Dr. GeorgeJohnson. (Lancet I. 20 ; May 
1876.) 

Vf. hat die von Dr. Hyde Salter (Lancet H. 
4 ; July 29. 1871. p. 151) ausgeaprochene Ansicht, 
dass das dritte Reibegerausch dnrch perikardiale 
Reibnng am Vorhofe entstehe , in folgendem Falle 
best&tigt gefunden. 

J. E., ein 66jahr. Gewohnheitstrinker , wurde am 
27. Oct. 1873 in das Krankenhans aufgenommeu mit den 
Symptomen gnsularer Nierenschrumpfung in vorger&ek- 
tem Stadium. Bei der ersten Untersuchung horte man ein 
^yatolisehes Reibegerausch , am dentlicfasten zwischen del 
linkea Bruatwane und dem Sternum , welches J., da ee 
deutlick mit der Systole des Vorhofs synchroniach war, 

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auf Verdlckung eines Vorhofs durch Exsudat bezog. — 
Am 30. Oct. trat dazu noch ein systolischea Reibegerausch, 
am dentlichsten horbar an der Herzspitze etwas nach 
links von dcr YVarzenlinie. J. diagnosticirte nun auch 
Exsudat an der Herzspitze. Am G. Nov. war daa prii- 
systolische Gerausch an der Herzbasis nicht mehr horbar. 
Das systolischc Gerausch an der Herzspitze hatte bis zum 
8. Dec. an Deutlichkeit verloren , dagegeu horte man nun 
ein endokardiales systoiisches Blascgcransch. Wahrend 
nach nnd nach das erst vernommene systolische Reibe- 
gerausch den Charakter des Reibens immer mehr verloren 
hatte , war das mitrale Gurgelgerausch immer lauter ge- 
wordcn und hatte bis zum Todc des Kr. angedauert, der 
am 3. Jan. erfolgte. 

Dnrch den Sektionsbefund — Exsndate auf dem rech- 
ten Vorhofe und an der Herzspitze , sowie Verdickungen 
der Mitralklappen — wurde die Diagnose bestatigt. 

Im Winter 1875/76 behandelte J. im Hospital 
7 Kr. mit akuter Perikaxditis , von denen bei 4 drei- 
fache perikardiale Reibegerkusche gehdrt wurden, 
und zwar zur Zeit , als die Erkrankung iliren Hfllie- 
punkt erreicht hatte. Der dreifache Charakter des 
Gerkusches war am deutlichsten Uber der Vereinigung 
der Herzventrikel mit den Vorhofen zn erkennen ge- 
wesen. In 3 Fallen wurde das Reibegerausch nur 
doppelt vemommen ; hier war durch zeitige Anwen- 
dung von Blutegeln die Steigerung der Affektion, 
wie es schien, abgeachnitten worden. Salter ver- 
gleicht den Rhythmus des dreifachen Reibegerausches 
mit dem Gange eines in kurzem Galopp gehenden 
Pferdes. Die ersten beiden Gerilusche folgen knrz 
auf einauder , das dritte nach einem etwas liLngern 
Intervall , dann entsteht eine Pause , nach welcher 
sich die Gerkusche wiederholen. Wenn man die 
Hand auf die Herzspitze oder auf die Carotis legt, 
wkhrend man anskultirt , tmd dabei die Art der Be- 
wegung des Herzens wkhrend des Lebens bertlck- 
sichtigt, so kann man nach J. nicht im Zweifel 
darllber sein, dass das 1. Reibegerkusch mit der 
Systole des Vorhofes , das 2. mit der Systole der 
Herzventrikel zusammenflllt , das 3. wkhrend der 
Diastole der Ventrikel entsteht, das Intervall zwischen 
den Gerftuscheu aber der naclidiastolischen Pause 
synchron ist. 

Dr. Sibson erklkrt die Entstehung der sogen. 
Verdoppelung des 1. Herztones vorzflglich bei Morbus 
Brightii durch ungleichzeitige Systole der Herzven- 
trikel , indem der rechte Ventrikel wegen der Span- 
nung der BlutsSule im grossen Kreislaufe seine Con- 
traktiou spkter beendige als der linke. Dieser An- 
sicht kann J. nicht beipflichten. Wkre sie richtig, 
so mdsste auch der 2. Ton verdoppelt werden , weil 
der Schluss der Klappen in der Pnlmonalis eben- 
falls spkter zu Stande kommen mdsste als der der 
Mitralis. Diess sei aber nieht der Fall. Der Asyn- 
chronismus der Bewegung der Herzventrikel ist ttbri- 
gens bei der innigen Verbindung der Muskelfasera 
beider Herzventrikel ansserordentlich selten. J. hilt 
es ftlr erwiesen, dass die Contraktionen eines ausge- 
dehnten, namentlich eines hypertrophischen Vorhofes 
Gerkusche erzengen und dass die Verdoppelung des 
1. Tones bei Morbus Brightii und andern Affektionen, 
welche mit Behindernng des Rflckflnsses des Slates 

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IV. Pathologic, Therapie a. medtetnische Klinik. 


aus dem grossen Kreislauf einhergehen, aaf die 
Systole des Vorhofs zu beziehen sei. Der Rhythmns 
dieser sogen. Verdoppeluug des 1. Herztones sei 
genau dereelbe wie der oben beschriebene (bruit de 
galop der Franzosen). Die Stelle, wo diese drei 
GerAusche am deutliclisten walirgenommen wttrden, 
liber der Verbinduug zwischen Herzventrikel und 
Vorhof, sei die nfimlichewie bei heftiger Perikarditifl, 
wobei an der Herzspitze das Ger Ansel i nnr einfach 
oder unbestimmt getheilt walirgenommen werden 
konne , wilhreud man es im dritten Zwischenrippen- 
raum entscliieden doppelt bare, einfach aberwiederum 
liber der Aorta. Dieser Umstand , dass man tiber 
der Herzspitze den Ton oft einfach , seine Verdop- 
pelung aber nicht wahmelime , sprilche entschieden 
gegen seine Entstehung aus derBewegung des Herz- 
ventrikels , da die von diesem erzengten GerAusche 
an der Herzspitze am deutlichsten gehort zn werden 
pflegen. Die ungleiclizeitige Zusammenzieliung der 
Herzventrikel und der Vorhdfe Bei aber eine aua- 
gemachte Thatsaclie , und dass auf diese gesonderte 
Systole der VorhOfe GerAusche zu beziehen seien, 
daftlr habe man wenigstens in 2 Affektionen Beispiele : 
1) das prAsystolische, Oder nach Dr. Gairdner 
systolisehe VorhofgerAnsch bei Mitralklappenstenose, 
bei welcher die dnrch Verlangsamung des Blutlaufes 
verzOgerte Systole des Vorhofs das fragliche ge- 
dehnte GerAusch hervorruft , dem ein kurzer erster 
Herzton folgt, bedingt durch die rasche Zusam- 
menziehung des nur halb geftillten linken Ventrikels, 
und 2) das prAsystolische oder besser systolisehe 
VorhofgerAnsch, welches entstehe bei Rauhigkeit der 
VorhofsoberflAche durch Exsudate. In diesen Fallen 
1st der Rhythmns der GerAusche genau derselbe wie 
in den Fallen, in denen diese Verdoppelung des 
1. Tones bei Morbus Brightii vorkommt. Diese 
Theilung des 1. Herztones ist nach J. ein beinahe 
constantes Zeichen bei hochgradigem allgemeinen 
Lungenemphysem. Ebenso hat er dieselbe hAnfig 
bei Alteni Personen mit rigiden Arterien wahrgenom- 
men , selir deutlich oberhalb und rechts von der lin- 
ken Brustwarze auch in einigen Fallen von Mitral- 
regurgitation. Allen diesen Fallen gemeinsam ist 
die Beliinderung der Cirkulation entweder im kleinen 
oder im grossen Kreislauf, welche rflekwirkend die 
Ausdehnung und Hypertrophie der Vorhdfe bedingt. 
Dass die Systole so ausgedehnter und hypertrophirter 
Vorhofe Gerausche anzeugen kdnne, ist nach J. im 
hfichsten Grade wahrscheinlich. Dieselben kOnnen 
entstehen: 1) durch die pldtzliche Muskelanspannung 
der Vorhofs wandungen; — 2) durch den Stoss der- 
selben gegen die Brustwanduug ; — 3) durch eine 
gewaitsame Fortschleuderung der Blutwelle des Vor- 
hofs gegen das in dem Herzventrikel verharrende 
Blut. 

J. vereuchte aus der Stelle, an welcher die Ver- 
doppelung der Herztdne am deutlichsten gehOrt 
wnrde , zu erkennen , welcher von beiden VorhOfen 
die Tbeilong des Tones veranlasse. 

Bei Yerdickung des Vorhofs durch Euudat wird 

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das ReibegerAusch am beaten im 3. In 
vernommen , und zwar mehr nach rechts oder 
vom Sternum, je nachdem der rechte oder 
Vorhof afficirt ist. 

Bei Emphysem mit behinderter Cirkulation in 
der Pulmonalis wird das GerAusch mehr am rechtec 
Rande des Sternum und nach unten hin gehfirt als 
nach links. Bei Nierenkrankheiten und seoiler 
Degeneration der Arterienw&ndungen ist das GerAusch 
zwischen der Brustwarze und dem linken Stern&l- 
rande am deutlichsten , d. h. an der Stelle , wo ein 
ausgedehnter Vorhof den Ventrikel ttberdeckt. 

(Zinkeisen.) 

4G5. Insuffloienz und Stenose der Aorten- 
miindung' von DDr. G. Martin undToledano. 
(Bull, de la Soc. anatom. 3. Sdr. X. Mare — Avril 
1875.) 

Der von G. Martin (1. c. p. 245) auf der Ab- 
theilung von Widal im Hospital St. Louis beobach- 
tete Fall erecheint dnrch die grosse Ausdehnung der 
chronischen Entzttndung der Aorta bemerkenswerth. 

Eine 38 J. alte, stets regelmussig, aber sparaam men- 
struirte, seit dem 19. J. verheirathete Frau hatte im 21. J. 
ein Kind geboren, vom lb. — 26. J. an nervfisen Z u fallen 
gelitten, war daon 6J. lang wohl gewesen, im 30. J. aber 
von Gelenkschmeraen mit Pieber befallen worden. Seit 
2 J. waren oftera Erstickungsanffille mit trocknem Hasten 
anfgetreten. 

Bei der Aufnahme der Kr. (16. Mira 1876) ergab die 
Untersuchnng folgenden Znstand: Bleichee , etwaa ge- 
schwollenes Gesicht; raiissiges Oedera der Unterextremi- 
taten ; kein Eiweiss im Urin. Puls 108, links beinahe un- 
ffihlbar , etwas weniger schwach rechts. — An der Here- 
basis ein rauhesGerauschanstatt beiderHerztone, nament- 
lich beim ersten accentnirt; in den Arterien dee Halses 
bestandiges , verstarktes Hausen horbar, ebenso fiber der 
ganzen vordem Thoraxflficbe , am lautesten in der Mittel- 
linie lings des Verlanfes der Aorta. — Keine Vergr base- 
rung der Leber. Widerwilien gegen Spelsen , Schllng- 
bewegnngen ersebwert, gefolgt von Uebligkeit und cn- 
weilen von Erbrechen. Manchmal Pricordialangst. Veei- 
katore in die Herzgegend ; innerlieb eine Miscbung von 
Alkohol und Aether. 

Mach vorfibergehender Besserung Zunabme der Be- 
schwerden am 30. Mara. Vom 3. April ab An fall e von 
Eretickung und Schwindel, Aufregnng nnd Schlaflofdgkeit : 
imfreiwilliger Abgang des Urins. Tod am 7. April outer 
komatosen Erschclnungen. 

Autoprie. Hepatisation des rechten untern Lungen- 
lappens -. im untern Thelle des obern Lappens der linken 
Lunge ein etwa nussgrosser, sehwarzllcb gefarbter , dich- 
ter Infarkt , mit der Basis auf der Oberflacbe aufsitxend 
und von congestionirtem Parenchym begrenzt. Ira Hera- 
beutel keine Flfissigkcit. Einige dfinne, weniganbaftende 
Psendomembranen auf der etwas gerotheten Vorderfliche 
des rechten Ventrikels. Here sehr gross, Dnrchmesser 
auf der Hohe zwischen llerzkammern und Vorhofeu ge 
messen 16 Ctmtr. , Lange des linken Ventrikels 13 , des 
rechten 14 Centimeter. Die IlOhle des linken Ventrikels 
erweitert, seine Wandnng 4 Ctmtr. dick. 

Das die grossen BlutgefisBe, namentlich die Aorta 
nnd die Aorta thoracica, einhfiilende Zellgewebe entzfindet. 
gerfithet. Die Ganglien in der Gegend des Herzens nnd 
der grossen Gefasse etwas hart nnd vergrfiseert. Die 
innere Wand der Aorta im grossten Theile ihres Verlauf* 
mit einer wenig consistenten , leicht abide baren Membran 
ttberkleidet ; dfinne, leicht aerrelssliche , mUchfmrbigc 


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249 


IV. Pathologie, Therapie n. mediciniache Klinik. 


Plattchen im Baibas aortae , atheromatose Einlagerungen 
anch beinahe im gaozea Verlaafe der Aorta abdominalis, 
namentlicb dick and fest la der Gegend der Theilangs- 
stelle der Aorta. In der Aorta thoracica die innere Mem- 
bran stellenweise geschwellt and verdickt , anf ihr etwa 
10 weisslicbe , halbkuglige , hirsekorn - bis linsengrosse 
Erhabenheiten, anf dem Durchschnitte etwas erweicht. 

Die Aortaklappen insufficient ; das Lnmen der Aorta 
nicbt wesentlieh vergrBsaert. Anf dem freien Haade der 
Semilnnarklappen der Aorta mehr oder weniger weiche 
papiiienartige Vegetationen von der Groese einer Erbee, 
znm Theil aufsitzend, zam Theii gestielt. 

Keine Abnormitat der Hirnventrikei ; leicbte Tfipfe- 
lnng an der Basis and in der Gegend des 4. Ventrikels; 
atheroroatdse Entartnng in alien Arterien der Hirnbasls ; 
sehr ausgesprochen namentlicb in dem Stamme der Art. 
basilaris. 

Die Kapsel der Nieren der Rindensubstanz fest an- 
hangend ; an einigen Stellen der Nierenoberflaohe ziemlich 
anagedehnte narbige Einziehangen , das Gewebe hier der- 
ber and gelblich gefarbt, ubrigens beginnende Erweichang 
deaselben; Rindenschicht anf dem Dnrchschnitto etwas 
atrophisch. Beinabe in der Mitte des Nierenkelches ein 
kegelfbrmiger alter Infarkt , mit nach der Peripherie ge- 
richteter Basis und gelblicbcr Farbe. Die Niereaarterien 
erweitert and atheromatos entartet. 

Die kugelfdrmigen Erhebnngen in der Aorta er- 
wiesen sich unter dem Mikroskop ala hypertrophische 
Stellen der Tunica interna, zwischen einer Reihe von 
parallelen Schichten waren platte Zellen gelagert, in 
deren Innerem man keine Keimelemente fand. Diese 
Plattchen stellen demnach den ersten Grad chron. 
Aortitis dar. 

In dem Falle, fiber welchen Toledano (1. c. 
p. 328) beriobtet, beetand betrilchtliche Erweiterung 
dee linken Vorhofe. 

Der betr. Kr. , ein 44 J. alter Elfenbeindreher , der 
in Beiner Jngend viel Entbehrungen and Anstrengangen 
ertragen and seit 20 J. wegen eines Herzleidens wieder- 
holt in Behandlang gewesen war, wurde am 20. Sept. 1874 
anf der Abtheilung von Worms im Hospital Rothschild 
anfgenommen. 

Die Untersnchong ergab gelbgrfinliche Haatfarbe, 
sebr starkes systolisches Blasegeransch an der Herzapitze. 
Starker Herastoss. Dampfnng in der Lange vom 2. Zwi- 
schenrippenraum an bis zur 7. Rippe , in der Quere einen 
Finger breit nach reehts vom Stemalrande and bis un- 
gefahr 4 Ctmtr. fiber den linken Brostbeinrand hinans. 
Pols klein , nnregelmassig. Intensive Atbemnoth bis zor 
OrthopnSe. Lebhafte Schmcrzen in der Herzgegend. 

Pat. litt hanfig an Blnthnsten , das mebrere Tage an- 
hielt, an Schwindelanfallen, Ohnmachten , znweilen traten 
Delirien mit Sclbstmordtrieb anf. In rnhigern Zwischen- 
pansen be fand er sich verhaltnlssmasaig gut. Anfang Mai 
miasiges Oedem der Unterscheokel und Ascites. Tod am 
10. Mai 1876. 

Autopsie. Herz 666 Grmm. schwer , fettreich , na- 
raentlich an der Vorderaeite. Umfang an der Basis 28, 
Breite 13 Centimeter. LSngsdnrchmesser vorn 12, hinten 
10 Centimeter. Die Wandnngen des linken Ventrikels 
12, die des rechten Ventrikels 9, die des rechten Vorhofs 
2 Mm tr. stark. Der linke Vorhof 12 Ctmtr. lang, 11 Ctmtr. 
breit, seine Wande 4Mmtr., an den Stellen vonGerinnael- 
ablagernngen 13 Mmtr. stark. Der rechte Ventrikel war 
erweitert , leicht hypertrophirt , sein Yorhof ebenfalls er- 
■weitert, die HShle des Ventrikels etwa 4mal geranmiger, 
ala die des linken Herzens ; Klappen and Mfindnngen nor- 
mal. Im linken Ventrikel fanden sich einige dunkle Ge- 
rinnsel , die Wande waren verdfinnt. Die Aortenklappen 
waren hart, wie verhomt and mit klein en Aaswfichsen 
Med. Jahrbb. Bd. 171. lift. 3. 


bedeckt ; das Orlflcinm liess kanm den kleinen Finger 
dnrchfuhren. Der linke Vorhof gllch elnem weiten Sacks, 
dessen Weite ungefahr der Hfilfte des ganzen Volnmens 
des Herzens gleichkam. Er war mit organisirfeen, flbrinfl- 
sen Gerinnseln ausgefullt, die an seinen W&nden, nameat- 
lich an der hintern Flache, festhingen. 

Lnngen congestionirt ; Leber fett; geringer serSser 
Ergnss in die Unterleibsh6ble , wie In den Herzbentel. 
Gehirn normal. 

Wie in andern fihnlichen Fallen von Andral 
und T r o i 8 i e r konnte nur die bedeutende Breite der 
Herzdfimpfung die Erweiterung der VorhOfe andeuten. 
8tokes hat bei Erweiterung der Vorhofe Pnls&tio- 
nen oder Compression des linken Bronchus gefunden. 
Beides wurde in vorliegendem Falle nicht wahrge- 
nommen , daher die Erweiterung nicht diagnosticirt. 

(Z i n k e i s e n.) 

466. Ueber Ruhr; nach Kelseh; Hand- 
field Jones; Czernicki; Leoard; Caspar!; 
Berthold. 

Im Anschluss an unsere frflhem Mrttheilnngen 
tragen wir aus einer filtern Abhandlnng von Kelseh 
(Arch, de Physiol. V. 4. p. 406. Juillet ; 5. p. 572. 
Sept. 1873) den Sektionsbefund bei chronischer 
Dysenterie nach. K. batte flberhaupt 4mal Gelegen- 
heit, die Sektion bei an chronischer, in den Tropen 
erworbener Ruhr Verstorbenen zu machen. Da sich 
die Yerfinderungen nahezu glichen, so kdnnen wir 
uns mit der Wiedergabe des einen Befhndes begnfi- 
gen. Pat. war als Soldat in Cochincbina erkrankt 
und starb in einem Pariser Hospital ein Jahr s pH ter 
an Marasmus. 

Im Colon, als der am wenigsten erkrankten Darm- 
partie, befand sich zwischtm den Ausffihrungsgftngen 
der Drttsen ein zartes , jnnges Bindegewebsnetz mit 
einer Masse von Kernen, spindelfbrmigen n. grossen, 
6 — 10 Kerne enthaltenden Zellen, ansserdem waren 
kleine, den Lympbkdrperchen gleichende Zellen vor- 
handen. Durchzogen war dieses Nets von einer 
Mange sehr feiner neugebildeter Gefksse. Mit einer 
grossen Regelmttssigkeit wechselten Drfisen mit den 
kleinen „Fleischwkrzchen“ ab. Weiter nach abwlrts 
im Darm, nach dem Rectum zu, warden die Drfisen 
sparsamer und die Vegetationen nahmen zu, so dim 
zuletzt fast nur ein solides, halb aus Zellen, haib aus 
Fasera bestehendes Gewebe vorhanden war. An der 
OberflAcbe der ursprtlnglicben Schleimhaut, im Urn* 
fang der Drtlsenausftlhrungsgllnge war das neugebil^ 
dete Gewebe am mkchtigsten und gefksareichsten, 
w&hrend sich weiter in der Tiefe die pbyaiologische 
Drtlsenbildung mehr erhalten zeigte. Besonders auf- 
fallend war das Verhalten der (Lieberkfihn’schen) 
Drttsen. Im Allgemeinen kamen sie selten vor. Ein- 
zelne Parti en waren ganz ohne Drttsen, an ihrer 
Stelle sab man nach oben von der normalen Tunica 
mnscnlaris weiter nichts als Fleischw&rzchen , ganz 
wie bei einer wunden FUche. An den Stellen , wo 
die Drttsen noch vorhanden waren, befanden sie sich 
nicht mehr in der regelm&asigen Anofdnung (gleieh 

32 


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250 


IV. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 


• diclit an einander gelegten FlintenrOhren) , sondcrn 
ware a auseinander geschoben und in verschiedener 
Hflhe von ihrer Unterlage abgedrMngt ; der luhalt der 
Drflsen und das Epithel der Innenwand war pfiropf- 
fbrmig durch den Ausftlhningsgang hindurcli bis zur 
freien OberflAche naeh der Darmhflhle zu ausgedrflckt. 
Statt der geraden , zur Oberfliiche senkreclit stehen- 
den Richtung war der Drtlsengang gebogen, nach 
verschiedener Richtung gekillmmt und gewunden. 
Weil die Wucherang des Bindegewebes am stilrksten 
nach der freien OberflAche bin war , waren auch die 
Enden der Drtlsenschliiuche am stArksten der Com- 
pression ausgesetzt, die Ausfilhningsausgilnge schlos- 
sen sich demnacb, w Ahrend die DrflsenwAnde selbst 
noch in der Tiefe Sekret absonderten. Daraus ent- 
sprang eine cystenartige Drilsenentartung , der Drfl- 
aencylinder wurde kugelfdrmig , nm das 4 — 5fiache 
erweitert, und diese „Rete.nUon8cy8ten“ nahmen 
durch gegenseitigen Druck eine perlschnurAhnLiche 
Gestalt an. Durch partiellen Schwund der W&nde 
solcher Retentionscysten kamen schlflsslich in dem 
derben Narbengewebe gro88e , verilstete , rOlirenfOr- 
mige, mit glasigein Schleim gefllllte GAnge zu Stande, 
in deren blinden Enden noch Massen kolossaler, 
wandstAndiger Epithelzellen vorhanden waren. — In 
den solitArcn Follikeln derSubmucoaa fand sichtheils 
einfache Volumsvermehning mit enorm erweiterten 
KanAlen vor; anderwArts waren die Follikel ge- 
sehwunden und an ihrer Stelle eine gefaltete , platt- 
gedrflckte Hflhle vorhanden. Am Grunde solcher 
Ildhlen fand sich noch ein Zwischengewebe, wfthrend 
nach oben bin die Umgebung zerstbrt war, so dass 
der Hals des Follikelganges weiter war als die Basis. 
Das Epithel dieser erweiterten Follikel hatte eine 
becherfbrmigc Gestalt. Die GefAsse der Submucosa 
lkatten verdickte Wftnde , die LymphgefAsse ein ge- 
schwelltes Endothel , sie enthielten freie Kerne Oder 
gro8se ein- bis mehrkernige Zellen. 

K. verbreitet sich schlflsslich noch fiber die Frage, 
in welcher Weise die ausgedehnten Lieberkflhn’schen 
Drflsenschifluche sich in die Tiefe nach den solit&ren 
Follikelhaufen einsenken und gewissermaassen an 
Stelle des erweicliten lymphoiden Gewebes treten. Er 
liSlt sowolil einen aktiven Vorgang fflr mflglich, in- 
dem die nach der Oberfliiche zu mit Schleim verstopf- 
ten Schltiuche sich am leichtesten nach den solitftren 
Follikeln hin ausdehnen kflnnen , ist aber auch nicht 
abgeneigt, die Gegenwart der Lieberkflhn’schen Drflsen 
innerhalb des entleerten Follikelraums als einen rein 
passiven Vorgang anzuselien, indem sich die Schleim- 
hant, nachdem sie durch Entleerung der Follikel ihre 
Basis verloren, in den leeren Raum liineinsttllpt. 
Dieses „effondrement“ der Schleimhaut hat Colin 
schon iMngst auch bei der akuten Ruhr coustatirt 
(Arch, de mdd. 4. 8<$r. XVI. p. 432. 1848) , indem 
er die Schleimhaut mit verschieden grossen , 0.5 bis 
2.5 Ctmtr. breiten Vertiefungen versehen fand, welche 
mit einem harten, erhabenen Wnlst umgeben waren ; 
mit blo8em Auge sah man die Schleimhaut scheinbar 
unverletzt tlber die Vertiefung und den Rand hinweg- 


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ziehen , blies man aber auf die vertiefte Stelle , so 
erhob sich die Schleimhaut ampullenformig und zeigte 
ein Loch in ihrer Mitte. 

VonC. Handf ield Jones werden (Med. Times 
andGaz. June 19. 1875) zwei FAlle von chron. Ruhr 
mitgetheilt. 

Der eine Pat., ein 8oldat, der l&ngere Zeit in Indien 
gedlent hatte , wnrde scheinbar geheilt entlassen , auch 
hatte sein Korpergewicht um 80 Pfund zugenommen. 
Einige Monate spater kehrte er aber in ganz erschopftem 
Znstande zuruck und starb bald darauf. Die Sektirm ergab 
eine mausige Peritonitis und multiple Leberabscesse 
jungern und altem Datums. Die Leber wog 117 Unzen 
(ca. 3600 Gramm). Vom Cocum an , wo die stark ge- 
rothete Schleimhaut erodirt war u. Geschwure mitkleinen, 
gran gefarbten Flecken vorhanden waren, begann die 
dysenterische Veranderung den ganren Dickdarm hin* 
doroh. Derselbe war dcr Sitz einer grauen Ulceration mit 
streckenweiser Ablagernng schwarzen Pigments. 

Beim 2. l'at. trat Heiiung ein. Klystire mit salpeter- 
saurem Silber, sowie Opium u. Ergotin innerlich schienen 
eine heilsame Wirkung gehabt zu haben. Allerdings hatte 
die Erkranknng auch nur 6 W. gedauert. 

Epidemisch trat die Ruhr in den JJ. 1873 und 
1874 , von Strassburg aus eingeschleppt , in einigen 
im Renchthale gelegenen Ortschaften auf (Aerztl. 
Mittheil. a. Baden XXIX. 12. 1875). 

Im Herbst 1873 war die Krankheit in 3 Dorfern ver- 
breitet. In Nussbach starben von 229 Kr. 29, inUlm von 
36 Kr. 9, in Tbiergarten von 74 Kr. 18. In benachbarten 
Gemeinden wurden noch 10 Sterbefalle notirt. Sonst gab 
es in ganz Baden keine Epidemie. Ohne dass sonst sich 
die Ruhr gezeigt , brach in demselben Thale im Juli 1874 
die Krankheit von Neueui aus und dauerte bis in den 
Oktober. In Haslach erkrankten von 601 Einwohnern 38 
(gest. 16), in Ulm von 1517 Einw. 9 (gest. 3), in Oppenau 
von 1879 Einw. 46 (gest. 12) und in Stadelhofen von 716 
Einw. G (gest. 3). Die Sterhlichkeit in der ersten Epidemie 
betrug daher 17, in der letzten 31°/„. Es waren sammt- 
liche Altersklassen vertreten. 

*L 6 c a r d berichtet (Rcc de m&n. de mdd. etc. 
milit. 3. S€r. XXXI. p.568. Nov., D6c. 1875) flber 
zwei Ruhrepidemien in der Garnison von Rochelle. 
Die erste dauerte vom 18. Juli bis 19. Oct. 1873 
und befiel ca. 10 # / 0 der Mannschaft (164 Mann), die 
zweite, vom 3. Aug. bis 26. Oct. anhaltende war 
weniger extensiv, indem nur 4.5°/ 0 (85 Mann) er- 
griffen wurden. Typhoide und choleraAhnliche For- 
men felilten bei der 2. Epidemie. Am hAufigsten 
war die katarrhalische und die rein bilidse Form, 
einige Male kam auch die mit Gelenkrheumatismus 
verbundene Form vor, nicht selten war die remitti- 
rende oder intermittirende, dem Tropenklima eigene 
Form. Von sftmmtlichen 249 Kr. starben 3 , die 
mittlere Behandlungsdauer belrug 20 — 24 Tage. 
Von den Einzelbcobachtungen mag die nachsteheode 
Erw Alin ung flnden. 

Ein kraftiger Soldat erkrankte mit heftiger Kollk 
und ungewohnlich haufiger DiarrhBe (100 am 1. Tage), 
wobei viel schanmiges Bint entleort wurde. Die Zunge 
war trocken, der Athem stinkend, der Puls machte 92 
Scblagc. An dem folgenden Tage verier Pat., der ruhe- 
los anf dem Stable sass, D', Liter Blut. Pat. erbielt 
Ratanha, Eisenpcrchiorid, Bleiessig u. Kaltwasserklystire. 
sowie Eiseompresscn ohne wesentlichen Erfolg. Zwar 
wurden die blutigen StQhle seltner und zeigten schleimige 
nnd galligc Reimischting, aber der Puls wurde kleiuer und 


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IV. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik. 251 


frequenter, die Extremititen warden k&lt. Trotz der Be- 
lebungsmittel trat am 5. Krankheitstage der Tod ein. — 
Sektion. Gehim und Lnngen gesund, Herz schlaff, welch, 
dtinnwandig, Herzfleisch entfarbt, im rechten Herzen wel- 
ches, schwarzes Blut, linkes Herz nud Aorta leer. Magen 
und Dunndarme leer, im Colon oberdachhche Vasculari- 
satiou und Oedem der Schleimhaut. Dio Zotten und iso- 
lirten Drusen gaben der Flache ein sammetartiges, roth- 
b ratine s Ansehen. Diese „apoplektiforme Congestion" 
erstreckte sich von der Ileocokalklappe bis zum After, 
aus welchem ein Scbleimbautstuck prolabirte. Ueschwure 
waren nirgends vorhanden, eben so wenig waren zerris- 
sene Gefasse zu entdecken. Die Leber war blass, Nleren 
and Blase gesund. 

Ueber eine kleine Ruhrepidemie wfthrend dea 
Sept. 1875 im Lager von Chalon a macht Czer- 
nicki folgende Mittheilung (l c. 3. Sdr. XXXLL. 
p. 125. Mara — Avril 1876). 

Das 8. Dragonerregiment war ana seiner Garnison 
mit vollstandig gestinder Mannschaft ausgeruckt und batte 
auf elnem Otagigem Marsche, ausser leicht Verletzten, 
keine Kr. gehabt. Im Lager waren die Soldaten zu je 
2 Escadronen in 2 verschiedenen , 4 Kilometer von ein- 
ander entfernten Gehoften einquartirt. Die eine Lag im 
Tbale und bestand aus H Gebauden mit einem Ilofranm in 
der Mitte, welchcr wegen ungenugendcr Lokalitaten mit 
Zelten bedeckt war. Das andere Geboft lag auf einem 
Berge, der die ganze Flache beherrschte. die Lokalitaten 
waren geraumig. In beiden (juartieren hattc man ver- 
nachlassigt, die Senkgrabeu zu reinigen und zu desinfici- 
ren, auch war uachgewiesen, dass ein nnmittelbar vorher 
daselbst einquartirtes Kuraanirregiment mehrere Kubr- 
kranke gebabt hatte. — Seeds Tage hindurch, naeh der 
Einquartirnng , liess die Gesundheit nichts zu wunschen 
iibrig, dann aber klagten mit einem Male mebrere Solda- 
ten in dem Thalquartiere uber DiarrhSen, welche schon 
Tags darauf eine blntige Beimischung zeigten, den 3. Tag 
began n die Krankheit auch in dem Bergquartier. Binnen 
10 Tagen stieg die Ziffer der Erkrankteu auf 39, dann 
wurden die Quartiere verlassen und das Regiment nach 
dem Monrmelon evacuirt. F.s erkrankteu binnen 20 Tagen 
nocb 17 (im Ganzen demnach 56), von denen die melsten 
die Entstehung der Kraukheit auf den ersten Aufenthalt 
zuruck datirten. Eine weitere Uebertragung auf- andere 
Truppen fand niebt statt. Da die Gesammtziffer des Re- 
giments 544 betrug, so war demnach das Morbilitataver- 
hiltnlss ca. 10 — 11%, bel den Uemeinen war es etwas 
hoher (12 — 13%) als bei den Chargirten. 

Die Krankheit selbst hatte den adynamiacheu 
Charakter : bei mkssigem Fieber war der Krfiftever- 
fall und die Muskelsckw&cke, die rapide Abmagerung 
aaffillig , die Kr. lagen mit erdfahlem Gesicht und 
tief eingesunkenen , glanzlosen Augen und sclnnerz- 
liaft verzogenen Zttgen da, Zuerst waren die Diar- 
rheien abundant und gallig, Tenesmus, Koliken und 
die Entleerung sparsamer, blutiger, eiweisshaltiger 
Massen zeigten sich vom 3. Tage ab. Gewohnlich 
verlief die Krankheit binnen 10 Tagen. Die Thera- 
pie bestand anfbnglich in der Darreichung von Wis- 
muth mit Opium , so lange die galligen Diarrhoen 
dauerten, dann wurde Ipecacuannha allein oder in 
Verbindung mit Calomel gegeben. Ein tiJdtlicher 
Ansgang wurde nicht beobachtet. 

Zur Therapie der Dysenterie bemerkt Dr. 
Caspar! (.Deutsche Klin. 5. 6. 1875), dass er so- 
wohl in Kriegslazarethen, als in der Privatpraxis von 
den gebrftuchlichen Kurmethoden einen deutlichen 
Nutzen nicht bemerkt habe. Dagegen hat er in dem 


besonders von Rademacher warn empfolilenen 
Natronsalpetei ■ ein heilsames Mittel sowohl bei der 
Mastdarmruhr als bej den dysenterischen Dttrcbftllen 
gefunden und (lasselbe sehr liMufig erprobt. Bei der 
reinen Mastdarmruhr giebt er pro Tag 15 — 25 Gmm. 
Chilisalpeter in einer Gummimixtur , bei den dyaen- 
terischen Durchfilllen ist indessen diese Dosis viel 
zu stark, sie muss auf 5 — 8 Grmm. pro die herab- 
gesetzt werden. Ist Erbrechen vorhanden , so wil’d 
Wismuth oder essigs. Natron gegeben und erst naeh 
Stillung desselben das Natron nitricum verordnet. 
EinreibungenvonBelladonnasalbe in die Aftergegend 
lindern den Tenesmus. C. betont noch besonders, 
dass man sich auf Suppendifit beschr&nke und anoh 
in der Reconvalescenz dem Appetit des Kr. nicht 
nachgebe. Das Verlassen des Bettes wfthrend der 
Entleerung ist strengstens zu vermeiden. 

Dr. Berthold in Dresden empfiehlt (Arch. d. 
Heilk. XVII. 2 u. 3. p. 262. 1876) Klystire mit 
Salicylsuure (2 : 300 mit Zusatz von etwas Alkohol). 
Tkglich sollen 3 Klystire gegeben werden. Der 
Tenesmus soil danach sofort verschwinden und den 
Dejektionen fast augenblicklicli ein Ziel gesetzt wer- 
deu. Bei 3 an Ruhr fast hoffnungslos erkrankten 
Kindern, von denen namentlich das eine, ein 13jkhr. 
Mkdchen, durch den Blutverlust aufs Tiefste erschdpft 
war, war der Erfolg ganz ausserordentlich. 

(G e i s 8 1 e r.) 

467. Fall von allgemeiner chronisoher Pe- 
ritonitis mit. Prolapsus des Nabels; von Stabsarzt 
Dr. Stitzer und Ass.-Arzt Dr. Rochs in Mainz. 
(Berl. klin. Wchnschr. XIII. 21. 22. 1876.) 

L. K. , aus gesunder, von erbUchen Krankhelten 
freler Familie, war bis zu ihrem 8. J. vollkommen gcsnnd, 
zeichnete sich sogar durcb |ihr korperliches and geistiges 
AufblQhen aus. Weder sie nocb ihre Geschwister haben 
jemals an Scrofulose gclitten. 

In ihrem 8. J. (1868) litt L. an einem akuten Exan- 
them, angeblicb Maseru, setzte sich aber, da die Krank- 
heit erst spiiter bemerkt wurde, im Verlatif derselben wie- 
derholten Erkaltungen und Dnrchnassimgen aus. Erst 
nach mehreren Monaten bemerkten die Elteru hei unge- 
stortem Allgemeinbetinden eine massige Auschwellung des 
Unterleibes mit Erscbwerimg der Bewegungen. Diese 
und die Druckerecheiuungcn von Seiten ties allmalig stark 
aufgetriebeuen Unterleibes auf die Brustorganc nothigten 
im Fruhjahr 1871 znr Punktion, durch welche 10 Schop- 
pen einer grungelben, stark schanmemleu Flfissigkeit ent- 
leert wurden. Oedem der untem Extremltaten soil nicht 
vorhanden gewesen sein ; fiber die Zusammensetzung der 
abgelassenen Fliissigkeit nnd die BeschafTenheit des Hams 
war nichts zn erfahren. Wenige Tage nach der Opera- 
tion war L. wieder ganz munter nnd erschien auch noch 
im 12. Lebensjahre geistig und kfirperlich frisch. All- 
malig schwoll jedocb der IJnterleib wieder an und traten 
die alten Erscheinnngen wieder ein, so dass im Frfihjahr 
1872 abermals pnnktirt werden musste. Es wurden 15 
8choppen der oben beschriebenen Flfissigkeit entleert. 
Es trat zwar hiemach nicht so vollkommenes Wohlbefln- 
den wic nach der 1. Punktion ein, doch war Pat. geistig 
frisch, hatte gnten Appetit und die fruhere gesunde Farbe 
kehrte zuruck. Allmalig trat in noch hSherem Grade die 
Anschwellung wieder ein, nnd im 8ommer 1873 wnrden 
abermals 30 Schoppen der beschriebenen Flfissigkeit ent- 
leert. 


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252 


IV. Pathologie, Therapie u. medicinisehe Klinik. 


UngeAhr 4 Mon. nach der 3. Operation blldete sioh 
•Ine Ausstfilpimg dee Nabels, in dem eine kleine bohnen- 
ffinnlge, eohnell znnehmende, nach 14 Tagen schon faub- 
nereigrosse, pralle, fluktuirende Geschwulst aus derBaueh- 
hOhle, die Nabelschnurnarbe vor slch her trelbeDd , sich 
entwiokelte. So blieb die Geschwulst lingere Zeit nnverin- 
dert, wuchz jedoch mit der zunehmendcn Anfullnng dee 
Unterleibes. 1m Fruhjahr wurde mit einer Lancette die 
Nabelgeschwulst incidirt n. 40 Schoppen der mehrfach er- 
wihnten FIfissigkeit abgelassen. Nabel und Leib eolla- 
birten vbllig. Es trat eine lang anhaltende Ohnmacht 
eta, anf welohe ein mehrtagiges Krankeniager folgte. Es 
biieb allgemeine Schwache and Mattigkeit zuruck, gegen 
welohe Eieentropfen nichta ausrichteten. Nach und nach 
stellte sich trockner Husten eln, and die K5rperfulle und 
Kraft nahmen relativ schnell ab ; die geistige Regsamkeit 
■elgte sich seitweise noch. Es trat Oedem der untern 
Extremit&ten auf und unter allmaliger Abmagernng ikte- 
rische Hautfarbung , der Appetit yerschwand , die Ver- 
dauung wurde unregelmSssig und es traten Schmerzen 
in der Gegend zwisehon Nabel, Leber und Magen ein, 
welohe sich spater yorzugswelse anf den Nabel selbst be- 
sohrinkten. 

Als Vff. die nun 16 J. alte Pat., die fast immer sass, 
da sie Liegen und Stehen nicht vertragen konnte, zum 
ersten Male (IS. Not. 1876) sahen, fanden sie hochgra- 
dige Abmagerung, graue, etwas ikterische Gesichtsfarbe, 
Cyanose der Lippenschleimhaut, matte, dumpfe Sprache, 
schnelle Athmung. Pat. klagte ledlgllch fiber heftige, 
betDmck znnehmende Schmerzen in derNabelgeschwnlst, 
sowie oberhalb derselben nach der Leber hin. 

Der Umfang des hochgradig aufgetriebenen Unterlei- 
bes betrng oberhalb des Nabels etwas fiber 2Mtr., dieNa- 
belgeschwulst stellte elnen cylindrlschenKfirper vondurch- 
sohnlttl. 0.26 Mtr. Umfang dar. Die gesammte Baucbhaut 
zelgte, wie bel Mehrgebarenden, Striae, die Haut der Na- 
helgeschwnlBt war sehwarz, an einigen zackenartig her- 
▼ortretenden Stellen dunkelroth ; zahlreiche blaue Venen 
dnrchaogen die Banchdecken. Links vom Nabel zeigten 
sieh 3 Punktlonsnarben ; die Narbe der Nabelgescbvrulst 
war nicbt mehr siehtbar, die Nabelschnurnarbe sass anf 
dem Gipfel der Geschwulst. Bauchhohle and Nabel- 
geschwulst erschienen bei der Palpation mit FIfissigkeit 
oder, da nicht alleTheile gleioh reslstent waren, mit einer 
elaatischen Masse angeffillt. Die rechte Bauchseite war 
reslstenter als die linke, In der, sowie in den zackonarti- 
gen Vorsprungen der Nabelgeschwulst deutliche Fluktua- 
flbn bestand. Die Hauptmasse war mehr reslstent , die 
nach oben sehende FISche ganz hart nnd ansserordentlich 
schmerzhaft ; nirgends Hydatidenschwirren. 

Die Perkusslon ergab beidereelts von der 4. Rlppe ab 
bis znr SchoosBfuge leeren Schall bel alien Lagen , theil- 
weise Sehenkelton, anch die Nabelgeschwulst gab absolut 
leeren Schall. Durch die Auskultatlon Hess sich, selbst 
wenn die FIfissigkeit bewegt wnrde, nichts hfiren. 

Die untern Extremitaten nnd grossen Schamlippen 
waren Qdematfls. Taglich warden 100 CctmtT. eines stark 
sedimentlrenden Haras entleert, der viel harnsauro Salze, 
etwas Gallenfarbstoif, aber kein Elwelss enthielt. Belde 
Lungen waren zurfickgedrangt, in der reohten, bis auf die 
felnsten Bronchien auagebreitet, Katarrh, der Athemnoth 
yerursachte. Herzdampfong im 1. bis 3. Intercostalranm, 
Herz quer gelagert , mit der Spltze in der rechten Brust- 
h&lfte, TCne dumpf, Aktion schwach. VergrSBsenmg nicht 
su oonstatiren. Pols kleln, undulirend, etwas beschleu- 
olgt ; Temperatur normal. Appetit ganz verschwunden, 
Verdaunng retardlrt. Schlaf gerlng. Nirgends angeschwol- 
lene Lymphdrfisen ; Haut sprSde und trocken, selten 
Sehweiss; Wachsthnm der Haare und Nagel normal. 
Sttmmnng deprimirt , Funktionen der Slnnesorgane nor- 
mal. Mammae absolnt unentwickelt , Menses noch nicht 
dngetreten. 

Da die grosse Anfollung des Unterleibes nnd die 
brettartige HArte der Banchdecken eine Untersuchong 


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der Leber, Milz n. s. w. nicht znliess, anch die 
Anamnese keinen Anhaltspunkt bot, so blieb die 
Diagnose unbestimmt. Namentlich gait diess voo 
der Nabelgeschwulst. Obwohl dieselbe nach der In- 
cision 1874 vflllig collabirt gewesen sein sollte, so 
mu8ste doch ein theilweise fester Inhalt angenommen 
werden. Da sich die Geschwnlst weder reponiren 
liess, noch Einklemmungserscheinnngen ein traten, 
so bestand sicher kein Nabelbrnch. Die roth gefUrb- 
ten fluktuirenden, zackenartigen Vorsprllnge machten 
den Eindruck, als ob der Inhalt der Geschwulst theil- 
weise in Suppuration Ubergegangen wire. Anch die 
Btellenweise Schmerzhaftigkeit sprach dafUr. 

Die pralle Anfilllung des Unterleibes konnte 
Folge einer Entzflndung mit Hinterlassung ibrer Pro- 
dukte oder einer Neubildnng sein. Man konnte an 
chronische Peritonitis oder an eine adhkaive Pfort- 
aderentzttndung denken, oder bei Nenbildungen an 
Degenerationen der Mesenterial- oder Retro peri tonfial- 
Drtisen, die auf die grossen VenenstSmme driickten, 
oder an eine grosse Cyste, oder an Echinococcus. 
Ftir letztere Annahme sprach , dasa in der Familie 
stete mehrere Hunde geh&lten worden waren nnd 
der bisherige Verlauf, wiewohl deutliche Symptome 
fehlten. Da die Anschwellung der untern Extremi- 
tkten erst spate r ein trat, so musste jedenfalls die 
Geschwnlst mehr die Pfortader als die Vena cava 
comprimiren. Da das spite Anftreten des Ikterns 
eine prim&re Erkrankung der Leber ausschloss , so 
mussten anch die Gallenwege comprimirt werden. 
Am meisten ftir sich hatte daher die Annahme einer 
Echinococcus - Geschwulst im Unterleibe nnd einer 
einzelnen Blase in der Nabelgeschwulst. Erstere 
schien der grdssten Resistenz nach in der rechten 
Seite des Unterleibes zu liegen und durch Druck auf 
die Gefisse Hydrops bedingt zu haben. Die Pnnk- 
tionen batten dann nur die hydropische FlUssigkeit 
entleert, den Echinococcusaack aber unverletzt ge- 
lassen. 

Gestdtzt wnrde diese Annahme namentlich da- 
dnrch, dass, wie V£F. in einer sehr eingehenden Ans- 
eisandersetznng — wegen welcher anf das Original 
verwiesen werden muss — nachweisen , ftir eine 
chron. Peritonitis keine Ursache aufzufinden war. 
Ebenso musste, wie Vff. darthun, das Bestehen einer 
Affektion der Mesenterial- oder Retroperitonialdrfl- 
sen, einer Cystengeschwulst des Ovarium oder einer 
Neubildnng ausgeschlossen werden , sowie auch die 
Anamnese nicht ftir eine Affektion der serdsen Haute 
sprach, welche nach der Angabe von Bamberger 
nnd Thomas nach Maseru nur fiussert selten vor- 
kommt. Ascites soil allerdings nach Bamberger 
bei akuten Exanthemen anftreten, aber schnell wieder 
verschwinden , wahrend er im fragl. Falle bei jahre- 
langer Dauer nach wiederholten Punktionen immer 
wlederkehrte. Man musste also zur Erklamng des- 
selben einen lokalen Reiz annehmen. Der lange 
Zeft bestehende hochgradlge Ascites bot dagegen 
eine Erklamng ftir die Nabelgeschwulst, da naob 


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253 


IV. Patbologie, Therapie n. medlcinische Klinlk. 


Bamberger bei hochgradigem Ascites Verstrei- 
chungen , HervorwOlbungen und sogar Exulceratio- 
oen dee Nabels vorkommen. 

Da die Nabeigeschwulat stark fluktairte nnd an einl- 
gen Stellen dnrchbreohen zu wollen schten, so schien eine 
Incision angezetgt, die jedoch anterlassen werden mnsste, 
da fiber Nacht eine rechtseitigc Lungenentziindung elnge- 
treten war, die sicb am andern Tage fiber die ganzo Lange 
▼erbreitete. Die Sputa waren ikteriech gefarbt. Nach 
Ablanf der Lnngenentzfindung in Zeit einer Woche traten 
pIStzlich Erscheinungen von akuter Peritonitis auf, wie- 
derholtes galllges Erbrechen, anffallende Schmerzhaftig- 
keit in der Qegend zwischen Leber und Magen, klciner, 
ffcdenfSrniiger Puls. Uebelkeit and Brechueigung gestat- 
teten niclit einmal Zufuhrung von Flfissigkeit. Nach eini- 
gen Tagen trat ansserordentlicbe Schwfiche der Athem- 
bewegang ein. Da dieselbe auf einen erhfihten Druek 
auf die Lungen durch die Flfissigkeit im Unterleibe be- 
zogen wnrde, so wurde, theils auch zu diaguostischen 
Zwecken, mitteis eines Probetrokars puuktirt und dadurch 
in 1 8td. ein Liter Flfissigkeit entleert. Die Flfissigkeit 
enthielt Chioraatrium, Eiwelss und Gailenfarbstoff. L'nter 
dem Mikroskop fanden sich in Ihr zahlreiche kleine, stark 
Hchtbrechende, gelbliche, nnregelmasslg geformte Kfirn- 
chen ; Scoliees und Hakchen fehltrn. Darauf verstopfte 
die Punktionsfiffnung ein gelblicher , gallertiger Pfropfen, 
der aus oben erwahnten Kdrnchen bestand. Nach der 
Pnnktion Hess sieh eine Abnahme der Flfissigkeit nntor 
dem Zwerchfell nachweisen. Die Banchdecken fanden 
sicb ausserordentiich dick, wahrscheinlich odematos infll- 
trirt, bei der Palpation bildeten sicb tiefe Loclier, die 
erst spater wieder verschwanden, so das* anfangs die Le- 
ber oberflachlich fur hockerig gehalten wurde. 

Gegen die absolute Srhlaflosigkeit warden Opium 
und Morphium vergcblich angewendet. Der Iktcrus und 
die 8chwache der Athembewegungen nahmen immer mehr 
zu und am 4. Dec. 1875 erfolgte der Tod an Ersohfipfung 
— nicht an Luugen&dem. 

Die Section, welche auf die BauchhOhle beschrfinkt 
werden musste, ergab Folgendes. Keine Todtenstarrc. 
Zahlreiche Todtenfiecke. Hfichste Abmagerung und be- 
dentende ikterische FSrbung. Die Ansehwcliung des Un- 
terleibes und Nabels war nicht zusammengcfallcn , die 
Hast fiber der Nabelgeschwulst etwas gefaltet. Dio un- 
tern Extremitateu und grossen Lahion waren Odematfis 
geschwollen. — Nach der Eroffnnng der Bauchhohle floss 
nur wenlg gelbiiclie Flfissigkeit ab. Der ganze Ruttm 
vom Zwerchfell (oberer Rand der 4. Rippe) ab bis in das 
kleine Becken war von einer gallertigen, gclblicben, theil- 
weise blutigen Masse erffillt, welche die Eingewcide voil- 
kommen bedcckte, ihhen abcr nicht Test adliarirtc, fester 
an den Itaucbwandungen. Der ganze Darmkanal mit dem 
Magen war zu einem grossen Knaucl verlothet. Das grosse 
Netz war vollig in jene Galiertmasse vcrwaudelt. Die 
Flexura sigmoidea sah durch eigeuthfimliche Geflissinjck- 
tion in ihrer Serosa und zwischen den Gefassplatten wie 
ein eylindrischer ausgczacktcr Korper aus. 

Das parietale Blatt des Bauch fells war etwa raesser- 
rfickendick , mit blutig punktirten Stellen bedeckt und 
liess sich lelcht absiehen. An manchen Stellen, besonders 
wo das Colon transversum in das C. deseendens umbiegt, 
und in der Gegend der Bauhin'schen Klappe fanden sich 
strangartige , feste, rothgefirbte Adh&sionen zwischen 
betden Bilttern des Banchfeils. Ebensolche Strange fan- 
den sich an derMilz, deraPankreas und der untern Leber- 
flache. 

Die Leber — eine atrophische Muskatnussleber — 
war nach alien Seiten mit den angrenzenden Organ en so 
feet verwachsen , theils dnreh breitere Membranen , theils 
duroh Strfinge, dass sle herausgeschnltten werden mnsste. 
Die Gallenbla8e enthielt eine kleine Menge diokflfissiger 
Galle ; keine Gallensteine. Die Duct, hepaticus, cysti- 
ca*, cheiedoehns waren vollkommen wegzam. Die nicht 


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verwachsen en Stellen der Leber waren mit einer dickan 
Auflagerung des fibrinosen Peritonaalexsudats bedeokt. 

Der Dannkanal vom Magen bis zum After zeigte 
nirgends eine alte oder noch bestehende Continuitats- 
trennnng. Die Serosa war stark vcrdickt , die Muscularis 
schwach, die Mucosa ohne geschwfirige oder narbige Stel- 
len, obne Schwellung der drfisigen Organe, gefhltet, ana- 
misch. Die Scbleimbaut des Magens zeigte die Erschei- 
nungen eines chronischen Katarrhs. Die Mesenterial- and 
Retroperitonaaldrfisen, Milz a. sonstige Eingeweide waren 
normal. 

Der ausgcstfilpte Nabel war vfilllg von Peritonium 
ausgekieidet und enthielt dieselbe gallertige Masse wie 
die Bauchhohle. Die zackenfonnigen rothen Vorsprfinge 
waren besonders ausgedehnte Stellen der Nabelgeschwulst. 

Die nntere Hohlvene nud die Lebervenen waren er- 
weitert n. strotzcnri gefulit. Die Pfortader war dfinn nnd 
vfillig blnlleer, aber wegsam. Ebenso saramtllche arteriel- 
len Gefasse. Die Gefasswanduogen waren nicht entartet. 

Zwischen den Muskcln dcr Bauchdecken u. zwischen 
denen des kleine i Beckens befand sich eine suizige 8ub- 
stanz , wahrscheinlich ein langc bestehendes Ocdem des 
intermuskularen Zellgewebes. 

Die Gallerte war amorph. Unter dem Mikroskop 
zeigten sich in ihr 1) eine relativ geringe Menge grauer 
kngellger . kemhaltiger , grannlirter Zellen , durchschnitt- 
lich 3 — 4mal so gross als Blutkorperchen ; 8) kleinere, 
ebenso beschaffene Zellen, wahrscheinlich Blutkorperchen ; 
3) eine Anzahl kleiner, stark lichtbrechender, gelblicher, 
unregelmassig geformter KOrnchen, wahrscheinlich to* 
untergegangenen Zellen berstammend. 

Die Gallertmasse war von zahlreichen, oft sehr dlch- 
ten Bindegewebszfigen durciwetst , sonst zeigte sich von 
einer Organisation keine Spnr. Die auf der Oberflache 
liegenden Blntgefassenden stammten vom parietalen Blatt 
des Bauchfells her. 

Die Peritonitis war nach diesem Befunde als der 
eigentliche und einzige Process, der zumTode fiilirte, 
anzusehen , alle andern Erscheinnngen waren erst 
Folge derselben. Da ein nrsllcliliches Leiden der 
Brustorgane fehlte, so wares wahrscheinlich , dass 
die Verwachsungen der Leber zuerst ein Cirkulations- 
hindemiss in der Cava inferior an ihrem lJurchtritt 
durch das Zwerchfell bedingten , hierdurch mecha- 
nische Ilyperfimie der Leber — Muskatnussleber — 
und dadurch Ascites entstand, welcher wiederum 
mechanisch die Peritonitis unterhielt. UnaufgekllUrt 
blieb , ob die Peritonitis primftr wfihrend der Maseru 
entstand oder ob sie Folge eines wflhrend Oder nach 
jener Erkrankung entstandenen Ascites war. Jeden- 
falls trat sie von vorn herein chronisch auf und setzte, 
wie die Punktionen zeigten , anfangs mehr weniger 
serdses Exsudat ab , das erst nach 7jhhr. Bestehen 
der Kraukheit , in Folge der allgemeinen Atrophie 
nnd der Ernkhrungsstdruug sich gallertig umwan- 
delte. 

Die Annahme, dass die Muskatnussleber das 
PrimAre gewesen sei und die chronische Bauchfell- 
entzilndung bedingt habe , ist unhaltbar, weil fllr die 
Muskatnussleber erst durch die Peritonitis eine Ur- 
sache — ein Cirkulationshindemiss in der untern 
Hohlvene — geschaffen wurde. 

Die Nabelgeschwulst war wahrscheinlich dadurch 
entstanden, dass der fltlssige Inhalt die Bauchdecken 
hervordrftngte und dass die zu grosse Dehnung der 
Batichwand die Rttckbildnng hinderte. Nach der 

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IV. Pathologic, Therapie u. medicinische Rlinik. 


4. Punktion verwandelte rich der Inhalt der Nabel- 
geschwulst ebenfalla in Gallerte , nahm dnrch neue 
Entztindungsprodukte des auskleidenden Periton&ura 
immer rnehr zu und bewirkte 80 die ungeheore GrOsse 
der Geschwulst. 

Der beschriebene Fall gehdrte zn den von For- 
ster (spec, pathol. Anatomie p. 96) kurz geschil- 
derten. (H. MOckel.) 

468. Ein Fall von Ascites adiposus; von 
Dr. H. B a 1 1 m a n n in Graz. (Med. Centr.-Bl. XIV. 
16. 1876.) 

Der nachstehende FalLliefert einen neuen Beitrag 
zurLehre von den fetthaltigen Transsudaten, welclie 
von Prof. Quincke einer eingehenden Besprechung 
nnterzogen worden ist (vgl. Jahrbb. CLXIX. p. 66). 
Am meisten Aehnlichkeit besitzt derselbe mit dem in 
Q u i n c k e’s Aufsatze mitgetheilten Falle von Fried- 
reich (a. a. 0. p. 69). 

Bei einer 39jahr. Frau, die wegen Ascites in das 
Krankenhaus aufgenommen wurde, war seit lingerer Zeit 
die Menstruation sehr unregelmassig und hatten sich die 
Beschwerden , die durch das Exsudat veranlasst wurden, 
verroehrt, Wegen Athemnoth wurde punktirt und 8630 
Cctmtr. einer milchigen Flussigkeit abgelasseu. Dieherab- 
gekommene Pat. starb 1 Mon. nach der Punktion. 

Bei der Sektion zeigten sich die Baucheingeweide 
derart verlOthet, dass dadurch in den beiden Seiteugegen- 
den der Bauchhohle Kaume gebildet waren, von denen 
der rechte serds-eitriges Exsudat enthielt , der linke ein 
granweisses , welches der durcb die Punktion entleertcn 
Flussigkeit glich. Das Peritonanm war mit bis hanfkorn- 
grossen Tuberkeln ubersat. UeberEntstehung des milchi- 
gen Transsudats gab die Sektion keine Aufschlusse. 

Die Punktionsflussigkeit sah der Milch iihnlich, hatte 
einen schwach blaulichen Schimmer und war sehr wenig 
pellucid. Sie roch fade, reagirte alkalisch mid hatte 1018 
spec. Gewicht. Unter dem Mikroskop waren in derselben 
keine Zellen zu erkennen, sondem nur kleine amorphe 
Kflrperchen mit Molekularbcwegung. Grossere Fetttrdpf- 
chen fehlten. Nach Schutteln mit Aether schied sich nach 
langerem Stehen die schwach gelblich gefarbte Aethcr- 
schicht von einer nur noch opaleseirenden ziemlich klareu 
Schlcht. Nach einigen Tagen bildete sich auf der Ober- 
flache eine ziemlich hohe rahmartige Schicht, schncller 
und deutlicher, wenn die ursprungliche Flussigkeit mit 
dem doppelton Volumen Wasser vorsetzt wurde. 

Die Analyse ergab in 100 Tb. Punktionsflussigkeit : 
Was8er88.26; feste8toffell.76, darunter 6.08G Eiweiss ; 
4.231 Fett; 0.091 Cholestearin ; 0.096 Lecithin; 1.022 
anorganische Salze, in Alkobol lOsliche Extraktivstoffe 
0.063 ; in Wasser losliche 0.169. 

Das Transsudat war reich an festen Stoffen, nauient- 
lich an Fett ; Zucker und Harnstoflf wurden nicht gefun- 
den. Das Eiweiss war meist Serumeiweiss , nur in gerin- 
gcr Menge gehorte es zu dem Globnlin. 

Ein ahnlicher Fall wurde von Dr. Bergeret 
(de St. L6ger), Hospitalarzt zu St. Etienne, als Ascite 
huileuse (Journ. del’Anat. et de la Pbysol. IX. p. 586. 
Nov., D6c. 1873) mitgetheilt. 

Er betraf ein 27 Jahre altes Madchen, welches im 
13. Lebensjahre an Typhus erkrankt gewesen war und 
seitdem an schweren Erecheinungen der Scrofnlose litt. 
Letztere wurden unter dem Gebrauche von Leberthran 
und Nussblattertbce wesentlich gemildert, allein es stcllte 
sicb Anschwellung des Leibes ein , welche , trotz der An- 
wendnng von drastischen Abffihrmitteln und Diureticis, 
so betr&chtlieh wurde, dass hoebgradige Erechwerung des 


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Athmens und anbaltender Husten eintrat. Bei der deehalb 
ausgefuhrten Punktion wurde eine milchige, leicht blauliche 
Flussigkeit von 1007 spec. Gew. nnd ncutraler Reaktion 
entleert , in weleher das Mikroskop nur zahlreiche Fett- 
tropfen von verschiedener Or6sse , sonst aber keine ge- 
formte Substanz nachwies. Unter demEinflusse derHitae 
wurde weder das Ausseben noch die ConBistenz derselben 
verandert, Salpetersanre bewirkte eret nach einigen 8tun- 
den einen leichten gclblichen Niederscblag. Mit Aether 
geschiittelt blieb die Flnssigkeit unverandert. An der Lnft 
anfbewahrt zeigte die Flussigkeit trotz ziemlich hoher 
Luftwarme 6 Tage lang keine Veranderung. Am 6. Tage 
bildete sich zwar auf derselben ein schillerndes Hautchen, 
eret am 10. T. aber eine Art von Rabmschicht (cremor), 
die allmalig zu Boden sank. Dabei war keine Spur von 
Fanlniss zu bemerken, nur die Reaktion war in Folge der 
Bildung von Fettsauren leicht sauer geworden. Sowohl 
die Rahmschicht als auch das Sediment zeigten unter dem 
Mikroskop gelbliche und graue, dasLicht stark brechende 
Grannlationen. Das Fett war, wieB. noch besonders her- 
vorhebt , so innig cpiulgirt , dass die beschriebenen Ver- 
anderungen erst nach so langer Zeit aufgetreten waren. 

Als einen Monat spater wegen erneuter Ansammlong 
eine 2. Punktion noting geworden war, wurde eine weise- 
liche Flussigkeit von neutraler Reaktion und 1007.40 sp. 
Gew. entleert . die jedoeh aus einem Serum bestand und 
anstatt der Fetttropfen liehtbrechcnde Granulationen ent- 
bielt. Die chemische Untersuchung ergab jetzt im Liter 
16.70 Grmm. Fett, ziemlich viel Eiweiss und Cbiorure, 
eine geringe Menge von Sulphaten und Spuren von Phoe- 
phaten. (H. MSckel.) 

469. Ueber den Einfluss des Erysipelas 
auf Syphilis : von A. Deahna. (Vjhrschr. f. Der- 
matol. u. Syph. III. 1. p. 57. 1876.)- 

Vf. giebt eine kurze Uebersicht deijenigen An- 
gaben von Antoren, welche von dem Einflnsse akuter 
Erkrankungen auf eine bestekende Syphilis handeln. 
Bekanntlich sind verschiedene Beobachtungen ver- 
5fFentliclit,.nach welchen bei dem Hinzutretcn akuter 
Erkrankungen die syphilitischen Neubildungeu zum 
Schwiuden kamen. Fast immer erfolgten indessen 
spater Rtlckfaile , nur aimnahmsweise trat dauemde 
Heiluug ein. Die folgende Beobachtung Vfs. lftsst 
den Eintiuss ernes Erysipelas auf die in der Bid the 
steheude Syphilis sehr deutlich wahmehmen. 

F. G. , ein 27j&hr. Holzknccht, wurde am 25. Nov. 
1873 in die chirurg. Klinik zu Freiburg aufgenommen. 
Er litt seit 7 J. an einer ohne aussere Veranlassung ent- 
standenen chronischen Entzundung des linken Ellenbogen- 
gelenks , so dass seit 4 W. mehrere Fisteln entstanden 
waren. Die Aufnabme in das Hospital wurde wegen eines 
makulfts-papuloscn syphilitischen Exanthems uachgesncht, 
welcheB vor 6 W. unter starken Fiebererseheinungen zura 
Aushrucli gekommen war. Der Ausschlag war ziemlich 
gleichmiissig uber den K5rper verbreitet. An der phimo- 
tisch gewordenen Vorhant sassen verschiedene lndnratio- 
nen ; am iunern Vorhautblatt befanden sich 4 kleine Ge- 
schwure : ausserdem bestand allgemeine Driisenanschwel- 
lung, leicliter Rachcnkatarrh und Papelbildung an beiden 
Mnndwinkeln. Der Kr. erhielt 4 Iujektionen von Hydr. 
bichlorat. corr. (von je 0.01 Gramm). Am 3. Dec. wurde 
der in gestreckter Stellung flxirte Arm in der Chlorofora- 
narkose rechtwinkelig gestellt und ein Gipsverband an- 
gelegt. Am Abend war holies Fieber eiugetreten ; nach 
Hinwegnahme des Verbandes zeigte sich an der flstulOeen 
Wunde ein betrachtlichesErysipel, welches sich nach dem 
Oberarm erstreckte; Contagion; war als Ursacbe sehr 
wahrsebeinlieh. Das Fieber blieb mehrere Tage hoofa, 
erreichte znweilen frfih schon 40.6° C. Im Verlaufe der 
nachsten Tage blasste der dnrch die Hublimatinjcktioncn 


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IV. Pathologic, Thermpie a. medicinische Klinik. 


255 


noeh in keiner Wrtw verSnderte Aussohlag rasch ab , am 
10. Dee. (7. T. dee Erysipels) waren die Maculae voll- 
stindig geschwnnden und anStclic derPapeln fanden sicb 
brartne Pigmentflecke ; die Vorhant war normal anzuffih- 
len, die Indurationen waren geschwnnden, die Geschwfire 
nnd Papeln an den Mnndwinkein verheiit. Das Erysipel 
verbreitete sich noch anf Schulter, Brust nnd Kucken, 
nad erst am 19. Dec. trat rasche Entfieberung ein, allein 
derKraftezustand hob sich nur sehr langsam wieder. Der 
Kr. blieb frei bis zmn 17. Jan. 1875, von welcher Zeit ab 
sich anfangs successive , spater raacher wieder eine spar- 
liche Eruption rother Flecke am ganzen rechten Arm, 
Banch, Kucken und untem Extremitaten entwickelte. Die 
von Erysipel befallen gewesenen Stellen blieben von dem 
syphilit. Ausschlag verschont. Das syphilit. Kecidiv ver- 
lief ohne Fieber. Am 4. Febr. entwickelte sich von der 
Fiatel aus ein neues , nur den linken Vorderarm befallen- 
dee Erysipel; die Dauer betrug 6 T., die hochste Fieber- 
liohe 39.4° C. Schon am 3. T. dee Bestehens waren alle 
Syphiliserscheinnngen geschwunden u. kehrten aucb nicht 
wieder. Der Kr. erholte sich rasch , so dass am 2. Mara 
die Kesektion des Ellenbogengelenks vorgenommen wer- 
den konnte. Da, wie Yf. annimmt, die W unden Syphili- 
tischer schwer heilen [was von andern Autoren geleugnet 
oder doch nioht so allgemein bingestellt wird] . so war es 
nm so mehr zu verwundern , dass bei dem schweren Ein- 
griff die Wunde am 5. April nahezn schon geschlossen 
war. Bei der Entlassung des Kr. (10. April) waren die 
Erocheinungen der Syphilis vollstandig getilgt, und waren 
es geblieben bei der im August erfolgten VorsteUung des 
Qenesenen. 

Zur Erklarung des Schwindens der Syphilis- 
erscheinungen, welche meist spiiter recidiviren, nimmt 
Vf. an, dass durch den wilhrend fieberhafter Krank- 
heiten vermelirten StofTumsatz auch die in das Ge- 
webe deponirten indifferenten Zellen beeinflnsst wer- 
den. Ausserdem untersckeidet Vf. noch die flrtliche 
Wirkung, d. h. die Stellen, an welchen das Erysipel 
selbst znm Ablauf gekommen war. Er flllirt die 
Ansicht Banmler’s an, nach welcher unter dem 
Einflusae einer st&rkern Blutzufuhr ein regerer Stoff- 
wechsel eingeleitet wird und die in das Gewebe ein- 
gebetteten Zeilen entweder rascher zerfallen and zur 
Resorption gelangen oder wieder in Bewegung ge- 
setzt werden. (J. E d m. G tl n t z.) 

470. ZurKenntniss der syphilitisohen Epi- 
physenabloBung ; von Dr. 0. H a a b. (Virchow’s 
Arch. LXV. 3. p. 366. 1875.) 

Vf. berichtet liber zwei Ffille, welche nach seiner 
Beobachtung, Beschreibung und Beurtheilung von den 
bisher durch Wegner, Waldeyer und K ft b n e r 
beobachteten Erkrankungen abweicben. Wegner 
scliildert den von ihm zuerst beschriebenen patholo- 
gischen Vorgang mehr als eine Osteochondritis, so 
dass der Ausgangspunkt der Stftrung von ihm in den 
Knorpel gelegt wird, der durch die Affektion verhin- 
dert werde , sich in Knochen umzu wandein , und in 
dem theils zu rasche Verkalkung und zu reichliche 
Wucherung seiner Zellen eintrete, sowie eine ab- 
norae, gewissermaassen stagnirende, sich verbrei- 
ternde Schicht zwischen der Zone des Knorpels und 
den Markrkumen der Diaphyse sich hilde , Eiterang 
nnd Loelftsung entstehe. Waldeyer und Kftbner 
(tagegcn heben mehr eine vom Knochenmark aus- 
gehende Granulationsbildung und deren Vordringeu 


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in den Knorpel hervor und benrtheilen den Process 
als eine syphilitische Granulationsbildung. 

Fall 1. Humerus, Femur, Tibia und Fibula eines zu 
fruh und todtgeborenen Kindes, daa kcine weitern Zcichen 
von Syphilis an sich trug und von Eltern stammte , bei 
welchen nur Verdacbt auf Syphilis vorhandeu war, wurden 
in geeigneter Weise conservirt u. entkalkt. Periostitische 
Erecheinungcn waren nicht vorhanden. Die Gelenkflacheo 
der Epiphysenknorpel und der ubrige Theil der Epiphyse 
waren normal. Nach der Entkalkung zeigte der durch 
den Knochen gefuhrte L&ngsschnitt mikroskopisch folgen- 
des auffallige Bild. 1m Bereich des Epiphysenknorpels, 
ungefahr 0.6 Mmtr. oberhalb der Ossiflkationslinic , na- 
mentlich an der obern Epiphyse des Humerus and der 
Tibia und an der (intern des Femur, konnte man eine 
ziemlich parallel der Ossiflkationslinic verlaufende feine 
Spalte scheu, welche in den mittlem Theilen theils 
schmaler, theils breiter gcgen das Perichondrium hin sich 
successive verlor. Die aussern Theile des Knorpels war- 
den von der Spalte nicht erreicht und hierselbst war der 
Znsammenhang zwischen Diaphyse u. Epiphyse noch er- 
halten. Die Ossiflkationsiinie verlief bei den untersucbten 
Knochen in einem sanften Bogen , scbeiubar nonnal , ab- 
geseben von hier und da vorhandencn , unbedcutenden 
wellenforraigen Aus- und Einbuchtungen. Entgegen den 
F&llen von Wegner u. Waldeyer konnte Vf. nirgenda 
ein zackiges Uebergreifen der Ossiflkationszone in den 
Knorpel hiuein beobachten. Schon makroskopisch war 
die Spalte in der Epiphyse nicht von gleicher Ausdehnung. 
Besonders deutlich trat sie an der obem Epiphyse des 
Humerus in der Mitte am axialen Theile, dann an der 
untern Epiphyse des Femur , hiernach an der untern des 
Humerus , der obern der Tibia und am wenlgsten an der 
obern des Femnr auf und fehlte am nnternEnde der Tibia 
und an der Flbnla. 

Vf. hebt hiernach hervor, dass diese Scala nicht 
ganz mit derjenigen sich in Uebereinstimmung be- 
finde, welche Wegner ans seinen Fallen abgeleitet 
hat. Vf. ftlhrt ferner ala sehr auffallig an eine 
brfiunliche Verferbung des Knorpels in derUmgebnng '* 
der Spalte in einer Zone von 2 — 3 Mmtr. oberhalb 
der Osaifikationslinie. 

Unter dem Mikroskope erschienen die Markzellen 
ohne Abweichung, die Sponglosabalken waren von nor- 
maler Dicke , Richtung und Osteoblastbelag. Unterhalb 
der hypertrophischen Zone dea Epiphysenknorpels ergab 
der Knochen keine Abnormitat. Die Storung zeigte sich 
eret in der hypertrophischen nnd In der oberhalb an die- 
selbe anstossenden Proliferationszone des Knorpels. Hier 
bemerkte man, bald mehr in der einen, bald mehr in der 
andern Zone liegend , die betreffende Spalte. Und zwar 
Mldete diesclbe nicht auch nur annahernd eine Grdnze 
zwischen dem proliferlrenden und hypertrophischen Knor- 
pel , sondem es griffen an der einen Epiphyse die Zellen- 
saulen dieser hypertrophischen Zone etwas fiber siehinauf 
nnd anderwarts wieder zog die Spalte quer durch die pro- 
llferircnden Zellenhanfen hindurch. Von denselben er- 
Btreckten sich an einzelnen Stellen kurze Aualaufer zwi- 
schen die Zellenhaufen hinein oder auch die Spalte theilte 
sich , so dass zwischen sic Knorpelinseln zu liegen ka- 
men. Diese Spalte ist keineswegs als Kunstprodukt anf- 
znfassen , denn die KnorpelgrandsubBtanz war brSnnlloh 
verfarbt und zeigte moleknlareTrfibang, welche nioht von 
Kalkimpritgnation oder von Fettdegeneration herruhrte, 
woffir die entsprechenden bekannten Reaktionen maass- 
gebend waren. Die Spalte selbst war mit feinkomigem, 
br&unliehem, leicht herausfallendem Detritus, geffiUt, da- 
zwischen lagen die Knorpelzellen , welche durch den Zer- 
fall der Grundsubstanz frei geworden waren. EilerztUen 
oder Granulationtgetoebe waren nirgends zu finden. In der 
Nahe dieser Bpaltbilduug waren die Knorpelzellen , zwar 
hier und da getrubt und etwas braunllch gefarbt , aber 


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256 


IV. Pathologic, Tkeraple n. roedioinische Klinik. 


uirgeods in ihrer Anordnuug a. GrSsse gestort, aber nlcht 
in dem Grade ergriffen , all Vf. nacb den sonstigen Ver- 
andeningen glaubte erwarten zu konncn. An andcrn Epi- 
physen zeigten die Knorpelzellen absolnt nichts Abnormes 
tmd die feinkfimige TrSbung der Knorpelgrundeubetaiu 
betraf nur die der Spalte zanachst liegenden Theile und 
stirkere Vermehrnng der Knorpelzellen als bei gesunden 
Knochen war auch nicht vorhanden, ebenuowenig war vor- 
zeitige Verkalkang von den Randern her bemerklich. 
Wenn Knorpelkanale mit der Spalte communicirten , war 
nnr eine hrannliche, moleknlare Trlibnng ihrer Kander 
bemerklich nnd die hier nnd da in den Kanalen liegenden 
Zellen geriethen steUenweise in den Detritus, welcher die 
Spalte fullte. Die GrSsse der Spalte war verschieden, an 
der untem Epipbyse des llumems war dieselbe klaffend, 
mlt regelmassigern, glfittern Contouren, als an andem Epi- 
physen. An andem Epiphysen war eine elgentliche 
Spalte nnd Defekt nlcht vorhanden , vlelmehr charakteri- 
slrte sich die Stelle nnr dnrch eine braunliche , verfarbte 
Zone , wie ein Strom , welcher den Knorpel durchflles- 
send Knorpclzellengruppen dazwisehen Hess. Dieso Knor- 
pelzellen zeigten, ubrigens wohlerhalten , kornige Ein- 
lagemng nnd gelbliche FSrbung. An der obern Epiphyse 
des Humems dagegen klaffte die Spalte breit, sendete Ans- 
Unfer ans nnd hatte stark zerfallene Hinder und lief seit- 
lieh gegen das Perichondrium hin als feine Linle weiter; 
der von ihr durchzogene Knorpel war zwar nicht verf&rbt, 
Jedoch feink&mig getrnbt. 

Jene feinkdmige Triibung , welcbe die Linie zu 
begleiton pflegt, ist nach Vf. als das erate Stadium 
der Spaltbildung za betrachten, welche durch den 
hier stattfindenden lebhaften W achsthum process be- 
fbrdert wird ; die feiue Spalte wird immer unregel- 
m&ssiger und grosser und zuletzt wird in den ober- 
lialb und darunter liegenden Partien des Knorpels 
der Zusamuienhang gelockert. In den beobachteten 
Fallen trat vollst&ndige Ablosung niebt ein , da die 
Spalte da8 Perichondrium , durch welches der Zu- 
sammenhang noch erhalten wurde , nicht erreichte. 
An verschiedenen Epiphysen war die Spalte noch 
schmal uud wenig verzweigt, woraus Vf. auf einen 
noch nicht lange bestehenden Process schliesst. Am 
sttrksten trat der Process an den Partien auf, an 
welchen das st&rkste Wachsthum zu herrachen pflegt, 
womit Vf. eine fllr diese Stellen in Zusammenhang 
stehende charakteristische S Wrung zu begrtinden 
sneht. Da die hier beschriebene von den bisherigen 
Schildeningen der sypliilitischen EpiphysenlOsnng 
bedeutend abweicht und die ayphilitische Affektion 
des Kindes im Uebrigen nicht absolnt zn beweisen 
war, so kdnnte man, wie Vf. sich selbst entgegen’ 
halt, den Fall andere, fllr Trauma, Veijauchung oder 
sonst wie, erkliiren wollen. Dem widerapricht aber 
nach Vf. der Mangel an Eiterung , ttberhaupt auch 
ein dann zu erwartendes auderes Bild, ferner das 
multiple Vorkommen der Affektion , welche bei einer 
gewlssen Aelmliclikeit anderw&rts beschriebener sy- 
philitisclier Affektionen und bei dem starken Ver- 
dacht anf Syphilis nicht gut eine andere Erklarang 
als far eine ayphilitische Knochenaffektion zulasst. 

Fall a. Bel elnem 8monatlichen todtgebomen Kinde 
eiaer syphllitischen Matter faaden sich ausser Lockerung 
n. AblSsnng der meisten Epiphysen keine weitem Syphilis- 
eraebeinungen. Der Prooess war hier viel weiter vorge- 
schritten , die Spalte niherte sich dem Perichondrium bei 
einaelnenGelenken bia anf 0.6 Millimeter. Auf den Lings - 


sohnltten waren die Bilder an den beinahe abgel&aten Epi- 
physen ganz ahnlich.wie im l.Falle. Uebrigens war auch 
• hier an den Knochen nicht* Abnormes oder was anf 
Periostitis hingedeutet hatte, zu bemerken. Die mikro- 
skopisebe Untersucbung dagegen zeigte hier, daee der 
Spaltbildung ganz andere Vorgange zn Grunde lagen. 

Das Markgewebe, die Spongiosa nod Subetaatia eon- 
pacta verhielten sich normal. Die znnachst an die Dia- 
physe stossenden Schichten des Epiphysenknorpels boten 
ganz normale Verhaltnisse. An der Greuze zwischen Pro- 
liferations- und hypertrophiselier Zone lagen in quer- 
lanfenden , meist spindelfonnigen oder nnregelmassigen 
lianmen des Knorpels eine Menge kleiner Zellen. Diese 
Ranine confluirten stellenweise nnd blldeten grossere. 
jedoch stets mit Zellen erfiillte , langgestreokte , parallel 
zur Ossiflkationslinie verlaufende Raume, welche Anfanga 
meist in den axialen Partien des Knorpels lagen , rechta 
nnd links gegen das Perichondrium hin fehltcn . woselbat 
der Knorpel dem entsprechend die nortn&len Verhaltnisse 
erkennen liess. Wo aber die Spalten grosser und breitor 
wurden , dehnten sie sich nach gegen das Perichondrium 
hin aua zu einer nach und nach halbmondfortnig sich ge- 
staltenden Zone iiber (lent hypertrophischen Knorpel , be- 
stehend aus iauter klelnen Zellen, freienKernen mit darin 
zerstrenten Resten von Knorpelgrundsubstanz. Da, wo 
diese Zone eine grossere Michtigkeit erlaugt hatte , war 
sie anch alsbald auf den zwischen ihr u. der Ossiflkations- 
linie liogenden Theil Knorpel unter Verbreiternng and 
Vordringeu in diese Schicht gelangt. Von nnteu traten die 
jongen Markraume heran and das in selbigen enthaltene 
Markgewebe breitete sich nach oben aus, so dass sich 
schlusslich die beiden entgegenwncherndenGewcbe zuerat 
in der Mitte und dann in der ganzen Breite der Epiphysen 
vereinigten , womit die AblSsnng der Epiphyse als voll- 
endet sich darstellte. Vf. fand , dam die Knorpelzellen 
durch iibermdmge Proliferation eine Art Granulatione- 
gewebe producirten , welche* durch ferner e Wucherung den 
nach der Diaphyse zu liegenden Knorpel zugleich mit dem 
von un ten her vorriickenden Markgewebe zum Schwinden 
braehte. Betreffs der weltern Einzelheiten verweisen wir 
anf das Original, welchem eineAnsahl Abbildnngen beige- 
geben sind, heben nnr noch hervor, dass nach Vf. dieMit- 
betliciligung des Markgewebes sekvndflr ist. Abnorm in 
diesem Markgewebe fand Vf. nur den ungewdhnlichen 
Reichthum an RiesenseUen, welche anch in deraKnochen- 
mark der Spongiosa kemesweg * febltea, einen Befund, den 
Vf. den Angaben W a 1 d e y e r’s gegenuber betont. Vf. 
erwahnt nocb, dass er in den aus proliferirendem Knorpel 
hervorgehenden Zellenhanfen gar keine Gefasse fand, wo- 
dnreb er zum Theil die rasche Nekrobiose der AbkSmm- 
linge der Knorpelzellen erklirt. 

Dieser 2. Fall unterscheidet sich von W e g n e r’s 
uud Waldeyer’s Fallen durch das Fehlen der 
abnorm breiten Verkalkungszone des Knorpels, sowie 
der Verkalkung nnd VerknScherung der Knorpel- 
grundsubstanz lAngs den Geftlsskan&len. Das Kno- 
chen mark zeigte normale Struktnr. Die Abldsnng 
der Epiphyse wurde be Bonders dadurch bewirkt, dass 
die Knorpelzellen der Proliferationszone nicht in die- 
jenigen der hypertrophischen Zone Ubergingen , son- 
dern weiter proliferirten und dann zerfielen. Der 
Knorpel zeigte eine vom normalen Knorpel ab- 
weichende Struktur. Der ganze Process muss als 
Knorpelerkrankung aufgefasst und geradezn als 
syphifiKsche Chondritis bezeichnet werden. 

(J. Edm. Gflntz.) 

471. Ueber Syphilis hereditaria tarda; 
von Prof. G. Lewin. (Berl. klin. Wchnschr. XIII! 
2. 3. 1876.) 


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IY. Pathologic, Therapie a. medieinische Klinik. 


367 


Lades Yf. anMurt, dass nor wenige Autoren 
eine SypMfo hereditaria tarda armehmen , berichtet 
er liber einen Fall , bei welchem erst nach Jahren 
die heredit&re Syphilis zum Ausbrnch kam. Dereelbe 
zieht dabei eine Par&llele zwischen dem Zeiipunkt 
dee Ersebeinens der HautafFektionen bei dem Kinde 
und dem Zeitpnnkt der Infektion der Mntter und 
sagt : ,,da die Infektion der Frucht nur duvch das 
Blut der Mutter stattfinden kann , so wird ebenfalls 
bei der Fracht die Hautsyphilis, als erstes Symptom 
der vollzogenen Blnterkranknng, zwisehen der 8. bis 
10. Woche (wie bei der Mutter) auftreten inttssen. 

. Fallt nun dieser Terrain mit der Zeit der Geburt des 
Kmdea zusammen, so wird das Kind mit der Flecken- 
syphilis geboren werden; hat sich die Ansteckung 
spate r volizogen , ist sie also dem Tage der Geburt 
niier gerllckt , so kann das Kind Husserlich gesund 
znr Welt gelaagen und erst spater, nach einigen 
Tagen bis einigen Woehen , spfttestens also (die In- 
fektion desKindes knrz vor der Geburt vorausgesetzt) 
nach 8 — 10 Woehen zeigen sich die syphilitischen 
Erscheinungen“. — „ Wenn dagegen die Mutter echos 
vor der Schwangernng oder gleiehzeitig mit oder 
bald nach derselben inficirt wird , also die Infektion 
des Kindes schon lange vor der Entbindung , viel- 
leicht schon in den ersten Mouaten des Fdtuslebens, 
stattfand , wird das Kind , wenn es nicht im Uterus 
abstirbt , mit den vorgeschrittenen syphilit. Derma- 
tosen zur Welt kommen, somit Pape In, Pusteln, 
Pemphigus und vielleicbt auch gleiclizeitigspecifische 
Vtoer&lerkrankungen aufweisen.“ [Hierzu gestattea 
wir uns die vervollstflndigende Bemerbnng — wo- 
durch die Frage allerdings nicht so einfach erschei- 
nen dttrfte — dass man neuerdings annimmt, wie 
wir kttrxlieh in unsem Jahrbb. CLXX. p. 24G aum 
Theil referirt haben , bei jeder hereditfiren Erkran- 
kung sei eine Infektion des Eies vorhanden , welche 
entweder dadurch zu Stande komme , dass entweder 
die Mutter vor der Zengung schon syphilitiseh Bei 
und ein krankes Ei produeirt habe , auf welches der 
gesunde oder kranke Same wirke, oder dass der 
syphilitieche Yater, durch seinen syphilitischen Sa- 
men , das gesund producirte Ei der xur Zeit der 
Zeugung gesunden Mntter inficire, in welchem letzten 
F&lle die Mutter ein krankes Kind geb&re uud selbst 
gesund bleibe, wenn sie nicht von aussen her in- 
ficirt werde, wie sich durch ihre nachherige Ver- 
heirathung mit einem gesunden Manne und Zeugung 
eines nunmehr gesunden Kindes erweisen lasse. 
Wenn die Frau von einem zur Zeit der Zeugung ge- 
sunden Manne geschwftngert sei und erst im Verlauf 
der Schwangersebaft an Syphilis erkranke , so war- 
den stets nicht syphilitiache Kinder geboren, da 
durch den Placentarkreislauf nach Strieker’s 
Untersuchnngen eine Infektion des gesund gezeugten 
Fdtus nicht mdglich sei. Das zeitigere oder spfttere 
Erscheinen der Syphilissymptome bei den Neugebo- 
renen hftngt hiernach von der grOasern oder gerin- 
gern Intensitflt der Syphilis der Eltem ab nnd wird 
Med. Jahrbb. B4. 171. Hit. S. 


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nach diesen Anschauungen nicht damit in Znsam- 
menhang gebracht , ob die Fran zu einem von der 
Niederkunft entfemtern oder derselben n&hern Ter- 
mine inficirt worden war. Wir sehen aus unserer 
Bemerkung, wie verschieden die Ansichten derAuto- 
ren sind , mtlssen uns aber an dieser Stelle ein ein- 
gehendes Urtheil versagen.] 

Le win's eigene Beobachtung von Syphilis heredi- 
taria tarda, betrifft eine Frau, welche vor 19 J. von einem 
Kinde inficirt worden war, welches sie an die Brnst gelegt 
hatte. Sie inficirte wiedenrm ihr eigen es Kind , welches 
sie sangte , and ebenfalls Ihren Ehemann. Das fremde 
Blind mit angeborener Syphilis starb. Die Fran and das 
Kind wurden nach grosaern Karen scheinbar geheilt. 
Die zur&ekgebliebenen groasen Defekte im Pharynx war- 
den von venchiedenen Aenten conststlrt. Der inflekte 
Ehemann starb an Gehirnsyphilis , wie dices a os den 
Charit4protokoUen ersichthch war. Die Fran verhei- 
rathete sich wieder. In dieser zweiten Ehe gebar die 
Fran 2 Kinder. Das eine, mit syphilitischen Affektionen, 
starb im Alter von 6V* Mon. , das andere , xnr Zeit tier 
Mittheilnng ein Madchen von 16 J., bis nun 6. J. gesnad, 
bekam daan wiederholt syphiMtischa HaataasecihUge, 
die dnrch Qnecksilber geheilt warden nnd seit 2 J. nicht 
wieder aafgetreten sind. Das MSdchen ans erster Ehe 
wnrde als Saagiing schon mit QaecksUber bebandelt and 
geheilt. Die Untorsaobang ergab Defekte am Pharynx 
Had Substanzverlust der Epiglottis. Im 17. J. verhsi- 
rathete sich dieses Madohen mit einem bisher gesunden 
Manne, der nach 1 V* J. angeblich an Meningitis tnber- 
enlosa starb. In dieser Ehe kam ein fr&hgeborenes 
Kind, weich as nach 14 T. starb. Die Fran verheirathete 
sich wieder ; der Oatte starb im 3. J. der Ehe an Tnber- 
kulose. Aos dieser Ehe stammt ein jetzt 2 l /s J- alter Knabe, 
der an Lichen scropholosorum krank and am rechten Ober- 
schenkel mit einem, augenscheinllch ans dem Zerfiall eines 
Ohimma hervorgegangeoen Qesehwflr behaftet ist and 
an einer Hyperostose am Metacarpus des rechten Fossae 
leidet. Die Fran selbst litt seit lhrem 16. J. an einem 
Lupus des rechten Oberechenkels und Periostitis tibiae 
et oasis frontta , welche Affektionen trots Qneokailber- 
behandlnng wiederholt rtckfhllig warden. 

(J. Edm. OQnts.) 

472. Ueber die Contagiositftt der heredi- 
tftren Syphilis; von Dr. J. Caapary in KOnigs- 
berg (Berl. klin. Wchnschr. XII. 41. 1876) u. Prof. 
EdlefBen (Das. XIII. 5. 1876). 

Wfthrend Gttnzburgin Moskai mil Zugmnde- 
legen einer grdssern Zahl von Fallen in einem im 
fisterr. Jahrb. f. Pftdiatrik (II. Bd. 1872) enthaltenen 
Artikel die Contagiositftt der hereditftren Syphilis 
bestreitet, wogegen sich Eisenschitz (Wiener 
me<L-chir. Rundschau 1873) wendet,fllhrt Caapary 
eine Krankengeschichte nach seiner eigenen Beobach- 
tong zum Beweise der Contagiositftt der hereditftree 
Syphilis an. Vf. analysirt zugleich den Anfcatz von 
Gflnzburg sowohl nach dem Original, als aach 
nach dem kritischen Referat im Archiv f, Dermato- 
logie n. Syphilis (1874. IV. Heft). Hiernach waren 
die eigenen, von Gttnibnrg im Moekaner FindeU 
ha us gemachten Beobachtungen geeignet, den An- 
sichten der moisten Autoren von der Contagiositftt 
der hereditftren Syphilis gegenttber Aufsehen an er- 
regen. In den Jahren von 1868 — 1870 warden 
im Mosksner Findelhaus 120 hereditftr ayphilitbche 

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258 


IV. Pathologie, Therspie u. medicinische Klinik. 


Kinder von 31 Ammen gestillt; keine Amme wurde 
weniger als 6 Mon. verwendet, einzelne bis zu 2 J., 
wobei keine weniger als 2, andere bis 16 verschie- 
dene syphilitische Kinder mit den verschiedensten 
Pormen der Syphilis, auch mit Mundgeschwtiren be- 
haftete, gestillt hatte. Trotzdem er/craukte keine 
dieser Ammen an Syphilis. In alien Fallen han- 
delte es sich um zweifellose Gesundheit der Ammen 
und urn erwiesene hereditare Syphilis der Kinder, 
die im Findelhaus selbst zwiscben der 6. bis 12. W. 
nach der Gebnrt zum Ansbruch gekommen war. 
Infektionen von Ammen durch Kinder wnrde nur 
dann beobachtet , wenn die Kinder mit Syphilis be- 
baftet in die Anstalt gebracht worden waren, so 
das8 die Mdgliehkeit acquirirter Syphilis nicht aus- 
geschlossen war, obgleich dieselbe nicht immer nach- 
gewiesen werden konnte. Indem nun Casparyim 
Allgemeinen das Verfahren von Gtlnzburg an- 
erkennt, wonach G. seine grossen Zahlen noch zu 
reduciren sucht durch BerUcksichtigung verschiedener 
Fehlerquellen, so d&ss zuletzt immer noch zu Gunsten 
der SchlUsse von Gtlnzburg gentlgend grosse Zah- 
len tlbrig bleiben, so erinnert er doch an den Satz, 
daas eine positive Beobachtung in Fragen wie die 
vorliegende werthvoller ist als unzahlige negative. 
Eine solche positive Beobachtung ist nun nach C. 
ein Fall von Le Barillier (vgl. Jahrbb. CVUI. 
p. 41), den Gtlnzburg citirt , jedoch so deutet, 
dass nicht Ansteckung von dem mit hereditarer Sy- 
philis behafteten Kinde aus stattgefunden babe, son- 
dem die Frau mit latenter Syphilis behaftet gewesen 
sei und, nachdem dieKr&nkheit wieder ausgebrochen 
war, das Kind dadurch inficirt habe. C asp ary 
macht jedoch dagegen den Einwurf , dass der ganze 
Verlauf der Syphilis der Frau nicht dem Ausbruch 
einer latenten, sondern einer frisch erworbenen Sy-' 
plulis entspreche , so dass es bier sich deutlich um 
eine Ansteckung der Frau durch das hereditar syphi- 
litische Kind handle. [Wenn Gtlnzburg liierbei 
beliebig eine schon vorhandene latente Syphilis der 
Frau annimmt , so ware man eben so gut berechtigt 
zu behaupten, dass es erlaubt sei, in einzelnen Fallen 
hn MoBkauer Findelhause, bei denen hereditar syphilit. 
Kinder ihre Ammen nicht angesteckt haben, den 
Grand in einer latenten Syphilis der Ammen zu su- 
chen. Mit Syphilis behaftete Weiber geben zuweilen 
gentlgende Milch und sucht man ja auch in andern 
Fallen Syphilis der Kinder durch quecksilberhaltige 
Milch der Ammen gtlnstig zu beeinflussen.] C as- 
pary ftlhrt nun seine selbst beobachteten Falle an, 
welehe geeignet sind, wie er sagt, die Behauptungen 
Gtlnzburg’s zu widerlegeu. 

Die 34JShr. kraftige Arbeiterfrau H. in Konlgsberg 
war seit 8 J. verheirathet und sowohl vor, als anch wah- 
rend der Ehe gesund. Sie hatte zwei gesunde Kinder ; 
das letzte stiUte sie bis zum Alter von einem Jahre and 
nahm lm Fruhjahre 1869 ein uneheliehes Kind zum Nahren 
an. Dasselbe wurde Ihr im Alter von 8T. in sehr elendem 
Zustande ubergeben mit Ausschlag an Anus und Mund, 
der bald zunahm nnd als Syphilis constatirt wurde. Wah- 
rend die Frau dieses Kind stillte , trat einmal die Men- 
struation ein, dann jedoch nicht wieder. llierauf bemerkte 


die Fran eine Wnnde an der Brust and bald daraaf all- 
gemeine Roseola ; die Untersnchung in der Polikllnik er- 
gab Syphilis. Im 5. Mon. der Schwangerschaft wurde 
eine Einreibungskur mit vollstandigem Erfolge durchge- 
fuhrt. Syphilissymptome kehrten nicht wieder. Der 
Ehemann ist ohne Ansteckung geblieben. Am 4. Mirz 
1870, zur Zeit des normalen Schwangerschaftsendes, trat 
die Geburt eines gesund auBsehenden kraftigen Knaben 
ein. Dieses Kind blieb vollstandig gesuud bis znm 
14. April , zu welcher Zeit Flecken im Gesicht , am Scro- 
tum nnd am Anus vorhanden waren. Es wurde Roseola 
syphilitica constatirt und Calomel gegebeu. Am nachsten 
Tage war das Kind todt. Die durch Prof. E. Nenin&nn 
ausgefuhrte Sektion ergab: massig gut genahrtes Kind 
von entsprechender Grosse , abgeblasste Maculae ab den 
erwahnten Stellen. Thymus, Kehlkopf normal, abcr 
hoch oben in den Bronchien begann eine sich tief hinein 
erstreckcnde porulente Bronchitis, die muthmaassliche 
Todesursache. Unter beiden Pleuren befanden sich Ek- 
chymosen etc. Die Bauchhdhle war frei von Peritonitis, 
die Leber uberragte mehr als einen Finger breit den 
Thoraxrand ; an der vordern Flache war eine groschen- 
grosse , anamische Kinziehung , auf dem Durchschnitt mit 
weisslichen Strangen, vorhanden. Das Gewebe war durch- 
weg ziemlich hart, (lummata waren nicht vorhanden. 
Die Drusen an der Porta hepatis vergrossert nnd indorirt, 
durch peritonitische Adhasionen mit der Leber verwach- 
sen. Nieren and Nebennieren waren beiderseits etwas 
vergrossert. Milz sehr gross, von nicht abnormem Aus- 
sehen. Die mikroskopische Untersnchung der Leber 
zeigte allgem eine Wuchernng des interstitiellen Binde- 
gewebes. 

Ein anderer' Krankheitsfall, den Vf. noch znr Zeit in 
Beobachtung hatte, wird gleichfalls angefuhrt. 

Ein uneheliehes Kind war gleich nach der Geburt 
an Ausschlag erkrankt, aber erst & Wochen alt in 
der Poiiklinik prSsentirt worden. Es war Syphilis here- 
ditaria constatirt und Sublimatbader wurden verordnet. 
Scheinbar gesund geworden , wurde das Kind im Alter 
von 7 Mon. einer Fran zum Saugen ubergeben , welehe 
soeben ein gleich altes, eigepes Kind von der Brnst 
abgesetzt hatte. Diese Frau , welehe , wie ihre Familie, 
bisher gesund gewesen war , gab an , bald nach der 
Uebernahme, Neujahr 1874, wunde Stellen an der Innen- 
flacbe der Schenkel des Kiudes beobachtet zu haben. 
Mitte Marz 1874 bildete sich eine Schrunde an der linken 
Brustwarze, die sich alsbald vergrosserte, verhartete und 
anfangs ortlich , bald aber innerlich mit Jodkalinm beban- 
delt wurde. Vf. constatirte eine flache, narbtge uber- 
kleidete Induration in der untern Halfte der linken Brust- 
warze, multiple, iudolentc Druseninfllt ration, verbreitetes 
maculo-papuloses Syphilid , fenchte Papeln am After , in 
Mnnd- and Rachenhohle. Nach einer Einreibungskur 
schwanden die Symptome , um mehrmals leicht zu recidi- 
viren. Trotz vielfach erapfohlener Vorsicht wnrde das 
jungste Kind und der Ehemann unter den Erscheinungen 
der acqnirirten Syphilis angesteckt. 

Caspary zweifelt an der Beweiskrafl dieser 
beiden Falle nicht im mindesten, obwohl er sie nicht 
von Anfang bis zn Ende beobachtet hat. Ein nicht 
unwichtiges Experiment zur Sicherstellung der Con- 
tagiositkt musste ein Impfversncb geben. Wenn 
namlich die hereditare Syphilis wirklich nicht an- 
steckend ware, so mflsste sie von der acqnirirten 
wesentlich verschieden sein und es ware dann Immu- 
nitat des von dem einen Gift durchseuchten Organis- 
ms gegen das andere nicht ohne Weiteres anznneh- 
men. Behufs eines solchen Impfversucbes snehte C. 

2 frflher von ihm an liereditarer Syphilis ljeiiandelte 
Zwillingskinder (vgl. Berl. klin. Wchnschr. XII. 13. 
14. 1875. — Jahrbb. CLXIV. p. 22) auf und impfte 


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259 


IV. Pathologie, Therapie u. medicinisehe Klinik. 


aie mit Bypkilisgift von acquirirter Erkrankung, doch, 
wie zn erwarten stand, ohne Erfolg. Bei dieser Ge- 
Iegenheit bot sich jedoch C. ein nener Fall , der die 
Ansteckungskraft der hereditHren Syphilis beweist. 

Eine kriftig gebante, aber blase anssebende Arbeiter- 
frau von 91 J., die mit Mann nnd Kind in derselben 
8tnbe wohnte, wo sich die erwahnten Zwillinge befanden, 
war vor 3 Mon. zum ersten Male entbnnden worden. 8eit 
6 W. war die eine Brnst wnnd geworden , seit 3 W. hatte 
sich die Wnnde vergrossert und bot, als sie C. sab, die 
Wane halbmondfSrmig nmgebend , das Bild einer syphi- 
litlschen Induration. In der rechten Achselhohle zeigten 
sich geschwolleneDrusen, die Fran klagte uber 8chwache. 
Appetitmangel und ftftere Fietierbowegungen , wahrend 
sie fruher, wie ihr Mann und ihr Kind noch, ganz gesund 
war. Wie sich ergab, hatte die Frau das eine der beidcn 
Zwillingskinder (das Mfidchen , das schon 14 T. nach der 
Geburt die Erscheinungen unzweifelhaft hereditarer Sy- 
philis gezeigt hatte) wiederholt an die Bnist gelegt , ais 
es gerade Plaques an den Lippen hatte. Das Geschwur 
an der Brust der Frau heilte unter geeigneterBehandlung, 
aber bald traten multiple Driisenanschwellungen und ein 
papulo-sqnamoses Syphilid auf. Das eigene Kind der 
Fran, dera bald nach Wundwerden der rechten Brust- 
warze nur die linke gegeben wurde, blieb gesund. 

An diesem letzten Falle 1st , wie C. hervorhebt, 
ein Zweifel nicht moglicli ; eine andere Eingangs- 
stelle des syphilitischeu Giftes als die wunde Brust- 
waize war nicht aufznfinden u. diese zeigte durchans 
das Anssehen einer geschwtlrigen Induration oder 
eines luirten Schankers und die sogen. Sekundar- 
symptome stellten sich 10 — 13 W. nach dem Auf- 
treten der Wnnde ein. C. bekennt aich entschieden 
zu der Ansicht, dass die heredithre Syphilis An- 
steckungskraft besitze, und erklart die entgegen- 
gesetzte Meinung Gllnzburg’s fill - irrig und ge- 
fthrlich. 

Edlefsen bekam am 17. Nov. 1871 eine im 6. 
Schwangerschaftsraonat beflndliche Frau zur Behandlung, 
welche , wahrscheinlich von ihrem Manne inflcirt , deut- 
liche Zeichen der Syphilis darbot. Die Zeicben der Sy- 
philis bestanden in breiten Kondylomen an den grossen 
Labien nnd der Umgebung des Afters und einer Rhagade 
daselbst , in einem maculosen Exanthem iiber den ganzen 
K6rper verbreitet, in Plaqnes mnqueuses der Rachen- 
schleimhant , in Schwellung der Inguinal- und Cervikal- 
drfisen. Wahrend einer Merkurialbehandlung besserte 
sich die Krankheit nur langsam; am 16. Jan. 1871 wurde 
ein todtfaules Kind geboren. Nach der Entbindung und 
einem dnrch grosse Blutverlnste veranlassten Kranken- 
lager besserte sich die Syphilis zwar rascher, aber die 
Behandiong wurde doch noch bis zum Jnni 1872 fort- 
gesetzt. Die Frau wurde inzwischen wieder schwanger 
n. am 22. Dec. 1872 von einem lebenden, ausgetragenen, 
kriftigen Kinde entbunden , welches keine Zeichen von 
Syphilis erkennen liess und auch noch Ende Jan. 1873 
frei von Syphilissymptomen war. Nach Angabe eines 
andera Arztes , welcher inzwischen die Behandlung uber- 
nommen hatte, war das Kind ImMarz mit einem maculosen 
Exanthem behaftet , wogegen Sublimatbader verordnet 
worden waren, worauf die Krankheit scheinbar getilgt 
war. An der Mutter des Kindes fand Vf. spater nie 
wieder Zeichen von Syphilis, doch abortirte sie gegen 
Ende des Jahres 1873 unter starken Blutungen. Am 
3. Juli 1874 abortirte sie wieder mit heftiger Blutung und 
suchte Hulfe In der Poliklinik. Bei Untcrsncbung durch 
Dr. Weatphalen wurde an der Frau selbst kein Sy- 
phllissymptom constatirt , jedoch an den Chorionzotten 
des abgegangenen Eies Syphilis festgestellt. Bei dem in- 
zwisehen 1'/, J. alt gewordenen, fruher mit Syphilis- 


zeichen behafteteu Kinde zeigte sich an der Schleimhaut 
der Unterlippe ein trichterforraiges erbeengTOsses Ge- 
schwnr mit speckigem Belag und indurirter Umgebung; 
dieses Geschwur entsprach einer verhkltnissmSssig spaten 
Form der Syphilis. Weitere Symptome von Lues konnten 
nicht bemerkt werden. Anf Jodkaliumgebrauch heilte 
das Geschwur. Am 24. Aug. 1874 sah Vf. das Kind 
wieder mit einem ganz ahnlichen Geschwur an derselben 
Stelle. Jodkalium erwies sich jetzt wirkungslos. Vom 
10. Sept, an wurde O.OlGrmra. Calomel 4mal taglich ver- 
abreicht. Nach Verbrauch von 0.30 Grtnm. Calomel 
Stomatitis, aber keine Besserung; auch Jodkalium braehte 
keine Aenderung. Hieranf wurdcn 1m Ganzen noch 0.3 
Grmm. Sublimat innerl. verbrancht, worauf das Geschwur 
gSnzlich verheilt war und keine Symptome wiederkehrten. 
Wahrend dieses besehriebenen Krankhcitsverlaufs kam 
am 24. Ang. 1874 die OOjahr. Grossmutter dieses Kindes 
in die Behandlung des Verfassers. Die Frau litt seit 
eihiger Zeit an einer squamdsen Psoriasis syphilitica, 
an kleinen syphilitischen Papeln an den groBsen Labien, 
starker RSthung des Rachens und Gaumens , Schwellung 
der Inguinal- und Cervikaldrusen. Die Syphilis war 
zweifellos. Nach 1.0 Sublimat, auf 100 Pillen vertheilt, 
schwanden dieSyphilissymptome rasch und zusehends nnd 
es hatten sich seit dieser Zeit keine Erscheinungen wieder 
bemerklich gemacht. 

Ueber die Entstehungsursache der Krankheit 
dieser Frau ftlhrt Vf. Folgendes an : die Frau hatte 
wie fruher , so auch wahrend des Bestehens des Ge- 
schwtlrs an der Unterlippe des Kindes in der ersten 
Ilalfte des Jahres 1874 vorwiegend das Kind ge- 
pflegt, es vietfacli gektlflst und aneh regelmftsaig 
gefllttert , wobei sie , um die Temperatur der einge- 
fUhi-ten Nahrungsraittel zu priifen , den Ldffel auch 
regelmassig an ihren Mund geftlhrt hatte. Vf. 
schuldigt nun dieses Verfahren als Ursaohe der hier 
stattgefundenen Infektion an. Dass am Munde der 
Frau keine drtliche Affektion bemerkt worden sei, 
spricht , wie Vf. sagt , nicht gegen die hier einzige 
Mdglichkeit der Uebertragung und ist der Fall noch 
besonders insofera interessant , als eine verhaltniss- 
massig spate Form einer hereditarcn Syphilis sich 
als Ubertragungsfkhig erwiesen hatte. 

(J. Edm. G Untz.) 

473. tJntersuohungen iiber den Naohweis 
des Queoksilbers in der Frauenmilch wahrend 
einer Einreibungskur mit grauer Salbe ; von Dr. 
Eduard Klin k. (Vjhrschr. f. Dermatol, u. Syph. 
UI. 2. p. 207. 1876.) 

Vf. giebt zunAchst eine Uebersicht von den An- 
sichten verschiedener Autoren Uber die Frage, ob 
bei einer syphilitischen Frau, welche mit Qnecksilber 
innerlich oder ausserlich behandelt worden, die Milch 
quecksilberhaltig sei. Ein Theil der Autoren Ieugnet 
den Uebergang des Saugenden verabreichten Queck- 
silbers in die Milch '), wfihrend in einzelnen Fallen 
der Nachweis gelungen sein soli. Vf. fUhrt das 
Nichtgelingen jenes Nach weises darauf zurtlck, dass 
zu geringe Quantity ten Milch untersucht worden 
seien. Er selbst hat daher grdssere Mengen Milch 
untersucht und beschreibt die chemische Analyse 

*) So neuerdings Dr. K abler in Prag. Vgl. Jahrbb. 
CLXIX. p. 36. Wr. 


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260 


V. Gynhkologie a. Pidiatrik. 


genau. Der von Vf. mitgefheilte Fall 1st fol- 
gender. 

Die syphllltieche Matter war mit papuiSsem Hautaus- 
•ehlag, Kondylomeu an den Oenttalien and am After, 
K«ri« mit Druaenanachwellungen behaftet. Eb warden 
26Blnrelbungen von tiglicb 2.0Gnnm. 8albe angewendet. 
Bei dem Kinde fehlte Jede Hautaffektioa , dagegen waren 
nJeerirte breite Kondylome and DrGsenanschwellungen 
vo rh an den. Das Kind bekam 3 Bader mit je 0.3 Grmm. 
Snblimat. Es steilte sich Abmagerung und Diarrh5e ein, 
worauf die Bader aoBgeeetst warden. Die Syphillserechei- 
nangen scbwanden and das Kind erholte sich wieder. 

Vf. schlose, dags naeh dem gunstigen Verlanfe der 
Syphilis dee Kindee, weloher wobi nicbt auf die Bader be- 
sogen werden konnte , die veramthiich queeksilberhaltige 
Milch der Matter die Ursache dee Schwindena der Sym- 
ptoms gewesen sei. Er anterwarf daher die Milch der 
Matter in dem Lnboratoriam dee Prof. Tndakoweki 
in Wars chau und nnter deaeen Beihulfe einer chemlachen 
Uateraucbcng. 

Die Milch warde von der 18. Elnreibuog an wahrend 


16 T. entnommen, eo daae ha Oaaaen 800.0 Oram. Mlieh 
znr Untennchnng kamen. Die Milch bcfand etch in 
earner Gabrung and beease einen widerlicben Gtornch. 
Nach bekannter Weise wnrden die organischen Be stand 
theile durch chlore. Kali nnd Chlorwasserstoffsaure nnter 
Abdampfen im Wasserbad zerstArt. Das Piltrat wnrde 
der Elektrolyee nach der Soheider’schea Methode mit 
dem Unterechied unterzogen , dase etatt dee Platinblecbs 
ein Goldbleoh angewendet wnrde. Der grane Queckmlber- 
beecblag wnrde in elnem Glaerdhrohen verdampft , mit 
Jod zasammengebracht, wobei die charakterietische Reac- 
tion dee gelben Hydrargyrum jodatum eintrat. 

Die Erfahrung, dass Kinder, welche von Ammeo 
oder Mflttem gestillt wnrden, welche man mitQueok- 
ailber behandelt hatte, viel eher genaaen al« Andere, 
wlrd nach Vf. somit vollstUndig erklftrlich, doch 
dttrfe man den curativen Werth einer solchen queck- 
silberhaltigen Milch nicht zu hoch anschiagen. 

(J. Edm. Gants.) 


V. Gynakologle und PSdlatrfk. 


474. PolypenfSrmiger Tumor des linken 
Labium majus; von Dr. Franz H. Rankin. 
(Amer. Joura. of Obst. VIII. 4. p. 642. Febr. 1876.) 

Bei einer 40 J. alten Jungfrau hatte etch von der 
linken groesen Schamllppe eine kleine Warze entwlckelt, 
welche 6 J. lang stationer geblieben war, seitetwa 8 Mon. 
jedoeh sn wachsen begonnea nnd binnen 4 Mon. den 
Dnrcbmeeeer eines Ideinen Fingers erreicht hatte. Von 
da an blldete sich anf ihrer Spitze eine kuglige Anschwel- 
lnng and sie erreichte binnen wieder 2 Mon. den Umfang 
eines Tsnbeneles. Bieranf trat ein Stillstand im Wachs- 
tham ein. Pat. gab nor an , dass das knotige Ende von 
Zelt an Zeit grosser and kieiner geworden sei , aucb Bei 
ihr die Geschwulst oft beim Gehen hinderlich and sehr 
schmerzhaft gewesen. Vf. fand eine mit zarter Oberhaut 
bekleidete, geetielte Geschwulst von 2" Lange and dem 
Umfknge einee kieinen Fingers, mit einem sn drei Vier- 
theilen geschwfirig zeretorten Stiele in der Hohe der 
HarnrShrenm&udang inserirend. Nach dem Unterbinden 
und Abschneiden des Stieles wog die Geschwulst 6*/ 4 Un- 
sen (ca. 180 Gram.) und maass 9“ im Umfange, 3“ im 
horinontalen, */ t “ im vertikalen Dnrchmesser. Sie hatte 
das Ansseben eines odematosen Scrotum and war duroh- 
scheinend mit Ausnahme dee Centrum. 

NaohdemVf. einige Tage spater den Stiel dureb eine 
elastische Schnnr nnterbnnden hatte, flel aucb dieser 
binnen wenigen Tagen ab. 

Seitdem die Geschwulst Ihr Waohathom begonnen, 
waren bei der bis vor Jahresfrist v6IUg regehnassig men- 
stmirten Pat. die Regeln ansgeblieben. 

Beim Einechneiden der Geschwulst floss Seram aos 
und sie flel zusammen. Der Hauptsaobe nach bestand 
dieeelbe aus Zeligeweben a. Serum, nach ihrem zufSlligen 
Eintrocknen im Alkoholgefisae war nnr eine l'y‘ breite, 
1"' dicke Masse fibrig geblieben. (E. Schmiedt.) 

475. HftmatomderFulva; vonDr.Canivet. 
(Boll, de la 8oc. anat. 3. 86r. X. 3. p. 440. Mai — 
Jnillet 1875.) 

Die 26Jahr. B. hatte in Folgeelnes Stosses im Alter 
von 2 J. eine Geschwulst der linken groesen Schamllppe 
bekommen, derm Umfang sioh bisher nicht wesentllch 
vermindert hatte. Sie war bObnereigross, indolent, ragte 
In die Vulva empor, eo dass ein Theil von der aussern 
Haut, der andere von der Scbleimhaat flberzogen war. 
Es bestand Ftnktnatton und dem Gef&hle nach war anzu- 
nchmeu , dase die darln enthaltene Flflseigkeit in einer 


grSssera Aneahl von Fachern abgesaokt war. Aus dleeem 
Grande ecbien die Punktion nicbt rathsam , sondern die 
Enucleation erforderlich. Diese Hess sich im vordern 
Theile leicht bewerkstelligen , schwierlger war sie nach 
hinten , wo sich die Geschwulst weit gegen das Sitsbein 
hin erstreckte. Der Inhalt bestand ans etwa 50 Grmm. 
dicken, chokoladenfarbenen , in zahlrelchen Fachern ver- 
thellten Blntes, welcher sich rings nm die intakte Bartho- 
Un’sche Druse ergossen hatte. (E. Schmiedt.) 

476. Oyate dea Ovarium bei einem ntupe- 
bornen Kinde; vonDr. Culling worth. (Obstetr. 
Journ. II. p. 401. 1874/75.) 

Bel einem anscheinend snffokatorisch zu Grande ge- 
gangenen Kinde fand sich innerhalb des Leibes in der 
linken Beg. iliaca eine Cysts, welche mit den Gesoblecbts- 
theilen bebufs weiterer Unto ranch ung berauageschnitten 
wurde. 

Die Geoohlechtsthelle waren normal and gaeund mit 
Aosnabme dee nnr 4 Mmtr. langen linken Ovarinm , wel- 
ches als Appendix einer kirsch groesen, von s einem innern 
Baade entopringenden Cyste erschien. Die Lange der 
vordern Gebarmntterfl&che bet rag 24 , das Cavum maass 
90, der Fundus war 12 Mmtr. breit. Die Lange der reek- 
ten Faliopi’schen Tube betrag 20, die der linken 21 Mmtr. 
Dos rerhte Ovarinm war 14 Mmtr. lang uad hatte eine 
Breite von 3 Millimeter. 

Die Cyste, welcbe an der Verbindungnstefle des oben 
mad innern Baades dee linken Ovarium ents prang , hatte 
einen vertikalen Umfang von 48 , einen h orison talen von 
40 Millimeter. Sie war nuiioknlar , kugelfSraig , anssen 
glatt, halbdurchsohelnend und vom Baucbfell in ihrem 
ganzen Umfange bekletdet ; Blutgef&sse fan den sich zahl- 
rdich in den Wandungen. Der Inhalt der Cyste war eine 
dtinne, rflthlicbe, sernmartige Flflssigkeit von leicht alka- 
lischer Beaktion, welche in der Hltze coagnllrte. Die 
mikroskopische Untersuchttng ergab die Gegenwart von 
granularen Masscn , freien Kernen , Lymphzellen mH k6r- 
nigem Inhalt nnd grossen Kernen, zahlreiche Cylinder- 
epithelien mit abgestnmpfter Basis. Das linke Ovarinm 
hot nortn&Ie Strnktur dar and enthieit in s einem Stroma 
tablreiche Eis&ckchen. Zwtschen dem obern Rande des 
Ovarium und der Fallopi'sehen Tube waren eine Ansahl 
kieiner Schl&uche mit kenlenf&rmigen Enden siebtbar, 
anscheinend Reste der WolfTecben KSrper. Der Inhalt 
der Cyste, wie ihre Lage z eigen den ovariellen Charakter 
nnd ihre Entstehnng ans einem Graafschen Follikel. 

(Lasch.) 


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261 


V. Gynflkologie u. PUdiatrik. 


477. Fall von apontaner Euptur einer 
Ovarialoyste und von Compression der Trachea 
durch die Kropf druse ; von Dr. Martinet. (Bull, 
dg la Soc. anat. 3. 86r. X. 3. p. 386. Mai — Juillet 

1875. ) 

Eine 46 J. alte Frau hatte eine grosse unilokulare 
Cyste in der linkenOvarialgegend, die bereita 3mal pnnk- 
tirt worden war , aieh aber immer wieder raach angefBMt 
hatte. Nach der Aufnahme der Kr. in das Krankenhans 
warden die Punktionen mit Einspritzung von Jodtinktur 
yerbunden, bei der 3. Punktion floss lauter Eiter ab. 
Einen Monat nach dereelben starb die Er. rasch an ak liter 
Peritonitis. 

Wahrend des Aufenthaltes Im Krankenhause waren 
bei der Fran Athmnngsbeachwerden und vorliingerte und 
verscharfte , zuweiien mit groben Raspelgerauschen ver- 
bundene Respiration ohne DJmpfung in den Lnngenspitzen 
beobachtet worden. Diese Symptome verschwanden jedes- 
mal rasch nach der Punktion und kehrten erst allmilig zu- 
rfick, wenn sicb die Cyste wieder aufullte. DadieKr. eine 
betrachtlich grosse Struma hatte , so mussten diese Sym- 
ptome auf Compression der Luftrohre durch dieselbe be- 
zogen warden. 

Bei der Sektion fand man die Lungen gesund and die 
Luftrfihren in einer Aasdehnung von 3 Ctmtr. vom Kropfe 
comprimirt und in ibrem Volumen verengt. [Der Grad 
der Verengung 1st nicht naher angegeben. Sehr bedeutend 
kann sie jedoch nicht gewesen sein, da die Athem- 
beschwerden , wie ausdrucklich erwahnt ist , eng mit der 
Ab- u. Znnahme der Fdllung der Cyste nnd der davon ab- 
hingigen Compression der Lungen zusammenhingen.] Am 
linken Rande der Ovarialcyste zeigte sich eine Oeflfnnng, 
die indessen durch die Punktionen nicht verursaclit worden 
war , da dieselben den rechten Rand der Cyste getroffen 
batten. Die Cyste war unilokular, nicht verwachsen und 
mit langem geraden Stiele vereehen , so dass die Ovario- 
tomie muthmaasslich einen gunstigen Erfolg gehabt haben 
wurde. (E. Schmiedt.) 

478. Interess&nte Ffille aus der gyn&kolo- 
gisohen Klinik zu Rostock; von Prof. Fried r. 
Schatz. (Arch. f. Gynakol. IX. l.p.115; 3. p.485. 

1876 . ) 

Der l.Fall liefert einBeispiel — wohl das erste 
bekannte — von primnrer Enhmckbmg von Echi- 
nocfcetrssdcken tin Ligarnentum latum. 

Die Gescbwulst bestand aus 2 gleich grossen Abthel- 
lungen von dem Umfange ralttelgrosser Aepfel; sie lagen 
rechts vom Uterus , von diesem durch eine mflssig grosse 
Furcbe zu trennen ; beide Abtheilungen erschienen eben- 
falis durch cine seichte Querfurche getrennt. Als Fieber 
eintrat, wurde der Tumor punktirt, durch das Mikroskop 
die fruhere Wahrscheinlichkeitsdiagnose aufEchinococcus 
erh&rtet, obwohl der Verlauf in letzterer Zeit auf einen 
Beckenabscess bingedeutet hatte. Nachdem hierauf die 
PuuktionsofTnung in der Vagina erweitert worden war, 
warden wegen Verjanchung des Geschwulstinhaltes Car- 
bolsaureinjektionen gemacht, bei einer derselben aber, 
wahrecheinlich in Folge von zu hohem Drucke, die Abscess- 
kapsel gesprengt ; eine eitrige Peritonitis fuhrte zum Tode. 
Bei der Sektion zeigte sich im Peritonaalsacke eine Ocff- 
nnng von fast ZweithalerstuckgTosse , innerhalb des Peri- 
toneum aber noch eine deatliche Echinoeoccnsblase. 

Im 2. Falle , eine sehr grosse Cyste des Lig. 
latum betreffiend , war die Entfemung nach dem 
Bauchschnitte unmdglich, es erfolgte jedoch nach 
Einnahen des Sackes in die Bauch wunde Heilung. 
Die Diagnose war anf&nglich anf eine Ovarialcyste 
gestellt worden , da das linke Ovarium niebt nach- 


weisbar war nnd die Cyste sich so ziemlich an der 
Stelle desselben entwickelt hatte. 

Nach der Er3ffnung der Bauchhohle (in der Linea 
alba) zeigte es sich jedoch , dass man eine ungewShnlich 
grosse Cyste vor sich hatte , welche das Lig. iatam sin. 
ausgedehnt und das Peritonaum vor und hinter demseiben 
in weiter Aasdehnung abgehoben hatte, so dass sie in das 
Mesenterium des 8 Romanum hineingewachsen erschien. 
Da kein Stiel vorhanden war, wurde einTheil derCysien- 
wand in die Bauch wuude eingenaht , eine doppelte Drai- 
nage angebracht , eine von der Peritonaalhohle durch den 
Dougla8’Bchen Raum in die Vagina, die andere aus der 
Cyste durch die Bauchwunde nach anssen (leidcr nicht 
von demCysteninnern nach der Vagina). Es erfolgte eine 
mehrfach unterbrochene Reconvaleseenz, zuerst stiess sich 
ein grosseres Stuck Cystenwand gangranos los , dann ent- 
wickelte sich , als schon die Heilung vollendet erschien, 
ein Abscess neben der Cyste. Trotz alledem erfolgte aber 
schlusslich relative Heilung, obwohl die Obliteration der 
Cystenh5hle noch nicht vollendet ist und der Bericht 
hieruber erwartet werden muss. 

Die chemische Untersuchung der Flflssigkeit der 
Cyste und ihrVergleich mit demlohalte der kleinern 
Ovarialcysten (Prof. Jacobsen) beweist, dass man 
auf diesem Wcge eine Cyste des Lig. latum und eine 
solche des Ovarium in manchen Fallen nicht von 
einander unterscheiden kann. Beigegeben Bind die 
Literaturangaben nnd eine Znsamroenstellnng (von 
Dr. Prochow'nik) von 23 Fallen, in denen eine 
Cyste des Lig. latum operirt worden ist, wobei nur 
die Arbeit von Westphalen noch naehgetragen 
wird. 

An der Hand dieser Falle stellt Schatz fllr die 
Differentialdiagnose der Ovarial- und Parovarialcysten 
verschiedene Punkte auf, die aber auch nicht im 
Stande sein dtlrften, jeden diagnostischen Irrthum 
vor dem Bauchschnitte zu vermeiden. Den meiatea 
Werth hat noch eine Probepunktion , welche in dem 
Falle von Schatz nicht vorausgeschickt wurde. 
Sollte eine speciflsch leichte, eiweissarme, gewdhnlich 
helle Fltlssigkeit gefunden werden , so ist eine Cyste 
des Lig. latum viel wahrscheinlicher und man thut 
dann gut , bei der Punktion alle Fltlssigkeit zu ent- 
leeren [bei etwaigen Recidiven aber wohl lieber von 
der Vagina aus eine griissere Oeffnung anzulegen, 
ehe man den Banchschnitt wagt , wenngleich K o e - 
be rid diess ausdrficklich anrSth]. 

3. Fall. Entzundetes Myom des Uterus mit den 
Erscheinungen von Myosarkom. 

Vf. theilt den weitern Verlauf des vonWinckel 
(Arch. f. Gynlkol. III. p. 300 ft) veroffentlichten 
Falles mit. Hatte es anfangs geschieneD, als handle 
es sich am die Umwandlung eines polypenfOrmigen 
UteruBmyoms in ein Myosarkom, so bestttigte die 
gpfltere Untersuchung der exstirpirten Geschwulst 
doch die alte Diagnose. Der recidivirte, fiber dem 
Os internnm haftende Tumor wurde von Schatz in 
Stttcken entfemt, nachdem er mit der Zange von 
Spencer Wells festgefasst worden war; eine 
Kapsel war nicht zu bemerken. Um ein abermaliges 
Recidlv zu verhttten, wurde einTheil dcrUteruswand 
zugleieh mit abgetragen. Die von Prof. Acker- 
mans untersaefcten TumorstAcken steilten sioh ab 


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262 


V. Gynikologie a. Pldiatrik. 


durchweg aus Muskel- und spkrlichem Bindegewebe 
bestehend dar. S&rkomzellen waren nirgends za 
finden. — Eine ahnliche Beobachtung machte Vf. 
neuerdings bei der Operation eines Myom. Hier zeig- 
ten sich zwischen den Muskelfasern in langen Reihen 
and theilweise herdweise eine grosse Masse von rnn- 
den Zellen — weisBer Blutkftrperchen — die bei 
grflsserer Zahl ein Sarkom vorgetiuscht batten , ob- 
schon es sich nnr nm ein entztindetes Myom han- 
delte. 

Im 4. — 7. Falle berichtet Vf. liber 4 Ovario- 
tomien , 1 mit tfldtlichem , 3 mit gliicklichem Aus- 
gange ; in einem der letztern wnrde die Ovariotomie 
zam 2. Male an derselben Frau ausgeftlhrt. 

Im ersten Falle (4.) waren starke Cohasionen mit 
dicken Gefassen vorhanden ; e» wurde nicht unter dem 
Carbolregen operirt nnd keine Peritonialdrainagc cin- 
gelegt. Wegen starker Tympanitis wiedcrholte Punktio- 
nen des Darms durch die Bauchdecken. Tod 36 8td. nach 
der Operation in Folgc von Herzparalyse , deren Gefkhr 
schon vorhergesagt worden war. Die Sektion ergab eine 
allgemeine Peritonitis , keine Reaktion der pnnktirten 
Stellen der Darme. 

5) Nachdem vor 26 J. eine glGckllche Ovariotomie 
von Dr. K ran el In Rostock ausgefnhrt worden war, 
wnrde dieeelbe Jetzt an derselben Fran wiederholt. Die 
Cyste war Test mit dem Netze verwachaen , welches in 
eine Klammer gelegt nnd durchschnitten wurde ; dabei 
groase N&ehblutung , wclche erst stand, nachdem der 
elgentliche Stiel dee Tumors (Lig. latum) ebcnfalls in eine 
Klammer gelegt war. Wegen Verwacksungen nach der 
ersten Operation war die Peritonaaldrainage schwierig. 
Der Netzstiel wurde iu don obern , der Ovarialstiel in den 
untern Wundwinkel eingenSht. Abgesehen von starken 
Bl&huDgebeschwerden ging die Reilnng ziemlich glatt von 
Statten. 

Vf. stellt hierzu die Falle zusammen , in denen 
bisher eine 2. Ovariotomie ausgeftlhrt wurde (At lee 
2 Falle , Wells 4 Falle , Bird, Boinet, Car- 
well und Schatz je 1 Fall) ; die zweite Ovario- 
tomie erscheint nicht erheblich gefthrlicher als die 
erste; denn es starben nnr 3 Von den betr. 10 Frauen. 
— Die Frage , ob man in dcrartigen Fallen nicht 
besser gethan hatte , sofort bei der ersten Operation 
beide Ovarien zu entfemen , glanbt Vf. vemeinen zu 
mttssen, weil 1) die Prognose der doppelseitigen 
Ovariotomie schlecht ist (Wells unter 25 nirr 14, 
Dutoit unter 25 nnr 11 Heilungen) und 2) weil 
selbst schon leicht erkrankte Ovarien noch ,,reichen 
Kindereegen bringen“ kflnnen. 

6) Sehr kurzer Stiel ohne l\tbe in Klammer; stark 
erweiterler Plexus pampiniformis. Lange Dauer der Ope- 
ration. Bauchdrainage. Die Leber stark bedrohende 
Tympanitis Sfter mit vorzGglichcm Erfolge dnrch den 
Darmstich beseitigt. SekundSre Abtragting der nach 
aussen vorstebenden, eingeheilten Tuba. Am ersten Tage 
nach der Entlassong schwerer Diatfehler (neueKartoffeln, 
viel Wasser getrunken) ; 16 Std. nach der Mahlzeit starb 
die Frau an den Folgen ihres Unverstandes , nicht an 
denen der Ovariotomie. 

7) Sehr kurzer Stiel in Klammer. Keine Drainage. 
Heilung ohne ZwischenfUlle. Entlassung am 39. T. nach 
der Operation. Vf. liess bei der Operation wegen eines 
sehr kurzen Stieles ein 2Ctrotr. langes Stuck Cystcnwand 
steheu und fasste mit diesem eine kleine Tochtercyste in 
W e 1 1 s’ neuer Klammer. Dieses Cystenstuck wurde 6de- 
matOe und aog sich aua der Wunde heraus, wo Vf. durch 


die Basis der Geechwnlst eine Nadel mit doppeltem Faden 
durchzog und nachtraglich [an weichem Tage?] den Stiel 
nach beiden Seiten unterband , worauf er sich sofort so 
stark zuruckzog, dass die Unterbindungsfaden nur sehr 
schwer entfernt werden konnten. Heilung. 

Vf. macht noch einige epikritische Bemerkungen 
zu diesen Fallen , aus denen hier nur hervorgehoben 
werden kann, dass er die Drainage, der Bauchhdhlc 
bei Ovariotomie nur in den ersten 2 Tagen fUr nfltz- 
lich halt, ausser wenn starke Peritonitis eintritt, and 
dass er die Drainage nnr von dem Douglas’schen 
Raume aus nach der Vagina hin ftir wirksam halt; 
ausgeftlhrt wird sie am besten mit einem Trokar von 
dem Donglas'Rchen Raume aus nach der Vagina 
(nicht umgekehrt). — Kin Ausspfllen derBanchhdhle 
in den ersten Tagen durch das Drainagerohr halt 
Vf., selbst wenn die Bedenken liber die AusftUirbar- 
keit beseitigt wtlrden, ftir mindestens flberflttssig. 
Dagegen halt er das Ausspfllen des Drainagerohres 
selbst mit dttnnen CarbollOsungen (bei niedrigem 
Drucke) ftir wichtig und wesentlich. — Die Para- 
eentese des Darms bei hochgradigem Meteorismus 
halt Vf. fUr ausserst niltzlich. . (Kormann.) 

479. Zur Kenntniss des GraaFsohen Folli- 
kels und des Corpus luteum ; von Dr. E. L. C a 1 1 
aus Boston und Dr. Slgm. Exner in Wien. (Sitz.- 
Ber. d. k. k. Akad. d. Wiss. LXXI. 3. Abtli. April 
1875.) 

Vff. benutzten za Untersuchungen die Ovarien 
der Kaninchen nnd haben an ihnen eine Entdecknng 
gemacht, deren Wichtigkcit uns veranlasst, eine ge- 
n&ue Analyse der betreffenden Arbeit zu geben. 

( l Es ist bekannt , dass das Sftugethierei eine nm- 
gewandelte Zelle des Ovarialepithels ist. Diese Um- 
wandlnng geht vor sich , wahrend das kflnftige Ei 
noch im Epithel sitzt , oder in der spatem Zeit , wo 
die betreffende Epithelpartie schon in das Innere des 
Ovarium hineingezogen ist. Die sogen. Ovarial- 
schlauche , welche durch diesen Vorgang entstehen, 
bilden den Graaf sclien Follikel. Es ist also nach 
dieser jetzt allgemein gllltigen Ansicht das Epithel 
des Graaf sclien Follikels genetisch gleichwerthig mit 
dem Ovarialepithel. Und es ist deshalb nicht unmflg- 
lich, dass auch das Epithel des Graaf schen Follikels 
Eier ausbildet. Diesa haben die Vf. constaliri. An 
Schnitten der Ovarien sieht man mit blosem Auge 
mehrere grosse Graaf sche Follikel. Im Follikel liegt 
in der Mitte oder etwas excentrisch das Ei. Am 
R&nde befindet sich das oft geschilderte Epithel. 
Und in dem letztern gelang es den Vff., grosse, bliis- 
chenfSrmige Zellen aufzufinden, welche den sp&tern 
Eiern ahneln und spater zu wirkliclien Eiern werden. 
Vff. geben die Abbildung dieser Zellen sowohl bei 
schwacher, als auch starker Yergrflsserung. Die 
Grflsse der fraglichen Gebilde schwankt zwischen 0.03 
bis 0.04 Mmtr. , sie werden nie in jungen Follikeln 
angetToffen und haben verschiedene Grflsse. Die Vff. 
glauhen , dass erst lange nach Ansstossung des 
Follikeleis diese randstandigen Eier zur Ausbildung 
ge langen. 


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V. Gynikologie n. P&di&trik. 


263 


Da Vff. Ovarien von trftchtigen Kaninchen unter - 
suchten , so batten sie Gelegenheit, die VerhAltnisse 
des Corpus luteum zu verfolgen. Dabei kamen sie zn 
• der Ansicht, dass die jungen Eier dnroh die Wuche- 
rnng der Epithelzellen in das Corpus luteum vorge- 
schoben werden. Vielleicht erklkrt sich dadurch die 
gro8se Anzahl der Eier , welche die Kaninchen pro- 
duciren. Vff. nennen aber die beschriebenen Zellen 
nicbt einfach „Eier“, sondem maclicn auf einige 
Differenzen aufmerksam. Die Zellen sind stark gra- 
nulirt, lassen keinen Kern erkennen und sind in 
jungen gelben Kill-pern nicht zu linden. Vff. ver- 
wahren sich dagegen, etwa einen ItTlhum in der Art 
begaugen zu haben, dass zwei Eier, iD einem Ovarium 
existireud, flir diese Zellen gelialten warden. Auch 
machen sie darauf aufmerksam, dass bei Verschmel- 
znng zweier Follikel Bilder entstehen, welche diesen 
Zellen Ahneln. 

Die Umwandlung des Graafscken Follikels in 
ein Corpus luteum lksst sich am Kaninchenovarium 
gnt studiren. Die Epithelschicht des ehemaligen 
Graaf schen Follikels nimmt an Dicke zu, die Epithel- 
zellen selbst werden langlich, stellen sich radi&r und 
fkrben sich schlechter als vorher mit Carmin. Im 
zweiten Stadium tritt zwischen den Zellen Binde- 
gewebe auf, das sich radiSr zwischen den Zellen vor- 
drkngt ; auch dUnnwandige BlutgefUsse sind zu er- 
kennen. Vff. geben die'Abbildung eines Corpus lu- 
tenm in diesem Stadium. Gegen das Lumen hin drfcngt 
sich die nengebildete Masse inWlllsten vor. Das Lu- 
men selbst enthalt Trllmmer von Blutkorperchen und 
vielleicht Fibrinfasern. Im dritten Stadium fehlt das 
Lumen fast ganz, die Zellen des Corpus luteum sehen 
wie gewShnliche Ovarialzellen aus. Im Centrum des 
Corpus luteum befindet sich haufig eine erweiterte, 
bei Injektion der BlutgefUsse sich mitfllllende Vene, 
in welche kleine Blutgefasse mllnden. Auch radifir 
verlaufende Lymphbahnen sind (durch Einstich) nach- 
zuweisen. Die Substanz des gelben Korpers ent- 
spricht schon in diesem Stadium vtillig der Ovarial- 
snbstanz. 

Zum Schlnase flihren Vff. an, dass schon Roki- 
tansky „die Ausfdllung des Corpus luteum des 
Menschen durch eine bindegewebige Wucherung zu 
Stande kommen lftsst , welche von der gefassreichen 
Schicht der Tunica propria des Graafschen Follikels 
ausgeht.“ Auch W a 1 d e y e r spricht dem Follikel- 
epithel eine Rolle bei der Bildung des Corpus luteum 
zu. Es sei ihm aber nicht gelungen, in der Literatur 
dartlber irgend eine Angabe zu finden, dass diese 
Wucherung weiterhin zu einer Neubildung von Ova- 
rialsnbstanz ftlhrt. (Fritsch.) 

480. Mittheilnngen aber H&matometra ; 
von Prof. Dr. Alois Valenta in Laibach. (Me- 
morabilien XXII. p. 481. 1875.) 

Fall 1. Aleut entslandene kolouale Hdmatometra in 
Folge narbiger Verwachsung des Muttermundes nack der 
Ent binding ; spontaue Ruptur ; Heilung. 

Die mit diesem Leiden bebaftete, 31 J. site, etwas 
zarte, Boast aber geaunde Frau war im Dec. 1874 unter 


heftigen Qualen mittela Perforation und Kranioklaat von 
einem starken Knaben entbnnden worden. Bieranf folgte 
ein aehr schweres Wochenbett. Bis Ende Marz 1876 war 
aaaser dem Wegbleiben der Periode das Beflnden gnt ge- 
wesen. Zn dleaer Zeit traten aber pl5tzlich heftige Unter- 
leibsschmerzen ein, welche zwar nach einigen Tagen ver- 
schwanden , aber am 26. April heftiger wiederkehrten. 
Mit einer gewissen Periodicitat zeigten sich von jetzt an 
diese KolikanfMle jeden Tag und steigerten sich bi» zu 
einem sehr hohen Grade. Die genaue Untersuchung der 
Kr. ergab, da 8ch wangerschaft mit Sicherheit ausgeschlos- 
sen werden musste, eine hochgradige Hamatometra. Der 
sehr empfindliche Uterus reichte etwa bis zum Nabel. 
Die Vulva zeigte sich in Folge einer Perinaalruptur kiaf- 
fend, in der Schelde stiess man auf viel narbiges Gewebe. 
Statt des Muttermundes fand man nur ein kleines, im 
Narbengewebe sich verbergendes Grttbchen ; an dieser 
Stelle war die Wand sehr dunn and man konnte deutliche 
Fluktuation wahmehmen; eine Portio vagin. war nicht 
vorhanden. In Folge der friihern Geburt war offenbar 
der Mnttennund narbig verwachsen und so der Ansfluss 
des MenBtrnalblntes verhtadert worden. Urn die Schmer- 
zen zn lindern, wurdenMorphiuminjektionen gemacht und 
von einem operativen Eingriff einstweilen abgesehen , da 
es den Anschein batte, als wenn ein Durchbrach bald 
spontan erfolgen wUrde und Qbrigrns auch Pat. eine Ope- 
ration nicht gestatten wollte. Am andern Morgen erfolgte 
in der That unter dem Gefuhle eines Kisses der Dnrch- 
brnch eines massenhaften zaheu und chokoladenartigen 
Ergnsses, woranf sofort Erleichterung eintrat. DieZerreis- 
sung war an der Stelle des erwahnten Grubchens erfolgt. 
Der Uterus bildete sich schnell zuruck. Pat. erholte sich 
bald, die Menses wurden normal, nnr blleb ein Uterin- 
katarrh znriick. 

Fall 2. Chronische Hdmatometra in Folge unper/o- 
rirten Hymens ; sponlaner Durckbruch ; Heilung, 

Ein 17jahr., noch nicht menstrnirtes Madchen fuhlte 
Ende Marz plStzlieh heftige Kreuzschmerzen mit der Em- 
ptindung, als wenn etwas nach unten driingte. Ende April 
wiederholten sich diese Schmerzen aber in noch hoherem 
Grade, es trat Appetitlosigkeit, Stuhlverstopfung, Harm 
verhaltung nnd Frosteln auf. Trotz der Versicheningen 
der Pat. suchte man den Grand dieser krankhaften Er- 
scheinungen in einer bestehenden Scbwangerschaft. Des- 
lialb sollte sie jetzt in das Spital gebracht werden. Auf 
der Boise mittels Eisenbahn dahin stellte sich plotzlich 
Erleichterung ein, eine grosse Masse Bint entleerte sich, 
so dass Ohnmacht eintrat. Bei der genauen Untersuchung 
der nun in das Spital anfgenommenen Pat. war nichts von 
einer Geschwulst ini Unterleibe wahrzunehmen. Bei ober- 
flachlicher Besichtigung zeigte sich das Hymen vollstan- 
dig geschlossen, bei genauerer Untersuchung erkannte 
man jedoch in der Mitte desselben eine ganz frische Riss- 
Qffnung, aus welchor bei Drack vom Rectnm aus eine 
chokoladenfarbige Flusaigkeit sich entleerte. Der Uterus 
Hess sich als eine weiche Geschwulst vom Mastdarme aus 
fuhlen , die Vaginalportion stand sehr nahe hinter dem 
Hymen, so dass durch jene Rissoffnung die Sonde iu den 
Uterus eiugefuhrt werden konnte. Die Oeffnung selbst 
wnrde durch das Messer noch etwas erweitert nnd Press - 
achwamm eingelegt. Das Mkdchen wurde bald gesund 
entlassen. (H 5 h n e. ) 

Im Anschluss an vorstehende Fftlle theilen wir 
noch folgende interessante Beobachtung von Hdma- 
tometra bei Atresia vaginae, mit Raemaloce.lt n- 
trouterina complicirt , mit, welche von Prof. L. L e h - 
mann zu Amsterdam 1868 (Nederl. Tijdschr. v. 
Geneesk. 1. Afd. p. 449. Sept.) verSffentlicht worden 
ist, allein auch jetzt noch ausfUhrlichere Erw&hnaug 
verdient. 

A. D. , eine kleine, zart gebaute, chlorotisch aus- 
sehende Dienstmagd von 17 J. , kam am 13. Dec. 1867 


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264 


V. Gynlkologie a. PidUtrik. 


auf die gynikol. Abtheilung aster Lehman a. Das MAd- 
cken hatte nooh nienuls menstruirt, litt seit 1 J. wieder- 
holt an heftigen Leibschmerzen ond hatte seit ein Paar 
Monaten Anschwellung des Leibes bemerkt. Es war elne 
langliche, schmerzloie und nur wenig bewegliche Ge- 
achwulst zu fuhlen, die von der Beckenhohle aus bis ein 
Paar Finger breit fiber den Nabel binanfreicbte, unmittel- 
bar an der Bauchwand anlag und sich ganz wie die Gebar- 
mutter ausnabm. Die aussern Geschlechtstheile erschie- 
nen noch ganz unentwickelt : Schamberg kanm angedeu- 
tet und noch unbehaart, grosse Schamlippen dunn und 
klein, Nymphen fast nicht wahrzunehmen , Ilymen eine 
ringformige rudimentare Palte, Scbeideneingang eng, Kli- 
toris und Orificium urethrae normal. Die innere Unter- 
sucbung war dem Bladchen schmerzhaft. Die Scheide 
scbien nur zolllang zu sein ; sie endigte trichterfonnig in 
einen hautigen blinden Sack, hinter dem eine elaatische 
duktuirende Gescbwulst zu fuhlen war, die sich gegen die 
llohlung des Heiligbeins hin auszudehnen scbien. Ein 
eigentliches Scheidengcwolbe war nicbt zu unterscheiden, 
von einemUebarmutterhalse n. einemMuttermunde nichts 
zn ffihlen. Vom Mastdarme her fuhlte man die namliche, 
die Beckenhohle erfullende Gescbwulst, die beim Gcgen- 
druck auf deu Unterleib deutlich duktuirte ; ein GebSr- 
mutterbals aber war aueb von hier aus nicht zu erkennen. 
Durch Einffihrung des Katheters wurde ermittelt, dass die 
Blase an der in die 8clieide vorragendeu Ueschwulst kei- 
nen An theil hatte. 

Es bestand also eine unvollkommen eutwickelte Atre- 
sia vaginae und Hainatometra durch Retention des Men- 
strual hlutcu, und bereits am 17. Dec. wurde zu der nfithi- 
gen Operation geschritten, die wegen ungemein grosser 
Einpdndlichkeit des Madcbens in der Chlorofonnnarkose 
vorgenommen wurde. ZunachBt wurde versucht, die 
Scheide mittels des eingeffihrten Fingers zu erweitern, 
das sackformige hautige Ende der Scheide zu durchbob- 
ren und die Blutgcscbwulst zu erSffnen. Zwar wurde 
dadurch das lose Bindegewcbe gelockert, wodurch die 
Scheide nach hinten angeheflet war, so dass sie langer 
und weiter wurde, und es kam auch eine geringe Blutung ; 
der gespannte Sack jedoch, worauf der Finger stiess, liess 
sich nicht eroffnen. Es musste desbalb unter Leitung des 
Fingers ein massig dicker Trokar elngestossen werden, 
und nun entleerte sich auf einmal reichlich 1 Pfund einer 
chokoladcnfarbigen, theerartigen und geruchlosen Fl&ssig- 
keit, worin das Mikroskop Blutkorperchen , zum Theil 
fettartig umgewandelt, sowie Schleimkorpcrchen nach- 
wies, jedoch keine Krystalle. Diese Oeffnung wurde mit- 
tels des eingeffihrten Fingers zn erweitern der Versuch 
gemaclit, wobei sich noch weiterhin blutige FIfissigkeit 
entleerte, zunial bei Druck auf den Unterleib. Der Finger 
kam dabei in eine hautige trichterformige Hohle, worin 
aber kein Gebarmutterhals und kein Muttermund zu ffih- 
icn waren. Die Gebarmuttersonde drang 6“ weit vor, 
ansclieinend in der Lange der ausgedehnten Gebarmntter, 
die sich jedoch nach der Operation nicht in der Weise 
verkleinert hatte, wie man erwarten durfte, denn sie war 
noch cine Hand breit oberhalb der Symphyse ffihlbar. 
Die Scheide wurde mit warmem Wasser ausgespritzt. 

Am 19. Dec. erfolgte ein heftiger Fieberanfall. Die 
Gebarmntter stand immer noch fiber der Symphyse und 
der Unterleib war schmerzhaft, zumal links neben der 
Geb&rmutter. Der blutige Abgang aus der Scheide war 
sehr ubelriechend. Die Einspritzungsflussigkeit wurde mit 
Chlorwasser versetzt und Chinin mit Opium verordnet. 

Am 20. Morgens entleerte sich auf einmal wieder eine 
grosse Menge der namlichen theerartigen u. syrupsdicken 
FIfissigkeit, wie nach der Punktion , wonaeh die Gebar- 
mntter ganz in die Beckenhohle znrfickgesonken war. 
Die Schmerzen im linkeu Hypochondriacs bestanden je- 
doch noch fort nnd hielten auch nebst dem Fieber wfih- 
rend der beiden nachst folgenden Tage an und der dunkle 
Abgang aus der Scheide wurde stinkend. Der unter- 
siuhende Finger kam noch immer in die enge trichter- 
f&rnige TrokarCffnnng , ohne den Gebarmutterhals oder 


den Gebarmuttermund zn ffihlen. Ml tte Is Laminaria wurde 
der Kanal so erweitert, dass das Mutterrohr 3'/,", ja am 
zweitfolgenden Tage 6" weit vordringen konnte. Das Fie- 
ber nahm Jetzt ab, doch fand sich an demselben Tage Eiter 
in dem Abfliessenden, weshalb nun zur Injektionsti&ssig- 
kelt hypermangans. Kali genommen wurde. 

Vom 25. bis 27. Dec. traten die Erscheinungen einer 
lokalen Peritonitis immer starker hervor nnd das Fieber 
zeigte immer mehr den pyamischen Charakter. Am 
29. Dec. zeigte sich an der Innenseite des linkeu Schen- 
kela ein Erythema diffusum, das sich weiterhin fiber das 
ganze linke Bein ausbreitete ; der eitcrlge Ausfluss ans 
der Scheide und die colliquativen Erscheinungen nafamen 
mehr und mehr ca , und am 6. Jan. Abends erlag das 
MSdchen. 

Sektion. Frische Verwacbsung der Lungen, Serum 
in den Pleuren, Oedem der Lungen ; etwas vergroaserte 
Fettleber. Uterus von der Grosse einer Mannsfaust, ganz 
im kleinen Becken liegend. Linkerseits ein ausgebreite- 
ter Abscess hinter dem Peritonanm, vom kleinen Becken 
aus lAngs des lleopsoas sich nach hinten erstreckend and 
nach vom bis zum Rectus abdominis reichend , weshalb 
auch beim Eroffnen der Bauchholile zwischen dem Peri- 
touamn und der Aponeurose des linken Rectns eine Eiter- 
ansammlung zum Vorschein gekomraen war. 

Nach Herausnahme der Genitalien wurde die Scheide 
nebst der Gebiirmutter langs der vordern Waad auage- 
schnitten, wobei es sich zeigte, dass der ganze Gebarmut- 
terscheidcnkanal einen 2‘* weiten und 6'/,“ langen cylin- 
derfbrinigen Sack mit gleiehmassig dicken Wandungen 
bildete. Die Schleimbaut der 1 */ 4 * ' langen Scheide er- 
schien blassroth, unbeschadigt, mit zahlreichen Querfal- 
ten bedeekt, zwischen denen viele kleine Papillen lagen. 
Vorder- n. Hinterwand der Scheide hatten gleiche Lange. 
Am muthm&asslichen Uebergange in den Mntterhals, der 
gleich weit und dick wie die Scheide war, bildete die 
Schleiinhaut 2 seitliche halbmoudformige Falten, die frfi- 
her offenbar mit einander znsaminenhingen und den haut- 
artigen Schluss bildeten. Unter der linken Falte sah man 
die Trokarfiffnung, durch die der Finger in die zwiachen 
Gebarmutterscheide und Mastdarm beflndliche H5hle ge- 
tangte. Die Gebiirmutter bildete eine uberall gleich weite 
und gleich dickwandige Hohle ; Hals, Kftrper und Grand 
waren nicht darau zu unterscheiden ; die Plicae palmatae 
im uutem Theile derselben waren nicht mehr fiberall vor- 
handen ; die Schleiinhaut erschien fast durchgangig glatt, 
ohne Glaudulae utriculares und von Pflaaterepithel be- 
deckt, theilweise mit kfimigem Inhalt. Die Gebar- 
mntterSffnnngen beider Tuben waren ganz geschlossen. 
Die rechte Tube ging fast reebtwiakelig von der Ge- 
barmutter ah, war 2'/j" lang, hatte ein gehorig mit Fim- 
brien umgebenes Ostium abdominale und zeigte auch die 
normale Weite bis in die Nahe des Gebarmuttergrundea. 
Das rechte Ovarium, von gewdhnlicher GrOsse, zeigte sirf 
Durchschnitten neben mehreren kleinen auch einen gros- 
sen mit Serum geffiUten Follikel nahe dem untern Rande 
der Kapsel. — Die linke Tube, so weit sie noch vorhaa- 
w&r, verlief gcschlangelt. Ihr Lumen war bis 1" vom 
Gebirmuttergrunde weg ganz geschlossen ; dem folgte 
eine sackartige, dnrch Scheidewande mehrfach getheMto 
Erweiternng, deren Hohlungen zum Theil mit theerarti- 
gem chokoladenfarbigen Blute, zum Theil mit eiterartiger 
FIfissigkeit erfullt waren. Die Reste des fibrigen TheUee 
der Tuba aammt den Fimbrien hlngen in die mit Eiter 
oder zersetztem Blute geffillte Hohle zwischen Oebannat- 
ter, Mastdarm und Lig. latum hinein. Vom linken Ova- 
riam (land sich nnr ein kleiner Rest, der mit dem erwei- 
tertea Theile der Tube verwachseu war. Durch die linkar- 
seits in der Scheide vorhandene Trokar6ffuung gelangte 
man mit der Sonde hinter Scheide und Gebirmutter weg 
zwischen dem Lig. latum durch die grosse Abseesshfihle 
bis In die zerrissene Tnbe. 

Durch die Sektion war somit dargelegt , dass 
neben derHimatometra auch eine Haematocele retro - 


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V. Gynftkologie a. Phdiatrik. 


•265 


uterina bestanden hatte, deren blutiger lnhalt nach 
der Operation durch den freien Lufitzutritt in faulige 
Zersetzung Ubergegangen war und die Py&mie her- 
vorgerufen hatte. Im Uebrigen beattLtigte der Befnnd 
die Richtigkeit der Diagnose in Bezug auf die Aetio- 
logie der Hilmatounetra. Die Scheide war zwar 
nebst den aussern Genitalien nrsprtlnglicli nieht ge- 
hdrig entwickelt, die bei der Sektion vorgefundenen 
halbmondformigen Klappen sprechen aber dafllr, 
dass die Atresie der Scheide nicht angeboren , son- 
dern nach der Geburt wahrscheinlicli durch eine ad- 
hesive Entzllndung entstanden war. 

Die Hamatocele zwischen den Falten des Bauch - 
fella im Douglas’sclien Raume, welche die Hilmato- 
metra nach oben und nach vorn gegen die Bauch- 
wandungen gedrSngt hatte, war wklirend des Lebens 
nicht erkannt , das durch den Trokar entleerte Blut 
irrthtimlicli als aus der Gebarmutter kommendes an- 
geaehen worden. Der Gebarmutterumfang hatte 
sich nicht im Verhaltnisse zur Menge des entleerten 
Blutes verkleinert , erst nachdem am 3. Tage nach 
dem Einstiche spontan eine grosse Menge Blut durch 
die Scheide sich entleert hatte, war die Gebarniutter- 
geschwulst nicht mehr durch die Bauchdecken zu 
fDhlen. In Folge der Yerschiebiuig der Gcbarmut- 
ter nach vorn durch die Haematocele retrouterina 
gelangte der Trokar nicht in die Gebarmutter- 
hbhle, sondem durch die hintere Scheidenwand in 
die Geschwulst im Douglas’schen Raume ; erst 
nach Verkleinerung dieser Geschwulst und Entfer- 
nung des Druckes auf die Gebarmutter wurde die 
spontane Entleerung der letztem mOglich. Die als 
diagnostisches Hfllfsmittel gertthmte Gebarmutter- 
sonde bewahrte sich in diesem Falle nicht : sie Hess 
sich durch den Trokarstich 6" weit vorschieben, wo- 
mit aber nicht der Langsdurehmesser der Gebar- 
mutterhdhle angegeben war, sondem nur die Aus- 
debnong der Hamatocele im Douglas'schen Raume. 

Die gesammten Symptome wahrend des Lebens 
lassen dentHch erkennen, dass die Haematocele retro- 
uterina oder periuterina mit Stdrungen der Menstrua- 
tion in atiologischem Zusammenhange gestandeu 
hatte, und die Frage ist vielleicht nicht unberechtigt, 
ob eine solche Hamatocele, abgeseben von mechani- 
schen Einfllissen, Uberhaupt nocb auf andere Weise 
zn Stande komuieu kaun. Die menstruate Hyper- 
amie, die der Ovulation und dem Blutanstritte in den 
Tuben und in der Gebarmutter vorausgeben muss, 
hatte die Hamatocele veranlasst. Wahrscheinlich 
hatte in der Tube und im Ovarium der linken Seite, 
die schon frtlher verwachsen waren, die Blutung au- 
gefangen ; das aus geborstenen Capillaren der Tu- 
benschieimhaut kommende Blut aber konnte nicht 
dnrch den obliterirten Gang in die Gebarmutter ttber- 
treten und wirkte deshalb ausdehnend auf den er- 
haltenen Theil der Tube. Die Hyperamie der im 
Lig. latum befindUchen GefUsse hatte weiterhin noch 
dazu beigetragen, die Blutansammlung in dem Dou- 
glas’ schen Raume zu vergrbssern. Durch RUckstauung 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 3. 

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des in Folge der Atresie der Scheide in der Geblr- 
mutter zurttckgehaltenen Menstrualblutes konnte die 
Hamatocele nicht bedingt gewesen sein , da die Tu- 
benmttndung obliterirt war. (R e d a k t i o n.) 

481. Bemerkungen iiber einige physiolo- 
gisohe and pathologisohe Ph&nomene der 
Cirkulation bei schwangern Frauen ; von Dr. 
Robert Barnes. (Brit. med. Journ. Nov. 13. 
1875.) 

Vf. bemtlht sich, durch eine Anz&hl weiter unten 
zu erwalinender Falle nachzuweisen , dass wahrend 
derGraviditat eineZunahme der arteriellenSpannung 
und eine Neigung zu Phlebektasien besteht. Durch 
die Schwangerscliaft werde die Cirkulation modifi- 
cirt, sowohl durcli die bekannte Veranderung des 
Blutes (Abnahme der rothen BlutkOrperchen , Zu- 
nalune von Wasser und Fibrin) als auch durch dy- 
uamische Einflflsse. Vf. niinmt unit Guillot, L a r - 
cher und Duroziez eine Herzhypertrophie wah- 
rend der Graviditat an, welche sich durch Puls- 
beschleunigung kimdgebe. Es cirkulire eine grosse re 
Blutmenge, der Sphygmograpli babe die Zunahme 
der arteriellen Spannung nachgewiesen. Aucb die 
nervdse IiTitation sei von Wichtigkeit. Die Folge 
davon ist allgemeine Hyperamie u. specielle Hyper- 
amien mit Neigung zu Blutungen u. s. w. Entweder 
gelange das Blut aus geborstenen GefUssen der 
Schleimhaut nach aussen, oder es erfolge iunere Blu- 
tung oder Abortus. Bei Unterdrtlckung der Blutung 
komme es zu Albuminurie und Eklampsie. Hamat- 
urie und Albuminurie sei cigentlich dasselbe. Aus 
den durch die Falle festgestellten Thatsachen ent- 
nimmt Vf. fUr die Behandlung , dass allgemeine nnd 
topische Blutentziehungen ndthig werden konnen. 
Ferner sind saline und purgative Medikamente an- 
zuwenden ; die Diat ist zu regeln, Stimulantien sind 
zu vermeiden. Horen tvotz alledein die Blutungen 
nicht auf, oder wird die durch sie herbeigefllhrte An- 
amie gefaiuUch, so muss die ktlnstliche FrUhgeburt 
eingeleitet werden. 

Wir lassen nun die Falle folgen, enthalten uns 
aber jeder speciellen Kritik. Der Leser wird sehen, 
dass manche Falle wenig passend sind, andere wie- 
derum eine andere Deutung zulassen, und dass viele 
nur etwas gewaltsam zum Beweise filr die Ansichten 
des Vfs. dienen konnen. 

1) Fran von 34 Jabren. Im 3. Mob. der 3. Schwan- 
gerschaft bedeutende Phlebektasien und Oedeme ; Kopf- 
sehmerz ; starkes Klopfen der Carotiden ; verst&rkter 
Herzstoss ; vermehrte Promtnenz der Glandula tbyreoidea 
und der Augapfel. 

2) Frau von 28 Jahren. Im 6. Mon. der 4. Schwan- 
gerschaft hauflge Ohnmachteu. Grosse Yenenausdehnung 
und Hyperamie der Scheidenwande, der Labien und dei* 
Heine. Keine Thrombosen. 

3) In der 2. Schwangersehaft grosse Varices an den 
Ueinen, in der 3. ebenso, namentlich betrachtliche Aus- 
dehnuug der Saphena, in den Kniekehlen grosse varikdse 
Packete. 

4) Eine Geburt, zwei Abortus, im 7. Monate der 
nichsten Schwangersehaft Krebs rortauschender, die ganze 

34 


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266 


V. Gynftkologie u. P&diatrik. 


Vagina ausfullender Tumor, nur ana Varices bestehend 
und nach der Entbiudung verschwindeud. 

6) Scbwellung der Varices wahrend der Schwauger- 
schaft. 

<o) Zunahme eines Naevus wahrend der Sehwauger- 
schaft, Verkleinerung desselben im Wocheubett. 

7) Herzhypertrophie in Folge der Schwangerschaft ; 
zu gleicher Zeit tumultuose llerzaktion, unregelmassige 
Menstruation und Anaruie. 

8) Vier Geburteu zur recbten Zeit, 4 Abortus; seit 
der 1. Geburt Herzhypertrophie und Vcrgrosserung dcr 
Glandula thyreoidea, Oedem der Fusse und Congestion 
der Scheide. 

9) Multipara, seit der letztjn Schwangerschaft Ilerz- 
palpitationen und hantige Ohnmachten. 

lOj Convulsioneu , Stertor und Ohnniacht bei einer 
Achtgebarenden ; Geburt eines lebendeu KJudes ; 20 Min. 
dauach Tod der Mutter ; ein kleiner apoplektischer Herd 
im Thalamus opticus , ein grossercr im linken Crus ce- 
rebri. 

11) Frau von 87 J., hat 10 Kinder gehabt. Ini 2. Mo- 
unt der nachsten Schwangerschaft Blutungen. Die Frau 
springt plotzlich aus dem Bett und ist auf der linken Seite 
gelahmt. Completer Collapsus, Anurie von 24 Std., kurze 
Zeit danaeh Tod. Lm Urin kein Eiweiss, 

Vf. macht darauf aufmerksam, dass man in vie- 
len Fallen von tOdtlicher Eklampsie Verletzungen 
der Himgef&sse mit Effusion von Blut und Serum 
findet. 

12) Erste Schwangerschaft, plotzlicher Tod wahrend 
der Geburt. Bei der SeJction fand man im Perikardium 
eine Menge tiussiges und coagulirtes Blut. Die Aorta war 
geboreten, in der Wand de reel ben sass eine Hxjilatidai- 
Cysle, welehe die Wand verdunnt hatte. 

Vf. bebauptet, auch die Bildung einer retrouteri- 
nen HAmatocele wahrend der Schwangerscliaft beob- 
acbtet zu baben. Die Hyperimie der Geftsse der 
'ruben und breiten Ligaments macht ihm diesen Vor- 
gang w&hrscheinlich. 

Zu den nachsten Fallen bemerkt Vf. , dass die 
Blutung aus Scbleimhauten der Respirations- oder 
Verdauungsorgane mitunter beilsam sei. 

18) Eine Multipara bekam wahrend der Schwanger- 
schaft Herzpalpitationen und ll&nioptysis. Eiweiss er- 
schien im Urin, Iliinde und Fusse schwollen an, hautige 
Ohnmachten traten ein. Verdacht auf Tuberku lose bo- 
stand. Normale Geburt. Die Haraoptysis kehrte nie 
wieder ; die Frau blieb gesund. 

14) Starke Hamoptysis im 7. Mon. der Schwanger- 
schaft. Keine Kranklieit der Brust. Auch Montgomery 
hat einen ahnlichen Fall beriehtet. 

16) In der ersten Zeit der 1. und im 6. Mon. der 2. 
Schwangerschaft Abgang grosser Masson flussigen nnd ge- 
ronnenen Blutes mit den Faces. Rectnm ohne Krankheit. 
Terpentiuolklystire nutzlos, dagegen 3mal taglich 20 Tro- 
pfen Liquor ferri von gunstiger Wirkuug. Erst nach der 
Niederkunft horten die Blutungen voliig auf, traten aber 
in einer spatern Schwangerschaft, die mit Abortus endete. 
wieder auf. Dann blieb die Frau gesund. 

16) Multipara, die in den letzten 7 Jahren 7 Kinder 
geboren hat. Im 5. Mon. der nachBten Schw. trat eine 
to bedentende Blutung eiu, dass Pat. hochgradig anamisch, 
maniakalisch und imbccill qrurdc. Nach der Niederkunft 
Hellung. Neue Schwangerschaft, Blutung, Schreck, 
Abortus, Genesung. Bei einer abennaligen Schwanger- 
schaft zelgte sich wieder eine so erhebliche Blutung, dass 
der kunstliche Abortus eingeleitet werden musste ; Ge- 
nesung. 

17) Multipara ; nach der Geburt des 6. Kindes groase 
Blutung aus dem Anus. 


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18) Frau von 26 J. ; im 5. Mou. der 6. Schw. Rlut- 
erbrechen ; hochgradige Anamie. 

19) Hamatemesls. mehrere Tage danaeh Eklampsie. 
Albuminuric, bedentende Blutnng aus derNase; Kind todt 
geboren ; Genesung. 

20) lm 6. Mon. der 1. Schwangerschaft allgemeine 
Wassersueht, danaeh Haniaturie und dann Albuniinurie. 

(Fritsch.) 

482. Zwillings- und Molenschwangersch&ft; 

von Dr. Geisae zu Ems. (Deutsche med. Wchnschr. 
II. 25. 1876.) 

Die betr. 31ja.hr. Frau von zarter Constitution hatto 
3mal zur recbten Zeit geboren, die Kinder starben samint- 
lich 8 T. nach der Geburt. Ausserdem hatte Pat. Snial 
abortirt. Am 2. Juli 1876 war die letzte Periode eingo- 
treten , 4 W. darauf fuhlte Pat. l)ruck und Schivere im 
Unterleibe. Ende Aug. traten webenartige Bchmerzen 
ein, wobei Blut abging. Dieser Zustand dauerte mit 
Zwischenpausen von einigen Tageu bis zum 24. Oct. fort. 
In dieser Zeit faud Vf. das Ausschen der Kr. alt und sehr 
heruntergckominen. Bei Untersucbung des Unterleibes 
zeigte sich eine bis zum Nabel reiehende, bei Drack 
schmerzhafte Geschwnbtt. Die Vagina war weich , der 
aussere Muttermund geoffnet, der innere noch verschlos- 
sen ; das untere Segment der Geburmutter fuhlte sich fest 
an. Die Schmerzen waren jetzt anhaltend, sic nahmeu nur 
ab, wenu cine stinkende blutige Flussigkeit abgegangen 
war. HSrte der Blutabgang einige Zeit auf, so nahin der 
Leib an Umfang zu. Die Auskultation gab keine Resol- 
tate. Es wurden Carbolsaure-Einspritzungen in die Va- 
gina gemacht, ausserdem VVein, Cbinin etc. gcreicht. In 
den nachsten Tageu wurde l’at. inuner schwacher , die 
Schmerzen steigerten sich und die Briiste fielen zusam- 
men. Am 10. Nov. cntschlosa sich Vf. zur Entleerung 
des Utenis, bedientc sich dazu jedoch nicht des Press- 
schwamms oder der Laminaria, sondem des Instrumentes 
von Dr. Greenhalgh, welches aus einer knopfloseu 
Sonde und einem innen mit Oesen versehenen Kopfstuck 
besteht. Dasselbe wird mittels der Sonde in den Mutter- 
mund eiugcfuhrt. Wird nun die Sonde entfemt , sower- 
den die Branchen des im Muttermund verblcibeudcu 
Kopfstucks in Folge eines darin angebrachten Mechanis- 
inus auseinauder gedrangt. 

Nach Einfuhrung dieses instruments traten wehen- 
artige Schmerzen ein und es wurde eine janchige Flussig- 
keit entleert. Nach 20 Std. wurde das Instrument ent- 
fernt und die Kr. konnte die ganze Nacht gut schlafen. 
Den nachsten Morgen wurde das Instrument wieder ein- 
gelegt und des Abends entfernt. Am andern Morgen fand 
Vf. in der Scheide eine derbe Masse von Handtellergrosse, 
welehe blassroth , in der Mitte dick und nach den Ran- 
dem scharf zugehend ersehien. Solcher klumpenartiger 
Massen giugen noch drei ab und hierauf erst folgte die 
Ausstossung eines mannlichen u. weiblichen, etwa 4 Mon. 
alten Fotus. Beide Piacenten — die eine rechts, die 
andere im Grunde haftend — mussten wegen Verwach- 
sung kiinstiich entfemt werden. Bei dcr Untersucbung 
der Uterusholile fand Vf. im recbten Home eine weicbe, 
verdickte , mit Zotten besetzte handgrosse Stelle. Die 
1 Std. nach der Entbindung eingetretene Blutung wurde 
bald duroli Ergotineinspritzungen gestillt. Bis zur 4. W. 
des Kindbetts erholtc sich die Frau sichtlicb , dann aber 
trat eine 8 T. dauemde Blutung ein ; welehe erst durch 
Einffihren und Liegenlassen eines Hbllensteinstiftes be- 
seitigt wurde. 

Die mikroskopische Untereuehung jener Gebilde 
durch Dr. Letaerich ergab, dass man es nicht mit Pla- 
centarresten, sondem mit einer Flelschmole zu than hatte. 

(H 5 line.) 

483. Hydrocephalie des Fotua ala Qe- 
burtehinderniaa ; von Dr. Walter R. Gillette 

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V. Gynlkologie u. PAdiatrik. 287 


In New York. (Amer. Journ. of Obstetr. VIII. 4. 
p. 632. Pebr. 1876.) 

Frau L. hatte schon 3 Kinder mit Hydrocephalus ge- 
boren, wodurch der Geburtsverlauf Jedesmal verzogert 
worden war. Am 3. April 1873 hegann die 4. Geburt, 
wobei Vf. durch Eingehcn mit der ganzea Hand, nachdem 
bereits sehr viel Fruchtwasser abgeflossen war , Hydro - 
cephalie des Fotus in hohem Grade erkannte. Er machte 
eine Punktion des Fotuskopfes mit dem Trokar. Es floss 
etwa 1 Quart Wasser ab , wonach enter kraftiger Wehen- 
wirkung bald das Kind , mit der KanGle noch im Kopfe, 
lebend geboren wurde ; aus der PunktionsofTnung sickerte 
noch fortwahrend Serum. Vf. legte eine Bandage um den 
zusammengefallenen Kopf, der sich , nachdem am 2. T. 
die Oeffnung sich geschlossen hatte , rasch wieder an- 
fullte, so dass er einen Durchmesfler von 19—22" zeigte. 
Nach Erdffnung des Trokarlochs floss das Semm wieder 
ab, das Kind befand sich *2 T. lang wohl , dann stellten 
sich, ohne dass die Flussigkeit wieder erheblich zunahm, 
Convulsionen ein , welche durch Chloralhydrat und Brom- 
kalium erfolgreich bekampft wurden. Nath dem 16. T. 
hijrten die Convulsionen ganzlich auf und das Kind sebien 
zu gedeihen, bis es5W. nach seiner Gebnrt einer Diarrhoe 
rasch zum Opfer flel. (E. Schmiedt.) 

484. Einapritzungen mit heissem Wasser 
bei Qebflrmutterblutungen ; von Dr. R. W in- 
ti elband. (Deutsche med. Wchnschr. II. 24. 1876.) 

Vf. spricht sich, gesttltzt auf 2jfthrige Erfahrang, 
sehr entschieden ftir die gtinstige Wirkung dieser 
Wa8gereinspritzungen aus. Er hat dieselben bei 
starken Blutungen bei Abortus, bei Frtthgeburt und 
ebenso auch bei rechtzeitiger Geburt, wenn grosse 
Wehenscliwflche ausserdem vorh&nden war , in An- 
w'endung gezogen. Ebenso bediente sich Vf. dieser 
Methode bei proftiser Menstruation, welcher Erweite- 
rnngen des Uterus, LageverAnderungen oder chro- 
nische Entzflndungsvorgknge zu Grundc lagen ; ferner 
bei gefalirdrohenden Blutungen bei Uterusfibromen, 
sowie bei Blutungen in Folge von Krebs. In alien 
Fallen war der Erfolg sehr befriedigend. 

Den ersten Versuch mit dieser Methode machte Vf. 
bei einem Abortus im 3. Monat, nachdem die heftige Blu- 
tnng mit alien moglichen Mitteln vergebens bekampft 
worden war. Selbst die Tamponade hatte die Blutung 
nicht zu stiilen und Wehenthatigkeit anzuregen vermocht. 
Das vorliegende Ei liess sich durch den etwas geSffneten 
Muttermund mit der Spitze des Fingers erreichen. Die 
Gebarnmtter zeigte noch keine Neigung, sich zusamtnen- 
zuziehen und die Blutung dauerte in dem Maasse fort, dass 
ein Collapsus zu bcfurchtcn stand. Die heissen Ein- 
spritzungen wurden mit einer gewohnlichen Spritze mit 
Mutterrohr gemacht. Das zur Einspritzung verwendete 
Wasser hatte eine Temp, von 38—39° R. In Pausen von 
5 — 10 Min. wurden 8—10 solcher Einspritzungen ge- 
macht ; gleich bei der ersten derselben flng der Uterus an 
sich zu contrahiren , bald wurde anch das Ei ausgestossen 
und die Blutung stand vollstandig. Der Fall verlief im 
Uebrigen ganz glucklich. 

Ein 2. Fall betrlfft eine hochst erechopfte Kreis- 
sende , bei welcher heftige Blntongen eingetreten waren. 
Der sehr rigide Muttermund zeigte sich thalergross er- 
offnet und mit dem Finger sticss man auf die seitlich 
vorliegende Placenta. Die Blutung war bei der Unter- 
snehung sehr heftig; dieWendung war wegen der grossen 
Starrheit des Muttermundes nicht zu ermoglicheu , wenn 
man diese nicht selbst erst beseitigen wolite. Durch die 
heissen Einspritzungen wurde die Blutung sofort gestillt, 
der Uterus zur Contraktion gebraeht, wodurch eine Menge 
Fruchtwasser noch ausgetrieben and das in Scholterlage 


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befindliche Kind noch .so in gtinstige Lage gebraeht wurde, 
dass dasselbe in Schadellage zur Welt kam. 

In einem 3. Falle, wo im 7. Mon. heftige Biutangen 
bei Placenta praevia eingetreten waren , lelsteten die 
heissen Wassereinspritzungen ebenfalls die beaten Dienste. 

Ein 4. Fall betriflft eine Frau mit 2 intramuralen 
Uterusfibromen , in Folge deren bei jeder Gemuthsbewe- 
gung Blutungen auftraten. Hier lelsteten ebenfalls diese 
Einspritzungen scbnelle llulfe, so dass die Pat. den Ap- 
parat stets auf Reisen bei sich fuhrte und sicher darauf 
rechnen konnte , die eintretende Blutung sofort zu stiilen. 

In Bezug auf die Technik der Methode hebt Vf. 
hervor, dass die Einspritzungen am besten vermittelst 
eines Irrigators, und zwar in der Rtickenlage der 
Kr. ausgeftlhrt werden; man beginnt mit einer Tem- 
peratur von 38° R. und kann dieselbe je nach Be- 
dttrfnis8 bis zu 41° steigern. Besondere etnpfehlend 
fiir diese Methode ist auch der Umstand , dass bier- 
durch derKr. keine unangenehme oder gar Schmerz- 
empfindung erwflchst , vielmehr das heisse Wasser 
sehr gut vertragen wird. 

Die gtinstige Wirkung des heissen Wassers 
schreibt Vf. dem Reize zu, welchen die Hitze anf 
die Mu8kelfasem der Gebarmutter austlbt. Ein 
niederer Grad von Wttrme wllrde nattlrlich durch 
Ausdehnung der GefAsse die Blutung nur verstllrken. 
Das wesentliche Moment ist also hierbei der hdhere 
Grad von WArme. Dass durch die Hitze eine 
Coagulation des Blutes, in deren Folge Thromben- 
bildnng eintrete, bewirkt werde, kann Vf. nicht zu- 
geben, da er niemals davon etwas hat entdecken 
konnen. Zum Schluss erwAhnt Vf. noch , dass ihm 
von verschiedenen Seiten von dem guten Erfolge der 
beschriebenen und empfohlenen Methode berichtet 
worden ist. (Hdhne.) 

485. Beobachtungen uber das Verhalten 
der EigenwArme w Ahrend der Geburt; von Dr. 
F. Massmann. (Petersb. med. Ztschr. N. F. 
V. 1. p. 23. 1876.) 

Vfs. Arbeit schliesst sich gewissennaassen an 
die von Winckel *im J. 1869 verdffentlichten Un- 
tersuchungen tlber das Verhalten der Temperatur 
wAhrend dev Geburt an. Seine Beohachtungen wnr- 
den bei 248 normal verlaufenden Geburten angestellt 
und dabei 679 Messungen vorgenommen ; dieselben 
sind stets in der Vagina der Kreissenden angestellt 
worden. Die von Vf. gewonnenen Resultate werden 
im Folgenden mit den von Winckel aufgestellten 
SAtzen verglichen. 

1) Die Temperaturhdhe bei durchaus normalen 
Geburten schwankt zwischen 36.6° u. 38.0° C. und 
betrAgt im Mittel 37.44° C. Vfs. Zahlenreihen er- 
geben ein Minimum von 36.5°, ein Maiimum von 
38.0°, im Mittel 37.464° C., also fast gar keine Dif- 
ferenz von denen W i n c k e 1’ s. 

^2) Die Temperatur gesunder Kreissender ist 
etwas hflher ala die anderer gesunder Menschen, 
durchschnittlich 0.2 — 0.3° C. ; Vf. bestatigt diess. 

3) Der Gang der Temperatur bei normalen Ge- 
burten gleicht im Ganzen durchaus der tAglichen 

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268 


V. Gynflkologie u. P&diatrik. 


Temperaturcurve Gesunder. Im Allgemeinen wird 
auch dieser Satz durch Vfs. Beobachtungen bests tigt, 
doch fallen die Maxima und Minima der mittlern 
Temperatur nicht genau in dieselben Tagesstunden 
wie bei W i n c k e 1, and es 1st die Differcnz zwischen 
Maximum und Minimum eine geringere. Der Be- 
liauptung Lehmann’s, dass die Temperatur wtth- 
rend der Geburt immer rasch und constant steige, 
trittVf. ebenso wie Winckcl diess thut, entgegen; 
unter 193 Fallen ergab sich eine constante Steige- 
rang nur 27mal, ein coustantes Fallen 88mal, gleiche 
Werthe 13mal ; Schwankungen 65mal. Diese Zahlen 
sprechen deutlich filr die Behauptung von Gruber, 
dass die Temperatur von Beginn der Geburt bis zum 
Ende sinkt. 

4) DieDifferenz zwischen Maximum u. Minimum 
der Temperatur bei ein und derselben Kreissenden 
ist nicht grosser wie die normale Beweglichkeit der 
EigenwSrme ganz gesunder Menschen, im Mittel nur 
0.15°. C. Auch dieser Satz wird von Vf. bestatigt. 

5) In der Austreibungsperiode scheint die Tem- 
peratur etwas hdher zu sein als in der ErSffnungs- 
periode. Hier widersprechen Vfs. Beobachtungen 
denen von Winckel, indem sich bei llOGeburteu 
die Temperatur in der 2. Periode 89mal niedriger 
ergab als in der ersten , in 1 5 Fallen waren beidc 
gleich und nur in 6 Fallen war die Temperatur der 
Austreibungsperiode hdher. 

6) Erst- und Mehrgeb&rende zeigen in Bezug 
auf Hdhe der Temperatur und Differenz zwischen 
Maximum und Minimum keinen Unterschied. Die 
zweite Halite dieses Satzes wird aucTi durch Vfs. 
Beobachtungen bestatigt, was aber die Hdhe der 
Temperatur anlangt, so stellte sich die mittlere Tem- 
peratur bei Mehrgebarenden um ein Geringes hdher 
als bei Erstgebarenden. 

7) Die Temperatur unmittelbar nach Ausstossung 
der Nachgeburt richtet sich im Vergleich der inter 
partum gefundenen meist nach der Tageszeit, d. h. 
sie fillt im Vergleich zu jener in der Zeit der Re- 
mission, sie steigt in der Zeit der Zunahme ttber- 
haupt. Obgleich Vf. die Temperatur unmittelbar 
nach der Geburt nur in 55 Fallen gemessen hat, so 
Hess sich eine solche Regelmassigkeit durchaus nicht 
erkennen. 

8) Die Temperatur gleich nach der Geburt ist 
im Ganzen und Grossen etwas hdher , wie die Tem- 
peratur bei der Geburt selbst. Unter Vfs. 55 Fallen 
betrng die mittlere Temperatur 37.59°, was gegen 
die Durchschnittstemperaturen wfthrend der Geburt 
ein Plus von 0.17° C. ergiebt. 

9) Wie bei alien Gesunden , so ist auch bei ge- 

sunden Kreissenden die Temperatur weit constanter 
als der Puls und die Respiration derselben ; diesem 
Satze stimmt Vf. vollst&ndig bei. (S i c k e 1.) 

486. Zur Caauistik der Extrauterin-Schwan- 
gersobaft *). 


') Vgl. Jahrbb. CLV1II. p. 168 flg. 

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Folgende 2 Falle von AbdominaUchwanger- 
achaft mit Perforation des Rectum beobachtete Dr. 
Fritz Benicke (Ztschr. f. Geburtsh. u. Frauen- 
krankh. I. 2. p. 344. 1875). 

1. Fall. Frau St. rechnete, nachdem sie 6 J. zuvor 
znm 2. Male normal entbunden worden war, von Mitto 
Jnni 1847 den Beginn ihrer 3. Sehwangerschaft. Diese 
verlief regelmiissig , ohne Blutungen , bis zum 20. Marz 
1848, wo sich ohne jeden Schmerz ein rothlicher Abfla*> 
mis den Genitalien einstcllte. Aber weder Wehen , noch 
die Geburt traten ein , die Kindesbewegungen hSrten auf. 
die Hcbamme faud keine Eroffnung des Mnttermundes, 
der Arzt sagte . dass das Kind todt sei. Dagegen zeigte 
sich im Mai die Menstruation wieder , die seitdem regel- 
massig, wenn auch etwas reichlich u. mit Abgang hantiger 
Fetzen verbunden, wiederkehrte. Der Leib behielt 4 J. 
lang fast den gleicben Umfang, der Gesundheitszustand 
verschlechterte sich , darauf verkleinerte sich der Bauch- 
umfang und das Allgemeinbeflnden wurde besser, nnr eine 
Unterleibsentzundung und ein heftiger Langenkatarrh 
traten in der Zwiscbenzeit auf. 

Nachdem in den letzten 2 J. Unterleibsschmerzen n. 
hartnackige Diarrhoen mit dem Abgang von kleinen 
Kn3chelchen die nun 66 J. alte Frau beunruhigt hatten, 
land B. am 8. Aug. 1874 den Leib der ziemlich magem. 
leidend aussehenden Frau flach , gegen Druck nicht ern- 
plindlich, etwas gespannt, so dass etwas Bestimmtes nicht 
durchgefuhlt werden konnte. Die Portio vaginalis war 
fast verstrichen , hinter ihr befand sich ein harter , rund- 
licher, schmerzhafter Tumor, der sich wie ein pergament- 
artiger Schadelknochen anfuhlte, daneben noch andere 
kleine harte Steilen. Die Mastdarmuntersnchnng ergab 
keine weitera Anfschlusse. Durch einige kleine Wirbeln 
ahnliche Knochenstucke, welche die Kr. vorzeigte, wurde 
jedoch die Diagnose auf „in den Darm perforirende 
ExtrauterinBchwangerschaft 11 gesichert. 

In den folgenden Monaten gingen noch eine Anzahl 
anderer Knochen ab, deren grosster die linke Halfte dee 
Unterkiefers war, dann Wirbel, kleinere Kopfknochen, 
langliche Knochen, sogar ein Zahn, wonach dann die 
Knochenausscheidung, so wie dleLeibschmerzen u.Durch- 
falle aufhOrten und das Allgemeinhetlnden gut wurde. 
Dtirch die innere Untersuchung konnte jedoch diesel be 
Geschwulst hinter der Portio vagin. noch gefuhlt werden. 
Erst im Anfange des Jahres 1875 stellten sich die alten 
Beschwerden von Neuem ein, weshalb Pat., nachdem 
wieder kleine Knochen abgegangen waren, sich in das 
Augusta-Hospital aufnebmen iiess. Bei der Untersucbnng 
land man daselbst im Mastdarm ein Os femoris , nach 
dessen Ausziehung man hoch oben in eine etwa funf- 
groschenstuckgrosse Oeffnung gelangte, welche in eine 
mit losen Knochen gefullte Hohle zwischen Geharmutter 
und Mastdann fiihrte. Diese Knochen liessen sich mit 
Finger und Komzange in einer Sitzung entfernen , ohne 
dass man noting gehabt hatte, die Oeffnung zu erweitern ; 
nur die Schadelknochen muss ten vorher mit der Korn- 
zange zusammengebogen werden. AuBser den genannten 
waren die Beckeuknocken , die rechte Halfte des Unter- 
kiefers , die Kuochen der Gliedmaassen und eine Anzahl 
Klppen ausgezogen worden. 

Nach dieser Operation , welcher man sofort Ausspn- 
lungen der Hohle mit Carbolsaurelhsung durch den Doppel- 
katheter folgen licss , erholte sich Pat. rasch und die Ge- 
schwnlst hinter der Portio war nicht mehr zn fuhlen. 

Von Interesse ist in diesem Falle der Umstand, 
dass sich vor dem Absterben der Frucht nicht die 
gering8te Geburtsth&tigkeit gekussert hatte, so wie 
dass erst nach 27 J. der Kbrper begann, sich des in 
ilun geborgenen fremden Kdrpers zu entledigen. 
Nach Hecker fand in 28 Fallen bei 18 die Aus- 
stossung in den ersten 8 J. statt. 


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269 


V. Gvnfikologie n. Pidiatrik. 


8. Fall. Die S8J61ir. Fran D. , welohe am 16. Min 
1876 in die Charity gebracht wnrde , hatte 6 Kinder ge- 
boren und 3mal abortirt , zuletzt ror 3 Jahren. Seitdem 
litt eie an Fluor albus und andernBeschwerden, besonders 
seit 3 Mon. , wo die Regel ausblieb , an Unterleibschmer- 
zen, Erbrecben und stinkendem Austhiss aus dem Rectum. 
Sie war ungemeln abgemagert , mehrere Querflngerbreite 
fiber der Sympbyse fuhlte man die obere Grenze eines 
harten , sich in das Becken erstreckenden Tumors , der 
auch hinter der Portio zu palpiren war. Scbon nach we- 
nigen Tagen starb Patientin. Sie hatte , wie die Sektion 
ergab , eine vielfach verwachsene , kindskopfgrosse Ge- 
echwnlet, in welche die linke Tuba elntrat, im Lcibe. 
Die Oberfiache derselben war reich vaskularisirt , von 
schlefergrauer Farbe und enthielt schwefelgelbes Fett- 
gewebe. Nach Einschneiden dieser Geschwulst gelangte 
man in einen grossen Sack, dessen Wande 0.5 Ctmtr. dick 
waren und dessen Inhalt aus einer schmierigen, kornigen, 
thongrauen Masse bestand, worin dieKnochen eines F6tus 
eingebettet waren. Diese Knochen hatten an einigen 
Stellen Perforation des Sackes und sogar des Mastdarms 
bewirkt , so dass man oberhalb des Anus eine 2'/ a " lange 
Fisteloffnung , in welche ein fotales Schulterblatt hinein- 
ragte , vorfand. — An der Eintrittsstelle der linken Tuba 
in den Sack traf man auf Reste des linken Ovarium 
in Form einer Anzahl erbsengrosser , glattrandiger, mit 
waserigem Fluidum erffiilter Cysten. 

In dem Falle; welcher von Dr. Cullingwortli 
(Obstetr. Journ. III. p. 448. [XXXI.] Oct. 1875) 
kurz verfiffentlicht worden ist, scheint die Ent- 
wicklung des Eies in der Tuba Btattgefunden zu 
haben. 

Die 36 J. alte E. D. , seit 11 J. verbeirsthet , war 
nle schwanger geworden. Am 7. Sept. 1874 waren die 
Regeln zueret auBgeblieben , worauf allmalig der Leib 
grOsser wurde, paroxysmenweise 8chmerzen eintraten nnd 
aneb Oedem nnd Abmagerung bemerkbar wurden. Bei 
der Aufnahme in das Krankenhaus (20. April 1875) hatte 
Pat. leichtes Fieber, hektische R5the im Gesicht , Hasten 
und Auswurf, leichtes Oedem an Handcn und Ffissen 
und war sehr mager. Der Ueib zeigte eine bis znr Mitte 
zwischen Nabel und Proc. ensiform. reichende, platte, 
wenig flukttiirende , sehr schmerzhafte Geschwulst, die 
Schmerzen wiederholten sich von Zeit zu Zeit inParoxys- 
men. Der Muttermund Btand hoch, der Uterus war ante- 
flektirt und der Sondenraeseung zufolge von normaler 
Lange. Die muthmaassliche Diagnose lautete auf Ovarial- 
cyste. Eine Pnnktion lieferte dunkelrothe, trfibe Flfissig- 
keit , spater worde eine Drainagerohre eingelegt , dnrch 
weiehe sehr bald stinkende Janche abfloss. Nach 2 Mon. 
machte C. eine 3" lange Probeincision in derMedianlinie. 
Dabel gelangte er auf einen mit den Bauchdecken so innlg 
verwachsenen Sack, dass an ein Herausnehmen desselben 
nicht zu denken war. Er wurde erOffnet und die ein- 
gehende Hand stiess in derTiefe auf einen fauligen FStus, 
dessen Knochen fast von den Weichtheilenentblost waren; 
seine TotaUange betrug 14 Zoll. Die Cyste war glatt- 
wandig und zeigte keine Spur einer Placenta. Die wenige 
in ihr beflndliche jauchige Flfissigkeit wurde daraus ent- 
fernt , sie selbst sorgfaltig gereinigt , desinfleirt und die 
Banchwunde bis auf ein 2" langes Stuck durcli die Sutur 
geechlossen. DieKr. starb am 8. T. unter den Symptomen 
akuter Phthisis. Bei der Sektion fand man den Sack 
6'/*" breit und lang, ein '/j" langer sessiler Polyp sass Im 
Fundus der Gebarmutter, deren H5he 2 7 /," maass. Die 
linke FallopischeRohre liess eine Borste '//* weitein, wiih- 
rendvomSacke aus ein Rabenfederkiel '/*" weitgegenden 
obern Uteruswinkel vordringen konnte. Zwischen beiden 
Kanalen war die Tube auf eine kurze Strecke obliterirt. 

Einen fttr die Lehre der Ueberwanderung de» 
Eies sehr lehrreichen Fall von Tubenschwanger- 
schaft haben Dr. Conrad und Prof, Langhans 

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in Bern (Arch. f. QynAkol. IX. 3. p. 337. 1876) 
beschrieben '). 

Die blsher vSllig gesunde and normal menstrnirte, 
30Jahr. Frau A. bemerkte etwa 3 Wochen nach ihrer 
Verheirathungdieer6ten Schwangerschaftszeichen. Sieben 
Wochen darauf wurde sie plfitzlich ohne nachwelsbare 
Veranlassung von heftigen Schmerzen in der Tiefe des 
Unterleibs und Stuhldrang befallen. Bald folgten Er- 
brechen, Blass- und Kfihlwerden, Verfall derZfige, grosse 
Unrnhe , frequenter Pnls und , naebdem der Arzt noch 
eine in der BauchhShle vom Becken bis gegen den Nabel 
aufsteigende Geschwulst constatirt hatte , der Tod binnen 
10 Std. vom Beginn der Symptome. 

Bei der Sektion fand man in der BauchhShle 2 bis 3 
Liter Blut, inderGegenddesProc. veraiformis einen lang- 
lichen, runden, einer Darmschlinge mit injicirter und ver- 
dickter Wand ahnlichen Korper, der sich als die nach 
oben verlagerte rechte Tuba herausstellte. Nirgends be- 
standen Adhasionen im Becken. Nach Herausnahme der 
Genltalien erschien der Uterus vergrossert, 9.5 Ctmtr. 
lang, 2.6 dick, 6 breit, die Schleimhaut enthielt eine De- 
cidua, im Cervix befand sich ein starker Schleimpfropf. 
Die linke Tuba war normal durchgangig, 9.5 Ctmtr. lang, 
nicht geknickt , das linke Ovarium normal , in ihm ein 
Corpus luteum, oval, von 11 — 16 Ctmtr. Durchmesser, 
mit weisalichera Centrum, in dem eine kleine serumhaltige 
Hohle sich befand, und gelbemRandsaum, welcher an der 
Oberfiache des Ovarium, der Rissstelle entsprechend, 
1.6 Mmtr. dick und gefaltet war und in den ubrigen Par- 
tien bis auf 5.5 Mmtr. anschwoll. Das rechte Ovarium 
war normal und enthielt keine' Corpora nigra. Die rechte 
Tuba enthielt das Ei in threm mittlem Theile , gegen den 
Uterus hin war nur ein 1 Ctmtr. langes Stfick, am auseern 
Ende ein 4.6 Ctmtr. langes Stfick durchgangig. In der 
Nachbarechaft des Eisacks war die Tuba undurchgangig. 
DerEisack hatte eine Lange von 7.6Ctmtr., war von vora 
nach hinten etwas abgeplattet, 1.6 Ctmtr. dick, von oben 
nach unten 3 Ctmtr. hoch. In seiner Mitte und hinten 
befand sich an der Insertionsstelle der Placenta ein 1 Ctmtr. 
langer Hiss in der Tubenwand, in den nur einige Chorion- 
zotten vorgefallen waren. Im Eisacke fand sich , von 
wenig Fruchtwasser umgeben , ein gut erhaltener, regel- 
massig gebildeter FStus , der ersten Halfte des 2. Monats 
entsprechend, mit einer 2.6 Ctmtr. langen Nabelschnur. 

Bemerkenswerth erscheint die Entwicklung von 
Tubenschwangerschaft bei einer bisher ganz geann- 
den , regelmilssig menstruirten Erstschwangern , die 
nie an Uterinkrankheiten gelitten hatte; der Ver- 
scliluss der rechten Tuba zu beiden Seiten des Ei- 
sacks ist als sekund&r zu betrachten. Hauptsfich- 
lich aber ist Qewicht auf den Befund eines grossen 
Corpus luteum im linken Eierstock mit Schwanger- 
schaft in der rechten Tuba zu legen , welcher , da 
sich im rechten Eierstock durchaus ein Corpus luteum 
nicht nachweisen liess, eine Ueberwandervng des 
Eies von links nach rechts testate 11 tc. Die Annahme, 
dass bei der Conception im rechten Eierstock ein 
Corpus lnteum entstanden und schon nach l*/ s Mon. 
spurlos verschwunden ware, ist durchaus unstatthaft ; 
ebenso spricht der anatomische Befund dagegen, 
dass die rechte Tuba an das linke Ovarium sich an- 
gelegt nnd das Ei direkt aufgenommen habe ; znmal 
auch die Uterusschleimhaut das Verhalten wie in der 
14. Schwangersch&ftswoche zeigte. Duroh ein- 
gehende mikroskopische Prttfang dieses Falles konnte 

') Ffir Uebersendung eines Sep.-Abdrucks dankt ver- 
bindlichst . W r. 


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270 


V. OyuMkologie n. Pftdiatrik. 


Prof. Langhans die Untersuchungen Erco 1 ani ’ 8 
bestfttigen , dass die Uterusschleinohaut bei eitra- 
nteriner Schwangerschaft sich wie bei normaler 
Schwangerschaft verhilt. Langhans selbst, sowie 
Friedlinder, Kundrat und Engelmann 
haben tiber die Beschaffenheit der Schleimhant des 
schwangem Uterus Arbeiten geliefert. 

Dr. Jnl. Dollinger (Pest, med.-chir. Presse 
XI. 50. 1875) theilt gleichfalls 2 Beobachtungen 
von Tubenschwangerschaft mit. 

Die 1. Beobachtung betrifft eine 40 J. alte schwangere 
Fran, weiche von einer niedrigen Stiege gefallen und kurz 
darauf gontorhen war. Bei der Section zeipte die Oebar- 
mntter die Griisse wie im 3. Mon. der Schwangerschaft, 
enthielt eine 5 Mratr. dicke Decidua , im Ostium einen 
Schleimpropf, dicLippen waren abgerundet. Inderfreien 
Banchhohle waren etwa 1500 Grmm. geronnencn Blutes, 
von diesem umhullt das Ei eines f> Mon. alten Embryo. 
Die linke Tuba war zti einem vom Uterus ausgehenden 
30 Ctmtr. langen Strange ausgedehnt und endigte in einer 
mannsfaustgroRBen , an der untem Flache aufgerissenen 
Auftreihnng , deren Hohle vom Mutterkuchen ausgcfulit 
und deren Wandung die Dicke der Wand des im 9. Mon. 
schwangem Uterus besass. Am vordern untern Rissende 
hing das 9 Otmtr. lange Endstiick der Tuba mit unver- 
sehrtem Abdominalostium und sondirbarem Kanalc. Da 
nun die normale rechte Tuba 10 Ctmtr, langwar, so wurde 
gewiss , dans das Eichen 1 Ctmtr. von der Uterininsertion 
der liDken Tuba festen Fuss gefasst und sich daselbst 
entwickelt hatte. Im linkenEierstock fand sich das letzte 
Corpus luteum. 

Vf. nimmt an, dass gleicliwie quergestreifte Mus- 
keln anch der glatte Tubenwandmuskel bei erhOhter 
Th&tigkeit durch Vermehning der Fasem an Dicke 
zunehme, dass aber mit dem spiltem raschen Wachs- 
thum des F&tus das VVachsthum der Muskelwand der 
Tuba nicht gleichen Schritt lialte und letztere endlich 
an der dttnnsten Stelle zerrcisse , zumal wenn noch 
eine ErschUtterang , etwa durch Fall , wie hier , die 
Tuba trifFt. Ilier schien die Zerreissimg erst nach- 
dem sich die Frau , den Abortus erwartend , zu Bett 
gdegt hatte, zu Stande gekommen zu sein, denn jetzt 
erst hatte si? einen heftigen schneideuden Schmerz 
gefdhlt , war erblasst und binnen wcnigen Sekunden 
verstorben. DerTubariss entstand so wahrscheinlicb 
durch heftige Contraktionen nach pldtzlicher Con- 
gestion. 

In andern Fallen hypertrophirt nicht die ganze 
Tubenwand gleichmMssig , der obere Theil bleibt 
dilnner und reisst leichter. Oft bleibt die Blutung 
unbedeutend, weil auch mit der Verditnnung die Ge- 
ftsee atrophiren , zumal wenn die AblQsung der Pla- 
centa nicht gleich erfolgt. — Bleibt die Bauchfell- 
reizung gering, so wird der ausgetretene Embryo 
nicht selten eingekapselt. 

Im 2. Falle hatte ein Arzt bei einer im 4. Monate 
Schwangem nach einem Anfalle von heftigen Unterleibs- 
schraerzen eine fluktuirende Gcschwnlst im Douglas’schen 
Raume und darin dunne Rippcn gefuhlt. Die Frau starb 
nach 6 Monatcn. Man fand in deni durch Bindegewebc 
voa oben her abgeschlossenen Douglas’schen Raume ubel- 
riechende Jaucbe und einen maccrirten 4monatl. Embryo; 
in der Gegend der linken Tuba ein eigrosscs hohies Ge- 
bilde, von runzlicher Membran ausgekleidet , welches hin- 
ten durch cln haselnussgrosses Loch mit dem Douglas’- 

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seben Raume communicirte und 0.6 Ctmtr. Wanddicke 
hatte. Ein gleiches Loch fuhrte in den Mastdarm 1 2 Ctmtr. 
flber dem Anus. Die EiereWeke waren dnrch El te rung 
zerstArt. 

Zietnbicki (Bull, de la Soc. anat. 3. Sdr. X. 
3. p. 488. Mai — Juillet 1875) besebreibt folgenden 
Fall von anscheinend interstitieller Schwangerschaft. 

Bei der angeblich scit 9 Mon. schwangem, 34 Jahre 
alten V. G. stellten sich im Dec. 1874 fruchtlose Geburts- 
bewegungen cin, worauf nach 2 Mon. stinkende Ausschei- 
d ungen aus Scheide und Rectum erfolgten. Im weitern 
Verlaufe verfiel die nunviel magerergewordeneFrau nnter 
Erbrechen und Verstopfung in eine Gachexie , an welcher 
sie im Juni 1875 starb. Zwci Wocben zuvor war sie in 
das Krankenhaus aufgenommen wnrden, wo man im 
Bauche einen sehr oberflaehlichen , von der Symphyse bis 
ilber den Nabel reichenden Tumor gefunden hatte , der 
sich zu beiden Seiten in die Darmbeingruben erstreckte, 
unbeweglich war, sich im Allgemcinen teigig anfuhlte und 
hier imd da knochige Harten , deren clnige unter dem 
Fingerdrurfke verschwanden , zeigte. Fliissigkeit befand 
sich Im Bauche nicht und durch die Auskultation war 
nichts zu horen, die Perknssion des Tumors ergah 
uberall matten Schall. Bei der Schcidpnuntersuchung fand 
man den Mutterhals weich , den Uterus unbeweglich , itn 
hintem Soheidengewolbe eine harte Geschwnlst , deren 
Inhalt sich vom Rectum ans als ein halbkugeligerSchUdel- 
knochen feststellen Hess. 

Bei der Autopsic kamen nach F.rflffnung der Bauch - 
hohle in der Hohe der Symphyse Eiter und Kirschkeme 
zu Gesicht und ebendaselhst eine deutliche Perforation 
der Fotalcystc , welchc an 4 8tellen mit den GedSrmen 
communicirte. Einige dieser Perforationen waren frisch, 
andere altoren Datums. Die Cyste enthielt Keste des 
F6tus , Fakalmassen und eine ungeheure Menge von 
Kirschkeraen. Eine Tibia mit Fibula war eben im Be- 
griffo , durch die eine Perforationsstelle in den Darin zn 
treten , in der Cyste lagen noch zwei Seitenwandbeine. 
der Thorax und eine Hand vom Fottis. Die Cyste ging 
von dem obem Endc des Uterus aus and war namentlich 
an der Insertion der Placenta ziemlich dick. Beide Ovarien 
und Tnben erschlenen normal. 

Die Aussche idling einer Decidua ohne Blutung 
wAhrend muthmaasslichen Bestehens vonExtrauterin- 
schwangerschaft beobachtete Hu tin el (Bull, de la 
Soc. anat. 3. S£r. X. 3. p. 555. Mai — Juillet 1875' 
bei einer 25 J. alten Frau, welchc im 20. u. 23. J. 
geboren und nach der letzten Niederkunft eineerheb- 
liche PeIvi-Peritoniti8 tlberstanden hatte. 

Nachdem die Menses wieder l'/i Mon. ausgeblieben 
waren , erkrankte die Frau plotzlich nnter den Erschei- 
nungen heftiger Untcrleibsentzundnng , weiche paroxys- 
menweise ansserordentlich licftige Schmerzen im Hypo- 
gastrium, Auftreibung desLeibes, griines. galliges Er- 
brechen und ohnmachtahnliche Anfalle hervorrief. Weder 
durch Sclieide noch Rectum war Blut abgeflossen, nur aus 
der Nase etwa ein Kssloffel voll Blut ansgeschieden wor- 
den. Bei der Aufnahme der Kr. in das Hospital, 14 Tage 
uach deni Beginn der Krankheit, bestand hochgradige 
Anainle. Puls 120, Temperatur 40°. Die Vaginalunter- 
suchung Hess einige Anscliwellung im hintern Scheiden- 
gew51be erkennen , der Uterus war unbeweglich , der 
Mattermund ein wenig geoffnet, die Scheide frei von Blot. 
Selbst die leiseste Betastung des Leibes erregte Schmerz- 
ompfindung. — Am 2. Tage nach Aufnahme fand man in 
der Scheide eine dreicckige , 0.5 Ctmtr. dicke , auf der 
einen Flache zottige Membran , deren andere Flache nur 
etwas h6ckerig und mit Oeffnungen vereehen war, weiche 
man als die Mundungen von Drusen der Uterinschleimhaut 
erkannte. Pat. trat achon nach einigen Tagen in die Rc- 
convalescenz cin, 


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V. Gynlkologie o. Pbdiatrik 


271 


Prof. T. Gaillard Thomas (Amer. Journ. 
N. S. CXXX1X. p. 284. July 1875) veroffentliclit 
folgenden sehr interessanteu Fall , in welchem er bei 
einer Tubenschwangerachaft den Sack erftffnet und 
den FOtus nebst der Placenta mit gttnstigem Aus- 
gange entfernt hat. 

Die Kr. wurde mit Aether narkotisirt, auf einem vom 
Fenster au» intensiv belenchteteu Tische in die linko 
Seiteniage gebracht, und SimB’ Speculum eingeffihrt. 
Auf dieaem Wege konnte der links vom Uterus gelegene 
Eisaek mit Sicherheit betastet werden. Eine lataggestielte 
Uakenzange wurde in den Cervix , eine 2. in die Vagiua 
in der Nahe des linken Darmbeins eiugesetzt und beide 
wurden von Assistenten dergestalt Test angezogeu , dass 
die iinke Seite des Scheidenkanals ein Dreieck mit der 
Basis am Eisacke , mit der Spitze au der Vulva bildete. 
Thomas fuhrte nun das zum Weissgluhenerhitzte Messer 
des „galvanokaustischen Apparates u sanft uber die Basis 
des DreieckB von einer Zange zur andern und so wurde 
dnrch wiederholte Zuge die fiber deni Eisacke gelegene 
Scheidenwand langsain durchschiutten. Nach 6 Min. hatte 
das glfihende Messer den Eisaek eroffnet, wobei eine stroh- 
gelbe Flussigkeit mit grosser Gewalt hervorepritzte. Blut 
war noth niebt abgetlossen. Th. konnte nun mit dem in 
die Eiblase eingeffihrten Finger den Fotus betasten , wel- 
cher horizontal mit dem Kopfe nacli dem Darmbeine , mit 
den Ffissen nach dem Uterus gerichtet, lag. Er ergriff die 
Ffisse mit Zeige- und Mittelfingcr und zog sie wie bei der 
gewohnlichen Wendung aus. Die Extraktion der.Scbnlter 
mit den Armen war schon sehwicriger, der Kopf blieb 
stecken und musstc mit einer langamiigen Nachgeburts- 
zange entwickclt werden. Danach durchschuitt Th. den 
Nabelstrang und suchte (lurch sanften Zug und Auslosung 
die Placenta zu entfernen. Die Operation hatte bis dahin 
13 Min. gedauert. Walirend des letztenAktes trat jedoch 
eine ausserst heftige Blutung ein , so dass sich T h. ge- 
nothigt sah , fast die Halfte der Placenta sitzen zu lassen 
und schleunigst durch einen elastischeu Katheter eine 
Eiseuchloridlfisung einzuspritzen, worauf die BIntung 
stand. Der Eisaek, mit dem PlacentaTreste uud coagulir- 
tem Blute gefullt , wurde durch Eisenchloridwatte tampo- 
nirt nnd die Kr. zu Bctt gebracht. — Der Fotus war6'/ a " 
Lang, der einem gcwfihnlichen uterineu ganz ahnlichc 
Frnchtkuchen wnrde aufH'/jMou. Alter gcschatzt. Ausser 
einem Anfall von Septikamie am 4. und von Emboiie im 
Afme am 16. Tage verlief das Wochenbett ohne Stoning. 
Die Wunde fand sich nach 6 Wocheu vollig vernarht. 

Ein operativer Eingriff wurde feracr in folgendem 
F&Ue von ExtrauterinschwaDgerschaft unternommen, 
tlber welchen Cullingworth (Obstetr. Journ. IV. 
p. 660. [Nr. 34. J January 1876) .bericlitet bat. 

Die 26jahr. M. B., fruher stets gesund, war seit 2 J. 
verheirathet , hatte aber noch kein Kind gehabt. Zwar 
waren ira 2. Mon. nach der Verhcirathung dicRcgeln 3mal 
ausgeblieben, dann aber 1 Jahr lang fast normal gewesen, 
bis sie im Nov. 1874 wieder sparsamer wurden. Von da 
an litt die Frau Monate lang an H&rnbeschwerden mit 
Hamsedimenten , bis aucb der l.eib grosser wurde, die 
Bruste sich entwickelten und undeutliebe Kindesbewegun- 
gen geffihlt wurden. Nachdem die Menstruation 8 Mon. 
laag ganzlich weggebiieben gewesen und die Frau viel an 
Leibschmerzen gelitten hatte, trat eine Woche hindurch 
Blutabgang aus der Vagina ein. Ein Arzt diagnosticirte 
Schwangcrschaft im 7. Mon. mit schwachem Kinde. Am 
2. Oct. 1875 fand man die Brfiste schlaff, im Bauche eine 
undeutlich fluktuirende Geschwulst von gleichmassiger 
Consistenz, glelchmassig gedampften Perkussionston obne 
Gerausch oder horbare Pulsation. Der Nabelumfang be- 
trug 33", der Cervix war weich , liess eine Sonde ein- 
dringen, aber nicht bis in die Gebirmntterhdhle. Im vor- 
dem ScheidengewSlbe bestand eine glatte elastische Ge- 
schwulst. 


Nach einer Durchnassung bekam Pat. Fieber und 
magerte ab ; aus der fluktuirendeu Geschwulst im Bauclie 
wurde eine solide , in welcher man einen kindlicheu Eil- 
bogen zu fuhien glaubte. 

Nach Aufnahme der Kr. in das St. Mary’s Hospital 
(4. Nov. 1875) machte C. bei einer Temperatur von ca. 
31.5°, PuIb 132, Respiration 24, unter dnrch Methylen- 
Bichlorid erzeugterNarkose in derMcdianliuie, vomNabel 
abwarts, eine 3" lange incision, die spater erweitert 
wurde. Das Messer drang in die fest verwacbsene Ge- 
schwulst ein, welclie zunachst einen stinkenden gelben 
Brei enthielt. Dann stiess man auf einen Fotusarin , an 
welchem ein geschrumpfer , 18" langer weiblicher Fotus 
ausgezogen wurde. Der Eisaek war 7“ lang und breit. 
Nach Keinigung und Ausspritzen desselben mit Jodtinktur 
wurde die Wunde zugemacht imd die Drainage angelegt. 
Die Frau starb aber aber am 3, T, unter den Symptomen 
der Gangran. ’ 

Lawson Tait (Med. Times and Gaz. Aug. 2. 
1873) berichtet Uber folgenden Fall, in welchem er 
wegen Extrauterinschwangerschaft [deren Sitz nicht 
n&her angegeben istj einen operativen Eingriff aus- 
fUlirte. 

Die 32 J. alte Frau T. , welcbe vor 9 J. ein Kind 
geboren hatte, war seit einiger Zeit leidend , nachdem sie 
sich mehrere Monate lang fur schwanger gehalten hatte. 
T. fand (16. Juli 1872) cine im Bcckeu imd der Danu- 
beingrube gelegene Gescliwulst , er horte , wenn er mit 
dem Stethoskop auf eine kanm halbzollgrosse , etwa 1" 
unter dem Nabcl gelegene Stelle drfickte, ein Gerausch. 
V’on der Vagina aus fuliltc er einen fast das ganze Becken- 
gcwolbe crlullcnden teigigen Tumor, vor welchem der 
Uterus gelegen war. Diellohle des Uterus hatte 4"Tiefe, 
sein Fnndus war antevertirt und fiber der Symphyse ffilii- 
bar. Durch das Rectum glaubte T. das Kuie eines Fdtus 
und den Rand einer Placenta zu fuhien. Da keineZeichen 
von llacmatocelc retroutcrina vorlagen , stellte T. die 
Diagnose auf Extrauterinschwangerschatl und pnnktirte 
sofort unter Chloroforinnarkosc mit einem Adspirations- 
trokar den Tumor in der Scheide , wobei cinige Unzen 
einer Elfissigkcit austraten , die zweifellos Liquor Anmii 
war. Mit deni Messer Btiess er Bodann auf ein Bein des 
Fotus , den er nach Erweiterung des Bchnittes nebst der 
nach vorn davon gelegenen Placenta rasch auszog. Leider 
fand sich bei letzterer Operation , (lass der Eisaek obeu 
geborsten, und dass Darmschlingcn in ihn vorgefaiien 
waren. Die sehr harte u. fleischige Fnicht, welche Bclion 
seit langer Zeit abgestorben sein mochte, wog mit der 
Placenta fast 3 Pfund. Pat. starb nach einigen Stunden. 
Obwohl die Operation fast ohne Blutverlust verlaufeu war, 
fand man doch bei der Seklion bctrachtlichc Masson ge- 
ronnenen Blutes zwisetien den Eingeweiden, den Uterus 
vergroasert und stark seitlich und vorwarts abgelenkt , so 
dass sein Fundus links fiber der Symphyse stand. Die 
Cyate war 2 Fiiuste gross und enthielt Eingeweide. 

T. deducirt hieraus: 1) dass es nicht wohlgethan 
sei , eine extrauterin gelegene ausgetragenc Frucbt 
nacli ihrem Absterben in der Mutter zu belassen ; 
2) dans der Vaginalschnitt ala der wiasenachaftliche 
und weniger gefabrvolle dem Bauchacluiitte vorzu- 
ziehen sei ; 3) dass die Placenta zurtlckgelaasen wer- 
den solle. 

SchlUaslich erw&linen wir noch die intereasante 
Beobachtung von Anus praeternaturalis in Folge 
von Extr&uterinsehwangerschaft, welcbe Prof. Luin- 
niczer (Pester med.-chir. Presse XI. 50. 1875) 
bei einer Frau machte, welcbe 3mal normal geboren 
hatte und im 5. Monat der Ubrigens normalen 4. 
Schwaugerschaft aucb Kindesbewegungen gefilblt zu 


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272 


V. Gyn&kologie n. Pldiatrik. 


haben angab. Nach 6 Wochen batten diese jedocb 
aufgehiirt und die Kr, war UDter den Symptomen 
von Peritonitis erkrankt. In den folgenden 7 J. 
hatte Pat. noch 2mal todte Kinder geboren. Nach 
der 5. Gebnrt waren wiederholt aus deiu Anus FOtus- 
knochen abgegangen. Vor 2 J. hatte aich in der 
Gegend des Steissbeins eine scbmerzhaftc Geschwulst 
gebildet, aus welcher nach der Erdffhung ein Scheitel- 
bein und drei and ere Schadelknochen ausgestossen 
worden waren. Nun hatte die Kr. in der Steiss- 
beingegend eine trichterformige , uiit dem Mastdarm 
communicirende Oeffhung, dureh welche hindurch 
ein Finger einetu andern in den Anus eingeftlhrten 
Finger begegnete. Bisher fand die Def&kation dureh 
diese Fiateldffnung statt, welche Lumniczer dem- 
n&chst dureh Plastik zur Heilung zu bringen be- 
absichtigte. (E. S c h m i e d t.) 

487. Zur Pathogenic und Therapie des 

Keuchhuatens. 

Dr. Octavius SturgeB, Arzt am Kranken- 
hanse ftlr Kinder in Great Ormond Street zu London 
weist (Lancet I. 19. 21 ; May 1876) darauf hin, 
dass das Wesen bes Keuchhustens besonders desbalb 
rkthselliaft ist , weil es schwierig ist , die besondern 
Faktoren seines Znstandekommens unter einem Ge- 
sichtspunkte zu vereinigen. Der Keuclihusten scheint 
seiner Natur nach mit nervSsen Krankheiten , mit 
zymotischen, sowie mit gewtthnlichen katarrhalischen 
Affektionen gleiche Entstehnngsursachen zu haben. 

Urn die Entstehung des eigenthiimlichen Husten- 
anfalles zu erklftren , muss man sich vergegenwkrti- 
gen, was bei demselben vorgeht. Zunfichst wird bei 
dem ersten Akte des Paroxysmus dureh anhaltende 
heftige Hustenstdsse, olme dazwischen vorkommende 
Inspirationen , ein grosser Theil der Lungenluft aus* 
getrieben. Der dadurch gesetzte Luftmangel regt 
alsbald den zweiten Akt an , in welchem dureh un- 
willktirlich erfolgende heftige Inspirationsaustrengun- 
gen die Athemnoth auszugleichen gesucht wird. 
Trotz der tiefen Athemzllge erfolgt jedoch Wieder- 
filllung der Brusthohle mit Luft nur hdclist unvoll- 
kommen , weil der gleichzeitig mit der Inspiration 
eintretende Krampf nur geringe Mengen von Luft 
dureh die verengte Stimmritze durchtreten lflsst, wo- 
durch zngleich die charakteristisch pfeifenden Inspi- 
rationsgerftusche erzeugt werden. 

Dureh den Keuchhustenkrampf wird plOtzlich 
die schnelle rhythmische Bewegung des Zwerchfelles, 
dureh welche das Kind seine Athmung bewirkt, auf- 
gehoben. Dagegen butt heftige anhaltende Austrei- 
bung von Luft aus derBrust ein, wodurch derRaum, 
den die Lungen einnehmen , betrftchtlich verkleinert 
wird , wfthrend gleichzeitig das mehr und mehr er- 
schlaffende Zwerchfell hOher und hiJher in der Brust 
sich hinaufwdlbt. Am Ende eines solchen Ahfalles 
nehmen die Lungen demnach den mQglichst geringsten 
Raum ein , die Erschlaffung des Zwerchfells hat die 
hOchste Stufe erreicht, so dass es in der That augen- 

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blicklich vollstAndig wirkungslos ist. Beim Kinde, 
bei welchem die Rippenmuskeln wenig oder keinen 
Antheil an den Respirationsbewegungen haben , ist 
diess von um so grftsserer Bedeutung, als dieNerven- 
reizbarkeit desselben eine hohereist. St. istgeneigt, 
hieraus sich den nun eintreteuden Krampf des Zwerch- 
fells sowohl als der Stimmritze zu erklMren , zumal 
da die nach den Hustenanfdllen folgendeu Atliem- 
bewegungen zwar tief, aber grdsstentheils erfolglos 
gemacht werden, weil die dureh Krampf bedingte 
Stimmritzeuenge die Fflllung der Lungen mit Luft 
ausserordentlich behindert. 

Derartig sympathisch zugleich eintretender 
Krampf des Zwerchfells und der Stimmritze ist 
zwar nur dem Keuclihusten in so charakteristischer 
VVeise eigenthtlmlich, kommt aber doch alinlich auch 
beim spasmodischen Asthma vor, das bei Erwachse- 
nen, nach St.’s Ansicht, einigermaassen dem Keuch- 
husten der Kinder entspricht. Nur entspricht der 
Anfall beim Asthma, wie St. nHher ausfdhrt, einem 
Zustand extremer Inspiration, wUhrend er beim 
Keuchlmsten als extremes AuBathmen auftritt. Der 
asthmabsche Anfall schliesst plotzlich mit einem der 
Affektion eigenthiimlichen Exspirationsstosae , der 
Keuchhustenanfall mit einem ebenso charakteristischen 
Inspirationsmomente. S t. macht weiter aiifmerksain 
darauf, dass niebt bios das spasmodische Asthma, 
sonderu tlberhaupt jedes Asthma , das sich ja meist 
vorfinde, wo chronische Bronchitis zu Lungenempliy- 
8em geftlhrt hat , stossweise Respiration u. krampf - 
hafte Anfillle zeige und deshalb das mechanische 
Moment des Zustandekommens der Anfillle zum Ver- 
gleich mit Keuchhusten auffordere. Er fragt sich, 
ob nicht die Anfillle aller drei Krankheitsformen aus 
gestdrter oder verUnderter Thatigkeit des Zwerch- 
fells sich erklSreu lassen. S t. meint, dass beim reineu 
Astlima ein Reflexkrampf des Zwerclifells , beim 
Emphysem und Keuchhusten mechanische Bewegungs- 
storungen desselben als Ursache der KrampfanfAUe 
anzunehmen seien, bei ersterem hervorgerufen dureh 
voluminOse unelastische Lungentheile, bei dem letztern 
dureh Lungencollapsus und respiratorisclie Stasis. 

FUr S t. ist der nervtise Charakter des Keuch- 
hustens unzweifelliaft. Dafttr sprechen ihm: der 
periodische Eintritt der Anfillle, der Einfluss der 
Gewohnheit und des Willens auf dieselben, denn 
dureh Ermahnung und namentlich dureh Straf- 
androhung lassen sich die Anftlle verringern , na- 
mentlieh auch der Umstand , dass dutch Ortswechsel 
(wie bei Asthma und zuweilen bei Chorea) Keuch- 
husten zuweilen plfitzlich aufhdrt. [Letzterer Um- 
stand dtlrfte kaum ftlr den rein nervOsen Ursprung 
des Keuchhustens anzufHhren sein , da beim Orts- 
wechsel ausser dem psychischen noch sehi' wirksame 
und mannigfaltige anderweitige Heilmomente zur 
Wirkung kommen.] 

Von 523 Kindern armer Eltern, die in das Kin- 
derhospital wegen irgend welcher Erkrankungen 
Aufnahme gefunden hatten, wurde ermittelt , dass 
237 den Keuchhusten gehabt hatten. Demnach 

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273 


V. Gyndkologie n. Padiatrik. 


glanbt St. annehmen zu dtlrfen, dass anMhemd die 
Hftlfte aller Kinder einmal an Keuchhusten leide. 

Nadi St. entstcht Keuchhusten a«8 Katarrh. 
Ein an Katarrh leidendes Kind ist, seiner Ansiclit 
nach, dem Kenchhusten beiWeitem melir ausgesetzt, 
als ein nicht katarrhaliscli afficirtes Kind. 

Obsclion Keuchhusten in der Tliat durch Nacli- 
ahmung oder Anstecknng erworben werden kann, 
so ist St. doch der Ansicht, dass die allgemeine 
Annahme der Contagiositat and ttberhaupt der An- 
xUchmgsfdhigkeit tlbertrieben sei, da das Zusammen- 
leben der Kinder den Vorwand dazu steta biete. Als 
Beweis der Geneigtheit, Anstecknng anzunehmen, 
wo solche doch unwahrscheiniich sei , ftthrt S t. fol- 
gende Beobachtungen an. 

Zwei Kinder, die getrennt von eiuandcr, aber in dem- 
selben Stadtthrile Londons wohnten, in welchem Kenrh- 
hnsten herrsehte , verlebten etnen Abend zusatmmen ; bei 
keinem von beiden war Verdacht auf Kenchhusten vor- 
handen, doch hustete eines von ihnen. Bei dem einen 
entwickelte sich nach einiger Zeit Keuchhusten, etwas 
spater auch bei dem andern, nnd nun war esfflr die Mutter 
deeselben ausser aliem Zweifel , dass ihr Kind von dem 
andern angeBteckt worden sei. 

In einem andern Falie besuchten sich eines Tages 
2 Kinder, von denen das eine in einem entfernten Landes- 
theiie vor 10 Mon. Kenchhusten , seit 8 Mon. aber keinen 
Anfall mehr gehabt hatte. Zehn Tage darauf begann das 
andere Kind zn hasten und nach 14 Tagen entwickelte 
sicb voilstandiger Keuchhusten. Auch bier war der Vater 
(ein bekanuter Arzt) der Ansicht, dass der Kenchhusten 
durch Anstecknng entstanden sei. 

S t. behauptet nicht das Gegentheil , weist aber 
daranf bin , dass , wenn man den Einfluss der An- 
steckmig so weit zurflck sucht, nnd so weit nach 
vorwarts ohne alle BeschrSnkung wirksam sein lasst, 
man ohne Mflhe in jedem Falle eine Anstecknng atis- 
findig machen kflnne. Dass sich Keuchhusten in an- 
nfihemd dcrsclben Iirtensitat wie etwa Scharlabh 
durch Ansteckung verbreiten sollte , kann St. nicht 
annehmen , eben so wenig wie ihm die Nothwendig- 
keit der Annahme eines specifischen Giftes als Ver- 
breitungsgrrmd desselben einlenchtet. 

Genaue Beobachtungen fiber die Art der AuS- 
breltung des Keuchhustens seien darchans wttnschens- 
werth. Im Kinderhospital von Great Ormond Street 
m&chte man die Erfahrung , daas die Weiterverbrei- 
tung nicht von Bett m Bett oder in geradlirtigem 
Weiterschreiten gescliah, sondern dass die Erkrankung 
sprungweise weiter griff, luerhin oder dorthin. Das 
Kind in dem nachsten Bett neben einem Keuehhusten- 
kranken liegend, war nicht mehr der Ansteckung 
ansgesetzt, als ein Kind am andern Ende des Saales 
oder in der nfichsten Abtheihmg des Krankenhaoses. 
Steckt Kenehhusten auch nicht in der Weise an, wie 
es bei Scharlach der Pali ist , so greift er vieileicht 
in fihnKchet Weise um sich, wie Furcht, Mitlcid oder 
Unzufriedenhett , oder steckt an wie Gahnen oder 
Lacben. Wie ein Hustenanfell einer Person eine 
Memge Anderer gleichfalls zmn Hasten reize , sei 
AMen bekahut, die eine Hdrehe besacbt haben. 

Mbd. Jahrf/W. Bd. 171. EM. 3. 

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Die vorzttglich gelobten Specialmittel gegen 
Keuchhusten, welche mit der Mode wecbseln, haben 
nacli St. alle das Gcmeinsame, dass sie den Kr. um- 
stimmen , sei es durch ihre Widerlichkeit , dnrch die 
unangenehme Form ihrer Anwendnng, durch die 
Veranderang, die sie in Gewolmheiten des Kindes 
und seiner Umgebungherbeiffihren. Auf solche Weise 
wttrden Brechmittel, Auspinselung des Larynx, tlbel- 
riechende Inhalationen , Ortswechsel , Ruthenschl&ge 
wirksam. 

In Bezug auf die Verhiitung der Ausbrrittmg 
dee Keuchhuetens wird in einer Zoschrift an die Re- 
daktion der Lancet (I. 5. p. 181. March 1876) her- 
vorgehoben, dass dieselbe in bevfllkerten Distrikten 
in der rapidesten Weise durch die Kinder selbst ge- 
schehe. Wfthrend einer Epidemie kflnne man in 
jedem Omnibus den pfeifenden Husten kranker Kin- 
der hflren. Ein Gesundlieitsbeamter babe in einer 
Schule die Znlassung kenchiiustenkranker Kinder 
untereagt, unterdessen liabe eines seiner eigenen 
Kinder, bevor die Eltern die Natnr des Keuchhustens 
erkannt batten, die andern Kinder damit angesteckt, 
da es frei umhergelaufen sei. Man mflsse darauf 
dringen , dass die gesundon Kinder sowohl von den 
kranken fern gehalten wfirden , als auch von denen, 
welciie man im Verdacht habe, angesteckt zu sein. 
Um diess besser zu bewirken , mttsse man den Leh- 
rern die Pflicht auferlegen , Kranke zurttckzuweisen 
und Verdfichtige abzusondern , dieselben aber auch 
in den wesentliclisten Punkten der praktischen 
Epidemiologic unterrichten , damit sie den Beginn 
verdachtiger Krankheiten erkeimen und recktzeitig 
Isolirung ins Werk setzen kflnnten. Schwierig sei 
es, sich darflber seliltlssig zu machen, was weiter zu 
geschehen habe , um wirksamere Abschliessung der 
Erkrankten zu ermflglichen. Wahrscbeinlicb dauere 
der Husten noch lange Zeit fort , nachdem die An- 
steckuugsfUhigkeit desselben aufgehflrt habe. Es 
sei nflthig, diese Verhaltnisse durcli genaues Stadium 
kl&r zu legeu. 

Dr. WillismS. Cortis (Lancet I. 7; Febr. 
1876), .dessen Bemerknngen dnrch die vorstehende 
Mittheilnng veraiilasst woTden sind , hat Gelegenheit 
gehabt, sich von der deutlichen Periodicitfit im Ver- 
lanfe des Keuchhustens zu Oberzeugen. Er fand, 
dass genau 21 Tage nach siclier festgesteliter An- 
steckung die Krankheitssymptome die hflehste Hflhe 
erreichten, wenn wShrend dieser Zeit die Angesteck- 
ten in pasSend erwarrnten Rfiumen gehalten wurden. 
Am 21. Tage boten dieselben mehr oder minder 
Steigerrtng der Krankheitserscheinungen dar, wfih- 
rend diese nach diesem Tage nachliessen und binnen 
der nachsten 14 Tage mehr oder minder rasch die 
Reconvalesceuz erfolgte. Selbstverst&iidlich erleidet 
die Wiedergenesung eine Unterbrechung , wenn zn 
detn Keuchhusten noch Bronchitis oder Pneumonie 
hinzukommt. Diese Complikafionen sind nach C. 
dnrch sorgfeltige Pflege meist zn vermeiden. 

35 

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UNIVERSITY OF CHICAGO 



274 


V. GynAkologie n. P&dJatrik. 


Aufl diesem Verhalten der Krankheit entnimmt 
C. Indikationen fUr die Behandlung, sowie fllr Be- 
echrilnkung der Verbreitung derselben. Die Be- 
handlung soil hauptsitchlich darin bestehen, dass mau 
die Kr. wfihrend der ersten 3 Wochen durchaus in 
erwfirmten RAurnen hii.lt , in den darauf folgenden 
14 Tagen die Beschr&nkung auf die warae Zimnier- 
luft vorsiehtig mindert , dann aber die Kr. wo mttg- 
lieh fUr einige Zeit an das Meer , vielleicht mit zeit- 
weiligen Excursionen auf dasselbe schickt. So be- 
liandelt, wird die Dauer der Krankheit verkllrzt und 
dnrch BeschrSnkung der unndtliig langen Recon- 
valescenz auch die Ansteckungsgefahr verringert. 
C. empfiehlt zur Erreichung dieses Zieles die Unter- 
bringung keuchliustenkranker Kinder der bedtlrf- 
tigeren Klaasen in Krankenhilufleni , die vielleicht 
lediglich zu diesem Zwecke zu errichten w&ren, wie 
es bereits solche Specialhospitdler fllr khnliche an- 
steckende Krankheiten in England gebe , die in der 
That zur Vermindening u. rascheren Unterdrtlckiing 
einiger Epidemien wesentlich beigetragen batten. 

[Die von Cortis vorgeschlagene Errichtnng 
besonderer Krankenhauser {vielleicht a uch nur be- 
sonderer Stationeu in solchen) fllrKeuchhustenkranke 
dttrfte wohl zu beaehten sein. Nur dtlrfte die Schwie- 
rigkeit der sichern Diagnose bci Beginn der Krank- 
heit die rechtzeitige Unterbringuug der Kranken nnd 
die genaue Innehaltung der von C. gewtlnschten 
Isolirungsperioden oft vereiteln. Ebenso bietet 
die oben erwahnte Unaicherheit der genauen Fest- 
setzung der Dauer der Ansteckungsfehigkeit fllr die 
Ausfllbrung von Praventivmaassregeln ausserordent- 
lich grosse Schwierigkeiten. Ueberhaupt gehOrt die 
Aufgabe, die Uebertragung akuter ansteckender 
Krankheiten durch den Besucli der Schulen zu ver- 
htlten, sicher zu den allerschwierigsten der Hygieine. 
Sollen alle Geschwister eines derartig erkrankten 
Kindes vom Schulbesnche ale der Ansteckung ver- 
dachtig ausgeschlosseu werden? Und wenn diess 
wirklich ausfahrbar ist , sollen sie alle , gleich dem 
erkrankten , auf das Zimmer beschrftnkt , oder doch 
ganz abgesondert werden , urn nicht beim Spielen 
mit andern Kindern die Krankheit zu verbi^iten ? 
Wie soil es bei Absonderong der Ansteckung ver- 
dachtiger Kinder in der Schule selbst vennieden 
werden, dass dieselben auf dem Wege nach und aus 
der Schule oder daheim mit andern nock gesunden Kin- 
dern zusammen kommen ? Die Ausftthrbarkeit sol- 
dier, derTheorie nach unstreitdg sehr zweckmftsaigen 
Maassregeln erscheint mindesteins sehr zweifelhaft. 
Schon der Absonderung der wirklich erkrankten 
Kinder wkhrend der erfahrungagemfissen Dauer der 
Ansteckungsfahigkeit werden sich unendliche Schwie- 
rigkeiten entgegeustellen.J 

Hinsichtlich des Vorkommens eines Getc/twOrs 
am Zungenbandchen bei KeueUnuten berichtet 
Dr. Thomas Morton (Brit. med. Journ. June 10. 
1876. p. 720) in der Sitzung der Uarveian Society 
vom 4. Mai 1876, dass ein solches nach semen Er- 
fahrungen in grosser Hftufigkeit zur Beobachtung ge- 

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langt Er hat unter 83 am Keuchhusten erkrankten 
Kindern bei 33 (41°/ 0 ) ein solches gefiinden , da- 
gegen unter 100 Kindern, die an andern Affektionen 
(Stomatitis, Heiserkeit, Scharlach, Maseru, Diphthe- 
ritis, Syphilis etc.) litten, nur ‘2mal. Ja, der eine 
dieser beiden Fklle betraf ein Kind , das an Husten 
litt, der nach Keuchhusten zurllckgebliebeu war, in 
dem andern konnte Keuchhusten nicht sicher ausge- 
schlossen werden. 

M. glaubt annehmen zu mtlssen, dass diese Ge- 
ne hw tire noch likufiger als in 41°/ 0 der Keuchhusten 
fklle vorkommen, da er sie nnter 41 fortgesetzt beob- 
achteten Kindern bei 25 (61°/ 0 ) gesehen hat, wkh- 
render sich nur bei 19 (25°/o) der Kranken genO- 
gend davon Uberzengte, dass wdhrend der Dauer der 
Krankheit keine Geschwllre am Zungenbandchen ent- 
standen waren. M. halt dalier ein schmales weisses 
Geschwtlr am Frenulum linguae , rundliek oder eine 
qnere Kinne bildend , ftlr ein ch&rakteristisches 
Zeichen des Keuchhustens, welches sich in mehr als 
der Halfte allerFalle vorfindet, am hkufigsteu in der 
3., 4. und 5. Woche der Erkrankung, aber auch 
schon in der 1. und noch in der 8. Krankheits woche 
vorkommt. Ueber die Entstehungsursache des Ge- 
schwtlrs lasst sich nach M. etwas Sicheres nicht an- 
geben. Seine erste Annahme , dass dasselbe durch 
Spannung des Frenulum und Reiben desselben liber 
die untern Schneidezahne bei Hustenanfailen zu 
Stande komme, liess er fallen, nachdem er das Ge- 
schwtlr auch bei einem Kinde angetroffen hatte, das 
noch keinen Zahn hatte. 

Was di e Behandlung des Keuchhustens be- 
trifft, so sind in der neuern Zeit namentlieb lnhala- 
tionen verschiedener Arzneistoffe empfohlen worden, 
jedenfalls wie Dr. Burchardt (Deutsche Klin. 41. 
1874) hervorhebt, weil anzunehmen ist, dass durch 
solche auf die eigentlich kranke Stelle eingewirkt 
werden kann. 

Prof. Bohn in KOnigsberg hat bekanntlich 1865 
eine 0.1 — O.2°/ 0 Ldsung von Argentum nitricum 
zu diesem Zwecke empfohlen, walirend Dr. H e 1 m c k e 
(Med. Centr.-Ztg. 1. 4. 1868) eine 0.25°/ 0 Ldsung 
von BromkaUum (lmal taglich 8 Min. laug) ge- 
rtthmt hat. 

Dr. Burchardt hat mit dem Bohn’schen 
Verfahren gleichfalls gtlnstige Erfolge erzielt. Das- 
selbe hatjedoch die grosse Unannekmlickkeit , dass 
durch den Bdllenstein die Wftsche gefkrbt und zer- 
stflrt wird , sowie dass es einen gut wirkenden Zer- 
st&ubungsapparat erfordert , der beim Gebrauche in 
den Familien bekanntlich leiclit in Unordnung ge- 
rttth. B. selbst hat Einathmungen der D&mpfe einer 
1.5 — 2.O°/ 0 CarboUdvreldsung sehr nlltzlicb ge- 
fnnden, welche einfach durch Kochen der Ldsnng in 
dem Kessel eines 8 i g 1 e ’ schen oder ahnlichen Ap- 
parates erzengt und in einer Entfernung von unge- 
fkhr 20 Ctmtr. von der Spitze des Dampfrohrea in 
den weitgedffneten Mund etwa 2 — 3 Min. lang 3mal 
taglich eingeathmet werden. Wesentlich ist, dass 

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275 


V. Gynftkologie a. Phdiatrik. 


man tief, wie beim Seufeen, einathmen Usst. Selbst 
kleine Kinder von 2 Jahren haben solche Einath- 
mungen ohne nennenswerthen Widerstand gemacht. 
Die heftigen Hustenparoxysmen , bei denen die Bon- 
der sich nicht anfrecht halten konnten , verschwan- 
den dabei stets in 2 — 3 Tagen , und der Keuch- 
hnsten machte in 8 Tagen einem gewAhnlichen Ka- 
tarrh Platz. 

Attch gewAhnliche katarrhal. Affektionen der 
Stimmbdnder werden nach B.’s Erfahruug durcli 
dieae Einathmungen schnell beseitigt. Ebenso hat 
er nach Anwendnng dereelben bei chron. Luft- 
rdhrenkatarrhen, namentlich wenn der Auswurf eine 
faulige Bescliaffenheit oder die bekannte eigenthtlm- 
liche, von Pilzwucherung herrilhrende gelbe F&rbung 
hatte, die im Sommer Afters vorkommt, binnen weni- 
gen Tagen g&nzliche Beseitigung dieser Eigenschaf- 
ten des Answurfs beobachtet, (lessen Menge zugleich 
schnell abnahm. 

Dr. Ortille zu Lille (Abeille m6d. — Jonm.de 
Brux. LXI. p. 226. Sept. 1875), welcher mit 
Letzerich eine Pilzbildung ftir die Ursache des 
Keuchhngtens halt und die HustenanfUlle ale ein Be- 
streben der Natur , sich des Paraaiten zu entledigen, 
betrachtet, stellt folgende Indikationen filr die Be- 
handlnng des KeuchhuBtens auf : 

1) die Krankheitsureache direkt durch Einath- 
mungen anzugreifen ; 

2) die nervAse Reizung des Athmungsapparats 
durch Antispasmodika zu bek&mpfen ; 

3) die Krfifte der Kranken je nach deren Alter 
zu erhalten und sie unter die bestmAglichen hygieini- 
achen Bedingungen zu bringen. 

Znr Erfftllung der 1. Indikation bedient sich 0. 
der Carboisaure, und zwar lksst er in dem Momente, 
wo die pfeifende Inspiration, die auf wiederholte In- 
spirationen folgt, sich einstellt, eine mit Carbols&ure- 
lAsung angefllllte und mit weiter MUndung versehene 
Flasche dem Munde des Kindes nfthem und aucli 
einige Minuten nach dem Auswerfen der Schleim- 
massen , in dem Bereiche der Athmungsatmosphkre 
des Kindes halten. 0. glaubt, dass, weil dann ge- 
rade die Luftwege von Schleim frei sind , die einge- 
athmete Carbols&ure den Pilz erreichen kann , des- 
halb wendet er aucli nach jedesmaligem Erbrechen 
die Inhalationen an. Nachts lftsst 0. ein Sch&lchen 
mit Petroleum , Benzin oder Carbols&ureldsung im 
Zimmer aufstellen. 

Als Antispasmodika gebraucht 0. Hyoscyamus 
and Belladonna , zur Entleerung der Schleimmassen 
Ipecacuanha. Seine Vorschriften in Bezug auf das 
diitetische Verhalten weichen von den gewAhnlichen 
nicht ab. 

Bei seinem Verfahren soil die Affektion meist 
binnen 3 — 4Wochen, und zwar ohne Complikationen 
abgelaufen sein. 

Samuel Lee (Brit. med. Joum. March 18. 
1876. p. 348) — welcher Zurtickhaltung keuch- 
hustenkranker Kinder ans den Schnlen und Abson- 


derung dereelben in Hospit&lera zur Beschrtlnkung 
der Epidemien dringend anrflth — empfiehlt gleich- 
falls Inhalationen mit Carbols&ure. Er vervrendet 
eine schwache LAsung imd bedient sich behnfs der 
Inhalation eines gewAhnlichen Dampfzerstilubunga- 
apparats, bei dessen Benutzung der freie Zutritt von 
atmosphurischer Luft die Einathmung mehrere Stun- 
den lang fortsetzen zu lassen gestattet. Dabei sind 
keine tieferen Inspirationen nAthig, so dass auch 
kleine Kinder diese Inhalationen ohne Schwierigkeit 
ausftlhren. Dieselben brachten sowohl in leichten, 
wie in schweren Erkrankungsfhllen wesentliche Er- 
leichterung, namentlich auch in 3 hartnfickigen 
Fallen, welche Erwachaenc betrafen. 

Andsthesirung mit Schwefeldther wird von 
Seneca D. Powellin New York (Chicago Joum. 
of nerv. and ment. Dis. I. 2 ; April 1876. p. 231) em- 
pfohlen. Er wurde zur Anwendung dereelben durch 
die Beobachtung veraulasst, dass bei einem Kinde, 
welches behufs der Einrichtung und des Verbandes 
eines Humerusbniches ziemlich 1 Std. lang in tiefer 
Anastliesie erhalten worden war, auffallende Ver- 
minderung des gleichzeitig bestehenden Keuchhustens 
eintrat. Zur Begrtlndung seiner Empfehlung theilt 
P. folgende Falle mit. 

A. O. , 4 J. alt , seit 4 W. an Keuchhueten Ieldend, 
hatte in Gegenwart P.’s mehrere heftige Keuchhusten- 
anfalle, die mit Erbrechen endigten. Das Kind wurde mit 
Genehmigung seiner Mutter 40 Minuten hindurch in 
Aethemarkose gehalten. Am nachsten Tage berichtete 
die Mutter, dass das Kind nur einige Male gehustet , aber 
keinen Keuchhngtenanfali mehr gehabt habe. Ee wurde 
noch etwas bronchialee Kasseln gehdrt, weshalb P. Am- 
mon. tnuriat. verordnete. Drei Tage spater fand er das 
Kind vdliig huetenfrei und gee und. 

M. W., 6'/i J. alt, hatte seit 6 W. an ausserordent- 
lich heftigem Kcuchhusten gelitten, warsehrabgekommen, 
rteberhaft. Unter der Conjunctiva beider Augen bestanden 
Blutextravaaate. Mit Verwendung von etwas uber 120.0 
Grmm. Schwefelather hielt P. das Kind 60 Min. lang 
vollstandig anastbesirt. In der Nacht darauf hatte das 
Kind einige Male gehustet , aber nur 2 wirkliche Keuch- 
hustenanfalle gehabt. P. anasthesirte dasselbe am folgen- 
den Tage abermals 20 Min. lang. Bis zum nachsten 
Tage hatte sich keinKeuchhustenanfall wieder eingestellt. 
Die Bronchitis war unbedeutend und verschwand beim 
Gebraucbe von Ammon, mnr. mit Tinct. Bellad. in 3 bis 
4 Tagen. 

J. F. , ein 2 J. altes, seit 9W. an Kenchhueten lei- 
dendes, sehr abgezehrtes Kind wurde von Dr. O’Reilly 
am 6. Sept. 1876 16 Minuten lang durch Schwefel&ther 
anasthesirt. Am 7. Sept, befand sich das Kind weit bes- 
ser , die Zahl der Hustenanfalle hatte sich urn die Halite 
vermindert und das Erbrechen hatte ganz aufgehSrt. Die 
Anasthesirung wurde abermals 20 Min. lang unterhalten. 
Am 10. Sept, berichtete die Mutter, das Kind habe in den 
letzten 3 Tagen nur 5mal gehustet. Nochmals 16 Minuten 
lang Anasthesirung. Nach 1 Woche berichtete die Mut- 
ter : es habe nacb der letzten Anasthesirung der Husten 
sich nicht wieder eingestellt, das Kind sel gesund. 

In einem 4. Falle , einen 9jahr. Knaben betreffend, 
welcher einmal 36 Min. lang , und nach 3 Tagen noch- 
mals 16 Min. lang anasthesirt worden war, war der Er- 
folg eben so gunstig. 

Das von M.-R. Wilde zu Plau (Deutacb. Arch, 
f. klin. Med. XIV. 2. p. 261. 1874) auf Grand viel- 
facher Erfahrangen empfohlene Verfahren gehArt 


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276 


VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Oti&trik, 


gleichfalls in das Gebiet der Inhalationstherapie. W. 
lAsst nimlick bei Beginn jedcs Ilustenanfalls von 
einer Miachung aus 3 Th. Chloroform, 6 Th. Schwefel- 
Ather und 1 Th. rcctif. Terpentinol 1 Thecloffel voll 
auf ein mehrfach zusammcngefaltetes Taschentuch 
breit ausgiessen und dasselbe 3 Querfinger breit 
[3.4 Ctmtr.] von dem Mimde des Pat. entfemt so 
lange halten, bis der Anfall beendet 1st. Blciben die 
Kr. Btets in der Stube , so ist bei strenger Durch- 
ftLhrung dieses Verfahrens der Keuchhusten schon 
nach 8 T. ganz oder doch fast ganz bcseitigt. 
Ist nacb einigen Tagen unter Anwendung der an- 
gegebenen Dosis keine Besserung eingetreten, so 
lAsst W. zu jeder Inhalation lV a TheelSfJfel voll ver- 
wenden. 

If.-R. C. Mettenheimer in Schwerin (Me- 
morab. XXI. 2. p. 49. 1876) bezeichnet — nach 
einer kuxzen Besprechung einer grbssera Anzahl der 


gegen den Keuchhusten empfohlenea Mittei [outer 
denen wir das Chloralhydrat vermissen] — die voon 
Wilde angegebene Mischung als eine sehr branch- 
bare und empfehlcn8werthe. Namentlich wird durch 
dieselbe die Behauptung des Prof. Steiner wider- 
legt, dass man in der Piivatpraxis Chloroform die 
kleinen Pat. nicht einathmen lassen krtnne , weil nur 
der Arzt diess tliun dllrfe. Dagegen fand M- bei 
vielen Kindern gegen die Einathmung selbst einen 
Widerwillen, der oft nicht zu Uberwinden war. Wo 
sie anwendbar war, schien das Mittei giinstig zu 
wirken und Hess M. dasselbe stets schon bei Eintritt 
der Vorboten einathmen. Auch gegen krampfhaften 
Husten , z. B. bei Tuberkulose und Bronchitis , hat 
M. dasselbe Mittei mit Erfolg angewendet und nie 
eine cumulative Wirkung desselben beobachtet. 

(Schlus8 folgt.) (Redaktion.) 


VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


488. Beitrttge aur Casuistik der Golenk- 
kr&nkheiten, aus der neuerti skandinavischen 
Literatur mitgetheill von Waite r Berge r. ') 

Kniegelenk. 

Im Beichshospital zu Christiania wurden im J. 
1872 (Bericht tther die chirurgische Abtbeiluug, von 
Prof. Nicolaysen und Th. Egeberg: Norsk. 
Mag. 3. R. IV. 3. 8. 119. 124 flg. 1873) 6 Fftlle 
von Uydarthrus des Kniegelenks behandelt. In 
2 Fhllen wurde die Acupunktur angewendet, wonacli 
zwar Veminderung der Fltlssigkeit erfolgte, aber 
die Ansammlung nahm dann wieder zu. Nun kam 
Elektricitat in Anwendung, spAtcr Vesikatorien in 
dem einen, Jodbepinselung in dem andern Falle und 
dann Immobilisation des Gelenka. In beiden Fallen 
wurde Heilung erzielt, in dem einenbinnen5 Wochen, 
im andern nach etwas mehr als 2 Monaten. In einem 
Falle wurde durch Massage Heilung erzielt; 2 Falle, 
in denen die Krankheit schon sehr lange bestanden 
hatte, werden ansflihrlich mitgetheilt. 

1) Der 32jahr. Kr. bemerkte vor 6'/j J. nach vielem 
T arizen SchwAohe, Steifhelt und Gesohwulst tn beiden 
Knieen, wurde dadurch aber nicht in seiner Beschaftignng 
gestSrt. Erst seit 3 1 /., J. hatte das Gelenkleiden so zu- 
genommen, da6s er seine Arbeit (er war Maler) einstellen 
mnsstc und l’/ 2 J. langmitverschiedenen Mitteln, dantnter 
wiederholte Entleerungen mittels der Pravaz’echen Spritze 
and danaeh Gipsverband, behandelt wurde. Seitdem war 
die Ansammlung bald grosser , bald geringer gewesen. 
Im Reichshospital wurden am 2. Mai mittels Punktlon mit 
dem Probetrokar aus dem linken Kniegelenk l'/ 5 Pegel 
[etwas Aber */a Liter) klare, gelbliche, etwas zaheFlussig- 
kelt entleert , ein Gipsverband angelegt and eine Eieblase 
anfgelegt. Am 28. Mai wurde aus dem rechten Knie- 
gelenk 1 Pegel [gegen */< Liter] FlOssigkeit entleert. Nach 
4 Wochen , als die Verbfinde entfernt warden . waren die 
Kapseln noch verdlckt, die Ansammlung war abeT nur 
gering; die Bewegllchkeit war noch ansserordentlich be- 
schr&nkt. Nun wurde der Kr. mit Massage behandelt 
und das Kniegelenk wurde gestreckt und gebeugt, was 
an fangs starkea Schmerz verursacbte. Nach 14 T. konnte 

') Scbluss •, vgl. Jahrbb. CLXX1. p. 180. 


Pat. mit Kriicken gehen. Nach 8 Wooten zelgte sioh 
neue Ansammlung in beiden Kniegelenken, die FlusuigkeU 
war aber so dick a. zahe, dass nach der Punktlon nur eine 
geringe Menge (namentlich aus dem linken Kniegelenke) 
entleert wurde. Nach Abnahme der Gipsverbande wurde 
von Nenem massirt und ausserdem taglich Dampfdnsehe 
angewendet. Unter fbrtwabrender Anwendung der Mas- 
sage erfolgte Heilung, aber erst nacb mebreren Monaten. 

2) Der Kr. war 16 J. alt und hatte vor 10 J. im 
rechten Kniegelenk ohne jede bekannte Ursache eine Ge- 
schwulst bekomtnen , die bald zunahm , bald abnahm ; er 
ermudete leicht, konnte aber gehen. Bei der Anfnahme 
war das Gelenk bedeutend angeschwollen, von der Tubero- 
sitas tibiae bis 5" oberhalb der Patella, uberall bedeutend 
duktuirend. Flexion war bis zum rechten Winkel m6g- 
lich, Extension fast voilst&ndig. Nacb Punktion und Knt- 
leeruug einer grosseu Menge FluBsigkeit mit folgender 
Anwendung eines Gipsverbandes fand man bei der Ab- 
nahme des Gipsverbandes nach etwa 5 Wochen die Be- 
deckungen schlaff und faltig, die Kapsel aber gut zusani- 
mengezogen. Langs der Seiten der Patella fand sioh die 
Kapsel mit weichen Auswiichsen besetzt, die bei der Be- 
riihrung ahnlieh crepitirten wie Reiskomer. Der Erguss 
war nur noch sehr gering. Mittels der Massage wurde 
noch weitere Besserung erzielt, die vollstAndige Heilung 
konnte der Kr. aber nicht im Hospital abwarten. 

Dr. Valdemar Rasmussen (Hosp.-Tidende 
XVI. 14. 15. 1873) empfiehlt gegen Hydartftroae 
des Kniegelenks die Adspiration als eine sehr wesent- 
liche Verbes8erung der Punktion. R. meint, dass 
dabei der Eintritt von Luft in das Gelenk abBolnt 
vermieden werde, namentlich wenn man statt eines 
capilLaren Trokars eine capillare Ubergoldete oder 
Uberwickelte 8tahlnadel mit knrzer Spitze anwendet. 
[Dr. Becker in Mtlnchen hat durch den Versuch 
sich flberzeugt, dass bei der Adspiration aus einer 
fest verschlossenen Flasche doch Luft zwischen 
Kantile u. Kork eindringt (Jahrbb. CLXXI. p. 165) ; 
abaolut dflrfte demnach die Verhtttung des Luftein- 
tritts in das Gelenk wobl kaum Hein. ] Ausserdem 
kaun man auf diese Weise die Kapsel ganz oder 
ziemlich ganz entleeren, man vermeidet die Blutung, 
der Schmera ist Auseerst gering und die 4rdegftng 
eines erbArtenden Verbandes ist unncSthig. 


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VI. Chirnrgie, OphtUalmologie u. Otiatrik. 


Die Operaiaonsmethode, deren sich Rasmussen 
bediemt, besteht im Wesentlichen darin, dasa wkhrend 
der Auspumpung , oberhalb und unterhalb der Ge- 
schwnlst, Heftpflasteretreifen angelegt und nach und 
nach fester angczogen werden, so dass auf diese 
Weiae die Flussigkeit gegen die Kaniile bin gedringt 
wird. Den Einstich macht E. am hussersten Eande 
der Patella nach oben. Wenn die Entleerung voll- 
endet ist, wird die StichOffnung mit in styptisches 
Collodium getauchter Charpie geschlossen und der 
letzte Heftpflasteretreifen in der Mitte angelegt, so 
dass auf diese Weise gleichzeitig bei der Operation 
der Compreasionsverband angelegt wird. Ausaerdera 
legt R. noch eine RoUbinde an und l&sst das Glied 
in absolute!' Rube. 

R. theilt die Fftlle , die er auf diese Weise be- 
bandelt liat, mit ; in den ersten beiden war die Krank- 
heit w&hrscheinlich gonorrhoischen Ursprungs. 

1) Der 87jahr. Kr. hatte action fruher 2mal an An- 
sammlong im rechten Knie gelitton und 3 und 5'/s Mon. 
lang llegen mussen. Am 28. April 1872 wurde der Kr. 
im Conununehoepital aufgenommen wegen fflotzlich auf- 
getretener Ansammlung im rechten Knie mit heftlgen 
Schmerzen (14 T. vorher war ein akuter Tripper mit In- 
Jektionen beseitigt worden). Es bestand bedentende Qe- 
sohwnJst dea Knics mit starker Ausdehnung der Kapsel; 
spontane Schmerzen bei ruhiger Lage bestandcn nioht. 
MUtels der Adspiration wurden am 1. Mai 90 Grmm. 
klebrige grunllche Flussigkeit entleert, am 6. Mai 80 
Gnnm., wonach die Kapsel vollstandig entleert erschien. 
Am 8. Mai land sich nachAbnehmen desVerbandea keine 
Spar von Ansammlung. Leichtes Oedem des Fusses nnd 
Unterscbenkels , das am 8. Mai vorhanden war , schwand 
aebr raach. Am 10. Mai konnte der Kr. obne Schmerzen 
mit einem Stocke gehen. Am 18. Mai trat aber das Ge- 
fobi von Schwere im linkenKnie auf, am 19. Mai Schmerz 
beta Auftreten und Ansammlung. Am 20. Mai warden 
40Grmm. einer gelblichgrauen, faatgallertartigen Flussig- 
keit entleert und am 2. Juni 80 Grmm. die Ansammlung 
trat nioht wieder auf, aber nach einigen Tagen fuhlte man 
einen beweglicben Korper in der Kapsel , der immer 
kieiner wurde and endlich ganz verechwand ; wahrschein- 
lieh handelte es sioh um ein durch geringen Blutaustritt 
bei der Adspiration erzeugtea Fibrincoagulum. Am 
10. Jnnl konnte der Kr. am Stocke gehen. Der Ergnss 
kehrte aicht wieder nnd der Kr. wnrde am 20. Juni ent- 
laaeen. 

2) Ein 16jShr. Bursche , der vor 3 Mon. an Tripper 
behsndelt worden war, wSbrend weloher Zeit aich Ergusa 
im linken Kniegelenk entwickelt hatte , wurde wiederholt 
an Reeidiven dea Kniegelenksergusses hehandelt. Am 
16. Oct. 1872 wurde die Punktion mit Adspiration sns- 
gefUhrt. wobei 40 Grmm. klebrige Flussigkeit entleert 
•warden. Am 20. Oct. musste die Adspiration wiederholt 
werden ; die entleerte FlfisslgkeitBmenge hetrug 30 Grmm . ; 
era cute Ansammlung von FlBssigkeit wurde durch Mas- 
sage beaeitigt. 

Wenn bei akiitem Gelenhrheumaiismus die Ge- 
lenkentzttndung sich auf ein einzelnes Gelenk be- 
schrAnkt oder dooh vorzugsweise ein Gelenk, nament- 
licb das Kniegelenk , bef&llt , wahrend andere uur 
leicht und vortlbergehend ergriffen werden, und wenn 
bei den gebriuchlichen Behandlungsmetboden die 
Anagmmlung nicht raach verschwindet und chronisch 
zu werden Keigung zeigt, dann halt R. die subcutane 
Adjuration ebenfalls fttr indicirt. Er theilt 3 Fille 
mit. 


3) Der 46 J. alte Kr. hatte zuerst Geschwulst in bei- 
den Fnasgelenken gehabt, die sich bald wieder verlor ; es 
schwollen nun heide Kniee an , das rechte schwoll rasch 
wieder ab , aber am linken nahm die Geschwulst zu und 
trotzte der Anwendmtg von Jodtinktur und Compression. 
Bei ruhiger Lage hatte der Kr. keine Schmerzen , wohl 
aber bei passiveu Bewegungsversuchen ; aktive waren 
kaum m5glich. Temperatur und PuLsfrequenz waren er- 
hflht. Mittels Adspiration wurden 40 Grmm. gelblicher 
klebriger Flussigkeit entleert , aber nicht der ganze Er- 
guss. Die Qbrig gebliebene Ansammlung, die sich nach 
raehreren Tagen durchaus nicht vermehrt hatte, wurde 
dnrch Massage beseitigt. Gleich nach der Adspiration 
war Temperatur und Pulsfrequenz gesnnken. 

4) Bei einem 42j5hr. Frauenziramer trat voruber- 
gehende Schwellung anderer Gelenke und zunehmende 
bedeutende Schwellung im rechten Knie mit sehr heftigen 
Schmerzen und Ficber auf. Mittels der Adspiration wur- 
den 75 Grmm. Flussigkeit entfernt, worauf die Schmerzen 
nach! lessen , der Erguss vermehrte sich wieder und die 
Geschwulst hatte bald ihre frfihere Grosse wieder er- 
reicht. Die Kr. musste vor der Heilung entlassen werden. 

6) Der 19jahr. Kr. lilt an Geschwulst , Empfindlioh- 
keit und heftlgen Schmerzen in beiden Fuss-, Knie- und 
Hiiftgelenken , besonders heftig war das linke Kniegelenk 
befallen. Das Fieber war nicht sehr bedeutend. Nach 
der Adspiration, durch die 30 Grmm. Flussigkeit entleert 
wurden , waren eine kurze Zeit nach deT Operation die 
Schmerzen heftig, nahmen aber sehr bald ab. Die Punktion 
wurde nur am linken Kniegelenk vorgenommen , weil in 
den andern Gelenken die Ansammlung zu gering war. 
Nach der Adspiration war zwar immer noch etwas Flflssig- 
keit im Gelenk , sie nahm aber rasch ab nnd verachwand 
bald ganz. 

Dass im letzten Falle die Schmerzen nach der 
Adspiration zunahmen, lag nach R. htichat wafar- 
scheinlich daran, dass anfangs der Vereuch gemacht 
worden war , mit einer Messingnadel in das Gelenk 
einzudringen , was nicht gelungen war. Uebrigens 
halt R. die Adspiration bei GeLenkrheumatismus nor 
fttr ein Palliativmittel, das nur dann zw Anwendung 
kommt , wenn der Erguss sehr betr&chtlich and der 
Schmerz sehr heftig ist. 

In den beiden ttbrigen vonR. angefllhrten Fallen 
handelte es sich um akute oder chronisohe Hydarthrose 
ohne bek&nnte Ursache. 

6) Bei dem 73 J. alten Kr. waren ohne bekannte 
Ursache pl5tzlich in der Naoht heftige Schmerzen im 
rechten Knie aufgetreten. Die Kapsel war sehr gespannt 
und empflndlich gegen Beruhrung. Die Schmerzen raubten 
dem Kr. den Schlaf. Nach der Entleerung von 25 Grmm. 
Flussigkeit nahmen die Schmerzen bedeutend ab und 
horten bald ganz auf, anoh der Ergnss erzeugte sioh nicht 
wieder. Eine Verdickung der Kapsel wnrde durch Mas- 
sage beseitigt. 

7) Ein 44jahr. Kr., der an einer chronischen Nieren- 
krankheit litt, zeigte am rechten Knie eine schon sett 
langerer Zeit bestehende Geschwulst, die durchaus nicht 
schmerzhaft war und die Bewegung nicht wesentlich hin- 
derte. Mittels der Adspiration wurden 65 Grmm. serfiser, 
gelblicher, etwas klebriger Flussigkeit entfernt. Es blleb 
nur wenig Flussigkeit zurtck , die mittels Massage be- 
seltigt werden sollte. Znr Zeit der Mitthellnng war der 
Fall noch nicht vollstandig abgelaufen, aber die Ansamm- 
lung schien geringer geworden zu seln. 

In keinem von alien diesen Fallen zeigte sioh 
nach der Adspiration irgend eine Spur von Entcttn- 
dung. Wenn vorher grosse Empfindlichkeit dea Ge- 
lenks und heftige Schmerzen vorhanden geweaen wa- 
ren, liessen sie nach. Alle Flussigkeit auf einmal zu 


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VI. ' Chirnrgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


entfernen, gelingt allerdings nicht immer, doch hat 
B. aus Vorsicht diess auch nicht erzwingen wollen, 
rumal da der Rest leicht mittels Massage beseitigt 
werden kann. R. will dnrchans nicht die Adspiration 
gleich in jedem Palle von vorn herein angewendet 
wissen, Bondem r&th, erst die gebrkucklichen lokalen 
Behandlungsweisen zu versuchen and erst dann, 
wenn diese unwirksam bleiben, soli man zur Adspira- 
tion grcifen , diese indessen nicht zu lange verschie- 
ben , um so leicht sich einstellende , oft langwierige 
Entztlndungen zu vermeiden. 

Oberarzt Holmer (Hosp.-Tidende XV. S. 169. 
173. 177. 181. 185. 1872. — Nord. ined. ark. 
V. 2. Nr. 15. 8. 24. 1873) zieht in den vorgerflck- 
tern Stadien chroniacher deatruktiver Kniegelenka- 
lcranklieiten mit Senkungsabscessen oder ohne solche 
die Besektion der Punktion oder Incision vor, da 
die letztem nicht ohne Gefahr sind und man spftter 
doch noch oft zur Rescktion seine Zufiucht nehmen 
muss. Auch in den frtlhem Stadien ist nacli H. die 
Resektion indicirt , sobald der destmktive Charakber 
der Krankheit zu erkenneu ist, weil durcli sic die 
Heilung beschleunigt wird. H. wendet T e x to r ’ s 
halbmondftSrmigen Schnitt an und durchsiigt das 
Femur von vorn nacli liinten, die Tibia hingegen von 
hinten nacli vorn mit Butcher’s Sage ; er excidirt 
die Patella, entfernt die suppurirenden und infiltrirten 
Kapseltheile so viel als moglich u. macht ausgiebige 
Incisionen in Senkungsabscesse mit naclifolgender 
Drainage. Soweit miiglich wendet H. bei der Opera- 
tion streng das antiseptische Verfaliren nach Lister 
an, doch hat dieses den Nachtheil, dass die fort- 
wkhrende Ueberrieselung der Wundflachen mdglichcr 
Weise eine noch nicht gestillte Blutung verdeckt. 
Zur Unterbindung benutzt H. antiseptische Catgut- 
ligaturen, zur Vereiuigung der Knochenenden Silber- 
drahtsuturen , die mit einem Drillbohrer angelegt 
werden, in welchem sich eine Rinne wie in einer 
Hohlsonde, zur Aufnahme des Drahtes, befindet. 
Statt des Gipsverbandes , den H. ftlr diese Ftllle 
nicht empfiehlt, benutzt er eine hohle Blechschiene 
mit Fasssttick und Seitenklappen am Kniegelenk, 
die zugleich die Suspension leicht ermdglicht. Die 
Knochenn&hte bleiben liegen, bis sie sich selbst 
Ibsen oder biB die Ankylose vollstftndig fest ist, dann 
wird eine einfache Holzschiene in der Kniekehle an- 
gelegt. Holmer theilt (1. c.) 4 Ftllle mit und fllgt 
neuerdings (Hosp.-Tidende 2. R. II. 1. 2. 3. 1875) 
3 weitere Ftllle hinzu. 

X) Ein 8 J. alter Knabe litt Beit 2 J. an fungdser Ge- 
lenkentziindung mit Zeretorung der Gelenkknorpel , ober- 
flachlicher Caries der Gelenkenden u. Congestionsabscess 
an der aussern Seite des Oberschenkels. Am 7. Juli 1871 
wurde die Resektion ausgefuhrt , wobei vom Femnr 
und 1 / 4 * ' von der Tibia entfernt wurde. Die Fossa patel- 
larie , die oberflachliche Caries zeigte , wurde mit der 
Rugine abgeschabt. UngefShr 3 Mon. nach der Operation 
hatte sich feste knbcherne Vereinigung gcbildet. Bel der 
Entlassung, am 30. Juni 1872, ging der Kr. gut und ohne 
jede Stiitze, aber eine kleine Fisteloffnung war noch nicht 
verbeilt. Die Verkurzung an dem operirten Beine betrug 
etwa 2 Ctmtr., die Atrophic der Muskeln war nur unbe- 


deutend. Spiter Jedoch betrug die Verkflrzung 4 Ctmtr. , 
ob sie sich im Lanfe der Zelten noch bedeutender hermus- 
stellen werde, liess sich nioht bestimmen. 

2) Ein lljahr. Knabe litt nach einer Verletznng aeit 
2 J. an einem cariosen Process an der Patella mit Durch- 
brnch in das Gelenk und darauf folgender Kniegelenks- 
entztlndiing , rcichlicher Entwicklnng von Grannlationen, 
Eiterinflltrationen In den LIgamenten nnd Decnbitnage- 
schwuren an den Gelenkknorpeln. Bei dor am 9. Nov. 
1871 ausgefilhrton Resektion wurde das tielenkende des 
Femur entfernt , der Sagcsclmitt wurde durch den obera 
Theil der Fossa so gelcgt, dass nach hinten zu etwas von 
den knorpeluberkleideten Enden der Condyli fibrig ge- 
lassen wurde. Von der Tibia wurde eine dfiiine 8 cheibe 
abgesagt. Eineu Monat nacli der Operation hatte sich feste 
kndclieme Vereiuigung gebildet. Ende Juni 1872 bestand 
feste knbeheme Ankylose, der Kr. konnte ohne Stiitze 
gehen, die Verkurzung betrug etwa 2 Ctmtr. und wurde 
auch im Laufe der nachsten Jahre nicht bedentender. 
Die Atrophic an der operirten Extremitat war nur sehr 
unbedeutend. 

3) Ein 4'/, J. alter Knabe war im Alter von l'/i J., 
als er noch nicht gehen konnte , znm ersten Male in Be- 
handlung gekominen. Das rechte Knie hatte ohne be- 
kannte Veranlassung eine ziemlich im rechten Winkel ge- 
liengtc Stellflng cingcnomnien ; es war in geringem Grade 
geschwollcn und nur heschrankt bewcglich gewesen , An- 
samnilimg oder Selimerzeu in deinselben konnten nicht 
nachgewicsen werden. Nach einige Monate langer Be- 
handlimg init Scliienen war die Hteltung gut und das Kind 
begann mit dcin Beine aufzutrctcn. Nach 1 J. aber hatte 
das Knie wietler die gebeugte Stcllung eingenommen and 
diessmal war die Geschwulst bedeutender , namentlich an 
den Seitcn des Lig. patellae inferius. und die Bewegungen 
erregten sehr heftigen Schmerz. Es wurde ein Gipsver- 
band angelegt und das Kind mit demselben entlassen. 
Als aber der Gipsverband abgenommen wurde, beugte 
sich das Knie von Neiiein und wurde schmerzhaft. Oefter 
wiederholteu sicii derartige Erkrankungen und jedeemal 
wurde Besserung erzielt ; allmalig aber wurde der Zn- 
stand doch immer scbliminer und bei der letzten Auf- 
nahmc, am 9. Oct. 1872, war es zur Eiterung, zumDurch- 
brnch der Kapsel und zur Biidung eines Congestions- 
abscesses am Schenkel gekommen. Nach Anwendung 
von Punktion, Oipsverband, Adspiration, Inspiration und 
Gewichtaextension wurde am 7. Mai 1873 znr Resektion 
geschritten. Dio Kapsel fand sich dabei sehr verdickt. 
ebenso das umgebende Gewebe , die Gelenkflkche fur die 
Patella carios , die Knochenaffektion erstreckte sich nach 
u n ten bis zwischen die Condylen des Oberschenkels nnd 
auch etwas nach oben , da ging aber der Process nicht 
sehr in die Tiefe. Vom Femur wurden die Gelenkenden 
entfernt mittels eines durch die Condylen gehenden Schnit- 
tes , von der Tibia brauchte nur eine dunne Scheibe ent- 
fernt zu werden. Von den verdickten Kapseltheilen wur- 
den einige ezstirpirt. Die Kapsel war nach oben zu 
dnrchbrochen. Die Knochenenden wurden mit 8 iiber- 
drahtsuturen vereinigt und durch eine von fruher vorhan- 
dene Incisionsoffnung wurde eine Drainagerohre von der 
Kapsel aus nach aussen gefuhrt. Am 16. Aug. wurden 
die Knochensutnren entfernt und am 22. Sept, hatte sich 
knocherne Ankylose in schwach gebeugter Stellung ent- 
wickelt. Die Verkurzung betmg etwa 3 Ctmtr. und im 
Jan. 1874, wo der Kr. entlassen wurde , bestand feste 
kn5cherne Ankylose -, das Bein war gut brauchbar. 

W&hrend bei Kindern H. stets gute Resultate 
nach der Resektion des Kniegelenks erzielt bat, 
waren die Resultate bei Erwachsenen weniger gut. 
In 2 von den 4 Fallen , in denen H. die Resektion 
ausfilhrte , wurde spitter doch noch die Amputation 
nftthig, allerdings waren in diesen beiden Fflllen 
auch ungtostige VerhAltnisse vorhanden. Die von 


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VI. Chirargie, OphthaLmologie n. Otiatrik. 


H. mitgetheilten Fklle • die Erwachsene betrafen, 
sind folgende. 

4) Eine 36 J. alte Frau litt seit 2 J. an Entzundung 
ties linken Kniegeienks mit Senkungsabscess langs der 
Sehne des Biceps zum Capitulum fibulae. Die Resektion 
wurde am 17. Nov. 1872 vorgenommen , die Knochen- 
enden waren carios, die hintere Kapsel war dorchbrochen. 
Das Femur wurde hart an der obern Greuze der Gelenk- 
flache abgesagt, von der Tibia wurde nur eine dunue 
Scheibe weggenommcn. Nach 4 Mon. bestand noch reich- 
liche Eiterung und Vereinigung war noch nicht zu Stande 
gekommen. Die Kr. war hektiscli ufid zeigte Syuiptome 
beginnender Lungentuberkulose. Spater mueste die Am- 
putation des Oberschenkels ausgeffihrt werden , nach 
vrelcher die lleilung ohtie Storung erfolgte. 

6) Bei der SOjahr. Kr. hatte vor 8 J. das rechte Knie 
anzuschwellen und beim Gehen zu schmerzen begonnen, 
2 J. vor der Aufnahme wurde nach cinem Stoss an das 
kranke Knie die Geschwulst bedeutender , Schmerz und 
EntziiDdung nahinen zu und bald konnte Pat. mit dem 
kranken Fnsse nicht mehr auftretcn. Bei der am 11. Jan. 
1874 erfolgten Aufnahme zeigten sich die aktiven Be- 
wegungen des lioktirten Knies sehr beschrankt u. schmerz- 
haft, die Muskeln desOber- undUnterechenkels atrophirt, 
die Weichtheile odematfis inflltrirt. Das kranke Bein 
zeigte sich gegen das gesunde uni 7 — 8 Ctmtr. verkiirzt. 
Die Geschwulst am Knie hatte zum Theil die Form der 
Kapsel, eine schwainmige Consistenz und rcichtc eine 
Hand breit fiber das untere Femurende hinauf , unterhalb 
der Patella fand, sich fiber die ganze Vorderllache des 
Knies ausgedehnt , wie auch in der Kniekchle Ansamm- 
long mit Fluktuation, von Blutextravasat herruhreud, wie 
eine Probepunktion ergab. Der Unterschenkel war nach 
unten und ausseu luxirt, so (lass die Gelenktlache des 
Femur stark nach voru prominirte und ziemlich deutlich 
dnrch die Geschwulst gefuhlt werden konnte. Die Tibia 
besass abnorme Bewegliclikeit nach aussen. 

Dnrch wiederholte Incisionen wurde zwar viel Eiter 
entleert, aber keine weitere Besserung erzielt. Am 30. Jan. 
wnrde die Resektion ausgeffihrt, wobei man ausser Eiter- 
anaammtung noch reichliche Granulatiousmassen fand. 
Die innern und die seitlichen Ligamente waren fast ganz 
verscbwnnden ; die Gelenktlache des Femur war vonKnor- 
pel entblost und stark carios, eben so wie die Gelenkflache 
for die Patella. 1 las Gelenkende der Tibia fand sich eben- 
falls stark carios , uberall von Knorpel entblost , nur ein- 
zelneStellen erschienen glatt, eburnirt, wie abgeachliffeu. 
Da der cariose Zustand der Tibia und die Entbldsung von 
Periost bis unter die Tuberositas reichte , musstc der 
Schnitt in dieser Hohe geffibrt und auch die Gelenkflache 
der Fibula abgetragen werden. Auch die Patella fand 
sich, nachdem sie exstirpirt worden war , von Periost ent- 
blfist und carios. Die Sagellachen passten gut auf einan- 
der, nur die an der Tibia war von aussen nach innen etwas 
selling. Die Knochenenden warden mitSilberdrahtsaturen 
vereinigt. 

Anfangs waren zwar Ausaichten auf gunstigen Ver- 
lauf vorhanden , bald aber stellte es sich heraus , dass die 
Vereinigung der Knochenenden, unter dem Einflusse eines 
Allgemeinleidens (Miliartuberkulose), sich nicht einstellte, 
Eiterung und Grannlationen nahinen ein schlechtes Aus- 
sehen an und es inusste zur Amputation geschritten wer- 
den. Die ganze Extremitat war stark odematos, nament- 
lich waren die obern Theile sehr stark gescliwollen , aucli 
Lappen und Weichtheile an der Amputationsstelle (dicht 
fiber den Oberechenkelcondyien) waren stark odematos 
inflltrirt. Vor der Amputation wnrde E sm arch's Apparat 
znr Blutspaning angelegt und es war wahrend der Opera- 
tion fast gar kein Blutverlust eingetreteu. Wahrend der 
ganzen Operation hatte die Pat. volistandig ruhiggeathmet, 
der Puls, der gleich anfangB schwach gewesen war , hatte 
nur zu Ende etwas abgenommeu. Nach Beeudigung der 
Operation wurde die Chioroformirung eingestellt. Etwa 
10 Min. Oder linger danacb . ala die Kr. in das Bett ge- 


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schafft werden sollte , collabirte sie plotzllch ; es gelang 
zwar , den Collapsus theilweise zn bekampfen , aber er 
stellte sich bald wieder ein, nach abermaliger Bekampfung 
desselben collabirte die Kr. zum 3. Male und starb auf 
dem Operationstische , 3 / 4 Std. nach der Amputation. 
Elektricitat und Transfusion wurden zuletzt vergeblich 
versucht. Die Sektion ergab ausgedehnte Thrombose in 
den Zweigen der Lungen&rterie. 

Den Werth der Resektion nacli dem Ausgange 
zu bemessen , wie er in den beiden letzten Fallen 
ytattgefunden hat, hebt H. hervor, ware unbillig, 
denn im 4. Falle wurden die Verhaltnisse ungilnstig 
gestaltet durch eine besondere Disposition zu Knochen- 
leiden (auch das Os ilei dextruni war cariQs) , im 
5. Falle bestanden innere Erankheiten , die sicher 
vor der Operation schon vorhanden waren. 

6) Ein 18 J. alter Meusch litt seit 3'/, J. an chrou. 
fungbser Entzundung des linken KniegelenkB mit Abscess 
an der Vorderllache des Sehenkels. Bei der am 16. Dec. 
1871 ausgeffihrten Resektion fand man die KapHel durch- 
brocheu , die Gelenkenden durch Caries zerstort , ausser- 
dem Subluxation der Tibia nach hinten und aussen. Es 
wurde 'It" vom Femur und von der Tibia entfernt. 
Im April 1872 hatte die Vereinigung zwischeu den Gelenk- 
enden gutc Fcstigkeit erlaugt , aber erst im Sept, konnte 
Pat. mit Krficken gehen. Die Verkfirzung betrug etwa 
6 Ctmtr. , die Atrophie war nicht unbetrachtlich. Spater 
klagte der Kr. fiber Schmerz an der Vorderllache des 
Knies und nach Erweiterung von 2 noch bestehenden 
Fisteloffn ungen konnte tnan in eine mit scliwammigem 
Gewebe geffillto Uohle in der Femnrepiphyse geiaugen ; 
das schwainmige Gewebe wurde mit dera scharfeu Lfiffel 
ausgekratzt, die Wandungen der Uohle waren glatt und 
fest, nur nach obuu etwas weich. Unter antiseptischer 
Behandlung machte die Ueilung rasche Fortschritte. Die 
Verkfirzung blieb dieselbe. Der Kr. konnte sein Bein gut 
gebraucheu. 

7) Bei der 2.3 1 /, J. alten Kr. bestand eine Synovitis 
hyperplastic* granulosa, deren Anfange sich erst etwa 
2 Mon. vor der am 29. April 1872 erfolgten Aufnahme 
gezeigt hatten. Das linke Knie zeigte bedeutende Ge- 
schwnlst, hauptsachlich in der Uingebung der Condyli 
tibiae ; die Geschwulst war uberall weich und elastisch, 
nirgends fluktuirend. Das Knie befand sich iu ieichter 
Beugung und konnte nicht volistandig gestreckt werden. 
Aktive Bewegungen waren kaum moglich , passive nur 
beschrankt und schmerzhaft. Nach Anwendung von Ge- 
wichtsextension trat Besserung ein , aber bald verschlim- 
merte sich das Leiden wieder und es bestand nun abnorme 
Lockerheit des Knies in der Seitenbewegnng desselben. 
Nach Gewichtsextension und spater Gipsvcrbaud erfolgte 
wieder Besserung, doch konnte dicKr. nicht ohne Schmerz 
mit dem kranken Fusse auftreten. Im Dec. 1872 trat 
Fieber mit heftigera Kopfschmerz, Apathie, Erbrechen 
auf ; Uirnsymptome fehlten , blutige Sputa wurden nur 
einen Tag lang ausgeworfen , unter der rechteu Clavicula 
fand sich geringe Dampfung und etwas abgeBchwachte 
Respiration. Wahrend dessen verschlimmerte sich auch 
der Zustand des Knies wieder. Djc Geschwulst, die 
fibrigens nicht bedeutend war , befand sich unterhalb des 
Knies zu beiden Seiten des Lig. patellae inf. und fiber dem 
innern Theile des Caput tibiae. Die geriugsten Bewegun- 
gen und der leiseste Druck erregten heftige Schmerzen, 
zuletzt waren Schmerzen auch spontan vorhanden , Atro- 
phie der Muskniatur und leichtes Oedem am Sehieubein 
stellten sich ein. Da sich der Allgemeiuzustand etwas 
bes8erte, wurde am 6. Febr. 1873 die Resektion ausge- 
fuhrt, tiei der man die Kapsel und das dieselbe umgebende 
Gewebe in speckige Masseu umgewandelt fand, besonders 
am obern Ende der Tibia und des Lig. pat. inf. ; Eiterung 
oder Abscessbiidung bestand nicht , dagegen fanden sich 
ausgebreitete Ulcerationen von unregelmassiger Form an 


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VI. Chirnrgie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 


•leu Geienkknorpeln , nicht sehr tiefgehcnd nnd nnr an 
einem beschrilnkteD Theile der innern Condylen des Fe- 
mur nnd tier Tibia den Knoehen cntblosend , dor Oelenk- 
knorpcl hatte nuT stcileuwciBe seine glatte Beschaffenheit 
verloren und war gelblich atrophirt. Die Ligg. erne, fan- 
, dpn sich stark infiltrirt mit reiehliehen Granulationsmassen. 
Sowohl Tom Femnr als auch von der Tibia wurden nur 
dunne Scheiben abgesagt, die Patella wurde exstirpirt: 
die dereelben entspreehendo Oelcnkflache am Femur fand 
BichinitGranulationsgewebeausgcfullt. Schouani 27. April 
zeigte sich beginnende Vereinigung der gut auf einander 
passenden nnd mit Silberdrahtanturen befestigten Resek- 
tionsenden. Unter Fieberbewegungen trat im Juni Eiter- 
senkung ein, die durcb Lneisionen und Drainage hehandelt 
wnrde, dann Erysipelas migrans, aber Anfang September 
war gate , feste , knficheme Vereinigung der Resektions- 
enden etngetreten. Schlusslich erfolgteHeilungmit4Ctmtr. 
Verkurzung und vollkommener Brauchbarkeit des nor in 
ganz leichter Flexion stebenden Heines. 

Seved Ribbing (Hygiea XXXV. 6. S. 319. 
1873) theilt einen Fall von Tumor albus des Knie- 
gelenks mit, in welchem die Resektion des Knie- 
gelenks ausgefUkrt und Heilung erzielt wurde. 

Der 12jfthr. Kr. wurde im Krankenhanse von Citn- 
brishamn am 12. Juni 1872 aufgenommen. Vor mebr als 
3 J. hatte der Kr. einen Hnfschl&g an das reehte Knle 
bekommen, das, gleieh naeh der Verletzung gar nicht ge- 
schont, nach •/* J. schmerzhaft, geschwollen und steif 
wnrde ; das Leiden nabm rasch zn, so dass der Kr. zulctzt 
nnr noeh mit Krfieken gehen konnte. Bei der Anfnahme 
zeigte sich in dem kranken Knie Ankylose im hdehsten 
Grade der Flexlonsstellnng, bedentende Anschwellung nnd 
gerlnge Empflndlichkeit des ganzen Kniea, Hnbluxation 
der Gelenkflache der Tibia , Fixirung mid Verwachsung 
der Patella mit dem CondylnB extemns. Die Extension 
wurde dureh die Verwachsung in dem Gelenke gehindert, 
Muskelcontraktnr bestand nicht , beim Versncbe der Be- 
wegnng hatte Pat. heftigen Schmerz im Gelenk. An der 
iinssern Seite des Condylus ext. befand sich ein 8 Tage 
vor der Anfnahme anfgebrocbenes langliches Geschwur, 
von der Grosae eines Specicsthalers, mit nnebenen, unter- 
minirten Randern ; ans tliesem Geschwur floss sparUeher 
dfinner Eiter, auf dem Bodcn desselben befauden sich 
gangTfinescirende grauweisse Hindegewebsfetzen ; berm 
Son dir en geiangte man in den vom Condylus extemns inn* 
gebenen Theil der KniegelenkshShle. Nachdem einige Zeit 
lang Carbolfil und Uraschlage angewendet worden waren, 
reinigto sich das Gesohwur , es floss nur noch wenig gut* 
artiger Eiter ans, aber Heilnng trat nicht ein. 

Am *25. Aug. wnrde die Resektion vorgenommen bei 
unvollstSndiger Narkose des Kr. (bei atarkerer Narkose 
begannen Respiration und Puls ansznsetzen) nnd nnter 
Anwendung der CarbolzerstSnbung. Der Schnltt wnrde 
bogenformig vom von der Spitzc des einen Condylus bis 
zum andern gefBhrt. Bei EriVffnting des Kniegelenks find 
man in dlesem eine Menge grauweiase sehwartige Massen, 
am imtem fiussem Theil des Condylus intern us eine wall- 
nussgrosse, mit dickem Eiter geffillte AbscesshBhle, welehe 
Jedoeli nur In dem Knorpel lag nnd die Knochensnhstanz 
nirgemla angriff. Die Patella war mit dem Condyhw dnreh 
sehwartige Blndegewebsmassen fest verwachsen, dieSSge- 
schnitte wurden oben gleieh oberhalb der Fossa intercon- 
dyloidva , parallel mit den Gelenkflfichen des Femur, und 
unten dicbt unterhalb des Gelenkknorpels der Tibia ge- 
ffihrt. Als die HageflSehen anf einander gepasst werden 
sollten, zeigte sich, dass wegen Contraktnr der Beuge* 
musket ir eine Streekung dea Kniegelenks fiber 120° nicht 
mOglich war, so dass die Sebnen der Muskeln subcutan 
dnrchschnitten werden mussten ; aneh danach war noch 
kelne Streekung mSgllcb nnd Ribbing sah sieh znletzt 
gen&thlgt, noeh ein Stfick vom Obersehenkel nnd eta 
Stfick von der Tibia abzus&gen und erst dann gelaflg es, 
die Sigeflfichen zn adapttren. Bei dem letzten Operations* 


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akt wnrde anch die Patella weggfenommen. Die Reaktion 
nach der Operation war nicht unhedeiiteml , aber nnter 
antiseptischer Behandlung maclitc die lleiiung doch bald 
gute Fortschritte. Die Knocbenendeii bcilteu sozusauunen. 
dass Rotation , Abduktion und Adduktion von der ganzen 
Extremitat ausgefGbrt wurden , doeh zeigte sich , wenn 
der Kr. im I.iegen sein Bein erhob, eine sehr geringe 
lteugiing in der Knicgegend. Es wurde deshalb ein Stutz- 
apparat an das Knie gelegt , der dem Kr. gestattete , uiu- 
berzugchen , anf ebenem Boden sogar nur mit Hfilfe des 
Storkes. Das Bein . an dem die Resektion ausgefuhrf 
worden war, blleb naturlieh etwas verkurzt. 

In derEpikrwe liebt R. hervor, dasa eine gewalt- 
same Streekung bei der bedentenden Featigkert der 
Ankylose nicht indicirt erechien ; die Amputation 
wtlrde zwar jedenfalls eine raschcre Heilung herbei- 
gefillu*t haben, aberR. versuclite die Resektion einee- 
tlieils deshalb, weil die Angehdrigen des Kr. die 
Amputation vermieden zu wissen wflnschten, andern 
theils der gnten Resultate wegen, die er von der- 
artigen Operationen ini Comnulnehospital in Kopen- 
liagen geselien hatte. 

Wegen Ankylose tm Knieyelenk, die nach einor 
Verletzung des Gelenks sich gebildet hatte, fHhrte 
Prof. Mesterton (Upsala Ifikarefbren. fbrhandl. 
XI. 5. S. 377. 1876) die Resektion aus bei eineoi 
8 J. alten Knaben. 

Der Kr. hatte dnreh emen Axthieb eine von der Knie»- 
scheibe sc brag nach unten nnd iunen gehende 2“ tango 
und 1" tiefe Wunde erhalten. Von einem Ante war ale 
mitNfihten verschlossen nnd ein Schienenverbandangolegt 
worden ; Nfihte n. Verband wurden aber von einer Qnaek- 
salberin entfernt. Als sich der Znstond wleder veTSCbllm- 
mert hatte, wnrde wieder arztiiche Hfilfe gesneht. Naeh 
der Heilnng war das Bein etwas flektirt, aber nnr in leicb- 
tem Grade, nach einem Obcrechenkelbrnch wnrde aber 
die Betigung immer schiimmer. Mb znletzt der Unter- 
schenkel in reehtem Winkel gegen den Obersehenkel ge- 
beugt und zngleich die Extremitat nach innen rotirt war. 
Die Bewegliehkeit im Kniegelenk war aufgehoben; die 
PateUa war unbewegiich nnd sass an der Vorderseite dea 
Femnr mitten zwischen beiden Condylen , die vengrfiesert 
waren und eine Menge UnebenheRen zeigten. Die Hast 
am Knie war gespannt und etwas gertthet . aber Schmerz 
oder Empflndlichkeit bestand nicht am Gelenke. Der AH- 
gemeinznstand des Kr. war gut. 

Am 12. Nov. 1876 wurde die Resektion auageftlltrt. 
Vor der Operation wnrde ein Gipsverband on den Fuss 
und den untera Theil des Unterschenkels gelegt. Nacb 
der ErofThung des Gelenka fand sich sowobl die PateUa 
alB die Tibia rrrittels Knoobengewebe mit dem Femnr rer- 
wachsen. Vom nntem Ende des Femnr wnrde ein keH- 
fOrmiges Stuck (mit der 3 Ctmtr. breiten Basis nach vom 
und der Spitae nach hinten) abgesagt , wobei der untere 
Theil der Patella mit weggenommen wnrde, von der Tibia 
ein ahniiches . aber kleineres Stfick , dessen Basis nnr 
1 Ctmtr. gross war. Diess genfigte jedocb noch nicht, am 
das Bein vollstandig strecken zn konnen , deshalb mussto 
nacbtrfiglich noch ein dfinner Keil vom Femnr abgesfigt 
werden. Die Blntung ans den 8ageflfiehen war nicht ge- 
ring und wurde mit kaitem Waaser gestillt. Nach Znsam- 
menpassen der Knochenenden nnd Verschlnss der Wunde 
mit Nahten wnrde der sebon vor derOperation begonnene 
Gipsverband vollendet bis mrLeistengegendunddasGlied 
anf ein Planum incllnatnm gelagert. 8 pater wnrde ein 
Fenster in den Gipsverband an der Wnnde gemacM und 
diese mit Asepflo [Borsinre; s. Jahrhb. CLIV. p. 811] 
verbunden. Der Verlanf war gut , wahrend des ganzen 
Heilungsprocesses trat kein einaiger stdrender Zufall aaf 
and im Jannar war die Wnnde vollstftndlg geheiit, der 
Gipsverband wurde Ende Jan. 1876 abgeno mm en mid 


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VI. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


(lurch eine Binde eraetzt. Der Kr. konnte an Krflcken 
gehen , das Bein war gestreckt and nicht ganz 4 Ctmtr. 
kurzer als das andere und der Kr. hatte weder Schraerz 
noch Empflndlichkeit im Knie , wenn er aufzutreten ver- 
auchte. 

In 3 von Nicolaysen (a. a. 0. S. 101. 165. 
166) mitgetheilten Fallen von ansgedehnter Er- 
krankung des Kniegelenks musste die Amputation 
des Oberschenkelx , im letzten Falle im Kniegelenk 
nach Gritti, ausgefuhrt werden. Im ereten Falle 
bcstand kndc/ierne Ankglone. 

1) Der 13 J. alte Kr. wurde am 2. April 1872 mit 
bedeatender Anschwellung am linken Knie aufgenominen, 
die sich uber den ganzen Oberschenkel und fiber den 
grossten Thcil des Unterschenkels erstreckte, am meisten 
vorragend war sie an der innern Seite in der Gegend der 
Condylen des Femur und der Tibia ; beide Condylen er- 
schieuen deutlich verdickt; bei Dmck von oben nach 
anten an den Seiten der Patella filhlte man Andentung 
von Fluktuation. Die ganze Extremitat war empfindlich 
bei Bcruhrung, am meisten an der innern Seite deB Knie- 
gelenks, aktive Bewegungen erregten keine besonders 
grossen Schmerzen, wcnn sie langsam ausgefuhrt warden. 
Die Erkrankung bcstand zur Zeit der Aufnahme erst seit 
G Tagen. Die Fluktuation wurde deutlicher und auage- 
breiteter. Nacli Incisionen entleertc sich Eitcr und man 
fuhlte den obern Theil der Tibia in elner Ausdehnung von 
ungeiahr 3" blosgelegt. In der folgenden Zeit warden 
wiedcrholt Absccsse geoffuet und es bcstand reichliche 
Eiterung aus den verschiedenen Oeffnungen, wodurch der 
Kr. sehr geschwacht wurde ; aus einer Fisteloffnung an 
der ausBern Seite des Unterschenkels , einige Zoll unter- 
balb deB Knies, wurden Sequester entfernt, von denen der 
grosste etwa 1*' lang and l 1 breit war. Bei der am 
26. Juli ausgcfiihrten Amputatio femoris tr&nscondylica 
tanden sich erweichte Thrombenmassen in den VV. popli- 
taeae. Ein AbscesB an der binenseitc crBtreckte sich auf- 
warts bis zum mittlern Drittei des Oberschenkels. In der 
Folge bildetc sich Decubitus am Kreuzbein , Diarrhoe 
stelltc sich ein und Oedem am rechten Beiue und unter 
rasch zunehmender Abmagerung erfolgte der Tod am 
23. August. 

Bei der Seltion fand man Nekrose des Obersehenkel- 
knochens, kasige Ablagerungen in der einen und Embolie 
mit hamorrhagischem Infarkt in der andern Lunge, Throm- 
bose der Vena cava inferior , der V. iliaca und femoralis 
dextra. 

Bei der Untersnchung des amputirten Bernes fand 
man knficherne Ankylose im Kniegelenk, hanptsachlich ent- 
wickelt an den innern Condylen. Die Ubertlache des Con- 
dylus int. tib. nekrotisirt, matt gr&ulichweiss, ohne Knor- 
pelbekleidnng, znm Theil ansgehohit, derCondy lus war lialb 
abgeliSst. In der Tibiadiaphyae lagen 2 grosse abgeloste 
Knochenstucke , uberall von eitrig iaflltrirtem Grannla- 
tionsgewebe nmgeben. Ausserdem fand sich eine Abscess- 
hohle unter dem innern Kopfe des Gastrocnemius, welche 
dnrch verschiedene Fistelgange mit der Umgebnng der 
Sequester communicirte. 

2) Ein lO'/j .1. altes Madchen wurde mit starker 
Geschwnlst am Knie and am nntem Theile dee Ober- 
achenkels am 1. Sept. 1872 aufgenoromen. Die An- 
schwellung betraf znm Theil die Weichtheile, hauptsach- 
lich aber denKnochen an beidenFemurcondylen bisgegen 
die Mitte des Femur hin. Oberhalb der Patella befand 
sich ein grosses Geschwur mit verdickten and nnregel- 
massigen , unterrainirten Kandern, der Boden war mit 
livid en Papeln besetzt, nicht empfindlich und leiclit blu- 
tend. Durch eine darflber beflndliche , '/»" lange Spalte 
konnte die Sonde bis in das Kniegelenk eingefuhrt werden, 
traf aber nicht auf blosgelegten Knochen ; bei Druck floss 
daraus eine klare , zahe Flfissigkeit in reichlicher Menge 

Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 3. 


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ab. Am Capitnlnm fibulae befanden sich 2 flstul&se Ge- 
schwfire , durch welche die Sonde in verschiedenen Rich- 
tnngen mehrere Zoll weit eingefnhrt werden konnte, aneh 
in das Kniegelenk. Die Tibia war nach aussen rotirt und 
etwas nach hinten subluxirt. Das Kniegelenk stand in 
rechtem Winkel uud konnte nicht mehr als bis zu 100° 
extendirt, aber vollstandig flektirt werden. Bei der Ex- 
tension , die keine besondem Schmerzen verursachte, 
fuhlte man die Muskeln an der Hinterseite des Schenkels 
straff and verkurzt. Die Affektion hatte vor 3 Jahren 
ohne bekannte Veranlassung begonneu ; die Oeffnung an 
der Aussenseite des Knies bestand seit 1 Jahre, die an 
der vordem Seite erst Beit 14 Tagen. Mitnnter hatte die 
Kr. in der Nacht heftige 8chmerzen in den Knien. 

Am 23. Sept, wurde die Amputation des Ober- 
scbenkels mittels Cirkelschuitt ausgcfiibrt. Am 7. Dec. 
war die ganze Wundfliiche geschwollen und weisslich be- 
legt. Fieber und Delirien stelltcn sich ein, spfiter Wund- 
heit im Mnnde und Hachen und Durchfall und erst 3 W. 
nach der Operation begann das Befinden sich zu bessern. 
Am untern Theile des Knochenstumpfes eatwickelte sich 
Nekrose , danach zog sich die Wumle zuaammen und 
heilte. 

S) Der 6jahr. Knabe hatte nach dem Scharlachfleber 
Geaehwulst und Schmerz im linken Knie bekommen, naeh 
etwa */ 4 J. , 8 Tage vor der am 17. Jnli 1872 erfolgten 
Anfnahrae, wnrde ein Abscess unter dem Knie am Sohien- 
bein geoffnet. Das Bein wnrde im Kniegelenk etwas fiber 
einen rechten Winkel gebengt gehalten. Die Geschwalst 
nahm das ganze Kniegelenk ein bis zur Insertion der 
Kapsel, sie war gespannt , fluktnirend nnd sehr empfind- 
lich , die darflber beflndliche Ilaut war von erwelterten 
Venen dnrchzogen, am Schienbein, etwa 1“ unterhalb 
des Kniegelenks. befand sich eine Fistelflffnnng, die Innern 
Condylen des Fomnr nnd dor Tibia schienen geschwollen. 
Jede Bewegung vemreachte Schmerzen. Ein Gipsverband 
wurde angelegt mit einem Fenster, dnrch welches hin- 
dnrch die in das Gelenk fuhrende Fistel gespalten , das 
Gelenk mitCarbolwasser ausgesptilt, dann wnrde einCar- 
bolsanreverbaud u. eine Eisblase aufgelegt wnrde. DaEi- 
tersenkung eintrat u. der Zustand trotz wiederholter Inei- 
-sionen n. Drainage sich verschliinmcrte, wurde am 8. Oct. 
die G r 1 1 1 i'sche Amputation ausgefuhrt. Die Amputations- 
wnnde heilte nur theilweise und der Stumpf schwoll an 
nnd wnrde empflndlioh , der Allgemeinznstand ling aa zu 
leiden und am 9. Nov. starb Pat. an Meningitis tubercu- 
losa. 

Bei der Untersuchnng des amputirten Beincs fand 
sich, dass von der stark verdickten Synovialis aus liberal! 
fungflse ProHferationen sich fiber die Gelenkflachen ver- 
breiteten ; der Knorpel an den Gelenkflachen war durch- 
broefaen und stellenweise ganz zerstort. An der Gelenk- 
flache der Tibia fand sich im Condylus interims eine Ver- 
tiefnng und in deren Grund cin erbseugrosses, halb abge- 
lostce nckrotischesKnochenetuckchen, nicht von vielEiter 
umgeben , noch rothlich nnd gleich unter der Obcrflache 
liegend . Fistelkanale im Knochen bestanden nicht , anch 
keine deutliche purulente Infiltration. 

Hieran reihen wir 2 Falle von Gelenkmduaen 
im Kniegelenk, in deren einem der freie Kdrper zu- 
fSUlig auf der Anatomie bei der Sektion entdeckt 
und von Prof. v. Dtlben (Hygiea XXXVI. 5. 
Svenska lakares&Usk. fiirh. 8. 100. 1874) in der 
Schwedischen Gesellschaft der Aerzte vorgezeigt 
wurde. Der Kdrper aass im linken Kniegelenk am 
innern Condylus, war oval, 17 Mmtr. breit und 22 
lang, scheibenfbrmig , weissglftnzend und giatt und 
lag frei im Gelenk. An der untern und innern Seite 
des Condylus erternus femoris fand sich ein Sub- 
stanzverlust, der nach Form und GrOsse ziemlich 

36 


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282 VI. Chirurgie, Ophthalmologic a. Otiatrik. 


der Gelenkmaus entspracli , die zum grossen Theile 
aus Knochen , umgeben von einer ungeformten kOr- 
nigen Masse, bestand. v. D. nimmt an , dass der 
GelenkkOrper aus deni Snbstanzverlust im Femur 
stammte, und zwar koDnte er bei demSitze des Sub- 
stanzverlustcs wohl kaum durcli eine iussere Gewalt 
abgelbst worden sein, sondern diess war wahrechein- 
lich in Folge eines begrenzten nekrotischen Processes 
zn Stand e gekommen, wovon sich auch an der be- 
treffenden Stelle Spuren auffinden liessen. Das Ge- 
lenk zeigte sonst nichts Krankhaftes. 

In dem andern Falle wurde von Sddermark 
in Mariestad (Om lasarettsvftsendet i Sverige aar 
1874, af Med.-Radet Dr. 0. F. Halliiu Hygiea 
XXXVII. 12. S. 683. 1875) die Entfernung mit- 
telt direkler Incision bewirkt. 

Der 36 J. alte Kr. hatte Beit mebreren Jahren einen 
bewegllchen Korper ini Kniegelenk bemerkt, den er durch 
verschiedene Manipulationen an die Oberflache bringen 
konnte und der deutlich fublbar war. Er hatte Gr5sse 
und Form einer grfissern Mandel. Die Beschwerden, die 
der Korper verursachtc, veraniassten den Kr. , sich der 
Operation zu unterziehen. Der KSrper wurde an der aus- 
sern Seite des Kniegelenks so hocli oben flxirt , als diess 
die Kapsel erlauhte, etwa einen /.oil nach obcn davon 
wurde die Incision gemacht und mittels eines Tenotom 
die Kapsel gespalten ; da es aber nicht moglich war, den 
K5rper durch den Schnitt aus der Kapsel herauszudrficken 
und 8. daran daehte, dass der Korper einen Stiei haben 
konne , wurde direkt auf ihn eingeschnitten , wobei es 
jedoch nicht gehindert werden konnte, dass etwas Luft 
in das Gelenk cindrang. Der K5rper konnte nun init 
Leichtigkeit ausgezogcn werden u. zeigte sich ungcstielt. 
In den ersten Tagen nach der Operation bildete sich ein 
nicht unbedeutender Erguss in das Oelenk, aber ubrigens 
ohne entzundliche Erscheinungeu. Nach 1 Woche, wah- 
rend welcher energische Antiphlogose angewendet wurde, 
war das Knie wieder in vollkommen nonnalem Zustande, 
doch wurde der Kr. vorsichtshalber erst nach ein Paar 
Wochen entlassen. Das Oelenk war in jeder Hinsicht 
normal and vollkommen beweglich. 

Fussgelenk. 

Prof. J. A. Hst lander (Finska l&kareskllsk. 
iiandl. XVI. 1. S. 28. 1875) ftlhxte in einem Falle 
von Erkrankung des Fussgelenks die subperiosteale 
Resektion desselben aus. 

Der 18 J. alte Kr. hatte Ende Dec. 1870 beimGehen 
Schmerzen im rechtcn Fussgelenk bekommen u. bemerkt, 
dass der Innere Knochel geechwollen war. Einige Wochen 
daranf ging ein Abscess am aussern Knochel auf und der 
Kr. konnte kaum auftreten und zuletzt gar nicht mehr 
gclien. Am 3. Sept, fand E. das ganze Gelenk bedentend 
geschwollen, mehrere Eistelgsinge leiteten auf erweichten 
Knochen, die Gelenkendcn beider Uuterschenkelknochen, 
namentlich der Tibia, waren stark aufgetrieben. Am 
16. Sept, wurde die subperiosteale Kcsektion des Gelenks 
ausgefuhrt, wobei ein l’heil von der Gelenkflache des 
Astragalus und 6 Ctmtr. vom untern Ende jedes der bei- 
den Unterschenkelknochcn weggenommen wurden. Die 
letztern Stfickc bestanden nur aus diinnen Schalen, hyper- 
amisches Mark enthaltend. Unter Dchandliing mit dem 
Gipsverband schritt die Heilung ohne Zwischenfalle vor- 
w&rts und schon nach 2 Mon. war Knochenneubildung ein- 
getreten. Das Gelenk wurde zieuilich normal, nur Flexion 
und Extension blieben eingeschrankt. Der Kr. lernte 
ohne Stfitze auf ebenem Boden gehen. 

Die Exartikulation des Fussgelenks nach Syme 
ftlhrte Nicolayaen (a. a. 0. S. 1081 in folgen- 
dem Falle aus. 


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Der 20 J. alte Kr. wurde am 2. Jan. 1872 aufge- 
nommen mit einer Geschwulst, die den ganzen Fussrficken 
und den Sussem Fussrand nnd den Malleolus extemus des 
linken Fusses einnabm , am meisten prominirte die Ge- 
schwulat einen Zoll vom aussern Fussrande und etwas 
nach hinten von der Tuberositas ossis metatarsi quinti. 
wo sich ein etwas langliches Goschwur mit ausserst ge- 
ringer Sekretion befand. Die Haut fiber der Geschwulst 
war etwas heiss, intensiv rosenroth gefarbt. Die Uni- 
gebung des Geschwflrs war empfindlich gegen Druck, nn- 
mentlich nach innen und hinten. Mit der Soude konnte 
man ziemlich 1 Zoll weit in die Tiefe dringeu und ent- 
blosten rauhen Knochen fuhlen in grosser Ausdebnung. 
wenn man die Sonde in schriiger Richtung nach oben 
fflhrte. Beim Versuch , mit dem kranken Fusse aufzti- 
treten, hatte der Kr. Schmerzen, ebenso bei starker 
Flexion und Extension des Fusses, die Schmerzen hatten 
namentlich im Gelenk zwischen Calcaneus und Os cnboi- 
deum ihren Sitz. Die Affektion hatte 8 Wochen vor der 
Aufnahme mit Schmerz und Empiindlichkeit an der Stelle 
begonnen, wo sich das Geschwur befand, im Laufe eines 
Monats nahm die Geschwulst zu. Bei einer 14 Tage vor 
der Aufnahme ausgefuhrten Punktion war nach Aussage 
des Pat. nur Biut, kein Eiter entleert worden. In der 
iinken Leiste und an der linken Seite des Halses fand aich 
je eine geschwoliene Druse. Nach Erweitemng derWunde 
konnte man ffihlen, dass das Os cuboidenm und das vor- 
dere Ende des Calcaneus blosgelegt und nekrotisch waren. 
und dass das Gelenk zwischen bciden Knochen erSffriet 
war. — Am 20. Jan. wurde das nekrotische Os cuboidenm 
entfemt, Anfang Febmar hatte sich unterhalb und vor 
dem Malleolus intemua Fluktiiation gebildet und man 
konnte hier eine Sonde fuhlen, die man durch die Oeffnnng 
am aussern Fussrande einfuhrte. Es wurde eine Incision 
gemacht und ein Setaceum durchgeffihrt, das aber nach 
cinigen Tagen wieder entfemt werden musste. Nach 
oiner ncuen Incision glcich unterhalb des Malleolus inter- 
nus wurde etwas dunner Eiter entleert. In der Oeffnung 
am aussern Fnssrande entwickelten sich luxurirende Gra- 
nulationen und man fuldte Mitte Marz von derselben aus 
den Caicanus und den Talus blosgelegt. Am 25. Marz 
wurde die Exartikulation des Fusses nach Syme ausge- 
fuhrt. Der Verlauf nach der Operation war im Ganzen 
ziemlich gut. Am 22. Juii wurde der Kr. entlassen. 

Bei der Untersuchung des exartikulirten Fusses fand 
sich die Oberflache des Calcaneus rauh und nneben, von 
Periost entbldst, der Knochen selbst ziemlich morsch, der 
gross te Theil des Proc. ant. war durch Nekrose unter- 
gegangen, von einer Gelenkflache fand sich keine Spur. 
Die 8telle, wo das extrahirte Os cuboideum gesessen 
hatte, war von Granuiationsgewebe ausgeffiilt. An der 
Gelenkflache des Caput tali zeigte sich der Knorpel zer- 
stort, ebenso an der entsprechenden Gelenkflache des Os 
navicuiare. Die Ossa cuneiformia waren morsch und 
leicht mit dem Messer zu schneiden , an ihren Gelenk- 
tiachcn zeigte sich ZerstSrung desKnorpels, nur die gegen 
die Metatarsalknochen gerichteten Gelenkflachen erschie- 
nen unversehrt. 

In einem andern von Nicolaysen (a. a. O. 
S. 121) mitgetheilten Falle wurde die Pir og of 
sche Operation zugleich mit der Tenotomie der 
Achillessehne gemacht. Der Fall hat ansserdem 
noch besonderes Interesse insofern , als er zeigt, 
dass Albuminurie, die in dem Falle bestand, eine 
Amputation nicht contraindicirt , da dieselbe kurze 
Zeit nach der Operation zurdckging und fast ver- 
schwand. 

Bei dem 22'/, J- alten Kr. waren vor 10 Mon. erst 
Schmerzen, dann ausserdem Geschwulst im linken Fnss- 
gelenk aufgetreten , spater offnete sich ein Abscess am 
Malleolus intemus nnd dann einer nach hinten nnd oben 
vom Malleolus extemus. Bei der Aufnahme fand sich ab- 


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283 


VI. Chirurgie, Ophthalmologie a. Otiatrik. 


norrae Beweglichkeit hn Qelenk and Crepitation an den 
Gelerkenden. Der Kr. hatte auaserdom Husten and fiber 
der ltnken Lungenspltze erechlen der Perknsalonsschall 
etwae gedampft and hoher. Der Harn enthlclt ziemlich 
viel Eiweiss. Ea wurde die Pirogoff’sache Operation 
mit Tenotomie der Aehilleaaehne ansgeffihrt. Nachdem 
der Fersenlappen ruit Suturen befestigt war, wurde ein 
Gipsverband angelegt, der den nntern Wnndwinkel frei 
lieas. Wabrend die Heilung der Wnnde gut vor aich ging, 
verscbwand die Albaminarie fast ganz , der Zuetand der 
Lnngen verschlimmerte aich nicht. Im 3. Mon. nach der 
Anfnahme etarb der Kr., wabrecheinlich an tuberkulfiser 
Meningitis. 

Bei der Unteranchnng dea amputirten Fuasea fand 
man die obere Gelenkflache dea Astragalus mit ziemlich 
dicker Granulationamaaae bedeckt und darin eine Menge 
bis stecknadelkopfgroaser Korner, die kleinen Tuberkeln 
ahnlich sahen , unter dem Mikroskope aber aich als fett- 
kfimiges Orannlationagewebe erwiesen. Der Knorpel war 
meistentbeile verschwunden , die Knochenflache nneben, 
ziemlich locker nnd morsch. Nekrotische Herde f&nden 
sich nirgenda. 

Nach dem Tode dee Kr. wurde die Sektion nicht ge- 
atattet, doch konnte man sich wenigstens mittels Abnahme 
einee Stuckes yom Knochenatumpf fiberzengen , daee die 
Sageflachen dee Proc. post, calcanei and des Unterschen- 
kels dureh festes flbrSsee Gewebe mit einander verwach- 
een waren. 

Ohne Operation erfolgte die Heilung in folgendem 
Falle von Anlhrocace pedis, den Hicolayaen 
(a. a. 0. S. 123) mittheilt, durch Entfernung der 
den caridsen Knochenflnchen ansitzenden kleinen 
abgeldslen Knochenlheilchen mittels einee gedrehten 
Tampons. 

Der 40 J. alte Kr. hatte im Alter von 14 J. Schmer- 
zen und Geschwulat mit Abscessbildung am linken Fuss- 
gelenk bekommen , erst nach 3 Jahren schlossen sich die 
Fiateln. Bis 4 J. vor der Aufnahme war nichts Krank- 
haftes an dem Gelenk vorhanden geweaen auaaer Unbe- 
weglichkeit, dann stellten sich aber wieder Schmerzen 
und Abscessbildung hinter dem Malleolua extern ua ein. 
Bei der Aufnahme bestand bedeutende Geschwulat am 
Fnssrficken , am Fussgclcnk und am untern Theile des 
Unterschenkels. An der aussern , der hintern und der 
innern Selte dee Fussgelenks bestand je eine Fistel , die 
auf entblosten Knochen fubrten ; nach Erweiterung der 
Fiateln fiihlte man mit dem Finger rauhen und zum Theil 
morschen Knochen aowohl am untern Gelcnkrande der 
Tibia , als auch am hintem Rande des Astragalus und an 
der obern Flache des Proc. post, calcanei. Nachdem ein 
Paar grossere Sequester entfernt worden waren , wurde 
ein flngerdicker feat gedrehter Tampon einige Male rasch 
vorwarts nnd rfickwarts in aagender Bewegung gezogen 
und auf diese W'else wurde eine Menge kleiue Knoehen- 
stuckchen entfernt. Nach Verlauf einca Monate ffihlten 
sich die caridsen Knochentificben ganz glatt an and er- 
schienen mit festen Granulationen bekleidet, die hinterc 
Flache des Astragalus ausgenommen, von der inderaelben 
Weise noch einige kleineKnochenstfickchen entfernt wur- 
den. Bald waren alle vorher cariosen Knochenflachen 
mit guten Granulationen bedeckt. Dann wurde eine Drain- 
rdhre eingelegt; nach 14Tagen konnte derKr. am Stocke 
gehen, er wurde geheilt entlassen nach einer Behandlung 
von nnr wenig fiber 3 Monaten. 

Nicolaysen empfiehlt dieae namentlick bei 
spongiiisen Knochen (besondera im Hand-, Knie- und 
Fussgelenk) anwendbare Methode der Entfernung 
feiner Knochensplitterchen als sehr bcachtenswerth. 
Die geaunden Knoclientheile werden dabei gar nicht 
oder nur in aehr unbedeutendem Maaaae gerieben 
und die kleinen Splittercben aetzen aich leicht in dem 


Gewebe des Tampons fest. In einem Falle hat N. 
nach dieser Behandlungaweise ein cariOaea Fusage- 
lenk normale Form und vollat&ndige Beweglichkeit 
wieder gewinnen aehen. 

In einem andern Falle von Erkrankung dee 
Fussgelenks, in welchem zngleich auch Osteomyelitis 
der Tibia bestand, muaate Nicolayaen (a. a. 0. 
S. 100) die Amputation des Unterschenkels aus- 
ftthren. 

Bel dem 18jihr. Kr., der am 4. Juni 1872 anfgenom- 
men wurde , war die Unke Unterextremitat vom Knie an 
abwarts stark geschwollen , besonden bedeutend war die 
Geschwulat am Fnssgelenk, und zwar am allermelsten an 
der innern 8eite. Die Ilaut fiber der Geschwulst war ge- 
spannt, roth undglanzend, besondera am Fussgelenk. Am 
ganzen Fnssgelenk, hanptsacblich an der prominlrenden 
Stelle fiber dem Malleolus, ffihlte man Flnktuation. Der 
Kr. hatte l'/i Mon. vor der Aufnahme einen heftigen 
Stoss an dieinnereSeitcdesKnochelserlitten, bemerkens- 
werthe Schmerzen aber nicht sofort danach , sondern erst 
seit 13 Tagen gehabt, wobei sich gleichzeitig die Ge- 
scliwnlst und Frost eingcstcllt hatte. Am 6. Juni wurde 
eine Incision nach oben nnd vorn vom Malleolus gemacht, 
wonach Eiter ahtioss und blosgelegter Knochen gefublt 
wnrde. Am 18. Juni hatte sich fiber dem Malleolus in- 
ternus und in dessen Umgebiing cine nlccrirende Flache 
von der Grusse eines Handtellers gebildet, die durch die 
ganze Dicke der Ilaut ging; init dem Finger konnte man 
bis auf den blosgelegtcn Malleolus dringen ; am 18. Joni 
war das Fussgelenk croffnet und man fand die -untere 
Epiphyse der Tibia blosgelegt und abgelost. Am 23. Juni 
wnrde die Ampntation in der Mitte des Unterschenkels 
mittels Girkelschnitts ansgeffihrt. Durch Gangran dea 
Amputationslappens entstand eine chronische Osteomye- 
litis and die llcilang ging laugsam von Statten. Mehrere 
Hauttransplantationen mussten gemacht werden. An der 
linken Hand entstand ebenfalls Eiterung, weshalb eine 
Incision gemacht werden musste. Erst am 30. Nov. 
konnte der Kr. entlasaen werden. 

An dem amputirten Fusse ffihrte von der erwlhnten 
Ueschwfirsliae.he aus ein sinnoser, zum Theil mit Eiter 
gefullter Kanal In das Fussgelenk , in der Umgebung be- 
standen einige klcine Eiterherde. Der Malleolus internns 
hing nur locker mit der Tibia zusammen, mehrere abge- 
loste Theile desselben waren mit den Weichtheilen ent- 
fernt worden. Die Gelenkflachen im Fussgelenk waren 
fast iibcrall von Knorpel cntblost, in der Synovialia fand 
sich Geschwulst und In.jektion. Die untere Tibia-Epi- 
phvse hatte sich vollstandig von der Diaphyse abgelfiet, 
an der tirenze des abgelosten Epiphysenknorpels zeigte 
sich eine missfarhige , eitrig infiltrirte Zone , auch welter 
oben in der Tibia fand sich ein osteomyelitischer Herd, 
von dem aus man mit der Sonde weit abwarts, aber nicht 
bis in das Fnssgelenk gelangen konnte. Im Talo-Calca- 
nensgelenke fand sich am Calcaneus elu erbsengrosser 
Defekt im Knochen, im Talo-Navicnlargelenke von beiden 
Knochen der Knorpel abgelSst und der Knochen darimter 
stark injicirt (Osteitis). "Bei der mikroskop. Untersuchung 
eines Stfickes Knorpel aus dem letzteren Gelenke fand 
man starke Theilung der KnorpelkOrper. 

489. Zar Behandlung der OefBoage- 
echwdlste ; von Prof. E. Bergman n. (Dorpat. 
med. Ztachr. VI. 1. p. 31. 1875.) 

Das8 nicht eine Operationamethode ftir alle An- 
giome pasaen kdnne, 1st leicht begreiflich. Sie bieten 
achon in ihrer ftusaern Erscheinung genug Verachie- 
denheiten dar, aber anch innerhalb der beiden groa- 
aen Gruppen , der Teleangiektasien und der oaver- 


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284 


VI. Chirtirgie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 


nteen Angiome, wird die Besonderheit des einzelnen 
FaUes fflr das einzuschlagende Verfahren maass- 
gebend sein. 

Die cavern (5sen Angiome entwickeln sich wold 
meist aus einem angebornen Naevus, der ursprtlnglich 
im Niveau der Haut lag und aus einem feinen Gcf&ss- 
netz bestand , spfttcr sich Ober die Haut erhob und 
zugleich in die Tit le wuchs. In fortgesclmttenem 
Zustanci findet sich dann eine bis hlllinereigrosse Ge- 
schwnlst mit verdilnnten Hantdecken und deutlich 
dnrchschimmenidcn rflthlichen Flecken, die mit ihrer 
Basis in das subcutane Gcwebe gedrungen ist- , sich 
jedoch, da sie selbst weich und coinpressibel ist, 
niclit scliarf abgrenzen lUsst. Bei Druck verkleinert 
sie sich merklich und Iftast einen lappigen Ban er- 
kenncn. Fflr diese ilussern cutanen und meist glcich- 
zeitig aubcutanen Gef&ssgesckwOlste empfieldt B e r g- 
mann besonders seine Behandlungsweise. 

Gewolinlich fmdcn hier die Galvanopunktur oder 
die Einspritzung von Liq. ferri sesquichlor. Amven- 
dung. Beide Mcthoden ftthreu zwar ziun Ziel , sind 
jedoch nicht ungeftthrlich. Bei der Anwendung der 
Nadeln kann es allzuleicht von Hautverschorfungen 
aus zu Eiterung in der Tiefe kommen. B. aah bei 
einem Madchen , dem er innerhalb 6 Wochen durch 
Galvanopunktur ein grosses Angiom zum Schwinden 
gebracht hatte , naeh der letzten Sitzung Eiterung, 
die zu Ofterfcn Incisionen ndthigte , eintreten. In 
einem andern Fall trat schon nach der 1. Sitzung 
eine geftlhrliche Phlegmone auf, die sogar das Leben 
bedrohte. Dass nach Injektionen von Eisenchlorid- 
lfisung wiederholt pldtzlicb der Tod eingetreten ist, 
ist bekannt. 

Seit Einfilhrung der kttnstlichen Blutleere wird 
man bei Geschwfllsten an den Extremitaten haufiger 
zum Messer greifen als bisher. Jedoch ddrften in 
der blutleeren Geschwulst die Grenzen gegen das 
gesuiide Gewebe sich bedentend verwischen. Bei 
derartigen Gescliwttlsten im Gesicht und Hals, wo 
Blutungen , die oft schou nach dem ersten Schnitt 
zum Aufgeben der weitem Operation zwingen, nicht 
zu vcrmeiden sind , schlllgt B. , nach Analogic des 
V erfahrens von Langenbeck’s bei Hftmorrhoi- 
dalgeschwtllsten, die Anwendung des Gluheisens vor. 
Schon wfthrend der Applikation desselben gerinnt 
das Blut in den Venen und die intensive Hitze macht 
die Thromben so fest, dass sie nicht leicht zerfallen 
und bis zur split erst erfolgenden Abstossung des 
Brandschorfes Zeit haben sich zn organisiren. 

B. klemmt die Geschwulst mit v. Langenbeck’s 
Isolirzange oder der von Krassowsky zum Fassen 
und Halten des Stieles von Ovarialtumoren angegebe- 
nen Zange an der Basis so weit als mbglich ab. Die 
Geschwulst raht dann auf den platten Branchen der 
Zange, die dnrch eine Klemmvorrichtnng geschlossen 
ist. Die Umgebung wird durch nasse Compressen, 
die fortwihrend mit eiskaltem Wasser benetzt wer- 
den , vor der Einwirknng des Gltlheisens geschtltzt. 
Die Geschwulst wird langsam mit dem Gltlheisen so 


weit abgebrannt, dass sich schlttsslich nur noch ein 
liuearer trockner fester Schorf zwischen den Bran- 
chen der Zange befindet. Als Beleg flir die Vor- 
theile seines Verfahrens theilt Vf. folgende Fille 
mit. 

Ein 17jahr. Madchen war mit einem nur wenig er- 
babenen , kaum bohnengrossen , dunkelblan gcfarbten 
Flecke an der rcchten Seite der Oberlippe geboren wor 
den , der limner grosser wurde und aus der Umgebung 
hervortrat , so dass schlnsslich die Oberlippe , besonderr. 
rechterseits , rfisselformig verlangcrt fiber die Unterlippc 
herabhing. Die Oberlippe bildete hier einen blanliehen 
hfihnereigrossen Wulst mit giatter, von Gefassraniiflkatio- 
nen durchsetzter Obertiache. Der Tumor liess sich ziem- 
licb leicht comprimiren und man fuhlte zwischen den zu- 
sammendruckenden Fingern cinzelnc hartliche Strange. 
Die Grenzen der Geschwulst waren gegen Oberlippe und 
Wange au der Haut - u. Schleiinhautscite vcrwischt, doch 
liess sich dieselbe bis gegen den Nasenfifigel vcrfolgen. 
Die Geschwulst wurde mit der Kras so wsky 'schen 
Zange etwas oberhalh der Grenze von Dippenroth gegen 
auszere Haut abgeklenimt. Sie schwoil prall an und 
wurde , wahrend die Umgebung durch nasse Compressen 
geschutzt wurde , langsam bis auf einen linenren Schorf 
zwischen den Zangenarmen abgebrannt. Es folgte weder 
eine lokale noch allgemeine Reaktion. Nach <> Tagen be- 
gann die Abstossung des Seborfcs. Mit derselben uud der 
Ueberhautung der Granulationen bildete sich aueii die 
fruherc Verdickung der betreffenden Lippenhalfte zurfick, 
ja die Stelle der Verschorfung sebrumpfte so zusammen, 
dass ein seichter Einkniff am Lippenrande entstand , der 
durch eine weitere Operation ansgefullt wurde. 

Ein 2jahr. Madchen war mit einer Teleangiektasie 
fiber dem linken Dcltoideus , ein paar Querfinger breit 
nnter dem Acromion, geboren worden, welche selir schnell 
wuchs. Vf. fand eine Geschwulst von Hfihnereigrdssi' 
mit zahlreichen rothen Flecken und erweiterten Venen * 
bedeckt. Die Phlebektasien zogen fiber die Schulter, 
durch dieFossa supraclavicu laris in dasGebietdcraussern 
Jugularvene. Die Grenzen nach der Tiefe und den Sei- 
ten waren verechwommen, bei Druck verklcinerte sich die 
Geschwulst und fuhlte sich gleichmassig an. Uuter Nar- 
kose wurde der grfisste Theil des Tumor mit der L a n - 
genbeck’Bchen Zange abgeklemmt und dann versengt. 
Ueber den Schorf wurde der Lister’scbe Verband ango- 
legt. Als das Kind erwachte, hatte es keinerlei Schmer- 
zen , spielte ruhig und bewegte sogar die Finger des fest 
an den Thorax gebundenon Armes. Ficber trat bis zur 
vollendeteu Hciluug nicht ein. Der Schorf bestand zwar 
nicht lange als linearer Streif, sondera ging auseinander. 
wurde aber ohne starke Eiterung bald abgestosscn. Mit 
der Vemarbung an derOberfliiehe ging ein Schrumpfungs- 
process in der Tiefe Iland in Hand, so dass nach voll- 
endeter Ueberhautung (innerhalb 6 ’Wochen) jedc Spur 
einer frfiheren Schwellnng oder Ektasie radikal beseitigt 
war. 

Vf. glanbt, dass unter Anwendung deB Lister’- 
schen Verbandes in vielen Fallen eine Vernarbung 
unter dem Schorf zu erzielen sei. Dass sie bei eben 
erwahntem Kind nicht zu Stande kam, war vielleicbt 
Folge der ambulatorischen Behandlnng. Fdr die 
Behandlung in der Privatpraxis wflrde sich Bedeckcn 
des Schorfes mit Salicylwatte , nach Thiersch’s 
Angabe bereitet (am besten ll°/ 0 ) eignen. Die 
Verwendung dieser Verbande ftir die Nachbehand- 
lung der in der angegebenen Weise entfernten Tn- 
moren wflrde die Beseitigung einer grossen Gruppe 
von Angiomen zu einer ebenso radikalen als gef&hr- 
losen machen. (H. MOckel.) 


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285 


VI. Chirnrgie, Ophth&lmologie n. Otiatrik. 


490. Watteverband und Tannin verband ; 
von Dr. Graf in Elberfeld. (Arch. f. klin. Chir. 
XX. 1. p. 195. 1876. *) 

Vf. Bcliildert in der vorliegenden Mittheilung, 
welche in der 1. Sitzung des 5. Congresses der deut- 
schen Gesellschaft fttr Chii'. im April d. J. gemacht 
worden ist, ein seit 16 Jahren bei gewissen Arten 
von Verletzungen mit selir gutem Erfolge von ihm 
gellbtes Verfahren. 

Die erste Empfehlung des Watte verband es scheint 
von L. J. v. Bierkowski, Prof, der Chir. in 
Kaaan 2 ), ausgegangen zu sein. B i. nennt in seinem 
Aufsatze n tlber die Baumwolle als ftusseres antiphlo- 
gist. Mittel“ den Prof. Vanzetti als Erfinder des 
Watteverbandes. Er selbst betont die Nothwendig- 
keit, stets ungebrauchte Baumwolle zu verwenden, 
ihre direkte Applikation auf die verwundete oder 
eiterude Stelle, ohne Salben und Leinwand, sowie 
das Liegenlassen des Verbandes wfthrend der ersten 
3mal 24 Stunden. 

Ausserordentlich lebhaft wurde spftter der Watte- 
verband empfohlen von Dr. Burggraeve in Gent 3 ), 
dessen Methode in R a v o t li einen warmen Vertreter 
fand*). Dieselbe bestand im Weseutlichen in der 
8ofortigen Applikation von mit Watte dick gepolster- 
ten Schienen auf das verletzte Glied und walirte be- 
sonders das Princip der Inamovibilitftt, ohne sich um 
vorhandene Wnnden zu kdmmern. Dadurcli war 
dieselbe bei groseem Hautdefekten und Zersclunette- 
rungen nicht ausfllhrbar und wurde z. B. bei Hand- 
u. Fingerverletzungen nicht angewendet. Diewesent- 
lichste Modifikation, die seine praktische Brauchbar- 
keit ausserordentlich erhohtc, verdankt der Watte- 
verband dem Bocliumcr Knappschaftsarztc Her- 
mann Schulte, dessen er&tc Veroffentlichungen 
(Med. Centr. -Ztg. 1857; Deutsche Klin. I860 5 ) 
leider nur geringe Beachtung fanden. Dasselbe gilt 
von der sehr lesenswerthen Monographie: Beitrage 
zur conservativen Chirurgie (Bochum 1863), in wel- 
cher Schulte Theorie u. Praxis seines Verfahrens 
schildert und von 68 complicirten Frakturen (Hand- 
uud Fingerverletzungen nicht einbegriffen) berichtet, 
von welchen nur eine todtlich, eine mit dem Verlust 
des Gliedes endigte ; doch scheint es sich nicht in 
alien Fallen um Complikation mit Hautwunden 
gehandelt zu haben. 

Wfthrend Burggraeve seine mit Watte ge- 
polsterten Pappschienen so lange als mbglich liegen 
Bess, betont Schulte die Nothwendigkeit, die Ver- 
letzung nach einiger Zeit wieder zu untersuchen. 


') Fur Uebereendnng elnea Sep. - Abzugs dankt ver- 
bindlicbst W r, 

*) Cbirurgische Erfahrungen. 1. Heft. Berlin 1847. 
Vgl. Jahrbb. LVIII. p. 258. 

*) Nouveau syst^me de pansements inaraoviblea. Bru- 
xelles 1847. Aus d. Franz, von Dr. Vo eke. Berlin 1863. 
Vgl. Jahrbb, LXXXIH. p. 330. 

*) Deatscbe Klin. 1873. Vgl. Jahrbb. LXXXV. 
p. 324. 

•) Vgl. Jabrbb. CVH. p, 321. 

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Er legt um das verwundete Glied eine l l /a — 2 Zoll 
dicke Lage Watte, die auch die Wunden gleichmlls- 
sig bedeckt, und comprimirt dieselbe fest durch eine 
Rollbinde. Alsdann folgen mit Watte gepolsterte 
Schienen und nun die tibrigen Requisiten des alten 
Schienenverbandes, Strohladen, Spreukissen u. s. w. 
Watte und Blut verfilzen sich, trocknen ein, oder bei 
mftssig fortdauernder Blutnng wird der Verband bin- 
tig durchtrftnkt , wobei jedoch die das Glied selbst 
umgebende Watte trocken bleibt und nur derWunde 
gegenllber feuclit wird. Dieser Verband wird nach 
4 — 6 Tagen gewechselt ; ist weder Entzllndung noch 
Eiterung eingetreten und sitzt der Scliof fest, so 
bleibt er ruhig an seinem Platze und nur die um- 
gebende Watte wird ernenert; ist Eiterung vorhan- 
den, so wird nach allgemeinen Regeln weiter behan- 
delt : Ceratbedeckung, Gipsverbftnde u. s. w. 

Es handelt sich also bei diesem Schulte ’schen 
Watteverbande um die methodische Anbahnung der 
sogenannten Heilung water einem Schorf, aber avs- 
gedehnt auf grdssere Verletzungen , mag diese Hei- 
lung nun eine definitive werden , oder mag der Ver- 
band als Vorkur die Gefahren der ersten Periode 
vermindern und ftlr die splltere Behandlung gtlnsti- 
■ ere Bedingungen schaffen. 

Diese Methode unterscheidet sich mithin wesent- 
li«h von film lichen; von der Burggraeve ’schen 
durch den regelmftssig vorzunehmentfen gftnzlichen 
oder theilweisen Wechsel des Verbandes; von den 
erhftrtenden Contentiwerbftnden mit Kleister oder 
Gips dadurch, dass bei ihnen der Wechsel viel 
schwieriger und die Eintrocknung der etwa ergosse- 
nen Flttssigkeit (Blut oder Eiter) wegen der mangeln- 
den Verdunstung weit unvollstftndiger erfolgt; von 
den Watteverbftnden anderer Chinirgen dadurch, 
dass dieselben die Wunde zuerst mit Chlorwasser, 
BleiwasBer, Cerat u. s. w. und dann erst iiiit Watte 
bedecken, oder dieselbe sofort dnrch eingesebnittene 
Fenster freilegen und anderweitig behandeln, wo- 
dorch das Princip der Schorfbehandlung wegfilllt. 

Der Able Umstand , dass der so angelegte Ver- 
band durch unvorhergesehene Nachblutungen nicht 
Belten gleich in den ersten Tagen von Blut durch- 
trftnkt wurde, wobei entweder zur Stillung jener 
oder zur Verhinderung der fauligen Zersetzung in 
den nassen Verbandsttlcken ein Wechsel sich noth- 
wendig zeigte und wodurch dann die Vorzllge des- 
selben illnsorisch warden, fllhrte Vf. zu einer Com- 
bination des Watteverbandes mit Tanninpulver. 
Die der Wunde zugekehrte, ihres Leimtlberzuges be- 
raubte Watte wurde messenllckendick mit dem Pul- 
ver imprftgnirt und der Verband imUebrigen wiean- 
gegeben angelegt. Bei nur geringcr Blutnng bleibt 
der so gebildete Schorf vollkommen trocken und 
haftet 4 — 14 Tage (linger hat ihn Vf. noch nicht 
liegen lassen) ; bei betrftchtlichem Blutungen ergiesst 
sich gewOlmlich am 1. Tage eine mftssige Quantitftt 
gelblicher Flflssigkeit (tanninhaltiges Blutserum) in 
die umgebenden VerbandstOcke, deren Eintrocknung 
mit oder ohne nachtrftglich flbergelegte Watte bald 

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286 


VI. Chirurgie, Ophtlialmologie u. Otiatrik. 


erfolgt. Stellt sich nach cinigen Tagen ein Feucht- 
werden des Verbandes ein , so *kann zunftchst durch 
Nachlegen trockner Watte oder dureli Aufgiessen 
von Carbolftl der beginnenden Zersetzung vorgebeugt 
werden, oder es wird bei haherem Grade der Durch- 
feuchtung znm Wechsel des Verbandes geschritten. 
Muss der Vcrband beiVerdacht auf entzllndliche Er- 
scheinungcn, beiSclinierz oderFieber gelOst werden, 
so hat man den grossen Vortheil, dass man, falls die 
Inspektion der Wundrander keinen Grand zur Ent- 
feraung des Schorfes gicbt, diesen selbst sitzen las- 
sen und mit neuer Watte umhUllen kann , olrne das 
Wesen des Verbandes zu tangiren. 

In den ersten 4 — 6 Tagen baftet der Scliorf 
meist nocli ziemlich fest, wird es nothwendig, ihn zu 
entferncn, so bedient man sich des waraien Wassers 
oder besser des Oels (Carbolols). Die Wuude er- 
sclieint dann braunlich schmutzig, mit Tanninparti- 
kelchen bedeckt ; war betrftchtliclie Blutung vorhan- 
den gewesen, so befindet sich zuweilen zwischen 
Schoi-f und Wuude ein brfiuulicher Brei. Vf. hebt 
daher liervor, dass die Blutstilhmg durch Arterien- 
unterbindung nicht zu vernachl&ssigen sei, da die 
Trockenheit und grftssere Haltbarkeit des Schorfes 
durch einen (wenn auch noch so geringen) n&ch- 
trftglicben Bluterguss immerhin etwas beeiutrftchtigt 
wird. 

In den normal verlaufenden Fallen, wo der 
Scliorf am Ende der 1. oder im Laufe der 2. Woche 
entferat wird, lftsst sich derselbe mittels des Spatels 
leiclit und ohne jede Anfeuchtung abheben und unter 
demselben erscheint eine entweder geheilte oder 
granulirende, nur bisweilen mit Eiter bedeckte Ober- 
flaelie. Die dann noch folgende Wundbehandlung 
ist verschieden: offene Wundbehandlung , Ceratbe- 
deckung, Protektive mit Carbolfll, Salicylwatte etc. 

Es liegt also der Hauptwerth auch dieses Ver- 
baudes in der entzttndungswidrigen oder, wie man 
sich heute ausdrllcken bill'd e , antiseptischen Be- 
handlung der ersten, der gefahrdroliendsten oder 
mindestens die Grandlagen ftir die spaterenGefahren 
abgebenden Periode. Ist durch Verklcbiuig oder 
Granulation der Schutz gegen das Eindringen der 
Zersetzungsprodukte gegeben, so ist die nacbfolgende 
Behandluug8methode von geringerer Bedentung. Die 
von den Erfindern des Watteverbandes hervorge- 
hobene Beobachtung , dass FiebeG und Entztlndung 
meist ganzlich fehlten, machte Vf. auch bei dem 
Tanninverbande , so dass er denselben bald auch in 
Fallen angewendet hat, wo er der Blutstillung halber 
nicht nothwendig gewesen ware. Zur Erklarung 
dieses gtlnstigen Verlaufes hatten schon Burg- 
graeve und Schulte die Abhaltung der Luft mit 
ihren Schfidlichkeiten betont ; auch Lister betrach- 
tet bekanntlich die Watte als ein Filter fllr die in 
der Luft suspendirten Partikelchen. Als wichtig fllr 
die Theorie des Tanninverbandes hebt Vf. noch ber- 
vor, dass Prof. Fleck in Dresden in seiner Schrift 
„Benzo£aHure, Carbolsfture, Salicylsfture" dem Tan- 
nin einen so hohen Platz neben und tlber den ge- 


nannten Desinfektionsmitteln anweist. In Betreff 
der ausgezeichneten Wirkung des Tannin als Hftmo- 
statikum erwftlint Vf. einen Fall von Aneurysma 
spurium nach Unterbindung der Art. carotis com- 
munis (in der Berl. klin. Wchnscbr. 35. 1871 von 
Dr. Hopmann mitgetheilt), in welchem ihm durch 
Ausstopfen des Sackes mit Tannin-Tampons die Hei- 
lung gelang. Aehnliche Fftlle, wie z. B. ein Dolch- 
stich in den Unterleib, durch welchen die V. iliaca 
ext. dicht tlber dem Schenkelringe angeschnitten 
war, und bei welchem kolossale Nachblutungen das 
gleiche Verfahren (ebenfalls mit gflnstigem Erfolge) 
erfordert hatten, waren ihm schon frtlher zur Beob- 
achtung gekommen , als er den Tanninwatteverband 
bei den Verletzungen des Arcus volaris in Anweu- 
dung brachte. Der in jeder Beziehung gilnstige 
Verlauf machte die Tanninbehandlungbei den massen- 
liaft ihm zur Behandlung kommenden Maschinenver- 
Ictzungen der Hand und der Finger bald zur Regel ; 
die Zahl der seit 1860 von Vf. so behandelten Fftlle 
mit Knochenverletzung reicht weit tlber 100. In 
keinem frisch zur Behandlung gekommenen Falle 
sind Phlegmonen, Sehnenentztlndungen oder fthn- 
liche Wundkranklieiten aufgetreten. Fieber und 
Schraerz fehlten ganz oder waren sehr leicht. Dabei 
wurde nur das vollstftndig Unbrauchbare , ganz lose 
Knochenstticke, abgerissene Haut- und Sehnenfetzen, 
entfemt ; alles Uebrige , auch wenn es der sichem 
Nekrose verfallen schien , blieb sitzen , nnd oft trat 
noch Conservirung ein , wo man sie nicht mehr fllr 
mOglich gehalten hatte. Nach genauer Reposition 
und Unterbindimg der leicht erreichbaren Arterien, 
aber ohne Sondiren und Untcrsuchen in der Wunde, 
ohne minutiOse Reinigung der durch Kohlentheile, 
Schmutz etc. oft veranreinigten Hant wurde der 
Tanninverband angelegt, die Hand, resp. die einzel- 
nen Finger auf untergelegten mit Watte gepolsterten 
Schienen sorgfftltig fixirt nnd bis zur vollstftndigen 
Dui-chfeuchtnng des Verbandes in Ruhe gelassen. 
Die nothwendig werdenden Correktivoperationen, 
mit Ausnahme der mtlhelosen Entfemung nekroti- 
scher Theile, wurden meist in der 3. Woche oder 
noch spftter ausgeftlhrt. Primftre Amputationen oder 
Exartikulationen der Hand sind gar nicht vorgekom- 
men ; das kleinste gerettete Rudiment erweist sich in 
den meisten Fallen weit vortheilhafter als eine ktlnst- 
liche Hand. 

Der von Thiersch beim Salicylverbande, und 
von Kraske beim Benzogverbande liervorgehobene 
Geruch fehlt auch bei dem Tanninverbande an Hftn- 
den und Ftlssen nicht. 

Bei complicirten Fr&kturen der flbrigen Extre- 
mitftten hat Vf. frtlher fast ansnahmslos den Schulte ’- 
schen Watteverband in Anwendung gezogen, spftter 
auch den Tanninverband da, wo nicht die zu grosse 
Ausdelmung der Hautverletzung den vollstftndigen 
Schorfverachlnss unthunlich erscheinen liess. In 
neuerer Zeit, wo er complicirte Fraktnren des Unter- 
sehenkels gern direkt auf die Watson ’sche Schwebe 
legt , hat er ebenfalls mit sehr gutem Erfolge den 


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287 


VI. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


Tannin schorf auf der von der Gipsbinde freigelasse- 
nen Stelle zur Anwendung gebracht. 

Bei Mamma- Amputationen mit reiner Flkchen- 
wande hat Yf. den Tanninverband sehr zweckm&ssig 
gefunden. Ebenso hat er nach der Entfemung von 
Blutgeschwlllsten , bei welchen die zufilhrenden Ge- 
fesse nur theilweise unterbunden werden konnten 
nnd bei welchen Nachblutung drohte, den fraglichen 
Verband da mit gutem Erfolge angewendet, wo eine 
feste Unterlage Gelegenheit zur Compression bot. 
Nach der Extirpation eines Angiom der beliaarten 
Kopfhant von der Grftsse einer mkssigen Faust, vor 
welcher die dickste zuftlhrende Arterie isolirt nnd 
nnterbunden worden war , dauerte die Blutnng trotz 
der Ligatur von weitern 7 Arterien fort. Der Tannin- 
verband stillte dieaelbe sofort und nach seiner Ent- 
fernung am 12. T. war nur noch eine thalergroase 
glatte, grannlirende Flftche ohne Eiter llbrig. Eben 
so gtinstig war die Wirkung des Tanninverbandes in 
2 Fkllen, in denen unter Anwendung der Esmarch’ - 
schen Blutleere ein phlebogenes Angiom an Vorder- 
arm nnd Hand nnd ein Cancroid an der Ferse ope- 
rirt worden war. 

Fflr Operationen, welche grosse sinudse Wuuden 
setzen, ftlr grdssere Amputationen etc. passt, wie Vf. 
selbst hervorhebt , seine Methode nicht. Die Aus- 
bnchtungen der Wunde lassen sich nicht desinficirt 
erhalten, die Wundsekrete ohne freien Abflnss fallen 
der Zersetznng anheim ; hier sind die L i s t e r ’ sdhe 
Methode und dieoffene Wundbehandlungvorzuziehen. 
Bei der operativen Erttffnung von Gelenken und Con- 
gestionsabscessen wird ttberhaupt kein Verfahren mit 
dem Lister’schen concurriren kdnnen. Ftlr grosse 
Hautdefekte bei complicirten Frakturen wtlrde ilberall 
da, wo der Lister ’sche Verband aus irgend wel- 
chen Grllnden nicht anwendbar ist , dem einfachen 
Watte verbande inuner noch eine hervorragende Stelle 
einzur&umen sein. 

Neben seinen antiseptischen Eigenschaften be- 
zeichnet Vf. als Voraflge des Watte verbandes und 
seiner Modifikation, des Tanninverbandes, die Reiz- 
losigkeit, den Schutz gegen Blutungen, die Einfach- 
heit und die Billigkeit. 

Die Wichtigkeit, das Fernhalten aller Keize ftlr 
gequetschte, an der Grenze der Mortifikation stehende 
Gewebe ist bekannt. Die absolute Ruhe , das Ver- 
meiden des Verband wechsels wahrend der ereten 
Zeit, die milde Wirknng des Tannins gegenllber den 
reizenden Eigenschaften der Carbols&ure , der Sali- 
cyLsfture, des Eisenchlorids sind nennenswerthe Vor- 
theile. Die Hiufigkeit von Nachblutungen in der 
Reaktionsperiode nach gequetachten Wunden und 
ihre Gefdhrlichkeit ist bekannt. Hierin liegt anch 
der Nachtheil des permanenten Wasserbades bei 
Handverletznngen , welches ausserdem noch durch 
die schwierigere Heretellung und die Nothwendigkeit 
bestkndiger Aufsicht sich nur ftlr gut bediente Ho- 
spitaler , nie ftlr ambulante Falle eignet. Die Ein- 
fachheit des Verfalirens ist so gross, dass seine Tech- 
nik ganz leicht erlernt werden kann ; sein Material 


ist billig (4 Grmm. Tannin kosten 3 Pfennige) und 
Ilberall leicht zn beschaffen nnd aufzubewahren. 

Deshalb halt Vf. auch dafltr, dass so lange, bis 
er durch Besseres verdrkngt sein wird , der Tannin- 
verband einen Platz in der Kriegschirurgie verdient. 
Ein einfacher Verschluss der frischen Schuss- oder 
Hiebwunde durch Tannin und Watte wird wahrend 
der ersten bflsen Transporttage den Blutnngen und 
der Sepsis zunachst vorbeugen, ist mtlhelos und rasch 
zu revidiren, resp. zu entfemen , nnd kann einen di- 
rekten Schaden nicht stiffen. Fdr das Schlachtfeld 
kennt Vf. keine praktischere Methode. Trende- 
lenburg stellt als nothwendige Eigenschaften eines 
Schorfes auf, dass derselbe trocken sei , der Fanlniss 
wideratehe und die Faulniss von der Wunde abhalte, 
— alien diesen Forderungen entspricht der Tannin- 
schorf. 

Als bemerkenswertheThatsache hebtVf.schlflss- 
lichhervor, dass, wie der Watteverband der Vor- 
laufer der grossen Lister’ schen Methode gewesen 
ist, jetzt wieder die Verbesserungen und Modifika- 
tionen der letzteren sich des gleichen Materials be- 
machtigen. Die Verbande mit Salicylwatte und 
Benzodwatte sind sehr werthvolle Vereinfachungen 
des Lis ter ’schen Verfahrens, und begttnstigen 
wesentlich die allgemeinere Verbreitung desselben ; 
auf dem Princip der Schorfheilung basiren beide 
nicht, was ihnen, je nach der Art der Verletzung, 
als Vortheil oder Nachtheil ausgelegt werden kann. 

491. Ueber congenitalen Buphthalmus; 
von Dr. Fritz Raab. (Mon.-Bl. f. Augenheilk. 
XIV. p. 22. Jan.— Febr. 1876.) 

Vf. hat Gelegenheit gehabt, ein durch Enuclea- 
tion bei einem lOjahr. Knaben entferntes Auge, wel- 
ches seit der Geburt des Kindes vergrdasert und 
spater ti'otz einer Iridektomie entzUndet n. schmerz- 
haft geworden war, zn seciren. Charakteristisch 
war die gleichmassige Vermehrnng der Dimensionen 
in alien Richtungen, die Verdttnnung der form- 
gebeudeu Membranen in der Zone des Cornealfalzes, 
wobei durch Verstreichen des zwischen Homhaut 
und Sklera befindlichen Absatzes die Kugelgestalt 
gebildet wurde. Vordere und hintere Kammer 
waren vergrdssert, die Iris nach vorn, dieLinse nach 
rdckwarts getreten. Als primfire Ursache der Miss- 
bildung betrachtet Vf. eine fStale Entztlndung im 
Corpus ciliare und den periphereu Iristheilen, wobei 
die Gegend des Cornealfalzes erweicht wird. Wegen 
der Einzelheiten des Sektiousbefundes muss auf das 
Original verwiesen werden. (G e i s s 1 e r.) 

492. Anatomisohe XJntersuohung eines 
Eolobom der Iris und der Chorioidea; von 
Prof. Wilh. Manz. (Mon.-Bl. f. Augenheilk. XIV. 
p. 1. Jan. — Febr. 1876.) 

Das Kolobom best&nd in beiden Augen eines an 
Convulsionen gestorbenen Kindes, welches ttberdies 
noch eine Hasenscharte nebst Gaumensp&lte hatte. 


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288 


V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


A os dem sehr auaftlhrlichen Sektionsprotokolle iat 
hier nur hervorauheben , dass filr diesen Fall — im 
Gegenaatz zu fast alien Ubrigen — (lcr Beweis des 
Vorkomineus vonNetzhaut Lnnerhalb derSpalte aucli 
mikroskopisch erbraclit ist. Die inaelformigen, ver- 
ddnnten Netzhauttlberreste , welche im Bereich des 
Koloboms vorhanden waren , bcstanden aus der in 
netzformiges Bindegewebe uingewamlelten Nerven- 
faserechicht , aus den defekten innern Scbicliten und 
den, mit Einschluss der Stiibclien besser erlialtenen 
dussern Schichten. Das Pigmentepitliel feliltc voll* 
sttindig. Von den Scliichten der Aderhaut feblte die 
Choriocapillaris g&uzlich, die tlbrigen waren , sowie 
auch die ektatiscbe Sklera, verdltnnt. Die Rilnder 
des Iriskolobom waren durch einzelne Fiden und 
durch Gef&ssstUcke Uberbrllckt. (G e i a s 1 e r.) 

493. Epidemie von Conjunctivalblennor- 
rh5e, veranlasxt durch Conjunctivitis gonorrhoica ; 
von Dr. A. Bru n h liber in Freiburg. (Mon.-Bl. f. 
Augenheilk. XIV. p. 44. Jan. — Febr. 1876.) 

In die Klinik der Freiburger Universitat war Fade 
Jnli 1875 ein Maurer mit gonorrhoischer Ophthalinie auf- 
genommen worden. Zwei Wochen lang liatte sich dieser 
Pat. wegen I'eberfullung des Spitals init 6 andem Augen- 
kranken in einem Zimmer befundcn, oline dass dinse Pat. 
Zeichen finer Conjunctivitis dargeboten hiitten , seine 
eigene Aft'ektion war beinahe gehcilt und die Eitersekrc- 
tion hatte fast ganzlich anfgehort. 

Erst am 20. Aug. erkrankte ein Pat. , welcher nach- 
weisbar mit dein Maurer Tags zuvor langere Zeit zusam- 
men gcwesen und lioclist walirscheinlich dessen Sc.Iiwamm 
benutzt hatte, am linken, bereits durch fine tranmatische 
Panophthalmitis zerstorten Auge an gonorrhoischer Con- 
junctivitis , welche 8 Tage lang untcr profuser Eiterung 
verlief, dann binnen 14 T. zuruokging ; das rechte, unter 
einem Schutzvcrbaud gebraclite Auge blieb verschont. 

An demselben Tage crkraukte ein Cjalir. Knabe, 
welcher wegen beiderscitiger scrofuloser Keratitis sich in 
einem audern Zimmer befand, ohne dass cine dirckte Be- 
ruhrung naehzuwcisen war. Hier verlief der Process 
sehr stiimiisch auf beiden Augen, hatte aber nacli seinem 
Ablaut' in der 3. Woche einen ersichtlich guten Einfluss 
auf die AnfheUuug der aiten vascularisirten Trubungen 
gehabt. 

Der 3. Pat. war ein 3jahr. Kind, dessen linkes Auge 
durch Kalkverhrennung verschorft war. Auch dieses 
Kind lag in einem andem Zimmer, eine Infektion war 
nicht nachzuweisen. Hier wurde ebenfalls am 20. Aug. 
ziterst das verbrannte Ange. TagB darauf das ganz gesnnde 
rechte von gonorrhoischer Entzundung ergriffen. Letzte- 
res heilte, das linke war ohnediess verloren. 

Der erate Pat. war Anfang Sept, entlaasen worden, 
aber am 11. mit einer frischen Blennorrhoe des linken 
Auges zuruckgekehrt. Tags darauf wurde ein 12jahr. 
Madchen inticirt, und zwar am rechteu Auge, welches mit 
Irisvorfall behaftet war, das linke Ange blieb frei. Das- 
selbe Miidchen hatte vorbec 14 Tage lang den eben er- 
wahntcu 6jahr. Kuaben mit gcpUegt , ohne angesteckt 
worden zu sein. Nur bei dieser letzten Pat. zeigte die 
Blennorrhoe die diphtberitiache Form, ea trat jedoch 
rasch gute Heilung ein . (G e i a a 1 e r.) 

494. Ueber die Spinalmyoais; von Dr. 
Hem pel in Gdttingen. (Arch. f. Ophthalm. XXII. 
1. p. 1. 1876.) 

Die Pupillenverengernng bei spinalen Leiden hat 
das EigenthUmliche, dass zwar der Lichtreiz keine 


Bewegung der Iris zu Stande bringt , dasa aber die 
Accommodation noch Reaktion hervorruft. Wahrend 
z. B. bei Tabes dorsalis die engen Pupillen im tief- 
h ten Dnnkel nicht weiter, im hellsten Lichte nicht 
enger werden, verengern aie sich prompt beim Sehen 
in die Feme. Vf. nimmt an, in Uebereinstimmung 
mit fust alien Autoren , dass die spinale Myosis nicht 
allein eine Lahmung dca Dilatator papillae ist (dessen 
Centrum sich im Rtlckenmark befindet ), sondera dass 
sich sekundar eine Contraktur des Sphinkter hinzn- 
gesellt hat , ganz ahnlick , wie sich nach einer Ltth- 
mung des iiussern Augenmuskels auch nach und nach 
eine VerkUrzung des innern M. rectus ausbildet. 
Die Lahmung des Dilatator and die Contraktur des 
Sphinkter wird dadurch bewiesen , dass Atropin nur 
die letztere aufliebt, also auch nnr einen mittlem 
Erweiterungsgrad zu Stande bringt, der (lbrigens 
viel rasclier wieder in Myosis umachlagt als beim 
normalen Auge. 

Femer aber ist die erhalteue accommodative 
Thatigkeit durch Lkbmung dea Centrum des N. 
oculomotorius nicht zu erkldren , im Gegentheil muss 
dieses' Centnim intakt sein. Die fehlende Reaktion 
der engen Pupille auf Lichtwechsel deutet nur auf 
eine Unterbrechung der Xcrvcnbahu zwischcu Seh- 
nerv und N. oculomotorius. Wo diese Unterbrechung 
8tattfindet, weiss man nicht. Da die meisten Falle 
von Spinalleiden die Myosis bereits zeigen, wenn das 
Sehvermdgen noch gut erhalten ist, kann die Lkh- 
mung des Sehnerven oder seines Centrum in der 
Regel nicht die Ursache der aufgehobenen Reflex- 
thfttigkeit des N. oculomotorins sein. 

Die Casuistik zeigt Ubngens manche Verschieden- 
heiten. Ein Spinalleiden ist nicht immer sicher zu 
constatiren , die Myosis sclieiut daher als fruliestes 
Symptom auftreten zu konnen. Audi einseitdge 
Myosis kommt voV ; femer giebt es nnansgcbildete 
Formen , in denen die Reaktion auf Licht noch nicht 
g&uzlich erloschen ist. Niheres hierUber siehe im 
Original. (G e i s s 1 e r.) 

495. Allgemeine Tuberkulose, Tuberkuloae 
der Aderhaut; von Dr. Dubrisay. (Gaz. des 
Hop. 107. 1875.) 

Folgender Fall kam in B o u c h u t ’ s Klinik bei 
einem 8jahr. Miidchen zur Beobachtung, das vor 
3. Mon. eine Pneumonia gehabt hatte, wonach es 
sich nicht vollstaudig erholen konnte. 

8eit einigen Tagen waren ResplratioiiBbeschwcrden 
aufgetrcten , doch erwiesen sich die Lungen geaund , da- 
gegfn war die Herzdampfnng vom 2. bis 6. Zwischen- 
rippenraum verbreitert und ein starkes Blason war onter- 
halb der 2. Rippe rechts vom Sternum und zwischen 6. 
und 6. ltippe nach aussen von der Brustwarze wahmehm- 
bar. Weuige Tage danach wurde die Kleine sehr auf- 
geregt und schlaflos , warf Arme ond Beine umher und 
klagtc Qber Verschlechterung des Sehverm5gens. Mit 
dem Augenspicgel constatirte B o u c k u t ein peripapillares 
Oedein und glaubte auch , im linken Auge einen weisseu, 
stecknadelkopfgrossen Knoten cinmal erblickt zu haben. 
Wegen der grossen Unruhe war die Untersuchung sehr 
schwierig. Das Kind starb 2 T. spa ter , ohne Zeichen 
eiuer Lahmung dargeboten an haben. 


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VII. Psychiatrik. 


289 


Die Sektion ergab serfieenErgnss enter die Meningen 
und in die Ventrikel, vereinzelte (12 — 16) tuberkuloae 
Granulationen auf der Convexitat beider Hemispharen. 
Beide Lnngen waren mit miliaren Knotchen durchsetzt, 
die Bronchialdrusen waren tuberkulos. Das Herz war 
sehr hypcrtrophisch, Insnfficienz derMitralis nnd Stenosis 
der Aortenmundnng. In der Aderhaut beider Augen 
fanden slch je 7—8 klcine Tuberkelknotchen , tbeils nach 
anssen and unten , tbeils nach innen vor der Papilla ge- 
legen. (GeisBler.) 

49C. Ueber Embolie der Arteria centralis 
retinae; von Dr. Friedrich Popp. (Inaug.- 
Dias. Regensburg 1875. Dnick von G. J. Manz. 
gr. 8. 28 S.) 

Der nachstehende Fall hat , da Sektionsbefunde 
bisher nur selfcen (7mal) veTdffentlicht worden sind, 
vorztlglich pat hologisch-anatom isches Interesse. 

Eine 62jahr. Frau war vor ca. 3 J. , nachdem sich 
6 J. frnher bereits Symptome einer Hirnapoplexie mit 
nachfolgender linkseitiger Lahmung gezeigt hatten , am 
linken Ange erblindet. Die Augenspiegcluntersuchung 
hatte damals das charakteristiscbe Bild der Embolie der 
Art. centralis retinae ergeben. Es hatte Insnfflcienz der 
Uitralklappen bestanden und der Tod war an Hydrops er- 
folgt. 

Yon dom Obduktionsberichte interessirt uns hier nur 
der Befund am Auge : der rechte Tractns opticus nnd der 
linke Sehnerv waren dunner als der linke Tractns , bez. 
der rechte Sehnerv, nnd zwar : 

Reehter Tractus. Linker Tractus. 

horizontal 4 Mmtr. horizontal 6 Mmtr. 

vertikal 2.3 Mmtr. vertikal 3 Mmtr. 


Linker Sehnerv. Reehter Sehnerv. 

dicht am Bulbas 3 Mmtr. dicht am Bulbus 3'/i — S*/ 4 Mmtr. 
1 Ctmtr. davon 2 — 2 1 /* 1 Ctmtr. da von 3‘/ 4 — 3 s / 4 

Millimeter. Millimeter. 

Die Scheide des linken Opticus war faltig, die linke 
Papilla massig excavirt , die Gegcnd der linken Macula 
lntea auffallig dunner als rechts. Wahrend links die Ge- 
fiase der Retina geringer gefullt waren, erschienen die 
Aderhautgefassc links starker gefullt als reclits. Die 
bindegewebige Atrophie war dnrch den ganzen linken 
Sehnerv, sowie durch den ganzen rechten Tractus opticus 
deutlich zu verfolgen , im Chiasma konnte man dnrch 
successive Schnitte die totale Kreuzung der atrophischcn 
Faaern des rechten mit den normalen des linken Tractns 
sicher nachweisen. In der linken Retina war eine Ab- 
nahme der Nervenfaser- und der Ganglienzellenschicht 
uberall zn bemerken. Reste von Bluteztravasaten waren 
weder im Tractus, noch im Sehnerven, noch in der Netzhaut 
aufzufinden , auch nicht in der Aderhaut. Nirgends eine 
Obliteration der Gefaese , nirgends eine Spur eines Em- 
bolus , ledigiich ein kleiner Ast der nach unten verlaufen- 
den Netzhautarterie hatte etwas verdickte Wandungen. 

Eine lokale Ursache der Erblindung war dem- 
nach nicht gefunden , weder ein Embolus noch ein 
Blntergu8s im Sehnerven. Man musste die apoplek- 
tischen Herde im Gehirn , die sich sowohl in der 
rechten als in der linken Hemisphare, im rechten nnd 
linken Streifenhtlgel , vorzugsweise aber im rechten 
Sehhfigel vorfanden (neben Arteriensklerose an der 
Basis), fUr die Ursache der Erblindung halten. 

(Geissler.) 


VII. Psychiatrik. 


497. Ein interessanter Fall von Melanoho- 
lie; von Dr. Hospital, Chefarzt des Asyl zu 
Clermont-Ferrand. (Ann. m&L-psych. 5. Sdr. XIII. 
p. 11. Janv. 1875.) 

Die Ereignisse der Jahre 1870 und 1871 sind 
wohl geeignet gewesen , Vielen den Verstand zn rau- 
ben nnd haben in Frankreich die Zahl der Geistes- 
kranken positiv vermehrt , und zwar in den vom 
Feind besetzten Departements in hdherem Grade alB 
in den tlbrigen. Die Erfahrung, dass ein ganzea 
Volk eine solche moraliache Erachlltterung mit alien 
ihren Folgen erleidet , ist schon wiederholt im Alter- 
tlmm gemacht worden. In Frankreich selbst trat 
schon einmal , wenn auch in geringerem Grade , vor 
der grossen Revolution eine gleiche allgemein oder 
weit verbreitete Furcht anf, dass in mehreren Pro- 
vinzen plbtzlich and zugleich , man weiss nicht wie 
nnd woher, die LandbevSlkerung von einer Art Panik 
ergriffen wurde, stets die Brigands erwartete, Abends 
anf die grosse Strasse lief, nm zn sehen, ob sie 
kftmen etc. Eine khnliche Erscheinung zeigte im 
Mittelalter das ganze Abendland beim Herannahen 
dee Jahres Ein Tausend in Folge religiOser An- 
scbannngen. Ferner erzfthlt Esqnirol, dass in 
Pern nach der Eroberung durch die Spanier die 
Gelsteskrankheiten pltttzlich zunahmen ; dasselbe war 
der Fall in Nordamerika nach dem Unabhftngigkeits- 
kriege , in England zu Anfang des letzten Jahrhun- 
Med. Jahrbb. Bd. 171, Bft. 3. 


derts, in Frankreich wahrend der Revolution. Auch 
andere speciellere Angaben beweisen diess. 8o fand 
Pin el bei 30 von 113 Kr., deren Antecedentien 
genau bekannt waren, die Ursache der geistigen Er- 
krankung in den Ereignissen der Revolution liegend; 
beim Rttckzug aus Russland entdeckte man unter den 
Trtlmmem der grossen Armee zahlreiche Geistes- 
kranke. Aehnliche Falle erwShnen Demazy, aus 
dem J. 1830, bei einer Fran, Delasiauve, aus 
dem J. 1848, von einem Manne, Esqnirol, ans 
demJ. 1815, Pinel, aus denKriegen derRepnblik, 
sowie F err us, Quesnoy u. noch andere gleich- 
zeitige (franzbsische) Irrenarzte. Es kann kein 
Zweifel fiber diesen nnheilvollen Einflnss mehr be- 
stehen. 

Man bat zwar constatirt, dass die Zahl der Irren 
in den Asylen wahrend der Jahre 1870 nnd 1871 
nicht merklich erhfiht war ; in Clermont-Ferrand war 
sie sogar etwas vermindert, Diess erklart sich aber 
daraus , dass wahrend des Krieges die Fflrsorge fllr 
die Versorgten zurflckgedrangt war von den Sorgen 
n. Befttrchtnngen fittrs Vaterland, die Armee n. 8. w., 
oder dass man die Kosten fllr die Verpflegung der 
Irren scheute und sie sich selbst fiberliess , wahrend 
man sie sonst den Asylen Obergeben hatte. Vf. selbst 
hat folgenden Fall beobachtet. 

D., Infanterieofflcier , 30 J. alt, ein grosser starker 
Mann, hatte w&hrend des Krieges eine grosse EnttSuschnng 

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290 


\TL Psychiatrik. 


erlitten, indent er nach einer ruhmvoilen That die er- 
wartete Beforderung nicht erhlelt , vielmehr In ein Lager 
im Suden geschickt wurde. Lines Tages soil er nebst 
einigen Kameraden cine solche Hitze unter dem Zelt em- 
pfnnden haben , dass 6 von ihnen den Sonnenstich be- 
kommen und delirirt batten ; einer von diesen habe ihu 
rnfen latsscn und , indent er sich den Bauch Sffnete und 
die Eingewelde herausgezogen , geaagt : „ich bin unschul- 
dig“. Schwer getroffen von diesem tragischen Ereigniss 
wurde D. traumerisch , befangen , bildete sich ein , dass 
seine Kameraden ihn fur einen Spion hielten, ihn raieden, 
ihn mit zweideutigen Stichelreden verfolgten. Wegen 
dieser Sonderbarkeiten erhielt er einen Urlaub zur Er- 
holung. Anf der Eisenbahn iiberflel ihn plotzlich die 
Idee , dass man ihn des Todes des durch Selbstmord ge- 
endetcn Offlciers anklagen wcrde , er verlangte zu beich- 
ten, obwohl er sonst nicht devot gewesen war. Zu Haase 
angekommen , sctzte er durch Betragen und Rcden seine 
Eltern , die er nicht Du , sondem Herr und Madam an- 
redete, in schmerzliches Erstaunen. Er bat sie, ihn als 
ihren Diener anzustelien oder aaf einem Landgnte zu be- 
sehaftigen u. s. w. Spater furchtete er vergiftet, seines 
Erbes von seinem Bruder beraubt zu werden. Da sein 
Zustand sich verachlechterte , brachte man ihn im Aug. 
1871 nach St. Marie. Dortwar or anfangs still, mcnschen- 
scheu , aber innerlich beschaftigt, beunruhigt und zer- 
atreut , obwohl er mit Niemand spracli. Fragte man ihn, 
so war er wohl im 8tande , diese innere Unkiarheit zn 
verbexgen und antworteto zutreflfend ; er gab zu , dass 
sein Verstand geetort sei, schrieb diess aber einigeu „Ge* 
wohnheiten “ zu. Er verlangte nicht seine Entlassung, 
lief viel bin und her. Nach 3 T. indessen langweilte er 
sich , beschnldigte seine Familic , ihn willkurlicher Weise 
eingesperrt zu haben und wollte fort. Naeh wenigen 
Tagen schwand diese Erregtheit wieder ; Pat. verflel in 
Lassheit, verlangte nicht mehr seine Entlassung, beklagte 
sich nicht mehr , antwortete mit Muhc und mSglichst 
kurz. Er that nichts , las nichts, isolirte sich, zoichnete 
nur bisweilen etwas mit der Fcder, wollte nicht mehr 
ranchen. Wille und Urtheil wurden schwacher, er ahmte 
nur das Thun der Andern nach ohne Thoilnahrue , ge- 
dankenlos. So blicb der Zustand bis zuin Sept., wo er 
nach Charenton versetzt wurde. llier erklarte F o v i 1 1 e 
den Kr. in geistiger Bcziehung fur sehr krank ; eii.e Bes- 
sernng konnte anch spater nicht constatirt werden. D. 
blieb in Charenton wahrecheinlich rachrere Monate ; darauf 
soil er einige Zeit in seiner Fatnilie verweilt haben und 
endlich im Stande gewesen sein , seinen Dienst als Militdr 
wieder anfzunehmen. Bald aber trat D.'s geistige 8to- 
rnng von Neuem zn Tage. Er bat um einen Urlaub, der 
i hm nicht gegeben werden konnte. Trotedem reiste er 
zu den Seinigen. Bald darauf schoss er anf seinen Bruder 
ohne jede Ursachc, begab sich dann nach R., erklarte 
sich fur einen Gefangenen und gab seine Waffe ab. 

Im Gefangniss blieb D. stets fur sich , spr&ch nie mit 
den andern Gefangenen, ging den ganzen Tag auf und ab. 
Dabei war er sehr friedfertig, obwohl ihn Fragen irritirte ; 
die ihm von aossen zngestellten Speisen wics er oft zu- 
rfick. — D. wurde ffir geisteskrank erklart und freige- 
sproehen. 

Vf, weist nnn besonders aaf die Erscheinuag 
bin, dass D. sich herabzusetzen suchte und aus einem 
hbhern Stand in einen niedem treten, aus einem Offi- 
cier ein Domestike oder Bauer werden wollte , die 
„Mikromanie“ . Dieses Symptom kommt zwar sonst 
auch vor, aber anders motivirt, bei religibsen Wahn- 
sinnigen als Busse, oder bei Andern, die sich schwere 
Arbeiten auferlegen , geringes Essen , hartes Lager, 
gleichfalls zur Strafe , um ibre Eigenliebe zu ztich- 
tigen, oder bei Blbdsinnigen. 

Ferner hebt Vf. als bemerkenswerth deu Mangel 
an Langeweile inmitten der BeschMftigungslosigkeit 

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hervor, welehe bei einem Geisteskranken entweder 
eine grosse innere ThUtigkeit der Einbildung anzeigt, 
und dann mit Neigung zu deliranter Erregtheit ein- 
hergeht, oder auf Collapsus mit Neigung zu Blddsion 
hinweist. (Max Huppert.) 

498. Alkoholismns und der Verfolgnngs- 
wahnsinn ; von Dr. C u 1 1 e r r e. (Ann. m6d. pBych. 
5. Stir. Xin. p. 398. Mai 1875.) 

Der Verfolgungswahnsinn bietet eine ganz be- 
stimmte Form des partiellen Irrsinnes, nicht als Aus- 
drnck einer speciellen Krankheit, sondern als ein 
immerwiederkehrender Complex von Krankheits- 
erecheinungen. DieWahnideen nehmeneinetypische, 
syatematische Gestalt an , die sich in derselben Art 
genau wiedcrholen. Der Kr., der sich des Diebstahls 
beschuldigt , der vergiftet zu sein angiebt , bleibt 
stereotyp der Dieb, der Vergiftetc, und zwar Jahre 
lang. Dieses Delirium ist gewbhnlich \on Hallucina- 
tionen begleitet und lediglich von solchen des Ge- 
hdrs. Im Alkoholismus kommen zn gewissen Perio- 
den auch Verfolgungsideen vor, aber diese sind nicht 
abgegrcnzt , sondern fltlchtig , abwechselnd ; hier 
nehmen schreckhafteGesichtshallucinationen dieerstc 
Stelle ein. Der Alkoholismns kann auch mit deni 
wirklichen Verfolgungswahn zusammen auftreten ; 
die Krankheit wird alsdann, sowohl was die Prognose 
der Krankheit als anch die Offentliche Sicherheit an- 
geht, ausserst gefahrlich. In diesen Falleu erscheint 
bald der Alkoholismus zuerst , und unter seiner Be- 
einflnssung tritt der Verfolgungswahn allmalig auf 
— ganz besonders bei erblicher Anlage — , bald ist es 
auch ein schon alter Fall von Verfolgungswahn , in 
dem die Erscheinungen des Alkoholismus anftreten, 
namentlich das Delirium tremens. Am haufigsten 
lksst sich in der Praxis die Prioritat dieser Krank- 
heiten nicht feststellen , thatsachlich kommen beide 
gleichzeitig vor und lassen sich von einauder un* 
schwer unterscheiden. C. veranschauiicht dieses Ver- 
halten durch 4 klinische Beobachtungen. (Bar.) 

499. Ueber das Langenwachsthum der 
Idioten ; von Dr. Kind, Direktor der Idiotenanstalt 
zu Langenliagen. (Arch. ?. Psychiatrie u. Nerven- 
krankh. VI. 2. p. 447—472. 1876.) 

Das Material zu den zahlreichen Messungeo der 
Kdrperhdhe , die in Kind’s beachtenswerther Ab- 
handlung statistische Verwerthung finden, lieferten 
mehr denn 500 Idioten (293 mannliche u. 210 weib- 
liche). Etwa 50 dieser Idioten befanden sich in der 
Kern’scben Privatanstait in Mdckern bei Leipzig, 
worin zum grossen Theil Kinder wohlliabender 
Eltern, auch Auslander, Aufnabme finden; die tlbri- 
gen waren der ftlr die Provinz Hannover bestimmten 
Anstalt zn Langenbagen angehbrig, deren Zdglinge 
mit wenigen Ausnahmen aus der genannten Provinz 
kommen nnd im Allgemeinen aus den mittlem und 
untern Standen stammen. Die Mehrzahl der Indivi- 
duen wurde wfthrencl einer Reihe vonJahren wieder - 
holt gemessen und sind dann fttr eben so viele auf 

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291 


VII. Paychiatrik. 


etnander folgende Lebenajahre in den Tabellen ein- 
gereiht ; dock kommen aach mehrfache Einzelbeob- 
achtungen in den Tabellen mit vor. So konnte ea 
geachehen, daaa fttr die vom 4. bis zum 29. Lebens- 
jabre ansgedehnten Mesaungen der Idioten ana den 
hannoverachen Landen und in Mftckern , die in einer 
ersten Tabelle chronologisch zusammengestellt 8ind, 
nach des Ref. Zahlung 1281 m&nnliche und 909 
weibliche Idioten Aufnahme gefunden haben. (Ge- 
legentlich aind (lbrigena auch Mesaungen von Idioten 
in W Urtemberg , von lusassen der Strafanatalt oder 
Rettungsanatalt in Ruysaelede in Flandern , von In- 
saaaen dea pommerschen Rettungshaasea in Zttllchow 
mit berbeigezogen worden.) 

SelbstversUndlich war ea bei vielen in gekrflmm- 
ter scblaffer Haltung verweilenden Idioten eine recht 
schwierige Aufgabe, die wirkliche Kdrperhohe zu 
ermitteln , und manche boten der Mesaung so ernat- 
licbe Schwierigkeiteu, daaa aie geradezu weggelaaaen 
werden musatcn. 

Da die ontersuchten Idioten in der Mehrzakl der 
Provinz Hannover angehdren , so wtlrde ea am vor- 
tbeilhafteaten aein , wenn die filr die Provinz Hanno- 
ver gllltige normale Entwickelung der Kdrperhdke 
znr Vergleichnng benutzt wUrde. In Ermangelung 
einea derartigen Substrata haben jedoch im Wesent- 
lichen die der belgiBchen Bevolkerung entnommenen 
Mesaungen Quete let’s zu Grande gelegt werden 
mtlssen. 

Vorausgesetzt nun , daaa die spatern Idioten bei 
der Geburt die gleiche Kdrperhdhe haben, wie die 
normalen Individuen , so lehrt die tabellariaclie Zu- 
aammenatellung der Mittelwerthe der Idioten in den 
auf einander folgenden Jabren , daaa aie urn ein Er- 
beblicbea gegen die normalen Individuen znrUck- 
bleiben: die mAnnliclien Idioten um 61 Mmtr. , die 
weiblichen Idioten um 118 Millimeter. For die aller- 
eraten Lebenajahre iat eine Differenz in der Kdrper- 
liinge der Idioten und der Normalen niclit vorhanden ; 
init dem 6. Jabre jedoch erreicht dieae Differenz 
bereita 10 Mmtr. , und sie nimmt von da an raach 
zn, so daaa das Maximum der Differenz bei den mftnn- 
iichen Idioten bereita mit dem 13. Jahre erreicht iat, 
bei den weiblichen Idioten dagegen erst mit dem 
16. Jahre. Dieae Thatsache kann anch in folgender 
Form zur Anschauung gebracht werden. Iat die 
Kflrperhdhe bis zum 6. J. die gleiche bei den Idioten 
und bei den Normalen , so betrftgt die Zunalime der 
KftrperhOhe vom 6. bis zum 20. J. nach Quetelet 
bei normalen Mannern 682 Mmtr. , bei normalen 
Weibern 601 Mmtr., wogegen die Idiotentabelle nur 
eine Zunahme von 579 Mmtr. bei den Mannern und 
von 446 Mmtr. bei den Weibern ergiebt, 

Wahrend nun aber bei normalen Individuen vom 
20. bis zum 30. J. nur noch 16 Mmtr. (Manner) mid 
8 Mmtr. (Weiber) liinzutreten, um das Maximum der 
Mittelgrttese zu erreiohen , ergiebt sich fttr die m&nn- 
lichen Idioten eine Zunahme von 59 Mmtr. bis zu 
dem im 26. J. erreichten Maximum , und die weib- 
licbea Idioten wachaen nor noch um 1 Mmtr., um im 


23. J. daa Maximum der Kdrperhflhe zu erreichen. 
Uebereichtlicher noch tritt dieses Verhaltniss hervor, 
wenn man die Zunahme der KSrperlhnge flir je 5 J. 
bei Q u e t e 1 e t mit dem Idiotenwachsthum vergleicht. 
Das Wachathum in Millimeter betrilgt n&mlich : 


vom 6. — 10. Jahre 

Quetelet. 

M. W. 
225 218 

Idioten. 
M. W. 
161 172 

. 11.— 16. „ 

240 

239 

207 

189 

• 16.-20. * 

168 

87 

166 

86 

„ 21.— 26. „ 

12 

4 

59 

1 


Daraus ergiebt sich, daaa daa Wachathum der 
Idioten in der spatern Zeit der Wachsthumsphase cin 
intensivere8 iat , als bei den normal sich cntwickeln- 
den Individuen. Die letzteren wachaen vom 16. J. 
an noch um 170 (M.) und 91 (W.) Mmtr., die Idioten 
dagegen um 225 (M.) und 1 (W.) Millimeter. 

Daa Ergebniss dieser Untersuchungen lisst sich 
somit in dem Satze fonnuliren: die Intenaitftt dc.s 
Waclisthums ist bei den Idioten nicht bios eine 
achwSchere, sondern auch eine langsamere; dan 
Langenwachsthum des Idioten ist verringert und 
verzOgert. (Hierzu ist jedoch zu bemerken, daaa eine 
VerzOgerung des Wachsthums bei den weiblichen 
Idioten keineawegs klar bervortritt. Dieae Differenz 
zwischen Mannern und Weibern muss aber um ao 
mehr auffallen, weil, wie weiter oben erwalint wnrde, 
daa Maximum der L&ngendifferenz bei den m&nnlichen 
Idioten auf das 13. J., bei den weiblichen Idioten 
anf das 16. Jahr trifft.) 

Diese merkwflrdige Thatsache hangt unzweifel- 
liaft mit dem Weaen derldiotie zusammen. Um einer 
ErklSrung deraelben etwa naher zu kommen , achien 
e8 angemessen, die acrofuldsen und rhacbitiachen 
Idioten auszusclieiden und speciell auf Hire Wachs- 
thumsverhiiltniase zu untcrsuchen , desgleiclien anch 
die epileptischen Idioten , sowie die gelfthmten , die 
an doppelaeitiger oder einaeitiger , an vollstfindigcr 
oder unvollstfindiger Lahmung litten. 

Die Wachsthumacurve der mannlichen epilepti- 
schen Idioten zeigt, daaa sie filr daa 6. bis 10., das 
13. bia 17., endlich ftlr daa 20. J. liber die den ge- 
aammten Idioten entapreebende Curve sich erhebt, 
dasa also die mannlichen epileptischen Idioten den 
ilbrigen Idioten hiosichtlich der KSrperhOhe in den 
genannten Jaliren voraua sind. Die Wachsthums- 
curve der weiblichen epileptiachen Idioten erhebt 
sich sogar durchweg vom 8. bis zum 24. J. , einzig 
daa 11. Lebenajahv ausgenommen, Uber die den ge- 
aammten weiblichen Idioten entaprechende Curve. 
Freilich sind es vom 8. bis Zum 20. Lebensjahre nur 
8—9—11—10—13 — 13—14—15—12—10— 
8 — 6 — 4 Einzelf&Ue. 

FQr die gelahmlen Idioten (das Maximum der 
Einzelf&lle iat 12 im 15. Lebenajahre) ergiebt sich, 
(lass die Curve der Kdrperhtthe in nicht geringem 
Grade unter die Curve der gesammten Idioten herab- 
gedrflekt ist. 

Die Curve der scrofulOsen Idioten (mit 26 und 
26 KinzelflLllen ftlr eutzelne Jahre) zeigt , dass sie 


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VIII. Staatsarzneikunde. 


sich vom 6. bis zum 13. J. der Geaammtidiotencurve 
ziemlich nahe anschmiegt, sich d&nn da von entfernt, 
um im 16. und 17. J. am meisten zu differiren, 
hierauf jener aUgemeinen Curve sich wiederum nhhert 
und 8ie im 21. J. sogar etwas iiberschreitet. Wenn 
flbrigens die scrofulbsen Idioten vom 6. bis zum 15. 
Lebensjahre nur um 329 Mmtr. wachsen (die ge- 
sammten Idioten um 368 Mmtr.) , dagegen fllr die 
Zeit vom 15. bis 21. J. eineZunahme von 245 Mmtr. 
(die gesammten Idioten nur 190 Mmtr.) aufweisen, 
so dtlrfte das letztgenannte Plus dem lftngern Auf- 
enthalte in der Anstalt und der durch den Einfluss 
der letztern mehr oder weniger getilgteu Constitu- 
tionsanomalie unbedenklich zuzuschreiben sein. 

Die Zahl der rhachitischen Idioten ist allerdings 
eine sehr geringe , das Maximum der Einzelftlle ist 
ftlr die mannlichen Idioten nur 9 im 8. Lebensjahre, 
ftlr die weiblichen Idioten nur 6 im 9. Lebensjahre. 
Die allgemein anerkannte Thatsache , dass die Rha- 
chitis das L&ngenwachsthum beeintrkchtigt , erhillt 
aber auch hier Best&tigung: die Wachsthumscurve 
bleibt vom 8. Lebensjahre an stetig hinter der Curve 
der gesammten Idioten zurtlck, und noch mehr hinter 
der Curve der Normalen. 

Nicht minder erschien es angemessen , die Aus- 
dehnung des Sch&dels und das L&ngswachsthum der 
Idioten mit einander in Parallele zu etc lien. Filg- 
licherweise konnte nur der Horizontalumfang des 
Schadels , liber die Stimhbcker und den vorragend- 
8ten Theil des Hinterhaupts gemessen , als Ausdeb- 
nung des Schadels benutzt werden , bei dessen Er- 
mittelung an Lebenden die Dicke der Kopfschwarte 
mit Einschluss des aufliegenden Haarwuchses in Ab- 
zug zu bringen war. Kind hatte mehrfach Gelegen- 
heit, jenen Horizontalumfang an lebenden Individuen 
und sp&terhin an deren getrockneten Schadeln zu 
bestimmen, und nach diesen coraparativen Messungen 
glaubt er jenen auf die Kopfschwarte und den Haar- 
wuchs entfallenden Abzug bei M&nnern wie bei 
Weibem im Durchschnitt mit etwa 20 Mmtr. ansetzen 
zu mflssen. Die Schadel selbst brachte er nach den 
gefundenenWerthen in 3Kategorien, namlichmittel- 
grosse kleine und grosse. Unter den gemessenen 
164 mannlichen KOpfen befanden sich 57.3°/ 0 naittel- 
grosse , 21.3°/ 0 grosse und 21.3% kleine. Unter 
den gemessenen 127 weiblichen Schadeln waren 
61.4°/ 0 mittelgroBs, 12.6% gross und 26% klein. 
Aus der Vergleichung der tabellarisch zusammen- 
gestellten Schadel ist aber zu entnehmen , dass die 


weiblichen Idioten bextlglich der Kopfgrtsse hinter 
den mannlichen Idioten zurflckbleiben , — dass die 
L&ngsentwickelung der mannlichen Idioten mit mittel- 
grossen Kdpfen mit der Langsentwickelung der ge- 
sammten Idioten gleichen Schritt halt, — dass der 
Horizontalumfang des Schadels der Idioten im All- 
gemeinen der geringem Kiirperhdhe der Idioten nicht 
ganz adaquat ist , vielmehr etwas liber die fUr die 
KOrperhdhe zu erwartende Grbsse binausgebt. 

Das Vorragen des Unterkiefers liber den Ober- 
kiefer (progenee Schadel nach L. Meyer) fand 
sich bei mindestens 10% der von Kind untersnch- 
ten Idioten. Aus einer tabellarischen Zusammen- 
stellung dieser Progeneen (22mannliche u. 17 weib- 
liche) ist zu ersehen , dass bei ihnen die Langsent- 
wickelung des Kttrpers im Ganzen eine ungttnstige ist. 

Den weiter folgenden , mehr aphoristischen Be- 
merkungen liber Kbrpergrdsse der Cretinen , der 
Irren, der jugendlichen Verbrecher reiht Kind 
schlllsslich noch eine praktische Frage an , namlicb 
in welchem Alter die Uebersiedelung der Idioten in 
eine Anstalt am gerathensten erscheine? Voraus- 
setzung dabei ist, dass der Aufenthalt des Individuum 
in einer Anstalt doch nur ein Durchgangsstadium * 
bildet. Fllr viele von vorn herein nicht bildungsfihige 
und nur der Pflege bedtirftige Idioten , ebenso ftlr 
solche, welche an besserungsffchigen Constitutions- 
anomalien leiden, kann die Aufnahme in eine Anstalt 
nicht friib genug erfolgen. Auch die Familienver- 
haltnisse , Rtlcksichten auf Eltern und gesunde Ge- 
schwister fordern oft dringend die baldige Ueber- 
siedelung. Wird aber im Hause hinreichend ftlr die 
kdrperliche Entwickelung gesorgt, findet die nOtbige 
Aufsicht und einige Anleitung zuBeschaftigung statt, 
kann das Individuum voraussichtlich nur wenige 
Jahre in der Anstalt verbleiben, dann erscheint es in 
Gemftssheit der verzdgerten Entwickelung der Idioten 
r&thlicher, dieselben erst einige Jahre spllter, als es 
gewhhnlich geschieht, einer Anstalt zuzufllhren, etwa 
zwischen dem 12. und 16. Jahre. Die Erfabrungen 
in der sftchsischen Staatsanstalt in Hubertusburg 
scheinen dieser Ansicht gtlnstig zu sein. In dem 
3. Offentlichen Berichte dieser Anstalt, nach deren 
25j&hr. Bestehen, wird erwfthnt , dass der durch- 
schnittliche Aufenthalt in der Anstalt nur 4.8 Jahre 
betrug. Dieses Resultat wurde en-eicht, weil das 
durchschnittlicbe Alter bei der Aufnahme schon 11.4 
Jahre erreicht hatte. (T h e i 1 e.) 


VIII. Staatsarzneikunde. 


500. Fall von aweifelhafter Todesursache 
(Erhenkung, ErwUrgung oder Tod durch Kopf- 
verleteung) ; von Dr. 0. Passauer in Gerdauen. 
(Vjhrschr. f. gerichtl. Med. N. F. XXIV. 1. p. 26. 
Jan. 1876.) 

Eine Frau, wurde in einem Stricke hangend todt auf- 
gefunden. Der Strlck war um einen B&lken geschlungen 
und die Leiche soil (Jedoch unverbfirgten Naohrichten zn- 


folge) so in demselben gehangen haben, dass die Schllnge 
nur lose geschurzt war und die Knle denBoden berQkrten. 

Bei der gerichtlichen Sektion fand man in den Haupt- 
haaren der Leiche, namentlich am Hinterkopfe, Sand, 
Erde, Moos und kleine Bl&ttchen. Die Augenlider , na- 
mentlicb die obem , waren geschwollen und blauroth ge- 
farbt, bei Einschnitten zeigten sich in ihnen Blutergusse. 
In der linken Schlafengegend zeigten eieh 2 kleine blan- 
rothe Flecke ohne 8chwellung , in einem deraelbea liens 


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VIII. Staataarzneikunde. 


393 


sich Blutergoss nachweieen: ein grosserer, dunkler ge- 
farbter rather, bogenformiger Fleck befand sich am linken 
Mundwinkel, die Haat war an dieser Stelle lederartig 
troeken , beim Einschneiden ergab sich geringer Blutaus- 
tritt. In der Nahe des Ohres , in der linken Unterkiefer- 
gegend , befand sich ein grasserer , runder , dnnkelblau- 
rother Fleck mit lederartig trockner Haut und ganz ge- 
ringem Blutaustritt unter derselben and darunter mehrere 
kleinere ohne Blutaustritt. Das linke Ohr war blauroth 
gefarbt. Beim Abheben der Lippen von den Zaknreihen 
zeigte sich die Unterlippc an verscbiedcnen Stellen dorch- 
gerissen , blauroth gefarbt und geschwollen. Der Ober- 
kiefer war uber dem ersten Backzahn [welcher Seite?] so 
verletzt, dass die Wurzel desBackzahns durcb den Kiefer- 
rand hindurch zu fiihlen war. Am Halse fanden sich dicht 
unter dem Unterkiefer auf der linken Seite verschiedene, 
fast parallel schrag von oben nach hinten und unten ver- 
laufende, hellrothgefarbte, nichtscharfbcgrenzteStreifcn, 
uber denen die Haut weich war und nicht blutunte rlaufen. 
Rechts urn Halse fand sich an 2 Stellen (dicht unter dem 
Kieferwinkcl und etwas weiter nach unten) die Haut 
abgeschunden und punktffinnig hellroth gefarbt, unter der 
Oberhant Hessen sich nur geringe Spuren von freiem Blut 
bemerken. In gleicher Richtung mit dem Unterkiefer- 
bogen der rechten Seite und dicht unter deraselben ver- 
laufend , zeigte sich , nach keiuer Seite hin scharf abge- 
grenztc verwaschene Rothe, nach hinten zu in dieTodten- 
flecke am Halse ubergehend , nach vorn zu allmiilig sich 
verlierend. Beim Durchtrennen der behaarten Kopfhaut 
zeigte sich in der rechten Halfte derselben an verachiede- 
nen Stellen gleichmiissige, nicht Bcharf umgrenzte Schwcl- 
lnng, ihre Innenflache schmntzig braunroth gefarbt , an 
einzelnen Stellen hochroth , ausserlich erschlen die Kopf- 
haut an diesen Stellen blauroth gefarbt ; unter derselben 
fanden sich stellenweise , namentlich uber der Schlafen- 
gegend , Blutergusse. Auf der linken Seite zeigte sich In 
der Schlafengegend ebenfalls eine blauroth gefarbte Stelle 
der Kopfhaut , welche beira Einschnitte Bluterguss erken- 
nen lie6s. Die Knochenhaut des Schadels war stark mit 
Bint durchtrankt und hochroth gefarbt. In den Schlafen- 
mnskeln zeigte sich beiderseits Bluterguss. Dasknochernc 
Schadeldach erschlen unverletzt, doch die Knochenzwi- 
schensubstanz Behr blutreich ; ebenso war die weiche 
Hirnhaut und die Hirnsubstanz, such 1m Kleinhim , sowie 
die Medulla oblongata sehr blutreich; die Hirnventrikel 
enthielten viel wassrige Flussigkeit, die Adergeflechte, 
sowie die Hirnblutlelter waren stark mit Blut gefSllt. Die 
Knochen der Schadelbasis zeigten sich unverletzt. Die 
obem Luftwege enthielten kelne Flussigkeit, ihreSchleim- 
haut war schrautzig braunroth gefarbt. Die rechte Herz- 
kammer war leer , die linke enthielt nur eine geringe 
Menge dunklen, flussigen Blutes, Aorta u. Art. pulmonalis 
enthielten viel flussiges, schwarzrothes Bint. Die Vorhflfe 
enthielten keine Blutgerinnsel. Die Lnngen erschienen 
flberall lufthaltig, ihre Gewebe blutreich, beim Einschnei- 
den auf Drnck viel schaumiges Blutwasser entleerend. 
Die stark vergrosserte Leber, Milz und Nieren zeigten 
grossen Blutreichtham. 

Die an der Leiclie gefondenen Eopfwunden er- 
regten den Verdacht ernes Verbrechens und der Mann 
der Verstorbenen, auf den der Verdacht fiel, gestand 
ein, seine Frau durcb Schlftge auf den Kopf getfldtet 
und dann in den Strick gehingt zu haben. Es han- 
delte sich nun aber damm , nachzuweisen , ob nicht 
die durch die SclilSge nur betflubt gewesene Frau 
lebend an den Strang gebracht worden und welches 
die Todeaur8ache sei. 

Dass derTodFolge der gefundenen Verletznngen 
am Kopfe hfttte sein kOnnen, ist nicht wahrscheinlich, 
da diese dazu nicht bedeutend genug erschienen, 
namentlich da die Knochen nicht verletzt waren, 


obwohl die Mdgliehkeit nicht ganz in Abrade gestellt 
werden kann. Dahingegen hatten die am Halse auf- 
gefundenen Verletzimgen, obwohl aie nur die Haut 
betrafen, im Verein mit dem Befunde der innern 
Organe , grdssere Bedeutung und man musste wohl 
nach dem Leichenbefunde annehmen , dass der Tod 
in Folge von Erstickung eingetreten sei , ob durch 
Erwtirgung oder Erhenkung, das liess sich nicht 
bestimmen. Das Gericht legte das Hauptgewicht auf 
die Frage, ob der Tod vor der Strangulation oder in 
Folge derselben herbeigeftlhrt worden sei , und ein 
bei dem Medicinal - Collegium in Kdnigsberg einge- 
holtes Gutachten sprach sich dahin aus, dass als 
Todesursaclie nur die Mi-shandlungen ohne Strangu- 
lation anzusehen seien Ein Obergutachten der wissen- 
schaftlichen Deputation fUr das Medicinalwesen trat 
diesem Gutachten bei, obwohl dabei ausdrtleklich her- 
vorgehoben wird , dass sich ans den Ergebnissen der 
Sektion nicht beweisen lasse, dass die Frau an den 
erlittenen Kopfverletzungen gestorben sei, die Sektion 
aber wesentliche Anhaltspunkte flir die Annahme des 
Erstickungstodes geliefert babe , wahrend das Gut- 
achten des Medicinal- Collegiums Erstickungstod nicht 
annahm. Unter Verletzungen muss jedenfalls iu dem 
Obergutachten auch die Gewalt verstanden sein , die 
anf den Hals einwirkte, doch liess die wissenschaftl. 
Deputation die Frage in Betreff des Erwtlrgungs- 
todes offen, weil sie ihr nicht vorgelegt worden war. 

(Walter Berger.) 

501. Zur gerichts&ratliohen Caauintik; von 
Privatdocent Dr. Otto Oesterlen in Tubingen. 
(Vjhrschr. f. gerichtl. Med. N. F. XXIV. 1. p. 1. 
1876.) 

In dem von Oesterlen mitgetheilten interes- 
santen Falle handelte es sich nm die Frage , ob Er- 
stickung durch innere oder durch aussere Ureachen 
entstanden sei, ob Tod durch einen Zufall oder Mord 
anzunehmen sei. 

R. lebte mit seiner epileptischen Frau wenig giflek- 
lich ; die Anfalle traten bei ihr , durch einen Schrei ein- 
geleitet , tagelang mehrmals tSglich auf nnd blieben zeit- 
weise mehrere Tage hintereinander aus. Nachdem ihr am 
22. Jan. frfib soeben aus dem Dachboden durch einen 
Schlauch Haekerling auf den Scheuerboden hernnter- nnd 
zugeschuttet worden war , stiess die Frau den charakteri- 
stischen Schrei aus und wurde unmittelbar, bez. kune 
Zeit danach, mit dem Gesioht naoh unten auf dem mit 
einer etwa dngerdicken. H&ckerlingsaehicht bedecktea 
Boden liegend gefunden. Sie wurde etwas in die Hohe 
gehoben , im Kreiso herumgedreht und angeblich volletan- 
dig auf den Rucken , und zwar auf den unter dem Futter- 
scblauch beflndlichen etwa 1‘ hohen Hickerlingshufen 
gelegt. Die R. athmete dabei , lebte unzweifelhaft , war 
aber etwas „Iummelig“ and wnrde Ihrem Scblafe uber- 
lassen. Mehr ais '/, 8td. Bpater wurde sie auf der rechten 
Seite liegend, dasGesichtfrei, todtgefunden. DerLeichen- 
besebauer constatirte einlge offenbar vom Stnrz im epilept. 
Anfalle herrubrende Contusionen. Es entstand der Ver- 
dacht, R. habe seine bewusstlose Frau absichtlioh in eine 
Lage gebracht, in der sie ersticken musste. 

Der Obduktionsbefund ergab am 24. Jan., abgesehen 
von den erwabnten Contusionen Folgendes. Die Zahn- 
reihen feat geschlosaen; die Hande leicht eingescblagen. 
Schadeldach dick , sehwer , fast ohne Zwischensubstaaz ; 


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VIII. Staatgarmeikunde. 


hfertc Hirnhnnt, namentlich nach kimten so, mit der Innem- 
flache des Schadele stark verwachsen , ubrigens normal ; 
aus den Sinus ca. 200Grmm. schwarzes dickflussiges Blut 
entleert ; weiche Himhaut stark injicirt, leicht abziehbar ; 
Windungen flacb, Trie zusammeDgedruckt, namentlich am 
8tirntheile ; Piex. chor. blutrcich ; graue Substanz blass 
and schmal , in dcr weissen aussergewbhnlich viel Blut- 
punkte. — Kehlkopf, Luftrohrcn und Bronchien mit 
schaumlgem weissen Sckleim stark angefiillt, Bronchial- 
sohleimhaut ger&thet ; Lungen sehr blutreich und beson- 
dera links stark odematfis. Hechter Yentrikel dilatirt, 
seine Wandungen mit Fctt durchsetzt; in beiden Ventri- 
keln wenig Blut, keine Gerinnsel. — Uebcrzng der etwas 
vergrdsserten Leber an der vordern Flache schwartenartig 
verdickt und mit dem Lebergewebe fest verwachsen , in 
lets tore m beginnende Fettablagerung und stellenweise 
amyloide Degeneration. Milz etwas vergrSsscrt, sehr 
weich; Kicren lang, schmal, blutreich. Magcn leer. 
Menstrnal-Blutnng. Nachtriiglich wurde das Vorhanden- 
seln von Hfickerlingsthcilen in beiden Angen in den Fatten 
zwiachen Lidern und Augapfel constatirt; desgleichen 
nach Spaltung der Nase in der linken NasenhOhle in einer 
Tiefe von 1 — 4 Ctmtr. , in der rechtcn nur ganz wenig 
kleinere. An der vordern Flache des linken Gaumensegels 
faad sioh ein etwas dickcrer , 0.8 Ctmtr. langer Futter- 
stengel. Der Kehldeckel war offen , der obere Thell des 
Keblkopfs frei , desgl. Schlundkopf und hintere Nasen- 
hohle. 

Das Gntaehten wurde dabln abgegeben, dass der Er- 
stickungstod hDchst wabrscheinllch dadurch herbelgefQhrt 
worden sei , dass die Verstorbene mit dem Gesichte der 
Art im Hackerling lag, dass die Athemwcrkzeuge voll- 
standig von der Luft abgesperrt waren. Der Unter- 
snchnngsrichter legte hicranf den begntachtenden Aerzt.cn 
folgende 4 Fragon vor. 

1) Lasst sicb nach dem Ergebniss der Sektion mit 
WahrBcheinlichkeit oder mit Gewissheit sagen , dass der 
Entioknngstod nloht dnrch einen etwa mit dem angeb- 
lichea Anfkil in Yerbindnng stehenden Krampf erfolgtist? 

2) Lasst sich ans dem Ergebniss der Sektion fest- 
stellen, obderaTod ein epileptischer Anfail vorangegangen 
1st oder nicht? 

8) 1st daraus , dass sich Hfickerlingstheile im Innern 
der Nase befsnden , darauf zu schliessen , dass der Kopf 
gewaltsam in den Hackerling bineingedruckt worden ist 
oder nicht? 

4) Ist es mSgiich , das9 die Verstorbene in Folge der 
Gegenwart der bei der Sektion in den Oeffnungen ihres 
Kopfes vorgefundenen Hackerlingstheile erstiokt ist, anch 
wenn der Kopf , so lange sie nocb lebte , ausserhalb des 
Hackerlings frei, das Gesicht nach oben, zu liegen kam 
oder nicht? 

In der Beantwortang dieser Fragen heben die Obdn- 
oenten zunichst hervor, dass das dicke und schwore Scha- 
deldaeh far sich allein anf lange bestandene Epilepsie 
schliessen lasse. 

Die in der 1. Frage berfihrte Art des Erstickungs- 
todee sel hochst unwahrsekeinlieb. Verletznng oder Luft- 
abechnitt dnrch den Fall auagesohlossen , sterben Epi- 
leptiscbe fast nie Oder hbchst Belten an einem nnr kurzere 
Zeit dauernden Anfalie. Derartige Verletznngen waren 
im fragl. Falle nicht vorhanden, und der Tod sei anch 
nicht in der nrsprfinglichen Lage anf dem Gesicht erfolgt. 
Feraer fehle bei im Anfalie verstorbenen Epileptiechen 
selten Oedero oder Blntextravasat imGchirn, die im fragl. 
Falle nicht gefunden warden. Endlich lasse sich bet der 
seit vieien Jahren gleich bleibenden Intentensitat u. Daner 
der epileptischen Anfalie der Verstorbenen vermnthen, 
dass auch der ietzte ein solcher war , der an sich nloht 
tddtlich verlaufen musste. 

Far das Voransgegangensein eines epilept. Anfalles 
(Frage 2) sprechen die Verletzungen (duroh Fall anf den 
harten Pflasterboden) , der weisse Sohanm xwischea den 
Lippea, die Kiefers pc rre Had die eingeschlagenen Finger. 


Die outer 8) gestellte Frage sei nicht nnhediagt ca 
vemeinen, doch sei es wahrscheintlcher, dass die Haoker- 
lingstheile erst dann in die Nase kamen , als die Verstor- 
bene anf das Uackerlingshanfchen gelcgt war. Ganz 
sioher seien die Hackerlingstheile nur dadnrch in die 
Angen , und zwar in die tiefen Falten zwischen Lid and 
Augapfel gekommen , dass die Verstorbene mit dem Ge- 
sicht wahrend desLebens in dem Hack erlinghaufchen lag. 

Die 4. Frage wird ganz entschicden verneint, weil 
die Nase nicht so mit Hickcrlingtheilchen ansgefullt war, 
dass die R. nicht hatte durch die Nase noch genflgend 
athmen konnen . Es sei vielmehr anzirachmen , dass der 
Tod dadurch eintrat, dass die R. mit dem Gesicht im 
Hilckerling lag und der Luftzntritt in die Nase dadurch 
abgesperrt war. Der Sektionsbefbnd (hochgradige Bhit- 
uberfullnng de9 Gehirns nnd seiner Haute, stark ansgebil- 
detes Oedem der Lnnge, R5thung der Schleimhant der 
Bronchien. weisser Sehanm in grosser Menge in letzteren, 
in der Lnftrohrc und im Kehlkopfe) spreche mit grosser 
Wahrscheinlichkeit fur Erstickungstod von aussen. 

In der Hauptverhandlung gab der eine der Obdncen- 
ten, Oberamtsarzt Dr. Munk von Gflppingen , noch an, 
dass bei der Obduktion die Pnlmonalarterie nicht unter- 
bunden worden ware und mogliclierweise eine im rechten 
Herzen enthaltcne Blutmenge bei Ilerausnahme des Her- 
zens ausgefloBsen sein konnte. Es sei anzunehmen , dass 
der Zutritt der Luft zu den Luftwegen durch den Hacker - 
lingshaufen, in wclchen der Kopf vermogc seiner Schwerc 
einsinken musste, abgesperrt ward. Dagegen sei nicht 
anznnehmen , dass die R. in Folge von Convulsionen, 
deren Vorhandensein vorausgesetzt , von der Ruckenlage 
in eine Banchlagc gekommen sei , erstere in eine Seiten- 
lage aber verwandelt worden sein konne. Er stellt es 
dahin , in wie weit das Eindringeu der Hackerlingstheile 
in Nase und Augen fur eine Lage mit dem Gesicht auf 
dem Hackerlingshaufcn beweiskraftig sei , and spricht es 
Jetzt selbst aus , dass dicss auch schon bei der Lage , in 
der die R. anfgcfundcn wurde, geschehen sein konne. 
Doch sei es wahrscheinlieher , dass wenigstens das Ein- 
dringen in die Bindchautfalten durch Aufliegen des Ge- 
sichts im Hackcrliogshaufchcn zu Stande gekommen 6ei. 

Anch Oboramtswundarzt Dr. Landerer erklart es 
fur hochst wahrscheiniich , dass dio Erstickung durch Die- 
gen mit dem Gesicht im Hackerlingshaufen entsta&den 
sei; auch er erklart die Erstickung durch den epilepti- 
schen Krampf fur hochst unwahrschcinlich. Bei den in 
Goppingen dirckt an ihren Anfallen zu Grunde gegangenen 
Epileptikcrn seien meist die Anfalie in der letzten Zeit 
desLebens cumulirt anfgetreten, Anfail war auf Anfail 
gefolgt und si-hlusslicli waren oft nurkurzefreieZwischen- 
raume , oder wenn die Convulsionen voruber waren , ein 
sopor&ser Zustand vorhanden gewesen. Im Gehirn war 
immer Oedem oder Blutextravasat gefunden worden. 
Dass die Verstorbene im Anfail vom Rocken anf den 
Bauch zu liegen gekommen sei, sei sehr un wahrschein- 
iich. 

Dr. Oesterlen nimrat mit hoher WahrschelnHch- 
keit Erstickungstod an. Er macht darauf anfraerksam, 
dass die R. im bewusstloscn Zustande bei vorhandener 
Klefersperre unfahig zu gewaltsameu Athemanstrengungen 
war und dass so im vorliegenden Falle der Tod sehr raeeh 
eingetreten sein konne, dass gewisse Zeichender Erstickung 
fehlen konnten , gewisse vorhandene anch auf das cpilep- 
tische Grundleiden zn beziehen seien und anch wenlger 
Hackerlingstheilchen in den Athemorganen anfsndnden 
waren , als so.is't wohl anzunehmen sein wurde. Die 
Ruckenlage konne recht wohl im epileptischen Anfalie in 
eine Seitenlagc und Bauchlage verwandelt worden sein. 
Es sei femer sehr moglich, dass schon beim ersten Fallen 
und in der Seitenlage die Hickerlingstheilohen in Nase 
nnd Augenlidfalten gelangten, ja dass, wenn, wie gewdhn- 
llch, der Hackerling sehr stark staubte, die betrellenden 
Hkckerlingstheilchen schon vor dem Anfalie an die Stelle 
komaaen konnten, wo sie gefunden warden , wie snob der 


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VIII. Staatsarzneikunde. 


395 


Fnttentoagel vor das Gaumensegel gekommen seta m5ge, 

ehe eine Kiefersperre vorhanden war. Andererseits giebt 
Oe. die MogLichkeit zu, daes die R. in Folge des epilep- 
tischen Krampfes erstickt sei. Den SektionBbefand bei 
epiteptischen Irren findet er nleht durchaae anf Epilep- 
ttache uberhanpt anwendbar. Es giebt Falle von Tod im 
epileptiachen Anfalle , wo ini Oebirn , ja im ganzen Orga- 
nism us , keine Veranderungen gefunden werden konnten, 
dnrch welche der Tod irgendwie hatte erklart werden 
kdnuen; einige Umst&nde sprechen daffir, dass der be- 
treffende Aufall eiuen besonders schweren Charakter hatte. 
Oe. fasst seine Ausfubrungcn sclilusslich folgendermaaaaen 
znsammen : 1) die Verstorbene ist h5chst wahrsclieinlicL 
den Ersticknngstod gcstorben ; 2) die Obdnktion giebt 
ketaen gendgenden Anhalt znr Entscheidung der Frage, 
ob diese Eratiekung aus innerer Ursache (doroh den epi- 
leptischen Krampf) Oder durch Verechluas der Athmunga- 
wege von anssen erfolgt ist. 

Ober-Med.-R. Dr. v. HSlder halt nicht nur den Er- 
stickungstod furerwiesen, sondern halt es anch fOr zweifel- 
los , dass die Ersticknng in Folge des (lurch den Hacker- 
ling bewirkten Luttabachlusaes eingetreten ist. Die Er- 
acheinungen, welche an den Epileptikern inderlrrcnanstalt 
zuO. beobachtet worden sind, konnen anch bei nicht deti- 
nirten Epileptikern verwerthet werden , da auch letzteTe 
mehr Oder weniger geistig-abnorm beschaffen sind und 
die Anfalle beider Kategorien Epileptischer sich wesent- 
lich gleich verhalten. Die Annahme eines besonders 
schweren Anfalls und die Adspiration der Hackerlinga- 
theilcben durch Stauben beim Herabfalien weist v. H. 
znruck ; ob letitere beim Fall auf den Boden oder naeb 
dem Legen anf den Hickerlingahanfen stattfand, lasso 
sich nicht entscheiden. Die R. konnte ihre Lage auf dem 
Hanfen verandern, und endlich ist es wohl auch sehr 
mogiich , dass der Vorgang im Sinne der Anklage sich ab- 
spielte. 

Bei derDilferenz derQntachten der Sachverstandigen 
verneinten die Qeschworenen nach korzer Berathung die 
Schuldfrage a. cndete die Verhandinng mit Freisprecbnng 
des Angeklagten. 

Bei dieser Geiegenheit erwahnt Ref. einen Fall ans 
der Praxis seines Vaters , wo ein BjShr. Knabe , der in 
etaen Hanfen Spren gespnmgen war , in demselben todt 
anfgefonden wnrde. (W. Hesse.) 

502. Casuistische Uotizen ; von Dr. Fried- 
r i c h F a 1 k , Kreis- Wundarzt in Berlin. (Vjhrscbr. 
f. ger. Med. N. F. XXIU. 1. p, 14. 1875.) 

Der erate der von Vf. xnitgetheilten Falle be- 
trifft etae Vergiftung durch SchtcefeUaure. 

Ein 2j&hr. sohw&chlicher Knsbe trank am 31. Mai 
ans Versehen zum Pntzen kupferner Geschirre bestiinmte 
Sohwefelsaure , schrie sofort furchtbar nnd starb 12 Std. 
danach , obschon er bald nach dem Verschlucken der 
Schwefelsanre Milch und Magnesiapnlver erhaiten hatte. 
Schmerzen waren 1 Std. nach dem Unfalle nicht vorhan- 
den , es war weder Erbrechen nooh Durchfall , sondern 
nur etwas vermehrte Speichetabsonderung und Respira- 
tionafrequenz zn bemerken. 

In Anbetracht des nicht sehr pragnanten Befundes 
(die Aetzung hatte kanm bis zum Schlunde gegriffen, 
namentlich waren Magcn and Darm intakt) bei der am 
2. Juni nach sehr heissen Tagen vorgenommenen Sektion 
lautet das sammariscbe Gutachten : der Obduktionsbefund 
widersprioht in keiner Weiae dem Verdacht einer todt- 
licben Vergiftung durch eine 85ure. Obwohl das Kind 
die Saure bald ausgespien haben konnte , ergab das Ge- 
fass, worin sich Speiserohre, Magen, DQnndarm nebst 
Inbait befand, bei der durch Prof. 8onnenschein ans- 
gefuhrten Untcrsucliung so viel Schwefelsanre als 0.003 
Grnmi. engl. SehwefelsSnre entsprieht, sowie in den in 
AJkohot tral&stiche® Thellen so viel Esd- and Alkallsulpbat 


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als 0.006 Gnus. Schwefete^urehydrat entsprieht; in 
einem zweiten Gefasse aufbewahrte Stucke von Milz, 
Leber, Nieren, Blase, Here und Blntgerinnsel ergaben 
deutliche Spuren freier SehwefelsSnre. 

Es entsteht die Frage , wie es zu erklftren ist, 
dass bei der Widerstandsfiiliigkeit der Magenwand 
der Tod dem Unfalle so bald folgte. DieReizimg der 
Magenwand (reflektorisehe Oontraktion der Kdrper- 
arterien , An&mie des cerebralen Respirationseen- 
tnim und dadurch Vernichtnng der vitalen Fnnk- 
tionen) gentlgt hierzu nicht. 

Ein rascher Ersticknngstod durch obstrnirende 
Beachfidigung des Laryngo-Trachealkanals war anch 
nicht voihanden. Die in den ersten Wegen berech- 
neten Mengen von Scbwefels&ure waren sehr ge- 
ringe, besonders da keine Entfemung der Sfture durch 
Mund oder After stattgefunden hatte. Der schnelle 
Tod muss demnach bei positivem Nachweis in den 
Sekreten, u. a. als Wirkung der Resorption von 
Schwefelsfture anfgefasst werden, und zwar als Herz- 
l&hmung durch resorbirte S&ure, auf die insbesondere 
die Blutfillle derLungen zu beziehen ist. Bemerkens- 
werth ist noch, dass der Verwesungsprocess sich 
keineswegs z&gemd zeigte. 

Im 2. Falle lag die Frage zur Entscheidung vor, 
ob der Tod durch absichtliche oder zufallig* Vet - 
letzung herbeigeftihrt worden -sei. 

8, lebte mit seiner Frau in Unfriedem ; wenige Woohan, 
nachdem er gegen seinen Sohn ausgesprochen , dass er 
sie gelegentlich „kalt machon“ werde , stach er dieselbe 
am 26. Dec. Nachm. im Beiseiu seiner jnngen Kinder mit 
dem Taschenmesser in den Unterleib. Die Fran starb 
am nacheten Morgen 9 Uhr. S. gab an , dass er dicht 
links neben seiner Frau gesessen and geschnitzt habe uad 
von derselben mit der bloscn Hand derartig auf den rech- 
ten Ann geschlagen worden sei , dass letzterer mit Wucht 
nach unten geschleudert wurde und dabeiderunglfickliche 
Stich erfolgte. Dr. F. gegenfiber sprach er nur von 
einem Aufrennen der Verstorbenen in sein anfgekiapptes 
Taschenmesser. Der Sektionsbefund ergab das Vorhan- 
densein einer gleiclifSrmigen geradlinigen Stichschnittver- 
letznng. Die Wnnde tnaaas in den Snssern Banchdecken 
2.26 Ctrotr. (war mithin schon gr$sser, als sie durch eta- 
fachen Stich verursacht werden konnte), an deren Innen- 
flache 3, an der vordern Magenwand 5 Ctmtr., der untere 
Wundwinkel war Btumpfcr; eine anaehnliche Menge eines 
Gemisehes von Bint nnd Mageninhalt lag in der Baueh- 
h&hle. 

Die Wunde war von unten und oben zngineli 
von anssen nach innen beigebracht worden. Da 
aber noch ein Tuchrock, ein starker wollener, faltiger 
Friesrock und ein grobleinenes Hemd durchbohrt 
worden war, so musste das Messer mit betrilchtlicher 
Qewalt eingestochen worden sein. Die Verietzung 
konnte mithin nicht anders als durch gegnerischen . 
Stoss erfolgt sein. Bemerkenswerth erscheint noch, 
dass in der Leiche keine Spur von Blutgerinnung 
um die Wnnde , weder in der Bauchwand , noch im 
Magen oder in der PeritonkalhOhle gefunden wurde. 
Eben so wenig waren Injektionen oder aonstige 
Reakti onaerscheinnngen um die Wunde wahrzuneh- 
men, obwohl der Tod erst mehrere Stunden nach der 
Verietzung eingetreten war. Als Grand hierf&r be 
tracMetVf. den fitntrerlwt, den synkepaka Zwrtand, 

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296 


IX. Medlcin im Allgemeinen. 


wdcher bald nach der Verletzung reflektorisch ein- 
getreten war. 

Im 3. Falle handelte es sich um die Art des 
verletzenden Werkztuges. 

Neben verschiedenen Verletzungen mit einem Messer, 
resp. Beil , die den Tod zur Folge gehabt hatten , fand 
sich bei der Sektion eines Leicbnams in dcr linken Achsel- 
b6bie, und zwar nach dem Thorax hin 2 Ctmtr. vom 
anssern Kande des M. pector. maj. entfemt, eine bohnen- 
grosse Hautwunde , die oval , aber doch anch , namentlich 
bei Abduktion des linken Oberarms, als ein linearer senk- 
recbter Spalt erschien. Vom anssern RandedieserWunde, 
qner nach hinten, verlief ein 7 Ctmtr. langer, stellen- 
weise bis auf das Zellgewebe dringender, am vordem 
Uritttheil 1 Ctmtr. breiter , weiterhin aber ganz schmaler 
Riss ; Bander und Grnnd zeigten starken Bluterguss. 

Von dieser Wnnde wird im Gutachten gesagt, 
dass sie ihre Entstehung der Einwirkung eines 
schm&len spitzigen Instruments verdanke. Die MOg- 
lichkeit, dass dieselbe von einem taschen- oderfeder- 
messerartigen Instrumente herrtlhre, ist allerdings 
nach F.’s Ansicht nicht zu leugnen, er halt es aber 
fllr eben so wahrscheinlich , dass ein pfriemen- oder 
dornftirmiges Instrument als WafFe gedient habe. 
Schon Dupuy tren machte die Bemerkung, dass 
ein stechendes Werkzeug von runder Form keine 
runde Verletzung setzt , sondern eine , wie sie durch 
einen flachen zweischneidigen Dolch verursacht wird. 
Auch F.’s zahlreiche Vereuche ergaben, dass solche 
spulrunde, dornftJrmige Werkzeuge keine junden 


StichCflhnngen , sondern lineare Spalten bewirken, 
welche an verschiedenen KOrperstellen verschiedene 
Richtung haben. Er glaubt jedoch im Widerspruch 
mit Dupnytren und Langer wahrgenommen zu 
haben, dass, wenn das Instrument tief vordringt, die 
WundOffnungen in dcr Haut meist den Werkzeugen 
conformere, rundliche Gestalt darbieten kcinnen. In 
Uebereinstimmung mit Langer fand F., dass bei 
stumpfer Spitze stellenweise gerissene Wnnddflhungen 
auftreten. Dass Stichwunden durch die Haut bald 
auseinander gezerrt, bald verkleinert werden, hilngt 
davon ab, ob die Verletzung der Richtung jener 
Hautfaserzflge nnd ihrer Krenzungen entspricht oder 
nicht. 

Der 4. Fall erscheint filr die Diagnose des Er- 
trinkungstodea von Wichtigkeit. Bekanntlich wird 
bei Ertrunkenen die erstickende Fltlssigkeit constant 
in den Luft- und Verdauungswegen gefunden; dless 
gilt namentlich auch fllr Neugeborene. Um so mehr 
Beachtung verdient die von F. an einem neugebo- 
renen ausgetragenen Kinde, das */i Std. gelebt 
hatte , lebend in einen Ttlmpel gelangt , dort ertrun- 
ken und l’/g Std. danach herausgefiseht worden 
war, gemachte Beobaclitung. Bei der 3 T. nachher 
vorgenommenen Sektion konnte namlich die Er- 
trftnkungsmasse , trotz reichlichster AnfUllnng ailer 
Athmungswege mit derselben, im Magen nicKl auf- 
gefunden werden. (W. Hesse.) 


IX. Medicin im 

503. Zur Lohre von der Perkussion und 
Auskultation. 

Dr. 0. Rosenbach gelangt in seiner Abhand- 
lung „ein Beitrag zur Lelure vom Perkuasionsschall 
dee Thorax f* (Deutsches Arch. f. klin. Med. XVII. 
6.p. 609. 1876), anknflpfend an die von Da Costa 
sogenannte respiratorische Perkussion , d. h. die die 
Respirationsphasen begleitenden Verinderungen des 
Schalls, zn nachstehenden Folgerungen. 1) H6he- 
verftnderongen des Perkussionssehalls fiber den Lnn- 
gen finden sich stets bei In- und Expiration. 2) Sie 
bAnge n nicht von Spannungs&nderungen des Lungen- 
parenchym , sondern von solchen der Thorax wand, 
besonders der Muskulatur ab. 3) Die durch Span- 
nungsverknderungen des Parenchym bei In- und Ex- 
spiration entstebenden Schallhdhever&nderungen Bind 
zwar onbedentend vorhanden, werden aber durch 
die Thoraxwand verdeckt. 4) Zur Erkenntniss von 
pathologischen Spannungsveranderungen des Paren- 
chym ist daher der Hdhewechsel bei In- und Expi- 
ration nicht zu verwerthen. 5) Aus dem Auftreten 
des tympanitischen Schalls in der Athmungspause 
oder Expirationsstellung kann man jedoch nnter ge- 
wisaen Verhaltnissen auf veranderte Spannungsver- . 
halts isse des Parenchym schliessen. 6) Das Lauter- 
werden des Schalls wahrend der Inspiration lfisst 
sich mit Vojraicht diagnostisch verwerthen. 7) Der 
tympanitische Schall entsteht in begrenxten Rlamen 
von gewisser GrOese durch Schwingungen der in 


Allgemeinen. 

ihnen enthaltenen Luft. 8) Die Wahrnehmung eines 
tympanitischen Schalls in solchen Raumen hangt ab 
von der Durchgangigkeit der Wande fllr die Schall- 
wellen von innen und fllr dieselben erregende Stdese 
von aussen. 9) Eigenschwingungen der Wandung 
stdren den tympanitischen Schall nicht, so lange fllr 
einen genflgenden Durchtritt der Schallwellen der 
eingeschlossenen Luft nach aussen gesorgt isL 

10) Bei stark gespannten oder dichten Wanden ist 
das Zustandekommen des tympanitischen Schalls um 
so schwieriger, je gekrtlmmter die Flachen aind. 

11) Beim Perkutiren gekrtlmmter Flachen wird die 
Intensitat des Perkussionsstosses abgeschwacht , die 
innen befindliche Luft weniger erschilttert und das 
Heraustreten der Schallwellen durch starkere Re- 
flexion gehindert. 

In einem 2. Artikel „die Relaxation des Lun- 
gengewebes und Bemerkungen aber den Schachtel- 
ton und Schallh6hewechseV ‘ (a. a. 0. XVHI. 1. 
p. 68 flg. 1876) unternimmt Rosenbach eine 
nachtriLgliche Kritik der von Baas gegen die An- 
n&hme einer Relaxation als Ursache des tympaniti- 
schen Schalls gerichteten Bedenken. In einer Iangen, 
indessen nicht recht klaren und verstindlichen De- 
duktion gelangt R. zu dem Ergebniss : „Es ist theo- 
retiBch kein Zweifel dartlber mflglich, dass eine Re- 
laxation des Lungengewebes stattfinden kann, sie 
lasst sich theilweise (beginnende Atelektase) patho- 
logisch-anatomiscb nachweiaen. “ [Ref. vermisst hier- 


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IX. Medidn im Allgemeinen. 


297 


bei dem Nachweis, daas Das, was Vf. bier „ Relaxa- 
tion 11 nennen zu dtlrfen glaubt , auch tympanitischen 
Schall zu erzeugen gentigt.] In direkter Polemik 
wird als Hauptfehler der Baas’schen Deduktionen 
beaeichnet, dass sie Spannungsabnahme mit Elastici- 
tUtsabnahme gleichsetzen und das Zusammenfallen 
der Lunge durch ihre Elasticity (also gerade die 
Relaxationszustilnde) von einer Compression durch 
den Luftdruck ableiten. Den Widerspruch , den 
Baas vergeblich zn Ibsen sucht, klSrt R. so auf: 
„ nicht die Elasticit&t geht verloren, sondem die 
Sp&nnung; erutere tritt in Kraft. “ Bei der heraua- 
geaommenen Lunge ist es nicht der Hussere Luft- 
druck, welcher die Lunge comprimirt , sondern die 
zur Geltung gelangende Elasticitat, welche sie ver- 
kleinert, w&hrend der ftussere Luftdruck diese Wir- 
kung nur ermflglicht. 

Im 2. Theile seiner Arbeit untersucht Ros. die 
Qenese des „Schachteltones“ bei Emphysem, von 
Biermer zuerst, neuerdings auch von H e r t z be- 
schrieben: „ein sonorer, leicht tympanitischer Schall, 
der fiber geblabten Lungenpartien vorkommt.“ „So- 
nor u ist in die Componenten „sehr laut“ u. „hoch“ 
zn zerlegen. Das tympanitische Timbre tritt bei 
Versuchen an Schachteln erst hinzu , wenn man ein 
Loch einsticht. Ausserdem ist mbglichst geringe 
Convdxitat wesentlich. Daraus schliesst Ros., dass 
der Schachtelton allein von Grosse und Material der 
perkutirten Wand abhange, die Luft bei der starken 
Spannung der Wand unbetheiligt bleibe. [Ref. findet 
ahnlichen, aber tiefen Schall bei alten Lenten mit 
starrer, flacher Bnistwand und senilem Emphysem.] 

Was den Schallhdhe wechsel am Thorax bei In- 
und Exspiration betrifft, so vervollsttlndigt Ros. 
seine frflhern Ausfilhningen durch Betrachtung eines 
3. Faktor : die Weite der Stimmritze bei den Respi- 
rationsphasen , auf welche schon Friedreich Ge- 
wicht legte. Doch kann Vf. weniger die grfissere 
oder geringere Weite der Stimmritze (mit Fried- 
reich) von Einfluss sein lassen, als vielmehr, beim 
Tieferwerden wahrend des Verschlusses der Glottis, 
die exspir&torische Erschlaflhng der Thoraxmnskeln. 

Beim Schallhdhewechsel in Cavemen bei Lage- 
verftnderungen kommen 2 Faktoren in Betracht : un- 
willkflrliche Inspiration beim Aufsetzen und Verkn- 
demngen im Gleichgewichtszustande der Rippen 
durch Muskelcontraktion. Dass erstere nicht allein 
im Spicle ist, beweist die Erfahrung, daas dieaer 
Wechsel auch an Leichen beobachtet wird. Bei der 
Diagnose der Cavernenform ist daher Vorsicht um 
so mehr anznrathen, als der Hbhewechsel selbst da 
nicht ausbleibt, wo die Cavemen mit FlUssigkeit ge- 
fllllt sLnd. Auch bei Feststellung eines Tieferwerdens 
des Schalls bei anfrechter Haltung ist daranf zu ach- 
ten, dass man in beiden Lagen bei derselben Respi- 
rationsphase perkntirt. 

Beobachtungen uber SchalUiOhewechsel bei Ca- 
vemen bringt die Wtlrzburger Inaug. - Diss. von 
Med. Jahrbb. Bd. 171. Hft. S. 

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Ho be in (abgedr. im Deulsch. Arch. f. klia. Med. 
XVII. 6. p. 535. 1876). Dieselbe enthalt die Be- 
richte von 10 Fallen, die unter folgende Rubriken 
vertheilt sind : 1) 4 Falle mit langstem senkrechteu 
Durehmesser ; 2) 4 Falle mit langstem sagittal en 
Durchmesser; 3) 2 Fade mit complexen VerhaiE 
nissen. Daran schliesst sich ein 11. Fall, in wel- 
chem dieser sogenannte Gerhard t’sche Scball- 
wechsel vorhanden gewesen , die Sektion aber keine 
Caveme ergab. Das Gesammtergebniss H. ’s lautet : 
n Wird der tympanitische Schall fiber der Lunge im 
Liegen hOher, so ist stets eine Caverne vorhanden, 
wird er im Sitzen hdher, ■ so kann bei Verdichtung 
des Unterlappens diese Schalldifferenz auch olrne vor- 
haudeue Cavemenbiidung durch die grdsaere Spaunung 
des tympanitisch schallenden Lungengewebes be- 
dingt sein. 

Beitrdge zur 1'heorie dee Raseelne liefert Dr. 
S. Talma (a. a. O. XVIII. 1. p. 53. 1876), zu- 
n&chst hervorhebend , dass schon Laennec voa 
einer physikalischen Erklftrung des „Gurgelns u , mit 
dem sich diese Arbeit vorerst adein befasst, nicht so 
weit entfernt war als ihm gewdhnlich nachgesagt 
werde. Sodann bekampft T. die Anschauung, als 
werde das Gurgeln durch das „Zerspringen der Bla- 
sen u erzeugt, weist vielmehr auf Grand von elemen- 
taren Versuchen nach, dass dieses Schallzeichen von 
diesem Zerspringen zeitlich verschieden ist, ihm vor- 
angeht. Es entsteht, „ weun der Lnftball sich trennt 
von der Luftsaule in der (in Wasser getauchten und 
angeblasenen) ROlire und die zurllckeilende Flflssig- 
keit diese Luftsaule gleichsam liUmmert. “ Dadurch 
wird die Luft in der Rdhre in Schwingungen ver- 
setzt und die Schallhohe des dabei gebildeten Gur- 
gelns ist von den Dimensionen dieser Luftsaule ab- 
hangig. Hieraus folgt, dass auch da, wo eine Fltls- 
sigkeit der durch eine Ri5lire streichenden Luft den 
Weg versperrt und von ihr durchbrochen wird , das 
dabei gehdrte Rasseln ebenfalls nicht durch Zersprin- 
gen von Blasen entstehen kann , und einige von T. 
mitgetheilte Versuche bestatigen diese Folgerung. 
Vielmehr ist die gerauscherzeugende Thatigkeit der 
FlUssigkeit mit der einer Zunge in Musikinstramen- 
ten zu vergleichen, und, diesen Gedanken experimen- 
tell verfolgend, gelangt T. zn der Aufstellung : „die 
Fltlssigkeit bildet Zungen, welche schwingen und in 
der Luftmasse der die FlUssigkeit enthaltenden Rflh- 
reu sekundare Schwingungen erwecken. Diese Rflh- 
ren verhalten sich also wie Orgelpfeifen. “ 

Talma’s Bemerkungen uber das Vesicular - 
athmen (a. a. 0. p. 65) irren zunflchst darin, dass 
sie, Gerhardt nachschreibend , Ref. eine falsche 
Theorie nnterschieben. Ein Blick in des Ref. 
„Grundri88 etc.“ (2. Anfl., Fig. 23. 8. 80 u. J 74. 
Z. 8 v. u.) lehrt , dass er das vesiculare Gerausch 
nicht in den Blaschen, sondern oberhalb der Infundi- 
bula, also ebenfalls in den kleinsten Bronchien (nicht, 
wie T. behanptet, „in der Luft der Alveolen“) ent- 
stehen lasst. Im Uebrigen erklart T. die Laennec- 

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298 


IX. Medioin im Allgeraeinen. 


Skoda 'ache Theorie „um ein Geringes modifieirt* 
fttr die am meisten berechtigte. Die Modifikation 
ginge dahin, dass nicht die Reibmig der Loft an den 
Winden , sondern die „immer rhythmische Reibnng 
der Flttssigkeitstheilcben (sic!) gegen einander die 
Unacbe sei.“ 

Zxtr physikalxsr.hen Differentialdiagnostik der 
Pleuraergusae , insbesondere deren besonderen ana- 
tomischen Beschaffenheit nnd mit ROcksicht auf die 
vor Anstellung der Thorakocenteee zu erwilgenden 
Fragen bringt Prof. B a c c e 1 1 i in Rom , nach einer 
Ifittheilung von Dr. Valentiner in Salzbrunn 
(Berl. klin. Wchnschr. XIV. 21. 1876) Folgendes 
bei. Je dttnnfltlssiger und homogener der Erguss, 
um so leichter , vollstindiger and auf grdssere Ent- 
fernungen hin wird auch die leicbteste Stimm- 
vibration, selbst das geflilsterte Wort, fortgeleitet 
(„Aegophonie“). Am deutlichsten ist die Fortleitung 
nach der Basis der Ansammlnng hin, am schwAchsten 
nach dem obern Theile des Ergusses. Fibringerinnsel, 
Bhit, Eiter d&mpfen die Fortleitung in aufsteigendem 
Grade, Empyem hindert sie am vollstAndigsten. 

Zwr Lehre von der Herzperkusnon bietet Prof. 
W. Ebstein (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 35. 1875 
und L 11 n i n g , Inaug.-Diss. Gdttingen) einen auf eine 
neue Lasting der von Conrad i vergeblich ange- 
strebten Erkennung der ,,Herzleerheit“ und „Herz- 
dAmpfung" hinauslaufenden Beitrag. Nicht die GrSsse 
der Herzdftmpfung ist ihm maassgebend, sondern 
der Umfang der „nerzresistenz“ , wie er das bei 
„palpatorischer Perkussion" oder „perkutirender 
Palpation" empfiradene Geftlhl des gtArkern Wider- 
standes nennt. Dass auf diesem Wege die voile 
Herzgrenze bestimmbar sei , lelirten E.’s Controlver- 
suche an Leichen mit eingestochenen Nadeln , sowie 
die Verschiebung der „Resistenzfigur‘ f bei seitlicher 
Lagerung von Lebenden gleiclizeitig mit Verschiebung 
des Spitzenstosses. Eine Zeichnung veranschaulicht 
die nach dieser Methode gewonnene Projektionsfigur 
der HerzdAmpfung. 

Ueber Gefdstgerdusche bei Unterleibege- 
schwulsten, speciell bei einem Leberkrebs , bemerkt 
Dr. G. Leopold (Arch. d. Heilk. XVII. 5. p. 394. 
1876) zunAchst im Allgemeinen, dass die Stetho- 
skopie nicht nur bei Schwangerschaft und Uterus- 
tumoren , sondern auch bei Geschwtilsten des Unter- 
leibes aller Art einen wesentlichen Theil der Unter- 
suchung zu bilden babe. Spencer Wells und 
Winckel haben in diesem Sinne Gefkssgerftusche 
bei Uterus- und Ovarialtumoren , Milzvergrfisserung 
und retroperitonfialen Tumoren besprochen ; L. beob- 
achtete solche in folgendem Falle. 

Derselbe betraf eine 48jahr. Fran von kachektischem 
Habitus , aber mit enormem Leibesumfang (fiber dem 
Nabel 98 , outer demselben 101 Ctmtr.). Der Unterlelb 
war nimlich von einer derben, harten GeschwoUt ange- 
fUt, welcbe sicb vorn unter dem rechten Rippenrande 
weit herab ins grosse Becken und nach links in die Herx- 
grnbe erstreckte u. sicb durch ihre scharfen, umgreifbaren 
Rknder als Leber herausstellte. In der rechten Unter* 
baachgegend stark dorchseheinende Yenenerweiterungen, 

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mehr nach his ten and a of dem Sternum w iiftumg roM C 
Varices. Perkussionsscball im ganzen Bereiche leer. 
Die Auskultation ergab in der Gegend des Nabels sehr 
lante blasende, dem Poise isochrone GefSssgerausche, leb- 
haft an dasUteringerausch bei Schwangerschaft erinnernd. 
Herstfine rein. Nach raschem Wachsthume der Oe- 
schwulst erfolgte der Tod 3 W. nach der ersten Unter- 
suchung , nachdem 2 T. vorher die Gefassgeratiscke ver- 
schwonden waren. Die Sektion ergab einen 12 Pfd. 
schweren melanotischen Leberkrebs mit Ascites. 

In der Epikrise bezeichnet L. die GerAuBche als 
„continuirliehes Sausen mit st&rkerer systolischer 
Betonung" und sncht deren Sitz in den Leber&rterien, 
und zwar in einem Capillarpulse. Beachtenswerth 
ist der Umstand, dass dieselben vorwiegend bei Th- 
moren von solider Beschaffenheit , am seltensten bei 
solchen mit wftsarigem Inhalte auftreten. [Diesa 
dflrfte eben gegen den „Capillarpuls" sprechen und 
Vf. selbst schreibt den soliden Tumoren grflasere 
Compressionsfkhigkeit zu.] (P. N i e m e y e r.) 

504. Eine ungewShnliche Phlebektasie am 
Halse nebst ru>ei retrotraehealen Retentionscysten ; 
von Dr. Wenzel Gruber. (Virch. Arch. LXV. 2. 
p. 227—233. 1875.) 

Bei einem Alteren an Typhus verstorbenen 
Mami e fanden sich rechterseits am Halse die beiden 
folgenden AbnormitAten. 

a) Dicbt an der Yereinigung der Jugularis interna 
mit der Subclavia hatte die aussere Wand der keineswegs 
stark hervortretenden Jugularis , im Sinns einer daselbst 
beflndlichen Klappe, eine 4 Mmtr. grosse Oeffnung , die 
jedoch durch eine cirknlare Klappe von 1.6 Mmtr. Durch- 
measer so verengt war, dass nur eine 1 Mmtr. grosse Oeff- 
nung ubrig blieb. Diese Oeffnung fuhrte in eine Erwei- 
terung, eine Phlebektasie oder einen Varix von 3.6 Ctmtr. 
in querer nnd 2.6 Ctmtr. in vertikaler Richtung. Diese 
Erweiternng war, abgeseben von der genannten Oeffnung, 
vollstandig geschlossen, ihre Wandungen aber waren fast 
gieich dick, wie jene der Jugularis interna. Sie lag ober- 
halb der V. subclavia auf dem Scalenus , auf der Trans- 
versa scapulae und der Transversa colli , sowie auf dem 
Phrenicus , durch die Fascia omoclavicularis bedeckt nnd 
elngehullt. Ein platter fadenformiger Strang, der von der 
vordem Flfichc der Wirbelsauic her hinter der Jugularis 
int. aufstieg , war unter einem spitzen Winkel an die 
obere Wand jener Venenerweiterung angeheftet. Ver- 
mnthlich war dieser Strang der Y. vertebr. ext. anterior 
angeh5rig, die in die Jugularis einmundete. Durch be- 
sondere Kiappcnverhaltnisse bedingt, scheint das End- 
stfick dieser Yene in der angegebenen Weise eine Erwei- 
ternng erfahren zu haben. 

b) Eben falls an der rechten Seite des Halses fanden 
sich 2 Ausstulpungen oder Cysten , eine obere kleinere 
und eine untere grossere , die der hintern Wand der Tra- 
chea, da wo diese an die Seitenwand der Trachea stSsst, 
gestielt aufsassen. 

Die kleine Cyste, die prall gefullt war, sass unter halb 
des dritten Trachealknorpels stielffirmig an der genannten 
Stelle der Trachea. Sie hatte 9 Mmtr. Hohe, auf 4 bis 
6 Mmtr. Breite und Dicke. Wo der Stiel dieser Cyste 
aufsass , zeigte die Scbleimhaut der Luftrfihre eine ganz 
feine Oeffnung, die ohne Zweifel zn dieser Cyste ffihrte. 

Die grouse Cyste, welche sagittal abgeplattet war, 
2.4 Ctmtr. Hdlie und 1.8 Ctmtr. Breite besass , haftetc 
vermittelst eines vom vordem untern Umfange abgehen- 
den Stiels , gegenuber dem Interstitium zwischeu 6. and 
6. Trachealknorpel , an der hintern Wand der Luftrohre. 
Sie lag hinter der Scliilddrfise und wurde von der Carotis 
communis bedeckt. Durch eine bis 2 Mmtr. lange Qner- 


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IX. Medicin itn Allgemeinen. 


spalte la dor LuftrShrensohleimhaut communicirte diese 
Cyste mit der Trachea. Sie bildete eine einzige groase 
HChle, deren Wande 0.25 — 1 Mmtr. Dicke hatten, und 
zeig-te auf der Innenflache ein Netz glatter Balken , zwi- 
sehen denen sich 8 pal ten and aam Theil Auebnchtangen 
befanden. A us diesen S pal ten Hess sich eine schleimige 
Flussigkeit in die sonst leere Ho hie herausdrucken. 

In der aufgeachnittenen Luftrohre erschien die Schleim- 
haut etnas verdlckt , sonst aber zeigte sich nichts Abnor- 
mes , abgerechnet einen am rechten Ende der hintern 
Wand etwa bis zum 13. Knorpelringe herablaufenden und 
etwa 2 Mmtr. breiten Streifen , auf dem in einer Langs - 
linie gelegenegrbssere meistspaltformigeDruBenoffnungen 
sichtbar waren. Eine dieser Oeffnungen , die nur etwas 
grosser war und in einer trichterffirmigen Vcrtiefung lag, 
fiihrte in die Hdhle der grossern Cyste. Auch die feine 
Oeffnnng, die zur kleinem Cyste fiihrte , entsprach einer 
der Drusenbffnungen dieser Reihe. 

Diesem nach werden die beiden Cysten niclit als 
Hernien der Trachealschleimhaut aufzufassen sein, 
sondern als Schleimcysten oder Retentionscysten, 
die durch Retention des Sekrets in retrotracliealen 
Schleimdrtlsen sich biideten. An der Bildung der 
grOsseren Cyste haben mehrere Schleimdrflsen An- 
theil genommen , an der Bildung der kleinen Cyste 
nur eine einzige. (T h e i 1 e.) 

505. Ueber Unregelmftssigkeit im Vor- 
handensein des Canalis infraorbitalis bet Geistes- 
feranken, Verbrec.hern und Gesvnden; von Dr. 
Cornelli. (Riv. clin. 2. Ser. V. 12. p. 367. Die. 
1875.) 

Namentlich seit den Arbeiten von Calori 1st 
man auf die Seltenheit und Wichtigkeit des Vorkom- 
mens eines doppelten Infraorbitalkanales anfmerksam 
geworden. C. fand bei der Untersuchung der Scha- 
del mehrerer Sammlungen Folgendes. 

Unter 115 Schadeln der Sammlungen der Prof. 
Z o j a und Prof. Lombrosodes anatomischen Mu- 
seums zu Pavia waren 4 mit beiderseitig doppelten 
Infr&orbitalkanftlen , bei 5 Schadeln wurde ein dop- 
pelter Infraorbitalkanal nur rechts , und bei eben so 
vielen nnr links ein doppelter Kanal gefunden. 

Von 130 Schadeln der psychiatrischcn Sammlung 
zeigten 6 beiderseitig einen doppelten Infraorbital- 
kanal , 5 nur rechts und 4 nur links doppelt vor- 
bandene. 

Der Befund bei Gesunden und Geisteskranken 
zusammen betrachtet bietet eine grosse Aehnlichkeit 
mit den von Calori (10 °/ 0 ) und Gruber (ll°/ 0 ) 
mitgetheilten Thatsachen, denn er ergiebt 12°/ 0 . 
Nur giebt Gruber eine bedeutend vorwiegende 
Hiufigkeit des Vorkommens der Anomalie der rech- 
ten Seite (71 zu 45 linkerseits) an, wahrend obige 
Zablen eine beinahe gleiche Haufigkeit beider Seiten 
als Befand der Sammlungen in Pavia ergeben. Doch 
1st zu bemerken , daas an den Schadeln geistig Ge- 
stflrter 6mal von 15 die Unregelmassigkeiten auf 
beiden Seiten vorhanden waren, wahrend bei den 
andern Schadeln nur 4 unter 14 eine gleiche Ano- 
malie zeigten. 

Interessanter war ea , die Art der geistigen Sta- 
rring zu bertlckachtigen. Unter 14 Cretinenschadeln 

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299 

waren 3 mit doppeltem Foramen supraorbitale 
(= 23°/*). Merkwttrdiger Weise war unter ihnen 
ein Schadel mit beiderseitig 3fachem Foram. supta- 
orbitaie, eine Unregelmassigkeit, die Gruber. unter 
3000 Schadeln nur ein Mai gefunden hat. 

Unter 11 Schadeln von MiJcrocephalen oder 
Submikrocephalen hatten 3 beiderseitig ein doppeltes 
Foram. supraorbitale (=■ 27%), wogegen unter 17 
Verlrrecherechadeln nur 3 mit gleicher Anomalie 
(= 17%) gefunden warden. Auffallender Wetee 
waren aber unter 95 Schadeln von Geisteskranken 
nur 8 Anomalien dieser Art vorhanden , also 8%, 
d. i. weniger selbst als bei den Schadeln Gesunder. 

(ZinkeiBen.) 

506. Ueber Schlaflosigkeit , ihre Ursachen 
und Behandlung ; von Dr. J. Milner Fother- 
gill. (The Practitioner XCII. p. 103. Febr. 1876.) 

Die Experimente von Durham, Hammond, 
Donders u. A. haben es ausser alien Zweifel ge- 
stellt, dass wahrend des Schlafes ein anamiBcher Zu- 
stand des Gehirns besteht, was man an und fUr sich 
anznnehmen geneigt sein musste nach dem physio- 
logischen Gesetze , class die funktionelle Thatigkeit 
eines Organs in geradem Verhaltniss stebt zu seiner 
BlutfUlle. Jene Anitmie nun wird durch das Zu- 
sammenwirken von 2 Faktoren hervorgebraebt, 
namlich durch eine Veranderung im GefUsssystem 
und eine Verminderung der Thatigkeit indenNerven- 
zellen des Gehirns selbst. Diese beiden F&ktoren 
mtlssen bei der Behandlung der Schlaflosigkeit wohl 
ins Auge gefasst werden. 

Leiehtere Formen von Schlajlosigkeit werden 
durch folgende Ursachen hervorgebraebt. 

1) Kalte Fusee sind niebt seiten die Ursache von 
Schlaflosigkeit, indem die Contraktion der kleinen 
Arterien nicht nur an den Fttssen, sondern an einem 
grOsseren Theile des KiJrpers eine arterielle Hyper- 
amie des Gehirns hervorbringt , welche den Schlaf 
verhindert. Mehr als die Anwendung von Warm- 
flaseben empfiehlt sich hier, besonders bei j ungen 
Leuten, Eintauchen der FUsse in kaltes Wasser und 
Abreiben mit einem groben Tuch , bis sie warm 
werden. 

Ebenso kann die niedrige Temperatur des Bette 
besonders bei alten Leuten und Herzkranken den 
Schlaf verhindern. Hier wird Ausw&rmen des Bette 
oder der Genuss eines alkoholhalflgen Getranks 
Schlaf bewirken. 

2) Erhdhte K firper temper atur kann ebeifalls 
schlaf hindemd wirken. Fieberkranke schlafen, so- 
bald Kalte applicirt ist ; andere , wenn sie kalt ge- 
tnrnken haben, noch andere , wenn man einen Theil 
ihrer Bettdecken entfernt und endlich manche, wean 
sie ein Glied unter der Bettdecke hervorstrecken. 

3) Erhdhte Vascularitdt des Gehirns, begleitet 
von allgemeiner Aufregung im Gef&sssystem ist 
Ursache der Schlaflosigkeit bei schmerzhaften und 
entztlndlicben Krankheften oder bei den verschiede- 


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900 


Henle, Oeftaelehre. 


mo Forman von Geistesknmkheit. Hier kommen 
3 Faktoren m Betracht, n&mlich 1) die lokale Him- 
hyperAmie , 2) die allgemeine GefAssaufregung, and 
3) die Temperaturerhphung. Das Opium allein kano 
hier nicht helfen ; Graves rAth vielmehr , es mit 
Tartarus stibiat. zu verbinden. Den bei dieser Form 
von Insomnie bestebenden Indikationen entspricht 
das Chloralhydrat , indem es das Nervensystem be- 
rubigt , die Herz&ktion verringert and die Tempera- 
tur herabsetzt. 

4) Schmerz wird dadurch zur Ursacbe von 
Schlaflosigkeit, dass er als ein Reiz auf die Cirkula- 
tion wirkt und eine ErhOhung des Blutdrucks im 
g&nzen Kbrper, einschliesslicb des SchAdelinnern be- 
dingt. Das in solchen Fallen von Schlaflosigkeit 
gereichte Opium sollte daher combinirt werden mit 
einem den Gefftssdruck herabsetzenden Mittel, wie 
Aconit, Tart, stibiat. oder Chloralhydrat. 

6) Steinleiden und Gicht bringen Schlaflosigkeit 
hervor, auch wenn Schmerzen fehlen, durch den er- 
hfihten Blutdmck. Hier hilft Opium wenig, kann 
sogar schaden. Chloralhydrat, Kalinm bromatnm, 
combinirt mit Hyoscyamus- oder Hopfentinktur kdn- 
nen neben einer stickstofflreien Diftt und alkalischen 
Wassern von Nutzen sein. 

6) Getnnxandmie bedingt eine total verschiedene 
Form von Schlaflosigkeit. Solche Pat. kflnnten am 
Tage, so lange der Kopf der hbchste Theil des Kflr- 
pers ist, recht gut schlafen, Naclits aber wacben sie. 
Diese Form findet sich besonders ansgesprochen 
auch bei Melancholikern. Bromkalium und Chloral 
ktinnen nach Vf. hier weiter nichts bewirken, als die 
Melaneholie zu einer chroniscben Dementia zu 
machen; Crichton Browne u. Hammond em- 


pfehlen daher Alkohol und Opium , jedes allein oder 
zusammeu ; daneben kr&ftige Dint, Eisen und Cbinin. 
Auch Digitalis ist zuweilen von Nutzen. Der Alko- 
hol ist in den F Alien von Melaneholie, wo Unrube u. 
Angst die hervortretendsten Symptome sind , das 
beste Schlafmittel , indem unter seinem Einflus.se an 
statt der traurigen , frbhliche und heitere Bilder am 
Gemtithshorizont aufsteigen. 

7) Aktive Gehimhyperarnie ala Ursacbe von 
Schlaflosigkeit ist schon oben (Nr. 3) erwAhnt wor- 
den. Die von Niemeyer beschriebene passive 
HyperAmie , welche durch eine LAhmung der vaso- 
motorischen Nerven der intracraniellen Blutgeftsse 
bedingt ist und meist von geistiger Ueberanstrengung 
herrUhrt, wird bei Opium- oder Chloralgebrauch 
meist verschlimmert, wAhrend Bromkalium, in Ver- 
bindung mit Digitalis, von Nutzen ist, auch Ergotin 
wirkt hier gllnstig. Daneben vollstSndige Ruhe des 
Geliims , krAftige , aber leicht verdauliche Kost ; 
etwas guter Wein , Eisen mit Cliinin oder selbst 
Strychnin. Bei Arthritikcm erfordert diese Form 
von passiver HyperAmie ausaerdem den reichlichen 
Genufls von alkalischen Wassern. 

Ausser den pbarmaceutischen Mitteln empfehlen 
sich gegen Schlaflosigkeit gehbrige Muskelanstren- 
gung , da nach P r e y e r die Produkte der Muskeg 
anstrengimg direkt scblafbringend wirken. — Be- 
kanntlich hat man in Deutsciiland daraufhin bei 
Kranken Versuche mit MilchsAure und milebsanrem 
Natron als Schlafmittel, innerlich dargereicht , ge- 
macht ; glAnzende Resultate scheinen bis jetzt nicht 
erzielt wordeu zu sein. Die von Referent selbst da- 
mit angestellten Versuche fordem gerade nicht sehr 
zn einer Wiederholung auf. (S e e 1 i g m tt 1 1 e r.) 


B. Kritiken. 


56. Handbach der Gef&sslehre des Men- 
soben; von Dr. J. Henle, Prof. d. Anat. in 
Gbttingen. Mit zahlr. mehrfar bigen in den Text 
eingedr. Holzschnitten. Zweite verb. Auflage. 
(Handb. d. system. Anatomie 111. 1.) Braun- 
schweig 1876. Friedrich Vieweg u. Sohn. gr.8. 
XU u. 484 8. (1. Abtheilung.) (13 Mk.) 

Die neue Auflage der GefAsslehre des ausge- 
zeiebneten Henle’schen Handbuchs kann selbst- 
verstAudlich wesenUiche Abflnderungen im Vergleiche 
mit der 1. Aufl. (1868) nicht aufweisen; immerhin 
finden sich hier und da einzelne vervollstAndigende 
NaohtrAge, and darf sie deshalb mit vollem Rechte 
als eine verbesserte Auflage bezeichnet werden. 

Die 1. Auflage hat allerdings nur 440 Seiten. 
Gleichwohl ist der Text der neuen Auflage doch nur 
nm 28 Seiten vermehrt, denn auf p. 469 — 484 sind 


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alphabetische Sachregister der lateinischen und der 
deutschen Benennungen enthalten, die der 1. Aufl. 
fehlen. 

Die Abbildungen, deren Ziffer bis 181 ansteigt, 
sind unverAndert aus der 1. Aufl. herUbergenommen 
worden , mit einer einzigen Ausnahme : im Lymph- 
gefAssabschnitte ist eine die Hirnrinde betreffende 
Abbildung ausgefallen und durch 2 neue Figuren 
ersetzt worden. 

Die grtlndliche Bearbeitung der Arterien- and 
VenenvarietAten wird in der neuen. Auflage, ebenso 
wie in der ereten, durch Prof. W. Krause ver- 
treten. 

Die Darstellung des Herzens ist beinahe unver- 
Andert geblieben ; selbst die rAumliche Ausdehnung 
dieses Abschnitts ist genau die n&mliche. Die Dar- 
stellung der Arterien hat urn 7 Seiten , jene der Ve- 


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301 


M o a 8 o , Movimenti dei vaai sangoigni. 


nen um 8 Seiten zngenommen. Anch die Arterien- 
und die Venenvarietiten haben etwa 8 Seiten mehr 
in Anspruch genommen. V erh&ltnisamissig den 
moisten Zuwachs jedoch bat die Darstellung der 
Lymphgefisse erfahren. T h e i 1 e. 

57. Sopra an naovo metodo per eorivere i 
movimenti dei vasi sanguigni nell’ uomo; 

Ricerche fatte nel Laboratorio fisiologico di 
Lipsia dal Dottore Angelo Mosso. Con 
17 inciaioni intercalate nel teato. Torino 1875. 
G. B. P&ravia e C. 8. 67 pp. ! ) 

Der Mfiglichkeit, den Pula der Beobachtung aucli 
dadorch znginglieh zu machen, daaa eine Eitremitit 
in einen mit Waaser geftlllten und mit einem Mano- 
meter versebenen Cylinder eingeschlossen wird , hat 
C. Cheliua (Prager Vjhrschr. XXVI. p. 103. 1850) 
zuerst gedacht , ohne jedoch wirkliche Untersuchun- 
gen in dieser Richtung vorzunehmen. Dagegen be- 
nutzte A. F i c k in der That eine derartige Einricli- 
tung, um die Volumsznnahme einer Extremist in 
Folge der jeweiligen Herzcontraktionen am Kymo- 
graphion za verzeichnen. Ferner hat Pidgu achon 
seit 1846 derartige TJntersuchungen vorgenommen, 
u. in Marey’s Laboratorium in Paris fand Mosso 
anch eine khnliche Vorrichtung in Gebrauch. 

Einen entechieden vollkommenen Apparat, wo 
Hand und Vorderarm bis liber das Ellenbogengelenk 
hinaus in einen mit Waaser geftlllten glasernen Cy- 
linder abgeschlossen stecken, die Volumsverfinde- 
rungen aber an einer Millimeterskala abgelesen wer- 
den konnen, oder mit nocb grbsserer Sicherheit durch 
eine einer hydrostatischen Wage ihnelnde Einricli- 
tnng auf einem Kymographion verzeichnet werden, 
hat M o 8 8 o construirt. Er bezeichnet diesen Apparat 
al8 Plethy8mograph (nh i&vafiof, Vergrdsserung, 
Erffillung), dessen Abbildung und Beschreibung 
p. 11 — 21 gegeben wird. 

Die mit dem Plethysmographen ausgefUhrten 
Versuche werden durch Diagramme tlberaicbtlich dar- 
geetellt, worin horizontal verlaufende Curven das 
Verhalten der Respiration , des Pulses , sowie des im 
Cylinder befindlichen Wasservolums darlegen, so 
dass ihr Synchronismns durch die beige fllgte in Zeit- 
sekunden getheilte Linie bequem erfasst werden 
kann. Wie die p. 33 — 41 vorgelegten Versuche 
lehren, erf&hrt das Volumen des im Cylinder des Ap- 
parats eingeschlossenen Vorderarms rasche und ent- 
schiedene Verftnderungen, wenn bestimmte Modifika- 
tionen der Respiration eingeleitet werden. Als z. B. 
ein Erwachsener eine etwa 30 Sekunden andauemde 
tiefe Inspiration vornahm , begann bbreits nach Ab- 
lauf von 5 Sek. das Vorderarmvolumen abzunehmen, 
diese Abnahme aber setzte sick noch Uber die Daner 
der Tief-Inspiration fort und betrug schltlsslich 
5.8 Cctmtr. ; die Pulsfrequenz blieb dabei unverindert. 
Umgekehrt hatte eine 34 Sek. anhaltende tiefe Ex- 
gpiration eine Volnmszunahme des eingeschlossenen 

') Fflr die Uebenendung dankt beetens W r. 

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Vorderarms am 5.6 Cctmtr. but Folge. Bine Ab- 
nahme dee Vorderarm volumens , wie bei emmaKger 
tiefer Inspiration , stellte sich dann ein , wenn das 
gewfihnliche ruhige Athmen auf *einmal durch eine 
grfissere Anzahl (28) rasch auf einander fol gender 
tieferer Inspirationsbewegungen ausgeldst wurde; ja 
eine kurz danemde Abnahme des Volumens stellte 
sich auch dann ein , als mitten im ruhigen Athmen 
2mal hinter einander tief inspirirt wnrde. Warden 
die respiratorischen Bewegungen lingere Zeit (fiber 
1 Min.) ganz sistirt, so erfolgte, wie bei ansgedehnter 
tiefer Inspiration, Volnmszunahme der eingeaehlos- 
senen Extremist, die indessen nur sehr Un gmn 
zunahm und schltlsslich nor 3.2 Cctmtr. erreieht 
hatte. 

Eine andere Reihe von Versuchen (p. 41 — 50) 
gait der Ermittelung, ob die in den Cylinder des 
Apparates eingeftigte Extremitit eine Volumsver- 
knderung erleidet, wenn Indoktionsstrdme daranf 
einwirken. Bereits einige Sekunden nach erfolgter 
Schliessung der Kette, deren Elektroden dem Vorder- 
arme im Cylinder aofgesetzt sind, bemerkt man eine 
Abnahme des Volnmens , die sich so gar noch weiter 
fortsetzt, wenn bald darauf die Kette wieder gefiflbet 
wird. Dieser Effekt tritt tlberdiess nicht bios an der 
dnrch den elektrischen Strom unmittelbar getroffenen 
Extremitit hervor, sonde rn gleichzeitig auch an der 
nicht gereizten Extremist der andem Seite, selbst 
bei so schwacher Reizung , dass die Vereuchsperson 
dadurch keinen Schmerz empfindet , sondern nur eia 
Geftlhl von Ameisenkriechen bekommt. 

Sodann werden p. 51 — 65 Versuche angeffihrt, 
wodnrch die Einwirkung bestimmter Cirkulations- 
storuDgen auf das Volumen des eingeschlossenen 
Vorderarmes erlilutert wird. Eine Volumsabnahme 
tritt ein , sobald durch Comprimirung der Art. bra- 
chialis der Zufluss des arteriellen Blutes abgebalten 
wird ; wenn aber bald darauf beim 4 " Nachlasse der 
Contraktion das Blut wiedernra kraftvoll eindringt, 
dann erlangt die Extremitit ganz plfltzlich aogar ein 
grfisseres Volumen, als vor Beginn des Versuche. 
An der Extremitit der andem Seite zeigt sich zm- 
ntchst eine geringe Znnahme des Volnmens , sobald 
die Compression jener Art. brachialis begonnen hat, 
dann aber folgt eine geringe Abnahme des Volumens, 
wenn die sekundire Volnmszunahme in der von der 
Compression befreiten Extremist sich einstelit. 
Durch eine andere Versnchsreihe wurde ferner dar- 
gethan, dass bei einem horizontal gelagerten Menschen 
durch das blose Hinge nlassen der untem Extremi- 
tftten oder durch die Erhebung der untem Extremi- 
titen fiber die Horizontalebene daq Volumen des im 
Glascylinder eingeschlossenen Vorderarms erheblich 
beeinflusst wird ; im erstgenannten Falle kommt es 
zu einer Volumsabnahme, die alsbald wieder ver- 
schwindet , wenn die Beine passiv in die horisontale 
Lage zurflckgeftthrt werden. 

Im Ganzen kann man die Ergebnisse der vor- 
genannten Versuchsreihen unschwer begreifen und 
Erklirungen daffir linden. Dagegen ftthrtuas Mosso 

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808 Brenneoke, incomplete Uterus rupturen. 


in Bekeff dea Einftnaaea , den Gehirnerregnngea anf 
die Mntbewegung ausflben, Versuche vor (p. 21 — 32), 
die xu ganz unerwarteten , mehr weniger wunder- 
baren Erscheinung%n Veraniaasung gaben. Lag eine 
Venraebgperson (Mobbo selbst oder Pagliani) in 
TollBtttndigster Buhe horizontal da, den Vorderarm 
in den Glaacy Under des Apparates eingeftthrt, bo 
gentigte der bloee moralische Eindrnck, der mit dem 
Eintreten einer hochverehrten Person in den Ver- 
sncharanm unvermeidlich verkntlpft ist, eine Volumfl- 
abnahme der eingeBcblosBenen Extremit&t herbeizu- 
ftthren , die nach Mobbo als das Produkt einer 
Geftaacontraktion zu deuten sein dttrfte. Der nhm- 
liehe Effekt am eingescliloseenen Vorderarm zeigte 
Bich ferner , wenn die in vollkommenster Ruhe hori- 
zontal gelagerte Versuchsperson der Aufforderung 
naehkam, die anf einem hingehaltenen Zettelchen 
vereeichneten zwei Ziffern (267 und 8) im Kopfe zn 
multipUciren. Die Volomsabnahme war dabei be- 
dentend genng, denn sie betrug in diesem Falle 
7 C.- Centimeter. In einem andern Versuche, wo 
die geiatige ThAtigkeit der ruhig daliegenden Ver- 
Bnohaperson angespannt wurde , erreichte diese Ab- 
nahme selbst den Werth von 11.5 C.-Centimeter. 
— Ein nicht geringeres Interesse nimmt auch der 
Verench in Anspruch-, wo an dem in den Cylinder 
dee Apparates eingeschlossenen Vorderarme eine 
Volomsabnahme sich einstellte , alB der Rttcken der 
firwen Hand der andern Extremit&t mit einem Eis- 
etttcke berflhrt wurde. Diese Volumsabnahme stellte 
sich im Momente der Eisbertthrung ein und betrug 
raach 8 C.-Ctmtr. ; mit der gleichen Rasohheit, wie 
sie entstanden war, erfolgte aber auch wieder die 
Awgleichung. T h e i 1 e. 

58. Ueber incomplete Uterusrupturen ; von 

Hans Brennecke. Halle a/S. 1875. Ploetz. 
8. p. 44. 

Das vorliegende 8chrifteben (Inaug. -Dissertation) 
giebt eine reoht nette Daratellung dee fiber Ruptura 
uteri inter p&rtzun incompleta interna vorliegenden 
Materials , welches awar nicht ganz vollst&ndig be- 
nntzt ist , aber doch so weit besprochen wird , als es 
die oft mangelhafte Beschreibung der einschl&gigen 
Fille gestattet. Trotzdem hat Vf. unter seine 22 
aus der Literatur gesammelten Falle noch einige , in 
denen nur mit Wahrscbeinlichkeit eine Ruptura in- 
eompleta interna anznnehmen war, mitaufgenommen 
und ware die Zahl dieser noch erheblich zu vermeh- 
ren gewesen , w&hrend die durch die Sektion besta- 
tigten Fftlle allerdings spariich Bind. Der von ihm 
beobachtete Fall enthalt folgendes Bemerkentwerthe. 

Eine 27Jahr., nur vor 2 Jabren an missigem Geleuk- 
rheumatlsmuj) erkrankte Frau , Viertgebarende , verlor 
ohne Wehen das Fruchtwasser ; erst 8 T. spater trat die 
Geburt ein. Der Kopf des lebenden Kindes trat binnen 
2 T. defer und war in der Schamspalte, mit grosser Kopf- 
geeohwuist bedeckt, sicbtbar. Jetzt wichen ziemlich plotz- 
lich die bisber kraftigen Wehen einer stundeulangen, fast 
absoluten Wehenloeigkeit. Die Untersuehung erwies, 
ebenso wie die angelegte Zange , deren Grlffe sehr weit 
von einander abstanden, einen Hydrocephalus nach ; dea- 


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halb waren die Zange utraktionen erfolgloa. Naeh Per- 
foration der Pfeilnaht flossen 8 — lOUnzen Wasser ab nnd 
nun eret folgte der Kopf leicht dem elngehakten Finger. 

Ca. 5 Min. nach Entfermmg der Placenta dnrch 
aussem Handgrlff klagte die Neuentbundene fiber Enft- 
m angel , Schwarzwerden vor den Augen nnd hochgradigea 
Schwachegefubl ; dabei entfarbte sich das Gesicht , die 
Lippen warden cyanotisoh, starker Coliapane. Der Uterus 
war gut contrahirt, es floss keinUlat ab. Ungefahr’/^Std. 
nach der Entbindung starb die Frau. 

Die Autop/ie ergab massige Anamie simmtlicher 
Organe, beide VV. cavae strotzend mit Blut QberfuQt. 
Uterus median gelegen , gut contrahirt. Kechts von ihm 
waren die Peri tonaalfal ten des Lig. lat. dextr., sowie die 
Peritonaalauskleidung der Fossa iliaca dextra von durcta- 
schimmerndem Blute blau verfarbt. Periton&um nirgends 
verletzt. Im obem Drittei des Cervix fand sich rechter- 
seits, etwa flngerbrcit unter derGegend des innern Mutter- 
mundea , eine ca. thalergrosse , rnndliche Stelle mit fetzi- 
gen blutig sugillirten Randcrn und Grunde. Der Schleim- 
hautfiberzug dieser Stelle war deutlich usurirt, aber erst 
in einer gewissen Tiefc nach dem Peritonalfibergange bin 
nabm sie den nnverkennbaren Charakter einer vertikai 
verlaufenden Ruptur an. Die ganze Muskelschicht war 
durclibrochen. Zwei bier eingeffihrte Finger gclangten in 
eine grossc, von den auseinander gewichenen HISttem des 
Lig. latum dextr. gebildete und mit Behwarzrothen Blut- 
coaguiis erfuliteHohlc(subperitonaale8Hamatom), welche 
sich auf die Fossa iliaca dextra , und hinter dem Colon 
adseendens bis zur Nierengegeud in die Hohe , nach vorn 
und unten zn bis in das lock ere Bindegewebe zwischen 
Cervix uteri nnd Harnblase erstreckte. Die Menge des 
ergossenen Blutes betrug etwas mehr als 1 Pfund. An 
der hintem Wand fand sich ausserdem , oberhalb des 
innern Muttermundes , eine zweitc, fast eben so grosse, 
rundliche Stelle, an welcher nur die innereten Muskellagen 
in einer Tiefe von ca. 0.26 Ctmtr. usurirt waren. Das 
Herr war v511ig normal ; im rechtcn Ilauptzweige dor Art. 
pulmonalis sass ein lockeres, etwa haselnuss grosses, altes 
Gerinnsei, dessen Ursprungsstelle nicht gefunden wurde. 

Den Tod erklftrt Vf. wohl mit Recht nur zum 
Theil aua der innern Blutnng , deren Menge keine 
tddtliche war , zum andern Theile aus der Embolie 
der Pulmonalarterie. 

Vf. unterecheidet streng iwischen Usuren und 
Rupturen , zwischen unvollsttndigen Durchreibungen 
nnd Zerreissungen der Uteruaw&nd und l&sat nur 
letztere unter dem Namen ,, incompleter Rupturen" 
gelten. Dieselben zerfallen wieder in 2 Gruppen, 
je nachdem der Riaa den Peritonaalflberzug betrifift 
und die Muscularis mehr weniger intakt lisst (be- 
deutend softener) oder die Muscularis von der Deci- 
dualMche her der zerreissenden Gewalt nachgiebt 
(Vfs. Fall) ; hiernach ist eine Ruptura incompleta in- 
terna und externa zu unterscheiden. Dem gewdhn- 
lichen Sprachgebrauch entgegen nennt Vf. die Rup- 
tur, bei der der Periton&alzug reisst, R. incompleta 
externa [also mit innerer Blutung], die aber mit 
unverletztem Peritonilum R. incompleta interna [mit 
bald innerer , bald ftuBserer Blutung]. Ihre Aetio- 
logie ist durchgreifend verschieden. Die Ruptura 
incompleta externa entateht stete unter scheinbar 
ganz normalem, zu keinen operativen EingriffenVer- 
anlasaung gebendeu Geburtsverlaufe ; weder rftum- 
lichea MisaverhAltniae und dadurch veranlasste lang- 
wierige Geburtsarbeit, noch sttlrmiache Wehenthfttig- 
keit laasen die L&aon ahnen, walche zuweilea bereits 


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108 


Arlt, Kurxrichtigkeit. 


bei dcm schwaohen Wehenbeginne eiatritt. Vf. sieht 
mis die Ursache dieser von ihm als „externe“ be- 
zeichneten Klasse incompleter Uteruarupturen stets 
eine mangelnde Elasticit&t des Peritonttum an. — 
Die Aetiologie der Rupt. incomplete interna erbliekt 
er dagegen in RigiditJU des Muttermnndes , krank- 
hafter Degeneration der Muscularis des Cervix , ent- 
zttndlicher Erweichung des Uterusparenchyms und 
besonders hftufig in einer vorgtLngigen Usur, die bald 
dnrch Drnck des Cervix zwischen vorliegendem 
Kindestheile und der Beckenwand oder nur dnrcli 
anhaltendes Andrftngen besonders prominenter Kindes- 
theile erzengt wurde. Es ist die Aetiologie von die- 
ser Klasse der incompleten Rupturen identisch mit 
der der corapleten Rupturen; bei gegebener Prft- 
dispoaition wirken als ver&nlassende Ursachen beider 
letztgenannten Zerreissungsformen enges Becken, 
Hydrooephalie des Kindes oder Querlagen der Frncht 
(Spontanruptnren) eben so gut als operative Eingriffe 
dnrch die Zange oder die zur Wendung eingehende 
Hand (traumatische Rupturen). 

Die Symptomatologie der Ruptnra uteri incom- 
plete interna (ohne Peritonftalriss) , nnter welche Vf. 
aber die einfachen Risse in die Portio vaginalis nicht 
einzfthlt , schildert er recht flbersichtlich ; sie ist zu- 
sammenge8etzt dnrch folgende Momente. 

Das am meisten constante Symptom ist ein 
frequenter kleiner , hin und wieder unregelm&ssiger, 
anssetzender Puls; nicht constant ist im Momente 
der Ruptur ein zerreissender Schmerz , noch seltener 
plOtzlicher Nark lass oder selbst pldtzliches Auf- 
hdren der Wehenthatigkeit. Ein sofortiges Auf hflren 
der Wehen mit schnellem Collapsus wird nur da 
beobachtet , wo der Riss weit auf das Corpus uteri 
ttbergreift , doch kann selbst ein Tetanus uteri trotz- 
dem fortbestehen. Am werthvollsten ftlr die Dia- 
gnostik ist die Zerreissung grtisserer Uteringefasse, 
welche bei dem fast ausschliesslich seitlichen Sitze 
der inCompleten Ruptur ziemlich constant ist. Hftufig 
bleibt aber trotzdem die Blutung eine innere , wahr- 
scheinlich in Folge von Verlegung der Schleimhaut- 
wunde dnrch ein Blutcoagulum. Fllr diese Flllle 
machte Hecker auf die schnelle Bildung eines 
Hdmatoms der vordern Scheidenwand aufmerk- 
sam und D ohm’s Fall bestfttigte sie. 

Ausser dnrch die innere oder ftussere Blutung 
kann der jfthe Collapsus noch durch reflektorischen 
Vagusreiz nnd dnrch Shok herbeigefUhrt werden. 
Der erstere entsteht bei akutem Hftmatom oder beim 
AusschlUpfen einzelner Kindestheile durch den in- 
completen Riss in Folge der Dehnung und Zerrung 
des Bauchfelles (G o 1 1 z’s Klopfversuche). Die Stftrke 
dieses Reizes entscheidet liber das Vorllbergehen des 
Collapsus oder Uber den sofortigen Stillstand des 
Herzens in Diastole. Der Shock wtlrde dagegen die 
Folge des intenaiven Schmeraes sein. 

Die Folgen der incompleten innem Ruptur sind 
stete schwer, aber verschieden ; die Kreissende kann 
nnentbunden sterben (Verblutung) ; auch die Neu- 

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entbundene ist dnrch Fortdauer der Blutng gefthr- 
det. Ob die Blutung ans Zerreissung vou Uterm- 
Arterien oder -Venen stemmt , unterscheidet Vf. da-* 
dnrch , dass bluteude XJterinarterien bei tester Oon- 
traktion des Uterus nicht zn bluten auf hSren, sondern 
noch proteser bluten, w&hrend zerrissene Uteruseene/i 
dabei comprimirt werden ; die Blutung aus letztern 
wird daher nur bei gleichzeitigeT Atonia uteri ge- 
ffthrlicb. 

Das Wochenbett verlftuft stets schwer. Mallgne 
Peritonitiden , zuweilen neben subperitonitelem Em- 
physem, nach Vfs. Ansicht oft durch SeptikSmie 
bedingt, sind hftufig. Nach dem Ueberstehen dieser 
Gefahr tritt eine zweite ein, die diffuse Beckenzell- 
gewebsvereiterung nnd die Verjauchung des Inhaltes 
des Hilmatoms. Es kommt daher auch spftter noch 
nach Wochen zum tfldtlichen Ausgange. Einen Fall 
von Genesung nach Monate langem Krankenlager 
fhhrt Vf. aus der Literatur an (Duparcque-Ne- 
vermann, 135. Beobachtung, p. 168). 

Die Symptomatologie der Ruptnra incomplete 
externa (Peritonftalriss) ist ziemlich dieselbe, nur 
fehlt die ftussere Blutung stets. 

Die Prognose der incompleten Rupturen ist hier- 
nach hdchst ungtlnstig. Kormann. 

59. Ueberdie Ursachen und die Entstehung 
der Kunzsi chtigkeit ; von Prof. Dr. Ferd, 
Arlt. Wien 187G. Wilk. Braumflller. 8. 
77 S. und 2 Tafeln. 

Der berflhmte Vf. bespricht zun&chst die wesent- 
liehsten an atomise hen Befunde am kwisichtigen 
Auge. Als solche bezeichnet er die Verlftngerung 
der sagittalen Achse (iber 2G Mmtr., die stilrkere 
Entwicklung der Lftngsfasero des Ciliarmuskels bei 
schwftcherer Entwicklung der Ringfasern , so dass 
die Ciliarfortsfttze, die Linse und die Iris weiter nach 
iiiekwftrt8 von der Cornealbasis zn liegen kommen, 
ferner die Zurttckdr&ngung nnd Verdtlnnung der 
Sklera am hin tern Pole, wobei das Gewebe der 
Aderhaut auf eine grdssere Flftche ausgedehnt wird, 
der GlaskSrper im hin tern Abschnitte hftnfig ver- 
fltlssigt ist. Die Verdflnnung der Aderhaut zeigt 
sich ophthalraoskopisch in Form des sogen. Meniscus 
oder Conus. Dieser darf nicht mit der angeborenen 
Skleralprotuberanz verwechselt werden , welche nur 
in Verbindung mit Aderhautkolobom als Entwicklungs- 
fehler vorkommt , stets an der untern Seite des Seh- 
nerven liegt , niemals an der Schlftfenseite, wie diess 
die Regel bei dem Conus des myopischen Anges ist. 
Dass eine Sklerochorioideitis posterior als regeB 
mftsaige Ursache der Myopie vorkomme, lengnet 
Arlt, wohl aber hftlt er die zuweilen vorkommenden 
EntztindungBvorgftnge fftr die Folge hbhergradiger 
Myopie. 

Dass die Myopie angeboren vorkomme, kann A. 
nicht zugeben. Wenn Jftger die Augen von Neu- 
geborenen knrzsichtig gefnnden hat , so bezieht sich 
die® auf die Form der Linse , welche mehr einer 

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Mediomiacbe Bibliographic des Is- a. Auslands. 


voUkommesen Kugel gleteht, nicht auf den Langb&a 
dee Auges. Die Myopie ist in dieeer Beziehung der 
Uebersichtigkeit entgegengesetzt , letztere , d. i. die 
Verklirzung der sagittalen Achse , ist allerdings an- 
geboren. 

Auch der Auadruck „erbliche Kurzsichtigkeit" 
darf nach A. nicht so veretanden werden, als ob das 
Ange in Folge eines von den Eltem Uberkommenen 
Bildungstriebes in den Langbau hineinwachse, viel- 
uiehr kann man nor in der abnorm geringen Wider- 
standsfkhigkeit eine erbliche Disposition annehmen. 
Ferner kann hier nur noch on die Schkdelform der 
Knrzsichtigen imVergleich zu der der Uebersichtigen 
gedacht werden. Bei ersteru stehen die Bulbi, folg- 
lich auch ihre Drehpunkte, weiter auseinander als 
bei letztern. Beim Nahesehen werden also die 
ttuasern geraden Augenmuskeln einen grdssem Bogen 
beschreiben mllssen. 

In dem letztern Verhalten ist A. geneigt, die 
haupts&cblichste Ursache der erworbenen Kurzaich- 
tigkeit zu sehen. Bekanntlich hat A. frtiber die 
Ansicht aufgestellt, dass die Accommodation, wenig- 
stens zum Theil , durch die kussern Augenmuskeln 
bewirkt werde. Diese Hypothese ist natllrlich als 
unhaltbar aufgegeben worden , wohl aber erscheint 
ihm die Convergenz der Sehlinien beim Nahesehen 
von grdsserer Wichtigkeit bei Entwicklung des Lang- 
bans , als die accommodative Thktigkeit des Ciliar- 
muskels, welche, nebenbei bemerkt, in Bezug auf die 
Fnnktion der verschiedenen Faaerzttge auch nach der 
auf p. 35 — 42 gegebenen Darstellung heute noch 
nicht vollstilndig klar ist. A. denkt sich u&mlich 
— and hierbei wllrde eben die grdesere Entfemung 


der Augendrehpunkte bei der Bchidelfbnnation der 
Myopischen als disponirendes Moment hinzu kommen 
— dass bei stkrkerer Convergenzstellung (beim Ar- 
beiten fill- die Nkhe) beide MM. recti extend sowohl 
als beide MM. obliqui inferiores durch ihre stkrkere 
Spannung einen Druck auf die Wirbelvenen austlben 
da, wo aie hinter dem Aequator in schrkger Rich- 
tong aus der Sklera beraustreten. Uebersichtige 
Augen , wenigstens solche stkrkern Grades , werden 
trotz steter Anspannung ihrer Accommodation nicht 
kurzsichtig, weil die rasch nach hinten zu vom Aequa- 
tor her abfallende Wiilbung des Bulbus eine Beetn- 
trkchtigung des Blutabflusses seitens des M. rect. 
externus nicht zulksst. Auch den Nutzen der metho- 
discheu Anwendimg des Atropin gegen progressive 
Myopie erklkrtA. nicht durch Aufliebimg der Accom- 
modation, sondern durch Hinausrllcken dee Nahe 
punk tea , welches die gewohnte stkrkere Convergenz 
verbietet. Die ven&se Stauung, welche durch den 
Muskeldruck auf die Wirbelvenen erzeugt wird , ist 
von Coccina an Kurzsichtigen wkhrend der An- 
strengung der Augen direkt nachgewiesen ; aie ftlhrt 
nach und nach zur Vermehrung der FKlsaigkeiten 
im Augeninnem , vielleicht auch zur serdsen Durch - 
trftnkung imd damit zum Weicherwerden der Sklera. 

Hiermit haben wir in der Hauptsache das nam- 
haft gemacht, worin sich A.’s AnBchauung von den 
gewdhnlichen Ansichten nnterecbeidet. Aufgefallen 
ist es uns, dass die noch immer Iebhaft diskutirte 
Frage fiber wirkliche Myopie und scheinbare , durch 
,,Krampf des Accommodationsmuakels“ bedingte Ver- 
grdsaerung des Grades derselben von Vf. gar nicht 
berflhrt worden ist. G e i s a 1 e r. 


G. Medicmische Bibliographie des In- and 

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Sdmmtliche Liter alter, bei der leant beeondere Jahreszahl angegeben i»t , ist vom Jahre 1876. 


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Chariti-AnnaU f» (Z Sizer). 

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Winterfarbug ansdansrnder Blitter. (Site. -Ber. d. k. 
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H6hnel, Frz. v. , Morpholog. Untersnchungen fib. 
die Samenschalen derCncnrbitaceen u. elniger verwandter 
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rald's Sohn. 8. 41 8. mit Tafeln. 2 M. 40 Pf. 

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nnngen am Blatte der Dionaea muscipola. Mit der anat. 
Untersnchnng des Dionaea-Blattes von F. Kurtz. Leip- 
zig. Veit n. Comp. 8. 16 8. mit 3 Taf. 6 Mk. — Arch, 
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tat auf die Bewegung des Protoplasms, anf den lebendigen 
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rald’s Sohn. 8. 33 8. mit Taf. 70 Pf. 

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39 


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IMfeMach* BfldkfrapliB 4 m lit- a. Aniudk 


306 


B rummer, Jo£)aniW«V Angtein. u. histolog. Un- 
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instink tmassigen Handliingen der Tliiere. — b) Insdnkt- 
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Bogenhalfte am 6. Haiswirbel als besondere artikulirende 
Knochen. — c) Durch den Defekt des Bogenhatees am 
6. Haiswirbel bedingte Abweichungen. — d) Brnstwirbel 
mit einem Foramen transversarium. — e) Unvollkommen 
gebildete 1. Brastrippe. — 0 Anomaler M. transversus 
perinaei superflcialis. — g) Verlangerung d. M. spinalis 
n. semispinalis cervicis durch ein gemeinsames Fleisch- 
bfindel auf dem Hinterhaupt. — h) Bursa mnoosa capital! 
oasis hyoidri. — i) Kehlkopf mit aaseerbalb dess, gelager- 
tem Ventrikel ; Reste des Uterus maseulinus hohern Gra- 
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Pharmacopoeae helveticae supplementum . Sehaff- 
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S. a. XVII. 1. Strafgeselze /iir FaltcAung vonArznei- 
mitteln. — AUgemeine Heilmcihodtn s. VI. u. XIX. 3. 

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mit 2 Tafeln. 80 Pf. 


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8. a. V. 2. Edlefsen, Simon. VII. Radcllffe. 
VHI. 2. a. Dulles; 2. b. Onimus; 8. c. Banze; 
3. e. Dubrlsay; 9. Bulkley; 10. Bulkley, Cory. 
XU. 2. Bresgen; 3. Leopold; 6. Gherinl; 6. 
Haynes, Woodbury. XIX. 4. Chariti-Annaltn. 

Vgl. a. fiber Scrnfulose u. Diphtherie VIII. 2. a; 
Croup u. Keuchhusten VIII. 6 ; Hautkrankheiten u. Vacci- 
nation VIH. 9; syphilit. Affektionen VIH. 10; Helmin- 
thiasis VIU. 11 ; FdtallebenX ; Zahnperiode XV ; Tbdtung 
d. Neugebornen XVH. 1 ; Kindersterblichkeit XIX. 4. 

XII. Chirurgie. 

1) Allgemeines. 

Antiseptlsehe Behandlung s. XII. 1; sowie 
VHI. 3. a. Jaesche; 6. Skerritt. XII. 3. Wemlechner ; 6. 
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Gneterbock; 6. ilber BlutstVlung. XHI. Carter. 
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8. a. VHL 2. d. Russell; 3. b. KrebtgesduoUlsU. 
IX. u. X. GeschwiUste u Polypen d. weibl. Gemtaiien. 
XII. 6. Ge/tissgenchwiilste ; 8. KnochenguchwUlste ; 9. 
G o s s e 1 i n. XVI. F o v i 1 1 e. 

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taten b. duem 16 Tage alten Kinde. Arch. f. Gyn&kol. 
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Marshall, 8turz; Himreizung ; Bewusstlosigkeit ; 
Wunde d. behaarten Kopfhaut ; eigenthilml. Bewegnngen ; 
Lessening. Med. Times and Gaz. Aug. 26. p. 222. 

Mayer, N. , Penetrirende Schadelwunde ; leichte 
Hirnerschutterung u. Sprachstorung ; Erhaltung d. Intelli- 
gent Irrenfrennd XVIJU. 6 u. 6. 

Moutard-Martin, Depression d. rechten Thorax- 
seite; Zerreissung d. Leber u. d. rechten Niere; Ver- 
stanohung d. linken Kniee. Bull, de la Soo. anat. 4. 8. 
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mit Schadelbruch u. Loslosung d. Glastafel. Aerztl. 
Mitth. a. Baden XXX. 12. 

Sutherwaite, D. 8. T. , Hirnschnss wunde ; Ver- 
luat von Himsubetanz ; Hemiplegie ; Erhaltung d. Intelli- 
genz u. d. Gedachtnisaes ; Tod nach 6 Monaten. Irren- 
freund XVIII. 6 u. 6. 

Tillaux, Ausgedehnte Verletzung d. Unterleibs 
mit Austritt von Elngeweiden ; Heilung ohne Fieber. Gaz. 
des Hdp. 94. 

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Vgl. a. VIII. 3. b. Operationen wegen Krebs. IX. 
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Operationen hei Verschluss der Vagina , V or fall der Ge- 
hilrmutter , Polypen, Ovariolomie. X. Gasfrotomie, 
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— b) fiber Feuerhestattung. — c) Gesundheitslehre ale 
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delsflotte. Vjhrschr. f. gerichtl. Med. N. F. XXX. 1. 
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Tarch in I -Bnnfanti, VerzSgerte Fauhiiss n. 
lange Daner d. Todtenstarre. Ann. d’Hyg. 2. 8. XLVI. 
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der impfende Privatarzt den VerwaltungsbehOrden gegen- 
Ober zu erffillen. Thfir. Corr.-Bl. V. 6. 

Tod, plfttzlicher, s. VIII. 4. Lente . Per g ami ; 8. 
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phylaxe der Syphilit; 11. TVicAnwi/ie. X. Burgess, 
Prnnhuber, Stark, Wood. XI. Besnier. XIII. 
Conrad, Pflfiger, Treiehler, Wood. XIV. 1. 
Cassels, Nelson, Nix, Thomas. XV. Thornes. 
XVI. ilbcr zweifelhafte SeelenzuMtiinde, Filrxorge f. Geixtex- 
inrank e. Hospital, Klopfel. XIX. 1. Gavarret; 
2. Crothers, Schweninger, iibcr Verhiitwig der 
Uebertragung infektibxer Krankheitm ; 3. W o i 1 1 e z ; 4. 
Chariit-Armalen (V i r c h ow). 

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Arnonld, J., Ueber Hygieine in Dorfern mit Be- 
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Rec. de mfim. de med. etc. milit. 3. S. XXXII. p. 262. 
Mai — Jnin. 


Beatimmnngen fiber d. Aufnahme in d. milit&r- 
arztl. Bildungsanstalten zu Berlin. Berlin. Mittler n. 
Sohn. 16. 10 8. 20 Pf. 

Derblich, Ueber simulirte u. kfinstlich erzeugte 
Hautkranjcheiten beira Militar. Militararzt X. 12. 13. 

Eilert, Znr Frage von d. mweckmassigsten Wond- 
behandlang im Felde. Deutsche mil. -arztl. Ztschr. V. 
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Eisenbahn-Sanitatszuge. Wien. med. Presse 
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Esmarch, Frdr., Die antisept. Wnndbehandi. In 
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Feldtrage, Ueber solche von NeudOrfer. Militar- 
arzt X. 16. 

Fr51ich, Hermann, Die Militar-MedicinalveT- 
f lasting ais Lehrgegenstand. Militararzt X. 16. 16. 17. 

Gfidicke, Militararztl. Augcnuntersucliuugen bei 
d. Trnppe u. beim Ersatzgeschaft. a) Hcitrage zum 8eh- 
vermogen unserer Soldatcn. — b) Die indirekte Bestim- 
mung von Fcmpunkt u. Sebscharfe , bes. beim Ersatz- 
geschaft. Deutsche mil. -arztl. Ztschr. V. 8 u. 9. p.464. 

Hand buck fur d. k. k. Militir-Saait&tswesen. 
liemusg. von Reg.-Ant Dr. Slauta , Reg.-Arzt Dr. Carl 
Krnwi u. Ober-Stabsarzt Dr. Jnx. Leiden. 6. bis 7. Lief. 
Wien. Seidel u. Sohn. 8. 464 S. mit 1 Taf. 6 Mk. 

v. Hasselt, Ueber d. Krankheiten im uiederland. 
Heereira J. 1876. Nederl. Weckbl. 28. 29. 

Uelbig, Carl Ernst, Ueusinger's Eisenbahn- 
Peraoneuwageu als fabrendesLazaretb. Dresden. Conrad 
Weiske. 8. 60 S. mit eingedr. liolzschn. 

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dolf-Schmidt'scheu Lazareth-Eisenbahnwagen. Deutsche 
mil. -arztl. Ztschr. V. 7. p. 383. 

Myrd acz, P., Das prenss. Krankcntransportwesen 
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sogen. eisernen Bestandes f. d. Soldaten. Munchen. R. 
Oldenbourg. 8. 32 8. 70 Pf. 

S. a. IV. Bonillard. XU. 1. Antiseptische Be- 
handlung ; Exmarch'x Methode d. Blutsparung ; 3. lifter 
SchuxsverleUungen ; 12. Graf. XIII. SeggeL 

XVIII. Tbierheilkunde u. Vetorin&r- 
wesen. 

Bericht fiber d. Veterinarwesen imKonigr. Sachsen 
f. d. J. 1876. Herau&geg. von d. Commission d. Vet.- 
Wesens durch G. C. Haubner. 20. Jahrg. Dresden. SchOn- 
feld. 8. 126 8. 3 Mk. 60 Pf. 

Bochefontaine, Endoperikarditis bei einem in 
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HundBwuth, Verhfitung, mit Bezug anf Verord- 
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Koch, Alois, DieHundswuth. In popnlfirer Weise 
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8. 18 8. 1 Mk. 

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Thiermed. n. vergl. Pathol. I. 4. p. 299. 1875. 

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vischen Lander. Deutsche Ztschr. f. Thiermed. u. vergl. 
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n. Ursache , d. Vorbeugnngsmittel gegen dieselbe , nebst 
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hardt u. Ebner. 8. IV n. 48 S. 80 Pf. 

Schmidt, Max, Die Krankheiten d. Nagethiere. 
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f. Thiermed. n. vergl. Pathol, n. 3 n. 4. p. 221 flg. 

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23 S. 40 Pf. 

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Thiermed. u. vergl. Pathol. H. 3 u. 4. p. 224. 


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f. Thiermed. u. vergl. Pathol. II. 6. p. 488. 

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S. a. VIII. 3. a. Grasenik; 3. c. Cohen; 11. 
Masse. 

TTY. Medicin im Allgemeinon. 

1) Allgemeines, Sammelwerke, Volkssckriften. 

Gavarret, Ueber d. Organisation d. Studium d. 
Mediein. L’Union 90. 

Jahresberlcht fiber d. Leistungen u. Fortschritte 
in d. gesammten Medicin. Herausgeg. von Rud. Virchow 
u. A. Hirsch, unter Specialredaktion von E. Gurlt u. 
A. Hirsch. Berlin. A. Hirschwald. gr.4. Bericht f. d. J. 

1876. . 

1. Bd. 1. Abtheilung Anatom te u. Physio- 
logic. Riidinger , Descriptive Anatomie ; W aldeyer. 
Histologic u. Entwickelungsgeschichte; Salkowski, phy- 
Biolog. Chemie ; Rosenthal, allg. Physiologie, allg. Muskel- 
n. Nervenphysiol., Physik d. Sinne, Stimme u. Sprache, 
thierische Warme, Athmung ; v. WiMicfi u. Goltz, Hamo- 
dynamik u. spec. Nervenphysiologie. 

2. Abtheilung. Allgemeine Medicin. Acker- 
mann, allgem. Pathologie ; Grohe , patholog. Anatoinie, 
Teratologie u. Onkologie ; Ponfick, pflauzl. u. thier. Para- 
siten ; Eulenburg , allgem. Therapie ; Hirsch , med. Geo- 
graphic u. Statistik, endem. Krankheiten; Romeo Selig- 
mann, Geschichte d. Medicin u. d. Krankheiten. 

3. Abtheilung. Arzneimittellehre, of/ent- 
liche Medicin. Husemann , Pharmakologie u. Toxi- 
kologie ; Erb , Elektrotherapie ; L Lehmann, Balneo- 
therapie ; Liman, Gerichtsarzneikunde ; Skrzeczka, Sani- 
tfitspolizel u. Zoonosen ; Bollinger, Thierkrankheiten. 

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ABn n Eder tod d. J. 1869 biz Eade 1876, Wiea, Jooaph- 
atadt Laageg. Nr. 53. Wien. Bnunoflltar. 8. X n. 260 S. 
mit 16 Taf. 6 MX. 

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91. 93. 94. 96. 99. 102. 106. 

Buasemaker et Ch. Daremberg, Oeuvres 
d’Oribaae, terte grec en grande parti e intdit, ooUattwnd 
aar lea manuscrito, tradnit pour la premiere fol* en fran- 
C*i», avee une introduction, des notes, dea tables et des 
planches. Tone YL Anoiennes traductions latinea de la 
synopsis et dea euporistes, publides d’aprbe lee manuscrtts 
par A. Molimer. Paris. Impr. nat. gr. 8. XXVII et 
811 pp. 16V* Frca, 

Charite-Annalen, berausgegeben von d. Direk- 
tlaa d. k. Charity • Krankenhanaee in Berlin, redlgirt von 
Dr. MeUkaute r. 1. Jahrg. (1874). Berlin. Aug. Hirsch- 
waid. gr. 8. VIII u. 762 S. mit 4 Tafeln. 

I. Statistik; von Dr. Mehlhausen. 8.8. — II. K li- 
mit**: Med. UrrioeraiUUsklmik: Ewald, Znr operati- 
tch Behandlung pleurit. Exsudate. 8. 139. — Eick- 
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Der Angina pectoris ihnl. Anfalle b. Aneurysms d. Aosta 
adscendens. S. 248. Pneumonie von ungewBhnl. kuraer 
Daaer ; hohe Temperatur u. geringe Pulsfrequenz. 8. 260. 
Sefaneller Eintritt starker Digital Iswirknng b. Gelenkrbeu- 
mstiauins, dnrch lane Biderod. Eisblasen bedingt. 8. 268. 
Erwetteruog der linken Herskammer unter d. Einfl. einer 
BtBrang d. Lnngengasweehsels. 8. 268. Interstitielle Ne- 
phritis ; Hellung. S. 266. Pnlsns paradoxus bei chron. 
Perikarditis. 8. 270. Pleuropneumonie duroh Erkaltung 
aacb ubermasslger Anstrengung bedingt. 8. 276. Erysi- 
priisfirini ; Gelenkrheamatismua mit Endokarditis. 8. 278. 
VsrMalnlektian wihrend d. Maseru. 8. 283. Diffuse Ne- 
phritis; Perikarditis; Pleuritls. 8. 286. — Strieker, 
TyphuaBtatiatik d. TrauAe’scben Klinik. 8. 292. Nephri- 
tis iaterntitialis ; uram. Convulsionen b. reiohheher Diu- 
raae u. erhdhter Spannung im Aortensyatem. 8. 806. 
Pieuropne a aonle ; Digitalis; Pulsus trigeminus. 8.318. 
Bieilntoxikatk) n mit doppelaeit. Neuroretinitis. 8. 822. 
Hepatitis inters titialis ; Ikterns ; Retinalblutangen. S. 884. 
Naohweis von Tnberkeln in d. Chorioidea wihrend dea 
Lebeas. 8. 329. — 1) Nebenabth.f. irmerl. kranke Manner 
u. Frauen: Fr&ntzel, Typhus exanthema ticus. 8.339. 
Operative Behan dl. d. Meteorismus. 8. 340. Falle von 
Ileo typhus. 8. 360. Delirien bei Gelenkrheu matismns. 
8. 367. Alternirender Puls. 8. 861. Syatol. u. diastol. 
Tea in d. Cruralis okne hochgrad. Insufflcienz d. Aorten- 
klappea. 8. 367. Temperatureruiedrigung bei Alkobol- 
iabnikation. 8. 371. Heilreeultate duroh A tropin erzielt. 
8. 374. — 8) Nebenabth. f. mnerl. kranke Manner: 
Meyer, Joseph, Ueber Milzperkusaion. 8. 378. — 
Gyndkolog . Klinik : Beinlich, Ovarientumoren. 8.403. 
PuerperalAIle. 8. 411. Uterusgesohwfilste. 8. 416. — 
Nervenktiuik : Westpbal, Senaibllitats - u. Motilitits- 
■ttruacen im Bereiche d. Plexus pudendalis u. coocygous ; 
gummOee Meningitis spinalis sacraiis. S. 421. Paraplegie 
mH Coatraktur ; fleckweise graue Degeneration d. Hlrns 
a. Rftokeamarks. 8. 427. Doppelseit. Amauroae (Nenro- 
ratinitis) u. doppekeit. Taubheit; Qeschwulnt im KMn- 
hfan, in d. iunem Gehdrgang hineinwuohermd. 8. 436. 
AaflUle von Bewnsstiosigkeit ; Sprachstorung ; rechtaek. 
Beaipareoe ; Krampfe im Bereich d. reobten Arms u. der 
rachten Facialis ; Careinom d. linken vordern Central wto- 
duag a. d. Kopfea d. reobten Corpus striatum. 6. 442. 
Krampfimfille in d. linken Hand obneVerlust d.Bewusat- 
arins; plBtxl. Erblindung ; link sett. Hemiplegie. Sarkom 
fas d. reobten Groashinihetnispkire. 8. 447. — - Psychiatr. 
Ktinik: Westphal, Ueber Aufn&hme u, Behaarilrrug 
Getstesk ranker u. fiber payohiatr. Unterricht. 8. 463. 


nog; Beaaeruag. 8.466. DtpeomanlO ; Hiraerkraakmug. 
8. 478. Langes melancbol. Stadium ; Mani a • Helksag. 
8. 490. Period. Manic ; akutes Delirium ; iatermenin- 
gealer Blnterguss. 8. 494. Hypaehondrie bei einem 12- 
JAhr. Knaben. 8. 498. — C hirer g. Klinik: Barde- 
leben, Uebersioht der ha J. 1874 auageffihrten grOseoim 
Operationeu. S. 600. — 8 tar eke, Znr Operation der 
Hamorrboidalknoten. 8. 636. — Augenklmik: 8chweig- 
ger, Operetiouastatlatik. 8. 649. — Kinderktirtik : He- 
noch, 8tatistischea. 8. 667. Hlrnkrankheiten. 8. 641. 
Krankheiten d. Reepirationsorgane. 8. 676. Infektious- 
kraakheiten. 8. 588. Krankheiten d. Verdauungsorgane. 
8. 609. Syphilis. 8. 616. Gao gran. 8. 618. — Ktinik 
f. Syphilis: Lewin, Statiatlk. 8.620. Bedenken gegen 
d. Circumcision. 8. 628. Ueber parasitare 8ykosls. 8.639. 
H i e b e n , Arteria hyaloidea persistens. 8. 648. — Ent- 
bindungsawtaU: Beinlich, Jahresbericht. 8.661.— 
Znelaer, Ueber d. Ausscbeidung d. Phosphorsiure im 
Urin bei tieberbaften Krankheiten. 8. 673. — III. Patho- 
logitche Anatomie: Virchow, Die Sektionsteehnik im 
Leichenhaused. Chari tdkrankenbauses, mit besond. Rfick- 
siebt auf d. gerichtsarztl. Praxis. 8. 689. 

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Luudt, G. M., DaaHamburgisohe s ll gem- Krankea- 
kaua. Hamburg. Mauke s. 86 hue. 4- 66 8. mit 1 Tab. 
u. 6 Taf. 7 Mk. 


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348 


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ruhe. Bielefeld. 8. 37 8. mit Tafeln. 2 Mk. 

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Alterthume u. im Mittelalter. Berl. kiln. W chase hr. XHI . 
89. SI. 32. 37, 

8. a. III. 3. Ceradini. V. 1. Flflckiger. VHI. 
8. a. Peinliob, Sullivan; 3. e. Scriven, Wood; 
6.Bidron, Normand; S.Tscherepnln; 11. Cob- 
bold. X. Kotelmann. XI. Hogg. XII. 9. Dud- 
geon. xm. Magnus. XVII. 1, Lindenmayr, 
London, Pardo. 


D. Miscellen. 


i. 

Das schnelle Schmelzen des Eists, namentlich wenn 
es in kleinen Stfickohen in elnem Glase neben dem Bette 
vorrithig gehalten wird , hlndert bekanntlich oft die An- 
w end ang desselben, namentlich in den fruhen Morgen- 
stunden. Sampson Gamgee (Lancet I. 24; June 
1876) empflehlt daher, um das Schmelzen an verlang- 
samen, folgende Aufbewahrnngsart. 

Ein Krug oder Glas wlrd mit einem etwa 9 Qu.-Zoll 
grossem Stuck locker gewebten Flanell so uberbunden, 
dass der Flanell bauchfonnig in das Gefass hineinhangt. 
Legt man das Eis nun auf den Flanell , so kann das vom 
Else beta Schmelzen sich bildende Thauwasser durch die 
Maschen des Gewebes um so leichter abtropfen, je weiter 
sle sind , das Eis bleibt dann trocken liegen nnd conser- 
vlrt sich so weit besser. G. constatirte diess durch fol- 
genden Controlversuch. 

• Er fiberspannte 1) einen Krug mit ganz lockerem bil- 
ligen Flanell, 2) einen andern mit theuerem, sehr dichtem 
Flanell, In dem er jedoch in der Mltte ein Loch von der 
Grtsse einer Federspule anbrachte, 3 ) mit sehr dichtem 
Flanell, ohne angebrachte Abflnssfiffbung , and 4) nahm 
er einen King ohne ihn mit einer Flanelldeoke zu ver- 
sehen. In Jedes Geflss legte er, resp. auf die Flaneli- 
deeken , Je 2 Unzen Eis in Stuck en, wie man sie dem 
Kranken in den Mund zu geben pflegt. Dae Ergebniss 
war folgendes. 

In Nr. 1 war das Eis erst naoh 10 8td. 10 Min. v61- 
lig gesohmolzen. 

In Nr. 8 verschwand das letzteEis nach 8*/, Stunden. 

In Nr. 3 fand sich nach 5 1 /< 8td. der von dem ein- 
gestfilpten Flanell gebildete Sack fiber die H&lfte mit 
Wasser gefflUt, in welchem nnr nooh wenlge Eisstfiokchen 
•ckwammen. Das letzte Eis war l 1 /, Std. s pi ter (also 
im Ganzen nach 6 1 /* Std.) zergangen. 

In Nr. 4, in welchem sich lose Etsstfickchen ohne 
Flanell auf dem biosen Glase befanden , war das Els 
bereits nach 8 Std. 66 Min. volistindig geschmoUen. 
Die Temperatur des Versuchszlmmers hatte 16.6 s C. be- 
tragen. 

Dss Schmelzen der Eiestflcken wlrd , nach G.’s Mtt- 
tbeUung. noch besser hintangehalten, wenn man diesel- 
ben aoeh nit einem Flanellstfick fiberdeokt. Ausserdem 
kaan maa einen Verrath EM in grOssern Stfieken auaser- 


halb des Krankenzimmers anf ganz gleiohe Welse auf- 
bewahren, woduroh man sich die M5gllchkeit verzchafft, 
an alien Stunden und in ausreichender Menge Eis anaa- 
wenden and somlt dieses nutzliche Hilfomittel sich fur 
alle Fall* zu sichern. 

2 . 

Zur meehanitchen BeJumdhmg du Hydrops empdehit 
Dr. Ganghofner (BAhm. Corr.-Bl. III. p. 168. [Nr. 26.] 
1876) unter Hinweis anf die hauflge Nutzloslgkeit and die 
bekannten nachtheillgen Folgen der Scariflkationen bei 
Hydrops folgendes Verfahren. dessen gunstigen Erfolg er 
vor l'/i J- In der Bonner Klinik zu beobaehten Gelegea- 
heit gehabt hat. Dasselbe besteht darin, dass man einen 
Explorativtrokar in den 5demat6sen Theil elnst&sst, naoh 
Entfernnng des Stilets fiber dss freie Ende der Handle 
eine KautschukrShre stfilpt und am Bettrande naoh ab- 
warts lettet, wo dann das hervorsickernde Serum in einem 
Becken aufgefangen wlrd. Die Handle kann man St lin- 
den lang liegen lassen und so betraohtliebe Qnantitihem 
Flftssigkeit aus dem Unterhautzellgewebe entleeren. Dr. 

G. hat dlese Methode bei einem j ungen Menschen auge- 
wendet, der sett Wochen an Nephritis mit hochgradigeni 
aUgemeinen Hydrops darniederlag und bei dem am reeh- 
ten Oberschenkel , wo die enorm gespannte Haut mekr- 
fache Einriase bekommen hatte, Erysipel und raach sus- 
gedehnte Gangran aufgetreten waren. Die Drainage warde 
3 Tage hinterelnander abwechselnd am rechten u. Uaken 
Unterschcnkel unterhalten, die Trokarkanule zuerstfl, spi- 
ter meist 12 Std. hindurch liegen gelassen, da der Kr. dap 
durch nicht im mlndesten belastigt wurde and koine Spnir 
von Entzfindung an der EinatichsteUe sich zeigte. fkt 
wurden ca. 4000 Cctmtr. Serum aufgefangen , etwa eben \ 
so viel mochte in die Bettenun terlagen gosiokeit seta , da ^ 
die Entleerung nach dem Hemuszlehen der Kan file Jedes- \ 
mal noch einige Stunden fortdauerte and die Unter bigen J 
stets stark durohnfisst waren. Die untern ExtremKfiten f 
scbwollen bedeutend ab, ee schwand das Oedem des Sero- 
tnm, endlich ging snob der Ascites, das Hautodess am 
Rficken etc. grSsstentbeils zurfick. Die Diureae war wib- f 
rend der ersten 3 Tage ein wenig angestiegen von 600 auf , 
800 Cctmtr. , sank jedoch s pater winder auf 600 , ohne , 
dass die Wirkong der Drainage dad arch b e et a tr a chtigt ^ 
worden wire. 


* 


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Sacli-Regist er. 


549 


S a c h - Register. 

(Die Zahlen bexiehen rich aaf die 8rite.) 


Abd om i nalsoh wanger schaft , Perforation des 
Reetum 268. 

A her to s , intraaterhie Injektion wegen B hi tang 44. — , 
ia Folge roil Syphilis 1 74. — , Einapritnung yon heisaem 
Wmsaer gegen Blotang 267. 

Abscess, im Gehirn (Erscheinungen) 6. (mit latentem 
Verlaufe) 242. — , metaotat. bri Coxitis 184. — 8. a. 
Conges ttonsabaoeee. 

Acetabalum, dee Huftgelenks, Caries 184. 

Achillessehne, Teaotanrie bei der Pirogoff ' schen 
Operation 282. 

Aehroodextria 116. 

Aeidnm s. Carbol-, Galhia-, Gerb-, Milch-, Saticyl-, 
8alx-, Sehwefeisaare. 

Aeonit, Vergiftung 137. 

Aderhaat ». Chorioidea. 

Aderlass, Einfl. anf den Blutdruck 100. 

Adapiration, des Ergnases bei Plearitis 148. 166. 
167. — , bei Knlegelenkkrankheiten 278. 

Adstringenti a, Srtl. Wirkung aaf die GefSsee 9. 

Adventitia, der grSssern Arterien, Ban 282. 

Aerate, Mecklenbnrgs , von d. iltesten Zetten bis aur 
Gegenwart (von A. Blanek, Rec.) 112. 

Aeatbiomene, d. Vulva 110. 

Aether, sabcntane Injektion gegen Nachgeburtablutung 
176. — , Inhalation (Bezieh. snr Entstehnng von Bta- 
tnqg naeh der Entbindnng) 176. (Nutzen bei Keuoh- 
hnsten) 276. 276. 

Agraphie 244. 

Agrypnie s. Sehlaflorigkeit. 

Alkobol, Vorkommen im Organismns n. Nachweis 
dorch Jodoform 226. 

Alkoholismae, Bezieh. za Verfoigangswahneinn 290. 

Alter, hSheres, Chorioretinitis centralis 70. 

Amanrose, Chorioretinitis centralis als Urs. d. senilen 
TO. — , pldtal. b. Chorea 70. — , bei Verweilen elner 
FUntenkugel im chir. Halse d. Oberarms 71. naeh 
Bintverlust, Nutzen des Amylnitrit 194. 

Amblyopic , b. Hysteric 70. 

Amidulin 114. 

A m m e , Ansteokung dnrch d. heredit&r-sypbilit. Baug- 
Ung 268. 

Ammoniak, mit unterchlorigsanrem Natron als Rea- 
gent (anf Carbolsaure) 227. (auf Salicylsanre) 22B. 

Amputation, Veranderungen im Rtickenmark naeh 
solch. 15. — , des Fusses, naeh Pirogoff mitTenotomle 
d. Achillessehne 282. — , im Kniegelenke naeh Gritti 
281. — , des Oberarms wegen Schussverletzung (im 
Eilenbogengelenk) 67. 69. (im Handgelenke) 61. — , 
dee Obersehenkels (primare, naeh Sohussverletzung d. 
Knlegelenks) 66. 66. (znr Statist: k) 66. (wegen Anky- 
lose n. Erkranknng d. Knlegelenks) 281. — , d. Unter- 
sehenkeb , wegen Sehussverletzong a. Erkranknng des 
V>nsgelenksl88. 288. 

Amylnitrit, Nutsen b. Amblyopie u. Amanrose naeh 
Motverhut 194. 

Amyloidentartnng, der Niere u. Milz bei Gicht 26. 

Anamie , Erblindong dnrch solehe bodingt , Nutzen des 
Amylnitrit 194. — , des Gehirns als Ura. von Scblaf- 
Mgkrit 300. 

Animie, progressive pemicitite , Bymptome n. Dia- 
gnose 17. 21. (Veritadernngen in der Retina) 17. 
21. (Kdrperwarme) 17. (Fieber) 18. (Veranderungen 
(■Leber n. Milz) SO. — , Casuistik 18. — , Bezieh. zu: 
ltrk rankung des Knoohenmarkes 20. Pseudolenkamie 
21. Anamie d. Tropen a. Ankylostomum duedenale 28. 
— , Behandiung (Blut-Transfusion ) 19. 20. 23. (Elsen) 
28. 


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Anasthesirung, mit Schwcfelather (b. d. Entb in- 
dung) 176. (bei Keuohhnsten) 276. 

Anatomic s. Handbueh. 

Anearysma, lnd. Schidelhohle, Symptome solch. bei 
Neuroretinitis 70. — , per anastomosin, aageborMs in 
der Augenhohle 220. 

Aageborne Krankheiten n. Missbildungea e. 
Anearysma ; Bnphthalmos ; Darm ; Encephaioeele ; 
Ektrodaktylie ; Finger; Fuss; Hand; Iris; Korehto- 
pie ; I.entikonus ; Polydaktylie ; 8arkom ; Syphilis. 

Angiom, cavemftses, Behandl. mit d. Glfihelsen 286. 

A n i 1 i n , mit unterchlorigs. Natron als Reagens anf Car- 
bo lsanre 227. 

Ankylose, des Hflftgelenks, doppelseitige (Osteoklaae 
des Bchenkelhalses) 182. 183. (subcutane Resektion 
dess.) 183. — , im Kniegelenk (naeh Verletznng, He- 
sektion) 280. (Amputation d. Obersehenkels) 281. 

Ankylostomnm duodenale, Bezieh. zur penrioihsOn 
Animie 29. 

Annalen s. Charitd-Annalen. 

An nal i delle eplderaie ooeorse in Italia dalle prinse me- 
morie lino all860 (di Alfonso Corradi, Rec.) 112. 

Antiseptische Behandiung, in der GeburtsMilfe 
49. — , bei der Arterlenligatnr 68. — , bei der IncislAn 
d. Hygroma praepatellare 186. — , mittels des Watte- 
Tanninverbandes 286 flg. 

Anus praeternaturalis (Versnche fiber Verdanog bei 
soloh.) 126. 126. -<in Foige von Extrauterinaoh wimg ri- 
sehaft) 271. 

Aorta, Beschaffenhelt der Innenflache bei Argyrie 26. 
— , Insuffloienz u. Stenose d. Ostium 248. 

Aphonie, bei Empyem 160. 

Apoplexle d. Gehirns b. Syphilis 240. 

Arbeitsraume, in Fabriken, RfiekBichten auf Frauen 
206. 

Argentum, nitricnm (8rtl. Wirkung aaf die Gefissd) 
9. (Inhalation der Losung bei Kenchhnsten) 274. — , 
sulphuratnm, Wirkung auf das Nerven* n. MusAei- 
system 10. 

Argyrie, Veranderungen b. solch. in: Leber 24. Be- 
spirationswegen 24. Nebennieren a. Nteren 24. Milz 
24. Augapfel 26. Blutgefasaen 26. Opticas 26. - — , B«- 
schaffenh. des Harns 24. 

Arsenige Saure, Vergiftung, Genesong 136. — 8. a. 
Kali arscnicosum. 

Arteria, basilaris, Embolie mit Erweiohung d. Varols- 
brucke 16. — , centralis retinae , Embolie 289. — , 
umbilical is, Beschaffenh. d. Biutes in solek. 98. — 8. a. 
Aorta; Carotis ; Lungenarterie. 

Arterien, d. Obersehenkels, 8tichwanden, Behandbing 
64. — , temporare antisept. Ligatur 68. — , d. Gehirns, 
syphilit. Entartnng 167. — , Mnskolatnr d. grSeseren 
232. — , Degeneration d. Wandungen , abnorme Ge- 
rausche b. solch. 248. 

Arterienr5hrchen, znr Ligatur 68. 

Arthritis s. Geleukentzfindang ; Gicht. 

Arthrocace s. Fuss-, Hand-, H&ftgelenk. 

Ascites, b. Lebercirrhose b. einem Kinde 60. ■**-, adi- 
posns 264. 

Asthma, Nntzen d. Silbersulphid 11. — , dyspeptteam 
246. — , albumtnose Kxpekto ration b. Mich. 281. 

Astlgmatismns , hinteres Staphylom b. notch. 221. • 

Ataxia locomotoria progressiva (Nutzen d. Silbersul- 
phid) 11. (anatom. Verilnderungen) 15. 16. 

Athrepsie, b. Kindern, Behandiung 179. t 

Atlas, Carles 180. 181. 

Atresie, d. einen Halfte einer getheilten Vagina bei 
Uterus bico nils septu ; HaCmatokotpos ; Panktion 171. 


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MO 


8 * o b - B • g i s t e r. 


— , d. Vagina, mit Hsematometrs a. Haematocele 
retrouterine 368. 

Atrloventrikularklappen, Anatomic n. Physio- 
logic 81. 89. 90. 

Atrophia , d. Muskeln, progressive, anatom. Verinde- 
rxmgen 16. — , d. Leber, aknte bei cine* Kinds 60. 
— , Verhalten d. Fettgewebea 189. — , d. Kinder, Be- 
hand king 179. 

Atrophisirung, kunsUiche, d. Augapfels 69. 

A tropin, chem. Verhalten 183. — , Vergiftnng, Nutaen 
dee Piloearpin 187. — , in BicinnaSl gelfist sur An wend, 
an 4. Angen 831. 

Aufrechtstehen a. Stehen. 

Aagapfel, Beschaffenh. b. Aigyrie 26. — , kflnstliche 
Atrophisirung 69. — , Enucleation wegen Verletsung 
78. — , Geschwfilste in solch. 73. 330. — , ange borne 
Krankheiten 190. — , Barkombildong in rerschied. Ge- 
bUden dess. 190. 191. — , Extirpation, Meningitis mit 
I6dtl. Ausgange 191. — , Geschwulste an solch. 820. 
— , Beschaffenh. b. Erhenkten 321. 

A age, eingekapselte Fremdk&rper in aoleh. 321. — , 
Befraktion 331. — 8. a. Buphthalmos; Encaathis; 
Iris ; Pterygium. 

Augenentz&ndnng, gonorrhoische 218. 

▲age nhShle, Barkom in den. 191. — , Sarcoma fasd- 
cn latum 191. — , Symptoms von pnlsirender Gesehwnlst 
in ders. bei angeb. Encepbalocele 191. — , Cyatenbil- 
duag in den. naeh Verletsung 193. — , aagebornea 
Aneurysms peranaetomosin 320. — , GefSaagesoh wills te 
in den. 220. 

Angenhospltal von Massachusetts , Bericht f. 1876 
(Beo.). 222. 

Augenkrankhelten, Anwendung d. K&lte bei aoleh. 
(ven Eduard Dfirr, Bee.) 218. 

Aagenlid, Fibrom am obern 198. — , Naht bei Glotz- 
augen 220. — , hyster. Kiampf, Heilung mlttels Heft- 
pflastentreifen 220. 

Auskultation, d. Thorax 298. (Entstehung d. Ras- 
selns) 297. (Entstehung d. Vesioularsthmens) 397. — , 
d. Unterleibs, Gefassger&usche b. Geschwfilsten 398. 

Aaswnrf s. Sputum. 

Band warm, tempor&re Blindheit u. Tanbbeit dureh 
solch. bedingt 220. 

Baryt, Wirkung d. Salse auf d. Thierkorper 286. 

Bauchfeil b. Feritonaum. 

BauebhShle, Drainage b. Ovariotomie 262. 

Banohseh wangersohaft 268. 

Bauchspeicheldrfise s. Pankreas. 

Bayern, Instraktion f. d. Leiohenbeechauer 194. 

Beckon, Schnssverletsang 63. — , Spondylolisthese, 
Diagnose an d. lebenden Frau 173. — , enges, Iadika- 
ttonen f. d. Wendung 216. 

Belenchtung, Einfl. auf d. Sehscharfe 71. 

Belladonnin 182. (Wirkung) 188. 

Bensoiltropi n , Wirkung auf Hen u. Pupiilen 188. 

Berlin a. Charltd-Annalen. 

Bsrtramwurael, Pyrethrin in dm. 182. 

BevAlkernng, statist. Bestimmung der Fruchtbarkelt 
76. 

Bewegungsataxle, Nntsen des Silbersulphid 11.—, 
anatom. Ver&aderung 16. 16. 

Bewegnngscentren im Gehirn 3. 

Bindebaut, Tatowirung 198. — , epidem. Blennorrh&e 
288. 

Bindeanbstanz, histologische u. chem. Elgenschaften 
212. 

Bistouri, zar Hauttransplantatisu 62. 

Biamntkam, Unsnlisaigkeit der Verfaindnng mit Pep- 

rinS. 

Blansiure s. Cyaakalium. 

Biel s. Plumbum. 

BlennorrhSe, d. Conjunctiva, Epidemic 228. — , der 

HansBkr* s. Tripper. 

Blepkarozpasmns s. Aagenlid. 


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Blindheit, Simulation 78. — , tempor&re duck Baad- 
wurm bedingt 220. — g. a. Amaorose. 

Bint, Transfusion bei progressiver perniciSser An&mie 
19. 20. 23. — , Verhalten bei Rots 26. — , Beschaffen- 
heit in den Mabelgefassen 98. — , Einfl. der Menge auf 
den Blutdruok 98. — , Abscheidung sanrer Floasigkeiten 
aos solch. 118. — , Oxy haemoglobin in aoleh. b. F6tns 
178. 

Blutcirkulatlon, in der Herssubstanz 89. — , pueu- 
mat. Krifte bei solch. 97. — , Bemiehung d. Gssohsrta- 
digkeit sum Blntdraek 101. — , St&rungen w&hread d. 
Sehwangerschaft 266. — , Einfl. der Erregung den Ge- 
hims 802. 

Blntdrnck, Abhangigkeit von der Blntmenge 98. — , 
Bezieh. zor Geschwindigkeit der Cirknlation 101. 

Blntgefisse, 5rtl. Wirkusg der Adstringeaiia anf 
dies. 9. — , Veranderungen bei Argyrie 26. — , d. Ge- 
hims, Veranderungen bei allgem. Paralyze 846. — , 
graph. Daretellung d. Bewegungen den. 801. — 8. a. 
Arterien ; Gefasssystem ; Venen. 

Blntgeschwulst s. Hamatocele; Hama tom. 

B in tk 6 rp ere h e n , Verhalten bei progress. pentieidaer 
Anamie (rothe) 17. 21. (weisee) 21. — , Verhalten bei 
Rotz (weisse) 26. 

Blntmenge, constonte im Organismus 101. 

Blntstillnng, tempor&re ArterienUgstur 69. 

Blutsverwandte, Ehe ewiachen soldi., R&ckcn- 
marksaffektion b. d. Kindern 141. 

Blutung, im Gehirn b. Phosphorvergiftnng 188. — 8. a. 
Gebarmutter-, Magen-, Ihujhblutuag. 

Blutverlust, Erblindong sack solch., Nutaen d. Amy 1- 
nitrit 194. 

Brand s. Lnngengangr&n. 

Bromooniin, Darateilung u. tberspeut. Ver wendung 
240. 

Bromkalium , ala lokales Anasthetikum b. d. Opera- 
tion d. eingewachsenen Nagels 106. — , Nutaen bei 
Schlaflosigkeit 300. 

Bromwasser, als Reagens (auf Carbolsnure) 227. (auf 
Salicyls&nre) 229. 

Buphthalmos, angeborner 287. 

Bnrsitis, Incision mit antisept. Behandlung 186. 

Buttersaureg&hrung, Einfl. d. Verdauungssifte auf 
dies. 122. 

Calabarin, chem. Elgenschaften 11. — , physiolog. 
Wirkung 12. 

C a n a 1 i s infraorbitalls, doppelter 299. 

Capillarpunktion, mit Adapiration , b. Bekandhing 
d. plenrit. Ergusses 146. 

Capillarthorakocentese, b. Pleuritis 146. 147. 
— , Instruments 146. 148. 

Capillartr okar 146. 148. 

Carbolsaure, Reagentien auf soiche 226. — , Inha- 
lation d. Losung (b. Keuchhusten) 274. 276. (b. katsr- 
rbal. Affektionen d. Stimmbandcr) 276. 

Caries, d. Hinterhauptbeine u. d. obenten Halswirbel 
180. — , sicca d. Sehultergelenks 181. — , des Aoeta 
buhun b. Coxitis mit AbBoessbiidung 184. — , im Hiift- 
gelenke, Resektion 186. — , im Fussgelenke, Eat/er- 
nung d. Knochensplitter mittels gedrehter Tampons 
288. 

Car otis communis, Unterbindung wegen d. Symptoms 
eines Aneurysms in d. Sohadelhbhle 70. 

Cartilago thyreoidea, Ban 283. 

Carnncula lacrymaUs s. Euoanthis. 

Catgut, carbolislrtes , Verwendung zur Artarianligatur 
68. 69. 

Cavemen a. Lungencavernen. 

Cellulose, kflnstl. Verdauung 226. 

Chari td-Annalen (herausgegebeo von d. Direktion 
d. kfln. Charitd-Krankenhausee , redJgtrt von Meh 1 - 
hausen, 1. Jahrg. 1874, Reo.) 222. 

Chimin, Nutaen b. epidem. Grippe 32. — , Nutzea bei 
Henfleber 83. — , snboutaoe Injektion b. Wechaelflpber 


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8 ■ ch-R«glit«r 


361 


n. CMm 1W. — , eldkttre WMnmg n. lUntnntions- 
weise 133. 

OhPkralhydrat, Knkni Injektiou b. Tripyer 88. 
— , Nntzen b. Schlaflosigkelt 300. 

Chloride, Ehrfl. snf 4. Pepelnabsondenlng 122. 

Chlornatrinm, Wirknng anf die DickdarmaekMa- 
M m — , Kind, anf d. Wirknng d. Subltmat 136. 
— , zur Ldsung von Quecksilberalbuminat 136. 

Chloroform, Nntzen der Inhalation bet Keuchhnston 
276. 

Cholera, N—kweis d. Ansteekung 102. — , ssbeutane 
lajnktinn ron Cbdnin 102. 

Chondritis, syphilitica, als Urs. d. Epiphysc— bMkrnng 
266. 

Chorea, pt&tal. Amanrose b. solch. 70. 

Ckorioidea, centrale Entzflnd. bei alten Lenten 70. 
— , Sarkom 120. (angebornea) 220. — , Kolobom ders. 
n. der Iris 287. — , Taberkuiose b. allgem. Tnberku- 
tone 268. 

Cienta virosa, Wirknng 236. 238. 

Cicntine 240. 

Clcatozin, glfHge Wlrkung 237. 

Cirknlation s. Blatdrknlatioa. 

Oirr kos* d. Leber, ink Ascites b. einem Kinds 60. 

Collodiomverband, zur Behandl. des Nabeihrnehs 
61. 

Com pressor vahmiae trlcnapidalia 82. 

Cengestloasahscesse b. Spondylitis 62. 

Congestionszustinde 100. 

Coaiia, pkyniokog. Wirknng 238. — S. a. BroneonHa. 

Cealnm, i— rnlntnm, physiolog. Wirknng 288. — , 
Nntzen d. Salles in grossen Gabon gegen Mnekeikritnpfe 
239. 

Cnaj-nnetira a. Biadekaat. 

Cob serr irende Bebandlnng b. Schussveristz— gen 
d. Oelenke (Knie) 66. (Elleabogen) 67. (Hand) 69. 60. 
(Fnss) 187. 

Contagiosltftt, d. heredtt&ren Syphilis 267. — , des 
K— ekhustens 278. 

Centaginm, k. Kota 80. — , d. Trippers 213. — , des 
Sehaakem n. der Syphilis 213. 

Contusion, d. Ferae in Folge von Aufrechtstehen 67. 

Cornea a. Hornhant. 

Corpus luteoa, Ban 262. 

Cacnrtbroeaee, Diagaoae ron Luxation im Hflft- 
gelenke 183. 

Coxitis, Pathologie u. Tberapie 37. — , mit Claries des 
Aeetabohna 184. — , metastat. Akncesse b. solch. 184. 
— , Eesektion d. Hfiftgelenks 184. 

Carare, Vergiftung, Bind, anf d. StofTwechsel 18. — , 
Bind, anf d. Wirknng d. Vagus 86. 

Cutis, Anatomie b. Hunde 131. 

Cyankalinm , Vergiftung mit g&nst. Aosgange 139. 

Cyzte, d. Harnleiters u. d. Nieren 166. — , am Ligam. 
atari latum 173. 261. — , Entwicklung In der Augen- 
hflhle naoh Verletonng 192. — , d. Ovarium (b. einem 
Klnde) 260. (spontane Knptur) 261. — 8. a. Bcteu- 
tionscyste. 

Cystitis, in Folge d. EatbMnag 176. 

Kiln a. P oi l n dua . 

Darm, angeb. Blldunga fishier b. Neugebomen 178. — , 
anatom. Verandeni n gen b. ebron. Dysenteric 149. — , 
Faraeentese b, Meteortsmus 262. — 8. a, Dick-, DSnn- 
darm. 

Darmkanal, Urs. d. Gasentwfckhmg ia setok. 123. 

Darmyerstopfnng s. Koprostase. 

Datnrin , Zuaammensetsung n. Wirknng 138. 

Deeldoa, Ansseheidng ohne Blntung b. rnntfamaassl. 
B atran t e rinschwangersckaft 270. 

Deekenwulst d. Nagels 280. 

Dentition, Krankketten wikrend ders. 180. 

Den taeh land, Stadium d. Medirin an d. Unkreraitaien 
223. 

Deck* in, Verdaaang 114. 


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Diastole, aktive, d. Herxventrtkcl 23. 

Dickdarm, Verdauung in solch. 126. 126. — , Re- 
sorption von Nahruagnstoffen von toleh. ans 126. 128. 
— , znckerbildendes Ferment in solch. 126. 

Digitalin, Darstellung d. krystallMrten 8. 

Dilatation, d. HamrShre b. Weibe behufa Entloeraag 
▼on FremdkSrpern 171. 

Doeaments pour serrir k 1’dtnde de la mdtkodeasptrh- 
trice (par Castiauz, Sec.) 146. 

Drainage, d. Bauchhftkle b. d. Orariotomie 262. 

Dresden, Statistik 80. 

Drfise s. Lymph-, Schlld-, Hchweias-. Speiehel-, Tfari- 
nen-, ZlrbekLriUe. 

Ductus s. Mailer* scher Gang. • 

Diland arm , Emnlsioaintng d. Fette in soich. 128. 

Dura-mater, Sensibilitdt 4. * 

Dnscbe, intrauterine im Wockenbett 44. 

Dysenterie, Vorkommen ia Bom 110. — , chroa., 
anatom. Veranderangen 249. — , Epidemien 260. 201. 
— , Behandlung 261. 

Esn de Javelle, Vergiftung 189. 

Echinococcus, in d. Orbits 192. — , im Ligam. latum 
261. 

Ecrasement, Indikattonen 217. 

Ehe zwischen Blutsverwandten , Rlckenmaikaatfekti— 
b. d. Kindern 141. 

Ei, Znruckblelben nach Absterben d. F6tna 173. — , 
Ueberwanderung 269. — , Entwicklung b. Siagetkieraa 

262. 

Einrelbungskur s. Inunktionakur. 

Ei s , Verfahren zor Anfbewahrung 348. 

Eisen s. Ferrum. 

Eisenbabnunf&lle, Foigea d. Enehnttnrnag d. Ge- 
hlrns a. Ruckenmarks b. solch. 242. 

Eisenkali, weinsteinsanrea , Nntaen b. varik&sea Ge- 
achwuren 188. 

Eiswasser , zu lntraaterinen Iajektioaen 46. 

El ter, blauer, Entstehung 226. 

Ei weiss, Einfahrung durch Klystlre but EraAhraag 
128. — , im Auswurf (nach d. Thorakooentese) 167 flg. 
(ehem. Untersuchung) 164. (an 8telle eines Asthma— - 
fallea) 164. — 8. a. Hihner-, Pflanze nei weiss ; Queck- 
ailberalbuminat. 

EiweisskOrper, Rolle d. Magensaftes b. d. Verdanokg 
ders. 118. — , Verdauung im Diekdanne 126. 126. 

Ektrodaktylie 7. 

El 1 enbogengelenk , Sehussverietsang (exspektathre 
Behandlung) 67. (Resektion) 67. 68. — , Reeekttou 
wegen ckron. Erkrankung 182. 

Embolie, d. Art. baailaris mit Erweiohuag d. Varols 
brucke 16. — , d. Art. pnlmonalis b. Schwangen u. 
Wochnerinnen 46. — , d. Art. centralis retinae 289. 

Embryo s. F5tus. 

Emphysem, d. Haut an d. obern Kurperhalfte wAhread 
d. Entblndang entstanden 174. — 8. a. Longeaemphy- 
aem. 

Empyem, Aphoade b. solch. 160. — , C&piUarptmktioM 
n. Adspiration 160. — , operative Behandtnng 163. 

Emulsion, Art d. Bildnng 123. 

Encaathla fungosa 193. 

Encephalocele , angeborae, eiae pulslrende OrMtal- 
geschwulst vortauschend 191. 

Endothel, Kittsnbstans dess. 236. (Fanktion) 286. 

Entbindnng, Hautemphysem b. ders. entstanden 174. 
— , Gebarroutterblutung naoh solch., subcnt. Injektion 
▼on Aether 176. — , Durohtrennnng d. Dammes in 
Folge von Brand nach solch. 176. — , Bezieh. d. Aether- 
inhalation zor Entstehung von Naehblntmag 176. — . 
Cystitis in Folge den. 176. — , Hydrocephalus 4. FOtus 
als Hlndemiss 266. — , Temperatnr d. Matter wEmend 
ders. 267. — 8. a. Geburt. 

Entw&hnung, Zeit f. seleke 74. 

Eats&ndung, Bezieh. d. Kitt— beta— d. FtatotheUeu 
236. 


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36 * 


Sach-Regi at e r. 


Epidemic, von Grippe 88. — , von DyaenteHe 2*0. 
Ml. — , von CoeJunetivalblennorrMe 888. 

Epidemics in Italien (von Alfonso Corradi, IV. 
1701—1801, Eec.) 112. 

Epidermis, b. Menschen, Anatomic 229. — , d. Singer, 
Nervenendigung in aoleh. 230. 

Epilepsie, Nutzen d. Silbersulphid 11. — , Nutzen d. 
Phyaostigmin 12. — , b. Idioten, Einfl. auf d. Langcn- 
wachsthnm 291. 

Epiphyse, Ablbeong b. Syphilis 266. 

Epistropheus, Caries 180. 181. 

Epitbel, Kittsnbstans dees. 28*. 

Epltheliom, d. Fusssohle, Wesen u. Verlaof 189. 

Epoaychium 230. 

Erblichkelt, b. malignen Geschwfilsten im Angapfel 
73. — , d. Kurzsichtigkeit 304. — 8. a. Syphilis. 

Erblindung s. Amaurose ; Amblyopie. 

Erdrosselung, Mord dnrch sole be b. Kopfverletxung 
86. 

Erector pili b. Hunde 132. 

Erhenkung, Beschaffenh. d. Augen nach solch. 221. 
— , Tod durcb solche Oder dnrch Kopfverlefcnmg 292. 

Eraihrung, Tom Dickdarme aus 128. 

Erstickung, Tod durch solche, Znfall Oder Mord 293. 

Ertrinkungstod, Diagnose 296. 

Brweicknng, d. Rfickenmarks 141. 

Erwfirgnng, Tod dnrch solche oder dnrch Kopfver- 
letzang 292. 

Erysipel, Bezieh. an Malaria 110. — , Einfl. auf d. 
Syphilis 264. — S. a. Frfiherysipel. 

Erythramylum 116. 

Erythrod eztrln 114. * 

Eserin 12. 

Etnde comparative dee diverses mdthodes de l’eidrfese 
(par Ch. Mo nod, Bee.) 217. 

Eaealyptns globolas, Nutzen b. Henfleber 33. 

Exartiknlation, wegen Schussverletzung (im Schnlter- 
gelenk) 69. (im Ellenbogengelenk) 69. (im Handge- 
lenk) 61. 

Exerese, Arten n. Indtkationen 217. 

Expektoration, eiweisshaltige (nach d. Thorakoceu- 
tes«) 167. 169. 161. 163. (chem. Untersuchung) 164. 
(an Stella einee asthmat. Anfalles) 164. 

Exstirpation, d. Angapfels; Meningitis mlt tSdtllchem 
Anagange 181. 

Exsndat, pleuritisckes, CapUlarpnnktion u. Adspintion 
146. 148. (b. serSsem) 149. (b. eitrigem) 160. — , Zu- 
nahrse d. Sterblichkeit salt haufiger Anwendung d. 
Thorakocentese 148. — , Entlearung mittels d. Trokar 
(b. ser5sem) 166.156. (b. eitrigem) 168. — Entlearung 
mittels Incision b. eitrigem 168. — , exspektative Be- 
bandl. 166. 168. — , Differential diagnose 298. — 
S. a. Pleuritts. 

Extraute rlnsch wangerschaft s. Schwanger- 
sehaft. 

Extremitaten, Missbildnng am Endgiiede 7. 

Vabrikarbelt, Betheiligung d. Frauen u. Kinder an 
solch. 201 flg. 210. 

Faeces s. Kothsteln. 

Farbenempfindung, Einschranknng b. Hysteric 71. 

Febris intermittens a. Wecbselfleber. 

Fehlgeburt s. Abortus. 

Femur, Operation amHalse wegen doppelseit. Ankylose 
im Hfiftgelenke (Osteoklase) 182. 183. (subeutaae Re- 
sektion) 186. — S. a. Oberechenkei. 

Ferment, zuckerbildendes in d. Speicheldrftsen n. im 
Faakreas b. Neogebomen 114. — , im Diekdarm 126. 

Ferrum sesqnichloratum (6rtl. Wirkung anf d. Gefiwse) 
10. (iatranterine Injektion mit solch.) 44. 46. (Keagens 
anf Carbols&ure) 226. 

Ferse, Contusion in Foige von Anfrechtstefaen 67. 

Fett, Emulsionirung im DAnndarme 123. — , Ansat* a. 
Sohwnad ini Oigaolsmus 130. — , in Ascites fifissigkeit 
264. 


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Fettgewebe, VsrbfettSng IM. — , Histotogie 198i — , 

Verhalten b. d. Atrophic 129. 

Flbrom, am obarn Augen IM 198. — S.a. Gobfinmttw- 
flbroid. 

Fibnla, Rcsektton wegen Sehassverletaung A Foaa- 
ge leaks 188. — 8. a. Untersehenkel. 

Fieber, Verhalten b. progreasiver pernicWser AaisMe 
18. — b. Syphilis 214. 

Finger, angeborner Mangel 7. 

Fist el s. Kothflstel. 

Fleisob, Verdauung, Rolle d. Magensaftw 118. 

Flintenkngel, langes Verweilen im chintrg. Hahw d. 
Oberarms, Erblindung 71. 

Flugelfeli s. Pterygium. 

FStus, Byphilit. Iritis 72. — , VerdanungsvermSgen 118. 
114. (Gehalt d. Speicheldrflsen a. d. Paakrena an 
znckerbildendem Ferment) 114. — , Glykogengehalt 
d. Leber 114. — , Zurfickbleiben d. Ovnlnm nach AJb- 
sterben dess. 173. — , Respiration 177. — , Pulsfreqnenz 
178. — , Oxyhamoglobin Im Btnte 178. — , Hydxo- 
cephalie als Oeburtshinderniss 266. — , Extrafctton b. 
Tubensch wangerschaft 271. 

Follikel s. Graafscher Follikel. 

Fowler'sehe Ldsnng, subeutaae Injektkm gegen 
Hyperasthesie 62. 

Fraktur s. Osteoklase. 

Frauen, Betheiligung an d. FabrikarbeR 201 flg. 

Franenmilch, Nacbweis d. QneoksUbers in dem. wih- 
rend d. Inunktionskur 269. 

Fremdkorper, im Angapfel, eingekapseite 221. — , 
in d, Hamblase b. Wei be , Entfernnng aaeh DUatatton 
d. Hamr6hre 171. — S. a. Flintenkugel. 

Frenulum linguae s. Znngenbandchen. 

Frnchtbarkeit, d. Bevdikenmg, statistisehe Besttm- 
mnng 76. 

Frfiherysipel, vaccinates 60. 

Friihgeburt, Einleitnng wegen Pleuritis 48. 

Fflsse , kalte, als Uroache von Schlaflosigkeit 48. 

Fuss, angeborne Spaitung, Polydaktylie 7. — , Amputa- 
tion nach Pirogoff mit Tenotomie d. Achilla mnhae 
282. — , Arthrocace , Entfernnng d. oaridsen Knocfcen- 
theiiohen mittels gedrehter Tampons 288. 

Fussgelenk, Schussverletzung, Reenltate d. be han d 
lung 186. (conservative) 187. (Resektkm) 187. 188. 
(osteoplast. Operation) 188. (Amputation d. Unter- 
schenkels) 188. — , subperiosteale Resektion 282. — , 
Amputation d. Unterschenkels wegen Erkranknng 283. 
— , Caries , Entfernung d. Knochensplltterehar mMtels 
gedrehter Tampons 288. 

Fusssohle, Epithelioma n. Papillomo 189. 

Gahrnng s. Buttersauregihrnng. 

Galle, Einfluss auf d. Bntters&oregahrnug 128. — , E in- 
Hass auf d. Emulsionirung d. Fette Im Dfinadarme 128. 
— , Elimination d. Chintn mit solch. 184. — , ahem. 
Znsammensetxung b. Menschen 226. 

Gallensau ren , Gehalt an Schwefel 226. 

Gallussaure, 5rtl. Wirkung anf d. Gef&sse 9. 

Galvanokaustik, Indikationeu 217. 

Ganglien s. Hera ; Ruckenmark. 

Gan gran, d. Dammes mit Dnrchtremmag dess, naoh d. 
Entbindung 176. — S. a. Lungengangran. 

Gasentwicklung im Darmkanal 123. 

Gebarmutter, Struktur u. period. Wechsel d. SebMm- 
haut 40. — , Injektioneu in dies. (Indikationen) 43. (b. 
chron. Katarrb) 44. (Technik n. verschiedene Mittei) 
46. (mit heissem Wasser gegen d. Blntimg b. Fibrom) 
267. — , Mangel ders. mit zweifelhaften Gesohwnistea 
in d. Leistenkanalen 171. — , zwethSrnlge getheilte mit 
partieller Theilnng d. Vagina n. Atresie d. eineo Bette 
d. letztern, Hamatokolpos , Pnnktion 172. — , Rnptar 
(spontanc im 8. Sehwangerachaftsmonat) 174. (ta- 
oomplete; von Hans Brenneoke, Bee.) 802. — , 
Myom mlt d. Erscheinungen von Myosarkom 261. - — 
S. a. Hamatocele ; Himatometra ; I ilgamimtnm Mam. 


Original fronn 

UNIVERSITY OF CHICAGO 



8 a e h-Re g i ■ t • r. 


868 


aebaaaaattaxhlwtaflg, Itah—iHang iriiMt intn*- 

uterinerlnjektlonen 44. (von heissem Wasser) 287. — , 
aarh d. Entbindung (anhcutane Injektionen von Aether) 
176. (Beziehung d. Aethermhalation zur Entstehuug) 
1T6. — , Ansae beidnng einer Decidua ohne solche 270. 

Ue barm utter fibroid, intrauterine Injektionen wegen 
Blatong (mit Eisenchlorid b. inters titiellem) 44. (mtt 
heiseem Wasser) 267. — 8. a. Myom. 

Gebarmntterkrehs, Behandl. d. Blntungen mltteta 
intrauteriner Injektionen 44. 

Gebirmnttermnnd, Ulcerationen an solch. 171. — , 
narbige Verwachsung ale Ursacbe von H&matometra 
263. 

Gebnrt, durch akute Pleuritis complicirt 47. — , Mangel 
d. Liquor amnii 47. — 8. a. Entbindung. 

Geburtshfilfe, Anwendung d. Salicylsaure 48. 

Gefasse a. Arterien ; Blutgefasae; Lymphgef&aae ; 
Venen. 

Gef&ssgeransche, b. Unterleibsgeschwulsten 298. 

Gef issgeschwulst, in d. AagenhOhle 220. — , For- 
men u. Behandl. 283. 

Gefasslehre, d. Menschen, Handbuch ders. (von 
J. Henle, 2. Anti. Eec.) 300. 

Gefisssystem, Aufregung ala Uraache von Schlaf- 
loeigkeit 299. 

Gehirn, Erregbarkeit d. Rinde 3. (patholog. Beweiae) 
6. — , Fortpflanzung d. Reize an d. OberflSche 6. — , 
Erweichnngaherd , Abscess , Diagnose 6. — , Faser- 
verlauf in solch. 14. — , llamorrhagie in aolcb. b. 
Phosphorvergiftung 138. — , Geschwulst in solch. (nacb 
Verletzung) 139. (d. hintern Centralwindung) 140. — , 
Sklerose dess. u. d. Ruckenmarks 142. — , Affektion 
b. Syphilis (Entartung d. Arterien) 167. (mit Hemi- 
plegie) 170. (mit Apoplexie) 240. — , Erschutterung 
b. EisenbabnnnfSllen , Folgen 242. — , Abscess mit 
latent em Verlaufe 242. — , Zwischengewebe d. weissen 
Snbstanz in d. Winduugen 244. — , anatom. Verande- 
rangen b. allgem. Paralyse 244. (d. Blutgefasse) 246. 
(d. Zwischensubstanz) 246. — , Hyperamie ala Ursacbe 
von Schlafloaigkeit 299. 300. — , Anamie ala Ursacbe 
von Schlaflosigkait 300. — , Eiuiluas d. Erregung anf 
d. Blutbewegung 302. — S. a. Dura-mater; Encepha- 
iocele ; Glandnla pltnltaria ; Hydrocephalus ; Varols- 
brficke. 

Geisteskranke, Abnormitat d. Canalia infraorbitalis 
299. 

Geiatesstorung s. Melancholic; Mikromanie ; Ver- 
folgungawahnalnn. 

G e 1 e n k e , Conkremente aue barnsaurem Natron in solch. 
b. Gicht 26. — , Schussverletzungen , Behandlung 64. 
— , Krankheiten 180 276. — 8. a. Ellenbogen-, Fnss-, 
Hand-, Hfift-, Knie-, Schnltergelenk. 

Qelenkmans, im Knlegelenk (Entatehang) 281. (Ope- 
ration mittols direkter Incision) 282. 

Geriasch s. GefSssgerauache ; Reibegerfiuaok. 

Gerbsiure, 5rtl. Wlrkung anf d. GefSsse 9. 

Geaebichte, d. Medicin (von F. Frddault, Rec.) 
112. — 8. a. Aerate ; Epidemien. 

Geachwfir, varikSses, Nutzen d. weinateina. EiaenkaH 
188. — , am Zungenbandchen b. Keuchhuaten 274. 

Gaaak waist, d. Ljrmphdrusen, Behandlung 67. — , im 
Augapfel 78. — , polypen fbrm. an d. grossen Scham- 
Hppe 260. — , Im Unterleibe, Qefassgerausche b. solch. 
298. — 8. a. Echinococcus ; Encanthis ; Fibrom ; Ge- 
fltaageschwlilste ; Gehirn -, Gliom ; Hamatocele ; Hama- 
tom ; Krebs ; Myom. 

Geaetzgebung, in Betreff d. Beachaftigung von Frauen 
a. Kiadern in Fabriken 201 fig. 210. 

Geaicht, Behandlung d. GeOaageadhwfllate in aoleh, 

204. 

Geannd hei tap f lege, Statistik in Beatig anf solche 
76. — , Forderungen an d. Gesetagebmg in BetrelT 
4. Beachifttgnng von Fraaen u. Ktndern in Fabriken 

201 «g. 210. 

Mad. Jahrbb. Bd. 171. Hft 8. 


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Qesrebe, tnntsmin dma. 212. . » 

Geweblebre, Lehrbuch den. (vwaW.Krnnae, Bee.) 

212. 

Gicht, gait Amytoidentartung 26. — , Bohlaflorigkeit b. 
solch. 800. 

Gift s. Krampfgift; Yergiftung. 

Glandnla, lacrymalis, Sarkom 190. — , pituitaria, 
Neuroretinitis b. Geschwulst in solch. 70. — , thyre- 
oidea (Bau) 283. (Geschwulst, Compression d. Trachea) 

261. 

Glaucoma fnlminans 72. 

Gliom, d. Netzbaut, Exatirpation d. letztern 220. 

Glotzangen, Nutaen d. Lidnaht 220. 

G 1 u h e 1 a e n , Operation von Gefasageschwulsten mi tie is 
solch. 284. 

Glykogen, in d. Leber b. F5tus u. Neugebornen 114. 

GonorrhOe s. Tripper. 

Graaf’scher Follike 1, Ban n. Besieh. zur Eibildnng 
262. 

Greiaenkrankheiten a. Chorioretinitis; Zittern. 

Grippe , epidemiscbe, Wesen u. Behandlung 82. 

Grosshirn a. Gehirn. 

Gy nakologische Universitatsklinik n. Heb- 
ammenlehranstalt zu Konigsberg in Preuaaen (Bericbt 
von H. Hildebrandt, Rec.) 215. 

Kaare, Muskelapparat znrErektion ders. 182. — , Ban 
ders. 229. 

Hackerling, Tod in einem Hanfen von solch. 2*4. 

Haematemese, nach Verletzung 196. 

Haematocele retroutertna (u. Haematometra b. Atresia 
vaginae) 268. (Entwickelung wihrend d. Sehwanger- 
schaft) 266. 

Haematokolpos, b. Atresie d. getheiNen Vagina, 
Punktion 172. 

Haematom, d. Vulva 260. 

Haematometra, b. Atresia vaginae (b. UternsMeornls 
septus ; Punktion) 172. (mit Haematocele retrouterina) 

263. — , dnrcb narbige Verwachsung d. Muttermunds 
263. — , durch Imperforation d. Hymen 268. 

Haemorrhagie s. Apoplexie; Blutung. 

Haftstrafen, Volltug an S&ugenden 74. 

Hals, Behandlung d. Gefassgeschw&lste 284> — , Phleb- 
ektasle 298. 

Halswlrbel, Spondylitis mit Myelitis 66. — , Caries d. 
obersten 180. 

Hand, angeborner Mangel von Flngern 7. 

Handbuch, d. allgem. Pathologie n. Therapie (ton 
Herra. Lebert, 2. Anfl., Rec.) 101. — d. memichL 
Anatomic (von Carl Fried r. Theod. Krause, 

8. And., bearbeltet von W. Krane, allgem. n. mikro- 
skop. Anatomle, 1. Bd., Rec.) 212. — , d. Gefasslehre 
d. Menschen (von J. Henle, Handbuch d. systemat, 
Anatomie HI. 1 ; 2. Aufl., Rec.) 300. 

Handgelenk, Schussverletzung (Diagnose) 69. (con- 
servative n. exspektative Behandlung) 60. (Resektioa) 

60. (Amputation u. Exartikulation d. Oberarms) 61. 

— , snbperiosteale Resektion wegen Arthrocace 182. 

Ham, Verhalten: bei progressiver pernidSser Anamie 
17 ; bei Argyrie 24 ; bei Spondylitis 63 ; im normalen 
Woehenbett n. wihrend d. Wehen 176 ; bei Beginn d, 
MUchsekretion 177. — , Gehalt an Queekailber bei Ver- 
abreichung d. Quecks.-Albuminat 136. 

Harnblase, b. Weibe (Entfernung von FremdkSrpern 
nach Erweiterung d. HarnrOhre) 171. (Entzfindong in 
Folge d. Entbindung) 176. 

Harnleiter, chron. Enta&ndung mit Cyat e n h Udu n g u. 
Cysten entartung d. Nleren 166. 

Harnrohre, b. Weibe (Kanmkeln den.) 89. (rapide 
Dilatation behufs Entfernung von Fremdk&rpern) 171. 

— , BlennorrbAe a. Tripper. 

Harnstoff, Menge d. Ansseheidang Im aonauden Wo- 
chenbette 177. 

45 


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864 


Saeh-Regintar. 


* 


• Haut , Emphysem an d. obera KBrperkSUte wibread d. 
Eatbtndasg entstaaden 174. — 6. ». Kopfhaut. 

Hanthorn, ahnl. Blldang b. Lupus 36. 

Havtpapillen, Hypertroptale b. LafM 46. . 

Hauttransplantatlon, nach Abreissen d. Kspf- 
haut 68. 

Hebammenlehranstalt zu Kftnlgsberg (Bericht von 
H. Hlldebrandt, Rec.) 816. 

Herbstkatarrh s. Henfleber. 

Herdlnpus 36. 

H e r n i e s. Nabelbruch . 

Hera, Wirktmg d. Pbysosttgnrin anf Gass. 1*. — , 
Schossverletzung 62. — , NeurordtinltlB b. EfkrxnkUng 
dess. 72. — , Anatomle u. Physiologic, nenere Leistnn- 
gen anf d. Gebiete ders. 81. (Reizbarkeitd. Mnskulatur) 
82. (Cirkulation in d. Substans) 82. (Nervns accelerator 
b. d. Katze) 85. (Fnnktion d. Ganglien) 86. (paradove 
Wirkung d. Vagus nach Cnrarteirtmg) 86. (Ersehei- 
nungen d. Thatigkeit) 88. (aktive Diastole d. Ventrikel) 
99. — , cxcentrische Hypertrophic , Entstehnng 94. — . 
Wirktmg' d. Tropin , Belladonnin n. Benzoyltropin anf 
dass. 133. — , Bexieh. d. Contraktlon d. VorhCfe cur 
Verdoppelung des 1. Herstones 248. — , Insnffleienz n. 
Stenose d. Aortenmfindung 248. — , Erweiterung d. 
linken Vorhofs b. Stenose d. A Often ostium 249. — , 
Lahmung ala Todesursache b. Vergiftnng durch Schwe- 
felsanre 296. — , Perkussion 298. 

Hercgeranscb s. Reibegrausch. 

Heraklappen, Anatomic n. Phyaiologie 81. 89. 90. — 
8. a. Aorta. 

Hersstoss, Entstehnng 91. 94. 96. 

HerntOne, Entstehnng 90. — , Verdoppelung d. ersten 
247. 

Heufieber, Wesem a. Urtachen 32. — , Symptome, 
Verlanf, Bebandlung 33. 

Hinterhanptsbein, Carles 180. 

Hirnhaot a. Dura- mater ; Meningitis. 

Histoire de la mddedne (par F. Frddault, Rec.) 
112. 

Hohlnadel, cur Capillarthorakoceatese 148. 

Hohlvene a. Vena cava. 

Hornhaot, T&to wirung 193. — , Entaundung, An wend, 
d. Kalte 218. 

Hospital s. Ospedale; Sammlung. 

Hfiftgelenk, Entaundung, Patbologie n. Therapie 67. 
— , doppelseit. Ankylose (Osteoklase d. Schenk elhalses) 
182. 183. (snbcntane Resektiou) 186. — , Arthrocace, 
Diagnose von Luxation 183. — , Resektiou (wegen 
Coxitis) 184. (b. Caries u. Eiterung) 186. (Statistik u. 
Indikationeu) 186. 

Hftfcnerei weiss, Veihaften d. Hydr, Wchlor, corr. 
gegen saure Losung 134. — 3. a. Eiweiss. 

Humerus, langes Yerweilen elnefr Plhrtenkugel Im Cbi- 
rurg. liaise, Erblindung 71. — , Caries sicca d. Kopfes, 
Resektion 181. — S. a. Oberartn. 

Hand, Anatomie d. Cutis 131. 

Hundemilch, Nntzen b. Rhachitb 27. 

Hydarthrose d. Kniegelenks, Behandbmg 876. 

Hydrargyrum, Uebergang in d. Harn 136. — , Nach- 
weis in d. FraueuroUcb wahrend d. Inunktioaskur 269. 
— , Mohloratum corrostTum (VerbaKen gegen Hubner- 
eiweiuitaungen u. Magensaft) 134. (xu submit. Iqjek- 
tionen) 136. — , nitricum oxydatam u. oxydnlatnin, mit 
aalpetr. Saure als Reagens auf Carboisaure 228. — 8, a. 
Quecksilberalbuminat . 

Hydrocephalus, d. Fotas als Gebuitshindttnias 266. 
— , abater b. einem Erwaobaenen 281. 

Hydrops, median. Behaadbmg 848. 

H ygr o m . cbronisehes , Incision aster antisept. Behan d- 
ling 186. 

Hyg roma praepatellare , -incision -enter a nt is e p t. Be- 
kandlong 186. 

Hymen, Im perforation als Urs. von IRksatsssstn 963. 

Hyoscyamln, Wirkung 133. 


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Hyper&naie, d»flehhna als Ursaeke van 8ckisflo si g k ett 

299. 800. 

Hyperistkesie, Nxtxes d. lajektien d. Fewler’sehen 
LSaaag 62. 

Hypnrtrophie, d. Heraens, exoeotrisehe Entstehang 
94. 

Hypnotikum s. Bromknliam; CUaialhydrat ; Conium ; 
MUchsanre. 

Hysterie, Amblyopic b. solch. 70. — , Lidknonpf, 
Heilung mittels Heftpflaate mt re tfe n 220. 

Jfaborandi, Antagonismus mit Atropin 137. 

Idioten, L&ngenwachsthuro 290. (b. eplleptiachen) 291. 
Ileus, b. einem Neugebornen 178. 
IndigoschwefelsanresNatron, zum Nachweis d. 

Kittsubstanz (d. Epithelieu) 234. (d. Endothelien) 236. 

Influenza s. Grippe. 

Inhalation, von Aether, Bezlehnng zur Entstehnng 
von Blutimg nach d. Entbindung 175. — , b. Kencb- 
bnsten (LOsung von Arg. nitr. oder Carbolsanre) 274. 

275. (von Chloroform, TerpentinOl oder Schwefelather) 

276. 276. — , von CarbolsaurelSsnng gegen katarrhal. 
Affektionen d. Stimmbander 276. 

Injektlon, in d. HamrShre 37 flg. — , in d. GebSr- 
mutter 43. (mit heissem Wasser) 267. — , mit Jod- 
tinktnr gegen Lymphdrflsengeschwulste 67. — 8. a. 
snbcntane Injektion. 

Instrument, zur Capillarthorakocentese 146. 148. — 
8. a. Bistouri ; Werkzeug. 

Insufficienz n. Stenose d. Aortenmilndnng 248. 
Intertrigo, Behandlnng 179. 

Intrauterine Behandlung 43. 45. 267. 
Innnktlonsknr, Nachweis d. Qnecksllben in d. 

Franenmilch wahrend ders. 269. 

Jo do form, als Reagens anf Alkohol 226. 
Jodtinktur, Injektion gegen Lymphdrfisengeschwulste 
67. 

Iridektomie, wegen Katarakte 72. 

Iris, willkfirl. Contraktlon 70. — , syphillt. Entzftndnng 
b. F5tus 72. — , Wirkung d. Tropin, Belladonnin u. 
Benzoyltropin anf dies. 133. — , unvollkommene Ent- 
wickelnng an beiden Augcn 190. — , Sarkom (an d. 
HlnterflSche) 190. (primSres) 191. — , Anwendnng d. 
Kalte b. Entzundung ders. 218. — , Kolobom ders. u. 
d. Chorioldea 287. — 8. a. Pupflle. 

I s c h 1 a s , Nntzen d. subcntanen Injektion von BromConiin 
240. 

Italien, Epidemien daselbst (von Alfons Corjradi 
IV. 1701—1801, Rec.) 112. 

J Angling, Entzftndnng d. Brastdrftse 68. 


MAlte, Anwendaag b. AngenkMakbciten (vosE4s«rd 
Durr, Rec.) 218. — , d. Fusbc als Ursaeke m llthlnf 
losigkeit 299. 

Kali, arseniooenra , snbcntane Injektion gegen Hyper* 
asthesle 62. — , unterchlorigsaures, Vergiftang 139. — 
8. a. Bromkalium ; Cyankalium ; Eisenkali. 

Kaolin, Nutsen b. Tripper 38. 

Karnnkeln, d. Uarnrohre b. Weibe 39. 

Katarakte, gunstiger Erfolg d. Extraktioo, IrMektomie 
oder PupiUenbildung nach langjahr. Bestehen 72. 

Katarrh, d. Gebarmntter, Behandtang mittels intra- 
■teriner Injektiime* 44. — , d. Sthnmbander , Nwtsen 
d. Inhalation von Carkotsaureiftsong 276k — 8. a. Heu- 
fleber ; Magen katarrh. 

Katse, Nervus accelerator cordis 86. 

Kephalaematom,d. NengehortNO, Funkthmtf. 

Keratitis s. Horahaut. 

Keuchhnsten, Nutzen d. Bromconiin 240. — . Patho- 
genic u. Therapie 272. — , Contagiositat 273. — , pro- 
phytaktisehe ftiaaaorageln 274. — , Gesehwftr am Zun- 
geebftndchen b. soloh. 274. — , Inhalation (voa Arg. 
nitr. oder Carboisaure) 274. 276. (Chloroform , Ter- 
pentin51 oder Schwefelather) 276 276. 


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Sack-Register. 


355 


Kt*4, iMe Lebe m Amp hi e 66. — , Labcv ci wfaoae aa» 
Ascites 60. — , BehandL i. NabeKruchs mitts is Cbllo- 
dhBTtrtitnd 61. — , Be ha ad 1. d. Athrepsie 70. — , 
Krankheiten wahrend d. Dentition 180. — , Besohfifti- 
gung in Fabriken 201 fig. 210. — , asihmat. Zsfille b. 
Stftrong d. Vend anting 246. — 8. a. F6tas; Frtth- 
erysipel ; Intertrigo ; Koprostase ; Knhmilch ; Neu- 
geborne ; Soot. 

Kiadermehl, Nettle’s, Verdannng 114. 

Kittsnbstana, d. EpMheAn 284. — , d. Endothellen 
236. 286. 

Klappen a. Atrioventriknlarklappcn. 

Klystir , mit Eiweiss n. Pankreas zur Eraihrang 128. 
— , mit Salicyls&are gegen Ruhr 261. • 

Kniegelenk, Schussverietznng (Diagnose) 66. (ooa- 
servirende Behandl.) 66. (Reeektkin) 66. (Amputation) 
66. — , Hydarthroee, Behandl. 276. — , Resektion wegea 
Erkrankong 278. (Tomor albns) 280. — , Ankylose 
(Resektion) 280. (Ampntation d. Oberschenkels) 281. 
— , Ampatation naeh Griiti 281. — , GelenkkSrper in 
solch. (Entstehung) 281. (Operation mittels direkter 
Incision) 282. 

Knoehen, Aflektiom b. Rkaekltis 26. — , Epipkysem- 
lSnang b. Syphilis 266. 

Knochenbildung fan Angapfel 78. 

Knoehen mark, Veranderungen b. progress, perni- 
eioser Anamie 20. 

Kochsalz s. Chlonatriom. 

KSrperbalfte, obere, Haatetapbysem wihrend d. Ent- 
bindnng 174. 

Kirperwarne, Verhalten bei progress, parnici&ser 
Anamie 17. 18. — , d. Matter wahrend d. Eatbindnng 
267. — , ErhOknng als Ure. von Schlaflosigkeit 299. 

Kohlehydrate, Verdanung a. Resorption 114. 

Kolobom, d. Iris a. d. Chorioides 287. 

Koadylom, spitzes, Uebertragbarkeit 218. 

Kopfblatgesokwnlst s. Kephaiaematem. 

Kopfhant, Verletzung , Nutzen d. Hanttransplaatation 
62. 

Kopfverletsnng, b. Mord durch Erdrosselang 76. 
— , Bildvng einer Gesehwaist im Gehim naeh soleh. 
139. — , todtliche, Sehlag Oder Fall 196. — , Tod durch 
solehe Oder Erwfirgen 292. 

Koprostase, bedingt durch Kothstein , t6dtiksher Ana- 
gang 60. 

Korektopie mit Linsenrerschiebung 190. 

Kotbfistel, Beobachtangen uber Verdaunng b. soleh. 
126. 

Kothstein, als Ursache von Koprostase mit tddtl. Aus- 
gaage 60. 

Krampf, wahrend <L Dentition 180. — , d. Angenllds, 
kysterischer , Heilnng mittels Heftpflasterstreifen 220. 
— , d. Mnskeln, Nntaea grosser Gabon von So ecus eonli 
239. 

Kratnpfgift, Cicuta virosa 236. 

Krankheiten, Statistik 79. 

Krebs, d. Gebarmntter , Behandl. d. Blutongen mittels 
intnnteriner Injektionen 44. — , d. Wirbel u. d. Rficken- 
marks 141. — , Pleuritis b. soleh. 169. — , d. Leber, 
Gefaasgerausche b. soleh. 298. 

Kreisianfst5rnngen , Elnfloss d. Kittsnbstana d. 
EndetheUea 286. — 8. a. Bluteirknlatka. 

Krlegschirnrgie, Anwendang d. Watte-Tanotarer- 
bmsdes 287. — 8. a. SchussverleUnng. 

Kropf , Compression d. Trachea dnrch soleh. 261. 

Krystallllnse, angeborne Versohiebang 190. — , spen- 
tane Dislokation 221. — S. a. Lentikonns. 

Kahmileh, Keaktion 61. 

Karssichtigkeit, Bestisunnag 219. — , hoehgradige 
ohne Veranderang am hintern Augenpol 221. — , fiber 
<L Ursacben a. d. Eatatehnug dan. (van Ferd. Arlt, 
Ree.) 80S. 

Labium a. Behamllppe. 

Lactuea vima, Vergiftaag dank d. Blittw 137. 


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L Kb m da# s. Farfdyae. 

Lingenwachsthum d. Idieten 299. (epUepthwher) 
291. 

Larynx, Gicbtaffekttsa 96. — , syphllit. Eat afia dnng 
170. — , Katanrh, Natsea d. Inhalation v. Carbolsfiure- 
1 fisting 276. 

Leber, Verfindernngen b. progress, pnrnisinnrr Anivie 
20. — , Veranderungen b. Argyrie 23. — , Ctarhose mit 
Ascites b. einem Kinde 60. — , Atrophie b.einem Kinds 
60. — , Zerreissung 63. — , Glykogen in ders. b. F5tus 
u. Neugebornen 114. — , Pulsation d. V. cava inferior 
b. Affektionen ders. 166. — , Krebs , GeQssger&usche 
b. solch. 298. 

Lekrbnoh, d. Syphilis a. d. mit diner verwandtea 
ortl. veaer. Krankheiten (von H. Zeiss 1, 3. And., 
Rec.) 213. 

Lehren a. Lernen d. mod. Wissenschaften an d. Uni- 
versitaten dentscher Nation (von Th. Billroth, Rec.) 
223. 

Leichenbeschauer, Instruktion f. solehe In Bayern 
194. 

Leipzig, Statistik 80. 

Leistenkanal, Geschwnlst in solch. bei Mangel des 
Uterus 171. 

Lentikonns, angeborner 190. 

Lenkamie, LenkoeythSmie, Diagnose von pro- 
gressiver peraleiSser Anamie 17. 18. — , b. Rotz 27. 

Lenkom, d. Hornhaut, Tatowirung 194. 

Licbtslnn, Messnng 71. 

Lidspaltenfleck, Bezieh. znr Entstehung d. Ptery- 
gium 193. 

Ligamentnm uteri latum (Cysten an solch.) 178. 201. 
(EchinococcusBack in solch.) 261. 

Llgatnr, d. Arterien, temporire (Verfahren) 08. (antl- 
septische) 68. 

Ligature en masse, Indlkationen 217. 

Linse s. Krystalllinse. 

Liquor amnli, Mangel b. d. Geburt 47. 

Lithiasis, Schlaflosigkeit b. solch. 300. 

Lister’s cheB Verfahren, Anwendang ind. Geburtshfilfe 
49. — S. a. Antiseptische Behandlung. 

LnftrShre s. Trachea. 

Lungenarterie, Embolic b. Schwangem u. W5ch- 
nerinnen 46. — , Thrombose ala Tod esursache b. aknter 
Pleuritis 160. 

Lnngencavernen, SchallhShewechsel b. d. Perkus- 
sion 297. 

Lungenemphysem, Herzgeransche b. solch. 248. — , 
Schachtelton b. d. Perkussion 297. 

Lnngenentzfindnng, b. Schwangem, Indikation zu 
Einleitnng d. Frflhgebnrt 48. — , Bezieh. zu Malaria 
110. — , naeh Verletzung 196. 

Lnngengangran , Pleuritis b. solch. 161. 163. 

Lnngengewebe, Relaxation, perkntor. Erscheinnngen 
296. 

Luugentuberkulose, Vorkommen in Rom 111, — 
S. a. Lnngencavernen. 

Lap ns, histolog. Veranderungen 34. — , Entwickluqgs- 
stadien 36. — , verschied. Formen 36. — , hypertrophi- 
ens papillaris 36. 

Lnxation , 1m Huftgelenk, Diagnose von Coxarthrocace 
183. — , spontane d. Linse 221. 

Lymphdrfisen, GeschwClste, Behandlung 67. 

Lymphe, Verhalten b. Rets 26. — , Bildung n. Ltltung 
in d. Hant 131. 

Lymphgefaese, Anatomic d. kleinem 130. 

Hagen, Verdaunng tn soloh. (b. F5tns)118. (d. Kohle- 
hydrate) 116. — , Bcwegungen H». — . Peprtngehalt 
in verschied. Zustfnden 120. — , Fimktfon d. Sehlstm 

hant am Pytosae 129 , Reining ala Urn. von Asthma 

246. 

Magenblntung, naeh Verietaang 196. — 8. a. Himat- 
emeae. 


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S a o h - Ref i I i e r. 


866 

Magenkatarrh, Pepsingehalt d. Magens n. Absoade- 
rang 181. — , DUt b. solch. 188. 

Magensaft, frele Satire 116. 118. — , Bedeutnng f. d. 
Verdauung der Eiweisesubstanaen 118. — , Sekretion 
119. 120. 121. — , Verdauung von Pflanzeneiweiss 
dnrch solch. 122. — , Einfl. auf d. ButtersAoregihrung 
188. — , chon. Wlrkung d. Hydr. bichlor. corros. auf 
aoleh. 184. 

Malaria, Bezleh. zu Erkranknngen der Resplratlons- 
organe 110. — , Bezleh. zu Erysipel 110. 

Mamma, Entzundung b. jnngen MSnnem 68. 

Massachusetts s. Report. 

Mastdarm s. Rectum. 

Matleo, zu intrautertnen Injektionen gegen Blutung 46. 

Mecklenburgisch e Aerste, von der hltesten Zeit 
bis zur Gegenwart (von A. Blanck, Rec.) 112. 

Medlcin, Geschlchte ders. (von F. Frddault , Bee.) 
112. — S. a. Aerzte ; Epidemlen. 

Medicinische Wiss enschaften, fiber Lehren u. 
Lernen ders. an den deutachen Univeraltaten (von Th. 
Billroth, Rec.) 223. 

Melancholie, eigenthfiml. Fall 289. — , Schlaflosig- 
keit b. solch. 300. 

Meningitis, syphilit. Ursprungs 166. — , nach Exstir- 
pation d. Angapfels wegen Sarkombildung 191. 

Menorrhagie s. Gebarmutterbintung ; Menstruation. 

Mensch, Rotz b. solch. 144. 

Menstruation, Retention des BluteB als Ursache von 
Hfimatocele u. Hamatometra 263. — , profuse, Nutzen 
der Einspritzung von heissem Wasser 267. 

Messer, zur Hauttransplantation 62. 

Metamorphose, regressive, Lupus als solche 34. 

Meteorismus, Paracentese des Darms 262. 

M6thode aspiratrice, documents pour servir k 
l'6tude (par Castlanx, Rec.) 146. 

Metrorrhagie s. Gebarmutterbintung. 

Mlkrocephalie, Verhalten des Canalis infraorbitalls 
299. 

Mikromanie 290. 

Milch s. Frauen-, Hunde-, Kubmilch. 

Mllchahsonderung, Verhalten des Harns b. Beginn 
177. 

Mllchs&ure, 1m Magensaft 116. 118. — , Einfl. aufd. 
Buttersauregfihrung 123. — , Nutzen bei Schlaflosigkeit 
800. 

Militarersatzgesch&ft, Bestimmung d. Sehscharfe 
218. 

MUlon’s Reage ns, auf CarbolsSure 228. — , auf Sali- 
cylsaure 229. 

M i 1 z , Verandemngen bei progress, pernlcdser Anamie) 
20. (b. Argyrie) 24. — , Amyloidentartnng b. Gicht 26. 
— , Perkussion 197. — 8. a. Wandermllz. 

Misshandl ung, Lungenentzundung nach solch. 196. 

MItth eilungen , des statist. Bureaus (in Dresden) 80. 
(in Leipzig) 80. 

Mole, Entwicklung bei Zwillingsschwangerschaft 266. 

Morbilitfit, Statistik 79. — , an PleuHtls 272. 

Morbus Brlghtit, Verdoppelung des ersten Herztons 
247. 

Mortalitat, Statistik 76. 

Mfiller’scher Gang, Perslstenz b. Manne 234. 

Mnsculus, stemooleidomaatoldens , Ban 831. — S. a. 
Compressor; Erektor. 

Muskelatrophie, progressive, anatom. Veranderun- 
gen 16. 

M n s k e 1 n , Wlrkung des Sirbersulphid auf solche 10. — , 
Wirknng des Physostigmin auf solche 12. (auf quer- 
geetreifte) 13. — , Pseudohypertrophie , anatom. Ver- 
iaderungen 16. — , Nerven d. glatten 231. — , Nutsen 
d. Succus conil b. unwillkfirl. Bewegungen 289. 

Mnskulstur, dee Herzens (Cirkulatlon in ders.) 82. 
(Relzbarkeit) 82. — , der grSssern Artorien, Bau 288. 

Mntterband s. Ltgamentnm. 

Muttersch eide s. Vagina. 


Myelitis, Nutaen des SObersnlpAM 12, — , b. Hpeady- 
litis der obera Hatewirbel 66. 

Myom, d. Uterus, mlt d. Emeheinungen vos Myasavkom 
861. 

My o pie s. Kurxsiehtigkeit. 

Myoearkom, Erecheinungen solch. b. Myom d. Uterus 
261. 

Myoais, bei Splnalleiden 288. 

• 

Mabel, Vorf&ll bei aUgem. chroa. Peritonitis 861. 

Nabelarterien, Beschaffenbeit d. Blutes In aoleh. 98. 

Nabelbrucb, b. Klndern, Behaadl. mittels OoUodhun- 
verband 61. 

Nabelvene, Beschaffenheit d. Blutes in solch. 98. 

Nachblutung, nach temporirer Arterienligatur 69. 

Nachgeburtsblutung a. Gebarmutterbintung. 

Nachtarbeit, in Fabriken, Betheiiigung der Frauen 
204. 

Nadeltrokar, zur Capiliarpunktion u. Adsptration 146. 

N a e v u s , Behandlung mlt dem Glfiheisen 286. 

Nagel, etagewachsener, Behandlung 104. 106. — , Bau 
u. Wacbstham 229. — 8. a. Eponychium. 

Nagelgesch wfir, malignes s. Onichia. 

Nahrungsstoffe, Resorption im Dickdarme 126. — 
S. a. Eiweiss; Emahrung ; Flelsch. 

Naht s. Augenlid. 

Natrium s. Chlornatrium. 

Natron, indigsch wefelaaures , lujektion mlt solch. tram 
Nachweis d. Klttsubstanz (d. Epithelien) 234. (d. En- 
dothelien) 236. — , nitricum, gegen Dysenterie 861. 
— , unterchlorigsaures , mit Ammoniak Oder AniHn, 
Reagens (auf Carbolsaure) 227. (auf 8alicylsinre) 329. 
— , uricom, Conkremente aus solch. In deuGeleukemb. 
Gicht 26. 

Nebennteren, Verandemngen b. Aigyrle 24. 

Nerven, Affektion bei Tripper 37. — , Endigug kn d. 
Epidermis d. Sauger 230. — , d. glatten Muskulatur 881.' 
— 8. a. Herz. 

Nervencentren s. Gehirn; Ruckenmark. 

Nervenkrankheiten, Nutzen des Silbersulphid 11. 

Nerven sy stem, Wlrkung des Silbersulphid auf dass. 
10. — , Wirknng des Physostigmin auf dass. 12. 

Nervenzellen, des Gehims, Yerinderung b. aUgem. 
Paralyse 246. 

Nervus, accelerator cordis bei der Katce 86. — 8. a. 
Opticus ; Vagus ; Sympathies. 

Nestle’s Kindermehl, Verdauung 14. 

Netzhaut s. Retina. 

Nengeborne, Kephalaematom , Punktioa 49. — , Gly- 
kogengehalt der Leber 114. — , Verdauung bei solch. 
114. (Gehalt d. Speicheldrfisen u. d. Pankres an zuoker- 
bildendem Ferment) 114. — , ange borne BUdungsfoHer 
des Darms 178. — , Bau der weissen Bubstanz d. Hira- 
windungen 244. — , Cyste des Ovarium 260. 

Neuralgic, in Folge von Spondylitis 62. — 8. a. 
Ischiaa. 

Neuroglia, im Gehirn (Dantellung) 244. (Verinderung 
b. ailgem. Paralyse) 246. 

Neuroretinitis, mit den Symptomen von Aneuyama 
in der Schadelh5hle 70. — , bei Herzfehler 72. 

Niere, Verinderung bei Argyrie 24. — , Amyloidentar- 
tung bei Gioht 26. 26. — , Zerreissung 63. — , Cysten- 
entartnng bei Ureteritis 166. 

Nierenkrankheiten, Verdoppelung d. 1. Henbanes 
247. — , Herzge rau ache 248. 

Nystagmus, mit doppelseit. Strabismus 280, 

Oberarm, Amputation u. Kxartikuiation nach Sohass- 
verletzung (im Ellenbogengelenke) 67. 69. (im Haad- 
gelenke) 61. — 8. a. Humerus. 

Oberhaut, Anatomie beim Hunde 181. — 8. a. Epi- 
dermis. 

Obersohenkel, Amputation (zur Statistik) 66, (wegen 
Ankylose u. Erkrankung des Knlegeienka) 281. — , 
Kefiexl&h suing nach Sduusvarletaug dess, 846. 


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8 a o h - Refiiier, 


857 


Oh*, AiMrtkw b. aypkiti* 170. 

Ohrenhospltal Ton Massachusetts , Berickt f. 1876 

(Bee.) 288. 

01 earn, ligni sandal! , gegen Tripper 87. — , terebin- 
th lnae s. Terpentinfll. 

Oaichia nloerosa Inrida e maligna (di Franeesoo 

Rizzoli, Rec.) 103. 

Operation a. osteoplastische, unblutige Operation. 
Ophthalmological Society, American, Trans- 
action* (11. Meeting 1875, Rec.) 820. 
Ophthalmologlsches Hospital, in London, patho- 
Ugiscfae Hamm in ng 73. — , in Massachusetts 822. 
Options, Beschaffenheit bei Argyrie 26. — , angtolithi- 
sches Sarkom 191. 

Optotypi ad visum determinandum (von Hermann 

8nellen, Rec.) 219. 

Oa, coedgie t. Stciasbein. — , ooclpitii, Caries 180. 
Ospedale di San Spirito, sails curs deglTiifermi (di 
AehilleBiancbi, Rec.) 106. 

Ossifikatioa, im Angapfel 78. 

Oateoklase, des Schenkelhalses wegen Ankylose im 
Hdftgelenke 182. 183. 

Osteomyelitis acuta d. Tibiadiapbyse, Resektion 66. 
Osteoplastische Operation, nach Piroyoff 188. 

282. — , nach Syme 188. 

Ovariotomie, Falle 862. 

Ovarium, Gyste (bei einem Nengebornen) 360. (spon- 
tane Rnptnr) 361. 

Ovnlnm a. Ei. 

Oxyhimoglobin, im Blnte b. F6tna 178. 

Pankreas, Gehalt an znckerblldendem Ferment beim 
Ffltna n. Nengebornen 114. — , Einftnss d. Infuses anf 
Battersknregahrnng 188. — , nahrende Klystire mlt 
aoleh. 186. 

Papillom, der Fusssohle, Wesen u. Verlanf 189. 
Paraeentese, des Darms b. Meteoriamns 868. — , des 
Thorax s. Tborakocentese. 

Paralyse, allgem. fortschreitende (Nntaen des Silber- 
snlpbid) ll. (anatom. Ver&ndernngen) 16. (versebled. 
Formen) 16. (Affektion d. Gehirns) 244. — , In Folge 
•von Spondylitis 63. — 8. a. Reflexlahmong. 
Paralysis agitans (Nntxen d. Silbersulphid) 11. (snat. 
Verindernngen) 16. 

Paraplegic, durch Syphilis bedingt 170. 

Parotis, Gehalt an snekerbildendem Ferment b. Ffttus 
n. Nengebornen 114. 

Patella, Hygrotn vor ders., Incision, antisept. Behand- 
hmg 186. 

Pathologie n. Thera pie, allgemeine, Handbncb ders. 

(von Herm. Lebert, 8. And., Rec.) 101. 

Pepsin, verschied. im Handel vorkoramende Sorten 8. 
— , Nachtheile des Znsatzes von Wismuth 8. — , Aus- 
scheidnng n. Verhalten bei der Verdanang 180. (Elnfl. 
der Chloride) 120. 122. 

Peptone, Bedentnng f. d. Stiekstoffenfuhr 124. — , Re- 
sorption im Dickdarme 187. 

Perikardinm, dreifaches Reibegeransch an soleh. 247. 
PerinSnm, Durchtrennung in Folge von Brand nach d. 
Eatbindnng 176. 

Perioatitis, diffusa pblegmonosa der Tibiadiaphyse, 
Resektion 66. 

Peritonitis, allgem. ehron. , mit Vorfali des Nabels 
261. 

Perknsslon, der Mila 197. — , d. Thorax (Schallarten 
n. Scballhbhewechsel) 296. — , des Hersens 298. 
Pertnssis s. Kenchhosten. 

Pessarinm, In traute rines, Indikationen u. Formen 46. 
Pferd s. Rots. 

Ptlanaenelweiss, Verdanang durch den Magensaft 

122 . 

Pfrieme, Form der dnrchsolche beigebrachten Waaden 

S96. 

Pharynx, Stenose syphUlt. Ursprnngs 168. 

Phenol, Phenylsanre a. Carboiainre. 


Pblebek tasie, am Haiae 228. 

Phosphate, Aoaaoheidnng dnreb den Ham : bei Spon- 
dylitis 63. im normalen Wochenbette 177. 

Phosphor, Vergiftung, mit Himhamorrbagie 138. 

Pbyaostigmia, cbera. Eigenschaften 11. — , physiol. 
Wirkung 12. 

Pilocarpin, Nntxen bei Atropinvergiftnng 137. 

Pilsbildnng, ala Uraaehe von Kenehknsten 276. 

Pingneonla, Bezieh. snr Entstehong dea Pterygium 
193. 

Piperin, Piperidin 182. 

Pirogoff’s Operation, wegen Schuasverletxong im 
Fnssgelenke 188. — , mit Tenotomie der Achilleaaahne 
382. 

Placenta praevia, Einapritzung von heiseem Waster 
gegen die Blntnng 267. 

Placentarreapiration, dee F6tns 178. 

Plethora 100. 

Plethy smograph 301. 

Plenritis, akute, w&hrendSchwangersehaftn.Woeben- 
bett 47. (Indikationen rur Fruhgebort) 48. — , CapUlar- 
pnnktion u. Adspiration 146. — , Thorakocentese (Ver- 
mehrnng d. Sterblichkeit durch solche) 148. (Zeitpankt 
zur Vomahme) 160. — , akute, Tod durch Thromboee 
d. Lungenarterie 160. — , gangriinoso 161. (b. Lungen- 
gangran) 163. — , eiterige, Behandlnng 160. 168. — , 
ser&s • flbrinose , Indikationen znr Thorakocentese 166. 
— , Vergleich der exspektativen n. operativen Bekand- 
lnng 166. — , carcinoma toBe 169. — , taberkulSee 169. 
— , Ergnas b. solch., DifTerentialdiagnose 298. — 8. a. 
Exsndat. 

Plumbum, aceticom , 5rtl. Wirkung anf d. Gefiase 10. 
— , nltricnm, Nntaen b. Onychia maligna 106. 

Pnenmatisch.e Krafte, bei der Chhulation 97. 

Pnenmonie s. Lungenentzundung. 

Po Hals ten, Contusion der Ferae in Folge von Stehen 
67. 

Poly daktylie, am Fusee 7. 

Poly p en f 6 rm i ge Gesehwnlst, an der groasen 
Schamlippe 260. 

Pona s. Vsrolflbrucke. 

Processus vermlformis, Verdanung der Cellnlose 
in solch. 226. 

Progeneen, nnter Idioten 292. 

Psammom, am Sehnerven 191. 

Psendohy pertrophie, der Muskeln, anatom. Ver- 
inderungen 16. 

Psendolenk&mle, Bexieh. an progressiv. pernieidter 
Anamie 21. 

Pterygium, Lidspaltenfleck als anatom. Uraaohe 193. 

Pterygoid 198. 

Pnerperinm a. Wocbenbett. 

Pnlmonalarterie b. Lungenarterie. 

Puls, Freqnenz beim FStns 178. 

Pnlsation, der V ena cava inferior , Bezieh. zu pathol. 
Zustanden der Leber 165. 

Pnnktion s. Capillarpunktion ; Darm; Exsndat. 

Pnpille, angeb. Verlagernng 190. — , Verengnqg bei 
RQckenmarksleiden 288. — S. a. Iris. 

Puplllenbildung, wegen Katarakte 72. 

Pyamie, nach Tripper 86. 

Pylorus, Funktion der Schleimhant an aoleh. 122. 

Pyocyanin 226. 

Pyoxanthln 226. 

Pyrethrin 132. 

^necksilber s. Hydrargyrum. 

Qnecksllberalbnminat, lSsliches (Darstellung) 136. 
136. (zn subcut. Injektion bei Syphilis) 136. 

Rasseln, ala Anaknltationaeracheinnng , Entatehung 
297. 

Rauchgliier, sur Prfifnng des Llchtsinns 71. 

Rectovaginalwand, Dorebtrennong in Folge von 
Brand nach der Entbindnng 176. 


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SaohiBegiriter. 


3fS 

Reetum, Perforation b. Abdo ml a ah s h w an gcrsc haft998. 

Beflexl&hmung, nach Schuseverietzung 246. 

Refraktion, dm Auges 221. 

Regenbogenhaut s. Iris. 

Retbegerausch, perikardialm, drelffcches 247. 

Reisk5rperchen, in entziindet«n Schletonbeuteln, 
histolog. Beschaffenheit 186. 

Report, fiftieth annnal, of the Massachusetts charitable 
Eye and Ear Infirmary (f. the year 1876, Ree.) 222. 

Resektion, des Ellenbogengelenks (wegen Schusever- 
letzung) 67. 68. (wegen chron. Erkranknng) 182. — , 
ink Fassgelenke (totale wegen 8ohussverletzung) 187. 
(4es Tains) 188. (der Tibia n. Fibula) 188. (subperios- 
teale wegen Arthrocace) 282. — . d. Handgelenks (nach 
Sehussverletzung) 60. (snbperiosteale wegen Arthro- 
oace) 182. — , des Huftgelenks (wegen Coxitis) 184. 
(bei Caries n. Eiternng, Indikationen) 186. — , des 
Kniegelenks (nach Schussverletzung) 66. (wegen Er- 
krankung) 278. (bei Tumor allnis) 280. — , d. Schenkel- 
halses , subcntane auf beiden 8elten wegen Ankylose 
186. — , des Schultergelenks , snbperiosteale, wegen 
Carles sicca 181. 182. — , der Tibia, der ganzen Dia- 
physe, subperiosteale wegen aknter Osteomyelitis 66. 

Respiration, beim F5tus 177. ' 

Respirationsorgane, Veranderungen bel Argyrle 
24. — , Bezieh. der Krankheiten zu Malaria 110. 

Ret enti onscy ste n , hinter der Trachea 298. 

Retina, Himorrhagie bei progress, pernici&eer Anamie 
17. 21. — , Abl6snng, Bebandlung 221. — , Embolie d. 
Art. centralis 289. — 8. a. Chorioretinitis; Nenroreti- 
nitis. 

Rhachitis, Pathoiogie n. Therapie 26. 27. 

Khenmatismns s. Tripperrheumatismue. 

RicinnsSl, als Vehikel f. Atropin 221. 

Rippenfell s. Pleura. 

Rom s. Ospedale. 

Rohr, f. intrauterine Injektionen 39. 

Rotz, Leukocythamie b. solch. 27. — , Virnlens29. — , 
Prophylaxe 30. — , Pathogenese 30. — , IdentitSt mit 
Tuberkulose 143. — , Verbreitung dnreh ehien Infek- 
tionsstoff 143. — , Uebertragbarkeit anf andere Thiere 
143. — , b. Mensehen 144. 

Rubreserin 11. 

RQckenmark, Entzundnng , Nutaen des SUberaulphid 
11. — , Veranderungen in solch. nach Ampntatkmen 16. 
— , Veranderungen bei progress. Bewegungsataxie 16. 
— , einseit. Verletzung 62. — , Affektion b. Spondylitis 
der obern Halswirbel 63. 66. — , Sklerose der Seiten- 
strange bei mehreren Geechwistern 140. — , Krebs bei 
Wirbelkrebs 141. — , Sklerose dees. n. d. Geblrns 142. 
— , Bau der Ganglien 282. — , Ersehutterung b. Eisen- 
bahnnnfallen , Folgen 242. — , Myosls bei Affektionen 
dess. 288. 

Ruhr s. Dysenteric. 

Sachsen, KSnigreich, med. Statisttk 80. 

Sangende, Vollzug von Haftatrafen an solch. 74. 

Singethlere, Nervenendignng is der Epidermis 230. 
— , Entwicklung des EiCB 262. 

Singling, stirkemehlhaltige Nahrung 114. 

Sinre s. Acidum. 

Salbe s. Ungnentum. 

Salicylsanre, Aswendung zn geburtshftlfl. Zweoken 
48. — , Reagentien anf solche 229. — , ImKlystlrgegen 
Ruhr 261. 

Salzsanre, im Magensaft 116. 118. 

8 a m m 1 n n g , pathologiache, des opbtbalmolog. Hospitals 
an London 73. 

SandelholzSl, gegen Tripper 37. 

SanSpirito s. Ospedale. 

Sarcoma fasclcnlatum in der Angenhdhle 191. 

8 a r k o m , in versebiedenen Gebilden des Augapfels n. in 
der Augenh6hle 190. 191. — , angioiithlsches am 8eb- 
uerven 191. — , angebornes d. Cborioidea 220. 

Sauerstoff, im Biota des F5tu 178. 


Schachtelton , bei der PerkaastaB 296. (bei Lungen- 
emphyaem) 997. 

8 c h a d e 1 , Wacbsthnm b. Idloten 292. 

Soh&delh5hle, Symptome eines Aneurysms ia soldi, 
bei Neuroretinitis 70. 

Schallhahewechsel, bei der Perkneekm 296. (bet 
Lungencayernen) 297. 

Schamlippe, grosse, potypeaf&ran. Geschwnlst an 
solch. 260. 

Scbanker, Verschiedenbeit des Giftes von dem derSy , 
philis 218. 

Schenkelhals, Opermtienen an solch. wegen Ankytose 
lm HSftgelenk (Osteoklase) 182. 188. (subcntane Re- 
sektion) 186. 

8chlelen s. Strabismus. 

S chi er ling s. Cicuta; Coninm. 

Schilddrfise, Ban dors. 283. — , Geschwnlst, Com- 
pression d. Trachea 261. 

Schiidknorpel, Ban dess. 233. 

Schlafiosigkeit, Uraaeben u. Behaailimg 299. 

Schlafmittel s. Bromkaham ; Coninm; Chloralhydrmt ; 
Milchs&nre. 

Sohlelmbentel, Entzllndung, Mstolog. Charakter 186. 

— 8. a. Hygrom. 

Schleimhaut, der Gebirmutter , Strnktnr a. period. 
Wechsel 40. — , am Pylorus, Fnnktion 122. 

Schlnssy erband , sum Nachweis der Shnnlatioa von 
Blindheit 74. 

S c h m e r z , Schlafiosigkeit dnreh solch. bediagt 900. 

Schmierkur s. Innnktionsknr. 

Schneideschlinge, galvanokanatische , Indikationen 
217. 

Scbrelben s. Agraphte. 

Sohnltergelenk, Exartiknlation nach 8cbassver- 
letzung (lm Ellenbogengelenk) 64. (im Handgelenk) 61. 
— , Caries sicca 181. (snbperiosteale Resektion) 182. 

Schussverletzung, dee Herzens 62. — , dm Beekena 
63. — S. a. Ellenbogen-, Foss-, Hand-, Kniegeieak ; 
Oberschenkel. 

Schwangerschaft, Embolie der Lvngeaarterie arih- 
rend ders. 46. — , aknfee Pleuritis wahread ders. 47. 
— , spontane Uternsruptur im 8. Monate 174. — , Cir- 
kniationsstdmngen wahrend ders. 266. — , Entwtokhmg 
von Haematocele retrouterina 266. — 8, a. Moien-, 
Zwillingsschwangerschaft. 

Schwangerschaft awaerhalh der Qebdrmutter (in d. 
Bauchhohle, Perforation dm Rectum) 268. (hi d.Toba) 
269. 271. (InteretitieUe) 270. (Anna praeternaturalis 
dnreh solche bedingt) 271. (operative EingrMfe) 2tl. 

— 8. a. Decidua. 

8 c h w e f e 1 , Gehalt der Gallens&nren an solch. 226. 

Schwefelather, Nntzen d. Inhalation b. Keuohhusten 
276. 276. — 8. a. Aether. 

Sohwef eisanre , Vergiftnng dnreh solche 296. 

Sch weissdrfis en , der Hant b. Htmde 182. 

Scrofnlese, als Ursache von Spondylitis 62. 64. 

Sehne s. Achillessehne. 

Sebnerv s. Options. 

Sehproben (von Scbweigger, Rec.) 219. 

8ehscharfe, Abnahme bei abnehmender Baleuobtang 
71. — , Bestimmung bel der MiUtiraushebung 919. 

Sei fen , Gehalt der menschl. Galle an solch. 226. 

Sens! bilitat, deT Dura-mater 4. 

Septikamie , Tripper als Ansgangspunkt 37. 

Sieebthnm, gerichts&rztl. Begrlff 194. 

Sikeranin 138. 

Silber s. Argentum; Argyrie. 

Simulation, von Blindheit 78. 

Ski era, Verletzung 72. 

8 k 1 e r o a e , der Seltenstriiage dm Rfiokemnarks b. Beh- 
reren Geschwistern 140. — , d. Gehirns n. Ruckeiunarks 
142. 

Sommerkatarrh s. Heufleber. 

Sonntagsarbelt, in Fabrikzn, BetMHgwg d. Frauen 
204. 


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S*eh-Regi«ter. 


SM 


floor , Benchaffeah. [4. Speksheta b. solsh. 114. — , Be- 
hs adk r ag 179. 

S)MBH8 8. Blepharospasms ; Krsmpf. 

S.poichel, Beschaffenh. b. floor Hi. — , Elnfl. auf die 
Buttersauregshrung 123. 

Speioheldrusen, Gehatt an auokerbildendem Fer- 
ment b. Foetus a. Neugebornen 114. 

Spinalganglien, Bau den. 232. 

Spondylitis, flymptowe, Ursachen , Dauer 62. — , 
Diagnose, anatom. Veranderungen , Behandlung, Pro- 
gnose 63. 64. — , d. obern Halswirbel mit Myelitis 66. 
— , Erkaltung als Ursaebe 66. 

Spondyiolisthese, am Beckon, Diagnose an d. le- 
benden Frau 173. 

Spreu, Tod in einetn Haufen von soldi. 296. 

Spritze, zu injektion b. Tripper 87. 

Sputum, grasgrfines, Vorkommen, Weses u. Bedeutdng 
33. — , albumiadses (naoh d. Thorakoceutese) 167. 169. 
161. 163. (chem. Untersuchung) 164. (an fltelle eines 
astbmat. Aufalies) 164. 

Starke, Verdauung 114. (Umwandlusg b. den.) 116. 
— , zur Ernahrung von Sauglingen 114. 

Staphyiom, kunstliche Atrophisirung d. Augapfels 69. 
— , hinterea (Mangel b. hocbgrad. Myopie) 221. (Vor- 
kouinea tv. Astigmatism ua) 221. 

Staatsarzneikunde s. Alkobolismus ; Arbeitsraume ; 
Blntsverwandte ; Ehe ; Eisenbahnunfalle ; Erdrosselung ; 


By mpathiene, UUmnhc b. therm. Erregngd. Bfan- 

oberflache 6. 

Sykope, plOtal. Tod durch soiebe wahrend d. Tborako- 
centese 161. 

Syphilis, Iritis in Folge von soleh. b. Foetus 72. ■ — , 
subeutane Injektion: von Hydr. bieblor. esrr. 186; von 
16sl. Queckailberalbuminat 136. — , Meningitis durch 
solche bedigt 166. — , d. liimarteriea 167. — , Steusae 
d. Pharynx durch solche bedingt 168. — , Laryngitis, 
Tanbbeit u. Hirnaffektion b. solcb. 170. — , Abortus 
durch solche bedingt 174. — , Carles d. Hinterbaupts- 
beins u. d. obenten Halswirbel 180. — , Lehrbuob den. 
(von H. ZeiBsl, 3. Auii., Eeo.) 213. — , V erochleden- 
heit d. Glftes von dem d. weichen Schanken 213. — , 
Eruptionsfleber b. solch. 214. — , congenitale, Prognose 
216. — , Apoplexie d. Gehirns b. solch. 240. — , Einfl. 
d. Erysipelas auf dies. 264. — , Epipbyseuablbsnng 246. 
— , hereditare (mit spatem Anftreten) 266. (Contagio- 
sitat) 267. — 8. a. Kondylom ; Tripper ; venerische 
Krankhelten. 

Taenia s. Bandwurm. 

TStowirnng, d. Hornhant 193. 

Talus, Resektion wegen Schussverletznng d. FuBsge- 
lenks 188. 

Tampons, gedrehte, Entfernung von Rnochenpartikel- 
chen b. Caries mittels solcb. 283. 


Erhenkung; Erstiokung; Ertriukung; Erwurgung; Fa- Tannin, 3rtl. Wirknng auf d. Geffisse 9. — , Anwen- 
brikarbeit; Frauen; Gesetzgebung ; Gesundheitspflege ; dung zum Wundverband 286. 

Rackerling ; Haftstrafe ; Hebammen ; Kopfverletzung ; Taubbeit, durch Syphilis bedingt 170. — , tempor&re 
Leichenbeschaner ; Militarersatageschuft ; Misshand- durch Bandwnrm bedingt 220. 
lttng ; Morbilitat; Mortalitat; Nachtarbeit; Policisten; Taylor’s R&ckenapparat, b. Spondylitis 64. 
Skogende ; flehscharfe ; Siechthum ; Simulation; Sonu- Teleangiektasie, Behandl. mit d. Gluheisen 286. 
tagaarbeit; Spreu; fltatistik; Tod; Todeeursachen ; Tenotomie, d. Achillessehne b. d. Pirogoff'&chen Ope- 
Todtgeburt; Universitaten ; Vaccination; Vergiftung; ration 282. 

Werkaeag ; Wnnde. TerpentinOl, Inhalation gegen Keuchhusten 276. 

Statistik, in Besug auf d. Gesundheitspftege 76. — , Therapie u. Pathologie, allgemeine, Handbuch den. 

medicin. in Sachsen 80. (von Hermann Lebert, 2. Aufl., Rec.) 101. 

8tehen, anhaltendes, Contnaion d. Ferae durch solch. Thor&kocentese, b. Pleuritis, Vermehrnng d. Sterh- 
bedingt 67. j. lichkcit durch solche 148. — , Zeltpunkt zu solch. 164. 

Steinleiden, als Un. von Schlaflosigkeit 300. — , pldtzl. Tod wahrend den. dnrch flynkope 161. ■ — , 

Steissbein, schmershafte, F6tnstheile enthaltende Ge- Indikationeu b. seros-fibioser Pleuritis 166. — , albu- 

Bchwulst In d. Gegeud dees. b. Extrau terinuchwanger- mindse Expektoration nach solch. 167. 169. 161. 163. 

sohaft 272. (chem. Untersuchung) 164. — , Indikationeu 298. — 

Stenose, d. Pharynx, ayphilit. Ureprungs 168. — , u. 8. a. Capillarthorakocenteee. 

Insufdcienx d. Aortenmundnng 248. Thorax, Perkusslon, Schallarteu 296. — ■, Auskuttation 

8ter bliohk el t a. Mortalitat. (Entstehung d. Vesikolarattnneas) 297. (Entstehnng 

Stereoskop, Anwenduag saw Nachweis d. Simulation d. Rasselns) 297. 

sou BkuheK 74. Thranendr nse, Sarkom 190. 

flt s r aoel e ido mas to id e us , Bau 231. Thranenkarunkel s. Encanthis. 

8 tie h ve rle tana g , d. Gefasse d. Obenchenkels, Be- Thrombose, d. Pulmonalarterie, Tod an sokth. b. aku 
handlong 64. — , absichtl. od. zufallige 296. ter Pleoritis 160. 

Stickstoff, Bezieh. d. Peptone sur Zufuhrung dess. Thrombus, Bildung nach d. Arterieuligatur 69. 

in d. Organismus 124. Tibia, Resektion (d. ganzen Diaphyse wegen Qsteomye- 

Stillende, Vollzug von Haftstrafen an solch. 74. litis) 66. (wegen Schussverletznng d. Fnssgelenks) 188. 

Stimmband, Katarrh, Nutseu d. Inhalation von Car- "" — S. a. Unterschenkel. 

boleanreloaung 276. I Tod, durch Thrombose d. Pulmonalarterie b. akuter 

8timmlosigkeit s. Aphonie. f ~Pleuritis 160. — , plotzlicher durch flynkope wahrend 

Stoffwechsel, Eiud. d. Curarevergiftung 13, ■> d. Thorakocentese 161. — , durch Zufall oder aussew 

Strabismus, doppelseitiger b. Nystagmus 220. — , || MGewalt 196. 196. 292. 293. 296. — 8. a. Ertrinknags- 
nngewohnl. Rigiditat d. Mustek: 221. m tod, Erwurgongstod. 

Struma s. Kropf. £ Todesursacben, statist. Beetimunng 77. 

Subeutane Injektion, mit Kali araenicoBum b. Hy-2 Todtenschan s. Leichenbeschaner. 
peristhesie 62. — , mit Chinin b. WechseWeber u.Cho-" Todtgebnrten, statist. Feststellnng 76. 
ier* 109. — , von Hydr. bichlorai. eerr. 136. — , mit » Trachea, Compression durch einen Kropf 261. — , R< - 
)6sL QnecksUberulhuminat 136. — , von Aether gegen " tentiousoysten hinter ders. 298. 

Nachgeburtsblutung 176. — , vonConiin, Wirknag 239. 'Transactions of the Amerioau ophthalmologic*! Bo- 
— , von Bromconiin, Nutzen b. Ischias 240. | '* ciety (11. Meeting 1876, Ree.) 220. 

Sab 11m at s. Hydrargyrum. 1 Transfusion, d. Blntes b. progress. perniclSser Anit- 

flubmaxiUar druse, Gchalt an suckerbildendem Fer- " 1 * mle 19. 20. 23. 

meat b. Foetus n. NeugehornOn 114. I- Transplantation A Haottransplantation. 

Snbperiosteale Resektion, d. Tibiadiaphyse we- Trichinose, fltatistik 78. 

gen Osteomyelitis 66. Tripper, Pyamic nach solch. 36. — , Nervaoaffektipu 

Syme’s Operation, wegen Sohussverletsung im Fnss- s b. solch. 87. — , Bezieh. zu sept, VeegUtung 67. — . 
geienk 188. „ ' Be hand lung (Spritze zur Injektion) 87. (Chiondhydretj 


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360 


N a m e n - R e g i a t • r. 


38. (Kanttn) 88. — , Augenentzindang 918. — , Coota- 
gium 213. — , Pathologic 213. 

Trippe rrheumatismuB, alt Form von Py&mie 87. 

Trokar, Vorzug vor d. Adapiration b. Pleurltis 166. 
167. — 8. a. Capillar-, Nadeltrokar. 

Tropenklima, Bezieh. in aolch. entstcbendcr Anamie 
but progreaeiven pemiciosen 23. 

Tropin , Wirkung anf Hera n. Pnplllen 183. 

TabaFallopiae, Schwangerschaft in dere. 269. (ope- 
mtiv. Eingriffe) 271. 

Tnberknlose, Identitat d. Botaea mit dera. 143. — 
Plenritia b. solch. 169. — , d. Chorioidea b. allgem. 
Tnberknlose 288. — 8. a. Lungentuberknloee. 

Tumor albua, d. Kniegelenks, Reeektion 280. 

Tnnica adventitia, d. grossern Arterien, Ban 282. 

Tnaais oonvnlniva s. Keuchhusten. 

Tympanitiscber Schall, b. d. Perkusskm 296. 

Umbelliferon, UngifUgkeit 237. 

Unblutige Operationen, zur Entfernung mit dem 
KSrper in Zuaammenhang stehender Gebilde 217. 

Ungnentnra hydrargyri cinereom, Nachweis d. Queck- 
silbers in d. Franenmilch wahrend d. Einreibungskur 
269. 

Universltaten, Bemerkungen fiber dieselben 223. 

Universitatsklinik, gynakolog. zu KOnigsberg (Be- 
richt von H. Hildebrandt, Rec.) 216. 

Unterbindnng s. Ligatnr. 

Unterchlorlgsaures Kali, Vergiftung 133. 

Unterchiorigsaures Natron, ais Reagens (auf 
Carbolsaure) 227. (anf S&licylsaure) 229. 

Unterieib, Ausknltation b. Geschwfilsten 298. S. a. 
Abdomen ; Bauchkohle. 

Unterschenkel, Amputation ( wegen Scbuseverletzung 
d. Fnasgeleniu) 188. (wegen Erkranknng d. Fussge- 
leaks) 283. 

Ureter s. Ilarnlelter. 

Vaccination, Frfiherysipel nach aolch. 60. 

Vagina, tbeilweiaeTrennnng n. einaeit. Atreaie b. Ute- 
rus bicornis septus, Hamatokolpos, Pnnktion 172. — , 
Atreaie mit Haematometra n. Haematocele retronterina 
268. 

Vagus, paradoxe Wirkung anf d. Hen 86. 

Vartkfises Geschwfir s. Geschwfir. 

Varolabrficke, Erweiehong, Embolie d. Art. baella- 
ris 16. 

Vasl sanguigni, sopra nn nnovo metodo per scrivere 1 
movimenti (di Angelo Moeso, Rec.) 301. 

Vena, eava (Contraktionen) 96. (inferior, Besieh. d. 
Pulsation zu patbolog Zustanden In d. Leber) 166. — , 
Jugnlaris externa, Ektasie 298. — , umbilicalis, Bescbaf- 
fenh. d. Blntes in soleh. 98. 

Venaeeektlon, Einfl. auf d. Blutdruok 100. 

V e n e n , d. Oberechenkels, Stichwunden, Behandlnng 64. 

Venerlsche Krankheiten, Lehrbnch ders. (von H. 
Zeissl, Rec.) 213. 

Ventilation, im Ospedale di 8an Spirito in Rom 111, 

Ventrikel s. Hera. 

Verband s. Collodinm-, Schluss-, Watteverband. 

Verbrecher, Abnormit&t d. Canalis infraorbitalis 299. 

Verdaonng, Physiologie 1 IS fig. — , b. FOtns 113. 
114. — , b. Neugebornen 114. — , d. Kohlehydrate 114. 
— , Umwandl. d. St&rke b. ders. 1 16. — , d. Eiwelss- 
substanzen, Rolle d. Magenaaites 118. — , Versuche an 
mR Anns praeternaturalis Behafteten 126. 126. — , 


im Dicfcdarme 126. 126. — , Wirkung d. Hydrarg. M- 
cblor. corros. anf solche 136. — , Stftfnng wifcrend d. 
Dentition als Un. von Krfimpfen 180, — , kfinstfiohe 
von Cellnloae 226. — , 8*6 rang als Urn. von Asthma 
246. 

Verdanungss&fte, Kind, anf d. Butters&uregihraag 

122. 

Verdauungswege, Abwesenheit d. erstlckenden FM a- 
sigkeit in solch. b. Ertrinknngstod 296. 

Verfolgnngswahnslnn, Bezieh. zu AlkohoUmnns 
290. 

Vergiftung s. Aconit; Argyrie; nrsenige 84nre ; Atro- 
pin ; Curare ; Cyankalium ; Emu de Javeile ; Kali ; Lae- 
tnca virosa ; Phosphor ; Schwefelsaure. 

Verletzung, als Urs. von Spondylitis 62. 64. — , d. 
Sklera 72. — , d. Anges, Enucleation 78. — , d. Augen- 
gegend, Cystenbildung ind. AngenbOhle naoh soleh. 192. 
— , Lungenentzfindnng nach soleh. 196. — , Magenbln- 
tung nach soleh. 196. — , Bestimmnng d. Werkzeug; 
nach d. Beschaffenh. d. Wunde 296. — 8. a. Becken ; 
Herr ; Kopf ; Kopfhaut ; Leber; Niere ; Rfickemnarkn 
Schussverletzung ; Stich verletzung ; Zwerehfell. 

Veslknlarathmen, Entntehnng 297. 

Virnlenz, d. Rotzes 29. 

Vulva, ebron. Entzfindnng mit mnltiplen Ulcerationen 
40. — , H&matom an den. 260. 

Waehithnm, d. Idioten 290. 291. 

Wandermilz, Nachweis mlttels d. Perknssion 199. 

Wasser, heisscs, Einspritzung gegen GebSrmntterblu- 
tnng 267. — , kaltes s. Kalte. 

Wasserschierling b. Cicuta. 

Watteverband, mit Tannin 286. 

Wechselfieber, Vorkommen in Rom a. Umgebung 
108. — , pernioioses 109. 

Wehen, Verhalten d. Haras w&hrend ders. 177. 

WeinsteinsanreB Eisenkall, Nntaen b. varik Seen 
Geschwfiren 188. 

Wendung, b. engem Becken 216. 

Werkzeng, verletzendes, Bestimmnng nach d. Art d. 
Wnnde 296. 

Wilde’s Kenchhnstenmittel 876. 

Wlrbel s. Halswirbel ; Spondylitis. 

Wirbelsfiule, Ab weichnngen in Folge von Spondylitis 
62. — , Krebs ders. n. d. Rfickenmarks 141. 

Wismnth s. Bismnthnm. 

Wochenbett, intrauterine Dnaehen wegen Blntnng 44. 
— , Embolie d. Lnngenarterie 46. — , aknte Peritonitis 
47. — , Nntzen d. prophylakt. An wend. d. SalicyisSnre 
49. — , Verhalten d. Haras b. normaiem Verlaufe 176. 

Wnnde, Form nach Verletzung mit pfriemen- od. dora- 
form. instrumenten 296. 

Wnndsein, Behandlnng 179. 

Wnrmfortsatz s. Processus vermiformis. 

Sahnfraisen, b. Kind era 180. 

Zehen, fiberzahlige 7. 

Zeitschrlft, d. kon. sichs. statist. Bureaus 80. 

Zirbeldrfiae s. Glandnla pitnitaria. 

Zitterlahmung s. Paralysis agitans. 

Zlttern, b. Greisen 16. 

Znck erbildendee Ferment s. Ferment. 

Zungenbindehen, Geschwfir an solch. b. Keuoh- 
husten 274. 

Zwerehfell, Zerreissung 68. 

Zwllllngssehwangerschaft, mit Stolen bWdnag 266. 

Z wischensubstanz s. Neuroglia. 


Namen-Re 


Agaew, C. R., 220 
Albertoni, Pietro, 3. 138. 
Ak«ee» (Moskau) 174. 


Ahndn, Aug., 226. 
Althaus, Julius, 37. 
Annandale, Thomas, 67. 


g i s t e r. 

Arlt, Ford., 808. (Rec.) 
Arnold, Julius, 286. 
Aachd, Heinrich, 61. 


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861 


Namen-Registar. 


■Ucoelli (Bom) 898. 

Ttillmim H. (Om), 864. 
Bamberger, H. y., 136. 134. 
Bang, B. L. F., 180. 

Barklaj 88. 

Barnes, Henry, 147. 

Barnes, Robert, 866. 

Bauer (Stettin) 60. 

Banmgnrten, Paul, 167. 

Becker, L. (Munehen), 166. 
Benicke, Frits, 868. 

Berger, Walter, 180. 876. 
Bergeret (St.-L4ger) 864. 
Bergmann, E. (Dorpat), 883. 
Bernard (Montbrnn-lea-Bains) 87. 
Bernhardt, M., 848. 

Bertbelot 118. 

Berthold, Arth. Brnso, 261.- 
Besaier, Ernest, 148. 161. 168. 
Bianchi, Achille, 108. (Eec.) 
Billroth, Th., 888. (Rec.) 
Birch-Hirechfeld, V., 6. 

Blanck. A., 118. (Rec.) 

Blahm 216. 

Bo8, A., 137. 

Boehm, Rudolph, 86. 86, 836. 
Bollinger, O., 148. 

Boogaard, J. A., 834. 

Boucquoy 146. 161. 

Bonillaod, A., 80. 90. 

Bouley, H., 89. 

Bourgnignon 188. 

Bowditch, H. P., 88. 

Bradley, S. Messenger, 67. 
Brailey, Wm. A., 73. 

Bramwell, Byrom, 82. 

Braun. H., 3. 119. 

Breisky, A., 178. 

Brennecke, Hans, 308. (Bee.) 
Bresgen, Max, 838. 
Brown-S6quard, E., 5. 

Brficke, Ernst, 114. 

Broahnbcr, A., 888. 

Brans, Paul, 68. 

Braseliua (Stockholm) 168. 
Buchanan, Andrew, 97. 
Buchheim, R.. 138. 

Bohl, L. r., 190. 

Boll, Ed yard, 840. 

Boll, Georgs j., 7. 

Bnrchardt 974. 

Barnett, Swan M„ 190. 

Call, E. L., 968. 

Canlret 860. 

Caries, P., 139. 

Carp, Emil, 71. 

Carrttre, Ed.,' 38. 

C aspary, J., 867. 

Caase (Brfissel) 93. 

Castlanx 146. 

Casenave 88. 

Championnl^re, Lucas, 169. 
Chiene, John, 38. 

Chlrone (Neapel) 94. 

Churchill, Fleetwood, 173. 
Chyostek, Ft., 144. 

Ciottl, Francesco, 133. 

Colin, Ldon, 87. 88. 89. 91. 96. 
Conrad (Bern) 869. 

Cornell! 899. 

Corradl, Alfonso, 118. (Rec.) 
Cortfo, William S., 873. 

Craci, Antonio, 10. 

Mod. Jahrbb. Bd. 171. Hft. 3. 


CnUerre 890. 

Cullingworth 860. 869. 871. 
Caeraicki 861. 

Caerny, Vincens, 186. 

Dali' Armi, Georg y., 68. 
Dannevig (TSnabeig) 186. 
Darolles 16. 

Deahna, A., 864. 

Dechambre, A., 98. 

Den tan 139. 

Despr&s, Arman d, 67. 
Dickson, J. Thompson, 16. 
Diemer, Ludwig, 166. 
Dleulafoy 146. 

Dobell, Horace, 38. 

DolUnger, Julios, 63. 970. 
Domiuik 57. 

Drachmann, A. G., 68. 
Dubrisay 288. 
y. Dfiben (Stockholm) 281. 
Dfirr, Eduard, 218. (Reo.) 
Dnffln, Alfred, 163. 
Dnjardln-Beaumetz 160. 160. 
Duncan, J. Matthews 176. 
Duplay, Simon, 66. 

Dusaussay 191. 

Ebstein, Wilhelm, 898. 
Eckhard, C., 6. 

Edes, R. T., 8. 

Edlefsen 969. 

Egeberg, Th., 188. 276. 
Elchhorst, Hermann, 81. 
Engelhorn, Ernst, 178. 
Engelmann, Th. Wilhelm, 83. 
Estlandcr, J. A., 882. 

Ewald, C. A. (Berlin), 166. 
Exner, Sigmund, 262. 

Eaber, 0., 63, 

Falk, Friedrich, 296. 

Farge, E. (Angers), 92. 
Faurel 92. 

Fede, F., 20. 

Fehling, K., 48. 

F6r6ol 160. 

Fleischmann, Ludwig, 180. 
Flemming, W., 128. 

Fiqnet 40. 

Fischl, Joa., 47. 

Forster 174. 

Fothergill, J. Milner, 299. 
Fraentxel (Berlin) 148. 
FrMault, F., 112. (Rec.) 
Frerichs 19. 

Frey, Aston, 14. 

Ffirat (Grifenberg) 74. 

Ctangee, Sampson, 348. 
Ganghofner 348. 

Geiase, M., 266. 

Gelpke, Helnr. Otto mar, 6. 
Genzmer, Alfred, 16. 

Gillette, Walter B., 966. 
Ginibrand, Wm., 139. 

Girard 266. 

GUky, W., 6. 7. 

Godon, F. W., 88. 

OOttisheim 809. 

Goldstein, L., 8. 

Graf, Ednard (Elberfeld), 886. 
Green, John, 991. 

Grosshebn 186. 


Grnber, Wenxel, 233. 298. 

Grfitaner, Paul, 120. 

Gubler, Ad., 29. 

Gnsserow, A., 173. 

Gnttmann, Paul, 94. 

Gnyon, Fdlix, 191. 

Gjefgyki. A., 124. 

Haab, 0., 266. 

Habenhon, S. O., 20. 

Hallin, O. F., 282. 

Halton, Rich. J., 172. 

Hamburger, W., 186. 

Harlan, George C., 890. 

Harley, J., 239. 

Harnack, E., 11. 

Heinzel 66. 

Hempel (Gftttingen) 288. 

Henle, J., 300. (Rec.) 

Heanig, C., 46. 61. 

Henoch, Edu., 246. 

Hertzka, Carl, 6. 

Heschl, Richard, 23. 188. 

Heubner, O., 168. 

Higgens, C., 72. 192. 

BJelt, Otto E. A., 184. 

Hlldebrandt, H., 216. (Reo.) 

Hjort (Christiania) 181. 184. 

Hirt, L., 209. 

Hitxig, Ednard, 4 flg. 

Hobein, Rad., 297. 

Hock, J., 194. 

H61der, H. y., 194. 

Hofmeister, Victor, 122. 

HoU, M., 232. 

Holmer (Kopenhagen) 278. 

Holmes, E. L., 70. 

Hospital 289. 

Hnguenin 166. 

Hutchinson, James H., 36. 
Hutchinson, Jonathan, 70. 193. 
Hntinel 270. 

Jacobsen, Ludwig, 186. 

Jacoby, M., 178. 

Jaderholm, A., 76. 

Jahn 95. 

Jewell, J. 8., 3. 

Jewett, George, 171. 

Immermann, H. (Basel), 18. 
Johnson, George, 247. 

Jones, C. Handheld, 260. 

Isambert 170. 

Kelsch, 8., 249. 

Key, Axel, 168. 

Kidd 176. . 

Kjellberg (Stockholm) 941. 

Kind, Karl Frdr., 890. 

King 22. 

Kipp, Charles J., 191. 

Kirchner, C., 30. 

Klelnw&chter, Ludwig, 176. 
Klemensiewics, Rudolph, 182. 

Klink, Ednard, 269. 

King, Ferd., 82. 

Knauthe, Th., 32. 

Krause, Friedr. Theodor, 912. (B«a.) 
Krause, W., 919. (Reo.) 98L 
Krieg (Stuttgart) 18. 

KrflU 144. 

Ijaborde, J. V., 117. 

LaboulMne, A., 164. 

46 


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3 91 


M * fee o-Regi8l#r. 


Landolt, E., 70. 

Lang, E., 34. 

Langhans (Bern) 269. 

Lasch, J., 146. 

Latschenberger, J., 126. 
Lautenbach, B. F., 238. 

Lawson, George, 72. 

Lebert, Hermann, 101. (Bee.) 
LAeard 260. 

Leochini, Giorgio, 38. 

Le Dentu 170. 

Lee, Samnel, 276. 

Lehmann, L. (Amsterdam), 268. 
Leisrink, H. (Hamburg), 68. 
Lente 47. 

Leopold, Gerhard, 298. 

Leren 118. 119. 

Lewin, Georg, 266. 

Litten, M., 26. 166. 

Liwit, M., 231. 

Lneiani (Bologna) 92. 

Lining 298. 

Lnmnlczer 271. 

Land, Edward, 186. 

Lund, F. C., 64. 

Lnstgarten (Krakau) 174. 

Lnxnn, P., 87. 

Hacan, A. V., 176. 

Mac Gillavry, Th. H., 226. 

Me Kay, R. J., 220. 

Mair (Ingolstadt) 194. 

Malmoten, P.H., 66. 243. 
Mannhardt, F., 193. 

Mans, Wilhelm, 21. 287. 
Marchant 67. 

Marey 91. 96. 101. 

Markwald, M., 126. 

Marie, Max, 134. 

Martin, G. , 848. 

Martin eau, L., 148. 

Martinet 261. 

Maachka, Joseph, 196. 
Massmann, F. (Petersburg), 367. 
Matczyiiski, Stanislaus, 19. 
Mayer, H., 190. 

Mayer, Joseph, 197. 

Meding, B., 201. 

Mehlhausen (Berlin) 222. (Bee.) 
Mesterton (Upsala) 280. 
Mettenheimer, C., 276. 

Michaelis, Albert, 68. 

Michieli, Marino, 3. 

Mierzejewaki, J., 244. 

Minot, Francis, 176. 
bottler, Heinrich, 100. 
Mojsisovice, Ang. v., 230. 

Monod, Ch., SIT. (Bee.) 

Monti, Alois, 49. 

MoreUo, Carlo, 141. 

Moriggia, A., 118. 

Morton, Thomas, 274. 

Mosso, Angelo, 801. (Bee.) 

MourrutSaO. 

■ontard-Martin 161. 

Mflller, Jacob Worm, 86 . 

Miller, Rudolph (Dmdea), 118. 

Mlatfer'336. 


Wacy 40. » 

Nicke, P., 172. 

Netolitsky (B5hm. -Zwickau) 188. 
Nettleship, Edw., 190. 

Nlcaise 7. 

Nlcolaysen, J., 182. 183. 276. 281. 

282. 283. 

Nirgon, C. M., 37. 

Noyes, Henry D., 219. 

Nuaabaam, H., 86. 

•esterlen, Otto, 293. 

Ortille (LlQe) 276. 

Pad, Agost., 71. 

PagUani, Lndwig, 86. 

Parrot 179. 

Paschntin, Victor, 122. 

Passaner, 0., 292. 

Pepper, William. 19. 21. 

Peris (Giessen) 60. 

Peronne, Ch., 170. 

Petraeus (Fan8) 184. 

Pierantoni, Giovanni, 168. 

P16er, P., 124. 

Pomeroy, O. D., 220. 

Popp, Friedrich, 289. 

Potain 31. 146. 

Powell, Seneca D., 276- 
Prevost 164. 

Prince, J. Perrot, 37. 

Quincke, H., 17. 

Saab, Fritz, 191. 287. 
Rabl-Rnckhard 73. 

Rabnteau, A., 116. 

Rajewsky, Arcadins, 226. 

Rankin, Franz H., 260. 

Rapa, Giuseppe, 61. 

Rasmussen, Valdemar, 276. 

Rehn, H., 60. 

Rein hard, Hern., 76. 

Reuse, A. v., 193. 

Reverdin, Ang., 61. 

Revillont, Victor, 164. 

Ribbing, Seved, 280. 

Richardson, W. L., 176. 

Richet 170. 

Rlemer, B., 23. 

Ringer, Sydney, 137. 

RUzoli, Francesco, 103. (Rec.) 
Roberts, W. C., 32. 

Roche (Mainz) 261. 

Roe 176. 

Rose, E., 64. 

Roeenbach, Ottomar, 33. 296. 
Roeengtirn, Hugo, 9. 

Rosenthal, J., 96. 

Rossander, Cart J., 182. 183. 

Ronth, Charles H. F., SB. 

Santisson (Petersburg) 78. 190. 
Schatz, Friedrich, 261. 

Scheby-Bnch 22. 

▼. Scheven 69. 

8chreiber, G. F., 187. 

Schwahn 246. 


Schwdgger, C., 219. (Rec.) 
Schweninger, E., 196. 

86e, Mare, 81. 

Seeligmuller, Adolph, 140. 
Seggel (Mfinchen) 219. 

Shearer, George, 244. 

Sinn hold, R., 60. 

Smith, Pye, 19. 

Snellen, Hermann, 219. (Rec.) 
S6dermark (Marfestad) 282. 
Sokoloff, N., 226. 

Stacchini, Carlo, 141. 

Steiner, J. (Berlin), 193. 
Stelnheim (Bielefeld) 194. 
Stendener, F., 26. 

Stevens, Geo. T., 222. 

Stirling, W., 131. 

Stitzer (Mainz) 261. 
Strawbridge, George, 220. 221. 
Stuart, T. Grainger, 21. 
Sturges, Octavius, 272. 

Swanzy, H. R., 70. 

Tait, Lawson, 271. 

Talma, 8., 297. 

Taaret, Ch., 8. 

Taylor, Charles Bell, 72. 
Taylor, Charles F., 64. 
Terrillon 169. 

Thanlow 182. 

Theile, F. W., 81. 

Thoma, Richard, 234. 

Thomas, T. GalBard, 271. 
Thomson, Wm., 2*1. 

Til lain 62. 

Toledano 249. 

Underhill, C. E., 171. 

Unna, P., 229. 

Unterberger, S., 60. 

Valenta, Alois, 268. 

Valentiner (Sale brum) 298. 
Vemeuil, Aristide, 169. 

Vidor, Sigmund, 69. 

Volkmann, Richard, 186. 
Vulpian 97. 

Waldhaner (Riga) 199. 

Weber, F. (Petersburg) 48. 
Webster, D. (New York), 190. 
Wecker, L. v., 191. 

Weger 216. 

Wernher, A. (Giessen), 189. 
Wllekens, Hermann, 96. 

Wilde (Plan) 276. 

Williams, E., 220. 221. 
Williams, John, 40. 
Wlndelband, R., 267. 

Wing, Clifton E., 171. 
Witkowski, L., 11. 

Woillez 161. 

Wymann, Morffl, S3. 

■eissl, H., 218. (Rec.) 
Ziembicki 270. 

Znntz, N., 13. 

Zweifel, P., 114. 177. 


Druck von Walter Wtgand In Lelpxig. 


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SCHMIDT’S 

jahrbOcher 

DEB 

IN - UND AUSLANDISCHEN 

GESAMMTEN MEDIC IN. 

REDIGIET 

VON 

Prof. Dr. ADOLF WINTER 

ZU LEIPZIG. 

JAHRGANG 1876. 

HUNDERT UND ZWE1UNDSIEBZIOSTER BAND. 




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UNIVERSITY OF CHICAGO 



JAHKB0CHER 

der 

in- and ausl&ndischen gesammten Medlcln. 

Bd. 172. 1876. M T. 


A. Ausz&ge. 

I. Anatomie u. Physiologle. 


507. Beitrag but EatwioUungageaohiohte 
dor Oelenkhfihlen ; von Stud. mod. G. E. Ben- 
tzen in Christiania. (Nord. med. ark. VII. 4. Nr. 25. 
3. 1. 1876.) 

Die vorliegende Skizze iat nach B. nor als vor- 
latrfige Mittheilung fiber die Resultate einer in Prof. 
Hj. Heiberg’s Laboratorium ausgeftlhrten Arbeit 
fiber die Gelenke zu betrachten. 

Wenn man von erharteten Handen nnd Ffissen von 
2 Mon. alten Foetus mikroskoplsche Schnitte anfertigt, 
findet man eine game Keihe kleiner Knorpel n. swtschen 
dieaen and urn diese indifferente Zellen. Wenn nan der 
Knorpel wachst, was naoh B. vennuthlich durch stetig 
fortschreitende Differenzirung der umgebenden indifferen- 
ten Zellen geechieht, wird der Zwischenraum zwiechen 
den Knorpelenden alhnillg geringer, die embryonale Zel- 
lenmasse nimnat ab and gleicbzeitig verandern die runden 
Zellen in der Umgebung des Knorpels ihreForm and wer- 
den oval , mit dem Langsdnrchmesser parallel der Ober- 
flache dee Knorpels , wodurch die Begrenznng dee Knor- 
pele scharfer markirt wird ; allmalig nehmen diese ovalen 
Zellen immer gestrecktere and mebr flach gedriickte Form 
an and erscheinen .bei etwa 4monatl. Foetus auf Durch- 
schnitten spindelformig mit langen Auslaufem nach beiden 
Seiten hin. Zwischen den Knorpelenden bilden sie elne 
sehr danne Lage, die belm ersten Anbliok fibiillarem Bin- 
degewebe gleicht. Bei Foetus von diesem Alter linden 
sich anch Zeichen von Bildnng der Gelenkhohlen. 

Gegen die Mittc der die Knorpelenden von einander 
trennenden Lage beginnen kleine spaltformige Raurae auf- 
zntreten , die von eplndelfbrmigen Zellen begrenzt wer- 
den , and bei noch welter vorgeschrlttener Entwicklung 
hat sich eine grossere Ho hie, eine wirkliche Gelenkhdhle, 
entwickelt; die splndelformigen Zellen sind verschwun- 
den nnd nnr lings der Gelenkflichen besteht noch eine 
einselne Lage von denselben, die primitive Gelenkhdhle 
begrenzend. Je alter der Foetus wird, desto grosser wird 
der Hoblraam and nimmt bald den ganzen Raum zwiechen 
den Gelenkflichen ein, die jetzt nicht mehr von den Bpin- 
delfdrmigen Zellen bedeckt Bind; die Zwischensubstanz 
and die Zellen des Knorpels grenzen direkt an dieGelenk- 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hit. 1. 


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hOhle ; anr weit nach anssen , aosserhalb der direkt artl- 
kulirenden Theile der Gelenkflichen flnden sich bei etwa 
4monatl. Embryonen noch spindelfdrmige Zellen , die den 
Hantchenzellen von Key und Retzlus vollkommen 
gleichen. Bei Embryonen von etwa 6 Mon. steht die Qe- 
lenkhohle in Being aaf die Umgebang bereits in dem re- 
lativen Vcrhaltniss zu ihren Umgebangen wie beim Er- 
wacbsenen. Sie ist von einer ausscrordentlich zellen- 
reichen Synovialhant begrenzt, die eine innere vollstin- 
dige ZeUenbekleidong hat, dooh hat diese Synovialhant 
noch nioht denselben histologLchen Bau, anch hat der 
Gelenkknorpel nocb nicht dasselbe histologische Ausseken 
wie bei Erwachsenen ; die Intercellularsabstanz ist sehr 
sparsam vorhanden und die Zellen llegen dichter beisam- 
men. Die Absetcang der Intercellnlarsubstanz geht erst 
allmalig vor sich, weit in das Leben nach der Gebart hin- 
ein. In gleicher Weise wie an Hinden und Fussen geht 
anch die Entwicklung anderer Gelenke vor sich, selbst 
bei dem complicirten Kniegelenk. Anch die Knorpel- 
anlagen der Tibia and des Femnr Bind anfangs dnrch eine 
dlcke Lage indifferenter Zellen von einander getrennt, 
die an den den Condylen entsprechenden Stellen rasch 
dunner wird , gleichzeitig betreffen die die Knorpel am- 
gebenden Zellen die angefahrten Verindernngen ; die 
Fibrocartilagines Interarticulares differenziren sich aus 
der embryonalen Zellenmasse herans. Bei 3 Mon. alten 
Embryonen findet man auf Langsschnittcn , dass Femur, 
Tibia, Patella und Fibrocartilag. interarticulares an alien 
Stellen, wo sie spater direkt mit einander artikullren, 
nor dnroh eine diinne Zwischenlage von splndelfBnnigen 
Zellen von einander getrennt sind. Die Fibrocartilago be- 
kommt dabei eine scbarfe Begrenzung , da noch spindel- 
fSrmige Zellen sich bogcnfbrmig um ihre scharfe Kante 
blegen. Der Theil, der der Fossa intercondyloidea ent- 
spricht, ist von weichem embryonalen Bindegewebe aus- 
geffillt, in dem die Ligg. crnciata deutlich abgegrenxt sind, 
deren spindelformlge Zellen, mit ihren Lingsdarchmessem 
in der Langsrichtung der Ligamente, dicht aneinander 
gedrangt liegen. 

Die Entwicklung der Gelenkenden geht dem- 
nach nach Vf. nieht dnrch Schmelznng des indlflfe- 
renten embryonalen Zellgewebes vor sich , sondern 
vielmehr durch fortschreitende Entwicklung der hi- 

1 


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4 


I. Anatomic n. Physiologic. 


differenten Zellen zn membranartigen platten, wo- 
durch mehr oder weniger contmoirlich zusammen- 
hingende Membranen gebildet werden, die schichten- 
weise tlbereinander zwischen den Knorpelenden lie- 
gen! Die GelenkhOhle selbst scheint sich nach Vf. 
in der Weise zu bilden , dass sich zwischen den ver- 
schiedenen Lagen Serum ansammelt and die spalt- 
fbrmigen Riume zn Stande kommen, die allmfilig 
durch Scbwinden der zwischen ihnen gelegenen 
Sebeidewtnde confluiren zu einer grOssern Hdhlnng. 
Ala Begrenzung fllr die GelenkhOhle beateht anfangs 
flberali eine zusammenhingende Lage von Endothel- 
zellen, die selbst die Gelenkfl&chen eine Zeit lang 
bekleidet; diese schwindet, wenn die GelenkhShle 
ihre vollkommene Ausbreitung erlangt hat. 

(W alter Berger.) 

508. Bober den Bau and die Baftbahnen 
der Sehnen; von Prof. Dr. Axel Key nnd Dr. 
Gnstaf Retzins. (Nord. med. ark. VII. 4. Nr. 21. 
S. 1—18. 1875.) 

Vff.stellten ilireUntersnchungen zunichst an den 
Sehnen von Nagem an , da sie leicht in frischem Zu- 
stande zn erlangen , leicht von den ilbrigen Geweben 
an isoliren Bind nnd wegen ihrer Kleinheit ungespal- 
ten nntersucht werden kOnnen , dabei sind sie ein- 
facher zusammengesetzt als die von Menschen and 
hdhern Thieren. Sie benutzten die Schwanzsehnen 
von Sciurus vulgaris , Mas decumanns nnd Mns mns- 
culus, die sie in frischem Zustande mit nentraler oder 
sanrer CaruiinlSsung firbten, mit Essigsiure oder 
Holzessig behandelten , mit Versilberung oder Ver- 
goldnng , in Mttller’scher LOeung nnd Spiritns erhir- 
teten nnd mit Ueberosmiumsiure, Anilinfirbnng etc. 
behandelten. Mit grossem Vortheil wurde Trocknen 
und Erhirten der Sehnen in Gummiglycerin ange- 
wendet, wonach sehr dflnne Lings- oderQuerschnitte 
sehr leicht herzustellen waren. Ausserdem kamen 
auch Stichinjektionen sowohl frischer als anch einige 
Zeit lang in MUller’scher Ldsung geh&rteter Sehnen 
in Anwendnng. 

Bei schwacher Vergrdsserung erscheint eine aus 
einem Rattenschwanz ausgezogene , in Wasser oder 
Glyoerin nntersnchte and nicht absichtlich gestreckte 
Sehnewie in einer Art contrahirtem Znstande. Inner- 
halb einer dflnnen Aussenscheide mit geraden Con- 
tonren sieht man den Inhalt zickzackftrmig zus&m- 
mengezogen und in ihm unterscheidet man eine An- 
zahl parallel mit einander verlanfender kleiner Bttn- 
del , die alle dieselbe Zickzackform zeigen. Daraus 
geht hervor , dass nicht , wie man gewdhnlich an- 
nimmt, die Sehnenbfindel selbst sich contrahiren, son- 
dem dass sie vielmehr von der inssern Scheide in 
diese Zickzackform znsammengezogen werden ; die 
Scheide ist elastisch, nicht aber die Selin enbflndel 
selbst. Zwischen Scheide und Sehnenbttndeln be- 
steht ein nicht unbetrichtlicher , mit Flflsaigkeit ge- 
fllllter Zwischenraum , der den Sehnenbtlndeln Spiel- 
mom ftlr diese Lageverinderung gewilirt , bei der 
sich die einzelnen Btindelfasera oft etwas von einan- 


der Idsen. Schon bei frischen Sehnen sieht man, dass 
die nmgebende Scheide aus mehreren dflnnen , con- 
centrisch angeordneten Hiuten oder Lagen znsam- 
mengesetzt wird, in denen sich nach Firbung mit 
Carmin von Protoplasma umgebene, einzeln oder 
gruppenweise bei einander liegende Kerne finden, die 
in der Regel der innern Flfiche der Hiute anzngehd- 
ren scheinen nnd sich ziemlich leicht von ihr los- 
ldsen. 

Im Sehnenbundel selbst treten na«h der Firbung 
lungs verlanfende, parallele, breitere oder schmilere 
Binder auf, die durch Querlinien in kleine recht* 
winklige , Kerne und protoplasmatische Zellen ent- 
haltende Abtheilnngen getheilt sind. In dem zwischen 
ihnen liegenden fibrillaren Gewebe nimint man lings 
verlaufende feine Linien wahr (wie feine Fiden), 
ebenso lings der Zellreihen. 

Nach der Versilberung der Schwanzsehnen findet 
man auf ihrer Oberfliche ein im Ganzen zusammen- 
hingendes Netz von Linien , die grosse polygonale, 
Kerne und helle lingliche Flecke enthaltende Zellen- 
flichen einschliessen ; bei tieferer Firbung treten die 
Zellencontouren in 2 oder 3 Lagen auf. Alle diese 
Zellzeichnungen gehflren der Sehnenscheide an , die 
somit, wie das Perineurium, aus einer mehrfachen Lage 
von endothelialen Hftuten besteht. An Stellen , wo 
diese Scheide beim Ausziehen der Sehne ganz oder 
theilweise abgegangen ist , zeigt sich bei der Versil- 
berung eine Zeichnung von eigenthflmlicher Form : 
kleine polygonale Felder, in parallelen Lingsreihen 
lings der Sehnen verlaufend , dicht und mitten unter 
jedem solchen Feld findet sich eine Zellenreihe , die 
von den innern Zellen der Sehne gebildet wird. Diese 
Zeichnung ist constant und deutet darauf hin , dass 
die Zeichnung durch die letztgenannten Zellen zu 
Stande kommt, u. zwar durch die zunichst der Ober- 
fliche der Sehne gelegenen Zellenreihen. Zwischen 
den Reihen dieser Felder finden sich kerne Silberlinien, 
oft aber eine allgemeine briunliche Firbung. Oft ist 
diese Zeichnung ganz regelmissig , oft aber zeigt sie 
auch sehr unregelmissige Contouren. Jcdenfalls stellt 
diese Zeichnung die subendotheliale Zellenlage (Ran- 
v i e r) oder das subserflse Endothel (L 6 w e) vor. 

Wenn man ein von seiner Scheide befreites Seh- 
nenbflndel grflndlich versilbert, nainentlich wenn man 
es der Linge nach spaltet, zeigen sich lings ver- 
laufende , parallele Reihen von anfangs gelblicben, 
spite r mehr braun gefirbten Zellen, deren Contouren 
deutlich sind ; liberal! sieht man die Grenzen zwischen 
den einzelnen Zellen aus 2 parallel verlaufenden 
Linien bestehen, die durch einen schmalen Zwischen- 
raum getrennt sind ; diese Zellgrenzen verlaufen moist 
gerade quer, oft aber auch etwas schrig. Die Zellen 
sind meist von ungefihr gleicher Linge, aber von 
sehr verschiedener Breite , was darauf beruht , dass 
man sie theils mehr von der Fliche, tbeils mehr von 
der Kante sieht. 

Diejenigen Zellen , die man in der Flichenaus- 
dehnung sieht, erscheinen im AUgemeinen viereckig, 
qoadratisch oder rhombisoh begronat, oft etwas brei- 


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5 


I. Afi&tomie 

ter als lang ; sie Bind etwas bauchig gebogen und 
kefaren entweder die concave oder die convexe Seite 
naeh oben , aber ihre aussern Seitencontonren , die 
indes8en oft ziemlich schwer zu erkennen sind , Bind 
gerade and parallel mit der Langsachse derSehnen; 
parallel mit diesen Seitencontonren gehen mehrere 
and ere, ongefahr in gleichem Abst&nde von einander 
angeordnete Linien , welche jede Zelle der Lange 
nach in mehrere rechtwinklige Abtheilungen theilen 
usd sich gleichsam von einer Zelle in die andere 
dnreh die ganze Zellreihe hindurch fortsetzen; bei 
genanerer Untersuchung findet man , class es flUgel- 
oder kammartig von der convexen Zelloberflache in 
Form von iuaaerst dttnnen Hautchen in divergirender 
Richtung und in ziemlich gleichen Abstftnden von 
einander abgehende Blatter sind. Zwischen diesen 
Blittern liegen kleinere Btindel von Sehnensubstanz. 
Mitnnter kann man auch scbon an solcben Langs- 
bildern die Theilung eines solcben Blattes in 2 be- 
obachten and die Theilungslinie sieht man dann als 
einen feinen glanzenden Faden. In einzelnen von 
den rechtwinkligen Abtheilungen der Zellen sieht 
man kdrniges Protoplasma mit dem Zellkerne von 
flacher , abgerundeter oder ovaler, meist ziemlich 
regel mlssiger Form , m&nchmal aber auch mit mehr 
nnebenen Conturen ; der Zellkem ist stets excentrisch 
gelegen, in der ganzen Zellieihe sind die Kerne aber 
so angeordnet , dass immer an der einen Grenze 
zwischen 2 Zellen 2 Kerne einander gegentlber liegen, 
wibrend an der andem Seite 2 Grenzen ohne Kerne 
aneinander stossen , doch finden sich davon mitnnter 
Ansnahmen. Die qner verlaafenden Grenzen der 
Zellen haben in der Regel eine schiefe Richtung, 
wodnrch die Zellen eine mehr oder weniger rhom- 
biscbe Form bekommen, anch bilden die Qnergrenzen 
gotten genau gerade, sondern meist den Winkeln der 
kleinen Zellabtheilnngen entsprecbend gebrochene 
Linien. 

An denjenigcn Zellenreihen , die man mehr von 
derKante sieht, kann man die Form der Zellen nicht 
so dentlich unterscheiden , die Seitentheile und die 
HJtntchenbl&tter treten an ihnen in der Regel nicht 
so dentlich hervor , aber bei genauerer Betrachtung 
kann man anch sie erkennen als feine glanzende, 
an den TheiluDgsstellen dickere Faden, von Zelle zu 
Zelle verlanfend , manchmal auch zwischen 2 Zellen 
hindurch lanfend. Die klare Zwischensnbstanz zwi- 
schen 2 Zellreihen ist so von lings verlaafenden 
klaren Faden dnrchzogen, welche wahrscheinlich alle 
den Sehnenzellen angehdren and &ub dichotomischen 
Theilangen der Hiutchenblatter entstehen. Wenn 
ein Sehnenbflndel dnreh Qaetschnng, Zerreissang oder 
eine ahnliche Verletzung ans seiner ureprtlnglichen 
Anordnnng herausgebracht ist, verlaufen diese Faden 
nnregelmas8ig und verworren und sind nicht leicht 
bis znr Zellreihe zu verfolgen, die Zellen zeigen dann 
ebenfalls ihre nrsprtingliche Form nicht mehr. 

Solche paraUele Zellenreihen durchziehen die 
8ehne in ihrer L&ngsrichtung in nngeffchr gleichen 
Abstanden von einander. An der Oberflacbe der 


i. Physiologic. 

Sehnen sieht man mitnnter innerhalb der Scheide 
Reihen von Sehnenzellen , die nicht die beschriebene 
regelinassige Form haben , sondern mehr veraweigt 
sind, von ihnen gehen aber ebenfalls Blatter zwischen 
die Btindel ab. 

Nach Hartong in A/tlWer’scher Ldsung oder in 
Essigsaure erhalt man ziemlich dieselben Bilder wie 
nach der Versilberung , aber die Zellen erscheinen 
klarer und mehr dnrchsichtig und die gl&nzenden 
Verstarkungsfaden besonders deutlich und scharf ; in 
der Sehnenscheide findet man dabei theils der L&nge 
nach , theils der Quere nach nnd schrag verlaufende 
Fibrillen. Behandlung mit A/n/Zer’scher Ldsung und 
nachfolgende Erhartung in Spiritus gab ahnliche, 
aber weniger durchsichtige Praparate ; Anilinfarbung 
gab meist keine sehr brauchbaren Praparate in Bezug 
auf die Sehnenzellen , um so besser aber waren sie 
zu verwerthen ftir das Studinm der Zwischensnbstanz. 
Die Zwischensnbstanz zeigte sich bei AnilinfUrbung 
als ans vollkommen parallel langs verlaufenden 
ausserst feinen Fibrillen beBtehend , die nur bei den 
starksten Vergrdsserungen eine kaum messbare Breite 
erlangen , tlberall gleich dick sind nnd glanzend ; 
eine die einzelnen Btindel zuaammenhaltende Kitt- 
substanz liess sich nicht nachweisen. Erhartung in 
Ueberosmiumsaure giebt eben solche Bilder, Vergol- 
dnng ebenfalls. 

Wenn man die Sehnen nach Erhartung in Mailer'- 
scher Ldsung und Spiritus oder in Ueberosminmsaure 
in Gommiglycerin eintrocknen lasst, kann man sehr 
gut Schnitte in jeder Richtung anfertigen, was ohne 
die Eintrocknung nicht leicht gelingt. Langsschnitte 
lassen indessen nicht mehr erkennen , als die schon 
erwahnten versilberten Praparate ; die Zellen erschei- 
nen in ihren Langsreihen als dtlnne Bander, von 
welchen in verschiedenen Riclituogen noch dflnnere 
Haute abgehen, und an den Verzweigungsstellen der 
letztern sieht man Verstarkungsfaden. Auf Sckrag- 
schnitten tritt dieses Verhalten noch deutlieher heT- 
vor , man sieht , wie die blattahnlichen Hautchen in 
verschiedenen Richtungen von der Zelle ausgehen 
nnd wie an den Abgangs- und Theilungsstellen Ver- 
starkungsfaden verlaufen. Einen vollstandigen Ein- 
blick in die genaue Anordnung erhalt man indessen 
erst an Querschnitten. Man sieht die verschieden ge- 
deuteten stemforaigen Zeichnungen; in der Mitte 
befinden sich starker gezeichnete 3- und 4eckige, 
meist jedoch langlich rechtwinklige Figuren , von 
denen mehrere (1 — 5 , oft noch mehr) Linien ab- 
gehen, die meist sehr fein sind (1 oder 2 haben je- 
doch oft dieselbe Starke wie die Contouren der Figur 
in der Mitte) und die Sehnensubstanz in verschiede- 
nen Richtungen durchziehen; nach kurzem Verlauf 
werden sie abgebrochen von einem stark glanzenden 
Kern , von dem wieder gewdhnlich unter einem sehr 
stumpfen Winkel 2 andere , noch feinere gerade Li- 
nien abgehen, die wieder ihrerseits nach kurzem Ver- 
laufe von einem glanzenden Kern abgebrochen war- 
den , nnd so geht es weiter. Oft verschwinden in- 
dessen diese feinen Linien kurz nach ihrem Abgange 


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6 


I. Anatomie u. Phyridogie. 


von dem Kerne, auch ftndet man mitunter Kerne, 
deren Verbindnng mit dem Centrum nicht mitSicher- 
heit nachgewiesen werden kann, wfthrend doeh 
manchmal such von solchen isolirten Kemen ein 
Paar divergirende Linien ausgehen. Die innern 
Pigmtn entsprechen nun den Sehnenzellen, die davon 
abgehenden Linien den Hftutchen , die Kerne den 
Verstarkungsf&den, die weiter von diesen abgehenden 
Linien den Verzweigungen der Hlutchen, die mit 
andem, aus andern Zellenreihen stamraenden zu- 
sammenbHngen. Dadurch wird die 8ehne in eine 
Menge Fftcher getbeilt, in welchen die einzelnen 
polygon alen , grdssern oder kleinern Btlndelgruppen 
einge8chlo88en liegen. 

Hin und wieder kommen , oft gruppenwelse in 
die Zellenreihen eingescblossen , Gebilde von lang- 
gezogener Spindelform vor, die mit ihren zugespitz- 
ten Enden in Sehnenzellen von gewdhnlichem Ban 
flbergelien , diese letztern haben dann oft , besondera 
an dem einen Ende , ihre protoplasmatische kdrnige 
Beschaffenheit eingebttsst und seben nur noch wie 
dllnne glasige Haute aus. Diese spindelfbrmigen 
Kflrper , die die Lange mehrerer Zellen besitzeu, 
haben auf ihrer Oberflache kammartige Erhdhungen 
und sehr kdrnigen , protoplasmakhnlichen Inhalt ; 
Kerne haben aber K. und R. in denselben nicht ge- 
sehen , wahrsclieinlich werden diese durch den kflr- 
nigen Inhalt verdeckt. Stellenweise fanden sich 
Uebergangsformen von den gewfihnlichen Zellen in 
diese spindelfbrmigen, und es schien, als ob die letz- 
tern auf einen durch vermehrte Ansammlung von 
Protoplasma bedingten Reizungszustand zurflckzu- 
fllhren seien. 

Die Sehnenscheiden, mOgen sie eine oder mehrere 
Sehnen umfassen , bestehen alle aus demselben Ge- 
webe. Auf Querschnitten in Muller' bc\\ct Lfisung 
erhftrteter und dann getrocknetcr Sehnen erscheineli 
sie wie eine klareSubstanz, die eine Menge glanzende 
Kbrner einschliesst. Hier und da sieht man eine con- 
centrische Streifung und concentrisch angeordnete 
randstandige Kerne. Oft sieht man sie aber auoh 
mehr oder weniger getheilt in eine Anzahl ausserst 
dflnner concentrischer Haute, welche auf ihren Durch- 
schnitten glanzende Kerne (Durchschnitte stark licbt- 
brechender Faden) zeigen. Die von den Scheiden 
zwischen die verschiedenen Fascikel ausgehenden 
Auslaufer bestehen aus demselben Gewebe. Auf 
Langs8chnittcn sieht man , dass jede der concentri- 
schen kernftlhrenden Lamellen, aus denen die Scheide 
znsammengesetzt ist , aus einer elastischen Haut be- 
steht mit einem darin eingelagerten Netzwerk aus 
feinen Faden ; an der Innenseite der Haut belinden 
Bich die Zellkerne mit ihrem Protoplasma. Die ein- 
zelnen Lamellen sind jedoch nicht alle von dem- 
selben Ban. Die innern Lamellen sind mehr homogen 
und enthalten nur wenige elastische Faden, wahrend 
die aussersten elastische Faden in reichlicher Menge 
enthalten und ausserdem in der Langsrichtung pa- 
rallel verlanfende Fibrillen vom Aussehen des ge- 
wObnllchen Bindegewebes nnd im Allgemeinen an 


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der Anssenseite der elastischen Haut gelegen. In 
der innersten, bomogenen und glasartigen Haut sind . 
die Zellkerne von einem dichotomisch sich theileade 
Auslaufer entsendenden Protoplasms umgeben, das 
oft an seinem freien Ende in eine Spitze auslauft und 
dem Ansehen nach sehr an die Purlcinj e’schen Gang- 
lienzellen erinnert. Wenn man mehrere solche Hanfc- 
lamellen fiber einauder liegend untersncht, treten eine 
Menge von ihrem Protoplasma umgebene Kerne her- 
vor , die bei oberflachlicber Untereuchung den Ein- 
druck eines zusammenhangenden Epithets machen 
kfinnen , aber , wie man bei genauerer Untersuchung 
bemerkt, in verachiedener Tiefe liegen und verechie- 
denen Hautlamelleu angehciren. Das elastische Netz 
in den andern Hautlamellen hat entweder mehr nach 
einer Richtung (der Lange nach , schrag oder quer) 
oder auch nach alien Richtnngen verlaufende ausserst 
feine Faden , die , gerade oder geschlangelt verlau- 
fend, auf der selbst homogenen Haut liegen und Bich 
manchmal von ihr abldsen und ein Netzwerk von 
geringerer oder grbsserer Dichtigkeit bilden, manch- 
mal so dicht , dass es die Haut selbst fast verdeckt ; 
mitunter befinden sich unter diesen Faden dickere, 
die feinere Auslaufer entsenden. Das Ganze hat 
grosse Aehnlichkeit mit dem Perineurium und ist 
nach Vff. auch ein Gebilde dereelben Art. 

Ausser dieser von den Vff. Peritenium genann- 
ten Scheide gieht es auch noch andere von der ge- 
nannten im Ban ganz verschiedene Scheiden. Auf 
grbssern Querschnitten eines Rattenschwanzes sieht 
man von dem die Schwanzwirbel nmschliessenden 
Periost anfangs dickere Haute ausgehen, die akh 
dann in dllnnere spalten und in verschiedenen Rich- 
tungen zwischen die Muskeln und Sehnen eindringen 
und diese umgeben und unter dem Unterhautzeli- 
gewebe sich wieder zu einer alle Organe umschliessen- 
den Fascie vereinigen. Diese Haute bestehen aus 
quer oder schrag gegen die Lftngsachse der Sehne 
verlaufenden , einander in spitzem Winkel kreuzen- 
den, verflochtenen , steifen, geraden, glanzenden, 
ziemlich dicken Balken , mit eingelagerten oder an 
der innern Seite aufgelagerten von Protoplasma um- 
gebenen Kemen. 

Die Sehnenscheiden setzen sich auch in die ent- 
sprechenden Muskeln, zwischen die einzelnen Btadel 
fort. Der Uebergang zwischen Sehne und Muskel 
kommt so zu Stande, dass die einzelnen Muskel- 
fibrillen da , wo sie mit der Sehne zusammentreffen, 
sich abplatten und in sehr spitzem Winkel sioh wie 
ein diinnes Band in die Sehne einlegen , dann geht 
dieses aus quergestreiften Muskelfasem bestehende 
Band mit einem runden, abgerundet spitzen oder 
fingerartig mehrfach verzweigten Ende in ein Band 
aus Bindegewebe fiber , eine dfinne Haut , im Allge- 
meinen von der Breite des Muskelbandes , mit mehr 
oder weniger deutlicher, lings verlaufender Streifung 
von Fibrillen ; im Innern werden mitunter einzelne 
Zellen sichtbar, die den Sehnenzellen ahnlich sind. 
Am Uebergang zwischen Muskel- und Sehnengewebe 
finden rich in der Regel von spiriichem Protoplaama 


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I. Anatomic u. Physiologie. 


7 


■mgebene ovale Kerne, die auf, nicht in detnSehnea- 
baade liegen nnd nicht wohl ala eine Art Fort- 
setzong der Sarkolemmkeme zu betrachten sein 
dttrften, aber regelmlsaig an dieser Stelle vorhanden 
aind. Wie aich das Sarkolenun stun Seimenbande 
verhfllt, haben die Vff. noch nicht beatinunt fest- 
stellen ktanen. 

Bei dem Menschen and den hohern Sftngethieren 
1st das Verhalten flhnlich, ein Unterechied besteht 
nr in der verscbiedenen Anordnnng der Sehnen- 
scheiden n. dem verschiedenen Anseehen der Sehnen- 

nllen. 

Anf Querschnitten der Achillessehne von Em- 
bryonen von 5 — 7 Mon. sieht man von der concen- 
trisch geschichteten Scheide ans, die Vff. Periteninra 
nennen , in das Innere der Sehne eine Menge Blnt- 
gefflsse ftihrender Hautlamellen (das Endotenium der 
Vff.) sich einsenken nnd die Sehne in eine Menge 
grOssere oder kleinere Fflcher theiien. Diese La- 
mellen bestehen aus doppelten Hiluten mit den dazn 
gehOrigen H&utchenzellenlagen. In diesen Fflchern 
sieht man sternfbrmige Qnerschnitte von Sehnenzellen, 
von denen ans feine Verzweignngen ansgehen , die 
das grdssere Fach wieder in eine Menge kleinere 
Fflcher theiien, nnd in diesen liegen nnmittelbar Seh- 
nenbflndel von polygonalem Dnrchschnitte. 

An Lflngsschnitten sieht man dasselbe Verhalten. 
Zwischen den grUbern Fflchern und Btindeln laufen 
Haute mit doppelter Zelllage , in den Fflchern liegen 
abgeplattete , spindelfSrmige , in Lflngsreihen ange- 
ordnete Zellen mit blattartigen Auslflufern, die die 
kleinem Fibrillenbttndel theiien and umschliessen ; 
in diesen Anslflnfem oder in innigem Zasammenhang 
mit denselben sieht man den elastischen flhnliche 
Fflden, 

Bei dem erwachsenen Menschen iat das Ver- 
halten ganz dasselbe , nur haben die Zellen weniger 
Protoplasma , in der Mitte sind sie sc hm flier and an 
den Enden mehr zngespitzt , ihre Kerne sind mehr 
wnrstfarmig a. die Zellen liegen weiter aus einander. 
Die Auslflufer treten deutlich hervor an Schrflgschnit- 
ten von getrockneten Osmiumprflparaten und an 
Querschnitten von getrockneten Holzessjgprflparaten, 
an letztern sieht man die von den sternformigen 
Zellenfiguren ausgehenden Fflden sehr deutlich und 
deren Verbindung mit benachbarten Zellen. Von 
besonderem Interesse iat die Anordnnng der elasti- 
schen Fflden, die man anf Querschnitten in onzflhliger 
Menge sieht und von denen ein Theil sich ohne 
Schwierigkeit bis zu den Zellenauslflufern verfolgen 
Iflsst ; ob diess bei alien der Fall ist, lflsst sich schwer 
bestimmen, doch ist es nach den Untersnchungen 
an Schwanzsehnen von Nagern wahrscheinlich. Anf 
Lflngsschnitten sieht man diese elastischen Fflden 
ebenfalls nach Behandlnng mit Essigsflnre. 

Aach beim Menschen ist demnaoh die Sehne 
dnrch reihenweise geordnete nnd onter einander zn- 
sammenhflngende Hflntchenzellen mit mehreren flttgel- 
ftmigen AuaUnfern in kleine Fflcher getheilt, aber 

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diese kleinen Fflcher werden , abweichend vom Be- 
funde an den Schwanzsehnen der Tliiere, dnrch eine 
Menge vom Peritenium ansgehende Hflute (Endo- 
tenien) partienweise zu immer grOssem Fflchern zu- 
sammengefasst. 

Bei Injektion mit Richardson’s blauer In- 
jektionsflassigkeit verbreitete sich diese im Allgemei- 
nen zwischen den Hfluten des Endotenium und des 
Peritenium , gelangte dagegen nur ausnali msweise 
in das Innere der von diesen gebildeten Fflcher and 
verbreitete sich dann in verhflltnissmflssig breiten 
Gflngen lflngs der Zellenreihen. Lud wig’s As- 
phaltchloroformmasse dagegen verbreitete sich schon 
bei schwachem Drucke theils anf getrennten , theils 
auf zusammenhflngenden Balinen tlber die Zellen- 
reihen , meist von diesen ans dann den Auslflufern 
folgend und sich mit von andern Zellenreihen kom- 
mender InjektionsflUssigkeit vereinigend zu einem die 
einzelnen Fflcher umspinnenden Fachwerk , das sich 
auf Querschnitten als verzweigtes Netz zeigt mit 
dreieckigen Knotenpunkten. Weiter breitet sich die 
InjektionsflUssigkeit zwischen den Hfluten des Endo- 
te ilium aus, dann zwischen den Hfluten des Peritenium 
und an Prflparaten von Rattenschwflnzen Hess sie 
sich sogar bis zwischen die Muskelfascikel und end- 
lich in neben den Gefflssstflmmen der Sehne ver- 
laufende Lymphgefflsse verfolgen. Es linden sich 
also in den Sehnen reichliche Saftbahnen , die mit 
dem eigentlichen Lymphgelflsssystem in Verbindung 
stehen. (Walter Berger.) 

509. Zur Kenntniss der Saftbahnen der 
mensohliohen Haut; von Prof. Dr. Axel Key 
n. Dr.Gustaf Retzins in Stockholm. (Nord.med. 
ark. VIH. 1. Nr. 5. S. 5. 1876.) 

DieVff.belenohten die biaher noch sehr vemach- 
l&ssigte Frage Uber die Saftbahnen in den oberflflch- 
lichsten Tlieilen der Haut, das Verhalten derselben 
in der Cutis und im Unterhautzellgewebe fflr spfltere 
VerCffentlichung sich vorbehaltend. Ausser abfflh- 
renden Lymphgefflssstflmmen haben sie in den ober- 
flflchlichen Theiien der Haut ein ausgedelintes , mit 
diesen Gefflssen in Zusammeniiang stehendes System 
von weiten Saftrflumcn gefunden, die sich sehr leicht 
injiciren lassen, offenbar den bei Oedom mit Flttssig- 
keit gefullten Rflumen nnd ganz gleichen von den 
Vff. schon frdher inderNasenschleimhautgefundenen 
entsprechen. Sie umschliessen die verschiedenen 
Gewebstheile der Haut und nach der Oberflflche zu 
werden sie in der Cutis zwar kleiner in Bezug auf 
GrOsse nnd Weite, liegen aber dichter beisammen; 
in den Papillen bilden sie ein feines Netz von G&n- 
gen und Spalten zwischen den Bindegewebsbtlndeln. 
Oft sieht man zwar bei Stichinjektionen, namentlick 
mtt geringem Druck, die InjektionsflUssigkeit in der 
Nflhe der Papillenflflche stehen bleiben , doch ist es 
den Vff. bei Injektionen vom Unterhautzellgewebe 
ans , von innen nach anssen , auch gelnngen, ein Sy- 
stem von feinen Gflngen im Rete Malpighii in grosser 
Ansdehnnng zu iqjiciren. Zu diesen Injektionen 

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8 


I. Anatomic u. PhymoLogie. 


wurde die Ludwig’ sehe Asp halt- Chloroform masse 
angewendet, die von der Oberfliche der Papillen aus 
in ein reiches Netzwerk rings am die einzelnen 
Zellen des Rete Malpighii austrat, ohne eine Con- 
tinuitatstrennung oder Verschiebung der betreffenden 
Theile aus ihrer natttrlichen Lage herbeizuftthren ; 
die Zellen erscheinen dann nor dnrch eine dttnne 
Lage von Injektionsflttssigkeit von einander getrennt 
nnd an dtinnen Schnitten zeigte sich das Bild von 
kleinen korn&hnlichen Figuren mit lichten schmalen 
Zwischenrkumen. Von solchen kleinen KOrnern er- 
sehienen die einzelnen Zellen rings umgeben ; aber 
nicht bios einzelne Zellen oder Zellengruppen , son- 
dem ganze Zellenlagen erschienen oft im Rete Mal- 
pighii in grosser Ausdehnung auf dieseWeise injicirt, 
es waren feine intercellulare Rflume injicirt , die ein 
reichliches zusammenhftngendesNetz bildeten. Nach 
aussen zu war die Injektion stets von der Hornschicht 
begrenzt , in diese drang die Injektionsflttssigkeit nie 
ein , wold aber beobachteten die Vif. nicht selten 
gleichzeitig Injektion der Ausftlhrungsgftnge der 
Schweissdrtlsen, allem Anscheine nach in Zusammen- 
hang mit den Saftbahnen im Rete Malpighii. Es 
exiatiren also ftlr die Injektion offene Communika- 
tionen zwischen den Saftbahnen des Unterhautzell- 
gewebes nnd der Hautoberflkche. Offenbar ent- 
gprechen die von den Vff. injicirten Zwischenrftume 
zwischen den Zellen des Rete Malpighii den von 
Max Schultze, Bizzozero u. Ranvier be- 
schriebenen ahnlichen Bildungen nnd bestehen aller 
Wahrscheinlicbkeit nach aus einem ausgebreiteten 
System von Saftbahnen zwischen den Zellen, das 
nach innen zu mit dem allgemeinen Saftbahnsystem 
der Haut in Verbindung steht, nach aussen zu an 
der Oberflilche dnrch die Ausftlhrungsgange der 
Schweissdrtlsen often ist. ( W a 1 1 e r B e r g e r.) 

510. Die peripheriaehe Nervenaelle und 
das sympathisohe Nervensystem ; von Prof. Or. 
Sigmund May er zu Prag. (Arch. f. Psychiatrie 
u. Nervenkrankh. VI. 2. p. 353 — 446. 1876.) 

Vf. legt in diesernmfangreichen Arbeit die Frucht 
einer ftlnfjfthrigen Untersuchung nieder. Es ist 
nicht wohl hier am Platze, Schritt ftlr Scbritt den 
geistreicheu Deduktionen des Autors zn folgen und 
begntlgen wir uns daher mit der Wiedergabe der 
hervorstechendsten Punkte dieses Aufsatzes, welcher 
eine fast vollstftndige Umgestaltung der herrschenden 
Ansichten fiber das Wesen und die Thatigkeit der 
peripheren Nervenzelle und des sympathischen Ner- 
vensystems bringt , indem wir jeden sich ftlr dieses 
Capitel Interessirenden in Betreff der n&hem Details 
auf das Original verweisen, dessen Stndium dnrch 
die klare Ausdrucksweise hdchst auregend ist. 

Das Ergebniss der 1. Abtheilnng: „Von dem 
Verbal ten der peripheren Nervenfaser” gipfelt in 
dem Satze, dass in den peripheren Nerven des Cere- 
brospinalsystems Spuren nachweisb&r sind, aus denen 
wir schliessen dttrfen , dass der Nerv der Sitz von 
Stoffweehselvorgftngen ist, die dazu dienen, die nor- 

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male Form des funktionirenden Nerven zn sichem, 
und die sich ferner unter gewissen Bedingungen 
quantitadv derart steigern, dass eine Neubildung 
anftritt. Den Beweis hierftlr leitet M. zunichst aus 
dem mikroskopischen Verhalten des peripherischen 
Verlaufes der Nervenfaser her , indem er zeigt , dass 
die Fasern cerebrospinalen Ureprungs, von Schwann’- 
scher Scheide umgeben , kein gleich bleibendes Aus- 
sehen in ihrem Verlaufe darbieten, da der Inhalt der 
Schwann ’schen Scheide an gesonderten Stellen der 
Continuitftt eine Anhilufung von Substanz bildet, die 
sich vom Nervenmarke scharf unterscheidet. Indem 
dann das Nervenmark seine physikalischen u. chemi- 
schen Eigenscbaften ablegt, geht es in die Kerne 
liber, welche nicht wirklich freie Kerne, sondern 
Zellen mit charakteristischen Kernen darstellen. Da 
also an gewiSscn Stellen der in der Peripherie ver- 
laufenden Nervenfaseru das Nervenmark schwinden 
kann , ohne dass eine Einbusse in der Funktion der 
erstem stattfindet, so wird der Acbsencylinder anch 
ohne Markumhtlllung die Funktion erffillen kttnnen. 
Ferner lehren die Nerven ohne Nervenmark , wie z. 
B. der N. olfactorius , dass dasselbo zur Aufnahme 
und Fortleitung einer Erregung nicht unbedingt 
nttthig ist. Die Morphologie erweist dann endlieh 
noch, dass die spate Bildung des Markes sekundarer 
Natar ist. Ferner wird zum Beweise des oben auf- 
gestellten Satzes und zurFrage nach dem Wesen und 
Wirken des Nervenmarkes die Veranderung, die 
dasselbe nach der Durchschneidung erfUbrt, heran- 
gezogen. Im Wesentlichen stimmt hier der Vf. mit 
Eichhorst und Neumann flberein. Das End- 
ergebniss ist, dass eine Alteration in dem chemischen 
und morphologischen Verhalten des Nervenmarkes 
und Achsencylinders eintritt, wodurch der zwischen 
beiden vorher bestehende Unterschied verwischt wird. 
Jedenfalls beweist die schnell auftretende Verftnde- 
rung des Markes nach der Discision , dass der Stoff- 
wechsel im Nerven kein sehr trager ist. Die nun 
des Langem beschriebenen Erscheinungen im cen- 
tralen und peripheren Stumpf sttltzen ebenfalls die 
Annahme, dass das Nervenmark nicht sowohl ftlr 
die eigentliche Nerventhatigkeit , als vielmehr ftlr 
die Unterhaltnng des normalen Stoffwechsels in Be- 
tracht kommt. Mit Eichhorst nimmt dann ferner 
der Vf. noch an , dass die oft anzutreftenden schma- 
len, in Bttndeln zusammenliegenden , mit reichlichen 
Kernen der Schwann’schen Scheide vereebenen Fa- 
sem neugebildete seien. 

Die Frage, ob ein cardinaler Unterschied beztlg- 
licli der bis jetzt erwfihnten Verhaltnisse zwischen 
den Bestandtheilen des Cerebrospinalsystems und 
des sogen. sympathischen Nervensystems bestehe, 
filhrt zum zweiten Theil der Untersuchung: 
logi&che und physiologische Charakteristik des sym- 
pat/iisehen Nervensystems” . Nach Auseinander- 

setzung der bisher angenommenen Lehre fiber das 
Wesen des Sympathicus , fussend auf dessen ansto- 
mischem Bau , der ihm eine Sondemtellung hn Qe- 
sammtnervensystem anzuweisen scbien , kommt Vf. 

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1. Anatomic n. Physiologic. 


9 


m» der Band lOeMeraer Uebertegang mit Zngrnnde- 
tognag der thatsicMich gegebenen Verh&ltnisse za 
dem Ausspruche, class der Sympathies nicht sowohl 
(torch den Alleinbeeitz von schmalen , markhaltigen 
Ncrvenfuern , als vielmehr nnr dnrch einen aasge- 
sprochenen Reichtham an dieserFasergattong gegen- 
ttber den andern Theilen des Nervensystems ausge- 
eetchnet ist. Auch in der Anwesenheit markloser 
Nervenfasem im 8ympathicus lAsst sich kein speei- 
fisches Merkmal far diesen Nerven erkennen , — es 
giebt Nerven , die mit dem Sympathies gar nichts 
za thnn haben und kein Mark besitzen, — sondern 
es laasen sich nur einige EigenthQmlichkerten in Be- 
ing anf Ort, Anzahl und Vorkommen dieaer Faser- 
gattong nachweisen. Endlich bieten auch die beim 
Sympathies reichlich vorkommenden Ganglienzellen 
nichts von den ttbrigen Eigenthtlmliehes, sie erfahren 
hier nnr eine besondere rftumliohe Anordnung. Die 
Frage , worin nun die Bedeutung des im Sympathi- 
es gesteigerten Vorkommens markhaltiger , sebma- 
ler Nervenfasem liege, worin die Bedeutung der 
peripheren Ganglienzellen zu suchen sei , ftthrt anf 
dM Gebiet der experiment. Physiologie ; Vf. beginnt 
die Bespreehnng derselben mit einer l&ngem Ansein- 
aaderaetzung flber die Naturgeschicbte der peripheren 
Nervenaelie. Ohne anf die im Text in geachickter 
Weise erl&uterten Ansichten frflherer Autoren einzn- 
geben, fasaen wir hier des Vfs. Meinong kurz dahm zu- 
aammen, dass in den Nervenzellen darch die Nerven- 
zellenfortsitze Anlass zurBildnng nener Nervenfasem 
gegeben sei; dieBeobachtong lehrt nnr, dass die Ner- 
venzellenfortsfttze oft anf weiteStrecken mitdenFasern 
verlanfen, ibr endgflltiges Verhalten ist sehr wand el- 
bar nnd leider sehr oft nicht zn fixiren. Von Seite 
der Physiologie liegt nun gar kein Beweis vor, dem 
Sympathies die Einleitnng vasomotorischerNerven- 
erregung znznschreiben ; als Lei ter dient er so gat, 
wie die Nerven der Gerebrospinalaohse , in welchen 
aUein der primttre Erregungsvorgang elngeleitet wird. 
Man hat sich nun Beit l&nger Zeit daran gewflhnt, 
den peripheren Nervenzellen centrale Fnnktionen 
znznschreiben , man hat in ihnen, wie Vf. sagt, ge- 
wiasermaassen Filialanstalten von Him nnd Rtlcken- 
mark erbiiekt , namentlich urn die Bewegungen der 
von letztereu loegetrennten Organe za erklftreu. 
Wenn man aber 2 Arten- von Irritabilitilt snbstituirt, 
d. h. wenn man neben der in der heutigen Physio- 
logie dominirenden „Nearo-Irritabilitftt“, wonmter 
irgend eine unter dem Einflusse von den im Cerebro- 
spinalsysteme oder dessen peripheren Filialen ent- 
sprangenen Impnlsen entstandene Erscheinung zn 
denken ist, noch eine „aotomatische Irritabilitat“ an- 
nimmt, welche auch andere als Nerveneinflllsse , wie 
z. B. den Ehrfhus der ErokhrunggflOssigkeit , zom 
Znstandekommen fttr die Reizbarkeit der Gewebe 
feetstellt, so wflrden fllr die Bewegnngserscheinnngen 
losgetrennter Organe nicht me hr die peripheren 
Nervenzellen ala Filialen der Cerebroepinalzellen 
nOthig sein. Gad in der That besitzen wir in der 
Med. Jakrbb. Bd. 178. HR. 1. 


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Erfahrnng der neneren Zeit, dass isollrte Zellen, bei 
denen an einen Znsammenhang mit dem Cerebro- 
spinalsysteme nicht gedacht werden kann, „auto- 
matisch irritabcl" sind, in den Versuchen Kttbne 's 
flber Mnskelirritabilitilt , in den Untersnchnngen 
Engelmann’s flber direkte Reizung der glatten 
Muskulatnr nnd endlich in der mechanischen Reizung 
des Froschherzens von Rossbach, Belege genug, 
um wenigstens die Omnipotenz der „Neuro-Irritabi- 
lit*t“ bedentend in Frage zn steilen. 

Der Schwerpunkt der ganzen Arbeit aber scheint 
uns in den im 3. Abschnitte: „Darlegung der dem 
Sympadiicus eigenthilmlichen ki*tologi»chen Ele- 
mente “ niedergeiegten Untersnchungen nnd Reflexlo- 
nen zu Iiegen. Vier Sfttze sind es , in welchen der 
Vf. Im Grossen nnd Ganzen seine Meinung flber den 
uns bier beschkftigenden Gegen stand darlegt. 

1) Die Einleitung von Innervationsprocessen fln- 
det nnr Im Cerebrospinalsysteme statt. Dazn mfls- 
sen die dem Centralorgane entstammenden periphe- 
ren Nerven ausserhalb desselben eine Vermehrung 
ihrer Masse erleiden. 

2) In den dem vegetativen Leben vorstehenden 
Organen muss diese Massenvermehrang in viel be- 
deutenderem Grade vor sich gehen , als in den Or- 
ganen mit willkflriicher Bewegnng nnd bewnsster 
Empfindung, bei welchen letzteren dieselbe nahe der 
deflnftiven Endausbreitung von Statten geht. 

3) Die Ma88envermehrung der peripheren Nerven- 
snbstanz , und hierauf legt Vf. das Hauptgewicht, 
bedingt eine grflssere Energie der vegetativen Pro- 
cesse , die in dem Auftreten von Nervenzellen und 
von marklosen und schmalen markhaltigen Nerven- 
fasem ihren Ausdmck findet. 

4) Diese Spnren einer vermehrten vegetativen 
Energie sind imsogen. sympathischenNervensysteme 
bald nach dem Austritte der Nervenfasem aus den 
Cerebrospinalorganen. in scharfer Weise ausgeprtlgt. 

Da es dem Vf. gelungen ist , jedem beliebigen 
Nerven durch kflnstlicbe Eingriffe Anlass znr Bfl- 
dnng von Nervenzellen, von marklosen nnd von 
schmalen, markhaltigen Nervenfasem , also den Be- 
standtheilen des sogen. sympatbischen Nervensystems 
zn geben , so ftllt dadurch die centrale Bedeutung 
der peripheren Nervenzelle. Die Beweise hlerfflr 
leitet er aus den Verftnderungen am centralen 
Stnmpfe durchschnittener Nerven her, deren Zulflssig- 
keit in Betreff derAnwendnng auf vorliegende Frage 
er mehrfach betont. Im Wesentlichen werden Neu- 
mann’s und Eichhorst’s Versuche bestfitigt 
und wird hervorgehoben , dass sich Bilder ergaben, 
welche zeigten, dass die nen entstandenen Fasem 
aus der Conti nuitflt der alten hervorgehen u. dass sie 
die grOsste Aehnlicbkeit haben mit den von Bidder 
und Volkmann dem Sympathicus zuerkannten. 
In Betreff der Kemwncherung des Neorilemm (vgi. 
flbrigens dasReferat in unsera J&hrbb. CLVT1I. p. 123) 
weicht Vf. von Eiehhorst nnd Nenmann ab. 
Er leitet die sen entstandenen Kerne von den in 

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II. Hygieine, Diitetik, Phaimaholggie a. Toxikologie. 


der Umwandlung zurtlckgebliebenen Portionen der 
Schwann’schen Scheide ab. Diese Kerne erscheinen 
aber nicht allein in der Form sogenannter freier 
Kerne , sondern bUufig &ls kernli&ltige Zellen. Da 
nun aber die Beobachtung an verschiedenen Theilen 
des Sympathies lehrt, dass die morphologischen 
Charaktere der Nervenzellen eie nicht die Rolle von 
centralen Apparaten spielen l&ast , da ferner durch 
einen angelegten Schnitt die vegetativen Verbal tnisse 
cerebrospinaler Nerven in vdllig andere Bahnen ge- 
lenkt werden, so dass sich am centralen Stumpfe 
Nervenfasern und Nervenzellen bilden, die den gym- 
patliischen gleichen , so mfissen wir uns der Ansicht 
zuneigen , dass die neu eingefillirten Ern&lirungs- 
verldlltnisse entweder zu bestimmten Zeiten, oder 
inuner Anlass geben zum VVerden derjenigen Form- 
elemente , die ftlr den Sympathies als charakteri- 
stisch hingestellt sind. 

Das Sclilnsscapitel : ,, Revision der ThaUachen 
und Schlussfolgerungen “ bespriebt noch eine Menge 
interessanter , sich an den vorliegenden Gegenstand 
anreihender Details. Die Antwort auf die Frage 
nach der Erklarnng der in frflherStnfe der Entwick- 
lung auftretenden Anhkufung von Nervenzellen, zn 
einer Zeit, wo Nervenfasern noch gar nicht, oder 
sp&rlicli auftreten , lautet nach M. , dass die einmal 
aofgetretenen peripheren Nervenzellen, die bei der 
ersten Anlage ron Nervenfasern zurtlckgebliebenen 
Bildungszellen ftlr letztere darstellen. Mit des Vfs. 
Worten wollen wir noch einige von ihm neu formu- 
lirte Satze aus der allgemeinen Histologie und llisto- 
genese wiedergeben. 

1) Unter eingreifenden verfinderten Bedingungen 
des Stoffwechsels kdnnen faserige Elemente , die zu 
gewissen physiologischen Verrichtungen bestimmt 
sind , Hire morphologischen und chemiscben Eigen- 
schaften derart kudern , dass das Produkt dieser 
Verftnderungen mit derjenigen Bildungsenergie be- 
gabt erscheint, wie wir sie normal nur zu der Periode 
der embryonalen Entwicklung beobachten. In die- 
sem Zustande kann die veranderte Substanz der alten 
Faser Anlass geben zur Biidung sowohl von neuen 
Fasei-n dcrselben Art , als auch von solchen Forma- 
tionen , welche hergebraebtermaassen als Zellen und 
freie Kerne bezeiebnet werden. 


2) ZarBilduag der letxteren aad also akdit unter 
jeder Bedingung als aolche exietuende Zellen notb- 
wendig. 

3) Die Entstehung von Zellkernen 1st nicht dureh- 
aus geknUpft an die Existenz eines bereits vorhaode- 
nen, aus dem die neuen durch Theilung und Zer- 
kltlitung hervorgehen. Zellkerne scheiuen vielmehr 
durch eine im Detail noch nicht zu Ubersehende Dif- 
ferentiation frei im ZellenkOrper entstehen zukonnen. 

Nachdem der Vf. sich Uber die Faservermehrung 
im Sympathicus ausgesprochen , nachdem er Wal- 
ler’s und Schiff’s Angaben betreffs der Gang- 
lien in ihrer Beziehung zur normalen Ern&lirung vou 
Nervenfasern erSrtert und zu dem Kesultate gelangt 
ist, dass es im peripheren Nervensysteme Orte giebt, 
welche von hervorragender Wichtigkeit fllr die vege- 
tativen Verhaltnisse der Nerven sind , fragt er sich 
schldsslich , welche Funktion denn nun diese grosse 
Menge von Gebilden im Organisms erftllle , da nir- 
gends die Annahme gegrUndet eracheint, dass sie cen- 
tralen Funktionen vorstehe. Obwohl Vf. selbst einge- 
steht, dass es fllr endgllltige Beantwortung dieser Frage 
noch mancher Detailforschung bedarf, so steht er 
doch nicht an, nach seinen Erfahntngen zu behaupten, 
dass sie dazu dienen kOnne — namentlich in Ana- 
logic mit der Fettzelle — zu gewissen Perioden des 
Lebens mit ilirem staff lichen Inhalte fllr die Ernkh- 
rung der Nerven einzutreten. Die periphere Nerven- 
zelle wtlrde dann vielleicht als Vorrathszelle ftlr das 
periphere Nervensystem dienen. Damit erklftrt sich 
denn anch die in ihnen auftretende Neubildung von 
Kernen und Zellen, deren Vorkommnisse wieder 
analog denen in den Fettzellen aufzufassen sind. 

Wir haben im Vorstehenden nur skizziren kdnnem, 
da es uns zu wait gefUhrt und dem Zweck der Jahr- 
bttcher nicht entsprochen haben wtlrde , einen voll- 
st&ndigen Auszug aus dem reichhaltigen Materiale 
zu bringeu. Wir hoffen zuversichtlich , durch die 
kune Andeutung der interessanten Ponkte , die wir 
mit Fleiss oft in des Vfs. eigenen Worten wieder- 
gaben, die Aenderung bezeichnet zn haben , welche 
die hier entwickelte Lehre , falls sie sich auch von 
anderer Seite bests tigen sollte , ftlr die Auffassung 
mancher wichtiger Theile der Nervenphysiologie 
herbeiflthren wird. (Goldstein, Aachen.) 


II. Hygieine, Diatetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


511. Ueber den therapeutisohen Worth 
des krystallinisehen Stoffes in der AloS ; von 
Nelson C. Dobson zu Bristol u. W m. A. T i 1 d e n 
zu Clifton. (Med. Times and Gaz. Aug. 12. 1876.) 

Von den beidengewbhnlich benutzteh Alofisorten, 
der Al. socotrina und der Al. barbadenne , hat die 
eratere eine rothbraune Farbe, einen eigenthtim lichen, 
nicht gerade unangenehmen Gerucli und ist in dtlunen 
Stttckchen durchscheinend. Nach Befeuchtung mit 
Weingeist lassen sich in deraelben zahlreiche Kry- 
stalle wahruehmen , welche isolirt kleine bellgelbe, 


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in Wasser and Weingeist losliche Prismen darstellen 
und 14°/ 0 Krystall wasser enthalten. Vff. nenueu 
diesen Staff Socaloin oder Zanaloin , nach der Ab- 
st&mmung von Socotra oder Zanzibar. 

Die Aloe barbadeusis, von achwarzbrauner Farbe, 
muschligem Bruch und widerlichem, knoblaucharti- 
gem Geruche , zeigt mit Weingeist befeuchtet gleich- 
falls eine grosse Anzahl von Krystallen, welche unter 
dm: Beneuiiung A loin bekannt sind. Sie sind gleieh- 
falls prismatisch and in Wasser und Weingeist Ita- 
lic! i , unterscheiden sich jedoch von denen der Al. 


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II. Hygielne, DUMetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


sooo tr. dumb ibre gelbe FMw rad den geringem 
GehaH an Krystallwasser (5 4 /o). Vff. bezeichnen 
dieeelben mit dem Namen Barbaloin, 

Nenerdings kommt noch eine dritte Sorte AloS 
ana Natal im Handel vor, welche gelbe Parbe hat, 
aehr opak ist nnd keinen Geruch wahrnehraen lfisst. 
Dieselbe enthftlt gleichfalls zahlreiche Krystalle, 
•welche jedoch dllnne rechtwinklige Plfittchen dar- 
stellen, eine gelbe Farbe haben, nur wenig in Wasser, 
etwas mehr in Weingeist lfislich sind rad kein Kry- 
stall wasser besitzen. Vff. geben ihnen den Namen : 
Nataloin. 

Diese 3 verechiedenen Substanzen haben naeh 
Vff. folgende chemische Znsanunensetzrag : 

Socaloin = C ie H, s 0 7 ■+* 3 Hj 0 
Barbaloin = C tl H lg 0 7 -f- H g 0 
Nataloin = C 14 H, g 0 7 

Dieselben sind mithin im wasserfreien Zustande 
isomer. Mit Salpeterskure gekocht, geben jedoch 
die beiden erstern Chrysaminsiure , die letzte da- 
gegen Oxal- und Pikrins4ure. Sie sind dadurch von 
einander zn raterscheiden, dass beim Auftrfipfeln von 
Salpetersilnre das Socaloin seine Farbe fast gar nicht 
verfindert, das Barbaloin eine schnell verschwindende 
scharlachrotbe, das Nataloin aber eine blutrothe, nur 
durch den Einfluss der Hitze verschwindende Fkr- 
bung annimmt. 

Hinsichtlich der Wirksamkeit des Aloin (des 
Barbaloin der Vff.) sind die Ansicliten bekanntlich 
noch sehr getheilt. Vff. haben mit alien 3 Sorten 
des Aloin in 50 Fallen, vorwiegend an erwaclisenen 
Milnnern, Versucheangestellt, bei denen siedasMittel 
mit Conserva rosarum , in einigen Fallen auch mit 
Seife zu Pillen geformt verabreichten. Nach den- 
selben scheint das Barbaloin die kr&ftigste, Socaloin 
und Nataloin gleich starke Wirkung zu besitzen. 
AUe drei Korper wirkten in der Gabe von 2 Grains 
(ca. 12 Ctgnnm.) mehr oder weuiger purgirend, das 
Barbaloin starker in der Verbindung mit Seife. Die 
Wirkung trat 2*/ s — 15 Std. nach dem Einnehmen 
des Mittels ein , war aber auch nach weit grdssern 
Gaben als die angegebene nie eine drastische. Die 
Wirkung ist flberhaupt sehr verachieden und un- 
sicher, Vff. haben die Ueberzeugung gewonnen, dass 
das Aloin weder starker noch vortheilhafter wirkt 
als gleiche Gaben der Aloe selbst ; vielleicht bewirkt 
es etwas seltener Leibschneiden als letztere. 

(Winter.) 

512. Ueber die Anwendnng der Tinktur 
and des Oeles des verdorbenen Mais als Heil- 
mittel von Impetigo, Chloasma, Pityriasis ; von Dr. 
Giaointo Rossi. (Riv. clin. di Bologna 2. S. 
VI. p. 115. Aprile 1876.) 

1) Frau P. G., Matter zahlreicher Kinder, wurde im 
Mai 1875 nnter heftigem Jncken am Kopfe von Pityriasis 
capitis furfur acta befallen. Bie erhielt jeden Morgen nnd 
Abend einen Kaffeelfiffel voll der aos verdorbenem Mais 
bereiteten Tinktur innerlich und musste den Kopf mit 
einer aus ranzigem Maisol und Fett bereiteten Salbe , an- 
statt welcher spSter Einpinselungen mit unyermischtem 


MaMI trot en.etmwi ben. Dm Jncken am Kopfe gab sfcfc 
bald ; aur complete n Heilnag des Kleienansschlags waron 

20 T. erforderlich. Anfanglich erzengte die innerlioh gt- 
nommene Maiatlnktnr leichte Nausea nnd Ructus. 

2) Die 7J&hr. M. L. erkrankte Im Oct. 1876 an 7m- 
petigo capitis ; die gesammte Kopfhaot war in den Pro- 
cess hlneingezogen nnd bedeckte sich nach der Entleenug 
gelblichrotlien Eiters aus den Pusteln mit einer derben 
braunlichen Kruste , nnter welcher sich Parasiten ent- 
wickelten und welter wuchsen. Es wurde jeden Morgen 
ein KaffeeKSffel der Tinktnr von verdorbenem Mais ge- 
reicht nnd Maisol eingcpinselt. Die Kr. klagte fiber all- 
gemeines Unwohlsein , Nausea und ein ungewohuliches, 
sich fiber den ganzen Korper yerbreitendes Hitzegeffihl, 
welche Beschwerden jedoch in wenigen Tagen wieder 
versebwanden. Die Knr danerte in diesem Fall 1 Moo., 
bewirkte aber vollkommene lleilong. 

3) Die Schwestern Rosa u. Maria P. hatten Chloasmcn 
von verschiedener GrSsse an den Brfisten und Armen, 
namentlich an der vordern 8eite der lets tern. Jncken 
oder anderweitige unangenehme Empflnd ungen warden 
durch dae Exanthem nicht vernrsacht. Durch die aobea 
angegebene Behandlung wurde binnen 36 T. Heilung er- 
zielt. 

Anch die Matter wurde von dem namlichen Uebel 
durch die Bepinselnngen mit dem Mais51, welches den 
Vorsog hat, anf den leidenden Theil direkt applieirt wer- 
den zu kfinnen und gegen (lessen Anwendung sich die Kr. 
niemals , wie gegen die innerliche Verwendnng stranben, 
in kfirxeeter Zeit befreit. (H. K 5 h 1 e r.) 

513. Ueber die physioiogisohen Wirkun- 
gen de» Colchicin; von Prof. J. M. Rossbach. 
(Arch. f. d. ges. Phys. XII. 6. p. 308. 1876.) 

Vf. giebt eine erschdpfende literaturhistorische 
Einleitung, aus welcher die geringe Uebereinstim- 
mnng der frflhern Beobachter fiber die wichtigsten, 
die Colchicinwirkrag betreffenden Fragen, z. B. 
dartiber , ob Colchicin vermehrte Ham s&ore au sschei- 
dung bewirkt oder nicht, mit Sicherheit hervorgeht. 
Seine eigenen Untersuchnngen beziehen sich I. aaf 
die Beeinfiuesung des Nervensx/stems rad der quer~ 
gestreiften Musleeln durch Colchicin. Die anf- 
fallendste durch gen. 8toff hervorgerafene Erscfaer- 
nung ist der bei Kalt- wie Warmbltttem nach Ein- 
bringung des Colchicin rater die Haut oder in den 
Magen hervortretende g&nzliche Verlust der Ernpftn- 
dnng, demzufolge die Versnchsthiere mit geschlos- 
senen Augen wie im tiefsten Schlafe daliegen, in der 
rabequemsten Stellung verharren und auch durch die 
heftigsten Schmerzeinwirkungen nicht erweekt wer- 
den kfinnen. Bei einigen Fr6schen gingen dem 
g&nzlichen Erlflschen der Reflexe tonische rad klo- 
nische Krfimpfe voraus (2 Ctgrmm. Colchicin innerl.) 
rad auch Kaninchen zeigten lebhaftere , von Vf. als 
Schmerzens&usserungen gedeutete Kdrperbewegun- 
gen. Das Stadium der tiefen Narkoae dauert bei 
alien Thieren viele Stunden bis zum Eintritt des 
Todes an. Colchicin lfthmt a) die peripheren sen- 
siblen Nerven rad b) die reflexvermittelnden Centren 
des Rflckenmarks, w&hrend die motorischen Nerven 
rad Mnskein ihre Erregbarkeit bis zum Tode bin 
beibehalten. Namentlich lassen die mittels des 
Myographion gewonnenen Znckungscurven von ver- 
gifteten und unvergifteten Froschmnskeln keinerlei 
bemerkenswerthe Unterschiede erkennen. Ob anch 


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IL Hygidne, DiAUtifr, Ptonfcih^ o. TogilMlogte. 


dieOuttraadesBewowteeim dureh das Gift baeiriuat 
warden , lAsst Vf. weges Mangels an Versnehen am 
Menschen bis auf Weiteres unentschieden. 

U. Herzbewtgung und Blutdruok ! werden im 
Widerspruch mit frflbem Angaben naeh Rossbach 
dtrrch Colchicin nur wenig modificirt nnd fAhrt na- 
mentlicli das Herz sclbst nach eingctretener LAh- 
Biung des Centralnervensystems fort zu pulairen. 
Frbsche erbielten 0.0Q5 — 0.02 Grmm. und zeigten 
danach nur ansnabmsweise ein vorflbergehendes imd 
sehr bald wieder dem normalen Verbalten Platz 
machendes Abainken der Pulafrequenz. Ebenso ver- 
batten sich Warmbltifeer nacli Einapritznng des Mit- 
tels in Gaben von 2 Ctgnnm. ; hler slnkt die Pnls- 
frequenz ebenfalLs Ausserst langsam. Aucb die Hdhe 
derHerzhube erleidet (gelbst wAhrend der Iqjektion !) 
kdne irgendwie auff&llige VerAnderung. Die Er- 
fegbarkeit des Vagus nimmt sehr allmAlig ab und 
tritt complete LAhmung der Herzhemmungsnerven 
erst kurz vor dem Tode ein. Naeh Iqjektion von 
0.1 Gram. Colchicin auf 6mal war die Reizung des 
Halevagiisstiimpfesnnter Veriangsamungder Contrak- 
tionen von sofortigem betrAchtlichen Anateigcn des 
Blutdrucks gefolgt; nach 0.22 Grmm. stieg derBlnt- 
druck ohne jede Aenderung der Pulsfrequenz , ein 
Verbalten, welches nacli Rossbach’s Untermiehnn- 
gen liber den Bauchvagns (Jahrbb. CLXVII. p. 13) 
mit Sicherheit den Selduss gestattet, dass nach LAh- 
mnng der zum Herzen gebenden Vagusfascm die 
den Magen nnd Darm versorgenden vasomotoriscken 
Fasern dcsscllien Nerven nocli nicht gelAhmt waren. 
Bei Kanincben warden arrbytbmische Herzcontrak- 
tkmen beobachtet. 

II I. Die Respirationtn werden immer langsamer 
aad seltener, bis aflmAlig in Lihmung des Athem- 
oen train begrttndeter respiratorischer Still stand ein- 
trttt. Nie treten dyspnoischeErsclicinungenanf; die 
Athemztlge gleichen denen eines Schlafenden. Nur 
bei Katzen kamen Unregelmftsaigkeiten , plbtsHeh 
der Retardation Plats machende Acceleration der 
Athmung nnd zum Tode fdbrende allgemeine KOrper- 
krftmpfe vor. Nieht dnrch HerzlAhmung, sondern 
dnrch Respirationslihmung tfldtet das Colchicin. 

IV. Magen- u. Darmschleimhaul werden nach 
Einverleibnng des Colchicin stark geschwellt, alle 
Geftsse der Schleimhaut stark injicirt und die Mucosa 
selbBt mit ausgetretencm , dem Schieim beigemisch- 
tem Blut bedeckt angetroffen ; wfthrend des Lebens 
bestehen Koliken , DiarrhOe und Erbrechen. Die 
Ursacben des Blntanstritts n. a. w. waren nicht zu 
ermitteln : Bauchvagus und Splanchnicus aind wAh- 
rend des grdssten Theils des Verlaufes nicht ge- 
lihmt. Auch die Nieren sind stark hyperftmisch 
und ihre Absonderung ist vermindert. 

V. Colchicin ist ein langsam wirkendes und erat 
naob Stunden sum Tode flihrendes Gift. Ueberein- 
stimmend mit Sehr off fand Vf., dass die Grfis ae 
der Gabe auf IntensitAt and Sohnelligkeit der Cob 
chjcinwirkung ohne Einfluss 1st. Das Herz schlftgt 


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nach erfolgtem AthnmngsstHIstande noeh fort and 
scheint Ben endlicher Tod nicht dureh das Colchicin, 
sondern durcli Kohlensfturettberladnng des Blutes 
herbeigeftlhrt zu werden. Nach dem Stillst&nde 
der Respiration nnd wAhrend das Herz aoch fort- 
BclilAgt auftretende KrAmpfe (bei Katzen) betrachtet 
Vf. als ErstickungskrAmpfe. Colchicin kdnnte nach 
Vf. als lokales AnAsthetikum vieileicht gebraucht 
werden. (H. K Shier.) 

614. Ueber den* Antagonlsnros der phy- 
siologisohen Wirkungen des Pikrotoxin nnd 
Chloralhydrat; von J. Crichton Browne. 
(Brit. med. Journ. March 27. p. 409; April 3. 
p. 444 ; April 10. p. 476 ; April 17. p. 506 ; 
April 24. p. 640. 1875.) 

Die Thatsache , dass Chloralhydrat die heftigen, 
nach Einverleibnng einer toxisch-leth&len Dosis 
Strychnin ausbrechenden tetanischen Convulsioncn 
zu mildern vermag, und die ErwAgung, dass die 
Wirkung des Strychnin im Wesentlichen mit der- 
jenigen des Pikrotoxin flbereinstimmt [ebcnfalls 
klonische und tonische KrAmpfe von grosser Heftig- 
keit und zum Tode fUhrend herbeiftlhrt] , veranlasste 
Vf., Chloralhydrat als Antidot des Pikrotoxin zu 
versuchen. Er glaubte von diesem Verfahren einen 
um so grOssem Erfolg erwarten zu dflrfen, als 
Pikrotoxin die Hirnfnnktionen weit mehr beeinflnsst 
als Strychnin und bekauntlich vom Chloralhydrat 
dasselbe gilt. Die Wirk ungen des Pikrotoxin waren 
nur mangelhaft bekannt, bis ROber an FrOschen 
ein komatbses Stadium, gefolgt von tonischen, spftter 
einen klonischen Charakter annehmenden Krftmpfcn 
und bcgleitet von abuonn verstArkten Inspirationcu, 
rCtardirter Herzaktion und verlAngerter Diastole be- 
obachtete , Erscheinuugen , welche auf Reizung der 
Medulla oblongata und des Vaguscentrum zu beziehen 
Bind. Vf. fand die Angaben Rflber’s durch Ver- 
suche , bei welchen das Pikrotoxin in Aether gelflst 
snbeutan applicirt wnrde, an Kaninchen bestfitigt; 
als kleinste toxisch-lethale Dosis ftlr Kaninchen wurde 
Vto Grain «= 0.003 Grmm. ermittelt. Symptome 
und Leichenbeftmd bei Pikrotoxinvergiftung Almeln 
denen bei Epilepsie ; das Auftreten von Opisthotonus 
ftUt mit dem Zeitpunkte, wo die Corpora quadri- 
gemtna vomGifte inMitleidenschaft gezogen werden, 
zusammen. Der Nach lass der KrAmpfe ist von Be- 
wegungslihmimg gefolgt. Stupor , Taumel und 
schlAfriges Wesen kommen aucb bei Kaninchen zur 
Beobachtong und beweisen die ASektion der Gehirn- 
hemisphAren. WAhrend sensible Roize keine KrAmpfe 
auslOaen, treten letztere bei jedem Versuche der 
Thiere , willkflrliche Bewegungen auszofUhren , auf ; 
dem Stupor geht ein Anfregungsatadinm varan. 
Pikrotoxin regt die Darmperistaltik stark an. In 
der Leiche wird Blutflberfllllung des rechten Herzens, 
aber keine LungeohyperAmie gef unden ; die Pupillnu- 
weitebieibtunverAudert; Pikrotoxin eraeogt Speiohel- 
fluss und vermehrt die Diurese. Respiration nnd 
Herzschlag sind im Anfange beschleunigt and viel- 


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II. Hyrieine, Dittetik, Pharaakowgie u. Toxikologie. 


flmli uurogetmAssig ; dieses Verhalten macht spater 
dem gegentheiligen Platz. Die KOrpertemperatur 
sinkt. Das Him wird atets von Blut strotzend , oft 
mit Himorrhagien an der Oberflftche angetroffen. 

Wnrde Kaninchen neben der genannten kleinsten 
toxisch-letbalen Doris Pikrotoxin 0.72 Gnnm. Chlo- 
raBiydrat beigebracht, so trat Wiederhcrstellung ein ; 
wurde 0.007 Gram. Pikrotoxin and 0.72 Gram. 
Chloral injicirt, so geschah dieses weit lnngsamer 
and nnter wiederholtem Auftretcn von KrSmpfen; 
wnrde die Pikrotoxindosis auf 0.01 — 0.04 Gram, 
geeteigert, so modificirten 1.2 — 1.5 Gram. Chloral- 
hydrat zwar den Verlanf der Pikrotoxin vergi flung 
nnd vcrzdgerten den tCdtlichen Ansgang, warcn 
jedoch nicht im Stande , das Leben der Thiere zu 
retten. Wurden toxisch-lethale Cliloraldosen zuerst 
md ernige Zrit nachher das Pikrotoxin beigebracht, 
so find rich die antidotarische Wirkung des letztem 
ebenfalls selir beachrSnkt, indem es nicht gelang, 
Kaninchen, welclie mehr als 0.24 Gram, ttber die 
Uemste toxisch-lethale Dosis von 0.72 Gram, pro 
1 Pfd. Kdrpergewicht Chloral erhalten hatten, durch 
Pikrotoxin das Leben zu retten. Die gen. Thiere 
erholten rich sogar , wenn rie die grossen Chloral- 
dosen ttberlebten , ohne Pikrotoxin eben so schnell, 
als wenn dasselbe angewandt worden war. Nnr 
sank die Temperatur und Athemfrequenz nacb der 
Chloralisirung weniger rapid , wenn Pikrotoxin ein- 
verieibt wnrde. 

Anf Katzen wlrkt Chloralhydrat weit langsamcr, 
aber weit nachhaltiger als auf Kaninchen und Meer- 
schweinchen, wkhrend Pikrotoxin die oben genannten 
Gentren eben so rasch und intensiv erst reizt und 
spfter paralysirt. Pikrotoxin 1st daher in sehr be- 
schrankten Grenzen ein Antidot des Chloralhydrats 
ftlr Kaninchen ; niemals darf ersteres spater als 
10 — 15 Min. nach derChloralisinmg injicirt werden. 
Pflr Katzen , bei denen slch die herzlahmenden Wir- 
knngen beider Snbstanzen addiren , fallt das anti- 
dotarische Verhalten beider zn einander flberhanpt 
fort. Bezflgiich der sehr zahlreicben (97) Versnche 
des Vfs. an Kaninchen and Katzen ist anf das Ori- 
ginal zn verwrisen. (H. Kohler.) 

515. Toxikologisohe Uittheilungen ; von 
Jules Simon n. Paul Rdgnard; James J. 
Palnam; Lanz; Francis H. Brown; John 
F. Hodges; F. Sabarth. 

Jules Simon n. Paul Rdgnard (Gaz.hebd. 
2. Sdr. XHI. 19. p. 290. 298. 1876) tkeilten Falle 
voar Jodismus nnd Aibuminurie nach Pinselungen 
der Hant mit Jod mit 

Bei einem kleinen Madchen wnrde wegen Eczema 
capitis Jodtinktur anfgepinselt Es zeigten sich Ver- 
giftangssymptome nnd Albnminnrie ; diese Zaf&lle 
wiederholten rich zweimai. Unter 11 andem, an 
deraelben Krankbeit leidenden nnd der n&mlichen 
Behaadlnng uaterworfenenKindem trat bei 4 Eiweiss 
im Earn anf ; eben so bei 2 grOssem, flrtlich mit Jod 
bahsidslfcen Madeken , wetehe vor dem Jodgebrauch 


eiweissfreren Ham gehabt batten. Bowie das Jod 
von der Hant abgewaschen wurde , liessen die be- 
drohliehen Erscbeinnngen nach nnd die Genesimg 
erfoigte. Interessant an dieses 14 Beobaohtnngea 
ist die Elimination des Jod durch den Harn nach 
Applikation auf die Hant , der dabei zu Stande ge- 
kommene Jodismus und die Aibuminurie. Ob es rich 
bei den grOssern Madchen (Phthisis pulmon., Tumor 
albus genu) , bei welchen die Epidermis intakt war, 
wirklich um Absorption des Jod von der Haut us, 
oder nm Einfilbrung desselben durch die dasselbe 
resorbirende Lungenschleimhant handelt, lassen Vff. 
unentschieden. Der Jodismus gehort bei dusserlicher 
VeTabreicbung des Jod nach Dumontpallicr zu 
den grOssten Seltenheiten , wahrend er bei 7 von S. 
nnd R.’s 14 Pat. anftrat. Es fragt sich daher, ob 
eine Idiosynkrasie , wie sie betreffs des Jodkalinm 
zur Beobachtvmg kommt , vorlag , oder ob man mit 
Rdgnard den Schwftciiezustnnd , die scrofuldse 
Diathese u. das jugendliche Alter als Grflnde betrach- 
ten soli , weswegen gerade diese Pat. dem Jodismus 
verfielen. Dieselbe Scbwierigkeit macht die ErklA- 
rong der Aibuminurie in vorstehenden Fallen. Jod 
nnd Jodkaiium sind nicht nur geschfttzte Heilmittel 
bei der Aibuminurie, sondem werden, Ortlich an- 
gewandt, auch von TuberkulOsen wochenlang gut 
vertragen. Anch den Grund , dass Jod in letzteren 
Fallen nicht als Jodkalinm , sondem als Jod in die 
Blutbahn — wo es freies Alkali genug autriflt — 
gelange, kann man nicht gelten lassen, sondem wird 
aDnehmen mOssen, dass bei mit besonderer Prftdispo- 
sition znr Entstehung von Morb. Brightii ausgestatte- 
ten scrofuldsen Kindern eine solche Irritabilitat des 
Nierenparencbyms bestebe, dass der Contakt des- 
selben mit Jod , bez. Jodkaiium eine Nephritis zn er- 
zeugen vermag. Filr die Praxis wird sich hierans 
die Regel ergeben, bei Jodpinselungen, sofera sie 
kleine , scrofulOsc Kinder betreffen , die grflsste 
Vorsicht in der Weise walten zn lassen , dass maa 
das fragl. Mittel weder auf sehr ausgedehnte Haut- 
partien, noch sehr oft applicirt. 

Dr. James J. Putnam (Boston med. and snrg. 
Journ. March 16. p. 296. 1876) prttfte die von 
Ashburton Thompson anfgestellte Theorie dee 
Zu stand ekommens der Phosphorver gif twig, wonach 
sich der Phosphor [was besonders, wenn er in Oel 
geldst ist, gesebehen soil] in uuterphosphorige Saure 
verwandelt , welche nicht nur selbst in hohem Grade 
giftig wirkt , sondem anch metallischen Phoeplior «n 
lOsen vermag , in B o w d i t c b’s Laboratorium expe- 
rimentell und gelangte zu Thompson's Hypotbese 
durchaus widersprechenden Resultaten. P. brachte 
abgewogene Mengen metallischen Phosphors in eine 
ebenfalls gewogene Quantitat 50°/ 0 iger LOsung von 
unterphosphoriger Saure , digerirte die Mischung bei 
gewOhnlicher Zimmertemperatur 4 Tage u. erwamte 
sie alsdann 1 8td. lang auf 60° C. Wurden hierauf 
die Phosphorsttlckchen und die davon befreite Saure- 
lOsnng ftlr sich aufs Neue gewogea, so fand sich, 
dass weder das eine , noch das andere an Gewfcht 


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14 


EL Hygielne, DiAtetik, Pharmakologie a. Toxibologfe. 


ab- oder zngenommen hatte , die tmterphosphorige 
Store (Personne, auf welohen sich Thompson 
bezieht , spricht von phosphoriger Stoi'e) also aU 
Ldaungamittel ftlr metallischen Phosphor nichl zu 
betrachten iat. 

Um zu erfahren, ob unterphosphorige SAnre 
toiische Eigenschaften besitzt, wurden einem Frosche 
2 Cctmtr. 5O°/ 0 iger LSsung der genannten Silure sub- 
cutan injicirt. Unter VerfArbung der Hant in Blass- 
bl&n und Erweichung sowohl der Haut, als der ftbri- 
gen Gewebe an der Injektionsstelle trat der Tod des 
Thieres binnen 24 Std. ziemlich ruhig ein. Das 
Here war schlaff und mit Blut strotzend angeftlllt. 
Von dcrselben LOsung veruraacliten 8 Ctgrmm. bei 
2 Frdschen nur 14 Tage anhaltencfe Depression, ein 
3. starb nacli 2 nnd ein 4. nach 5 Tagen; die Ver- 
ftnderungen an der Injektionsstelle waren die oben 
beschriebenen. Berechnet man die Dosis toxica der 
unterpliosphorigen Silure fllr den Mensclien nach dem 
mit dem des Frosches verglichenen Kdrpergewicht, 
so kommen etwa 8 Grmm. heraus, eine enorm grosse 
Gabe in EvwAgung, dass 3.75 Grmm. der 5O°/ 0 igen 
Lbsung von unterphosphoriger Stture 0.9 Grmm. 
Phosphor entsprechen. [HypophoepliitlOsung 1st be- 
kanntlich frllher als Specifikuiu gegen Lungentuber- 
kulose vielfach therapeutisch angewandt worden.] 
Da P. die toxische Wirknng der unterphosphorigen 
Silure ihrem SAnrecharakter beimaaas , versuchte er 
Injektionen mit verdflnntcr SchwefelsAure von un- 
gefAiir derselben Neutralisationskraft. Die flrtlichen 
Reiznngserscheinnngen waren vehementer, als bei 
der unterphosphorigen SAure, FarbenverAndenmg u. 
sonstige Intoxikationserscheinungen kamen jedoch 
nicht zur Beobachtung. T h o m p s o n’s Theorie ist 
somit falsch, und die Ursache, dass unter UmstAnden 
minimale Mengen Phosphor die bedrohlichsten Ver- 
giftnngssymptome hervorrufen , bleibt ebenso un- 
erklftrt, wie sie die grosste Vorsicht bei therapeu- 
tischer Anwendung des genannten Mittela nach wie 
vor dringend zur Pflicht macht. 

Drei FAlle von Kohlendunstvergiftung wurden 
von Dr. Lanz in Biel (Schweiz. Corr.-Bl. I. 12. 
p. 324. 1871) mitgetheilt, welche selbst jetzt noch 
ErwAhnungverdienen, da siebeweisen, wieschwierig 
der Nachweis der Ursache sein kann. 

1) Am 27. April wurde ein Reisender um 11 Uhr 
Vormittags in seinem Betl todt vorgefunden. Die Obduk- 
tion des noch mit einer lose angelegten Cravat te bekleide- 
ten , sorgfaltig zugedeckten und noch nicht vollig erkalte- 
ten Leichnams crgab beginnende Starre , Ansammlung im 
Eintrocknen begriffcnen weissen Schauma vor demMunde. 
Zahlreiche lividrothe Flecke an Wangen , Ohren , Scbnl- 
tem, Hinterflache der Arme, an den HandrAcken , den 
Schenkeln , Fuasen , dem Scrotum und dem Praia zeigten 
das Eigentbumliche, dass sie durch Druck mit dem Finger 
zum Verschwinden gebracht wurden. DieLippen und daa 
Zahnfleisch waren auffallend blass und die Mundhdhle mit 
dem erwAhnten blutig tingirten Schaume angefUllt. Kopf- 
haut , Galea , Periost , Schadelhdhle , Meningen , Schadel- 
basia , Sinus und Him selbst enthielten grosse Mengen 
sehr intensiv rothen Blutes , welches bei Durchscbnitten 
der Hlrnsubstanz Qberall punktfbrmig auftrat und auch die 
die Plexus ohortoidei bildenden Blutgefasse strotzend an- 


ffillte. Auch die Bronchi waren mit enbaaiaiger , bMg 
tingirter Fliissigkeit angefullt; Hypostase unten in dor 
linken Lunge ; im recbten Hcrzvorhof ein Blutcoagulum ; 
Leber und Milz bedeutend vergrdssert , Nieren sehr roth 
und etwas Urin in der Blase. Die Todesursaehe wurde 
in Apoplexia capillaris gefunden und der Befund in den 
Lungen auf den Todeskampf bezogen. Es wurde Kohlea- 
dunstvcrgiftung vermuthet ; Beschaffensein der Zimmer- 
luft und Offensein der Ofenklappe entfernten diesen Ver- 
dacht jedoch ganzlich. 

2) Am 24. Jan. ging eine Junge Frau gegea A Uhr 
Morgens in dem namlichen Zimmer mit dem Befebl zu 
Bett, ihr um 11 Uhr Bouillon zu bringen. Man fand sie 
znr angegebenon Zeit tief schlafend, stohnend, mit schnar- 
chendem Athem, beschleunigtem Pulse und sehr empflnd- 
lich gegen Hautreize. Auffallende Palpitationen des Her- 
zens und der Carotiden fehlten. Erst nach weiterem, 
8stundigem Scblaf in demselben Zimmer wurde Pat. zum 
Bewqsstsein zuriickgebracht. Auch die Ursache dieses 
Vorfalls blieb dunkel. 

3) Am 31. Jan. endlicb legte sich ein junger, krif- 
tiger Offlcier gegen 11 Uhr Abends in demselben Zimmer 
in’s Bett. Ein Freund, welcher ihn am folgenden Morgen 
besucben wolltc, erhielt auf Anklopfen keine Antwort. 
Da man ein starkes Sohnarchcn im Zimmer vernahm, 
wurde die Thur erbroehen, und obwohl die Luft nicht 
verdacbtig erschien und die Ofenklappe geoffnet war, 
oftnete man die Fenster. Der hinzugerufene Vf. fand 
den Pat. bewegungslos auf demRucken liegcnd mit schwe- 
rem , retardirtem und schnarchendem Athem , ublem Ge- 
ruch aus dem ringsum mit eingetrocknetem Scbaum um- 
gebenen Mnnde, geachiossenen Lippen, zusammengebte- 
senen Kiefem, umherrollenden Augen , injicirter Augen- 
bindchaut , sehr beweglichen Pupillen , heisser Oberhaut 
am ganzen Kdrper , steifen Armen , krampfhaft geballten 
Handen, deren Finger sich nicht strecken Hessen, vollem, 
nicht hartem Pulse von 90 und nicht ebcn stark pulsiren- 
den Carotiden. Nach einem Adcrlasse floss ein wenig 
Wasser aus der Wunde. Drei Stunden lang konnte Pat. 
nicht schlingen , dann kam , wahrend die Muskelkrampfe 
fortdauerten , das Gefuhl wieder; der Scblaf und daa 
echnarchende Atbmen dagegen hielten bis gegen 7 Uhr 
Abends, wo der Junod’scheSchropfstiefel applicirt wurde, 
an. Dann kehrte das Bewusstsein wieder ; Pat. antwortete 
auf Fragen jedoch noch verwirrt und' hatte noch nm 
10 Uhr grosse Neigung zum Schlaf ; er spnoh indeesen 
deutlich und der Krampf war voriiber. 

Hier war eine Hirnapoplexie auszusehliesaen 
(Puls; Pupillen). Man nahm vendee Hirncongestion 
in Folge von Vergiftung mit Kohlendunst an und 
fand diese Annahme daduroh bestAtigt, dass der (xnr 
Probe geheizte) Ofen fllr das kleine Zimmerchen viel 
zu gross befunden wurde und am obern Rande der 
nicht gut schliessenden Ofenthflr wenigstens 1" Oeff* 
nting blieb, so dass sich die Zimmerlnft — auch bei 
gedffneter Ofenklappe und gutem Zug — bestAndig 
mit den gllibenden Kohlen in BertLhmng befand und 
CO diffundiren konnte. 

Ueber Anenik-Vergiflung , bedingt durch mit 
arsenhaltigen Substanzen geferbte Tapeten, haben 
John F. Hodges in Belfast u. Francis H. 
Brown in Boston Beobachtungen mitgetheilt. 

John F. Hodges (The sanitary Record IV. 
p. 277. [Nr. 95.] Avril 1876) verlangt sehr ent- 
schieden , dass die Behorden eben so strenge Ueber- 
wachung des Verkaufs bunter Tapeten anorduen, 
wie solche bezflglich bemalten Kinderspielzengs nnd 
gefArbter Condi torwaaren schon stattfmdct. FAlle 
mit tOdtlichem A us gauge smd bekanntlich vorgekom- 


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15 


II. Hygietae, Dittetik, Phanakologie a. Toxikologie. 


mo usd eg soltto dem Laieapablikam der Umstand, 
d»8 die in den schdnsten, namentlich grtlnen Farben 
prangenden Tapeten gemeinhin bo viel Arsenik ent- 
halten, dasa letzterer, bez. cine Verbindung deaselben 
mit dem Fingernagel abgeachabt werden kann, bo 
lange vorgehalten werden, bis es keine Tapeten ohne 
Bescheinigung einea Handelschemikers, dasa sic 
arsenfrei 8ind , mehr kauft und in die Wohn- oder 
Schlafzimmer kleben lkast. Kinder und jugendliche 
Personen aind durch den Aufentlialt in aolchen Zim- 
mern besonders gefUhrdet , weil die Einpfiinglichkeit 
fllr die VVirknngen dea Giftes bei denaelben vorzuga- 
weiae entwickelt 1st. Erst vor Kurzem hatte II. 
Gelegenbeit , ein 4 J. altes Kind , welches in einem 
mit lebhaft grtlnen Tapeten ausgeklebten Zimmer 
achlief und nnter Conjunctivitis , Husten , Digestiona- 
storangen und Prostration erkrankt war, dorch Ent- 
fernen der arsenh&ltig gefundenen Tapeten vor den 
Wirkungen des Giftes zu bewahren und zu heilen. 
Nicbt zutreffend 1st der gegen die Gef&hrlichkeit die- 
ser Zimmerdekoration gemacbte Einwand , daas die 
araenige Sinre nur bei 66° C. , also einer sehr er- 
hdhten Temperatur, in den gasfftrmigen Zuatand 
flbergeht, deswegen, weil sich die Arsenpartikelchen 
leicht mechanisch abstosaen und abreiben, dem Staube 
and der Zimmerluft mittheilen und mit letzterer ein- 
geathmet werden. Noch grosser ist, wie bekannt, 
die Gefobrlichkeit der in Rede stehenden Tapeten, 
wenn sicb ana ilinen znfolge Aufklebens auf feucbten 
Winden Araenwaaserstoff entwickelt und der Zim- 
merlnft mittheilt. Gelbe und Ledertapeten euthalten 
nicbt selten Schwefelarsenik (Auripigment). Zur 
Prflfung der . verdilchtigen Tapeten anf Arsenik boII 
man nachH. ein filnfzigpfennigsttlckgrosses Fragment 
der Tapete in einer Untertasse mit einem TheelOfFel 
Ammoniakflflssigkeit flbergiessen. Ist Arsen vorhan- 
den , so fkrbt sich letztere in wenigen Minuten schOn 
blan ; trdpfelt man dann eine Spur Silbernitratldsung 
zu, bo geht das Blau wegen Bildung arsensauren 
Siiben in lebhaftea Canariengelb liber. 

Brown (1. c. p. 387. [Nr. 102.] June) giebt 
eise sehr ausfflhrliche Schilderung der bekannten 
Symptoms des chronischen durch den Anfenthalt in 
mit anenhaitigen Tapeten veraehenen Ziramern be- 
dmgten Areenicismua. Anch er verlangt strenge 
Deberwachnng dee Verkaufes derartiger Tapeten von 
Seiten der BehOrden. Die intereaaantesten der von 
Br. mitgetheilten (8) K ran kengeeehichten geben wir 
in Kflrze wieder. 

Frau A., 66 J. alt, in gfinstlgen finssern Verhiltnissen 
lebend , bewohnte dea Nachts , wShrend ale am Tage in 
astern Theilen des Uaoaes und in freier Luft verwellte, 
ein mit hellgTiiner Tapete beklebtee Zimmer; hier ent- 
wickelte sich, well der Anfenthalt in dem arsengeschwan- 
gerten Ranme stets ein vorubergehender war, das Uebel 
langsam. Erst S— 4 J., nachdem Pat. das erwahnte 
Sehlafzlmmer bezogen , wnrde ale unwohl und fuhlte atch 
n erechOpft und matt , daas es ikr , wiewobl an Pruhauf- 
stehen gewuhnt, schwer del, das Bett des Morgens zu vcr- 
lassen. Die Schwache nahm zn ; znweilen fuhlte sich 
Pat. zwar ganz kraftig , allein so wie sie eine Bewegung 
assffihren wolMe und naeb geisttger Anfregung kehrte da* 


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Okmnacbtsgefdbl zuruck. Pat. nahm sohnell am 36 Pfd. 
an KSrpergewicht and Fulle zu ; nach einigen Monateu 
machte dieser Zustand Abmagerung Platz. Die funktio- 
nellen Btdrungen in der Verdauungs-, Kreislaufs- and 
Nervensphire exacerbirten und remittirteu bis zum Juni 
1876, wo Pat. in Vfs. Behandlung uberging, periotliach. 
Zn dieser Zeit fand Vf. die Pat. im Bett licgend , mit 
kohl, trocken und rauh anzufuhlenden, motorisch gelahm- 
ten Extremitaten ; die Abmagerung war weit vorgescbrit- 
ten ; das sonst blubende, rothe Gesicht war blass, die ent- 
zuudete Zunge trocken , schrundig ; in der Mittc braun 
belegt und auch das Zahnfleisch erschien trocken und 
missfarbig ; Pat. hatte das tiefuhi , als wurde die Hand- 
schleimhaut mit Flanell abgerieben. Des Nachmittags 
stellte sich haufig Nausea ein , abwechselnd mit Geffihl 
von Drnck in der Magengegend , besonders beim Er- 
wachcn , Duratgefuhl , namentlich des Abends exacerbi- 
rend, und perversem Appetit oder Heisshunger. 8eit etwa 
3 J. trat periodiscbe Entleernng waaseriger StubJe von 
Kolik begleitet auf und wurde mit Diatfelileru in Zusam- 
menhang gebracht ; Blut war in den Faces nicht wahrge- 
nomuien worden. Brnstbcklemmung und katarrhalische 
oder Congestiverscheinnngen seitens der Respirations- 
organe fehlten ; nur die Augen waren zeitweise entzundet 
und die Sehkraft geschwaeht ; zuletzt konnte Pat. die 
Augen des Nachts nicht 5ffnen , ohne die Lider mit HOlfe 
zweier Finger auseinander zu ziehen. Ein Geffihl schmerz- 
hafter Ermudurg ptianzte sich von der Schadelbasis durch 
den Riicken nach der Lendengegend fort; oftmals war 
anch die Lebergegend schmerzhaft ; doch ging diese Er- 
scheinuug gewohnlich unter Auftreten von Diarrhoe wieder 
voruber. Wedcr nervfise Reizbarkeit , noch Depression 
bestand ; wohl aber fuhlte sich Pat. der Erffillung ihrer 
Pfllchten als Hausfmu nicht inrhr gewaehsen. Zweimal 
traten Carbunkel auf; Ausschlige anf der Hant aber 
kamen sonst niemals zur Beobachtung. Dor Schlaf war 
leicht gestiirt und oft erwachte Pat. unter Frostcln oder 
fleberhaftcr Anfregung. Endlich zeigten sich indenFussen 
and Knieen hauflg Krampfe, welche durch Friktionen und 
warme Ueberschlage bald gebessert warden. 

Alle bisher geschilderten Symptome waren, wenn 
Pat. von ihrer Wohnung entfernt war, weniger ausgespro- 
chen, traten jedoch wieder starker auf, sowie Pat. , von 
einer Reiee zuruckgekehrt , ihr Schlafzimmer wieder be- 
zog ; Beelnft bekam Pat. besonders gut. Da Malaria- 
siechthum auszuschiiessen war ,' liess Vf. die Tapeten des 
Schlafzimmers , in welchem die Kr. sich besonders matt 
und elend fuhlte, untcrsuchen uud fand in dem Arsen- 
gehalte derselben die Ursache des Leidens der Ver- 
dannngsorgane nnd des Nervensystems. 

Der Ehemann der Frau A., welcher da* gen. Zimmer 
nur selten betrat, erkrankte gleichwohl unter dyspeptischen 
Beachwerden, Trockenheit der Mund- und Zungenachlelm- 
hant , nahm an Korpergewicht zu und liatte ubelrieohen- 
den Athem. Dieses Unwohlsein hielt einen Winter fiber 
an , verschwand jedoch von der Zeit an ganzlich , wo Pat. 
das Zimmer mied. 

Eine andere Dame , welohe in einem grfin tapesirten 
Arbeitszimmer der Kunst oblag , zeigte ebenfalls Prostra- 
tion und bekam ein durch die gewohnlichen Mittel nicht 
heilbares Geschwur im Gesicht ; Abreissen der Tapeten 
bewirkte auch hicr in kfirzester Zeit Besserung nnd Hel- 
lung. Die fibrigen Kr. zeigten ebenfalls der Mehnahl 
nach Storungen der Digestion nnd Innervation ; bei einem 
Herrn waren Ncigung zu fleberhaften Zustanden und De- 
llrlen besonders ausgesprochen. 81e wnrden sammtlich, 
nachdem die arsenhaltig befnndenen Tapeten entfemt 
waren, geheilt. 

Eine Vergiftnng durch die Kdmer dee Gold- 
regent (Cytisue laburnum) hat Dr. F. S&bartli 
beaohrieben (Geaundheit I. 16. p. 243. 1876). 

Ein 4 J. altes Mfidchen kam 1 1 •/* Uhr Vorm. von etnem 
Besneb im Garten ihrer Freandin, wo sie mit letzterer mit 


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111. Pathologic, Tfcerapie u. medkiaieohe Ktiak. 


Gotdregea gmplett rad elaige sole be KOmer g egw e n 
hatte, lustig and anecheinend geeimd aach Hanse. Kanm 
hatte jedoch das Kind den ersten Blssen von einem gn- 
forderten Batterbrode im Monde, ala es in sohwanken an- 
ting, sich beim Gehen anhalten mnsste, fiber Uebelkeit 
klagte und sehr bald anch heftig erbrach, wobei jedocii 
koine KBrner des Ooldregens entleert warden. Stnhlgang 
erfolgte gleichzeitig unter gellndem Leibweh ; die Pupfllen 
waren sehr bedentend erweitert , die Aogen moistens ge- 
sehlossen. Mit leichenbleicber Gesichtsfarbe nnd blau- 
liehen Lippen lag die Kleine schlafend im Bett ; ihre Rnhe 
wnrde nnr dnrch das in halbstfindigen Pansen auftretende 
heftlge Erbrechen nnterbrochen. Die Extremititen waren 
sohwach and kfihl ; Sehmerz war nicht vorhanden , der 
Puls vfillig normal. 80 verlief der Nachmittag u. Abend ; 
Stnblentleernng trat nicht mehr ein and anch die Naoht 
verlief rnhlg. Am folgenden Tage hatte sich das Kind 
bis anf gelinde, mit Reaktionslosigkeit der Iris verbnndene 
Mydriasis, Blisse nnd Mattigteit nnd test vOyigen Mangel 


der Ksalust winder etMl Erst naah 3 Wosben trat 

jedoch vOliige Genesnng ein , zuletxt schwand die BUUse 

des Gesichts. 

Bei der Frenndin der Pat., welche mehr von den 
gen. Kdrnern venehrt hatte, trat die Intoxikstion mit den 
gleichen Symptomen , aber weit stormischer nnd naob- 
haltiger auf ; besonders heftig war die Diarrhoe , so dasa 
das Kind 3 T. das Bett huten mnsste. Im Erbrochenen 
fanden sich die verzehrten SamenkSrner des Goldregens 
vor. 

Das Cytisin reizt demnach die Magendsrm- 
schieimhant stark nnd paralygirt die Nerven (Schlaf, 
Sckwdche , Unfkhigkeit zum Gehen). 

In demselben Herbert hatte S. Gelegenheit , noch 
3 Ffille von Cytisinvergiftnng , wovon der eine tfldt- 
lich verlief, zn beobachten ; die Sektion konnte leider 
nicht gemacht werden. (H. K 0 h 1 e r.) 


III. Pathologfe, Theraple und medic! nische Klinik. 


516. Ueber Neurasthenie und ihr Ver- 
haltniss but Hysterie und but Anamie ; von 
Dr. V. Holst. (Dorpat. med. Ztschr. VI. 1. p. 14. 
1875.) 

Bevor Vf. ea versncht , die Neurasthenie als ein 
selbetetftndiges Leiden hinznstellen, rechtfertigt der- 
selbe zunfichst den von deu Amerikanem Beard 
und Rockwell eingefilhrten und von ibm acceptor- 
ten Ansdruck Neurasthenie. Diese Bezeichnnng ist 
insofern gerechtfertigt, als dnrch dieselbe eine Reihe 
von Symptomen, welche zu verschiedenen Benennun- 
gen Veranlassung gaben , wie : Nervenschwacbe, 
Nervositat, reizbare SchwKche etc., in einem Namen 
zuaammengefasst wird. Es soil durch diesen der 
Mangel an Nervenkraft analog der Anamie in Bezng 
auf das Bint angedeutet werden. Ein charakteri- 
stosdies klinischcs Bild der sogen. Neurasthenie ist 
auch von den erwihnten Autoren nicht gegeben 
worden. Das am meisten entsprechende Bild hat 
nnr Hasse (Lehrb. der Nervenkrankheiten) von 
dieser Krankheit entworfen, welcher Vf. eine selbst- 
stftadige Stellung gegenilber der Hysterie and An- 
kmie zuweisen mdchte. 

Derselbe versteht nnter Neurasthenie einen Zn- 
stand von eiiiOhter Erregbarkeit des ganzen, in- 
sonderheit abcr dessensibleuNerveosystems, welcher 
Zustand zugleich mit schnell eintrctender Erschbpfang 
verbtmden 1st Jeder Eindrnck , sei es aaf das Ge- 
mttth oder auf die Sinnesnerven , wirkt als flber- 
mftsslger Reiz auf daa gauze Nervenaystem , liierbei 
kommt es leiclit zu Reflexbewegungen und Empfin- 
dungen, Mitbewegungen nnd Mitempfindnngen. Als 
besonders wichtig hebt Vf. hervor , daas bei dieaem 
Zustandc auch die trophischen Nerven in Mitleiden- 
scliaft gezogen werden. In dieser Hinsiclit sind die 
Beobachtungen an nemSsen Personen von Wicktig- 
keit, bei denen in Folge |geringer Veranlassungen es 
afters zb sehr rejchlicber Sekretion der Nieren , der 
ThrinendrQsen oder auch der Schweisadrtisen kommt. 
Ebenao tritt nech nnr geringen GemUthseindriloken 
leiakt Diarrkde oder beiMknnern in dieaem Zustande 


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Samenergnss ein. Wird non so das vegetative Leben 
von jenem Zustande beeinflusst, so ist es einleuch- 
tend, dass hierbei der ganze Ernahrungszustand des 
Kfirpers leiden und es in Folge dessen zur Anamie 
kommen kann. Hierzu kommt ferner noch, dass in 
Folge der Mitleidenschaft des Sympathicus StOrun- 
gen in den GefUssnerven (Krampf oder Lakmnng 
derselben) eintreten. Vf. erinnert liierbei an die bei 
nervdsen Personen haufig beobachtete fliegende 
Hitze , an die oft plQtzlich auftretenden and bald 
wieder verschwindenden Oedeme (der Lippen , der 
Augenlider etc.). Die unregelmassigen Herzoon- 
traktionen bei nervdsen Individuen sind ebenso eine 
haufige Ersclieinung. Bildet sich aber in Folge der 
Neurasthenic anch Anamie aus , so hat diess natttr- 
lich einen doppelt unheilvollen Einfluss auf das Ner- 
vensystem ; es kdnnen hierdurch verschiedene Neu- 
roscn entstehen. Auf diese Weise k&nn es anch 
zn der Entstebung der Hysterie als einer allgemeinen 
Neurose kommen. 

Wie auf der ein on Seite eine allgemeine Anfiake 
in Folge der Neurasthenie eintreten kann , so muss 
anf der andern Seite anch zugegeben werden , daas 
Anftmie die Veranlasaung zur Neurasthenie gehen 
kann. Es ist wichtig , diese 2 verschiedenen 7a- 
stande genau von einander zu scheiden; zur Auf- 
stellung einer Differentialdiagnose Iassen sich folgeade 
Punkte verwerthen. Die Neurasthenie kann oboe 
naohweisbare organisehe Erkrankung beatehen, eie 
lasst sich dagegen stets mit Erblichkeit oder sllge- 
meiner Disposition zu Nervenkrankheiten in Verbin- 
dung bringen. Bei der Anamie dagegen finden sich 
gewbhnlich gewisae organisehe Erkranknngen odor 
es sind derselben atarke 8afteverluste vorausgegan- 
gen. Als eine Ansnahme hiervon stellt Vf. hOch- 
stens die Chlorose oder Oligocythamie wahrend der 
gesohlechtl. Entwicklung der Frauen bin. Beard 
und Rockwell ffthren noch als charakteristisch ftlr 
die Anamie die Gefassgerausche und den schwachen 
Puls an. Die auflalleiide Blisse des Gesichts und 
der Lippen kommt ebenfalls der Anfiiase ml Bei 


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III. Pathologie, Therapie n. medicinlsohe Klinik. 


17 


dieser soli ferner mehr nach kdrperlicher Anstren- 
gung, bei der Neurasthenic mehr nach geistiger eine 
anffallende Ermttdung eintreten. Letztere Affektion 
hat endlich Schlaflosigkeit und geistige Niederge- 
schiagenheit viel Ofter als die Anllmie zur Folge. 

Beztlglich der Aetiologie spielen bei der Neur- 
asthenic die Erblichkeit nnd gewisse Erkrankungen 
der Sexualorgane eine grosse Rolle. Ferner kOnnen 
flbermkssiger Geschlechtsgenuss , sowie geistige 
Ueberanstrengung , viel deprimirende Gemttthser- 
regungen ebenso gewisse physiologische Zustande 
wie Menstruation , Schwangerschaft etc. zur Ent- 
stehung der Nervositat beitragen. Endlich fllhrt Vf. 
auch noch gewisse giftige Substanzen an, deren h&u- 
figerGenuss zu jener Affektion geneigt machen kann, 
so der Tabak , das Opium u. a. m. Einfacher ge- 
stalten sich die atiologisclien Momente bei der An- 
imie ; hier sind es, wie schon erw&hnt, haufig Safte- 
oder Blutverluste oder langer bestehende dyskrati- 
sche Krankheiten, welehe die Veranlassung zurBlut- 
verarmung geben. In Folge dessen wird die An- 
amie mit Hebung der Grundkrankheit und durch 
Eisenprdparate schwinden , welehe letztere bei der 
Neurasthenic ohne alien Erfolg sind. Vf. giebt sich 
der Hoffnung bin , indem er zugleich auf die neuere 
Arbeit von Erb fiber Tetanie aufmerksam macht, 
dass vielleicht in Zukunft die erhdhte Erregbarkeit 
der Nerven bei der Neurasthenic direkt k clone nach- 
gewiesen werden. 

Um nnn die Neurasthenic von der Hysterie, 
welehe aus der erstern hervorgehen kann , zu unter- 
scheiden , sucht Vf. zunachst die Frage nach dem 
Wesen der Hysterie zu beantworten. Es sind schon 
viele Definitionen der Hysterie aufgestellt worden 
nnd Vf. ftihrt liier nnr die im AUgemeinen ttberein- 
8timmenden vonHasse, Beard und Rockwell 
nnd von B e n e d i k t an, von denen er der des letzt- 
genannten Autor den Vorzug einrftumt. Dieselbe 
lantet : „Die Hysterie ist eine Abart des physiologi- 
schen Seins — eine Diathese — welehe sich durch 
eine die Norm tlberragende Labilitat der Erregbar- 
keit des Nervensystems und durch abnorme Einfltlsse 
der verechiedenen Theile des Nervensystems auf ein- 
ander charakterisirt.“ 

So sehr der Zustand der Neurasthenic mit dieser 
Definition auch Ubereinstimmt, so halt Vf. , der An- 
riebt anderer Autoren entgegen, die wirklichen Para- 
lysen, diemotorischenwie sensiblen, fllr mehr charak- 
teristisch ftlr die Hysterie als ftlr die Neurasthenic, da 
diese nur einen „erhdhten Erregbarkeitszustand mit 
verfrllhter Erachflpfbarkeit“ darstellt und einen Un- 
ger danernden Zustand von Paralyse oder Anfisthe- 
sie nicht mit sich fUhren kann. Der Behauptnng 
deijenigen, welehe jede hysterische Paralyse nur fUr 
eine Reflexlahrnting , also abhangig von der gestei- 
gerten Erregbarkeit der Geftthlsnerven , erkUren, 
halt Vf. die Resnltate der neueren Arbeiten ent- 
gegen — Gall, Remak, Knssmanl, Leyden 
nnd Tiesler — , wonach Reflexparalysen nnr sehr 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 

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vereinzelten Fallen zukommen, dieselben vielmehr 
auf eine fortschreitende Neuritis zu beziehen sind. 
Nach Beard und R o c k w e 1 1 ist die Hysterie nur 
eine Steigerung der Neurasthenie nnd in der That 
ist es in klinischer Beziehung schwer, eine bestimmte 
Grenze zwischen diesen beiden Affektionen zu ziehen. 
Dennoch ist es aber gerechtfertigt, die Neurasthenie 
als selbststandige Krankheit zn betrachten. Die- 
selbe ist auch haufig der Ausgangspunkt von Geiatex- 
stdrungen. Solche Kranke, welehe unter dem Namen 
einer ,,beginnenden Gemttthsstbrung" oder „leichten 
Verstimmung“ in dazu geeignete Heilanstalten ge- 
bracht werden, leiden ohne Zweifel an einer zu Psy- 
chosen neigenden Neurasthenie. 

Was die Behandlung dieser Krankheit betrifft, 
so wurde oben schon angedeutet, dass in den Fallen, 
wo nicht Anamie die Ursache der Neurasthenie ist, 
die Behandlung mitEisen eine vdllig erfolglose bleibt, 
die Behandlung muss vielmehr auf dasNervensystem 
direkt gerichtet sein. Diess kann nach Vf. auf 3 
Wegen geschehen. 1) Die ursachlichen Momente, 
wie sie oben beschrieben wurden, mllssen so viel als 
mdglich aus dem Wege geschafft werden. 2) Die 
betreffenden Individuen mllssen sich au eine frische 
Gebirgsluft gewOhnen, einer allgemeinen Abhartungs- 
kur sich unterwerfen, dabei ein regelmassiges Leben 
besonders in Bezng auf Wachen und Schlafen, Ar- 
beiten und Ruhen ftthreo, oder Usst sich diess nicht 
‘durchfithren, so ist der Aufenthalt in einer Anstalt 
das Heilsamste. Von solchen Heilanstalten nennt 
Vf. besonders die Erlenmeyer ’sche zu Benndorf 
am Rhein, die von Dr. Otto Muller in Blanken- 
burg am Harz nnd endlich die Anstalt von Dr. 
Scliwabe in Blankenbnrg in Thttringen. 3) Es 
existiren Mittel, welehe direkt heilsam auf das ganze 
Nervensystem wirken, und hier sind es zun&chst 
pharmaceutische Mittel, welehe beillcksiclitigt werden 
mUs8en. Unter diesen hebt Vf. die ChinaprUparate 
nnd den Alkohol in Form des Weines hervor, welehe 
sich ihm in Fallen von Neurasthenie am erfolgreich- 
sten gezeigt haben. Ein besonderes Gewicht legt 
aberVf. auch auf die verschiedenen Methoden, durch 
aussere Reize die Energie des Nervensystems zu er- 
hbhen und wieder zur Norm zurUckzufUhren. Diess 
kann geschehen entweder durch den Gebrauch koh- 
lensaurehaltiger Thermen (der Soolbader, Rehme 
und Nauheim) und kohlensaurebaltiger Eisenwasser 
zu Badern, oder durch hydrotberapeutische Proce- 
duren (kalte Abreibungen etc.) oder endlich durch 
die von Beard und Rockwell zuerst eingeflllurte 
allgemeine Elektrisation. Dieselbe ist bisher wenig 
in Anwendung gezogen worden , sie wurde bis jetzt 
nur von B e n e d i k t , und zwar mit gutem Erfolge 
verencht. Die Methode der allgemeinen Elektrisa- 
tion bestcht darin , dass ein ganz schwacher Strom 
— am besten Induktionsstrom — nach und nach auf 
die ganze OberfiUche des Kdrpers geleitet wird. Vf. 
bedient sich zn diesem Zwecke einer mit feuchtem 
Leder ttberzogenen Kupferplatte von der GrOsse bei- 

3 


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18 


111. Pathologie, Therapie u. medicinlsche Klinik, 


der Fusssohlen , welche an die Fusseohle befestigt 
die eine Elektrode darstellt. Eine mit langem recht- 
winklig gebogenen Heft versehene Halbkugel von 2 
bis 3" Durchmesser stellt die andere Elektrode dar ; 
mit dieser streicht man non 5 — 10 Minuten lang 
fiber alle Korperstellen hinweg, indem man die 
St&rke des Stromes nach der Empfindlichkeit der 
verschiedenen Korperstellen einrichtet. Der Strom 
muss Uberhaupt nur so stark sein , dass er ein leich- 
tes Prickeln hervorruft. Vf., welcher diese Methode 
erst seit Kurzem anwendet, hat in 2 Fallen einen 
sehr guten Erfolg erzielt. (Htihn e.) 

517. Zur Therapie der Neuroaen ; von Dr. 
0. Berger in Breslau. (Sitzungsbericht d. med. 
Sektion d. scliles. Ges. f. vaterl. Kultur 1876.') 

1) Phosphor. B. hat den Phosphor in 22 Fallen 
von Neuralgie versncht , ist aber keineswegs in der 
Lage , die glftnzenden Resnltate der englischen 
Autoren best&tigen zu kbnnen. Zwar gelangten 
unter der Phosphorbehandlung 5 dieser Falle zur 
Heilung , doch waren diess erst seit kurzer Zeit be- 
stehende; in den fibrigen Fallen blieb das Mittel 
ohne Wirkung , obwobl die Mehrzahl derselben bei 
andern Behandlungsmetboden geheilt oder gebessert 
wurde. In 6 tiberhaupt ungcheilt gebliebenen Fallen 
war auch die consequente Anwendung des Phosphor 
ohne gfinstigen Einfluss. Demgemass erscheint seine 
so gertthmte antineuralgische Wirkung sehr proble- 
matisch , und Vf. kann , zumal bei der nngfinstigen 
Einwirkung des Mittels auf die Verdauung, nicht zu 
weitem Versuchen rathen. — Das Mittel wurde 
ferner in 6 Fallen einer eigenthllmlichen , bislier als 
selbststSndige Erkrankung wonig beachteten Neurose 
angewandt, fttr welche z. Z. keine bestimmte ana- 
tomische Grundlage existirt und die Vf. mit dem 
niehts prajudicirenden Namen der „Neuraslhenia 
certbralis “ bezeiclinen mfichte. Er versteht darunter 
einen Zustand pathologischer Erschfipfbarkeit der 
hfihern psychischen Funktionen, die zu beinahe voll- 
standiger Unffihigkeit zu geistiger Thiitigkeit ffihren 
kann , ohne dass irgend welche Symptome einer pal- 
pablen Lfision, sei es desGehims selbst oder anderer 
Organe, vovhanden sind. Els handelt sich nicht um 
eine Theilerscheinnng anderweitiger Erkrankungen 
oder allgemeiner Depression, sondern die Neurose 
tritt selbststfindig auf, als hervorstechendstes Sym- 
ptom , um welches sich erst in zweiter Reilic andere 
Begleiterscheinungen (besonders flfichtige Sensibili- 
tfttsstdrungen) gruppiren. Sammtliche Pat. waren 
junge Manner aus den gebildeten Stfinden, die 
Melu-zahl zu Neuropathien pradisponirte Individuen ; 
gei8tige Ueberanstrengung bildete die haufigste Ur- 
sache dieser schweren , die Kr. oft fill* viele Jahre 
ihrem Benife entziehenden Erkrankung, welche wohl 
gewflhnlich — aber durchans mit Unrecht — in 
den Rahmen der „Hypochondrie“ einrangirt wird. 


') Fflr Uebersendun? elnes Abziiges dankt bestens 

W r. 


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Tern pin i empfahl gegen analoge Zustftnde („Hirn- 
parese“) den Phosphor als ein souverfines Mittel. 
Vf. hat auch nicht in einem dieser Ffille einen 
gfinstigen Einfluss constatiren kbnnen, selbst bei 
monatelaugem Gebrauche ; die Mehrzahl besserte 
sich hingegen bei entsprechend langer geistiger Rube 
unter gfinstigen klimatischen Verb&ltnissen (Alpeu- 
luft). 

2) Zincum phosphoratum hat B. in 15 F fillen 
verschiedener Nervenerkrankungen versucht (Neural- 
gie, Chorea, Singultus hystericus etc.), in Dosen von 
3mal t&glich 5 — 8 Mgrmm. , in Pillenform. Nur 
2mal zeigte sicli ein Erfolg bei Hemikranie ; die Pa- 
roxysmen erschienen weniger heftig u. von kttraerer 
Dauer. In alien andern Fallen konnte kein eut- 
schiedener Einfluss festgestellt werden. Bei lfinge- 
rem Gebrauche machen sich leichte Magenbeschwer- 
den geltend. 

3) Camphora monobromata. Das Ergebniss 
der von B. mit diesem Mittel in 36 Fallen von ver- 
schiedenen Neurosen angestellten Versnchen ist fol- 
gendes. a) Als Hypnoticum ist der Monobrom- 
kampher, selbst in Dosen von 1.0 — 1.5Grmm., fast 
wirkungslos. b) Von 5 Fallen von Chorea besserten 
sich 2 , kurze Zeit nach dem Gebrauche des Mittels, 
in den 3 fibrigen war keine gtinstige Einwirkung zu 
constatiren. c) Sehr wenig zufriedenstellend war die 
Wirkung bei Neuralgien (in 12 Fallen) und bei 
Hysterie. d) GuteErfolge wurden bei nervfisenHerz- 
palpitationen und bei Reizungszustanden der Uro- 
genitalorgane constatirt. e) Geradezu entscheidend 
— in negativem Sinne — waren die Versuche in 
6 Fallen von Delirium tveinens. Allmfilig gestei- 
gerte Dosen, bis zu 0.5 — 1 Grmm. halbstfindlich 
(ohne dass die sorgftlltig controlirte Temperatur 
einen Abfall zeigte), bewirkten keine Bemliigung der 
Kr., wfihrend der Gebrauch des Chloralhydrat von 
promptem Erfolge begleitet war. In einem einzigen 
Falle erfolgte die Genesung ohne Anwendung eines 
andern Medikaments, nach Verbrauch von 1C Grnam. 
Camph. monobr., allein erst nach Gtfigiger Dauer 
des Delirium, so dass in Rficksicbt auf die fibrigen 
Falle u. namentlich bei dem Mangel einer momentan 
beruliigenden Einwirkung die Heilung hier als spon- 
tan eingetreten aufgefasat werden muss. Vf. muss 
daher von weitern Verauchen mit dem Mittel beim 
Delirium tremens eutschieden abrathen. f) So weit 
nur wenige Falle und eine relativ kurze Beoback- 
tungsdauer zur Beurtheilung ausreichen, erschieu 
der Einfluss des Mittels auf epileptische ZustAnde 
sehr fraglich. Im AUgemeinen wurden Dosen von 0.1 
— O.G Grmm. 3 — 4mal pro die gegeben, theils in Pul- 
verform (meist in Gelatinkapseln), seltener in Pilleu. 
Zur Bestimmung der Maximaldosis , bis zu welcher 
gestiegen werden darf, cmpfiehlt sich die Controle 
der Temperatnrmessung ; sobald ein Sinken unter 
die Norm eintritt, muss die weitere Anwendung 
sistirt werden. Bei grbssern G&ben empfiehlt es 
sich , sie refracta dosi zu geben — um so melir , als 
ziemlich hiinfig Mageubcschwerdeu beobachtet wur- 


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111. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


19 


den. — A Lies in Allem glaubt Vf. sich Uberaeogt zn 
haben, dass die Bedeatung des Monobromkamphers 
fiir die Therapie der Nervenkrankheiten von den 
fmnzdsischen Antoren sehr flberschatzt wird. Immer- 
hin empfiehlt es sich, in geeigneten Fallen (d) weitere 
Versnche damit anzostellen. 

4) Bonrneville hat vor Kuraem mehrere Be- 
obachtungen von Hysteroepilepsie und Epilepsie ans 
Charcot’s Abtheilnng in der Salp&rifere mitge- 
theilt, in welchen die methodische Applikation des 
Eises von gfinstigem Erfolge begleitet war. Bei 
Ovarialhyper&athesic wurde die Eiablase with rend 
mehrercr Stunden am Tage auf die Ovarialgegend 
applicirt, nnd bei dicser Behandlnng erschienen die 
hvsteroepileptischen Anfhllc weniger haufig und auch 
der Allgemeinznstand bessertc sich. Uebcrdiess 
konnte durch recbtzeitigc Anwendnng des Eises der 
Ausbrucli eines Anfalls — angekttndigt durch eine 
ovariale Aura — verhiitct werdcn. Auch bei selir 
schmerzhaften Ilerzpalpitationen hysterischer und 
epileptischer Natnr erwies sich die Applikation der 
Eiablase auf die Herzgegend sehr vortheilhaft. 
Diese wfthrend lingerer Zeit regelmissig fortge- 
setzte Behandlung blieb zwar ohne Einfluss auf 
die schweren epileptischcn Anfttlle, verminderte aber 
in sehr bemerkenswerther Wcise die Anfhlle des 
„Petit Mai". Vf. berichtet von zwei bereits vor Jah- 
ren beobachteten Fallen schwerer Hysteroepilepsie, 
in welchen die mehrstflndige Applikation der Eis- 
blase auf die hyperisthetische Ovarialgegend stets 
in prompter Weise den drohendcn Anfall coupirte. 
Auch bei hartnickigem Singultus hystericus hat sich 
ihm wiederholt die Applikation auf die Halswirbel- 
sinle bcwahrt. Ueberhaupt verdient die bereite 
seit einem Dccennium von Chapman eingeftthrte 
„Thormotherapie" der Wirbelsiule bei verschiedenen 
cerebrospinalen Affektionen eine ausgebreitetcrc An- 
wendnng, als sie in deutschen irztlichen Kreisen ge- 
funden zu haben scheint. 

518. Neue Boobachtungen uber Akro- 
dynie. 

Historische Vorbemerkuny. Im J. 1828 trat 
in Paris eine bis dahin unbekannte Krankheit epide- 
mi8ch auf, welche die damaligen Aerate nacli den 
beiden licrvorstechendsten Symptomen, den Glieder- 
schmerzen und der Hautverffirbung, entweder „ Akro- 
dynie" oder ,, Erythema epidemicum" genannt haben. 
Die Krankheit erschien zucrst in den Wintermonaten, 
steigerte sich im Frilhjahre und hatte bis zum Beginn 
des Sommers bereits melirere Tausend Menschen er- 
griffen. Im Herbst minderte sich die Zahl der 
Ergriffenen in auffallender Weise nnd im Winter 
1828/29 traten nur noch vereinzelte Falle auf; im 
Frilhjalir 1829 nahm die Krankheit einen neuen 
Anfschwung, erlosch aber scblllsslich im Winter 
1829/30 vollstandig. Die ersten Pat. waren tiber 
die ganze Stadt zerstreut, bald aber wurden die Sol- 
daten mehrerer Kasernen, die Bewohner der Ver- 


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sorgungsanstalten, die Gefangenen etc. ergriflfen, und 
zwar so, dass nur wenige Einzelne verschont blieben 
und fastAlIe gleichzeitig erkrankten. Einzelne Vor- 
stkdte und Quartiere wurden durchgkngig durch- 
seucht. Ansserhalb Paris wurde derselbe Sympto- 
mencomplex in nnr wenigen Orten , z. B. in Meaux, 
Troyes, Coulommiers, Soissy-sous-Etiolle , St. Ger- 
main-en-Laye beobachtet. Im Ganzen sollen gegen 
40000 Menschen befallen worden sein. — Der Ver- 
lauf war folgender : die Krankheit begann mit Ma- 
gendrUcken , Appetitlosigkeit , Uebelkeit, Erbrechen 
und Kolikschmerzen , woran sich gallige oder dfinn- 
flfissige, zuweilen auch blutige Diarrlide anschloss. 
Gleichzeitig oder etwas spitter trat eine Rotliung der 
Augen , besonders der Augenlidr&nder , mit stechen- 
den Schmeraen, Liclitscheu und Thriinenfliiss auf, 
zuweilen auch Coryza und Pharynxkatarrh ; haufig 
war Oedem des Gesichts, wobei dassclbe fleckig ge- 
rfithet oder auch starker erblasst erschien. Hatten 
diese Anfangssymptome einige Tage bis 2 Wochen 
gedauert, so begannen die Kr. fiber prickelnde Em- 
pfindungen in den Zelicn und Fingem und stechende 
Schmeraen daselbst zu klagen. Diese Seusibilitftts- 
stflrangcn verbreiteten sicli aufwarts langs der Beiue 
und langs der Arme, zuweilen bis auf den Unter- 
leib, die Brust und den Hals. Das Tastgeftihl war 
dabei, namentlich in den Ffisscn, abgestumpft, Uber- 
haupt waren die Fttsse und die untern Extremitaten 
starker ergriffen als die liande und die Arme. Pa- 
rallel diescrNcurose ging der Ausbruch eines flecken- 
artigen Erythema oder eincr erysipelatosen Rfithe, 
auch wurden Quaddeln und blasenfbnnige Erhebun- 
gen der Epidermis beobachtet. Nach nnd nacli 
wurde die Haut derb, pergamentartig, gerunzelt und 
durcli Pigmentirung dnnkel , selbst schwarzlich ge- 
fftrbt. In den Solilcn und den Handflaclien bildeten 
sicli dicke, homartige Auswflcbse, die Nagel wurden 
lang, gekrflmmt und unter heftigen drtlichen Sclimer- 
zen wuclierte die umgebende Pnlpa wallartig fiber 
den Nagel hinttber. In den Gelenkfaltcn, am Unter- 
leibe, um die Brustwarae, am Halsc, zuweilen selbst 
am ganzen Kfirpcr sahen die Kr. wie Sckomstcin- 
feger aus , bei Andern bedingte die rissige vertrock- 
nete Epidermis Farbungen, als ob sie mit Spinn- 
gewebe Uberzogcn ware. — In heftigen Fallen stei- 
gerte sicli die Neurose zn Krampfen und Lahmungen 
in den befallenen Gliedern , wobei diese ddematfis 
wurden und scblfisslich abmagerten. Die Krampfe 
kamen anfallsweise , waren auch manchmal auf eine 
Seite beschrfinkt. Oertliche oder auch allgemeine 
Schweisse waren nicht selten. Manclie Pat. litten 
auch an Dysurie. In dieser Weise zog sich die 
Krankheit einige Wochen und selbst mehrere Monate 
hin. Nach der allgemeinen Desquamation ver- 
schwanden die Verfftrbungen , das Gefllhl und die 
Beweglichkeit kehrten zurilck, Schwache und Steifig- 
keit in den Gliedern wurden jedoch noch lange em- 
pfunden. Manche, im Ganzen jedoch nur wenige 
Personen , starben an Marasmus , besonders solohe, 
bei denen die Stfirungen Seitens der Yerdauungs- 


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111. Pathologie, Therapic u. medicinische Klinik. 

organe heftiger geworden waren und wAhrend des plication avec le cholera et la dysenterie, ses rapports 
ganzen Verlaufs angehalten hatten. avec le scorbut et la gangrene causde par le 

Die Krankheit ist von A n d r a I , C h o m e I und froid“ berichtet der Leibarat des Schah von Pereien, 
Andern beschrieben worden, wortlber die Quellen Tholozan, in der Gaz. de Par. 41. 42. 44. 46. 
in dem Handbuche der historisch-geographischen Pa- 52. 1861 Folgendes. 

thologie von Dr. A. Hirsch (Bd. I. p. 468 — 472) Unter den Pat. der unter seiner Direktionstehen- 

nachzulesen sind. I den Lazarethabtbeilnng in Constantinopel kamen vom 


Man hat damals die Krankheit mit dem Pellagra, 
richtiger wohl mit dem Ergotismus in Verbindung 
gebracht, merkwtlrdiger Weise aber weder Mehl, 
noch Brod, noch andere Nahningsmittel weder che- 
mise!) noch mikroskopisch untersucht. Auf dieAehn- 
licbkeit mit der Trichinose istdurchLe Roy de M d - 
ricourt (vgl. Jahrbb. CXXX. p. 114) aufmerksam 
gemacht, ein Beweis durch nachtrkgliche Sektionen 
damals Erkrankter jedoch nicht erbracht worden. 

Scit 1830 war die Krankheit erloschcn und sic 
cntschwand dem GedAchtniss der Aerate fast voll- 
stAndig. Es mag dahin stehen , ob die nachstehen- 
den Beobachtungcn wirklich die charakteristischen 
Zttge der Pariser Epidemie an sicli tragen ; wir geben 
sie indesaen hier im Auszuge wieder. 

Der erste ist Chav eri at, welcher in der Gaz. 
des Hop. (18. p. 71. 1850) aus Barrier’s Ab- 
thehung im Hotel Dieu zu Lyon 2 FAlle mittheilt, 
cine 68 J. alte, bei der Weberei beschkftigte Frau 
und einen 18 J. alten kraftigen Fleischerburschen 
betrefend. 

Bei beiden Kr. traten mehr oder weniger blftu- 
lich-rothe Flecke auf, welche selir schnell verschwan- 
den , aber noch an demselben Tagc odcr am folgcn- 
den wiederkehrten. Diese Flecke zeigten sich an 
der Streckseite des Rniegelenks , der Fingergelenke, 
Bowie namentlich am innem Rande des Fusses und 
wiren Sitz schiessender , durch Druck gesteigerter 
Schmerzen. Ausserdem bestand das Gefllhl von 
Ameisenkriechen in der Fusssohle , Ahulich dem bei 
Bleivergiftung vorkommenden , und zwar bei dem 
jungen Manne in viel hdherem Grade als bei der 
alten Frau. Lctztere litt auch an deutlichen Ver- 
daunngsstdmngen und leichtem Fieber, wovon der 
junge Mann frei war. 

Abfllhrmittel wirkten bei der Frau so gtlnstig, 
dass sie sclion nach 10 T. vflUig geheilt abgehen 
konnte. Bei dem jungen Manne nil tz ten sie jcdoch 
gar nichts , eben so wenig ein Aderlass und Blutegel 
an den Kopf wegen an verschiedenen Stellen des- 
selben zeitweise auftretender Schmerzen. Dagegen 
verschwanden dieselben sofort , nachdem Blutegel 
nochmals an den Kopf und direkt auf die schmerz- 
haften Stellen der Ftlsse applicirt worden waren. 
Chav6riat glaubt in Folge einer reizenden Ein- 
wirkung der Egel auf die Haut, wodurch die ur- 
sprflngliche Reizimg verdrAngt worden ist. 

Hieraof folgt eine Beobachtung aus dem Krim- 
kriege. 

Unter dem Titel : „De 1’acrodynie qui s’est 
montrte en Octobre et en Novembre 1854 k l’arm^e 
d’Orient. Observations sur cette maladie , sa com- 


10. Oct. bis 10. Nov. 1854 insgesammt 24 Fftlle 
von Akrodynie zur Beobachtung. Danmter ent- 
wickelten sich 9mal die Symptome im Spitale selbst, 
die ttbrigen Kr. hatten die Anfangsstadien bereits in 
der Krim gezeigt. Die meisten Kr. waren Recon- 
valescenten , hatten entweder die Cholera oder cho- 
leriforme oder dysenterische Processe durchgemacht. 
Meistens begann die Krankheit mit einem Prickeln 
in der Haut , bisweilen mit einem Geftthl von Hitze, 
seltener von Kalte , zuweilen wechselten Hitze nnd 
Kftlte mit einander ab. Vorwicgend wurden diese 
sensiblen Stdrungen in der Nacht empfunden. Bei 
manchen Pat. gcsellten sich noch durchschiessende 
Schmerzen hinzu, auch hatten sie das Gefllhl des 
Eingcschlafeu- oder des Erstarrtseins in den befal- 
lenen Tlicilen. Die Soldaten , welche wahrend des 
Marsches befallen worden waren, klagten flber stum- 
pfes Gefllhl in den FUssen oder als ob sic auf Steck- 
nadeln gingen. Die genannten Empfiudungsstdrnn- 
gen waren am hAufigsten in den FUssen allcin , zn- 
weilen auch noch in den Bcinen und in den HAuden ; 
lmal wurde eine Hyperasthesic am OhrlAppchen, 
2mal ein Prickeln u. ThrAnen derAugen beobachtet. 
An den FUssen waren besonders der vordere Theil 
mit den Zehen und den NAgeln , die Verbindung der 
Phalangen mit dem Metatarsus, der innere u. Aussere 
Fussrand , die Ferse und die Kndchel ergriffen ; an 
den Bcinen die Wade, die innere Scite des Knies 
und die vordere FlAclie des Oberschenkels ; an den 
obern ExtremitAten waren es die Finger u. die Hand- 
gelenkgegend. — In der Nacht suchten die Pat. die 
kalten Stellen des Lagers, den Druck der Decke 
konnten sie nicht vertragen, auch nicht Einwickelun- 
gen. Oedemc kamen selir oft vor , auch im Gesicht 
wui-den dieselben beobachtet ; sie dauerten nm 1 wenige 
Tage, nur ein cinziges Mai wurde Anasarka und 
Albuminurie beobachtet. Dagegen kamen die flecken- 
formigen Erytheme nur bei einzelnen Pat. zum Vor- 
schein. — RUckfAlle wurden zuweilen beobachtet. 
Bei den meisten dauerte die ganze Krankheit 2 bis 

3 Wochen, die lAngste Dauer betrug 2 Monate. 

Vf. giebt eine kurac Charakteristik sAmmtlicher 
FAlle der Reihe nach. Darunter sind die letzten 

4 vom Vf. als anomal bezeichnet, welche wir kura 
hier folgen lasscn. 

21) Kin 23jahr. Soldat hattc nach 1 ', 5 monatl. Aufcnt- 
halt in der Krim einen Anfall von mit Diarrhoe verbun- 
dener Kolik bekommen , wonach eine auffiillijje Schwache 
der Beine zuruckblicb. In Constantinopel bestand diese 
Scliwache noch, inden Schenkeln, den Knieen, denWaden 
waren tiefsitzende Schmerzen nebst einem Gefuhi von 
Erstarrung vorhanden. 

2*2) Ein 26jahr. Artillerist war bereits kurz nach 
seiner Anknnft in Varna an einer fieberhaften Affektiou 


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111. Pathologie, Therapie a. medicinisehe Klinik. 


erkrankt gewesen, woaach die Ffisse und Beine anschwol- 
len. In der Krim hatte er Krampfe in den Handen ge- 
habt. Nachdem er eine heftige Diarrhoe mit Kolik fiber- 
s tan den, traten vage Schmerzen in den Extremitaten anf, 
in den Augen wnrde cin Gefuhi von Prickeln, in den 
Lidern ein Gefuhi von Starrheit , ira Kopf ein Gefuhi von 
Schwere angegeben. Dabei war grosse Neigung zum 
Schlaf vorhanden. 

23) Ein 27jahr., kraftiger Soldat war auf der Ueber- 
fahrt und anfanglich aueh in der Krira geaund gewesen. 
Die Krankheit begann dann mit Erbrechen u. Diarrhoen, 
denen sich Krampfe in den Waden und in den Fusssohlen 
zugesellten. Diese Krampfe blieben aueh nach Ablauf 
der Diarrhoe bestehen, hatten sich wahrend dee Marsches 
vermehrt , traten besonders Nachts und In der Kalte auf. 
Andere Symptome waren nieht vorhanden. 

24) Ein HOjahr. Marinesoldat hatte bereits auf der 
Hinfahrt ofters an Diarrhoe gelittcn, war aber in der 
Krim anfanglich gesund gewesen. Spater wiederholte 
sich dieselbe, Hemeralopic wurde gleichzeitig beobachtet. 
Die Diarrhoe war blutig , mit Erbrechen und Krampfen 
verbnnden. Danach trat eine Paralyse der Extensoren 
der Hand ein, welche 4 T. dauerte. 

In Atiologischer Beziehung trftgt die Arbeit 
Th.’a nichts zur Aufklfirung bei. Die Frage , ob 
eine verdorbene Nahrung schuld gewesen , wird gar 
nicht bertihrt. Vf. widerlegt nur die Ansicht, ala 
ob KAlte oder Seorbut die Ur&ache gewesen sein 
kfinnten. Ob aueh sonat die Akrodynie wklirend dea 
Krimfeldznges beobachtet worden , iat nicht geaagt. 
|Ea ateht (lberhaupt dahin, ob die Beobachtungen 
dea Vf8. mit Recht zur Akrodynie gehoren oder ob 
sie nicht lediglich ala aolche nervdae Eracheinungen 
zu betrachten sind , die man nicht selten in Folge 
erechdpfender Krankheiten und nacli Anstrengungen 
findet. Eine Vorliebe fUr eine beatimmte, an und 
fUr aich dnnkle Krankheitsspecies kann dann leicht 
dazu fiihren, 8olclie Bilder wiederzufinden. Mfig- 
licherweiae haben zum Theil aueh nervose Nach- 
krankheiten von Febria reenrrens vorgelegen.] 

B a r u d e 1 glaubt in den nacliatehenden 3 Fallen, 
welche er im Monat Mfirz 1859 im Milit&rapitale 
von Lyon zu beobachten Gelegenheit hatte, daa Vor- 
kommen einer sporadi*c/ien Akrodynie annehmen zu 
mflasen (Gaz, de Paris 40. 41. 1862). 

1) Ein 27jahr. Soldat, der im Arrest sass, hatte seit 
3 Tagen Oedem dea Gesichta, der Fusee und der Hande. 
Die Verdanung war gestort, es bestand eine leichte Bron- 
chitis. Pat. klagte fiber ein Prickeln in den Augen, fiber 
Ameisenkriechcn und Geffihl von Starre in Handen und 
Ffisaen. Das Gehen war dnrch lancinirende Schmerzen 
in den Beinen erschwert. An den Ffissen waren einzelne 
rothe Flecke aichtbar. Nach 8 Tagen waren dieae Er- 
scheinnngen verschwunden. 

2) Ein 23jahr. Soldat , wie der vorige im Arrest mit 
dem Znpfen von Wirrseide beschaftigt, war bei der Auf- 
nahme in das Spital bereits 4 — B Tage krank. Er klagte 
fiber Ameisenkriechen in den Fingern nnd Zehen, ferner 
fiber Stechen in den Beinen , Hfiften und Armen. Beim 
Gehen batte er das Gefuhi , ais ob er auf Dornen trate. 
Die Glieder befanden sich , namentlieb aueh die letzten 
Phalangen der Finger und Zehen , in einem Zustand der 
Contraktion , deren Ueberwindnng die Schmerzen ver- 
mehrte. An den Oberechenkeln , den Waden und den 
Vorderarmen bemerkte man flbrillare Zuckungen. Der 
Pat. litt ausserdem an Conjunctivitis , Bronchitis und er- 
heblichen gastrischen Stomngen , dabei bestand massiges 
Fieber. Die Haut des ganzen KBrpers juckte , Gesicht 


und Hals waren Sdematfis , die Arme und Beine gerothet 
nnd gescbwollen. Einige Tage spater traten noch krarnpf- 
hafte Zusammenziehnngen der Halsmuskeln , Bowie der 
Muskeln des Larynx hinzu. Dadurch wurde die DyspnBe 
noch gosteigert. Nachdem sich die Bronchitis gebessert, 
gingen anch (binnen 12 Tagen) die nervosen Storungen 
rasch zurfick. 

3) Ein junger Corse, zu 2'/jjahr. Gefangenscbaft 
* verurtbeilt und im Gefangniss ebcnfalls mit dem Reinigen 
von Flockseide beschaftigt, war mit dem vorigen gleich- 
zeitig erkrankt. Appetitlosigkeit , Erbrechen und Diar- 
rhoe, sowie heftige Bronchitis leiteten die nervosen Sto- 
rungen ein. Letztere bestanden in bctrachtlicher Schwache 
der Ffisse und Anne, in durciiBchiessenden Schmerzen in 
der Handflaehe und den Fusssohlen. Das Tastgefuhl war 
geschwacht, die Epidermis verdickt, im Uebrigen war die 
Haut der Hande und Fusse gerothet, das Gesicht ge- 
schwollen. Die Affektion dauerte ca. 2 Wochen. 

Vf. betrachtet die Krankheit als eine Art Spinal- 
irritation. Die Gefangenen arbeiten taglich 10 Std. 
in einer feuchten, warmen, sehr staubigen Atmo- 
sphire. Die Arbeit des Reiuigeaa der Seide iat 
8chwierig , 8ie geschieht im Stehen , wobei sich der 
Rumpf unter Strecken dcrArme wechselnd nachvora 
beugt und wieder gerade richtet. Aueh die andern 
Arbeiter klagten fiber grosse Ermfldung in den Ar- 
men und Beinen. In der Nahrung der Gefangenen 
konnte die Uraache nicht gesucht werden. 

Dr. T. Sauce rotte bezeiclmet die nacli- 
8tehende Beobaclitung ebenfalls als sporadiache 
Akrodynie (Gaz. dc Paris a. a. 0. 46. 1862). 

Ein 8jahr. Madchen wurde Ende Septbr. 1856 von 
Schmerzen in beiden Armen und unter der rechten Bmst 
befallen. Es stellte sich eine fleberhafte Brustaffektion 
ein : die Schmerzen gingen auf die linke Brusthalfte und 
auf die Bauchwand fiber, dann trat cine Schwellung nnd 
Rothung der Ffisse nnd Hande auf, ferner lancinirende 
Schmerzen in den Gliedern, flbrillare Zuckungen und 
Krampfe. Das Kind inagertc ab, vcrlor den Appetit, der 
Puls blieb frequent, als die Korperwarme nachliess. 
Spater stellten sich dysurische Beschwerden, DiarrhBe 
wechselnd mit Verstopfung und Erstickungsanfalle ein. 
Das Erythem der Extremitaten fuhrte zur Abschuppung, 
dann zu einer papulfisen Eruption. Die Schmerzen in den 
Ffissen und in der Bauchwand widerstanden sowohl den 
ableitenden, als den narkotischen Mitteln. Nach Verlauf 
von 2 Monaten bildeten sich am linken Bein 3 kleine Fu- 
runkel, diesen folgten nach melireren Erythempusteln am 
Stamme und den Gliedern , an den Handen kleine Ab- 
scesse. Die Krankheit dauerte fiber 3 Monate und hinter- 
liess noch eine bis zum niichsten Sommer anhaltende 
grosse Schwache. — Bezfiglich der Ursachen bemerkt S. 
nur, dass das Kind zwar arm war , aber keine ungesunde 
Wohnnng hatte und daas die Nahrung weder in Mats noch 
in Roggen bestand. 

S. erwahnt flbrigena noch 2 von Raimbert 
im J. 1843 bei 2 Wfichnerinnen bcobachtete Fillle 
aogen. sporadischer Akrodynie. Wir haben das Ori- 
ginal (Rev. mgdico-chirargic. T. III.) nicht nachleaen 
kOnnen. 

Die jflngaten Beobachtungen werden von A. 
Bodros (Rec. de m6m. de radd. etc. milit. 3. S. 
XXXI. p. 428. Sept. — Oct. 1875) erwfthnt, durch 
deren Verdffentlichung aich A. Laveran (Ebd. 
XXXII. p. 113. Mars— Avril 1876) veranlasat ge- 
aehen hat, nachtrkglich fiber Ffille aua dem mexika- 
nischen Feldzug zu berichten. 


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111. Pathologie, Therapie u. raedicinische Klinik. 


A. Bo dr os hat im Lager von Satory unter den 
dort befindlichcn Tmppen 14 Pillle einer nervdsen 
Erkraukung der Extremit&ten beobaclitet, wclchc er, 
wiewohl die Storungen Seitens der Digestiousorgane 
fehltcn, geneigt ist als Akrodynie zu betrachten. 
Skmmtliche Kranke kamen im Sommer (Juli u. Aug.) 
1874 znr Beobachtung und gchortcn demselben 
Regimente au. Vf. tlieilt 8 Ivrankcngeschicbten init, 
bei deren Kflrze sicb allerdings ein sicheres Urtheii 
nicht gcwinnen blast. 

1) Ein Soldat hatto vor 14 Tagen eine kleinc, sehr 
schmerzhalte Phlcgmone an der Nagelphalanx des linken 
Mittelfingers gehabt. Seit jencr IScit klagte er filter lan- 
cinirende Schmerzen in llandcn und Fusscn, namentlich 
in den Fingerspitzcn , die in der Naelit hcsonders lcbhaft 
waren. Gefuhl von Taubheit und Ameisenkrieehen war 
heim Ktehen bemerkbar. Hande und Kusse waren kalt, 
blau, mit klc’-rigem s©h weiss bcdeekt, die Finger- und 
Zehenspitzcn und die Nagel waren ganz bla«s. Die Sen- 
sibilitiit war vemiindert. Der Pnlsschlag war normal. 
Die Kusse waren mit llohstichalinliehcn Ekchymosen be- 
deckt. Im weitern Verlauf tratcn noch 3 Absccsse an den 
Fingern anf, deren bornartige Narben in der Mitte cinen 
schwarzen Fleck liatten. Im Sept, ging der Fat. ungc- 
hcilt in Heine Heiraath. 

2) Ein Soldat war wahrend der Parade plotzlich von 
Lfihmimg des reeliten Arms befallen worden , so dass er 
das Gewebr nicht mehr haiten konnte. Er empfand 
AmeiHenkriecben daselbst und aueh in der linken Hand. 
Fusse und Hande waren kalt, blau, schwitzcnd ; das Go- 
fiihl war abge»tumpft , ein dumpfer , massiger Schmerz 
wurde augegeben. Dlese Symptome bestanden 8 'l'age. 

3) Bei eincm Soldatcn hatte die Kranklieit vor 3 W. 
mit rothen Fleeken an den Handcn und Kriebebi in den 
FfiBsen begonnen. Cyanose , Kiilte , Schwcisso tratcn 
binzu. Die Haut der Finger und Zehen war rissig, die 
Epidermis schilferte »ich in Flatten al). Am Nagelglied 
des linken Daumens und Zeigeflngrrs waren 2 kleine.Haut- 
abscesse vorhanden. Im Monat Sept, war Pat. noeli nicht 
vollstandig genesen. 

4) Ein Soldat batte An fang Juli eine Blepharitis 
ciliaris gehabt. Trotz iler grosspn Wfirme konnte er im 
Bett kanm Hiinde und Ffisse erwarmen. L>iese Theile 
waren immer im Schweisse gpbadet, kalt, blau, dabei 
hatte er ditnipfe Sehmerzen. Am Daumen und ani Mittel- 
flnger der linken Hand waren unter den Nagcln 2 kleine 
Blntflecke, am linken Fussruekeu war eine Blutblasc vor- 
handen. Die Krankheit dauerte 2 Woeben. 

6) Ein Soldat bemerkte fruh beim Ankleiden, dass 
seine Finger unempflndlich geworden waren. In den 
naebsten Tagen traten lancinirende Schmerzen und 
Zueknngen in den Sehnen auf. Ekcliymosen waren nicht 
zn selicn. Bei dieaem einzigen I’at. waren Diarrhoc, 
Appetitlosigkeit und ein fieberhaftor Znstand vorhanden. 
Das Uebel dauerte 3 Wochen nnd hinterliess eine hoch- 
gradige Anamie. 

6) Bei einem Soldaten bestanden die Schmerzen, die 
Cyanose und die Kiilte seit einigen Woehen. Die Epider- 
mis der Hiinde war ganz losgoschalt , auf deni rechten 
Handriicken fanden sicb einige Fblyktanen. Die Fuss- 
sohlen schmerzten so , dass Pat. kaum gehen konnte, in 
der Naeht wechselte zuwciien in den Fiissen ein Hitzege- 
fuhl mit der Kaltc ab. Die Hiinde waren so gcfubllos. 
dass sie Fat. in heisses Wasser tauclien konnte . ohne es 
zu fuhlen. Die Krankheit dauerte noch 1 Monat. 

7) Wahrend einer Revue hatte ein Soldat einen dum- 
pfen Schmerz im linken Vordcrarm und linken Mittelfinger 
gespurt. Man sah weder Iiothe , noch Schwellung , die 
Cyanose war undeutlich, dieBewegungcn des Arms waren 
schmerzhalt. Es bestand starker fjchweiss. Im Uebrtgen 
war Pat. gesund. 


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8) Bei einem Soldaten traten an demselben Tage wie 
beim vorigen folgende Erscbeinungen ein: Kriebeln im 
rechten Arm, besonders in den Fingern , erschwerte Ben- 
gung und Streckung der letzteren, Schmerzhaftigkeit beim 
Druck. 

Ueber die Aetiologie weies B. nichts Beetiramtes 
anzugeben. Die Befallenen hatten keine andere 
Nahrtmg und filhrten Uberhaupt keine andere Lebens- 
wcisc, al8 ilire freigebliebeneu Kameraden. Aller- 
dings fand sicb bei dem Nachfragen , dass mehrere 
Andere achon Bekanntscbaft mit dieser Krankheit 
hatten , indem sie selbst davon befallen gewesen 
waren. Unter diesen wnrden noch 3 aufgefunden, 
bei welchen das Uebel chronisch geworden war. Der 
eine liatte mit Unterbrechungen von wenigen Tagen 
kalte, achwitzende, geftlhllose Hande und Ftlsse seit 
3 Jahrcn, rotbe Flecke und mkssige Schmerzen gin- 
gen den Anfalleu voran. Ein anderer hatte seit 2 
Jahrcn eine cyanotischc und eine wacbsbleicbe Hand, 
dabei kriebclnde Empfindnng , kleine Ekchymosen 
und Ab8chuppung der Epidermis, dabei sehr stark c 
Fus88cbwei8se. Der dritte endlieb, ein Officier, hatte 
vor 3 Jahren beftige Schmerzen ini rechten Mittel- 
finger bekommen , ctwas Schwellung und Rttthe da- 
selbst hatte sicb hinzugesellt. Gleichzeitig kam eine 
Otitis , welchc einen Monat dauerte. Drei Monate 
spftter , al3 Pat. nicht mein 1 an diese Zufalle dachte, 
bemerkte er, dass der Nagel dieses Fingers schwarz 
geworden war und die Fingerkuppe schwarze Punkte 
zeigte. Unter lancinirendcn Schmerzen wurde her- 
nach auch der Daumen befallen und am Mittelfinger 
entstand ein kleiner Abscess. Die Narbe zeigte 
noch bei der Untcrsuchuiig einen schwarzen Fleck. 
Jeder leichte Stoss an den Finger verusachte fort- 
wfthrend den hefltigsten Schmerz, aucli in der Kiilte 
warden beide Finger sehr schmerzhaft. Im letzten 
Jahre war aucli der Zeigefinger befallen worden. 
Da mau ein syphilitisches Grundleiden vermuthete, 
wurde eine specifische Kur durchgefiihrt, aber ohne 
Erfolg. 

A. Laveran bemerkt in Bezug auf voratehende 
Mittheilung, dass er gegen die Diagnose einige Zwei- 
fel liege. Nicht nur fehlten die Digcstionsstdrnngen, 
die in der Pariscr Epidemic charakteristiseh waren, 
sondern auch die Schmerzen in den Extremity ten, 
das Erythem und die Abscliuppung , dagegen liatten 
die Pat. Cyanose und ein Geftihl von Kiilte , wclcbe 
Symptome im Jahre 1828 nicht beobaclitet warden. 
Allerdings fehlten bei der belgischen Epidemie im 
Jahre 1840 (welche von L. Colin im Diction, 
encyclop. des sciences mdd. unter dem Artikel Ra- 
plianie bescliricben ist) aucli zuweilen das Erytlieui 
und die gastrischen Storungen, wahrend Cyanose u. 
Kttlte der Extremitaten bei einigen Kranken vorhan- 
den waren. Mfiglich , dass beide Krankheiten sehr 
fthnlieh sind. Solchc Fillle, wie sicBodros be- 
sclireibe , habe R a y n a u d (in dem von J a c c o u d 
herausgegebenen Dictionnaire, art. Gangrene symm6- 
trique des extreinites) als „Aspbyxie locale des ex- 
tr6mit&“ bekanut gemaebt. Man kdnne sie auch 
als „Akrocyanie“ bezeichnen. 


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23 


111. Pathologie, Therapie n. medicinieche Klinik. 


Der Pariaer Epidemic gleichen aber vollstftndig 
die Beobachtungen Bresson’s in Mexiko , welche 
bisher noch nicht durch den Druck verdffentlicht 
sind. Laveranistim Stande, hiertlber Folgendes 
mitzntheilen. 

Die Epidemie war lediglick auf eine Compagnie 
mexikanischer Freiwilliger und ein Bataillon algieri- 
scber Jager beschrankt. Diese Truppen wareu am 
14. M&rz 18G6 in Zitacuaro , 40 Meilen westlich 
von Mexiko gelegen , angelangt. Bereits auf dem 
Marscli daliin batten mehrcre Soldaten Uber Schmer- 
zen in den untern Extremitaten geklagt, die Fflsse 
waren leicht gescliwollen, die Zehen geriithet. Die 
Krankheit dauerte vom 20. Miirz bis 23. April und 
verier sich, nachdem die Truppen den genannten 
Ort verlasseu hatten. Ein Tlieil von der Mann- 
schaft , welche nacb den Minen von Anganguco ent- 
sendet war, wurde ebenfalls ergrifleu. Von 150 
Fuassoldaten wurden 89, von 70 Trainsoldaten und 
Keiteru wurden 23 befallen. Den Formen nach 
wurden gezflhlt: 

Leichte Akrodynie der Hande 4 Falle 

Schwere „ „ „ 1 „ 

Leichte . * Ffisae 42 

Schwere „ „ 11 * 

Akrodynie der Hande n. Fusee 2 „ 

Isolirtc Eraptionen .... 43 „ 

Isolirte Conjunctiviten . . . 9 „ 

Die Krankhheit dauerte in den leichten Fallen 
1 Woche, in den schweren 1 bis l l / s Monat. 

Der Symptomencomp/ex war folgender : Im 
Beginne klagten die Kr. (Iber MagenstOrung , Kr- 
brechen oder Brecbueignng , die Zunge war belegt, 
der Stulil verstopft, ofter noch diarrhoiscli , dabei 
bestand zuweilen leichtes Fieber. Diesen Vorboten 
folgte eine Scliwellung der Hande und Ftlsse , die 
Finger und Zehen waren wurstfSrmig gestaltet und 
ihre Bewegnngen waren gehindert. Die Haut war 
warm und an den Stellen mit diinner Oberhaut ge- 
rbthet , schmerzhaft bei Druck. Die Epidermis der 
Ilohihand und der Fusssohle war triibe, gelb, weiss- 
lich oder braim geworden , sie war dick und lflste 
sich ab. Auf dem Rtlcken der Filsse oder Hande 
schuppte sich die Oberhaut kleienfdrmig ab, von den 
Fereen lbste sie sich oft in einem ganzen Stuck ab, 
welches die Kranken als sonderbares Andenkcn be- 
wahrten. Schweissbildung fand nicht statt. Die 
junge Epidermis blieb langere Zeit schmerzhaft, was 
das Gehen zur Qual machte. Die Schmerzhaftigkeit 
beschrankte sich meist auf Hande oder Fflsse , zu- 
weilen war sie so stark, dass sie den Schlaf raubte, 
die Abschuppung machte diesen starkera Schmerzen 
ein Ende. Ansser dem Erythem an 1 linden und 
Fflssen kamen noch als Complikationen vor : Ekzeme 
des Scrotum und mehr oder weniger rcbellische 
Conjunctiviten. Manche hatten auch Erythem am 
Hake oder an der Brust, Urticaria, Herpes, Angina 
oder leichte Bronchiten. 

Ueber die Ursachen weiss auch L. etwas Be- 
stimmtes nicht auszusagen. Die Soldaten waren erst 
in del' heissen Zone gewesen , hatten dort die ende- 


mischen Krankheiten durchgemacht, dann waren sie 
nach Toluca (2658 Mtr. hoch) gekommen und hat- 
ten von den Krankheiten der kalten Zone zu leiden 
gehabt und zuletzt waren sie in die gemissigte Zone, 
nach Zitacuaro (2000 Mtr. hoch) lierabgestiegen. 
Die Soldaten selbst beschuldigten das Wasser als 
Ursache. Genauer nach den Schadlichkeiten im Ge- 
trink und in den Speisen nachzuforschen , ist Nie- 
mand eingefallen und somit lassen uns auch diese 
Beobachtungen vollst&ndig in itiologischer Hinsicht 
im Stich. (G e i s s 1 e r.) 

519. Ueber erbliche Uebertragung der 
Gicht; von Jonathan Hutchinson. (Med. 
Times and Gaz. May 20. 1876.) 

Wahrend jeder Schriftsteller zugiebt, dass Gicht 
vererblich ist, ist nach Vfs. Ansicht ausserst we nig 
geschehen , um die Bedingungen festzustellen, unter 
welchen Gicht von den Erzeugera auf die Sprfisalinge 
flbergeht, und dieModifikationen zu erflrtera, die sie 
dabei erleiden mag. Die Gicht bietet aber gcrade 
filr die wissenschaftliche Betrachtung dieser FVagen 
ein ergiebiges Feld , da sie eine sehr leicht erkenn- 
bare Ki’ankheit ist, die dazu neigt, lange in einer 
Familie heimisch zu bleiben, und nicht wie Tuber- 
kulose oder Syphilis gem todtgeschwiegen wird. 

Gewiss ist nun, dass in einer gichtischen Familie 
die jflngsten Kinder am ehesten und am starksten 
an hereditirer Gicht erkranken , umgekehrt wie bei 
Syphilis , wo die altern der Gefahr hereditarer Er- 
krankung am meisten auagesetzt sind. Der Grund 
filr diese Erscheinung liegt darin, dass die Gicht, 
wenn einmal von Seiten des Erzeugera acquirirt, 
mit den Jahren immer starker wird , dazu auch 
meist erst in altern Jahren in die Erscheinung tritt, 
wo die altern Kinder also schon der Gefahr der 
Anstecknng entronnen sind. Letztere ktinnen aller- 
dings auch eine constitutionelle Neigung zur Ent- 
stehung der Gicht nnter begflnstigenden Umstanden 
davongetragen liaben. 

Femer lasst sich jedenfalls mit Gewissheit be- 
haupten, dass die Uebertragung sicherer, die Neigung 
zur spatem Gichtentwickelung mehr ausgeprkgt ist, 
wenn beide Eltern gichtisch sind. 

Die weitere Frage, ob bei Uebertragung vom 
Vater allein oder von der Mutter allein sich eine be- 
sondere Eigentlillmlichkeit in Betreff des Geschlechts 
der erkrankten Kinder ergebe, lasst sich nicht be- 
jahen , wie diess ja auch bei andern erblichen Er- 
krankungen der Fall ist , und zeigt es sich , dass bei 
Eintritt von Gicht in jttngern Jahren die Madchen 
ebenso haufig ergriffen werden als die Knaben. 

Mit Beziehung auf direkte Uebertragung fragt 
es sich, inwieweit diese allein liinreicht, die Krank- 
heit zur Entwickelung zu biingen. Da die Kinder 
gichtischer Eltem wohl haufig schon dmlurch er- 
kranken , dass sie in unriehtiger Weise ernahrt und 
erzogen werden , so ware es wichtig , Falle zu be- 
trachten, wo Kinder gichtischer Eltem trotz mit Ab- 
sicht geleiteter antigichtischer Erziehung dennoch 


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III. Pathologie, Therapie a. medicinische Kliuik. 


erkranken. Wahracheinlich ist, dags, falls Gicht 
mehrere Generationen helmgesucht hat, dieselbe sich 
in ihnen mehr specialisirt and die Nachkommen desto 
sicherer sich unterwirft. 

Ein sehr eigenthllmliches , aber unbestreitbares 
Factum ist die Uebertragung der Gicht vom Gross- 
oder Urgrossvater auf Enkel, obne dass die da- 
zwisclien liegenden Generationen mit gelitten haben. 
Besonders merkwtlrdig ist diese Uebertragung bei 
oder auf Personen , die vbllig frei waren von gicht- 
erzeugenden Gewohnheiten. Uebersehen darf man 
dabei allerdings nicht, dass oft eine Generation ge- 
siind geblieben ist, weil sie vor Entwickelung der 
Gicht in frtlhen Jabren gestorben ist. Selir wahr- 
scheinlich muss Erblichkeit liberal! da zugestanden 
werden, wo bei einem vdllig entbaltsamen Mitglied 
der zweiten Generation sehr heftige Gicht sich ent- 
wickelte. 

Die wichtigste Frage endlich ist, ob bei erblicher 
Uebertragung die Gicht dieselbe bleibt. Stellen wir 
hier nun vorerst ala Definition der Gicht auf, dass 
der Mensch gichtisch ist, der zu recidivirenden An- 
fkllen von pldtzliclien und mehr oder weniger akuten 
Gelenkentzllndungen neigt, welche Deposits von 
harnsauren Salzen in den entztlndeten Partien hinter- 
lassen ; dass er an rheumatischer Gicht leidet, falls 
er Anfdlle von Gicht hat, ohne dass Salze abgelagert 
werden, so kann die Ablagerung von harnsauren 
Salzen , wenn aucli sehr wichtig aLs vdlliger Beweis 
fllr das Vorhandensein von Gicht, doch nur das Re- 
sultat einer Ursache sein, die wahrscheinlich zu man- 
chem andem Effekt in gleicliem Yerh&ltniss steht. 
Es ist die Constitution , die Neigung zu jenen Depo- 
siten, welche die Gicht charakterisiren, giebt — and 
kommt es auch alsdann bisweilen nicht bis zur 
Ablagening derselbcn, so ist dennoch Gicht vor- 
handen. Jedenfalls ist der Glaube richtig , der von 
„latenter, unterdrtlckter Gicht* ‘ spricht. Danach 
mllssen wir auch acquirirte Gicht als Ursache man- 
cher Erkrankungen erkennen, die nicht mit harn- 
sauren Ablagerangen einhergehen. 

Fragen wir danach , was denn ein Kind gich- 
tischer Eltern eigentlich erbt, so ist es wohl eine be- 
stimmte Organisation seiner Verdauungsorgane , die 
einzelne Nahrnngsbestandtheile nicht zu verdauen 
vermdgen — daneben aber gewiss auch eine Eigen- 
thdmlichkeit des Nervensystems , die atmospbilrische 
und ftussere Stdrungen schlechter ertragen liLsst. Ist 
letztere grosser als erstere, so wird sich wohl 
eher der Symptomencomplex des Rheumatismus ent- 
wickeln — treten aber zu ersterer defekte Nieren, 
so entwickelt sjch die wahre Gicht. Es vererbt sich 
also mehr eine Empf&nglichkeit, als eine Neigung 
znr Gicht, nnd EinflUsse nach der Geburt werden 
jedenfalls das Endresulat bedingen. Damit drllckt 
Vf. zugleich seine Ueberzeugung aus von der Existenz 
einer „Basi8-Diathese“ , auf der beide, Gicht und 
Rheumatismus, sich entwickeln, so dass Kinder gich- 
tlscher Eltern an rheumatischer Arthritis erkranken 


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und umgekehrt rheumatisch-arthritische Eltern gich- 
tische Kinder zeugen. 

(Schumacherll., Aachen.) 

520. Peliosia rheumatic a ; von Dr. F. P. 
Kinnicut. (Arch, of Dermat. I. 3. p. 193. April 
1875.) 

Das von Schdnlein 1829 aufgestellte Krank- 
heitebild der Peliosis rheumatics wurde von der 
deutschen 8chule als ein filr sich abgegrenztes ange- 
nommen und als Coincidenz von Purpuraeruption mit 
akuten rhenmatischen Gelenkschmerzen charakte- 
risirt. Die franzdsische Schule warf die Peliosis 
rheumat. als identisch mit dem Erythema nodosum 
zusammen und desgleichen wollten weder T i 1 b. 
Fox noch Wilson dieselbe von letzterer Affektion 
als selbststandige Erkrankung abtrennen. Vf. er- 
klftrt sich anf Grand nachstehender Beobachtung 
gegen die Identit&t. 

H. 0., 13 J. alt, war bis znm J. 1874 gesnnd, er- 
krankte daun plotzllch unter hcftigen Allgemelnsymptomen 
mit starken Gelenkschmerzen ohne lokale Vcranderung, 
zugleich stellte Bich eine Purpuraeruption an den Bei- 
nen u. Obereitremitaten ein. lnnerhalb 1 Wnche liessen 
alle Erscheinungen nach , ohne dass sich weitere einge- 
stellt batten. Gcnau 8 T. nachher vollig gleiches Recidiv, 
was sicli rachrere Woclien hindurch alle 8 T. wiederholte. 
Immer fehlte jegliches Symptom von entzundlichen Vor- 
gangen, hamorrhagischer oder serdser Exsudation im sub- 
cutanen Gewcbe , dagegen zeigte sich die Eruption ganz 
dentlich als auf obertlachlicher entaner Hamorrhagie be- 
ruhend. Vorher oder gleichzeitlg traten akute Gelenk- 
schmerzen auf, die auf Bewegung und Druck zuuahtnen, 
und endlich war die Neigung zu Recidiven dentlich ans- 
gepragt. — Unter anfanglichera Gebrauch von Chinln 
(O.GGrmm. tagl.), Leberthran und Eisen, spater Fowler’s 
Solution , 2 — 3 Tropfen , trat bis Mitte April vdllige Ge- 
nesung ein. 

Da nun die deutlich hervortretende Gelenkaffek- 
tion der Peliosis rhenmat. sich nie bei Purpura sim- 
plex findet, da ferner die schwere constitutionelle 
Stdrung und die grossen Ekchymosen, ebenso die 
Purpura haemorrhagica von ihr unterscheiden , da 
endlich zwar bei der PelioBis gleich wie beim Ery- 
thema nodosnm ein Blutaustritt stattfindet, bei der 
eretern aber als einfache cutane Hamorrhagie, ohne 
begleitende entztlndliche Symptome, bei letzterer hin- 
gegen in das subcutane Bindegewebe hinein u. unter 
entzlindlichen Erscheinungen, so dass gewiss beide 
als verschiedene Krankheitsgruppen unterschieden 
werden mtlssen , so folgert hieraus Vf., dass wir 
nothwendig die Peliosis rheumatics als eine selbst- 
standige und von ansclieinend ahnlichen Vorgangen 
deutlich unterscheidbare Krankheitsform anzunehmen 
haben. (Schumacher II., Aachen.) 

521. Ueber den Krankheitscharakter der 
chronisohen Alopecie nnd i/ire gewOhnlichc Be- 
sr.hrdnkrmg auf den Vorder- und Mittelkopf ; von 
Dr. J. P incus in Berlin. (Berl. klin. Wcknachr. 
XII. 4 u. 5. 1875.) 

Vf. be8pricht zunftchst das Wesen der in den 
allermeisteu Fallen die Ursache der Kr&nkheit bil- 


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III. Pathologic, Thevapie n. mediciniache Klinik. 


denden Alopecie nnd bezeichnet die allgemeine An- 
nahme als nnhaltbar , dasa ea sich bei dieser Krank- 
heit am eine der Altersinvolution analoge Atrophie 
der Cutis handele , die nach den Ginen (v. V e i e 1) 
durch eine primare VerOdung der Gefaaae, nach den 
Andem (Voigt, Hebra) durch Atrophie der peri- 
pheren Nervenaatchen bedingt aei. Er ftlhrt dagegen 
den zu Grande liegenden Proceaa auf eine Induration 
des die Cntia mit den tiefern Schichten verbindenden 
Biadegewebe8 znrflck , indem allmaiig eine Verenge- 
rung der einzelnen Maschen desaelben, eine Ver- 
breitemng nnd Annaherung der Bindegewebsbalken 
an einander und ein Schwinden der in der Norm mit 
FlU8aigkeit oder weicher Grandaubatanz auagefllllten 
Partien atattfinde. Dieser Process, weicher eine 
vermehrte Spannnng der Cutis und eine festere An- 
Iieftuug deraelben an die miter ihr liegenden Theile 
bewirkt, hat auf das Wachsthum der Haare einen 
doppelten Einfiuas : in der eraten Zeit bllaat das Haar 
an seiner typischeu Lange ein. 

Die Krankheitaerscheinungen in diesem sich auf 
einen Zeitraum von 6 Mon. bis zu 5 J. erstreckenden 
mien Stadium aind : vemngerter Glanz des Haares 
bei nnverandcrter Ftllle (Dicke) desaelben, etwaa er- 
hdhte Menge des t&glichen Ausfalls, insbeaondere 
aber qualitative Veranderung des Auafalls : w&hrend 
in der Norm hfichstens ’/i des Auafalls eine Lange 
von weniger ala 6" hat, steigt der Procentaatz dieser 
typiach kurzen Haare bis auf mehr ala die Halfte dea 
Gesairmtauafalla. Ferner findet eine Hyperplasie 
der Talgdrtlsen statt, meistens mit Seborrhoea sicca, 
und Vf. nennt diese letztern Falle Alopecia furfuracea 
zum Unterachied von denjenigen, bei denen die 
Ceberaekretion fehlt (10°/ 0 ), die er ala Alopecia 
simplex bezeichnet. Letztere aollen weniger ala die 
erstere auf erblicher Anlage oder Genitalreizung, 
sondem mehr auf aktiver Aufregung des Gemfltha 
beruhen (verantwortungsreiche Amtsstellung , Preis- 
bewerbungaarbeit etc.). Auch zeichnen sich diese 
Falle durch Rapidit&t des Verlaufes aus. — Im wei- 
tern Verlaufe nimmt auch die Dicke des einzelnen 
Haares ab — zweites Stadium. Da namlich die 
Dicke dea Haares von der Dicke der Papillen ab- 
hRngt , die letztern aber von dem immer 3traffer 
werdenden Bindegewebe wie von einer Mauer ein- 
geengt werden, auch der Grund dea Haarbalgea 
nicht — wie ea in der Norm zu geacliehen pflegt — 
in das weiche Gewebe der Fettschicht rttcken kann, 
so muss sich der Hbrigena gesundc Haarbalg be- 
schranken , sein kleinea Wollharchen zu produciren. 

Vf. geht Bodann (lber zur Besprechung der Ur- 
sache der Beschranknng der Glatze auf den Vorder- 
und Mittelkopf und des Umatandes, dass sich die 
krankhafle Verflndernng an andern Stellen des 
CapQIitium auf Schtippchenbildung und Verkttrzung 
der typiachen Lange dea Haares beschrankt, und 
kommt zu dem Schluss, dasa die Galea die Uraache 
der Glatzenbildung aei vermOge der grOaaern Straff- 
heit ihres Gewebes im Vergleich zu den andern sub- 
Ved. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 


cutanea Fascien : aus welchem engmaschigen Gewebe 
m&chtigere Ztige in die liber ihr liegende aubcutane 
Schicht und in die Cutis ttbergehen und so diese 
Gegend zu grSaaerer Intenaitat jenea Processes prft- 
de8tiniren. Die Gegend des YVirbels werde oft 
am frtlhesten von der Kahlheit ergriflfen, weil hier 
die meistens senlcrecht aufsteigenden Bindegeweba- 
brflcken ihrenZug in gerader Linie mitungeschwHch- 
ter Kraft auatlben kOnnen und hier die Haarbklge 
am wenigaten achief in die Cutis eingepflanzt aind. 
Ebenso aei die weniger feate Anheftung der Cutis an 
die Galea einer der Grtinde, warnm bei Frauen 
die Alopecie seltcn liber das er3te Stadium hinana- 
komme. Den Zusammenhang der Glatze mit Hyper- 
plasie der Schildelknochen weiat Vf. zurllck nnd 
macht weiterhin darauf aufmerksam , dass bei durch 
mehrere Generationen fortgepflanzter erblicher An- 
lage zur Kahlheit schon in der Mitte des Lebeua eine 
ao straffe Anheftung der Cntis eintritt, dasa man die 
Nfthte der Schildelknochen durch die Haut hindurch- 
achimmem sieht. 

Vf. bespricht sodann die SenaibilitiltsverhftltniBae 
der behaarten Kopfhaut, die er mittela des W ebe r’- 
schen Versuches und durch Druckprtlfung raittels 
des E n 1 e n b n r g ’achen Dmckmesaera an einer groa- 
8en Anzahl von Personen festgestellt hat. 

A. In der Norm. Im mittlcrn Alter (vom 10. bis 18. J. 
ist das UntcrscheidungsvermOgen feiner , vom 20. bis 50. 
bleibt es stationar, dann nimmt es ab) werden die Zirkel- 
spitzen bei einer Entfernuug von 2.5 Ctintr. am ganzen 
Kopf als zwei Beriihruugspunkte cnipfunden , wenn man 
den Zirkel an den Schlafen parallel dem I.angen-, an den 
ftbrigen Kegionen parallel dem Querdurchmesser des 
Schadels aufsetzt. Soli der Oesunde die Zirkelspitzen 
als glcich weit von einander abstekend emptinden, so 
muss der Abstand betragen : an den ScliUifen und am 
Hinterhaupt 25, am Vertex 31, am Vorderkopf 32 , am 
Mittelkopf 36 Millimeter. Unter 3 gesunden Personen 
empdndct eine, besonders am Hinterkopf, 26 Miutr. nicht 
als 2 , Boudern ala 3 Beruhrungspunkte. — Die Unter- 
8ucbung des Drucka inues ergab , ausser einem ctwas gc- 
ringern Empflndungsvermogen am Mittelkopf, keine Em- 
pflndmigsdifferenzen. 

B. Bei der Alopecie. Die Rauimdnn-HyperilstheBle 
am llinterkopf ist beonders im 1., aber auch im 2. Sta- 
dium der Erkrankung erheblich hauflger als in der Norm, 
w&hrend die Glatzengegend im 2. Stadinm nnr die Em- 
pflndnng tine* Berflhrungspunktes hat. — R&ckslchtllch 
des Dructsinnea ergiebt sich: in der Mitte des 1. Stadiums 
seien die Zahlen von Berilhrung , Umwandlung derselben 
in Druotcmpfludung und vcrmqhrtem Druck an der rechten 
Schlafe 0—70 — 80 oder an der linken 0 — 60 — 60, so 
laoten die Zahlen am Vorderkopf 0 — 60 — 100, am 
Mittelkopf 0 — 60 — 100, am Vertex 0 — 90 — 120, Hinter- 
kopf 0—60 — 90. Gegen Ende des 1. Stadiums: 
Schlafe 0—60— 80, Vorderkopf 0—100—140, Mittel- 
kopf 0—170— 260, Vertex 0—130— 230, llinterkopf 0— 
60—90. 

Wahrend Vf. aus der Herabsetzung dea Drack- 
ainne8 die Erkrankung der Cutis schon etwa in der 
Mitte dea 1. Stadiums diagnosticiren konnte , weiat 
in der Mitte dea 2. Stadiums zneret der W e b e r ’ ache 
Verauch eine etwa eintretende Besaening dnrchRflck- 
kehr das Raumsinnes zur Norm , ja selbst bis liber 
dieselbe hinans, nach. 

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26 


III. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


Der Abstand der Zirkelspltzcn . welcher dan Gefubl 
einer gleich grossen Entfernung erzeugt , betragt alsdann 
an den Schl&fen: 26Mmtr., amVorderkopf 28, ainMittel- 
kopf 24 , am Vertex 28 , aui Hlnterkopf 21 , wogegen der 
Druckmeaaer ergiebt : an den Schlafen 0 — 70 — 110, 
Vorderkopf 0—100—190, Vertex 0—90—160, Hinter- 
kopf 0—100—160. 

RUcksichtlich des Verhaltnisses der peripheren 
Nerven zur Alopecie aussert sich Vf. im Gegensatz 
zu der Ansicht von Voigt, welcher den erstem 
die Primftrerkrankung zuschreibt, dahin, dass die 
feinsten Nervenstammchen durch das indurirende 
Bindegewebe erdrtickt wttrden, und zwar meist ganz 
allmklig und in Folge dessen unmerklich , dagegen 
bei akuter Verscldimmerung des Processes (Gemllths- 
bewegungen, Typhus etc.) mit keftigen auf der 
Vertexgegend oder dem Mittelkopf auftretenden 
Neuralgien. 

TherapeutUch rtihmt Vf. im 1. Stadium eine 
consequent*, 1 — 3 J. fortgesetzte Anwendung einer 
schwachen Kali- oder Natronl&sung (Sol. Kal. s. 
Natr. caust. 1:250—500 oder K. s. N. bicarbon. 
4:50 — 150 oder K. s. N. carbon. 4:100 — 200 
2 — 3 Essldffel voll 3 — 5 Min. lang einzureiben, &n- 
fangs taglich, spater seltener), ein Heilverfahren, 
welches nur den Nachtheil hat , dass das Haar in 
Folge einer Verkleinerung oder theilweisen Aus- 
waschung des Pigments eine unangenehme Farbe 
bekommt, ein Umstand, der jedoch mit demWechsel 
des Haares allmftlig schwindet. Will man diese 
MissfUrbung Ycrmeiden , so ist die freilich weniger 
wirksame und andere Naclitheile bietende Solut. Kal. 
jod. (1 — 2:100) zu empfehlen. — Im 2. Stadium 
der Krankheit , in dem vor einer Verwechslung mit 
der rein funktionellen Stdmng des Defluvium capill. 
nur die Untersuchung des Haai'ausfalls schlitzt (in der 
Norm und bei Alopecie veijflngt sich das Wurzelende 
des Haares bei ca. 50° / 0 der ansgefallenen ldngern 
Haare, nur bei den Ubrigen ca. 50% ist das Wurzel- 
ende unverjttngt, wahrend bei Defluvium fast alle 
Haare des Ausfalls keine Veranderung der Dicke 
des Wurzel8tflckB zeigen), wendet Vf. dieaelben Ld- 
sungen in starkerer Dosis oder eine Sublimatsolution 
(0.02:150.0) an, warnt dagegen vor den von 
„Haar-Conservateuren“ oft verabreichteu Excitan- 
tien. Wenn auch Vf. unter dieser Therapie bei be- 
reits eingetretenem 2. Stadium noch keinen einzigen 
Fall von einer volligen Restitutio in integrum ge- 
sehen, so gelingt es doch bei etwa ’/» der Falle, die 
Kranklieit zum Stillstand zu bringen. Von snb- 
cutanen Injektionen mit oben genannten Medika- 
menten , sowie von der Applikation des constanten 
Stroms sah Vf. bis jetzt keine Erfolge , rath jedoch, 
weitere Versuche damit anzustellen. (0 e h m e.) 

522. Ueber venose Stauung in der Haut; 
von Heinrich Auspitz. (Vjhrschr. f. Dermatol, 
u. Syph. I. 2 u. 3. p. 275 fig.* 1874.) 

Vf. schildert zunkchst die Keihenfolge der Er- 
scheinungen, welche bei UmschnUrung eines gesunden 
Armes liber dem Ellenbogengelenke auftreten, bei 

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denen besonders hervorzuheben ist, dass der Gang 
des Auftretens der Cyanose gewdhnlich der ist, dass 
dieselbe an der Ellenbeuge beginnt, sich laugs der 
innern Vorderarmflache bis zur Handwurzel ausbrei- 
tet und an derselben auf denRtlcken der Hand ttber- 
springt, wkhrend die aussere Flache des Vorder- 
armes erst cyanotisch zu werden beginnt , und dass 
zuletzt erst die Handflaclie an der Cyanose Theil 
nimmt , welche letztere hAufig nur ein dunkel rosen- 
roth marmorirtes Aussehen darbietet. RUcksichtlich 
der Temperaturverhaltnisse — Kdrperthermometer 
unter mdglichst gleichem Druck nnd langere Zeit 
durch Binden befestigt — zieht Vf. aus 20 ange- 
stellten Versuchen folgende SchlOsse : 

1) Die Temperatur der Hohlhand war vor der 
Unterbindung hdher als jene des Handrtlckens , im 
Mittel 1.57°. 

2) Nach Anlegung der Binde fiel die Temperatur 
in der Hohlhand weit starker (im Mittel um 1.06°) 
als auf dem IlandrUcken (im Mittel 0.56°) , so dass 
nach 20 Minuten und darflber die Temperatur 
an Hohlhand und Handrtlcken sich nahezu ans- 
glichen. 

3) Nach Abnahme der Binde stieg die Tempe- 
ratur in der Hohlhand rasch und sehr bedeutend, 
am HandrUcken weniger rasch und weniger intensiv. 

Hinsichtlich der Reihenfolge derStauungserschei- 
nungen sah Vf. 5 — 10 Min. nach Anlegung der 
Binde Inseln von zinnoberrother bis gelbrother Farbe 
entsteheu, welche mit den d&zwiscken Ubrig bleiben- 
den blaulicheu Streifeu oder Fleckeu abwechselten. 
Diese Inseln, sich an der Beugeseite des Armes ver- 
breitend, gehen auf den HandrUcken Uber , wahrend 
die Streckseite am nnteru Drittel des Armes und die 
Handflaclie (mit seltener Ausnalune des Daurnen- 
ballens) frei bleiben. In einzelnen Fallen entwickelt 
sich statt der cyanotischen eine mehr alchgraue 
Farbung, und statt der zinuoberrothen schmutzig 
weisse oder graue Flecke, welche entweder allmalig 
verschwinden oder in Zinuoberrothe Ubergehen. 
Beide Arten entspreclien einzelnen zwischen den 
grossen Venen gelegenen Capillarbezirken der Haut. 
Zuweilen kommen alle genaimten Farbungen an dem- 
selben Anne vor ; auch treten mauchmal die ziuuober- 
rothen, after die w'eissen Flecke erst uach Abuahme 
der Binde deutlich hervor. Endlich treteu im wei- 
tern Verlaufe auf den zinnoberrotheu Fleckeu uu- 
regelmassig zeretreute, carminrothe oder blauscb warze 
stecknadeUpitzengrosse Punkte auf. Nach in 10 Min. 
bis % Std. erfolgter Losuug der Binde tritt eine 
sich bald verlierende hell roaenrothe Farbung des 
gauzen Armes ein, die zinuobeiTothen Flecke nehmen 
eine Stunden und Tage lang bleibende schmutzig 
braune Farbung an, die ebenso wie die ersteren 
unter Fingerdruck nicht schwindet und auf welcher 
jene Punkte noch massenhaft siclitbar bleiben. 

Naclidem Vf. alsdann die Auatomie der Venen des 
Vorderarmes geschildert, fUhrt er zur Erklarung der 
Temperaturdifferenz zwischen Hohlhand und Hand- 


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111. Pathologie, Therapie u. medkinische Klinik. 


27 


rtJcken, sowie der Zeitdifferenz in dem Anftreten der 
Stanungserscheinungen an den einzelnen Stellen die 
von Tomsi gezeigte Thatsache an, dass Hautstellen 
mit dickerer Epidermis — Hohlhand und Streckhaut 
des Ellenbogens — ein mttchtigeres oberflttchliches 
Capillarnetz fttr die Papillen besitzen , welches zn- 
gleich von einer grttssem Zalil Arterien gespeist wird 
und an welcbem der Querschnitt der abftthrenden 
Venen jenen der zuftthrenden Arterien in ungewtthn- 
liehem Grade ttbertrifft, dass somit an diesen Stellen 
rnwohl die Temperatur constant eine hOhere sein, 
als auch die venttse Staining nicht so rasch zu Tage 
treten kttnne. Fttr letztere komrat noch das eben- 
falls von T o m s a erwiesene mehr senkrechte Auf- 
steigcn der Arterien , sowie die geringere Spannung 
und die von L a n g e r dargetkane ungleiche , wenig 
scharfe Spaltbarkeiterichtung der Hantpartien in Be- 
tracht. 

Nach kurzer Erwtthnuug, dass frei im Gewebe 
befindliches Blut , wenn es im obem Theil der Cutis 
sitzt, carminroth, wenn es die ganze Dicke der 
Lederhaut einnimmt, dunkelbau aussieht, gebt Vf. 
znr ErklArung der zinnoberrothen Flecke tlber, 
welclie er mit Heranziebung der Expcrimcnte von 
Strieker, Cohnheim und eines cignen am Ka- 
ninchcnohr angestellten Versuches als den Ausdruck 
von durcb Beimiscbung aufgelttstcn aus den Blutkdr- 
perchen ausgetretenen Httmoglobins rttthlich gefArbten 
Transsudaten aus Capillaren und Venen ansieht ; so- 
wie zur Erklttrung der stecknadelspitzcngrossen, zn- 
meist in der Ntthe der Unterbindungastellc anftreten - 
den Punkte, welche er fttr durch Diapedesis von 
rothen Blutkttrperchen entstandene Ilftmorrhagien 
dentet. 

Rttcksicbtlicb endlich der obenerwtthnten weissen 
bei der Stauung auftretenden Flecke glaubt Vf. die 
ungleiclimassige Anfttllufig des Capillarbczirkes mit 
Blutkdrperchen als Ursache annebmen zu mttssen, 
nach Analogic von 0. Weber (Pitha-Billroth 
Handb. Bd. I. p. 113. 1865) am Kaninchen, von 
Samuel (Virchow’s Arch. Bd. 51. und „der Ent- 
zttndung8process u 1873) in der Entzttndungslelire ge- 
machten Beobachtung, dass bei der Blutstasc in den 
Venen sich die BlutsAule in von rothen und weissen 
Blntkdrperchen gebildete rothe und weisse Abschnitte 
scheidet. 

Im 2. Theil seiner gediegenen Arbeit liat Vf. 
die Stauungserscheinungen bei einer Anzahl Krank- 
heitaformen stndirt. Die Untcrbindung geschah im- 
mer in der oben angegebenen Weise. Mit Ueber- 
gebung der im Original genau berichteten Krauken- 
geschichten und Versuchsbeobachtungen halten wir 
uns hier nur an die Resultate. 

A. Morbilli. 

1) Die Cyanose trat ebenso auf , wie bei nor- 
maler Haut , am sp&testen in der Hoblband , welche 
ttbiigcns auch keine Morbillenflecke zeigte. 2) Die 
zmnoberrothen Flecke Men mit den prttexistenten 
Morbillenflecken zusammen. 3) Bisweilen bildeten 


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sich urn diesc Punkte weisse Httfe , welche in einem 
Falle spttter etwas gelblich warden und sich tlber 
das Hautniveau erhoben. 4) Neben den freien Ek- 
chymosen traten bisweilen mttasige Blutaustritte auf 
den Flecken hervor. Diese Phttnomene, von denen 
ttbrigens kein einziges constant erschien , traten am 
deutlichsten und vollstttndigsten zur Zeit der Akme 
des Morbillenexantliems zu Tage. 

B. Urticaria. 

1) Die gelbrotbe bis zinnoberrotlie Fttrbung der 
Quaddeln kommt in der Regel bei linger bestchen- 
der Urticaria vor. Die Fttrbung ist am ansge- 
sprochensten am Rande. 2) Das Centrum der Ef- 
florescenzen, welches auch sonst bei Urticaria weniger 
dunkel , stets jedoch erhaben erscheint , wird nach 
der Unterbindung flacher und bleibt auch in der gel- 
ben oder zinnobervothen Fttrbung blasser als der 
Rand. 3) Die Quaddeln prominiren nach der Stau- 
nng, vermdge einer stttrkeren serttsen Diirehfeuchtung 
des Gewebes , besonders mit ihren Rttndem stftrker 
(bei Urticaria vesiculosa stArkcre Anfttllung derBlfts- 
chen mit Serum). 4) Ebenso wie bei Morbillen tritt 
znweilen in der Umgebung bei Urticaria ein weisser 
Hof auf. 5) Freie Blutaustritte treten wenig , viel- 
leicht weniger als bei der Normalstauung, hervor. 

Im Ganzen gleicbe Resultate mit denselben 
Farbenverttnderuugcn erliielt Vf. in den bei Ery- 
thema papnlat. und Lichen urticatus angestellten 
Stauungsversuchcn. Bei dem akuten Ekzem gaben 
sich die Folgcn der Stauung durch Steigerung der 
serose n Exsudation — Oedem und vermehrte Bltts- 
chenbildting — kund , der sich dann die Extravasi- 
mng von Blut in Substanz zugeselltc. 20 Min. nach 
Abnahme der Binde wird, so lautet der Versuchs- 
bericht, die centrale Partie des Ekzems rosenroth, 
die Cyanose versebwindet , das Oedem verliert sich. 
Tags darauf ist alle Bldscheneruption verschwim- 
den und Abschuppung reichlich vorhanden. Bei den 
chronischen Ekzemformen treten ausser Ekchymosen 
in das infiltrirte Gew’ebe und in die Zwischenpartien 
keine wesentlicben Verttnderungen hervor; Ekthy- 
mapustcln umgaben sich mit einem dunkelblanen, 
blntigen Hof und in die Pnsteln selbst fand ein Er- 
guss von Blut statt. 

Aus einer grttssem bei dem Blattemprocess an- 
gestellten Versuchsreihe — 11 Versnche bei nicht 
httmorrhagischer , 8 bei httmorrhagischer Variola — 
zieht Vf. folgende 8chlflsse : 

A. Nicht hdmorrhagische Variola. 

1) Bei diffusem Eruptionserythem tritt keine 
Verttnderung durch die Unterbindung auf, ausser 
einzelnen hellen Flecken (ungleiclie Blutvertkeilung 
in den Capillaren). 2) Wo die Blatternefflorescenzen 
auf rosenrother Basis aufsitzen und ebenso, wo noch 
fleckige Prodromalerytheme vorhanden waren, stellt 
sich constant die Farbenverttnderang dieser Httfe in 
ZinnobeiToth oder Rothgelb ein. 3) Die Basis der 
Blatternpusteln Wird stets von dunklen Ekchymosen 
durchsetzt, bisweilen mit dunkelblaurothem 8aum um 


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111. Pathologie, Tkerapie u. medicinische Klinik. 


die Pusteln; besonders wenn im Prodromalstadium 
Ekchymosen vorhanden waren. 4) Der Inhalt der 
BlSechen und Pusteln bleibt stets hell und frei von 
Blut, nimmt dagegen an Serum zu. Ueberg&ng von 
Blischen in Pusteln war niemals zu bcobachten. 
5) Die Masse der freicn Ekchymosen 1st variabel, 
aber im Allgemeinen ziemlich gross. Die Blutaus- 
tritte versebwinden nach einigen Tagen. 6) Weisse 
H<5fe entstanden after in Fallen, wo Entzfinduugs- 
rdtlie um die Pusteln vorhanden war. 

B. Ilamorrhagieche Variola. 

1) Kura nach der Unterbindung massenhafte 
Blutextravasation, so dass oft die llaut eine ununter- 
brochene blauschwarze jFlache darbot. 2) Die Menge 
der entwickelten Blatternpustcln hat auf diese H&- 
morrhagien keinen Einfluss. 8) Die Pusteln bleiben 
in der Kegel blutfrei. 

Nachdem Vf. sodann bei der Vergleichung der 
bishcr aufgefiihrtcn Krankheitsprocesae darauf hin- 
gewiesen , dass bei den Processeu , welcke der Ery- 
themgruppe angehdren , als wesentlicher Stauungs- 
effekt die Infusion vonBlutfarbstoff, dagegen bei den 
Pustel - Processen der Blutaustritt in Masse her- 
vortritt, berUhrt er noch die Identitiit der Krank- 
heitsformen von hamorrhagiaclier imd niebt hanior- 
rhagischer Variola, welche durch die Stauuflgsresul 
tate eine beweiskraftige Sttltze crhaltcn. 

Stauuugsvcrsuche bei Scar/ah'nakranken er- 
gaben ausser Cyauose und stecknadelspitzengrossen 
Ekchymosen keinc Veranderung, ein Umstand, der 
im Verein mit der Beobachtung, dass die Lederhaut 
vonjeder tiefgreifenden Veranderung frei ist, dem 
Vf. den Scliluss gerechtfertigt erscheinen lftsst, dass 
die zinnoberrothe Fkrbung nur dann in gerotheten 
Hautpartien auftritt, wenn eine Ilyperkmie der tiefer- 
liegenden Cutispartie vorhanden ist. Bei Erysipel 
trat eine diffuse zinnobeiTothe Farbung der eiysipe- 
latdsen Ilautpai'tie mit Blutcxti'avasaten und steckna- 
delspitzengrossen freien Ekchymosen auf; ausserdem 
zeigten sich , wahrscheinlicb den Grenzen je eines - 
Eryaipclnachschubes entspreebend , mebrfach dunk- 
lere Grenzlinien. 

Ueberrascbend waren die Resultate bei scorbu- 
iisehen Erlcrankuugen. Es traten n&mlich ausser 
Cyanose und sehr mkssigen Ekchymosen keine Ver- 
anderungen nach der Unterbindung ein undes waren 
die Blutungen nicht nur nicht reichbcher , sondern 
eher geringer, als bei normaler Haut; ein Umstand, 
der das Wesen jener Erkrankungen weniger in einer 
Veranderung der Struktur der Geftsswande, als viel- 
mehr in der Blutmischung, welche durch die vendse 
Stase nicht beeinflusst werden kann , zu suchen hin- 
weist. 

Bei Psoriasis, Ichthyosis, Prurigo wurde kein 
anderer Effekt als bei normaler Haut erzielt; bei 
Roseola luetica traten Verftnderungen wie bei alteru 
Morbillenflecken hervor. 

Im 3. Theil seiner Arbeit betritt Vf. das Gebiet 
der allgemeinen En Uundungtlthre. Nach Bestati- 


gung der von Cohnheim etc. aufgestellten An- 
nahme einer Alteration der Gefksswknde als Ursache 
der entzllndlichen Erscheinungen , sowie der Beob- 
achtung, dass Venensperre indirekt als Entziludungs- 
reiz stkrkster Art wirke, geht er zu der Frage tlber, 
welche Erscheinungen durch die longer dauernde 
Venenabsperrang allein in den GcfUssen liervorge- 
bracht werde, bevor man nocli die Ligatur ldst oder 
ohne sie Uberhaupt zn loscn. Hicr beobachtet man 
niemals jene Ran ds tell ung der weissen Blutkbrper- 
chen und deren Emigration. Es mtlsete also die 
Unter8uchung eiues Gewebes, in dem venose Stauung 
herrsebt, wohl rotbe Blutkdrperchen und angesam- 
meltes Blutplasma, aber nur wenig Lymphzellen 
enthalten , wie es auch Cohnheim fUr das „Stau- 
ungsodeni" angiebt. Im Widerspruch hiermit steht 
jedoch ein voin Vf. am Kaninchenohr angestellter 
Stauungsversuch , bei dem sich im untersuchten Ge- 
webe constant reichliche EiterkSi’percben fanden. 
Vf. nimmt, gesttltzt auf Untcrsucbung der frischen 
Schnittflacbcn , wo sich nur wenig lymphoidc Ele- 
mente fanden, und auf die Untersuchung von in 
Goldchlorid gcfkrbten Stflcken, welche Bildcr grosser 
Gewebselemcnte mit Keratbcilung im Bindcgewebe 
der ddematosen Haut darboten, an, dass obiger Bc- 
fund durch einen selbststandigen Vorgang ain Ge- 
webe ohne Austritt weisser Blutkorpcrchcu aus den 
Gefkssen erzeugt werden kdnne. Er halt deshalb auch 
durebaus fllr nothig, das entziindliehe Oedem, bei 
dem ja Auswandcrung weisser Blutkdrpcrchen statt- 
bat, vom Staiiungsodem zu trennen. Vf. bertlhrt 
liierauf kurz die R a n v i e r ’sche Bcbauptung , nach 
welclxer nach Unterbindung einer grossenVeiic (Cava 
inf., Iliaca, Cruralis) nur dann Oedem der untcrnEx- 
tremitkten erfolgen solle, wenn gleiclizeitig durch 
Durchschncidung des N. ischiad. cine vasomotori- 
sche Litlimung hinzugekonynen sei ; sowie die An- 
sicht von 8 c h i f f , dass die Steigerung des Druckes 
in denVenen danu Oedem erzeuge, wenn sic grosser 
ist, als der Druck nach Unterbindung dcr Ilaupt- 
vene allein, dass also zur Unterbindung der letztern 
entweder noch eine Unterbindimg der kleinen Venen 
oder ein ahnlich wirkendes Moment — z. B. die 
eine Paralyse der Gef&ssnervcn erzeugende Durch- 
schneidung des Ischiadicus — hinzukommen mtlsse. 
Hinsichtlich der weitem Frage, welchen Einfluss die 
Combination der eutztlndlichen Gefassver&nderungen 
und der Stauungswirkungen babe, geht aus den im 
Original genau dargclegten Thierverauchen hervor, 
einmal dass die Entzttndungserscheinungen auf einem 
Boden, dessen venbse Abfhhr gehindert ist, wenigeT 
intensiv hervortreten , dass sie durch die Stauimgs- 
symptome gedeckt erscheinen , und ferner , dass die 
unvollstandige Venenligatur , wenn sie lcurze Zeit 
nach einem Entzilndungsreize stattfindet, das Zu- 
standekommen der Wirkuug desselben verhindert. 
Bei einer sclion vorhandenen Reizwii’kung werden 
durch die Venenunterbindung die Entztlndungssym- 
ptome vielleicht etwas liinausgezogen , aber sicker 
nicht beseitigt. Zum Schluss stellt Vf. folgende far 


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111. Psthologie, Therapie a. medicinisehe Klinik. 


29 


die Vennehsthiere wie fttr den Menschen feststehende 
Sltee &af. 

1) Durch die vendse Staining tritt in pr&existen- 
ten, achon derrtlich entwickelten Entztlndungsherden 
schneller nnd m&chtiger ala an andern Stellen Dia- 
pedeais anf. 

2) Die Entztiudungardthe trat in Folge der Stea- 
ling an dem Ramie der Hauterythenie, Quaddein etc. 
krSftiger nnd in ticferer Filrbung liervor , wfthrend 
das Centrum blasser wtirde. 

3) Bei den Versuchsthieren wie beim Mensclien 
findet man die UngleichfSrmigkeit in derFttllung der 
einzelnen Abscbnitte je eines Capillarbezirks nnd ins- 
beeondere die in der Umgebung (lberfllllter Bezirke 
bisweilen durcli weisse HOfe um dieselben markirte 
Anlmie. 

4) Niemals wird durch die venftse Steuung wfth- 

rend ihres Bestehens Eiternng angeregt oder eine 
schon voriiandene befBrdert. (0 e li m e.) 

523. Anatomische TTntersuchungen iiber 
Lupus ; von Dr. R, T h o m a in Heidelberg! (Vir- 
chow’s Arch. LXV, 3. p. 300 flg. 1876.) 

Durcli vorliegende Arbeit, in welcherVf., ebeuso 
wie er es frtlher bei Lepra Arabum gethan , nach- 
weist, das* auch die lupdsen Neubildungen durcli 
Conflucnz von perivascularen Zilgen Iymphoidcr Ele- 
mente entstdicn, nnd dass dabei die Gescbwulst- 
zellen dieselben Umwandlungen ihrer Form durch- 
macken, wie bei Lepra, bestatigt sich von Neuem 
die bereits von Virchow nacbgcwiesene Verwandt- 
scliaft bcider Erkrankungen. Die Uutersuchungen 
warden tlieils an frischen Objekten nninittelbar nach 
der Ansschneidung aus dem lebenden Kiirper, theils 
an in Kochsalzlrtsung gelegten Schuitteu aus gefror- 
nen Gescliwttlsten , theils an in Alkohol gchkrteten 
Pritparaten vorgenoinmen. Nach genauer anatomi- 
scher Beschreibung der 18 von ihm studirtcn Ge- 
Hchwfllste von Lupus vulgaris und serpiginosns der 
Hant , sowie der Nasen- , Raclien- und Kehlkopf- 
8chleimhant, geht Vf. zu einer mehr zus&mmenfas- 
8enden Besprechnng derselben fiber. 

Die unter dem Nainen Lupus vulgaris u. serpi~ 
ginosua zusanimengefassten Ilautgeschwlllste sind 
als Erzeugnisse des Bindegewebes aufzufassen , und 
zwar zeigt sich die Entwicklung derselben gebunden 
an die Ausbreitung der Blutgefdsse. In der Um- 
gebong der letztem bilden sich , wie anch bereits 
andere Forscher — Anspitz, Kaposi, Essig, 
Lang — beobachtet haben, Zflge von lymphoiden 
Elementen, welche bier und da zu Geschwulstknoten 
confluiren. Alsdann treten in diesen Knoten, deren 
Gewebe dem Granulationsgewebe gleicht, Gruppen 
von grossen Rundzellen auf, in deren Mitte meist 
einige Riesenzellen liegen. Die jetzt beginnende 
regressive Metamorphose ftlhrt darch fettige Degene- 
ration und klsige Eindickung zur Resorption oder 
zur Ulceration und endlich znr Vernarbung. An 
den kleinea Arterien und Venen der Haut liegen 


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diese lymphoiden Elemente in einem Raume, welcher 
von der Adventitia des Gefttsses einererits nnd den 
derbcn Bindegewebsbtlndeln andererseits gebildet 
wird, den Vf. als perivascularen Raum bezeichnet 
und welcher unter normalen Verbid tnissen kanm 
deutlicli erkennbar 1st. Auf beiden Seiten scbeinen 
diese Rftume von glattcn, sich an den Rilndem nicht 
berUbrenden Bindegewebszellen ausgekleidet zu sein. 
Diese R&ume hilngen mit den zwischen den Binde- 
gewebsfibrillen liegcnden engen Spalten und durch 
diese erst mit den in der limit relativ weit von den 
Blutgefaaseu entfernt laufenden Lymphgefkssen zu- 
sammen. An einzelnen Bezirken findet sich die pe- 
rivasculare Wncherung ntir wcnig, dagegen eine 
grdssere Zalil Bindegewebszellen neben einer Um- 
wandlung der bindegewebigen lntcrcellularsubstanz, 
wodurch das Gewebe den Charakter einer Narbe an- 
nimmt. Die Capillarbahnen der Haut sind in glei- 
cher Weise von lymphoiden Elementen umgeben, 
nur eracheinen die ZellenzUge vielfach weniger scharf 
nach aussen begrenzt. Diese perivasculare Zellen- 
wuchemng findet sich immer bis auf die Entfernung 
von 0.5 — l.OCtmtr. , zuweilen bis 2.5 Ctmtr. im 
Umkreisc der grOssern Tumoren. Rttcksichtlich der 
einzebien Gefissbezirke weist besonders das Blut- 
gef&ssnetz der Papillarschicht sehr dichte ZellenzUge 
auf, welche sich bis in die Spitze der Hantpapillen 
hineinziehen und sich l&ngs den zu- u. abftihrenden 
kleinen Arterien und Veuen fortsetzen in die peri- 
vascularen lUume der netzformigen , im Sti'atum re- 
ticnlare der Haut gelegeuen Blutgefilssansbreitung. 
Um die Capillaren der Ilautdrttsen und Haarbiilge 
hflufen sich die Zellenelemente ebeufalls besonders 
stark an, so dass hier frUhzeitig kleinste Geschwfllst- 
knotelien entsteben , welche auch am Lebenden als 
kleinste Erkrankungsherde geftthlt werden kdnnen. 
Im Centrum dieser Knfltcheu entwickeln sich mit 
dem Waclisthum der letztem zerstreut eingelagert 
zwischen die lymphoiden Elemente ein- und mehr- 
kemige protoplasmareiche Zellen , dieselben Zellen, 
welche von Anderu in liyperplastischen Lymphomen, 
in sypliilit. Neubildungen , in Tuberkeln u. s. w. 
nachgewiesen warden. Die grilssem Knoten ent- 
stehen einestheils durch centrales, in vicl hflherem 
Maasse jedocli durch peripheres Wachsthum , indem 
die KnOtchen unter einander und mit den perivascu- 
laren Ztlgen verschmelzen, wodurch ein Gewebe mit 
sp&rlicker bindegewebiger Grundsubstanz und zabl- 
reichen lymphoiden Elementen und weiten Blutgefts- 
sen gebildet wird. Dieses Gewebe liat meist kune 
Dauer. Nor bei ulcerirtem Lupus finden sich zu- 
weilen in dem Gewebe vereinzelte vielkernige Riesen- 
zellen und Zflge von Spindelzellengewebe , sowie 
spindelzellenreiches Bindegewebe, welche Bildungen 
einen lftngem Bestand haben. Die nicht ulcerirten 
Lupnsgeschwttlste verflndem sich sehr bald , indem 
sich Rundzellen, wie in den beschriebenen KnOtchen, 
bilden. Diese Rundzellen liegen oft in Hftufchen 
( Areolen) grappirt , von Blutgetessen u. lymphoiden 
Elementen umshumt, in den mittlern Theilen Riesen- 


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III. Pathologic, Ther&pie a. medicinische Klinik. 


zellen in grosser Zahl enthaltend. Die Zellenareolen 
liaben grosse Neigung zur fettigen und kftsigen Me- 
tamorphose: Zunahme der Rundzellen, Verschwin- 
den der lymphoiden Elemente, Zusammenfliessen ein- 
zelner Areolen , und es kommt so zu Anh&ufung be- 
trttchtlicher Kisemassen, wenn nicht vorher Ulcera- 
tion eingetreten ist. — W Ahrend im Coriumgewebe 
der Lupusprocess durch Zusammenfliessen der lang- 
gedehnten Zttge lymphoider Elemente fortschreitet, 
schiebt er sich im Unterhautzellgewebe vermOge des 
daselbst befindlichen sehr engen , gleichmftssig ver- 
zweigten Capillarnetzes mehr als geschlossene Infil- 
tration vor, die Fettzellen auseinandev dr&ngend und 
atropliirend. Ausserdem aber kriecht die Neubil- 
dung nocli cntlang den grdssern Blutgefkssen weiter 
in Gestalt einer kleinzelligen Infiltration der Adven- 
titia, besonders den Vasa vasorum der Adventitia 
folgt die Anhhufung der lymphoiden Elemente und 
Bildung eben solcher Areolen , wic im Corium. — 
Bezttglich der Lymphgefasse lassen sich nur selten 
solche mit Geachwulstmassen gefUllt nachweisen , so 
viel aber liess sich erkennen, dass die Geschwulst- 
elemente im Innern der Lymphgeftssc voraussioht- 
lich nicht vom Lymphendothel abstammen , sondem 
wohl aus den Bindegewebsspalten in die Lymph- 
gefksse hineingelangten. Was die epithelialen Ge- 
bilde anlangt, so gehen die Zellen des Epithets nicht 
ilber in die Zellen des Lupusgewebes, das RcteMalp. 
ist stcts scliarf abgegrenzt , die Papiilen fiber den 
Knoten sind meist verstrichen. Die Dicke des Rete 
Malp. u. der Hornschicht war meist etwas vcrringert. 
Die Haare waren meist im Bereiche der Neubildun- 
gen ausgefallen. Einzelne HaarbAlge enthieltcn Milien ; 
auch im Bereiche der kleinern und grossern Haut- 
knoten fanden sich solche Milien sowohl als leere 
Haarbalge. Talg- und Schvveissdrtlsen zeigten keine 
Abnormithten. Rllcksichtlich der aus ulcerosem Lu- 
pus hervorgehenden Narbe ist zu crwfthnen , dass 
Vf. noch zuweilen in der Tiefe perivasculare Zellen- 
anh&ufungen nachweisen konnte, eine Beobachtung, 
die vielleicht das Zustandekommen mancher Recidive 
erklirt. 

Zum Schluss kommt Vf. noch einmal zur Be- 
sprechnng der Anh&ufnng lymphoider Elemente in 
perivascularen RAumen und hebt hervor, dass die- 
selbe als ein eigenartigcr Vorgang ffir Lupus durch- 
aus nicht zu betrachten sei, dass sie vielmehr bei 
nahezu alien Tumoren nnd Entzilndiuigsprocessen 
der Haut und der innern Organe beobachtet werde, 
wie es z. B. auch fttr Erysipel, Fibrome, Warzen, 
Lepra, syphilit. Neubiklungen u. s. w. bereits nach- 
gewiesen sei. Doch glaubt Vf., dass dieser Process 
bei Lupus und Lepra eine besondere MAclitigkeit 
besitze. Die lymphoiden Elemente ist er geneigt, 
fttr ausgewanderte weisse Blutkorperchen oder Ab- 
kommlinge derselben zu halten. Endlich weist Vf. 
noch auf die Beziehungen der lymphoiden Elemente 
zu den grossen Rund- und Riesenzellen hin , welche 
letztere mit Wahrscheinlichkeit aofgefasst werden 
dttrfen als Metamorphosen der era tern , welche ab- 


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h&ngig sind von bestimmten Raum- und Zeitverhttlt- 
nissen und auch von bestimmten lokalen oder allge- 
meinen EraAhrungsstclrangcn. Diese Metamorphose 
ist der unmittelbare Vorl&ufer der Verfettung und 
Verk&sung und darf demnach auch als regressive 
Metamorphose der lymphoiden Elemente bezeichnet 
werden. (0 e h m e.) 

524. Lupus und Carcinom; von Prof. 
Eduard Lang in Innsbruck. (Vjachr. f. Derma- 
tol. u. Syphilis I. 2. p. 165. 1874.) 

Nachdem Vf. sich dagegen ausgesprochen , dass 
die F&lle , welche eine Complikation von Lupus und 
Carcinom aufweisen sollen, bisher ohne jede Aus- 
wahl neben einander gestellt wurden, und seine An- 
sicht dahin geAussert , dass auch die als zweifellos 
hingcstellten Beobachtungen von Lupus und Krebs 
in 2 Gruppcn geschieden werden sollten, je nachdem 
das Carcinom in der Narbe eines lAngst geheilten 
Lupus auftaucht , oder aber dasselbe sich an einen 
bestehcnden Lupus anschlosS, geht er zur Beschrei- 
bung eines von ibm beobachteten Falles fiber. 

Es handelt sich um einen 23jahr. Mann, der seit sei- 
nem 2. Lebensjahre an Lupns litt und bei dem die K ran k- 
heit sich fiber den gansen Kfirper verbreitet hatte. Das 
Gesioht war nahezu in seinem ganzen Umfangc von einer 
Lupusnarbe, hier und da roit Lupusknotchen , occupirt. 
ausserdem aber befand sich zwischen Oberlippe und un- 
terem Augeulide rechterscits ein nagelgliedgrosses. carci- 
nomatoses Gcschwiir, dessen unter Knotchenbildung ein- 
hergegangenen Anfang Pat. T J. zuruckdatirte. Nacken- 
und Ilalsdrusen derselben Seite hocligradig infiltrirt. Fer- 
ner Lupusuarben und Knotchen an zahlreichen Stellen 
des Stammes und der Gliedmaasscn , unter andern Efflo- 
rescenzen an den Fingem mit tnberoser Form, die Pat. 
mit denen verglich, die ursprunglich an oben erwahnter 
Geschwiirsstelle geBCssen batten. Die Untersuchung der 
Geschwfirsfliissigkeit hestiitigte die Diagnose eines Carei- 
nom und (and Vf. unter andern epithelial® Zellen von 
mehrkantiger und geschwanzter Form, welche sehr hanfig 
Kerne darboten, an denen sich dieselben Furchnngspha- 
nomene abspielten, wie sie Vf. in den Zellen einer carci- 
no mates entarteten Lymphdruse nachwies (Virchow's Arch. 
LIV.) und wie er sie immer nur bei schnell wachsenden 
Careinomen fand. 

Die ZerstSrung des Geschwurs griff mit Vehemenz 
um sich und war an manchen Tagen eine wahrhaft 
enorme : es folgte der Zerfall jedem frischen Carcinom- 
ansatz auf dem Fuss, so dass wahrend der ganzen Dauer 
die Harte des Carcinomgesehwurrandes vermisst wurde. 
Der Kr. start) 2 Monate nach der Aufnahme. 

Die anatom. Untersuchung einiger dem Cadaver 
entnommener, znerst in M ft 1 1 e r ’scher Flflssigkeit, 
dann in Alkohol conservirter Geschwftrsstftcke ergab, 
dass der Krebs in Form einer Schilssel vorlag nnd 
in Lupus eingebettet war. Die Lupnsmassen hkuf- 
ten sich gegen die Hautoberil&che hin bedeutend an, 
verringerten sich gegen die Tiefe. Dabei griffen 
die beiden Neubildungen durch verschiedenartig ge- 
bildete Netzformen in einander fiber ; grttsstentheils 
war Krebs mit Lupus vergesellschaftet , wiihrend 
letzterer fiber grosse Strecken oft allein getroffen 
wurde. Der Lupns , welcher dem Carcinom als 
Stroma diente, nahm an der convexen Region des 
schalenffirmigen Krebs - Ganzen immer an Michtig- 


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IQ. Pathologic, Therapie a. mediemische Klinik. 


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keit zu , wurde aber gegen die ConcavitAt hin von 
der epithelialen Neubildung verdrftngt. Nirgends 
sah Vf. UebergAnge von Krebs zu Lupus oder um- 
gekehrt. Ferner sah er Bilder von gefAssartiger 
Verzweignng von CarcinomschlAuchen, aus denen er 
folgert, dass Krebszellen sich theils in Lymph-, 
theils in Blutbahnen aktiv hineinbegaben. 

Zum Sclduss stellt Vf. die beiden SAtze auf: 
„Das Carcinom kann gegen lockeres, von Lupus er- 
weichtes Gewebe viel leichter und schneller vordrin- 
gen und somit in viel kilrzerer Zeit grosse Ausbrei- 
tung erlangen ala es sonst der Fall ist. u 

„Das Concurriren von Lupus und Carcinom be- 
dingt darum eher raschen Zerfall und ausgedehnte 
Zerstdrung, weil die ohnehin geringe LebensfXhig- 
keit der Krebszellen durch den untergeordneten 
Werth des lupdsen Stroma als Nahrboden nur noch 
mehr heruntergesetzt werden muss.“ (O eh use.) 

525. Ueber Anwendung von Acetum 
plumbi und Jodoform bei veneriachen Afifek- 
tionen; von Dr. 0. Martini 1 ). 

I. A ceium plumbi. Dieses Mittel ist gegen 
Entzundung der Leietendruten zuerst von Prof. 
Zeissl in Wien (Wien. med. Wchnschr. 10. 1872) u. 
daun von Dr. Patzeltin Prag (Arch. f. Dermatol, 
u. Syphil. 1873. Heft 3 u. 4) empfohlen worden. 
Die Beobachtungen im Stadtkrankenhause zu Dres- 
den , wo das Mittel auf der Station ftlr Syphilis und 
Hautkranke in der Zeit vorn December 1874 bis 
Ende Januar 1876 zur Anwendung kam, ergaben 
folgende Kesultate. 

Die Gesammtzah] der mit Acetum plumbi behandel- 
ten Bubonenfalle bet rag t 78. Die Priinaraffektion war 
lmal Blennorh. urethr., 61 mat weiche SchankergcachwGre, 
4mal indnrirte , lOmal Anfangs weiche, dann indurirte 
Ulcera, lmal Oondyl. syphil. und Bl. vaginae, lmal nicht 
mehr zu ermitteln. 

Von diesen 78 Fallen konnte bei 44 die Behandlung 
bis zur volistandigen Heilung durcbgefiihrt werden. Bei 
den flbrigen 34 musste dieselbe schon fruher anfgegeben 
werden , und zwar 3mal wegen vorzeitigen Abganga der 
Pat., 7mal wegen zu profuser Eiterung, bez. zu bedeuten- 
der Fisteibilduug naeh der Eroffuuug, 3mal wegeu bedeu- 
tenden schankrosen Zerfalles des Gruudes und der Ran- 
der, 2mal wegen unveranderten Fortbestehens der hoch- 
gradigen Verhartung des umgebeuden Zellgewebea , 7mal 
wegen Ueberganges in Adenitis indurativa , llmal wegen 
zu bedeutenden Erythema und Ekzeina der Iiaut und 
lmal wegen starker Blutung aus der Punktionswiinile. 

Von den uhrigen 44 Fallen , wo die Behandlung mit 
Acetum plumbi fortgefiihrt werden konnte , gelang es, in 
19 Fallen Resorption herbeizufulireu, wahrend 26 Bubonen 
die Punktion oder Incision erforderten. 

a) Resorption. 19 FAlle. Dauer der Behand- 
lung mit Acetum plumbi — 4 — 41 Tage, d. i. 
dorchschnittlicb 17 •/* Tage. Hiervon brauchten die 
5 Falle , welclie eine mehr oder weniger deutliclie 
Fluktuation zeigten, 17—41 Tage, d. i. durch- 
schuittlich 31 Tage, w Ah rend die tibrigen 14 ohue 

') Xus dem Jahresber. d. Ges. f. Natur- u. Heilk. zu 
Dresden Oct. 1876 — Juni 1876 mit Genehmlgung des 
Herm Vft. entlehnt. Wr. 


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nachweisbare Fluktuation in durchschnittlich 12 , / s 
Tagen zur Heilung gelangten. 

b) Punktion. 25 FAlle. Wenn die Fluktua- 
tion einigermaassen betrachtlich war und hiemach, 
sowie wegen der Grdsse und Schmerzhaftigkeit der 
Geschwulst, der Verdflnnuug derHautdecke etc. eine 
Resorption nicht mehr wahrscheinlich erschien, 
wurde mit der Lancette punktirt. Abweichend von 
P a t z e 1 1 wurde kein Compresaionsverband, welcher 
als wirklich nutzbringend schwer durchfilhrbar , an- 
gelegt, sondem der Inhalt durch entsprechendes 
DrQcken taglich einmal nach Mdglichkeit entleert. 
Wenn die Punktion Vormittags geschehen, wurde 
erst Nachmittags wieder mit den Bleiessig-Ueber- 
schlagen begonnen. (Bei sehr umfanglichen Driisen- 
abscessen mit stark verdtlmiter Hant wurde von 
vornherein von der Punktion und der Bleiessigbe- 
handlung abgesehen und, wie frilher, eiD ergiebiger 
Lang8sclinitt gemacht. Eine grdssere Wundfladte 
wird durch das Acet. plumbi nur iu ciner fortwAh- 
renden unndthigen Reizung erhalten.) Dauer der 
Behandlung im Krankenbause (lberhaupt 7 — 38 Tage, 
d. i. durchschnittlich 19 Tage. Nach erfolgter 
Punktion bedurften die Bubonen im Durclischnitt 
13 */ t Tage zur Heilung. — Beztlglicb der Beschaf- 
fenlieit des Sekrets und des Verhaltens der Buboneu- 
dffnung sind die 25 FAlle noch in 2 Kategorien zn 
trennen, nAmlich: a) in 19 FAllen schwieg die Eite- 
rung nach der Punktion fast gAnzlich und trat nur 
eine sp&rliehe , rOthlich-gelbliclie oder weisslicbe Se- 
kretion ein, sowie eine rasche Verklebung und bal- 
dige definitive Schliessung der WundrAnder, dnreh- 
schnittlich in 9 Tagen. — b) In 6 FAllen dauerte 
dagegen die Eiterung lAngere Zeit noch fort und 
kam es auch 3 Mai znr Bildung von Hohlgilngen. 
Hier war auch die Heilungsdauer dnrchsclmittlich 
2 6*/ 9 Tage. In ein Paar FAllen musste mit der 
nach der Punktion fortgesetzten Bleiessigbehandlung 
wegen starken schankrOsen Zerfalles der WundrAnder 
ganz aufgehdrt werden. 

Im Allgemeitien sind die Resultate der Behand- 
lung mit Acet. plnmbi nicht als ungtlnstige zu bc- 
zeichnen , wenn auch nicht als so ausgezeichnete, 
wie es Patzelt angiebt. Einen Theil der Schuld 
tragen bierbei jedenfalls die verschiedenen VerhAlt- 
nisse eines Civilkrankenhauses , wo die Kranken — 
die meistentheils die Kosten der Kur selbst tragen 
m()8sen — nach Belieben ein- und austreten, gegen - 
Uber denen eines Militilrhospitales , wo die Kranken 
in der Regel frillizeitig aufgenommen werden nnd 
ihre Entlassung ausschliesslich von dem Ermessen 
des behandelnden Arztes abhAngt. Auch wurden 
im Dresdner Krankenhause Manner und Frauen ver- 
Bchiedenen Alters behandelt, in Prag nur junge krAf- 
tige Soldaten; ausuerdem auch die UeberschlAge 
(nach Zeissl’ s Vorschrift) fleissig eraeuert. Das 
Lob der Einfachheit, Bequemlichkeit , Reinlichkeit, 
sowie der raschen Beseitigung der Scbmerzen kann 
Vf. ebenfalls im Allgemeinen bestAtigen. Das Ent- 
stehen von sehr schmerzhaften Erythemen und Ek- 

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32 


III. Pathologic, Therapie u. mediciniache Klinik. 


zemen, die bei lkngerer Fortsetzong des Uittels wohl 
selbst in Erysipelas uud Phlegmone (lbergehen kdn- 
nen, wird in den Prager Fallen nicbt erwilhnt. Audi 
die Bildung von Hohlgangen kam bei Vf. — trotz 
einer gewissen Auswalil der Falle — etwas hftnfiger 
vor. 

Eine Hanptregel ist auch hier , dass man indivi- 
dualisirt, jedenFall nncli seinen besonderen Verhalt- 
nissen bebandelt und nidit urn jeden Preis auch da 
eine Knrmetbode durchzufllhren sucht, wo sich die 
uuzweideutigsten Anzeichen herausstellen , dass die 
eingeschlagene Behandlung niclit passt und vom 
Organismns, so zn sagen, nicht vertragen wird. 

Als Contraindikationeu betrachtet Vf. von vorn- 
herein sehr grossen Umfang des Bubo , reichliclien 
eitrigen Inhalt, sehr verdtinute livide Haut, begin- 
nende oder gar schon ausgebildete Gangriln etc. ; — 
im Verlaufe der schon eingeleiteten Behandlung gel- 
ten als Gegenanzeichen : sehr empfindliclie Haut, 
Entstehen von Ekzemen oder rosenartiger Entztln- 
dnng, starke Eitemng, Bildung tieferer Ilohl- 
giinge etc. 

II. Jo do form. Die Gesammtzahl der von 
Vf. im Stadtkrankenhause zu Dresden vom 20. Oct. 
1875 bis Febr. 1876 mit Jodoform behandelten 
Falle belauft sich auf 89 , und zwar wareu es : 1) 
weiche aypbilitische GeschwUre = 30 ; 2) eiternde 
Bubonen = 22 ; 3) exulcerirtc und niissende syplii- 
litische Papeln (Condyloui. lata) — 25 ; if Ulcera- 
tion nach zerfallenem Gumma == 2 ; 5) allgemeine 
Syphilis = 8 ; C) Unterschenkelgeschwtlre = 1. 

1) Weiche sgjdiilitische Geenhvure. 30 Falle ; 
davon 5 mit entztludlicher Plumose , 2 mit Parapbi- 
mose complicirt. Die Geschwttre waren von sehr 
verscliiedener GrOsse, die Ileilungsdauer oft ttber- 
raschend kurz, durchschnittlich 10 — 14 Tage. Un- 
reine , reichlich eiternde , wenig Heiltrieb zeigende 
Geschwttre boten meist schon am zweiten Tage der 
Jodoformbehandlung ein auffallend reines Aussehen, 
frische , lebhaft rosenrothe Granulationsflache , sehr 
geriuge Eiterung, rasche UeberhMutung. Wo es 
irgend ausfuhrbar war, wurde das Pulver direkt auf 
die Wunde applicirt, tttglich lmal, darttber in der 
Regel Watte und Guttaperchapapier. Bei starker 
PhimoBe im Anfang Injektion einer Jodoformlttsung 
(1 : 15 Aether). Dem Einspritzen ist tibrigens das 
Eintrkufeln oder Einpinseln vorzuziehen, da die 
Jodoforrnlftsung den Stempel der Spritzen verdirbt 
und die Wttsche leiclit befleckt (Jodstftrkc). Bei 
M&nnern gab die Anwendung des Jodoformpulvers 
viel bessere Resultate, als bei Frauen, wo das Mittel 
meist 2mal des Tages applicirt wurde. Bei den 
Frauen ist das Pulver auf die vorzugsweise an den 
Carunkeln und den Fatten des Scheideneinganges 
siteenden primftren tieschwtlre schwierig zu appli- 
ciren, wird auch beim Uriniren, beim Einspritzen in 
die Vagina und durch die Unruhe , bez. Uiiart dcr 
betreflfenden Kranken ttftera bald wieder entfemt. 
Bei Mknnern musste in keinem Falle die Jodoform- 


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behandlung der Sehankergeachware anfgegeben 
werden. 

2) Eiternde Bubonen. 22 FiUe , darunter 
solche von sehr bedentendem Umfange; einer bei der 
Aufhshme mit stark gangr&nbser Zerstdrong der 
Haut und des Zellgewebes. Anwendung des Mittels 
vorzugsweise nur bei unreiner GeschwUrsfliche, tlg- 
licli 1 Mai in Pulverform oder in Lttsung (bei Holil- 
g&ngeu). Auch hier zeigte sich sehr bald Nachlass 
der Eiterung, Herstellung einer frischen, gesunden 
Granulationsflkclie und begiunende Veruarbung. Die 
Narbe selbst ist in der Regel linear, weich , nur bei 
starkem Substanzverluste uud tief unterminirten 
Rkndem zuweilen etwas knotig und uneben. In 
manchen Fallen scliicn ein Stadium einzutreteu , wo 
es aussah , als ob man des Guten zu viel gethan. 
Die RUuder wurden nkmlich lebhaft gerOthet, gliln- 
zend , leiclit ddematfls gescliwellt , die hochrothen 
Grauulationcn zn Blutungen geneigt. Es wurde 
dann die Applikation des Jodoform einen oder meh- 
rere Tage ausgesetzt und mit Cliamillenumscht&geii 
vertauscht, worauf sich bald wieder ein gleichmlissiger 
Heiltrieb herstellte. Die durchschnittliche Heilungs- 
dauer bei den Bubonen betrug 12 — 20 Tage, nur 
in sehr schweren Fallen tiber 1 Monat. Die Kranken 
selbst klagten nur in den era ten Tagen , und zwar 
einige Minuten nach der Applikation des Mittels fiber 
einen brennenden Schmerz ; in der ttbrigen Zeit be- 
stand eine mehr oder weniger vollstftndige AnAsthe- 
sie, die Kranken fuhlten von ihrer Wunde so gut 
wie nichta. 

3) Exulcerirende und ndsscnde Papeln (breite 
Kondylome, Plaques etc.). 25 Fftlle. Nebeu ent- 
sprechender Allgemeinbehandlung mit Merkur oder 
Kalium jodat. kam hier voraugsweise die Jodofonn- 
salbe (1 : 10 — 15 Ungt. glycerin.) zur Anwendung. 
Die secemirenden Flachen wurden danach bald 
trocken, die Schmerzliaiitigkeit, besonders der gegen- 
Uberstehenden Kondylome , geringer , die Knoten 
flacher , weicher. Bei sehr starker Induration und 
Umf&nglichkeit musste in einzelnen Fallen die ROck- 
bildung noch durch Anftrageu von Sol. Plenckii be- 
fbrdert werden. 

4) Ulceration nach zerfallenen syphiUtiechen 
Tuherkeln, Gvmma der Haut und dee eubcutanen 
Zellgewebe* , Syphiloma. In 2 Fallen von soge- 
nanntem Lupus sypliilit. exnlccrat. ail den Nasen- 
fldgeln wurden durch flrtliche Applikation des Jodo- 
formpnlvers anf die krankhaften Wncherungen anl- 
fallend rasche und gflnstige Erfolge erzielt. In dem 
einen Falle wurde noch Jodkalium , in dem andem 
Jodoform innerlick gereicht. 

5) lnnerlich wurde das Jodoform gegen con- 
etitutionelle Syphilis (an Stelle des Merkur oder Jod- 
kalinm in Pilleu zu 0.1 Grmm. tigl. 6 — 8 — 10 Sttlck) 
uur in 8 Fallen angewendet. Das Mittel wurde im 
Allgeineinen gut vertragen, nur bei langerem Ge- 
brauche grOsserer Dosen klagten die Kranken zu- 
weilen liber Aufstossen, liblen Geruch aus dem 
Munde , Appetitlosigkeit etc. Der Vertauf war in 

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1IT. Pathologie/Thercipie n. medirinische Klinik. 


33 


kemem Falle nngflnstig, dock ist die Zahl der Beob- 
achtungen noch zu gering, am den Werth der inner- 
lichen Anwendung dee Jodoform gegentlber den be- 
wihrten Heroen der Syphilifl-Therapie — Queck- 
silber nnd Jodkalinm — endgflltig festzustellen. 

6) Yon Ortlicher Behandlang eines Unterschenkel- 
geschwures mit Jodoform liegt nur ein Fall vor. 
Naehdem dnrch Applikation des Jodoformpnlvers die 
nnreine, schmntzige, schlaffe Geschwttrsflftche binnen 
wenigen Tagen zn lebhaftester Grannlationsbildnng 
gebracht war, wnrde das fast den ganzen Umfang 
des Unterschenkels einnehmende Ulcus schhlsalich 
dnrch den B a y n t o n ’ schen Heftpflasterverband zn 
dauernder Heilung geftlhrt. 

Die Srtliche Behandlang mit Jodoformpulver hat 
sich demnach besonders bei weichen syphilit. Geschwd- 
ren, bei eiternden Bubonen nnd bei zerfallenden sy- 
philit. Hautknoten als vortheilhaft und empfehlens- 
werth erwiesen ; ebenso die Anwendung der Jodo- 
formsalbe bei breiten Kondylomen. Ueber den Werth 
des innerlichen Gebrauches des Mittels bei Lues mils- 
sen noch weitere Erfahrungen entscheiden Stdrend 
fllr die Anwendung des Mittels — zumal in der 
Privatpraxis — wird immer der charakteristische 
Gernch bleiben, weniger der gegenw&rtige Preis 
(1 Gram. = 25 Pf., 10 Grmm. = 2 Mk.). 

[Bei dcr Diskussion liber M.’s Mittheilung er- 
w&hnte Dr. Gflntz, dass er dasJodoform seitl873 
angewandt nnd als ein ansgezeichnetes , nnr dnrch 
seinen Geruch stflrendes Mittel in mehreren hundert 
Fallen von Syphilis bewfthrt gefnnden habe. Er 
wendet dasselbe besonders in Pulverform bei alten 
Geschwflren, Balanitis, Phimose mit Schanker, Ry- 
pia , Ragaden an und sah schnelle Heilung. In der 
innem Anwendang gleicht das Mittel dem Jodkalinm, 
es genflgt nicht allein. Zur Anwendung des Acet. 
plumbi auf Bubonen bemerkt Gllntz, dass alle die 
eiternden Bubonen gflnstig verlaufen, bei denen sy- 
philit. Infiltration der Drfisen noch nicht eingetre- 
ten ist. 

Dr. Birch-Hirschfeld wandte das Jodo- 
form an seiner rechten Hand auf bdsartige Leicher - 
tuberkel, aus denen sich eine serpiginds kriechende 


Dermatitis entwickelt hatte, welche bisher aller Be- 
handlung trotzte, mit groesem Erfolge an und konnte 
eine bedeutende Besserung , stellenweise selbst Hei- 
lung, constatiren. 

Dr. Kttntzelmann wendet zur Behandlung 
gewfihnlicher Bubonen die kalte Diuche an nnd 
konnte in vielen Fallen deren Aufbrechen verhindem; 
er sah sehr haufig das Wiederanlegen der Haut ein- 
treten, welches oft mit einer nabelartigen Einziehung 
in der Mitte begann.] 

526. Ueber die Poliklinik fQr venerisohe 
Kr&nkheiten am Hospitale St. Corona zu M in- 
land ; von Dr. Achille Francesco Turati. 
(Ann. univers. Vol. 228. p. 30. Aprile — Maggio; 
p. 449. Giugno 1874.) 

Gegentiber den Einwendungen, welche man frfl- 
her gegen eine ambulatorische, poliklinische Behand- 
lung Sypliilitischer, insbesondere gegen die fllr diesen 
Zweck eingerichteten Dispensations - Anstalten ge- 
macht hatte, ist man in den letzten Jahren zu der 
Ubereinstimmenden Ueberzengnng gelangt, dass in 
grossen und mittlern Stadten entsprechende Anstalten 
eine Forderung der Zeit sind und ihren unverkenn- 
baren Nutzen haben. Frtlher hatte man nnr in Paris 
und in einigen andern grossen Stadten solche An- 
stalten fllr die Benutzung des Publikums, in nenerer 
Zeit haben sich jedoch in verschiedenen L&ndern die 
poliklinischen Anstalten fllr syphilitische Kr. ge- 
mehrt. Ein grosser umfhnglicher Bericht aus sach- 
kundiger Feder liegt una aus Mailand vor, wo- 
selbst im J. 1865 eine Ambulanz fllr syphilit. Kr. 
errichtet worden war. 

Dieser 242 Druckseiten umfassende Bericht be- 
weist nicht allein den Nutzen und die praktische 
Durchfllhrbarkeit einer poliklinischen Behandlung 
Syphilitischer , sonderu, dass auch in theoretischer 
Hinsicht auf wissenschaftliche Weise das Material 
gentlgend benutzt werden kann. Wir begnflgen uns 
hier, eine kurze statistische Uebersicht der Frequenz 
dieser Anstalt zu geben, um darauf hinzuweisen, 
welche grosse Zahl von Kr. einer Behandlung be- 
dllrftig gewesen ist. 


Jahr 

1865 

CO 

« 

QO 

H 

r867 

18G8 

1869 


1871 

1872 

Totalsumme 1 

Sogenannte venerische j Manner 
Kranke | Frauen 

Totalsnmme 
Syphilitische Kranke | 

Totalsumme 

Krankhelten der Ge- ( 

organ e ( 

Totalsumme 

62 

11 

613 

64 

487 

34 

680 | 689 
72 ! 62 

627 

37 

801 

49 

718 

38 

4468 

347 

14815. 

1 ' 

> 6746 

73 

667 

521 

1 662 | 732 

1 664 

860 

766 

1 . 1 

24 

9 

174 

61 

139 

70 

170 

76 

164 

77 

134 

45 

152 

41 

85 

39 

1042 

417 

! 14691 

L / 

33 

235 

209 

245 | 

241 

1 179 

193 

124 

1 

1 

2 

9 

7 

14 

20 

12 

16 

33 

18 

45 

58 

42 

101 

43 

60 

199 

272 ; 

, 1 

| 471/ 

3 

1 16 

34 

28 | 51 | 103 

143 

| 93 

1 

109 

) 818 

764 

1 925 1 1024 1 946 1 1186 

1 973 



lied. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 


(J. Edmund Gflntz.) 
5 


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34 


III. Pathologio, Thcrapie u. mediciniBche Klinik. 


527. Ueber blennorrhagiaohe Entsundang 
der Sehnenscheiden; von Dr. A. May mo u. 
(Arch. gdn. 6. S6r. XXVI. p. 655. 653. Nov., Ddc. 
1875.) 

Die Th&tsache, dass im Verianf ernes Trippers 
rheamatische Erecheinungen, Affektionen der Gelenke 
and Gelenkbknder , sowie der Sehnenscheiden ein- 
treten kdnnen , wird nicht mehr bezweifelt. Es be- 
steht jedoch noch grosse Verschiedenheit in der Deu- 
tung dieser Krankheitserscbeinungen. Einige Auto- 
ren nehmen an , dass diese rheumatismusartigen Er- 
acheinungen , welche jedoch mit dem Rheuniatismus 
nichts gemein haben, eine Theilerscheinnng des Trip- 
pers sind , wahrend die Mehrzahl der Autoren nur 
zugesteht, dass die Blennorrhoe die disponirende 
Drsache sei, urn rhenmatische Erecheinungen bei 
einem Individuum hervorzurufen, welches unter dem 
Einflusse der rbeumatischen Diathese sich schon be- 
findet. 

Die erwiihnten rheumat. Erecheinungen kdnnen 
zwar zu jeder Periode des Trippere auftreten , die- 
selben kommen aber am haufigsten gegen die dritte 
Woche, von der Entwicklung des Trippere an gerech- 
net, zur Eracheinung. DieSehnenscheidenentzttndung 
kflndigt sich nicht durch Prodrome an. 

Vf. unteracheidet 1) die Periode der Invasion. 
HOchstens tritt manchmal etwas Abgeschlagenheit 
ein, plAtzlich kommt Frdsteln oder Frost, welche 
Zufklle auch fehlen kdnnen. Bald kommt etwas 
Schmerz in einem Gelenk , seltner in einer Sehnen- 
scheide ; dieser Schmerz dauert einige Stunden und 
manchmal werden in dereelben Weisc neue Gelenke 
befallen. Schwellung und Rdthung werden nicht 
bemerkt. Manchmal bleibt nach Vf. das Gelenk 
2 — 3 Tage befallen , so dass man glauben konnte, 
die Affektion wolle sich hier fixiren ; jedoch das Ge- 
lenk wird wieder normal und die Affektion fixirt sich 
mm in einer oder mehreren Sehnenscheiden. Zu den 
eben genannten treten einige allgemeine Erschei- 
nungen : Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Appetit- 
verlust, belegte Zunge, selbst zuweilen Erbrechen. 
Der Ausfluss bei den Mannem bleibt unverandert; 
von Frauen fehlen die Beobachtungen. 

2) Periode der Entwicklung. Wenn sich die 
Affektion ausgebildet hat', findet man anfangs An- 
schwelliuig mit dem GefUlil der falschen Fluktuation. 
Die Anschwellung, anfangs begrenzt, verbreitet sich 
nachher im Verlauf der Sehne ; zuweilen entspricht 
die Form der Anschwellung nicht dem Verlauf der 
Sehne, sie erscheint vielmehr nur als ein kleiner 
runder oder viereckiger Fleck auf der Sehne, wel- 
cher die Breite dereelben besitzt. In andern Fallen 
findet man eine begrenzte rothe oder in’s Violette 
spielende rOthliche Fki-bung der Haut, und zwar ge- 
nau an den erkrankten Stellen der Sehne, jedoch 
nicht immer in der Ausbreitung der Anschwellung, 
sondern zuweilen durch abgesetzte rothe Flecke mar- 
kirt. Hiereelbst ist zuweilen der grdsste Schmerz 
bei Druck vorhanden ; zuweilen jedoch findet sich 


der Schmerz auch nur in der Umgebung der Schwel- 
lung. Zuweilen hat die Schwellung und Rdthnng 
das Aussehen wie bei Phlegmone. Zuweilen besteht 
in der Umgebung der angeschwollenen schmerebaf- 
ten Stelle noch eine ddematdse, nicht schmerzhafte 
Zone. Dieses Oedem entspricht der akuten Entztin- 
dungsperiode. 

Die Schmerzen sind das constante Symptom der 
Erkrankung und treten entweder spontan auf, oder 
werden hervorgerufen durch Druck auf die krank- 
hafte Stelle, oder durch Bewegungen der kranken 
Sehne. 

Der spontane Schmerz ist am heftigsten in den 
eraten Tagen des Bestehens der Erkrankung , und 
zwar wahrend des Tags weniger heftig als wahrend 
der Nacht, zu welcher Zeit meist Exacerbationen 
sich einstellen. — Der Schmerz nach Druck auf die 
kranke Partie ist immer vorhanden und folgt dem 
Verlauf der Sehne. Der Schmerz nach Bewegung 
tritt stets auf bei extendirenden, dagegen nicht oder 
schwacher bei den entsprechenden entgegengesetz- 
ten Bewegungea 

Der Site der Erkrankung ist am haufigsten in 
den Extensorensehnen der Hand und in der Beuge- 
sehne des Daumens ; am Fusse ist eine so genauc 
Lokalisation nicht bemerkbar. Im Allgcmeinen kann 
gesagt werden, dass sowohl nur einzelne oder viele 
und tlberhaupt jede Sehne betroflen werden kann. 
Wahrend Hand- und Fnsssehnen am haufigsten be- 
fallen w&ren, kam auch eine Erkrankung am Biceps 
fcmoralis u. brachialis vor. 

Die Dauer der Erkrankung betrilgt gewdhnlicli 
4 — 6 Wochen, sehr selten nur eine und selten mehr 
als 6 Wochen. 

Unter den Complikationen ist am haufigsten die 
GelenkentzUndung. 

Verlauf. Die Sehnenscheidenentztlndung ist eine 
gutartige Form des blennorrhag. Rheumaiismus. 
Die Prognose ist gut, der Termin der Heilung jedoch 
nicht mit Sicherheit voraus zu bestimmen. 

Die Diagnose ist sehr leicbt; die lokalen Er- 
scheinungen , der Mangel oder der geringe Grad des 
Fiebers, sowie das Vorhandensein eines Trippers 
sichern nach Vf. die Diagnose vollstandig. Sind 
mehrere Sehnen in der Umgebung eines Gelenks be- 
fallen, so kann man allerdings an eine gichtische 
Affektion denken. Aus der freiern oder wenigstens 
im Innem des Gelenks schmerzlosen Bewegimg und 
durch die Prtlfung der einzelnen Sehnen in ihrem 
Verlauf wird man jedoch die Diagnose feststellen 
kdnnen. Von der rheumatischen Sehnenscheiden- 
entzundung unterecheidet sich die blennorrhoische 
dadurch, dass erstere viel heftiger und von stets star- 
kem Fieber gefolgt ist, sowie dass nur ein oder 
einige Gelenke oder Sehnenpartien befallen werden, 
ehe eine definitive Lokalisation in einer Sehne oder 
in einem Gelenk stattfindet. Endlich ist die rheu- 
matische Sehnenentztlndung flflchtdger (mobile) mit 
der Neigung multipel zu werden. Die syphiUtische 


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35 


111. Pathdogie, Tberapie u. medicinisclie Kliirik. 


Sehamachadenentz drafting soil nie den Grad er- 
refehen wie die blennorrhoische ; anch soli dieselbe 
nach verschiedenen Antoren bei der Frau hftufiger 
vorkommen als beim Manne. Die Synovitis bei Ge- 
wttbetreibenden befUllt gewfthnlich diejenigen Seh- 
nen , welehe bei der betreffenden Beschilftigung am 
maifften in Gebrauch gezogen werden. Sie ist meist 
sehr heftig , von langer D&uer and macht RflckfoUe. 

Die Behandlung theilt Vf. in eine allgemeine 
nnd in eine lokale ein. 

Wahrend man bisber Diuretika in hoben Dosen, 
Jodkalium u. s. w. anwendete, mass daran fest- 
gehalten werden, dass nach dem Urtheil der meisten 
Aerate diese Mittel erfolglos sind ; R o 1 1 e t will gate 
Erfolge mit Brech- und Abfilhrmitteln erzielt haben. 
In der neaesten Zeit hat man sogar Merkurialien nnd 
Cbmin angewendet. Vf. halt auch diese Medikamente 
ftir natzlos nnd selbBt schadenbringend. 

Eine gut geleitete drtlie/ie Behandlung hat dem 
Vf. den meisten Nutzen gebracbt. In der ersten 
Periode der Erkrankung, zur Zeit der Anschwellung, 
wendete Vf. Srtlich sedative, narkotisclie und er- 
weicbende Mittel an. Bei heftiger Entztindung 
konnen wiederholte Crtliche Blutentziehungen von 
Nutzen sein. Wenn die Entztindung nicht mehr 
intensiv ist, wende man fliegende Vesikatore oder 
Einpinselnng von Jodtinktur an; sehr vortheilhaft 
hatte sich auch ein fester Druckverband erwiesen. 
Treten bei ziemlich abgelaufenem Process vcrschie- 
dene Fnnktionsstdrungen auf, so empfiehlt Vf. Dn- 
scben von Schweielwassern, Dampfbider, aromat. 
Riucherungen, Massiren und Mineral wftsser. 

Vf. ist tlbrigens der Ansicht, dass der gleich- 
zeitig bestehende Tripper zunftchst behandelt wer- 
den muss. DieBe Behandlung des Trippers , welehe 
dadnrch, dass der Kr. im Bett liegt, sehr erleichtert 
wird, hat jedoch keinen Einfluss auf den Verlauf der 
Synovitis. 

Vf. ftigt 10 ausfUhrlich beschriebene Beobach- 
tungen bei , von denen wir folgende 2 wiedergeben. 

Beobachtimg 1. Synovitis der Extensorensehnen der 
Finger. Die verheirathete M. H., 37 J. alt, Kdchin, 
wurde am 20. April 1875 in das Hospital de la Pitid auf 
die Abtheilnng des Prof. L a s £ g u e aufgenommen. Pat., 
von krilftiger Constitution , hatte nie an Rhenmatismus 
oder eonst an irgend einer Krankheit gelitten. Ungefahr 
14 T. vor ihrer Aufnahme hatte sic etwas Schmerz belm 
Wasserlassen bemerkt, unter (lessen Znnahme etwas 
grfinlicher Ansfluss sich eingestellt hatte. Die Kr. ver- 
riehtete ihre Arbeit bis znm 18. April fruh , zu welcher 
Zeit sie Schmerz und leichte Anschwellung in den Selmen 
der Finger bemerktc. Am selbeu Abend hatte sich die 
Geschwulst fiber den Rucken der Hand und die Finger 
voltetandig verbreitct , so dass Pat. anfhorte zu arbeiten. 

Die Kr. klagte wcder fiber Schwache nocb Anorexie; 
Fieber war nicht rorhanden , nnr heftiger Schmerz im 
rechtenUandgclenk. Man fand eine langliche Geschwulst, 
beginnend lingefiihr 0 Ctmtr. fiber der Zwischenlinie des 
Handgelenks , sich ausdehncnd nnd verbreiternd fiber den 
Rfleken der Hand bis zu den Fingcrspltzen. Bei genaner 
Untersuchung der Geschwulst liatte man das Gefuhl einer 
Anschwellung ini Verlaufe der Sehnenscheiden in einer 
Range von 7 — 8 und in einer Breite von 3 Centimeter. 
Drack auf diese Schwellung rief heftigen Schmerz hervor ; 
Pat. vermied Jede Bewegung der Finger. Bei dem Ver- 


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luche, die letzten 4 Finger zu bewegen, war der Schmerz 
eben so lebhaft wie bei Druck ; der Daumen war weniger 
schmerzhaft. Die Haut fiber der schmerzhaften Stelle 
war roth , mit einem Stlch in’s Violette gefarbt , nnd In 
derUmgebnng bis zuden Fingerspitzen fand sich schmera- 
loses betriichtliches Oedem. Wenn die Kr. die Muskeln 
achlaff machte, so waren die Bewegungen des Handgelenks 
schmerzlos ; die Finger befanden sich in der Hand halb 
gebengt. Art nnd Sitz des Schmerzes Hessen an eine 
blennorrhoische Affektion denken ; Pat. gab anch an, daae 
sie nach einem verdaohtigen Coitus Bchmenen bei dem 
Urlniren empfunden und grfinlichen Ansfluss bemerkt 
habc. 

22. April. Viel Schmerz wahrend der Nacht. Auf 
Druck die Sehmerzen im Gleichcn. In der Umgebung 
der schmerzhaften Stcllen war die Hant schwach rothllch 
gefarbt. Das Oedem, welches die schmerzhaften Stellea 
umgab und welches besonders anffalUg in der Gegend der 
Gelenke zwischcn Mittelhandknochen und Phalangen war, 
hatte sich wesentlich vermindert ; die Stellung der Finger 
war noch dieselbe geblioben. Kcin Fieber , Znnge rein. 
Appetit vorhanden, Herz frei. Die Untersuchung mit dem 
Speculum ergab eine Urethritis. Katarrh des Collam 
uteri. — 33. u. 24. April. Dersclbe Zustand ; die nacht- 
lichen Sehmerzen Behr heftig. Belladonnasalbc brachte 
keine Erleichternng ; Einwickelung in Watte. — 25. April. 
Fester Watteverband ; wegen der Urethritis Copalvbslsam. 

— 4. Mai. Abnahme des festen Watteverbandes ; Scfcwel- 
lung fast verscliwunden ; Sehmerzen im Gleichen. — Am 
folgendcn Morgen war die Schwellung in derselben Con- 
figuration wiedergckehrt ; Vesikator. — 14. Mai. Wegen 
Zunahinc der Schwellung, der Sehmerzen nud des Oedem 
neuer Compressivverband mit Watte. Urethritis und be- 
trachtlicherUteruskatarrh im Gleichen. — 21. Mai. Watte- 
verband erneuert ; Finger gestreckt und in dieser Position 
befestigt. — 26. Mai. Nach Entfernnng des Wattever- 
bandes war die Anschwellung gesehwunden; kein Schmerz 
bei Druck mehr vorhanden ; die spontane Bewegung der 
Finger war noch nicht moglich; die gewaltsame Bcu- 
gung der Finger verursachte Sehmerzen. Ee warden 
Dampfdnschen auf den Vorderarm und die Hand angewen- 
det. Es bestand immer noch geringe Urethritis. 

Beobachtung VI. F. C., 29 J. alt, Zimmerkellner, 
am 20. April anfgenomraen, frfiher stets gesnnd , nie mit 
Rhenmatismus behaftet, hatte sich mit 16 J. den ersten 
Tripper zugezogen , welcher ohne Compllkation verHef. 
Mit 21 J. war Pat. zum 2. Male an Tripper erkrankt und 
cinige Tage spater von Sehmerzen in der linken Ferae u. 
im Tibiotarsalgclenk befallen worden. Die Behandlung 
fand im Hospital du Midi statt. Ein Jahr spater wieder ein 
Tripper u. zuglcich Sehmerzen in den Extensorensehnen 
des Fusses in der Umgebung der Sehnenscheide des Wa- 
denmuskels. Ira Jan. 1875 zog sich Pat. zum 4. Male 
cinen Tripper zu und bemerkte 3 Wochen nach Beginn 
dieser Klennorrhoe Anschwellung am innera Rande des 
Fusses. Der Tripper war bei der Aufnahme in’s Hospital 
unbedeutend und dor Heilung nahe. Am linken Unter- 
Bchcnkel an der Hinterseite war die Haut violett roth ge- 
farbt; Anschwellung, Schmerz auf Druck; bei Druck 
oberhalb und unterhalb des Malleolus ffihlte man Fhik- 
tuation. — Der Appetit war gut , allgemeine Erechelnun- 
gen fehlten vollstandig ; der Kr. war nicht im Stande zn 
gehen, er konute ohne heftige Sehmerzen nicht anftreten. 

— Vesikator anf die angeschwollene Partie. Einigc Tage 
nachher bemerkte man eine leichte AnsohweUung am 
innera Rande des rechten Knies. Diese Anschwellung 
schien ebenfalls von einer Sehnenscheide auszugehen. 
Nach 1 Mon. verliess der Kr. vdllig geheilt das Hospital. 

(J. Edmund Gfintz.) 

528. Ueber hereditkre Syphilis ; nach 

Boeck; Owre; Engelsted. 

Prof. W. Boeck in Christiania hielt noch in 
seiner letzten Schrift (Erfaringer ora Syphilis. Chri- 


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36 


QI. Pathologie, Therapie a. medicinische Klinik . 


stiania 1875. 8. 147 flg.) an der Ansicht fest, dass 
die Syphilis im Allgemeinen von der Mutter, nur 
ausnahmsweise vom Voter auf das Kind ubertragen 
werde and &uch von der Mutter dann nur selten, 
wenn sie vor der Pubertat an Syphilis behandelt 
worden ist. Sowohl B o e ck als auch Thoresen 
fanden nach ihren sehr reichen statistischen Aufzeich- 
nungen flber die Nachkommenschaft an Syphilis Be- 
handelter nor sehr selten unter den Kindern frflher 
an Syphilis behandelter Vftter hereditftr syphilitische. 

Zwischen Syphilis hereditaria und congenita 
macht B o e c k einen Unterschied, und zwar bezeicli- 
net er alB heredit&r die Sypliilis des Kindes , wenn 
die Mutter vor der Conception syphilitisch gewesen 
ist , als angeboren hingegen , wenn die Mutter die 
Syphilis erst nach der Conception erworben hat ; die 
letrtere bedingt, wie B. glaubt, eine glinstigere Pro- 
gnose und nach Beinen Erfahrungen wild das Kind 
in der Regel gesund geboren, wenn die Mutter erst 
in den letzten beiden Schwangerschaftsmonaten die 
Syphilis erworben hat. Ebenso htllt B. die Prognose 
auch ftlr gttnstiger, wenn die hereditftre Syphilis vom 
Vater herstammt. 

Aus der Zusammenstellung aller derjenigen Falle, 
flber die B. die betrefFende Auskunft hat erlangen 
kdnnen (UndersSgelser angaaende Syphilis. Chri- 
stiania 1875. S. 19—25, 212 — 214) geht liervor, 
dass bei syphilitischen Frauen , wenn sie entweder 
noch gar nicht oder kurz vor der Schwangerschaft 
behandelt worden sind, am haufigsten die Kinder im 
Uterus absterben und faultodt zur Welt kommen, 
oder vorzeitig todt geboren werden, oder nach weni- 
gen Stunden oder Tagen sterben. Je kiirzer die 
Zeit ist , die Beit der Behandlung der Syphilis ver- 
flossen ist , um so sicherer wird das Kind nicht ge- 
sund zur Welt kommen. Das erste Band, das syphi- 
litisch geboren wird, leidet nach Boeck ’ s Erfah- 
rungen in der Regel an entwickelteren Formen , als 
das zweite ; und so pflegt im Allgemeinen jedes fol- 
gende weniger intensiv erkrankt zu sein und eine 
grflssere Lebensfahigkeit zu besitzen , als jedes vor- 
hergegangene. Wie lange eine solche Mutter fort- 
fehrt, syphilitische Kinder zu gebaren , dflrfte sicli 
wohl kaum bestimmen lassen ; in einem Falle hat 
Boeck eine syphilitische Mutter in einer langen 
Reihe von Jahren 12 syphilitische Kinder gebaren 
sehen. Die Regel, dass die Kinder je nach der 
Reihenfolge , in der aie zur Welt kommen , weniger 
intensiv von der Syphilis ergriffen sind, istjedoch 
keineswegs ohne Ausnahme , ja es mttssen nicht im- 
mer syphilitische Bander auf einander folgen, sondern 
es kflnnen dazwischen auch gesunde Kinder geboren 
werden. Es kann auch das zuerst geborene gesund 
sein und diesem kOnnen syphilitische folgen. In 
einem von Boeck mitgetheilten Falle gebar eine 
Frau, die mit dem 10. J. syphilitisch war und spater 
2mal Recidive gehabt hatte , zuerst 5 gesunde und 
dann erst ein syphidtisches Kind , ohne dass eine 
neue syphilitische Erkrankung vorausgegangen war. 


Die Methode , nach welcher die Syphilis bei der 
Mutter behandelt wird , scheint nach B o e c k ’ s st»- 
tistischen Aufstedungen keinen entschiedenen Gin- 
fluss auf die Vererbungsverhaltnisse der Syphilis aaa- 
zuflben, nur will es B. scheinen, als ob nach Behaad- 
lung der Mutter mit Quecksdber langere Zeit hin- 
durch syphilitische Bonder geboren wflrden, als nach 
Behandlung ohne Quecksdber. 

Die Ursache davon, dass spater geborne Blinder 
weniger heftig an Sypliilis zu erkranken pflegen, ale 
hither, dem Infektionstermine der Mutter naher, ge- 
bome , dflrfte man , wie B. geneigt ist anzunehmen, 
vielleicht nicht allein in der Wirkung der Zeit zu 
suchen haben, sondern es kann wohl auch durch 
wiederholte Geburten vielleicht eine Reinigung des 
Organismus bewirkt werden. Dass die Zeit allein 
diese Abschwachung nicht hervorbringt, dafllr scheint 
die Beobachtung B o e c k ’ s zu sprechen , dass anch 
dann, wenn das erste Kind lange Jahre nach der 
Behandlung der Mutter geboren wird , dasselbe sehr 
heftig von hereditarer Syphilis befallen sein kann, 
wenn auch die Mutter ganz gesund schien ; wfthrend 
nach wiederholtem Auftreten von schweren tertiAreu 
Erkrankungen ein gesundes Kind geboren werden 
kann. Die Ansicht Bassereau’s, dass bei here - 
ditir syphilitischen Neugebornen die Symptome stets 
denen entsprechen , die die Krankheit der Eltern 
zur Zeit der Conception zeigte, kann Boeck 
nach seinen Erfahrungen durchaus nicht best&- 
tigen. 

In Bezug auf die Zeit des Ausbruchs bei here- 
ditarer Syphilis stimmt Boeck im Allgemeinen mit 
Diday (therein; dass ein Kind gleich mit den 
Zeichen der Syphilis zur Welt kommt, ist sehr selten, 
raeist erfolgt der Ausbruch erst nach einigen Wochen 
bis Monaten ; bei Zwillingen hat B. wiederholt ge- 
sehen, dass die Syphilis nicht bei beiden zu gleicheT 
Zeit zum Ausbnich kam, sondern im Zwischenranme 
von Wochen. Spater als nach 5 Mon. hat B. den 
Ausbruch nicht beobachtet, wahrend Andere behaup- 
ten , dass die hereditare Syphilis erst nach Jahren, 
ja erst im erwachsenen Alter ausbrechen kOnne, 
nachdem sie bis dahin latent geblieben sei. Wenn 
sich in spaterem Alter Erscheinungen tertiarer Syphi- 
lis zeigen , kann es sich nach B. nie um den ersten 
Ausbruch einer hereditaren Syphilis handeln, son- 
dem um ein Recidiv. Bei genauer Durchsicht der 
Spitalsprotokolle von Christiania aus einem Zeit- 
raume von 50 Jahren hat er diese Regel, von der er 
selbst nie eine Ausnahme beobachtet hat , vollkom- 
men bestatigt gefunden. Als Kinder von hereditarer 
Syphilis Befallene kamen in spaterem Alter oft mit 
tertiaren Symptomen wieder zur Behandlung und 
manche von ihnen wussten vom ersten Ausbnich der 
Krankheit gar nichts, der nicht unbedingt mit grosser 
Heftigkeit zu geschehen braucht , sondern , nament- 
lich wenn voider schon mehrere syphilitische Kinder 
geboren waren , auch in so milder Form verlaufen 
kann , dass ein Arzt zur Behandlung gar nicht her- 
beigezogen wird. 


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111. Pathologic, Therapie u- medkinische Klinik. 


37 


la Being daranf , oh die Wirknng des syphiliti- 
seken Virus von dem Vater oder der Mutter aus sich 
welter vererben kfinne alsauf die Kinder, 1st Boeck 
naeh seinen Erfahrungen entschieden der Ansicht, 
dass diese geschieht , aber nicht in Form von Syphi- 
lis, sondern in anderer Krankheitsform, namentlich 
als Scrofulose *und Rhachitis. 

In Bezug anf die Syrup tome der hereditAren Sy- 
philis erwfthnt Boeck zunAchst die Hautaffektionen. 
Von diesen Bind am hAufigsten die Schleimtuberkel, 
die wie bei den Erwachsenen , hauptsAchlich an den 
Qenitalien und am Ohr ihren Sitz haben , aber auch 
an andern Kflrperstellen vorkommen kflnnen ; in 
einem Falle hat sie B. fiber den ganzeu Kfirper ver- 
breitet [gefunden , mit Ausnahme des Gesichts , der 
Hinde und Ffisse und zum Theil der Vorderarme 
und Waden. Der PemphiguB syphilitischer Neuge- 
bomer unterscheidet sich nach B. von dem anderer 
Kinder dadnrch , dass die Blasen eine missfarbige 
FlOssigkeit enthalten ; er kann an verschiedenen 
Stellen vorkommen , Handteller und Fusssohlen bc- 
ftllt er aber atets ; die Prognose wird durch Pem- 
phigus schlecht, doch hat B. auch Fftlle gesehen, in 
'ienen Heilung erfolgte. Tuherkuldses Syphilid hat 
B. nicht beobachtet, dagegen 6ftcr Entwicklung klei- 
ner Furunkel oder snbeutaner Abscesse in grdsserer 
oder geringerer Menge, die ein schlechtes Zeichen in 
prognostischer Hinsicht abgehen. Ein hAufiges Zei- 
cben ist auch die dunkler gefarbte imd glAnzendc 
Haut in der Handflache und an der Fusssohle und 
(burnt verbundene Abschuppung. Uebrigens kfinnen 
alle bei Erwachsenen beobachteten Exantheme ancli 
bei hereditlr syphilitischen Kindern vorkommen. 

Ein Symptom, das B. bei mit hereditArer Syphi- 
lis behafteten Kindern wiederholt beobachtet hat, 
besteht in einer Menge Furchen , die durch die Lip- 
pen zur Mundoffnung hingehen, die das Centrum fUr 
alle diese radifiren Linien bildet ; der Mund sieht aus 
wie ein mit einem Zugbande zusammengezogener 
Beutel. B. Ii3.lt diese Furchung ftlr Folge des 
Schwindens des Fettes, und mithin fllr ein Zeichen 
der rasch sinkenden ErnAhrung. Ferner erwAhnt 
B. noch die Onychie, die Coryza, die Affektionen des 
Larynx, des Pharynx, der Knochen und der inneru 
Organe unter Beiffigung einiger einschlAgiger FAlle. 

Die Prognose ist bei der hereditAren Syphilis 
sehr ungflnstig. Von 186 in der Zeit von 1857 bis 
1870 behandelten Kindern im Alter von 1 Tag bis 
9 Monaten starben 116 und70wurden geheilt, doch 
starben auch von den gebeilten noch 5 nach knrzer 
Zeit an Recidiven, so dass in der That 121 starben 
und nur 65 , also kaum */ 3 , geheilt wurden. Die 
Prognose hingt von folgenden UmstAnden ab. 1) Ob 
das Kind ausgetragen ist , hat insofern Einfluss, als 
bei vorzeitig gebomen Kindern die Prognose sehr 
nB 5®nstig ist. 2) Bei ausgetragenen Kindern 
kommt es darauf an , zu welcher Zeit der Ausbruch 
der Syphili88ymptome erfolgt ; je zeitiger diess der 
Pall ist, um so schlechter ist die Prognose in der 

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Regel. 3) Je n&her die Geburt des KindeS der Zeit 
liegt , zu welcher die Mutter an Syphilis behandelt 
wurde , desto schlechter ist die Prognose ; doch er- 
leidet diese Regel manchmal Ausnahmen, da ja nach 
einem syphilitischen Kinde ein gesundes und dann 
wieder ein syphilitisches geboren werden kann. 
4) Die ungfinstigsten Symptome ffir die Prognose 
Bind Pemphigus, Furunkel oder subcutane Abscesse, 
hochgradige Coryza oder die der tertiAren Periode 
der Syphilis angehSrigen Erscheinungen. Bei an- 
scheinend leichten Formen ist dagegen die Prognose 
nicht mit Sickerheit gfinstig zu stellen, es kann vor- 
kommen , dass alle Symptome geschwunden zu sein 
scheinen auch das Allgemeinbefinden anscheinend 
gut ist, und doch stellen sich plStzlich KrAmpfe ein 
und das Kind ^tirbt entweder im ersten Anf alle oder 
in einem kurze Zeit darauf folgenden. 5) Die Er- 
nAhrung mit der Flasche ist fllr hereditAr syphili- 
tische Kinder mit viel grdsserer Gefahr verbunden 
als fllr gesunde Kinder; wenn das Kind von der 
Mutter gestillt wird, sind bessere prognostische Aus- 
sichten vorhanden. 6) Pflege und sonstige Verhftlt- 
nisse sind von grosser Bedeutung, da derartige Kin- 
der von Aussern schAd lichen Einwirkungen viel mehr 
beeinflusst werden als andere Kinder. 

Wenn ein mit hereditArer Syphilis behafletes 
Kind die erste Reihe der Symptome fiberstanden hat, 
entwickein sich nicht selten andere Krankheiten 
(Hydrocephalus, Rhachitis, verschiedene Knochen- 
affektionen u. s. w.) und diese folgen so unmittelbar 
nach der wahren syphilitischen Erkrankung, dass 
man sie als Folgen der anscheinend geheilten Syphi- 
lis betrachten muss. Diese Folgen entwickein sich 
nach B. am hAufigsten, wenn die Syphilis mit Qneck- 
silber behandelt wurde. 

Der Unterschied zwischen der hereditAren und 
der acquirirten Syphilis in Hinsicht auf die Prognose 
ist so gross , dass in dieser Beziehimg ein Vergleich 
zwischen beiden gar nicht moglich ist, obgleich beide 
durch dasselbe Virus hervorgebracht werden. Der 
Unterschied aber liegt, wie B. hervorhebt , darin, 
dass bei der erworbenen Syphilis das Virus durch 
die Haut oder Schleimhaut in den Kfirper gelangt, 
bei der vererbteu aber [wie B. annimmt] durch das 
Blut der Mutter ; als Analogon ftthrt B. den Unter- 
schied zwischen der Sterblichkeit an Pocken an , je 
nachdem das Pockengift eingeathmet oder eingeimpft 
worden ist, aowie die Pleuropneumonie beim Rind- 
vieh, die, auf die gewOhnliche Weise fibertragen, 
eine Bchwere Erkrankung, durch Inoculation flbertra- 
gen, dagegen viel leichter ist. 

Dr. Adam 6wre (Nord. med. ark. VH. 3. 
Nr. 14. 1875) hat zu den schon frtther von ihm ge- 
sammelten noch weitere Falle hinzugefllgt, in denen 
er genaue Nachrichten fiber den Gesundheitszustand 
von Eltem und Kindern besitzt. Im Ganzen hat Q. 
bisher fiber 42 VAter, die syphilitisch gewesen waren 
und zusammen 83 gesunde Kinder batten, Notizen 
gesammelt ; die betreffenden Mutter waren alle ge- 
rnrnd und wohl , ohue jemals das geringste Zeichen 

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38 


HI. Pathologic, Therapie u. medicinische Klinik . 


Ton Infektion geboten zn haben. In einzelnen der 
von 0. gesammelten Fftlle datirt die Zeit der Beob- 
achtung 16 — 17 Jahre zurtlck. Aus seinen Beob- 
aohtnngen zieht er folgende Schlitsae. 1) Ein mit 
latenter Syphilis behafteter Yater hat keinen direk- 
ten Einflusa auf die Entwicklnng der ererbten Syphi- 
lis. 2) Die Kinder eines aolchen Vaters aind friach 
und gesund. 3) Angeborne Sypliilia aetzt ateta eine 
inficirte Mutter voraus. Der Same eines syphiliti- 
tischen Mannea tlbt keinerlei Einflusa auf den Orga- 
nismus der Mutter aus , weder direkt , noch indirekt 
(durch die 8chwangerschaft). 

Dr. 8. Engelated (Ugeskr. f. Lftger 3. R. 
XXI. 13. 14. 1876) erkl&rt sich ebenfails ftlr die 
Vererbnng der Syphilis von der Mutter aua, obgleich 
er zugiebt, dasa eine Erklftrung fllr die UeberfUhrung 
dea Contagium von der Mutter auf die Frucht zur 
Zeit noch nicht vollatftndig gcgeben werden kdnne. 

In klinischer Hinsicht ist dieBeziehung zwiachen 
einer ayphilitiachen Mutter und der Frucht verschie- 
den , je nachdem die Mutter bei der Conception sy- 
philWsch geworden , oder es achon vorher gewesen 
oder es erst w&hrend der Schwangerschaft geworden 
ist, und je nachdem die sypliilitisclien Symptoms der 
sekundfiren oder der tertiftren Periode angehflren. 
E. hat hftufig mit Symptomen tertiiirer Syphilis be- 
haftete Frauen geaunde Kinder geb&ren aehen , die 
auch spftter gesund blieben, doch scheint ea in man- 
chen Fallen, als wenn die tertiftre Syphilis der Mut- 
ter Einflusa auf die Ernfthrung der Fnicht im Allge- 
meinen haben kdnnte. Mit sekundftrer Sypliilia be- 
haftete Weiber gebaren dagegen nachE. selbst dann, 
wenn sie sich die Syphilis erst w&hrend derSchwan- 
gerachaft zugezogen haben , fast unverraeidlich mit 
den Symptomen der Syphilis behaftete oder bald 
solehe bietende Kinder. Als eine Ausnahme von 
dieaer Regel fflhrt E. einen Fall an, in welchem das 
Kind einer in den letzten Schwangerschaftsmonaten 
ayphilitiach gewordenen Frau wahrend der l 1 /* J., 
in denen sie in Beobachtung war, gesund blieb [vgl. 
B o e c k ’ s Angabe, dass Erwerbung der Sypliilia in 
den letzten 2 Monaten der Schwangerschaft in der 
Regel nicht auf daa Kind wirkt]. 

Den Umstand, dasa Frauen mit latenter Syphilis 
abwecliaelnd gesunde oder ayphilitiache Kinder ge- 
baren kflnnen , erklftrt E. nach Virchow’s Meta- 
stasentheorie daraua , dasa die latente Syphilis den 
Znstand daratellt, in dem der Organismus anschei- 
nend frei von Syphilis und das Virus in innern Or- 
ganen deponirt iat, von wo ans ea bei einer gelegent- 
lich hervorgerufenen Irritation wieder in die Cumu- 
lation gebracht werden und eine neue Eruption her- 
vorbringen kann, ao dass ea Periodcn giebt, in denen 
d>8 Blut inficirt ist, und andcrc, in denen diess nicht 
der Fall ist. Eine aypliilitische Frau kann nach E. 
eine unberechenbarc Zeit lang fortfahren, syphili- 
tisohe Kinder zu gebaren , bis die Kranldieit bei ihr 
in daa tertiare Stadium gekommen ist. 

Wie weit die Frucht vom Vater aua inficirt wer- 
dtn kann, ohne dass die Mutter erst inficirt wild, ist 


nach E. sehr zweifelhaft In denjenigen F Allen, die 
dafhr zu sprechen scheinen , liegt nach E. die An 
nah me einer latenten Syphilis nahe, namentlich des- 
halb, weil die Symptome von Syphilis , wenn spftter 
wieder solehe auftreten, in der Regel charakteristi- 
sche spfttere Ansbrflche derselben (grnppirte Papeln, 
tiefe Ulcerationen n. s. w.) seien, und weil eine Mut- 
ter , die ein syphilitisches Kind geboren habe , von 
diesem nicht durch das S&ugen angeateckt werde, 
wahrend nicht syphilitische Ammen in der Regel an- 
gesteckt zu werden pflegen. 

Die Symptome der angebornen Syphilis kflnnen 
zwar schon bei der Gebnrt vorhanden sein, gewflhn- 
lich aber erscheinen aie nach E. zwiachen der 2. und 
12. Woche nach der Geburt, so daas die Kinder mit 
latenter Syphilis zur Welt kommen. Die Symptome 
entaprechen stets spfttem Formen und achon nach 
wenigen Wochen kdnnen Gummata auftreten. Der 
Auabruch, der beim Neugebornen wahrgenommeB 
wird , muss ala ein nener Auabruch n&ch einem frfl- 
hem, nicht beobacliteten , betrachtet werden. In 
einem von E. mitgetheilten Falle fand sich bei einem 
18 T. alten Kinde achon Bildung gummbser Ge- 
schwtllste an mehreren KOrperstellen. Am h&ufig- 
sten aind bei hereditftrer Syphilis Ilautaffektionen 
vorhanden und unter diesen am hftufigsten die papu- 
ldsen ; Schleimpapeln kommen nach E. nie charak- 
teristiaeh entwickelt vor bei Kindern mit hereditftrer 
Syphilis, und dieaa ist von Bedeutung fllr die Diagnose, 
da gerade die Schleimpapeln bei Kindern mit er- 
worbener Syphilis zu den gewOhnlichsten und am 
beaten entwickelten Symptomen gehfiren. Lymph- 
drtlsengeachwtllste aind bei heredit&r syphilitischen 
Kindern nicht vorhanden , dagegen bei Kindern mit 
erworbener Syphilis. Von den Schleimhftuten linden 
sich bei heredit&rer Syphilis besonders diejenigen er- 
griffen , die den Cebergang zur Haut bilden , doch 
kommen auch geachwtlrige Affektionen dea Larynx 
und Pharynx vor. Die Schleimbaut der Nase ist ge- 
wbhnlich eines der zuerst angegriffenen Organe, be- 
deutenderc ZerstCnmgen , namentlich mit Caries der 
Nasenknochen und Deformit&t der Nase, hat indessen 
er bei angeborner Syphilis nie gesehen, dagegen hat 
0. tiefere zerstCrende Affektionen des innern Ohrea 
geaehen, die von Entzllndung des flnssern Ohres aus- 
gingen und tddtliches Ende herbeifllhrten. 

Kinder, die bei der Geburt Zeichen von ange- 
borner Syphilis darbieten, aterben gewOhnlich rascb ; 
tritt hingegen die Syphilis bei von Anfang an wohl- 
gen&hrten Kindern erst nach mehreren Wochen auf, 
so ist der Verlauf langsamer und Aussicht auf Hei- 
lting vorlianden. Oft iat im letztern Falle die Bease- 
rimg nur vorllbergehend und unter Funmkelbildnng 
tritt wieder Verschlimmenmg auf. Mitunter treten 
in solchen Fallen terti&re Symptome auf , im Gamen 
aber aelten zeitig, meist erst spftter, und solohc 
Fftlle, in denen terti&re Symptome spftter auftreten, 
sind es nach E. hanptaftchlich, die als aogen. tardive 
■Syphilis angefUhrt werden. Nicht immer aber han- 
delt es sich bei tardiver Syphilis wirklich urn an 


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IV. Gyn&kologie u. Pidiatrik. 


89 


geborne , sondern sie kann anch erworben sein , wie 
Oberhaupt die Anzahl der Individuen, die in so zeiti- 
gem Alter ayphilitisch inficirt werden, ohne spftter 
eine Erinnerung daran zu haben , durchaus nicht ge- 
ring 1st. Eine Hauptquelle der Uebertragung der 
Syphilis bei Eindern sind die Kinder syphilitischer 

IV. GynSkologie 

529. Ooppelbildungan an den weibliohen 
Harnwegen; von Dr. L. F first in Leipzig. (Arch, 
f. Gynakol. X. 1. p. 161. 1876.) 

Die beiden interess&nten Pr&parate, dieVf. nnter 
Beiftigung von 5 Abbildungen bescbreibt , befinden 
rich in der Sammlung des patholog.-anat. Institute 
zu Leipzig. 

Das erste derselben betriift eine vollkommene 
Verdoppelung dee rechten Ureter. Each den Be- 
obachtungen von K u p f f e r entsteben Nierenbecken 
and Ureteren aus den beiden Urnierengkngen. Das 
bleibende Hamsystem bildet sich nach diesem Be- 
obachter als eine Aussttllpung aus der Rilckwand 
des Wolff’ schen Ganges heraus. Diese Ausstfll- 
pung, „Nierenkanal“ genannt, zeigt sich am blinden 
Ende von einer Zellengnippe umgeben , welcbe nach 
His aus den Kemen der Urwirbel stammt und die 
sp&tere Nierenanlage darstellt. Dieses Zellenbftufchen 
findet sicli in die Urniere , und zwar zwischen diescr 
und der hintern Wand der Leibeshdhlc eingebettet, 
ohne dass aber diese Nierenanlage mit der Urniere 
in direktem Znsammenhange steht. In dieses Nierc 
genannte Organ wadist nun der Nierenkanal, d. h. 
Ureter und Nierenbecken, herein. Es entstehen 
demnacb die Nieren ganz unabhkngig von der Ent- 
wicklung des ausftthrenden Kanalsystems. Und so er- 
kl&rt es sich auch leicht, wie Missbildungen der Nieren 
ohne Betheiligung der Ureteren vorkommen kdnnen. 
So wurde in einem Falle (Virchow’s Arch. XXXIII.) 
ein Rest des linken Ureters bei Felilen der Niere 
derselben Seite gefunden. Von andern Anomalien 
kommcn nach F 5 r s t e r Ofters Verdoppelungen der 
Nierenbecken und Ureteren vor. GewOlmlich ver- 
einigt sich ein solcber doppelter Ureter auf seinem 
Wege zur Harnblase zu einem Gange ; sehr selten 
sind die Falle, wo diess nicht stattiindet und der 
Ureter mit 2 getrennten Einmtlndungen in die Blase 
eintritt. Ein solcher Fall ist der vom Vf. mitge- 
theilte. 

An dem Praparate , welches von einem 5jahr. Mad- 
chen herrfihrt , flndet sich die rechte Niere vergrSssert, 
6.7 Ctmtr. lang, 3.8breit, die linke dagegen nur 6.3, 
bes. 2.2 Centimeter. Das auf dem Langsdurchschnitt 
sick darbietende Nierenbecken wird durch eine 1.2 Ctmtr. 
breite Schcidewand in 2 Raume gethcilt, von welckcn der 
nach der Medianlinie zu gelegene am weitesten ist. Die 
wahrscheinlich durch Hydronephrose atrophisch gewor- 
deae Nierensnbstanz bat an dem aussern Nierenbecken 
eiae Dieke von 0.46, an dem innern von 0.16 Centimeter. 
Der In das grossere Nierenbecken einmundende Ureter 
hat eine Lange von 16.6 Ctmtr. and nahe an der Niere 
zeigt er einen Dnrchmesser von 1.3 Ctmtr., der andere 
von dem kleinern Raame augehende 1st dagegen nur 

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Mtitter , die um so geffchrlicher sind , da sie in den 
ereten Monaten den Anschein der Gesundheit be- 
wahren kdnnen; sie kdnnen die Syphilis auf ihre 
Ammen Ubertragen und durch diese auf die Kinder 
derselben , denn die hereditftre Syphilis ist sekundfir 
und contagids. (Walter Berger.) 

und PSdiatrik. 

11.3 Ctmtr. tang und am obern Ende 0.6 Ctmtr. dick. 
Im weitern Verlanfe nach der Blase hin erhalten beide 
Ureteren einen annahcrnd gleichcn Dnrchmesser. An der 
Stelle , wo sie noch 3.6 Ctmtr. von der Blase entfernt 
sind , werden sic von einer gemeinschaftlichen Hulle vom 
Peritonaum aus uuigeben. In dieser Hulle erreichen sie 
gesondert die Blase und munden ebenso in der rechten 
Halfte derselben ein. Zwischen den beiden Mundungen 
bleibt ein Raum von 1.4 Ctmtr. Breite. Der Eintritt des 
innern Ureter ist von demjenigen des normalen linken 
Ureter 1.2 Ctmtr. entfernt. 

In diesem Falle hatte ohne Zweifel von dem Ur- 
nierengange aus eine doppelte AusstUlpung statt- 
gefunden. Nach K 1 e b s sollen solcbe Doppelbildun- 
gen noch vor der Entwicklung der Nieren sich voll- 
ziehen. 

Bei dem 2. Falle , Verdoppelung der Urethra, 
handelt es sich um eine Bildungshemmung der Aus- 
fflhrungsOffnungen der Allantois in die Kloake. Die 
Allantoisanlage wird nkmlicli von mehreren Forechem 
als doppelt, von H i s als zweizipflig in ihrem vordem 
Abschnitt bezeichnet. Bevor nun beide H&lften sich 
vereinigen , kann eiue Hemmung in der Entwicklung 
eintreten und die Duplicit&t bleibt bestehen. Das 
PrSparat zeigt folgende Verhftltnisse. 

Auf der liintem Seite der vordern Blasenwand ist 
die einfache HamrOhrenmunduug sichtbar. Bei weiterer 
Untersuchunng aber tbcilt sich die Harnrohre nnd lasst 
zwischen sich ein immer breitcr werdendes Septum, wel- 
ches die Urethra in eine vordere und hintere Halfte thelit. 
Bei dem weitern Verlanfe erfahren beide Ausfuhrungs- 
kanale eine derartige Drehung , dass der vordere rechts 
von der Medianlinie der Vagina , der hintere genau in der 
Mitte nebeu dem erstern mundet; beide I larnrohren haben 
hier einen Itaum von 0.3 Ctmtr. Breite zwischen sich. 
Die in der Mitteilinie ausmiindende Urethra hat ein urn 
0.2 Ctmtr. wei teres Kaliber als die rechte. Die gesammte 
Harnrohre besitzt eine Lange von 2.6 Centimeter. 

(Hdhne.) 

530. Eine dberafthllge secemlrende Brust- 
warae; von Dr. Max Bartels. (Arch. f. Anat., 
Phys. u. wiss. Med. VI. p. 745 — 751. 1875.) 

Eine Frau von 22 J. , die nach 2maligem Abortiren 
einen kraftigen Knaben gebar , nahm arztliche Ilulfe in 
Anspruch, weil, wie sic sich ausdruckte, aus einem Loche 
am nntemThcile der rechten Brust die Milch continuirlich 
abfloss , besonders aber beim Anlegen des Kindes. Der 
Auaflnss erfolgte, wie die Untersuchung lehrte, aus einer 
dort beflndlichen uberzahligen Brustwarze. 

Die Frau hat gut entwickeltc , starke , in massigem 
Grade hangende Bruste. Aus der Mitte der vordem 
Flfiche erhebt Bich an jeder Brust aus einem 6 Ctmtr. 
messenden granulirten uud.rosa pigmentirten Hofe eine 
zapfenfonnige Warze von etwa 1.5 Ctmtr. Hohe. Am 
unternUmfange der rechten Brust erhebt sich aber ausser- 
dem auf einem 3 Ctmtr. messendou, ebenfalls pigmentirten 
Hofe eine zweite mSssig entwickelte Brustwarze. Die 
beiden Warzen der rechten Bmst stehen 7 Ctmtr. ans 


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40 


IV. Gyn&kologie a. P&diatrik. 


oiuander. Eine Kia»enkung r.wiaclien den beideii Warzen 
Oder eine bcsondere Farbung der rwischcnliegenden Haut- 
partie ist nicht zu bcmcrkcn. Indessen fulilt man der 
normalen Warze entsprecbend eincu grosHcn mndlichen 
Drfiaenkuchen nnd eine wallmisagrosse rundliche Drusen- 
masse liegt unter der uberzahligen Warze. Ein finger- 
dicker Strang glandalaren Gewebes verbindet abcr diese 
belden Drusenabtheilungen in gerader Richtimg rait ein- 
ander. 

Bepinaelungen mit Collodinm waren nicht ansrcichend, 
die Oeifnnngen der Drusengange an der uberzahligen 
Warze gegen den Andrang der Milch zu verschliessen. 
Nach einigen Wochen, ala daa Kind kraftigcr und hauflger 
sangte , nahm dann die Nahrung in der rechten Brnat 
stark ab und damit kam die LaktorrhSe von selbst znm 
StUlatande. 

Die iinke Bruat verhalt sich ganz normal. 

Ueber etwa vorhandene Erblichkeit liess sich nichts 
ermitteln. 

Die beim mfinnlichen Geschleclite nur selten vor- 
kommenden, beim weiblichen Geschlechte um so 
h&ufiger beobachteten FAlle von tlberzttliligen Brust- 
warzen lassen sicli nach Bartels unter 5 Kate gorien 
bringen. Zunfichst kommt ein heterotypes Auftreten 
von Brustwarzen vor ; so hat man das Vorkommen 
derselben am Schenkel, am Rflcken beobachtet. 
Sehr hkufig ist dann das als Atavismus zu deutende 
Vorkommen, wo Brustwarzen in typischer Anzahl 
und an bestimmten typischen Stellen gefunden wer- 
den, wie bei einzelnen Siugethierord nungen . Bo 
8ass in einem von Jussieu berichteten Fade eine 
Qberzkblige Mamma in der Leistengegend , wo die 
Zitzen bei manchcn S&ugethieren ihren Platz baben. 
Daa Vorkommen Uberzilhliger Brtlste in den Achsel- 
hbhlen und in der Medianlinie oberhalb des Nabels 
erinnert an die fliegenden Silugethiere. Die abdomi- 
nalen llberziihligen Brllste wiederholen den Typus 
einiger Lemurinen. Zur letzten Kategorie gehOren 
jene Fftlle, wo an den normalen Brilstcn (lberzfihlige 
Warzen vorkommen ; hier handelt es sich um eine 
Verdoppelnng der Mamma, die in sehr verschiedenen 
Graden auftreten kann, von einer biscuitformigen 
Gestaltung der Warze anfangend bis zur melir oder 
weniger ausgesprochenen Theilung des Drttsenparen- 
chyms nnd entsprechender Vermehrung der Warzen. 

(T h e i 1 e.) 

531. Ueber die Resorption von Arsnei- 
stoffen duroh die Vaginalschleimhaut ; von Dr. 
E. W. Hamburger in Franzensbad. (Prager 
Vjhrschr. CXXX. rXXXIU. 2.] p. 145. 187G.) 

Aus den Versuchen, welche Vf. im Laboratorium 
des Prof. Huppertin Prag unternommen hat, geht 
unzweifelhaft hervor, dass manche Substanzen, wenn 
sie mit der Schleimhaut der Vagina in unmittelbare 
Berfihrung gebracht werden, nach einiger Zeit im 
Harne wieder erscheinen , folglich von der vaginalen 
Schleimhant resorbirt wurden. Bei den Versuchen, 
welche an Individuen im Alter von 20 — 30’ J., mit 
vollkommen gesunden Geschlechtsorganen, angestellt 
wurden, brachte Vf. zwei aus gereinigter entfetteter 
Baumwolle gefertigte und mit der betreffenden Sub- 
atanz durchtrfinkte Tampons mittels des Fergusson’- 

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sclien Speculum in die Vagina ein und legte darftber 
noch zwei trockene Tampons. Damit der hi unter - 
suchcnde llarn nicht irgendwie durch den Vaginal' 
schleim verunreinigt wiirde , bediente man sich zu 
seiner Entleerung des Katheters. Der Harn wurde 
zum 1. Male nach 2 — 3 Std. nach Einftthrung der 
Tampons abgenommen. Von den verschiedenen 
Substanzen warden nur solche in Berfihrung mit der 
Vaginalschleimhaut gebracht, welche im normalen 
llarn sich sonst nicht vorfinden, sich leicht lOsen nnd 
die Schleimhaat nicht anitzen. 

1) Nach Anwendung einer 15proc. Lttsung von 
Jodkalium war das Jod im Harn 2 Std. nach Ein- 
legnng der Tampons und noch 24 Std. nach Ent- 
fernung derselben dnrch St&rkekleister oder Chloro- 
form deutlich nachznweisen. 

2) Ferrocyankalium (5proc. Ldsung) wurde 
3 Std. and auch noch 24 Std. nach Einfflhrung in 
die Vagina im Ham nachgewiesen. 

3) FerricyankaUum (9proc. LOsung) wurde 
nach 2 Std. als zum Theil in Ferrocyankalium ver- 
wandelt wieder gefunden. 

4) Die Salicylsdure (2proc. Ldsung in phosphor - 
saurem Natron) wurde 3 Std. nach der Einftthrung 
der Tampons im Ham mittels Eisenchlorid nachge- 
wiesen. 

5) Nach Anwendnng einer Gproc. Ldsung von 
Bromkalium war im frischen Harn das Brom nicht 
zu erkennen. Als aber der nach 3 Std. entleerte 
Ham, mit etwas Natronlauge versetzt, auf dem 
Wasserbade eingedampft, der Rfickstand verkohlt 
und mit verdttnnterSalzs&ure ausgelaugt wurde, liess 
sich im Filtrate das Brom mittels Chloroform nach- 
weisen. 

6) Rhodankalium (lOproc. Lfisung) wurde nach 
3 Std. im frischen Ham mittels Eisenchlorid wieder 
erkannt. 

7) Eisen, als schwefels., milchs. oder citronens. 
Salz in Ldsungen von verschiedenem Gehalte ein- 
gefilbrt, konnte im frischen Ham nicht nachgewie- 
sen werden. Eben so wenig wurde es aber auch 
nach innerlichem Gebrauche im frischen menach- 
lichen Ham gefunden. In der Haraasche dagegen 
hat Vf. auch im normalen Zustande stets Eisen nach- 
gewiesen. Ebenso konnte Vf. eine sehr kleine 
Menge eines zu frischem Ham gesetzten Eisensalzes 
— 400 Cctmtr. Ham, 0.00072 Grmm. Eisen — mit- 
tels Schwefelammonium nachweisen. Obgleich aber 
die in der Asche von 100 Cctmtr. normalen Hams 
gefhndene Eisenmenge jene dem frischen Ham zuge- 
setzte noch Ubertraf, so konnte das Eisen im frischen 
Ham dennoch nicht nachgewiesen werden. Um zu 
eutschciden, ob die Eisenausscheidung im Ham durch 
iunerlichen Gebrauch von Eisenprfiparaten oder dnrch 
Berfihrung mit der Vaginalscheimhant irgendwie ver- 
findert wird, hat Vf. eine Reihe von quantitativen 
Eisenbestimmungen gemacht, welche bis jetzt zu 
demResnltate geftthrt haben, dass die Eisenaaaschei- 

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IV. Gynfikoiogie u. Padlatrjk. 


41 


dttg an Him dwelt den inner lichen Gebrauch von 
Kiaenpxftparaten nicht beaonders heeinfluast wild. 
In Bezag aaf die hierbei aagewendeten Method fin 
verweisen wir auf das Original. 

8) End licit wurde ein Verauch mit GdvrUtLium 
i lOpnoc. L&eung) gemacht. In dem Ettcketande dee 
naoh 2 Std. abgenommenen Hants konnte das Lithium 
naehgewiesen warden. (H&hne.) 

532. Die Sohleimhaut dea Uternak6rpera ; 
von Dr. John Williams. (Obstetr. Joum. III. 
p. 496. [Nr. XXH.] Nov. 1875.) 

yf. sieht den Utems nicht als Organ an, dae 
eine Schleimhaut besitzt , sondern als eine Schleim- 
hant, deren Submucpsa eehr entwickelt ist. Die ver- 
gieichende Anatomie lehrt, daee die Uterus wand 
grOestentheils durch die Submucosa gebildet wird. 
Alle Schleimhlute sind an ihre Unterlage durch 
areo lares Qewebe angeheftet, im Menscheuuterus 
fehlt dieses Lager von Bindegewebe. Im Rehuterus 
trennt ein dflnnes Bindegewebslager die Mttskelwand 
in swei Lagen. In dieser Bindegewebsschicht ver- 
Uufen die GefUsse. Die kussere Muscularis zwischen 
Peritoneum und dem gefftsstragenden Bindegewebe 
enthfilt lings-, rings- n. qner- verlaufende Muskelzflge. 

Die innere ist so diek, wie das Peritonhum , auf 
ihr befindet sich die Schleimhaut. Aehnliche Ver- 
hiltniase existiren beim Schaf. Bei einem Quer- 
sehnltt quillt die Schleimhaat bervor, wthrend die 
Mnaon laris sich znrflckzieht. 

Beim Menschen fand Vf. die trennende Binde- 
gewebsschicht nicht, nnr die Lage der Gefasse erin- 
nert an den Thiemterus. Drei Viertel der moskn- 
loaen Wand sollen als Muscularis zur Mncosa gehO- 
ren. Die Drttsen findet man nocli in dem mosknlO- 
sen Theil des Uterns hineingewachsen. Eine be- 
stimmte Grenze giebt es hier nieht, submuktees 
areolares Qewebe fehlt ebenfalls, und wir mflssen 
ileahalb den Theil der MnscnlariB, welcher Drflsen 
enthllt, als Mnscnlaris mucosae anffassen. 

Engelmann’s Arbeit 1 ) wird erwfthnt, undvor 
AUem gerflgt, dass in keinem Falle genan ange- 
geben wtlrde, welchem Moment in Bezhg anf die 
Menstruation die geschilderten Znst&nde entsprftchen. 
Leider sei das Datnm der Menstruation meist unbe- 
kannt gewesen. (F r i t s c h.) 

633. Bor Oaauistlk und Behandlung der 
Uterusl&brome *). 

Unter den zur Besprechung vorliegenden Mitthei- 
lungeu fiber die fragl. Affektion haben wir zun&chst 
die hSciist lehrrejche, zuin pigenen Studium augelegent- 

') Die ip Strieker’s Jahrbucbern 1873 erachleneno 
vorrfgliche Arbeit von Kondrat nnd Engelmann ist 
imn 2. Male im Amer. Jonrn. of Obstetr. May 1876 ab- 
gedruokt ; numaehr aber nnter Augabe der alleinigen An- 
torsohaft Engelmann’s. 

>) Vgl. Jfthrbb. CLXIX. p. *61. 

Med. Jajkrbh. BJ. 172. Hft. 1 . 


licit zu empfehlendeAbhandlung su erwihnen, welebe 
von dem Direktor des Entbindungsinstituts zu Dres- 
den, Prof. F. Winckel, in Volkmann’a S&mmlung 
klin. Vortrkge (Nr. 98 ; Gynkkologie Nr. 32. Leip- 
zig 1876. Breitkopf u. Hfirtel. gr. 8. 29 S.) ver- 
liffentlicht worden ist. 

Als Material dienen Vf. 116 selbst beobachtete 
FaJle, eine ZusammenBtellnng slier in der Literatnr 
bis 1870 bekannt gemachten F&lle durch Sflsse- 
rott in Wismar und Mittheilungen von etwa 40°/, 
der mecklenburgischen Aerzte im J. 1870 fiber die 
daselbst gemachten Erfahrungen. 

Rflcksichtlich des Baues der Fibromyome ver- 
weist W. auf V i r c h o w ’8 Darstellnng und erinnert 
nnr daran, dass diese Geschwfilste scharf begrenxte 
Hyperplasien des Uterusgewebes sind , in denen der 
Hauptbestandtheil , die glatten Muskelfasern, viel 
grosser sind als im nichtschwangern Uterus, aber 
such zuweilen die in der Regel sp&rlichem Elemente, 
GefUsse , Lyinphgeffesse , Bindegewebe (lberwiegen 
kflnnen, wonach dann Fibromyome, Lymphomyome, 
cystische, insbes. teleangiektatische oder cavern bee 
Myome unterschieden werden. Bios praktisch wkh- 
tig ist die Eintheilung der Myome nach ibrem Sitae 
in intramurale, submukdse, subparietale. Sehr sel- 
ten sind Myome, die von dem Geb&rmutterkflrper 
ana in den Mntterhals hineinwachsen, oder sich zwi- 
sclten die Blfttter des breiten Mutterbandes schiebend, 
intraligamentds werden. Der gewOhnliehste Bits iat 
die hintere Wand und der Fundus. 

Unter 116 F&llen waren 28 — 24.3°/ 0 aubaerfa, 76 
— 66*/,- tntraparietal nnd 12 — 10.7*/, snbmnkOs. He- 
witt notlrte unter 98 Tumoren nur 14 Polypen, (Up 
Mecklenburgischen Aerzte aber hatten unter 92 Myomen 
39 gestielte nnd nur 60 intraparletale oder snbaerBae Ge- 
schwdlste. Letsterer Widersprnch der Ergebniaae der 
mecklenburg. Aerzte gegen W. and Hewitt ’a VerMUt- 
niaa durfte sich ana der leichtern Diagnosticlrbarkeit der 
gestlelten Polypen erkl&ren laasen. 

Ferner zahlte W. unter 116 : 
aubserSae: vordere Wand 17, hintere Wand 6, Fundus 

3, intraligamentSse 2 — 28; 
intraparletale : vord. Wand 23, hintere Wand 30, beide 

Winde 8, Fundus 10, seitUch 6, cervikal 6 = 76 ; 
•nbmuk&se : vord. Wand 2, hintere Wand 6, seitUch 1, 

nicht notirt 4 — 18. 

Dagegen fand Marion Sima unter 119 Flhrolden 
62 in der vordera Wand, 36 In der hintern. 

Von fast alien nenero Autoren ist Virchow 
der einzige , welcher die Aeliolojie der Fibroide 
berUcksichtigt hat , indem er bervorhebt , dass der 
„irritat ive C/iarakter “ der Myombildung nicht auf 
einen phyaiologischen Reiz, ahnlich der Schwanger- 
schaft , sondern auf ein krankhaftea Moment , d. b. 
eutweder ungewOhnliche Xldhe des Ortlichen Reizes 
oder Schwachezu8tand der betroffenen Stelle, zu be- 
ziehen sei. Ausaer den von den Autoren schon er- 
Orterten Einflflssen von Rasse, Alter und Gescblecbts- 
verhfiltnissen auf das Zustandekommen von Fibromen 
ist es aber wichtig , auch die von ihnen unbeachtet 
gelaasenen ors&cblicben Einwirkungen von Chlorose, 
Abortus, Puerperium, Mangel an Gebrauch , krank- 

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42’ 


IV. Gyn&kologie n. Pftdiatrik. 


hafte Menstruation, Erkranknng dor Nnchbarorgane 
u. 8. w. in Erwfigung zu ziehen. 

Das Alter, in welchem mit Fibroiden behaftete 
Frauen zuerst in &rztliclie Behandlung zu treten 
pflegen, ist, wie sich aus der Zusammengtellung von 
528 Fallen von Chi ari, West, Hewitt, Bei- 
gel, K. Schroeder und Winckel ergiebt, die 
Zeit zwischen dem 30. nnd 50. Lebensjahre mit 
64.6%, und wenn man mit West die ersten Sym- 
ptome bertlcksichtigt, so ffillt der Beginn der Krank- 
heit im Durchschnitt derMehrzahl in das 33. Lebens- 
jahr. 

Bei der Unterscheidung seiner 115Kr. in ledige, 
in verheirathete, aber sterile und solche, die Kinder 
geboren haben, erzieltVf. die Durchschnittsziffer von 
35 J. ; das Alter der Erstgebfirenden, bei denen schon 
bei der Entbindung das Myom nachgewiesen wurde, 
stellte sich (inter 27 Fallen im Mittel auf 33 J., bei 
Mehrgebarenden auf 35 % J. heraus. Werden im 
Durchschnitt 5 J. hiervon auf den Zeitraum zwischen 
den ersten Symptomen und der arztlichen Diagnose 
zurtlckgerechnet, so ist der Anfang des 4. Jahrzehntes 
oder das 31. Lebensjahr ungefahr der Termin, in 
welchem das Uterusmyom am hftufigsten beginnt 
Dieses entspricht der Mitte der Menstruationsperiode 
— diese zu 30 — 35 Jahren angenonnnen, — der 
Blfithezeit des Geschlechtslebens , wo der Uterus 
zwar nicht melir am haufigsten concipirt, wie vom 
22. bis zum 30. Jahre, aber der sexuelle Verkehr 
ohne eintretende Graviditfit ein sehr haufiger zu sein 
pflegt, und die bei vorangegangenen Geburten er- 
Worbenen Anomalien, wie Katarrhe, Dislokationen, 
immer wieder zu neuen Reizen angefacht werden, 
ohne in neuer Schwangerschaft wieder eine heils&me 
Ableitung zu erfahren. 

Bei Beleuchtung der Frage, ob ledige Frauen 
oder verheirathete mehr zur Myombildong geneigt 
seien, gelangt Vf. auf Grand von 555 Fallen, von 
denen 140 ledige, 134 steril verheirathete, 281 Frauen 
betreffen, die ein- oder mehrmals geboren batten, zu 
dem Schlusse, dass Verheirathete entschieden mehr 
zu dieser Affektion disponirt sind als Unverheirathete 
oder solche, welche den Geschlechtstrieb nicht be- 
friedigen kdnnen. — Da die Durchschnittsfruchtbar- 
keit in Sachsen 4.5 betrfigt, die Gcsammtfrucht- 
barkeit von 108 Myomkranken Winckel’s nnd 
Sflsserott’s aber sich auf 276 Geburten und 16 
Abortus = 1 : 2.7% beziffert und darunter 41.6% 
Primiparae gegenOber 48.3 % Pluriparae 1.2% 
Multiparae vorkommen , so erhellt , dass Mehr- und 
Vielgebarende unter den Myomkranken weitaus selt- 
ner sind wie gewflhnlich. Mit Bezug auf den hohen 
Procentsatz der steril Verheiratheten ist femer der 
Schluss gerechtfertigt, dass Myome ein bedeutendes 
Hindemiss der Conception sind; denn unter 108 
Myomkranken kommen nur 2.7 Kinder auf eine 
Fran, eine Ziffer, welche hinter der Durchschnitte- 
frachtbarkeit in Sachsen (= 4.5) um mehr als 33% 
aurflckbleibt. 


Die weitern Ursachen dee amaerordeatfieb htatg 
vorkommenden Myoma ergebeu sich aus derMamig- 
fattigkeit der Keize , sowie der Congestivzust&nde, 
welchen der Uterus 30 Jahre hinduroh alle 4 Wo- 
chen unterworfen ist, die ihn zu akuten Hyperplasieu 
geneigt machen. Solche Ursachen sind folgende. 

1) Mehr oder weniger direkte Reizungen dee 
Uterus als Causalmoment des Myoma nimmt W. bei 
3 Pat. an , welche den Beginn der Krankheit unmit- 
telbar von der Verheirathung an datiren. 

Die eine bis dahin regelmassig menstruirte und nie 
krank geweaene Frau bekam ihre Menses non alle 2 — 3 
Wochen und klagte fiber grosse Erschdpfung a. Sdnaerz 
bei und nnmittelbar nach der Cohabitation. Das Myom 
Bass in der hintem Wand des retrovertirten, um2.6Ctmtr. 
vergrosserten Uterus , an der Stelle , die belm Coitus 
immer getroffen werden mnaate. Die Kr. war erst 26 
Jahre ait. 

Die 2. Kr. war 37 J. alt , Beit 7 J. verheirathet und 
hatte im retrovertirten Uterus vorn und hinten runde Fi- 
broide. Auch sie hatte erst seit der Verheirathung Be- 
ach werden. 

Bei der 3. warden dieRegelu erat nach der Verheira- 
thung sebmerzhaft und kr&nkhaft. Pat. blieb steril und 
hatte ein Myom der hintern Wand. Die Regel war aller- 
dings schon im 12. J. eingetreten nnd immer sehr profits 
gewesen. 

Es ist sehr wahrscheinlich , dass Myome auch 
v or der Pubertdt vorkommen, Bei gel hat eines 
bei einem lOjfihr. Mfidchen gefunden , W. bei einer 
23jfihr., noch nie menstruirten und erst seit 31 Wo- 
chen verheiratheten Dame im Fundus; ansserdem 
ergab die Anamnese von 38 Myomkranken, dass 
ihre Menses zum ersten Male Bebr frtili und stark 
nufge treten waren. Das Durchschnittsalter dieser 
Pat. beim 1. Monatsflusse war das 14. J. gewesen. 
Analog kommen anch Uteruskatarrhe und Ovarial- 
tomoren vor der Pubertfit vor. 

Wichtiger in causaler Beziehnng sind die pner- 
peralen Verhaltnisse. Zwei von den 115 Kr. leite- 
ten die Entstehung ihres Leidens von einem Abortus 
ab, da sie erst von da an Beschwerden gefQhlt bat- 
ten. Zwei andere von 17 u. 24 J. abortirten uacli 
einer Contusion der vordern Bauchwand, wurden 
dann leidend , profile menstruirt und steril u. batten 
beide ein Myom der vordern Wand. Drei andere 
datirten ihre Krankheit von roher kunstlicher 1,6- 
8ung der Nachgeburt nach rechlzeiliger Geburl, 
welcher Eingriff sowolil direkt gewirkt luibcn kanu, 
als auch durch Erregung 1 finger dauernder Hyper- 
fimie, wenn Nachgebortstheile zurfickblieben oder 
Placentarpolypen aus ihnen sich bildeten. 

Nach t oochenlang protrahirten Blutungen im 
Wochenbetl wurdenMyome 4mal beobachtet; wahr- 
scheinlich weil dieselben Ursachen , die der Blutnng 
zu Grunde liegen, erhdhte Congestion , mangelhafte 
Rflckbildung der Placentarstelle , Schwellung der 
Schleimhaut u. Katarrh, in weiterer Folge auch der 
Myombildung gilnstig sind. 

Mehrere Male fand W. Myome mit den Beateu 
alter adhdsiver Parametritis und Peritonitie ver- 
gesellschaftet and erkl&rt sich das Znst&ndekommen 
kleiner junger Myome an den Anheftungsstellen aus 


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IT. Gyn&kolegte n. Pftdiatrik. 


43 


dm Z rnm gea, welehen die Uisras wand dabei nnter- 
worftn ist. 

Die Schmangtrsehaft an sich erregt zwar nnr 
sehr selten Bildimg von bleibenden Neoplasmen, 
wenn me aneh action vorhandene zu raschem Waehs- 
tfaun versnlasst, aber docb lieaaen sich bei 18 «= 
15. 6% von W.’s 115 Fallen die Myome anf pner- 
perale Vorgftnge znrflckffihren. 

2) Indirekte Reize u. Erkrankungen dez Uterus 
ala Ursachen der Myombildung : das Beben schwe- 
rtr Oeoenstdnde veranlasste sofort Uterinblutung bei 
5 Kr. nnter den 115. Diese Fftlle erklflren sich 
ana hochgradiger Stase im Organ. — Myome folgen 
aneh auf Erschutterungsn des K&rpers mit daran 
sich schliestenden Blutungen. Bine Kr. bekam Slu- 
tting nach einem Brechmittel, zwei andere nacheinem 
Falle, eine vierte nach GemUthabewegung, Zuwei- 
len reicht die Erechtltterung , die Hyper&mie , der 
Druck, resp. die Dislokation nicht allein aus, es be- 
darf ausserdem einer Disposition , die Zeit kurz vor, 
nach oder w&hrend der Regel, oder besonderer Zart- 
heit der Uteringefftsse, neuer wiederholter Reize nach 
dem ereten, um zn Myomen den Grand zu legen 
: Obstruction , Coitus, Ycrktlhlung). Daher fllhren 
die Kr. Schlittschuhlaufen , angestrengtes Singen, 
Anstrengungen (Lehrerinnen 5), Fussbftder vor und 
Tanzen wfthrend der Regel als Ursache ihrer Er- 
krankung an ; 10 # / 0 von W.’s Kr. gehdren in diese 
Kategorie. — Ferner tlben Erkrankungen verschie- 
dener Organe schad/ichen Einfluss auf die Oirku- 
lation in den Uteniswanden, namentlich exanthe- 
matische Krankheiten und Typhus, in denen der 
Uterus seine Betheiligung durch stftrkere Sekretion 
und Blntungen zu bekunden pflegt. Endlich hatten 
3 Pat. gleichzeitig Ovarialtumoren, auf deren Bedeu- 
tung schon Virchow aufmerksam gemacht hat, 
wfthrend auch erbliche Anlage nicht unwalirschein- 
lich 1st (2 Fillle) . Das sehr seltene Vorkommen von 
Myomen im Cervix fllhrt Henle auf grdssere Dicke 
der Gef&sswandungen in diesem Uterastheile zurllck. 

Unter den Symptomen Bind die Blutungen die 
wichtigsten, welche in W.’s Fallen bei subinukdsen 
Polypen nor lmal , bei intraparietalen unter 77 nur 
lHmal, bei 28 subserOsen 7mal fehlten. Eine an 
Peritonftalpolypen leidende Frau war nic menstruirt 
gewesen; eine andere dagegen wurde, der Meno- 
pause nahe, 46 J. alt, nachdem sie 7 Wochen von 
ihren mftssigen gewObnlichen Blutungen frei geblie- 
ben war, plotzlich im Mittagsschlafe von einer fnrcht- 
baren Metrorrhagie ttberrascht, die sich nach 3 Ta- 
gen wiederholte und todtlich endete. 

Wei ter ftlhren die Myome zn Hypertrophic des 
Uterus. W. besitzt das Prilparat des Uterus einer 
62j&hr. Virgo, welcher nach Abscedirung des Myoma 
die GrOsee eines pnerperalen Uterus hatte, seine 
Hfthle war 20 Ctmtr. lang, 14 breit. Dergleichen 
grosse Myome bluten leicht durch Vergrosserang der 
blntgebenden Flilctie, andere tlberziehen sich , wenn 
sie der Schleimhant nahe siud , uiit caverudsen Ge- 
fissen, welche bluten wie ein geborstener Varix. 

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Bd gro8sen Myomen werden Contraktiomen der 
Gescbwulst selbst beobachtgt, die sich durch das Ge 
filhl der Rrhftrtung constatiren lassen. Die Kr. em 
pfinden dann ein Zusammenraffen , Herabziehen am 
den Nabel, eine Pat. beschrieb die Empfindung wie 
die Bewegung einer grossen Seequalle, die sich peri- 
stal tisch zusammenzieht und erschlaflt. — Durch die 
Conges tivz us t&nde der Menstruation erigiren die Tu- 
moren. — Die Behauptung , dass ganz kleine, die 
Wand noch nicht vorwfllbende Myome gar keine 
Symptome machten, ist falsch; Kr. mit solchen 
(4 Falle) klagen ebenf&Us mannigfach und ger&then 
leicht in den Verdacht der Simulation, bis das Fibrom 
diagnosticirbar wird. Sie bieten durch ihre Reflex - 
neurosen das Bild der Bysterie dar. 

Eine Kr. Vfs. hat in beiden Wanden ganz kleine 
Myome, aber keine Leukorrhbe, keine Erosionen. Der 
Scheidentheil iat hBchst empflndlich, bei seiner Betastung 
ftihlt die Kr. um den Nabel einen zitternden klopfenden 
Schmerz, oft verspurt sie grosse Unruhe, welche sie no- 
th igt, vom Tischc aufzuspringen, sie leidet an Schlaflosig- 
keit, ihr Leib treibt sich auf, ihr Schlund ist „wie ange- 
nagt u , so trocken , dass sie unterwegs oft in ein Haus 
gehen muss, um ihn mit Wasser oder Kaffee anzufeoeb- 
ten. Sie iBt bei der Menstruation so schwacb , dass sie 
kaum sprechen, kaum ihre Beine bewegen kann, baufiges 
Zusammenzieben in der Nase zwingt sie zum hauflgen 
Niescn. 

Alle diese Symptome sind auf den durch die 
Spannnng der Uteruswand erregten Gebftrmutter- 
schmerz zu beziehen, der erst anfhflrt, wenn die Ge- 
schwulet nach der Oberflftche sich vorwSlbt. 

Ausser diesen durch die Spannung der Uterus- 
wand verursachten Schmerzen erregen Myome 8chmerz 
durch Druck auf die benachbarten Nervenplexus, durch 
Perimetritis, sowie durch Thromboee grftaserer Ge- 
ffcase mit folgender Abscedirung oder Cystenbildung. 
Unter W.’s 115 Kr. klagten 8 flber Schmerz besm 
Coitus, Irritation , Fehlen des WollnstgefUhls , Aus- 
bleiben der Conception. 

Unter den ErndhrungsstOrungen kamen Katarrh 
in 12%, Hydrorrhde lmal, stinkende AusflttBae 
5mal, zeitweilige Sehwellung der Wftnde , wo das 
Myom nicht sass, 8mal, Perimetritis in 9% vor. 

Myome in der vordem Wand bewirkten Dislo- 
kation der Harnblase u. Urethra nach on ten (lmal), 
Dysurie (4.5%), Harndrang(12%), Ischurie(4.7%), 
Blasenkatarrh. Nur lmal kam es zur Compression 
der Ureteren. 

Von den Myomkranken litten 27% an Obstrok- 
tionen und Hftmorrhoiden , deren Blutungen so gar 
die Metrorrhagien beseitigen kdnnen (2 Fftlle). In 
einem Falle fand Kothretention statt, die sich bis 
zum Kotherbrechen steigerte, als der Muttenmmd 
kttnstlich erweitert wurde. — Dreimal kam Oedem 
der Beine zur Beobachtung, lmal Petechien. 

Ausgdnge. Von den 115 Kr. Bind 12 veretor- 
ben, alle in den 40er Lebensjahren, der Hauptsache 
nach an Verblntung und Pyftmle. Nur 8 sind vdllig 
genesen , 6 durch Entfernung fibrflser Polypen , 2, 
die an intramuralen Myomen litten , deren eines in 
der hintern Wand von selbst schwand. In 14 FftUen 


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44 


IV. GyuMkologie u. PAdiatrik. 


blieb ait dem Etatrttt der Menopause die Bhtung 
ans, wobei & Abnahme der Geechwnlst tmd Alle 
Besserang versptlrten. In 14 and era Fallen war 
gar keln Erfolg zu constatiren. Snbjektlve and ob- 
jektive Beaserung wnrde 18mal erzielt, bei den 
flbrigen Fallen ist kein Erfolg zn erwarten, oder aie 
rind in andere Behandlnng tlbcrgegangen. 

Solchen Resultaten gegenflber kann von elner 
gttnstigen Prognose keinc Rede sein und die Ge- 
schwlllete dflrften kaum den Namen ,,gutartige“ 
verdienen, da nur eine kleine Zahl der Operation zn- 
ginglich ist und die Mehrzahl der Kr. jahre-, ja 
lebenslangem Siechthum unterworfen bleiben. 

Die Therapie liefert jedoch in nenerer Zeit im- 
mer gtlnstigere Ergebnisse. C. Braun hat unter 
60 Fallen 41 intraparietale durch Enucleation und 
von 29 subserdeen Fibromen 18 durch die Laparo- 
tomie geheilt , woran mch Hiidebrandt’a medi- 
kamentdee Behandlung wtlrdig anschliesst. Vf. be- 
handelte von seinen 115 Kr. 15operativ theils durch 
Entfernung , theils durch Einschnitte in Kapsel oder 
Cervix ; 32 Falle durch subcutane Ergotininjektionen ; 
in 22 Fallen wurden Injektionen von Liq. ferri ses- 
quichlor. in die UterushShle nothwendig, welche letz- 
teren bei einer Kr. & Jahre lang fast bei jeder Me- 
norrbagie mit guter Wirkung und ohne alien Nach- 
theil angewendet wurden. 

Bei der Behandlung der Blutungen Bind die 
Causalin dikatxonen zu berflckrichtigen : Menorrha- 
gien durch Stauungshyperftmie erfordern Ruhe, Kalte, 
Wernich’s Ergotin tftglich 3mal 5 Grmm. in 
Pillen oder 4 — 5 Tage 2mal tAglich subcutan. 

Bei katarrhalischer und cystoider Erkrankung 
der Sehleimhant ohne Prominenzen ist Liq. ferri see- 
quichlor. (5 Tropfen) in einem Traganthstift im 
Speculum in die Uterushflhle zu schieben , oder die 
mit Watte umwickelte und in Liq. ferri sesquiohlor. 
getauchte Uterussonde, die 1*/, Std. liegen bleiben 
muss. 

Mollusken oder Blasenpolypen der Sehleimhant 
werden naeh Erdflhung des Muttermundes durch die 
Curette abgeachabt. 

Bei hoohgradiger Erweiterung der UterushShle, 
wo die blutende Flkche much ohne polypOse Promi- 
nenxen stark vergrdesert ist, sind Injektionen von 
Eisenchlorid (zu 1 oder 2 Waaser) angezeigt, jedoch 
nkht mit der zu kleinen Braun’ sehen, sondern mit 
einer QummibaLlonspritze , welche 15 — 25 Grmm. 
halt. 

Prominirt das Myom in die UterushShle , so ist 
ea angezeigt, nach Dilatation des Cervix durch lange 
und tiefe Incision deB Cervix die Ausschftlung vorzu- 
bereiten, man hat rich jedoch dabei sehr gefthrlicher 
Blutungen zu versehen, gegen die nur Eisenchlorid- 
lSsungen helfen. Diese Incisiouen blieben ttbrigens 
in 2 Fillen Vfs. erfolglos. 

Vfs. Erfahrungen mit der Ergotinbehandlung 
Bind folgende: 5 Grmm. Wernieh’s Ergotin wer- 
den 2 — 8 Mai wdehentlich in einer LSsung von 1 : 5 


Witter mit einer kleinen Menge Gtyoerin oder in naaer 

Zeit 8alicylslure (0.2:15 Grmm.) vermengt hypo 
dermatiseh injicirt. Eine Pat. hat rich Selbut fast 
100 Injektionen geroaoht Die Injektionen lAsst Vf. 
frtets in den Leib maehen, wonach er zwar oft 
achmerzhafte Hftrten, aber nie Abscesse beobacbtnte. 
Die Indikationen dazu sind, dass man intraparietale, 
weichere, d. h. gefassreiche Tnmoren anssncht, die 
an- und abschweilen, die Behandlung ra hides tens 
2 Jahr lang iortsetzt, such mit deni innem Ge- 
branche des Ergotin zeitweilig abwechselt und zeit 
weilig durch Messnngen controllrt. Die Pat. beitter- 
ken znnAchst das Anftreten von Vertiefungen , Re- 
spiration, Haltung und Bewegung werden ftriier, 
selbst wenn die Blntung noch fortdauert. Bei 5 Pat. 
zeigten die Tumoren bedeutende Abnahme. 

Bei 1 Kr. vermlnderte slch der Bsnchnmfang nach 
SO Injektionen von 94 anf 78 Ctmtr. , bei einer madera 
naeh 130 Injektionen und 12.5 Onnm. Ergotin in Pillen 
urn 17 Ctmtr. , eine dritte ist naeh Abgang von jauchigen 
Fetzen mit verklelnertem Tumor in die Menopause ge- 
treten nnd fast als geneaen zu betrachten , bei der 4. und 
5. waxen die Blutungen geringer geworden. Bei etner 6. 
ist die Regel viel geringer, der Tumor unverandert (40 In- 
jektionen). Bei den ubrigen war wegen Kurze der An- 
wendung noch kein Erfolg erzielt. 

Ln Bezug auf die CompLikation von ScUxoanger- 
schaft und Gehurt mit Myomen erwAhnen wii 
zunAchst eine An zahl von Fallen , welche Dr. 
Gaillard T. Thomas (Amer. Journ. of Ob- 
stetr. VIH. p. 606. Febr. 1876) mitgetheilt hat. 

1. Fall. Wiederholter Abortus bei Fibroid. Eine 
v51tlg ground e aeit 3 Jahren verheirathete Frau bekani 
am Tage nach dem 3. Abortus (im 3. Monat) eine heftige 
Blntung. In der Bcheide lag ein gestielter Polyp vow dem 
Umfange einea kleinen H&hnereiea, den Vf. abknipp. 

2. Fall. Myom , tddtliche Puerperalbhutmg Im 
Jahre 1861 hatte ein Ant bei Loaung der Placenta nach 
einer etwaa langwierigen, aber ohne Kunathulfe vollendc- 
ten Geburt ein Myom in dem einen Uteniahome von der 
OrOese einer Cocosnnss vorgefonden. Die Fran starb 
ranch naeh Vfs. Ankunft an einer dnrch die sagewasMiten 
himoststlBchen Mittei nicht zu stillenden Blntung. 

8. Fall. Wiederholte Steiuyeburten bei Myom am 
Muttergrwule. N. , 23 J. alt , wurde nach 3monatlicher 
Ehe in Folge einer heftigen KCrperbewegung, durch welche 
sic einen Fall hatte vennetden wollen, von akuter Perito- 
nitis befallen. Vf. fand jetzt ein kindakopfgroeaea inter 
atitielles Fibroid vor, welches er fruher nie erkasnt 
hatte , und das durch jene plftizliche Bewegung seine Ad- 
hisionen gel5st haben mochte. Hlerdurch war die Peri- 
tonitis entatanden. Bald nach derGenesung von der Imng- 
wierigen Krankheit wnrde die N. aehwanger nnd bei der 
schwierigen Steiaageburt trat eine heftige Metrorrhagia 
ein. 

Der Steiss , der mit den umgeschlagcnen Sehenkeln 
einen grSaeern Umfang hat , ala das Kopfende des FStna, 
liegt in der Regel in dem geraumigsten Theil des Utems. 
im Fnndua. Da aber im fragl. Falle die Gebarmutter- 
hfihle in ihrem obero Theile durch das Myom beachrankt 
war , kam das Steisaende des F5tus in die geranmlgere 
ontere Partie zn liegen. Vf. atellte darauf hln die Pro- 
gnose , daes anch epfiterhin nur Steiasgeborten erfsigon 
wftrden. Die Fran gebar in der That noch 2 lebeade Kin- 
der, beide mit dem Steisaende voran. 

4. Fall. Beckenenye durch Fibroid. Bei Frau M. 
hatte sicb aeit ihrer 4. Nlederknnft mit einem lebenden 
Kinde ein grosses Uteraadbroid entwickeh , welches bei 


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IV. Grnftkologie u. Pfidiatrlk. 


dbr 6. Gtobort cN» Beefcen asefflKe. Es gehtog mr, den 
Tumor bei Seite zu sohleben tmd tee Kind mtt Ausnahme 
tea Kopfes herabfttuiehen , dieser folgte aber erst nach 
einer eehr muhsamen Perforation nach. Die Frau 
genas. 

6. Fall. Kilnti&che Frtihgeburt loeaen Beekenenge 
dwrth Fibroid. Fran K. hatte ein Fibroid , welches daa 
Boeken aueftUite usd big fiber den Nabel reichte. Der 
Cervix stand in der Hohe der Symphyse. Seit einigen 
Monaten verheirathet , wnrde sie schwanger und da big 
ram 5. Schwangerschaflsmonate der Tumor fur den Ute- 
rus nicht Plata machte , sondern letztern hOher hinauf- 
riokte , so dass der Uuttermuud nicht mehr zu erreichcn 
war , wurde die kdnstliche Fruhgeburt beachlossen. Kh 
gelang , enter Chloroformnarkose den Muttermund zu er- 
reichen and zu gondiren u. einen Quellmeisel einzulegcn, 
worauf nach 2 Tagen Webenthatigkeit gich einstellte und 
ein 9" laager Fotus geboren wurde, dessen Umfang zu 
dem sehr engen Geburtawege ganz unverhaltnissmagsi^ 
war. 

6. Fall. Kauertcbniu wegen Fibroid. Eine 80j&hr. 
Frau , Matter vou 6 Kindern , hatte seit ihrer letzteu 
NMerkunft vor4 J. im untemUterassegmente ein grosses 
Fibroid bekommen, welches bei der 6. Gebart den gross - 
ten Thell des Beckeneingangs verschloss. Nur 2 Finger 
konnten das Kind, welches abgestorben war, erreichen. 
Die Versnche zu wenden und das Kind zu zerstuckeln 
schlugen fehl und so wurde rasch der Kaiserscbnitt gc- 
macht, der sehr gunstig verlief, bis am 22. Tage eine 
aknte Peritonitis die Frau in 2 Tagen todtete. 

1. Fall. Fibroid am Muttermunde; normals Geburt. 
Am 18. Nov. 1874 fand Dr. Hard bei einer Negerin, 
welche seit 24 Std. in Wehen gelegen hatte, einen kinds- 
kopdgroseen Tumor vor der Scheide liegen , der mit 2“ 
b sci t c m Btiele an der vordern Muttermundslippe aufsass. 
Die Gebart rerlief regelmassig, wonach Hard den’i'omor 
in das Beckon zuruckbrachte. Die Frau genas und gah 
an, dasa sie diese Geschwulst bereits seit 15 Jahren mit 
deta getragen and inzwischen 2 Kinder geboren hatte, 
ahae das* die Geschwulst herabgetreten ware. Sie hatte 
wagon Prolapsus einen Mutterkranz getragen. 

Das Verhftltniss der Fibrome zu Sehwanger- 
schaft und Geburt besprachen femer Demarquay 
and Saint Vel (Gaz. de Paris 3G. 46. 48. 51. 52. 
1876 ). 

Abgeeeheu von den'HfadernisBen, welche Myomc 
der Conception entgegenstellen , 1st die Differential- 
diagnose oft ersdhwert, da beide bekanntlich in den 
Anikngsstadien sehr khnliche Symptome darbieten. 
So wurde von D a n y a u und M i c h o n bei einer an 
Metrorrbagie und H&matocele periuterina leidenden 
Fran die Mflglichkeit einer Schwangerschaft absolnt. 
bestritten und ein Fibroid des Uterus diagnosticirt. 
Glekhwohl wurde die Schwangerschaft in der Folge 
anzweifeihaft and die Frau kam zur rechten Zeit 
natargemtee nieder. Namentlich kann die Unter- 
scheidung zwischen Zwillings schwangerschaft und 
einfacher Schwangerschaft mit Fibroid combinirt sehr 
schwer werden, vor Allem bei subperitonftalen 
Myemen der hintem Wand. 

Bel einer seit 12 J. verheiratheten Frau, welche 
sCbon 2mal ihre Menstruation nicht gehabt hatte, ent- 
wfckelte rich ein sehr grosser nnd harter Beckentumor 
■rod Torn nnd links eine elastische, weiche GeschwuUt 
wte eine Orarlalcyste. Die Lage dieser Cyste nach Torn 
machte Indessen diese Diagnose nnwahrscbeinlich ; Fi- 
broldc nnd Uvariengeachwulstc kotnmen zwar nicht seltcn 
zugletoh vor, aliein das erkrankte Ovarium liegt in der 
Regel naek hinten. Vf. sog daber die Annahtne einer 


Schwangerschaft vor, welche rich in der Folge anCh be 
■tkttgte. Das Kind wnrde seiner Beit dnfoh die Weddoag 
todt t» Tage gefordert, nachdem einTheil der Oeechwnist 
nach rechts oben gewichen war. 

Selbst Abdomin&lscbwangerscliaft kann bei 
gleichzeitiger Anwesenheit von Fibromen nrmulirt 
werden , wenn die Uteruswand an den StelleB , wo 
das Myom nicht liegt, ungewdhnlich dOnn 1st. 

Complikation der Schwangerschaft mit Myom 
ist nicht selten. West z&lilte unter 82 verheirathe- 
ten Frauen mit Myom 62, die zuBammen 124 Kin- 
der geboren batten, 10 hatten Frtlhgeburten. Der 
Einfluss des Myoms auf die Entwicklung des Ffltus 
kann ganz unerheblich sein, ja seine Gegenwart 
kann bis zuletzt latent bleiben. S <5 b i 1 e a u ftihrt 
in seiner Statistik von 47 Schwangerschaftea mit 
Fibrom 24 Abortus, 1 Frtihgeburt und 32 rechtzei- 
tige Geburten an. 

Boivin und Dug 6s beobachteten bei einer Frau, 
welche mit 6 Wochen abortirt hatte , binnen kurzer Zeit 
so enorme Ansdehnnng einer im Hypogastrium beflnd- 
Uchen Geschwulst , dass die Frau rasch zu Grande glng. 
Im Utems fand man einen Fotus too 4 */* Monaten , im 
Leibe ein enormes , innen welches Fibroid ; ausserdem 
sassen noch 4 Oder 5 andere Geschwfilste anverschiedenen 
Stellen des Uterus. 

Bei einer jungen Frau wurde 4 Tage nach der Nieder- 
kunft eine fanstgrosse Geschwulst ansgeetossen , Welche 
Depaul anfaugs fur eine Monstrositat hielt. Der rosen- 
farbene mit Zotten besetzte Tumor enthielt in 2 Hohl- 
riumen 2 kngelige K5rper, deren einer In einer rhthlichen 
FlQssigkeit schwamm. Der Tumor hatte weder Stlcl 
noch Gef3sse. Das Mikroskop entsohled indesssb ffir 
multiloculzres Myom, welches aus Muskel- und Binde- 
gewebsfasera bestand. 

Obgleich theoretiach das Zustandekommen von 
Abortus bei Complikation von Myom mit Schw&nger- 
schaft leicht zu begreifen ist , findet Abortus doch 
verhftltnissm&ssig selten statt. Es ist nicht der 
Druck des Fibroids auf das Ei , der ihn hervorruft, 
sondern die Unnachgiebigkeit des Uterusgewebes bei 
seinem Waclisthum und die Ilamorrhagie. Aber 
auch hochgradige Myombiidung hindert nicht, dass 
FCtus Iange und betrftcbtlich wachsen. So ill fol- 
gendem von G u 6 n i o t beobachteten Falle. 

Eine SBjflhr. , seit 8 Mon. Schwangere wnrde Am 
16. Dec. 1868 in der Klinlk aufgenommen. Neben der 
Schwangerschaft wnrde das Bestehen von mehrereti Tu- 
moren ennittelt. Die Gebart eines 3710 Gram, wiegen- 
den todten Kindes war iangwierig nnd wnrde in der Ohio- 
rofonnnarkose durch die Wendung vollzogen. Die Gtebfir- 
mntter bHeb nach der Geburt bis 6 Ctmtr. fiber den Nabel 
ausgedehnt. Die Fran wnrde von den Blattem e r g rlM sn 
and starb an Peritonitis. Bei der Sektion fagd sieh die 
16 Ctmtr. breitc , 21 Ctmtr. iange Gebannntter von viM- 
gestaltigen Fibroiden dnrchsetzt. Ein kngeliger Tumor 
von 10 Ctmtr. Darchmeeser wfilbte die rordere Wand des 
Uterus nach vora und hinten vor , ein anderer su b perW o - 
naaler von 6.6 Ctmtr. Durchra. sass am Halse, beide Im 
Beginn der Erweichnng. Ausser einem abgeplatteten 
S.Fibroide der hintem Wand eahlte man nochl6gr0ssere 
usd klemere Tumoren. Und doch hatte Pat. nach der 
Geburt keine Blntnng gehabt , der Uterus hatte Bloh ffir 
seinen grossen Fotus weit geung ausgedehnt , and finoh 
wieder genagend znsammengezogen. 

D'Outrepont beobachtete einmal eine sagem eine 
Yerdunsung des HalBes der schwangern Ceb&nautter. 
welche im tirimde 8 Fibrolde enthielt. Da der Fundus 


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IV. Oynikoiogie u. P&diatrik. 


for den Fotns keine Erweiternng zuliess , fand dieselfee 
aof Koatea derVaginaJportion statt, weiche einer Warner - 
blaaa ghch. In einem F&lle von Hugier dachte man 
flaran, eine Mlche Blase ala Cyste zu punktlren. 

Forget stellt die Hypothese anf , class bei Sitz 
der Fibroide im Mottergrunde frtlhzeitiger Abortus, 
bei Sitz im Mutterhalse erst sp&ter Frtthgeburt sieh 
ereigne, and zwar weil wlbrend der Schwanger- 
scluft in den frtihern Monaten der Muttergrund und 
erst in den spiltem der Mutterhals sicb entwickelt. 
Fllr diese Hypothese sprechen 13 Beob&chtnngen 
von S Chilean, indessen genttgt die in derStatistik 
angefllhrte sehr kleine Zahl der Abortus im Verliftlt- 
niss zn der grossen Melirzahl der zum rechten Ende 
gebrachten Scbwangerschaften nicht, am eine maass- 
gebende Hypothese daranf zu grtlnden. Der Abortus 
kann anch andere Ursacben als die fortsclireitende 
Entwicklung des Uterus haben, z. B. wiederholte, 
die Placentarlappen ldsende Blutungen. 

Die Fibroide werden umgekebrt durch die 
Schwangerechaft beeinflusst, zumal die intramuralen, 
und es kommen zahlreicbe Fade vor , wo Fibroide 
mebrere Schwangerscbafien nach eiuander stark zu- 
genommen haben und dann wieder klein geworden 
sind. In seltenen Fallen ist die Verkleinerung so- 
gar bis zu vfilliger Absorption vorgeschritten. Die 
bedeutende Vascularisation des Uterus und seiner 
Fibroide wahrend der 8cbwangerschaft lasst sowohl 
ihr Waclistbum wahrend derselben als die Abnabme 
durch Erweichung nach der Entbindung leicht er- 
klaren. Die Erweichung wird znweilen so bedeu- 
tend , dass Punktionen zum Behufe der Entleerung 
von Flflssigkeit vorgenommen worden Bind. 8ie ist 
entweder central, peripherisch oder disseminirt, harte 
Stellen zwischen sicb lassend. 

Folgenden Fall von intermittirender , mit zwei 
Scbwangerschaften zusammenhangender Erscheinung 
fibrfiser Polypen beobachtete 0. Larcher (Gaz. 
des Hdp. 6. 1876). 

Bei ebier 34jfihr., bisher regelmassig menstruirten 
Dame, der Matter von 2 Kindera, fand Vf. 8 T. nach der 
Zeit, wo die Regel znletzt sich hatte wieder einstellen 
■alien, einen harten, gLatten , von der hintera Mn ttermunds- 
llppe aosgehenden Tumor. Die Anwesenheit eines solchen 
waide 18 T. naohher von einer Hebamme bestritten , da- 
gegen Schwangerechaft constatirt, weiche in einem Abortus 
endete. E« dauerten indessen Blutverluste fort u. zn ver- 
sotriedenen Malen hatte Pat. an Unterleibskoliken zn lei- 
den. Vf., 3 Mon. nach seinem era ten Besuche von Nenem 
befragt, constatirte wieder die Anwesenheit des Polypen, 
den er diessmal der Hebamme zeigte. Er war kurz ge- 
stielt , ease an der hintern Lippe , wnrde mit der Haken- 
saage erfasst und mit der Scbeere abgeschnitten. Voll- 
■tindiges Wohlbeflnden , regelmassige Menstruation and 
nermaler Muttermnnd waren die Folge , bis 6 Mon. spater 
die Dame wieder schwanger wurde und sich untersuehea 
Hess. Fast wie das erste Mai fand Vf. wieder einen Po- 
lypen im Mnttermnnde , der jedoch diessmal von der vor- 
dern Lippe ausging. Die Verhaltnlsse gestatteten die so- 
fortige Abtragnngnicbt, nnd als diese nach etwa2 Woohen 
ins Work gesetzt werden sollte, war der Polyp wieder 
verschwnnden. Da kein Grand vorlag , ihn mit Gewalt 
anfznsuchen, erwartete Vf. den Tennin, wo eigentlich die 
Monstrnation eintreten sollte. Der Polyp war dann wieder 
vorhandea und wnrde ohne Wol teres entfernt. Hierauf 

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hatte die Schwangerschaft ihren normalen Verlauf nnd die 
Dame gebar einen gesanden Knaben. 

Grflssere Fibromyome in der Wand des Mntter- 
halskanales bestanden als Geburtshinderniss in fol 
gendenbeiden Fallen, weiche von Prof. Ed. Martin 
(Ztsclir. f. Geburtsb. u. Frauenkrankh. I. 2. p. 232. 
1875) beschrieben worden sind nnd einen neueo Be- 
weis dafllr liefern , dass die Prognose fttr die Gebnrt 
bei Anwesenheit grosser Myome stets sehr zweifel- 
haft ist 

1) Wiederholte Oeburt bei kindskopfgrotsem Ftbromyom 
Frau 0. war znletzt vor 6 J. mit ihrem 2. Kinde regel- 
recht niedergekommen und hatte seitdem an Fluor 
albus gelitten. Nachdera Ende Febr. 1860 die Regeln 
znletzt geflosscn waren, im Jnni sich Schmerzen ImLeibe, 
in der Mitte des Deo. eine vorfibergehende Blntnng ein- 
gestellt, sodann Ende Dec. nachVerlanf derWehenthltig- 
keit und Abfluss des Fruchtwassers unter der Eiuwirknng 
eines Frostes die Kindesbewegungen aufgehbrt hatten, 
wurde die Kreissende am 2. Jan. 1861 wegen eines die 
BeckenhOhle znm grSssten Theile ausffillenden Tumors 
in die Entbindungsanstalt gebracht. 

In dem bis znr Herzgrnbe kngelig ansgedehnten 
Leibe ffihlte man fiber beiden Weichen harte runde Her- 
vorragungen , von denen die rechte hober hinanfreichte. 
Der noch nicht verstrichene Sclieidentheil wurde dnrch 
eine Geschwulst links nnd vorn an die Beckenwand an- 
gcdrangt. Durch den langen Mutterhalskanal konnte der 
Finger den Kindskopf nicht erreichen. Das Uteringerfiusch 
war deutlich horbar, nicht aber die Herzttine. Nsohdem 
am Vormittage kleine Blutmengen abgegangen waren, 
drangte sich am Nacbmittage bei vfiUlg erwei tertem Mutter- 
munde eine vom Frachtkopfe ausgehende weiche f Mat- 
gross e Geschwulst ans dem Scheldeneingange hervor. 
Aus der geborstenen kleinen Fontanelle und deT darfiber 
liegenden Kopfhant qnoll zwischen den stark zusammen- 
geschobenen scharfrandigen Kopfknochen bei Jeder Wehe 
Gehirnmasse hervor. Geboren wnrde eine 8600 Grmm. 
wiegende, plattgedrfickte mannllche Frnoht , deren Kopf- 
knochen in ihren Verbindungen geldst waren nnd im lin- 
ken Schlafenbeine und in der linken Scite der Hinter- 
hauptsschuppe Fissuren zelgten. Rechts von dem in der 
linken Weiche gelegenen Uterus ffihlte man dentlich eine 
abgegrenzte hockerige Geschwulst, die auch in den Becken- 
kanal hinabreichte und daselbet den Scheidenthell nach 
links verdrangte. Die Sondenmessung ergab 14 T. nach 
der Geburt 4“ — 10.7 Centimeter. 

Eln Jahr spater gebar die Frau, in deren Leibe rechte 
fiber dem Uterus eine resistente Geschwulst wahrgenem- 
men wurde, wieder ein 3600 Grmm. wiegendee, todtfkules 
Madchen, deesen Kopfknochen in hohem Grade zosam- 
mengedrfickt , die Sinus longitudinales zerrissen waren, 
wahrend auf dem linken Se.heitelbein ein betrichtlicher 
Bluterguss stattgefnnden hatte. 

Sehon wihrend der Geburt hatte die Kr. grfinlich er- 
broohen, gefrostelt und ihre Temperator hatte 40° C. er- 
reicht , sie starb unter den Ersehelnongea einer Entero- 
peritonitis nach 8 Tagen. 

Bei der Sektion zeigte sich in der Bauchhfihle reich- 
liches eitriges Exsndat, der Uterus, noch fiber faustgross, 
ragte hoch fiber den Beckeneingang empor , am Mutter- 
halse sass ein in seiner rechten Wand eingebettetes, 
mannskopfgrosses derbes Fibromyom. Das in Spiritus 
aufbewahrte Praparat war 17 Ctmtr. breit, 16 Ctmtr. 
hoch, 10—11 Ctmtr. dick. Die Insertion begann 2 Ctmtr. 
fiber der Muttermundslippe nnd erstreckte sich 10 Ctmtr. 
nach oben , so dass oberhalb noch 9 Ctmtr. der Gtabar- 
raiittenvand frei blicben. Letzterewar imKorper8 Ctmtr., 
im liaise 2.3 Ctmtr. dick. 

An der Innenflfiehe des Uterus fand sieh nlehte Ab- 
nonnes, ebenso keinc Abnormitat der Beckonmaasae. 


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IV. Gyn&kolope n. Pfidtatrik. 


47 


2) Uebtr fmutgroues Myom m der hintern Wand de* 
Mnllerkabet bei einer Mehrgeb&rendm. Bine 38Jfihr. 
Fran , welehe vor 2 J. eln ausgetragenes Kind, vor 1 J. 
vorzeitig geboren hatte , wobei der Arzt nnr elne Ver- 
dieknng der hintern Mutterhalawand , jedoch keine Ge- 
achwulst vorgefnnden , wurde am 14. Mai in die Kimik 
anfgenommen , nachdem reehtzeitig am Tage zuvor die 
eraten Wehen eingetreten, aber schon vor 3T. daaFrneht- 
waeser abgefloseen war. Bereits war eine am Collnm 
uteri aitzende Geachwulst constatirt worden, deren Gegen- 
wart aowohl die Extraktion dea vorliegenden Kindakopfs 
mtt der Zange , ala auch die Wendong anf die Fusee ge- 
htadert hatte. Sie begann hinter dem Scheideneingange 
nahe fiber dem Rande der hintern Mnttermnndaiippe and 
setete aich ao writ nach oben in den Mutterhals fort , daas 
ihr oberea Ende kaum zu erreichen war. Die hintere, 
8 Ctmtr. lange Flfiehe war glatt , die vordere nneben, 
ranh. Die Consiatenz der die ganze KrenzbeinhOhle er- 
ffillenden Geschwulst war derb and anelaatiach. Vor ihr 
lag der cam Umfange einea Zweitbaleretficka erweiterte 
Muttermund, fiber welchen der Kindakopf mit aeinen leicht 
zu verachlebenden Kopfknochen geftihlt wurde. Die 
vordere Mnttermnndaiippe war geachwollen. Bei der 
aaaeern Unteranchnng dea maaaig anagedehnten Bauchea 
waren FfitalherztOne nieht an hfiren. Die Gebarende Htt 
an Bronchialkatarrh nnd hatte hohea Fieber. Temp. 
40* C., Pals 120. 

Nach einer erfolglosen Probepnnktion dea Tumor 
wurde der Kopf der todten Frncht perforirt , mittela der 
Kephalotribe verkleinert nnd ansgezogen. Korper und 
Nachgeburt folgten mch nach. Die Frucht war ein Mad- 
chen , welches einachllesalich dbs abgeflossenen Gehims 
nngefihr 3600 Grmm. wog. Es liens sich nun erkennen, 
daas die Geschwulst ohne scharfe Abgrenznng bis znm 
innern Muttermund hinanfragte. Nach der Geburt sank 
die Temp, anf 37.6° C. nnd erhielt sich 2 T. lang un- 
geffihr auf dieeerHShe, der Pula aber blieb 120 — 132. 
die W5chnerin erbrach achleimlge Maaaen , der Unterleib 
trieb aich auf und wurde schmerzh&ft ; der Tod erfolgte 
am Abend des 2. Tages. 

Bei Erfiffnnng der Bauchhiihle , 16 Std. nach dem 
Tode, stromte eine Mengc atinkenden Gases und aangnino- 
1 miter Flussigkeit hervor. Die DfinndarmBChlingen in der 
Naehbarachaft dea Uterus waren durch eitrlg fibrinSaes 
Ezandat verklebt, das S romanum mit dem Uterua feat 
verbonden. Im Uoken breiten Mutterbande belaud aich 
eine fauatgroase, schwarzlich verfarbte Anschwellung, bei 
deren Eroffnnng mit Gas gemischtea Blut austrat. Dieaer 
Hohlranm communicirte durch eine breite Spalte mit dem 
MntterhalakanaJ. Die Gebarmutter hatte eine fl&che, 
atnndenglasahnliche Gestalt und war vom anssern Mutter- 
nrande bia znm Grunde 26 Ctmtr. lang. In der Mitte sab 
man die 11 Ctmtr. breite Einschnurungsfnrche. Mutter- 
hals und KSrper waren 14 Ctmtr. brelt. Die vordere 
Waad des Halses war aehr verdunut , in der hintern aaaa 
eine aahezu kindskopfgroase Geachwulst von 12 Ctmtr. 
Ufibe und Breite welehe genau bis zuro innern Mu tter- 
mnnd ragte. Die hintere Mnttermundslippe war dunn, 
schinff und hing 2 Ctmtr. weit herab. In der Uohe dea 
SeheidengewSlbes fand aich links ein 6 Ctmtr. langer Ein- 
riaa. Die Gebarmntterhfihle war 12 Ctmtr. lang und 
uater dem Bauchfelluberauge der vordern Wand sasaen 
mehrere kirschgrosse Myome. Alto Pae adorn embranen 
nmhfillten den linken Eieratock nnd Eileiter. 

Folgenden Fall von Geburteatfirung durch mul- 
tiple Uteruafibroide und apontaner Geburt nach ihrer 
Erweichung beachreibt Dr. C harrier (Gaz. dea 
Hflp. 4. 1875). 

Die 26jahr. Fr. C., die 3mal normal geboren hatte, 
litt aeit Beginn ihrer 4. Schwangerachaft an Erbreehen, 
beftlger Leukorrhfie und tiefer Anfimie. Die dem An- 
sehein nach im 6. Mon. der Sch waagerech aft befindliche 
Gebfirmutter war nach rechta abgelenkt. Am 20. Sept. 


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waren die Hentfine deutllcb , die Kr. ffihlte die oraten 
Bewegnngen. In der Seheide begegnete der Finger einer 
Geachwnlat von dem Umfang einea Gfinseeiea, welehe voa 
der verlangerten vordern Mnttermundslippe zu entaprtn- 
gen schien , wahrend der Mnttermund nicht zu erreiehen 
war. Der Tumor wnchs in den nachaten 2 Mon . so raaeh, 
ilaas or, das kleine Becken auafullend, aich ala derbe, 
strausseneigrosse Masse bis an die Vulva dringte. Er 
btateteeft, ceigte aber keine erweichte Stelle, veruraachte 
lebhaftes Drangen nnd begann im Marz zu erwriohen, 
wahrend die Leukorrboe aehr reichlich u. stinkend wurde. 
Am 22. Marz gebar Pat. von aelbat rinen 7 Mon. alteu 
Fdtua, der 3 Std. Iebte, zugleich auch 12 Ctmtr. einer 
Geachwnlat, die mit der Scheere abgeachnitten wurde, 
worauf nach einiger Zeit ein vorragender Ueberrest sich 
leicht auazielicn lieaa. Zwei Tagc apater aber ging noch 
eine zweite, abgeplattete , erweichte Masse vom Umfang 
einea Truthenncneies ab , dem endlich 4 T. apater , am 
29. Marz, ein dritter Tumor folgte. Pat. crholte aich daun 
raaeh. 

Diesen Krankengeachichten fflgte Polaillon 
die Bemerkung an , daas Tumoren der Muttennnnda- 
lippen beim Vorachreiten der Geburt hfiufig zur Seite 
weichen und der Frucht Bahn lasaen. In einem 
Falle war von einer Hebamme eiu weicher Theil 
geffihlt und eine Steisageburt diagnosticirt worden. 
Nach Abfluas dea Fruchtwaaaera atai'b daa Kind und 
wurde 2 T. nachber in fauligem Zuat&nde mit dem 
Steiaae voraus geboren. Auch die Mutter atarb ala- 
bald und bei der Sektion fand man ein orangen- 
groeaea Fibrom der Muttermundslippe links und hin- 
teu. Daher rfith P., vor einem operatives Kingriffe 
nbzuwarten, ob dergleicben Mij^terhalagescbwfilate 
nicht von aelbat zur Seite weicben. 

M. Kiferle zu Bottenburg a. N. (Wtlrtemb. 
Gorr.-Bl. XLV. 25. 1875) beobachtete einen Fall 
von Gebfirmutterpolypen , in dem wfihrend des Be- 
stehena deaselben Schwangerachaft eintrat nnd trotz- 
dem aowohl die Schwangerachaft, ala auch die Geburt 
uud daa Woclienbett keinerleL Stbrung erfuhr. 

Die 36 J. alte , schwachliche Frau , die wiederholt 
geboren hatte, litt nach Entfernang einer verwachaenen 
Placenta, die in 8tficken abging, an bestandigem, weias- 
lichem schleimigem Ansfluss mit zeitweiligen Blutungen. 
Wahrend einer wieder oingetretenen Schwangerachaft 
horte der AubAubb nicht auf und in den 3 ere ten Schwau- 
gerachaftamonaten traten zeitweiae heftige Blntnngen anf, 
dann aber erst wieder einige Monate nach der Entbindnng, 
nnd zwar mit wehenartigen Kreuzschmerzen und dem Ge- 
ffihl, als drfinge ein achwerer Korper im Becken nach dea 
anssern Geschlechtstheilen zu , ea bestand raeist Stnhlver- 
atopfung u. bei der Entleerung von Faces groase Schmerz- 
haftigkeit, ausserdem Harnincontinenz. Der Ansflusa aus 
den Genitalien wurde starker , grunlich gefarbt nnd stin- 
kend, alle Beachwerden nahmen zu und die Kr. konnte 
nicht mehr in aufrechter Stellung verweilen , ohne dass 
Blutungen sich einatellten. Spater ging unter heftigen 
wehenartigen Schmerzen und Blntnngen eine milzartige, 
von sehnigen Fasern durchzogene schusself5rmige Masse 
in 4 Stricken ab. Danach hOrten die wehenartigen Schmer- 
zen auf und ea stellte sich eln hfichst fibelriechender kinds- 
pechartiger Ansflusa ein. 

Bei der Untersnchung fand K. den Muttermund fflr 
2 Finger durchgangig, im Mntterhalae einen weichen, 
zerfetzten Korper von der Dicke zweier zusammengehal- 
tenerDaumen, der am Geblrmuttergrunde mit einem Sticl 
angeheftet schien. Ala K. behufs der Operation mit 
Zeige- und Mittelflnger den Stiei am Gebarmuttergrunde' 
faaate, um ihn mit einer Siebold’sehen Scheere abcQsohnei- 
den , rise er ab und der Polyp konnte in Stneken krinun- 


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IV. OynSkolo^ie n. Pftdintrik. 


liefordert wcrdnn. .Iptzt zeigtc sich im Gebiinuuttergrunde 
cine saekartige Ausbucbtung, in die der Sti<il hiuaufrcicbte. 
Da Einfuhrung von Instrumentcn unmdglich war, ver- 
suchte K. den etwa kleinfingerdicken iSUel mit dem Nagel 
auszukratzeu und gelangte auch mit einiger Schwierigkeit 
zuin Ziele. Die lilutung war dabei unbedeutend. Nach 
kalten Umschliigen auf den Lcib nnd lujektionen von 
Uliamilleninfus in den Uterus horten Schmerz und Blu- 
tungen auf und die Kr. konnte bald als geheilt bctrachtct 
werden. 

Der Polyp hatte etwa 2 J. lang bestahden , als die 
Schwangerschaft eintrat, wahrend welcher er platt ge- 
druckt wurde , und bei zuuehmcndem Drucke horten die 
Hlutnngen auf. Wahrscheinlich nach Abgang der Placenta 
trat der Polyp durch den erweiterten Muttermund herab, 
was durch die Znsauimenziehung n. Involution des Uterus 
beschleunigt wurde , und wurde wahrscheinlich ganz aus- 
gestossen worden sein , wenn der feste Stiel dies* nicht 
verhindert hatte. Bei den erfolglosen Versuchen der Ge- 
barmntter , sich von dem Polypen zu befreien , kam es zn 
der divertlkelartigen Erweiterung des Utemsgrundes. Als 
die Geschwnlst wuchs, druckte sie auf Mastdarm und 
Blase und fulirte zu Stoning dcr Defakation und Ilam- 
incontinenz. Durch den Druek des Muttennundes auf die 
Geschwnlst kam es zu theilweiser Mortiflkation nnd Ab- 
stossung derselben. 

Einen bemerkenswerthen Beitrag zur Lehre von 
dem lymphangiektatitchcn Fibromyomen dee Uteru* 
in pathologisch-anatomischer und kliniseber Bezie- 
hnng lieferte Georg Rein in 8t. Petersburg (Arch, 
f. GynUkol. IX. 3. p. 414. 1876). 

Die Bcobachtungen von Ranvier und M fl- 
ies sez, dass die mit Fltlasigkeit erfDUten Cysten 
der Fibromyome injeinigen Fallen ihren Uraprnng in 
ausgedehnten LympkgefSssen der Geschwnlst haben, 
sind in einem Falie zuerst und selbststAndig von 
Leopold nnd Fehling exakt bestUtigt worden 
[vgl. Jahrbb. CLXIX. p. 263]. Vf. hat, vielleiclit 
gleichzeitig mit Leopold, eine gleichartige Be- 
obachtung gemacht. Ansserdem ist ihm ein anderer 
nicht beschriebener Fall von apfelgrossem stibnrakd- 
sen Fibroid bekannt, in dessen Innerem sich eine 
nussgrosse, mit durchsichtiger Flttssigkeit erfttllte 
Uohle befand , deren Wand, wie Dr. Heintze mit 
dem Mikroskop an frischen Prftparaten nachweisen 
konnte, von einer Endothelinmschicht ansgekleidet 
war. Die Geschwnlst hatte sich an der hintern 
Wand der Geb&ruiutterhohle entwickclt und war in 
der Klinik mit dem Ecrasenr entfernt worden. 

Vf.’s Fall ist folgender. 

Die 42jiihr. S. F. wurde aiu 30. April 1874 im 
Petersburger Krankenhause aufgenommen. Sie war 
aniimiseh und konnte nur mit Schwierigkeiteu gehen. Der 
Leibumfaug betrug 110, die Entfemung von derSymphyse 
zum Nabel 30, bis zum Proc. xiph. 58, bis zum obern 
Geschwulstrande 56 Centimeter. Im Leibe befand sich 
eine deutlieb begrenzte , ovale Geschwnlst mit glatter 
Obcrtiache, die nur in der Nahe des Nabels einen llucker 
hatte. Hire Consistenz war derb, elastisch, in dcr Tiefe, 
namentlich in den obern Partien, deutlieb fluktuirend. 
Die Bauchdecken verschoben sich allenthalben daruber 
hinaus. Die Portio vaginalis lag, kauin erreichbar , bin- 
ten und rechts ; das Os etwas gcoftnet , die Sonde drang 
9 Ctmtr. boch ein. Kechts and vom im Scheidcngewolbe 
fiililte man ein hartes, undeutlieb fluktuirendes Segment 
dcr Baucbgeschwulst. 

Die Frau war regelmassig menstruirt, 18 J. lang ver- 
beiratbet und nie tchwanger gewesen , vor 9 J. hatte sie 


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die Geschwulst znerst bemerkt. Diese war erst seit 5 J. 
rascher gewaclisen und gleichzeitig batten sich Menorrha- 
gien von nicht zu grosser Bedeutuhg eingestellt ; in leta- 
terer Zeit jedoch war die Menstruation wieder sparsamer 
geworden. Bei einer Paracentese war •/, Bias blutabu- 
licher Fluasigkeit entleert worden. 

Diagnose: Dickwandige, multiloculare Cyste mit 
Colloidinbalt und kurzem Stiei , eng mit dem Uterus zu- 
sammenhangend. Vor der Operation wurde Pat. 10 T. 
lang profus menstruirt, ihr Urin enthielt etwas Eiter. 

Die Operation, am 22. Mai 1874, begann mit einem 
14 Ctmtr. langen Bauchschnitt und Bloslegang der Ge- 
sebwulst, deren Oberflache mit einer inultilocularen Cyste 
Aebnlichkeit hatte, besonders sab der vorgetretene Hooker 
ganz wie eine Cyste aus. Durch einen tief eingestossenen 
Trokar qnoll nur blutahnliche , rascb gerinnende Flussig- 
keit init Detritusmasse in geringer Monge liervor. Der 
Trokar ging leickt in die Tiefe und war frei beweglieb. — 
Nach Erweiterung der Bauchwunde liess sich non die Ue- 
schwulst. deren Uni fang demcines bochscbwangern Uterus 
gleich kam, aus der Baucbhdble bervorbeben. Von ibren 
heiden Seiten . etwa in halber HOhc , gingen die breiten 
Mutterbander ab und die Eierstocke waren sichtbar. Man 
liatte es demnach nicht mit einer Ovariotomie , sondern 
mit einer Laparohysterotomie zu tbun, denn es blieb uiehta 
iilirig, als die Geschwulst fiber der Vagina abzutragen. 
Zu diesem Zwecke warden zunachat die breiten Mutter- 
bander unterbunden und ohne Blntung von oben nach 
unten durebsebuitten. Dann wurde das Peritonaum der 
Kxcavatio vesico-uterina in einer Klammer gefasst nnd 
abgebrannt, hierauf aber um den supravaginalen Tbeil 
des Uterus eine starke Eeraseurschlinge fest angezogen. 
Jetzt flel oben aus der Geschwulst der Trokar heraus und 
hinter ihm ipioll cine grosseMenge von Flussigkeit hervor, 
deren Eindringen in die Bauchhoble jedoch verhiltet 
wurde. Durch Erweiterung dieser Oeffnung gelang es. 
die Geschwulst bedeutend zu verkleinern. Kachdem nun 
durch Vaginaluntersuchuug und Fullung der Harnblase 
nocbmals constatirt worden war , dass die Ecraseurkette 
den Uterus in der Hohe des innern Mnttermnndos nm- 
fasste, wurde noch unterderKette nm den supravaginalen 
Tbeil derKnotenknupfer von Koeberle gelegt und end- 
lieh der Uterus mit dem Ecraseur amputirt , 2 Std. nach 
Beginn der Operation. Eine nnbedentende Blutnng ans 
den breiten Mntterbandern erforderte die F.menening der 
Uigaturen , deren eine an die Art. spermatica int., die 
andere an die Art. uterina angelegt und versenkt warden. 
Nach Reinigung der Banchholilc wurde die Ranehwnnde 
durch 8 tiefe und 7 oberflachlichc Nahte in ihrem obeni 
Theile geschlossen nnd nur der untere Wundwinkel frei 
gelassen, wo der supravaginaleTheil, vom Knotenknflpfer 
zusaramengeschnurt , befestigt wurde, indem man eine 
starke Acnpressurnadel nnter der Schlinge einstiess , die 
sich auf die Rander dcr Bauchwunde stfitzte. Auch fasste 
die unterste Sutnr den supravaginalen Tbeil des Uterus- 
stnmpfes mit. Die Operation hatte bis zu ihrer Bcendi- 
gung dttrch den Wundverband 4 Std. gedanert , wShrend 
welcher Zeit Pat. fortwahrend in der Chloroformnarkose 
sich befunden hatte. Sie erwachte und sprach einige 
Satze mit voUem Bewnsstsein bei Anlegung der Nahte, 
spater war sie nicht mehr zu sich gckommen. 8ie starb 
nnter den Zeichen von Perimetritis 26 Std. nach der Ope- 
ration. — Bei der Sektion fanden sich die Darme frisch 
verklebt nnd in der BanchhShlc etwas Eiter. 

Dio in Midler' scher FlQssigkeit aufbewahrte Ge- 
seliwulst entsprach in Form und Grfisse einem 8 Mon. 
schwangern Uterus und wog 2400 Gramm. Man unter- 
sebied auf dem Langsschnittc 3 Thcilc: 1) die Gebar- 
mutter, 2) eine grosse H5hle in der Dick e der vordern 
Wand , 3) neugebildete , an den Wanden der IlShle ge- 
lagerte Masseu. 

Die Gebarmutter war bedeutend hypertrophirt , ihre 
Uohle maass vom innern Muttermunde bis zum Fundus 
9.5 Ctmtr., die Lange des am Praparate befludlichen 
Stiicks des Cervikalkauals 1.7, dieLiiuge des am Cadaver 


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49 


IV. GynAkalogje a. Pidiatrik. 


ag p rfUh e cM iefrcnen Theils 3 Centimeter. Die Bohleimhaut 
war verdiokt , biass , hSckerig and hatte flache , polypfiae 
Wacherungen. Die grosste dereel ben in der vordern 
Wend, 1.7 Ctmtr. fiber dem Muttermonde , hatte ovale 
Form nad unregelroassig gelappte Oberflache. Sie war 
4.3 Ctmtr. lang, 3.1 Ctmtr. breit, 1 Ctmtr. dick und bil- 
dete beim Sondlren der Hdhle ein bedeutendes Hinder- 
nias fur das Eindringen der Sonde in den obern Tbeil der 
H&Ue. Die Uteruswande waren ungleichmaasig verdickt, 
die hintere war 4 Ctmtr. dick in der Nahe des Grnndes 
and out 2 Ctmtr. in der Nahe des innem Muttermundes. 
Die vordere Wand aber hatte gerade an letitgenannter 
Stelle ihre grosste Dicke and zerfiel nach oben in zwei 
Schichten , zwischen denen sieh eine kugelformige , weite 
HtihU von der Grosse eines Mannskopfes gcbildet hatte, 
welche die Gestalt des Praparates bedingte. Die nnten 
1.5 nnd 3 Ctmtr. dicken Hdhlenwandnngen verjflngten 
sieh in ihrem Dnrohmesser nach oben , eine Stelle in der 
haiben Uohe der vordern Wand war nur 6 Mmtr. dick, 
hier mfindete der bei Lebzeiten als besonderer Hocker 
rahlbare Hohlranm indie grosse HShleein. Auf der innern 
Fiache der HShlenw&nde lagerten nengebildete Massen, 
bis su 6 Ctmtr. dick, die sioh sohwer von der Mnskel- 
schicht der Gebarmntter ablosen Hessen , aber weicher, 
lockerer und dunkler von Farbe waren und als Ilocker 
oder brelte Platten vonl — 2 Mmtr. Durchmesser nach dein 
Centrum der H5hle vorragten. Nnr an wenigen Stellen 
waren dieae Voreprfinge von einem dfinnen, durchsichtigen, 
leicbt ablSsbaren Hautchen bekleidet. Die Flussigkeit 
wog 23Pfd., enthielt vielBlutkorperchen undGeschwulst- 
bestandtheile nnd gerann nach mehreren Tagen nicht. 

Zur mikroekopisohen Unterenchnng warden kleine 
Genchwulststncken aas der Muller'achw Flussigkeit in 
Spirit us gehartet , andere 24 Std. lang mit Pikrinsaure 
und dann mit Spiritus behandelt, hierauf mit Pikrocarmin 
einige Minuten lang gcfarbt und in wasseriger Glycerin- 
iflsung nntersncht. Die Nenbildnngen an der Innenfl&che 
der H5hle bestanden aus glatten Muskelfasern nnd Binde- 
gewebe ; zwischen den festern Geechwulsttheilen sab man 
sparsamere, zwischen den weichem zahlrelchere Hohl- 
rSmne , zuweilen so zahlreich , dass das zwischcnliegende 
Moskelgewebe nur nocb in der Form von Balken erhalten 
war. Man beobachtete sog&r die hochsten Grade der 
Vard&nnung dieser ZwischenwSnde , so dass man fast 
Angenzeuge des Zusammenflusses von zwei Hohlraumen 
wnrde. Im Innern dieser verdiinnten Querbalken kamen 
zuweilen verhftltnissmJssig grosse Blutgefasse vor, weF 
chen die Resorption angenscheinlich bevorstand , woraus 
sick die Anwesenheit von flussigem Blute inderGe»chwulst 
ecklart. Die Hohlraume zeigten keine Spur eiuer eigenen 
Membran u. schienen das Muskelgewebe nur auseinander- 
gedrangt zu haben ; dieses aber trug hier und da einen 
feinen Sanm von fettigem Detritus. Indessen konnten 
doch bei sorgftltigster Aua/iihrung der Scbnitte Praparate 
angefertigt werden mitHohlungen, die den oben beschrie- 
benen vollig glicben , aber auf ibrer Inuendache eine un- 
unterbroebene Schicht von Kndothelzellen besassen. 
Deinnach konnteu die Hohlraume nur ausgedohute Blut- 
oder Lymphgefasse seiu. Die letsitere Annahme war jedoch 
all ein baltbar , weil die in einigen Praparaten sichtbaren 
Hohlraume sich neben unzweifelhaften Ulutgefassen be- 
Canden und sich auf deu ersten BUck von ihnen unter- 
sebieden. Dio Blutgefasse hatten fiberall ruude , ovale, 
bisqnitf&rmige regelmassige Querschnitte ; die Hohlraume 
dagegen waren unregelmaasig nnd ihre sehr zarten Wande 
rerioren sich unmerklich in das Gewebe. Auch traf man 
in ihnen aie rothe Blutkorperchen , welche in den Blnt- 
gefassen , wenn auch sparUch , zu fiuden waren , eat- 
sprechend dem anamischen Zustande der Leiohe. Das 
Endotbel traf man nnr in den kleinen (Jnngon) Hohl- 
pMuneu , in den grossen keine Spur davon , sondern bios 
fetttge Degeneration des Nachbargewebes. 

Die oben erwahuten weuigeu Hautchen an den Uohlen- 
vorsprungcu bestanden aus homogener schleiuiiger Inter - 
Mod. Jahrbtf. fid. 172. Hft. 1. 


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oeUukarsubeUoz mit steinfSraigen Zeilsn u. Blntfkrbstoff, 
ahnlich embryonalem Sohleimgewebe. — Die Schleim* 
haut der Gebarmutter war hypertrophisch , die polypftsen 
Wncherungen bestanden ans tubularen, in alien Richtun- 
gen sich kreuzenden Drusen u. moss ten su den Adenomeu 
geaablt werden. 

Hiernach lag eine interstitielle, ans fasten Theilen 
und theils makro-, theils mikroskopischen, mit Fllls- 
sigkeit erftillten , dturch Ausdehnung der Lymphgo- 
f&88e entstandenen Hfthlen beetehende Geschwulst vor, 
die als Fibromyoma lymphangiectodes betrachtot 
werden mnsste. Dass die Probepunktion keine ge- 
rinnbare FlOsaigkeit geliefert hatte, war dumb die 
Annahme erkl&rlich, dass die Hdhlen im Fibroid- 
gewebe anftnglich durch Ausdehnung der Lymph- 
gefksse zwar entstanden, dass aber zu ibrer Vergrtta- 
serung andere Processe, z. B. fettige Degeneration, 
beigetragen haben, welche dann auch zu Zerreissung 
von Blutgefkssen und hftmorrhagischen Exsudaten ge- 
flihrt haben. Demnach ist aus einer Probepunktion, die 
keine gerinnbare FlOsaigkeit liefert, nicht mit Sicher- 
heit auf die Abwesenheit von Myom zn schlieasen, 
eben so we nig als die einer Geachwnist entnommeae 
gerinnbare Flussigkeit mit Gewiasheit die Annahme 
gestattet, dass eine Eierstockageschwnlst du returns 
nicht vorhanden wire , da auoh die letztere in ein- 
zelnen Fallen Lymphe enthklt. 

Bemerkenswerth durch den eigenthOmlkhen Bau 
des Fibroin , dessen Volumen wiederholt wechselte, 
eracheint femer der von Hoepitaldirektor Dr. Sehrt 
in Hofheim (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 29. 1876) 
mitgetheilte Fall. 

Die 34 J. alto Kr., die nie geboreu hatte, litt an 
wiedorholten prof use n Blutungen ; bei einer Unterauehung 
fand man eine pralle , elastische Gescbwulst , nicht ganz 
von der Grosse eines Hubnereies und von ovaler Fora, 
aus dem ziomlich hochstebenden Muttenmiud lieraus- 
ragend , mit giatter , von zahlroichen varikoa erweiterten 
Gefasschen durchzogeuer Oberliiiche. Als die Blutung, 
wegen weicher die erste Untersuchuug vorgenotumon 
worden war , aufgehort hatte , sail man bei einer zweiten 
Unterenchnng, wenige Tage spater, die Geschwulst nioht 
mehr, fuhlte sie aber, auf mindestens ein Drittel ihres 
frShern I'm fangs reducirt nnd schlaffer und beweglicher, 
im Cervikalkanale. Bei neuen Blutungen schwoll die Ge- 
schwulst allemal wieder an und , wenn diese aufbdrten, 
schwoll sie wieder ab, Bei einer spatem Unterauchung 
konnte man feststellen, dass die Geschwulst hoch oben aa 
der Uteruswand mit einem kurzen nnd breiten derbeu 
Stiele aufsass. Die Excision war durch die Enge des 
Muttermundes, die schwere Fassbarkeit der mit kurzem 
und derbem Stiele anhafteuden Geschwulst nnd den hoheu 
Sitz derselben nicht unbetrachtlich erschwert, gela&gaber 
voilstandig and hatte sofortige Stillung der Blutung zur 
Folge, die das Loben der Kr. bedroht hatte. 

Die excidirte Geschwulst, die zur Zeit der Entfernung 
ihren grossten Uinfang noch nicht erreicht hatte, war von 
einem festen , gefassreichen Schleiinhantuberzuge uiuklei- 
det, der, Bich im Bau von der Uterusschleimbaut unter 
scheidend, eine pathologiscbe Veranderung derselben dar- 
zustellen schien. Die Geschwulst selbst zeigte auf der 
granulirten, grauweissen, im Centrum blassrothen Schnitt- 
tiaebe aahireiche, den Durcbschnitten kleincr Gcfasae 
entsprechende Blutpunkte und bestand aus vollkommen 
entwickeltera , dicht verfllztem Bindegewebe , dem zahl- 
reiohe kleine Hohlranme u. Spalten ein sch wammartigea , 
dem Parencbym der Corpora cavernoaa dea Penis akn- 

7 


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IV. Gynfikologte n. P&diatnk. 


Itches Anssehen gaben. Die Spalten und Hohtritame, 
deren Wande ebenfhlls ans dicht verfllztem Blndegewebe 
bestanden nnd ein Epithel nicht besassen , waren leer und 
konnten znr Aufnahme von Blut oder exsudirender Fld»- 
stgkeit nicht gedient haben , da slch davon keine Spuren 
fanden, wahrend die Geschwulst sich bei der Excision 
dooh im Z us Unde der AnschweUnng befand. 

Die Anachwellung konnte nur durch zeitweiiig 
stftrkere Ffillung dea Geffeaasystems in der Geech waist 
m Stande gekommen aein , da glatte Muskelfasern, 
deren ContraktilitAt ebenfalls dazu hAtte beitragen 
kbnnen, in ihr nicht vorhanden waren. Wabrschein- 
lich haben die Veranlassung zu den period ischen An- 
achwellungen nervOse [?] Congestionen , Fluxions- 
snatftnde der Geb&rmutter gegeben, die ihrerseita 
durch erhflhte Reflexerregbarkeit in Folge jahrelang 
bestehender ReizzostAnde in der SexualsphAre be- 
dingt aein konnten. Die eigenthttmlich schwamm- 
artige Construktion der Geschwulst konnte insofern 
die V olumenverAndemngen begtinstigen, aLs eine be- 
trichtliche Ausdehnung des GefAsssystems der Ge- 
aehwulst anf Kosten der vorhandenen , in hohem 
Grade comprimirbaren inters titiellen RAume u. Spal- 
ten jederzeit leicht zn Stande kommen konnte. 

Ein Beispiel von gleiohzeitigem Vorkommm 
mbperitcmSaler vud inlrautmner Fibroide liefert 
folgender von Go us ton (Bull, de la Soc. anat. 
3. Sdr. X. 3. p. 496. 1875) mitgetheilter Fall. 

Die 43jfihr. H. X. war dnrch Ojahrige sehr heftige 
Blnrtflassc sehr kacbekttecb geworden. Aasser einer 
grossen Geschwulst ffihlte man in ihrem Lelbe eine An- 
zahl kleinere, und durch den etwas offenen Muttermund 
konnte der Finger elnen vorliegenden Korper erreichen. 
Eine weitere Abnormitat war, dass die Urethra oberhalb 
der KlitoriB mundete. Die Kr. starb 2 Monate nach ihrer 
Aufnahme an Peritonitis. Bei der Sektion fand man in 
der BauchhOhle ein vom Mnttergrunde ansgehendes ge- 
stieltes snbperitonaales Fibroid von der GrOsse zweier 
Mannesfanste, den ganzen Mutterkorper von zahlreichen, 
subperiton&alcn , sessilcn Myomcn durchsctzt, in dor 
MntterhOhle einen im Grunde angehefteten , langlichen, 
7—8 Ctmtr. langen, bis in den Mutterhals reichenden 
Polypen, welcher keine Muskelfasern enthielt. 

Entwicklung von Carcinom in Vterumyomen 
beobachtete V. C o r n i 1. (Ball, de la Soc. aoat. 1. c. 
p. 451.) 

Die frfiher gesnnde, self 10 J. in der Menopause be- 
flndHche ftSJfihr. R. war self SMonaten leldend geworden. 
Zn dem selt etwa JahresfHst bestehenden gelinden Floor 
albus hatten sich Leibschmerzen , hochgradlge Abmage- 
rung nnd eine harte, schmerzhafte Geschwnlst im Banche 
gesellt, welche letztere sich rasch vergrosserte. Bei der 
Atifnahme in dieCharitd fand man die Person kacbektisch, 
ascitisch . in der Medianlinie unter dem Nabel einen har- 
ten , unebenen , schmerzhaften Tumor , der sich bei der 
combinirten Untersnchung von der Schelde aus mit dem 
Uterus bewegte. Nachdem noch eine Punktlon gemacht 
worden , dnrch welche mehrere gross? Geschwfilste sicht- 
bar wurden , starb Pat. nach wenigen Tagen. — Bei der 
Sektion erschien das Netz als fleischige , dicke , gelappte 
Masse , mit Magen und Colon transv. verbnnden , welche 
beira Einachnitt eine harte, weisse, einen Milchsaft ent- 
haltende Snbstanz , unter dem Mikroskop die fGr Krebe 
cbarakteristischen Zellen zeigte. Aehnlich verhielt sich 
das Mesenterinm und innig mit beiden verwachsen war 
der KOrper der Gebarmutter , welcber In einer knotigen 
Masse aufging. Diese bestand ans einer kopfgrossen und 
einer Ansahl kleinerer Geschwfilste. Der Mnttcrhals war 


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kWn nnd Hess kanm die Sonde dnrch, tan Innern der 
HOhle fand sich oolloide Flftssigkeit. Hals and Ham- 
blase hatten an der krebeigen Degeneration nicht Thed 
genommen. Dagegen sans auch an der Reugestclle dee 
Halses , der sich vom MnttcrkSrper im rechten Winkel 
ablenkte, ein mandelgrosses Fibroid, welche* frei von 
Krebs war. Der Haupttumor hatte 2 concentrlsche Hfli- 
len, deren eine dem Peritonanm, die andere dem Uterm 
angehOrte, er bestand in der Peripherie aus fester Masse, 
lm Innern aus kasigem Detritus. In der BauchhOhle 
waren etwa 1'/* Liter z&her Flussigkeit, zerfliesseudem 
KSse ahnlich , enthalten , mit Eiter and graaen Flockes 
gemengt, wahrend die Oberflache der Dfirme fi be rail mit 
GefSssvegetationen besetzt war. 

Prof. Fleury zu Clermont-Ferrand (L’Union 
4. 1874) berichtet liber einige , ttbrigena nichta Be- 
sonderes darbietende FAlle, welche von Neuem be- 
weisen , wie schwierig in manchen Fallen die Dia- 
gnose zwischen Fibrom und Krebs sein kann. In 
einem Falle beobachtete FI. das gleichzeitige Be- 
stehen beider Affektionen bei einer Ausserat kachek- 
tischen Dame, welche seit 18 Mon. einen Tumor 
von der GrSsse des Kopfes eines Gmonatl. FOtus 
zwischen den Schenkeln bemerkt hatte. Der Tumor, 
welcher mit einem dtlnnen Stiele versehen war, 
wurde ohne Schwierigkeit abgetragen und ergab sich 
als ein fibrOser Polyp, in welchem mit serftser Fltls- 
sigkeit erftlllte Hbhlungen vorhanden waren. Die 
Operirte starb nach einigen Tagen an Peritonitis, nnd 
bei der Sektion fand man an der vordern Lippe des 
weit offenstehenden Muttermundes ein Krebsge- 
schwtlr. Der Polyp hatte an der hintern Wand der 
Vagina geseasen. 

In histologischer Beziehnng interessant erscheint 
der von Dr. Albert Hdnocqne (Arch, de Physiol. 
IV. p. 425. Jnillet 1873) gelieferte Nachweis, dass 
ein im J. 1829 von A muss at bei der Sektion der 
Leiche einer alten Fran aus der Wand des Uterus 
entnommener sogen. Uterusstein als ein Leiomyom 
zu betrachten ist , in welchem nach der fettigen De- 
generation Verkalknng stattgefunden hat. 

Der Stein hat das Anssehen eines verateinertes 
Schwammes , die Gestalt nnd GrOsse einer Illmhemi- 
sph&re , er ist ovoid , ein wenig (dicker in der Mitte nnd 
misst in seinem grossen Umfange 40, imkleinen 20 Ctmtr. 
Die obere Flache ist gewOlbt und mit Erhabenheiten ver- 
sehen, welche durch seichte Vertiefungen nnd Risse ober- 
flichlich getrennt sind , an 2 oder 3 Stellen gehen die 
Risse in die Tiefe, die nntere Flache ist concav and seigt 
eine Vertiefung, welche den Tnmor in 4 rundliche Lappen 
mit vielen verschieden grossen HOckern theilt. Die Farbe 
der Oberflache gleicht gelbem Elfenbein, in einigen Rissen 
sieht man vertrocknete Gewebsreste. Die Conslstenz 1st 
nicht knOchern, sondern brocklioh, gestattet keine fei 
nen Schnitte ; der Bruch ist fast immer lamellOs. Feine 
Lamellen von den Rissstellen zeigen unter dem Mikroskop 
eine dnrchscheinende Snbstanz ohne Struktur , nur Strei- 
fen nnd kOrnige Mas sen. Ira Wasser macerirte T belle 
haben allerdings ein faserfihnUches Anssehen und Fett- 
KOmchen, aber keine Textur, keinesfalls lies* sieb 
Knochensubstanz constatiren. 

Nach Maceration des Steinee in Salpetercinre nnd 
Salzsaure (1:6 Aq.) war der Kalkinhalt des Steinss be- 
seitigt nnd ein elastlsches flbrOses Balkengewebe flbrig- 
geblieben. Feiue Schnitte waren nun leicht anzufertigen 
und zeigten bei dOfacher VergrOsserung grosse, glatte, 
sich kreuzende Bflndel , verschiedene , dnrch die Bfindel 
seibst unter sich communicireude Lagen bildend. LAug*- 


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IV. GyB&kokgie a. Padintrtk. 


ztreifen getoen den Bdndeln das Aussehen von Fasern, 
ihniieh {flatten MuBkclfasem , an andern Stellen sind die 
Bfindel wellenRrmlg und Widen concentrische Lagen. 
Ste lassen sich in noch kleinere Bundel von 30—100 Tao- 
•eadstel Millimeter sertheilen, ja die d&nnsten Fasern 
babea nor 6 Mratr. Durchmesser. In den Buudeln be- 
merkt man gelbe , runde Oder ovoidc Kornchen ; manche 
haben das Aussehen von varikoser Erwelterung, wie 
Ipecacnanhawurael, and ere haben unschbne nnd welt von 
einandereatfernte Strelfeu, wie man sie oft andenglatten 
Muakelfasern der Leiomyome wahrnimmt. Bei 2 — 800- 
lacher Vergrosserung werden Bundel glatter, hier und 
da zertrfimmerter Muakelfasern sichtbar nnd an manchen 
Stellen liagllche 3 /iooo Mmtr. brelte , *°/ 10 oo Mmtr. lange 
Knotehen , manche noch kleiner , manche etwas grosser, 
an ihren Enden mit Fettkornchen versehen. Einige glatte 
Mnskelfasem haben varikoses Aussehen und enthaltcn 
eine gelbe , TrOpfchen oder kleine Blocke blldende Sub- 
stan* , an andern Stellen sind die Muskelbundel ganz de- 
geoerirt nnd mit grauen Granulationen und FetttrSpfchen 
erfullt. Anf der Oberttache der Biindel lagert eine 
amorphe graue der Calciflkatlon angehorige Masse. — 
Ansserdem giebt es in dem Stelne noch Nlederlagen von 
graner, amorpher, kdrniger, mit Fettlropfen dnrchsetzter 
Masse. 

B ehandlung. 

Ala Beleg fllr den gtinstigen Erfolg der Behand- 
lung der Uterusfibroide mit kallen Einsprilzungen 
fltthrt Dr. L. Ham on in Rochelle (Bull, de Thdr. 
LXXXVII.p. 175. Aodt30. 1874) folgende Fftlle an. 

1. Fall. Frau G. im mittleru Lebensalter mit mul- 
tipeln subperitonaalen Fibroiden und heftigen Blutungen. 
Im Jahre 1860 u. 1870 wurde die Kaltwaseerbehandlnng, 
3mal taglich Irrigationen (irrigations a grande eau), ener- 
gisck fortgefuhrt und dadurch Heilung erzielt. Ein Jahr 
spate r gebar die G. normal. 

2. Fall. Die 40jiihr, Frau X. litt an sehr schmerz- 
hafter DysmenorrhOe nnd heftigen Blutungen. Hamon 
find sie im Sept. 1872 sehr anamisch und ihren Leib von 
etnem grossen Tumor enorm ausgedehnt. Er wendete 
auseer gelegentlichen Morphiuminjektionen 3mal taglich 
kalte Irrigationen & Mon. lang an , wonach die Blutungen 
ganzlieh aufhOrten, die Schmerzen sich verloren, das All- 
gemeinbertnden sich wesentlich besserte imd der Tumor 
sich verkleinerte. 

3. Fall. Die SOjahr. Frau C. hatte einen kindskopf- 
grossen Tumor und seit 15 J. Metrorrhagien. Nachdem 
9 Mon. lang 3mal taglich Irrigationen mit 16 — 30 Liter 
Wasser von der gewohnlichen Lufttemperatur gemacht 
worden waren , fand Ham. die Frau vOllig geheilt und 
konnte keine Spur der Geschwulst mchr auftlnden. 

Hinsichtlich der Behandlung der Uterustibrome 
dta-eh subeutane Ergotin-Injektionen berichtet Prof. 
Dr. Hildebrandt in Kftnigsberg (Beitr. zur Ge- 
burtsh. u. Gynakol. HE. 2. p. 261. 1874) miter Be- 
zognahme auf seine frtihem Mittlieilungen [s. Jabrbb. 
CLVI. p. 298], dass er auch in den letzten Jahren 
durch dieselbe sehr gttnstige Resultate erzielt habe. 
Die Schmerzhaftigkeit der injektionen ist allerdings 
ein unlengbarer Uebelstand. Namentlich erregen die 
3 ersten Injektionen heftige 8chmerzen ; hier empfiehlt 
es sich, die Kr. sofort einige Stunden die Rttckenlage 
einnehmen zn lassen. Die Nabelgegend ist am we- 
nigsten , die Gegend des Poupart’schen Bandes am 
meuten empfindlicb; tiefe Injektionen bis in das 
Unterhantzellgewebe und die Bauchmuskeln schmer- 
zen weniger als oberflkehliehe. Auch lassen sich die 
von der lokalen Einwirkung der Injektion abhAngi- 


gen Schmerzen vermindem, wenn man eine wftssrige 
Ltisong des Extr. sec. corn. aq. Pliarm. Bor. t) 
(3:15), oder eine solche mit nur geringem Zusatz 
von Glycerin (3 Extr., 13 Aq., 2 Glyc., anstatt ana 
7.5 Aq. u. Glyc.) benutzt, welche letztere Mischung 
weniger leiebt Schimmelpilze absetzt als die rein 
wAsarige LiJsung. Schmerzhafte mehrstllndige Ute- 
ruscontraktionen zu erregen ist aber der Zweck der 
Injektionen, daher kOnnen diese Schmerzen keinen 
berechtigten Einwurf gegen das Verfahren abgeben. 

AbscettbUdung, welche von vielen Seiten als ein 
erheblicher Nachtheil der Ergotin-Injektionen hervor- 
geboben wird, hat H. nach etwa 1000 Injektionen 
nur in drei Fallen beobachtet. Man sichert sich 
dagegen durch tiefe Injektionen, die auch von von 
Langenbeck, Awater , Ldhlein beftlrwortet 
werden. Ergotinvergiftung hat H. nur 2mal in 
leichtem Grade gesehen , bestehend in Unsicherheit 
des Ganges, schmerzhafterContraktion der Sclienkel- 
beuger und leichtem Schwindel , in dem einen Falle 
nach der 8., in andern nach der 195. Injektion. 
Die Symptome korten sofort auf, nachdem die Ein- 
spritzungen nnterlassen worden waren. Dagegen 
katKleinwSchter in Prag nach der 9. Injektion 
hochgradige Intoxikationserscheinungen beobachtet, 
tiefen Sopor, niedere Temperatur, 140 Puls; er liat 
jedoch von einer Ltisung von 3 Th. Extr. secal. zu 
je 2 Th. Wasser und Glycerin eine halbe Spritze voll 
iqjicirt. Dem schwer wiegenden Einwurfe von Mar- 
tin sen. wegenUnwirksamkeit der so schmerzhaften 
Iryektionen, welchenauch H ermanides , Eggel, 
Bengelsdorf erheben, ist entgegenzubalten, dass 
einmal die Injektionen zu knrze Zeit fortgesetzt 
worden sind, u. auf Alter, GriJsse, Sitz der Fibroide 
keine Rllcksicht genommen wurde. W e r n i c h da- 
gegen, Cl. Mayer, Keating, Hennig bcrich- 
ten von wesentlichen Verkleinerungen von Fibromen 
durch Ergotin-Injektionen. Auch Scanzoni hat 
demVf. 2 Falle mitgetheilt, in denen Fibroide vom 
Umfange eines Kindskopfs and einer Faust nach 40 
und 51 Injektionen auf die GrOsse einer Orange re- 
dneirt wurden. 

Burow sah ein kindskopfgrosses Fibroid nach 2mo- 
natl. Injektionen In Pauscn von 3 und 7 Tagen ganzlieh 
schwlnden . die fruher verstrichene Vaginalportion znr 
normalen Gestalt wieder zuruckkehren, den gewaltig vw- 
grdsserten Uterus bis zum Umfang einer Orange sloh vsr- 
kleineni, die Blutungen und serSsen Ausscheidungen auf- 
hftren, die normale Menstruation wieder eintreten. Hy- 
drops, Anamie und trube Geranthsstimmung verschwaa- 
den und es folgte ein sebr gunstiges AUgemeinbeflnden 

Aus seiner eigenen Praxis (Uhrt H. 5 Falle auf 
mit Beseitigung der Symptome nnd Verkleinernng 
der Tumoren; in einem Falle war indessen Ver- 
wechselung mit einem Exsudate mSglich. Bei 9 
weitem Fallen wurde durch die Iiyektionen zwar 
keine wesentliche Verkleinerung der Geschwtllste, 

') In Betreff der entz&ndl. Reiaung whrkt nach H.'a 
Erfahrung am gfinatigsten das nach Wernich’s Vor- 
schrift bereitete Extrakt. 


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52 


IV. Gynilkologie n. P&dlatrik. 


aber erhebliche Bessmmg der Symptom*, d. h. dor 
BlutuDgen, erzielt. Bei 2 Pftllen endlich erwiesen 
rich die Injektionen gftnzlich frnchtlos. 

Wescntliche Bcdingung fttr die gllnstige Wir- 
kung des Ergotin ist, dass der Tumor durch die Con- 
traktion der Uteruswand andauernd comjuimirt wird. 
In mancben Fallen scheint vor der Resorption eine 
Erweicliung einzutreten, welche Vf. dadurch erklart, 
dass durch die tetanischen Contraktionen vermehrte 
Blutftllle in den Venen, verminderte in den Arterien 
und dadurch Gewebsauflockerung bewirkt werde 
(Wernich). 

Die Consistenz der Geschwtllste ist von Bedeu- 
tung , insofern ganz alte, blutarme, lediglich aus 
dichtem Bindegewcbe bestehende oder gar in Ver- 
kalkung tibergegangene Fibrome nicht zur Auf locke- 
rung und Verkleinerung zu bringen sind. Sie kom- 
men aber besonders im hbhern Alter vor u. erregen 
um diese Zeit nur noch selten Blutungen. Die saf- 
tigen, elastischen Geschwtllste junger Personen , die 
viel blutige und serfise Ausscheidungen veranlassen, 
aind der Ergotinbehandlung am zug&nglichsten, wo- 
zu gehfirt , dass die GebArmuttcr frei wirken kann 
nnd nicht durch metritische und parametritische Ex- 
sndate gehindert ist. Im Gleichen ist es gtlnstig, 
wenn die Fibrome der Schleimhaut nahe sitzen, denn 
die Bubperitonaalen kdnnen von den Contraktionen 
nur wenig beeinflusst werden. Endlich bctont H. 
als unerlftsslich ftlr einen gtlnstigen Erfolg, dass die 
Behandlung lange fortgesetzt wird, und man sich 
nnd die Kr. auf 20 — 50 nnd mehr Injektionen ge- 
fasst macht. 

Dr. Chrobak in Wien (Arcli. f. Gynkkol. VII. 
2. p. 293. 1874) glaubt, dass die vielfack hervor- 
gehobenen Uebelstaude der subcutanen Injektion von 
Ergotin — Schmerzhaftigkeit und Hinterlassung von 
Entztindungen, Abscessen, wochenlang dauernden 
Verhfl.rtungen — verringcrt werden kdnnen, wenn 
man reinere Ergotinprkparate anwendet. Er hat von 
Hra. Simony, Demonstrator am chem. Laborat. 
der Universitftt Wien , nach W e r n i c h ’ s Angaben 
ein PrApar&t darstellen lassen , welches er als wirk- 
sam und sehr haltb&r bezeichnen zu kfinncn glaubt. 

8 i m o a y extra hirte gepulvertes Mutterkorn erst mit 
Aether , dui sorjrfiltig nnd wiederholt mit Alkohol und 
sog endlich den Ruckstand mit Wanner aus , worauf diese 
Fiiesigkeit im Vacuum rum Trocknen gebraeht wnrde. 
Er erhielt eine dunkelblaurothe, amorphe, trockne Masse, 
die an der Luft sofort zerfloss, in einem mit einem Korke 
▼ersehlossenen Olase sieh jedoch 10 Wochen nnverandert 
trocken erhalten hatte. Die Losung von 0.2 Grmm. auf 
1 Cctmtr. Wasser, war schon braunroth, absolut klar und 
hielt sieh 2 — 3 Wochen, ehe Sehlmmelbildnng eintrat. 
Vf. hat jedoch dieeelbe nur einige Male , in der grossen 
Mehrsshl der Falle hingegcn eine L5sung des ofticineUen 
Extr. seeales, bez. des Extr. s. Bonjean angewendet, und 
zwar in dem Verhaltniss von 1 : 6, anflngilch Waaser und 
Glycerin zu gl. Th., spfiter reines Wasser. 

Chr. hat bei ciner Anzahl von Kr. die frag- 
lichen Injektionen gemacht, kann aber, da sich 
sehr viele derselben der weitem Beobachtung est- 
rogen, nur ttber 11 Kr. , bei denen 191 Injektio- 


nen ausgeftthrt Worden sind, gCnauere MHthfeiluttg 
m&chen. Npun waren mit Uterusfibroid behaftet, 
an ihnen wurden 173 Injektionen vorge.no mm ea. 
Bei 2 Kr. wurden die Injektionen schon nach den 
3. Male aufgegeben, in 6 FkHen mit 156 Injektionen 
war der Erfolg entscliiedeu , insofern bei alien die 
Blutungen bcdentend geringer wurden , so dass die 
Kr. mit Ausnahme einer sich selbet als geheilt be- 
trachteten. Dreiraal war ausser der hUmostatischen 
Wirkung ein direkter Einfluss des Ergotin auf das 
Fibroid wahrscheinlich , indem W ehenthitigkeit und 
Verkleinerung der GeschwUlste erfolgte. Die In- 
jektiouen wurden stets in der Nabelgegend gemacht, 
hdchstens alle 2 T. wiederholt, waren aber immer 
schmerzhaft Entztindung der Baut und Knoten- 
bildung trat nach den 191 Injektionen gewbhnlieh, 
Abscessbildung mu* 4mal auf. 

Audi in Nordamerika ist die subcut&ne Injektion 
von Secale, wie W. A. By ford 1 ) berichtet, viel- 
fach mit gutemErfolge in Anwendung gebracht wor- 
den. Gestlltzt auf eigene und fremde Erfahrungen 
spricht sich B. dahin aus, dass durch dieselbe die 
Operation in einer grossen Anzahl von Fallen vermie- 
den werden kann. Die Neugebilde mtlasen jedoch 
noch gefissreich, saftig und von einem geniigenden 
Reichtlium organischen Muskelgewebes umgeben 
sein, so dass die Contraktionswirkung des Secale 
noch zur Geltung kommen kann. Schr blutleere, 
knorpelige oder verkalkte Geschwtllste sind ftlr diese 
Therapie nicht geeignet. B. hat von etwa 100 Fll- 
len Kenntniss erlangt, wo die Behandlung mit Secale 
sehr gtlnstige Einwirkung auf die Fibroide gezeigt 
hat. Ausser den bekannten Beobachtungen von 
Hildebrandt, Bengelsdorf, Chrobak nnd 
Atthill fttlirt B. folgende amerikanische Erfahrun- 
gen an. 

White in Buffalo (14 Falle) sagt, die Secalebehand- 
lung eigne sich nur fur intramurale, nicht gestielte Fi- 
brome. Einige Fibrome seien vollig resorbirt, andere 
verkleinert , bei noch andern die Blutung gehoben wor- 
den. 

Jcnks in Detroit: Secale wirkte in 76% guns tig 
gegen Wachsthum und Blutung, 10°/® der Kr. wurden ge- 
heilt. 

C. G. Goodrich in Minneapolis behandelte Beit 
2 J. eine Frau, deren Uterus den ganzen Kanm z wise hen 
den Darmbeinen, 12" breit, und zwischen Symphyse and 
Schwertfortsatz, 19" hoch, ausfullten. Die 8chmcrzen 
erregende Behandlung mit Secale n. Belladonna erweekte 
so grosse Hoffnung auf Genesung bei der Kr. , dass sie, 
ohne ihren Arzt zn fragen, die Dosis verdoppelte und sieh 
sehr starke Contraktionen und Metritis ztizog. Nach tno- 
natlicher Unterbrechung wurde auf Andrangen der Pat. 
dieselbe Behandlung wiedcr aufgenommen und hatte in 
der That raschen Erfolg, so dass G. in Zweifel stand , ob 
die Verkleinerung des Organs nicht eher eine Zuf&Ulgkelt 
ab eine Folge der Behandlung sei ; er setzte deshalb das 
Mittel aus. Bald aber vereicherte ihm seine Kr., dass sie 
die krampfbaften Schmcrzen nicht mehr fiihie und dass 
die Geschwulst wieder weieher nnd grosser geworden sei 
als zur Zeit, wo sie das Mittel brauefcte. Pat. nafcm 4a- 


’) Address in Obstetriqs and diseases of women and 
children. Philadelphia 1876. Vgl. Philad. med. and 
surg. Reporter XXXII. M ; June 1874. 


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53 


IV. Gynikologie u. Pidiatrik. 


he* fl» Senate mR Belladonna wteder wto vorhe* and gn- 
tsagte dainrt in 4 Mon. so wort, dam aie nach Boston rei- 
sen konnte nnd unter fortdauemder Besserung voHstitodig 
gUMS. 

Howard In Champaign berichtet fiber 2 Fille. Bin 
einzelner mtramurater K no ten von so hr aasehnltcher 
Orfieae wnrde oblige Wochen lang hypodermattsch n. dann 
8 MOn. lang mit innerllchen Gabon von Senate nnd Bella- 
donna behandelt, wobei er vBIHg verschwand. — Bin an- 
derea, doppelt so grosses, submukdses Fibroid, welches 
3 Jahre lang heftige Blutungen verursaeht hatte, wurde 
dnrch den Verbraoch grosser liengen ron Seeale mittels 
Yaginallnjekttonen and Emnehmen hinnen 4 Mon. ginz- 
tieb beseitigt. 

Reeves Jackson (Berleht in der Chicago Soe. Of 
phys.) : 4 tntramuraie , 1 subperitonlales Fibroid. Die 
subcutane Einspritznng beelnflnsste das snbperitoniale 
gar nicht, bewirkte in einem Falle vollstandige Heilong, 
in 2 F. Verkleinerung , im 4. F. 8tillung der Blntnngen. 
In einem 5. Falle wurde nnter Anwendung des Seeale ein 
znm Nabel reichendes Fibroid binnen 3 Mon. vSllig resor- 
blrt. Ein eben so grosses wnrde vorfibergehend verklei- 
nert, erlangte aber nach Anssetzen der Behandlnng , die 
nicht vertragen wnrde, seine frfihern Dimenslonen wie- 
der ; die Blutungen blieben jedoch weg und das Beflnden 
beaserte rich. 

Etheridge berichtete in derselben SItzung der 
Soc. of phys. fiber eine vollstandige Heilung und Mer- 
riman fiber 3 Fille von Flbroiden, von denen ein intra- 
muralcs geheilt wurde, ein zweites ebenfalls intramnrales 
gebessert, ein drittes subperitonaales in seincm Wachs- 
thome gehemmt wnrde. Derselbe M. behandelte eineu 
Tumor vom Umfange <les Uterus im 5. Mon. der Schwan- 
gerschaft, interstitiell in der vordern Wand und die Sonde 
6 */«" tief in denUteruB einlassend, mit Extr. Secal. fluid., 
3mal tagl. 20 — 25 Tropfen. Schon nach 9 Wochen wnrde 
das Beflnden besser. Wfthrond des Winters mnsste das 
Medikament eialge Male ausgesetzt und Opium an soiaer 
Statt gegeben, endlich nach 2jahr. Bestehen des Tumors 
damit ganz aufgehort werden , weil die Kr. sehr herab- 
kim, den Appetit verlor, fleberte und hei weit gefiffne- 
tem Mnttermunde ein fibler Gebirmntterfluss sich ein- 
steUte. Drei Wochen spater ging das Fibroid ais stink ende 
flfissige Masse ab ; der Uterns war noch gross, weich, 
sebr empflndlich ; wurde indessen nach 1 Woche normal. 

Morris in Baltimore: 1 Fall dnrch Seeale gebes- 
sert, aber beftige Contraktionen nBthigten die Behandlnng 
aafbngebeo. 

Buckingham in Boston : 1 Fall, Injektionen ohne 
alien Erfolg. 

Cowan in Danville Ky. : 1 Fall. Duroh 2 Wochen 
lang fortgesetzte Injektionen wurde der Umfang des Lei- 
bea von 36" auf 28 1 , vermindert und eine hartnackige 
Veratopfung gehohen. Sehmerzhafte Abscesse ver an lass- 
ten die Unterbrechung der Iqjektionen, worauf die Ver- 
stopfung wieder eintrat nnd der Leib auf 32" Umfang 
anschwoll. Die Wiederanfnahme der Einspritzungen be- 
wtttte wieder Abschwelhnlg des Leibes auf 27“ Umfkng. 

Dean in Rochester : 2 Fille , 1 . Fall Metro rrhagle, 
Erhebnng des Tumors bis 2" fiber den Nabel , die Sonde 
drang 7'/a" tief in den Uterns. Nachdem */, J- lan* in 
Jeder Menopause 4 intrauterine Injektionen von '/, Drach. 
Secale-Extrakt nnd eben so viele Injektionen in die Sob- 
sthnz des Cervix gemacht worden waren, fand D. die 
Tomongrenze 2‘ ' tutor deni Nabel, die Tiefe der Uteftw- 
hohle 4 1 /,". — 2. Fall : Tumor im linken Hypogastrium 
bis zur NabelhBhe ; die Sonde drang 8" in den Uterus. 
Injektionen von 15 — 20 Tropfen in die Snbstanz deB Cer- 
vix bewirkten nach 16 Min. 24 Std. dab Ornde Contrak- 
tiottsu. Sie warden 4nfal in jedem Mon at gemacht. Un- 
geaehtet erheblicher gastrischer und oerebraterStfirongen, 
heftiger Anschweilung derHant nnd Schmerzen im Uterns 
fnhr D. 8 Mon. lang mit den Injektionen fort, wouach die 
Grenze des Tumozh 1" fiber der Bytopk. pub. gelegen 


war and die Sonde nurnodb 4 l /»" fief efadrang, die 
Menstroaiion aber ganz norm ales Ver halts n ceigte. 

W e y in Elmira N. Y. Eine mehr ais faustgrosse Ge- 
schwnlst wurde nach 6 Mon. auf die Halfte ihres Umfan- 
ges redneirt, die dnrch Blutungen znvor sehr herabge- 
kommene und wassersfichtige Kr. hatte mit normaler Men- 
struation lhre Gesundhcit wieder erlangt. Die Be ha ad- 
lung war 27 Monate fortgesetzt worcten. 

Hodder in Toronto: 26 Falle seit 1878. Die T»- 
moren wurden in der Mehrzahl gunstig beeinflusst. In 
3 Ffillen verkleinerte sich der Tumor u. 8chwangerschaft 
trat ein. H. wendete neben Seeale aueh Jod nnd Bronv 
kalium an. 

Inkes in St. Catherine: 1 Fall. Der Tumor war 
schoa vor der Verheirathung nachgewiesen und bei der 
ersten Geburt von Neuem erkannt worden. Nach 3mo- 
natlichem Gebrauche von Extr. sec. fluid, iu Dosen von 
'/* und 1 Drachme mit Jod combinirt verkleinerte sich die 
Uterushohle von 6' ' Tiefe bis fast zum normalem Maasse 
und die Geschwulst verschwand gaazlich. 

Strange in Aurora, Canada, hat in mehreran Fal- 
lea gefunden, dass Seeale dem weitern Waehathnme der 
Fibsoide Einhalt gethan habe. 

Warner hi Boston hat Seeale la 2 Ffitlea ohae Kr- 
Mg gebrancht. 

Thompson im Columbia Hosp. f. worn, aad child. 
3 Falle, in alien Verkleinerung der Gesehwulste, Heilung 
der Metro rrhagien u. Berstellnng des AUgemeinbefindeim. 
Th. injicirte in einem Falle in das Fibroid selbst, indent 
er das Instrument durcb den Cervikalkanal brachtc. 

Russel in OshkoBh, Wise., 1 Fall, bedenteade Ver- 
klelBerang dee Tumors und Beaeltigung alter imaugeneh- 
men Symptome. 

By ford (Vf.) 7 FiUe. Eine Kr. mit hoebgradiger 
Anfimie starb 6 Wochen naoh Beghm der subcutaaen 
Behandlnng, tagl. 30 Tropfen. — Elite 2. Kr. wurde erst 
subentan behandelt , dann erhlelt sie wegen der Abscesse 
3 Mon. lang tagllch 2mal einen TheelOffel des Eztr. see. 
fluMnm. Der Tumor verschwand nach 3 Monaten. — In 
3 Fillen verklelnerten sich die GeschwfilBte nur outer 
Hersteilimg desAllgemelnbeflndens. — 6. F’aU. Abaakase 
der Blutungen ohne Verkleinerung der Geschwulst. •*- 
7. Fall. Pat. fiber 60 J. alt. Tumor nicht beeinfluest. — 
In einem Falle reichte der Uterus 3" fiber die Symphyss, 
ein sehr barter Tumor ffillte 2 Dritttheilo des Beckens 
aus. Ein birnformiger harter, taubeneigrosser Polyp hiag 
von der hintern Cervikalwand herab. Pat. nahm 3mai 
taglioh 3 Orram. Extr. secal. , wodurch die zuvor vorhaa- 
dene Anamie verschwand, die Menstruation regelmassig 
wurde und der Tumor auf die Iialfte reducirt wurde, 
wahrend der Polyp nur noch das Dritttbeil der frfihern 
Grosse hatte. Letsterer wurde ohne Weiteree dann ab- 
gedreht. 

Unter den verzeiohneten 101 Fillen finden rich 
22 Heilungen, 39 Verkleinerungen der Geschwttlste 
und Beseitigung von Blutungen, Leukorrhoe u. s. w. ; 
19mal wurden letztere Symptome gllnstig beeinfiaset 
ohne Reduktion der Gesriiwtllste. Nur 21 Fille 
widerstanden der Behandlnng ginzlich. In 21 F. 
wurde die Behandlnng unterbrochen. 

Ana Vfa. Schlusabemerkungen , aameatitoh fiber 
hypodermatiaohe, sowie interne Anwendung des Se- 
cale durch Magen, Scheide oder Eectum , heben wir 
besondere hervor, daas er zuweilen eine cumulative 
Warkung des Seeale beobachtet bat, derut, daw 
nach langerem Gebrauche auf einmal heftige nnd 
langdauernde Contraktionen such einfltellten ; so in 
einem Falle erst nach 2 Mon. ; die heftigen Scbjner- 
aen wicben erst am 5. Tage auf Opium \mi Chtetal. 


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54 


IV. Ojmflko logic iu Pfidiatrik. 


Daw Prof. Winckel mit der subcutanen In- 
jektion bei Uterusfibromen befriedigende Erfolge er- 
zielt bat, vmrde schon oben erwftbnt. Einen neuen 
Beweis fiir die gUnstigc Wirkung derselben liefert 
die Beobachtung, welche Dr. Heinr. Schweni- 
ger in Nienborg (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 32. 
1876) verftffentlicht hat. Die flberaus deutliehe 
Wirkung des Secale, so wie der Umstand, daw der 
fragl. Fall ein neues Beispiel von normalem Verlanfe 
dor Schwangerschaft trotz Beatehen eines Fibrom 
d&rbietet , lassen eine ausftthrlichere Mittheilung ge- 
rechtfertigt erscheincn. 

Frau F. , 40 J. alt, Mutter von 10 Kindern , hatte 
selt 2 Jahren , zueret ungefahr 6 Mon. nach der Oebnrt 
dee 9. Kindes, ungewBhnliche Auftreibung dee Unterlelbes 
bemerkt, die sle jedoch , sich abcrmals schwanger wah- 
nend , nlcbt welter beachtete , obschon ein blntig-BChlei- 
mlger Ausflusa mit wehenartigen Scbmerzen Bie bean- 
ruhigtd. Das regelmassige Auftreten der Menstruation 
bewlee Jedoch bald , (lass eine Schwangerschaft nicht eri- 
stire. Die Geschwulst nahm stetig an Umfang zn , wfih- 
rend die Beschwerden relativ gering blieben. 

Im vorigen Jahre fand eine abermalige Conception 
statt Die Schwangerschaft verlief unter den grdssten 
Beschwerden , welche die Frau besonders der enonnen 
Ausdehuung desLeibes zuschrieb, sle erreichte aber trotz- 
dem ihr normales Ende. 

Dio Geburt dauerte 2 T. lang unter sehr schmerz- 
haften Wehen , verbunden mit nicht unerheblicben Blu- 
tnngen ; nach Angabe der Hebamme wurde aber das Kind 
in regelrecbter SchfideUage lebend geboren. Die Nach- 
geburt folgte „siuckwei»e a 2'/ t Std. spfiter. Die Nach- 
wehen waren ausserst schmerzhaft. Wahrend des Wochen- 
bettes stellten sich wiederholt Blutungen ein ; im Qbrigen 
soil dasselbe wie fruher verlaufen sein. Reichlicher Aue- 
flnss , ungew&hnlicb grosse Auftreibung des Unterleibes, 
Unvennogen, aucb nur knrze Zelt zu stehen and zn gehen, 
welche zurfick blieben, reranlassten jedoch im Vereln mit 
aanehmender Schwache die Kr. , arztliche Hulfe zn 
suchen. 

Vf. fand bei der blassen aber noch zlemlioh muskel- 
•tarken Kr. einen starken Hfingebauch von 106 Ctmtr. im 
grSssten Umfange. Hier war eine rundliche, elastiscbe, 
bei Drnck etwas scbmerzbafte Geschwulst ffihlbar, welche 
bei der bimanuellen Untersnchung als der vergrOsserte, 
stark antevertirte Uterus erkannt wurde, der fiberail eine 
glatte Oberflache zeigte. Der Muttermund fuhlte sich 
wnlstig und derb an , die eine Vaginalportton war kaum 
vorhanden. Die Inspektion des Muttermundes mittels 
eines Speculums ergab nichts Besonderes ; die Sonde 
konnte nicht fiber den innern Muttermund hinaus elnge- 
ffihrt werden. Die Auskultation ergab deutliches Uterin- 
gerinsch. 

Die Gegenwart eines Fibroid war mithin unzweifel- 
haft , Vf. beechloss daher sofort Einspritzungen mit Er- 
gotin zu machen. Um Jedoch die Wirknng des Mittels 
genan beurtheilen zu kdnnen, ermittelte er zuvor die 
Maasse dee Uterus von den Bauchdecken aus. Er fand 
dabei folgende Maasse: 1) Lange des Uterus von der 
Mitte des Fondas bis zur Sjntnpb. oss. pnb. 22 Ctmtr. ; 
2) Breite des Fondas 14.6 Ctmtr. ; 3) Brette des Corpas 
10 Ctmtr. , anterhalb der Mitte des Fondas gemessen 
17 Ctmtr. 

Am 26. Jail 1873 warde mit den Einspritzungen be- 
gonnen , and zwar warden dieselben ganz in der von 
Hlldebrandt angegebenen Welse tfiglich ansgeffihrt. 
Die Messnngen wurden aile 10 Tage wiederholt und er- 
gaben folgendes fiberraschende Resultat. 

5. Aug. 1873. Lange des Uterus 21 Ctmtr., Breite 
des Fnndns 12.6, Breite des Corpus 16.6 Ctmtr. Allge- 
metabeOnden der Pat. leidlleh. Der blutig-schleknige 


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Ausfluss unverandert. Wahrend der eraton 4 Tage der 
Einspritsung hatte Pat. oftmals sehr heftige, weheoartige 
Sehmerzen im Unterleibe. 

Am 7. Aug. Intoiikationeerscheinungen ; heftige 
Kopfscbmerzen, Schwindel, Unsieherheit beim Gehen. — 
Die Iqjektionen warden ausgesetzt, aber am 10. Aug. auf 
dringenden Wunsoh der Pat. wieder aufgenommen. Von 
jetzt ab wurde nnr eine halbe Spritze voll injicirt. 16. Aug. 
Lfinge des Uterus 18 ; Breite dee Fundus 12 ; Breite des 
Corpus 16 Ctmtr. 

26. Aug. Der blutige Ausfluss bedeutend geringer. 
Pat. kann eine halbe Stunde zn Foss zurucklegen , ohne 
besonders ermfidet zu sein. Dzs Allgemeinbeflnden ist 
gut. — Lfinge des Uterus 16; Breite des Fundus 12; 
Breite des Corpus 14 Ctmtr. 

4. Sept. Ausfluss belnahe ganz verschwunden, eben 
so der Kreuzschmerz ; das Geffihl von Scbwere im Lelbe 
immer geringer. Dae Allgemeinbeflnden ganz gut. Lange 
des Uterus 12 ; Breite des Fundus 10 ; Breite des Corpas 
12 Ctmtr. 

14. Sept. Lfinge des Uterus 16 ; Breite des Fundus 
10; Breite des Corpus 12 Ctmtr. Allgemelnbefinden vor- 
trefflich, das Geffihl von Schwere im Unterleibe gfinzlich 
geschwunden , das Gehen niebt mehr behindert ; Ausfluss 
sparlich. 

Pat. kehrte jetzt nach Uause zurfick, wo sie die Ein- 
spritzungen fortsetzte. Am 3. Dec. fand Vf. den Uterua 
fast normal. Der Fundus stand in der HBhe der 8ym- 
pbyse vollig unschmerzhaft, die Vaginalportion fuhlte sich 
weich nnd gelockert an , die Sonde dr&ng ohne alle 
Schwlerigkeit in die Uteiinhdhle ein. Die Behandlung 
wurde daher geschlossen. 

Ungefahr 4 Wochen vor Abfassung des Beriehtes 
hatte Vf. Gelegenheit, die Frau wieder zu sehen. Sie war 
mit dem Erfolge der Kur sehr zufrieden und hatte, aueser 
fiber eine etwas profuse Menstruation, keine Kiage. 

In der Epikriae bemerkt Vf. , daw die Ein- 
spritzung einer halben Spritze der Hildebrandt’- 
schen ErgotinlOsung vollkommen ausreiche. Die 
Knoten an der Einstichstelle werden danack nicht so 
dick, verachwinden frtlher und es treten weitseltener 
Intoxikationserscheinungen auf. Nach seiner An- 
aicht ist tlbrigens der Sitz des Fibrom, die Beschaf- 
fenheit der Muskulatur des Uterus und der Tonus 
seiner GeftLsse ftir die Wirkung des Ergotin von er- 
heblicher Bedeutung. Bei heitigen Menstrualblu- 
tungen in Folge alter Lageverfinderungen des Ute- 
nis, wo durch die anhaltende StauungshyperSmie die 
Geftsse enorm erweitert sind , die Muskulatur zum 
Theil fettig entartet ist , und ebenso auf einen Ute- 
rus, der eigentlich nicht mehr funktionirt , Iflsst sich 
ein gflnstiger Erfolg der Ergotininjektionen nicht er- 
warten. Vf. selbst hat die Ergotininjektionen in 
mehreren FfiUen von deraitigen heftigen Menstrual- 
blutungen , so wie in einem Falle von interstitiollem 
Fibrom an der vordern Wand des Uterus ohne den 
geringsten Erfolg angewendet. 

Prof. Frankenhfiuser (Ver. jflngerer Aerzte 
in Zurich; Schweiz. Corr.-Bl. IV. 8. p. 225. 1874) 
verlfisst sich dagegen in therapeotischer Beziehug 
nur auf die Operation. Besonders gut sei ihm die 
Enucleation von der Sckeide aus gelungen, indem er 
die Uteruwubstanz eingeschnitten und die Ausschi- 
lung der Natur tlberlassen habe , aucb wenn selbst 
die das Fibroid bedeckende innere Muskelschlcht 
dicker war, als die fiussere. Hierbei habe er nicht 
einmal einen ttbeln Genich bemerkt 

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56 


IV. GynJikologie a. Pftdiatrik. 


Dug jedooh die blutige Operation much sehr 
earaste Folgen haben kbnne, beweisen von Neuem 2 
von 0. v. Grtlnewaldt (Petersb. med. Ztschr. 
N. F. IV. 3 n. 4. p. 379. 1873—74) im allgem. 
Vereine der Petersburger Aerate kura angefllhrte 
Fllle , in denen nach einer solchen Operation der 
Tod durch Septhamie erfolgte ; allerdings die beiden 
einxigen derartigen FUlIe, welche v. Gr. unter zahl- 
reiehen Fallen von Polypenoperationen beobachtet 
bat In dem einen Falle trat die Septh&mie schon 
nach der blutigen Erweiterung des Muttermundea 
anf , in welchem sich ein verjauchendes, mit Carci- 
nom leicht zu verwecliselndes Myom befand. Im 
2. Falle war der Verauch, den Polypen mit der gal- 
vanokauatischen Schlinge abzutragen, wegen der 
breiten Basis misslungen. Spflter erschien die Ge- 
schwulst bis zur GrOsse eines Ganseeies angewachsen 
and es bestanden aehr geftlasreiche Verwachsnngen 
mit der innera Fllche des Uterus, die blutig getrennt 
warden mussten. Da eine Schneideschlinge an der 
breiten Basis nicht angelegt werden konnte, die 
krampfhafte Contraktion des Orificium die AusschA- 
lnng mit der Scheere anmttglich machte , versnchte 
man durch seitliche Incisionen eine wuratfdrmige Ver- 
llngernng der Geschwulst hervorznbringen. Es ge- 
lang jedoch nur, einen Theil derselben stUckweise 
zu entfernen. Die Kr. ging nach 3 T. an Sept- 
bamie and Peritonitis unter Veijanehnng der Ge- 
schwulstreste zu Grunde. 

Da in z&hlreichen Referaten fiber Entfernung 
von Polypen oder fibrfisen Polypen hervorgehoben 
wird, daws dieselbe mit erheblicher Blutung nicht 
verbnnden gewesen sei, so mfige femer folgende ent- 
gegenstehende Notiz Vernenil’s aus der Praxis 
des Prof. Vanzetti zu Padua Erw&hnung finden 
(Gaa. des H6p. 3; Janv. 1875. p. 20). Unmittel- 
bar nach der Dnrchschneidung des Stieles eines 
fibrOsen Polypen des Uteruskflrpers mit der Scheere 
ergoss sich aus dem Stumpfe ein arterieller Blut- 
strahl , der weder durch kaltes Wasser , noch durch 
Charpietamponade gestillt werden konnte. Diess 
gelang erst , als V. den Stiel mit der Zange ergriff 
and mit einer Schnur unterband. 

Auch der nachstehende Fall , in welchem Dr. 
Mario Giommi in San Marino (II Raccoglitore 
med. 4.Ser. III. p. 103. Febbr. 1875) die Enuclea- 
tion ausfflhrte, beweist , dass bei derselben sehr er- 
hebliche Blutungen eintreten kOnnen. 

Die 36jahr. Frau C. C., Mutter dreier Kinder, hattt 
aeit ihrem letzten Pnerperium, vor 10 J., wobei aie eine 
schwere Peritonitis fibers tanden , an Blutungen und Ver- 
grbssernng des Uterus gelitten , welche letztere mit hef- 
tigen Kolikschmensen verbnnden geweseu war. Im Mai 
1874 fand aie G. aehr bleich und abgemagert , ihr Gang 
war hochst unaicher und der geringste Fehlachritt erregte 
die heftigaten Schmerzeu im Hypogaatrium. Der aeit 
Jahresfriat ununterbrochene Blutflusa ateigerte sich bel 
Be wag lin g aur Metro rrbagie , und Verdauungsschwache, 
Bchlafloaigkeit , Uerzklopfen, Schmerzen m&nnlgfacher 
Art belastigten die Kranke. Bei der Unterauchung fand 
G. eine aaa dem Muttermunde hervorragende, dunkel- 
rothe, cyliudriache Geachwulat, welche in Hirer Mltte etoe 


durch Nekrsse entstandene, derMattermundsiJffnung fthn- 
liche Vertiefuag zeigte , fiber deren wirkliche Bedeutung 
crat das Speculum von Sims und die Sonde aichern Auf- 
schluas gaben. Ueberdie VerbindungzwiachenGeachwulat 
und Gebarmutterhdhle aber Hess aich etwaa Gewiaaee 
nicht ennitteln. Ein Verauch , die Geschwulat mit der 
Muzeux'schen Zange herabzuziehen, acbeiterte an ihrer 
Festigkcit. Vf. brachte daher die Ecraseurschlinge fiber 
der mOglichat hoch angeaetzten Muzeui' achen Zange 
unmittelbar unter dem Muttermunde an und achnitt damit 
den bervoratehenden Theil der Geschwulat ab. Eine hef- 
tige Blntung , die jedocli bekampft wurde , ndthigte ihn, 
von weiterem Vorgehen vor der Hand abzuatehen. Ein 
Auaschalunge verauch mit den Fingern am folgendenTage, 
wobei nur daa murbe Gewebe der Geachwulat zertrum- 
raert, aber letztere nicht losgeachalt wurde, muaste wegen 
der erheblichen daa Leben bedrohenden Blutung gleich- 
Calla nnvollendet bleibcn. Nach Verlauf einer Woche 
wurde die Operation von Neuem aufgenommen. Vf. In- 
cidirte jetzt den Muttermund tief mit einer atumpfen 
Scheere, worauf er mit dem Zeigeflnger in die Gebar- 
mutterhdble eindringen , den Tumor ailmalig von seinen 
Ver bind ungen abloaen und nach auasen beffirdern konnte. 
Die Frau erholte sich ailmalig wieder. 

Unter den cinzelnen operativen Verfahren, 
welche zur Entfernung der Uterusfibrome empfohlen 
werden, erwAhnen wir zunfichst die elastuche Liga- 
tvr, welche Dr. Domenico Belli (II Raccoglitore 
med. 4. Ser. I. 15. p. 454; Maggio 1874) in naeh- 
stehendem Falle mit gutern Erfolge angewendet hat. 

Eine 36jahr., frfiher kraftigeFrau hatte aeit 2 Jahren 
an Menorrhagien gelitten. B. entdeckte einen in der Va- 
gina gelegenen Polypen mit aus dem Muttermunde hervor- 
tretendem flngerdicken Stiele. Der grosae Umfang des 
Stielea lieaa befiirchten , dasa die Abdrehung misallngen 
wurde , wiihrend die hochgradige Anamie die Eiciaion 
oontraiudicirte. G. fuhrte daher die Unterbindung in der 
Weise ana, dasa er eine 6 Ctmtr. lange eLastische Drai- 
n&gerohre mit ihren beiden Enden in daa Lumen von 2 
weiblichen Metallkathetem ein- und durch aie hindurch- 
ffihrte, die Enden mit Seidenfaden befeatigend. Die Ka- 
theter kamen dicht und parallel an einander zu liegenund 
warden in dieser Weise am Polypen bis zum Stiele in die 
H5he gebracht. Die Unterbindung gesebah nun dadnreb, 
dass, wahrend der eine Katheter featgehalten wurde , der 
andere eine Kreisbewegung um den Polypen machte, wo- 
bei die elastische Rohre stark gedehnt wurde und sich um 
den Stiei einmal umachlang. Anf ahnliche Weise wurde 
eine zweite Umschlingnng dadurch erreicht, dasa hierauf 
der- zweite Katheter in der entgegengeaetzten Richtnng 
den Polypen umkreiate, wodurcheinezweifacheUmschnii- 
rnng des Stiels bewirkt wurde. Die nun wieder anein- 
ander liegenden Katheter wurden zusammengebnnden, am 
Schenkel befeatigt und 3 Tage liegen gelassen. In Folge 
der am Polypen eingetretenen Faulniaa lieaaen aich beide 
Katheter bia zum Vagiualoatium herabziehen , wobei aich 
ergab , dass nur der hautige Ueberzug des Stieles noeh 
festhielt. Die Katheter wurden hierauf abgenommen und 
der elastische Schlauch durch einen gewohnlichen Fmden 
ersetzt, welcher binnen einigen Tagen auoh den Haut- 
uberzug durchachnitt. Die Kr. genaa ohne weitere 
Zwiachenfalle. 

Zahlreichere Mittheilungen liegen fiber die Be- 
nutzung des Ecraseur zur Entfernung von Uterus - 
fibromen vor. 

Prof. Flenry am Hfltel Dien zu Clermont-Fer- 
rand (L’Union 2. 4. 1874) bemerkt in einem [flbri- 
genB nur Bckanntes bietenden] Vortrage fiber Ute- 
rus polypen , dass er zur Excision derselben aeit der 
Erfindung des Ecraseur stets sich dieses Instruments 


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68 


IV. Qynfikologie n. Pfidiatrik. 


bedieoe. Er l&sst den Polypes mtt der Hakenzange 
bis vor den Seheideneingang herabziehen nnd legt 
erst dann die Schlinge an. Nach der Operation 
mfiaaen die Kr. bis zur Vernarbung der Wnnde 
(etwa 14 T.) das Bett htlten. Bei diesem Verfahren 
trat in 20 Fallen keine Blutung auf, wfihrend FI., 
als er noch die Excision mit dem Messer mackte, 
unter 18 Fallen 2mal eine solche beobaohtet hat 

Dr. Ed. Porro (Gazz. Lomb. XXXIV. 33. 
1874) entfernte mittels dee Ecraseur einen fibrftsen 
Polypen , welcher spontan schon zur Vulva heraus- 
getreten war. 

Eine 88jihr. , verheirathete, schwicbliche und frnher 
mit Drusenleiden behaftcte Fran , deren eine Schwester 
an Metrorrhagien litt, welche dnrcli Uterinflbrome veran- 
lanst warden, war bis vor 3 J. gesnnd gewesen. Seitdem 
aber waren Menorrhagien nnd Schmerzen im Unterlelbe 
anfgetreten. Nachdem Bclion im Marz 1873 unter dran- 
genden Gebnrtnschmensen nnd Hambeschwerden inn halb- 
geoffneten Muttemninde ein Tumor zn ffihlen gewesen, 
hatte dieser sicb in den nachsten 7 Monaten unter gleicben 
Empflndungen in das kleine Becken hinabgesenkt , wobei 
monatlich betrachtliche Metrorrhagien die Kr. sehr er- 
schfipft hatten. Bei der Unterouchnng im Mai 1874 ffihtte 
Vf. im Hypogaatriam einen unregelmasaig rundlichen, 
iiarteu , wabenartigen Tumor , aus der Soheide floss eine 
nicbt ubelrieehendc kaffeebraimcFlussigkeit, in der lialb- 
erfiffneten Vulva kam ein rothbranner, glatter, indolenter 
K5rpoT znm Vorsohein, deasen oberer Ausgangspnnkt 
weder dnroh die Scheide noch vom Rectum aus erreiobt 
werden konnte. Doch glauhte Vf. vom einen Stieliu 
ffihlen, der von der Geschwulst nach der vordern Uterus- 
wand biuaufstieg. Die Gesohwulst fiillte das normal weite 
kieine Becken ana , und beim Uin- und Uerbewegen der- 
Mlben floss eine bctracbtlicbe Menge blntiger zaher Flfis- 
sigkeit plotalich ab. Am Tage nach dieser Untenuohang 
war die Geschwulst als rothbranner pyraraidaler KOrper 
lOCtmtr. weit ans der Vulva bervorgetreten nnd hing nnr 
noch mit ihrem Stiele am Uterus an, dessen Muttermnad 
bis fast an die Vulva herabragte and 5 Ctmtr. weit war. 
In ihm wnrde non die Schlinge des Ecraseurs nm den 
Stisi gelegt and binnen 3 Hinuten seine Durchsehneidnng 
bewirkt. Jetzt lioss sich an der hintern Wand des Mutter- 
kaises eine darin eingebettete Geschwulst ffihlen, wahrend 
dnrch die Banchdecken mehrere subperitonaale Fibroide 
wahrgenommen werden konnten. Die Genesong der Fnui 
ging langsam , aber stetig von S fatten. Der Tumor , ein 
henftrmiges Fibroid mit oberfl&chlichen Verse hwanmgen, 
wog 1800 Gramm. 

Dr. George H. Kidd (Dubl. Journ. LX. 
[3. 8er. Nr. 47.] p. 456. Nov. 1875) empfiehlt 
gleichfalls das Eorasement unter Beiftlgung von 
3 Fftllen , die jedoch nichts Bemerkenswertlies dar- 
bieten. Seine Operationsmethode ist folgende. Zu- 
Dfiohst bewirkt K. die Erweiterung des Mutterhalsea 
dnroh Seetang- Laminaria , indem er mehrere Stflcke 
gieichzeitig ein legt , um auch filr eine grosse Ge- 
schwulst und die Instrumente Raum zu sch&ffen. 
PreseBchwamm kann man folgeu lassen , wenn La- 
minaria nieht ausreicht , er wird indessen rasch stin- 
kend. Mittels einer in die vordere Mnttermonds- 
tippe eingesetzten Hakenzange zieht Vf. den Uterus 
hefab , in welchen sodann eine zweite Hakenzange 
eingebraebt wird , um den Polypen zu packen und 
Msauziobea. Ueber die Griffe dieser Hakenzange 
wisd woter die aus Silberdraht bestehende Ecrasenr- 

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schlinge an den Polypen emporgesebeben , welche 
sich, da me nieht wie eine Eisendrahtschlinge zu- 
sammenfAllt , von selbst um die Gircumferenz des 
Tumors legt nnd emporschiebt , wenn das Ecraaeur- 
ende gegen die Basis der Geschwulst oder three 
Stieles anstemmt. Nach festem Anlegen der Ecraseur - 
schlinge darf die zweite Hakenzange den Polypen 
nieht mehr anziehen, damit nieht der Uterus sich 
einsttllpe. Die Abschnttrung ist Leicht, wenn nieht 
etwa bei dicken Stieien der Draht reisst and er- 
setzt werden moss. Nach der Operation pdegt Vf. 
die UterushOble mit coneeatrirter SalpeteraSure zu 
touchiren. 

In der Bespreohung, welche sich an K.’s Mit- 
theilung anknflpfte , wnrde von versehiedenen Seiten 
betont, dass es gerathen sei, die Operation rasch and 
in einer Sitzung zu beenden ; die bei stflekweiaer 
Abtragung zurQckgelassenen Theile kbnnten leicht 
vereitern oder auch zn RttckMlen Veranlasaong 
geben. Indessen hat bei einer Kr. Denham 
wegen zu grosser Schwficbe derselben einen Ge- 
schwulsttheil zurttckgelassen , welchen er bei einer 
spfitem Untersuchung nieht mehr vorfand. Bei einer 
andern Kr., welche Denham von einem Uterus- 
fibroid durch eine schwere Operation befreit hatte, 
schnitt er wegen eines Recidivs nur den Mattermond 
kreuzweise ein, worauf Pat. an Pyftmie starb. — 
Gegen dieAnwendung der Quellmeissel machte Jos. 
Johnston den Einwurf, dass aie Metritis erregen 
kSnne, wovon er sogar einen Fall mit ttidtlichem 
Ausgange beobachtet habe. Im Ailgemeinen kam 
man Uberein , dass man beim Gebrauche von Quell 
meisseln die Pat. genau beobachten und bei den ge- 
ringsten Reizungssymptomen den Quellmeissel ent- 
fernen mtlsse. Indessen hat Kidd, der sehr bftufig 
Quellmeissel anwendet, meist wegen Erkraukung der 
Uterusschleimh&ut , nur zwei todtliche Ausg&nge ge- 
sehen. Diese flbeLn Folgen hfingen aber nieht so- 
wohl von der Zalil der eingebrachten Stilcke und 
dem hohen Grade der Erweiterung des Mutterhalses 
ab, als von besonderer Empfindlichkeit der Kr. au 
manchen Zeiten. So wie Denham’s Pat eine 
schwere Operation gut ertragen hatte und in der 
Folge nach einem einfachen Kreuzschnitt in den 
Muttermund zn Grunde geg&ngen war, so wurden 
auch Quellmeissel zu versehiedenen Zeiten verschieden 
vertragen. Kidd hatte einmal einen Uterus so er- 
weitert , dass er mit den Fingern eindringen konnte, 
doch die Operation noch verschoben. Ala er nach 
2 Mod. nur einige Meissel in den Muttermund ein- 
schob , traten Symptome auf, die 3m veranlassten, 
sie wieder berauszunehmen, und die Pat. starb. Es 
ist gut , die Erweiterung schnell zu bewirken. Der 
von JosephJohnston empfohlene , mit Caxbol- 
sfiure imprfignirte Pressschwamip ist empfehlens- 
werth. Man braucht aber bei Anwendung des Ictz- 
tern mehr Zeit als bei Laminaria , er erweitert das 
Os externum lange vor dem Os internum, deshatb ist 
es vortheUhaft, erst Laminaria einzubriugen und dann 
salt Presssobwamm nachzolielfen. 

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IV. Gynftkolog-ie u. Pftdiatrik. 


57 


Der von T i 1 1 a u x (Gaz. des Hop. 1. 2. 3. Janv. 
1875) mitgetheilte Fall mahnt zur Voreicht bei An- 
wendung des Ecraaeur zur Abtragung mit sehr breiter 
Basis aufeitzender Fibrome. 

Der Tumor fullte Scbeide and Becken bis zur Vulva 
abwarts und bin zum Nabel aufwarts aus, so dass auch die 
Hand nlcht bis an den Muttennund gebracht werden 
konnte. Nach einigen vergeb lichen Zugen mit derHaken- 
nnd Oeburtszange wurde diese Geschwulst, allerdings 
unterZerreissung des Mittelfleisches, von selbst vorgetrie- 
ben. Da sich keineGrenze zwischen ihr and dem Uterus 
fand, machte T. Probeincisionen , durch welche er jedoch 
nicht bis auf das Uteringewebe gelangte. Obwohl er nun 
nicht sicher war , ob nicht der Uterusgrund im Intern der 
Geschwulst eingestfilpt sei , legte er die Ecraseurschlinge 
an, welche bis zumEnde des Tumor emporschlupfte. Die 
Abtragnng gelang rasch, allcin an der entfernten Ge- 
schwulst sass nooh ein Stuck des Uterus. Pat. starb nach 
48 Btunden. — Bei der Sektion fand aich das Loch im 
Mottergrunde , dieser war demnach beirn Herabtreten des 
Fibroids eingestulpt worden. 

Bei der Diskussion fiber dieaen Fall in der Soc. de 
Chirurgie bemerkte Du play , dass es nicht gerathen sei, 
an einer solchen Geschwulst zu ziehen, die stfickweise 
Abtragung scheine ihm vorzfiglicher. Gueniot, Guy on 
und Polaillon wurden vorgezogcn haben, ein Stuck 
Geschwulst lieber sitzen zn lassen , als der Einwachsungs- 
stelle zu nahe su operiren, die Gangranescenz des Stumpfs 
lasae sich mit Aussicht auf Erfolg bekampfen. Andere, 
damn ter Hervez de Ch6goin, Polaillon, Du- 
breuil, Forget, glaubten durch die Schnfirschlinge 
und die allmilige Abschnfirung , welche sich zur Noth 
wioder abnehmeu lasse , die Verletzung des Uterus ver- 
meiden zu konnen. Mar jolin wurde sich durch Kathe- 
terisation der Hamblase und Exploratiou des Rectum fiber 
die EinstGlpung vergewissert haben. Blot zieht die Aus- 
schalung mit den Fingernageln den Schlingen u. Schneide- 
werkzengen vor. An dem von Tillaux vorgelegten 
Prfiparate war auch in der That die Abschalung des 
Uterusstficks von der Geschwulst mit Leichtigkelt auszu- 
ffihren. 

Gudniot empfiehlt in seinem Aufsatze „ttber 
Vereinfachung' der Operation mancber Arten von 
Uterus polypen“ (Boil, et mdm. de la Soc. de Chir. I. 
1. p. 66. 1875) die Verwendung einer Draht- 
tchlinge. 

Die Annahme , dass der Zeitpunkt zur Operation 
dann eingetreten sei , wenn das Fibroid fdr Instru- 
mente zuginglicb ist, bezeichnet G. als nicht ftlr 
alle Falle zutreffend. Denn da man damn ter ge- 
wdhnlich versteht, dass man sein Herabsteigen in 
die Scheide erw&rten solle , so ist dem entgegen zu 
halten , dass beim Zuwarten die Geschwtllste nicht 
nnr gr&sern Umfang gewinnen, sondern auch den 
Baum beschr&nken , durch welchen man zum Stiele 
gelangen kann. Dagegen ist die Abtragung von 
Geschwtllsten , welche sich noch ganz im Uterus be* 
linden , recht wohl mdglich, wenn nnr der Mutter- 
mtwd hinlAnglich eroffnet ist. Vfs. Verfahren be- 
steht: 

1) in derVerhfltungdes vorherigen Herabsteigens 
(Suppression de l’abaissement) sowobl des Tumors, 
als auch der Gebarmutter ; 2) in der Anlegung einer 
Metallschlinge an der Wurzel des Polypen, welche 
mittals eines Trftgers bis in die Gebfirmutter gebracht 
wird. 

Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 


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G. bedient sich des Constriktor von Maison- 
n e u v e. Die Schnilrschlinge steht zu ihrem Trftger 
in der Regel in einem Winkel von 120°. Man bringt 
das Instrument wie ein Zangenblatt ein , indem dem- 
selben zwei bis an den Polypen emporgeschobene 
Finger zum Ftthrer dienen. Die Schlinge erreicht 
nnn den Muttermund und muss mit ihrem Scheitel 
in der den Fingern entgegengesetzten Seite des 
Uterus liegen, so dass sie den Polypen umfasst. Es 
dr&ngen bierauf die Finger den Schiingeneinsatz 
nebst ihrem Triiger so weit als mdglich gegen den 
Muttergrund, worauf sich der nun in der Schlinge 
befindliche Geschwulsttlieil abschneiden lasst. Der 
Uterus ist wfihrend des EinfUhrens der Schlinge zu 
fixiren imd der Scheitel der Schlinge in die Uterus- 
seite emporzuscliieben, in welche der Polyp ange- 
wachsen ist. Indem man darauf verzichtet, den 
Uterus vor der Operation herabzuziehen, entgeht man 
der Gefahr , die GebSrmutterwand mit der Schlinge 
zu verletzen oder sie einzustillpen. Als Beispiel 
theilt G. folgenden Fall mit. 

Eine 60jahr., seit 6 J. nicht mehr menstruirte Dame 
hatte 3J. lang an Metro rrhagien gelitten, auch war einraal 
eine grGssere Menge wSsserigfir Flussigkeit abgeflossen. 
Bei der Untersuchung fand sich der Muttermund 3 Ctmtr. 
weit, veretrichen und darin eine Geschwulst, welche 
1 Ctmtr. tief in die Vagina hinabragte. Ihre Consiatenz 
war fest, ihre Betastung erregtc keinen Schmerz; ihre 
Gestalt schien konisch mit der Basis nach oben gekehrt 
zn sein. Letztere Hess sich jedoch nicht erreichen , ob- 
wohl der Finger 6 Ctmtr. hinaufreichte ; die Lange derGe- 
barmuttcr wurde durch das Hysterometer auf 10 Ctmtr. 
bestimmt. Das Hypogastriura war gegen die Unter- 
suchung ausscrordentlich schmerzhaft, eine Vertieftmg in 
der Gebarmutter aber nicht nachzuweiseu. Der Polyp 
schien sich in der hintern Wand links zu inseriren. 

Am 27. Jnni 1874 wurde nach Entleerung von Harn- 
blase und Mastdarm (ohne Chloroformnarkose) die Opera- 
tion unternommen. G. hog die Schlinge des Maisonneuve'- 
schen Constriktor in einem Winkel von 120° nach rechta 
ab, brachte 2 Finger der linken Hand in die Gebarmutter 
und leitete dann den Serrcnoeud empor, wahrend von 
oben die Gebarmutter immobilisirt wurde. Die Schlinge 
gewann bald Halt an dem Polypen und wurde an seiner 
linken Seite bis in die Gebarmutterhohle hinaufgeschoben, 
worauf in der entgegengesetzten Seite der Schlingentrager 
hinaufglitt, bis er ungefahr die H5he von 10 Ctmtr. er- 
reichte. Der Polyp war hierdurch von der Schlinge um- 
geben , welcbe ihn nun anscheinend allmalig durch die 
Wirkang des Ecraaeur abschnurte. Als man nach 15 Min. 
fuhlte , dass sie nichts mehr durchschnitt , wurde das In- 
strument zurfickgczogen. Die Sclilinge hatte jedoch noch 
denselben Umfang wie beim Eiirlegen derselben und der 
Tumor war nicht abgeschnitten. Es zeigte sich, dasa daa 
Ende der Schlinge von ihrem Befestigungspunkte abge- 
achlfipft war. Die Schlinge wurde von Neuem eingcfilhrt, 
sicher befeatigt und nun gelang die Abtragung vollstindig. 
Daa konische Fibroid war 8 Ctmtr. lang, 4 Ctmtr. dick 
und hatte einen 18 Mmtr. dicken Stiel. Es hatte eine 
rothlichc, mit vielen Warzchen besetztc Oberflaehe , 5hn- 
lich den Gehirnwindungcn, and einen ausserst dfinnen 
Schleinibautfiberzug. Der Durchschnitt sab weiss ans, 
war sehr feat und gefassarm und zeigte kleine Hohlrfiume 
ohne Auskleidung , nach Art der offenstehenden GefSaae 
eineaLeberdurchBchnitta. Sie waren im Innern zahlreicber 
als an der Oberflache. Dio Warzen auf derselben erachie- 
nen als unzahlige kleine Fibroide , welche aus elastlacben 
und Muakelfaaern bestanden . (E.Schmiedt.) 

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IV. Gyn&kologie u. Pftdiatrik. 


534. Ueber die Emmefsche Operation 
alter Cervikalrupturen des Uterus; von Prof. 
A. Breisky. (Prag. med. Wchnschr. I. 18. 1876.) 

Die fragliche, von Emmet zuerst im J. 1874 
beschriebene Operation , welche von ihm selbst , so- 
wie auch von MarionSims in einer grossen An- 
zahl von Fallen mit selir gutem Erfolge ausgeftlhrt 
worden ist, muss auch nach Vfs. Erfahrung als ein 
weaentlicher Fortschritt in der gynakolog. Chirurgie 
bezeichnet werden *). 

Zunfichst spricht sich Vf. liber die Folgen aus, 
welche eine alte Cervikalruptur auf die benachbarten 
Regionen ausllbt , und welche Symptome hierdurch 
hervorgerufen werden. Tritt bei Einrissen des Mut- 
termundes, welche bis an das oder selbst bis in das 
Scheidengewfilbe hinein sich erstrecken, Vernarbung 
ein, so erfahren die Muttermundslippen eine Umrol- 
lung mit Auswartsstiilpung der Schleimhaut des Cer- 
vix. Wahrend nun der schwere puerperale Uterus 
nach dem Aufstehen tiefer nach unten sinkt , wird 
die Umrollung nur noch starker. Die mehr zu Tage 
liegende Cervikalschleimhant wil'd durch fortwah- 
rende Reizung der Sitz eines chronischen Katarrhs, 
welcher zu allerhand Storungen, wie profuse Men- 
struation , Fluor alb. u. s. w. , Veranlassung giebt. 
Der eben geschilderte Zustand hat Ubrigens grosse 
Aehnlichkeit mit einer Hypertrophie des Collum uteri 
und ist aus diesem Grunde das wahxe Verhalten 
wahrscheinlich oft (lbersehen worden. Die betref- 
fenden Kr. klagen fiber Kreuz- und Rttckenschmer- 
zen, zuerst gewdhnlieh wahrend der Periode, spftter 
auch ausserhalb derselben, bes. nach Anstrengun- 
gen. Alle diese Beschwerden sind nach Angabe 
der Kr. erst nach einem Wochenbett eingetreten. 

Der Fall, in welchem Vf. die Vorzttge des fragl. 
Verfahrens zuerst kennen lemte, betrifft eine 37 J. 
alte Frau, welche mehrmals, zum letzten Male in 
ihrem 31. Lebensjahre, geboren hatte. Seitdem 
waren die Menses mit Schmerzen verbunden, die be- 
sonders intensiv in der rechten Seite des Beckens 
waren. Mit der Zeit traten diese Schmerzen auch 
ausserhalb der Menstruationszeit auf u. strahlten nach 
den Schenkeln aus , so dass endlich Pat. genfithigt 


■) Wegen der genauern Angaben fiber Indikationen 
und Ausfuhning dieses von hervorragenden amerikani- 
schen Gyniikologen mit der grfissten Anerkennung aufge- 
uommenen Verfahrens verweiseu wir auf das selir ernpfeh- 
lenswerthe Schriftchen : Risse des Cervix uteri als eine 
haufige und nicht erkannte Krankbeitsursache ; von Dr. 
Thomas Addis Emmet, Surgeon am Frauenhospi- 
tale des Staates New York ; fibersetzt von Dr. M. V o g e 1. 
Mit 6 Holzschnitten. Berlin 1876. Denicke’s Verlag. 8. 
29 S. 

Erwahnt sei hier nur, dass, wie Dr. Vogel hervor- 
hebt , Prof. W. R o s e r in Beinem Aufsatze fiber Ektro- 
pium am Multermunde (Arch. d. Heilk. II. p. 97. 1861) 
die erste Anregung zu dem fragl. Verfabren gegeben hat, 
da Emmet seiner eigenen Angabe nach, jedeufalls ohne 
Ro ser’s Mittheilnng zn kennen, seine erste Beobachtung 
1862 gemacht hat, W r. 


wurde, sich im Spitale aufnehmen zn lassen. Seit 
etwa 6 Mon. hatte die Kr. auch an Fluor albus ge- 
litten. Bei der Untersuchung der blassen , aber im 
Uebrigen krfiftigen Person fand man den etwas ver- 
grossertcn Uterus mit dem Fundus etwas nach links, 
mit dem verdickten, derben Collum dagegen nach 
rechts gerichtet. Der Muttennund stellte sich als 
ein klaffender, halbmondformiger, weit nach rechts 
und links reichender Querschlitz dar. Die vordere 
Muttermundslippe war umgerollt und hier zeigte sich 
auch die Cervikalschleimhaut erodirt. Durcb Dr. 
With well (den zuftlllig anwesenden frflhern Assi- 
stenten Emmet’s) wnrde nun beiderseitige An- 
frischung und Vereiniguag mitSilberdraht vorgenom- 
men. Es trat keine Reaktion ein. Links gelang 
die Vereinignng, nicht aber rechts. Die Pat. hatte 
wilhrend des Liegens keincrlei Beschwerden, welche 
jedoch zurfickkehrten , als sie zu gehen anfing. 
Nachdem die nfichste Menstruation vorfiber gegangen 
war, untemahm Vf. selbst rechterseits die Operation, 
welche auch vollkommen ihren Zweck erreichte. 
Dieselbe geschah am 13. Mfirz , und am 5. April 
waren die Beschwerden gfinzlich verschwunden, keine 
Erosion , kein Fluor mehr vorhanden. Die in Ge- 
stalt eines kleinen konischen Zapfens bestehende 
Vaginalpoi'tion zeigte jetzt einen vollkommen norma- 
len Muttermimd, durch welchen man mit einer ge- 
wfihnlichen Sonde bequem in die GebUrmutterhdhlc 
eindringen konnte. Die Kr. konnte, da sie auch 
beim Gehen keine Beschwerden mehr hatte, als ge- 
heilt entlassen werden. (Hfihne.) 

535. Kiinstliohe Priihgebuxt wegen Hy- 
dramnios ; von Dr. J. C h. H u b e r in Memmingen. 
(Bayer, irztl. Intell.-Bl. XXIII. 20. -p. 201. 1876.) 

Bei einer 23 J. alten Frau , welche schon mehrere 
Male geboren hatte, war die Menstruation zum letzten 
Male am 27. Sept. 1876 eingetreten. Im Fcbruar 1876 
klagte die Frau fiber Schmerzen im Unterleib, welche he- 
sondcrs rechta unten uehr intensiv auftraten. Bei der 
Untersuchung der fibrigens bluheud aussehenden Frau 
fand Vf. den Leib selir stark gespannt, er hatte, fiber 
den Nabel gemessen , einen Umfang von 75 Centimetem. 
Die Eiblase liess sich deutlich durch den weichen , aber 
kurzen Kanal des Muttermundes fuhlen. Kindeatheile 
waren durcb die Palpation nicht zu erkennen, auch die 
Auskultation gab keine Resultate. Die erwahnten Schmer- 
zen bestanden fort, trotz Chloral und Chloroformeinrei- 
bungen. Die Frau, welche etwa in der 23. Woche der 
Schwangerschaft stand , wollte keine Kindesbewegungeu 
gefuhlt haben. Da es sich jedenfalls urn eine fibermas- 
sige Flussigkeitsmenge handelte und alter Wahrscheinlich- 
keit nach die Frucht abgestorben war, da ferner dieselben 
Beschwerden die Kr. weder am Tage, noch in der Nacht 
verliessen, so schritt Vf. unter Zuziehung eines andern 
Collegen zur Einleitung der Frubgeburt. Nach Ein- 
fuhrung des Katheters zwisclien Gebarmutterwand und 
Eiblase beganncn die Wehen und nach Reichung einer 
Dosis Secale wurden bald zwei todte Fruchte zn Tage ge- 
fordert. Das Wodhenbett verlief gunstig. 

Einen andern Fail von kunstl. Fruhgeburt wegen 
Hydramnios hat Vf. schon frfiher in der Mon. - Schr. f. 
Geburtsk. Bd. XXX11I. veroflFentlicht. Ferner sind 2F4Ue 
von E. Martin bekannt, in welchen der Eihautstich ge- 
macht wnrde. (Bohn e.) 


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IV. Gyn&kologie a. P&diatrik. 


59 


536. U«ber die Wirkung des Chloralhydrat 
bei normalen Geburten ; von Prof. Dr. P. Mul- 
ler in Bern. (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 25.1876.) 

Gegentlber dem Chloroform, welches anch in 
geburtshdlfl. Beziehung so viel Beachtung gefimden 
hat, ist das Chloralhydrat hinsichtlich seiner Ver- 
wendbarkeit in der Geburtshfllfe noch wenig einer 
genauem Untersnchung unterworfen worden. Es 
sind dem Vf. in dieser Beziehung nur die Versuche 
von E, Lambert (Edinb. med. Jonrn. XVI. p. 113. 
[Nr. 182.] Aug. 1870) und von Bourdon (Gaz. 
dea Hop. 22. p. 171. 1873) bekannt geworden. Es 
bandelt sich hierbei , wie auch bei den weiter unten 
zu erw&hnenden Versuchen, darum, den Einfluss des 
Chloralhydrat bei normalem Geburtsverlauf klar zu 
steUen. Nach Lambert wurden durch Gaben bis 
zu 3.75 Grmm. Chloralhydrat die Geburtsschmerzen 
nicht nur wesentlich gemildert, sondem es war 
auch eine Beschleunigung der Geburt Wberhaupt 
zu constatiren. Auch die Bourdon’schen Ver- 
suche ftthrten im Ganzen zu einem befriedigenden 
Resultate. 

Vf. aelbst hat in 20 Fallen bei sonst normaler 
Geburt Eretgebftrender die Wirkung des Chloral- 
hydrates erprobt. Bei der Wahl der Falle wurde 
der Gesundheitszustand nicht bios der Sexual-, son- 
dern auch der Ubrigen Organe berUcksichtigt. Be- 
wilders bot ein pathologischer Zustand des Darm- 
traktes und der Brustorgane eine Contraindikation 
fUr die Anwendnng des Chloralhydrat dar. Die erste 
Reihe der von Vf. angestelltcn Versuche umfasst 6 
Kreissende. W&hrend der Erdffnungsperiode wurde 
denselben 3 Grmm. Chloralhydrat in 4 Dosen halb- 
stllndl. gereicht. In der 2. Versuchsreihe wurden in 
8 Fallen wahrend der Austreibungsperiode 3 Grmm. 
in 2 Dosen mit 15 Min. Pause gegeben. In der 

3. Reihe, welche 3 Kreissende umfasst, gab man das 
Chloralhydrat zu 4 Grmm. in 2 Dosen in halbsttlndl. 
Pause, und zwar in der ErOffnimgsperiode. Die 

4. Reihe endlich bezieht sich auf ebenfalls 3 Kreis- 

sende, welchen in der Austreibungsperiode 4 Grmm. 
in 2 Dosen mit 15 Min. Zwischenzeit gereicht wur- 
den. Die Resultate dieser Beobachtungen , welche 
ttbrigens mit den von den oben gen. Beobachtern 
angeftthrten nicht genau ttbereinstimmen , sind kurz 
folgende. Dosen bis zu 3 Grmm., in kleine Portio- 
nen vertheilt, habcn in der Erbffnungsperiode eine 
geringe, in der Austreibungsperiode aber gar keine 
Wirkung. Dosen bis zu 4 Grmm. , in kurzen Pau- 
sen genommen, zeigen in der Erflffnungsperiode einen 
8ichern Erfolg, der sich jedoch nicht bis in die Aus- 
treibungsperiode fortsetzt. Die gen. Iltihe der Dosis 
hat keinen nachtheiligen Einfluss auf Mutter u. Kind. 
Vf. fordert schlllsslich zu weitern Beobachtungen imd 
Versuchen mit Chloralhydrat auf, viellcicht dass hier- 
durch auch entschieden wllrde, ob das Chloralhydrat 
nicht bios als Hypnotiknm, sondem auch als Anody- 
num die Wehenschmerzen in ihrer Intensity herab- 
setze. (II 0 h n e.) 


537. Geburtehinderniss durch narbige 
Atresie des Muttermundes; von Dr. L. G. 
Courvoisier. (Schweiz. Corr.-Bl. IV. 18. 1874.) 

Verschliessung des Muttermundes kann entstehen 
entweder durch Verklebung , d. h. Obliteration durch 
gelatinbse weiche Haute oder PfrOpfe, oder sie kann 
hervorgehen aus einer nar bigen Atresie. Schon die 
blose Verklebung des Muttermundes kann ein Ge- 
burtshinderniss abgeben und Kunsthlllfe erfordern. 
Es spielt hierbei jedenfalls die ungttnstige Einstellung 
des Kopfes eine grosse Rolle, wie auch aus dem von 
Zweifel (Arch. f. Gynakol. V.) berichteten Falle 
liervorgeht. Viel seltner als die Verklebung kommt 
die narbige Atresie des Muttermundes vor. Nur von 
Nag el e sind mcbrere Falle von Atresie des Mutter- 
mundes aus der Literatur zusammengestellt worden. 
Als atiologische Momente sind zu nennen : eine schon 
vor der Conception oder erst in der Schwangerschaft 
entstandene Endometritis — in dem von Vf. beob- 
achteten Falle hatte dieselbe ihren Ursprung mftg- 
licher Weise von einer viralenten Blennorrhde ge- 
nommen. Femer kann die Atresie von frflheren bei 
der Geburt vorgekommencn Verletzungen herrtthren. 
Als eine andere Ursacbe der Atresie konnte in eini- 
gen Fallen auch starke Kauterisation nachgewiesen 
werden. Dass in Folge der narbigen Atresie eine 
Ruptur des Uterus bei der Geburt eingetreten ware, 
ist nirgends berichtet worden. Sie scheint jedoch in 
dem vom Vf. beobachteten Falle nahe bevorgestan- 
den zu haben. 

Die betr, 26 J. altc Frau, fruher stets normal men- 
Btruirt, hatte bereits 2mal leicht geboren. Seit einigen 
Jabren litt dieselbe an Fluor albua, welcher wahrscheinlicb 
Folge einer Gonnorrhoc des Mannes war. Am 20. Oct. 
1873 , zu welcher Zcit Pat. zur Behandlung kam, zeigte 
gie die Symptomc der Anamie und Chlorose ; ausserdem 
war chron. Endometritis mit Ulceration vorhandeu. Der 
Uterus, etwas in Anteflexionsstellung, hatte die Gr6sse 
eines ini 3. Schwangersehaftsraonatc stchenden. Vom 
20. Oet. bis 13. Dec. wurde Pat. mit Lapis mitigatus be- 
handclt uud erst am 3. Jan. des folgenden Jahres kam 
dieselbe dem Vf. wiedcr zu Gesieht. Die Schwanger- 
sebaft war jetzt nicht mchr zweifelhaft. Die LcukorrhSe 
hatte sich sehr verringert , die Muttermundsrander aber 
zeigten eine betrachtliehe Rigiditat. Die Aetzungcn wur- 
den nunmehr ausgesetzt und einer etwa eintretenden 
Atresie durch Trennung der bestchcndcn frischen Narben 
mittelB der Sonde vorzubeugen gesucht. Am 28. April, 
wo Vf. die Pat. seit dem 14. Febr. zuerst wiedersah, 
waren kriiftige Wehen eingetreten und seit 10 Uhr Mor- 
gens empfand Pat. in der linken Seite des Unterleibes am 
Uterus einen heftigen Schmerz, welcher auch fortdanerte, 
als die Wehen nach und nach ganz wierter nachgelassen 
hatten. Erst gegen Abend begann der Uterus sich wieder 
zu contrahiren, die linkseitigen Schmerzen warden wieder 
heftiger. Das Wasser war bis Abend 8 Uhr noch nicht 
abgegangen. Bei der Exploration fand sich erste Hinter- 
hauptslage , der kleine Kopf war fest cingekeilt , Fonta- 
nellen und Nahte liessen sich deutlich hindurch fuhlen. 
Zwischen Schadel und dem untersuchenden Finger ge- 
wahrte man eine verschiebhare, leicht fiir die Blase zu 
haltende Schieht , welche sich aber alsbald als das in das 
Becken hinabgedriingtc untcro Utcrusscgment heraus- 
atellto. Ganz nach hinten fand Vf. eine harte, stern f&r- 
mige Narbc, deren Strahlen von einer kleincn, den oblite- 
rirten Mnttermund andeutenden Gmbe ausgingen. Es 
warden min an dieser ( 8telle mit einem Knopfbistouri nacli 


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IV. Gynftkologie n. Pftdiatrik. 


verschiedenen Richtungen hin Elnschnitte geraacht. Die 
Wehen traten jetzt wieder ein und nachdem alch der 
kfinetlieh gebildete Muttennund genugend geoffnet hatte, 
wurde die Blase gesprengt und bald schlupfte der Mutter- 
mund fiber den Kopf zurfick. Mit Hfilfe der Z ange wurde 
ein tod tea Kind extrahirt, und die Placenta nach 16 Min. 
kfinstlich entfernt. Die Frau befand sich verhaltniss- 
masBig sehr wobl. Am Abend des 3. Tages aber trat 
achmerzhafte Schwellung der Brfiste und um Mitternacht 
ein starker Schuttelfrost ein , welcher sich am Morgen 
wiederholte. An beiden Seiten des Unterleibes Hess sich 
leichte Dampfung nachweisen. Der Ausfluss zelgte gros- 
sere Blutgerinnsel. Das Fieber war hoch und flel auch 
nicht trotz der Darreichung von Chinin. Der Uterus war 
grfisser und empflndlicher geworden. In den nachsten 
Tagen del die Temperatur, stieg nur Abends noch an, der 
Uterus nahm au Umfang ab , ebenso batten sich die 
Schmerzen etwas vermindert, und das Allgem ein befinden 
war ein sehr befriedigendes. Am 9. Mai aber trat Schfit- 
telfroet und hohe Temperatur mit 114 Puls ein, ebenso 
am 12. , trotz der Verabrcichung von Chinin. Am 13. 
ging durcb die Vagina viel blutigerEiter ab; dieser Eiter- 
abgang danerte auch noch die nachsten Tage, zwar in ge- 
rlngerem Maasse, fort, die Pat. befand sich aber wohler. 
Das Fieber war am 18. verschwunden , es Hessen sich 
perimetritische Schwarten nachweisen. Am 29. Mai war 
die Kr. vollig wieder hergestellt. Am 26. Aug. fand Vf. 
den Muttermuud vollstandig geschlossen, neben ihm eine 
klaffende Spalte , durch welche er mit der Sonde in die 
Uterushfihle gelangen konnte. Die Incision war demnach 
dicht neben dem obliterirten Muttennund gemaeht worden. 

(H5hne.) 

538. Grosse vordere Muttermundslippe 
als Geburtahinderniss ; von Dr. Lochner in 
Schwabach. (Bayer. &rztl. Intell.-Bl. XXIII. 15. 
1876.) 

Vf. theilt aua seiner Praxis 3 Fillle mit, in wel- 
chen die vergrflsserte vordere Muttermundslippe ein 
Geburtshindemiss abgab. Es ist diess durchaus 
nicht so seiten der Fall , als es nach der durch Dr. 
Hirte (vgl. Jahrbb. CLXVI. p. 262) unternomme- 
nen Zusammenstellung derartiger Fftlle den An- 
8chein hat. 

1. Fall. Bei einer 30jahr. Mehrgebarenden zeigtc 
sich wahrend derGeburt eine apfelgrosse fetteGeschwnlst 
vor dem Kopfn des Kindes. Trotz heftiger und achmerz- 
hafter Wehen ruckte der Kopf niclit vor. Da sich die als 
vordere MuttermundsUppe erkannte Geschwulst nicht zu- 
ruckschiebcn Hess, extrahirte Vf. mit der Zange ein 
scheintodteB , bald aber wieder zum I.ebcn gebrachtes 
Kind. Ffir die Mutter hatte die Operation keinerlei 
Schaden im Gefolge. 

2. Fall. Eine in den 30er Jahren stehendc Mehrge- 
barende war schon fitters wegen Beckenenge mittels Wen- 
dung entbnndon worden. Bel der letzten Geburt war 
wegen vorgerucktcn Kopfcp dieWendung nicht mehr mog- 
lich. Da die stark angeschwollene Muttermundslippe 
nicht mehr zu reponiren war, so wurde (lie Zange angelegt 
und ein lebendes Kind zu Tage gefordert. Die Mutter- 
mundsUppe war fast ganz abgerisscn , ohne dass daraua 
der Mutter ein Schaden erwachsen ware; erstere war 
spater noch als ein herabhangendcr Zapfen in der Vagina 
zu ffihlen. 

3. Fall. Bei einer 33jahr. Mehrgebarenden lag eben- 
fails die GeschwulBt der vorderen Muttermundslippe als 
Geburtshindemiss vor. Das Wasscr war bereits abge- 
flossen , der Kopf rficktc trotz energiseber Wehen nicht 
vorwarts. Es gelang endlieb in der Wehenpause, die ge- 
schwoiiene Muttermundslippe fiber den Kopf zuruckzn- 
streifen ; hieranf foigte bald nnd leicht die Entbindnng 
mit der Zange. 


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Es geht aus diesen Fallen hervor, dass die An- 
wendung der Zange bei dem fraglichen Gebnrtshin- 
dernisse durchaus nicht so zu fllrchten ist, wie 
Huber und Michaelis behaupten. Das Ab- 
reissen der Muttermundslippe scheint auch nach dem 
einen der mitgetheilten Fitlle und nach einem an- 
dern dem Vf. berichteten Falle der Mutter keine Ge- 
fahr zu bringen. Lfisst sich die Muttermundslippe 
gar nicht reponiren , so bleibt niclits Andres tibrig, 
als zur Zange oder zur Incision zu greifen ; Vf. ent- 
scheidet sich in diesem Falle flir die Zange. 

(H 6 h n e.) 

539. GangrAn der Bauehdeeken in Folge 
von Eisbehandlung wegen Metrorrhagien 
naoh der Entbindung; von Dr. E. Fischer in 
Altstetten. (Schweiz. Corr.-Bl. VI. 15. 1876.) 

Bei einer Mehrgebarenden , die schon seit 10 Std. 
erfolglose Wehen gehabt hatte , ergab die Untersuchnng 
Zwillinge , von denen der eine wegen Querlage gewendet 
werden musste, der andere ohne Kunsthulfe geboren 
wurde. Der erstere war todt und nach alien Anzeicben 
nur ein 7monatlicher Ffitus , das letztgeborene Kind, ob- 
gleich auch nicht alter, lebte und blieb noch 14 Tage am 
Leben, ohne in dieser Zeit mehr als '/> Liter Milch und 
Wasser zu geniessen , da ihm das Schlucken sehr er- 
achwert, theilweise unmoglich war. 

Nach der Geburt der Kinder traten starke Blutungen 
ein, welche, da die Compression des Fundus uteri durch 
die Bauehdeeken weder zur Stillung derBlutung, noch zur 
Austreibung der Placenta genugte, die manuelle Lfiaung 
der Placenta nfithig machten. Diese Manipulation war, da 
beide Nachgcburten total adharent waren , ziemlich muh- 
sam und dauerte Iange. Die Blutung dauerte jedoch, ob- 
gleich der Fundus uteri bestandig mit der Hand flxirt 
wurde, fort. Intrauterine Injektionen von Eiswasser und 
Essig brachten endlich die Blutung zum Stehen. Obgleich 
kein Rest einer Placenta zurfickgeblieben war, stellten 
sich nach '/j Std. wiederum Blutungen ein, die selbst 
dnrch Eiswasserinjektionen , denen Liquor ferri sesqni- 
chlor. zugesetzt war, nicht zu stiilen waren. Auch durch 
Frottiren des Uterus Hessen sich (wohl in Folge der 
Schlaffheit der stark ausgedehnten Wandungen) keine 
Contraktionen erzielen. Bei Anwendung des Crode’- 
schen Handgriffes, der ffir die Frau sehr schmerzhaft 
war , stand die Blutung. Es zeigten sich aber die Syrn- 
ptome einer Verblntung, und da die Hand bald erlahmte, 
begami die Blutaug von Neuent. Als letzter Versuch 
wurde, nach Breisky, die hintere Cervikalwand durch 
Kratzen mit dem Zeigeflnger gereizt. Der Erfolg war 
dentlicb , der bisber schlaflfe Uterus zog sich feat zusam- 
men und die Blutung stand. Prophylakdach wurde eine 
Eisblaae auf den Bauch gelegt. Da die Frau wieder zu 
gahnen anflng, wurden ibr noch Analeptika gereicht. Die 
Nacht verUef gunstig. Am andem Morgen kam eine nene 
Blutung, die jedoch spontan stand. Bcim Abheben des 
Eisbeutels zeigte sich die darnnter beflndliche Hantpartie 
schwach blauroth verfarbt. Da dem keine grosse Bedeu- 
tung beigemessen wurde, blieb, um etwaiger Metritis oder 
neuer Blutung vorznbeugen, die Eisblase Uegen. Der 
folgende Tag verlief gut. Am 3. Tage hatte sich die Hant 
unter der Eisblase tief verfarbt und da die Frau fiber 
beftiges Brennen der betreffenden Hantpartie klagte, 
wurden kalte Coinpressen aufgelegt. Von Tag zu Tag 
fiirbte sich dieser Ilautbezirk dunklcr, die Schmerzen 
wurden heftiger , so dass die Compressen aller 5 Minn ten 
gewechselt werden muBsten. Es dauerte fast 3 Woehen, 
ehe sich der Schorf vollstandig abgestossen hatte, und bis 
in die 3. Woche hatten die Schmerzen angedauert , die 
icdiglich von der nahezu 15 Qn.-Ctmtr. grossen gangrrl- 

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IV. GynAkologie u. Padiatrik. 


61 


nescireiiden Btelle herriihrten. Bis zur Helltrng dieses 
Hantdefekts , behufs welcher 10 Hantlappchen ana dem 
Arme des Ehemanns transplantirt wurden , verflossen 
3 Monate. 

Das Gangrinesciren der Hautstelle, nachdem nur 
24 Std. die Eisblase darauf gelegen hatte , wShrend 
in vielen andern Fallen sie Wochen, ja Monatc lang 
got vertragen wird, Hess sich dadurch erklaren, dass 
durch den starken Blutverlust ein Znstand akuter 
Anlmie herbeigefiihrt worden war, in Folge dessen 
die Hautcapillaren so leer warcn, dass das Auflegen 
der Eisblase die Ernfthrung der darunter liegenden 
Hautpartie vollkommen aufhob. Die kurze Zeit von 
24 Std., die zur Zerstclnmg einer so grossen Haut- 
partie gentlgte, blieb immerhin merkwttrdig. — Beim 
Abnehmen der Eisblase hatte sich schon eineDeraar- 
kationslinie gebildet. Das Auflegen kalter Compres- 
sen diente lediglich zur Linderung der Schmerzen. . 

(Moeckel.) 

540. Bine bekannte Ursache der Sterb- 
liohkeit der Kinder unter einem Jahr statietuch 
behcmdelt; von Dr. Fickert in Frankenberg. 
(Vjhrschr. f. ger. Med. N. F. XXIV. 2. p. 356. 
1876.) 

Als eine wesentliche Ursache der geringen Wider- 
gtandsfahigkeit der kleinen Kinder sieht Vf. das 
Nichtgestilltwerden derselben an. Urn hierttber 
statistisches Material sammeln zu konnen , schlftgt 
Vf. vor, auf den beztlgKch der Todcsursachen wertli- 
loeen Leichenscheinen die Bemerkung hinzufdgen 
zu lessen , ob und wie lange das Kind gestillt wor- 
den ist. 

Auf diese Weise hat Vf. von den Stadten Fran- 
kenberg und Zschopau, ersteres mit 9848, letzteres 
mit 7892 Einwohnern, beide mit ziemlich gflnstigen 
Gesundheitsverh&ltnissen , fittr die Zeit vom 1. Juli 
1874 bis 30. Juni 1875 Angaben liber das Gestillt- 
werden der Kinder erlangt. Die MortalitAtsziffer 
der Kinder jener beiden Stadte in dem genannten 
Zeit&bschnitte betrftgt 39.9°/ # der Gebornen. Von 
den gestorbenen Kindem wurden nur 15.5°/ 0 bis zu 
ihrem Tode, 55.3% hingegen gar nicht gestillt. 
Berechnet man den Zeitraum , innerhalb dessen die 
noch tlbrigen Kinder gestillt wurden , so ergiebt sich 
ein nur sehr geringer. Aus einer beigefUgten tabella- 
rischen Zusammenstellung lasst sich entnehmen , wie 
alt die Kinder geworden sind, ob sie voll gestillt 
oder nur einige Zeit oder gar nicht gestillt wurden. 
Vf. hebt daher von Neuem hervor, wie wichtig es 
fQr die Verminderung der Kindersterblichkeit sci, 
dass jede Mutter, wenn irgend mSglicb, sich der 
Arbeit des Stillens unterziehe. (H <i h n e.) 

541. Tuberkel des linken Kleinhirns ; 

von Dr. C. Banze in Wien. (Jahrb. f. Kinderheilk. 
N. F. IX. 4. p. 399. 1876.) 

Ein 6jahr. Knabe war bis zu seinem 4. Lebensjahre 
gesund; Mitte 1872 erkrankte er an Maseru, deren Ver- 
Unf regelmassig war. Nach einigen Monatcn andcrte 
sich nein Benehmen : er wnrde sehr einpfindlich , heftisr, 

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blieb aber immer noch belter. Im Herbst 1872 nabm der 
Umfang des Kopfes auffallend zu. Das Kind acbrie oft 
Nachts laut auf, hatte Kopfscbmerzen und 5fters Er- 
brechen. Vom Febr. 1873 an verschwand letzteres ; die 
Kopfscbmerzen aber wurden nur geringer an Intensitat. 
Vom Aug. 1872 an schielte der Knabe nach innen, all- 
malig nahm der Gesichtssinn sehr ab, vom Marz 1874 an 
sab Pat. auf beiden Augen nichts mehr (Atrophia nervl 
optici). Nachdem das Kind zur gewohulichen Zeit hatte 
gehen und sprechcn lernen, stotterte es von 1872 an bel 
cinzelnen Worten , konnte im Sommer 1873 einzelne 
Worte nicht mehr aussprechen und verlor im Herbst 1873 
die Sprache vollig. Das Gehor und das Auffassungsver- 
m&gen war aber selbst Ende 1874 noch nicht erloschen, 
denn der Knabe Hess sich beruhigen , weinte und lachte, 
je nach den Worten seiner Umgebung. Vom Fruhjahr 

1873 an del das Kind oft, spater wurde der Gang taumelnd, 
bes. gegen Mittag ; schon im April 1873 brach der Knabe 
oft plotzlich ztisammen; die Fusse schlotterten hautig bin 
und her. Seit Anfang Mai 1873 konnte der Knabe nicbt 
mehr gehen , seit Ende 1873 sich nicht mehr im Bett be- 
wegen, sondcrn lag mit emporgczogenen Handen und 
FQssen fast rcgungslos in einer Seitenlage. 

Aus dem sehr interessauten und sehr genau beschrie- 
benen Krankheitsverlaufe, der gerade ein voiles Jahr um- 
fasst, heben wir nur hervor, dass die Erscheinungen sehr 
wechsclnd warcn und dass der Tod gegen Ende April 

1874 in Folge pldtzlicher Sistirung der Athmung eintrat. 

Die Autnpsie ergab ansser partiellen Verdunnungen 

des Schadelgewolbes etc. einen ruudiichen, ganseeigrossen 
Tumor in der linken hintera Schadelgrube ; er wog 150 
Grmm., war scharf begrenzt , graugelb gefarbt und hatte 
die Consistenz der Leber. Auf der 'Schnitttiache traten 
heller gefarbte schmale Strelfen hervor , der Oberfliche 
des Tumor parallel verlanfcnd. In der Mitte der Ge- 
schwulst fanden sich mehrere spaltformige Lucken, die 
von einer trflben Flussigkeit erfullt waren. Die mikro- 
skopischeUntersuchung ergab nirgends crhalteneGewebs- 
elemente , nur an der Oberflache waren lymphkornchen- 
artige Zellen neben den Detritusmassen zu linden. 

Ala charakteristi8che Erscheinungen filr die Ent- 
wicklnng eines Tumor im Kleinhirn sind zu be- 
trachten der chroniscbe Hydrocephalus ohne Convnl- 
sionen (Compression der Vena magna Galeni oder 
des Sinus rectus), die StOrungen des Gleichgewichts 
und das lange Intaktsein des Aufiassungsvermdgens. 

(Kormann.) 

542. Bemerkungen tiber die Contagioait&t 
des Pemphigus aoutus neonatorum; von Dr. 

A b e g g in Danzig. (Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. IX. 
4. p. 394. 1876.) 

Vf. we ist eine Aeusserung Bohn’s (Jahrb. f. 
Kinderheilk. N. F. IX. p. 304), als entstilnde der 
Pemphigus acutns neonatorum durch zu heisse Bader, 
fflr die von ihm beobachtete Epidemie (Zur Geburts- 
htilfe und Gynftkologie n. Danzig 1873. Scheinert. 
p. 42) mit Entschieclenheit zurQck. Er konnte viel- 
mehr beobachten, dass die betr. Epidemie (in der 
Danziger Hebammenlehranstalt) 4 Tage nach der 
Geburt eines Kindes, das unverkennbar den Pemphi- 
gus schon in utero (lberstanden liatte, in demselben 
Zimmer begann, wo das betr. Kind lag , und dass 
daselbst alle Bader mit dem Thermometer auf 28° R. 
bereitet wurden. — Dass der Pemphigus acutus neo- 
natorum contagios auftreten kann , ist ja bekannt ; 
man vergl. A h 1 f e 1 d (Arch. f. Gynakol. V. 1. 1873. 

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62 


V. Chirurgie, Ophthalmologie a. Ott&trik. 


p. 150) und Ref. (Compend. d. Kinderkrankheiten. 
Leipzig 1873. Abel. p. 82). (Kormann.) 

543. Periartikularer Abscess in der Hfifte, 
Pyftmie; von Dr. Bauer in Stettin. (Jahrb. f. 
Kinderheilk. N. F. IX. 4. p. 388. 1876.) 

Naeh einem vor 3 Tagen stattgehabten Schfittelfroste 
wurde ein Madchen [wie alt?], das vor 14 Tagen bei einem 
8prunge Qber einen Graben auf die reehte Hiifte gefallen 
war, bewnsstlos in das Stettiner Kinderspital aufgenom- 
men. Unter Delirien und horhgradiger Fiebersteigernng 
hielt der Zustand in den niichstcn Tagen an ; ea konnte 
nur eine massige Schwelluug der rechten Huftgegend und 


eine leichte Schwellung des Unken Handgelenka nachge- 
wieaen werden. Am 3. Tage nach der Anfnahme trat, 
nacbdem die Diagnose anf Pyamie, wahrsebeinUch von 
der rechten Hiifte ausgehend, gestellt worden war, der 
Tod ein. 

Die Aulopne ergab auaser einem reichUchen seroaen 
Exsudat in der linken Pleurahohle, einem frischen Infarkt 
im obem und mehrem kleinern im untfcrn Lappen der 
linken Lunge, einem reichlichen serttaen Exsudate des 
Perikardium und einer massigen Quantitat einer etwu 
getriibten Synovia im rechten Hiiftgeienke, an der innern 
hintcrn Seite des letztern im perisynovialenGewebe einen 
wallnuaagrosaen, mit dickem, gelbem Elter gefUllten Ab- 
scess. Femur normal. (Kormann.) 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


544. Ueber G-eachwiire und Hauttrana- 
plantation. 

A. Geschwure. 

Oberstabsarzt Starke (Deutsche mil.-ftrztl. 
Ztschr. III. 7 u. 8. p. 434. 1874) spricht ttber die 
von Nussbaum empfohlene Circumcision grosser 
Geschwure. Bekanntlich wird dabei die Haut in 
der Entfemung von 1—2 Fingerbreiten vom Rande 
des Geschwtirs ringsum bis auf die Fascie durch- 
schnitten , und der klaffende Spalt mit Lint, Wund- 
watte etc. ausgefiillt. Die dabei von Nussbaum 
betonte Schmerzhaftigkeit und starke Biutung aus 
den varikosen Vcnen vermeidet Starke durch An- 
wendung des Es march \schen Verfahren, sofortige 
Einwicklung des Gliedcs, Hoehlegung nnd Appli- 
k&tion des Eisbeutels. Phlebitis uud PyUmie sind 
bei scliarfen Venenschnitten nicht zu ftlrchten. Die 
ziehenden Schmerzen verschwinden , das frUher 
schwerfdllige Beiu kommt den Kranken leichter nnd 
beweglicher vor. Die hyperUmischen Grannlationen 
werden bliisser, die profuse Sekretion schwindet, die 
Vemarbung beginnt sofort, nocli bevor sicli der Ge- 
schwUrsgnmd zum Niveau der Riinder erhoben hat, 
nnd obgleich letztcre noch steil und calltis sind , so 
dass die Narben spkter eigenthtlmliche Depressionen 
mit wallartigen Kftndem darstellen. 

Die Operation eignet sich jedoch vorwiegend nnr 
ftir tiefe calldse Geschwtire, weniger fUr grosse 
FlAchcngeschwtire ohne Callositkten, die nur so lange 
bessere Heiltendenz zeigen, als das Ringgeschwilr 
noch nicht verlieilt ist. Vf. sclireibt den gflnstigen 
Einfluss des Verfahrens nicht allein, wie Nuss- 
baum, dcr Bescluankung der Blutzufulir , sondera, 
was selir nabe liegt, haupts&chlich der Entspannung 
der GeschwUrsr&nder zu. Dass diese Auffassung 
richtig ist, lftsst sich leicht erweisen, wenn man den 
Schnitt nur an einer Seite des Geschwilrs fllhrt, wor- 
anf die Vemarbung dann immer auf dieser beginnt. 
Vf. besclirankt sich daher meist aucli auf Umschnei- 
dung desjenigen ltandes, welcher besonders feBt und 
callbs ist, bevor/.ngt an den Extremitilten namentlich 
Qnerincisionen als die am meisten kluffeuden , und 
unterbricht die Scbnitte ab und zu , um so kleinere 
Geschwure zu setzen, weil diese schneller heilen, als 


ein zusammenhangendes grosses. Um ein Wieder- 
auf brechen der ktlnstlich gesetzten Geschwtire , was 
Hbrigens der grdsseren Resistenz ihrer Narben halber 
Belten ist, zu verhindem , vermeidet man mbglichst, 
sie auf Knochenvorsprtlngen, z. B. Crista tibiae, an- 
zulegen. Vf. wendete Ubrigens das Verfahren mit 
gutem Erfolge niclit bios bei chronischen Unter- 
8cbenkelgescliwttren , sondem bei alien Ulcerationen 
an, welche in ihrer Heilung durch Fixirung und Zer- 
rung dcr Render gestdrt wurden, so beim Ulcns pro- 
minens der AmputationsstUmpfe, beim Malum perfo- 
rans pedis, bei einem grossen Decubitusgescliwtlr am 
Trochanter major nnd einem eben solchen am Kreuz- 
bein , deren R&nder durch das Gehen und die Be- 
wegungcn des Rumpfes bestftndig gezerrt wurden. 

Oberstabsarzt Dr. Bure hard (Deutsche mil.- 
krztl. Ztschr. III. 11. p.633. 1874) empfiehlt, unter 
Vorstellung eines sehr prompt geheilten syphilitischen 
grossen IJnterschenkelgeschwtlrs, eine Modifikation 
des als unn6thig eingreifend bezeichneten Nuss- 
baum’ tchen Verfahrens, welche ohne Erzeugung 
neuer Geschwtire die Entspannung der Narbe da- 
durch erzielt , dass man durch eine plastische Ope- 
ration die Narbenrknder in der Richtung der stftrk- 
sten Spannung einander nfthert. Er empfiehlt danx 
winklige Schnitte in nftchster Umgebung der Narbe 
so anzulegen, dass die Haut in dem nach der Narbe 
zu offenen Winkel gegen letztcre verschoben werden 
kOnne. Die aussern Schnittrander werden durch 
Nahte vereinigt, so dass der verschobene Hautlappen 
in seiner Lage fixirt bleibt. Bei Anwendung seines 
antiseptischen Carbol-Politurverbandes heilten die 
Schnitte p. pr. intentionem, wfthrend die Vemarbung 
des Geschwtirs rasch fortschritt. Die frtlher immer 
wieder aufgebrochene Narbe ist seitdem trotz ange- 
strengten Steliens fest geblieben. 

Ueber das varikdse Geschwiir finden wir (in der 
Deuteeh. mil.-ftrztl. Ztschr. HI. 2. p. 67. 1874) eine 
langere Abhandlung von [Stabsarzt Dr. Thurm, 
aus welcher wir Folgendes hervorheben. Vf. be- 
klagt die stiefmUtterliche Belmndlung dieses so hSu- 
figen uud tllckischen Leidens in den Lehrbflchern, 
namentlich vermisst er jede Andeutung seines Vor- 
kommens an andem Stellen , als an den untem Ex- 
tremitiiten, wklirend es nicht Belten aucli im Gesicht, 


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V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


63 


am Penis, Scrotum, imMastdarm, (lberhauptan alien 
venenreichen Orten des KOrpers sich findet, und an 
den zuletzt erwfthnten hilufig zu Verwechslungen mit 
specifischen Geschwtlren VeranlassuDg giebt. Es 
entsteht in Folge anomaler Erweiterung der Venen 
nnd dadurch bedingter Emahrangsstdrung der Haut. 
In der Regel geht die Erweiterung von den grcisseren 
Hautvenen aus und pflanzt sich von da auf die klei- 
neren Venen und Capillaren fort; jene ist haufig 
wieder die Folge von Stauungen in den Hauptvenen- 
gtUmmen durch Erkrankungen der groasen Unter- 
leibsdrtlsen, Schwangerschaft etc. Mitnnter existirt 
jedoch kein greifbarer Grand fttr die Dehnung der 
groasen Venen der Unterhaut , dieselbe scheint in 
einem besondem Bau der Venenwande begrttndet zu 
sein , daher Varices und varikdse Geschwllre auch 
erblich sind. Endlich finden sich solche aucb bei 
ganz gesunden Menschen mit sehr langen Beinen ; 
offenbai' sind hier die fttr die gewOhnliche GrOsse 
eines Menschen ausgebildeten Faktoren der Fortbe- 
wegung des Vepenblutes nicht mehr hinreichend [?], 
dieses senkt sich nach abwiirts nnd dehnt die 
Venen aus. Die Phlebektasien allein sind indessen 
zur Geschwttrsbildung meist nicht hinreichend , dazu 
mttssen andere Momente den Anstoss geben , meist 
mechanische Insulte , aber auch Schadlichkeiten an- 
derer Art, wie chemische und thennische Reize. 
Letztere kdnnen sogar allein bei h&ufiger Wieder- 
holung eine Entztlndung der Wttnde der kleinen Haut- 
venen and damit eine lokale Phlebektasie hervor- 
rafen. 

Im Gesicht wird znr Bildung von Phlebektasien, 
auch ohne dass Abusus spirituosorum oder Emphysema 
pulmonum zu bestehen braucht, schon durch die ana- 
tomische Anordnnng der Gefttssbahnen eine Pradis- 
position geschaffen, indem nach Luschka hier 
(namentlich in der Mitte der Wangen) den Capillaren 
das Blut von verschiedenen Seitcn zugeftthrt wird 
und der Venenabfluss im Verhaltniss zum arteriellen 
Zuflnss ein geringer ist. Bei Trinkern hat Vf. nicht 
selten hartnttckige Geschwtlre im Gesicht beobachtet, 
welche alle Charaktere eines varikoaen darboten. 
Von varikOsen Geschwtlren des Penis berichtet er 2 
F&lle aus seiner Praxis. Sie waren mit Varicen der 
Vorhaut , stark blauer Farbung der Eichel, teigiger 
Schwellung in der Umgebung vergesellschaftet und 
brachen nach vortlbergehenderHeilung immer wieder 
anf ; Infektion liess sich vollkommen ausschliessen. 
Ihr Lieblingssitz ist nach Vf. die Corona glandis. 
Ebenso werden am Scrotum littufig in Verbindung 
mit dem ebenfalls durch die varikSaen Erweiterungen 
der Hautvenen hervorgerufenen Ekzem Geschwllre 
beobachtet (meist wohl durch Kratzen in Folge des 
hefldgen Juckens veranlasst), die man ihrer Beschaf- 
fenheit nach als varikdse bezeichnen muss. Das- 
selbe gilt noch mehr von vielen Geschwtlren im Mast- 
darm und am Anus bei Hamorrboidariern, auch hier 
ist meist gleichzeitig heftiges Jucken und Ekzem zu 
constatiren. 

Die genauere Entstehung der varikOsen Ge- 

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schwilre stellt T h. folgendermaassen dar : Sind die 
Wande der ektatischen Hautvenen in gentigend star- 
ken Reizzustand versetzt, so beginnt eine Massen- 
auswanderung besonders weisser , aber auch rother 
Blutzellen, zomal aus den kleinen Gcf&ssen, mit 
gleiclizeitiger Transsudation von Flttssigkeit, es ent- 
steht parencliymatose Schwellung. Unter gttnstigen 
Umstknden kann die Entzttndung wieder schwinden, 
bei weiter 1'ortwirkenderUrsache indessen und ausse- 
ren Reizzustandcn tritt Neubildung und Zerfall der 
Gewebe, Eiterbildung, Maceration der Oberhaut ein, 
und das Geschwtlr ist fertig. Ein Haupthindemiss 
der Heilung bildet die fortdauemd massenhafte Aus- 
wanderung der Blutzellen und die Transsudation aus 
den erweiterten kleinen Venen und Capillaren. In 
dem der Behandlung gewidmeteu Capitel betont Vf. 
die viel zu wenig gewttrdigte, auf die etwa bestehen- 
den Grandursaclien gerichtete allgemeine Therapie, 
Beseitigung der Unterleibsstockungen , Hebung der 
Herzki'aft , der Emahruug etc. Lokal hat er von 
kreuzweisen Scarilikationen durch die ganze Ge- 
schwttrsflache mit nachfolgender Heftpflasterein wick- 
lung sehr- gute Erfolge gesehen und macht von die- 
sem Verfahren Gebrauch, wenn die Nussbaum’- 
sche Circumcision zu eingreifend wai'e. Bei nicht 
zu grossen Geschwiiien mit gexinger Degeneration 
wird statt des Heftpflasters guter auf Leinwand ge- 
strichener Tischlerleim zur Bedeckung und Eiuwick- 
lung empfohlen. Um die Veneustauung zu beseitigen, 
wird die vertikale Suspension des Gliedes nach 
Volkmann in Vorschlag gebracht, ferner an die 
von Paul Vogt zur Beseitigung von Varicen em- 
pfohlene Ergotininjektiou erinnert, und, namentlich 
bei gleichzeitigen elephantiastischen Zustanden, statt 
der Unterbindung der Hauptarterie deren Digital- 
compression empfohlen. In vielen Fallen ist statt 
der absoluteu Ruke massige Bewegung, natttrlich 
unter Anwendung eines Druckverbandes , eine uner- 
lassliche Beihillfe zur Heilung. 

B. Haut transplantation. 

C. Darolles (Gaz. hebd. 2. Ser. XI. [XXI.] 
25. 1874) spricht sich nach seinen Versuchen gegen 
den Nutzen der Ueberpjlanzung von Kaninchenhaut 
auf granulirende Flachen aus. Es wurden Stttckchen 
aus der Haut des Kaninchenohres von 5Ctmtr. Lange 
und 1 — l 1 /a Ctmtr. Breite, besteheud aus der Epi- 
dermis, Cutis und einem Theile des Uuterhautzell- 
gewebes, auf eine grosse gut granulirende Wunde 
libertragen und durch Goldschlagerhautchen und eine 
passende Bandage befestigt. Sie gingen bald feste 
Adhasionen mit der Unterlage ein und behielten ihr 
normales Aussehen etw& bis zum 15. Tage, ohne 
dass jedoch der fttr das organische Anheften trans- 
plantii'ter Epidermisstttckchen charakteristische Epi- 
dermissaum an iliren Randera auftrat. Von dieser 
Zeit ab wurden sie allmalig etwas blasser, an eini- 
gen Stellen dllnner, an den Randera ausgezackt, 
schlttsslich von den unterliegenden Granulationen 
durchbohrt und vollstandig absorbirt, so dass am 


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V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


20. bis 25. Tage nichts mehr von ilinen zu sehen 
war und die wtthrend ihres Anheftens bedeutend 
schwttcher gewordene Eiterung in der frtthern Starke 
wieder auftrat. Bei einem 2. Versucke leiteten 
zwischen die Kaninchenhautstttcke ausgesaete Haut- 
stttckcken von dem Individuum Belbst in der gewohn- 
lichen Weise die Vernarbung ein, wfthrend jene ver- 
schwanden. 

Prof. Hayes Agnew’s (Pliilad. med. and 
aurg. Reporter XXXI. 22 ; Nov. 1874) Besprecbung 
der verschiedenen Geschwttrsformcn und deren Be- 
handlung, wobei auch die Transplantation genauer 
beschrieben wird, bietet nichts Neues. 

Dr. C. Bell Taylor (Med. Times and Gaz. 
Jan. 2. 1875), welcber behufs Beseitigung ciner 
completen Ptosia ein zu grosses Hautstilck (l'/j" 
lang, s / 4 " breit) excidirt hatte, machte den Versnch, 
dasselbe, obgleich es inzwischen 20 Min. im Opera- 
tionsbecken gelegen hatte und bereits zusammenge- 
achrumpft, kalt mid leblos war, wieder anzuheften ; 
ein Versuch, der wider Erwarten eine so vollkom- 
mene Vereinigung p. pr. intent, erzielte, dass spfiter 
das wieder eingepflanzte Hautsttlckchen von derUm- 
gebung nicht zu unterscheiden war. 

Ein sehr interessantes Verhalten transplanlir- 
ter Hautstuckchen w at trend ihres Wachsthums wurde 
in der Abtheilung von PrescottHewett (Lancet 
I. 4; Jan. 1875) beobacktet. Es handelte sich um 
ein altes grosses Unterschenkelgeschwtlr bei einem 
sonst vollkommen gesunden Individuum. Die 6 auf- 
gepflanzten Hautsttlckchen heilten vollkommen an 
und wucksen bis zur Grosse eines Schillings. Yon 
da ab wurde das Centrum jedes Fleckchens langsam 
absorbirt, so dass schltlsslich 6 weisse Hautringe auf 
dem rothen Geschwttrsgrunde sichtbar waren. Trotz 
der 'centralen Absorption wuchsen die implantirten 
Sttlckchen in der Peripherie weiter, bis sie sich 
gegenseitig erreichten. An der Stelle des Contakts 
je zweier Ringe trat jetzt Absorption des Epithels 
ein und es entstanden, ganz analog wie beim Zusam- 
mentreffen zweier Psoriasisflecke Oder anderer Haut- 
ernptionen, achter- and kleeblattformige Figuren, 
welche nun als solche in der Peripherie immer wei- 
ter wuchsen. Als sie das inzwischen auch vom Rande 
des Geschwttrs krttftig vorgeschobene Narbenepithel 
erreichten, wiederholte sich in dicsem der Absor- 
ptionsprocess, und auf diese Weise war binnen Kur- 
zem alle neu erzeugte Epithelbedeckung verzehrt 
und das Geschwtlr in den frtthern Zustand verse tzt. 
Ein 2. Versuch mit 2 nahe einem Geschwttrsrande 
implantirten Sttlckchen nahm ganz denselben Ver- 
lauf ; es wurde daher auf die Transplantation ver- 
zichtet und die Ileilung auf andere Weise erreicht. 

Der Bericht Dr. Hickl’s (Wien. med. Wochen- 
schr. XXV. 31. 1875) tlber die in Prof. Wein- 
-lecliner’s Abtheilung des Rudolphshospitals ge- 
machten Hauttransplantationen entkttlt , wie diess 
nach den jetzt fast zum Ueberfluss gemachten beztlg- 
lichen Verttffentlichungen in der Natur der Sache 


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liegt, nichts Neues. In 62 Fallen warden im Gan- 
zen 1296 Hautl&ppchen transplan tirt , von welchen 
824 (65°/o) anheilten. Es wurden nur gut gr&nu- 
lirende, bereits von den Rttndem her veraarbende Ge- 
schwttre ausgesucht ; stttrkere Eiterung hatte keinen 
schttdlichen Einfluss, eben so wenig Alter, Constitu- 
tion u. s. w. Von Geschwllren mit starker Narben- 
spannung in der Umgebung fielen die bereits ange- 
heilten Lttppchen kttufig wieder ab , bis die Circum- 
cision bessere Verhttltnisse geschafifen. Die Haut- 
stttckchen wurden mit Iltllfe von Pincette und Hohl- 
scheere, seltner mit dem Spitzbistouri abgetragen, 
ohne das subcutane Fettgewebe mitzunehmen, auf 
die gereinigte, nur selten seicht scariiicirte Geschwtlra- 
flttche ausgebreitet , mit Stanniol bedeckt und durrii 
Pllasterstreifen befestigt. Bei dem alle 24 Stunden 
erfolgenden Verbandwechsel Absptllung der Wunde. 
Der Umfang der Sttlckchen variirte von Haferkom- 
bis Bolmengrosse, die Anzahl war immer eine mdg- 
lichst grosse (einmal 105 in derselben Sitzung), weil 
man die Erfalirung gemacht, dass die einmalige 
Transplantation vieler Lttppchen bessere Resultate 
gab als wiederholte Ueberpflanzung weniger LApp- 
chen. 

Bei Misslingen der Ankeilung bekommen die Ge- 
schwtlre httutig ein schlechtes Aussehen, ihre Benar- 
bung verzogert sich sehr ; zweimal trat selbst Ery- 
sipel auf. Die Beobachtungen tlber die Verttndenm- 
gen der Lttppchen nach der Implantation, sowie das 
Urtheil tlber die Qualitttt der erzeugten Narben und 
deren Ursache sind die bekannten. 

^ J. A. Vddrenes (Rec. de m&n. de m6d. etc. 
milit. .3. Sdr. XXXI. p. 18. Janv. — F6vr. 1875) be- 
dient sich zur Aussclineidung der fttr die Transplan- 
tation bestimmten Hautsttlckchen des Beer’schen 
Staarmessers. Er sciineidet mitt els dieses das Hant- 
stttckchen nur von der einen Seite aus, so dass es an 
der andern noch durch eine schmale Brttcke zusam- 
menhttngt ; diese wird mittels einer gekrttmmten 
Scheere durchschnitten und das Hautsttlckchen , das 
danacli auf der Scheere liegen bleibt , wh'd mittels 
einer Pincette auf die Spitze einer Granulation ge- 
legt und mit Heftpflaster befestigt. V. theilt 15 Fttlle 
mit, in denen wegen zum Theil gangrttnoser and 
Behr ausgedehnter Geschwttre und Substanzverluste 
durch Eiterung (in einem Falle war das Geschwtlr 
am Unterschenkel 20 Ctmtr. lang und 5 — 8 Ctmtr. 
breit und heilte nach 11 Transplantationen) , zum 
Theil auch auf frischen blutenden Wundflttchen die 
Hauttransplantation ausgeftthrt wurde. In alien Ftti- 
len wurde Heilung der Geschwttre erzielt, obwohl 
nicht alle transplantirten Hautsttlckchen anheilten 
and mitunter oft wiederholte Transplantationen vor- 
genommen werden mussten. Verbttnde mit alkobol- 
lialtigeu Mitteln scliienen ungttnstig auf die danacli 
ausgefUhrte Transplantation zu wirken. Einig e 
Transplantationen von Kaninchenhaut missgltlckten. 
Transplantation der ganzen Hant ist nach V. bei 
blutenden, Transplantation der Epidermis bei eitern- 
den Wunden indicirt. (Riegner, Breslsu.) 


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V. Chirurgie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 


545. Trtramatlaohe Varioen in den Bauch- 
wahdnngen; von Dr. de Beauvais. (Gaz. des 
Hftp. 66. 1875.) 

Die Varicen der Baachwand , die in Folge von 
Trauma entstehen, sind iua VerhAltnisse zu denjenigen, 
die Symptome von Affektionen der Eingeweide des 
U uteri eibes und des Beekens sind, selteu. 

Ein 47jfUir., kriiftig gebauter Arbeiter wurde wegen 
einer ubrigens raseh gun-tig verlaufenden Verletzung des 
Auges anfgenommen. Docli fGhlte s!ch Pat. sehr schwach 
iimi die in Folge seiner Klagen angestellte Untersuchung 
ergab zimachst anamnestisch , doss er vor 16 J. zwischen 
einen schweren Uisenbahmvagen und einen llaufen Steine 
gerieth. Ttei dieser Gelegenheit erlitt er starke Con- 
tnsionen, deren Details er niclit mehr zu geben verraoehte 
and die ihn raehrere Monate ans Bett fesselten nnd eine 
ilaaernde Schwache liinterliessen ; seit jener Zeit traten 
An fa lie von Angina pectoris auf und er bemerktc, dass 
die oberflaclilichen Venen der ('ervikal- und Abdoininal- 
tregend stark anschwollen ; die (’ervikal venen scbwollen 
spRter ab , anch die Abdominal varicen verkleiuerten aich, 
wartn jedocli noch deutiich siehtbar. B. fand einen 
grosser! . oherflachlich vcrlaufenden Varix , der vielfach 
gekHlmmt von der rechten Seite der Schamgegcnd nach 
anfwarts blsznrTiabelgegend verlief und aich dort in zwei 
Aeste theilte. Der nacli aussen liegeude starker ent- 
wickelte Ast, der die Dicke einer starken Gansefoder 
hatte, verlief bis zur Achselhoblc, indein er allmalig klei- 
ner wurde und sich scblusslich ganzlicli verier, wahrend 
der innere weniger voluminose Ast bis zur recliten Brust- 
warse ging; dieser Ast zeigte an seinem Urepruuge ein 
varikuses Packet von der Grosse einos Ganseeies. Von 
iliesem zweiten Aste gingen zablreiche anastomosirende 
Zweige zu Varicen, die ans einciu auf der linken Seite der 
Schamgegend entspringenden , aber bedeutend kleinern 
Varicenstamm entsprangen. Die Schamhaare waren 
reebta weiss, links naturlicli gefarbt ; die Untersuchung 
ties Herzens ergab coucentrisclie Hypertropbie ohne Klap- 
penfehler; Lungen und Unterleibseingeweide waren nor- 
mal. Das Becken zeigte eine jedenfalls traumatische 
Deformitat des linken Huftbeina , es war eine theilwelae 
Depression dieses Rnocheus nnd eine Abweichung des 
correapondirenden Tlieiles der Crista ilium vorhanden. 
B. haJt diese Knoclienveranderungen fGr die Kesiduen 
einer Knoclieufraktur , die Pat. vor 15 J. erlitteu hatte. 

Auf Grand der Untersuchung des Kr. nahm B. 
an, dass die allgemeine StOrung im Venensystem and 
die au8serordentliche collateral Venenentwicklung 
ihren Grand in einer Stdrang der Cirkulation in der 
nntem Hohlvene habe, die wiederum die Folge jener 
traumatise hen VertUiderungen im Becken sei. Die 
gehemmte Cirkulation in der V. cava inf. — die 
Hemmnng hatte whhrscheinlich ihren speciellen Sitz 
an der TheUuhgsstelle — stellte sich durch Ver- 
mittelnng der erweiterten W. epigastricae und der 
snfacutanen Bauchvenen her. 

Einen flhnlichen Fall hatCruveilhierin seiner 
Anatomie pathologique (16. livraison , planche 6) 
verOffbntlicht. (Asche.) 

546. Zur Casuistik und Behandlung der 
Verletsungen. 

A. Kopf. 

Einen ausserordentlich wertlivollen Beitrag zur 
Lehre von den Kopfverletzungen und ihrer Be- 
handlung enthalt die gelehrte und fiberans fleissige 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 


Abliaudlung : ,,Statiatik der Trepanation bei Kopf- 
verletzungen , besonders bei Schussfrakturen des 
SchAdels“ von 8tabsarzt Dr. B 1 u h m ( Arch. f. klin. 
Chir. XIX. 1. p. 119 ; 2. p. 171 ; 3. p. 453. 1876). 

Von alien andem Verletzungen unterscheiden 
sich die des Kopfes durch vier ihnen ausschliesslich 
znkommende Zustknde, n&mlich Commotion, Com- 
pression u. Quetschwunden des Gehirns, sowie durch 
Reizung und Entzflndung der Himhaute und der 
Hirnsubstanz. Man war Aber die Wichtigkeit nnd 
Bedeuteamkeit dieser Verletzungen stets einig, uicht 
so liber ihre Behandlung; denn wahrend ein Tbeil 
der Chirnrgen bei jeder Kopfverletzung die Tre- 
panation empfahl , holdigten andere dem starrsten 
Nihilismus. Wahrend Boyer und Blasins, in 
neuerer Zeit Legouest, H. Fischer nnd ganz 
besonders S6dillot, der anch Tie prftventive Tre- 
panation wieder eingeftihrt wissen will, die Operation 
warm befHrworteten, lassen Beck, Brnns,Che- 
lius, Paget, Bergmann, Roser sie mu’ far 
bedingt indicirt gelten , wahrend die grOssere Mehr- 
zahl der Chirurgen sich als Gegner der Trepanation 
bekennen. Unter diesen letztern sind besonders 
Hill, Abernethy, Dupnytren, v. Walther, 
Lbffler, Malgaigne, Dieffenbach, Stro- 
meyer, v. Nussbanm, Larrey, Esmarch 
zu nennen. 

Nach den verschiedenen Urtheilen der Chirurgen 
eine therapeutische WQrdigung der Operation fest- 
zustellen , scheint bei der totalen Divergenz der An- 
sichten und der gewonnenen Resultate uicht mdglich 
zu sein, und Vf. hat daher sich der Millie unterzogen, 
die verclffentlichton Falle von Trepanation zu sam- 
meln , wobei Entfernimg der Sch&delknochen odei 
von Theilen derselben durch Sage und Meissel nnd 
die Erhebung deprimirter Fragmente durch Zange 
und Hakchen der Trepanation gleich geachtet wurde, 
da diese Operatiouen ja im Wesent lichen Dassclbe wie 
die Trepanation bedingen. Dieses masse nhafte sta- 
tistische Material — Vf. hat 923 Falle geaamnielt 
und in vorliegendei' Arbeit nach den wesentlichen 
Gesichtspunkten analysirt — wurde gem&ss der Art 
nnd Schwere der Verletzung eingetheilt und ergaben 
sich hieraus folgende Abschnitte. 

1. Schadelcontusionen incl. Abaprengnng der Tabula 
int. allein, u. zwar a) ohne, b) mit Verletzung der ansaern 
Bedeckungen. II. Schadelflssoren a) ohne , b) mit Ver- 
letzung der aussern Bedeckungen. 111. Naht-Diaatasep 
a) ohne , b) mit Verletzung der aussern Bedeckungen. 
IV. Schadelfrakturen , die wieder in jene 2 Gnippeu zer- 
fallen ; die erste der beiden Hauptgrnppen zerfSUt In 
2 Unterabthellnngen 1) ohne, 2) mit Depression, wahrend 
die zweite der beiden Ilauptgruppen in 3 Unterabtheilnn- 
gen 1) ohne, 2) mit Depression , 3) Lochfrakturen und 
-8chtt*so zerlillt. Eine dritte Hauptgruppe zu IV. blldan 
die F&lle , bei denen eine Angabe uber den Zustsnd der 
aussern Bedeckungen nicht gemacht ist ; hier ist zu unter- 
scheiden, ob ohne oder mit Depression (Unterabtheilung 1 
und 2). V. Knochenwundcn des Schadels mit folgenden 
Grnppen : a) dnrch stumpfe Gewalt (incl. Knochenstrelf- 
schflsae), b) dnrch sohneidende, c) dnrch steohende 
Werkzeuge. VI. Nicht n&her beschrlebene , mit Trepa- 
nation behandelte Kopfverletzungen. 

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GG V. Chimrgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


Jeder Fall ist nach dieaer Eintheilung sufgeffihrte 
und ausserdeni nach Symptomen geordnet, welche stets 
in folgender Anordnung wiederkehren : a) SchSdelcaries 
Oder -Nekrose , b) Pott'ache Eiteranaaminlung , c) Hirn- 
drnck (lurch Knochendepression , Fremdkorper und 
Kuochenhyperostose , d) Hirndrnck durch traumatisches 
Ulutextravasat , e) Hiruquetschwunden , 0 Hirnwunden 
durch scharfe Werkzeuge, g) traumatisehe Meningitis und 
Encephalitis, aowie Uirnreiz durch Fremdkorper and 
Knochensplitter , b) Himerschutterung , i) Himcontusion, 
k) Hirnabscesse , 1) Epilepsie , m) fehlende Angabe der 
Symptome. 

Sftmmtliche Fftlle aiud mithiu in 16 Abschnitte 
untergebracht und fllr jede Art von Verletzung, also 
fllr jeden Abschnitt ist das Resultat nach Symptomen 
und Indikationen , sowie andererseits nach der Zeit 
der Operation suinmarisch und nach Procents&tzen 
zusammengestellt ; in gleicher Art sind die Schussver- 
letzungen besonders hinzugefttgt. Am Schlusse be- 
findeu sich noch Tabellen , welche ergeben , mit 
welchem Erfolge bei den oben angeftlhrten Sympto- 
men oder Indikationen die Trepanation verrichtet ist. 

Der Leser wird hieraus schon ereehen , mit wel- 
chem nngeheuren Fleisse Vf. die einzelnen Fftlle ge- 
prllft und welche Arbeit er mit der Analyse derselben 
geliefert hat. Gleichzeitig ergiebt sich hierans aber 
aneh die Unmdglichkeit, die Arbeit, ihrer Wichtigkeit 
gemAss, zn excerpiren. 

Die vom Vf. aus seinen Forschungen gewonnenen 
Resultate stellen sich folgendermaassen dar : in 
den 923 Fallen von trepanirten Kopfverletzungen 
gena8en450 (48.75°/ 0 ) und starben 473 (51.25%) ; 
hiervon waren 8chnssfraktoren des Schftdels 297, 
wonach 143 (48.15°/ 0 ) genascn und 154 (51.85%) 
starben. — Von den 114 primftr Operirten starben 
C3 (55.26%)? von 158 sekundftr Operirten 64 
(39.24%) n. von 59 spAt Operirten 20 (33.90%). 
In 592 Fftllen war keine Zeitangabe gemacht, von 
diesen Kr. genasen 266, wAhrend 326 (55.07%) 
starben. Wird diese Zahl nach dem VerhAltniss 
der Trepanationen vertheilt, bei denen die Zeit an- 
gegeben ist, so ergiebt sich filrprimfire Trepanationen 
55.03 , fOr sekundAre 49.89 und fllr SpAttrep&na- 
tionen 47.56% MortalitAt. 

SchAdelcontusionen gaben im Ganzen 52% Mor- 
talitAt, die SchAdelfis8uren eine solche von 36.6% ; 
die Nahtdiastasen hatten sAmmtlich einen gtlnstigen 
Ansgang ; von SchAdelfraktnren belief sich die Mor- 
talitAt auf 49.65% ; die Knochenwunden des Schft- 
dels ergaben eine MortalitAt von 38.8 2%. Hierbei 
wollen wir besonders die Hirnabscesse erwAhnen, 
die ftlr die Trepanation die HAlfte gflnstig verlan- 
fener Fftlle ergaben. 

Was die Schussfrakturen des Sch&dels speciell 
anbelangt , so ergaben diese , wie schon oben mitge- 
theilt , ftlr die Trepanation einen MortalitAtssatz von 
51.85%; die 28 primAren Trepanationen hatten 
hier 64.29%, die 25 sekundAren 42.86 und die 9 
Spftt-Trepanationen 11.11% MortalitAt; in 232 FAl- 
len war die Zeit nicht angegeben. Wdrde man diese 
letztem in derselben Weise, wie oben ftlr sAmmtliche 


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Fftlle von Trepaaationen , verhAltnissmAaaig verthei- 
len , so erhAlt man ftlr die primAren Trepanationen 
nach Schussfrakturen eine MortalitAt von 55.47°/ 0 , 
fdr die sekundAren eine solche von 50.78% und ftlr 
die SpAttrepanationen 43.90% , so dass also anch 
hier die SpAttrepanation sich am gtlnstigsten herans- 
stellt. 

Schlttsslich giebt Vf. sein Urtheil dahin ab, dass 
statistisch die primAre Trepanation im Allgemeinen 
die ungtlnstigsten , die sekundAre bedentend bessere 
und die SpAttrepanation verhAltnissmAssig gnte Re- 
sultate gewAhrt, and zwar so, dass sie den Vergleich 
mit an andern KOrpertheilen gebrAuchlichen Opera - 
tionen aushAlt. 

Noch ungtinstiger gestalten sich ftlr Schussfrak- 
turen die primAren und sekundAren Trepanationen, 
wfthrend die SpAttrepanationen hier ebenfalls sehr 
gtlnstige Resultate ergeben. 

Im folgenden Falle, der in Ri chefs Klinik 
zur Beobachtung gekommen ist (Gaz. des HOp. 21. 
1876), Hess sich eine genaue Diagnose der Schftdel- 
verletzung noch wAhrend des Lebens stellen. 

Bei einem jungen Manne , der aus dem era ten Stock - 
werke eines Hauses herabgesturzt war , wurde eine an»- 
gedehnte Sehadelfraktur mit blutig-serSsem Ausflusse aus 
dem Ohre, vollstandigem Verlust des Bewusstseins, Korns 
und Muskeicoutraktur in beiden obem Extremitaten nach- 
gewiesen. Richet schloss hieraus, dass eine Contusion 
des Gehims auf beiden Seiten Oder wenigstens eine Cere- 
bralaffektion in Folge von Gegenstoss anf der entgegen- 
gesetzten 8eite gleichzeitig mit der direkten Gehirn- 
affektion vorhanden sein musse. In den untern Extreml- 
taten schien die Motilitat erhalten zu sein; es war all- 
gemeiner — - doch nicht ganz vollstandiger — Verlnst der 
Sensibilitat und Lahmnng der Blase vorhanden. Die 
Antopsie ergab cine ausgedehnte Fraktur des SchlSfen- 
beins, die sich in die Basis cranii bisdicht an das Foramen 
inagnnm erstreckte ; in beiden Gehirnhemispharen starker 
Blutergus8 ; das ganze Cornu sphenoid, des Gehirns auf 
der Seite der Fraktur war stark gequetseht , in Detritus 
verwandelt; auf der entsprechenden Stelle der entgegen- 
gesetzten Seite befand sich ein starker Blnterguss und 
eine eben so bedeutende Laaion der Gehirnsubstanz. 

Gosselin (1. c.) stellte in seiner Klinik einen 
ehem&ligen Matrosen vor, der vor 16 J. in Folge 
ein es heftigen Sclilages eine grosse Kopfwunde mit 
Comminutivfraktur des Stirnbeins, Bloslegung des 
Gehims und Encephalocele davon getragen hatte. 
Die Heilung erfolgte unter Bildung einer grossen, 
noch sichtb&ren eingezogenen Narbe ; die Knochen- 
substanz hatte sich nicht wieder hergestellt. 

G. macht auf die Verschiedenbeit der Kopf- 
wunden in Bezug auf die Prognose aafmerksam , die 
von dem Alter der Pat. und dann auch von allge- 
meiner Diathese, speciell von Alkoholismus abhftngig 
ist, da man oft bei anscheinend geringen Kopfver- 
letzungen den Tod erfolgen sieht, wfthrend zuweilen 
nach grossen Lfisionen Genesung eintritt. 

B. Herz. 

Einen neuen Beleg daftlr, dass nach Verletzungen 
des Herzens das Leben noch lAngere Zeit wfthren 
kann , giebt ein von D e 1 e n s in der Pariser Cha- 
ritd beobachteter Fall (Gaz. des HOp. 105. 1875). 


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V. Chimrpie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 67 


Ein 39JShr. Mann versetzte sieh fn trunkenem Zu- 
stande nrit einem kleinen einschneidigen Dolchmesser, 
(lessen Klinge nnr eine Lange von 10 Ctmtr. hatte, 8 
Stiche in die Pracordialgegend. Zwei von diesen Wunden 
hefanden sich im 3. Intercostalraume und an der 4. Rippe 
4 Ctmtr. nacji links von der Medianlinie, wShrend die 3. 
sieh im 5. Intercostalraume etwas nnter- und innerhalb 
von der Brustwarze befand. Der Herzstoss war nnter 
diescr letzten W unde deutlich zn fuhlen , in der Pracor- 
dialgegend bestand geringe Danipfung des Schalles ; die 
Herztdne waren an der Spitze sehr dnmpf , an der Basis 
nicht wabmehmbar. Am nkchsten Tage traten Delirien 
und linkseitige Hemiplegie auf ; die Dampfung des Schal- 
les in* der Pracordialgegend war etwas verbreiteter ; an 
der llorzspitze der 2. Ton gespalten. In den nachsten 
Tagen tTaten noch bronchitisehe Erscheinungen, die schon 
frfiher bestanden hatten , in verst&rktem Maasse auf und 
am 12. Tage erfolgte der Tod. 

Autopsie. An der hintern und seitlichen Partie der 
linken Pleura alte Adhaaionen ; der vordere Tbeil des 
Perikardium und der entspreohende Theil der Lunge mit 
einer dfinnen Exsudatschicht bedeckt; im linken Pleura- 
sacke ein rfithliches Serum ; auf der aussem Flache des 
Perikardium keine Spuren vou Verwunduug; 2 Stellen 
der Thoraxwand leicht ekehymosirt. Das Perikardium 
enthielt 40 bis 60 Grann. einer gelbiichenFlussigkeit und 
zeigte an seiner Innern Flache 2 schrage wcissliche Strei- 
fen, die mit einem dunklen llofe umgeben waren und den 
eketaymot. Stellen an der Thoraxwand, sowie zweien der 
Wunden entsprachen ; das serbse Blatt des Perikardium 
war mit flbrin5sem Exsudat bedeckt. Am Herzen selbst, 
17 Mmtr. oberhalb der Spitze und links vom Septum sah 
man einen unregclmassigeD Einrlss , deT die Sonde ein- 
dringen Bess. Im Gehi.rn fand man Zeichen von Menin- 
gitis und eineu Blutpfropf in der Art. fossae Sylvii dextra. 

Einen weitern hSchst bemerkenswerthen Beitrag 
zur Casuistik der gelieilten Herz wunden Iieferte Dr. 
E d. Stic Ii zn Nflrnberg (Deutsch. Arch. f. klin. Med. 
XIV. 2. p. 251. 1874). Derselbe betrifft den wei- 
tem Verlauf eines schon im J. 1862 von Dr. Rup- 
precht verflffentlichten Falles, fiber welchen auch 
in unsem Jahrbttchern (CXXI. p. 77) berichtet worden 
ist. Der Vollst&ndigkeit lialber wiederliolen wir 
jedoch die Hauptzflge auch des anfftnglichen Ver- 
laufes. 

Im J. I860 hatte sich der 43jahr. Maler B. in einem 
Anfalle von Melancholie mit einem Stilet mebrere kleine 
und an der Stelle des Herzstosses eine tiefe Wnnde bei- 
gebracht, so class beim llerausziehen des Stilets sofort 
eine massenhafte Blutung eintrat. Ein Arzt verschloss 
die Wunde mit Heftpflaster und brachteB. in das Hospital, 
wo er fur todt anfgenommen wurde. Der Kr. war puls- 
los und reagirte selbst nicht auf Beruhrnng der Cornea 
dnreh Lidzncken. Die ganze links Brusthohle war mit 
Blut gefullt , der Perkussionston von oben bis unten ge- 
dampft, die Athmung nicht wahmehmbar. Die Heft- 
pflasterstrelfen warden entfemt, nach thunlichster Ent- 
leertmg des Blutes durch Drucken des Thorax mit Essig- 
ather und Reibnng mit warmenTuchern Wiederbelebungs- 
versache gemacht and kfinstliche Respiration eingeleitet. 
Nach lingerer Zeit fing das Blot an starker zu fliessen, 
die Cornea wurde reizbar und selbststandige Athmung trat 
ein. Nach 12 Std. konnte der Kr. sogar leise sprechen. 
Er wurde hoeh gelagert, eine Eisblase auf die Wnnde ge- 
legt, Wein gereicht und grosste Rube angeordnet. Fieber 
und Schmerzen waren gering. Am 2. T. traten peri- und 
endokardiale Reibungsgeransche , spater fiber der ganzen 
linken Thoraxhilfte anf. Am 4. T. zeigte sich im Unter- 
bantzellgewebe eine dnnkelbl&ue Sugillation fiber den 
ganzen Rucken and die Hinterseiten der Ober- und Unter- 
schenkel. Bei Verenchen , die man mit dem betr. Stilet 


an Leichen anstellte , wurde nnter lOmal 7mal die Herz- 
spitze getroflfen nnd der Ventrikel geoffnet. 

Bei dem enormen Blutverlust , dem peri- und endo- 
kardialen Gcrausch bestand kein Zweifcl , dass der Ven- 
trikel geoffnet sein mnsste , trotzdem erfolgte die Heilung 
ziemllch schnell, so dass Pat. am 33. T. entlasscn werden 
sollte. Plotzlich traten jedoch beftiges Fieber, Athemnoth, 
Hasten , blutige Sputa , knrz alle Zeichen einer centralen 
Pneumonie ein. Die Genesung erfolgte schr iangsara und 
erst am 80. T. konnte B. entlassen werden. Einige Jahre 
befand sich B. ganz wohl , als er eine Apoplexia [Em- 
bolia?] cerebri mit Erbrechen , Schwindel, Ohrensausen 
and Schwache des rechten Armes erlitt. Den Arm konnte 
er etwas erheben, nacli einigen Tagen sogar leicht be- 
wegen, jedoch nicht einen geraden Strich damit machen. 
Es wurde damais eineErabolie vom chronisclientzandeten 
Endokardinm aus diagnosticirt. Der Zustand besserte 
sich , bis in noch spaterer Zeit Tobsucht eintrat , wegen 
welcher B. in dielrrenanstalt kam. Dort constatirte man, 
dass die Herzaktion verlangsamt (40 — 60 Schlage in der 
Minute) und unregelmassig war. In den letzten Monaten 
vor dem Tode wurde Pat. hydropisch , hatte ofters starke 
Athemnoth, etwaa Eiweiss im Bparlichen Urin, spater Er- 
Bcheinungen von Lungeninfarkt und brandige Geschwure 
an den odematosen Theilen, und starb endlich unter den 
Zeichen des Marasmus 6 Jahre nach der Verletzung. 

Die Sektion ergab Folgendes : Lange magere Leiehe, 
Hant schlaff , von gelblichem Colorit. Unterextremitaten 
geschwollen , an den Unterschenkeln in der ganzen Ans- 
dehnung dunkelblaue schmutzige Sugillationen , die Hant 
znm Theil verschorfend. Am rechten Unterschenkel elm 
grosses brandiges Geschwur mit Demarkationslinie. Unter 
der verschorfenden Hant das Unterhautzellgewebe eitrig 
inflltrirt, znm Theil janchig. Musknlatnr in den obern 
Partien missfarbig. Schadeldach normal compakt, an 
der Innenflache, bis anf einige Pacchionische Drfisen, 
glatt. Harte Hirnhant massig injicirt, innen glatt. Innere 
H&ute massig injicirt, besonders in den Sold stark wetss 
getrubt , schr wenig Sdematos. Sulci namentlich in der 
hintern Partie klaffend ; Windungen anffallend schmal. 
Hirnsubstanz von normaler Consistenz , massig blntreieb ; 
Rindc schmal , rSthlich gran , im Marke zablreiche kleine 
Blntpunkte. Im hintern Tbeii der rechten Hemisphare in 
einer Windung dieRinde in der Lange von 1.5Ctmtr. ein- 
gesnnken nnd in eine schmalc braunlichgelbe Schicht ver- 
wsndelt. In den etwas dilatirten Seitenventrikeln etwas 
farbloses klares Serum ; Plexus normal ; grane Commissar 
nicht vorhanden ; centrale Ganglien normal. Die iinke 
Hemisphare des Kieinhiras normal; in der rechten die 
weisee Schicht zah , mit feiner glanzloser , mattweisser 
Zeichnnng. An der Basis Hante wenig getrfibt and ver- 
dickt. Arterien stark gefullt, stellenweise etwas skle- 
rotisch. 

Bnut. In den Pieurabdblen etwa 600 Grmm. gelb- 
iiehes Sekret. Lnngen frei, der reebte Mittellappen dnreh 
einige flbrin5se Strange mit dem Herzbentel verwachsen. 
Von der 8pitze dee Herzbeuteis aus ging eine etwa 3 Ctmtr. 
langfe flbrinose Brucke, der Lage der aussern Narben ent- 
sprechend , nach dem 6. n. 6. Rippenknorpei. In den 
entoprechenden Intercostalmnskeln bestanden jedoch keine 
dentlichen Narben. Pleura costalis an den Unterlappen 
mit frischem flbrinosen Belag. Beide Lnngen vorn etwas 
emphysematos, blass; grosstentheils lufthaltig, vorn oben 
massig blutreich, hell zinnoberroth und sehr trocken, 
hinten ebenso , nnr weniger roth. Die 3 rechten Lappen 
untereinander verwachsen. In den mlttlern and untern 
6 himorrhagische Infarkte. 

HerzbexUel nach anssen injicirt, Epl- and Perikardium 
dnrehans dnreh eine dfinne, ziemlich feste Bindegewebs- 
lage verwachsen. Herz 14.6 Ctmtr. breit und ebenso 
lang. Rechter Ventrikel sehr stark dilatirt, grosse, sehr 
sihe Fibringerinnsel und reichlichen Crnor enthaltend; 
Wand stark verdlckt, im Conns bis 7 Ctmtr., sohlaff; im 
nntern Theil des Conns das Endokardinm in der Anadeh- 


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68 


V. Cbirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


nung einea 20-PfennigBtucks sehnig verdlckt und die 
darnnter liegende Muskulatur von sehnigen Zugen durch- 
setzt ; mehrere Trabekel zu fibrinogen Strangen entartet. 
Pnlmonalarterien-Ostium fiber den Klappen anfgeschnitten 
10 Ctmtr., Pnlmonaltaachen entsprechend vergrSseert, 
Pnlmonalarterien und ihre Aeste entsprechend erweltert. 
(Am Lnngenhllus kelne Striktnr.) Tricnspidalis nnr an 
einigen Stellen etwas verdlckt; Zipfelhohe 1.8 — 2.6Ctmtr., 
Brelte des aufgeschnittenen Ostium 14.6 Ctmtr., rechter 
Vorhof stark erweltert, Mnskulatnr betrachtlich verdlckt ; 
Im rechten Herzohr nur Leichengerinnsel. Linker Ven- 
trlkel stark dllatlrt, reichlicb Crnor, wenig Fibrin ent- 
haltend ; Muskulatur bis 13Mmtr. verdickt, ziemlich derb; 
Mttralostium ffir 3 Finger dnrchgSngig, Zipfel gross, 
mXssig verdickt. Linker Vorhof sehr stark erweltert, mlt 
losen Gerlnnseln angeffillt, Wandungen massig verdickt. 
Valvula foram. oval, sehr gross, 3 Ctmtr. Dtirchtn., am 
vordern Rande die Klappe gar nicht angelfithet , daselbst 
ein 1.6 Ctmtr. langer, dnrch den Klappenrand verdeckter 
Spalt. In der 8pitze des linken Ventrikels fanden sich 
zwischen den Trabekeln mehrere bis kirschkerngrosse 
globnlSse Thromben mit blassgrauer Oberflache; anf dem 
Dnrcbschnitt blassgrau mlt rothen Einsprengungen , an 
einigen Stellen zu braunem Brel erweicht. Dieselben 
sassen dem Endokardinm sebr fest an und lieBsen sich 
nicht glatt losen ; die darunter beflndlichen Trabekel waren 
zu flbrinosen Strangen entartet. Anf dem senkrecbten 
Durchschnitt duroh Thrombus nnd Herzwand erschien die 
Mnskuiatnr nnter dem Thrombus in der Dicke von 6 Mmtr. 
dert, sehnig entartet, nnr mit sparlichen Mnskelresten 
vemehen. Darnnter zeigte sich im Innern der Muskulatur 
eine spaltformige Hohle von 12 — 16 Mmtr. Durchm. mit 
einer groben Bindegewebsmembran ansgekleidct und von 
einzelnen fibr&sen Strangen dnrchsetzt. An der Aussen- 
flache , dieser Stelle entsprechend , unmittelbar fiber der 
Herzspitze war eine nicht scbarf markirte , leicht weiss- 
liehe Stelle vorhanden , auf deren Durchschnitt sich eine 
dieMoskelsubstanzschrag durchsetzende sehnige, bis zum 
Rande der spaltfdrmigen Hohle reichende Narbe zeigte. 
H5her oben am Septum des linken Ventrikel cinige Seh- 
nenflecke. in der stark erweiterten (fiber den Klappen 
0 Ctmtr.) Aorta ein zaher grosser Fibrinstrang. Taschen 
rergrossert, aber gut schliessend. Innenflache der Aorta 
aeist glatt, nnr mit einzelnen, in dem absteigenden Thelle 
sahlreichem , sklerotischen , an der Oberflache fettigen 
Erhabenheiten besetzt. In der Aorta abdominalis sahl- 
reiche , ziemlich flache , fettige Fiecke. Artt. iiiacae u. 
crurales stark aosgedehnt , mit lockerem Cruor erfullt , in 
der leicht verdickten Wand sparlicbe fettige Fiecke. 

Leber, namentlich der linkcLappen, verklelnert; die 
Spitze des linken Lappens zn einer Bauchfelldnptikatur 
g'eschnrmpft , daran grenzend ausgedehnte verodete Ge- 
flasverfistelung ; die Lebersnbstanz rothbraun, wenig mar- 
morirt. Milz schlaff, Substanz dunkel violett, fleckig, 
derb. Beide Nieren vergrossert (je 13 Ctmtr. lang, linke 
6 , reohte 6 Ctmtr. breit) ; mit der Fettkapsel fest ver- 
waohsen, Substanz derb ; Scbleimhaut des BeckenB etwas 
ekchymosirt. Hamblase stark ausgedebnt , mit blass- 
brannem , trfibem Ham geffillt; Muskulatur dfinn und 
sehlaff. Venen der Scheidenliaut und der Samenstrange 
dilatirt nnd geschlangelt. Magen und Darme stark aus- 
gedehnt ; Scbleimhaut des Magens n. Dnnndarms mfissig, 
des Dickdarms stark vends injicirt. 

Es 1st mithin unzweifelhaft , dass durch das In- 
strument der linke Ventrikel geOffnet worden war. 
Dass der Tod nicht sofort durch Verblutung eintr&t, 
liess sich dadnrch erklAren, dass bei der stark ver- 
minderten Herzkraft ein Gerinnsel die Wnnde dauernd 
verschliessen konnte, bis die Vereinigung erfolgte. 
An der getroffenen Stelle war eine Myokarditis ent- 
standen , welohe vollsttadig ausheilte und nor jene 
Hfthle hinterUess. R&thselhaft bleibt es nnr, dass 


die bedeutenden Ver&nderungen des Herzens inFolge 
der Verletzung nicht groasere Stdnmgen herbeigeftlhrt 
batten. 

In Bezug auf die Prognose bei Verletzungen des 
Herzens im Allgemeinen hebt S t. hervor , dass die- 
selbe je nach der Art und der Stelle der Ver- 
letzung verschieden ist. Wthrend Zerreissungen nnd 
Quetschungen eine ausseret sehlechte Prognose dar- 
bieten, ist dieselbe bei Stich- und Schussverletzungen 
besser. Die Gefahr wird um so grosser , je grosser 
und breiter das Instrument , je ticfer und breiter die 
Wundc, je dttnner die betroffene Muskelschicht ist. 
Am gefkhrlichsten sind dahcr die Wunden des rechten 
Vorhofes, dann folgen die des linken, hierauf die des 
rechten, zuletzt die des linken Ventrikels. GrOssere 
Gefahr bedingen femer Wnnden, bei denen die 
Muskelschicht der Qnere nach getroffen ist, alssolehe, 
bei denen das verletzende Werkzeug derLSnge nach 
eingewirkt liat. 

Schl(ls8lich erwalmen wir noch einen dem Vf. 
von Prof. Zenker mitgetlieilten Fail, wo die Kugel 
nach einern Selbstmordversuche in der Herzgegend 
eiugedrungen war, einen Theil der lounge diireli- 
bohrt , am Herzen eine Wnnde gerissen hatte , oknr 
doe Perilardium zu verletzen , und frei im Pleura 
raume gefunden wurde. Der elastische Herzbcutel 
war offenbar von der Kugel ausgestillpt worden 
und hatte melir Widerst&nd leisten kdnnea als das 
brflchige Herz. 

C. Unterleib. 

Dr. P. Blum berg (in Tiflis) verdffentlicht 
„drei glttcklicb geheilte Falle von penetrirenden 
Bauchwunden mitVorfall desNetzes, behandelt nacb 
der Methode von Pirogoff“ (Deutsche Ztschr. f. 
Chir. VI. 3. 1875. p. 243.) 

Die weaentlichste Frage filr Behandlung dieser 
Verletzungen ist, ob das vorgefallene Netzstttck 
wieder in die Bauchhdhle reponirt oder abgeschnit- 
teu , abgebunden oder ecrasirt werden , oder ob man 
dasselbe in der Wunde liegen lassen soil. Neu- 
ddrfer, Emmert ratben das Netz zu reponiren, 
Busch rflth , brandig gewordene Netzstticke in der 
Hflhe der Wunde abzubinden , das vor dem Fadeu 
liegende Stllck abzusclineiden und den Stnmpf in der 
Wunde liegen zu lassen. Nussbaum u. Barde- 
leben rathen, wenn eine Verlothung noch nicht 
stattgefunden , das Netz zu reponiren. Pirogoff 
erklftrt die Ligatur des ganzen vorgefallenen Netz- 
sttlcks filr ein rohes Verfahren ; nach ihm soil das 
Netzstilok — gleichviel ob es gross oder klein, 
intakt oder verletzt ist — niemals reponirt werden. 
Er gicbt an (Grundzflge der allg. Kriegschirurgie. 
Leipzig 1864. p.576), 4mal einen glticklicken Aus- 
gang bei nicht reponirtem Netzvorfail erlebt zu habtt), 
erinnert sich aber keines einzigen nach der Repo- 
sition. Es sei am zweckmftssigsten, das vorgefallene 
Netz ausserhalb der Bauchwonde liegen zu lassen. 
Die von Vf. anf diese Art behaadelten ViUe sind 
folgende. 


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V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. ,fr0 


I. ElnSOjihr. Menscta hatte ralt einem breiten Dolche 
eine Sttohwundc in den Baueh bekommen , die slch links 
and anterhalb vom Nahel befand nod 2'/i" lang war. 
Ails derWunde war eine unverletzte Darmschlinge heraue- 
getreten , welche reponirt wnrde , and ein faustgrosses 
Stflck Netz, von dessert Oberflfiche eine blntig-serSse 
Flfissigkeit secernirt wnrde. Das vorgefallene Stack wnrde 
mit Carbolglycerin verbnnden , innerlich Opium gereioht. 
Am 13. T. nacb deT Verwundung war das Stuck Netz be- 
reits auf die Halfte zusammengeschrumpft , von Gangran 
zeigte sieh keine Spur; die reichlich seeernirende Obcr- 
fliehe hatte ein frisches Ansehen , die Temperatur stieg 
nie fiber 38° C. Am 25. T. n. d. Verl. betrug der Durch- 
meseer dee vorgefallenen Netzee nur etwa 1“ ; dasselbe 
zog eich allmalig zurfick ; es wnrde zuletzt in der H5he 
der Wunde mit Lapis gcbeizt. Sechs Wochen nach der 
Verletzung verlicss Pat. v511ig genescn das Krankcnhaus 
and die Narbe war eo coneolidirt , daes der Eintritt elner 
Heraie nicht zn beffirchten zu sein echlen, der Voreicht 
wegen wurde Jedoch das Tragen eines Verbandes mit 
Pelotte anempfohlen. 

II. Ein 30Jahr. Mann war ebenfalle ralt einera breiten 
Dolcbe verletzt worden. Aue der Wunde, welche eich 
drei Finger broit nach innen von der 8p. ilium ant. sup. 
befand nnd eine Lange von etwa 1" hatte, war ein Stuck 
Netz fast von der Gr5sse einer Faust vorgefalien. Die 
Temperatur stieg bis auf 38. 6“ C. Sechs Tage nach der 
Verwuudnng wurde ein kleiner Theil des vorgefallenen 
Netzes gangrands und flel einige Tage spater ab. Der 
Heilungsvorgang nahra rasch seinen Fortgang, das Netz 
zog sich allmalig in die HauchhShle zurfick , bis sicb die 
Wonde schloss. Pat. konnte 1 Mon. naeh der Verl. als 
geheilt entlassen worden. 

III. Eine 24jahr. Frau hatte durch einen breiten 
Dolch eine l’/j" lange Bauch wunde in der Linea alba 
etwas fiber dem Nabel davongetragen, ans der elnePann- 
schltnge nnd ein Stfick Netz von betrfiehtlicher Grfisse 
vorgefalien waren. B. reponirte die Darraechlinge nnd 
legte, um sie sichercr zurfickzuhalten , im unteni Wund- 
winkel eine Naht an. Sechs Wochen nach der Verwun- 
dtmg wnrde Pat. geheilt entlassen , ohgleich im Verlanfe 
der Verletzung partielle Peritonitis eingetreten war. 

In einem 4. vom Vf. mitgetheilten Falle war ein 
Stuek Netz von der Grfisse einer halbcn Spielkarte vor- 
gefallen und wnrde 3 Std. nach der Verl. reponirt. Nach 
7 T. erfolgte der Tod, und die Sektion ergab weder eine 
Verletzung des Darraes noch des Netzes, sondern nur 
Zeichen einer hoohgTadigen Peritonitis. 

Hiernach glanbt Bl. folgende Regeln aufstellen 
r,u kflnnen. Erstens: das aus einer penetrirenden 
Banchwnnde vorgefallene Netz darf niemals reponirt 
werden. Das Netz ist ein sehr zartes Organ, es wird 
da, wo es von der Hautwnnde nipgeben ist, ge- 
quetscht unfl bei der Jseigung (S t r o m e y e r) der 
Netevenen, Phlebitis und pylmiscbe Krscheintmgen 
bervorenrufen , sowie in Anbetraoht des Umstandes, 
dass Incarceration serscheimi ngen filr das Netz schon 
bei dem zehnten Tlieile dess Dnicks eintreten, der zur 
Einklemmung einer Darmachlinge erforderlich ist, 
wird das reponirte Netz stfick in derBanclihdhle leicht 
brandig werden, aber such in dem in der Bauchhdhle 
liegenden apgrenzenden TtjeiJe des Netzes cntstehen 
apt^tindlkhe Verandeningou durch die aus den hran- 
digen Theilen des Netzes in dieGefaase des normalen 
Netzes hinflberwandernden VenenpfrBpfe. Aueh die 
JfljuupqUtiqn bei der Reposition ist bei einem go 
zarten Organe ftlr Grregung ron Entafindung mit 
ihren Folgen voo Bedeutang. 

Die Zweite Regel ist , dass das Abschnei^en des 


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vorgofalLenen Netzstflcks gefabrvoll ist. Hier liegt 
die Gefahr einer Blntong nalie , wodurch selbst Bint 
in die Bauchhdhle ergossen werden kann , wenn 
selbst das vorgefallene Sttlck recht weit von der 
Hautwunde abgesclmitten wird. Ahschneiden und 
Reponiren ist unmOglich, da mit Sicherheit nicht alle 
Gefksse unterbunden werden nnd die Ligaturfaden 
eine Reizung des Peritonaiun hervorrufen kflnnen. 
Uebrigens bietet das Absclmeiden , auch wenn es ge- 
fahrlos wire, keinen Vortheil, da das abgescbnittene 
Ende in der Hautwnnde stecken bleibt und diese 
nicht geschlossen werden kann. 

Drittens ist das Abbiuden des Netzes g&nzlich 
zn verwerfen, da hierdurch kilastlich Einklemmungs- 
gefahr hervorgerufen wird nnd da das Netz nicht nur 
nach aussen von der Abschntlrungsstelle , sondern 
auch nach innen in EntzUndung versetzt wird und 
gangritnescirt. Ebenso wfirde das Abtragen des 
prolabirten Netzes mit dem Ecraseur nicht minder 
gefahrvoll wie das Abbinden sein , da die Gefabrcn 
des Abbindens — wenn auch in geringerem Maasse 
— dem Ecrasement gleichfalls znkommcn. 

Als letzte Regel stellt B 1. auf, dass man das 
prolabirte Stfick Netz ausserhalb der Wunde liegen 
lassen soli , wobei es sich allmlllig mit Granulationen 
bedeckt u. endlich zurflckzieht. Schon Dupuytren 
hielt dieses Verfahren ftlr das richtige. B 1. glanbt 
sich nach seiner Erfahrung — in Tiflis sind Dolch- 
wunden sehr hllufig — berechtigt, auszusprechen, 
daBS, wo keine Verletzung eines GefAsses im Innem 
des Banches oder eine Darmverletzung mit Austritt 
des Darminhaltes in die BauchhOhle die absolute 
Tfidtlichkeit bedingt, bei penetrirenden Bauch- 
wunden , die ja selten ohne Netzvorfall vorkommen, 
die Behandlung diess thnt , die das Nichtreponiren 
des Netzes fllr einen Kunstfehler ansieht. 

Einen weitern Fall von Heilung einer penetri- 
renden Banchwnnde mit Vorfail des Netzes ohne 
Reposition theilt Dr. B. Johnen in DUren (a. a. 0. 
VI. 6. p. 598. 1876) mit, ohne jedoch dje eben 
mitgetheilten Ansichten Blnmberg’s unbedingt 
zu theilen. 

Zunichst bedarf die von B 1 u m b e r g angeffihrte 
Aeusserung Pirogoff’s, dass er nach Reposition 
des Netzes keinen einzigen glticklichen Auagang ge- 
sehen habe , einer Berichtigung , da J. in der ein- 
schlftgigen Literatur mehrere derartige Falle mit 
glttcklichem Auagang, zura Theil trotz ganz verzwei- 
felten Coraplikationen , verzeichnet gefunden hat. 
Auch Billroth hat den Rath ertheilt , vorgefallene 
Netzstficke nicht zn reponiren , und nach dem Zeug- 
nisse Zablocki’s ist dieselbe Ansieht — ausser 
von Dupuytren — auch von Malgaigne auf- 
gestellt worden. Nach J.’s Ansieht mass sich bei 
den in Rede stehenden Verletzimgen das Verfahren 
nach den jedeemaiigen Umstftnden richten. J.’s 
Fall let folgender. 

Ein 32jahr. Mensch bekam einen Messers tich in den 
Unterlcib. J. sah den Verletaten nach etwa 2 Std. und 
ij&Ud eine 4 Ctmtr. lange Wiu$e dicht anterhalb 


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70 


V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


Nabehi , 4 tjuerflnger breit nach links , aus der eln Stfick 
Netz von der Ordeae eines Ginaeeies hervorragte. Bei 
dem Versuche , das Netz zu reponiren , hatte er das Ge- 
fuhl , als ob er natssen Schnee drucke und als ob dabei 
Gewebsqurtschungen nnd Trennungen stattfanden. J. 
stand daher von weitera Kepositionsversuchen ab , nnd 
nm ein Verschieben des Nctzes unmdglich zu machen, 
legte er in beide Ecken derWunde eine Karlsbader Nadel 
ein und fasste mit jeder einen Theil dcs Netzes mit. Am 
10. T. war die Geschwulst in einen schwarzen , schmie- 
rigen , daumdicken Strang verwandelt, den Vf. mit der 
Scheere absohnitt ; es zcigte sich , das* der Stiel mit den 
Banchdecken feet verlothet war; die Wunde fing bald an 
frisch zu granuliren ; docb verzogerte sich die Heilung 
dnrch einen in der Umgebung sich bildenden handteiler- 
grossen Abscess. Pat. konnte jedoch nach 2'/ s Mon. 
vollig arbeitsfahig entlassen werden ; nur mnsste er eine 
passende Binde tragen, da die Narbe Neignng zur Hernien- 
bildung zeigte. (Asche.) 

547. Die Laryngostriktur und ihre Hei- 
lung duroh den kunstlicben Kehlkopf; von 
Dr. C. Reyher. (Arch. f. klin. Chir. XIX. 2. 
p. 334. 1876.) 

Narbige Laryngostrikturen nach Typhus, Va- 
riola u. s. w. kbnnen so bedeutend sein, dass sie das 
Lumen des Kehlkopfs so verengern , d&ss dasseibe 
ftir den Luftstrom undurchgtingig ist. Nach An- 
legung einer Trachealfistel und Offenlialten derselben 
ist das Sprachvcrmtigeu (loch fast glcich Null. Zur 
FlUsteraprache wird dann der exspiratorische Luft- 
strom verwendet, und wenn auch der Kr. schlflsslich 
eine Luftbcwegung zur Mundhohle hin zu bewirken 
lemt, so ist die FlUsteraprache doch nur sehr leise 
und die Bewegung so schwach, dass die Bildung ge- 
wiaser Consonanten m, n, w, 1 und ebenso des h un- 
mbglich ist. Um den vollen exspiratorischen Luft- 
s tram in die Rachenhbhle einzuleiten , hat man die 
Dilatation der Striktur versncht, doch bildete sich 
die alte Striktur immer wieder, sobald man die Bou- 
giebehandlimg aussetzte. Kann man ein Bougie 
immer liegen lassen , so kann sich die Striktur nicht 
wieder verengern. Wird ein solches Bougie hold 
gemacht und unter Verschluss des extratrachealen 
Endes der Trachealkanflle mit dem untern Ende in 
diese letztere eingefllhrt , so ist der Zweck erreicht 
und die FlUsteraprache inbglich. FUgt man in die 
Dilatationskanttle noch einen Strikturapparat ein, so 
haben wir diePhonationskanUle des Gussenbauer’- 
schen ktinstlichen Kehlkopfs und es wird ftir den 
Kranken ejne Iaute , aber monotone Sprache errnbg- 
licht. 

Vf. theilt einen Fall mit, in dem nach Perichon- 
dritis laryngea eine Striktur zurttekblieb, die nur ftir 
Sonden feinster Gattung durchgftngig war, aber 
keine Luft durchdringen Hess. R. spaltete unter 
dem Schutze der Trendelenburg’ schen Kantile, 
welche 60 Std. liegen blieb, den Larynx ; die Ope- 
ration war sehr mtihsam ; durch allmAlige Dilatation 
gelang es schliesslich, einen Zinnkolben von 12Mmtr. 
Dicke Monate lang liegen zu lassen. 

Da die Pat. also ein permanentes Dilatatorium 
vertrog nnd man axraehmen mnsste, dass sie ftir 

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ilir Lcben ein derartiges Instrument tragen wttrde, 
so wurde statt der TrachealkanUle und des Zinn- 
kolbens ein Gussenbauer’ scher ktlnstlicher Kehl- 
kopf eingeftilirt. Der Erfolg war entsprechend ; es 
trat eine normale Fltistcrstimme ein und alle Con- 
sonanten konnten ausgesprochen werden. Sowie 
die Metallzunge eingesetzt wurde, trat lante — 
allcrdings monotane — Sprache ein ; doch zog Pat- 
es vor, ohne Metallzunge zu sprechen, da die Ath- 
mung ilir dadurch zu sehr erachwert wurde. 

(A 8 c h <$.) 

548. Resektion des Kehlkopfs bei Ii&ryngo- 
stenose; von Prof. Dr. G. Heine in Png. (Arch, 
f. klin. Chir. XIX. 3. p. 514. 1876.) 

Die Bedeutsamkeit der totalen Kehlkopfsexstir- 
pation ist durch die mitgetheilten F&Ue auaser alien 
Zweifel gestcllt und II. legte sich die Frage vor , ob 
nicht bei andem Erkrankungcn imd Verengerungen 
als carcinomatdsen eine vollsttindige oder auch nur 
eine theilweise Exstirpation (ftir letztere kann auch 
die Bezeichnung ,,Resektion“ gewfthlt werden") sich 
empfehlen dftrfte. Solclie Verengerungen treten 
namentlich nach syphilitischen Erkrankuugen ein uud 
sind nicht immer rein narbiger Natur, sondem es 
tritt zuweilen ein Einsinken des Knorpelgerflsts ein, 
oder es kommt in Folge von cinem hyperplastischen 
Entztinduugsprocessc eine Verengerung zu Stande. 
Gerade in diesen letztem Fallen haben die bisherigen 
Behandlungsmethoden gtinstige Erfolge nicht anfzn- 
weisen vermocht, da die Dilatationsmethoden bisher 
nocb nie das normale Lumen des Kehlkopfs herge- 
stellt haben. In dem folgenden Falle hat Vf. es mit 
Erfolg veraucht, die Wiederherstellung der Kehl- 
kopfshOhle durch die Abtragung eines Theils der die 
seitlichen Wftnde des Organs bildenden Knorpel zn 
erzielen. Dass ein solcher Eingriff mbglich sei, so- 
wie dass sich in die zurtickbleibende Halbrinne aof 
die Dauer eine Kantile einlegen lasse , konnte nach 
den bei derTotalexstirpation gemachten Erfahrungea 
nicht zweifelhaft sein. 

Ein 23Jahr. Kranker hatte vor 16 Jahren zuerat an 
Heiserkeit gelitten. Nach Verlauf von 6 Jahren hatten 
sich Athem und Hustenrelz zur hochgradigen Dyspnoe ge- 
steigert , so dass die Tracheotomie gemacht werden 
mnsste. Nachdem spater in Folge einer Erkaltnng eine 
Anschwellung der Fnsse und des ganzen Kdrpers einge- 
treten war, zeigte sich bei seiner Anfn&hme in die Klinik 
DyspnSe nnd ein umfangliches Geschwur anf der iinken 
Seite des Nasenrfickens mit derbera Grunde nnd von kno- 
tigen Wnchernngen besetzten Randern. DieUntersncbong 
zeigte femer , dass die Kehlkopfhdhle nnterhalb der Epi- 
glottis in der H5he der Stimmbander bis auf eine stock* 
nadelkopfgrosse Oeffnimg verschlossen war ; die Oeffnong, 
die nor ftir eine feine Sonde durchgangig war, setzte sich 
nach der nach der Tracheotomie zurtickgebliebenen Tts- 
ohealfistel zu fort. Die Athmung war sehr muhsam, die 
Inspiration langgezogen u. pfeifend. Es wurde die Diagnose 
auf sklerosirende Chondro - Perichondritis gestellt, die, 
wie sich spater herausstellte, die Folge von Syphilis war. 
Der Pat. wnrde mit Methylen-BichlorHr (das Prof. Heine 
seit einem Jahre bei alien seinen Operationen mit bestem 
Erfolge anwendet) narkotisirt und dann die Trachealflstel 
nach oben nnd nnten erweitert ; dann wurde ein Schnitt 

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V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


vom Zungenbeine auf der Mittellinie des Schild- and Ring- 
knorpels bis zu der sndern Wunde gefnbrt, wobei die 
Knochenschecre zu Hfilfe genommen werden musste ; end- 
lich wurden die Knorpelhiilften ausewandergezogen , das 
Perichondrium losgehebelt und dann rait der Knochen- 
scheere die Halften auf jeder Seite abgetrageu. Die 
Wunde verkleinerte sich rasch ; es wnrde ein kunatlicher 
Kehlkopf eingesetzt ; schon am 12. Tage konntePat. feste 
Nahrung zu sieh nehmeu. Der allgemeine Ernahrungs- 
zustand hob sich. Pat. konnte in den ersten Monaten nach 
seiner Entlassung arbeiten ; dann aber traten Schlingbe-- 
schwerden ein, DyspnSe und Fieber. Die Untersuchung 
ergab neue Geschwure am Kehlkopfe ; ansserdem Infil- 
tration beider Lungenspitzen, der Pat. schlQsalich erlag. 

Vf. fligt als selbstverstandlich hinzu , dass nicht 
fttr jede Kehlkopfsverengertmg die Resektion des 
Kehlkopfs anwendbar sei , dass vielmehr fttr viele 
Fllle die einfache Laryngofissur oder Laryngotomia 
thyreoid, ohrie Abtragen von Theilen der Wand zur 
Einlegung einer Kantile gentlge. Nnr wo dieses Ver- 
fahren sich als nicht ausreichend erweist, soil die 
Resektion gemacht werden, und man kann zu der- 
selben schreiten, nachdem man die Laryngofissur 
gemacht diese aber sich nicht als ausreichend ge- 
zeigt hat. 

Den von Qussenbauer angegebenen kttnst- 
lichen Kehlkopf hat Vf. so modificirt’, dass die La- 
rynxkanille in ihrem obern Theile von vorn nach 
hinten etwas plattgedrttckt ist ; dann ist sie an ihrer 
Umbiegungsstelle stilrker gekrttmmt, so dass ihr auf- 
steigender Theil etwas mehr nach vorn gerichtet ist, 
und um diess zu erzielen , muss die Kanttle in die 
Oeffnung an der Convexitftt der Trachealkanttle 
nicht genau eingefttgt, sondern ihr eingewisserSpiel- 
ramn gegeben werden , wobei an dem Schilde der 
Trachealkanttle die von L 11 e r angegebene Vorrich- 
tung angewendet wurde. Durch diese Modihkationen 
ist es erreicht, dass die Kanllle den Kranken in kei- 
ner Stellung des KOrpers drtlckt , auch beim Schlin- 
gen nicht. Die gemeinsame Oeffnung beider KanQlen 
ist dnrch einen leicbt abnebmbaren Deckel verschlos- 
sen ; dnrch eine hinter dem Schild eingeschaltete Kant- 
schnkplatte wird das Entweichen eines Theils der 
Exspirationsluft dnrch die Trachealwftnde verhtltet. 
Bei eingelegtem Zungenapparat und aufgesetztem 
Deckel konnte Pat. nur milhsam athmen ; Vf. liess 
daher den Znngenthefl in der Kanllle drehbar machen, 
was er dadurch bewerkstelligte , dass die Drehung 
dnrch einen kl einen, platten an der HalsOfinung der 
Larynxkanttle hervoretehenden und dieselbe luftdicht 
abochliessenden Handgriff gemacht wird, der nicht 
mehr als einen Viertelkreis betrSgt. Durch eine 
Aenderung der Lange und des Kalibers der Zunge 
wurde endlich ein etwas tieferer, die menschliche 
Stimme besser nachahmender Ton erzielt. 

(Asch6.) 

549. VoUstandige Exatirpation des Kehl- 
kopfiB; Tod nach 14 Tagen ; von Prof. H. Maas 
in Breslan. (Arch. f. klin. Chir. XIX. 3. p. 506. 
1876.) 

Ein 67Jahr., vielfacb an Rheumatiamua leldender und 
dem Alkobol ergebener Polizeibeauiter klagte aeit elniger 


Zeit fiber zunehmenden Druck im Halse und fiber Heiser- 
keit. Die Unterrochung ergab einen von der rechten Seite 
dea Larynx uber die Stimmbander sich entwickelnden und 
raach wachaenden Tumor, der bald eine aolche Laryngo- 
stenoac verursachte, dass die Tracheotoniie gemacht wer- 
den musste. Da jedoch durch das Weiterwachseu der 
Geschwulst das Schlingen beeintrachtigt wurde , so dass 
Pat. schliisslich garNichts mehr geniesseu konnte und der 
Versnch, eine weiche und dunne Schlundsonde einauffih- 
ren, an der ubergrossen Schmerzbaftigkeit scheiterte, 
entschloss sich M. zur Exstirpatiou, die in dem Bette des 
Pat. auagefuhrt wurde. Da bei der Tracheotomie ein 
Versuch zu chloroformiren nicht gelungen war, wnrde 
diessmal zuvor eine Morphiuininjektion gemacht, wodurch 
eine leidliche Narkose erzielt wurde, wahrend welcher 
man das Che yn e-Stokes’ sche Phauomen beobachten 
konnte. Eine modiflcirte Rose sche Lagerung wurde 
dad arch erreicht , dass nnter die Mitte der RfickenwiTbel- 
siule des Pat. eineFussbauk geschoben wurde. Nachdem 
vomZungenbein zur Trachealwunde eine Incision gemacht 
worden war , wurden die Seitentheile des Larynx (da der 
ganze Kehlkopf vom Tnmor erfullt war) mit dem Eleva- 
torinm freigelegt und dann die Ligg. hyo-thyreoid. and 
thyreo-epiglottica zuerst abgetrennt. Dann wurde der La- 
rynx vom Oesophagus abgeidst, nach vorn geklappt und 
von hinten her seine Verbindung mit der Trachea durch- 
schnitten. Pat. fuhlte sich nach der Operation relativ 
wohl, ohne Schmerzen, und da er eine starke Abneignng 
gegen die Schlundsonde zeigte, wurde von der Wnnde ana 
eine Kautschukrohro von b Mmtr. Weite tief in den Oeso- 
phagus bis in die Niihe derKardia eingefuhrt. Die Wunde 
verkleinerte sich rasch , so dass Pat. schon am 9. Tage 
das Bett verliess. Zu einer [schon bestehenden Bronchi- 
tis trat jedoch Pneumonie hinzu and am 14. Tage nach 
der Operation starb Patient. 

Die den Kehlkopf ganz ansffillende Geschwulst er- 
wies sich bei der Autopsie als ein Adenoma flbroaum. 
Zwischen den dichtenZugen dbrosen Gewebes fanden sich 
schon makroskop. sichtbare H5hLungen,die durch eine Mem- 
brana propria, regelmassig geschichtetes Epithel u. durch 
das Lumen scharf charakterisirt waren. Die Lumina ent- 
hielten Zellendctritus oder waren leer ; die unter der olcc- 
rirten Oberflache des Tumor gelegenen Theile zeigten mit 
ihren dichten Lagen epithelialerZolleu und zwiebelfbrmig 
geschichteten Horukorpern den Charakter eines Carci- 
noma , die Geschwulst ist also als Carcinoma adenomato- 
sum zu bezeichnen. 

Im vorliegenden Falle handelte es sich abwei- 
chend von den bisher bekannt gemachten Mitthei- 
lungen am eine Indicatio vitalis ; die Operation er- 
reichte ihren Zweck; der Tod erfolgte durch eine 
Pneumonie, die Folge einer linger vorhandenen 
Bronchitis, wozu wohl auaser einer Erkftltung die 
Manipulationen an der Trachea behufs Einlegung 
eines kttnstlichen Kehlkopfs Veranlassung waren. 

Zur Zeit sind folgende Ffille von Exatirpation 
des Kehlkopfs bekannt , und zwar mit Ausgang in 
Heilung: von Billroth (Jahrbb. CLXIV. p. 44), 
Heine (daselbst p.45), Bottoni (Jahrbb. CLXVII. 
p. 270) und Langenbeck (das. p. 270; bei der 
VerOffentlichung am 7. Tage in der Heilung) ; — 
mit tOdtlichem Ansgange von M. Schmidt (Jahrbb. 
CLXVII. p. 269, am 6. Tage), Schttnborn (Pri- 
valmittheilung an Maas, am 4. Tage Tod an Pneu- 
monie) und der vorstehende Fall von Maas. 

(Asch6.) 

550. Verband mit feingepulvertem Gummi 
arabioum ; von Dr. Schleiffer in Greifenberg. 
(Bayer, iratl. Intell.-Bl. XXIII. 22. 1876.) 


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V. Chirurgie, Ophtlialmologie u. Otiatrik. 


D£r fragl. Verband, den Vf. Beit einerReihe von 
Jahren in seiner Landpr&xis angewendet hat , em- 
pfiehlt sich nicht bios durch die damit erzielten gttn- 
stigen Erfolge, sondern aucli durch seine grosse Ein- 
fachheit und leichte Anwendbarkeit. Derselbe ist 
geeignet 1) bei Wunden mit Substanzverlust , bei 
Verbrennungen 4. Grades ; 2) in chronischen Fallen : 
bei eitemden Wundflichen oder Hdhlen, beieinfachen 
und eomplicirten Gescliwilren. Das Verfahren zur 
Herstellung desselben ist folgendes. Die Wund- 
oder Gesehwlirsflfiche wird znnachst mit feinem Pul- 
ver von Gummi arabicum etwa 1 bis mehrere Mmtr. 
hoch bestreut , hierllber eine mit warraem Wasser 
durchtrankte Compresse gelegt, welche wiederum 
durch eine trockne bedeckt wird. Das Ganze wird 
durch ein griisseres Stuck Leinwand befestigt. Je 
nach dem Grade der Eiterung wii-d der Verband ein 
oder mehrere Male gewechselt. Die ganze mucilagi- 
nbse Masse bleibt an der ersten Compresse liftngen, 
man reinigt dieselbe mit carbolsaurehaltigera Was- 
ser. Die Vortheile dieser Metbode bestehen ilarin, 
dass das eitrige Sekret sich mit dem Gummipnlver 
verbindet und dadurch die GeschwHrsMche vollsttn- 
dig gereinigt wird, femer verbindert dieser Verband 
such die Reibung auf der wunden Fl&che , es wird 
ebenso eine gleichmfissige , der Granulationsbildung 
glinstige Temperatnr erzielt. (A s c h 6 .) 

561. Das Thermo - Kauterium dee Dr. 
Peqnelln ; von Prof. Dr. v. Mosetig-Moorhof 
ill Wien. (Wien. med. VVehnschr. XXVI. 29. 
1870.) 

Das Wesen des fragl. Apparates besteht darin, 
Platiublech durch Verbrennen eines Gemengee von 
atmosph&r. Luft nnd Kohlenwasserstoffgas zum 
Qltlhen zn bringen nnd glflhend beliebig lange zn ef- 
halten. Das erforderliche Gasgemenge gewinnt man 
aos Petroleumather, oder a us im Wasseibade erwfirm- 
ten Weingeiste , oder auch aus gereinigtem Terpen- 
tinUther. 

Der Apparat aelbst besteht 1) aus einem Reclpienten 
zur Anfnhhme der Gas erzeUgenden Flussigkeit, 2) einem 
Richards on ’ schen Geblase, und 3) au* dem das Platin 
tragenden Instrumente , worm sich die Verbrennung der 
Gase vollzieht. Die Entzundung nnd Verbrennung des 
Gasgemenges erfolgt ohne Flam roe und man kann durch 
rascheres oder langsameres ZufGhren des Gases die Gluh- 
hrtze regullren. 

Am Reclpienten , elner viereckigen etwa 160 Gram, 
fassenden Glasflasche ist ein langer (sebarf gekrummter 
metallener) stumpier Doppelhaken angebraeht , ura die 
Flasche an der Kleidnng des Operateurs zu befestigen. 
Es darf namlich die Flasche, falls Bie mit Petrolcumather 
gefullt ist , nicht in alien Fallen von einem Assistenten in 
der Hand gehalten werden, weil die dadurch bewlrkteEr- 
wannung der Flussigkeit zn viel Verbrennnngsmaterial 
producitt und dadurch einer gleichmassigen Verbrennung 
hfnderllch wire. Die Flasche wird heraertisch durch elnen 
Kantschukstdpsel geschlossen, den man aber vor Be- 
netzung mit der Gas erzeugenden Flussigkeit schfitzen 
muss , weil dieselbe Kautschuk lost. Durch den Pfropf 
laufen 2 reohtwinklig abgebogene, kurzmQndende Metall- 
rOhren. Die zufQhrende steht durch einen Schlauch mit 
demDoppelgeblase in Verbindung, die andere durch einen 
beliebig lange n Schlauch mit dem Operationsinstrament. 


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Letzteres besteht aus einer holzernen Handhabe und einem 
damit verbundenen lingeren oder kurzern Metallcylinder. 
Durch Jlandhabe und Cylinder lauft cin centrisches Rohr, 
durch welches das Gasgemenge getriehen wird. An sei- 
nem freien Ende tragt der Metallcylinder ein Platiublech, 
iu dessen Innerera, wie in einer abgeschloBsenen Rammer, 
die Verbrennung des Gases erfolgt. Von der Platinkammer 
fuhrt scblusslich ein frei nach aussen mundendes, das Zu- 
leitnngsrohr umgebendes Rolir ab , bestimmt zur Ab- 
fuhr der Verbrennungsresiduen. Das Flatinblech kann 
die Form der vcrschiedcnen Gluhkolben haben , oder dir 
einer hohlen Messerklinge, oder des spitzen, geraden oder 
gekrummten Gluheisens. 

Um den Apparat zur Operation fertig zu stellen, 
wird die Flasche hOchstens bis zur Halfte gefllllt, 
womfiglich mit Petroleumather , darn geschlossen u. 
das Ableitungsrohr mit den Handhaben des Instru- 
ments verbunden. Dann wird die Platinkammer 
miissig fiber einer Spiritusflamme erhitzt und nun 
erst das Richardson’ sche Geblase in Thatigkeit 
gesetzt. Ein scharfes trockenes Knistern zeigt die 
Verbrennung des Gasgemenges an und im Augen- 
blick darauf ist das Platinblech glfihend , roth oder 
weiss, je nachdem man das Geblase arbeiten lEsst. 

So lange das Geblase in Thatigkeit erhalten 
wird , bleibt das Platin in dem gewfinschten Grade 
glfihend. Unterbricht man die Zufuhr des Brenn- 
gases, so heirt das Gltthen auf, kann jedoch sofort 
wieder ongefacht werden, wenn das Platin nicht er- 
kaltet ist. Andem Falls muss das Platin erst wie- 

t 

der erwftrmt werden. 

Der Recipient muss vor jedesmaligem Gebraacb 
neu gefllllt werden. Die Fttllung, deren Quantum 
sich nach der Lange derZeit, wahrend welcber man 
den Apparat zu gebrauclien gedenkt, richtet (100 
Gram. Petroleumather ffir etwa 2 */ a Std.), darf nie 
die Halfte des Flascheninhalts Ubersteigen. Um das 
Platin nibglichst rasch zum Gltthen zu bringen , er- 
wttrme man es, ehe man das Geblase in Bewegung 
setzt Glfiht das Platin, so fibertreibe man das Ein- 
blasen nie. Bei frischem Petroleumather hate man sich 
vor Erwaraung desselben fiber die Aussentempera- 
tur. Nach jeder Operation reinige man genau die 
Platinoberflfiche. Beim Operiren, namentlich in 
gefilssreichen Gegenden , vermeide man rasebei 
Zielten des Instruments, sondern Lasse es mehr durch 
den Druck wirken. 

Gegenfiber dem Glfiheisen hat dsis Thertno- 
Rauterium folgende V ortheile. Es lisst sich in */* Min. 
zum Gebranche fertig stellen und erkaltet nicht , so 
lange man das Geblase treibt. Man kann die Hitts- 
grade sofort wechseln, viel rascher operiren, da man 
das Instrument nicht zu wechseln br&ucht, und mit 
ihm Gewebe regelmassig trennen, was mit dem 
Glfiheisen wohl nie gelingt. 

Gegenfiber Middeldorpf’s galvanokausti- 
schem Apparat bat das Thermo-Kauterium den Vor- 
theil, dass es den PorzelLanbrenuer , das Messer und 
den Spitzbrenner ersetzt, jedoch nicht die Gltih- 
schlinge, hingegen den Nachtheil, dass es stets 
glfihend ztrni Operationsfeld gebracht Werden muss, 
und dass die ausstrablende Hltze intensiver ist. Eiu 

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73 


V. CWrnrgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


bed en tender Vortheil dee Thermo-Kanterimn 1st jedoch 
der bilbge Preis mid die Einfachheit der Hand- 
habung im Vergleich zu den tbeueru nnd nur von 
kundiger Hand richtig zu handhabenden galv&no- 
kaustiachen Apparaten, die ausserdem bei Ifingerm 
Gebrauch nicht selten veraagen. Herorzuheben ist 
auch dem galvanokaust. Apparat gegenflber die 
Sehnelligkeit , mit der daa Thermo- Kauteriuui in 
Thfttigkeit gesetzt werden kann. 

Das Thermo-Kauterimn mit 2 Brennlnstrumenteo in 
einem leicht transportablen K&stcben koatet bei Herm 
Collin (ancienne maison Charri&re, Paris, 6 rue de i'eeoie 
de m^decine) 126 Frcs. ; bei Ruifolph Detert (Berlin, 
Franz. Str. 63) 126 Mk. (H. M5ckel.) 

553. Uebor pulsirenden Exophthalmus ; 
von Hermann Wolff. (Inatig. - Dissert. Bonn 
1875.) «) 

Vf. theilt die beideu folgenden, bisher nocli nielit 
beschriebenen Beobachtungen von traurnatmhen 
GefdtegpsehwuUteii in der Orbita mit. 

1) Beobachtung von Dr. Oilles in Eupen. Ein 
26jlhr. Landmann hatte mit einem Stocke einen Sehlag 
an den anssem Angenwinkel rechtereeita eriitten. Die 
ziemlich grosse Wunde war nach ca. 2 Wochen unter 
Eiterung verheilt. Erst nach 4 Mon. trat plotzlich Kopf- 
Bchmerz und Sehwindel auf, sowie Sausen im rechten Ohr. 
Letztere Erscheinung blieb permanent. Nacli weltern 
3 Mon a ten machte sich eine Hervortreibnng des rechten 
Bulb us bemerkbar. Die Untersnchung, Ende Nov. 1874, 
eigab : hoebgradigen Exophthalmos mit maasiger Injektion 
der Bindehaut, ohne Behinderung der Beweglichkeit. Die 
rechte Pnpiiie war welter nnd trSger als die Iinke , das 
Sebrermogen betr&chtlich herabgesetzt , die Papilla ge- 
schwollen n. gerfithet , die umgebende Netzhaut getrfibt, 
die Venen waren stark gefuilt und geschwollen. Unter- 
halb der Incisura supraorbitalis war eine weiche , erbaen- 
grosse Oeachwulst vorhanden, weiche sich nach hinten in 
die Orbita verfoigen Hess. Diese Geschwulgt pnlsirte 
nicht. Wohl aber pnlsirte der Bulbus seibst isocbronisch 
mit dem Radialpulse ; nach Compression der Carotis horte 
diese Pulsation auf. Am Angapfel, an der Stirn- nnd 
■SchlSfengegend wurde cin blasendes Gerauscli gehort. 
Pat. wurde innerlicb mit Secale cornutnrn behandelt. Die 
Knr war erfolgTelch. Naheres fiber die Dauer der Be- 
handlung und fiber den spatern Be fund 1st nicht ange- 
geben. 

2) In der Klinik von Samisch in Bonn wurde Ende 
Mfirz 1874 ein 23jShr. Bergmann anfgenommen, welcher 
vor 2 Mon. einen Schlag mit einem Iiolzpfahl fiber das 
Iinke Ange erhalten hatte. Ans dem Mnnde und der Nase 
war Bint geflosscn , auch war mehrstundige Bewusstlosig- 
keit eingetreten. Exophtlialmus war bereits 8 Tage nach- 
her bemerkbar gewesen , der nach 4 Wochen sich ver- 
stirkt hatte ; auch hatte sich Ohren sausen eingestellt. — 
Bei der Aufnahme fand sich der vorgetriebene Bulbus mit 
cyanotischen Gefassen uberzogen, er Hess sich znrfick- 
drficken, pulsirte und war nach aussen unbewegiicii. Gc- 
riuach und Pulsation verschwand nach Druck auf die Ca- 
rotis. Die Sehnervenpapilla war etwas weisser als in der 
Norm , das Sehvermugen war herabgesetzt. Anfangiich 
wurde ein Drackverband und wiederholte Compression 
der Carotis versncht. Nach Verlauf von 2 Monaten fuhlte 
man durch das unto re Lid hindnrch mehrere wulstige, 
ruDdikhe Strings, weiche bald an St&rke zunahmen . Auch 

*) Heim Prof. 8aemisch besten Dank fur die Zn- 

sendoag. O. 

Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 


am Nasenrfioken in der H5he der innern Lidcommissur 
wurde eine Pulsation bemerkbar. Mitte Jnni wurde au- 
erst eine Ergotinldsung eingespritzt , und zwar am ontern 
Lide. Diese wurde in den nachsten Tagen uoch 2mal 
wiederholt und im Monat Juli wnrde eine 4. Einspritznng 
in den Winkel zwischen Augenbrane und Nasenrfioken 
gemacht, wo nnterdessen eine rundliche Gfjichwulat sich 
gebildet hatte. Durch die Einspritzungen wurde zunachst 
eine starkere Sehwellung bewirkt ; dem aneurysmatischen 
Gerfiusch war ein hoher, pfeifender Ton danach beige- 
■ sellt. Pat. wurde noch bis Ende September beobachtet. 
Die Injektion der Bindehautgefasse war geringer gewor- 
den , das Behvermogen hatte sich verschlechtert. Der 
Exophthalmus hatte nicht zugenommen nnd Pat. klagte 
weniger fiber Beschwerden. 

Vf. nimmt in diesem Falle das Vorhandensein 
eines Aneurysms anastomoticum an. Nach der An- 
schauung Rivington’s, fiber weiche wir (Jahrbb. 
C LXX . p. 274) eine ausfilhrliche Mittheilung ge- 
macht haben, wttrde es sich vielmehr um eine Ruptur 
der Carotis interna im Sinus cavemosus handeln. — 
Ausserdem giebt Vf. eine knrze Zusammenstellung 
der meisten bisher bekannt gemachten Beobachtun- 
gen. Dabei ist der Irrthum mit untergelaufen, dass 
er den Fall von Vanzetti-Scaramuzza unter 
Nr. 29 und 30 doppelt aufzfihlt. Es handelt sich 
indessen, wie eine Durcbsicht der Originalmittheilang 
ergiebt , um einen und denselben Pat. , vgl. Jahrbb. 
CU. p. 53. (Geissler.) 

553. Zur Physiologio und Pathologie der 
Hornhaut. 

Dr. Ludw. v. Thanhoffer in Pest (Bei- 
trdge zur Phyriologie und Histologie der Hom- 
haut dee Augee: Virchow’s Arch. LX11I. 1 u. 2. 
p. 136. 1875) hat an Fischen, Amphibien, Vfigeln 
und Sfiugethieren zahlreiche Untersuchungen, theil- 
weise mit Znhfilfenahme neuer physikab'scher und 
chemischer Prfiparationsweisen, angestellt, deren Er- 
gebniss sich kurz in Folgendem zusammenfassen 
Ifisst. 

In der Substantia propria der Homliaut Bind 
ausser den zahlreichen stern fQrmigen „Saftkanftlen‘ < 
mit diesen zusammenhfingende grdssere Gfinge vor- 
handen , weiche von der Grundsubstanz dnrch eine 
scharfe Grenzlinie, ebenso wie die kleinem stem- 
fbrmigen Saftkan&lchen , getrennt sind. In diesen 
Gtagen verlaufen die Hornhantnerven. Die Saft- 
kanflle sind nicht blose Hfihlnngen, sondem von der 
Grandsubstanz dnrch eine wirkliche Zellenwand, die 
mit Ldchem versehen ist, getrennt. Diese Zelleu- 
wand setzt sich aua den grossen Gfingen in die stern- 
fbrmigen Saftkanfile fort. Die kleinem Nerven- 
zweige, weiche aus den Nerven in den Gftngen ent- 
springen , gehen mit den Protoplasmafortsfitzen ein- 
zelner Homhautkdrperchen eine Verbindung ein, 
nicht aber mit dem Kern der Homhautkfirperchen. 
Die am Rande der Hornhaut eintretenden Blutgeffiase 
sind von einem Lympliraum umgeben, dessen Wand 
mit Endothel ausgekleidet ist, und welcher direkt mit 
den Saftkanfilen in Verbindung steht. Die letzten 
Nervenendigungen befinden sich zwischen den palli- 

10 


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74 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otmtrik. 


sadenffirmigen Epithelzellen an deT Vorderfl&che der 
Homhant und stellen hier im Querschnitt kleine, 
gl&nzende Pflnktchen dar, welchc ala TastkOrper- 
chen aufzufassen sind und immer zwischeu je zwei 
Gipfeln der Epitlielzellen eingeklemmt liegen. Dieae 
Nervuli recti haben, bevor sie in der Epithelschicht 
endigen, die Bowraan’sche Membran durchbohrt und 
treten aus dem netzfbrmigen Nervenplexua, wie sol- 
dier unit dem Protoplasma der HornhautkOrpercben 
in Verbindung steht, senkrecht hervor. Die von an- 
dern Forschem beschriebenen Nervenendigungen sind 
nachVf. Kunstprodnkte. Das Epithel der Descemet'- 
schen Membran besteht aus Stachel- oder Riffzellen. 

Dae Verhdliniss der N erven zu den Homhaut- 
k&rperchen hat Dr. Leop. Kdnigstein (Sitz.-Ber. 
d. k. Qes. d. Wiss. zu Wien. M&rz 1875) an mitGold- 
chlorid gefilrbten PrSparaten von HomliAuten unter- 
sucht, welche 24 Std. lang in kftuflicher Salzs&ure 
mit Zusatz von Glycerin macerirt worden waren. Er 
vennochte die Endigung der Nervon in den Endo- 
thelzellen der Descemet’schen Iiant (L i p p m a n n) 
nicht aufzufinden, dagegen konnte er nachweisen, 
dass die Forts&tze der HornhautkQrperchen direkt 
mit den feinsten Endigungen der Nervenfasern zu- 
sammenhftngen. Ein Eintritt der Faser in das Horn- 
hautkOrpercben selbst war nicht zu entdecken. 

Mikroskopische Untersuchungen fiber die nor- 
malen HonJiautzeUen und deren Veranderungen 
bet der trauma tischen Keratitis sind von Theo- 
dor Meyerowitz (Inaug.-Diss. Kflnigsberg 1875. 
Druck von Julius Jacoby. 8. 63 8.) vcrdffentlicht 
worden. 

M. erzengte Keratiten bei HerbstfrSschen entwe- 
durch Einziehen eines Fadens durch die Nickhaut 
und den Bulbus (inducirte Kerat.) oder durch direkte 
Keizung der Hornbaut. Als Reizmittel benutzte er 
den Querschnitt eines mit einem Aetzmittel getrknk- 
ten Fadens oder das Gltlheisen. Die letztere Me- 
thode hklt M. ftir vorztlglicher , da man hier sicher 
ist , dass nur eine bestimmte Stelle getroffen wird. 

Die Resultate dieser Untersuchungen spreohen 
ftti- die Auffassung BOttcher’s, nur vermochte M. 
nicht zu best&tigen, dass einzelne abgeschnflrte Pro- 
toplasmakhlmpchen sich zu selbststkndigen Zellen 
mnwandeln k5nnen. Der Auffassung C o h n h e i m ’s, 
dass der Eiter lediglich aus den einigrirten weiasen 
Blutzellen entstehe, vermag M. nicht beizutreten, 
eben so wenig kann er dessen Einwand gegen 
Bdttcher's Untersnchungen , dass die Eiterzelten 
aus dem Bindehautsekret in die Aetzstelle eintreten, 
filr zutreffend halten. Die Veranderungen, welche 
die Hornhautkorperchen bis zur Verwandlung in Wan- 
derzellen durchmachen, sind nach M. folgende. Die 
Hornhautzellen vergrdssern sich sammt ihren Auslku- 
fern, dann ziehen sich letztere in den Zellenleib zu- 
rttck, welcher dadurch zu einem unregelmassigen Pro- 
toplasmaklumpen umgestaltet wird. Die Kernthei- 
lung beginnt mit diesem Procease und schreitet wei- 
ter fort , indem die Protoplasuiahaufen eine partielle 


AbschnOrung erleiden. An Stelle der mehrkernigen 
Protoplasmaballeo treten schlQsslich . in den Saft- 
ltlcken kleine, freie, runde und spindelformige Zel- 
len auf. 

Prof. Coloman B&logh in Budapest stndirte 
den Einfluss der Spharobakterien in der entzOndeten 
Hornhaut (Med. Centr. -Bl. XIV. 6. 1876). Er 
durchschnitt an Kaninchen das Ganglion Gasseri oder 
zerstfirte den N. facialis und entferate die Nickhaut, 
um den Bulbus seines Schutzes zu berauben. Bei 
der unter diesen Verhaltnissen entstehenden Kera- 
titis fand B. die Sph&robakterien der Cornea an sol- 
chen Stellen angeheftet, wo Risse im Epithel gebil- 
det waren. Die Bakterien dr&ngen sich zwischen 
die Epithelien, vermehren sich und bilden masseu- 
hafte Colonien , wobei ganze Haufen von Zellen aus- 
ein&nder geschoben werden. Sp&ter gelangen sie 
tiefer in die Cornea in die interfibrillaren Spalten, 
legen sich dann an die Hornhautkdrperchen und 
dringen sdilQsslich in das Innere derselben ein. 
Das Protoplasma der KOrperchen schwillt manchmal 
„riesenhaft“ an und vermehrt sich theils durch Thei- 
lung, theils durch Knospenbildung, „ wobei Eiter eut- 
steht u . 

Prof. Schmidt-Rimpler: fiber Homhant - 
impfungen mit Beruckeichtigung der Aetiologie 
eiteriger Keratitiden beim Menschen (Marburger 
Sitz.-Ber. 3. Mftrz 1876) bemerkt, dass er Mikro- 
kokken oder Bakterien in fast alien pathologischen 
Sekreten oder Produkten des Auges gefunden habe. 
So z. B. in dem von der Bindeliaot secernirten Eiter, 
im Hypopyon, beim Irisvorfall, im Thrinensacksekret ; 
in den Croupmembr&nen der Bindehant schienen die 
Pilze besonders reichlich vorhanden. Ob daraus 
aber auf eine besondere Infektiou zu schliessen sei, 
erscheint noeh nicht genUgend bewiesen. Schmid t 
impfte in die Hornhaut von Kaninchen versuclisweise 
ThrknenflUssigkeit vom Menschen bei akutein Tra- 
chom, ferner kksige Maaaen aus einem Staphyloui, 
Eiter von einem Ulcus serpens, Eiter von akuter 
Blennorrhbe n. von chronischem Schwellnngskatarrh. 
Diese Impfungen ergaben negative Resultate. Da- 
gegen wurde eine eitrige Ulceration hervorgerufeu 
durch Impfung mit Croupmembran vom Menschen - 
auge und von clironischer Thrinensackblennorrhoe 
solcher Individnen, welche gleichzeitig an Ulcus ser- 
pens und Hypopyon litten. 

Gust Kleinschmidt ( Ueber Keratitis bul- 
losa: Inaug.-Diss. Bonn 1876*) stellte mehrfache 
Versuche an Kaninchen an, um durch Verbrennuug 
oder An&tzung eine Blasenbildung auf der Hornhaut 
zu erzielen. Els gelang dieas nur eiumal. Die mi- 
kroskop. Untersuchung der alterirten Gewebstheile 
ergab reichliche Anlikufung von Wanderzellen in den 
oberfUlchlichen Hornhautschichten , Abhebuug des 
Epithelblattes bei intakter Bowman ’seller Membran, 
welche den U nre gelmkssigkeite u der Hornhautober- 


') Heim Prof. 8aemiscb fUr direkte Zuseadwu? 
beaten Dank. Q. 


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75 


V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


flftrhe an der 8telle der Blasenbildung folgend , wel- 
lige Ehisenkungen zeigte. — In den beiden klinisch 
beobachteten Fallen wurde ebenfalls constatirt, dass 
die Blasenwand lediglich aus der Epithelschicht be- 
gtand. Der eine Pat. hatte im Verlauf einer Ver- 
b reaming durch Schiesspulver lOmal hintereinander 
binnen mehreren Wochen auf derselben Stelle eine 
mehr oder weniger prall gefllllte Blase bekommen, 
welebe jedes Mai naeh einigen Tagen zu locker anf- 
liegenden Epithelschichten eintrocknete. Aufftlliger 
Weiae wurde gerade bei dem Eintreckneu liber 
Sehmerzen geklagt. Der 2. Pat. bezog seine Krank- 
heit anf eine Ditrchnftssnng. Der grOssere Theil 
der Homhaut linkereeits war infiltrirt, und auf die- 
sem Infiltrat bildeten rich binnen 2 — 3 Tagen wie- 
derbolt grbssere und kleinere Abhebungen des Epi- 
thels. 

Hinrichtlich der (Jrtachen und des Wesens der 
nach Durchschneidung des Trigeminus au/treten- 
den Hornhautaffektivn behauptet Dr. Senftleben 
(Vrrchow’8 Arch. LXV. 1. p. 69. 1875), dass die 
ho gen. neuropandytische Horahautentzflndung unab- 
hlngig von dem Einfluss trophischer Nervenfaaem 
sei ; wahrscheinlich gebe ea im N. trigeminns ttber- 
hanpt keine trophisclien Fasern. Nach seinen Ver- 
snchen, welche einfach dadurch angeatellt warden, 
dass nach Dnrchschneidung des Trigeminus In der 
•SchidelhShle das Auge der Versuchsthiere mit einem 
Drahtgitter llberdeckt wurde, kann weder die Ver- 
dunstung , noch kfinnen leichte Traumen die Zeratfl- 
mng derllornliaut bewirken, sondern lediglich grebe 
wiederholte Traumen, welche die anksthetische Hom- 
hant treffen, bewirken eine circmnscripte Nekrose. 
fBei der nenroparalytischenHornhautentzttndnng des 
Mensclien kann es rich doch nicht um grebe Tran- 
men liandeln ?]. Diese circumscripte Nekrose wirkt 
nach S. als Entzllndungsreiz , der eine aekund&re, 
von der Peripherie fortschreitende Entztlndung her- 
vorruft. Gegen Sinitzin bemerkt S e n f 1 1. , dass 
die Extirpation des obern Sympathicns-Ganglion am 
Halse keinerlei Einflnss auf den Verlauf der Horn- 
iiantentztlndung habe. 

Apoplexien der Cornea fand Prof. Schmidt- 
Rimpler (Mon.-Bl. f. Augcnheilk. XIII. p. 317. 
Sept. 1875) in einem Falle von Homhautgeschwflr mit 
Irisvorfall, wogegeu Oftere Punktionen in Anwendung 
gezogen waren. Bei bereits vorgeschrittener Heilnng 
zeigte sich ein frischer Bluterguss in der Homhaut, wel- 
cher aus kleinen pannflsen Gefkssen stammte. Bemer- 
kenswerth war dabei, dass sich vor den GefAasen die 
Homhautschicht in bedentender Ausdehnung abheben 
liess. Die abgehobene Decke bestand aus unver- 
sehrtem Epithel und der Bowman’schen Glasmem- 
bran, die Geftsse verliefen unterhalb der letztern 
anf der Substantia propria. (G e i s s I e r.) 

554. Zur Casoistik der oentralen reoidi- 
virenden Retinitis; von Dr. Alexander in 
Aaehen. (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 35. 36. 
1876 .) 


Die Symptomengruppe der centralen recidiviren- 
den Netzhautentzfindnng ist znerst von A. v. Graefe 
(Jahrbb. CXXXIV. p. 321) aufgestellt worden. 
Durch die Ofteren Recidive und die umschriebenen 
8kotome ist diese Form von der gewdhnlichen Reti- 
nitis syphilitica unterschieden , jene kommt lediglich 
in der Macula lutea, diese in diffuser Weise liber die 
Netzhaut lings der Geftsse sich ausbreitend vor. Vf. 
theilt einige Krankengeschichten mit, welche be- 
weisen, dass sie mit andem syphilitischen Stdrangen 
am Auge combinirt vorkommen kann. 

Im 1. Fall, der einen 23jfthr. Mann betraf, 
traten beiderseits wiederholt Irisentzttndungen mit 
Hypopyonbildung und starker Glaskijrpertrtlbung 
auf, wfthrend nach Aufhellung der Tritbung nur 
rechterseits die Maculagegend derNetzliaut grau ge- 
ftrbt, linkereeits aber die ganze Netzhaut normal er- 
scbien. Trotz wiederholter Inunktionskuren dauer- 
ten die Nachschllbe ca. 2 Jahre. — Im 2. Fall cha- 
rakterisirte sich die centraie Netzhauttrttbung sub- 
jektiv durch Mikropsie und Verzerrtsehen mit nach- 
folgender hochgradiger Herabsetzung des Sehver- 
mflgens. Im Verlauf von 3 Jahren traten 7 Reci 
dive der Krankheit auf ; unter entsprechender Be 
handlimg gingen jedocli diese Erscheinungen jedes- 
mal zurtlck. — Die 3. Kranke, eine 32j&hr. Frau, 
litt an Hautsyphiliden und Geschwtlren im Rachen. 
Ungefthr 6 Mon. nach der Infektion stellte sich zum 
erstenmal das Netzhantleiden ein. An dem einen 
Auge bestand ein sektorenfdrmiger Sehfelddefekt, 
welciier alsbald bis in die Gegend der Macula lutea 
hereinrdckte ; an dem andem war das Sehfeld in 
toto getrflbt. Nach 4 Mon. tr&t ein Recidiv ein, and 
1 Jahr darauf folgten 8 neue Recidfvc , wobei das 
la agate Interval! 2 Monate betnig. Audi im nhch- 
sten Jahre (1876) waren die Recidive nooh nicht 
danernd beseitigt , wkhrend die tibrigen Zeichen der 
Lues nicht wieder aufgetreten waren. 

(Geissler.) 

555. Ueber Amblyopia saturnine ; von 
Joachim Breuer. (Inang. -Dissert. Bonn 1876. ') 

Vf. stellt die bisher bekannt gemachten Beob- 
achtungen, deren Zahl gegenftber der H&nfigkeit der 
Bleiintoxikation ttberliaupt nur geringist, zusammen. 

Ueber die Syraptome und den Verlauf bemerkt 
Vf. Folgendes. Die Erblindung tritt meistens bin- 
nen wenigen Stunden ein, und zwar kann diess ohne 
sonstige Symptome der Bleivergiftung geschehen 
oder die Sehstflrung macht sich wihrend der Kolik 
und w&hrend des Vorhandenseins anderer Gehirner- 
scheinungen bemerkbai’. H&ufig hOron dann nach 
Eintritt der GesichtssWrung die andem Symptome 
auf. Selten kommt es vor , dass rich das Gesicht 
langs&m und allm&lig verdunkelt. Die Amblyopic 
ist meistens hochgradig, ein Auge ist zuweilen frtther 
ergriffen als das andere, auch sind ziemlich oft beide 

<) Beaten Dank fur die Zusendung. Q. 


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VI. Staatsarzneikunde. 


Augen in verschiedenem Grade befallen. Die Iris 
1st immer reaktionslos und die Pupille hochgradig, 
zuweilen unregelmtlssig erweitert. 1st der Pat. nicht 
ganz erblindet, so erscheinen ihm die Gegenstknde in 
einen dicken Nebel gehttllt; partielle Sehfelddefekte 
warden nur selten beobachtet. Je rascher die Seh- 
stdrung eingetreten, desto eber ist aucb eine Heilung 
binnen einigen Tagen zu erwarten. Bei langsamer 
Entwicklung der Amblyopie ist die Prognose un- 
gtinstig. — Als beste Methode der Behandlung bat 
sich die Ortliche Blutentziebung (mittels des kttnst- 
lielien Blntegels alle 8 Tage oder Ofter) und die 
8ubcutane Injektion von Morpliium in die Scblkfen- 
gegeud) erwiesen. [Aucb Jodkalium innerlich und 
Injektionen von Strychnin sind mit Erfolg versucbt 
worden. Zur Casuistik vgl. J&hrbb. XCiX. p. 217, 


CXXXUI. p. 116, GXLIU. p. 67, CL. p. 321, 
CLIII. p. 318, CL VIII. p. 161 und CLXI. p. 52.] 

In dem vom Vf. beobachteten Fade, der einea 
64Jahr. Arbeiter in einer Bleiscbmelze betraf , war naob 
einem Kolikanfall das Sehvermo^en allmalig gesunken. 
Die Papillen erechienen etwas bllsser. Unter der oben 
angegebenen Behandlung war die Sehscharfe binnen 
l‘/» Mon. beinahe vollstandig wiederbergestellt. 

[Eine in den Charitd-Annalen (Bd. 1. p. 328) voa 
Strieker mitgetheilte Beobachtung betrifft eine 89Jihr. 
Arbeiterin in einer Luxuspapier/abriJc. Die Sehstbrung trst 
allmalig nach einem heftigen Kolikanfall auf. Die Er- 
blindungaanfalle wiederholten sich minutenlang bis tn 
lOmal taglich , wobei Pat. nicht elnmal Finger erkennen 
konnte. Der Augonspiegel wies Neuroretinitis nach ; is 
der Papilla und dicht an ihrem Rande waren langliche, 
weissgelbllche Plaques vorhanden. Die Ruckbildnng der- 
selben erfolgte erst nach 8'/ t Mon., wonaeh anch die Ver- 
donkelongen des Sehfelds ganz aufhSrten.] (Oelssler.) 


VI. Staatsarzneikunde. 


556. Weitore Beobaohtungen an verkohl- 
ten Leiohen; von Prof. Eduard Hofmann in 
Wien. (Wien. med. Wclinsclir. XXVI. 7 u. 8. 
1876.) 

H. hat an den verkohlten Leichen zweier Kinder 
von 5 und 2 l / f Jahren, die bei einem Brande umge- 
kommen waren, weitere Beobacbtungen zu geinen 
frtiberen experimentellen Untersuchungen zu machen 
Gelegenheit gehabt. [Vgl. Jahrbb. CLXX. p. 179.] 

Bei beiden Lcichen waren vom Kopf nur die Schadel- 
basis und einzelne Reste von Schadclknochen vorhanden. 
Anf ersterer sass bei beiden eine knollig verkohlte Masse, 
anf deren Durchschnitt man dentlich breiartige Himmasse 
erkannte, die von der oberflachlich verkohlten Dura-mater 
eingeschlossen war. Diese war bei beiden an mehreren 
Stelien geborsten und ihre Schrumpfung weit vorgeschrit- 
ten. Bei dem altern Kinde war die vordere untcre rechte 
Brest- und Bauchwand durchgebrannt , Lunge und Leber 
wie gekocht und oberflachlich verkohlt. Die untern Ex- 
tremitaten waren bei beiden Kindern verkohlt , von den 
obern waren bei dem altern nur Stumpfe vorhanden. In 
beide.i Leichen waren Kehlkopf und Luftr5hre erhalten, 
ihre Schleimhaut war blassrosenroth und das Lumen der 
Trachea , so wie der grossen Bronchien mit einer Menge 
feinblasigen weissen Schaumes ausgeffillt. Die Lnngen 
selbst waren wie gekocht, verkleinert, starr, fahl, leber- 
artig zu schneidcn und sehr wenig lufthaltig. Das wie ge- 
kocht aussehende Hera war mit hellrothem, locker geron- 
nenem, hlmbeergeleeartigem Blute gef&llt. Leber und 
Mils erechienen wie gehartet , die Darmschlingen trocken 
geschrumpft, braungelb. 

Es zeigt sich also aucb liier die grosse Wider- 
standsfkhigkeit der harten Himhaul mid den Ge- 
hirnt gegen Verbrennungshitze. Beide waren hier 
nicht regelmftssig geschrumpft, weil bei Kindern die 
Schildelkap8el leicht zerstflrbar und das Him sehr 
wasserreich ist, so dass unter dem Einflusse derHitze 
die Berstung leichter zu Stande kommt. Die reicb- 
liche Menge feinblasigen Schaumes in den Luft- 
wegen l&sst sich einfach so erklkren, dass die Kinder 
znerst in den Brandgasen erstickt und dann ver- 
brannt sind ; jener Schaum kann aber aucb entstan- 
den sein, indem in der gekochten, theilweise gebra- 
tenen Lunge beim Schrumpfen nach dem Tode der 
Schaum ausgepresst worden ist. Beim Kochen von 


Lungen sieht man aus demselben Grunde eine Menge 
Schaum aus den Bronchien hervorquelien. Es zeigte 
sich aber auch hier die wichtige Thatsache, dass 
lufthaltige Lungen durch die Hitze ihren Luftgehalt 
theilweise, ja sogar g&nzlich verlieren kdnnen. Die 
Lungen schwammen zw&r im Ganzen und auch in 
Sttlcken , aber eiu leichtes Zusammendrilcken der- 
selben genttgte , um sic untersinken zu lasaen , weil 
nur der Schaum in den Bronchien sie ttber Wasser 
hielt. Schon Tardieq hat in Fallen, in denen 
Matter ihre ausgetragenen Kinder in Kochtdpfe ge- 
steckt, gekocht oder auf andere Weise verbrannt 
hatten , beobachtet , dass die Schwimmfahigkeit der 
Luugen verloren gegangen war ; es lfisst sich dann 
aus der Beschaffenheit der Lunge auf Lebend- oder 
Todtgeboi'en-sein nicht schliessen. Indessen konnte 
nach H. eine Flillung der Trachea and Bronchien 
mit Schaum doch daftlr sprechen, dass die Lunge vor 
der Einwirkung der Hitze lufthaltig gewesen. — 
Die hellrothc Farbe des Blutes bei Verbrannteu ist 
sebonvon Vielenbeobacbtet(Gflnsburg, Mflckel, 
Tar d ieu , D egr anges , Hdlder). Diese Farbe 
kann nur davon berrflbren , dass entweder das Blut 
arteriell bescliaffen ist, sehr viel oxydirtes Hilmo- 
globulin enth&It, oder davon, dass Kohlenoxyd dabei 
im Spiele ist, das dem Blute die hellrothe Farbe 
verleiht. Die erste Ansicht vertreten die oben ange- 
ftlhrteu Beobachter. Durch das Einwirken der Hitze 
gerinnt das Blut und steht der Kreislauf plotzlicli 
still, so dass das Blut in den Arterien als arterielles 
und ebenso das in den Veneu als vencJses gerinnt 
und so in der Leiche gefunden wild. Fttr die Fftlle, 
in denen das Individuum unmittelbar in die Feuer- 
gluth gelangt , ist diese Ansicht nach Vf. zutreffend. 
Chloroformirte , ruliig athmende Hunde , die er ins 
Feuer warf, blieben sofort regungslos, Respiration 
und Cirkulation hdrten sofort auf (W&rmestarre in 
Muskeln, Hera und ZwerchfeU). Das Blut wird 
plfttzlich zum Stocken gebrackt, daher in Leichen 
Verbrannter auch geronnenes Blut in den Arterien. 
Es fragt sich nur , wie es kommt , dass diese arte* 


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VI. Staataarzneikunde. 


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rielle BlutbeechaiFenheit, resp. diese hellrothe Farbe, 
Bich noch Iftngere Zeit erhAlt. Bei aodero plotz- 
lichen Todesarten wird das Blut sehr bald dunkel, 
weil die Gewebe, insbesondere die GefAsswandungen, 
dem Blate auch noch nach dem Tode den Saueratoff 
entziehen (Gwosdew, Kotelewsky, Falk, 
E. Hoffmann, Alb. Schmidt). In den Leichen 
rascii verbrannter Individuen verlieren die Gewebe 
diese reducirende Kraft durch den in ihnen durch 
die Hitzc sich einstellenden Gerinnungsprocess , was 
auch durch den Versnch bestitigt wird. In andern 
Fallen wirkt aber auch , wenn das Individuum vor 
dem Verbrennungstode Ranch eingeathmet hat, 
Kohleuoxydgas auf das Blut ein. In diesen Fallen 
wird der Spectralapparat das Kohlenoxydhftmoglobin 
im Blute nachweisen. Ebenso wird ein Rauchbe- 
schlag in den tiefernTheilen derLuftwege fllr diesen 
Vorgang sprechen. Vf. betont noch einmal, daas 
die genane Untersuchung auch bei verkohlten Leichen 
die Todeaart zuweilen erkennen lasse und dass ins- 
besondere das Verhalten des Blutes im Herzen und 
in den grossen Gef&esen fttr die Diagnose verwerthet 
werden kann. (Baer.) 

557. Die Beatimmung der Identitftt nach 
au^gefundenen Knochen ; von Dr. L a 1 1 e m e n t 
zu Nancy. (Rev. mdd. de 1’Est IV. 3. 5. p. 87. 
152. 1875.) 

Auf dem Kirchhofe in Nancy fand man in einer 
Kiste menschliche Knochen verwahrt, von denen 
der Wachter, der wegen Beraubung von Leichen in 
Verdacht stand, aussagte, dass sie einer 1841 ver- 
storbenen Ordensschwester angehftrten und 1870 
ausgegraben worden seien. Vf. sollte nun beant- 
worten : welchen Geschlechts, wie alt, wie gross 
dieses Individuum zurZeit des Todes gewesen, wann 
der Tod erfolgt sei , ob diese Knochen und wann sie 
au8 der Erde gegraben, ob sie auf eine andere Weise 
conservirt seien, ob sich irgend ein Umstand an den- 
selben nachweisen lasse, der auf ein Verbrechen 
oder eine Grabschandung liindeutc. 

Die Knochen waren hellbraunlich gefirbt, sehr leicht, 
echlank , die Wcichtheile vollstandig zerstfirt , nur an den 
flatten Knochen lag eine dunne, leicht abkratzbare Schicht 
einer bnnnllohen Masse. Am Scheitel fand Vf. 8pnren 
▼on Leichenfett, auf dem rechten Darmbeine eine schlam- 
mige Substanz , an elnzelnen Stellen Pilzmassen , ausser- 
dem Spuren von Holzstucken und auch eiuigc Buschel 
knner schwarzer Haare. Der Schadel war vollstandig 
erkalten, der Unterkiefer getrennt, die Nahte waren fest. 
Die Schneide- und Eckzahne fehlten an beiden Kiefern, 
ebenso einzelne Backenzahne. Von einem Schadelinhalte 
war nichts vorhanden. Von der Wirbelsaule fehlten 
einzelne Halswirbel und das Os coccygis. Die sammtllch 
vorbandenen Beckenknochen zeigten an ihren Dimensio- 
nea den dentlichen Charakter des weiblichen Geschlechts. 
Von den kleinen Knochen an Hand und Fuss fehlten ein- 
zelne , ebenso 2 Rippen. Das Brustbeiu war in 2 Stflcke 
getfcelit. Auf der vordern Flache des Corpus sterni lag 
eine braunschwfirzliche , leicht abziehbare Masse , ebenso 
auf einselnen andern Knochen und in derselben war ein 
Schnorstuckchen aus elastischem Gewebe an einer Stelle 
eingebettet , an dem noch dentlich ein kleiner Knoten zu 
erkennen war. Diese Schnnr hatte h&chst wahnehein- 
llch eta Medallion Oder dergl. getragen. 

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Ans den nnr massigen Dimensionen der vorgefun- 
denen Knochen , ans ibrem gracilen Bau , den schwachen 
Voraprfingen , den wenig otfenen Winkeln des Schenkel- 
balses, der Conformation des Beckens Hess sich fest- 
stellen , dass dieses Skelett einem weiblichen Individuum 
angehorte , und aus der Lange der Extremitatenknochen 
annahemd die Grdsse auf 1.50 Mtr., also auf Mittelgrosse 
bestimmen. Da die Knochen vollkommen entwickelt 
waren , jede Spar einer Epiphyse fehlte , die Nahte zum 
gross t(*n Theil vollstandig verwachsen, die Zahnkronen 
scbon ein wenig abgenutzt waren , kann man annebmen, 
dass das betr. Individuum schon im reifern Alter an- 
gelangt war. Da aber die Articul. sacro-coccygea nicht 
verwachsen war, dio beiden Stucke des Sternum von 
einander zu trennen waren, nirgends eine Atrophia senilis 
bestand, die Haare nicht grau erschienen , lasst sich das 
Alter auf 60 — 66 J. schatzen. Da ferncr die Knochen, 
sowie die an ihnen kiebende Erde sehr trocken waren, 
kdnnen sie lange in der Kiste gelegen haben; die Be- 
schaffenheit der erdigen Masse , die ihnen zum Theil aa- 
haftete , und die Entwicklung der Pilze sprechen indessen 
dafur, dass sie aus der Erde heraus geholt sind. Beruok- 
sichtigt man noch die feuchte Beachaffenhelt des Kirch- 
hofes , die die Verwesung sehr verlangsamt , so kann man 
16 — 30 J. als die Zeit annehmen , wahrend welcher die 
Knochen in der Erde gelegen haben. (Baer.) 

558. Uebertragung von Krankbeiten durch 
Kleidungsstfioke, Betten, Lumpen. 

Prof. H. E. Richter weist in seinem Aufsatze 
die Tr idler- Magazine ale Giftherde (AerztI. Ver- 
einsbl. f. Deutschl. II. p. 26. [Nr. 46.] Febr. 1876) 
darauf hin , dass man in den meisten deutschen 
StAdten hinHichtlich der Aufbewahrung alter ge- 
brauchter Kleidungsstttcke , Betten und Lumpen in- 
mitten von bevblkerten Ortschaften, einzelnen Stadt- 
theilen und Gassen mit grOsstem Leichtsinne , ja un- 
verantwortlicher Gleichgiltigkeit u. Stumpfsinnigkeit 
zu verfahren pflege. Man sieht dort in den Auf- 
bewahmngsorten (Trddler- Magazine) Unmassen 
von solchen GegenstAnden (Kleider, PolstermObel, 
Betten, Pelzwerk u. s. w.) aufgehftuft, deren gift- 
fangende Eigenschaft unzweifelhaft ist. Dieselben 
Raume sind zudem in der Regel licht- und luftarm 
und feucht , drei Momente , welche die Giftigkeit der 
hier in Rede kommenden Infektionsstoffe (mag man 
sie for Pilze lialten oder nicht) ^rfahrungsmAssig nur 
steigern kdnnen, wogegen frische Luft, Wind, Sonnen- 
scliein und Trockenheit bekanntlich diese GifttrAger 
am sichersten und raschesten zerstdren. 

Dieser Uebelstand istkeineswegs unbemerkt oder 
ungerflgt geblieben. Schon Wild berg hat im 
1. Bande seiner Jahrb. f. d. ges. Staatsarzneik. 
darfiber einen noch heute beherzigenswerthen Ar- 
tikel geschrieben. Er geht aus von dem, vor- 
zngsweise wichtigen Falle der Fortpflanzung der 
Lungenschwindsucht durch den Gebranch von Bet- 
ten nnd Kleidern phthisischer Patienten. Er ci- 
tirt die in Frankreich, Italien, Spanien, Portu- 
gal u. s. w. gesetzlich sanktionirte Sitte, dass die 
Kleider, WSsche und Betten der an Schwindsucht 
Gestorbenen verbrannt werden. Er will die Aerzte 
und WundArzte verpflichtet wissen , dass sie die An- 
gehdrigen w&men, solche Kleider nicht zugebrauchen 
oder zu verechenken , und dass sie der Polizei von 

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VI. Sta&tsarzneikunde. 


dergleichen Todesftllen rechtzeitig Anzeige raachen. 
Gleiche Vorsichtsmaassregeln sollen den Gastwirthen, 
Herbergsvktern, Leichenbeschauem, Leichenweibem 
u. s. w. cingeschftrft werden. Premden Trfldlern 
Boll nicht gestattet werden, alte Kleider n. Betten etc. 
zu verkaufen, und dem Publikum soil verboten wer- 
den, von unbekannten Personen solche Gegenst&nde 
zn kanfen. — Am Schlusse giebt jedoch W i I d b e r g 
selbst zn: „dass solche Verordnungen sehr bald 
umgangen und vergessen werden und dass Zu- 
xoiderhundlungen dagegen unbsstraft bleiben" . 

Nach Wildberg hat besonders Dr. Emil 
Bech in Pima (Mag. f. d. St.-A.-K. II. p. 1 — 21. 
1844) iiber die Verbreitung ansteckender Krank- 
lieiten, besonders der Schwindsuclit , durch den 
Wiedergebrauch von alten Kleidungsstflcken und 
andern Mobilien, sowie tlber die deshalb zu ergreifen- 
den Maassregeln sich verbreitet. Er sagt: wir sehen 
tUglich , dass Viele in den Auktionen and bei den 
Trttdlem alte Sachen aufkaufen und weiter brauchen. 
Sogar BehOrden n. Krankenhausverwaltungen gehen 
mit den Kleidern und Betten der Schwindstichtigen 
u. a. Kr. noch seln f unvorsichtig um. Oft wissen es 
nicht einmal die Angehdrigen, dass eine Ansteckungs- 
gefahr vorhanden ist! Man verschenkt die unheil- 
volle Hinterlassenschaft an Dienstboten, arme Leute, 
Leichenfrauen ; man verkauft sie an TrOdler und 
Handelsjuden ; man mftblirt Gast- und Herbergs- 
likuser damit. Becb ftthrt eine ziemliche Anzahl 
von Fallen an, zum Tbeil aus eigener Erfahrung, 
in denen auf diese Weise die Schwindsucht verbreitet 
wurde, und schlftgt folgende Gegenmaassregeln vor. 
Die Personen, welcbe alte Sachen aufkaufen und 
weiter verkanfeu , sind mit Ernst und Nachdruck auf 
die raflglichen schftdlichen Folgen aufmerksam zu 
machen. Oft kdnne freilicb der Trddler selbst der 
Betrogenc sein und nicht wissen , woher die Sachen 
stammen. Hftufig werden aber auch von den Tr6d- 
lern die erkauften Sachen [trotz bekannter Abstam- 
mung] ohne vorlftufige Reinigung in feuchten, dumpfi- 
gen u. engen Kammcm aufbewalirt. Unter solchen Um- 
stinden kdnne ein an denselben liaftendesContagium 
noch nach Jahren in Wirksamkeit treten. A1 b noth- 
wendige Schutzmaassregeln bezeiclinet B. : Reini- 
gungsanstalten ; dffentliche V r erwaraungen ; scharfe 
Aufsicht der Polizei anf die nach Todesftllen hinter- 
lassenen Effckten (nach Befinden Vernichten oder 
Reinigen derselben) und Verbot des Verschenkens 
oder Verauktionirens derselben. 

Sehr bestimmt bat sich in neuester Zeit tlber 
diesen GegenBtand die Choi era- Commission des 
Dentschen Reichs ansgesprochen (Untersucliungs- 
plan etc. 3. Aufl. 4. S. 12) : „Die grttsste Anfmerk- 
samkeit verdlenen W&sche, Kleidungsstiicke, Bet- 
ten , Stroh , Lumpen u. s. w., insofern diese Stoffe 
von einem an Cholera erkrankten Individuum oder 
tlberhaupt sub Infektionsherden stammend , Trdger 
des Krankheitsgiftes sein kdnnen und erwiesener- 
maassen ausserordentlich hdufig gewesensind. 
Die Commission ist von der Ueberzeugung dnreh- 

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drungen , dass diesa eins der ergiebigsten Felder ftlr 
die grtlndliche Erforschtntg der Wege der Krank- 
heitsverbreitung ist etc. A priori und aus Analogie 
auf die betreffenden Erfahrungen bezOglich anderer 
Infektionskrankheiten zu schliessen , ist die Vermn- 
thung nahe gelegt , dass einige der hier in Betracht 
kommenden Stoffe mehr als andere geneigt sind, das 
anfgenommene Krankheitsgift festzulialten , zu con- 
serviren, vielleicht auch zur Reproduktion desselben 
beizutragen etc“. 

Die Ftllle , wo Seuchen durch Lumpen , Kleider, 
Betten u. s. w. verschleppt und ausgebreitet war- 
den, sind (wie die Cholera-Commission bemerkt) gar 
nicht selten und dtlrften sich besonders in den Akten 
der Quar&ntflneanstalten finden. Zu den aufftllig- 
sten gehbren folgende. Nachdem die Bubonenpest 
in Aegypten und Nordafrika sebon jahrelang nicht 
wieder erachienen war, brach sie plOtzlich in Bengasi 
aus, nachdem man dort unvorsichtiger Weise eine 
Kiste mit alten Lumpen geCffbet und ausgepackt 
hatte. — Der gleiche Fall wurde ein Paar Jahre 
sptkter aus Mesopotamien berichtet. — An der sftch- 
sischen Grenze ist es einige Mai vorgekommen, dass 
aus dem benachbarten Bdhmen Krankheiten, ins- 
besondere Cholera und Pocken , durch alte Kleider 
eingeschleppt worden sind. — In Nordamerika sind 
neuerdings wiederholt Fftlle notirt worden , wo die 
Menschenpocken durch Lumpen eingeschleppt wor- 
den sind. 

Es sind daher auch in mehreren Staaten (beson- 
ders in denen , welche durch ihren Handelsverkehr 
hkufiger von derartigen Einschleppungen lieimgesucht 
worden sind , schon seit Iftngeren Zeiten gesetzliche 
Maassregeln gegen diesen gesundheitsgefthrlichen 
Handel eingefflhrt. Besonders ist diess der Fall in 
Frankreich , wo die Lumpenmagazine seit 1866 zu 
den etdblissements dangereux, insalubre.s et incom- 
modes clcwse 111., gerechnet werden nnd deshalb 
einer polizeiliclien Concession bedflrfen , welche erst 
nach Anhdrong des Gesundheiteratlies ertlieilt wer- 
den darf. Dieses Gesetz besteht noch in Elsass- 
Lothringen, und die von Dr. Wasserfuhr heraus- 
gegebenen Verhandlnngen der KreisgesnndheitsrSthe 
im Unter-Elsass (Strassburg bei Schultz 1875. 8. 
8. 14. 22. 37) enthalten mebrere Falle , wo solchc 
Concessionen nachgesucht und unter Bedingungen 
ertheilt wurden. (Die Lumpen sollen in gewblbten 
Kellem oder unter einem Kamin anfbewahrt werden.) 
Im Qbrigen Deutschland ist nur das vom Gewerbe- 
gesetz ausgesprochene Verbot dqs Verkaufs im Hertun- 
ziehen gegen den Lumpen- und Kleiderhindel an- 
wendbar. — Die nene Gewerbeordnung fhr Oester- 
reich enth&lt einen Paragraphen (16), welclier den 
Handel mit gebrauchten Kleidern , Betten , Wasche 
u. s. w. betrifft und von den fcterreichischen ant- 
lichen Organen gelobt wird. 

Die grossh. badische Verordnung (die Slchernng 
der fiffeutlicben Gesundheitspflege und der Reinlich- 
keit betr., vom 27. Juni 1874) besagt in dieser Be- 
ziehung : 㤠4. Mur mit Genehmigung des Betirks- 

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VI. Steateanneikiiude. 


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ntfhes dtrfen ungerelnigte Knooben, roher Talg, un- 
gegerbte Haute und andere doroh ihre Ausdttnstung 
die allgemeine Gesundheit gef&hrdeude Gegenstinde 
innerhalb der Ortschaften gelagert oder Magazine 
zur Aufbewahrung soldier Stoffe errichtet werden". 

Der Enlwurf det k. preues. Regulative , betr. 
die Seucheugesetzgebung, ordnet das Desinfektkms- 
verfabren nach dem Tode oder der Translokation 
des Kr. (§ 11) in folgender Weise: „§ 65. Federn 
und Pferdehaare a us den Bettstttcken mtlsaen heraus- 
genommen und ausgebreitet 3 T. der freien Luft 
ausgesetzt oder -wo mfiglich gekesselt werden, Stren, 
Hen , Seegras u. dergl. aus den Betten etc. mttssen 
verbrannt , Bettwische and Wolldecken aofort ge- 
waachen werden. Deagl. die Wische a. Kleidungs- 
stflcke dee Patienten". 

Aile diese Verordnungen leiden jedoch an dem 
Grundgebrecben , dans sie leicht umgangen werden 
kfinnen und die Bildung von Krankheitsherden inner- 
lialb der St&dte nicht verhUten. Wo sein Eigennutz 
in’s Spiel kommt, da kennt der gewfihnlicbe Mensch 
schlechterdinga keine Rttcksichten auf das Wohl und 
Webe seiner Mitmenschen ! Um ein Paar Groschen 
zu verdienen, setzt er die Gesundheit und das Leben 
von Tauaenden auf das Spiel. Hierauf muss die 
Gesetzgebung der Offentlichen Gesundheitspflege vor- 
zugsweise Rtlcksicht nebmen. Sie moss es den Leu- 
ten unmdglich machen , durcb Hintertbttren , Schleif- 
wege , BegUnstigungen und Bestechungen den zum 
Schutz der Bevfilkerung eingeflllirten Maassregeln 
irgendwie zu entscbldpfen. Demnach 1st es ffir die 
hier zu erorternde Angelegenbeit nfithig , dass man 
alle im Bisberigen genannten Maassregeln als un- 
genflgende uud halbe ver Lasse und ein festes Prinoip 
aufistelle, welches etwa so zu lauten hittte : 

,,Die Magazinirungen von alien gebraucUten 
Kleidem, Betten, Polstermdbeln und Lumpen im 
Innern vol/crtirJier Stadle und Straaeen eind als 
Brulstdtten ansteckender KranUieiten , ala Peet- 
ItdJtlen zu betrachten 

Daraus wttrde sich dann folgerichtig ergeben, 
dass diese Gegenstbnde ausserhalb der Stildte und 
Strassen , in freien , dem Luftzuge und dem Sonnen- 
scbein offenen RiumLichkeiten aufzubewahren und 
dorthin ohne Anfenthalt t&glicli zu transportiren sind. 
Dort kfinnen sie dann von der Polizei besichtigt und 
wegen ilirer Weiterbenutzung oder Vernichtung die 
nfithigen Maassregeln getroffen werden. 

Man hflrt und liest jetzt fitter, dass gewisse 
rontaguls-infektioee Volkskrankheiten in manc/ieu 
Stddlen jetzt e nde mine A geworden eeien. Wenn 
dieae Worte einen vemUnftigen, naturwissenachaft- 
lich denkbaren Sinn haben sollen, so kann es nnr 
der sein, dass die Krankheitskeinie (mag nun sie als 
Pilzsporeu, Keiinkfirperchen oder sonstwic auffasseu) 
in (km betreffenden S tad ten bier, da und dort (etwa 
in Kleiderapinden , Koffem^, Schrinken, Betten, 
Matratzen, Magazinen u. s. w.) verborgen liegenund 
von da aus, bei sich darbieteuder Gclegenheit, wieder 
auf lebeude Menscbeu Ubergehen kfinneu, wie wir 

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diese in baadgreidiober Weise bei den Kriltsmilben, 
Lftnsen, Wanzen und anderem Ungeziefer auch sehen 
und bei gewissen ansteckenden Pilzforuien (z. B. 
dem Acborion des Koplgrindes, der Bartflechte, dem 
Chloasma) ebenfalls deutlich vor Angen haben. 

Prof. R. spvicht schlUsslich die Ueberzeugung 
aus , dass die strenge Ausftihrung solcher gegen die 
Lumpenin/ektiou gerichteter Maassi'egelu den Ge- 
sundheitszustand der Stildte wirkaamer u. nachhaltiger 
verbessern wtlrde, als viele jetzt init so viel Gerilnsch 
und mit so bedeutenden Geldopfern in’s Werk ge- 
setzte Maassregeln zur Verbesserung der st&dtischen 
SaniUtsverhbltnisse. 

Unter den neuern hierher gehfirigen Mittheilungen 
ist namentlicli bemerkeuswertli eine Beobachtuug von 
Dr. F. B. A. L e w i s zu Watertown N. Y. (Boston med. 
and surg. Joum. XC1I. 22. p. 647. June 3. 1875) 
Uber die Verbreitung von Pocken durcb zur Papier- 
fabrikation bestimmte Lumpen. 

L. bekam einige junge Arbeiterinnen in einer 
PapiermUble zur Behandlung, welcbe von den Pocken 
befallen wurden und von denen 3 starben. Auf 
diese FfiUe folgten mebrfache Pocken-Erkrankungen 
bei Personen , welche mit den Ersterkrankten die- 
selben Ha user bewohnten, namentlicli wurden Kinder 
ergriffen. 

Der Infektionsstoff war aller Wahrscheinlichkeit 
nach durch aus Kalifornien bezogene Lumpenballen 
eingefflbrt worden; zehn dieser Ballen trafen am 
28. Jan., die andern am 5. Febr. ein. Die Lumpen 
wurden in einem grossen. Zimmer von 21 Mftdchen 
Bortirt, von welcheu 7 am 1. Tage erkrankten. Nach 
der Angabe des Aufsebers dieses Saales waren die 
Lumpen feucht, batten einen besonders widerlichen 
Geruch und es befanden sich unter denselben viele 
Verbandstficke , UmschlAge und gauze Unterkleider, 
welcbe befleckt waren, als ob sie von Kranken her- 
rttbrten. 

Dr. Lewis erw&hnt, dass das Schiff, welches 
diese Lumpen einflihrte, in New York keiner Quaran- 
tine unterworfen worden war, und dass die be- 
treffenden Ballen mit vielen andern ankamen, welche 
an andere Papiermfihlen des Landes abgingen nnd 
dort verarbeitet wurden , ohne dass Klagen einge- 
laufen waren. Einige der Arbeiter, welche die 
Lumpen thatsilchlicb mit den Hfinden bertthren muss- 
ten, waren nicht erkrankt, wihrend andere, am ent- 
gegengesetzten Ende des Saales mit anderem Material 
beschaftigte von der Krankheit ergriffen wurden , ja 
sogar zwei oder drei , die in ganz andern Abtheilun- 
gen der Mtthle beschUftigt waren , und nur in irgend 
einem Auftrage den Saal betr&ten , erkrankten eben- 
falls. Im Ganzen kamen 40 Erkrankungen vor, 
welche auf den fragl. Infektionsherd bezogen werden 
mn8sten ; 14 dieser Kr. starben, und zwar nament- 
lich die zuerst Ergriffenen. 

Nach einer Mittheilung in der von Prof. Reclam 
herausgegebenen Zeitschrift „die Gesundheit" (1. 4 ; 
Dec. 1875) kamen auch in England mebrere 
solche FftUe zur Beobachtung. So iu Hereford durch 


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VI. StaatMumeikunde. 


ein Bflndel alter KleidungsatUcke , die an einen 
TrOdler verkanft worden waren. 

Eine weitere einschlagende Beobachtung ver- 
dffentlichten DDr. Robinson nnd Hutchins. Zu 
Anfang dea Mai 1875 zeigten aich in einem Haase 
zu Canterbury PockenfUle. Zuerst erkrankte ein 
Mftdchen, welches in einem Lampenmagazin in Arbeit 
stand. Der Umstand wurde anfangs verheimlicht, 
und erst, als noch zwei andere, in demselben Maga- 
zin besch&ftigte Arbeiterinnen gleidizeitig von den 
Pocken befallen wurden, gelangte Ausbruch und 
Quelle der Krankheit zur Kenntniss der Sanitftts- 
behdrde. Sp&terhin wurden noch 14 F&lle (mit 
3 Todesf&llen) iu Canterbury und 6 in einem Land- 
bezirke der Grafschaft Kent ermittelt, deren Ur- 
sprung aus dem erw&hnten Magazine uachgewiesen 
werden konnte. 

Ueber eine einachlagende Abhandlung von Dr. 
Schlemmer (Mittheil. d. Ver. d. Aerzte in Nieder- 
Osterr. II. 7. 1876) werden wir in einem der nftch- 
sten Hefte berichten , da neuerdings eine dieselbe er- 
ginzende Arbeit von Jos. Reitbdck (a. a. 0. 
Nr. 11) erschienen iat , welche eingehende Berilck- 
sichtignng verdient. Jedenfalls aber ergiebt sich 
aus den oben mitgetheiltcn Thatsachen die Berech- 
tigung des von dem verew. H. E. Richter bei der 
Plenarversammlung des k. s. Landes-Med. -Collegium 
25. Nov. 1875) gestellten Antrages auf Erlassung 
einer gesetzlichen Bestimmung, durch welche die 
Anfbewahrung (Magazinirung) von gebrauchten Klei- 
dem , Betten , Lumpen im Innern bewohnter Ort- 
schaften gknzlich untersagt, vielmehr ihre sofortige 
Aufbewahrung in geltlfteton , trockenen R&umlich- 
keiten ausserhalb bewohnter Ortschaften angeordnet 
werde. Hoffen wir, dass die Ermittelungen, welche 
nach der Erklflrung des Presidium des Landes-Med. - 
Colleginm im Gange sind , zur KlArung dieser wich- 
tigen Frage recht viel beitragen mdgen. 

(Winter.) 

559. Ueber die Unaohfidliohkeit von Farbe- 
misohungen mit reinem Fuchsin ; von G. Ber- 
geron n. J. Clouet. (Annal. d’Hyg. 2. S£r. 
XLVI. p. 181. [Nr. 94.] Juill. 1876.) 

In einer von dem Polizeiprftfekt zu Paris er- 
lassenen Verfllgung werden die zur Fftrbung von 
Nahnmgsmitteln gestatteten und verbotenen Sub- 
stanzen namentlich aufgez&hlt. Da die Anilinfarben 
in dieser Liste nicht erwfthnt werden , so sind sie 
weder gesetzlich gestattet noch verboten, offenbar 
weil die zu ihrer Bereitung verwendeten Quecksilber- 
und Arsenpr&parate je nach der auf die Darstellung 
verwendeten Sorgfalt in grbsserer oder geringerer 
Menge denselben beigemengt bleiben kbnnen. Hier- 
gegen machen jedoch Vff. geltend, dass zur Be- 
reitung des Fuchsin (Chlorhydrat des Rosanilin) in 
der neuem Zeit Verfahren *) angegeben worden sind, 
welche die Verwendung von giftigen Substanzen aus- 

') Veiyl. J. Bergeron: Kecneil de trav. duComltd 
consultatif d'hyg. pnbl. de France T. HI. p. 370. 1874. 


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schliessen, oder die vollst&ndige Entfemung der- 
selben, wenn sic angewendet wurden, gestatten. 
Da nun die Ansichten fiber die physiologischen Wir- 
kungen des Fuchsin bekanntlich noeh so weit aus- 
einander gehen , dass dasselbe von Manchen als eine 
sehr gefkhrliche Substanz betrachtet wird, wkhrend sie 
Andere ftlr nnscliildlich , ja sogar ftlr therapeutisch 
verwendbar halten 8 ), haben Vff. an Menschen und 
Thieren mit Fuclisin VerSuche mngestellt, dessen voll- 
stftndige Reinheit zuvor durch sorgftlltige chemische 
Prllfung genau festgestellt worden war. Dieselben 
ergaben , dass der Mensch t&glich bis zu 1 Gram. 
Fuclisin ohne irgend welchen Nachtheil einnehmen 
kann; nachdem binnen 8T. 3.20 Grmm. genommen 
worden waren , zeigte sich durohaus keine nachthei- 
lige Wirkung. Zwanzig Gramm dem Futter eines 
Hundes beigemengt, riefen keine bemerkenswerthe 
Stdrung des Befindens des Thieres hervor, eben so 
wenig 63 Grmm., welche auf dieselbe Weiae dem- 
selben binnen 8 T. beigebracht worden waren. 

Vff. ziehen daher aus ihren Versuchen folgende 
Schlflsae: 

1) Das von alien fremden Stoffen, namentlich 
von Arsenik, sorgfkltig befreite Fuchsin ist, selbst iu 
grttssern Gaben , eine vollst&ndig unschidliche Sub- 
stanz. 

2) Ein solches Fuchsin kann ebenso unbedenk- 
lich zur F&rbung von Nahrungs- und Genussmitteln 
verwendet werden alB die Cochenille, die Orseille 
nnd der Indigo. 

3) Es ist daher nicht die Verwendung dee sorg- 
faltig rein dargestellten Fuchsin gesetzlich zu ver- 
bieten , sondem die Darstellung desselben zu flber- 
wachen, damit bei derseiben nicht Arsenverbindnngen 
verwendet werden, daes unbestreitbar ist, dass durch 
ein solches Prkparat schwere Zofklle hervorgerufen 
werden kOnnen. 

A(rm.) G(autier), einer der Herausgeber der 
Annales d’Hyg., macht indessen — bei aller An- 
erkennung des Verdienstes , welches sich Vf. durch 
den Nachweis der Unsch&dlichkeit des vollstttndig 
reinen Fuchsin erworben haben — in einer Nach- 
schrift mit vollem Rechte darauf aufmerksam , dass 
die Verwendung der fragl. Substanz, selbst in voller 
Reinheit , zur Fftrbung des Weines [sowie auch zur 
Darstellung von sogen. „Himbeersa/t“] stets als ein 
wirklicher Betrug zu betrachten sei. (W i n t e r.) 

*) Als Beleg hierffir erwahnen wir, dass Dr. J. Felt* 
(Presse m6d. XXVIII. 37. p. 293. 1876) ein sehr reines 
Fuchsin mit sehr gunstigem Erfolge bei einer 58 J. alten 
Frau angewendet hat, welche seit 2 Mon. an ansgebrei- 
tetem Oedem , namentlich der nntern Extremitaten [die 
Ursache derseiben ist nicht angegeben], litt. DerHydrop* 
wnrde zwar geringer , der Urin blieb aber stark eiweiBs- 
haltig. F. verordnete 6 Ctgrmm. Fuchsin in Wa*»e r - 
Nach 2 8td. wnrde der Urin klari-r, am nachsten Morgen 
zeigte er nur noch Spuren von Eiweiss , das nach dnlgen 
Tagen ganx verschwnnden war. Wle oft die Oabe des 
Fuchsin wiederholt worden ist, hat Vf. leider nicht an- 
gegeben, er bemerkt nur, dass die Kr. das Praparat gw* 
gut vertragen habe [obschon dasselbe trotz der angeb- 
lichen Reinheit noch >/ IM Arsenik enthielt !]. 


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Theile, daa Lynphgeflanyitem. 


81 


B. Origmalabhandlnngen 

and 

Uebersichten. 

X. Beitrage zur Anatomie, Physiologie und Pathologie des 

Lymphgefasssystems. 

Yon 

Prof. Dr. F. W. Theile zn Weimar. 


I. A natomisc hes. 

Ueber die Lymphgefdm der Haul hat der Wie- 
ner Docent Dr. IsidorNeumann sehr grttndliche 
Untereuchungen verflffentlicht*). N. stellte seine 
PrSparnte in etwas modificirter Weise nach dem von 
Hyrtl, von Teichmann getlbten Verfahren her. 
Wenn an den Hautstflcken die Epidermis durch Ma- 
ceration in mit Alkohol und Essigsflure verse tztem 
Wasser sich abgelOst hatte und auch das tlbrige Ge- 
webe der Haut macerirt war, wurde mittels einer 
fein zugespitzten Staarnadel ein */s — 1 Linie tiefer 
Einstich gemacht, ein feiner Tubulus eingesetzt und 
mittels einer feinen Messingspritze Injektionsmasse 
(carminsaures Ammoniak mit Glycerin, oder kohlens. 
Blei mit Glycerin verrieben) eingetrieben. Durch 
jene vorgflngige Maceration mindert aich die Elasti- 
cit&t des die Lymphgefhsse umgebenden Gewebes, 
die sonst zur Retraktion des durch den Einstich ge- 
troffenen Gewebes Veranlassung giebt und dadurch 
die geSffneten Gefhsse wieder verschliesst. An den 
Handtellern u. Fusssohlen , ebenso am Scrotum Bind 
mdglichst seichte Stiche in dieFurchen zwischen den 
Papillen zu machen ; an den Labia majora und an 
der Kopfhaut kflnnen die Stiche etwas tiefer aus- 
fallen. — Die Untersuchung wird flbrigens wesent- 
lich dadurch erlcichtert, wenn vorher die Blutgeffcsse 
mit einer anders geftrbten Masse injicirt wurden. 

Die Haut von Neugebornen eignet sich am besten 
zur Untersuchung der Lymphgefisse, besonders vom 
Scrotum, von den Labia majora, vom Perinftum, von 
der Vorhaut, der Eichel , sowie flber dem Malleolus 
internus. Die Kopfhaut und die Haut der SchlAfen- 
gegend lassen sich im Ganzen auch noch leicht in- 
jiciren. 

Die Lymphgefasse der Haut bilden nach diesen 
Untereuchungen ein geschlossenes Rflhrensystem, 
ohne Stomata und ohne offene Commnnikation mit 
sogenannten Saftkan&len oder mit andern Interstitien 
des Cutisgewebes. An den gleichen Hautstflcken 


*) Zur Kenntniss der Lymphgefasse der Haut des 
Menschen und der S&ugethiere. Mit 8 chromolithogr. Taf. 
Wien 1873. Wilh. BrsumflUer. gr. 8. 31 9. 

Med. Jahrbb. Bd. 173. Hft. 1. 

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verschiedener Indhridnen zeigt dieses Rflhrensystem 
eine typische Form. Die Lymphrflhren haben selbst- 
sttadige Wandungen, deren InnenfUche mit Platten- 
epithel versehen ist. Klappen kommen in den oapil- 
laren LymphgefiLssen der Haut nicht vor, und ebenso 
ermangeln sie einer Muskelschicht. 

Die capillarcn Lymphgeftsse bleiben flberall ent- 
fernter von der Oberflkche der Cutis als die capil- 
laren Blutgefhsse. Im tiefem Cutisgewebe durcb- 
kreuzen sich die beiderlei Gefisse, nirgends aber 
zeigt sich in einem Lymphgefkssrohre ein einge- 
schlossenes Gef&ss oder eine Invagination. 

Die Lymphgefasse bilden in der Haut des Scro- 
tum, der grossen Schamlippen, der Hohlhand und 
der Fusssohle eine oberflflchliche und eine tiefe 
Schicht ; die Rflhren der oberfliichlichen Schicht sind 
dflnner und bilden ein engmascbiges Netz, die Rflh- 
ren der tiefen Schicht sind dicker und zu einem wei- 
tern Netz vereinigt. An den meisten flbrigen Haut- 
partien ist der obere Theil der Cutis reicher mit 
LymphgefiLssen ausgestattet. Die grflssem Lymph- 
gefksse besitzen viele blind endigende Auslftufer. 

Die Haut am Scrotum , an den Schamlippen, is 
der Hand- und Fusssohle ist am reichsten mit Lymph - 
gef&ssen ausgestattet. 

In den Hautpapillen sind die Lymphgef&sse im 
phyaiologischen Zustande sowohl wie bei pathologi- 
schen VerUnderungen nachweisbar ; besonders deut- 
lich an den Fingem und Zehen Neugebomer. Die 
Papillen haben ein einfaches Lymphgefass, hftufiger 
jedoch einen Lympbgefhssbogen , der bis zur Mitte 
der Papille oder selbst noch hdher ansteigt. 

Die Haarfollikel, die Talgdrflsen , die Schweiaa- 
drttsen, die Fettlttppchen sind von Lymphge&ascapil - 
laren umgeben; niemals indessen gelang es, zwi- 
schen die einzelnen Fettzellen oder zwisohen die 
Knfluelg&nge der Schweissdrtlsen Lymphgeftee zn 
verfolgen. 

An pathologisch verinderten Hautstflcken ist bis- 
weilen eine Erweiterung der LymphgefiUse nach- 
weisbar. Bei ulcerOsen Processen gehen auch die 
LymphgefiUse vertoren; dieselben regeneriren Mefa 

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Theile, das Lyraphgef&aasyrtem. 


82 

aber wieder. Man trifft sie auch im Narbengewebe, 
wiewohl Tareficirt. 

In einer Hunter 'schen Induration wares in 
dem Granulationsgewebe, in welchem das normale 
Cutisgewebe zum Theil schon zu Gnmde gegangen 
war, die LymphgefUsse als dickc machtige Verzwei- 
gnngen in die vergrdsserten Papillen hinanf zu ver- 
folgen, Bowie abwfirts bis zu den Schweiasdrtlsen. 

In ganz anderer Weise ist der Ursprung der 
Lymphgefasae, znmai in der Haut, in 3 Vorlesungen 
Prof. Sappey’s (Gaz. des Hop. 151. 1874; 5. 
13. 1875 u. L’Union 154—156. 1874) dargestellt 
worden. 

Mascagni machte Leiminjektionen in die Ar- 
terien ; die transsudirende Leimmasse, welche weiter 
und weiter in den Geweben fortschreitet , erreichte 
aueb die LymphgefUsse, und die hierdurch zur An- 
schaunng gelangten GefUsse konnten zu Quecksilber- 
injektionen benutzt werden. Panizza, Fohmann 
und Andere haben die Einstichsinjektionen benutzt, 
wobei sich das Quecksilber in netzformigen Rfiuinen 
in den Geweben ausbreitet und auch in die aus die- 
sen Netzen hervorgehenden LymphgefUsse sich ver- 
breitet. Die durch v. Recklinghausen ein- 
geftthrte Veraiberungsmethode dient dazu, das Endo- 
thel der LymphgefUsse und damit diese selbst sicht- 
bar zu machen. Durch keine dieser 3 Methoden 
sind jedoch zuverlUssige Aufschlilsse flber den Ur- 
sprung der LymphgefUsse erzielt worden. S a p p e y 
hat sich deshalb nach einer andemMethode umsehen 
mllssen. Wenn bei den genannten Metlioden das Erken- 
nen derGefUsswand das erstrcbte Ziel war, so suchte 
er vielmehr im LymphgefUssinlialte das Kriterium 
der vorhandenen LymphgefUsse: durch Injektion 
wird der Lymphe eine FUrbung ertheilt, die vom 
Strohgelben bis zum Dunkelschwarzen gehen kann, 
so dass dann an SchnittprUparaten dcr Haut oder 
der Schleimhaut die LymphgefUsse von alien andem 
Gewebstheilen verschieden sich daratellen und bis 
zum Ursprunge verfolgt werden kbnnen. 

Diese Methode (die freilich nicht nfiher ange- 
geben wird) lehrt nun, dass ein aus feinsten Capilla- 
ren und Lacunen bestehendes Netz (Reseau des ca- 
pillicules et des lacunes) die ersten AnfUnge des 
Lymphsystems bildet. Die feinsten Capillaren die- 
ses Netzes messen nur 2 Mikro - Mmtr. , sind also 
3mal kleiner als rothe BlutkOrperchen ; sie enthalten 
linear gereihete Granulationen, die nichts anderes 
sind als Kerne von Lymphzellen , und anastomosiren 
mit Lacunen, die 6seitig , 4seitig oder auch nur 3- 
seitig gestaltet sind, Stemzellen ahnelnd, u. ahnliche 
Granulationen enthalten, wie die feinsten Capillaren. 
Man kann grosse , mittlere und kleine Lacunen an- 
te rscheiden. Aus diesem Netze gehen die eigent- 
liehen Lymphcapillaren hervor, nUmlich linear ge- 
richtete Lacunen, die weiterhin eine mehr regelmUs- 
sige Form bekommen und cylindrisch werden. An 
den Hautpapillen kann man sehen, dass mehrere 
aolche Capillaren convergirend zu einem centralen 


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Stfimmchen zusammentreten, worin nicht mehr blose 
Granulationen, sondern wirkliche Lymphzellen ent- 
halten sind. Die centralen Stfimmchen anastomosi- 
ren in der P&pillarschicht der Cutis mit einander, 
einen fthnlicheu Plexus bildend, wie ihn die Injektio- 
nen von Panizza, von Fohmann zur Ansicht 
bringen. In den Zotten des Darms ist das centrale 
Stfimmchen den Anatomen hinreichend bekannt: am 
dasselbe herum liegt aber auch noch das genannte 
Netz der feinsten Capillaren und Lacunen. Ganz 
ahnlich verhalten sich die LymphgefUsse in den 
Papillen der Zunge, der Lippen , des Schlundkopfs 

U. 8. W. 

Ftlr den direkten Zusammenhang jenes Netzes 
von feinsten Capillaren und Lacunen mit dem Blut- 
gefUsssysteme sprechen nach Sappey folgende 
Thatsachen. Die Blutcapillaren an den Hautpapillen 
der Hundepfote, ebenso auch an der Haut aber dem 
Pferdehufe, lassen Vorsprttnge erkennen , die nicht 
fiber 2 Mikro-Mmtr. messen ; das sind ebcn die be- 
schriebenen kleinsten Capillaren des LymphgefUss- 
netzes. Wird femer eine concentrirte CarminlDsung 
rasch in die Arterien eingetrieben, so fflllt sich jenes 
Netz der feinsten Capillaren und Lacunen und die 
darin enthaltenen Granulationen werden dunkelrotli 
gefUrbt ; der Carmin dringt auch selbst in den Pa- 
pillen in das centrale Stfimmchen und dessen znftlh- 
rende Aestchen ein. Ist aber die Injektion recht gut 
gelungen, dann bleibt die Ffirbnng auf diese AnfUnge 
des LymphgefUsssystems beschrfinkt, wodurch also 
dargethan wird, dass es sich nicht etwa um ein 
Transsudat handelt. Physiologische Beweise filr 
den Zusammenhang der LymphgefUsse mit den Blnt- 
gefUssen liegen sodann darin , dass das Blutplasma 
und das Lymphplasma in chemischer und morpholo- 
gischer Beziehung flbereinstimmen , und dass die 
Lymphe offenbar durch die Vis a tergo fortbewegt 
wird. Ferner scheinen auch pathologische Vorgftnge 
ftir den direkten Zusammenhang des Lymph- und 
BlutgefUsssystems zu sprechen. So hatte N 4 la ton 
im J. 1864 einen Fall von Erkrankung des Scrotum 
zu operiren , wo die LymphgefUsse ungemein erwei- 
tert waren ; die Lymphe in denselben enthielt viele 
rothe Blutkdrperchen , die doch nur dadurch hinein 
gelangt sein konnten, weil jene Erweiterung bis zum 
Netze der feinsten Capillaren und Lacunen sich er- 
streckte. Ferner ist der von Camille Desjar- 
dins beschriebene Fall bekannt , wo eine Fran von 
38 Jahren varikdse LymphgefUsserweiterungen in 
der Leistengegend zeigte, die beim Anstechen zuerst 
reine Lymphe, allmfilig aber eine bluthaltige Lymphe 
entleerten ; die Anwesenheit der rothen BlutkOrper- 
chen in dieser Lymphe wurde dnrch Sappey und 
ebenso durch G u b 1 e r und Robin bestfitigt. Auch 
noch in einem 3. Falle, einen 40jfihr. Mann betref- 
fend, bei dem die LymphgefUsse des mit einem chro- 
nischen Leiden behafteten Scrotum sehr erweitert 
waren, hat Sappey viele rothe BlutkSrperchen in 
der Lymphe gefunden. Ein fernerer Beweis fllr die 
Communikation des Lymphsystems mit deu BJut- 


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83 


Theile, da* Lymphgeftsssystem. 


geftasen darf endlioh aoeh darin gefunden werden, 
daas bei entzflndlichen Zusrt&nden der Cutis da* Netz 
der feinsten Capillaren und Lacunen, sowie der 
Lymphcapillaren einer Verftnderung unterliegt ; es 
beeteht dann nicht mehr an* eageni und weitern 
Theilen, vielmehr bildet es einen mit zahlloaen Zel- 
len erfftllten und in alien Abschnitten gleich weiten 
Plexus. Denn innerhalb dieser Erweiterungen der 
Lymphgef&ssanfonge, nicht aber urn die Blutgefiss- 
capillaren hernm , befinden sich beim entzttndlichen 
Zastande die farblosen Blutkdrperchen , die freilich 
in den Lympkgefkssanfangen selbst entstanden sind 
und nicht an* den Blutcapillaren dahin gelangten. 
Von Cohnheim’s Wanderung der ungef&rbten 
Blutkdrperchen durch Diapedeais will nftmlich Sap- 
pey nicht8 wissen. 

Im Bindegewebe hat Sappey niemals etwas 
von jenem Netze feinster Capillaren und Lacunen 
sehen kSnnen , so wenig als ira centralen Nerven- 
systeme. Auch die serdaen Haute ermangeln nach 
ihm des Lymphaystems, u. Stomata auf deren freien 
Flftchen soil es nicht geben. 

Ueberall in der Haut kouunen Lymphgefkase 
von den Wandungen der Haarbalge und von den 
Schweissdrtlsen ; doch hat Sappey an diesenThei- 
len nur die CentraLstammchen erkennen konnen. 

Durch die vorstehende Darstellung werden also 
die Vasa serosa der Alten, die keine BlutkSrperchen 
paaairen lassen, zu Anf&ngen des Lymphgefilsssystems 
gemacht, indessen nicht in alien Gebieten des Orga- 
nismus, sondern nur in der Cutis und in den Schleim- 
bauten. 

Ueber die Lymphgefasse der Geletdee hat Dr. 
H. Tillmanns (Chir. Centr.-Bl. II. 51. 1875 u. 
Arch. f. mikroskop. Anat. XII. 4. p. 649 — 664. 
1876) mehrfache Versuche angestellt. 

Zunachst wurde an frisch getodteten Hnnden der 
Obenchenkel ampntirt, and nachdem durch die MarkhShle 
des Femur hindurch mittels eines spitzigen Meissels der 
Zugang zur Kniegelenkhohle hergestellt war, wurde 
deren Synovia durch kunstlich eingeleitete halbprocentige 
Kochsalzldeung und schlusslich durch dest. Wasser aus- 
gespult. Erst nachdem diess geschehen , wurde auf dem 
namlichen Wege gelostes Berlinerblau (in andern Ver- 
snchen Alcannin oderOrleanoder indigoschwefels. Natron) 
in die Gelenkhohle elngebracht, woranf 1 — 2 8td. hin- 
durcb alternlrend Beugungen und Strecknngen dea Knle- 
gelenks ausgefuhrt wurden. 

An der Innenflkche der hierauf geOfineten Ge- 
lenkkapsel waren keine mit der Farbstoffeolutdon er- 
Mlte Lymphgefhssnetze zu sehen , sondern nur eine 
diffuse blaue Ver&rbung der Kapsel sowohl wie der 
Knorpel. With rend aber die F&rbong vom Knorpel 
durch einen leichten Wasserstrahl ohne Miihe sich 
abwascben liess, haftete dieselbe feat an der Gelenk- 
kapsel. Auf Durchschnitten der Gelenkkapsel zeigte 
sich, dass der Farbstoff hier und da bis zu verschie- 
dener Tiefe in das subsynoviale Bindegewebe vor- 
gedrungen war, und es erschienen anch wohl im 
Bindegewebe zwischen den Oberschenkelmuskeln 
Lymphsi&mmchen , die mit der fkrbeuden Substanz 

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erfttllt waren , sich aber nach oben wie naoh unten 
verloren. Die diffuse Fir bung durchdrang manch- 
mal einzelne Gelenkzotten vollstftndig , war an der 
Innenfl&che der Sebne des Quadriceps auch bis an 
einer m&asigen Tiefe vorgedrungen , verbreitete sich 
jedoch niemals in die von der Synovial membran 
flberzogenen Knochen , sondern schritt hier nur im 
Periost weiter vor. An den hyalinen Knorpeln 
zeigten sich zwischen den oberflftchlicken Knorpel- 
zellen theils isolirt verlaufende, theils netzfbrmig zu- 
sammenh&ngende Linien des injicirten Farbstoffh, 
was sich nach T. daraus erklftrt , dass der hyaline 
Knorpel aus Fasern aufgebaut ist and der Farbstoff 
mech&nisch zwischen die Knorpelfibrillen geprosst 
wird. 

Warden dann die Versuche dahin abge&ndert, 
dass curarisirten Hunden in das EUenbogen- oder 
Kniegelenk Berlinerblau oder indigoschwcfelsauree 
Natron dnrcli direkten Einstich injicirt wurde, so 
hatten sich, wenn dieThiere nach 10 Min. oder aooh 
erst nach stundenlang fortgesetzten Bewegungen dee 
Gelenka getodtet warden, eben so wenig Lymph- 
gefkssnetze in der Synovialhant gefttllt. 

Bei einer femern Versuchsreihe, wo normale Ge- 
lenkfitlssigkeit, die einem chronischen Hydarthrus des 
Kniegelenks entstammte, gefUrbt und in Gelenke voa 
Hunden eingebracht wurde, gelang es eben so wenig, 
Lymphgefkssnetze in der Synovialhaut zu ftlllen. 

Dagegen gelang es, als beim OchBen, beim 
Pferde direkte Einstichsinjektionen von halbprocen- 
tiger Silberl&sung oder von geliJatem Berlinerblau in 
die Gelenkkapseln des Knies, der Schulter, des Meta- 
tarsophalangealgelenks gemacht wurden , ein reioh- 
verzweigtes weites Lymphgefdssnetz unter dem Endo- 
thelh&utchen u. in der Tiefe im subsynovialen Binde- 
gewebe darzustellen. Die oberfl&chlichsten Lymph- 
gef&ssederSynovialmembran liegen direkt unter dem 
Endothelhftutchen, aber noch von den feinsten Blut- 
capillaren bedeckt. Diese oberflkchlichen subendo- 
thelialen Lympfbahnen wenden sich als sehr weite 
Gefasse in das defer gelegene Bindegewebe , wo sic 
zum Theil die BlutgeftLsae umgeben. Die Lymph- 
gefkssnatur der injicirten Gefhssrftume wurde durch 
Controlinjektionen der Blutgefksse und durch Unter- 
suchung von Querschnitten festgestellt. Auch konate 
durch die sogen. Verdauungsmethode mittels Pepsin 
an feinen Schnitten wahrgenommen werden, dass 
die blaue Injektionsmasse in prttexistirenden Endo- 
thelkanftlen lag. 

Im Ganzen fallen sich die Lymphgefksse der 
Synovialkapsel durch die Einstichainjektion am bee ten 
da, wo die Synovialhaut an den Knochen und an die 
Zwischenknorpelscheiben antritt. In den Knochen 
hinein lassen sich die Lympfbahnen nicht verfolgen, 
dieselben laufen immer im Periost weiter. Im Pe- 
riost und im intermuskularen Bindegewebe vereinigen 
sich die von den Synoviaikapseln kommenden Lymph- 
gefksse zu ansehnlichen StAmmchen. 

In den Gelenkzotten zeigten sich niemals Lymph- 
gefcsse. 

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84 


Theile, das Lymphgeftlsasystem. 


Den Zvsammenhamg der Saftkmale dee Binde- 
gewebet mil den Blutgefdssen , wodnrch diesen die 
Bedeutung von Anf&ngen der Lymphgefllsae zukom- 
men wtlrde, will Prof. J. Arnold (Virchow’s Arch. 
LXII. 2. p. 157. 1874) durch folgenden amFrosche 
auBgeftthrten Versuch darthun. Wurde durch Unter- 
btndung der Venae crorales Oedem der Hinterpfote 
eingeleitet, dann aber ein Paar Tage sp&ter Berliner- 
blau oder Zinnober durch den Bulbus aortae unter 
Anwendnng eines constanten D rucks injicirt , so 
lehrte die Untersuchnng der Schwimmhaut zwischen 
den Zehen , dass die Injektionsmasse in das die Ge- 
ftsse umgebende Bindegewebe ausgetreten war, 
sternfbrmig gestaltete Rkume erftlllte and bis zu den 
Lymphgef&ssen sich erstreckte. Der Austritt der 
Masse erfolgt nach Arnold hierbei durch Oeffhun- 
gen oder Stomata in den Gef&sswandungen , die im 
normalen Zustande wohl filr Blutkdrperchen , fttr 
Pigmente und fttr Leimmasse undurchgkngig sind, 
aber bei einer lAngern Druckeinwirkung und dadurch 
bervorgebrachten Ver&nderung der GefSsswandnngen 
sich permeabel zeigen. 

Diese Angaben Arnold’s konnte Tarcha- 
noff (Gaz. de Par. 13. 1875) nicht bestfttigen. 
Derselbe injicirte unter einem Drucke von 80 — 100 
ttmtr. Quecksilber hbchstens 20 Cotmtr. Injektions- 
maase durch den Bulbus aortae, nachdem die Hinter- 
pfote anf die genannte Art ftdematds gemacht wor- 
den war, und er fand dann immer mehrfache Zer- 
retesungen der Gef&sse und hkmorrhagische mit der 
Injektionsmasse gemischte Herde; ein Verknflpfteein 
der Lymphgefasse mit den Blutgefassen war nicht 
naohweisbar. 

Einer grflndlichem Prttfung hat Dr. Pio Foa 
(Riv. clin. 2. Ser. V. p. 289. Otti, Nov. 1875), der 
im pathologischen Institute in Strassburg arbeitete, 
Arnold ’8 Angaben unterzogen. Foa bestfttigt 
allerdings die Angabe , dass eine Fflllung der Saft- 
kanfilchen bei Frftschen eintritt , wenn Berlinerblau 
oder Zinnober oder chinesische Tusche injicirt wird ; 
dices geschieht aber nicht bios nach vorg&ngiger 
Oedematisirung der Hinterpfoten , sondera auch bei 
solchen Frdschen , die sich in ganz physiologischem 
Zustande befinden oder die curarisirt worden sind. 
Sind flbrigens die Saftkanftlchen durch vorgitngige 
Entwickelung des ddematdsen Zustandes starker mit 
Serum erfttllt, dann fallen sich dieselben auch starker, 
wenn Farbstoffe in die Aorta injicirt werden. — 
Wenn aber Arnold an den Gefassen der Frosch- 
zunge einen varikdsen Zustand beobachtete , sobald 
die Transsudation der Injektionsmasse an der Zunge 
in ahnlicher Weise wie an der Schwimmhaut der 
Zehen eingetreten war, so darf darin doch kein 
Argument dafttr gefunden werden, dass die Permea- 
bilitat der Blutgefasse erst bei gewissen Verinde- 
nmgen dieser Gefase eintritt; nach Foa’s Unter- 
snchungen besitzen die Capillaren der Zunge, des 
Bodens und zumal des Daches der Mundhdhle beim 
Frosche hereto im normalen Zustande ein der- 
artiges Aussehen. — Interessant ist folgendsr Ver- 

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such Foa’s. Die Froechschwimmhaut wurde ein 
Paar Bekunden an punktf&rmigen Stellen durch da 
Hflllensteinstift gektzt. Am 3. Tage, wo der Aeti- 
schorf noch fest anhaftete oder ohne irgend einen 
Blutverlust sich abnehmen liess, wurde langsam und 
bei sehr mkssigem Drucke Berlinerblan injicirt Die 
gefttzten Partien der Schwimmhaut kamen dann einige 
Zeit in ein Gemisch von Glycerin und Essig, and bei 
der nachfolgenden mikroskopischen Untersuchnng er- 
gab sich Folgendes. Die Capillaren waxen voil- 
st&ndig injicirt und in den von der Aetzung nicht 
betroffenen Theilen war nichts vom Farbstoffe mlb- 
getreten , wogegen im Bereiche der Aetzung die In- 
jektionsmasse ausgetreten war und die Saftrftnme 
des benachbarten Bindegewebes erftlllte. Die Er- 
kl&rung dieser Verschiedenheit glanbt Foa in vaso- 
motorischer Lkhmung finden zu dflrfen, wodnrch eine 
Vennehrung der Transsudation zu Stande kommt 

Das nattlrliche Vorkommen von Lymphgefau- 
dffnungen an der freien Oberfidche der serdm 
Haute, durch deren Vorhandensein die serttsen Hflh- 
len sich einfach zu Lymphr&umen gestalten, ist 
durch neuere Untersuchungen vielfach in Frage ge- 
stellt worden. So suchte Afonassiew (Virchow’s 
Archiv XLTV. 1. p. 37. 1868) vergebens nach den 
Oeffnungen des Epithets an der PeritonMalff&che des 
Zwerchfells, und ebenso konnte W alther (Land- 
zert’s Beitrftge z. Anat. n. Phys. I. p. 94) von 
der offenen Communikation eines Lymphgefasses an 
der PleuraoberflAche sich nicht flberzeugen ; ferner 
haben sich Tourneux (Jonrn. de l’Anat. X. Janv. 
et Fdvr. 1874. p. 66) und Foa (Virchow’s Archiv 
LXV. 3. p. 297. 1875) gegen die Communikation 
des viel besprochenen Lymphsacks der FrOsche mit 
der Periton&alhdhle ausgesprochen. Ueberhaupt 
aber fand Foa (Riv. clin. 1. c.) an den Oberflilchen 
der aerSsen Haute, der Sehuen- und Muskeischeiden, 
der Nerven nur ein gleichftrmiges Endothel, und das 
Vorkommen von wirklichen Stomata an denselben 
stellt er in Abrede , wenngleich er selbst beobachtet 
hat, dass von der Oberflache des Centrum tendineom 
ans Farbenmolekeln in Lymphgefasse ttbertreten 
kOnnen. 

Dagegen hat Dr. E. Klein, Prof, am Labora- 
torium der Brown-Institution zu London in seinem 
Werke : the anatomy of the lymphatic system *) die 

a ) London. Smith, Elder and C. gr. 8. I. The 
serous membranes ; with 10 plates. 1873. 98 pp. II. The 
Lung ; with 6 plates. 1876. VI and 88 pp. 

WelcheAusdehnung das ganz vorzQglich ansgestattete 
Werk erhalten soli, ist in keinem der beiden vorliegenden 
Bande angegeben. Nach dem Inhalte erscheint jedoch 
die Annahme berechtigt, dass Vf. keine systematiscbe 
Darstellung der anatomischen Verhaltnlsse der Lymph- 
gefasse und Lymphdriisen zu geben, sondern den Ur- 
sprung der Lymphgefasse in den verschiedenen Organ en 
daronstellen beabsichtigt. 

Jeder Band enthalt einen physiologischen and einen 
pathologischen Abschnitt; den letztern berQcksichtigsn 
wir am Schlnsse unserer Zusammenatellung. 

Die Tafein , welche mikroskopiaohe , vom Vf. seihst 

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86 


Thelle, d« Lymphgeftsasysiem. 


Stomata der Lymphgefilsse ganz entschleden ver- 
tbeidigt. 

Der 1. Band dee uunentlich anf mikroskopisohen 
Unterguctrangen bernhenden Werkes enth&lt die Un- 
terenchnngen fiber die Lymphgefaeae der serdten 
Haute, fiber die bereits frtther (Jahrbb. CLIX. 
p. 286) nach einer voritafigen Mittheilung berichtet 
werden konnte. Dae Netz, das Centrum tendineum 
dee ZtoerehfeUs , die Pleura mediatHni von Meer- 
schweinchen, Hunden , Katzen, Kaninchen, Aden, 
Ratten, Frdschen warden tfaeils im fnschen Znstande, 
theils an Tinktionspr&paraten unteraucht. 

Neben den die serdsen Haute sonst bedeckenden 
abgeplatteten hyalinen Endothelzellen kommen stel- 
lerrweise , namentlich auf den vorspringenden Bftlk- 
cben am Omentum, anders beschaffene Endothelzellen 
vor: sie sind vielkantig, keulenfdrmig oder in ge- 
ringem Grade s&ulenffcrmig gestaltet, enthalten ein 
granulirtes Protoplasma and lassen in Theilung be- 
griffene Kerne erkennen. Diese Zellenformen be- 
zeichnet Klein als junges, sprossendes, proliferiren- 
des Endothel. Man findet ferner an der freien FlMche 
der serdsen Haute kugelfdrmige Zellen, Lymph- 
kdrperchen ahnelnd, die dem Endothel aufliegen 
oder sich von jenem proliferirenden Endothel abldsen 
wollen , dem sie durch einen halsartigen Theil an- 
hlngen. Am normalen Netze sowohl, wie am Netze 
im Znstande chronischer Entztlndung hat Klein 
anch mehrmals Endothelzellen gefunden , die sich 
ganz wie Riesenzellen ausnahmen, nfimlich 5 bis 
10 Kerne in einer protoplasmatischen Substanz ent- 
hielten und mittels eines ungleich langen Protoplasma- 
stiels der Oberflfiche aufsassen. 

Das proliferirende Endothel findet man in be- 
sonderer Entwickelung am Omentum des Kaninchens, 
zumal wo es links am Magen sitzt, so wie in der 
NShe des Pylorus. Man trifft es aber auch am 
Omentum des Hundes an, desgleichen an der Plem'a 
mediastini von Hunden , Katzen , Affen. Auch am 
Mesogastrium des weiblichen Winterfrosches fand 
sich proliferirendes Endothel , dessen Zellen liier mit 
FlimmercUien bedeckt waren. Das Verhalten des 
proliferirenden Endothels im Ganzen weist darauf 
hin , das8 wir darin eine Bildungsstfitte von Lymph- 
kdrperchen anzuerkennen haben. 

An der Peritonhalflfiche des Centrum tendineum 
der untersuchten Thiere wurde ebenfalls proliferiren- 
des Endothel angetroffen. 

Die Zellen des proliferirenden Endothels sind 

mit oner Ausnahme nach VenilberangsprSparaten ge- 
aetohnete Fignren enthalten , sind in J. O. Back's Kunst- 
anttalt zu Leipzig hochst sanber aasgefuhrt. Die Anzahl 
der Fignren fflr den 1. Band 1st wohl grosser als wirklich 
nfithig war , da einzelne Objekte vielfach wiederholt wor- 
den sind. 8t5rend 1st dabei , dass die ffir die ansgedehn- 
ten Fignrenflfichen sehr spar same Beztfferung mehrfach 
■ickt genau 1st. So werden z. B. in den Figg. 36, 36, 
43, 45, 47 einzelne in der Erklarnng der Figuren ver- 
zeicbnete Ziffera ganz vennlsst , obwohl nur 2 bis h5ch- 
stena 0 Zlffern anf die einzelne Figur kommen. 


ttbrigens auflallend kleiner als jene des Eadothete 
flberhanpt. 

Am Mesenteriom der Katze, des Hundes, des 
Affen , des Frosches kommen noch andere proliferi- 
rende Endothelzellen vor , in Gruppen von weniger 
als 5 Zellen , ja moistens nor in Gruppen von 2 bis 
3 Zellen. 

An gehdrig zubereiteten Prfiparaten vom Omen- 
tarn des Kaninchens kommen zweierlei zum Lymph- 
geffisssystem gehdrige Bildungen zum Vorschein. 

a) Kleinere Flecke (Kndtchen), gebildet durch An- 
hkufungen gewohnlicher, mehr oder weniger abge- 
platteter , mehr oder weniger vertlstelter Zellen , die 
sich durch Theilung vermehren und dadnrch eine 
Vergrdsserung des Fleckes herbeifflhren , ausserdem 
aber auch Lymphkdrperchen produciren. Jene ver- 
ftstelten Zellen nebst den Lymphkdrperchen sind in 
Lymphkanklen enthalten. Auf frtihern Stufen der 
Entwickelung kommen keine besondern Blntgeffisse 
in diesen Flecken vor ; spfiterhin dagegen sind zahl- 
reiche Blutcapillaren darin zu unterscheiden. Indem 
diese Flecke wachsen , verbinden sie sich unter 
einander streifenfbrmig in einer LAngsrichtung. 

b) Flecke u. ltagliche Streifen mit einem Reticulum, 
in dessen Maschen Lymphkdrperchen in wechselnder 
Menge enthalten sind , und im Allgemeinen mit Blut- 
geffissen reich ausgestattet. 

Im Omentum des Meerschweinchens , der Katze, 
des Hundes, des Affen zeigen sich im Ganzen fihn- 
liche zum Lymphgefilsssysteme gehdrige Zellen- 
anhfinfungen , desgleichen anch in der Pleura media- 
stini. Jene kleinern Flecke sind jedoch durch 
grdssere Dicke ausgezeichnet , und ist man deshalb 
eher berechtigt, dieselben als Kndtchen zu bezeichnea. 
Diese Kndtchen reihen sich ebenfalls streifenartig an 
einander. Aeltere Thiere haben grdssere und zahl- 
reichere Kndtchen and die damns hervorgehenden 
Streifen sind dicker und linger. Bei jdngern Thie- 
ren trifft man weniger Kndtchen an und sie sind 
zum Theil noch so klein , dass sie eTst unter dem 
Mikroskop sichtbar werden. Die Matrix dieser 
Kndtchen besteht ebenfalls ans mehr oder weniger 
abgeplatteten Protoplasmazellen mit lingliehen 
Kemen , die durch Fortsfttze unter einander in Ver- 
bindung stehen und ein Netzwerk bilden. Dm 
N ucleus der Zellen enthilt ein Paar Kernkdrperchen ; 
er zeigt hin und wieder eine Einschnttrung oder M 
ist anch bereits getheilt. Ferner kommen Wander- 
zellen in der Matrix der Kndtchen vor, die mit 
Lymphkdrpem Aehnlichkeit haben oder gross und 
granulirt sind. Manchmal sind die grdssern Wander- 
zellen noch in Zusammenhang mit verilstelten Zellen, 
was daffir spricht, dass sie aus diesen hervorgehen. 
Die im Reticulum vorkommenden Lymphkdrperchen 
entstammen ebenfalls dessen Zellen. Die Kndtchen 
lassen sich wohl nach der Anordnnng ihrer Zellen 
als endolymphatische und als perilymphatische be- 
zeichnen; ein typisches Verhalten in dieser Beziehung 
lfiset sich jedoch nieht erkennen. — Sehr umsttad- 
lioh sncht Klein dann darzulegen, daw die Im 


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86 Theile, das Lymphgefilsseystein. 


Omentum vorkommenden Fettxellen aus metamor- 
phosirten verftstelten Zellen herrorgehen dtlrften. 

Am Centrum tendineum dee Zwerehfells zeigen 
die Zellenelemente in der Matrix der Serosa ein Ahn- 
liohes Verhalten, 

Die Lymphgefllsse selbst lassen sich im Omentum 
und in der Pleura mediastini des Kaninchens ohne 
Mtthe erkennen. In der Nkhe der grossen Curvatnr 
and am Pylorustheile des Magens enthftlt das Omen- 
tum ein reichliches Netzwerk von Lymphkan&len, 
das sich an die Blutgefftsse anschmiegt. Es sind 
weite Rankle mit nur einer Schicht spindelfdrmiger 
Endothelzellen, woran Klappen und sackfdrmige Er- 
weiterungen vorkommen. Ferner unterscheidet man 
im Gewebe der Serosa noch andere Lymphkankle, 
die getrennt von den Blutgefkssen verlaufen , dabei 
aber gleich weit sind , wie die erstern , auch sinus- 
artige Erweiterungen besitzen , Klappen jedoch gar 
nicht oder doch nur sehr selten erkennen lassen. 
Das sind die Lymphgefksscapillaren. An der vor- 
dern Magenwandung verlaufen die Lymph geffcsse 
nur mit den Blutgefkssen , und sehr hkufig werden 
die Blutgef&sse von Lymphgefkssen umscheidet. 
Innerhalb der Lymphkankle schwimmen aber zabl- 
reiche Lymphkttrperchen von verschiedener Grdsse, 
die an frischen Prkparaten amdboide Bewegungen 
ansflihren. 

In der Serosa des Centrum tendineum diaphrag- 
matis unterscheidet man bekanntlich LymphsUmme 
und Lymphcapillaren : jene besitzen ein aus spindel- 
fbrmigen Zellen bestehendes Endothel und sind mit 
Klappen versehen; die Capillaren zeigen sehr ver- 
Bchiedenartige Durchmesser nnd zahlreiche Ausstfll- 
pungen , aie haben ansgebogene Endothelzellen und 
lassen nur hier und da Klappen erkennen. Beim 
Kaninchen kann man an jeder H&lfte des Centrum 
tendineum ein doppeltes Lymphgefkssgebiet unter- 
scheiden. Die von der vordeni und kussem Partie 
des Zwerehfells kommenden Lymphgefksse verlaufen 
tiber die Pars coStalis und vereinigen sich hinter dem 
Processus xiphoidens zu einem grdssem Gefksse, das 
mit den Vasa mammaria verlkuft, aus den Intercostal - 
rttumen Lymphgefksse aufnimmt und in eine Glan- 
dula sternalis tritt. Die Lymphgefksse von der hin- 
tern Partie des Zwerehfells und zum Theil noch von 
der vordern vereinigen sich zu einem Stkmmchen, 
das schief nach der Medianebene verlkuft , um sich 
in den Ductus thoracicus zu oflhen, da, wo dieser aus 
dem Zwercbfelle hervorkommt. Vorn sowohl wie 
hinten anastomosiren die beiderseitigen Lymphgebiete 
durch einige grflssere GefUase. Am Centrum tendi- 
neum liegen die eigentlicheu Lymphgefksse wesent- 
lich zwischen der Pleura und der Sehnenausbreitung, 
oder in der Serosa selbst. Die in sie einmttndenden 
Capillaren bilden eine oberflkchliche , in der Serosa 
pleurae gelegene Schicht, und eine tiefere Schicht in 
der Sehnenausbreitung. 

Am Mesenterium hat man neben jenen vom 
Dame kommenden, die Gefksse begleitenden und 
Drtisen durchsetzenden Lymphgefkssen die dem Me- 

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senterinm selbst angehdrigen Lymphgefksse zuuater- 
scheiden. Letztere sind selbst wieder doppelter Art: 
a) Ebenfalls mit Blutgefkssen verlaufen grdasere 
Lymphgefksse , bald ein einfaches zwischen Arterie 
und Vene liegendes GefSss, oder hkufiger zwei Ge- 
fksae , zwischen denen die Blutgefksse gelegen sind, 
die streckenweise auch wohl dadurch umscheidet 
werden ; sie haben keine Muskelhaut , wie jene vom 
Darme kommenden Lymphgefksse , sondem nur eine 
aus spindelfdrmigen Endothelzellen bestehende Um- 
htiliung8schicht, und hin und wieder ftlhren aie Klap- 
pen. b) Lymphcapillaren, d. h. mehr oder weniger 
weite Kankle ohne Klappen , mit rhombischen aus- 
geschweiften Endothelzellen, die meistens mitkleinen 
Venen verlaufen und vielfach mit einander anastomo- 
siren, so dass sie ein Lymphgefkssnetz bilden. 

Stomata an der Oberflkche der serftsen Hkute, 
die zn oberflkehliehen Lymphgefkssen ftlhren, sind 
nach Klein sehr verbreitet. Am Centrum tendineum 
communiciren tiefe wie oberflkchliche Lymphkankle 
durch vertikale Gknge mit der B&uchhShle, nnd diese 
etwas lkngem Gknge haben eine besondere Endothel- 
schicht , die bis zur freien Mtlndung hin aus prolife- 
rirenden Zellen besteht. Am Omentum, an der Pleura 
kommen eben solche senkrechte Verbindungswege 
zwischen der serdsen Hdlile und den tiefern Lymph- 
kanklen vor, die an der Oberflkche der Serosa durch 
Oeffnungen ausmflnden. Am Mesenterium der Katze, 
des Hundes , des Affen werden sie seltener angetrof- 
fen, Belir verbreitet sind sie aber am Mesenterium des 
Froschea. Diese Stomata vera lassen immer ein 
Endothel erkennen , das dem besprochenen prolife- 
rirenden Endothel khnelt. Die vertikalen Lymph- 
wege im Septum derCysterna lymphatica magna des 
Frosches und der Krdte sind ebenfalls mit besondern 
Endothelzellen bedeckt, die mehr oder weniger viel- 
seitig gestaltet sind und ein granulirtes Protoplasms 
ftlhren. 

Eine andere Art von Stomata vera findet sich 
am Omentum des Kaninchens und am Mesenterium 
von Frosch und Krdte , daraus hervorgehend , dass 
Lymphrkume unter der Endothelschicht die Endo- 
thelzellen aus einander treiben. Auch in diesern 
Falle zeigt sich oftmals proliferirendes Endothel an 
dem Stoma. 

Ferner kdnnen aber auch oberflkchliche ver- 
kstelte Zellen mehr weniger vollstkndig zwischen die 
Endothelzellen der serflsen Oberflkche zu liegen 
kommen , oder, was noch hkufiger vorkommt , Fort- 
sktze dieser Zellen treten zwischen das Endothel: 
dadurch entstehen Pseudostomata an der Oberflkche 
der serdBen Hkute. 

Im zweiten Bande bringt Klein seine Unter- 
8uchnngen tiber die Lymphgefasse der Lunge. Die 
Lungenpleura hat, gleich audern serflsen Hkuten, 
eine Bindegewebsmatrix , die freilich ungemein zart 
ist Durch Zusatz von Essigskure kommen auch 
zarte elastische Fasern zum Vorschein, deren Menge 
an verschiedencn Lokalitkten und ebenso auch bei 
verachiedenen Thieren dem Wechsel unterliegt 


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87 


Theile, das Lymphge&sasystem. 


Sparsam kommen sie a. B. beim Meerachweinchen 
vor im Vergleiche znm Kaninchen , zum Hnnde , zur 
Kaize. Das Bindegewebe, ausBttndeln zarter Fasern 
bestehend , untersucht mao am beaten in der Lunge 
des neugebomen Kindes oder des Meerschweinchens. 
Diese BOndel verlaufen einander kreuzend , stellen- 
weise auch parallel , nnd zwischen ihnen zeigen sich 
ungleich grosse und verschiedenartig gestaltete inter- 
fasciculare RlLume , in denen eine abgeplattete kern- 
haltige Zelle, ein Bindegewebskorperchen, vorkommt 
Diese interfascicularen Rkume entsprechen dem 
Lymphrdhrensysteme anderer seroser Dilute. Die 
Matrix steht aber in enger Verbindung mit den die 
oberfikchlichen Lungenalveolengruppen trennenden 
Septa und berttbrt die Aussenflkche der oberflAchlich- 
sten Alveolen. 

Beim Meerschweinchen liegt zwischen dieser 
Matrix and dem Endothel noch eine Schicht glatter, 
nicht quergestreifter Muakelbtlndel, die ein Netzwerk 
mit langen rhombischen Maschen bilden , das durch 
Behandlung mit H&matoxylin am besten hervortritt. 
Man erkennt dann an den einzelnen Bllndeln die 
feine Langsstreifung, und die st&bchenfftrmigen Kerne 
darin haben eine bestimmtere Fttrbung angenommen. 
(In der Pleura des Hundes und derKatze sah Klein 
nur einzelne spindelfdrmige Zellen mit dem charakte- 
ristischen st&bchenfcirmigen Kerne, oder nur einzelne 
dlinne Blindelchen derselben.) 

Die Faserbttndel in der Matrix der Lungenpleura 
verhalten sich natttrlicli wkhrend der Inspiration und 
wihrend der Exspiration verschiedenartig : wfthrend 
der Exspiration rtlcken sie einander nfther und ihre 
Maschen verengen sich ; bei der Inspiration nehmen 
die Maschen , gleichwie die Fl&chenausbreitung der 
ganzen Lunge , an Grttsse zu. An Pr&paraten von 
anfgeblasenen nnd zusammengefallenen Lungen ist 
diese verschiedenartige Anordnung der Bllndel recht 
gut zu erkennen. Dass die Verlkngerung und die 
Yerktlrzung der Btlndel mit der Inspiration und der 
Exspiration gleichen Schritt halt, scheint auch noch 
sub folgendem Verhalten erschlossen werden zu dtlr- 
fen. Im Allgemeinen verlaufen die Muskelbttndel 
radifir von derLnngenspitzezurLungenbasis, ausser- 
dem aber sind sie am stftrksten an jenen Lungen- 
partien entwickelt , die vorzugsweise an den respira* 
torischen Bewegungen theilnebmen , nimlich an der 
Auaaenflkche und an der dem Mediastinum zugekehr- 
ten innern Fl&che. 

Die Lungenpleura hat ein einschichtiges Endo- 
thel, dessen Zellen sich der inspiratorischen Aus- 
dehnnng der Lnngen und der exspiratorischen Ver- 
kleinerung derselben anpassen mUssen. Bringt man 
horizontale Schnitte von der ausgedehnten nnd ein 
paar Minuten mit Silberlbsung behandelten Lunge 
des Meerschweinchens unter das Mikroskop , bo sieht 
man deutlich die abgeplatteten Endothelzellen durch 
achwarae Linien begrenzt. Verschafft man sich dann 
eine Profilansicht dieses Endothels, so zeigen sich 
schwache Einkerbungen zwischen je zwei an einander 
stossenden Endothelzellen , was beweist , dass diese 

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Zellen in der Mitte dicker sind, ate an den R&ndern. 
An der zusammengefallenen nnd in gleicher Weise 
behandelten Lnnge des Meerschweinchens haben die 
einzelnen Endothelzellen in der Fl&chenansicht ein 
schwach kfirniges Anssehen , dabei besitzen sie eine 
stkrker gewblbte Oberflkche, da die Einkerbnngen an 
den Grenzen der Zellen in der Profilansicht tiefer 
sich darstellen. Die Silbertinktion wirkt anch anf 
das Endothel der zusammengefallenen Lunge rascher 
und intensiver. Die Kerne der einzelnen Zellen haben 
anch vielfach entschiedener eine kreisrunde Form. 
Bei Hnnden , Katzen , Ratten , Kaninchen tritt diese 
Verschiedenheit des Endothels an der ausgedehnten 
nnd an der zusammengefallenen Lunge nicht so ent- 
schieden hervor, als beim Meerschweinchen, was 
wohl davon herrllhrt, dass die Lungen des letztern 
im zusammengefallenen Zustande gleichsam starker 
contrahirt sind. Recht dentlich indeasen tritt diese 
Verschiedenheit hervor, wenn man die Lungenpleura 
des menschlichen Embryo mit jener des Neugebomen, 
der geathmet hat, vergleicht. 

Die Lymphgefiase der Lnngenplenra lassen sich 
am bequemsten bei Hunden und bei kleinen Kindern 
verfolgen, ja sie sind hier wohl schon mit der Lonpe 
zu erkennen. Sie erscheinen als ein aus durchsichti- 
gen Rdhrchen gebildetes Netzwerk, dessen Aeste 
znm Theil in den Vertiefungen zwischen den ober- 
flkchliclien Lnngeni&ppchen liegen. An den grdssern 
Aesten des Netzes unterscheidet man Einschntlrungen, 
nnd bin und wieder zeigen sich blinde Ausstfllpnngen 
an denselben. Die Rdhren des Netzes tragen eine 
einfache Schicht Iftnglicher Endothelzellen. Beson- 
ders deutlich zeigt sich dieses Lymphgefossnetz an 
der frischen Lunge von Kindern , die an der Tuber- 
culosis miliaria gestorben sind ; die Gefhsse sind dann 
mit Lymphe und zum Theil mit Lymphkbrperchen 
erfttllt. 

Dieses Lymphgef&ssnetz der Pleura nimmt engere 
klappenlose RChrchen auf, die in den Septa zwischen 
den oberflftchlichen Alveolen entspringen, und durch 
gleichartige enge Rdhrchen anastomosirt es mit den 
Lymphgefilssen der eigentlichen Lange. Ausserdem 
aber steht es durch offene Stomata an der freien 
Flftche der Pleura mit der Pleurahdhle in Verbin- 
dung. Die Beweise fdr diese Common ikation der 
Lymphgeftlsse mit der PleurahShle entnimmt Klein 
in derHauptsache pathologischen Zustftnden : Fasern 
geronnenen Fibrins, die der Lungenpleura aufsitzen, 
lassen sich mikroskopisch in die subpleuralen Lymph- 
gefSsse hinein verfolgen ; oder bei pleuritischer Affek- 
tion zeigen sich an einzelnen Stellen der Lungen- 
pleura proliferirende Endothelien, zwischen denen 
Lymphkdrperchen oder wirkliche Oeffnungen znm 
Vorschein kommen. Die interfascicularen Rfinme 
der Lungenpleuramatrix vermitteln natflrlich dieVer 
bindung dieser Stomata mit dem subpleuralen Lymph- 
gefitesnetze. Erfolgt die Ausdehnung der Lunge 
beim Inspiriren, dann mtlssen die Stomata an der 
Lungenoberflflche erfiffnet werden , gleichwie die in- 
terfascicularen R&ume , und der Inhalt der Pleun- 

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48 T h e i 1 e , das LymphgefSaaayBtem. 


hOhle , der die Stomata paaairen kann , wird in die 
Lymphgef&sse eindringen. Beim Exapiriren d&gegen 
nnterliegt dieser gauze LymphgefAaaapparat dem 
Drucke und aein Inhalt wird aich in die Vasa efferen- 
tia entleeren mtlaaen, die in den Ligamenta pulmonis 
nach den Bronchialdrilsen verlaufen. 

Die Bronchien, znmal die grflaaem und mittlera, 
ftthren im umhtlllenden Bindegewebe mehrfache 
LymphgefA&ae , die netzfOrmig unter einander ver- 
bunden aind und grOaatentheila nach der Achse der 
Bronchien verlaufen. Diese Peribronchiallymph- 
ge fosse erhalten die Lymphe aua den Lymphrkumen 
dea muskularen und dea aubmukOaen Gewebea der 
Bronchien, and sie anastomosiren auch mit den Peri- 
vascularlymphgefhssen, die mit den grossen Gefeaaen 
verlaufen. Die Mehrzahl der Peribronchiallymph- 
geftase befindet sich aber an jener Seite der Bron- 
ehien, die den Lungenarterienilsten zugekehrt ist. 

Eigenthtlmliche Gebilde kommen dann bei Meer- 
achweinchen an den kleinen Bronchien vor. In der 
Wandung von PeribronchiallymphgefAsaen, und zwar 
auf jener dem Bronchus zugekehrten Seite, aitzen 
n&mlich sph&rische oder Ungliche oder sterafdrmige 
Anh&ufungen adenoider Substanz , deren Hftufigkeit 
und deren Grftsae in verachiedenen Lungenpartien 
demWechsel nnterliegt. SiebeBtehen aua einem fein- 
faserigen Reticulum , in desaen Maachen Lymphkflr- 
perchen atecken, und die grOaaem Anhftufungen aind 
auch mit Blutcapillaren auageatattet ; ea aind mit 
einem Worte vollat&ndige Lymphfollikel. Klein hat 
sioh davon ilberzeugt, daas dieae adenoiden Bildungen 
wirklich in der Wandung von Lymphgeffcsaen ent- 
atehen und daas sie beim Grdsserwerden in die 
Lymphgefta8h5hle hineinragen, bis zuletzt ein Lymph- 
ainus oder ein Lymphraum in halbmondformiger Ge- 
stalt nm den Perilymphfollikel sich herumzieht. Dieae 
Follikel dringen am Bronchus bis zur Muskelhaut, 
ja BelbBt durch dieae hindurch bis zur eigentlichen 
Mucosa vor. Sie verhalten aich ganz fthnlich zu den 
Wandungen der Bronchien, wie die Lymphfollikel in 
andern Schleimh&uten , namentlicb in den Tonsillen 
und im Darme. (Bei Kaninchen finden aich auch 
Lymphfollikel in den Bronchial wandungen , jedoch 
aeltener ; anch haben aie hier ein weniger featea 
Qefflge, ala beim Meerachweinchen.) 

Beim Hunde , beim Meerachweinchen , am deut- 
lichsten aber beim Kaninchen kommt in der Bron- 
chialschleimhant zwiachen den gewOhnlichen Epithel- 
zellen noch eine andere Art von Zellen vor: aie 
haben einen kleinem Zellkorper, aind weniger durch- 
sichtig, ihr kleinererKern firbt aich intensiver durch 
HAmatoxylin , und von ihnen verlftuft ein Foitaatz 
nach der freien Flftche der Epithelschicht, ein anderer 
Fortaatz , der sich auch wohl zuletzt theilt , in die 
Tiefe zum Bindegewebe der Mucosa. Klein erach- 
tet dieae Zellen fhr interepitheliale Bindegewebazellen, 
ftir Elemente einea paeudoatomatoaen Gewebea. Ihre 
Anweaenheit maclit ea verat&ndlich, dasaSikorsky, 
ala er bei lebenden Hunden oder Katzen cartnin- 
aauroa Ammonium in die Luftwege injicirte , den 


Carmin in den Lymphrftnmen der SehWmhaot anf- 
finden konnte. 

Die grOasern wie die kleinern Aeste derLungen- 
arterie enthalten im umhtlllenden Bindegewebe peri- 
vasculare Lymphrdumc und Lymphgefdsse : in den 
grflasem aind die Lymphgeftsse vorherrachend , in 
den kleinern die Lymphrftume. Die kleinern Gefites- 
Aatchen, zumal die Lungenvenenftatchen , werden 
theilweise durch dieses Lymphgefossnetz umscheidet 
Freilich ist diese perivaaculare Lymphgefkssentwick- 
lung an gewOhnlichen Prftparaten kaum zu erkenuen ; 
am beaten untersucht man sie bei Meerachweinchen, 
bei denen ktlnatliche Tuberkuloae hervorgernfen 
wurde, wobei eine Auadehnung der Lymphraume 
eintritt. — Die Lungenalveolen aind von einem aua 
Rflhrchen und Lacunen bestehenden Lymphgeftaa- 
netze umgeben, wie bereita Sikorsky nachgewie- 
sen hat ; aua dieaen interalveolaren Netzen gelangt 
die Lymphe in jene LymphgefUsae , die anch an den 
feinsten Aeatchen der Lungenarterie und derLungen- 
venen angetroffen werden. — Die Vasa efferentia 
aua den perivascularen LymphgefAaanetzen begeben 
sich zu den Drflsen an der Lungenwurzel. 

Einen Beitrag zur Anatomic der kleineren 
Lymphgefdsse lieferte Prof. W. Flemming (Arch, 
f. mikroskop. Anat. XII. 3. p. 507 — 612. 1876) 
nach Unterauchnngen an Kaninchen, die sich in 
gleicherWeiae bei Meerschweinchen best&tigten. Die 
Lanze einea Injektionsapparatea wnrde von innen 
her in die Cutis eingeschoben , ao daas letztere in 
Spannung gehoben wnrde , und nun wurde farbloee 
Leimmaase injicirt ; die gleiche Injektion wurde aber 
sogleich noch an verschiedenen andern benachbarten 
Stellen wiederholt, indem die anagezogene Lanze von 
Neuem eingeatochen wurde. Dabei gelang ea viel- 
fach, an den verachiedensten KOrperetellen einen 
Theil des cutanen Lymphgeftsanetzea und von die- 
aem aua subcutane grOaaere Lymphrflhren zu fallen. 

Dieae LymphrOhren verlaufen theils mit dem 
Gefasa- und Nerventraktua, theils anch iaolirt. An 
jenen mit den BlutrOhren verlaufenden zeigt aich nor 
zuweilen eine gabelige Theilung ; niemals aber war- 
den innerhalb des Snbcutangewebea weitere Thei- 
lungen beobachtet, aua denen die Deutnng entnom- 
men werden dttrfte, daaa diese Lymphbahnen ana 
dem Fette und aos dem Bindegewebe dea aubcutanen 
Stratuma Zufluss empfangen. Die Lymphgeftsse 
ziehen ohne Verzweigungen aua den Cutianetzen in 
den Hautmuakel, bezdgiich in die unterliegende Mns- 
kulatur und deren Interstitialgewebe. Somit hat es 
den Anachein , daaa der Gewebaaaft dea snbcutanen 
Stratuma aeinen Abflusa nicht direkt in Lympbge- 
fkBse nimmt, aondern in die Gewebsltlcken der Cotta 
oder der MuBkeln und ihrer Faacien, oder auch nach 
beiden Seiten zngleich vordringt und durch die 
Lymphcapillarnetze dieser Theile aufgenommen 
wird. 

Jene unver&stelten aubcutanen LymphrOhren 
haben zum geringeren Theile noch den Ban von Ca- 


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Tbeile, das Lymphgeffc*»jyetem. 


piUam, mdam tea bios *m einem Endothdrohre be- 
stahe* ; der gritesere Theil dereelben jedocb beshzt 
weitere Wandbsstandtheile. Die grfiesten sind mit 
einer kriftigen Ringmuskellage und elner schwachen 
Adventitia versehen, gleicli den gewdhniichen Lymph- 
geffcaseu ; an den kieinem dagegen zeigt sich die erst 
beginnende Bildung einer Muscularis. Man beeb- 
aohtet nilmlich Muakelspindeln, bald einzeln, bald zu 
2 oder 3 gruppirt, in alien moglichen sehiefen, queren 
und gewundenen Richtungen um das Endothelrohr 
herangesehlungen , so dass diess wie von einem 
zierlichen Korbwerke umSochten wird. Viele dieser 
Faaern sind ohne Weiteres durch ihre Form ilber- 
haupt, durch ihre soharfe Contourirung, ihren Glanz 
and ilire Tingirbarkeit ais Muakelspindeln erkenn- 
bar ; daneben kommen indessen auch solche vor, die 
in der Tingirbarkeit und scharfen Contourirung mit 
jenen flbereinstimmen, dabei aber sich dreifach oder 
selbst vierfach ver&steln. An Uebergkngen von die- 
aer lockern Form der Muscularis zu der gewohnlichen 
Fonn dereelben fehlt es nicht. Man trifift Lymph- 
rflhres, wo die Fasern stellenweise auch noch korb- 
iormig angeordnet, aber schon dichter gruppirt sind, 
an immer zaldreicheren Stellen aber auch den queren 
Verlauf annehmen , bis zuletzt eine nnunterbrocbeoe 
Ringfasersckicht da ist. 

Den engern Zusammenhang des Fettgewebes 
mit dem Lymphgefisssysteme nach Klein ’ s Auf- 
fassnng stellt Flemming (ebend. p. 560) ganz 
enteotneden in Abrede. Die im subcutauen fetthal- 
tigen Gewebe verkammeadao Lymphgef&sse gehen 
nur durch dieses Gewebe hinduroh , ohne darin zu 
wrada 

Ueber das Lymphsystsm des Rodens hat Dr, 
Gerster (Ztschr. f. Anat. u. Entwicklungsgeecb. 
1876. II. 1 u. 2. p. 36 — 53) im pathologischen In- 
stitute des Prof. Langhans in Bern Untersuchun- 
gen angestel.lt. In die in der Albuginea verlaufen- 
den, leicht erkennbaren Lymphgef&sse wurden Ein- 
stichsmj ektionen mit Berlinerblau unter ganz geringem 
Drucke ausgefllhrt ; von Injektionen unmittelbar in 
das Hodenparenchym wurde gftnzlich Abstand ge- 
neoamen. An den Hoden grOeserer Skugethiere 
(Stier, Widder , Reh) fllllten sich die Lymphgef&sse 
leicht , w&hrend an einem Pferdehoden nor an ein- 
Eehaen Stellen kurze Lymphgeftlasstrecken hervor- 
traten. Am menschlichen Hoden wurde das ge- 
wlinschte Ziel erst erreicht, nachdem anmehr als ein 
Dntsend dieser Organe vergeblich Injektionsversnehe 
gemacht worden waren. 

Der Verlauf der Lymphgefkase in den verechie- 
denen Hodenarten ist wesentlich der gleiche. In der 
Albuginea verlaufen klcinere und grOssere Lymph- 
gef&sse, die aus einem in lockerem Bindegewebe 
(A. Cooper’s Tunica vasculosa) enthaltenen 
Lympbgefkssnetze kommen. Die grbsseren Stkmme 
dieses Netties kommen aus den Septa des Hoden- 
parenchyms, die schmilleru Geiksse aus dem zwischen 
Med. Jatebt*. Bd. 172. Hft. 1. 


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82 

den Septa befindliohen Hodenparenebym. Jeae 
grdaseren Stftmroe folgen dem Verlaufe der Sspts, 
ein-langmaachigesNetz bildend, das stellenweise, be- 
senders an den Knotenpunkten, ein weiteres Kaliber 
besitzt, sie verlanfen streckenweise ohne Verzwei- 
gungen, entsenden aber dann wieder plotzlieh 
wahren Knkuel von Aesten in das umgebende Ge- 
webe. 

Die eigentlichen Lymphoapillaren, die nameat- 
liol) von Mlhalkovics ganz in Abrede gestellt 
warden, bUden ein reiches Netz um die Samenkankl- 
chen ; sie tlbertreffen in den Septa den Durchmesser 
der Sameu kan& lehen , in den Lkppchen dagegen er- 
reichen sie selten einen solclien Durchmesser, ja sfe 
verschiukleru sich bier wohl bis zum Umfange der 
Blutc&pillaren. Die Maschen des Lymphcapiltar- 
netzes kbnnen selbst mekrere Sameukanftlohen um- 
schliessen; weit enger siud seine Maschen um die 
Blutgefksse henun. 

Die Lympligefisse der grdssern Sfiugethiere und 
des Mensclien sind im Allgemeiuen gleichmkssig cy- 
lindrisch , nicht bauchig oder rosenkranzartig ; auch 
die Knotenpuukte sind nicht auffallend dicker. Melir 
unregelmkssig gestaltet erscheinen die Lymphge- 
fksse im Huudehoden. 

Der Hode hat also nach G e r s t e r ein Lympli- 
geftsssystem mit geschlossenen Wandnngen, wfth- 
rend Ludwig und Toms* und neuerdings M i - 
halkovics die Lymphgefhsse der Septa und do* 
Albuginea direkt ans den Zwischenrftumen zwisehen 
den Samenkanklchen hervorgehen lassen. Doch wiH 
G. nicht die Mdgliohkeit in Abrede stellen, dass die- 
ses Lymphgefksssystem durch seine Poren mit den 
Bindegewehsspalten commuaicirt. 

Mit der Untereuchung der Lympltgef&ase der 
Knochen hat sich Dr. Albrecht Budge (Arch. 
i. mikroskop. Anat. XLII. 1. p. 87 — 94. 1876) be- 
schfiftigt. Es gelang ihm, in den feinsten Havers' - 
schen KanUlchen frischer und uyicirter Knochen der 
Katze stellenweise das Vorhandensein ernes doppet- 
ten Endothelrohrs festzustelien. Dieser Befund durfte 
zu der Annahme perivascularer Lymphr&nme ftlbren, 
die tibrigens R a u b e r (Eiasticit&t und Festigkeit der 
Knochen) bereits mit Bestimmtheit in den Havers' - 
schen Kan&lchen annimmt. Die supponirten Lymph- 
wege in den Knochen von der Markbdhle her mittefe 
Berlinerblau zu Mien, wollte Budge nicht gelingen. 
Bessera Erfolg erzielte er von Einstichin|ektioneii 
in das Periost der Knochen von Kalbs- und Knh- 
fQsseu. Die periostalen Lymphgefksse hatte Budge 
tibrigens bereits anderthalb J&hre frtlher bei Prof. 
Schwalbe gesehen: sie bilden, zumal in den 
iussern Lagen des Periost, ein weit verzweigtes 
Netz, das aus mehreren Lagen besteht und sich 
Uberall eng an dieJBlutgefkaae ansohliesst. Von den 
in das Periost sich einsenkenden Sehnen ans gelang 
die Anfttllnng der periostalen LymphgeStsae am 
Mittelfussknoohen am beaten. Als dann das Perioat 

12 


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90 


Theile, das Lymphgefasssysteia. 


bei gutgelungenen derarttgen Injektkmen der Lyuiph- 
geflbise sorgftdtig entfernt wurde, zeigten aich an 
dem blosgelegten Knochen einzelne mit dem Parb- 
artoffe tingirte Punkte, scbon mit blosem Auge er- 
kennbar und noch besser mit der Lupe. Diese 
tingirten Pttnktchen erwiesen sich aber als Knochen- 
hdhlen , die sich mitsammt iliren Auslftufem mit In- 
jektion8ma«8e geftlllt batten. Dabei waren in deu 
/7aeer*’schen Kan&len perivasculare Rftume in Folge 
der Einstichinjektion geftlllt , die mit den Knochen- 
hOhlen dnrcli deren Aualkufer in Znsammenhang 
standen. In den grbssem Haverx'schen Kanblen 
waren anch eigene Lympligefoase mit besondem 
Wandungen wahrzuuehmen, die von den periostalen 
Lymphbabnen aus direkt in den Knochen eindrangen ; 
dieeelben waren scbon mit blosem Auge und noch 
beaser mit der Lonpe zn erkennen. 

Diese Befunde glaubt Budge dabin deuten zu 
dttrfen , dass wkhrend des Lebena in den AusliLufern 
der KnochenhtJhleu Cirkulation der Lymphe statt- 
findet. Die Lympliwurzeln der Knochen liegen ge- 
wissermaassen in den Knocbenbdblen ; durch deren 
Aualft ufer communiciren sie mit perivascularen R&u- 
men , die wiederum mit den periostalen Lyinphge- 
fkssen in Zusammenbang stehen. 

Die Budge ’scbe Mittheilung bestimmte Prof. 
G. Schwalbe (Ztschr. f. Anat. u. Entwickelungs- 
gescb. II. 1 u. 2. p. 131 — 142. 1876), die Ergeb- 
ttisse seiner scbon linger unteruommenen , jedocb 
noch nioht abgescblossenen Untersucbupgen ttber die 
Lymphgefiisse der Knochen vorlauflg aucb schon zu 
verdffentlichen. 

An ausgewacbsenen Rtihrenknochen bestebt das 
Periost aus 2 durch ein lockeres spaltenreiches Binde- 
gewebe verbundenen und deBbalb durch Preparation 
ron eiuander trennbaren Lagen oder Schicbten. Die 
innere, an longitndin&l verlaufenden elastischeuFasem 
reicheSchicht haftet zwar vielfilltig fest am Knochen, 
lSsst sich aber an andem Stellen auch leicht von der 
Knochenoberd&che abziehen , und bier erscheinen 
dann die Fl&chen des Knochens und des Periosts 
glatt. Mit andem Worten , es existiren svbperio- 
ftale Raume , die zumal dort aofgefunden werden, 
wo sich Mnskelfasera direkt an der Oberflache 
der Kuocbenhant inseriren. Einstichinjektionen mit 
Berlinerblau , mit Alkannin-Terpentin , die in die 
inssere Schicht des Periost oder in das loekere 
Bindegewebe zwischen beiden Periostlamellen ge- 
macht werden, dringen nie durch die innere elastische 
Lamelle vor ; wohl aber fttllen sich dadnrch manch- 
mal ganz rasch supraperioetale Lymphpefdtse , die 
auf der Aussenflache der aussern Periostlamelle ver- 
laufen. Wird dagegen die feinste StichkanUle in 
subperiostale Hitume eingefubrt, so verbreitet sich die 
injicirte Fltissigkeit nnr in geriuger Strecke unter 
dem Periost, falls man nicbt etwa an Knochen klei- 
iierer Thiere mit grOsseren Spaltriluiuen operirt, die 
Fltissigkeit dringt aber nach innen in den Knochen 
vor , besonders aber verbreitet sie sioh nach aussen 


durch zahlreiohe feine S pal ten der innen Periost- 
schicht, sowie in den Maschenritamen der Binde- 
gewebsschicht zwischen beiden Periostschichten, und 
in manchen Fallen eireicht sie schltlsslich much sub- 
periostale [supraperiostale? Kef.] Lymphgefiaae. 
Es iinden sich somit wirkliche Lyinph^e/dAM nur an 
der Oberflache des Periost, wahrend die Verbindungs- 
schicht der beiden Periostlagen ein System von Spal- 
ten enthalt , die nach aussen mit echten Lymphge- 
fassen , nach innen mit den subperiostaien Kaumen 
communiciren. Anch liess sich beim Kaninchen an 
Femnr und Tibia , subperiostaien Kaumen eutspre- 
chend, an der Di&physenilache eine continuirliehe 
Endothelauskleidung durch Versilberung mit Sicher- 
heit uachweisen, weniger sicher freilich an der Lnnen- 
flache der zugehdrigen innem Periostschicht. Die 
Osteoblasten sind nach dem AufhOren der ossifika- 
torischen Thatigkeit Endothelzeilen geworden. 

In der compakten Substanz der Knochendia- 
physen sind vou 2 Seiten her durch Stichinjektioa 
Wege darlegbar , die als Lymphbabnen geiteu mtta- 
sen. Bei der Injektion in subperiostale Raume 
dringt die Fltissigkeit mehr oder weniger weit in die 
compakte Substanz hinein , nach dem Verlaofe der 
Havers’schen Kanalchen; es f&lleu sich aber nicht 
etwa Blutgefbase, denn die Gef&sse im Periost bleiben 
ungefllllt, sondern perivasculare Lymphbabnen, was 
man besonders deutlich dann erkennen kann, wenn 
die Injektion der Blutgefasse durch eine auders ge- 
fkrbte Masse der Stichinjektion in subperiostale 
Raume vorausgeschickt wurde. — Sodann Lassen 
sich auch von den perimyelaren Raumeu 
(Schwalbe) aus Lymphbahnen in der compakten 
Substanz nachweisen. In den Kdhrenknochen n*m - 
lich befinden sich zwisehen dem gelben Knochen- 
marke der Diapliyse u. der eutsprechenden Knochen- 
rinde ahnliche Raume, wie zwischen der innem 
Periostschicht und der Aussenflache der Diaphyse, 
und ganz ahnliche Raume existireu auch zwischen 
der knftchemen Wandung des Canalis uutritiua und 
dessen strangftSrmigem Inhalte, der aus Arterie, 
Vene , Nerv und fetthaltigem Bindegewebe besteht. 
Diese Kaome, die allerdingB nnr am entwickelten 
oder vollendeten Kdhrenknochen nachweisbar sind, 
bezeichnet Schwalbe als perimyelare ; durch Ver- 
silberung will er wenigstens z wischendurch deutliche 
Anzeiclien eines darin befindlichen Endothels erhalten 
baben. Bei umsichtiger Injektion der perimyelaren 
Raume zwischen Mark und Knochen trat die Injek- 
tionsmasse an verschiedenen Stellen der Knochen 
oberflache aus, sie folgte aber, wie die genauere Unter- 
snchung lehrte, dem Laufe der Blntgefhsse in B&huen, 
die sich als perivasculare herausstellten. Somit steht 
das System der perimyelare u Raume durch peri- 
vasculare Bahnen mit den periostalen Lymphbahnen 
in Zusammenliang. Auch durch festes Einlegen 
einer feinen KauQle in deu Emaiirungskanal (Tibia 
des Pferdes) zwischen Gefassstrang und Knochen ge- 
lang es, Theile des perimyelaren Systems und an 
grenzende perivasculare Bahnen zu injioiron. 


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Theile, dm* Lyrophgefilsssystem. 


91 


Fflr die Schftdelknochen geht Schwalbe von 
der Voranssetznng an* , dass in den kleinen Mark- 
rftnmen der Diploe ganz sicker perivasculare Lymph- 
bahnen enthalten Bind , von denen die Gefftsse der 
Schftdelknochen nmscheidet werden. Injektionsmas- 
sen kOnnen von innen und von aussen her in die- 
selben eindringen. Bei Einstichinjektionen zwischen 
Dnra-mater nnd Schftdeldach dringt allerdings die 
Masse hanptsftchlich anf der Innenfl&che der Dura- 
mater hervor, doch verbreitet sie sich gewfihnlich, 
jedoch nicht in alien Fftllen, auch mehr odor weniger 
weit in perivascnlaren Bahnen der Knochen, obwohl 
sie allerdings nicht bis anf die auesere Fldche des 
Schftdeldachs gelangt. Ebenso dringt Injektions- 
masse in die Knochen an der Schftdelbasis , wenn 
hier der Einstich in das den Knochen genau adhft- 
rirende Duragewebe gemacht wird. Andereraeits ist 
es Schwalbe an der menschiichen Scliftdeldecke 
wirklich gelnngen, durch Injektionen, die vollstftndig 
tmUr dem Epicrcmium stattfanden , nicht nur peri- 
vascalftre Rftnme im Parietale, Occipital e nnd Fron- 
tale zn fftllen , sondern anch den Dnrchtritt der inji- 
cirten Flftssigkeit in den Raum zwischen Dura-mater 
nnd Schftdeldach zu beobachten , znmal wenn der 
Einstich nahe der Pfeilnaht stattfand. Bei niedern 
Wirbelthieren (Knochenfische , Salamandra) genttgt 
aber sehon die Einstichinjektion nnter die Hant des 
Schftdeldaches in der Stim- , Scheitel- oder Hinter- 
hauptsgegend, urn die injicirte Flftssigkeit dnrch das 
Schftdeldach hindnrch ins Innere des Cavnm cranii 
vorgerflckt zu finden. 

Es bestehen also beim Menschen und bei den 
Sftngethieren Einrichtungen , welche eine Communi- 
kation der anf der ftnssern Seite des Schftdels be- 
findlichen Lymphe mit jener im Innern des Schftdels 
befindlichen dnrch verschiedene Spaltrftnme gestatten, 
Behwieriger dagegen eine Commnnikation in ent- 
gegengesetzter Richtnng. 

II. Phyeiologisches. 

Im physiologischen Institute zn Leipzig hat K. 
A. Lesser (Berichte flber die Verh. d. k. s. Ges. 
d. Wise, zn Leipzig VI. VII. 1872. S. 590 — 616) 
experimentelle Untersuchtmgen fiber LymphabfluM 
mu> dem Duetw thorac. bei Httnden unternommen. 

Zn den Versnchen dienten stark e , wo mSgllch jnn- 
gere Hnnde (deren Gewicht zwtochen 22 und 63 Pfd. 
schwankte) , denen seit wenigstens 24 8td. die Nahrung 
entzogen worden war , um blose KSrperlymphe ohne Bel- 
mengung von Darmlyrophe zn erhalten. Waren Ble dnrch 
miaaige Mengen Curare in vollstandige Muskellahmang 
▼eraetzt , dann wurde andauernde kunstliche Respiration 
bei ihnen hergestellt, hierauf aber der Ductus thoracicus 
an der Einmftndnng in die Jugularvene autgesucht upd 
mit einer Giaskanfile versehen , nm die auafliessende 
Lymphe aammeln zn kdnnen. Bei einer gewissen Anzahl 
von Verauchsthieren , die wahrend des Versuchs , abge- 
sehen von den respiratorischen Bewegungen, ganz be- 
wegnngsloa dalagen, wurde die Lymphe meistens bis znm 
Etntritte dee Todes gesammnlt, der ISngstens 7 Std. nach 
Beginn dee Lymphabflussee einzntreten pflegte. 

Bei der Mehrzahl der Hnnde entleerte sich 0.6 
Cetmtr. Lymphe in der Minute, welche Menge jedoch 

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nicht fftr die game Daner des Versuchs gleich Mleb. 
In einzelnen Fallen stellte es sich flbrigens ganz 
deutlich heraus , dass die Geschwindigkeit des Ab- 
flnsses vom Beginne des Versuchs an bis zu deasen 
Beendignng allm&lig fortschreitend abnahm. — In 
2 Fftllen dauerte der Lymphabflnss, nachdem bereits 
Herztod eingetreten war, 69Minuten lang annfthernd 
noch mit der gleichen Geschwindigkeit fort, wie 
knrz vor dem Anfhftren der Herzthfttigkeit. Da in 
diesen beiden Fftllen keine Anhftnfung von FlflBsig- 
keit innerhalb der Stftmme vor dem Tode stattge- 
fnnden haben konnte , so scheint die Annahme be- 
rechtigt, dass die Flftssigkeit ans den Geweben in 
die Lymphgefasse ttbergetrieben wurde. 

In einer andern Versnchsreihe blieben die Hnnde 
nicht w&hrend der ganzen Versnchsdauer in der 
regungslosen Lage , sondern zwischendnrch wnrden 
die Gelenke der Hinterbeine abwechselnd gestreckt 
nnd gebeugt, oder es wnrde ein wiederholter Drunk 
anf die Banchwandnngen ansgefibt. Diesen inter- 
currenten passiven Bewegungen entsprach jedesmal 
dentlich genug ein rascherer Lymphabflnss. In ver- 
schiedenen Verauchen schwankte die Differenz der 
Lymphmengen in der Zeiteinheit von 1 : 1.2 bis 
1 : 5.7. Auch anf die Qualit&t der abfliessenden 
Lymphe waren jene passiven Bewegungen nicht 
ganz ohne Einfluss ; sie zeigte sich weniger gctrflbt, 
ala jene, die zur Zeit des regungslosen Daliegens 
abfloss. 

Beim andanernden Abzapfen der Lymphe ver- 
fielen die Thiere nach mehreren Stunden dem Tode, 
anscheinend lediglich in Folge dieser Lymphentlee- 
rung. Wird die Blutmenge der Hunde zu 7.7 °/ # 
des Kftrpergewichts angenommen, so trat in 5 Ver- 
snchen, wo die Thiere wfthrend der ganzen Ver- 
snchsdauer regnngslos dalagen , der Tod ein , nach- 
dem die abgeflossene Lymphmenge 8.1 — 15.4 — 
17.1 — 22.8— 23.2°/ 0 der hypothetischen Blutmenge 
erreicht hatte. Doch kam anch ein Fall vor , wo 
die abgeflossene Lymphmenge 26°/o der hypotheti- 
schen Blntmenge betrng, ohne dass der Hnnd erlag. 
Sodann schien bei jenen Hunden , die zwiBcbendnrch 
passiven Bewegungen erlitten , der Tod erst naek 
Abflnss grflsserer Lymphmengen einzutreten. 

Dem Abflnsse so grosser Lymphmengen ent- 
spricht flbrigens eine verftnderte Zusammensetzurrg 
des Bints der VersnchBthiere. In 4 Fftllen , wo ein 
vor Beginn des Versuchs entleertes Blntqnantnm nut 
einer andern im Verlaufe des Versuchs gewonnenen 
Blntprobe verglichen werden konnte, besassen die 
wfthrend des Lymphabflnsses gesammelten Blnt- 
proben sehr entschieden eine grflesere Fftrbekraft. 

Dr. H. Emminghans in Wttrzburg (Arch. d. 
Heilk. XV. 3 u. 4. p. 307 — 342. 1874) lieferte 
eine historische Zusammenstellnng der neuern Unter- 
suchnngen fiber Abtonderung und Bewegung der 
Lymphe : 

No 1 1 (Stromlauf to den Saugadern am TnmcnB cer- 
vicalis d. Hundes) ; W. Krause (Lymph system am Hake 


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92 


Tfceile, da* Lyniphgf;filsa*ystem. 


dw MnAe»); 8chwawda (desgleiahaB) ; Weiss (Hate- 
lymphgefasse and Brustgang junger Pferde); To ms a. 
(Lymphgefasso am Hoden und an der Schnarze dee Hun- 
des) ; Ludwig und Schweigger-Seidel (permeable 
serOse Hints , LympbgefSsse der Faseien nnd Sehnen) ; 
Kanvier (Eraeugung von Oedemen); Oenersieh (der- 
Lympbstrom) ; H. Nasse (Lymphbildung und Lymph- 
strSmung) ; Lesser (Lympbabfluss aus dem Ductus tho- 
racicus des Hnndes) ; Paschutin (Absondcrung der 
Lymphe am Arme des Hundes). 

Von einer neuen Seite aber ist die Abhangiykeit 
der Lymphabtondentng vorn BluMrome (Arbeiten 
aw der physiolog. Anstalt zu Leipzig. Jshrg. 1873. 
p. 61 — 102) durch Dr. H. Emminghaus sekwt. 
in An griff genommen worden. Wenn Paschutin 
die Vorderpfote des Hnndes zu seinen Versuchen er* 
wihlte, so hat E. hierzu der Hinterpfote den Vorzug 
gegeben , deren Gefitseverhtlltnisse er znnichst er* 
liutert und bildlich darstellt. Nur grosse Thiere 
konnten zu den Versuchen genommen werden , urn 
eh weites Lymphgefitss mit ausreiehendem Lymph- 
inhalte sum Einftthren der Kanttie zur Verfttgung zu 
haben. 

Die Thiere wurden mebrere Tage vor der Beuutsung- 
reichlich mit Fleisob und Brod gefuttert, sodann vor dem 
Aufsucben des Lymphgcfasses durch F.inspritzen von 
Opiumtinktur in die V. jngnl. int. in annShernd gleicher 
Wdse narkotisirt. Das grbssere von den beiden Lymph- 
gefimsen, die neben der V. saph. parva verlaufen, wurdo 
dazu erwiUilt , die Metsllkanule einzuschieben , womlt ein 
kniefortniges Glasrdhrchen inVerbindung stand. War die 
Kanttie in das Gefass cingebunden , so wurde der Fuss 
nach Ablauf einer bestimmten Zeit mit der Hand sorg- 
taltig , und swar so lange gepresst, bis sein Gehalt an 
Lymphe, die durch die eingebundene Kaniile abfloes, volt* 
stand ig erschSpft war. (Nur beim ersten Versuche ist an- 
gegeben , dass die Pfote gepresst und zugleich auch l tings 
des Verlaufs der Lymph gef tine gestrichen wurde.) 

An 16 geeigneten Hunden wurde unter ver* 
sehiedenartig modificirten Verhaltnissen experimen- 
tirt. Diese 15 Versuchsreihen sind am Schlusse der 
Abhandlung unter Angabe der jeweiligen erhaltenen 
Werthe voilst&ndig mitgetheilt. Die Aufg&be des 
Experimentators musste dab in gehen, bei dem uim- 
iichen Thiere abgettnderte Bedingungen des Experi- 
ments herzustellen , und die Menge , vielleicht auch 
die Zusammensetzung der in der Zeiteinheit au sprees - 
haren, der Pfote entstammenden Lympbe vergleiobend 
festznstellen. 

1) Die schon durch Paschutin erkannte That- 
aache, dass die Geschwindigkeit des Lymphs tromes, 
<L h. die Menge der in der Zeiteinheit durch Aus- 
pres sen erhkltlichen Lymphe , urn so mehr abniment, 
je dfter die kdnstliche Entleerung vor genommen wird, 
{sad vollkommene Bestittigung bei den mit Opium 
narkotisirten Thieren. Wurde nimlich, &ls die Ka- 
ntile einfaeh in das Lymphgefilss eingelegt worden 
war , die Beobachtiyig eine voile Stunde hindurch in 
der Weise fortgefllhrt , dass die Pfote alle 5 Min. 
durch Druck ausgepresst and die durch 2 Auspres- 
sungen in je 10 Min. austretende Lymphmonge be- 
stimmt wurde, so ergabeu sich bei 5 Yersuchsthieren 
{Ur die auf einander folgenden 6 Zeiteinheiten fol- 
gende im AUgemeinen immer mehr abnebraende Ab- 
twemeugen, in Cubikcentimetern ausgedrttckt : 




l. 

2. 

S. 

4. 

6. 

1) 1—10 Min. 

1.4 

0.9 

0.6 

1.2 

0.8 

2) 11—20 

n 

0.4 

0.7 

0.4 

0.8 

0.4 

3) 21 — 30 

n 

0.1 

0.6 

0.3 

0.6 

0.5 

4) SI— 40 

* 

0.3 

0.6 

0.2 

0.* 

0.3 

6) 41—60 

*» 

0.3 

0.3 

0.2 

0.6 

0.1 

6) 61—60 


0.1 

0.3 

0.1 

0.4 

0.16 


2) Ferner besthtigte sich auch eine andere am 
Lymphstrome der Gliedmaassen bereits beobaofatete 
Thatsache. Bleibt die Pfote des Hundes unit der in 
das Lympbgefllas eingeftthrten Kanttie in horizontaler 
Lage ruhig sich selbst ttberl&ssen , so tritt fflr ge- 
wdhnlich nicht die geringste Lymphmenge aus der 
Kanttie hervor. So ergab sicli gleich beim ersten 
Verenche Folgendes. Die Pfote wurde 30 Min. hin- 
durch in Rulie gelassen und es trat keine Lymphe 
hervor, with rend doch hierauf durch zwei innerhalb 
6 Min. wiederholte Auspressnngen der Pfote 0.6 
C.-Ctmtr. Lymphe entleert wurden. Nun nnterblieb 
das Ausdrttcken wiederum 15 Min. lang und wtthrend 
dieser ganzen Zeit stockte der Ansflusa wieder voll- 
atkndig. Es fehlt also in der ruhendeu Pfote der 
Austoss zur Fortbewegung jener in den Lymph- 
bahnanfhngen vorliandenen Lymphe. Ungeachtet 
dieser Stookung des Abflnsses ist aber dooh eine 
Odematdse Anschwellnng der Pfote nicht wahrnehm- 
bar. 

3) Wenn ferner Paschutin fand, dass die 
aktive Congestion , weiche der Duichschneidong der 
Gefhssnerven der Pfote zu foigen pflegt , keine Ver- 
mehrung der Lymphabsondenmg zur Folge hat , so 
lieferten auch die gegenwttrtigen Versuche nur Be- 
stiltigungen dieser Angabe. Um die L&hmung der 
Arterienmuskeln zu erzeugen , wurde dem zum Ver- 
snche vorbereiteten Hunde der Nervns iscliiadicos 
durchschuitten (auch wohl der Nervus tibialis nnd 
peroneus) , was ein Witrmerwerden der Pfote , in 
gttnstigen Fallen auch wohl das Eintreten von Pol- 
sationen in den Arteriae digitales zur Folge hatte. 
Beispielsweise wurden dann bei dem zum 12. Ver- 
suche benutzten Hunde folgende Werthe erhalten. 
Bei dem dttrch Opium beriiubten Thiere wurden in 
je 10 Min. durch zweimaliges Ausdrttcken der Pfote 
0.4 — 0.34 — 0.45 Cctmtr. Lymphe gewonnen, und 
als der Ischiadicns durchschnitteu worden war , be- 
trngen die ebenialls durch zweimaliges Ausdrttcken 
innerhalb je 10 Min. gesammelten Lymphmengen 
0.3-0.2—0.25-0.25 — 0.2 — 0.25 Cubikccnti- 
meter. 

4) Werden nach vorausgegangener Durchschnei- 
dung des Ischiadicns s&mmtliche abfflhrende Venen 
der Pfote unterbunden, so bildet sich Oedem, das bis 
zu bedeutender Httrte des geschwellten Gliedes an- 
wachsen kann, und in Betreff des LymplistromeB 
treten folgende Aenderungen em : 

a) Unmittelbar nach erfolgtem Verschlusse der 
Venen fiiesst in der Zeiteinheit beim Auspressen der 
Pfote mehr Lymphe ab , und vergleicht man die den 
snccessiven Aospressungen entsprechenden Lymph- 
aengen, so ertellt sich eher eine Zunahme als eine 
Abnahme hears us. So warden beim 12. durth Opium 


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93 


Thelle, das LympbgefftsasyMelnl 


bMMbten Versucbsthtere, nach Dnrehschneidnng des 
I schi adieus , in je 10 Min. dureh zweimaliges Am- 
drflchen 0.3—0.2—0.25—0.25—0.2—0.26 Cub.- 
Ctmtr. Lymphe geeammelt , nach Unterbindung der 
Venen aber betragen die nnter gleichen Verhftltmssen 
gessmmelten Mengen 1.6 — 1.8 — 1.5 — 1.6 — 1.7 — 
1.7 Cnbikcentiroeter. 

b) Wahrend der Unterbindnng der Venen kommt 
es leiclrt zn einem spontanen Abtrfipfeln der Lymphe. 

c) Wabrend der Unterbindung auclcrt sich nicbt 
bios die Menge, sonderu auch die Beschaffcnheit des 
Ausfliessenden. Sclion nsicb der Durchschneidnng 
des Lschiadicus crscheiut die vorhcr ganz klare und 
farblose Fltissigkeit schwach gelblicli , und nach der 
Vencnuntcrbindung zeigt sich ein verscliioden starker 
Uebergang der Fiirbung in’s Rothe , bcdingt dureh 
eine Beimengung rotber Blutkorperchcn, wahrschein- 
licli in Folge vermchrtcr Porositat der Gclsisswftnde. 
Dabei aber ist gleichwohl regelmassig der proccn- 
tische Gebalt des Lymphserums an fasten Bestand- 
Uieilen ein geringerer. Dcranach wlirde sicli das 
Verhalten der Lymphe dahin formuliren Iassen, dass 
nach der Venentinterbindung der Gehalt an aufge- 
scbwemmten Bestandtheileu sich vermehrt, der Ge- 
halt an aufgelOstcn Bestandtheilen dagegen sich ver- 
mindert. Das berechtigt aber wieder zu dera Schlusse, 
daas die Lymphe und die Blutkorpcrclicn anf ver- 
schiedenen Wegen dureh die Gefasswandungcn treten, 
und dass die Lymphe zum grossern Theile Poren 
durchsetzt, die aus irgend einem Grunde dem Durch- 
tritte des Eiweisses einen grOssern Widerstand be- 
reiten, als dem Dureh tritte des Wassers. 

d) Wird die Uuterbindimg der Venen , nachdem 
sie eine Stunde und lauger gedauert hat , wieder ge- 
loet, so hurt die Vermehrimg der Ausflussmcnge uicht 
angenblicklich auf, vielmehr macht sich die Nacli- 
wirkung der vorausgegangeuen Blutstauung docIi 
eine Stunde oder langer geltend. Da in dem Zeit- 
raume der Nach wirkung die ddematoae Anschwelluug 
der Pfote zu verschwinden pflegt , so hat man wobl 
anzunehmen , daas die grdssere Menge der Lymphe 
witbrend dieser Zeit aus dem in der Pfote angehiluf- 
ten Vorratbe kerrtihrt. 

6) Werden die von der Pfote kommenden Venen 
insgesammt und vollst&ndig untevbnnden , ohne dass 
die Dnrchschneidung des Ischiadicus vorausgegangen 
ist, so tritt (2 VerBuche) kein Oedem ein und die 
Lymphmenge fUr die Zeiteinheit nimmt zu , aber in 
geriagerm Grade, als nachvoransgegangenerNerren- 
durchschneidung. 

6) Bei einem der Vereuche warden die Venen 
nnterbunden und die Nerven durehschnitten , nnd es 
wnrde der jetzt eintretende Lymphabflnss mif jenem 
verglichen , der bei Reizung des peripherischen Ner- 
ven stocks stattfand. Wfthrend der Nervenreizung 
nahm die Lymphmenge ab, doch war sie immer nocb 
vertAltnisamftssig reiohlich. Anf Rechnnng des dabei 
aid) vermindernden Oedems allein Hess sich die 
sndanernd vertnebrte Aosflnssnaenge uicht setzen. 


7) Eine andere Modiikation von Vereuchea be- 
stand darin , dass nach Einlegnng der Lymphkanfile 
die ganze Gliedmasse behufs einer aliquoten Hem- 
mung der BlutstnJmung eingesclmttrt wurde. Eine 
starke Hanfschnur wurde oberlialb des Kniegelenks 
nmgelegt und mittels eines Knebels zusammengezogen. 
Diese Umschnlirung wirkte starker auf die Venen, 
wie aus deren Schwellung zu ersehen war, als auf 
die Arterien, deren Pulsation unterhalb der Uroschntt- 
rung nnr gemindert sich darstellte. Es erfolgte hier- 
bei jedeeraal eine Zunahme der gesammelten Lymph- 
menge , etwa in dem Grade , wie bei Ligatur aller 
Venen, und einige Male stellte sich ancli Oedem ein. 
8o wnrden in dem einen Versuche folgende Werthe 
erhalten. Bei dem einfnch dureh Opium betAubten 
Thiere sammelten sich in je 10 Min. bei zweimaligem 
Ausdriicken der Pfote 0.33 Cctmtr. Lymphe. Als 
dann die Schnnr uniknebelt worden war, wurde 
dureh zweimaliges Ausdrtlcken dor Pfote 3.0 Cctmtr. 
Lymphe erhalten. Diese Menge betrug 30 Min. 
spftter, nachdem sich Oedem eingestellt liatte , 2.4 
Cctmtr., ond nach Ablauf fernerer 30 Min. 2.5 Cnb.- 
Centimeter. Als dann die Umschniirung geldst wor- 
den war , wurde in je 10 Min. dureh zweimaliges 
Auspresaen 1.6 — 0.85 — 0.35— 0.35 - 0.2 — 0.1 
Cctmtr. Lymphe erhalten. DieBe Versuche lehren 
also , dass die Lymphmenge zunehmen kann , wenn 
auch dicZufuhr des artericllen Blutes zu dem lyinph- 
ab8ondemden Bezirke in erheblicher Weise gemin- 
dert ist, und dass Herumungen in den venOsen Ab- 
zugswegen die abfliessenden Lymphmengen stftrker 
beeinflussen, als Acnderungen des arteriellen Stromes. 
— Wird dann der Oberschenkel von seiner Um- 
schntlrung befreit , so halt der reichlichere Lymph- 
abfluss noch einige Zeit hindnrch an , das dureh die 
Umschnlirung hervorgernfene Oedem aber schwindet 
ziemlich rasch. 

Fasst man die Resnltate der vorstehenden Ver- 
snche znsammen, so dtlrfte wohl der Schhiss berech- 
tigt sein , dass die Cutis und deren Fettpolster , die 
doch hauptsftchlick in die Znsammensetzung der 
Hnndepfote cingehen, wfthrend der ruhigen Lage, 
wo das Venenblnt ohne irgend eine Behindenmg ab- 
flieesen kann , nur ftusserst wenig oder vielleicht gar 
keine Lymphe liefern, dass aber augenblicklieh 
Lymphe ersekeint, so wie das Gleichgewicht der 
Gewebstheile zu einander gestort oder der Abfhus 
des Venenblutes behindert wird. Die Wirktmg einer 
Behinderung des van (5 sen RUckflusses wil'd aber am 
krftftigsten hervortreten, wenn der Einfluss der Ner- 
ven auf die arteriellen Gefesswftude aufgehoben ist, 
wenn also die zufflhrenden Gefftase erweitert sind and 
grosse Mengen Blutes zuleiten. 

Ueber die Gate der Hundeh/mphe hat Dr. 0. 
Hammarsten (Berichte fiber d. Verhandl. d. kgl. 
sftchs. Gesellsch. d. Wiss. zn Leipzig VI. VII. 1871. 
p. 617 — 634) einige Untersnchnngen angeBtellt. 
Die zu untersuchende Lymphe wurde von grossen 
Hunden , die 86 bis 48 8td. gehnngert hatten , aus 
dem Ductus thoracicus am Raise gesammelt; Me trar 


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94 


Theile, das Lymphgef&sssystem. 

als eta Gemiseh ana Gliederlympbe and Darmlymphe geringere Blutmenge im Kttrper alter Thiere, ebeaso 
zu betrachten. Zweimal kam aber anch eine reine die verminderte Triebkraft des Herzens nnd den 
Gliederlymphe zur Untersuchung, die aus dem Lymph- dnrch die Erkrankung der GefasswAnde bedingten 
stamme der vordem ExtremitAt gesammelt wurde. geringem Blutdruck ala wirksame Moment* gelten 
Eta vollstAndiges Evakuiren der Lymphgase in der Lassen , immerhin wird man anch die Beschaffenheit 
Qnecksilberpumpe wollte nnr dann gelingen , wenn des Bindegewebes bei alten Individnen nicht auaser 
der Lymphe eine fixe S&nre zugesetzt wnrde. Die Acht lassen dflrfen. Dasselbe ist als straff zn be- 
nach 8chlUsslichem Zusatze der fixen Sflurc ans den zeichnen , die darin vorkommenden Spalten werden 
Lymphen gewonnenen Gase bestanden ans Kohlen- von steifem Fasem umgeben , und deslialb wird die 
sXnre , Sanerstoff (?) und Stickstoff. Aus den 9 ta- bei Altern Individnen abfliessende Lymphmenge nie- 
bellarisch zusammengestellten Analysen der Lymph- driger ausfallen. Da solches Bindegewebe anch mit 
gase geht aber unmittelbar hervor, dass die Lymphe einer geringern ComprcssibilitAt ausgestattet ist, ao 
eine ungemein kohlen sflurereiche Flflssigkeit ist, die wild dagegen in den snccessiven Zeiteinheiten das 
nnr geringste Mengen von Sanerstoff oder selbst gar Absinken der gesammelten Lymphmengen nicht so 
keinen Sauerstoff enthftlt, wohl aber geringe Mengen rasch erfolgen dUrfen als bei jungen Individuen. Das 
Stickstoff, dcssen Werth zwischcn den fllr das Bint scheint sich fllr jenen Versuch wirklich zu bestdtigen. 
nnd fttr dicSckrete gefnndenen Zahlen liegt. In alien Es betrug nttmlich der Lymphabfluss binnen 10 Min. 
9 Analysen obne Ansnahme stellte sich ttbrigens der in 6 anf einander foigenden ZeitrAnmen 0.8 — 0.5 — 
KoblensHnrewerth in sehr hohem Grade niedriger, 0.3— 0.3 — 0.1—0.15 Cctmtr. beim alten Hnnde, 
als fttr eine menschliche Lymphe , die Hen se n eta- nnd 1.2 — 0.8 — 0.6— 0.5 — 0.5 — 0.4 Cctmtr. bei 
mal anf den Gasgehalt zu unterenchen Gelegenheit einem jnngen Thiere. Genug , man wird die An- 
hatte , die jedoch unter pathologisehen VerhAltnissen nahme nicht ganz unbegrflndet finden dflrfen , dass 
gesammelt worden war. die verminderte Rnndnng und Ffllle der Theile, die 

nns beim Marasmus entgegen tritt, zum Theit anf 
III. Pathologieehes. einer Herabsetzung der Transsudation nach den 

Eine nmsichtige Zusammenstellung nnd ErlAnte- Geweben beruhen mag. 
rung verschiedener pathologiteher Verhaltniste in Wenn bei alten Individnen die Verminderung 
Belrejf der Ah»ondrrung und der Bewegunn der der Blutmasse wahrscheinlich einen gewissen Antheil 
Lymphe. hat Dr. H. Emminghaus (Arch. d. an der verminderten Lymphabsonderung hat, so er- 
Heilk. XV. 5 n. 6. p. 369—403. 1874) mitge- giebt sich doch wieder ans H. Nasse’s Unter- 
theilt. suchungcn, dass Blutentziehungen als solche nicht 

.. . ...... . , r i schlechthin in dem nAmliclien Sinne wirken. Nasse 

1) Anomahenm der Abeonderung der Lymphe. beobachtete> dass Blutentziehungen, grbssere wie 

Schon nach der einfachen Beobachtung der Laien kleinere, die Lymphabsonderung steigern , voraus- 
wird das Gesicht des einen oder des andern Indivi- gesetzt, dass die GerinnungsfAhigkeit der Lymphe 
dnnm als „spitzig“ oder „gedunsen“ oder „aufge- nicht zunimmt; denn in diescm Falle mindert sich 
8chwemmt“ bezeichnet, wodurch eine Abweichnng die Lymphabsonderung dnrch die Blntentziehung. 
von jenem mittlern Normalzustande der Fttlle aus- Diese letztere Angabe Nasse’s bestAtigto sich voll- 
gedrflckt werden soil , der medicinisch als normaler stAndig bei einem der dnrch E. an Hunden ausge- 
Geieeb*turgor aufgefasst wird. filhrten Versuche. Bei einem Hunde wurde beim 

Wenn die etagefallenen Wangen von Reconva- Dnrchschneiden des Ischiadicus ein grOsseres arteriel- 
lescenten , die greisenhaften Gesichter atrophischer les Gef&ss getroffen nnd das Thier verlor ziemlich 
Kinder zunAchst auf ein Darniederliegen der Ge- viel Blut; wAhrend sich aber in der ersten halben 
sammtemHhrung hinweisen, so tritt nns doch sicher Stunde des Versuchs alle 5 Min. 1.3 Cctmtr. Lymphe 
darin die ungenttgende Fflllung der Spalten des Un- entlecrt hatte, floss jetzt nur noch 0.55 Cctmtr. einer 
terhautbindegewebes mit lymphatischer Flflssigkeit starker gerinnenden Lymphe ab. 
zumeist entgegen , nnd wir dflrfen fragen , ob das > Bekanntlich kann das Gesicht eines Menschen 
Etagefallensein der Theile von einer verminderten - bei besondern Einwirknngen in verhAltnissmAssig 
Transsudation aus den Gefftssen herrflhrt, oder durch ! kurzer Zeit verf alien oder hohl aueeehend sich dar- 
eine gesteigerte Abfuhr der Flflssigkeit zu Stande \ stellen. Angst nnd Schrecken wirken am entschie- 
kommt. In Betreff dieser Frage glanbt E. einen J densten in dieser Weise. Gewisse vegetative Vor- 
Versuch aus der Reihe jener, die er an der Hinter- w gAnge werden dadnrch beeinflusst: die Herzaktion 
pfote von Hunden flber Lymphabsonderung oder V! wird schwach u. unregelmAssig, also die Vis a tergo 
Lymphabfluss angestellt hat, herbeiziehen zu dflrfen. fa fllr die Transsudation aus den Gefassen herabgesetxt, 
Dieser Versuch wurde an einem alten Thiere mit Jf^zugleich aber wird derselben anch durch die Contrak- 
erkrankten GefhsswAnden vorgenommen ; im Ver-rltur der GefAssc ein Hinderniss bereitet. Denn ex- 
gleiche zur Kflrpermasse lieferte dasselbe unverhAlt-Mperimentell ist es erwiesen, dass bei Reizung der va- 
nissmAssig wenig Lymphe. Schwanda beobach- H somotorischen Nerven eines bestimmten Kflrperab- 
tete anch bereits eta Abfliessen ge lingerer Lymph-Sschnitts die Lymphbildong dieses Abschnitts eine 
mengen bei alten Hunden. Man mag hierbei die w EinschrAnkung erfAhrt , nnd durch Tom sa wiamn 

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Theile, das Lymphgefksssystena. 


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wir, daw die Hembsetrang der Triebkraft des Her- 
zens die Abnahme , wenn nicht gar das ginzliche 
Awfhdren des Lymphabflusses zur Folge hat. Die 
Durchzuckung der ganzen Moskuiatur bei einwirken- 
dem Schreckeu wird aber auch. zur Entleerung der 
Gewebslflcken fUhren , und die gleichzeitig vorhan- 
deae Geftwcontraktur wird das Zustaudekommen 
eiuer neuen AnfUllung der BindegewebslUcken behin- 
dert. — Bei chronischen Angstzustknden , wo in 
gleicher Weise ein verfallenes biasses Aussehen be- 
•baehtet wird , dttrften wohl gleichartige AnSmalien 
derGefilssthfitigkeit, verbunden init Schw&chung der 
Herztriebkraft, wirksam sein. 

Bei der lymphadsehen Constitution (verhkltniss- 
missig nnvollkommene Nerven- und Muskelfunktio- 
nen, bei stftrkerer Entwicklnng des Fettgewebes) ist 
ew an&mischer Zostand und tlberhaupt eine Anomalie 
der Blutbildung nicht zu verkennen. Die abnorme 
Fettbildnng bei derartigen Individuen dtlrfte zumeist 
dafilr sprechen, denn wiederholte Blutentziehungen 
ffihren liknfig genug zn Fettleibigkeit, und der Pan- 
ai cuius adiposus wuchert oftmals bei Mfidchen , die 
ehlorotisch sind oder an profuser Menstruation lei- 
den. Eine Yerringerung der Blutmasse leistet der 
Transsudation a us den Geffcssen entschieden Vor- 
schnb und begttnstigt die Bildung serdser Ergllsse. 
Wir wissen nun, dass fette Versuchsthiere im Yer- 
gleiclie zu jenen von mittlerer Emkhrung beim Ver- 
8oche weniger Lymphe liefern , und es ist bekannt, 
dans bei Menschen von Bchw&chlicher lymphatischer 
Constitution hydropische Absetzungen trfiger resor- 
birt werden ; deshalb liegt die Yermuthung nahe, 
dass die Lymphe bei derartig constituirten Organis- 
men wohl reichlich abgesondert, aber nicht reichlich 
resorbirt wird. In der That aehen die mit so gen. 
lymphatischer Constitution ausgestatteten Individuen 
gedunsen und blass aus, und ein vorttbergehender 
Drock , etwa durch Strumpf binder , fUhrt bei ihnen 
leicht zu Anschwellungen. 

Zu den drtlichen Stdrnngen der Lymphabsondo- 
rung z&hlen die Hydrops formen , bei denen jedoch 
im Einzelnen verschiedene Ursachen wirksam sein 
kfinnen. — Ein f aches Oedem der untem Ex trend - 
tlten sehen wir durch Yenenthrombose zu Stande 
kommen , und zwar um so pr&gnanter , wenn der 
Organismus geschw&cht, das Blut von w&sseriger 
Beschaffenheit ist, daher bei Reconvalescenten. — 
Die Oedeme bei Tric/iinenerlcranlcwig beruhen nach 
C o 1 b e r g auf dem Untergange der Muskelcapillaren ; 
sie verschwinden mit der Entwiokelnng eines neuen 
Capillarnetzes. Das Verharren des Transsudate am 
Orte des Austretens erklirt sich zum Theil wohl 
damns , dass die Bewegungen des Muskelsy stems so 
ganz darniederliegen. — . Wenig veratftndlich in sei- 
nem Zustandekommen ist das Oedema fuyax , das 
besonders bei Nierenkranken auftritt. Auch fiber 
die rapide Entwickelung des Oedema nach Schlan- 
genbiss fehlen uns noch genttgende Anhaltspunkte. 

I erletzungen peripheriseher Nervenstdmme 
veranlassen sehon nach den ersten Tagen , wie die 


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Beobachtungen der Kriegsehirurgie gelehrt haben, 
ddematdse Anschwellung des Gliedes. Da diese Er- 
scheinung nicht auf motorische oder gemischte Ner- 
ven beschr&nkt ist, sondern auch die Yerletzung 
sensibler Nerven begleitet, so wird mau sie nicht 
etwa auf motorische L&hmung zurllckftthreu dUrfen. 
Dieses Oedem beobachtete E. auch bei seinen Ver- 
suchsthieren , bei denen der Ischiadicus an der zur 
Lymphsammlung benutzten Pfote durchschnitten 
worden war. Die Pfote war gewdhnlich nicht ge- 
schwollen, wenn das Thier vom Operationstische 
kam ; aber Tags darauf und noch mehr an den fol- 
genden Tagen zeigte sich ein entzfindliches Oedem. 
Die Ligaturffiden von den Venen waren sorgfhltig 
entfemt, Behinderung des Venen kreislaufs konnte 
also das Oedem nicht veranlassen. Einfaches Oedem 
aus Stase des Venenbluts wegen Ischiadicuslfthmung 
konnte auch nicht angenommen werden, denn die 
Pfote war heiss und hart geschwollen, ihre Haut 
gerdthet. Es wftre daher wohl indglich, dass es 
sich bei dem Oedem nach Verletzuug peripheriseher 
Nervenst&mme um eine Yerfinderung der Geffiss- 
wftnde handelt, die erst nach einer gewissen Zeit- 
dauer wirksam wird. 

Fflr die Genese der (Jramie dttrften vielleicht 
die ETfahrungen Noll’s zu verwerthen sein, wo- 
nach starke Verdttnnung des Inhalts der Blutgefllsse, 
wie sie eine Injektion von Wasser in die Arterien 
bewerkstelligt, verbunden mit gleichzeitiger Druck- 
steigerung im Arterienrohre, den Durchtritt von 
Flttssigkeit nach dem umgebenden Gewebe der- 
maassen begfinstigt, dass ein namhaftes Oedem zu 
Stande kommt und die rllckftlhrenden Lyinphgefitsse 
strotzend gefllllt werden. Da der venOse Weg frei 
war, so mussten in diesem Falle die kleinen Arterien 
und der arterielle Theil der Capillareu als die Orte 
angesehen werden , an denen die Flttssigkeit die Ge- 
f&ssbahn zu verlassen gezwungen wurde. Das spe- 
cifische Gewicht des Blutes n&mlich ist nicht bios bei 
chronischen Nierenkrankkeiten nach Christison, 
sondern auch bei akuten Fallen von Morbus Brightii 
nach Frerichs und nach Kosensteiu herab- 
gesetzt. Und die Yerdttnnung des Blutplasma be- 
ruht vorzugsweise auf der Abnahme des Eiweisses 
im Serum. — Andererseits beobachtete Nasse nach 
HarnstoSeinspritzungen in die Blutbahn regelmfissig 
eine Steigerung der Lymphabsonderung. 

Die urterielle Hyperamie , welche der Gefkss- 
nervendurclischneidung folgt, war in den Versuchen 
von Paschutin und vou Emmingliaus nur in 
sehr mfissigem Grade von vermehrter Transsudation 
begleitet, so lange der vendse Kreislauf nicht be- 
eintrfiebtigt wurde. Deshalb sieht man denn auch 
in manchen Krankheitszustanden , wo die Annahme 
der Paralyse vasomotorischer Nerven gestattet ist, 
nur ein ieichtes Gedunsensein der Theile, das sich 
aus der verinehrteu Gefiissfttllung erklaren lisst, 
aber keine ddematdse Schwelluug. 

Bei den collaleralen Oedemen (Oedem in der 
Umgebung von Erysipelas, Gesichtsanschwellungeu 


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Th e i 1 e , da* Lymphgef&ssayatem. 


bei Panriis , teigigee Oedem bei Empyem) dflrfte 
neben vermehrter arterieller Zufuhr auch die Hem- 
mtmg des venOsen Abflusses in Betracht kommen. 

Fflr die Genese des Hydrops e vacuo ist es maass- 
gebend, dass, wenn ein innerhalb einer starrwandigen 
HOhle gelegenes Organ sich verkleinert , ein Zug auf 
Gefksshautc ausgetlbt and die Transsudation serdser 
Flttssigkeit veranlasst wird. Bei allgemeiner wie 
partieller Atrophie des Gehims transsudirt die Flfls- 
sigkeit zunOchst in die weichen GehirnhOnte , welche 
die GefUsse umgeben, und es entstebt ausserdem 
Hydrops der Ventrikel, so wie Anftlllung der peri- 
vaskularen R&ume. 

2) Anomalien im Strome der Lymphe. 

Hierher gelioren zunkchst jene Falle, wo das 
Lymphtranssudat nicht in den normalen Lymph- 
strom gelangt, weil ans den Anfdngen des Lytuph- 
By steins in der Cutis die Lyunphe durcli pathologische 
Vorgtlnge nach der Hautoberfliiche ttbergeftlhrt wird. 
Der Pemphigus foliaceus mit dem oftmals massen- 
baften Abflusse serfiser Fltlasigkeit gehM hierher, 
desgleichen ausgebreitete Verbrennimgeu zweiten 
Grades ; ebenso werden auch bei massenliaften 
Pockeneruptionen reichliche Mengen lympliatischer 
Fitlssigkeit in rapider W eise dem Lympiistrome ent- 
xogen. Durch Lesser’s Versuche ist aber die 
das Leben gef&hrdcnde Wirkung eines andauemden 
nod reichlichen Lymphaustritts zur Gentlge dar- 
getlian worden ; die Verlymphung ist in gleicher 
Weise gefahrdrobend wie die Verblntung. 

Beim Ascites ist die Resorption einer ans den 
BlntgefUssen in den Periton&alraum abgesetzten 
Fitlssigkeit behindert. Derselbe tritt als ein chro- 
nisches, sekund&res Leiden auf, das entweder als 
Theilerscheinung bei Blutanomalien (Morbus Brightii) 
und Dyskrasien, bei allgemeinen Kreislaufsstdrungen 
oder bei drtUcher Cirknlationsbehindernng in der 
Pfortader nnd deren Leberftsten aufzotreten pflegt, 
aneh die Krankheiten des Bauchfells als Symptom 
begleitet. Uuter physiologischen Verhaltnissen «ge* 
nllgt das diaphragmale Lymphgef&sspumpwerk , das 
bei der Exspivation gebffnet ist, nm die geringen 
Mengen Peritonftalfltlssigkeit aufzunehmen, Nimmt 
aber die Menge des Transsudats in die Peritonftal- 
hdMe zu, dann folgt die Fitlssigkeit dem Gesetze der 
Schwere , sie sammelt sich im untem tiefern Theile 
der Bauehhdhle und ist dem Diaphragmalpumpwerke 
entrtlckt. Immerbin ist dieses Pumpwerk beim Re- 
sorbiren von Ascitesfltlssigkeit nicht allein betheiligt. 
In selteneu Fallen sehen wir diese Flttssigkeit i*a8ch 
und unter akuten Symptomen verschwinden , z. B. 
bei Oholerakranken , und es ist bekannt , dasa die 
Ther&pie mit Erfolg die Anregung anderer Se- und 
Exkretionen erstrebt, urn damit serose Ergtlsse in 
die Bauchhdhle zum Verschwinden zu bringen. — 
Das Diaphragmalpnmpwerk spielt ausserdem eine 
Rolle, wenn Luft in den Peritonaalranm ausgetreten 
ist, uamentlich wenn bei Darmperforationen Luft 
dabta gelangt Das leuchtere Gas erhebt sich in 


die Kuppel der BauchMUe zwieflbeu Leber and 
Diaphragma, bestreieht jenes Pumpwerk und kann 
in den Lymphstrom iibergefllhrt werden, indem Gas- 
partikelcheD an die an der Oberflkche befiudliohe 
Fitlssigkeit treten. Da diese tiaae, unter denen 
Schwefelwaaseratoff enthalten ist, auf dem Wege der 
Lymphbahn schnell in den Blntkreialauf gelanges 
k&nneu , so wil’d es verst&ndlidi , (loss numchmal bo 
schnell Intoxikationsersclieinungen sich entwickela, 
wenn eine Darmperforation stattgefunden bat. 

Bei den Pleura - Exsudaten und Transsudate* 
kommen die an der PleuraoberflSche befindlicben 
offenen Mtlndungen der Lymphgefisse in Betracbt 
Nach Dybkowsky kdnnen die Lymphgef&aae der 
Pleura sich nur ftlllon , wenn von beiden Seiten her 
ein Zug auf die Pleura ausgeilbt wird. Dio Krkfte, 
welche den Saugapparat in Bewegung setzen , swd 
einerseits die Luuge , die einen Zug von der Pleura- 
flttche nach der Lnngenwurzel austlbt, andereraeits 
die ihr entgegenwirkenden Intercostaluiuskeln. So 
wird die Resorptionstf&higkeit der Pleura von der 
Elasticitiit des Thoraxinhaltes und der Zusamnaen- 
ziehung der Intercostalmuskeln abh&ngen. Hm 
wird durch ein Plenraexsudat die Lunge oomprimiit, 
das Zwerchfell in seinen Contraktionen bis zur Ltb- 
mimg geschwHclit, die Intercostalmnskeln aber wer- 
den gespaunt. Das Pumpwerk an der Pleura wild 
deshalb auf ein Exsudat, das die eine Thoraxhfilfte 
ganz erfilllt , gar nicht melir wirken ; nur kleinere 
FUissigkeitsei'gtisse ktinnen noch an der Grenze durob 
den Saugapparat aufgenommen werden. So erklinen 
sich die Misserfolge der innem Bebandlung bei einer 
gewissen Grosse der Pleuraexsudate , geganilber den 
glflnzenden Resultaten der operativen Therapie. — 
Beim traumalischen Pneumothorax kann die Luft 
durch die serbse Haut aufgenommen werden. Die 
Spannung , welche die Thorax wand durch die ein- 
gedrungene Lnft erfkhrt und die daraus erfolgeode 
Compression der in der naohgiebigen Haut gelegenen 
Lymphgefasse sind aber der raschen Resorption 
hinderlich. Man wird sich deshalb nioht wundern 
dttrfen, dass sieh oftmals eine Exsud&tion von Flllssig- 
keit mit dem Pneumothorax verbindet : die Entfemung 
der doeh wohl immer abgesouderteu PleuradtlssigkeH 
ist erschwert und vielleicht wird auch diu'ch die ein- 
gedrungene Lnft die Pieuraabaonderung noch ver- 
mehrt 

FOr die Absch&tzung der gleichartigen Zust&nde 
des Uerzbeutels sind die bisherigen Untereuehungen 
noch nioht ausreichend. 

Dagegen bieten die Unterauchungeu fiber die 
Lymphr&ume in den Faacien und Apoueurosen An- 
haltspunkte ftlr die erfolgreiche Therapie des Muskel* 
rheumatismus. Diesem durch die grosse Schmen- 
haftigkeit belkstigenden Leiden liegt ausser der 
Hyperhmie ein seroses oder faserstoffiges lixsudal 
zu Grnnde. Durch die Infiltration werden die Be- 
wegungen der Muskeln erschwert, deren Bindegewebs- 
maseen auch mit betroffen Hind, nad die aktiven 
Muskelcontraktionen unterbleiben , weil jede Be- 


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97 


Theile, das Lymphgefftsasystem. 


wegung den Sebmerz gteigert oder hervorruft. Da 
nos Genersiehbei AnafQhrnng passiver Bewegun- 
gen die Lymphe reichliclier aus Muskelprfiparaten 
abihessen sah , so wird die Wirkung der systemati- 
schen Streck- nnd Beugungsbewegungen , sowie des 
Dnrchknetens der ergriffenen Theile bei Muskel- nnd 
Fascienrheumatismus verstiindlich. Neben der Heil- 
gymnastik hat sich dann anch noch die Elektro- 
therapie bewfthrt, wobei das mechanische Moment 
der Mnskeldnrchzncknng nicht zu ttbersehen ist. 

Eine andere Reihe von Anomalien des Lymph- 
systems begreift die Fftlle , wo Lymphrdhren rr- 
fiffnet. sind nnd ihren lnhalt erpieuen. 

Tritt der Lymphgefftssinhalt in die Umgebung 
des verletztcn Gef&sses aus, so kann sich ein Odema- 
Waer Zustand ausbilden , wie in einem von Soem- 
mering beobachteten Falle. Bekannt ist ferner 
bei derartigen Fallen der Uebergang des Lymph- 
gefftssinhalts in die Harnwege, wodnrch das Krank- 
heitsbild der C/iylurie zu Stande kommt. 

Grbssere Beachtung haben im Ganzen die Falle 
gefunden , wo verletzte Lymphgefdsse die Lymphe 
direkt nach anssen austreten lassen. Schnitt- oder 
Stkhwnnden , namentlich der frtllier so vielfach ge- 
ttbte Aderlasa, aber anch Ulcerationsprocesse kOnnen 
sogen. Lymphfisteln erzengen. Emminghans 
hat eine grdssere Anzahl soleher Falle gesammelt 
ond verglichen. Der Abfluss der Lymphe erfolgte 
mehr oder weniger continnirlich , oder es traten 
Schwankungen darin ein ; bei einzelnen Fallen zeigte 
es sich aber deutlich genug, dass Rnhe oder Be- 
wegung jener Theile , welche die Lymphe lieferten, 
anf die Art des Abflusses influirten. Einer Benach- 
theilignng des Gesammtbefindens , namentlich einer 
sich einstellenden Schwftche, geschieht in den Be- 
riehten tlber Lymphfisteln gelegentlich Erwfthnung, 
was mit den Resnltaten der oben erwahnten Lesser’- 
schen Versnche an Hnnden im Einklange steht. 

Hieran reihen sich jene Falle , wo ein direkter 
Abfluss der Lymphe nach anssen durch Erkranknng 
der Sangadern veranlasst wird , etwa durch aneurys- 
matische Erweiternngen derGefftsse. Dahin gehOren 
ans nenerer Zeit die von Fetzer (Arch. f. phys. 
Ileilk. VIII. p. 128), von Demarqnay, von Des- 
jardins (Gaz. de Par. 24. 1854), von Carter 
(Brit. med. Jonrn. March 25. 1862), von Scholz 
(Wien. med. Wchnschr. XVIII. 63. 64. 1868) be- 
obachteten Falle *) . Ein periodisch profnser werden- 
der Abflnss und eine den Kranken schwachende Ein- 
wirknng ist bei einzelnen dieser Falle nicht zu ver- 
kennen. In den Fallen von Fetzer und von Des- 
jardins wurde die abfliessende Lymphe chemisch 
ontersncht; sie enthielt 6.93 und 6.52°/ 0 feste Be- 
stand theile und stimmte in dieser Beziehung mit der 
normalen menschlichen Lymphe , die nach N a s s e 
5 — 6 # / 0 feste Bestandtheile enthalt Dagegen fand 


») Vgl. Jabrbb. CL. p. 162. 163. 
Med. JahTbb. Bd. 172. Hft. 1. 


0. Weber in dem schon lftnger bestehenden Ana- 
sarkatranssudate nnr 1.9°/ 0 feste Bestandtheile ; das- 
selbe entfemt sich also wesentlich von der Zusam- 
mensetzung der Lymphe. 

Durch die Untersnchungen von Noll, von 
Schwanda, von Weiss wurde ermittelt, dass der 
Lymphstrom im Halsstamme in gleicher Weise , wie 
der venCse Strom durch die respiratorischen Bewe- 
gnngen beeinflnsst wird : die Inspiration beschlennigt 
diese StrOme , die Exspiration verlangsamt sie. Bei 
pathologischen Zustfinden der Lungen, namentlich 
beim Emphysem, werden daher in dem vom Halse 
nnd Kopfe kommenden Lymphstrome ebenfalls St6- 
rnngen entstehen kOnnen , gleichwie in der Bahn des 
venBsen Blutes. Das be9tatigte sich auch vollstandig 
in einem von E. selbst beobachteten Falle. Ein alter 
Emphysematiker , dessen Erspiration nnter der Mit- 
wirkung kraftiger Contraktionen der Bauchmuskeln 
erfolgte nnd der an haufigen lange anhaltenden 
Hnstenanftlllen zu leiden hatte , bot bei der Sektion 
die Befunde der Lungenerweiterung nnd der Bron- 
chiektasie, dabei aber auch eine enorme Ausdehnung 
der Lymphgefhsse in den grossen Ganglien des Ge- 
hirnstammes. Federkieldicke , mit Serum gefllllte 
Lymphkanale waren in den Streifenhllgeln zu finden. 
Der Mann hatte lange Zeit hindnrch fiber Schwftche 
in den Gliedmaassen geklagt; das Gehen fiel ihm 
selbst auf dem ebenen Boden des Zimmers schwer, 
weshalb er sich kaum zum Anfstehen entschliessen 
konnte. War er aber wirklich auf den Beinen, dann 
war der Gang unricher und schleppend. — Solche 
bedentende Erweiterung der Lymphrftume des Ge- 
him8 triflft man nach Golgi meistens bei Individuen, 
die in Folge chroniscber Herz- und Lungenkrankhei- 
ten zu venfisen Stasen und serfisen Ergfissen gcneigt 
rind . Durand-Far del (Krankheiten d . Greisen - 
alters) hat derartige pathologische Verftnderungen in 
den Hirnganglien als „dtat cribld“ beschrieben. Bei 
einer 8fyfthr. Alten, wo doppelte Pleuritis bestanden 
hatte, ftnderte „ein Wasserstrahl , auf die Oberflftche 
der verschiedenen Durchschuitte gegossen , Nichts in 
der Form der siebfarmigen Ldcher , nnr liess er ein 
kleines auB jedem herauBtretendes und nnter dem 
Wasser flottirendes Gefftss nnterscheiden/' Durch 
diese zutreffende Beschreibung ist wohl zur Genflge 
dargethan, dass diese scheinbaren Lficher Erweiternn- 
gen lymphatischer perivascularer Rftume waren. In 
einem andem Falle kam die Kr. wegen einer Pnen- 
monie in die Salpetrifere. Zuerst begann rich eine 
Schwftche im rechtenArme zuentwickeln, dieweiter- 
hin in vollstftndige Paralyse des Gefflhls nnd der 
Bewegnng Uberging. Bei der Sektion zeigte das 
dieser Extremist entsprechende Corpus striatum „auf 
jedem an ihm vollftlhrten Schnitte eine grosse Zahl 
runder , hier und da auch etwas lftnglicher Lficher, 
ohne irgend eine Verftnderung der Farbe in derUm- 
gebnng, mit ziemlich scharfen Rftndem. <( Anch hier 
waren kleine collabirte Blutgefftsse im Innern der 

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98 


Theile, das LymphgefttasBystem. 


KanSle zu finden. Der Streifenhtigel der andern 
Seite zeigte nur leichte Spuren einer kbnlichen Textur. 
Durand-Fardel bemerkt uocb , dass diese K anile 
manclnual so weit und so z&hlreich sind , dass der 
gestveifte KiJrper mehr als die Hilfte seiner Substanz 
verloren zu baben scheint 

Hernmungen des Lymphatromes duicb Yer- 
grtisserung und Entartung der Lyinpbdrilsen , durcb 
Druck auf Lymphstiimme oder duicb deven Throm- 
bose veranlassen im tianzeu selten Oedeme. Dieses 
bftere Fehlen der Hydropsie bei Lymphstauung in 
den Gefissen ist auf die Anwesenbeit vielfacber Ana- 
stomosen der Lymphgefksse zurttckzuftlhren , sowie 
auf den Umstand, dass die Venen bei bebindertem 
Rdckflusse durch die Lymphgefilase vicariirend ftir 
die letzteren eintreten. 


Der Vollstftndigkeit halber lassen wir nocb eine 
Uebereicht deslnhaltes der pathologischenAbscbnitte 
der beiden B&nde dcs K 1 e i n’schen Werkes folgen, 
obschon derselbe mehr die Folgen der Verknderun- 
gen der Lympligefksse, als diese selbsf betrifll. 

Der betr. Abschnitt des 1. Bandes bandelt uber 
die dutch den entzundlichen Process hervorgerufe- 
nen Veranderungen , und zwar zunfichst tiber die 
Verftnderangen am Endothel derserdsen Oberfiache. 
Wird bei einem der zu den Untereuchungen benutzten 
Siugethiere eine gam aJcute Peritonitis bervorgeru- 
fen, indent Ammoniak oder Jod oder cine pykmiscbe 
FltlBsigkeit in die Bauchbdble eingespritzt wird , und 
schreitet man gegen das Ende des ersten Tages oder 
am zweiten Tage zur Untersuclmng , so findet man 
meistens eine mehr oder weniger grosse Menge einer 
blutigen Fltlssigkeit , die reich an Fibrin ist , in der 
Bauchhable , das Endothel aber erscheint gelockert, 
bat sich stellenweise gelost und schwimmt in der 
Flltssigkeit. Die gelockerten oder geldsten Endothel- 
zellen erscheinen zum Theil vergrfissert oder ge- 
schwellt , sie haben einen deutlicb granulirten Inhalt 
und die Beschaffenheit ihrer Kerne weist auf Thei- 
lungsvorgknge bin, alleadieses auch an solchen Stellen 
der Serosa, wo im normalen Zustande kein proliferi- 
rendes Endothel angetroffen wird. An Versilberungs- 
prkparaten ist die intercellulare Kittsubstanz vielfach 
durch verachieden grosse , randliche oder lkngliche 
tropfenfbrraige Elemente vertreten. 

Werden weniger reizende fremde Kdrper in die 
Banchhdhle der Thiere eingespritzt, so dass die Ent- 
ztlndung nicht ganz so intensiv auftritt, so findet 
man ebenfalls abgeldste Endothelzellen, doch ist das 
Endothel weniger gelockert und nicht in so grossen 
Strecken abgeldst ; auch sind die Verknderungen in 
den einzelnen Zellen weniger stark ausgesprochen. 
Dagegen gewahrt man ein stark ausgesprochenes 
Proliferiren des Endothels an jenen Stellen, die 
sclion normal proliferirendes Endotliel besitzen : es 
lutben sich knospenartige oder strangfdrmig Uber- 
ragende Massen gebildet, und das entzilndliche Ex- 


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sudat enthftlt zahlreiche da von abstammende Zellen, 
an denen man in der warmen feuchten Hammer 
amdboide Bewegungen wahrnehmen kann. 

Noch bestimmter zeigt sich das lokale ProUfe- 
riren des Endothels bei chronischer Peritonitis. 
Ist z. B. verhirtete Lymphdrttsenmasse bei Meer- 
schweinchen injicirt und dadurch Tuberkulose her- 
vorgerufen worden, dann findet man, zumal im 
Netze, im Umfange der Stomata ein ausgesprochenes 
Proliferiren des Endothels, so dass die Stomata selbst 
dadurch deutlicher zur Ansicht gelangen. Auch be- 
obachtet man zahlreiche proliferirende Knospen, die, 
wie die genauere Untersuchung lehrt, sogen. Psendo- 
stomata entsprechen , indem protoplasmatische , aiu> 
der Matrix hervortretende Forts&tze in centraler 
Richtung in diese Knospen eindringen , woraus her- 
vorgeht, dass ausser dem oberfl&chlichen proliferiren- 
den Endotbele auch die Pseudostomata an der Bil- 
dung dieser Knospen sich betheiligen. Der Prolife- 
rationsprocess breitet sich (lbrigens von den Stomata 
vera aus auch auf die benachbarten Endothelzellen 
aus , sowie auf jene vertikalen Gauge , die von der 
Oberfikche der Serosa zu den Lympbcapillaren gehen. 

Die Verandenmg in den Zellenelementen dtr 
Matrix bei aknter Peritonitis warden hauptskchlich 
am akut odematdsen Omentum minus mul Mesente- 
rium untersucht. Die Lymphrdhren, die Lympli- 
lakunen, ebenso auch die verastelten Zellen und 
deren Fortsatze erscheinen geschwellt ; dabei ist die 
Menge der Lymphgeftsse vermindert, die Zellen sind 
offenbar weniger ver&stelt, und an ihren Kernen zei- 
gen sich Veranderungen, die auf einen Theilungs- 
process hinweisen. 

Ebenso gewahrt man auch bei clmonischer Ent- 
ztindung, mag diese wie immer entst&nden sein, 
ganz auffallende Veranderungen an den verastelten 
Zellen der LymphgeBlssrdhren. Wahrend an einzel- 
nen Stellen die Anfdnge des Lymphgefttsssystems 
ganz unverindert sich darstellen, beobachtet man an 
andern Stellen eine Vertnehrung der verastelten 
Zellen , die llbrigens in geiingerm Maasse verastelt, 
daftir aber mit ungewohnlick breiten Forts&tzen ver- 
sehen sind. Stellenweise sind die Zellen so dieht 
gedr&ngt, dass sie sich fast wie ein Endothel mil 
breitem Intercellularstreifen ausnehmen. 

Im 2. Abschnitte des 2. Bandes wird das Ver- 
halten des LymphgefUsssystems bei folgenden patlw- 
logischen Zustftnden der Lunge besprochen. 

Veranderungen der Luugenpleura bei akuter 
und chronischer Pleuritic. Wird bei Ratten, Kanin 
chen, Meerschweincben durch vorsichtige Injektion 
septi8cher Fltlssigkeiten in die Pleurahohle Pleuritic 
hervorgerufen , so beobachtet man an der Lungen- 
pleura stellenweise ein Proliferiren des Endothels- 
Am 2. oder 3. Tage nach der Injektion erscheinen 
die Endothelzellen an verschiedenen Stellen mein 
opak und starker grauulirt, auch besitzen einzeloe 
Zellen bereits 2 Kerne oder ihr Kern zeigt doch eiue 
mehr weniger tiefe Einschntlrung. In noch spAterei 
Zeit fiudet man Zellen , die vielseitig gestaltet 8111,1 


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Theile, das Lymphgefilsssystem. 


99 


oder selbst eine kurze 8Mule bilden , mit in Theilung 
begriffenen oder getheilten, selbst dreifach getheilten 
Keruen. BeiKaninchen beobachtet man an einzelnen 
Stetlen der Lungenplenra eine Verftndernng, die 
darin besteht, dass nnter den gewbhnlichen abge- 
platteten durchsichtigen Endotlielzellen Gruppen viel- 
seitiger , grannlirter and mit einem eingeschnttrten 
Kerne versehener Zellen vorkommen, d. h. also deut- 
lieh proliferirende Zellen; diese Zellen aber sind 
regelmftssig um ein Centrum gruppirt , das sich bis- 
weilen aLs ein dentliches Loch darstellt, in andern 
Fallen durch einen pflockartig eindringenden Fibrin- 
faden erfBIlt wird. 1st diePleuritis chroniscb gewor- 
den , dann treten diese Veranderungen starker ans- 
gebildet hervor. Weiterhin zeigen sich Flecke oder 
Kndtchen an der Lungenplenra, die nach der mikro- 
skopischen Untersuchnng durch Verdickung der 
Pleuramatrix, ziunal durch Hypertrophie derMuskel- 
schicht (Meerschweinchen) bedingt sind , atisser- 
dem auch durch Anftillung der subpleuralcn Lymph- 
rkiime mit Lymphkorperchen und weiterhin mit 
adenoidem Gewebe. 

Die dutch Tnberkelinoculation kunstlich er- 
zewjte Lungmtuberkulose bei Meerschweinchen. 
1st die kflnstlich erzeugte Tuberkidose so weit vor- 
geschritten, dass bereits kasiger Zerf&U in den Bron- 
chialdrflsen besteht, so findet man dreierlei Granu- 
lationen in den Lungen. 

a) Rnndliche oder eifdrmige Kndtchen an den 
Wandnngen der Bronchien. Das sind die schon in 
der normalen Lunge der Meerschweinchen vorhan- 
denen Lymphfollikel in oder an den peribronchialen 
Lymphgefassen. Nur hat die Menge dieser Follikel 
an einzelnen Bronchialftstchen zugenommcn, und die 
einzelnen Follikel sind auch grosser als in der ge- 
snnden Lunge. Einen kasigen Zerfall hat Klein 
an diesen Granulationen niemals wahrnehmen 
ktinnen. 

b) Strangfbrmige oder strickformige, halbdurch- 
sichtige Granulationen , deren Natur durch die mi- 
kroskopische Untersuchnng sich zu erkennen giebt. 
An Schnittpraparaten namlich sieht man, dass sie 
scheidenfbrmig ein Blutgef&ss umgeben: es sind 
perivasonlare Granulationen, die in den frtlheren Sta- 
dien der Erkranknng nur an den kleinen Blutgef&s- 
sen ansitzen , weiterhin aber auch an den gTossen 
Gefassen gefiinden werden. Diese perivaseularen 
Granulationen zeigen alle ein Reticulum , in dessen 
Maschen Lymphkorperchen liegen, es sind also eben- 
falls adenoide Bildungen ; die adenoideSubstanz aber 
hat sich in perivaseularen Lymphgefassen entwickelt. 
BBt der Entwicklung dieses perivaseularen adenoi- 
den Gewebes niramt der tuberkidose Process in den 
Lnngen seinen Anfang. — Mit der Entwicklung des 
perivaseularen Adenoidgewebes verlaufen auch zu- 
gleich Verllnderungen in den Blutgefassen , die als 
ein Proliferiren des Endothels aufznf&ssen sind. In 
den Endastchen der Lungenarterie werden die Endo- 
thelzellen grosser, sie bekommen ein granulirtes 
Aussehen , nnd es stellen sich Kerntheilnngen darin 

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ein ; spftter liegen dann mehrere Schichten von Zel- 
len fiber einander, nnd das Lumen des Gefisses ver- 
engt sich so auffailig , dass vielleicht nur noch ein 
Blutkorperchen durchpassiren kann. An den grfls- 
seren Gefassen zeigt sich, wenigstens in den spateren 
Stadien , eine Auf lockerung der mittlern Haut , ver- 
bnnden mit Einlagerung von Lymph kdrperchen in 
die Interstitien , die wohl von dem im Umfange des 
Geftsses angehauften adenoiden Gewebe dahin ge- 
langen mdgen. 

c) Halbdurchsichtige , unregelmaasig gcstaltete, 
manchmal konische Granulationen in den oberflach- 
liclien Partien der Lunge. Das sind, wie Sander- 
son bereits angegeben hat, Produktc der katarrha- 
lischen Pncnmonie. An ihnen sind Balkchen und 
Lacunen zu unteracheiden. Die Balkchen entsprechen 
verdickten Alveolarsepten , zu denen perivasculare 
Adenoidmasaen vorgedrungen sind, die Lacunen sind 
Lungenalveolen , die mit pathologisch verandertem 
Endothel erfllllt sind. Die Anfilliung wird zum 
Theil durch Alvcolarzellen bewirkt, die sich nur 
durch ansehnlichere Grbsse und durch granulirte 
Beschaffenheit auszeichnen, sowie dadurch, dass ihre 
Kerne in Theilung begriffen oder bereits getheilt 
sind. Dazu kommen aber auch grosse unregelmassige 
Epithelzellen mit mehreren Kemen, sowie femer 
Massen cines kdraigen Protoplasma mit vielen (10 
bis 20) unregelmassig vertheilten Kcrnen , also so- 
genannte Ricsenzellen. Uebrigens scheint diese Al- 
veolenfilllung erst durch die perivasculare adenoide 
Substanz angebahnt zu werden. — In weit vorge- 
rUckten Stadien der kUnstlich erzeugten Tuberkulose 
Uberschreiten diese katarrhalischen Um&nderungen 
die Alveolen und reichen in die Infundibula und in 
die kleinsten Bronchien hinein; die feinsten Luft- 
kan&lchen kdnneu durch das proliferirende Endothel 
fast gftnzlich verstopft werden. 

Nach Klein’s Darstellung wltrden somit alle 
Vorgitnge bei der durch Inoculation erzeugten Tuber- 
kulose wesentlich auf Entwicklung , beztighch Ver- 
melirung des adenoiden Gewebes zurtickzuftlliren 
sein. 

Akule Miliartuberkulose bei Meimhen, Klein 
untersuchte die Limgen von 7 an echter Miliar- 
tuberkulose gestorbenen Kindern ; bei 2 waren die 
Lungen Uberall mit grauen Tuberkeln durclisetzt, 
bei den andern waren die Tuberkel weit sparsamer 
vorhanden. In alien 7 Fallen fanden sich Tuber- 
kel in der Lungenpleura , in Milz, Netz, Leber nnd 
Nieren. 

In den 2 ersten Fallen 1st die lobulare katar- 
rhalische Pneumonie nicht zu verkennen. Die Tu- 
berkel umfas8en hier Gruppen von Alveolen, vollge- 
pfropft mit einer fibrindsen Substanz, worin Kdrn- 
chen und kleine Zellen enthalten sind. Die letztern 
liegen im Allgemeinen im Centrum der Alveolen 
und werden in jenen Alveolen , die sich in der Mitte 
des ganzen Tnberkels befinden , in grdsserer Menge 
angetroffen. Der Ban der Alveolen wftnde ist kaum 
mehr zu unterscheiden , und ihre Capillaren lassen 

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100 


Hallopeau, Paralyses buibairei. 


aich nicht mehr injiciren. Die den Tuberkel zun&chst 
omgebenden Alveolen fiihren ebenf&Us fibrin else Sub- 
stanz, sind jedoch nicht ganz damit erfilllt, ihre Zel- 
len aind noch erkennbar, sie erscheinen vergrfissert, 
bin und wieder mit 2 Kemen versehen , zum Theil 
anch wohl abgeltist ; die Gapillaren dieser Alveolen 
nehmen noch Injektionsmasse auf. Weiter ab vom 
Tuberkel entbalten die Alveolen nur noch etwas 
fibrinOse oder homogene Substanz mit abgeldsten 
jungen Zellen. Dieses Verhalten zeigen die Tubcr- 
kelknotchen (lberall in beiden Lungen, und von 
Rieseuzellen 1st nirgends etwas wahrzunehmen. 

Ein anderes Verhalten zeigen die Tuberkel in 
den andern untersuchtcn Fallen. Auch hier umfasst 
der Tuberkel eine Gruppe von Alveolen, die von 
fibrinoser Substanz nebst Kdrnern und kleinen Zellen 
erfilllt Bind. Die nttchste Umgebung desselben be- 
steht aber aus einem etwas verdickten Interalveolar- 
gewcbe , worin Lymphkdrper entbalten sind. Viel- 


leicht enthftlt auch nur das eigentliche Centrum dee 
Tuberkels Alveolen voll fibrindser Substanz, und die 
an dessen Peripherie gelegenen Alveolen Bind mit 
rundlichen oder un regel m&ssig gestalteten kernhal- 
tigen Elementen (Epithelzellen) erfilllt, oder anch 
mit Riesenzellen. 

Die Tubei'kel, wie sie in den erstgenannten 2 
Fallen sich darstellen , erachtet Klein fiir frtlhere 
Entwicklungsstufen , die in den andern Fallen ge- 
fundenen Formen dagegen filr spate re. Das fibri- 
nfise Exsudat in den Alveolen scheint im Verlaufe 
der Entwicklung durch Derivate der Alveolar- 
zellen oder durch Riesenzellen ersetzt zu wer- 
den , was im Centrum des Tuberkels am spatesten 
geschieht. Ein von den Alveolensepten ausgehendes 
netzfbnniges Gewebe uragiebt Ubrigens die Riesen- 
zellen. Al8 adenoide Substanz kann Klein dieses 
netzfdrmige Gewebe nicht gelten lassen ; in diesem 
Punkte schliesst er sich ganz an Schtlppel an. 


G. Kritiken. 


60. Des paralysies bulbaires. These presen- 
tde au concours pour l’aggrdgation par le Dr. 
Hallopeau. Pains 1875. J. B. Baillifcre et 
fils. 8. 152 pp. Avec une planche lithogra- 
phiee. (3 1 /, Fr.) 

Nach einer historischen Uebersicht und einer 
anatomischen Skizze, in welcher letzteren H. wesent- 
lich der Darstellung von Lays folgt , bespricht er 
in dem folgenden Capitel III. die pathologische Phy- 
siologic der Medulla. 

H. theilt die motorischen bulbaren Paralysen iu 
3Gruppen: l)solche, die durch Affektion der Nerven- 
keme oder Wurzelfasem entstehen , 2) solche , die 
durch Affektion deijenigen Leitungsfaseni hervor- 
gebracht wcrden , welche die Himganglien mit dem 
Rtlckenmark verbinden , und 3) solche , die durch 
eine Affektion der Leitungsfasem entstehen , welche 
die Himganglien mit den Nervenkemen des Bulbus 
verbinden. 

Die Lfthmungen der 1. und 3. Gruppe beschrfin- 
ken sich auf Muskeln, die von den Bulbuskernen, 
die der 2. auf Muskeln , die von den Rtlckenm&rks- 
nerven versorgt werden. 

Die Par&lysen der 1. Grnppe baben als Kenn- 
zeichen , 1) dass sie auf der Seite der Lasion ihren 
Sitz baben , 2) dass sie sich sowohl auf die Reflex- 
bewegungen, als auch auf die willktlrlichen er- 
Btrecken, 3) dass sie gewdhnlich mit Muskelatrophie 
complicirt sind. Bei den Paralysen der 2. Gruppe, 
bei welchen der Einfluss des Gehiras wegfilllt , sind 
nur die willktlrlichen Bewegungen aufgehoben, w&h- 
rend die Reflexbewegungen erbalten sind und die 


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Emahrung der Muskeln nicht gestdrt ist. Ob diese 
Lahmungen direkt, gekreuzt oder bilateral sind, 
lasst sich bei dem beutigen Stande der Wissenschaft 
nicht mit Bestimmtheit entsclieiden. Denn die Lei- 
tungsfasem , welche die Hemispliftren in Beziehnng 
zur Spinalachse bringen, kreuzen sich nicht skmint- 
lich im Niveau der Pyramiden ; viele kreuzen sich in 
der Rhaphe und in der Brtlcke. Ein Experiment 
Vulpian’s giebt fiber jene Frage wichtige Auf- 
schlttsse. Er trennt in der Mittellinie mit einem 
Schnitt die Medulla oblongata derartig, dass die 
Kreuzung der Pyramiden von vom nachhinten vdllig 
getheilt wird. Wenn die Leitnngsfasern, welche den 
Bulbus durchsetzen, sich s&inmtlich in diesem Niveau 
kreuzten , so mtlsste diese Operation zur Lahmung 
aller 4 Extremitiiten fiihren. Diess ist jedoch nieht 
der Fall; die Lahmung ist nicht vollst&ndig; die 
Thiere machen willkflrliclie Bewegungen und ver- 
mfigen selbst sich einige Augenblicke auf ihren Glie- 
dera zu haltcn. Daraus kann man schliessen, dass 
der Einfiuss des Bulbus auf das Bfickenmark nicht 
vdllig gekreuzt ist. Eben daftti 1 sprechen auch die 
Beobachtungen am Menschen , so die V u 1 p i a u ’ s , 
welcher in 2 Fallen die eine der vordera Pyramiden 
vollstandig atrophirt faud ; in dem einen derselben 
bestand wahrend des Lebens keine merkliche L&h- 
mung , in dem andern wai*en nur die untera Extre- 
mitaten gelahmt. In einem Falle von Jeffroy 
(bei Hallopeau als Beob&chtung 29 mitgetbeilt) 
fand sich bei einer Lasion der Seitenpartie des Bul- 
bus eine Lahmung der Glieder derselben Seite. Die- 
ses Faktum genfigt, um zu beweiseu, dass wenig- 
stens ein Theil des Seitenbttndels sich nicht kreuzt. 


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101 


Hallopeau, Paralysies bulbaires. 


Aos der 3. Gruppe existirt noch keine Beobaeh- 
tnng. Doch kdnnen wir von vorn herein annehmen, 
dass in einem solchen Falle, wie bei der 1. Gruppe, 
aich die L&hmuug auf die von den Bulb&rnerven ver- 
sorgten Muskeln beschranken, die Atrophie aber 
fehlen and die Reflexbewegungen erhalten sein war- 
den. Wahrscheinlich sind ihre Lkhmungen ge- 
kreozt. 

Es wird hAufig gcnug vorkommen , dass die so- 
eben aufgestellten 3 Gruppen von Bulbirparalyse in 
einander fibergehen. So wird sich eine ausgedehntcre 
LAsion gleichzeitig anf die Kerne nnd die Wnrzeln 
der BulbArnerven nnd die ceiitrifugalen Leitungs- 
fasern erstrecken kSnnen , welche ana den Corpora 
striata hervorgegangen den Bnlbus durchsetzen nnd 
in das Rflckenmark gchen. So kdnnen die „Para- 
lysies alternes“ entsteben, auf welche Gubler und 
Millard znerst aufmerksam gemacht haben. 

Die Contrakturen , welche die BulbArparalysen 
znweilen begleiten , treten wohl stets split anf als 
eine Folge der sekund&rcn Degeneration der Seiten- 
strAnge des Rilckcnmarks. In einem cinzigen Falle 
von Potain (L’Union mdd. 1866), welcher bei 
einer Kranken , die mehrere Tage hindnrch AnfAlle 
von Contrakturen in alien 4 Extremitfttcn gehabt 
hatte, als einzige Verllndcruug in den Centralorganen 
eine Erweichung der vordem Pyramide fand , scliie- 
nen jene Contrakturen dnrch eine Reiznng der BulbAr- 
bflndcl in einem frtlhen Stadium hervorgebracht wor- 
den zn sein. 

Eben so wrie die motorischen, kann man auch die 
senaiblen BulbArparalysen in dieselben 3 Gruppen 
ointheilen ; die so afficirten Nerven des Bnlbus sind 
der Vagus, Glosso - pharyngcus , Trigeminus und 
Acnsticus. 

Die Hauptstdrungen , welche die BulbUrp&ralyse 
liervorbringt, zeigen sich in dem mtlrrischen Gesichts- 
ansdrucke , der Artikulation , der Phonntion , dem 
Kauen und dem Schlucken. Bezllglich des letzteren 
liegen Tliierexperimente vor, indem man bei einem 
jtmgen Sllugethiere alle oberhalb des Bulbus gelege- 
nen Himtheile abtragen kann , ohne dass das 
Schlucken gestbrt ist ; erst wenn der Bulbus in seiner 
Tiefe verletzt ist, hdren die Schluckbewegungen 
ganz anf. 

Asphyktische , oft tSdtliche ZufAlle bei BulbAr- 
paralytikern erklftren sich aus Flourens’ Experi- 
ment, in welchem bei Verletzung des Noend vital plOtz- 
licb Aufhdren der Respiration und der Tod eintritt. 

Die AnfAlle von tbdtlicher Ohnmacht Hessen sich 
dnrch Reiznng des Vaguskems in der Medulla oblon- 
gata erklAren, dessen galvanische Reizung (Budge, 
Weber) anfangs Verlangsamung, dann Stillstand 
des Herzens in der Diastole zur Folge hat. In andern 
Fallen, wo wir eine beschleunigte und unregelmAssige 
Herzthatigkeit (140 Pulse) finden, ist die Stfirung 
auf eine L Hunting des die HerzthAtigkeit moderiren- 
den Centrums in der Medulla oblongata zu suchen. 

V u 1 p i a n hat nachgewiesen , dass der Bulbus 
nicht der Sitz des Centrums deT vasomotoriseben In- 

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nervation ist. Aber trotzdem ist nicht zn lengnen, 
dass ein dnrch den obern Theil des Bnlbus gefthrter 
Querscbnitt eine betrachtliche Herabsetzung der 
Spannung im GefUsssystem hervorbringt. Diese 
SWrungen hat H. in keiner der klinischen Beobach- 
tungen erwAhnt gefunden. 

Dass nacli der Piquure Diabetes mellit. oder in- 
sipidus entstebt, ist bekannt, weniger, dass eine Ver- 
mehrung der Salivation eintritt, filr welche daher 
V n 1 p i a n geneigt ist, im Bnlbns ein Centrum anzu- 
nelimen, welches mit dem Ursprung der Chorda tym- 
pani in Zusammenhang steht. Dnnacli wttrde bei 
den Bulbarparalytikern das Hcrabfliessen von 8pei- 
chel nicht nur auf das Unvermflgen , dcnsclben hin- 
nnterzusclihicken, sondem auf eine wirkliclic Vermeh- 
rung der Sekrction dessclbcn in Folge von Reizung 
jenes Salivationscentrums zurilckzufUhren sein. In 
andern Fallen, besonders in denen, wo neben allge- 
meiner Paralyse BulbaTparalyse beobachtet wnrde 
(Cor nil und Lupine), fand sich cine abnorme 
Trockenheit des Mundes und die Spcichelsekretion 
sebien fast aufgehoben. Mehrmals nalim sie pldtz- 
lich nacli Applikation von Schrdpfkopfen in der Cer- 
vikalgegend wieder zu. Hier wllrde es sich dann 
urn eine Lahmung des SaUvations-Centmm handeln. 

In dem 2. Theile der Schrilt bcspricht H. ans- 
filhrlich die Pathogenese und Symptomatologie der 
verschiedenen Formen von Bulbarparalyse. Als 
erste Grappe stellt cr anf die primdrm A trophien 
der motorisrhen Nervenkcrne des Bulbus und 
theilt diese wieder in eine bulbar e Form und in eine 
bulbo-spinale. Die eratere entspricht der von D u - 
chenne als ,, Paralysis g/osso-labio-laryngie" 
znerst beschriebenen typischcn Form ; die zweite den 
Fallen , wo jene mit peripheren Mnskel-Atrophien 
complicirt ist. Als 2. Gruppe beschreibt H. die ver- 
schiedencn Formen von S/clerose des Bulbus, welche 
far gewflhnlich miter den verechiedenen Namen von 
Sclirose laterals amyotrophique , Paralyse g ini- 
rale spiuale, Sclirose tn plaques und Paralysie 
ginirale des aliinis curairen. Die 3. Gruppe um- 
fasst die Enceirlmug und Hdmorrhagie des Bnlbns, 
d. h. die Hcrdlasionen und die 4. die Tumoren nnd 
alle Comprcssionslalimungen. Im Ganzcn hat H. 
semen Auseinandereetzungen 10 Falle von Bulbir- 
paralyse zu Grunde gelegt; darunter sind 4 noch 
nicht verbffentlichte Falle von Duchenne, von 
Bourdon und L <5 p i n e. Wir geben die 6 letzt- 
genannten im Auszuge wieder. 

Beobachtvng 1 , von Duchenne und Llouville. 
Paralysie glosso-labio-laryngte (Bei Hallopeau Observ. 
1. p. 38.) 

Eine 64JShr. Frau verlorl871 nscheiner Anstrengnng 
das Bewusstsein , ebenso noch eimnal 1872 ohne StOrung 
des Gedachtnisses oder der Sprache. Im Jahrc 1878 
plbtzliche Sprachbehindening, allmalig znnehmend; dann 
Schlnckbeachwerdcn mit GefQhl von Zusammenschnflren 
links, gleichzeitig leichte Facialislahmnng links, mitFret- 
bleiben der Bewegungen der Augenlider. Mit der Znngen- 
spitze konnte Pat. dieOberiippe nicht errelchen, dieselbe 
nicht von reehts nach links bewegen; die Consonanten, 
su deren Bildung die Spitse und Basis der Zunge nothlg 


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102 


Ribord, Drainage de l’oeil. 


iat, vermoobte eie nicht auwuspreehen ; Sch werbeweglich- 
keit des M. orbicularis wie beim Kussen und Pfeifen ; be- 
trachtliche Verminderung der Inspirationskraft ; Sehwie- 
rigkeit hei Ausspeien, keine Deviation desZiipfehens oder 
der GaumenbSgen ; Oesehmack vorhanrien ; Plussigkelten 
otter durch die Nase regurgitirt ; zuweilen Atheranoth ; 
Stimrae naxelnd. 

Januar 1875. Schlucken ausserst schwierig ; bei der 
geringsten Erregung Herzklopfen mit Erstickungsangst, 
Cyanose und unzahlbarem Pills. Exspiration kurz und 
ungeniigend. 

Beobachtuny 2, von Dnchenne. Paralysie ylosso- 
labio-larynyee (bei Hallopean Observ. 2. p. 39). 

Mann, 69 J. alt. Vor '/* J. zueret Beschwerden beim 
Sprechen , 2 Mon. spater Salivation ; glcichzeitig Schwie- 
rigkeit beim Sehlncken von Flusuigkeiten , spater auch 
von festen Suhstanzen. Alle diese Heschwerdeu hatten 
langsam zugenommen; doch konnte Pat. die Zunge noch 
mit Muhe bcwegen ; den Unterkiel'er frcilich gar nicht 
mehr seitlicli bcwegen. Die Exspiration abgeschwaeht ; 
Spuckcn und Sehnauben sehr crselnvert. Die elektrische 
Erregharkeit der die Zunge und die Wangen bewegenden 
Muskeln erbalten , ebenso die willkiirliche Bewegimg des 
Orbicularis oris, aber schwach. 

Beobachtuny 3, von Dnchenne. J’aralysie labio- 
ylosso-larynyie (hei Hallopeau Observ. 4. p. 44). 

Eine Dame von zarter Constitution und nervosetn 
Temperament ftihlte im August 1872 oline nachweisbare 
Ursache die ersten Storuugeu beim Sprechen gewiseer 
Bncbstaben. Vor 5 Mon. wurdc das Schlucken beschwer- 
lich und schon vorher trat kolossaler SpeichelHuss ein. 
D. fnnd [wann?] die seitliehen Bewcgungen der Zunge 
beschrankt, die Elevation der Spitze aufgehoben ; die 
Lippen konnten noch etwaa zusammengebracht werden ; 
naselnde Stimmc seit 6 Mon. ; schwache Exspiration, Pat. 
war nicht im Stande eine Liehtflamme auszublasen ; das 
Aufreehthaltcn des Kopfes flel ihr seit 6 Mon. sehwer (der 
8plenins war atrophirt). Eine 5 Mon. lang fortgesetzte 
Behandluug mit Einreibungen , Vesikantien, Faradisation 
der Zunge und Lippeu war ohne Erfolg geblieben. Zehn 
Tage spater starb die Kr. plotzlich unter Stillstaud des 
Herzens. 

Beobachtuny 4, von H al 1 o p e a u. Erweichunysherd 
in der rechten Htilfle des Bulbus (bei Hallopeau Observ. 
31. p. 98.) 

Die 62jahr. K. L. hatte 1846 nacli einer heftigen 
Erregung einen Anfall von Bewusstlosigkeit gehabt , aus 
welchem sic mit Parese der rechten Seite und Scbwachung 
des Horvermflgens ant derselben Seite erwachte. Zwei 
Jahre spater hatte sich starre Extensions- Contraktur der 
rechten Finger cingestellt. Seit ea. 10 J. hatte Pat. haufig 
Kopfschmerz, besonders rechts, mit Brauscn und Stechen 
im rechten Ohr gelitten. Am 26. April 1862 ergab die 
Untersuchung folgenden Befnnd : Keine Facialaffektlon ; 
die rechte Lidspalte engcr; das rechte Auge leicht nach 
inneu abgewichen ; die Sehkraft auf dieser Seite schwa-, 
cher ; beim Sehen nacli rechts auf beiden Augen lcbhafter 
transvcrsalcr Nystagmus ; die rechte Pupille etwas enger. 
[Wir ubergehen mit Stillschweigen den Zustand der Ex- 
tremitaten , insofern man die bnlbaren Symptome von 
denen , welche myelitischer Natur sind , nicht unterschei- 
den kann.] 

Autopsie am 29. Marz 1869. Von den Arterien der 
Basis bot nnr dieCarotis eine leiebte Verdicknng an Ihrem 
Ende dar. Die Gehirnnerven zeigten keine Veranderung ; 
die Gefasse der Pia waren iujicirt. Die Gehorstreifen 
erschienen (liinu. Der Bui bus zeigte rechterseits einen 
Erweichungshord , welcher Alles bis auf einen klelnen 
Best des Corpus restiforae zerstort hatte. 

Beobachtuny 6, von Duchenne (bei Hallopean Obs. 
38. p. 112). 

Junge, nicht hysterische Frau. Linkseitige Hemi- 
plegte ; weder StSrung der Sensibilitat , noch sekundare 


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Contraktur. Dagegen die Symptome der Paralysis labio- 
glosso-laryugea. Diese letztern wurden schneller besser 
als die Lahmung der Glieder. Aphasie tehlte. Die Kr. 
wurde entlassen , geheilt von den Sprachstorungen , aber 
noch immer das Bein nachschleppend. 

Beobachtuny 6, von Hallopeau (bei Hallopeau 
ObBerv. 43. p. 121). 

Eine 50jahr. Frau , bis dahin iramer gesund , wurde 
im Nov. 1869 plotzlich an den obern Extremitiiten gc- 
laiunt. Nach cinigen Stunden ging die Lahmung etwas, 
zuriick , doch stellten sich schmerzbafte Contrakturen in 
den Vorderarmen ein ; welcbe in Anfallen wiederkebrten, 
die 15 -30 Min. anhielten ; vom Juli 1870 au bildete sich 
eine nocb besteheude permanente Contraktur aiu. 

Die Beweglichkeit der uutern Extremitiiten wurde 
schwacher seit Nov. 1870; seit 2 Mon. hatte die Liihmung 
einer Contraktur Platz gemacht , welche das Gehen ns- 
mfigllcli machtc. Im April 187 1 litt Pat. an heftiger 
Dyspnoe. Die obern Extremitiiten waren in Bcugestellung 
contrahirt, die untern in Streckstellung ; Grcifeuklaue. 
Sensibilitat erhalten. Ocdem der untern ExtremitSten. 
Die Kr. starb am 7. April 1871 aBphyktisch. 

Bei der Seition fand man den obern Theil des 
Riickentnarkes u. den untern des Bulbas durch einen Tu- 
mor comprirairt, welcher auf rtem Clivus auflag u. bis iu 
das Foramen magnum hereinrsigte, und das Volnmen einer 
kleinen Kastanie hatte. Dcm entspraeh an der Medulla 
oblongata cineOruhe, die rechts tiefer war als links. Der 
Tnmor zeigte ziemlick derhe Consistenz , eine grauweise- 
liclie, stellenweise rdtbliche Farbe. Unter dem Mikroskop 
stellte sich dieOcschwulstalBeinSpindclzellensarkomdar. 

Beobachluny 7, von Bourdon. Tuberkel des Klein 
hirns , den Wurm eitmehmend u. den Bulbus comprimirenil 
(bei Hallopeau Observ. 46. p. 126). 

L. hustetc uurl magerte seit mehreren Jahren ab. 
Am 16. Jan. 1872 trat plotzlich Sprcchbehindcrung ein, 
ohne Verlust des Bcwusstseins und ohne die geringsle 
Cephalalgie. Die Zunge war frei beweglieh , Facialislah- 
mung, Schlingbesehwerden, Dyspnbe , Zeichen von Hemi- 
plegic fehlten. Die Untersuchung der Brust ergab in der 
linken Spitze eine Caverne, in der rechten trockenes Has- 
scln. Pat. starb plotzlich ohne Todeskampf am 24. Jau. 
1872. 

Autopsie. Beide Lungenspitxen tuberknlfc. ImWurrn 
des obern Uehirns an seinem vordern Ende ganz an der 
OberHache ein cruder Tuberkel von der Grosse einer 
mittelgrosscu Erbse. Die Meningcu iiber demselben in 
der Ansdehnung von 4 — 5 Mmtr. verdlekt , danmter ein 
gelbliches ExBiidat, zerBtreute grace Oranulationen. Ueber 
und zu den Seiten der Tuberkel ein Bluterguss , mitten 
in der crweicliten und gelblichcn Klcinhirnsubstanz, von 
der Grosse einer Mandel. 

Dieser Tumor liat nothweudigerweise auf die hin- 
tere Flitchc des Bulbus und iudirekt auf die Nerven- 
kerae des Hypoglossus einen Druck austiben milssen. 
Daraus erkl.lrt sich vielleicht die Spraclistdrung. Der 
Tod ist walirsclieinlich durch den Bluterguss, der 
den Dmck auf den Bulbus vennebrt und sich bis auf 
die Ursprilnge des Vagus erstreckt hat, herbeigefilltrt 
worden. Seeliguaflller. 

61. Du Drainage de l’oeil dans dijfbrtntn 
affections de cet organe et particuliirement 
dans le dicoltement de la ritine. Thfcse pour 
le doetorat en m^decinc prdsent^e et soutemie 
par Madame Stdphane Ribord. 8. Pad 3 
1876. Impr. A. Parent. 50 pp. *) 


') Ilerm Prof. v. Wecker besteu Dank fur dieZu- 
senduug. G. 


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Jahresbericht fiber das Med.-Wesen u. a. w. 


103 


Die Drainage dea Auges ist in der v. W e c k e r’- 
scben Klinik in Paris in jUngster Zeit mit Vortheil 
versucht worden , sei es um den vermehrten innem 
Augendruck dnrch stete Ableitung einer geringen 
Menge von Flttssigkeit zu verniindern oder um die 
an ungehdrigem Orte ausgeschiedenen Ergtlsse zu 
entfernen. Zu den krankhaften Affektiouen, welche 
hierbei in Betracht kommen, gehdren: das absolute 
Giaukom, die vordere Sklero-ChorioideitiB, derHydro- 
pbthalnms, das partielle Staphyloni, derKeratokonus, 
endlich die Netzhautabldsung. 

Das Verfabren bestebt einfacii darin, dass mittels 
einer gekriimiuten Hobluadel ein feiner Golddraht 
quer durch die Hllllmembranen gelegt wil'd, sei es 
durcb die Hornbaut oder durch die Sklera oder (bei 
der NetzhautablOsung) durch die Sklera und die 
Aderhaut. Die Dmhtenden werden dann mit einer 
Pincette dicbt am Augapfel zu einer Scblinge gedrebt 
und so eingebogen, dass sie die Bindehaut nieht 
reizen kOnnen. Der Drabt muss von reinem Golde 
sein. Ein solcher reizt weder, noch wird er von der 
Augenflllssigkeit angegriffen. Er kann unbestimmt 
lange Zeit liegen bleiben und brauckt nur selten ent- 
fernt zu werden, ehe die Heilung erfolgt ist. 

Die Verfasserin, welcher wir die erste Verdffent- 
lichnng dieses ingeniosen, leicbt ausfttbrbaren und 
viel versprechenden Verfahrens verdanken, fllgt eine 
Anzahi von Krankengeschichten bei. Nach den- 
seiben lassen sich die Leistungen der Drainage wie 
folgt prficisiren: 1) Beim absoluten Giaukom und 
beim Giaukom fiberbaupt, wenn eiue Iridektomie 
erfolglos gewesen, werden die Schmerzen beseitigt 
und der steintiarte Bulbns allmalig zur normalen 
Spann ung zurilckgeftihrt. 2) Bei den verscbiedenen 
Arten der Ektasien der Sklera Ifisst sicli eiue allmfi- 
lige Verkleinerung erzielen. Der Goldfaden wird 
durch die ektatischen Stelleu gelegt, bei ringfdrmiger 
Ektasie krtnnen selbst inelirere getragen werden. 
3) Bei der Netzliautabldsuug wird die „Anse a filtra- 
tion“ so angelegt, dass sie unter die abgelflste Netz- 
hantpartie , resp. (bei Ablfisungen am obern Bulbus- 
abachuitt) fiber dieselbe zu liegen kommt. Nicht nur 
in friscben , sondern sogai* in veralteten Fallen lfisst 
sich die Wiederansammlung der Flttssigkeit verhttten 
und die Anlegung der Netzhaut erzielen. Die Re- 
soltate sind viel gttnstiger als bei der bisher in An- 
wendung gebrachten Punktion. 

Ausgestattet ist die Broschfire durcb 7 Tafelu. 
Die erste zeigt Durchscbnitte des Augapfels bei den 
verschiedenen Graden der Netzhautabliisung , die 6 
fibrigen gehdren zu den Krankengeschichten und ver- 
anscbaulichen das Verhalten der Defekte im Sehfelde 
bei der Netzhautabldsung vor und wtthrend der 
Drainage. G e i s s 1 e r. 

G2. Jahresbericht fiber die Verwaltung des 
MedicinalwesenB, die Krankenanstalten und 
die Offmttichen Gesundheitsverhaltnisse der 
Stadt Frankfurt a. M. ; herausgegeben von 
dem ilrztlichen V T erein. Jahrgang XVII. 1873. 


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Frankfurt a. M. 1874. J. D. Sauerlinder’s 

Verlag. gr. 8. IV u. 235 S. Jahrgang XVIII. 

1874. Daa. 1875. IV u. 278 S.»). 

Der Anordnung der frtthereu Jabrgfinge dieser 
vortreff lichen Berichte folgend , giebt auch In den 
ersten Theilen der vorliegenden Dr. Alexander 
Spies s als Beitrilge zur Topographie der Stadt 
sorgfkltig auf- und zusammengestellte Berichte fiber 
die meteorologischen Verhdltnisse i. J. 1873, wo- 
bei Tabellen der Grundwasserschwankungen nicht 
fehlen , und demnfichst .fiber den Stand und die Be- 
wegung der Bevfllkerung der Stadt Frankfurt a. M. 
in den genannten Jahren. Die Mortal! t&tsziffer ftlr 
die JJ. 1873 und 1874 stellt sich hiernacb, mit 
Ausschluss aller in Frankfurt veretorbenen Mibtllr- 
personen, auf 20.7 °/ 00 , resp. 20.6°/ 00 , oder bei 
Ausschluss der Todtgebomen auf , resp. 

19.6°/ 00 , Zahlen, die nur um ein ganz Geringes 
hfiher sind, als ,im J. 1872 und sehr viel gttnstiger 
als in den JJ. 1870 und 1871. Ira Anscblusse an 
seine in den frttheren Jahresberichten niedergclegten 
Nacbweise betont im Jabresber. von 1873 Dr. 
AlexanderSpiess nochmals, dass die im Ver- 
gleicbe mit der Zeit vor der Mitte der sechziger 
Jahre minder gfinstigen Mortalitfitsverbaltnisse Frank- 
furts ihren Grund in der veranderteu Zusammen- 
setzung der BevOlkemng haben, wie er ebenso frtther 
den allgemeinen Nachweis geliefert hat, dass die 
Mortalitatsziffer eines Or tee viel zu sehr von der 
Zusammensetzung der Bevdlkerung beeinjlussl 
wird, als dass sie fur eine Ska/a des Gesundheits- 
zustandes des Ortes gelten kdnnte. Seltsamer 
Weise wird dieser Nachweis ganz consequent und 
wie man annehmen muss, absichtlicb, in den Kreisen 
ignorirt , denen er nicht fremd geblieben sein kann, 
denen es aber angemessener und profitabler zu sein 
scheint, statistische Zahlen zu verwerthen nicht im 
Geiste der Wissenschaft, sondern wie es ihnen passt. 

Der 2. 7'heil des Jahresberichts, umfassend die 
firztlichen Berichte , giebt zunttchst eine Uebersicht 
der in den JJ. 1873 und 1874 Yorgekommenen 
Todes falls, hierauf, wiederum von Dr. Alexander 
S p i e s s , eine D&rstellung des Gehundheitszustandes 
in Frankfurt a. M. in den genannten Jahren, die u. a. 
in Tabelleuform die Zahl der in den einzelnen Mo- 
uateu an den wichtigsten Krankheiten Verstorbenen 
und einen Vergleich der betreffenden Zahlen und 
Krankheit8fonnen mit denen der 10 vorhergehenden 
Jahre und des 15jfihrigen Durclischnitts giebt. Die 
Todesfalle im 1. Lebensjahre beliefen sich im J. 
1873 auf 503, im J. 1874 auf 512 imd blieben so- 
mit gegen das J. 1872 mit 535 Todesi&llen absolut 
und auch relativ zurfick, indem im J. 1873 25.5°; 0) 
im J. 1874 nur 24.8°/ 0 aller TodesfilUe (bei Ans- 
schluse der Todtgeburten), im J. 1872 aber 27.5°/„ 
von ilmen Kinder im 1. Lebensjahre betrafen. Ent- 
scliieden und zunehmeipl gfinstig stellt sich die 

*) Fur die L’eberaeudnng dankt verbindlichst W r. 


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104 


Jahresbericht fiber das Med.-Wesen. n. s. w. 


Kindereterblichkeit, wenn man sie vergleicht mit der 
Zahl der Lebenden im 1. Jahre. Von den 505, 
reap. 512 Todesf&llen bei Kindern unter 1 Jahr 
haben 73 oder 15%, reap. 65 Oder 13 % schon 
innerlmlb der 1. Woche atattgefunden , und zwar 
sind von diescn 64 , reap. 52 an einfacher Lebena- 
schw&che geatorben. Mit den Geburten vcrglichen, 
atellt aieh das Verhaltnias so , dass von alien in den 
JJ. 1873 und 1874 lebend Gebornen 27%, reap. 
22°/ 0 nocli iunerlialb der 1. Woclie wieder veratar- 
ben, wahrend 18.7%, reap. 17.6% nicht das 
2. Lebensjahr erreicbten. Von der Geburt an zeigte 
aieli iin J. 1873 eiue zienilich gleicliraissige Ab- 
nahme der Sterbliclikeit von Monat zu Monat , die 
nur in den 2 letzten Monaten vor Ablauf des 1. 
Lebenajabra wieder cine kleine Steigerung erfnhr. 
1m J. 1874 zeigte sich dagegen in den letzten 8 Mo- 
naten des Jalirea eine aich mit einzelnen Scliwau- 
kungen ziemlicli gleicli bleibende Sterblicbkeit ; 
auaser den 73, resp. 65 sclion in der 1. Woche Ver- 
atorbenen star ben in den nkchsten 3 Woclien nocli 
weitere C8, reap. Cl , so dasa vor Ablauf dea eraten 
Mounts 141 = 5.3%, resp. 126 = 4.3% aller 
lebend Geborenen wieder geatorben aind und melir 
ala, resp. beinahe % aller im 1. Lebensjahre Ge- 
storbenen. Die Kalte dea Winters, durch Affcktionen 
der Brnatorgane, namentlich aber die Hitze dea Som- 
mers durch Verdauungaatorungen zeigten ihren dern 
Kindeaalter achildlichen Einflnsa in der geSteigerten 
Mortalitkt. 

Unter den constitutionellen Krankheiten forderte 
der Typhus die meisten Opfer, 63 (33 M., 30 W.), 
C melir wie im Vorjahre , entsprechend dein Ver- 
hilltuias von 62.0 Todcsfilllen auf 100000 Lebeude, 
w Ahrend im Durchschnitt der letzten 15 Jahre 64.1 
TyphuatodesiMc per Jahr auf 100000 Lebende 
kamen , welche kleine Steigerung der Zuuahme der 
Bevolkerung entspricht. Dabei unteracliied aich der 
Typhus dea J. 1873 darin von dem der frtlheren 
Jahre, dasa er entschieden epidemiach auftrat, indem 
nach vereinzeltem Vorkommen von Typhustodes- 
fftllen in den eraten Monaten dea Jahrea dieselben 
vom Juni an rasch zunahmen und bia zum October 
auf einer betrftclitliehen HChe blieben , so dasa auf 
dieae 5 Sommer- und Herbatmonate 45 von den 63 
Todesftlllen ==» 71 °/ 0 kommen ; dabei waren, speciell 
in den Sommermonaten einzelne kleinere Stadtbezirke 
ganz vorzugsweise ergriflfen. Der Charakter der 
Epidemie war ein ttuaaerst milder. Das in den 
Jahreaberichten abgedruckte Gntachten des stftdti- 
achen Gesundheitsraths giebt zwar fiber die eraten 
Monate der Epidemie einen gedrttngten Ueberblick, 
vermag aber fiber die Uraachen deraelben eine be- 
atimmte Auskunft nicht zu geben. 

Noch ungleich heftiger, und in den Sommer- 
monaten noch entachiedener epidemisch trat der 
Typhus im J. 1874 auf. Dieaer, fflr die Anaichten 
fiber die Aetiologie dea Typhus , und nicht fflr dieae 
allein , ftusaerat wichtigen Epidemie , die durch ver- 
schiedene, im Anhange zu demBerichte vomJ. 1874 


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abgedruckte AktenstOcke eines weiteren iUuatrirt 
wird, und die weit fiber die Grenzen ihrea Auftretena 
hin&os Aufaehen erregt hat und in verachiedenen 
Sinne besprochen worden ist, mllssen wir ziinSchst 
an der Hand des sorgfiiltigen Berichts von Dr. 
Alexander Spiesa eingehende Beachtung achen- 
ken. Die im Herbste des J. 1873 noch auf kleine 
Bezirke besehritnkten Typbuserkrankungen waren 
mit Ende des Jahrea vorflber und hielt ein in Bezug 
auf Typhus normaler Stand bis Ende Mai an, ja die 
monatliche Durchschnittazahl der Todesfftlle (4) in 
den eraten 5 Monaten (21) war etwas unter dem 
Dnrchschnitte der letzten Jahre; auch kamen von 
diesen 21 TodcsiUllen nicht 2 in deraelben Strasae 
vor. Von Anfang Jnni an jedoch atieg die Zahl der 
Todesfille auf 7 im Juni, 23 im Juli, 17 im August, 
und kamen von den 47 Todeafltllen dieaer 3 , die 
eigentliche Zeit der Epidemie umfaaaenden Monate, 
29 = 62°/ 0 anf einen verliilltniaamftaaig kleinen 
Theil der Stadt , die „innere Altatadt“. Vora Aug. 
an erreichte zwar die Zahl tier Todeafiille nicht wie- 
der die der vorhergehenden Monate , blieb aber eine 
erhbhte bis zum Schlusse dea Jalires , so dass sie in 
den Monaten Septbr. bia Dec. 44 betrug, von denen 
19 = 43% auf die „innere Altatadt" Helen. Die 
Ursache der noch nach Ablauf der eigentlichen Epi- 
demie erhahten Sterblichkeit sucht der die einachla- 
genden Verhaltniase genauer erflrternde Bericht vom 
J. 1874 zuniichst in dem tOdtliclien Ende einer An- 
zahl achon wUhrend der Epidemie Erkrankter , wei- 
ter in dem Auftreten und nnr langsamen Ausglimmen 
von Ansteckungsherden in anderen Theilen der Stadt 
und in der in den Herbstmonateu in Frankfurt a. M. 
in der Regel geateigerten Sterblichkeit an Typhus, 
endlich in der nach Ende August vorausgegangener 
Abkflhluug in der 2. Septemberwoche und Anfang 
Oct. nochmals in ungewahnlicher H8he auftretenden 
Hitze, die eraeute Zunahme der Typhuserkrankungen 
und Todeafiille im Oct. veranlasate. Die Geaammt- 
zahl der Typhuatodesfklle im J. 1874 betrug 112 
=* 106.7 Todeafiille auf 100000 Lebende oder 
n&hezn das Doppelte des Durchschnitts von 64.1 ; 
von diesen 112 Todeafilllen kamen 56 auf die „in- 
nere Altstadt“. Von Mitte Juni bis Ende der eigent- 
lichen Epidemie , Ende August , eratatteten sAmmt- 
liche in Frankfurt a. M. prakticirende 85 Aente, 
mit Ausnahme eines Einzigen , regelmiasig an den 
Hrztlichen Verein Bericht fiber Erkrankungen unter 
Angabe dea Erkrankungaortes und unter m 5 glichster 
Berflckaichtigung der iitiolog. Verh&ltniaae, — ein 
weiterer Beweis daftlr , dasa auf dem Principe der 
freien Association beruhende Vereine mehr zu leisten 
verm8gen, als auf anderer Basis beruhende. Da die 
wenigen Falle jeues einen Arztes und einzelne andere 
vielleicht nicht angemeldete, die Reaultate wohl nicht 
ftndern wtlrden , so lhast aich ein Bild der Epidemie 
entwerfen. 

Schon imMai waren in einzelnen der engera8tra*»en 
der Altstadt F2Jle von Typhna vorgekominen, namentlich 
in elnem lianae am Markte erkrankten 4 Peraonen einer 


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Jahreabericht tlber das Med.-Weaen a. s. w. 


106 


FamiHe in 4 Tmgen and starben 3 Ton ihnen , der Vater 
imd 2 T&chter von 4 and 12 Jahren. „In diesem von zahl- 
reiehen Familien bewobnten Hanse beflndet sich fur Vor- 
der- und Hinterbaus zuaammen nnr ein Abtrltt gerade auf 
dem Stockwerk , wo die Erkrankungen vorkamen ; aueh 
zeigte der Pumpbrunnen im Hofe bei der chem. Unter* 
auchung sehr starke Verunreinlgung.* Anfang Juni trat 
ein anderer in einiger Entfernnng davon gelegener Thell 
der Alta tad t in den Vordergrund , die Ecke von TSnges- 
gasse nnd ScharfengSsschen , die ab der eigentliche Ana- 
gang der Epideraie *u betrachten ist. In dem Haaae 
Tdngeagasae 62 kam am 4. Juni der 1. Erkrankungafall 
an Typhus vor bei einem Manne, der den ganzen Tag hier 
beschaftigt war, aber nicht da wohnte ; Anfang Juli betrug 
die Zahl der in diesem Hause an Typhus Erkrankten 8, 
mit Einschluss der leichteren , aber offenbar derselben 
U reache entsprungenen Krankheiten 13. In dem gegen- 
uberliegenden Eckhause des Scharfengasschens kam eben- 
falls Anfangs Juni der erate, ein schwerer, todtlich enden- 
der Fall vor , und ihm folgten in demselben Hause in der 
nachsten Zeit eine unbestimmbare Zahl weiterer Falle, 
meist Personen betreffend , die hier in einer Restauration 
tSglich zu Mittag assen. Weit starker noch traten berelts 
in der ersten Junihalfte in der hinter dem erstgenannten 
Hause gelegenen Seiectenschule TyphusfSlle auf, und 
zwar bis eum Beginne der Sommerferien mit Ende des 
Monats : 21 8chfiler, 1 Lehrer, 1 tieistlicher in dem daran- 
stossenden Pfarrhause und 1 Bewohnerin der GlSckner- 
wobnung. Durch Verschleppung aus Restauration und 
Schule traten Ende Jnni nnd im Jnli Erkrankungen in 
vereehiadenen Hausern der aussern Stadtthcile auf, in 
denen im Jnni Seiecteusch filer am Typhus krank gelegen 
hatten. Trotzdem aber kam es mit Ausnahme der innern 
Altstadt , in der 6 der an Typhus erkrankten Schuler der 
nahen Seiectenschule wohnten , in der aber auch gleich- 
zeitig mit Jenen Erkrankungen in der Schule in andern 
Hiusern zahlreiche Typhusfalle auftreten , nirgends zu 
einer starkern Anhfiufuog von Typhusfallen. Fast gleich- 
zeitig mit den in der innern Altstadt anftretenden Typhas- 
fiillen traten im Juni bereits zahlreichere Falle an einigen 
andern Stellen der Altstadt auf; Ende Jnni fanden sich 
deren bereits in fast alien Strassen der Innern Altstadt. 
Qleichzeitig, aber, wie es scheint , unabhangig von alien 
diesen Fallen hatte sich bereits Anfang Juni ein Typhus- 
herd in Sachsenhansen , wo noch gar keine sonstigen 
TyphusfSlle vorkamen, in den verschledenen Hausern der 
.Gemeinnfitzigen Baugesellschaft a entwickelt, bis Ende 
Jnni 14 Erkrankungen , denen im Juli und August , als 
auch in Sachsenhansen Typhus etwas hauflger war , nnr 
noch Je 1 Fall folgte. Im Juli traten in der Altstadt nnr 
elnige verelnzelte neue Herde hlnzu, so die Dominlkaner- 
kaserne mit 9 Erkrankungen in der am aussersten Ende 
des Typhusbezirks gelegenen Klostergasse , in welcher 
auch im August zu den 2 Erkrankungen des Juli noch 18 
neue TyphusfSlle zuwuchsen , wahrend sonst der August 
keine weiteren neuen Erkrankungsherde aufiuweisen 
hatte. 

Die Ges&mmtzahl der Erkrankungen wfthrend 
der dreimonatlichen Dauer der Epidemie betrug , so 
weit zu constatiren war, 619, von denen auf Juni 
210, auf Juli 271 und auf August 138, etwa % von 
ihnen, 405, anf die „Innere Altstadt^ kommen. Auf 
diesen Typhusherd, der ungeffthr 22 % der ganzen 
Bevfilkerung Frankfurts omfasst, kommen im Ganzen 
65%, wahrend der eigentlichen Hflhe der Epidemie 
aber bis zu 76% aller Erkrankungen, was bei einer 
Bevdlkerung von ca. % der G esammtbe vOlkerung 
einem ca. 12mal so starken Ergriffensein der innern 
Altstadt gegentlber den andern Stadttheilen entspricht. 
Ueber die (Jrtachen der Epidemie war „aus Mangel 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 

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der nCthigen Organe" Sicherea nicbt aa ermittelu, 
doeh ging aus den Vermuthnngen and Einzelbeobach- 
tangen der Mitglieder des &rztliohen Vereins, wie sie 
auch in einer Eingabe deseelben an den Magistral 
Aosdruck fanden, hervor, dass die Hypothese u 
meisten Anklang fand , dass in dem hochgradig ver- 
unreinigten Untergrunde der „Innem Altstadt" durch 
die in den letzten 2 Jahren in demselben ausgefiihr- 
ten neuen Kanftle mit ihrer drainirenden Wirkung, 
sowie durch die Trockenheit des Winters und Frtth- 
jahrs das Grundwasser im Sommer ungewOhnlich tief 
gesnnkeu war. Die Entleerungen und in ihnen die 
Typhuskeime der im Mai nnd Jnni anftretenden ver- 
einzelten Typhuserkrankungen kamen , da die betr. 
Oertlichkeiten noch nicht an das neue Kanalsystem 
angeschlossen waren, direkt durch durchlAssige Grn- 
ben oder durch einen alten Kanal in das ttberana 
trockene Erdreich, das durch die gerade in dm leta- 
ten Jahren wiederholt vorgekommenen Erdanfgrabun- 
gen gelockert , vielleicht mehr als sonst empf&ngllch 
nnd durchlAssig war. Hier fanden sie nicht allein 
ihrer Entwicklung gttnstige W&rme nnd Feuchtigkeit, 
8ondern einige plfltzli^he tflchtige Regengllsse lanch- 
ten auch das gelockerte nnd ungemein trockene Erd- 
reich aus und ihr Wasser wurde von den fast leeren 
Brunnen gierig angesogen. Dieser Hypothese gegen- 
flber — als solche bezeichnet ’sie A. Spiess selbst 
— stauden alierdiugs auch Arztlicherseits Vertreter 
der Ansicht , die den neuen EanAlen und namentlieli 
den zur Zeit gerade in der Altstadt in Ansfiihrung 
begriffenen Eanalisationsarbeiten einen wesentlichen 
Einfluss anf die Entwicklung des Typhus beilegte. 
Spiess giebt die Miigliehkeit zwar selbst zu, dass 
Entwicklung und Verbreitung der Typhusepidemie 
gefSrdert worden sei durch die Erdanfgrabungen der 
Eanalisationsarbeiten in Folge ihrer drainirenden 
Wirkung gegenllber der frilhern relativen UnschAd- 
lichkeit der verunreinigten Erdschichten durch Was- 
serabschluss in Folge Hochstands des Grand wassers, 
sowie in Folge der begtlnstigten Entwickelung des 
Typhuskeimes und des erleichterten Aufsteigena der 
Grundluft durch Lockerang des Erdreichs. Er glaubt 
jedoch andererseits , dass ein Zusammenhang zwi- 
schen Eanalisationsarbeiten und Typhuaerkrankung 
nirgends zu constatiren sei, woftlr er den weitern 
Umstand anfdhrt , dass zu keiner Zeit der Epidemie 
einer der bei den Eanalbauten beschAftigten Ar bei ter 
an Typhus erkrankte, wie denn ttberhaupt seit dem 
nun 7jfthr. Bane der EanAle nicht ein Typhusfall bei 
den Arbeitern beobachtet worden ist. Von einem 
typbuBerzeugenden Einfiusse der Ausdiinstungen des 
wAhrend lkngerer Zeit offen daliegenden schmutzigen 
Grundes sei so mit in Frankfurt a. M. nichts beobachtet 
worden, so wenig wie ein solcher Einfluss anderwArta 
erwiesen sei. Andererseits giebt A. Spiess weiter 
zu, dass jener indirekte Einfluss der Eanalisation 
auch noch in dem Umstande eine Bestfttigang finde, 
dass der von der Epidemie verschont gebliebene sfld- 
lichste Theil der Altstadt in den meisten baulichen 

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Jahresberieht fiber das Med.-Wesen n. s. w. 


imd sonatigen Verh&ltniasen mit den flbrigen Theilen 
der Altatadt Ubereinstimme , nur darin nicht, dass 
er noch nicht kanalisirt sei. 

,Ob nnn der im Boden lebende Typhnskeim im ein- 
Mtnen Falle dnrch die aufsteigende Bodenluft, also In 
aMakeDden Aborten und UOfen odcr dergl. , hit Einath- 
mung kam, Oder ob cr lianfiger mit den Wasserlaufen die 
Brunnen erreichte end bei deren geringein Wasserreich- 
thnm gelbst in concentrirterer L5sung als vielleieht sonst 
la den Magen gelangte, dariiber zu streiten, ware muaeig. 
KrklirHch ist es, dass die meisten Collcgen bei ihren An- 
gaben vorzugsweisc die Brunnen als Ursaclie der Er- 
krankung beseliuldigen , da eine Vernnreinignng des 
Brannenwassers lelchter zu constatiren ist and anch in 
yfeien Fallen von ihnen conatatlrt worden ist , wabrend 
tttn soldier Nachweis in der Luft wcit schwierigcr ist, 
wiewohl aucb bei vielen Gelcgenheiten die ubelriechendcn 
Aborte, Hausgange und Hofe in grellen Farben gcschildert 
sind. . . . Eine der starksten Hausepidemien trat erst 


Zahl der Erkrankungen genan dera Durchschnitte der 
Erkrankungen im Allgemeinen. Bei den filtern Len- 
ten war die Neigung znm Erkranken nur 1 / 5 — ’/« 
so gross, wie bei denen zwischen 15 und 25 J. , bei 
Kindern nnter 5 J. nnr etwa Vi 2 UI, d bei Lenten 
fiber '65 J. 8ogar nnr ca. 1 / so der Erkrankungen 
zwiscben 15 und 25 Jahren. Von C13 Typlius- 
kranken, deren Geschlecht bekannt ist, waren 353 M. 
und 260 W. oder 58°/o M. und 42°/ 0 Weiber. Bei 
dem Ueberwiegen der weibl. Bevfilkerung fiber die 
mfijinl. (109 W. auf 100 M.) bcweist diess ein stflr- 
keres Ergriffensein der letztern im Verlidltnia von 
100 zu 148 , was sich zum Theil wohl durcb fast 
aussclilicsslichen Verkehr milnnl. Personals in den 
Geschliftslokalen des hauptsfichlich ergriffenen Tlieils 
der Stadt und durcli die daselbst ergriffeue Knaben- 


gegen Ende der Epidemic in dem Hause Weissadlerg. 29 
aaf, nnd zwar erst xn der Zeit , ala mit den Kanaleinmun- 
.^angsarbcitcn vor und iu dem Hause begonuen wurde, die 
eiaen ,„scheusslich verunreinigten Untcrgrnnd“ u aufw-Qhl- 
't.M nnd zu Tage legten. In diesem Hause erkrankten fast 
rtyleichzeitlg 6 Personen am Typhus und 6 an heftigen 
,Dian-hoen, und durfte es in diesem Falle hamerhin mog- 
lich sein, dass der im Boden reife Typlmskeim dutch die 
Aufgrabuugcn zu Tage befordert, seine schiidlichc Win*, 
kung geltend machte. Ansser diesen und zahlreiehen 
audern Fallen , die auf direkte Ausd&nstungen aim Ab- 
trttten und dem verunreinigten Untergrunde zuriickzu- 
fuhreu seiu durfteu, sind nun in einer nocb weit grousem 
Anzabl von Fallen die Brunnen als muthmaassliche Ur- 
sache der Erkrankung angeftihrt, iind zwar eben so wohl 
Brunnen in denHfinsem nnd Ilbfen, als Pumpbrunnen auf 
der Strasse. So waren in einem gro&sen Uansc auf dem 
, laebfrauenborg , in welchem der Brunnen als „„sehr iufi- 
cirt““ bezeichnct wird, alle Einwohner bis auf einen er- 
k/ankt , nnd zwar in alien Graden von leichten DiarrhSen 
bis zu den schwersten , selbst todtlich endenden Typhen. 
In einem andem Hause der Keuen Kriimc war nur eine 
Person erkrankt, und zwar geradc diejenige, die, wie 
iliess auch sonst angegeben ist , das Qnellwasserleitnngs- 
wasser nicht mochte und daher von dem , r pikanteren “ “ 
(Abtrittsjauche I) Brunnenwasser trank. 

Unter den 604 der 619 in den 3 Sommermona- 
ten an Typhus Erkrankten, deren A Iter bekannt ist, 
war , wie gewfihnlich , das jugendliche Alter koupt- 
sfichilch vertreten , und zwar am meisten dasjenige 
zwischen 15 nnd 25 J. , etwas weniger das vom 5. 
bis 15. J., demnllchst das vom 25. — 35. J. , in we- 
sentlich geringerm Grade das Alter fiber 35 nnd 
unter 5 J. , welche letztern Altersklassen ein kleines 
Fflnftel (12.4%) aller Erkraiikungsftllle nmfassen, 
wfihrend fiber %, f**t die Hftlfte (45.7%) derselben, 
auf die Klasse von 15 — 25 J. , und weitere ca. */» 
je auf die Altersklaase 5 — 15 (19. 7%) und 25— 35 
' (22.2°/ 0 ) entfallen. Bei der Versohiedenheit der 
ZusammensetzuDg der BevSlkerung in den einzelnen 
Altersklassen stellen sich jedoch die betr. Verhltlt- 
nisse derartig , dass im Ganzen etwas fiber 5 von je 
1000 Bewohnem an Typhus erkrankten , dass da- 
gegen in der Altersklasse von 15 — 25 J., die etwa 
% aller Einwohner und fast die H&lfte aller Er- 
krankungsMe umfasst, fiber 10 Falle auf je 1000 
Lebende kamen; etwa l*/ 2 fach war die Erkrankung 
im Alter von 5 — 15 J., niimlich ca. 8 Erkrankungen 
auf 1000, uud zwischen 25 — 35 J. cntsprach die 


schule erklirt. Die Sterblichkeit anlangeud , so 
starben von 619 Erkrankten 46 oder 7.4° / 0 , nnd 
zwar im Juni 8.1%, im Jiili C.6°/o> im Aug. 8.0% ; 
auf die Altersklasse von 25 — 35 J. kamen fiber */ 5 
aller Todesflille, auf die von 15 — 25 J. wenig mehr 
als Vs, a«f die von 5 — 15 J. nur 2.6° /„. 

Als Anhaug sind dem Jahresbcrichte noch drei 
* jp4ktcnstficke , die Typhusepidetnie betr.", beige- 
draclcfj'-’tuid zwar Bericht des Specialausschusses an 
den firztl. vfcrein, der n. a. als wahrscheinlich wich- 
tigste ursachliclicSUomente der Epidemie das in dem 
betr. Stadttheilc sehrlKhjfig alten Pumpbrunnen ent- 
nommene veninreinigte anffihrt, dagegen 

der AusdOnstung des in Fofee der Kanalisations- 
arbeiten wfthrend lilngerer Zeft °^ ei1 ansgebreitet 
daliegenden schmutzigen GrundesV^ine direkte Ein- 
wirkung auf die herrschende Epichspae nicht zu- 
schreiben will, viclmehr mdglichst enem 18C i ie Dorch- 
ffihrung der Kanalisation cmpfiehlt. Bcfifgt w ' r< ^ die 
Nothwendigkeit des letztern eines WeiterP un< ^ an8 ' 
ffihrlichst durcli Schilderung der V T enmreiM& un K des 
Untergnmdes der Stadt Frankfurt a. M., wflP ^ 8ie 
aus frflher vielfaeh fiber diesen Gegenstand y rsc ^' e ‘ 
nenen Schriften sattsam kennen. Zugleich wil'd noch 
Beschleunignng dcrAusffihrung und ErweiterJng der 
neuen Trinkwasserleitung empfohlen. In eim® r ^' n ‘ 
gabe des firztl. Vereins an den Magistrat igfchliesst 
sich der erstere den Forderungen seines SpccJ a i au8 ‘ 
schusses an unter Formulirung der zu Ausf(»[ u ' UD 8 
derselben nothigen Maassregeln , welche in ^' neD1 
Antwortsclireibeu des K. Polizeiprfisidiums au® J ene 
demselben abschriftlich mitgetheilte Eingabe wwfto- 
wortet werden. r 

Wenn auch diese Frankfurter Epidemie f*Jr 
Aehologxe des Typhus nach keiner Richtungjfci i™ 
Entacheidendes liefert , so doch hbclist 
werthes, und dttrfte dabin vorAUem zu rechnejf 
dass nach dem durchaus unparteiisch und sti-ci\ 
8en8chaftlich gehaltenen Berichte von Spiess\ die 
Mdglichkeit wenigstens zngegeben wird, die J ‘^' il 
den angefuhrten Daten fast zur WahrsrJml ilid- 
keit wird , dass durcb die Erdaufgrabungci\ dir 
Kanalisationsarbeiten Entwicklung und Verbreitu, 1- 
der Epidemie gefSrdert worden sei , — eine Fragiy 


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J&hreeberfebt liber das Med.-Wesen u. s. w. 


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die bekanirtiich s. Z. in Bezug anf die Cholera ge- 
legentlich der Grdarbeitea wAhrend der Cholera- 
epidemie zn Kdnigsberg i. P. 1871 zu heftiger 
Controvcree Anlass gab und in demselben Jalire die 
Sektion filr offentl. Gesundheitspflege bei dev Ver- 
sammlnng der Naturforacher und Aerzte zu Rostock 
beschaftigte. Eine entschiedene Widerlegung aber 
empfangen durch die Frankfurter Epidemie, gleichwie 
durch manche andere seitdem in wohlkanalisirten 
S tad ten aufgetretene , Diejenigen , die der Ansicht 
grind, wie sie noch nenerer Zeit ein bekanntesReichs- 
tagjsmitglied in dem Stadtverordnetencollegium zn 
Berlin mit der Sicherheit des Laien anssprach , dass, 
wenn eine Stadt nur erst kanalisirt sei , Typhus in 
ihr zu den unbekannten Dingen und so zu sagen 
Uberwundenen Standpunkten gehdre. Mit solcher 
Behauptung wird man hoffentlich kllnftig wenigstens 
arztiicherseits niclit mehr hervorzutreten wagen. 

Gleichzeitig mit dem Typhus trat im J. 1874 
eine Maaemepidemie auf, deren letzte vom Nov. 
1870 bis Juli 1871 herrschte. Mitte Mai beginnend 
erlo.'ch sie mit September, war somit rcine Sommer- 
epidemie. Die Zabl der Erkrankungen Hess sich 
nieht bestimmen, doch war, trotz der Milde der Epi- 
demie, die Zabl der Todesf&Ue cine betrachtliche, 
nAmlich von Mai bis Sept. 59 (Mai 3, Juni 1 1 , Juli 
32, Aug. 12, Sept. 1), wozu noch 3 Todesfalle in 
den 3 letzten Monaten des Jalires und 1 sporadischer 
im Jan. kommen, so dass sich 66 TodesfUllc (27 Kn., 
39 M.) ergeben. In keinem der 66 tfidtlich verlau- 
fesen Falle batte das betr. Kind das 6. Jahr voll- 
endet ; die grOsate Zabl derselben (25) kommt auf 
das 2. Lebensjahr, etwas weniger (18) auf das 
1. Lebensjahr; Kinder von 2 J. starben 9, von 3 J. 
6, von 4 J. 5, von 5 J. 4. Unter den Complikatio- 
nen als Tranche des Todes stehen Pneumonie mit 
27 and capillare Bronchitis mit 10 Fallen obenan. 
Ueber dieselbe Epidemie bericlitet Dr. Carl Lorey 
im Jahresbericht v. J. 1874 ausftthrlicher auf Grand 
▼on 113 tbeils im CArwt’schen Kinderhospitale und 
dem damit verbnndenen Ambulatorium , tbeils in der 
Privatpraxis beobachteten Fallen. Von diescn 113 
Fallen (56 Kn., 57 M.) verliefen 6 (2 Kn., 4 M.), 
somit 5.3°/ 0 , tbdtlich , und zwar zwischen dem 5. u. 
12. Tage nach dem Erscheinen des Exanthems. Die 
Gesammtzahl der Erkrankungen schktzt Dr. Lorey 
nach dem Procentsatze seiner TodesfAlle , verglichen 
mit der Gesammtzahl der Todesfalle, auf 1500. In 
keinem seiner Falle llbte die constitutionelle Anlage 
einen wesentlichen Einfluss auf die Intensitat und 
Daaer der Erkrankung. In 2 Fallen folgten die 
Masern direkt einer typhbsen Erkrankung, beide 
Male mit tddtlichem Verlanfe ; Varicellae als Vor- 
lflufer der Masern beobachtete Lorey bei 6 Ge- 
scbwistem. Die Dauer der Incubationszeit liess sich 
gas 18 Familien, in welclien 2 bis 6 Kinder er- 
krankten, mit Zugrandelegung des Tages des Er- 
sebeinens des Exanthems in folgender Weise fest- 
stellen : 7 Tage bei 1 M. , 8 T. bei 1 M., 9 T. bei 
2 Kn., 10 T. bei 10 Kindern, 11 T. bei 3Kindern, 


12 T. bei 3 Kb., 13 T. bei 2 M., 14 T. bei 2 M., 
15 T. bei 1 Mttdehen. 

Von Cholera aeiatica kam im J. 18T3 1 Fall, 
von Trickinose, die damit zum ersten Male in Frank- 
fort auftrat, kamen ebenfalls im J. 1873 8 Falls 
vor. 

Aub den Berichien uber die Leittungen der 
Hospitaler und dahin geh&rigen Anstalten bebea 
wir hervor, was Dr. Carl Lorey’s Bericht Uber 
das Dr. Christ'iche Kinder hospital vom J. 1873 in 
Betreff des seltenen und bis jetzt in der Literatar 
gar nicht oder nur kurz beschriebencn Vorkommens 
der sogen. weissen Hepatisation mittheilt. Im 
Jahresberichte fflr 1869 wurde eine derartige Be- 
obachtung bei einem bdchst atrophischen, 5 Wocben 
alten Kinde mitgetheilt, die jetzige betraf ein l J / t J. 
altes scrofuldses Madchen, welches am 17. Marz 1873 
mit folgender Anamnese aufgenommen wurde. 

Die Mutter 1st vor mehreren Monaten an Phthisis ge- 
storben; (las Kind, nicht gestillt, hat normal gesahnt, 
kann aber noch nicht stehen, ist sehr welk , leidet viel an 
Hnsten , hat eitrigen Ohrenfluss , sowie meist dunne Ans- 
leernngen. Plotzllch Tod am 4. April. Die beobschtatm 
Krankheitserscheinungen waren massige Diarrhden mit 
Cfterer abendlicher nicht bedentender Ficberbewcgung; 
derllusten war nur in den ersten Tagen in geringem Grade 
vorhanden und ist deshalb die genauereUntersuchnng der 
Brustorgano versaumt worden. Seitionsbefund : Gewioht 
6203 Gramm. Dicke Ilirnschale ; Fontanelle geschloasen ; 
ziemlieh viel Serum unter der Dura-mater; Pia leicht ge- 
triibt, Ilimsnbstanz trocken. lironchialdrusen marklg 
geschwollen. Reehte Lunge vollstandlg Im Zustande sog. 
weisser Hepatisation ; die mikroskop. Untrrenehung dee 
verdiehteten Lungengewebes ergab, dass dieliepat. (lurch 
vollstandige Ausfiiliung der Alveolcn mit weissen Hlut- 
korperehen entstanden ist ; linke Lunge anffallend blass, 
stark odematSs. Im Ilerzbentel etwas Serum, blasseMus- 
kulatur, die des linken Ventrikels verdickt ; ein machtiges 
al teres Faserstoffgerinnsel in die Papillannuskeln der 
Valvulaatrioventricularis verfilzt. Leber gross, 440Grmm. 
schwer, verfettet; geschrumpfte Gallenblase. Milz gross, 
feet, 6-2 Grmra. schwer. Nieren sehr blass. Darmsofcleim- 
haut nicht wesentlich verandert ; Mesenterialdriisenmaxkig 
geschwollen. 

Ausfllhrlicber als die meist auf kurze Zahlen- 
angaben sich beschrUnkenden Berichte der andern 
Hospitaler sind die Dr. Steffan’s tiber seine 
Augenheilanstalt. St. uuterscheidet scharf die Diph~ 
theritis conjunclivae, die ihm in frtlheru Jaliren 3ual 
sporadisch vorkam, von Conjunctivitis membra - 
nacea s. crouposa, welche im J. 1872 — 73 4mal, 
im J. 1874 3mal zur Beobachtung gelangte, allemal 
einseitig; 6mal ohne jedwede Computation von 
Seiten der Cornea und nur lmal bei einem 7 Mon. 
alten Knaben mit Verech waning der Horuhaut — 
Bei Anfilhrang einiger Falle von Conj. blennorrhoica 
neonatorum giebt St. folgenden beherzigenswerthen 
Wink fllr Entstehung und Vorbeugung des Leidens, 
indem er voraussebiekt , dass wohl darilber kaia 
Streit mehr sei , dass dasselbe nur durch direkte 
Uebertragung unreinen Sekrets von den Geschledhts- 
theilen der Mutter in das Auge der Neugeborenen 
entsteht. Ein lOjalir. Knabe nun batte wAhrend 
enner Erholungsreise mit seinen Eltern ane sehr 
heftige Blennorrhoe des linken Anges dadureh er- 


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Jahresbericht d. k. siche. Landes- Med.-Colleginms. 


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worben , dass er denselben Schwamm zum Reinigen 
seines Gesicbts benntzt, den die Mutter zum Reinigen 
der Geschlechtstheile des kleinen TOchterchens ge- 
nommen , die rich in Folge einer anstrengenden 
Fusstour einen scharfen, die Ausaere Haut corrodiren- 
den Ausflnss aus den Gescblechtstheilen zugezogen 
batte. „Wie oft mag wohl im Verlaufe eines 
Wocbenbetts von Seiten des Wartepersonals un- 
bewnast ein Ahnlicher Fehler stattfinden , der dem 
Neugeborenen seine Blennorrh&e anf ungeahntem 
Wege von den Geschlechtstheilen der Mutter her 
zuftthrt , ohne dass beim Geburtaakte selbst irgend 
otwas in das Auge des Kindes gelangte. Jedenfalls 
oolite man bei Neugeborenen die Vorsicht beobach- 
ten, einen beoondem Schwamm zur Reinigung des 
Oedchts zu benutzen.“ — Im Uebrigen sei aus 
den fflr Speoialisten vielfach Interessantes bieten- 
den, indessen als 11., reap. 12. Jahresbericht der 
St’schen Augenheilanatalt ausftlhrlicher in deren 
HAnde gekommenen Berichten nur hervorgehoben, 
dass St. bei Ulcerativprocessen der Cornea sich mit 
aehr gutem Erfolge der Keratotomia zwar be- 
dient , jedoch von 8 ftmisch ’ 8 Vorachrift inaofern 
abweiebt, als er das Gescbwflr nur einm&l seiner 
ganxen Lftnge nach zu spalten pflegt und von jeder 
WiedererbSnung des Spaltes absiebt, sobald er im 
Verlaufe der nAchsten Tage rieht, dass die fort- 
kriechende Tendenz des Geschwflres gebrochen ist 
and somit die (ibrige Therapie (Atropin, warrae 
AafscbUge, Druckverband) zum Abschluss des 
ganzen Processes genfigen. Dabei meint St., dass 
die Eeratotomie nicht bios ftr das Ulcus comeae 
serpens , sondern auch flir einzelne Fftlle von Ulcus 
oorneae circumscriptum oder Absceasns corneae zu 
verwerthen sein mOchte , um in die eigentliche Hei- 
hmgsperiode rascher Uberzuftlhren. 

Dr. Bockenheimer ’s Bericht vom J. 1873 
liber seine chirurg. Klinik gedenkt ausftlbrlich einer 
Reihe von Reselctionen , und zwar im Schulter- (2), 
Ellenbogen- (2), Hllft- (2) und Kniegelenk (1) ; na- 
mentlich ftir letztern Fall , aber nicht allein ftir ihn, 
wird der Watteverband wegen seiner Einfachheit, 
leichten Handhabung, Ieichtem ZugAnglichkeit u. s. w. 
entachieden dem Gipsverbande vorgezogen. Die 
Ovariotomie wurde in 2 Fallen ausgefthrt , einmal 
mit tddtlichem Verlaufe. 

Den Berichten fiber die vielseitige Thfitigkeit 
des arztlicben Vereins reihen sich im J. 1873 Ne- 
krologe an , die in gewohnter wflrdiger Weise den 
Bericht schliessen , wAhrend dem Jahresberichte von 
1874 als Anhang, ansser den bereits erwAbnten 
Aktenstflcken , die Typhusepidemie betreffend , rioch 
8 dergl., die Anzeigepflicht der Aerzte betreffend, 
belgegeben sind. Friedrich. 

68. Seohater Jahresbericht des Landes* 
M •dlcinaloollegiuma fiber daa Medicinal- 
weaen im KSoigreioh Saohaen m if das 
Jahr 1874. Le^>zig 1876. F. C. W. Vogel, 
gr. 8. VII n. 162 S. 


Mit Freuden begrflaaen wir daa Erscbeinen dea 
6. Jahrganges dieses so vortheilhaft bekannten 
Jahresberichtes. Kann auch die neue Arbeit aa 
Menge und Gehalt nicht so viel bieten als die der 
Vorg&nger, so lenkt sie doch — und das ist neben 
der Pllnktlichkeit des Erscheinens keiner der ge- 
ringsten V orzflge dieser R e i n h a r d ' schen Arbeiten 
— wiederum die Anfmerksamkeit des Lesera auf ein 
Gebiet besonders, dieses Mai die Statistik. Der 
Zweifelsfrohe vorAllem wird sich angemnthet fflhlen 
von der phrasenlosenNttcbternheit des Urtheils (z.B. 
bei der Trichinenstatistik). 

Das Aussere Kleid, Einleitung, 3 Abschnitte und 
tabellarische Anh&nge ist dasselbe — norDrnck and 
VerlagssUtte sind ge&ndert, und es scheint, zumVor- 
theil der Anssern Ausstattung. 

Die Einleitung — 8. 1 — 6 — stellt zusammen, 
inwieweit Gesetzgebung u. Verwaltung im Berichts- 
jahre das Medicinalwesen beeinflusst haben : Reichs- 
impfgesetz, Gesetz vom 2. Mirz 1874, die Erweite- 
rung des Verzeichnisses concessionspflichtiger — 
§ 16 d. deutsch. Gewerbeordn. — Gewerbsanlagen 
betr. Organisation der VerwaltungsbehOrden. Ver- 
ordn. vom 23. Aug. 1874, Irrenftlrsorge , vom 
21. Sept. 1874, Aufhebung von Todten u. Schein- 
todten betr., Gesetz vom 16. Juli 1874, Austtbung 
der Fi8cherei in fliessenden GewAssem betr. — Ver- 
unreinigung der FlusslAufe — Errichtung eines Ge- 
sundheitsansschusses in Dresden. Der Dresdener 
Gesundbeit8au88chuas ist eine berathende Kfirper- 
schaft , das Tbaten ist der Medicinalverw&ltung be- 
lasseu worden und wird wohl auch verbleiben mUssen, 
so weit es sich um Ausftihrung von Beschlttssen, Ge- 
setzen, Verordnungen u. s. w. handelt. Bei dem 
ansgeprAgten Streben der StaatsbehOrden , den Staat 
entlastend, mdglicbst viel der Lasten den Gemeinden 
zuznweisen und flir sich die Aufsicbt zu wahren , ist 
es aber nicht recht verstAndlich , warum es „unthnn- 
lich sein soli, den staatlich geordneten Organen der 
Medicinalverwaltung und insbesondere den Bezirks- 
Arzten ihre berufsmAssige ThAtigkeit und Verantwor- 
tung zu schmAlern dnrch communliche KOrperschaf- 
ten u . Vermag der Gesundheitsauaschuss so gltlck- 
lich zusammengesetzt zu sein wie in Dresden — aus 
je 2 Mitgliedem des Stadtraths, der Stadtverord- 
neten, des Arztlichen Bezirksvereins, je 1 derPolizei- 
direktion und dem Verein der Ingenienre und Bau- 
techniker und dem Stadtbezirksarzt — dann ist 
allerdiugs nicht einznselien , wie der Zweck der Be- 
zirksArzte, Ffirderung der Gesimdheitspflege, durch 
„GemeindekOrperscbaften“, die freiwillig und auf 
Zeit arbeiten, dnrchkreuzt werden sollte. Flir Den- 
jenigen , der die VerhAltnisse kennt, wie sic sind, 
nicht wie sie scheinen , dttrfte das gerade Gegentheil 
wahrscheinlicb sein. Leider aber fehlt Aerzten, Ge- 
meindebehfirden u. dem Laienpublikum noch vielfach 
das VeretAndniss fttr den Wertli der Offentlichen Ge- 
snndbeitspflege — und damit wird noch auf lange 
hi nans die Mfiglichkeit der „Ausschfl88e < ‘ hinfAllig. 


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Jahresbericht d. k. sftehs. Landes -Med.-CeUegituu. 


109 


Der 1. a. III. Abschnitt, 8. 7 — 24 a. S. 97 — 111, 
„Arzttiche nod pharmaceutische Organe der Medl- 
ein*lverwaltung“, „HeiI personal and Heilanstalten" 
enthalten Weniges von allgemeinem Interesse. 

1m Peraonalbeatande des Landea-Medicinalcollegioms 
znnichst sind nar in 2 pharmaceutiachen auaaerordent- 
lictaen Mitgliedem Verfinderungen eingetreten. Die 
Plenarveraammlung fand am 23. Nov. 1874 atatt und 
befasste sich mit der Identiflclmng der firztlichen Bc- 
zirksvereine , mit den neuen Medicinalbezlrken , mit 
H. E. Richter’s Antrag , Reinhaltong von St&dten nnd 
Dorfem betr. (ahnlich der Vorordn. der bad. Regienmg) 
mit Antragen , auf das Impfwesen nnd die zu erwartende 
Ansf&hrungsverordnung zum Reichsimpfgesetz bezuglich, 
und mit dem Misestande der Verlelhnng dee medicinischen 
Doktortitels an Aualfinder und Deutsche vor beetandenem 
Approbationsexamen . 

In den 19 Sitxungen dee engern Collegiuma — er- 
weitert einige Male dnrch Vertreter der med. Faknltit, 
die Kreiamediclnalr&the , die VoratSnde der beiden Irren- 
anetalten , der chem. Centraletelle , der Tbieraraneiachnle 
nnd den Vertreter der technwchen Deputation — wnrden 
7 gerichtsarztliche Obergutachten (6 zweifelhafte Seelen- 
znstinde, 1 Qiftmord) erstattet und 20 medicinalpolizei- 
Mche Oegenstande verhandelt (2roal Kirchbofg-, 2mal 
Banprojekt und Waeserleitung , 4mal Statistik der Ge- 
burten — fflr die Bezirkaarzte — der Todesuraachen, der 
Aerate im Lande , der Kurpfuacher , 3mal Sffentliche An- 
stalten — Aborte in Gerichtsgefangniasen , Raumverhfilt- 
niase in den Laudeastrafanatalten und Irrenaiechenanstalt 
Hoehweitzachen — Gebuhrentaxe und Diapoaitionafond 
ffir die chem. Ccntralatelle , 2mal Impfgeaetz und Impf- 
formnlare, 2mal Nahrungamittel — FleiaehkrankerThlere, 
knocbenmehlhaitiges Brod — Behandlung von Schein- 
todten , Prufungaregulativ fflr Aerate und Apothekerlehr- 
bnge). Zwel Aerate halb'n die ataataarztliche , 47 Heb- 
ammenachfilerinncn die Approbationaprufung beatanden. 
Die Kreiamedicinalrathc (iiratliche Mitglieder der Kreia- 
hanptmannaebaften), die Apothekerreviaoren haben keine, 
die Bezirkaarzte 3 Peraonalverandernngen geboten (Tha- 
raat und Kocblitz Bind eingezogen , Oelanitz neu ge- 
grondet). 

In gewdhnlicher Weiae liaben die bezirks&rzt- 
lichen Conferenzen, meist fiber das Reichsimpfgesetz 
berathend, stattgefunden. Ref. wiederholt die andern 
Orta ausgesprochene Beliauptung, dass eine — be- 
grenzte — Theilnahme aller pro physic, gepriiften 
Aerate an diesen Versammlnngen ein besser als hig- 
her vorbereitetes Personal fflr die Bezirksarztfimter 
biiden wttrde, noch mehr, wenn man an die Ueber- 
nabme eine bestimmte Arbeitszeit bei der chem. 
Ccntralatelle oder einer andern cbem. Anstalt ver- 
langen wilrde. DenLesern unsrer Jahrbttcber wird ja 
noch erinnerlich sein r dass der vorige Bericht dcs 
Landes-Medicinalcollegium selbst den Mangel der 
chemi8chen , bez. cbemisch-technischen Qualifikation 
bei den untem Medicinalbeamten beklagte. 

Unter den arztllchcn and pharmaceutiachen Kreis- 
vereinen zelchneten sich dnrch Lebhaftigkeit aus : Zittan 
(Dflngerabfuhr In Zittau, Leichenverbrennung, Aerate n. 
Lebensversicherungagesellschaften , ein VerhiUtniss , wel- 
chea wohl in alien Vereinen raehr Oder weniger eingehend 
behandelt worden 1st, Frauen- und Kinderarbeit in den 
Fabriken , Morbilltatsatatistik dee Bezirka , Beltritt zum 
Riehter’schen Antrag s. oben Plenarversammlnng dea 
Landesmedicinalcollegium — zum deutachen Aeratever- 
einabnnd nnd Verein fur SfTentllche Gesundheitapflege 
n. a. m), Lfiban (ahnlioh wie Zittan), Dreden-Stadt (all- 
monatL Stidtereinigung, Untersnchnng fiber Dflngerabfuhr, 


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Petri's FSkalatetne , Dealnfekdonapnlver von Loder a. 
Leidloff, Impfverhaltnlsse, Richter’s Antrag, Lebens- 
versicherungen u. a. w.), Dreaden-Land (ein sehr em- 
pfehlenswerther Antrag : „ Arbeiter in krankenkaasenloaen 
Fabriken werden nnr unter Gewahrleistung dee Fabrikaa- 
ten , Arbeiter , die einer Fabrikkrankenkaaae angehoren, 
die aber nicht aratliches Honorar gewahrt , nur unter Ge- 
wahrleiatung dieser Kaaae oder dea Fabrikanten behan- 
delt“). Mit Impfangelegenheiten , Lebenaversiehemngen 
nnd Richter’s Antrag beachaftigte sich noch Ptrna- 
Schanriau. Dippoldiawalde , Leipzig-Stadt (dieses ferner 
mit der Conccasionaertheilung znr Errichtung von Heil- 
anstalten an Privatperaonen , mit Llate approbirter Medi- 
cinalpersonen , mit Anzeigepflicht , Ortsgeanndheitarath, 
med. Doktortitel, Trichiuoae nnd zwangaweiaer Fleisch- 
schau), Leipzig-Land (permanente Taxcommission , Be- 
richte fiber epidemiache Krankheiten, Intermittent* in der 
Elaternicdcrung), Leiaanig-Mittweida, nach der neuen Be- 
zirkaeintheilung in die 2 Bezirke Dftbeln und Rochlitz 
zerfallend (Beitragana der Kreisvereinskasse an die Invall- 
denkaaae, Kurpfuacher), Oechatz, Borna, Zwickau (Vor- 
trage von Gegenatanden ana der praktischen Heilkunde, 
Lnftheizung nach Kelling in den Schulen — anerken- 
nend begntachtet — SchulmorbilitAtastatiatik , Doktor- 
titel) , Chemnitz (Typhusstatistik , Lnftheizung — gflnattg 
begntachtet — Leichenverbrennung). Leider haben die 
fibrigen Vereine nicht viel geletatct oder gesohwiegen. 
Anerbach und Oelanitz sind zum „comblntrten volgtlSndl- 
schen Bezirksverein“ zuaammengetreten. 

Die jabrlich einmal sich veraammelnden Kreisverebas- 
auseohflsse haben Impfangelegenheiten, Anfaahme von 
Bittgesuchen im Correapondenzblatte und Doktortitel be- 
rathen. 

Die pharmaceutiachen Kreiavereine hi el ten 1 — 2 Ver- 
aammlnngen nnd beriethen fiber e(nheitliche Regnlinmg 
des Apothekerweaens (Enqiiete-Commiasion in Berlin), 
Vorbildung von Apothekerlehrllngen , Anzeigen nnd Feil- 
bleten von Geheimmittein durch Apotheker , Drogulsten- 
frage, Waaecrunterauchung und Deainfektionsmittel). 

Aus dem III. Abschnitt ,,Heilpersonal und Heil- 
austalteu" 1st zum Heilpersonal zu erwihnen , dass 
es am 1. Jan. 1874 992, 1875 1001 Aerate, 
Wund- und Zahnlrzte gab, dass die Zahl der 2 letz- 
tern abnimmt und dass 369, resp. 375 anf Dresden 
nnd Leipzig kommen, auf das tlbrige Land 609 und 
626. Das platte Land-, namentlich die ftrmern 
Gegenden , werden nicht eher ausreichende iiratliche 
Htllfe erlangen, bis sich die Gemeinden und Wohl- 
habenden zu gentlgender Fixirung eutscLliessen. 
8ehrzweifelhaftbleibt derNntzen der von den s&chs. 
Kammern 1876 beschlossenen „Heilgehfllfen“ fftr 
jene aratarmen Gegenden. Der Schritt bis zu staat- 
lioh vorgebildeten und unterstfitzten Rarpfuschern 
oder Afterftrzten dtlrfte nur ein sehr kleiner sein. 

Daa „Extcrnat“ benutzten 8 Aerate (leider noch 
keiner die chem. Central stelle). 

Apotheken gab es 228 (gegen 223 im Vorjahre) — 
2 none in Dresden , je 1 in Crimmiteohan , Strehlen, 
Nioderhaaalan ; wieder erfiffnet Grfinhain, geschloasen 
Moael bei Zwickau — revidirt wurden 63 Apotheken und 
eben genugend 1, genfigend 2, gut 19, sehr gut 22, vor- 
zfiglicb 10 befunden , 2 homeopath. Apotheken und 1 Ml- 
neralwaeserfabrik sehr gut, nor eine Nachrevision war 
ndthig. Aerztliche Uausapotbeken wurden 16 revidirt 
(9 im Reg.-Bez. Bautzen , 4 in Zwickau , 2 in Dresden). 
Ein Apotheker wurdo wegen Knrpfuacherei bestraft. 
Hebammen gab e« 1666 (1 : 1626, 1871 1 : 1636 Elnw.) 
mit 74 Geburten dnrchachnittllch auf 1 Hebamme. 

Die Ansteilung d. Hebammen ist dnrch Min.-Verord. 
dahin geregfilt worden, dass die Gemeinden fiber die 


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110 


Jahresbericht d. k. stlchs. Landes-Med.-Collegrnms. 


Person beschliessen kbnnen, welche sie zur Hebamme 
wollen, die kdnigl. BehOrden ttber dercn Anstellung. 
Die von ihnen zu filhreuden Geburtstabellen zeigen 
ein geringes Besserwerden. Pflichtwidrigkeiten sind 
22mal zu bestrafen gewesen, daruntcr 5 Absetzun- 
gen, 2 wegen Trunksucht , 3 wegen unsittlichen 
Lebenswandels ; 2 wuvden wegen syphilitischer An- 
steckung durch berufliche Unteraucliuug suspendirt. 
Ein Fall in der Nahe von Dresden zeigt die Noth- 
wendigkeit scharfer Ueberwachung der Privat-Ent- 
bindungsanstal ten . 

Verbesserungen in den Krankenh&usem werden 
gemeldet von Dresden, Freiberg, Wurzen. Dnrch 
Stiftungen von Privaten und Landstitndcn konnten in 
verechiedenen Anstalteu der Lausitz 434 Kranke mit 
28375 Verpflegtagen behandelt werden; aber diese 
Wohlthat Teiclit nicht aus u. beginnt man, der Grfln- 
dung von BezirkskrankenhSusern nahe zu treten. 
Eine Privatsiechenanstalt ist in Trachenau bei Rdtlia 
vom frdhern Major v. Friesen gegrtindet worden, 
sehr zu empfehlen , aber getrennt von den gewShn- 
lichen Armeubitusern. Staatliche Behandhmg haben 
in Dresden, Freiberg und Grossenhain genossen: 
173 Kranke. 

Inn Irrenwesen ist die Erdffnung der Irrensiechen- 
anstalt (Hochweitzschen) frendig zu begrdssen („un- 
heilbare Irre , bei denen grdssere oder beftigere Er- 
regungen nicbt mehf zu erwarten sind , welche wobl 
steter Aufsicht bedtlrfen, aber zu geordneter Beschaf- 
tigung unfitbig siud a ). 

Sormenslein hatte einen Jahreabestand von 431 Kran- 
ken (gegen 384 Ende 1873; 64 waren gestorben, 126 ge- 
heilt, 11 nngcbeilt, 48 in andere Anstatten entlassen, 295 
nen aufgenommen). Sonstiges Bemerkenswertlies ist 
nicht vorgekoramon. Ebenso anch in Colditz. Ende 1873 
war der Bestand 840 Pereonen, wovon 160 mannllche 
in Zschadras wohnten. Gestorben waren 1874 78, ent- 
lassen 11 (8 von Zschadras) ganz, 165 nach Hoch- 
weitzschen, verbliebeu Ende 1874 noch 712, davon 238 
in Zscbadras. Bei den 78 Gestorbcnen erfoigte der Tod 
bei 63 an Respirationsaff. = 80.8° „ , bei 6 an Hirn- 
apoplexie, 1 an Typh. abd., 1 an Dysenterie. Die Co- 
lonie Zschadras hat 233 Insassen, besebaftigt aber nur 94 
eigentlich landwirthschaftlieh. Gesundheitlich und flnan- 
ziellist die freiere Beliandlnng nachahmenswerth. Hubtr- 
lusburg (geisteskranke Frauen u. Kinder) hatte einen Ge- 
sammtbcstand von 1122 (80 Todte). Ini Anhang damn 
ist die landwirthschaftliche Colonic Reckwitz fur 36 Frauen 
von gutem Erfolge. Zu den Privat-Irrenanstalten ist noch 
die des Dr. Wolff in Linden hof bei Dresden flir Ue- 
muths- und Ncrvenkranke hinzugekommen. 

Von Badem verzeichnet der Bericht Giinstiges von 
Elster (4373 Personen), Augustnsbad bei Radeberg, Rei- 
boldsgrun bei Auerbach, Pausa 1/V., bcziehendl. Znnahme 
der BSder zn diatetischen Zweeken (nen in Plauen, 
Glauchau, Meerane, Rochlitz, Markneukirchen, Gerings- 
walde). 

Der 11. Abtchnitt behandelt auf S. 27—96 das 
dffentliche Gesandheitswesen in 2 Hauptabtheilungen : 

A. die dffentlichen Gesundlieitsznstiinde, B. die dffent- 
liche Gesundlieitspflege. Zunfichst befindet sich bei 

B. wieder der Bcricbt tiber die Nahrung/>mittel, be- 
ziehendl. deren Beaufsichtigung und Untereuchung 
dnrch die Bezirks&rzte. Da die Chemie bishcr nicht 
tlberall einfache, sichere Methoden, diese Verfillschun- 


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gen nachzuweisen , angeben kann , flberhanpt nicht 
tlberall die Grenze der Schadlichkeit festgestellt ist 
(z. B. beim Kase mit Stitrkemehl, die im vorigen Be- 
richte figurirt, bei der Butter in diesem), Ubergehen 
wir diese Angaben, die betrefis wissenschaftlicher 
Genauigkeit bei der heutigen Sachlage getingere 
Glaubwllrdigkeit verdienen. Wicbtiger als auf diese 
gesundheitlich belangloseu Butter- und K&semischun- 
gen (klinstliche Butter 3. die Mittheilung vou Lai- 
lier „6tude sur la margarine Ann. d’Hyg. pnbl. 
1875) ware die Aufmerksamkeit auf Essig (Schwe- 
felsAure) , Kochsalz (Salpeter) , Wein (Mischungen 
von Spiritus, Zucker, Weins&ure, Fuchsiuroth, 
Oenanthather , Schwefelsaure , beziehendl. Rothwein- 
farbe), Bier (Pikrinsaure, Belladonna) zu richten. 

Sehr interessant ist die Trichinosenstatistik. Im 
Berichtsjahre traten Erkrankungen auf in Obergetten- 
grtln bei Adorf 44 Falle mit 2 Todesfdllen ; Leisnig 
undUmgegend gegen 209, Leipzig 7 ohne TodesfalL 
In den letzten 15 Jahren sind in Sachsen 32 Epi- 
demien beobaebtet mit 1074 Erkrankungen und 18 
Todesf&llen = 1.67 °/ 0 Mortalitat. Diese Thatsachen 
sprechen gegen die hoke Bedeutung der Trichinen- 
gefahr und deren stete Ausbreitung, ja vielleicht 
sogar fQr die Annahme , dass nicht alle trichinigen 
Schwcine zur Ansteckung Veranlassung geben. Er- 
iunert man sich nam licit der Hiiufigkeit der triebinigen 
Ratten (Prof. Leisering’s Untersuchungen) und 
der Hiiufigkeit der trichinigen Schweine im Herzog- 
thum Braunschweig (wo das Fleisch von 757716 
Schweinen mikroskopisch untersucht wurde — 95 
trichinige = 1 : 8000) und nimmt man , wohl mit 
Reclit , an , dass ftlr jede Epidemic in Sachsen ein 
trichinige8 Schwcin den Anlass gab , in Summa also 
32 tricliinige Schweine, so lilsst sich nicht glaubon, 
dass diese 32 Schweine allein krank gewesen sind, 
vielmekr kiinnen nach dem Braimschweiger Ver- 
hiiltnlsa 806 ftlr trichinig gehalten werden (6431596 
Schweine sind in den letzten 15 Jahren geschlachtet 
worden) , also nur der 25. Theil hat angesteckt. 
Diese Verhfiltnisse sprechen aucli nicht eindringlich 
fflr die zwangsweise Fleischschau , trotz der mdrde- 
rischen Epidemieu zu Haderslebcn, Hettstadt u. an an- 
dernOrtcn derProvinz Sachsen mit ihren 25 — 30% 
Mortalitat (bis 1866 waren */ 6 aller Trichinosen- 
todesfalle auf die Provinz Sachsen gekommen), viel- 
leicht ist dort das gewolmheitsmassige Essen rohen 
Fleisches die Ursache. 

2) Getranke. Die Wasserversorgung hat Fort- 
8chritte gemacht in Dresden, Zwickau, Plauen, Chem- 
nitz (fast vollige Vollendung der Wasserleitung), 
Meissen, Bautzen (Vorarbeiten dazu) , die ltaufigen 
Bnmnenwasserantersuchungen lieferten ungflnstige 
Ergebnisse. 

3) Bei der Bau- und WoJmungspolizei sind die 
Bezirksarzte vielfach besebaftigt gewesen in Begnt- 
achtungen von Lokalbauordnungen (Leipzig - 1. and, 
Siegel; Oberlungwitz, Flinzer; Zwickau-Land, 
Barth; Plauen, Busch beck), Beb&uimg von 


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Ill 


Jahreabericht d. k. sfichs. Landes-Med.-Collegiume. 


PlAtzen and Strassen (Leipzig 9, Dresden 8, Chem- 
nitz, Zwickau je 3, Zittau, Pirna, Grossenhain, Plauen 
je lmal), endlich bei Einzelbauten und Untersuchung 
von Wohnungen in bereits bestehenden Hausern. 

4) Die Reinhaltung von Stfidten und Ddrfern, 
Verunreinigung von Wasserlbufen , DUngerexport- 
frage hat viel Arbeit veraniasat, wenig Erfolge zu 
veraeichnen. 

Auch die Geioerbegesnnd/ieitzpolizei hat die 
Bezirks&rzte mehr als frtlher beschaftigt, sei es durch 
Begutachtung von Nenanlagen oder BelAstigungen 
durch bestehende. Laut Entscheidung im Bundee- 
rathe fallt dieFrage tlber die Zuftlhrung von Effluvien 
in fliessende private oder bffentlieheGewilsserausser- 
halb der Gewerbeordnung und innerhaib der landes- 
polizeilichen Vorschriften, und zwar auf dem Gebiete 
der Gesundheitspolizei in die der Reinhaltung be- 
wohnter Stfttten. 

Die betT. GegenstSnde sind: Sehlachtereien und 
Schlachthanser; Albuminfabrik ana Blut; Leirasiederci 
and Knochcnmuhle ; Seifensiedereicn [Talgsclimelzen !] ; 
Gerbereien [Schwefeinrscn , Abgange zur Wiescnheriese- 
lnng] ; Ziegeleicn ; Schncllhlciclien ; Gasfabrikrn ; Super- 
phosphatfabrikcn ; Fabriken von Arumon iak aus Gaavvaa- 
ser, von atherischen Oelen, Strohpapierstoff, Dachpappen, 
Wachstuch, VVagenschmiere, Pelzzurichterei, Eisengiesse- 
reien, Rostofen, Zinnschmelzen, Zundwaarenfabriken [ein 
Fall von Phosphornekrose ist trotz vorschriftsmassiger 
Ordnnng der Fabrik vorgekoramen] ; Bauanlagen , beson- 
dera vom Gesichtepnnkte der Ablagerirag von Zersetanngs- 
produkten und Verunreinigung von Flnsslaufen und Ver- 
pestnng der Luft. 

Die Schulhygieine hat in Folge des Volksschul- 
gesetzes vom 26. April 1873 wesentliche Erweite- 
rung erfahren , so durch Begutachtung von Platzen 
und Neubauten , Revision bestehender Schulrkume, 
Berathung bestehender Einrichtnngen (Ventilations- 
anlagen, Belenchtnng etc.). 

Die Hygieine der Armenhduter befaandelt fast 
ansschliesslich die — sehr empfohlenen — Bezirks- 
armenhauser : fflr Arbeitsscliene, vcrmindert arbeits- 
f&hige Arme und arme Kranke. Wicbtig ist die 
mdglichst genaue Individualisirung dieser 3Gmppen, 
die oft genug in einander Ubergehen. Man hofftVer- 
mehrung durch die BezirksverbSnde. 

Die Hygieine der Gefangnisse verzeichnet die 
Begutachtung von 3 grbssern Gerichtsgeffcngnissen 
(ftlr 300 Inhaftirte) in Leipzig , Dresden , Chemnitz 
durch das L.-Medicinalcollegium betr. der Heizung, 
Ventilation und Entfemung der Abfallstoffe. Bei 
richtiger Einrichtung und Behandlung babe kein 
Centralheizsystem (Luft-, Wannwasser-, Heisswasser- 
heizung) vor den andern einen Vorzug and febnne 
anch wirksame Ltlftung mit jedem System verbunden 
werden ; bei Annahme der Luftheizung aber mtlsse 
wegen dauernder Belegung der Zellen Heizung durch 
Cirknlation ausgeschlossen bleiben und fUr Ltlftung 
ansserhalb der Heizperioden Sorge getragen werden. 
Luftheizung und Sawn'sche Desinfektion ist be- 
schlossen. Ausserdem ist den Bezirksftrzten ein 
Schnma zur Revision der GefUngnisse zugefertigt and 
sind in Folge dessen 150 Gefangnisse revidirt wor- 


den. In 93 Gcfangnisscn libcrstieg der Rauminhalt 
einer Zelle das Minimum von 20 Cub.-Mtr. , in 27 
war er kleiner , der Rest erlaubte kein beatimmtes 
Urtheil. Beleucbtung der Zellen und Fenstergrbsse 
— Mindestmaass0.6 Qu.-Mtr. — waren fast Uberall 
ungentlgend, nur in 21 waren die Fenster grosser. 
Natttrlich beeintrAchtigt diess die Beschftftigung der 
Gefangenen sehr, besonders wenn noch Fensterkasten 
vorhanden sind. Heizung durch Eisenofen, Ventila- 
tion durch 1 — 2mal tagliclies Fensterbffnen. Zur 
Aufnahme der Exkrete dienen meist Holzkflbel, 
welche in 70 Gefiingnissen durch die gewbhnlichen 
Mittel regelmAs8ig , in 46 nur in dringlichen Fallen, 
in 34 gar nicht desinficirt werden. — Die Ern&h- 
rungsfrage, durchschnittlich taglich 875Grmm.Brod 
und 1 Liter Gemflse, Cerealien mitFett oderFleisch- 
brflhe bereitet, ist nocli nicht abgeschlossen, a priori 
ist diese Kost nicht geeignet , den Kbrper auf dem 
Status quo zn halten. Klagen meist beim Bezug der 
Speisen aus Speisewirthscliaften. Die Bewegung in 
freier Luft ist nicht so dringlieli, wcil die Ilaft meist 
eine kurae ist. In 56 Gefangnisseu ist (lie Beschflf- 
tigung der Gefangenen regelmassig geworden. Im 
Allgemeinen geht aus alien Einzelberichten dieNoth- 
wendigkcit einer grbssern Berflcksichtignng der Ge- 
sundheit der Gefangenen liervor. 

In Waldheim waren 1267 Inhaftirte. Davon warden 
behandelt CIS (532 M., 86 W. ; 81% Magendarrakatarrh, 
12% Bronchialkatarrh , 3 Falle von Typhus, 24 Ophthal- 
mien, 16 Pnetunonien, 12 Plenritiden), starben 33 (darun- 
ter Lungenschwindsneht 12, je 2 Pneumonien, Bronchitis, 
Marasmus senil., Magenkrebs, 1 Typhus), 1 Selbstmord, 
4 In Landesirrcnanstalton versetzt. 

Weiberzuchthaus Hoheneck hatte 248 Detinlrte : 
2 Todesfalle (Phthisis nnd Apoplexie) , 104 Kranke (19 
Magen- und Darmaffektioncn , 11 Rose, 6 Rheumatismns, 
G Entbindungen, verschiedene Sexualaffektionen). 

Strafanstalt Zrcickau liatte einen Bcstand von 744 
Kopfen mit 14 Todesfalien (je 2 an Phthisis, Pneumonie', 
Exsud. pleur., je 1 Typhus, Apoplexie). Von den bett- 
lagerigcn Kr. sind 6 Magenkatarrhe verzeichnet , 8 Pneu- 
raonien, 21 Pleuritiden, 7 Respirationskatarrhe, 26Krat«c. 

Das Begrabnisswesen, obschon es vielfach Arbeii 
bereitet hat, bietet nichts Bemerkenswerthes. Ebenso 
die Giftpolizei. 

Interessant ist aus 11) Kurpfuecherei und Ge- 
heimmiltelwesen die Angabe , dass in Sachsen 323 
gewerbsmdssig kurirende Medikaster namhaft go- 
macht sind (Reg.- Bez. Bautzen 33 , Dresden 96, 
Leipzig 108, Zwickau 86). Ueberraschend ist der 
Parallclismus zwiacben Zahl der Aerzte und Kur- 
pfuseber. Ein liombopathischer Schneider lAsst sich 
auch zu Gcburtcn holen; 60 sind Hombopathen , 38 
„thierische Magnetiseure“, 29 „Sympathie“, 12 Hy- 
dropathen, 11 Natnrheiler, 6 Baunscbeidtisten ; 90 
sind Handwerker, 27 Barbiere, 16 Schullehrer, 
16 Handelsleute , 12 Thierftrzte und thierArztlicl.c 
Empiriker, 5Geistliche, 6 geweaene SanitAtssoldaten. 
Schafer, Todtengrflber , Abdecker, die Vertreter der 
frllhern Medikasterei, sind wie der YVunderglanbe im 
Zeitalter der exakten Wissenschaften im Abnebmen. 
Betr. des Geheimmittelwesens scheint eine Abnahme 


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112 


Jahresbericht d. k. Btchs. Landea-Med.- Collegium 


der marktechreierischen Anzeigen zn bemerken zu 
sein. 

Von tollen Htmden Gebissene Bind 60 gezihlt 
worden, aber kein Fall von Wasserscheu. 

Weitaus der wiclitigste Theil des Jahresberichts 
ist A. 1) Sterblichkeite - and Krankbeitsverh&ltni8se 
ira Allgemeinen, a) Gesammtsterblichkeit 


Intereesant ist zunkchat die 8terblichkert des 
Quinquennium 1870/74, in welches 2 Pockenjahre 
fallen. 

1870. 1871. 1872. 1873. 1874. 

29°/ oo 32.7 31.86 30.46 29.68%otacl. Todtgeb. 

98.66 27.68 exd. 

Oder nach den Kreishauptmannschaften geordnet : 


1873. 


Bev51kerang ffir 

Geetor- 

bene 


•/oo Lebender 


d. Mitte d. Jahree 
berechnet 

Todtgeborne 
inch excl. 

Todtgeb. 

Geb. •/„ 

Reg. -Bex. Bautzen 336496 

9817 ■= 

27.69 

26.10 

oder 636 

12820 — 38.10 

„ B Dresden 723677 

21702 — 

29.99 

28.13 

» 1346 

29874 — 40.69 

* „ Leipzig 622648 

18374 =. 

29.61 

27.84 

. 1043 

26264 — 42.19 

„ „ Zwickau 1006664 

32496 = 

32.32 

30.39 

, 1943 

60667 = 60.39 


Konigrelch . 


2688074 81889 = 30.46 28.66 


4868 119126 — 44.32 


Bev&lkerung fSr 
d. Mitte d. Jafarea 
berechnet 

Keg. -Bex. Bautxen 338344 
„ „ Dresden 741907 

„ „ Leipxig 634677 

„ „ Zwickau 1024166 


1874. 


Gestor- 

bene 

°/oo Lebender 

9439 ~ 

27.90 

26.26 

oder 

666 

20607 = 

27.78 

25.78 

»» 

1487 

18324 — 

28.87 

27.04 

* 

1166 

32641 — 

31.87 

29.92 

1» 

1997 


Geb. 

12904 

31611 

28079 

61266 


a loo 

38.14 

42.47 

44.24 

60.04 


KSnigrelch . . . 27039084 81011 = 29.68 27.68 „ 6206 123749 — 46.18 


Die Fruchtbarkeit*- u. Sterblichkeitsverhdltnisie in den Stddlen iiber 8000 Einwohnem erhellen ana folgeu- 
der Tabelle : 


Name der Stidte 
flber 8000 Eta- 
wohner 

1878 



1874 


..... 

Reihen- 

folge 

Bewohner 
Mlttel ron 

1871 u. 1876 

Geburten 

Sum- auf 
ma 1000 

Sterbefalle 

anflOOO Sum- 
Lebende ma 

3* S’ 
5 s 

® g 

1 

Bewohner 
Mlttel von 

1871 u. 1876 

Geburten 

Sum- auf 
ma 1000 

Sterbefille 

auf 1000 „ 
Lebende 

1) Dresden 

6 

186087 

7036 

38.01 

28.13 

6208 

6 

190138 

7482 

39.36 

28.16 

6363 

2) Grossenhain 

10 

10636 

400 

37.96 

32.83 

846 

2 

10698 

442 

41.70 

26.00 

266 

3) Meissen 

9 

12067 

442 

36.62 

32.66 

394 

9 

12464 

604 

40.46 

29.06 

362 

4) Pima 

17 

9668 

333 

34.80 

38.26 

366 

11 

9987 

343 

34.34 

29.93 

299 

6) Freiberg 

8 

22419 

966 

42.64 

31.89 

716 

10 

22891 

937 

40.93 

29.66 

679 

6) Leipzig 

4 

116024 

4082 

36.48 

24.94 

2869 

4 

120140 

4698 

38.27 

26.18 

3026 

7) Mitweida 

11 

8943 

888 

43.38 

32.98 

296 

7 

9006 

383 

42.68 

28.66 

268 

8) Dobeta 

18 

104S0 

460 

4S.14 

39.11 

408 

16 

10636 

637 

60.40 

33.41 

366 

9) Hainicben 

8 

8386 

369 

42.81 

24.32 

204 

1 

8419 

366 

42.16 

22.68 

191 

10) Chemnitz 

19 

72179 

3786 

62.46 

39.74 

2869 

16 

74674 

3924 

62.64 

33.33 

2489 

11) Frankenberg 

7 

10007 

473 

47.26 

31-27 

318 

12 

10195 

486 

47.67 

30.89 

316 

1 2) Crimm itxschan 

13 

16217 

912 

66.23 

33.73 

647 

17 

16809 

970 

67.70 

34.26 

676 

18) Werdan 

20 

11403 

698 

62.44 

89.81 

464 

20 

11621 

609 

62.86 

37.06 

427 

14) Zwickau 

14 

28972 

1429 

49.32 

36.20 

1020 

19 

30014 

1464 

48. £7 

36.01 

1061 

16) Annaberg 

16 

11706 

469 

39.21 

36.45 

416 

18 

11718 

468 

39.96 

34.91 

409 

16) Plauen 

1 

26492 

1142 

44.79 

28.02 

687 

6 

26843 

1180 

48.96 

26.61 

686 

17) Relchanbach 

16 

13606 

670 

49.24 

36-94 

489 

3 

14026 

722 

61.47 

26.09 

862 

18) Glauchau 

21 

21921 

1181 

63.87 

41.66 

911 

13 

21847 

1146 

62.40 

31.94 

698 

19) Meerane 

12 

20014 

1188 

69.35 

33.47 

670 

21 

20636 

1189 

67.80 

38.27 

786 

20) Bautzen 

6 

18776 

463 

33.60 

26.69 

364 

14 

14162 

473 

33.39 

32.26 

467 

21) Zittan 

2 

18877 

662 

36.07 

28.83 

460 

8 

19614 

736 

37.66 

28.69 

668 


Intereesant ist der Vergleich der Orte in Zahlen ausgedruckt nach der Sterblichkeit (von der niedrigaten 
beginnend) : 


1871. 

16. 

17. 

9. 

2. 

7. 

3. 

6. 

16. 

8. 

1 . 

10. 

6. 

11. 

14. 

4. 

21. 

13. 

18. 

20. 

19. 

12. 

1872. 

16. 

16. 

6. 

17. 

20. 

21. 

3. 

1 . 

6. 

10. 

8. 

14. 

10. 

7. 

13. 

12. 

4. 

2. 

9. 

18. 

19. 

1873. 

16. 

21. 

9. 

6. 

20. 

6. 

11. 

5. 

3. 

2. 

7. 

19. 

12. 

14. 

16. 

17. 

4. 

8. 

10. 

13. 

18. 

1874. 

9. 

2. 

17. 

6. 

16. 

1 . 

7. 

21. 

3. 

6. 

4. 

11. 

18. 

20. 

10. 

8. 

12. 

16. 

14. 

18. 

19. 

Nach der Fruchtbarkeit (auch von der niedrigsten beginnend) 

: 










1871. 

4. 

20. 

21. 

6. 

3. 

1 . 

16. 

6. 

7. 

16. 

2. 

9. 

8. 

11. 

17. 

10. 

14. 

18. 

13. 

12. 

19. 

1872. 

4. 

3. 

20. 

6. 

9. 

21. 

1 . 

6 . 

7. 

16. 

2. 

16. 

11. 

17. 

8. 

10. 

13. 

18. 

14. 

19. 

12. 

1873. 

20. 

4. 

21. 

6. 

3. 

2. 

1 . 

16. 

6. 

9. 

8. 

7. 

16. 

11. 

14. 

17. 

13. 

10. 

18. 

12. 

19. 

1874. 

20. 

4. 

21. 

6. 

1 . 

16. 

3. 

6. 

2. 

9. 

7. 

16. 

11. 

14. 

8. 

17. 

18. 

10. 

13. 

12. 

10. 


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UNIVERSITY OF CHICAGO 











Jahreabericht d. k. aloha. Landes-Med.-Collegiuma. 


113 


Ohne Schwierigkeit aieht man die Uebereinatim- 
mung der Fruchtbarkeit in einzelnen Orten aowohl, 
ala anch ein gewisses Verhlltniaa zwiachen Frucht- 
barkeit and Sterblichkeit, weniger deutlich die Eben- 
m&asigkeit gewiaaerOrte in der Sterblichkeit in alien 
Jahren. 

Weitere Beobachtungen weiden lehren , in wie 
weit dieae Regelmlaaigkeit bleibend ist, anch in 
Seuchenjahren. Man wtlrde dann zum Schlnaae be- 
rechtigt 8ein , daas die geaammte Sterblichkeit von 
der Fruchtbarkeit abh&ngt , also auch ftlr die Tfldt- 
lichkeit der Seachen n. ftlr ihre Auabreitang die Frucht- 


barkeit von weaentlichem Belange ist — ein Verhilt- 
niaa, welches freilich ftlr die Wirkaamkeit aanitlta- 
polizeilicher Sondermaaaanahmen bei Epidemien nicht 
aehr begeiatern kann. 

Der BevSlkerungabewegung in den Stadten liber 
8000 Einw. rouas Sterblichkeita- and Fruchtbarkeits- 
ziffer an8 den Stadten unter 8000 Einw. und dem 
Lande — auagedrllckt durch die Gerichts&mter — 
gegentlbergeatellt werden , wenn man ein Gesammt- 
nrtheil liber Leben and Sterben im Kdnigreich haben 
will (a. folgende Tabelle). 


Eg hatten : 


Reg.-Bezirk 

Dresden (86 Gcr.-Aemter) 
Leipzig (HO „ - ) 

Zwickau (48 „ » ) 

Bautzen (17 . . ) 


1873. 1874. 

a . 1 1 •> ... ~ , .... . Sterblichkeit Geburtenzalil 

Sterblichkeit Geburtsziffer . . ..... . . .. 

i -u „... , . ..... , unt., im. ub. Mitt, lint., im, ub. 

im ubenn Hittel unter im, ub. Mittel ,. n , Ulu v u 

130—311 144—451 (29—30) Mitt. (45—46) 

i-1U Amtshauptmannschaften : in 4 

15 1 10 • 18 1 7 5 unt., 1 ub. 6 unt., 1 ub. 

(24 — 80) (31 — 42.6) (36 — 44) (46 — 66) Amtshauptmannschaften: 

11 1 18 17 4 9 2 unt., lira. Hub. 8 unt., H fib. 

(17—30) (31—38.4) (34.6— 44) (—66.4) Amtshauptmannschaften: 

17 5 26 3 5 40 2unt., 1 Im. 7 fib. lu.,lim,8u. 

(21—30) (—40) (40.4—44) (—69.6) 

13 0 4 17 0 0 3 unt., 1 ub. in alien 4 unter 

(21.7—30) (—38.3) (35.3 — 42.9) Mittel. 


Mit 1871 und 1872 verglichen, ergiebt sicb folgende Uebersicht : 




Sterblichkeit 




Fruchtbarkeit 



1871 

1872 

1873 


1874 

1871 

1872 

1873 

1874 

Reg.-Bezirk 

Mittel 32.7 

31.8 

30—31 

29—30 Mittel 39.5 

44.7 

44—46 

46—46 


unter fib. 

unt. ub. 

unt. im 

ub. 

unt. im fiber 

unter fib. 

unt. fib. 

unt. im fib. unt. im fib. *) 

Dresden 27 Ger.-Aemter 14 13 

16 12 

16 1 

10 

6 0 1*) 

21 6 

17 10 

18 1 7 

6 0 1 

Leipzig 30 * 

„ 12 18 

11 19 

11 1 

18 

2 1 3*) 

20 10 

19 11 

17 4 9 

2 1 3 

Zwickau 48 „ 

* 12 36 

11 37 

17 5 

26 

2 17*) 

4 37 

8 40 

3 5 40 

2 1 7 

Bautzen 17 . 

„ 9 8 

12 6 

13 0 

4 

0 0 4*; 

17 0 

17 0 

17 0 0 

0 0 4 


•) Amtshauptmannschaften. 


Die Aehnlichkeit der grftsaera and kleinem Ab- 
tbeilangen unter aich und gegen einander leuchtet 
nnachwer ein. Je grosser die Reihen, d. h. Uber je 
lAngere Zeitr&nme aie auagedehnt sein werden , nm 
so intereaaanter werden die aich ergebenden SchlQsse 
sein. 

Zom 1. Male begegnet man in diesem Berichte 
der Trenmmg der Lebend- und Todtgebornen (weil 
die Todtgebnrten bei ihrem WerthO im VerhAltniaa 
znr Gebnrtenzahl doch den eigentlichen Anadruck 
der Volkageaundheit , wie er sich in der Sterblich- 
keitahohe voratellt, verhflllen). In England sind die 
Todtgeburten achon linger bei der Berechnung der 
Mortalitit in Abzng gebracht. Dasa sie von der 
Geburtenziffer weaentlicli beeinfluast werden, ist 
leicht zu begreifen und aoa vorstebenden Tabellen n. 
Tabelle C dea Ber. (S. 122) zu eraehen. Leider ist 
dieae zu umfkngiich, urn im Auazuge wiedergegeben 
werden zu kdnnen. Das iat am so bedauerlicher, 
ala zugleich das Verhftltnias der Sterblichkeit im 
1. Lebensjahre and in dem spAteren Alter ziffern- 
m&ssig dargestellt ist. Der Einfluas der Fruchtbar- 
keit, reap, der Kinderaterblichkeit auf die Beuithei- 
lung der Sterblichkeit in einem Orte tlberhaupt tritt 
dadurch recht augenfkllig zu Tage in der Weiae, 
daas Orte trotz abaolnt niedriger Sterblichkeit doch 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 1. 


im AUgemeinen als ungtlnstig gelten mtlsaen , weil 
die geringe Sterblichkeit der Kinder im 1. Lebens- 
jahre eine grOasere im apilteren Alter einachlieaat. 

b) Die Todetureachen aind in 37.5% aller 
Todeafille (gegen 37.1 1873) beglaubigt (Bautzen 
32.8, Dresden 48.0, Leipzig 52.4, Zwickau 24. 8°/ 0 ). 
Noch erheblich achwankender ist dieses Verlifiltnisa 
in den einzelnen Medicinalbezirken (Leipzig-Stadt 
100, Dresden-Stadt 68.4, Hainichen-Stadt 63.2, 
Oachatz-Stadt 53.7. Zwischen 40 — 50 in 10, 30 — 
40 in 11, 20 — 30 in 4 Bezirken und Chemnitz bios 
bei 17.2 und Schwarzenberg gar bios bei 10.2%). 

Nimmt man non an , dass die Arztliche Begiau- 
bigung im Wesentlichen gleich ist mit krztlicher Be- 
handlung , so kann man aus jener erkennen , wie 
diese in den einzelnen Altersklassen gewesen ist. Am 
geringsten ist aie im 1. Lebensjahre, steigt dann auf- 
fkllig vom 1. — 6. und aberaals stetig bis zum 40., 
fkllt atetig bis zum 70. und sprungweise bis zum 
hdhem Alter (a. die Tabelle auf folg. Seite). 

Ausaer dem Alter wire noch derAntheil zu wia- 
sen wflnachenawerth, den Stadt und Land, wenigatena 
die GegeusAtze, die grossen BevOlkerungsanhSufungen 
nnd daa platte Land, an der Sterblichkeit in Folge 
dieaer bekannten Todeanraachen nehmen. Ana dem 

15 


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114 


Jahresbericbt d. k. s&chs. Landes-Med.-Collegiums. 

Todesursache irxtlich beglanbigt von 100 Todesf&llen 
im Alter von K5nigreich. Bautzen. Dresden. Leipzig. Zwickau. 


0— 1 J. 

16.6 

16.2 

22.3 

28.9 

6.0 



1— 6 

w 

48.1 

46.2 

60.2 

64.4 

36.0 



— 10 

ft 

64.9 

66.8 

77.5 

79.8 

62.2 


In wie weit sich nun die einzelnen 

— 14 

ft 

63.7 

69.4 

72.9 

71.3 

64.3 


Alteraklassen an den verachiedenen tSdtUch 

— 20 

w 

67.6 

64.3 

77.7 

79.2 

66.1 


verlaufenen Krankheiten betheiligt haben, 

—30 

m 

73.3 

66.2 

82.3 

86.2 

69.6 


ist auB den — leider fur die Wiedergabe 

—40 

ft 

71.9 

70.2 

80.4 

83.9 

67.6 


zu umfangreichen — Tabellen D. an er- 

— 60 

ft 

66.0 

55.2 

77.1 

80.4 

49.2 


fahren. Es muss hier eine kfirxere tabei- 

—60 

ft 

59.9 

48.4 

72.9 

78.3 

44.3 


iarische Zusammenstellung genugen. 

— 70 

ft 

48.9 

37.1 

60.4 

64.2 

36.4 



-80 

n 

33.8 

26.8 

46.4 

46.7 

19.7 



fiber 80 

ft 

•27.7 

20.9 

37.4 

38.1 

14.6 



unbekannt 

42.8 

62.3 

46.1 

54.7 

29.2 



im Allgemeinen sind znnachst gestorben : 






Blattern. Maseru. 

Schar- 

lach. 

Diphth. 

Croup. 

Keuch- 

husten 

Typb. 

abdora. 

Typh Febr. Phthisis 

exanth. puerp. J pulmon. 

1873. 


1772 206 

1296 

2130 

686 

1070 

11 

718 281 1639 6088 

1874. 


636 249 

1704 

2014 

468 

987 

3 

626 177 1616 6038 


Hierzu noch 366 Cholera fa lie 1873 und 7 1874 (wahrscheinlich nnr Choi, nostras). 


An diesen 10 Todesursachen sind betheiligt, von je 100 Sterbefallen, die Alteraklassen folgender Maassen 
(d. h. vou den Gestorbenen einer Altersklasse uberhanpt sind Procent geet.) an: 


Jahr 

—1 

—6 

—10 

-14 | 

—20 

—30 

—40 

—60 

—60 

—70 

—80 

fib. 80 

uberhanpt 

Pocken . . . 

0.67 

3.11 

2.68 

0.77 

1.10 

0.89 

0.69 

0.62 

0.27 

0.10 

0.02 

0.06 

Masem . . . 

0.19 

1.82 

0.82 

0.15 

— 

0.03 

0.03 

0.03 

— 

— 

— 

— j 

1 Summa 8.90° 0 ' 

Scharlach . . 

0.68 

14.66 

26.21 

14.11 

2.11 

0.26 

0.03 


— 

— 

0.02 

- | 

' starben an den 

Croup n. Diphth. 

0.67 

16.66 

16.84 

6.60 

1.26 

0.23 

0.14 

0.08 

0.04 

0.06 

— 


> sogen. zyxnot. 

Keuchhusten 

0.87 

1.81 

0.44 

0.15 

0.08 

— 

— 

— 

0.02 

— 

— 

0.06^ 

I Krankheiten 

Typhus abdom. 

0.01 

0.65 

3.90 

11.35 

10.03 

6.96 

4.34 

2.87 

1.79 

0.89 

0.22 


| (1872 9.66* 0 ) 

Dysenterie . . 

0.16 

0.49 

0.60 

1.38 

0.42 

0.14 

0.17 

0.26 

0.29 

0.26 

0.07 

0.11 

Febris puerper. 

— 

— 

— 

— 

1.94 

8.05 

7.58 

1.46 

0.04 

— 

— 

— 

| 

Carcinoma . . 

— 

0.08 

0.13 

— 

0.26 

0.49 

2.86 

7.74 

10.26 

1 7.67 

2.97 

0.77 

| Summa 11.08°/* 

Phthisis pulmon. 
O 

0.16 

1.61 

4.34 

9.82 

30.62 

41.78 

36.01 

27.04 

17.93' 8.84 

1.76 

0.33 





1 




1 




Summa 19.98° 0 

der es erfolgten 













im Alter von 














von 100 Todes- 














fallen an : 














Pocken . . . 

28.66 

46.61 

6.46 

0.79 

2.06 

4.88 

3.78 

3.15 

2.20 

1.10 

0.16 

unbekannt 

Masern . . . 

23.69 

69.48 

6.22 

0.40 

— i 

0.40 

0.40 

0.40 

— 

— 

— 

— 


Scharlach . . 

8.68 

66.49 

19.68 

4.32 

1.17 

0.42 

0.06 

— 

— 

— 

— 

0.23 

d. h. von 100 
Typhnsfallen 
entfallen 24.62 
anf die Altero- 
klasse von 20 — 
30 J. u. s. w. 

Croup u. Diphth. 

9.04 

73.64 

13.31 

2.14 

0.74 

0.40 

0.26 

0.16 

0.10 

0.20 

— 

0.16 

Typhus abdom. 

0.30 

6.38 

6.38 

7.60 

12.06 

24.62 

16.20 

11.14 

9.32 

6.67 

0.10 

0.41 

Keuchhusten 

60.26 

37.56 

1.63 

0.22 

0.22 

— 



— 

0.22 

— 

— 

— 

Kindbettfleber . 

— 

— 

— 

— 

3.67 

44.73 

41.86 

8.96 

0.32 

— 

— 

0.48 

Ruhr .... 

28.25 

26.66 

4.62 

6.08 

2.82 

2.82 

3.39 

6.65 

8.47 

9.04 

1.13 

— 

Krebs . . . 

— 

0.19 

0.12 

— 

0.19 

1.05 

6.13 

18.38 

82.67 

29.39 

0.87 

0.37 

Lungenphthise . 

0.83 

2.38 

1.14 

1.06 

6.00 

24.08 

20.62 

17.67 

16.30 

9.06 

0.10 

0.18 



Berichte erhellt, dass die Verhfiltnisse fHr Pocken 
und Lungenachwindsucht in den grfissem Stftdten 
(fiber 8000 Einw.) ungfinstiger, fiir Scharlach, Croup, 
Diphtheritis und Typhus aber nahezu gleich sind, 
freilich darf man nicht vergessen, dass hier nnr 
31.6 %, in den Stfidten 55.2% aller Todesfklle be- 
glaubigt sind , dass also dadurch jene ungfinstigere 
Sachlage sich noch mehr ausgleichen dflrfte. 

Ueber dieMorbilitat des Bezirks Meissen 1867 — 
1872 giebt Tab. E Auskunft. 

2) Epidem. Krankheiten. a) An Pocken, 
welcbe 1871 — 73 ca. 18000 Menschenleben gefor- 
dert haben, sind 1874 nur 635 gestorben = 0.85% 
aller Todesfklle (oder 75.27% bis zum 6. Lebens- 
jahre). 

Vier Bezirke batten gar keine, 12 vereinzelte, 
Annaberg, Chemnitz, Frankenberg, Scbwaraenberg, 


Zfiblitz batten die meisten , weniger Erkrankongea 
Borna und Altenberg. Die Impfungen im Kdnig- 
reicb haben erheblich zugenommen (um 12.5%, von 
55020 1873 auf 61895 1874), nilmlich : 

(s. die Tabelle auf folg. Seite.) 

Betreffs der Lympbregeneration bestfttigt der 
Bericht, dass die Impfung der Kklber wohl dnrchweg 
guten Erfolg zeigte, aber die Uebertragung der 
Lymphe vom Kalbe auf die Kinder 50% Fehlerfolge 
hatte. Dagegen war die Lympbe zweiter oder drif- 
ter Humanisirung durcbweg vorzfiglich. Ueber die 
bezdglichen Ursachen hat der Bericht keine Klarheit 
schaffen kOnnen. '). 


*) Ueber die Entwicklung des Impfwesens und das 
Ergebniss der Impfung im Jahre 1876 im Kdnigreich 
Sachsen, von Dr. Flinzer-Chemnitx sei auf die Zei - 


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115 


Friedberg, gerichtsinrtliche Gutachten. — Magnus, Geschichte d. grauen Staares. 


Reg.-Bezirk 

1873. 

1874. 

beim Etntritt in die 
Schule waren 
geimpft i 

\ »! 

1 B 1 
1 1 

f _ 1 

tfj , 

geblattert waren 
, von den Geimpf- 
ten 

geblattert von den 
gewiss Oder wahr- 
scheinlich Unge- 
impften 




1873. 

1874. 1 

F 1873. 

1874. 

1873. 

1874. 

Bautzen 

7068 

7715 

94.18% 

94.18% 


1.6% 

1.4% 

67.6% 

53.8% 

Dresden 

13118 

14184 

94.40 

94.42 { 

E3 O i 

0.7 

0.7 

50.3 

60.8 

Leipzig 

13643 

14562 

93.83 

91.20 

i a 

1.0 

0.9 

44.6 

63.4 

Zwickau 

21*201 

26444 

82.09 

82.01 1 

1 M 

1.4 

1.2 

60.6 

67.1 

55020 | 

61895 | 

| 89.38% | 

88.80% 

i 

1.1%| 

Ll% | 

66.9% 

63.6% 


Betreffs der Ubrigen epidem. Krankheiten sei anf 
die Tabellen verwiesen. Auff&llig ist die hobe Sterb- 
lichkeit and die zahlreiche Erkrankung an Schar- 
lach, das wohl zufkllige Alterniren mit den Pocken. 
Ganz frei bUeben nnr die Bezirke Hainichen and 
Kamenz. Urslchliche Verh&ltnisse sind nicht be- 
sprocben. Wohl im Zusammenhange damit steht die 
Hiofigkeit des Group und der Diphtberie. 

Hiufig trat auch der Abdominal typhus auf — in 
Ermangelung anderer sicher erscheinender Ursachen 
und genauerer Untersuchnng werden „Schmutzan- 
hinfungen" , „schlecht gehaltene Dilngerhanfen", 
„verbrauehte8, zur Stallstreu gebrauchtes I^ageretroh 
aus dem Stadtkrankenhaase zu Dresden" , „Ein- 
schleppnng aus Typhusgegenden" , Bachwasser als 
Trinkwasser" , „S£hneewasser aus mit Dtlnger be- 
legtenFeldern, in die Trinkbrunnen laufend" (freilich 
in 1000 Grmm. nor 0.0011 Gram), organ. „putride" 
Substanzen) als veranlassend beschuldigt. Der An- 
theil der Typhussterblichkeit an der Gesammtsterb- 
lichkeit (1.3 — 1.4 % 1873 und 1874) ist keines- 
wegs ungdnstig (in Bayern 1.7 — 2.0%, Schleswig- 
Holstein 2.97, Bremen 0.97 — 2.65, Hamburg 1.79 
bis 2.53, England 1.65— 1.75°/o* — 1871/74 
Dresden 0.9 — 1.86, Leipzig 0.83 — 1.1, Chemnitz 
1.13 — 3.21, Berlin 2.45 — 4.63, Mtlnchen 2.9 — 
5.6, Frankfurt a. M. 2.4 — 5.4, London 1.08 — 1.1, 
Edinburgh 1.3 — 1.64%). 

Von Ruhr und Wechselfieber kainen nur wenige 
Fille vor (Wurzen, Flussniederungen um Leipzig). 

B. Me ding. 

64. Gerichtafiratliche Gutachten; von Dr. 

Herrmann Friedberg, Prof, in Breslau. 

Erste Rohe. Braunschweig 1875. Vieweg u. 

Sobn. 8. XH u. 332 8. (6 Mk. 40 Pf.) 

Die vorliegende Schrift bildet den Anfang einer 
Reihe von VerOffentlichungen gerichtsftrztlicher Gut- 
achten aus der eigenen Praxis des Verfassers. Den 
Hauptwerth dieser Mittheilungen legt derselbe auf 
die Daretellungsweise, anf die Metbode bei der Un- 
tersuchong und bei der Beschreibnng des BefundeB 
ji gerichtsftrztlichen Fallen. „Das gerichtsarztliche 
Gutachten soil eine den Richter tlberzeugende klini- 
?che Darstellung sein.“ Die Httlfsmittel , die der 
(ierichtsarzt bei der Untersnchung anwendet und die 

schrift dee k. eache. statist. Bureaus, redig. von Dir. Prof. 
Bohmert, XXII. Jahrg. 1876. Heft 1. 2. April 1876 
/erwiesen , beziehendlich auf den nSchsten Bericht des 
L^ndee-Med.-Colleginras vertrOstet. 


Verwerthung dergefundenenThatsachen zu positiven 
SchlUssen soil ganz nach dem Vorbilde der klini- 
schen Methode geschehen. Da die Gerichtsarzte 
diejenigen Organe sind, die die Wahrheit ftlr die 
Rechtapflege feststellen sollen, so mflsste die Anfor- 
derung an den Gerichtsarzt, die Befilhigung des Kli- 
nikers zu besitzen, so hoch und ideal sie scheine, 
vom Staate verlangt und erstrebt werden. Das ge- 
richtsarztliche Gutachten soli den Richter von dem 
Ergebniss des concreten Falles (lberzeugen , und das 
kann nur durch die Form des Gutachtens geschehen. 
Das sind die Gesichtspnnkte, die den Bestrebnngen 
des Vfs. und der von ihm gewtlnschten und empfoli- 
lenen Darstellungsform zu Grunde liegen. 

Die von dem Hrn. Vf. mitgetheilten 30 Gutach- 
ten h&ben nicht nur einen besondern Werth dadurch, 
dass sie als Modell ftlr die aussere Darstellung und 
Form des gerichtsarztlichen Gutachtens dienen, son- 
dern in erhohtem Grade dadurch, dass sie neben 
dem forensischen Interesse der angegebenen Falle 
in klarer u. belehrender Weise zeigen, wie nur dnrch 
die Verwerthung alles Dessen, was eine exakte Unter- 
suchung ergiebt und was auf streng wissenschafUiche 
Thatsachen zurflckzuftthren ist, sich ein beweiskrftf- 
tiges Gutachten in foro construiren lasst. Die ein- 
zelnen Gutachten, welehe die verschiedensten foren- 
sischen Fragen betreffen , sind eines Auszuges nicht 
fahig. Wir mtlssen d&her wegen des Genauern auf 
das Original verweisen. 

Die Ansstattung desWerkes lasst nichts zu wtin- 
schen tlbrig. Baer. 

65. Geschichte des grauen Staarea ; von Dr. 
Hugo Magnus, Privatdocent der Augen- 
heilknnde an der Univ. Breslau. Mit 1 lithogr. 
Tafel. Leipzig 1876. Veit u. Comp. 8. XH 
u. 315 S. (8 Mk.) 

Wenn die Jcrititch- historische Richtung in der 
Medicin, welehe seit einigen J&hren sich geltend 
macht, ihr Ziel erreichen will, reformatorisch im 
Ganzen einzuwirken , so ist vor alien Dingen noth- 
wendig, dass alle einzelnen Disciplinen der Heil- 
wissenschaft von ihr erfasst werden. 

Sehr erfreulich ist es daher , constatiren zu kttn- 
nen , dass selbst in der Sparte der Medicin, welehe 
ohne Frage von alien tibrigen in den beiden letzten 
Decennien die grOssten Fortschritte gemacht hat, 
obige Richtung trotzdem als ein Deaiderat sich noth- 
wendig zeigt, dass selbst die Bearbeiter der Augen- 
heilkunde einsehen , es handle sich jetzt zunttchst 


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116 


Bibliotheca obstetricia. — Miscellen. 


nicht um die Auffindung neuer Tkatsacken u. neuen 
Staffs , aondern um die 8ichtung und kritische Bear- 
beitung dee bereits vorhandeucn Materials. Yorlie- 
gendes Buch trfigt diesem Bedtlrfnisse iu wtlrdigster 
Weiae Rechnung, und kann daher mu' der Wunaeh 
auagesprochen werden, daas die tlbrigen Httlfswisaen- 
schaften der Medicin Shnliche Bearbeiter finden 
mdchten. Dass gerade die Augeuheilkunde das Be- 
dUrfnisa einer „kritisch-hutorisefien" Methode fUhlt, 
fordert zum ernsten Nachdenken auf. Denn gerade 
aie 1st von alien Disciplinen die einzige, welche man 
eine „ex akte“ nennen kilnnte. Daas dieses Epithe- 
ton aber auf einer Selbsttfinsclmng beniht, zu der 
uns unsere gallisclienNachbarn verleitet kaben, weiss 
Jeder, welcker da von tlberzeugt ist, dass im Grunde 
nur die „Mathematik“ oder Das „exakl u genannt 
werden darf, was man wkgeu und messeu kann. 
Wie wenig hiervon aber bei den meisten Objekten 
der Medicin die Rede ist , wie sekr daher eine „ex- 
akte Heilwimn&chaft" , wenn man walir sein will, 
in das Reich der Chimareu gehtfre, leuchtet ein. 

Diese Deduktionen mbgen gentigen, zu beweisen, 
dass Yf. durckaus berechtigt war, eine Geschichte 
dea grauen Staars zu schreiben. Seine Aufgabe hat 
er in jeder Beziehung aufs SchSnste erftlllt ; er zeigt 
sich als einen eben so genauen und wahrheitslieben- 
den Geechichtaforscher wie als einen, seinen Stoff 
bewSltigenden und beherrschenden und der Form 
anch ihr Recht zukommen lassenden Geschichtschrei- 
ber. Sekr zweckmhssig zerf&llt das durch einen 
edlen Styl sich auszeichnende Buch in eine Geschichte 
der Pathologie und 'Therapie des grauen Staares. 
Alle Untersnchungen des Yfs. beruhen auf den ge- 
nauesten Quellenstudien ; selbstredend stehen viele 
der von ihm gewonnenen Resultate daher im Wider- 
spruch mit den bislierigen Meinungen. Leider ver- 
bietet der Raiun uns hier n&her auf das bedeutende 
Werk einzugehen. Wir Bind aber der vollen Ueber- 
zeugung, dass dasselbe reformatoriach auf die Augen- 
heilkunde trotz der vielen Entdeckungen der Neuzeit 
einwirken wird. So z. B. mttsate man sich nicht 
wundern, wenn schon in nilchster Zeit der Lappen- 


ichnilt bei der St&arextraktion statt der jetzt Ubli- 
chen Grlfe’schen Methode die Prerogative sich er- 
k&mpfen sollte, da die ganze Geschichte des grauen 
Staares beweist, dass schlUsslich sowohl auf dem 
pathologischen als therapeutischen Gebiete stets das 
„Einfacliste“ den 8ieg davon trug. 

Mflchte der geehrte Yf. durch den Beifall, wel- 
cher ohne Frage seinen unendlich mdhseligen, Zeit 
und viele Opfer inAnspruch nehmendenUntersuchun- 
gen (nur ein Historiker vermag ihm diess nachzu- 
ftlhlen!) zu Theil werden wird, sich bestiuunen 
lassen, eine „ Geschichte der AugenheiUcunde“ zu 
schreiben, ein Werk, welches die Literatur aller 
ViSlker bis jetzt schmerzlich vermisst. Denn die 
vorhandene 89 Seiten Starke „ Geschichte der Angen- 
heilkunde von Onsenoort 11 dtirfte hent zu Tage 
wohl kaum den Namen eines geschichtliehen Werkes 
beanspruchen kbnnen. Yf. aber hat duroh obiges 
Werk seinenBeruf und seinGeschick dazu aufsBeste 
dokumentirt. Denn ilber&ll zeigt er, dass er ein 
grttndlicker Philologe, ein praktischer Arzt und ein 
vorurtheilsfreier, nur die Wahrheit im Auge haben- 
der Kritiker ist. Heinrich Rohlfs. 

66. Bibliotheoa obstetricia von Mathias 
Lempertz, Antiquariat u. Buchliandlnng in 

Y|Bonn. 1876. 8. 66 S. 

Wir lvalten es ftlr eine Pflicht, auf die genannte 
Schrift alle Aerzte, welche sich ftlr Geburtshfllfe, 
Frauen- und Kinderkrankheiten interessiren , auf- 
merk8am zu machen. Seit Jahren bemtlht sich Herr 
Lempertz, alle laedeutenden Werke, welche sich 
auf diese Disciplinen bezieken, zu sammeln und tlber- 
giebt hier das Ergebniss seiner Bemtlhungen in einem 
wissenschaftlich geordnetem Kataloge der Oeffent- 
lichkeit. Derselbe enthftlt die seltensten Werke, 
welche man auf vielen Bibliotheken Deutschlands 
vergeblich sucht. Die Preise sind Susserst billig. 
Jeder Arzt daher, welcher historiscli in diese Fftclier 
eindringen will , findet hier eine bequeme Gelegen- 
heit. Heinrich Rohlfs. 


D. Bliscellen. 


i. 

Als ein Bewels fur die Wichtigkeit barom etrischer 
Beobaehtungen /Ur die Hygieme wird in der Med. Times 
and Gaz. (April 22. 1876. p. 443) der Umstand mitge- 
theit, dass bei plotzlicheni Sicken des atinosphar. L<uft- 
drucks in den Kohlengruben die gefahrlichen Kolilen- 
Wasserstoffgase ans alien Spalten der Gange hervordrin- 
gen und so nicht aelten in so grosser Menge der Luft bei- 
gemengt werden. dass eiue explosive Gasmiscbung ent- 
steht, welche den Gebrauch des unverdeekten Lichtes im 
hOehsten Grade gefahrlich macht. 


t. 

Die giftige Wirkung der Anilmfarben wird von Neuem 
durch einen in der Soc. de Therap. durch Dr. C r 6 q oy 
mitgetheilteu Fall bestatigt, In welchem bei dem Tragen 
von Strumpfen sich Geschwure entwickelt hatten. Die 
Wolle. aus der dieselbon gestriekt worden waren. hatte 
eine kastanienbranne Farbe. die jedoch in die violette 
ubergegangen war, nachdem die Strumpfe einige Zeit hin- 
durch getragen worden waren. (Bull.deTher. XC. p.4:i". 
Mai 15. 1876.) 


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JAHRBCCHER 

der 

in- und ausiandischen gesammlen Malkin. 

Bd. 172. 1876. J9 2. 


A. Ausztige. 

I. Anatomie u. Physiologic. 


560. Der Omohyoideus und seine SchlUssel- 
beinverbindung ; von Prof. C. Ge gen ban r. (Mor- 
phol. Jahrb. I. 2. p.243—265. 1875.) 

Durch genaue Parallelisinmg der am Omohyoi- 
deus dea Menschen biaher beobachteten zahlreichen 
und dabei sehr frequenten Variet&ten (Macalister 
ftilirt 27 vemhiedene Varietiiten auf und tie gen - 
banr fand unter je 12 Leichen einmal eine accea- 
soriacbe Clavicularportion dea Muskeis) mit den bei 
den Siugetliieren (und Reptilien) vorkommenden ty- 
pischen Bildungen des Muskeis stellen sich folgende 
weaentliche Ergebnisse beraus. 

1) Der Omohyoideus gebOrt zu jener Muskel- 
gruppe, die beim Menschen noch durch den Sterno- 
hyoidena und den Sternothyreoideus reprisentirt 
wird. 

2) Der U rap rung dieser Muskelgrappe eratreckt 
sioh auf niedrigern Bildungsstufen continnirlich vom 
Steraalgebiete aua tiber die Clavicula nnd er setzt 
aich von da auf die Scapula fort (Reptilien). 

3) Durch eine 8onderung der einzelnen Portio- 
nen dieser Muskelgruppe entstehen diskrete Muskeln, 
die aU Sternohyoideus, Cleidohyoideus und Omohyoi- 
deus untersctiieden weTden. 

4) Der dem Omohyoideus meistena sich anscttlies- 
aende Cleidohyoideus findet sich hiufig beim Men- 
schen und bildet die h&ufigste Varietftt des Omo- 
hyoideus beim Menschen. 

5) Aus einer Rtlckbildung des Cleidohyoideus er- 
kl&rt sich die Entstehung der den Omohyoideus an 
die Clavicula befestigenden Fascie. Diese Fascie 
kann niimlich in dem Maasse reducirt erscheinen, als 
eine claviculAre Ursprnngsportion des Omohyoideus 
ausgebildet erscheint tmd sich medianwftrts erstreckt. 

Med. Jahrbb. Bd. 172. Eft. 2. 


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Es kommen ferner Ffille vor, wo der obere Bauch 
des Omohyoideus an seinem medialen Rande einen, 
wenn auch gcringen Zuwachs an Muskelfasern er- 
hilt, der auf einen zur Fascie zurtickgebildeten 
Cleidohyoideus bezogen werden darf. Endlich hat 
Gegenbaur an der Leiche eines Neugebornen 
folgende, in dieser Beziehung wichtige Beobachtimg 
gemacht. 

Nachdem die fraglicbe Fascie bereits bei einer An- 
sahl Leichen der mlkroskopiscben Prufnng nnterzogen 
worden war, wurtie bei jenem Kinde, clesseii Fascie gleich 
wie in den andern Fallen makroskopisch nichts Auffallen- 
des darbot, zwiscben den bindegcwcbigcn, theilwcise seh- 
nigen Lagen eine Schicht qnergestreifter Fasern ange- 
treffen, welche die Fascie in der Verlanfsrichtnng des 
Cleidohyoideus durchsetsten. Die Muskelschicht bot nur 
eine einzige Faserlage, die nicht einmal uberall continuir- 
lich war. Am medialen Rande schioss sich atrafferes 
Blndegewebe an. Die Ausdehnnng des Ursprungs dieser 
Mnskelschioht entsprach etwa dem mittlem Dritttbeile der 
Schlfisselbeinlange. Das Verhalten war beiderseits das 
namliche. (Theiie.) 


561. Sterneellen in der Leber; von Prof. 
C. Kupffer. (Arch. f. mikroskop. Anat. XII. 2. 
p. 353—358. 1875.) 

Dieses bisher unbekannte oder doch nicht ge- 
nOgend erkannte Strnkturelement der Leber hat Vf. 
in der gesunden Leber von Silugethieren (Ratte, 
M&us, Kaninchen, Rind, Schwein, Hund) und Men- 
schen kennen gelemt, indem er folgende Methode 
in Anwendung brachte. 

Mit dem Doppelmesser angefertigte Schnitte aus der 
frischen Leber werden in O.Bproc. Kochsalzlosung abge- 
spOlt, odeT noch besser eine Viertelstnnde iang mit ver- 
dnnnter Cliromaiurelosung (0.05°/ 0 ) behandeit, dann in 
erne stark verdunnte Goldch loridlflaung (ITh. Goldchlorid 
tmd 1 Th. Salzsaure auf 10000 Th. Wasser) gegcben, 
worin sle unter Ausscliluss dcsLlclits so lange verblelben, 

15 


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118 


1. Anatomic 

big gie gich roth Oder rothviolett gefarbt haben, was bin- 
nen 48 Std. oder etwas mehr zu geschehen pflegt. Znr 
Untereuchung bringt man die Schnitte unter anges&ner- 
tem Glycerin anf den Objekttrager. 

Die Leberzellen scheinen jetzt roth oder rothviolett, 
die Kerne kaum intensiver gefarbt als die Zelikorper ; 
die Blntcapillaren erbiickt man als hellere Liicken, die 
Contouren ihrer Wande alB intensiver gefarbte rothe oder 
▼iolette feine Linien. Das gleichmassig rothe Gesichts- 
feldwird aber inganzregelmassiger Weise von tief schwar- 
zen Ste men dnrchsetzt. Dae Bind mit Kernen vereehene 
zackige Protoplasmakorper, die den Urn fang der grosaten 
Leberzellenkerae eireichen mogen, aber hinter derdurch- 
gchnittiichen Grosse der Leberzellen stetg merklich zu- 
ruckstehen. Lhr Protoplasms wirkt bei der erwShnten 
Behandlung intensiver reducirend auf das Gold, als irgend 
eine andere Substanz der Leber, und scheidet ea in Ge- 
stalt feiner schwarzer Kornchen aus. Die einfach oder 
doppelt vorhandenen Kerne der Zellen nehmen keinen 
oder doch nor einen sehr massigen Antheil an dieser Re- 
duktion, gie zeigen eich als hellere K5rper in dem achwar- 
zen Protoplasma. 

Das Vorkommen dieser Sternzellen beachrknkt 
eich durchaus auf den Bezirk des secernirenden Ge- 
webes, auf die Leberl&ppchen. Weder im Binde- 
gewebe des Verftstelnngsgebiets der Pfortader, noch 
in der Scheide der Lebervenen , noch auch im sub- 
periton&alen Gewebe findet sich eine Spur solcher 
8ich schwkrzenden Zellen. — Die Vertheilung der 
Sternzellen innerhalb der Leberlkppchen 1st eine 
sehr regelmftssige. Sie sind in gesunden Lebern 
nicht nesterformig zusammengehfluft ; hOc listens sind 
2 Zellen einander naher gertlckt. Durchschnittlich 
liegen sie um die Breite von 1—3 Leberzellen aus- 
einander. Hire Form ist mannigfach wechselnd: 
nach zwei Enden lang ausgezogen , dreizackig oder 
anch mehrzackig ; einzelne laufen auch nur einseitig 
in eine Spitze aus tmd enthalten dann den Kern am 
entgegengesetzten Ende. Die Lagerung der Zellen 
ist insofern eine constante, als sie stets mit einem Ca- 
pillargefhsse in Contakt sind, wenn auch in verse hie - 
denartiger Weise : die Sternzelle nmfasst das Capil- 
largefilss ringfbrmig mit ihren Auslilufern, oder sie 
schmiegt sich nach der Lbngsrichtung an dasselbe, 
oder sie bertlhrt auch dasGeffcss nur mit einem Fort- 
satze, w&hrend der Kbrper sich an die n&chsten 
Leberzellen anlehnt. 

Jedenfalls besteht ein viel constanteres and enge- 
res Verhkltniss der Sternzellen zu den Blutcapillaren, 
als zu dem bindegewebigen Fasergertlste der Leber- 
l&ppchen. Immerhin zeigt sich auch eine enge Be- 
ziehnng zn den Leberzellen, indem die durch die 
sebwarzen KOmchen gekennzeichneten FortsStze der 
Sternzellen derart zwischen die Leberzellen vor- 
dringen, dass sie die Lamina der intercellularen Gallen- 
rhhrchen erreichen. — Gegen die Deutung der Stern- 
zellen als Nervenzellen erklftrt sich K. mit voller 
Entschiedenlieit. 

Alle diese Verhftltnisse warden ttbereinstimmend 
an den Lebern aller oben genannten Sftugethiere 
gefuoden, sowie an der gesunden Leber eines pldtz- 
lichauf gewaltsame Weise nmgekommenenMenschen, 
die alsbald nach dem Tode zur Untersuchnng zn Ge- 
bote stand. Die Sternzellen der menschlichen Leber 


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i. Physiologie. 

sind etwas grosser als bei den ilbrigen genannten 
S&ogethieren. (Theile.) 

562. Ueber das Vorkommen von Ge- 
sohmacksfaaera in der Chorda tympani ; von 
Dr. Aug. Carl zu Frankfurt a. M. (Arch. f. Ohren- 
heilk. X. 2 u. 3. p. 152. 1875.) 

Betreffs der Untersuchungen und der Literatur 
liber dieBetheiligung der Chorda an der Geschmacks- 
empfindung verweisen wir auf das Original u. ausser 
den phyaiologischen LehrbUchern besonders auf 
Henle’s Nervenlehre. Wir entnebmen dem An- 
fangstheile von C.’s Arbeit nur folgende kurze No- 
tizen. 

Die Betheiligung der Chorda an derGeschmacks- 
empfindung schloss man aus der Beeintr&chtigung 
oder dem Ausfall der Geschmacksempfindung bei 
Anomalien gewisser Him-Nerven derselben Seite 
ohne Betheiligung des Glossopbaryngeus. Wahrend 
hier auf der einen Seite (Neumann, Inzani, 
Lussana) der Verlost der Chorda den der Ge- 
schmacksempiindnng ohne StOrung der Tastempfin- 
dung und der Verlust des sensiblen Theils des Tri- 
geminus das umgekehrte Verbal ten zur Folge haben 
sollte, warden auf derandem Seite (Meyer, Rom - 
berg, Duchenne) Beobachtungen gemacht, die 
dem widersprechen. 

Eine BeBtMgung erhielt dieMeinung der erstern 
Beobachter durch Duchenne, der die Chorda in 
der PaukenhShle reizte und dadurch zweimal einen 
metallischen Geschmack auf der betreffenden Znngen- 
halfte hervorrief. 

Um liber den weitem Verlauf der Geschmacks- 
fasern zum Him zu entscheiden, warden von ver- 
sebiedenen Forschem Nervendnrchschneidungen an 
Thieren vorgenommen. Eine betrftchtliche Erschwe- 
rung erfahren diese Versucbe durch die individnelle 
Verscbiedenheit in der Reaktion der Versuchsthiere 
gegen Geschmacksreize und es mag ein grosser Theil 
des Mangels an Uebereinstimmung auf diesem Uni- 
stand beruhen. Manche Forscher lassen die Ge- 
schmacksnerven durch die Chorda zum Facialis und 
mit ihm in das Gehim gelangen, nach andem sollen 
sie die Balm des Facialis ein Sttlck weit benutzen, 
dieselbe im Ganglion genicul&t. verlassend im Nerv. 
petrosus superfic. major zum Ganglion spbeno - pala- 
tinum u. von da zum 2. Ast des Quintus treten , um 
mit ihm das Centralorgan zu erreichen (Sc biff); 
endlich sollen sie im Facialis peripherisch verlaufen 
und in den Anastomosen desselben mit dem Quintus 
(N. auriculo-temporalis) in dessen Bahnen zum Him 
gelangen iStich). 

Die Beobachtnngen, die C. an sich selbst anzu- 
stellen Gelegenheit hatte, sind folgende. 

Einer Scarlatina, von der C. im 7. J. befallen wurde, 
folgte eine Erkrankung des linken Mittelohres, welche 
Verlust des Trommelfells nnd der HSrfahigkeit linkersein 
nach Bich zog. Die GeBCbmacksempflndung 1st anf dem 
vordern Abschnitt der Zunge bis 1 Ctmtr. vor den Papil- 
lae circnmvallatae vollig erloscben, von da ab, sowie ant 
der andem Seite ungestort. Die Mittellinle bildet genan 


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119 


I. Anatomic 

die tirenze zwischen der nicht empfindenden und der 
scharf empfindenden Seite. Das Geffihl fQr Berthrtmg 
ist aaf beiden Seiten gieich scharf vorhanden. Dnrch 
Beruhrung der Chorda in der linken Paukenhohle tritt 
eine stechende Empflndung im Seitenrande der linken 
vordern Zungenhalfte ein (ebenso beim Einapritzen ver- 
schiedener Medikamente ) . Dieser Empflndung folgt regel- 
massig schnell eine reichliche Sekretion von dunnem Spei- 
ehel [aus der Unterzungen- und Unterkieferdruse ?]. Fa- 
cialis und Quintus funktioniren uberall normal. 

Aus diesen Befunden schliesst C. , dass dnrch 
die chronische Entztlndung die Schleimhaut seiner 
Paukenhdhle mit dem Plexus tympanicus zersttlrt 
sei, wfthrend ihm die Reaktion der Chorda gegen 
Druck und Chemikalien (stechende Empflndung und 
Speichelfluss) den Beweis liefern , dass diese intakt 
ist. Warden nun die Geschmack empfindenden Pa- 
sem der Chorda im Facialis peripherisch zum Auri- 
culo-temporalis gehen (8 1 i c h) , so mtlsste bei ihm 
die Geschmacks-Empfindung erhalten sein , da diese 
Nerven stamtlich intakt sind ; ebenso, wenn sie direkt 
im Facialis zum Hirn trftten (Biffi, Morganti, 
Lussana). — Uebertrhgt man der Chorda nur 
einen Theii der geschmacksempfindenden Nerven, 
die ttbrigen dem Wege : Lingualis, Ganglion oticum, 
Petrosus sup6rfic. minor, Ganglion genicnl., Petrosus 
superfic. major, Ganglion spheno-palatinum , 2. Ast 
de8 Quintus (Schiff), so dUrfte bei Vf. eine Ab- 
schwkchung der Geschmacksempfindung nicht vor- 
handen sein, denn alle diese Bahnen seien von Stfl- 
rang frei. — Dagegen ist es ihm wahrscheinlich, 
dass der Plexus tympanicus der PankenhShle der 17 
Jahre lang dauernden Otitis zum Opfer gefallen ist. 
Die Geschmacksnerven aber, welche den Plex. tymp. 
dnrchsetzen konnen , wtlrden erst im Lingualis ver- 
laufen, dann zum Ganglium oticum treten u. mit dem 
Petrosus superf. minor zum Plex. tympan. kommen, 
wo sie mit dem N. tympanicus des Glossopharyngeus 
zusammentreffen, eine Auffassung, die von anatomi- 
scher Seite nicht zurtlckzuweisen ist. Die an sich 
selbst gemachten Beobachtungen wilren mit dieser 
Annahme C.’s, nnter der Voranssetznng, dass die 
Leitung im Plex. tympan. wirklich unterbrochen ist, 
zn erklhren. Da aber andere Versuche sicher be- 
weisen , dass die Chorda geschmacksempfindende 
Fasera ftthrt, so handelt es sich darnm, ihnen eine 
Bahn anzuweisen, welche ebenfalls den Plex. tymp. 
passirt, und dnrch desscn Zerstdrung gleichzeitig mit 
unterbrochen ist. Er findet dieselbe vom GaDglion 
genicul. aus im Ramus communicans nervi facialis 
cum plexn tympanico, der auch vom Petrosus superf. 
major abgehen kann (vgl. Henle, Nerveulehre 
1875. p. 421). 

Unter der Voraussetzung, dass im vorliegen- 
den Falle wirklich der Plex. tympan. zerstdrt , die 
Geschmacksfasern der Chorda aber bis zu dieser 
Unterbrechung intakt seien, wtlrden die Erscheinnn- 
gen schon vollst&ndig erklftrbar sein, wenn man 
sftmmtliche Geschmacksnerven nur der letztem Bahn 
zuschriebe. C. thut es nicht, einmal, weil sich dann 
das Eintreten nur einer Abschwftchnng der Ge- 
schmacksempfindnng bei vollst&ndiger Facial isl&h- 


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n. Physiologic. 

mung nicht erklaren iiesse, sodann, weil der Ramus 
communic. des Facialis mit dem Plex. tympan. zn 
schwach sei, urn die Vereinigung aller von der vor- 
dern Zungenhalfte kommenden Geschmacksnerven in 
seinem Querschnitt wahrecheinlich erecheinen zn las- 
sen. Seine Hypothese bietet ihm den Vortheil, alle 
mit gleicher Energie begabten Nerven der Zunge in 
demselben Stamme (Glossopharyngeus) vereinigt zu 
sehen und gestattet ihm eine befriedigende Erkla- 
rung der frllhern, gut verbtlrgten, einschlagigen pa- 
thologischen. Beobachtungen. 

Ein Ueberblick fiber den Inhalt der Arbeit zeigt, 
dass den frtlhern Beobachtungen tlber den Verlauf 
der Geschmacksnerven keine neue hinzugeftlgt wird. 
Was hier das Experiment sicher zeigt , ist nur eine 
Besthtigung frdherer, durch pathologische Beobach- 
tungen und physiologische Untersuchungen gewonne- 
ner Erfahrnngen. Wo bisher fiber den Verlauf der 
fraglichen Nerven (von der Anlegung der Chorda 
an den Facialis an) die Hypothese eintrat, muss sie 
es auch jetzt noch und es dttrfte die Best&tigung der- 
selben den Beobachtungen der Zuknnft tlberlassen 
bleiben. Jedenfalls aber sind zuverl&saige Beobach- 
tungen tlber den Wegfall der Geschmacksempfla- 
dnng, die Begrenzung des nicht empfindenden Ge- 
bietes, das Intaktsein der Sensibilitht u. s. w. , die 
ein sachkundiger Beobachter an sich selbst aage- 
stellt hat, von Werth. (F. Hesse.) 

563. Serose Membranen und Centrum ten- 
dineum; von L. Ranvier. (Traits technique 
d’Histologie 1875. p. 367—397.) 

Mesenterium des Kaninehens. An einem got 
gespannnten Mesenterium siebt man geradlinige, sich 
kreuzende Bindegewebsbflndel und dazwischen ein 
Netz feiner, mit einander anastomosirender elasti- 
scher Fasern ; ausserdem platte, runde oder eliip- 
tische Kerne. Durch Silberbehandlung und Fhrbung 
mit Pikrocarmin flberzeugt man sich, dass die Mehr- 
zahl der Kerne den Endothelzellen beiderOberfl&chen 
des Mesenterium angehort. Dicht unter ihnen aber 
liegen andere, dadurch ausgezeichnete Kerne , dass 
sie von einer granulirten Zone mit unregelmassigen 
Grenzen umgeben sind. Das Innere der Membran 
zeigt keine Kerne und ist nur aus Bindegewebsbfln- 
deln und elastischen Fasern gebildet, zwischen de- 
ren Lflcken eine zarte Membran ausgespannt ist 
Die Bindegewebsbflndel verkehren durch Anastomo- 
sen, die sich aber nur neben einander legen, ohne in 
der L&ngsrichtung mit einander zn verschmelzen. 
Durch Einblasen von Luft in das Mesenterium erhftlt 
man 2 Lagen , eine gef&sshaltige n. eine geffcsslose ; 
wahrscheinlich sind es drei, so dass die mittlere, ge- 
ftsstragende jederseits von einer gefhssfreien bedeekt 
wird. Die elastischen Netze liegen parallel derOber- 
flftche und sind durch senkrechte Anastomosen unter 
einander verbunden. 

Grosses Netz. Die Bindegewebsbilkchen, welche 
das Netzwerk des Omentum beim Hunde zusammen- 
setzen, haben einen continuirlichen Endotheltlberxug ; 


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120 I. Anatomic 

an den schmalaten B&lkchen wird deraelbe durch 
eine einzige rCbrenffirmig gebogene Endothelzelle 
gebUdet. Im Innem der Knotenpuukte der Biilk- 
chen finden sich noch Zellen, die nicht zum Endothel 
gebOren, aondern den Bindegewebabtlndeln dicht an- 
liegen. Die die Maachen umgebenden Bindegewebs- 
btindel aind nicht ringfbrmig nm dieaelben angeord- 
net (Rollett in Strieker’s Handbuch) , aondern 
sie durchkreuzen aich in geschlAngeltem Verlaufe so, 
dn«a ein Btlndel den Rand verachiedener Maachen 
bilden hilft und jede Masche von einer Anzalil Bttn- 
del begrenzt wird. Daa Netz dea Embryo und Neu- 
geborneu enthAlt keine Maachen; die Entatehung 
deraelben beobachtet man am beaten an Kaninchen 
von 1 — 3 Mon. , wo sie aich oft an demaelben PrA- 
parate in alien Entwicklungaatadien finden. Ihr Zu- 
atandekommen erfolge dadurch , daBS aich Lymph - 
xellen, welche in der aerdsen FlUaaigkeit der Bauch- 
hfthle achwimmen, an die OberfiAche dea Netzes an- 
heften and seine Endothellage durchboliren. 

Mesenterium dea Frosehea. Die Endothelzellen 
dee Meaenterinm beim Fro ache bilden atralilenfbrmig 
angeordnete Syatemo, in deren Centrum ein oder zwei 
runde, kdmige und betrAchtlich kleinere Zellen lie- 
gen. Hat man das Endothel weggepinaelt, so findet 
man die runden Oefinungen im Bindegewebe dea 
Meaenterinm, in denen dieae Zellen gelegen Bind und 
welche durch dieae wie durch Pfrdpfe verachlossen 
warden kdnnen. 

Die Meaoperikardialfalle, welche den Herzbeu- 
tel dea Hundes mit dem Sternum u. dem Diaphragms 
verbindet, beaitzt ein Bindegewebe, das aich dem 
retikularen Gewebe der Lymplidrtlaen nAhert. Die 
BAlkchen seines Netzwerkea entsenden nAmlich an- 
dere, welche aus den Ebcnen der HauptbAlkchen 
heraustreten , aich mit andem kreuzen nnd dann in 
die frfihere Ebene zurflekhehren. 

Daa Aufhdngeband der Leber dea Kaninchena 
beaitzt parallel neben einander liegende elaatiBche 
Paaern, dazwiachen wellige oder geradliirig verlau- 
fende Bindegewebsbflndel, je nach dem Spammngs- 
zustande dea PrAparates ; unter dem Endothel liegt 
jederaeita ein sehr feinea elastischea Netz. 

Daa Centrum tendineum. Auaaer den Sehnen- 
bllndeln der radialen Lage an der Bauchaeite und 
der cirkularen Lage an der Pleuraseite, welche von 
Ludwig und Schweigger-Seidel beschrie- 
ben Bind, giebt es zwiachen der eratern Lage und 
dem PeritonAalttberzuge noch ein Netz, das ana ana- 
atomosirenden stArkern and schwAchern Btlndeln zu- 
sammengesetzt iat. Man sieht es leichter fiber den 
Spalten zwiachen den radialen Sehnen - Btlndeln ala 
auf diesen aelbst. 

Die Oefinungen in dem PeritonfialUberzuge dea 
Zwerchfells liegen im Niveau der Maachen dieses 
Netxes. Sie zeigen aich bei Oamiumbehandlung und 
folgender FArbung ala kleine, runde oder lAngliche 
Figuren, die von einer Reihe kleiner, runder Zellen 
eingefaaat werden. Beim Senken dea Tubus ver- 


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i. Phyaiologie. 

aohwindet dieae Einfaaaong nicht, zum Beweise, dass 
aich die Zellen in das Inn ere fortaetzen, ao das* aich 
liier vollatAndige, von Zellen ansgekleidete Scheiden 
finden, die in die Hohlung der Lymphspalten fiber- 
gehen („Lymphgrfibchen“, „puits lymphatiquea 44 ). 
Die SilberimprAgnation dea Centrum tendineum zeigt 
zwiachen den grossen , polygonalen Endothelzellen 
Inseln von viel kleineren und rundlieheren Zellen, 
welche diesen Lymphgrtlbchen entsprechen. Lud- 
wig u. Schweigger-Seidel haben dieae Zel- 
len 8chon treffend beschrieben , nur lieaseu aie die- 
selben nicht zu kleinen Inseln, aondern zu lAnglichen, 
fiber den Spalten zwiachen den radialen Sehnen 
Btlndeln gelegenen Streifen vereinigt sein. Das 
Lymphgrtlbchen stellt die Communikation der Peri- 
tonAalhdhle mit den Lympligefftssen des Centrum 
tendineum her. Indem sich aber in seinem Grande 
eine Lymphzelle einlagert, kann diese Comnnurika- 
tion unterbrochen werden. (F. Hess e.) 

564. TTnterauchungen fiber daa Endothel 
der serSsen HAute ; von Fr. Tourneux. ( Jonm. 
de l’Anat. et de la Physiol. X. 1. p. 66. 1874.) 

565. TJnterauchungen fiber einige platte 
Epithelien in der Thierreihe ; von Fr.Tourne ux 
und G. Herrmann. (1. c. XII. 2. p. 199. 1876.1 

In der ersten Arbeit theilt T. die Beobaohtongen 
mit, die er an dem PeritonAnm von Batrachiern, ins- 
beaondere am Triton und Salamander , und an der 
Serosa des grossen retrope ritonAalen Lymphsackea 
vom Froach und der Krfite machte. Daa Haupt- 
ergebniaa ist der Nachweis von Zellen, vo» denen die 
Neubildung der Endothelzellen dieser aerilaen HAute 
auagelien soli. 

Fur die Untersuchung empfehlen aich Triton und 
Salamander mehr als Froach und Axolotl, well ihr Peri- 
toneum locker an dem benachbarf en Gewebe anhaftet und 
sich lcicht abnelimen liisst. Zur Anwendung kamen neben 
der Farbung mit Cannin und Hamatoxylin beBondera die 
Behandlung der seroson Haute mit SilberLosung (3 pr. mille) 
und Goldlosung. Bei ungunstigem Lichte erzielte T. gute 
Beduktion des Silbersalzes durcli kfmstliches Licht. (Die 
GoldlAsung wendet er so an, dass er ein Stuck der Mem- 
bran einige Minuten in 2proc. Essigsaure tauebt. dann 
4—5 Min. in einer lproc. GoldUSsnng und dann bis rum 
folgenden Tage wieder in der Essigsaurc liegeu lasst.) 

In einem grSssera Sttlck versilberten Peritonaum 
findet man in rerschiedenen Abataudcn von einander 
Zellenstreifen , die am Rande gesAttigtere FArbung 
zeigen. Die geaAttigteren Stcllen aind Protoplaama- 
klllmpchen, welclie unter den Endothelzellen gelegen 
aind. Sie achliessen einen Kern ein, drAngen das 
unterliegendc Gewebe etwas vor sich heT , zeichnen 
aich vor den Uberliegenden Endothelzellen durch viel 
gr5a8ere Vitalitat aus , indem aie durch das Silber 
braun gefArbt werden , wAhrend jene fast uugefArbt 
bleiben, und aind granulirt, wAhrend jene hyalin aind. 
Diese protoplasmatischeu Zellen bilden also eine 
zweite, nicht zuaammenhAngende Lage unter der 
obern Endothelachicht ; sie stellen im jtlngaten Sta- 
dium einen von nur sehr wenig Protoplasma um- 
achloasenen Kern dar, ao dass es bei der FlAchen- 


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121 


I. Anatomic n. Phyriologie. 


betraohtnng des Ferltonium den Ansehein gewinnt, 
aid hitte man eine Endothelzelle mtt zwei Kemen 
vor sich , von denen der eine von einem schmalen, 
dnnklen Hofe nmgeben sei. Mit der weitern Ent- 
wickelung der protoplasmatischen Zelle verschwindet 
allmftlig der Kern der dartlber liegenden Endothel- 
zelle , diese selbst erlangt eine grfissere , hornartige 
Consistenz , fftllt schltisslich ab und wird durch die 
inzwischen stark vergrbsserte , darunter gelegene 
protoplaamatisclie Zelle eraetzt, welche ihrerseits 
wieder denselben Ver&nderungen anheimf&llt. Durch 
Theilung der protoplasmatischen Zelle vor ihrer Um- 
wandlung in eine platte Zelle bleibt wahrscheinlich 
das Material fttr ktlnftige Neubildungen erhalten. 

An der Wand des retvoperitonilalen Lymphsaekes 
erhftlt man die beide serOse Ildhlen auskleidenden 
Endothelien leicht an demselben Prftparate. Man 
gewinnt ein seiches , indem man den Lymphsack 
leicht mit Luft aufblftat und anf seine Oberflftche 
einen Tropfen Osmi ums&urelSsung bringt. Die klei- 
nen Oeflhungen, welche den Lymphsack mit der 
Periton&alhdhle in Verbindung setzen, sind nnterdem 
Einflusse schrumpfender Agentien entstandeue Knnst- 
produkte. Dieselben entsprechen vielmehr kleinen 
Grfibchen, welche dadnrch entstehen, dass an diesen 
Stellen die bindegeweblge Grundlage der Membran 
eine Ltlcke zeigt, die von den Bindegewebsfasem 
schlingenfSrmig umfasst 1st. Das GrObchen senkt 
sich von der Peritonftalhfihle her in die Membran ein 
und erhftlt von den Endothelzellen des Peritoneum 
eine zusammenhftngende Anskleidung seiner Ober- 
flftohe. Den Boden des Grtlbchens nimmt eine proto- 
plasmatische Zelle ein, welche die unter ihr liegende 
Endothelzelle des Lymphsaekes unmittelbar bertlhren 
kann. Von dieser protoplasmatischen Zelle ans soil 
die Neubildung der Endothelien beider Hohlrftome 
erfolgen, und indem die Zelle herausffcllt, treten beide 
Hflhlen in Gommonikation. 

Nachdem man einem Frosehe In Wasser snapeodlrte 
Caxminkurnchen in die Periton&slhfthie gebraebt and ihn 
2 Tage nachher getodtet batte , fanden sich die Carmin- 
kfirnchen zwischen den beiden Endotbeliagen und an 
Orten, die den Grfibchen nicht entsprachen. Die daruber 
and darnnter liegenden Endothelzellen zeigten keine Spur 
von Verandernng. Die Injektion einer JodlSsung in die 
Peritonaalhohle , welche das Thier 11 Tage uberstand, 
batte zur Folge, dass das Endothel auf eine grosseFlache 
bin verschwand ; in der Gegend der Grfibchen fand sich 
eine bctrachtliche Proliferation von Zeilen. Als ein Stfick 
der Membran anf einen dnrchlfichertenKork geepannt nnd 
Wasser mit euspendirten Stark ekornchen darauf gegoseen 
wnrde , trat weder Flfisslgkeit dnrch die Membran , noch 
fand sich Starke anf ihrer Rfickseite wieder. 

Nach alledem, meint Tourneni, sind die 
serOaen Membranen mit einer einfachen and mmnter- 
brochenen Lage platter Endothelzellen bekleidet; 
unter dem Einflusse schrumpfender Agentien oder 
durch theilweise oder gftnzliche Abstossung einer 
Zelle konne es sich ereignen, dass zwei odermehrere 
ZeHen dnrch eine Art intercellnlarer Hflhle (Lacune) 
getrennt sind, (Me aber mr das Besnltat der Behand- 
luganethode sei. 

MeA. Jnhrtb. Bd. 172. Hft. 2. 

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Die zweite Arbeit enthftlt die Untemehungen 
vereohiedener Endothelien von Echinodermen (inner* 
Oberflftche der Kalkschale und Oberflftche der Ein* 
geweide), Anneliden(innereFlftche der tlussern Hfllle 
und Oberflftche der Eingeweide), Insekten undCrusta- 
ceen, Mollusken (Perikardium) , Pischen (Serosa des 
Bauches und deT Schwimmblase) , Batracbiern nnd 
Vflgeln (Luftsficke mit ihren Fortsfttzeu in den 
Knochen). Sie bestfttigen den frtlhem Satz, dass das 
Endothel eine onunterbrochene Lage ohne Oefftmn- 
gen bildet (sans perforations ni stomates). Ausser- 
dem finden die Vff. in ihnen eine nene Stfltze daftfcr, 
„das8 die Unterscheidung zwischen den anatomischen 
Gebilden, die gemeiniglich unter dem Namen von 
Epithelien und Endothelien bezeichnet werden, nicht 
existirt, oder wenigstens nur anatomischen Lokalisa- 
tionen entspricht, indem beide Arten von Epithelien, 
wenn sie sich auf eine und dieselbe Oberflftche fort- 
setzen, allmftlige Uebergftnge zeigen (Lnftsftcke etc.), 
und indem sie beide ihre Oeffimng von der Diflteren- 
zirnng eines nnd desselben anatomischen Elementes 
nehmen (Auskleidungszellen der Pleuroperitonftal- 

hftlile, welche sich einestheils in Endothel Perito- 

nftum — , anderntheil8 in Flimmerzellen — Mailer’s 
Gang, weiterhin Tube) nmwandeln." Es ist deshalb 
aueb in beiden Arbeiten der Name ,, Endothel" mit 
„Epithel“ vertauscht. Wir haben uns dem nicht an- 
geschlossen , weil wir die Grttnde , die von physiolo- 
gischer und entwickelungsgeschichtlicher Seite her 
ftlr die Verschiedenheit beider Zellenarten spreehen, 
durchaus nicht genfigend widerlegt finden. 

Die Arbeiten deutscher Forscher, welche rich 
zuerst bemUhten , die Bahnen aufzufinden, dnrch 
welche die Lymphe dnrch serOse Membranen trete •), 
hat Herr Tourneux mit Consequenz verschwiegen. 
Wir sind entfernt, ihm einen Vorwnrf dartlber zu 
machen, denn die Wichtigkeit des Gegenstandes 
durfte ilm die Bekanntschaft seiner Leser mit jenen 
Arbeiten vorauasetzen lassen ; am so mehr da sie die 
Bestfttigung eines Ausspruches enthalten, den Bichat 
in bewundemswerthem Scharfeinn schon vor 60 J. that 
In Bichat’s „ Traits des membranes" (1816) heisst 
es wOrtlich : „Les absorbants s’ouvrent par une in- 
finite d’orifices sur les membranes sdreusej". Von 
einer Widerlegung der in jenen Arbeiten mitgetheil- 
ten Befunde kann um so weniger die Bede sein , als 
Tourneux das dort benutzte Versuchsthier (Ka- 
ninchen) ganz unberticksichtigt lieas und die an 
andern Thieren beobachteten Verbaltnisse einfach 
auf die Sftugethiere tlbertrug. 

Die Forderung, Oeflhungen in der Serosa an 
suehen, entstand, als v. Recklinghausen den 


*) von Recklinghausen , Zmr Fettrecorption 
(1843). -Hit, Haute u. HChlen des Kfirpera (1806). — 
S eh we i gger-$ eid e 1 and Dogiel, Ueber die Perlto* 
nislhdhle bei FrCsehen and ihren Zaasmmenhang mit dem 
Lynpfasysteme (1880). — Ladwig nnd Schweigger- 
Soldel, Usher das Csntnna tendiaeam dee ZwercbfeB* 
(1888). 

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122 


II. Hygieine, DiAtetik, Pharmakoiogie u. Toxikologie. 


direkten Uebergang feiner kdrperlicher Bestandtheile 
aus der Bauchhflhle dee lebenden Thieree in das 
Lymphsystem beobachtete. Derselbe Forscher wies 
nach, dass die zu erschliessenden Verbindungen 
zwischen der BauchhShle und dem LymphgefAss- 
system im Zwerchfell zu suchen seien, ohne aber den 
anatomischen Nachweis von Oeffnungen in der Endo- 
tbellage dieses Organes liefern zu kftnnen. Ludwig 
und Sell weigger- Seidel best&tigten v. Reck- 
linghausen’s Beobachtungen , indem sie die 
Lympbgefilsse des Zwerchfells unter Anwendung der 
kllnstlichen Athmung fllllten. Sie vervollstAndigten 
aie durch eine klare Schilderung der Lymphwege und 
der Anordnung der Sehnenbiindel des Centrum ten- 
dineum. W&hrend es aber auch iknen nicht gelang, 
die geforderten Oeffnungen im Peritonilal-Deberzuge 
mit rilckhaltloser Sicherheit zu erkennen, hatten fast 
gleichzeitig Schweigger-Seidel und Dogiel 
den Nachweis derselben in der Wand des retroperi- 
tonkalen Lymphsackes des Frosches beigebracht. 
Sie erw&hnen auadrtlcklich die trichterformige Ge- 


stalt der Oefinungen, deren kleineres Lumen dem 
Lymphsacke zugekehrt ist Die Gruppen kleinerer 
Zellen im Peritoniliun des Zwerchfells beim Kanin- 
chen , welche den mehr indifferenten Charakter der 
Lymphkdrperchen haben, liessen Ludwig and 
Schweigger-Seidel aus den Zellen der Seroaa 
selbst durch Theilung entstanden sein und vermuthe- 
ten hier einen Ort fttr die Neubildung von Lymph- 
zellen. 

His fllhrte auf Grund entwicklungsgeschicht- 
licher und pbysiologischer Beobachtungen die na- 
mentliche Trennung der „Epithelien u. Endothelien“ 
ein. 

Ranvier ’s Angaben bieten eine werthvolle 
UnteratQtznng jener Arbeiten, indem sie die Oeflhun- 
gen in der Endothellage des periton&alen Ueberzugs 
des Zwerclifells und ikren Zusammenhang mit den 
Lympligefessen desselben best&tigen. Die Stellung, 
welche Ranvier den Lymphzellen zu diesen Oeff- 
nungen anweist, bedarf jedoch der Bestfttigung durch 
weitere Untersuchungen. (F. H e s s e.) 


II. Hygieine, DiStetik, Pharmakoiogie u. Toxikologie. 


566. Ueber den NShrwerth der Legumi- 
nosen nnd ihre Bedeutung als Krankenspeise ; 

von Dr. Adolf Strtlmpell. (Deutsoh. Arch. f. 
klin, Med. XVII. 1. p. 108—119. 1875.) 

Bek&nntlich hatte Prof. B e n e k e *) die Ver- 
wendung der Leguminosen als Krankenspeise warm 
empfohlen , dabei aber die Nothwendigkeit hervor- 
gehoben , dieselben in thunlichst feiner Zertheilung, 
als Mehl, anzuwenden. 

Auf Grund dieser Empfehlung hat Herr Harten- 
ttein in Niederwiesa bei Chemnitz (jetzt Hartenstein 
n. Co. in Chemnitz) ein Pr&parat unter dem Namen 
„Legnminose“ in den Handel gebracht, welches als 
„fein8t vertheiltes Leguminosen- und Cerealienmehl“ 
bezeichnet und als Nahrungsmittel ftlr Magen - und 
Darmkranke , Typhusreconvalescenten , Phthisiker 
u. dgl. sehr empfohlen wird *). Um zu einem sichern 
Urtheil liber den wirklichen NAhrwerth der Lcgnmi- 
nosen zu gelangen , stellte Vf. zuerst eine chemische 
Untersuckung des Mehls und dann einen ErnAhrungs- 
versuch mit demselben an aich selbst an. Die wich- 
tigsten Resultate der chemischen Analyse zweier mit 
I und n bezeichneten Sorten der Hartenstein’schen 
Leguminose waren : 


>) Berl. kiln. Wchnschr. Nr. 16. 1872 : Ueber einen 
Ersatz der FleUehnahrung bei Reconvaleacenten , ver- 
schiedenen Kr&nkheitszustanden dee Magena and Darm- 
kanals und bei nnbemittelten Kranken. 

*) Dieee Legnminoee wird in 4 Mi sch ungen dar- 
geatellt, in denen die stickstoffhaltigen Snbstanzen in dem 
VerhaltniBse von 1:2.3, 1:3.3, 1:3.9, 1:4.8 stehen. 
Diesel be ist von Prof. Beneke (Berl. kiln. Wchnschr. 
1874. Nr. 22) sehr anerkennend besprochen worden und 
es llegen anderweite Zeugnisse von anerkanaten aratilchen 
Autoritaten f6r die Brauchbsrkeit derselben In grSsserer 
Anzahl vor. 


100 Mehl enthalt Sortel. Sorte II. 
Trockensubstanz 89.9 89.0 

Waeeer . . . 10.1 11.0 

Eiweiss . . . 21.28 14.19 
Kohlehydrate . 61.6 76.4 

Qesammtsalze . 2.80 2.06 

Somit ist der chemische Gebalt an N&hrstoffen 
besonders bei der Sorte I ein sehr reichlicher. Um 
zu entscheiden, ob diesem so zu sagen ,, chemischen 
Nahrwerthe" auch ein gleich hoher physiologischer 
Nfihrwerth entspricht, d. h. ob die N&hrstoffe auch 
in einer fUr die Assimilation gttnstigen Form und 
Vertheilung vorhanden sind , bestimmte Vf. in einem 
Versuche, wie viel von den mit einer bestimmten 
Menge Mehl in den KOrper eingefdhrten Eiweiss- 
kflrpern und Kohlehydraten resorbirt, wie viel davon 
mit dem Kothe wieder ausgeschieden wurde. Der 
Versuch ergab , dass nur ca. 10°/ 0 des genossenen 
Sticks toffs nicht resorbirt wurden. Die Ausnutzong 
deT Leguminose in Bezng auf ihre Eiweisssubstanzen 
kommt der Ausnutzung des Fleisches sehr nahe. 
Noch vollstUndiger schien die Resorption der St&rke 
erfolgt zu sein. r 

Wahrend mithin die bisherigen Erfahrungen sehr 
zuGunsten der Leguminose sprechen, so stehen ihrer 
Anwendung doch auch einige wichtige Bedenken 
entgegen. Die Leguminose wird fast stets in Form 
der Suppe angewendet (ein Essldffel Mehl auf einen 
Teller Suppe, mitWasser oder weit besser mit Milch 
gekocht). Die absoluten Mengen des Mehls, welche 
in dieser Form genossen werden kOnnen, sind wegen 
des nicht sehr angenelimen Geschmacks und wegen 
der dicklichen Consistenz der Suppe nur gering. Vf. 
empfiehlt die Leguminosensuppe daher besonders mxr 
in den Fallen , wo eine ausreichende ErnAhrung der 
Kr. flberhaupt kaum durchfdhrbar ist, so besonders 


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II. Hygieine, Diitetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


123 


bei Magen - and Darmkat&rrhen der Kinder mit so 
grosser Reizbarkeit der Masbulatur , dass festere 
Speisen ttberhaupt nicht vertragen werden. Sehr 
empfehlenswerth ist die mit Milch gekochte Legumi- 
nosensnppe zur Ernkhrung mittels der Schlundsonde 
bei Oesophagus - Affektionen , Pharynx- Lkhmungen, 
Geisteskranken u. dgl. , weil in alien diesen Fallen 
anf den Oeschmack der Suppe keine Rflcksicht ge- 
nommen zu werden braucht. 

Zum Vergleiche stellte Vf. auch einen Aus- 
nuteun gsverauch mit auf gewflhnliche Art gekochten 
L insen an. Es ergab sich, dass trotz des hohen 
ehemischen Nkhrwerthes der Linsen 40 °/ 0 der in 
ihnen enthaltenen Eiweisssubstanzen unverdaut wie- 
der den Darm verliessen, also ein 4mal so ungHrati- 
ges Verbal tniss, als es bei dem feinen Mehl gefunden 
wurde. (Winter.) 

567. Ueber den Binfluss elniger Arznei- 
mittel anf den Oasaustansch bei Thieren ; von 
Dr. H. v. Bflck und Dr. J. Bauer in Mtlnchen. 
(Ztschr. f. Biol. X. 3. p. 336—372. 1874.) 

Wfthrend nach bekannten Untersuchungen Back’s 
der frtlher statuirte Einfluss von Arzneimitteln anf 
den stofflichen Umtausch der Gebilde in verlangsa- 
mendem oder beschleunigendem Sinne denselben gar 
nicht oder nur in sehr untergeordnetem Maasse zu- 
gesprochen werden kann, sind bezflglich der Kohlen- 
sknreansscheidung Faktoren, wie Muskelbewegung 
trad Rohe, Wachen und Schlaf bek&nnt, welche nn- 
abhfingig vom Ernkhrungazustande und der Zufuhr 
anf die Grasse derselben modificirend einwirken. Von 
vornherein ist es wahrscheinlich , dass eine Anzahl 
von Arzneimitteln auf die Grasse der Sauerstoffauf- 
nahm e und Kohlenskureabgabe in der Weise einen 
Einfluss austtbt, dass entweder bei gleichbleibender 
Zufuhr direkt auf das Zerlegungsvermagen der zelli- 
gen Gebilde , oder aekundkr , nachdem zuerst be- 
stimmte nervase Centralorganq afficirt wurden, in 
Folge verknderter Athmung, Cirkulation oder Muskel- 
bewegung , auf die Grasse der Kohlensftureausschei- 
dung verkndernd gewirkt wird. Letztere Wirkung 
aber kann wieder eine zweifache sein. Nur kurze 
Zeit kann durch ausgiebigere oder weniger ausgiebige 
Ventilation die schon in den Sftften vorhandene CO s 
besser abgegeben oder aufgespeichert werden ; splter 
handelt es sich stets am eine Aenderung in der Pro- 
dnktion nicht durch direkten Einfluss des Sauerstofls, 
sondem zufolge der Muskelbewegung oder rascherer 
Zufuhr des Materials zu den Zellen , wodurch sekun- 
dir Sauerstoff in Beschlag nehmende Zersetzungs- 
produkte resultiren kbnnen, oder endlich urn Spal- 
tung der in den Kdrper eingefllhrten Substanzen 
selbst unter Bildnng von Kohlensknre innerhalb des 
KOrpera , in welchem Falle aber , um eine sichtbare 
Wirkung zu entfalten , grdesere Mengen nothwendig 
smd. 

Vff. untersuchten im Zustande gleicher Ernkh- 
nmgsverhkltnisse an normalen Thieren die Modifika- 

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tionen des Kohlenskureanstaosohee nach Einverleibang 
von Morphiam , Chinin , Alkohol und Digitalis. Be- 
zflglich der zahlreichen Versuchsprotokolle und Ta- 
bellen mit Hillfe des kleinen Voit’schen Respirations- 
apparates muss auf das Original verwiesen werden. 
Die Resoltate lassen sich in Folgendem znsammen- 
fassen. 

1) Morphium kussert auf Katzen und Hunde 
beztlglich der HjO- und COj-Ausscheidung diametral 
entgegengesetzte Wirkungen. Bei ersterem Thier 
erfolgte nach Einftihrung von 0.05 Grmm. Morphium 
nur eine bedentende Steigerung der genannten gas- 
farmigen Aussclieidungen bei einer verhkltnissmkssig 
geringen der Sauerstoffaufnahme , so dass von dem 
verbrauchten Sauerstoff ein haherer Procentsatz als 
C0 2 wieder erschien, als an Normaltagen. Beim 
Hunde dagegen hatte die Einverleibung des Morphium 
eine betrkchtliche Verminderung der H,0- und C0 9 - 
Ausgabe und eine verhkltnissmkssig kleine Abnahme 
der Sauerstoffaufnahme zur Folge , so dass wkhrend 
der Morphiuinnarkose ebenfalls ein grasserer Antheil 
Sauerstoff als CO s abgegeben wurde, als in der 
Norm. Ursache dieser Verschiedenheiten im Verhal- 
ten beider Thierspecies ist der alsbaldige Ausbruch 
der heftigsteu toniscben und klonischen Krkrapfe bei 
der Katze, verbunden mit Zunahme der Athem- 
freqnenz und Pupillenerweiterung, wkhrend der Hand 
abbald einer tiefen, mit Muskelerschlaffung und 
Herabsetzung der Athemfunktion verbundenen Nar- 
kose anheimfiel , so dass bei der Katze das Excita- 
tions-, beim Hunde dagegen das Depressionsstadium 
in besonders prkguanter Weise hervortrat. Morphium 
beeinflusst sonach den Gasaustausch nur indirekt, 
indern es im ersteu Stadium seiner Wirkung den- 
selben durch Hervorrafimg stftrkerer Muskelbewe- 
gungen erhaht , im zweiten aber , wo betreffs der 
Muskelthktigkeit die entgegengesetzten Verhkltnisse 
obwalten, herabsetzt. Neben diesen Verknderungen 
der Muskelleistuug spielt beim Zustandekommen der 
geschilderten Ersclieinungen sehr wahrscheinlich auch 
die durch Morphium erzeugte Herabsetzung der Er- 
regbarkeit des Athemcentrums eine Rolle. 

2) Sebr khnlich war das Verhalten des Gasaus- 
tausches , wenn Ckitiin zu 0.3 Grmm. subcntan bei- 
gebracht wurde. Bei kleinern Gaben war bei einer 
Katze die COj-Abgabe und Sauerstoffaufnahme ver- 
mindert, bei grossen dagegen vermehrt. Bei 2 Him- 
den , wovon der eine am Versucbstage 24 Std. ge- 
hungert hatte, trat nach Chinininjektion in den Magen 
eine Zunahme der COj-Ausscheidung (von 37.0 bis 
zu 71.9 im Mittel) ein. Ein tkglich gleichmkssig 
ernfthrter zweiter Hund zeigte ein analoges Verhal- 
ten , welches im Auftreten von Muskelkrkmpfen and 
Freqaenterwerden der Respiration nach der Chinin- 
beibringung seinen Grund hatte. Chinin vermindert 
sonach , in kleinern Dosen beigebracht , durch seine 
Einwirkung auf die Zellen und den hiervon abhkngi- 
gen verminderten Verbrauch eiweiasartigen Materials 
Sauerstoffaufnahme u. Kohlenskureabgabe , vermehrt 

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124 


II. Hygieine, Di&tetik, Phannakologie u. Toxikdogie. 


P 

dagegen letztere nach Bdbringung grosser Gabon 
durch Hervorrufung heftiger , durch Einwirkung dee 
in die Blutbahn Ubergjgangenen Chinin auf moto- 
risehe Centren bedingter Krftmpfe , welche einen 
stirkern Verbrauch stickstofffreier Substanzen nach 
aieb ziehen. Beim Meusehen, wo Chinin aueh in 
grossen Gaben KrUmpfe nicht zu Wege bringt, be- 
wirkt der Chiningebranch wohl stets Verminderung 
des Stoffumsatzes. 

3) Alkohol bedingt, in kleiner Dosis eingefilbrt, 
Verminderung der Kohlens&ureabgabe. Letztere 
dtlrfte mit Verminderung der Zersetzung des Nfthr- 
materials zufolge einer Aenderung der Zellenthitig- 
keit oder Abnahme der Leistung des Herzens und 
der Respirationsorgane zusammenhiingen. EinfUlirung 
grosser Dosen zieht dagegen Vermehrung der H s O- 
und COj-Abgabe deswegen nach sich , well die ver- 
mebrte Muskelthatigkeit und Unruhe der Thiere zu 
Mehrverbraucb stickstoffhaltiger Substanzen fflhren 
muss und ausserdem wohl aueh die Produktc der 
Verbrennung des Alkohols mit in Anschlagzu Imogen 
sind. 

4) Digitalis erhdht in kleinen , die Herzthfitig- 
keit and den Blutdruck steigemden [aueh das Athem- 
eentrum reizenden ; vonSchroff] Dosen H,0- und 
COj-Abgabe (von 125.75 Grmm. auf 136.5 Grmm. ; 
l°/o Digitalisinfus) und Sauerstoffaufnahme (von 
156.8 Grmm. auf 164.6 Grmm.), vermindert sie 
dagegen in dem paralytischen mit Drucksenkung, 
Pulsretardation und Herabsetzung der Erregbarkeit 
des Athemcentrum Hand in Hand gehenden letzten 
Stadium der Digitalisvergiftung. (H. K Shier.) 

568. Znr Kenntnisa der Arsenwirkungen ; 

v<m Prof. C. Gflthgens in Rostock. (Med. Centr.- 
Bl. XHI. 32. 1875.)| 

Veranlassung zu den von Vf. in Gemeinschaft 
mit Stud. med. Albr. Kossel (vgl. Arch. f. expev. 
Pathol. n. Pbarmakol. V. 1 u. 2. p. 128. 1873) 
angestellten Untersuchungen gab der Parallelismns 
zwischen Fieber, Zuckerharnruhr und Phosphorver- 
giftnng — Zust&nden , bei welchen nach H u p p e r t 
allein eine bemerkenswerthe Steigernng in der Zer- 
setmmg des Organeiweisses vorkommen soil. Die 
Phosphorvergiftnng zieht ausserdem A uft re tea von 
Fett in versehiedenen inneren Organen nach sich. 
Nach Salkowsky ist dasselbe bei der Arsen- und 
AaUmonvergiftung der Fall. Giebt man femer der 
sebr plausiblen Ansicbt Raum , dass das Fett sich 
ans demlnhalte derZellen derLabdrflsen, der Leber, 
der HarakanSlchen etc. bilde, so wird man durch die 
Frage nach dem Schicksale des Stickstoffantheiles 
in jenem in Fett umgewandelten Zeileninhalte zu der 
Vorstellung geftthrt, dass dem Arsen ebenso wie dem 
Pbeapbor die Wirkung einer gesteigerten Zaraetamg 
des Organeiweisses zukommen mtlsse. 

Ein 21 Kilo sohwerer, dressirter Hund wurde zuvot- 
derst 16 Tage gleichm&ssig , aber uagenugend ernahrt. 
Hierauf ruusste er voile tSndlg hungern und bekam nnr 
Wssser mit der 8chlnndsonde und Natriumarseniat In 
•k# Oblate elngeh&UL Ham und Exkromeate warden 


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gesammelt and analysirt. Binnea 8 Tagen hatte das Thier 
39.6 Grinm. N (— 4.9 fur den mittlern Versuchstag) aus- 
geschieden ; am nSchstfolgenden 4.7 Ormm. , so dass mit 
ElnfGhrung der zu prdfenden Subetanz begonnen warden 
keante. Er erhielt bo nach am 10. Tage 0.08 Onaw. 
Natriumarseniat , welche Dosis im Verlauf der niichstcn 
6 Tage bis auf 0.2 Grmm. erhSbt wurde. Obwohl die 
w&hrend letzterer 6 Tage im Mittel ausgeschiedcne N- 
Menge von 4.8 Grmm. mit den von Bdck geftandenen 
Zmhlen gut ubereinstlmmt , so machte sich doch sehon ia 
dieser Periodc unter Beruckaichtigung dos Umstandos, dass 
am vorletzten und namentlich am letzten Tage derselben 
ein Theil der Nahrung dem Stoffweoheel durch Erbrechen 
entzogen wurde, die Tendenz eines langsaraen Ansteigeas 
der N-Ausscheidung bemerklich. Am 16. Tage flel alle 
Ernahrung, bis auf Einfuhrung von Wasser, fort und aueh 
die Arseugaben wurden ausgesetzt. Wahrend der Zeit 
vom 16. bis 27. VersuchBtage fand nun ein stetigea An- 
steigen der StickBtoffansscheidung von 4.6 auf 4.8 — 6.9 
— 6.6 — 6.8 — 7.8 — 8.4 und 8.7 mit nur geringen 
Intern issionen der steigenden Tendenz statt. Die Be- 
stimmung des N fand nach Liebig’s und Seegen’e 
Methoden statt. Der Hund befand sich, von etwas War- 
gen und Erbrechen abgesehen , in der ersten Zeit wohl, 
sprang in grossen Satzen aus dem Kaflg etc. , am Ende 
des 27. Tages Jedoch wurde Parese der Hintcrbeine be- 
merklich. Am 28. Tage , wo der Hund die gTOsse Gabe 
von 0.3 Grmm. Natriumarseniat erhielt, war er indessen 
so kraftlos, dass er auf der Seite iiegen biieb, bo dass der 
Harn nicht mehr gesammelt werden konnte und das Thier 
getddtet werden rausete. Ans dem Harnstoff berechaet 
belief sich die N-Ausscheidung am 27. Tage auf 8.3 bis 
8.34 Grmm. in 24 Stunden. Die Steigerung der N-Aus- 
scheidung hangt somit vorliegendenFalles mit vermehrter 
Ilarnstoffproduktton zusammen ; Peptone und Mlichsaore 
fanden sich in dem analysirten Harn dagegen nicht vor. 

Vf. schliesst aus diesen, allerdings durch toxisebe 
Gaben Arsensfture gewonnenen Resultaten , dass im 
Wesentlichen such der Effekt medicinischer Down 
dieses Mittels derselbe sei , bez. dass man aus der 
Beobachtung, wonach Itagere Zeit einverleibte grte- 
sere Gaben Natriumarseniat das Verhalten der N- 
haltigen Kbrperbestandtheile wesentbeh ver&ndern, 
den Wahrscheinbchkeitsschlass ziehen dflrfe, d«a« ea 
sich aueh in kleineren Dosen gegen die wichtigeren 
Gewebe des Thierkorpers nicht indifferent verhalten 
werde. Dem entspreehend ware ferner anzunehmen, 
dass die durch medicinale Gaben von Arsen bewirk- 
ten Ver&nderungen der eiweissartigen Korperbestand- 
theile, die fQr die Erzielung gewisser Heileffekte, 
z. B. gegen Hautkrankheiten , ausreichen mogen, 
keineswegs deren vollstkndigen Zerfall bewirken, in 
Folge dessen ihr N-Antheil in Form von Harnstoff 
in den Harn tlbergehen mtisse. Letzterer enthieit 
wahrend des Bestehens der Areenvergiftung Eiwetss 
und Gallenfarbstoff; nur die Labdrttsen und geraden 
Harnkanklchen waren verfettet (H. Ktthler.) 

569. Toxikologische Uittheilungen ; von 
C. A. Ewald, Jackson und Marion, A. Ra- 
buteau, Mayen$on und Bergeret. 

Unter dem Titel n Aether athmer" beriohtete 
Dr. C. A. Ewald in Berlin (Berl. klin. Wchnschr. 
XII. 11. p. 133. 1875) fiber folgenden interessanten 
Fail gewohnheitsgem&ssen Selbstfltherisirens , nm 
sich mystiache Trauobilder whhrend der Narkose 
vorachweben zu basen. 


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126 


II. Hygieine, DilMik, Pharnnkologie n. Toxikologie. 


Der In weHeren Kreisen Berlins nster dem Mum 
„ Aetbsrfritze“ bekaante 32JShr. Kranke , welober durcb 
seine Eeidenschaft sich mit Aetherdampfcn zu betauben, 
ans einer achtbaren Existenz in die zerruttetsten Verhfilt- 
nlsee herabgesnnken 1st, meldete sich mit Klagen fiber 
aUgemeine Schwache , Mattigkeit, Muskelzittern und Ap- 
petltmangel auf der Frerichs ’schen Abtheilung der 
CTiarihS ; sein verwabrlostes Aeussere contrastlrte mit 
seiner geMldeten Sprache ; ansserdem del an ihm ein star- 
ker Oerncb nacb Aether, auf welchen er selbst aufmerk- 
sam maohte , auf-; die Exploration ergab ausser einem 
Lebertnmor niehts yon der Norm Abweichendes. Friiber 
ein nttehterner, fisthetischen nnd philosophischen Studien 
ohttegender , indeseen etwas zn mystisehen Tranmereien 
hinneigender Mann , hatte Pat. vor Jahren eine popular® 
Schrift Dieffenbach’s fiber den Aether, welcher die 
Produktivitfit zn beleben vermoge . gelesen nnd glaubte 
im Aetber das Mittel, „ welches seine dichterlsche Phan- 
tasie befruehten nnd die durre Halde seiner Philoeopheme 
ergrfinen maohen sollte-, gefunden zu haben. 1m Dee. 
1865 sucbte er zura ereten Male den gewunschten Erfolg 
durcb Inhalation von 60—75 Grmm. Schwefelather aus 
einem eweekentsprechend znsammengelegten Taschen- 
taebe zn ertielen. Er hatte , nachdem Ihm die Besinnnng 
geechwunden, eine Keihc lebhafter, sich, wie es scheint, 
ans theolog. - mystischen Vorstellungen zusammensetzen- 
der Wahnbilder, in welchen, wie helm Opium- und Ha- 
seirisebransch , dae Hinwegsetzen fiber Kaum und Zeit 
eine grosse Kollo spielte. Er glaubte ganzc Welten zu 
dorchmessen , nncndliche Zeiten durchlebt zu haben und 
gieichwohl lehrte ihn sein Licht nach dem Erwaohen, 
daw er kaum eine Viertelstunde betaubt gewesen sein 
konntc. Erbrecheii oder sonstige Uebelstande stellten 
sieh nach dem Aetherrauscbe niemals ein, Scbmerecn 
lieesen Pat nie zum Aether greifen , sondern er benutzte 
denselben am der Narkose widen als ein reines Genuss- 
mittel. Weil bei der ersten Narkose die Bctaubnng gc- 
rade in dem Moment fiber ihn gekommen war, als er sich 
dem Ziele seiner Wunsche naho glaubte, wiederholte Pat. 
das Experiment; mit immer grosseren und grosseren 
Dssen gelang es ibm jedoch niemals wieder , sich in die 
glazuende, farben- nnd bilderreiche Traumwolt der ereten 
Narkose hiniiberzulullen. Trotzdem wurde schr bald das 
Eaperiment zur Gewobnheit und der anfangs sparlich an- 
gestellte Vereuch zum Trieb und jene ursprungliche Sehn- 
saebt nach dem Erhabenen, Unendlicheu erstickte in der 
Gier nach einem Keiz , welcher 1 angst alle Charaktere 
einer geueinen shinliehen Leidenschaft angenommen 
hatte. So knm Pat. dazu , sich seiner immer zerrutteter 
werdenden Verhaltnisse ohnerachtet von Apotheke zu 
Apotheke laufend manchen Tag 2 Pfd. Aether in kleineren 
Quantitaten zusammenzukaufen und anch ausserhalb sei- 
ner Wohnnng ans dem Taschentnche zu „athern a , bis er 
im Laufe von fiber 10 Jahren dahin gelangte, als Obdaeh- 
loser seine NSchte Im frelen Felde , Spelnnken oder Poli- 
zelgewahrsam znzubringen. Als sich die Folgcn dieses 
Lebens an ihm anch physisch bemerklichmachten, suchte 
er ans den Eingangs bemerkten Griinden die Charite auf. 

Pat. zeigt einen geringen Tremor, leichte Iojektioo 
der Conjunctivae bulbi und verrfith durch Niehts in seinen 
Gesprachen eine geistige Stfirung. Sein GedachtniBs hat 
nicht gelitten , seine Gedanken sind klar , sein Styl flies- 
send und elegant nnd sein unsteter schener Blick , wie 
sein stilles gedrficktes Wesen darf wohl auf Rechnung dee 
Bewusstseins seiner Verkommenheit gesetzt werden. Der 
Charakter seiner Vorstellungen blieb von An fang an ein 
aosschliesslich mystischer, freivon erotischer oderbacchi- 
scher Beimengung und 1st somit durchans von seiner vor- 
herrschenden Nelgnng abhangig geblieben. — Es wurde 
ein Aetherislrungsversnch mit 807 Grmm. Aether (aus 
etaMQ Bentel in 33 Minuten eingeathmet) in der Charite 
nnd uater genaaer Protokoliirwug alter dabei auftretenden 
Ereeheinungen, wie Mydriasis, Znnebmen derEnergie dee 
Pnlsee etc., aagesteUt. Pat. verttel hjeraaeh, nach vor- 
woggahender hafttger Excitation , nar in due sehr kune 


Narksse nnd entbfelt der Harn danasJi wetter Zmker, 
noch Gallenfarbstoff. Behandlnng : kalte Vollbfider, Ana- 
leptika [Erfolg nicht angegeben]. Extr. cannabis indicae 
erzeugt bel dem ffir die Wlrkungen des Haachisch- 
haraes sehr empfanglichen Pat. angenehme Phantasmago- 
rien von schSnen Garten , Tempeln , Springbrunnen etc., 
denen er sich jeden Augenblick entziehen kann, am die 
WSnde der Charitdkrankensale vor sich zu sehen. 

Ueber eine tOdtlich verl&ufene Oeahdur ever gif- 
tang machten Dr. J. B. S. Jackson in Boston und 
Dr. H. E. Marion in Brighton (Boston med. Journ. 
XC. 16; Oct. p. 445. 1875) Mittheilung. 

Ein Zimraermann von 33 Jahren kebrte, nachdem er 
anscheinend ganz wohl weggefahren war, um Geld einzu- 
kassiren, unwohl nnd mit langsamem , nnsieherem Gange 
nach Ilanse zuruck. Hfinde und Gesicht zeigten eine H- 
vide Farbe nnd wsren eiskatt anznffihlen, Pat. konnteaar 
mit Muhe dann und wann ein Wort hervorbringea ; er 
fragte , ob etwas Kalk oder Magnesia zur Hand ware, 
klagte fiber furohtbare Schmcrzcn im Magen und nahm 
ausser Magnesia anch Pfefferminz- nnd Ingwcrthee, er- 
brach jedoch jeden Tropfen Flfissigkeit sofort wieder. 
Trotzdem wunschte er nicht, dassein Arztgerufen werden 
sollte. So blieb das Beflnden wahrend der ersten 2 Tage 
unverandert. Am 3. besuehtc Dr. Marion das kranke 
Kind des Pat. nnd wurde von dessen Fran ersncht, auch 
dem anscheinend an Pnenmonie Ieidenden Manne seinen 
Beistand zn widmen. Er fand Pat. in der Ufiekenlage im 
Bett vor , Gesichtsfarbe und Ilauttemperatur waren die 
oben gescbilderten ; die Cirkulation in den Hautcapillareu 
schien ganzlich zn stock on , an der Radialarteric war der 
Puls gar nicht , an der Brachialis nur mit Mfihe ffihlbar. 
Das Bewnsstsein erschien nngestdrt u. die Papilleu waren 
normal ; die Zunge war wenig belcgt. Es bestand bedeu- 
tende Dyspnoe und laute Rasselgerausche waren nicht 
nur weithin horbar , sondem machtcn auch eine genaue 
Exploration der Brustorgane nnmdgttch. Pat. gestand, 
etwa 60 Grmm. Oxalsaure eingenommen zu haben; er 
hatte sogar eine noch grossere Menge in selbstmordorischer 
Absicht gekauft. Knhlensanres Ammon, Brandy und er- 
nahrende Klystire warden ohne jeden Erfolg angewandt. 
Pat. lebte noch 2 Tage ; dann del er in DeMrlen, w&hreati 
deren er das Bett verliees und starb. 

Die Obduktion, 26Std. p.m., ergab auageeprooheae, 
allgemcine Starre , Livor besonders in den nach hinten 
belegenen Thellen ; 10 Unzen blutiges Serum in dem 
rechten Cavum pleurae; I.ungenBdem. Das Her* war 
welk und fiber die Norm ausgedehnt. Die WSnde dee 
link en Ventrik els dagegen erschienen hypertrophisoh ; dae 
linke Herz war leer ; in der rechten Seite , der V. cava 
und den PnlmonalgefSsscn fanden sich weiche, donkle 
Blntcoagnla in grosser Menge vor. Die MHz ,'war sehr 
gross , dunkel und erweicht , ebenso war auch die Consl- 
stenz des sonst normalen Nierengewebes geringer, als in 
der Norm. Der Magen zelgte mittle Grosse , fuhlte sleh 
fleischlg und sogar etwas fest an und hatte ein etwas 
troekenes Ansehen , etwa als ob er einige Zeit in Spirltus 
anfbewahrt und dann dem Einflnss der atmosphfirischen 
Luft ausgesetzt worden ware. Durch auf der Aussen- 
flaohe in der Langsrichtnng parallel verlanfende Streifen 
erhielt der Magen eine mnzlige Beschaffenheit. Die 
Anssenflache erschien dabei weiss, wie mit Kalk bestreut 
oder als ob das Praparat eine Zeit lang in SublimatlSsung 
gelegen hfitte. Beta Auftchneiden des Magens wurden 
3 Unzen strohgelber Flfissigkeit entleert. Alle venfisen 
Gefasse an beiden Curvaturen waren strotzend mit geron- 
nenem Blute angeffillt. Die Schleimhant war stark ge- 
ranzelt und dnrchweg von dnnkelbrauner Farbe. Jede 
8ptrr stattgehabter Entzfindung fehlte ; ebenso war nlr- 
genda Erweichung oder Substaniverhut siohtbar. 

Ueber die Verechiedenheiten im Anftreten der 

Atrepiiurirkmg beim Meofichen and bd gewfaaen 


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III. Pathologie, Therapie u. raedkinische Kliaik. 


Singethieren hat aich Dr. A. Rabnteaa (L’Union 
134. 1873) verbreitet. 

Vf. weist auf die bekannte Thatsache hin , class 
Hunde grosse Dosen Morphinm (2.0Grmm.de8 chlor- 
wasserstoffsauren Salzes in die Jugularis injicirt), 
dagegen nur sehr kleine Mengen Thebain , welches 
Menschen besser toleriren, vertr&gen, woraus wieder 
folgt, dass auch die Dosis Opium, welche zurTfldtung 
eines Hundes erforderlich ist , eine so enonn grosse 
ist, dass es schwer halten wtirde, die genannten Thiere 
zu tddten , wllchse nicht der Opiummenge adftqnat 
auch die Thebainmenge und z6ge schltlsslich unter 
Convulsionen den Tod nach sich. Noch auffallender 
ist die schon von vielen Beobachtern constatirte Im- 
m units t der Kaninchen und Meerschweinchen dem 
Atropin gegentlber, wovon 0.5 Grmm. kaum genflgen, 
bei Kaninchen Mydriasis, Injektion der Ohrgefesse, 
Pulsbeschleunigung und etwas DiarrhSe hervorzu- 
rufeo. Vf., welcher die zur Bests tigung dieser An- 
gaben an Kaninchen und Meerschweinchen ange- 
stellten Versuche ausflllirlich beschreibt, erhitrtete die 
Thatsache, dass bei Kaninchen die 20fache Menge 
eines bei Menschen schon sehr bedrohliclie Intoxika- 
tionserscheinungen hervorrufenden Quantum Atropin 
kaum in die Augen fallende Vergiftungssymptome 
hervorgebracht werden. Ein 540 Grmm. schweres 
Meerschweinchen vertrug 0.2 Grmm. Atropin in 
2 Cctmtr. Wasser gelSst subcutan beigebracht, wRb- 
rend schon 0.005 Grmm. desselben Alkaloids dem 
Menschen in das Unterhautzellgewebe gespritzt die 
erasteten Intoxikationserscheinungen bedingen ; hier- 
nach wtirde, wenn wir die ftlr Meerschweinchen toxi- 
sche Dosis auf das Mittelgewicht des erwachsenen 
Menschen von 65 Kilo berechnen, die Dosis ftlr den 
Menschen 24 Grmm. betragen. Diese Thatsache 
ist ftlr forensische Unterauchungen , bei welchen das 
physiologische Experiment an Thieren mit aus den 
Leichentheilen isoBrten Substanzen verwerthet wer- 
den soli , von allerhochstem Interesse. Da bei den 
genannten Nagera die Mydriasis nur nach enorm 
groaaen Dosen Atropin zur Entwicklung kommt , so 
werden die aus Leichencontentis rein dargestellten 
Mengen nur selten gentigen, bei Kaninchen Pupillen- 
erweiterung hervorzurufen (auch bei Instillation ins 
Auge), die forens. Untereuchung also ein bei denwe- 
nig charakteristischen Reaktionen des Atropin doppelt 
werthvolles Untersttttzungsmittel ftlr die Feststellung 
des Thatbestandes verlieren , falls sie nach T a r - 
dien's Vorgange Kaninchen als Versuchsthiere be- 
nutzt. Hierzu sind aus den angegebenen Grunden 


alls Fleisrhfr ester , namentlieh Hunde, toeil tie 
schon auf minimale Mengen Atropin in angegebe- 
ner Weise reagiren, allein brauchbar, Kaninchen 
und Meerschweinchen nicht. 

. Mayen^on und Bergeret (Journ. del’Anat. 
et de la Physiol. X. 4. p. 353. Juillet et Aofit 1874) 
geben folgendes Verfahren des elektrolytischen 
Nachweises kleinster Mengen giftiger Metalle an. 
Sie bedienen sich dazu einer Kohlen-Zink-Batterie, 
welche mit concentr. Bichromatlosung und verdUnn - 
ter Schwefelsfiure in der Weise versehen wird , dass 
aich Chromalaun und Zinksulphat bilden. Auf 
1 Liter 10% Lasung des Chromsalzes geharen 130 
Cctmtr. Schwefelsflufe (1. Hydrat). Das aus Lds un- 
gen prhcipitirte Metall wird auf 2 Platindrfthten oder 
PUttchen niedergeschlagen ; bildet sich ein derartiger 
Beschlag am negativen Pol, so darf man wohl davon 
tlberzeugt sein , dass das auf dem Platin deponirte, 
feinvertheilte Metall in der zu untersuchenden Fltla- 
sigkeit gelast gewesen iBt. Vff. experimentirten mit 
Kobalt und Nickel. 

1) Kobalt. Ist dieser auf dem Platinblech priUapitirt, 
eo wird er durch ChlorwasseretoffsSure in die Chlorver- 
bindong Obergeftihrt und das gebildete Kobaltcbiorfir auf 
einem Blatt Papier gesammelt. Beim Erhitzen des letz- 
teren wird ein BCh5n blauer , beim Erkalten wieder ver- 
echwindender Fleck erzeugt; aus oiner '/moooo Kobalt ent- 
haltenden Flussigkeit wird mit Hfilfe dieses Verfahrens 
binnen '/< 8td. auBreichend viel Kobalt auf Platin prfici- 
pitirt, um ihn durch chemische Reaktionen nachzuweisen. 
Zwei Kaninchen von 2000 und 2600 Grmm. Gewioht er- 
hielten das eine 60 Ctgrmm. , das andere 3S Ctgrmm. 
Je3Tage hinter einander. Das erstere zeigte Traurigkeit, 
Appetitiosigkeit und Meteorismus. Es wurde getodtet 
und die Obduktion wies aueser Meteorismus entz&ndliche 
Reizung des Pylorustheiles des Magens nach. Magen- 
inhalt, Urin und Nieren, Leber, Hirn, Musk ein und Blut 
wurden portionenweise zur Zerstorung der organ. 8ub- 
stanz in der Siedehitze mit rauohender Salpetersaure be- 
handelt , und durch die flltrirte Lftsnng der zur Trockniss 
gebrachten Portionen in Waseer der Strom der oben ge- 
schilderten Batterie geleitet. Im Mageninhalte , Urin, 
Nieren , Leber und Him warcn verhaitnissmissig grosse 
Mengen, irn Bint Spurcn von Kobalt nachweisbar ; bezfig- 
tlch der Muskeln war das Resultat zwelfelhaft. 

2) Zur Aufsnchung des Nickels verfahrt man in ana- 
loger Weise ; es waren einem Kaninchen in 3 Tagen 0.6 
Grmm. kohlensauree Nickel beigebracht worden. Auch 
hier wurde das Pracipitat auf dem als negative Elektrode 
dienenden Platinblech in Chlorur verwandelt und dieses 
auf Papier gebracht, auf wclchem beim Erhitzen ein gelber 
Fleck, erzeugt wurde. Hier land sich Nickel in den ge- 
nannten Leichencontentis mit Sicherheit wieder und nnr 
betreffs des Hams war das Resoltat zweifelhaft. 

(H. Kohler.) 


III. Pathologie, Therapie und medfclnlsche Klinik. 


570. Ueber Neuritis in diagnostiaoher und 
pathologiaoher Beziehung; von Prof. H. Noth - 
nagel. (Sammlong klin. Vortr., herausgeg. von 
Volkmann. Nr. 103. [innere Med. Nr. 35.] Leipzig 
1876. 40 S.) 

N. knttpft an einen Fall von Tetanus traumaticus 


cine ausfhhrliche Besprechung der Neuritis. Der 
Fall ist zunkchst folgender. 

Ein 19jahr. kraftiger Mann hatte sich am 20. Fete, 
mit einer Axt die letzte Phalanx des llnken Dan mens rer- 
letzt. Am 28. waren, nachdem er noch am 27. sich stark 
schwitzend einem heftigen Zugwinde ausgeeetzt hatte, die 
erstcn 8ymptome des Tetanus anfgetreten. Bei der Anf- 


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127 


HI. Pathologie, Therapie u. medidnische Klinik. 


nahme des Kr. am 89. zeigte sich die etwa s Ctmtr. lange 
Scbnfttwunde achon in der Tiefe yerklebt ond von durch- 
ana guter Beschaffenheit ; Druck anf dieaelbe war gar 
nieht empflndlich und lOste keino tetanischen 8t5sse ana. 
Die Untersnchnng der in der Schnittwnnde betheiligten 
2 Nervenstamme ergab in der Mitte des Vorderarma und 
in der Ellenbeuge Schmerzhaftigkeit dea N. medianua bet 
Drnck , wahrend Druck auf den N. medianus am Ober- 
arm zwar keine Schmerzen , aber Zuckungen im Daumen 
analdate. Aebniiche Erscheinungen warden bei Druck 
auf den N. radialia beobachtet. Nadelatiche wurden in 
der linken Hala- und Nackenaeite atfirker empfunden al8 
rechta ; anch die galvaniacbe Senaibiiitat und motoriache 
Erregbarkeit war linka erhoht. Von Anfang an zeigte 
aieh eine hochgradfge Betheiligung der Schlingmuakulatur 
neben tonischer Contraktion der Pectoralea n. der Scaleni, 
so das8 Pat. nur mit dem Zwerchfell athmen konnte ; 
daneben bedeutende Pulsfrequenz (120) bei nur wenig er- 
hohter Korperteraperatur (38.7° C.) Trotz energischer 
Medikation (Chloral, Bromkallum, galvanischer Strom) 
erlag Pat. am 6. Krankheitatage aaphyktiach in protra- 
hirtem Koma. 

Bei der Autopsie fand sich im Medianus und 
Radi&li8 keine Spur einer Neuritis adscendens , und 
N. nimmt deshalb an, dass die wiihi'end des Lebens 
an den beiden Nerven beobacbteten Ei'scheinongen 
anf eine Erhdhung der Erregbarkeit bezogen wer- 
den mflssen , die wohl zweifellos von der Wunde aus 
angeregt ist und wohl auch in Beziehung zur Ent- 
stehung des Tetanus gebracht werden darf. N. zieht 
ana diesem Falle folgende 2 Folgerungen: 1) Man 
darf nicht sofort , selbst wenn (wie im vorliegenden 
Falle) die atiologischen Verh&ltnisse eine solche An- 
nahme nahe legen, aus einer einfachen Erregbarkeits- 
erhdhung eine Neuritis diagnosticiren, falls die eigent- 
lichen charakteristischen Erscheinungen derselben 
feblen. 2) Beim Tetanus traumaticus kann in den 
von der Verwundung betroffenen Nervenstimmen 
eine fimktionelle Erhdhung der Erregbarkeit bestehen, 
obne dass die anatomischen Zeichen nenritischer und 
perineuritiscber Processe sich linden. 

N. bespricht nun ansftthrlich die Erscbeinnngen, 
welcbe bei Entztlndang 1) eines sensiblen , 2) eines 
motorischen und 3) eines gemischten Nerven auf- 
treten , and stellt die Resultate dieser Besprechung 
in foigenden S&tzen znsammen. 

1) Wenn bei zweifellos peripherer Affektion im 
Bereiche eines sensiblen oder gemischten Nerven 
Zoster and Sensibilitktsstdrungen gleichzeitig auf- 
treten , kann man einen entztindlichen Vorgang im 
Bereich dieses Nerven annehmen. 2) Bei zweifellos 
peripherer Affektion eines sensiblen oder gemischten 
Nerven, wenn es sich um die Entscheidung handelt, 
ob sogen. reineNeuralgie ohne palpable Veranderung 
oder Neuritis (chronica), spricht das Vorhandensein 
trophischer Stdrungen an Haaren , N&geln , Hant flir 
letztere. 3) VollstAndig intermittirende Schmerzen 
sprechen gegen eine Neuritis; continuirliche (auch 
mit paroxysmenweisen Exace rbationen) bis zu einem 
gewissen Grade und im Zusammenhang mit andern 
Eraeheinnngen fllr dieselbe. 4) Bei lftnger be- 
stehender Neuritis kann im weitem Verlaufe eine 
Periode eintreten, wo die spontanen (ebenso wie die 
Dracksohmenen) aufhflren kdnnen, wenn es nimlich 


(in Folge der perinenritischen and neuritischen Vor- 
gftnge) zu einer totalen Zerstdrung der Nervenfasern 
gekommen ist. 5) Entztlndete, sensible oder ge- 
mischte Nerven sind gegen einen auf sie ansgeQbten 
Druck stets schmerzhaft. 6) Eine frtlhzeitig, schon 
nach wenigen Tagen auftretende Anisthesie spricht 
im concreten Falle u. im Zusammenhang mit andern 
Symptomen fllr Neuritis. 7) Motoriache Parese und 
Paralyse kann bei der Entzflndung motorischer und 
gemischter Nervenstamme vorkommen, ist aber nicht 
ein unbedingt nothwendiges Symptom. 8) Bei 
zweifellos peripherer Affektion eines gemischten oder 
motorischen Nerven spricht im Zusammenhange mit 
darauf deutenden andern Erscheinungen — eine 
Mnskelatrophie im Bereiche der erkrankten Nerven 
far Neuritis; ilir Fehlen dagegen beweist nichts gegen 
eine solche. 

Weniger werthvoll fllr die Diagnose einer Neu- 
ritis sind eine leichte erythematdse Hautrfithung, 
Fiebererecheinungen, sowie eine Steigerung der elek- 
triscben Erregbarkeit. 

Weiter bespricht dann Vf. die bei Neuritis auf- 
tretenden Sekund&rerkrankongen. Gestfltzt auf die 
direkten Versuche von FiBcher, Feinberg und 
Klemm mflssen wir annelimen, dass die Neuritis 
sowohl in absteigender Richtung sich verbreiten und 
auf die Muskelsubstanz tlbergehen — wie auch auf- 
steigend fortschreiten und den Spinalkanal erreichen 
kann; am hAufigsten wird in diesem letztem *Ver- 
suche das die Dura-mater nmgebende Bindegewebe 
in Mitleidenschaft gezogen (Peripachymeningitis), 
doch kann auch das Mark selbst direkt ergriffen 
werden, entweder ohne oder mit Betheiligung der 
Pia (Myelitis und Myelomeningitis). Schltlsslich 
kann sich die Entzflndnng von dem Nervenstamm 
einer Seite auf die andere Seite , and zwar auf eine 
andere ExtremitAt fortpflanzen , ohne Betheilignng 
des R(lckenmark8 and seiner Hftnte (Neuritis sym- 
pathies). In alien dieten Fallen werden die Se- 
kunddrerb'anhmgen durch das Fortbriechen der 
anatomischen Processe selbst bedingt. Doch giebt 
ee auch Falle, die man nieht andere deuten kann , 
ale dass die abnormen Erregungszustande in neu- 
rotisch erkrankten Nerven bei dazu disponirten 
Individuen diese Sekunddrerkrankungen , ohne 
grdbere anatomische Ldsionen anzuregen, indu- 
ciren. N. theilt einen beztlglichen Fall von Neuritis 
adscendens nach Subluxation des Fussgelenks mit, 
indem er hervorhebt, dass der direkten traumatischen 
und der durch Gelenkentzflndungen veranlassten 
Neuritis die Neigung zum Weiterkriechen , zur An- 
regung von Seknndftrerkrankungen zukomme. 

Nachdem Vf. dann weiter den Fall von D u m 6 r i 1 
(an Neuritis chronica im Ischiadicns dexter sich an- 
schliessende chronische (entzflndliche) Spinalaffek- 
tion), sowie die Friedreich’sche Theorie der pro- 
gressiven Mnskelatrophie und die ReflexlAhmungen 
and ihre Entstehung durch Neuritis adscendens be- 
sprochen hat, stellt er die Vermuthung auf, dass 
auch bei der Entstehung der sckundAren (Reflex-) 


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138 


ELL Pathologic, Ther&pie a. mediciniache Klinik. 


Epilepsia zaweilen eine Neuritis in’s Spiel komjnen 
kOnne. Auch fttr die Chorea wird durch die anato- 
mischen Untersuchungen von Elischer, welcher 
Perineuritis und Neuritis in peripheren Nervenstkm- 
men constatirte, und die klinischen von Rosen- 
bach (ausgesprochene Schmerzpunkte filr den con- 
stanten Strom in bestimmten Nervenbahnen) der Ge- 
danke an neuritische Processe nkher gerdckt. Das- 
selbe gilt filr die Hysterie und die von Kdppe 
beschriebenen reflektirten Psyehosen nach Kopfver- 
letzungen. (Seeligm tiller.) 

571. Zwei Fftlle von progressiver Muskel- 
atropbie ; von Pierretu. Troisier. (Arch, de 
Physiol. 2. S6r. II. 2. p. 236. Mars — Avril 1875.) 

Fall 1. Ein 27j4hr. Kesselschmied, fruiter stets ge- 
sund, hatte zuerst im Sept. 1872 eine Abn&hme seiner 
Krafte bemerkt ; es wurde ihm z. B. schwer , mit dem 
rechten Arm den Hammer zu heben. Nachdem er noch 
einige Wochen fortgearbeitet hatte , mnsste er die Arbeit 
eiastellen. Damals, im Dec. 1872, bemerkte er, das* die 
Wolbung seines rechten Biceps fast ganz geschwnnden 
war. AJlmalig magerte der ganze rechte Arm und spater 
anch der linke ab, so da&s Anfang 1873 die Atrophle an 
beiden ziemlich gleich stark war. Jetat wurde anch die 
Sprache schleppend uad .h4skiread a . Im Man 1873 
konnte Pat. den Kopf nicht mekr halten; derselbe del 
rechts auf die Brust herunter. 

Als er am 9. April 1873 in die Piti6 (V n ip ian) auf- 
genommen wurde , war die Abmagernng schon sehr welt 
rorgeschritten ; sie nahm das Genick und die hintere 
Flich% dee Rumples, die Schnltern u. Anne ein. Letatere 
maassen in der Mitte nor 20 Ctmtr. im Umfang ; die 
Vorderarme waren wenjger atrophirt, die Hande schienen 
as gar ulcht zu sein. 

Die betreflfenden Knochenvorspr&nge traten in Folgc 
dee Mnskelschwimdes an den genannten Theilen mehr 
hervor. Die Hant war schlaff, das Unterhantfettgewebe 
goring; die atrophirten Muskeln fuhlten sich weich an. 
Passive Bewegungen liessen sich an den Armen ohne 
Widerstand ansfuhren ; die willkurlichen Bewegungen des 
Vonderarms waren sehr nnvolikommen , die der Finger 
normal , bis auf den rechten klcinen Finger , der flektirt 
blieb. Die Bewegungen der Schuiter waren rechts fast 
aufgeboben, links noch ziemlich gut erhalten. DieSchulter- 
blitter konntcn nur schwer geboben, sowie der Mittel- 
llnie genahert werden. Der Kopf hatte eine grosse Nei- 
gung sich zn beugen , dessen Bewegungen geschahen nor 
sehr unvollkommen. Die clektrische Contraktilitat war 
in den atrophUchen Muskeln meist vermindert. Ileftigc 
Schmerzen bestanden in der Oegend der Gelcnke. Die 
nntern Extremltaten zeigten keine Atrophie, aber das 
Uehen war weniger sicher. Die Sprache war langsam. 
Die durchaus frei beweglicheZungezeigte, ausdemMunde 
liervorgestreckt, ein leichtes Zittern. Alles Uebrige, auch 
Appetit n. Verdanung, normal. — Ordination: 2Ctgrmm. 
Strychn. snlph. in 4 Pillen ; Faradisation der atrophisehen 
Mnakeln taglieh 10 — 16 Min. lang. 

Nachdem bis zum Oct. die Abmagernng sich auch 
anf die Brustmuskeln erstreckt hatte, so dass dasZwerch- 
fell dcr einzige Respirationsmuskel noch zu sein schien, 
begannen bereits Respirationsstiirungen. Ka trat lelcht 
Verschlucken ein. Die Sprachstbrnng nahm zu. Nach- 
dem die Atrophle der befallenen Mnakeln noch bedettiead 
zugenommen, starb Pat. an enter Broaehitis asphyktisch 
am 11. Nov. 1873. 

Autoprie 24 Std. nach dem Tode. Todtenstarre nur 
an den untern Fxtremltdten ausgesprochen. Am Oehlrn 
aUes normal bis anf die NN, acoessorH Willisii , die sehr 
atrepkiaoh und weniger weiss als die uormalen Nerven 


anssahen; ebeuso waren die NN. hypogiossi sehr atro- 
phisch, graulicb und halb durchscheinend. Am Rdcken- 
mark fand sich eine mehr ausgesprochene Pigmentirang 
auf der Hintertlache des Buibus u. Ruckenmarks bis sum 
2. Halsnerven ; nach unten setzte sich dieselbe und rechts 
noch bis zum 4. bis 6. Halsnervenpaar nach vorn nnd 
hinten fort. Auf einen Querschnitt zwischen dem 3. and 
4. Halsnerven zeigte die graue Substanz eine weisse Far- 
bung , besonders rechts. Die hintern Wurzeln der Rmls- 
nerven waren intakt. Die 8 ersten vordern Wurzeln 
rechterseits waren stark atrophirt , von grauliohem Ans- 
sehen und halb durchscheinend; die 4 ersten linken Wur- 
zeln erschienen gleichfalls sehr atrophisch , aber nicht so 
stark wie rechts , die 4 nachsten noch weniger. Die vor- 
dern Wurzeln des Rucken- und Lendenmarks zeigten 
keine sichtliche Atrophie. Die atrophirten Muskeln waren 
meist verfarbt. (Das Einzelne s. im Original.) 

Milcroskopische Untersuchung. An den atrophirten 
Muskeln (frisch untersucht) war das interstitielle Gewebe 
sehr stark cutwickelt und enthielt viele Fcttzellen. Die 
Qnerstreifung war sehr deutllch ; es fehlte Jede Spur von 
Fettkdrnchen. Die Muskelkeme waren nicht sehr zahl- 
reich. In erh&rteten Muskeln fand sich eine einfache 
Atrophie der MuskellibrilLen selbst , welche eine mittlere 
Breite von 0.009 — 0.010 , resp. nur von 0.004 — 0.006 
Mmtr. zeigten. Danebcn Fasem von nortnalcr Breite ; 
nirgends leere Sarkolemmaschliuche. — Nervm: in einer 
Spinalumrzel fand sich zwar cine Anzahl normaler Nervea- 
rdhren ; die grosse Mehrzahl aber zeigte geringere Dicke, 
bis zn '/ )0 der normalen , enthielt aber noch Myelin , wel- 
ches nicht kOrnig war. Eine Wurzel des rechten Hypo- 
glossus zeigte sich zum grSssern Thcil ans breiten Nerven- 
rohren zusammengesetzt , die Myelin enthielten ; nur ein 
kleiner Theil von Ncrvenrohren war schmaler ala normal. 
— Sympaibicus : die Faseru des Gren/.strangs erschienen 
normal; die Ganglien zeigten makroskopisch nichts Ab- 
norraee. — Rtic Denmark (nach Erhartung in ChromsSn re) : 
a) bet tchwacber Vergrbsserung. In den nicht verklei- 
nerten Vordcrhornern waren die GangUenzellen Cast 
Bammtlich geschwnnden , am wenigsten nach aussen , dem 
Tractus intermedio-lateralis entsprechend; b) bei elnpr 
Vergrdsserung von 260 sah man ziemlich ovale, aber sehr 
kleine geschrumpfte GangUenzellen (die kleinaten von 
0.009- 0.010 Mmtr.) mit entsprechend verknrzten Fort- 
satzen. Ineinigen fund sichauffalligePigmcntablagerung ; 
der Kern fehlte in keiner. Dicsc Veranderungen waren 
mehr oder weniger ausgesprochen im gxnxen Hals mark. 
Im Uchrigen waren die Vorderhomer normal; die Hinter- 
h5rncr aber durchaus, ebenso wie die Ilinter- undVorder- 
seitenstrange. An den pigmentirten Stellen fand sich in 
der Pia-mater das Pigment theils in spindelfirmigen Zel- 
len, theils als freie Komer abgelagert. Die QnngUen- 
zeUen des Accessorius- und Ilypogiossus-Kerns schienen 
normal zn sein. Ini Brustmark fanden sich etwa bis 
znra 7. Brnstnervenpaar noch atrophische GangUenzellen, 
ebenso in der Lendenanschwelinng. Die Clark’schen 
Saulen waren in ihrer ganzen Lange intakt. 

Fall 2. C., 8pitzenarbeiterin, 66 J. alt, Iltt ah Kind 
an scrofulosen Drusenanschwellungen n. katten Abseeanen. 
ltn Alter von 11 J. war sie an Variola und Erysipel er- 
krankt mit langsainer Reconvalesccnz. Dio im Alter von 
14 — 16 J. ohne Beschwerde eingetretene Menstruation 
war lange Zeit von MigrSne und Hyperilsthesie des Ge- 
siehts begleitet. Nachdem Pat. schon im Alter von 14 J. 
die ersten Audeutungen von Muskelschwache gehabt hatte, 
traten 6 J. spater ira rechten Arm und Bein Ameisen- 
krlechen , spasmodlschc Contraktioucn , Einpflndlichkeit 
gegen KJlte , Macerirung der Haut und lelchte SensiblH- 
tatssturungen ein; daneben aUgeraeine Schwnehe, die 
cbenfalls besonders in dcr rechten KGrperhalfte aaagt- 
sprochen war. Jodkaliuui gegen etwaige Syphilis and 
F'aradlsation blieben erfolglos. Am 18. Febr. 1860 war 
Pat. frfther schon einmal , nachdem trie sett 2 J. Ihre 
Handarbeit hatte anfgehen mttasen, in die Salpetrttre 


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IU. Pathologic, Therapie a. medjcmisohe Kliwik. 


einffetreten, we sie vide Jahre geblieben wv, ohne 
dass sich der Zustand wesentlich verechlimmert hatte. 
Schlfisslich kam ale am 22. Jan. 1874 hi die Inflrmerle 
(Charcot), nachdem in den letzten Mon. die SchwSche 
so zugenommen hatte, daaa sie nnr noch aehr wenig ans- 
giebige Bewegungen machen konnte. Beide Arme waren 
jetzt gleichmassig stark abgemagert nnd vollig funktions- 
nnf&hig, in geringerem Grade auch die Belne nnd der 
Ranpf. Pat. konnte nicht stehen; die Stimme war 
aehwach, aber wobl artiknlirt, das Schlucken moglich. 
Pat. starb am 18. Febr. an Dyspnoe , nachdem sich Ca- 
vemen nnd mnltlple Verdichtnngen in den Lungen nnd 
merklicher Stillstand des Zwerchfells hatten nachweisen 
Lassen. 

Auiopme: Die Muskeln der untern Extremitaten eeig- 
ten eine rothere Farbnng als die der obern , welche mehr 
blasagelb und leicht zerreisslicb , an den Handen fast ganz 
geschwnnden waren. Der M. crico-aryth. post, erechien 
sehr gelb. Das Zwerchfeli , blassgelbllch und sehr dflnn, 
zeigte nnter dem Mikroskop sehr verschmalerte Mnskel- 
faaera ; in den andern Muskein bestand einfacbe Atrophie 
nnd ein geringer Grad von Myositis mit Wnchernng des 
Kerns des Sarkolemm. Die peripheren Nerven, imfrischen 
Znstand nntersncht , waren normal , ebenso der Sympa- 
thjcuB mit selnen Ganglien. An friscben Zerznpfnngs- 
praparaten der grauen Substanz zeigten sich einige Gan- 
lienzellen ganz gesund , andere erfullt mit einera gran- 
llcben Pigment, das sich mit Osmiumsaure schwarz farbte. 
Die Fortsfitze dieser Zellen waren dflnn nnd leicht aer- 
breehlich , Kern nnd Kernkhrperchen gesohrumpft. Die 
andern Wnrzeln enthielten viele , sehr geschrumpfte 
Nervenrohren nnd auch einige Schwann’sche Schciden mit 
FettkOrnern gefftilt. Die Untersnchnng des in Chrom- 
sftnre erharteten Ruckenmarks zeigte dieselben Verande- 
raagen noch dentlicher. Die Pigmentdegeneration der 
Ganglienzellen war starker in der rechten JIalfte des 
Halsmarks; die Atrophie des rechten Vorderhorns war 
am ganzen Halsmark ansgesprochen , am meisten in der 
HShe des 4. Halsnervenpaares. Ilier fanden sich die 
Spnren eines abgelanfenen Entxundnngs processes in der 
grauen Substanz, welche keine Nervenzellen mehr ent- 
hielt. In dem Brustmarke waren die Zellen der Vorder- 
hSrner klein und sehr selten ; in der Lendengegend zeigten 
sie nnr eine leichte Pigmentirung. Die CLark’schen Sinlen 
schiecen normal zn sein. Die Nervenkerne des Bnlbns 
zeigten nichts Besonderea. 

Die anatomischen Ergebnisse haben in beiden 
Fallen viel Analogea; nur dass im 1. die Pigment- 
degeneration der Zellen der Vorderhdraer fehlt, die 
wir im 2. ansgesprochen linden. Doch ist der letz- 
tem keine grosse Bedeutung beizumessen , weil Vf. 
dieselbe eben so deutlich bei alten Frauen, die j&hre- 
lang das Bett gehtltet, ohne auffkllige Muskelatrophie 
gefnnden hat. Wahrscheinlich darf man jene Pig- 
mentirung nur als eine Alterserscheinung auffassen, 
welche eben nur eine unvollkommene Ern&hrung der 
Nervenelemeute anzeigt, welche die Folge eines ent- 
zllndlichen Processes sein kann oder auch nicht 

(Seeligmtlller.) 

572. Beitrftge sur Aetlologie und Therapie 
des Rheumatismus ; von Dr. Franz Heller in 
Wiert. (Wien. med. Presse XVI. 47. 1875.) 

H. glaubt annehmen zu mllsaen, dass die Dispo- 
sition xum Rheuma hauptsAchlich in einer durch 
mange lhafte Ernklirung und Blutbildung erzeugten 
krankhaft alterirten Innervation zn sucben sei. Diese 
Alteration der Nerven thfitigkeit werde durch anhal- 
Med. Jakrbb. Bd. 172. Hft 2. 

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tende S Wrung der Verdauung and Assimilation be- 
gtlnstigt and komme entweder durch direkte Rei- 
zung der peripheren Nerven , z. B. durch Zugluft, 
oder als Reflex der Reizung der Nervencentren zur 
Erscheinung. Wiederherstelluhg normaler Verdauung 
und Beschwichtigung der gesteigerten Erregung des 
Nervensystems sind demnach die Heilaufgaben. Fttr 
letztern Zweck fand H. im Aelzammonialc einMittel, 
„das sich geradezu ala Specifikum bewkhrt hat , in- 
dent es stets sicher und Uberraschend schnell den 
rheumatischen Schmerz hebt.“ Als er vor mehrern 
Jahren an heftigem Muskelrheumatismus der rechten 
Schulter litt, bei gleichzeitigen , linger andauernden 
Verdauungsstdrungen , versuchte er Aetzammoniak, 
von dem er eine gtlnstige Wirkung auf die nach 
Analogic der Gicht auch bei Rheumatismus von ih« 
supponirte , harnsaure Dia these , sowie gegen die 
Magenheschwerden erwartete. Er war era taunt, 
nachdem er einen Tropfen des Aetzammoniaks mit 
etwas Wasser zu sich genommen hatte, sofort ana- 
gedehnte Bewegungen mit dem kranken Arme vor- 
nehmen zu kdnnen, der 10 Std. lang der Sitz hefti- 
ger Schmerzen gewesen war und nicht die geringste 
Bewegung zugelassen hatte. Das Mittel bewihrte 
sich denn auch in alien Fallen frischer rheumatischer 
Muskelerkrankung als ein sicheres Heilmittel. Es be- 
seitigte die rheumatischen Schmerzen augenblicklich ; 
nurwenn das Leiden bereitsemigeZeitgedauert hatte, 
waren 1 — 2 Tage zur Heilung ndthig. 

8 piter fand H. das Mittel auch bei leichte rn 
Fallen von akuteui Gelenkrheumatismus und sogar 
bei einem Falle von chronischem Rheumatismus des 
Fingergelenks sehr wirksam. In letzterem Falle 
gelang es ihm , durch blose Anwendung des Aetz- 
ammoniaks , binnen 2 Tagen die Schwellung und 
Schmerzhaftigkeit des Fingergelenks vollkommen zu 
beseitigen sowie die Beweglichkeit des vorher stei- 
fen Qelenkes vollkommen wieder herzustellen. 

Nur wenn der Gelenkrheumatismus mit heftigem 
Fieber verbunden ist, bleibt das Aetzammoniak wir- 
kungslos, zeigt aber nach Beseitigung desselben wie- 
der seine Wirksamkeit. 

Die Heilerfolge H.’s fordern jedenfalls zur Prfl- 
fung des Mittels auf. (Zinkeisen.) 

573. Ueber Myitis chronioa ( rheumatica ), 
deren Diagnose und Behandlung ; von Dr. Uno 
Helleday in Stockholm. (Nord. med. ark. VHL 
2. Nr. 8. 1876.) 

Die nicht auf traumatischer Ursache beruhenden 
idiopathischen Muskelleiden zeigen trotz der Ver- 
schiedenheit der Symptome, unter denen sie auf- 
treten , im Wesentlichen doch so grosse Ueberein- 
sttmmung, dass man ftlr sie eine gemeinsarae patho- 
logisch-anatomische Grundlage, und zwar die des so- 
genannten Muskelrheumatismus , annehmen muss. 
Ueber das Wesen dieses den Entzflndungen zuzu- 
z&hlenden Krankheitsproceasea ist indessen nur wenig 
bekannt. Nur in veralteten Fallen hat man eine 

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HI. Pathologie, Therapie n. medicinische Klirrik. 


vom Perimysium internum und von den grflbem 
Bindegewebslagen ausgehende Nenbiidung von sklero- 
sirtem Bindegewebe mit sekundarer Atrophie der 
Muskelfasem nachgewiesen ; bei frischen Fallen Bind 
die anatom ischen Veranderungen nicht nachweisbar 
oud man hat meist als Grand des Leidens Cirkula- 
tkmsstflrungen oder serctse Exsndate betrachtet. 

Unter den Symptomen ist das hervorstechendste 
der Schtnerz , doch ist dieses subjektive Symptom 
viel zu unzuverl&ssig, urn darauf allein eine Diagnose 
e u grflnden. Nicht bios die Art und Beschaffenheit 
des Schmerzes kann ausserordentlich verschieden 
sein, anch sein Sitz ist sehr wechselnd und oft durch- 
aus nicht flbereinstimmend mit dem wirklichen Sitze 
des Leideng. GewOhnlich nimmt man als char&kte- 
ristlsch ftir den Schmerz bei Rheumatismus dessen 
reissende , fliegende, vage Beschaffenheit an , doch 
kann diess schon deshalb nicht richtig sein, weil 
diese Art von Schmerz niu- in den verh&ltnissmissig 
weniger h&uhgen Fallen vorkommt', wo multiple 
Myiten fiber verschiedene KfSrpertheile vertheilt sind. 
Der Schmerz in den erkrankten Theilen kann auch 
zeitweilig ganz fehlen, wie diess sich bei solchen 
Rhenmatikern nachweisen I asst, die nur zu gewissen 
Zeiten an ihren Schmerzen leiden; in den freien 
Intervallen lasst sich durch die Untersnchung nach- 
weisen, dass die Erkrankung der betreffendenTheile 
trot* der zur Zeit bestehenden Schmei-zlosigkeit doch 
unverandert fortbesteht. Auch bei akuten Leiden 
kann der Schmerz anderen Symptomen gegentlber 
in den Hintergrand treten und er kann sogar voll- 
kommen fehlen bei der Entwicklung des Leidens. 
Der Sitz des Schmerzes braucht ferner nicht immer 
mit dem Sitze des Leidens flbereinzustimmen ; die 
geschwollenen Theile der erkrankten Muskeln kfln- 
nen auf benachbarte Nerven einen Druck ausflben 
und der Schmerz wird dann an einem mehr oder 
minder peripherisch von dem erkrankten Theile ge- 
legenen Punkte gefhhlt. 

Anch die Funktionssidrung giebt nicht immer 
einen sichern Anhaltepnnkt fflr die Diagnose ; nicht 
immer ist sie zweifellos als in einer Erkrankung des 
Muakels selbst begrflndet zu erkennen. Ebenso ver- 
halt es sich mit der Empfiudlichkeit der erkrankten 
Mnskeln gegen Brack , sie kann ebensowohl durch 
andere Krankheiten bedingt sein , als auch bei der 
Myitis , selbst in alteren , weiter fortgeschrittenen 
Fallen, fehlen. 

Die Anschwellung der erkrankten Muskeltheile 
ist nicht immer deutlich nachweisbar. Mittels der 
Palpation kann man sich indessen in den meisten 
FiUien (lberzeugen , dass eine Verflnderung in dem 
erkrankten Moskel besteht , die jedoch weniger das 
Yolnmen als die Consistenz betrifft. In denjenigen 
Fallen, wo der Muskel einer derartigen Untersnchung 
nicht znganglioh ist, hat dieses Zeichen natttrlich gar 
keineu Werth , auch dann , wenn die zugfingliche 
Flache des Mnskels von einer Fascie oder einer 
breiten Sehne flberdeckt wird, bieten sich Schwierig- 
keiten , doch wird es in den meisten Fallen mOglich 

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sein , mittels der Palpation sich von der Beschaflfen- 
heit der Muskeln zu (lberzeugen. Die Consistent des 
Muskels bei rheumatischer Myitis ist oft die eines in 
Contraktion befindlichen Mnskels , wobei die einzel- 
nen Muskeltheile compakter , fester und hfirter er- 
scheinen konnen ; doch ist diess nicht immer der 
Fall, die Consistenz kann anch normal eracheanen 
und, namentlich in alteren Fallen, sogar weieher als 
in der Norm , stets aber ist die Elasticity vermin- 
dert. 

[Mosengeil (Arch. f. klin. Chir. XIX. 4. 
p. 574. 1876) besehreibt das Verhalten derMnskel- 
consistenz bei chronischer Myitis folgendermaassen. 
Es ist weder die halbfiUssige Bescliaffenheit des nicht 
contrahirten, noch die feste elastische Hkrte des oon- 
trahirten Muskels zu ftihlen ; eine gewisse Harte und 
Resistenz zeigt sich, aber ohne rechte Elasticitat. 
Beim Zusanlmenpressen mit den ganzen lliinden, 
wobei man sonst reflektorischea Zusammenziehen und 
Hartwerden der Muskeln erwartet , zeigt sich dieses 
nicht in gehflriger Weise oder bleibt auch ganz aus ; 
meist tritt ein Zustand ein, den M. am beaten noch 
mit gailertigem Steifwerden bezeichnen zn kflnnen 
glaubt. Bei langerem Bestehen solcher Mnskel- 
erkrankung verlieren sich die markii-enden Grenzen ; 
es tritt ein verschwommenesBild weichlicherFormen 
ein, ohne die schbne Rundnng der durch Fettmaasen 
gemilderten Scharfe gesunder Contonren. Hant nnd 
Unterhautzellgewebe scheinen beim Betasten schlaff 
oder odematbs, das letztere geschwollen, gleichfalls 
weniger elastisch.] 

Selten ist der Muskel in seiner ganzen Ausdeh- 
nung angegriffen, haufiger als der eigentliche Muskel- 
bauch ist es eines der Enden, am hlufigsten die Ur- 
sprungsstelle , bei breiten Muskeln sind oft kranke 
Theile durch gesnnde getrennt, manchmal ftlhlt man 
einen Muskel von knolligen Verdicknngen durchsetzt, 
und oft ist eine kleine indnrirte Muskelpartie , mit- 
unter langs des Verlaufs eines Nerven oder in der 
Nacbbar8chaft eines Nervenplexus , der Ansgangs- 
punkt peripheriBcher Schmerzen und es bedarf dann 
oft einer sehr genauen Untersuchnng nnd wieder- 
holter Palpationen, um diess herauszufinden. 8olche 
erkrankte Partien sind zwar gewiss haufig der Sitz 
von Empfindlickkeit gegen Druck, aber nicht immer, 
selbst bei lange bestehender Myitis. 

Affektion der Sehnen , der Fascien oder des Pe- 
riost hat Yf. nie mit Sicherheit nachzuweisen ver- 
mocht, obwohl es nach der Beschreibung der Kr. 
manchmal scheinen kOnnte , als ob der Schmerz in 
denselben seinen Sitz hatte. 

Bei der Behandlung kommt es darauf an , die 
Resorption von Exsudaten zu befbrdem , die durch 
Druck die Cirkulation hemmen, die funktionelle Tha- 
tigkeit hindern und einen Reizznstand der sensitiven 
Nerven bedingen. Diese Indikationen erftlllt am 
sichersten die Massage, die direkt auf die erkrankte 
Stelle wirkt. Sie wird angewendet in Form von 
Walken, Kneten, Drnck, Klopfen nnd Streichen in 
der Richtung des venOsen Biutstromes. Bei fhscher 

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ILL Pathologic, Tfcerapie u. raedicimache Klimk. 


Myitis iat ifare Wirkung auf&llig, bei llteren Leiden 
warden wenigstens die Schmerzen bald beseitigt, 
wejm auch bis zur vollst&ndigen Heilung Wocben 
und selbst Monate vergeben kdnnen ; die Behandlong 
muss fortge&etzt werden, bis aide ftthlbaren Verknde- 
rungen im Muskel verschwunden sind und dieser sich 
ganz normal anftlblt. Indessen giebt es doch Fftlle, 
in denen die Anwendung der Massage mit viel Millie 
und Aufwand von Zeit verknUpft ist und deshalb 
leicbt nicht ausfilbrbar erscheinen kanu ; essinddiess 
diejenigen Fftlle, in denen sehr ausgedehnte Muskel- 
partien ergriffen und in bedeutendem Grade infiltrirt 
sind und die Patienten in Folge dessen nicht im 
Stande sind , durch fleissige Bewegung die Behand- 
lung zu untersttitzen. In diesen Fallen kann eine 
aadere der gebrkucblichen Bebandlungsmethoden 
subetituirt werden , aber sie muss immer so lange 
fortgesetzt werden, bis sich auch durch die Palpation 
nichts Krankliaftes am Muskel mehr nachweisen 
I Asst. Dass dann , wenn der Kranklieitsprocess so 
wert fortgeschritten iat, dass es zu Neubildung von 
Bindegewebe und Atrophie der Muskelfasern gekom- 
men ist, eine eigentliche Htllfe von der Massage nicht 
mehr zu erwarten ist , ist selbstversUlndlich , doch 
kann eine Lindernng der Krankheitserscheinungen 
selbst in solchen Fallen noch erzielt, unter Umstanden 
vielleicht auch sogar der Kranklieitsprocess zum 
StUlstand gebracht werden. [Mosengeil (a. a. 0. 
p. 675) empfiehlt in solchen Fallen die Massage 
durch gleichzeitige Anwendung der Elektricitat zu 
unterstiitzen. Die Wahl der elektrischen Behand- 
lung muss durch Probiren gefunden werden. Im 
Allgemeinen wandte M. beide Methoden an und 
suchte meist durch den constanten Strom nach der 
polaren Methode die Erregbarkeit der Nerven zu er- 
bhhen , durch Stromeswendungen oder Faradisation 
die Nerven und spftter die Muskeln zu reizen. Wenn 
Oberhaupt erst Wirkungen durch den galvanischen 
Strom erzielt sind , so ist im Allgemeinen die Pro- 
gnose gut.] 

Acht Krankheitsftlle, die der Vf. anfbhrt, zeigen 
hauptsftchlich die erwahnten diagnostischen Schwie- 
rigkeiten und die sichere Wirkung der Massage. 

1) Kin 32 J. alter Mann litt seit 4 Mon. an Schmer- 
ann im rechten Heine , die das Geben im hochsten Grade 
beschwerlich machten. Beim Aufstehen am Morgen oder 
beim Krheben nach langerem Sitzen trat das Gefuhl von 
Bteifheit n. Schmerz in der Hiifte auf and sehon nach eini- 
gen Schritten so heftiger Schmerz im Knochel and lings 
der iussern 8eite des Unterschenkels , dase[ der Kranke 
seit 2 Mon. fast gar nicht zu gehen vermochte. Fett- 
poister und ungewdhnliohe Festigkeit der Muskulatur er- 
schwerten die Unterouchung der einzelnen Muskeln sehr. 
Am IMerschenkel konnte nichts Abnormes naohgewieaen 
werden, an der Hiifte erschienen der GlutaeuB medins u. 
der Tensor faeiae latae rigid und schmerzhaft bei Ver- 
sehiebung und Drunk. Beim Massiren der erkrankten 
Mnskek traten die Schmerzen im Unterwhenkel und im 
Knochel auf und, obwohl nur an derHufte massirt wnrde, 
warden diese Schmerzen, sowie die an derHufte rolls tan- 
dig beseitigt. 

2) Der 68jihr. Kr. litt seit einerKrkaltung vor 16 J. 
an Kopfechmera mit Uitze and Druck am Hintarhaupt. 
Dar Schmcrz trpt anfallaweise ein Oder mehrere Male t5g- 


Uch auf, mit wechselnder Starke und mltunter so heftig, 
daaa der Kr. im Bett bUeb und den Kopf nicht aufheben 
zu k Armen vermeinte. Der Schmerz schien dem Kr. von 
Nacken auszugehen , wo er am intensivsten war ; von da 
aus strahlte er bis zum Scheitel aus. Bisweilen , obwohl 
selten , war nur eine Seite alleiu oder bauptaacblich vom 
Schmerze befallen , meist aber der ganze Hinterkopf. 
Die von dem Kr. als hauptsachlicher Sitz des Sohmersee 
beseichneten Tbeile entspracheu ungefahr den Verzwei- 
gungen des N. occipitalis major und alsUrsache derselben 
wurde eine bedeutende Induration und Verdickung an- 
genommen , welche sich bei der Untersuohung im Hals- 
theile des Auricularis und in den Splen. capitis fand ; 
ausserdem waren aber auch der Splen. colli and die Sea- 
leni in gleicher Weise erkrankt. ' Durch Massirung der 
betreffenden Muskeln wurde zunaebst Linderung und 
bald vollstandige Beseitigung der Schmerzen erzielt. 

8) Die 26JShr., nnverhelrathete, in der Jngend chlo- 
rotische Kr. litt seKdem an Schwiche nnd 8chmerzen Im 
Rtcken ; letztere batten ihren eigentlichen 8itz am obern 
Theile des Riiokens, erstreckten sich aber auch bis in die 
Lendengegend. Der Schmerz war best&ndig vorhanden 
und Hess nie nach, steigerte sich aber nach verschledenen 
Veranlassnngen, am schlimmsten war er inderNacbt oder 
Qberhanpt beim Liegen. Beide Cucnllares zeigten in Ihrer 
ganzen Aosdehnnng eine eigenthiimliehe Beschaffenhett. 
Bei oberflachlicher Palpation konnte ausser einiger Km- 
ptindiichkeit koine Ver&nderung nachgewiesen werden, 
aber bei tieferem Drncke nnd Verschiebnng der Muskel- 
fmsctkel f&hlte man eine Menge gleich gross e, runde harte 
Stellen von der Gr5sse der Spitze eines kleinen Fingers, 
die unnachgtebig nnd beeonders schmerz ha ft waren. Es 
schien, als ob der Muskel in seiner ganzen Dlcke von sol- 
chen Knoten dnrchsetzt sei , die dnrch ganz normale 
Muskelthetle von einander getrennt waren. Den Schmerz 
bei der Unterzuchnng und Massirnng verglioh die Kr. da- 
mit, alB ob der RQcken mit Erbsen bestreot wgre , die in 
das Fleisch eingedrflekt wtirden. Durch Massage wurde 
Heilung erzielt. 

4) Die 21 J. site Kr. litt seit langer als 1 J. an hef- 
tigem Schmerz in der geschwollenen und iusserat em- 
pflndlichen rechten Hiifte nnd im Knie nnd UnvermSgen, 
das Bein (das urn 3" verlangert gewesen sein sollte) zu 
bewegen und sich anf dasseibe zu stutzen ; sie konnte nur 
mit Hulfe von Krflcken gehen. Am Tage waren die 
Schmerzen geringcr, aber sehr heftig beim Liegen auf der 
rechten Seite nnd auf dem Rucken , sie strahlten auch 
nach dem Rucken aus. Flexion und Abdnktion des Ober- 
schenkels erregtc Schmerz in der Hufte , passiv konnte 
Bengung bis zu einem spitzen Winkel ohne Schmerz nnd 
ohne die geringBte Rigiditat im Gelenkapparate ansgefHhrt 
werden, wenn diess langsam geschah, bei rascher Beugnng 
aber trat krampfhafte Contraktion in den HGftmuskeln u. 
bedentender Schmerz anf. Sitzen war beschwerlich und 
nur knrze Zeit anszuhalten. Bengung des KArpers nach 
vorn, Anfrichten ans gehuckter Stellnng nnd Drehnng dea 
Rnmpfes erregten bedeutenden Schmerz im Rucken. Ein 
messharer Unterechied in der Lange des Being war nicht 
nachzuweisen. Die Hufte war so schmerzhaft , dass erst 
nach einigen Tagen, als die Empflndlichkeit unter Anwen- 
dung der Massage einigermaassen beseitigt war , eine ge- 
naue Untereuchung vorgenommen werden konnte. Alle 
der Palpation zuganglichen Muskeln an der kranken 8eite 
erwiesen sich anfgetrieben nnd indurirt, am Schenkel 
zeigte sich eine geringere Veriinderung der Flexoren und 
auch am linken Hiiftgelenk zeigten sich einlge Muskeln 
harter anzufuhlen als im normaien Zustande. Durch die 
Massage wurde die Empflndlichkeit rasch beseitigt , bis 
zur volist&ndigen Herstellnng vergingen aber 2'/» Monate 
bei tagiicher Behandlnng. 

6) Die 19 J. alte Kr. hatte vor 1*/* J. nach einem 
Seebade Sehmerz bn linken ETIenbogen bemerkt, der 
nach etwa 1 Woche wieder verging. Spiter Wat raoeh 
zunehmende Schwache in der linken Hand auf u. Schmerz 


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IQ. Psthologie, Therapie u, tnedieinische Klinik. 


in Handgelenk, ira Daumen and in den 3 letzten Fingern 
beim Arbeiten. Seit den letzten Monaten war der Sehmerz 
anoh spontan aufgetreten and kehrte tfigllch wieder. Bei 
der Untersnchang fand sich weder an dem Handgelenke, 
noch an den Fingern etwas Abnormes , aber am Vorder- 
ann zeigten sich die sammtlichen betreffenden Muskein 
mebr oder weniger verandert in ihrer Consistenz und f&r 
das Geftihl, am meisten die am Ulnarrand gelegenen and 
der obere Theil dee Supinator longue. Behandlnng der 
erkrankten Muskein ffihrte znr Heiiung , wahrend Maeei- 
nmg dee Handgelenke, die fruher angewendet worden 
war, gar nlchts genutzt hatte. 

6) Die Kr. litt Beit Jahren an multipler Myitis an ver- 
echledenen Kftrpertheilen ; seit 1 /, J. hatte sie zunehmende 
Bchwiche im llnken Anne bemerkt , epater kamen dazu 
noch heftige Schmerzen im 4. und 5. Finger. Bei der 
Unterenchung fanden eich die Mnekein am Vorderarme um 
das Braohio-Ulnargelenk und dicht unterhalb desseiben 
fester, weniger verechiebbar, weniger elastisch und em- 
pfindlicher ale im normalen Zuetande , am Oberarme der 
innere Kopf dee Triceps brachii empflndlich gegen Druck, 
welch , fast teigig und elastisch. Die Massage beseitigte 
die angefQhrten Beechwerden, aber erst nach 40 Sitzungen. 

7) Ein 26jahr. Mann klagte seit einigerZeit fiber Be- 
schwerde beim Gehen mlt Hinken und Meigung sum 
Schleppen. Er hatte vor einiger Zeit an Ischias (jeden- 
falls durch Myitis der Flexoren des Unterschenkets be- 
dingt, wovon noch Spuren vorhanden waren) gelitten. 
Das rechte Bein wurde beim Ausschreiten nicht gerade 
nach rom gesetzt, sondern in einemBogen nach aus warts 
mit nach oben gerichteter Fussspitze nach vorn ge- 
schwungen, wobei gleichzeltig cine Beugung beider Kniee 
ausgeffihrt wurde. Bei der Untersucbung fand sich ein 
Theil der Wadenmnskulatur (etwa das innere Drittel ihrer 
Breite) uneben , feet und unnachgiebig , jedoch mit nnr 
wenig vermehrter Empflndlichkeit. Dorsal- und Plantar- 
flexion konnte mlt dem rechten Fusse ausgeffihrt werden, 
letatere aber nicht, wenn eingeringer Wideratanddagegen 
vorhanden war, auf den Zehen konnte Pat. mit dem rech- 
ten Fusse nicht steben. Da weiter nichts Abnormes ent- 
deckt werden konnte, nahm H. an, dass die partielle 
Myitis die U reach e des Hinkens sei. Durch Massage 
wnrde vollstandige Heiiung erzielt. 

8) Ein Knabe von 6 J. hatte seit 2 Monaten fiber 
Sehmerz in der Hufte und im Knie der rechten Selte ge- 
klagt, namentlich echmerzhaft war die Gegcnd am Huft- 
gelenk und die Inguinalgegend , der Gang war hinkend 
ge worden uud man befurchtete eine Coxitie und dachte 
schon an permanente Extension. . Hfift- and Kniegelenk 
waren vollkommen unbeweglich , der Giutaeue rnediua, 
namentlich nach dem Trochanter major zu, der Quadratus 
femoris, der Sartorius, sowie die Flexoren waren ge- 
echwollen, nicht besondere hart inflltrirt, aber doch weni- 
ger elastisch ; bedeutende Empflndlichkeit zeigte nur der 
Giutaeue medius und der obere Theil dee Sartorius. Beim 
Gehen federte das kranke Bein in dem Augenblicke , wo 
die Korperlast auf dasselbe gestfitzt wurde , mit einem 
Buck nach hinten zum Maximum der Extension , anstatt 
gradweise zur Streckung Qberzugehen , als ob die betref- 
fenden Muskein den Kfirper nicht gehorig im Gleichge- 
wicht zu halten verraochten auf dem unvollstandig ge- 
streckten Bein und dieseB deahalb die Stellung annehmc, 
in der der Hemmungsapparat des Kniegelenks zur Wir- 
kung kam. Mittels Massage wurde Heiiung erzielt. 

Die angefllhrten Krankengeschichten sollen bios 
den Nutzen andeuten, den eine genaue Unterenchung 
der Muskulatur in Fallen bietet, welche unter andern 
Erechein ungen als denen des gewdhnlichen Muskel- 
rheamatismas auftreten. (Walter Berger.) 

574. Die Bheumatoiderkrankungen der 
Bronohiektatikert von Prof. G. Gerhard t. 
(Deutsch. Arch. f. klin. Med. XV. 1. p. 1. 1874.) 


Zur nfthem Kenntniss der Natur des aknten 
Gelenkrfaeumatismits vereprechen Betraebtnngen der 
Krankheiten beizutragen, die sich auf demBodenvon 
und im Anschluss an andere Krankheiten als mul- 
tiple Gelenkentztlndungen entwickeln und ffthig Bind, 
Herzerkrankungen hervorzurufen. 8o treten als Vor- 
lAufer rheumatoide Formen bei Bronzekrankheit anf 
und bei Biutem in der Jugend , als Nachkrankheiten 
bei Scharlach , Diphtheritis , Dysenterie , als gleieh- 
zeitige Affektion manchmal bei Pyftmie, Puerperal- 
fieber u. Gonorrhfle. Wiewohl selten ist das Rheuma- 
toid doch sicher ftliig, KlappenentzUndungen zu ver- 
ursachen. Ein ahnliches Rheumatoid findet sich bei 
Bronchiektatikern mit Stagnation des eitrigen Sekrets. 

Der 46jahr. Dienetknecht H. Iitt seit lingerer Zeit 
an Husten ; in Folge wiederholter Erkfiltnngen wurde der 
Hasten hanflger, es stellte sich reichllcher schleimiger 
Auswurf ein , doch ohne Brustschmerz and Athernnoth. 
In der Nacht zum 22. Juli 1873 hatte er wiederholt Frost, 
war frfih sehr matt und entleerte , nachdem er 3 Std. ge- 
arbeitet hatte , durch Husten etwa »/* Liter BLut. Von 
da ab hatte er Athernnoth , Sehmerz in der llnken Seite, 
starken Hasten, Nacbtschweisse, war appetit- und schlaf- 
los. Bei dem Eintritt in das Spital (27. Juli) ergab die 
Untereuchnng : anffallig hlaurothi' Gesichtsfarbe , erwei- 
terte Venen, enorme Kurzathmigkeit, hiuflgen Hasten 
u. mattes schlafrigeB Wesen. Thorax ziemlich voluminbs, 
regelmassig, Respiration, namentlich Exspiration, sehr 
angestrengt ; Spitzenstoss im 3. Intercostalraum ; Herz- 
dampfung normal, T5ne etwas schwach. Ueber dem lin- 
ken obem Lappen hinten nnd vom m&sslge Dampfnng, 
sonst fiber den Lnngen voller Schall. Die Ausknltation 
ergab fiberall neben Vesikularathmen Rasselgeranache, 
fiber dem linken Oberlappen reichlicher n. grossblaslger, 
neben scharfen Vesikularathmen. Der Kr. hnstete fort- 
wihrend , so dass er nicht schlafen konnte , and entleerte 
reichliche schlelmig-eitrige Sputa, einzelne blutig, von 
etwas fiblem Geruch. Wahrend der ersten 4 Wochen war 
die Temperatur betrachtlich erhoht und hatte unregel- 
massige Remissionen, Morgens nie nnter 38° C., Abends 
39° C. and darfiber, sogar fiber 40° C. Innerlich warden 
Salmi ak , Grifflth’sche Mixtur und Inhalationen von Ter- 
pentin, Benzin und Fichtennadelol angewendet, aber ohne 
jeden Erfolg. Am 21. Aug. wurde zum ersten Male die 
methodische exapiratorisehe Compression des Thorax vor- 
genommen und von da an taglich 2mal wiederholt. Sofbrt 
traten morgendliche Intermissionen ein und nach 3 T. 
war der Kr. entfiebert und konnte bald das Bett ver- 
lassen, Appetit und Sehlaf wurden normal, das Korper- 
gewicht grosser , Hustenreiz , Cyanose , Athernnoth nnd 
Auswurf nahmen ab , doch blieb letzterer ziemlich reich- 
lich. Wahrend 3’/, Mon. hatte Pat. nur noch 6 geringe 
abendliche Temperatureteigerungen. Anfangs Hess Pat. 
nnr nngern die Thoraxcompression vomebmen, s pater, 
als er den guten Erfolg sah, gem. Am 11. Dee. ver- 
Pat. das Hospital. 

Am 9. Jan. 1874 wurde Pat. wieder in das Spital 
gebracht mit lantern Rasseln anf der Brut , hoehgradiger 
Athernnoth nnd Cyanose , fast nnverstandlJcher Spraohe, 
starkem FiebeT, Elweiu im Urin. Vor 14 T. war er 
nnter Frost, Diarrhoe und blutigem Answurf kranker ge- 
worden. Du linke Handgelenk war gesehwollen, ge 
rSthet and bei Berfihrung und Bewegung ansserst sehmerz - 
haft. Ungeaohtet angewandter Relzmittel and Expektd- 
rantien erfolgte nach 3 T. der Tod. Die Sektion koante 
nicht gemacht werden. 

Der Fabrlkarbeiter K., 36 J. alt, von kriftigein 
Korperbau, hatte nach den Maseru, die er im 16. J. 
hatte , Hasten zarfickbehalten , der 6ftere mit Brust- 
schmerz , Athernnoth nnd Fieber exaoerbirte. Als Soldat 
bekam er (1866) beim Ersteigen eine* Beiges Himoptfie, 


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Id. Pathologie, TTierapie n. medlcinische Klinik. 


die sich spSter wlederholte. Elne Erkaltung Im Feldzuge 
xog ihm elne 6w6chentllche fleberlose recbtseitige Knie- 
gelenkerkrankung zu, die elnige 8chmerzhaftigkeit hlnter- 
lie8s. Die jetzigc Erkranknng begann am 15. April 1874 
mlt Hustenrelz, Engbrustigkeit und erschwertem Aus- 
husten. Am 17. traten Sehmerzen und Schwellung der 
Fusagelenke eln. Bel der Aufnahme fand man fiber der 
Druet Rasseln , fiber dera linken Unterlappen starke 
DSmpfnng, Bronchialathnien und grossblasige und kiln- 
gende RasselgerSusche. HerzdJmpfung klein, Spitzen- 
stoss schwach, T5ne verdeckt, CarotidentCne rein. Der 
Aoswurf, reichlich/ zosammenfliessend, eitrig, gernchlos, 
wurde nach elnlgen Tagen flbelriechend und sonderte sich 
in 3 Schichten. Pat. hustcte bedeutende Mengen zelt- 
weise auf einmal aus, namentlich wenn er auf der taken 
Selte lag. Das Techte Kniegelenk war bei der Aufnahme 
angeschwollen, am folgenden Tage erkrankte das take 
Knie, dann das rechte Handgclenk mit Anschwellung, 
ROthnng und Schmerzhaftigkeit. Trotz verschiedener In- 
halationen blieb bis Mitte Mai der Auswnrf sehr reichlich 
n. flbelriechend. Auch die Schmerzen in den 3 befallenen 
Gelenken verschwanden nur zeitweise. Vora 16. Mai ab 
wurde die Compression des Thorax taglich 2mal vorgc- 
nommeo. Die Abendtcmperatur, die liis dahin 38 — 40° C. 
betragen hatte , stieg nur noch einmal fiber 38® C. Am 
1. Juni tratPat. aus. Schon nach 8T. steilten sieh jedocb 
wieder Schwache , Schmerzen in den Beinen und anf der 
Brust ein. Am 26. kam er wieder In das Hospital, hatte 
starkes remittirendes Fieber, reiclilichen, fibelriechenden 
Auswurf. Die Fussrucken waren gerothet u. geschwollen, 
hi den nachsten Tagen besehriinkte sich die Schwellnng 
mehr anf die Fussgelenke und auch die Kniegelenke waren 
etwas afficirt. Ueber dem Unken untem Lungenlappen be- 
stand starke Dampfung, deren Intensitat an verschiedenen 
Tagen wechselte. Ueber die ganze Brust Kasseln. Herz- 
dampfnng betraehtlich verbreitert, der Ton der Mitral- 
klappe von systoliscbem Biasen begleitet. Pat. erhielt 
Inhalationen und Eisbeutel auf die erkrankten Gelenke. 
Vom 20. ab Compression des Thorax und Tannin-Inhala- 
tionen. Alle Erscheinungen besaerten sich, die Mengc 
des Auswurfs nahm ab. Nur die Mitral-Insufflcienz hatte 
sieh dentlicher entwickelt. 

Aus diesen beiden Beobachtnngen lasst sich an- 
nebmen, dass in den Bronchien stagnirender und 
sich zeraetzender Eiter ausser Fieber bei einigen 
Personen auch rheomatoide Gelenkentzflndungen be- 
wirken kann , welche wiedernin, wie der 2. Fall 
zeigt, Endokarditis hervorrnfen kflnnen. Siegehflren 
in cine Gruppe mit den schon Eingangs erwllhnten 
rheomatoiden Erkrankungen , die bei andem suppu- 
rativen Schleimhanterkrankungen auftreten. In die- 
sen Fallen handelt es sich wahracheinlich um eine 
dnrch Resorption des zersetzten Eiters entstandene 
Bluterkrankung. Der letzte Fall zeigt deutlich, wie 
mit Entleening des eiterigen Bronchi alsekreta Ent- 
fieberung u. Heilung der Gelenkaffektion eintrat. 

Die durch Compression der Thoraxtoande be- 
wirkte Steigemng der Exspirationsbewegung ist zu- 
erst bei Lungenemphysem (bei dem man gegenwftrtig 
pnenmatische Apparate benutzt) angewendet worden. 
Bei reichlich secemirender Bronchitis nnd Bronchi- 
ektasie mit stagnirendem Sekret scheint sie das wirk- 
aamste Expektorans zn sein. Auch der durch die 
Compression gesteigerte Drnck in den Arterien kann 
namentlich bei Kr., die durch Ueberfflllung der Bron- 
chien bereits cyanotisch werden, der Kohlensaore- 
narkose verfallen nnd kleinen Puls haben, von Werth 
sein. 

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Bei dem ersten dieser beiden Kranken, so wie 
noch mehreren andem Brnstkranken nnd anch bei 
Gesnnden wurde die Pnlswelle wfthrend der Com- 
pression beobachtet, wobei sich ergab, dass die Com- 
pression die Systole der Arterie liindert, der Art, 
dass die Pulsation Ira diastolischen Znstand weiter 
geht. (H. M 0 c k e 1.) 

575. Ueber Angina Ludoviol; von Dr.F. A. 
Murchison (Brit. med. Journ. Dec. 2b. 1875) 
u. Dr. A. Doig (ibid. April 15. 1876). 

F. A. Murchison beobachtetc anf den Helm- 
den eine Krankiieit, die er fflr nichts Anderes ale 
fflr Angina Ludovici zu halten vermag. 

Die Krankheit ergriff Kinder und junge Leute 
von verschiedenem Alter (zwischen 3 und 30 J.), je 
alter die Kr. waren, desto heftiger pflegte in der 
Kegel die Krankheit aufzutreten, im Uebrigen waren 
die Symptoroe im Ganzen ziemlich gleich und boten 
nnr nach der Individualist desKr. verschicdene Ab- 
weichungen. Anflmische und schwachliclielndividuen 
waren in bedeutend flberwiegender Anzahl befallen 
(etwa 6mal so viel aU solche mit kraftigem Anssehen) 
nnd litten besonders stark im Allgemeinbefinden ; 
krftftigc Individuen zeigten sich so sclten ergriffen, 
dass M. gencigt war, die Krankheit fflr eine der 
verschiedenen Manifestationen der Scrofulose zu 
lialten. In alien Fallen schicn eine lokale Affcktion 
zu Grunde zn liegen nnd die Krankheit kam nur im 
Winter vor, im Allgemeinen nicht an beBtimmte 
Oertlichkeiten gebunden , doch auf einer Insel ganz 
besonders hftufig , ohne indessen dnrch Infektion er- 
zeugt zu sein ; obgleich die Kr. nicht von den Ge- 
sunden abgescliieden wurden, kamen doch nie 2 Falle 
in derselben Familie vor. Klimatische und gesund- 
heitswidrige Yerh&ltnisse mdgen wohl die Hanpt- 
faktoren in Bezng anf die Entstehnng gewesen sein. 

Die Krankheit begann mit Frost , Steifheit der 
Muskeln der Zunge nnd des Halses und allgemeinem 
Unwohlsein. Dann trat liarte Schwellung in der 
Submaxillardrflse, der Umgebung derselben nnd dem 
ganzen Boden der Mnndhflhle auf, die sich von da 
bis zur Parotis und bis zur Schilddrflse verbreitete, 
und Aphonie stellte sich ein. Der Mond stand offen 
nnd der Unterkiefer konnte ohne grosse Schmerzen 
nicht bewegt werden. Dabei bestand Fieber , mit- 
unter bis zu Delirien gesteigert, und tiefes Leiden des 
allgemeinen Gesundbeitszustandes, mit Verstopfhng ; 
der Ham war dunkel , die Zunge dick belegt. Die 
lokale Geschwulst nahm zu , so dass das Lumen der 
MundhcShle dadurcb sehr beeintrichtigt wurde. Die 
Krankheit dauerte nie flber 12 T., erachSpfte die 
Kr. aber sehr durch Schmerz und Schlaflosigkeit. 
Die Geschwulst, die anfangs normale Fflrbung der 
sie bedeckenden Theile gezeigt hatte, erschien spiUer 
gerflthet , in schlimmem Fallen livid , der Hals war 
geschwollen wie bei Kropf. In einigen Fallen er- 
folgte Resolution , in einigen Eiterung , menials kam 
es an Gangr&n oder zu tbdtikhem Verlaufe. Je 
zeitiger die Krankheit in arztliche Behandlung kam, 

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134 


IU. Pathologic, Therapie u, nedieinische Klinik 


desk) gttnatiger pflegte aie zu veriaufen , Lmmer aber 
blieb noch einige Zeit Lang eine H&rte zurilck , die 
nur durch Jod zu beseitigen war, mit der Zeit aber 
auch von aelbst verechwand. 

Nach Doig kamen wfthrend des Winters 
1874 — 75 unter den Truppen im Lager von Alder- 
shott eine Anz&hl charakteristischer F&lle von Angina 
Lndovici vor. Sie betrafen meist junge Lento, 
traten immer idiopatliisch anf und waren mit inten- 
siven Schmerzen und grosser allgemeiner Depression 
verbunden. Bemerkenswerth war vorzilglich, dags, 
entgegen dem von Murchison beobachteten Ver- 
laufe, Eiterung in nicbt wenig Fallen eintrat. Ein 
Fall , dcr tddtlich endete , verlief folgendermaassen. 

R. J., 22 J. alt, am 4. Febr. 1876 in’s Spital auf- 
genoraroen , hatte seit einiger Zeit fiber alhnalig zuneh- 
mende Schwellung im Nacken geklagt , die hauptsachlich 
die llnke Seite betrofifen hatte. Die snbmarillaren und 
siibllngnalen Drusen, sowie die Parotie dieser Seite waren 
geschwollen , sehr hart und sehr schmerzend; auch die 
reohte Sabmaxillardruae war hart und empfindlich , doch 
in geringerem Grade. Der Unterkiefer war fixirt, der 
Hand stand halb offen ; die Zunge war an das Dach der 
Mundhfible emporgepresst, Schlingen unmfigHch ; aus dem 
Monde tropfte Speichel aus , das Athmen war erschwert ; 
die Schmerzen und Bench werden im Allgemeinen waren 
sehr hoebgradig ; grosse Depression und angstlicher Ge- 
Bichtsausdrnck. Der Kr. war schlaflos und konnte nur 
mit Muhe bewogen werden, otwaa Nahrung zu schlucken. 
Ueber den geschwollenen Theilen war die Haut von ge- 
sunder Farbe, unter dem Kieferwinkel leiclit odematos. 

Pat. erhielt Anregnngsmittel und Nahrungsraittel in 
kleinen haufigen Gaben, ausserdem andauernd Bahungen, 
doch nahm die Schwellung immer mehr zu und behielt 
ihre grosse Harte bei. Das Hautftdem breltete sich welter 
aus und die DyspnOe wurde intensiver. Bei Explorativ- 
pupktionen und Einschnitten wurde kein Eiter entleert. 
Nacb schwerem Kampfe starb dcr Kr. plStzlich am 
8- Februar. 

Bei der Autopsie (43 Std. n. d. T.) fand man starke 
Schwellung vem Unterkiefer , namentllch llnkerselts , ab- 
wirts reicbend bis anf die Halfte des Zwisehenraumes 
zwiseben Unterkiefer nnd Schlusselboin. Nacb Wegnahme 
der Haut fand man die Gewebe gangranos entartet und 
mit einer braunen . stinkenden . halbflfissigen Masse in- 
flltrirt. Vom Dache der Mundhbhle bis zum untern Rande 
der Cart, cricoidea waren alle Gewebe, Drusen nnd Mus- 
keln in gleicher Weise der Zeretorung verfallen. Die an 
die entartete Drfisensubstanz grenzende Partie des Unter- 
klefers war vom Periosteum entblfist, die Schleimhaut der 
Epiglottis und des Larynx war odematos. Die Tonsillen 
zaigten sich leicht ulcerirt, aber nioht in den gangranfisen 
Process hioeingezogen. Die Lungen waren stark con- 
gestionirt und enthielten zahlreiche hamorrhagische In- 
farkte. In JederLungenspitze fanden sich kasige Massen 
nnd zahlreiche kleine Tuberkelablagernngen. Die HShlen 
dee rechten und des linken Herzens waren theilweiae 
rail entfarbten Blutgerinnnngen erfullt. Die ubrigen Or- 
gane zeigten keine Abnonnitaten. (Z i n k e i s e n.) 

576. F&lle von Dilatation mit Hyper- 
trophle dee Magens, behandelt mitteU Ausspil- 
lung desselben ; ans Dr. Wald enstr5m ’ s Poli- 
klinik mitgetheilt von E. Ekberg. (Upsalal&kare- 
fftren. fftrb. X. 6. 8. 414. 1875.) 

1) Die 41 J. alte Kr. litt seit 25 J. an ihrem Uebel, 
das mit Ikterus , Hartleibigkeit , Magenschmerzen nnd 
aanrem Anfistossen, namentllch nach den MaUaeiten , be- 
fonnen hatte. Im FriUjahr 1864 trat hefUgea, oft wiedar- 


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holtee Erbrechen von kaffeeaatzihnlichen Massen auf, 
auch die Faces waren zu gleicher Zeit dunkel gefarbt; 
die Eselust fehlte und die Kr. magerte ab. Nach etwa 
3 Wochen wnrden die erbrochenen Massen heller , zah 
nnd sehr sauer. Brnnnenkuren in zwei auf einander fol- 
genden Sommern brachten etwas Besserung, aber Auf- 
stossen von saurer, warmer FlfisBigkeit bestand fort. Im 
Fruhling 1874 stellte sich wieder Verechlimmernng cin ; 
eine Brunnenkur hatte, wie es scheint, wenig Nutzen nnd 
im October war die Kr. so herabgekommen , dass sie im 
Bett liegen bleiben musste. Das Epigastrium war der Sitz 
bestandigen brennenden Schmerzes , selbst die geringste 
Menge Nahrung wurde sofort wieder erbrochen , das Er- 
brochene roch stark sauer und war nach wenigen Stunden 
in voller Gahrung ; man konnte darin 3 Lagen unterschei- 
den : eine obere , die aus Gasblasen enthaltendcn fasten 
Bestandtheilen gebildet war nnd beim Umruhren stark 
rauschte, eine mittlere ziemlich klare und einenntere, die 
BChwersten Bestandtheile enthaltende. Bei der mikro- 
skopischen Untersuchung fanden sich ausser Speiseresten 
noch Gahrungspilze in ausserordentlich reichlicher Menge. 
Das gegen Drack empfindliche Epigastrium fuhlte sich 
weich und nachgiebig an, eine Spur von einer Geschwulst 
konnte man nicht ffihlen. Der PerkusBionsschali fiber 
dem Magen war in grosser Ausdehnung tympanitiscb , bei 
der Auskultation und Palpation horte man deutlich einen 
schwappendcn Laut noch bis wenige Finger broit unter- 
haib des Nabels ; in derselben Ausdehnung konnte man 
unter den Bauchdecken die peristaltischen Bewegungen 
des Magens deutlich unterscheiden. 

Die Anwendung der Magenpnmpe mit Aosspfilnng. 
die Pat. ntir allmallg vertragen lernte, brackte jedes 
Mai bedeutende Erl eichte rung and wurde fiber 2 Monatc 
lang jedenTag fortgesetzt. An fangs wurde reines Waaser 
zur Ausspfilnng angewendet and gleichzeitlg znr Hem- 
mnng der Gahrung Carbols&nre in Pillenform gegeben ; 
da aber nach einiger Zeit immer noch Sarcina und Gah- 
rnngspilze in nnverminderter Menge Im ausgepumpten 
Mageninhalt vorhanden waren, warden die Pillen weg- 
gelassen und daffir die Ausspfilungen mit Carboliosungen 
gemacht. Etwas Fleischbrfihe , die durch die 8onde ein- 
gefuhrt wurde , behielt die Kr. bei sich , aber schon nach 
elnem Monate konnte feste Nahrung gegeben werden ; 
Erbrechen war selten geworden. Der Stuhlgang wurde 
durch Klystire geregelt. Ala sich der Allgemeinzustand 
bedeutend gebessert hatte , glaubte die Kr. , die Ausspn- 
limgen entbnhren zu konnen , aber schon nach wenigen 
Wochen trat wieder Erbrechen und rasche VerscUim- 
mening auf und in noch nicht 2 Mon. war die Kr. wieder 
so weit heruntergekommen wie zu An fang der Behand- 

l»ng. 

2) Die 40 J. alte Kr. hatte vor 11J. Schmerzen mid 
Anftreibnng des Magens nach den Mahlseiten , Erbrechen, 
sanres Aufatossen und andere Magensymptome bekoramen 
und an zunehmender Schwache gelitten. Mitunter befand 
sich die Kr. besser ; Gemuthserregungen verschiimmerten 
das Uebel. Einige Male jahrlich war Erbrechen mit Bint 
gemischter, kaffeesatzahnlicher Massen aufgetreten. Das 
A llgemeinbeflnden litt nnd znletzt mnsete die Kr. im Bett 
liegen bleiben ; Erbrechen war sehr haudg (8 — lOmal den 
Tag und darfiber) , das Erbrochene war sehr sauer , ging 
rasch in Gahrung fiber und enthielt Gahrungspilze in 
relchlichen Mengen. Das Epigastrium war sehr empftnd- 
liob gegen Druck -, eine Geschwulst konnte nirgends ge- 
ffihlt werden. Die Esslust war stets sehr gut gewesen 
und dieKr. scbienErbsen am besten vertragen zukSnnen. 
Die Anwendung der Magenpnmpe wurde gut vertragen 
nnd die Ausspfilnng des Magens mit Carbollfisung ans- 
geffihrt. Nach der Anspnlnng trat stets grosse Erleich- 
terung ein, aber nur auf kurze Zeit; das Erbrechen wurde 
zwar seltener, h5rte aber biB zur Zeit der Mittheilung doch 
noch nicht ganz auf ; die Sarcina nahm ab , aber die Gah- 
rungspiiae blieben unvermindert. Im Uebrigen beese r te 
sich der Zustand. 


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135 


HI. PatJiologie, "Rwrapie n. medlcMsehe Klinik. 


In beiden Fallen handelte es sich offenbar am 
Magenerweiterang in Folge von Verengnng des 
Pylorus, die nicht darch Krebs, sondern jeden- 
falls dnrch Geschwttrsnarben bedingt war; deshalb 
konmte eine Beseitigung des Leidens dnrch die Ma- 
genpumpe auch eigentlich von vornherein nicht er- 
wartet werden. Da aber doch in den beiden vor- 
liegenden Fallen die Ausspflhing des Magens eine 
Wrrknng finsserte, nimmt WaldenstrOm an, dass 
die Pylornsstenose allein nicht die einzige Ursache 
der Magenerweiterang sein kOnne, sondern dass 
dann , wenn die Erweiternng einen gewissen Grad 
erreicht hat, anch die Schwere der den Magen fllllen- 
den FlHssigkeit zur Yermelirung der Erweiternng 
mitwirkt ; denn , da der Pylorus durch das Ligam. 
hepato-duodenale an der Leber befestigt ist, mass 
stets eine Spannung am Pylorustheile und am Duo- 
denum entstehen, wenn eine grOssere Menge Flflssig- 
keit im Magen angesammelt ist, und durch diese 
Spannung wird der Pylorus noch weniger durch- 
gfingig. Der Mageninhalt ger&tli bald in Zersetzung 
nnd wirkt nun reizend anf die Magenschleimhant, 
wodnrch dessen Contraktionen verstftrkt werden; 
durch den Pylorus geht nur wenig ab , etwas wird 
dnrch Erbrechen entfernt, aber es bleibt noch genng 
im Magen znrflck , um durch seine Schwere den Ma- 
gen etwas zu dehnen. Diese Dehnung kann zwar 
an und ffir sich nur gering sein , da aber das verur- 
sachende Moment fortwahrend einwirkt, allmalig zu 
einem ganz bedeutenden Grade anwachsen, beson- 
ders wenn die Krifte des Kr. dabei abnehmen und 
das VermOgen , den Magen durch Erbrechen zu ent- 
leeren, vermindert wird. Der gahrende Mageninhalt, 
an&ngs eine Folge der Stenose , wird so selbst zur 
Dreache der fortgesetzten Erweiternng, um so mehr, 
da er ausserdem Magenkatarrh unterhalt und so zur 
S Wrung der Emahrang beitragt. [In ahnlicher Weise 
hat nenerdings P e n z o 1 d t (Die Magenerweiterang. 
Habilitationsschrift. Erlangen 1875. S. 23) den 
Yorgang erklart. Wenn nicht der ganze Mageninhalt 
dnrch Erbrechen entleert wird , kOnnen die zurtlck- 
bleibenden Reste die nach der Contraktion erschlaff- 
ten Wandungen hinabziehen u. ausdehnen und es ent- 
steht vielleicht auch sehlflsslich unter fortwihren- 
der Zufnhr von neuem Inhalt eine Herabsetzung der 
Ffthigkeit, auf die (ibermassige Belastnng mit Er- 
brechen zu reagiren.] 

Das erste, was bei derartigen Magenerweiterun- 
gen zu geschehen hat , ist die mOglichst h&ufige Be- 
freiung des Magens von seinem gahrenden Inhalte, 
wodnrch, wie diess im ersten der beiden mitgetheil- 
ten Falle geschah, schon sehr gtlnstige Wirkung 
erzielt werden kann. Feraer mttssen die Gahrungs- 
pilze vemlchtet werden, was indessen dnrch die 
Carbolsaore deshalb nur unvoilstandig moglich ist, 
weil das Mittel schon nach kurzer Zeit resorbirt wird. 
Trotedem bleibt aber die Pylornsstenose und die 
gleichzeitig mit der Dilatation fortschreitende Hyper- 
tropWe des Magens nnverandert , die man nicht zu 
flberwinden vermag. (Walter Berger.) 

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577. Zur Aetiologie der Rose; mitgetheift 
von 8tabsanst Dr. Lflhe in PlOn. (Deutsch. Arch, 
f. kiln. Med. XV. 1, p. 99. 1874.) 

Ein Gymnasiast wurde am 27. Febr. 1874 in 
den rechten Oberarm gestochen und zeigte schon am 
29. hohes Fieber. Von der Wunde aus hatte sicli 
ein phlegmoneartiges Erysipel fiber den Arm und 
einen Tlieil des Rumpfes verbreitet, das Erweiternng 
der Wunde und spater noch Incisionen zur Ent- 
leerung des Eiters erforderte. Am 3. Marz erkranbte 
der Binder des Pat. , der in demselben Zimm er ge- 
schlafen hatte, mit einem bulbOsen Erysipel des 
Gesichts und Kopfes ; am 5. Marz die 8chwester, die 
den erkrankten Bruder gepflegt hatte; beide nach 
einem Prodromalstadinm , das sie vom 1. Mara her- 
datirten. 

Da sich in der Stadt nnd der Umgebung keine 
Eiysipelerkrankungen welter vorfanden, kann an 
eine Verbreitung durch atmospharische EinflUsse nicht 
gedacht werden , die Besichtigung der Oertlichkeiten 
bot anch keinen Anhalt fitr die Annahme einer vom 
Ort ausgehenden Lokalinfektion, und daher ist wohl 
eine Uebertragung von jenem ersten Erysipel anzu- 
nehmen. 

Im Juni 1871 entwickelte sich bei einem am 
EUenbogen resecirten Verwundeten ein phlegmonoses 
Erysipel, das abscedirte und Incisionen nothwendig 
machte. Spater stiess sich ein Sequester ab. Wah- 
rend sonst auf der ganzen Station kein Erysipel war, 
wurden in demselben Saal 2 andere Kr. vom Gesichts- 
eryaipel befallen, einer mit einer Gesiclitswunde 3 T. 
danraf, und 4 T. nach dieser zweiten Erkrankung 
der zweite , der starken Schnupfen mit Schleimhaut- 
excoriationen hatte. 

Bei dem 2. Kr. liesse sich trots der angewandten 
ftussersten Vorsicht an eine Uebertragung dnrch die 
H&nde oder durch Instrumente denken, diese Art der 
Uebertragung ist aber bei der 3. Erkrankung aus- 
geechlossen. Da sich eine lokale Quelle fUr die Er- 
krankung nicht auflmden liess, so muss man anneh- 
men, dass es sich beim 1. Erkrankten am einen 
selbstst&ndig entst&ndenen Process handelte, wie er 
sich bei Knochenexfoliationen Often findet, welcber 
dnrch die Yermittelung der Zimmerlnft anf die beiden 
andern Kr. ttbertragen wurde. 

Am 3. Mira 1873 wurde ein Cadett mil baft- 
gem Schnupfenfieber in das Anstattslazareth anfge- 
nommen, am 4. ein zweiter mit derselben Er- 
krankung. Am 5. Mfira zeigte sich bei letzterem, 
2 Tage daranf bei ersterem ein von der Nase fiber 
Backen , Stirn und Kopfhaut wanderndes Erysipelas 
faciei bullosum. Beide Knaben kamen erst im 
Krankenzimmer mit einander in BerUhrung und auch 
nur in die sehr indirekte durch die Zimmerlufb. Da 
hi dem betr. Zimmer Jahre lang vorher tffld aueb 
nachher keine Erkrankung an Erysipelas vorgekom- 
men ist, auch in der Stadt nnd Umgegend keine der- 
artigen Erkrankungcn verbfimen, muss man wohl 
anch in diesen Fallen von einem Genius epidemibub 

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139 


ID. Pathologic, Therapie u. mediciniache K linik. 


absehen. Die Uebertragung scheint dutch die Zim- 
paerluft auf den durch den eicoriirenden Katarrh 
dazu Disponirten stattgefunden zu haben. Auch in 
Strassburg hatte naan beobachtet, dass daa Erysipel 
nur auf Kr. mit ContinuitAtstrennungen der Hant 
Qbertragen worden war , die andern aber freigeblie- 
ben waren. 

Diese Beobachtungen Bcheinen auf ein von den 
Erysipelatdsen ausgehendes, durch die umgebende 
Luft sich verbreitendes Contagium hinzndeuten. In 
den mitgetheilten Fallen betmg die Incubationsdauer 
ungefthr 3 Tage. (H. Mdckel.) 

578. Fall von Erysipelas phlegm onosum 
oapitis mit Blutergwu zwischen Galea aponeuro- 
tie.a und Hirmchale ; von S. Almatrbm. (Upsala 
lakarefbren. forhandl. XI. 5. S. 382. 1876). 

Der 48 J. alte Kr. hatte etwa a Mon. vor seiner am 
27. Nov. 1876 erfoigten Aafnahme, ohne weitere Stoning- 
davon zu empflnden, bemerkt , dass an der rechten Seite 
Nacken, Hals und Gegend hinter dem rechten Ohr ohne 
bekannte Veranlassung zu schwellen beg&nn. Erst nach 
6 Wocben breitete sich die Geschwulst weiter nach oben 
fiber den Kopf und nach uuten fiber das Gesicht aus 
und worde empfindlich , und der Kr. , der bis dahin seine 
Arbeit als Uhrmacher verrichten konnte , musste das Bett 
hfiten. Bel der Anfnahme war derKr. bei volikommenem 
Bewnsstsein , hatte aber fur die letaten 14 Tage alles 
Erinnerungsvermfigen verloren. Die Haut am obern 
Theilc des Gesichts , besonderB am Augenlld , war etwas 
geschwollen , trocken nnd stark abschuppend und aefgte 
deuttiche Spuren eines abgelaufcnen Erysipelas ; an der 
ilinterseite des Halses bestand noch einige Ilarte und 
Rothung. Der Kopf, mit Ausnahme der fiber dem linken 
Ange gelegenen Gegend, zeigte sich unformlich an- 
geschwollen nnd bildete von der Stirn an fiber den Schei- 
tel , hinten bis in die Nackengegend und an der Seite bia 
zu den Ohren herab , eine einzige fJuktnirende Masse. 
Gleich hinter dem rechten Ohr war die Haut an einer 
etwa 1" im Dnrchmesser haltenden Stelle brandig zer- 
fallen nnd durch die dadurcb entstandene Oeffnung wur- 
den mittels Druck auf den Kopf fiber 40 Cub.-Zoll einer 
sehr stinkenden schwarzlichen Masse entleert, die zum 
grCssten Theile ana Blntgerinnseln nnd Eiter bestand. 
Mit einer Sonde gelangte man durch die Oeffnung in einen 
grossen Hohlraum , dessen Boden von der in ihrer g&nzen 
Ausdehnung blosgelegten Himschale gebildet wurde. 
Nach Ausspulnng des Hohlraumes mit Carbolsaureldsung 
wurde ein Druckverband angelegt , aber im Verlaufe der 
folgenden Nacht ffillte sich die H&hle vonNeuem und nun 
bestand der Inhalt zum grossten Theile aus sanifisem Eiter 
mit nur geringer Beimischung von Blut. Der allgemeine 
Zustand des Kr. war anfangs nicht schlecht gewesen, aber 
am 4. Tage nach der Aufnahme traten pyamische Erschei- 
nongen anf and am 4. Dec. Btarb der Kranke. Die 
stinkende Sekretion unter der Kopfhaut dauerte wahrend 
der ganzen Zeit fort , obwohl taglich mehrere Male des- 
infleirende Ausspulungen angewendet warden. 

Bei der Selrtion fand man die Haut von den darnnter 
Hegenden Theilen nicht bios am Kopfe , sondern auch am 
Halse und am Rficken bis zum 3. Brustwirbel hinab ab- 
gelOst ; nach vorn zu war dieselbe am Halse langs der 
beiden Sternomastoldei fast bis zu den Schlfisselbeinen 
hinab unterminirt. Woher die Blutung stammte, Hess 
sich bei der Sektion nicht nachweisen. Ansserdem fand 
man tebh&fte Hyperamie in den Himhauten und metasta- 
tische Abscesse in der linken Lunge , in der Herzmosku- 
latur und in der linken Niere. (Walter Berger.) 

579. Ueber die Frage von der Contagioei- 
tat der sogenannten spitzen Kondylome ; von 


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Dr. J. Edmund Gttntz in Dresden. (BerL klin. 
Wchnuchr. XIII. 39. 1876.) 

-a: G- gieht zunAchst eine Uebersicht der Anaichten 
verschiedener Autoren in Bezug auf diese durctuuis 
noch nicht abgeschlossene Frage , beleuchtet d&rauf 
die Verh&ltnisse, die bei Beurtheilung der Experi- 
mente zur Erforschung der Ueberimpfbarkeit dieser 
Gebilde in Betracht zu ziehen sind , und fllgt damn 
die Mittlieilung und Besprechung von 6 von ihm an- 
gestellten Impfversuchen, in denen er diejenigen 
Fehler vermieden hat, die Petters und Hebra 
den Experimenten von Kranz nnd Lind warm 
(vgl. Jahrbb. CLVII. p. 260) vorgeworfen haben. 
Urn die Fehlerquellen zu vermeiden, hat G. seine 
Impfungen an Hautstellen ausgefUhrt, die von dem 
Standorte der spitzen Kondylome mdgiiehst weit ent- 
femt lagen, wodurch der Einwand uumOglich ge 
inacht wurde, dass das etwa durch die lrapfnng 
erzielte Kondylom in der Nfthe der schon vorhande- 
nen Kondylome an einer durch unbekannte Yerh&lt- 
nisse beglinstigten Stelle vielleicht schon vor der 
Impfung im Keime vorhanden gewesen sei. 

Das haufige Vorkommen von spitzen Kondylomen 
an den Genitalien spricht daftlr, dass sich an diesen 
Kdrperstellen ein gtlnstigerer Boden fllr die Ent- 
wickelung derselben befinde , als an andern Kdrper- 
stellen, an denen sie seltener vorkommen. Diess ist 
besonders dann nothwendigerweise anzunehmen, 
wenn man die ContagiositAt, durch welche man die 
so haufige Entwickelung der spitzen Kondylome au 
den Genitalien zu erklAren snehte, nicht zugeben 
will. Wenn man daher an andern Stellen als an den 
Genitalien Impfversuche austellt, so hat man von 
vomherein fllr die Uebertragung ungtlnstigere Ver- 
haltnisse zu erwarten, und negative Resultate weniger 
Versuclie kdnnen darum noch nicht ais entscheidend 
gelten , weil zur Fortentwickelung eines Uberimpften 
oder tlberpflanzten spitzen Kondyloms ein gtlnstiger 
Entwickelungsboden nothwendig ist. Die Stelle der 
Hant, auf welche Uberimpft wird, muss wenigstens 
uattlrlichen Blutreichthum und nattirliche Feuchtigkeit 
besitzen ; wenn auf kllnstliche Weise HyperAmie und 
Feuchtigkeit hervorgebracht wird, triibt man dadurch 
die Reinheit des Experimentes. Ein scldagender 
Beweis fllr die Contagiositat der spitzen Kondylome 
wttrde es sein, wenn ohne alle vorbereitenden und 
beffirdernden Eingriffe auf einem im allgemeinen der 
Entwickelung dieser Gebilde ungllnstigen , jedocli 
gesunden Hautboden durch einen Impfversuch ein 
positives Resultat erlangt wttrde. Wenn diess G. in 
alien semen 6 Y ersuchen nicht gelungen ist , so ist 
dadurch noch nicht bewiesen , dass die Kondylome 
nicht flberimpfbar seien, denn dass fortgesetzte 
Impfungen slots ein negatives Resultat haben mllsaen, 
ist nicht zu beweisen. Dass spitze Kondylome an 
den verschiedensten Stellen der Haut und Schleim- 
haut vorkommen kdnnen, wenn auch seltener als an 
den Genitalien, hat die klinische Erf&hmng gelehrt, 
und die Erfahrung in Bezug auf die histologische 
Entwickelung derselben I Hast es durchaus als mCg- 

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137 


III. Pathologle, Therapte a. mealcinisohe Klinik. 


lich erecheinen. Ob die Impfimg an einem Syphili- 
tischen oder an einem nicht Syphilitisclien vorgenom- 
men wird , hat keine Bedeutung zur Entscheidung 
der Frage abet die Contagioeit&t dee spitzen Kondy- 
loms, das erwiesenermaassen mit Syphilis nichts 
gemein hat. 

Die von G fl n t z angestellten Impfversuehe geben 
wir in Folgendem knrz wieder. 

1) 26jiihr. , gilt genahrter Kr. mit einem Indurirten, 
8 Wochen nach der Infektion geheilten Geschwiir nnd 
folgenden Syphiliserscheimmgen. An der Narbe des Oe- 
schwurs in der Eichelfurchc entatand ein spitzes Kondy- 
lom , daa bis znr Grossc von 3 Mmtr. wucbs ; gleichzeitig 
entwickelten sich noch andere Kondylome in derNahe des 
ereten nnd einea anf dem Rucken derEichel. Daa grosste 
wnrde abgetragen und aofort in einen Schnitt am Ober- 
arm , mit der Basis in die Sclinittrander der Haut ge- 
klemnit , mit Wachspapier bedeckt nnd dann mit Heft- 
pflaater befeatigt. Nach 2 Tagen zeigten sich die trocke- 
nen Reste des Kondyloroa mit dem Schorfe der Wnnde 
verklebt ; als der Schorf abgefallen war , seigte aich die 
Wnnde mit einer Vertiefnng geheilt ; cin Kondylom hatte 
aich nicht entwickelt. 

2) An demaelben Kr. wurden 2 Kondylome in gleicher 
Weise wie beim eraten Experiment in einen Hantschnitt 
am Arme eingeaetzt. Daa Rcsultat war cbenfalla negativ. 
Die Kondylome am Penia wurden mitteis Tannin nnd 
spater mitteis Sublimatcollodium vollstandig bcseitigt. 

3) Ein nach 4 Mon. an der 8 telle der alten entwickel- 
tes nenea Kondylom bei demaelben Kr. wurde eben falls 
mit negativem Erfolge in gleicher WeiBe uberimpft. 
Syphilisaymptome waren nicht mehr vorhanden und der 
Kr. hatte aeit der eraten Anateckung angeblich den Coitus 
niebt mehr anageubt. 

4 ) Kondylome , die sich an abgelftstem Zahnfleiache 
bei einem ganz geannden lOjahr. Madchen entwickelt 
hattee , wurden abgetragen und in derselben Weiae wie 
in den vorhergehenden Verauchen auf den Arm einee 
Marines ubertragen, der 2 J. fruher an Syphilis behandelt 
worden war , ohne seitdem wieder ErscheinungeD von 
Syphilis gezeigt zn haben. Der Verlanf war genau so wie 
bei den fr&hern Versncben and das Ergebnias ebenfalls 
negativ. 

6) Auf den andern Ann deaselben Mannea, der zura 
4 . Versnche gedient hatte , wnrde ein Kondylom uber- 
pflanzt, daa von einer ayphilitiachen Schwangern mit Fluor 
alb ns und massenhaften Kondylomen an den Qenitalien 
atannnte. Der Erfolg war negativ. 

6) Ein anderes Kondylom wnrde auf den Oberarm 
der erwahnten Frau selbst uberpflanzt , ebenfalls mit ne- 
gativem Erfolge. 

Bei den syphilitischen Kr. war eine syphilitisebe 
Kur nicht vorgenommen worden, um das Experiment 
nicht zn trtlben. Wenn auch spitze Kondylome als 
Gebilde Ortlichen Ursprangs von antiayphilitischen 
Karen nicht beeinflusst zu werden pflegen , so kann 
doch der Fall eintreten, dass sie w&hrend einer Ein- 
reibungsknr ohne ftrtliche Behandlung gleichzeitig 
mit den syphilitischen Erecheiniuigen schwinden, nnd 
diess 1st bei Experimenten nicht ausser Acht zu 
lassen. Die zuweilen vorkommende Schrumpfung 
spitzer Kondylome nnter dem Einflusse einer Ein- 
reibungskur erklArt sich Gttntz auf folgende Weise. 
Wenn spitze Kondylome anf der Narbe eines syphi- 
litischen Nengebildes oder direkt auf einem syphiliti- 
schen Produkt ihren tlrsprung nehmen and durch 
die Qaecksi Iberbeh&nd lim g rase he Resorption der 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 2. 

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letztern erfolgt , so wird dem Kondylom , wenn es 
vereinzelt steht, der Boden und die Nahrtmg ent- 
zogen nnd es achrampft, w&hrend gleichzeitig an 
andern Standorten , wo dieser Vorgang sich nicht so 
rasch oder gar nicht vollzieht, andere spitze Kondy- 
lome nngestort weiter wachsen. Breite Kondylome, 
anf denen unter UmstAnden spitze ihren Sitz haben 
kfinnen, qnellen nnter der Qnecksilberbehandlnng 
auf, werden sncculenter, unbestimmter in ihren Con- 
touren, weich, morscb, trflbe , weisslich-bl&nlich ver- 
fArbt, bis sie eDdlich schwinden; am deutlichsten 
sieht man diesen Vorgang an den opalinen, perl- 
mutterartig oder kalkweiss gefkrbten Flecken der 
Mnndschleimhaut oder Zunge , in Fettmetamorphose 
begriffene Gruppen von Zellen syphilitischer Pro- 
dukte , die sich jedoch anch zuweilen ohne syphiii- 
tische Grundlage entwickeln kdnnen. 

In forenrischer Beziehung kann die Frage liber 
die Contagiositttt der spitzen Kondylome von Beden- 
tung sein, wenn es sich daram bandelt, aus der Be- 
schaffenheit der Qenitalien zweier Individnen auf 
einen Coitos zn schliessen. Anch wenn sich bei 
beiden spitze Kondylome finden , lftsst sich darans 
noch kein Schluss ziehen , weil die Frage von der 
Contagiomtftt dieser Gebilde noch unentschieden iat. 

(W alter Berger.) 

580. Ueber syphllitisohe Re infektion ; von 
Dr. J. C a span'. (Deutsche med. Wchnschr. I. 7. 
1875.) 

Indem Vf. die wesentlichen Angaben and ere r 
Autoren fiber die syphilitisebe Wiederansteckung re 
eapitulirt , fflgt er folgende FAlle aus eigener Beob- 
achtung hinz n. 

1) Ein aus tuberkulSser Familie stammender Mann 
litt seit mehreren Jahren an Syphilis, schwerer Iritis etc. 
und hatte sich im J. 1867 einer mehrwScbentlicheu Kur 
in Aachen unterzogen, seit welcher Zeit er von SyphiUs- 
symptomen frei geblieben war. Im J. 1869 consultbte 
der Pat., welcher vom Vf. in der Zeit vorher an Striktur 
behandelt worden war, denVf. wegen eines indurirten Ge- 
schwurs am innern Praputialblatte. Alsbald stellten sich 
DrQsenanschwellnngen in beiden Leisten, Adenitis univer- 
salis, macuioses Syphilid bei gutem Allgeraeinbeflnden 
ein. Bei dem Auftreten des Hantausschlags wurden In- 
nerhalb der nachsten 20 Tagen 20 Injektionen zn Je 
O.OlCtgrmm. Subiimat applicirt, worauf Roseola, Indura- 
tion nnd Drusenanschwellung schnell verschwanden. A 1s - 
bald jedoch trat ein intensiver Bronchialkatarrh ein. Da 
der Kr. ana einer tuberkoldsen Familie stammte, so wnnde 
derselbe nach einem klimatischen Kurort gesendet, von 
wo er ohne Erscheinungen von Tuberkulose surflek- 
kehrte ; doch alsbald trat floride Tuberkulose ein, weiehe 
gegen Ende 1869 bei dem iOjahr. Manne sum Tode 
ffihrte. Von Syphilissymptomen war nichts wieder su 
bemerken gewesen. 

2 ) Ein 40jahr. Mann von sobwaohlichem Korperbau 
war vor 13 J. an Schanker erkrankt; demaelben folg- 
ten Ulcerationen im Schlunde, Kondylome am After, Hant- 
ansachlige. Nach zwei alsbald hinter einander durohge 
machten Einreibnngsknren kamen Syphilisaymptome niebt 
wieder znm Vonchein. Pat. verheirathete aich vor vielen 
Jahren ; Fran nnd Kinder blieben gesund. Anfang April 
1876 hatte sich nach einer Ansteckung an der Corona 
glandis cine nicht rnnde, erbsengroese syphilitisebe Indu- 

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138 


IV. Gynikologie a. PAdiatrik. 


ration ausgeblldet. An 1. Joni war das Scrotum bedeck t, 
theils mit wunden, theils mit Schnppen belegten Papeln j 
ausserdem fanden sich Bolche Papeln auf Stirn, Ann, 
Sebenkeln und am stirketeu am rechten Fibularkfipfchen ; 
DrQsenintlltrationen in bciden Leisten nnd an beiden 8ei- 
ten des Halses, Erosionen auf den Tonsillen ; die anfang- 
liche Induration war nur noch wenig fuhlbar. Nach 16 
Einrelbungen schwanden die Erscheinnngen nnd kehrten 
nicht wieder mruck. 

Die eratmalig erfoigte syphllit. Anstecknng dieser 
bciden Kr. war durch die Aussagen ihrer sie fruher be* 
liandelnden Aerzte bestatigt worden. 

3) Eln sehr kraftiger Mann hattc ini Sommer 1871 
wegen elneu Indurirten Oeschwdrs mit DrflBeninfiltra- 
ttonen und maeulo-papnlosem Exanthem den Vf. consul- 
tirt. Durch eine inzwischen von einem andern Arzt ver- 
ordnete Einrcibungskur waren die Symptome beseitigt 
worden. Am 11. Aug. sah Vf. den Pat., welcher Anfang 
Mai nach einem verdachtigen CJoitus ein Geschwor bemerkt 
Latte. Nach volligem Wohlsein, enahlte der Kr., eei er 
Ende Jnli von Gliederschmerzen im Knie- nnd in vielen 


andern Gelenken befallen worden ; Am 3. Aog. babe er 
Ausschlag bemerkt. Vf. fand ein heilendes, indurirtes 
Gesehwur an der Corona glandis, aowie allerwSrts DrSaen- 
inflltrationen, reichliches maculo-papnlCses Exanthem nnd 
Erosionen am weichen Gaumen und Schmerzhaftigkeit bei 
Drnck auf einzelne Metacarpalkopfchen. Nach 20 Ein- 
reibungen waren sammtliche Erscheinnngen beseitigt. 

Vf. hebt mit Recht hervor, daas zur Diagnose 
einer syphilitLschen Reinfektion ausaer dem indurirten 
Geschwtlr noch weitere uuzweifelhafte Symptome, 
Adenitis universalis oder Haut- und Schleimhautlei- 
den vorhanden sein mUssen. Eine e inf ache Ingni- 
naldrflsenanschwellung ausser der Induration genllge 
nicht, da zur Diagnose der Reinfektion nicht weniger 
Symptome gefordert werden mflssen, wie zur erstma- 
ligen Erkrankung as Syphilis. 

(J. Edmund Gflntz.) 


IV. Qynikologie und Pddiatrik. 


581. Trauma tiooha Mammitia ausaer Zu- 
mit dem Puerperium; von Prof. 
Oosselia. (Gaz. des Hop. 7. 1876.) 

Eine so hftufige Erscheinung die Entzflndung 
und Eiterung der Brnstdrflsen bci Wttchnerinnen und 
Stillenden ist, eine so seltene 1st sie ausser dem Puer- 
perium. Vf. beschreibt einen solchen bei einer 25- 
jihr. Frauenaperson , die niemals scbwanger war, 
beobachteten Fall. Dieselbe hattc sich beim Putzen 
der Schuhe mit der Btlrste an die iinke Bnist ge- 
Btossen , wo nach kurzer Zeit eine Blutunterlaufung 
entstanden war, die nicht wieder verging und zu 
schmerzen begann. Urn dem Blute Abfluss zu ver- 
scbaffen, war mit der Lanzette ein Einsticb gemacht 
worden, worauf eine kleine Quantittt Blut, vielleicht 
auch etwas Eiter abgeflossen war ; hierauf war eine 
bedeutendere Gescliwulst mit Hllrte und Sclxmerz- 
haftigkeit, eine wahre Eiterung der Brustdriise ein- 
getreten. Die Entieerung des Eitere war wegen 
tiefer Lage nicht ohne Schwierigkeiten gewesen. 

(Sickel.) 

682. Zktarus und Colioa hepatioa in Ver- 
bindung mit Retention der Menstruation; von 

Dr. Charon. (Gaz. des H6p. 49. 1876.) 

Eine 3 2 Ji.br. Frau suchte wegen Ulcerationen am 
Muttermirade Hfllfe hnKrankenhause. Pat. war gross und 
krfftlg, die Haut des ganzen K8rpers zelgte eine starke 
Hrterische Farbung, Folge, wie sie angab , von heftiger 
Leberkolik ; die Lebergegend war empflndlich gegen Drack, 
Ittrtcn wnrden nicht wmhrgenommen, der ganze Unterleib 
war aehr aafgetricben und resistent. Die Untersnehong 
mit dem Speculnm ergab das Vorhandensein von Erosio- 
nen am Mntterhalse, derMuttermund war vollig obliterirt. 
Du Corpus uteri war als solohes weder durch die Vagina, 
noah durch den Mnstdarm zu erkennen, dagegen nahm 
mm tou letsterem a us mit dem Finger eine elaetiseke 
Masse wahr u. auch durch die Bauohdecken hindurcb war 
Lister der Harnblase ein runder, voiummOser Tumor er- 
kennbar, der bis sum Nsbel reichte u. ffir den ungewShn- 
llck vergrosserten Oebarmntterkdrper gehalten werden 
mawte. Man hattc es offers bar mit einer in Folge von Re- 
tention der Regeln entstandenen Ausdehnung der Gebar- 


mutter zu than ; die Menstniation war sett mehreren Mo- 
naten weggeblieben und seit 16 J. hatte Dysmenorrhoe 
bestanden. Pat. hatte 7 J. hindurch, von ihrem 17, J. 
an, in Asien gelebt, in ihrem 21. J. hatte sie znm 1. Male 
an Leberkolik gelitten, die sich seitdem ofters wiederholt 
hatte. Vor 6 J. hat sie einmal geboren und darauf einige 
Zeit hindurch an GebArmutterulcerationen gelitten. Vor 
>/j Jahre traten wieder sehr heftige Schmerzen in der Le- 
bergegend mit tiefer ikterischer Farbung der Haut ein ; 
damals liatte sie znletzt Hire Menstruation, seit jener Zeit 
traten nur allw5chentliche heftige Leibschmerxen ohne 
Blntausfluss cin ; die Uautfarbung bUeb dieselbe. Auf 
operativem Wege wurde nun durch don Muttennund zn- 
erst 1 Liter schwarzes Blut entleert, dem in den n&chsten 
Tagen nooh eine groseere Quantitat dfinnfi&ssiges rather 
Blut folgte ; nach katrm 3 Wochen war jede ikterische 
Farbung versch wunden. Da der Cervikalkanal sich kaum 
durchgangig (And , so wurde er dnrch Pressschwamm er- 
weitert; darauf trat die n&chste Menstrnalblntnng in nor- 
maler Wei sc ein, die Schmerzhaftigkeit der Lebergegend 
war ganz geschwunden nnd Pat. konnte als volUt&ndig 
geheitt entlassen werden. (Sickel.) 

583. Fall von Durchbohrung der GebCLr- 
mutter mit der Sonde bei beidereeitigem Ovarial- 
tumor; von Dr. Julias Elischer in Budapest. 
(Deutsche med. Wchnschr. II. 15. 1876. p. 169.) 

Auf Spiegelberg’s Klinik in Breslau wnrde eine 
37jahr. Frau beobachtet, die vor 17 Wochen geboren 
hatte nnd deren Leibesnmfang seitdem bed eu tend grSsscr 
ge worden war. Beide Ovarien wnrden vergr6ssort naoh- 
gewicsen, der vorhandene Ascites 8 Tage nach der Auf- 
nahme durch Punktion entleert. Als nachber der Uterus 
aondirt wurde, drang das Instrument nach einem kleincn 
Aufenthalte in der HOhle in seiner ganzen LSnge eln, so 
class die Sondenspitze dicht unter den Bauchdecken zu 
fuhlen war. Reaktion war, wie in den bisher bekannten 
Fallen, nicht zu beoliachten. Es schieu eine maligne 
Ovarienneubildnng vorhanden zn sein und Pat. starb. 

Ehe zur Sektion geschritten wurde, fllhrtc man die 
Sonde eln nnd liess sie llegen. Man fand 2 solide Eier- 
stoekstumoren ; der iinke war oval, 17 Ctmtr. lang, 14 
Otmtr. breit, 12 Ctmtr. dick, der reehte aus zwei unregel- 
massig gestalteten Hautlappen gebildet, deren gross ter 
7 Ctmtr. lang, 3.6 Ctmtr. dick nnd 4 Ctmtr. hoch war: 
beiderseltiges Fibrosarcoma ovarii. Der Uterus zeigte 
slcb von biassein Ansehen, aach reebts im Grande des 
selben fand sich eine schlitaftrmige, mit soharfen Ran 


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139 


IT. GynAotogie n. PadiatrQc. 


<en venehene Oefltoung, von von naeh Motes gehend, 
*/« Ctaatr. lug. Die Uteruswand war auch an dieser 

Stefle gleichraassig dick (0.6 Ctratr.). Durch den Schliti 
war die Sonde in die BauchhShle gedrungen. 

Vf. macht darauf aufmerksam , dass nach Siche- 
mng der anfSinglich scbwierig zu stellenden Diagnose 
immer noch das leichte Durchdringen durch die Utc- 
niswand und der Mangel an Reaktionserscheinungen 
rittbselhaft bleibt. Wab rend aber in Martin’s 
Falle der perforirte Uterus atrophisch war, zeigte 
sicli bier die Muskulatur seit dem Puerperiom nen 
gebildet. Da in den meisten der jetzt bekannten 
Falle die Perforation des Uterus mit der Sonde bei 
Frauen nach einem mit entzllndlichen Processen com- 
plicirten Wochenbettc zu Stande kam , so nimmt Vf. 
an, daas cine ahnliche Disposition auch durch dieEnt- 
wicklung grosser, blutreicher Tumoren geschaffen 
werden kann. Die das Epitliel des Uterus abschllr- 
fende Sonde findet dann ein geringes Lttckensystem 
vor, in dem sie mit Leichtigkeit bis zum Peritonftum 
und durch dieses hindurch gefUhrt werden kann. 
Vf. halt daher die Sondenperforation des Uterus stets 
fUr ein Zeichen von gestOrter Involution desselben. 

(Kormann.) 

584. Zur Anteflexionsfrage ; von P. M ill 1 e r 
in Bern. (Arch. f. Gynikol. X. 1. p. 176. 1876.) 

Vf. ontaraieht die Behanptungen B. Schultze’s 
in Betreff der Aetiologie der pathologischen Ante- 
flexion (vgl. Jahrbb. CLXVIU. p. 31) einer scharfen 
Kritik. B. Sch. ist bekanntlich der Ansicht, dass 
die pathologische Anteflexion meist Folge einer 
Schrumpfung und Verkttrzung der Douglas’schen 
Fatten nach einer Parametritis poster, sei. Iiierdurch 
trete zwischen Cervix imd hinterer Beckenwand Ver- 
ldthung ein and der Gebirmutterkorper werde nan 
durch den intraabdominalen Druck nach abwArts 
gedringt. Dass diess in gewissen Fallen die Ur- 
sache der pathologischen Anteflexion sein kann, 
wird nicht bezweifelt werden konnen ; keineswegs 
ist -diess aber die Regel, wie B. Sch. will. Auch 
fto Pereonen, die nicht geboren haben, ist jene An- 
oahme , wie sich Vf. (tberzeugt hat, entschieden 
falsch. Die Ursachen, welchen Sch. die EntstehoBg 
der Parametr. post, zuschreibt — Masturbation, Co- 
habitation und Tripperinfektion , hochgradige Ka- 
tarrbe, Kothstaaungen — hat Vf. in der Mehrzahl 
der Fftlle nicht aufhnden kOnnen. Auch in Dem, 
was B. S c h. in Betreff verheiratheter Frauen aagt, 
ist Vf. anderer Ansicht. In dem Falle n&mlich, dass 
der Uterus normal wire , wllrde auch Schwanger- 
aahaf t eintreten, tritt aber diese nicht ein, so kann es 
bei schon bestehender Flexion durch die fortgesetzten 
Cohabitationen bei der straffen , vulnerableren und 
durcli Geburt nicht weiter gewordenen Vagina zn 
para- und perimetritiseben Processen kommen, bo 
dass also die Flexion bereits bestandea hat, die Pa- 
rametritis erst spa ter eintrat. 

Ais Symptome der Parametritis post, nennt B. 
S eh. die Stairheit, Verdiekong and im Anfange der 

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Erkranknng die Empflndlichkeit der Douglas’schen 
Fatten. Das letztere Symptom erkennt Vf. durchaus 
nicht als charakteristisch fflr die Erkrankung an, 
denn es kflnnen in Bezng anf die Stelle des Schmer- 
zcb sehr leicht Verwechselnngen vorkommen. Aehn- 
lich verbal t es sich auch mit der Verdickung der Li- 
gamente. Bei Persouen , die niclit geboreu haben, 
findet sich davon in vielen Fallen gar Nichts nnd wo 
wirklich Verdickung zu constatiren war, liess sich 
dieselbe nicht in bestimmter Weise auf die Ligameute 
beziehen. Ein grosses Gewicht legt Sch. endlioh 
auf die Straffheit der Ligamente bei der Diagnose 
einer Parametritis post. Vf. konnte eine Straffheit 
dieser Ligamente nur dann bemerken, wenn sie sehr 
dick waron , oder wenn sie ktinstlich gespannt war- 
den. Die Untersuchungen des Vf. bei Personen, die 
nicht geboren haben, haben ergeben, dass bei Ante- 
flexionen der Uterus frei beweglich ist und dass die 
hintere Fixation durch Schrumpfung der Ligg. sacro- 
uterina nur selten vorkommt. Hinsichtlich der anf- 
fallenden Erscheinung, dass B. Sch. bei Anteflexio- 
nen so ausserordentlich haufig jene VerSndcrungen 
der Douglas’schen Falten beobachtet haben will, 
hebt Vf. hervor, dass bei der Untersnchung , wie ac 
Scb. angiebt, eine Spannung der normalen Liga- 
mente hervorgebracht wird , und man so die nor- 
malen, aber ktinstlich gespannten Ligamente fflr pa- 
thologisch veranderte halten kOnnte. Uebrigens ist 
es nach Vf. auch in den Fallen , wo man Fixation 
durch Schrumpfung der Ligamente nachweisen kann, 
immer noch sehr fraglich , ob nicht die Anteflexion 
schon vorber beatanden hatte. 

Ferner stimmt Vf. anch mit der von B. 8ch. 
aufgestellten Unteracheidnng zwischen pathologischer 
und nonnaler Flexion nicht tlberein , vielmchr zahlt 
derselbe die meisten Anteflexionen ohne Fixirung an 
der hintem Beckenwand bei Personen, die nicht ge- 
boren haben, zu den pathologischen. Endlich wen- 
det sich Vf. noch gegen die Ansicht , dass bei den 
von Sch. als normal bezeichneten Anteflexionen die 
oft beobachteten StSrungen in den Geschlechtsfnnk- 
tionen nicht von der Flexion , sondem von andern 
Complikationen herrtlhren ; nach Vf. ist die Flexion 
als das Primire bei den Stdrungen der Geschlechts- 
fuuktionen anznsehen. (Hfthne.) 

585. Ueber Bndometrltis daoidnalla fcobw- 
rono-polypona ; von Dr. Fr. Ahlfeld. (Arch. f. 
Gynakol. X. 1. p. 168. 1876.) 

Der im Ganzen kleinen Anzahl von verflffent- 
lichten Fallen von Decidua ’papulosa et tuberosa 
kann Vf. noch 3 andere aus seiner Praxis hinzu- 
fttgen. 

In dem 1. Falle war das abgegangene £3 von der 
abortlrenden Frau selbst aufbewahrt worden. Hler fand 
stab ein grosses Stuck Dedldua vera, das Chorion war ge- 
Sffinet , ebenso das Amnion , in dewwn H5hle der an der 
Nabelscbnur bangende Fotus sich befand. Letzterer war 
erweicht und der Kopf abgerissen. Die Decidua zeigte 
dgenthfimlich geformteExcrescenzen, eine belgefQgte Ab- 
bildung giebt ein deutliohes Bild hiervon. Drusenoffuun- 


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140 


IV. Gynftkologie a. Pidmtrik. 


gen auf den Papillen und Polypen lieesen sich mit unbe- 
waffnetem Ange nicht erkennen , wohl aber fanden sich 
auf den in der Fl&che verdickten Stellen kleinere and 
welter von einander stehende Oeffnnngen , ale an den 
fireien Stellen der Schleimhaut. Unter dem Mikroskop 
trat das Bindegewebe gegen die ausserordentliche Menge 
von Zellen sehr zuruck. Zablreicbe Gefasse fanden sich 
in den hyperplastiachen Theilen , in den Polypen dagegen 
zelgte sich nnr ein Centralgefasa. Eine besondere Zellen- 
wuchernng fend Vf. auch in der Allantois. 

Bei dem 2. Falle konnte Vf. nur eines Theiles der 
Decidua vera und einer kleinen Partie der Decidua reflexa 
habbaft werden. An der innern Flacbe der Btark dnrch 
Blut gefarbten Decidua fand er sehr viele meist mit elnem 
donnen Stiele versehene Polypen. Die breit aufsitzenden 
Tuberanzen waren mit Drusenmiindungen versehen, die 
kleinen Polypen dagegen nieht. Auch hier war die 
Wucherung von der innern Zellenschicht ausgegangen. 
Die Polypen dieses Praparates zeicbnen sich vor denen 
dee 1. duroh ihren Blutreichthum aus. Hier und da sind 
auch Blutaustritte zn bemerken ; auch in diesen sind die 
weissen Blutkorperchen in etarkerer Anzahl vertreten als 
die rothen. 

Iu dem 3. Falle lag ein mit Zotten reichllch ver- 
sehenes Ei von 1 Ctmtr. Durchmesser vor. Es fand sich 
in demselben nichts vom Fotus oder Nabelschnurrest vor. 
Das Chorion war vorhanden , nlcht so das Amnion. An 
der Decidua vera sassen in weiten Zwischenraumen Lang 
gestielte Polypen. Auch hier war die Deciduaschicht zu 
an erkennen. Blutergusse waren zahlreich, die Zellen in 
grosser Anzahl verfettet. 

Ana der Anamnesc in den vorstehenden und aus 
den in der Literatur berichteten Fallen lassen sich 
folgende Th&tsachen in Bezug auf die Endometritis 
decidualis hervorheben. Die meist gesunden und 
jungen Frauen verloren unter starkem Blutverluste 
inn Laufe des 2.-4. Monats das [befruchtete Ei, 
welches stets mit der Decidua abging. Mach den 
Beob&chtungen des Vfs. geht die Trennung der De- 
cidua vera in der Drilsenschicht vor sich. Die tiber- 
mftssige Wucherung findet sich an der Innenflkche 
der Decidua, sie breitet sich entweder in der FLftche 
aus oder nimmt die Form von dtlnngestielten Polypen 
an, geht aber stets von der Zellenschicht aus. Die 
Drttsend ffnunge n verengen sich und kommen eben- 
falls in Folge der Wucherung weiter auseinander zu 
stehen. Bei der Bildung der polypdaen Form blei- 
ben die Drilsen unbetheiligt ; auch sind die Polypen 
wenig gefftssreich , wohingegen die fl&chenhafte 
Wucherung zahlreiche Blutgefasse zeigt. Das Epi- 
thet zeigt sich nur an den Drflsendflhungen. Beztig- 
lich der Zellen der Decidua verweist Vf. auf die Be- 
sohreibungen von Friedlftnder, Langhans 
n. A. Von der auffallend grossen Anzahl der weissen 
BlntkCrperchen in der Drtlsen- und Zellenschicht 
war schon oben die Rede. Die Verftnderungen des 
Chorion — Verdickung der Zotten — welche einige 
Male gefimden worden sind , halt Vf. bei der Deci- 
dualerkrankung nicht ftlr bedeutungsvoll. Ebenso 
fanden sich im Amnion und der NabeUchnur keine 
auffallenden Verftnderungen. Anch am Fbtus zelgte 
sich bei dieser Erkrankung nichts Charakteristisches. 

Vf. kommt nun auf die Frage nacb den Grund- 
nrsachen der betr. Erkrankung. Und hier muss zu- 
nftchst hervorgehoben werden, dass sowohl nach den 
vom Vf. beobachteten , als auch nach den (lbrigen 

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berichteten Fftllen die Syphilis nieht als Uraache zu 
besohuldigen ist. Ueberhaupt ist man in Bezug auf 
die Aetiologie noch zu keinem bestimmten Resultate 
gekommen. Die Entstehung der Hyperplasie scheint 
nach den mikroskopischen Befunden in die Zeit der 
Graviditftt zu fallen , es wire nur noch die Frage, 
ob die Erkrankung erst nach dem Absterben des 
Eies auftrete. Diese Frage bftngt mit der andem 
zusammen , weshalb diese Erkrankung den Abortus 
nach sich ziehe. Nach verschiedenen Beobachtongen 
mbchte man annehmen, dass die Polypenbildung erst 
nach dem Beginne des Absterbens des Eies ihren 
Anfang nimmt oder, wenn bereits begonnen, sich 
weiter entwickelt. Es wllrde hiernach das Absterben 
deB Eies nicht als Folge der Decidualerkrankung an- 
gesehen werden dtlrfen. Die Trennung der Decidua 
scheint vielmehr dnrch die mehrfach beobachteten 
Blutergtisse hervorgerufen zu werden. Wahrschein- 
lich ist also die Endometritis decid. polyp, keine AII- 
gemeinerkrankung , sondem sie ist nnr als eine par- 
tielle Hyperplasie der Decidua anzusehen. Vf. for- 
dert am Schlusse bei fthnlichen Fallen auf, die Sero- 
tina auf eine etwaige Hyperplasie zu untersuchen, 
durch welche das Ei in seiner Ernfthrung beeinflusst 
werden kdnnte. Spftter hat Vf. noch 2 andere Fftlle 
von Decidaawucheningen beobachtet und ist daber 
der Meinung , dass diese Erkrankung viel after vor- 
komme, als man bis jetzt angenommen habe. 

(HOhne.) 

586. Das Verhalten des Cervix ateri in 
der Sohwangersohaft ; von C. C. Th. Litz- 
mann. (Arch. f. Gynftkol. X. 1. p. 118. 1876.) 

Von der Entwicklung des befruchteten Eies 
in der Gebftrmutter wird der Cervix zunftcbst nicht 
beeinflusst ; schon anatomisch unterscheidet sich die 
Schleimhaut desselben von der des Uterus. Die Ver- 
ftnderangen des Cervix in den ersten 7 Schwanger- 
schaftsmonaten besteht in einer durch Hyperftmie 
hervorgerufenen Auflockerung seines Gewebes and 
Vennehrung seines Umfanges; Vermehrnng der 
Mnskelfasern oder des Bindegewebes tritt nicht ein. 
Jene Schwellung beginnt gewdhnlich am Os ext 
uteri und geht auf das paracervikale Bindegewebe 
and die Insertion des Scheidengewdlbes fiber. Mit 
dem Wachsthum des Eies ftndert sich die sonst p latte 
Form des Halskanales und man findet statt der Quer- 
spalte ein nmdliches Grilbcben am ftussem Matter- 
munde. Der bis zum 4. Monate der Graviditftt sich 
bildende nnd bis dahin festgewordene Gallertpfropf 
— ein Produkt der vergrfisserten Schleimbftlge — 
verschliesst vollkommen den Cervikalkanal , wird 
aber von der erwfthnten Zeit an immer weicher , bis 
er sich endiich g&nz auflftst. 

Vf. wirft nun die Frage auf, ob der Hals 
kanal wenigstens vom 8. Schwangerschaftsmonate an 
bei dem Wachstbume des flies Uberhaupt eine rftum 
liche Ver&nderung erleidet nnd in welchem Grade. 
Vom 7. Monate an, bis zu welchem die Neubildnng 
der Muskelfasern des Uterus stattgefunden hat, deh- 

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IV. Gynkkologie n. Pkdiatrlk. 


nen rich mit dem Grtsserwerden des Eies die Gebkr- 
matierwlnde immer mehr aus. Hierdurch wird aber 
zugleich auch eine Ausdehnung dee innern Matter- 
no nudes bewirkt , so dass die Spitze des Eies in den 
Cervikalkanal hineinragt. Dabei findet an den zu- 
nlchst gelegenen Stellen durch den Druck des Eies 
in horizontaler Richtung keine Ablosung von der 
Uterusinnenflache statt; in vertikaler Richtnng da- 
gegen, wo die Gebilrmntter keinen Widerstand bieten 
kann , wird durch den Druck eine Zerrung der Ei- 
hitate and eine Losreissang derseiben von der Uterus- 
maenfikche hervorgebracht. Diese Trennung findet 
ausnahmslos an der Decidua, und zwar meist in 
ihrer spongibsen Schicht statt. Eine Ablbsung des 
Eies wird aber ferner herbeigeftlhrt durch die perio- 
dischen Zusammenziehungen des Uterus, welche sich 
schon vom Beginne der letzten Schwangerschafts- 
monate an, sogar oft noch frflher, durch die zeitwei- 
ligen Erhilrtungen der Gebftnmittev erkennen lassen. 
In manehen Pullen haben die Schwangeren selbst 
Empfindung von diesen leichten Uteruscontraktionen. 
Je weicher und lockerer das Cervikalgewebe am 
Ende der Schwangerschaft wird, desto weniger 
Widerstand kann dasselbe auch dem Vordringen des 
Eies entgegensetzen. In welchem Grade der Cervi- 
kalkanal schon sich entfaltet hat, lksst sich bei Erst- 
gebirenden, besonders wenn der kussere Muttermund 
nocb geschlossen ist, oft schwer entscheiden. Hkufig 
nkmlich wird die vollstkndige Entfaltung des Hals- 
kanales dadurch vorgetftuscht , dass dereelbe der 
vorderen Wand des untern Uterinsegmentes platt 
anliegt. Wenn es aber auch mbglich ist, den Finger 
durch den Kanal bis zur Spitze des Eies gelangen 
zn lassen, so ist selbst hieraus kein zuverlkssiger 
Schlnss fiber die Lknge des Kanals zu ziehen , da 
hierbei viele Umstknde — Verschiedenheit der ur- 
sprflnglichen Grbsse des Cervix, Weichheit seines 
Gewebes, Mangel einea Merkmals, die wahre Grenze 
des Cervix und des Uteruskbrpers zn erkennen etc. 
— in Betracht gezogen werden mttssen. Entschei- 
dend dagegen ist das Verhalten der Eispitze zu der 
Oberflkche der Gebkrmutter. Lasst sich nkmlich bei 
der Exploration wahrnebmen, dass sich rings urn die 
obere Oeffnung des Cervikalkanals die Eihkute noch 
in festem Zusammenhang mit der Gebarmutter be- 
finden , so ist diesa ein Beweis , dass der Halakanal 
noch nicht das Ei aufgenommen hat , sondern das- 
selbe immer noch nur von der Uterushbhle umschl os- 
sen wird. Hat sich aber der Kanal in der Weise 
bereits entfaltet, dass er das Ei theilweise aufgenom- 
men bat , so wird man die Eispitze mit dem Finger 
bequem umkreisen kflnnen , ohne auf Verbindungen 
rwischen Uterus und Ei zu treffen. 

Vf. hat in dieser Beziehung an 132 Schwange- 
ren — 71 Erst- und 61 Mehrgebarenden — 241 
Untersnchnngen angestellt. Ans diesen in verschie- 
denen Schwangerschaftsmonaten (von der 33. Woche 
aa) gemachten Beobachtungen gehen folgendeResul- 
tate hervor. 1) Die Spannung der Uteruawknde ist 
in den beiden letzten Monaten der Gravid itftt bei 

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}U 

Erstgeblrenden eine stfirkere als bei Mehrgebaren- 
den. 2) Bei Erstgebftrenden sind Wehen hknftger 
nnd treten frtther anf , als bei Mehrgebkrenden. — 
3) Bei Erstgeb. findet man bekanntlich den Kopf in 
der Schwangerschaft tiefer in das Becken eingetreten 
als bei Mehrgebarenden. Hierbei ist es gewohnlioh 
der Fall, dass der unverkttrzte Kanal mehr oder 
minder abgeknickt von dem untern Uterusabschnitte 
nach vorn getrieben wird. Es ist also mit dem tie- 
feren Hinabtreten des Kopfes bei Erstgebfirenden 
eine Entfaltung des Halsk&nals durcbaus nicht noth- 
wendig verbunden. — 4) In den letzten Schwanger- 
schaftsmonaten erfolgt die Erweiterung des Cervikal- 
kanals sowolil vom innern als vom kussern Mutter- 
munde her. — 5) Das Os uteri ext. bleibt bei Erst- 
geschwkngerten viel fiftev und bis in eine spktere 
Zeit der Schwangerschaft ftir den Finger imduroh- 
gkngig, als bei Mehrgebkrenden. Das Geschlossen- 
bleiben des kussern Muttermundes wird durch eine 
grdssere Derbheit des Cervikalgewebea bedingt. — 
6) Die Erweiterung des Cervikalkanals vom kussern 
Muttermunde aus beginnt bei Mehrgeschwkngerten 
likufiger und zeitiger, als bei Erstgeschwkngerten, 
nnd wird durch den Druck des schweren Uterus auf 
das Scheidengewdlbe hervorgebracht. Hierdurch 
nkmlich Ubt dasselbe auf die Wknde des Cervix in 
centrifugaler Richtung einen um so stkrkern Zug aus, 
je straffer dasselbe ist. Hierbei muss aber schon 
eine Auflockerung des Cervikalkanals eingetreten 
sein. Bei Mehrgeschwkngerten , wo der Scheiden- 
theil tiefe Einrisse erlitten hatte, rollen sich die 
Mnttermnndslippen gem nach auswkrts und hier- 
durch wird dann die Erdffnung des Cervikalkanals 
sehr begtlnstigt. — 7) Vollkommen durchgkngig 
zeigt sich der Halskanal nie vor der 36. Woche, 
dann aber im Allgemeinen likufiger bei Mehrgeb. als 
bei Erstgeschwkngerten. Bei den letztem kommt 
die vollstkndige Durchgkngigkeit von der 36. — 39. 
Woche nur selten vor, bei Mehrgebkrenden wurde 
dieselbe dagegen schon in mehr als ‘/a der Fklle 
beobachtet. Dem Vf. liegen 35 Beobachtungen vor, 
wo bei Erstgeschwkngerten und 46 , wo bei Mehr- 
gebkrenden deT Cervikalkanal vollstftndig durch- 
gkngig sich erwies. 

Nach einer specielleren Beschreibung dieser Be- 
obachtungen theiltVf. zumSchlusse nocb einen inter - 
essanten Fall mit , in welchem bei einer 43jkhrigen 
Mehrgebkrenden (HieEihaule bei derGeburt im Um- 
kreise des kusseren Muttermundes mit den Wknden 
des Cervix verwachsen waren. Dieses Vorkomnmiss 
kann so erklkrt werden, dass, indem sich in den letz- 
ten Monaten der Schwangerschaft die Eispitze los- 
lfiste ", sich eine tiefere Schicht der Decidua zugleich 
abtrennte und die bis zum Os uteri ext. gelangte Ei- 
blase mit einer des Epithels beraubten Schleimhant- 
flkche Verwachsungen einging. Der erwkhnte Vor- 
gang scheint ttbrigens hochst selten vorzukommen. 
Vf. hat in der ihm zugknglichen Literatur nur einen 
khnlichen, von Hecker (Klin, der Gebnrtsk. I.) 
mitgetheilten Fall auffinden konnen. (HOhne.) 

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IV. Gynakologie n. Padiatrik. 


148 

M7. Ueber den Oebrauoh dee Chloral- 
hydrat bei Geburten ; von P o 1 a i 1 1 o n. (L’Union 
45. 1876.) 

Vf. wandte das Mittel In 32 Fallen in Form des 
Klystirs an, and zwar 2 — 3 Graun. auf 60 Grmm. 
Wafleer oder Milch ; die Quantity des auf dlese Weise 
angewendeten Chloralhydrat betrug dnrchschnittlich 
4 — 5 Grmm. Es wurde immer gut vertragen ; bei 
einigen Frauen warden die Weben ganz ersichtlich 
weniger schmerzliaft , ohne dabei an Haufigkeit and 
8t8rke zu verliercn , and ere Male jedocli hdrten mit 
den Schmerzen auch die Contraktioncn des Uterus 
auf, so dass die Geburt auf dem Punkte, den sie 
schon erreicht liatte, pldtzlich stehen blieb. Die 
Zahl der Frauen , bei denen der Geburtsverlauf ver- 
langsamt oder zum Stillstande gebracht wird, 1st 
naeh Vfe. Beobachtungen grdsser, als die deijenigen, 
bei denen die Geburt unter Nachlass der Schmerzen 
ihren nngestbrten Fortgang hat. Hieraus ergiebt 
sich, dass man das Chloralhydrat nnr zur MSssigung 
excessiver Muskelthitigkeit des Uterus, zur Milderung 
sehr schmerzhafter Wehen, aber nicht bei normal 
veriaufenden Geburten gebrauchen soil. 

(8 i c k e 1.) 

588. Fall von Spondylolisthesis ; Einleitung 
der FrChgeburt ; von Dr. Karl Scheding in 
Prag. (Prager Vjhrschr. CXXXI. [XXXHI. 3.] 
p. 1. 1876.) 

Vf. theilt den bereits von Breisky erwtthnten 
Fall von spondylolisthetischen Becken , (lessen Dia- 
gnose von Weber v. Ebenhof an der Lebenden 
gMtellt wurde [vgl. Jahrbb. CLXXI. p. 173] aus- 
ffehrlich mit. In der tabellarisclien Uebersicht der 
bsreits verdffentlichten Fftlle (14) ist leidor der 15. 
von Breisky (1. c.) nicht eingereiht; mit dem 
hier veroffentlichten Falle betragt daher die Summe 
der bekannten Spondylolisthesen 16. 

Eh handeltc sich hier um cine 30jahr. Eratgeschw&n- 
gerte, die vor 5J. beira Heben einor schwerenLast plotz- 
lich einen Stich in der Krenzgegend fuhlte und seitdetn 
8 T. lang liegen blieb, da ibr Gehen u. Stehen unrodglich 
war. Allm&llg erst hSrten die Scbraerzen auf uud traten 
nor bei gebuckter Stcllung zuweilen.noch ein. Auffallend 
starker Hangebauch. Bei Inspektion des Ruekcns zeigte 
sich oberhalb des Kreuzbeins cine winklige Sattelgrube 
(hochgradige Lordose). Dieselbe ist von ciner tiefen 
Stone in 8 seitliche Halften getheilt and in dieser Rinne 
ksnw man die Dornfortsatee des 8. u. 3. Lendenwirbels 
nicht, den dee 4. nur schwach angedentet fuhlen. I)urch 
fast vertikale Richtung der Sjmphyse erscheint die 
Beckennelgung nahezn aufgchoben. Bei der innern 
Uatersnchnng erscheinen Beckenein- und Ausgang be- 
tricbtlich verengt , der erotere dnreh einen knoebernen, 
allenthalben convexen Vorsprung, an dem die Zwiechen- 
wirbelscheiben deutlich fuhlbar siud. Rechts von der 
knScheraen Erbabenheit fuhlt man deutlich ein grosses 
Geftss (Art. ii. comm, dextr.) pulsiren, links nicht. Der 
reohte schrfige Durchmesser ist linger als der linke. 
Reide 'l'ubera ischit sind einandcr naher geruckt. Von 
den Maassen heben wir nur hervor, dass die geburtshfilf- 
Hcbe Diagonalconjugata 9 Ctmtr., die Conjugate externa 
aber 20 Ctmtr. maassen. 

Fttr die Diagnose fnhrt Vf. ausser dem itiolo- 
gischen Momente die sattelftrmige Einxiehung des 

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Krauzes, die Beschaffenheit der bin tern Wand des 
Beckenemgangs , die fOhlbare Pulsation der lliaea 
comm, dextra, die fast aufgehobene Beckennelgung, 
den ungewfihnlichen Hflngebauch [bei crater Schwan- 
gerschaft], den senkrechten Stand der Symphyse und 
die Flachstellung des Darmbeins an. 

Da bereits die 36. bis 37. Schwangerechaftswoche 
erreicht war , so wurde die Eriihgeburt eingeleitet (Kob 
peurynter, dann elastischer Katbeter) ; naeh dem Btesen- 
sprunge trat der Kopf in die rechte Beckenhalfte ein, die 
linke fast ganz frei lassend , und zwar in crater Schadel- 
lage. Der Durchtritt dureh den verengten Beckenans- 
gang verzogerte sich dergestalt , dass die Zange angeiegt 
wurde, die ein aspbyktisches , 50 Ctmtr. tenges, 8360 
Grmm. schweres Madcben ontwiekcltc. 

Die bekanuten 15 Fitlle (incl. des hier verdffent- 
lichten) gruppirt Vf. (tabcllarisok) naeh den thera- 
peutischen Maassnahmen, die sie nfithig gemacht 
liatten. In der 1. Gruppe fllhrt er die Falle auf, in 
denen die Entbindung gar nicht oder unter unbe- 
kannten Verh&ltnissen stattgefunden hatte (6 Falle ; 
hierher h&ttc als Nr. 7 Breisky’s Fall gehSrt) ; 
bei der 2. Gruppe wurde der Durchtritt der Frucbt 
durch das verengte Becken fllr mdglick, in der 3. fiir 
iirnndglich gehaltcn. Bei den Becken der 2. Gruppe 
wurde die kllnstliche Frilhgeburt (2 Falle) oder die 
Kraniotomie (3 Falle), in der 3. die Sectio caesarea 
(4 Falle) fllr indicirt gehalten. 

Vf. betont schlUsslich noch die ungtlnstigen Be 
dingnngen, welche beim spondylolisthetischen Becken 
ftlr die Ausftthrung der Kraniotomie bestehen , nam - 
lich die Lange des verengten Beckenabschnittes (die 
Verengerung beginnt oberhalb des Beckeneingangs). 
Er will daher jener Operation die kUnstliche Frtth- 
geburt oder Sectio caesarea vorgezogen wiasen. 

VollstAndig unberdhrt Iksst Vf. die in seinem 
Falle aller Vermuthung naeh vorliegende Complikation 
eines spondylolisthetischen mit einem Trichterbecken. 
Die Verengerung des Ausgangs lasts sich weniggtens 
kaum anders auffassen. (Kormaan.) 

589. Ein Fall von Zerreissung der Gebfir- 
mutter unter der Geburt mit Austria ihres gan- 
zen Inhaltes in die Bauchhchle , Bauchschnitl, 
Tod; von Prof. Dr. Lahs in Marburg. (Deutsche 
med. Wchnsclir. II. 16. p. 181. 1876.) 

Eine gesunde Seohstgeblrende , bei welcher der 
Kindakopf in Schadellage voll im Becken stand ud 
der Matte rmund fast vOllig erweitert war , stand nnr 
BeftSrderung der Wehenth&tigkeit auf, wobei eine 
Mosserst schmerzhafte Wehe eintrat, welche dandt 
endete , dass der Uterus zerriss , worauf das Kind in 
toto in die Bauchhbhle austrat. Vf., 48 8td. naeh 
Eintritt des Ereignisses zugezogen, ftihrte den Baueh- 
schnitt aus. Der Tod erfolgte am 4. Tage. 

Naeh Erffihung der Bauchdecken ereehien die 
Haltung des tod ten FOtus ebenso wie im Uterus. Vf. 
hebt daher hervor, dass nicht die Uteruawand den 
Fruchtkorper durch einen Drnck besonders in seiner 
langen Achse in seiner normal en Haltung erhatte. 
— Als Ursache der Raptor betrachtet Vf. anr die 

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IV. GynAkologie a. PMiatriju US 


Predisposition durch starken Hlngebauch und die 
Vertikalstellang des Rumpfes (bei Aufetehen). Den 
Banchschnitt vollzog er, weil der querlaufende Rise 
sich bereits betrichtlich zusammengezogen hatte. 

(Kormann.) 

590. Das vergrosaerte Horn eines Uterus 
duplex ala Hindemm fur die Extraklion bei 
Schtrangerschaft im andem Horne; von Dr. S. 
Borin ski in Haynan in Schlesien. (Arch. f. Gynfi- 
kol. X. 1. p. 145. 1876.) 

Die betr. Frau, 38 J. alt, kraftig gebaut, seit dem 
16. Lebensjahre regelmiissig menstruirt, war im Alter von 
28 J. mittels Wendung mid Kxtraktion von einem kraf- 
tigen , aber abgestorbenen Knaben eutbnnden worden. 
DaaWochenbett verlief normal. ImFruhjahr 1876 wurde 
sie wieder achwanger u. am 22.Febr. 187(5 traten Weken 
mit starker Blntung ein. Kin Arzt constatirte I.angslage 
und eine Verdoppelung des vordern Theiles der Vagina. 
Dnch den vorn rechts im Scheidengrunde beflndlichen 
weit offenen Muttermnqd liess sich ein sehwammiges Qe- 
webe wahrnehmen. Bei dem Veranche, (lasselbe zu ent- 
fernen, lfisten sich eine Mcnge mandelgrosser blutiger 
K6rper ab , welehe sich bei spaterer Untersuchnng durch 
Prof. Spiegelberg als plattgedruckte Blntgerinnsel 
auawieaen. Die in Folge der Kntleerung gebildete H9hle 
kennte eine halbc Hand aufnehmen. Nack links hinten 
entdeckte man eine kleinere Oeffnung, in welchcr Thcile 
des FBtug gefuhlt wnrdon. Es war demnach klar, dass 
Dwplicitat des Uterus bestand. Die Blntung hatte Jetzt 
autfgehort, die Wehen kchrten in schwacherera Maasse 
wieder und endlich am 29. Febr. erfolgte l'ruh derBlasen- 
sprnng , obsehon aber die Wehen kraftig waren , rfickte 
die Geburt nlcht voTwarts. Vf., zu Hiilfe gerufen, fand 
bei der kosaem Untereuchung Steisslage, den Uterus stark 
nach links verschoben, das Kind lcbend. Am Eingange 
der Vagina zeigte sich ein dickes , diesclbe in eine rechte 
nnd linke Halftc theilendes, etwa bis zu ihrer Mitte 
reichendes Septum. Hinten und links im Sclieidengrundc 
war der handtellcrgrosse Muttermnnd zu fuhien. Ein 
aweiter Muttermnnd auf der rechten Suite konnte nicht 
anfgefnnden werden. Die Kxtraktion gelang bis zum 
Kopfe ziemlieh leicht. Dieser blieb aber fest in der linken 
Hklfte des Beckens stecken : in der rechten Halfte des- 
seihen befand sich eine derbe elastische nnreponirbare 
Masse. Es wnrde nun mittels des Keplialothrypter die 
Gebnrt in Kurzem beendet. Die Placenta folgte bald von 
selbst nach. In der linken Seite des Unterleibes war 
noch immer wie vor der Entbindnng , nur in geringerem 
Grade, der Uterus als vorgew&lbtc Kugel bemerkbar. Die 
noehmalige Untereuchung ergab, dass auf der rechten 
Seite ein derb anzuffihlender Tumor ins kleine Becken 
hereinragte. Am andern Tage klagte die Frau nur fiber 
Nachwehen , Fieber war nicht vorhanden. Der Uterus 
ragte links nicht mehr hervor , war aber ganz links bis 
mtn Mabel reichend durchzufuihien. Rechts war parallel 
mit dem Poupart'schen Bande eine bewegliehe Gesch wulat 
von cylindrischer Form zu bemerken. Der erwahnte in’s 
kleine Becken hereinragende Tumor war jetzt durch die 
Vagina nicht mehr zu erreiaben. Am 3. T. naoh der 
Eatbindung trat eine Peritonitis auf, an welcber die Frau 
am 8. T. zu Grunde ging. 

Bei der Section fand man , ausser den Ereoheinungen 
dilfnser Peritonitis, reclits und links fiber dem kleinen 
Becken einen Tumor, welcher mit dem andern in der 
Mtte duroh einen 2 Ctmtr. dicken Stiel verbnnden war. 
Der kleinere Tumor , anf der rechten Seite , hatte etaae 
abgee latte te Form und war 11 Ctmtr. laug, 5.6 breit und 
2.6 dick. Der links gelegene Tumor war mehr von 
kngeliger Gestalt, 16 Ctmtr. lang, 9 breit nnd 6.6 dick. 
Die VerhUtnfene der Tuba and des Ovarium Hessen Jeae 
To moron ala dop^elten Uterus etkenpen. 


Das Hindemisa filr die Geburt wurde durch das 
Herabtreten des rechten Uterus bis unterhalb der 
Lines innom. hervorgerufen , was vieileicht duroh 
die d&mals angewendete Expression begllnstigt wor- 
den war. Eigenthiimlich hierbei war, dass der 
Tumor nach der Gebnrt so scbnell wieder nach oban 
trat. Vieileicht hatte durch eine zeitig versuchte 
Reposition desselben einer Einklemmung vorgebeugt 
werden konnen; offenbar aber fordert der ange- 
filhrte Fall dazu auf, bei Zeiten an ein solches Hin- 
demiss der Geburt bei Ut. duplex zu denken. 

Ein dhnlicher Fall ist, wie Yf. erw&hnt, von 
Prof. P. Muller (vgl. Jalirbb. CLXII. p. 150) ver- 
Offentlicht worden. (H 6 h n e.) 

591. Zur Kenntniss dea Hydramnion; von 
Dr. 0. Kilstner in Ilalle a/S. (Arch. f. Gyn&kol. 
X. 1. p. 134. 1876.) 

Vf. kniipft seine Bemerkungen fiber die Ent- 
sfcehung des Hydramnion an den Sektionsbefaad bei 
einem etwa 4 Wochen zu frtth geborenen Zwillings- 
paare. 

Die betr. 33js.hr. Mehrgebirende , welehe aosser 
einer ohronischen lleiserkeit keine weitern Krankheits- 
symptome zeigte , hatte bcim Blasensprunge eine uberaus 
grosse Menge FruclitwasBer entleert. Beide Fruchte wur- 
den todt geboren. Die Placenten waren ohne Abnormltfit. 

Die 18 Std. nach der Gebnrt gemachte Sektion ergab 
bei dem zueret geborenen Madchen Folgendos. Lnagen 
luftleer , beide Hcrzventrikel stark vergrossert; Klappen 
und Gefiisswande normal. In der Bauchh5hle nngefShr 
150 Grmm. klare, gelbliche Flfissigkeit. Leber blutarra, 
eher zn klein als zn gross. Die Marksnbstanz der Nisren 
blase, die fibrigen Harnorgane normal. Gcwicht des 
Kindes =- 1650 Gramm. — Bei dem andern Z willing, von 
1400 Grmm. Gewicht, fand man: blaurothc TIautfarbe, 
Lnngen luftleer ; am Herzen unter dem Perikardium Blut- 
austritte im Verlanfe der V. magna cordis. Alle fikrigen 
Organe normal , das Kind war einfach in Folge von Er- 
stickung geatorben. 

Dagegen fand man in der Leber des zuerst geborenen 
Kindes zwischen die Lpberzeilen efngelagertc Rundzellen- 
hanfen, nnd zwar nicht bios in der Peripherie , sondem 
anch im Centrum des Organs. Ausserdem Hessen sich 
die Acini umgebende Bindegewebsrfge erfcennen. 

Es ist also anzunehmen, dass dieser Hepatitis 
Lnes zn Grunde liegt, obgleicli Vater und Mutter nie 
syphilitisch gewesen sein wollen. Dass das andere 
Kind keine Symptome von Lues zeigte, spricht durch- 
aus nicht gegen diese Annahme. 

Vf. versuchte nun die verschiedenen Be&inde an 
der Leiche des era ten Kfttdes — Hypertrophic des 
Herzens, beginnende Leberinduration , Ascites und 
Hydramnion — in symptoms tiachen Zusammenhaug 
zu bringen. Der Ascites erklfirt sich sofort aos der 
Lebercirrhose, in Folge deren der Pfortaderkreialauf 
behindert wird. Bei der ungeborenen Frucbt pflanzt 
sich die Rfickstauung des Blutes nicht bios auf die 
Verzweigungen der Pfortader in der Banchholile fort, 
sondernauch auf die Vena umbilioalis als iliren Hau.pt- 
zweig und endlich writer bis auf das Capillar- 
gebiet der Placenta. Dei- Versuch von Jungbluth 
(Inaug.-Disa. Bonn 18C9) hat gezeigt, daw unter 
solchen Urns tit mien eine aerOse Ansschoidung durch 


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144 


IV. Gynikologie n. Pldiatrik. 


ilas Amnion in den Eisack stattfinden kann. Nach 
den Beobachtungen Jungblnth’s soli die Ent- 
stehnng des Hydramnion mit dem Offenbleiben eines 
unter dem Amnion sich verbreitenden GefiUsystems 
zusammenh&ngen , welches normalcr Weise in der 
2. Hfilfte der Schwangerscbaft obliterire. Freilich 
stfltzt J. seine Behauptnng bis jetzt nur auf einen 
einzigen Vereuch. Jenes Gefksssystem hat J. durch 
vielfache Untersuchnngen allerdings nachgewiesen 
und Vf. halt es fttr ganz wahrscheinlich , dass in 
seinem Falle das Hydramnion in Folge venbser 
Stase in den Vasa propria rich gebildet hat. Die 
Herzhypertrophie musste nach Vf. in seinem Falle 
deshalb eintreten , weil die Drucksteigemng ansge- 
glichen werden musste, welche in Folge des ver- 
hinderten Abflusses des Nabelvenenblutes in die Pla- 
centarcapillaren eintrat. Hier war das arterielle 
Gef&888ystem blutarm, das venose blutllberfullt, Die 
Ursache , dass bei hereditirer syphilitischer Leber- 
eifcrankung nicht stets , wie im mitgetheilten Falle, 
Hydramnion eintritt, liegt Dach Vf. darin, dass bei 
den luetischen Lebererkrankungen der Kinder meist 
nicht die diffuse , sondern die Herdform beobachtet 
wird. Bei dieserForm, wo eben nur einzelne Bahnen 
des Leberkreislaufes undurchgSngig geworden rind, 
findet sehr bald auf collateralem Wege in der Leber 
selbst eine Ausgleichung statt. Dass Hydramnion 
mit der hereditftren Syphilis recht wohl in Zusammen- 
hang gebracht werden kann, zeigen auch noch andere 
in der Literatur aufgefnndene Notizen. Hier sei nur 
der Beobachtungen von Meissner (Monatsschr. f. 
Geburtsk, XXXH.) und Ho hi (die Geburten miss- 
gestalteter und todter Kinder p. 287) und endlich 
von Clintock (Dubl. Joum. XXX. p. 197) Er- 
w&hnung gethan. A Is einzige Ursache des Hydramnion 
kann die Lnes nattlrlich nicht angenommeu werden 
tmd sind deshalb weitere Untersuchnngen fiber die 
Aetiologie dieser Krankheitserscheinung sehr wfln- 
schenB wertli. (Hdhne.) 

592. Geb&rmutterblutung in der Naoh- 
gebortsperiode bei Flaoenta praevia ; von 
Janzer in Bretten. (Aerztl. Mittheil. aus Baden 
XXX. 14. 1876.) 

Ankntlpfend an die Erzahlnng eines Geburts- 
falles mit tbdtlichem Ausgange bemerkt Vf. , dass er 
Mntterblntungen nach der Geburt, welche sich sofort 
nach Ansstossung des j£indee und der vollst&ndig 
nnverietzten Placenta einstellen, obgleich der Uterus 
fest und dauemd zusammengezogen bleibt, in einer 
ganzen Reihe von Fallen beobachtete, in welchen 
der Sitz der Placenta der Art war , dass diese bis 
ztun Muttermund herab oder liber ihn hinaus ragte. 
Bei der Untersuchung findet man dann den Mutter- 
mnnd sehr erweitert , man kann in den untern Ab- 
schnitt des Fmchthalters eindringen , dessen Innen- 
fliche sich wie ein weicher , sehr porflser Schwamm 
anfhhlt Einspritz ungen von kaltem Wasser, Eisen- 
cbloridlflsung n. s. w. vermOgen hier die Blntung 
nicht to stillen, dagegen gelang es Vf. in der Regel, 

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der Blutung dadurch Herr zu werden , dass er einen 
mit Eisenchlorid dnrchtrftnkten Wattebansch in den 
erweiterten Utenisabschnitt einffihrte nnd an die 
blutenden Wandungen anpresste , w&hrend die fireie 
Hand von den Bauchdecken aus den UtemskOrper 
stUtzte nnd seine Contraktionen ilberwachte. 

So verderblich eine Tamponade der Scheide 
bei Mutterblntungen nacb der Geburt in alien Fallen 
wirken muss, so wohlth&tig erweist sie sich bei 
Lkhmungen des untern Gebarmutterabschnittes in 
Folge des zu tiefen Sitzes der Placenta ; ihr Erfolg 
ist ein sicherer, vorausgesetzt, dass der UtemskcSrper 
contraliirt ist. Mit den Versuchen, die Blutnng durch 
Einspritzen styptischer Flttssigkeiten zu stillen, gebt 
die wichtigste Zeit Yerloren, znm&l der Arzt zwei 
Indikationen gleichzeitig genflgen soil , namlich der, 
die Blutung zu stillen, und der, den Folgen der 
Anamie vorzubeugen. Der letztem Indikation gentigt 
allein die mbglichste Beschr8nknng des Kreislanfs 
auf Rumpf und Kopf mittels Einwickeln der Extre- 
mitaten mit leinenen Rollbinden. Dieselben kOnnen 
24 , ja selbst 48 Std. liegen bleiben , ohne den Kr. 
solche Beschwerden zu erzeugen, wie sie die in 
neuerer Zeit beliebten Einwickelungen mit der Es- 
march’schen Binde im Gefolge haben. Die Binden- 
touren lockem sich mit der Zeit von selbst , so dass 
nach ihrer endlichen Abnahme keine Ohnmachten 
tmd keine Venenthrombosen eintreten, wie djess beim 
Gebrauch der Esmarch’schen Binde wiederholt be- 
obachtet wurde. (S i c k e 1.) 

593. Das Anlegen von Leibbinden nacb 
der Qeburt ; von Dr. D. H. Jessup. (The Clinic 
X. 16; April 1876.) 

Bei dem so allgemein verbreiteten Gebrancbe 
und bei der eben so allgemeinen Empfehlung des 
Bindens des Untedeibes nach beeudigter Gebnrt 
dflrfte es gerechtfertigt sein , die Grtlnde zu nnter- 
suchen , aus denen man dieses Verfahren empfiehlt. 
Als solche werden angefllhrt : Wiederherstellung und 
Erhaltung der frtlhem Gestalt, Herbeiftlhrung des 
Geftihls von Wohlbehagen, Vermeidung von Blutun- 
gen , BefUrderung der Zusammenziehung der Gebftr- 
mutter, Verhtttnng von Nachwehen u. s. w. Ueber 
die Zeit, zu welcber die Binden angelegt werden 
sollen , gehen die Meinungen sehr auseinander ; die 
Meisten rathen zom Anlegen derselben unmittelbar 
nach Entfemung der Nachgeburt , tim eine Blntung 
zu verhtlten , Andere eine oder zwei Stunden nach 
dieser Zeit, wenn man von der Contraktion des 
Uterus fibeTzeugt ist und wenn keine Blutung mehr 
zu befllrchten steht ; wieder Andere rathen, die Binde 
unmittelbar nach der Geburt des Kindes und also 
vor Austreibung der Nachgeburt anzulegen. Die 
Mehrzahl der geburtshtiif lichen Schrifts teller verwirft 
das Anlegen von Binden wkhrend der Gebnrt ganz 
eutschieden, weil dadurch die Thatigkeit der Muskeln 
beeintrftchtigt werde, wfthrend Andere das Gegen- 
theil empfehlen, urn die MuakeltbUtigkeit zu ateigern. 
Diese wollen die Binden ganz locker, Jeae dagvgen 

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145 


IV. Gynikologie a. Pfldiatrik. 


fast aagelegt wissen, and nooh Andere empfehlea 
das Auflegen vd* Compresses anf die Geb&rmatter 
nnd ein so festes Binden derselben , als die Frau nur 
vertragen kann. Audi darflber, wie lange das Binden 
danern soli, herrechen selir verschiedene Meinungen, 
ob nur einige Stunden oder T&ge oder Wochen 
hindurch. 

Was nun zuerst den so allgemein verbreiteten 
Ghmben betnfft, dans dsrob das Binden des Leibes 
die Erhaltnng der Figur begflnstigt werde, so dflrfte 
wohl kaum ein PhyBiolog von der Wahrheit des- 
selben tiberzeugt sein. Die Involution der Geblr- 
rantter erfolgt ebenso wie das Wiederstraffwerden 
der Banchmnskein nach Entleerung des Uterus ganz 
von selbst ohne Zuthun einer von aussen her wirken- 
den Bandage. Ein richtiges Urtheil darflber, ob das 
Antegen von Binden den Franen ein Wohlbehagen 
vernreacht oder nicht, dflrfte sich nur dnroh Ver- 
gleichung gewinnen lessen. Vf. ist davon Ubereeugt, 
dass, wenn man bei einer gleichen Anzahl von Franen 
Binden anlegt nnd nicht anlegt, die letztern sich be- 
haglicher ftLhlen werden ; nach der Entleerung des 
Uterus ist eben so wenig ein Grund vorhanden , sich 
uabehaglich zn fUblen , als nach der Entleerung der 
Harnblase oder des Mastdarms ; in alien diesen Fallen 
bedarf das entleerte Organ der Rohe , aber kernes 
Drackes von aussen. Ohnmachten, die ebenfalls 
dureh das Binden des Leibes verhtttet werden sollen, 
werden bei Nenentbundenen , Falle von H&morrha- 
gien ausgenommen , tlberhaupt nie eintreten , wenn 
nieht eine Idiosynkraaie zu denselben besteht oder 
wenn die Neuentbondenen nicht aos der horizontalen 
I .age pidtzlich in eine aufrechte gebracht werden. 

In Beaug auf die Wirkung des Anlegens von 
Binden anf den Eintritt von H&morrhagien hebt Vf. 
hervor , dass eine nach Entleerung des Uterus ein- 
tretende Blutung gewflhnlich von ungenUgender Con- 
traktion der Gebftrmutter herrflhrt; ihre Verhlltung 
oder Stillung beruht daher auf dem Eintreten ge- 
nflgender Con traktion dieses Organs. In 99 von 
100 F Allen erfolgt die genttgende Zusammeuziehung 
ganz von selbst , beaonders auch ohne Anlegen von 
Binden; Erschlaffdng des Uterus hat Blutung zur 
Folge. Tritt nun eine solclie ein, obgleich eine Biude 
us den Leib gelegt worden war, so besteht die erste 
Aafgabe darin , dieselbe zu eutfernen , um sich von 
der Beschaffenheit des Uterns darch das tiefUhl genau 
unterrichten zu kCnnen. Schon der Druck mit der 
Band pflegt Contraktioaen hervorzurufen ; gesehieht 
dices nicht , so wenden wir KAlte an , Mutterkorn, 
ftihreu die Band in das Innere des Uterus , injiciren 
Eiswasaer oder Styptika. Dass (lurch das Anlegen 
von Binden Nachwehen weder verhtttet, noch, wenn 
sie eiagetreten, beseitigt werden , dflrfte nielit zu be- 
stmiten sein. Barnes, der berflhmte Londoner 
Geburtshelfer, empiehlt dasAnlfegen von Binden, um 
die Aehse des Uterus mit der des Beckeneingaages 
in ricfctlgem Einklange zu erhalten. 

Wenn nun aus dem biaher Gesagten hervorgeheo 
Med. Jahrbb. Bd. 173. Hit. 3. 


dflrfte, dasB das Anlegen von Binden mb dea Datatv 
leib Neuentbundener in der empfobfenen Wtiae, 
d. h. fast, mit einer Compreese auf dea U terms, vflllig 
natzlos ist, so ist eine andere Frage die, ob dasadbe 
nicht schidlich werden kann. Nach einer lange 
dauernden und schweren Gebnrt ist die GebArmWtter 
oft schmerzhaft und aehr empfindMcb gegen jede 
Bertthrung ; unter solchen Umstlnden ist es gewim 
am gerathensten, das enchOpfte Organ ungeetttit der 
Ruhe zu ttberlassen, dureh Druck wtlrde die Sohmane- 
haftigkeit nur gesteigert und unter UmstAnden Ent- 
zttndung bewirkt werden. Druck auf die entteeifte 
Qebfirmutter raft Nachwehen hervor; daber when 
wir , dass Frauen , die von Nachweban gequttlt web- 
den, womflglich die sie drttekende Leibbinde xa shb- 
fernen oder wenigstens su lockern suoben. Bin 
grosser , den Binden zu mac bender Vorwurf ist die 
8 Wrung des normalen Verhaltens des dnroh me eaiZ- 
primirteu Uterus. Nach der Gebnrt ist die GeMb- 
mutter ein fester, etwa 2 Pfd. schwerer, xnehr Sis 
kindeskopfgrosser Korper ; einem auf sie anaguflbttti 
Drncke nachgebend , weicht sie zurtlck , bis sie attf 
einen fasten Widerstand trifft, anf dea Beaten 
e ingang , auf das Promontorium. Es dflrfte wohl 
kaum etwas geben, was so leicht, wie aia dSrartiger 
Druck, zu Lageabweichungen des Uterus dea AnlaSs 
bietet , und sicherlich ist die grflaste Anzahl der bei 
amerikAnischen Frauen so hAnfig beobaehtetou Gebflb- 
mutterkranklieiten auf diese U reache znrflc kzuftthrap. 
Die Involution der GebArmntter soil binnen C Wocheh 
beendet sein , dureh das Anlegen der Binden wind 
diese Involution sicherlich gestdrt, weshalb wir nieht 
selten Frauen finden, die nach Ablauf dieser Leat 
eine Geb&rmutter von doppelter Grasse und SelrmtM 
haben. 

Das so ttberflflsaige und sogar bachtheUige -BiM- 
(len des Leibes nach der Entbindang ist zur OfeU 
sehon von mehrern Geburtshelfera unteriaaaen war- 
den , hofientlich wild es bald gams ana der Praxis 
versehwinden. (fliokel.) 

594. Ueber das Hichteintreten von Blutung 
bei nieht unterbundener Kabelschnur von 
Prof. LudwigKleinwkc liter in Prag. (Prag. 
Vjhrschr. CXXXI. [XXXIII. 3.] p. 121. 1876.) 

Dr. Strawinsky bezeichnet in seiner Atftand- 
luag ttber dea Bau der Nabolgefksse nad ihnsn V*r- 
schhtss nach der Geburt (Sitz.-Ber. d. k. Akad. su 
Wien, math.-physik. Kl. LXX. 3. Abtii., Jnli 1874) 
folgende Umsttnde als Ureaoben des Nkhtehatretens 
von Blutung bei Aicht unterbundener Nabelachiwr; 
1) Der Abfall der Temperatw des Funiculus post 
partum kann eine Contraktion der Riagmoskulatiif 
herbeifllhren. 2) Dureh die Einwirkuag der atmo» 
sphflrisohen Lttft utf die Haut und Heapiratfousabep- 
flache kann ein Reiz ausgettbt werden, dec anf 
reflektoriachem Wege eine Zusamneadehuqg der 
Nahelarterien herbeifllhren kann. 3) Mit dem Uabefrf 
gang* vom infra- sum ratmutefiaen Lebea > mi dem 

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146 


IV. Gynikologie u. Pidiatrik. 


RoapiTationabegmne und den dadurch bedingtenVer- 
Jtadernngen des Kreislaufes k&nn ein innerer Vorgang 
verbonden sein, der eine Zusammenziehnng der Nabel- 
arterien zur Folge hat. — Gaaz be Bonders betont 
Stravinsky imruer wieder die Contraktion der 
Arterien im Nabelringe, welche K lein wftchter 
nicht als prim Hr gelten lassen will , sondera nnr als 
one der Contraktion der Arterien innerhalb des 
Stranges sekundftre. Die unter 2) und 3) aufgestell- 
ten Satze Bind so unklar gefasst , dass man eben so 
wenig weiss, wie sich Str. den reflektorischen Weg 
als den innern Vorgang vorstellt. K 1. macht da- 
gegen geltend , dass das , was Str. snb 1 erw&hnte, 
der Todesstarre entspreche, die eben sowohl am 
placentaren , als am ffttalen Theile der Schnur ein- 
tritt. Die Todesstarre veranlasst die Bildung eines 
dtnnen Thrombus , der nur so weit reicht , als die 
Tadesstarre reicht — bis znm Nabelringe. Dass die 
Btutang bei nicht unterbundener Schnur im warmen 
Bade wiederkehrt , erkl&rt Kl. durch die Iebhaftere 
HerrthtUigkeit. — Als die Momente , welche den 
Eintritt einer Blutung ans dem nicht unterbundenen 
Nabelstrange ermftglichen, flihrt Kl. den normwidrig 
gestreckten Verlauf der Arterien im ffttalen Ende 
des Nabelrtr&nges und die Weite der Arterien an 
ebendemselben Theile des Stranges an. K 1. stellte 
Messungen des Lumens der Nabelgef&sae an , die er 
der L&nge nach durchschnitt ; er fand dabei (die 
Zahlen mttssen im Originate eingesehen werden), 
dais die Arterien vom placentaren Ende nach dem 
BKalen Ende hin enger werden, sowohl bei ausgetra- 
geaen wie frtthreifem Frttchten. Umgekehrt verhalt 
deb die Nabelvene ; sie wird gegen das Fruchtende 
Ma waiter. 

SchlUsslich theilt K I. den seltenen Befund zweier 
Nabelstringe mit. In einem Falle spaltete sich die 
Vdne 153 Mmtr. oberhalb des Nabelringes in zwei 
gleich weite Aeste. Im 2. Falle verbreiterte sich 
ein 60 Ctmtr. langer Nabelstrang 15 und 35 Ctmtr. 
welt : von der Placenta zu einem 28 Mmtr. breiten 
Bande ; an beiden Stellen bogen beide Arterien von 
der Vene nach aussen ab und liefen , an der ersten 
Stelle gestreckt, ziemlich weit von einander ab, 
wfthrend sie an der zweiten Stelle einen dichtcn 
Gethsskanal (?) bildeten. 

{Bei der Frage nach Eintritt oder Nichteintritt 
eiasr Blutung bei nicht unterbundener Schnnr wird 
viel zu wenig die eingetretene Athmung gewtlrdigt. 
Die Cirkulation in der Schnur erlischt, weil der 
Lungenkreislauf eingeschaltet wird. Bei nicht unter- 
tomdener Schnur erfolgt daher eine Blutung , wenn 
entweder die Athmungsthfttigkeit nicht gehOrig in 
Gang kommt (Asphyxie , Atelektase etc.) , oder bei 
sehr krtftiger Herzthdtigkeit , wie sie z. B. durch 
warmee Bad angeregt wird , oder sich bei Knaben, 
wfe flberhaupt grftsaern und llngern FrOehten eher 
verfindet. Die Contraktion der Geffcase, mag sie min 
itn Nabelringe (Stravinsky, wogegen aber Kl. 
4ie nbtWgen Einwtode beigebracht hat) oder in dem 
fttalen Schnurreste (Kleinw&chter) eintreten, 

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ist ja nnr ein ontergeordnetes Moment gegen das 
Sinken des Blutdrneks in der Nabelschnur bei Ein- 
tritt der Athmung.] (Koruann.) 

595. Die Form des Beckons beim FStua 
und Neugebomen und ihre Beziehung zu der 
beim Erwachsenen ; von Dr. H. Fehling in Leip- 
zig. (Arch. f. Gyn&kol. X. 1. p. 1. 1876.) 

Unter 130 in dflimem Weingeist anfbewahrten 
Becken des Ffttus und des Neugebomen befanden 
sich 4 Becken aus dem 3. Fdtalmonate , deren Ein- 
gang die querovale Form zeigte, obschon man die 
rande oder lftngsovale Form des Eingangs fttr das 
Becken des Neugebomen als typisch zu betrachten 
pflegt. Ansserdem fand sich die erste Andeutung 
der Krtlmmung der LendenkreuzwirbelsAule und das 
Fehlen der Geschlechtsunterschiede. — Aus deni 
4. Mon. wurden 9 Becken nntersucht. Es zeigt sich 
hier bereits eine deutliche Krtlmmung der Lenden- 
kTenzwirbelsftule , eine stftrkere Entwickelung der 
Spinae posteriores superiores , eine deutlich keilfftr- 
mige Form des 1. Kreuzwirbels, aber anch hier noch 
kein Geschlechtsunterschied, welcher erst im 5. Mon. 
deutlich auftritt. In den sptttem Monaten bleiben 
die allgemeinen Verh&ltnisse ahnliche, nur treten 
einzelne Vertlnderungen, wie z. B. die Naherung der 
Spinae posteriores und Vergrftsserung der Distantia 
ileo-pubica, auf — VerhtUtnisse , deren Entstehung 
man bisher in einen causalen Zusammenhang mit den 
Dmckwirknngen der Kumpflast gebracht hat. — 
Von reifen Neugebomen liegen 18 Becken (11 M., 
7 K.) vor. Wie bisher, so sind auch hier die Belege 
in QberBichtlichen Zahlentabellen und gut ansgeftlhr- 
ten Abbildungen zu linden ; die Querschnitte wurden 
nach Eintauchen der Becken in Gypsbrei mit f einen 
Knochens&gen ausgefhhrt. — Das Kreuzbein ist 
beim Becken nengebomer Knaben breiter, als bei 
dem von Madchen (3.24 : 3.03) , und zwar in Folge 
krftftigerer Anlage der Wirbelsftule der ersteren. In 
der Lftnge Uberwiegt das Midchenbecken (4.5) duieh- 
schnittlich die des Knabenbeckens (4.4) Beim Men- 
gebomen ist das Kreuzbein noch nicht so zwischen 
die Seitenbeckenbeine hereingesimken, wie beim Er- 
wachBenen. Beim Neugebomen ist noch kein Vor- 
berg vorhanden. Am Kreuzbeine des Neugebomen 
ist nicht wie bei dem des Ffttus eine Querstreckung 
sichtbar, es besteht aber dnrchgftngig eine geringere 
Aushfthlung in der Quere, als beim erwachsenen 
Weibe , und diese nfthert sich noch selir der Qner- 
streckung. Das Knabenbecken hat seine grftsste 
Breite nither dem Kreuzbeine , das Midchenbecken 
niher der Distantia ileo-pubica. Die Form des Becken- 
einganges bei Knaben ahnelt mehr einem Dreiecke, 
bei Madchen einem Queroval (weil die Pars pelvic* 
ossium ilei bei Madchen starker entwickelt ist). Die 
Httftbeinplatten Bind beim Madchenbecken stefler 
gestellt als bei dem der Knaben (Luxatio femoris 
congenita vielleicht deshalb fast nnr bei Madchen be- 
obachtet?). Vf. konnte nie eineHfthlung oder Spalte 
zwischen den beiden Knorpeln der Symphysis pubis 

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147 


IV. Gyn&koloeie u. Pidiatrik. 


(Luschka) eafcfecken. Der Schambogen 1st bet 
Mfldrhen viel abgerandeter (77.1°) , bei Knaben ist 
ein spitzer Scbamwinkel vorhanden (67.5°). Das 
Becken 1st denmach bei Knaben boher und schmhler, 
bei M&dchen niedriger und breiter , es stehen daher 
die Pfknnen hier waiter auaeinander; bei den Becken 
Erwachsener 1st dieser Unterechied ja ltogst be- 
kannt. Am Beckeneingange ist die durchscbnittiiche 
Qoerapannnng beim Neugebornen etwas geringer a Is 
beim Erwachsenen. In der Bailie Bind sjtmmtliche 
Darchmesser geringer als im Eingange, nehmen aber 
bei Knaben starker ab als bei M&dchen. Im Aus- 
gange treten die Tubera ischii fast durchgangig noch 
naber zusammen als die Spinae ischii. Hier ist der 
geiade Durchmesser der kleinste von alien , beaon- 
ders bei Knaben. Els geht hieraus hervor, dass das 
Becken des Neugebotnen ein nach dem Ausgange zu 
gleichmSssig verengtes Trichterbecken darstellt 
Im 2. Capitel (p. 51) verbreitet sich Vf. tiber 
die Entstehungsweise der Formen des Fdtus- und 
Erwachsenen- Beckene. Nach der Ansicht von 

de Fremery, Litzmann, Schroeder und 
Duncan ist die Form desBeckens des Neugebornen 
der des Erwachsenen sehr unkhnlich und der Ueber- 
gang in letztere wird einzig durch die Last des 
Rumpfe8 hervorgerufen. Nach dem Ergebniss seiner 
eigenen Untersnchungen nennt Vf. , da schon friih- 
zeitig eine Querspannung nachweisbar ist, die 
Becken mit random Beckeneingange selir selten , die 
mit Iflngsovalem Eingange oder die querverengten 
geradezu pathologisch. Die Querspannung des 

Beckens ist daher’eine specilische Wachsthumseigen- 
thflmlichkeit desselben, deren Ureache in dem zuerst 
entstehenden und daher spkter krafdger wachsenden 
Knochenkern des Huftbeines zu suchen ist. Viele 
Worte verschwendet Vf. , um die frllher aufgestellte 
luwnnige Behauptung, die weiblichen Geschlechts- 
theile trilgen zur Erzeugung der Querspannung bei, 
zu widcrlegen. Dass Vf. dabei aber von dem „klei- 
nen rudimentkren Uterus beim Fdtus “ spricht, ist 
nicht richtig ; fflr den Fdtus ist der kleine fdtale Ute- 
rus keineswegs radimenthr ; er wird es erst ftlr die 
Erwachsenen, wenn er seine fdtale Form beibehalten 
hat. Als zweitwichtigen Punkt betont Vf. die schon 
in der Fdtalzeit auftretende KrUmmung der Kreuz- 
steassbeinwirbels&ule und die Keilform einzelner 
Wirbel, als deren Ursache er wiederam nicht die 
RiLckemmuskulatur ansicht , sondern das ursprtlng- 
licbe Knochen waclisthum . Der dritte Punkt, auf den 
Vf. nochmals aufmerksam maoht, ist das frllhzei- 
tige Eh’scheinen der Geschlechtsun terse biede ; diese 
sind am Kreuzbein den sptttern gerade entgegen- 
geeetzt (es ist bei Knaben breiter, daher stehen die 
Darmbeinplatten bei denselben weniger steil als bei 
M&dchen), die Form des Beckeneinganges ist jedoch 
bei dem weiblichen Becken bereits charakteristisoh 
und der sp&tern khnlich (qneroval gegen die mehr 
dreieckige der Knabenbecken). — Die S-f&rmigc 
KrUmmung der Darmbeink&mme ist bereits im 4. Mo- 
nat zu sehen ; es bildet sich an der 8 telle , wo sich 


das Lig. ileolumbale an den Httftbeinkanm aoaetzt, 
ein deutlicher Knick (gegen Litz mm). In Be- 
treff der Krtlmmung der Doreo - Lumbal wirbelsAule 
beim Fdtus bestktigt Vf. nach einem L&ngsduroh- 
schnitte (Braune’s Gefriermethode) die Balan- 
din ’schen Angaben. — Die spittere Wirkung der 
Rumpf last bringt daher nicht die Krhmmungen der 
WirbeUhule hervor, sondern vergrdssert sie nr. 
Schlfisslich fasst Vf. das Ergebniss seiner Unter- 
suchungen in folgenden Sfttzen zusammen. 

1) Die Querspannung des Fotalbeckens liegt in 
der ursprllnglichen Anlage nnd tritt schon sehr firtth 
auf. Die Theorie ihrer Entstehung durch Rumpf- 
lastwirkung ist zum Mindesten Uberflttssig. 

2) Geschlechtsunterschiede am Fdtalbeokan aiad 
meist schon vom 4. Mon. an vorhanden , vollst&ndig 
deutlich beim Neugebornen. 

3) Das Becken des Fdtus und Neogebaniea 
zeigt sowohl Qnerstreckung als auch ausgesprochene 
Llngskrllmmung des ETreuzbeins. 

4) Die Aehnlichkeit dieser Querstreckung mit 

der beim rbachitisclien Kreuzbein, sowie ednige an- 
dere Punkte sprechen da/ttr, dass dieselbe bei dieser 
Beckenform ein Stehenbleiben auf fdt&ler Stufe be- 
dentet , ebenso die spitzwinklige Form der lncisura 
ischiadica. (Kormann.) 

596. Ueber den Kinflnes der Linge dee 
Zungenbkndohens auf das Saugm; van Dr. 
Bailly. (Gaz. des Hflp. 58. 1876.) 

Vf. behauptet [mit Recht], dass das „ira lange u 
Zungenb&ndchen dfter durchschnitten wird , als 
es das Saugen erschwert. Ist nun anch im Allge- 
meinen Nichts gegen die kleine Operation zn sagen, 
sobald man nur die Geftsse am hintern Winkel des 
Zungenbftndchens nicht verletzt, — so wirft Vf. doch 
die Frage auf, ob die Trennung des Zungenbtnd- 
chens eigentlich nothwendig, ob sie ntttzlich sei. 
F'olgender Fall scheint gerade das GegentheM zu be- 
weisen. 

Ein neugebornes Madchen von mittlererGrSsse wurde 
am Tage seiner Gebnrt sofort an die Brnst der Mutter ge- 
leget and mehrmais in den nachsten Tagen ; trotz guter 
Bildung der Briiste sog das Kind nicht. Eine Freundin 
der WSchnerin, die selbst ihr lOmonatl. Kind stillte, ver- 
raochte an der eigenen BruBt keinen bessern Erfolg zu er- 
zielen. Dagegen trank aber das Kind eine Saugflasche, die 
mit einem sehr grossen u. sehr langen Saughutchen vereehen 
war, ganz gut aus, nur hatte die Warterln stets gawisee 
Schwierigkeiten, das Saughutchen in den Mund des Kin- 
des zu bringen and musste stets die gegen den Gaamen 
anliegende Zunge erst etwas mit dem Finger nleder- 
drficken. Vf. fand die Zunge fibermissig iang und ab- 
solut ohne ein Rudiment des Zungenbandchens. Sie 
schien trage zu sein und im Munde herumzuschwanken, 
den Pharynx wie eine Klappe verschliessend. Das Kind 
wurde einer guten Arame fibergeben , welche flbeT die 
Brustwarze ein dem Sangflaschenhfitohen ahnilehes War- 
zenhutchen setzte und die Zunge mit dem Finger nleder- 
drfickte. Drei Wochen iang konnte das Kind auf diese 
Weise gut trinken, von der 4. Woche ab vermochte es 
selbst seine Zunge niederzudrfleken und die Brustwarze 
direkt zu fassen. 


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143 


IV. Gynftkologie u. Pftdiatrik. 


Weon VL aoUQuich sagt: „veraehen rait dem 
nornmlen Bftndchen , wttrde die Zunge an dem Bo- 
de* dee Mundes liegen geblieben sein und die Brusrt- 
warac der Mutter ieieht gefasst baben, u so hat er 
nor zur Hilfte recht Denn auch bei normal em 
Zungenbindchen liegt dieZungenspitee des ruhenden 
Kindea dem harten Gaumen fest an , sobald dessen 
Naae vfillig firei et, nnd erst beim Oefinen des Mun- 
des ftllt sie auf den Boden der Mundhfthle. Dass 
in Vfs. Falle das letztere nicht geschah , 1st das an 
Seinem Falle einrig Abuorme und walirscheinlich die 
Folge des Mangels des Ztungenbftndchens. 

(Kormann.) 

597. Das n&chtliohe Aufhohreoken oder 
Anfkreisohen der Kinder ; von Sanitfttsrath Dr. 
Caspar! in Meinberg (Dentsche Ztschr. f. prakt. 
Med. 28. p. 324. 1876) und Prof. Dr. Edlefsen 
is Kiel (a. a. O. 38. p. 412). 

Caspar! beobacbtete das nftchtliche Auf- 
schrecken,, das Steiner alsFoIge eines angstvollen 
Traumes angesehen wissen wollte, auch bei halb- 
jSteigen Kindern nnd zuweilen in Verbindung mit 
lefehtern oder Bohwerern Convulsionen. Er nimmt 
mit Steiner eine idiopathiscbe Gehirnreizung an, 
beflOnders bei zarten , anftmischen nnd geistig vor- 
zeitig entwickelten Kindern. Als specifisches Mittel 
wendet er dagegen Bromkalium an , und zwar je 
naeto dem Alter 0.5 — 1.5 Grmm. pro die (1.5 auf 
50.0 Grmm. Wasser 4mal tftglich 1 TheelSffel voll). 

Nach Edlefen’s Erfahrungen sind Beruhignng 
und Schlaf fast immer durcb Bromkalium bei kleinen 
Kindern herbeizufuhren , besonders bei dem zucken- 
daa Znsammenfahren, durch welches der Schlaf vie- 
ler, aber besonders grosserer Kinder oft unterbrochen 
wird. Bei Convulsionen, beim Zabnen und bei 
MeningHLs bleibt jedooh diese Wirkung aus. E. 
gjett halbjihrigen kraftigen Kindern tftglich 3—4 
Mai oder Abends 1.— 2 Mai 0.5 Grmm. ; jttngern 
odar eckwftobern Kindern meist nur 0.25 Grmm. 
pro doai, wftbrend er bei iUtern Kindern auf 0.75 
Grmm. mehrmals tftglich steigt. Nftberes behftlt 
sich Ek ftr eine spfttere Mittheilong vor. 

(Kormann.) 

598. Ueber Peritonitis bei Kindern ; von 
Dr.8. Kersch in Png. (Memorab. XXI. 1. p. 251. 
1876 .) 

Nachdem Vf. auf die 8ohwierigkeiten , die der 
Diagnose beim kranken Kinde, besonders aber bei der 
Peritonitis desselben, deren Erkennen umgekehrt zu 
dem Alter des Kmdee schwierig ist, entgegentreten, 
hiBgewieeen hat, hebt er herror , dass an Peritonitis 
leidende Kinder stets mit angezogenen Schenkeln 
daliegen und beim Emporheben (onter den Armen) 
sefinrt die Beine anaiehen, dass sie stets nur ober- 
flftdhfich athtoen nnd me stark Bchreien kdnnen. 
Pathognostisch sind daher die Schreiversuche ; die 
einaelneo Schreie sind langgezogen und gedelmt, 
die Pausen zwischen ihnen Lang und von eiaer Beibe 

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ftasserst kurser Inspirationen a smge fl t ik. Die iVo- 
gnoee hftit Vf. bei Kindern dnrohsohnittlich fttar gttn- 
stiger, als bei Erwachsenen, nur blieben alle Mftd 
chen, die Vf. an Peritonitis behandelte (10 FUlc 
notirt), steril. — In Bezug auf die Therapie hebt 
Vf. hervor den gtinstigen Emfluss lokaler Blntent 
ziehungen (Blutegel), kalter Ueberschlftgt, die sorg 
fftltig mit Guttaperchapapier bedeckt werden mtlsaen, 
und des Morphinm nach ergiebiger Stuhlentleenrag. 
Bei grdssern Exsudatmengen ist baldige Anwendong 
des Trokar angezeigt. K. ffihrt einen schweren 
Fall an , in welchem nach zeitiger Punktion dock 
Heilung eintrat. — Der andere von Vf. mitgetheilte 
Fall, in welchem der Peritonitis Sterilit&t folgte, ge- 
hflrt streng genommen nicht hierher, weil das be- 
treffende Kind [?] zur Zeit der Erkrankung bereifcs 
14 J. z&hlte und schon zum 2. Male menstrnirt war. 

(Kormann.) 

599. Pftdia triache Casuistik ; von Prof. G o 1 t- 
fried Ritter. (Prager med. Wchnschr. I. 24. 
p. 453. 25. p. 473. 34. p. 633 u. 35. p. 653. 
1876.) 

I. Pyopneumothorax latent mnirtri. Kin 7Jahr. 
Made hen bot einen aus mehr als einer U reache retired - 
haften und daher hochst interessanten Krankheitsverlauf 
dar, der durch Belgabe von Puls-, Respirations- und Tem- 
peraturenrven erlautert wird. Das Kind, welches mit 
den Eltem musicirend umhergesogen war, wnrde abge- 
magert , mit fotidem Athem und linkseitigen Rasselgeran- 
schen bei nach oben meist scharf begrenstor Dampfung 
uber dem untern Thcile der linken Lunge , mit oopiosen, 
dunntlussigen, hellbraunllchen btuhlentl eerungen und ver- 
schledenen Hauthamorrhagien in das Kinderspital aut^e- 
nommen. Nach Eintritt einer auffaLlenden Bessening 
wurde plbtzlich am 22. T. nach der Aufnahme die Aus- 
bildung eines linkseitigen Pneumothorax beobachtet , wel- 
chem das Kind nach weitern 16 T. erlag. 

Die Sektion erwies die linke Brusthalfte, bei deren 
ErSffnung fStidesGas entstromte, mit l'/i Liter motkigea, 
griingelben Exsudats orfullt. Die linke Lunge war gaaz 
an das Mediastinum angedruckt und mit ihm rerklebt; 
trotz genauester Untersuchung konnte nicht die ge rings te 
Oeffnung an ihrer Oberflftche entdeckt werden. Ausaer- 
dem (and sieh nur eine bohnengroase verkaste Bronchial- 
dribo. In den Bronchien des untern Lappens der sonst 
gesunden rechten Lunge eitriger Schleim. Im Dickdarm 
zahlreiche hanfkomgrosse Scbleimhantdefekte , besonders 
in der Flex, sigmoidea. Ausserdem nur noch Verfettung 
der Leber und des Henanuskels. 

In der Epikrite nimmt Vf. an , dass das Kind 
wfthrend eines abheilenden Typhus oder nach sebr 
erschOpfender Diarrhde (woftlr die Anamnese siehere 
Anhaltspunkte nicht erg&b) von hftmorrhagfeeber 
Diathese befallen wurde, welohe zu einem hftmorr- 
hagischen Infarkte der Lunge ftlhrte, der naoh aossen 
dnrohbracb und dabei den Pneumothorax bedingte; 
die eitrige Pleuritis entstand erst durch den AnsMtt 
fJJtider Massen in die Pleurahflhle. 

n. n. III. Zwei F&lle von Eklamptie dee frfthesten 
Sftuglingsalters. Wlr gedenken hler nur dee letsten 
Falle*: Dermatitis; Ikterus; Conjunctivitis palpebraMs 
catarrhalis; Defectus ossificationis ; Eclampsia. Nach 
verachiedenen Schwankungen des KSrpergewichts trat 
bei dem betr. Knaben, nachdem ein vorhandener Ikterus, 
Bowie eine Hautaffektioa (MlUaria ihnlich mttLowtoeeuag 


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149 


V. Chirurgfe, Ophth&lmologie n. Otktrik. 


gribaerar rod kletatmv Eptdemririippwi) rhokg&ngig fe- 
wovden warm , plMzUoh am 18. Lebeastage ohae Simmt« 
VeranlaMDng eln eklampttscher Ad fall an t. Die Anflile 
hiaftea rich bis auf 66 In 84 Std. (am 81. Lebenstage). 
Trotzdem trank das Kind ansgiebig und nahm stetig 
an Korpergewicht zu. Der das Kind stillenden Amine 
wnrde an dessen 80. Lebenstage 0.001 Grnim. Atropinnm 
sulphurlcum, nach 8 T. 0.008 Grnim. gegeben. Die Zahl 
der Anfalle ging etwas zuruck. Am 84. Lebenstage fand 
ein Ammenwechsel statt ; die Anfalle warden nlclit 
haaflger, aber intensiver. Neben kalten Einwickelungen 
erhielt das Kind am 86. nnd 86. Lebenstage je 8 Tropfen 
einer LSsung von 0.1 Gram. A tropin in 10 Gram. Wasser 
frub und Abends ohne Erfolg. Am 86. Lebenstage nahm 
da» Korpergewicht mb, am 87, trat pl&Ulich der Tod in 
eiaem Anfalle eln. 

Die Seidon wies das Beatehen von Ehachitis , Bron- 
chitis capillaris , Oedema carebri , Haemorrhagia levis 
cerebri und Nephritis parencbymatosa nacfa. 

In der Epikrise weist Vf. zuerst darauf hin, dass 
die an Eklampsie leidenden Sauglinge der ersten 
Lebenswochen, deren Zahl geringer ist, ala gewdlin- 
lich angenommen wil'd (Ritter sail unter durch- 
3ohnittlich 2300 Findelkindern jahrlich nur & Ffille 
von Eklampeie in den ersten 14 Lebenatagen), die 
Sanglnst nicht verlieren. Da das pldtzliche Auf- 
hdren des TrinkvermOgens der Kinder dieses Lebens- 
abschnittes stets eine akute Erkrankung der Nerven- 
ocntren nnd ihrer Httllen anzeigt , so 1st eine aolctae 
bei Eklampsie nicht anznnehmen. Bei den eklampti- 
schen Anfallen bleibt die KSrpertemperatur noimal. 
Vf. ist hiernacli geneigt , die eklamptischen Anfklle 
der Neugeborenen [besser: der jiingsten Sttuglinge] 
in der Mehrzahl der Ffille als Vorlfiufer , ja wahr- 
scheinlich als die infantile Form des epileptischen 
Leidens des Individnnm anzusehen, wie ja auch 


Andere denselben Zustand akute Epilepsia der Nen- 
geborenen benannt haben. 

Wegen der ausftlhrlichen Begrfindung der An- 
nahme einer nahen Verwandschaft odor IdentitUt der 
Eklampeie des jungen Kindes und der Epilepsic 
ftlterer Kinder und Erwachsener mttssen wir auf das 
Original verweisen. Hervorgehoben sei hier nur die 
Anwendung des Atropin gegen die Eklampsie, und 
zwar durch den Organismns der Stillenden bindurcb, 
zu weleber R. durch rnehrfacheErfahrnngen fiber die 
gtlnstige Wirkung desselben bei Epilepsie veranlasst 
worden ist. In den beiden hier mitgetheilten Fallen 
war allerdings kein Eifolg von dieser Medikatian zu 
beobachten. R. hat jedoch frflbcr (1870) in 2 Fillen 
gtlnstige Wh'knng davon gesehen. In dem einen 
erhielt die a&ugende Matter zuerst 2, nach 2 Tagen 
3 Mgrmm. Atrop. sulpli., im 2. die Amme tAglich 
2mal 10 Tropfen Tinct. belladonnae; die Anfillle 
beim Kinde verloren sich in beiden Fallen binneu 
wenigen (4 — 6) Tagen. SchlQsslich hcbt jedoch R. 
ausdrtlckUch hervor , dass man die Belladonna , bez. 
das Atropin, um einen erheblichen Erfolg auf das 
Leiden des Kindes herbeizuftlhren , den Saugenden 
in einer Gabe reichen mtisse, welclie je nach der 
Individual! tat der Person bereits leichtere Intoxika- 
tionsersebeinungen hervorzurufen im Stande ist. E«e 
solche Medikation hat bei s&ugenden Mtttteni nach 
R.’s Erfahnmg gar keine Schwierigkeit , uad auch 
Am men lasaen sich durch verstkndiges Zureden dazn 
bestimmen. Bei genauer Ueberwachung der Aranei- 
wirkong ist auch durchaus keine Gefahr zn be- 
ftlrchten, (Kormana.) 


V. Chirurgie, Ophthalmologle u. Otiatrik. 


800. Hextere Mittheilungen liber Frak- 
turen und Luxatlonen ; zxuammengestellt von 
Dr. Riegner zu Breslau. 

A. Verbdnde. 

Dr. A. G. Miller (Edinb. med. Journ. XXI. 
p. 816. [CCXLIX.] March 1876) beschreibt seine 
cerbesserte Methode der Anlegung von Sayre’schen 
Knitgelenkschienen. Der betreffende Extensions- 
apparat besteht bekanntlich aus zwei am Ober- und 
Unterschenkel durch einen Gurt zu befestigenden, 
am Kniegelenk unterbrochenen und durch denTrieb- 
scbltlasel verlingerbaren Schienen. Vier Heftpflaster- 
streifen von 1" Breite nnd doppelt so lang als die 
Schiene werden mit dem einen Ende vom Tibiakopf 
abwirts so weit, als die Schiene verlfingert werden 
soil, feetgeklebt, fiber den nntern Gurt herumgeschla- 
gen , nach oben znm Oberachenkelgurt , hin ter dem- 
selben nach abwftrts geffihrt und bis znm Kniegelenk 
herab festgeklebt, das Ganze durch Rollbinden ge- 
siehert. Die Verlkngerung der Schiene soil erst 
nach 24 8td. rorgenommen werden, um dem Heft- 
pflaster Zeit zum Festhaften zu geben. 

Dr. Bates (Philad. med. and surg. Reporter 
April 8. 1876) beschreibt die von Barton zur Be- 

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handlung compile irter Unterschenkelfrakturen an- 
gewandte Kleienlade (bran-box). Dieselbe beatebt 
aus einem einfachen aus 4 Bretteru zusammenge- 
nagelten Hasten, der vom obern Theil des Ober- 
schenkels bis etwaa unter den Fuss reicht, oben 7, 
unten 5" breit ist und von Vf. statt mit Kleie mit 
ungesiebtem Roggenmehl geftlllt wird. Das Beta 
wird hineingelegt imd dui'ch feste Einpackung in 
das Mebl in seiner Lage gesichert. Ein grosser 
Theil der Oberffeehe kann unbedeckt und so fUr Be- 
obachtung und ffir Applikation von Arzneimittelu frei 
bleiben. Von Zeit zu Zeit wird die von Schweiss, 
Sekreten etc. durchtrknkte , der Hant zon&chst an- 
liegende Schicht entfernt. Vf., welcher den billigen, 
leicht berzustellenden Apparat bei Brfiohea jeder 
Art nnd andem Verletzungen mit gutem Erfolge an- 
gewandt hat , rfihmt die sichere , dem Pat. sehr an- 
genehme Fixation, den Mangel jeder CirkulationB- 
beschr&nkung bei dem letehten nnd ttber all gieioh- 
mitssig ausgettbten Druck. 

B. Statietik der Frakturen und 
Luxationen. 

Axis dem Jahresberichte der chirurgitcJhen Al- 
theilung dee St. Rochue- Hospitals zu Mainz von 

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150 V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otutrik. 


1872 und 1873, mitgetheilt von Dr. Klingel- 
h 6 f f e r (Deutsche Ztschr. f. Chir. V. 4 u. 5. p. 464. 
1875) erfahren wir, dasa die GeBammtzahl der be- 
handelten Frakturen 141 betrug. 

Einfache Briiche des Unter arms 6, alle mit Gipsver- 
band in durehschnittlich 18.6 T. consolidirt. Ein com- 
plicirter Bruch der Ulna mit Heraussprengung einea 
1 Ctmtr. langen Knoehenstucks heilte mit PBeudarthrose. 

Oberarmbrilche 17 ; davon 8 am Schaft, 3 am obern 
Ende , 4 an den Kondylen ; 3 compliclrtc erforderten die 
Absetzung des Gliedes , die ubrigen wurden mit Gipsver- 
band in durehschnittlich 40 T. geheilt, nur ein Querbruch 
fiber den Kondylen , mit permanentem Hcftpflaeterexten- 
sionsverband behandelt. 

Frakturen bcider Knochen des Unterschenkels 26: 

3 isolirte der Fibula, 2 der Tibia. Heilungsdauer bis zur 
Arbeitsfahigkeit 61 T. : gepolsterter Gipsverband meist 
gleich nach der Verlctzung. 

Oberschenielbriiche 13: 9 der Diaphyse, SdesCollnm, 
1 am untern Gelenkende; 11 wurden geheilt in 69 T. ; 
elner im untern Drittel bei einem 66jahr. Arbelter mit 
6 Ctmtr. Verkurzung heilte mit straffer, das Gehen in 
einem Stutzapparat gestattender Pseudarthrose trotz 
mehrfacher Exasperation der Brachenden ; ein einfacher 
Sehenkelhalsbmch bei gleichzeitiger , die Resektion er- 
fordernder Ellenbogengelenksverletzung endete lethal, 
indem in der 2. Woche der erbebliche Blutcrguss an der 
Bruchstelle vereiterte und zu jauchiger Huftgelenksent- 
zundung ffihrte , wahrend an der Rescktionswunde ausser 
Schlaffbeit der Granulationen nichts Abnormes zu con- 
atatiren war. 

Die Behandlung erfolgte im J. 1872 meist 
(lurch Gipsverband mit Beckengurt , welcher in der 
Chloroformnarkose angelegt wurde, liess indessen 
Verkflrzung nie ganz vermeiden. Mittlere Dauer 
52 Tage. Im 2. J. crzielte die permanente Ex- 
tension mit Gipsstiefel oder Heftpflasteransa , welche 
die Schmerzen sofort beseitigte, Bchon in 3 bis 

4 Wochen Consolidation. 

Von 10 Rippenbriichen wurden 8 in durehschnittlich 
29 T. geheilt (Brustbinde und Bettruhe), 2 Pat. st&rben 
an complicirenden anderweltigen Verletzungen , 2 Falle 
waren von Pleuropneumonie gefolgt. 

Schlusselbeinfrakturen 10, in durchschnitttlich 29 T. 
consolidirt: Mitella, Lage auf steifem Kisaen, mitunter 
Znsammenziebung der Schultern nach hinten durch 
olastische Binden. 

Ein Querbruch des Sternum , ein Bruch des Schuller- 
hiatus geheilt. 

Schddelbriiche 12 : davon 10 mit ErSffnung der Scha- 
delkapsel. Von den Ietztern nur 3 geheilt , 7 Pat. an 
anderweitigen Verletzungen oder der folgenden Meningo- 
encephalitis gestorben. Primare Splittercxtraktion 6mal, 
2mal mit Trepanation , fuhrte in 2 Fallen Ileilung herbei. 
Ursachc war 2mal Sabelhieb, ImalSchuss, in den ubrigen 
Fallen Sturz aus bedeutender Ilohe oder Schlag mit 
stumpfem Werkzeng. Ans der Casuistik der Schddel- 
brtlche heben wir folgende Beobachtungen hervor. 

1) Schuss in die Mitte der Stirn, Extraktion der boh- 
nengrossen, hinter der Tabula externa eitzenden Kugel 
nach Erweiternng der Oefifnung. Woblbeflnden bis znm 
14. T., dann pldtzlich Delirien, Kopfschmerz, Koma, 
Tod. Die innere Glastafel fand sich als erhabener Stern 
nach lnnen ragend , Dura-mater tntakt , dahinter jedoch 
ein grosser Abscess im linken Stirnlappen. 

2) Mit sternformiger Wunde complicirter nussgrosser 
Lioehbruch dee linken Scheitelbeins mit Depression der 
einen Knochenkante um8'“ unter das Niveau der Sehadel- 
oberflache. 

Nach knrzer Bewnsstlosigkelt Taubheit im rcchten 
Bela u. Kopfschmerzea. Primare Trepanation mit klelner 

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Krone. Entfernung zahlreicher SpHtter , namotUoh aus 
der welter zersplitterten Tabula vitrea. AMiessen von 
Bint aus der Schadeihdhle , Dura intakt. Einfache Be- 
deckung mit Oellappchcn , Taubheit u. Kopfschmerz ver- 
sohwand bald. Heilung ohne Fieber, Entlassuag mit 
fester Narbe nach 6 Wochen. 

3) 4 Ctmtr. lange Knochen wunde am linken Stirnbein 
oberhalb des Tuber, durch schiefes Elndringen Hues 
ineisselartlg zugeschiirften Hammers entstanden. Vorderer 
Knochenrand eingedruckt, hinterer abgehoben , dadurch 
Klaffen um 1 •/*"'• Nach muheloser Entfernung des 
elevirten fiinfgroschcngrossen Knochenstiicks wird eine 
kleine Trepankrone auf den vordern Knochenrand- aufge- 
setzt , wonach es gelingt , die mit demselben zusammen- 
h&ngendcn , gegen die Dura-mater 2.6 Ctmtr. vorgedrun- 
genen Splitter zu entfemen. Letztere ist zerrissen , Mast 
Cerebrospinalfiftssigkeit abfliessen. Am nichsten Tage 
Fieber, AphaBie, Lahmung des linken Facialis und rechten 
Arms. Nach 10 T. Prolapsus cerebri, der nekrotisirt. 
Tod nach 2 Wochen. Eitrige Meningitis externa belder- 
seits, im linken Vorderlappen ein huhnereigrosser jauchiger 
Abscess , in dessen Umgebung rothe Erweichung. Pnri- 
forme Gerinnsel Ira Sinus longit., metastatische Lungen- 
infarkte, Milztumor. 

Von 8 Becken/rakturen endete eine lethal in Folgr 
gleichzeitiger Gehirn verletzungen , die beiden andera am 
horizontalon Schambeinast durch Ueberfahren entstande- 
nen wurden geheilt. Der eine dieser Falle ist bemerkens- 
werth durch ein kolossales , vom Rippenbogen zura obern 
Drittel des Oherschenkels sich erstreckendes Extravasat, 
welches nach beroits vollendeter Consolidation der Fraktur 
trotz mehrfacher Punktion persistirte u. schlusslich durch 
Drainage geheilt wurde. 

Die 24 Briiche an Hand und Fingem waren meist 
complicirt und erforderten primare nnd sek undare opera- 
tive Eingrlffe. Immersionsverfahren gleich nach der 
Verletzung oder Carbolverbande fuhrtcn 20mal Heilang, 
3mal Besserung herbei, 1 Fall endete todtllch. 

Aus dem Bericht der chirurgischen Abtheilung 
des Katharinenhospilals in Stuttgart vom 1. Juli 
1873 bis letzten Dec. 1874 (Wtirt. Corr.-Bl. XLV. 
26. 27. 28. 1875) entnehmen wir, dasa unter einer 
Gesammtzahl von 3260 Kr. 180 Knochenbr&che n. 
14 Luxationen zur Beobachtung kamen. 

Von den Frakturen waren a) einfache 123 , namlieh 

3 Fract. Oss. narium, 1 Maxill. sup., 1 Maxill. inf., 

9 Clavic. , 1 Sterni, 16 Costar., 1 Vertebr. colli, 7 Hn- 
meri , 16 Radii , 2 Radii male sanat, 3 Ulnae, 4 Antebr., 

4 Polllcis, 1 Metacarpi, 6 Digitor., 1 Ossis pubis, 10 Fe- 
moris, 1 Fein, male san., 2 Colli fem., 2 Patellae, 14 
Cruris, 11 Malleoli utriusque , 8 Fibulae, 1 Astrag., 

1 Calcanei, 2 Metatars. ; — b) complieirU 67 , namlieh 

10 Cranii, 2 Maxill. inf., 3 Costar., 2 Radii, 1 Olecrani, 

4 Pollicis, 2 Metacarpi, 22 Digit., 11 Cruris. 

Aus der Casuistik sind folgende Falle bemerkens- 
werth : 

1) Complicirter Splitterhruch am hiniem untern Wisikel 
des Seiienw andbeins mit Jmpremion ernes 3.6 Ctmtr. lan- 
gen Knochenstucks um 6 Millimeter. Primare Entfernung 
von 13 Knochensplittcrn. Danach Abnabme der Parese 
des linken Arms, vollstandige Heilung nach 7 Wochen. 

2) Complicirter Splitterbruch des Supraorbitabwdes 
mil Zerreissung der Dura und Hlrnvorfall, durch Huf- 
schlag entstanden. Convulsionen , Bewusstlosigkeit nach 
primarer Entfernung von Splittera cessircnd. Heilung 
nach 3 Wochen. 

3) Splitterbruch des Domfortsatzes und Bogens des 
6. Halstoirbels mit querer Zerreissung des Hals mark e», 
durch Sturz auf den Kopf. Tod durch Soffokation nach 
wenigen Stunden. Wahrend des Lebens weder eine 
Deviation, noch Prominenz zn ffihlen. Symptome die be- 
kannten. 

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151 


V. CMrurgie, Ophthalmologic a. Otiatrik. 


4 ) Fraktur des 1. tmdi. Lendenuirbels , anfaaglieh 
wegen Fehlens jeder Oeformitat ala Contusio spinae auf- 
gefasst. Die anhaltende Parese der untern Extremitaten 
nnd des Rectum , sowie eine in der 6. Woche sich aus- 
bilddnde Kyphoee der 1. beiden Lumbalwirbel fuhrten zur 
richtigen Diagnose. Gegen die Mastdarmlahmung wurde 
das Ferrum candens mit sehr gunstigem Erfolge ange- 
wandt. 

6) Eine complicate Unter kiefer fraktur zwlschen 1. u. 
2. reehten Schueidezabn heilte unter dem Einfluss eines 
sckweren Erysipels mit Pseudarthrose , die jedoch durch 
Reiben der Bruchenden schlusslich beseitigt wurde. 

6) Mehrfache Rippen/raktvr mit Lungenquetschung' 
und ausgedehntem Hauteinpbysem obne Zerreissung der 
Pleura. Lunge uberall fest verwachsen. Erscheinungen 
anfangs nicbt bedroblich. Am 2. T. Koma und Tod durch 
Lnngenddem. 

7) Fraktur des horizontalen Schambeinastes durch 
Verschuttung mit Zerreissung der Blase in 3 Ctmtr. Aus- 
dehnung durch das tief eingcdruckte schiefe aussere Frag* 
meat. Blasenblutung , Entlecrung stinkender Gase beim 
Katheterismns. Am 5. T. in der linken Unterbauchgegend 
eine fluktuirende , lufthaltige Geschwulst , welche sich als 
ein subperitonaaler Jaucheherd erwies. Tod am 7. T. 
durch diffuse Peritonitis. 

Von den 10 Fract. femoris waren 5 Querbruchc 
(3 oberhalb der Koudylen, 2 in der Mitte), 4 Schragbruche 
and 1 intracapsalarer Schenkeliialsbnich. Bebandlung 
mit Gips- und Schienenverbanden. Ueber die Kesultate 
in Bezug auf Verkurzung nichts erwahnt. Vf. spricht sich 
nach 2 Beobachtungen in andern Kliniken gegen die per- 
manente Extension aus, ohne, wie esscheint, dieselbe 
je selbst versucht zu haben. 

8) Eine Fraktur beider Knochel mit Luxation des 
Talus ohne Hautverletzung , durch Sturz auf die Fusse 
entstanden, wurde mit Erfolg exspektativ behandelt , da 
die Reduktion des Talus unmogllch war. Letzterer per- 
forirte nach 14 T. die stark gespannte Baut und wurde 
naeh 6 W. leicht extrahirt. Der abgebrochene Kopf blieb 
in Verbindung mit dem Kahnbein zuruck. Abkratzung 
der rauhen Tibiagclenkflache. Heilnng mit Ankylosb des 
Fuaegelenks nnd gutdr Gehfahigkeit. 

9) Bei einer subcutanen Fract. claviculae trat Eite- 
rung und Bloslegnng der Bruchflachen ein , trotzdem gate 
Heilung. 

10) Eine Fraktur beider Ulnae u. Epiphysentrennung 
beider Radii mit Perforation der Weichtheile durch die 
3 Ctmtr. hcrausgetretenen Diaphysenenden zog sich ein 
17jahr. Madchen durch Sturz aus 3 Stock Hohe zu. Ab- 
sagnng der vorstehendcn Fragment© wegen Misslingcns 
der Reduktion, Heilung auf Dorsalschiene binnen 8 W. 
mit vollkommener Gebrauchsfahigkeit der Hand. 

Die Briiche am untern Ende des Radius zahlt Vf. 
rucksichtlich der resultireuden Gebrauchsfahigkeit der 
Hand zu den schwersten des Korpers. 

Unter den 14 Fallen van Luxationen war eine Luxatio 
femoris obtnratoris, durch Verschuttung entstanden. Bein 
ira Uuftgelenk rechtwinklig flektirt, stark nach aussen 
rotirt und abducirt. Leichte Reduktion durch spitz- 
winklige Beuguug und Rotation nach iunen. 

Sieben Luxat. humeri, sammtlich axillares ; Einrich- 
tung durch Elevation und Druck auf den Kopf. 

Eine Luxat. claviculae acromialis durch Fall beim 
Tragen einer Last anf der Schulter. Bedeutender Vor- 
sprnng der Clavicnla fiber das Akromion. Heilnng mit 
Dtfformitat, aber guter Gebrauchsfahigkeit. 

Eine Luxat. antibr. postica. 

Eine Luxat. radii postica. 

Eine Luxat. phal. I. pollicis compi. (Risswunde an 
der Volarseite). Nagelglied in Hyperextension anf der 
Doraalseite, durch vermehrte Extension u. Drnck reponirt. 

Eine Loxat. pedis anterior. Astragalus nach voru 
geruckt , durcii die Streckselincu deutlich fuhlbar, Malleoli 
intakt. Reposition durch Ueberstreckung mit gleichzeitl- 
gem Drnck auf den Talus. 

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In der cfarurgitchen Abtheilung dee Hopital 
Saint- J tan zu Brussel (Prof. Deroubaix) warden 
vom 1. Oot 1873 bis 1. April 1874 (Presse m6d. 
XXVII. 24. 26. 1875) 28 Fdlle von Frak&uren, 
6 von Luxationen aufgenommen. 

Erstere vertheilen sich anf : 1 beider Knochen des 
Vorderarms, 1 der Ulna, 2 des Radios, 2 Clavic., 1 Hu- 
merus, 2 Patellae, 2 Colli femoris, 3 Corporis fem., 3 bei- 
der Knochen des Unterschenkels, 1 Fibulae, 6 Tibiae, 
2 Cranil, 1 Phalangis, 3 Costarum. 

Die Briiche der Extremitaten warden mit Kleister- 
verbhnden und Zinksckienen behandelt, bei Ober- 
schenkelfrakturen die permanente Extension in der 
Weise damit verbunden, dass der feste Verband aus 
2 in der Kniegegend getrennten Halften bestand u. 
die Zugschlinge nur bis zu letzterem hinaufreichte. 
Die consekutiven Pneumonien nach Rippenbriichen, 
welche D. ftlr die Heilung der Lungenverletzungen 
als eben so unerlfisslich [! ?] erklftrt , wie die in der 
Umgebung von ftussem Quetschwnnden anftretenden 
zur Vernarbung nothwendigen Entzttndungserectaei- 
nungen wurden, weil nach Vfs. Ansicht von geringe- 
rer Schwere und Wirkung auf den Oesammt-Organis- 
mus als die genuinea Lungenentzllndungen, expekta- 
tiv behandelt. Die beiden zur Aninahme gekomme- 
nen Kr. mit complicirten Frakturen des Unterechen- 
kels starben an Septikftmie [!]. Die Casuistik bietet 
nichts Bemerkenswerthes. — Unter den 6 Luxationen 
betrafen 4 die Schulter (eine 14 Monate alt), 2 den 
Ellenbogen. Ein zur Reposition veralteter Schulter- 
verrenkungen beschriebenes Verfahren bietet nichts 
Nenes. 

George W. Norris widmet in seinen Con- 
tributions to practical surgery *) (p. 132) ein grdsse- 
res Capitel anch der Statistik der im Pennsylvania 
Hospital in dem Zeitraume von 1830 bis 1850 
behandelten Frakturen und Luxationen. Leider 
ist dieselbe insofern sehr mangelhaft, als in Folge 
schlechter Einrichtung der Joumale keine Trennung 
gemaclit werden konnte zwischen complicirten und 
einfachen Brflchen (nur die complicirten Oberschenkel- 
frakturen sind besondera aufgeftthrt) , ferner Ober- 
und Vorderarmbrflche in eine Rubrik zusammenge- 
worfen, ebenso die Unterschenkelbrtlche nicht ge- 
nauer klassificirt sind , und endlich nichts Uber die 
Zeit der Consolidation der einzelnen Frakturgattungen 
eruirt werden konnte. Vf. bespricht namentlich ge- 
nauer die in dem langen Zeitraume durchgehends 
gepflogene Behandlung der verschiedenen Brttcbe. 

Femur. In der ersten Zeit wurde ein mod Hi - 
cirter Desault’ scher Apparat angewendet, die 
Verkilrzung dabei entweder gleich vollstSndig oder 
bei starkem Muskelwiderstande dnrcli wiederholte 
Manipulation innerhalb der ersten 12 — 18 Stunden 
ausgeglichen. In letzter Zeit wurde von der per- 
manenten Extension mittels Heftpflasteransa und 
gleiehzeitiger Lagernng zwischen Sandsftcken erfolg- 
reicher Gebrauch gemacht. Intracapsnlare Schenkel- 


Philadelphia 1878. Lindsay and Blackiston. gr. 8. 

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162 


V. Chirurgie, Ophthalauriogie a. Otfatrik. 


halsfrakturen warden ohm alle Sehienenverfoftnde 
uur durch Fixation in geatreckter Stellnng mit Httlfe 
von Kissen behandelt. Vf. betont bei dieserGelegen- 
heit die nicht selten sich darbietende Schwierigkeit 
der differentiellen Diagnose zwischen Schenkelhals- 
brttohen, Luxationen and Contusionen des Httftge- 
lenks, and die Wichtigkeit wiederholter nachtr&g- 
licher Untersuchungen. Er referirt 2 Falle seiner 
Beobachtung, in welcben wegen Mangels jeder Ver- 
ktirzang , Deformit&t , abnormer Beweglichkeit und 
Crepitation eine blose Contusion angenommen wurde, 
nach einigen Tagen aber in Folge Umherlaufens in 
einem Anfall von Delirium trem. eine erhebliche Ver- 
kttrzung eintrat, welche zur Diagnose einer einge- 
keilten Schenkelbalsfraktur nflthigte. 

Unterschenkelbruche warden ohne Anwendung 
von Schieaeu einfach in Heiater ’sober Lade mit 
gleichzeitiger prophylaktischer Antipblogose behan- 
delt , nach 5 oder C Wochen das Umhergehen in 
Pappscbienenverb&nden gestattet. Nur bei sehr 
sohrftgem Verlauf der Bruchlinie wurde Dds suit’s 
Apparat , und bei Frakturcn am untern Ende der 
Fibula mit starker Ausw&rtsdrehung des Fusses der 
Dupuytren’ sche V erband applicirt. In einem 
Falle letzterer Art , welcher mit Durchbohrung der 
Haot durch das untere Gelenke der Tibia oomplioirt 
war, wurde dieses in 1 t ! i " Llnge resecirt, und er- 
folgte Heilung mit guter Gehfkhigkeit. Bei den 
Frakturen der Patella wurden die Fragmente durch 
eine Rollhinde einander gen&hert , und das Bein auf 
ein Planum incl. gelagert. DerVerband beiBrilchen 
der Clavicnla bestand in einem Achselkissen, einem 
die gesunde Schulter umfassenden ringfdrmigen 
Gnrte aus weichem Gewebe und einer leinenen, 
Ober- u. Unterarm zur Halfte umgebenden Schlinge. 
Letetere wird nacb gescliehener Reduktion durch 3 
an ihr befestigte starke Strippen (1 binten , 2 vorn) 
mit dem Scliultergurt verbuuden, nnd zwar so, dass 
die Schulter der verletzten Seite genOgend nach 
ausscn und oben gezogen wird ; die Hand wird in 
eine Schlinge gelegt. 

Frakturen der Wirbel wurden exspektativ be- 
haudelt, die Frakturstellen vor Druck geschutzt , in 
k einem Falle ein operativer Eingriff behnfs Eleva- 
tion deprimirter Fragmente unternommen. 

Humerus, Frakturen des mittleren Theils wur- 
den mit Pappschienenverbiinden behandelt unter 
liftufiger Verindenmg des Ellenbogenwinkels, urn 
Skifigkeit zu verhtlten ; ebenso wurde bei den T- 
Brllchen der imtem Epiphyse verfaliren ; die Behand- 
luag der Frakturen des Collum humeri ist uicht be- 
rOcksichtigt. Vorderarmlrucke wurden mit Vorder- 
und Dorsalschiene behandelt. Bei den Frakturen 
der untern Radius- Epiphyse wurden schon nach 
1 1 Tagen passive Bewegungen des Handgelenka ge- 
rnacht, und von da ab jeden 2. Tag wiederholt. 

Bei Rippenbruc/ten wurden breite Rollbinden um 
die Brust oder Pechpflaster und Bettrnhe angewendet. 
Bei SchadtUrruchen , die mit Hautwunde und De- 


pression von Frogmen ten complieirt waxen , warden 
letztere regelmftssig primftr entfemt, selbst wo noch 
keinerlei Drucksymptome bestanden. 

Pseudarthrosenbildung wurde im Hospital selbst 
wahrend des ganzen Zeitraumes niemals beobachtet, 
die zur Behandlung gekommenen 18 Falle wareu 
von auswkrts hereingeschickt. Wir Lassen die trotz 
der oben erw&hnten Mangel in Hinsicht auf den Urn- 
gen Zeitraum von 20 Jahren nnd die grossen Z&hlen 
immerliin nicht uninteressante Uebersichtstabelie 
folgen : 


Frakturen 


Anzahl 

Davon 

geheilt 

Erleichtert 

1 od. vorber 

1 entlasseu 

Oestor- 

ben 

Oberschenkel 


266 

217 

17 

32 

Unterschenkel 


611 

490 

29 

92 

Schfidel . . . 


110 

82 

11 

67 

Patella . . . 


42 

38 

8 

1 

Wirbelsaule . . 


25 

1 

4 

20 

Sternum . . . 


6 

4 

1 

1 

Clavicnla . . . 


188 

165 

20 

3 

Arm .... 


579 

506 

48 

25 

Finger .... 


69 

61 

7 

1 

Scapula . . . 


28 

21 

5 

2 

Kllenbogen . . 


2 

1 

— 

1 

Nase und Gesicht 


23 

18 

4 

3 

Unterkiefer . . 


51 

33 

10 

8 

Becken . . . 


13 

9 

— 

4 

Fuss und Zohen . 


50 

34 

6 

10 

Klppen . . . 


88 

72 

8 

8 

Astragalus . . 


1 

1 

— 

— 

unbestimmt . . 


8 

.3 

— 

— ‘ 

compllchte des Beckens 

1 

— 

— 

1 

. des Kniees 

3 

2 

— 

1 

„ des Ober- 

schenkels 

30 

8 

1 

21 

Os calcis . . . 


1 

1 

— 

— 

Summa 

2190 

1716 

174 

301 

Psendarthrosen . 


18 

11 

6 

8 

Summa 

2208 

1726 

179 { 

303 


Die Gesammtsumme der Luxationen betrng 177 , da- 
von kamen auf Schulter 101 (t 1) , HOfle 21 (t 1), 
Kllenbogcn 16, Clavicnla 12, Tlandgclenk 4, Astragalus 3 
(f 2), Unterkiefer, Fussgelenk (f), Radius Je 2, Hals- 
wirbel (-f) , Ilallux, Knicgelenk, Cartilago semihm. je 1 : 
3 sind nicht mbriclrt, 2 warcn complitirte Finger-, 6 com- 
plicirte Daumenverrenkungen (t 2).; 

Mit Ausnahme weniger Schulter- a. Httftgeieaks- 
lnxationen waren alle friachen Datums and ohne 
(Iblen Zufall reducirt worden. 

Vier veraltete Falle von Sehulterverrenkungen 
widcrstanden trotz wiederholter Anwendung des 
Flaschenzuges der Reposition, welche bei 14 (dar 
(inter eine seit 70 Tagen bestehende) gelang. In 
einem der letzteren folgte eine periartakulare Phleg- 
mone, die jedoch zur Heilnng fthrte. Vf. schliesst 
aus seinen Beobachtungen, dass fltr die Prognose der 
Einrichtung veralteter Schulterluxationen weniger 
die Zeit ihres Bestehens, als der Umstand aaBBoUag- 
gebend sei 1 , ob der Kopf noch lerehte Bewegungen 
zulflast nnd nicht fest in die Achselhdhle gezogen 
ist (?). 


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153 


Y. Chirargie, Ophthalmologic u. Ofiatrik. 


Von 41 flnner—4 ana ttonea, watohe gHuw klasM- 
tielrt Bind, ww M aziUnren, 10 mbceraesidsae. 

Eta Fall von uucomplioirter Fraktur des Astragalus 
luit Luxation des Corpus astr. hinter den aussern KnOchel 
ohne merkliehe Veranderung der Fussstellung wurde bei 
errrem 16jiihr. Burschen beobachtet, welcher in dasWalz- 
weik einer Mfthle ge rat hen war. Ein fiber deru dislociiten 
Fragment entstandener Abscess wurde ineidirt und jenes, 
nach 2 Monaten beweglich geworden , muhelos oxtrahirt, 
woranf Heilnng mit Bcweglichkeit im Fussgelenke er- 
fotgte. 

Ein zweiter amrtogcr Fail betraf einen Sljfihr. Mann, 
wwiaber bei etoen Fall voa der Letter anf (HeAussenseite 
das linken Fusses gesturxt war. Le titer er war nach inien 
gedreht , der Astragalus nach auasen and vom luxirt, 
dentlich vor dem Mall. ext. dureh die unverletzte Haut zu 
ffiblen. Reposition desselben warnnmSglich, daher wurde 
er dnreh einen Schnitt freigeiegt and sxtrahirt ; ein Tbeil 
der mit der Tibia artikulirenden und mit letzterer in fester 
Verbindung gebliebenen Gelenkflache wurde zitruckge- 
lassen. Der Ausgang war nngunstig, es bildeteu sicli 
mehrere Abscesse, sammtliche Fnaswnrzelknochen nnd 
die Tibiaepipbyae warden nach and naeh earifis , so <J*se 
andortbaib Jahre nacli dem Unfall schlfissbch die Ampu- 
tation des Untersobenkels gcmacbt werden uiusste , wel- 
cher Pat. nach 7 Tagen erlag. 

Eine Zusammenstellung AhnUcher Beobachtungen 
filhrt Vf. zu dem Schluas , in Fdllen von unreducir- 
barer, nicht complicirter Luxation des Astragalus 
der Exatirpation desselben vor dem exspektativen 
Verfaliren den Yorzug zu geben, weil bei letzterem 
entweder zur Amputation ndthigende Gangriln ein- 
trete , oder die schlUssLiclie Heilung mit soldier De- 
formitat des Fusses erfolge , dass dieser zum Gehen 
vSlKg unbrandibar werde. N. halt die subcutanen 
Luxationen des Talus filr hilufiger, als die mit Baut- 
zerreissung complicirten. Ein Fall letzterer Art 
mit Bloslegung des aussern Knflchels und vollstandi- 
ger Elimination des Talus (Fall von einer Hi) lie auf 
den Fuss) endete nach 7 Tagen lethal in Folge fort- 
schreitender G&ngran und Tetanus. 

In einem Fall von complicirter Luxation der 
Endphalanx des Dawnens wurde nach fruchtlosen 
Re positions versucheu das durch eine grosse VVunde 
an der Innenseite herausgetretene KOpfchen der 
Grundphalanx reseoirt; es erfolgte unter einfachem 
Verbande Heilnng mit guter Gebranchsf&liigkeit des 
Uaumens und einiger Beweglichkeit im Interphalan- 
gealgelenk. Vf. halt dieses Verfaliren nach seineu 
and anderer Autoren Beobachtungen filr das einzig 
ricbtige , wenn die Reposition nicht durch ru&saige 
Gewaltanwendnng gelingt. Uenn selbst nach voll- 
fllhrter Reduktion tritt bei Vorhandensein einer gros- 
sen Wundt haufig das Gelenkende wieder hervor u. 
Lanu wegen der coasekutiven durch die tibermslasige 
Gewaltanwendung geateigerteu Entzttndungserschei- 
imngen nicht dureb pas sonde Schienen in der rich- 
tigen Lage erbalten werden. La einigen Fallen 
folgte Verlnst des ganzen Daumens, jn selbst Tetanus 
und tddtliclier Aasgang. 

tinier dep Luxationen des Humerus kapttn 2 mit 
Fractura colli complicirte zur Aufnahme. Bel der einen, 
durch den Hnfkchlag Claes Pferfies erzeugten , gelang es 
letebt, deo outtr den Proc. eoraeoldees tHslocirten Kopf, 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Oft. 2. 


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wihrtnd die Muakebi dureh dea Shock noeh eneUUBt 
warea, ndt der Hand la die GeleakhSUe zu drOcken, w»- 
ranf die Fraktur in gewobnllcher Weiae and mit guteui 
Resnltate behandelt wurde. 

In dem 2. Falle wurde wegen erhebticber Scfcweltang 
der ganzen Gelenkgegeud, weil die patbognomisobenBjrtn- 
ptome der Luxation (Fixation des Arms in abdwtirtsr 
Stellung, Zuganglichkeit der Cavitas glenoid, fur die Pal- 
pation etc.) feblten , dagegen deutliche Crepitation njnd 
Schmerzhaftigkeit der fTei ausfuhrbaren passlven Be- 
wagungea vorhanden war, die Verrenkimg BbenuAen and 
erst nach 4 Wochen bei Abnahme dee Fraktwrverbaadaz. 
nachdem die Schwellung sicb gelegt hatte, erkannt. Das 
obere Ende des llumernsschaftes stand dicht outer der 
undent 11 ch zn ffihlenden Gelenkpfanne, wahrend der Kopf 
2" davon entfernt In der Achselhfihie geffihlt werden 
kouate nnd den Bewegnngen dee Ames nicht fclgtB. 
Mit Rucksicht auf die bei exspektativem Verbal tea sn er- 
wartende lcidliche GebrauchsCahigkelt und die bfichst 
wahrBCheinliche UnmSglichkeit der Reposition wnrde von 
jedem operativen Kingrlff, der den Zustsnd leieM httfee 
verashUraoiern konnea , Abztand genommen , and Mir 
Friktionen und passive Bewegungen geraaebt. Nach ‘A 
Jalir verliessPat. mit einer kraftigen und funktionsfahigen 
Extremist die Anstalt , doch war die Elevation fiber 90° 
eiuahurert. — Naeh DWtaiakni d«r vursdhtodenen Ansich- 
tdn der Autoren tn Betroff der Bekandlang dieser Lizza- 
tionen entscheidet sicb N. dafur , in f rise hen Fallen die 
Hepositiou dee Kopies, jedoeb aar dnreh dlrektea Diuck 
mH den Ftngevn zu versuobea. 

Zam Sehkuw foigt ein Fall voa xsfmr Lunation dae 
6. Halsimrbels nach vorn. Ein 30$ifcr. Maim Met asn 
einem schnell fatirenden Wagen kapffiber gegso einen 
Preilstein. Starke Schwellung und blutige Suffusion in 
der Gegend der untem llalswirbel , der Kopf etwas nach 
vorn gegen die Bnist geneigt. Die gewfthnliehen pendy 
tischen Symptome, abdominale Bespbration. Venaeb 
einer vorsichtigen Extension. Tod nach 2 Tagen. Dai 
der Sektion f, union sicb sammtliche Ligamente zwischen 
5. and 6. Halswirbel zenissen, der erstere ganz nach vorn 
disloeirt and vom 6. vollfftfindig getrennt. KelherM 
Fraktur. 

Der Zustand des betreffenden RficltaHrearksthejia, 
dessen Dora iniakt , war wegen zu weit vorgeschrittener 
Faulniss nicht mehr genau zu erkeuueu. 

C. Fraituren. 

I. AUgetmtinea. 

Norris (l. c. p. 112), in ausflfhrfleher Wetoe 
die Behcmdlung der Deformitdlen naeh unglOek- 
lich geheilten Frakturen besprechend, stellt eifte 
^rSssere Auzahl betreffender Falle aus der Llteratnr 
znsammen, ohne jedoch wesentlich Neues oder 8efbflt 
Beobachtetee zu geben. Er besehrankt sieh auf 9k 
Kritisirung dreier Methoden : 1) Streckung des ver- 
krttmmten Gliedes mit Htllle eine* woM ap pB ci rt en 
Drackes. 2) Zerbrechen des Galhis und Heilung In 
besserer Stellung. Als Vorbereitungskur in (Visehern 
Fallen werden hier warme Dusehen trad Bader eur 
zur Erweichung des Callus [?] empfohlen. Das Ver 
fahren 1st leicht ausfBbrbar biB zur Bildung des de- 
finttiven Gallos, d. h. bis 4 oder 6 Moirate nach staft- 
gehabtem Bruch, jedooh nur verwendbar bei Eusatu- 
menheilung der Enden der Fragmente In 'Winkel- 
stellong, wMhrend in Fallen , wo eine Yerktming 
dnreh CefeereSnandergleiten der Fragmente euhrtafi- 
den ist , selbst uaeh gdimgenem WiedemrbreebWi, 
wegen iGMttdng n. Abrrtndung def Brnehenden eine 

20 


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154 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


Vereiaigung denelbea neistentheils aasbleiben wttrde. 
3) Resektion der voretehenden oder winkligen kur- 
zen Theile, keilf&rmige Excision. Scblllsslicb wird die 
von Brainard gellbte Methode besproehen, wel- 
eher durch subcntane Perforation in verschiedenen 
Richtungen den Cailns in entztlndlichen Znst&nd ver- 
setzt, erweicbt und danach die Geradestrecknng dnrcli 
Druck bewirkt. 

Einen langern Abschnitt widmet Norris (1. c. 
p. 164) ferner den complicirten Frakturen, den 
wir, da er naturgemkss meist Bekanntes entha.lt, mit 
Hervorhebung der N. eigentkUmlicken Anschauungen 
nor kurz skizziren. Er bespricht zunAchst als fUr 
die Prognose derselben wichtige Momente : das Alter, 
die Gewohnheiten, die Constitution der Pat., den Sitz 
der Fraktur und den Modus ihres Zustandekommens, 
den Grad der Weicbtheilverletzung, die Jahreszeit. 
Letzterer misst er einen betrkchtlichen [?] Einflnss 
zu ; in den heissen Sommermonaten soil der Verlauf 
inuner viel schlechter sein als bei ktihlem Wetter. 

Von 16 im Pennsylvania Hospital in den Jahren 18SO 
bis 1840 behandelten complicirten Frakturen betrafen 4 
Kinder unter 13 Jahren , wovon eins starb, die andem 
got geheilt wiirden. Von den 11 ubrigen Kr. star ben 
9 [1], und zwar 7 schon innerhalb der ersten beiden Wo- 
chen, 3 im 8. and 11. Monat an metaatatischen Abscesseu 
und chron. Diarrh&e. 

Znr Behandlnng flbergehend, bespricht N. die 
Indikationen zur Amputation (prim&re und sekun- 
dKre), aich haupta&chlich auf den Otis ’schen Kriegs- 
Bericht sttltzend, die Stillung der H&morrhagien, 'die 
Ehtfernung fremder Kfirper und loser Knochensplit- 
ter, ohnevon den jetzt gebrauchlichen Anschauungen 
im Wesentlichen abzuweichen. In Bezug auf die 
der untern Extremitat zu gebende Position zieht er 
die Extensions8tellung mit Lagening auf dem Rflckcn 
der flektirten mit Seitenlage vor. Complicirte Cn- 
terschenkelbrdcke behandelt er in der H e i s t e r ’schen 
Lade, Frakturen des Oberschenkels in demBoyer’- 
schen Apparat nach AussSgung eines der Wunde 
entsprechenden Stflckes der Schiene, oder mit perma- 
nenter Gewichtsextension. An den obem Extremi- 
tftten werden geeignete Schienenverbande applicirt, 
des Gipsverb&ndes geschieht gar keine Erwahnung. 
Reaektion eines hervorragenden Bruchendes behufs 
seiner Reduktion baltN. selten fttr ndtliig, indem letz- 
tere durch Erweiterung der Wunde und fllr die Er- 
achlafiung der Moskeln geeignete Stellung der Glie- 
der meist gelinge. N. erinnert sich aus den 30 Jab* 
ran seiner Tbatigkeit im Pennsylvania Hospital nur 
einiger weniger Falle, in welchen er zur Resektion 
sohreiten musste. Urn moglicher Weise (bei wenig 
ausgedehnter Weichtheilsverletzung) ersteVereinigung 
zu erzielen, wendet er nicbt Nabte, sondem iange 
Heftpflasterstreifen an ; bei grossen Quetschwunden 
einfache Warmwasserumschlage , resp. mit Wachs- 
leinwand bedeckte Kataplasmen , die er, wenn mit 
grosser Sorgfalt applicirt, fhr sebr gUnstig wirkend 
erklart Bei profuser Elite rung empfiehlt er dringend 
(die oben beschriebene) mit trockner Kieie gefllllte 
Lade (bran-box), welche namentlich die in der heis- 

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sen Jahreszeit h&ufige Madenbiidung aus auf das 
Glied deponirten Fliegeneiern verhindere. Bei ans- 
gedehnter Weichtheilszerreissnng wird von der per- 
manenten Irrigation Gebrauch gemachL Von anti- 
8eptisclien Verbandeu erwabnt N. nichts. Inaino- 
vible Verbande perhorrescirt er wegen der haufig 
folgenden Gangrttn und Abscessbildnng , sowie der 
nicht seltenen Heilung mit Deformitat [?], wenigsteua 
fllr die Friedenspraxis. In den ersten 10 — 14 Ta- 
gen sollen die Verbande 2nlal taglicb emeuert wer- 
den. Unter den wicktigern Complikationen der mit 
Weichtheilswunden verbundenen Frakturen bespricht 
N. hierauf die Zerreissung grOsserer Gefass- tmd 
Nervenstamme, schon vorher bestebende Erkrankung 
des gebrochenen Knochens (Caries), gleichzeitige 
Luxation , wobei er die sofortige Reduktion , wenn 
irgend mflglich , ansznillhren rath. Walirend der 
Behandlung kommen in Betraclit daa Delirium tre- 
mens, das N. in den ersten Stadien mit grossen Do- 
sen Opium, kraftiger Diat und Stimalantien , in den 
8patem bei Contraktion der Pnpillen mit grossen 
Blasenpflastem an Hinterliaupt und Nacken behan- 
delt. Wahrend der Anf&lle soil das frakturirte 
Glied mit einem dicken , gut gestopften Kissen fest 
eingehQllt werden. Ferner werden erwabnt: Urin- 
retention, Erysipelas, Phlegmonen, Decubitus, Maden- 
entwicklung (welche merkwflrdiger Weise im Penn- 
sylvania Hospital wahrend der Sommerbitze eine 
grosze Rolle zu spielen scheint, jedoch ohne die Qua - 
litat der Granulationen zu beeinflussen), Tetanus, bei 
welchem N. von Amputationen u. Neurotomien ganz 
absiebt und die Darreichung von Opium mit gleich- 
zeitiger Applikation von Schr8pfk9pfen und Blasen- 
pflastern an die WirbelsSule und Kataplasmen auf 
die Wunde noch am wirksamsten gefunden hat. Die 
Symptomatology der Pykmie und Septikamie wird 
darauf ausftlhrlich, jedoch nicbt ganz unsem jetzigen 
Anschauungen entsprecbend abgehandelt. 

Aus den folgenden Abschnitten , die allgemeine 
Behandlung, die Entfemung nekrotischer Knochen- 
sttlcke , die Pseudarthrose , Ankylose benachbarter 
Gelenke , die Amputation bei eintretender Gangran 
betreffend, erwahnen wir nur, class N. in letztereni 
Falle die sofortige Vornahme der Operation anratb, 
ohne die Demarkation abzuwarten , die Absetzung 
nur in gesunden Theilen und womOglich oberhalb 
des nachstliegenden Gelenkes macht, bei bereits vor- 
handener Septikamie jedoch stets davon absieht. 
Znr Amputation schreitet er ferner bei sekundaren 
Blutungen aus grossen Arterien, wenn Pat. sebr er- 
schSpft und das Ausseben der Wunde schlecht ist, 
wahrend er bei gutem allgemeinen und Ortlichen 
Befinden die Unterbindung des Hauptstammes ftlr 
gerechtfertigt bait. 

Pseud arthrosen. 

In dem Capitel iiber das Ausbleiben der Con- 
solidation nach Frakturen, seine Uraaehen und Be- 
handlung giebt Norris (1. c. p. 1) eineerschopfende 
Dai's tell ung der Lehre von den Pseudartbrosen , ge- 
stQtzt auf N.’s eigene, im Pennsylvania Hospital ge- 

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156 


V. Chinngie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 


maehten Erfahrungen, und 150 genau analysirte and 
tabellariBch geordnete fremde Beobachtnngen. Im 
Ganzen sind wirkliche Psendarthroaen (ohne Berttck- 
siehtigung der FHlle von protrahirter Callusbildung) 
bei knnstgerechter Behandlung verhAltnissmSssig sel- 
ten. Im Pennsylvania Hospital nalim in den 20 Jah- 
ren von 1830 bis 1850 von 2194 Frakturen keine 
den Ansgang in Pseudarthrose ; die 18 zur Beobach- 
tnng gekommenen Falle waren ala aolcbe von aoasen 
zngegangen. 

Nach einer historischen Daretellung derTheorien 
fiber Callnsbildtmg und anatomischer Beschrdbung 
der verschiedenen Formen der Psendarthrosen wen- 
det sieh N. zu den Urtachen deraelben , die er in 
constituHonelle n. lokale scheidet. Unter den ersten 
wird nach seiner Ansicht der Syphilis eine zu grosse 
Rolle zugewieaen, er selbst hat niemala bei Loeti- 
schen eine Verzdgerung in der Consolidation beob- 
achtet. Ebenso verhielte es sich mit der Graviditat 
und Laktation, welche mehr ala schwkchende Poten- 
zen wirkten , ala einen direkten Einfluss auailbten. 
Das Carcinom betreffend glanbt er aich zu dem 
Schlusa berechtigt, daa nur bei Brtichen in Folge 
direkter Geachwnlatablagerung an den betreffenden 
Stellen die Vereinigung ausbleibt, aolche aua allge- 
meiner Brtlchigkeit in Folge der Krebakachexie hin- 
gegen meist rascb heilen. Dasselbe gelte bei Fra- 
gilltBt ana andern Ursachen. Von aonatigen atiolo- 
gisclien Momenten werden erOrtert: der Scorbut, 
fieberhafte Krankheiten mit aatheniachem Ckarakter, 
allgemeine Verschlechterung der Constitution durch 
ungeeignete Entziehnng der Nahrung oder gewfilin- 
ter Reizmittel, Blutverluste. Zum Beweise, dass co- 
piQae Blutentziehungen indeasen nicht immer die 
Calluabildung zu hindern vermttgen, wird eine Beob- 
achtung mitgetheflt, in welcher, obgleich binnen 
korzer Zeit 192 Unzen (5760 Grmm.) Blut gelasaen 
wnrden, doch schnelle Heilung des gebrochenen Ober- 
scbenkela eintrat. Aufhebung der Nerventhatigkeit 
( Lfthmung der Glieder) iat mehrfach ala Uraache der 
Pseudarthroaenbildung beobachtat worden. Abschnei- 
dung der Blutzufuhr durch Unterbindung des Haupt- 
arterienata names verzftgert selten die Consolidation. 
Die Behanptung Gu Cretin’s, dasa die Richtong 
der Art. nutriena bei der letztern eine wichtige Rolle 
spielt , und dasa falsche Gelenke am h&nfigaten an 
Stellen aich bilden , die von ihr abgewendet liegen, 
liat N. dnrch die Analyse seiner Fftlle nicht best&ti- 
gen kdnnen. Den Einfluss des Alters bezweifelt er 
und fflhrt 2 Beiapiele an , in welchen er trotz des 
Alters von 90 und 81 Jahren in der gewdhnlichen 
Zeit feste kndcherne Vereinigung, einmal mit hyper- 
trophlscber Callusbildung beobachtete. 

D nter den lokalen Ursachen stellt er die zu 
hkufige Bewegung dea gebrochenen Gliedes in Folge 
entweder der Unfolgsamkeit der Pat. oder ungeeig- 
neter Behandlung obenan. Von 44 Fallen, deren 
Aetiologie angegeben, war die H&lfte darauf zurflck- 
zuftthren. Weitea Auseinandersteben der Fragmente 
in Folge von Substasxverlusten oder mangelhafter 


Rednktion dersetben venOgerf oft , aber nicht tenner 
die Consolidation , wie durch eigene Beobachtnngen 
erhUrtet wird. Femer werden aufgeftthrt: Erkrank- 
ung der Bruchenden , namentlich Nekrose ; die In- 
terposition fremder KOrper , wie vOllig abgetrennter 
Knochensplitter , Kngeln etc. (welche indeasen in 
seltenen Fallen eintreten ; eingeklemmte 8ehnen imd 
Muskelstflcke hindern selten die Heilung, da sie meist 
selbst verkndchern) ; zu feste Verblnde , die lange 
fortgesetzte Applikation kalter Umschlage ; der vor- 
zeftige Gebrauch des gebrochenen Gliedes. In man- 
chen Fallen 1st jedoch keins der angeftlhrten ftttoto- 
gischen Momente aufzufinden. Bei gleichzeitiger 
Fraktur mehrerer Knochen tritt mitunter bei einlgen 
Pseudarthrose, bei andern kndcherne Vereinigung 
ein , obschon sie alle gleich gut behandelt wnrden. 
Dasa Mangel absoluter Rnhe nicht immer hindernd 
wirkt , beweisen die Brflche der Clavicula und der 
Rippen, bei welchen selten Pseudarthrose beobachtot 
wird. Zuweilen wird der bereits gebildete Callus 
wieder erweicht nnd absorbirt; diess constathte Vf. fa 
3 Fallen in Folge von Erysipelas. 

Eine interessante Beobachtung wird von einem l8jShr, 
Manne berichtet, welcher denHnmernB hi derMltte braoh. 
Vor vollendeter Heilung zog er sich durch Fall eine neae 
Fraktur an deraelben Stelle zu , und nun begannen sich 
beide Bruchenden trotz sorgfaltiger Bandagirung allmalig* 
zu verschmalern nnd zn verkflrzen , bis schlOssllch inner- 
lialb 12 Jahren der ganze Humernsknochen vom Ellbogn 
bis zur Schulter durch Absorption verschwonden war. 
Die Mnskulatur blleb trotzdem kraftig nnd Pat. konnte 
den Arm zu vielen lelchten Verrichtungen gebrauchen. 

Zur Behandlung Ubergehend, zeigt N. durch 
mannigfache Beiapiele, daas das fragliche Leiden 
hauflg die Funktionafihigkeit wenig beeintrkchtigt. 
oder wenig8tens mitHulfe einfacher Apparate ertrig- 
lich gemacht werden kann. Bei isolirter Pseud- 
arthrose der Tibia verdickt sich die Fibula mitunter 
in Bolcheom tirade , dass sie die Kdrperlast allein zu 
tragen im Stande ist. Es werden non s&mmtliche 
(22) zur Beliandlung der Pseudarthrosen empfohle- 
nen Methoden genauer gewllrdigt, schltlaalich die 
Beschr&nkung auf folgende empfohlen. 

1) Compression und Ruhe, ebenso wie die beidfln 

folgenden hauptsftchlich filr protrahirte Callusbildung 
passend, ferner far frische Fllle, in welchen up- 
geeignete Lage und vorzeitige Bewegung daa 
schlechte Heilresultat herbeifahrten , wkhrend sie flk 
solche, wo bereits eine Art wirklicher Gelenkbildung 
besteht oder die Bruchenden erkrankt oder dureh die 
Interposition eines fremden K&rpers an der Ver- 
einigung gehindert oder abgerundet und durch Laage 
ligamentdae Zwiachen masse verbunden sind , naUlr- 
lich nicht gentlgen. Der direkte Druck auf die Bruoh- 
s telle wird wegen der leichtem Regulirung am beaten 
mittels eines Tourniquets ausgeflbt. Von 36 Fillen 
der Tabelle erfolgte in 29 auf diese Wetee in dunjh- 
schnittlich 9 Wochen Heilung. i - 

2) Bestreichen mit Jodtinktnr and Application 
grosser Blasenpflaater, letsteree namentlich tai Hater - 
schenkelbrflchen wegen der oberflkchliohen Lage doe 


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15« 


V. Chirurgie, OphthaliooLogie u. OtUtrik. 


KMffbeaa voa H. m. munchon Fallen nit Vortheil 
aagowondet 

3) Exasperation dar Bruchenden, einmal tun 
die Zwisohealigamente zu zerreissen and zweitens 
einen eutzUndUchea Zustand hervorznrufen. N. zieht 
es im Allgemeinen vor , nach Reibung dar Brock- 
enden aneinander einen festen Verband anzulegen, 
statt den Pat. freie Bewegung der Glieder and Um- 
bergehen zu geetatten. 

4) Das Darcbziehen eines Haarseiis, ala sekr 
sicker wirkend and wenig schmerzhaft von N. gaaz 
bweaders eaipfohkn. Dasselbe soli zwischeo den 
Braohenden ohne vorherige Durchschneidung der 
Haut mit einer gewdbnlichen Haarseiloadel durcli- 
geaogen warden und so lange liegen bleiben , bia ein 
betrtcbtlioher Grad von Entzttndimg, jedoch ohne 
erbebliehe Eiterung, eraielt 1st ; nachlier sorgfkltige 
Inamobdisirang des Gliedes. Es eignet sich nament- 
lioh fUr die obern Extremity ten, den Unterkiefer and 
die Clavieala, wfthrend es am Oberschenkel gicli 
□Mist unwirksam erwiesen hat. Sehr schleclite Stel- 
lnng und grosse Entfernung der Fragmente, sehr 
longer Bestand der Pseudarthose, Nahe eines Ilaupt- 
artarien- oder Nervenatammes oder grosaen Gelenka 
sehlieseen seine Anwemdung aus. Von 46 mit dem 
BaareeH Bebandelten wurden 36 gebeilt, 3 gebessert, 

2 starben; bei 17 waren vorher and ere Methoden 
vergeblieh veraooht warden. Die DurehsobnittBzeit 
dee Liegenlaseem being 7 Wocben, die der Heihrng 

3 Mon&te. 

5) Die Appllkation von Causticis auf die frei 
getegten Bruchenden nach Durchtremrang der Zwi- 
schenmasae verdient in hartnftckigern Fallen nach N. 
elae ansgedehntere Anwendung als bisher , und den 
Verzng vor der Resektion wegen der Ijeichtigkeit der 
Ansftlhrung and der Sicherheit des Erfolges: An- 
regnng von Gallnsbfldung ohne ltagere Eitenmg. 
35e ist flberall anwendbai. N. zieht das Kali causti- 
cmn alien tlbrlgen Aetzmitteln , wie Bntynun Anti- 
monii, Acid, nitr., Femim candens etc. vor. 

6) Die Resektion der Bruchenden hilt N. ftr 
eine sehr gefUhrliche Operation (namentlich am Ober- 
seheokel) and will sie aafFAllevon langem Bestande, 
mit erheblioher DifTormittt, Ansbildimg einer Gelenk- 
kapeel, erbeblioher Distanz und Verbreiterung der 
Bmebeaden beschrtakt wisaen , nachdem die eben 
erwAbnten Methoden ohne Erfotg versuoht worden 
aiad. 8te lAsst sich besser anwenden bei oinknochi- 
gen , als bei zweiknoehigen Gliedem ; in der Nahe 
wkbtiger Gelenke soil sie ganz nnteriassen werden. 
Bnondere Mhassregeln , die Fragmente nach der 
Resektion in richtiger Stelhmg zu erhalten (Drmht- 
nihte , Eftenbeinstifte, Sehniben etc .) , hilt N. fib* 
tlherflasslg tad glaobt, dass diess stets duroh ge- 
eigwste Verbinde zn erreiohen sei (?). In den 38 
FUlen der Tahelle trat 24mal Heilnng , ltnal Bee- 
ne rung, 6mal der Tod ein ; Smal misslang die Ope- 
ration. Die Dorohsehnittafeeit Me zur Heilnag being 

4 Meat., in 0 gebolten Fallen traten CompUhutioaea 

vrie Eaytipd, profuse Eiterung, Abseesse. 

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Die aafgeftthrten Methoden will H in dor ge- 
gobenen Reihenfolge nach einander versucht wiasaa ; 
zur Amputation soLLte man erst znletzt und menials 
(dine dringendes Verlangen des Pat., wean das betr. 
Glied Him als eine Last eracheint, schreitea. 

Von den aus der tabellarischen Zusammsnstol- 
lung der 150 PBeudartbroeen gezogenen Schltasen 
erwihnen wir folgende : Die Consolidation btaibt am 
hftufigsten aus am Oberschenkel und Humerus. Die 
Sterblichkeit nach den behufs der Heiltmg unSer- 
nommenen Oporationen folgt denselben Gesetzen wie 
nach Amputationen und anderngrtfasem Operations. 
Die h&ufigsten Misserfolge werden bei Pseudarthro- 
sen des Humerus beobachtet. Dieselben sind van 
Alter unabb&ngig. Das Haaneil wirkt rase her and 
erfolgreicher als Resektion und Kauterimn , die we- 
nigsten Erfolge hatte seine Anwendung an Femur 
und Humerus. 

Protrakirte Calltubildtmg in Folgt von Sy- 
philis beobachtete Dr. Arthur H. Nichols in der 
Roxbury med. Society (Boston med. and surg. Joum. 
XCIV. 15. p. 424. April 1876) bei elnem Ofiicier, 
welcher durch Fall einen schrigen imd leicht gc- 
8plitterten Brnch der Tibia 2 , / a " oberbalb des 
Malleolus erlitten hatte. 

Trotz gedgneter Behandtung war naeh 5 Mon. nur 
eine knorpellge Vereinignng mit Beweglieiikelt der Frag- 
ments erfolgt , an der Bhichstelle £and sich eine deutikbe 
Depression statt C alius wucherung. Wahrcnd alle sonati- 
gen atiologischen Momente ausgcschlosscn werden konn- 
ten , ergab schlussllch die Anamnese , dass Pat. ror 6 J. 
syphllltiseh lnflcirt worden war, dass setae Fran, die er 
2 J. darauf nach langenn Freiseta von lu£Uschen Sympto- 
men gcheirathet , 3 nach wenigen Tagen gestorbene Kin- 
der geboren hatte und selbst mit deutliehen syphllilischen 
Affektionen bchaftet gewesen war. Eine deshalb elnge- 
leltete antilnetische Behandlnng fahrte nach 8 Mon. voM- 
kommen kn Scheme Verelnlgung herbeL 

Dr. Spftth in Esslingen (Wtirtemb. Corr. -Bl. 
XLV. 27. 1876) heilte eine Pseudarthroee dvreh 
einmalige Anioendung der Eleklropunktwr. Es 
hatte ein Querbruch durch die untere EpiphysenlMe 
des Oberschenkels mit gleichzeitigem Schrftgbrucli 
naeh hinten anssen und oben bis zum obern Drittel 
stattgefnnden , so dass ein ziemlich langes Knochen- 
stOok ans der Continaitftt des Femur vollkommen* 
heransgeBchlagen war. 

Wegen starker Schwellung war ein Gipsverband erst 
nack 11 T. angelegt worden. Der Querbruch consolldirte, 
das obere stark naeh hinten aussen vorspriagende Frag- 
ment aber blieb trots mehrfach wiederholter Exasperation 
nnd fester Verbande beweglich. Nach Verlauf '/* Jahres 
wurde eine rait dem negativen Pole des aus 6 Zink-Kupfer- 
elementen bestehenden oonstanten Strom es verb and one 
StaVnadel an die aussere Selte des Obemehenkets disfct 
fiber dem vorspringenden Fragmentende 4.6 Ctmtr. tief 
in die ligamentose Zwischenmasse eingestossen , die mit 
dem positiven Pol verhnndene Schwammelektrode auf die 
innere Oberscbenkelflfiche oufgesstxt nnd der Strom 10 Mia. 
laag unter wiederholter Wendung hindurohgoleitet , dar- 
nach sofort eta Gipsverband angelegt. Naeh 6 W. wurde 
bei Abnahme desselben feste knocherne Vereinigung ipit 
erheblicher Callusbildung constatirt , so daes Pat. 3 W. 
darauf allerdings mit 6 Ctmtr. Vorkfimag, abor go ter 
GtohfiMgkeit so ti a w o n wanton k w m ta. 

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V. Chuuigie, Ophthalmologic u. Otntrik. 


Paof. v. Dumreicher ’ 8 Mttkode zur Be- 
handling bei drobender Pssudar those, beschriebeu 
von Dr. Karl Nicoladoni (Wien. mod. Wochen- 
sohr. XXV. 3. 6. 7. 1875), verfolgt das Ziel, aa der 
Bruchstelle eine kttnstliche Hype ramie zu erzeugen 
and permanent zu erbaltaa , urn so erstens anf die 
bei der Callnsbildoog betbeiligten Gewebe einen 
krtiftigea Reiz anazutthon, und zweitens der einmal 
angerogteu Produktion eon fortwfthrend reiohlich 
flieaseades Material bis zur Beendigung der Consoli- 
elation zuzufllhren. 

DasGlied wird peripberiscb bis zurFr&kturstelle 
hauaf mit einer guten Flanellbinde singe wickelt. 
Zu heiden Seiten jener werde* je zwei 2 — 3" breite, 
ana graduirten Compreasen gefertigte Keile so an- 
gelegt, dass sie ihre dicken Seiten der Fraktnrstellc 
zuwenden , und in dieser Lage durch Heftpflaster- 
streifen fixirt. Auf die Keile legt man dann zwei 
die Brachstelle dberbrilckende Holzscbienen and 
drflekt dieselben gegen das frakturirte Glied mit 
einiger Kraft durch eine Rollbinde an. Die Extre- 
mity muss ausserdem nattirlich passe nd gelagert 
warden. Die Einrichtong des peripheral! Theiles soil 
eretens denselben gegen die Folgen des an der 
Brachstelle eine Partie des Gliedumfanges treffenden 
Drockes schUtzen, und zweitens der Pseudarthrosen- 
stelle eine gewisse Meage arteriellen Blutes zufUhren, 
welche sonst in den untern Theil des tiliedes ab- 
fliassen wttrde. Diese Fluxion nun gerade auf die 
Bruchstelle zu concentriren , dienen die obern Keile, 
wekhe mit geringerer Kraft die Weicbtheile an 
drtteken sollen, so zwar, dass sie den arteriellen Zu- 
flass erlauben, den venftsen Abduss erschweren. 
Gleiebzeitig sollen die die Weichtbeile gegen dan 
Knochen fest andriickenden Keile einen gewisseu 
permanenten Reiz auf die Umgebung der Bruchstelle 
auaUben , w&hrend letztere seibst von jedem Drueke 
frei bleibt und so die unmittelbare Wii'kung der be- 
abaichtigten Cirkulationastdrung erfstbrt. [Diese 
theoretische Begritndung scheint Kef. nicht stich- 
haliig, da, seibst wenn es gelingen sollte, den Druck 
dei centralen Keile immer so zu reguliren , dass das 
Blut zwar gut zudiessen, aber sebwer abdiesseu kaan, 
diese Wirkung sicb docb nur auf den (vordern) von 
den Keilen bedeckten Theil des Gliedomfangos er- 
stfecken und die tiefer liegenden GefSsse jedeofalls 
nicht beeinflussen kann-J 

Schon sack 24 Std. aind alle Weichtbeile, welche 
die breiten Enden der Keile £rei gelaseeo haben, 
mSehtig and so stark gescbwelit, dass die frtther 
leiclit abgrenzbaren Brnchkanten slch nur schwer 
duicbfUhlen lassen, die Hauttemperatur ist erhiiht, 
der fast knorpelharto Sohwellungsring baftet unver- 
sclriebbar dem Knochen auf, zum Beweis , dass aaob 
rigs Periost an der Schwellung betheiligt ist. Ent- 
fernt man jetzt den Verband, so verliert sicb die 
seharf abgegrenzte Geschwust nur sebr langtsun, 
doeb stelht sick schltissliet der frthere Status der 
Bruchenden wleder ein. per Verband njus? daher 
4 bis 6 Tage unverrilckt liegen bleiben , dann wird 


er jedee Tag eiaige Zeit gniafUt. Din Sobvellwg 
bleibt jetet eine permanent®, die BrechSadeu ver- 
dicken sich, werden schmerzhaft nnd naeh 9 — 4W. 
hat die Beweglichkeit der Bruchsttlcke so abgenom- 
men , dass nun in der Regel in einem gewtihotiehen 
Fhcntionsverbande die vollkommene Consolidation 
binnen etlichen Wochen herbeigefBhrt werden kann. 
N ic o 1 a d o n i berichtet liber zwei Schrilgbrttche der 
Tibia [die zur Anwendung der Metbode wohl noch 
am geeignetsten aind] , bei welchen so die drohende 
Pseudarthrose glllcklich vermieden wnrde. 

Zum Beweise, dass die durch die Applikation 
der Keile erzeugte Hyperkmie sich nicht etwa bios 
auf die Weichtbeile und das Periost beschrankt, son- 
dern bis in die Tiefe des Knochens hinein eretreckt, 
nnd hier entatindliche Wucherungen hervorruft, welchc 
zu dauernder Organisation ftlhren , wird ein Fall von 
Knochenabscess der Tibia mitgetheilt, der Gclegen- 
heit bot, die beregten Vorg&nge direkt zu beobacli- 
ten. Die nach der ErOffnung biosgelegte Knochen - 
hdhle fQllte sich nur langsam mit schlechten Granu- 
lationen , erst nach vorllbergehender Anlegimg des 
Dumreickc r’seben Verbandes wurden sie dauernd 
krkftiger u. (lppiger, das umgebende Periost wueberte 
imd bald war die Hdlile vollstilndig zu festem Ver- 
schhiss gebracht. SelbstverstUndlich flndet das Ver- 
fahren nur Anwendung bei drobender Pseudarthrose 
[besser protrahirter Callusbildnng] , ein bereits aus- 
gebildctes falsches Gelenk lftsst sioh nor operativ be- 
seitigen. Versuche , die Methode durch Anwendung 
der Esmarch’schen Gummibinde und des Schlaucbes 
zu modificiren und zu vereinfachen, scheiterten bisher 
an der zu grossen Schmerzhaftigkeit bei Ikngerer 
Anwendung. 

In einem „die Behandlung ungliicklicher Vor- 
komtnnisse nach Knoohenbruchen 11 bespreebeuden 
Yortrege (Bayer, krztl. Intell.-Bl. 1875. Nr. 8) be- 
richtet Prof. v. Nussbaum Uber eine von ihm zum 
ersten Male behufs Heilung einer Pseudqrthrosc 
mit (jldcklichem Resultat ausgefuhrlon Knochen- 
transplantation. Das Verfahren ist verwendbar in 
Fallen, wo wegen arheblicher Distanz der zugespitz- 
ten Bruchenden alle sonst gebriluchKchen Operations - 
weisen nnzureicbend Bind. 

Es baodelte sich urn einen Offlcler, welch^r 1870 eine 
Schnssfraktur in der Mitte der rechten Ulna mit erheb- 
licher Splittemng und brandigem Absterben. der Splitter 
erlitten hatte , so dass die zugespitzten Bruchenden 
5 Ctmtr. von einander outfernt und nur durch einen dfin- 
nen Ilgamentosen Strang mit einander vereinigt waren. 
Der Vorderarm war trotz In teg ri tat des Radius funktions- 
un&hig. Nach Abtragung der spltzen knorpeligen Enden 
und des Pseudoligaments wurde die Ulna am obern Frag- 
ment 6 Ctmtr. vondessen unterem Ende entfenjt zurHalfte 
durchgesagt und vom Ende des Sageschnjtts mit schnei- 
dendem Meisel und Hammer longitudinal bis nach onten 
gespallen , Jedooh so , dass die Knoohenhaut am spltzen 
Ende u. an der untern Fliche gesohont wurde, um ais Er- 
uahrungsbrucke zu dienen. Darauf lagte N. das abge- 
sprengte Knochenstiick so in die vonier durch eineu 
tiefen Lfingsschnitt in das speckige Gewebe wund ge- 
machte L&oke htnab , dass seine frflher obere Fliche nun 
die iaasere, die (Tuber nnteie die tnaere , die firuher 


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158 


V. Chirurgie, Ophthalraologie u. Otiatrik. 


Sasser* die obere Flaehe wurde. Wtradmaht, gefensterter 
Gipsverband, gfinstiger HeUverfawif, Vernarbung nach 

AusstoBsung ernes feinen , 2 Ctmtr. Langen Knochen- 
splitters. Als nach Verlauf von 6 W. der Gipsverband 
entfemt wnrde, war das transplantlrtc KnochcnstQck ein- 
gebeilt nnd dentlich zn ftihlen, die abnorme Bewegllchkett 
nnr noch sehr gering. Die anfangs noch sehr beschrfinkte 
Fuaktionsfahigkeit besserte sich durch Uebung der atro- 
phischen Mnskeln so sehr , dass Pat. sclilusslich wieder 
vollkommen felddienstfShig wurde. 

Spontane Frakturen. 

Im Anschluss an eine im Ilopital St. Antoine 
(Duplay) gemachte Beobachtung von spontaner 
Fraktur des linken Oberschenkels bespricht Dr. 
Gillette die Aetiologie der pathologischen Brucfte 
(L’Union 41. 49. 1875). Der Fall selbst ist fol- 
gender. 

Bin anschelnend sehr mnskulSser Kntscher brach 
sich beim Stiefelauszichen den linken Obersohenkel, wel- 
i hen er leicht uber den rechten geschlagen hatte. Nach- 
dem von 2 verschicdencn Aerztcn nach cinander 3 Ver- 
bSnde angelegt worden waren, ohne dass innerhalb eines 
Vierteijalires Consolidation eingetveten war , erfolgte die 
Aufnahme des Pat. in das Hospital. Hier fand man den 
gauzen Oberschenkel stark geschwcllt , lietrachtlich ver- 
kurzt und nach aussen gebogen ; nach ausscn und oben 
vom Knle eine kleine unrcgclmfissigc Wunde, aus welcher 
die 8pit*e des obern Fragments hervorragte. .Die ana- 
mnestisohenAngaben (heftige der Fraktur 1 Monatvoraue- 
gegangene Schmerzen , hercditaro Anlage), das Bestehen 
einer harten , difTusen Gcschwulst des ganzcn Oberschen- 
kels, Abwesenheit von Eiterung veranlassten die Diagnose 
eines Osteosarkora des Femur als Ursacho der spontanen 
Fraktur. Dieselbc wurde In der Folge durch das raptde 
Wachsthum der Geschwulst bestatigt. Der weitere Ver- 
lauf 1st nicht berichtet. 

Der Fall mahnt zu vorsichtiger Prognose bei 
spontanen Frakturen. Unter den Ursachen der letz- 
teren steht nach Vf. der Krebs obenan , und zwar 
sind sie am haufigsten bei Frauen im Gefolge von 
Carcinoma mammae beobachtet worden , wie eine 
Zusammengtellung von 7 Fallen ergiebt. 

Eine 8. noch nicht verSffentlichte Beobachtnng be- 
trifft due 54jahr. Frau , bei welcher nach der Operation 
eines Mammakrebses bald ein Recidiv und nach 6 Mon. 
in der Mltte des rechten Oberschenkels unter heftigen 
Schmerzen eln ganseeigrosser Tumor sich zeigte, der 
rascb wuchs. Bei einer Bewegung im Bett brach der 
Femur im Bereioh des Tumor , Pat. starb rasch an all- 
gemeiner Carcinose. 

In der Regel gehen der Entwioklung der Ge- 
scbwuist starke Schmerzen vorher, mitunter fehlen 
dieselben aber auch , oder verechwindcn mit Eintritt 
des Bmches. Die Continuitiltetrennung , moist voll- 
st&ndig, betrifft indessen zuweilen nur einen Theil 
des Umfange8. Consolidation folgt llusserst selten, 
doch werden auch einige Beobachtungen fester 
Wiedervereinigung berichtet. In der Melu7.alil der 
FftUe ist die Lokalisation einer (primftren oder se- 
kundaren) malignen Geschwulst in dem betreffenden 
Knoclien selbst die Ursache seiner Zerbrechlichkeit. 
Ob letztere indessen nicht auch indirektdurcbdie so- 
genannte krebsige Diathese bervorgernfen werden 
kann, dardber sind die Autoren getheilter Meinung, 
K dl a to n , Malgaigne bezweifeln es trotzeiniger 
dafttr sprechendei' Beobachtungen ; L i s f r a nc fand 
bei seinen Operationsflbnngen die Knochen an Car- 


cinom gestorbener Frauen meist welcher. Vf. ist 
geneigt , als Ursache der FragiHtat eine dnreh die 
Krebskachexie veranlasste fettige Degeneration der 
Knochen anzunehmen. Von andern Gescbwtllsten 
sind Echinokokken in den Knochen einige Male als 
Ursache spontaner Frakturen beobachtet worden, so 
in einem Fall von Labbd, wo bei der Operation 
einer seit 2 Jahren bestehenden Pseudarthrose dee 
Humerus EchinokokkenBllcke entieert wurden nnd 
schltlsslich nach vielerlei Zwischenftilen vollkommene 
Heilung eintrat. 

Caries, Ostitis mit Nekrose, akute Osteomyelitis 
prildisponiren mitnnter zu spontanen Brtlchen , doch 
sind FftUe dieser Art selten , weil entztindliche Vor- 
g&nge an Periost und Knochen diese im Gegentheil 
in der Regel zur Ebumeation ftthren , seltener das 
Gewebe rarificiren. Von constitutionellen Krank- 
lieiten wird der Scrofulose, dem S cor but, der Sy- 
philis von Gillette mu* eine sehrbeschrilnkteRolle 
in der Aetiologie der pathologischen Brilche zuer- 
theilt , hingegen erzihlt er aus der Klinik von T i 1 - 
laux die Krankengeschichte eines 58jfthr. Arthri- 
iikers , welcher von seinem 10. Jahre an nach ein- 
ander 17 verschiedene Frakturen durch leichte 
Tranmen erlitten hattc. Rhachitis nnd Osteomala- 
cic sind als direkt die Knochenstraktur alterirendc 
Krankheiten selbstverstftndlich hier obenan zn stellen. 
Ein 40jfl.hr. Beamter (Klinik von Langier), an- 
ilmisch, schon seit langer Zeit Uber Schmerzen in 
den Beinen klagend und unf&hig , olrne Stock zn 
gehen , brach sich bei einem Fall auf der Treppe 
beide Oberarme im anatomischen Halse , tmd beide 
Obersclienkel unterhalb des Trochanter. Als Ur- 
sache wurde Osteomalacie angenommen (?). Znm 
Schluss wird die erst in neuerer Zeit , zuerst wohl 
von Charcot fttr die Aetiologie der pathologischen 
Frakturen verwerthete Tabes dorsualis erwAhnt nnd 
eine Anz&hl eigener entsprechender Beobachtungen 
der von Charcot [vgl. Jahrbb. CLXX. p. 156] 
hinzugeftlgt. In manchen Fallen, wo keine der er- 
wfthnten Ursachen nachgewiesen werden kann, ist 
man zu Hypothesen, wie lokaler rareficirender Ostitis 
oder vorzeitiger seniler Rarefaktion etc. genOthigt. 

Aub der Klinik von Broca werden (Gaz. des 
Hflp. 45. 1876) 2 Falle pathologischer Frakturen 
berichtet, beide an Individuen beobachtet, welebe 
frUher an Tumor albus genu gelitten. 

Der eine betrifft einen Knaben von 14 Jahren , der 
im Alter von 2 Jahren mit Gonarthrocace behaftet war 
und eine Ankylose des Kniegelenks im rechten Wlnkel 
davongetragen hatte. Durch einfachen Fall crlitt er eine 
Fraktur der Tibia derselben Seite ohne irgend welche 
Dislokation ini obern Drlttel, welche, nachdem scheinbar 
feste Consolidation eingetreteu war , nach 10 Monaten an 
derselben Steile recidivirte. Jetat wnrde in der Klinik 
ein Gipsverband applicirt und 2 Monate spatcr , nach- 
dem genugend fester Callus sich gebildet, das Kniegelenk 
mit Hulfc von Tenotomie grstreckt. 

Der 2. Fall betrifft eine Fran von 46 Jahren, wekshe 
in ihrem 16. Jahre an Tumor albus gelitten und sich durch 
Fall im Zimmer einen Bruch des Oberschenkels zugezogen 
hatte, gleichfalls ohne Dislokation, aber mit enormem 
Blutergnss. 


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159 


V. Chirargie, Ophttadmologie a. Otktrik. 


Die UraMhe dkaer pathologischen Fr&ktureu 
liegt in der rareficirenden Ostitis, welche den Tumor 
albas begleitet und namentlich die unterhalb des Ge- 
lenka liegenden Knochen befallen soli. Sie zeichnen 
aieh aus durch geringe Neigung zn Dislokation nnd 
sehr protraliirte Callusbildung , so wie meist auch 
durch enorme Hfimorrhagien aus den sehr zahl- 
reichen und weiten Gefaasen des pordaen Knochens. 

II. Casuistik der Frakturen, 

Schadel. 

Fine Fissur der dussern Plalle des Schlufen- 
beins , und zwar des Theiles , welcher den dussern 
Gehflrgang und die Fossa glenoid, trennt , berichtet 
von Dr. H. H. A. B e a c h (Boston med. and surg. 
Journ. XCIV. 9. p. 231. March 1876), hat dadurcli 
Interesse , dass die Symptome leicht zur Verwechs- 
lung mit einer Basisfraktur veranlassen konnten. 

Ein 26j£hr. Mann flel auf (len rechten Unterkicfcr- 
winkel , blntete nach schnell vorubergchender Bewnsst- 
losigkeit bis zum nachsten Tape aus dem linken Ohr nnd 
klagte fiber Schmerzen in dem gleirhseitigeu Kiefer- 
gelenk , in welchem er beim Kanen ein Knacken ffihlte. 
Die Gegcnd des letzteren geschwollen, der Gehorgang 
verengt , in dem vordem Theil desselben eine kleine 
Spalte , aus welcher bei Bewegungcn des Unterkiefers 
Bint floss ; Geh5r normal. Einffihren des Fingers in den 
Meatns auditorius nnd Dmck mit detnselben in der Rich- 
tnng des Kiefergelenks stellte unter detitlicher Crepitation 
das Kaliber des erstcren wieder her. Anlcgung eines 
Kinntnches. Der Pat. stellte slch nicht wieder vor. 

Yf. weist darauf liin, dass Aufschlagen des Kinns 
mit sttrkerer Gewalt ein Eindringen der Kondylen 
in die SchfidelhOhle nicht selten herbeiftthrt. 

Ein Fall von Frakhtr des Scheitels und icahr- 
scheinlich auch der Basis cranii mit Ausgang in 
vollstandige Genesung aus der Abtheilung von 
Hnlke (Lancet II. 9; Aug. 1874) zeigt die Wich- 
tigkeit vollkommener Rnhe bei SchfidelbrUchen , auf 
welche, abgeselien von Offenhaltung des Stuhlgangs, 
die Therapie liier beschrilnkt wurde. 

Ein l&Jahr. Dienstmadchcn fltl ans dem Fenster des 
ersten Stockwerks, war bewnsstlos nnd blnteteans beidcn 
Nasenlfichern. Das Stirnbcin war dem Anschein nach ini 
Verlaufe der Kronennaht deprimirt, die Weichtlieile dar- 
fiber stark geschwollen. Blutige Suffusion der Lider des 
rechten, nach 3Tagen aucli des linken Auges, Schwellung 
nnd Schmerzhaftigkeit der Rcgio mastoidea. Leichter 
Krampf des rechten Mundwinkels, keinerlei Lahtnungen, 
wiederholtes Erbrechen anfangs blutiger Massen , starke 
Jaktation. Allmalige Besserung, Entlassung nach 4 
Wochen. 

Wirbelsaule. 

Einen Fall vermuthlic.her Fraktur des Processus 
odontoideus mit Ausgang in Genesung veroffentliclit 
Dr. Wharton Sinkler (Philad. med. Times V. 
April 3. 1875) im Anschluss an eine Zusammen- 
stelhmg von durch die Sektion besUtigten englischen 
und amerikaniscben Beobachtungen. 

Ein 22jahr. Mann flel beim Versucli , auf einen in 
Bewegung beflndlichen Eisenbahnzug zu springen , heftig 
anf den Boden, wie er glaubte , vom Ende des betreffen- 
den Wagena zwischen die Schultern geschlagen. Nacli 
2stfind. Bewusstlosigkeit empfand er bei Bewegungen 
starken Schmerz am Rfickon. Der Kopf stand unbeweg- 
liob mit den Kims gegen das Brustbein flxlrt. Beide 

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Arme , so wie das rechte Be in bis zum Knie waren voil- 
standig, der betreffende Unterschenkel unvollstandig ge- 
IShmt. Die Sensibilitat war in beiden Armen erloschen, 
wfihreud gleichzeitig , namentlich auf der Dorsalseite an 
Uaterarm und Hand, ein brennender Schmerz empfuaden 
wurde. Hirnnerven intakt, leichte Parese des Rectum. 
Die Lahinung des rechten Beines verschwaud innerhalb 
einer Woche , die des linken Arms allmalig in den nfich- 
sten 6 Wochen , der rechte Ann erlangte erst viel spiter 
unter Anwendung des indocirten Stroms seine Kraft wie- 
der. Ain Nacken fiihlte man spater eine An schwellung 
dicht unter dem Occiput, wiiiirend vom Pharynx aus nichts 
Abnomies constatirt werden konnte. Grosse Erleichte- 
rung verschaffte deni Pat. ein den Kopf flxirender Appa- 
rat. Langsaro im Verlanf eines Jahres erlangte er anch 
wieder die Fahigkeit, den Kopf aufznrichten und seitlich 
zn bewegeu. Als pathognostisch fur den Bruch des Zahn- 
fortsatzes im Gegcnsatz zu andern Frakturen im Bereich 
der Ilalswirbelsaule erklart Vf. die Haltung des Kopfes 
und die Art und Weise , wie Pat. denseiben zu stfitzen 
pflegte, indem er das Kinn mit der link en Hand fest- 
hielt. 

Dr. E. H. Bennet (Dubl. Journ. LXI. p. 574. 
[3. S. 54.] June 1876) demonstrirte in der Patholo- 
giealSociety das Prdparat einer consolidirten Wir- 
belfraktur. 

Es ruhrte her von einem lfijahr. Burachen , welcher 
vor 4 J. dnrch einen Fall aus 2 Stock U5he einen Bruch 
im Bereich des 9. Ruckenwirbels mit winkligem Vor- 
sprung des betreffenden Dornfortsatzes erlitten hatte. 
Er bot die gewohnlichen Symptome einer volistandJgen 
Unterbrechung der Ruckemnarksleitung , nur dass links 
die erhohte Retiexerregbarkeit weniger ausgesprochen 
war und daffir hier ein tetanischer Zustand der Waden- 
muskeln bestand. Pat. ging schlusslich an den Folgen 
des Decubitus, der znletct durch einen Defekt des Wasser- 
bettes veranlasat wurde, zu tirunde. Dass knocherne 
Vereinigung erfolgt war, kountc schon bei Lebzelten 
slcher constatirt werden. Der vom Proc. spin, gebildete 
Winkel anderte sicli nicht bei Lagewechsel, auch war Pat. 
im Stande aufznsitzeu , indem er sich auf die Ellenbogen 
stfitzte Oder an einer Schnur festhielt. — Die Sektion er- 
gab , dass der Bruch schrag durch die Korper des 0. uiul 
10. Brustwirbels von hinten nach vorn und unten verlief. 
Vorn war ein kleines keilformiges Stuck vom Korper des 
10. Wirbcls nach voru und abwarts dislocirt and uiit der 
Vorderflache des 11. knochern vereinigt; der griissere 
Theil vom 10. Wirbelkorper war nach rfickwarts gc- 
wicheu, hatte den Bogen und die Fortsiitze, sowie wahr- 
scheinlich einen Theil dcs 9. Wirbelkorpers mit sich ge- 
rissen und so den Wirbelkanal vollstaudig verlegt. Ueber 
die genauern VerhSltnissc machtVf. folgeudc Angaben : 
Der vertikale Dnrchmesser des 9. Wirbelkfirpers ist be- 
trachtlich verkleinert, fiberall ist knficheme Consolidation 
ohne merkliche CaUuswnchcrnng erfolgt. Das Verhalten 
der oberhalb nnd unterhalb der Frakturstelle liegenden 
Wirbelkorper ist betrachtlich alterirt, links ist das 9. n. 
10., rechts nur das 10. Costovertebralgelenk ankylosirt. 
Das Rfickenmark etwas entfemt von der Frakturstelle, 
sowohl oberhalb als nnterbalb unverandert , verschmilert 
sich gegen dieselbe hin nnd besteht in ihrer Nahe nnr ans 
Blndegewebe ; seine Hfiute gehen in den Callus fiber. An 
der Bruchstelle 1st der Rfickenmarkskanat nnd sein Inhalt 
vollstandigverschwunden, unterhalb derselben ist ersterer 
theil weise mit einer por&sen Knochen masse ausgeffiUt. 

Von Interesse unter den Sekttonsbefnnden ist noch 
ein grosser, die stark verklelnerte, fiusserst dunnwandige 
Blase ausfullender Stein, welcher noch einen Fortsatc in 
den prostatischen Theil der Harnrohre vorschob. Er be- 
stand aus Phosphaten , die urn einen kleinen Kern von 
oxalsaurem Kalk gelagert waren. 

Vier Fdlte von Fraktur der Wirbelsaule aus 
dem Middlesex- Hospital© werden von John W.' 

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160 


V. Chirurgie, Ophtbalmologie n. Otiatrik. 


Hu Ike zn einem klmJschen Vortrage verwerthet 
(Med. Tunes and Gaz. Febr. 14. 28. 1874), aus 
welchem wir nur hervorheben , dass Vf. den Pria- 
pismus bei Wirbelbrtlchen fttr ein soblechtes Zeicben 
hift. Derselbe weist auf eine Lahmurg der sym- 
pathiscben Nerven des Penis hin, in Folge deren die 
Gefltese passiv erweitert werden. Er bestebt aucli 
mehr in einer Ansehwellung als in einer wirkliohen 
Erektion des Penis, Ejacrrlatio seminia wtrd dabei 
nie beobachtet. Die Beobachtungen selbst sind 
folgende. 

1) Bruch des B. Ruokenwirbeis in Folge eines Falles 
vow Dache. Vsllstfindige motoriache I.&hmung beider 
Bene , Senslbttitfit intakt. Ansehwellung und Schtnetz- 
hsftlgkeit der Leber , voribergehende Peritonitis. L&h- 
inung der Blase tnlt fotgender Cystitis trots antiseptiseber 
Ausspritznng. Beschr&nkte Entzfindnng an der Brueh- 
steHe durch BiMegel sehnell gehoben. Die willkfirtichc 
Bewegung begann sich am linken Beineam7., am rechten 
am 17. T. wieder einzuateiien, Pat. genas vollstandig, 
Decubitus wurde durcli Lagerung des gebroebenen Theils 
der Wirbelsanle auf ein Wasserkissen ganz vermieden. 
DerProc. spin, des 6. Dorsalwirbels sprang dentlich vor 
und war leicht nach links gedreht. 

T) Ein 36Jfihr. Mann flel von dwn Daoke eines Omnibus 
auf den Kopf. Nach wiedergekehrtem Bewnsstaein Klageii 
fiber Schmereen swischen den Sehnltern , wo etn Free, 
sph. merklieh prominlrte. MotilftSt, Sensibilitit nnd 
BcCeserregbarkeit We zht Hoke der Brustwarzen voll- 
kotnmen aufgehoben . Athmtrag nur abdominal. Blasen- 
lahmung, Cystitis nnd Pyelonephritis, Decubitns, Tod erst 
am 70. Tage. — Bei der Sektion fauden sich die Dern- 
fortsatze des 7., 8. nnd 0. Rdckenwirbels abgebrocheti, 
der 8. WirbeBcSrper war nm 1" naefa verra diskwirt , die 
letervertebralscheibe zwfechen diesem und dem folgenden 
war abgetrennt nnd in den Wirbelkanal hteeingeqnetsght, 
das Rfickenmark voiist&ndig zermahnt, wnr durcib die 
Dnra-mater noeh suBammenbdtigend. 

S) Ein 48j3hr. Zimmermann flel von einem Trcppen- 
gellnder 50‘ liinati. Starke Schweflnng Uber dem 
9. Rflckenwirbel, dessen Proe. spin. fVei beweglich. Mo- 
tflitSt und Reflexerrcgbailtelt fehtte an beiden Unterextrc- 
mitaten bei intakter SensibilttSt. Gflrtelgefuhl am untern 
Thell des Thorax. Vorflbergehendc Blaaenlahmiing. All- 
m&Hge , voHstSndlge Wiederkebr der Beweglichkeil der 
Heine, so dass Pat. nach lOWochen mit IKSlfe eines RBCk- 
grsthalters action nmhergehen konnte. Es handelte sich 
hier offenbar melir um eine Quetschnng als um eine te- 
trSdhtliciie ContinnltStstreirnmig der Ruckenmarksfasern. 

4) Ein ttyihr. Maim del aus einem Wagon anf des 
Kopf. Yollstandige Lalimnng bis zur Hohe ekes 6. Coats- 
staraalgelenks. Geschwulst fiber der Wirbcisauie am 
Naoken und olrern Udckeutheil. Respiration abdominal, 
bei jedem 12. Athemauge eine tiefore Inspiration. Blasen- 
1 aim* nag , heftiger Priapiamus. Bei tie Arne sehr hefce 
und troeken . wahraad das Oeaickt stark schwitxte. Ted 
duroh Erattekuag 62 Std. nach dem Unfalle. Die Autopeie 
eagab eine Fraktur durch die Zwisehenwirbelsofaetbe zwi- 
sohen 7. Hals- und 1. Brustwirbel mit Abtrennung des 
Bagens von erstereaa. Die Wirbelkorper waren nioht 
dislocirt , das Kuokenmark in eiaen rbthlichen Brei ver- 
wandelt. Die Queteehuag doesetben eratreekte sich naok 
dem Eggebaios der anikrosknpiachen l,' liters nciiang nach 
ob*u bis auai 8. Halswirbel, aaoh abwiista bisl" nntechaik 
dcs-oberu liaudea dee 1. Brnetwirbels. 

SehlQsselbein. 

Dr. Ritter in Bremcrrfrile (MememUHm XX - 
9. p. 399. 18T&) bdobnehtete eine* Fall vm tpon- 
' toner Fraktur der Clatncula in Fotye won Osteo - 


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myelitis. Ale Uraaehe der umaohriebeBen Knoeheu 
erkrankoeg betrachtet R. eine Embolie. 

Bei einer 34jahr. Frau entwickelte sich 4 T. naeli 
eiaem sonst got verlaufeaden Abortus ein pertoatitianher 
Abscess uber derMittedes reohten Schlusselbeins, weleber 
incidirt wurde und nacli 4 Wochen sich schloss. Es blicb 
jedoch eine schinerzhafte Yerdicknng des Knocliens zu- 
rfiek, in deren Bereieh letzterer allmkiig eine Continnttits- 
trenanng erlltt. Mit vollendeter Fraktur (von obea lnnen 
nach unten aussen hijrten die Schmerzen auf. Heilnng 
des Bruches mit Dislokation innerlialb 4 Wochen. 

Dr. Servier bcrichtet (Gaz. hebd. 2. S6r. XI. 
[XXI.] 62. 1874) mit grosser Emphase einen Fall von 
Brnch des K5rpers des Schlusselbeins, in welchem er einen 
von ihm erfnndenen Gipsverband mit gifickliehem Erfolgi 
angewendet hat. 

0 b er arm. 

Zttr Camutik der Frakluren am obem Unde 
des Oberarmbeins liefert Dr. R. U. Krflnleiii 
(Deutsche Ztschr. f. Chir. IV. 1. p. 1. 1873) einen 
sehr interessanten Beitrag durch die Beschreibung 
eines zufallig irn Zilriclier Operationscursus ge&in 
denen Prkparates von Fraktur des anatomiscl ten 
Halses des Humerus mit vollstandiger Umdrehvna 
des Gelenkkopfes um eine vertikale Aehse. 

Dasselbe entstammt einer 73jahr. Frau, welche. 
wegen Geiatesschwache in eine Pflegeaustalt autgenoui- 
men, daselbst (wie spiitere Nachforschungeu ergabeu) vor 
etwa 2 J. nach einem Fall ans dem Bett uber Schmerzen 
nnd Schwache im linken Arm geklagt und deusolben seit- 
dem nie wieder liatte ordentiich gchrauchon konuen. Die 
Untersuclmng des durcli die Resektion an der Lciche ge- 
wonnenen Humernskopfes (dessen genanere Beschreibung 
und Abbildung s. im Original) ergab , daas der Gelsnk 
kopf, im aaatomischen liaise abgebrochen, sich um eine 
seiner Achsen dorart gedreht liatte, dass die Knorpel- 
Hache nach unten, die Frakturstelle nach oben zu liegeu 
kam, und in dieser Stellnng in das spongibBe Gewebe des 
Tnber humeri hineingetrieben wurde , wobei die Tuber- 
cola sum Theil auseinander gespreogt wurden. Die FrA- 
turstelle des Gelenkkopfs war knoebern mit den angren- 
zenden Theilen des Gelenkendes verwachsen , wahrend 
der von Knorpel bedeckte Theil seine normale Struktnr 
bewahrt liatte, keiue organische Verbindung mit der Um- 
gebung eingegangen , sondern durch eiuen mit synovia- 
ahnlicher Fliissigkeit geflilltcnGrabcn von den gegenuber- 
licgenden Knochenwandnngen getrennt war. Letztcre 
Vcrhaltnisse traten erst auf der frontalcn Sageflache deut- 
lioh hervor , wahrend das bedeutend vcrdickte und eigeo- 
thumlich gestaltetc Gclenkcude des Ilumcrns ohne Weiteres 
als solcke8 gar nicht zu erkenm-n war , und nur an der 
hintem Fliieke einen TlieU des uberknorpelteu Gelenk- 
kopfs sehen liess. An SteUe der friihern Gelenkverbiu 
dung hatte sich cine feste bindegewebige Ankylose ge 
bildet. 

Ein genaueres Studium des PrUparates filhrte Vf. 
zu der Ansicht, dass eine solche Umdrehung des 
Kopfes niclit immer um eine bestimmte Aclise , die 
Querachse, zu erfolgen brauche, wie es nach der von 
G u r 1 1 gegebenen Definition dieser aeltenen Brllche 
scheinen kdnnte, sondem durch Drehung des Ge- 
lenkkopfes nm Irgend einen beliebigen Diameter 
seiner Basis als Achse radglich sei, und dass specie 11 
in dem vorliegenden Falle letztere eine von oben 
uaoh unten geheade (Vertikai-) Achse war. 

Fine mit Hauttounde und Zerreissung 4er 
Art. brachialis und einig/r Nerveusidnsme eom- 
plidrte Comminutivfraktvr des rechten Obttarms 

• 

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161 


V, Chirurgie, Ophthalmologte u. Otiatrik. 


u der Grease des obern end mittiern Drittets, bei 
einan 51j&hr. Manne durch Ueberfahren entstanden, 
ftlhrte sn vollstAndiger Gangriln des Arms , so dass 
naeh 8 T. die Exartikulation im Schultergelenk 
nothwendig wurde. Carbolverband , Heilung nach 
4 Wochen (Med. Times and Gaz. Nov. 20. 1873. 
King’s College-Hospital). 

Einen Fall von operatic beseidgter Pseudar- 
throte des Humerus berichtet Dr. J. A. Dibrell 
(Philad. med. and surg Reporter XXXIV. 15 ; April 
1876). 

£r betrifit einen 40j£hr. Neger, welcher dnrch Auf- 
fallen eines Muhlsteinfragmentes eine complicirte Fraktnr 
des Humerus 3" oberhalb des Ellenbogens erlitten hatte. 
Die Wunde heilte , doch bildete sicli eine ligamentSsc 
Pseadarthrose ana, zu deren Beseitigung nach einem Jahre 
Vf. einen 6" langen Schnitt durch die Narbe auf den 
Knochen flihrte und die uberknorpelten , durch binde- 
gewebige Strange’ zusamroenhangendcn Bruchenden re- 
secirte. Nach Durchbohrung der Knochen dicht unter 
der Sageflache wurde ein Silberdraht durch die Bohr- 
locher gefuhrt, eine bestiminte Anzahl von Malen in einer 
bestimmten Richtung (6mal nach rcchts) zusammenge- 
ilreht und aus der im Uebrigen mit Suturcn geschlossenen 
Wunde herausgefuhrt. Schienenverband, nach 10 Wochen 
kn5cherne Vereinigung und Heiiung der Wunde bis auf 
die S telle des Silberdrabtknotens. Letzterer wurde nun 
durch Gmalige Drehung nach links aufgelost und ohne 
Muhe nnd Reizung der Wunde entfemt. Drei Wochen 
daranf Entfernung des flxirenden Verbandes ; passive Be- 
wegungen , Bader 'stellten langaam die vollkommene Qe- 
brauchsfahigkeit wieder her. 

V or der arm. 

Eine seitliche Gelenkbildung zuriechen den 
Vorderarmknochen nach Fraktur der Ulna fand 
Dr. Max Flesch (Deutsche Ztschr. f. Cbir. VI. 4 
n. 5. p. 485. 1876) zuf&llig anf der Wflrzbnrger 
Anatomic. 

Die beiden Knochen des Vorderarms schienen durch 
eine knocherne Verbindnngsbrucke am obern Rande des 
M. pronator qoadratna fast nnbeweglich vereinlgt. Nach 
Wegnahme derMnskeln zeigte es sich jedoch , dass letz- 
tere, und cwar naher der Ulna , eine geringe Beweglich- 
keit besass, indem sie aus 8 Abschnitten, einem kleinern, 
glatten llocker , der in ihrein ganzen untem Viertel durch 
Callnsmasse verdickten Ulna, und einem starker vorsprin- 
genden prismatischen Aufsatz des Radius bcstand, welche 
durch glatte Flachen und eine kapBelartige Bindegewebs- 
masse zu einem deutlicben Gelenk verbunden waren. 

Wahrecheinlich war bei dem Bruch der Ulna das 
eine Fragment gegen den Radius getrieben worden 
und hatte hier heftige Reizung und Knochenneubil- 
dung bewirkt. Die Radiusexostose trug eine con- 
cave Gelenkpfanne , welche gewissermaassen eine 
VerlAngerung des Sinus lunatus daratellte , so dass 
vielleicht noch geringe Pro- und Supination bei Leb- 
zeiten mdglich waren. Das Interessanteste aber 
an dem Prkparat war die Gestaltsver&nderang der 
on tern Humerasepiphyse , an welcher Trochlea und 
Rotnla kaum von einander abgegrenzt waren and 
namentlich an der vordern Fl&che fast unmerklich 
in einander ttbergingen ; es fehlte also die trennende 
Knochenleiste, welche die Bewegnngen des Capitnhun 
radii beschritnkt nnd gewissermaassen fixirt. Durch 
dioa? Deformation des Ellenbogengelenks war, worauf 
SUd. Jakrbb. B4. 178. Hit. 8. 


sokon Volkmann hingewiesen , gewisaermaasen 
an Ersatz far die durch die seitliche Knochenverbin- 
dung beschrilnkte Beweglichkeit des Vorderarms ge- 
schaffen, die beiden Knochen desselben konnten 
wahrscheinlich gemeinsam in dem ver&nderten Ellen - 
bogengelenk urn eine in der L&ngsrichtung des Arms 
durch den Grand der Hohlkehle der Trochlea und 
die Ulna verlaufende Achse Bewegnngen ausfalireu, , 
allerdings nor in Beugestellung des Ellenbogen- 
gelenks , wenn die Hemmnng dnrch das Olekranon 
wegfiel. 

Finger. 

Ein seltener Fall von Fraktur der driiten 
Phalanx des linken Zeigefingers , wahrscheinlich 
durch Muskelaktion, wirdvon Edward Bellamy 
(Brit. med. Jonrn. March 28. 1874) mitgetheilt. 

Einb&jahr. Mann wollte seinemSohne mitder Rucken- 
flache der Tland einen Schlag versctzen , verfehlte ihn 
aber, fuhrte also eine ttberinassigc Streckbewegung Im 
Ilandgelenk aus, ohne den entsprechenden Widerstand 
zu fiuden. Er fuhlte sofort heftigen Schmerz , die Band 
war machtlos. Das frei nnter der llaut bewegliche Frag- 
ment [welches?] war nach aufwarts gezogen durch den 
Extensor carpi radialis major [?] nnd Btark abdncirt dnrch 
die untem Fasem des ersteu M. interosseus dorsalis. Die 
Deformation wurde bei Contraktion der betr. Mnskeln be- 
sonders deutlich. 

Becken. 

Zerreissung der Symphysis ossium pubis mit 
gleichzeitiger Fraktur des Oberechenkels fand Dr. 
George W. Gay (Boston med. and surg. Journ. 
XCIV. 15. p. 415. April 1876) bei einem 24j*fthr. 
Manne nach einem Sturze aus dem 2. Stock werk 
eines Hanses. 

Es zeigte sich eine Fraktur in der Mltte des reehten 
Femur. Gleichzeitig bestand Harnverhaltnng nnd Blntung 
ans der HarnrShre, Schmerz nnd 8chwellung an der Sym- 
physe. Die rechte Beckenhilftc war abnorm beweglksb, 
ohne dass man Crepitation wahmahm. Bei Drnck auf 
dieselbe nach ruckwarts konnten die Schambeine leicht 
um */*" 'von einander entfernt werden. Sowohl von anssen 
als per rectum fuhlte man an ihrer Vereinigungsstelle eine 
Depression. Pat. konnte das linke Bein etwas abducireu, 
aber weder adduciren, noch heben. Keinerlei sonstige 
Beckenfraktnr. Nachdem die Consolidation des Ober- 
schenkelbmchs mit HSlfe der permanenten Extension 
innerhalb 3 Wochen erzielt war , wnrde ein breiter Gurt 
fest um das Becken gelegt , nm die Schambeine in inog- 
lichst dicbte Beruhrung zu bringen. Bei der Entlassuag 
des Pat., nach 74 T., war die Vereinigung bo fest, dass 
er ohne die geringsten Beschwerden und ohne Unter- 
stQtznng laufen konnte. 

Eine von Dr. Scaverus (Boston med. and 
surg. Journ. XCIV. 13. p. 426. April 1876) mitge- 
theilte Beobachtung von Fraktur der Crista ilei mit 
Verlauf der Brachlinie vom Proc. spinos. infer, nach 
hinten und oben [zur Mitte des Darmbeinkamms ist 
dadurch bemerkenswerth , dass am 3. Tage 3 De- 
jektionen theils geronnenen, theils frischen Blutes 
aus dem Rectum erfolgten, die spllter nicht wieder - 
kehrten. Urinentleerung normal. Schnelle Conso- 
lidation des etwas nach innes dialocirten Fragments 
innerhalb 3 Wochen. 

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162 V. Chimrgie, Ophthalmologic u. Qtktrik. 


Einen Fall von attsgedehnUr ccmminutivor 
BickenfrakUtr mit Blasenzerreissimg tmd Hernia 
rliaphragmatica hepatis verfiffentlicht Dr. Gustav 
J Odell aus dem Hamburger allgem. Krankenhauae 
^Deutsche Ztaclu-. f. Chir. IV. 5u. 6. p. 462. 1876). 

Ein .'i6jahr. Arbeiter sturzte 70 Fuss kinab und 
klagte hanptsachlich fiber heftige Schmerzen inderKreuz- 
beingegend. Starker Shuck bei uugetrubtem Bewusstaein. 
In der rechten Inguinal falte ein iincrgclagcrter festweicher 
Tumor, von gelblich verfarbter Hant bedeckt. An der 
obem Psrtie dee rechten Kreucbeins, bis zu welcher gfirtel- 
f5rmig die Sugillation sich hcrumzog , eine seichte, sehr 
schmerzhafte Depression. Das Becken war namentlich in 
seiner rechten Halfte dnrch seitlichen Drnck verschiebbar, 
eine bestiramte Frakturstellc istnichtnachzuweisen, Urin- 
sekretion vSllig nnbehindert. Diagnose anf Beckenfraktnr 
mit Contusion des Kreuzbeins. — In den naebsten Tagen 
starke blntige Yerfarbung der Haut bis znm Rippenrande 
und Scrotum), Parese und Oedem des rechten Beins , In- 
continentia alvi , beginnender Decubitus am Kreuzbein. 
Nhch 6 Tagen Incontinentia sphincterls veslcae bei stark 
geffillter Blase , Katheterismus , consekutiver Blasenka- 
tarrh. In den folgenden 2 Wochen Besserung des Allge- 
melnbeflndens, lcidlicher Appetit , relative Schnierziosig- 
kelt. Am Ende der 8, Woche Fleber in Folge von Absce- 
dirung des inguinalen Eztravasats. Incision entleerte 
nrlnos riechenden Eiter, der eingefuhrte Finger constatirtc 
cine Comminutivfraktur des Schambeins mitBildung eines 
losen, spitzen Splitters, der wahrscheinlich die Blase per- 
forirt hatte. Einlegnng eines permanenten Ndlaton’- 
schen Katheters und Au6spulung der Blase mit Solut. 
Kali hypermanganici. Lagerung auf einem Hebeapparat, 
sowie Regulirung des Stuhlgangs wegen der farese 
des Sphincter ani fuhrten raschen Vcrschluss der Urin- 
flatel und fast vollstandlge Heilung des iuzwischen sehr 
ansgedehnten Decubitus herbei, die Lahmung des rechten 
Beines und des Sphincter ani verlor sich allmalig, so dass 
Pat. nach einem Vierteljahr bereits am Stock umhergeheu 
konnte. Bald aber verschlechterte sich das Befinden 
wieder, mehrere Schfittelfroste, wiederholt recidivirende 
Erysipele am rechten Bein mit Erguss ins Kniegelenk und 
Abscedirung am Unterschenkel fuhrten eine stetig zn- 
nehmende Kachexie herbei ; starke Bronchitis, Pleoritis. 
Tod etwa 6 Mon. nach stattgehabter Verletzung. 

Bei der Sektion fand sich Folgendes. Dnrch die 
Koppe des Zwerchfells , and zwar in seinem muskulbeen 
Thetl, ragte ein 6 Ctmtr. langer and 4 Ctmtr. hoher, mit- 
tels einer Strangfurche abgeschnfirter Theil der Leber in 
den rechten Plenraranm hinein. In der Unken Niere ein 
Abscess, an der Harnblase keine Narbe aufzuflnden, Im 
Becken fand man folgende, vbllig consolidirte Frakturen. 
1) eine Langsfraktur des Kreuzbeins durch die ganze 
Reihe der Foramina sacralia deztra. Dieselbe 1st in der 
Wetse geheilt , dass dae ganze Fragment mit der unver- 
letzten Facies anricularis nm 3 Ctmtr. nach oben ver- 
schobenist, was naturlich eine vollkommene Unregei- 
missigkeit im Anstritt und Verlauf der NN. sacrales her- 
beigeffihrt hat. — 2) Abbruch der Proc. cost, des 2. bis 
6. Lendenwirbels. — 3) Der rechte horizontale Scharn- 
beinast nach ausseu vom Pecten ossis pubis abgetrennt, 
der absteigende Ast in 3 gleich langc Fragmente zersplit- 
tert, von welchen das raittlere vdllig aus dem Zusammen- 
haage getrennt und in das Foramen obtnrat. luxirt ist. 

Die vorliegendeBeobachtung zeichnet sich, abge- 
sehen von der Seltenheit vOlliger Heilung so ausge- 
dehnter Beckenfrakturen, durch die Germgfttgigkeit 
der Symptome nach so bedeutender Verletzung aus. 
Vorhandensetn des Druckschmerzes und ausgedehu- 
ter Sugillationen leiteten die Diagnoee, von den son- 
stigen patbognomiachen Zeichen war die Parese des 
Iliopsoas, dagegen nicht die von Rose sogeu. 

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)| £chmerzlAhmniig der Blase “ vorhanden. Mit eler 
Auffiaussung Voillemier’s, der diese Praktoren 
vertik&l durch das Kreuzbein gleichzeitig mit Tren- 
nung des vordern Beckenringes zu den durch direkte 
Knochenzerreissong entstandenen rechnet, kann aich 
Vf. fill’ den vorliegendenFall nicht einverstanden er- 
kl&ren. Die Verletzung der Blase wird fllr eine se- 
knnd&re gehalten im Gegensatz zu den hdofigeren 
durch das Trauma unmittelbar verursachten primAren 
Blase nrupturen. Die Dislokation eines Theils der 
Leber will Vf. in Uebereinstimmung mit Liu hart 
wegen Mangels eines serdsen Bruchsacks nicht als 
Hernie, sondern als partiellen Prolapsus bezeichnen. 
Er constatirt das Fehlen aller Symptome derselben 
und damit die Uumdglichkeit der Diagnoee in seinem 
Falle. 

Oberschenkel. , 

Einen durch das gttnstige Heilresultat ausge - 
zeichneten Fall von Fractura intercondylica femo- 
ris theilt Maurice Letulle aus der Klinik von 
Prof. Trelat mit (L’Union 66. 1876). 

Ein Sljahr. Mann del aus dem ersten Stock anf das 
(wahrscheinlich halbgebeugte) rechte Knle. Letzteres, 
sowie die beiden untem Drittel des Oberechenkels dnrch 
ehi fluktuirendes Blutextravasat betrachtlich geschwollen. 
Keine Dislokation, Drnckschmerz S Querflnger breit fiber 
der Patella , anf letzterer eine kleine quere Hautwunde. 
Aktive Bewegung des Beines nnmoglich, die nntere Femnr- 
epiphyse konnte man gegen dieDiaphyse, die beiden Kon- 
dylen gegen einander mit dentlicher Crepitation varschie- 
ben. Verkurzung, Erscheinungen von Druck anf die 
Poplitaal-Gefasse und -Nerven fehlten. Es bestand also 
ein T-Bnich der untern Epiphyse des Femur ohne Ein- 
keilung des obern Fragments. In einem S e n 1 1 e t 'schen 
Apparat verschwanden der H&marthrus genn and der sub- 
muskulare Blnterguss rasch und nacb 40 Tagen war feste 
Consolidation erfolgt. Die Ankylose des Kniegelenks 
wurde durch forcirte Flexion gehoben. Der Kr. verliess 
am 57. Tage nur leicht hinkend mit 2 Ctmtr. Verkiirznng 
das Hospital. 

Richet giebt in Form eines klinischen Vor- 
troges die Beobachtung einer Epiphyeentrennung 
des Femur, mit Perforation der Weichthcile durch 
das obere Fragment (L’Union 32. 1876), einen 
13jt(hr. Knaben betreffend, welcher von dem Riemeu 
einer Dampfraaschine erfasst worden war. 

Der Unterschenkel war nach aussenrotirt undbHdete 
mit dem Oberschenkel einen nach auseen offenen rechten 
Winkei. An der innern untem Partie des letztem war 
das mit dem untern Epiphysenknorpel bedeckte Dia- 
physenende durch die Weichtheile nachaussengedrungen, 
von diesen knopflochartig eingeschnfirt ; an der ausaem 
Seite war eine breite Wuude vorhanden. Die Ko&dylen 
des Femur hatten ihr norrnales Verhaltniss zux Tibia, 
ebenso wie die Patella bewahrt, was dcr durch die gross? 
iinssere Wundc eingefuhrte Finger noch direkter con- 
statiren konnte. Dabei wurden an der Trennungslinie 
des aussem Kondylus mehrere kleine , mit dem Perkwt 
noch zasammenhangende Splitter geffihlt. Pulsation tier 
Art. poplltaea erhalten. Wegen des erheblichen Shocks 
und ans Fnreht , im Excitationsstadium die Dislokation 
der Fragmente verschHmmert zn sehen, wurde ohne 
Chloroform zur Reposition geachritten. Dieselbe gelang 
erst nach einigen vergebliehen Versuchen durch Streckung 
des bestclicnden Wiukels bei gleichzeitiger Extension und 
dadnrch, dass R. , emen durch die grOssere Wundc einge- 
fUhrten Spatel als Hebei benitaead, die beiden Fragmente 

• 

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163 


V. CWrurgie, Ophthalmology n. Otifttrik. 


mit power GcwaH von ctaander eatferate. Lagorung la 

einer Rinse, Verband mitVinnm aromaticam. Guter Ver- 
lauf in den ersten 8 Tagen , riann akute Septikamie nnd 
Tod am 16. Tage. 

Die Section ergab rechfseitigen eitrigen Pleuracrguss. 
In Fblge pramortaler Conrtihionen batte Rich die ffir die 
gewShnliche Fracture supracondyloidea oharakteriatbohe 
Dialokatlon hergestellt , die Diaphyse war nach vorn und 
unten verschoben und ins Kniegelenk eingedrungen , die 
Epiphyse so umgedreht, dass ihre Frakturstelle nach der 
Fossa poplitaea an gerichtet war. Eta sonstiger Brnch 
land sich nicht vor. 

Eine (lurch den Mechaniemue three Zuetande- 
kommens inter estante kreuzweiee ( etemf&rmge ) 
complicirte Fraktur der Condyli femoris beobach- 
tete H. H. A. Beach (Boston med. and surg. Journ. 
XCIV. 9. p. 236. 1876) an einem 30 J. alten mus- 
knlSsen Manne, welcher in der Trnnkenbeit aits einem 
Penster des 3. Stocks herabgesttlrzt und mit dem 
linken Knie und Handgelenk auf das Strassenpflaster 
anfgefallen war. 

Stark blntende kleine Wunde nach aussen und oben 
vorn linken Kniegelenk. Commlnntivfraktur des nntern 
Femurendes und der Patella mit starker Weichtheil- 
quetschung, ausserdera complicirte Fraktur am nntern 
Drittel des linken Vorderarms. Amputation des jOber- 
sehenkels unterhalb der Mitte. Tod an Delirium und 
aknter Septikamie nach 48 Stunden. Die Untersuchnng 
dee amputirten Gliedes ergab lntaktheit von Tibia und 
Fibula. Die Patella in ihrem untern Drittel zersplittert, 
ihr oherer dickercr Thcil unverschrt. Dir Gelenkfliichc 
des Femnr war kreuzweise fraktnrirt ; eine vertikale Bruch- 
linie trennte die Kondylen von einander, die andere trans- 
▼eraale kreoete dieeelbe '/»" nach vorn von der lacisura 
inter oondyliea. Oberbalb der 4 Kondylenfragmente war 
der Schaft zersplittert. 

Vf. nimmt an , dass beim Falle auf das flektirte 
Knie der heftigste Stoss die Patella traf, und von 
dieser auf den Femur (lbertragen wurde. Die Pa- 
tella wirkte hierbei als doppelter Keil , indem ihr 
vertikaler First die Kondylen auseinandertrieb , die 
liorizontale Leiste die transversale Fraktur der Kon- 
dylen erzeugte. Vf. erwfthnt ein analoges (von 
Bigelow gewonnenes) Prftparat von sternfbrmiger 
Fraktur der untern Gelenkflkche der Tibia. Das- 
selbe stammt von einem Manne, der durch Auffallen 
auf die Hacke eine complicirte Comminutivfraktur 
im Fussgelenk erlitten hatte, welcbe die Amputation 
nothig machte. Hier hatte die convexe GelenkfUche 
des Astragalus in gleicher Weise als Keil gewirkt. 

Durch den gtlnstigen Ausgang bemerkenswertb 
eracheint em Fall von Schussfraktur dee rechten 
Femur , fiber welchen Dr. J. A. D i b r e 1 1 (Pliilad. 
med. and surg. Reporter XXXI. 7 ; Aug. 1874) be- 
richtet. 

Deraelbe kam bei einem 37 J. alien Manne zurEeob- 
achtnng der ans gr3sster Nahe durch Rehposten verletzt 
worrten war. Es zeigte sich Fraktur des Femur an der 
Grenze des mittlern nnd nntern Drittels, sowie des linken 
Untereebenkels. Trotz vergeblicher Versuche zur Ex- 
traktion der Kugel erfolgte bei conBervativer Uehandlung 
(Rmith's anterior splint, Schwebe, Carbol verband) inner - 
halb 9 Wochen Heilnng mit geringerjVerkfirznng u. gnter 
Fmktionsfibigkelt. 

Die durch Volkmann bei uns eingebflrgerte 
pemanente Extension mittels der Heftpflasteransa, 

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welcbe bei Behaadlung von Obersebeblristfraktiifen 
so ausgezeichnete Resnltate giebt, scheint in Frank - 
reich noch wenig geflbt zn werden, sonst wilrden 
wohl nicht nocb immer so complicirte und nnzweck- 
mUssige Apparate erfunden werden, wie die zur Be- 
handlung der Oberechenkelfrakturen von Dr. 
Cr^quy (Bull, de Thdr. XC. p. 145. F6vr. 29. 
1876) angegebene und abgebildete Modification des 
Dieault'echen Apparate, welchen C. alien tlbri- 
gen vorzieht u. mit dem er ausgezeichnete Heilongs- 
l-esnltate [2 Ctmtr. Verkfirzung !] erreicht haben will. 

Eine aussere bis fiber die Crista ilei, eine innere his 
zur Genito-Cruralfalte reichende Schiene, beide die Fuss- 
rtoble um 15 Ctmtr. fiberragend, wind an der hintern Seite 
durch Segeltuch verbunden, am untern Ende durch eiuea 
Querbalken auseinander gehaiten und am obern (die 
aussere) durch oinen Beckengurt flxirt. Zwiscbeu beide 
wird die mit doppelten Wattelagern umgebene Extremi- 
st gelagert und der Oberscheukel noeh durch eine vor- 
dere Schiene flxirt. Die Contraextension wird wie beim 
Volk man n schen Apparat durch elnen (mit etaem 
Kleiensack nmhfillten) Kautschukschlauob bewirkt, der 
jedoch seine BefestiguDg am oberu Eude der aussern 
Schiene (indet, die Extension gesehieht durch ein Gummi- 
band, welches aehterfdrmig nur [.' !] das Fussgelenk nnd 
die Sohle umfasst und an dem nntern Querbalken flxirt 
1st. [Wie die Kranken einen solehen nur auf den Fuss 
beschrankten permanenten Zug. wenn er kriiftig und 
wirksam ausgeubt werden soil , ertragen, 1st Ref. unver- 
standlich.] 

Die Uninfiglichkeit , einen durch Fraktur wul 
Verschiebung der Fragmente verkurzten Ober- 
8chenkel zu seiner vollen Lange wieder auezudeh- 
nen, demonstrate Dr. H. F. Montgomery (Amer. 
Journ. N. S. CXXVII. p. 112. July 1872) an der 
Leiche eines 28 J. alten Mamies, der am 4. Tags 
nach einem Starze ans 30' Hfihe verstorben war, 
bei welchem er einen Oberschenkelbruch erlitten 
hatte. 

Die Verkfirzung des an der Grease des mittlern nnd 
nntern Drittels quer frakturirten Femnr betrng 2" nnd 
hatte wiihrend des Lebens durch eine permanente Heft- 
pflasterextension mittels 15 Pfd. Gewicht nur wenig ver- 
rtagert werden kSnnen. Elf Stnnden nach dem Tode 
wurde die Bmchstelle durch einen Langsschnitt freige- 
legt. Die Fragmente standen l'/j" fiber einander. Der 
Zug von 4 kraftigen Manncrn (mittels eines um die Kno- 
chel befestigten Strickes bei entsprechender Contraexten- 
sion) vermochte die Verkfirzung nur bis auf */*“, ein 17 
8td. hinduroh permanent wirkendes Gewicht von 127 Pfd. 
bis auf '/ 4 " auszugleichen. 

Einen Ahnlichen Fall bat M. am Lebenden be- 
obachtet, wo ein 8 Wochen ausgetlbter permanen- 
ter Zug mit dem stirksten anwendbaren Gewicht die 
Verkfirzung des Oberschenkels nicht ganz verhtiten 
konnte. Er schliesst daraos, dass es in alien [?J 
Fallen von Oberscbenkelbruch, ob quer oder schritg, 
mit Verkfirzung durch Verschiebung der Fragmente 
an einander unmdglich sei, letztere durch irgend 
eine beim Lebenden applicirbare Gewalt in genanen 
Gontakt zu bringen. 

Ein Fall von Wiederzerbrechen einer deform 
geheilten Oberschenkelfraktur mittels dee Butcher' - 
eohen Osteokiaeten wild unter Beigabe historischer 
and epikritischer Bemerkungen von James Spence 

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V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otfatrik. 


(Edinb. roed. Joorn. XXI. p.769. [CCXLIX.] March 
1876) beriehtet. 

Ein 28j4hr. Farmer hatte tot 21 Mon. dorcb direkte 
Gewalt einen Brnoh dee linken Oberschenkels an der 
Grenze des mittlern u. untern Drittels erlitten, welcher bei 
nngeeigneter Behandlung mit 4" Verkurznng heilte. Das 
obere Fragment rnhte anf deni untern und sprang stark 
nach aussen vor. Knie nach vorn und aussen gedreht, 
Fuss in Equinnsstellung , Muskeln an der Vorder- und 
Aussenseite des Beines in Folge Druckes auf den aussern 
Poplitaalnerven gelahmt. Permanente Extension, um 
priparatorisch die Welchtheile auszudehnen , Dnrch- 
■chneidung der Achillessehne, Faradisation der Muskeln. 
Applikation des (genauer bescbriebenen und abgebildeten, 
im Wesentlichen einer Buchbinderpresse ahnlichen) Osteo- 
klasten von Butcher unter Chloroform, permanente Ex- 
tension des gerade an der Bruchstelle schrag Trieder 
frakturirten und durch Schienen gestiitzten Gliedes. We- 
der Sohwellung noch Bluterguss folgte. Mach 4 Mon. 
vmrdePat. mit geradem, l‘/,“ verkfirzten Beine entlassen, 
die Extensorenl&hmung war jedoch nicht gehoben. 

Dr. Ferdinand Riedinger giebt in seiner 
bemerkenswerthen Abhandlung, .Sfudien aber Grand 
und EinkeUung der SchenJeelhalsbriiche “ *) nach 
einleitenden anatomischen Betrachtungen und Zusam- 
menstellung der in den neuern beztlglichen Arbeiten 
vertretenen Ansichten (Heppner, Streubel, 
Meyer, J. Wolff, Merkel, Bigelow) die 
genane Beschreibung und Abbildnng von 19 ans 
dem Wtirzburger pathologisch-anatomischen Institute 
stammenden Pr&paraten von SchenkelhaMraktur, 
und schliesst daran eine Reihe von Experimenten 
behufs kttnstlicher Emugung von Schenkelhals- 
frakturen an der Leiche. 

Bel letzteren Hess er den mit elnem Holzhammer 
ansgeffihrten Schlag wirken : 1) auf die Aussenseite deB 
Trochanter, und zwar bei nnverletzter Haut und dann 
nach Berausnahme des Os femoris ; 2) auf den Scbenkel- 
kopf : a) in der Langsachse des Halses , b) in der der 
Femurdiaphyse ; 3) in der Langsachse des Femur vom 
untern Abschnitte aus : a) auf dieEpiphyse, b) nach Weg- 
nahme derselben auf die Diaphyse. Bei der 3. Kategorie, 
welche dem Fall auf die Fusse oder Knie helm Lebenden 
entsprechen sollte , gelang es ihm nicht , eine Schenkel- 
halsfraktur zu erzeugen. 

In dem letzten epikritischen Abschnitte lengnet 
Ried. zunftchst die vermeintliche Disposition des 
Schenkelhalses im normalen jugendlichen Zustande 
zu Frakturen , und hebt folgende Umstitnde hervor, 
welche ihn wohl befthigen , die ganze Korperlast zu 
tragen und ihn gegen Einwirknngen in der Lftngs- 
achse des Femur schtitzen : 1) Der Schenkeihals ist 
nicht nach der Flkche , sondern nach der Kante ge- 
bogen und von vorn nach hinten plattgedrtlckt, „die 
Widerstan d skraft eines Hebelbalkens wftchst aber 
mit dem Quadrat seiner senkrechten , nicht seiner 
horizontalen Dimensioned' ; 2) die schiefwinkelige 
Stellung des Collum zur Diaphyse; 3) die starke 
Entwickelung der Corticalis am untern Umfange des 
Schenkelhalses (sogen. Adams’ scher Bogen , der wie 
ein Strebepfeiler wirkt) ; 4) die von Meyer und 
Wolff hervorgehobene kunstgerechte Bauart der 
verschiedenen Bilkchensysteme ; 5) das Merkel 


*) Wftrzbnrg 1874. J. Staudinger’sche Buchb. 8, 
72 8. mit 11 lithogr. Tafeln. 

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sehe Calcar femorale. Gegen Enwirktmgen in der 
Achse des Collum bei Fall anf den Trochanter mayor 
schtitzen letzerer selbst , welcher die Gewalt ab- 
schw&cht, und die Lin. intertroch. post., welche sich, 
nach Bigelow, strebepfeilerartig liber den Schen- 
kelsporn hmtlberwOlbt. Eine Hanptrolle in der 
Aetiologie der Schenkelhalsbrtlche spielen die durch 
das hflhere Alter, in welchem dieselben ja vorwie- 
gend zur Beobachtong kommen, bedingten Verttnde 
run gen der Struktur (die nicht bios die Corticalis, 
sondern auch die Spongiosa nebst Schenkelspom 
betreffen) and der Stellung (Kleinerwerden des 
Winkels von Collum und Diaphyse) , and zwar ist 
ein Fall auf die Ftlsse (Wirkung in der L&ngsachse 
des Femur) aus deu oben angeftlhrten Momenten and 
entsprechend den Experimenten R.’s seltener die 
veranlassende Crsache, als Fall auf die Htlfte (Wir- 
kung in der Achse des Collum). Die Bruchlinie geht 
gewOhnlich durch die Fossa troch. and vom und 
hinten parallel den Lin. intertrochanterica. Unten 
stossen die vordere und hintere Frakturlinie in einem 
spitzen Winkel gewOhnlich in der HOhe des Troch. 
minor zusammen, die Spitze besteht dann nur ans 
der Compacts des untern Bogens. Die Brilche dicht 
unter dem Caput verlaufen meist quer , nicht selten 
bildet aber der nntere Rand eine nach unten und 
anssen auslaufende Spitze. Incomplete Frakturen 
hat R. nicht beobachtet. In der Regel aind die 
Brilche mit EinkeUung verbunden, und zwar nament- 
lich die an der Basis der Trochanterpartie , seltener 
die am Uebergange in den Kopf ; in beiden Fallen 
aber ist die EinkeUung am hintern und untern Bruch- 
rand am st&rksten. Der Grund der hftufigen Implan- 
tation liegt zunfichst in der Richtung der einwirken- 
den Kraft, die nicht nur den Bruch hervorruft , son- 
dem auch die Fragmente so zu einander stellt , dass 
sie sich einkeUen kdnnen. Feraer hat (bei den 
Brilchen am untern Umfange des Halses) das obere 
Fragment eine keilfbrmige Gestalt , welche sein Ein- 
dringen in die mttrbe Ftlllung des Trochanter be- 
gflnstigt, zumal dieser meist selbst vielfach frakturirt 
ist und gabelfbrmig auseinander steht. Am obera 
Abschnitte liegen die Verhftltnisse weniger gttnstig, 
doch ist auch hier nicht selten der hintere Rand der 
Corticalis so weit in den Kopf getrieben , dass der 
untere Umfang desselben unter den Trochanter maj. 
tritt. Die Frage betreffend, ob EinkeUung und Bruch 
gleichzeitig eintreten oder ob jene erst sekundir 
durch weitere Einwirkung entsteht, entscheidet sich 
R. nach seinen Experimenten , bei denen es ihm ge- 
lang , Fraktur und Implantation mit einem Schlage 
zu erzeugen, ftir die eretere Motalitkt als Regel. 

Zum SchluBs wird die schon von L i n h a r t auf - 
gestellte Ansicht genauer besproohen , dass viele 
Frakturen des Schenkelhalses an seiner Insertion in 
die Trochanterpartie nicht durch Gewalten entstehen, 
welche entweder in der Achse des Schenkelhalses 
oder der Femurdiaphyse wirken und den die beiden 
gebUdeten Winkel zu verkleinern streben , sondern 
Rissbriiche sind (Fr, par arrachement), indem durch 

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V. Ohirurgie, Ophthalmologic m. Otiatrik. 


sUrkes Anopannen das Lig. Bertini beim Rfickwftrto- 

beugen dea Stunmea usd Auswtrtsrollen des Ober- 
schenkels der Schenkelhals in der Lines intertroch. 
ant scharf abgerissen wird, w&hrend das Ligament 
init ihm in Zusammenhang bleibt. R. betont die 
Analogic mit den Rissbrttchen an der untem Radius- 
epiphyse, des Oberarms, des Malleolus int. etc., and 
berichtet fiber 2 Experimente an der Leicbe , durch 
welche er die Richtigkeit dee erwfthnten Mechanis- 
muB ausser Zwelfel stellte. So kann bei einem Sturze 
nach rtlckwirts der Bruch mdglicherweise schon zu 
Stande kommen, bevor der Kr. zur Erde fUllt. Das 
starke Lig. Bertini kann um so leichter die Fraktur 
bewirken , als alle Faktoren , welche die Festigkeit 
des 8chenkelhalse8 erhohen (s. o.) , in Wegfall kom- 
men , da die Gewalt von vom nach rtlckwkrts , also 
in einer Richtnng wirkt, wo der Schenkelhals am 
wenigsten Widerstandsfkhigkeit beaitzt. Wahrschein- 
lich hat das Ligament aach bei den andern Fraktu- 
ren, die durch Fall an der Trochanterpartie ent- 
stehen, einen Antheil und bedingt die venders scharfe 
Brnchlinie im Gegensatz zu der hintem unregelmissig 
wellenfbrmigen. 

Wir schliessen hieran gleich einen von Rie- 
din ger (Chir. Centr.-Bl. II. 52. 1875) verdffent- 
lichten Fall von Scbenkelhalsfraktur , welcher fUr 
das Vorkommen des zuletzt erwAhnten Mechanismus 
auch beim Lebenden einen schlagenden Beweis 
liefert. 

Ein 60 Jahre alter Mann war auf der fttrasse aus- 
ge raise ht , und obwohl er durch tlarkes Riicbcdrttbeugeu 
rlet Rumpfu sich aufrecht zu halten suchte , auf die linle 
Seite gefallen. Aufgerichtet vermochte er noch einige 
Schritte zu gehen , fuhlte aber, wie dabei unter lebhaften 
Schmerzen in der Hufte das reehte Bein kiirzer wurde. 
Die Untersuchung constatirtc eine extracapsulare Fraktur 
des rtchten SchenkelhalRpg mitEinkeilung und Verkurzung 
um 6 Centimeter. Der Fall als solcher kann hler unmog- 
lich die Causa directa des Bruches sein, da er auf die dem 
letztern entgegengesetzte Seite stattfand , als einzig mog- 
liche Schadlichkeit bleibt bier vielmehr nur die zur Er- 
haltungdes Gleichgewichts ausgefuhrte Ruckwartsbeugung 
dee Stammes und dadtirch bewirkte Anspannung des Lig. 
Bertini fibrig , welches die Abreissung des Schenkelhalses 
an der Lin. jntertr. ant. veranlaaste. Die Einkeilung 
wurde hler wo hi erst seknndar darch das Au ft re ten des 
Pat. herbeigefuhrt. 

Unterechenkel. 

Die Ansammltmg einer grbssern Zahl von Bein- 
brttchen in seiner Abtheilung des Hotel Dieu giebt 
Riehet Veranlassung zu einem sehr erschbpfenden 
klisischen Vortrage fiber die Fraktvren dee Unter- 
tehenkele (znaammengestellt von seinen Assistenten 
L. Gamier and A. Le Doable in der Union 
54. 58. 66. 69. 74. 88. 96. 102. 103. 116. 118. 
1875). Da die Abhandlnng, wie bei ihrer Bestim- 
mung selbstverstindlieh, sehr viel Bekanntea entbftlt, 
heben wir nur das von den gebr&uchlichen An- 
sohammgen Abweiohende, dem Vf. Eigenthflmliche, 
so wie Einiges ans der begleitenden Casuistik hervor. 

R. vermisst bei der gewflhnlichen Classifikation 
der Unterschenkelbrtlche in die des mittlem Theils 
und die des untern Eudes die Berttckaichtigung der 

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voa ihm mehrfach beobaohteten Fraktsran dee obern 

Eudes ; er zieht deahalb die Eintheilung in Btfiebe 
des mittlern Theils oder Kdrpers und in BrUche der 
beiden Enden der Knochen des Unterschenkels vor. 
Von erstern wird genauer besprochen die von Boyer 
beschriebene Form der Fracture epiroide oder par 
rotation , hervorgebracht durch eine Drehbewegung 
des Kftrpers bei fixirtem Fusse ; ihr Sitz ist immer an 
der Grenze des mittlem und untem Drittels. Kleine 
Querfrakturen am Korper des Unterschenkels werden 
(mit Unrecht) geleugnet. In sehr vielen Fallen von 
Brfichen aus indirekter Ursache wird ursprttnglieh 
nur die Tibia betroffen, die Fibula erst sekundilr 
frakturirt, weil der Pat sich aufzurichten versuoht 
und das Wadenbein allein die Last des Kdrpers niobt 
zu tragen vermag. Bei Syphilitischen sah R. hftufig 
nach 2 — 3 Wochen heftige Schmerzen auftreten, die 
Callusbildnag sich erheblich verzfigera, bis eine anti- 
lufttische Kur eingeleitet wurde. Zerreissung grdase- 
rer GefAsse wird hier hitufiger als bei andern Brfichen 
beobachtet , und zwar meist die der Tibialis postioa 
durch das obere ‘Fragment. R. wfirde in solchem 
Falle lieber die Art. femoralis ligiren, als die direkte 
Unterbindung an der Stelie der Verletzung machen, 
aus Furcht, die Fraktur in eine complicirte unuu- 
wandeln. Als sehr seltene , jedocli Richer auch von 
ihm constatirtc Complikation erwfthnt R. das sogen. 
spontane Emphysem , ohne sich jedoch flir eine der 
Hypothesen seiner Entstehung zu entscheiden. 

Die Anwendung der Narkose behufs der Re- 
duktron wird verworfen, weil im Stadium excit&tionis 
die Dislokationen und Complikationen in Folge der 
heftigen Bewegungen der Kr. oft erheblich ver- 
schlimmert werden. Zur Retention wird in den ersten 
Tagen eine Heieter ' sche Lade , spAter der Gipsver- 
band oder der von R. angegebene Stuckverband 
applicirt. Lctzterer besteht aus einer Mischung von 
Gipsbrei mit GelatinelOsung. Von den Mitteln, welche 
zur Beseitigung der oft kusseret hartnkekigen Ver- 
sebiebung des obem Fragments nach unten vorge- 
schlagen worden sind , werden die Durchschneidang 
der Achiilessehne, so wie die Applikation des MeU- 
gaigne' schen, von Ollier modificirten Stachels im 
Allgemeinen als zu gef&hrlich verworfen. R. legt 
vielmehr auf das obere vorspringende Bruchstflck 
ein 3 querfingerbreites, sehr dickes Kissen , darflber 
eine gleich lange Schiene, und zieht die letstore 
durch zwei an der Lagerungarinne befestigte Sohnflre 
so stark nach unten , bis das obere Fragment ge- 
nfigend deprimirt ist. 

Bei Complikation mit Wedchtheilwunde wird letz- 
tere, wenn thunlich, mit Goldschlkgerhkutchen und 
dicker Collodinmschicht bestrichen. In einem vor- 
gestellten Falle war es auf diese Weise gelungen, 
die complicirte Fraktur in eine einfache zu verwan- 
deln. Der Ausgang in Pseudarthrose ist nach R. 
(im GegeDsatz zu Malgaigne) bei Brfichen im mitt- 
lem Theile des Unterschenkels seltner als bei denen 
des Oberarms und Obersobenkels, und zwar deahalb, 
weil bei letiteni wegen Vorhandenaeins nor eines 

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V. Ghirurgie, Ophthalmologic a. Otiatrik. 


Kaoehens die Bewegliehkeit grosser, das Reiten derr 
Fragment* auf einander erleiehtert , das Fraktnrfeld 
weniger ausgedehnt ist. R. hat wlhrend seiner 
Praxis nnr 2 Fftlle von Pseudarthrose dee Unter- 
schenkels beobachtet. 

Zu den bisher nach seiner Meinung zu wenig 
gewflrdigten Frakturen des obern Theils flbergehend, 
bezeichnet R. dieselben als vorwiegend dnroh indi- 
rekte Gewalt hervorgerufen — Fractures par arra- 
ohement — indem bei fixirtem Fuss der Kdrper 
wfihrend des Hinfallens eine Drehbewegung ausfllhrt. 
Direkte Gewalten haben wegen der breiten FlJlche, 
der vorwiegend spongiftsen Struktur und dadurch 
veranlassten grbssern Flexibility weniger Einfluss 
anf das obere Ende. Diese Frakturen komraen we- 
gen der Festigkeit der Bftnder h&ufiger zu Stande 
als die auf demselben Mechanismus beruhenden 
Lnxationen (im Kniegelenk) der Tibia nach aussen, 
mit welchen sie bei oberflftchlicher Betrachtung zu- 
erst leicbt verwechselt werden konnen — bei beiden 
bildet der Unterschenkel mit dem Femur einen nach 
aussen oflfenen stumpfen Winkel. In 2 von R. be- 
obachteten und genauer berichteten Fallen war die 
Fraktur dadurch erzeugt, dass die betreffenden In- 
dividnen beim Heransspringen aus dem Wagen mit 
dem Fusse im Trittbrett hangen blieben , und wah- 
rend des Hinfallens beim Versuch , den Fuss frei zu 
machen, eine heftige E>rehung des Oberschenkels 
auf dem obern Theile des Unterschenkels ausfHhrten. 
In einem 3. Falle, veranlasst durch Auffallen eines 
Bretterzaones auf eine mit Aufhangen von Wftsche 
beschtflagte Frau , gprach zwar das Vorhandensein 
von Ekohymosen und Hautschrunden scheinbar fiir 
eine direkte Ursache, doch ist es zweifelhaft, ob 
nicht auch hier der Fuss fixirt war, wahrend der 
Kflrper beim Fallen eine Rotation ausfiihrte. Die 
Deformation ist in alien Fallen stets dieselbe: das 
obere Fragment springt nach vorn (Wirkung des 
Quadriceps femoris) , das untere nach hinten vor 
(Contraktion der Unterschenkelbeuger) , letzteres ist 
ansserdem nach aussen dislocirt u. rotlrt. Die meist 
der Tibia folgende Fibula ist dicht unterhalb ihres 
Capitulum abgebrochen. Wegen der spongibsen 
Struktur und geringern Harte [?] des obern Endes 
fehlt die Crepitation oft. Eine Starke ddematdse 
Ansohwellung, herrtlhrend von einem betrachtliohen 
Bluterguss aus den sehr gefitssreichen Bruchflachen, 
ist eharakteristisch. Letzteres ist auch der Grand 
der meist sehr verzdgerten Callusbildung und Con- 
solidation. Deshalb sowohl, wie wegen der haufigen 
Betheiligung des Kniegelenks ist die Prognose zwei- 
feihaft. In den von R. beobachteten Fallen trat eret 
nach vielen Monaten Heilung ein. In Betreff der 
Bebandlung verwirft er das sofortige Anlegen eines 
festen Verbandes und wendet erst 2 oder 3 Wochen 
bis zur erfolgten Absehwellung den Scuttet’schen 
Appoint an. 

Als Frakturen im unUm Theile des Unter- 
s eh m ke ls beseichnet R. ziemllch wUlktlrHcb diejeni- 
wnWie ihren Ste in der Btrecke swiachen dem 

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Spntnggelenk und einer 4 Ctmtr. oberhalb desselben 
gedachten Linie haben. Er unteTScheidet der Ueber- 
sichtlichkeit halber 5 Typen dieser Fraktur. 

1) Tibia imd Fibula sind 3 — 4 Ctmtr. oberhalb 
des Gelenka obne Eindringen in das letztere gebro- 
chen ; Dislokation wie bei den BrUchen im mittlern 
Theil. — 2) Abbrach des Malleolus extemns am 
obern Ende mit Abreissung des innern Kndchels 
(aogen. Dupuy tren’sche Fraktur); Stellung des 
Fusses verschieden, meist nach aussen. — 3) Die 
Bruchlinie verlauft von hinten oben nach vorn unten, 
mehr oder weniger dem Gelenkc sich naherad und 
oft in dasselbe eindringend ; der Fuss ist nach hin- 
ten verschoben und behalt auch nach der Reduktion 
die Neigung zu dieser Dislokation. — 4) Umgekehr- 
ter Verlauf der Bruchlinie wie im vorigen Falle ; 
der Fuss ist nach vorn dislocirt u. verlangert , bleibt 
iiber nach einmaliger Reduktion in der normalen 
Stellung. R. hat erst einen derartigcn Fall beob- 
achtet. — 5) Das obere Fragment der Tibia ist in 
das untere eingedrungen und bat dasselbe zerechmet- 
tert und auseinander getrieben. Die Malleolen sind 
bedeutend auseinander gewichen, der untere Theil 
des Unterschenkels ist in alien Durchmessern erheb- 
lich verbreitert. Crepitation ist nicht auf die ge- 
wbhnliche Weisc durch Bewegen der beiden Frag- 
mente in entgegengesetztem Sinne, sondera nur durch 
direktenDruck auf dieselben hervorzurufen, und fehlt 
bei bestehender Einkeilung oft vollstftndig. Blut- 
ergnss und Schmerzhaftigkeit sind betrfichtlich, nicht 
selten wird hier spontanes Emphysem beobachtet. 
Ein lehrreiches Beispiel dieses Typos liefert folgende 
Beobachtung. 

Fall aus 3 Mtr. H8he direkt auf die Planta pedis. 
Enorme Geschwulst und Diastase der Malleolen, normale 
Stellung des Fusses und geringe passive Bewegliehkeil 
desselben. Grosse Schmerzhaftigkeit auf Druck, aber 
Fehlen von abnormer Beweglichkeit und Crepitation. 
Delirium tremens, Gangran des Fusses, Tod. Die Sektion 
ergab Bruch belder Knochen des Unterschenkels, das 
obere spitz auslaufende Fragment der Tibia hatte das un- 
tere penetrirt und sich tief in die spongiSse Substanz des 
Astragalus eingebohrt. 

Die Prognose bei Frakturen am untera Ende 
des Unterschenkels ist nach der IndlviduaiftSt des 
Falles sehr verschieden zu Btellen, doch nicht so 
Ubel, wie meist angenommen wird. Besonders ist 
anf Verhtitung von bleibenden Dislokationen des 
Fusses zu achten. Deshalb wendet R. zuerst den 
Dupuytren ’schen Schienenverbaad an, benotst 
aber der bessern Fixation halber Heftp flatters treifen 
anstatt der Rollbinden , erst spftter wird ein Gips- 
oder Stuckverband angelegt. Doch ist der Da- 
puy tren’sche Apparat nur bei Seitswfirtsdislofca- 
tionen des Fusses zur Retention verwendbar, hat der 
letztere (bei Verlauf der Bruchlinie von oben hinten 
nach unten vorn) die Neigung , sich nach hintea zu 
vemchieben, so verfkhrt R. folgendermaassen. 

Der Fusb wird mit einem Gipwohuh umgebea, in 
welehen zwei in der Niihe oeines vordern Endes sich ab- 
ISsende Schnuren eingelassen sind. Diese werden an 
einen fiber dem Bett angebrachten etaattschen Kautschnk- 


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V. Ohirurgie, Optthal— slogie n. Otktrilr. 


rise befestigt u. tiebea ao bastaodig den Fns» nach oben, 
wall read der L'utersehenkel dure It ein breites, mit seinen 
beiden Laden an den Seiten dee Bettes befestigtes Tnch 
auf das Unterlagekissen niedergedruckt wird. 

Hat ein Fragment die Hant durchbobrt nnd ge- 
lingt die Reduktion auch nach Vergrdsserung des 
Iiautspaltes niebt, so r&th R. zur Resektion des vor- 
stohenden Brucbendes. 1st die Heilung mit Dialo- 
kation des Fusses erfolgt, so gelingt nach 5 — 6 Wo- 
chen die G^radstellung noch durch Zerbrechen des 
Callus, ist letzterer sebon zu feat, so muss er durch - 
sdgt oder eine Resektion aosgeftihrt werden. 

leolirte Frakturen der Tibia Bind sehr seiten 
uud fast immer durch direkte Gewalt erzeugt Der 
Bruch der Fibula fehlt nur d&un, wenn der VerLetzte 
nach erlittenem Bruch der Tibia es vermeidet, rich 
anfzurichten. Der Sitz ist v&ri&bel, ineist etwas un- 
terhalb der Mitte des Unterschenkels. H&ufiger sind 
isolirte Brttche der Fibula, welche nur an beiden 
Enden untersttttzt , in ihrem Verlauf von der Tibia 
dnreh einen ziemlicb betr&chtlichen Zwiscbenranm 
getrennt und itussem Gewalten sehr exponirt ist. 
Die Brtlche in der Mitte derselben sind oft schwer 
(liagnoaticirbar , weil abnorme Bewegliclrkeit and 
Crepitation ineist fehlen. Die Frakturen im ontern 
Drittel betreffen entweder die Spitze oder die Mitte 
oder den Hals des dussem Malleolus. Die ersten 
riad immer Fractures par arrachement, die letzten 
sind prognostisch bedeutender wegen der beimangel- 
hafter Behandlung zurtickbleibenden Diastase der 
Malleoleng&bel and Schlaffheit des Fussgeleaks. 
Fflr zweifelhafte Fflile empfielt R. ala wichtiges dia- 
gnostisches Hillfsmittel folgendes Verfahren. W&h- 
rend Fuss und Unterscbenkel auf der innern Seite 
fest untersttltzt rind, legt man den eineu Daumen auf 
die Spitze, den andern auf das obere Ende des Knd- 
chels. Wird nun abwechselnd mit einer gewissen 
Kraft gedrttekt, so ftihlt man bei vorhandener Frak- 
tur eine deutliche Schaukelbewegung in dem untem 
Fragment. (Schluss im n&chsten Hefte.) 

601. Zur Behandlung der ftussern Magen- 
flateln; von Dr. Riedinger. (Cbir. Centr.-Bl. 
HI. 16. 1876.) 

602. Bin Fall von Magenflstel; von Dr. 
v. Fillenbaum. (Wien. med. Wchnschr. XXV. 
49. 1875.) 

Die Mittheilnng von R i e d i n g e r betrifft ein lCJjihr. , 
animisches, schlecht entwickeltes Madchen. Nahezu 2 J. 
nach Beginn der Krankheit, welche ale abecedlrende 
Entzundung in der Umgebung dee Nabels , coraplicirt mit 
Erbrecben und Durchfall , aufgetreten war , und 3 Mon. 
nach der Aufnahmc dor Kr. in der WQrzbnrger chir. 
KHnik warden znm 1. Male in dem reichlichen Sekrete der 
an 8te)!e des abgelosten Nabels trichterformig vertieften 
groMen Uleerationeflacbe mit IlQife des Mikroskops an* 
verdaute Muskelfasem und Cellnlose , kurz nnzweifelhalt 
ans dem Magen stamtnende Snbstanzen nacligewiesen. 
Aneh vermochte man im Centrum der Wunde mit der 
Sonde defer einzudringen ala an andern Stellen. In den 
nichsten Tagen erweiterte sicli die Fistel noch mehr und 
gewaun in Folge einer bald daranf rich entwiokehideu 
Mo— mMjgwngr&n niir Ausdebnong von 6 Ctmtr. in der 


Qaere and 3 Ctmtr. in der Bohe , ao da— sedbst dia eoo- 
siateitern Speisen aofort wieder durch die Fistel abgiagpn. 
Dnreh die nnnmehr in Anwendung gezogene Emdhnmg 
der Kr. vom Mastdarme aus (nach Leube) hoben sicli 
die Krafte wieder, wahrend die Wundflache sich mit ge- 
Hunden Granulationen fullte und im Lanfe von l 1 /, Mon. 
sich so weit gescklossen hatte, dass bei fortwah render 
horizontaler Kuckenlage leicht verdauliche Speisen durcii 
den Mundgenom men werden konnten, ohne dass sie dqrch 
die Fistel wieder abflossen. Die Leube’schen Klystire 
wurden nun ausgeeetzt. Zwei Monatc spater war die 
Oeffnung nur noch so gross wie ein Sondenknopf , aber 
schon umnarbt, u. es geiang, durch Aeizsmg des Kanoie* 
nnd seiner Umgebung mit dem Ferrum candens diese anm 
vhlligen Verschlnss zq bringen. Aus Furcbt vor Wieder- 
aufbrucb musste die Kr. noch einige Monate die horizon- 
tale Kuckenlage innehalten und durfte nur flussige Speisen 
geniessen. AJh ibr endlich gestattet wurde , aufznsitzen 
nnd herumzugeben , trug sie cine den grossten Theil des 
Unterleibes umfassende gut anliegende Binde. Die Fistel 
ist nunmehr scit 3 J. geheilt. 

Was die Entstehung der Magen fistel aubetrifFt, 
so glaubt R., dass es rich ursprttnglich um einen 
Abscess in den Bauchdecken gehandelt babe. Nach 
der Perforation , vielleicht anch sebon frilber , ging 
der entzOndliche Process auf das Peritonttum nnd 
von da auf den Magen fiber, der durch entztlndliche 
Adh&sionen in der Nabelgegend gezerrt und fixirt 
wurde ; weniger wahrecheinlich ist dem Vf. die Idee 
einer prim&ren circumscripten Peritonitis mitAbseess- 
bildung , am unwahrscheinlichsten der Ausgsng von 
einem perforirenden runden Magengeschwtlr. 

In dem von v. Fillenbaum mitgetbeilten 
Falle war dagegen die Fistel unzweifelhaft aus einem 
perforirenden Magengeschwttre hervorgegangen. Es 
wurde der Versnch gemacht, dieselbe durch eine 
piastische Operation zur Heilung zn bringen , doch 
starb der Kr. durch intercorrirende Blutungen aus 
einem zweiten Magengeschwtlr , be vor noch die ein- 
geleitete Therapie znm Abscbluss gebracht war. 

Bei einem Qsterreichischen Hauptmann, der seit 26 J. 
an Verdauungsbesch werden , Erbrechen nach gewissen 
Speisen und hartnackiger Stuhlverstopfung gelitten, an 
wiederholten Malen Blut in grossen Mengen erbroehen 
hatte, entwickelte sich zeitwellig in der Hant der Magen- 
grnbe eine harte diffuse Infiltration , die sich immer wie- 
der zuruckbildete. ScblQsslich blieb aber eine solobe viele 
Monate hindurch bestehen, erweiebte and brach auf, 
wShrend sich der Kr. im Theater befand. Sofort Aus- 
tritt von tiasen nnd FlQssigkeit in grosser Menge. 

Am andern Tage wurde bei der Aufnahme des hln- 
falHgen Pat. Im Qarnisonspitaie in der Magengrube , der 
Lines alba entsprechend, eine fast kreisrnnde, etwa8 Mmtr. 
breite Oeffnung constatirt , aus der sich Hpeisereste , Gas 
und eine dunne grunlich gelbe, stark sauerlich rlechende 
Flussigkeit in grosser Menge entleerte. Dieselbe enthielt 
in reichlicher Menge Chloride n. Ei weiss, aber keineLab- 
zeilen. Mit der Sonde gelangte man direkt dnreh die 

1 Ctmtr. dicke Baach wand in die Magenhdhle. Der Kr. 
hatte kein Erbrechen , dagegen lebhaftes llongergeftthl ; 
doch kamen die genossenen Speisen znm grossten Thelle 
sofort zur Fistel wieder herans. Dnreh einen walzen- 
fbrmigen Linttampon geiang es zwar, die Fistel zQ 
schliessen und den Pat. 12 — 14 Std. lang troeken zu er- 
halten, doch vergrQsserte sich dabei die Fistel zusehends. 

Die nnnmehr beschlossene plastische Verscbiietsung 
wurde auf Billroth’s Hath in folgender Weise unter- 
uommen. Es wurde die Haut iin Umkreise von etwa 

2 ^u. -Ctmtr. wund gemacht und nach reohts von der an- 


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V. Chirurgie, Ophtfcalmologie n. Otiatrik. 


gefrisehten Stelle dnreh awel parallel© am 3 Ctmtr. von 
divider abstehende Schnitte els 6—7 Ctmtr. hoher 
Lappen umgrenzt, der yon der Rectusecheide abpraparirt, 
nach oben usd unten aber mit der Bauchhant in Verbin- 
dung gelaesen, von der Unterlage dagegen durch eine 
tmtergeschobene Stanniolplatte isolirt wnrde, wahrend man 
die Fistel dnreh einen Yerband m&glichst verschloss. 
Sobald Granulationsbildung eingetreten , sollte die etn« 
Brfieke langsam abgeschnurt .(elaetieche Ligatur) und anf 
die Fistel uberpflaazt werden. Aber am 6. T. nach der 
Operation wnrde hell rc thee Bint dnreh Wurgen heraus- 
befbrdert und ans der Fistel quollen beim Wechsel des 
Verbandes altere und frischere Blutgerinnsel hervor. 
Direkte Applikation von Eis , spater einer Tannin- und 
uchwachen Ferrumlosung dnreh die Fistel hatte nicht 
den mindesten Einfluss auf die noch 3 T. hindnroh an- 
danernde Blntnng, and der Kr. starb an Anamie. 

Sektion. Die vordere Magenwand war in ihrem 
ganzen Umfange durch straffes kurzfaseriges Bindegewebe 
mit der Bauchwand verwachsen. Die Oeffnung in der 
vordern Magenwand wurde durch eine feste, harte, weiss- 
graue Narbe gebildet. Am Pylorus , entsprechend der 
hintern Magenwand, sowie an der kleincn Curvatur je 
eine fast kreisrunde 1 — 1 */j Ctmtr. breite, strahlige, g latte 
Narbe , femer an der hintern Magenwand 7 Ctmtr. nach 
links vom Pylorus ein rundes scharfrandiges , anf dem 
glatten Grande mit locker anhaftenden Blntgerinnaeln be- 
deckles Geschwur jungern Ursprungs — die Qnelle der 
todtlichen Blutung. (Block.) 

603. Zur Casuistik and Behandlung der 
Fremdkorper. 

I. Prof. J. Hoppe empfiehlt (Memorab. XX. 5. 
1875) „die Kupfersalbe bei fremden Kdrpem unter 
der Haut'. 

Die Kupfersalbe hebt dnreh ihre die Geftsse 
contrahirende Wirkung die Hyper&mie and bef&rdert 
den Fortfluss and Rilckflass des Blutes; hierdarch 
wird die Schwellnng an der kranken Stelle vermin- 
dert und so dem fremden Kdrper der Rtlckweg er- 
leichtert. H. will mehrmals beobachtet haben, dass 
Pat. an der Hand die verletzte Stelle auf Grand 
eines undeutlichen Schmerzes nur im Allgemeinen 
angeben konnten , w&hrend sie nach Anwendnng der 
Kupfersalbe oft schon nach 2 Tagen den fremden 
Kfirper deutlich zu ftlhlen vermochten. Sind Glas- 
attteke in die IIohlhandflAche eingedrnngen imd ist 
die Hant schwielig , so runzelt sich nach Applikation 
der Kupfersalbe die Haut imd man kann den Fremd- 
kdrper immer dentlicher ftlhlen. Durch die Wir- 
knng des Kupfers auf die Haut verliert dieae an 
Empfindlichkeit und wird blaster. Die Applikations- 
stelle der Kupfersalbe 1st mit Wachstaffet zu be- 
decken. 

II. Luftwege. 

Zu den Fremdkfirpern in den Luftwegen gehdren 
auch Speisen, die in den Kehlkopf gelangen imd 
Snfiok&tion , selbst mit tiidtlicliem Ausgange, be- 
dingen kdnnen. Einen solchen Fall mit gtlnstigem 
Verlaufe in Folge der Tracheotomie berichtet E d m. 
Banks Whitcombe (Journ. of mental Science 
XXII. p. 95. April 1876). 

Derselbe betrifft einen sehr gierigen epileptischen 
Geisteskranken , der andern Kr. h&uflg Speisen wegnahm 
and rasch in den Mund stopfte, so dass ihm schon wieder- 
bolentbch die Scblundaaage eingefuhrt werden musste. 


Bines Tages hatte er angeblioh eine Brodkrnste hnotig 
henmtergeschlnckt , del urn and lag anscheinend todt da ; 
das Gesicht war leichenhaft , der Unterkiefer bing herab ; 
der Puls war nicht mehr wahrnehmbar; es zeigte sick 
koine Empflndung mehr, keine Respirationsbewegung. 
W., der keine andern Instrumente zur Hand hatte, machte 
mit einem gew5hnlichen Federmesser eine Incision in die 
Trachea, die gross genug war, urn den kleinen Finger 
einffthren zu kdnnen , und mit der linken Hand entferate 
cr zwei Stucke Fleisch , die fest im Larynx sassen. Es 
wurde die kunatliche Respiration eingeleitet und bald 
zeigte sich eine schwache Athembeweguug ; schlusalich 
gelang es, den Pat. in’s Leben znruckzurafen. 

Derartige Falle sind bei der Fressgier einzehier 
Geisteskranker und bei der Mdglichkeit, dass Epilep- 
tische ihre Convulsionen wahrend der Mahlzeit be- 
kommen , nicht ganz ungewdhnlich. Man darf sieh 
durch den anscheinend bereits eingetretenen Tod 
nicht abschrecken laasen, den eingedrungenen Fremd- 
korper mittels der Finger oder der Schlundzange 
oder durch die Tracheotomie zu entfernen. Der 1 eta- 
tern giebt W. als der sicherern und wirkaaraern 
Methode entschieden den Vorzng. Speisentheile 
werden, wenn sie w&hrend einer Respiration in den 
Larynx dringen , dnreh spaatische Contraktionen 
festgehalten , so dass die von der Lunge aua an- 
geregten expnlsiven Anstrengungen wirkungslos blei- 
ben; dieser Spasmus, der der Extraktion dnreh 
Finger und Instrumente hinderlich ist, wird dnreh 
die Tracheotomie aufgehoben. Flttssigkeiten werden 
schwerer Snffokation hervorrafen; wenigstens wird 
sie nicht so rasch eintreten, als nach dem Eindringen 
fester Speisen in den Kehlkopf. Ftlr solche F&Ue 
empfiehlt W. die Tracheotomie und das Aussangen 
der Flilssigkeit mit einer Spritxe. 

Thomas Annandale (Med. Times and Gaz. 
Febr. 27. 1875) beschreibt 2 Falle von „Fremd- 
kOrpern in den Luftwegen", die wegen des zur 
Entfemung derselben eingesehlagenen Verf&hrena 
Beachtung verdienen. 

I. Ein 11 Mon. sites Kind hatte ein StBck von der 
Hauptgratc eines Hirings verschlnckt und gleiob daranf 
einen heftigen Hnstenanfali bekommen. Mit dem Finger 
vermochte H. uoch die Grate hinten zu fuhlen , merkte 
aber, dass sie nur aus der Glottis hervorsah und imlnnern 
des KchlkopfB festsass ; es war unmbglieh , sie zu ent- 
fernen , da die Seitenfortsatze derselben nach oben ge- 
richtet waren. A. machte sofort die Tracheotomie dicht 
unter dem Larynx , ging mit einer gebogenen Kornzang© 
cin und faeste nun den Fremdkorper. Doch gelang 's 
erst , denselben frei zu machen und schlusslich an extra- 
hiren , als A. den Zeigeflnger der Linken Hand durch den 
Mund des Kindes einfuhrte und einen geringen Druek von 
oben her anf den Fremdkorper ansubte. Obschon nacli 
Entfernnng des Kbrpers alle ublen Symptome verschwun- 
den waren , starb das Kind am nichsten Tage unter den 
Zeichen von Erschopfung. Die Sektion wnrde nicht ge- 
macht. 

A. betont im vorliegenden Falle besonders das 
Eingehen in den Mund, wodurch es erst ermOglicht 
wurde, den Fremdkorper aus der Trachealwunde zu 
entfernen. 

U. Ein 7jahr. Midchen hatte 6T. vor ihrer Aufnahme 
eine Glasperle verschluckt ; es bekam unmittelbar nach- 
her einen sehr heftigen Hnstenanfali. Seitdem war daa 
Atbmen awar normal, jedocb trsten zeitwellig heftige 


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V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 

Hostenstfase and Dyspnbe suf. - Das Kind raachte ganc von der Gabel los , die nan sofort nach binten in den 


genaae Angaben fiber die Gegenwart des FremdkOrpers 
and eraihlte , dass es den KSrper sich anf and ab bis znr 
Trachea and sum Larynx bewegen fuhle. In der recbtea 
Lunge war ein Kespirationsgeraascb nicht wahrnehmbar, 
so dass man aufdas Vorhandensein desKorpers iuireehten 
Bronchus schliessen mnsste. Es wurde dieTracheotojnie 
gemacht , doeh gelang es nieht , den Korper aufzuflnden, 
selhet duroh Saccussion des ganxen Korpers war dless 
nieht moglich. A. liess die Pat. tief inspiriren und ver- 
schloss die Trachea unterhalb der Operationswunde da- 
durch , dass er einen flachen Scaipellstiel in die Wnnde 
einffihrte und Ihn dann so drehte , dass er qner gegen den 
Kaaal der Trachea lag , so dass keine Luft in die Lungen 
eindringen konnte. Nach wenigen Sekunden ateilte sich 
eine gewaltsame Exspiration ein , bei welcher der Freind- 
kfirper emporgescblendert wurde , so dass er gegen den 
Scaipellstiel anfschlug ; docb gelang es erst bei Wie- 
der ho lung dieses Verfahrens, deaselben, welcher die 
GrOsse einer starken Erbse hatte , zu fasaen und zu ent- 
fernen. 

A. macht auf das, in diesem letzten Falle gefibts 
Verfiahren , dnreh eiae kfinstHcb hervorgerufene gewalt- 
sane Exspiration den FremdkOrper frei an machen , be- 
eonders anfmerksam. 

HI. Priiaararzt Dr. Carl Bleiweie in Laibach 
verfiffentlicht (Memorabil. XXI. 1. p. 5. 1876) einen 
Fall , in welchem eine Mesaerklinge mehxere Jahre 
hindurch, ohne able Ersdieinungen zu veranlassen, 
in der linken P leurahdhl e verweilte. 

Ein SOjahr. Strafgefangeuer wurde mit den Zetohen 
vo* Phthisis aafgenommen : paralytischer Thorax, leichtc 
Dampfung der beiderseitigen obern Kegionen ; in beiden 
Lungenspitzen unbestimintes Athmen , Rasselgerfiusche ; 
Broncbiaiblutangen, spdter (Odder, massenbafter Answnrf. 
Bei der Bektion zeigte si eh Taberkolose mit Cavernen- 
bildung. In dem Augenblicke, wo der Becirdiener die 
Adhlsionen der linken Lunge losen wollte , fuhr er mit 
dem Schrei , dass er sich geschnitton habe , zuruck. Es 
zeigte sich, dass eine 3“ laage, >/>" breite Messerklinge 
am Euoken ewischen 3. n. 4. Eippe ant innem Rande des 
linken Schulterblattes ateckte. DieKichtung des zwischen 
den Rippen fest eingekcilten Messers war schrag, mit der 
Spitze nach ab warts gekehrt, die Schneide des Messers 
war gegea die Brusthohle und Lnnge, der Rficken des 
Messers der Rippenwand zugewendet. Der FremdkOrper 
war durch das lederartig verdichtete Brustfell and die 
ganz verdichtete Lunge wie eingekapselt. Die Eintritts- 
stelle zeigte sich 1“ hoher dnreh eine kleine nicht ad ha- 
rente Narbe. 

Das Messer muss mindeetens 4 J. lm Thorax gesteckt 
haben , da das Individuum so l&nge in der Strafanstalt 
war, an der B. funktionirt, und bier nie eine Verwundung 
bekam. Nach Mittheilungen von Bekannten des Verstor- 
beuen soltte derselbe 7 J. znvor einen Stich in den Kficken 
bekwumen haben. 

Der Fall ist inaofern von groasem gerichtakrzt- 
liohem Intereage , ala sick die Frage aufdrjtngt, ob 
eine aolohe Wnnde lethal an nennan ist oder nicht. 

IV. Magen. 

L. L abb<5 theilte der Acad, des sciences einen 
Fall mit, in dem er die Gastrotomie wegen einer itn 
Magen steckenden Gabel gemacht hat (Gaz. hebd. 
2. Sdr. XIU. [XXHI.] 18. p. 273. 1876). 

Eiul8jahr. Mensch steckte qine Gabel in den Scblund, 
bo dass er die ZShne derselben mit seinen Zahnen fest- 
hielt. NaoMem er dieses Kunststuek m eh ratals aaagef&hrt 
igttte, lies* er bei einer heftigen Rewegung, die er in 
Fpjge eines Bcberzes seiner Rameraden maolfte, dieZahne 
Med. Jahrbb. Bd. 17*. Eft. 2. 


Pharynx glitt. Seine Frennde , sowie ein hinzugerufener 
Arzt konnten den noch dentlich im Pharynx fhhlbaren 
KSrper nicht fasaen , der nanmehr defer hinab in den 
Oesophagus glitt. Sogleich traten heftige asphyktizohe 
Anfalle auf, die sofort aufhorteu, nachdem die Gabel die 
Stelle des Larynx u. derTrachea paaairt hatte; wgraufela 
verhaltnissraassig behaglicher Zustand eintrat. Die Gabel 
koante L. mittels eines von Colin verfertigten Instru- 
mentes im Magen fuhlen. Nach 14 T. stellten sich ausaer- 
ordentlich heftige Magensciunerzen mit Ohnmachtanfalleii 
ein , die 24 Std. andanerten , und es wechselten von jetzt 
an derartige Anfalle mit vollkommener Ruhe. AIs spfiter 
die Anfalle sich verstarkten und derGeaammtaustand sich 
wesentlich verschlimmert hatte, suchte Pat. nach 14 Mo*, 
abermals Uulfe bei Lab be. Der Pat. vermochte jetzt 
mittels gewisser Bewegungen die Zahne der Gabel gegen 
eine bestimmte Stelle im Epigastrium zu driingen, so dass 
man sie , wenn der Magen mit Speisebrei angeffillt war, 
deutlich durch die Bauchwandungen fuhlen konnte. Es 
wnrde zunachst der Versucl) gemacht, durch Wiener Aets- 
paste eine adhasive Entzundung zwischen den Banch- 
wandungen und dein Magen , also in der analogen Weise 
von aossen nach innen , hervorzurufen , wie sie zuweilen 
durch FremdkOrper von innen nach a us sen au Wege ge- 
lt racht wird. Es bildeten sich abesr keine Adhasionep und 
deshalh wnrde zur Operation geschritteu. 

L. machte eine Incision 1 Ctmtr. nach innen von den 
falschen Rippen der linken Seite nnd mit ihnen parallel 
eine 4 Ctmtr. lange, deren unteres Ende in eine quer von 
der 9. Rippe dor eiueu zu der der andern Seite laufende 
Linie del. Die Incision wurde schichtweise gemacht , bis 
man auf das parietale Blatt des Peritonaum kam. welches 
mit dem Visceralblatte nicht zusammenhing. Mit Hfilfe 
einer Pincette wurde die vordsre Magenwand gefasst und 
nach aussen durch die Wunde hindurch geeogeu, dann 
eine Fadenschiinge hindnrchgefuhrt und stark nach vom 
gezogen , so dass die Wandungen des Magens geuao die 
Kinder der Bauch wnnde deckten. Sodann wurden mittels 
stark gekrummter, von innen nach aussen dnreh die 
Magen- und Rauehwand hindurah gefuhrter Ntdeln beide 
Peritonaalblatter in der Ausdehuuug von 1 Ctmtr. in dem 
ganzen Umfange der Wunde aneinander befestigt, wozu 
8 Suturen nothig waren. Nnn erst wurde die Magenwand 
eingeschnitten und mit dem Finger konnte man den 
FremdkOrper fuhlen , der mit dem Stiel nach rechts lag ; 
seine Extraktion machte einige Schwierigkeiten. Nach 
18 Std. traten peritanitische Reizungen auf ; achon am 
&. Tage konnte jedoch Pat. feste Nahrung [I] vertragen. 
Die Fades waren , ais L. seine Krankengeschiehte pnhli- 
oirte, bis auf 2 abge fallen; die Wunde hatte sich aekr 
verkhainert und die Magenfistel war sehr eng, so dass 
kaiun noch der kleine Finger eindringen konnte. 

Was nun zunilchst die Operationsinethode selbst 
anbelangt, so iat der Magen dem ohirurgisohen Mes- 
ser nur mit einem Theile seiner vordern Wand zu- 
gfingig , in einem dreieckigen Raume , dessen Basis 
nach unten liegt und dessen Seiten von dem linken 
Leberlappen und von dem Rande der linksoitigen 
falschen happen gebildet wexden; die Basis entapricht 
der grossen Magencurvatur. Gebt man zu tief, so 
stfiast man auf das Colon transversum und L. bat 
gefunden, dass die grosse Magencui'vator an der 
Leiche pie fiber eine beide 9. Rippen verbindfnde 
Querlinie hingus aufateigt. und diess muss um so 
mehr am Lebenden der Fall sein , ais die gTOgste 
Expiration bier dem Exspirationsstande an der 
Lejebe noch nkibt entepriobt. Um die % die Incision 
wichtigen Funkte g*nau fegtstellen za k (innen, muas 

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170 


V. Chirnrgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


man beachten , dass der Knorpel der 9. Rippe tm- 
mittelbar fiber der 1. Depression liegt, auf die man 
trifft, wenn man mit dem Finger von nnten nach 
oben den Rand der falschen Rippen verfolgt ; nach 
unten wird diese Depression von dem sehr beweg- 
lichen Knorpel der 10. Rippe begrenzt, der mit dem 
der 9. durch ein 6 bis 7 Mmtr. hohes Ligament ver- 
bunden ist. Hiernacli ist die oben in der Krauken- 
geschichte angegebene Incisionslinie fttr die Gastro- 
tomie die geeignetste ; sie darf die GrSsse von 
4 Ctmtr. nicht ttbersteigen , da alsdann die Fasem 
des M. rectus abd. nicht getroffen werden ; wenn 
man in dieserWeise operirt, triflt man aufdenMagen 
zwischen Portio cardiaca und pylorica. 

Den glttcklichen Verlauf seiner Operation schreibt 
L. der oben angegebenen Operationsmethode , ferner 
der Vorsicht , die er gebrauchte , die Magenwand an 
die Bauch wand ungen anzuheften [was ttbrigens schon 
fiilbere Operateure gethan haben , z. B. F e n g e r], 
zu , und endlich dem Umstande , dass er beim Ein- 
treten der ersten peritonitischen Reizungserscheinun- 
gen das Abdomen mit einer dicken Schiclit Collodium 
bedeckte, wodurch die Bauchwandungen immobilisirt 
und ein Druck auf den Verdauungsappar&t ansgettbt 
wnrde , so dass anstatt des Zwerchfellathmens das 
Rippenathmen mehr hervortrat. 

L. will ttbrigens die Gastrotomie keineswegs auf 
die Fremdkdrper allein beschrftnkt wissen , sondern 
sie soil auch bei unheilbaren Verengemngen des 
Oesophagus und der Cardia Anwendnng finden, um 
hier durch direkte Einftlhrung der Nahrungsmittel 
das Leben zu verl&ngern. 

Dr. Henocqne bespricht (ibid. p. 273) die 
vorstehende Operationsgeschichte und knflpft hieran 
einige historische Bemerkungen. 

Die Gastrotomie wegen Fremdk8rper 1st schon frfiher 
wiederholt gemacht worden und H. kennt 8 F&lle, die 
von Erfolg gewesen sind; in 3 Fallen , fiber dieHevin 
(1743) berichtete , handelte es sich um Messer, die 9 bis 
10" lang waren nnd von Hubner, Mathis entfernt 
warden. S6dillot berichtet einen Fall vonBerthe- 
rand(1823), der einen Thee) fiffel , nnd einen Fall von 
Cayroche (1819), der eine Gabel entfernte, welehe 
229 Tage im Magen gewesen war ; endlich ffihrt 86- 
dillot noch einen ihm mitgetheilten Fall von Entfemnng 
einer Gabel bei einem Arzte an. Bell de Walpello 
entfernte dnrch die Gastrotomie ein Stfick Blei (Gaz. hebd. 
1866. p. 662) von 10" Lange nnd 1 Pfd. schwer ; es er- 
folgte Heilong; W. Bell entfernte durch die Gastrotomie 
ein Stfick Blei von 30 Ctmtr. Lange nnd 270 Gram. 
Gewicht; es erfolgte nach 14 Tagen Heilung (Gaz. hebd. 
1860. p. 641). 

Nicht alle diese F&lle sind mit dem Labb6 
schen zu vergleichen. In den F&llen von Berthe^ 
rand und Cayroche waren Abscesse nnd Adhfi- 
renzen vorhanden , die sich von inn°n nach aussen 
gebildet hatten ; m den Fallen von H 6 vin nOthigten 
sehr heftige Schmerzen zurVomahme der Operation; 
in den beiden letzten F&llen dagegen musste ohne 
vorhergehende Adh&renzen operirt werden. S6dll- 
1 ot hatte als bestimmende Punkte den Proc. xyphoid., 
die falschen P.'Vpen und den Nabel gew&hlt; er 
aching eine 6 Chur. lange Incision l&ngs desRandes 

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der linken falschen Rippen , zwei Querfinger davon 
entfernt, unter- und ausserhalb des Schwertfortsatxes 
vor. Wegen Verengerung des Oesophagus wnrde 
die Operation [in verechiedener Weise ausgeftlhrt. 
S 6 d i 1 1 o t incidirte in seinen 2 F&llen den M. rectus 
abd. ; F e n g e r machte den Schnitt vom Schwert- 
fortsatze bis zum kussern Rande des M. rectos , wo- 
bei die Art. epigastrica sup. durchschnitten wnrde 
und die Magenttfinung sich 8 Ctmtr. von der Kardia 
befand. Sydney Jones, der in analoger Weise 
wie S 6 d i 1 1 ot operirte, drang in den Magen 3 Ctmtr. 
vom Pylorus entfernt ein; Jacobi machte 2*/»" 
nach unten und aussen vom Schwertforts&tze eine 
Incision und Offnete den Magen in seinem mittlern 
Tbeile; Maury trennte die Muskeln durch einen 
4" langen , in gekrllmmter Linie gehenden Schnitt, 
welcher sich vom Schwertfortsatze zum 7. Inter- 
costal raume erstreckte , und erreichte die Reg. pyio- 
rica des Magens. Durham machte eine 3" lange, 
sich von denKnorpeln der 8. und 9. Rippe nach dem 
Schwerdtfortsatze hin erstreckende Incision, wobei 
der &nssereRand des M. rectus abd. blosgelegt wnrde. 
— Es ist hieraus ersichtlich , wie verschiedenartig 
die Schnittfllhrung und der Sitz der Incision in den 
Magen gewesen ist ; ans diesem Grande hat L a b b 6 
an der Leiche die fttr die Schnittfllhrung nothwendi- 
gen Bestimmungspunkte aufgesncht. Bei seiner Me- 
thode wird der M. rectus nicht incidirt und der Magen 
kann an der Vereinigungsstelle der Portio cardiaca 
und pylorica erttflnet werden, ein Verfahren, das 
H6nocqueftLr einen offenbaren Fortschritt halt. 

Auch L a b b 6 glaubt , dass die Gastrotomie zur 
Erhaltung des Lebens durch Scliaffung einer Fistel 
zu benutzen sei „Gastrostomie“. Diese letztere Ope- 
ration ist im Ganzen 22mal in Frankreich, Amerika, 
D&nemark, Deutschland, England fast in alien F&llen 
wegen Carcinom des Oesophagus (3mal wegen trail - 
matischer Contrakturen oder zweifelhaften Ursprnn- 
ges) gemacht worden , stets folgte aber der Tod in 
einem Zeitraume , der zwischen einigen Stunden und 
einigen Tagen schwankte. 

DieseResultate zeigen, dass es ein betr&chtlicher 
Unterschied ist, ob die Operation an einem geschw&ch- 
ten Krebskranken , der bis au die Susserste Grenze 
der Kacbexie gelangt ist , ansgeftthrt wird , oder um 
einen Fremdkttrper bei einem bis dahin gesunden 
Menschen auszuzieben. In Bezug auf die Operation 
der Gastrostomie ist es ttbrigens von Wichtigkeit, 
dass bei vielen der Operirten Peritonitis nicht eintrat, 
dass einzelne Operirte noch mebrere Tage nach der 
Operation, in einem Falle sogar 12 Tage, lebten, so 
dass man die Prognose bei der Gastrostomie , wenn 
sie nicht allzu sp&t ausgeftlhrt wird, nicht fttr absolut 
ungttnstig halten kann. 

Prof. Dr. G. Adelmann (Prager Vjhrschr. 
CXXXI. [XXXIH. 3.] p. 71. 1876) hat in der 
Literatur nach F&llen Nachforschnng gehalten, in 
denen Gabeln verschluckt warden, und bis jetzt 17 
gefnnden. Es sind , nach den Jahren , in denen tie 
sich ereigneten, geordnet, die folgenden. 

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171 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


1) 1714. Le Gendre im Journ. des Savants 1716. 
H e v I n : Sur les corps strangers (Mdm. de l’Aead. de 
CMr. Vol. I. p. 384. Paris 1819). Die silberne Gabel, 
die mit dem Griffe voran verschluokt worden war , ging 
nacfa l'/« J. dnroh den Darm ab. 

2) 1800. Dr. Mey zu Erfurt (Joum. f. Chir., Go- 
burtsli. u. gerichtl. Arzneikunde von J. Ch. Loder. III. 
S. 137. Taf. II. Pig. 6. Jena 1802). Die eiserne Gabel, 
an der der Stiei fehlte, wnrde etwa */» J- nach ihrer Ein- 
ftUmmg , mit den Zinken voran , im Maatdarme entdeckt 
und ausgezogen. 

3) 1815. Bamon (Annales med.-psychol. II. p. 481, 
referirt von Baillarger, LUnion 43. 1874). Bei der 
Sektion eines Melancholikers , der wiederholt Selbstmord 
venucht und schluselich auch ausgeftihrt hatte und wih- 
rend des Lebens fiber Schmerzen in der Kegio epigastrica 
geklagt hatte, fand man im Magen eine zinneme Gabel, 
die allem Vermnthen nach vor 6— 6 Jahren verschluckt 
worden war. 

4) 1820. Cayroohe in Meades (Nouveau Journ. 
de mdd. Tome IV. Rutts Magaz. f. d. gesammte Heilk. 
VIII. p. 124. 1820). Die eilberne Gabel wurde mittels 
Operation aus dem Magen entfernt. 

5) 1822. Sonderland in Barmen (Neue Jahr- 
bficher d. Med. u. Chir., h'eransgeg. von Dr. Chr. Fr. 
Harlem. Bd. VII. Stuck 3. 8. 155. Elberfeld 1823). Ver- 
sehlneken von 2 elsemen Essgabeln und 1 Taachenmeeser 
wahrend des Delirium bei Typhus. Nach etwa 4 Mon. 
wurde das Taschenmesser ausgebrochen, die Gabeln wur- 
den nach beinahe 1 J., mit den stumpfen Enden voran, 
aus einem Abscesse entfernt, der sich in der rechten 
Hfiftgegend gebildet hatte. 

6) 1822. Raynaud (Frorieps Notiaen Nr. 36. 
S. 224. 1822). Entfernung der Gabel nach 31 T. mittels 
Gastrotomie. 

7) Bonchet {Hyrttt topograph. Anat. Wien 1867. 
8. 336). Entfernung elner eilbernen Gabel mittels Gastro- 
tomie. 

8) Fideli in Hiva am Gardasee (Mod. -chir. Ztg., 
fortgesetzt von Dr. J. N. Ehrhart v. Ehrhartstein. Inns- 
bruck 1836. Bd. m. S. 142). Extraktion einer eisemen 
Gabel ohne Griff aus einem Abscess im rechten Hypo- 
obondrium. 

9) 1848. Ort (Dias. med. -chirurg. con tin. casum 
gastrotomiae. Lugduni Batavorum 1853). Gastrotomie, 
3 T. nach Verschlucken der eilbernen Gabel ; Tod nach 
2 Tagen. 

10) 1848. LeTellier (Jonrn. des Connalssances 
mM. -chirurg. 1856. Cannstatt’s Jahresber, Bd. IV. 8. £0. 
1854). Extraktion der eisernen Gabel aus einem Abscess 
in der Gegend des linken Trochanter, nach •/* J- ; Tod 
8 T. spater an erechSpfender Eiterung. 

11) 1849. Chemln (Gaz. des H6p. 1849. p. 266). 
Die verzinnte eiserne Gabel konnte 5 Mon. lang in ver- 
schiedenen Lagen deutlich geffihltwerden, ale verschwand 
riimii und acheint dann fiber 20 Mon. nach der Einffih- 
rung mit den Faces in Stficken entleert worden zu sein. 

18) Orth (a. a. 0. p. 22) erw&hnt elnen Fall, in 
dem der Ausgang unbekannt blieb. 

18) 1864. van Andel (Jahrbb. CXXXV. p. 74). 

14) 1870. H obi beck (vgl. Jahrbb. CLIU. p. 199). 

16) 1872. Zweifelhafter Fall ana Italian (Nottzen 
aus der TageBliterator). 

16) 1874. Labb6s Fall. 

17) 1874. Mittheilnng von Ranee (Gaz. des H6p. 
1874. p. 838) fiber einen von einem Ante in Lyon 
ihm mitgetheilten Fall; nach einigen Tagen Extraktion 
der Gabel ans einem Abscesse am 8 Romanum. 

In den angeftihrten Fallen wurden die Gabeln 
am hAufigsten aus Unvorsichtigkeit (in 5 Fallen) oder 
m nnzurechnungafAhigen Zuatande (8 FAlle) ver- 
schluckt , behnfa Selbstmordvereuchs in 2 Fallen. 


Die Symptoms behandelt A. sehr ausftlhrlicb 
und eingehend. Einmal wurde die Anweaenheit der 
Gabel durch den metalliscben Klang bei Bertlhrung 
mit der Sonde festgestellt. Bei der Palpation konnte 
man den fremden Kdrpcr wiederholt mchr oder 
weniger deutlich ftlhlen, und zwar an verschiedenen 
8tellen auf seinem Wege. Das lfingste Verweilen 
des fremden Kdrpers im Magen betrug 5 — 6 J. ; in 
6 Fallen wurde durch Abscessbildung von der Natur 
die Ausstoasong des fremden Kdrpers angeetrebt, in 
3 Fallen ging er auf natflrlichem Wege ab, in 
einem davon gingen die Zinken der Gabel voran. 
Nach Ausstossung des fremden Kdrpers durch Abscess- 
bildung erfolgte in 4 Fallen Heilung. 

Von den 5 Fallen, in denen die Gastrotomie aus- 
gefilhrt wurde , erfolgte nur in einem der Tod , doch 
verdient nach A. wohl trotzdem die exspektative 
Methode der Behandlung den yorzug. 

V. Gelenkhdrper. 

Gartner theilt in seinem Bericht fiber das 
Katharinen -Hospital zu Stuttgart 2 Falle von Gelenk- 
mausen im Kniegelenlce mit, in deren einem Ver- 
eiterung des Kniegelenks eintrat, welche die Resek- 
tion desselben erheischte (Wttrtt.Corr.-Bl. XLV. 28. 
1875). 

I. Ein 19Jahr. Menech lltt in Folge eines Falles an 
einem Gelenkkdrper im rechten Kniegeienke ; es wurde 
die Incision und Extraktion mit Verechiebung der Haul 
unter Carbolsaurespray gemacht ; derKorper war4Ctmtr. 
lang, 1 Ctmtr. breit und 3 Mmtr. dick, bestand aus Knor- 
pelmasse, war, wie die spiitere Untersuobung ergab, vom 
Condylus int. fem. abgesprengt und in seiner ganzen 
Lange durch ziemlich kurze- Adhasionen mit der Gelenk- 
kapsel verwachsen. Nahte, Drahtbose, Eis. Es trst eine 
Entz undung des Kniegelenks ein ; am 3. Tage floes aus 
der wiedereroffneten Wunde viel serfiser Eiter aus ; die 
Eiterentleerung wurde starker und am 11. Tage nach der 
Operation ffihrte G. die Resektlon des Kniegelenks mit 
Lappenblldung nach M e t z 1 e r ans. Schon am 4. Tage 
nach der Resektion war der Hautlappen grosstentheils an- 
gewaobsen. In der 12. Woohe war feste knocheme Ver- 
einigung eingetreten , doch traten Fieberanfalle, Inconti- 
nentia alvi et vesicae auf, so dass Pat. erst nach 8 Mon. 
entlassen werden konnte. 

II. Ein 22jabr. Menech hatte seit 8 J. in Folge eines 
Sturzes eine Scbwache im Kniegelenk gefuhlt ; vor 4 J. 
war der Gelenkkorper erkannt worden , man hatte einen 
Gipsverband angelegt und Pat. konnte denKrieg von 1870 
mitmachen. Spater traten wieder heftige Beechwerden 
ein and die Untersnchung ergab einen bobnengroseen Ge- 
lenkkSrper. Er wurde im Kapselsacke mSglichst nach 
aussen fixirt und nach v. Nuesbanm’s Methode mittels 
zweier Insektennadeln an seinem obern und nntern Ende 
dnrch die Hant hindnrch angestochen und fixirt. Beide 
Nadeln warden durch Heftpflasterstrelfen mit untergeleg- 
ter Watte und einen Gipsverband fixirt. In Folge ein- 
tretender starker Schmerzen wurden die Nadeln nach 
36 Std. entfernt und abermals ein Gipsverband angelegt. 
Nach 14 Tagen erschien der KSrper kleiner und war 
weniger verschiebbar , der Kr. konnte gut and ohne 
Schmerzen gehen. Die Heilung war von Bestand. 

Zahlreiche Gelenkkdrper im Metacarpo-fha- 
langeal-Gelenke des Mittelfingers fand Eugen 
Boeckel zu Strassburg (Gaz. des Hop. 20. 1876) 
bei einem 54 J. alten krfiftigen Mann, der mit Aua- 
nahme eines Choleraanfalles und leichter rheumati- 
scher Affektioncn stets gesund gewesen war. 


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172 


V. Chlrnrgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


Pat. hatte sicb 6 Mon. rorher heftlg am Handrflcken 
geatosseu, woranf AnsehweUnng etagetreten war, die aller 
Behandlung Wkieretand leistete. Sie nahm das Kdpfohen 
dee 3. Metacarpalknochens und die entepreehende Pha- 
lango-Metacarpal-Artikulation ein , hatte 4*/* Ctmtr. im 
Durehmweer, die Hant war unverandert, die Beweguagen 
dee sfttteUhigera verorsachten aber riel Schraerren. Die 
arete Phalanx deaselben , und beeonders daa Kopfchen 
waren geechwollen. Die Geechwulet war prall, elaetisch 
und bei Bewegungen zeigte eicli eine leichte Crepitation. 
B. Bffnete unter Llster’seher Methode durch eine 7 
Ctmtr. lange Incision die GeachwnlBt , langa dee iuesern 
Bandee der Exteneoreneehne des Medius, wobei 7 kleine 
KSrper von blaulichweisser Farbe entfemt wnrden, die in 
den Falten der Synovialie sassen j diese selbet war ver- 
dlekt tmd zeigte VerlangeTungen , die knorplige Kdrper- 
chen enthielten ; sie wurden mlt einer gekriimmten 
Soheere abgetragen. Dae KSpfchen des Metacarpal- 
knoehens war durch den Druck der Gelenkkorper etwas 
defonnirt , eonet aber unverandert und wurde intakt ge- 
lasscn. Die GeienkkSrperehen eeigten eich bei genanerer 
Unterauchung ale ans hyalinem Knorpei bestehend ; der 
grfiaete von ihnen zeigte 15 Mmtr. Lange auf 10 Mmtr. 
Breite und 2 Mmtr. Dicke ; die kleinsten hatten nur die 
Grbese von GetreidekSrnern ; nnter den noch an der Syn- 
ovialie ftsathaftenden 6 Kbrperchen waren 2 volletandlg, 
die Gbrigen nur in der Mitte verkndchert. Die Heilong 
erfolgte ohne jeden Zwiechenfali. Die Bewegungen des 
Mitte lflnger* waren ganz so frei wie die der and era. 

(Aecbd.) 

604. Ueber die Anwendung der Massage 
bei akntea Qeienkleiden, haupttdehlich trauma- 
tittken Unprungt. 

Dr. G. Berghman in Stock holm (Nord. mod. 
ark. VII. 3. MV. 13. 187ft) hebt in Be*ug anf die 
Behandlung akuter tranmatischer Gelenkaffektionen 
mittels Massage hervor, dass diese eigentlich als erne 
weitere Entwiekelung des Grundgedankena zn be- 
trachten sei , der Znr Anwendung des antiphlogisti- 
schen Verfahrens geftlhrt hat Die Antiphlogose 
soil der BluttlberftiUung entgegenarbeiten , die Blut- 
stase beaeitigen , die Aufsaugung und Fortschaffung 
der angesammeiten Parenchymflttssigkeit und der 
ausgewanderten weissen BlutkOrperchen befbrdern, 
dienormalen Druckverh&ltnisse im Cirkulationssystem 
wieder herstellea. Das leistet die Massage, ohne die 
Macbtheile der Antiphlogose zu besitzen. Wenn in 
Folge eines Instil tes oder einer andern Veranlassung 
der Blutdrnck in denVenen gesteigert wird, nament- 
lieh wenn er gleich hoch war wie in den Arterien, 
so wird der FltiBsigkeitsaustansch zwisclien dem Bint- 
gefttsssystem und den Skftr&ulnen in den Geweben 
in der Weise gestort , dass mehr Blutplasma austritt 
und weniger GewebttSdssigkeit is die vendee Cirku- 
latton ahfgenoinmen wird ; die Saftr&mne warden 
Qberftlllt von mit Gewebsdetritus tmd ausgewanderten 
weissen Blutkdrperchen gemischter Flfissigkeit , die 
GeWebe schwellen dadorch an und durch die An- 
schweihtng wird ein weiteres Hindeitaiss fttr die 
vendee Ctrkulation gesetzt tmd durch Druck auf die 
ifchsiblen Nerven Schmett bedlngt. Gs kann mm 
z war nafc h Ohr. Lovdn’s Unthreuchungen (Hygiea 
XXXVII. 2. S. 92. FebV. 1876) to solchen Fallen 
dan LymphgefksaBytftem viearfrend far das Vtmeb- 
aystem eintreten, aber irar in gewiflsen Grearen. 

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Wenn dasHindemlss in der vendsen Cirkulation sehr 
bedeutend oder absolut ist, dann tritt Oedem ein, 
wenn aber das Hindemias anfgehoben wird , dann 
wird das Oedem leicht durch die vereinte Thitigkeit 
des Lymphsystems und des Venensy stems beseitigt. 
Bewegungen , gleichviel ob aktive oder passive, 
ebenso Drttcken und Kneten und andere mechaoiscbe 
Einwirkungen ha ben aber einen aasseronleutBeh 
krkftigen Einfluss auf die Strdmung der Lymphe in 
den Lymphgefissen und somit auf die Entleerung 
der mit FlOeaigkeit Uberfilllten Saftrlume. 

Die antiphlogistiscbe Wirkung der Massage wird 
demnach um so leiehter erkllrlich , wenn man wie 
Lov6n (a. a. 0. S. 8 ft) die Gelenkkapseln als gToftSe 
Saftrkume auffasst , die mit andern Saftrstumen ohne 
Zweifel in offenem Zusammenhang stehen. Die 
Massage wird aber nm so wirksamer sein, je zei tiger 
sie in Anwendung kommt, wenn noch wenig Ergtoss 
anges&mmelt und die Resorption desselben deshalb 
noch leiehter zu bewerkstelligen ist; dieFolgekrank- 
heiten kdnnen leiehter vermieden werden, sobald die 
ausgetretenen weissen BlutkOrperchen noch nioht in 
betrftchtlicherem Grade als Reiz gewirkt haben, wenn 
die Gewebe noch nicht bedeutonderer Proliferation 
verf&llen sind tmd noch keine Neigttng zur Neabil 
dung von orgamsirtem Gewebe vorhanden ist. Die 
Erfahrung hat aber in gleicher Weise best&tigt, dass 
die Anwendung der Massage bei frischen trauma ti- 
schen Gelenkaffektionen durchaus nicht, wie frflher 
angenommen wurde oder vielleioht zum Theil wohl 
noch angenommen wird , schftdlich wirkt , was die 
von Berghman angefilhrten stafistischfen That- 
sacben beweisen. 

B. hat (die F&lle, die er bei Meager gesaken 
hat, nicht mit gerechnet) 145 F&lle von adratan 
(nicht liber 8 T. alien) traumatischen Gblenkaffek- 
tionen (Distorsionen mit Erguss oder ohne solehen, 
traumatische Synovitis mit serdsem Erguss oder Blu- 
tung in die Gelenkkapsel u. s. w.) mittels Massage 
behandelt. Mit Acmahme von 5 unbedentenden 
F&lien wurden stets 2 Sifeungen t&glich gehalteu, 
so dasa die Hftlfte der bis zur Heilung nfithigen 
Sitzungen der Dauer der Behandlung in Tagen ent- 
spricht. 

Von diesen 146 FSUen betrafen daa PMagetenk TO, 
efns der Tarsslgelenlm 8, das Handgelesk 10, Fiager- 
oder Eehengetanke 6, das KniPgrtenk 41, dasEUenbogwi- 
(celehk 6 , das davioalo-Akromlalgelenk 2 , das Hnmero- 
Soapnlargelenk 3. 

Das Lebensalter der BehaadeKes varikSa zwkehen 
6 Mon. und 70 Jabrea. Ia kelnem F&lle llese die Behand- 
Itmg mit M&saage im Sttohe , sondera es folgte stets voll- 
etandige Heilung und kelner der Kr., die B. Out ans- 
nahmelos langere Zeit nach der Heilung wiedergeachen 
bat, klagte fiber irgend welche netmemswertke, nach der 
Behandlung aarfickgebiiebese Stoning. 

Aub der Anzahl von Sitzungen , die bis zur Hfei- 
lung erforderlich waren , ging deutlich von Neuem 
hirvor , dass diese rascher erfolgt , je frtiher die Be- 
handlung mit Massage vorgenommen wird. In einer 
Tabetic batB. die von ihtn behandblten einscblAgtgen 
FiUe in Solche eingetheflt, da den on die ASMrtkm 

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173 


V. Chirargie, Ophthalmologic n. Ofiatrik. 


nfcht fib «■ 4 T. bfc&tan&ri hatte , und hi fcolehe , in 
denen sie seit 5 — 8 T. bestanden hatte , ausserdem 
aber noch zuxn Verglakshe 38 Ftllle hinzngeffigt , in 
dunu 9 T. bis 3 Mon. seit der Verfetsung ver 
stfichftn waren, ehe die Behandlung mit Massage efn- 
.gtleitet wnrde , nachdem meistens schon andere Be- 
handlungsweisen fruchtlos vereucht wordeu waren. 
FUlle , in denen das Leiden seit linger als 3 Mon. 
bttltand and deshalb als chronisch zubetrachtenwar, 
hat B. ganz weggelassen. In der Tabelle finden 
sick zum Vergieiche die zur Heilung nothigen Sitzon- 
gea in den 3 bezeicbneten Rabriken eingetragen and 
in telner Uebersicht theilt B. die ans der Tabelle 
hervorgehenden Mittelzahlen der Sitzungen mit, nach 
diesen 3 Rubriken und nach den verschiedenen Ge- 
leaken eingetheilt. Es ergiebt rich darans , dass 
dtothgingig frische trarnnatische Affektionen (seit 
nicht fiber 4 T. bestehend) am rascbesten zur Hei- 
lang gebracht warden , nor bei denen des Ellen- 
bogengelenke ist die MitteUahl ffir die 2. Rnbrik 
(seit 5 — 8 T. bestehende Affektionen) , bei dem 
Humero-Scapulargelenk die ffir die 3. Rubrife (seit 
9 T. bis 3 Mon. bestehende Gelenkleiden) geringer. 
Fir das Hamero Soapniargelenk erklhrt sich dieser 
Umstand zum Thei! ans den anatomischen Verhilt 
niSSen , da das Gelenk schwer ffir die Behandlung 
zngfingig ist* haupts&chlich aber aus dem Umstande, 
dass van den 3 betreffenden Fallen in zweien hfichet 
bedewtefide Gelenkaffebtionen (Htmarthms) bestan- 
den , der 3. ein 7Qjfthr. Frauenzimmer betraf, das 
schwer dazu zu bewegen war, die Behandlung durcli 
die ntithigea Bewegungen des kranken Ames eu 
naMMStam. Voh Verletamgen des Ellenbogwn- 
gelenks waren zu wenige Falle vorhanden, um daranf 
elne endgflltige Statwtik zu sttttzen. Ffir die Ge- 
lebke, die in grfisserer Anzahl vertreten waren, rind 
die Mittelzahlen ziemlich gleicli und entschfeden zu 
GhtSsten der Massagebehandlung bei frischen tran- 
matisehen Affektionen sprechend. Beim Fusgelenk 
betrilgt das Mittel der ndthigen Sitzungen ffir frische 
FlHe 11.70, ffir die andern akuten 19.37, ffir die 
der letzien Rubrik 42.88, ffir das Kniegelenk 
10.4$— 19.83— 46.33. 

Im Anscblusse daran tbeilt B. einige Fit He mit, 
aus denen hervorgeht , dass die Heftigkeit der ent- 
zfindlichen Symptome kcineswegs eine Contraindika- 
tiofl gegen die Massagebehandlnng abgiebt, sondern 
dass selbst bei bedeutenden Affektionen diese Be- 
handlung grossen Nntzen gewfihrt. 

1) Ein 26 J. alter Mann von nngewShnHch gross mb 
und schwerem KOrperbau zog sich eine so heftlge Ver- 
staoehang des Fosses zu, dass er nicht zu geben ver- 
moohte. Der thus war enorm geeohwoilen, die Haut um 
das Fussgelenk herum heiss und glaraend , es bestanden 
welt ausgebreitete Blutextravasate unter derselben und 
Erguss In das Gelenk. Die Empflndlichkeit bei Beruhrung 
war fiber beiflen Malleolen so stark , dass B. anfaBgs etne 
Fraktar fircktete, doeh faad sick davon ketn weiteree 
Zricbea. Nash einmaliger An wendung der Massage koante 
der Kr. eine klelne Strecke welt gehen , wShrend er vor- 
her vor Schmerz nicht im Stande gewesen war , mit dem 
verletsten Fosse aufimtreten. Der Sbhmers war nach der 

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ersten Sitzong vwrschwimdeo. Der Kr. rtosett den Puss 
bewegen und mit on ter Gehfibungen maeben. Am andCm 
Tage wurden wieder 2 Sitzungen in der Behausimg ASs 
Kr. vorgenommen, am 3. T. aber fand er sich bei B. ein, 
er ging dann ungehindert herum , am 9. T. versuchte er 
zu tanzen, was ganz gut ging. Wegen noch vorbandener 
Anschwellnng und Geffihl von etwas Steifheit wnrde die 
Behandlung noch einige Seit laag fortgesetzt. Nach 
46 Sitzungen hatte der Kr. gar keine Beschwerdea raehr 
beim Gehen. 

2) Bei einem 40 J. alten Dienstmann , der sich eben- 
falls seinen Fuss verstaucht hatte , waren die Eracheinun* 
gen trngef&hr ebenso wie Im vorhergeheoden Falle. Als 
sich der Pat. znm 1. Male bei B. einfand (am Tage nach 
der Verletzung) musste er von 2 Mannern die Treppe 
hinauf gefllhrt werden. B. fand ungehcure Anschwellung 
mit Blotaustritt um das Fussgelenk herum und Erguss in 
dasselbe , sehr starke Empflndlichkeit bei Druck an den 
Malleolen ; Pat. hatte die vorhergehende Nacht vor 
Scbmerzen nicht schiafen kSnnen. 8chon nach der ersten 
Massagesltzung verschwand der Schmerz und der Kr. ver- 
mochte ohne Unterstlitzung die Treppe hinabzngehen bis 
zn seinem Fuhrwerk. Am andern Tage legte der Kr. 
den mindestens 20 Min. weiten Weg bis zu B.’s Wohnang 
zu Fuss zuriick. Nach 36 Sitzungen war vollkommene 
Heilung erzielt. 

3) Ein 60 J. alter Mann hatte sich den Fuss ver- 
staucht , aber da er in den ersten beiden Tagen keine be- 
sonders heftigen Beschwerden davon empfunden hatte, 
fragte er anfangs kcinenArzt, sondern ging herum, so gut 
er konnte. Erst als nach 1 Wocbe keine Besseruug ein- 
getreten war , kam er zu B e r g h m a n. Das Fussgelenk 
war nicht besondors stark geschwollen , fuhlte sich aber 
resistenter an , als diess bei ganz frischen FaUen zu 
sein pflegt ; die Bewcglichkeit des Fussgelenks war etwas 
eingeschrankt und mit Schmerzen verbnnden ; aosserdem 
fand sich etwa 3" oberhalb des Malleolus externns eine 
Stelle an der Fibula, wo Druck heftigen Schmerz erregte, 
Crepitation war zwar nicht an dieser Stelle nachzuweisen, 
aber der Knoehen gab bei Druck nach nnd es bcstand 
eine geringe Anftrelbung des Perlost , so dass B. ausser 
der Distondon eine Fraktnr der Fibula annahm, eine Dia- 
gnose , die auch vcm Dr. T Ornblom bestitigt wnrde. 
Da tndessen keine Neigung zu Supinationsstellnng zn ent- 
decken war und das Gehen ganz got ging , Hess B. den 
Kr. darait fortfahren , legte eine Binde an und massirte. 
Nach 26 Sitzungen waren die Folgen der Distortion voll- 
standig bescitigt, die Beweglichkeit normal, Schmerz beta 
Gehen nicht vorhanden. An der Fraktnrstefie hatte sich 
deutlicher Callus ausgehiMet and es bestand an dieser 
Stelle geringe Empflndlichkeit gegen Druck, die sich erst 
allmalig verlor. 

Aus diesem Falle geiit hervor , 'dass man outer 
Umstknden wo hi aneh ehaen Pat. nrit eider Fibolafrak- 
trrr nmhergehen laflsen und gleichzeitig mit Massage 
behandein kann. Einen dim Lichen Fall hat B. bei 
Mezger gesehen. 

4) Der 42 J. alte Kr. hatte 6 Wochen nach elner 
Vereteuchung des Fnssgelenks noch Schmerzen nnd Steif- 
heit beim Gehen in dem erkrankten Gelenk , nnd wnrde 
nach 26 Sitzungen wieder hergestellt. Etwa 3 Mon. spSter 
zog er sich bei einem Storze mit dem Pferde von neuem 
eine Verstauchung desselhen Fnssgelenks zu , das unter 
das Pferd zu ttegen kam. Zwei Stnnden nach dem Uh- 
falle fand B. kotoesale Gesohwulst ratt Blotepgoss trad eta 
fluktuirendes Exsodat (Blutv) Im Getenk ; Fraktar war 
nicht vorhanden. Dot Schmerz war awserordentBch b*f- 
tlg and verschwand erst nach der 2. Massagesltzung. Erst 
naeh 3 Tagen war der Kr. so welt, dass er gehen konnte, 
dooh Hteht gut ; atanAtig abet wnrde das Gehen wenigor 
sebmerzhaft nod basser. Nach 12 Sttmmgen blieb mt 
■oak eine geringe Sohwftefce oorii im twgsadem Oshsn 

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174 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


zurfick ; auch diese verechwand a pater von selbzt and der 
Kr. verspurte spater koine Bescb werden mehr von seinem 
Fusee. 

Die ausserordentlich schwere Contusion verlangte 
auch eine besonders lange Behandlung und dieser 
Pall ist daran schuld , dass die Mittelzahl der zur 
Heilung frischer Aifektionen ndthigen Sitzungen naoh 
den Berechnungen B.’s fiir das Fnssgelenk verhalt- 
nis8mll88ig zu gross ansgefallen ist (11.70 Sitzungen ; 
.wenn dieser eine Fall mit 52 Sitzungen nicht mit- 
gerechnet ware, wflrde diese Mittelzahl nur 10.94 
betragen. 

5) Ein 24jahr. Mann hatte sich durch einen Sturz 
heftige Contusion beider Fusegelenke zugezogen. Die 
Oelenke waren bedeutend geschwollen, nm die Malleolen 
bestanden Blutaustritte und ansserordentlich heftiger 
Schmerz bei Druck an der innern Seite des Calcaneus am 
rechten und an der Aussenseite des Calcaneus am llnken 
Fusse. Eine Fraktur war nicht nachweisbar. Nach der 
ersten Anwendung der Massage konnte derKr. noch nichl 
gleich auftreten und auch nach mehreren Stunden konnte 
er nur mit Schwierigkeit an Stocken sich forthelfen, doch 
horte der Schmerz auf. Am andem Tage konnte er sicb 
schon besser forthelfen. Nach einer Woche mu6ste die 
Behandlung einer unaufschiebbaren Reise wegen nnter- 
brochen werden , doch war der Kr. , der sich fleissig im 
Getaen geubt hatte , so weit wieder hergestellt , dass er 
ohne Hinderniss reisen konnte. Nach Unterbrechnng von 
einer Woche wurde die Behandlung wieder aufgenommen. 
Nach 36 Sitzungen im Ganzen war der Kr. ganz herge- 
stellt, abgeseben von geringer Empflndllchkeit an der 
einen Ferse, die sich indessen spater von selbst verlor. 

6) Der Kr., ein 30 J. alter Mann , der fruher einmal 
an tranmatischem Erguss im linken Knicgelenk gelitten 
und 8 Wochen im Bett liegend zugebracht hatte , ehc er 
sein Bein wieder gebraueben konnte, zog sich durch einen 
Fall bei stark gebeugtem Knie von neuem eine Vcrletzung 
desselben , abermals auf der linken Seite , zu. Sofort 
fuhlte derKr. heftigen Schmerz in demKnie, das sehr 
stark anschwoll. Trotz Eisunmcblagen Hess der Schmerz 
nicht nach , das Knie blieb geschwollen, gerbthet, heiss 
und empflndlich bei Beruhrung. Es bestand enormer Er- 
guss in der Kapsel. Schon nach der ersten Anwendung 
der Massage verechwand aller Schmerz und der Kr. ver- 
mochte ohne allzugrosse Schwierigkeit umherzugehen. 
Nach 12 Sitzungen waren Erguss und alle andem Be- 
schwerden verschwunden und seitdem hat der Kr. nie 
fiber Schmerzen Oder Schwache im Knie zu klagen ge- 
habt. 

7) Ein Mann von 68 J. flel mit dem Knie gegen eine 
scharfe Kante. Der Schmerz war auseeret heftig und der 
Kr. konnte nicht gehen ; bald stellte sich Geschwulst ein. 
Trotz Eisumschlagen dauerte der Schmerz fort. B. fand 
bedeutende Entzundung und starke Fluktuation, durch 
Ausdehnung der Kapsel mlttels Erguss bedingt , heftigen 
Schmerz schon bei der leisesten Bewegung. Nach der 
ersten Anwendung der Massage schwand der Schmerz und 
derKr. vermochte, obwohl mit Schwierigkeit, an 2 Stocken 
zu gehen , erst nach 3 Tagen konnte er ausgehen. Nach 
28 Sitzungen war der Erguss beseitigt und Heilung er- 
zielt ; ein Recidiv trat nicht auf. 

8) Der 48 J. aite Kr. crlitt bei einem Falle einen so 
heftigen Stoss gegen die rechte Achsel , dass er den Arm 
in keiner Weise be wegen konnte nnd unmittelbar darauf 
heftiger Schmerz und Geschwulst sich einstellte. Fraktur 
oder Luxation bestand nicht. Passive Bewegungen konn- 
ten der heftigen Schmerzen wegen nnr mit der grftssten 
Schwierigkeit vorgenomrnen werden. Der Blntaustritt 
war nicht besonders bedeutend , wohl aber bestand flnk- 
tuirender Erguss in der Gelenkkapsel. Nach 2 Massage- 
siUongen war der Schmerz verschwunden ; der Kr. trug 


den Arm in einer Binde, well er deesea Schwere nicht er- 
tragen konnte. Nach 5 Tagen begann an der (intern Ao- 
beftungsstelle des Deltoideus ein Blutaustritt sich zu zei- 
gen , der sich im Verlaufe eines Tages so vergrosserte, 
dass er den untera Theil des Oberarras und den obem 
Thell des Vorderarms fast ganz einnahm. B. nahm An- 
spannung der Gelenkkapsel durch Blut an, welches durch 
diese hindurch flltrirt sei und, da es sich durch die 
Muskelmasse des Deltoideus keinen Weg zu b&hnen ver- 
mochte, dem Gesetze der Schwere folgend , sich gesenkt 
habe und eret an der erwahnten Stelie unter der Haut turn 
Vorschein gekommen Bei. Nash 30 Sitzungen nnd aJl- 
malig immer ausgiebigeren passiven Bewegungen war Er- 
guse , Geschwulst und 8chmerz beseitigt , der Arm aktiv 
gut beweglioh, obwohl noch etwas schwach. Unter fort- 
gesetzten Uebongen des Arms erfolgte vollstandige Hei- 
lung. 

9) Der 88Jahr. Kr. zog sich durch Fall eine Contu- 
sion der linken Achsel zu. B. fand 2 Stunden nach der 
Verletzung bedeutende Geschwulst nnd so grosse Schmeri- 
hafttgkeit bei Beruhrung, dass eine genane Unterauchong 
ohne Chloroformnarkose nicht mdglich war. In der Ge- 
lenkkapsel liess sich von der AchselhShle ans bedeu- 
tende Fluktuation fuhlen ; Luxation war nicht nach- 
weislich, aber bei der Rotation des Gelenkkopfes bemerkte 
man deutliche Crepitation, jedoch von weicherer Beschaf- 
fenheit als gewohnlich bei Frakturen ; eine abnorme Be- 
weglichkeit der Knochentbeile war nicht vorbanden und 
B. hielt es fur wahrecheinlich , dass eine Fraktur nicht 
vorhanden sei, sondem die Crepitation von Blutgerinnseln 
im Gelenke herrfihrte, denn dass der Erguss im Oelenke 
aus Blut bestehen mochte, liess sicb aus der Schnelligkeit 
schliessen, mit der er zu Stande gekommen war. Dnrch 
die Massage gelang es erst am folgenden Tage, den 
Schmerz zu beseitigen. Empfindlichkeit gegen Druck und 
Unfahigkeit der Bewegungen blleben jedoch noch langere 
Zeit bestehen , dabei war der Arm ausserordentlich ge- 
schwollen und es bestand bedeutendes Blutextravat. Nach 
66 Sitzungen indessen war der Kr. hergestellt bis auf ge- 
ringe Schwierigkeit bei manchen Bewegungen , aber 
auch diese verechwand allmalig bei Anwendung von Gym- 
nastik.l 

Traumatise he Synovitis des Hflftgelenks hat B. 
nicht in Behandlung gehabt , er glaubt auch nicht, 
dass in solchen Fallen, wo doch die ohnehin schon 
raassigen Weichtheile ausserdem noch geschwollen 
zu sein pflegen, die Massage grosse Wirksamkeit 
entf&lten kann. 

Da die Wirknngen der Massage in aknten tnut- 
matischen Gelenkieiden eine antiphlogistische and 
sedative, nicht eine irritirende 1 , sein moss , hat man 
alle gewaltsamen Verfahren zu unterlassen und an- 
fangs nur die Streichungen mit flacher Hand in centri- 
petaler Richtung anzuwenden. So oherflftchlich sie 
auch ausgeftlhrt werden mdgen, verursachen sie doch 
ganz zu Anfang nicht unbedeutende Schmerzen , urn 
so mehr, je starker die Spannung in den entziindeten 
Theilen ist, aber schon nach einigen Minuten, in dem 
Maasse als die venfise Cirkulation beschleunigt and 
die Oedemfltlssigkeit beseitigt wird, nehmen Schmerz 
und Hitze ab, die Geschwulst wird fllhlbar geringer. 
und dann darf der Druck bei dem Streichen schon 
his zu einer gewissen Grenze starker sein. Die 
Sitzung muss mindestens eine Viertelstunde dauern 
und womdglich schon nach einigen Stunden wieder - 
holt werden , damit Stasen und Oedem nicht wieder 
flberhand nehmen. Keine Stelie, an der sich Ge- 
schwulst oder Empfiodtichkoit zeigt, darf von der 


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175 


V. Chirurgie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 


Behandtang uaberthrt bleiben , n&mentlich gilt diess 
bet Die torsi on en des Fnasgelenks von den 8eiten der 
Achillessehne. Nach Vollendung der Sitzung legt 
B. bei Affektionen an den untem ExtremitHten eine 
Binde Borgf&ltig an , die einen mftssigen Druck aus- 
flbt nnd den Kr. , die kurz nach Vollendung der 
ereten Sitzung zu gehen versuchen sollen, angenehm 
ist; 8ie muss aber sehr sorgf&ltig angelegt werden, 
namentlich ist darauf zu achten, dass die Theile unter 
den Malleolen mflglichst einem gleichmllsaigen 
Drneke ausgesetzt werden. Aktive Bewegungen 
soil der Pat. zwar ausfilhren, aber vorUebertreibnng 
■st er zu warnen, zu Anfang soil Bewegung und 
Rube Otters wechseln. 

Akutes Ekzem , das in Folge der Ausreissung 
von Haaren leicht auftritt, lfisst sich durch vorherige 
Beaeitigung der Haare leicht vermeiden. Wenn voi- 
der Massagebehandlung Blutegel , die Haut reizende 
Mittel angewendet woi-den sind, tritt leicht aknte 
Entztlndung der Haut ein, die unter Umstftnden dazu 
zwingen kann , die Kur bis zur Abheilung deraelben 
anszusetzen. 

Wenn vorher ein Gipsverband angelegt gewesen 
ist, selbst eine kurze Zeit lang, so sind Aussichten 
anf rasche Heilung der Affektion inittels Massage 
kaom vorhanden. Der Gipsverband ttbt zwar Drnck 
anf die angeschwollenen Gewebe aus raid vermiadert 
allmklig das Oedem, zum Theil aber dochnicht ganz, 
da der verletzte Theil bewegungslos gehaiten wird, 
das Bindegewebe beginnt zn proliferiren nnd bald 
nehmen die Gewebe bretartige HSrte an. 

Dr. F. W. Westerlund in Helsingfors (Finska 
lftkaresUllsk. handl. XVH. 3 och 4. 8. 140. 1875) 
hat Falle von aknten traumatischen Gelenkleiden mit 
gleich gflnstigem Erfolge inittels Massage behandelt. 
Er stimmt in Bezug anf die Heilbarkeit derselben 
nrit Berghman vollkommen (lberein und theilt fol- 
gende F&Ile mit. 

1) Durch einen Fall auf die rechte Hand bei auage- 
streckten Fingern hatte sich der Kr. eine Distorslon im 
Metacarpo-Phalangealgelenk des Mlttelflngers zugezogen. 
Jede Bewegung war nnmdglicb , das Gelenk war sehr 
schmerzhaft und angeschwollen. Nachdem W. am Tage 
nach der Verletzung 10 Min. lang Reibungen am Finger nach 
dem Handgelenke zn in znnebmender Starke ansgefuhrt 
hatte, nahmen Geschwulst nnd Schmerzen ab ; nach eincr 
2., an demselben Tage rorgenommenen Sitzung konnte 
Pat. schreiben and nach 4 Sitzungen, die wiihrend 3 Ta- 
gen vorgenommen wnrden, war der nonnale Zustand wie- 
der hergestellt. 

2) Ein 24jahr. Dienstmadchen Utt an aknter serOser 
tnunnatischer Synovitis des ilnken Tibiotarsalgelenks, 
desaen Umfkng 3 Tage nach der Verletzung urn 3 Ctmtr. 
mehr betrng a is am andern Fusse. Her Schmerz war am 
starksten am Malleolus Interims, wo sich einige Blutsugll- 
Lationen fanden. Gehen and Aaftreten waren unmoghch. 
Nach 12 Min. langer Anwendnng der Massage hatte der 
Umfang des Gelenka urn 1 Ctmtr. abgenommen; nach 
einer 2. Sitzung, 6 Std. spater konnte die Kr. den Fnss 
wieder branchen. Nach jeder Sitzung hatte die Gesch wnlst 
am 1 — 1 Vj Ctmtr. abgenommen , nahm jedoch bis znr 
nSchsten Sitzung bis zn einem gewissen Grade wieder zu. 
nach 6 Sitzungen war der Umfang des Gelenka normal 
and der Schmerz war verschwunden , die Sugillatlonen 
vergingen schon nach einigen Sitzungen. 

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3) Ein 43 J. alter Zlmrnermann hatte Blch dureh 
einen Fall eine schwere Contusion am rechten Fusse zu- 
gezogen ; 6 Tage lang konnte er nicht arbeiten , am 6. 
versuchte er es, musste indessen davon abatehen. Am 
11. Tage kam <ler Kr. auf Krucken zu Westerlund. 
Lm rechten Tibiotarsalgeienk fand sich Flnktuation, unter 
den Malleolen bestanden groasere Blntsugillationen , das 
Gelenk hatte 3 Ctmtr. mehr Umfang ala am andern Fubsp 
und war sehr empfindlich ; Beruhrung rief am ganzen nn- 
tern Viertel dea Unteracbenkela heftigen Schmerz hervor; 
in der Mitte dea Unterschenkels beatand an der innern 
Seite eine 2'/i Zoll lange gerothete und fluktuirende Ge- 
schwulat. Alle erwahnten krankhaft veranderten Theile 
wurden mittels Massage behandelt. Nach der 1. Sitzung, 
die 12 Min. lang dauerte, war der Schmerz beaeitigt und 
der Kr. konnte mit dem kranken Fusse aaftreten, doch 
nahm der Schmerz im Verlaufe des Tages wieder zu und 
das Auftreten wurde in Folge desaen wieder unmoglich, 
(ler Umfang des kranken Gelenkes hatte am folgenden 
Tage um '/j Ctmtr. ziigenommen. Bei der 2. Sitzung 
wurde die Massage 15 Min. lang angewendet und dadurch 
eine Yerminderung dea Gelenkumfangea nm l l j t Ctmtr. 
erzielt ; nach Schluas der Sitzung konnte der Kr. wieder 
ungehiudert auftreten und nach seiner (etwa 1 >/* Weret 
entfernten) Wohnnng gehen; er ging nun fortwahrend 
ohne Krucken und Verband. Nach 8 Sitzungen im Gan- 
zen war Heilung erzielt, auch der floktnirende Abscess 
ging zuruck. 

4) Ein 6jahr. Madchen hatte sich eine Contusion des 
Knies zugezogen, desaen Umfkng um l'/s Ctmtr. vermehrt 
war. Am folgenden Tage wurde mit der Massage begon- 
nen ; nach 3 Sitzungen konnte das Kind unbehindert ge- 
hen und nach 6 Sitzungen war von Schwellnng und Em- 
pfindlichkeit nichta mehr vorhanden. 

6) Bei dem 20 J. alten Kr. zeigte sich 6 Std. nach 
der Verletzung (Stoas) der ganze Fuss intensiv gerothet, 
schmerzhaft langs des aussern Randes und etwa dem Ver- 
lanf der Sehne dea Peronaena longns entsprechend ; daa 
Gelenk war geschwollen, alle Bewegungen waren er- 
sohwert, beeonders die Pronation. Nach ■/« Std. Lang 
auagefuhrter kraftiger Massage konnte der Kr . indessen mit 
dem kranken Fusse noch nicht auftreten ; der Schmerz 
nahm noch mehr zu, horte aber nach einigen Stunden 
auf. Nach 3 Tagen war Schmerz und Geschwnist ver- 
schwunden und der Kr. konnte unbehindert gehen. 

6) Die torsion dea rechten Fusses, seit 2 Tagen be- 
atehend , bei einem lSjahr. Knaben ; Heilung nach fi 
Sitzungen. 

Auch bei akuten Gelenkkrankheiten nicht trau- 
matiachen Uraprungs ist, wie wir hier anhangsweise 
erwalinen wollen, die Maaaage angewendet wor- 
den. Westerlund theilt einen Fall von akutem 
Gelenkrheumatismus mit, in dem er diese Behandlung 
veraucht liat, u. Valdemar Rasmussen (Hospi- 
tals-Tidende XVI. 15. 1873) hat ebenfalls Falle von 
akutem Hydarthrus veroffentlicht, in denen zwar ur- 
sprtinglich die Beseitigong des Ergusses durch Punk- 
tion und Adspiration angestrebt , aber doch mittels 
Massage die Reste des Exsudates u. Verdickungen der 
Kapsel beseitigt wurden. Der von Westerlund 
mitgetheilte Fall, der einen seit 14 Tagen an Gelenk- 
rheumatismus, zugleich aber auch an Tripper leiden- 
den Steuermann betrifft, ist folgender. 

Der Schmerz trat zuerat im rechten Fussgelenke auf, 
aber hatte sich anch im linken Kniegelenk und im rechten 
Uandgelenk gezeigt ; er war im rechten Fnssgelenke sehr 
intensiv. Der Puls hatte 112 Schlage in der Miaute. 
Nach fruchtlouer Anwendnng der gebrauchiichen Mittel 
wurde Massage in Form leiser Streichungen angewendet, 
worauf bedeutende Linderuug eintrat, so dass der Kr. 

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176 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


zwa Male in der Nacht einiga Bake fiend. In der 
Zwiachenseit wnrde Bleiwasaer n. Compression mit oiner 
Binde angewendet. Nach und nach wurden nocU mehr 
Qelenke angegriffen, das rechte Tibiotarsalgelenk , das 
rechte Koiegeleak, das linke Kaiegolenk, das ljnke Huft- 
gelenk und mehrere kieiae Gelenke an der reehtes Hand. 

Bei der grossen Anzahl der Gelenke, von denen 
m&nche wiederholt angegriffeu wurden, war ea nicht 
mdglioh, an alien die Massage in Anwendung zu 
bringen, sondem man mussta si eh anf Massirung der 
am schwersten ergriffenen Gelenke beschranken. 
Steta gelang es, die Schmerzen, die das hervor- 
stechende Symptom waren , zu bieseitigen, und der 
Pat. war mit dem Resultate so zufrieden , dau er 
nach der Massirung verlangte , obgleich sie zu An- 
fang jeder Sitzung Schmerzen venirsachte. Ein Er- 
guss in der Bursa praepatellaris , der wilhrend der 
Kraaklieit sioh einstellte, wurde durch 3malige An- 
wendung der Massage beseitigt. Irgend einen be- 
sondern Einfluss auf die Daner der Krankheit schien 
die Massage jedoch nicht zu haben, denn die Krank- 
heit dauerte 8 Wochen. (W alter Berger.) 

60S. TJeber Bahaodlung der Baingesohwiire 
mittela Circumcision ; von Dr. Stndsgaard in 
Kopenhagen. (Hosp.-Tideade 2.R. 111. 25. 1876.) 

Je linger eiu Beiageschwilr besteht , desto mehr 
pflegt sein Boden und die Haul in seiner n&chstea 
Umgebung an der Unterlage zu adhkriren durch 
nengebildetes Bindegewebe in dem sklerosirten suh- 
cutanen Gewebe. Wenn nun ein solches Geschwtir 
heilt, wil’d seine Ausdebihung theils durch die Be- 
deokung der Granuladonen mit Epidermiszellea, 
theils in Folge einer centripetalen Retraktion, die 
durch die Granulationsschrumpfung bedingt ist, ge- 
ringer und die Narbe ist dann kleiner als das Ge- 
schwtlr. Durch die Skleroairung des subeutanen 
Bindegewebes btlsst die Hant ihre Verachiebbarkeit 
auf ibrer Unterlage ein und diess ist ala weaentlicher 
Nachtheil ftlr die Heilung wohl zu bertlcksichtigen. 
Sobald die Granulationen einen Epidermisttberzug 
bekommen haben, atrophiren die Gefassschlingen, 
welche die Hauptmaase der Grannlationen bilden, 
und schwinden zu Bindegewebsstringen ; die nach 
aosaen gelegene Zellenlage atrophirt, so daaa ein 
aehr gefhssarmes und schrampfendes Bindegewebs- 
lager nach kurzer Zeit an Stelle des frflhem, geftss- 
und saftreichen Granulationsgewebes tritt. Diese 
allm&lige Metamorphose kann man anch makrosko- 
pisch verfolgen an dem mit der Zeit immer weisser 
und gllnzender werdenden Narbengewebe , das, 
immer anUmischer werdend, zuletzt selbst geringern 
Iusulten nicht mehr zu widerstehen vermag, in Folge 
minimaler Nekrose an verschiedenen Stellen der Epi- 
dermis aufbricht, so daas raach ein neuea Geschwtir 
eatateht, das bald diesel ben Qreuzen erreicht, die 
das alte h&tte. 

Darauf grttndet sieh Mu a sba urn's Methods, die 
Beingesehwtlre durch Entspammng mittela Circum- 
cision zu behandeln. 8t. hat diese Methode, bei 

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der theils der Zeitpunkt der A« wendnag , theils die 
Technik von Bedeutuug ist, venucbt und theilt seine 
Erfahrungen dartlber mit 

Sobald die Heilung eines Geschwllres Stillstand 
zeigt, nachdem gute Granulationen die OberBiehe 
bedeckt und den Geschwllrsgruud ausgefltllt haben, 
ist die Zeit , zur Operation zu schreiten , gekommen, 
(lie indicirt erscheint, wenn eine langsame Heilupg 
oluie einen andern nachweisbaren Grund als die peri- 
phere Spannung unterbrochen wird (lurch mehr oder 
weniger partielle Ulceration an der neugebiideten 
Narbe, oder wenn ein Geschwtir kurz nach vollstfln- 
diger Heilung recidivirt und die Uraacbe (laau in der 
Anheftung der Narbe selbst und ibrer Umgebungeo 
an die Unterlage zu auchen ist. Eher die Operation 
unter den gegebenen Verbal tnissen auazuftihren als 
zu dem bezeichueten Zeitpunkt, oder gar die Behaad- 
lung dauiit einzuleiten, ist nach St’s Erfahrungen 
nicht richtig, weil man im Voraus nicht wissen kann, 
ob die Narbencontraktion nicht doch im Stande sein 
wird, den Widerstand definitiv zu flberwiulen, dap 
die subcut&ne Sklerose bedingt, und man den Kj. 
nicht ohne Noth einem Trauma aussetaen darf, das 
eine grosse Wundflftcbe giebt und mit reichEcherer 
Blntung verbunden ist, als man a priori erwartea 
solite. Nach St’s Erfahrungen hat die Circumcjawn 
die grdsste Wirkung, wens sie nngefthr X Qfrptr. 
weit vom kussern Narbenrande eptferpt apsggfltbrt 
wird bis auf die Fascie oder an der in asm ELfche 
der Tibia bis auf den Knochen. Gewobnlich wind 
die Vena saphena interna durchschnitten und diese 
mit den durchschnitteuen Varices, die sich haufig in 
der Nkhe solcher Geschwtire linden, giebt eine r$ich- 
lichere Blutung, gegen die man oft Tamponade oder 
Compressions verbandanzuwenden genothigt ist Die 
unmittelbare Wirkung der Incision zeigt sich darap, 
dass die Schnittr&nder klaffen, und an der Entfernuug 
derselbcn von einander kann man sehen , was dprcli 
die Operation gewonnen worden ist. Der Zwischen- 
raum zwischen den Schmttrkndeni, der 1 — 2 Ctmtx. 
betragen kann, ftillt sich bald mit Gamulafcoasu und 
die die Heilung stdrende Spannung ist beseitigt Die 
Vorsichtsmaassregel, die Nnssbanm anrSth, durch 
Charpie die Sclinittrfinder an der Agglutination zu 
verbinden), halt St. fUr unuothig, weil sie schon vou 
Anfang an gentlgend klaffen und in der Folge sich 
noch mehr von einander entfernen ; wenn sich die- 
selbe einander nkhern, ist diess ein Beweis, dass die 
Spannung nicht gross genug ist , um die Operation 
zu indioren; stellen weiee komint Verklebung der 
Sehnittr&nder vor, denn die Spannung ist nicht immer 
au alien Stellen gleich gross ; deslialb ist auch nicht 
immer vollatitndige Circumcision notbwendig. 

Nicht g»nc aelten veranlaast die Operation aw 
oberfl&ohliohe GangrAn an den innerhalb der Oir 
cumcision gelegenen Saume der Narbenbiidong. 9 1. 
hat diese Gangrin zwar nie tiefei’ gehan sehen at 
bis zum EptdsrmisObenug, der sioh auch bald wiadar 
ermtzte, dooh ist darin immerhin die MOgliohkeit aa- 
gedeutet, daas das ganze nmschriebene Stflck gan 

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VI. Modi ein Lm Allgemeinen. 


177 


grtnesciren kana; acbwSchlkhe and schlecht ge- 
nahrte Individnen , die an und ftlr sich schon zu 
ischamischer Gaugrftn Neigung besitzen , eignen sicli 
deshalb nicht ftlr die Operation, denn das Leben des 
umschnittenen Theils hilngt fast ausschiiesslich von 
den sparsamen, vom Boden aus entsendeten Gefkssen 
ab und Innervation gebt ihm vollat&udig ab. 

(W alter Berger.) 

606. Der therapeutische Worth desAlauns 

fur die Erhrankuiujen der Conjunctiva ; von Dr. 
Hugo Magnus 1 ). (Deutsche med. Wchnsclir. II. 
37. 1876.) 

Vf. empfiehlt, bei mannigf&chen Erkrankungeu 
der Bindehaut den Alaunstift anzuwenden. Man 
sacht sicb aus grossern Stdcken krystallisirten Alauns 
passende beraus , welche keine Risse baben dllrfen, 
und bringt dieselben mit Htllfe einer Feile in die 
geeignete Form. Die Art der Auwendung ist ganz 
ahnlich wie beim Kupferstift : durcb scbnellere und 
leichtere, oder durcb langsamere und derbere Be- 
rttbrung der erkrankten Schleimhaut vermag mau 
die gewttnscbte geringere oder stkrkere Iutensitat der 
Wirkung bervorzubriugen. Die Reaktion ist eine 
heftige ; docb hat der Alaun darin einen Voraug vor 
anderu Mitteln , dass die subjektiven Erscheinungen 
nur 1 — 2 Min. anhalten. Reizbare Personen und 
Kinder vertragen daher, wiewohl die objektiven 
Reaktiouserscheinungen nocb linger anhalten, dieses 
Mittel ganz gut. — Sammtliche Formen der ka- 
tarrhaliscben BindehautentzUndung , mit Einsehluss 
des epidemischen Schwellungskatarrhs , femer die 
trockenen, chronischen Katarrhe und endbch die 
leichteren imd mittelscbwereu Formen der granulbsen 
BindehautentzUndung sind die geeignetsten Objekte, 
bei denen sich die Bebandlung mit dem Alaunstift 
als dankbar erweist (G e i s s 1 e r.) 

607. Ueber die ophthalmiatrisohe Anwen- 
dung des Butylehlorals ( Crotonchlorale ); von 
Dr. EmilEmmert in Beni. (Schweiz. Corr.-Bl. 
VI. 4; 15. Febr. 1876.) 

Vf. hat mit dem fragl. Mittel — liber dessen 
Wirkung und Indikationen auf die verschiedenen 
Mittheilungen in unsern Jabi'bUchem verwiesen wer- 
den kauri — in 12 operativen Fallen der verschie- 


>) Beaten Dank ffir direkte Zusendung. 6. 


densten Art — Lridektomie , Schiel - und Lidope ra- 
tio nen — und 2 nicht operativen, bei nor gesunden, 
im Alter von 18 — 60 J. stehenden Personen Ver- 
suche angeatellt. Er verordnete je 4 GnAm. , meist 
auf mehrere Gaben vertheilt. Da sicb das Mittel 
scbwer inWasser last, bat dieAnwendung inLbsung 
keine Vortbeile und tbut man am beaten, je 1 Graun. 
in einem Esslftffel mit Wasser und etwas Himbeer- 
syrup hinunterschlucken zu lassen. In beinabe alien 
Fallen stellten sich nacb der Verabreichung des 
Butylehlorals ROtbung des Gesichts , Erregung , an- 
fangs bescbleunigte, spater verlangsamte Respiration, 
Pulsbescblennigung bis auf 95 Schlage, aber keine 
gastrisclien Stbrungen ein. Zufolge der irritirenden 
Wirkung der Dampfe auf Pharynx- und Larynx- 
schleimbaut kommt es auch haufig zu kleineu Ilusten- 
anfailen. Verknderungen an der Pupille traten nicht 
ein. Wiewohl die Empfindliclikeit der Cornea und 
Conjunctiva bulbi gegen Bertlhrung mit dem Finger 
berabgesetzt zu sein schien, war eine bestimmte 
Wirkung im Sinne Liebreich’s doch nur in we- 
nigeu Fallen nacbweisbar. Nor in einem einzigen 
operativen Falle trat dieselbe unzweifelhaft hervor, 
in alien Itbrigen war sie zweifelhaft. Die lridektomie 
wurde an einem Auge in der Butylchlor&Inarkose 
ausgefllbrt ; Pat. verhielt sich dabei sehr unempfind- 
lich selbst beim Fixiren des Auges, dem Erfassen der 
Iris etc., und war in heiterster Stimmung ; als einige 
Tage spater das 2. Auge ohne Butylchloral operirt 
wurde, ausserte er heftige Scbmerzen. In 2 Fallen 
von Trigeminusneuralgie konnte nachDosen von 0.1 
bis l.OGrmm. ein Auf horeu des Schmerzes fflr 3 bis 
4 Std. constatirt werden. Auch die Steigerung der 
Dose des Butylcldorals von 4 auf 6 Grmm. bei einem 
kraftigeu Kr. hatte den gewllnschten Erfolg, An- 
astbesie des N. trigeminus hervorzurufen, nicht 
Vf. glaubt sich auf Grund seiner Beobachtungeu 
zu dem Aussprucbe berechtigt , dass 1) Butylchloral 
bis zu Dosen von 6 Grmm. gefahrlos zu sein scheint ; 
2) dass es weder in kleinen noch in grossen Dosen 
sicbere Wirkungen aussert ; 3) dass es wohl niemals 
Schlaf hervorruft; 4) niemals zu completer Anasthesie 
des Trigeminus fllhit, wohl aber 5) iu der Mehrzahl 
der Falle die Reizbarkeit des Auges etwas lierab- 
setzt und aus diesem Grunde , namentlich bei kngst- 
bchen Kr. schon znr moralischen Bemhigung an- 
gewendet and 6) bei Neuralgien des Quintus ver- 
sucht zu werden verdient. (G e i s s 1 e r.) 


VI. Medicin im Allgemeinen. 

608. Die Korpergrosse der Bekruten; von Rekrutenmessungen , bemerkt derselbe, sind fllr ver- 
Prof. G.Th. Fechneru. von Stabsarzt Dr. C e s a r e schiedene statistische Erhebungen besonders werth- 
Fiori. voll. Da alle in dem namlichen Jahre geborenen 

In einer vorlanfigenMittheilung, die einer grOssern und je nach den Landern im 18. oder 19. oder 20. 
Arbeit liber Collektivgegenstande entlehnt ist, ver- Lebensjahre stehenden mannbeben Individnen , auch 
breitet sich Fechner (Gesundheit I. 1 — 4. 1875) die kleinsten nicht ausgenommen, zur Untersuchung 
flber einzelne aus den Tabellen von Rekrntenmes- kommen, so wird sich der Einfluss abschatzen lassen, 
sungen gezogene Ergebnisse. Genau ausgefflhrte den die Nationalitat und das geographische Gebiet, 
Med. J&hrbb. Bd. 172 . Hft. 2 . 23 


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178 


VI. Medlofai im Allgemeinen. 


oder spec tell such wieder eanzelne Distrikte, oder 
Stadt und Land u. s. w. auf die Grflsse der Manner 
ausflben. In der grosseu Anzahl Gemesaener liegt 
dabei eine gentlgende Compensation fllr die mdg- 
lichen Ungenauigkeiten , womit etwa die Einzel- 
messungen behaftet sein kttnnen. Freiiich wird die 
Benutzung der Rekratenmaasstabellen ala UnterUge 
fttr statiatische Erbebungen dadurcb erschwert, dass 
dieselben , wenn tlberhaupt , so doch nur in ungentl- 
gendem Maasse Jahresmittelwerthe an die Hand 
geben ; diese mllssen vielmehr erst mtlhsam a us den 
Urlisten ausgezogen werden. Meist liberal l dagegen 
findet sich das Verhftltniss der wegen sogen. Unter- 
mflssigkeit und wegen Gebrechlichkeit von der Zu- 
lassung zum Militardienst Ausgeschlossenen znr To- 
t&lzahl der Gemessenen festgestellt. 

Die mit den Rekmtenmessungen Betrauten haben 
aUerdings schon bin und wieder Kenntnias davon, 
dass die mittlere Kttrpergrdsse , die a us deu Einzel- 
messongen der einem bestimmten Jahre augehdrigen 
Stellnng8pflichtigen berechuet wird, fttr das nftmliche 
Land oder auch fllr kleinere Distrikte desselben 
keine constante ist. In der That findet eine Be- 
wegung dieser mittiern KOrpergrSsse in einer Plus- 
Richtung oder in einer Minus • Richtung statt , und 
verschiedene Linder oder auch verschiedene Landes- 
theile kOnnen einen Parailelismus zeigen, wenn in 
mehreren auf einander folgenden Jahren die Plus- 
Richtnng oder die Minus - Richtung ttberall dureh- 
greift, magdiess auch vielleicht nicht in mathematisch 
proportionaler Weise geschehen, oder sie kOnnen 
einen Antip&rallelismns erkennen lassen , wenn fttr 
das nftmliche Jahr hier die Plus • Richtung , dort die 
Minns-Richtung sich geltend machte. 

Zum Behufe einer allgemeinen Untersucbung 
tlber die gesetzlichen Maassverhllltnisse von Collektiv- 
gegenst&nden nahm F e c h n e r Einsicht in die Ur- 
listen von 17 Jahrgftngen (1846 — 1862) der Leip- 
ziger Rekrntenmeesungen. Als er die Mittelwerthe 
der einzelnen Jahrgftnge bereclinete, fand er zu 
» seiner Verwundernng, dass der letzte Jahrgang 1862 
das Maximum der mittiern Kttrpergrdese ergab , der 
vorhergehende Jahrgang 1861 dagegen das Minimum 
outer alien 17 Jahrgftngen, und dass die Differenz 
beider Jahrgftnge nicht weniger als 1.109" betrug. 
Urn dieser Differenz auf den Grand zu kommen, ver- 
schafite sich Fechner von der Amtshauptmaim- 
schaftBomn, wozu ausser Stadt Leipzig noch mehrere 
kleinere Stttdte und zahlreiche Dorfschaften gehdren, 
die Messungslisten fttr die 3 Jahrgftnge 1860, 1861 
und 1862, desgleichen auch die besonders geftihrten 
Messnngslisteu der sftchaischen Studenten in Leipzig. 
Els waren damit 7 verschiedene Rekratirungsbezirke 
vertreten , und fttr alle 7 bestfttigte sich das fttr die 
Leipziger gefundene Grbssenverhftltnias in ganz 
gleicher Weise. Die fttr alle 7 berechneten Mittel- 
werthe waren: 1860 69.260", 1861 69.148", 
1862 70.184". Die Differenz zwischen Mnvimnm 
und Minimum betrag fttr die Qeaammtheit immer 
noch 1.036 ZolL 

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Zu weiterer Vergieichung dienten Fechner die 
Re kru ten maasse aus einem verachiedenartigen sftehsi- 
schen Bezirke, nftmlich ana der Amtshauptmannschaft 
Annaberg. Dieselbe nmfasst eine gebirgige Gegend, 
bios mit kleinen Stftdten und Ortschaften und einer 
verhftltnissmftssig armen BevMkerung, wfthrend die 
Amtshauptmannschaft Borna ebenes Land mit einer 
grossen Stadt und verhftltnissmftssig guten Nahruugs- 
quellen enthftlt. Der hier Gemessenen waren 1007 
im J. 1860, 924 im J. 1861, 1136 im J. 1862. 
Als mittlere K6rpergr5sse fttr die 3 Jahrgftnge ergab 
sich 68.936, 68.935, 69.122"; also auch hier un- 
terscheiden sich die beiden erstgenannten Jahrgftnge 
von dem in Pins - Bewegung begriffenen Jahrgange 
1862 , wenn auch nicht in so st&rkem Maasse wie 
bei den Rekraten der Amtshauptmannschaft Borna. 

Ob in den Jahren mit hohem Mittelwerthe der 
gesammten Rekraten auch die MaximalgrOssen und 
die MinimalgrOssen dieser Jahrgftnge die gleiche 
Plus-Bewegung einhalten , das zu untersuchen boten 
die 17 Jahreslisten der Leipziger Stellungspflichtigen 
und der sftchsiBchen Studenten in Leipzig Gelegen- 
heit. In der That ergiebt sich fttr die Jahrgftnge mit 
entschiedener Plus-Bewegung der Mittelgrttsse in 
gleicher Weise eine Plus-Bewegung fttr die griJssten 
Rekraten dieser Jahrgftnge. Fttr die kleinsten 
Stellungspflichtigen dagegen, wenigstens in den 
Stammlisten der Leipziger, sncht man vergeblioh 
nach der entsprechenden Pins - Bewegung ; vielmehr 
zeigen diese Kleinsten in diesen Jahrgftngen sogar 
ein noch kleineres Maass. 

Zn einer Erweiternng der Untersuchnng boten 
die belgischen Messungen den erwflnschten Anhalt. 
Dieselben sind in ttbereinstimmender Weise fttr das 
ganzeLand und in den einzelnen Provinzen seit einer 
langen Reihe von Jahren ansgeftthrt worden und sind 
tabellarisch in den Documents statistiques von Bel- 
gien und in einem frflhem Expose verzeichnet. Da 
sich jedoch bei der Einrichtung der Tabellen das 
wahre Grttssenmittel nicht genau ziehen lftsst, so 
benutzte Fechner den sogen. Centralioerth , der 
dorch die poBitiven und negativen Abweichungen von 
einem muthmaasslichen Mittel x bestimmt wird, oder 
es warden die fttr ein mittleres Maassintervall sich 
ergebenden Uebermftssigen und Uutennftssigen mit 
einander oder mit der Gesammtzahl der GemeaBenen 
in Parallele gestellt. Fechner giebt fttr die 9 bel- 
gischen Provinzen (Antwerpen, Brabant, West- 
flandern, Ostflandern, Hainaut, Lttttich, Limburg, 
Luxemburg, Namllr) in tabell&riacher Zusammen- 
BteUnng die gefundenen Mittelwerthe, bezflglichderen 
Bewegung, in drelfacher Fassnng. 

a) Fttr den Jahrgang 1862 (86684 Gemesseae) and 
den Jahrgang 1868 (41287 Gemessene). In alien 9 Pro- 
vinzen ohne Ausnahme zeigt sich eine snf das Jahr 1868 
fhllende MinuB-Bewegung , die allerdings In den verschie- 
denen Provinaen erheblleh variirt. 

b) Fur die awel 6jihrigen Epochen 1841 — 1846 
(191468 Geineesene) u. 1866—1860 (201711 Gemesaene). 
In beiden Epochen ergiebt sich fttr alle Provinzen eine 
Minus-Bewegnng , die nur fllr die frfihere Epoche stftrker 
atiBgeeprochen ist. 

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179 


VI. Meditin im Ailgemeinen. 


c) Fir noch zwei udere Epochen, n&mUeh 1851 bis 
1853 (111611 Gemessene) und 1864 a. 1865 (79857 Ge* 
messcne) , wobei sich ebcnfalls wieder durchgreifend eine 
Minus- Bewegrmg In der letzten Epoche zeigt , mlt alleini- 
ger Auanahme der Prorinz Lfittieh. 

Findet nnn aber anch, den Fall der Proving 
Lflttich ansgenommen , durchgreifend ein paralleler 
Gang der GrOssenbewegung in den verschiedenen 
Provinzen statt , so machen sich gleichwohl in den 
einzeinen Provinzen lokale Einflflsse geltend ; wttrden 
daher Jahrgange oder Epochen mit einander ver- 
glichen, in denen die GrSssenbewegiuig fdr ganz 
Belgien sich nledriger darstellt , dann wtlrden wohl 
auch ftir die verschiedenen Provinzen antiparallele 
Grflsaenbewegungen zum Vorschein kommen. 

Anhangsweise unternimmt es Fechner noch, 
enter Benutzung des filr das Kdnigreich Belgien vor- 
Iiegenden Materials eine Beantwortung der Frage zu 
versnehen , ob etwa die wechselnden Fruchtpreise in 
den Geburtsjahren der verschiedenen Jahrgftnge der 
Rekniten einen nachweisbaren Einftuss anf die 
Grdssenbewegung itben, wie ihn Riecke, der 
Uebersetzer von Quetelet’s berUhmtem Werke, 
fllr die wfirtembergischen Rekniten , die in den 
Thenemngsjahren 1816 and 1817 geboren waren, 
einmal ausgesprochen, jedoch nicht nkher bewiesen 
liat. Ein zweifellos dastehendes Resnltat hat sich 
bei dieser Untersuchung nicht ergeben. 

Analoge Ergebnisse sind in der sch&tzbaren Ab- 
handlong fiber KdrpergrGste und Brutlumfang vom 
Stabearzt Dr. Cesare Fiori (Riv. clin. 2 Sdr. V. 
1. p. 12 — 16. 1875) niedergelegt. Die in den 
Provinzen Bologna und Ferrara eingezogenen Rekni- 
ten der Jahrg&nge 1850 und 1851 lieferten dem 
Vf. das Material zu einer statistischen Zusammen- 
s tell ling. 

Am 31. December 1871 zahlte die Provinz Bologna 
439232 Einwohner , namlich 328408 im Bezirke Bologna, 
63980 im Bezirke Imola, 46844 im Bezirke Vergato. 
Diese sum Theil gebirgige Provinz zShlt 8608 Quadrat- 
Kilometer; ea kommen also 122 Einw. anf 1 Qu. -Kilo- 
meter. 

Die Provinz Ferrara, zn einem groaaenThelleamnpflg 
und moraatig, zahlte am 81. Deo. 1871 anf ihren 2616 
Qu.-Kilometern 199168 Einw., namlich 138622 im Bezirke 
Ferrara, 83017 im Bezirke Cento , 87619 Im Bezirke Co- 
tn&cchio. Hier kommen 76 Einw. anf 1 Qu. -Kilometer. 
(Fir das ganze K5nigreich Italian kommen 90 Einw. auf 
1 Qu. -Kilometer.) 

Die Ausgehobenen dee Jahrgange 1850 wurden nicht 
alabald nach der Anahebung im J. 1871 einberufen, son- 
dern erst im Jan. 1872, wo dleaelben bereita im 22, Jabre 
staaden. Es waren 394 Bologneeen and 209 Ferraresen, 
zuaammen 603 Mann. Die K5rpergr3see aller znaammen 
betrng 994.92 Meter, ala mittlere Groeae dea Einzeinen 
ergiebt aich also 1.66 Meter. Ea maaasen aber : 

7 1.66 Meter 

83 1.57—1.60 „ 

226 1.61—1.66 „ 

184 1.66—1.70 „ 

79 1.71—1.76 „ 

22 1.76—1.80 „ 

3 1.81 Meter und darfiber. 

Der Bruatumfimg (fir alle 603 zuaammen ergab die 
Same von 586.31 Mtr. , der mittlere Bnutuntfaag des 


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Einzeinen berechnet aiob so mit auf 88.7 Centimeter. Ge- 
funden worde bei : 

3 80 Ctmtr. 

107 81—86 B 

336 86—90 „ 

140 91—96 B 

18 96 Ctmtr. und daruber. 

Bei z^eien erreichte der Bruatumfang voile 100 Centi- 
meter. 

Bereita am 16. Febr. wurde der Jahrgang 1851 ein- 
berufen, also 21jahrige, 400 Bolognesen und 213 Ferra- 
reaen , znsammen 613 Mann. Die KorpergrSaae aller 
zuaammen betrug 1016.65 Mtr. , und daa giebt fur den 
Einzeinen einen mittlern Werth von 1.668 Meter. Ea 
maaaaen aber : 

12 1.66 Mtr. 

77 1.57—1.60 Mtr. 

196 1.61—1.66 , 

197 1.66—1.70 , 

109 1.71—1.76 „ 

19 1.76—1.80 „ 

3 1.81 Mtr. u. daruber 

Somit aind die 21jahr. dea Jabrganga 1861 darch- 
achnittlich fast 1 Ctmtr. grosser als die 22jahr. des Jahr- 
gangs 1860. 

Die Erklarung dieses sonderbaren Ergebnisses, 
das mit dem normalen Entwicklungsgange um so 
weniger im Einklange stebt , da doch unzweifelhaft 
das Wachsthum mit dem 21. Jahre noch nicht ab- 
geschlossen ist, glaubt Fiori in den politischen 
Verhkltnissen Italiens fin den zn dfirfen. Die im Jahi'c 
1850 Gebornen waren namlich im J. 1849 u. theil- 
weise im J. 1850 gezeugt worden, also in einer Zeit, 
wo schmerzliche Unglflcksschlftge auf Italien ein- 
stflrmten. Nun ist es bekannt, dasa unter dem Ein- 
flusse solcher deprimirender Zustande die Ziffer der 
Geburten sinkt, and dass ausserdem die Ziffer der 
Todesf&IIe unter den Gebornen zunimmt. Merkwflr- 
diger Weise blieben in dem genannten Jahrgange 
also auch noch die Gebornen in toto in der Grdssen- 
entwicklung zurfick. Eine voile Bestatignng dieser 
Annahme, meint Fiori , wtlrde dann gegeben sein, 
wenn auch in andern italienischen Provinzen, die 
das gleiche Interesse an den politischen Ereignissen 
nahmen, wie Bologna und Ferrara, ein fihnliches 
Verhalten der Jahrgange 1850 und 1851 dargethan 
wttrde. [Ein wesentliches Bedenken dflrfte sich 
indessen aus den vorangehenden Untersuohungen 
Fechner ’s ergeben, die fttr 2 auf einander fol- 
gende Jahrgtlnge eine Differenz der mittlern KOrper- 
grOsse von mehr als 1 Zoll nachweisen , ohne dass 
jenes Moment der moralischen Depression oder fiber - 
haupt ein Moment ftir diesen Weohsel erkennb&r ist.] 
Stellen wir Gbrigens die Indlviduen der belden Jahr- 
ginge outer den gleicben Kategorien der K6rpergrSese 
zuaammen, so erhalten wlr; 


1.66 Mtr. 

1860 

7 

1861 

12 

1.57— 1.60 Mtr. 

83 

77 

1.61—1.65 „ 

226 

196 

1.66—1.70 p 

184 

197 

1.71—1.76 * 

79 

109 

1.76—1.80 - 

22 

19 

1.81 Mtr. u. darfiber 8 

S 


603 

613 


Wollte man 1.66 Mtr. als die Greuze zwtaehen Klein 
usd Grose gotten lateen, so wurden ffir 1860 die Kleinen, 

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180 


VI. Median im Allgemeinen. 


ffir 1861 die Grossen das ITebergewtcht haben : Jener 8 hid 
316 im J. 1860 und 288 im J. 1861; dimer Bind 286 im 
J. 1860 und 328 im- J. 1851. 

Verjfleichen wir andererscits den Urusturnfang der 
im J. 1851 Gebornen, so betragt dieser fur alle 613 Au»- 
gehobene zusammen 637.93 Mtr. , d. h. der mittlere 
Brustumfang des Einzelnen betragt 87.7 Ctmtr. ,[nicht 
87.8 Ctmtr.] , sennit genan 1 Ctmtr. weniger als belm 
Jahrgange I860. Es haben aber : 

6 80 Ctmtr. 

137 81—85 Ctmtr. 

339 86—90 „ 

124 91—96 * 

8 96 Ctmtr. u. dariiber. 

Die Grdsse des Brustumfangs halt somit nicht 
gleichen Schritt mit der KOrpergrdsse ; wie zu er- 
warten stand , llbertraf der Jahrgang 1850 in die- 
sem Punkte den Jahrgang 1851. Dcnn dass bei 
Landleuten , bei Arbeitem , die doch vorzugsweise 
den Bestand der Rckruten bilden , der Brustumfang 
in dieser Lebensperiode noch zunelinien kann , das 
hat Fiori selbst bei einer andern Gelegenlieit in 
Erfahrung gebracht. Mehrere Freiwillige batten 
80 Ctmtr. Brustumfang als sie zur Instruktion ab- 
gingen, und als sie nach einem Viertcljalir wieder 
kamen, zeigten sie 81 und 82 Ctmtr. Brustumfang. 
Rechnen wir 90 Ctmtr. als Grenzscheide ftlr kleinen 
and grossen Brustumfang, so crhalten wir: 

I860: 445 kleiu, 158 gross; 

1851 : 481 klein, 132 gross. 

Schlilsslich bertlcksichtigt Fiori auch noch ftlr 
beide Jahrg&nge zusammen dasVerhalten derGrOsse 
und des Brustumfangs in den einzelnen Bezirken. 
Die Provinz Bologna lieferte 794 Mann, niiuilich 
569 der Bezirk Bologna, 124 der Bezirk Imola, 
101 der Bez. Vergato. Die Provinz Ferrara lieferte 
422 Mann, und zwar 310 der Bez. Ferrara, 69 der 
Bez. Comacchio, 43 der Bezirk Cento. 

Die Provinz Ferrara liefert grOssere Leute, die 
im Durchschnitt 1.667 Mtr. messen; die Mannschaft 
der Provinz Bologna ist im Durchscbnitt 1 Ctmtr. 
kleiner. Auch im Brustumfange ist Ferrara, wenn 
auch nor um einen minimalen Werth, im Vortheil. 

Von den einzelnen Bezirken nehmen Comacchio 
und Cento in Betreff der Griisse die erste Stelle ein, 
der mittlere Werth erhebt sich auf 1.672 Meter; 
Imola mit 1.647 Mtr. steht am niedrigsten. Der 
grdsste mittlere Brustumfang von 89.5 Ctmtr. kommt 
auf Cento, dann kommt Comacchio mit 88.6 Ctmtr. ; 
der niedrigste mittlere Brustumfang von nur 85.5 
Ctmtr. kommt auf den Bezirk Vergato. 

(Theile.) 

609. Ueber den Binfluss der kdnetliohen 
Unterdrfiokung der Hautperapiration auf den 
thterischen Organismus ; von Dr. N. Sokoloff in 
Petersburg. (Virchow’s Arch. LXIV. 1. p. 40 — 81. 
1875.) 

Da eine gestOrte Thitigkeit der Baut hlnfig als 
fttiologisches Moment sowohl ftlr drtliebe wie for all- 
gemeine Erkrankungen angesehen wird , so hat die 
experimentelle Pathologie sich schon seit lingerer 


Zeit mit den Folgen einer ktlnstliehen Funktionsstd- 
rung der Hant beschftftigt. Der schftdliche Einftnas 
einer theilweisen oder volLs tin digen Unterdrtlckung 
der Hautperspiration durch Ueberfimissung der Hant 
auf den Organismus ist auch bereits ohne alien Zwei- 
fel festgestellt. Dagegen herrechen liber die Ur- 
sache dieses schadlichen Einfluases noch sehr wider- 
sprechende Anschauungen. W&hrend eine Ansicht 
(Edenhuizen) die bei den Versuchstbieren auf- 
tretenden pathologischen Erecheinungen dnrch die 
Zurlickhaltung eines schadlich wirkenden, unter nor- 
malen Verhkltnissen durch die Haut ausgeschiedenen 
Stoflfes zu crklhren sucht, sieht eine andere Theorie 
(Laschkewitsch) die Erschcinungen als Folge 
ernes durch Gefosslahmung in der Haut bedingten 
stllrkem Warmeverlusts der Thiere an. Wegen die- 
scr Differcnz der Ansichteu nnternabm Vf. eine er- 
neute experimentelle Bearbeitung des Gegenstandes. 
Er stcllte seine Versuche theils an Hunden, theils an 
Kaninchen an, denen er die Haut in wechselnder 
Ausdehnung mit bis zur Synipconsistenz eingedick- 
tem Oel bestrich. Die Erecheinungen , welclie bei 
46 in dieser Weise angestellteu Vereuchen beobach- 
tet wurden, formulirt Vf. ungefUhr in folgender 
Weise. 

1) Beim partiellen Bestreichen der Haut zeigt 
die innere Temperatur bei Hunden in der ersten Zeit 
nur geringe Schwankungen. In den nkchstfolgenden 
Tagen wurde eine Steigerung der K5rpertemperatur 
deutlicher. Einige Tage vor dem Tode aber beginnt 
in den meisten Fallen die Temperatur zu sinken, 
gewOhnlich stufenweise, seltner von neuen Steige- 
nmgen unterbrochen. In einigen Fallen zeigt die 
Temperatur gar keine Schwankungen , sinkt pldtz- 
lich nm einige Grade, worauf das Thier bald stirbt. 
— Bei Kaninchen ist unter gleichen Verhaltnissen 
das Verhalten der Temperatur ahnlich, nur mit dem 
Unterschiede, dass sie in den ereten Tagen eine 
kleine Emiedrigung erfahrt odei- stehen bleibt. 

2) Wurden grdssere Theile der Haut beetrichen, 
so fiel die Temperatur sehr schnell , das Thier lebte 
nur wenige Stonden. Bei Kaninchen , welclie nach 
dem Bestreichen noch 24 oder melir Stunden lebten, 
zeigten sich in den ersten 7 — 8 Stunden keine er- 
heblichen Schwankungen der Temperatur. 

3) Die Hauttemperatur ist nach dem Bestrei- 
chen niedriger als vorher. 

4) Im Ham der Thiere zeigten sich beim par- 
tiellen Bestreichen nach 3—6 Tagen, beim fast to- 
talen Bestreichen schon nach ca. 12 Std. Eiweiss, 
kflrnige und hyaline Cylinder und Nierenepithelien. 
Das spec. Gewicht des Harns war erhOht. 

5) Einmal wurde allgemeine WassersucJit be- 
obachtet. 

6) Durchfalle erschienen beim partiellen Be- 
streichen schon nach einigen Stonden. 

7) Der Puls wurde schneller, die HerzachlAge 
wurden schwicher. 

8) Die Athemznge wurden laagsamer und zu- 
wdlen oberflkchlicher, ihr RhythmaB.anregelming. 


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VI. Medlein tan AHgemeinen. 


181 


9) EndUch warden Schlifrigkeit and KrAmpfe, 
zuweilen Erniedrigung, zuweilen ErhOhung der „re- 
flektorischen Sensibilitat u beobachtet. 

Die beschriebenen Erscheinungen zeigten rich 
in ihrer vollen StArke beim partiellen . Bestreichen 
erst karz vor dem Tode, boten aber dann dasselbe 
Krankheitsbild wie beim totalen Bestreichen dar. 

Die Befunde bei den Sektionen waren im We- 
sentlichen folgende. 

Hant und Unterhautgewebe waren an den be- 
stricbenen , wie an den freien Stellen mehr oder we- 
niger stark 5dematSs, die Blutgefasse der Hant und 
des subcutanen Zellgewebes an den bestrichenen 
Stellen nicht mehr angefllllt als an den freien. In 
3 Fallen warden im Unterhantbindegewebe an den 
bestrichenen Stellen Tripelphosphatkrystalle gefnn- 
den. Auch die Muskeln waren odematds, ilire Quer- 
streifung undeutlich , zuweilen capillare Extravasate 
ira Muskelgewebe. In der Pleurahohle, im Perikar- 
dialsack und in der BauchhOhle war stets serOse 
Fl(ls8igkeit vorhanden. Die Herzmuskulatur blass 
und welk, ihre Querstreifung verwischt. Die Lungen 
waren liyper&misch und ddematds. Die Leber war 
weich , blutreich , die Leberzellen vergrdssert , ihre 
Kerne nur nach Behandlnng mit Easigs&ure oder 
selbst gar nicht sichtbar, das Protoplasma getrttbt. 
Die Milz war klein, blutarm. Die Nieren zeigten 
bei den akuten TodesfAllen die Rindensubstanz ge- 
schwollen imd blutreich, das Lumen der HarnkanAl- 
chen verengert, die Epithelien trllbe. Hatte das 
Thier noch lAngere Zeit gelebt , so war die Rinden- 
substanz der Nieren aueh geschwollen, aber derb, 
graugelb, die gewundenen Hamkanftlchen mit kdrni- 
ger Masse angefllllt, die Epithelien zum Theil ver- 
fettet. Die Magenschleimhaut war roth punktirt, in 
9 Fallen wurden neben dem Pylorus „Defekte mit 
pigmentirtem Rande u gcfunden. Die solitiren und 
Peyer’schen Drflsen des Dtlnndarms waren etwas ge- 
schwollen. Dura u. Pia-mater am Gehirn u. Rttcken- 
mark waren blutreich und cSdematos, dasGewebe des 
Gehima und Rflckenmarks selbst blass und weich. 

Vf. wendet sich nun gegen diejenige Theorie der 
Erscheinungen, welche dieselben aus einer vermehr- 
ten Wkrmeabgabe, bedingt durch eine Lahmung der 
Blutgeflisse der Haut, zu erklftren sucht. Seine 
Grttnde gegen dieselbe sind folgende. 

1) Bei partieller Bestveichung der Haut zeigt 
die Temperatur nie von Anfang an eine progressive 
Abnalune, welche der Grease der bestrichenen Stelle 
entspricht. Im Gegentheil , in einigen Fallen tlber- 
schritt sogar die Temperatur die normale Grenze. 
SpAter tritt allerdings ein Temperatinabfall ein, aber 
der Grund hiervon ist noch nicht erklart. 

2) Die Erscheinungen bei Dnrchschneidnag des 
N. sympathies bieten keine Analogic mit denen 
beim Bestreichen der Haut dar. Im letztem Falle 
tritt keine ErhOhung der Temperatur des bestriche- 
nen Theiles (Kaninchenohr) ein , welche aber sofort 
erfolgt, wenn man auf derselben Seite , wo das Ohr 

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bestriehen worden , den Halstheil des N. sympath- 
durchschneidet. 

3) Bei Lahmung der vasomotormchen Nerven 
der Haut nach Durchschneidnng des Halstheils des 
ROckenmarks steigt die Aussere Temperatur der Haut 
bfther als die innere Kbrpertemperatur. Niemals ist 
ein solche8 Verbalten bei denThierenmitbestrichener 
Haut beobachtet worden. 

4) Aber auch eine von einer Gef&sserweiterung 
unabhangige Vermehrung der WArmeabgabe von der 
Haut nach dem Bestreichen derselben kann ausge- 
schlossen werden, weil die Schnelligkeit des Stei- 
gens der Quecksilbersaule bei den Temperatur- 
inessungen der Haut vor und nach dem Bestreichen 
derselben die gleiche bleibt. 

5) Auch wenn die Thiere nach dem Bestreichen 
der Haut sorgfllltig in Watte eingehttllt warden , so 
dass eine vermehrte Warmeabgabe nicht mdglich war, 
starben dieselben untcr Temperatnrabfall. (Ein ent- 
gegengesetztea Resnltat hatte Laschke witsch 
bei derartigen Versuchen erhalten.) 

Somit neigt sich Vf. vielmehr jener Erklarnng 
der Erscheinungen zu , welche die letztern aus einer 
Vergiftung des Kfirpers mit einem znrtlckgehaltenen, 
rc8p. neugebildeten schAdlichen Stoff ableitet. Seine 
Ilauptgrflnde hierfllr sind : 

1) Die in den Leichen der Thiere gefundenen 
parenchymatOsen Degenerationen der Organe, vor 
Allem die Erkrankung der Nieren , sind eine allgc- 
mein charakterisirende Erscheinung bei alien Ver- 
giftungs- und Infektionskrankheiten. 

2) Die Injektion von Blut eines bestrichenen 
Thieres in die Jugularvene eines gesunden Thieres 
lasst bald im Harn des letztern Albumin auflxeten, 
wfthrend die Einspritzung von Bint eines gesonden 
Thieres oder von destillirtem Wasser keine Albu- 
minurie liervorruft. Dass der Eiweissgehalt des 
Harns in den erstem Fallen nach 3—4 T. wieder 
verschwand , erklart sich aus der erfolgenden Aus- 
scheidung des Giftcs durch die normal funktionirende 
Haut. Ebenso verlieren sich auch die nach dem 
Bestreichen der Haut schon eingetretenen Krank- 
heitserscheinungen wieder vollstAndig, wenn die 
Haut von ihrer funktionsstdrenden Umhflllung be- 
freit wird. 

Zum Schluss seiner Arbeit bespricht Vf. noch 
den Vorschlag von Senator, das Bestreichen der 
Hant bei Kranken als Mittel gegen Fieber anzuwen- 
den. Weder lMsst sich aus den Angaben S e n a t o r’s 
eine Wirksamkeit des Mittels erkennen , noch ist er- 
wiesen , dass eine Bestreichung der Hant nicht anoh 
beim Menschen schidliche Folgen nach sich ziehen 
kann. (A. StrllmpelL) 

610. Ueber den k&nstiioh eraeugton Som- 
nambnliamns ; von Charles Richet (Joorn. 
de l’Anat. et de la Physiol. XI. 4. p. 348; JuUlet — 
Aofit 1876.) 

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182 


VI. Mediein im AUgeueioen. 


Abb einer Eeihe lingere Zeit hindurch angestellter 
Beobachtungen fiber das oben angedeutete Thema 
kommt Vf. zu folgenden Schlussfolgerungen : 

1) Man kann durch sogen. magnetische Striche, 
darch die Fixirung ernes glfinzenden Gegenstandes 
oder darch andere empirische Vomahmen eine dem 
Somnambulismus analoge specieile Neurose hervor- 
rufen. 

2) Diese Neurose entsteht anfknglich nor schwer, 
l&sst aich aber bei Wiederholung der Proceduren 
immer leichter hervorbringen. 

3) Alle bei derselben beobachteten Phfinomene 
steben in Uebereinstimmung mit den Daten der Phy- 
siologic und Psychologie und finden sich in ver- 
schiedenen Graden bei einigen Vergiftungen und ge- 
wissen Neurosen dea Centralnervensystems wieder. 

4) Die eigentlioh charakteristischen Plianomene 
Bind die Hallucinationen , welche man steta nach Be- 
lieben hervorrufen kann , und ein vollstftndig auto- 
matischer Zustand, so daas die eingeschlftferte Person 
g&nzlich von dem Willen und dem Ideengange der 
umgebenden Personen abh&ngig ist. 

5) Bei den seit fiber 50 J. anerkannten und con- 

Btatirten Thatsachen unter sonst ganz identischen 
Bedingungen, wie sie die besten Bcobachterberichtet 
haben, muss man die Existenz dieser Neurose zu- 
geben, welche durchaus eigener Art ist und dem 
Physiologen wie dem Paychologen einen Gegenstand 
hohen Interesses darbietet. (J a f f 6.) 

611. Der Wille betraohtet ala moraliaohe 
Kraft and als therapeuttsches Heilmittel ; von 
Prof. Jolly. (Gaz. des H6p. 115 flg. 1875.) 

Unter den menschlichen Zustfinden findet sich 
eine intellektuelle Kraft, welche zu gleicher Zeit den 
moralischen und den socialen Menschen cliarakteri- 
sirt, welche seine Instinkte, seine Bewegungen, seine 
Gewohnheiten und seine Sitten regulirt , welcher er 
seine edelsten Entschlflsse, seine grossartigste Opfer- 
fkhigkeit , den Triumph fiber sich selbst und seine 
Suprematie fiber den tibrigen Theil der Schfipfung 
verdankt : diess ist der Wille , welcher seine Stfirke 
und seine Schw&che , seine Tugenden und seine 
Laster bedingt und ihn vor Gott und vor den Men- 
Bchen fllr seine H&ndlungen verantwortlich macht. 
Wollen heisst aber nicht allein sich bewegen, um in- 
stinktiven Anregungen und 'automatischen , ja ge- 
wissermaassen unwillkfirlichen Akten zu folgen; 
iDollen im moralischen und einzig und allein logischen 
Sifine heisst, mit Absicht , Nachdenken und Unter- 
scheidungskraft handeln und die muskelbegabten 
Organe zu Thfttigkeiten bestmnnen , welche ftlr die 
eigene Persdnlichkeit, das Bewnsstsein des Ich und 
fitr die individnelle Freiheit zeugen. Nun ist aber 
der Mensch allein mit dieser Ffihigkeit begabt , er 
atteift hat dasPrivilegium, Qedanken zu fassen, seine 
Gedaaken durch das Wort wiederzugeben und die- 
selben durch den Willen anszudrficken. Mit an dem 
Worten : der Mensch hat nicht allein ein instinktivefl 

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Leben des GeffiUes und derBewegtmg, Welches ihm 
mit alien Thieren gemeinsam ist, aondem er beaitzt 
ausserdem auch ein geistiges Leben der Abstraktion, 
der Vemunft und desUrtheils, welches ihm den Vor- 
raug vor alien Ubrigen Geschopfen einraumt. Daher 
auch seine Doppelnatur, wie sie seit Plato’s Schule 
allgemein anerkannt ist, welche die Kirchenviter als 
homo duplex bezeichneten und welche die nenere 
spiritualistische Schule unter dem Doppelnamen des 
physiologischen und des psychologischen Menschen 
begreift. — Daher femer auch jener Antagonismus 
zwischcn den beiden Wollenskrfiften , der des Kor- 
pers und der der Seele, welche stets im Kampfe mit 
einander sind. Dieser menschliche Dualismus bemht 
keineswegs aufUebereinkunfl and aufUeberlieferang 
in Folge von Sitte. Er ging bereits alien socialen 
Einrichtiingen, alien Gesetzgebungen der Welt voran, 
er befindet sich naturgemfiss und tief in dem allge- 
meinen Bewusstsein der Volker eingepflanzt und fin- 
det sich bis in den Gotzenglauben hinein bewahr- 
heitet. Der menschliche Dualismus ist nicht allein 
cine moralische Tliatsache , sondern ein physiologi- 
sches und streng logisches Gesetz, dieselbe Kraft 
kdnnte in der That nicht zu gleicher Zeit wollen and 
nicht wollen, befehlen und gehorchen, das Gute nnd 
das Schlechte ausftlhren. Ganz anders in der That 
steht es um die Thiere, diese haben nur einen Willen, 
und zwar rein instinktiver Art, n&mlich den der Er- 
haltung, sie leben gewissermaassen ohne es zu wis- 
sen, ohne Bewusstsein ihrer Existenz, und sterben 
ohne gewusst zu haben, dass sie aufhdren werden su 
leben , ohne das Vorgeftlhl eines andem Lebens zu 
liaben, und wfihrend der Mensch , welcher Art auch 
immer seine sociale Stellung, sein Bildungsgrad sein 
mag , in der Aufregung seines Gewissens sein Ver- 
brechen bewacht, schlaft das Thier friedlich and 
ohne Gewissensbiss auf seiner Beute oder seinem 
Opfer. Will man behaupten, dass der moralische 
Wille nur eine anatomische Eigenthflmliclikeit oder 
rein materieller Natur sei , dass der Mensch eben so 
wenig fill' seine Ilandlungen wie fllr seinen Willen 
verantwortlich gemacbt werden kdnne, so macht man 
aus der Poesie den cynischsten Atheismus. Der 
moralische Wille ist keineswegs das augenblickliche 
Produkt der Materie , er ist der menschlichen Natur 
und der ganzen Beschaffenheit des Menschen inherent 
und erhebt denselben zum Fttrsten der Scbtfpftmg. 
Der Wille dient der menschliehen Iatelligenz auf 
jeder Lanfbahn, welche letetere erflffnen mag: beim 
Stadium der Wissenschaften und KOnste, beim Bane 
von Hftusem, Tempeln und Monumenten, so wie beam 
Schmieden ttdtlicher Waffien. 

Seben wir nun, ob eine so bedeotende Kraft 
nicht auch ftlr die Zweoke der Hygitin* nnd The- 
rapie nntzbar gemacht werden kann. Hier tritt uns 
aber zun&ohst die Fr&ge entgegen : kann der Wille 
selbst krank werden , giebt es eine Pathologie des 
Wlllens ? Diese Frmge ist zu vemeinen. Denn der 
Wille ist weder ein Organ, noch eine Funktion , er 
ist auch keine anatomische Eigenschaft and hat koine 

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188 


VI. Medicin hn Allgemeinen. 


physiologiache Einordnung bei den ThJttigkeiten des 
Lebens, er 1st rein pgychischer Natur, daher an nnd 
far sich unverinderiich nnd daher auch keiner Krank- 
beit nnterworfen. Als hyperorganiache Eigenschaft 
beherrscht der Wille das Gefahl, die Bewegung nnd 
das VerstUndniss, and die Bedentendheit seiner phy- 
siologischen Th&tigkeit Blast anf eine grosse Macbt- 
entfaltong desselben in pathologischen Zust&nden 
schliessen. MitHtilfe des Willens vermag der Menscli 
die U nzulinglichkeit seiner Instinkte bei der Bethati- 
gnng seines Sinnenlebens anazugleichen, nm mitVer- 
sttadnias die Gegenstande zu erfassen , welche sich 
seinem Blicke darbieten, am sie mit Aufmerksamkeit 
zu betrachten , mit Nachdenken zu beobachten and 
sie nach Belieben zu beschauen , um die Form , die 
Grflsse, die Contouren, kurz alle physikalischen Cha- 
raktere derselben zu bestimmen , welche mehr Oder 
weniger kostbare Konstgegenstande daraus zu for- 
men vermfigen. Ohne den Willen kOnnte der Menscli 
weder den Einklang and die Harmonie der Tdne, 
noch den Reiz der Empfindungen , welche in dem 
Gehflreinne liegen, erfassen, ohne denselben wttrde 
er nicht im Stande sein, die Kenntniss der verscbie- 
denen Eigenschaften der Gerttche and der Wohlge- 
rttehe als hygieinische Bedingung seiner Speisen and 
Getrinke , bevor er dieselben seinem Magen einver- 
leibt, zu eriangen. Ebensowenig laast sich das Bc- 
dOrfioiss verkennen, durch den Willen oder durch 
den Veretand die taktilen Eigenschaften der aussern 
KCrper bei der Bestimmung ihrer Temperatur wttr- 
digen zu lernen, besonders dann, wenn es sich darum 
handelt , a us dem Tastsinn einen natiir lichen — und 
zwar den siohersten von alien — Thermometer zu 
machen, sei es selbst far die Hygieiae der Beklei- 
dung. 

Wenn aber der Wille im Stande ist, den Empfin- 
dungen gewissemaassen eine rationelle Basis zu 
geben, so erreicht derselbe bei der AusUbung der 
Bewegungen eine kaum zu begranzende Kraftent- 
faltung. Man hat Falle angefahrt, in welchen der- 
selbe seit langen J&hren gelahmten und fast abge- 
gestorbenen Gliedem neues Leben einzufldssen ver- 
mechte, femer Falle von Muskellahmung, in welchen 
der Wille allein Muskelcontraktionen hervorrief, 
wahrend die Elektricitat vcillig wirkungslos geblie- 
ben war; hierher gehiSren auch die von Jeoffroy 
beobachteten Falle von Spinallahnmng , in welchen 
die degenerirten Muskeln, nach vergeblicher Anwen- 
dung der Elektricitat, allein unter dem Einflnsse des 
Widens zu Contraktionen veranlasst warden. Es ist 
bekannt, daas in Folge angenommener Gewohnheiten 
viele Menschen Stellungen , Gesten und sonderbare 
Bewegungen machen, welche der Wide allein zu 
beherrschen vermag, selir schwer ist hier oftmals die 
Handhabung des Widens, aber wollen ist hier kdnnen. 
Die hygieinische Leitung dieses Wdlens eignet sich 
nicht far jedes Alter oder far alle Charaktere, aber 
sie findet namentlich im Kindesalter Geltung nnd 
namentdch bei den Abweichungen des Rdckgrats, 
welehe so oft Folge von Ungleichheit oder mangeln- 


dem Antagonumos der Muskelkr&fte sind , hat der 
freiwillige oder gebotene Wide glttckbche Resoltate 
hervorgebracht , wozn besonders mit Ausdaoer and 
Umsicht angestellte gymnastische Uebongen das 
Ihrige beiti'agen. Bekannt ist femer der wohlthHtige 
Einfluss eines festen und ausdauemden Widens auf 
die krampf haften Stbsse des Stammelns nnd 8tottems 
und die beste Methode der Behandlnng dieses Uebels 
besteht gerade in der vemtlnftigen nnd methodischen 
Benutzuug des eigenen Willens. Der Nystagmus 
oder die unfreiwillige Seitenbewegung der Angera ist 
oft selbst bei Erwachsenen theils durch den Widen 
allein , theils mit Htllfe geeigneter Appai'ate gebeilt 
worden. Am Auffallendsten zeigt sich aber die 
therapeutische Kraft des Willens beim Veitstanz, nnd 
man hat nicht selten durch die Anwendnng eiaer 
geeigneten Gymnastik in Verbindung mit einer ra- 
tionellen Uygieine bei dieser Krankheit mehr erreicht, 
als mit vielen andem Heilmitteln. Selbst die Chorea 
senilis bleibt nicht von den wohlthitigen Wirkungen 
des Widens ausgeschlossen , die krampf haften Be- 
wegungen werden durch denselben vermindert , au- 
weilen ganz aufgehobeu. Das GeBetz des Gleich- 
gewichts oder der Muskelstatik hkngt oft an so 
wenig, (lass ein Nichts dieselbe aufzuheben und eben 
so gut wieder herzustellen vermag, Beispiele hiervou 
geben der Trunkene , der Akrobat u. s. w. , nnd 
Jeder erkennt hier die wnnderbare Macht des Wil- 
lens. Weit schwieriger als dasVorangehende erklttrt 
sich der Einfluss eines fremdeD Willens auf hysterisehe 
Krimpfe, nnd dennoch ist derselbe oonstatirt. Man 
denke an die wnnderbare Wirknng des Willens 
Boerhave’s auf die Krampfepidemie , welche in 
einem Harlemer Kloster aosbrach. Einen fast ana- 
logenFall erzkhlt Briquet in seinem Bnche : Ueber 
die Hysterie; eine junge, an hysterischen Krftmpfen 
leidende Frau stiess bei jedem Anfalle einen eigen- 
thflmlichen Schrei hub, der bald von andem Hysteri- 
schen desselben Saales n&cbgeahmt wurde. Bei 
Drohnng mit der Anwendnng des Glfiheisens hdrte 
zwar dieser Schrei anf, aber statt dessen encholl 
ein lauter Schmerzensschrei wie bei einer Verbrea- 
nung. Selbst beim Starrkrampf sind Fklle von 
Heilnng durch den Willen bekannt. So erz&hlt 
Cruveilhier einen Fall von Tetanus tranmaticus 
von hOchster Intensitat, bei welchem in Folge der 
heftigen Krimpfe des Zwerchfelles nnd der Athem- 
mnskeln unmittelbare Erstickong drohte. Cr. zeigte 
dem Kr. durch Wort nnd That regelmSssige , oft 
wiederholte, tiefe und langdauemde Inspirationen zu 
machen mit abwechselnder Hebong und Senkung der 
Arme; die Krampfanfalle wurden in Folge dieser 
methodischen Uebungen seltener nnd kttrzer und der 
Kr. genas. Vermittelst des Willens vermag man 
G&hnen , Anfstossen , selbst Hustenanfalle hintan zu 
halten , und eben so jvirks&m ist der Wille bei dem 
eigentlichen Asthma theils durch Ueberwindnng des 
Bronchialkrampfes vermittelst gewaltsamer Athem- 
ztlge , theils dnrch Ableitung der krankhaften Inner- 
vation vermittelst geeigneter Beschiiftigungen. Zur 


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164 


VI. Medieln im AUgemeinen. 


Erreichung dieses doppelfieo Zweckes rietli Laennec 
seinen Asthma tikern, mit lauter Stimme zu lesen, am 
die Exspiration zu verlftngern und die Inspiration 
tiefer zu machen, und ihre Aufmerksamkeit selbst 
mitten in der Nacht dui-cb Bethhtigung der Sinne 
von dem eigenen Icb abzulenken. Sogar Anfalle von 
Epiiepsie vermag der Wille zuweilen zu verhindern. 
So berichtet Vf. von einem Kr. im Spitale St. Louis, 
der n&ch Belieben seine Anfklle verhindern konnte, 
iodem er bei Ann&herong eines solchen durch Ein- 
fUhrung fester Nahningsmittel in den Mund den 
Moskelapparat des Kauens und Hinterschluckens 
einer vom Willen abh&ngigen regelmSssigen Bewe- 
gung unterzog. 

So auffallend und merkwttrdig nun aber auch 
der Einfluss des Willens auf die Bewegungen der 
Cantraktion ist, so unwirksam bleibt derselbe bei 
dem mit Muskelerschlaffung verbundenen Bewegungen. 
Ein Mensch, der in Beftlrchtung eines Schmerzes sich 
zusammenzieht , vermag trotz der st&rksten Anspan- 
nung des Willens diese Gontraktion nicht zu tlber- 
winden. Man verschluckt oft durch Unaufmerksam- 
keit einen mehr oder weniger volumindsen Frucht- 
kern , kann aber oft nicht beim besten Willen die 
kleinste Gabe einer Medicin niederechlucken , und 
wahrscheinlich beruht die Hydrophobie mancher 
hysterischen Frauen auf dem Kampfe zwischen der 
Pnrcht vor und dem Willen des Niederschluckens. 
Ebenso ist es oft unmoglich , bei einem Kr. , dessen 
Led) man untersuchen will, eine Erschlaffung der 
Bauchmuskeln zu erzielen , und alle Anstrengungen 
des Willens steigern nur die Contraktion ( wold oft 
ans UngeschickbchkeitJ. Sowie man aber die Auf- 
merksamkeit auf etwas Anderes lenkt , ist die Er- 
schlaffung da. Dasselbe findet bei der Einreukung 
von Luxationen statt , ebeu so wenig ist es mdglich, 
durch den Willen Schlaf zu erzielen , im Gegentheil, 
je mehr man cinschlafen will , des to weniger schl&ft 
man ein. 

Was die Macht des Willens auf die Emptindung 
betrifft, so vermag derselbe letztere zu verringem 
und selbst ganz aufzuheben, indem an die Stelle der- 
selben eine mehr oder weniger starke Muskelcontrak- 
tion tritt. Es giebt sogar eine Art von Instinkt, 
welche una dahin bringt, bei schmenzhaften Leiden 


an die Innervation zu appellirea. Der Mensch, wel- 
cher irgend einen Schmerz, z. B. eine Neuralgic, em- 
pfindet , bewegt sich instinktiv, indem er gewiaser- 
maassen an den Muskelapparat appellirt und seinen 
Schmerz in der Bewcgung aufgehen liisst. Die Er- 
fahrung beweist wenigstens, dass der krampfhafte 
Zustand , an und for sicb die krankhafte Steigerung 
der Muskelcontraktion , sofort den Schmerz cessiren 
l&ast, und die Epiiepsie macht den Organismus gegen 
die kr&ftigsten Reizmittel vollkommen empfindungslos. 
in Folge dieser Ableitung der Innervation vermag 
der Wille der Muskelth&tigkeit einen so hohen Grad 
von Contraktion aufzupr&gen , dass im physiologi- 
schen sowohl wie im pathologischen Zustande jede 
Art der Empfindung verloren geht : so empfindet der 
Krieger in der Hitze des Kampfes nicht die tddtliclie 
Wunde, und zwar in Polge einer (Ibermftssig gestei- 
gerten Muskelaktion, einer enormen Willens kraft. 

Der Wille bildet auch eine schfttzbare Unter- 
stfltzung fllr die Art der Reaktion oder Lebenskraft, 
ohne welche alle therapeutische Maassnahmen oft 
vbllig unwirksam bleiben , und in dieser Beziehnng 
giebt es kaum eine Krankheit, bei welcher der Wille 
sich nicht als heilkrilftig erweisen kOnnte. N&ment- 
lich ist dieses bei den Epidemien der Fall, bei wd- 
cher die willenskr&ftigen Menschen oft von der 
Kranklicit verschont bleiben. So finden wir viele 
Beispiele bei Cholera-Epidemien, dass die Krankheit 
die thfttigen und arbeitsamen Menschen Afters ver- 
schont und die bequemen, unthfttigen Individnen an- 
greift, nicht seltcn sogar list ein fester Wille gentlgt, 
am einen Choleraanfall im Anfange zu coupiren. 
Der Wille, welcher der wahre Muth in Zeiten des 
Krieges und der Epidemien ist, ist zugleich auch die 
erete Tugend des Arztcs, welclie iuspirirt von Pflicht 
und Ehre ihn dem Tode entgegenfilhrt , um demsel- 
ben seine Opfer zu entreissen, welche ihm als Schild 
auf dem Sclilachtfelde dient, welche aber auch zu 
Zeiten der gef&hrliclisten Prttfungen es ihm vielleicht 
gestattet, ungestrafter als andere den Gefahren der 
Ansteckung zu trotzen, und wenn alle seine An- 
strengungen ohnmftchtig bleiben und er den AnfUlen 
des unerbittlichen Peindes nnterliegt, so kann er sich 
wenigstens sagen: si mihi desint vires, in me est 
voluntas. (JaffA.) 


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G e i 8 8 1 e r , antipyret. Wirkung d. Salicylsfture u. 8. w. 


185 


B. Originalabhandlimgen 

und 

Ueberslchten. 

XI. Ueber die antipyretisclie Wirkung der Salicylsaure und 

det salicylsauren Salze. 

Von 

Dr. A. Geistler zu Meerane. 


Die beiden ersten Mittheilungen fiber Salicyl- 
sftnre in onsern Jahrbb. (CLXIII. p. 229 u. CLXY. 
p. 120) haben sich lediglich mit den antiseptischen 
Wirkungen dieses neuen Mittels beschftftigt. Anch 
bei der 3. Mittheilung (Jahrbb. CLXVI. p. 122) 
steht die antiseptische Wirkung noch im Vorder- 
grnnde. Die ersten schllchtemen Versuche, die Sa- 
licylsfiure innerlich zu verwenden, waren davon aus- 
gegangen, dass man auch im Blute eine Antisepsis 
eneugen kflnne. Da nach der Theorie von K o 1 b e 
die Sfture lediglich als solche wirke und sie durchaus 
nieht an ein Alkali gebunden werden dtlrfe, der Zu- 
sate eines solchen vielmehr die antiseptisclie Wir- 
knng aufhebe — sah man sich in der innerlichen 
Anwendung beschrftnkt. Einmal hinderte die ge- 
ringe LMichkeit der Sfture in Wasser (1 : 300, 
wobei sich bei Iftngerem Stehen h&ufig dennoch ein 
Theil ausscheidet, was auch durch Zusatz von Alko- 
bol niclit zu bessern ist) die Einfllhrnng gentlgender 
Quantitftten in den Magen, da hierzu enorme Mengen 
von Flflssigkeit nothwendig waren , ferner aber wa- 
ren , wie weiter unten zu lesen, die Versuche, Sali- 
cylsfiure in grdssern Mengen als Schflttelmixtur oder 
mit Stiasholzpasta oder in Oblaten gehtlllt, per os 
einzuffihren , wenigstens bin und wieder von so un- 
angenehmen lokalen Wirkungen gefolgt, dass man 
das Mittel fast aufzugeben in der Lage war. 

Erst als sich die Praxis von der Theorie frei 
maehte und anstatt der reinen Sllure das Natronsalz 
anwendete, welches lokale fttzende Wirkungen nicht 
besitzt , hat sich das Mittel rasch , fast mdchte man 
sagen zu rasch, eingebllrgert. Dabei haben aich, 
wie hier gleich vorweg bemerkt sein mag, drei 
eigenthtlmliche Thatsachen herausgestellt : 

1) die in den Magen eingeffihrte reine Sfture 
wird im Kdrper in das Natronsalz umgewandelt ; 

2) das eingeffihrte Natronsalz wirkt im ROrper 
als solches, wird aber nicht etwa, wie die Theorie 
wollte, in freie Sfture zerlegt, und endlich 

3) die Salicylsfture, innerlich genommen, wirkt 
gar nicht antiseptisch , sondern lediglich antipyre- 
tisch , Temperatur herabsetzend. Antisepsis und 
Antipyresis deeken sich nicht , wie Manche anfllng- 

Med. Jaftrbb. Bd. 173. Hit. 2. 

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lich glaubten. Mit andera Wortep, die Salicylsfture 
und deren Salze wirken rein symptomatisch und ha- 
ben mit der Vemichtung eines -fllr viele Krankheiten 
supponirten Infektionsstoffes nichts zu thun. 

In der folgenden Uebersicht der Qberreich an- 
gewachsenen Literatur beschftftigen wir nns also nur 
mit der antipyretischen Wirkung der Salicylsfture, 
bezttglich des salicylsauren Natrons , und verweisen 
die Erfabrungen fiber die lokale, antiseptische Wir- 
kung an eine andere Stelle. Wir lassen nun die 
Autoren selbst reden, stellen aber vorher ein Ver- 
zeichniss der uns zugftnglich gewesenen Schriften und 
Journalartikel zusammen. 


1875. 

1) Buss, Schweiz. Corr.-Bl. V. 11. 18. 

2) Buss, Deutsches Arch. f. klin. Med. XV'. 5 u. 8. 
p. 467. 612. 

8) Fischer, A., Deutsche Ztschr. f. prakt. Med. 60. 

4) Furbringer, Paul, u. Schultze, Fried r., 
Deutsohee Arch. f. klin. Med. XVIII. 2 u. 3. p. 294. 

6) Ffirbringer, Zur Wirkung der Salicylsaure. 
Inaug.-DlsB. Jena. 8. VIII n. 120 S. 

5) Oissler u. Wenzel, Aerztl. Mittheil. aus 
Baden XXIX. 23. 

7) Jahn, Deutsche milit. - arztl. Ztschr. IV. 12. 
p. 667. 

8) Johansen. Ueber die antifebrile Wirkung der 
Salicylsfture. Inang.-Diss. Berlin. 

9) Martenson, Petersb. med. Ztschr. N. F. V. 4. 
p. 343. 

10) Moeli, Berl. klin. Wchnschr. XII. 38. 

11) Bless, Ebendas. XII. 50. 51. 

12) Rosenthal, Ueber die antifebrile Wirkung 
der Salicylsfture. Inang.-DiBs. Berlin. 

13) Senator, Berl. klin. Wchnschr. XII. 33. 

14) Stein, B5hm. arztl. Corr.-Bl. III. 33. 

16) Wolffberg, Arch. f. klin. Med. XVI. 2. p.lG2; 
XVII. 2 u. 8. p. 327. 

16) Zimmermann, Arch. f. experim. Pathol, u. 
Ph&rmacie IV. 3. p. 248. 

1876. 

17) Bardenhewer, Berl. klin. Wchnschr. XIII. 26. 

18) Binz, Ebendas. XHI. 27. 

19) Brand, Ernst, Deutsche milit. - ftrztl. Zeit- 
schr. 6. 

20) Brew, Hugh B., Brit. med. Jotirn. June 3. 

21) v. Brnnn, Deutsche med. Wchnschr. II. 13. 

24 


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186 


G e i s a l e r , antfpyret. Wfrkung d. SatieylBftnre u. s. w. 


22) Buss, Znr antipyretischen Bedeutung der Sali- 
cylsaure u. des salicylsauren Natrons. Stuttgart. Enke. 
8. 109 S. 

23) Buss, Berl. klin. Wehnschr. XIII. 36. 36. 

24) B u s b , Ebendas. 31 . 

26) Cassan, Bull, do Thdr. XC. p. 3CC. Avril 30. 
(Enthalt lediglicli Receptforme in.) 

26) Diehl, Wurtemb. Corr.-BI. XLVI. 6. 

27) Drosdoff, Petersb. med. Wchnsclir. 4. 

28) Ewald, Berl. klin. Wehnschr. XUI. 6. 

29) Faber, Wurtemb. Corr.-BI. XLVI. 16. 

30) Fiedler; Fischer; Leon hard i -As ter ; 
Seller, Jahresber. d. Ges. f. Natur- u. Heilk. zn Dres- 
den p. 12 fig., 168 fig. 

31) Friedlander, Berl. klin. Wchnsclir. XIII. 27. 

32) Gedl, Med. Centr.-Bl. XIV. 23. 

33) Goldtammer, Berl. klin. Wehnschr. XIII. 4. 

34) Graeffner, Deutsche Ztschr. f. prakt. Med. 23. 

36) Hildebrandt, Deutsche ined. Wehnschr. II. 7. 

36) Hoffmann, Berl. klin. Wehnschr. XIII. 34. 

37) Jacob, Lancet 11. 8; August. 

38) Jones, Brit. med. Jonrn. June 17. 

39) Justi, Deutsche med. Wehnschr. II. 22. 

40) Katz, Ebendas. U. 4. 

41) Kernig, Petersb. med. Ztschr. 4. 

42) KShler, H., Med. Centr.-Bl. XIV. 10. 11. 

43) Kohler, H., Ebendas. XIV. 32. 

44) Kohler, H. , Deutsche Ztschr. f. prakt. Med. 

21 . 22 . 

45) KSster, Berl. klin. Wehnschr. XIII. 33. 

46) Leonhard!- Aster, Deutsche Ztschr. f. prakt. 
Med. 33. 

46b) Lurmann, Berl. klin. Wehnschr. XIII. 33. 

47) Mac lagan, Lancet I. 10. 11 ; March. 

48) Mac lagan, Brit. med. Jonrn. May 20. 

49) Malms ten, Hygiea XXXVni. 4. p. 197. 

50) May, Brit. med. Journ. June 17. 

51) Meding, Arch. d. Heilk. XVII. 6. p. 470. 

52) Moeli, Deutsches Arch. f. klin. Med. XVII. 6. 
p. 692. 

53) Nordt, Zur Statistik des Typhus abdominalis. 
Inaug.-Diss. Berlin. 

64) Pantlen, C., Wurtemb. Corr.-BI. XLVI. 6. 
56) Pel, Deutsches Arch. f. klin. Med. XVU. 2. 3. 
p. 314. 

56) Pollard, Brit. med. Joum. July 8. 

57 — 68) Putnam, Chari. P. ; Towle, 8. K.; 
Hose, Ralph O. ; Hodgkins, D. W. ; Abbott, 
8. C. ; Smith; Irwing,W., u. Warren, E. L., 
Boston med. and surg. Journ. XCIV. 7. 8. 14. 18. 21 ; 
XCV. 4; Febr., April, May, July. 

64) Ralfe, Lancet U. 1 ; July. 

66) Richardson , Joseph G. , Philad. med. Ti- 
mes VI. May 13. 

66) Riegel, Berl. klin. Wehnschr. XHI. 14. 15. 

67) Riess, Ebendas. 7. 

68) Riess, Deutsches Arch. f. kiln. Med. XVII. 4. 
6. p. 498. 

69) Ringer, Brit. med. Jonrn. July 8. 

70) 8alzmann; SchOffler; Stiegele, Wur- 
temb. Corr.-BI. XLVI. 16. 

71) Schreyer, Bayer, arztl. Intell.-Bl. XXIII. 21. 

72) Schultze, Memorabilien XXL 4. p. 162. 

73) Schumacher, Deutsche med. Wehnschr. 
II. 18. 

74) Schwimmer, Wien. med. Wehnschr. XXIX. 

33—36. 

76) Senator, Med. Centr.-Bl. XIV. 14. 

76) Shofleld, G. T., Brit. med. Joum. June 3. 

77) Sieveking, Lancet 1. 21 ; May. — 77b) U. 1 ; 

July. 

78) Stab ell, Norsk Mag. 3. R. VI. 3. S. 146. 

79) Strieker, Berl. kiln. Wehnschr. xn. 1. 2. 8. 


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80) Wulfflus, Petersb. med. Wehnschr. 4. Bei- 
blatt. 

81) Wunderlich, Arch. d. Heilk. XVII. 5. p. 470. 

A. Zur Wirkungnreite ulerhaupt. 

Dr. Paul Ftlrbringer hat die schon frflher 
in derKttrze mitgetheilten Versuche (Jahrbb. CLX VI. 
p. 124) in erweiterter Form in einer beaondern 
Broschllre (5) verOffentlicht. Sie haben jetzt nor 
noch historisches Intereaae. Vf. muaste schon des- 
halb mehr negative als positive Resultate erhaRen, 
als er nur mit kleinen Dosen experimentirte. Kanin 
chen gab er 0.1, Honden 0.5 Grmm. der reinen 
Sfture innerlich in wAssriger Ldsung, zuweilen wandte 
er aach die alkoholische Losung znr subcutanen In- 
jektion an. Diese Einzelgabe wurde 3 — 5mal in 
1 — 6sttlndigen Intervallen wiederholt. Bei gesun- 
den Thieren beobachtete er danach keine Aenderong 
der KflrperwArme, tlberhanpt keine erhebliche Aen- 
derang im Gesammtbefmden. Das septischt Fieber 
stndirte F. in der Art , dass er vorher die normaien 
Temperaturschwankungen melirere Tage hindurch 
aufzeichnete, dann die Injektion von putriden Fltlsaig- 
keiten maebte, bierauf das Fieber vollkommen ab- 
laufen liess, dann die ktinstliche Sepsis wiederholte 
und diese zweite Krankheit mit SalicyLsAure behaa- 
delte. Unter 16 Vereuchsreihen war 3mal der Er- 
folg negativ , 4mal zweifelliaft and 9uud positiv. 
Das positive Ergebniss gestaltete sich in der Art, 
dass die zweite von der SalicylsAure beeinflusste Fie- 
bercurve niedrigere Wertlie zeigte als die erste, be- 
ztlglich steile Tempera turabfAlle bis nahe an 2° C. im 
Laufe von 4 Stunden. Anf einige andere Versuche, 
die in der Art angestellt wurden, dass ein Tkier ink 
Faulflflssigkeit in grossen Dosen vergiftet (ContnA- 
thier) , ein zweites (Versucbsthier) gleicbzeitig ver- 
giftet, aber mit SalicylsAure behandelt wurde, legt 
Vf. selbst kein Gewicbt. Beim gewohnlicben trau- 
matise hen Fieber, was durch AnAtzung der Ohren 
bei Kaninchen erzeugt wurde, erwies sicL die Sali- 
cylsAure (wegen der kleinen Dosis, oder weil die 
SalicylsAure in Form von Amylomklystiren tlber- 
haupt schwer zur Resorption kommt , bleibt dalun- 
gestellt) onwirksam. Wenig beweisend waren schltlss- 
lioh die Experiments, die mit Infektion von gewOkn- 
lichem, d. i. nicht faolem, Eiter angestellt warden. 

Noch zu erwAhnen wAre, dass die Verauchsthiere 
trotz des Temperaturabfalls nicht an Euphorie au 
gewinnen schienen. Umgekehrt wurden aber aacb 
hohe Temperataren ohne auffallende Traarigtait er- 
tragen. Die Schlussbemerkung des Vfs., dass sftmmt- 
liche weibliche Versuchsthiere abordrlen, dtlifte vieA- 
leickt eine gxOseere Beach tung verdienen, als sie bis 
her gefunden in haben scheint. 

In einem „Beitrag zur Kenntaiss der antifebrile* 
Wirksamkeit der SalicylsAure" bemerkt Dr. Zim- 
mermann iu Greifawald (16) Folgendes. 

Der antifebrile Worth des Mittels ist niobt se 
hoch anzuschlagen, als es von vielen Seiten geOcWebt 
Wahrscheinlich wird die Stare dnroh die Alkaleeeenz 

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187 


GeissUr, aatijyret Wirkang d. SaUeylsknre n. a. w. 


der Skfte im ihrei Wirkungsfkhigkeit gescbwkcbt. 
Aueh wild vielleicht nor cine verhftltnLssmkssig ge- 
ringe Quan ti tat wirklich in den Organismus aufge- 
notnmen , der grdssere Theil gelangt gar nicht zur 
Resorption. — Z . experimentirte an Kanincben. Er 
vergiftete sie zunftckst durch subcutane Injektion mit 
Cauligem Harn oder fauligem Bint und ftihrte nach 
Eintritt des septischen Fiebers Salicylskure (entwe- 
der nur in Wasser suspendirt, oder in Weingeist ge- 
lost, oder auch mit borsaurem Natron verbunden) 
aatweder per os oder per anum ein. Die Tempera- 
tar ging um einige Zehntel bis einen Grad, die Herz- 
schlitge gingen um 10 — 40 Schlkge herunter, doch 
nakm das Fieber binnen knrzer Zeit wieder zu , and 
wiederholte Dosen von Salicylskure vermochten nicht 
den Tod aufzuhalten. Bei gleichzeitiger Incorpora- 
tion des Giftes und des Gegengiftes wurde das septi- 
sche Fieber in seinem Ausbruch etwas verz5gert, 
dasselbe geschah, wenn man erst die Salicylskure 
nnd etwas spkter das faule Blut injicirte. 

Der Assistenzarzt Dr. Carl Emil Buss in 
Basel (nicht Butt, wie im Med. Centr.-Bl. 18. 
1875 durch Druckfehler steht, welclier Irrthum auch 
in das Referat in unsem Jahrbb. CLXVI. p. 124 
flbergegangen ist) hat entschieden das Verdienst, 
znerst das neue Mittel in sehr ausgedehnter Weise 
angewendet und dessen Wirkung klar dargelegt zu 
haben. Wir heben zunkchst nur Einiges aus einem 
in Basel gehaltenen Vortrage (1) hervor, in welchem 
er zuerst von der ttblichen Methode spricht, die 
Temperatur im Fieber herabzusetzen , dann hierauf 
das Historische fiber Salicylskure beibringt und 
schlflsslich die Resnltate seiner eigenen Versuche 
mittheilt. 

An sich selbst beobachtete er nach dem Ein- 
nehmen von 3 — 4 Grmm. sttsslicben, uuangenehm 
zusammenzielienden Gcschmack mit schwach stecben- 
der Nachempfindung , hierauf Vermelunng der Puls- 
schlkge, Wirme des Gesichts, Congestion nach dem 
Kopfe mit umnebeltem Seben oder Flimmern und 
verminderter Gehfirschkrfe. Dieses Congestionssta- 
dium dauerte nur eiaige Miuuten. An der ganzen 
Haut stellte sich ein leichter Schweiss ein. Nach 
etwa 3 Std. kam Oiirensausen , das einige Stunden 
aahielt. Bei Fieberuden sah B. nie atzende ortliche 
Wirkungen, keine Narkose, keinen Collapsus, selbst 
nicht nach den gross ten Dosen. Als bestes Ge- 
sebmackscorrigens bezeiclmet B. dasSlisshoIzcxtrakt, 
das in nicht zu kleiner Menge mit der Skure ver- 
rieben und dann in Wasser suspendirt versobluckt 
wird. 

In der unter Nr. 22 citirten Broschfire berichtet 
ferner Buss ausfUhrlich fiber seine Versuche an Ka- 
nineben, welche mit reiner Salicylskure (in araorpher 
Form) in groaaen Dosen angestellt wurdeu. Wurden 
2.6 Grmm. in Form einer SchUttelmixtur in den 
Magen eingespritzt , so trat sehr kurze Respiration 
ein, die dann langsamer wurde, uacb 10 Alin, foigteu 
aiekende Bewegungen mit dem Kopfe , dann einige 
Zuokuagen des ganzen Kfirpera , hierauf heftige klo- 

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nDcbe Cenvulsioaeu , die sehr rasch den Tod be- 
dingten. Die Magenschleimhaut fand sich stark ge- 
rfithet, hier und da hkmorrhagisch infiltrirt. Kleinere 
Dosen (von 0.7 und 1 Grmm.), mochten sie nun mit 
der D&rmschleimhaut oder mit dem Peritoneum selbst 
in Berllhrung gekommen sein , hatten hfichstens ge- 
ringe Rdthung, niemals Hftmorrhagien oder Erosionen 
zur Folge. Auch hatten diese Dosen keine toxische 
Wirkung. Da nun B. auch bei 30 Sektionen an 
verschiedenen Krankheiten verstorbener Pat. keiner- 
lei Gastriten oder angefttzte Stellen im Magen oder 
Darm aufgefunden hat , so hklt er die Einverleibung 
selbst grfisserer Mengen von Salicylskure fttr un- 
bedenklich. Wenn Andere lokale Aetzwirkungen 
wahrgenommen , so sei eben verskumt worden , den 
Pat. reichlich Flttssigkeit nachtrinken zu lassen. 

Ferner hat aber auch Buss (und zwar als der 
erste, so viel uns bekannt) mehrere Experimente mit 
adieyla. Natron angestellt und die Identitilt der 
Wirkungen beider Mittel erwiesen. Drei Gramm 
des Salzes tddteten das Versuchsthier binnen wenigen 
Minuten, ebenfalls unter Convulsionen. Eine firtlich 
reizende Wirkung des Salzes war nooh viel weniger 
zu constatiren als bei der Skure. 

Nach den Erfahrungen auf der Klinik von 
v. Z i e m s s e n in Mttnchen , welche Dr. S. Wolff- 
b erg (15) mittheilt, verdient die Salicylskure keines- 
wegs ihren Ruf als Antipyreticum , vielmehr muss 
dieselbe, wenigstens in der vorgeschlagenen Form 
und starken Dosis , als ein entschieden schadlickea 
und vcrwerflichea Mittel angesehen werden. Wenn 
man freilich gegen das Ende des Typhus bin mit 
diesem Mittel experimentirte , so erhielt man einen 
befriedigenden Abfall der Temperatur , wkhrend des 
continuirlichen oder subcontinuirlicben Fieberverlaufs 
dagegen hatten 4 und selbst 6 Grmm. Salicylskure 
keinen oder nur einen sebr kurz dauernden Effekt. 
Von mehreren Pat. wurde fiber lang anhaltende Magen- 
achmerzeu geklagt, lmal wurde (Pat. hatte die Oblate 
im Munde zerdrfickt) am Morgen nacli dem Einneh- 
men eine hamoi-rhagische Pharyngitis und 2mal wur- 
den in der Leiche liamorrliagische Erosionen der 
Magenschleimhaut constatirt, die ohne alien Zweifel 
die direkten Folgen der Skure waren. Die Salicyl- 
skure in Substanz ist in der Tliat ein Aetzmittel, auch 
die Emulsionform ist unbrauchbar. Auch bei Phthi- 
sikern , welchen kurz vor dem Tode die Salicylskure 
in Dosen von 1 — 2 Grmm. gegeben worden war, 
waren Hkmorrhagien der Magenschleimhaut u. Sub- 
stanzverluste grfissern und geringern Umfangs nach- 
weisbar. Nur bei starkem Schleimbeschlag der 
Magenwand mag das Mittel ungeffthrlich sein. Bei 
einem Hunde, dem Salicylskure in den Magen und 
in den Mastdarm gebracht worden war, waren eben- 
falls die hkmorrhagischen Flecken und Geschwttre 
zu constatiren. 

Auch Kernig(41) hat einmal bei einem In- 
dividuum , welches im Laufe der ietzten 36 Std. vor 
dem Tode 7 Dosen zu 10 Gras geuommea hatte, im 
Magen ,,sehr erhebliche frische Anktmingen und Ge- 

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188 


Geissler, antipyret. Wirknng d. SalleylBlnre u. b. w. 


scbwttre“ gefunden. An einer Stelle nahe der Kardia 
fehlte die Mucosa ganz , an andern Stellen lag sie 
noch auf, war aber nekrotisch und sah ,,rothlich- 
moosig" aus. Die Geschwttre waren nicht gross, 
von unregelmftssig-lftnglicher Form. In mehreren 
andern Leichen wurde dagegen keine Verftnderung 
gefunden, wie wohl einmal 25 T. lang vor dem Tode 
tftglich ca. 7 '/* Grmm. gegeben worden waren. 

Wie erwfthnt , waren Friedbergern. Zim- 
mer man n der Ansicht, dass die Salicylsfture nur 
ala Sfture im Blute wirke , dass aber die Verbindung 
der Sfture mit den Natronsalzen des Blutes die Wir- 
knng schwftche. Prof. H. Kohler hat diese An- 
sicht durch Experiment*: widerlegt (42). Er machte 
vergleichende Untersuchungen , insbesondere an Ka- 
ninchen, denen er sowohl die reine Satire in wassriger 
Ldsung (1 : 300), als das Natronsalz (1 : 60 — 90) 
in die Jugularvene einspritzte. Sowohl die Saure 
als das Salz bedingten Pulsretardation (Absinken des 
Blutdnicks und Hflherwerden der Pulswelle) Ver- 
minderung der Zahl der Athemzttge u. Herabsetzung 
der Temperatur. Vom Magen aus wirkte dagegen 
das Natronsalz viel energischer als die reine Saure. 
Letztere wirkt nicht deswegen geringer, weil sie im 
Kflrper in das Natronsalz verwandelt wird und keine 
freie Saure mehr ttbrig bleibt, sondern gerade, weil 
zu wenig salicylsanres Natron gebildet wird. Das 
Natron salicylicum ist ein echtes Antipyreticum, 
allerdings kein AntLsepticum (wie die Saure), und 
gerade die neuem Erfahrungen beweisen, dass Anti- 
pyresis und Antisepsis nicht identisch sind. 

Prof. C. Binz nimmt anj[18), dass das salicyl- 
saure Natron im Blute durch die in letzterem befind- 
liche Kohlensaure zerlegt werde. Es kommt dadurch 
die Wirknng der reinen Saure wieder zur Geltung. 
Leitet man in eine lproc. LOsung des reinen Salzes 
Kohlensaure bei gewOhnlicbem Druck und schflttelt 
dann mit Aether, so geht der 7. bis 10. Tlieil der 
im Salz vorhandenen Saure an den Aether flber und 
bei Wiederholung der Procednr lasst sich immer 
mehr Saure frei machen. Die Salzlcisung , ohne 
Kohlensaure , mit Aether geschtlttelt hinterlasst da- 
gegen keinen wagbaren Rlickstand. Ausser durch 
die Kohlensaure im Blut kann in den Geweben selbst 
durch die Milchsaure und die freien Fettsauren die 
gleiche Rolle tlbernommen werden. Somit sind wir 
durchaus nicht gezwungeu , die Salicylsaure im Or- 
ganismus als indifferentes Natronsalz cirkulirend zn 
denken. Ganz almlicli verhalt es sich mit der Pyro- 
gallussaure, auch diese erscheint als solche, trotz 
ihrer grossen Verwandtschaft zn den Alkalien , im 
Ham wieder. Auch beim Einnehmen des Natron- 
salzes wird im Ham Salicylsaure ausgeschieden. 

Prof. H. Kflhler bemerkt (43) gegen die An- 
sicht von Binz Folgendes : 

Einprocentige LOsungen des Natronsalzes geben 
allerdings beim Schtttteln mit Aether kein Salz an 
denselben ab , wohl aber thnn diess LOsungen von 
2 °/ 0 . Wenn man am lebenden Kaninchen unter 
Luftabschluss normales Blut aus der Carotis oder 


Jugnlaris entnimmt und die Blutmenge bei 37® C. 
erhftlt , so ist in diesem Blute nicht so viel Kohlen- 
saure im Status nascens enthalten, um auch nur eine 
8pur 8aure aus dem Salicylat frei zu machen. Der 
Aetherrflckstand des Blutes ist in kochendem Waaser 
unlOslich und giebt die Reaktion auf Eisenchlorid 
nicbt. Wohl aber ist bei AnwendungvonErstickungs- 
blut im Aetherauszuge Salicylsaure nachweisbar. 
Da aber solches Blut im physiologischen ThierkOrper 
nicht cirkulirt , so ist auch de norma eine Zerlegung 
des salicyls. Natron in freie Salicylsfture u. Natroa- 
carbonat nicht anzunehmen. Nur wenn dem Ver- 
suchsthiere enorm grosse Dosen des Natronsalzes 
beigebracht werden , so dass es unter Convulskmen 
asphyktisch zu Grande geht, ist freie Salicylsfture 
als im Blute kreisend anzunehmen. 

Dr. M. G e d 1 in Krakau hat einer kurzen Mit- 
theilung (32) zu Folge an 8 nicht fiebemden Per- 
sonen, deren tftgliche Temperaturschwankungen vor- 
her genau controlirt waren, den Einfluss der Salicyl- 
saure auf die KOrpcrwftrme untersucht. Die Einzel- 
dosis betrug 3 — 5 Gramm. Dreimal war das Er- 
gebniss ein unbestimmtes , 2mal ein negatives , 4mal 
wurde eine Temperaturemiedrigung von im Maximum 
0.8° C., 3mal nur eine Verrainderung der tftglichen 
Schwankungen erzielt. 

Dagegen hat Dr. Fr. Riegel in Coin (66) bei 
Gesunden nach Einnalime von 4—5 Grmm. reiner 
Salicylsfture (in Oblatenform) keinerlei nennenswerthe 
Temperaturemiedrigung constatiren kOnnen. 

Ausfllhrlich hat Prof. H. KOkler in Halle in 
einem zu Leipzig gehaltenen Vortrage die Pharmako- 
dynamik der Salicylsftnreprftparate behandelt (44). 

Aus einer Curventabelle ersehen wir, dass es 
gleichgiltig ist, ob man das Natronsalz oder die 
Sfture den Versuchstlueren (Kaninchen, Hunden) per 
os oder direkt in die Jngularvene einbringt. Es 
kommt constant eine Verlangsamung der Retpira- 
tion zu Stande , und zwar sinkt die Frequenz der 
Athemzttge durchschnittlicli von 38 (in der halben 
Minute) auf 20. Schneidet man nach Eintritt dieser 
Verlangsamung die Vagusnerven durch , so erfolgt 
ein weiteres Sinken bis auf 15 Athemzttge in der 
halben Minute herab. Somit handelt es sich nach 
K. bei der Salicylsfturewirkung um eine Herabsetzung 
der Erregbarkeit der sensiblen Bahnen, d. i. der 
Vagnsiiste in der Lunge, wodnrch schlttsslich, da 
dem Blute zu wenig Sauerstoff zugeftthrt wird, 
Kohlensfturenarkose , beztiglich Asphyxie zu Stande 
kommt. In Bezug auf die Herzbewegnngen und 
den Blutdruck ergeben Kohler’s Versuche, dass 
durch reine in die Jugtilarvene eingespritzte Sfture 
entweder der Druck sehr schnell sank, bis das Thier 
unter Krftmpfen verendete , oder dass der Puls sich 
verlangsamte (wobei das Kymographion enorm hohe, 
2 und 3 gipflige Wellen anzeigte), hernach aber all- 
mftlig zur Norm znrttckkelirte. Da das Absinken 
des Drucks auch nach der Durohschneidnng der 
Medulla oblongata , sowie nach der der NN. vagi u. 


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Geissler, antipyret. Wfrknng d. Salicyls&ure a. 8. w. 189 


sympathici zn Stande kam , muss eine Llhmnng der 
Herzmuskulatur selbst oder deren Ganglien ange- 
nommeii werien. Bei Einspritznngen entsprechender 
Mengen des Natronsalzes waren diese Wirkungen 
mtr angedeutet , wohl aber brachten conceDtrirte 
8alzlflsungen (1:60 — 90) ebenfalls ein betrachtliches 
Smken des Blutdrucks (am 12 — 81 Mmtr. Mano- 
meterdmck) nnd eine Verlangsamung des Poises 
(48 — 100 bei KaninclieD, 20 — 36 beiHonden) her- 
vor. Wnrde wksserige Saiicylsaureldsung (1 : 300) 
in den Magen eingeftthrt , so war die Wirkung eine 
verechwindend kleine, aber doch nur deshalb , weil 
die schwere Lflsbarkeit der Sfture die Einfilhrung 
grfleserer QuantitAten nieht gestattet. Dagegen be- 
wirkten Lflsungen des Natronsalzes im Magen (1 : 60) 
dieselben Erscheimingen wie Einspritznngen in die 
Vene von etwas scbwacherer Concentration (1 : 90). — 
Die K&rperwarme wurde bei Eaninclien , Katzen u. 
Hnnden nm 3 — 4° herabgesetzt , und zwar bedurfte 
es der doppelten Concentration (1 : 30 ; 26 Cctmtr.), 
um vom Magen ans die gleicbe Wirkung zn er- 
reicben, als dnrch die Injektion einer gleichen Menge 
1 : 60 in die Jugiilarvene. 

K. erklkrt selbst, dass sich aus diesen Ergeb- 
nissen nicht ohne Weiteres Schlllsse auf die Wirkung 
beim Menscben ziehen lassen. Nur das Eine ist 
sicher, dass sich die Wirkung der Sfture und des 
Salzes aoch beim Menschen in Bezng auf die Kdrper- 
wftrme ganz adttquat verhftlt. Bei den kleinen Ver- 
suchsthieren kdnnte man sich die Verminderung der 
Wftrme lediglich durch Yerminderte Warraeproduktion 
erklftrcn, weil ja Puls und Respiration verlangsamt 
werden; da aber die W9rmeabnahme fast schon 
wahrend der Injektion beginht und andauert , nach- 
dem Puls und Respiration wicder normal geworden, 
ist diese Erklarung nnzulassig. Beim Menschen sind 
weder im gesunden noch im kranken Zustande die 
Wirkungen auf den Puls n. die Athmung beobachtet, 
lediglich im Leipziger Krankenhaus wurde , nach 
einer deni Vf. gemachten Privatmittheilnng , bei 
stark fiebernden Typbuskranken eine auffillige Re- 
tardation und ein Weichwerden des Pulses constatirt 
(vgl. indessen Buss). 

Es ist bekannt, dass die San re (sowie deren 
Salze) in den Ham, den Spetchel und den Schweiss 
flbergeht. Der geringste Zusatz eines Eisensalzes 
zn diesen FlUssigkeiten bedingt eine violette Farbung. 
(In die Milch scheint sie nicht flberzngehen, wenig- 
stcns konnte Meding in dem nnten mitzutheilenden 
Falle sie weder darin, noch in dem Harn des sUugen- 
den Kindcs auffinden.) Der Uebergang in den Harn 
erfolgt flbrigens ausserordentlich rasch. Audi lasst 
sich dnrch die Untersuchung des Harns nachweisen, 
wie lange das Mittel im Organismus cirkulirt: die 
gewflhnlichen Dosen sind bereits nach 6 — 12 Std. 
wieder ansgcscliieden. 

Prof. K Oster in Bonn macht auf eine sehr un- 
angenehme Wirkung der Salicylsftnre aufmerksam 
(45). Dieselbe ldst nicht nur todte Knochen auf, 
so dass z. B. spongidse Knochen in einer Vjproc. 


LOsung binnen wenigen Tagen lederweich werden, 
sondern greift auch die lebenden KnocheD an. Das 
Zahnbein werde z. B., wenn Caries vorhanden, sehr 
rasch durch die Saure zerstdrt, was den Zahnarzten 
bereits aufgefallen. [Danach wllrde also die gross- 
artige Reklame, mit welcher die Salicylsfture an- 
fangs auch als Mundwasser in den Handel gebracht 
wurde , auf sehr unsolidcr Basis stehen.] Wenige 
Stunden nach dem Einnehnien der Saure erfolge eine 
vermehrte Ausscheidung von Kalksalzen durch den 
Crin. [Von anderer Seite haben wir eine Bestati- 
gung dieses Verhaltens bisher nicht gefunden.] 

Dr. Paul Ftlrbringer und Dr. F r i e d r. 
Schultze in Heidelberg sprechen sich (4) ttber die 
Nebenerscheimingen der Salicylsfturewirkung aus, 
wie folgt : Erbrechen wurde afters beobachtet , und 
zwaT so, dass es sich bei jeder folgenden Gabe (4 — 
6 Grmm.) wiederholte und zu galligen Entleerungen 
ftlhrte. Bei scliwachlichen Individuen weiblichen 
Geschlechts zwang insbesondere diese imgtlnstige 
Wirkung znr Aussetzung des Mittels. Uebelkeit 
wurde ungleich haufiger beobachtet. Ohrensausen 
dauerte biswcilen nach einer einzigen Gabe 48 Std. 
lang und war cbenso, wie die damit verbundene 
Schwerhdrigkeit den Pat. hdchst lftstig. Bisweilen 
wnrde auch Verminderung der Sehscharfe beob- 
achtet. Ueber Schwindel u. Kopfschmerz wurde hftu- 
fig, jedoch selten in hohem. Grade geklagt. Dreimal 
wurde eine mehrstttndige , sehr beangstigende Dys- 
pnSe beobachtet ; Phthisiker, welche das Mittel er- 
hielten , klagten flber vermelirten Hustenreiz, sowie 
aber Zusammenschnuren im Raise und Trockenheit 
im Munde. Zweimal entwickelte sich bei TyphSsen 
akute Nephritis, welche nach dem Aussetzen des 
Mittels bald verschwand. 

Als paradoxe Wirkung der Salicylsfiure ist von 
Dr. L Ur man n in Kiel Temperatursteigerung beob- 
achtet worden (46 b). 

Ein 20jahr. Dienstmadchen , welches an Rheumatis- 
mns litt, erhielt Abends 8 Uhr eine Dosis von 4 Qrmm. 
salicyls. Natron in wassriger Losung. Nach 2 Std. trat 
heftlger Frost mit folgcndem Hitzegefuhl ein , die Temp, 
erreiehte 40.4°. Dabci waren gesteigerte Respirations- 
nnd Pnlsfrequenz, Ohrensausen, Kopfschmerz und Oedem 
der Unterarme nnd Unterschenkel vorhanden. Die Temp, 
schwankte auch Tags darauf zwischen 40 — 41° und wurde 
vergeblich durch 5 kalte Bader bekampft. Die lastigen 
Nebenwirkungen hiclten noch langer an, nachdem die 
Temp, am 2. Tage durch Chinin normal geworden war. 
Versudisweise wurde nach 9 und nach 11 Tagen derKr. 
dieselbe Dosis verabreicht und wurdcn dieselben Erschei- 
nungen bemerkt. Das Oedem war betriichtlicher als das 
erste Mai. Schweiss wnrde nicht beobachtet. 

Auch G. M.-R. Fiedler (30) liat 3mal bei einem 
und demselben Pat. wahrend des Typliusverlaufs die 
paradoxe Wirkung einer intercurrirenden Tempera- 
tursteigerung bis liber 41° 0. beobachtet *). 

') Diese Beobachtung ist naclitraglich von Dr. L e o n- 
hardi-Aster ansfuhrlich bekannt gemaeht worden (46). 
Die Temp, stieg nach einer anfanglichen Remission unter 
Schflttelfrost von 39. f> auf 41.4° bei liochster Exaltation 
binnen 40 Min. und flel dann binnen 2 Std. wieder aof 


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190 


Geissler, utipyret Wirkung d. Satioyls&nr* o. a. w. 


Farner 1st noch zu erw&hnen , dass nach Erfah- 
rungen im Dresdner Stadtkrankenhause (30) Pota- 
ioren die Salicyls&ure schlecht zu vertragen echei- 
nen. Es wurde mehrfach das Aoftreten keftiger 
Delirien bei solchen beobacbtet. 

Im Verfolge wird von unangenehmen Nebener- 
soheinungen, von denen wir hier die wichtigsten 
zusammengestellt haben, noch mehrfach die Rede 
sein. 

Bei Fieberkranken hat zuerst B u s s die analoge 
Wirkung der Salicylsfture und des salicylsauren 
Natron nachgewiesen. Die Bemerkung auf p. 71 
der erwfthnten Schrift, dass Salicyls&ure und salicyl- 
saures Natron 2 verschiedene antipyretische Mittel 
seien , erscheint dahcr mehr nebensftchlicbcr Natur. 
Auch giebt B. schon ausdrttcklich an , dass das Salz 
sclmellcr resorbirt wird , als die Saure , namentlich 
wenn letztere . in Pulverform gegeben wird. Aus 
dieser schnelleren Resorption erkl&rt B. den rasche- 
ren Abfall bei der Wirkung des Salzes: die Tempe- 
raturcurve zeigt sehr stcile Senkungen. Ebenso 
nehmen Puls- und Respirationsfrequenz ab. Durch 
die raschere Wirkung unterscheiden sich die Salicyl- 
sfture-Praparato vom Cliinin , welchem sie wiederum 
in Bezug auf die Dauer der Wirkung naclistchen. 
Das Ohrensausen — Uberhanpt die einzige nervbse 
Nebenwirkung, welche B. kennt — konnte er Bchon 
nach wenigen Sekimden constatiren. Ea verschwin- 
det rascher und 1st selbst bei den grdsaten Dosen 
noch geringer , als bei entsprechenden Chinindosen. 
Die Annahme, dass der Tcmperatnrabfall lediglich 
Folge der Schweissproduktion ist , halt B. nicht ftir 
richtig. Die Fieberremissionen werden allerdings in 
dev Regel von pvofusen Schweissen begleitet , docb 
sielit man dabei , dass die Temp, frflher herabgeht, 
als der Schweiss ausbricht. Femer werden Fftlle 
beobacbtet, bei deneu die Korperwarme sinkt, auch 
ohne Schweissbildung. 

Den Schluss der Vergleichung , welche B. zwi- 
schen der Saure und dem Natronsalz angestellt hat, 
gipfelt in dem Satze: „fttr gewdhnlich wird man 
letzterem den Vorzng zu geben haben. a Damit 
scheint uns die Polemik zwischen Buss u. Wolff- 
berg, welche in der Broschtlre des ersteren ca. 30 
Seiten einnimmt, so ziemlich gegenstandslos gewor- 
den zu sein. Letzterer mag vielleicht durch ein un- 
reincs, carbolsilurehaltiges Priiparat der Saure oder 
durch das Unterlasseu des reichlidieu WassertrLnkens 
nacli dem Einnehmeu des Mittels die lokalen Aetz- 
wirkungen gesteigert, die antipyretischen Wirkungen 
der Sfture aber untcrseh&tzt haben, wcil er durch zu 
seltene Messungen nach der Dosining das erhebliche 
Sinken der Temp, gar nicht beobachtet hat. Die 
Ungef&hrlichkeit des Salzes , sowie dessen Zuverlils- 
sigkeit und Ausgiebigkeit betreffs der antifebrilen 
Wirkung werden anch von Wolff berg zuge- 
standen. 


40°. Ganz ilmlicli w irk to in den nachstcn Tagen zwci- 
mal dieaelbe Dosis von 6 Gmm. Natr. salicylicum. 


Uebrigens hftlt es B. fflr zweckmftsaig, damit das 
Natronsalz nicht etwa durch freie Siuren des Mageat 
zum Theil zersetzt werde, etwas doppeltkohlensanres 
Natron der Ldsung zuzusetzen. Auf 1 Grmm. des 
Salzes sollen 0.2 Grmm. Natr. bicarb, kommen. Als 
Geschmackscorrigens eignen sich Aq. cinn&momi, 
Syr. cinnamomi, Syr. cort. aurant., Succ. liquiritiae. 
Spiritudse Zusitze sind zu vermeiden, da dad arch der 
Geschmack nicht verbessert, sondern widerlicher 
wird. Man rechnet auf 1 Grmm. salicyls. Natron 
10 Grmm. Fltlssigkeit. In der Annenpraxis kann 
man abgetheilte Pulver von je 3 Grmm. Gewicht 
verschreiben und diese (je eina Oder ein halbes) in 
einem Glas Zuckerwasser nehmen lassen. Will man 
einen starken antipyretischen Effekt erzielen, so sind 
mindestens 6 Grmm. als Einzeldosis nothwendig. 
Docb wurden auch 8 , selbst 10 Grmm. anf einmal 
gegeben. Die zahlreichen Temperaturtabellen kdn- 
nen hier nicht wiederholt werden. Nicht seiten sind 
Senkungen von 2° und darilber bei abendlicher Ordi- 
nirung verzeichnet, welche binnen 2 — 3 Std. eraicht- 
lich waren und bis zum nilchsten Morgen anhielten. 
Nfthetes ist noch aus den folgenden Mittheilungen, 
welche die einzelnen Krankheiten betreffen, zn er- 
seben. 

Ausser dem Natronsalz ist, so viel uns bekannt, 
nur noch das salicy/mure Ammomaic zur Verwen 
dung gekommen. Sattigt man die im Wasser ver- 
theilte Saure mit Aramoniak oder kohlens. Ammon, 
so kann man eine beliebig starke Lbsung erhalten, 
aus welcher nach dem Verdampfen das Salz in glftn- 
zenden Nadeln krystallislrt. Dieses Ammonsalz ist 
in Wasser und Spiritus leicht ldslich, schmeckt sflss- 
lich fade und darf , weil sich sonst freie Salicylsaure 
ausscheidet, nicht mit anderu Sauren oder Frucht- 
B&ften versetzt werden. Das salicyls. Ammon ent- 
ha.lt in 100 Theilen ca. 89 Theile Sfture , also noch 
etwas mehr als das Natronsalz , welches 83 Theile 
Salicylsaure enth&lt. Dieses Salz ist von Dr. Mar- 
ten son in einem Kinderhospital in St. Petersburg 
mit gutem Nutzen verwendet worden (9). 

Auch salicylsaure Magnesia und salicyls. Kalk 
hat M. dargestellt. Auch diese Salze sind lbdich 
und haben einen auffallend stissen Geschmack. Da 
aber M. noch von der [iirthllm lichen] Ansicht aus- 
gelit, dass ein salicyls. Salz in dem Magen durch die 
Milchsfture zerlegt werden muss, um wirksam zu 
sein, die beiden zuletztgenannten Salze aber nicht 
durch schwache Sfturen zerlegt werden , so hat er 
von der innerlichen Darreichung derselben keinen 
Gebrauch gemacht. 

Anch das Ammoniabalt scheint kein ungeffthr- 
liches Mittel zu sein. Dr. Wulffius (80) berich- 
tet von Wirkungen , welche an eine Ammoniakver- 
giftung denken lassen. Er sab bei einem Kinde von 
5 Jahren nach DaiTeicbimg von ca. 2 Grmm., welche 
am 12. Tage ernes Typhus in 4 Dosen binnen 1 Std. 
genommen worden waren, Abfall der Temp, von 
40.0 auf 37.0°, Aphasie, Schwerhbrigkeit, Convul- 
sioncn der Gcsichtanniakein, dilatirte Pupillcn, tiefcu 


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191 


Qeissler, antipyret. Wirkung d. ftalkylskure n. 8. w. 


Collapses nnd Jaktation. Erbrecben und CoUapsus 
bat W. wiederholt beobachtet. 

Ueber sakcylsaures Chinin, welches ebenfalls 
i* Handel zu bekommen ist, haben wirunterder uns 
Iris jetzt vorliegenden Literatur noch keine Mitthei- 
lung gefanden. 

B. Wirkung bei Krankheiten. 
a) Typhus. 

Wir tlbergehen hier die ersten Versuche von 
Bass (2), welche noch mit reiner Salicyls&ure an- 
geatellt wurden. Wir erwfthnten schon vorhin , dass 
(lieaer Autor , wiewohl er gerade am wenigsten von 
den unangenehmen Nebenwirkungen der Siure zu 
erz&hlen weias, dock sich zu dem Gebrauch des sali- 
cyls. Natron entschlossen und die Saure , wie es 
scheint, aufgegeben bat. Deshalb kOnnen wir unser 
Referat auf die zweite Reihe der mit salicyls. Natron 
angeatellten Versuche beschrilnken. In der schon 
genannten Broschtlre (22) werden p. 77 flg. 11 Be- 
obachtungen liber Typhus mit Temperatur- undPuls- 
tabellen mitgetheilt, in denen zugleich die entspre- 
chende Wirkung des Chinin bei analoger Fieberhdhe 
hervorgehoben ist. Die Chinindosis betrug 2 , die 
Doais des salicyls. Natron 4 , b oder 6 Grmm., zu- 
weQeu auch 8 Grmm. Einige Beispiele mOgen hier 
folgen. 

Fall S. Temp. Abends 8 Uhr an 3 auf einander 
folgenden Tagen : 40.2; 39.0; 39.4°. Bad- und Chinin- 
wirkung 3 Std. spater: 37.3 ; 36.7 ; 36.8°. An 3 andeni 
Tagen zu derselben Zelt : 39.6 , 39.6 ; 39.5". Wirkung 
eines Hades und von 6 Grmm. salicyls. Natron nach 3 Std. : 
36.51° (3mal). 

Fall 4. Temp. Nachin. 4 Uhr an 4 auf einander 
folgenden Tagen : 38.9 ; 38.6 ; 38.2 ; 38.6°. Mitternacht- 
temperatur nach 6 Grmm. salicyls. Natron: 36.8 ; 36.1 ; 
36. 6«. 

Fall 8. Temp, an versehledeaen Tagen Abends: 
30.2; 39.0; 39.0; 39.0°. Temp. gegenMittemachtnach 6 
Grmm. salicyls. Natron: 38.3; 37.2; 37.1 ; 37.6°. 

Fall 12. Remission von 40.0 auf 39.0° nach 8 Grmm. 
salicyls. Natron von Abends 8 bis Nachts 11 Uhr. Am 
folgenden Tage , an welchem trot* eines Nachmittags ge- 
gebenen kalten Bades die Temp, bis 6 Uhr bis 40.0° an- 
stieg, fiel dieselbe nach 10 Grmm. des Natronsalses bin- 
nen 8 Std. auf 37.6° and war am anderu Morgen noch 
nahezn normal. 

Fall 13. Temp. Nachin. 3 Uhr an verschiedenen 
Tagen : 38.2 ; 38.6 ; 38.6 ; 38.4 ; 38.0 ; 38.8 ; 38.9 ; 38.4 ; 
38.7; 38.7; 39.1. Dutch Darreiohtmg von 10 Grmm. 
des Natronsalicyl ward die Abendtemp. auf nahezu gleicher 
H6he gehalton oder sogar abgcschwacht , namlich an den 
entsprechenden Tagen: 37.6; 37.8; 38.3; 38.6; 38.3; 
38.4; 38.7; 38.1; 39.0; 38.7; 38.9«. 

N&herea Ist lm Original nachzuleaen. 

Beim Typhus glanbt L. Riess (11) das NatTofl- 
**lr. der SalicylsAure ganz besondera als Antipyreti- 
km» empfeblen zu kdnnen. Da die Versuche bei der 
intensiven Epidenrie im Herbst 1875 zu Berlin an- 
gestellt warden , ist die Zahl der Fitlle ungewdhn- 
lieh gross. Zwar durfte die Wirkung des Mittels 
nfcbt nach der Mortalitdt bemessen werden , denn 
diene war entsprechend dem 'gaazen Charakter der 
Epidemle eine sehr bohe : es starben nimHch von 


280 Pat. 63 = 24°/ 0 , darunter waren 22 in sehr 
sp&tem Stadium, zum Theil erst kurz vor dem Tode 
eingelieferte Kranke , ferner 29 mit schweren Com- 
plikationen behaftete Pat. , endlich 1 2 frische, imter 
sehr stllrmischen Gehimerscheinungen verlaufende 
Typhen. In solcben schweren Fallen dauerte die 
Wirkung des Mittels entweder nur stundenlang, 
oder es fiel zwar die Temperatur, aber die Ubrigen 
Symptome lrielten bisweilen bei normaler Tempera- 
tur bis zum Tode an — der beste Beweis daftlr, 
dass Temperatnrhdhe nur ein Symptom der Intensi- 
t&t ist, aber nicht das Wesen derselben ausmacht. 
In den Ubrigen Fallen war aber die Wirkung der 
Sfture entschieden eine gllnstige. Die Temperatur 
blieb bei frdlizeitig aufgenommenen Kranken nach 
einer einzigen oder nach einer zweiten Dosis so lange 
niedrig, dass erst nach 24 Std. eine neue Gabe 
nOthig wurde ; in der Mitte oder gegen das Ende der 
2. Woche hin hielt die Entfieberung sogar 36 bis 
48 Std. an, auch hob sicb die Temp, in der 3. Woche 
tlberhaupt nur noch ftlr einige Tage Uber 38®. So- 
mit gentlgten 8 — 10 Dosen von je 5 Grmm., am 
den Pat. bis zur Reconvalescenz fast dauernd be! 
subfebriler Temp, zu erhalten. KUhle Bader (von 
15 — 20° R.) untersttltzten in schweren Fallen diese 
Wirkung. Bemerkenswerth war, dass der Puls oft 
bei einer Temp, von 36—37° eine Frequcnz von 
120 Schlagcn und dartlber batte , die Spannung des 
Pulses war erhoht, der Dikrotisnms settner. Der 
typhdse Habitus, der Zungenbeleg etc. (lberdauerten 
die Entfieberung afters am mehrere Tage. Im Gan- 
zen war aber bei frischen Typhen die Dauer des 
Fiebers ungewdhnlich kurz. 

Bei 164 Kranken, welche frtthzeitig znrBehand- 
lung kamen, betrng die mittlere Fieberdaiter mir 13 
Tage, obgleich viele schwere Falle darunter waren, 
nnd zwar lmal 4, 3mal 5, lmal 6, 3mal 7, 6mal 8, 
12mal 9, 12mal 10, 9malll, 17mall2, 22mall3, 
20mal 14, 22mal 15, llmal 16 und 25mal 17 bis 
25 Tage. Zweifelhafte Falle hat Vf. bei diesen 
Ziffern ausdrtlcklich ansgesclilossen. Die Reconva- 
lescenz war durchweg eine kurze , Recidive wurden 
bei 197 Kr. nur 6mal beobachtet und ebenfalls gut 
durch die Salicylsfiure beeinflusst. 

Dr. Ewald hat auf der Abtheilnng des Prof. 
Frerichsui Berlin (28) von der Wirkung der rei- 
nen SalicylsHure, mag auch dieFonnderDaiTeichung 
noch so verschiedenartig sein, so wenig Gflusfiges 
gesehen, dass von ilirer Anwendnng entschieden ab- 
zurathen sei. WiderLicher Gescbmack, Uebelkeit, 
Erbrecben , Reizung und Aetznng der Schleimbiute 
des Intestinaltraktus , unter UmstAnden selbst Col- 
lapsnserscheinHngen warden beobachtet. Dagegen 
unterschied sich durch Constauz des Erfolges nnd 
das Fehlen der Nebenerscheinungen vortheilhaft das 
Natronsalz von der reinen SSure. Nur bei wenigen 
Pat wurden auch nach dem Einnebmen des Satees 
Uebelkeit und Erbrechen beobachtet, was sich dnreh 
den Znsatz von 3 — 6 Tropfen Chloroform zur jedea- 
maBgen Dosis verhttten Hess. Nach Eiuzeldosen von 


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192 


Geissler, antipyret. Wirkung d. Salicylsfiure u. a. v. 


2.5 bia 5 Grmm. wurden innerhalb von 5 — 10 Std. 
Temperaturabfdlle bia zu 4° C. beobachtet. Bei 
Typhus z. B. wurde unter 100 Fallen 80mal, nach- 
dem daa aalicyls. Natron Mittags gegeben worden 
war, Nachmittag8 ein tieferer Stand dea Thermo- 
metera conatatirt, ala bei der normalen Remission dea 
Morgens. Der Schweissausbrucli erfolgte meiat 
achon 5 — 10 Min. nacli Darreichung dea Mittela; 
der Wa8serverluat konnte bis zu 750 Grnim. be- 
tragen. Docb iat E. nicht geneigt , Scliweisa und 
Temperaturabfall in ein direktea Abhangigkcitsver- 
hfiltniss zu setzen. Die anderweiten Ersclieinungen 
dea typhfisen Processes werden selbat dann nicht 
geftndert, wenn man kiinatlich eine andauernde nor- 
male Temperatur hergestellt hat. 

Dr. Paul Rosenthal bericktet in seiner 
Inaug.-Diasert. (12) fiber Versuche, die auf Fre- 
richa’ Abtheilung mit der Salicylsaure angestellt 
wurden. Die Pat. nalimen das Mittel (mit Glycerin 
und Spiritus) aehr ungern, klagtcn fiber Brennen im 
Munde, in der Speiserfihre und im Magen. Einige- 
mal wurden Erosionen im Rachen, Blauwerden dea 
Ge8icht8 und Erbrechen beobachtet. Collapsuszu- 
stfinde wurden bei den gegcbcncn Dosen (2.5, hfich- 
stens 5 Grmm.) nicht beobachtet. Das Mittel wurde 
fiftere bei Typhus und bei Intermittena , einigemal 
bei Pneumonie und Erysipel versucht. Die Herab- 
setzung der Temperatur war bei mehrercn Indivi- 
duen sehr deutlich , bei andern war sie weniger auf- 
fSllig. Im Ganzcn konnte aber kein wesentiicher 
Einfluss auf das Fieber constatirt werden, ja Vf. 1st 
sogar [aber gcwiss irrthttmlich] geneigt, einen „nicht 
unwesentlichen Theil“ der Wirkung auf Reclmung 
des Alkohol zu aetzen. 

Ferner heben die Angaben von Dr. Max 
N o r d t (53) ganz besonders die unangenehmen 
Nebenwirkungen der Salicylsfiure hervor. Schlfias- 
lich giebt Vf. allerdings zu , dass die verwendeten 
Prfiparate unrein gewesen sein mii88ten. Die Herab- 
aetzung der Temperatur erfolgte unter starkem 
Schweiss, bei dem sich aber die Pat. nicht erleichtert 
ffihlten , mitunter unter Collapsuserscheinungen. 
Fast alle Pat. klagten fiber Brennen im Munde und 
Schlingbeach werden , die Uvula und die Tonaillen 
wurden ftdematfis , melmnals wurde ein deutlicher 
Aetzschorf gesehen. In cinem zur Obduktion ge- 
kommenen Falle war im mittleren Theil der Speise- 
rfihre die ganze Schleimbaut bia auf die Submucosa 
durchgefitzt. 

Dr. C. M o e 1 i in Rostock experimentirte auf der 
dortigen Klinik mit salicylsaurem Natron (10). Er 
gab 4 — 5 Grmm. ala Einzeldosis mit Sfissholzextrakt 
in wfisariger Lfiaung und rfith dieselbe zu wieder- 
holen, wenn die Temp, wieder auf 39° geatiegen ist. 
Die Anwendung von Chinin mid kttlden Badem er- 
fuhr seit dem Gebrauch dieses Mittela eine erhebiicbe 
Einschrknkung. Die Wiederholung des Mittela ist 
hftufig 8chon nacli 4 — 6 Stunden notbwendig, denn, 
so raach, wie die antifebrile Wirkung sich zeigt, so 
rasch iat aie auch vorfiber. Der TemperaturabiiaU 


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kann 1.5 — 3°, aelbst darfiber betragen. Bei Fiebern, 
welche an und fttr sich achon starke Schwankungen 
zeigen (so in einem Fall von Pleuritis nach Abnahme 
des Ergusaes) , kann man achon durch eine einzelue 
Gabe eine subnormale Temperatur selbat 24 Std. 
lang erhalten. Man beobachtet keine Abstumpfung 
gegen das Medikament. Reichlicher Schweiss wurde 
hfiufig, aber nicht immer (selbst bei einem Abfall der 
Eigenwfirme um 3.5° C.) beobachtet, Ohrensausen 
und Schwerhfirigkeit wurden ofters angegeben, mehr- 
mals erbrachen die Patienten. Eventuell kann man 
auch das Mittel im Klystir verabreichen. Andere 
nachtheilige Wirkungen hat M. nicht gesehen. Das 
Mittel wurde aowohl auf der innernalaauf derftuasern 
Klinik bei nahezu alien mit Fieber verlaufenden 
Krankheiten versucht. 

In einer spfitem Mittheilung macht Moeli (52) 
noch weitere Angaben nebat zahlreichen Temperatur- 
tabellen. Die Zalil der mit aalicyls. Natron behan- 
delten Kr. betrug gegen 80 , damnter 34 Typhflse, 
wo von 5 starben. Dieae ungewShnlich hohe Morta- 
litfit war bisher nicht dagewesen , da frflher von 85 
Typhfisen, welche mit Bfidern imd Chinin behandelt 
waren, nur 4 gestorben. Meist wurde Abends zwi- 
schen 6 — 7 Uhr eine Einzeldose von 5 — 7. 5 Grmm. 
gegeben und diese Doais kurz nach Mitternacht wie- 
derholt, wenn die Temp, im Rectum wieder auf 38 
bis 38.5° C. geatiegen war. Auf diese Weise wurde 
ea mfiglich, leichtere und mittelachwere Typhen con- 
stant unter einer Temp, von 39° (im Rectum) zu 
halten, „obwohl die sonstigen Ersclieinungen die 
Fortdauer des Processes annebmen liessen und die 
freigelassene Temp, meiat in kurzer Zeit eine erheb- 
liche Hohe gewann.“ M. fand, dass mit dem Auf- 
treten des Schweiaaes zuerat die Temp, in der Achsel- 
liolile sank , wfilirend die anfanga noch hoch blei- 
bende Temp, im Rectum erst apfiter herabging. Die 
PuUfrequenz wurde fitters trotz dea Sinkens der 
Kfirperwfiraae nicht beeinfluast, doch war bei der 
Mehrzahl der Kr. in den spate rn Morgenstunden ein 
Sinken der Pulszahl um 10 — 12 Schlfige zu cou- 
statiren. 

Dr. Giaaler und Dr. Wenzel in Pforzheim 
(6) konnten betreffs ihrer antipyretischen Wirkung 
zwischen reiner Salicylsfture und aalicyls. Natron 
keinen Unterschied wahrnehmen. Da das Natron- 
salz keine Magenbeschwerden machte, zogeu sie 
apftter dasselbe der Sfture vor und gaben ea ebenfalia 
in Einzeldosen von 5 Grmm., gewfihnlich nur Abends, 
bisweilen auch nocli Morgens. Ausser dem auch vou 
Andern angegebenen Salicylrauach beobachteten sie 
in 9 Fallen einen Schuttel/rost von 10 — 15 Min . 
Dauer, der sich 1 — 3 Std. nach dem Einnehmen des 
Mittela einstellte und mit einer vorUbergehenden 
Teinperaturerhfihung verbundeu war. — Die Ver- 
suche wurden an TyphOtcn angestellt (60 Ffille), 
u.zwar war die Saure 143mal, dasSalz 116mal zur 
Verwendung gekommen. Nur 3mal war das Mittel 
ohne Einfluss auf die Temperatur, 17mal betrug der 
Abfall weniger ala 1°, 170mal 1 — 2°, 60mal fiber 


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Geissler, antipyret. Wirkung d. Salicyls&ure u. 8. w. 


193 


2°, 5mal 3° und 4mal sogar 4°C. Niheres ist nicht 
angegeben. Es starben 2 Patienten. Schfldliche 
Einwirkungen der Sfiure warden in den Leichen 
nicht gefunden. 10 Fftlle hatten einen sehr kuraen 
Verlauf , dock sind die Beobachter nicht gerade ge- 
neigt, diess aid Wirkung des Mittels anzusehen. 

Dr. Jahn in Stargard (7) behandelte im Gar- 
nisonlazareth 2 pntumonitche und 6 typh6»e Sol- 
daten mit Salicylsiture. Er ist ganz entzflckt von 
der Wirkung und glaubt , dass das Mittel ,,eine Zu- 
knnft , fast schfiner als Chinin" vor sich hat. Er 
llsst das Pulver (4 — C Gram.) mit etwas Waaser 
zn einem Brei anrflhren und dann mit */ 4 Glas Was- 
aer verdOnnt , anf einmal sclilucken. tJeble Ortliche 
Wirkung hat er nicht beobachtet und schreibt die 
nnangenehme Erfahrung, die Wolffberg gemacht 
hat, einem schlechten Prftparate zu. Auch konnte 
er bei den 2 Sektionen (nach Typhus und Pneu- 
monie) keine Erosionen im Oesophagus oder in der 
Speiaerfihre finden. Die Krankengeschichten sind 
sehr kurz erzkhlt , so dass daraus wenig zu entneh- 
men ist. Die beigegebene Curventafel lehrt zwar 
unzweifelhaft, dass die Temp, durch Salicylsiture ran 
1 — 2, sogar bis 3® in kurzer Zeit herabgesetzt wer- 
den kann und dass selbst wfthrend der Exacerbations- 
zeit die Erniedrignng der Kdrporw&rme erzwuugen 
wird, doch scheint (mit Ausnahme der 2 tOdtlich 
endenden, wo die Pulsfrequenz tlber 108 Schlfige be- 
trug) die niedrige Pulsziffer (meist unter 100) an und 
ffir sich ffir einen einfachern Verlauf zu sprechen, 
aaeh zeigen die Curven Nr. 6 und Nr. 8 vor der 
Salicylslture-Behandlung bei rein negativer Therapie 
in der ersten Krankheitswoche so labile Tempera- 
turen (Remissionen von 40° und dartlber bis 38® und 
38.5° herab), dass man eigentlich die Incorporirung 
von fiber 40 Gnnm. w&hrend ernes 2 — 3w5chent- 
lichen Krankheitsverlaufes nicht recht begreift. 

Dr. Goldtammer (33) behandelte im Kran- 
keuhaus von Bethanien seit deni Sommer 1875 fiber 
70 Pat. mit Salicylsiture. Er maclite mit der An- 
wendung der reinen Sfiure in grdsseren Dosen (in 
spirituSser Lfisung, als Schtttteltrank, oder in Bolus- 
form gegeben) schlechte Erfahrungen, da wegen Bren 
nen und Kratzen im Galse, wegen Magensclimerzen, 
wegen h&udgen Erbrechens die Pat. einen intensiven 
Widerwillen dagegen zeigteu. Bei einem an Miliar- 
tuberkulose verstorbenen Kranken , welcher zuaam- 
men 12 Grmm. in Alkohol geldster Salicylsiture ge- 
nommeu hatte, fanden sich im Magen ein halbes 
Dutzend erbsengrosser Geschwttre. Weit besser 
wurde das Mittel in Lfisung mit der doppelten Menge 
von phosphorsaurem Natron vertragen. Insbeson- 
dere (bei 56 Pat) wurde diese Verbindung bei lleo- 
typJius gebrancht, und zwar meist in Abenddosen 
von 5 Gramm. Von kleineren auf den Tag vertheil- 
ten Gaben wurde keine deutliche Wirkung beobacb- 
tet Bei der genannten Menge wurde eine Tempe- 
ratarabnahme von durchschnittlich 2® binnen 3 — 4 
Std. erzielt, welche allerdings meistens bereits im 

Med. Jakrbb. Bd. 172. Hft. 2. 


Laufe der Nacht wieder einer Erhdhung Platz machte, 
zuweilen aber auch bis zum Morgen und nicht selten 
sogar nocli bis zum Abend zu erkennen war. Die 
geringste Wirkung betrug 0.5— 1®, die stSlrkste 3 
bis 4° nnd selbst darttber. Anf den Pnls wurde 
keine deutliche Wirkung beobachtet. Meist erfolgte 
die Abnahme der K8rperwfirme unter reichlichem 
Schweiss, indessen zuweilen auch ohne denselben. 
Ausser der Wirknng auf den Uehfirncrv wurden auch 
bisweilen heftige Durcliffille beobachtet. Einzelne 
bei Herzschwfiche beobachtete schwere Collapsua- 
zusldnde forderten zm- Vorsicht auf. Trotz dieser 
guten Erfolge im Typhus meint G. doch nicht etwa, 
dass ein Specifikum gegen Typhus gefunden sei. 
Die Dauer wird nicht abgekttrzt und etwaige Com- 
plikationen kfinnen ungehindert durch die Fieberab- 
nahme den Tod ebenso herbeifilhren, als die Schwere 
der Affektion tlberhaupt. 

Dr. Franz Riegel in Cfiln (66) sail beim 
Typhus Herabsctzungen der Temperatur von 2 — 3®, 
welche durch 12 — 18 Std., ja selbst noch linger an- 
hielten. In schweren Fallen war, zumal in der 
ersten Periode der Krankheit, der Effekt ein ge- 
ringer, so dass es nor vorfibergehend oder gar nicht 
gelang, die Temp, bin auf die Norm herabzudrflcken. 
(Auch Goldtammer hat erst in der 3. und 4. 
Krankheitswoche , wo die Temperaturen remittirend 
werden , vorwiegend den gdnstigen Effekt der Sali- 
cylsfture gesehen.) Die Anwendung ktlhler Bader 
halt R. nicht gerade fQr ganz entbehrlich, da die- 
selben doch nicht nllein auf die Warme wirken, son- 
dem auch zur Auslfisuug ticfer Respirationen , zur 
Hebung des Sensoiium dienen, die Zahl der Bader 
werde jedocli erheblich herabgesetzt. Der Schweiss- 
ausbruch nach der Salicylsiure bildet nach R. keine 
Contraindikation , auch ein Bad anzuwenden. Auf 
den Verlauf des Typhus hatte Salicylsiure keine 
Einwirkung, anffallend haufi.ii kamen (in V s der 
Ealle) Reridire vor. — Vf. giebt noch einige Zahlen- 
tabellen , um die Wirkung des Chinin imd der Sali- 
cylsiure zu vergleichen. Aus ihnen scheint hervor- 
zugehen , dass (wenigsteus beim Typhus) das Tem- 
peraturminimum bei der Cliininwirknng etwas spiter 
eintritt, als bei der Salieylsanre , dass aber auch bei 
Chinin die Wirkung etwas langer anhalt, als bei 
letzterer. 2 Gnnm. salzs. Chiuin entspreclien 4 
Grmiu. Salicylsaure. Ein Vorzug der letztem ist, 
dass man sie Tage und Wochen langfort geben kann, 
was man mit dem Chinin ohne Nachtheil nicht wagen 
darf. 

Dr. Georg Diehl berichtet (26) fiber Erfali- 
rungen in derKlinik des Prof. Lieb ermeister in 
Tflbingen. Wegen des kratzenden Geschmacks im 
Munde wnrde der Gebrauch der reinen Skure ver- 
lassen , wiewolil Stfirnngen von Seiten des Magens 
nie in nennenswerthem Grade auftraten. Es wurde 
daher schlttsslich nur salicyls. Natron verabreicht, 
und zwar wurde dasselbe ex tempore bereitet, in der 
Art, dass der in lauwarmem Wasaer suspeudirten 

25 


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194 


Geissler, antipyret. Wirkung d. Sabcyte&ure a. 8. w. 


Siure bo lange doppeltkohlens. Natron zugesetzt 
wurde , bis kein Aufbrausen raehr erfolgte und die 
L<5gung klar blieb. In der Regel wurde nur in den 
Abendstunden eine einmalige Doais von 6 Grmm. 
gegeben, um aber an mehreren Tagen hintereinander 
aolcbe groaae Mengen zu vermeiden , wurde je am 

з. Tage eine entaprechend groaae Menge Chinin 
(2.5 bis 3 Grmm.) interponirt. Tags liber wurden 
bei hohem Fieber noch Vollbftder von 16 — 20® C. 
und 10 — 15 Min. Dauer ordinirt. Die Anzahl der 
Bader wurde durcli den Gebrauch der Salicylaaure 
beschrknkt. Bei hochgradig ersdidpften Kr. wurde 
nicht nur Abends, sondera auch Taga liber jede 
Fieberexacerbation durch Salicylsaure bekampft. 

Dr. A. Fischer (3) berichtet auadem Dresdner 
Stadtkrankenhaua Folgendea. Am. zweckm&ssigsten 
giebt man die Salicylsaure in Oblaten, und zwar 
so , daas die erate Doais zu 3 Gram. Abends , die 
zweite von deraelben Starke Morgens genommen 
wird. Da man zu 3 Grmm. ca. 4 Oblaten braucht, 
miisaen dieae raacb hinter einander geaclduckt wer- 
den. Zur Verabreichung des aalicyla. Natron em- 
- pfiehlt F. eine Mischung aus 8 Gruim. sal. Natron 

и. 2 Grmm. Extr. liqnir. : 30 Grmm. dest. Waaaer, 
Abends u. frflh die UlLlfte. Eine atzeude Wirkung auf 
die Schleimhaut des Mundes und dea Rachena wai' 
nicht wahrzunehmen , doch wurde liber Brennen im 
Halae zuweilen geklagt. Bei fast alien Kranken 
trat rasch nachdemEinnehmenSchweisaein, welcher 
mitunter sehr profile war. In der Nacht wurde nach 
der Abenddo8i8 Ohrenaausen nnd Schwerliorigkcit 
von den Pat. bemerkt, 2mal wurde ein Collapsuszu- 
stand, einigemal wurde Erbrechen beobachtet. 

Auf den Typhusprocew alsaolchen, der aich zur 
Zeit in Dresden durch seine Intensity , insbesondere 
durch seine Complikation mit Hamorrhagien aus- 
zeichnete , hatte das Mittel keinen EinHnaa. Die 
Temperatur wurde ca. in */ a der Falle insofcrn be- 
einflnsst, als aich bis zum andem Abend dieaelbe 
unter 39.6° C. erhielt. Wenn man Salicyls&ure an- 
wendete, brauchte man weniger Bader. 

In einer spate m Mittheilung (52) werden dieae 
Beobachtungen bestatigt. Es liess aich dnrchachnitt- 
lich ein solcher Abfall der Temp, bei Darreichung 
von 4 — 6 Grmm. des Abends , eventuell auch des 
Morgena erzielen , daas Tags liber die sogen. Bade- 
temperatur nor einmal erreicht wurde. Puls und 
Respiration warden nicht beeinflnsst. Collapsus 
wurde 2mal beobachtet. In 3 Fallen, in denen ea zur 
Sektion kam , konnte keine Aetz wirkung der Sali- 
cylsaure auf Magen n. Darmkanal constatirt werden. 
Indesaen wurde auch in Dresden das salicyla. Natron 
schllisslich vorgezogen, wonach die imangenehmen 
Nebenwirkungen , bez. Erbrechen, Ohrenaauaen, 
Schwerhbrigkeit, in milderer Form anftraten. [Vgl. 
auch die Mittheilungen von Oehme: Deutsche Zeit- 
schr. f. prakt. Med. 42. 43. 1875.] 

Stabaarzt Dr. Stein in Prag (14) hat lediglieh 
beim Typhus (in 12 F.) eine antipyretische Wirkung 
geaehen. Er gab die Salicylsaure frtlh and Abends 


in einer Mixtur. Der Abfall der Temperatur betrng 
im Minimum 0.2®, im Maximum 2.7° C. Die Wir- 
kung liielt nicht lange an. Constant war am Mor- 
gen nach der Abenddosia eine profuse Schweiss- 
sekretion. Verdauungaatftmngen kamen nicht vor. 

Dr. Juati in Idstein (39) giebt zu, dasa in per- 
nicidaen Fallen von Typhus die antipyretische Wir- 
kung des salicyls. Natron ausbleibt, wiewohl bis zu 
12 Grmm. Tags fiber verabreicht wurden. 

Fdrbringer u. Schultze (4) konnten keine 
specifische Wirkung des salicyls. Natron auf den 
Typhus wahruehmen. Sie m&chen verschiedene Aus- 
stellungen an der Statistik von R i e a a , worauf wir 
hier jedoch eben so wenig eingeben kttnnen ala auf 
deasen acbarfe Entgegnung (68). 

Ob aich bei der Behandlung des Typhus das 
salicylsaure Natron — von der reinen Saticyialure 
ganz abgesehen — in die Praxis einblirgern werde, 
erscheint dem Ref. aehr fraglich. Diejenigen Aerate, 
welche grosse Dosen Chinin zu geben gewohnt sind, 
werden vielleicht mit RUckaicht auf den billigern 
Preis des neuen Mittels das letztere vorziehen. Aber 
der gleiche Nachtheil, dass grosse Chinindosen von 
einer ziemlichen Anzahl Individuen ohne lastige sub* 
jektive Beschwerden nicht ertragen werden , ist bei 
dem salicyls. Natron vorhanden. Dazu bommt noch, 
dass die Schweisse dem Pat. unangenehm sind nnd 
— in der Armenpraxis — der dadurch bedingte 
Wechsel der Wksche nicht beschafft werden kann. 

Die Hauplsache bleibt aber doch die , dasa das 
Mittel auf den Geaammtcharakter der Krankheit noch 
weniger Einfhiss zu haben scheint als das Chinin. 
Die von R i e s s gegebene Statistik zeigt eine nnge- 
wdhnlich hohe Mortalitftt, und mit der Behanptnng, 
dass bei zeitiger Behandlung der Verlauf des Typhus 
abgekflrzt werden kdnne, steht derselbe Autor ver- 
einzelt da, seine Berliner Collegen, die doch diesel be 
Epidemie vor sich hatten, melden nichts davon. 

Sollten wirklich auch die Badewannen in den 
Winkel gestellt werden ? Ref. wttrde es bedanern. 
Das rasche Verschwinden des Enthusiasmas fbr 
Hydrotherapies ist anch ein Zeichen unserer schnell 
lebenden , stets nach Neuem jagenden Zeit ! Aber 
selbst Buss, der am eifrigaten fllr das neue Mittel 
eingetreten, hat in seineu Tabellen noch zahlreiche 
Bader notirt. Keiner von den Autoren indeasen hat, 
wie dem Ref. scheint, ps genllgend betont , dass die 
Lehre, die Gefahren der Krankheit hingen lediglieh 
von der Temperaturhtfhe ab, nicht richtig seinkOnne. 
Insofern ist die Erfahrung, die man mit der Salicyl- 
akure gemacht hat, von unachktzbarem Werthe. 
Denn trotz der Tage lang bis fast zur Norm kttnst- 
lich herabgedrdckten Temperatur wird von dem Auf- 
hflren der Delirien , von der Rllckkehr des Bewusst- 
seins u. s. w. nirgends berichtet. Wenn aber diesa 
nicht der Fall , wenn im Gegentheil der Pat. von 
stirke rem Ohrensansen gepl&gt wird , wenn die Bil- 
der noch wirrer vor seinen Angen tanzen, wenn der 
profuse Schweiss noch lastiger ist als die troekne 


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195 


Geiesler, utipyret Wirkung d. SalieyU&ure n. 8. w. 


Hhse — woau dun dleee Modikmtion ? Hat die pa- 
thoiogische Anatomie eine ttbergrosae Skepeis and 
Negation in der Therapie erzeugt , so sind doch die 
Frlichte der modernen Experimentirsucht am Kran- 
kanbette mit mftchtigen Mitteln and grossen Dosen 
sicher keine bessern. 

Ref. glaabt diesen Abschnitt nicht besser schlies- 
sen za kbnnen , als mit einigen S&tzen aus einem 
Vortrag von Dr. Ernst Brand in Stettin (19), 
welcher zur rechten Stunde ffir die Erinnerung an 
eine w&hrhaft unachftdliche and dabei wirksame The- 
rapie eingetreten ist. War es doch wesentlich sein 
Verdienat, dass allerwftrts der Typhus seine Furcht- 
barkeit verloren hatte. Unter 9000 Kr., welche 
hydro pathisch behandelt warden, wurde die Mortali- 
ty t auf 4 — 5% herabgebracht Darunter sind: 

In der Privatpraxis 689 Kr. 14 Todte — 2.0°/ 0 

„ der Kinderpraxis 187 n 6 „ — 8.6 

„ den Civilhospitalern 4733 n 318 „ — 6.7 

„ den Militarhospitaiern 1214 .114 „ = 9.4 

* den Feldspitalem 1308 „ 149 „ =11.4 

Es ist kaum zu erwarten , dass einst die Behandlung 
mit Salicylsaure auf eine glelch grosse Ziffer zurfick- 
bHeken kann. denn die Ergebnisse sind : 

Salicytbehandlung. Wasserbehandlung. 

1) Zuverlassige Wirkung in 1) Zuverlassiger und leicht 
den leichten und mlttel- zu veratarkender Effekt in 
eckweren Fallen, mangel- alien Fallen. Nor Darm- 
bafte Wirkung oder auch blutung a. Perforation con- 
ganzliches Ausbleiben der- traindiciren. 

selben in BChweren a. den 
Tod drohenden Fallen. 

2) Die mittlere Tagestempe- 2) Die Linie der mittlern 

ratur wird in schwereu Tagestemp. slnkt gleich 
Fallen nicht so weit ber- nachdem l.Tage swischen 
abgesetzt, da»s die Gefah- 38 — 39* herab. 

ren des Fiebers vermieden 
werden. 

3) Salicylsaure wirkt aus- 3; Die kalten Bader steilen 
achlieesllch auf die Tem- die normale Funktion alter 
peratur und nicht auf die Organe wieder her. 
ubrigen Erscheinungen von 

Seiten des Gehirns, der 
Luugen, des Herzens und 
der Unterleibsorgane. 

4) Die ansgiehige ErnSh- 4) Der 8to(fwechsel wird we- 

rang and der regelmissige gen geringerer Ausschei- 
Stoffwechsel wird nicht er- dang vonKohlensiiure ver- 
zielt. langBamt , die Ernahrnng 

erhalt sich ausgiehig und 
die Consumption bleibt in 
| roissigen Grenzen. 

6) Das Auftreteu von Com- . 6) Complikationen treten 
pllkationen wird nicht ver- nicht auf, wenn der Ty- 
hfitet. phus vom 3. bis 4. Tage in 

' Behandlung kommt. 

b) Ale uier Gelenkrheumatirmue und verwandte KranJc- . 
heiten. 

Das meiste Aufsehen hat der Einduss der Sali- 
cylsinxe auf den Verl&uf des tielenkrheumatismus 
gemacht, da dieses Mittel hier nicht nur auf das Fie- 
ber, sondern auch auf die drtliche Erkrankung zu 
wirken scheint. Die Beobachter widerspvechen sich 
hierbei nur wenig. 

Auch hierllber hat Buss zuerst (2; 22) einige 
Beobaektungen mitgetheilt, die zwar noch nicht 


sicher eine besondere Wirkung erkennen liessen. 
Er gab die reine Sfture anfangs in grossen Dosen, 
lediglich als Fiebermittel. Spkter ist er von diesen 
grossen Dosen abgekommen (23) und verordnet das 
Natronsalz in Mixtur von 15 — 20 Grmm. auf 200. 
Eh* lasst zuerst 3 — 4 EsslOffel voll auf einmal neh- 
men und dann 2stttndlich 1 Essldffel, ohne in der 
Nacht auszusetzen. Auch hierbei hat sich gezeigt, 
dass das Natronsalz von gleicher Wirkung als die 
Saure selbst auf das Gelenkleiden ist. 

Der Stabsarzt Dr. Strieker (79) behandelte 
auf der T r a u b e ’schen Klinik 14 an Gelenkrheu- 
matismus leidende Rranke mit Sabcylskure. Er 
ist der Meinung , dass wenigstenB die frisch in Be- 
handlung tretenden Kranken binnen 48 Std. vom 
Fieber und dem Gelenkleiden befreit werden kdnnen. 
Die Pat. nahmen die reine Salicylsfture in Pulver- 
form in Oblate gehtlllt, und zwar betrug die stttnd- 
liche Dosis 0.5 — 1 Gramm. Es wurden bis zur 
Heilung — von etwaigen Complikationen abgesehen 
— nie mehr als 15 und nie weniger als 5 Grmm. 
verbraucht. Flinf Krankengeschichten sind ausfUhr- 
lich mitgetheilt, welche wir bei dem Aufsehen, welche 
diese Mittlieilung damals gemacht hat *) , hier folgen 
lassen. 

1) Eta 25Jahr. Maler wurde nach 4tagigem Erkrankt- 
sein aufgenommen. Er hatte bereits 2mal Gelenkrheu- 
matismus gehabt, auch war eine Insufftcienz der Aorten- 
klappen vorlianden. Nachdem Pat. bei einer exspekta- 
tiven Behandlung 3 Tage im Spital verweilt, waren meh- 
rere Zehengelenke des linken Fusses , das linke Knie-, 
8chulter- und Uandgclenk befallen. Die Abendtempeya- 
tur betrug 40.5° C. Nachdem der Kr. wahrend der Nacht 
6 Grmm. Salicylsaure genommen, war am andern Morgen 
die Beweglichkeit der linken Hand vollstandig frei. Bis 
zum Abend, nachdem Pat. noch 4 Gram, genommen, wa- 
ren anch die ubrigen Gelenke schmerzios. Als Neben- 
symptome waren Ohrensausen, Schwerborigkeit a. Schweiss 
vorhanden, fiber Beschwerden in Scblund u.Magen wurde 
nicht geklagt. 

2) Ein 16jahr. Kellner hatte seit 6 Tagen akuten 
Rheumatismus. Die Huft-, Knie- und Fussgelenke beider- 
seits waren befallen , namentlich war das rechte Knie ge- 
schwollen. Zugleich war eine frische Endokarditis vor- 
handen. Nachdem Pat. wahrend der ersten Nacht nach 
der Anfnahme 6 Grmm. Salicylsaure verbraucht, waren 
am andern Morgen beide Fussgelenke und das linke Haft- 
gelenk ohne Schmerzen beweglich. Am zweiten Abend 
darauf, als Pat. 15 Gram, verbraucht hatte, waren alle 
Gelenke normal beweglich , nicht mehr geschwollen nnd 
auch bei Druck nicht mehr schmerzhaft. Zu der Endo- 
karditis sebien sich eine Perikarditis gesellt zu haben. 
Letztere verschwand in der angegebenen Zeit ebenfalls, 
von der Endokarditis blieb eine leichte Mitraiklappen- 
insufficienz zuruck. Die Gesammtdaner des Anfenthalts 
im Spital betrug 3 Woehen. 

3) Ein 34jahr. Schlosser, welcher bereite mehrere 
Woehen lang wegen Uheumatismus mit apanischen Fliegen 
und Jodtinktur anderwarts behandelt worden war, bekam 
im Spital eine frische Aflfcktion am linken Danmen, sowie 
an dem Hand- und den Fingergelenken rechtereeits. 
Knie-, Ellenbogen- nnd Schuitergelenke waren noch von 

>) Die Stricker’sche Wnnderknr hatte sich in 
sammtliche Jonmale nnd Winkelblatter verirrt, so dass 
Jeder, der sein Keissen auch dnrch den bernhmten Lam- 
pert’s Balsam nicht losgeworden, schleunigst vom Apotheker 
oder Drognisten das Pul ver bezog — u. vielfach etnrieb! 


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196 


Geissler, antipyret. Wirkimg d. Salicylrtur* n. s. w. 


fraher her schmerahaft. Das Her* war gesoad. Pat. 
erhielt binnen ‘24 Std. 8 Grmm. Salicylsaure. Nach die- 
ser Zeit waren nicht nur die frlsch befallenen, soudern 
auch die vorher erkrankten Gelenke volletandig schmerz- 
Iob und beweglich. 

4) Kin 21jahr. , robustes Kellnerm&dchen war seit 
14 Tagen bettlagerig. Afflcirt waren beide Knie, nameat- 
Iich aber das linke Handgelenk. Nach 9 elnetundigen 
Dosen von je 1 Grmm. Salicylsaure war die Heilang voll- 
standig. Intoxikationserscheinnngen waren nicht etnge- 
treten. l>er Appctit war gut. 

5) Kin HAjahr. Schneider litt an Rheumatismus in 
Fussen und Handen mit Kinschluss der Finger undZehen. 
Pat. nahm binnen 2 Tagen 8 Grinin, und wurde danach 
voltstSndig frei von Schmerzen. Er blieb nun ausserhalb 
des Bettes, bekam aber nach 8 Tagen einen frlschen Anfall 
in dem rechten Knie- und Handgelenk. Nach dem Ge- 
brauche von b Grmm. Saiieyls. war auch dieses Recidiv 
binnen 24 Std. verschwunden. Wahrend der ersten Af- 
fektion war die Temp, von 40° auf 36.2°, wahrend der 
zweiten von 39.8° auf 37° herabgegangen. 

In eincm Nachtrag (1. c. Nr. 8) bemerkt Str. 
ausdrticklich , dass nur bei genauer Befolgung sei- 
ner Regeln ftlr die Doairung der gtlnstige Erfolg ein- 
trete. Bei grossen Dosen der S&ure hat auch er hefliges 
Brennen im Schlunde und im Magen beobachtet. Bei 
schwbchliehen Individuen kommt eine Art „Ransch“ 
vor. Die Pat. sind schwer besinnlich, lachen zweek- 
lo8, schwatzen durcheinander und seben sich ver- 
wundert um. Nach 24 Std. endet diese Scene mit 
einem tiefen Schlaf. Vf. theilt einen solchen Fall 
ausftlhrlich mit, ferner noch 2 schwcrere Falle von 
Rheumatismus mit Herzcomplikation. 

In der Reconvalescenz halt es Str. ftlr ndthig, 
noch eineWoche hindurch thglich lVj — 2 t / a Grmm. 
in kleinen Portionen fortgebrauchen zu lassen. Man 
mflge die Kur nicht frflher ftlr vollendet und abge- 
schlossen ansehen, bis sich cine frische GeleukentzUn- 
dung eben so wenig zeigt als eine sekundare Er- 
krankung der sertteen Hftnte, insbesondere auch eine 
Affektion des Herzens. Die Salicylsaure vermag 
nicht die bereits gesetzten Exsudatc zur Resorption 
zu bringen, wohl aber die Absctzung neuer entzilnd- 
licber Produkte zu sistiren. 

Beira chron. Rheumat. ist die Saiieyls. nutzlos. 
Auch beim sekundaren Rheumat. (nach Tripper, 
nach Ruhr) vermag sie niclits zu leisten. [Dagegen 
hat Leonhardi-Aster (46) beim Tripperrheu- 
mati8mus einen gleichen Erfolg der Salicylsaure ge- 
sehen.J 

Ferner theilt L. Riess (67) liber die Wirkung 
der Salicylsaure bei akutrm Gelenkrheumatitmut 
Folgendes mit. 

Die Gesammtzahl der Pat. betrug 27. Bei 23 
derselben wurde das Mittel in grossen Dosen ge- 
geben , und zwar so oft, als die KOrperwftrme 39° 
erreichte. Die Zahl der Dosen, welche zur Entfiebe- 
rung ndthig waren, war: 

1 Desis in 6 F. 6 Dosen in 1 F. 

‘2 Dosen „ 5 „ 8 „ .4, 

3 , * 2 „ 16 . . 1 . 

1 , .1, 20 „ * 1 „ 

5 » „ 2 „ 

Mit dieser Entfieberung war aber keineswegs 
immer f!| eine Besserung der lokalen Gelenkaffek- 


tion verbunden, vielmehr erschienen h&ufig nach em- 
bis mehrtigiger Besserung Recidive der Gelenk- 
beach werden mit oder ohne Erhbhung der Eigen - 
wlrme. Die Dauer des Aufenthalts im Krankenhaus 
betrug 9mal 3 — 8 Tage, 5mal bis 15 Tage, 3mal 
6 — 7 Wochen und 6mal 2 Monate nnd darflber. 
Nur nnter den letztem sind 2 complicirte Fille mit- 
gez&hlt, die hbrigen stellten reine Rheumatismen dar. 
— Einige andere Pat. warden mit geliauften kleinen 
Dosen behandelt (in Lbsung mit phosphors. Natroni. 
Obschon aber bei mehreren Pat. in Summa eine viel 
grtssere Menge angewendet wurde, als Strieker 
ftlr nothwendig erklart hatte (bis zn 40, selbet bis 
zu 70 Grmm.) , war nur bei einem einzigen Kr. 
die Herstellung am Ende der ersten Wochen einge- 
treten , bei den andern konnte ein Einfluss auf das 
Gelenkleiden (lberlianpt nicht constatirt werden. 
(R. erinnert mit Recht an den variablen Verlanf des 
Gelenkrheumatismus , welcher die Ursacbe ist, dass 
trotz Jahre langer Versuche mit den verschieden- 
sten Radikalkuren doch der scharfste Zwiespalt un- 
ter den Autoren besteht. Eine Durchsicht der kurz 
vorher mit Jodkalium behandelten Fftlle erg&b bei- 
spiclsweise im Dnrciischnitt eine ganz ahnliche Krank- 
heitsdauer.) 

Dr. Katz in Berlin (40) erzihlt kurz die GeecMchte 
eines Rheumatismnskranken , welcher am 10. T. seiner 
Krankheit binnen 24 Std. nach und nach 6Grrnm. Salieyl- 
sanre verbrauchte and am 12. T. bereits das Bett ver- 
lassen konnte. Das Fieber nnd die Gelenkaffektion dcr 
Schnlter-, Hand- and Fnssgelenke waren gleichseitig ver- 
schwnnden. 

Dr. Hildebrandt in Treuenbrietaen theilt (S5) 
die Krankengeschichte eines llj&hr. Madchens mit, wel- 
ches nacb gunstigem Ablauf einer Peritonitis plfttzUch 
von fleberhaftem Rheumatism us befallen wnrde. Ergriffen 
waren die Unterkiefergelenke , die Ellen bogeu and das 
linke Huftgelenk. II. liess sofort 0.26 Salicylsaure mit 
Fenchelzncker gebrauchen. Nachdem das Kind bis sum 
andern Abend 10 Dosen genommen hatte, war am Morgen 
darauf das Uebel verschwunden. 

Dr. Friedrich Schultze (72) hat auf der 
Heidelberger Klinik lORheumatiker mit Salicylsaure 
in Oblatcuform (sttlndl. 1 Grmm., nach S trick er’- 
scher Vorechrift, meistens 10 Dosen hintereinander) 
behandelt. Neun Pat. zeigten mittelschwere Fomen 
mit einer Durchschnittstemperatur von 39° C. Ein- 
mal wurde das Mittel am 3. T. der Krankheit ge- 
geben : complete Coupirung, kem Recidiv ; in 3 Fallen 
am 3. T.: jedesmal Coupirung, lmal Recidiv; in 
2 Fallen am 8. T. : jedesmal Conpirung , lmal Re- 
cidiv; in 2 Fallen am 9. T. : lmal Coupirung, lmal 
unsichere Wirkung; 1 Fall am 10. T.: die Krank- 
heit wnrde coupirt , recidivirte aber. Die Recidive 
warden ilbrigens rasch dnrch Salicylsaure beseitigt. 
Der zehnte Pat. endlich zeigte gegen das Mittel einen 
grOssern Widerstand. Zwar fand Nach lass der 
Schmerzen statt, aber die Anschwellongen der Knie- 
gelenke blieben bestehen und die Temperatur hielt 
sich etwas flber 38°. Pat., der am 9. T. seiner 
Krankheit eingetreten war, konnte erst nach 25 T. 
geheilt entlassen werden. Complikationen aeitens 
des Herzens waren in den genannten Fallen nicht 


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197 


Geissler, antipyret. Wirknng d. Salioylsanre u. 8. w. 


Twfcamtefi. — Die Pat., welche das Mittel nahmen, 
klagten einige Tage fiber Ohrensausen nnd Schwer- 
hfirigkeit, manchmal aucli fiber Schwindel und Kopf- 
weh. Ein Pat., dem die Oblate im Muode aufge- 
gaagen war, bekam eine leichte Laryngitis. 

Dr. Leonhardi- Aster (30) beobachtete bei 
25 Rhenmatikern Heiinng , nnr lmal (bei einem Re- 
cidiv) veraagte das Mittel. Die Herstellung erfolgte 
2m al am 1., 15mal am 2., 6mal am 3. nnd 2mal 
am 4. Tage. Erforderlich waren von dem Mittel lmal 
6 Grmm., 6mal 7 1 /* — 10 Grmm., llmal bis 15 
Gram., 6mal bis 20 Grmm. nnd lmal 24 Gramm. 
Herzcomplikationen warden nicht beeinflnsst. Reci- 
dive waren htttifig: 9mal bei 25 Eranken. Sie 
liessen sich nicht immer dnrch Darreichung kleinerer 
Doeen nach der Heilung vermeiden. Als eine fatale 
Wirknng wnrde bei einer von Haus aus schw&ch- 
lichen Frauensperson eine mit Ihjxpnde, stertorbsem 
Athmen, Cyanose and Hustenanftllen verbundene 
UUmUche Starr e der Rttcken- und Extremitttten- 
mnskeln beobachtet. Der Anfall dauerte 1 Std. und 
war von Sopor gefolgt. Die Erscheinungen waren 
nicht znfttllig , denn sie wiederholten sich in einem 
ersten nnd in einem zweitcn Recidiv 4mal nach der 
wiederholten Einverleibung des Mittels. Die Pat. 
warde geheilt, doch schien sich eine Affektion der 
Mitralklappe ansznbilden. In einer sptttern Mitthei- 
Inng desselben Vfs. (46) wird bemerkt, dass von 
39 Rheumatikem 12 Recidive bekamen, darunter 3 
2aal , 1 4mal. Zwei Pat bekamen with rend der 
Ear maculo- papulose , oder nrticariatthnliche Exon- 
theme. 

G.-M.-R. Fiedler (30) beobachtete lmal Nie- 
renblulung bei einem 25jfthr., sonst ganz gesunden 
Rhenmatiker nach dem Einnehmen von 15 Grmm. 
Salieylsftnre. Die Blntnng dauerte 10 Tage. 

M.-R. Seiler (30) warnt vor dreisten Gabeu in 
der Kinderpraxii. Er sah bei einem 7 l /,jjlhr. 
Kinde, welches anf besondern Wunsch der Eltem 
5 Grmm. Salicylstture erhalten hatte , SchwerhOrig- 
keit , grosse Unmhe , profusen Scliweiss u. Dyspnde 
anftreten. Diesen Erscheinungen schloss sich ein 
Collapsus an, welcher rasch zum Tode ffihrte. 

Im St. Johannes-Hospital zu Bonn sind unter 
Prot. Obernier’s Leitnng ebenfalls Versuche 
mit Salicylstture beim GeUnkrheumatUmas gemacht 
worden. Dr. E. Bardenhewer (17) bemerkt 
hicrflber Folgendes. Die Salicylsiinre war vollstttndig 
rein, in langen schneeweissen Krystallen. Sie wimle 
rein in ObLaten geiioinmen, und zwar 0.5 Grmm. 
sttlndlich, bisweilen halbstflndlich. Die Gesammt- 
doeis betrng im Minimum 7.5 Grmm. in 2, im Maxi- 
mum 20 Grmm. in 4 Tagen. In dieser Zeit war 
das Fieber und die Schmerzhaftigkeit der Gelenke 
geschwunden, die freie Reweglichkeit dereel ben war 
in den nttchsten Tagen vollstttndig hergestellt. Je 
frtther die Krankheit in die Behandlung kam , desto 
rascher war das Uebel gehoben. Die mitgetheilten 
C Krankengeschichten zeigen den Verlauf eines 
mttssigen, ohne Complikationen verl&ufenden mul- 

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tiplen Gelenkrheumatismus bei jUngern Personen im 
Alter von 17 — 34 Jahren. Nachtheile hatte das 
Mittel nicht: einigemale wurde Ohrensansen ange- 
geben, einmal trat Diarrhfie mit Leibweh, einmal 
Sagendrttcken anf. 

Dr. Friedlttnder (31) behandelte nach Dr. 
Grttffner (vgl. 34) im Allerheiligenhospitale in Bres- 
lau 21 Gelenkrheumati8men (15 akute, 6 subakute). 
Von erstern genasen binnen 2 T. 6 Pat., ein 7. Pat. 
nach 3 T.; die tlbrigen 8 Pat. bekamen Recidive, bei 
3 von den lctztern erwies sich die Salicylstture als un- 
wirksam, obschon ein Pat. 82 Grmm. verbraucht hatte. 
Die geheilten Pat. hatten 10 — 25 Grmm. verbraucht. 
Von den subakut Erkrankten, welche znm Theil bis 
her resultatlos mit einem Pappwatteverband behandelt 
waren, wurden 3 binnen 48 Std. geheilt, die tlbrigen 
machten noch Recidive durch. Fr. behauptet, dass 
auch eine tilgliclie Gabe von 1 Grmm. Stture nach 
der Heilung nach Verlauf von 1 Wocbe niclit immer 
im Stande sei, das Recidiv zu verhflten. Herzcompli- 
kationen wui'den durch Salicylstture nicht beeinflusst. 

Beim Rheumatismus sah Justi (39) nicht so 
raschen Erfolg wie andere Beobachter. Wiewohl 
er Erwachscnen durchsclmittlich 10 Gitoiu. pro die 
gab, dauerte es doch 4 — 5 T. weuigsteus, bis nor- 
male Tcmperatur und Schmerzlosigkeit erzielt war. 
In Fallen, wo die Temperatur von vorn herein hoch 
war (40° und darilber), brachte das Mittel nur einen 
Abfall von */s° C. von kurzer Dauer hervor, die 
Wirkung auf den lokalen Process war eine ver- 
schwindende und es konntc binnen 8 T. kein Ein- 
fluss auf die Krankheit constatirt werden. Wegen 
heftiger SMruug der Intclligenz (ohne ntthere An- 
gabe) nach Einverleibung von 10 Grmm. Sttnre und 
15 Gram. salicylsaurem Natron binnen 4 T. musste 
in einem Falle von dem Weitergebrauch abgesehen 
werden. 

Die Beobachtungen von Dr. Schumacher II. 
in Aachen (73) erstrecken sich auf 3 Rheumatismus- 
kranke. 

Die erste Pat., eine 38jahr. Dame, hatte bereits 
2mal einen mehrwochcntlichen Rhenmatismns ubers tan- 
den. Der jctzlgo dritte Anfall verlief binnen ca. 2 W., 
doch braeh wenige Tage riarauf in Folge einer Krkaltung 
ein Recidiv ans, wobei beide obere Extremitaten, nament- 
lich die rechte, ergriffen waren. Zwei Tage nach Beginn 
des Recidive wurde bei einer Temperatur von 40° nnd 
einer Pulsfreqnenz von 124 — 130 stundl. 1 Grmm. SSure 
nach der Stricker’sehen Vorsehrift gegeben. Nach 
dem drittcn Pulver wurde eine .angenehme Taubheit“ in 
den ergriffenen Gelenken, nach dem vierten ein „Elektrisirt- 
werden 11 des ganzen Korpcrs unter Sehweissausljruch ge- 
spurt, nacii dem ffinften Pulver begannen Ohrensausen, 
Schwerhorigkoit nnd Gesichtshallucinationen aufzutreten. 
Letztere beangstigten die Kr. sehr und hielten bis zum 
Abend , nachdem noch 2 Doscn gegeben waren, an. Die 
Temperatur war bis anf 38 n C. gefallen, der Pols machte 
nnr 90 Schlage. An sammtlichen Gelenken hatte die 
Schwellung abgenommen und die Beweglichkeit war 
ziemlich schmerzlos. Das Fieber kehrtc nicht zorSck 
nnd nacii weitern 2 T. betraehteto Bich Pat. als gcncsen. 
Das Herz war unbetheiligt gebliobcn. 

Die beiden andem Krankengeschichten , welche 
wir liicr nicht wiederholen wollcu , zeigeu eine iiliu- 

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198 


Geisaler, antipyret. Wirkvng d. SaHcyhUUire n. e. w. 


liche gttnstige Wirkung der SalicylaAure , doch war- 
den beide Male wiederholt Reddive beobachtet. 

In der Jahresversammlung dee Wttrttemberger 
ftrztlichen Vereins wurden mehrfach Mittheilnngen 
fiber die Wirknngen der SalicylaAure gemacht (70) : 

Dr. Salzmann (70) giebt an, dass die Gelenk- 
schmerzen nach Gaben von 4 Gram. pro die und 
1 Grmm. pro nocte binnen 2 T. wie abgeschnitten 
verechwanden. Fieber, Appetitloeigkeit, Krankheits- 
geftthl, kdrperfiehe SchwAche, flberbanpt alle sonsti- 
gen Krankbeiteerscheinungen wurden dagegen nieht 
beeinflusst. Bei gleiclizeitiger Herzeomplikation 
schien es , ala ob die subjektiven Herzbescbwerden 
nach dem AufhOren der Gelenkuchmerzen starker 
dem Pat. ftlhlbar wflrden. 

Dr. Stiegele bemerkt ausdrflcklich (70), dass 
trotz dem AufbSren der Schmerzen das Allgemein- 
befinden sich nicbt besserte , die Kr. das Bett nicht 
verlassen konnten und dass die Krankheitsdauer nicbt 
abgekllrzt werde. Dr. Boscher sah nach einer 
Gabe von 6 Grmm. der Sfiure, in Emulsion auf 2mal 
in 24 Std. verabreicht, kalten Schweiss, Collapsus 
und mitBlutstreifen vermischtes Erbrechen eintreten. 
Nach Carbolsfture habc das Mittel nicht gerocben. 
Andere Male liat B, diese drtliche Nebenwirkung aller- 
dings nicht beobachtet. 

Dr. Diehl bemerkt kurz , dass er beim Rlieu- 
matismus acutus flberraschend giinstige Wirkung bei 
Anwendung der Salicvlsfiure gesehen habe , so dass 
die Annahme eines specifischen Remedium gerecht- 
fertigt sei. 

Auf der Klinik des Prof. 8. Botkin in Peters- 
burg wurde nach einer Mitthcilung von Dr. W. 
D r o 8 d o f f (27) die Salicylsllure ebenfalls mit gflnsti- 
gem Erfolg gebraucht. Es wurde 2stfindl. 1 Grmm. 
gegeben. Indessen wurden in der Mehrzahl der 
Falle 3 — 4 T. nach dem Aussetzen des Mittels Re- 
cidive beobachtet. Vf. fttgt hier ausdrttcklich hinzu : 
„d. h. nach dem AufhOren der Intoxikationserechei- 
nungen“. Constant wurden nftmlich Ohrensausen, 
Schwere des Kopfes, Kopfschmerzen, Taublieit, Er- 
brechen , Kardialgie, bisweilen Diarrhde , Collapsus 
und Albuminurie beobachtet. Wegen dieser Neben- 
erscheinungen wurde spAter die ausschliessliche Me- 
dikation der SalicylsAure in grfisscrn Dosen ver- 
lassen. DafUr wurden tAglich nur 2 Gram., in 
3 Dosen vertheilt, gegeben, aussordem aber jedes 
befallene Gelenk tfiglich lmal mit fcuchten , ring- 
fbrmigen Elektroden 10 Min. lang faradisirt. Hier- 
bei traten die unangenchmen Wirkungen der Salicyl- 
sAure nicht auf. Die Heilung erfolgte aber ebenso 
rasch binnen wenigen Tagen. [Vf. giebt ausserdem 
eine Tabelle fiber 20 Falle , welche durch Anwen- 
dung des inducirten Stroms aUrin gelieilt wurden, 
und zwar durchschnittlich in 0 — 7 (ira Minimum in 
3, im Maximum in 30 T.) T., woranf wir hier nicht 
weitor eingehen kfinneu. | 

Or. Scbroyer in Laudehut (71) behandelte 4mal 
Gelenkrheumatismen und 2mal Mnskelrheumatismen mit 
Salieylaiure, von welcher er 1— 2stfindlich '/lGrmni- und 


taglieh 6 Gram, rerbr— then Hess. Die Bugebol— * 
waren rein negativ. Von Fall 3 und 4 sind Temperatur- 
tabellen mitgetheilt : trotz 6 — lOtagigem Gebrauch der 
reinen Sanre war weder ein Abfall der WSrme, nocb eine 
Abnahme der Schmerzen zn oonstatiren. 

Joseph G. Richardson giebt denRatb (66), 
wfthrend der SalicylsAure-Medikation ja nicbt die 
fiftere Controle durch das Thermometer ausser Acht 
zu lassen und sobald die Temperatnr bis 99* F. 
(=37.2°C.) herabgegangen, das Mittel anszusetaen 
und durch Chinin, Fleischessenz und Brandy die 
Krflfte zu unterstfltzen. Er sah nach 2 — 3tAgigem 
Gebrauch von 30 — 50 Grains (2 — 3stflndl. 5 Gran) 
ein Fallen der KdrperwArme bis anf 36° C. and 
alarmirende Collapsuserscheinungen eintreten. Im 
Uebrigen aber waren die Erfolge bei akutem Rheu- 
matismus (mit Ausnahme eines Falles, in welchetn 
5 T. hindurch alle 2 — 3 Std. 5 Grain Salicylsftore 
ohne jede Wirkung auf das Geleakleidea gegeben 
wurde) befriedigend *). 

Dr. S i e v e k i n g (77) theilt zwei Beobachtangen 

mit. 

Eine 45JShr. Frau litt seit 8 T. an Rheumatism**. 
Sie erhielt Nachraittags stfindlich einPnlver voa SO Grata*. 
Die Temperatur war nach dem 6. Pulver von 39.6 anf 
37.4° C. gefallen und die Nacht verlief ganz gut. Die 
Schmerzen hatten sich verloren , nur das Kniegelenk war 
nocb etwas geschwollen. DerUrin war saner und entUett 
etwas Eiweiss. In den nachsten Tagen ging die Tempen- 
tur auf 37.0 herab. Die Schweisse hielten 2—3 Tage an, 
das Eiweiss verlor sich bald. Nach fernern 8 T. war Pat. 
wieder arbeitsfAhig. • 

Ein 27jShr. Dienstmadchen litt an starker rbeoma 
tisoher Schwellung deslinken Kniegelenk* und ingeringem 
Grade am rechten Knochel. Pat. war bereits 14 T. nnwohl 
geweaen, aber erst 3T. bettlagerig. Die Temperatur war 
nur wenig erhoht (38. G) und flel nnter starkem Schweiss- 
ansbruch nach dem 6. Pulver in genannter Dosis auf die 
Norm. Am nachsten Tage stieg die Temperatur wieder. 
Zwei Pulver wurden erbrochen. Die Schmerzen im Knic 
hatten sich verloren, am Knochel bildete sich ein Abscess, 
nach dessen Oeffnung die Heilung rasch erfolgte. 

Eine zweite Mitthcilung desselben Vfe. (77 b) berich- 
tet fiber 4 Falle. Die voLlstandige Schmerzlosigkeit trat 
nach Ordination der Saiicylsaure ein nach 6, 3 (2mal) und 
(in einem hartnackigen Falle) nach 10 Tagen. Die ge- 
sammte Aitfenthaltsdauer betrug 11, 13, 20 und 22 Tage. 
Das Fieber verschwand frfiher als die Schmerzen, n&mlteh 
binnen 2 — 3 Tagen. 

Talfourd Jones (38) berichtet fiber einen gfin- 
stigen Erfolg bei einem 46jahr. Manne , der vom 3. Tage 
der Krankheit ab mit salicylsaurem Natron behandelt 
wurde. Am 1. Tage nahm er in 8 getheilten Gaben *40 
Grain , am 2. 120 Grain in 6 Dosen , am 3. und 4 . nocb 
60 , bez. 40 Grain. Der Schmerz war ebenso wie die 
Schwellung berolts am 2. T. vcrschwunden, die Terapera- 
tur am 3. T. auf 36.4° herabgegangen , der Puls normal 
ge worden. Pat. hatte fruher 2mal Rhenmatismos gehabt, 
das 1. Mai 13 W., das 2. Mai 16 T. gelegen. 

Aus Amerika liegen uns eine Anzahl von Be- 
richten fiber die gilnstige Wirkung der S&licylsftnre 
beim akuten Gelenkrheumatismus (57 — 63) vor. Es 
sind lediglich einzelne Krankengeschiohten, mitge- 
theilt von Charles P.Pntnam(2F.), E. L. War- 
ren (1 F.), Irving W. Smith (1 F.), S. P. 
Towle (7 F.), Ralph C. Huse (1 F.), D. W. 


') 1 Grain = 6.6 Ccnttgrsmra. 


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m 


Geisaler , antipyret. Whining d. Salieyfe&ure u. a. w. 


Hodgkins (IF.) nnd 8. L. Abbott (IF.). Wir 
warden die Qednid dee Lesers auf eine zn harte 
Probe 8telten, wollten wir diese Casuiatik hier wieder- 
bolen, da aie von dem gewdhnlichen Verlauf durchaus 
nichts Abweichendea bietet. Ginmal 1st ein Nicht- 
erfolg erwihnt, einmal traten Delirien ein. Die Doaia 
ist meiatens eine niediige, after warden nnr 5 Grains 
atflndlieh oder 2at(indlich gegeben , liber 10 Grain 
geht die einmalige Doaia nicht liinaua. Ueble Zufdlle 
warden deehalb auch fast gar nicht beobachtet. Die 
Qeeammtdoais erreidite nur bei einigen Kr. 2 Drach- 
men, die Krankheitedauer betrug meiatens nor 2 Tage. 
Aoeh der sonatige Verlauf dentet daranf, daas ea aich 
nor tun leichtere Fille gehandelt hat. 

Aoeh gegen Neuralgien , wenn solche rheuma- 
tierhen Ursprung8 amd, acheint nach Dr. L. Hoff- 
mann in 8ohwieboB (36) die Salicyls&ure ein gates 
Mittel zn sein. Bei zwei mit lechias behafteten Pat. 
rerochwand die gleieh von vornherein mit Salicyl- 
atare behandelte Affektion nach 10 — llattlndlichen 
Gaben von 0.5 Grmm. reiner Sftnre. Bei einem 3. Pat., 
weteher bereita 4 W. lang an Ischias gelitten, waren 
20 Doeen nOthig. Ein Dienatmftdchen , welches aeit 
8 T. an Qenchteschmerz erkrankt war, wurde dnrch 
16 Gaben in genannter Starke, ein 18jahr. Bursche, 
bei dem lntercoztalneuralgie nach Verlauf der Gflrtel- 
rooe zurflckgeblieben war, durch lOmalige Dar- 
reiehtmg deB Medikaments geheilt. 

Aneh Dr. Faber (29) aah bei einer biaher 
3 W. lang trotz Morphium and Chinin beetehenden 
Proeopalgie dauernde Heilnng nach 16 Doaen von 
8aHcylsftore von je 0.5 Gramm. 

G. M.-R. Wunderlich in Leipzig (81) berieh- 
tet von der Heilung eines rheiimatuchen Tetann *. 

Bei dem Kr. hatte rich nach einer Durchniissung die 
Htarre langaam blnnen 8 Tagen entwickelt. Die Stlrn-, 
Kan- und Hals-, sowie die Bucken- und Bauckmuskeln 
nnd die untern Extremitaten waren ergriffen. Die SenBi- 
biHtSt war ungestSrt, der Pula langsam , die Temperatur 
nicht erhftht. Nach 17 Doaen von standi, je V , Grmm. 
reiner Salley Isiuze hatte die Spannung in den Nacken-, 
Rficken- und Wadenmuskeln sichtlich nacbgelasscn , auch 
konnte der Mund etwas geoffnet werden. Pat. erliiclt das 
Mittel nun 2 — 3stiindl. und nach fernern 17 Gotten stellte 
rick starkes Ohrensausen nnd SchwerhQrigkeit ein. Daa 
Mittel wurde jetzt auagesetzt. A her schon am nachsten 
Morgen wurde der Tetanus wieder starker , dazu kamen 
Beklemmung und heftiges Zusammenschrecken. Das 
Mittel wurde nun wieder ordinlrt. Aufs Nene besserten 
slob die Symptome und Anfangs der 4. Woche konnte 
Pat. das Bett verlassen. Warme Bader beseitigten die 
letaten Spuren der Spannnng. Im tianzen waren 63'/i 
Grmm. Salicylaaure genommen worden. 

c. Hektisckes Fuber. 

Fllrbringer (5) ging noch von der Anaiefat 
sob, dans bei dem Fieber der Phthisiker die im Blnte 
kreisenden pyrogenen Stoffe durch Salicyls&ure zer- 
stflrt werden kdnnten. Da er Angatlich vermied, 
grosae Doaen zn geben , ist in a&mmtlichen 7 Kran- 
kengeachichten kein einziges Mai ein ersichtlicher 
Abfall der Temperatur verzeichnet. 

Fiedler (80) beobachtete bei Phthiaikern nach 
dem Einnehmen grbsserer Doaen znweilen ganz 


enorme T emperaturdifferenzen . Er aah einen Abfall 
der Eigenw&rme von- 40° auf 33.8° in derSchweiaa- 
periode. Solche Collapswirkungen scheinen doch 
nicht unbedenklich zu aein. 

Dr. v. Brnnn in Lippapringe (21) gab die Sa- 
licylailure in Verbindung mit kohlena. Natron zn 
gleichen Theilen in Waaser gelbat. Die Doaia wurde 
ao bemeaaen, daaa ein EsslQffel der Lftaung ca. ein 
Gramm SalicylaHure enthielt. Entweder warden 
gleieh beim Ansteigeu der Temperatur 3 — 4 E&aldffel 
auf einmal gegeben , oder ea wurde , wenn die Tem- 
peratur ilberkaupt nur wenig ilber 38° 8tieg, tAglich 
2 — 3mal ein Lbffel verabreicht. Bei 10 fiebernden 
Phthiaikern gelang ea, trotzdem sie Wochen und 
Monate lang Abends gefiebert hatten , eine dauernde 
Entfieberung zn erzielen. Auaser einem Gefllhl von 
Kratzen im Halae, bei grossen Doaen anch einem 
Ekelgefllhl und Flauaein im Magen wurden unan- 
genehme Srtliche Erscheinungen nie beobachtet. Im 
Gegentheil konnte ein gtlnstiger Einfluss auf Steige- 
rnng dea Appetita conatatirt werden. Die centralen 
Erscheinungen (Ohrensausen, SchwerhSrigkeit) kamen 
nur nach grossen Doaen, niemals nach getheilten 
Gaben zum Vorachein. 

Dr. Johansen (8) hat ebenfalls im Augusta- 
hospital zu Berlin Phthisiker mit Salicylaaure behan- 
delt. Er 1st geneigt, die unangenehmen lokalen 
Wirkungen der noch nicht genllgenden Reinheit dea 
Prftparats zozuschreiben. So grosse Doaen , wie 
B n a 8 , hat er nicht zu geben gewagt. Doch wurden 
auf Doaen von 1.5 — 2.5 Grmm. Tcmperaturrflck- 
gknge von 1 — 2.5® C. beobachtet. Bei Laryngeal- 
complikation glaubt J. die Salicylallure widerrathen 
zu mtlssen. 

B u a a giebt in seiner aclion frilher dtirten Bro- 
achttre (22) einige Tabellen, die den EinfiuBB dee 
aalicyls. Natron auf Temperatur und Pula seigen. 
Beispielsweise : 

Full 3. Abfall binnen 3 — 6 Std. von 39.6 auf 37.5®, 
von 39.0 auf 38.0, von 40.0 auf 38.0 an drei verschiede- 
nen Tagen, Dabei Vermiudening der I’ulsfrequenz um 
12 — 16 Bchiage. Die Morgentemperatur an den darauf 
folgenden Tagen fast normal oder subnormal. 

Fall 9. Abfall vom Abend bis zum Morgen von 40.0 
auf 37.0, binnen 3 Std. von 39.8 auf 37.0 wahrend der 
Nacht. Bei 2 Doaen am Tage von 8 und 4 Gnnm sub- 
normale Temperatur, welche ilber 36 Std. anhielt. Puis- 
und Respirationsfrequenz scheinen kaum beeinfiusst zu 
sein , da anch an andero Tagen , an denen keine Salksyl- 
saure gegeben, dieselben Ziffern vorkoinmen. 

Riess (67) widerrath in den letztenStadien der 
Phthisis daa Mittel, da der Collapsus bedrohlieh wer- 
den kann. — Riegel (66) fand die SalicyUAure 
beim hektiachen Fieber von besaerer Wirkung ala 
daa Chinin. Fischer (30) giebt beim hektiachen 
Fieber ala Wirkung der Salicylafture die Verzogerung 
dea Wiederanateigena der Temperatur an , berichtet 
aber nichts von nachtheiligen Nebeneracheinungen. 

d. Wechiel fieber. 

Johansen (8) hat wiederkolt Intermittena , 
anftUle mit SalicylsAure behandelt, doch hat er 


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200 


Geissler, antipyret. Wirkung d. Salicylsaure u. s. w. 


meistens nur geringere QuantitAten (bis 2 */ a Grinin.) 
des Mittels gegeben. Die Kr. wurden ambulatorisch 
behandelt. Ein Pat. musste spater nocli Chinin er- 
halteu , 6 Pat. blieben aus der Kur weg , bei 8 Kr. 
endlich blieben die AniUlle aus, uud zwar schien bei 
mehreren unter ihnen die Heilung deiinitiv zu sein. 

Kiegel (66) vermochte ebenfalls duroh Salicyl- 
s&ure WechselfieberanfMe zu coupiren, doch stellten 
sie sich nach Aussetzen des Mittels sofort wieder ein. 

Fischer (30) sah nach successiver Darreichung 
von 14 Grmm. einmal positive und einmal negative 
Wirknng. 

Wulffius (80) giebt an, dass bei drei Ver- 
suchen, IntermittensanfUlle durch SalicylsJture zu 
coupiren , zwar das Hitzestadiuiu ausgefallen , das 
Schweissstadinm aber mit starkem Collapsus vcrbun- 
den gewesen sei. 

Dr. P. K. Pel in Leyden (55) untersuchte in der 
dortigen Klinik die Wirkung der Salicylsaure bei 
Intermittens. Er gab 4 — 16 Grmm. in der apyre- 
tischen Periode. Die Pat. nahmen das Mittel ungern, 
schadliche Folgen wurden niclit beobachtet. Von 
9 Pat. mit quotidianem Fieber genasen 2 , ebenso 
der eine Pat. mit tertianem Types ; bei 3 Pat. mit 
qnartanem Typus zeigte sich gar keine Wirkung ; 
bei den eben genannten 9 Pat. mit quotidianem Fieber 
wurde 4mal nur ein vorllbergehender, 3mal gar kein 
Effekt beobachtet. Von den gesammten 13 Wechsel- 
fieberkr&nken wurden also nur 3 geheilt, die (Ibrigen 
bedurften nocli der Cliininbehandlung. 

e. Andre fieberhafte Krankheiten. 

Beim Scharlach sah Stiegele (70) Tempera- 
turabf&lle von 4° binnen 2 Std. , ebenso bei Pneu- 
monic.. Bauer dagegen (ebd.) sah bei letzterer 
Krankheit bis zum 5. Tage keinen Einfhiss auf die 
KorperwArme. Beim Puerperaljieber sah Beck 
(ebd.) einmal keinen Erfolg, einmal Collapsnstempe- 
raturen. Sanger sah einen Fall von Puerperal - 
fieber unter Salicylgabeu „sehr gtlnstig“ verlaufen. 

Bei Diphtheritic (zum Theil mit Scharlach com- 
plicirt) behauptet Schdffler (70) nicht nur viel 
geringere Mortalitat , sondem ahch eine Abkflrzung 
der Krankheit durch Anwendung der Salicylsaure 
erzielt zu liabcn. Er gab tagliche Dosen von 1 — 3 
Grmm. Dagegen wunle von Beck die' Nutzlosig- 
keit aller Mittel gegen schwere Falle von Diphtheri- 
tis betont. In manchen Epidemien habe man aber 
zahlreiche Falle, welche gtlnstig verlaufen. 

Die Pnerumonie wurde nach L. Riess (11), 
welcher liber die umfiingliche Zalil von 85 Fallen 
berichtet, sicher durch Salicylsaure beeinllusst, so- 
weit es sich um die TemperaturhShe handelt. Meist 
war der Fieberabfall auchvon subjektivem Wohlbefin- 
den begleitet. Die lokalen Zeichen wurden nicht ge- 
ftndert. Schwere und protraliiitc Falle warden in 
ihrem sonstdgen Verlauf ebenfalls nicht umgestimmt: 
11 zum grossen Theil sehr spat zugebrachte Pat. 
st&rben. Zwei Kr. , welche schon am 1. Tage ein- 


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geliefert warden, erfuhren, wie es schien, eine tetale 
Coupirung des Fiebers, indem der eine bereits naek 
24 Std., der andere nach 36 Std. dauernd fiebertrei 
wui'de. Die lokalen VeriUiderungen hielten einige 
Tage 1 auger an. 

Fischer sah bei Pneumonic nur eine vorttber- 
gehende antifebrile Wirkung, ebenso beim ErysipeL 
Das Weiterschreiten der Rose wurde nicht ver- 
hiudert. 

Bei den Pocken versuchte Dr. Ernst 
Schwimmer in Budapest (74) die Salicylatare, 
jedocli nur in kleinen Dosen, indem er von euser 
Ldsung von 3 — 6 G rmm . auf 100 — 150 Grauu. 
Glycerin 1 — 2stllndl. einen EsslCffel voll nehmen 
liess. Dass von einer antipyret. Wirkung auf dieee 
Weise nicht viel zu ersehen war, musste man vor- 
aussetzen. Die bftere Gabe zog Vf. vor, weil er ver- 
muthete, dass dadurch der Organismus beaser ua- 
pragnirt und dem Blattemstoff im Blute entgegen- 
gewirkt werden kflnnte. Vor dem Ausbruch der 
Pocken das Mittel zu geben, hatteVf. keine Gelegen- 
heit. Die Kr. waren, als sie zur Aufnahme kamen, 
im Eruptions- oder im Eitemngsstadium. Nur im 
letzteren konnte man im Vergleich zu andern Fallen 
vielleicht eine etwas geringere Hiilie der Eigenwftrme 
als durch Salicylsaure erzielt annehmen. Der Pockeo- 
verlauf selbst wurde nicht geandert, weder bei Kin- 
dem , uoch bei Erwachsenen. Da bei den der Be- 
handlung mit Salicylsaure unterworfenen Blatteni- 
kranken keine das Bindegewebe betreffenden Naeh- 
krankheiten vorkamen, was bei den tlbrigen exspek- 
tativ behandelten dfters der Fall war, so hat hierbei 
moglicherweise das Mittel eine gute Wirkung ge- 
habt. 

Femer hat Schwimmer auch einige Schar- 
lachkranke mit der Salicylglycerimnisehnng in glei- 
cher Weise behandelt. Sie wurde von dlesen lieber 
genommen, als von den Pockenkranken. Der Ver- 
lauf war gtlnstig, doch waren die Falle Qberhanpt 
solche, welche zwar bei hohem Fieber, aber ohne 
ungtlnstige Compbkation sich entschieden. 

Die Masemlcranken , welche dei’Selbe Vf. der 
gleichen Kur unterwarf, zeigten ebenfalls einen gttn- 
stigen Verlauf. Die Fieberbewegungen waren mlssig. 
Der Bronchialkatarrh wurde durch das Mittel nicht 
verschlimmert. 

Dr. B. Meding (51) gab einer Primipara, 
welche nach einer leichten Entbindnng am 12. Tage 
an einer Perimetritis erkrankte , 5mal je 5 Grmm. 
Natr. salicylicum, und zwar Morgens. Die Abend- 
temp. war 4mal geringer, und zwar betrug der 
st&rkste Abfall 1.0° : von 40.4 anf 39.4° am ersten 
Tage der Beliandlung. Einmal , und zwar am 2. 
Tage der Behandlung , blieb die Wirkung aus, viel- 
mehr folgte eine Steigerung von 38.4 auf 40.0°. 

C. Anhang. 
a) Saticin als Ersalzmittel. 

Maelagau hat (47) bereits Ende 1874 das 
Salicin gegen Riuumatismus angewendet, Er 

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201 


Geissler, antipyret. Wirkung d. Salicylsfture n. s. w. 


gmg von der Idee ana, dass rheumatische Fieber zu- 
weilen einen miasmatischen Uroprung haben. Acht 
Beobachtungen werden ausffihrlich erzahlt. Bevor 
er das Mittel verabreichte , probirte er es an sich 
selbst , wobei er wahrnahm, dass bis zu 30 Grain 
(=*» ca. 2 Grmm.) als Einzeldosia ohne den gering- 
sten Nachtheil genommen werden konnten. Er liess 
daher dem Pat. alle 3 Std. 12 — 20 Grain verab- 
reichen , nnr einmal wurde die Gabe auf 30 Grain 
4st<lndl. gesteigert. Nach Verlauf von 1 — 2 Tagen 
trai eine Temperaturverminderung von 2 — 2 V* 0 C. 
(von 39.5° bis zur Norm und darunter) ein und die 
auf 112 — 120 gesteigerte Pulsfrequenz wurde eben- 
failfl normal. Wurde in akuten Fallen das Mittel 
frQhzeitig genng angewendet, so coupirtq es gleich- 
zeitig mit dem Fieberabfall auch die rbeumatischen 
Beschwerden. Bei subakutem Verlauf erfolgte die 
Wirkung auf das Fieber fiUher, als auf die rheuma- 
tisehen Beschwerden; auch bei nervOsen Pereonen 
bielten letztere etwas l&nger an. Bei chronischem 
Rhenmatismua war das Mittel unzuverlftasig. 

Auch in einer zweiten Mittheilung (48) bftlt 
Maclagan daran fest, das Salicin der Salicylsfture 
vonraziehen , auch das salicyls. Natron unterscheide 
sich nach seinen , vielleicht zuMlig unglilcklichen 
Erfahrungen, in der drtlich reizenden Wirkung uicbt 
sehr von der Sfture. Bei ilirn selbst bewirke die 
kleinste Gabe („pinch“) der Sfture Gefllhl von Hitze 
im Sc hi und, und 10 Grain vermtige er ohne Magen- 
schmerz nicht zu ertragen , dagegen kOnne er selbst 
sehr grosse Dosen des Salicin (30, selbst 60 Grain) 
ohne Nachtheil vertragen u. dasBittere dieses Mittds 
sei nicht unangenehm. 

Brew (20) erzahlt einen Fall von Gelenkrheumatis- 
mns bei einem l&jahr. MSdchen. Am 8. Krankheltstage, 
als die Temp. Morgens auf 40.6° gestiegen war, bei einer 
Pnlsfreqnenz von 120 wurden 3stundlich 12 Grain Salicin 
verabreicht. Die folgende Nacht verlief besser, aas den 
Schnltern und dem Nacken war der Schmerz gewichen, 
die Temp, war am andern Morgen nm 1° gefallen. Die 
3stfindliche Dosls wurde auf 16 Grain gesteigert und 4 — 
6 Tage lang damit fortgefahren , bis die KSrperwSrme 
normal geworden und die Schmcrzen aufgehort batten. 

Auch G. T. Shof field (76) hat 13 Falle von 
akntem Rheumatismus mit Salicin behandelt. Die Doeis 
betrug 15 — 30 Grata. In frischen Fallen glaubt er eine 
rasche Heilnng binnen weuigen Tagen in Aussicht stelien 
zn kSnnen. 

James Pol land erwihnt (66) einen Fall von 
akutea Rheumatismus, der ebenfalla mit Salicin behandelt 
wurde. Der Kr., ein 28jahr. Mann, hatte das Leiden in 
alien Gelenken, er delirirte , namentlich des Nachts, eeit 
3 Tagen, die Temp, betrug 39.0° , die Pulsfrequenz 120. 
Nachdem er alle 3 Stunden 10 Grata Salicin genommen, 
wurde die Nacht ruhiger , die Temp, betrug am nSchsten 
Morgen •/,* weniger und die Zahl der Pulsschlage war um 
12 gefallen. Pat. nahm das Pnlver 8 Tage hindureh. 
Die Gelenkaffektlon hatte bedentend nachgelassen, Das 
Fieber hatte anfgeh5rt. Nach dem Aussetien des fflttels 
kehrten Jedoch die Erschetaungen in missigem Grade zu- 
rftck. Es wurde deshalb von Neuem das Mittel gegeben. 
Pat. genas daan in weuigen Tagen volhtindig. 

Sydney Ringer (69) hat 4 Fftlle zusammen- 
geateUt. Die Kr. waves weibiiehen Gesohlechte und 
Med. Jahrbb. Bd. 171. lift. 2. 


im jttngeren Alter (17, 19, 20 und 27 J.). Bei der 
ersten Pat. war die Wirkung am wenigsten deutlich 
und eine Perikarditis bildete sich wfthrend der Medi- 
kation aus. Die ersten S> Tage wurden 20 Grain 
3mal tftglich, die zweiten 5 Tage dieselbe Dosis alle 
2 Stunden gegeben , dann wurde die Dosis auf 30 
Grain erhOht , aber auch diese tftgliche Gesammt- 
menge von 360 Grain vermochte nicht, die Temp, 
bis zur Norm zu bringen. In den 3 andern Fallen 
war dagegen der Effekt ersichtlicher , indem die 
Temp, binnen 24 Std. fiber 1° C. herabging, die 
Pulsfrequenz sich bald vcrringerte mid nach 4 Tagen 
die rheumatischen Beschwerden aufgehort batten. 
Das Mittel schieu Verstopfung zu bewirken , machte 
aber sonst keine nachtheiligen Nebenerscheinungen. 

George Parker May (60) behandelte einen 
46Jfthr. Mann , welcher schon wiederholt seit 4 Jabren an 
RheamatismoB erkrankt gewesen , bei einem Anfall von 
Endokarditi * , welche er sich (lurch eine Erkaltnng zuge- 
cogen, mit Salicin. Der Kr. hatte Palpitationen, Schmerz 
hinter dem Sternum, AngBtgefQh) , allgemetae (Jlieder- 
schmerzen, jedoch ohne deutliehe Schwellung. Er erhielt 
4stundlich 20 Grata. Nach 2 Tagen war das Angstgefuhl 
gertager, etwas Schlaf war eingetreten , die Temp, war 
von 39° auf 38°, der Puls von 124 auf 106 herabgegangen. 
Am nachsten Tage war die Oppression so gering , dass 
Pat. nicht mehr im Bett zu sitzen brauchte , din Temp, 
war normal geworden. Nach ferneren 6 Tagen war Pat. 
reconvaleecent. 

Ralfe (64) erzahlt in KQrze die Geschichte eines 
Rhenmatikers von 22 Jahren. Die Temp, betrug am 
2. Krankheitstage Morgens 40°, flel aber bis zum Abend 
nach 6 Dosen von je 10 Grain Salicin auf 39.3°, die Zahl 
der Pulsschlage von 120 auf 104. An den nachsten beiden 
Tagen ging die Temp, unter 39° herab. Am 6. Krank- 
heitstage waren Schmerzen u. Fieber ganz versehwunden. 

Prof. Senator (75) hat ebenfalls das Salicin 
angewendet. Er erprobte es als Antipyretikum bei 
Parametritis, Typhus und Phthisis. Beim Rheuma- 
tismus konnte er es bis jetzt noch nicht versuchen. 
Die Dosis betrug 2.5—6 Grmm. S. erklftrt die 
antifebrile Wirkung einfach dadurch, dass Salicin im 
Organismus ganz oder zum grossen Theil in Salicyl- 
sfture uragewandelt wird. Die unangenchmen lokalen 
Wirkungen kommen bei dem Alkaloid in Wegfall. 

Auch Buss hat neuerdings (23) Versuche mit 
Salicin gemacht. Er bezweifelt, dass Salicin ein 
Ereatzmittel der Sfture und deren Salze werden 
kOnne. Da das Alkaloid im KSrper ausser in Sali- 
cylsaure , auch noch in salicylige Sfture und Salige- 
nin zeraetzt wird , ein Theil deaselben auch unzer- 
setzt bleibt, ist eine gleich rasclie Wirkung kaum 
zu erwarten. In der Tliat lftsst sich nach dem Ein- 
nehmen von Salicin erst nach 4 Std. dasselbe im 
Urin nachweisen. 

Die einzelnen Versuche mit Salicin in Einzeldosen 
von 6 — 10 Grmm. (einmal sogar 12 Grmm.) fielen 
im Vergleich mit eutsprechendcn Gaben des salicyl- 
sauren Natron (4 — 8 Grmm.) nicht zu Gunsten des 
ereteren aus. Es wurden mOglicliat dieselben Tages- 
stnnden und dieselben Temperaturgradc zurControIe 
benntzt. Nach Abzug von 10 Fallen, in deuen ver- 
schiedene Nebenumstftnde einen Vergleich unsicher 

26 


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202 


v. Holder, Wttrtemberg’s Schftdelformen. 


machten, blieben 6 Ubrig, deren Temperaturtabellen 
in 28tllndl. Messungen Vf. ausflihrlich mittheilt. Wir 
kdnnen bier des Raumes wegen nur in kurzcr Ueber- 
aicht erwilhnen , wie sich die Temp, jedeamal vier 
Stunden nach der Einverleibung des Mittels ver- 
hielt. 

1) Tuberkutbser Patient: erhielt an 4 Tagen 4mal 
aalicyU. Natron and an 6 Tagen 6mal Salicin. Effekt bei 
ersterem : Abfall von 0.6 bis 1.7° C. , bci letzterem nur 
elnmal Abfall von 1.5“ C. , 4mal Steigen der Temp, von 
0.2 bis 0.6°. 

2) Hektisches Fieber: Salicyls. Natron 9inal an 5 T. : 
dabei nach 4 Std. 2mal Steigerung von 0.9 bis 1.3° C., 
7mal Abfall von 0.2 bis 0.9° C. Dagegcn Salicin 12mal 
an 7 Tagen: 6mal Steigerung am 0.2 bis 1.1° C. , Abfall 
6mal uxn 0.2 bis 0.9° C. 

3) Croupou Pnevmonie: 2mal aalicyls. Natron mit 
lmal Abfall von 1.7 und 2.0“, 3mal Salicin mit einem 
einm&ligen Abfall von 0.8°, cweimaligem Steigen von 0.9 
und 1.2° C. 

4) Pnevmonie und Nephritis: 7mal salicyls. Natron 
an 4 Tagen, dabei 6mal Abfall von 0.2 bis 2.1°, einnial 
(in der ApnBe) Steigerung von 1.7°. Dreimal Salicin an 
2 Tagen : 3mal Abfall um 0.5 bis 0.7“. 

5) Hektisches Fieber: 4mal salicyls. Natron, danach 
stets Abfall nm 0.8 bis 1.8° ; dagegen 4mal Salicin mit 
einem Abfall (3mal) bis 0.2“ nnd einer einmaligen Steige- 
rnng am 1.5° C. 

6) Hektisches Fieber : 6mal salicyls. Natron mit stetem 
Abfall um 0.2 bis 3.0°, dagegen 3mal Salicin, wobei lmal 
Abfall um 0.8°, 2mal Steigerung um 0.1 und 0.8“ C. nach 
4 Stunden. 

Aus dem Leeds general Infirinary giebt der As- 
sistenzarzt E. H. Jacob 9 Krankengeschichten (57). 
Bei 5 Pat. wurde Salicin, bei 4 wurde salicyls. Na- 
tron gegeben. Alle litteu an Rheuruatismus , die 
meisten kamen erst ziemlich spat in Behandlung. 
Bei Allen hatte sich bereits eine Herzcomplikation 


auBgebildet. Die mit Salicin Bebaudeltei heduiften 
je lmal 5 und 8 Tage und 3mal 16 — 17 Tage bis 
zur Entfieberuug , wSlirend die mit salicyls. Natron 
Behandelten bereits nach 24 Std. schmerzfrei waren 
und gleichzeitig die Temperatur rascb herabge- 
gangen war. 

b) Creositmstture. 

Der in therapeutischen Experimenten unermfld- 
lich tbatige Bubs hat numnehr anch (24) in der 
Creositinsllure ein antipyretisches Mittel geftmden. 
Diese wird aus Creosol dargestellt , indem man in 
creosylsaures Natron KohlensSure einleitet. Sie hat 
die Formel C g Hg 0 3 und bildet feine, weisae, pris- 
matische, in heissem Wasser, in Aether und Alkohol 
leicht ldsliche Krystalle. DieSfture reizt dieSchleim- 
haut ganz ahnlich wie die SalicylsHure, das Natron- 
salz dagegen hat keine lokale Wirkung und ist in 
Wasser leicht Idslich. Vf. experimentirte mit dem 
Natronsalz zunftchst an sich selbst und gelangte bis- 
her zu dem Ergebniss, dass bis zu 8 Grmm. genom- 
men das Mittel keine Congestionen nach dem Kopfe 
macht , so wie dass die einzigen Erscheinnngen 
in OhTensausen bestehen, welches einige Stunden 
nach dem Einnehmen auftritt. Schweissbildang 
wurde bei fiebernden Personen , im Gegensatz zu 
Salicylsflure , nur ausnahmsweise beobachtet. Die 
Temperaturherabsetzung erfolgte rasch, sie betrug 
binnen 2 — 4 Std. 2 — 3° C., selten weniger. Bei 
alien fieberhaften Krankheiten wirkte dieses Mittel 
fieberwidrig , ganz Shnlich wie die Salicylsfture. 
Beim Rheumatismus schien sie auf den drtlichen 
Process ebenf&lls einen gflnstigen Einfluss zu haben. 
Weitere Mittheilungen behftlt sich Vf. vor. 


G. Kritiken. 


67. Zasammenstellung der in Wdrtemberg 
Vorkommenden Sch&delformen : von Dr. 
H. v. Holder, O.-M.-R. in Stuttgart. Mit 
1 Karte und 6 Tafeln. Stuttgart 1876. E. 
Schweizerbart’8che Verlagshandlung. gr. 4. 
VI u. 35 8. (6 Mk.) 

Der Versuch , eine Wflrtembergische Lokal- 
CTaniologie aufGrundlage einer theilweise neuen und 
eigenthllmlichen Untereuchungsmethode aufzustellen, 
kann nur die vollste Bcachtung aller Craniologen und 
Anthropologen in Anspruch nelimen. Es war des- 
halb ein recht glttekliclier Gedanke, die vorliegende, 
in den Wttrttemb. naturw. Jahresheften (Jahrgang 
1876) niedergelegte ausgezeichnete Abhandlung ala 
Separatabdruck einem grdssem Publikum zugUngig 
zu machen. 

Die erste Abtheilung (1 — 17) handelt tlber die 
Schadelformen , die zxoeite Abtheilung (17 — 35) 


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enth&lt eine Verglei chung der Ergebnisse der 
Schadeluntersuchung mit den geschichtlichen Tkat- 
sachen und den linguistischen Hypothesen. 

Bei der liistorischen Skizzirung erschien eine 
Beschrftnkung auf die WUrtembergischen Bevfllke- 
rungsverhSltnisse unstatthaft, viebnehr musste bei 
diesem geschichtlichen UeberblickeGesammtdeutach- 
land in’s Auge gefasst werden. 

Die Germanen, sagt der Vf., treten al* fertige, reioh 
entwickelte, von den ubrigen europaiachen acharfgeechie- 
dene Basse in die Geschicbte ein. Wie aber die Beschaf- 
fenheit three Skelets durch die Reihengraber vollstandig 
bekannt ist, so ist auch ihr ubriges kSrperllches Verbalten 
durch*die Zeugnisse der Schriftsteller dee Alterthums fast 
vollstandig bekannt. Schon beim eraten Auftreten in der 
Geschichte unterecheiden sie sich in auffaliendster Weise 
von alien ubrigen europaisclien Rassen. 

Durch die Rftmerkriege wurde ein Thell der Germa- 
nen auf das rechte Ufer desllnterrheins und auf das linke 
Ufer der mittlern Donau aurfickgedr&ngt ; die Waffea- 
fSbigen der Beslegten warden theils sa Sklaven gemacbt, 

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203 


v. H 0 1 d e r , Wartemberg’s Schadelformen. 


feeds to w tf w i ito Gegenden des Keiehs zuro Kriegsdienst 
and oodi oar Colonlsirong verideter Landet riche entsen- 
det , und our zur Bebauung des an rSmische Burger und 
an Veteranen vertheilten Landes bliel) ein Thell der Ein- 
gebornen zurfick. So warden also diese Strecken germa- 
nisehen Landes romanisirt. Anseer den rSraischen in 
goddentschland stationirten Legionen kamen auch H&lfs- 
truppen aus vereehiedenen Landern dea rOmischen Reichs 
dahin , die sich ohne Zweifel weiterhin dort mit an- 
siedelten. 

Void 8. Jahrhundert christlicher Zeitrechnnng an gab 
as fast keine Nation der den R5mern bekannten Erde, die 
nteht Colonisten zur Anbauung verodeter Landstriche in 
alien Theilen des Reiches geliefert hatte. Von den Ger- 
tnanen kamen Gothen in alle Theile Italiens und Panno- 
niens, Bastamen in grosserZahl nach Thraclen, Chamaven 
und Friesen nach Gallien (bei Amiens, Langres u. s. w.), 
8kyren nach Kleinasien. In ethnographischer Beziehung 
bemerkenswerth sind femer die zahlreichen Sarmaten- 
colonien , welche seit Constantins im rSmischen Rciche 
▼ertheilt warden, so namentlich in Afrika. Constantin 
siedelte 300000 in Gallien, Italicn, Tiiracien , Macedonian 
nnd Skythien an. Im J. 308 kamen Sarmatencolonien an 
die Eifel und in die Ardennen , von denen ohne Zweifel 
die jetzt noch in diesen Gegenden vorkommenden zahl- 
reichen Brachycephalen stammen. Am Ende dee 4. und 
zn Anfang des 5. Jahrhunderts werden zahlreiche Sarma- 
tencolonien in Unteritalien, in Mittel- nnd Oboritalien auf- 
gefnhrt. In Gallien aber kommen 4 Praefecti gentilium 
Saimatorum vor. in der Anvergne , in der Umgegend von 
Paris and Rheiins, im Velay und Forez, bei Autun. 

Durch die VSlkerwanderung riickte das germanische 
Volkselement wieder entschieden nach dem fruher inne- 
gehabten Westen vor , wahrend dagegen im Ostcn weite 
Strecken germanischen Landes frei warden , so dass nnn 
slaviscbe Vftlkcrechaften bis in dieMltte Pontschlands vor- 
drangen. Die weiterhin durch Jahrhunderta sich fort- 
setzenden Kampfe der Deutschen mit den Slaveu im 
Osten , die EinfSlle der Avaren , der Magyaren veranlass- 
ten manchcrlei ethnologischc Vcrandemngen an den ver- 
schiedensten Pimkten Deotschlands nnd eine nachwirkende 
Dnrehsetzung der germanischen Bevdlkernng mit nicht- 
gennanischen Elementen. Andererseits liegen auch viel- 
fache Nachrichten vor von Colonisirting nichtdeutscher 
Bezirke dnrch germanische Auswanderer. 

Dass also der germanische Typus, den wir durch 
Tacitus genauer kennen, an verschiedenen Punkten 
Deotschlands wesentllch verandert , wenn nicht gar ver- 
nichtet wnrde, kann gewiss nicht Wunder nebmen. Ein 
nnverfangliches Zeugniss liefert die zuerst im Jahrc 1046 
prschienene und in 4 Auflagen verbreitete Schrift des 
Helmstadter Professor Herrmann Conring : De habitus 
corporum germ anico rum antiqui ac novi causis. Die jetzi- 
gen Deutschen, sagt Conring, haben nicht mehr, wie zur 
Zeit der Romer , eine und dieselbe KSrperbcschaffenheit, 
send era zeigen ganz ansserordentliche Abweichungen , so 
dass man kaum glanben kann, sie stammen alle von jenen 
ab , vielmehr annehmen muss, dass sie sich mit andern 
Volkern vermischt haben. DerKSrper hat sich bedeutend 
verachlechtert, and es istZeit, auf Mittel zarVerbesserung 
desselben za denken. Es giebt zwar in Deutschland mehr 
gro&se Leute mit blauen Augen, blonden Haaren und 
weisser Haut, als in Frankreleh , Spanien, Italien und 
andern Landern , aber in einigen Gegenden des Landes 
giebt es Stimme (nationes) , bei denen kleine Statnr, 
dunkle krause Baare und branne Augen vorherrschen. 

Anch der 30Jahr. Krieg trug vielfach zu einerDurch- 
mengung der Bewohner Deutschlands bei , namentlich 
dnrch die vielerlei Versuche , die hin und wieder gemacht 
warden, den Verlust an Menschencapital wieder auszu- 
gteichen. Bo gewahrte der grosse Kurfurst Friedrich 
Wilhehn von Brandenburg alien Ileimathlosen in seinem 
Lande Znflucbt, nnd nicht nur aus deutschen Landen, 
sondern auch aus l’ieraont , England , Irland , Polen kam 


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Zuwachs, und dazn gesellten sich noch seit 1672 die fran- 
zSsischen Refugi^s. 

Die heutigen Bewohner Europas, znmal Deutschlands, 
sind mithin ein buntes Gemlsch verschiedener Rassen ; 
von dem Vorherrschen des einen Oder des andern Elements 
hingen die Eigenthumlichkeiten der verschiedenen Natio- 
nen ab. Nnr in einem Theile von England, Schweden und 
Deutschland ist der germanische Typus vorherrschend, 
aber wohl nirgends ganz unvermischt. Im grossern Theile 
von Deutschland kommen brachycephale Elemente neben 
dem germanischen Elemente vor, oder dieselben haben 
selbst das Uebergewicbt. Andererseits hat ein grosser 
Theil der Bewohner Spaniens , Frankreichs , Italiens, 
Bohmena , Polens eben so viel germanisches Blut in den 
Adern, als die Bewohner vieler Theile Deutschlands. Die 
germanischen Elemente werden aber um so seltener, je 
welter man sich von der heutigen deutschen Grenze nach 
Osten entfernt , und die letzten Auslaufer der indo-germa- 
nischen Volker in PerBien und Indien scheinen durch eine 
starke Kluft von ihren europaisehen Stammesgenossen 
getrennt zn werden. 

Dieae ethnologisch-historische Skizzo umfasst die 
wahre Grundlage ftir eine richtige Wllrdigung der 
ersten Abtheilung von Holder’s Schrift , die sich 
flber die in Wdrtemberg vorkommenden Schadel- 
formen verbreitet. Das zur Untersuchung benutzte 
Material umfasst 962 Schadel von Erwachsenen auf 
wflrtembergischem Gebiete, daninter 66 aus Ildhlen, 
Grabhllgeln und rttmisclien Grabern, ferner 170 aus 
sogen. Reihengrabern , die wahrscheinlich seit dem 
5. Jahrhundert im mittlem und siidlichen Deutsch- 
land in Aufnahmc gekommen sind, sodann 178 an 
frischen Leichen untersuchte Schadel ; die llbrigen 
waren Grabern des Mittelalters und der neuern Zeit 
entnommen. 

Ftir die frflhern Messungen wurde die allgemein 
angenommene Mittellinie des Jochbogens als Grund- 
linie benutzt, bei den spatern Messungen jedoch 
wurde die Grundlinie v. I lie ring’s substituirt, 
die durch den obem Rand des GehOrgaugs und die 
Mitte des untern Orbitalrandes geht. Nur die geraden 
Linien der Lftnge, der Breite, der H5he u. s. w. hat 
Holder in denBereich seiner Messungen aufgcnom- 
men, den horizontalen Unifang des Schadels , den 
sagittalen Bogen und dessen einzelne Theile , ebenso 
die verschiedenen queren Umfangslinien hat er unbe- 
rticksichtigt gelassen. 

Aus den Maassen der untersuchten Schadel ein 
arithmetisches Mittel zu berechnen und danach einen 
Nonnal8chadel ftir die Wtirtembergische BevOlkerung 
zu construiren, wurde aus triftigen Grtlnden ftir nutz- 
los erachtet. Dagegen hat es Holder untemom- 
men , alle von ihm genau untersuchteu Schadel auf 
W iirte mbergischem Gebiete in natflrliche Familien 
einzntheilen , wobci ihm lediglich die Gestalt der 
Schadel , wie sie in der Norma verticalis , occipitalis 
und frontalis liervortritt , maassgebend war. So hat 
er denn nicht weniger als 49 von einander zu unter- 
scheidende Schadelformen kennen gelernt, wobei 
noch 3 Formen ansgeschlossen wurden, ftir die nur 
je rin defektes Exemplar zu Gebote stand. Ein 
Reprasentant dieser verschiedenen Formen, wo m5g- 
lich ein mannlicher Scliadel , findet sich , in Viertels- 
grOsse in der Norma verticalis , occipitalis und fron- 

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204 


v. Haider, Wttrtemberg’s Sehftdelfbnnen. 


t&iis photo graphisch aofgenommen , auf den beige- 
gebenen fi Tafeln abgebildet. In einer Tabelle sind 
die 49 Formroprftsentanten ho znsammengestellt, dass 
der Lftngenbreitenindex von der geringsten Breite 
(72.9) zur gritesten Breite (93.2), also von der 
Dolichocephalic zur Brachycephalie fortschreitet, und 
es ist zugleich der jcdem einzelnen Reprilsentanten zu- 
kommendeLftugenhalieindex beigefllgt, der natUrlich 
nicht den gleichen Gang mit dem Lftngenbreiteindex 
einhftlt, sondcrn Hprungfonnig bald wftchat , bald 
kleiner wird. Unter den also geordneten Schftdel- 
formen lassen sich nun ohne Millie drei extreme oder 
fundameutale Typeu unteracheiden, ein dolichocepha- 
ler und zwei brachycephale. Den dolichocephalfn 
TypUB nennt H elder den germanischen Sehiidel 
(G) , den einen brachycephalen Typus bezeichnet er 
ala turanischen Schadel (T) , den andem brachy- 
cephalen Typus als aarmatischen Schadel (S). 

Bei der Wahl der Namen ftlr diese 3 fundamen- 
talen Schftdelformen hat sicli Holder nicht etwa 
durch die Linguistik bestinunen lassen , deren Ein- 
driugen in die craniologischen Studien er vielmehr 
entschieden pcrhorrescirt , sondern durch Rtlcksicht- 
nahme auf die liiatorisclic Entwickelung des Volks- 
thums. Die Wdrter gerinaniach, turanisch, sarmatisch 
sollen nur eine gute Species im Sinne der Zoologie 
bezeiclmen. 

Die Bezcichnung jener bestimmten dolichocepha- 
len Formen als germanische. Schadel stfltzt sich auf 
folgende Grttnde. Die in den Reihengriibern Sttd- 
deutschlands gefundenen Schadel weiaen mit ganz 
wenigen Ausnahmen auf einen constanten Menschcn- 
8chlag hin , dessen Schftdelform in einer Weise ab- 
gegrenzt ist , wie es nur seltcn und nur bei unculti- 
virten, lange Zeit riumlich abgeschlossenen VOlkern 
vorkomrat. Diess gab bereits Ecker Veranlassung, 
einen besondern Reihengrftbertypus aufzustellen. 
Durch Lindenschmit’s archftologischc Untcr- 
8uchungen ist aber Uberzeugend nachgcwiesen wor- 
dcn , dass in diesen Grftbem , welche sicb von der 
Zeit der VOlkerwanderung an (lbcr mindestens 5 Jalir- 
hunderte erstrecken , nur Gennanen liegen kOnnen, 
d. h. die besitzende Klasse der dainaligen Bevfllke- 
mng. Ebenso ist es als erwiesen zn betracliten, dass 
in den Reihengrabem der Niedersacbsen , Angel- 
8achsen, Franken, Burgunder, ThUringcr, Baiem und 
Allemanncn Uberall diese in ihren wesentlichen 
Eigenschaften vbllig constante Schftdelform mit ganz 
verschwindenden Ausnahmen wiederkehrt. Sodann 
Btimmen die rrtmischen und griechischen Schriftsteller 
ohne Ausnahme darin zusamraen, dass die Gennanen 
ihrer Zeit durch die ganze ftussere Erscheinung (auf- 
fallende KOrpergrosse , blondes Haar, blaue Augen) 
von den flbrigen bekannten VSlkern sich unterschie- 
den. Es ist ferner historisch erweislich, dass wesent- 
liche staatliche Einrichtongen der einheitlichen Er- 
haltung des germanischen Volkselements Vorschnb 
geleistet batten und auch noch Jahrhunderte lang 
weitcrhin Vorschub lcisteten. Ganz irrthflmlich ist 
dieser ftchte altgermanische Typus, der in deu 


Reihengrftbern sub otfenbart, als kalMathar Typos 
ansposannt worden, und ein Theil der engHsehen, 
franzdaischen, schweizerischen Gelehrten, auch wohl 
deutsche nicht ausgeschlossen , hftlt noch immer an 
dem keltischen (gftlischen) Typos fest. His und 
Rtltimeyer, auf die Angaben Troyon’8 fiber 
die Charaktere der bei solchen Schfideln gefnndenen 
Grabbeigaben sich stfitzend , glaubten in dieser 
Schftdelform den romischen Typus finden zu dttrfen ; 
Lubach dagegen erklftrt diese Schftdelform ftlr 
specifisch friesisch oder hollftndisch und zfthlt die 
Germanen den Brachycephalen zu ; Virchow end- 
lich will diese Schftdelform als allemanaischen Typus 
angesehen wissen. 

Den einen brachycephalen Schftdeltypns bezeich- 
net Hfilder deshalb als turanisch, weil diese wohl 
charakterisirte Form in Sammlungen sowolil als in 
Abbildungen unter den von Tttrken, Mongolen, Tar- 
taren und Happen stammendeu Scli&deln am hftufig- 
sten vorkommt. 

Den andem brachycephalen 8chftdeltypns aber 
bezeichnet er als sarmatisch , weil er in alien slavi- 
schen oder mit Slaven (Wenden) vennischten BevOl- 
kerungen der vorherrschende ist. Das Wort slavisch 
zu wfthlen erachtete er ftlr glcich unpassend, als 
wenn er den germanischen Schftdeltypns mit dem 
Namen des deutschen hfttte belegen wollen. Ganz 
prftgnante Exemplare der sarmatischen Schftdelform 
linden sich fibrigens nicht allein in den Lftnderu mit 
slavisch redender BevOlkerung, sondem ebenso in 
Granbfindten, flberhaupt in der dstlichen Schweiz, in 
Tyrol, in Oberitalien, in den Bcinhftusern der Bre- 
tagne (Umgebung von St. Malo und Roscoff ) , wes- 
halb sie auch vielfftltig in der Sammlnng der anthro- 
pologischen Gesellschaft in Paris vertreten ist. Anch 
in diesen Gebieten ist der sarmatische Typus in oiuem 
mehr oder weniger starken Verhftltnisse mit dem 
turanischen vermischt, gerade so wie diess R e t z » u s 
unter den Lappen, Landzert in GroesmssUmd, 
Weissbach in den slavischen Lftndem Oester- 
reichs fand. 

Im J. 1S67 hatte fibrigens Holder die beiden 
brachycephalen Hanptformen zusammen als liguri- 
schen Typus bezeichnet, weil ihm damals noch nicht 
hinreichendes Material zu Gebote stand. 

Folgendes ist die Charakteristik der genannten 
drei Grundtypen : 

a) Der entschieden dolichocephale germanische 
Typus zeigt ein schmales Vorderhaupt , hohe Stirn, 
hervorragende Nase, ein an der Spitze der Lambda 
naht einen leichteu Absatz bildendes und in der Form 
einer stumpfen Pyramide hervorragendes Hinterhanpt, 
ein in der Norma vertical! s ein lang^estrecktes , ab- 
gestumpftes Sechseck darstellendes , in der Norma 
occipitalis aber dachfOrmiges SchildelgewOlbe , mit 
fast senkrechten Seitenwftnden. Die Basis (Entfer- 
nung der Spitzen beider Processus mastoidei) ist 
ziemlich eben so breit , als der (Ibrige Schftdel ; die 
breiteste Stellc des Schftdels liegt nahe der Basis und 


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306 


v. Holder, Wtrtemberg's Scbadelformen. 


OUt nicht veil hinter die Mitte des Ltogendnrcb- 
meaen. Die Hflhe des Sch&dels flbersteigt dessen 
Breite. Dae Gesicht ist raehr prognatli , als bei den 
beiden andera Typen ; es erscheint wegen der senk- 
recht stehenden Jochbeine und der erbeblichen Hdhe 
des Unterkiefers lftnglich-schmal. 

b) Der brachycephale turanitche Schftdel (bis 
jetzt hut durch 10 Exemplare nnter den wtirtem- 
bergischen Schideln vertreten) erscheint in der Norma 
occipitalis und verticalis kreisfbrmig. Die breiteste 
Stelle ftllt ganz nahe der Mitte des Lkngendurcli- 
messere j der Breitedurcbmesser kommt der grdssten 
Linge sehr nahe und llbertrifft die Hdhe bedeutend, 
so dass die Differenz zwischen Ldnge und Breite 
meist nahezu gleicb, haufig geringer ist als zwischen 
Breite und Hdhe. Immer aber giebt diese Differenz 
kleinere Zahlen , als bei den beiden andern Schadel- 
typen. Die Stim ist breit , niedrig , und hinter ihr 
wfllbt sich der ScliSdel seitlich hervor. Das Hinter- 
hanpt bildet eine ununterbrochene kugelige Wdlbnng. 
Die Schadelbasis ist erheblich schmaler als das Ge- 
wdlbe an seiner breitesten Stelle. Das Gesicht, das 
einen cigenthtimlich finstern Ausdruck hat, ist nahezu 
orthognath, breit und nindlich ; die Jochbeine stehen 
stark hervor und ihr untercr Rand ist nach aussen 
gerichtet ; die Nase ist klein , glatt , wenig hervor- 
ragend , die Naaenwurzel tief cingeschnitten. Der 
Untcrkiefer ist weniger lioch als am germanischen 
Schidel. 

c) Der brachycephale tarmatitche Schftdel hat 
in der Norma verticalis eine stumpfe Eiform, ist also 
nicht ganz so brachycephal, wie der turanische. Die 
breiteste Stelle ftllt weit hinter die Mitte des LSngs- 
durchmessers. Die Breite tlbertrifft die Hdhe, doch 
ist die Differenz beider viel geringer, als jene zwi- 
schen Lange und Breite. In der Norma occipitalis 
zeigt sich eine flache Wdlbung des Schadeldachs 
sowohl , als der Seitenwiinde. Die Stirn ist mkssig 
breit und boch. Die Schadelbasis ist schmftler als 
das Gewdlbe, jedoch verhftltnissmftssig nicht ganz so 
achmal als am turanischen Schftdel. Das Hinterliaupt 
bildet eine platte Wdlbung und ist nicht abgesetzt. 
Das Gesicht , hoch und schmal , nahezu orthognath, 
hat eine nnr in geringem Grade schief gestellte Joch- 
beinplatte, einen niedrigen Unterkiefer, und im Gan- 
zen eine elliptische Form. Die Nase von mittlerer 
Grdsse, die Naaenwurzel mSssig eingeschnitten. 

Auch das Gehim zeigt nach H d l d e r ’ s Unter- 
suchungen bei diesen 3 extremen Schadeltypen we- 
sentliche Unterschiede der Gestaltung, die besonders 
bei einer Vergleichung des germanischen und des 
turanischen Typus grell hervortreten. Am germani- 
seben Gehirne ist der Hinterhaupts - und Scheitel- 
lappen stark entwickelt, ersterer (lberragt das kleine 
Gehirn oft bis zn 3 Centimeter. Die Windungen sind 
im Ganzeu sohmaler, am Hinterhaupts- und Scheitel- 
lappen reicher entwickelt , weniger am Stirnlappen, 
am wenigsten am Schlafenlappen , der flacli und 
gerade gestreckt ist. — Am turanischen Gehim, 
(lessen Schlafenlappen breit, dick und vorne nach 


einw&rts gekrttmmt ist , erscheinen die Windungen 
am ganzen Gehim im Durchschnitt breiter, mit Aus- 
nahme des Stirnlappens, der auf der convexen Flftche 
eine reichlickere Windungsgliederung zeigt, als der 
germanische Typus. Der Hinterhauptslappen ist 
klein, nur wenig entwickelt, liberragt das kleine 
Gehim nur wenig ; der Scheitellappen ist flach und 
ftrmer an Windungen. — Beim sarmatischen Gehirne 
ftllt besonders die reichliche Entwickelung der Win- 
dungen am Stim - und Scheitellappen auf, wfthrend 
derllinterhauptslappen naliezu eben so schwach ent- 
wickelt ist, als am turanischen Gehirne. — Eine 
Eigenthlimlichkeit beider brachycephaler Typen 
glaubt lift 1 der noch darin gefunden zu haben, dass 
die Fissura occipito - parietalis senkrecht auf der 
Lkngsachsc stelit , linger und tiefer ist, als beim 
germanischen Typus, wo sie kttrzer und ganz ge- 
wdhnlicli schief nacli vorn und aussen gerichtet ist. 

Die ttbrigen typischen Scbadelformen Wtlrtem- 
bergs, die sicli den 3 genannten extremen Formen 
G, T nud S nicht subsumiren lassen, sind als Misch- 
formen aufzufassen, sie sind das Produkt der von 
den zeugenden Eltem auf ihre Kinder sich erstrecken- 
(len Vererbung. Leicht kann man sich davon llber- 
zeugen , (lass die Beschttftigungsweiae oder die Le- 
bensart nicht genttgt, urn im Verlaufe der Genera- 
tionen eigengeartete ScliAdelformen hervorzubringen. 
Es giebt keine Bauernschadelform in WUrtemberg, 
obgleicb diese Bevdlkerungsklasse durch eine Reihe 
von Generationen die Besehftftigung nicht gewechselt 
hat. Gerade die biuerliche Bevolkerung Wtlrtem- 
bergs zeigt die mannichfachste Abwechselung der 
Schadelform von der extremsten Brachycephalie bis 
zu jener dem Reihengrabertypus entsprechenden Do- 
lichocephalic. Ebenso giebt es keine Handworker-, 
Beamten-, Schriftgelehrten-, Faullenzer-Schadel, trotz 
der Tliatsache , dass diese Beschaftigiuigsweisen in 
maneben Familien seit vielen Generationen auf ein- 
zelne Familienglieder immer wieder vererbt wurden. 
Bei geistig beschttftigten Familien mag wohl der 
Schkdel iin Ganzeu grosser sich darstellen, die 
typische Form desselben erf&hrt aber durch die 
Geistesarbeit keine Verandemng. Dass die typischen 
Eigenschaften des Schftdels angeboren und nicht er- 
worben werden, lehrt auch die Untersuchung der 
Neugebomen. Schon bei der Geburt sind die Kinder 
dolichocephal oder brachycephal, und sie behalten 
wihrend des ganzen Lebeus diese angeborne Schadel- 
form. D«b Gehirn der dolichocephalen Neugebomen 
zeigt sogleich die eigenthtlmlicho Gestalt der Hinter- 
hauptslappen und die mkssige Entwickelung der 
Windungen an den Stirnlappen. 

Wo beide Eltem die gleiche Schadelform be- 
aitzen , die einem der 3 extremen Typen stark ge- 
nahert ist, (la zeigt die Nackkommenschaft um so 
siclierer die gleiche Kopffonn und die gleichen sonsti- 
gen kbrperlichen Eigenacliaften. Eltem mit entschie- 
den bracliycephalen Schadeln, dnnkeln Augen mid 
ITaaren haben nur brachycepliale Kinder, niemals 
dolicliocephale , und ebenso umgekekrt. Nur danu 


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206 


Bericht der Krankenanstalt Rudolpb-8tiftung. 


ist dices nicht der Fall, wenn sich die Schildelfonnen 
der Eltern in umgekehrter Richtung von einander 
entfernen. Je entfemter die Schadelformen der 
Eltern von den extremen Schftdeltypen sind , oder je 
differenter die Formen beider Eltern sind, desto ver- 
schiedener sind im Allgemeinen die KOpfe der Kin- 
der, ohne dass sie sich jedoch sehr weit von den 
elterlichen Formen entfernen , d. h. also ohne dass 
es zu einer grflssem Reihe von Mischformen kommt. 
Anch bei mehreren auf einander folgenden Gcnera- 
tionen bleiben die Schadelformen im Ganzen station&r, 
so lange nicht dnrch Verheirathung neue Elemente 
in die Familie eintreten. Gar nicht selten folgt ein 
Theil der Kinder der Kopfform dcs Vaters, ein an- 
derer Theil der Kopffonn der Mutter ; es haben aber 
auch wohl alle Kinder Mischformen zwischen beiden 
Eltern. Man findet jedoch auch Familien, wo beide 
Eltern zwar die nkmliche Schfidelform besitzen , die 
aber zu den Mischformen gehOrt, und wo die Kinder 
theils liOhere, d. h. dem einfachcn Typus nfther 
stehende, theils niedrigere , d. h. vom einfachen Ty- 
pns sich weiter entfemende Formen besitzen. 

Die tibrigen neben den 3 besprochenen extremen 
Typen der wllrtembergischen Schadel unterechiedenen 
Formen bezeichnet Holder somit als Mischformen, 
und diese lassen sich zunftchst wieder in 3 Reihen 
unterscheiden, eine sarmatisch-turanische (ST) , die 
neue 4 Formen umfasst , sodann eine grosse germa- 
nisch-turanische (GT) und eine grosse sarmatisch- 
germnnische (8G) Reihe. Bei der germanisch-tura- 
nischcn Reihe wachsen L&ngedurcbmesser und HOhe- 
dnrchmesser gleichzeitig , wfthrend der Breitedurch- 
messer abnimmt. Zu ihr gehOrt auch eine Unter- 
abtheilung, bei der sich imGcsicht und in der Norma 
occipitalis eine Hinneigung zum sarmatischen Typus 
knndgiebt; das sind germanisch - turanische Misch- 
fonnen mit geringer sarmatischer Beimischung. Bei 
der sarmatisch-gennani8chen Reihe , wo der Lftnge- 
znnahme eine Hdhezunahme nicht parallel geht, son- 
dern die HOhe im Vergleich zur Breite abnimmt, 
findet sich andererseits eine Unterabtheilung mit ge- 
ringer turanischer Beimischung. Endlich giebt es 
auch sarmatisch-turanische Mischformen mit geringer 
germanischer Beimischung. 

Unter den 170 Reihengraberschftdeln, die dnrch 
Holder untersucht wurden, zeigten 134 rein ger- 
manische Formen und 34 z&hlten zu den germanisch- 
tnranischen Mischformen, standen also dem germani- 
schen Typos ebenfalls ganz nahe. 

Ein ganz anderes Ergebniss erliielt Holder bei 
Untersuchung der Schftdel aus dem jetzt vollstkndig 
abgegrabenen Scholzkirchhof inEssliugen, der 1614 
erOffnet worden war und 1846 geschlossen wurde. 
Die durch ihren Handelsbetrieb ausgczeichnete ehe- 
malige Reichsstadt war ein gutcr Boden zu vollstiln- 
diger Durchdringung der germanischen Rasse mit 
andern Elementen gewesen. Bis zum Ende des 
vorigen Jalirlmnderts wurden mir die mittlern und 
niedcrn Stknde Esslingens auf jenem Kirchhofe be- 
graben, die Angesehenern und VermOglichen kamen 


in die Kirchen und deren nftchste Umgebnng ; vom 
Anfange dieses Jahrhunderts an bis zur ErOffnung 
des neuen Friedhofs fanden aber alle Stinde ihre 
Rnhestatte auf ihm. Unter der grossen Menge ans- 
gegrabener Schftdel eigneten sich 207 zur Unter- 
suchung, und davon waren : germanische Schadel 5, 
turanische Schadel 6 , sarmatische Schadel 8 , tura- 
nisch-germanische Mischformen 99, sarmatisch - ger- 
manische Mischformen 63, sarmatisch-turanische 
Mischformen 26. 

Wenn somit in den wllrtembergischen Reihen- 
grabem dolichocepliale germanische Schadel vor- 
herrschen, im Mittelalter und in der Neuzeit aber die 
Mischformen vorwalten, so wird man in der ge- 
schichtlich nachweisbaren. Durchdringung und Ver- 
mischung der BevOlkerung mit andersartigen Elemen- 
ten den Grand dieser Verschiedenheit zu snchen haben. 

Die Frage nach der Farbe der Augen und der 
Haare in Wdrtembergs BevOlkerung ist p. 5 auch 
bertlcksichtigt. Das Material dazu boten 168 im 
Katharinenhospital in Stuttgart secirte Leichen , mit 
Einschluss eiuiger SelbstraOrder. Davon zeigten 24 
den germanischen , 8 den sarmatischen und 3 den 
turanischen Schadeltypus ; die Ubrigen hatten Misch- 
formen. Die Individuen mit germanischem Typus 
hatten fast ohne Ausnahme blondes Haar und blaue 
Augen ; der turanische Typus besass braune Haare 
und Augen , der sarmatische Typus braune und 
schwarze Haare und braune Augen. Je nAhcr die 
Mischformen dem germanischen Typus standen , nm 
so heller waren Haare und Augen ; mit starker her- 
vortretendem Brachyceph&lismus wurden Augen und 
Haare dunkler. Tiefschwarze Haare treffen zumal 
mit dem saimatisclien Typus zusammen. 

Die Au88tattung des interessanten Werkes ver- 
dient alle Anerkennung. _ T h e i 1 e. 

68. Bericht der k. k. Kr&nkenanstalt Ru- 
dolph-Stiftung in Wien vom Jahre 1874. 
Im Auftrage des hohen k. k. Ministerium des 
Innern verOffentlicht durch die Direktion dieser 
Anstalt. Wien 1875. Drack der k. k. Rof- 
u. 8taatsdrackerei. Verlag der Anstalt. gr. 8. 
IV u. 573 S. mit 6 Tafeln u. Tabellen 1 ). 

Der kussem Anordnung der frtthem Jahrgknge 
folgend beginnt auch dieser Bericht nach kurzer Er- 
wkhnung der Verftnderungen in den hkuslichen Yer- 
h4ltni8sen und in der Organisirung der Anstalt Im 
J. 1874 mit den Zahlenverh&ltniseen zun&chst im 
Allgemeinen, und wurden danach in genanntem 
Jahre behandelt 6254 Kr. (4152 M., 2102 W.), von 
denen geheilt entlassen wurden 3375 (2229 M., 
1146 W.), starben 653 (434 M., 219 W.). Im 
Vergleiche zum Voijahre war die Krankenbewegnng 
im J. 1874 eine geringere; Curventabellen ver- 
anschanlichen die Schwankungen der Krankenbewe- 
gung seit Erflffnung der AnBtalt and die Sehwan- 

’) Kur die Ucbersendong dankt verblndllchst W r. 


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Bericht der Kraokenanstalt Rudolph-Stiftung. 


kimgen der monatlichen Krankenbewegnng. Von 
bohem Interease sind anch die TabeUen fiber Schwan- 
kungen der jihr lichen Aufn&hme an einzelnen wichti- 
gen Krankheitsformen seit Erfiffhung der Anstalt im 
J. 1865, fiber Schwankung der monatlichen Aufnahme 
an den wichtigern Krankheitsformen, fiber Vertheilong 
der Todesffille nach Altersdecennien und nach Ge- 
achlecht auf die verschiedenen Tageszeiten, fiber Be- 
theiligung der wichtigern Krankheitsformen an der 
jihrlichen Sterblichkeit seit 1865 u. s. w., denen 
sich die Ergebnisse der Aufnahme, Heiiung u. Sterb- 
behkeit bei den verschiedenen Krankheiten, sowie 
der Krankenausweis vom J. 1874 anreihen. Die 
Speci/ikalion der (in Abgang gekommenen) ein- 
zelnen Krankheiten zeichnet sich durch grosse Ueber- 
sichtiichkeit und knappe Kfirze aus, wobei aber 
dankenswerther Weise filters ein kurzer Ilinweis auf 
die eingescblagene Therapie sich findet ; nicht min- 
der dankenswerth und ftir den Praktiker von hohem 
Werthe ist die speciellere Mittheilung bemerkens- 
werther Falle. 

Aub diesem Theile des Berichts heben wir u. A. 
hervor, dass bei einer Reihe von akuten Gelenk- 
rheumatismen sich der lokal applicirte faradische 
Strom als gutes Palliativnm bewfthrte , in fihnlicher 
Weise wie beiNeuralgien, d. h. die Schmerzen Hessen 
momentan und fllr die Zeit eiuiger Stundeu nach. 
Auf den Verlauf der Gelenkaffektionen selbst war 
hingegen keine Einwirknng zu constatircn. Der 
Vereuch, den faradischen Strom durch Fixirung der 
Conduktoren durch lange Zeit auf die kranken Ge- 
lenke einwirken zu lassen , bewMhrte sich in 1 Falle 
dnrchaus nicht. Nachdem einige Zeit die Schmerzen 
nacbgelassen batten, steigerten sie sich weiterhin 
sehr unter dem Geftihle, als ob der Arm einschliefe, 
so dass die Pole entfernt werden mnssten ; an den 
folgenden Tagen war anch die Entzllndung eine ge- 
steigerte und nahm erst allm&lig wieder ab. 

An lleotyphus wurden behandelt 68 Kr. (46 M., 
22 W.), von denen geheilt eutlassen wurden 49, 
starben 18 ; die meisten Typhuskranken warden der 
Kaltwasserbeliandlung unterzogen. — Die bei pro- 
fusen Schweissen bei Intermittens fifter mit Atropin 
(3 — 4 Mgrmm. p. d.) gemachten Vereuche liessen 
keinen constanten Effekt beobachten. 

Unter den Fallen von Lnngentuberkulose linden 
sich 2 der seltenern Falle ausffihrlich mitgetkeilt, 
in denen nnter schweren allgemeinen sowohl als 
respiratoriscben Eracheinungen weit verbreitetes mas- 
senhaftes feinblasiges Knistern (neben vesikularem 
Athmen) fiber enter oder selbst beiden Lungen auf- 
tritt , wie es , abgesehen von akutem Lungenfidem, 
nur bei akuter MiUartubcrkulose beobachtet wird; 
dieses Knistern halt lfingere Zeit an und bildct sich 
nacb einiger Zeit, wenn die Diagnose auf akute 
Miliartuberkulose schon eine sicbere scheint, all- 
malig wieder zurttck, wfihrend nur ein umschriebenes, 
tnberknifises Infiltrat bleibt , das weiter den chroni- 
schen Verlauf nimmt. „Ob es in solchen Fallen 
wirklich zur Bildung und Rttckbildung von mili&ren 

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207 

Knfitchen kommt oder ob es sich nor tun einen Ka- 
tarrh der feinsten Bronchien , wie er die Entstehung 
akuter Tuberkelknfitchen begleitet, handelt, muss 
unentschieden bleiben. Auf eine Analogie muss hier 
noch aufmerksam gemacht werden. Bekanntlich 
giebt es auch schwere Falle von Meningitis, die man 
nach alien Erscheinungen und sonatigen Anhalts- 
ponkten (Ur tuberkulfise halten muss und die doch 
in Genesung enden. Auch ffir diese Falle ist es un- 
entschieden, ob es zur Knfitchenbildung kommt “ 

Trichina spiralis kam lmal zur Beobachtung bei 
einem 74 J. alten tuberkulfisen Kr. von schwacher 
Constitution und schlechter Emahrung, der nacb 
2tagiger Behandlungsdauer starb. 

Bei Neuralgien des N. trigeminus wurde mit 
gntem Erfolge von der Faradisation , bei Neuralgia 
frontalis vonPaulinia — zu 1 Drachme p. die — bei 
Cephalaea von Morphiuminjektioneu, bei Cephalaea 
rheumat. und Ischias von Elektricitat Gebrauch ge- 
macht ; Extr. nucis vom. wurde bei Vertigo wieder- 
holt zu 2 Gran [12 Ctgrmm.J pro die mit auff&lli- 
gem Erfolge gegeben. „Dieses therapeutische Mo- 
ment dfirfte bei der Frage nach dem Sitze des 
Schwindels in die Wage fallen und neben einer Reihe 
von andern aus den Erscheinungen bei cerebralen 
und spinalen Affektionen abgeleiteten Schlfissen zei- 
gen, dass zum miudesten neben den Nerven der 
kalbkreisffinnigeu Gauge im Ohre die motorischen 
Centreu eine hervorragende Rolle spieleu. Uebrigens 
scheineii die physikaUschen Vorbedingungeu fllr die 
supponirten Stromungen in den Kanfilen nicht zu be- 
stehen, schon dcslialb nicht, weil die Drehungsachse 
nicht innerlialb derKankle Hegt, viebnehr die Kan&le 
sammt dem ganzen Felsenbeiue sich in einem Kreise 
um das Foramen magnum bewegen." 

An Pneumonie wurden behandelt 174 Kr. 
(130 M., 44 W.), von denen die grfisste Zalil (30) 
im Mai, die geringste (5) im Sept, zur Aufnahme 
kam; es starben 47 Kr. (37 M., 10 W.), bei denen 
ergriffen waren: der rechteLungenflttgel 19mal (Ober- 
lappen in 4, Ober- u. Mittellappen in 1, Unterlappen 
in 6 , total in 8 Fallen) ; der linke Lungenflttgel 
13mal (Unterlappen in 3, total in 10 Fallen); beide 
Lungenllfigel in 15 Fallen (rechts total, linker Ober- 
u. Unterlappen in je 1 Falle, links total, rechter Mittel-, 
Unter- u. Mittel- and Unterlappen in je 1 Falle, linker 
Ober- und rechter Unterlappen in 2 Fallen, beide 
Unterlappen in 3, beide total in 3 Fallen). Die Be- 
handlungwar exspektativ-symptomatisch in 140, Ve- 
r&trin in 23, laue Bader in 9, grosse Dosen Chinin in 
2 Fallen. — Bei Emphysem wurde der Uauke’ sche 
Apparst zur Ausathmung in verdflnnte Luft in einer 
grossen Zahl von geeigneten Fallen zur Anwendung 
gebracht und war dadurch fast immer eine bedeu- 
tende Erleichternng des Athmens und Abnahme der 
kat&rrliaUschen Erscheinungen zu erzielen , wenn es 
auch nicht gelang, ausgiebige Verkleinerang der er- 
weiterten Lunge nachzuweisen. — Pleuritis befiel 
44mal die rechte, 38mal die linke, 4mal beide 
Seiten. 


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808 


N i e m e y e r , aknstische Zeichen der Pneumonie. 


Die Gefahr der wohltlifttigen Scarifikationen bei 
allgemeinem Hydrops bei Herzmonttrung wurde 
dadnrcli vermindcrt, dass man die Stichoffnungen 
klein (mit der Lanzette) , dafllr in grilsscrer Zahl 
machte, sie vor Veranreinigung schfltzte und die um- 
gebende Haut durcli Einfetten vor Maceration be- 
wahrte. — DieTherapie des Morbus Brightii citron. 
bestand zunttchst in fortgesetzten Einpackungen in 
nasse Tticher ; trotz starken Schwitzens , vermehrter 
Urinabsonderung und Absciiwelhuig vemiinderte sich 
aber der Eiweissgehalt des Urns nicht und war kein 
nachhaltiger Erfolg zu erzielen. — Unter 7 Fallen 
von Cystovarium wurde in 3 Fallen die Ovariotomie 
gemacht, von denen 2 mit Tode endcten, in 1 Heilung 
eintrat; die Punctio cystovarii wurde in 3 Fallen ge- 
maoht. Auch bei Tumor ovarii wurde in 1 tbdt- 
lioh verlaufenden Falle die Ovariotomie gcmacbt. 

Unter den drztlichen Beobachtungen, physiolog. 
und therapeut. Versuc/ien, Krankengeschichlen und 
Operationen berichtct Prim. M a d e r liber Elrktro- 
theropie und wird dieselbe im Ansclilusse an den 
letzten Jahresbericht der Kudolph-Stiftuug besondere 
empfohlen bei akutem und rhronisehern Rbeumat. 
artieularis und mutcularis und neuralgiscben Affe.k- 
tionen , oft auch verbunden mit andem Mitteln ; zu- 
weilen allerdings liess auch die Elektrotherapie voll- 
stttndig im Stich, ohne dass die betreffenden Falle 
sonBt besondere Eigentldlinliclikeiten geboten batten. 
Mit sehr gutem Erfolge wurde der faradische Strom 
meist angewendet bei nerv8sem und rheumatischem 
Kopfschmerz , zuweilen auch brachte er wenigstens 
▼orflbergehende Erleichterung auch bei solchen 
Sohmerzeu , welche durcli grobe organische Erkran- 
knng bedingt waren , so bei syphilitisclien Knochen- 
schmerzeu, Geliirncarcinom u. s. w. In einigen 
Fallen von HautandsUiesie , anscheinend peripherer 
Natur, brachte der faradische Pinsel betrachtliche 
Beeserang; bei rheumatischen Facialisparalysen 
wurdeu in einigen frischen Fallen mit dem galvani- 
schen Strome rasche Erfolge erzielt. Bei hartnftcki- 
gem Singultus wurde in 2 Fallen durch Faradisation 
der N. phrenici mehrstttndige Pause u. endlich volliges 
Aufhoren erzielt. „Dagegen muss M. auch heuer 
wiederholen , dass er mit dem Galvanisiren duroh 
den Halssympathicus, per caput etc., bei central be- 
dingteu Lahmungen nur negative Erfolge erzielte. 
Dagegen schienen sich zuweilen spinale Pareseu 
durch galvanische R.-N.-Strdine einigennaassen zu 
besseru. Grosse Erfolge wurden in keinem Falle 
erreicht. Ebenso blieb die galvanische Behandlnng 
bei Epilepsie, Vertigo, Hcrzklopfen, Astluna nervos., 
Tremor , Paralysis agitans , peripherer Muskel- 
atrophie nnd Stnuna erfolglos.** — In Betreff der 
121 ausftlhrlich mitgetheilten Krankengeschichten 
von den verschiedenen Stationen der Rudolph-Stiftnng, 
die zu den wertlivollsten Theilen des Berichts ge- 
hOren, inflssen wir auf diesen selbst verweisen. 

Der Zusammenstellung der im J. 1874 ausgefllhr- 
ten Operationen u. dem pathologisch anatomisclten 
Berichu, der den Ausweis fiber die vorgenommenen 

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pathologischen Obduktionen enthfllt, folgt die Ueber- 
sicht der Okonomischen Gebarung und schliesst damit 
der, gleich seinen Vorgftngern, fleissig und sorg- 
fftltig ausgearbeitete Bericht. Nicht unerwfthnt darf 
schlfls8lich bleiben , dass Papier u. Druck vorzflglich 
sind. Friedrich. 

69. TJeber die akustiBcben Zeiohen der 
Pneumonie. Habilitationsvorlesung. Mit 
Znsdtzen und eintm Anhange uber Berech - 
tigung und Methods der populdren Lehr- 
thddgkeit; von Dr. Paul Niemeyer, Doc. 
a. d. Univ. Leipzig. Stuttgart 1876. F. Enke. 
8. Ill u. 31 S. (80 Pf.) 

Die methodische Untersuchung mittels des Ge- 
hBrsinns ist eine Errungenschaft des letzten Jahr- 
hunderts. Man bezeichnete sie merkwflrdigerweise 
als die physikalische und hielt sie vor alien andern 
ftir objektiv , wahrend sie doch gerade so snbjektiv 
ist wie die mittels eines der andern Sinne. Physi- 
kalisck ist hOclistens die bislang noch immer mehr 
versucbte als durehgefflhrte theoretiscbe Erklftrung 
der perkutorischen und auskultatorischen Wahraeh- 
mungen; diese selbst registrirt nicht ein physika- 
lischer Apparat, sondern der GehSrsinn. — Dass die 
Erklftrung nacli den Gesetzen der neuern AkuBtik, 
nicht wie bisher nach Instramentenerfahrangen, nun- 
mehr ausgebaut werden mllsse, das scheint die 
Titelfassung „akustische Zeichen der Pneumonic** 
andeuten zn sollen und damit muss man sich einver- 
standen erklfiren. Richtig ist auch , wie Vf. sagt, 
dass man die physikalische Diagnostik als Neuhelt 
bis jetzt zu sehr in der Praxis in den Vorder grand 
gestellt habe und dass die Zukunft es daher als ihre 
Aufgabe betrachten mflsse , die Uebung derselben in 
ihre natur- und kunstgem&ssen Schranken zu ver- 
weisen. Dass die perkutorischen Wahrnehmungen 
aber bei Pneumonie die ausschlaggebenden , die aus- 
kultatorischen nur seknndftre seien, dagegen spricht, 
dass gewisse Formen der Pneumonie nur durch letz- 
tere festgestellt werden kOnnen. Wir kfinnen Ucr 
nur in Ktlrze darauf hinweisen , in welcher Richtnng 
der Vf. dieser Vorlesung wieder neuere Gesichts- 
punkte far den von ihm speciell gepflegten Zweig 
der Diagnostik aufstellt und in seiner nnnmehr aka- 
demischen Stellung vertreten will ; bei der knappen 
Form, die durcli die Veranlassung geboten war, llsst 
sich ein Referat , ohne dass man ausschreibt , nicht 
geben. Man muss selbst lesen und wird die „Vor- 
lesung“ sicher nicht, ohne Anregnng erhalten zu 
haben, aus der Hand legen. 

Ist der 1. Theil eine Oratio academic*, so ist 
der Anhang eine Oratio pro domo, worm Vf. auf nn- 
erschrockene Weise eine Lanze ftir seine populftre 
Lehrtlifttigkeit bricht. Populftre Darstellung, sobald 
sie dieLaien nicht zu beliandelnden Aerzten, sondern 
nur zu hygieinischen Mitlielfern ausbilden will, kann 
das Endziel aller medicinischen Wissenschaft und 
Kunst, die Heilung von Krankheiten, fbrdern. Dazu 
ist vor alien Dingen aber ndthig, dass der Aotor, 


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Neumann, Hantkrankhedten. 


usbeschadet des wiaseaaohaftlfeh feetstehenden In- 
halts , eine Form wfthlt , die den L&ien nicht ab- 
achreckt. Uebrigens ist es anch for atreng wiasen- 
aehaftliche Arbeiten zu eratreben und zu erreichen, 
daas eine gute Form die Aneignung der Reaultate 
erleiehtert and zn dieser anregt. Leider acheint 
man unter uns aolchea Streben vielfach fllr eine Art 
Ziererei zn halten , wfthrend man in Frankreich ein 
schlecht stiliairtea Buch ao aehr ala Auanahme be- 
trachtet, daaa aelbat bedeutende Aerzte, die ihrea 
Stiles nicht aicher waren, aich in dieser Richtong 
nachhelfen zu lassen nicht fllr ttberfltlaaig hielten. 
Unsere groaaen deutachen Stilisten unter den Aeraten, 
ein Dieffenbach, Stromeyer, Marx n. A., 
waren and sind dad arch nicht anwiasenschaftl ich 
geworden, daas aie gute Form mit gutera Inhalt ver- 
einen. 

Got atiliairt sind aowohl die „Vorleaung“ ala der 
„Anhang“, der mit dem Thema jener immerhin da- 
durch zusammenhflngt , daas beide Programme for 
Vfo. Lehrthfttigkeit bilden sollen, die bekanntlich 
sehon eine popul&re geweaen war, ehe aie ntmmehr 
anch eine akademiache geworden ist. Baas. 

70. Lehrbuch der Hantkrsnkheiten ; von 
Prof. J. Neumann. 4 . Aufiage. Wien 1876. 
Braamflller. 8. XVI u. 688 S. mit Holzachnit- 
ten. (15 Mk.) 

Das anerkannte Lehrbuch des Vfa., welches durch 
eine vielfache Erweiterung in alien Capiteln unter 
umfassender Berttcksichtigung der Literatur mehr 
and mehr den Charakter eines Handbuchs angenom- 
men hat, zeichnet aich noch dadurch aua , dasa die 
eingehende Schilderung der pathologiachen Anatomie 
durch zahlreiche, gute Abbildungen illustrirt worden 
ist. Unserea Wiasena wurde ea durch den Vf. zu- 
erst unternommen, ein dermatologiaches Lehrbuch 
durch Abbildungen zu vervollat&n digen. 

Der Text seines Werkes ist durch Khurheit und 
koappe Form ausgezeichnet. Der Vf. tritt uns in 
zahlreichen Capiteln ala gediegener, aelbatatSndiger 
Forscher entgegen. Da, wo Streitfragen berllhrt 
werden und eine abweichende Anaicht geltend ge- 
macht worden ist, hat Vf. eine unfruchtbare Polemik 
unterlassen ; er stellt vielmehr die abweichenden An- 
sichten der Autoren pr&cia nebeneinander, ao daas in 
soichem Falle der Studirende und Arzt sich sein Ur- 
theil selbat bilden kann. Somit erfollt Vf. nament- 
lich die Anforderung der Unparteilichkeit , welche 
man an ein Lehrbuch oder Handbuch atelien muss ; 
ervermeidet es, den Leaer durch AufbQrdung einseiti- 
ger, subjektiver Ansichten unter der Form einer ab- 
geachloasenen Doktrin zu beirren. 

Wenn wir auf Einzelnheiten eingehen sollen , so 
erwAhnen wir besonders, dass die Varicella von der 
Variola unabhdngig auf gef asst und dass die Co- 
eadateoz zweier akuter, contagidaer Exanthema auf- 
gestallt wurde. Wir h&tten hier allerdinga ge wttnacht, 

Med. Jahrbb. fid. 178. Hft. 8. 

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909 

daas Vf. mit wenigen Worten dasBestehen dieses Un- 
terachiedee noch genauer begrtlndet oder w&hrechein- 
lich gemacht h&tte, um so mehr, ala He bra die 
Differenz verachiedener Contagien nicht anerkennt, 
obwohl er einen Beweia for die Unicit&t von Varicella 
und Variola in 8einem Lehrbuch nicht beizubringen 
im Stande ist. Selbat jene Auseinandersetzungen 
von KapoBi (Arch. f. Dermatol, u. Syphilis 1873. 
p. 255), welche aich im Sinne Hebr&’a und unter 
Anfohrung seiner Argumente gegen die Dualit&t von 
Varicella und Variola wendet, vermag for die Unfoi- 
tat keinen endgiltigen Beweia zu geben ; denn, wenn 
such nicht in anatomischer Hinaicht ein dort gefor- 
derter, nachweiabarer Unterschied zwischen Vari- 
cella- n. Variolaefflorescenz angefohrt werden kann, 
wodurch immer nicht der Beweia von der Differenz 
beigebracht werden wllrde, weil Unteracheidungs- 
merkmale noch aufgefunden werden kttnnen , so be- 
steht doch nach des Ref. Beobachtungen ein klinisch 
bestimmt verachiedener Verlauf. Der Fieberlauf ist 
so charakteriatiach verachieden, — obgleich diese 
Verachiedenheit von Hebra in dessen Lehrbuch u. 
von Kaposi (Arch. f. Dermatol, u. Syph. 1873. 
p. 265) abgeleugnet wird, — dass Jeder, welcher 
diesen Unterschied thermometrisch atudirt hat , den- 
selben anerkennen muss. Der bekannte Tempera- 
turveriauf der Variola, welcher als ein Ausdrnok 
einer typischen, fieberbaften Constitutionsanomalie 
aufgefaaat werden muss und folglich in seiner vollen 
Bedeutung erkannt und gewtlrdigt werden soil , an- 
te racheidet aich deutlicb von dem Temperaturverlauf 
der Varicella und berechtigt allein hierdurch sehon 
zu einem Rttckschluaa auf eine Dualit&t von Variola 
und Varicella. Vf. hat auch richtig Prof. Thomas, 
welcher die einschlagenden Temper&turbeobach tun- 
gen liber Varicella gemacht hat, citirt. 

Zum kliniachen Verlauf gehoren noch die Ergeb- 
nisae dea pathologischen Impfexperimentes, welche 
wir vor der Hand ala nicht beweiakrifUg im einen 
oder andern Sinne hinstellen mttasen. Endlich ge- 
hdren auch noch die epidemiologischen Verhaltnisse 
hierher, welche von Fallen erz&hlen, wo eine Person 
im Verlauf einiger Wochen erst an Varicella and 
dann an Variola erkrankte, in welcher Hinsicht Ref. 
(Arch. f. Dermatol, u. Syph. 1869. p. 633) ein Bei- 
apiel angefohrt hat Alle solche Beiapiele deutet 
Hebra ala Recidive oder zweimalige Erkrankung 
an Variola. 

Sehr richtig und vorurtheilsfrei aagt Vf. p. 119 : 
„Die Differenz der Ansichten wird nach unserer 
Meinung erst dann achwinden , wenn man mit dem 
Namen Varicella nur jene Erkrankung belegen 
wird, bei der atomtliche oben geschilderten Merk- 
male vorbanden sind, und wepn man aufgeben wird, 
jede leichte Form von Variola ala Varicella zn be- 
zeichnen. “ 

Betrachten wir noch kora einige uns wichtig 
acheinende Punkte in dem Werke dea Vfo., ao finden 
wir, dass Vf. daaVorfcommen des aknten Pemphigus 

27 

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210 


Fritsch, geburtShttlil. Operationen. 


bedbaehtet hat. Den Lichen Bcrophnl. im kindiichen 
Alter sah or im Zusammenhang mit Tuberculosis 
pulmonum. 

Ferner constatirt Vf. die Heilbarkeit der Prurigo 
im Kiudesalter. Hiei'zu maeht Ref. die Bemerknng, 
daas or, obwohl nicht zweifelnd an der MiJgliclikeit 
der Heilbarkoit, wie man sick an deni hftufigen 
Schwinden der Symptome der spfiter kraftig bleiben- 
den , frtther crkrankt Gewesenen ttberzeugeu kann, 
viele solcher Ffille fiir nur sckeinbar oder zeitweilig 
geheilt batten mbclite, da Bicli hiufig coustatiren 
lksst, dass solclie Kinder spAter wieder erkranken 
und dass jene desperaten Fklle von Prurigo univer- 
salis auf die ersten Jahre der Kindheit in den An- 
fkngen der Krankkeit sick zurttckftlhren lasaen, wfth- 
rend allerdings andererseits in prognostischer Hin- 
sicht nicht beliauptet werden kann, dass eine Prurigo 
universalis einea Kindes, bei dem die Aftektion ver- 
hkltnissmkssig rasch nach einigen Jahren schwinden 
kann , spfiter wieder als ungtlnstig verlaufende Pru- 
rigo universalis auftreten mtisste. Die Existenz der 
Iohthyosis congenita liat Vf. auf Grundlage anatomi- 
scher Prilparate festgestellt 

Der Lupus vulgaris im kindiichen Alter h&ngt 
nach Vf. fast ausnahmslos mit Scrophulosis zusam- 
mon. Der Lupus erythemat. wird unabh&ngig von 
den Hautfollikoln beobaclitet. 

In Bezug auf Lepra erkennt Vf. nur 2 Formen 
an, die Lepra tubercul. , welche sich ans Flecken 
entwickelt, und die Lepra anaesthetic*. 

Die parasitischen Qautkrankheitcn haben mit 
Penicillium nichts zu thun. — Die Sykosis parasitica 
wird vom Vf. als selbststkndige Erkrankung be- 
schrieben. 

Schlttaalich heben wir unter den Originalarbeiten 
des Vfs. aus seinem Buche folgende kurz hervor, in 
Bezug dercr wir zum Nachleseu auf das Original 
verweisen. 

Artikcl fiber Lympbgefaese p. 26, fiber Maskeln der 
Haut p. 36, fiber die Anatomic der Blattern p. 126, der 
Blattern auf Schlcimhauten p. 130, die Anatomie des Ery- 
sipelas p. 186, des Ekzcma p. 236, des Bromkaliumaus- 
schlags p. 266, der Psoriasis p. 203, des Lichen ruber 
p. 314, der Prurigo p. 322, der Dermatitis circumseripta 
herpetiformis p. 347, der Ichthyosis p. 370, des Sklero- 
dcrma und der seniien Veranderungen der Ilaut p. 427, 
des Lupus vulgaris und crytliematodes p. 480, und die 
ebenfalls mit instruktiven Ahbildungen vereehenen Stu- 
dien fiber pflanzliche Parasiten p. 620. 

Den Schlnss des Buches bildet ein Autoren- und 
Sachregister. 

Die Ausstattung des Werkes let wttrdig. 

J. Edmund Gtlntz. 

71. Elinik der geburtshiilflichen Operatio- 
nen; von Dr. Heinrich Fritsch, Privat- 
docent an der Uuiv. Halle. 2. Auil. Halle a/S. 
1876. Lippert’sche Buchhdlg. gr. 8. IX u. 
390 S. mit 11 Tafeln u. 12 Holzschnitten. 
(10 Mk.) 

Bei der Anzeige der l.Auflage von Fritack's 
Wevk (Jahrbb. CLXVH. p. 304) sprachen wir die 

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Ueberzengnng aus , dass bald eine nene Amftage Sich 
nttthig machen werde. Diese Vorhersage hat sich 1 
schnell erfttllt und Vf. hat an verschiedenen Stellen 
wesentliche Verftnderungen eintreten lassen , dnroh 
welche der Werth seines Bnches entsclueden ge- 
wonnen hat. Ausserdem ist auch die Zahl der bei- 
geftigten Tafeln von 6 auf 11 erhCht worden ond 
interessante neue Belege for verschiedene gebnrts- 
httlflicke Thatsacben sind anf ihnen bildlich darge- 
stellt. Es ist diess jedoch noch das Geringste , was 1 
wir hervorzuheben haben. Den Kern der modemen 
Bestrebungen der Geburtshelfer hat Vf. in einer 1 
Weise gekennzeichnet , welche ihra die vollste An- 
erkennung jedes Fachgenossen sichem muss ! 

Die prophylukliache Desinfektion. Jeder Arzt 
wird in der Neuzeit in Deutschlands Gebtrhfiusern 
so nnterricktet , dass eine Unkenntniss selbst der 
schwierigsten Lagen , in die er kommen kann , fast 
zur Uumoglichkeit wird. Diess giebt eine gnte 
Prognose ftlr die zu behandelnden Matter und deren 
Kinder. Alle Kenntniss der Untereuchung und Ope- 
rationstechnik ist jedocb unzureichend , sobald es 
sich um jenen heimtUckischen Feind handelt, den 
sowohl Hebarzt als Hebamme mit sicli und mit den 
Instrumenten herumtragen kann. Hier muss die 
prophylaktische Desinfektion anerkannt und ausge- 
ftthrt werden! Sonst trfigt jeder Geburtshelfer, 
jede Hebamme (nicht letztere allein , wie man nach 
Winckel annehmen kSnnte) die Verantwortung 
an so manckem Todesfalle ! Vf. wfischt vor jedem 
ersten Touchiren seine Hfinde in 2 — 3proc. Carbol- 
saureldsung (bei Mdgliclikeit vorhergegangener 
Selbstinfektion in 5proc.), bestreicht den betr. Finger 
mit carbolisirtem Oel, reiuigt nach jeder Operation 
die benutzten Instrumente in Carbolsaureldsnng, i 
und zwar in einem 51 Ctmtr. langen, 10 Ctmtr. 
breitcn und 7 Ctmtr. holien Zinkgeftlsse , das er mit 
3proc. CarbolsaurelSsung (bei faultodten Kindern 
4 — 5proc.) fttllt. Dasselbe Gcfilss (die Dcsinfektions- 
wanne) besitzt an einer Ecke eine verschliessbare 
Oeffhung, an welche ein Schlauch mit Mutterrohr l 
angeschraubt werden kann , so dass man das Gef&ss i 
als Irrigator gebrauchen kann. „In jede gebnrts- 1 
httlfliche Tasche der Aerzte und Hebammen gehflrt 
eine Flasche Carbolsaure. Denn es wird erst dann 
das Puerperalfieber gebannt sein, wenn alle Gebnrts- 
helfer u. Hebammen Anhknger der principiellen pro- 
phylaktischen Desinfektion geworden sind.“ Dlesen 
Gmndsatz — er ist auch der des Ref. — empfehlen 
wir alien Fachgenossen znm Heile der Matter! 

Was den speciellem Inhalt betrifft , so sind die 
Capitel „Nahelsclinurvorfall u , ,,Eklampsie“ u. „Pro- i 
lapsus des Uterus gravid us“ in der neucn Auflage | 
verschwunden und wir linden an ihrer Stelle „Opera- | 
tlonen bei GebnrtsstiSrungen von Seiten der matter- 
lichen Weichtheile". Da hier eine Reihe seltenerer | 
Zostftnde nnd Operationen abgehandelt werden, so | 
musste der Titel sich etwas findern und aus den | 
„alltftglichen“ Operationen ging die Klinik der ge- , 
burtshttlflichen Operationen flberhaapt hervor. I 

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Fritscli, geburtehtflfl. Operationen. 211 


Wir gehen hier besonders auf das aoeben er- 
wfthnte neue Capitel (VIII. p. 216 — 239) nHher 
ein , da es zu weit ftthren wllrde , alle Verschieden- 
heiten zwischen der ersten and der zweiten nicht 
allein umgearbeiteten, sondem entschieden auch ver- 
beaserten Auflage, der auch ein Sachregister bei- 
gegeben ist, speciell zu erwkhnen. — Vf. bespricht 
am angegebenen Orte zuerst die seltene Conglutina- 
tion des Muttermundes (1 : 5000 Geburten) nnd 
macht auf die dabei zu beobachtcnde hochgradige 
Verdflnnung des vordern Uterusabschnittes aufmerk- 
sam, die meist so gi’oss ist, dass man glauben konnte, 
die gespannten Eihaute vor sick zu liaben. Aucb 
Vf. spricbt sich gegen die blutige Bildung einer Oeff- 
nnng der Uterussubstanz (Kreuzschnitt) aus, da 
meist der Muttermund als kleines Grttbclien nack- 
weisbar ist und durcli Finger oder Sonde gedffnet 
werden kann. Sehr Hhnlich in vieler Bcziehung 
verh&lt sich die Rigiditdt des Muttermund es , be- 
aoaders bei Erstgebarenden. Tritt keine IKllfe ein, 
so kann eine Cirkularruptur erfolgen , oder es ent- 
stehen Querrisse. Wenn Vf. sagt, dass die Ilcilung 
stets erfolge, wenn niclit die Wfichneriu inficirt 
wird, so kommt doch wohl noch ausser dcrlnfektion 
die Grosse des Kisses in Betracht ; gelit cr durch das 
Peritoneum, so kann auch eine traumatische Peri- 
tonitis anstatt einer Infektionscntztindung eintreten. 
Die Behandlung durch Incision , deren man lieber 
mehrere kleine anstatt einer grossen seitliclien 
machen soil, l&sst sich in einzelnen Filllcn durch 
manuelle oder instrumentelle Dilatation ersetzen ; 
auch erzielt in vielen Fallen eine durch langere Zeit 
geschaffene Ruhe (Morphiuminjektioncn) die heil- 
samste Wirkung, besonders in den Fallen, die Vf. 
besonders hervorhebt , in denen es sich nur nm eine 
relative Rigiditat des Orificium , also besonders urn 
eine grflssere Nachgiebigkeit des untem Uterus- 
abschnittes handelt. 

Naclidem Vf. kurz der Missbildungen des Utei-us 
nnd der Verengerungen der Vagina oder Vulva ge- 
dacht hat, geht er auf die Hypertrophien der ein- 
zelnen Theile des Uterus ein nnd berichtet exquisite 
Fille. So bespricht er getrennt die Hypertrophie 
des vaginalen Theiles der Portio , der Portio media 
des Cervix und des supravaginalen Theiles. Hier 
hat auch ein kleiner Tlieil von Dem Platz gefunden, 
was Vf. frtther fiber den Prolapsus uteri gravidi 
aagte. — Die Anschwelluug [besonders Einklem- 
mung] der vordern Muttermnndslippe wahrend der 
Geburt behandelt Vf. mit Druck auf dieselbe und 
Repoeition. Dass die Reposition einmal nicht ge- 
lragen ware, ist dem Ref. nicht bekannt, im Gegen- 
tbeil gelang sie ihm stets, nattlrlich verscljieden 
leiobt 

Die Retroflexio uteri gravidi, deren Besprechong 
wir in der 1. Auflage vermissten, wird eingehend 
abgehandelt (p. 228). Es ist uns nicht bekannt, dass 
durch Schwingernng bei retroflektirtem Utenis'stets 
eine „Retroflexio uteri gravidi**, und outer alien Um- 
gtaoden Abortus erfolgen muss, im Gegentheil sahen 


wir dfters den anfsngs retroflektirten Uterus sich 
aufrichten , ohne Kunsthtllfe fiber das Pronlontorium 
aufsteigen und die Schwangerschaft zum normalen 
Ende verlaufen. Dices giebt auch Vf. weiter unten 
zu , sollte aber eben deshalb den anfknglichen Aus- 
spruch modificiren. 

Ausgezeichnet beschrieben wird die Betheiligimg 
der Hamblasc an dein gefahrvollen Bilde der In- 
carceration des retroflektirten schwangem Uterus. 

Gelingt die Katheterisation auf die gewdhnlidie 
Weise nicht , so giebt es , um sic zu erzielen , zwei 
Beihfllfen, die Vf. Ubergeht: die Benutzong des 
mannlichen Katlieters und feraer das Abdrfingen der 
Portio vaginalis von der hintern Blasenwand. Erst 
wenn auch diese Hfilfen vergebens versucht sind, 
halt Ref. den Blasensticli ftir vcillig gerechtfertigt. 
Was aber nach dem Blasenstich der Katheterismus 
posterior fttr einen Zweck haben soil , ist nicht recht 
ersichtlich ; denn entweder gelingt nach Entleerung 
der Blase die Reposition uml daun ist der normale 
Ilarnwcg frei — oder sie gelingt nicht und dann 
muss der Abortus eingeleitet werden. Wollte man 
in solchem Fallc (leu Katheterismus posterior aus-, 
fllhren, so kdnnte man selu- leicht die geknickte 
Urethra perforiren. Deshalb wllrde es Ref. vor- 
zieheu , die Blascnstichwunde so langc offen zu 
halten , bis der kttnstliche Abortus beendet ist. Bei 
den Repositionsversuchcn ware die Metliodc von 
Simon zu erwfthnen , nfimlich die Reposition mit 
der halben , resp. ganzen Hand vom Rectum aus in 
der Narkose. — Die in den spatem Schwanger- 
sebaftsmonaten von verschicdenen Autoren ange- 
gebenen Falle von Retroflexio uteri gravidi erklUrt 
Vf. durch hochgradige Schlaffheit der Uterosmuslm- 
Iatur, die sich flberall anschmicgt. Beim Stehen oc- 
ffordert die Schwerkraft einen Theil des Uterus- 
kbrpers in’s Bccken hinein und letzterer wirkt so 
incarcerirend , ist aber nicht incarcerirt. So viel 
Ref. bekannt ist, kommt cs in derartigen Fallen, die 
mit der gewOhulichen Retroflexio gar nichts gemein 
haben, nicht hdufig, wic Vf. sagt, sondern stets zur 
Naturheilung, mit Zunahmc des Kindes, das schlftss- 
lich fiber die Symphyse sinkt und den anfangs retro- 
flektirt srheinenden Uterus in antevertirte Stellung 
bringt. Kommt es wirklich zu bedenklichen In- 
carcerationserscheinungen , so hilft sofort die Eofc- 
fernimg der Wirkung der Schwerkraft des Uterus 
nach imtcn, d. h. die mehrwdchentliche Seitenlage, 
die auch Vf. zu dem Zwecke empfiehlt. — Unter 
den Geburtshindemissen durch Neoplasmen besprioht 
Vf. die Complikation der Geburt durch Carcinoma, 
Fibrome u. Ovarientumoren. Die Symptome dieser 
Complikationen lassen sich nicht erschdpfend beschrei- 
ben, da jeder Fall sein Eigenthttmliches hat, die 
Therapie kann aus eben demselbeil Grunde nur an- 
gedeutet werden, da dieselben Mittel in verschiedeneu 
Fallen gleicher Art zu verschiedene Erfolge batten. 

Durch Beigabe des soeben besprochenen Capitels 
bildet das Werk eine werthvolle Gabe, welche stets 
dazu dient, Gesehenes wieder vor die Augen zu 


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212 


Bidder n. Sutugin, klin. Bericht. 


fflhren oder Gehdrtes in’s Gediehtnisa zurdckzurufen ; 
gerade aber die seltenem Vorkommnisse muss sich 
der Praktiker von Zeit zu Zeit wieder vergegen- 
wftrtigen kbnnen. Diesem Zwecke entspricbt das 
namentlich auch durch voile Berlicksichtigung des 
Werthes des mlltterlichen Lebens ausgezeichnete 
Work vollkommen. Anch die neoe Auflage wird den 
verdienten Ruf bewahren nnd weiteTe Kreise befrie- 
digen als die frtlhere. Die Ausstattnng der Schrift 
vodient tile Anerkennung. K o r m a n n. 

72. Aus der Gebftranstalt dea kaiaerliohen 
Eraiehungahavuea ; gegenwartig unter der 
Drrektion des Prof. Kr ass ova sky. Klini- 
soher Bericht f. d.JJ. 1840 — 1871 ; verfaaat 
von Dr. Ernst Bidder und Dr. Wassily 
8utugin. St. Petersburg 1874. Carl Rfttt- 
ger. 8. 206 S. (4 Mk.) 

Die beiden Vff. haben uns einen der reichhaltig- 
sten Anstaltsberichte geliefert, welche ttberhanpt 
existiren, and wenn sie nm Nacbsicht ftlr die „vielen 
bewnssten nnd nnbewnssten Mangel" der Arbeit 
bitten , so giebt es wahrlich wenig Grand zn einer 
solchen Bitte. Das reiche Material ist flberall in 
sorgf&ltigen Tabellen zusammengestellt, die Procent- 
satze sind ausgezogen, mit andem verglichen. Jeder, 
wer einmal derartige Arbeiten machte, kennt die 
Iangen Mtthen, die der Aufstellung der Zahlen vorans- 
gehen , und ea ist um so mehr zu bewnndern , dass 
die beiden Vff. „in der Ueberbttrdung des urn’s 
Dasein ringenden praktischen Arztes" die Zeit zu 
einer so fleissigen und resultatvollen Arbeit fanden. 

Bei der Analyse des Baches werden wir uns in 
der Art eine Ungleichmassigkeit zu Schulden kom- 
men lessen, dass wir Bekanntes mdglichst kurz, 
Neues, namentlich interessante Casuistik, etwas langer 
referiren. Die vielen Zahlen werden wir bios dann 
wiedergeben, wenn sie zur Illustration der Bebauptun- 
gen nbthig sind. Dem Fachmanne kbnnen wir die 
Lekttlre des reichhaltigen Bucbes docb nicht ersparen 
nnd der Praktiker wtlrde uns fllr ein steriles An- 
einanderreihen von Zahlen wenig Dank wissen. 

Der Bericht umfasst die Jahre 1840 — 1871. Da 
aber erst vom J. 1870 an genaue Aufzeichnungen 
der Details gemacht werden , so beschrftnkt sich der 
Bericht fiber die ereten 31 Jahre, vom J. 1840 bis 
znm 1. April 1870, auf statistische Daten. 

Die Entbindongsanstalt des St. Petersburger Er- 
ziehungshauses ist im J. 1771 gegrtindet, sie war 
Aiifangs mit dem Findel- und Erziehungshause ver- 
banden. Allmfilig mussten immer neue Rftume zur 
Disposition gestellt werden. Bedeutende Epidemien 
nOthigten znm Ver lassen und zu hftofigemUmzug der 
Anstalt, bis im J. 1864 eine neue Anstalt fertig ge- 
■tellt war. Sie besteht aus einem dreistttckigen, huf- 
eiaenfbnnigen Hauptgebftude mitl28Betten. Ausser- 
dem existirt noch in der offenen Seite des Hufeisens 
ein zweistfickigee Gebflude, die sogen. Sommerabthei- 
lnng mit 60 Betten. 


Der 1. Abschnitt enthillt den Bericht fiber die 
Krankenbewegung in den JJ. 1840 — 1871. Ea 
warden 39545 Frauen anfgenommen (14683 Erst-, 
24506 Mehrgeb&rende ; 349 unentbunden entlassen ; 
7 als Schwangere verblieben) ; gestorben sind 1960, 
Geboren wurden 20651 Knaben, 19014 Madchen ; 
darunter 843 Zwillings-, 9 Drillingsgeburten. Todt 
geboren 3009, nach d. Geburt gstorben 1623 Kinder. 

Unter den Geburten waren 6770 eheliche. In- 
teressant ist, dass im J. 1840 nor 4.5 °/ 0 eheliche 
Geburten zu registriren waren , wfthrend diese Zahl 
seit 1866 fast constant 35% betrug. Ein Einfluss 
auf die Sterblichkeit hing damit nicht zusammen. 
Die „beimlichen Geburten" haben Dank den freiem 
Anschauungen der Gesellschaft und der enormen 
Znnahme der frei prakticirenden Accoucheure erheb- 
lich abgenommen. Im J. 1849 kamen 45 anf 1039 
und im J. 1868 9 auf 1880 Geburten. Knaben 
warden mehr als Mftdchen geboren (108:100), 
wllhrend sonst das Verhftltniss nur von 105 — 107 
zu 100 schwankt. 

Die Mortalit&t betrftgt im Ganzen 5% , wobei 
nichtpuerperale Krankheiten mitgerechnet sind. Merk- 
wtlrdig ist derUmstand, dass der ungflnstigsteMonat 
stets der Juni war , die Mortalitftt steigt in ihm auf 
8.5%. Ein Grand daftlr konnte nicht aufgefunden 
werden, und die Thatsache, alien sonstigen Ansichten 
widersprechend , ist anch nicht auf kosmisch - tellu- 
rische Einfltlsse zurflckzuflihren , da an der andem 
groBsen Entbindungsanstalt in Petersburg der Juni 
zu den gtlnstigsten Monaten gehOrt. 

Verschiedene Curven zeigen evident, dass die 
Operations frequenz nicht mit derMortalitiltefrequenz 
coincidirt. Es kamen auf ca. 25 Geburten erne Ope- 
ration (1558:39189). 

In der alten Anstalt 1840 — 1863 betrug die 
Mortalitftt 4.7 , in der neuen 1865 — 1871 5.6°/ 0 - 
Der Grand liegt mit daran, dass mit grdsster Huma- 
nitftt eine bedeutend erheblichere Anzahl obdachloser 
Frauen aufgenommen wurde. Ferner glauben Vff., 
dass der lange Verbleib der Wbchnerinnen in der 
Anstalt die Mortalitiltsziffer erhoht. Alle andem 
Petersburger Anstalten entlassen schon vor dem 
9. Tage , so dass spfttere Erkrankungen oder Stei- 
gerungen leichter Affektionen dort ausser Berechnung 
fallen. Von sftmmtlichen Geborenen verliessen 88.4°/ 0 
lebend die Anstalt. Eine Curventafel beweist, dass 
die H&ufigkeit der Kunsthiilfe auf die Zahl der Todt- 
geburten keinen Einfluss hat. 

Der 2. Abschnitt behandelt die Ereignisse des 
Jahres 1871 , doch ist in diesem Bericht mehrmals 
auf das J. 1870 zurttckgegriffen. Von dem reichen 
Material heben wir bios besonders Bemerkenswerthes 
heraus. 

Die jttngste Kreiasende war 15 J. , die ftlteote 
48 J. alt Die mittlere Geburtsdaoer fttr Erstgebft- 
rende ist 17.8, ftlr Mehrgebftrende 11.1 Stnnden. 
JenBeits der 10. Geburt nimmt die Geburtsdaoer 
wieder zu, betrftgt 13.5 Stnnden. Mit der Sterblioh- 


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Bidder n. Satngin, kiln. Berioht. 


keit geht diese Steigenmg Hand in Hand. — Von 
den Kindern warden geboren 90.9 */ 0 in Scbftdei*, 
5.6®/ 0 in Beckenend-, 0.6*/ 0 in Gerichts- and 0.8*/# 
in Querlage. 

Tie f stand der grown Fontanelle wnrde bei 
normalem Beckon 17nml beobachtet (efr. dee Ref. 
Klinik p. 47). Znr Vorderscheitellage bemerken Vff., 
dass rich diese Lagen nicht etwa mit der driiten and 
vierten Lage der Aatoren decken. Ffir die Vorder- 
seheitellage ist ea ndthig, „dms8 w&hrend des ganzen 
Dorehtritte dee Kopfes durcli das Beeken die groeee 
Fontanelle mehr oder weniger der Ftlhrangsiinie 
folgt“. Dieeer Mechanismus kommt auch bei nach 
vorn gerichtetem Hinterbanpt vor. Man m baste also 
von den gewdhnlichen Lagen die „Scheitellagen“ 
abtrennen und rie ala Zwischenform zwiseben Hin- 
terhanptelage und Stirnlage abhandeln. Betreffs der 
Aetiologie atimmen Vff. mit He eke r ttberein. 

Enges Beeken kam nicht sur Beobachtung, Vorliegen 
einer Band neben dem Kopfe 3mal, Abortus im 7. Monate 
lmal, Frfihgeburten fm 8., reap. 9. Mon. 3mal, Zwillings- 
ktader 4mal. Die Kinder waren durchschnittlich klein. 
Eae von 9 Pfd. war dnreb ein Beeken von 23 Ctntr. 
Conj. ext. gegangenl Von den Muttern blieben 6 geeond, 
10 erkrankten leicht, 2 sebwer (i Fall Perforation) , elne 
Mutter starb (ZwilltngBgeburt, Zange, Nachblutung); Von 
den Kindern gesund entlassen 14, starben 2, todt geboren 

2 (Abortus, Perforation). 

Die 12 Gesichtslagen betrafen lanter rechtzeitige 
Einxelgeburten, 7 Erstgeb&rende, 5 Mehrgeb&rende, 
7 Knaben, 5 Midchen. 

In 1 Falle Beckenverengerung , lmal Zange. Die 
Dnrchschnittsdauer der Gebnrt betrug 24 Std. , and der 
Aaagang war, gema&s dieser langen Dauer, schlecht. Drei 
Matter blieben gesnnd, 3 erkrankten leicht, 3 schwer, 

3 starben. Von den Kindern war eins macerirt, eins wih- 
rend der Geburt (Beokenenge) gestorben , ein anderes 
(Zange) starb 6 Tage nach der Geburt. 

Einmal wurde bei vorzeitigem Wasserabfluss, 
Krampfwehen und spontancr Geburt, ein Uebergang 
out Stirnlage in Gesinhtslage beobachtet. Ein an- 
dermal trat dieser Vorgang nach Versuchen zurHer- 
stellnng einer Sch&dellage a us einer Stirnlage ein. 
Die Geburt musste mit der Zange (doppelte Drehung) 
beendet werden. 

Bechenendlagen kamen bei 34 Erst- und 76 
Mehrgeb&renden vor. Es warden 115 Kinder von 
den 110 MQttern geboren. 

Bei reifen Kindern wurden 49 Steisslagen zu 20 Fuss- 
lagen, bei fruhaeitigen Kindern 26 Steisslagen zu 18 Foss- 
lagen beobachtet. 18 Kinder waren faultodt, 25 Zwillings* 
kinder, 3 Drillingskinder. 17 Kinder, von denen 8 Abortus 
abgezogen werden mil seen , starben intra partum. Vier 
dieser tod ten Kinder stammten aus dem 8. Monate, bei 
etnem lag die pulaloseNabelschnur vor. Demnaoh starben 
20 %. Den Grand fur die gilnstigen Verhaltnisse sueben 
Vff. In dem mehr aktiven Einscbreiten. 

Die Mortality der Wflchnerinnen betrtlgt (nach 
einer Tabelle) 3.6°/ 0 , and zwar ist das Verh&ltniss 
bei durch Kunsthfllfe beendeten Geburten gflnstiger. 
Alle 5 gestorbenen Matter batten Zwilb'nge geboren, 
bei einer war wegen Krampfwehen die Blase ge- 
sprengt, die Nabelschnnr reponirt und die Extraktion 
aosgeffihrt worden, bei einer andern musste die Pla- 
centa geldst werden. 

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213 

Das VerhtKniss der ZnilUngs - und Drilling *- 
geburten ist so gross , dass man das rossisebe Volk 
nunmehr fllr das fruchtbarste halten muss. Zwillinge 
1 : 46, Drillinge 1 : 4354. Hugenberger beob- 
achtete so gar Zwillinge 1:44 — 46 und Drillinge 
1 : 2678. 

Abortus kam 44mal bei 14 Erst - u. 30 Mehr- 
gebSrenden vor. 

Die Unaohen waren, aasser den gewShnliohen, lmal 
kleine Ovarientnmoren, feraer aknte Laryngeal- undBron- 
cUalkatarrhe, lmal Ascites u. Hydramnlos ; 22mal wnrde 
die manuelle Entfernnng vorgenomraen. Wenn dann ge- 
sagt wird , dass (von den 44 Abortus) 50 Frauen ein voll- 
kommen normales Wochenbett durchmachten , 22 leicht, 
14 schwer erkrankten nnd 1 starb, so berahen diese nicht 
zu vereinigenden Zahlenangaben wohl darauf , dass Falle 
aus dem vorigen Jahr 1870 mit in der Statistik beruok- 
aichtigt wurden. Die zwei Todes falle sind nicht auf den 
Abortus, sondern vielmehr dieser auf die todtllche Krank- 
heit zu schleben. 

Die 186 Fruhgeburten betrafen 80 Erst- and 
106 Mehrgebkrende. 

Ursachen : Tiefer Bits oder Vorliegen der Plaoenta 
6mal, frnher Fruchtwasserabfluss 3mal , Eklampsie Sinai, 
Lues 4mal , habituelles Absterben 4mal , fleberhafter Ma- 
gendarmkatarrh 4mal , Typhus lmal, Rnbeolae lmal, 
Nephritis 2mal, Phthisis lmal. Von den Muttern blieben 
99 gesund, leicht erkrankten 62, schwer 27, es starben 8, 
und zwar eine % Std. nach Wendung und Extraktion bei 
Placenta praevia, eine an kaslger Pneumonie , eine an 
Stenose desPulmonarostinm. Von den todtfaulen Kindern 
wnrde ca. jedes zweite, von den frischen erst jedes vierte 
In einer andern als in Kopflage geboren. Lebend ent- 
lassen wurden nur 35°/ 0 der sammtlichen oder 66% der 
lebend geborenen Kinder. 

Vff. spreeben sich im Allgemeinen fllr die Vor- 
nahme des ktlnstlichen Blasmwpmnges aus and be- 
stfttigen die Angaben Valenta's fiber dieses weni- 
ger interessante Thema. 

Bemerkenswerth ist unter den AbnormitaUn 
dee Nabelstranges ein Fall , bei welchem eine den 
Kopf parallel mit der Hinterhauptsnaht umziehende 
Nabelschnurscblinge geftlhlt wurde. Diese Schlinge 
rttekte der vordern Seite des Kopfes immer mehr in 
und streifte sich schltlssiich fiber die Siam. Die Pul- 
sation blieb wfthrend der ganzen Zeit normal , das 
Kind wurde lebend geboren. 

Beim Vorfall der Nabelschnnr wares die Re- 
positionsversuche meist vergeblich, so dass auch Vff. 
zu der heutzutage wieder mehr empfohleneo Wen- 
dung auf die Ftlsse schreiten mussten. 

Es warden 2 Falle von centralem , 5 Ftlle von 
seitlichem Aufsitzen des Afutterkuchens und 2Fftlle 
mit tiefem Sitze beobachtet. Die Kindeslagen waren 
mit Ausnahme einer Querlage SchAdellagen. Die 
zwei Frauen mit centralerPl. praev. kamen sterbend 
in die Anstalt. In 6 andern F&llen genfigte die 
Kolpeuryse und der Blasensprung. Im letzten Falle, 
Querlage, musste wegen Fieber and Blatung gewen- 
det werden. Dieas geschah nach der Methode von 
Braxton Hicks. 

Vorliegen von Gliedmaassen neben dem Kopf* 
kam 22mal vor, and zwar meist bei Eretgebirenden. 

Enge Beeken scheinen in Petersburg weder softe- 
ner, noch hAufigw an seki als aadertwo. Allerdiaga 

Original from 

UNIVERSITY OF CHICAGO 



214 


Bidder a. Suti 

warden nor 1.5 °/ 0 , auf 68 Gebarten eins, tngeftlhrt, 
aber es wird zugegeben , dass mancher Fall ttber- 
sehen Let. Die Falle vertheilen eich auf die einzelnen 
Arten folgendermaassen. 

Einfach platte von 7.6— 9.6 : 13 , allgemein verengte 
platte von 7.2 — 9.6 : 7 , rhaehit. platte von 8 — 9 : 6 , all- 
gemein verengte platte, rhaehit. von 7.7— 8.6 : 2 , unent- 
wickclt von 8.6 : 1 , trichterformig 1. Die Becken gehor- 
ten 20 Erst- and 9 Mehrgebarenden an. Zwanzig Falle 
verllefen spontan , 3raal wnrde die Zange angelcgt , lmal 
eln macerirter Kopf mit der Hand extrahirt, lmal die Ex- 
traktion am untem Rnmpfende vorgenommen , 4mal der 
vorliegende Kopf perforirt und nachher Sroal mit der 
Zange, lmal mit dem Cranioclast extrahirt. Als schlimmste 
Complikation wnrde Wehenschwache erkannt. Fflnf Mat- 
ter blieben ganz gesund. 18 erkrankten, 6 sindgeatorben. 
Von denKindern warden 7 todtgeboren, 1 starb post part. , 
22 warden lebend entlasson. 

Nur 2mal kam erheblicher Hangebauch vor. 
Im zweiten Falle war die Reposition unmbglich, der 
Kopf des Kindes wurde fortwiihrend gegen die Wir- 
belsfture bei vollkommen erbfihetem Muttermunde 
gedrkngt. Zange. Lebend es Kind. 

Ein Fall von Uterus unicornis mit rudimentftrem 
Nebenhorn wurde beobachtet. Mit diesem Bildungs- 
fehler hing hier nachweisbar eine Schieflage der 
Frncbt znsammen. Leider wnrde von einem Un- 
erfahrenen die Wcndung anf den Kopf gemacht, da- 
durch war die Wendung auf die Ftlsse spilter un- 
mftglich , die Zangenapplikation fbrderte ein aterben- 
des Kind zu Tage. Tod der Mutter am 7. Tage. 

Einmal kamen subserdse Fibrorne, welche die 
Entbindnng in keiner Weiae storteu, zur Beobachtung. 
Secbamal fanden sich Ovarientumoren , aber nur 
2mal wurden sie w&hrend der Geburt genauer con- 
trolirt. 

Im ereten Falle fand sich eine Derraoidcyste. Die 
Geschwulst lag tief ira Becken. Die Kindeslage wechseltc 
fortwahrend, nach dem Blasensprnng : Querlage mit Arm- 
vorfall. Wendung. Nach dereelben war die Geschwulst 
nicbt mebr im kleinen Becken , wohl aber fiber dem Pou- 
partischen Bande zu ffihlen. Nach 4 Tagen Tod. (Die 
Pat. war schon vor der Geburt an schwerer Enteritis folli- 
culosa erkrankt). Bei der Sektion fanden sich Dermoid- 
cysten beider Ovarien , die rechtseitige hing mit dem 
Dickdarm durch einen alten Fistelgang znsammen. In der 
Cyste Reste von Nahnmgsmitteln. Ansserdem war die 
Cyste geborsten and hatte diesen Inhalt in die Bauchhohle 
ergossen. 

Der zweite Fall betraf eine 37Jahr. Erstgebarende 
mit Parese und dentlicher Verkfimmerung der gesammten 
linken Kfirperhalfte. Ueber der linken Leistengegend 
eine 4 Finger breite, hart elastische Geschwulst, mit 
gleichmassiger Oborflache, die sich vom Uterus durch eine 
tiefeFurehe absetzte. Von der Vagina aus war derTnmor 
nioht got zu ffihlen. Kopflage, 28stftndige Geburtsdauer, 
Abgang von Meoonium. Zange. Naohblntung. Todtes 
* Kind. Normales Wocbonbett. 

Von Anomalien der Scheide wurden 2mal Cysten 
gefunden, lmal einseitig, lmal doppelseitig-symme- 
trisch. Sie sassen oberhalb der Hymenreste , wal- 
nussgross, dllnnwandig , schlaff. Beim Anstechen 
kam aus der einseitigen schleimige, klare , sehr hell- 
gelbe Flllsfligkeit. Die doppelseitigen wurden nioht 
punktirt, schoben rich bei der Geburt hinter den Kopf 
zurttek nod peraistirteo im Woohenbett. 


gin, klin. Berioht. 

Betrefis der Hftufigkeit des Dammrisaes stunmen 1 
Vff. mit Schrbder und nicht mit den geringen > 
Zahlen H e c k e r’s (lberein. Zur Vereinigung wurden 
Metalldrfihte gewShlt. 60 Falle heilten primfir, 34 J 
theilweise, bei 29 Fallen erfolgte keine Vereinigung. i 
215mal wurde die Epiriotomie ausgefllhrt, Zwei- < 
mal entstand eine Rnptura perinaei centralis. 

Krampfwehen wurden 67mal beobachtet, d. h. j 
auf 30 Geburten lmal «=* 3.3 °/ 0 . Darunter befan- I 
den rich 51 Erst- nnd 16 Mehrgebftrende. In 5 P. 
war das Becken verengt. 21mal war das Frucht- 
wasser vorzeitig abgeflossen, trotz dessen besteht ein 
Causalconnex zwischen vorzeitigein Wasserabflusu 
und Krampfwehen nicbt, im Gegentheil schwanden 
die Krampfwehen, trotz des Fehlens des Frucht- 
wassers, in der Erbffhungsperiode ; und andere F&Ue 
lchrten, dass gerade durch den ktlnstlichen, vorzeiti- ! 

gen Blasensprung die Regnlirung der bisher krampf- 1 

haften Wehen gelang. Der Ausgang fllr Mutter und 1 

Kinder war schlecht, es starben 11 Frauen — 
16.5°/ 0 und 14 Kinder «= 22.5°/ 0 , nur 7 Frauen 
machten ein normales Woohenbett durch. Abgeseben 
von Vollbftdern bewfthrte sichMorphinm und Chloral- 1 

hydrat in grossen Dosen. Nicht so zufriCden waren 1 

Vff. mit den Incisionen bei hart gesp&nntem Os ex- 1 

temum , und zwar deshalb , well der Krampf, flber- 
wiegend hfiufig wenigstens, den ganzen Cervix be- 
triflt. 1 

Striktwen oder partielle tonische Kr&mpfe sind 1 
6mal vorgekommen , und zwar 4 mal in der Nach- 1 
geburtsperiode, 3mal am Os internum , lmal scitllch 1 
in der Tubargegend, 2 mal vor Ausschluss des Kin- 1 
des. 

Abgesehen von Placenta praevia und Abortus 
traten 187 Blutungen ein = 9.3 °/ 0 . * 

Dieselben kamen vor bei 8.4 °/ 0 Erstgebarenden , bei 
9.4% Zweit- bis Funftgebarcnden, bei 11.3% Sechst- bis I 
Nenntgebarenden nnd bei 20% Zetant- nnd Mehrgebaren- I 
den. Der Grund waren frfihzeitige Ijosung der Placenta I 
lOmal, Placentarreste 2mal, abnorme Grosse der Placenta 
lmal (3','s Pfd.), Retentio Placentae 14mal , und zwar 1 
lOmal durch Atonie und 4mal durch Striktur, Elhautrcste I 

2mal , Ovarientumoren 2mal , Insufflcienz der Aorten- I 

klappen lmal. Operationen waren 13mal voraufgegan- 
gen: 1 Wendnng, 1 Wendungsversuch , lOmal Applika- 
tion der Zange , lmal des stumpfun Hakcns bei todtem 
Kind. Tiefe Risse des Cervix bluteten 4mal, ein Riss 
der Vagina mit Hamatombildung lmal, ein Riss am In- 
troitns vaginae 2mal. Nur 48 Frauen blieben gesund, 
es starben 16 8.5%. 

Bemerkenswerth ist ein Fall , bei welchem eine | 
Nachblutung reichlichster Art aus einem Cervicalriss 
stattfand. Dieselbe wnrde durch stundenlange Digi- 
talcompression , und schltisslich durch Compression 
mit einem in Liquor fem getauchten Tampon gestillt. 
Letzteres Mittcl wenden Vf. nur im Nothf&lle an. 

Die Wbchnerin starb an Peritonitis. 

Eklampsie ist 9mal vorgekommen «= 1 : 222, 
bei 7 Erst- und 2 Mehrgebarenden. 

Die Anfalle traten eln : lmal im 9. Mon., 4mal in der 
Eroffnungsperiode , lmal in der Austreibungszeit, lmal In | 

der Nachgeburtszeit nnd 2 mal nach vollendeter Geburt. i 

Die in Anwendung gezogenen Mittel waren Chloroform, 


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116 


Bidder n. Sntugin, klin. Berfcht. 


Cbk»nlhyftnt, Mwpinm saboutaa. BaHroSgiichstwurda 

die Oebort beendet 3mal mit der Zange , 2mal rait der 

Wendung, 2 mal durch Perforation , lmal manueilc Ent- 
ferrmng der Placenta; 3 Wochnerinnen erkrankten, 3star- 
ben ; 3 Kinder wurden todtgeboren , 1 atarb. In einem 
FaUe, welcher mit engem Beeken complicirt war, land 
licit bei der Sektion : Pachymeningitis mit Hamorrhagien, 
Hydrocephalus internus chronicus , Scleroma cerebri, 
Oedema pulmonum , parcnchyraatose Entzundung der 
Leber, der Nieren , des Herzdeisches. In einem zweiten 
Falie war die Subutanz des Gehirns stark injicirt, aber 
derb , trocken ; die Basilargeiasse zeigten Injektion , die 
Seitenventrikel waren leiclit erweitert. 

Aus den Bemerkungen znr Operationslehre lieben 
wir hervor, dass (lie Zange unter 1998 Geburten 
53mal = 2.6% zur Anweudung kam, und zwar 
bei 5.G% Erst- und 1.0%Mehrgebiirenden ; 12mal 
wurde die Zange bei mebr oder weniger hohemKopf- 
stande angewendet; 5 Wbclinerinnen der letzten 
Kategorie starben. In den Fallen, wo die Zange an 
den tiefstehenden Kopf applicirt wurde, starben 4 = 
9.7o/ 0 . 

Durch 20 Wendungen wurden 5 lebende Kinder 
erzielt, 2 waren faultodt, 10 todt geboren, 3 starben 
nacli der Geburt. Von den Mlltteru starben G, doch 
sind 4 TodesfUlIe nicht mit der Wendung in Zusam- 
menbang zu bringen (2 Plac. praev. , 1 Eklampsie, 
1 Enteritis follicularis). Vff. wenden bei der Perfo- 
ration den Cranioklast an , weil diu-ch ihn eine Ver- 
l&ngerung des Kopfes in einem Durchmesser , Ver- 
schmiilerung dagegen in alien audern Maas sen ein- 
tritt. Dreizehnmal muaste die Placenta mit der Hand 
ans dem Uterus entfemt wcrden ; 3mal bestand Ad- 
li&renz ; 4 WSchnerinnen starben. 

Der 3. Abschnitt iat dem W ochenbett gewidmet. 
Fille von sogen. Milchjieber, bei welchen 1 — 3Tage 
obne nachweisbaren Grand Fieber bestebt, sind zwar 
zu den physiologischen gerechnet, um aber ihre Zahl 
in der Masse der Uebrigen nicht vcrloren gehen zu 
laasen, ist ihneu eine eigene Rubrik zwischen physio- 
logischen u. pathologischen eingerftumt Dieses Ver- 
fahren ist gewiss sebr zu billigen. Die Zahl der fie- 
beriosen WOchnerinnen, 962, bildet 29.3 % ; rechnet 
man also das Milchfieber iiinzu, so erkrankten 70.6° / 0 . 
Aus Tabelle 2 ist ersichtlich , dass von 1285 Wdch- 
nerinnen 38 = 2.9% starben , davon sind G abzu- 
ziehen als an nicht puerperalen Krankheiteu gestor- 
ben, also stellt sich die Mortalitiit auf 2.4°/ 0 . 

Im J. 1871 betrug die Dauer des Aufenthaltes 
der Wocbnerinnen in der Anstalt, die Dauer der Ge- 
bort abgerechnet, 19280 Tage, im Mittel 9.G Tage, 
und zwar filr Gesunde 7.3, filr Kranke 11.9 Tage. 

Zeitige und frilhzeitige Geburten ergeben fast 
gleiche Ziffern flir schwere Erkrankungen (23.0 und 
21.4%); Abortus dagegen doppelt so wenig. Die 
ZBffer filr die Sterblichkeit tlberhaupt ist nach zeitigen 
Geburten nm 2 % niedriger als nach Frtlhgeburten. 
Nach Abortus wurde kein Todesfall verzeichuet. 

Von bOchstem Interesse sind die folgenden Un- 
tersucbungen tiber den Ein/luss verschiedener Om- 
stdnde auf die Mortalitat. Der Leser wird darin 
viel Bekanntes, Festotehendes linden, trotz d eaten 

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berdhreo wir diese Details — mmttich, well ffieh Ein- 
zelnes kaum heransgreifen l&sst. 

Von Erstgebdrende n schienen besonders kriftig ge- 
bante, von Mthrgtbdrenden die schwachllchen zu Er- 
krankungen zu disponiren. Bei Erstgebarenden betrug 
die Mortalitiit 5.79, bei Mehrgebarenden 2.86°/ 0 . Von der 
5. Geburt an stelgt die Sterblichkeit und hat jenBeits der 
9. fhr Maximum (1 von 12) erreicht. Den Einfhus des 
Alters drucken folgende Zahlen aus: 16 — 18 J. Mortal! tit 
= 6.0%; 19 — 22 J. = 6.6%; 23— 26 J. — 6.7%; 
27—30 J. = 10.8%; 31—86 J. — 16.7%; 86—40 und 
mehr ■= 0%. 

Bei Erstgebftrenden wachsen Morbidity und Mor- 
tality proportional der Gebnrtsdaner , nach 30 8td. 
Dauer wftchst die Sterblichkeit sehr schneli. Bei 
Mehrgeb&renden schwankt bis zu 30 Std. die Morta- 
lity und Morbidity sehr gering , wfthrend sie dann 
ebenfalls rapid zunimmt. 

Was die Dauer des Aufenthaltes in der Anstalt 
betrifft, so erkrankten von kreissend Anfgenommenen 
57.7% und von schwanger Aufgenommeuen 75.0%. 
Die Sterblichkeit bei Gassengeburten ist fast *—* 0. 
Die nicht vollstkndigen Gassengeburten, d. i. die- 
jenigen , welche weniger als 1 Std. nach der Auf- 
nahme gebaren, zeigten 2.5% Mortality and 47.5% 
Morbidity. Die Schwangern, welche 1 — 3 Std. sich 
in der Anstalt befanden , gaben 81. 2% Erkrankiui- 
gen und 6.2 % TodesfUlIe ; die, welche lAngere Zeit 
ante partum die Anstalt bewohnten, gaben nur 72.2 
und 5.5%. 

Nach normal en Geburten fanden die Vff. 62.1% Mor- 
bilitit und 3.6% Mortalitat. Bei 46 Zwillings- and 1 Dril- 
lingsgeburt erkrankten 71.8%, davon 39.1% leiebt, 
32.9% schwer ; 17.3% starben, obwohl nur 12 ErstgebiU 
rende waren. 

Geburten bei engem Beeken gaben 78.9% Morbilitat 
und 10.5% Mortalitat. Die Ealle, die oper&tiv beendigt 
werden inussten , zeigten doppelt so schlcchte Besnltate, 
als die spontan verlaufcnen. 

Jncisionen der grossen Schamlippen batten keinen 
Einflusn , da die Sterblichkeit nach ihnen geringer 1st ale 
die Sterblichkeit im AUgemeinen bei Erstgebdrendeu. 

Dammrisse gaben 7.6% Sterblichkeit, etwas mehr 
als Erstgebnrten Qberhanpt. Erklarlich durch das Trauma. 

Manuelle Entjemung der Placenta gab 26.8% schwere 
Erkrankungen und 13.3% T odes falie. 

Wendung dnrch innere Handgriffe gab 47.3% schwcre 
Erkrankungen und 16.7% Todesfalle. 

Incieionen des iiussem Muttermundes hatten 43.6% 
schwere Erkranknngen und 7.1% Todesfdlle im Gefolgc. 

Die Mortalitiit nach Zangenoperationen betrug 
18.1%. 

Den schldlichen Einfluss bedentender Blutver * 
luste konnten auch die Vff. constatiren, sie aahen 
nach Blutungen fast 2mal so viel schwere Erkranknn- 
gen und 2%mal so viel Todesftllle als nach norma- 
len Geburten. — Vff. behanpten, dass psychische 
Erregungen unmittelbarvonTemperaturgteigerangen 
gefolgt und die nSchste Ursache von Erkrankungen 
sein konnen. 

Bei NichtstUlendtn ist die Morbidit&t und Mor- 
tality hdher als bei Stlllenden. 

Erkaltungen haben , wie einige eklatante Bei- 
spiele von Gassengeburten beweisea, keinen Eizdhiss, 
dagegen konnen Di&tfehler zu Peritonitis Veranlaa- 

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216 


Bidder «. Sutugin, klia. Berieht. 


sang geben. Krankhwten, die vor der Qebart sebon 
bestanden, erhdhen die Sterblichkeit. 

Nach aliem Vorangeschickten erkl&ren die Vff. 
das Puerperalfeber fur eine Wundbankkeit mit 
alien den mOglichen Folgen und Complikationen 
einer solchen. Gegentiber den Verwundeten aind 
die WOchnerinnen wegen dea puerperalen Zustandes 
der Beckenorgane in einem grossen Nachtheil. 

Der folgende Abachnitt , der Physiologic des 
Wochenbettes gewidmet, enthalt wenig Neues. Da- 
gegen finden wir unter den „Formen der Wochen- 
beUkrankheiten im Speciellen“ manchen interessao- 
ten Krankheitafall und originelle Ansichten. 

Hamatoma vulvae et vaginae wnrde 4mal be- 
obachtet 1 ; 820. 

Im 1. Falle traten 1 Std. nach derOeburtSchmeraen, 
Dringen nach unten and das Geffihl eiaes fremden Kor- 
pers in der Vagina auf. Das Hamatom wnrde innerhalb 
der Vagina gefuhlt, trat etwas mehr nach aussen und 
platcte spontan. Man konnte durch den Rise mit dem 
Finger in eine huhnereigrosse Hohle gelangen ; dleselbe 
sonderte Coagula, stinkende Fliusigkeit and Gewebafetzen 
ab. Am 7. Tage begann gutartige Eiterung. 

Im 2. Falle trat erst am 6. Tage die Anschwellung 
der rechten grossen Schatnlippe ein. Am 8. Tage wnrde 
die Gesehwnlst , die der Affektion einer Barthoiin’schen 
Dr&se gllch, gespalten , worauf dickes Blut austrat. Tags 
darauf Tod. Allgemeine eitrige Peritonitis. Dieses spite 
Auftreten einee Hamatoms 1st selten und erinnert an die 
in den Baachdecken nach Typhus entstehenden Hama- 
tome. 

Im 8. Falle wurde die Geburt mit der Zange beendet, 
es trat Colpitis gangraenosa , Phlegmone pelvis and Peri- 
tonitis ein. Am 9. T. wnrde links vom Nabel in den 
Baachdecken eine scharf begrenzte Gesehwnlst entdeokt. 
IhT Sits in oder zwischen den Maskelschichten war darch 
Perkussion a. Palpation genan zn beetimmen , ebenso der 
Mangel eines Znsammenhanges mit den Beckenorganen. 
Also kann die Geschwulst nicht die FortBetznng eines 
extraperitonaalen Exsudates sein. Aach gegen die M5g- 
liohkeit eines abgesackten peritonitischen Exsudats fuhren 
Vff. gewichtige Gr&nde an. So bleibt nor die Diagnose 
eines Hamatom der Bauchioand ubrig. Der Termln der 
Entstehung der Geschwulst war leider nicht xu ermitteln j 
outer Anwendung von Umschlagen and Tinct. jod. war 
am 27. T, post partum nichts mehr zu fuhlen. Pat. wurde 
am 37. T. gesund entlassen. 

Noch einmal kommen an dieser Stelle die Damm- 
risse zur Besprechung. Es zeigte sich, dass be- 
ztiglich der Wochenbetterkrankungen die Prognose 
bei gendhten Wunden besser ist als bei nicht ge- 
nfthten. Auffallend ist die durch das reiche Mate- 
rial gesttttate Behauptung, dass endometritische Pro- 
cess© die Prima-intentio am Damme nicht hindera. 
Selbst Colpitis gangraenosa oberhalb des Damm- 
risses, selbst Diphtherie der Scheide hinderte die 
DammheUung nicht. Es wnrden sogar 2 Falle be- 
obachtet, wo die Wdcbnerinnen an oben genanntea 
Krankheiten starben, wUhreod der Dammriss prim&r 
vollst&ndig geheilt war. 

In 448 Fallen, 6.3%, wnrde Colpitis diagno- 
sticirt, damn ter 28 Fftlle mit Colpitis gangraenosa. 
Moistens setzt sich die Entztlndnng auf das Binde- 
gewebe fori In aeltenen Fallen aber bleibt die 
Entrtndtmg auf das perivaginale Bisdegewebe be- 

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achrtnkt, so dass also eine Paracolpitis n. Phlegmone 
pelvis inferior diagnosticirt werden moss. Dabei 
entstehen Abscesse, die bis zu den Beckenknochen 
geben und sich in den untem Theil der Scheide 
Sffnen. Auch Neoralgien durch Druck auf die Ner- 
ven oder Fortschreiten der Entztindung auf sie wird 
beobachtet. 

Unter 3283 Geburten kamen 4 Blasenjxsteln, 
einmal mit Mastdarmiistel complicirt, vor. 

In einem Falle wurde eine isolirte, circumscripte 
Entzundung des Bindegewebes hinter dem Rectum 
entdeckt. Die Geschwulst entstand nach leichter 
spontaner Geburt und wurde resorbirt. Da die ana- 
tomische Unterscheidung zwischen einem physiologi- 
schen und patbologiscben Zustand des Endometrium 
post partum sehr schwierig ist , so wurde die Endo- 
metritis aus der Gesammtheit der Symptome haufig 
diagnosticirt; aber die Diagnose musste oft wegen 
der Complikationen mit Colpitis , traumatiseber Me- 
tritis coUi, Parametritis etc. „dubia“ bleiben. Schwere 
Formen sind leiebt mit Sicberbeit festzustellen. Im 
Ganzen erkrankten an Endometritis 22.1% der Ge- 
sammtzabl. Von diesen 828 Fallen waren leichtere 
katarrhalische Formen 329, schwerere 37. Die 
tlbrigen Falle waren complicirt. In 19 Fallen wurde 
Endometritis diphtheritica diagnosticirt. 

Parametritis kam bei 699 W5chnerinnen , d. i. bei 
21.2%, vor. Sie war nicht complicirt in 215 FiUen, 
117mal leioht, 98mal schwer. Bei 156 Fillen konnte 
genau die Zeit des Eintritts bestimmt werden , und zwar 
am 2. T. 60mai , am 3. T. 39mal , am 4. T. 27mal , am 
6. T. 13mal, am 6. T. 13mal , am 7. T. 4mal , am 8. T. 
6mal, am 9. T. 4mal. Am hauftgsten compUclrte sich 
die ParametritiB mit Endometritis und Colpitis. In einem 
Falle trat inFolge von Abscessbildung lethale Pyamie ein. 

Peritonitis partialis, wie Vff. die Perimetritis mit 
Recht lieber genannt wissen wollen, ist 73mal notirt, 
61mal mit Complikationen, 12mal rein fur sich. Univer- 
selle Peritonitis kam im J. 1871 in 80 Fallen vor. Es 
starben 65 W6chDerinnen. Die Peritonitis begann selten 
am 1., meistens am 2. bis 5. Tage. Die septUche Peri- 
tonitis tritt meist fruher ein. 

Aus der Casuistik braohten wir sohon oben den Fall 
einer geplatzten Dermoidcyste. Zwei ahnliche Falle sind 
die folgenden. 

Zweitgebarende, 23 J. alt, Geburt leicht, spontan ; 
Peritonitis, am 24. T. Tod. Bel der Sektion fanden sich 
in der BanehhShle viele Blntextravasate , die sich als zu 
verochiedenen Zeiten entstanden darstellten. Das reohte 
Ovarium vergrossert , mit dem Coecum verwachsen , die 
Oberflache des Ovarium fetzig , voll seroser , nach dem 
B&uchraum durchbrochenerCysten. Auch in diesem Falle 
bestaad eine Commnnikation zwischen einer Cyste and 
dem Rectum. 

Der nachstoF&U betrifft eine31jahr. Zweitgebarende. 
Normale Geburt; Nachblutung; Endometritis placentaris 
gravis; Metrophlebitis; Phlegmone pelvica; Peritonitis 
universalis. Tod. Der Ovarientumor war im Ambula- 
torium elnige Monate vor der Entbindnng diagnosticirt 
worden. In diesem Falle trat wahrend der ganzen Kraok- 
heit kein Frostanfall ein. Bei der Sektion fand man zwi- 
schen Coecnm and der Wurzei desMesenterinm eine foast- 
grosse derbe Dermoidcyste des rechten Ovarium. Sie 
enthielt einen Ballen ilaare, in der Umgebung der ge- 
platzten Cyste fanden sich zerstreut Fett und Epldermold- 
zellenmassen, die sogar dem Exsndat zwischen den Darm- 
schMngen und im kleinen Beeken bdgemisebt warn. Die 


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R i e z o 1 i , Reaezione ed Asportaaone dollo Sterno. 217 


Wand der Cyste war 1 Mmtr. dick, aof dor vordern Seite 
fanden sich, anaser einer thalergrossen Nekrose, zeretreat 
verechieden grosse Locher der entzCndeten , eitrig in- 
filtrirten Cystemvand. Es war also hier die Peritonitis 
nicht dio Folge der Be ret ting der Cyste , sondern nrage- 
kebrt, die Cyste scheint erst s pater in Folge der eitrigen 
luiUtration der Wand erweicht za sein. 

Ansserdem kamen noth ‘iOvariencysten znrBeobach- 
tuDg. Im 1. Falle bestand nach einer Gassengeburt 2 T. 
lang Fieber. Dann trat Euphorie ein. Links vont ITterns 
war eine huhnereigrosse , cystoide Geschwolst , vnllkom- 
men getrennt vom Uterus, nicht schmerzhaft, elastisch za 
mhlen. Der 2. Fall betraf eine Primipara. Es musste 
die Zange angelegt worden. Die Ovariencyste lag reclits 
neben dem Uterns und senkte sich am 8. Wochenbetts- 
tage in die Beckenhohle. Wochenbctt normal. 

In 1 Falie trat in Folge eines ('ervikalrisses Para- 
metritis ein , am 16. T. dee Wochenbettee waren mtr noch 
Reste der Parametritis zu fuhlen , dieeelbc war vereitert, 
trad an diesem Tage in die Peritonaalhoble perforirt. Es 
erfoigte am 25. T. der Tod an allgcraelner Peritonitis, 
PlearitiB und Perikarditis. Bei der Sektion fand sick die 
geboretene Stelle. 

Bemerkenswerth 1st 1 Fall von Complikation mit 
Fibrom. Das subperitonaale Fibrom hatte aller Wahr- 
seheinlichkeit nacb die EntzCndtmg anf das Bauchfell 
iibertragen. Das taubeneigrosse , kurz gestielte Fibrom 
sass vom nahe am Fnndns. Im Bindegewebe zwiseben 
Oeschwulst nnd Bauchfell batte sieh ein Abscess gebildet, 
der in die Banchhohle durchgebrochen war nnd die Ge- 
schwulst entblSst hatte. Ansserdem fanden sich noch 
? weitere Fibromc. 

Anch die andern Falle, deren Sektionsbefunde genau 
mitgetheilt sind, enthaiten viel Interessantes. 

Die Entztlndung den Uterus selbnt nennen Vff. 
Mesometritis, welcher Name wohl znerst von G r U n e- 
waldt gebraucht wurde. Natlirlich wird diesc 
Affektion atets complicirt sein mdaaen , ja ea mdchte 
dem Ref. scheinen, dass die Complikationen so in 
den Yordergrund treten und ao wichtig sind , dass es 
kanm noting sein mdchte , die Meaometritis zu sta- 
tniren. 

Thrombosis vennrum und Metrophlebitis ist 
27mal beobachtet; von diesen Kr. starben 21, wfth- 
rend die andern , scheinbar gebessert entlassen , sicb 
der fernern Beobachtung entzogen. Auch hier Bind 
mehrere recht lesenswerthe Sektionsbefunde mitge- 
theilt. EbenBo wird auch die akute Septikamie ohne 
Peritonitis unter AnfUhrung von KrankengescUichteu 
erwihnt. 

Eclampsia puerperaHs kam 2mal vor, beide 
Pat. waren Krstgebarende , die eine hatte 14, die 
andere 5 AnfSlIe, beide genasen. 

Uerzbrankheiten beobaehteten dieVff. 5mal, und 
zwar eine Mitralisinsnfficienz , Pat. blieb gemmd, 
ferner 4 Falle von Aorteninsufficienz. Eine WOch- 
nerin starb nacb 22 Std., 2 am 6. T. an Peritonitia, 
die 4. erlag nacb uormalem Wochenbett iluem Herz- 
ieiden spate r. Siebenmal traten im Wochenbett akute 
llerzaffektionen ein, lmal Endokardrtis, Pat. wurde 
krank entlassen und nicht weiter beobachtet. Die 
Perikarditis war 3mal eine Complikation der sep- 
tiachen Peritonitia, lmal der Metrophlebitis. In 
2 Fillen fanden sich Myokarditis , dieaelbe war im 
1. Fall mit Sicherheit auf einen emboliachen Process 

Med. Jahrbb. BA. 172. Uft. 2. 


zu beziehen. In der Snbstanz eines Papillarmnskels 
fand sich ein kleiner, peripherischer , keilfOrmiger 
Entzttndnngsherd in beginnender Nekrose. 

Der andere Fall war ein vielfach compHcirter. Die 
Sektion zeigte: Pleuritis chronica duplex. Pneumonia 
caseosa. Tuberculosis miliaria. Endo - Parametritis In- 
cipiens, Pyaemia (Pericarditis suppurativa, Endokarditis, 
Arteriosclerosis, Myokarditis, Splenitis emboliea , Syno- 
vitis suppurativa genuum. Panaritium), Haematoma pla- 
centae. Es fanden sich sowohl In der Wand des Unken 
Herzens als in den Papillarmuskeln elnige kletue noch 
nicht erweichte Abscesse. 

Zum Schluss wird die Therapie der Puerpemi- 
krankheiten kurz erdrtert. Die Prophylaxe wird 
betont. Schwilmme aind abgeschafft, es werden 
Lappen zum Reinigen gebraucht. Zur Injektion 
wenden Vff. den Irrigator an. In die Scheide wird 
ein, nacli der Beendigung der Behandlnng zu ver- 
nichtendes Kautschukrohr eingeftthrt. Das gauze 
Mans ist gegenwftrtig in eine grosse Zahl kleiner 
Abtheilnngen von 4 — 8 Betten getheilt; jede Ab- 
theilung hat ihre best&ndige, nicht wechselnde Pflege. 
Bei schweren Formen von Endometritis wird der 
Uterus ansgesptllt, bei welcher Manipulation Vff. 
Voraicht empfehlen. Namentlich regt viele Mani- 
pulation die Utcruscontraktionen an. Daher wuxden 
sie, wie es den Vff. scheint, in einem Falle von 
frischer Retroflexio uteri, nach manneller Anfrichtnng 
des Organs , mit grossem Nutzen in Anwendung ge- 
zogen. Die sonstige innere und symptomatisebe Be- 
tumdlung ist die gebrkuchliche. 

Jeder Satz in dieaem fleissigen, vorzttglichen Be- 
riebt dokumentirt die so wohlthuende Objektivitkt 
der V 7 ff. Es ist sehr schwer, bei dergleichen Arbeiten 
ein Referat zu liefern, denn jede Seite enthftlt so viel 
Interessantes und Wichtiges , dass es kanm mdgllch 
ist, Einzelnes herauszuheben. Deshalb empfehlen 
wir das Studium dieses Buches den Fachgenoesen auf 
das Dringendste. Fritz sc h. 

73. Resezione ed Asportaslone dollo Sterno 

fi.no alia Cartilagine ensiforme in un con 
alcune Cartilagini costali per Carie necro- 
tica ; Riproduzione dell ' Osso e Cartilagini 
excise ; Stabile Guarigione. Memoria del 
Professor Francesco Rizzoli. Bologna 
1876. Tipi Gamberini e Parmeggiani. 8. 
25 pp. f ]. 

Die geringe Anzahl von kleineren Resektkmen 
oder von Wegnahme betrttchtlicher Stttcke desBrust- 
beins f und die noch selteneren vollkommenen Heilun- 
gen derartig Operirter werden zweifelsohne der vor- 
Liegenden Sckrift des bertllunten Vfs. ein erhdhtes 
Interease zuwenden. Die Grundlage desaeiben bil- 
det ein von K. in der med.-chir. Gea. zu Bologna 
unter Vorstellong der Operirten gebaltener Vortrag. 

•) Sep.-Abdrack ana dem Boll, delle Sc. med. di 
Bologna Ser. V. Vol. 21, fur deaaeu U ebersendung beateas 
daukt Wr. 

28 


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218 


R i 2 z o 1 i , Resezione ed Asportazione dello Sterno. 

Nach einer akademischen Einleitung zur Oe- R. einige bekannte FUle von angebomer Spaltnng 


Bchichte der Resektionen dee Brustbeins im Allge- 
meiiien , wobei, wie es scheint, das erschbpfende 
Werk von Dr. OscarHeyfelder benutzt worden 
ist , flihrt Vf. die ganze daranf beztlgliche bekannte 
Literatnr an , mit der Bemerknng , dass ana ihrer 
Kenntniss nar um so klarer hervorgehe, welche 
Wlcbtigkeit man solchen Operationen beizulegen 
babe. Wir beschr&nken uns, anf einige wenige 
neoere Fftlle aufmerkaam zu machen, von denen der 
eine von Ref. in der Besprechung dea Anno secondo 
di Clinica Cbirurgica nella R. University di Roma 
1874 *) mitgetheilt worden ist, die anderen indessen 
weniger bekannt sein dttrften und welche sich vor 
zngsweise anf Wegnahme von Rippenknorpeln be- 
ziehen. 

Im Jahre 1873 nahm Mazzoni in Rom einem 
63jahr. Manne wegen Caries des 6. , 7. and 8. Rlppen- 
knorpels diese in einer Ausdehnung von nngefahr 3 Ctmtr. 
fort und entfernte zugleicb mittels des Uohlmeissels den 
ebenfalls erkrankten Stemalrand. Naehdem die Wunde 
betnahe vernarbt war , wnrde Pat. wegen Schlusses der 
Klinik entlassen. 

In einem andern Falie bei einem 44jahr. Manne re- 
secirte Mazzoni dieKnorpel der 6. und 7.1inken Rippe, 
welche von Caries ergriffen waren , nnd entfernte eben- 
falls mittels eine* Hohlmeissels den correspondirenden 
eariSaen Rand des Sternum , worauf er ausserdem noch 
das Oldbeisen applicirte. He i lung. 

Dasselbe Resultat erhielt Mazzoni bei einem 23jahr. 
Mfidchen, welcbem er zuerst ein Stuck des caridsen Brust- 
beines mit Schonung des Periostes , dann einen Theil der 
1, Rippe in der Lange von 2 Ctmtr. wegnahm 1 ). 

8. 11 giebt Rizzoli noch einen Fall von Ver- 
neuil aus dem Jahre 1870 an, in welchem wahrend der 
Wegnahme eines Sequesters de* Sternum die Art. mam- 
marim interna, oder einer ihrer liauptzweige verletzt 
wurde. Da wegen der fungosen Granulatlonen eine Unter- 
bindung der Art. mammaria in Distanz nicht ausfuhrbar 
erschien, brachte V c r n e u i 1 einen Finger an den Ort der 
Blntung ein und legte , indem er denselben al* weiteren 
Leiter gebrauchte, eine gezahnte Schieberpincette an, 
nach deren Schliessnng die Biutung aufhorte. Die Pin- 
cette blieb 48 Std. liegen and die Biutung erschien nach 
ihrer Wegnahme nicht wieder. 

Die anatomischen Bemerkungen, welche Vf. sei- 
ner Abhandlung einwebt, bieten nichts Neues, geben 
ihm jedoch Veranlassung, auf die sogen. Larrey ’- 
sche Apertura diaphragmatica aufmerkaam zu 
m&chen, als begllnstigend fllr die Eitersenkongen, 
welche von Krankheiten des Sternum oder des Me- 
diastinum anticum ausgehen und als Abscease der 
Bauchdecken zur Erscheinung kommen. Von einer 
solchen Senkung theilt R. einen belehrenden Fall mit, 
in welchem er durch Contraapertur in dem Unter- 
leibsabscesse and eine Drainimng desselben bis in 
das c&riOse Sternum und das Mediastinum anticum 
im Verlaufe von 2 Jahren Heilung erzielte. 

Gelegentlich einer Bemerknng R.’s, dass so 
wenige Aerate genauere Nacbrichten darflber gegeben 
haben, ob in F&llen, in welchen das Sternum herauB- 
genommen wnrde , dasselbe sich ersetzte oder nicht, 
nnd wie die Pat ohne Sternum weiter lebten, erwflhnt 

•) Jahrbb. CLXVH. p. 106. 

*) Anno cliu. S. 84. 8. 86. 


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des Schwertknorpels oder des ganzen Sternum in '■ 
2 Halften und einen Fall von angebornem Mangel ' 
desselben bei einer Negerin von 30 Jahren , welche 
stets gesund gewesen war, keinerlei Athembeschwer- i 
den empfand, sogar ihre Kinder selbst stillte und wie i 
die andern Sklaven sebwere Arbeiten verrichtete. 

Ueber Reproduktion des weggenommenen Ster- 
num aind R. nur 2 Falie bekannt : einer von S i e - 
bold 1789 nnd der von Ktlchler 1856, weshalb 
er sich nm so mehr aufgefordert fllhlt, den von ihm 1 
glilcklich operirten Fall ausfilhrlich zu verdffent- 
lichen. 

Anna G., sehr zarter Constitution, erlitt, 17 J. alt, 
im Jahre 1848 einen starken Stoss mit einem Stoeke gegen t 

die Brnst. Es folgte darauf eine schleichende Brustbein- I 

Rippenentzundung , aus welcher sich ein Congestionsab- i 
scess entwickelte , welcher in der Nahe der linken Brnst- i 
warze sich freiwillig offnete und eine grosse Menge i 
schlechten Eiters entleertc. Pat. wurde mit Leberthrmn i 
and einem gewShnlichen Deckverbande behandelt. Am 
3. Mai 1861 sah R. die Pat. zum 1. Male und fand bei 
der Untereuchungder Abscesshohle, dass die unterliegende 
Rippe in der Ausdehnnng von 4 Ctmtr. von Nekrose er- 
griffen war. Das Bcflnden der Pat. bewogR., das fruhere 
Heilverfahren fortzusetzen. Als R. nach einer geraumen 
Zeit die Pat. wiedersah , fand er ein bewegliches Rip pen- 
stuck, welches er nach Erweitcrung des flstulosen Ganges 
auszog. Die Oeffnung schloss sich , aber nach einigen 
Monaten begann eine zweite Anschwellung in der Sternal- 
gegend, von welcher diese letztere , sowie die benachbar- 
ten Rippenknorpel ergriffen wurden ; der Abscess offnete 
sich gegen die Mitte des Manubrium des Sternum hin und 
unten in der NS.be des Schwertfortsatzes mit starker 
Eiterabsonderung. 

Bei geringerem Ausflusse von Eiter verblieb bei 2 
fistulosen Oeffnungen der Krankheitsprocess bis zum Jahre 
1860 derselbe. Zu dieser Zeit verschlimmerte sich der * 
Zustand, die Eiterung wurde sehr bedeutend, die Kranke 1 
konnte nicht mebr auf dem Rucken liegen , sondern war 1 
genothigt, Tag und Nacht im Bette zu sitzen , urn Respi- 
rationsbeschwerden zu vermindern ; ein haufiger und ' 
schmerzhafter Husten stellte sich ein, wobei aus den fistn- 
losen Oeffnungen eine groBse Menge Eiter ansspritzte, 
damit die Diagnose beetStigend , dass dieser Eiter sich 
ti nler dem Brustbeine and den Rippen beflnde. Pat. hatte 
Fieber mit abendlicben Ezacerbationen und die Abmage- 
rung war enorm. 

Bei der Untcrsuchung mit einer StahlBonde konnte 
R. an dem Mannbrimn sterai die ganze Dicke des Kno- 
chens durchdringen und wahrnehmen, dass dasselbe rare- 
fleirt , rauh , bruebig and grdsstentheils verschwSrt und 
nekrotisirt war. Das Manubrium war an seiner vordem 
Flache von Periost entblost und es schicn , als wenn das- 
selbe wenigstens grossentheils von den umliegenden Ge- 
weben abgel&st ware , weil man mittels der Sonde einige 
Bewegungen desselben herbeif&hren konnte. Bei der Ein- 
fuhrung der Sonde in die untere Oeffnung des Sternum in 
der Nahe des Schwertfortsatzes fand R. ebenfalls deu 
Knochen verandert , rauh und brfichig, aber blutend und 
nach vorn hin nur an einzelnen Stellen von dem Periost 
entblost. Da ansserdem dieser Knochentheil nicht be- 
weglich war , musste man annehmen , dass er auch nach 
hinten zu nocb nicht von dcin Periost vollkommen abge- 
lost war und dass also die ZerstSrung nocb keine so grosse 
Ausdehnung und Tiefe erlangt hatte , um denselben fir 
vollstandig todt zu halten. 

Nachdem so die Diagnose festgestellt nnd zogleich 
erkaunt war, dass auch einige Rippenknorpel ergriffen 
waren, beschloss R. die Wegnahme nicht nur des Sternum, 
sondern auch dieser Rippen an versuohen. 


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Handbuch der AagenbeUkasde. 


219 


Er f&krte elite weibhehe Sonde In die Fnteldfhang, 
welebe die Haut ein wenig links von dem Manubrium 
stemi einnahm, und , indem er die vordere Fliiche den 
Knochens mit der Sonde streifte , ffihrte er die stnmpfc 
Spitze derselben an der untem Fistelfiffnung, etwas reehts 
von dem Schwertfortsatze , aus. Mittels eines Bistonri 
warden nun die beiden Oeffnungen vereinigt, woraus elne 
Langswunde etwas schief von links nach reehts in der 
Lange von 7 Ctmtr. resnltirte. 

Von der nnteren Commissar dieses Schnlttes ffthrte 
R. einen 2. Schnitt nach der Richtung des untem Randes 
der 7. Rippe nach reehts und einen eben aolchen nach 
links, jeden in der Lange von 6 Ctmtr. Die Wunde hatte 
mithin die Form eines amgekehrten T (x) , mit geringer 
Convexitat deT Seitenschnltte nach nnten. Da in dem 
Lingssohnitte anch das schon vorher lose Periost inbe- 
griffen war , konnte R. die beiden dreieckigen Lappen, 
welche dureh die Horizontalschnltte gebildet wnrden. 
regelrecht abtrennen und leicht die noch anhangenden 
Verbindnngen an einzeinen Pnnkten des Sternum 15sen. 
AJs so der gauze Knochen nebst den oorrespondirenden 
Knorpeln blosgeiegt war , fand R. ihn in seiner ganzen 
Lange and Dicke bis zum Schwertfortsatze nekrotisch. 
An der Verbindnngsstelie des Manubrium mit dem Korper 
des Sternum konnte er mittels eines 8patels , welchen er 
in die Rinne dieser Verbindung einsetzte, das Manubrium 
erheben und faDd , dass nur geringe Verbindungen mit 
demselben und der Ciavicula , mit der Stemalportion des 
Kopfhickers, den MM. stemo-hyoidei und sterno-thyriodei 
and dem hintem Periost bestanden. Und da R. welter 
bemerkte, dase das Manubrium an beiden Seiten von dem 
ersten Rippenknorpel , sowie auch vom zweiten , welcher 
theilweise am Manubrium, theilweise am Korper des Brust- 
beins selbst sich ansetzt, losgelost war , schloss er , dass 
man , ohne den gemachten Langsschuitt zu vergrossem, 
das zerstorte Manubrium vollstandig werde berausnebmen 
kraaen. Nachdem er danu in die Rinne, welche das Ma- 
nubrium vom Brustbeine trennt, den Spatcl eingesetzt 
hatte u. nun letzteres damit erhob, konnte er mit dem Finger 
hinter demselben eingehen nnd es so vollstandig von den 
sehwacben Verbindungen mit dem Periost losen. Mit klei- 
nsn Scheerenzfigen befreite er das Manubrium dann von 
den wenigen Strangen, welche es noch zum Theil mit der 
Ciavicula , den MM. sterao-mastoidei, stemo-hyoidei nnd 
sterno-thyreoidei verbanden. Das nun freie Manubrium 
nahm er heraus und erhielt dadurch grosser eu Raum, am 
aaf den Kdrper des Bmstbeins zu wirken. Die 3 obern 
Rippenknorpel waren schon von demselben losgelost, die 
i untem jedoch noch fest ; da sie aber auch nlcht mehr 
ganz gesund waren , trennte sie R. , indem er die beiden 
dreieckigen Hautlappen zuruckklappte, mit der Knochen- 
scheere anf beiden Seiten 3 Ctmtr. weit vom Brnstbeine 
entfemt von demselben. Nun hatte er den Brustbein- 
kdrper vollstandig in der Gewalt, konnte ihn vor nnd nach 
nnten ziehen, ihn mit wenigen Bistourischnltten von einigen 
8treifen des hintem Periosts befreien. Darauf schnitt er 
mit der Knochenscheere den untern Theil des Brnstbeins 
von dem Processus xiphoideus, welcher gesund war, ab 
und entferate schlussllch den Knochen mit den resecirten 
Knorpelstficken. 

In der non entstandenen H5hle konnte man die Herx- 
Khlage wahraebmen , eine geringe Blutung wurde leicht 
gestillt und uber die einander genaherten Wundrander 
ein einfacher Verband gelegt. Es entstand keine bedeu- 
tende Fieberreaktion und, wie zu erwarten war, verelnlg- 
ten sich die Wundrander nicht primar , sondera mit Bil- 
dung von Eiter , welcher leicht auBfloss. Nach einigen 
Tagen sah man bei dem Auseinanderlegen der Hautlappen 
die WundhShle mit Granulationen bedeckt. Spater er- 
biickte man einige Knocheninseln an der innera Flache 
des Periost, welche durch ihr Ineinanderfliessen be) fort- 
schreitender Veraarbung der Wunde elne voUst&ndlge 
Reproduktion des Sternum ergaben und da , wo die Rip- 
penknorpel entfemt waren, ein knorpelahnliches Gewebe 
bildeten. 


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Durch die spiicre Narbesnsammenziehang wurde 
die Halsbrusthant so weit berabgezogen, dass sie belnahe 
2 Dritttheile des reproducirten Manubrium bedeckte der 
Processus xiphoideus hingegen wurde nach anfwarts and 
vom gezogen nnd erhielt dadurch ein hakenffirmigee An- 
sehen. 

Das neue Sternum bietet nun folgende Eigenthfim- 
lichkeiten : Da, wo das alte Manubrium schon belnahe voll- 
standig von dem Periost geifist gewesen, und letzteres da- 
her von der Operation kaum berfihrt worden war, 1st der 
Knochen vollstandig ersetzt ; nur ist der obere Rand ein 
wenig 'von links nach reehts geneigt und dadurch die 
correspondirende rechte Ciavicula ungefahr 1 Ctmtr. weit 
heruntergezogen , wahrend die linke in normaler H5he 
verharrt. Jedoch ist die Artikularflache der linken Cla- 
vicula vollstandig luxirt und nach vom gezogen and man 
kann ffihlen , dass sie abgeplattet und nnr an ihrem hin- 
tern Rande mit dem Sternum verbanden ist. Reehts hin- 
gegen hat die Artikularflache der Ciavicula nur ein Dritt- 
theil ihrer Ausdeiinung behalten. Die Ansatze des Kopf- 
nickers sind an dieser Seite nach nnten gezogen, wShrend 
sie sich links in normaler H6he beflnden. 

Wahrscheiniich in Folge der vorhergegangenen Ver- 
letzungen des Periost ist der Kdrper des Brnstbeins etwas 
weniger gut entwickclt, jedoch vollstandig knochem. Die 
aussere Langsnarbe ist etwas schief von links nach reehts 
gerichtet , die nnteren seitlichen Narben sind gekrfimmt 
mit der Convexitat nach unten , eingezogen nnd hingen 
mit den darunterliegenden Rippen zusammen, derenKnor- 
pel ebenfalls reproducirt sind. 

Dieses nene Sternum hat bis zum Schwertfortsatze 
eine Lange von 8.6 Ctmtr. , von denen 6 anf das Manu- 
brlnm und 3.5 auf den Kdrper kommen. Das Manubrium 
hat 6 Ctmtr. im Querdurcbmesser , der Korper 3 Ctmtr. 
Die Rinne, welche normal Mannbrium u. Sternum trennt, 
ist nicht wahraehmbar. Im Qanzen ist das nene Sternum 
1 Ctmtr. kfirzer als das herausgenommene. 

Obgleich fast 16 Jahre seit der Operation vorfiber- 
gegangen sind , ist Pat. vollstandig von jeder Stoning an 
der Operations8telle frei geblieben, und konnten dieTheil- 
nehmer an derSitzung der SocietA Medico-Chimrgica in 
Bologna am 6. Marz 1876 sich von dem glficklichen Re 
snitate fiberzengen. 

Der giinstige Verlanf der Operation , sowie die 
Reproduktion des Sternum, ist vorAllem der Art der 
Knochenkrankheit (Nekrose) zuzuschreiben, bei wel- 
cher das Periost sich auch willirend der Anwesenheit 
des Sequesters in einem Exsudationszust&nde befindet, 
welcher bei nicht pordsen Knochen in Knochenmasse 
selbst abergeht. Hier war nur die Wegnahme eines 
Sequesters nothwendig, um das Periost in deneelben 
Zustand der Knochenbildung zu versetzen. Ware 
die Operation wegen eines andern Uebels ausgeftlhrt 
worden , so wUrde , wie diess andere Erfahrungen 
zeigen , der Ausgang ein weniger vollkommen gtin- 
stiger gewesen sein. A d e 1 m a n n. 

74. Handbuoh der geaammten Angenheil- 
kunde; redigirt von Prof. Alfr. Graefe 
in Halle und Prof. Theod. Saemisch in 
Bonn. Leipzig 1876. W. Engelmann. 8. *). 

II. Band. i. Hilfte. Ana torn! e und PbyBiologie. 
U. Theil. 2. Hilfte. p. 393—692. Physiologische Optik 
▼on Prof. H. Aubert in Rostook. Mit 109 Figg. in Holz- 
schnitt. (8 Mk.) 


■) Ffir pie Ueberaendung der Fortsetzung sagt den 
verbindlichsten Dank. 0. Die Beaprecbung der blsher 
erschienenen Binde siehe Jahrbb. CL XI. p. 319, CLXV. 
p. 309 und CLXIX. p. 218. 


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220 


Handbnch der Augenheilkunde. 


IV. M. 2,‘Hilfte. Pathologic trod Therapie. II. Thl. 
2. Hfilfte. p. 483 — 746. Die Erkrankungen dee Uveal- 
traktns mid des GlaskSrpers von Prof. L. v. Wecker 
in Paris. MU 48 Figg. in Holsschn. (8 Mk.) 

VTI. Bd. 1. Halfte. Pathologie n. Therapie. V. Thl. 
1. Halfte. 234 8. Inhalt: Erkrankungen der Thribnen- 
organe von Prof. 8 ch inner in Greifswald. Mit 4 Holz- 
schnitteu. Beziehungen der Allgeineinleiden und Oryan- 
erkrankungen zu Vertindcrungen und Krankheiten des Seh- 
organs von Prof. Forster in Breslau. Mit 1 Holzsehn. 
und 3 lithogr. Tafeln. (7 Mk.) 

Die von Prof. Anbert bearbeitete Abtheilnng 
dieses nun fast zu Ende geftlhrtcn Sammelwerkes 
umf&sst die Dioptrik des Auges, die Lelirc vom 
Lichtsinn, vom Farbensinn und vom Raumsinn, zum 
Sehluss werden die Augcnbewegungen besprochen. 
Bei sftmmtlichen Capiteln finden sicli vielfache Be- 
rilhrungspunkte mit dem Abscbnitt der Funktions- 
prflfungen des Auges, welcher die Einleitung zu dom 
frflher erschienenen III. Theil bildet. Im Ganzen 
also enthalt der jetzt erschienene Band die theorc- 
tische Begrtlndung derselben. Der mathematische 
Theil der Dioptrik ist auch ohne Kenntniaa der hdhern 
Analysis verstfindlich , die Gleichungen sind meist in 
der Rechnnng ausgeffihrt. Etwas ausftlhrlicber hat- 
ten wir den Abscbnitt fiber Accommodation und liber 
die Irisbewegungen gewilnscht , cla namentlich letz- 
tere bei den Fimktionsprllfungen gar keine Stelle ge- 
funden baben. Auch das Capitel liber subjektive 
Lichterscbeinungen und Sinnest&uschungen bfitte 
vielleicht eine eingehendere Besprechung verdient. 
Die bdchst intcressante Phyeriologie der Angenbe- 
wegungen dtlrfte in einer Schiklerung des geistigen, 
individuellen Lebens , wie sich dasselbc im Blick 
mannigfach kundgiebt, einen geeigneten Sehluss ge- 
funden baben, der sich auch den sonst eingestreuten 
philosophiscben und psychologischen Bemerkungen 
passend angeffigt hfttte. 

Mit dem an zweiter Stelle genannten Theile ist 
durch v. Wecker dem Bedttrfnisse des praktiseben 
Arztes voiles Genflge geleistet. Die Krankheiten 
der Iris nnd Aderhaut namentlich sind es, bei denen 
die verbesserte Therapie grosse Erfoige aufzuweisen 
bat. Die scharferen diagnostischen Hlllfsmittel haben 
uns einen tiefern Einblick in die Genese der hier so 
wandelbar und mannigfach auftretenden Formen 
thuen gelchrt und die Mdglichkeit gegeben, bei 
frflhzeitigem Erkennen die tlblcn Ausgange zu ver- 
meiden. Auf die Capitel liber svmpathiscbe Oph- 
thalmie und fiber die Geschwillste machen wir noch 
besonders aufmerksam, ferner auf die klinischen Be- 
in eckungen fiber das Erkennen der Glaakorpertrtl- 
bungen, welche zu den schwierigsten ophthalmosko- 
pischen Objekten gehfiren. 

Der von Prof. Sobirmer bearbeitete Abscbnitt 
beginnt mit dem Zugestindniss, dan das Capitel von 
den Erkrankungen der Thranenorgane unstreitig in 
arner liblem Lage sich befinde als die flbrigen Ab- 
scbnltte der Ocubstik. Die Thranenorgane sind nur 
zum kleinsten Theile sichtbar, der Arzt ist demnach 
mehr auf indirekte Symptoms angewieaen, die patho- 


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logische Anatomie ist erst noch zu schaffen , Physio- 
logic und normale Anatomie seibst entbalten noch 
viel zweifelhafte Ergebnisse und in der Therapie 
herrschen viele entgegengesetzte Ansicliteu. Bei 
alledem ist in den letzten Jahrzehnten ein Fortscbritt 
nicht zu verkennen. Mit der gesuchten Nomenklatnr 
frflherer Zeiten liat man aufgerfiumt, mit der gc- 
schraubten Differentialdiagnose eines Anchylops und 
Aegilops z. B. braucht sich der Arzt niebt mehr zu 
plagen, anstatt der heroischen Kuren mit Hfilfe eines 
ungeheuern Instnimentcuapparates hat man durch 
einfacbe Mittel moglicbst conservativ zu wirken ge- 
sucht. In diesem Sinne ist auch der vorliegendc 
Abschnitt bcarbeitet. Auf 44 Seiten sind unsere 
jetzigen Erfahrungen fiber die Kranklieiten des 
Thrfinenapparats zusammengedrangt : sebeinbar un- 
genflgend fttr deujenigen , welcher das urafanglichc 
Literaturverzeichniss (p. 45 — 58) Uberblickt. Das- 
aelbe enthalt, wiewobl es nur bis zum Jahre 1870 
reicht, docli fiber 400 Numinem. Die alpiiabetiscbe 
Anordnung desselben macht die Auffindung der 
Namen sehr leicht, was wir besonders rfihmend her- 
vorbeben. Seitdem Bowman im Jahre 1857 die 
Erfoige der Spaltung der Thranenrobrchen und der 
Sondenbehandlung bekannt machte, haben fasts&mmt- 
liche fruliere Verfahrungsweisen nur noch historisebes 
Interesse , auch stebt kaum zu erwarten , dass ein 
noch einfacberes Verfahren gefunden werde. Nur 
die ungenligende Ausdauer des Kranken kann jetzt 
noch den Erfolg vereiteln , nicht das Xrztliche KOn- 
nen, welches von Jedem zu erleraen ist. Gegen die 
Dakryocystitis in ibren versebiedenen, vom Vf. sehr 
vereinfachten Formen und gegen deren Folgen ist 
die Bowman - Weber’ sebe Methode zum Gemein- 
gut aller Aerzte geworden. Die ttbrigen Erkran- 
kungen der Thranenorgane aber sind groase Selten- 
heiten. Am wenigsten wissen wir z. B. liber die 
Geschwulstformen der Thrftnendrllse , deren Zahl 
gegenfiber Vf. eine gercchte Skepsis kundgiebt. 

Auch in dem 2. Abschnitt dieses Bandes nimmt 
der Vf. , Prof. F firs ter, den Standpunkt ein, nur 
auf Mittheilung der Ergebnisse heutiger Forschung 
sich zu beschrtlnken. Wir dflrfen also wohl in der 
Geschicbte der Augenheilkunde, welche den Sehluss - 
band dieses Sammelwerks bilden soil , einen liierauf 
bezfiglichen historischen Rflckblick erwarten. Weist 
auch Fdrster den Vorwurf zurllck, ala ob die mo- 
derne Ophthalmologic sich von der innem Medicin 
loegeldst babe, wahrend sie vielmehr Licht fiber 
manche dunkle Punkte derselben verbreitet , die 
Symptomatik der innern Kranklieiten bereichert und 
vertieft babe — so ist docb nicht zu verkennen, dass 
in zahlreicben Lehrbllchern der jttngsten Zeit der 
Beziehungen der Augenkrankheiten zum Ges&mmt- 
organismus nur sehr wenig Rechnung getrageu wor- 
den ist. Die filteren Ocu listen wussten bierllber 
mehr, wenn auch Manches in unzutreffender und un- 
begrlindeter Weise zu erzfthlen. Hat doch Beer 
ein besonderes Buch darllber geschrieben, Ruete 
den Zusammenhang der Augenkrankheiten mitandern 


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221 


Hirt, System der Gesradheitspflege. 


Krankheiteo nach Homerfecher Methode zubegrttnden 
gesucht ; weiss docli jeder erfahrene Arzt , dass sich 
in dem Augc and dem Blick des Kranken nianchra 
verborgene Leiden des Korpers und der Secle wieder- 
spiegelt. Den Einflnss des „Makrokosmns u auf den 
,,Mikrokosmns“ in einem Gesammtbild in grosscn 
Zttgen und Umrissen zu entwerfen, hitte nach unse- 
rer Meinnng eine passcnde Einleitnng zu den spe- 
ciellen Abschnitten gebildet. Diese sind 9 an der 
Zahl. Sie behandeln der Reihe nach den Kinflnss 
der Krankheiten der Respirations- and Cirkulations- 
organe , der Harn- und Geschlechtsorgane ; femer 
die des Nervensystems , der Hant; luerauf folgen 
Rheuniatismus und Gicbt , akute und chroniscbe In- 
fektionskrankbeiten tuid die sonstigen Gonstitutions- 
anomalien machen endlich den Scliluss. In diesen 
Abschnitten wird der Leser eine Fttlle feiner Beob- 
acbtnngen linden , gleichzeitig aber such erkennen, 
dass wir hier grttsstentheils noch am Anfango unsres 
Wissens stehen. Das Literaturverzeichniss ist , wie 
Vf. selbst gleich anfangs zugiebt, ungenttgend nnd 
geht nur ansnahmsweise dber das Jahr 1870 zurilck. 
In manchen Capiteln , z. R. in Bezug auf Typhus, 
Febris recurrens , Diphtberie u. s. w. , wllrde eine 
Dorchsicht der medicinisehen Literatnr zahlreiche 
Lfleken ausftlllen. G e i s s 1 e r. 

75. System der Gesundheitspflege , fllr die 

Universitilt und die ftrztliche Praxis bearbeitet, 

von Dr. Ludw. Hirt, Docent an der Univ. 

Breslau. Mit 63 Illustrationen. Breslau 1876. 

Maruschke u. Berendt. 8. Ill u. 172 S. 

4 Mk.) 

Im VoTworte giebt Vf. selbst zu , dass die Ab- 
fassung eines Systems der Geaundheitepjirge wohl 
als verfrflhtes Untemehmen ereebeinen kdnnto, da 
die einschlagenden Fragen nur nocb zum kleinsten 
Theile beantwortet , ja vielfach erst in der letzten 
Zeit ernsthaft in Betracht gezogen worden sind. 
Und doch ist trotz der vielfachen Scbriften Uber Ge- 
-nuidheitspflege ein Buch , welches bei nieht zu gros- 
sem Umfange auf streng naturwissenschaftlicher 
Gnmdlage nihend , lediglich auf die Bedttrfnisse des 
akadem. Lehrers , des prakt. Arztes und des Studi- 
renden RUcksicht nimint, ein Bedllrfniss. Diesem 
hat Vf. durcb das vorliegende zu entspreeben ge- 
sucht und unserer Ueberzeugung zu Folge seine Ab- 
siebt in hoclist anerkennenswertber Weise erreicht. 
Sein Werk ist durch Knappheit und Klarheit der 
Daretellung , eingehende Besclireibung der wichtig- 
sten Untersuclmngsmethoden, erL&utert durch Abbil- 
dnng von Instrumenten und Apparaten, bei allseitiger 
Berticksichtigung der einschlagenden Fragen gleich 
ausgezeichnet und wird seinen Hauptzweck „zum 
Stadium inzuregen“ sicker eiflillen. Dasselbe ist 
flir Studirende zur Orientirung iiber das wiebtige 
Thema der Gesnndheitspflege iusserst bmuchbar und 
wird auch als Leitfaden zu Vorlesungen mit grossem 
Notzeu Verwendung findeu , und zwar nicht nur an 
Unhrenitftten , sondem auch an polyteckaiachen, 


habern Real- , geworbUchen Fachschulen, Bergaka- 
demien n. s. w., fllr welche die Nothwendigkeit einer 
Berticksiobtigung der Gesundheitspflege bekanntiich 
immer mehr anerkannt wird. Ganz besondern Wcrth 
aber scheint uns Vfis. Buch fllr die praktiseken Aerate 
zu besitzen, welche diese durchsichtige und bequeme 
Darstellung mit grosser Freude begrilssen werden. 
Wir empfehlen daher das auch typographisch gut 
ausgestattete Werk zu eigener eingehender Benutzung 
und begntlgen uns hier eine kurze Uebersicht des 
Inhaltes zu geben. 

In der Einleitung besprioht Vf. zun&chst Begriff 
nnd Umfang der Gesundheitspflege, sowie die Htllfs- 
wissenschaften dcrselben ; unter den letztern werden 
namentlich die Lehre von den Ursachen der Krank- 
heiten (Aetiologie) und die Naturwissenscbaften, vor 
alien Chemie und Physik als fUr hygieinische Unter- 
suchnngen unentbehrlick hervorgehoben. Hieran 
reiht sick ein knrzer Ueberblick der Geschichte der 
Hygieine von der ftltesten bis auf die neueste Zeit 
und in den verschiedensten Lkndern (Moses ; Griechen ; 
Rflmer ; FYankreich ; England ; Deutschland), sowie 
ein Verzeichniss der wichtigsten die Gesundheitspflege 
im Allgeineinen bebandelndeu Scbriften. Unserer 
Ueberzeugung nach hatten hier noch die auf auf Hy- 
gieine besondere Rflcksicbt nehmenden Zeitschriften 
Krwiihnung verdient, wie : Zeitschrift fllr Biologic ; 
deutsebe Vierteljabrschrift fllr Off. Gesundheitspflege ; 
Vierteljahrschrift f. ger. Mediein n. dff. Sanitits- 
wesen ; das Corr.-Bl. des niederrhein. Vereins far 
dff. Gesundheitspflege; Gesundheit (von Reclam); 
Annales d’Hygiene ; Sanitary Record ; Public 
Health. Ausserdem vermissen wir hier die Abhand- 
lung tlber dffentlicbe Gesnndheitspflege von Gei- 
gel (Ziemssen’s Handbuch der speciellen Patho ■ 
logie u. Tberapie 1. Bd. 2. Aufl. Leipzig 1875). 
Die 3. Auflage von Oesterlen’s bekanntem 
Handbuche der Hygieine ist wohl erst nach Vfe. 
Schrift zur Ausgabe gekommen ; ebenso das Hand- 
buch der bffentl. u. priv. Gesundheitspflege von 
Schauenburg (Berlin. Tli. Grieben). 

In Abschnitt I — IV werden Luft, Wasser, Boden 
und Nahnings-, bez. Genuss-Mittel, und zwar in Be- 
zug auf Bestandtheile und Eigenschaften, Unter- 
suchungsmethoden , sowie als Krankheitsursache be- 
sprochen. Ein An bang zu dem Abschnitt Uber den 
Boden handelt von den zymotischen Krankheiten, 
namentlich Cholera und Typhus , wlihrend in Bezug 
auf Gelbfieber und Interaittens nur einige Literatur- 
Angaben gemacht sind. Ein 2. Anhang zu Ab- 
schnitt IV bespricht die Conservirung der Nah- 
rung8mittel. Der V. Abschnitt ist der Kleidong 
und der Pflege des Kflrpers, der VI. den ver- 
schiedenen Berufsarten gewidmet. Im VII. Ab- 
schnitt betrachtet Vf. die zum Aufenthalte des Men- 
schen bestimmten Binnenrftume , und zwar A. die 
Wohnungen, B. die Sckulen, C. die Hospitaler, 
D. die Geffcngnisse. Der VHI. Abschnitt endHeh 
ist der Beseitigung der Atwwurfstoffe gewidmet nnd 
in einem Anhange zu demselbeu wird die Bestattug 


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222 


Hirt, System der Gesundbeitspflege. 


der Todten besprochen. Don 8chluss bildet ein 
kurzes Sachregister , das jedoch das Auffinden eines 
gesuchten Gegenstandes wesentlich erleichtert. 

Auf die Wiedergabe von Einzelheiten mttssen 
wir, wie schon oben erwtthnt, verzichten, krtnnen es 
aber um so mehr , da Vf. in der Vorrede selbst her- 
vorbebt , dass es ihm nicht darauf angekommen sei, 
dem Leser Neues zu bieten , sondern das Alte in 
einer fttr das Studium wahrhaft nutzbringenden Form 
zn bringen , und dass ihm diess gelnngen ist, haben 
wir sclion mehrfach hervorgehoben. Nur wenige 
Bemerkungen liinznzufligen sei uns gestattet. 

Bei der Literatur aber die Luft vermissen wir 
die vorzflgliche Scbrift von Dr. E. Lorentin Bre- 
men „Aufgabe der Gesundheitspflege in Bezng anf 
die atmosphilrische Luft". Leipzig 1873. Veit u. 
Comp. 

Die 2. Anflage der auf S. 59 erwflhnten Anlei- 
tung zur Untemchnng von Wasser von Kubel ist 
von F. Thiemann herausgegeben worden. Ausser- 
dem biltten bier Erwahnung verdient die recht brauch- 
bare Abhandlung von Z w i c k in Coblenz (Corr.-Bl. 
d. niederrh. Ver. f. dff. Geshpfl, III. 10. 11. 12. 
1874), so wie die Arbeiten von Kammerer in 
NOrnberg. 

Vf. trennt (Abschnitt IV) Nahrungs-Stojfe and 
Nahrungs -Mittel. Erstere sind nach ihm Stoffe, 
welche die ganze oder theilweise Abgabe eines zur 
Znsammensetzung dea KOrpers gehdrigen Stoffes ver- 
haten [vielleicht nicht bios ,,verhUten" allein, son- 
dem den in Verlust gegangenen ersetzen, seinen Er- 
satz befbrdern helfen], letztere sind Gemenge cmzel- 
ner Nahrungstoffe. Etwas willkttrlich ersebeint uns 
die Definition des Begriffes Nahrung alB ein Gemenge 
von Nahrungs- und Genussmitteln. Bei Erweiterung 
der eben angefllhrten Definition des Begriffes Nah- 
rnngsmittel fftllt die durchaus unwissenschaftliche 
Bezeichnung „GenuBsmittel". Die meisten sind ja 
Reiz oder Sparmittel und gehdren als solche , nicht 
um des blosen Wohlgeschmacks willen zur Nahrung. 
Wegen der weHfem AusfUhrung von Vfs. Ansichten 
verweisen wir auf das Original, gestatten uns aber 
diesem wichtigen Abschnitte einige Bemerkungen bei- 
zufftgen. 

Vf. nennt den Genus* des rohen Fleisches selten 
— in Indo8triegegenden ister hierlands gerade beim 
Arbeiter sohr haufig , allgemein der Genuss der un- 
gekoebten Mett-, Salami-, Cervelat-, Schinken-, 
KnackwOrste. HmzuzufQgen ist das ,,D(lnsten“ 
des Fleisches, d. h. Dampfen in heissem Fett, 
wohl die leichtverdaulichste Fora des Fleisches. 
„Bouillon, Fleischbrtthe“ dQrfte so lange nicht 
als bloses Genussmittel im Sinne der Mehrzahl 
des Publikums gelten, als ohne die „Nahrsalze“ erne 
rechte Ernlhrung nicht gedacht werden kann. Dass 
die „Wurst“ von geringem Nahrwerth sei, dflrfte 
nicht Alter Zustimmung erfahren. Freilich sinkt der 
Nahrwerth durch den Wassergehalt und die Verfal- 
schung (mit Mehl) der Wurst , aber im Verhaltniss 
zum Preise, zu der dadurch ermOglicbten Verwendung 


und Auf be wahrung mancher Fleischtheile fttr grflsaere 
Menschenmengen darf der hygieinische Werth der 
„Wurst“ nicht unterschatzt werden. Betreffs des 
„Blutes u sei an das in Schweden gebraucbliche 
„Blutbrod <( erinnert und an die in manchen Gegen- 
den Deutschlands beliebte „Tiegel wurst" (Bint, 
Fett, Mehl) in der Pfanne gebraten. Beim Ei 
mdchte wohl as den reichen Gehalt des Dotters 
an Phosphorsaure und Ealk zu erinnern sein. Zu 
den Fhcheiern als Nahrungsmittel dttrfte wohl der 
Rogen alter essbaren Fische, nicht bios des Stdrs zu 
rechncn sein (Haring, Karpfen). Den Werth der 
Ziege fttr Gebirgsgegenden und fOrden kleinenHaus- 
halt verschwindend zu nennen , ist wohl nicht ganz 
gerechtfertigt. Im Gegentheil hatte die Gesundheit* 
pflege ein sehr reges Interesse an der Ausbreitung 
der kleinen Viehzucht in Hinsicht auf bessere und 
billigere Emabrung der armeren Leute (Ziegen, 
Schwein, Kaninchen). Das „Speckigwerden“ dos 
Eases berulit, wie zu vermissen ist, auf einer Um 
wandlung des Albumen in Fett (Prof. E. H. Rich- 
te r) , beziehendlich auf Zusatz von Starke. Neben 
Ease muss noch des frischen Quarks gedacht wer- 
den. Bezttglich der „Kunstbutter“ sei erwahnt, 
dass Lallier in den Annales d’Hyg. publ. (Avril 
1875) ein Verfahren angiebt, solche mittels Marga- 
rin darzustellcn , und dass man mit Rubai und Talg 
cine Eunstbutter herstellt, die vermdge des schwefel- 
haltigen atherischen und eines fetten begierig Sauer- 
8toff aufnehmenden, schwer oder nicht ganz entfern- 
baren Oels leicht ranzig wird , also nicht zu ge- 
brauchen ist. Befremdlich ist die Geringschatzung 
der grttnen Gemflse undPilze (Schwamme) alBNahr- 
mittel wegen ihres Reichthums an Pflanzensauren, 
Salzen und Stickstoff (bis 5 — 9 °/ 0 N). Beim Thee 
ist die adstringirende Wirkung anf den Darn ausser 
Acht gelassen (Unterschied der kaffee- und theetrin- 
kenden Nationen). Dass der Speisesenf (Mostrich) 
leider nicht immer aus Senfmehl in der Hauptsache 
bereitet ist, sondern aus Mehl, Essig, Farbstoff und 
dem kttnstlichen SenfOl, ist bekannt. Die mikrosko- 
pische Untersuchung der Nahrungsmittel findet ein- 
gehende Berttcksichtigung. Sie wird auch in der 
That von Tag zu Tag wichtiger, weil die Forfc- 
schritte der Chemie bessere Darstellung und Aus- 
nutzung, aber auch Verftlschung der Nahrungsmittel 
bedingen. 

Zu den Milchverfaischungen dflrfte noch der Zu- 
satz von ELalk wasser u. zerriebenem Thierhirn zu fftgen 
sein. Relative Verftlschungen sind zu grosser Wasser - 
zusatz, freilich ist Milchcontrole schwer durcbftthrbar, 
da Rasse, Ffltterung, Behandlung, Zeit des Melkens, 
Alter and physiologische Zustflnde des Thiers die 
Znsammensetzung beeinflussen. 

Butter verfhlscht durch andere Fette, Farbstoffe, 
hohen Salz- und Wasserzusatz (ungenttgendes Aus- 
waschen der Butter; dadurch relativer Reichthum an 
Casein. SchflttelD mit Aether). 

Von den Bierverfftlachnngen [dflrfte am ehesten 
der Zusatz von Pikrins&ure — statt dea theuren 


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Dimmer, ohemisches Handwdrterbnoh. 


223 


Hopfans — (Woilfadea wird gelb a. s. w.) naehzu- 
weisen sein. Weinunterauchungen, so nfithig sie mob 
erweisen, sind nicht ganz leicht. Hinzazufttgen aind 
noch Essig (SchwefelMure — Chlorbaryum) , Koch- 
salz (Sal peter), Kaffee (Bohnen &us ge&rbter Thon- 
erde) , Gewttrze (kttnstliche Rieohstoffe — Aether 
ana der sogen. aroma tischen Grnppe) , Mehl (Gips), 
Brod (Motterkom) u. a. m. 

Von der reichlich angeftlhrten Literatur sind 
Liebig’s pbysiologische Briefe, Rlenke ’s Ver- 
ftUachung der Nahrungsmittel n. Getranke, Eulen- 
berg, giftige Gase (Tabak) nicht erwahnt. 

In Abschnitt VI, die Berufsart betreffend, 1st nur 
kura angedentet, welcbe Momente innerhalb derAus- 
flbnng des Berufes besonders gefhhrlich werden kftn- 
nen. Wegen der eigentlichen Gewerbskrankheiten 
wird anf die diesen speciell gewidmeten Werke, 
namentlich auf das rflhmlichst bekannte, von Vf. 
selbst herausgegebene verwiesen. Wir erinnem 
hierbei daran , dass nach dem Erscheinen von Vfs. 
System von Geh. M.-R. Eulenbergein sehr wich- 
tiges Werk fiber Gewerbshygieine verbffentlicht wor- 
den ist , und machen auf die Ergebnisse der Reichs- 
erhebungen in dieser Hinsiclit (Berlin 1 876. v. Decker) 
aufmerksam. In Bezug auf die hygieinischen Ver- 
hiltnisse einzelner Berufsarten mdchten wir die wich- 
tige Abhandlung von M.-R. Flinzer in Chemnitz 
fiber die Erkrankungen derBahnarbeiter hinzufUgen. 
Vgl. Jahrbb. CLXX. p. 191. Erw&hnt sei noch, 
dass Vf. die Bezeichnung „ Runs tier-, bez. Gelehr- 
tenkrankheiten“ nicht fflr gerechtfertigt halt, da die 
bei denselben auftretenden Erkrankungen, wenn sie 
wirklich mit dem Berufe zusammenMngen, durchaus 
nichts SpecLfischea darbieten, wflhrend die eigent- 
lichen GewerbskranJJieiten durch die Eigenthttmlich- 
keit der Entstehung und der Symptome eine eigene 
Bezeichnung vollkommen verdienen. 

Zu der dem Abschnitt VII beigegebenen Literatur 
ffigen wir hinzn in Bezug auf die eigentlichen Wohn- 
gebfiude die Arbeit von Schflrmann: fiber die 
natfirliche Ventilation and den Einfluss derBaumate- 
rialien auf dieselbe (3. Jahresber. d. chem. Central- 
stelle in Dresden 1874), in Bezng auf die Schulen 
die Abhandlung von Geh. M.-R. Fiedler u. A. 
in Dresden fiber die Schulbank ; F a 1 k u. A. fiber 
„Schulhygieine“. 

Schlfisslich sei noch aus dem Anhange zu Ab- 
schnitt VIII bervorgehoben , dass Vf. in Bezug auf 
die Yerbrennung der Leichen sein Urtheil dahin ab- 
giebt, dass „die Hygieine gegen die fakultative Ein- 
ftthrong derselben in Oefen, welche nach Art des 
£t«m«ns’8chen construirt sind, Nichts einwenden 
kann und wird, vorausgesetzt, dass vor derVerbren- 
nung die Todesursache durch die Sektion festgestellt 
worden ist.“ Die mehrfach ausgesprochene Meinung, 
dans durch die Beerdigung der Boden, die Luft and 
das Wasser verunreinigt werde , halt Vf. fftr nicht 
erwiesen, empfiehlt aber die bekaimten Vorsichts- 
maaasregeln bei Anlegung neuer Begrabnissplatze. 

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Mfige der geehrte Vf. die von uns gemachten 
Bemerkongen als einen Beweis ffir die Sorgfalt be- 
trachten, mit welcber wir sein Werk durchgeleaeu 
haben. Die Zus&tze zur Literatur hielten wir nicht 
fllr ttberfltlssig, da es bei der Ktlrze , in welcher bei 
dem beschrknkten Raume manche Gegenst&nde nur 
berflhrt werden konnten, filr den Leser sehr er- 
wfinscht sein dflrfte, einen Nachweis zu erhalten, 
wo er speciellere Auskunft finden kann. 

Meding. 

76. Kuraes ohemisohes Handworterbuob, 

zum Gebrauehe fur Chemiker , Teehniker, 
Pharmaceuten, Landunrthe, und fur Freunde 
der Naturvistentchaf ten Uberhaupt, bearbei- 
tet von Dr. 0. Dammer. Berlin 1876. Rob. 
Oppenheim. gr. 8. 818 2spaltige Seiten. 

(17 Mk.) 

Bei den innigen Beziehungen , welche zwischen 
der Cbemie und der heutigen Medicin, sowohl in Be- 
zug auf Anatomie und Physiologie , als Pathologie 
und Therapie (Pharmakologie) , Staatsarzneikunde 
und Gesundheitspilege bekanntlich bestehen, und der 
grossen Ausdehnung, welche das Gebiet der Chemie, 
namentlich der organischen , erfahren hat, kann es 
nicht fehlen, dass sich bei dem Studinm der Medicin 
namentlich ffir den Arzt, der den Fortschritten seiner 
Wissenschaft zu folgen bestrebt ist, vielfach das Be 
dttrfniss einstellt, schnell fiber chemische Fragen 
Auskunft zu erhalten. Die gewdhnlichen Lehrbttcher 
der Chemie kttnnen, wie Vf. in der Vorrede hervor- 
hebt, theils wegen der Ktlrze, theils wegen ihrer be- 
sondern Bestimmnng fllr den Unterricht eine solche 
Auskunft nicht bieten , and die grdssern Hand- nnd 
Lehrbtlcher sind, ganz abgesehen von dem Um- 
stande , dass sie nicht Jedem zur Verftlgung stehen, 
filr den fragl. Zweck deshalb nicht geeignet , weil 
die systematische Anordnung des Stoffes dem Nicht- 
chemiker das Auffinden des Gesuchten erschwert, ja 
oft unmdglich macht, obschon dasselbe in grosser 
AusfUhrlichkeit und ganz entsprefthend behandelt 
vorhanden ist. Das Gesagte gilt aueh von dem 
grossen [flbrigens unseres Wissens immer noch un- 
voliendeten] Handwdrterbuche der Chemie , das von 
Liebig, Poggendorf und Wohler begrflndet 
worden ist. 

Es kann daher das Unternehmen des Vf. , ein 
kurzgefasstes encyklopfldisches Nachschlagebuch aber 
die Chemie abzufassen, nur als ein sehr willkomme- 
nes bezeichnet werden, um so mehr, als derselbe die 
sich gestellte Aufgabe in hOchst anerkennenswerther 
Weise geldst hat, wobei als besonderer Vorzug her- 
vorgehoben zu werden verdient, dass neben der vor- 
wiegend behandelten eigentlichen Chemie auch eine 
grosse Anzahl physikalischer Gegenstande Berflck- 
sichtigung gefunden haben. Die in der Medicin ver- 
wendeten Droguen und chem. Pr&parate sind outer 
Hinweis auf ihre physiologische Wirkung und thera- 
peutische Verwerthung in grosser Vollst&ndigkeit 
aufgeftthrt , der physiologischen Cbemie ist eine sehr 

Original froim 

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224 


Mayer, die Tonricellische Leere. — Miaeellen. 


eingehende Beachtmug gewidmet worden, ausserdem 
aber haben die Artikel fiber die gewerbHchen Anwen- 
dnngen der Chemie in fttiologiseber und hygieini- 
scher Hmaicht grosses Interesse. 

Der Vf. hat sicher mit Recht anch die Aerzte 
uuter der ZahlDeijenigen mit aufgefilhrt, fllr welche 
er sein Buch bestimmt hat. Dasselbe kann behufa 
raacher Auakimft fiber Fragen aus dem Gebiete der 
Chemie, bez. der Physik bestena empfohlen werden. 

Winter. 

77. Die TorrioeUi’sohe Deere und fiber 
Auslosung; von J. R. Mayer. Stuttgart 
1876. Verlag der J. G. Cotta’achen Buch- 
handlung. 8. 16 S. (60 Pf.) 

Eisenbahnen und Telegraphen haben bewirkt, 
daas Land und Leute sicb so nahe gerilckt sind, dass 
von einer Lokalisation irgend eines bedeutenden Er- 
eigniflsea auf dem Gebiete der Wiasenscliaft, Kunst, 
PolitLk , Nationalokonoinie u. s. w. in Zukunft nicht 
mehr die Rede sein kann. Immer mehr verschwin- 
den die frfiber berechtigten Eigentbttmlichkeiten der 
einzelnen Culturvfilker. 

Der bertlbmte Culturhistoriker Buckle aagt: 
,,Ich muss es als das ftrgste geistige Symptom meines 
groaaen Vaterlandes anselien, was ich die unvoll- 
kommne Bildung seiner Naturforscher zu nennen 
wagen moss, ein Mangel, der aich sowohl in ihren 
Schriften , als in ihrer Gedankenrichtung zeigt. Es 
1 Asst aich nicht verbergen, dass sie einen ungehfirigen 
Reapekt vor Experimenten , eine nnpassende Liebe 
zu kleinlichem Detail und eine Neigung, die Erfinder 
neuer Instrumente und Entdecker von neuen oft un- 
bedeutenden Tliatsachen zu UberschStzen , an den 
Tag legen. Vergebens verlangen wir , dass dieaea 
Detail verallgemeint und geordnet werde ; statt dea- 


sen achwillt der Haufen immer an. Wir brauchen 
Gedanken und erhalten immer mehr Thatsachen. 
Wir hOren fortwtihrend was die Natur thut, aber wir 
liOren selten, was der Menscb denkt Die pr&chtigeii 
allgem einen Auffassungen eines Newton und Har- 
vey batten sicb niemala in einem Zeitalter, das aicli 
ganz in einem anverfinderten Zirkel von Experimen- 
ten und Beobachtungen verliert, voliziehen konnen. 
Wir haben es dahin gebracbt, dass unsere Thatsachen 
fiber unsere Erkenntniss hinausgeben und ihr in 
ihrem Verlaufe zur Lust fallen." 

Diese scharfe und harte , aber wahre Kritik der 
engliscben Medicin und Naturforscbung, passt ebenso 
gut auf die deutsche , ja letztere leidet vielleicbt nocb 
in erhohterem Grade an den bier markirten Mfingeln. 
Desto rfilimlicher und ehreuvoller ist es , wenn man 
Ausnabmen statu ire n kann. Zu diesen Mannem, 
welche sicb von den Tagesatrdm ungen frei zu er- 
halten wussten, gehort der Heilbronner Physiolog 
und Arzt J. Robert Mayer. Sein bertlhintes 
intemationales Gesetz „t ion der Erhaltung und Un- 
zersldrbarkeit der Kraft “ oder die mechanische 
WarmeOieorie entdeckte er nicht durch Experi- 
ment* , sondem auf induktivem Wege, gerade wie 
der Schotte Black Im vorigen Jahrhundert auf diese 
Weise die u latente Warms" ergrtindete. 

Schon der Name desVf. erweckt dalier ein gttn- 
stiges Vorurtheil fllr die in Ueberschrift genannten 
Abhandlungen. Beide sind ftlr den Physiologen wie 
praktischen Arzt bfichst interessant. Da Mayer 
auch das Fieber als eine „Auslfisung“ betracbtet, 
so dfirfte auch die schablonenm&ssige Anwendung 
des kalten Wassers und Chitlins in Zukunft vor 
dem Richterstuhle der Theorie koine Gnade mehr 
finden und liier abermals ein Beweis vorliegen, dass 
eine richtige Theorie und Praxis stets zu denselben 
Resultaten fllhren. Heinrich Roblfs. 


D. Miscellen. 


i. 

In dem Rec. de mem. de med. etc. milit. 3. Stir. 
XXX. p. 92 et 409. 1874; XXX. p. 377. 1876 werden 
von Toorraine, Redi6 nnd L6on Granjux 6 Be- 
obachtungen aber die Wrrhmrj kalter Udder mltgetheilt. 
Die Soldaten , um welche es sich hler handelt, waren 
Nichtschwimmer, befanden sich im kalten Bade ganzwohl, 
hatten aber eine hochrothc Haut, Kurze Zeit , nachdem 
sie das Bad verlassen und sich ankleideten , wurtle die 
Kfirperoberflache plotzlich ganz blast*, es vergingen ibnen 
die Sinne und vorfibergehend trat Bewasstlosigkeit bei 
sehr kleinem Pulse ein. Der eine Pat. fuhlto sich nach- 
her noch einige Tage unwohl n. klagte fiber Kopfsrhmorz 
nnd Uebelscin. Vielleicbt bernht anf dicsem pliitz lichen 
Weohsel zwiseben Hyperaurie der llaut nnd der innern 
Drgane die Ursache des pldtulichen Todes, dem hin and 


wieder ein Badender im gesanden Alter sum Opfer fallt* 
Die Beobachter meinen, dass es gerathen sei, Solche. 
welche im kalten Bade roth werden, moglichst rascli an.; 
demsetben zu entfernen. Die ungenfigende Bewegung 
bei Nichtscliwimmern im kalten Waaser tragt vielleiclit 
zn diescr anomalen Blntclrkulation bei. 

2 . 

Impfpocken am obem Augenlidrande, und zwar 6 an 
der Zahl 'bcobaehtete Dr. L. Katz in Berlin (Deutsche 
med. Wchnsclir. II. 36. 1870). Das Kind, ein 4jfihr., 
an leicliter Blepharitis leidendes Madchcn, hatte jedenfal Is 
am Tage der Abirapfung sich dieLymphe mit deuFingem 
an das Ange gerieben. Ein Nachtheil durch die Vernar- 
liung wurdc nicht bcnbachtct, da die Pocken frukzeitijr 
gefiffnet und die begleitende Lid- u. Bindehantentzfindung 
consequent mit Kalte bebandelt worden war. 


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JAHRBOCHER 

der 

In- und auslandlschen gesammten Medicin. 

Bd. 172. 1876. M 3. 


A. Ausztige. 

I. Anatomic u. Physiologic. 


G12. Anthropometrisohe Beobachtungen. 
und Bereohnungen ; von Dr. Percy Bonlton. 
(Brit. med. Joum. March 4. 1876.) 

Die Zunahme der Kdrperl&nge und des KOrper- 
gewiclits im intrauterinen Leben folgt einer zeit- 
lichen Gesetzmassigkeit, die uns in den Stand setzt, 
das Alter ernes vorzeitig gebomen Kindes in it einiger 
Sicherheit zu bestiinmen. Der 12w0cbentliche Em- 
bryo, wenn er geetreckt wird , misst 3 engl. Zoll >) 
und ist 1 Unze *) schwer. Misst der 2 Wochen site 
Embryo, wie angegeben wird, nur */ ls Zoll, so hat 
die Kbrperl&nge dann innerhalb 10 Wochen um das 
36faclie zugenommen. Von der 12. bis zur 16. 
Woche steigt die Kfirperl&nge bis zu 5*/ s Zoll an, 
der Embryo ist also innerhalb 4 Wochen um 2 */ 9 
Zoll gewachsen, d. h. um so viel, als ein norm ales 
Kind nach der Geburt etwa innerhalb eines Viertel- 
jahres zu wachsen pflegt. Ueber die 16. Woche 
hinaus betrflgt aber das embryonale Wachsthum in- 
nerhalb jedes 4wochentlichen Zeitabschnitts immer 
2*/ 4 Zoll bis zur Geburt. Das Kdrpergewicht des 
Embryo nimmt von der vollendeten 12. Woche 
(1 Unze) an bis zur vollendeten 16. Woche so zu, 
dass auf jede von den 4 Wochen */, Unze kommt, 
weiterhin bis zur 20. Woche so, dass auf jede von 
den 4 Wochen 1 Unze kommt, weiterhin bis zur 
24. Woche so, dass auf jede der 4 Wochen 2 Unzen 
kommen, und so ist mit 24 Wochen ein Gewicht von 
15 — 16 Unzen erreicht. Fttr die nkchsten 4 Wo- 
chen betrflgt die wdchentliche Zunahme 4 Unzen, 
fhr die darauf folgenden 4 Wochen wdchentlich 
8 Unzen , so dass mit 32 Wochen das Gewicht von 


•) 1 Zoll engl. — 26 Millimeter. 

*) 1 Unze engl. Med.-Oew. -=31.1 Gramm. 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hit. 3. 

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4 Pfund erreicht ist. Von da an bis zur Gebnrt aber 
betrftgt die wdchentliche Gewiehtaznnahme immer 
nnr 8 Unzen, und so erhalten wir folgende Grtssen- 
und Gewichtstabelle far das in der Geb&rmutter ver- 
weilende Kind : 


Woche Lange Pfand Unzen 


12. 

3 Zoll 

— 

i 

16. 

3—6'/, Zoll 

— 

3 

20. 

6’/i-8 * 

— 

7 

24. 

8-10'/, „ 

— 

16 od. 16 

28. 

10'/,— 13 „ 

2 

— 

32. 

13-16«/, „ 

4 

— 

36. 

16'/,— 18 . 

6 

— 

40. 

18-20'/, , 

8 

— 


WUrde der Fbtus aber die 28. Woche hinaus 
nach dem bisherigen Modus an Gewicht zunehmen, so 
dass nflmlich der auf 1 Woche des 4wdchentlichen 
Abschnitts entfallende Wachsthumsquotient sich ver- 
doppelte, dann wtlrde der Fbtua mit 36 Wochen be- 
reits 8 Pfund und bei der Geburt 16 Pfund wiegen. 
Immerhin werden die Ffllle, wo Neugeborne 10, 12, 
14, 16, scibst 18 Pfund schwer waren, sich wohl 
so erklflren lassen , dass der bis zur 28. Woche die 
Gewichtszunahme bestimmende Modus auch nocb 
darttber liinaus in beschrflnkterem oder vollsiftndige- 
rem Maasse zur Geltung gekommen ist. 

Eine ganz ausserordentliche Aenderuag in den 
Wachsthumsfortschritten tritt dann ein, wenn das 
Kind die Gebftrmutter verl&sst und in die Anssen- 
welt abertritt. WUchse das Kind nach der Geburt 
in gleichcr Gesetzmassigkeit fort, wie von der 12. 
Embry onalwoche an, nflmlich innerhalb 4 Wochen 
immer um 2'/, Zoll, so wflrde seiu Wachsthum im 
Verlaufe des 1. Lebensjahres 40 Zoll [32'/ s Zoll] 
betragen. Allein das geborne Kind nimmt im ersten 
Lebensjahre nur um 6 Zoll an Lflnge zu und seine 

29 

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220 


I. Anatomie 

Gewichtszunahme in diesem Zeitraume betrftgt un- 
gefihr 10 Pfund. Wenn der normal sich ent- 
wickelnde Fdtus wahrend der 9 Monatc des intra- 
uterinen Lebens 18Zoll erreiehte, so verfliessen nach 
der Geburt nicht weniger als 3 Jahre, bis das Kind 
seiner GrSsse nochmals 18 Zoll zugesetzt hat nnd 
3 Fuss hoch ist, nnd es verfliessen dann wieder 7* /a 
Jahre, bis das Kind seiner GrSsse nochmals 18 Zoll 
aigesetzt hat: erst mit 10 */, Jahren misst das Kind 
^ | 6 

lioulton hat in der folgenden Tabclle die Grosso 
nnd das Gewicht der Kinder bis znm vollendeten 3. Lo- 
bonsjalire znsammenRestellt, indem er ubrijrens an ad ruck - 
" TTeli bemerkt, dass er die Wage nnd den Maassstab be! 
* Individucn dieses Alters nur in beschranktcm Maasse hat 
zur Auwendung brineen konnen. (Der Rechnnng nach 
Steinen [14 Pfund] und Pfnnden ist die einfache Pfond- 
reehnung snbstitnirt worden.) 


’1188 

Zoll 

Pfund 

Fuss 

Zoll 

Pfund 

2 

— 

18 

2 

7 

28'/, 

2 

1 

19'/. 

2 

8 

30 

2 

2 

21 

2 

9 

31'/, 

2 

3 

22'/, 

2 

10 

33 

2 

4 

24 

2 

11 

34'/, 

2 

6 

26'/, 

3 

— 

36 

2 

6 

27 





Wenn also zu Anfang dieses Zeitraums auf 24 Zoll 
Korperhohe 18 Pfund KSrpergewicht komraen , so 
entspricht jedem Zoll 3 / 4 Pfund Gewicht. Bei fort- 
soUreitender Korperentwicklung nimmt aber das KSr- 
pergewicht fllr je 1 Wachsthumszoll uni Vj t Pfund 
zu, iind wenn mit vollendetem 3. Jahre 3 Fuss Kdr- 
perhShe und 36 Pfund Kurpergewicht erreicht sind, 
dann entf&llt auf je 1 Zoll Korperhohe 1 Pfund Kor- 
pergewicht. 

1m Mittel soli das Kind mit 1 Jalir 2 Fuss 4 Zoll, 
mit 2 Jahren 2 Fuss 8 Zoll, mit 3 Jahren 3 Fuss 
messen. Nun wachst aber der KSrper nicht bios in 
die Lange, sondem auch in die Dicke, und deslialb 
1st der anf je 1 Zoll entfallendc Gewichtsqnotient bei 
'2 Fuss nur ®/ 4 Pfnnd, bei 3 Fubs dagegen 1 Pfund. 

Weiterhfn wird dieser Gewichtsqnotient ftlr je 
t Zoll noch grosser nnsfallen mflssen. 80 entspricht 
dbnn bei der zwischcn 3 und 4 Fnss sich bewegen- 
deh KtlrperhShe jedem Zoll l*/ 4 Pfnnd Korper- 
gewicht , und bei der zwischen 4 imd 5 Fnss sioh 
bewegenden KSrperhohc kommt l'/j Pfnnd auf je- 
den Zoll. Das Gewicht von Kindem , die zwischen 
3 'und 4 Fuss messen , erhalt man, indem ftlr jeden 
Zoll 2 Pfund gcrechnet werden, das Gewicht von 
Kindem, die zwischen 4 und 5 Fuss messen, wird 
erhaHen, wenn man anf jeden Zoll 2«/ s Pfnnd rech- 
net. So erhalten w!t folgende Tabelle: 


Fnss 

Zoll Pfnnd Fuss 

ZoU 

Pfund 

3 

— 

36 3 

10 

66 

3 

1 

38 3 

11 

68 

3 

2 

40 4 

— 

CO 

3 

3 

42 4 

1 

62'/, 

3 

4 

44 4 

2 

66 

3 

5 

46 4 

3 

67'/., 

3 

0 

48 4 

4 

70 

3 

7 

50 4 

5 

72'/, 

3 

8 

62 4 

6 

76 

3 

9 

54 4 

7 

77'/, 

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11. Physiologie. 

Fuss Zoll Pfnnd Fuss Zoll Pfund 
4 8 80 4 11 87'/, 

4 9 82'/, 6 — 90 

4 10 85 

Im Mittel erreichen die Kinder 4 Fuss, bevor 
sie 8 Jahre z&hlen, und 5 Fuss, bevor sie das 13. J. 
erreichen. Wir begegnen aber ungemein wechseln- 
den Grossen bei glcichalterigen Kindem. Sonst 
gesunde Kinder, in deren Familie vielleicht geringe 
KSrpergrGsse herrschend ist, wachsen nur langsam, 
etwa 2 Zoll im Jahre statt 3*/* Zoll. Kntspficht 
nur das KSrpergewicht der wirklich erlangten Kdr- 
pergrSsse, so darf man in ihrer Kleinheit nichts Pa- 
thologisches finden. Andere Kinder, in deren Fa- 
milie hohe Staturen herrschen, "wacbsen dagegen 
rascher, vielleicht 3 Zoll im Jahre, und das hat auch 
nichtB zu sagen , falls nur die in der vorstehenden 
Tabelle verzeichneten Gewichtswerthe mit der er- 
reichten KOrperhohe harmoniren. Das kleine lang- 
8am wachsende Kind wird vielleicht erst mit 15 J. 
seine 5 Fuss und 90 Pfund erreichen, das rascli 
wachsende Kind vielleicht schon mit 11 J&hren ; das 
mtttlere Kind dagegen erreicht dieses Ziel , wenn es 
noch nicht ganz 13 Jahre z&hlt. Alle 3 konnen 
aber gesunde Kinder scin, die sich nach ihrem be- 
sondern Typus entwickeln. Yersuche, urn das im 
Waclisthum zurllckstehende Kind zu treiben, kiin- 
nen nur erfolglos bleiben oder hoclistens Schaden 
bringen. 

Fllr eine GrSsse von tlber 5 Fnss werden die 
Verhaltnisse schwieriger, weil dieselbe nicht nnr bei 
noch wachsendcn Individnen angetroffen wird, son- 
dem auch bei vollstiindig erwarfmentn Prrxonen. 
Dutch Hundertc von UntcTsiichnngen glaubt Boul- 
ton gefimden zu haben , dass crwachsene Personen 
2 Stein oder 28 Pfnnd mehr wiegen als die noch im 
Wachsen begriffenen Individnen, die mit den Er 
wachsenen gleiche KSrperhOhe besitzen. Die nach- 
folgende Tabelle, von 5 bis zu 7 Fuss sicli er- 
streckend, gilt demnach ftlr Erwaclwene; sie hat 
aber auch ftlr die noch im Wachsen begriffenen In- 
dividnen Giltigkeit , sobald nnr von dem jeweiligen 
Gewichtswerthe 28 Pfnnd in Abzng gebracht wer- 
den. 


Fuss 

Zoll 

Pfund 

Fnss 

Zoll 

Pfnnd 

5 

— 

120 

G 

1 

18G 

5 

1 

126 

G 

2 

192 

5 

2 

130 

G 

3 

198 

6 

3 

136 

G 

4 

204 

5 

4 

140 

G 

6 

210 

5 

5 

145 

6 

6 

216 

5 

6 

160 

G 

7 

222 

5 

7 

156 

G 

8 

228 

5 

8 

160 

G 

9 

234 

5 

9 

165 

G 

10 

240 

5 

10 

170 

G 

11 

246 

6 

11 

176 

7 

— 

262 

6 

— 

180 





EuiBursohe also, der 5 Fuss 5 Zoll misst, wttrdo 
nicht 145 Pfund wiegen, wie die Tabelle anzeigt, 
sondem nur 117 Pfund; falls er aber nicht weiter 
wtlchse, wflrde er dann als Erwachseaer von ge- 
nannter Korperhohe das erstere Gewicht anfweiaen. 

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227 


I. Anatomic 

demise dieser Tabelle hat man bei Erwachse- 
iien, die 5 Fuse messen , jeden Zoll der Kdrperhfihe 
= 2 Pfand zn berechnen, bei jenen, die 6 Fuss 
messen, den Zoll = 2 1 /, Pfund zu setzen, bei jenen 
endlich , die 7 Foss messen , den Zoll = 3 Pfund 
ajnzanehmen. Das Gesammtgewicht aber wichst 
bei jenen zwischen 5 nnd 6 Fuss um 5 Pfund , bei 
jenen zwischen 6 und 7 Fuss um 6 Pfund ftlr jeden 
Zoll mehr. 

Alle diese Maasse und Qewichte sollen sich flbri- 
gens wohl auf die mftnnliche Bevfllkerung Englands 
beziehen, was Boulton ausdrflcklich anzugeben 
▼ergeesen hat. (Theile.) 

613. Das sweigetheilte JoohbeLn ; von Dr. 
Max Flesch. (Verhandl. d. phys.-med. Ges. zu 
Wurzburg. N. F. 1 u. 2. p. 46. 1876.) 

In der von F. gegebeoen Zusammenstellung der 
Variet&ten-Beobachtungen aus dem Prftparatensaale 
zu Wllrzburg vom 1. Febr. 1874 bis 1. April 1875 
geschieht auch dieser im Ganzen seltenen , aber be- 
reits von W. Grubet (1870) monographisoh be- 
bandelten Varietftt in umstftndlicher Weise Erwah- 
nung. 

Das Zerfallen des Jocbbeins durch eine horizon- 
tale Nabt in einen obern und untern Knochen wurde 
nach Gruber’s Untersuchungen bei 500 bis 1000 
Schitdeln von Europaern nur einmal angotroffen, ist 
dagegen bis jetzt bei fast dem dritten Theile der 
nntersuchten Japanesenschadel gefunden worden, 
weahalb Hilgendorf diese Knochenvarietat ge- 
radezu als Os japonicum zu bezeichneu vorgeschla- 
gen hat. 

Die Mitthellung von Flesch basirt auf 3 Beobach- 
tungen der genannten Varietat. Der eine Fall kam unter 
81 Schadeln von Bewohnern Unterfrankens vor, die im 
letzten Jahre gesammclt worden w.iren ; ein zweiter Fall 
fand sich in einer Sammlnng von 77 Schadeln von unbe- 
kannter Herkunft; der dritte Fall betrifft einen Dajak in 
der Wurzburger Sammlung von Kassenschadeln. In alien 
3 Fallen bestcht die Anomalie auf bciden Sciten zu- 
gleich. 

Das obere Stuck des getheilten Jocbbeins entspricht 
dem norraalen Jochbeine des Menschen, dessen Stirafort- 
satz den Augenhohlenring schlicsst; die imterc Partie ist 
ein uberzahliges Knochcnstuck. Das untere uherziihllgc 
Joehbeinstuek hat am Dajakschadel 9 Mmtr. Ilohe', an 
(len beiden andern Schadeln 10 und 13 Mmtr. Der A.rcua 
maxillo-temporalis intrajugalis Gruber ist an dem einen 
Schadel reehterscits vollstiindig zu Standc gekonimen und 
linkrrseits naliczu vollstandig. Stark vorspringende 
Knochenzackcn an der InncnHache dor Jochfortsatze des 
Sehlafenboins und des Oberkiefers sind An deut ungen, 
class der Arcus maxillo-temporalis auch bei den andern 
Schadeln zu Stands kommen sollte. 

Das Auftrcten einer Zweitheilung des Jocbbeins 
l&sst sich nur auf die Aulage mchrerer Ossifikations- 
punkte zurilckfilhren. Niclit sclteu zeigt sicli an aus- 
gebildeten Schiideln an der Innenflilche des Jocbbeins 
eine Furclie , die in horizontaler Kichtung verlauft . 
und als Keprasentant einer fillhoren Naht gclten 
kann. 

Auch bei den S&ugethieren kommt das zwei;. 
getheilte Jocbbein gelegentlich als Varietat vor, z. B. 


u. Physiologic. 

auch beim Orang-Utang, nirgends jedoch als typisebe 
embryonale Bildung. Die vergleichend-anatomiscbe 
Untersuchung bereclitigt aber zu der Annahme : das 
zweigetheilte Joc/tbein entsteht durch selbststandige 
Entwicklung des gevndhnlich als Stirnfortsatz des 
Jochbeins auftretenden Knochenabschnitts. 

(Theile.) 

614. Zweitheilung des ersten Keilbeins 
der Funwunel; von Dr. Max Flesch. (Ver- 
handl. d. phys.-med. Ges. zn Wllrzburg. N. F. 1 u. 
2. p. 53. 1876.) 

Die zuerst von W. Gruber erwfthnte und wei- 
terhin durch Friedlowsky genauer beschriebene 
Theilung des ersten Keilbeins , wodurch cine Ver- 
mehrung der Tarsalknochen herbeigefllhrt wird, 
kam am soust normalen Fusse eines erwachsenen 
Individuums vor. 

Der Knochcn 1st in horizontaler Richtnng getheilt, 
so dass ein Tlorsales nnd ein plan tares erstes Kellbein zu 
unterscheiden ist. Die regelmasslg vierseitigen Knochen 
sind 24 Mmtr. lang, 19 Mmtr. breit, nnd der untere hat 
20 , der obere 22 Mmtr. Ilohe. Die beiden Knochen beT 
ruhren sich vom durch rauhe, mit zahlreichen Oeffnungen 
versehene Flachen , haben aber nach hinten glatte, offen- 
bar gelenkartige VerbindungsflSchen. 

Am Kahnbein zerfallt die ffir das erst© Kellbein be- 
stimmte Gelenktifiche durch eine ziemlieh stark vorsprin- 
gende Leiste in eine kleine obere dreieckige und eipc 
grosscrc untere viereckigc Flache. Ebenso wird die ent- 
sprechende Gelcnkflache des ersten Mittelfnssknochens 
dnrch einen horizontalen Vorsprung In 2 Flachen fBr die 
beiden ersten Kellbeine getheilt. 

Eine Thierfthnlichkeit darf in dieeem Zerfallen 
des ersten Keilbeins nicht gefunden werden. Wahr- 
schernlich kommt diese Formation dadurchzuBtandfl, 
dass in dem prim&ren einfachen Knorpel getreante < 
und verharrende Ossifikationspunkte entstehen. 

Als Uebergangsstufe zum vollstandigen Zerfall 
des ersten Keilbeins wurde bereits von Gruber 
eine unvollstandige ITalbirung durch eine Horizontal- 
spalte beobachtet. F 1 e s c h bildet einen derartigen 
von ihm beobachteten Fall ab : die Spalte durchsetet 
von hinten her ein Viertel des Knoohens , nnd aaoii 
hier ist die GelenkflAche des Kalinbeins fUr das 
erste Keilbein in einen oberen dreieckigen and 
einen untern vicreckigen Abschnitt getheilt. 

(Theile.) 

615. Die Gelenke am Zungenbeiue und 
am Kehlkopfe ; von Dr. Ernst Krnli. (Ztschr. 
f. Anat. n. Entwicklungsgescli. II. 1 u. 2. p. 145 — 
158. 1876.) 

Die Untersuchnngen an PrSparaten vom Men- 
schen wurden auf Durchschnitten und mittels des 
Mikroskops vorgenommen. 

Am Zungenbeine wurde das Vorkommen einer 
Amphiarthrosc zwischen dem Kdrper nnd dem groe- 
sen Home fttr die Mehrzahl der Fallc festgcstellt. 
Auch zwischen dem kleinen Horne und dem grossen ,, 
Horne liess sich meistens eine Ungslaufende Spalte, 
eine Ampbiartbrose, erkennen-, wo aber dieser Nacb- 


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228 


I. Anatomic u. Phyaiologie. 


weis nicbt gelang , zeigten rich grosses und kleines 
Horn dnrch cine lockere B&ndmasse verbunden. Die 
beiderlei Gelenkhohlen communiciren nicbt mit ein- 
ander. Am Zungenbeine ganz jugendlicher Indivi- 
duen scbeinen ttbrigens diesc Gelenkhohlen noch 
ganz zu fehlen. Am auBgebildetsten erscbienen sie 
bei Individuen von 20 — 40 Jahren. SpAterhin wirkt 
ein immer weiter greifender Verkndcherungsprocess 
auf eine allgemeine RaombeschriUikang dieser Ge- 
lenke ein. 

Am Kehlkopf durfte das allgemein bekannte Ge- 
lenk zwischen Cart, cricoidea und arytaenoidea von 
einer besondern Untersuchung ausgeschlossen bleiben. 

Zwischen dem untem Home der Cart, thyreoidea 
nnd der Cart, cricoidea findet sich regelm&ssig eine 
Arthrodie : der von der Cart, cricoidea gebildete Ge- 
lenkkopf entspricht nur einem kleinen Segmente einer 
ann&hemd kugeligen FlAche, deren Radius in ein 
Paar Fallen auf etwa 1 Ctmtr. bestimmk werden 
konnte ; die am Home des Sckildknorpehs befindliche 
Pfanne correspondirt mit diesem KOpfchen. Statt die- 
ser Gelenkspalte fand sich einige Male eine etwa hirse- 
korngrosse Hdhle von ovaler Form , mit scharfen, 
oben ausgebucbteten RAnderu. In einzelnen Fallen 
Bchien aber auch die Verbindung der beiden Knor- 
pel einfach dnrch Bandmasse hergestellt zu werden. 
Das Gelenk 1st nicbt allemal auf beiden Seiteii gleich 
entwickelt, und erst nach der PubertAt wnrde es mit 
Bestimmtbeit ausgebildet gefunden. 

Ein Gelenk zwischen Cart, arytaenoidea und 
comicnlata, wie es von L u s c h k a beschrieben wor- 
den iBt, war in keinem einzigen Falle aufznfinden; 
beide Knorpel sind dnrch elastische BAnder oder 
Fasen verbunden. (T h a i 1 e.) 

616. Ursprung der Art. meninges media 
aus der Ophthalmica ; von Prosektor Dr. E. 
Zuekerkandl. (Wien. med. Jahrbb. 1876. 
p. 342—350.) 

Folgende Fftlle dieser Varietftt sind in Z.’sBeob- 
achtnng gekommen. 

1) and 2) An 2 mannlichen Leichen fand Rich uber- 
einstfanmend UnkerseitR folgende* Verhalten. Die in ge- 
wShnlicher Weise in die OrbitalhShle eingetretene Oph- 
tbalmica zerfallt alsbald in 2 etwa glcicb grosse Aeste, 
welcho die eigentliche Ophthalmica und die Meningea 
media reprasentiren. Die Meningea media tritt dttrch die 
Fissara orb. sap. in die Schfidelhohle zur&ck , ohne vor- 
her fiir die Orbits and deren Contenta Aeetchen abiu- 
geben. Der Stamm der Meningea und ihre Verzweigungen 
liegen aber in tiefen Furchen der seitlichen Schadclwan- 
dnng, die von der obern Angenhdhlenspalte an bis auf die 
Scbnppe des Hinterhauptbeius leicht zu verfolgen sind. 
An SteUe des For. spinosum findet sich eine ausserst 
enge Fissur. Die Art. petrosa 1st ein Ast der Carotis 
Interna. 

8) Letehnam etne* Mannes. Die in die OrbitalhShle 
eingetretene Ophthalmioa spaltet sich reehterseits in einen 
innern and aussern Ast : jener ist die eigentliche Ophthal- 
mica, dieser die Meningea media. Der aussere Ast giebt 
snn&chst die Lacrymalis nnd die Ciliaris ext. longa ab ; 
daan tritt er durch die Fissara orb. sup. in die Schadei- 
hSUe, and hier verlaafen der Stamm and dessen Aeste in 
tlefes Furchen der seitlichen SchAdelwandung bis zum 

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Hinterhauptsbeine hin. Auf der Sehlifenbetnachnppe ver- 
einigt sich fibrigens mit der abnorm entsprungenen Menin- 
gea media noch ein Arterienast , der von der Maxilla ris 
int. kommt und durch eiuen hiDter dem For. ovale gelege- 
nen Spalt in die Schadelhdhle eintritt. 

4) An einer Kindsleiche verlauft rechtereeiti ein der 
Ophthalmica an 8tarke uberlegenes Gefass , der aussern 
Seite des Opticus anliegend, in die Augenhohle, und spal- 
tet sich in einen ausseren starkeren und einen inneren 
schwacheren Ast. Der innere Spaltungsast streicht fiber 
den Opticus, giebt Rami musculares, eiuen besonders star- 
ken in den Rectus oculi int. , und endigt als Ethmoidalis 
posterior. An der Spaltungsstelle der Ophthalmica geht 
von der untern Flache erst die Frontalis ab , die sich von 
unten um den Opticus schlagt und an die Innenseite der 
Augenhohle gelangt , so dass also der Opticus durch eine 
arterielle Schlinge tritt. Der aussere aus der grossen 
Ophthalmica abgehende Ast verlauft 6 Mmtr. weit an der 
aussern Orbitaiwand , biegt sich dann nach hinten und 
aussen , steigt zweigespalten in einer an der Fissara orb. 
sup. begiunenden und bis zur Mitte des Scheitelbeins 
sichtbaren doppelten Furche an der Seitenwandung des 
Schadels nach hinten und obeu , die SteUe der Art. men. 
med. einnehmend. Aus dem Orbitalabschnitte der abnorm 
entsprungenen Meningea media kommen neben versehie- 
denen Muskeiasten eine stark entwickelte Lacrymalis and 
sammtiiche Ciliares. Durch das enfee schlitzformige For. 
spinos. tritt rcchterseits nur ein feines Gefasschen in die 
Schadelhohle , das ausser kleinen Zweigelchen fur die 
Dura-mater nur noch die Petrosa abgiebt. 

Das Auftreten dieser VarietAt des Drsprungs der 
Meningea med. erklArt sich aus dem Vorkommen 
einer constanten Anastomose zwischen Meningea med. 
und Aesten der Ophthalmica, dem sogen. Ramne 
orbitalis meningeae mediae, der allerdings mannig- 
fach variirt. Der Rarans orbitalis, aus dem vordern 
Aste der Meningea med. hervorgehend , dringt am 
seitlichen Winkel der Fissura orbit, sup. in die 
Augenhdhle, verbindet sich gewOhnlich durch eine 
knrze Anastomose mit der Lacrymalis , lftuft an der 
Aussern Orbitaiwand nach vorn, anastomosirt mit 
Aestcben der Infraorbitalis und reicht meistens bis 
zur Aussern vordern Begrenznng der Augenhohle. 
Bereits Haller gedenkt mehrerer Abweichnngen 
dieses Ramos orbitalis : Abgang der Lacrymalis aus 
demselben ; doppelter Ramus orbit, ftlr die Lacry- 
malis ; Anastomosen des Ramus orbit, mit dem 
Hauptstamme der Ophthalmica , womit das 8chema 
ftlr den Abgang der Meningea media aus der Oph- 
thalmica gegeben ist. 

Der Ramus orbitalis meningeae mediae fehlt 
wohl nie vollstAndig, doch ist er bisweilen so mangel- 
haft entwickelt, dass er, ohne eine Anastomose mit 
der Lacrymalis einzugehen , gerade noch ausreicht, 
die hinterste Partie der Aussern AugenhOhlenwand 
mit periostalen Zweigelchen zu versehen. 

Der beschriebene Ursprimg der Meningea media 
aus der Ophthalmica ist auch noch an macerirten 
SchAdeln nacbweisbar. Er verrAth sich durch voll- 
stAndiges Fehlen oder doch durch Verkttmmenmg 
des For. spinosum und somit auch Mangel einer 
grossen vom hintem Keilbeinwinkel nach oben und 
vorn gehenden Keilbeinfurche , wogegen eine solebe 
an der Fissura orbit, sup. beginnt und sich bis zum 
Hinterhaupte hin eratreckt. Dazu gesellt sich bAnfig 
auch noch unilaterale Erweiterung des For. ovale. 

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I. Anatomic u. Physiologic. 


229 


Der abnorme Beginn der Meningeal furche genii gt 
schon zur Diagnose am macerirten Schadel. Bei 
der Untemchnng von 150 Schildeln fand Z. diese 
abnorme Fnrche zweim&l. (T h e i 1 e.) 

617. Zur Kenntnias der Zungenvenen ; von 
Prosektor Dr. E. Zuckerkandl. (Wien. med. 
Jahrbb. 1876. p. 335—342.) 

1) Venae comitantes der Art. lingualia , eine 
obere nnd eine nntere, begleiten die Arterie bis zu 
deren Abgange von der Carotis externa und mtlnden 
getrennt entweder in die Vena facialis communis 
oder in eine Vena pharyngea. Die nntere Vene 1st 
meistens die stilrkere. Uebrigens variirt das Caliber 
dieser Venae comitantes, weil mit den tlbrigen venb- 
sen Abzngskanftlen der Znnge ein compensatorisches 
Verhftitniss bestcht. Dnrcb zahlreiche Anastomosen 
zwischen den beiden Venen wird ein venoses Gitter- 
werk um die Arterie gebildet. Das venose Ge-. 
flecht ist manchmal in solchem Grade entwickelt, 
tiass man besondere Venae comitantes nicht wohl 
unterscheiden kann. Anch sind die Venae comitantes 
manchmal auf beiden Seiten ungleich entwickelt. 
Anastomosen zwischen ihnen und den Venae hypo- 
glossae dnrchbobren den Muse, hyoglossus. In einem 
Falle trat die nntere Comitans lingnalis vollst&ndig 
durch diesen Mnskel und mttndete in die untere Vena 
hypoglossa. 

2) Venae kypoglossae , eine obere, ftlr gewdhn- 
lich ganz schwaehe, und eine untere, betrScbtlich 
gros8e folgen wesentlich dem Verlanfe des Nervus 
livpoglo8sus. Sie entwickeln sich zum Theil aus den 
die Art. lingualia umgebenden Venen , zum Theil 
aber auch aus selbststfindigen Zweigen , die von der 
Schleimhaut nnd von den Mnskeln der Znnge kom- 
men. Die Venae liypoglossae milnden isolirt in die 
Vena facialis communis oder auch gemeinschaftlich 
mit einerVena pharyngea und den Venae comitantes 
der Art. maxillaris externa in die Jugularis interna. 

Die Venae hypoglossae inferiores beider Seiten 
oder aber die Hypoglossa inferior der einen und die 
Lingualia inferior der andern Seite anastomosiren 
ganz regelmfissig dnrch einen den Muse, genioglossns 
durchsetzenden Ast. 

Die Hypoglossa inferior ist zuweilen schwach, 
wenn sie den Nerven nach kurzer Begleitung ver- 
lisst, den Mnsc. mylohyoidens durchbohrt und in die 
, Vena snbmentalis oder Vena facialis antica ein- 
mflndet. 

Wird die Art. lingnalis behufs der Ligatnr im 
Dreieck zwischen Nerv. hypoglossus, Mnsc. digaatriens 
und mylohyoideu8 anfgesncht, so kommt die Vena 
hypoglossa inferior in’s Operationsgebiet und durch 
sie kann vielleicht das Operationsfeld mit Blut fiber- 
schwemmt werden. Deshalb ist es wohl gerathener, 
die Ligatar der Art. lingnalis , wie es bereits M al- 
ga i g n e vorgeschlagen hat, unterhalb des Digastricus 
vorzunehmen, zwischen diesem und dem grossen 
Horne dee Znngenbeins , wo man zudem dem Ur- 
sprunge der Arterie n&her ist. 

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3) Venen , welche den Nervus lingualia und 
den Lhictua W/iartonianua begleiten. Mit dem 
Nerven verlftuft ein einfacher oder auch doppelter 
Venenstamm, der sich ans Muskel- und Schleimhaut- 
ksten am Boden der Mundhdhle bildet, mit der Vena 
hypoglossa anastomosirt und in Begleitung des Nerv. 
lingnalis zu dem grossen Venengeflechte hinzieht, 
welches den Mnsc. pterygoidens extemus umspinnt. 
Znweilen m linden diese Gef&sse in eine starke Vene, 
die an der Seitenfltlche des Pharynx bis zum Schtldel- 
grunde aufsteigt, sich hier wieder nach abwHrta 
wendet nnd gleichfalls in den Plexus pterygoideus 
mfindet. 

Das den Duct. Whartonianus umgebende Venen- 
geflecht steht mit den Venen der SubmaxillardrUse 
in Verbindung. Eine die Drilse perforirende Vene 
bewirkt eine Verbindung zwischen V. snbmentalis 
und V. facialis communis. 

4) Das dorsale Zxmgenvenennetz , welches von 
L u 8 c h k a genau beschrieben worden ist. 

(Theile.) 

618. Vasa aberrantia amHoden; von Prof. 
M. Roth in Basel. (Ztschr. f. Anat. und Ent- 
wicklungsgeschichte II. 1 a. 2. p. 125. 1876.) 

Neben den seit Haller so vielfach untersnehten 
Vasa aberrantia , die am untera Theile des Neben- 
hodens und am Vas deferens sitzen , haben K o b e 1 1 
und weiterhin L u s c h k a dergleichen auch am Kopfe 
des Nebenhodens kennen gelehrt. Analoge Blind- 
schlfiuche beobachtete Roth aber auch am Rete 
testis, bisher in 4 Fallen, 2mal am reebten, lmal am 
linken Iloden und lmal auf beiden Seiten. Diese 
Vasa aberrantia , deren Lftnge von 9 — 20 Mmtr. 
variirt, entspringen vom Rete testis am untern Ende 
des Nebenhodenkopfes und verlaufen gestreckt im 
vordern untern Theile des Samenstrangs auf der 
medialcn Seite des Nebenhodens. Sie haben etwa 
gleiche Weite mit den Vasa efferentia, verschmillem 
sich aber nach dem Rete testis hin und zeigen am 
blinden Ende eine kolbige Anschwellung oder mehr- 
fache divertikelartige Ausbuchtungen. Sie enthalten 
eine belle Fllissigkeit, obne Samenf&den, und werden 
von einem cylindrischen Flimmerepithel ausgekleidet. 
Roth deutet diese Vasa aberrantia als WolfFsche 
Kan&le, die den Anschluss an den Hoden gewonnen 
haben, aber abnormer Weisc vom Wolff schen Gauge, 
dem Canalis epididymidis, abgeschnflrt warden. 

Dieser kurzen Beschreibung sind Bemerkungen 
fiber 2 andere am Hoden vorkommende Gebilde an- 
gereiht. 

Das gleich diesen Vasa aberrantia im untern vor- 
dem Theile des Samenstrangs liegende Organ von 
G i r a 1 d fe 8 oder H e n 1 e ’s Parepididymis , ist nach 
Roth’s Untersuchungen mit einem cylindriflchcn 
Flimmerepithel ausgekleidet , das bereits beim Neu- 
geborenen angetroffen wird und anch noch im h8ch- 
sten Alter vorhanden ist. Die Cilien sind fast halb 
so Iang als die sie tragenden Cylinderzellen. Ob- 
schon die Zellen in der Regel vom PubertAtsalter an 

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230 


I. Anatomic a. Physiologic. 


in starker Fettdegeneration angetroflfen werden , so 
erhalten rich die Flimmerhaare demungeachtet intakt. 
Wahrscheinlich erscheinen dieCilien gegen Ende der 
Ffltalzeit. WenigstenB waren bei Fotus von 21 und 
von 30 Ctmtr. Lange nur einfache Cylinderaellen 
ohne Spur von Fiimmerhaaren vorhanden. 

In Betreff der ungestielten oder Morgagni’ - 
schen Hydatide am obern Ende des Hodens konnte 
Roth zwar die neuere Angabe von Fleischl be- 
statigen , dass dieselbe mit cylindrischem Flimmer- 
epithel bedeckt ist ; dagegen vermag er rich 
Flei8chl’s Deutung des ganzen Gebildes als Ova- 
rium masculinum, die bereits von W a 1 d e y e r, sowie 
von W. Krause Zustimmung erhalten hat, nicht 
anzuschliessen. Er bait noch immer die Angaben 
von L u s c h k a u. von 0. Bcckerfllr maassgebend, 
wonach wenigstens zuweilen die Morgagni’sche 
Hydatide eine nnverkennbarc Beziehung sum mann- 
lichen Geschlechtsapparate besitzt. (T h e i 1 e.) 

619. Die Anastomosen deB Hypoglossus 
mit Cervikalnerven ; von Moriz Ho 11. (Ztschr. f. 
Anat. u. Entwicklungsgeschichte II. 1 u. 2. p. 82 — 
97. 1876.) 

Um das Verhalten des Hypoglossus zu den Cervikal- 
nerven eh erforschen , wurden gegen 50 Pr&p&rate 
(vom Mensclien) angefertigt. I)as Mikroskop brachte 
bei <£esen Untersuchungen nur geringc Httlfe, obgleich 
zur Aufliellung des Nervenfascrverlaufs auch che- 
mische Reagentien mit zur Anwendung kamen , aus- 
genommen in Betreff der im Hypoglossus aufsteigen- 
den Nervenfa8em ; die Untereuchung der von Binde- 
gewebe und Neurilemm moglichst befreiten, mit 
Waaser und Alkoliol behandelten Nerven fiibrte besser 
zum Ziele. 

Beziehungtn des Cerviealis primus und secundus zum 
Hypoglossus. — Der vordere A8t dee Cerviealis primus 
theilt sich, nachdem cr den Rectus capitis lateralis in- 
nervirt und mit dnm Sympathicus anastomosirt hat, in cin 
untercs und obcrcs Stammchcn : das obere tritt zicmlich 
rcchtwinklig an den Hypoglossus und dringt in dessco 
Seheido cin ; das untore bildet cine bogcnfomiigc Anasto- 
mose mit dem vordern Asto des Ccrvicalis secundus , cine 
Ansa ccrvicalis prima, dio in der Mchrzahl der Fsille an- 
getroffen wird. Der Ccrvicalis secundus entsendet da- 
neben noch einen aufsteigenden Ast, der zngleich mit dem 
obern Ante des Ccrvicalis primus in die llypoglossus- 
schoide eindringt. 

Dcr letztgenauute vom Cerviealis secundus kmnmcnde 
Ast steigt am Hypoglossus abwSrts, durchhrleht aber 
wiederum die Schelde des Nerven, wo diescr den horizon- 
talea Verlanf annimmt, und erseheint nun fiber der Vena 
jngularis interna als Anfang des Descendens hypogiossi s. 
Cerviealis desc. Henle. Vom Hypoglossus selbst tritt 
kein Nervenfaden in den Descendcns ein. Haufig genug 
sieht man Jencn Ast des Cerviealis secundus in scinein 
Verlsnfe innerhalb der Scheide des Hypoglossus durch 
eine Kinne von dein dicken Nerven selbst abgcgrenzt. 
Diese Unabhungigkcit des Descendcns vom Hypoglossus 
und die nhgrenzcnde Rinno am Hypoglossus ist iibrigens 
zuerst durch Christoph 11 a eh (Annotationes de nerviB 
hypoglosso et laryngeis. Turici 18H4) geeeheu und be- 
sebrieben und dann spiiter durch Luschka wieder ber- 
vorgeboben worden. Fur die Unabliiingigkcit des Dcscen- 
dens vom Hypoglossus spricht zunial auch, dass nach 
H oil’s ITntersnchnngen etwa in jcdorzehnten Leiche der 

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vom Cerviealis aeeondus anfstelgende and den Hypo- 
glossus erreichende Ast gar nicht in des letzteru Schelde 
eindringt, sondern nach Abgabe ciues feinern Filaments 
an denselben , Ihm bios anliegend in peripheriseher Rich- 
tung vorlanft , dann zum Descendcns wird und nur durch 
Fasem aus dera Cerviealis secundus uud tertius , die im 
Desoendens in centraler Richtnng aufsteigon and dann an 
den Hypoglossus antreten, dieser Antrittsstelle etwas eng or 
verbunden ist. Was dann jencn vom Cerviealis primus 
in die Scheide des Hypoglossus eindringenden Ast betrifft, 
so pfiegt dieser selbst wlcder in einen untem und obern 
Zwcig zu zerfallcn. Der untere Zweig verfolgt die perl- 
phcrische Riehtung und vcrmischt sich innig mit den 
Hypoglossusfasern, isolirt sich aber weiterhin wieder vom 
Hypoglossus nnd verstarkt den im Oder am HypogloMos 
abstelgendcn Descendens ; dcr obere Zweig verlfiuft, zwei- 
fach oder dreifach getheilt, centralwarts, doch biegen 
seine Fiiden znm Theil auch wieder rnn , um den Descen- 
dens zu verstarken . nnd nur ein Fadchen tritt zum Muse, 
rectus capitiB ant. minor. (Ein ebonfalls vom Cerviealis 
primus kommender Zweig ffir den Rectus capitis ant. maj. 
verlauft hinter dem Hypoglossus znm Moskel , kann aber 
auch wohl vorher eine Strecke weit central im Hypo- 
glossus verlanfen.) 

Cerviealis descendens Henle. — Dieser frfiher als 
Descendens hypogiossi, Descendens noni bezeichnete Nerv 
ist, wie bereits erwiihnt, zuerst durch Bach als ein AJb- 
kommling vom Corvikalnerven erkannt worden. Er wird 
dnrcli den vom Cerviealis secundus in die Scheide des 
Hypoglossus eintretenden Ast gebildet , dcr durch Faden 
vom Cerviealis primus Verstarkung crhalt , im Verbwfe 
im oder am Hypoglossus keinen einzelnen Faden, sondern 
einen Ncrvenplcxus bildet, und nur dort, wo or sich vom 
Hypoglossus wieder ablest, ein moistens ungemein diinnes 
Fadchen ini Hypoglossus zurucklasst. Der abgeldste 
Descendens bildet mit andern Faden des Cerviealis secun- 
dns und tertius cino Ansa cerviealis und versorgt nun die 
Hcrabzieher deB Zungcnbcins , mit Ausnahme des Hyo- 
thyreoideus. Indesscn nehnien einzelne, manchmal ziem- 
lich dicke Faden dieser znm Descendens tretenden Cer- 
vikalnerven einen anfBtcigenden Vcrlauf, errelchen den 
Hypoglossus u. verlaufen , in dessen Scheide eingeschloe- 
sen, in peripheriseher Riehtung. Es ist namlich nach 
Ho ll's Untersuchungen ein lrrthum, wenn man bisher 
annahni , der am grossen Zungenbeinhorne angclangtc 
Hypoglossus habe alle Cervikalnervenfasern abgogeben 
und er innervire nun die von oben an das Zutlgenbcin 
tretenden Muskclu, sowie aueb den Iiyothyreoideus durch 
reine llypoglossnsfasern. Denn der Iiyothyreoideus und 
auch der Genioliyoldeiis erhalten die im Descendcns anf- 
gestiegenen und im Hypoglossus fortgefuhrtcn Cervikal- 
nervenfasern. Nach Abgabe der Zwcige ffir diese beiden 
Muskclu blcibt nur noch cin ganz feines Filament dcr 
aufstcigenden Cervikalnervenfasern fibrig, das mit Hypo- 
glossuslihrillen zum Muse, geniogiossus vordringt. 

Dcr Halstheil des Cerviealis descendens Henle he- 
steht also aus ahsteigenden und aufsteigenden Fasem, die 
lediglich Cervikalnerven entstammen. Die aufsteigenden 
Fasem desselben sind manchmal starker cntwickelt als 
die absteigeuden , und es kann daliin komnmn , dass der 
Nerv mit Rficksicht auf den Faserverlauf eher als Cervi- 
ealis adscendens , fur Iiyothyreoideus und Geniohyoldeus 
bestimmt, bezeiuhnet werden durfte. So fand Vo 1 k- 
m an u hei einer einmaligen Untereuchung den Deacendenn 
des Pferdes besehaltcn. 

Dass der Descendens aus dem Vagus eulspringen 
konne, ist bereits von W. Krause nnd Telgm ann ge- 
leugnet worden. Doch komrat e* vor, dass er, im Neori- 
lerom des Vagus eingeechloesen , eine Strecke weit ver- 
lauft. An 40 l’raparaten wurdc dieses Vorkommen 6raal 
beobaehtet. 

Einmal wnrde auch ein doppclter Descendens ge- 
funden , von denen der eine wenentheh etn Deseendons, 
der andere wesentlich cin Adacendons war. (T b o i 1 e. ) 


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231 


II. Hygieine, Di&tetik, Phamakcdogie u. Toxikologie. 


620. Ha Belting sur Kenatnim der Pep- 
tone; tod Albrecht Kossel, Stud. d. Med. 
(Areh. f.d.ges. Physiol. XIII. 6 n. 7. p. 309. 1876.) 

Anf Veranlassnng und nnter Leitnng von Prof. 
Hoppe-Seyler suchte Vf. hauptsAchlich zu ent- 
9cheiden , ob dnrch die MShlenfeld ’sche Silber- 
oxydbehandlnng der Peptone eine Aendernng in der 
Zusammensetznng derselben vor sicli geht. 

Nieht entfette tes Fibrin wurde mit salzsanrem Schweine- 
magen-Extrakt in Peptone ubergefahrt, die erhaltene Lu- 
ang mit Barytwa«aer bia znr alkaliwhen Koaktion ver- 
aetzt, der iiberachussige iiaryt aofort dnrch Kohlenauiire 
entfernt, das barythaltigc Filtrat bis zur Syrupsconsistcnz 
eingedampft , mit Alkohol gefallt nnd der Niedersehlag 
wieder in Waaser gelbat. l)ieae wasarige Losung der Ha- 
rytpeptone wurde dnrch 8chwefelaaure untcr Vcrnicidung 
cinea Ueberschuasea derselben von Iiaryt befreit, der einc 
Tbeil der barytfreicn Losung alsdann stark eingedampft, 
friseh gefulltes Silberoxyd im Ueberaehuaso znfjefugf nnd 
das entstchende Ohlorsilber abtiltrirt. Dnreh atarken Al- 
kohol wurde fast die gauze Masae der Silberpeptonver- 
bindung aua dem Filtrate gcfallt. Nachdcm das Silber 
(lurch Schwofelwasscrstoff entfernt worden war, ergab 
eine Reihe von Analyaen einen mittlem Gehalt der asche- 
frelen Bnbatanz von 

C H N 8 O 
46.93 6.71 15.45 0.9 31.01. 

Die zweite Portion der barytfreien Fluaaigkeit wurde 
mit kohlensaurem Calcium digerirt, das Filtrat eingedampft 
und wiedemm mit Alkohol gefTillt. Ohsehon die Alkohol- 
fallnng 3mal wiederholt wurde , erwiea aieh die gefiillte 
.Snbstanz noch chlor- und kalkhaltig. Die Analyaen der 
gewonnenen Snbstanz ergaben einen mittlern Procent- 
gehalt von 

C H N 8 Cl Ca O 
46.13 6.43 13.96 1.07 2.34 6.68 45.57. 

Ads diesem Befnnde llesa slch die Gesammtaacbe 
(18.43°/,) ala eln Gemiach von Ca SO, (4.65%) , Ca Cl, 
(3.64%) und Ca O (4.24%) hercchnen. 

Eine zweite Chlor- und Calcium - lieatiramung bei 
eincm andern, ganz anf die oben besehriebene Weiae her- 
gestellten Priiparatp ergali 2.27% Cl n. 6.5% Ca. Dieae 
Differenz im Calcinm-Uehalt lunst aich nacb Vf. vielleicht 
daraus erklaren, dass die Saftigung der sauren FlCssig- 
keit mit koblenaanrem Kaik im ersten Falle in tier Kalte, 
im zweiten Fallc in der Wiirme vorgenommen war. 

Die erwAlmten Analysen lassen erkennen , dass 
die A8chenbestandtlieile des Peptons in chemischer 
Verbindung mit demselben stchen, was in Bezug auf 
die Base bereits von Lehmann gezeigt, in Bezug 
aof das Chlor von Lubavin vermutliet worden 
war. Eine Absclieidiuig der Aschenbestandtheile 


gelingt nach Vf. deshalb so schwer, weil das Pepton, 
darin den Amidos&uren Ahnelnd , sowohl die Eigen- 
schaften einer Siiure, als die einer Base hat. 

Die Berechnung der Zusammensetzung der asche- 
freien Snbstanz gestaltet sich verschieden , je nach- 
dem man annimmt, dass die analysirte Snbstanz einc 
Verbindung von Chlorwasserstoff mit Pepton calcium, 
oder dass sie eine Verbindung von Chlorcalcium mit 
Peptoncalcium ist, oder dass sowohl Chlor als Cal- 
cium Wasserstoff im Pepton eraetzen. 

Im ersten ( wahrscheinlichsten) Falle hatte das (nieht 
mit Silbcroxyd behandelto) Pepton die Xusamcnsetzung 
C II N S O 

48.97 7.06 16.14 1.16 27.67; 

im zweite Falle erhielte man 

C II N S O 

49.08 7.00 15.17 1.16 27.59; 

im dritten Falle ergabe sich ein Gehalt von 

C II N 8 O 

49.09 7.17 16.18 1.16 27.42. 

Die Differenz dieser Zahlen mit denen , welche 
sich bei Analysining der mit Siberoxyd behandelten 
Peptonmenge ergaben (siehe oben) und mit denen, 
welche Mohlenfeld f&nd (C 44.96; H 7.835; 
N 17.850; 0 29.355 -|-S), hat nun nach Vf. ihren 
Grund wahrseheinlich darin, djiss dnrch die Behand- 
Inng mit Silberoxyd eineOxydation oderllydratation 
erfolgt und es witre dem nach „die Anwendung des 
Silhcroxyds znr Reindarstellung von Peptonen so 
lange zn beanstanden , bis die Einwirknng desselben 
anf Peptone genan bekannt ist. w 

Andererseits zeigen die Analysen des Vfs. (in 
Bestfttignng einer von Andern bereits mehrfach aus- 
gesproehenen Ansiebt) , dass anch dureh die Pepsin 
verdauung das Eiweissmoleklll kohlenstoff- u. stick - 
stoffkrmer wird, also jedenfalls eineHydratation oder 
Oxydation desselben eintritt. 

Vf. constatirte weiter, (lass eiweissfreies Pepton, 
mit Kali gekocht, Schwefelkalium liefert, was dureh 
reichliche Schwefelwasserstoffentwicklung nach dem 
AnsAnern tier gekochten Masse bewiesen wird. Es 
ergiebt sich hieraus, dass der Scliwefel im Pepton 
anch in nieht oxydirter Form enthalten ist. 

Einige andere Versuche zeigten schltlsslich, dass 
bei der ktlnstlichen Verdauung von EiweisakOrpern 
keine Ammoniakbildnng stattfindet. 

(Rudolph Muller.) 


II. Hygieine, Didtetik, Pharmakologle u. Toxikologfe. 


621. Ueber die physlologisohen, toxischen 
and therapeatisohen Wirkungen dee Kalium- 
ohlorat; von Dr. Isambert. (Gaz. de Paris 17. 
35. 41. 43. 1875.) 

In seiner bekannten 1856 erschienenen Mono- 
graphic Qber das chlorsaure Kali war Vf. an dem 
Kesultate gelangt , dass letzteres dureh Abgabe von 
8anerstoff an Blut oder Gewebe w Ahreml seines 
Lhirchgange8 dureh die Blutbahu keine Zersetzung 
erfahre , vielmehr uuverftndert als solches mit dem 
Urin, demSpeioliel, dcm-Nasenachkim, derThriinen- 

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fiUssigkcit und dem Schweisse eliminirt werde. 
Neuerlich hat Vf. in Gemeinschaft mit Hirne diese 
Thatsache aufsNeue bestiitigt gefunden, indem dureh 
Versuche ermittelt wurde, dass 95°/ 0 des eingeftlhr- 
ten Salzes den Organismus auf den angegebenen 
Wegen als solches wieder vcrlassen. M i 1 o n con- 
statirte 1857 , dass Kaliumclilorat das Blutserum 
nieht zur Coagulation bringt, coagulirteg Fibrin 
nieht lost und dureh seine Gcgenwart die alkalische 
Keaktion des Seram nieht in die gegeutheilige ver 
wandelt Wird venoses Blut mit Chloratlosung ver- 

Origina I from 

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232 


II. Hygieine, Di&tetik, P harm a k ologie u. Toxikologie. 


setzt , so nimmt es eine hellrothe Farbe an and coa- 
gulirt nicht nur ganz so wie gewflhnlich , sondern es 
lagert sich ausserdem elne dflime Fibrinschicht auf 
dem Gerinnsel ab. S o 1 a r i bezieht sich auf dieses 
Hellrothwerden des Blutes nacli Chloratzusatz, urn die 
Fonrcroy'sche Lehre, dass das gen. sauerstoff- 
reiche Salz unter Sauerstoffabgabe Oxydationsvor- 
gftnge einleite, wieder zur Geltung zu bringen. Eine 
Controle der Verauche von Mil on wies nach , dass 
das Venenblut im Contakt mit Chlorat (es sei denn, 
dass es an der Luft geschttttelt wird) nieinals die 
liellrothe Farbe des arteriellen Blutes annimmt ; fer- 
ner , dass die Coagulation desselben genau in der- 
selben Zeit wie in mit reinem Wasser in der Con- 
centration der SalzldBung entsprecliender Menge ver- 
setztem Blute erfolgt, und endlich, dasswfthrend das 
gebildete Coagulum letzteren Falles roth bleibt, ganz 
so als ware Natriumsulphat oder Chlomatrium, welche 
einen noch weit heller rothen Farbenton hervorrufen, 
zugesetzt worden, die rothe Farbe bei Chloratzusatz 
spftter in Braun (lbergeht und ein lackfarbiges, 
schwer voin Serum trennbares Coagulum entsteht. 
Diese Wirkung des Sulphates und Chlorflrs liLsst sich 
jedoch nicht anf Sauerstoffabgabe an die rothen 
BlntkOrperchen zurllckfUhren ; folglich kann letztere 
auch ftir das Kaliumchlorat nicht zutreffen. Ein 
weiterer dem Vf. gemachter E inwand bezog sich auf 
1831 von O’Shaugnessy angestellte Verauche, 
nach denen bei durch Blausfture asphyktisch ge- 
machten, bewusstlosen imd dem Tode nahen Tliieren 
nach Injektion von Kaliumchlorat in die V. jugnlaris 
die arterielle Bescliaffenheit und Farbe des Bluts 
wieder eingetreten , und die Athmung sowohl , als 
die Herzaktion zurilckgekehrt sein soil. Schon 
Pereira hob den Widerepruch, welcher in dieser 
ftir Freiwerden von Sauerstoff aus dem Kaliumchlo- 
rat sprechenden Beobachtung und dem unverftnder- 
ten Wiederausgeseliiedenwerden des gen. Chlorates 
als solches durch die Nieren enthalten ist , hervor. 
Erst im Jahrel865 erfuhr 0 ’Shaugnessy durch 
die Eiperimente PodcopaCw’s tlber die Wirkung 
der Kaliumsalze [die Nainen Grandeau und 
Guttmann vergisst Vf. anzufliliren] eine vollstftn- 
dige Widerlegung ; es ist nach P. unmdglich , dass 
nach direkter Injektion eines Kaliiimsalzes in die 
Vene sich die Herzaktion gehoben babe und das 
durch Blausfture asphyktisch gemachte Thier wieder- 
hergestellt worden sei. Durch gemeinsam mit Bar- 
bier (Sohn) nnd Hirne angestellte Verauche an 
Hunden Uberzeugte sich Vf. von der Richtigkeit der 
Angaben PodcopaSw’s, wonach 2 Grmm. des 
Kaliumchlorat in die V. cruralis gespritzt in sehr 
kurzer Zeit Herztod bed in gen, nach Injektion in eine 
Arterie die Reizbarkeit des Herzens aber etwas spftter 
erlischt, wfthrend alle willktlrlichen Muskeln — auch 
die in der Nfthe des Herzens gelegenen, ihre Erreg- 
barkeit durch Induktionsstrdme beibehalten. Vf. 
Uberzengte sich, indeni er die V. cruralis wfthlte nnd 
vorsichtig injicirte , dass nicht das gewaltsame Ein- 
pressen von Flflssigkeit in die Gefftsse die Herakraft 


abschwftche und Herzstiilstand hervorrufe, wie La - 
horde, welcher ttbrigens eine sedative Wirkung 
des Kaliumchlorates nicht in Abrede stellt, annim mt, 
sondern die Wirkung des Kalium, als Herzgift, vor- 
liegt. Letzteres, direkt in eine Vene injicirt, wirkt 
um so heftiger , so dass die dadurch hervorgerufene 
Herzparalyse auch durch Einleitung der stftrksten 
elektrischen Strome nicht beseitigt werden kann. 
Nach Verabreichung durch den Mnnd ist die Gefahr 
— selbst die der Anfttznng der Schleimliftute — bei 
weitem gcringer. M i 1 o n und Isambert nahmen 
20 Grmm. Kaliumchlorat ohne andere Symptome, 
als etwas MagendrUcken, Speichelfluss und copiSsen 
Abg&ng abnorm grosse Mengen HamsSure enthalten - 
den Urins wahrnehmen zu kbnnen, Soqnet und 
S6e stiegen bei Rheumatikern sogar auf 30, ja 45 
Gramm. Trotzdem lftsst sich erwarten, dass es aucli 
ftir Menschen eine toxisch-lethale Dosis des Kalium - 
chlorates giebt, und diese Voraussetzung findet Be 
stfttigung in einer (freilich lflckenhaften) Vergiftungs 
geschichte Lacombe’s, wonach ein erwachsenei 
Mann , welcher anstatt Magnesia sulph. 60 Grmm 
Kaliumchlorat genommen hatte, unter ConvulsioneT 
verst&rb. Uebermftssiges Purgiren , welches L a 
combe (1855) als Todesursache annahm, wai 
jedenf&lls nicht an dem unglttcklichen Ausgangi 
Schuld. Controlversnche an Hunden bewiesen, das, 
diese Thiere 30 Grmm. innerlich verabreicht ver 
tragen, dass jedoch 20 — 60 Grmm. nach EinfOhrunj 
in eine Darmschlinge , wonach vorttbergehencl 
ROthnng der Mesenterialvenen [Folge des operative: 
Eingriffs ?] eintritt , den Tod des Thieres herbeiftlli 
ren. Die von Gubler behauptete Vermehrung de 
Chlorflre im Harn nach Chloratgebrauch f&nd I s a m 
b e r t eben so wenig bestfttigt, wie er jemals bei Men 
schen , die l&ngere Zeit Chlorat genommen hatten 
das aus der Ader gelassene Bint von beilrothere 
Farbennuan^e fand, als in der Norm. 

Eine Reduktion des chlors. Kali ausserhalb de 
KSrpers bedingt weder giihrende Zuckerldsung, noc 
Schwefelwasserstoff oder Schwefelammonium. Aue 
durch Einleiten von schwefliger Sfture in den Chlorji 
enthaltenden , zuvor mit Bleiacetat und Silbemitrs 
ausgeftlUten Harn gelingt die Reduktion nicht, selbt 
wenn cine 24stUndige Digestion stattfand. 

In iherapeutischer Ilinsicht bemerkt Vf. , das 
das Kalinmchlorat auf Gangraena oris ohne Einfim 
ist; Hnnt, welcher gen. Salz fttr ein Speciiikui 
gegen Noma erklftrt , hat dieses Leiden mit gewit 
sen Arten fotider GeschwOre im Monde , Stom&tit 
membranacea n. 8. w. verwechselt. In letztere 
F&ilen erfolgt nur dem physiologischen Verhalten dt 
Kaliumchlorat gemftss, — welches zuvOrderst on 
liche Wirknngen (bei der Einverleibung) auf di 
Mnndschleimhant ftossert, resorhirt, and mit dei 
Speichel abermals in die Mondhtihle eliminirt wird — 
eine sehr energische nnd nachhaltige Beoinihisauu 
der gen. Schleimhaut. Wo der Effekt dieser Med 
kation ausbleibt , ist Anweadnog zu wenig concei 
trirter LOsungen Behold. Bei Stomatitis mcrci 


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II. Hygielne, DUUatik, Pbarmakologie a. Toxikologie. 


333 


riaiis leistet das ChWrat, shoe in alien Fallen zuver- 
zu sein, eben so ausgezeichnete Dienste, wie 
bed der emfachen, zn Ulceration ftthrenden Form der 
Angina tonsillaris. Gegen scorbntisnhe Oeschwure 
hilfl die Verabreichung tod Chloral nichte; dem 
Cronp gegentiber 1st sie ganz erfolglos. Von Krank- 
heiten, gegen welche sichKalinmchlorat httlfreich er- 
weist , sind endlich die chronische Coryza nnd die 
im Stadium der Abn&hme befindliche Bronchopneu- 
monie , -wo Kalinmchlorat expektorirend wirkt , zn 
nennen. Laborde betracbtet dasselbe ala Surro- 

des Miners Ikermea ; wftbrend es die reizenden 
Eigensch&ften der Antimonialien nicht besitze und 
die Verdannng nicht beeintrkchtige , vermfige es den 
z&hen Sehleim in den Bronchien zu losen [?, wie 
behn Schnnpfen werden die Sputa vielmehr mit Ein- 
tritt der Ltisung durch beigemengte Epithelien con- 
sistenter und z&hfltlgsiger]. Atonische GeschwHre 
der Haut, phagedinische Geschwdre und fStideWun- 
den nnd mit Kalinmchlorat, welches Vf. gleichwohl 
in dieser Richtung ftlr minder wirksam als Jodoform 
erkl&rt , wiederholt mit Vortheil verbunden worden. 

(H. KShler.) 

622. Beitrftge zurKenntniss der Alkaloids 
der Stephanskorner ( Delphinium staphysagria ) ; 
von Prof. R. Bohm und Dr. med. J. Serck in 
Dorpat. (Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. V. 
4 n. 5. p. 311. 1876.) 

Nach von Serck angestellten Versuchen geht 
beim Stehen in sanrer LOsong das kiyatallinische 
Delphinin in das amorphe, br&unliche und in Aether 
nnidsliche Staphysagrin tiber. Um einige noch 
wenig bekannte Punkte der Delphininwirkong auf- 
zukl&ren, experimentirten die Vff. mit beidcn Alka- 
loiden an Frdochen, Katzen und Hunden. 

1) Das Delphinin anlangend such ten Vff. znvdr- 
derst etwaige Unterschiede der Wirkung des kry- 
Btallinischen und des amorphen Delphinin zu ermit- 
teln und fanden , dass beide Modifikationen der gen. 
Base genau dieselben Wirkungen ftussern. Die Er- 
sebeinungen am Herzen u. s. w. nach Delphininver- 
giftnng ftlr hinreichend bekannt erklkrend wenden 
Vff. ihre Aufmerksamkeit in erster Linie dem Ver- 
halten der peripheren motorischen Nerven und der 
Mnakeln zu. Die (bei Frdschen) nach Beibringung 
von Delphinin eintretende Paralyse geht von den 
motorischen Centren aus. Die motorischen Htlft- 
nerven btlssen erst nach Stunden ihre Erregbarkeit 
ein, welche letztere unmittelbar nach Vollendung der 
Vergiftung vollkommen intakt erscheint. Von einer 
Lfthmnng der intramnsknlaren Endigungen, wie beim 
Curare, k»nn so mit beim Delphinin keine Rede sein, 
Bondern es verh&lt sich das Delphinin dem Aconitin 
in dieser Richtung vollkommen analog. Die Mnskel- 
zacknagscurve zeigt (im Widersprnch mit Wey- 
land) die fiir Veratrin charakteristische Verlang- 
samong nicht. Letztere kam vielmelir aaoli olme 
Vergiftung zn Stande, wenn dieNN. isohiadioi einige 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. S. 

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Zeit vor Einspannung des Mnflkalprftparates in das 
Myographion durchschnitten worden waren, und re- 
prftsentirt (mit Ausnahme des Veratrin) bei den von 
Weyland untersuchten Giften der Aconitgruppe 
nicht specifische Wirkungen , sondern einen phyaio- 
logischen Zustand wkhrend des Absterbens der 
dnrchschnittenen Nerven. Char&kteristisch {hr die 
Wirkung des Delphinin beim Frosche sind dagegan 
intensive, fibrillare Muskelzuckungen, in den B&uoh- 
mnskeln beginnend nnd in kurzer Zeit sich tiber 
s&mmtliche willktlrliche Muskeln erstreckend. Sen-i 
sibilitkt nnd Reflexerregbarkeit scbeinen dnroh Del- 
phinin eher, als die spontane Motilitat aufgehoben zn 
werden. Ausserdem hat Serck nachgewiesen, dass 
man die Erscheinungen der Strychninvergiftung durch 
nachfolgende Injektion von Delphinin vollstilndig 
zum Verschwinden bringen kann. Die Wirkung des 
Delphinin wird dagegen durch Stryohniairung nur 
abgeschwllcht. 

Nach Injektion von 0.006 Gram. in die Vene start* 
ein Rater rasch. Warden 0.01 — 0.03 Ormm. Delphinin 
innerlich einverleibt , so verier ochen sich Hondo and 
Katzeu, machten wiederholt Schlingbcwegungen , leckten 
die Schnauzen ab nnd zeigt en Spcichelflnss. Hunde be- 
sonders machten unter lantern St&hnen nnd Schreien sehr 
h&uflge Wfirg- nnd Brechbewegungen, mit weleben mehr- 
nudige Defalcation verbnnden war. Hierauf nimmt erst 
Sensibilitat und Reflexerregbarkeit ab ; etwas spater ver- 
lieren die willkfirlichen Bewegungen ihre Energie nnd 
Precision. Nachdem ferner dieRefleie g&nsiich erioschen 
sind and die Motilitfitsparalyse so welt fortgeschritten iat, 
dass die Thiere sich kaum noch fortscbleppen konnen, 
werden sie von paroxysmenweise auftretenden und von 
nnwillkurlichem Abgange von Urin und Koth begleiteten 
klonischen Krampfen befallen. Wkhrend derkrampffreien 
Intsrvalle liegen die Thiere im Sopor da. An den Kribn- 
pfen nimmt anch das Zwerchfell Tbeil ; die Inspiration 
wird kurz , die Exspiration kcuchend und retardirt ; die 
Rcspiratioiisst5rang 1st von DyspnSe gefolgt , so dass die 
Thiere, wahrend die Salivation fortbesteht, in einem hef- 
tigen Anfalle von Streckkrampfen zn Grande gehen. Dan 
Herz ateht in Diastole still ; constante Veranderungen der 
Pnpillenweite nach Delphinin vergiftung fehlen. BesSg- 
lich der Modifikationen der Kreislauffunktionen nnd des 
Blutdrucks bemerktVf. ferner, dass Delphinin erstSlnkea 
and spater rasclies Steigen derPuisfrequenz bis selbst auf 
das Doppelte zu Stande bringt. Nach schwachen Gaben 
ist dann noch Rfickkehr znr Norm moglich , bei starken 
dagegen nimmt die Zahl der Ilerzschliigc bis zum Ei&tritt 
des diaatolischenStillstandesab. Dem genau entapreeb end 
verhalt sich der Blntdrnck ; nach vorheriger Durchachmei- 
dnng des Vagus wird das vorubergehende Sinken dessel- 
ben nicht beobachtot. In einem spatcren Stadium der 
Vergiftung geht der Vagus seiner Erregbarkeit verlustig. 
Halsmarkdurchschneidnng 1st anf die betrfiehtiiche Zn- 
nahme der Pnlsfreqnenz nnd des Blutdrucks ohse Ete- 
fluss. 

Delphinin beeinfluset sonach wie die Baryt- und 
Ammonverbiudungen im Rflckenmark gelegene vaso- 
motorische Centra odor die Vaaomotoreu der Gefftss- 
muskeln selbst. Wkhrcnd anfknglick sensibler Roix 
das bekannte Ansteigen des Blntdrucks aualdst , ist 
dieses spater nicht mehr der Fall. Unter Verlaage- 
rung der Athempausen wird die Respiration selur re- 
tardirt [vgl. oben | , wenn Katzen Do sen von 0.001 
bis 0.003 Gimua. Delphinin einverleibt wenka. Die 

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234 


II. Hygiene, Diitetik, Pharmakologie u. Toxikologie. 


Inspiration wird liefer und sehrkurz, die Exspiration 
dagegen bedeutend in die Lange gezogen. Nach 
mbcntaner Injektion traten dieselben Erscheimingen 
in der Athemsphare, aber erheblich ap&ter und min- 
der intensiv auf. Znm Beweise daftir, dass der unter 
allgemeinen Convulsionen eintretende Tod durch Re- 
spirationsiahmung erfolgt , filhren VfF. den Umstand 
an, dass man unter Einleitung der kttnstlichen Respi- 
ration den Tbiereu viel grdssere Gaben Deiphinin 
beibringen kann , ehe sie zu Grande gehen. Nadi 
Durchschneidung der Vagi wird, wie beim A coni tin, 
durch Delpliinin keine Retardation der Athmung er- 
zeugt. Dnxclischneidung dieser Nerven bei bestehen- 
der Delphinin-Intoxikation vermindert Dyspude und 
Veriangsamung der Athmung , wenngleich die nor- 
male Frequenz derselben nicht wieder erreicht wird. 
Deiphinin steht somit hinsichtlich seiner toxischen 
Wirkungen den Aconit-Alkaloiden am nfichsten und 
ist von ihnen nur durch die ihm eigentliflmliche, weit 
energischere Wirkung auf die Gef&ssnerven unter- 
schieden. 

2) Die Wirkung des Staphysagrin ist dadurch 
von der des Deiphinin verschieden, dass bei mit letz- 
teren vergifteten Froschen die fibroin uskularen 
Zockungen sowohl , als die Beeinflussung des Cirku- 
lationsapparates ganzlich in Wegfall kommen. Auch 
tritt die Paralyse der peripheren motorischen Nerven 
weit schneller als nach Deiphinin ein. Wenngleich 
auch Staphysagrin zu 0.2 — 0.3 Graun. subcutan in- 
jicirt oder innerlich gegeben bei Warmbllitern den 
Tod durch Athemlfthmung und Asphyxie herbeiftlhrt, 
so sind doch seine Wirkungen , wie schon die ange- 
gebene Dosis beweist, weit weniger intensiv als beim 
Deiphinin. Femer kommt es nach Einverleibung 
von Staphysagrin niemals zu allgemeinen Convul- 
sionen und , weil das Grosshini durch gen. Alkaloid 
onbeeinflnsst bleibt, auch niemals zu Sopor n. Koma. 

(H. Kdhler.) 

623. Ueber das Secale corautum; von 
Zweifel; Salkowski; Buchheim; Borei- 
scha. 

Prof. P. Zweifel hebt in dem von ihm noch 
als Docent zu Strassburg veroffentlickten Aufsatze 
(Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. IV. 5 u. 6. 
p. 387. 1875) hervor, dass bei den zahlreichen 
Unterauchungen , welche in den letzten Jahren fiber 
die Wirkung des fragl. Mittels angestellt worden 
siad, namentlich der Einfluss desselben auf die Ge- 
fksse Berttcksichtigung gefunden hat, offenbar, weil 
die klinische Beobachtung vorztiglich anf einensolchen 
hinzuweisen soheint. 

„Wenn aber das Secale im thier. Kfirper einen 
specif. Einfluss auf die Gefltsse tlbt und diess eine 
Erkiftrung abgeben soil fttr die Theorie der Arznei- 
wirkung, so darf bei andern Stoffen, denen mit Be- 
stimmtheit keine Verst&rkung der Wehen, keine 
Biutstillung u. 8. w. zuznschreiben ist, bei der Injek- 
tion unter die Haut des Frosches keine Gefilssver- 
engerung entstehen.“ Von diesem Gesichtspunkte 


aus hat Zw. Vers ache anFrdsehen angestellt, denen 
er mit oder ohne Curarisirung sehr verschiedene 
Substanzen (darunter auch Ergotin) in den Riicken- 
lymphsack brachte und darauf die kleinen Arterien 
der Scbwimmhaut , der Zunge und des Mesenterium 
beobachtete. Das Ergebniss dieser Versuche ist, 
dass die Gefassverengerung in den durchaichtigen 
Froschtheilen keineswegs als eine typische Wirkung 
des Secale corautum aufgefasst werden darf, sondern 
nor als eine Reflexwirkung des sensiblen Reizes, bez. 
des Schmerzes, welchen die Injektion der eingebrach- 
ten Stoffe verursacht. Untersttttzt wird diese An- 
nahme besondere durch den Umstand, dass bei durch 
Chloral oder Chloroform vollstfindig narkotisirten 
Thieren die Einspritzung einer Dosis, welche ftlr ge- 
wfihnlich die intensivsten Gef&ssverengerungen her- 
vorrief, diese Wirkung gar nicht kusserte. Die Ver- 
kleinerung des Kaliber der Arterien, welche Vf. 
allerdings nach Anwendung des Extraktes von Wer- 
nich eintreten sah und die immer in ungeffthr 10 
Min. volligen StUlstand der Cirkulation zur Folge 
hatte, beruht, wie Versuche mit der Lfisung der 
Aschensalze des Extraktes ergaben, auf der Wirkung 
der unorgan. Bestandtheile des Extraktes, welche 
das Herz l&hmen. 

Z w. hilt es nach seinen Untersuchungen fQr er- 
wiesen , dass die von W e r n i c h anstatt der frfiher 
angenommenen Wirkung des Secale auf das Central - 
nervensystem aufgestellte Wirkung auf die Geftsse 
unhaltbar ist. Dagegen glaubt er eine Lahmung 
mit Sicherheit auf die Wirkung des Secale bezieheu 
zu dttrfen, auf welche schon Haudelin kurz auf- 
merksam gemacht hat. Die ersten Symptome der- 
selben treten bei den Versuchsfrdschen , mfigen die- 
selben zuvor gefesselt gewesen sein oder nicht , 30 
Min. nach der Einspritzung des Secale ein, und ewar 
in den Hinterextremititen. Die Lahmung , welche 
binnen weiteren 30 Min. vollstfindig wird , geht ail- 
mfilig auf die Vorderbeine fiber, lfisat aber nach Bd- 
bringnng mittlerer Gaben des Ergotin Herz- and 
Respirationsbewegung int&kt, so dass voile Wieder - 
genesung eintritt. Der tddtliche Ausgang nach 
grfiesern Gaben ist wahrscheinlich dem Fortschreiten 
der Lahmung auf das Centrum der Herzbewegung 
und der Respiration zoznsebreiben. 

Besonders hebt Z w. hervor , dass or die fragl. 
Lfihmungserscheinungen bei Anwendnng eines wfias- 
rigen Aufgusses des Secale beobachtet babe , da die 
Aehnlichkeit der nach Einspritzung von Alkohol bei 
Fr&schen auftretenden Erscheinungen vermuthen 
lassen kdnnte, dass nach Anwendung des officinellen 
Extrakts der demselben noch anhaftende Alkohol die 
fragl. Lfthmung veranlasse. Endlich hat Z w. auch 
durch direkte Versuche mit den Aschensalzen seines 
wfiasrigen Extraktes, welche negativ ausfielen, dar- 
gethan, dass die fragl. Lahmungserscheinungen nicht 
der Wirkung der Sake des Secale zngeschrieben 
werden kdnnen. Versuche mit dem w&ssrigen Ex- 
trakte an Katzen und Kaninchen riefen dieselben Er- 
scheinungen hervor, wie bei FrOscben. 


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235 


II. Hygieine, Diatetik, Phannakologie u. Toaikdogie; 


Die Aanahme , dues die Parese die beapts&ch- 
liche Wirkiing dea Secale sei, stebt ttbrigens , vie 
Z w. hervorhebt , mit den frtihem Angaben ttber die 
Erecheinungen bei Experimenten und bei den Ergo- 
tiamuaepidemien im Einklange. Die meisten Er- 
scheinungen der aogen. Kriebelkr&nklieit Laaaen aich 
dorch die fragl. Hauptwirkong der wkaarigen Ex- 
trmkte erkliiren, und aucli fttr die Gangr&n bei Ergo- 
tismus ist in derselben eine Erklarung insofem ge- 
geben, ala dieses Symptom bekanntlich bei den Men- 
schen fast nur an den Unterextremitaten zur Beob- 
achtung gekommen ist , also an anaathetischen, par- 
etiachen Theilen, welche der Einwirkung dea me- 
cban. Druckes der Rumpflaat am meisten ausgesetzt 
sind. Wie grosse Sorgfalt aber ndtliig ist, um die 
Entstehung von Decubitus und Brand an paretiscben 
Theilen zu verhllten, ist bekannt, und auf der andern 
Seite wurde bei Thierexperimenten Gangrttnbildung 
ebenfalls an Tlieilen beobachtet, welche aussem 
Schkdlichkeiten oder dem Drucke der Rumpflaat aehr 
leicht ausgesetzt sind. 

In Bezug auf die unter den arzneiliehen Wirkungen 
dea Mutterkoms am meisten anerkannte Wehenver- 
stdrkunp , giebt Z w. selbst zn , dass man nack den 
Lithmangserschein ungen , welche dasselbe in den 
willkttrlichen Muskeln hervorruft, auch fttr den Ute- 
rus eher eine Erschlaflfung als eine verstilrkte Con- 
traktion erwarten sollte. Einige Anhaltspunkte fttr 
diese wehenveretArkende Wirkung dea Secale giebt 
jedoch nach Z w. die Entdeckung von G o 1 1 z , dass 
im Lendenmarke der Sttugethiere ein Centrum fttr 
die Bewegung des Uterus vorhanden ist. Uebrigens 
aei erst noch zu beweisen , dass die l&hmende Sub- 
stanz im Mntterkorn aueh die Arzneiwirkung , bez. 
die VerstXrknng der Wehen bedinge. 

Zur Erkl&rung der blutstillenden Wirkung des 
Secale hat Z w. zur Zeit noch keine Anhaltspunkte. 
Ea Hesse aich annehmen , daas bei der allgemeinen 
Ltthmung hochgradigc Pttllung der Venen und in- 
direkt arterielle Blutleere , sowie in Folge der Ver- 
grbaserung des Kalibers in den Arterien Herab- 
aetzung der Stromgeschwindigkeit eintritt. Allein 
die von ihm bei Thierversuchen beobachtete Erwei- 
terung der Arterien lttsst sich nach Z w. nicht dem 
Einflusse des Secale zuschreiben. Dieselbe Unsicher- 
heit fttr die Deutung besteht beim Zalilen des Pulses 
der Versuchsthiere und keinen bessern Aufschluss 
geben die bis jetzt bekannten Messungen des Blnt- 
drucks. 

Wegen der ausftthrlichen Mittheilung, welche 
Z w. ttber seine Versuche zur Darstellung des wirk- 
samen BestandtheiU des Mutterkoms macht, mtta- 
sen wir , da sie einen Auszug nicht zulttsst , auf das 
Original verweisen. Hervorgehoben sei hier nur, 
dass Z w. , flbereinstimmend mit W e r n i c h , eine 
Saure als das wirksame Princip zu betrachten ge- 
neigt ist. Die aus dem wissrigen Auszuge durch 
Alkohol gef&llte Masse ist stickstoffhaltig , enthalt 
aber keinen Kleber. 


Zw. bemerkt schlttsalich, daas er weitere Ver- 
suche ttber diesen Gegenstand anzustellen beabsioh- 
tige, dass aber die Eigenschaften dea von ihm erhal- 
tenen wirkaamen Bestandtheils Buchheim’a An- 
nahme , dass derselbe ein Umwandlungaprodukt dea 
Roggenklebers aei, durchaua nicht widersprechen. 

Prof. E. Salkowski (Berl. klin. Wchnachr. 
XIII. 17. 1876) halt die von Prof. Buchheim 
(Areh. f. exper. Patbol. u. Pharm. III. p. 1. — vgl. 
Jahrbb. CLXIV. p. 11) gegen Wernich’s Au- 
nahme, dass das wirksame Princip des Mutterkoms 
eine S&ure aei , gemachten Einwendungen nicht fttr 
begrttndet. Ein direkter Beweis fttr diese Annahme 
ist indessen, wie S. selbst hervorhebt, noch nicht 
erbracht worden. Es sei immer noch mttglich, daas 
„die Satire gar nichta mit der wirksamen Subatann 
zu thun hat, sondern sie nur begleitet." 

Buchheim Belbst hat bekanntlich aua dem 
Extrakt eine feste dunkelbraune , nach dem Trook- 
nen ttber Schwefels&ure pulverisirbare, stark hygro- 
skopische amorphe Masse, welche ausaer dem wirk- 
samen Stoife nur noch Leucin enthalten soil, darge- 
stellt , von deren Wirksamkeit auf die Arterien er 
aich ttberzeugt hat und die er Ergotin zu neraen 
vorschlkgt. Daas nach dem von B. angegebenen 
Verfahren eine solche an Leucin reiclie Substanz er- 
halten werden kann, haben von Dr. Mtthsam inS.’a 
Laboratorium angestellte Versuche bewiesen. Da- 
gegen kann S. nicht zugeben , dass dieses Ergo tie, 
wie B. annimmt, in seinem Verhalten die meiste 
Aehnlichkeit mit dem thierischen Leime zeigt, da ea 
Wasser anzieht und in ilun zerfliesst , aus der wftsa- 
rigen Lttaung nicht gelatinirt und dialysirbar ist, 
nicht aber wie Leim bei Einwirkung von Sfturen 
Olykokoll bildet und eine Drehung der Polariaationa- 
ebene zeigt. Gemeinsam haben beide Substanzem 
nur die Fttllbarkeit durch Carbolstture , Gerbs*ure 
und Chlor. Eben so wenig kann S. mit B.’a An- 
nahme einverstanden sein , dass das Mutterkom kei- 
nen Stoif enthalten kdnne, der sich niclit aus den 
Best&ndtheilen des Roggcns ableiten liesse. Er 
glanbt vielmehr, das dem Pilze zngeftthrte Nkhr- 
material kdnne durch seine Stoflwechselvorgilnge 
bis zur Unkenntlichkeit verilndert werden , und das 
Mutterkom Substanzen enthalten , die wir zur Zeit 
in keine Beziehung zu denBeatandtheilen des Mutter- 
koms zn bringen vermdgen. 

Durch ein im Original niher angegebenes Ver- 
fahren hat Salkowski ein ayrupartiges, an Leucin 
reiches Extrakt aus dem Secale dargestellt, das sich 
aehr wirksam erwiea und die von Z w e i f e 1 geschil- 
derten Erscheinungen, namentlich auch die Lkhmung, 
gleichfalla hervorrief. S. halt ea fttr aehr wahr- 
acheinlich, das sein Pr&parat und das von Zweifel 
im Weaentlichen dasselbe Gemisch von Substanzen 
darstellen. Er halt jedoch die Ausaicht, eine gat oha- 
rakteriairte Substanz darstellen zu kdnnen, fttr nicht 
aehr gross. Die Hauptaufgabe sei zur Zeit, die 
Identitat der L&lnnenden Substanz mit der den Uterus 
erregenden festzustellen. 


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*36 


II. Hygieine, Diatetik, Pbarmakologie a. Toxikologie. 


Prof. Buchheim macfat in aeinem Aufaatze 
„nr Verstdndigung Aber den loirksamen Bestand- 
theil dee Mutterkoms“ (Berl. klin. Wehnsohr. XIII. 
22. 1876) zun&chst geltend, dass die von ihm tiber 
die Entwicklung der Bestandtheile des Mutterkorns 
a us den nomalen Bestandtheilen des Roggenkornes 
angeatellte [a. d. a. 0. der Jahrbtlcher ausftthrlich 
mitgetheilte] Ansicht durch Prof. Salkowski's 
Einwurf, „dass das Mntterkorn Bestandtheile ent- 
haKen kflnne, die mit den bisherigen Kenntnissen in 
keinerlei Beziehung zu den Bestandtheilen des Rog- 
gens zu bringen seien“, so lange nicht widerlegt 
werde, als eben kein solcher Bestandtheil des Mutter- 
korns bekannt ist. Pemer hebt B. hervor , dass er 
nor angegeben habe, dass die Yon den verschiedenen 
Beobachtern als wirksame Bestandtheile des Mntter- 
korns angesprochenen Prkparate ihren Eigenschaften 
nacb mit dem tbierischen Leim noch die meiste Aehn- 
liehkeit beskssen, sich jedoch in mehrfacher Hinsicht 
von ihm untemhieden. Nen Bei bei seinen Ver- 
suchen nnr der Nachweis von Leucin und Milchsaure. 
Er habe nie behauptet, den wirksamen Bestandtheil 
dee Mnttorkoms isolirt zu haben , vielniehr den Ge- 
danken an eine solclie Isolirang aufgegeben, seitdem 
er zur Ueberzeugung gelangt war, dass dersclbc das 
Umwandlnngsprodukt eincs eiweissartigen Stoffes 
sei. Diese Annalime crscheine aber dcshalb von 
Wlchtigkeit, weil sich dnrch dieselbe manchc That- 
asehen erkl&ren lassen. Die eiweissartigen Kdrper 
erleiden bekanntlich dnrch manche organische Fer- 
mente — und als solches ist vielleicht anch das My- 
celinm dos Mutterkorns anzusehen — Verknderun- 
gen , bei denen je nacb der Art des Ferments und 
des Eiweisskdrpera verschiedene Prodnktc entstehen, 
die nicht glciche Wirkung auf den Organismus aus- 
tiben feonnen. Es sei daher nicht zu erwarten, dass 
die Umwandlungsprodukte des Roggcnklebers gleiche 
Wirkung kussern , wie z. B. die Bestandtheile des 
fauligen Blutes; allein durch vergleichende Unter- 
snehungen wttrden wir vielleicht zu besserem Ver- 
stkndniss der Wirkungen beider gelangen. Uebri- 
gens sei noch zu beaehten , dass die Umwandlungs- 
produkte der eiweissartigen Kdrper nicht auf derael- 
ben Zersetzung38tufe stehen bleiben, auch das Mutter- 
kora verliert bei l&ngerm Aufbewahren an Wirk- 
samkeit. Ja die Zeraetzungsprodukte haben ihre 
Wirksamkeit racist schon verloren , wenn dieselben 
unsern analytischen Methoden mehr zugknglich er- 
acbeinen. Je einfacher aber die Spaltungsprodukte 
werden, desto grflssere Uebereinstimmung zeigen 
dieselben ; so zeigt sich wie in andern Fallen auch 
ina Mntterkorn als Endprodukt der Spaltung des Ei- 
welsses Leucin und Trimethylamin. 

Nach den bisherigen Untersuchungen glaubt B., 
dass wir uns in therapentisoher Hinsicht auf die An- 
wendung einea thunlichst frischen , gut getrocknetea 
Mutterkorns, eines w&ssrigen Aufgnsses deaselben, 
oder des thunlichst frisch bereiteten officinellen Ex- 
traktea beschrftnken mtlssen werden. Ftlr subcntane 
Iiyektionen ist die im Extrakt en thal tene betr&oht- 

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liche Menge freier Store (MileteAure) dumb koklen- 
saures Natr. genan zu nentralisiren. 

Schltlsslich erwfthnen wir noch das Ergebniss 
der sehr eingehenden Untersuchungen , welche Dr. 
Boreischa unter Leitung des Prof. Sokolowski 
ttber die Wirkung des Mutterkorns auf Oefdts- 
system und Gebarmutter aosgefllhrt hat *). 

1) Das Mntterkorn beschleunigt die Herzthttig- 
keit , indem es theils den Accelerator erregt, theils 
die Hemmungselemente lahmt. . 

2) Es paralysirt gleichzeitig auch die excitomoto- 
riscben Faktoren des Herzens. 

3) Das Sinkeu des Blutdrucks ist das Resultat 
der herabgesetzten Herzthdtigkeit und des Tonus 
der Gef&sse , besonders in der Region des N. splanch- 
nicus. 

4) Hiervon hangt auch ab die blutstillende Wir- 
knng des Mutterkorns als Resultat der verlangs&m- 
ten Blutcirkulation. 

5) Die Bewegungen des Uterus nach Mntterkorn 
kftnnen auch ohne Theilnahme des centralenNerven- 
systems eintreten. 

6) Der Effekt der Gef&sse bei den Contraktionea 
der Gebftrmutter, hervorgerufen durch Ergotin, hat 
nur Nebcnbedeutung ; die Hauptwirkung des Mutter- 
koras erstreckt sich auf die motorischen Geflechte 
des Uterus. 

7) In der Schwangerschaft , nicht wahrend der 
Geburt, bewirken selbst toxische Dosen von Mutter- 
kom nicht immer Abgang der Frueht. 

(Winter.) 

624. Ueber Morphinismus. 

Seit Verdffentlichung seines Aufsatzes db. den Miss- 
brauch der MorphinminjektioneQ (Jahrbb. CLXIX. 
p. 23) hat G.-M.-R. Fiedler zu Dresden Gelegen- 
licit gehabt, an zaldreicben Fallen das Wesen der 
MorpMumsuclit genauer kennen zu lernen. Anfang 
1876 war F. (Jahresber. d. Ges. f. Natur- u. Hcilk. 
zu Dresden 1875 — 1876. S. 173) in Besitz von 
17, aum Theil sehr genau beschriebenen Kranken- 
geschichten von Morphiumstlcbtigen , von denen er 
6 persbnlich gesehen und genau untersucht und exa- 
minirt hat. 

Nach einer eingehenden Schildemng des Weges, 
auf dem der Kr. nach und nach so weit kommt, dass 
er den Morphiuminjektionen geradezu frSlint, wie der 
Saufer dem Alkoholgenuss, und sie zij jeder Zcit und 
an jedem Orte ausfUlirt, oft ohne dass die Umgebung 
es bemerkt , hebt F. die verschiedene Wirkung des 
Morphium auf verschiedene Individuen hervor. Wah- 
rend Manche eine wahre Idiosynkrasie gegen die- 
selbe besitzen, erregt es bei Andern nach einem 
kurzen Excitationsstadium einen durchaus nicht an- 
genehmen Zustand von Schwere , Mattigkeit, Scblaf- 
sncht a. s. w., bei noch Andern einen angenehmen 


') Arbeiten aus dem pharmakologischen Laboratoriura 
xu Moskau , herausfregeben von Prof. Sokolowski, 
Moskau 1876. 1. p. 62. 

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237 


II. Hygieine, DiAtotik, Phannakologie u. Toxikologie. 


Zustand derEiieiohterung nndangenehmer Erregung, 
and die Letstern Bind es hauptsftchlich , denen die 
Gefahr droht, der Morphiumsucht zn verfallen. 

Die Symptoms der Morphiumsucht sind theils 
somatischer, theils Dervds-paychischer Natur und ver- 
seWeden, je nachdem Rich der Kr. im Morphium- 
raoBche befindet oder ausserhalb dessclben. Der 
Morphiumstichtige gewfthrt in dem einen und dem 
and era Stadium ein ganz verse hiedenes Biid , und es 
ist nothwendig, diese mOglichst getrennt von einander 
zu Bchildern. 

W Ahrend der Morphiumnarkose befindet sich der 
Kr. in einem Zustande der Erregung , er erecheint 
ausserst lebendig und aufgeweckt und Spuren der 
Krankheit Bind in seinem Wesen oft nur sehr schwer 
zu erkennen , doch ist eine gewisse Unruhe , UnstAt- 
heit, Hast und Spannung an ihm auffallig, Bowie der 
Glanz der Augen. Wenn die erregende Wirkung 
des Morphium nachlAsst , was um so rascher ge- 
schieht , je mehr der Kr. an das Mittel gewfthnt ist, 
bo tritt geistige und kflrperliche Schwflche und 
Scblaffheit, Veratimmung und Niedergeschlagenheit 
auf, der Blick wird unstit, das Gesicht bleich und 
verfallen , der Gang unsicher und schwankend , die 
Sprache hisitirend. Der Kr. zittert und schwitzt 
ana ganzen Kbrper, klagt fiber Herzklopfen, Be- 
klemmung, Schwindel, Hautjucken, Unruhe, Schmer- 
zen in den Gelenken , Ziehen und Steifigkeit in den 
Mnakeia und befindet aich im Zustande tiefen Ver- 
falls. Wenn das Morphium ldngere Zeit entzogen 
wird , so 8teigert sich die innere Angst und Unruhe 
des Kr., die Reflexerregbarkeit wird erhOht, heftige 
Gelenkschmerzen u. allgemeine HyperSsthesie treten 
auf , Hallucinationen , Convulaionen , Delirien , fealte 
Schweisse , Tobflucht und gefahrlicher Collapsus. 
Durch Morphium in der ndthigen Dosis kdnnen aber 
alle diese Erscheinungen , selbst die schwerern , in 
der Regel rasch wieder beseitigt werden. Im AU- 
gemeinen sehen die Kr. kachektisch aus, h&ben enge 
Pupillen, die Esslust liegt darnieder und die Ver- 
daaung ist unregelm&ssig , der Geschlechtstrieb ist 
verringert , der Puls klein und frequent ; der Ham 
ist saturirt, seine Menge verringert, die Frauen ver- 
lieren die Menstruation vor der Zeit. Die meisten 
Morphiumstichtigen schlafen verhftltnissmilssig wenig, 
nach der Einspritzung lftsst sie die Erregung und 
nach dem Verschwinden der Morphiumwirkung die 
Unruhe nicht schlafen. 

Eine gewisse Aehnlichkeit besitzt die Morphirtm- 
saeht in den Erscheinungen mit der Cerebralparalyse, 
nam entlich in Bezug auf die motorischen Erschei- 
nnngen, ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden 
Krankheiten besteht indessen darin , dass der Mor- 
pfaismsflchtige sich seines Zustandes vollkommen be- 
wusst ist und dass Ged&chtniss [Leidesdorf, 
Kapff und Martin liaben indessen Abnahme des 
GedAchtnisses beobachtet] und Auffass nngsvermflgen 
bei ihm unbeeintrilchtigt sind , wenigstens so lange 
nicht wirkliche maniakalische Zustinde eintreten. 
Gross* Aehnlichkeit besteht auch zwischen dem Zu- 


st&nde eines Morphlumsttchtigen und den eines Sto- 
fers, doch bricht bei letzterem das Delirium zwar 
auch oft nach der Entziehung des Alkohol , jedoch 
in der Regel mitten im Alkoholrausche odcr im un- 
mittelbaren Anschlnsse daran aus, wAhrend der Mor- 
phinmsilchtige nnr in Exaltationszustflnde verfillt, 
wenn ihm das Morphium entzogen wird ; ausserdem 
sind die Delirien der Alkoholiker meist heiterer , die 
der Morphiumstichtigen dagegeo beinahe iramer 
dtlsterer, melancholischer Art. 

Nach alledem halt Fiedler die Morphiumsucht 
far eine gam specifaehe Krankheit , eine Oeiete*- 
krankheit ganz eigener Art. 

Die Prognose ist im Allgemeinen ungflnatig. 
Meist ftlhrt die Morphiumsucht durch Marasmus aum 
Tode , mitunter zu Selbstmord , manche Kr. kbnnen 
nicht in der Familie gelassen werden und enden im 
Irrenhause , manche gewohnen sich den Trunk an, 
weil der Alkohol das einzige Mittel ist , das die Ein- 
spritzungen entbehrlich machen kann manche ver- 
suchen , sich das Morphium abzugewOhnen , fallen 
aber bald wieder in ihren Fehler zurtick. Nur bei 
wenigen gelingt es, sie vom Morphium zu entwdhnen, 
aber auch diese erlangen nicht alle ihre voile Ge- 
sundheit wieder ; die Gefahr des Rflekfalls bleibt 
dann immer gross. F. ist tlberzeugt, dass bei Kr., 
die seit Jahren Morphium injicirt baben, zumal wenm 
diess in grossen Gaben geschah, eine voile Genesung 
tlberhanpt gar nicht mebr oder nnr in iUBserst 
seltenen FAllen zn erlangen ist. 

In Bezug anf die Behandlung hfl.lt Vf. die pldtz- 
liche und vollstAndige Entziehung des Morphium, 
die Levinstein als erstes Erforderniss hinstellt, 
nicht immer far durchfahrbar der nnter Umstflnden 
damit verbundenen grossen Gefahr wegen; er h&lt 
die successive Entziehung flir unschildlicher , aber 
allerdings auch far weniger sicher, denn sie erfordert 
nicht nur vicl Zeit und liisst leiclit Tfiuschungen zu, 
wenn der Arzt die Injektionen nicht selbst machen 
kann, sondem dem Kr. oder dessen AngehOrigen 
iibcrlas8en muss. Die Behandlung in einer Krankcn- 
anstalt ist wQnschenswerth , bei plfitzlicher vollstfln- 
diger Eutwdhnung sogar nothwendig , da diess ohne 
die grosste Energie cinerseits nicht ausftthrbar ist, 
andererscits aber die Folgen der plOtzlichen Ent- 
wohnung so gewaLtig sind, dass womOglich jedon 
Angenblick ftrztliche ITlllfe bei der Hand sein mnBR, 
wie ein von F. mitgetheilter Fall lehrt, in dem der 
Tod durch Collapsus eintrat. 

Ein 36jahr. Frauenzimmer hatte seit 6 — 6 J. tagUch 
3 — 6 Spritzen voll MorphiumlBsung injicirt, die L6eung, 
die bei ihr gefunden wurde, war in der Starke von 1 : 80. 
Die durftig genshrte und anamlsche Kr. trug xahlreiohe 
Spuren der Injektionen in Form von pigmentirtenFlecken 
und kleinen Abscessen an beiden Obereclionkeln , sie 
war fleberfrei und klagte fiber Schmerzen in der Magen- 
und Kreuzgegend. Durch die Untersnchung Hess eloh 
nichts Abnormes nachweisen, namentlich wares koine 
Symptome vorhanden , die anf eine cerebrale , beziehent- 
lich peychische Affektion hatten sch lies sen iassen. Die 
ente Halite der Nacht nach der am 18. Sept. 1876 ef- 
folgten Aufhahme , vor weicher die Kr. sich nooh eiaige 


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238 


II. Hygieine, DidUetik, Pharaakologie a. Toxikologie. 


Injektionen gemacht hatte , verlief rnhig , die Kr. schlief 
aber wenig, gegen Morgen wurde sie unruhlg, klagte fiber 
Zittern in don Gliedern nnd Beklemniung , die Unrube 
stelgeite sich im Verlaufe des Tages, es trat Diarrhfie und 
heftiger Schwelss auf. Gegen Abend wurde eine Injektion 
mh 0.03 Grmm. Morph, muriat. gemacht und der Kr. er- 
klart, dass taglicb nur eine Injektion gemacht werden 
sollte. Die Kr. gerieth darauf in die grosste Aufregung, 
wurde aber doch wieder etwas rnhiger. In der Macbt 
trat indessen von Neuem heftige Aufregung auf , die sich 
so steigerte , dass die Kr. isolirt werden musste. Moto- 
rische Storungen waren nicht vorhanden, der Puls war 
klein und frequent. Die Diarrhoe dauerte fort , die Auf- 
regnng steigerte sich imraer mehr ; die Kr. verlangte stur- 
mtsoh nach Morphium und versieherte , „ dass sie sterben 
wurde , wenn man ihr dieses Mifctel langer vorenthielte*. 
Nacbmittags 2 Uhr trat Erbrechen von galliger Flussigkeit 
auf. Auf das Versprechen, dass Abends wieder eine In- 
jektion gemaeht werden solie , wurde die Kr. rubiger nnd 
legte sich auf das Bett. Nach kaum '/» 8td. wurde sie 
tief collabirt aufgefunden und starb trotz Anwendung ana- 
leptischer Mittel nach kurzer Agonie. 

Die Sektion ergab ein durchaus negatives Resultat ; 
das Gebirn war blutarm, leicht ddematds , sonst aber nor- 
mal, die Schleimhaut des Dunndarms war stark hyper- 
amlsch ; sonst fand sich nichts Abnormes. 

F. zweifelt durchaus nicht daran , dass der Tod 
durch die Entziehung des Morphium herbeigeftlhrt 
wurde, und warnt auf Grund dieser schlimmen Er- 
fahrung vor der mit der plotzlichen Entziehung des 
Morphium bedingten Gefahr; man soil es bei be- 
denklichem Collapsua nicht zum Aeussersten mit der 
Morphiumentziehung treiben und mit der Wiederbo- 
lung einer kleinen Morphiuminjektion, die mehr wir- 
ken wird als alle Analeptika, nicht zn Lange warten. 

Alkohol in gntesern Gaben kann zwar das Mor- 
phium den Kr. entbehrlicher machen, hat aber keine 
nachhaltige Wirknng. Von Jodkalium hat Fiedler 
keinen Nutzen gesehen, wohl aber vom Chloral- 
bydrat insofern, als es die nOtbige Nachtruhe schafFL 

Zur Verhiltung der Morphiumsucht ist es n8thig, 
dass die Aerzte die Kr. auf die Gefahren aufmerksam 
machen , welche der Missbrauch von Morphiuminjek- 
tionen nach sich zieht, dass sie den Kr. die Ein- 
spritzungen nicht selbst tlberlassen und tlberhaupt 
mit mehr Rtlckhalt anwenden , ferner dass die be- 
Btehenden Geaetze streng gehandliabt werden •). 

•) Von der AnbaltischenRegierung ist die Verordnung 
ergangen (VJhrschr. f. gerichtl. Med. N. F. XXIV. 2. 
p. 383. April 1876), dass 1) kein Recept, in welchem 
Morphium oder Morphinmsalz in Puiver Oder Losung zn 
subcutanen Einspritzungen verordnet ist, angefertigt wer- 
den darf , wenn dasseibe nicht mit der vollen und deut- 
UchenNamcnsnnterschrifteiDes in dem betreffenden Kreise 
ansassigen Oder seiner Namensunterschrift nach dem Apo- 
theker bekannten Antes versehen ist. 2) ZuReTteraturen 
der gedachten Morphinm-Zubereitungen ist jedcsmal ein 
nenes, nach der Vorschrift unter 1) verschriebenes Recept 
erforderllch. 3) Die nnter 1) and 2) gedachten Kecepte 
sind in den Apotheken aufzubcwahren and durfcn weder 
im Original, noch in der Copie zurfickgegeben werden. 

Die bayerische Regierung (Bayer, arztl. Intell.-Bl. 
XXIII. 24. p. 262. 1876) begnugt sich damit, den Amts- 
iursten die Ucberwachung der Morphinmabgabe otane arzt- 
Uehe Verordnung eiuzuscharfen. 

Ilierher gehort auch die vom k. sachs. Ministerium 
d. Innern nnter dem 18. Ang. 1876 erlassene Verordnung 
in Rczug auf das Repetiren von Recepten, welche eine* 


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Aus der Diskussion, die sich an Fiedler’s 
Voting in der Gesellschaft f. Natur- und Heilk. zu 
Dresden (a. a. 0. S. 32) anschloss , heben wir her- 
vor, dass mehrere von den Rednem , die sich daran 
betheiligten, selbst Falle von Morphinismus beobach- 
tet haben , cin Beweis , dass die Krankheit , ebenso 
wie der Missbrauch des Morphium durcltaus nicht 
sehr selten sein mag. Dr. S e i f e r t ist der Meinung, 
dass nur die Fortsetzung der Morphiuminjektionen 
zu psychopathischen ZustSnden ftlhre , wkhrend bei 
sehr grossen Schmerzen ausserordentlich grosee 
Gaben Morphium ohne diesen Nachtheil genommen 
werden kdnnen , er flihrt dafdr einen von Trous- 
seau verdffentlichten Fall von Gesichtsschmerz an, 
in welchem wfihrend der AnfAlle Morphium sulphur, 
bis zu einer Tagesgabe von 3.75 Grmm. genommen 
wurde. Dr. Meng erwilhnt einen Fall von Carci- 
noma uteri, in welchem 2 Mon. lang, bis znm Tode, 
tftglich 9.6 Grmm. (160 Gran) innerlich zur Linde- 
rung def Schmerzen gereicht werden mussten. Auch 
Dr. 0. J. B. W o I f f theilte mit, dass Maniakalische 
und Melancholische ausserordentlich grosse Dosen 
nehmen kOunen , ohne beim Aussetzen des Mittela 
Aendenmg in ibrem Befinden zu zeigen. In Bezug 
auf den Einfluss des Morphinismus auf die Schwan- 
gerschaft theilte Dr. G r e n s e r mit , dass bei einer 
Kr. die erste Schwangerschaft 12 Tage zu frtth, die 
2. rechtzeitig endete ; beide Kinder wurden lebend 
geboren , starben aber in den ersten 14 Tagen an 
Darmkatarrh. Geh.-M.-R. Winckel beobacbtete 
Morphiumhungerbeiein6m Neugtbomen, das nach- 
dem es 14 T. lang von der dem Morphiummissbrauch 
ergebeneu Mutter gestillt worde u und dann abgesetzt 
worden war, erkrankte und nur durch grosse Doaen 
Opium hergestellt werden konnte. * 

Prof. Leidesdorf in Wien (Wien. med. 
Wchnschr. XXVI. 25. 26. 1876) fflhrt fttr den Vor- 
gang bei der GewShnung an Morphium und die Er- 
krankung nach platzlicher Entziehung des Mittels 
einige physiologische Tbatsachen an. Die Sttss- 
wasseramdbe stirbt, wenn man dem Wasser, in dem 
sie lebt , plbtzlich 2 °/ 0 Kochsalz zusetzt ; setzt man 
aber ganz allmfilig Kochsalz zu, so gelingt es , die 
Arndben auf eine immer stfirkere Kochsalzldsung zu 
ztlchten und sie kOnnen endlich auch in einer 2pro- 
centigen Kochsalzldsung leben , gehen aber dann zu 
Grunde , wenn sie pldtzlich wieder in stlsses Wasser 
kommen , und kdnnen sich ebenfalla erst nach and 
nach wieder an dasseibe gewdhnen. Ferner betont 
Leidesdorf die Verschiedenheit der Symptome 
bei dem liabituellen Opiumgenusse , wie er z. B. im 
Orient gebrftuchlich ist , und in den von ihm beob- 
achteten Fallen von Morphiummissbrauch und theilt 
schlils8lich 5 von ihm beobachtete F&Ue von Morphi- 
nismus mit. 

1) Bei der 36 J. alten Kranken , die die Injektionen 
aeit 2 J. gegen heftige Kreuxschmeraen machte , wurde 

der in Tabelle B u. C der Pharmacopoea Gennanica anf- 
geffihrten Arzneimlttel cnthalten. Vgl. Corr.-BI. d. inti, 
u. pharm. Kreiaver. d. K. Sachsen XXI. 6. p. 66. 187C. 

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239 


II. Hygiane, Diitetik, Pharmakologie n. Toxikologie. 


das Morphioaa pldtslioh entzogen. Schon am 2. Tage 
stellte sich Diarrhoe, Kriebeln undZitteravondenFinger- 
spitzen ausgehend nnd fiber den ganzen Korpcr sich ver- 
breitend , ein , Hinfnlligkeit , Schlaflosigkeit , Appetit- 
mangel. Ea wurde der Kr. etwaa Wein und Abends 
Natr. lacticam gegeben, worauf Scblaf folgte. Am 8. Tage 
begann aich Beast' rung einzuatellen und 4 Wocben spider 
wurde die Kr. entlasaen. 

2) Der Kr., ein 32jahr. an schmerzhafter Periostitis 
leidender Mann , war binnen einem Jahre so weit gekom- 
men , dass er sich taglich 1.5 Grmm. Morphium aubcutan 
injicirte. Ho bald die Wirkung, die nur in Beaeitigung 
der Schmerzen und Erfrischung bestand, nachliess, trat 
Zittem, Angst nnd Mattigkeit auf. Nach der Entwohnung 
von Morphium verdel der Kr. in volistandige Melancholie, 
die ihn einmal su einem Selbstmordversnche trieb ; spater 
endete er nach unvollstandiger Heilung sein Leben dnrch 
Erachiessen. 

3) Der Kr., der seit 3 J. sich Morphinm injicirte (bis 
zn welcher Hohe , konnte nicht gcnau bestimmt werden, 
vermnthlich bis zu taglich 0.3 Gram.), rausste wegen der 
Schwere der Erecheinungen, die nach der Entziehung des 
Morphium eintraten, in die Irrcnanstalt gebracht werden, 
wo er binnen wenigen Wochen geheilt wurde. 

4) Die anfangliche Ursache gab bei dem 30 J. alten 
kraftigen Kr. einc Ischias ab, die 7 J. vor seiner Auf* 
nahme bestanden hatte. Nach der Heilung von der Ischias 
setrte der Kr. die Injektionen fort und war im letzten 
Jahre allmalig bis zu einer Tagesdosis von 2 Gram, ge- 
komruen. Abscesse und Hau ten tzuutl ungen zwangen den 
Kr., das Mittel oft, mitunter in verstarkter Gabe, inner- 
lieh zn nehmen. Verschiedene Versuche, sich des Mittels 
zn entwOhnen, missgtfickten ; nach einem Versuch zu der 
plfitzlichen Entziehung traten die danach gewShnlichen 
Erecheinungen auf, bo dass wieder Injektionen geringer 
Mengen gemacht werden mussten , die rasch vermindert 
und zuletzt ganz ansgesetzt wurden. Dann wurden starke 
Weine, Abends Bier , von Zeit zn Zelt Chloralhydrat ge- 
geben. Nach mehrfachem Schwanken trat endlich ent- 
schiedene Besserung ein. Nach 8wochentlicher Behand- 
lnng wurde der Kr. , der kein Verlangen nach Morphinm 
me hr hatte, entlassen. 

5) Ein Arzt, der einem langeZeit mit Morphiuminjek- 
tionen bebandelten und dann dem Morphtnismus verfalle- 
nen Kr. nicht glaubte , beschloss an sich selbst zn er- 1 
proben , ob lange fortgesetztc Morphiuminjektionen wirk- 
lich den Znstand hervorriefen, den der Kr. beschrieb , in 
der Meinnng , genug Energie zum Aufhoren zn besitzen, 
wenn es an der Zeit sei. Er flog mit kleinen Mengen an, 
steigerte im 2. bis 3. J. die Dosis und kam binnen 6 Jah- 
ren zu einer Tagesdosis von 1.25 bis 1.50 Gram. ; die 
Injektionen wirkten eraattend, made machend, einachlfi- 
femd, Verstopfung bewirkten sie erst in den letzten Jah- 
ren. Unmittelbar nach der Injektion , oft schon , wenn 
nur einige Tropfen injicirt waren , traten Congestion zum 
Kopf anf, ein Kriebeln, Kitzeln nnd Jucken durohlief den 
ganzen K8rper , das Gesieht wurde roth , beinahe cyano- 
tisch, alle Pulse klopften, der Kopf drohte zu zerspringeu, 
die Augen ans den H5hlen zu treten. Daa Athmen wurde 
schwer , der Kr. sass wie eine Bildsaule ganz rnhig, bis 
die Erecheinungen langsam (nach Injektion geringerer 
Mengen schon nach 2—3 , nach grfoseren Mengen erst 
nach 10 Min.) sich verliefen. Sonst war die Wirkung 
einfach schlafmachend, derSchlaf war gleich nach der In- 
jektion nnruhig nnd leicht zn nnterbrechen, oftspfirte der 
Kr. Znckungen im ganzen Korpcr, nach 1 — 2 Stnnden 
wurde der Bchlaf fest, tief, lang nnd das Ermuntern 
schwer. Der Geschlechtstrieb nahm allmalig ab , der 
Appetit blieb bei viel Bewegung im Preien gut, wurde 
aber geringer , als der Kr. eine Zeit Lang statt des salz- 
sanren , das essigsanre Morphium injiciren musste, wobei 
zugleirh .Schmerzen nnd Abscesse an den Stichstellen anf- 
traten. In tielatinekapseln genommen , erregte Morph, 
meet. Magenachmerzen nnd Appetitloeigkeit , was das 


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Morph, mnriat. in gleicher Form nie that. Seit dem 3. 
Jahre nach Beginn der Injektionen steLlten sich mehrfache 
Abscesse an den Injektionsstellen ein. 

Yier Heilnngsversuche (2mal plotzliche Entziehung, 
2mal allmalige) scheiterten aus versebiedenen Grfinden, 
bei dem 5. Versuche, der ungewohnliche Schwierigkeiten 
bot, traten mehrmals bedenkliehe Coilapsuserscheinungeu 
anf, so dass die Entziehung nicht mit einem Male vell- 
zogen werden konnte. Besserung begann nach 8 Tagen, 
die Kur dauerte 3 Wochen. 

Ebenfalls , wie im eben mitgetheilten Falle , ala 
Beobachtung am eigenen Leibe von einem Arzte von 
be8onderem Interease iat die Mittheilung von Dr. 
Kapff in Esalingen (VVUrtemb. Corr.-Bl. XLVI. 22. 
1876), der die nachtheiligen Wirknngen dea Misa- 
braucha der Morpbinminjektionen an 8ich aelbat 
beobachtet hat. 

Gegen die Schmerzen , die eine Bildung mehrerer 
Carbunkel (nach einer vornbergehenden Stflrung der 
Herzthatigkeit entstanden) bedingten, mit Schlaflosigkeit 
und Nausea , begann K. Morphium in Gaben von 10.02 
Gram, taglich zu injiciren. Eine einschlafernde Wirkung 
zeigte das Morphium auf K. nie, sondern eher empfand er 
danach das Gefuhl von Belebung und Aufwecknng dea 
Geistes. Nach den Einspritznngen trat deshalb zwar kein 
Schlaf, wohl aber Enphorie auf, doch dauerte diese , Je 
Linger die Injektionen gemacht wurden, immer kfiraere 
Zeit, und K. sah sich dadurch genothigt, hauflger nnd 
mehr zn injiciren, bis er znietzt etwa 1 Gram. Morphinm 
in 6 Tagen verbrauehte. Dabei magerte K. , dessen Zn- 
stand sich verechiimmert hatte, rasch ab, die liaut verlor 
ihre Elasticitat, so dass die Einspritzungen hauflger miss- 
langen nnd oft Blutungen nach sich zogen. Dabei nahm 
die Entkraftung immer mehr zn (Anfang 1876), es bilde- 
ten sich grdssere subcutane Abscesse an verschiedenen 
Stellen , mitunter nnter Fiebererscheinungen veriaufend. 
Da jetzt die Morphiuminjektionen die fruhere Wirkung 
nicht mehr ausserten, gab K. dieselben anf und nahm nur 
noeh innerlich Morphium in kleineren Gaben. Danach 
trat „ein unbeschreibiiches Gefuhl von Oede und Miss- 
behagen, eine an Wahusinn grenzende Unruhe und Muskel- 
zucken** ein, .to taler Appetitmangel , fast ganzllch 
atockende Stahl- und llarnentleerung , zerfliessende 
Schweisse , Bildung von Friesel und kleinen Hautfurnn- 
kein, letztere besonders an den dem Decubitus ausgesetz- 
ten Stellen 1 *. Die Hant wurde gegen Frost uberaus em- 
pflndlich, so dass K. selbst in stark geheiztera Zimmer in 
dichtester PelzumhQllung fror. Das Liegen wurde duroh 
die Unruhe, das Aufsein dnrch die Schwacho peinlich. 
Die Kahrung bestand fast bios aus saurer Milch ; Wein 
wurde nur in kleinen Mengen vertragen. Das Sensorinm 
war (wie K. sich ausdruckt) stark gefahrdet , .die Ge- 
dankenklarheit und vor Allem das Geddchtniss lilt sehr 
Noth [gegen Fiedler s. oben 8. 237], die Augen 
K.’s, frfiher nur raassig fernsichtig, wurden fibersichtig. 
Nach Aufhoren der durch die Absceese bedingten Eite- 
rung, die etwa 8 Wochen lang dauerte, trat Besserang 
ein , so dass K. wieder ausgehen und seinen Dienst ver- 
sehen konnte , doch kehrte die volistandige Kraft nicht 
wieder. Im Herbste 1876 verechlimmerte sich der Zn- 
stand wieder und K. nahm von Neuem zu den Morphium- 
injektionen seine Zuducht ; auch jetzt wurde bald wieder 
Steigerung noting , und nach dem Aufhoren der Wirkung 
trat Schlafrigkeit ein , bo dass K. oft in Gcscllschaft ein- 
schlief. Neben Furunkelbildung entstanden jetzt grossere 
Abscesse im Bubcutanen ZeUgewebe. Nachdem die Mor- 
phiumdosis wieder anf 1 Gram, in 6 Tagen gestiegen war, 
gab K. wieder die Injektionen auf and von Neuem tret 
die ganze Reihe der bereits gescbilderten Erecheinungen 
wieder ein. Die Abscesse offnete K. jetzt nicht wieder, 
wie das erste Mai, sondern uberliess ihre Heilung der Na- 
tur , wobei der Verlanf bis sur Heilung viel kiireer war. 
Nach 3woehentlichem Krankenlager begab sich K. , noeh 


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240 


III. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. 


im Znstand ausserster Schwiche, nach Nicdernau ; rieslge 
Esslust , die sich Uer einetellte , half an rascber Krftfti- 
gung, der Fortschritt war indess en nur sprnngweise, nach 
einlgen Tagen nahm immer die Mattigkeit wieder zu. 
Der Schlaf wollte jedoch nicht wiederkehren ; fast ganz 
sctalaflose Nachte wechselten mit Bolchen fast regelmassig 
ab, in denen K. einige Stunden schlief. Opium, das K. 
nan als Tinct. opii croc, zu 26 — 30 Tiopfen nahm , be- 
wirkte keinen Schlaf, sondern nur behagliche Ruhe. Nach 
einer weitem Kur in Baden gesundete K. wieder voll- 
standig , nur der Schlaf beasertc sich nicht und mitunter 
trat noch Mattigkeit ein. Besonders hebt K. noch hervor, 
dass er sich nach den schlaflosen Nachten stets frisch and 
munter, nach Schlafen aber steif und faul f&hlt. 

In einem von Dr. RichteT aus Prof. L. 

M e y e r ’ 8 psychiatrischer Klinik in Gdttingen mit- 
getheilten Falle (Berl. klin. Wclinschr. XIII. 28. 
1876), der eine in ihrer Jugend wiederholt an Inter- 
mittens erkrankte , an Melancbolie mit Angstzusthn- 
den leidende 35 J. alte Frau betrifft , hatte die Kr. 
dureb Morpbinminjektionen ihre Angstzust&nde zu 
bekhmpfen gesucht, doch blieben diese trotz allmali- 
ger Steiger ung der taglichen Dosia auf 0.5 Gram, 
nnvermindert , nahmen vielmebr noch zn. Anfangs 
wnrde allmfilige Entziehung des Morphium versncht, 
da man jedoch damit nicht zum Ziele kam , wnrde 
spkter pldtzliclie Entziehung vorgezogen. Gleich- 
zeitig wnrde Alkohol in einer Mix tor gegeben und 
dadnrch wurdc wahrscheinlich, wie R. meint, Col- 
lapsus und ahnlichcn Zustanden vorgebeugt. Die 
Morphiumsucht wurde nach dem gewohnlicheu Ver- 
lauf , der auf die pldtzliche Entziehung folgte , ge- 
heilt, die Melancholie bedurfte freilich noch einer 
weitem Behandlung, wurde aber schlllsalich durcli 
Aufenthalt in einem Hohcnkurorte ebenfalls geheilt 

Einer Mittheilung im Philad. med. and surg. 
Reporter (XXXV. 5. p. 98. July 1876) zufolge soil 
man Kr., denen der gewohnheitsmassige Genusa von 
Opium abgewOhnt werden soli , zu den gewohnten 
Zeiten Opium in immer mehr verringerter Dosis 
geben, sie jedoch nicht wissen las sen, dass sie Opium 
bekommen, sondern ihnen dieses Mittel wtthrend der 

III Pathologie, Therapie 

625. Erkranknng der lnnern Kapsel. Ein 

Beitrag zur Diagnose der Tlerderkrankungen ; von 
Dr. C. Wernicke. Breslau 1875. Max Cohn u. 
Weigert 8. 24 S. 

Eine G5jAhr. Nhherin fiel am 9. Sept. 1874 
pldtalich auf der Strasse um , ohne das Bewnsstsein 
zu verlieren. Es zeigte sich sofort eine vollstAndige 
LahmuDg der rechten Extremitaten, Convnlsionen 
u. andere schwere Hirnerscheinungen fehlten jedoch. 

Die Untersnchnng der sohwSchlichen, blass aussehen- 
den Person ergab am 6. Oct. bei vSUIgem Bewnsstsein 
rollkominene Lahmuug der rechten Extremitaten mit 
letchtem Oedem an Hand und Knocheln. Der rechte Arm 
war vollstandig dem Wilienseinfluss entzogen-, keine 
Muskelspannnng , Sensibilitat vollkomnicn intakt. Die 
rechte untere Extremitat war e ben so vollstandig gelahmt 
bai erhaltener Sensibilitat. Hypoglosaus, FaeiaHs, Augea- 
maakulatu* der geishmten geite waren intakt. Ketne 

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Knr streng verbieten. Der Kr. mnaB in dem Gian- ( 
ben erli&lten werden , die Arznei , die er bekommt, j 
sei ein Antidot , das das Opiumbeddrfniss beseitige. < 
Dabei soil nicht ein OpiumprApraparat ftlr das andere i 
substituirt werden, sondern immer dasselbe gegeben , 
werden, an das der Kr. gewShnt ist. , 

Dr. W. D. Martin (Philad. med. Times IV. ( 
115. Jan. 10. 1874) theilt einen Fall von Morphi- 
nismus mit , in dem der Kr. im Laufe von 4 Jaliren . 
bis zu einer Tagesgabe von 0.5 Gram. (8 Grains) 
Morphium sulphuricum (innerlicli geuommen) ge- 
langt war. 

Der Kranke hot die ausgesprochensten Zeichen 
der Kachexie und Verkommenheit. Er war ver- 
gesslich, matt, geneigt zu Schlaf, der indessen nnr ‘ 
unvollkommen und durcli Triiume gestdrt war. M. , 
empfiehlt in solchen Fallen eine von Flemming in ( 
Birmingham angegebene Beliandlung mit pldtzlicher ' 
Entziehung des Morphium und PhoephorsAure mit 
Lupulin (Ac. phosphorici dil. 37.5 Grmm. , Tinct. ! 
lupul. 112.5 Gram., in 4stlind. Gaben von 7.5 
Grmm.) ; dabei wurde Milch und Beef-tea gegeben, 
bis die Esslust sich einstellte, gegen anbaltende 
Schlaflosigkeit Cannabis indica. [Ob and mit wel- 
chem Erfolge diese Behandlung in M.’s Falle ange- 
wendet worden ist, ist nicht angegebeu.] 

Epileptische Convuleionen salt Dr. Samnel C. 
Busey (Philad. med. Times VI. 218. p. 320. 
April 1. 1876) bei einer Frau anftreten, die seit 
30 Jahren , anfAnglich gegen heftigen Schmerz bei 
einer GebArmutteraffektion Morphium sulph. genom- 
men hatte , bis zu einer Tagesgabe von 0.6 Grmm. 
(10 Grains) gelangt war und sich seit einem Tage 
das gewohnte Mittel entzogcn hatte. Nach einer ’ 
Morphiuminjektion traten die Convulsionen nicht 
wieder auf und bei weiterer Anwendung von Mor- 1 
phinm innerlich war dieKr. bald wieder ganz wohl ; 
die Kr. nahm ihre gewohnte Morphiumgabe fort, 
soil sich aber dabei wohlbefunden haben. 

(Walter Berger.) 

und inedicinische Klinik. 

Andentnng von Aphaaie od«r Anastheeie. Die faradische 
Erregbarkeit der betroffenen Maskeln erschien gleich gut 
erhalten ; bei einer ca. 2. Mon. spater vorgenommenen I 
Prfiftmg zeigte sie sich gegen die der andern 8eite herab- 
gesetzt. 

Untcr dem Elnflusse der taglichen Faradisirung der 
gelahmten Maskeln trat anfangs eine leiohte Beane rung , 
in der MotiHtSt der obern Extremitat ein, wahrend die 
nntere in demselben Znstand absolnter Lihmung ver- 
harrte. 

Die wegen Zeichen psychischer Alienation seit dem I 
26. Oct. 1874 anf die Irrenstation verlegte Kr. blieb noch 
in demselben Znstande, nnr dass sie noch mehr abmagerte | 
nad Decubitus eintrat. Sie starb, nacbdem schon mehr ere | 
Tage Somnolenz nnd eine massige Erhohung der Tenpe- ; 
ratar (bis 38.9°) voransgegangen war, am 29. December, i 
Bei dem Ueberwiegen der L&hmung an der i 
uutern Extremitat, bei dem Freibleiben des Mund- 
facialis und der Zunge konnte W. eine Affektion 1 
des Linsenkems ausschlieasen. Das Fehlen jedes * 

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241 


111. PaAologie, Tharapia n. medidnlsehe Rlmiki 


apapUftffethen InznttM m&chte die Annahme wahr- 
scheiniich, dags der Herd ein sehr kleiner sein tnttsee. 
Eine hyrterische Heraiplegie , bei welcher die 8enai- 
bffitit eteta betheiligt, die faradische Erregbarkeit 
aber intakt ist, konnte bei dem Fehlen schwerer Ge- 
hiraeracbeuningen und jeder Contraktur leicht aus- 
gesoblosMB werden. Der also notkwendiger Weise 
anznnehmeude palpable Herd konnte, da er nnr sehr 
klein sein dnrfte, central wftrta vom Linsenkem nicht 
gesncht werden, eine Herdaffektion der Himrinde 
masste wegen Fehlen von Convnlsionen etc., eine 
spinale Hemiplegie wegen Mangel der AnJlstheae, 
eine Erkranknng des Hirnschenkels, der Medulla 
oblongata oder des Pons wegen Intaktbleiben der 
Hirnnerven nicht wohl angenommen werden. Ee 
blieb also schlttsslicli nichts water ttbrig , als einen 
sebr nmschriebenen Herd in der innern Kapsel an- 
znnehmen , d. h. in der Zwische natation , welche die 
motorisehen Fasem der Himschenkelbnsis in ihrem 
Veriaufe zn den Ganglien des 8treifenhUgels machen. 
Diese Diagnose wurde duroh die Autopns bestktigt. 
Man fand eine sich flber die OberflUche beider Heini- 
sphftren erstreckende eitrigc Meningitis, in den stark 
ansgedehnten Ventrikeln gTflnliehen Eiter, Arroaion 
des Bpendyms ira Hinterhorn des linken Ventrikels, 
die ffirnsatotanz weich und blass. Dieser durcb- 
weg friache Process hatte offenbai' erst vor 1 Woche 
begonnen und den letbaien Ausgang herbeigefllhrt 
Als Ursache der rechteeitigen Lahmung dagegen 
fand rich ein etwas mehr als erbsengrosser , gelber, 
klriger Herd von harter , kalkiger Oonsistenz , der 
von einer schmalen erweichten Zone nmgebon und 
an der G reuse zwisehen 2. u. 3. Gliede des Linsen- 
kems in der innern Kapsel gelegen war. Von ihm 
aus erstreckte sich als hinterer Anslftnfer eine braun- 
rothe , linear von oben nach unten sich ausdehnende, 
etw* 1.6 Ctmtr. large erweichte Stelle in das 
3. Glied des Linsenkerns bis zutn obem Rande des- 
setbu hineai. Der Herd erwies sich als ein ver- 
kalkter Cystjeercns. (S e e 1 i g m U 1 1 e r.) 

626. Budtrftge a nr Synrptonurtologie nnd 
Diagnoutfk der Kleinhirntnmoren ; von Dr. 
Ad olph Perber. Marburg 1876. Elwert. gr.8. 
iO 8. (1 Mk. 20 Pf.) 

Tf. sucht in der vorliegenden sehr beachtenswer- 
thetl Abliandlung, unter Zugrundelegung des statisti- 
schen Materials der letzten 10 Jalire, eine moglichst 
vollst&ndige Darstellung der dnrcb Kleinlrimtumoren 
bedingten klinischen Syinptome zu geben, mit beson- 
dercr Berttcksichtigung ihres diagnostisclien Werthes. 

Zuniiclist giebt er in ziemlich ausfUhrlicher Weise 
die Krankengeschichten und Sektionsbefunde bei 
2 Fallen, von denen er einen selbst beobachtete, 
wah rend der andere in der Klinik des Prof. M a n n - 
k o p f untersucht wurde. 

.Per 1. Fall bctrifft einen 41 J. alten Mann, der im 
Jin. 1872 ohne nachwelsbare Ursache zuerst mit periodi- 

•obeiri Schwindel erkrankte. 8eU Mira gesellten sich 

Med. Jaltrbb. Bd. 172. Hft. a. 


dasa heftige Occipitalschmenea , did kn Laois der XeH 
immer haufiger auftraten und oft von Erbrechen bcgleitet 
waren. Dazn bisweilen reissende Schmeraen in den Ex- 
tremitaten , aber keme andem Storungen der Senslbiiitftt 
und Motiiltat. 1m Juni 1873 wurde Pat. in derMarburger 
Klinik aufgenonimen. Es ergab sich dauials folgendep 
Behind. Kraftiger Korper, massiger Paaniculus adiposus, 
keine Ocdcme , Ilaut normal gefSrbt. Unbedeutendes 
Emphysema palmonum. Hera normal, 84 Pulse. ZuagU 
dick belegt, Ap petit schiecht, leichte Mandelschwellong, 
starker Pharymkatarrh, Stuhl trage. Hef tiger Kopf- 
schmerz, Erbrechen. Leber, Milz , U rogeni talapparai 
normal. 

Nervensystem : Psyche intakt, namentlioh das Ge- 
dachtniss unverandert. — Andauernder Schwindel beta 
Verlassen der horizontalen Lage, mit unbestimmtem Fort- 
beicegungslrieb und dem Gefilhl des Umsinkens nach uri- 
bestimmter Richtnng. — Keine scheinbare Drehung dSr 
Ausscndinge. — Schmerzen im Uinterhaupt , bei starker 
Anfallen excentrische Schmerzen in den Extrcmitaien. la 
der Netzhaut beider Augen leichte Ilypcramie und ruck- 
giingige liamorrhagien. Uebrige Sinnesorgane normal, 
aoch dasQefUhl. Pat. verschluckie sich leicht, die Speisea 
geriethen ihm in den Kehlkopf. — Krampf. oder L4h- 
mungserschciuungen im Gebiet der rootorischcn Sphere 
wurden nicht bcohachtet. Stark schwankender , aber 
nicht an den tnbctischen crinncmdcr Gang. Bei geschios- 
senen Augen flel Pat. nach vom nrn. GreifbewegnngeU 
der Arme vollkommen gesehiokt. Sphinkteren. «. itadea- 
erregbarkeit normal. 

Sciion 8T. nach der Anfnahme ging Pat. dnrch einen 
apoplektischen An fall in Grande. 

Pie Sektion ergab eine Im grbssten Dnrchmeswt 
4 Ctmtr. haltendc Cyste In der Mitte des Kleinhirna nd 
in der Wand derselben eine kleiniellige NeuhiMung , die 
sich bei der mlkroskopischenUntersuchung als ein gefass- 
reiches Gliosarkom erwies. Sekundiire Verandernngen, 
ansser einem Hydrops derVentrikel, besonders des vlerten, 
fehlten. 

Per zweitePat., ein 21 J. alter Mann, war seit eimem 
Jalire an Hinterhavptschmerzen und Erbrechen erkrankt. 
Zugleich stcllte sich schlotlriger Gang ein und seit 4 Mon. 
war das Gehen absolut unmSglich. Seit 8 Wochen be- 
stand Blindheit beiderseits ; anoh das Gehfir hatte abge- 
nommeu. Ebenso sollen die psyctiiechen Thatigkelte*, 
speciell das Gi'diiehtnisa, gelitten haben. 

Am 10. Oct. 1868 ergab die Untersuchung in Bezug 
auf das vegetative KSrpersystem normals Fnnktionen. 
In Bezug auf das Nenrensystem waren bemerkensweitfc 
periodische Occipilalschmerzen , Abnahme des Geddcht- 
nisses , beiderseitiger Strabismus diver gens bei guter Be- 
wegnngstahigkeit der Angen nach alien Seiten und ausser- 
dem absolute Amaurose. Gernch fast erloschen , Gehbr 
rechts stark herabgesetzt. Bewegungen der Arme in aUn 
Kichtungen moglich , aber etwas ungeschickt. Ebanno 
Bewegungen der Beine im Liegen. Keine Abnahme der 
vollen Kraft. — Gang nur bei genflgbnder UnterstQtzung 
mOglich , schlottemd , mit regellosem UebereinaruUrsettea 
der Beine. Dabei bestand eine leichte Herabsetzung der 
elektromotorischen Reizbarkeit. — Stuhl- und Urin-Ent- 
leerung ofters uuwillkurlich. — Die Prflfnng der Sensl- 
bilitat ergab nur eine geringe Verminderang des Tast- 
gef&his an den Unterschenkeln. Der Tod erfolgte 4 W. 
nach der Anfnahme. — Die Sektion ergab eine Cyste in 
der rechtenKleinhirnhemisphare, deren Wandungeu durch 
gefassreiche Gliommasse gebildet warden. Autserdem 
sekundsre Degeneration der GoU'schen und der h intern 
Seltenstrange im Lnmbalmark. 

Ansser diesen beiden genauer besprochenen Fit* 
len fllhrt Vf. nocb 32 ans der Literatur geeammeltie 
ahnlicbe Beobacbtnngen an, urn dann zu seme* 
eigeotliohen Thema, dor Analyse der elnzetaeu 

81 


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242 


III. Pathologic, Therapie u. medicinieche Klinik. 


Symptome der Kleinhirntomoren , wie sie sich ana 
diesen gesammelten Beobachtungen ergeben, tiber- 
zugeben. 

Stttrungen der Pnyche, die er in aeinen 32 Fallen 
19mal angegeben findet, halt der Vf. trotzdem fllr 
unwichtige Erscheinungen. Er glaubt, sie auf den 
bei Kleinbimtumoren so hftufigen Hydrocephalus zu- 
rttekftihren zu mtlssen und legt ihnen deshaib in Be- 
zug auf die Diagnose dieser Tumoren selbst keinen 
Werth bei. 

Wichtiger erscheinen ihm StOrungen der wn- 
eiblen Sphare , nnd zwar vor alien Dingen die. 
Kopfschmerzen. Diese sind unter den 32 Fallen 
28mal beobachtet worden , also bei 7 / a alter Fiille. 
Trotzdem erklftrt Vf. auch dieses Symptom fUr niclit 
nnbedingt verwerthbar, da auch bei andem Himaffek- 
tionen die Cephalalgie eine hftufige Erscheinung ist ; 
hbchstena wire dem hftufigern Vorkommen von Occi- 
pitalschmerz fllr die Diagnose einige Bedeutung bei- 
znlegen. Anderweitige StOrnngen der Sensibilitiit 
fllhrt er auf aekundllre Erkrankungen anderer Ge- 
hirntheilo zurttck und sucht diess bei den einzelnen 
Fftllen aus dem Sektionsbefunde zu beweisen. 

In Bezug auf Stdrungen der Motilitftt sind am 
h&nfig8ten Bewegunguchwache , utuicherer, schwan- 
kender Gang, Incoordination der Bewegung er- 
wfthnt. 

Die Sehwache, resp. Langsamkeit der Bewegnn- 
gen, welche unter den 32 Fallen 14mal beobachtet 
wurde, ist nicht ala eine Parese aufzufassen. Im 
Gegentheil, wahre Paresen oder Paralysen sind nicht 
rorhanden , und wo sie anftreten , sind sie durch 
anderweitige anatomische Verftnderungen (Tnmoren 
in den-Grosshirnganglien etc.) bewirkt. Die durch 
Kleinhirntumoren bedingte ,,Schwftche" ist doppel- 
sdtig und aussert sich nur als „Abnahme der Be* 
wegungsenergie". 

Der in 11 Fallen erwahnte ,,unsichere schwan- 
kende Gang" fltllt nicht immer zusammen mit der 
eben beschriebenen „Schwftche“ ; es wird vielmehr 
in mehreren Fallen hervorgehoben, dass die Kranken 
nnsicher und schwankend gegangen seien, ohne doch 
eine Verminderung der rohen Kraft in den Beinen 
darzubieten. 

Das Wort „Cvordinationsetdrung , ‘ findet Vf. 
zwar nur in 5 Fallen ausdrdcklich angeflihrt, doch 
erscheintes ihm zweifellos, „dass auch in den andem 
Krankheitsberichtcn , wo diess nicht ausdrdcklich 
hervorgehoben ist, die Unsicherheit der Gehbewegun- 
gen ohne eigentliche Lfthmung im Sinne der Beob- 
achter als Coord inationsstflrungen aufgefasst werden 
muss". 

Dm fllr die weitere Verwerthung dieser That- 
sachen festen Boden zu gewinnen, sucht der Vf. 
xunAclist das Wesen der Coord inationsstdrung zu 
definiren. Er faast den Begriff der „Coordination u 
in weiterem Sinne and versteht damn ter ,Jede znr 
AusfQhrang einer bestimmten zweckmftssigen Be- 
wegnng nOthige Debereinstimmung mehrerer Mas- 

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keln, sowohl was ihre Anzahl und ihr Mit- and 
Gegeneinanderarbeiten , als den Zeitpuakt md die 
Stirke ihrer Innervation anlangt". Er glaubt im 
Interesse einer logischen Auffassung diese ZergBe- 
derung festhalten zu mtlssen, verwahrt sich aber von 
vorn herein dagegen , als wollte er die snpponirten 
Einzelvorgange an bestimmte gekannte anatomische 
Substrate binden oder in Bezng auf ihren Aosfall 
unter bestimmten pathologischen Verhaltnissen Ge- 
setze aufstellen. 

Vf. erklart sich mit der Anschauung von Cy on, 
welcher die Stftrke der Innervation , als etwas der 
Coordination nicht Zukomtnendes , abtrennen will, 
nicht einverstanden. Selbst wenn man zngeben 
wollte, dass Tabeafftlle vorkftmen , die keine Ataxie, 
wohl aber mangelhafte Innervation darbieten , so sei 
damit doch nur Das bewiesen , dass ausser dem bis- 
her angenommenen Coordinationscentrum nocli andere 
Faktoren die Stftrke der Innervation beeinfinssen, 
aber nicht das Umgekehrte, dass die Coordination 
anf die Stftrke der Innervation tiberhaupt keinen 
Einfiuss anstibe. Er stellt sich die Verh&ltnisse 
folgendermaassen vor. Von dem Coordinations- 
centrum werde an beetimmte Mnskeln , zur richtigen 
Zeit, ein Impuls von genau abgemeesener Starke 
abgeschickt , anf welchen nattlrlich der normale 
Muskel mit einer angemessenen Zucknng antworten 
mtisse. Wenn dagegen die Reizbarkeit des Muskels 
oder der motorischen Nerven aus irgend einem Grande 
berabgesetzt ist, so wird trotz der Intaktheit des 
Coordinationscentrum sich eine mangelhafte Energie 
der Bewegungen bemerklich machen. Kommen zn 
dieser Erscheinung andere CoordinationsstOrungen 
hinzu, so wird nach dem klinischen Bilde sich kanm 
mehr eine Grenze ziehen lassen zwischen den Er- 
scheinungen, die der Energielosigkeit nnd denen, die 
der mangelnden Coordination zuzuschreiben sind. 

Auf diese Weise liess sich nach Vfs. Ansicht 
das atleinige Auftreten eines Mangels an normaler 
Innervation erklftren und es Iftge also kein Grand 
vor, die Energie von dem Begriff der Coordination 
zu trennen ; dagegen glaubt er, dass andere Grtlnde, 
in der Auffassung Uber das eigentliche Wesen and 
denSitz der Coordination bemhend, fllr eine enge Zn- 
sammengehdrigkeit beider Erscheinungen sprechen. 

Ueber den Sitz des Coordinationscentrum gehen 
die Ansichten weit auseinander. Die grdsste Zahl 
der -Forscher verlegt denselben in das Cerebellum. 
Jaccoud u. Hasse glauben ein durch Gehim und 
Medulla dnrchgehcndes Coordinationscentrum an- 
nehmen zu mtlssen , wfthrend C y o n nur die graue 
Substanz der Medulla als Sitz der Coordination gelten 
lassen will , und zwar gesttltzt auf die Beobachtung 
der coordinirten Bewegungen an enthirnten Frdschen 
und an Schlafenden. — Gegen diese letzte Ansicht 
wendet sich Vf. zunftchst. Er glaubt, dass die coor- 
dinirten Bewegungen Schlafender tiberhaupt hier 
nicht anzuftihren seien, da im Schlaf das Willens- 
vermOgen keineswegs erlischt, and wirft in Bong 
anf die Froschexperimente Gy on vor, dass er 

Original froim 

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243 


III. Paiholorie, Therapie a. raedidnische Klinik. 


RflAexbewegungen mit ooordiairten verwechsle nnd 
dass andererseits wegen derUn Ahnliehkeit dee Banes 
nnd gegenttber der Thatsache , dasa man am Men- 
Hcben bei Kleinhirnaffektionen und ganz intakter 
Medulla Coordinationsstdrungen finde , diese Experi- 
raente zur ErklArung der klinischen Ersclieinongen 
von nur uebensAchlicher Bedeutung sein kdnnten. 

Eine Betheiligung des Cerebellum an der Coor- 
dination ist, nach Vfs. Ansicht , a newer Zweifel; 
achwieriger dagegen ware es, zu entscheiden, ob 
dieses allein der Sitz der Coordination aei , oder ob 
beim Menscben ebenso wie beim Thier noch andere 
Qebilde des Mittelhirns betheiligt sind. Er wagt 
diese Frage nicht zu beantworten , sondem begnttgt 
aieh mit dem Schluss , „dass das Cerebellum bei der 
Coordination jedenfalls eine Rolle spielt“. 

Hierauf wendet sich Vf. zu der zweiten Frage, 
nach dem Wesen der Coordination, d. (u nach der 
Art und Weise ihres Zustandekommens , nach dem 
phyaiologiachen Vorgang , der ihr zu Grunde liegt. 
Die frflher geAusserten Ansichten von Leyden, 
Lnssana, Cyon befriedigen ihn nicht. Er glaubt, 
dasa das Coordinationscentrum weder mit der Sensi- 
bilitAtssphAre , noch mit einem bisher noch gar nicht 
sieher nachgewiesenen „Muskelsinn“ in dire^r Be- 
ziehong stehe, sondem dass ea mit dem \Wlens-, 
rasp. Vorstellungscentrum vwjbunden sei und mit ihm 
Hand in Hand arbeite. „M: zeitgemftsse und ihrer 
StArke nach genau beatimmte Innervation durch das 
Coordinationscentrum basirt auf rAumlichen Vor- 
atellungen, welche im Voretellungaceutnim durch 
Vermittelung der Sinne oder (lberhaupt auf Grand 
frflher gemachter Erfahmngen zu Stande kommen 
and belinfs einer Umsetzuug in Bewegung vom 
Willenscentrum weiter geleitet werden". — Um mit 
dieser Anschauung diejenigen FAlle in Einklang zu 
bringen , wo trotz, hochgradiger VerAnderungen des 
Cerebellum keine Ataxie bestand, nimmt Vf. die 
Hypothese an, „dass das Coordinationscentrum nicht 
in einem isolirten Haufen von Ganglienzellen zu 
snehen sei, dessen Affektion dann natllrlich unter 
«Hsn UmstAndeu Ataxie bedingen mflsste, sondem 
in einem weit verzweigten Netzwerk von Ganglien, 
das eine partieile Affektion und partieile Ataxie oder 
sogar vermittelst einer vicariirenden ThAtigkeit noch 
erhaltener Bahnen in allerdiugs nicht nAher zu be- 
greifender Weise gar keine Ataxie zn Stande kom- 
men lassen wtlrde". — DieFAlievon spinaler Ataxie 
oboe Stdning im Cerebellum ftthrt Vf. auf eine Std- 
ruag der coordinirenden Leitung im Rtlckenmark, 
nnd zwar in der grauen Substanz desselben zurttek. 

Nach diesen Anseinandersetzungen kommt Vf. 
aof die oben erwAhnte Schtodche ohne eigentliohe 
LAhmung, reap. Langaamkeit der Bewegungen zu- 
rflek. Er hAlt sie ftlr ein sehr frtlhzeitiges Symptom 
der Coordinationsa toning. Da er den Begri^fder 
Coordination such auf die StArke der Innervation be- 
zieht, so erscheint ea ihm begreiflich , dasa bei Be* 
ginn einer Coordinationsatorung eine gewolite Be- 
wegog zwar noch zn Stande kommt, dass aber die 


Impulse doch nicht mehr In der normalen Dosis an 
die etnzelnen Moskeln vertheilt werden und in Folge 
dessen je nach dem Grad der abnormen Vertheilnng 
eine mehr oder weniger starke Verlangsamung oder 
SchwAchung der Bewegung eintritt. 

Gleichfalls als Symptom gestfirter Coordination 
fasst Vf. den Schwindel auf, den er deshalb mit 
Immermann strong von dem hallncinatorischen 
Schwindel trennt. WAhrend bei diesem die Patienten 
fallen, weil sie in Folge ihrer falschen Vorstellungen 
keinen Halt zu finden glauben , fallen sie bei jenen, 
weil sie wirklich keinen Halt finden kOnnen. Der 
Schwindel wAre ttbrigens nach Vfs. Ansicht nur dann 
diagnostisch als Symptom eines Kleinhirntumor zn 
verwerthen , wenn man eine Affektion des Pons und 
der Crura media ausschliessen kdnnte. 

Motorische Sldrungen im engem Sinne , wirk- 
liche Lahmungen kommen, wie Vf. entgegen der 
Ansicht von La da me behauptet, den Cerebellar* 
tnmoren nicht zu. — Wo LAhmungen vorkommen, 
entstehen sie durch Complikationen , namentlieh 
seknndAre Rllckenmarksdegenerationen. Ebenso hilt 
ft. auch Convulsionen und epileptische ZustAnde, ob- 
wohl sie mehrfacli angeftlhrt werden , nicht ftlr spe- 
cifische Symptome eines Cerobellarleidens. Sprach- 
stOrungen und Schlingbeschwerden, welche hiafig 
vorkommen, fillirt er auf Compression der grossen 
Hirnganglien zurtlck. 

Was die Sinneeorgane betriflt, so finden sich 
Stdrungen des Sehapparatee ausserordentlich hAufig, 
in 32 F&llen 28mal. Es hat diese Thatsache Altere 
Forscher, wie Lussana und Rusconi, Lays, 
Renzi u. A. zu der Ansicht gebracht, dass das 
Cerebellum in direkter Verbiudung mit dem Ango 
stehe. Nach physiologischen Erfahrungen ist diese 
Ansicht iudessen unhaltbar und man fflhrt die Er- 
krankungen des Opticus bei Tumoren im Schidel 
jetzt nach Graefe’s ErklArang auf eine Neuritis 
des N. opticus zurtlck , die durch VerdrAngung des 
Liquor cerebralis in die Scheide des Opticus and 
sekundAre Stauungserscheinungen bedingt ist. — 
Dieser Ansiciit stimmt Vf. bei , glaubt jedoch , dass 
aus8erdem die Compression der Corpora quadrigemina 
ftlr die Genese dieser Krankheiten von Bedeutung 
sei. — StOrungen der Augenmuskeln berahen nur 
auf Compression der dazu gehdrigen Nerven. — 
Diagnostischen Werth schreibt Vf. den SehstOrungen 
nor dann zu, wenn aus der Combination derselben 
mit andern Symptomen, vorzflglich soichen der moto- 
rischen SpbAre, ein Rttckschluss gemacht werden 
kaan. 

GehdrsatOrungen , so wie Stfrongen des Ge- 
schmacks und Geruchs haben diagnostisch keinen 
Werth. 

Von den Stdrangen anderer Organs sind es 
vor Allein die des Tractua inteatxnolia , welche eine 
griasere Wichtigkeit haben. Das hAufigste Sym- 
ptom ist das Erbrechen, welches in 32FAllen 22mal 
erwAhnt wird. Vf. glaubt, dass die H&ufigkeit des- 
selben durch die Grove ’sohen Unteranehongen, 


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244 IM. Pathologic, Tharapie u. ttedieinfeoba Klimk. 


weloher iein vieUeicht nrit dea Athrmuiggcentnim 
identfeohes Breohcentram in der Medulla oblongata 
naohwies , genii gend erkl&rt sei. Es aei der Erfolg 
eines Druckes auf daa Athmungsbrechcentrum , also 
lediglich bedingt durch die Starke eines beliebigen, 
von irgend eiBer Stelle dea Gehinis her wirkenden 
Drackreizes and de&halb fttr die Diagnose , speciell 
der Kleinkirntumoren , von untergeordneter Bedeu- 
tang. Noch weniger Bedentang haben andere Er- 
seheinnngen , Appetitloaigkeit , triiger Stuhlgang, 
Paralyse der Blase etc. Dagegen ist es bemcrkens- 
werth, dasa der Tod oft sehr plfltzlich erfolgt, eine Er- 
sohekmng, die skh durch pi dteliche excessive Schwel- 
lung des Tumors und dadurch bedingten allznstarken 
Druck auf die Medulla oblongata erkl&ren lksst. 

Zum Scblusa erwfihnt Vf. noch kurz die (tiff** 
rjntial'liagi'f)*?. Cerebellumtumoren liessen sich 
verwechseln : 1) rnit rbmniscbsr Enr*irhu»u, jedoch 
ist diets eine Krankheit des vorgeiilckten Alters, aft 
put weit verbreiteter Gefasserkrankung corabinirt; 
ate zeigt ferner nicht das paroxysmenweise Auftreten 
der Kopfschmerzen, wie der Kleinhirntnmor, dagegen 
htofig psyehische Stbrnngen ; 

2) mit Uirnabscest. — Fttr diesen ist dor even- 
taelle Nachweis eines ktiologischen Momentes, der 
Verlauf in verschiedenen Stadien, Fieber etc. von 
Wiobtigkeit, namentlich aber das ronstante FehUn 
ophUialmoskopisch nachweisbarer SehstOrungen. 

Vf. faset am Sehluase die Reaultate seiner Arbeit 
in folgende Stttee znaammen. 

Die cbarakteristiachen 8ymptome von Kleinbirn- 
tnmoren Bind 

1) Coordinationsstdrangen , die akh in Bo- 
wegUngsachwiohe, schwankendem Gang u.Schwindel 

totem. 

2) Der Mangel as eigentUehen motorischen and 
1r<Miblm Lfthmungen. 

8) Oocapitalschmerzen und Erbrechen. 

Unterstfltzt wird die Diagnose durch das Auf- 
treton von Sohling- u. Sprachstdrungen , sowie durch 
ophthalinoskopiaeh nacbweisbare Sefetdrungen. 

(F. N e e 1 s e n.) 

627. Das Granulationsgewebe und seine 
Bedeutung fur die Sorofulosis ; von Dr. J. 
Rabl. (Wien. med. Jahrbb. 1876. H. p. 157.) 

Vf. hat gefunden , dasa die weitaus grdsate Zahl 
alter krankhaften Vorkommnisso der Scrofuloae auf 
der Bildong von Granulationsgewebe beruht. Die 
tHgenthllmliebkeit desselben beachreibt er nacli friaoh 
in Mttller’scher Losung untersuchten Prkparateu. In 
dem geachilderten Befunde, der durch beigegebene 
Abbildungen veranschaulicbt wird, finden wir jedoch 
nichts eben Neues. In den Riesenzellen werden 
weitere Entwiclriangsfonnen von Lymph- undBinde- 
gewcbazellen im weitesten Sinne des Wortes erkannt, 
die in Folge eines entzttndlichcn Rdzes znr Prolife- 
ifction getrieben wttrden. Diesen Riesenzellen wird 
abet keine specifische Bedentang weder fttr die Scro- 
fulas*!, noek fil# irgend eine andere Neubildung zo- 

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gesehrieben. Eigenthtttniieh ist der Befhnd vda 4m- 
bryonalen elaatischen Fasem in aerofulbsen Narben, 
dieselben sollen aus Zellen liauptsfichlich unter Be- 
theiligung des Kernes entstehen und bei einer recidi- 
virendcn EntzUndung eiuen fettigen Zerfall eiagehed. 
Das Granulationsgewebe soli sich bilden aus proli- 
ferirenden Bindegewebszellen und Waudereellen, 
letztere besonders sollen durch ihre Wanderungen in 
den interstitiellen Lymphbahnen das Weiterkriecfaea 
des scrofuldsen Processes bewirken. 

Eingeliend auf die scrofnlbsen Haut- u. Schleim- 
hautleiden , die Driiseusi rofulose and die scrofuldse 
Periostitis und Caries, findetVf. bei alien die gieidhe 
Bildung des beschriebenen Granulationsgewebes. 
Aetiologische Momente der Erkrankung sieht er Z»- 
nttchst in ausseren Schfldlichkeiten, veixlorbeuor Luft 
und unpassender Nahrung, ferner in der Nachwir- 
knng akuter ExaDtheme und in der Vererbung. 

Sodann definirt er die Scrofulose selbst ala ai»6 
eigentliilinliche, nicht mit syphilitischer Infekdon zd- 
sammenhkngende Beschaffenheit des ganzen Korpera 
oder nur eines Theiles desselben, wegen welcher 
schon auf geringe Reize Entzttndungen mit Bildong 
eines eigenthtimliahen transitorischen Gewebes, dfe* 
serofukteen Grannlationsgewebes, zu Stande komrnen, 
die eJ^zahes Beharrungsvermogen und eine ausge- 
sprocbene Neigung zu Etecidiven besitzen. Aaf 4*b 
Verhaltniss der TuberHHose zur Scrofulose ttar- 
gehend , scheidet Vf. die' Miliartuberkulose als eine 
Resorptionskachexie aus und betrachtet die Phthiais 
oder sogen. Tuberkulose der innern Organs als eine 
Uaterart der aerofulbsen Entzttndungen. Hiemit 
srtellt sich der Vf. auf den Boden der von Rind > 
fleiscb in Ziemssen’s Handbuoh der Patbo- 
logie und Therapie ausgesprochenen Ansichten. 

(L fit tic b.) 

628. Dio Beziehungen zwischen idiopathi- 
soher Parotitis und dem Eruptionsfleber ; von 
Prof. Ldon Colin. (L’Union 33. 35. 38. 1876 
und Gaz. des Hop. 25. 1876.) 

In voriiegender Arbeit sucht Colin auf Grand 
vieler von ihm in der Armee gemac liter Beofeach- 
tungen die beiden einander sebeinbar ontgegenge- 
setzten Ansichten zu vereinigen , wonach nacb der 
Maiming der Einen das Auftreten der idiopadnseben 
Parotitis von atmosphArischen Einflttssen abhlngt, 
nacb der Meinung der Andern durch eine specifische 
Ursache , analog den Eroptionskrankheiten, bedingt 
ist. Rttcksichtbch der ersteren sei es kein Zweifnl, 
dass in feuchten Gegenden zur Jahreszeit der grosden 
Temperaturechwankungen die Affektlon hftuflger sei, 
als sonst und dass sie aneb in der Armee bei den 
sehroffen Erkiltungen ausgesetzten Soidaten , s. B. 
Schildwachen , besonders hftnfig anfiutreten p flags. 
Co to vertritt die Anaicbt, dass zwar eine Erkli- 
tung etc. an und fttr sich nicht im Stande ist , den 
Mumps zu erzeugen — wie er auch in der Arises 
nie einen spotadischen Fall beobaebtet habe — dtaa 
idler boi verier erworbensr Disposition atmoipW- 

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UL Pathoiogie, Therspie u. medfeiniache Kliniki 245 


seba Fitnflfx ItaBerat gttfaattgeFakttreh TtotfAEnt- 
wfeUnng der Aifektion aein kflbneb. 

Das durch speeds obe Einflnsse bedingte Auf- 
traten der Krankheit, so vie die damit znsammen- 
hftngunde Identitfttafrage mit den Ernptionsfiebera 
btedrachtet Vf. 1) rfleksiehtlioh der Art seiner Ver- 
breituag, nnd 2} rtckaiehtiich der kliniseben Ana* 
logien zwisohen beiden Krankheitsgrnppen. Was 
den ensten Punkt betrifft, so aeigt sich die Aehnlich- 
keat Mit den Eroptionskrankheiten durch die bereits 
von Siiliet nnd Trousseau constatirte Ueber- 
tvagbarkeit; durch die Immunitftt nach einmaliger 
Unberstehnng ; durch die Eignnthttmlichkeit, wohl in 
eehr ciirnmwripten Epidemien (Kasemen, Pensionat), 
niemals aber sporudisch aufzutreteu ; durch die lliiu- 
figkeit der Erkrankongen bei jungeu Leuteu und 
Sohlsten , Ton denen letztere , grflestentheils vom 
Lande, die Krankheit nocli nicht tlberstanden haben, 
ausserdeni aber durcli ibre Lebeusweise eiuer etwa 
radglichea Contagion selir ausgesetzt siutl ; ferner 
dwch das successive Auftreten unter den Yerscliiede- 
nen Theilen der Bevdlkerung, je nach der Verbrci- 
tung des Krankheitskeinics. So liaben die Epide- 
aaen idiopathischer Parotitis denselben Cliarakter, 
vie die der Masem and Pocken , danern tiLMonate 
bis 3 Jahre nnd entwiekeln sich allmftlig in aen ver- 
sebiedenen Bevolkerungs^ippen mid Ortsviertelu. 
Endliek ist norch zu crwalmeu das gleichzcitige 
oder weoigstens unmittelbar nach einander erfolgende 
Attftreten von Epidemien beider Krankheiteformen, 
so insbesondere der Masern , bei denen sogar noeli 
eine Gleichartigkeit in der Scliwere der Epidemien 
stattzuhaben sebeint. 

In Bezng auf die Analogic* im Krankheitsbilde 
betbnt Vf. , dass zwar die MehrzaM der PAlle von 
Mumps fieberlos oder beinahe fieberlos verliefen, 
dass man jodocb hieraus keinen Schluss gegen die 
Zosammengehdrigkeit beider Krankbeitsformen ma- 
chendflrfe, insofem jaauchdie Ernptionskrankheiten, 
z, B. Masern, zuweileu mit iiusserst geringer febriler 
Steigerung aufzutreton pflegten j dass man aber auch 
andererseits an die freilich weniger zahireichen, nit 
hoehfebrflem Verlaufe und itusserst schwerer Allge- 
meininfektion einbergelicnden Fit lie von Parotitis 
denken mllsae , welche im Beginn nicht s el ten das 
voUstitndige Geprfige eines typhCsen Fiebers dar- 
bAteu, sowie an die Fitlle, welche mit znweilen tddt- 
lifehen Convulsionen , mit rheumatischen Affektionen 
etc. einhergingen. Abgeseben von der von Rilliet 
in einem Fall constatirten Abschuppung der Haut, 
fthatieh derjenigeu beim Masemexanthem, sowie von 
der von Guinean de Mnssy beobachteten , von 
Andern jedocb nicht hestfttigten rosenrothen Fftr- 
bung der Wangenschlcimhaut , ist es nameutlich die 
in| Verlaufe der Parotitis auftretende ddeantdae 
Sebwtlitmg dea Gesichtes and der Extremitftdm mit 
and ohne Albnminnrie , welche die Krankheit unter 
die Kategorie der Emptionsficbcr einreihen lftsst. 
Dass these in vielen FftUen , ebenso wie die scarla- 
tinAse , sehr gutartig verlaufende Goisplikatioa m- 


veiled dis schverete Krankheitobild cUerbieten kanu, 
keveist Vf durch eine zum Schinss anrfflhriich er- 
zfthlte Krankengeschichte mit dem Titel : OrchWri u. 
Parotitis ; aknte Albianimirie, Urttmie, Tod. 

(Oebne.) 

r 

629. Uebor daa Erythema exsudatiram ; 
von Prof G. Lewin. (Berk klin. Wchnschr. XIII. 
23. 1876.) 

Ans 39 beobachteten Fillen zieht Vf. (In dieser 
vortluflgen Mlttheilung) folgende Schlflsse : 

1) Das Erythema ex8iidativum ist erne vasortoto- 
risebe Netirose. 

2) Dasselbe durehlftuft mehrere Entwlckhings- 

ptmnen. In der ersten Phase entwiekeln sich obne 
oder mit , selbet fieberhaftem , Prodromalstadium, 
rymmetrixch auf beiden KOrperhXlften subentane In- 
filtrationen m verscliiedenen Formen (Erytb. tnber- 
cnl., papnlat., nodos.) , sowie rothe Flecke auf der 
Haut, ehenfalls mit manuigfacher Formenbildong 
(Er} r th. marginal., annullare, Iris). In einer Anzahl 
von F’allen hitt nach mehr oder weniger langer Zeit 
cin zwelfces Kraukheitsbild auf, welches unter fieber- 
hafter Steigerung, zuweilen bis Ubcr 41.0®, folgende 
Ersoheinungen darbietet: 1) Eb bilden Rich nnter 
rheumatoiden Schmerzen puslelartige EfUoresoenzen 
auf den erythematfisen Hautstellen ans 7 so dass der 
Symptomeneomplex dem der echten Pocken t&tt- 
schend Shnlich werden kann. 2) Es treten ttht- 
zttndliche Affektionen , theils serbser, theils eitriger 
Natnr in den versebiedensten Gelenken auf, so di«8 
die Krankheit zuweilen das Bild eines Rheiunat. 
acutus darbietet, andererseits auch Ankylose der 
betroffenen Gelcnke stattfmden kann. ( 3) Es tsf^en 
valvulare Endokarditen zu Tage , welche sugar zu 
Klappenfehlern fifliren kcSnnen. Vielleicht finden 
hierdurch manche Fftlle von chron. Herzerkrankon- 
gen ihre Erklanrag. / 

Rdcksichtlich der ataologiseben Momente glaobt 
Vf. ausser einer vorangegangeneil BrkMtttng beson* 
dera bei Frauen eine Entztlndung , event. Ulceration 
der Urethra heranziehen zu mflssen , und sttitzfc deb 
hierbei auf die Beobachtung , dass ein grosser Theil 
der mit Erythema behafleten Frauen zngleieh dne 
detartige Genitalaffektion dargeboten babe, sowie aUf 
das bei einer Kranken ausgefOhrte Experiment , bei 
welchem nach mechanischer und obemischer Iteizun!*' 
der HarnrOhre ein Recidiv von Erythema exsndaf. 
auftrat. Schlflsslich weist L. noch auf das zn- 
weilen epidemische Vorkommen der Krankheit idn. 

(Oebme.) 

. . ’ , ’ { 

630. Fftlle von Erythema nodoeumj mit- 

getheilt voa Dx. Victor Revillout. (Gaa. dca 
Hop. 86. 89. 1874.) - a . 

Ibe 8 an weib lichen Kranken beebadhteteb FUffe 
von Erjrthema nodosum bieten im Weseutlichen fol- 
gende Erecheinungen : 1) Bei simmtliehen zeigte 
sidh ein mehr oder weniger betrftchtlich gestWfes 1 
Allgem einbefinden mit erhdhter KdrperwXnne ^ Wei- 


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246 


ILL Pathologic, Therapie u. medicmasohe Klinik. 


cha einige Tage anhielt nod in einem Falls bia 
40.4° C. 8tieg. — 2) Die Dauer der Krankheit 
wfthite in alien 3 F*Uen ungefohr 3 Wochen. — 
3) Bei 2 Fallen entwickelte eich im Laofe derKrank- 
heit eine Endokarditia , die sich durch ein Gerfiusch 
beim 1. Tone an der Herzspitze maoifeatirte , wel- 
ches letztere auch zurilckblieb ; im 3. Falle war he- 
reto ein solches von frtlher her vorhanden. — 4) In 
alien 3 Fallen bestand ein knotiges und papuldses 
Kx an t hem fast liber den ganzen Kfirper verbreitet, 
besonders aber auf den untem und obem Extremi- 
tltten. W&hrend jedoch in dem einen Falle das pa- 
puldse Exanthem das Uebergewicht liatte, die Papeln 
und Knoten mehr in den tieferen Hautschichten mit 
langsamem Ergreifen der oberflfichlichen Partien 
auftraten und sich Schmerzen und entzflndliche Rei- 
zung in den nahe liegenden Gelenken, Anschwell un- 
gen der Sehnenscheiden einstellten , liatte die Affek- 
tion in den beiden andern Fallen in dem geschwell- 
ten Unterhautzellgewebe iliren Sitz , die Haut war 
gleich anfangs fiber den Erhabenheiten gerflthet und 
schmerzhaft. Auaserdem entwickelte sich in den 
beiden Fallen fiber beide Unterschenkel eine zu- 
aammenhAngende erythematOse Rathe und Cdema- 
tdse Schwellung des Unterhautzellgewebes, ein Um- 
stand, auf den Vf. besonderes Gewicht legt. Nach 
Trousseau’s Beobachtung sind die Falle ersterer 
Art durch Complikationen von Seiten innerer Or- 
gane, e. B, derLungen, unter Umstftnden Affektionen 
ernstester Natur. Schlfisslich schliigt Vf. vor , die 
Krankheit fikvre taetnixeUt drythimaUuae zu nennen. 

(Oehme.) 

631. Behandlung der Pityriasis mit 
LSsong von Chloralhydrat ; von Dr. L. Mar- 
tineau. (Boll, de Th6r. XC. p. 49. Janv. 30. 
1876.) 

Vf. berichtet fiber die gflnstigen Erfahrungen, 
welche er in einer grossen Anzahl von Fallen von 
Pityriasis capitis mit der Anwendung des fraglichen 
Mittels gemacht hat. Er l&sst von einer 5°/ 0 wkss- 
rigen Ldsung von Chloralhydrat 1 — 2 Essldffel er- 
wirnen und damit jeden Morgen Waschungen der 
Kopfhaut vomehmen, die gewaschenen Partien aber 
nicht abtrocknen. Oft verschwinden die Krankheits- 
erachein ungen (Abschuppung , Jucken etc.) schon 
nach wenigen Tagen, jedenfalls aber nach einem 
Monat bei Fortsetzung der Kur. Hat die Affektion 
schon lange bestanden, so kehrt sie nicht seiten nach 
mehr oder weniger langer Zeit wieder, verschwindet 
jedoch bei Erneuerung der Kur wieder. 1st dfe 
Pityriasis von Erythem der Haut und papulfisem 
Exanthem begleitet, so empfiehlt Vf. eine MIxtur 
von 500 Wasser, 25 Chloralhydrat und 100 Liquor 
van Swieten (0.1 Hydr. bichlor. corros. ; Spirit, vini 
roctif. und Aq. ana 50.0). (Oehme.) 

632. Fibromata der Haut und der unter- 
liegenden Oewebe ; vonDr.E. Wigglesworth. 
(Arch, of Dermat. U. 3. p. 193. April 1876.) 

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Wlhrend die entzflndlichen Process© in den 
innem Organen des KOrpers in diflfus verbreitete 
Hyperplasie endigen, rufen dieselben, wenn mehr 
auf der Oberflkche veriaufend, die Bildung von histo- 
logisch dem Mutterboden gleichen Formationen ber- 
vor , die des klinischen Bedttrfnisses wegen je nach 
ler Generalisirung oder Lokalisirung des hyper- 
plastischen Processes in Fibroma molluscum, in Cutis 
pendula, in Elephantiasis Arabnm oder in fibrflee 
Tnmoren unterschieden werden. Wir geben im Ans- 
zng die vom Vf. zur Erlftuterung mitgetheilten F&lle. 

I. Fibroma molluscum. C. U., Bayer von Gebnrt, 
46 J. alt, von gesunden Eltern abeta inmend u. selbst immer 
gee and, bemerkte zuerst vor 14 J. auf seiner Brust einen 
erbsengrossen Tumor, dem bald mehrcre folgtcn, 80 dass 
allmalig der ganze KSrper davon uberzogen wurde. Die 
Tnmoren veru reach ten bei ihrem ersten Entatehen leichtes 
Juoken und leichten Schmen und wuchsen bisweilen bis 
zu HChnereigrosse. Spater bo lien einige der gross ern 
Tumoren von selbst vcrscbwnnden sein. Die Qesundheit 
blieb wahrend der ganzen Zeit gut. Zur Zeit der Unter- 
suchung war haupts&chllch der Oberk5rper mit den Tn- 
moren bedeckt , deren Zahl von den Knieen abwfirts be- 
deutend abnahm , wahrend sie an Genitalien , Hand nnd 
FnssBohlen ganz fehlten. Im Ganzen waren 1193 Tu- 
moren vorhanden, die kleiustcn erbsen-, die grosaten fiber 
hfibnereigroBs nnd gestielt. Alio Tumoren waren nloht 
pulsiren^ compressibel , weich , aber nicht fluktuirend, 
meist im vtibcutanen Gewebe lagernd, und sehr viele der- 
selben glichen auffallend den Brustwarzen. Die Sebnm- 
drfisen der fiberziehenden flint waren sehr stark ent- 
wickelt und mit Sebum dlcht gefullt. Das Mikroekop 
zeigte den gew5hnlichen Refund des Fibroma molluscum. 

II. Cutis pendula (Dermatolysis). Ein 36 J. alter 
Farmer zeigte auf seinem linken Arme von der Mitte dea 
DeltamuskelB biB zur Mitte desllnterarms herab eine der- 
artige Verdickung und Hypertrophie des subcntancn Zcll- 
gewebea, dass die verdicktc Haut in schweren Odematfisen 
und gelappten Fatten bis zu 7" fiber die Seitenflache des 
Armes heruberhiug. Die innere Seite des Armes war 
normal geblieben. Das Ganze der verdickten Bedeckung 
war dunk el gefarbt , mit stark hervorragenden Haar- 
follikeln versehen , und hatte in 2 J. die bei der Unter- 
euchung beobachtete Grosse erreicht. — Aehnliohe klei- 
nere Blldungen fanden sich an verschiedenen Korper- 
stellen; eine, die sich rechteTseits fiber dem Schnurrbart 
gebildet hatte und wie eine uberzahlige Llppe fiber diesen 
herabhing , war mit bedeutender Hypertrophie des Gan- 
mens und der Schleimhaut der betreffenden Seite ver- 
bunden. Die Exstirpation des Gewuchses am Arme ging 
bei starker venoser Hlutung leicbt vor sich. Dasselbe 
wog 4'/* Pfuud. Die mikr 08 kopische Untersnchung ergab 
inflltrirtes cellulares Gewebe. Nach 7 Mon. war die 
Wunde ganzllcb verheilt, ein Recidiv Jedoch zu erwarten. 

HI. FibrocelhUartumor in der Haut. Pat., 42 J. alt, 
seit 1 J. leidend , hatte anscheinend eine Behr grosse 
Hydrocele, was aber durch die normale Lage der Hoden 
widerlegt wurde, Der Tumor bcstand aus sehr glatten 
Knoten -, einer derselben, der nach der Spaltung der Hant 
excidirt wurde , zeigte flbrSse 8truktur. Bei Fortsetzung 
der Operation liess eich der flcberffirmige Urspruug des 
hauptsachlich aus 2 grQssem Massen bestehenden Tumors 
zwischen Bulbus der Urethra u. Rectum bis zur Prostata 
hln verfolgen. 

W. Fibrocellulartumor in der Haut. Pat., 26 J. 
alt, hRte seit 6 J. das Wachsen des vom obem T belle 
des linken Gesasses gestielt horabhfingenden Tumors bo- 
rn erkt. Dereelbe wurde durch Excision entfernt und die 
sehr grosse Hautwunde heilte sehr rasch. Der entferate 
Tumor wog 13*/i Pftmd. Nach 8 J. zeigte slob ein be- 
ginnendes K oddly. 


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247 


in. Pafholagie, Thcrapie n. medMafnhe Klinik. 


D«r letstera Fall uteraebddet rich von Cutis 
pendnla insofern , ala bei ihm nor eine Hyperplasia 
der fibrd&en Gewebselemente auftritt und die be- 
deckende Haut nur durch die Irritation und vermehrte 
Ernihrung mit afBcirt wird , wihrend bei eraterer 
sich eine Hyperplaaie der Hantelemente nebat Bil- 
dong von fibrindaem Qewebe darbietet 

Der folgende Fall steht zwischen den kieinen 
batten Fibromen and den groesen weichen Formen, 
fftr die der Name Elephantiasis angewendet wird. 
Die Fascien ®nd Lieblingsnrsprangsstellen dieser 
Fibrome, deren grOsater Theil frei in’s umgebende 
Bindegewebe hineinwuchert , ohne mit demaelben in 
nfthere Verbindong za treten. 

V. Fibrorellular tumor der Vagina. 3. Q., 31 J. alt, 
bemerkte vor 1 '/, J. eine Setawellung in der linken 
Weiehe, nahe dem Labium. Der schmerzloae Tumor 
ragte in die Vagina hinein und lieaa sich deutlich unter 
der Haut bin und her bewegen. Er war leicht comprea- 
sibel und erreichte in anfrechter Stcllung die GrCsse einer 
Coeuenuss. Ein Stiel war nicht vorhanden. Die Per- 
knarion gab.einen matten Ton , F luh tnat i on war aehr nn- 
deutlich und der eingefuhrte Adspirator ergab kein Re- 
snltat. 

Bei der Exatirpation ergab sich das verdickte Binde- 
gewebe hoch oben zwischen Rectum und Vagina ala Ur- 
apmngsstelle des Tumor, welcher mit den nmgebenden 
Geweben aehr eng verwachsen war , mit Ausnahme der 
Haut. Pat. starb an Pyiunie. Der grdssere Theil dea 
aehr blutreichen Tumor bestand aua unrollatandig ge- 
formtem flbrSeem Gewebe. 

(Sebumach er II., Aachen.) 

633. Angeborene Hyperplaaie des Fett- 
aellgewebea dea linken Beines; von Dr. G. 
Mflnohmeyer in Mttnden. (fieri, klin. Wchnschr. 
XIII. 23. 1876.) 

1 Vf. beobachtete an einem 7 Mon. alten Knaben 
eine congenitale Abnormitfit , welche bei gleicher 
Lknge in einem auffklligen Dickenunterechied der 
nntern Extremitaten bestand , und zwar betrug die 
Differenz des Umfangs in der HOhe der Inguinalfalte 
3.5, oberhalb des Kniea 3 Centimeter. Die Ab- 
weichung kam ausschliesalich auf Rechnung des 
eine aussergewfihnliche Entwicklung zeigenden sub- 
cutanen , vermuthlich aucb intermuskularen Fettzell- 
gewebes am linken Beine. Ausserdem befanden sich 
in der Haut, fiber die ganze Oberflache des Beines 
verbreitet, zahlreiche mehr oder weniger grosse, 
blaulichrotheFlecke, welche auf einer abnorm starken 
Entwicklung u. Injektion der feinsten Hautcapillaren 
beruhten, ein Umstand, der Vf. zu der Vermuthung 
ffihrt, ob hier nicht eine besonders starke Ausbildung 
des tiefer gelegenen Venensystems vorliege , welche 
ihrerseits durch Stauungen jene vaskularisirten Haut- 
flecke, sowie die Hyperplaaie des subcatanen Ge- 
webes bewixkt habe. (0 e h m e.) 

634. Ueber Trlpperrheumatismus ; von 
H. Fouresti6. (Gaz. dePar. 27. 32. 33. 1875.) 

Vf. erfirtert and recapitulirt die wesentlichen An- 
riehtcn der franafleisehen Antoren fiber den Tripper- 

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rfeemnatisnras , we gen deren wir auf nnsere frfihern 

Referate in den Jahrbtlchern verweisen kflnnen. Die 
22 Krankengeschichten, welche der Arbeit beigeftlgt 
aind, weichen im Wesentlichen von den Original- 
arbeiten Anderer nnd den von nns schon mitgetheilten 
Beschreibnngen nicht ab, weshalb deren Wiedergabe 
nicht ndthig erscheint. Als Ergebniss seiner Er- 
fahrungen hebt Vf. hervor: a) dass die akute oder 
snbakute Blennorrhoe zuweilen von akutem , poly- 
artiknlarem Hhenmatismns oder von akuter Arthritis 
begleitet war, zuweilen mit einem poly&rtikula- 
ren , fieberlonen Rheumatismus , welcher pldtzlich 
schwand, zusammen vorkam ; und b) dass veraltete 
BleanorrhOen aehr hanfig mit einer hartn&ckigen 
chroniechen Form von Rheumatismus beobachtet 
wurden. Diese Erfahrungen betrachtet Vf. als ein 
nenes Argument ffir die Existenz des von Vieleo noch 
angezweifelten Tripperrhenmatismus. 

(J. Edmund Gflntz.) 

635. Akute hypertrophisohe Cirrhose bei 
einer ayphilitiachen Frau ; von Dr. Martineau. 
(L’Union 108. 1875.) 

Pat., 28 J. alt, zeigte bei der Anfnahme hi das 
Hospital Beaujon (6. Mai 1876) an den Armen Narbem 
einer ulceroaen Syphiliaform. Die Ernahrung der Kr. nod 
ihre Lebensverhaltniaae waren achlecht. Ungefahr sett 
7 Mon. hatte die Menstruation anfgeh5rt, seit 2 Mon. 
waren heftige Ko liken mit Diarrhoe , zuweilen Erbrecbea 
und Appetitverlust eingetreten. Dieser Znstaad Mett 
6 T. an, worauf Pat. 14 T. lang aich wohl befand. Dana 
kehrten die Eracheinungen in deraelben Weise winder, 
sngleich schwoll der Leib unter Frost- nnd Fiebererachei- 
nungen an ; in beiden Seiten und in den Foasae iliacae 
trat zeitweilig heftiger Schmerz ein; die nntern Extremi- 
titen waren nicht geschwollen. Zu dieser Zeit bestand 
vollat&ndlger Appetitmangel , heftiger Durst ; keine Diar- 
rhoe , kein Erbrechen. Die Kr. gab an, aeit 2 J. an 
Hus ten unit zeitweilig bluttgem Auawurf u. Nachtsch weiasen 
geiitten zu haben. Syphilitischo Anateckung wurde an- 
fanga geleugnet, apater aber zugeatanden. 

Die Stimme war rauh , die Kr. huatete fortwiihreml, 
der Auawurf war weiaslich. Die vorhandene Verstoptang 
datirte angeblicb aeit den vor 4 J. anfgetretenen hamor- 
rboidalen Ausilueaen , welche noch immer bei den Stahl- 
ausleerungen sich einstellten. Der Unterleib zeigte eine 
betrachtllche kugelformige Anachwellung und Schmerz- 
haftigkeit bei Druck , namentlich in den Fossae iliacae, 
and angesehwollene Venen. Die Perknasion ergab einen 
leeren Ton vom Nabel bis zur Schamgegend ; oberhalb 
dea Nabels tympanitischen Schall mit Auanabme rechter- 
seita , woaelbat die Leberdampfung bis 3 Finger unter die 
falschen Rippen herabreichte. An der Grenze der Dlm- 
pftrag war apontaner, auf Druck etwas xun eh mender 
Schmerz bemerklich; in Folge der Scbmerzen und der 
Anachwellung Athembeschwerden. Im linken Hypoohon- 
drium erachien der Schmerz auf Druck weniger atark, 
Dentlicher Ikterna war nicht bemerklich , doch flel eine 
sehwach gelbliche Farbung auf. Flnktuation war im 
Lelbe, namentlich bei Lageveranderung , deutlich vor- 
handen. Die Perkuasion und Anskultation der Lungen 
ergab auaser unbedentendem Schleimrasseln keine Ab- 
norroitat. Die Temperatur betrug des Morgens 37.8, des 
Abends 38.6, die Freqnenx der Pnlaachlage 120. 

In den niichBten Tagen blieb der Znatand, abgeaeben 
von geringen Schwankungen in der Teraperatnr nnd Pals- 
freqnenz, nnverandert. Am 12. Mai hatte aber der Urn- 
fang des Leibes wesentlieh zngenommen ; die Kr. klagte 
fiber heftige Kolik , Ventopfung , Schlafloelgkeit , Brech- 


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III. ; PatMagib, Therapje n. . medkniMbe KlinEld. 


W8 

aeiyifig ttbae ivrbrack^m, rpichlicfeqa NasenMuten. K«i*t 

Purpura, die Conjunctiva gelb gefarbt. Der Urin erschien 
dunkelroth gefarbt, cnthiolt abor weder Fiweiss nocb 
Oallenfarbstoff. — Am 13. Mai warden am Leibe einzehae 
Purpnrafleoka bemerkt ; Oedea der Beine und Ffisse war 
qingetreien. — Am 14. wurdcn durch eine Punktion dee 
Leibcs 4000 Grmin. seroser Flusslgkeit entleert. Her 
zicgelmehlartig gcfiirbte Urin nahm auf Behandlung mft 
SalpeterBiinre eine donkle Parbnng an. 

Am 20., wo die Anschwellnng des Leibes untcr Stel- 
gcaung aller Beschwerden vrieder zugenommen hatte , die 
iktoriacbe Farbung dentlicher ausgesprocben war, wurden 
dnrch eine 2. Pnnktion 4'/« Liter Fliiasigkeit entleert vou 
1003 Dichtigkeit und lilit Salpetersaure starken Eiweiss- 
niederscblag gebend. Bel der Palpation und PerkuBSion 
der Leber ergab aieh jetzt, dass eine betrachtliehe Ver- 
grweserung dee reehten Lappens bestand, der untere Rand 
fast bin zur Spina iliaca anterior superior reichtc und 
dass die Obcrfliiche gleichiniissig , regclinassig , alter resi- 
stenter als normal bescliaffen war. Sehon am 23. wnrdc 
anf Yariangen der Kr. abermals erne Pnnktion aiiBgefbhrt 
nnd durch dieselbe 4600 Grmm. Flussigkeit entleert; &uch 
nach dieser Punktion trat eine gcringe Steigerung der 
Temperatur (37.4:37.0) ein, welche sclion nach der 

2. Punktion (37.4: 37.8)bcobacbtct worden war. — Unter 
IZunabme der Schwache erfolgtc , olme dass eine wesent- 
liche VerandCrungf in den ubrigen Erscheinnngen ein- 
getreten ware, am 4. Juni der Tod. 

Autoprie. Bci Eroffnung der Baucbhbhle floss un- 
gefchr 3 Liter Flflssigkeit aus. Der Stamm der Vena 
portae war geennd, ee fanden sich nnr kleine peritonitische 
Adharenzen , die Capsula Ulissonii war nicht verdiekt, 
lcioht abziehbar. Die Leber, von fast viereckiger Ge- 
stalt, hatte lm Querdarchmeeser 18, im Langendurch- 
measer £2 Ctmtr. und war 10 Ctmtr. dick , ihr Gewteht 
betrug 1616, das Gewicbt der Mllz 685 Gramm. Der 
Dnotss choledocbas and die Lebergiage zeigten Bleb votk 
ksmneu frel. 

’ ' Die Leber war nicht amyloid entartet, sie bot cine 
geTbe ledcrartlgc FSrbnng , eino gleichformige , glatte 
OberflSche, beim Einschnelden ein sehr hartes, elaatiacbes, 
nicht zerreissbares Gewebe dar. Mit bloaen Augen cr- 
kannte man kleine graue, durchscheinendc , unregcl- 
mUssige Linlen, welche die gclben Inselchen umschlossen. 
in der Substanz des Lebergewebes fand man zahlreiche 
kleine , farblose Concrcmente , aus Phosphaten und Car- 
bmaten bestehend , ohne Spur von Cholestearin. In dcr 
Oallenblaie fand Bieh neben reiehlicher, dicker Galle pin 

3. £0 Grmm. sehwerer, ' schwa rzer Cholestearin-Stein. — 
Im obern Lappen der reehten Lunge graue Hepatisation, 
Hera von weieher Coneistenz , mit Fibringerinnscln , die 
Kteppen geennd. Gehirn nnd Oblige Eingewelde gesund. 

In Bezug auf die mikroskopische Untersuchung 
der Leber , welche das Biid der Cirrhoee giebt , ver- 
weisen wir anf das Original. Die bei derselben 
nachgewiesene Erweiterung der Lymphgefasse und 
Ausbreitung des neugebildeten Biudegewebea bis zur 
Peripherie der Leberinselchen wllrde an nnd fBr sich 
bei Erwachsenen znr Diagnose der Syphilis niebt 
hinreichen, bei denen sie durch die Gegenwart 
von strahligen fibril sen Narben und tod Gumm&ta 
geaichert wird. Da jedoch im fragliehen Falle die 
ftHherfe Erkrankung an Syphilis nachgewiesen war, 
bo erscheiut die Annahme gerechtfertigt, dass die 
Syphilis auf die Entwieklung der Cirrhoae you weaent 
Inborn Bind usee gewesen sei. Dcr embryonale Cha- 
r&kter des nengebildeten Bindegewebes stehe im Ver- 
h&ltuiss zur kurzen Dauer der Krankheit. 

• r 'i , (J. Edmund Gtlatz.) 


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6*6. 8yphlMtisotie Affaktlon deb BoMeim- 
beiUwt ; von Dr. E. L. Keyes." (Amen Jtom 
CXLII. N. 8. p. 349. April 1876.) 

Syphilitisehe Aflfektionen derSehleimbfeutd fiedeO 
sich bislier nnr in der fnanztoiseben Litevater be- 
schrieben und haben im Ganzen weuig Beachtang 
gefunden. K. nntersebeidet eine der fi-tthern Peri ode 
der Syphilis angehorige Bursitis von deijenigea Form, 
welche der sp&tera Zeit angehbrt In der fiUhan 
Periode kann sich die Erkrankung auf eine blose 
Congestion der Bursa beschittoken, welche sich dureh 
Scbmerzhaftigkeit an der dem Schleimbentel enb- 
sprechenden Stelle kundgeben wiirde, oder bis zum 
serSsen Erguss steigem. Solohe blose Congestionen 
hat indessen K. bisher nicht mit Sicherbeit beobachtet 
und aucli die vou Jules Voisin, Fournier uad 
Ad. Va ffier angefilhrten Beobachtimgen Bind nicht 
vOllig rein, da immer gleichzeitig syphilit. Arthralgie 
bestand , auf welclic die Scbmerzhaftigkeit bezogen 
warden konnte. — ErgUsse in dieSchleiinbeuteiauad 
dagegen ofter im Beginn der syphilitischen Allge- 
meinerkranknng gesehen worden. Fonrnier er- 
wfthnt ein syphilitisches Hygrom der Bursa prae- 
patellaris und V e r n e u i I eine schmerzlose fluk- 
tuirende Anschwellung der Bursa bin ter dem Olecranon 
bei einem mit sypliilitischer Raehenaffektion and all- 
gemeiner Roseola behaftefcen Manne, die nach 'ein- 
monatlicher intemer Behandlung verschwand. Die 
Mittheilungen K.’s aus der eigenen oder der Praxis 
von Collegen beziehen sich auf Erkrankungen der 
Schleimbentel in der spite rn Zeit — auf gummose 
Entartung. Solohe Fttlle, in denen die Bursae datafc 
Ansbreitung einer gummhsen oder ukeioaan Erksah- 
kung der Bedeckungen erst hinterher er griffon Wey- 
den , wie K. melirfach gesehen, rechnet er nicht 
hierber. 

Simmtliche 6 Kr. waren weiblicben Gesclilechts, 
zwiseben 24 n. 48 J., und immer war es die Bursa 
praepatell., welche erkrankt war, und zwar in 3 Fal- 
len doppelseitig. Die Geschwulst entwickelte such 
immer langsam und ineistens schmerzlos , war liber 
der Unterlage nach alien Richtungen frei beweglich 
und beeintrSchtigte die Bewegungen im Gelenke 
meistens niebt, incomraodirie aber bisweilen beim 
Scheuem u. dergl. Die Geschwulst war bald bolz- 
hart , bald fluktuirend ; im Ganzen halbkugeb'g and 
erreichte in einem Falie den Umfang einer grossen 
Orange. Die Haut dartlber war zuweilen unver- 
indert, zuweilen Sitz pustulOser Syphiliden oder Ge- 
schwilre; aucli Rdthung, gummose Entartung und 
Verwaclisung mit der Bursa wurde beobachtet. Sich 
selbst tlberlassen, kann die Bursa aufbrechen und 
eine Figtel entstehen, aus der sich eine dicktiehe 
klare, spater mit Eiter gemischte tlbelriechende 
FUlssigkeit in geringen Mengen entleert. Statt der 
engen Fistel kann man auch ein grbsseres perfori- 
rendes Geschwflr finden und die Bursa durch Nekrose 
zu Grunde geben. Durchscbnittlicb war eine Zeit 
von 6 J. zwisohen der syphihtischen Infektion und 
dem Anftnten der guntanSsea Barghts vertiO— i n 

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249 


III. Pathologic, Thera pie a. modioiniache Klinik. 


(l*/« J. ala kflrxeste, 8 J. ala llngate Frist). In 
etwa der Hfilfte der Fftlle konnte eine Verfetzung 
mis Veranlassung angeschuldigt werden. Die syphi- 
litiache Natur des Leidena wnrde sowohl dadurch feat- 
gestellt, dass andere syphilitische Zeichen (Knochen- 
auftreibungen , gommSee Knoten, syphilitische Ge- 
achwtlre) gleichzeitig bestanden oder vorangegangen 
waren, als anch dadurch , dass eine antisyphil. Be- 
handlong (vorzugsweise Jodkalium) die Geschwfllate 
zum Verschwinden brachte, resp. verkleinerte. 

K. hat aus der Literatur noch 7 hierher ge- 
hOrige , von Verneuil beobaehtete Falle zusam- 
mengetragen. Bis aof eine Fran waren die Kr. 
Manner zwischen 33 und 64 Jahren. Die erkrank- 
ten Schleimbeutel waren gelegen : an der Tuberosittt 
der Tibia, unter der Sehne des Semitendinosus (lmal 
doppelaeitig, lmal einseitig), oberhalb des Malleolus, 
in der Fusssohle unter einer Schwiele, an dem Meta- 
tareo- Phalangcalgelenk der grossen Zehe, in der 
Hohlhand und liber dem Olecranon. Auch hier trat 
unter antisyphil. Behandlung Heilung ein. (Bloc k.) 

637. Einlge Bemerkupgen uber die Be- 
handlung der Syphilis mlttels hypoderma- 
tischer Sublimat-Injektionen; von Prof. G. 
Lewin. (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 45. 1876.) 

Vf. wendet sich gegen die Behauptung v. Bam- 
berger’s (Wien. med. Wchnschr. 1876. Nr. 11), 
welcbe der subcutanen Injektionamethode Lewin ’a 
den Vorwurf macht, dass nach derselben Ieicht Ab- 
sce88e in der Haut und heftige Schmerzen folgen, 
indem er sich theils auf die entsprecbende Literatur, 
theils aof seine eigenen Erf&hrungen beruft In Be- 
treff seiner eigenen Erfahrungen hebt L. Folgendes 
bervor. 

Seit dem Jahre 1865 wurden mit wenig Aus- 
nahme alle constitutionell Syphilitischen auf Vfs. Ab- 
theilung mit der subcutanen Sublimatkur beliandelt. 
BeijedemKr. wurden dnrchschnittlich 25 Injektionen 
angewendet. Die Zahl der beliandelten Kr. betrug 
14000, bei welchen nnr 20 Abscesse vorkamen. 
Personlich behandelte L. w&hrend 11 J. ungefkhr 
3000 Kr., bei denen nur 1 — 2mal Absceaae inFolge 
der Injektionen entstanden ; der Verlauf war gut- 
artig, nie trat Gangrftn ein, die Kr. waren nicht ge- 
nSthigt, das Bett zu hflten. Yf. sagt nnn, diese Er- 
fahrnBg berechtige zu der Annahme, dass die Absce- 
dirung keine nothwendige Folge einer in geeigneter 
Ldsung vorgenommenen Snblimatinjektion nnter die 
Hant sei. Die Abscedirang wird nach Vf. vermieden, 
wenn man die von ihm in seiner Schrift: „die Be- 
handlung der Syphilis mittels subcntaner Sublimat- 
Injektionen“ (Berlin. Hirschwald 1871 ; vgl. Jahrbb. 
CXXXVIU. p. 171. CXLIV. p. 44) gegebenen Vor- 
schriften genan beobachtet. [Hierzu macht Ref. die 
Bemerkung , dass , abgesehen von der Tecbnik der 
Injektionen , die Abscesse vermieden werden , wenn 
man kacbektische, tnberkuldse, scrofuloee Individuen 
and Skuglinge von dieser Behandlungsmethode mdg- 
Med. Jahrbb. B4. 178. Hit. 3. 


lichst aosschliesst. Was dieTechnik der Injektionen 
anlangt, so halte man sich genan an die Vorschriften 
L e w i n ’ s ; denn nach unserem Urtbeil kommt es 
nicht allein darauf an , den richtigen erprobten Ver- 
dflnnungsgrad der Lhsung zu wfthlen, sondern genau 
auf die Menge der einzuspritzenden Fltissigkeit zu 
achten ; einige Tropfen FlUssigkeit mebr eingespritzt, 
sind im Stande, heftigere Reizzust&nde zu veranlassen. 
Selbst eine grossere Verdlinnung der InjektionsfltLasig- 
keit vermag EntzUnduug zu bewirken, wenn die 
Menge der injicirten FlUssigkeit zu gross ist und um- 
gekehrt.] Vf. fllhrt die Erfahrungen Pick’s an, 
welcher seit Jahren die Injektionamethode L e w i n ’ s 
anwendete, „aber niemals EntzUndungen , Abscess 
oder Gangr&n in der Umgebung der Einstichstelle 
zu sehen Gelegenheit hatte“. Was die Einwftnde 
v. Bamberger’s betrifft, welche wegen der 
Schmerahiiitigkeit der Methode gemacht werden , so 
giebt Vf. zwar zu, dass Schmerzen vorkommen kdnnen, 
dass dieselben aber , wenn auch in einzelnen Fallen 
heftiger , so docb im Allgemeinen nicht so bedeutend 
seien , dass sie ein Grund waren , eine Behandlungs- 
methode aufzugeben, deren Reaultate selbst von 
v. Bamberger anerkannt werden. Vf. ftthrt nun 
zur Sttttze fllr seine Methode folgende statist ischen 
Belege an. 

Die Statistik berubt auf Akten des Charit£-Kran- 
kenhauaes und ist fllr die Verbreitung der Syphilis 
in bestimmten Volksschichten Berlins von Beweia- 
kraft , weil hierselbst , wie in keiner andern grosses 
Stadt, nur ein einziges Krankenhaus die syphilitiech 
erkrankten Prostituirten aufnimmt. Deshalb hat man 
eine dauernde Uebersicht Uber IlAufigkeit und Art 
der Recidive in Berlin. Urn die Erfolge seiner Me- 
thode zu beurtheilen, verglich Vf. die Zahl der auf 
seiner Abtheilung beliandelten syphilitischen Prosti- 
tuirten seit der EinfUhnmg seiner Methode von dem 
Jahre 1865 — 1876 mit dem gleich langen vorher- 
gehendeu Zeitraum , in welchem die Kr. einer an- 
dem merkuriellen oder vegetabilischen Behandlung 
unterzogen wurden. Aus diesem Vergleich ergab 
sich, dass nach Einfllhrung der Sublimatinjektion 
die Dauer der Behandlungszeit abgekiirzt und die 
Zahl der Recidive auffilllig veningert wurde. Die 
Dauer des Aufenthalts in der Charity betrug vou 
1855 — 1865 durcbschnittlich fUr die syphilitisch 
erkrankten Prostituirten ungefkhr 10 Wochen , nach 
dem J. 1865, von welcher Zeit an die subcutanen 
Injektionen eingefllhrt warden, nur gegen 4 Wochen. 
Die Zahl der RUckf&lle betrag nach andern Behand- 
lungsmethoden in dem frilhem Zeitraum gegen 80% 
der Erkrankten. Unter den Kr., die nach dem J. 
1865 in Le win’s Behandlung kamen, sank die 
Zahl der Recidive auf die Halfte, aof 40%. Diesen 
Ergebnissen entsprach vollkommen der Untersehied 
in der Zahl des jeweiligen Krankenbestandes vor und 
nach dem J. 1865. Wahrend 1855 bei einer Ein- 
wohnerzahl Berlins von 500000 — 600000 Menscben 
der tagliche Bestand auf der syphilitischen Abthei- 

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250 


IV. GynAkologie u. Pftdiatrik. 

long 150—170 betrug, hat man jetzt nur einen Vf. von andern HoepitalArzten unterrichtet ist, sthn- 
solchen von 100 — 120 Syphilitischen. Wenn nnn men anch sie mit seinen Angaben flberein, da schwere 
die Steigemng in stets gleicli bleibendem VeriiAltniss Fftile von Visceralsyphilia nach Snblimatinjektionen 
erfolgt wftre , so wtlrde der Bestand bei einer jetzt nicht oder kaum noch beobachtet wurden. Vf. will 
fast doppelt so grossen Einwohnerzahl 300 and melir seine Methode nicht als souverAn hinstellen , fordert 
ausmachen. Auch in Bezug auf die Art der Re- aber fllr eine erfolgreiche Behandlnng eine Wieder- 
cidive konnte festgestellt werden , dass seit langer aufnahme der Kur innerhalb grdsserer ZeitrAume. 
Zeit auf der Abtheilung die schwersten Formen der (J. Edmund G (1 □ t z.) 

Syphilis nicht mehr zur Beobachtung kamen. Soweit 

IV. GynSkologie und Padiatrik. 


638. Ueber die Ii&ge der innern Geni- 
talien; von Prof. Frankenhauser in Zurich. 
(Schweiz. Corr.-Bl. VI. 14. 1876.) 

Vf. weist znnachst darauf hin, dass die schema- 
tischen Zeichnungen namentlich fllr die GynAkologie 
geflhrlich sind. Die Topographie des Beckens ist 
erst durch die bimannelle Untersuchungsmethode 
klar gestellt. Um den vielfachen Widerspillchen anf 
den Grand zu gehen, fertigte man Durchsclmitte von 
gefrornen Leichen an, denn die Abbildungen von 
Dnrchschnitten von Spirituspi-dparaten entsprachen 
der Nator nicht. Vor alien Dingen nahm man ge- 
wOhnlich fAlschlicherweise an, dass Scheide und Ute- 
rus bogenfbrmig in der Beckenaclise nach oben 
stiegen. Schon Kohlrausch und Andere wiesen 
nach, dass die Scheide mit dem Utenis imd der Cer- 
vix mit dem Fundus nach vorn offne Winkel bilden. 
Dagegen lehrte Claudius, dass der Uterus stets 
der hintern Beckenwand anliege, und dass somit 
auch die breiten MutterbAnder sich hinten anschmieg- 
ten. 8 i m s wiederum und Schnltze nahmen eine 
fast entgegengesetzte Lage des Uterus an, ja 
Schnltze zeigte, dass der Uterus den Bewegungen 
der Blase folge, anteflektirt liege und diese anteflek- 
tirte Lage auch beim Liegen der Fi'au beibehalte. 
Nach Schnltze befindet sich also der freie Raum, 
in welchem die DArme liegen, nicht vor, sondern 
hinter dem Uterus. SelbBtverstkndlich muss die An- 
gabe von Claudius, sowie die von Schnltze 
namentlich den Ovarien bestimmte , und zwar sehr 
verschiedene Lokalitaten anweisen. In neuester Zeit 
wurden Durchschnitte von stehend gefrorenen Leich- 
namen angefertigt, welche jedoch die Annalime der 
Anteflexionsstellung des Uterus nicht sttltzen. Diese 
letatere kann aber durch Belastung des Fundus sei- 
tens grbsserer Kothmassen zu Stande kommen. Die 
Schnitte ergaben tlber die Lage der Ovarien keinen 
sichern Aufschluss. Vf. kommt nunmehr zur Wider- 
legung der gewOhnlichen , falschen Ansichten tlber 
die Lage der Beckeneingeweide. Zun&chst liegt bei 
entleerter Blase und entleertem Mastdarm die Scheide 
m'cht im Becken , sondern in den Weichtheilen den 
Beckenavsgangs , sie kommt uber den Beckenaus- 
gang nur mit einem kleinen Tlieil bei Fflllung der 
Blase und des Mastdarms zu liegen. Der obere 
Theil der Scheide liegt bei gynftkologischen Unter- 
suchungen im geraden Durchmesser des Beckenaus- 
gangs in der Richtung von vorn nach hinten und 


kommt dabei an die Steissbeinspitze zu liegen. Wenn 
also anch der Uteruskbrper der hintern Beckenwand 
anliegt , so bildet bei dieser Lage der Scheide die 
vordere Uterusflache mit der Scheide dennoch einen 
rechten Winkel , oder sogar einen spitzen Winkel, 
in dem Falle, dass die Scheide ausgedehnt und nach 
oben geschoben wild. Also haben wir allerdings 
eine Anteflexion, obwohl der Uterus der hintern 
Beckenwand anliegt. 

Ferner kommt man zu falschen Kesultaten durch 
die Bctrachtung der Blase. Dieselbe verkleiaert 
sich in der Weise , dass die untere IBUfte ihre con- 
stante Form im Ganzen beha.lt , die obere dagegen 
legt sich concav in diese untere Halbkugel hinein. 
Es kann also von einem Nach-vorn-Ziehen des Ute- 
rus durch die sich contrahirende Blase nicht die Rede 
sein. Der Mastdarm ist in semen untern Partien 
meist leer , aber eine Fflllung der obern selbst nur 
mit Gas kann den Uterus etwas anteflektiren. Einen 
ferneren Einfluss hat die Untersuchung selbst. Greift 
man tief ein, um oben hinter denUteniB zu kommen, 
so entsteht dadurch eine Anteflexion. Untersncht 
man vorsichtig z. B. vom Mastdarm aus , so f&hlt 
man den letztern am Utenis anliegen. Ein Beweis 
ftlr diese normale Lage ist auch der Umstand, dass 
die Ovarien stets mit der hintern Beckenwand bei 
Entztlndungen verwachsen. Die Ovarien liegen in 
der Gegend der Fltlgelfortsiltze , ihre innern Seiten 
nach unten gerichtet, deshalb den RAndern des Ute- 
rus nahe. Durch diese Lage wird die Ueberwan- 
derung des Eies und Samens erklArlich. 

(Fritsch.) 

639. Ueber die diaphanoskopisohe Unter- 
suchung der weibliohen Beokenorgane ; von 
Dr. Justus Schramm. (Deutsche Ztschr. f. pr. 
Med. 32. 1876.) 

Die Diaphanoskopie unterscheidet sich von der 
Speculation dadurch , dass bei ersterer die Gewebe 
dure/ileuchtet werden sollen, wAhrend letztere die 
KOrperhdhlen direkt erhellt. Also ist der Vortheil 
der ersteren, dass mit ihr auch Kbpertheile, welche 
der direkten Beleuchtung ihrer Lage nach unzu- 
gAnglich sind , untersucht werden kOnnen. Es rind 
nun die festen Gewebe transparent ; so durchleuchtete 
Lttcke einige Geschwtllste in gleicher Weise, wie 
man schon seit langer Zeit die Hydrocele durch diese 
Durchleucbtbarkeit diagnosticirt. Lazarewitsch 


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IV. Gyn&kologie a. Pftdiatrik. 


251 


benntate znerst die Diapbanoskopie als Httlfemittel 
fllr die Diagnose der Verftnderungen am den Uterus, 
and der Vf., dsdurch angeregt, verbesserte zunilohst 
die verse hiedenen angegebenen Apparate. Der 
dnrch eine Batten e zum Giilhen gebrachte Platin- 
streifen befindet sich in einer GlasrShre , und diese 
wiederum in einer andern, zu weicher 2 Gummi- 
achl&uche filbren. In den einen wird kaites Wasser 
geleitet, welches zum andern wieder herausfliesst. An 
dem glasernen Theil des Instrumentes ist ein Hand- 
griff befestigt, durch welchen die Leitungsdrkhte 
geben. Bringt man diesen Apparat in die Scheide, 
so leuciitet der Unterleib wie eine rotbe Papierlaterne. 
Lazarewitsck konnte durch die Farbenniiancen 
Neubildungen , Cysten, Venensteine, Adhftsionen, 
subserdse Lipome und Pigmentablagerungen diagno- 
sticiren. Audi malten sich auf der gleiciimilasig 
rothen Bauchwand die innern Sexualorgane wie 
Schattenbilder ab. Vf. konnte diese genauen Hesnl- 
tate nicht bestAtigen und glaubt niclit zu grosse Hoff- 
nungen auf die Diaphanoskopie setzen zu dtirfen. 
Trotzdem ist auch dieses neue, noch nirgends reiflich 
geprUfte Htllfsmittel wichtig genug, urn bei der Dia- 
gnose verwendet zu werden. (Fritsch.) 

640. Abtragung von Tumoren der Vulva 

mit einem stielbildenden Instrument; von A. 
Chdron. (Gaz. des Hop. 79. 1876.) 

Bei breitbasigen Geschwiilsten der Vulva ist oft 
die Abtragung und das Erzielen einer gllnstigen und 
schnellheilenden Narbe schwierig. Deshalb con- 
8truirte Vf. ein Instrument, welches auch unter un- 
glinstigen VerhUltnissen einen guten Stiel zu bilden 
im Stande ist. 

Dasselbe, welches Ch. Forcipresseur a lames par al- 
leles nennt , besteht aua 2 parallelen, je nach der Grosse 
der Geschwulst kflracr Oder langer zu nehmenden StSb- 
ehen aus Elfenbetn oder Bucbsbaumholz , die an ihren 
Eaden durchbohrt sind. Durch die 4 Locher werden feine 
Stahldrahte gesteckt, bo dass dieStabchen parallel an die- 
sen Drahten geoffnet und geschlossen werden konnen. 
Zwei Kornzangen erfassen die Enden der Btabchen und 
dr&eken sie zusammen. In den Branchen der Komzange 
befiaden sich an den Enden Locher, durch welche die fei- 
nen verbindenden Stahldrahte laufen, so dass ein Abglei- 
ten der Kornzangen von den Holzstabchen unmoglich 
wird. Die Kornzangen sind hinten mit einer Cremaillhre 
verse hen, nm einen vhllig com prim irten Stiel zu flxiren. 

Man legt nun zunAchst die Stabchen an die Enden 
der Geschwulst und nfthert sie mdglichst. Dann er- 
faast man die Enden der Stabchen mit den Korn- 
zangen und maebt abwechselnd mit beiden Handen 
„sAgende“ Bewegungen. Hat man so mit einer Art 
Massage deu Stiel bis auf einige Millimeter verklei- 
nert, so bringt man pldtzlich, ,, brusque", die Korn- 
zangen zum Schluse. Bios dieser letzte Akt ist 
sebmerzhaft. Nun wird der Tumor erst roth, dann 
blass und vOllig unempfindlich. Man trilgt ihn mit 
dem Messer oder dem Gaivanokautor — letzteren 
zieht der Vf. vor — ab. Hat man die Klammer ge- 
dffuet, so halt der Brandschorf die Wunde zunachat 
zusammen , doch ist es besser , dass noch eine Naht 
angelegt wird. Diess ist mit Nadeln nicht mdglich, 

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weil das eomprimirte Gewebe zu hart ist. Man 
muss also die hartgedrtickten Stellen mit einem fei- 
nen Trokar durchbohren, dann durch die Kanllle die 
Faden ziehen. So wird stets Prima-intentio erzielt. 
Der Brandschorf stdsat sich bald ab. Die Luft 
kommt nie mit der Wunde in Berilhrung, nnd diese 
heilt bios dann nicht „rapid", wenn im kranken, 
z. B. carcinomatdsen Gewebe operirt wurde. 

Im eraten Fall tmg Vf. ein Epitheliom der kleinen 
linken und grossen rechten Schamlippe ab. Ohne eine 
Spur von Entziindung trat Heilung ein. 

Der zweite Fall betraf eine birnengrosse Hypertro- 
phie der rechten Schamlippe. Die Klammem warden hler 
8 Ctmtr. lang , 12 Mmtr. breit und 6 Mmtr. dick genom- 
men, Nur bei dem hrusquen Annahern am Ende der 
Stielbildung traten 15 Sekunden dauemde Schmerzen ein. 
Der Tumor wurde ohne einen Tropfen Blut abgetrennt, 
dann der Rest noch mit dem Gaivanokautor gebrannt. Am 
26. Tage vollige Heilung, es blieb eine Hneare Mar be 
zuruok. 

Vf. glanbt, dass das Instrument auch bei Zungen- 
tumoren , erektilen Geschwiilsten , Lipomen, Lupus, 
Phimosis etc. angewendet werden kann. 

(Fritsch.) 

641. Eine neue Ursaohe des Vaginismus; 
von Dr. 0. Johannsen. (Petersb. med. Wchnschr. 
9. 1876.) 

Eine 28j&hr. Frau, die seit 6 Jahren in steriler 
Ehe lebte , wendete sich an Vf. wegen ftusserst hef- 
tiger Schmerzen beim Coitus , die schon seit Jahren 
begonnen und trotz verschiedener dagegen gebrauch- 
ter Kuren sich immer gesteigert batten ; gleichzeitig 
bestand Schmerz beim Uriniren. Eine genaue Unter- 
suchung ergab, dass das Andrtlcken der Urethra 
gegen die Symphyse ungemeine Schmerzen hervor- 
rief. Mittels eines dazu geeigneten Speculum ent- 
deckte Vf. in der Urethra an deren unterem Rande 
2 8tecknadelkopfgrosse gelbe Punkte, die sich als 
die Endpunkte zweier Fisteln erwiesen , von denen 
die eine 5, die andere 1 Mmtr. lang war. Die l&n- 
gere Fistel Wurde mit einem auf einer dttnnen Sonde 
eingefilhrten Messer gespalten , mehrere Male mit 
Lapis touchirt und dadurch zu allm&liger Verhei- 
lung gebracht. Hierdurch war das Leiden bald voll- 
st&ndig gehoben; die kleinere Fistel machte noch 
keine Beschwerden nnd wurde nur einige Male 
touchirt. 

Als Ausgangspunkt der Fisteln dtlrften wohl die 
den Littrd’scben Drttsen der m&nnlichen Hamrdhre 
analogen Lacunen der weibiichen Hamrdbre anzu- 
sehen sein. Veranlassendes Moment mag der Coitus 
gewesen sein ; vielleicbt war der tr&umatische Effekt 
in der ersten Zeit genttgend , um bei einer Drflse 
Entziindung , Verstopfung des Ausftthrungsganges 
mit nachtrkglicher Abscedirung in die Urethra her- 
Yorzurufen , worauf die anfaugs kleine Fistel durch 
tttglichea Ftlllen mit Urin sich allmklig vergrdseerte. 
Vielleicbt aber, was dem Vf. wahrscheinlicher dflnkt, 
war durch den Coitus Sekret eines alten Trippers 
hierher verpflanzt worden, und in der That hatte 
Pat. vor 4 Jahren kleine Winwhen an den Soham- 

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352 


IV. Gyn&kologie u. Pidiatrik. 


lippen gehabt, die weggebelzt worden w&ren , tmd 
wohl nor als spitze Kondylomen gedeutet werden 
kdnnen. (S i c k e 1.) 

642. TJeber kunatllohe Erweiterung des 
Muttennundee ; von Theodore H. Seyfert. 
(Philad. med. Times VI. 225 ; July 1876.) 

Als die gefahrloseste Methode ist im Allgemeinen 
die allmftlige Erweiterung durch Wieken anzusehen 
und als geeignetstes Material zu denselben der 
Schwamm ; niemals darf die Operation w&hrend, 
kurz vor oder kurz nach der Menstruation ausge- 
filhrt werden , oder w&hrend der Uterus selbst oder 
dessen Nachbarorgane sich in einem entzQndlichen 
Zustande befinden, auch muss man eine Zeit wfihlen, 
wo es der Pat. mdglich ist, je nachUmstanden einen 
oder mehrere Tage hindurch liegend zuzubringen. 
Das Einlegen von Wieken in den Muttermund ist an 
und ftlr sich nichts Schwieriges , erfordert aber den- 
noch Vorsicht and Behntsamkeit ; durch Benutzung 
zu starker Wieken wird unndthiger Weise Schmerz 
vernrsacht , ebenso geschieht diess , wenn man die 
Richtnng des Cervikalkanals und die mannigfache 
Beweglichkeit der Gebarmutter nicht gehdrig bertlck- 
sichtigt. Die Wieken vor der Einlegung mit Fett 
zu bestreichen ist nicht rathsam, da man dadurch das 
Aufsaugen von Fltlssigkeit hindert und . das Heraus- 
gleiten befbrdert. Das Wiederabnehmen der Wieken 
sollte niemals unter Zuhdlfenahme eines Mutterapie- 
gels vorgenommen werden, weil dabei leicht der 
Luft Zutritt in die UterushOhle gestattet wird , und 
weil es ansserdem dem Finger unmdglich gemacht 
wild, durch das Mutterrohr hindurch den Muttermund 
zu erreichen. Anstatt die Wieken durch Zerren an 
dem an ihnen befestigten Faden zu entfemen, ist es 
besser, sie mittels der Fingerspitze allmfllig zu 
lockern. Findet man, dass die durch einmalige Ap- 
plikation einer Wieke bewirkte Erweiterung keine 
genflgende ist, so lege man nicht etwa glcich auf der 
Stelle eine neue , st&rkere an , sondern warte damit 
einige Zeit, um nicht eine zu bedeutendc und anhal- 
tende Reizong oder wohl gar EntzUndung zu verur- 
sacben. 

Als bestes Material zu den Wieken ist pr&parir- 
ter Schwamm zn betrachten ; um die etwaigen Nach- 
theile anch solcher Wieken thunlichst zu vermeiden, 
hatMcFarran folgendes Verfaliren vorgeschlagen, 
welches Vf. sehr empfehien zu kdnnen glaubt. Man 
nimm t ein dflnnes Rohr aus Metall oder Haitgummi, 
an dessen perforirter Spitze eine Wieke aus Press- 
schwamm, eingeschlossen in einen geDau passenden 
Ueberzug von Kautschuk befestigt ist. W&hrend 
letzterer die alim&lige Ausdehnung des Schwammes 
nicht hindert, l&sst er keine Aufhaufung von Sekreten 
des Mutterhalskanales von Seiten des Schwammes zu 
und schtitzt wiederam die zarte Schleimhaut gegen 
jede etwaige Unebcnheit des Schwammes. Die Be- 
feuchtung des Schwammes geschieht dnrch Wasser, 
welches in einer am Vaginalende des Rohrs befestig- 
ten Gummikugel enthalten ist (8 i c k e 1.) 

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643. Ueber die meohanisohe Behan dlnng 
bei Oeb&rmntterkrankheiten ; von Dr. J. G. 
Sinclair Goghill (Brit med. Journ. May 20. 
1876. p. 624) und Dr. William H. Baker 
(Boston med. and snrg. Journ. XCUI. 11. p. 296. 
1875). 

0 o g h i 1 1 bespricht die mechanische Behandhmg 
der Flexionen und Veriagerungen des Uterus, fiber 
deren Wesen and Behandlnng bekanntlich noch keine 
Einigkeit erzielt ist. 

In Bezug auf die einzelnen Lageverinderungen 
bemerkt er, dass bei Versionen das Gleichgewicbt 
zwischen Scheide und Uterus gestdrt sei, die Vagina 
kdnne dann den Uterus nicht mehr tragen und der 
aus dem Gleichgewicht gekommene Uterus mflsse 
sich nothwendig senken. Darauf sei zu wenig Werth 
gelegt. Um den Uterus zu redressiren , ist Simp- 
son’s Sonde das beste Instrument. Der Uterin- 
repositor von Marion Sims ist unntltz. Bei Ver- 
sionen genilgt es , den Uterus von der Scheide aos 
zu stfltzen. Dafttr giebt es Pessarien von mannig- 
facher Form. Die gebrftuchlichsteu sind die Ringe 
von Hodge. Vf. bildet 2 Pessarien ab, die er ge- 
braucht; sie habeu die von Hodge angegebene 
Form, nur sind die langen Seiten nach inuen zusam- 
mengebogen. Intrauterine Sttltzapparate sind flber- 
fltlssig. Uebrigen8 vertr&gt der Uterus mehr , als 
man gewdhnlich annimmt. Besteht eine Flexion, so 
ist es deshalb ndthig , ein Intrauterinpessarium ohne 
Zdgem zu gebrauchen. Die grdsste Vorsicht iat bei 
bestehenden Entzttndungen nothwendig; hier kana 
sogar das blose Soudiren schaden. Man wird also 
in derartigen Fallen eine antiphlogistische, reap, de- 
pletorische Bohandlung der mechanischen voraus- 
schicken. Ist eine Flexion mit einer Version com- 
binirt, so muss man vaginale Sttltzapparate mitintra- 
uterinen verbinden. Bei Anteflexionen ist oft die 
Blase , bei Retroflexionen das Rectum in Mitleiden- 
schaft gezogen. Ein Fall wird angefilhrt, der zuerst 
als Mageukatarvh, Blasenleiden etc. lange behandelt 
wurde. Sobald die Diagnose gestellt und die ortho- 
p&dische Behandlung des Uterus eingeleitet wurde, 
trat vdllige Heilung ein. Das Intrauterinpessar des 
Vf. ist selu* kurz und besteht aus 2 klaffenden Span- 
gen , welche sich unten in einem kleinen Ringe an- 
einanderschliessen. Ein feines Stilet wird dnrch 
kleine Klammern in beiden Branchen des Pessars 
geffihrt, so daBs die Spangen vollkommen auseinander- 
liegend erhalten werden kdnnen. Dann wird es ein- 
gebracht und das Stilet entfemt. Dabei springen 
die beiden H&lften auseinander. Der dadurch zwi- 
schen den oberen Enden entstehende Zwischenraum 
betr&gt 1 Ctmtr. , so dass es leicht entfernt werden 
kann und sich doch allein halt. In den Ring, wel- 
cher unten die 2 H&lften des Intrauterinpessarium 
vereinigt, kann ein grosserer Ring rechtwinklig ein- 
gesetzt werden. Man erh&lt so ein vaginales Possa- 
rium und kann so mit eine Vereinignng eines vagi- 
n&len und iutranterinen StUtzapparates bei compli- 
cirten Fallen von Flexioaen und Versionen in An- 

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263 


IV. Gynikologie u. P&diatrik. 


wendong bring©*. Ein Fall , wo dm Retrovereio- 
Fiexio hflchsten Grades, bei der congestive Dys- 
menorrhde bestand, geheilt wurde, Ut angefllhrt. 

Ref. bemerkt flbrigens , class diese Combination 
zweier Peasarien schon recht hftufig , und aneh anf 
dieselbe Art versncht and empfohlen ist. 

Die Arbeit Baker’s ist mehr casnistischer Art. 
Es werden an Fallen die verschiedenen mechanisehen 
Htlfeleistungen bei Uterinerkrankungen demon- 
strirt. • 

1) Eine Frau, welche 6 Abortus und4Gebnrteii uber- 
staaden batte, kam in Bebandlung, well sie das Eintreten 
eines abermaligen Abortus furchtete. Der im 2. Monat 
schwangere Uterus lag vollig retrovertirt und flektirt, und 
war sebr empfindlicb. Blut doss aus dem Muttermund. 
Nach 5tagiger Behandlung mit Opium konnte der Uterus 
durch bimanuelle Handgriffe reponirt werden. Eln 
Hodge 'scbes Pessar wurde eingelegt und nach 3 Monaten 
entfemt. Die Schwangersehaft dauerte fort. Der Fall 
soli beweisen , dass oft Abortus anf fehlerhafter Stellung 
des Uterus beruhen und durch richtige Lagerung des Ute- 
rus verhutet werden kann. 

2) Eine Frau von 31 J. lltt seit 10 J. an Hamzwang 
und Verstopfung; sie war sehrelend, der Coitus wegen 
enormer Schraerzen unmdglich. Der Uterus war durch 
subeerSse Fibrolde yon FaustgrSsse gegen die Symphyse 
gedrangt. DieTnmoren bildeten, in derHoble des Sacrum 
liegend, eine unbewegliche Masse. Die Lange des retro- 
flektirten Uterus wurde mit der Sonde auf3' bestimmt. 
Vaginalinjektionen und Jodapplikation im Fornix vaginae 
beseitigten die Scbmersbaftigkeit. Nach 2 1 ', Wochen 
war die Schmensbaftigkeit verschwunden , «’ie Reposition 
des Fibroms in den Leib mbglich. Ein Pessar, durch 
eine T-Binde gehalten , wurde eingebracht. Der Coitus 
konnte nun ausgeubt werden. Das Pessar blieb liegen 
und wurde von der Pat. selbst von Zeit zu Zeit entfernt 
and wieder eingelegt. Dieser Fall soli die Nothwendig- 
keit einer der mechanisehen Therapie vorausgeschickten 
Antiphlogose beweisen. 

3) Eine 39 J. alte Frau, Mutter von 4 Kindern, war 
schon 2mal von Marion Sims operirt worden , weloher 
das eine Mai ein intranterines Fibroid entfernt, das andere 
Mai den Uterns ausgekratzt (curetted) hatte. Dahei war 
beftige Metrorrhagie aufgetreten, dann Abortus im 2. Mon. 
mit fiberaus grossem Blutverluste erfolgt. Der Uterus 
ersohien gans retroflektirt und erweitert. In den Mutter- 
aund konnte man den halben Finger einbringen. Press* 
schwamm ; nnter Narkose Entfernung eines wallnoss- 
grossen Schleimpolypen mit Sims’ Curette. Die ganze 
Uterushohle wurde darauf ausgeschabt und darauf nebst 
der Vagina wegen enormer Blutung tamponirt. Heilnng. 

4) Frau von 35 Jahren. Ein Abortns a. eine normale 
Gebnrt. Cervix anfgerissen, ausgestulpt, hypertrophirt, 
mit Sekret bedeckt ; Uterus retroflektirt. Vereinigung 
des Cervikalrisses nach Emmet; vollige Heilnng. Die 
Retroflexion war also Folge der Ektropionirung der Vagi- 
nalportion. 

5) Eine unverbeirathete Frau von 30 J. war vor 6 J. 
an Lageverauderung des Uterus behandelt worden. Bei 
einer spatern Erkrankung fiihrtc der Arzt das Intrauterin- 
pessarium durch die Harnrohre in die Blase ! Es wnrde 
nach 1 Jabre entfernt , docb entstand dabei eine Vesieo- 
vaginalflstel , durch welche 7 Monate danach ein Blasen- 
stetn , wohi durch das Pessarium entstanden , entfernt 
wurde. Die Fistel wurde 2mal ohne Erfoig und dann von 
Thomas gliicklich operirt. 

6) Ein nervftses Madcben von 20 J. klagte flber oou- 
Htante Schmerxen im Becken. Der retrovertirte Uterus 
wurde reponirt and ein kleines Vaginal pessarium cinge- 
fohrt. Pat. entfernte sich dasselbe selbst , spater aber 
wnrde es wiedeT eingebracht, woranf eine schwere Becken- 
ceQnBtis entstand. 


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Die belden letatea F&lle sollsn die mdgtiehe Schid- 
tichkeit einer mechanisehen Bebandlung seigea. 

(Frltsoh.) 

644. Ueber die Hypertrophie des vagi- 
nalen Theils des Uterushalses ; von Alphonse 
Guerin. (Gaz. dea Hop. 69. 71. 1876.) 

H u g u i e r trennte zuerst den Prolapsus von der 
Elongation des Cervix ; doch ging er zu weit, wenn 
er outer 64 Fallen bios 2mal eine Senkung geseben 
haben wollte. Auch Vf. scheidet sebr scharf die 
Hypertrophie von dem Vorfall, ausserdem aber trennt 
er die Hypertrophic des Theils des Cervix , an wel- 
chem die Schcide sitzt, von der VerlSngerung des 
Theils , welcher frei in die Scheide ragt. Vf. be- 
spricht hier die erstere Affektion. Der betr. Theil 
des Cervix kann 16Ctmtr. lang werden, gewSlmlich 
aber wird die Portio vagin. bios 6 — 8 Ctmtr. lang, 
dann ist der Uterns in toto 14 — 16 Ctmtr. lang. 
Eigenthilmlich und nnerkl&rt ist, dass bei dieser par- 
tiellen Hypertrophie der Fundus gewdhnlich auf- 
fallend klein gefuuden wird. Uehrigens steigt mei- 
stens der Uterus etwas herab , wenn ancli Ovarian, 
Tuben und Ligamente ihre physiologische Lage be- 
wahren. Die Scheide wird wie ein Handschuhflnger 
eingesttllpt, so dass sie schlilsslich doppelt ist; man 
kdnnte wie an der Pleura einen parietalen und viace- 
ralen Theil unterscheiden. Also kommt gerade das 
Gegentheil zn Stande von dem, was die Boivin 
und Dug 6 8 beschreiben: es zieht nicht die 
Scheide den Uterus herab, sondern letzterer wird 
hypertrophisch nnd zieht die Scheide dabei mit 
nach abw&rts. Die Blase kann hierbei , da sich ja 
die Stelle des Uterus vergrbssert, an welche die 
Blase angesetzt ist, ebenfalls dislocirt werden. Viel 
seltner ist Rectocele. Meist wird diese „Hypertro- 
phie susvagiual“ bei Frauen gefunden , welche ge- 
boren haben. Der Mnttermnnd ist nicht, wie es 
Huguier beschrieb, eine Querspalte, sondern eine 
semicirknlare Oeffnnng ; wenn sich die vordere Lippe, 
wie hhufig, besonders stark vergrOssert , so tritt der 
Muttermund ganz nach hinten ; diese Verknderang 
mass man kennen, nm die vordere Mnttermundsiippe 
nicht ftlr einen Polypen zn halten. 8elten fehlt eine 
Ulceration am Orificium uteri , welche eine mecha- 
nische Ursache hat, z. B. Reiben an den be* 
nachbarten Theilen. Bei der Reposition kann man 
die Hypertrophie von dem Prolapsus gut nnterschei- 
den. Die verlkngerte Portio Itet sich leicht in daa 
Becken schieben , kommt aber schnell wieder zum 
Vorechein. Sie bleibt nur dann im Becken , wenn 
eine Flexion, meist Retroflexion, seltener Anteflexion, 
entsteht. Nach der Reposition ist der Zustand 
8chlimmer. Bei Prolapsus ist die Reposition oft 
schwieriger, der Uterus tritt aber nicht sofort wieder 
ans der Vulva, nnd dieSymptome verechwinden nach 
der Reposition. (Fritsch.) 

645. Uterin-Mole ; von Dr, A tt hi 11. (DuM. 
Joum. LXU. p. 249. [3. Ser. Nr. 67.] Sept. 1876.) 

In der pathologischen Geaellschaft zn Dublin be- 
merkte Vf. unter Vorzeigung eines Prftparates, dass 

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254 


IV. Gyn&kologie u. Pidi&trik. 


man 2 Arten von Uterln - Molen zu untersoheiden 
habe, solche, die das Produkt einer Conception sind 
und als wahre Molen bezeichnet werden, und solche, 
die aus irgend einer andem Veranlassungentstanden. 
Die Unterschcidung beider ist insofern von Wichtig- 
keit, als die Verwechselnng falscher mit wahren 
Molen in gewissen Fallen selir gravirend nnd ungtln- 
stig fhr manche Frauen werden kcSnnte. Das vom 
Vf. vorgezeigte Exemplar giebt einen Beweis davon, 
wie lange Zeit eine Mole inn Uterus zu vcrweilen ver- 
mag , in diesera Falle mindestens 9 Mon. vom Ab- 
sterben des Embryo bis zur Ausstossung der Frucht. 

Die 26jahr. Fran, welehe 2mal, zuletzt vor 2 Jahren, 
in normaler Weise geboren hatte, menstruirte zuletet am 
27. Marz 1875, worauf sich alle Syinptomc einer neuen 
Schwangerschaft einstellten ; ini 3, Mon. dcrselben trat, 
nachdem sie einen Stoss atif den Leib erhalten hatte, ein 
starker BIntabfluss ein, der erst nach .3 Wochen gan zilch 
anfhdrte. Die Cessation der Menstruation bei iibrigens 
gutem BetindeD, ohne dass Symptome einer sich weiter 
entwickelnden Schwangerschaft eintraten , veranlassten 
im Febr. 1876 die Frau, bei Vf. sich Rath zu holen. Der- 
selbe fand den Uterus sehr vergrossert und retroflexirt 
und schCpfte Verdacht, dass sich eine Mole in der Gebar- 
mntterhohle befinde. Die Untersuchung hatte das Ein- 
treten yon Wehen zur Folge, und nach 12 Std. crfolgte 
die Anstreibung einer Mole. Dieselbe bildete eine feste 
fleiechige Masse mit einer HSble in ihrer Mitte, die voll- 
koramen leer war. 

Wenn ein Embryo abstirbt, so bedarf es zur Ab- 
sorption desselben einer verhftltnissmassig nor kur- 
zenZeit, wobei dasEi selbst fortleben kann. Scan- 
z o n i ist der Ansicht, dass Massen , wie die vorge- 
zeigte, nur aus coagulirtem Blute bestehen ; der 
donklere Theil derselben ist muthmaasslich die Pla- 
centa gewesen, w&hrend der grdsste Theil auB seines 
Farbstoffes beraubtem Blute bestand. Die wahre, 
durch Conception entstandene Mole erreicht oft 
eine ungeheure GrOsse, indem nach Absterben des 
Embryo die Eitheile fortwacbsen. (S i c k e 1.) 

. 646. Taatbarkeit der Nabelsohnur duroh 
die Bauchdecken ; von Dr. E. Bidder. (Petersb. 
med. Wchnschr. 8. 1876.) 

Eine sum 3. Male Schwangere war kurz vor dem 
Knde der Schwangerschaft gefallen und verlor bald daranf 
fortwahrend Fnichtwasser ; in der der Untersuchung vor- 
ansgehenden Nacht hatten ungewohnlich starke Kindes- 
bewegungen mit auflalliger Vorwolbung des Leibes statt- 
gefnnden. Die Untersuchnng zeigte den Uterus dem Ende 
der Schwangerschaft entsprechend ausgedehnt, das Kind 
in 2. Schadellage, Rucken vorn rechts, KruchtwaBser noch 
nicbt yollBtandig abgeflossen ; die Bauchdecken ziera- 
lieh schlaff, nicht auffallend verdunnt. Etwa in der H5he 
des Nabels fand sich ein etwas scbrag von rechts unten 
nach links oben verlaufender Strang, der sich bei gonanor 
Betastung als nnter den Bauchdecken liegend erkennen 
Hess, die uber ihm abgohoben werden konnton. Er war 
lings des Rnckens der Frncht leicht nach nnten nnd oben 
zu verschieben , wenn auch nur in der Ausdehnung eini- 
ger Fingerbreiten , und an ihm dentllch die Pulsation, 
152 Schlage in der Minute, v5Ulg coincidirend mit dem 
Herzschlage derFrueht, wahrzunehmen. Gegen Abend 
begannen die Wehen and es wurde ein ausgetragenes, 
mittelgrosses Madchen in tiefer Asphyxie geboren, das 
zwar wieder belebt wurde, aber nach 14 Std. starb. 
Die Mabelscbnur war kfirzer als gewShnllch, hSchstens 
30 Centimeter. 


Der Grand davon, dass die Nabelsohnur den ge- 
Bchilderten abnormen Verlauf bo Jtusserst selten zeigt, 
trotzdem dass Umschlirlgungen urn den Rumpf hAufig 
genug vorkommen, liegt wohl einfach in den Raum- 
verhAltnissen des Uterus und der glatten Flftche, die 
der Rficken der Pruclit bietet. Bei genttgender 
Frnchtwassermenge u. bei ihrer gewfthnlichen L&nge 
ranss die um den Rumpf gesclilungene Nabelschnur 
rasch am Rttckcn herabgleiten , worauf sie dann an 
den Hals gelangt, an dem Rie hAngen bleibt, oder sie 
gebt wohl auch unterhalb des Kopfes wieder zurtlck 
auf die Vorderaeite des Kbrpers. (S i c k e I.) 

647. Die Benutzung der Hand zur Verbes- 
aorung von Gesichtslagen ; von Dr. J a a. C. M e 
Meehan. (The Clinic X. 6; Febr. 1876.) 

Gesichtslagen , Stim uacb vorn, Kinn nach hin- 
ten, kommen nur in 2 Formen vor, im rechten und 
im linken schrftgen Durchmesser des miltterlichen 
Beckens ; Falle, in denen der fronto-mentale Dnrch- 
raesser in der Conjugata gefnnden wurde nnd wo die 
Geburt in dieser Lage spontan beendigt wurde, kdn- 
nen nur unreife und abgestorbene Frllchte betroffen 
haben. 1st das Kind in den oben erwllhnten Lagen 
bis in die Beckenhtthle herabgetreten , so kann von 
einer spontanen Beendigung der Geburt nicht mehr 
die Rede sein. Was nun ein operatives Eingreifen 
anlangt, ho kann der Kopf, so lange er noch im 
Beckeneingange stelit, mittels der Hand in den qne- 
ren Durchmesser gebracht werden , ist er aber bis 
in die Hflhle herabgertlckt , so ist diess nicht melir 
mdglich. Sollte man in einem solchen Falle nicht 
den Vereuch machen, den Kopf wieder bis auf den 
Beckeneingang zurtlckzudrticken und ihm dann die 
gewilnschte Richtung zu geben? Wenn Barnes 
sagt, dass solche Versuche misslangen, so gesebah 
diess aus dem Grunde, dass man ohne Zuhillfenahme 
anSstbetiscber Mittel operirte und dass man nicht 
den nbthigen Grad von Kraft anwandte. Ein Ver- 
such , den Kopf mittels der Zange zu entwickeln, 
ohne vorher das Kinn nach vorwftrts rotirt zu haben, 
bleibt erfolglos , wenn nicht der Kopf ungewohnlich 
klein und das Becken sehr ger&umig 1st. Die Per- 
foration des Kopfes ist nur als letztes Mittel anzu- 
sehen und nur nach vergeblichen Versuchen anderer 
Mittel vorzunehmen. Zum Gelingen des Versuches, 
ein mit dem Gesichte bereits bis in die Beckenhdlile 
hcrabgetretenes Kind auf die Fttsse zu wenden , ist 
es erforderlich, dass Raum genug vorhanden sei, um 
die Hand bei dem Kopfe vorbeizubringen ; es wflrde 
dann aber immer noch die Gefahr einer Ruptur der 
Geb Arm utter sehr nahe liegen. 

Vf. beschreibt hierauf einen von Parry nnd 
einen von ihm selbst beobachteten Geburtsfall; in 
beiden Fallen gelang nach vorheriger Darreichung 
▼on Morphium und Anwendung von Chloroform das 
Znrflckdrticken des mit dem Gesicht, Stirn nach vorn, 
Kinn nach hinten, vorliegenden, bereits in der Becken- 
hdhle stehenden Kopfes', [indem der Daumen an die 
Nasenwurzel und 2 Finger an die Maxillen angeeetzt 


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255 


IV. OyB&kotogie a. Phdiatrik. 


warden and ein starker Drook ausgerflbt worden 
war. Der mm wieder frei tlber dem Beckeneingange 
stehende Kopf Hess sich jetzt leicbt in die gewttnschte 
Stellung bringen und wurde darauf obne grosse 
Schwierigkeiten mittels der Zange extrahirt. Der 
grosse Vortheil, den diese Metliode gewihrt, ist der, 
dans das Leben des Kindes dadurch nicht im Gering- 
sten gefkhrdet wird und dass aucli der Mutter keine 
Gefahr aus derselben erwkclist. Von besonderer 
Wichtigkeit ist es, dass man mit dem in Rede stehen- 
den operativen Eingiiffe nicht zu lange wartet, denn 
je tiefer und fester das Gesicht im Becken steht, um 
desto schwieriger ist nattlrlich die Aosflihrung der 
Operation. (Sick el.) 

648. Ueber die Extraktion bei Beoken- 
1 agen ; von Prof. 8 p 0 n d 1 y. (Schweiz. Corr. - Bl. 
VI. 11 u. 12. 1876.) 

Obgleich die Beckenlagen noch zu den physio- 
logischen gehSren, d. h. eine spontane Geburts- 
beendigung olme Schaden f(lr Mutter und Kind zu- 
lassen, so muss doch die Extraktion, ganz oder theil- 
weise, nicht gar selten ausgeflilirt werden , weil ge- 
wisse Faktoren jede Beckenlage zum Nachtheile des 
Kindes zu compliciren im Stande sind, namentlich 
Wehenschwkche nach dem Durchschneiden des Steis- 
ses, regel widrige Haltung der Anne und aus irgend 
welcber Ursache zSgernder Austritt des Kopfes. 
Mehr als der nie ausbleibende Druck auf den Nabel- 
strang wirken 'die vorzeitigen Respirationsversuche 
nachtheilig. • 

In seiner Privatpraxis hatte Vf. in 87 Fallen 
prim&rer Beckenlagen nflthig, durch extraktive Hand- 
griffe einzugreifen ; ausgeschlossen sind diejenigen 
Falle, wo wegen excesaiver hydrocephalischer Ent- 
artnng die Perforation notkwendig war. Das gegen- 
seitige Verhaltniss der Beckenlagen anlangend, so 
kamen 39 Steiss-, 40 Fuss- und 8 Knielagen vor. 

Die 39 Steisslagen theilen sich in 31 einfache nnd 8 
gemlschte ; eretere zerf alien In 18 erste und 13 zweite, 
letstere in 6 erste und 2 zweite. Die 40 Fusslagen wa- 
res 22mal voilkommene u. lHmal nnvolikommene, erstere 
theilen sich in 14 erste nnd 8 zweite, letatere in 13 erste 
nnd 5 zweite. Von den 8 Knielagen war nur eine voli- 
kommen, nnd zwar eine erste, 7 unvollkommen , aus- 
schliesstich zweite. Unter den 87 in Querlage gebomen 
Kindern befanden sich 7 Zwi Hinge, wovon nor 2 dersel- 
ben Geburt angchortcn. Das Oeschlccbt der Kinder an- 
langend, so waren 48 Knaben and 39 Madcben. 

Der Ausgang der Geburt war fllr 86 Matter ein 
gflnstiger, von den Kindern kamen 31 todt zurWelt, 
16 Knaben und 15 Madchen, die anvollkommenen 
Fusslagen nnd die einfachen Steisslagen waren die 
gUnatigsten. Die grosse Zahl der Todtgebornen fin- 
det ihre Erklamng darin , dass von den 31 Kindern 
4 Missgebnrten waren, 3 schon Iftngere Zeit abge- 
storbcn und 11 kurz vor der Extraktion zu Grande 
gegangen waren, oder Vf. zn einer Zeit gerafen 
wurde, wo die Frucht schon bis Uber den Nabel ge- 
boren war. Von grosser Wichtigkeit bei den Becken- 
lagen ist der Abgang des Fruchtwassers. 

Znm Zwecke der Untersuchuog theilt Vf. die 87 Kin- 


der In 4 Grappen : a) Abgang dee Fruehtwanere in Vfc. 
Gegenwart, racist durch spontanea Blaaensprung ; hierher 
gehOren 17 Falle, darunter 9 Fusslagen ; 4 Kinder kamen 
todt zur Welt, davon 2 Missgebnrten. b) Abgang dee 
Frnchtwassers bis hSchstens 2 Std. vor der Extraktion ; 
hierher gehbren 24 Falle, 12 Fuss-, 9 Steiss- und 3 Knie- 
lagen ; todt geboren wurden 9 Kinder, c) Abgang dee 
Fruchtwassers 2 — 24 Std. vor der Extraktion, 34maJ, und 
zwar bei 14 Fuss-, 17 Steiss- und 3 Knielagen; 11 Kin- 
der kamen todt znr Welt. Anch bei dieser Klasse liegen 
die Ursachen des Todtgeborenwerdens weniger auf Seite 
des fruhen Abganges des Fruchtwassers , als anderswo, 
denn es fanden sich 1 Missbildung, 2 Beckenverengerun- 
gen, 1 straffcUmschliugung der Nabelschnur um den Hals, 
1 sehr grosses Kind bei einer Erstgebarenden und 2 Fllle 
von heftigen Krampfwehen bei 12 — 13 Std. vor der Ex- 
traktion erfolgtem Wasserahdusse. d) Abgang des Frucht- 
wassers 1 bis mehrere Tage vor der Extraktion, 12mal, 
bei 6 Fuss- und 6 Steisslagen ; 7 Kinder kamen todt zur 
Welt, wogegen lebcnde Kinder verzeichnet sind , wo das 
Wasser 2—3 Tage vorher abgeflossen war. 

Hierau8 gelangt Vf. zu folgenden Schltlssen : 
1) die Fusslagen scheinen den vorzeitigen Abfluss 
des Fruchtwassers nicht in hOherem Grade zu be- 
gflnstigen als die Steisslagen ; 2) der vorzeitigc Ab- 
fluss des Fruchtwassers scheint bei Beckenlagen von 
minder grossem Einflusse auf das Leben der Frucht 
zn sein als man gewOhnlick annimmt; 3) nur bei 
19.5% sdmmtiicher Beckenlagen, wo die Extraktion 
ausgeftihrt wurde, stand die Blase noch. 

Eine nicht unwichtige Rolle spielen bei den 
Beckenlagen die Abnormitaten des Nabelstranges, 
obenan der Vorfall desselben, der haufig als Indika- 
tion fBr 'die Geburtsbeendigung aufgefasst wird. Da 
jedoch die Gefahr nicht frflher beginnt als bis das 
nntere Rnmpfende durchschnitten , so ist es an nnd 
ftlr sich ganz gleich, ob der pulsirende Nabelstrang 
vorgefallen ist oder nicht. Unter den 87 Becken- 
lagen kamen Vorfall der Nabelschnur llmal, Um- 
schlingungen um den Hals 9mal , um den Arm nnd 
Reiten auf dem Strange 4mal vor; der Vorfall er- 
eignete sich bei 9 Fuss- und 2 Steisslagen. Unter 
den 24 Nabelstranganomalien kamen 14mal die 
Kinder lebend, lOmal todt znr Welt. Die letztem 
vertheilen sich auf 4 Vorfille, 5 Umschlingungen 
um den Hals und 1 Reiten auf dem Strange. Weder 
bei dem Vorfalle noch bei den andem Anomalien lag 
die Todesureache auf Seiten des Stranges, und nur 
ein einziges Mai vielleicht Hess sich diess von einer 
straffen Umschlingung uin den Hals behaupten, sonBt 
standen immer andere Todesursaclien im Vorder- 
grande. Es wird hieraus ersichtlich, dass die Ano- 
malien der Nabelschnur nnd namentlich der Vorfall 
derselben bei Beckenlagen an sich keine Gefahr im- 
pliciren und deshalb auch nicht zum raschen Open- 
ren auffordern k5nnen. 

Bei Begrflndung der Indikationen znr Extrak- 
tion kann es wesentlich nnr daranf ankommen , die 
Hanptgesichtspunkte aufzustellen , von denen aus 
das Operiren zur Pflicht wird ; als sotche bezeiohnet 
Vf. folgende: 1) primkre Wehenschwftche oder se- 
kundare nach dem Durclischneiden des Steisses ; letz- 
terer giebt zn den meisten Extraktionen Veranlas- 
sung. Aber auch die erstere kommt nicht selten 


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256 


IV. Gynakologie u. Pkdiatrik. 


vor and wird bee. dum 2 am Operiren auffordern, 
wenn bei getfffnetem Mnttermande das Fruchtwasser 
1 angst abgeflossen ist. 2) Fehlerhafte Haltung ernes 
oder beider Anne. 3) Zbgerung des Kopfes, gleich- 
viel aus welcher Ursache. 4) Beginnende oder zu 
befllrchtende ABphyxie. 5) Erhebliche Metrorrhagien. 
6) Gleichzeitige Vorlage oberer Extrcmitaten , weil 
dlcselbe darauf hindeutet, dass z. B. der Fuss nur 
zuftllig vorliege und man es eigentlich mit einer 
Schief- oder Querlage zu than liabe. Da man bei 
keiner Beckenlage im Vorans bestimmen kann, ob 
keine erheblichen und verderblichen Zdgcrungen ein- 
treten konnen , so ist bei alien Beckenlagen die 
Gegenwart des Arztes vonnbthen oder die Hebam- 
men mtlssen die Extraktion macben kOnnen. 

So genau man im Allgemeinen die Ursachen der 
Qnerlagen kennt , so wenig gilt diess in Bezug auf 
die Beckenlagen. Es giebt nicbt wenige Fuss- und 
Knielagen , welche offenbar blose Uebergiinge aus 
Querlagen darstellen und auch h&ufig mit solchen 
wechseln. Gewiss spielt das Becken eine vorzUg- 
liche Rolle bei Entstehung der Beckenlagen , indem 
es bei Verengung oder unregelmttssiger Configuration 
der obern Apertur dem Kopfe nur spates oder gar 
kein Eintreten gestattet. Andere Male ist es der 
Uterus, welcher durch Ausweitung der untern Partie 
zu Beckenlagen Veranlassung giebt. Ausserdem sind 
noch bedeutende Fruchtwassermengen ftlr die Fuss- 
lagen , Erschtltterungen in der letzten Zeit der 
Scbwangerscliaft und in einzelnen Fallen eine nicht 
zu leugnende Familienerblichkeit im Stande, Becken- 
lagen herbeizuftlhren. 

Die vom Vf. in seinen 87 Fallen ausgettbten 
operativen Handgriffe bestanden 8mal in ausschbess- 
licher Armlbsung, wobei 3 Kinder todt zur Welt 
kamen , 38mal in ausschliesslicber Entwicklung des 
Kopfes, mit 9 todten Kindern, und 41mal inVerbin- 
dung beider Operationen, wobei 19 Kinder todt ge- 
boren warden. Wenn die meisten Autoren fib' die 
Vomakme der Extraktion das Querlager fordern, so 
erklart Vf. , dass er dasselbe kaum in der Halfte 
sammtlicher Falle benutzt, sondern sich in der Regel 
auf Erhdhung des Steisses oder Anwendung der 
Schrkglage beschrknkt hat. Die Entwicklung deB 
Kopfes mit der Zange verwirft Vf., da man wohl 
nor selten die notbige Schnelligkeit wird entfalten 
kdnnen, um das Kind zu retten, und da im misslich- 
sten Momente der Kopf gewdhnlich noch so hoch 
steht , dass an die Anwendung der Zange gar nicht 
zu denken ist Eine Zeit von 5 — 6 Min. dttrfte das 
Hochste sein, innerhalb deren fllr das Lcben der 
Frucht etwas zu hoflfen steht; frtlher wandte derVf. 
den SmeUie’schen Handgriff an, neuerdings verfehrt 
er so, dass er die Finger der einen Hand neben dem 
Nacken tlber die Schultern setzt und mit den Fingem 
der unterliegenden Hand entweder an den Oberkie- 
fern oder, wenn diess nicht angeht, in der Mundhdhle 
zieht; es ist die unter dem Natnen „Veit-Smellie’- 
scher Handgriff" mit Reckt in allgemeine Uebung 
gekommene Methode. (S i c k e 1.) 


649. Ueber sohwere Steisageburten und die 
Anwendung des stump fen Hakens; von Bailly. 
(Gaz. des H6p. 76. 81. 87. 1876.) 

Dass Steisalagen Gefahren ftlr Mutter and Kind 
bedingen, ist bekannt. Vf. will nicht alle llblen 
UmsttLnde berflhren , sondern bios einige , aelbst be- 
obachtete, an der Hand von Fallen, auseinander- 
setzen. Es werden zunlchst die Abweichungen im 
Mechanismu8 besprochen. Am hflufigsten 1st ein 
Aufenthalt uber dem Bccken : der Steiss zhgerte ein- 
zutreten ; und zweitens ein Aufenthalt im Bccken : 
der Steiss wird in derMitte desBeckens aufgehalten. 
Auch kann die Erschwerang der Gebnrt damit zu- 
sanimenhangen , dass der Rttcken nicht die Drehung 
nach vorn macht, also diagonal stehen bleibt 

Es folgen 2 Falle von „incompletem Engagement" 
des Steisses in den Beckeneingang. Im ersten batten 
die Wehen bei einer Multipara schon 4 T. gedauert. 
Vf. fand die Frau sterbend; liber den Beinen lag 
der Steiss, welcher erst ftlr den Kopf gehalten wurde. 
Die Zange glitt ab; auch cin zweiter Versuch schlug 
febl. Nachdem durch genaue Untersuchung die 
richtigc Diagnose gestellt worden war, wurde ein 
Fuss herabgeholt und die Extraktion des verfaulten 
Kindes leicht gemacht. Am andern Morgen war die 
Mutter todt. Im 2. Falle wurde bei einer Primi- 
para mit dem stumpfen Haken ein lebendes Kind 
extrahirt. Die Gebnrt danerte 37 Std. und 8 Std. 
waren seit der vOlligen ErO Anting des Muttermundes 
verflossen. 

Als Ursachen <fes Widerstandes , obschon in 
beiden Fallen weite Becken vorlagen, fllhrt Vf. 
folgende Umstande an. 1) Die fllr Steisslagen cha- 
rakteristische Wehenschwache, welche wiederum aof 
die Form des Steisses , welcher nicht so reizt als der 
Kopf, zu beziehen ist. 2) Der Kopf steht auch bei 
Primiparen in der letzten Zeit der Schwangerschaft 
stets tiefer als der Steiss. Nur lmal in 15 J. sah 
Vf., dass bei einer Primipara der Steiss in der letzten 
Zeit der Schwangerschaft so tief stand, wie man ge- 
wdhnlich den Kopf findet. 3) Der Steiss , welcher 
das Becken nicht ganz ausftlllt , kann sich wahrend 
der Wehe verschieben, dadurch drtlckt er nicht so 
energisch als der Kopf auf den Beckenboden und 
die (reflektirten) Presswehen sind schwacher. 

I,m 3. von Vf. angeftlhrten Falle wurde bei einer 
Zweitgeb&renden das Kind mit dem stumpfen Haken 
extrahirt. Trotz dergrosstcn Vorsicht entstand dabei 
eine Excoriation der linken Scbenkelbeuge des Kin- 
des, die aber gut heilte. Das Kind stand zwar auf 
dem Damme , aber diagonal. Als Grand dieses un- 
gUnstigen Standee ist Wehenschwache zu betrachten. 

Zum Schluss erklArt sich Vf. im Ganzen fllr eine 
exspektative Behandlung. Man soil die Gebnrt bios 
zu erleichtern sucheu. Sehr fehlerhaft ist es , gleich 
an den Beinen zu ziehen, wean man sie erreichen 
kann. Schreitet die Geburt fort, so enthalt man sich 
zun&chst jeden Eingriffs. Ist aber ein Aufenthalt 
im Fortschritt eingetreten, so bandelt es sich darum, 


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257 


IV. Gynfikologie u. PAdiatrik. 


m untersuchen, wo der Steiss steht. Steht er noch 
fiber den Beinen, bo fBhrt man die Hand ein and er- 
greift den am leichtesten zu fassenden Fuss. Der- 
8elbe wird in der Achsc des Beckens nach nnten ge- 
filhrt. 1st das Kind schon in das Becken getreten, 
so kann man die Hand nicht mehr einftthren und 
dann ist — nach Vf. — der stump fe Haken das 
einzige Mittel, um die Ge hurt zu beendigen, und zwar 
empfiehlt er den am Griff der Cazeanx’schen Zange 
befindlichen. Man beendet die Geburt, nachdem der 
Haken in die vordere Schcnkelbeuge eingeflihrt ist, 
es ist falsck, den Haken abzunehmen, um ihn in der 
andern Schenkelbeuge zu appliciren. 

Ref. glaubt, dass Vf. zn weit geht, wenn er den 
stnmpfen Haken die „seule ressource" nennt, dass 
aber die Angst vor dem stnmpfen Haken bei Steiss- 
lagen heutzutage ebenfalls zu weit geht. 

(Fritsch.) 

650. Zur Lehrs vom Stoffweohael zwiachen 
Mutter und Kind;, von Dr. H. Fehling. (Arch, 
f. GynAkol. X. 2. p. 313. 1876.) 

Die Frage, welche Stoffe von der Plac. materna 
in die Plac. foetalis und von da in den Kreislauf des 
Fotus gelangen konnen , ist bisber nur hdchst uu- 
genflgend beantwortet worden. Dass Salicylsilure 
auf diese Weise schnell in den Fdtal kreislauf ge- 
langt, wies Benicke nach. Dass dagegen Chloro- 
form u. Morphium nicht in die kindliche Cirkulation 
ttberzugehen scheint, wurde bisher nur an der Hand 
der Praxis dargethan, bis Zweifcl (Berl. klin. 
Wchnschr. 1874. Nr. 21 ; Jahrbb. CLXIII. p. 46) 
die Mogliclikcit fUr das Chloroform annahm; doch 
sind die letztern Untersuchungen nicht beweisend 
genug, weil das Blut des Ffitus nicht zur Destination 
auf Chloroform verarbeitet wurde. 

Vf. theilt 3 hierher gehdrige Vivisektionen mit ; 
in 2 Fallen warden die trAchtigen Thiere durch In- 
jektionen einer lOproc. Curarelosnng vollig regungs- 
lo8 gemacht und nur durch ktlnstlicbe Athmung er- 
halten; trotzdem zeigten sich die Jungen in ntero 
sehr lebhaft. Im 3. Falle wurde das liocbtriichtige 
Thier chloroformirt , bis die spontane Athmung auf- 
hdrte und es nor durch die kflnstliche erhalten wurde. 
Die Jungen bewegten sich und machten spontane 
Athembewegungen. In diesen 3 Fallen ging also 
Curare und Chloroform nicht in schadlichen Mengen 
in die Cirkulation des Fdtus fiber. Dasselbe gait 
bisher auch fUr das Morphium ; denn die Todes- 
fille , welche nach zahlreichen Geburten , bei denen 
Morphium angewandt worden war, zuweilen ein- 
traten , konnten stets durch anderweite Ursachen ge- 
nflgend erklart werden. Auch trat der Tod in Fallen 
ein , in denen kein Morphium , kein Chloroform ver- 
wandt worden war. Dagegen sah Ref. gerade in 
Fallen , in denen liohe Dosen Morphium und Chloro- 
form zur Anwendnng gekommen waren, lebende 
Kinder geboren werden , die zum Theil jetzt noch 
leben. Trotzdem glaubt Vf., dass doch vielleicht 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. a. 


in einzelnen Fallen intrauterine Morphmmintoxikation 
die Todesursache abgegeben habe, da er in 3 Fallen 
von nicht zu schweren Geburten bei den todtgeborenen 
Kindern auffallenden Blntreicbthum des Gehime, 
stellenweise mit Blutergflssen, nachweisen konnte. 

Es muss also noch weiter untereucht werden, 
welcher Art die Stoffe sind , welche durch die beide 
Placenten trennendc Epitheldecke treten , und wie 
gross die Menge dieser Stoffe im mtltterlichen Blute 
sein muss, wenn fttr das Kind eine nachtheilige Wir- 
kung entstehen soli. (Kormann.) 

651. Ueber Fissura ani bei sauglingen; 

von Dr. Mabboux. (L’Union 58. 61. 68. 1876.) 

Vf. erzhhlt zuerst einen Fall, in welchen ein 
2monatl. Kind seit 3 Wochen an Stuhlverstopfung 
litt und unter lebhafteu Schmerzensiinsseriingen un- 
gewdhnlich liarte Stuhlmassen entleerte. Da der 
Symptomencomplex sofort an das Bestehen einer 
Analfissur erinnerte, die bekanntlich im SAuglingsalter 
kusserst selten ist, so wurde der Anus untersucht, 
dessen nftchste Umgebung vdllig gesund war. Erst 
in der Tiefe zeigte sich an der rechten Seite, zwischen 

2 Scblcimhautfalten versteckt , eine 1 Mmtr. breite, 

3 Mmtr. lange oberflfichliche Fissur , jenen parallel. 
Der Sphincter ani war hochgmdig contrahirt ; der 
Versucb, mit dem Finger einzudr ingen, war Ausserat 
schmerzhaft. — Ausser derSorge fllr Stuhlentleerung 
verordnete Vf. eine Salbe mit Extract. Ratanhae 
(4:15), die in den Anus eingebracht wurde und 
nach 6 T. Heilnng hcrbeifdhrte. 

In gesehichtlicher Hinsicht benierkt M., dass Boyer 
das Leiden ala ein nur bei Erwachsenen vorkoinmendea 
angesehen liabe, womit Blandin, Begin u. Velpean 
ubereinstinitnen. I* ay an besclirieb 1844 outer andern 
den Fall einer Analfissur bei cineni d'AJahr. Madehen. 
Von Jungern Kindern haben die ersten Falle veroffent- 
lichtDuclos (1866) und Perrin (1857). Aber anoh 
Bouchut u. Gunnel in kaltcn dio Analfissur bei Kin- 
dern fur selten. Trousseau bericlitet 2 Falle, deren 
einer ein ljahr. Madehen, das noch gestillt wurde, nnd 
deren anderer ein Smonatl. Kind betraf; beide wurden 
durch Lavements mit Extr. Ratanhae (1 -. 100) geheilt. 

Der Symptomencomplex wird mit der Differen- 
tialdiagnose zusammen besprochen. Meist ist barter 
Stnhlgang vorhanden, dessen Entleernng das heftigste 
Schreien venirsacht oder nnter Schreien vermieden 
wird. Zuweilen war der Koth mit Blut bedeckt 
(2 Fille). Das Allgemeinbefinden ist gut. Nach 
der Entleernng tritt allmitlig Rube ein. Alle diese 
Zeichen , die einen schmerahaften Zustand wAhrend 
des Durchtritts der Stuhlmassen durch den Anus an- 
zeigen , geben den Unterschied von Kolikschmerzen 
oder Dysenteric. Anders verhAlt es sich mit dem 
Hftmorrhoidalzustand, der von Boyer in den ersten 
Monaten des Lebens bereits beobachtet wurde, ebenso 
wie Klein, Trnka u. Lannelongue (letzterer 
einige Tage nach der Geburt) Aehnliehes sahen. 
Dieselben Symptome fin den sich nur bei Kindern, • 
die an einem Polypen des Rectum leiden. 

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258 


IV. Gynfikologie n. Padiatrik. 


Znr Unterscheidung dieser drei im Kindesalter 
immerhin seltenen and gleiche Symptome bedingen- 
den Zustfinde : der Analfissur, des Rectalpolypen and 
der Hkmorrhoiden — giebt es nur zwei Mittel : die 
Digitalexplor&tion , deren Ausfllhrung Vf. eingehend 
beschreibt, und die Beachtung der Contraktur des 
Sphincter ani , die bei Mastdarmpolypen and Hkmor- 
rhoidalknoten fehlt. 

Die Symptome der Analfissur beim kleinenKinde 
Hind fast dieaelben wie beim Erwachsenen , nur 
scheint in cinzelnen Fallen (Trousseau) die Dauer 
des Schmerzes nach Austreibung der liarten Stnhl- 
massen eine viel ktirzere eu sein als bei Erwachsenen, 
bei denen der Schmerz zuweilen einige Stunden da- 
nach noch anhalt. 

Die Prognose 1st an sich gut; es kann aber jede 
Analfissur beim jungen Kinde die Gelegenheitsursache 
zu Convulsionen abgeben. Deshalb soli die Be- 
handlung , welche stets von schnellstem Erfolge be- 
gleitet ist, sofort beginnen. Dieselbe besteht in 
Waschungen oder Salben mit Ratanhaextrakt. Ref. 
hat (vgl. Compendium der Kinderkrankh. 1873. 
p. 201) von dem einmaligen Aetzen mit Arg. nitr. 
sehr gute Erfolge gesehen. (K o r m a n n.) 

662. Mittheilungen aus dem Franz- Joseph- 
Kinder spitale. Zusammengestellt nacli den Be- 
riehten der Jahre 1872, 1873 und 1874; von Dr. 
TheodorNeureutter und Dr. JosephSal- 
m o n. Mit 1 Curventafel. (Oesterr. Jahrb. f. Pftdia- 
trik. N. F. VII. 1. p. 23. 1876.) 

In dem genannten Zeitraume warden 21771 
Kinder, davon 52.28°/ 0 Knaben, behandelt (im Spi- 
ted und Ambulatorium). Die MorhulitCd ist am 
hochsten in den ersten 4 Lebensjahren, vom 8. Jahre 
an erfolgt ein starker Abfall ; sie ist bei Knaben im 
AUgemeinen grosser als bei M&dchen , aber nicht zu 
alien Zeiten. — Die Mortalitdt, die sich nattlrlich 
nur vom Spital bestimmt angeben lSast, betrug 
23.6° / 0 . Da Vff. die Fehlerquellen bei Schatzung 
der Mortalitit in einem Ambulatorium kennen, so 
h&tten bei der Zusammenstellung der Mortalitilt nach 
Alter, Geschlecht und Jahreszeit aucli nui 1 die in dem 
Spital gewonnenen Zahlen verwendet werden sollen. 
Immerhin ist es aber mdglich, wie VflF. angeben, 
dass die Mortality in der warmen Jahreszeit grosser 
ist, als in der kalten, wenn man im AUgemeinen den 
Satz festhiilt, dass die Mortalit&t wesentlich von der 
GefUhrlichkeit der herrschenden Krankheitsfonn ab- 
iding t. Die Jahreszeit ist daher nur insofeni von 
E i n fl nss auf die Mortalitit, als sie die wihrend der- 
selben vorkommenden gefihrlichen Krankheitsformen 
bedingt. Das Fallen uud Steigen von Morbiditit 
und Mortalitit in ihrem beiderseitigen Verhiltniss 
wird durch eine beigegebene Curve veranschaulicht. 

PldtzRcher Tod wurde unter 639 im Spitale 
gestorbenen Kindern 9mal beobachtet; stets waren 
Krankheiten vorhanden, welche allenfalls alsnichste 
Ursache angesehen werden kiinnen, aber bei Kindern 

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im Vergleiche zur Seltenheit des plfttzlichen Todes 
viel zu oft vorkommen (Variola, Scarlatina’, Miliar- 
tuberkulose, Mening. punilenta, Mikrooephalie mit 
Hyperaemia meningum et cerebri, Tyrosis glandu- 
larum, Spondylitis colli etc. etc.). 

Interessant ist es, dass die Zahl der Kinder, die mit 
Ausnahme der letzten tddtliclien Krankheit keine pa- 
tholog. Verinderungen darboten, nur 18 (von 639) be- 
trftgt. Unter den Krankheiten, welche vorher gans 
gesunde Kinder tod te ten, finden sich Cholera, Laryn- 
gitis crouposa, Scarlatina, Typhus, Tetanus traumat., 
Pneumonia catarrhalis, Variola und Dysenterie. 

Die casuistischen Mittheilungen enthalten zalil- 
reiche interessante Fhlle mit den betr. Sektionsbe- 
richten kurz skizzirt. Wir begndgen uns mit Auf- 
z&hlong derselben , da dieselben einen Auszug nicht 
zulassen. 

1) Meningitis cerebrospinalis be! einem 7jahr. Mful- 
chen , durch die Sektion bestatigt. Daneben Bronchiek- 
tasle und Bronchopneumonia in den untern Lungcn- 
lappen. 

2) Apoplexia meningealis cerebelli ex thrombosi si- 
nuutn baailarinm (nach fast abgelaufener Scarlatina) bei 
einem 2jahr. Madchen. 

3) Tuberkulose des Gross - und Kleinhims und des 
Ependyma bei einem 3Jahr. Madchen ; ansserdem bestan- 
den Meningitis basiiaris und Miliartaberkulose derLnngen, 
Leber, Nieren. — Der Tnberkel im Grosshirn , und zwar 
im vordern Theile des llnken Stirnlappens , bildete einen 
uber bohnengrossen , scharf begrenzten kasigen Knoten, 
im hintern Theile des kleinen Gehirns lagen 2 kasige Kno- 
ten, etwas grSsser als jener. 

4) Tuberculosis cerebelli accidente meningidde basi- 
lar) bei einem 7jahr. Madchen. 

fi) Endarteriitis pulmonalis diphtheritica bei einem 
3jahr. Madchen, nach Scarlatina, wozu scblfisslich nocli 
ein geringes Variolacxanthcm trat. Es fand sich bei der 
Sektion in der Pulmonalis fiber dem vordern 8inns Valsal- 
vae ein hanfkorngrosses, hockriges brannrothes Kuotcheu 
aus Zellen, Punktbakterien und Pigment bestehend. Vff. 
glauben, dass diese Endarteriitis durch Embolic von einem 
gangranosen GcschwQr vom rechten Trochanter aus zn 
Stande gekomroen ist. 

6) Martmlische capillare Thrombose der V. portae 
im Bereiche der fettig degenerirten Leber, bei einem 
8monatlichen Knaben, der nur 5 Monatc lang gestillt wor- 
den war. Die Erklarung als inarantische Thrombosen 
wird wohl die richtige sein ; wenn aiemitdemlnvolntions- 
processe des Nabels in Zusammenhang gebracht werden 
sollte , so durftc das Kind wohl niebt 8 Monate alt gewor- 
deu sein. 

7) Eine Cyste im Magtn, durch Ektopie einer Magen- 
drfise entstanden, bei einem 7monatl. Madchen. 

8) Pharyngitis und Gastritis crouposa , letztere Im 
Pylorustheil des Magens lokalisirt, bei einem 6monatl. 
Madchen. 

0) Panophthalmitis , cicatrices pharyngis et absceasus 
laryngis bei einem Il'/j.iahr. Knaben nach Scarlatina. Ein 
etwa pflawnengrosser Abscess zwischen der Wirbeis&nle 
und der hintern Pharynxwand. 

10) Polydipsie und Heihing der Enteritis foilicularis 
nehmeu V ff. in einem Falle an , in welchem ein 1 '/J4 hr. 
Madchen fortwiihrend an DiarrhOe gelitten hatte und 
schlfisslich einem Choleraanfalle erlag. Bei dor Sektion 
fanden sich im Dickdarme an der Stelle der Follikel 
flache, stecknadelkopfgrosse , hraunlich pigmentirte , de- 
primirte Narben. Ausserdem Erosiones veutriculi bae- 
morrbagicae, Nephritis parenchymatous. 

11) Ulcus Oesophagi ex diphtheritide wihrend einer 
Scarlatina bei einem 6jahr. Madchen. Der Tod erfolgte 


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V. Chiiurgie, Ophtlialmologie u. Otiatrik. 


259 


durcb Verblutung nacb Abstossung einesdipbtherit. Schor- 

fcs im Oesophagus , an (lessen tinterm Drittel sicb ein cir- 
kularcs, theilwelse (lie Submucosa , theilweiso die Muscu- 
Uris bloslegcnder Substanzverlust befand. 

12) Knlerorrhagie im, Verlau/e des Dickdarmkatarrhs 
bei einem lja.hr. Knaben. 

13) Peritonitis in Form von Perisplenitis bei einem 
9jahr. Madchen , welches an Bronchiektasie der linken 
Lunge und einem wallnussgrwssen Knoten, der in Vereite- 
rang sich befand , in deren Oberlappen gestorben war. 
Bei der Scktion fund sich im linken Hypocbondrium ein 
von der Milz und dem linken Lig. plenro-colicuni abge- 
grenztes eitriges Kxsudat. Entsprechcnd derMitte des ab- 
gesackten Kiterherdes zeigtc sich an der Peripherie des 
Milzgewebes ein mehr als erbsengrosser , mdrtelartiger 
Knoten , iiber dem der serose Uebcrzog vcrschorft er- 
schien. 

14) Peritonitis l/ei einem on I/erzfehler , Fraisen find 
epUeptiformen Anfiillen leidenden, 9jiihr. Madchen. — In 
Zusammenhang init diesem Ealle stelltcn VfT. dieZahl der 
im Fraoz-Joscf-Kinderhospitale zurUntersuehung gekom- 
menen Kpilepliker zusammen. Dieaelhc beliiuft sich auf 
224 (130 K., 94 M.) ; dicAltereklassevomfl. -14. Lebcns- 
jahre weist die hnchste, und vom 1.— 4. die niedrigste 
Ziffer nach. Vor dem Ende des 1. Lebensjahres war nor 
in einem Falle der Heginn der Epilepsie zu constatiren. 

15) Furunculosis diffusa bei einem 7monatl. Madchen 
fiibrte durrh Sacralgangriin, Hydrops meningum und Pneu- 
monia metastatica dextra zum Tode. 

16) Osteomyelitis maligna aevtissima bei einem 5jahr. 
Knaben. Die Affektion fiihrte binnen 5 Tagen nach 
einem Fade znm Tode durcb Embolie. Es hatte sich eine 


Osteomyelitis mit Osteophlebitis and Venenthrombose ra- 
pid ausgehildet; sic fiihrte zur Periostitis secundaria und 
dlese schncll zur Perikarditis , Pleuropneumonia duplex 
und Nephritis embolica. In alien Exsudaten waren Vi- 
brionen und Bacterium termo nachweisbar. 

17) Caries ossis sacri mit Thrombosis arleriae pul- 
monalis sinistra bei einem 12jahr. Knaben. 

18) Scarlatina mit Itlerus und Arthritis puruleuta 
complicirt bei einem lOjahr. Knaben. llohe Tomperatur- 
grade (39 — 39.6°) bei retardirtem Pulse (70—84). 

19) Tuberculosis miliaris , Scarlatina und Peritonitis 
adhaesiva bei einem 3Jahr. Madchen. 

20) Tuberculosis tularum el uteri bei einem 5jabr., 
an Scarlatina verstorbenen Madchen. Die Hohle dee 
haselnussgrosscn Uterus war mit kasiger Masse erfullt, 
nach deren Entfcrmmg die stollenweise verdickte Schleim- 
haut sichthar wurde. Das Uterusparenchym war intakt. 
BeideTuben waren gleichfalls inlnnern mit einem kasigen 
Belage versehen und die Schlcimhaut danmter zerstort. 

21) Hernia umhilkalis adnata sen Omphalocele con- 
genita bei einem 4jiihr. Knaben. Der birnformige Honor 
war schon vor der Aufnahtne in das Spital von einem 
Arzte unterhunden worden ; in dcmselben faud sich bei 
der .Scktion eine einfache Schiinge des Colon transversum 
und Colon adscendens , naturlich im Zustande brandiger 
Entzundung. 

22) Palatum fissum aim bronchopneumonia el hae- 

morrhagia meningum bei einem Bwftchentl. Knaben. Als 
das auffallcndste Symptom beben Vff. die ungewdhallche 
Rube des Kindes bei Fehlen jeder Lahraung und jeder 
Convulsion hervor. (K o r m a n n.) 


V. Chirurgle, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


653. Neuere Mittheilungen iiber Frak- 
turen und Luxationen; zusammengeslellt von 
Dr. Riegner zu Breslau 1 ). 

D. Lux ationen. 

I. AUgemeines. 

LJeber die Rolle der Muakelthatigkeit bei den 
trawnatischen Luxationen liegt eine langere Ab- 
handlung von Dr. T e r r i 1 1 o n 4 ) vor. 

Der erste Hauptabschnitt , welcher die Muskel- 
wirkung beim Zustandekommen der Verrenkungen 
bespricht, bebandelt folgende Capitel: 1) die Mus- 
keln sind ein Hindemiss filr die Erzeugiuig von 
Luxationen ; 2) begiinstigen oder miterstlltzen die- 
selbe ; 3) die Muskelwirkung ist al Lein dazu ausrei- 
chend. T. unterwirft namentlich die Frage der se- 
kund&ren Luxationsstellungen (displacements con- 
s^cutifs) einer eitigelienden Erftrterung, und ent- 
sebeidet sich fur die Zulassung derselben. Im zwei- 
ten, die Muskelaktion bei der Reduktion der Verren- 
kungen behandelnden Theile werden folgende Punkte 
erortert : 1) die Muskeln sind ein Repositionshinder- 
niss bei frischen und alten Luxationen ; 2) die Mus- 
keln unterstlltzen oder vervollstandigen die Reduk- 
tion (reductions consdcutires) ; 3) die Muskeln brin- 
geB die Einreukung allcin zu Stande (spontane Re- 
duktionen). Die Arbeit schliesst mit einer Ueber- 
sicht der Mittel, welche zur BekAmpfung des durcb 


i) SchUise ; s. Jahrbh. CLXXH. p 140. 

*) These d'aggregation. Paris 1876. 

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die Mnskelwirknng gegebenen Repositionshindernis- 
ses angewendet werden. Die AnAsthetika, die Ex- 
tensionsmasehinen mit und ohne Dynamometer nnd 
die Tenotomien werden genauer besprochen. 

In einer dasselbe Theroa behandelnden Abhand- 
lung vertheidigt Prof. Rigaud folgende Sfttze: 
1) Die Muskeln interveniren niemals direkt beim Zu- 
standekommen von Luxationen, es sind immer Aas- 
sere Einwirkungen , welche den Knochen die zor 
Dislokation ftlhrenden Hebelbewegungen mittheilen. 
Dagegen beruhen 2) die sekundftren Stellungen, 
welche die luxirten Knochen einnebmen, weseutlicb 
auf Muskelwirkung. 3) Bei der rationellen Reduk- 
tionsmethode (von ihm mlthode de rftmgradation 
genannt), welche daranf berulit, alle Muskeln in den 
mogUchsten Zustand der Erscblaffuog zu verse tzen, 
hinder n die Muskeln niemals di* Einrenkung, soa- 
dera unterstlltzen oft sogar dieselbe. 

II. Casuistik. 

Clavictda. 

Bei einer Verrenkung dee akromialen Elides 
der Clavictda erzielte Montgomery (Amer. Journ. 
CXL. N. S. p. 407. Oct. 1875) eine wirksame Re- 
tention und Heilung ohne Dislokation durcb Anweti- 
dung des von Moore fur Fraktvren des Schliissel- 
beins angegebenen Verbandes. Ein cravattenformig 
zusammengefaltetes Tuch wird mit seiner Mitte auf 
das Olecranon des im Ellenbogen rechtwinklig ge- 
beugten Axmes gelegt, darauf die dem KOrper zu- 
gewandte HAlfte mit einer halben Spiraltonr iAngs 


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260 


V. Chirurgie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 


der Vordereeite des Oberanns und der Schnlter fiber 
diese und quer fiber den Rflcken nach der Achsel- 
bdhle der gesunden Seite, dann liber die Vordereeite 
dereelben Schulter nach rfiekwftrts gefllhrt. Das 
andere Ende der Cravatte leitet er um die Vorder- 
fhtche des Ellenbogengelenks zwischen Arm und 
Kfirper nach dem Rttcken, quer fiber denselben nach 
oben zur gesunden Schulter, wo es mit dem ereten 
z naamm entrifft. Die beiden Enden werden dann in 
entgegengesetzter Richtung so stark angezogen , als 
es Pat. vertragen kann, aneinander genfiht, und der 
Vorderarm in eine Schlinge gelegt. 

Der Verband entspricht alien im betreffenden 
Pall vorliegenden Indikationen. Er wirkt extendi- 
rend durch VcrgrOsserung der Distanz zwischen 
Sternum und Akromion , erschlafft den Theil des M. 
cucullaris, welcher am aussern Drittel der Clavicula 
entapringt, bei normaler Stellung der Schulter das 
aussere Ende des Schlttsselbeins aufwilrts zu ziehen 
strebt and daher der Retention einer rcponirten 
Luxation am meisten hinderlich ist. Er unterstfitzt 
hingegen die am SchlUsselbein inscrirte und dasselbe 
nach abw&rts ziehende Portion des M. pectoralis in 
seiner Wirkung und drttckt endlich das dislocirte 
Clavicularende direkt nach unten. 

Oberarm. 

Dr. C o 8 s y giebt (Bull, de la Soc. anat. de Paris 
3. Sdr. X. p. 217. Mara — Avril 1875) die anato- 
mxsche Betchreibung einer doppelseitiyen Luxatio 
humeri subcoracoidea , welche bei einem wegen 
phlegmonOsen Erysipels aufgenommenen 58jahr. 
Manne zufkllig entdeckt wurde. Die linke datirte 
seit 3 Wochen, die rechtseitige seit 5 Jahren. 

Links zeigte die Kapsel an ihrem obern Theile einen 
▼ertikalen Riss , der den Kopf unr Hchwer passiren liess. 
Die Synovialhaut namentlich in der Peripherie deB Caput 
humeri und im Bereich der langen Bicepsfasern injicirt, 
keine anderweitige Verletzung. 

Kechts weder Kapselriss noch periartikulare Ver- 
letzunpen aufzufindcn. Die Cavitas glen, bedeutend klei- 
ner als in der Norm , ihre Oberflacbe mit kleinen, weiss- 
llchen Granulationen bekleidet. Unmittelbar nach innen 
von dereelben auf der Innenflache deB Schulterblatts eine 
nengebildete Gelenkhohle mit leicht runzligcr Oberflache, 
grSsser ale die alte und vod ihr durch cine stark vor- 
springende Leiste getrennt. Das Caput humeri stark de- 
formirt, an seiner innern , der neuen Gelenkflache ent- 
eprechenden Seite concav , runzlig und an der Peripherie 
mit kleinen weissiichen Warzehen bedeckt, anseinem hin- 
tern der alten Cavitaa glen. correBpondirenden Umfange 
mit einer deutlichen Concavitat versehen , an der untern 
Partie der Innenflache der Kapsel mehrere kleine harte, 
weissliche Answuchse von knorpliger CoDsistenz, ein 
etwas grfteserer gestielt anfsitzend. 

M. Schuller giebt (Berl. klin. Wchnschr. XIII. 
37. 1876) ein einfaches Hiilfsmitlel zur Differen- 
tialdiagnose zwischen der Fractura colli humeri 
und der Luxatio subcoracoidea an. Dieselbe ist 
bekanntlich , wenn das untcre Bruchende durch den 
Zng des M. pectoralis nach einwfirts dislocirt ist, 
namentlich bei gleichzeitigem st&rkcren Blutextra- 
vasat hftufig selir schwierig. Das Mittel besteht ein- 
fach in Messnng der Entfernung vom Akromion zum 


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Epicondylus externns humeri bei leichter Abdnktion 
des Oberanns und rechtwinkliger Beugung im EUen- 
bogengelenk, also der gewohnlich der Verletzung 
zukommenden Haltung. Sie ergiebt nach Vf. bei der 
Luxatio subcoracoidea stets eine Verlllngerung , bei 
dcr Fractura colli humeri hingegen eine Verkllrzung 
tun 3 — 4 Ctmtr. im Vergleich zur gesunden Seite. 
Letztere ist darin begriludet, dass der Oberarm nicht 
bios um das in der Cavitas glen, zurttckgebliebene 
Fragment verkttrzt ist, sondern dass aucli der Schaft 
seitwfiils neben jenem in die Hohe geschoben ist. 
Bei Bruch mit Einkeilung beruht die gleichfalls nach- 
zuweisende Verkttrzung auf der Verachiebung der 
Bruchenden in einander. 

Brmtbein. 

Walter Rivington bespricht (in den Med . 
chir. Transact. LVI1. p. 101. 1874) die Verrenktm- 
gen des Corpus vom Manubrium stemi. Eigene Unter- 
suchnngen haben ibm ergeben, dass die Vcrbindung 
der ereten beiden Bnistbeinstficke nicht immer eine 
unbewegliehe (Amphiarthrosis) ist, sondern in vielen 
Fallen ein bewegliches Gelenk (Diai-throsis) darstellt, 
und zwar kamen unter 100 untereuchten Brustbeinen 
51 Amphiarthrosen, 32 Diarthrosen, 1 1 Mischformen 
(jedoch mehr zur Diarthrosis neigend) und 6 Ver- 
knocherungen zur Beobachtung. Daraus erklart Vf. 
die Hftufigkeit der Luxationen gegentlber den Frak- 
turen des Sternum. Bei Minnern wurde im Gegen- 
satz zu Maisonneuve die freie Gelenkverbindung 
hiufiger gefunden als bei Frauen. Die vordere Seite 
des Brustbeingelenks ist geschfitzt durch eine feste 
Lage von in alien Richtungen sich durchkreuzenden 
Fasern, von denen die transversalen jedoch fester 
sind als die longitudinalen ; die hintere Flfiche be- 
deckt eine liauptsachlich longitudinal verlaufende 
Faserschicht, welche bis zur 3. Rippe locker, von da 
ab nach unten feat dem Knochen anhaftet. Deshalb 
lmd weil die luxirende Kraft in der Regel von hinten 
nach vorn wirkt, ist das hintere Ligament meist 
intakt , nur nach unten zn bis zur 3. Rippe abgelbst, 
das vordere zerrissen , das untere Ende des Hand- 
griflfs steht in der Regel hinter dem obern des Mittel - 
stttcks , zwischen diesem und der hintern Fascie ein- 
gekeilt , die zweite Rippe ist mit ihm in Verbindnng 
geblieben. 

Die Aetiologie betreffend, so kommt die Luxation 
zu Stande 1) durch gew-altsame Flexion des dorealen 
Theils der Wirbelsfiule , und zwar leichter, wenn 
einige Wirbelkdrper gleiclizeitig frakturirt werden, 
z. B. durch Fall auf den Kopf, 2) durch gewaltsame 
Ueberstreckung derselben , wie bei Fall oder Stoss 
auf den Rttcken, oder durch Muskelwirkung. In 
beiden Fallen wird der Stoss durch die Rippen auf 
das Sternum fibertragen, und die grfissere Lange und 
Hebelkraft der untern Rippen bewirkt es , dass das 
Mittclstfick des Brustbeins in der Regel vor das 
Manubrium getrieben wird. Mauche auf Muskel- 
aktion oder Contrecoup zurflckgeftthrte Falle lassen 
sich so einfacher durch die Hebelwirkung der Rip- 
pen erklaren, welche durch eine auf den Rttcken ein- 


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V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


wirkende Gewalt in Thatigkeit gesetzt wird. Da- 
gegen spielen die SchlUsselbeine (im Gegensatz zu 
den Angaben Maisonneuve’s) nur eine geringe 
Rolle beim Zustandekommen der Luxationen , sclion 
deshalb , weil ihre Verbindnng mit dem Brustbein 
eine Behr freie ist gegenilber der straffen Anhaftong 
der ersten beiden Rippen, welche daher auch mit 
cntsprechend grdsserer Gewalt auf das Brustbein 
einwirken. 

Ale Beweis daffir ffitart Vf. eine Beohachtung an, 
in weicher ein Getreldesack einem Manne anf die fi obern 
Dorsalwirbel flel , ohne die Scapulae zu beruhren , und 
eine Dislokation des Corpus sterni nach vorn veranlasste. 
Es bestand gleichzeitig Fraktur der Processus spinosi der 
6 obern Brustwirbel, des 6. \Virbelk5rpers und der ersten 
6 linken Rippen in der Nahe ibrer Anguli , wahrend die 
Scapulae vollstandig intakt warm. Die Gewalt battc 
also hier auf das Centrum des Ruckens eingewirkt and 
war durch die Rippen auf das Sternum fibertragon worden, 
dieses nach vorwarts treibend. Der grossem Bcweglicta- 
keit nnd Hebelkraft der 6 untem wahren Rippen ent- 
sprechend, war das Corpus kraftiger nach void gestossen 
worden , als das durch die ersten beiden Rippen fest ge- 
haltene Manubrium, u. so kam die Dislokation des erstern 
vor das letztere zu Stande. 

Brflehe des Brustbeins, kaum aber Dislokationcn, 
konnen entstehen durch eine heftige Annftherung 
des Kinns gegen die Brust , und diese ist meist nur 
bei gleichzeitiger Fraktur im Bereich der Halswirbel- 
s&ule mdglich. Ein pr&gnantes Beispiel dafilr giebt 
Vf. aus seiner Praxis. 

Ein 30 J. alter Akrobat flel bei einem Luftsprung 
nach Torn aus etwa 10' Hohe anf die hintere Seite des 
Kopfes, weicher dabei gewaltsam gegen die Bmst gebeugt 
wurde. Man constatirte nach dem 'l ode eine Kuptur der 
Intervertebralsubstanz zwischen 6. und 7. Halswirhe! und 
eine theiiweise Zarreissung der anderu Ligamentr. Das 
Sternum war schrag frakturirt in einer Linic, welche vom 
1. Intercostalraum rechts durch das Gelenk hindurch znr 
3. Kippe links verlief. Nach einer Halswirbelluxation iut 
selbstverstandlich die Bcweglichkeit des Kopfes nach vom 
eine viel freiere als im normalen Zustandc. Die Uchriig- 
heit der Bruchlinie mochte durch die starkere Neigung 
des Kinnes nach einer Seite hervorgerufen sein. 

Vor der arm. 

Incomplete Luxation beider Vorderarmknochen 
mit gleichzeitiger Fraktur des Condylvs intemus 
humeri hat Karl Nicoladoni (Wiener med. 
Wcbnschr. XXVI. 23. 24. 26. 27. 1876) unter 
16 Ellenbogengelenkverrenkungen in 4*/ a J. 4mal 
beobachtet. Bei Individuen mit noch nicht voll- 
endetem Knochenwachsthum ist das Abreissen des 
Epicondylus intemus bei dieser Luxation sform fast 
ansnahmslos zu constatiren, bei Erwacbsenen nur 
selten. Der Zug des innern Seitenbandes kann nicht 
Uraache der Fraktur sein, da es sich gerade bei 
jngendlichen Personen oberhalb des Epicondylus 
inserirt, vielmehr sollen die an letzterem sich an- 
Betzenden Flexoren das Abreissen desselben ver- 
anlassen. Es gleitet unter dem Zuge der niebt zer- 
rissenen Muskulatur, wahrend es sich um seine 
Qnerachse nach vorn dreht , nach der Ulna zu , liegt 
verateckt in dem frei gewordenen Gelenkranm and 
bietet so ein Repoffltionshinderniss. Auf die ver- 


schiedenen, vom Vf. erliuterten RepositionSmethoden 
kann hier nicht nfther eingegangen werden. 

Den Beltr seltenen und durch gttnstiges Heil- 
resultat ausgezeichneten Fall einer vollstandigen 
Luxation beider Vorderarmknochen nach aussen 
ohne gleichzeitige Fraktur beschreibt H a t r y (Rec. 
de m£m. de mdd. etc. milit. 3. Sdr. XXXI. p. 499. 
Sept.— Oct. 1875). 

Ein 24Jahr. Kanonier flel auf die ansgestreekte rechte 
Hand. Der Vorderarm drehte sich, wenn er nicht nnter- 
atutzt war, vollstandig von anssen nach innen und bau- 
melte wie ein frakturirtes Glied hin und her. Flexions- 
und Extensionsbewegungen ganzlich aufgehoben. Pro- und 
Supination passiv ru5glich. Unmittelbar fiber dem Ellen- 
bogen an der aussern Seite cin betrachtlicher Vorsprung, 
gebildet von den Gelenkenden der beiden Vorderarm- 
knochen , welche mit einandcr in Vcrbindung geblieben 
waren. Der tranBversale Durchmesser betrug 20 Ctmtr. 
gegen 13 auf der gesunden Seite, die Lange des Armea 
durch Hinaiifgleiten der Vorderarmknochen um 2 Ctmtr. 
verringert, die Sehne des Triceps gespannt und nach 
aussen abgewichen , Biceps schlaff. Sammtliche Gelenk- 
flachcn der 3 Knochcn dicht unter der Haut und deutlich 
zu palpircn. Alle Gelenkbander zerrissen , Gofass- und 
Ncrvenstamme intakt. Die Reduktion gclang leicht durch 
Beugehewegungen und gleichzeitige Coaptation, Mitella, 
kalte Umsehlage. Ausscr massiger von dem hetrachtli- 
chen Klutergiiss herriihrender Schwcllung trat kein fibler 
Zwischenfall ein, es konnte sehon am Endc der 1. W. 
mit passiven Bewegungen begonnen werden und nach 
8 Wochen wurde Pat. mit vollstandig gebrauchsfahigem 
Arm entlassen. 

Hand gelenk. 

Chappelain (Gaz. des H6p. 98. 1874) bc- 
richtet liber zwei Falle von Verrenkungen des 
Handgelenks, die eine nach dem RUcken, dieandere, 
mitWunde complicirte, auf die Radialseite. 

Die erstere kam bei einem 4 ljalir. Eisenbahn- 
beamten dadurch zu Stande, dass der Vorderarm 
in seinen zwei untem Ftlnftheilen (wie die Spuren 
an der Haut des RUckens zeigten) zwischen 2 Zapfen 
comprimirt wurde , w&hrend die Hand sich ausser- 
halb des Wirkungskreises der letztem befand. 

DieSymptome waren folgende : Vorsprung des Carpus 
nach der Rfickseite des Vorderarms ; ein Vorsprung auf 
der Palmarflache, gebildet vom untern Rande derGelenk- 
fl&chen der Vorderarmknochen , unterhalb desselben eine 
Vertiefung, in welche die Weichtheile, zumal an der ra- 
dialen Seite. tief bineingezogen waren u. in deren Grunde 
die Gelenkfliichen von Radius und Ulna, sowie die beiden 
nicht abgebrochenen Proc. styloidei sich dentlich ffihlen 
Hessen. Die Hand stand in Adduktion, die Finger waren 
gebeugt, konnten nicht gestreckt werden. Die Entfernnng 
von der Spitze des kleinen Fingers rum Olekranon betrug 
2.6 Ctmtr. weniger als an der andern Seite. Wegen 
grosser Schmerzhaftigkeit wurde die Redaktion sogleich 
vorgenommen und gelang ohne Narkose durch einfachen 
Zng nnd Gegenzng. 

Bemerkenswerth ist namentlich , dass die Pro- 
cessus styloidei intakt geblieben sind. 

Der 2. Fall, eine bisher nie beschriebene Ver- 
renkung der Hand nach aussen , wurde bei einem 
47jfthr. Steinmetz beobachtet und kam zu Stande 
dnrch Fall anf die Fl&che der linken Hand aus einer 
Hohe von 4 Meter. 

Die Hand war stark nach anssen dlslocirt, dnrch 
eine grosse Wunde an der Ulnarseite des Gelenks, welche 
sich bis zur Mltte der Palmarflache eretreckte , waren die 


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V. Chirurgie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 


Gelenkflachen der V ojrde rarmk noch e/t herausgetreten. 
Der Proc. styloid, radii war abgcbrochen und rnit dem 
Carpus nach aussendislocirt, das Os pisiforrae zerquetscht, 
das Os semilun. mit den Vordcrarmknochen InVerbindung 
geblieben. Keine Hamorrhagie trotz wahrsobelnlicher 
Zerreissung der Art. ulnaris. Eine ansserdem bestehende 
Verrenkung dee Vorderarms im Ellenbogengclenk nach 
hintcn wurde sofort reponirt. Nach Entfemung des Os 
plslfortne und semilun., sowie des abgcbTochcnen Proc. 
styloid, gelang die Rediiktion ohne Muhe. Es wurde eine 
Naht durch die Mitte der Wunde gelegt, der Guerin’sche 
Watteverband applicirt, die Extremitat auf einer Schiene 
ttxirt. hoch gelagert und absolute Diat angeordnet. Der 
Verlauf war ein sehr gunstiger, mit maasigem Fieber und 
nur unterbrocben durch eine Phlegmone am Kucken ron 
Hand uud Yorderarm , welc.hc mebrfache Incisionen be- 
nftthigte. Der Guerin'sche Verband wurde inncrbaib 
2 Mod. lOraal gewechselt, von da ab durch einfachen Ver- 
band ersetzt. Pat. kounte nach 4 Mon. mit vollkommen 
vernarbten Wunden, steifem Handgelenk, aber beweg- 
Uehen Fiagern entlasaen werden. 

Finger und Zehen. 

Fine complicirle dorsule Luxation im Meta- 
carpo-Phalangealgelenke des Zeigefingers milSeh- 
neninterposition beobaclitete Dr. A.v. Puky in der 
Dummreicher’ schen Klinik (Wien. raed. Wochen- 
schr. XXV. 27 u. 28. 1875). 

Ein 41Jahr. Maurer flel von einer Leiter mit der gan- 
zen Last seines Kdrpere auf die linke Hand. Der Zeige- 
flnger derselben war halb gebeugt, um 0.5 Ctmtr. ver- 
kfirzt und In der Beugefalte seines Phalango-Metacarpal- 
gelenks eine quere, 2 Ctmtr. breite Wunde sichtbar, aus 
welCher der Metacarpalkopf hervorragte. An der Dorsal- 
flache zeigte sich eine von der Basis der Grundpbalanx 
geblldete Qeschwulst, deren Gelenfcflache deutlieh zu 
palpiren war. Die Reduktion, auf dem gewohulichen 
Wege (Hyperextension und Flexion) absolut uumoglich, 
gelang leicht durch eine wabrend der Hyperextension aus- 
gefuhrte Rotation und nachfolgende Flexion. Unter 
Applikation einer Dorsalschiene und Eisblase heilte die 
Wunde in 10T., nach lf»T. wurde Pat. mitvollkommener 
Beveglichkeit des Gelenka entlasaen. 

Vf. glaubt, gesttltzt auf Leicbenexperimente, auf 
einige pathologiach -anatomisebe PrApavate und na- 
mentlich auf die Tbatsaclie , dass die Rotation allein 
zom Ziele flihrte, wobei er einen walzenfOrmigen 
KOrper zwischen den Gelenkflachen sich bewegen 
und nach der Reposition ein Reiben fiibltc, mitSicher- 
heit eine Sebneninterposition als Reduktionshinder- 
niaa annehmen zu konnen, und tindet bei Durcligehen 
der einschlAgigen Fftlle aus der Literatur, dass dieses 
viel zu wenig gewilfdigt und gewiss hAufig statt 
desselben fAlschlicherweise eine K&pseliuterposition 
oder Einklemmung durch das Moskelknopfloch an- 
genommen werde. 

Eine durch den Mechanismus ihres Zustandekom- 
mens Lnteressante Luxatio dorsalis des obem Endes 
dee 4. Metacarpus besebreibt Dr. Rinaldi (Bull, 
de Their. XC. p. 37. Janv. 15. 1876). 

Ein Araber wideractzte aich der Verhaftung, fasate 
den Ringflnger des Polizistcn zwischen die Zahne und 
drehte ihn mehrere Male uni seine Achac, wiihrend er ihm 
die Hand feat zusamniondruckte. Ausser 2 Bisswunden 
an der Vorder- und Hintcrflache dor 2. Phalanx fand Vf. 
das KSpfcben des 4. Metacarpus nach der Dorsalseite 
luirt, Beweguugen des Fingers erm-hwert und schmerz- 
WL Die lAslokatioD Liess sich leicht durch einfachen 
Dmk reduction, kehrto abut sofort wiedftt; dahor Bo- 

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tendon mittels eine* Contentivbandes darch 16 T., nach 
wclcher Zeit vollstandige Funktionsfahigkeit eintrat. 

R. studirte den Luxationsmecbanismus an der 
Leiche. Er fand , dass , wenn die Hand , nachdem 
Alles bis auf die Sebnen und Ligamente entfernt 
war, im Niveau der Mctacarpo-Phalangcallinie stark 
zusammengepresst und so ihre vordere Krttmmung 
sehr gesteigert wurde , die obern Endeu des 2. und 
3. Metacarpus absolut unverrtickt blieben , w Ahrend 
das Capitulum des 5. Metacarpus sich nach innen 
und vorn drehte und bei Fortsetzung des Druckes 
das Capitulum des 4. Metacarpus nach liinten aus- 
zuweiclicn und den von den einander gegenilber- 
stebenden Gelenkflachen der benachbarten beiden 
Metacarpalkopfchen gebildeten Winkel zu verlassen 
strebte. Bei dieser Stellung sind die Ligg. dorsal, 
sup. dcs 4. Metacarpus selir gespannt und k (innen 
leicht zerreissen , indem das obere Ende des 5. auf 
dem 4. einen Hebei bildet und ihn nach rilckwArts 
treibt. 

Dr. Gillette berichtet (L’Union 154. 1675) einen 
Fall von Luxatio dorsalis der 2. Phalanx der tjrossen 
Zche, durch direkte Gewalt erzeugt, indem cinem 48J5hr. 
Heizer cine, schwere, von ihm getragene Eisenstange bei 
vorgesetztera Fnsse auf dip Grundphalanx der grossen 
Zehe flel und diesel be nach der Volarseite trieb. Ausser 
der Seltenheit uncomplicirter Vcrrenkungen an dieser 
Stelle bietet der Fall nichts Besonderes. Als pathogno- 
mlsch wird eine tiefe , sehrag nach innen und hinten ver- 
laufende Hautfalte hinter der nach der Dorsalflache vor- 
springenden Basis der Endpbalanx hezeichnet. Die Re- 
duktion gelang durcb einfache Coaptation. 

Einen durch seine Seltenheit und die Lelebtigkeit 
der Reduktion bemerkenswertben Fall von Luxation des 
ersten Metatarsal t'nochens nach der Dorsalseite beobaclitete 
J. W. Trotter (Lancet II. 8; Sept. 19. 1874. p. 413) 
bei einem 22jahr. Soldaten, welcher von einem 12' hohen 
Wall berabgesturzt und auf den reebten Fuss , dessen 
Zehen dabei in Dorsalflexion standen, aufgesehlagen war. 
Bald nacb dem Unfall aufgenomraen, fand man liber dem 
innern Keilbein einen betrachtliohen dnrch die Basis des 
Os metatarsi I. gebildeten Vorsprnng. Die Reposition 
gelang leicht durch Extension. 

Ucbtr die Luxation des Daumens nach 
hinten giebt Dr. L. H. Farabeuf (Arch. gdn. 
6. S6r. XX VH. p. 436. Mars— Avril 1876 n. Bull, 
et m6m. de la Soc. de chir. I. 11. p. 833. 1875; 
II. 1. p. 21. 1876) die Resultale seiner Unter- 
suchungen an Leiehen und Lebenden , die haupt- 
sAchlich in dem Satze gipfelu, dass bei der Daumen- 
verrenkung niebt die Phalangen, sondern die Sesam- 
beine die HauptroUe spielen. Von den anatomischen 
Vorbeuierkungen heben wir aum bessern Verst&ad- 
niss Folgendes hervor. Die SeitenbAnder bestehen 
nach F. aus 2 Fascikeln, dem Lig. meiacarpo-phal. 
und Lig. metac. -sesamoid., das innere Seitenband ist 
starker. Die Sesambeine sind mit der Phalanx 
durch 2 sehr starke Ligamente verbunden , welche 
nie zerreissen. 

Vf. uuterecheidet 3 Varietdten von Luxation 
des Daumens nach hinten, deren Differenz weniger 
durcb die Stellung der Phalanx , als durch die der 
Sesambeipe bodingt wird-. Bei der era ton, der Luxa- 
tio simplex incomplete, sipd letztere auf dem Gek»k- 

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263 


V. Chirargie, Ophthalmologic a. Otiatrik. 


ende des Metacarpus mehr Oder weniger nahe seineai 
dorsalen Rande stehen gcblieben, wAhrend die Pha- 
lanx die GelenkflAche zum Theil oder auch ganz ver- 
lassen hat. Die Reduktion gcschieht am besten da- 
durch, dass man die Phalanx in ihrer lialb aufgerich- 
teten Stellung feat erfasst , nach unten stbsst und so 
die Sesambeine in ilire normale Stellung zurflcktreibt. 
Bei der 2. Varietiit, der Luxatio simplex completa, 
haben Phalanx und Sesambeine beide die Gelenk- 
flfiche des Metacarpus verlassen und stehen auf dem 
Rtleken des letztern , jedoch in ihrer normalen Stel- 
lung zu einander, d. h. die Sesambeine vor der Pha- 
lanx. Die 3. Gattung endlich, wegen ihrer schwie- 
rigen Reponibilitit praktisch am wichtigsten und in 
der Regel aus der 2. durch unzweckmAsaige Trak- 
tionen hervorgegangen , entsteht durch Umdrehnng 
der Sesambeine und Interposition derselben zwischen 
Phalanx und Metacarpus — Luxatio completa 
complicata. 

Bei der 2. VarietAt aind die Ligg. metacarpo- 
sesam. nnd metac. - phalang. zerrissen , die Aossem 
meist vollst&ndig, von den innem nur die tieferen 
Theile, wahrend Vf. die Ligg. plialango - sesamoid, 
bei 100 Leiclienexperimenten stets intakt gefun- 
den hat, woraus es sich erklArt , dass die Ossa 
Besam. der dislocirten Phalanx stets folgen. Der 
Kopf des Metacarpus wird von dem bekannten 
Knopf loch umschlossen, dessen innerer Rand von der 
Sehne des langen und dem innem Kopf des kurzen 
Beugers, der Anssere von der Pars externa dee Plexor 
brevis gebildet wird , er steht an der Pal mart! Ache 
diebt unter der Hant , an welcher in der Regel eine 
deutliche Pnrche zwischen jenem und der Phalanx 
sich ausprAgt. — Die Sesambeine sowohl , wie die 
Phalanx sitzen mit ihrer GelenkflAche dem Rtleken 
des Metacarpus anf, jene ist daher aufgerichtet, 
gleichzeitig aber wegen der geringeren Zerreissnng 
und daher stArkeren Spannung des innern Seiten- 
bandes etwas nach dem Zeigefinger dislocirt. Sie 
lAsst sich sowohl seitlich , wie in der Richtung von 
vom nach hinten etwas anf dem Metacarpus ver- 
8chieben , wobei man deutlicli ftthlt, dass die beiden 
Knochen direkt in Contakt stehen, nichts interponirt 
ist. Passive Anfrichtuiig ist bis zu 90°, Bewegung 
im Sinne der Flexion sehr schwer und meist hfich- 
stens bis zur ParallelitAt mit der Achse des Meta- 
carpus ausftthrbar, wobei das Reitcn der Gelenkenden 
auf einander, die Verdickung der Gelenkgegend und 
die beim Erwaclisenen 5 — 15 Mmtr. betragende 
Verkflrznng dentlich wird. Bei der Beugung fflhlt 
man einen Widerstand , sowie die Phalanx das vor 
ihr anf dem Hals des Metacarpus sitzende Sesambein 
trifft ; sich selbst ttberlassen , nimmt der zurfickge- 
schlageae Daumen seiue frtlhere Position wieder ein, 
voransgesetzt , dass man keine Traktion ausgetlbt 
hat. Behufs der Reduktion muss, wie bei der 1. Va- 
rietAt der unvollstAndigen Verrenkimg, der Danmen 
in seiner aufgerichteten Stellung gefasst und zu- 
nSehst auf dem RUcken des Metacarpus nach vorn 
geschoben werden. Da bei dringt er das Sesambein 

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vor sich her bis zum Rande der Metacarp algdehk- 
flAche , wirft es fiber denselben nnd fblgt ihm sofort 
in die Beugestellung. 

Die 3. , rebellische Form endlich , weiche nach 
Vfs. Ansicht bisher mit Unrecht auf die Knopf loch- 
theorie oder Kapselinterposition zurfickgeftthrt wor- 
den ist, geht immer aus der vorigen entweder schon 
durch eine fortwirkende traumatische Ursache, oder 
noch viel liAufiger durch vergebliche Traktionsver- 
snche hervor. Zieht man nfimlich an der zurUck- 
geschlagenen Phalanx, so gelien die Sesambeine 
nicht (wie bei der von Vf. vorgeschlagenen Rednk- 
tionsmethode) der Phalanx voraus , urn an ihren nor- 
malen Platz zurfickzukehren , sondem sie bleiben, 
von dem Flexor brevis und dem Flexor longns feat 
gehalten , liinter ihr zurfick , richten sich erst auf, 
drehen sich dann voILstAndig urn , wie ein scliwerer 
Stein beim Versuch, ihn mit der Hand fortzuschieben, 
hAufig statt dessen nur umkippt, und werden so zwi- 
schen Phalanx und Metacarpus interponirt. Es ban 
delt sich hierbei gewohnlich nur um das Aussere 
Sesambein, da das innere von der Sehne des langen 
Beugers nach innen vom Kopf des Metacarpus feet- 
gehaltcu wird und daher keine Rolie spielt. 

Um an der Leiche die Interposition herzuBtellen, 
muss man nach Erzcugnng einer einfachen Luxatio 
completa dem kurzen Beuger dadurch die zur Reten- 
tion des Sesambeins ndtliige Spannung verleihen, 
dass man den Metacarpus in Abduktion stellt, wAh- 
rend man die Phalanx zurfickschlAgt u. an ihr zieht. 
Nothwendige Bedinguug zum Zustandekommen der 
Interposition ist ferner , dass nicht nur das Aussere, 
sondern auch das innere Seitcnband starker eingeris- 
sen oder noch besser ganz getrennt ist, weil Sonat 
die Phalanx nicht weit genug auf dem Metacarpus 
znrilckweichen kann, und das vor ihr reitende Sesam- 
bein keinen Platz hat , sich bei der Traktion nmzu- 
drehen. Den Symptomen nach unterscheidet sich 
diese VarietAt von der vorigen wesentlich dadnrch, 
dass der Daumen fast parallel dem Metacarpus steht, 
keine Neigung zur Aufrichtnng hat nnd, zur Halite 
aufgerichtet nnd sich selbst tlberlasseii, wieder in die 
frilher dem Metacarpus parallele Stellung zurfick- 
schnappt. Die Verkttrzung ist bald betrfichtlich, 
bald null, die Flexion um so leichter ausftthrbar, je 
geringer das Reiten der Gelenkenden auf einander. 
Beim gewaltsamen Aufrichten der Phalanx fUhlt 
man , wie sie sich vom Metacarpus , von dem sie 
durch das Sesambein getrennt ist, erttfernt, man ver- 
misst den direkten Contakt beider Knochen. Die 
Aussere Difformitat ist also viel geringer, als bei der 
einfachen Luxation und steht in scheinbarem Wider- 
spruch mit der Schwierigkeit der Reduktion. Nament- 
lich wenn bei unzweckmAssigen RednktionsversncheO 
durch wiederholteu Zug die VerkUrzung so weit aus- 
geglichen ist, dass die GelenkeudeB sich fast gegen- 
fiberstehen, sollte man glftuberi , durch ernfachefl 
Druck die Reposition beWirken zu konnen, nnd doch 
gelingt diess eben so wenig, wie man sich vergeblicb 
bemfilien wttrde, eine Thflr zuzaschlagen, derea Rie- 

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264 


V.' Chfrnrgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


gel vorgescboben ist. Um diesen Drack wirksam 
zu machen , m Hasten die Gelenkenden um etwa 6 
Mmtr. (Dicke des Sesambeins) durch Zug von ein- 
ander entfemt werden , was nur nach vollstftndiger 
Trennung alter Ligamente mtiglich ist. Diese kann 
mitunter erreicht werden durch forcirte Flexion, 
noch besser mit gleichzeitiger Rotation der Phalanx 
nach innen. Besser und leichter zum Ziel aber ffthrt 
folgende Methode. Man zieht zuerst an der Pha- 
lanx in der Richtung ihrer Achse , bis der Daumen 
seine normale L&nge erreicht hat , dann stellt man 
sie , ohne die Richtung des Znges aufzugeben , bis 
zum rechten Winkel auf, wodurch gleichzeitig auch 
das Sesambein wieder aufgerichtet und auf den Rand 
der Metacarpalgelenkfliiche gebracht wird. Das voll- 
stkndige Hinabgleiten desselben auf die letztere er- 
reicht man jetzt dadurch, dass man das aufgerichtete 
Daamenglied gewissermaassen in den Metacarpus 
hineinstdsst. Dadurch wird die Luxation zur sim- 
plex incompleta und die Reduktion lksst sich durch 
Zurttckschlagen der Phalanx nun leicht vervollst&n- 
digen. Sehr erleichtert wird das Mandver durch die 
vom Vf. angegebene Zange , welche die Grandpha- 
lanx des Daumens fest umfassend (wkhrend die 2. 
frei bleibt) mit derselben gleichsam ein einziges 
Stttck bildet und so eine viel grdssere Kraftanwen- 
dung gestattet. Zum Schluss werden 2 Falle der rebel - 
lischen Luxationsform berichtet, in welchen nach ver- 
geblichen Versuchen von anderer Seite dem Vf. mit- 
tels seines Verfahrens die Reposition leicht ge- 
lang. 

Oberschenkel. 

Chappelain bespricht (Gaz. des Hop. 95.96. 
97. 98.99. 1874) ankntlpfend an eine eigeneBeob- 
achtnng die noch vielfach in ihrer Existenz bestrit- 
tene direkte Luxation des Femurkopfes nach unten 
(Luxatio subglenoidea , Luxation sous-cotyloidienne 
du femur). Der Fall selbst ist folgender. 

Ein 36jahr. Bahnarbeiter war mit dem recbten Fuss 
in der Kreuzong zweier Schienengeleiae stecken geblieben 
und snchte ihn durch Stemmen auf sein linkes Bein frei 
zu machen. Dabei verlor er das Gleichgewicbt und del 
hin , wabrend er mit dem Korper eine heftige Rotations- 
bewegung um den rechten Oberschenkol machte. 1m Ho- 
spitale fand man den rechten Oberschenkel leicht abdu- 
cirt, mit seiner Achse nach innen abgewicben , so dass 
deren Verlangerung den Nahel traf, tend sehr wenig nach 
anssen rotirt, so dass Fuss n. Unterschenkel fast die nor- 
maleBtellung hatten, letzterer war gegen den Oberschenkel 
leicht flektirt. Der Vorsprung des grossen Trochanter 
war durch eine sehr aufiallige Verticfnng ersetzt, in deren 
Grunde er gefuhlt wnrde; an dor Innenseite des Ober- 
schenkels fand sich ein von den Weichtheilen (MM. ad- 
doctores) gebildeter convexer Vorsprung. Die Nabelfaite 
war vollkominen verstrichen und lag tiefer, der Gelenk- 
kopf, nur bei Rotationsbewegungen sehr achwer in der 
Tiefe durchzufiihlen, stand am obcm Theil der Tuberosi- 
tas Ischii unterhalb der Pfannc. Die Entfemnng vom obcm 
Darmbeinstachel znmCondyl. ext. fern. u. zurTrochanter- 
spitze betrng 6 und 1 C'tmtr. weniger als links. Der Kr. 
konute das Glied ein wenig flektiren , dagegen weder ab- 
duciren , noch adduciren. Nachdem das erste Mai Rota- 
tionsbewegungen nnd Traktion in der Narkose nicht zum 
Ziele gefQhrt hatten , gelang die Rednktion am folgenden 

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Tage duroh die Methode von D6*pr6s, forcirte Flexion 
unter gleichzeitigen Rotationsbewegungen nach innen. 

Um deu Mecbanismus der in Frage stehenden 
Luxationsform festzustellen , geht Vf. die 5 von 
M a 1 g a i g n e zusammengestellten Falle durch. Le- 
noir und Velpeau haben bei dem Versuch , eine 
Luxatio ischiadica durch Rotationsbewegungen zu re- 
poniren, eine Luxatio subglenoidea ktlnstlich erzeugt, 
indem der Gelenkkopf, durch die Bewegungen zu 
weit nach unten geftlhrt , sich unterhalb der Pfanne 
feststemmte. Ebenso wie diese sekund&re kkme 
nach Vf. auch die primfire Luxatio subcotyloidea zu 
Stande; die ersten beiden Akte 1) forcirte Flexion, 
Adduktion, Rotation nach innen, 2) Zerreissung der 
Kapsel an der untem hintern Partie undAustritt des 
Kopfes babe sie mit der Luxatio ischiadica gemein- 
sam, diesen Akten folge aber unmittelbar eine durch 
das Trauma selbst dem Becken oder Oberschenkel 
mitgetheilte Bewegung, welche den Kopf nach innen, 
den grossen Trochanter nach hinten treibt , und so 
das Glied aus der ersten Position (Flexion , Adduk- 
tion , Rotation nach innen) in die fast normale Stel- 
lung zurflckftthrt, nur dass der Kopf nicht wieder in 
die Pfanne tritt , sondem ilber das Tuber ischii hin- 
weggleitend sich in der Rinne des M. obturator ext. 
feststellt. 

Die Symptomatology geht aus dem Referat von 
Vfs. Beobachtung hervor, welche darin mit den bis- 
her veroffentlichten ziemlich ttbereinstimmt. Nur in 
einem wichtigen Punkte differirt sie mit ihnen , nkm- 
lich in der Frage, ob das luxirte Glied verktlrzt oder 
verlSngert sei. Die friiheren Beobachter geben 
meist eine Verlfingemng an, w&hrend Vf. eine Ver- 
ktirzung constatirte. Das hftngt nach seiner Meinung 
von der Methode des Messens ab , die von einigen 
gar nicht genau angegeben werde ; bei Messung der 
direkten Entfernungen fand er Verktlrzung und er- 
klftrt dieselbe daraus , dass in Folge der Luxationa- 
8tellung der Winkel zwischen Oberschenkel und 
Becken ein spitzerer geworden sei, maass er dagegen 
den Abatand vom hintern Theil der Crista ilei bis zur 
Plica poplitaea, jedoch so, dass das Maassband alien 
Unebenheiten der Weichtheile angeschmiegt wurde, 
so scliien ihm das luxirte Glied verlkngert. Die Dia- 
gnose bietet nur Schwierigkeiten in Betreff der Unter- 
scheidung von der Luxatio obturatoria.J 

Wenn einige Autoren bebanptet haben, dass die 
Luxatio subcotyloidea nur eine Modifikation der 
ischiadica sei , so ist diess deshalb ganz falsch, weil 
bei dieser daaCollum femoris mit seiner Vorderflache, 
bei der in Rede stehenden Verrenknng dagegen mit 
der hintern Seite dem Beckenknochen anliegt. Diese 
beiden Arten haben also nichts Qemeinsames. Von 
der Luxatio obtnratoria hingegen, bei welcher eben- 
falls das Collum mit der Hinterfliche das Becken be- 
rflhrt, nnterscheidet sich die Lnxatio subglenoidea 
nur durch den geringeren Grad der Abduktion und 
Rotation des Femur nach aussen, was mit der missi- 
geren Spannung der Ileopsoasaehne zusammenhingt 
und dadurch, dass bei jener der Kopf viel deutlicber 

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V. Chirurgie, OpUthaJmologie n. Otiatrik. 


265 


!n der Gegend des Foramen ovale za gelegen 1st. 
Die fragliche Luxation bietet also das interessante 
Charakteristikum, dass sie in Betreff ihres Meclianis- 
mus sicb der Luxatio iscliiadica, in ihren Symptoineu 
aber der Luxatio obturatoria anscbliesst. 

Eine habituelle Verrenkung des rechten Ober- 
schenkels nach hinten constatirte Stabs&rzt Dei- 
ninger (Milit.-ftrztl. Ztschr. III. 11. p.632. 1874) 
bei einem eingezogenen Soldaten. Derselbe datirte 
sein Leiden von seinem 7. Lebensjahre, wo er nach 
der Niedereetznng eines Korbes nicht wieder babe 
anfstehen ktinnen. 

Das flektirte und nacb innen rotirte Bein soil nach 
vielen vergeblichen Reduktionsversnchen und nach Oeff- 
nung eines Abscesses in der Schenkelbeuge schlicsslich 
auf dem Transport zum Krankenlianso (nach 14 Woollen) 
durcli die Ersehiittcrungen des Wagons von sclbst in die 
riebtige Lage gekommen sein. Nach Hmonatl. Aufenthalt 
im Hospital hat Pat. gehen and arbeiten koimcn, hat auch 
fortan diess gethan . getnmt und nur nach liingern Miir- 
schen massigen Scbmcrz ini lluftgclenk empfunden. 

Beide Bcine haben gleiche Lange und Umfang, die 
Bewegnng im rechten Hiiftgelenk ist frei, das Gehen 
sicher, nur wird bei jedoin Schritt der Scbenkelkopf mit 
deutlichem Gerausoh nach hinten luxirt, woselbst sich 
eine neue Pfanne gebildet hat, und durch Muskelcontrak- 
tion sofort wieder in seine normale Lage zuruckgebracht, 
ohne dass dabei die geringsten Beschwerden entstehen. 

Loewel (Rec. de m6m. de m&l. etc. milit. 
3. S4r. XXXII. p. 70. Janv. — F£vr. 1876) beob- 
achtete bei einem 4jahr. Kinde eine Luxatio fem. 
iliaca, deren Reposition nach 26 Tagen mittels der 
Flexions-Rotations-Methode gelang. 

Das kraftige, gnt constituirte Kind war von einem 
zwelriiderigen Karren, der umkippte, nach hinten ge fal- 
len, in welcher Position, liess sich nicht ermitteln. Meh- 
rere Gliedsetzer batten vergeblich an dem verrenkten 
Beine ihre Kunst versucht. Die Symptomc einer Luxatio 
iliaca waren nicht zu verkennen. Rechter Oberschenkel 
in Knle und Hilfte leicht gebcugt, stark nach innen rotirt, 
um etwa 3 Ctmtr. verkurzt ; die Nates-Falte verstrichen 
and hoher stehend ; der Kopf deutlich in der Fossa iliaca 
vorspringend, folgte den passiveu Bewegungen , welche 
nach alien Richtungen, mit Ansnahme der Abduktion, frei 
und ohne Crepitation vorgenommen werdenkonnten. Nach 
vergeblichen Extensionsversuchen gelang ohne Anwen- 
dung von Chloroform die Redoktion leicht durch forcirte 
Flexion und Rotation nach ausseu. wobei erst ein Krachen 
(von Zerreissung der Pseudoligumente herruhrend) nnd 
dann das charakteristische Repositionsgeriinsch vernom- 
men wnrde. AJlc Syraptoroc der Luxation waren ver- 
schwnnden. Durch eine nngestiime Bewegung des sich 
selbst uberlassenen Kindes trat die Luxation sofort aufs 
Neue eln , wnrde aber ehen so leicht wieder reponirt. 
Daher Retention zunachst durch provisorischen Exten- 
sionsverband, am naclisten Tagednrch Wasserglasverband 
mit Beckengnrt, welcher 21 Tage liegen blieb. Es stellte 
sich vollkommcne Gcbrauchsfahigkeit ein. 

Vf. hebt die grosse Seltenheit der Luxationen 
bei Kinde m tiberhaupt, besonders aber in so zartem 
Alter hervor und betrachtet die Daner von 3 Wochen 
als schon an derGrenzc des Zeitraums stehend, nach 
welcher bei Kindem die Reposition noch ausfilhrbar 
aei. Unter den m5glichen Ursachen des Recidi virens 
der Luxation schliesst Vf. das Vorhandensein einer 
auagedehnten Zerreissimg der Kapsel nnd Ligamente 
Med. Jakrbb. Bd. 172. Dft. 8. 


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(wegen fehlenden Blutergusses) aus [?1 nnd bezwei- 
felt anch die Wahrscheinlichkeit einer compliciren- 
den Fraktur des Pfannenrandes , weil Crepitation 
nicht constatirt wurde. 

Wir schliesaen , obwohl nicht strong hierher ge- 
hdrig, einen iuteressanten Fall von Dislokation der 
Sehne des Peroneus longue an, welche nacb II. H. A. 
Beach (Boston ined. and surg. Journ. XCIV. 9. 
p. 231. March 1876) eine jiuige Dame beim Gehen 
auf der Strasse acqnirirte, nachdem sie 2 Mon. vor- 
her sich das Fnssgelenk verstaucht nnd zu frflh den 
Fuss wieder gebrauclit hatte. 

Pat. war nach dem Unfall noch im Stande, nach Hanse 
zu gehen , wo sie auf dem aussera Knochel einen ohne 
Schmerzen verschiebbaren Kiirper fand, den sie fur einen 
Knochen bielt. Einige Wochen spiiter constatirte B., 
dass die Sehne des Peroneus longns aus ihrer Furche hin- 
ter dem Knochel, in welcher sie gewohnlich lag, leicht 
□ach vorn und ebenso wieder znruckgeschoben werden 
konnte. Trat die Dislokation ein, wahrend Pat. eine 
Treppc hinabstieg, so del sie hulflos hin. Nach vielen an- 
derweitigen Versuchcn gelang es V f. , die Retention der 
Sehne durch eine 2 Zoll lange und */j Zoll breite Lein- 
wandrolle zu erzieleu, welche dicht hinter dem anssern 
Knochel durch eine eng anliegende Ledergamasche fest- 
gehalten wurde. Noch nacli einem Jahre bestand die Nei- 
gnng zur Dislokation der Peroneussehne fort nnd konnte 
der Verband nicht entbehrt werden. 

Einen ganz analogen Fall verdankt B. der mflnd- 
lichen Mittheilung von Dr. R. M. Hodges. 

Eine 22jahr. Dame war nach einer erlittenen Fuss- 
gelcnkverstanchung zu zeitig wieder umhergegangen und 
hatte sich bald darauf durch einen 2. Fall die Sehne des 
Peroneus longus verrenkt. Hier waren alle Arten elasti- 
acher Bandagcn vergeblich versncht worden , sie verhute- 
ten die Dislokation nnr beim Gehen auf gleichem Boden, 
nicht aber auf unebener Oberflactae oder beim Treppen- 
steigen ; am beaten bewahrtc sich schlfisslich das Tragen 
eines Stiefels, welcher die Flexion des Fosses niebt zn- 
liess. 

Beach stellt die bisher verOffentlichten Beob- 
achtungen von Dislokation der Sehne des Peroneus 
und der ahnlichen der langen Bicepssehne zusammen. 
Von 18 Fallen der ersten Art (mit Einschluss dev 
oben berichteten) betrafen 13 den Peroneus longus, 
5 beide Peronei (longns und brevis). In 5 von je- 
nen 13 Fallen ist das Schlussresnltat nicht mitge- 
theilt, in zweien konnte die Sehne nicht in ihrer 
Furche fixirt werden , ohne daas jedoch eine Unbe- 
quemlichkeit damit verknltpft war. 

In 3 Fallen erfolgte Heilung innerhalb eines Mo- 
nats, in einem in 3 Wochen; in einem schien die 
Reduktion nach einem Monat von Bestand zu sein, 
jedoch wnrde der Apparat fort getragen ; in einem 
iitt der Pat. an den Folgen der Stdrung noch einige 
Jahre nach erlittenem Unfall. 

In einem der 5 FSlle von Dislokation beider Pe- 
ronei fehlt das Endresnltat, in einem war die Heilung 
in 3 Wochen vollendet, in einem war die Reduktion 
nnausfUhrbar, in zweien konnten die Sehnen nicht 
dauernd retinirt werden , ohne dass jedoch eine St5- 
rnng daraus folgte. 

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2CC V. Chirurgie, Ophthalmologie n. Otiatrik. 


654. Ueber das subsoapalare Reibeger&usoh 

und die Entwicklung eines accidentellen Schleim- 
btulels unter dem Schulterblatt ; von Dr. T e r r i 1 - 
Ion. (Arch. ggn. 6.S4r. XXIV. p.385. Oct. 1874.) 

Das Gerftuflch , tlhnlich dem Keiben in den Ge- 
lenken bei Arthritis sicca , wird gefiihlt , wenn man 
bei solchen Bewegungen des Armes, an welchen das 
Schulterblatt participirt, die Hand auf letzteres , na- 
mentlich in der Nfilie seines untern Winkels, auf legt, 
und ist in der Regel schmerzlos. Vf. theilt die F&lle, 
in welchen es erzeugt wird, in 3 Kategorien. 

In der ersten existirt ein Vorsprung auf einer 
der in Betracht kommenden kn&chernen Flftchen (in- 
nere Seite der Scapula oder Rippen) , welcher nach 
Zerstorung und Du rch boh rung der Muskeln mit dem 
gegentlber liegenden Knoehen in Bertthrung kommt ; 
davon werden 2 Beobachtungen mitgetheilt. 

1) Nach einer chronischcn Plenritis der linkcn Seite 
betrachtlichc Abflaehuug des Brustkorbcs u. Vorepringen 
der Rippen gegcnubcr dem Scbulterblattwinkel. Dcut- 
licbe Crepitation bei ausgicbigen Bewegungen des linken 
Armes in Folge von Usur und Perforation der subscapu- 
Iaren Mnskeln durcb den Rippenvorsprung. 

2) Bei einem an einer Lungcnalfcktion gestorbenen 
30jahr. Manne, welcher vor 3 J. cine linkseitigc Plenritis 
uberstanden und das betreffeude Keibegerausch in exqui- 
siterWeise dargeboten batte, ergab die Sektion : Atropbie 
undBlasse der oberflachlichenRiickenmuskeln, unter dem 
linken Schulterblatt einen grossen in der Sukstanz des 
atropbirten M. subscapularis cnthaltenen Schleiinbeutel. 
Der gleicbfalls atrophirte M. serratus ant. maj. zeigte eine 
grosse Perforationsoffnung , durch welche die Bursa sich 
auf die gerdthete und rauhe Oberflache der 6. u. 7. Rippe 
fortsetzte. 

In andern Fallen dieser Kategorie findet man 
Exostosen der Rippen oder der Scapula, welche ent- 
weder syphilitischen Ursprungs oder durch tlbennas- 
sige Calluseutwicklung nach Frakturen der betreffen- 
den Knoehen entstanden sind. 

Zur 2. Gruppe gehdren die F&lle, in welchen 
die Atrophie der Muskeln primilr sich entwickelt hat. 
Hier kommt das Phanomen um so deutlicher in Er- 
scheinung, wenn sich der namentlich den Subscapu- 
laris betreffende Muskelschwund mit einer Ankylose 
des Schultergelenks combinirt , bei welcher die Be- 
wegungen des Schulterblattes compensatorisch ein- 
treten und also in grdssem Excursionen ausgeflihrt 
werden. Folgen 3 Beispiele. 

1) Vollstandige Ankylose des Schnltergclenks nach 
eitriger Omarthritis. Der Deltoidens, Supra-, Infraspina- 
tus und Subscapularis stark atrophirt. Die ziemlich aus- 
gedehnten Bewegungen gesebehen nur mit Hfilfe des 
Schulterblatts, wobei jedes Mai ein deutliches saccadirtes 
Reiben unter dem letztern gef&hlt wird. Unter der Sca- 
pula auf der Oberflache der Rippen keinerlei Vorsprung 
bemerkbar. 

2) Steiflgkeit des Schultergelenks nach einem vor 
3 Mon. erfolgten Fall anf dasselbe. Bei den nur durch 
Vermittelung der Scapula mdglichen Erhebungen des Arms 
ein scbmerzloses Keibegerausch, welches auch objehtiv 
namentlich in der Nahe des Winkels deutlich constatirt 
werden kann. 

3) Reibungsgeriiusch unter der Scapula entstanden 
nach einer nicht reponirten Lnxatio humeri. Bewegungen 
auch hler nur im Schulterblatt m&glich. 


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Vf. hat nach dem Vorgange Galvagni’s aucli 
bei Phthisikern mit sehr abgemagerten Muskeln ohne 
anderweitig bestehende Complikation eine deutiiche, 
wenn auch bier weniger rauhe, Crepitation unter 
dem Schulterblatt mehrfach constatiren konnen. Es 
erklkrt sich das Zustandekommen des Ph&nomens 
um so leichter, als Vf. bei semen Leichenuntersuchun- 
gen den untern Winkel des Schulterblatts mehrere 
Male so stark nach innen prominirend faud , dass 
schon eine mHasige Atrophie des Subscapularis ver- 
bunden mit einem die Rippen mehr vorspringend 
machcnden Schwund der Intcrcostalmuskeln denCon- 
takt der beiden Knochenflachcn lcicht bewirken kann. 
Unter solchen Bedingungen wird die Erzeugung des 
subscapiilaren Reibens noch unterstlltzt werden durch 
ausgiebige Bewegungen des Schulterblattes , wie sie 
durch gewisse Professionen benotliigt werden. Diese 
in Betreff der Aetiologie immerhin dunklen F&lle bil- 
den die 3. Gruppe des Vfs. , wovon er 2 Beispiele 
mittheilt. 

Das eine betrifft einen Lederarbeiter, dessen dauernde 
Beschaftigung darin bestand , dass er fiber seinem Kopfe 
einen an ciuem Seil hangenden schweren Holzklotz in 
Bewegung setzen rousste, wobei das Schulterblatt sehr 
extensive Drchungen ausffihrte. Er suchtc Hulfc, well 
ihn seit einiger Zoit ein unter der Scapula geffihltes Rei- 
ben, das imUebrigen niebt schraerzhaft war, bennruhigte. 
Dasselbe war namentlich am untern Winkel , und wenn 
Pat. das Schulterblatt roogliclist gegen den Thorax ge- 
druckt hielt, sehr deutlich wahrzunehmen. Die Unter- 
suchung ergab keinen sonstigen atiologischcu Anhalt. 

Im 2. Fall hatte das Symptom bei einem 22jahr. 
Madchen 3 Mon. nach Entstehung eines Natherin-Kram- 
pfes sich gezeigt. Auch hier war ausser einer geringern 
Entwicklung dcr betreffenden Sehulter- und Intcroostal- 
Muskeln kein vcranlassendes Moment aufzutindeu. 

Die anatoiuische Ursache des besprochenen Pha- 
nomens, d. li. der Coutakt zweier sich aufeinander 
ver8chiebenden Kuocbenflilchen, kaun mm' hier, wie 
auch sonst hllufig , die Entwicklung eines Schleim- 
beutels herbeiftthren und dieser der Sitz eines Hy- 
grom mit oder ohue Corpora oryzoidea werden. 
Die Bursa kann gleichzeitig mit dem Crepitations- 
symptom vorhanden sein , oder (uachdem es frtiher 
bestanden) seine Erzeugung dadurch verhindern, 
dass es das Schulterblatt von den Rippen entfernt. 
Vf. giebt daftlr 2 Beobachtungen. 

1) Ein 63 J. alter Wassertrager, der vor einigen Mo- 
naten wegen eines etwas schmcrzhaften Reibens unter 
dem Schulterblatt, irrthfimlicher Weise an Rippenfraktur 
behandelt worden war (wahrscheinlich war das Qerausch 
durch stalaktitcnformige Rippenexostosen hervorgebracht 
worden), zeigte im Niveau des innera Raudes und gegen 
den Winkel der Scapnla hin eine langliche, circumscripte, 
fluktnirende Oescbwulst, welche sich unter das Schulter- 
blatt fortsetzte und von demselben bei herabhangendem 
Arm beinahe vollstandig bedecktwar, bei forcirter Addok- 
tion dagegen ganz zn Tage trat. Ein bei der Compres- 
sion desSackes fu hi bares Knirachen wless auf das Vorhan- 
densein von ReiskOrpem hin, welche dabei, wie es scheint, 
aus einer mehr obcrflachlichen subcutanen Tasche in eine 
tiefere, nnter der Scapnla liegende hineingedrfickt war- 
den. Die darnnter liegenden (8, 7, 8) Rippen zeigten eine 
circumscripte Anschweliung , namentlich im Niveau des 
Schulterblattwinkels. Die Bewegungen des Arum nach 
hinten und innen waren sehr schmerihaft , Crepitation 
war dabei nicht zn constatiren. Durch Punktion mit Jod- 


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V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


injektion, spfitcr Gegenoffnung n. Drainage wurde scbluss- 
lich eine Verodnng des Sackee herbeigefuhrt. 

2) Die Frau eines Fleischers empfand nach anstren- 
jjender Arbeit in ihrem Geschaft Schmeraen unter dem 
Sehulterblatt und Erechwerung der Bcwegtmgcn des Arms. 
Bald darauf entwickelte sich unter der Scapula eine fluk- 
tuirende Gcschwulst, welche den nntern Winkel dereelben 
in die Hohe hob nnd die beiden Kander nach aussen Qber- 
ragte. Schnlterblatt, Rippen, Wirbelsaule von normaler 
Beschaffenheit, Congestionsabscess auszuschliessen. Die 
Punktion mit einem groBsen Trokar entleerte 300 Grmm. 
einer mit Pseudomembrancii gemischten sero-puru lenten 
Fluseigkeit. Einfubmng eiues Drainrohrs. Heilung nach 
14 Tagen. 

Vf. glanbt, dass man in alien Fallen , wo das 
subftcapularc ReibegerAusch gefllhlt wird , das Vor- 
handeusein eines Schleimbeutels annehmen mllsse, 
auch wenn derselbe sich bei Lebzeiten nicht immer 
sicher constatiren Iasse. Vf. schliesst diess aus 
Analogic der Entstebung aceidenteller Schleimbentel 
an andern Stellen aus Ahnliclien Ursachen , und aus 
dem eigenthUmlichen Cbarakter des GerAuschea [?]. 
Znm Schluss weist er auf die diagnostischen IrrthU- 
mer hin, zu welchen das Symptom Veranlassung 
geben kann. Man kdnnte es mit wahrer kndcher- 
ner Crepitation verwechseln und eine Fraktur der 
Rippen oder des Schulterblattes annehmen , bei un- 
genauer Lokalisirung des GerAuschea an eine Arthri- 
tis sicca desScbultergelenks glauben, bei Vorhanden- 
sein einer Bursa subscapularis diese fllr eine peri- 
thoracische Eiteransammlung in Folge von Rippen- 
caries, oder ftlr einen peripleuritischen Abscess hal- 
ten. (Riegner, Breslau.) 

655. Zur Frage der Distraktions-Behand- 
lung der Qelenke ; von Prof. Albert. (Wien, 
med. Presse XVI. 43. 44. 45. 46. 1875.) 

A. prtlft zunAchst den Werth der Resnltate , zu 
welchen die Experimente tlber Extension, d. i. 
Distraktion mit VerAnderung der Winkelstellung, an 
zuvor mit Fltlssigkeit gefUllten Gelenken geftthrt 
haben. Dieselben haben ergeben, dass die Exten- 
sion eine Erhtihung des hydrostatischen Drucks 
im Gelenke zur Folge hat. A. bestreitet, dass diese 
Erhdhung des intraartikularen Drucks , wie das ge- 
wAhnlich geschieht , ohne Weiteres als ein gllnstiges 
Moment angeseben werden darf. Dass nach Ablanf 
des Exsudationsvorgangs die Druckvermehrung im 
Gelenk die Resorption befordert, ist von der Anwen- 
dnng der cirkularen Compression her bekannt ; wie 
es sich damit im Exsudationsstadium verhfilt , muss 
erst durch weitere Versuche festgestellt werden. 

Bei diesen Versuchen mit kUnstlicher Injektion 
der Gelenke gesellt sich ferner immer ein Moment 
hinzu, die Diastase der Gelenkenden, welche bei 
krankhaft ausgedehnter Kapsel hAufig fehlt. Denn 
bei Resektionen der Gelenke und bei Leichennnter- 
suchungeii findet man h An fig grdssere Mengen fltlssi- 
gen Entztindungsproduktes in der Kapselhdhle und 
gleicbzeitig UsurflAchen an den Knochen. Am Leben- 
den kann demnach Exsudation in der Gelenkbbhle 
und Angepasstsein der Gelenkkbrper neben einander 


bestehen, wie z. B. bei Coxitis. Die Versuche fiber 
den hydroBtatischen Druck sind ftlr diese Ffille also 
in keiner Weise aufklArend. Diejenigen Experimen- 
tatoren nun, welche den Einfluss der Distraktion auf 
die Diastase geprilft haben , haben gefunden , dass, 
urn im normalen Kniegelenk einen Spalt von ! /a Mmtr. 
zu bewirken , ein Gewicht von 45 Pfd. erforderlich 
ist (Morosoff), und beim Hilftgelenk sclieint es 
sich um kaum geringere Gewichtshohen zu liandeln. 
Fllr die in praxi zur Anwendung kommenden Ex- 
tensionsgewichte sind demnach die Gelenkenden als 
nicht distraktibel anzusehen. Wohl aber kann durch 
dieselben der Druck aufgehoben werden , mit wel- 
chem die Gelenkenden von Seiten der Muskeln an- 
einandergepresst werden, denn die Muskeln ermfiden 
unter permaneutem Zuge leicht. Der einzige Zweifel 
ist, ob nicht der Zug unter gewissen Bedingungen 
eine vermehrte Spannung der Muskebi durch Reflex 
bewirken kann. Auch nach dieser Seite hin ver- 
breiten die Untersuchnngen fiber den hydrostatischen 
Druck kein Licht. 

A. erwAgt weiter den Einfluss, den (iberhaupt 
die Gewichtsbehandlung auf die verschiedenen For- 
men der Gelenkentzilndungen austlben mag. Der 
Gelenkkatarrh heilt gewdhnlich auch bei jeder an- 
dem Behandlung. Der Contraktur Ifisst sich anf 
andere WeiBe vorbengen. Ja es fragt sich sogar, 
ob nicht die Distraktion auf den Exsudationsvorgang 
befbrdernd wirkt, da es bekannt ist, dass bei Unter- 
schenkelfrakturen permanente Extension Afters zu 
ErgUssen in’s Kniegelenk ftthrt , wahrscbeinlich Ex- 
sadatio ex vacuo in Folge der Ausdehnung des Ge- 
lenkraums. Auch hat schon Reyher hervorge- 
hobcn, dass am Cadaver die Distraktion auf der 
einen Seite den hydrostatischen Druck erhdhe , auf 
der andern durch Dehnung der Bfinder Raum schaffe 
und den Druck vermindere und bald das Eine , bald 
das Andere flberwiege. Wie der Zug auf die Se- 
kretion wirkt, muss demnach ebenfalls erst dorch 
Experimente festgestellt werden. 

Eine grosse Zahl von Entzundungen der nntern 
Femurepiphyse heilt bei Kindern unter meist rasch 
entstehender Contraktur mit geringem Ergusse in’s 
Gelenk. Der Extensionsbehandlung kann nur vin- 
dicirt werden, dass sie die Contraktur behebt. 

Bei den destruktiven Gelenkprocessen bleibt es 
zunfichst unentschieden, ob die Distraktion dnroh die 
Zerrung der entztlndeten Theile nicht geradezu schftd- 
lich wirkt. GewAhnlich beabsichtigt man, den gegen- 
seitigen Knochendrnck aufzuheben , dann aber wird 
man in einer ganz bestimmten Richtung distrahiren 
mtlssen , um das Uebel nicht mOgbcberweise zu ver- 
schlimmern, und wenn man die falsche Stellnng cor- 
rigiren will , so erhebt sich der Einwand , ob man 
auch sicher 1st , nicht neue Druckpunkte zu schaffen. 
Es handle sich Beispiels halber um eine Pfannen- 
coxitis, bei der der innere untereUmfang derPfanne 
vorzugsweise ergriffen ist. Die Muskulatur habe 
bei der bestehenden Erweiterung der Pfanne den 
Kopf gegen die obern hintern Partien gedrfiokt. 


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268 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


Wenn man non durch Extension die Stellung corri- 
giren will, so bann es sich ja sehr leicht ereignen, 
dass man den Ropf geradezu gegen die am meisten 
befallenen Stellen von Nenem andrtlckt and so den 
Znstand verschlimmert. Durch solche Erw&gungen 
kommt man dazu, einzusehen, dass auch die Theorie 
von dem Wechsel der Contaktpunkte keine haltbaren 
Sttitzen ftir ihre Wirksamkeit anzufiihren vermag. 

Die Extensionsmethode soli darum nicht vcr- 
bannt werden , man muss nur ihre rationelle Anwen- 
dung anstreben , da die Aufhebung des Druckes der 
Gelenkkftrper gegen einander unzweifelliaft ein the- 
rapeutisches Moment von der wesentlichsten Bedeu- 
deutung vorstellt. Die richtige Einsicht in die Wirk- 
samkeit der Methode kann schlttaslich nur auf dem 
Wege des Experimentes gewonnen werden. Nach- 
dem es darch diese festgestellt ist, dass Stellungs- 
ftnderung n. Extension die Druckverhaltnisse ftndem, 
muss zunAchst ermittelt werden , ob die so erzielte 
Drucksteigerung bis zu jenem Punkte gefUhrt werden 
kann , dass der Sekretionsdruck (iberwunden wflrde. 

(Block.) 

656. Grosse Knoohengesohwulst unter dem 
Ligamenlum patellae inferius , antieeptisch mil 
Erfolg operirt; von Thom. Annandale. (Brit, 
med. Journ. Febr. 19. 1876.) 

Die knochenharte , vor 3 J. zuerst bemerkte Ge- 
schwulst sass an der Vorderflkche des Knies und hatte 
die Kniescheibe nach oben und anssen verdiilngt. 
Bei gestrecktem Knie liess sich die Geschwulst seit- 
lich verschieben. Die Bcwegungen des Gelenks 
waren bescbr&nkt. Durch einen Lingsschnitt am 
lateralen Rande der Patella und des Kniescheiben- 
bandes und durch einen zweiten , quer ilber die Ge- 
schwnlst geflihrten wurde dieselbe bios gelegt. Das 
Kniescheibenband , welches in einer Rille (lber die 
Geschwulst liinwegzog, wurde sorgfkltig geschont, 
ebenso die Gelcnkkapsel, welchc in grdsserer Aus- 
dehnung entbloat wurde. Die so exstirpirte Ge- 
schwulst hatte demnach wabrscheinlich sich in der 
Bursa subpatell. entwickelt. Anf dem Durchschnitt 
erwies sie sich aus spongidsem Knocbengcwebe mit 
eingestreuten Knorpelherden zusammengesetzt. Sie 
war von einer fibrdsen Kapsel umgeben. Fibrdse 
En tart un gen dieser Bursa werden in der Literatur 
erwkbnt, knftcherne Geschwlllste gehdren dagegen 
zu den grdssten Seltenheiten. Der Heilungsverlauf 
war unter dem Lister’schen Verbande ein rascher 
und gttnstiger, Funktion und Form wurde wieder 

hergestellt. (Block.) 

• 

657. 27oma ( Heilnng millets der Schab- 
methode ; von Dr. JosefPopper. (Pester med.- 
chir. Presse XI. 47. 1875.) 

Die 17j£hr., bei einem Fleischhaner bedlenstete Pat. 
zeigte ca. 5 Wochen nach dem Beginn ihrer Erkrankung 
an *Mundweh u bei ihrer Aufnahme in's Spital kachek- 
tische« AusseheD, Puls 120, Temp. 40°, odcmatose Fusse, 
1m Urin keln Eiweiss. Die reehte Wange war in der Aus- 
dehnang eines Handtellers gangrinescirt, Hant u. Muskeln 

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daselbst zu einem br&unlich schwarzen, aashaft stink enden 
Brei omgewandelt. Die Gftngran erstreckte sich anf den 
rechten Mundwinkel und auf die reehte Halfte der Unter- 
lippe. Die Gangran war begrenzt, doch bildeten die 
Nachbartheile um den Jochbogen, die Parotis und den 
Unterkiefer cine bretharte Geschwulst. Die Schleimhant 
der rechten Wange war zerstdrt nnd die Spitze des in den 
Mnnd eingefuhrten Fingers drang leicht durch die Wange 
nach aussen. 

Mit einem gewbhnlichen Blechloffel wurde alles Gan- 
granSBe bis auf dasPeriost und bis in die gesnnde Mnskel- 
substanz in 1 — 2 Min. abgeschabt. Die Operation war 
sehr schmerzhaft. Die nnnmchr vorliegende blutige 
Wundflache wurde mit in reines Kreosot getrankter Char- 
pie bedeckt, innerlich Chinin gegeben. Schon am folgen- 
den Tage zeigte sich die grossere Halfte der Wundflache 
mit Granulationen bedeckt. In den folgenden (bis turn 6.) 
Tagen wurde es nothlg , noeh einige kleine Stellen abzn- 
schaben. Die ganze Wundflache granulirte ubcrraschend 
schnell unter Anwendung einer '/«°/o Losung von Arg. ni- 
tricum. Vier Wochen nach der Aufnahme stellte sich die 
Kr. mit vernarbter Wange vor. Die EntsteLlung ist ge- 
ring. Essen und Trinken nicht behindert. (Block.) 

658. Das veraweigte Aneurysma am Kopfe ; 

von Prof. A. Wernher. (Berl. klin. Wchnschr. 
XHI. 13. 1876.) 

W. theilt 2 Falle pulsirender Geschwlllste am 
Kopfe mit, um welche herum auf weite Entfemnng, 
aber nur nach der peripberischen Seite des Gefass- 
systems hin ein Kianz von oberflkchlich gelegenen, 
sehr ansehnlichen radialen Gefkssen sich entwickelt 
hatte. Der eine pulsirende Tumor war aus einem 
angeborenen Angiom auf der linken Stim eines Mad- 
chens entstanden, das bis zum 19. J. unveritndert 
geblieben , in den letzten 4 J. aber zur Dicke eines 
halben Boradorfer Apfels lierangewachsen war. 
Ausserdem sah man auf der unbehaarten Stim uud 
den Sclilafen zahlreiche Gcf&sse von der Starke einer 
Temporalis. Sogar iu der rechten Schlafe war ein 
ganzes Netz von Gef&ssen zu bemerken, welche 
eben so stark wie die in dem Tumor selbst enthaltenen 
pulsirteu. Druck auf die Carotiden anderte die Pul- 
sationeu wenig. Der andere Tumor sass biichsen- 
kugelgioss am untem Rande des Unterkiefers eines 
40jahr. Maunes und war aus einer Verwundung der 
Art. max. ext. kervorgegangen ; er bestand aus einem 
Convolute erweiterter pulsirender Geffcsse , von wel- 
cheu aus eine Anzalil starker Aeste nach den Augen- 
winkeln , dem Nasenrilcken und der Stim sich aus- 
breitete. Die Pulsation nahm mit wachsender Ent- 
fernung ab und verlor sich in den Endfisten gauz. 
Wurde die Verbindung mit der centralen Geschwulst 
unterbrochen , so fielen die peripherisch gelegenen 
Stttcke der Geftlsse zusammen, und wenn sie sich 
auch trotz fortbestehenden Drucks wieder ftillten, so 
pulsirten sie doch nicht wieder. Dagegen fingen, 
wenn man an sehr peripherisch gelegenen Stellen 
comprimirte, auch solche centralwfirts gelegene Ab- 
schnitte an zn pulsiren , welche es bis dahin nicht 
gethan hatten. 

Der erste Tumor wurde excidirt, nachdem er 
mit lnsektennadeln unteretochen war. Durch eine 
Reihe von umschlungenen und Knopfn&hten , Druck- 

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V. Chirnrgie, Ophthalmologic n. Otiatrik. 
verb and nnd Eisumschlige wnrde die (arterielle) 660. Fall von Oesopbagneftstel mit tekun 


Blutnng gestillt. Die andere Geschwulst wurde ab- 
gebunden und nacli 3 T. abgesclmitten. In beiden 
Fftllen hdrte faat sofort in alien distalen Gefessen die 
Pnlaation auf nnd es trat definitive Heilung ein. Bei 
der Untersuchung des ausgesclinittenen eraten Tumors 
zeigte ea sich, dass eine Arterie von der GrOssc einer 
Temporalis in einen Blutsack ttberging, ans welchem 
ohne Vermittelnng ernes Capillaraystems direktVenen 
anstraten. Der Blutsack vertrat demnach die Stelle 
der Capillaren, die letztern waren im Laufe der 
Jahre zu einem Sinus ausgeweitet und die von der 
centralen G each wu 1st ausgehenden GefUase waren 
pulsirende Verier u In dem 2. Falle ist es von selbst 
klar , dass es sich urn ein Anenrysma anastomoticum 
zwiscben Art. maxill. ext. und der begleitenden Vene 
handelte , die durch den Beilhieb getroffen waren. 
Die pidsirenden Gefasse waren aber Venenftste, die 
mit der verletzten in Verbindnng standen. 

Die Therapie ergiebt sich aus dem Vorstehen- 
den: sie besteht in Excision des centralen Tumors. 
W. giebt zum 8chlusse zu, dass es auch tlberwiegend 
arterielle oder Tnmoren geben kann , welche einer 
andern Beurtheilung unterliegen mflgen. (Block.) 

659. Paraoentese des Hersbeutels, Ge- 
nesung ; von Dr. Thomas Elliot. (Lancet I. 2 ; 
Jan. 1876.) 

Ein 60jihr. Zimraermann , der angeblich seit lunger 
ala 40 J. herzleidend war nnd verscbiedcne Male Rhea- 
matismusanfalle durchgemacht hatte, wurde mit allgcmei- 
nem Anasarka , Athemnoth and schwachem Pulse In das 
Bristoler Krankcnhans aufgenommen. Dio Herzth&tigkeit 
war sehr beschleunigt und nnregelmassig , an der Mltralis 
ein unbestimmtes systolisches Gerausch wahrnehmbar. 

Am 28. April schien der Pat. moribund. Athmen 
sehr sehwer nnd nnr moglich, wennderKr. anf der linken 
Seite nnd ein wenig anf dem Gesiebte lag. Das Gesicht 
von blanlicher Farbung , die Halsvenen gefullt und ge- 
schlangelt , aber ohne Pulsation. Die llerzspitze war 
weder zu sehen, noch zu fuhlen. Herzdampfungsehr ver- 
grossert, aber wegen des Hautodems nicht seliarf zu be- 
grenzen. Die Ilerztone nur sehr entfernt uml undentlich 
zn bdren. Matte Perkussion fiber der Basis der linken 
Lunge ; hier auch bronchiales Athmen , sonst verscharft 
vesikulares. Kein bemerkrnswerther Unterschied in der 
Stimmresonanz auf beiden Seiten. Es wurde nun die 
Pnnktion des Ucrzbeutcls mit dem Dieulafoy'schen Adept- 
rator durch Th. Elliot ausgefuhrt. Die zwischen der 
5. und 6. Rippe 1“ nach rechts von der Brustwarze ein- 
gestochenc Nadel eutleerte 42 Unzen einer klaren stroh- 
farbenen Flussigkeit. Gegen Ende der Operation stiess 
die Herzspitze 1 oder 2mal gegen die Nadel, weehalb man 
derselben cine mehr horizontale Richtnng gab. 

Der Kr. f uhlte sich selbst erleichtert, objektiv war 
aber erst nach einigen Stunden eine Besserung nach- 
weiabar. Am 2. Tage nach der Operation war der Puls 
kraftiger. Das Anasarka hatte bedentend abgenommen. 
Am 31. Mai war dasBelbe vollstandig verschwnnden, der 
Herzstoss war sicht- und fiihlbar, die Tone deutlicher und 
ein unbestiramtes, gegen die Basis an Starke zunehmendes 
GerSusch horbar , das sich aber nicht den grossen Blut- 
gefassen entlang verfolgen liess. Pat. konnte aufsitzen, 
aber jede Anstrengung verursachte Athenmoth und Herz- 
klopfen. 

Am 6. .lull wurde er zur poliklin. Behandtnng ent- 
lassen ; er vermoebte sich etwas freier zu bewegen. 

(Block.) 

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darem Mediastinalabscess ; von Dr. Ltlrmann. 
(Berl. klin. Wchnschr. XIII. 19. 1876.) 

Im September 1876 wurde ein 24j5hr. Landmans in 
die Klinik zn Kiel anfgenommen , welcber im Nov. 1874 
an einer Angina faucium erkrankt gewesen war , zn der 
sich bald eine Anschwellung der linken Halsseite mit hef- 
tigen Fiebcrerscheinangen und Schmerzen hinzugesellt 
hatte. Damals war die ganze linke Ualshalfte prall und 
voll geschwollen , der Kchlkopf ans der Mittellinie nach 
rechts gedrangt und in der Tiefe zeigte sich undeutliche 
Flnktnation. Die Rachengebilde waren frei, die Athmnng 
unbehindert, doth bestand Ilciserkeit. Pat. klagte uber 
Schmerzen in der geschwollcnen Partie und fiber Schlaf- 
losigkeit. Bald trat bedeutende Athemnoth und deutliche 
Floktuatiou ein u. mittels einer Incision wurde ca. '/, Liter 
stinkender, dunntlfissiger Eiter entleert, worauf die Suffo- 
katiouserscheinungen schwanden. Unter Kataplasraen 
schien die drainirte Abscesshohlo auszubeilen und das 
Allgemeinbetinden besserte sich, docb bestand vollige 
Aphonie und nach Verlauf von 14 T. bemerkte man, dass 
Speisethcile aus der Wundc kamen. Die Sonde gelangte 
durch eine vorher nicht gefundene Ocffnung in eine ge- 
raumige Hohle, deren Grenzen nicht bcstiiumt werden 
konnten. Der Kr. bekam nur flussige Spcisen und die 
AbscessbShle wurde mit Salicylsaure ausgespult. Spater 
wurde an der hintern Thoraxwand eine Dampfung in 
Drelecksform nachgcwicscn , deren Ausdebnung mit der 
Fullung der Hohle wechselte , und die bewies , dass der 
Abscess bis znr Basis des Mediastinum posticum reichte. 
Der Comrounikationsort mit dem Digestionstrakt liess 
sich nicht entdccken. Husten, der den Kr. heftig qualte, 
vermehrte die Menge der Speisetheile im Abscess. Es 
wurde bis zum Grund der IIBhle ein Drainrohr gelegt j 
durch ein kurzeres daneben eingeffihrtes Rohr liessen sich 
2 Liter Flussigkeit in die IlShle eingiessen, ehe etwas ab- 
floss, dann trat Bcklemmung ein. Die Dampfung verbrei- 
tete sich bis zur Mitte dcr Scapula. 

Pat. erhielt 3 Mahlzeiten von nur flfisslgen , nicht 
relzendcn Speisen und nach Jeder wurde die AbscesshBhle 
mit dem Irrigator ausgespfilt , wobel der Kr. behufs bes- 
eem Abflnsscs der Flussigkeiten auf dem Bauche lag. 
Nebcn den oft bedeutenden Mengen von Speiseresten ent- 
leerte sich , namentlich Morgens , ein elgenthfimlicher 
graner Eiter in den die Enden der beiden Rflhren ver- 
bindenden Gummibontel , welchen Pat. um den Hals 
tmg. Bei dieser Behandtnng wurde die H5hlo kleiner, 
das Beflnden des ziemllch herabgekommenen Kr. beeser. 
Die Dampfung an der hintern linken Thoraxwand ver- 
kleinerte sich von oben und aussen nach der Wtrbel- 
sanle zu und die HShle fasste bios noch ca. 1 Liter , ehe 
ein lastiges Druckgeffihl im Thorax elutrat. Auch das 
Eindringen von Speisen in die Hdhle verringerte sich, 
borte aber nie ganz auf. Die dnrch Eingiessen von Flfis- 
sigkeit bewirkte Schalldampfnng reichte an der hintern 
Thoraxwand links bis zur Spina scapulae, nach vorn bis 
znr Axillarli ie. Die rechte Thoraxseite war nioht ver- 
andert , eben bo wenig bestand eine Erseheinung, welche 
auf ein Andrucken des Herzens an die vordere Thorax- 
wand deutete. Trank der Kr. Milch, so floss diese durch 
die Fisteldffnung ab. In diesem Zustande verlless Pat. 
nach 12 Tagen (22. Sept.) die Klinik, am die erwahnte 
Behandlung zu Hause fortzusetzen. 

Am 21. Nov. kehrie er in die Klinik zuruck. Er eah 
ziemllch kraftig und gesundans. Die Fistelfiffbung, gleich 
oberhalb des linken Steraoclaviculargelenkes , am innera 
Rand des Kopfnickers, batte reichlich 0.76 Ctmtr. Durch- 
messer, die Umgebung war gerothet , nicht geschwollen ; 
dnrch energische Uustcnstosse wurde Speichel mit Speise- 
resten entleert. Beim Sondiren gelangte man durch einen 
einige Ctmtr. horizontal nach hinten , dann knieformig 
umbiegend In gerader Richtung etwa 20 Ctmtr. weit nach 
abwarts verlaufenden Gang in eine H5hle, die einen Thell 
der genossenen Speisen anfnaiim , welche dnrch Husten- 

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V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Otiatrik. 


stOsse Oder Vorauberbengen wieder entleert warden. Eine 
Comnmnikation zwischen dieser HShle and der Speise- 
r5hre — schon frfiher dnrch Uebcrgang von Jodkalium- 
15sung aus der Hohle in den Magen nachgcwiesen — 
wurde jetzt in ciner Tiefe von etwa 20 Ctmtr. gefunden 
and nach Anfullung des Hohlraums mit Wasser fand man 
links hinten nnten eine Dampfling fast bis zur Mitte der 
Scapula, fiber der die auskultatorischen Gcransche im ab- 
schwachten Maasse hSrbar waren, Die Lungenrander ver- 
hielten sich normal. Der Hohlraum fasste 350 Cctmtr. 
In Folge von linkBeitiger Stimmbandlahmung sprach der 
Kr. heiser. Die Organe der Bauchhdhle waren normal. 

Mitte Januar 1876 stelltc sich der Kr. wieder vor. 
Er sah gnt aus und hatte zugenommen. Noch immer trat 
ein Thell der mit der Magensonde eingeffihrten Speisen 
durch das Gummirohr aus der Abscesshohle. 

Pat. gab an, dass, wenn er, wie os Abends zu ge- 
schehen pflegtc , mit sehr grossem Hunger seine Nahrung 
durch die 8onde zu sich nahm , ein Ucbertritt nicht statt- 
flnde, und in Folge dessen sein Beutel Morgens leer war. 
Bettruhe , resp. horizontale Rfickenlage ware ohne Eln- 
flnss. Durch vielea Sprechen sofort nach dem Essen 
ginge die Entleerung in die Abscesshfihle und ans ihr in 
den Gummibeutel schneller als sonst von Statten. Pat. 
war im Stande , alles dnrch die Magensonde Eingeffihrte 
mittels Wfirgbcwegungen durch die Fisteloffnung sofort 
wieder heraus zu befordern. Die Abscesshohle fasBte 
Jetzt bios 216 Cctmtr. Die Diimpfung war nur 2 Finger 
breit, hinten unten links von der Wirbeleaule beginnend. 
Wihrend man vorher uberall Vesicularathmen gehSrt 
hatte, horte man nun fiber der Dampfung abgeschwach- 
tes, fern klingendes Athmen. 

Die Menge des abgelassenen Wassers stirnmte mit 
der des eingegossenen fast genau fiberein. Mit einer 
40 Ctmtr. langen dicken Bleisonde Hess sich nur dann der 
Grand der H5hle erreichen, wenn dieselbe in einem stark 
nach vorn concaven Bogcn eingeffihrt wurde ; die Wan- 
dungen der H6hle zu erreichen war unmdglich. Die Sonde 
glitt ohne Bescbwerden bis 36 Ctmtr. tief cin, ein starke- 
rer Druck mit ihr verursachte Schmerzen, wclche Pat. an 
die hintere Wand des Herzens vcrlegtc. An dem aus der 
H5hle herausragenden Sondenstfick konnte mit dem leise 
aufgesetzten Finger die Rhythmik des Herzens deutlich 
wahrgenommen werden. 

Durch diesen Befund wurde klar, dass die Abscess- 
hohle sich in ihrer Ausdehnung im ganzen Mediastinum 
posticum verbreitete und zum Theil noch hinter die 
Lunge zwischen der Pleura costalis und der Thoraxwand 
sich erstrccktc , mithin die ganze Tiefe des Thorax von 
der hintern Wand des Herzbeutels bis zur hintern linken 
Thoraxwand einnahm. In der aus der Abscesshohle ent- 
leerten Flussigkeit fanden sich ansser den sauer reagiren- 
den Speiseresten noch einige Plattenepithelien , Eiterkor- 
perchen und Pilzvegetationen. 

Pat. gab an, dass er fiihle, wie nach dem Essen die 
Speisen neben der Schlundsonde heraufstiegen und an 
einem Punkt, den er unterbalb der Clavicula angab, sich 
in die Abscesshohle entleerten . was ihm Brennen verur- 
sachte. Es geiang auch, durch 2 Sonden in dieser Oegend 
eine Communikation nachzuweisen. Mittels rertektirten 
Lichtes konnte 5.6 Ctmtr. unter dem Niveau deT ausseni 
Hant durch einen Schlitz des Oesophagus die schwarze 
franzosische Magensonde in einer Ausdehuung von etwa 
2 Ctmtr. gesehen werden. Da Pat. , wahrend ihm die 
Sonde eingeffihrt war, hauflgSchluckbewegungen machte, 
so konnte man Speichel in dicken Blasen neben der Sonde 
her aus dem Oesophagus herausquellon and in die Abscess- 
hohle treten sehen. Die Lange des Schlitzes Hess sich 
nicht bestimmen. 

Wenn auch die Anamncsc nicht bestimmten An- 
halt hot, so iiess sich doch eine priruilre Erkrankung 
des Oesopliagus'annehmen', zumal da Pat. anfing- 
ieh an Schlingbcschwei*dcn , AthmungsstOrangen, 

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jedenfalls an entztlndlichen Processen der tiefen 
Rachentheile gelitten hatte. Es liess sich annehmen, 
dass ein Knochensplitter oder sonstiger FremdkOr- 
per, der sich in der Schleimhaut des Oesophagus 
festgesetzt hatte , die Veranlassung zu einer Perfo- 
ration wurde. Der Eiter hfitte sich dann der Speise- 
rflhre entlang in die Tiefe gesenkt , das ganze Me- 
diastinum posticum ausgeftlUt und sich dann, da Lunge 
u. Pleura einerseits', die Thoraxwandung andrereeits 
ihm Widerstand leisteten, sich nach der Apertura 
thoracis sup. gewendet und liier durchbrochen. Das 
Irtlher bis zur Spina scapulae reichende Dampfungs- 
gebiet (bei Einftlllung von FlUssigkeit) hatte sich be- 
deutend verkleinert, also die Pleura costalis sich zum 
gros8en Theil wieder angelegt. Diese Verkleinerung 
schien jedoch , da die Sonde noch immer 36 Ctmtr. 
tief eindrang , nur in der Richtung von links nach 
rechts stattgefunden zu haben. 

Besondcre Berflcksichtigung verdient noch das Re - 
gurgitiren der durch die Sonde eingeftthrten Speisen 
aus dem Magen in den Oesophagus. Um an die 
Communikationsstelle zu gelangen, mussten die Spei- 
sen in den (nach Luschka 28 Ctmtr. langen) 
Oesophagus mindestens 20 Ctmtr. hoch hinaufsteigen. 
Da aber Pat. nicht an Mermycismus litt , so rausste 
zur Erklarung dieses Umstandes eine Lfision des N. 
recurrens in seinem Verlaufe vom Aortenbogen zum 
Kehlkopf nngenommen werden, filr welche auch die 
Lahmung des linken Stimmbandes sprach. Da fer- 
ner durch die Bleisonde eine bedeutende Tiefe der 
HOhle nachgewicsen war, konnte als Grand derselben 
das Zwerchfell angenommen werden. Der hier &n- 
gesammelte Eiter oder Heilungsvorgfinge konnten 
aber die Fasern des linken Vagus fill- die Kardia und 
den Oesophagus besehfldigt haben, so dass eine theil - 
weise Paralyse der SpeiserChre und der Kardia sich 
entwickdn konnte. Die Lahmung war keinesfalls 
eine vollstfindige, da, wenn grosser Hunger vorhan- 
den gewesen war, die Speisen nicht regurgitirten, 
8onderu im Magen blieben. 

Die vonAnfang an eingeleiteteBehandlnng hatte 
den Zweck , die Oesophagusfistel zn schliessen und 
dadurch die Ausheilung der Abscesshohle zu bewir- 
ken. Pat. nahm dalier seit Sept. 1875 seine Nah- 
rung ausscbliesslich in 3 Portionen durch die Schlund- 
sonde ein und liielt durch Oftere Aussptllung mit 
antiseptischen Fltlssigkeiten den Hohlraum rein. 
Hierdurch konnte allerdings nicht verbindert werden , 
dass vom verschluckten Speichel Theile durch die 
Fistel austraten und bei dem storenden Regurgitiren 
des Genossenen Speisen in die Abscesshohle traten. 
Da jedoch die letzte Untersuchuug festgestellt liatte, 
dass die SpeiserOhrenfistel nur 5 1 / s Ctmtr. unter dem 
Niveau der fiussem Ilaut lag , so konnte an einen 
Verschluss derselben auf operativem Wege gedacht 
werden. Leider war Pat. vor der Hand nicht zur 
Operation zu bewegen. (H. MOckel.) 

661. Fall von symmetrisoher Knoohen- 
nekroBe; von Dr. Kolaczek. (Deutsche med. 
Wclmsohr. I. 14. 1875.) 

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271 


V. Chirurgie, Ophthalmologic u. Oti&trik. 


Eine kraftig gebaute 21jahr. Dienstmagd, von blfihen- 
dem Aussehen u. vorzuglichem Ernahrungazustand, fiber- 
stand vor l'/i Jahren die sogen. modifleirten Pocken. An 
diese schloasen sick als Nachkrankheit cntzfindliche An- 
schwellungen beiderSchulternundArme, diedasKranken- 
lager auf 10 Wochen ausdehnten und zur Uildung von Ab- 
scessen , reap. fistulosen Geschwuren ffikrten. Wahrend 
die fiber der rechten Clavicula gelegene Fistel ohne be- 
sondere Medikation und ohne das9 die Ausstossnng ernes 
Knochensplitters bemerkt wurde , heilte , bestanden die 
fibrigen — fiber der Mitte der rechten Clavicula , an der 
tnnenflache beider Abscesse ca. 10 Mmtr. fiber deni Con- 
dylns internus und fiber der Mitte beider Uadien gelegen 
— bei massiger Eitemng und vollkommenem Wohlbefln- 
den der Kr. fort. Die cingefiihrte Sonde stiess jedoch 
(lurch Kloaken leicht auf gcloate Sequester. — Nekro- 
tomie — beiderseitig , mit Zwischenrauin von 14 Tagen, 
unter Anwendung des Verfahrens von Esmarch. Der 
Sequester des linken Humerus 11 Ctmtr. lang, dem ganzen 
untern Drittel des Oberarms entaprechend, war fast durch- 
weg rohrenformig u. verbreiterte sich nach unten, analog 
derConfiguration des Gelenkendes; der Sequester des lin- 
ken Radius war nur theilweise rohreuformig, 8 Ctmtr. 
lang. Der Sequester des rechten Humerus war nahezu 
dem der andern Seite gleich , der des rechten Radius nur 
4 Ctmtr. lang und lateral, noch kletner war der der linken 
Clavicula. Die rohrenformigen 8equester zeigten rauhe 
Aussen- und glatte Innentlache, waren also centrale, 
dnrch circumscripte Osteomyelitis entstandene. Die Hei- 
lung bestand nach 6 Mon. noch ungestort. 

Symmetrischer Brand der Weichtheile oder gan- 
zer Glieder wurde bisher in Folge von Intermittens 
(Eegnaud, H. Fischer) und Flecktyphus (H. 
Fischer, Estlander) beobachtet. — Nach Vf. 
verliert das aymmetrische Auftreten der in causalem 
Zusammenhang mit der Variolois stehendenNekrosen 
seinen auf den ersteu Blick so auffallenden Charac- 
ter, wenn man berticksichtigt, dass die Eruption der 
meisten akuten Exantlicine eineni gewissen Gesetze 
der Symmetric folgt, und wenn man die der Nekrose 
zu Gruude liegendc Osteomyelitis als eine aeltene 
Lokalisation des Pockengiftes anffasst. (Rise 1.) 

662. Zur Casuistik plastischer Oper ationen 
an den Extremit&ten ; von Dr. CarlGusseu- 
baner. (.Deutsche med. Wchnschr. I. 14. 1875.) 

1) Bei eineni 8jahr. Knaben war in Folge einer vor 
10 Mon. erlittenen Verbrennung der rechte Oberann durch 
dicke Narbenmaesen , wclche die ganze Haut der Achsel- 
hohle bis zum mittlern Drittel des Oberanus und am Tho- 
rax bis zu den falscben Kippen lierali ersetzen, so an deii 
Thorax flxirt , dass Elevation und Abduktion ganz gc- 
hemtnt und Bewegungen nach voru und hinten ebenso wie 
die Rotation auf ein Minimum reducirt waren. Durch Ex- 
tension und Contraextension mittels Gewiebten und Heft- 
pflasterverband wnrden die Narbcn gedehnt, aber es trat 
nor sehr theilweise Besserung ein. Zwcimalige Incision 
der Narbeustriinge und Verkleineruug der erzeugten Wun- 
den, durch Verschiebung der Haut und der rcstirenden 
Granulationsflachen durch Transplantationen, wirkte so 
gunstig , dass die Elevation bis zur Horizontalcn moglich 
wurde. Schon nach 8 Mon. aber war die Elevation fiber 
46° nicht mehr moglich. — Nachdem die Narbe bis zur 
AcbselhShle gelost und im Bereiche dersciben vollstandig 
excidirt war, wurden 2 Lappen von je 3" Lange mit 
oberem Stiel gebildet , der vordere, mit seinem Stiel bis 
nahe zur Clavicula reichende aus der Haut des Thorax, 
der hintere aus der Haut fiber dem aussern Scapularrande. 
Beide Lappen deckten bei geringer Drehung die Achsel- 
hdhle und wurden langs ihres freien Randes durch Knopf- 
uahte unter sich und mit dem Spom vereinlgt, der hinten 


und vom zu ihrer Fixirung gebildet war. — Die so am 
Thorax entstandeuen Hautdefekte waren sehr gross, aber 
ffir die Contraktur ohne Belang. Die Heilung erfolgte so 
schnell mid gunstig, dass derKr. 7 Wochen nach der Ope- 
ration bei seiner Entlassung den Arm 10° fiber die Hori- 
zontale erheben, mit der Hand die ganze Oberflache seines 
Kopfes berfihren konnte , und 8 Monate spater die Be- 
wegungen fast bis zum Maximum der normalen Exkursio- 
nen moglich geworden waren. 

2) Einem 21jahr. Buchhalter waren im 9. Lebens- 
jahre in Folge einer Zerqnetschung die Weichtheile dee 
linken Fusses bis zum Knochel sammt dem ganzen Feraen- 
rficken und dem untern Theile der Achiilessehne durch 
primare Nekrose zu Gruude gegangen ; die Benarbung dee 
Defektes hatte 2 Jahre beansprucht und war mit Equinus- 
stellung erfolgt. Obgleich nur die Spitze des Fusses den 
Uodcn erreichte und die Extrcinitat auf das Sorgfaltigste 
geachont wurde , zeigten sich stetig wiederkehrende Ex- 
coriationen und theilweise Nekrotisirungen der Narbe. 
Da feste Benarbung an dieser dem Druck und der Reibung 
exponirten Stelle auch durch Reverdin’sche Trans- 
plantationen nicht zu erwarten stand, entachloss man sich, 
den ganzen Substanzverlust an der Ferse mit einem gra- 
nulirenden Lappen aus der Haut der rechten Wade zn 
decken. Nachdera die spaterhin einzuhaltende Lage der 
Extremitaten einstudirt war, wurde am 14. Juli 1874 von 
Prof. Billroth etwas unter der Mitte der rechten Wade 
eiu 2" breiter Lappen durch 2 parallele , scnkrecht zur 
Unterschenkelachae verlaufende , 4'* lange Wunden um- 
grenzt, von der Fascie abgelost und durch Stanniolunter- 
lage am Wicdcranwachsen gehindert. Vom 14. bis 20. 
Tage ffihrtc man die Trcnnung der hintern Ernahrungs- 
lirficke dnrch Doppelligatur aus, wahrend mittlerwcile die 
Fersennarbe tlicilweise excidirt und ihre Ilautwunden 
geradiinig angcfrisclit waren. Am 17. August wurdo nacli 
geeignetcr Fixation beider im Kniegelenk etwas flektirter 
Untercxtreinitaten in Gipsvcrbanden, welchc llolzschieneii 
fest nntcr eiuander verbanden, der dnrch die vordere Brficke 
trefflieh ernahrte Lappen an den einen Wundrand der Ferse 
derart angeheftet , dass seine Granulatioustlachc in bt- 
trachtliehcr Ausdehnung auf die der Ferse zu liegen kaiu 
und so seine Anheilung nicht nur an den angefrischten 
Wundrand, sondern auch an einen grossen Theil der Ferse 
geeichert war. Suspension des Gipsverbandsystemsmachte 
die Lage des Kr. crtriiglich und gcstattetc Bewegungen 
der Unterextremitaten nur im Iluftgelenk. Anheilung 
des Lappens bei offencr Wundbehandlung biunen 6 Tagen, 
so dass bereits am 25. Aug. mit allmfiliger Trcnnung der 
Ernahruugsbriicke durch taglich vorgenomraene vorsich- 
tige seitliche Incisionen licgonneu wurde, welche auch die 
in der Nachbarschaft des Stieles wieder angewachsenen 
Stellen so weit liiston , (lass am 3. Sept, der Lappen in 
seiner ursprfinglichen GrOsse ganz vom Mntterboden ab- 
gehoben, fiber die Ferse geschlagen und am aussern 
Wundrande angeheftet werden konnte. Nachdein der 
Lappeu in seiner ganzen Fliiche mit dem granulirenden 
Knochen verwaehsen war , erfolgte die Benarbung der 
dnrch ihn noch nicht bedeckten Gninnlationcn schnell n. 
war am 1. Oct. vollendet. Mit einem der Spitzfussstellung 
angepassten, mit 2 seitlichen Schienen versehenenSchuh, 
der den beim Auftreten auf die Sohle ausgeiibten Druck 
nur auf die Spitze des Fusses n. den mit dem Hautlappen 
bedeckten Theil der Ferse einwirken Hess, wurde der Kr. 
entlasaen und 1 Jahr nach der Operation bestand das or- 
sprfingUche Resultat noch nnverandert. (Risel.) 

663. Hygrom des Schleimbeutels am 

obem schiefen Augenmnskel; von Dr. B utter - 
lin. (L’Union 104. 1876.) 

Ein 18jkhr. Mitdchen hatte seit ca. 3 Jahren im 
innern Augenwinkel nach oben hin eine langsam 
wachsende Geschwulst bemerkt. Dieselbe war jetzt 
von der Grfisse einer kleinen Bohne , lag fiber dem 


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272 


V. Chirurgie, Ophthalmologie u. Otiatrik. 


Thr&nensack und hob das obere Lid etwas in die 
H5he. Thranenleitung und Lidbewegung waren un- 
gestdrt. Da durch eine Punktion sicb eine synovia- 
ahnliehe FlUssigkeit entleerte , schlosa Vf. , dass an 
der Trochlea sich ein Ilygrom gebildet habe. Er 
spritzte 2inal einige Tropfen Jodtinktur cin , worauf 
die Cyste vollstandig verschwaud. (Geissler.) 

664. Betinitis prolifarans; von Prof. W. 
Man z. (Arch. f. Ophthalm. XXII. 3. p. 229. 
1876.') 

Mit diesetn Nanaen bezeichnetM. eine eigenthttm- 
liche Erkrankung des Augenhintergrundes , welche 
bisher nur selir selten beobachtet zu sein scheint. 
Ed. Jilger hat diese Form zueret als „Binde- 
gewebaneubildung im Glaskorper“ beschrieben und 
abgebildet (Handatlas Taf. 18. Fig. 84), O.Bccker 
und Hirschberg haben je einen hlmlichen Fall 
erwkhnt, Manz selbst beschreibt 3 Beobacbtungen 
sehr ausflihrlich. Da das Original leicht zngUnglich, 
dtirfen wir wohl von einer Mittheilnng der Kranken- 
geschichten absehen. Es scbcint, als ob die Krank- 
heit sicb nur in einem schon kranken OrganismuB 
entwickle : die Pat. von M. litten mehr oder weniger 
an Cirkulationsstbmngen Seitens des Herzens. Die 
Sehstorung beginnt mit einem dunklen Sehdcfekt im 
mittlern Tlieil des Selifeldes, dabei wird ilber masaige 
Reizsymptome seitens der Retina geklagt. Binnen 
Wochen oder Monaten wird nun das ganze Sehfeld 
von der Triibung gedeckt. Die Affektion kaDn sicb 
einseitig oderauch in verschiedenem Grade auf beiden 
Augen entwickeln. Im weitern, ausserordentlich lang- 
samen Verlauf traten Blutergllsse im Glaskorper und 
andere GlaskbrpeiirUbungen auf, auch 1st, wie es 
scheint , eine grunUche Verfiirbung der Iris , jedoch 
ohne Ablagerung entzttndlicher Produkte, ckarakte- 
ristisch. Mit dem Augenspiegel sieht man, falls die 
Glaskdrpertillbungen nicht zeitweilig den Einblick 
verhindern, dicht vor der Papilla und ihrcr ntichsten 
Dmgebung eine eigenthlimliche, weisse, faltige Trtt- 
bung, welche ungefehr die nach oben und nach nnten 
laufenden grossen Netzhautgefdsse zu decken scheint. 
Die Falten stehcn senkrecht zur Netzhautebeuc , sie 
lassen die Papilla selbst und den rothen Hintergrund 
nur undeutlich durchschimmem , zwischen ihnen in 
der Tiefe sieht man neugcbildete BlutgefMsse. Nach 
innen und nach aussen ist die gefaltete Masse ziem- 
lich soharf begrenzt , nach oben und unten geht sie 
in schmale Auslttufer aus. Durch diese senkrechte 
steile Faltung und die von oben nach unten halb- 
mondformig ausgestreckt liegende Figur derselben 
ist diese Erkrankung von einer circumscripten Netz- 
hautabldsung oder einem Tumor am hintera Pol ge- 
nflgend unterschieden. Diagnostische Schwierig- 


') Beaten Dank f3r die Znaendnng einea Separat- 
abd racks. G. 


keiten erheben sich nur dann, wenn die Glaskflrper- 
trflbungen sie undeutlich oder gar nicht erkennen 
lassen. Da sich das Produkt an die grdssem Ge- 
fUsse der Netzhaut anscldiesst und sich zuweilen der 
direkte Uebergang von Zweigen der Netzhantvenen 
in die zwischen den Falten liegenden Gcftis.se nach 
weisen lilsst , hilt M. seinen Ursprang in der Netz- 
liaut filr sicher. Ueber die histologische Struktur 
der Falten lilsst sich , da keine Sektionen vorliegen, 
noch nicbts sagen. — Die Kraukheit scheint der 
Rtickbildung filing zu sein. Zweifelliaft ist, ob voll- 
stindige Herstellung mbglicb ist. Die Falten werden 
imLaufe inehrererMonate dinner und durchsichtiger 
und ver8chwinden nach und nach ganz. Die Glaa- 
kiirperopacitiiten werden aufgesaugt. Wiewold die 
Krankheit nicht aaf luetischer Basis beruht, sind 
doch Schmierkuren nnd Jodkalium mit gutem Erfolg 
verwendet worden , wie die mitgetheilten Falle be- 
weisen. (Geissler.) 

665. Ueber Kopfschmerz in Folge von 
Anstrengung der Augen; von Dr. 8. Weir Mit- 
ch e 1 1 in Philadelphia. (Amer. Journ. N. 8. CXLII. 
p. 363. April 1876.) 

Die „ Headaches from Eye Strain" werden in 
den Lehrbfichern gewdhnb'ch nur kurz in dem Oapi- 
tel liber Asthenopie abgehandelt Sie sind ein sehr 
hkufiges Uebel , die Angenkrankheit selbst tritt Air 
den Pat. Sfters dabei ganz zurttck , weshalb der ur- 
sHchliche Zusammenhang auch hkufig ganz Ubersehen 
wird. Bei alien sensiblen Personen, mSge die Sen- 
sibilit&t mm angeboren oder erworben sein, treten 
cerebrale Symptome gewdhnlicli auf, wenn wegen 
optischer oder accommodativer Stonmgen das Auge 
in seiner Funktion geschwkcht wird. Nach den mit- 
getheilten Krankengeschichten scheint es, als ob be- 
sonders astigmatische Augen die Anstrengung nicht 
vertragen konnen. Reine Hemikranie als Folge die- 
ser Anstrengung kommt am seltenstcn vor. Hftufiger 
sind fixer Schmerz im Hinterkopf und Nacken, in 
der 8tirn oder in den Augen, dabei Gefilhl von Er- 
mlldnng, Hitzegefflhl ; den Schmerzanfellcn kann 
sich eine Reihe von hysterischen Erscheinungen an- 
schliessen. Durch Lesen und Scbreiben werden die 
Schmerzengesteigert, zuweilen wird jede Anstrengung 
der Augen auf Monate nnd Jahre unmbglich. Bei 
raanchen Pat. treten Scbwindelzuf&lle ein , die fixir- 
ten Gegenstiinde scheinen vor den Augen zu tanzen, 
die Sicherheit der Bewegungen geht zum Theil ver- 
loren , was zu steter Unnihe und Angstgeftlhl Ver- 
anlassung giebt. Die Kurversuche bleibcn erfolglos, 
so lange die optiseben Augenfehler nicht durch paa- 
sende Glaser corrigirt werden. Hat das Uebel lange 
gedauert, so vergeht aber, auch wenn die Arbeit der 
Augen durch die Briiien erleichtert ist , einige Zeit, 
ehe sich die corebralen Erscheinungen vollkommen 
verlieren. (Geissler.) 


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R i e ld e r , Leuk&mie u. Pseudoleukamie. 


273 


B. Originalabhandlungen 

nnd 

Ueberstcliten. 

XII. Ueber Leukamie und Pseudoleukamie. 

Nach den neuesten Beobachtungen zusammengestellt 

von 


Dr. D. Riemi 

A. Leulcdmie. 

Nachdem imJ. 1872Moaler seine ausfflbrliche 
and interessante Monographic ,,die Paihologie und 
Tftcrapie der Leukamie" verOffentliclit und darin 
alle Forschungsresultate , welche liber dicse, flber- 
haupt erst seit einigen Decennien bekannt gewordene 
Krankheit, vorliegen, sowie die von ilirn selbst ge- 
machten reichen Erfahrungen und gillndlichen Stu- 
dien zusammengestellt hatte, ist man allenthalben 
anf solche Fftlle von Leukamie und Pseudoleukamie 
aufmerksamer geworden, und wenn auch seitdem nur 
einzelne wenige, dieSache eingehender besprecliende 
AnMtze erschienen sind, so sind wir doch durch 
ein reichhaltigeres Material in den Stand gesetzt, 
ein immer klareres Urtheil fiber genanute Affektion 
zu gewinnen. Um das eigentliche Wesen der von 
uns mit dem Namen „Leukamit" belegten Krank- 
heit zu ergrttnden, um zu ermitteln , ob es sicli bier 
primir um eine krankhafte Veramlerung besiimmter 
Organ e (Milz, Lymplidrttsen, Knochenmark) handle, 
oder ob das Wesentliche eine Alteration des Blutes 
sei, dazu gehdrt vor Allem eine genaue und vorur- 
theilsfreie Beobachtung der Erkrankungs&lle. 

Besonders beachtenswertli erscheint in dieser 
Beziehuug die Mittheilung von Prof. A. Biesia- 
decki (Wien. med. Jahrbb. 1876. p. 233). B. 
beschreibt einen unzweifelliaften Fall von Leuk&mie, 
der sich durch eine nicht unbedeutende Betheiligung 
der llaut auszeichnet, nnd kommt, indem er sich auf 
eine sorgfkltige histologische Uutersuchung stlltzt, 
zu dem Schlusse, die Leukamie sei eine reine Blut- 
erkrankung und beruhe im Wesentlichen auf einer 
Art gehemmter Blutentwickluug. Hiermit tritt er 
der jetzt allgemein herrschenden , von Virchow 
n. A. acceptirten Theorie entgegeu, welche die Hy- 
perpla.de der Milz und Lymp/idrusen, wodurch die 
Vermehruug der farblosen Blutkorperchen direkt 
hervorgerufen werde, als das Primkre und die hete- 
roplastischen leukamischen Lympkome als das Se- 
kundare betrachtet. 


•) Vfl. Jahrbb. CLV. p. 313. 

Med. Jahrbb. Bd. 173. lift. 3. 

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r zu Leipzig 1 ). 

Ein 60jahr. TagelShner litt vor 16 Jahren an Inter- 
mittens. Seit 1871, wo er angebUch eine Lungenents&n- 
dung fiberstand, klagte er fiber zunehmende Schwiche ; 
er hatte das Gefuhl eines harten Kdrpers im Leibe and 
von Spannang in der Milzgegend. Nean Wochen vor 
der Aufnahme in das Hospital traten an der Haat der Un- 
ken Gesichtshalfte in Mer Nahe des Ohres kleine, etwas 
Jnckende Knotchen mit Schwellnng der Lymphdrnsen am 
Ohr und reissenden Scbmerzen im Kopfe auf. Vor 6 Wo- 
ehen begannen die rechteu Aeh.el-, vor 3 Wochen die In- 
gninaldrusen anzuschwellcn. Die Knotchen am Gesicht 
nahmen zu, wurden theilweise oonfluirend, verbreiteten 
sich fiber die llaut der Urust und der obern Extremitaten, 
fiber den Mons Veneris und die Inguinalgegend. Der 
Milzturoor nahm unter der Anwendung von Chinin (90 
Ctgrmm. pro die) ab. Am 31. Oct. 1872 ergab die Ua- 
tersuchung folgenden Befund. In derHaut, namentlich 
an der Stirn, unzahlige, zerstreute, birsekorn-, meist Un- 
sen- , seltner bohnengrosse rosenrothe und rothblauliche 
Knotchen, im Coriurn betindiicb. Eine grSssere Gruppe 
von Knotchen iu der llaut der linken Wange, eine ahn- 
lichc, perlschnurartig angconlnet, vor ii. hinterden Ohren. 
Behaartc Kopfliaut knotenfrei. Sonst noeh Kndtclien am 
liaise, fiber dem Sternum, in der rechten Achselhohle und 
am rechfen Arm, an beiden Thoraxseiten, an den Bauch- 
decken, vereinzelt an beiden Lenden, in der rechten Knie- 
kehle. Unter dem rechten M. pectoralis maj. ein aua 
zahlreichen Druaen bestehender hockriger Tumor, mit 
einem ahnlichcn in der rechten Achselhohle geiegenen 
znsammenflicssend. Lymphgefassc des Unterhautzell- 
gewebes beider Oberarme als harte, dfinne Strange ffihl- 
bar. Leber bedeutend den Rippenrand uberragend. Milz 
von dcr S. Rippo bis 4 Finger nnterhalb des Nabels rei- 
chend. Verhaltniss dcr farbigcn zu den farblosen Blnt- 
kOrperchen etwa 3:2, letztere nicht unbedeutend ver- 
grSssert. Danebcn fanden sich spnrliche homogene, giatt 
contourirte, den rotheu Blutkorperchen an Grosse etwa 
gleichende Zellen, die znm Theil einen gelblichen Farben- 
ton hattcn. Die Vcrgrosaerung dcr erstem Zellen war 
hier nnd da durch Ansammlung von Fettkomchen bedingt, 
znm grossten Theil enthielten dieselben aber mehrere 
rnnde, begrenzte, von Protoplasms timgebene Blilschen : 
B eine den Zellen der Schleim- oder Gallertcarcinome ent- 
sprechende Metamorphose.- Femcr kamen Zellen von 
der Grosse der rothen Blutkorperchen vor, die unregel- 
massig eontonrirt waren nnd in derWarme lebhafte Form- 
veranderungen eingingcn. Das Blut schied in dcT feuch- 
ten Hammer die von Neumann bei Leukamie beschrie- 
benen, langgezogcnen , oktaedrischen Krytalle, daneben 
Krystalle von oxalsanrem Kalk und vieUeicbt auch von 
Kreatin ans. Bei langsamem Verdampfen entstanden 
buschelfbrmigc Hamoglobinkrystalle. 

Ana dem Sektionsbefurule entuehmen wir Folgendes. 
Die Hantknoten zeigten auf der Schnittflache eine markige, 

35 

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274 


Ri enter. Leukilmie u. Pseudoleukftmie. 


weichc, gelblichweisBe, gleichformigc Masse , welche die 
oberflachlichen, zam Theil auch die tiefern Schichten des 
Corium intiltrirte, sogar in daa subcutane Zcllgewebe hin- 
einragtc und hier von demselbcn sciiarf begrenzt war. 
Epitheldecke daruber intakt und gespsnnt. Nirgends k5- 
1 sige und erweichte Ilerdr. Lymplidrfisen dor rechten 
Achaelbohle dureh diclitoa liindogewebe zuaamincngehal- 
ten, Rindcn- u. Markaubatanz auf dem Sclinitte ala gleich- 
rnassige, weissgelbe, blntarme, weiche Masse eracbeinend. 
An der Zungcnbaais war die Schleimhaut bis '/* Zoll tief 
von markigcr Masse dnrchaetzt. Seitlich von der Znngcn- 
wurzel 3 linaengrosac, von Schleimhaut uberkleidete, gelb- 
lichweisac, eircumacripte Knoten. Beide Tonaillen wall- 
nussgroas. In der rechten Mandel cine bohnengrosse, mit 
gelbgriinlieher Eitermasse gefiillte Iliilile. Ein kleiner 
markigcr Knoten in der Larynxachleirahaut. In den Blnt- 
gefaasen beider Lungen lockcre , rothbraunliche Gerinn- 
sel, zumeist uingeben von einer dunnen Schicht gclbgrun- 
licher, eiterahnlicher Masse. Leber grosser, braungelb- 
lich verfarbtes Parenchym. Milz 9“ 8"' lang, 6“ 4"* 
breit, 4" dick, Kapsel gespannt, Subatanz gleichfSrmig 
branugelblich gefarbt, blutarm, teigig, weich. Lie Nle- 
renoberflache zeigte aahlreiche stecknadclkopf- bis erbaen- 
groase, weisae, etwas eingeaunkene Stellen, an denen die 
Rindonsubatanz durcb wcissrothliches Gewebe eraetztwar. 
Mark der Rippen und der apougiosen Theile der langen 
Rohrenknochen achmutzig gelb gefhrbt, zu einer achmip- 
rigen, nicht fetten Masse zu zerreiben. 

Bei der mikroskopiachen Untersuchnng zeigten die 
kleinsten Hauttnmoren eine geringe Zellinflltration an der 
Grenze der Para papillaris und Para reticularis in derUm- 
gebnng dea oberflachlichen Blutgefaasnetzes, in den Capil- 
laren racist farbloae Zellen. An den groaaern Knoten, 
wo die Infiltration viel dichter war, trat nach Ansplnaelung 
der Sehaltte ein grobmaachiges Bindegewebenetz hervor. 
Die Zellen boten hier in dor Pars reticularis ein dem S&ft- 
kin&lchennetz entsprechendes BiM. ZellenanhSnfnngen 
war on namentlich nm die Haarbalge und Schweissdrnsen 
vorhanden. In der Pulpa der Miiz zeigten sich vor Allem 
mit sehr schmalem Protoplasmasaume versehene Kerne, 
daaeben vereinzelte blntkorperchenhaltige Zellen nnd in 
gariagerer Zahl Blutzellen. An Schnitten sah man eine 
diefate Zellinflltration der Arterienecheiden. 

Diese Vergrbsserung des perivaskularen retiku- 
laren Bindegewebes maclit nach Vfs. Ansicht gerade 
den Tumor aus, denn das eigentliche, von cavernbsen 
Venen durchzogene Milzgewebe sei vermindert. Zum 
Vergleicbe zieht Vf. die chronisch vergrOaserte mela- 
notische Intermittensmilz heran , bei welcher die 
Pigmentzellen ebenfalls in dem die Arterien um- 
gebenden Bindegewebc angebduft sind und so auch 
in das Centrum eines jeden Malpighi’scben Kftrper- 
chens vordringen. Ausserdem kommen noch Pigment- 
zellen in der Umgebung der Kdrperchen , nicht aber 
in der peripheriseben Zone derselben vor. In dem 
ausdrtlckbaren milebigen Safte der Lymphdrliaen 
fanden sich neben einer spftriichen Anzahl jener 
kleinen , mit wenig Protoplasma versehenen Lympb- 
zellen doppelt so grosse koraige Zellen. An Schnit- 
ten sah man gerade die Ritume der Lymphbahnen, 
das peritrabekulare, retikolare Gewebe, vollgestopft 
mit Zellen. Aus einer Injektion der Drflsen (von 
Teichmann ausgcfUbrt) ergab sicb eine mllssige 
Erweitcrung , jedocli keine Vermehrung der Blut- 
gefAsae. Hiermit vergleicht Vf. die Bronchiallyroph- 
(lrtlsen bei Anthracosis pulmonum , welche ebenfalls 
in Zellen eingeschlossenes und freies Pigment, vor- 
nehmlich innerhalb der Lymphg&nge, aufweisen. Im 


Knochenmark waren ebenfalls neben sp&rlichen far- 
bigen Blutzellen und Uebergangaformen znmeist 
grosse, farblose Zellen mit blAschenartigen grosse n 
Kernen vorhanden und dann noch 4 — 5fach grbssere 
Zellen, die melu-ere Kerne oder sogar Zellen ein- 
schlossen. Die Kapsel der Leber nnd das intra- 
capsularc Gewebe war von Zellen durchsetzt, die 
Leberzellenbalken durch eine vorwiegend aus farb- 
losen Blutzellen bestehende , gef&sshaltige Zwiscben- 
substanz auseinander gedrftngt. Wo eine AnliHufnng 
von Zellen bestand, waren die Leberzellen vorwiegend 
pigmentirt und atrophisch , eigentliche lymphatische 
Tumoren dagegen nirgends nachweisbar ; Pinsel- 
prkparate liessen kein Reticulum erkennen. Diesen 
Verhaltnissen stellt Vf. die atropbische Muskatnuss- 
leber, besonders aber die durch Intermittenskachexie 
erzeugte melanotische Leber zur Seite. In den Nieren 
war das eigentliche Nierengewcbe stellenweise unter 
einer Zwischenmasse , die sich namentlich in der 
Corticalis fand und aus ausgedebnten , mit farblosen 
Zellen gef&llten Venen bestand, geschwunden. Der- 
artige Stellen hatten eine keilfSrmige Gestalt und 
glichen der interstitiellen chronischen Nephritis. An 
den von Teichmann injicirten LympligefUssen der 
in der Keblkopfschleimhaut befindlichen Knoten war 
weder eine Vermehrung, noch wesentliche Erweite- 
lnng wahrzunehmen. 

Auf diesen pathologisch-anatomischen Befund 
stfltztVf. seine, so zusagen, mechanische Erkl&rangs- 
weise der Leuk&mie. Die farblosen Blutkdrperchen 
sind nicht bios einfach vergrossert, sondem das Pro- 
toplasms Let auch metamorphosirt und dadurch ist 
die Umwandlung derselben in farbige gestbrt , wie 
wir auch aus dem Vorhandensein von Uebergangs- 
stufen und aus der von Welcker gefundenen ab- 
solnten Verminderung der farbigen Blutzellen er- 
sehen. Diese vergrbsserten und metamorphosirten 
Zellen verhalten sich nun weiterhin vfillig gleich den 
mit Farbstoff gefllllten und werden, wie diese, in 
dieselben Organe und Organabschnitte abgelagert, 
also vornehmlich in Milz , Lymphdrtlsen , Knochen- 
mark, Leber und ausnahmsweise auch in solche Or- 
gane, die einem lokalen Reize ausgesetzt sind. Die 
erst nach der Blutverftndernng eingetretene Lympb- 
dTllsenschwellung spricht daftlr. Die Milz reagirt 
schon auf geringe Reize und ist der klinische Nach- 
weiB einer erst sp liter eingetretenen sekundAren 
Milzverftnderung schwer zn ftlhren. Wie bei andera 
infektidsen Blnterkrankungen ist auch bei LeukAmie 
der Milztumor nur durch die verfinderte Blntbeschaf- 
fenheit bedingt. Gegen die Ansicht , dass die Milz 
die BildungsstAttc der farblosen Blutzellen ist, macht 
Vf. geltend , dass man nicht an zahlreichern Zellen 
TheilungsvorgAnge beobachten und nicht in grOsserer 
Menge Zellen finden kann, die durch ihre Beschaffen- 
heit und ilm morphologisches Verhalten als noch , 
jnnge Zellen angesehen werden mttssten. Die meisten , 
Zellen zeigen vielmehr retrograde VerAnderungen. j 
Die Kerntheilong sieht Vf. als dem Zerfall der Zelle 
vorangehend an , weil er niemals zngleiofa Einsohnfl- 


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275 


Riemer, Lonkftmie u. Pseudoleukamie. 


nUgen des Protoplasma vorfmnd. Fflr diejenigen 
Fafle , wo bei stark lymphatischem Blute geringe 
SchweUung der lymphatischen Organs vorlianden 
ist, nimmt Biesiadecki an, dasa liier die farb- 
losen Blutzellen zwar metamorphoeirt , aber nicht so 
besanders vergrOssert Bind, dass 8ie sich anliflnfen 
mflssen. Bei der sogen. Pseudoleukamie (Cohn- 
beim) oder Adenie (Trousseau) oder Anaemia 
splenica (Griesinger) findet nach seiner Anaieht 
eine schubweise Erkrankung der Blutzellen statt, die 
alsbald in den verschiedenen Organen abgelagert 
werden , so dass das Blut frei davon ist. Wenn 
nun auch manche dieser Annahmen etwas ktthn and 
weiterer Best&tigung bedflrftig erecheint, so Iflsst 
sich doch nicht lengnen, dass Vfs. hauptsachlichste 
Deduktionen einen hohen Grad der Wahrscheinlich- 
krit fllr sich haben. HaJ uns die Physiologie doch 
auch gezeigt, wie Milzexstirpationen an Thieren 
weder im Blute, noch an andem Organen Verftnde- 
rungen, wie sie der Lenk&mie angehdren, hervorrufen 
kCunen. 

An oben erw&bnten Fall von LeukMmie reiht Vf. 
ein Beispiel „leukdmischer Tumor en des Darms“. 
Es handelt sich hier nm ein aus dem Jahre 1852 
stammendes Prfiparat des untern Ileumstdcks and 
Coecnm sammt den Mesenterialdrflsen, das im Katalog 
als Carcinom aufgefOhrt ist. Der zugehdrige Sek- 
tionsbefund scheint jedoch melir fttr Leukilmie zu 
sprechen. 

Seohxigjahr. Mann, mager. In der reohten Achsel- 
hohle eine kopfgrosse unregelmassige , tnberSae , stellen- 
weiee duktuirende Geschwulst. Auf der Schnittflache 
eine dnnkelrothe zerreibliche Masse, hier und da von 
punktformigen oder anch groasern Extravasaten dnrch- 
setst. Mesenteriallymphdrfisen in eine wciche, rothlich- 
graue Masse umgewandelt, die des untern Ileum und 
Coecum eine faustgrosse Gcschwulst bildend. Leber 
gross. Mils um das Sechsfachc grosser, auf dem Schnittc 
schmutxig rotb , weich. Peyer’sche und solitare Druse n 
von einer den Mesenterialdrusen ahnlichen Masse intiltrirt, 
die solitaren Drusen des Coecum und Colon adscendens 
an kJetnbaselnussgrossen Tumoren umgewandelt. Wurm- 
fortsatz inflltrirt und stark verdickt. 

Das Blut wird nicht als wesentlich ver&ndert an- 
gefllhrt. Der mikroskopische Befund bestand in 
einer rundzelligen Infiltration. Auf die Form , Ge- 
stalt und GrOsse der einzelnen Zellen darf man hier 
sicherlich nicht so viel Werth legen, da die Pr&parate 
schon lange in Alkohol gelegen hatten and einer 
Schrumpfang ausgesetzt waren. Dieser Fall soli 
den erstgenannten stfltzen und der Hautaffektion, die 
man wohl leicht ftlr eine syphilitische halten kdnnte, 
den leukimischen Charakter sichern. Der Fall war 
freilieh schon dadurch prftgnant, dass das Bhit sich 
als leuk&miach erwies. In der Literatur finden sich 
flbrigens noch einige andere Ffllle von Lenk&mie, 
die dorcb Hauteomplikationen bemerkenswerth aind. 

Zwei Fille reiner Lenk&mie, bei denen sich 
neben einer Blutverandenmg, die im 2. Falle etwas 
wteniger ausgesprochen war, Mils, LymphdrOsen u. 
Knochenmark betheiligten, hat Dr. Schmutsiger 
(Awdi. d. Heilk. XVII. 4. p. 274. 1876) sehr ein- 
gehend beschrieben. 

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1) Eine 43jahr. Fran, welehe (was vielleicht rob 
ItMegisoher Wlchtlgkeit ist) innerbalb 16 J. 11 Schwan* 
gersebaften dnrchgemacht und vor 2 J. einen starkea 
Blutverlust gehabt, auch unter sohleebten Wobnongs- nod 
Ernahrangsverhaltnissen gelebt hat , ffihlte sich Im Sept. 
1874 unwobl. Zu dieser Zeit hatten sioh venschiedene 
VerdaunngsbeechwerdeD und eine schmerzhafte Anschwel- 
lung der Hals-, Achsel- u. Inguinaldrnsem eingestellt , an* 
gleich anch zeitweilig blntigo Stable. Es kam zn Oedeih 
derBeine, Anne und dcsGesichts. verbnnden mit retssen- 
den Schmeraen in den Beinen , namentllch den Knieen. 
Bei der Aufnahme in die Klinik (12. Nov. 1874) bemerkte 
man an der Kr. unter Anderem hoehgradlge An&mie, 
SchweUung der genanntenLympbdriisen, atarke Schmen- 
haftigkeit des Sternum, enormen Milztumor, merkliche 
Vergroaserung der Leber, bedoutende Verm eh rung der 
weissen Blutkorperchen und systolisches Herzgeriusoh. 
Die opbtbalmoskopiscbe Untersuchung (von Horner vor* 
genommen) wies zahlreiche Apoplexien und rechts eiae 
weissliohe Infiltration in der Retina nach. Pat. erhiett 
Chinin n. Elsen , unter welcher Medikation der Milztmnor 
aurfickging. EndeDec. trat eine Vemchllmmernng in dem 
Beflnden der Pat. ein, die Mila wurde grfisser, es erfolgte 
Sfteres Nasenbluten and am 4. Jan. 1876 starb Pat. nach 
pldtzllch eingetretener Lahmung der Arme unter Lumgen- 
Mem. 

Das Blut wies bei den in verschiedenen Zeitrimmea 
vorgenommenen Zahhmgen ein Verbaltaiss der weissen 
an den rothen KQrperchen von 1:13.1, 1:9.6 und bei 
einer kurz vor dem Tode erfolgten Z&hlung 1 : 6.0 auf. 
Bei der Sektion fand sich der grdsste relative Gehalt an 
weissen Blutzellen Im rcchten Herzen , n&mlieh 1 : 9 . 8 . 
Die Nenmann’schen Uebergangsformen twlachon weissen 
and rothen BlntkOrperchen waren vorhanden. Die Unter- 
suchung des Hams ergab Anfangs die ffir Lenkamle eha- 
rakterUtiseben Resnltate: geringe Urinmenge bei mltt- 
lercm spec. Gewicht , andauemd sanre Reaktion , starkes 
Sedimentiren, vermindertc Ilarnstoff- und vermehrte 
Harns&nremenge. Die Besscrnng im Beflnden der Pat. 
dokumentirte sich (lurch gitisBere Harnmengen, Kl&rung 
dee Ilarna, Steigernng der Chloride und der Harnstoff- 
menge. Anf die Verhaltnisszahlen von Ilarnstoff zu Ilam- 
sanre , wie sie In den beigegebenen TabcUcn angegeben 
sind , darf man Jedoch nicht so viel Werth legen , da bei 
der Untersuchung des Harns die Salko wsky’sebe Me- 
thod e nicht angewandt wurde und die Nen bane r ’ache 
Methode unsichere Resultate giebt. Wie sich ans den 
die Temperatur -, Puls- und Respiratiomverhdllnisse dar* 
stellouden Tabellen ergiebt, war bis znrBesserung leichtee 
abendliches Fieber, dann normale Temperatur and bei 
wieder eintretender Verschlimmerang leichte abendliehe 
Exacerbation vorhanden. Dem entsprechend sank die an- 
flnglich fiber 100 8chlage betragendc Pnlszahl anf 76, 
stteg dann aber nor bis 96. 

Aus dem Sektionsbefimde m&ge nur das HauptsSch- 
iichste hierErwahnnng finden. Milz fast bis ear Crista ilei 
reichend ; Mesenterialdrusen etwas gesohwellt , markig 
inflltrirt ; Leber grBsser ; geringe SchweUung der Retro- 
periton&aldrnsen. Llnke Niere vergrfissert; an der Ober- 
flaohe einige stecknadelkopf- bis llnsengrosse, flache, graoe 
Flecke ; eben solche anch auf der SchnlttflSche in der 
Cortikalsnbstanz ; in einemNlerenarterlenzwelge ein mar- 
kiges , graurothes Gerinnsel ; rechte Niere wenlger ver- 
andert. Starke Hamorrhagie im Subarachnoidealranm ; 
im rechten Occipitallappen ein grosser hiimorrhagischer 
Herd, ebenso links zahlreiche, melst punktfdrmige Hfimor- 
rhagien. Das Mark des Femur blass , rosafarbene and 
etwa llnsengrosse verwasehene grane Flecke nnter ein- 
ander abwechselnd. Extravasate hn Orbitalfett nnd in 
den Opticusscheiden. 

Mikroskopische Untersuchung. An der Leber waren 
nlrgends elgentltche Lymphome wahrznnehmen , dagegen 
erschienen die CapUlaren vielfach mit weissen Blutk5r- 
pereben vollgestopft and dadurch stellenweise stark er- 
wettert. . Die LeberaeUen waren dadurch , namentUoh in 


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276 


R i e m e r . Leukimie u. Pseadolenkllime. 


der Umgebang (Jer Pfortaderaste, znm 8chwund gebracht. 
Die Nieren bo ten im Allgemeinen das Blld lympholder 
Infiltration , die besonders in der Umgebung der Gefasse 
and an den Malpigbi'scben Kpaueln ansgepragt war nnd 
die Harnkanalchen volletiindig verdrangt hatte. Die 
Milz stellte sich als einfach hy perplasirt dar ; uberall dicht- 
gedrangte lymphoide Elemente, die beinahe die Dicke 
elner Capillare batten und dieselbe vollstandig ausfullten. 
Aehnliches boteu die Lymphdrusen dar. Wie Injektionen 
zeigten , waren die lymphoiden Wege derselben offen. 
Am Gehirn liess sich keine Veranderung der Capillar- 
waade, die vielleicht die Hamorrhagien erzeugt haben 
k5nnte , nachweisen , dagegen waren sie wiedernm mit 
farblosen Elementen dicht angefullt wodurcb es bier nnd 
da au ampnllenartigen Ausweitungen gekommen war. In 
der Pia bemerkte man ofter nur Austritte von rothen 
Blntkfirperchen, eine Diapedesis, seltener kleine Hamor- 
rhagien. Die gleiche dichte AnffiUung der Capillaren 
mit lymphoiden Elementen bestand in der von zahlreichen 
Hamorrhagien dnrchsetzten Retina. Es war anch hier 
atellenweise zu varikoaen Oder aneurysmatiacben Aua- 
bncbtungen gekommen , ohne dass die Wandung irgend 
eine nacbweiebare Veranderung erfahren hatte. Die 
Lymphacheiden waren leer. Schm. aah mehrere Male 
in der Gefaaswand atecken gebliebcne rothe nnd weiase 
Blutkorperchen. Die Hauptmasse des Knochenmarka 
wurde gebildet von lymphoiden, den weissen BlutkSrper- 
chen identiscben Gebilden , deren Haaptbestandtheil der 
Kern und deren Gr5ase variabel war, ferner kamen anch 
groeee, mehrkSrnige Zellen, sogen. Myeloplaxen, vor und 
Zellen , die von Neumann als LymphkSrperchen be- 
BChrieben und durch feinkornigen Inhalt und einen un- 
dentlichen Kern ansgezeichnet aind. Dane ben waren nnr 
wenig rothe Blutkorperchen , we nig Fettzellen nnd ein 
Schwund der Capillaren zu conatatiren. 

Diesem Befnnde gemfiss infichte es wohl keinem 
Zweifel unterliegen , dass die allenthalben vorhande- 
nen Capillarverstopfungen in einem gcwissen Zusam- 
menhauge zu den Hamorrhagien stehcn. 

2) Ein 11 J. alter Knabe aus gesunder Familie stain- 
mend, klagte aeit Dec. 1874 fiber Kreuzachmerzen, die so 
heftig warden , dass dein Pat. dae Sitzen schlfisslich ge- 
radezu unrooglich war. Pat. bekam schlecbtes Aussehen, 
wurde appetitloa , empfand Schmerzen im Bauche und es 
wurde anch bald eine groaaere Gcachwuht im linkcn Hy- 
pochondrium entdcckt. Pat. hatte otters Nasenbluten u. 
iitt auch an Husten mit ziemlich reichlichem Auswurf. 
Bel seiner Aufnahme (18. Jan. 1876) fand man groue 
Abmagcrung , geschwellte Drfiaen in der reebten Supra- 
daviculargcgend, cinengrosaen, nicht schmerzhaften Milz- 
tomor, vergroaserte , den Rippcnrand um 2 Finger fiber- 
ragende Leber, leukamische BlntbeschafTcnheit, ziemlich 
hohea Fieber mit frequenter Respiration und Schmerz bei 
Drnck auf die Lendenwirbel. Die ophthalmoakop. Unter- 
suebung orgab auaaer einem Reste einer kleincn rundl. 
Apoplexie rechteraeita wenig Abuormes. Pat. Iitt an 
Schlafloaigkeit seiner Schmcrzcn balber , wurde vollkom- 
men apbonlach, es trat Oedem der Ffisse liiuzu, derllusten 
und die Dyapnoe wurden immer starker, es kam zu Asci- 
tes, eine gleich Antanga vorbandene Diimpfung an der 
linken Ilinterflacbe des Thorax breitete sich aua und am 
14. Marz crfolgte unter aussorordentlicher Dyspnoc der 
Tod. 

Daa Blut enthielt, wie im eraten Falle , die Neu- 
man n’sehen Uebergangsformcn. Das Verhaltnisa der 
weissen zu den rothen Zellen war beinahe constant 1 : 60. 
Bei der Scktion ergab sich eine schr geringc Blutmenge u. 
die volumetrische Eisenbestimmung wies eine grosse Ver- 
minderung der rothen Zellen nach. Diescn, was die An- 
zahl der weiaaen Zellen anlangt, gunatigen Blutvcrhalt- 
niasen entsprach denn auch die viel bobere Vcrhaltnlas- 
zabl zwischen Uarnstoff undHarnsaure, welche iniDurch- 
■chnitt ctwa 1 : 36 war. Die Temperatur war atets erhoht 
und stieg Abends bis 39.6°; nur in den letzten Tagen 


war aie constant subnormal. Die Lnngenoomplikation 
doknmentirte aicb namentlich dorch eine hohe Freqnen* 
der Respiration. 

Autopsie. Beideraeits hochgradiger Hydro thorax, 
maasiger Ascltee , erhebliches Anasarka. Friachere and 
SI ter e Lungenadhasionen ; Ekchymosen an der Lungen- 
pleura. Atelektatische und knollig inflltrirte Stellen in 
der linken Lunge, namentlich am nnterenLappeD, kleinste 
und grOssere (bis erbsengroase) im Centrum 5fter er- 
weichte , grauliche Knotchen an der Spitze ; maasig ge- 
s .-hwellte Bronchialdrfiscn. Ulcerirter Knoten im Mittel- 
lappen der rechlen Lunge , die Bronchialdrfiaen derselben 
mehr degenerirt; ebenso sammtlicbe Drfisen um den La- 
rynx und die Thyreoidea herum und die peritrachealen 
Drfiaen. Erhebliche Vergroaaerung der ziemlich resisten- 
ten , mit zahlreichen kleineren Prominenzen versehenen 
Milz. Leber eher etwaa verkleinert, an der Oberflache 
des linken, weniger dea rechten Lappena , anf der Serosa 
kleine , miliartuberkelgrosse , weissliche Einlagerungen. 
An der rechten , etwaa vergrSsaerteii Niere die Corticalla 
graulich gestreift. Glomeruli, nicht Bichtbar. Sammtliehe 
Lympbdrfiacn in der Bauchhohle geschwollen und degene- 
rirt, aber nirgends verkast. Dcr linke N. reenrrena gran, 
atrophiach (darauf wohl die Heiserkeit zu bezlhen). 

Bei der mikroskopitchtri Unierxuchung flel an der 
Milz eine Hyperplaaie der Trabekular- und Retiknlaranb- 
stanz anf. Daneben grosacrer Gefassrciehthum nnd in 
der Richtung der Gefasae cingelagertes Pigment. Es 
achien, als ob auch die Malpighi'aehen KSrperchen eine 
bindegewebige Umwandlung erfahren hatten, und zwar 
fand sich daselbst nicht selten amyloide Reaktion. Anch 
die Lympbdrfisen waren von grosser Harte , das retiku- 
lirte Bindcgewebe, wie an der Milz, in gewohnllches 
Bindegewebe nnter Verodung der Mascbenraumo und 
Schwund der Lvmphzellen umgewandelt. Die Leber 
zeigte eine von den Pfortaderatammen ansgebende Infil- 
tration und cchte Lymphome ; die Capillaren waren hier 
nicht ausgedebnt und enthielten aparlichere Lymphzellen. 
Die Leberzellen waren durch Druck atrophiach geworden 
und theilweiae durch eine diffua kbrnige Masse ersetet; 
hier und da amyloid entartete Stellen. An den Nieren 
nur atellenweise eine leukiimisehe Infiltration geringen 
Grades, dagegen deutlieherc amyloide Verandenmgen. 
In Herz und Zwerchfcll cbenfalls Amyloidschollen. In 
der Lunge zeigten sich wlrkliche Neublldungen um die 
kleinen Bronchien und Gefasse, in weiterer Utngebnng 
auf eine iuterstitielle Oder Desquamativpneuuionie hin- 
dcutende Verandcrungen. Das kleinzcllige , sarkomahn- * 
liche Gewebe der Nenbildungcn setzte sich zwischen die 
Alveolen hinein fort und wueherte sogar in dieaelben hln- 
ein. Die Neubildung hatte im Allgemeinen den Cbarakter 
jougen unentwickelten llindegewebes , docb fand sich in 
ihr bier und da eine feinkornige Masse und am Iunern der 
gewucherten Kolben nicht selten Amyloidaubstanz. Im 
Knochenmark warden neben Stellen , die eine starkere 
Blndegewebsentwicklung zeigten, dichte Lymphzellen- 
hanfeu , Lymphome , gefunden ; das Fett war vollstandig 
geschwundcn. In den bindegewebig entarteten Theilen 
verliefen ziemlich dicke, stcllenweise varikfise Gefaase. 

Dieaer 2. Fall unterscheidet sich vor Allem 
durch die Neigung zu bindegewebiger Neubildung 
und durch das Zurilcktreten der Bluterkrankung von 
dem erwahnten, unzweifclhaften Leukainiefalle. Dem 
unbefangenen Beurtheiler moebte es fast erscheinen, 
als ob es sich hier gar nicht um Leuk&mic, son- 
dern um eine andere , auf Neubildungen beruhende 
dyskratische Erkrankung , um Tuberkulose, gehan- 
delt habe. Wahrscheinlich, und das giebt auch Vf. 
zu, sind beide Erkrankungsformen combinirt ge- 
wesen, und dann wire es doch mbglich, dass manebe 
pathologisch-auatomiscbeu Verfinderongen, t. B. die 


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277 


R i e m e r . Lenkfcmie n. Pseudoleukfimie. 


Leberkattokeii, vielmehr dcr Tuberknlose, nieht der 

Leuk&mie angehflrten. 

Was die Aetiologit der Leukamie anlangt, so 
Bind vor Allem 2 von Prof. M o 8 1 e r (Virchow’s 
Arch. LVI. 1 a. 2. p. 14. 1872) verflffentlichte 
Fille erwfihnenswerth. 

Bar ten (Inaug.-Diss. Greifswald 1872) hat 
die Vermnthung ausgesprochen , dass bei genaner 
Untersuchung mit Zuhtllfenahme des Mikroskops bei 
Kindern so mancher Fall von Scrofeln , Rhachitis, 
Tabes mesaraica als Leukamie erkannt werden 
wfirde. Der folgende Fall beweist, dass Lcukhmie 
wirklicb im Gefolge von Scrofnlose vorkommen 
kann. 

Ein 6jabr. Knabe, aus einer Famllle stammend , in 
der von viUerlieher Seite die Scrofnlose vererbt worden 
ist, batte im Alter von * « Jabren ohne naehweisbare Ur- 
sache eine Drusengeschwulstam Halse bekommen, welche, 
da sie abscedirte , incidirt wnrde und nach lingerer Eite- 
rnng beilte. Im 2. Lebensjabre wurde der Knabe von 
den Masern befallen, worauf sich am Halse sowohl recbte 
ala links Drusentumoren ganz allmalig entwickelten. Es 
gesellten sich bedeutende Auftreibung des Lcibes , Appe- 
titmangel u. Verdaonngsstdrungen, qualender Husten nnd 
niebtlicbe Schweisse hinzu, so <biss die Krafte rasch ver- 
flelen. Am 2. Dec. 1871 wurde Pat. in die Greifswalder 
Klinlk aufgenommen. Die IlalsgeschwuLste bestanden 
jetzt aus einzelncn tauben- bis huhnereigrossen , fest zu- 
sammenbangenden Drusen, von denen sich einige kleinere 
abwarts nach der Achselhohle zu verfolgen liessen. Anch 
die Inguinaldrusen waren gesehwollen uud derb. Pat. 
encbien apathisch. Durch oftern Kopfschmerz war der 
Schlaf gest&rt. Der Puls war frequent (124) und klein, 
die Temp. ■= 38° C. ; die Atbemfrequenz 38. DyspnSe 
trat dfter auf. Die Perkussion orgab kcine bedeuteude 
Vergrdsserung der Leber und Milz. Im ISlute war eine 
betrachtliche Vemehrung der weisscn Blutkorperchen 
nachzuweisen , ihr Verhaltniss zu den rothen ctwa wie 
1 : 30. Die Behandlung bestand in Koborantien, -spater, 
als die Halstumorcu noch immer zuDahmcn , wurde ein 
Chinadekokt gegeben. Im Laufe der Krankbcit nabm die 
Dvspnbe bestandig zu, die weissen Blutkorperchen mebr- 
ten sich , es trat meist des Abeuds Fieber auf, neue Tu- 
moren kamen hinzu , die Geschwulstc wurden schuierz- 
bafter, die Schwache nahm uberhand, es kam zu Schling- 
besch werden , zu Ocdemen , hochstgradiger Dyspnoe nnd 
nachdem schon einige Tage vorher Delirien hinzugetreten 
waren, erfolgte am 6. Jan. 1872 der Tod. 

Bei der Sektion ergaben eicb ansser den schon bei 
Lebzeiten des Pat. nacbweisbaren Drusenpacketen Drusen- 
schwellungen am Lungenhilus (nirgends Verkasung), um 
beide Nieren , am Mescnterium (beim Durchsclineiden 
dfinne milchige Flussigkeit entlccrend), in dcr Retroperi- 
tonaalgegend und im kleinen Beckon. Die conglobirten 
Halsdruscn erwicscn sich auf dem Durchschnitte als derb, 
bomogen und von grangelblicher Farbe. In der Rinden- 
substanz beider Nieren serstreute linsen- bis haselnnsa- 
grosse Knoten von graugelber Farbe und derber Consi- 
stenz. Milz und Leber niebt viel grosser, erstere derb, 
graugelbe feste Knotchen euthaltcnd. An der Schadel- 
basis etwas hinter und oberbalb des Foramen opticum 
dextr . eine hockrige , kleinkirscbengrosse Geschwulst, 
fiber welche der N. olfactorius lief, ohne mit ihr verwach- 
aen zu sein ; hierdurch liess sich die wahrend des Lebens 
vorhandene reebtseitige Ptosis und vieileicht auch der 
Strabismus erklaren. 

Die genannten Drtiaengenchwtllste gebfiren zu 
der von Virchow ala Lymphosarkom bezeichneten 
Form. An fangs mehr gutartig, batten sie durch das 
mit einem Male an sebr vielen Stellcn erfolgte Auf- 


treten von glelehartigen Tmnoren einen biteartigen 
Charakter angenommen nnd zugleich entaprach der 
Krankheitaverlauf einer lymphatiseben Leuk&mie. 

Der folgende Fall ist deshalb b ktiologischer 
Beziehung von Interesse , weil die Leukamie hier, 
wie selten geschieht, nach vorhergegangenem Inter- 
mittens aufgetreten ist und weil ausserdem auch eb 
direkt anf die Milz ausgeilbtes Trauma Berflcksichti- 
gung verdient. Bei alien ehron. Milztumoren , wie 
dergleichen u. A. bei dem Intermittensprocess beob- 
aebtet werden, echebt die Umwandlung der weissen 
in rothe Blutkdrperchen gehemmt zu sein, so dass es 
alsbald zu einer An&mie kommt. Den leukamischen 
Milztumor sah Hosier erst dann zu Stande kom- 
men, wenn nach langdauemder und intensiver Inter- 
mittens das Blut b gewisser Weise cbemisch ver- 
Sndert worden war. Aehnliche Vermuthungen fiber 
die Entstehnng des leuk&mischen Milztumors vom 
Blute aus haben wirobenbereitsiu Biesiadecki’s 
Arbeit gefunden. In dem folgenden Falle liaben 
wir vieileicht ein Entstehungsmoment , indem ein 
Trauma einen derartigen Kciz auf die Milz ausflbte, 
dass die weissen Blutkdrperchen in vermebrter Zahl 
ans der Vene der bereits hypertropbischen Milz ex- 
po rtirt wurden. 

Ein 44j5hr. Arbeiter gab an , nach 2 sich im Laufe 
vieler Jahre wiederholcnden Intermittensan fallen eine ge- 
wisse Korperschwache znruckbehalten zu haben. Belt 
1 Jahre etwa empfand er Stiche bald in der iinken , bald 
in der rechten Seite, die sich stelgerten, als beim Auf- 
steigen auf ein Pferd durch Fall die linke Seite stark ge- 
quetscht worden war, und er bemerktc seitdem auch eine 
Geschwulst iu der linken Bauchselte , welche bei Berth- 
rung schmerzte. Bei seiner Aufnahme klagte er fiber 
zcitweiscKopfschmerzen, haufigesFrostgeffihl und beden- 
tende Sohstoning. Letztcre war vcranlasst durch ausge- 
sprochene Retinitis leucaemica. Leber und Milz dentlich 
vergrossert. Im Blute etwa ein Drittel welsse Blutkdr- 
perchen von klcincrem und grosserem Umfang. 

Dem oben erwfthnten Falle, der als eine Ueber- 
(jangtfonn eines malign en Lyrnphosarkoms tti 
eebter Leukamie betrachtet werden muss, stellen 
wir folgenden von Dr. C. K. Hoffmann in der 
„Nederlandsch Tijdschrift voor Qeneeskunde“ (VIII. 
2. Afdeel. p. 92. 1872) verfiffentlichten an die 
Seite. 

Die Sektion eines bald nach der Anfnahme In das 
Hospital geetorbeneu 12jahr. Midchens ergab 'Abm Age- 
rung des Korpers, Blasse der Schleimhaute, Gangran der 
Lippen , des Kinns nnd der Zunge , deren Ursacho unbe- 
kannt war. In den bier befindlichen Gefassen fand 
sich keine Thrombose. Kolossale Schwellung der Hale- 
drusen, die bis taubeneigrossen Maxi liar- und Jugular- 
drfisen bildeten maebtige Drusenpackete. In der V. jugu- 
laris befand sich ein ansehnlicber Thrombus. Durch das 
ganze Lungengewebe zerstreut waren Neubildnngen von 
hellgelber Farbe, verschiedener Grosse und Gestalt. Die 
kleineren — von Gerstenkorngrdsse — waren auf dor 
Schnittflache weich , umschrieben , die grosseren — von 
Bohnengrdsse etwa — h&rter, weniger umschrieben. 
Thymus- und Bronchialdrusen vergrossert. In den grossen 
Pulmonalgefassen and im rechten Herzen BlutcoagaU. 
Milz kaum grosser als in der Norm. Nieren nnd Leber 
aaamisch. Mesenterialdrusen nicht gesehwollen. Bei 
der mikroekop. Untersucbung fanden sich im Blute viele 
weisse Blutkdrperchen bald gehauft, bald gleichmassig 


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?78 


Riemer, LeUkftmie u. PseudoleukAinie. 


mit den rothen BlutkSrperchen gemlsoht. Dieselbea 
waren im Allgemeinen klein , mit grossem , granulirtem, 
meist cinfach vorhandenemKern verschcn ; danebcn zahl- 
reiobe freie Kerne. Die Halstnmoren stellten sich ala eine 
Hyperplasie der Lymphdrusen, die naraentlieh das retikn- 
liire Bindegcwebe , weniger die zelligen Elcmente betrof- 
fen hatte, dar. 

Dem Vf., der die krankhaften VerSnderungen in 
den Lungen fiir leukimische Tumoren halt, musste es 
nattlrlich auffallcn , dass andere Organe , die sonat 
immer eher derglcichen aufzitwcisen haben, wieMilz, 
Leber, Nieren, vollkommen frei davon waren. Ref. 
glaubt, dass die in den Lungen gefundcnen Neubil- 
dungen als Lymphdrtlsen, die sich ja bei krankhaften 
Veranderungen bis weit hinein ins Lungengcwebe 
den Broncliien anliegend verfolgen Iassen und die 
hier einen sarkomartigen Charakter angenommen 
hatten , aufzufassen seien. Damit stimmt aucli der 
mikroskopische Befund flberein. In den kleinen 
weichen Neubildnngen zeigten sich massenhafte lym- 
phoide Zellen, die theils frei waren , theils in einem 
Reticulum lagen. 4 n den grfisseren resistenteren 
Neubildnngen traten die zelligen Elemente in den 
Hintergrund und es wog ein feines fibrillares Binde- 
gewebe vor. Ausserdem fanden sich ttberall weisse 
BlutkSrperchen in nachster Nahe der GefUsse, deren 
Aussenseite wie ein Epithelkranz bekleidend. Auf 
diese Zellen, die unzweifelhaft als ausgewanderte 
weisse BlutkSrperchen zu betrachten sind, grfiudet 
Vf. seine ganze Theorie von der Entstehung der 
letokamlschen Tumoren, dass namlich die Neubil- 
dungen von Lymphadenoidgewebe durch eine Infil- 
tration ausgewanderter weisser BlutkSrperchen be- 
dingt seien. Hierdorch erhalt der Process sehr viel 
Aehnliches mit einem gewShnlichen , nur sehr lang- 
sam vor sich gehenden Eiterungsprocess. Wahrend 
also Vf. die kleinen miliaren Neubildungen fiir echte 
leukamische Lymphome halt — den Tuberkel kann 
er wold mit Fug und Recht ausschliessen — muss 
er dooh selbst einraumen , dass die grSsseren harte- 
ren Tumoren Bich vielmehr wie Lymphosarkome aus- 
nehmen. Vf. will danach den Fall als eine Combi- 
nation echter Leukamie mit dem Lymphosarkom 
•nfgefasst wissen. 

Vf. theilt in seiner Abhandlung noch ein weite- 
res, weniger interessantes Beispiel lienaler Leukamie 
mit diffuser Zelleninfiltration der Leber leukamischen 
Urspmngs mit. 

Einen Fall lienaler , lymphalischer und myelo- 
ffentr Leukamie , der sich ebenfalla durch eine frei- 
licit etwas andersartige Lungenstdrung auszeichnet, 
hatPio Fok (Riv. clin. 1873. p. 161) mitgetheilt, 
leider ohne Beigabe des klinischen Verlaufes. 

la der Leiehe eines 46 J. alten Mamies fanden aicb 
afie von der 8ektion betroffenen Organe durchsetat mit 
den von Neumann naher beachriebenen kleinen lym- 
pbatlsebcn Zellen , die a os einem groeaen , sich mit Car- 
mtn schfin roth farbenden Kern und wenig Protoplasma 
bestanden. Die recbte Lange enthielt hier 18 — 20 Kuo ten 
von Basel- bis Wallnnssgrbsse, die resistant waren, rtth- 
liohgraa anssahen und eiue granulirte Oberfliicbe zeigten. 
Aehniicbe Knoten im obern Lappen der linken Lange, der 
ganse On ter lappen compakt, von rothbrenner Farbe and 

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im Wasser nnterelnkend. — Daas diese Knoten nieht 
Herde lobularer katarrhalischer Pneumonie waren — ein 
Gedanke , auf den man sehr leicht , namentlich nach der 
beigegebenen Zelchnung kommen konntc — wird dnrch 
die Eigenthumlichkeiteu der cinzeineu zelligen Elemente 
bewiesen and durcb das gleiclizeitige Vorkommen leulc- 
finaischer Tumoren in anderen Organen. Die MHz war 
enorm vergrbssert; die Pulpa dereelben durchaetzt von 
zahlreichen weissen, ovalcn und unrcgelmassig goformten 
KnStchen. Hier and da fanden sich in dereelben li&mor- 
rbagiflchc zum Theil auch berelts entfarbtc Infarkte. 

Die anamischen Nieren zeigten leiebte interetitielle 
Entzundung , in beiden fanden sich leukamische Knoten. 
Die Leber war wenig grosser , anamisch. Zwischen den 
Leberzellen lagen wenig lymphatische Zellen ; die Centrai- 
venen waren meist erweitert und mit Lymphkorperchen 
erfUllt und von solehen umgeben. Inguinal-, Cervikal- 
ond AxillardrQscn deutlich vergrQssert. Histologiscb 
lagen die uberaus massenhaften LympbkSrperchen mehr 
im retikuliiron Gcwcbc, nicht in den Trabekeln, niebt sel- 
ten ftlllten sle die Capillaren an. Solitare Follikel des 
Darns and Tonsillen ebenfalls vergrossort. 

Eine Arbeit, in welcher, wie wir schon after ge- 
sehen, der Hauptwerth bei der Lenklmie anf die 
Blutzusammensetzung gelegt wird, welche uns 
ausserdem interessante Aufschllisse fiber die hier- 
durch bedingten Harnverkuderungen giebt, ist von 
Dr. Osgicousky aus Pesth (Gaz. de Paris 16. 
1874) verflffentlicht worden. Vf. sttltzt sich in sel- 
nen Beobachtungen auf folgenden Ki'ankheitafall. 

Bei einem frfiher an Intermittens erkrankten iOj&hr. 
Manne hatte sich ein enormer Mil* tumor entwiokelt. Man 
find im Blnte ein Zehntel weisse BlutkSrperchen, welche 
im Allgemeinen grbssere Dimensioncn zeigten , als ob sie 
unter dem grosseren Wasserreichthum des leukamische* 
Blntes gequollen waren. Der Urin zelgte anffallend belle 
Firbung (mit einer Vermindernng des Blotfarbstoffs Hand 
In Hand gehend) , eine ziemlich constant sanre Keaktioa 
(nach Vf. anf einer Herabsetzung derOxydationsvorgange, 
wie sier dnrch die verringerte Anzabl der rothen Blutkdr- 
perchen gegeben ist, bernhend) und eine Vermlndertmg 
dee spec. Gewichts (aus eiucr betrachtlichen Abnahme 
des Stoffwechsels resultirend). Etwa 2 Wochen vor dem 
Tode trat auch Albuminurie auf und bei der mikroskop. 
Untersuchnng wurden auch Epithelcylinder und Hara- 
s&urekryBtalle gefnnden. Bei der Sektion warden in dem 
die HerzhOhlen erfBUenden Blnte zahlreiche farbtose Kry- 
stalle , welche der Harns&ure ahnlich waren nnd gewSbn- 
lich Hamoglobinkrystalle genannt werden, nachgewiesen. 
Ausserdem war das Blut verhaltnissmassig reich an 
Xanthin', Hypoxanthln nnd anch Kreatin, welch letatere 
Snbstanz nach Vfs. Vermuthnng dnrch eine physiologtsche 
Funktion der Nierenepithelien In Harnstoff nmgeblldet 
wird. 

Die Alteration des Blutes kann bei der Leukamie 
eine so hochgradige werden, dass es allenthalben zu 
epontanen Blutungen, wie bei der Purpura haemor- 
rhagic a oder dem Morbus maculosns Werlhofii 
kommt. Einen solehen Fall verSffentlicht Dr. C a r- 
pentier in Brttssel (Pressemdd. 44. 1874. p. 345). 

Bei einem 65 J. alten Manne , welcher vor ei trigen 
Tagen mit Gliederschmerzen , Appetitlosigkeit nnd Er- 
breeben erkrankt war , trat bald nach der Aufnahme tn 
das Hospital Saint-Jean im Gesicht eine ansgedehnte 
Ekchymosirung anf, weiterhin kamen Pnrpnraflecke an den 
Unterextremitaten hinzu. Ober- und Untorextremitaten, 
sowie die Wirbelsaule waren bei Druck empflndlich. Pols 
klein, frequent. Milz nieht vergrossert. Ira Blute ein 
Zehntel weisse Blntk5rperchen. Nach einigen Tagen er- 
folgte der Tod. Bei der Autopsie fand man die reehte 


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*79 


Rieraer, Leukftmie n. Pseddoleuklmie. 


Liag* an der Basis dureh BSmorrhagie nndurchgtngig, 
das Gewebe daselbst breiig. Herz roll schwarzen Blutes, 
stark fettig degenerirt, ebeaso die Leberzellen. Milz 
klein , schwarzlich , zerflicssend. Dass das lilut erst in 
letzter Zeit eine lenkamisehe Beschaffenheit angenommen 
hatte , konnte man darans erkennen , dass an den Haut- 
hamorrhagien die rothen Blutkorperchen noch in nonnaler 
Anzahl vorhanden waren. im Urin wurde eine Venneh- 
rnng der Urate beobachtet. 

Wahrend dieser Pall [wenn er tlberhaupt als 
Leukamie zn betrachten ist] zietnlich klar zeigt, wie 
die Blntalteration das erstc nnd wesentliehste Sym- 
ptom aein kann, sind amlererseits eine Reilie von 
Fallen anzufahren, die sicli dadurch auszeichnen, 
dass in ihnen entweder die Mils, die Lymphdriieen, 
das Knochenmark an der Lcnk&mie vorwiegend be- 
theiligt erscheinen. 

1) Fdlle von Leukaemia eplenica. * 

Ein von Dr. A n d r a e ( Deutsche Ztschr. f. prakt. 
Med. 29. 1875) mitgetheilter Pall betrifft eine 34 J. 
alte Pran, in deren Pamilie keine erbliche Krankheit 
ist, die aber in der Jugend haufig an Nasenbluten 
gelitten hat. 

In Nov. 1878 bemerkte Pat. znerst einen harten 
KSrper in der linken Seite des Unterleibes. 1m Jnni 
hiaflge nachtHehe Schweisse nnd zeitweise HitzegefQhl, 
Mattigkeit , Athemnoth , Herzkiopfen , Abmagernng. 
Sebmerzen mitnnter nach dein Essen auftretend, und 
zwar lings der Diaphragmainsertion. Im Jnliashospital 
in W drzburg , wo Pat. am 18. Oct. 1874 anfgenommen 
wurde , constatirte man einen ganz enora grossen MUz- 
tnmor, verbnnden mit hochgradiger Blntalteration (1670 
rothe aaf 1740 weisse K8rperchen). An der Herzspitze 
nshm man systolisches Schwirren wahr. In dem hellen 
etweisshaltigen Urin war ein Knpfer redneirender Kdrper 
chemise h aachwelsbar , mlkroskopiscb fand man Cylinder 
nnd massenhafte Harnainrekrystalle. Die Temperatnr 
aehwankte zwischen 39 nnd 40° C. Die SehstOnmg war 
bedingt dnrch ezqnisit lenkamisehe Veranderung der Re- 
tina. Die Therapie bestand vomehmlich in Chinin nnd 
Morphhim. Ende Oot. erfolgte nnter hoher DyspnSe der 
Tod. Auto p tie (Prof. Rindfleiseh): in der rechten 
PlearaMble eine grdseere Menge blntig gefirbter , lelcht 
trfiber Flnssigkeit. In der Jogniaris interna neben wenigem 
dftnnen beilen Blute ein gelMiohweisser weicher Throm- 
bus ; ihnliohe Massen lm rechten Vorhof. In der linken 
Pleurahdhle noeb mehr hlmbeerfarbenes Transsndat. Im 
Perikardialsacke trfibgelbes Serum. Linke Lunge eolla- 
birt, im reebten Unterlappen eine Anzahl keilftrmiger 
Herde. Milz 97 Ctmtr. lang, 16 breit, 6.5 dick; Kapsel 
derselben an der dem Zwerchfell anliegenden Flaehe ver- 
diekt. Parenchym weleb. AufderSchnittflaehc leberartige 
Marmorirang (Milzarterien wand anf Kosten der Pul pa ver- 
diokt). Leber namentlich im reebten Lappen vergrSssert, 
von teigigerConsistenz. Mesenterial- und RetroperitonSal- 
drfiaen massig gesehwellt. H inter der linken Tonsllle 
Entleerung eines graulich schlehnigen , nlebt Sbelrieehen- 
den fitters aus einer strohgelb gefirbten Kapsel ; in der 
rechten Tonsille ein kleiner Abscess. In dem Blute des 
Pleuraexaudats hatten sich die rothen und welssen Zellen 
von elnander geeohieden , so dass in einem Gesiehtsfeide 
nur weisse , in Fibrin gebettete Zellen , Im andern nur 
rothe sux Beobacbtung kamen. Die weissen Zellen waren 
aehn versehieden gross und mit 1 — 4 Kernen verseben. 

Die chem. Untersuchung ergab im Blnte nur Spu- 
ren von Hypoxanthin, deutlich nachweisbar Xanthin. 
Im Ham fand Yf. ebenf&lU Hypoxanthin, wenn auch 
niefaft in so lobe n Qoantitaten , als sie von Scherer, 
Folwarzny, KOrner n. A. im Blute nachge- 


wiesen worden sind ; Yf. hftlt es jedoch far zweifel- 
haft, ob diese Antoren auch wirklich Xanthin und 
Hypoxanthin vor sich gehabt haben. SchlttssHeh 
constatirt Vf., entgegen den Angaben Botkin's 
und Bogomoloff’s, dass bei diesem Fall die 
Faradisation vollkommen wirkungslos auf den Mils- 
tumor war. „8ollte , so fragt er am Schlnsse, die 
Elektricitftt nur auf kleinere Milztumoren wirken, 
bei grdsseren aber einflussloe sein ? <f 

Thomas Anderson (Med. Times and Qaz, 
May 31. 1873. p. 571) beobachtete Leukkmie bei 
einem seit langen Jahren von Geistesstorung ergrif- 
fenen, 51 J. alten Manne. 

Pat. fOhlte einen Tumor im Leibe , den er selbst fir 
ein Kind bielt. Dieser Tumor wurde als die vergrdsserte 
Milz erkannt. Der allgemeine Kriiftezu stand war in der 
letzten Zeit solir geschwScht, dabei war aber Pat. ge- 
frissig nnd die Ausleerungcn erfolgten normal. Elnmal 
traten auch wie bei Scorbut Blutungen anf. Am 99. Deei 
war eiu orangengroBser Tumor an der Kopfhaut zu be- 
merken , aus wclcbem cine braune breiige Masse hervor- 
drang und dessen Ilantrander odematos waren. Die 
Wunde bekam ein schlechtes geschwuriges Ansseben, sle 
granulirte schlecht und in der Umgebung traten ahnlibfce 
zu rupiaahniichen Krusten fuhrende Sch well ungen anf. 
DreiTage vor dem Tode entleerte Pat. biutkaltige Stuble, 
die, wie das Bint uberhaupt , mehr weisse als rothe Blut- 
kftrperchen anfwieeen. Bei der Sektion fand man eine 
feste, grosse Milz, eine hypertrophische consistente Leber 
und leicht vergrdsserte , zum Theil kalkig degenerlrte 
Mesenterlaldriisen. Die histologische Untersuchung gait 
namentlich der Leber. Vf. fand hier zwar keine elgent- 
liohen iymphatischen Neubildungen , dngegen allgemeine 
Vermehrnng des Bindegewebes and hochgr&dige Verande- 
rung der Leberzellen. Die letztern waren rundlich, ent- 
hielten einen granulirteu Kern und waren in jeder Hin- 
slcht welssen Blutzellen ahnlicb. Die grQssem Kerne 
warden in den kleinern Zellen geftraden nnd after such 
ganz freie Kerne. Die Zellen wares hier und da wie in 
Theilung begriffen. 

Ob die auf diesen Befuud gegrtodete AnalnM 
des Vfs., ein Theil der im Blute kreisenden weissen 
Zellen sei aus einer Proliferatiou der Leberzellen 
hervorgegangen, richtig sei, will Ref. unentschieden 
lassen , jedenfalls aber muss dieser Erklimngsweise 
einer leuktaischen Blutbeschaffenheit die all ge meinc 
Gtlltigkeit abgesprochen werden*. 

In der Soci(it4 m&licale des hopitaux zeigte Dr. 
P o t a i n die voluminftse und g&nzlich erweichte Milz 
eines an Leukocyth&mie Gestorbeoen vor (Gaz. hebd. 
2. S<5r. XIH. 11. p. 167. 1876). 

Zum ersten Male 1873 In Behandlung des Genannten 
gekommen, zeigto Pat. bereits damals merkliche Ver- 
grossenmg der Milz und die Leukocythamie bis zu einem 
gewissen Grade ausgebildet. Ein tonischeB Verfabren 
brachte auf mehrere Monato Besserung. Pat. suebte das 
Hospital zum zweiten Male im Aug. 1875 auf. Die Menge 
der weissen Korperchen im Blute betrug jetzt ein Drittel, 
die Milz nahm die linke Seite und das Hypogastrium voll- 
standig ein und iiberschritt sogar die Linea alba ; sie war 
hart wie Holz. Nach ciniger Zeit verminderte sich der 
Tnmor um fast die Halfte uud wurde weich and fluktuirend. 
Potain machte mehrere Punktionen binnen 9 oder 8W., 
die letzte ergab Eiter. Vor einigerZeit hatte Pat. Fiebar- 
erscheinungen (von einer Endocarditis valvularis herruh- 
rend) nebst heftigen Scbmerzen im linken Kniegelenk. Er 
erlag einer sebweren Variolaerkrankung. 


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280 


Riemer. LeukAmie n. PseodoleukAmie. 


Eine Milzerweichung kommt selten vor bei Leuko- 
cythftmie. Potain hatte ansserdem beobachtet, 
das die Zahl der weissen Zellen bei einer Volums- 
vergrdsserung der Milz abnahm and umgekehrt zu- 
nahm bei einer Vermindernng dereelben. [Diess 
wflrde sehr wohl mit den Biesiadecki ’schen Be- 
obachtungen tlbereinstimmen.] — Lancereaux 
hat Erweicbungsherde der Milz bei LeukocythUmie 
geseben , jedoch bedingt durch Obliteration eines 
oder mehrerer Zweige der Milzarterie. Auf irgend 
ein Cirknlationshindernise (wie Embolie) mOchte 
wohl anch die Schwellung des linken Knies in P.’s 
Falle deuten. 

Reichthnm des Blates an weissen Zellen ist nicht 
immer ein bestimmtes Zeichen for Leukftmie , da 
anch onter andern Verhftltnissen die weissen Blut- 
zellen an Zahl zunehmen k5nnen. Brouardeler- 
wfihnt, dass die von einem seiner Schfller, Bonne, 
unter seiner Leitnng angestellten Untersnchungen 
fiber die Verechiedenheit der Zahl der weissen Blut- 
kfirperchen bei manchen Krankheiten ergeben haben, 
dass das herdweise Auftreten einer Eiterung immer 
mit einer betrftchtlichen Vermehrang der Lenkocythen 
im Blute zusammentrifft und nach Erfiffnung des 
Herdes die Eiterzellen auf einmal verschwinden. 
Diess ist bei snppurativen Krankheiten, z. B. Variola, 
der Pall, wo am 5. Tage 1 : 450, am 6. 1 : 48, am 
7. (Suppuration) 1 : 236 weisse Zellen gefunden 
warden. In einem Falle suppurativer Pneumonie 
1 : 40. Bei einem Typhoidfieber traten zahlreiche 
Lenkocythen bis zum 7. Krankheitstage (1 : 70) auf. 

Ein weiteres Beispiel von echter Leukaemia 
splenica bietet die von Dr. R evil lout (Gaz. des 
Hop. 101. 1875) mitgetheilte Beobachtung, einen 
Mann betreffend, der Iftngere Zeit in einer Malaria- 
gegend gelebt hatte, aber selbst von Intermittens 
verschont geblieben war. Es bestand ein bedeu- 
tender, bis zur Fossa iliaca herabsteigender Milz- 
tumor und starke Vermehrung der weissen Blut- 
kOrperchen (1 : 7). VorUbergehend sollen auch die 
Hals- nnd Achseldrflsen geschwollen gewesen sein. 
8eit 2 J. vereptlrte Pat. rapiden Verfall der Krftfte. 

Folgende 2 eigenthflmliche Falle von Leukamie 
sind von Dr. Kflssner (Berl. klin. Wchschr. XIII. 
9. 1876) verSffentlicht worden. 

1) Einc 46jahr. Witwe, die in Ihrer Jugend an Inter- 
mittens gelitten, spater Cholera, Typhus und Pocken nach 
einander durchgemacht hatte, erkrankte ziemlich plotz- 
lich mit starkem Frostanfall, Hitze, Kopftchmerzen und 
Gliederechmcrzen. Es trat an beidcu Knocheln geringcs 
Oedem auf, zugleich fanden sich Purpuratiecke an denBei- 
nen, Armen nnd am Oberarm. Das Gesieht zcigte diffuse 
ddematOsc Schwellung der rcchten Parotisgcgcnd. Ek- 
chymosen an der Znngenspitze und am Zahntieisch. Leib 
aufgetrieben , bei Druck cmptindlich. Milz uuter dem 
Rippenrande fuhlbar. Am After 2 pflaumengrosse, tief 
ulcerirte Ilamorrhoidaiknoten , flbelriechende Flussigkeit 
absondemd. Temp. 40.8°, Puls 124—146. 

Man hatte nach diesem Symptomencomplex, zu- 
mal sich noch Benommenheit des Sensorium und De- 
lirien einstellten , anf Typhus combinirt mit Scorbut 
schliessen kfinneu, wenn nicht die Untersuchung des 


Blutes, das reieh an sehr grossen , mit mehrfachen 
Kernen versehenen Zellen nnd den sogen. Deber- 
gangsformen war, unzweifelhafte Leukamie ergeben 
hfitte. Diess wurde denn auch durch die Sektion 
best&tigt. In den innern Organen, besonders in den 
serfisen HOhlen und in den Lungen , waren , wie in 
der Haut, H&morrhagien. Durchmesser der Milz = 
20:10:5 Centimeter. Gewebe mSssig resistent, 
schmierig. Im Knochenmark fand Neumann die 
fflr Leukamie charakteristischen Veranderungen. Vf. 
will diesen Fall als „ a/cute Leukamie", eine bisher 
noch einzig dastehende Erkrankungsform, betrachtet 
wissen, allein er gesteht selbst , dass es noch nfithig 
sei , durch weitere Untersuchungen das Krankheits- 
bild der „akulen Leukamie “ zu vervollstandigen. 
Da indessen keine Angabe vorliegt, ob die fragl. 
Frau Vorher vollkommen gesund gewesen , ob 
namentlich das Blut nicht verandert gewesen, so 
mdchte Ref. vielmehr glauben , es handle sich ein- 
fach am einen akuten Ausgang (vielleicht durch eine 
Septikamie bedingt) bei einer gewdhnlichen Leuk- 
amie. 

2) Ein 39 J. alter Oerbermeister, fruiter gesund, da- 
tirte seine Kr&nkheit vom Winter 1873 — 74 her, zu 
welcher Zeit er fiber Stiche in der linken Seite, Kurzath- 
migkeit und trocknen Ilusten zu klagen hatte. Im Herbst 
1874 nahm er eine Geschwulst in der linken Bauchhokie 
wahr, welche mit jedem Schmerzanfall grosser und harter 
wurde. Im Blute fand man Vermehrung der weissen Blut- 
k&rperchen (1 : 2 Oder 2:3), Uebergangsfonnen waren 
gleichfalls nachweisbar. Die Symptoms verschlimmerten 
sich bald, die Schmcrzen wurden hef tiger, es kam an gal- 
ligem Erbrechen. 

Da man bei der Perknssion an den untern Theilen 
des Leibes ausserdem eine Dampfnng fand, so glanbte 
man an eine Peritonitis, die vielleicht durch einen perfo- 
rirenden Milzabscess verursacht war, und es wurden dem- 
nach Opiate, Eis und Roborantien angewendet; Jedoch 
erfolgte der Tod bald darauf. 

Bei der Aulopsie fand sich hinter and zwischen den 
Bauchmuskeln eine mehrere Liter betragende Masse halb- 
geronnenen Blutes, die von der Bauchhohle durch das 
parietale Blatt des Peritonaum getrennt war. Von einer 
Peritonitis war nichts nachzuweisen. Bemerkenswerth 
erscheint der Umfang der mit einem grossen kellformigen 
Herde versehenen Milz (Durchmesser 23 ; 17 ; 11 Ctmtr.), 
die leicht ikterische Farbung der Nieren, weit verbreitete 
Gallenconkremente im Ductns hepaticus and in den grSs- 
sern GaUengangen and eine leukamische Beschaffenkeit 
des Knochenmarkes. 

Der von Dr. Edward Wells (Brit. med. Jonrn. 
Sept. 6. 1874) mitgetheilte Fall erscheint wegen durch- 
aus ungenauer Angaben (vor Aliem feblt der Sektions- 
befund) zweifelhaft. 

Ein 2'/i J. alter Knabe erkrankte an einer Sohwel- 
lusg der Cervikaldrusen ; er wurde zugleich blass, verior 
den Appetit und legte die Hand ofter an den Leib, als ob 
er da Scbmerzen ffilile. Verdauung schlecbt, Kntleernu- 
gen gallenfrei und schleiraig. Das Befinden verschlecb- 
terte sich rapid : das Kind war fiberaus gereizt , war 
schlaflos und nahm kaum Nahrung. Leber und Milz ver- 
gros8crt; Leib sonst nicht geschwollen. Verdacht von 
Dampfung an der linken Lungenapitze. Das Kind atarb 
nach 1 Mon. seines Krankseins. 

Mit der Diagnose „rapid verlaufener Leukamie' 4 
kann man sich ohne Angabe der Blntbeschaffeuheit 
und ohne den pathologisch - anatomischen Nachweia 
hierbei unmdglich einverstaaden erklfiren. Eis liease 


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R i e m e r , Lenk&mie a. PsendoleukSmie. 


aich hier vor Allem auch an Phthisis denken , wenn 
aach nur „Verdacht einer LangendAmpfung u vor- 
h&nden war. 

Leukaemia lienalis beobachtete Dr. G.H.Phi- 
1 i p s o n am Krankenhause zu Newcastle-upon-Tyne 
(Brit. med. Journ. April 27. 1872) bei einem 29jahr. 
Manne, welcher seit 1 J. als Brunnengrkber beschkf- 
tigt war. 

Seit 5 Mon. litt derselbc an Schmerzen in der linken 
Seite dee Unterlelbes, welehe nach dem Rficken sich aus- 
breiteten, zunehmender Abmagerung u.Schwache, Uebel- 
keiten,’ Erbrechen, Appetitlosigkeit, unregelmassigem 
Stnhl, and war seit 17 Wochen arbeitsmilahig. Bel der 
Anfnahme (18. Jan. 1872) erschien Pat. kachektisch, sehr 
blass, der Puls war ktein und langsam, die Muskulatur 
achlaff, die Haut trocken und welk ; Bluterbrechen Oder 
sonstige Blutungen batten aich nie gezeigt. 1m linken 
llypochondrium fand sich eine harte Gcschwulst , welehe 
2" fiber den Nabel nach rechts, nach nnten bis 1" vom 
Lig. Poupartii entfernt n. nach oben bis zum 6. Zwischeu- 
rippenraume ragte ; sie war glatt , am vordern Rande un- 
eben, leicht zu nmgreifen, oberdachlich, bei tiefem Ein- 
atbmen sich verschiebend ; kein Ascites oder sonstige 
bydropische Ansammlungen ; Herztone normal. Die weis- 
sen Blutkorperchen waren fast eben so zahlreich wie die 
rothen , meistens sehr gross, oval, mit Komchen erffillt. 
die rothen fast normal , geldrollenffirmig geordnet. Die 
Behandlnng blieb ohne alien Erfolg. Unter zunehmender 
Sehwiche atellte aich Phantaairen ein , am 2. Febr. er- 
schien die linke Gesichtshalfte schwach erysipelatfis ge- 
rothet, und am 3. erfolgte der Tod. Die Sektlon wurde 
nicht gestattet. 

2) Leukaemia lymphatica. 

Der von Dr. Gallasch (Jahrb. f. Kinderheilk. 
VII. p. 82. 1873) verbffentlichte Fall erscheint 
dnreh das vorwiegende Ergriffensein der lymphati.- 
schen Organs, anch im sekretorischen Driisensystem, 
und zwar vor Allem in den Thranendr&ten, bemer- 
kenswerth. 

Ein 4'/ijihr. Kind , von ges unden Eltem stammend, 
litt seit 6 Wochen an kenchhustenahnlichen Parozysmen. 
Gesicht etwas gednnsen. An Nieren und Conjunctiva 
bnlbi einzelne blauliche llamorrhagien. Um die Sub- 
maxillardrfise viele erbsen- bis bohnengroaac, hartliche, 
indolente Lymphdrusen , ebenaolche in Nacken n. Snpra- 
claviculargegend. Perkussionaschall hinten rechts oben 
gedampft, daselbst reichliche Rasselgerausche und psen- 
dobronchiales Athmen. Leber 2 Finger breit den Rippen- 
rand fiberragend. Milz vergrfissert, bis gegen den Darm- 
beinkamm reichend. Ham strohgelb, saner. 1m Blute 
liess sich nur eine geringe Vermehrung der weissen Blnt- 
korperchen constatiren. Die Anamie nabra mehr u. mehr 
zu, zumal Nasenbluten 2mal eintrat; oberflachliche Ha- 
morrhagien kamen und schwanden. Es vergrosserte sich 
znerst die Hnke, dann auch die rechte Thranendruse, so 
dass beide allmalig unter dem obemLide ffihlbar wurden. 
Speicheldriisen bedeutend geschwollen. Die Dyspnfie 
steigerte sich mit der Volumszanahme der Lymphdrnsen, 
AHlz trad Leber, Die Lungendampfung blieb constant, 
Es wnrden auch die vergrfisserten Mesenterialdrfisen ffihl- 
bar. Zeitweise Diarrhoe. Die weissen Blutkorperchen 
nahmen auf Kosten der rothen zn , sie waren sammtlich 
gleich gross, kemig. Znletzt trat noch eine Stomatitis 
mft starker Schwellnng der Zunge, pulposem Zerfall der 
Sehlehnhant und Blntungen ans den ulcerirenden Stellen 
dazu. Durch Lungcnfidem erfolgte rinige Wochen nach 
der Anfnahme in das Hospital der Tod. Wiewohl von 
Seitea dee A ages kein Symptom vorlag, so ergab doch 
Med. Jahrbb. Bd. 172. Hft. 3. 

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die ophthalmolog. Untersuchung mehrfache streiflge nnd 
wolkige Trfibungen an den Retinalgefassen und ebenda- 
selbst befindlicbe llamorrhagien. 

Aus dem Selctiombefunde ist noch beizuffigen : Sohwel- 
iung der Axillar- und Inguinaldrfisen. Die Lymphdrfisea 
des vordern Mediastinum vergrfissert und stellenweise fet- 
tig Oder kasig entartet. Parotis und Gland, submaiilla- 
ris in waiinussgrosse Tumoren umgewandelt, umgeben 
von derber Bindegewcbskapsel ; ScbnittflSche derselben 
markig und rothlich marmorirt. An der Theilungsstelle 
der Trachea eine grossere, markige, den linken Bronchus 
theilweise comprimirende Druse. Rechte Lungenspitze 
grau hepatisirt, mit einzelnen erbsengrosseu Bronchial- 
cavemen. Leber grosser, braunroth. Milz um das Funf- 
facbe grosser, derb, spcckig. Peyer'sche Plaques und 
Solitarfollikel vergrfissert. Nieren speckig glanzend. Die 
Thranendruseu waren vergrfissert , in eine derbe Kapsel 
eingeschlossen ; die blasse, etwas gelbliche Drusenmasse 
beim Einschneiden hervorquellend ; Ausfuhrungsginge 
trotz sorgfaltiger Preparation niebt aufzufinden. 

Es handelte sich hier um eine dichte, nicht ganz 
gleichm&ssige lymphoide Infiltration, wodurch die 
Drflsensubstanz auseinander gedrkngt wurde (keine 
Confluenz der Drilse mit ringsum gelagerten veriLn- 
derten Lymphdrtlsen und keine leukftmische Neubil- 
dung). Das Enchym der Drtlsenacini stellenweise 
fehlend, die Acini selbst hier nnd da ziemlich de- 
struirt. Die Infiltration best&nd ans einkeraigen, 
mit wenig Protoplasma versehenen Zellen, theils aus 
nackten Kemen, die sich leicht mit Carmin fkrbten. 
Mit diesem Befunde stimmte auch die Beschaffenheit 
der Leber und Milz flberein. Auch am Hoden war 
in geringerem Grade eine Zellinfiltration bemerkens- 
wertli. 

3) Leukdmie mit vorwiegender Betheiligung det 
Knochenmarkee. 

K e 1 s c h , der schon frtlher einen Fall von Lymph- 
adenie , ausgezeichnet durch eine eigenthtlmliche 
Cmwandlung des Knochenmarkes in lymphatisches 
Gewebe, verSffentlicht hat, theilt (Arch, de Physiol. 
VII. 3 et 4. p. 492. Mai — Juillet 1875) folgende 
nene Beobachtung mit. 

Ein 28jahr. robnster Mann, in seiner Jugend etwas 
scrofulos, erkrankte Mitte Febr. 1874 an geringen , nn- 
regelmassig auftretenden Fieberanfallen. Zuglcich be- 
merkte Pat. kleine, linsengrosse, schwarze Flecke auf der 
Brust und hustete Blut aus. Am 27. Febr. sah man au 
beiden Oberschenkeln, an der vordern Brust- und in der 
Weichengegend zahlreiche disseminirte Hauthamorrha- 
gien, spSrlichere an den Armen, Unterschenkeln, amZun- 
genrande und im Gesicht. Zahnfieisch blutlg; Leber 
und Milz von normalera Volumen. Am 28. Febr. bluti- 
ger Ham; Ohrensausen ; Verminderung desGetafirs. Am 
1. Marz schmerzhafte Drfisenschwellnng am linken Unter- 
kieferwinkel ; in den folgenden Tagen kamen Drfisen- 
tumoren in der 8nbclavicnlar-, Inguinal-, Crural- und 
Axillargegend hinzu. Am 6. Marz 2mal sehr heftiges 
Nasenbluten. Im Blute fand sich Jetzt deutliche Vermeh- 
rung der weissen Blutkfirperchen (1 : 71). Die DyBpnfie 
nahm von Tag zu Tag zu. In Folge von beiderseitlger 
ansgesprochener Retinitis lencaemica entwickelte sich er- 
bebliche 8t5mng des Sehvermfigens. Im April erfolgte 
unter den Zeichen der hfichsten Prostration der Tod. — 
Ans dem Sektionsbefund mfige nur das Wichtigere Erwfih- 
nnng flnden. Im vordern Mediastinum eine grosse, indu- 
rirte Masse von lymphatischpr Stmktnr. Im rechten Her- 

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Riemer, LeukiLmie u. Pseadoleukamie. 


zen weinhefenfarbene gelatinosc Klumpen, daneben mehr 
weissliche, fast nur aus weissen Blutkorperchen beste- 
hendc. Am linken Herzen sail man unter deni Mikro- 
skope viele Capillaren mit weissen Blutkorperchen erffillt ; 
letztere bildeteu aucli ganzeHaufen zwisehen den Muskel- 
bOndeln oder waren um Gefasse (Leukohamorrhngien) gc- 
lagert. In der voluminosen Leber war die peripberisehe 
Zone der Acini durch eine welsslichere Farbung erkenn- 
bar; hier eTschienen zahlreiche Capillaren mit weissen 
Zellen erffillt. Uni die Veneu lageu hier nnd da Haufen 
weisser Blutkorperchen, die zwisehen sich aucli cin Reti- 
cntnm erkennen liesscn. (Vf. wirft hierbei die Frage auf, 
ob diess nicht in der That Blntungeu seien, zn deneti erst 
spSter ein Netz getreten sei.) An der Miiz fanden sich 
zahlreiche, subeapsulare Ekchyinosen ; die Malpighi’schcn 
Kfirperchen waren um das Doppelte grosser. Durch die 
8nbstanz der Nieren vertheiit lagen bis hasclnnssgrosse 
zahlreiche Tumoren, die ein lymphntisches Gewebe und 
dazwischen noch hin und wiedcr Harnschlauche erkennen 
Hessen. InderMagenschlciiuhaut HnscngrosseLymphome. 
Das Knochenmark (am Sternum, an den Wirbelu und an 
den Epiphysen langcr Knochen untersucht) liatte seine 
normalc Struktur vcrloren. Die Zwiscbcnraumc waren 
allenthalben mit dicht aneinander gelagerten Lymphzellen 
ansgeffillt und nach der Auspinseiung wurde ein schiines, 
fetnmaschiges Reticulum sichtbar, das zahlfbiche, mit 
weissen Blntzellen erfuLlto Capillaren besass. Zuweilcn 
stiess man auf einzelne Fettzellcn. Aualogc Verhaltnisse 
boten bci der mikroskopiseben Untersuchung die Lymph- 
drfisen. 

Dieser weit verbreiteten Entartung des Knochen- 
markes legt Vf. eine weitere Bedcutung, aU ein ein- 
fticher, in Lunge, Ilerz oder Muskel zuHlllig gefun- 
dener leukamischer Tumor hat, bei. Er bringt bier- 
mit die Melandmie in Beziehung, und auf eigene Be- 
obachtungen gesttttzt , ist er der Ansicht , dass das 
Knochenmark neben der Leber und Milz sich als 
dritter, allgemeiner Herd der Pigmentablagerung er- 
weisen kann. 

Prof. E. Neumannin Konigsberg berichtet im 
Anschluss an seine eigenen schon frdber im Archiv 
d. Heilk. pnblieirten Beobachtungen , sowie an den 
von Waldeyer (Virchow’s Archiv LII.) verflffent- 
lichten Fall liber folgenden durch Erkranknng des 
Knochenmarks ausgezeiclmeten Fall von Leukamie 
(Arch. d. Heilk. XIU. 6. 1872. p. 502). 

Bei einem 63jahr. Mannc ergab die Untersuchung im 
Blnte maasenhaftc kleine , einkernige iymphatische Ele- 
mentc , grosse Milz , massig entwickelte ansserc Lymph- 
drfisenschwellnngen. Tod bald nach Eintritt in das 
Hospital. 

Seitionsbefund. Blasse Hautdecken mit Petechien. 
In der Achsclhohic, in den Leiaten und am Halse knotige, 
wenig protninente Druscnpacketc. Im linken Uerzen 
sparUche dunkehothc Gcrinusel und miissige Menge tlus- 
sigen, dunkelrothen Blutes, lctzteres spatcr in ein dunkles 
Coagulum und in cin stark ikteriseh gelarbtcs klares 
Serum geschicden. An der reebten Lungenspitze um- 
schriebenc Knoten verdichteteuGewebes mit peripherisch 
gelegenen kleinen bronchiektatischcn Siicken. Bronchial- 
drusen zum Theil bis zu Ilasclnussgrossc geschwcllt, Ge- 
webe succulent, truben Salt entlcerend. Beidc Pleura- 
hohlen zum grossen Theil mit einer markigen , unter der 
Serosa befindliehen Gcwebsschicht ausgepolstort. Vorn 
mehr flache Knotchcn, seitlich pfennig- bis thalergroase, 
mebrere Linicn dicke Plaques , nach dcr Wirbelsaule zu 
eineweiche, alslanglichc Wfilstecrscheinendc, die grossen 
Gefasse umhuUendc Masse. Die Neubildung trat hier mit 
dem Periost in Zusamwcnhang , erstreckte sich in Form 
Btrelflger Zfige zwisehen die oberen Rippenknorpel, durch- 


wncherte die Muskulatur und drang bis zum M. pectondis 
an seiner Sternalinsertion vor. An adharenten Stellen 
griff die Infiltration auf die Lungenpleura ul>er. An der 
Pleura zahlreiche Ekchymoscn , am Centrum tendineum 
des Zwerchfells eine grossere Sugillation. Dicse Neubil- 
dung cnthielt , wie die Lymphdrfisen , rcichlichen dfinu- 
•milcliigen Saft; ihr Uebergang in das normale gelbc Fett- 
gewebe Hess sich schon niakroskopiseh deutlich erkennen. 

Milz sehr gross (11 : 6’/*: 2") , Kapsel getrubt , Gewebe , 
derb ; in den Milzvenen einzelne hello rothlichweisse Coa- 
gula. Leber vergrossert, ebenso die Portallymphdrfisen. 
Mesenterialdrusen bedeutendgeschwellt, einzelne bis wall- 
nussgross , auf der 8chnittdache ein purulentes gelbroth- 
lichcs Gewebe zeigend. Das Mark der spongioBen Sub- 
stanz der Rippen und Brustwirbel biidete eine breiige 
graurothc Pulpa, der Markcylinder des Humerus eine mehr 
gallertige, weichc Masse. 1 

Im Blute unterschied N. 4 Arten weisser Zellen. 

1) ZeUen , kleiner als rothe Blutkorperchen mit glanzen- 
dem , von ausserst zartem ,1’rotoplasuiahofe umgebeneni 
Kern, sehr zahlreich. — 2) Grossere, granulirte, den ge- 
wohnlichen Lymphzellen gleichende Kfirperchen. — 3) ■ 

Farblose Zellen , mit einem in einer Art von Vacuole lie- 
genden Kern. — 4) Sogenannto Uebergangsformen zwi- 
schen rothen und weissen Blutkorperchen, die sich nament- 
iich in den Gefassen der Leber fanden. An der Milz war 
beraerkeuswerth das haufige Yorkommen grosser, zahl- 
reiche kleine Lymplikorperohen einschliessender Zellem. 
sowie die Anwesenheit von rothbraunem kOrnigen .Pig- 
ment. Das Knochenmark war etwas anders als in dem 
schon frfihcr beschriebenen FaUe entartet. Wahrend die 
sogen. Markzellen sich ale grossere , ausgebildetc kern- ; 
baltige Zellen darsteUten, fanden sich hier wiederum vor- 
wiegcud die freien oder nur von wenig Protoplasma um- 
gebenen Zellen, daneben aber aueli grosse, runde, mehrere 
kleine Lympbkiirperchen einschUessende Mutterzellen, 
sowie deutlich blassgelb gefHrbte, homogenc Zellen (Ueber- ; 

gangsfonuen). Die erwahnten kleinzelHgen Elemente 
lagen dicht in den Maschen eines feinen Reticulum. Hier 
nnd da zerstrente Fettzollen. 1 

Das Vorkommen der als Ho wBhip ’ sche La- 
cunen bekannten Ausschnitte wies anf eine fortschrei- ' 
tende Ilarefaktion der Knochen hin. Das in die 1 
Rindensubstanz hineinwuchernde Markgewebe traf 1 
hier und da mit dem von Lyraphkorperchen infil- : 
trirten Periost zusammen. Den Ausgangspunkt der 
snbpleuralen Neubildung verlcgt N. in das Fettge- 
webe. Leber und Nieren waren der Sitz einer filin- 
Lichen Infiltration. Audi die Induration der Lungeu 
war nach N.’s Ansieht leukfimischen Ursprungs. 

Ein weiterer Fall sogen. myelogener Leukamie, 
welchcn Dr. Huber (Deutscli. Arch. f. klin. Med. 
XU. 3 u. 4. p. 389. 1873) veroffentlicht hat, ver- 
liert dadurch an Bedcutung , da38 wegen schon vor- 
geschrittener Filulniss die mikroskopischen VerhUlt- 
nisse nicht genauer fcstgestellt werden konnten. 

Ein 4:ijahr. Mann , dcr vor 8 Jahren einmal Froat- 
anfaile (zweifelhaft, ob Intermittens) gehabt hatte, litt 
seit 2 Jaliren anSchwache und Athembeschwerden. Seine 
Beino waren odematos. Die Mil/, reichte 1>is zur linken 
Darmbeinschaufel. Das Verbaltnisa der rothen zu dea 
weissen Blutkorperchen war wie 2:1. Pat. bekaiu dann 
und wann eino stirkere Epistaxis. Nach einigen Mona tun 
eatwickelte sich eine linkscitige Pleuritis exsudativa, daan 
Ascites und bald darauf crfolgte der Tod. 

Bei der Seklion He) an liippon , Sternum und Darm- 
bein das schiuutzig-grunlich-gclbe Mark auf, das mikro- 
skopisch fast ganz aus dichtgedrangten Markzellen ohne 
deutlichc Uebergangsformen bestand. Sonst fanden sich 
zahlreich auch im Milzgewebe (lie spindelforaigen , fur 
Leukamie charakteristischen KrystaUe. 


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R i c m c r , Lcnkilniie u. Pseudoleukilnne. 


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Der Ansicht Neumann ’s , bei der sogenanntcn 
myelogenen Lenkftmie sei das Knochenmark als die 
Quelle und der eigentliche Herd der Krankheit an- 
zusehen, kann sich Prof. Ponfick (Virchow’s Arch. 
LXVI1. 3. p. 337. 1870) auf Grand cinigcr cigener 
Beobaehtungen nichtunbetlingt anscliliessen. Dadurch, 
dass wir im Knochcnmarke die hocligradigsten Ver- 
iinderungen vor uns sehen, ist noch nicht bewieson, dass 
auch das Mark zuerst ergriffen wurde. Der Process 
kann in der Milz oder in den Lympbdrflsen cinen 
Stillstand erfahren haben, wkhrend cr im Markc un- 
beschrilnkt fortsclircitct. So langc wir nicht im 
Standc sind, klinisch genau fcstzustellcn , wann das 
Knochenmark, wann die andem Organe an der Er- 
krankung Theil genommen haben, so lange wird 
auch die Frage tlber die Pathogcncse der Leuk&mie 
unbeantwortet bleibcn. 

Die beiden Falle, auf welchc Ponfick in der 
vorliegeuden Arbeit Bezug nimmt, zcichncn sich durch 
ihrcn raschen Vcrlauf und die vorzugsweise Bethei- 
ligung des Knochenmarkes aus, welch letzteres Mo- 
ment Vf. bei eincm frtlher von ihm beobachteten 
Falle vermisstc. Wenn thatsachUch ein Trauma, 
welches die Milzgcgend traf, im 2. Falle die Lcuk- 
Rmie hervorgerufen hat, wie Vf. auch nach dem pa- 
thologisch-anatomischcn und histologischen Befunde 
annehmen zu mllssen glaubt, so ware damit freilich 
die Primarerkrankung des Markes, an welche wir bei 
Betracbtung des 1. Falles sehr wohl dcnken konn- 
ten, ausgeschlo8sen. Durch die Arbeit wird weiter- 
hin die von einigcn Forschern vertretenc Ansicht 
widerlegt, dass bei einer Betheiligung des Knochen- 
marks stets zahlreiche Uebergangsformen zwischen 
rotben und weissen BlutkOrperchen im Blute auftre- 
tcn. Diese Eiemente waren im 1 . Falle nnr in ganz 
geringer Zahl, im 2. Falle gar nicht nachzuweisen. 
Aus alien bisher bek&nnten Fallen von Betheiligung 
des Markes an der Leukamie lassen sich nach Vf. 
2 Grappen bilden. „In der einen Gruppe zeigt das 
Mark ein helles, graugelbes, jagelbgrdnes Aussehen, 
das hier und da oder auch fiber grosse Strecken hin 
tSusehend an dicken rahmigen Eiter erinnert. In 
der andem Gruppe beaitzt das Mark eine grauroth- 
liche bis fleisclu-othe Farbe und zeigt eine saftige 
und glanzende, mehr oder wcniger ausgesprochen 
gallertige Beschaffenheit , welche mit dem Aussehen 
von Himbeergelt-e vergliehen wurde. “ Einmal liber- 
wiegt die zellige Hyperplasie, das andere Mai die 
Gefassentwicklung (cavemose Venen) und die serose 
und blutige Durchtninkung des Gewebes. In dem 
2. Falle kommt noch ein besonderer Befund im Kno- 
clienmarke hinzu : „eine Rcihe scharf lunschriebener 
Herderkrankungen , berahend auf einem Bluterguss 
in das hyperplastische lymphoide Gewebe.“ Diesen 
Befund stellt P. den sonst namentlich im hyperplasti- 
schen Milzgewebe bei Leukamie beobachteten hkmor- 
rhagischen Iufarkten an die Seite. Die beiden von 
P. mitgetheilten Fftlle sind folgende. 

1) Era 19jahr. Mann, frfiher stets gestrHd, klagte he! 
scinein am 14. Febr. 1873 erfolgten Eintrltt in das Hospi- 

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tal nur fiber Solilingbeschwerden, welche vor ctwa 8 Ta- 
gen aufgctretcn seien. Man fand cine entztlndllche Schwel- 
lung der Mandeln, die in Vereiterung fiberging. Welter- 
hin entwickelte sich links durch cinen carioscn Baekzahu 
cine Ansehwcllung des Zalmlieischcs und der umgehenden 
Weiclitheile. Auch rcclits zeigte sich bald eine bei Druck 
schmerxhafte , als hypcrtrnphischc Lymphdriise zn bc- 
trachtcndc Schwellung. Dahoi Fiebor. Appetitlosigkelt, 
grosse Sehwaehc. Am 6. Miirz wurde auch eine Vergros- 
serung der Milz constatirt. Die Untersuchung des Ulutes 
ergah eine auffTillige Vcrmchrung der weissen ltlutkorper- 
clien ( Verbal tniss 1:2). Die Cubital-, Achsel-, Lcistcn- 
drusen vergrosserten sich zusehends, das Gcsicht wurde 
ausserordcntlich odematiis, die Lippcnschlclmhaut gangra- 
n5s. Die Fauces verengerten sich immer inehr, so dass 
ein lauter Stritor sich cinstelltc , und unter steigendem 
Verfall trat am 14. Miirz der Tod ein. 

Seklion. Friscliorc, wcsentllcli die Pulpa betreffende 
Schwellung und melircre in Ruckhlldnng begriffene In- 
farktc der Milz. Lefchte Lyinphdrusenaehwellungcn. 
Grauroth vorfarbtes hypcrplastisches Knochenmark. Ver- 
grossorung der Zungenfnllikel und der Tonsillen mit An- 
gina faueiuin. Vergrossorung der Leber, namentlich auf 
einer Verbreitcmng des interacinhsen Bindegewebca be- 
rohend. Leukiimische Knotcn in beiden Nieren. Frischc 
hamorrhagisehe (pseudomembranbse) Entzundung im Co- 
lon. Allgemeine Aniimle. Leiehter Ikterns. 

2) Ein 37 J. alter, frflhcr gegnnderArbettsmann hattc 
im J. 1874 einen Hufschlag in die llnke Seite erlitten , in 
Folge dessen daselbst heftige Stiche anftraten , so dass 
Pat. langere Zeit arbeitsunfahlg war. Die Stiche kehrten 
1875 auf kfirzere Zeit wieder, Pat. fuhlte sich etwas 
schwacher. Iin Oct. 1876 empfand Pat. wiedemm Stiche, 
zti denen sich fleberhafte Symptome gesellten. SpSter 
trat ailmalig znnehmende Dyspnoe nnd mehrmals heftigee 
Nasenbluten ein. Bel der Aufnahme in das Rostoeker 
Krankenhans (13. Jan. 1876) fand man eine grosse Milz- 
dampfnng(19 : 11.5Ctmtr.) nnd eine Vermehrung der weis- 
sen Blutkorperclien (1 : 10). Am 15. Jan. kam unter 
hohem Fieber eine Infiltration des Oberlappens der linken 
Lunge dazu. die sich allnialig weiter ausbreltete und den 
Tod am 16. herbeifuhrte. 

Die Settion ergah das Bild einer lienal - medutlaren 
Leukamie. Milz hyperplastlsch, nnd zwar namentlich die 
Pnlpa vermehrt. Kapsel verdickt, schwlelig entartet, 
theilwelse knorpelig ; Synechie der Milz mit ftbr5ser Me- 
tamorpliose der linken Zwerchfellhfilfte. Das Mark der 
Kippen blass, grauroth, sehr weich. Im Marke deT rech- 
ten Tibia, das ebenfalls im Allgemeinen hyperplastiseh 
nnd dem Lymphgewebe ahnlich erechien, mehrere scharf 
nmschriebene Herde von dnnkolschwarzrother Farbe : hi- 
morrhagische Infarkte. In dem gran-r5thlichen oder mehr 
violetten (von cavemosen Venen durchsctzten) Mark- 
gewebe zeigte die mikroskopische Untersuchung reich- 
liche, mit grossem Kern und wenig Protoplasma versehene 
Rnndzdlen, grossere, elliptisch gestaltete, kleine Kerne 
fnhrende Zellen und grosse sogen. Kdrnchenzellen. Am 
Ende des Pankreas, an der linken Nicre, der untern Flache 
der Leber und der Milz Residuen einer fruhern Perito- 
nitis. Leber hyperplastiseh. Alte hamorrhagisehe und 
frisehe parenchyniatose Nephritis; multiple feukSmische 
Herde in beiden Nieren. Hiimorrhagien des Herzbenteb. 
Ascites, Hydro)*erikardiuin u. doppclaeitiger Hydrothorax, 
llamorrliag. Infarkte , schlaffe llepatisatiou und Oedem 
des Oberlappens der rechten Lunge mit flhrlnos - hamor- 
rbagischer Pleuritis. * 


Eine Verbindung der lienalen , lymphatisehen 
und myelogenen Form der Leukdmie, von welcher 
wir schon oben einige Beispiele erwShnt haben , be- 
stand nach Dr. Karl Lauenstein (Deutsches 
Areh. f. klin. Med. XVIII. 1. p. 120. 1876) in fol- 
gendem Falle. 

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R i e m e r . Leukamie u. Pseudoleukamie. 


Ein 59j&br. Cig&rrenarbeiter , bei welchem keine 
Dyakraaie nachzuweisen war and welcher sich frfiher im- 
mer gesund fublte, erkrankte 3 Wochen vor Aufnahme in 
das Hospital mit Appetitlosigkcit , Magenachraerzen und 
wnrde bald bettlagerig. Vorher psychisch vollkommen 
frei , befand er sich im Hospital in soporosem Zustande 
und zugleich wurde eine Lalimung des recbten Arms, eine 
unvollstandige Lahmung des recbten Bcins n. eine Herab- 
setzung der Sensibilitat rechterseits constatirt. Vorn 
fiber dem 4. Rippelknorpel wurde ein bohnengrosser, be- 
weglicher Tumor wahrgenommen und in der recbten 
Baucbfalte lagen zwischen Nabel und Spin. ant. sup. 
mebrere grossere Geschwulstmassen unter der leicbt ver- 
schiebbaren Haut. Rechterseits waren die Leistendrfisen 
stark gescbwollen und im obern Drittthcil fiber dem Qua- 
driceps femoris eine hervorragende hohlhandgrosse HSrte. 
An Herz und Lungen keine Abnormitaten ; Leber- und 
Milzdampfung vergrossert ; Urin eiweisshaltig ; massiges 
Fieber. Am Tage nach der Aufnahme starb der Kranke. 

Bei der Autoprie fand man einen apoplektischen 
Herd , der den grossteu Theil des linken Hinterhaupts- 
lappens einnahni , und in der umgebenden Himsubstanz 
diehtstehende klcine Apoplexien und grauliche Flecke, die 
sich unter dem Mikroskope als Haufen weisser Blutzeilen 
erwiescn. Andere Ilcrde zcigtcn sich im linken Scheitel- 
lappen', am recbten Hinterhorn und Thalamus. Weitere 
Blutergfisse in verschiedcnen Thoraxmuskeln. Im rechten 
Herzen grosse, gelbe, gallertige Massen ; Muskulatur bei- 
der Vontrikel fettig dcgenerirt. Die Driisen des rordern 
Mediastinum und die Mesenterialdrusen waren leicht mar- 
kig geschwollen. Im Dunndarm fanden sich bis wall- 
nuHsgrosse Geschwfilste der Schleimhaut cingelagert, zum 
Theil ulcerirt und daun typhosen Gescbwfiren gleicbend. 
Der untere Theil des Ileum war fast unbetheiligt. Das 
numerische Verhaltniss dcr weissen und rothen Blutkfir- 
perchen , wie es sich in der rechten Vena cruralis dar- 
stellte, war -= 1 : 1. Das Knochenmark des Sternum und 
recbten Femur war [von schmutzig graugelber Farbe, und 
bestand unter dem Mikroskop betrachtet fast nur ausfarb- 
losen Zellen, die theilweise auch den Ricsenzellen gllchen 
und 2 Kerne entbielten. Hier sowohl als in den frisch 
untersuchten Mesenterialdrusen fanden sich die von Neu- 
mann beschriebenen oktaedrischen Krystalle. Die Nie- 
ren, welche makroskopisch eine graue den Pyramiden ein- 
gelagerte Streifung wahmehmen liessen, zeigten bei der 
mikroskop. Untersuchung eine diebte Infiltration mit farb- 
losen Blutkorperchen , welche namentlich an der Grenze 
der Mark- und Rindensubstanz hervortrat. Diese 
Infiltration war starker in der Umgebung grosserer Ge- 
fasae und stellenweise um die Glomeruli , so dass bier die 
ursprungbehe Strnktur der Niere vollkommen verdeckt 
wnrde. 

Dass das Knochenmark relaiav am wenigsten 
betheiligt war , wie Vf. annimmt , ist aus dem Auf- 
satze mit Sicherheit nicht zu ersehen , denn fiber die 
Milz und Lymphdrttsen theilt Vf. nur ausserst Weni- 
ges mit. EbenBO bat er fiber die in der Kranken- 
geschichte erwfihnten Hauttumoren bei der Zusammen- 
stellung der lustologischen Einzelheiten keine An- 
gaben gemacht. 

Im Anschluss an die genannte Arbeit verOffent- 
licht Prof. F. O. Zenker (a. a. 0. p. 125) Einiges 
fiber die vorwiegend im Blute und den Geweben 
Leok&mischer , so wie in den Sputis vorkommenden 
Krystalle, deren Entdecknng er nicht Neumann — 
wie diesfl Lauenstein, Mosler, Riegel u. A. 
gethan baben — sondern Charcot zugeschrieben 
wissen will. Zenker selbst hat sogar noch frfiher 
als Charcot Beobachtungen fiber diese Krystalle 
gemacht, dieaelben jedoch bisher noch nicht verOffent- 


licbt. Bei alien 3 von Z. beobachteten Ftllen, 
welche als Leukaemia lienalis aufzufassen Bind, waj 
zunkchst die Milz der Sitz der Krystalle , das Blni 
nur in den beiden eraten Fallen. Der Form na.cb 
konnte man langgestreckte Oktaeder und sehmale, 
fein zugespitzte oder an den Euden mehr abgerun- 
dete Spindeln unterscheiden. Sie ldsten sich in con- 
centrii-ter Essigsiure, Scbwefelsaure, Salpetersfiure, 
Aetzkali und Aetzammoniak vollstandig , waxen 
ausserst resistent der Faulniss gegenfiber und standen 
im 2. Falle — ein Verhaltniss, welches von den 
spateren Beobachtern nicht angegeben wird — in 
uaherer Beziehimg zu den farblosen Blutkorperchen, 
indent sie denselben anlagen oder in sie eingeapiesat 
oder in ihnen eingeschlossen waren, so dass es sebien, 
als sei eine bestimmte Substanz aus den weisaen 
Blutkorperchen auskrystallisirt. Da diese Krystalle 
nach Allem, was wir jetzt darfiber wissen , postmor- 
talen Uraprungs sind, so kann ihnen natfii'lich keine 
direkt schadliche Wirkung bei der Leukamie zuge- 
schrieben werden. DerKOi’per, welcher sich kry- 
stalliniscb ausscheidet, gehOrt auch normalcn Ge- 
weben, so nach Neumann dem Knochenmark, an 
und wird auch bei andern ZustAnden , in denen die 
weissen Blutkorperchen eineRolle spiclen, gefunden. 
Zenker sah die Krystalle mehrmals in expektorir- 
ten fibrinOsen Bronchialgerinmeln und fand sie in 
einem Falle, welchen er naher beschreibt, in einem 
fibrosarkomatOsen Tumor der Leber eingeschlossen. 
Er lasst es jedoch unentschieden , ob nicht hier eine 
leukamische Affektion bestanden habe. 

Dr. A. Schtschastny l ) hat auf Prof. 
Rudnjew’s Vorechlag die an&tomischen Verande- 
rungen der innern Org&ne bei der Leukamie einer 
gen&ueren Untersuchung unterzogen und ist im 
Wesentlichen zn folgenden Resultaten gelangt. 

1) Die Leukamie ebarakterisiren in anatom. 
Beziehnng Neubildungen, welche ihrer Struktur nach 
zu den Lymphomen (nach Virchow) gehOren. 

2) Die leukamischen Lympliome beschranken 
sich nicht nor auf die Lymphdrfisen und die Milz, 
an welchen sie in Form von Hyperplasien znerst 
auftreten , sondern verbreiten sich auch auf die Um- 
gebung und treten metastatisch an entfernteren Or 
ganen (Leber, Lungen, Herz , Rippenknochen etc.) 
auf — heterotopische Lymphome. 

3) Die homologen leukamischen Lymphome in 
der Milz und in den Lymphdrfisen haben nichts Spe- 
cifisches und unterscheiden sich durch Nichts von 
den Lymphomen bei andern Krankheitsprocessen. 

4) Nur durch die sorgfaltige mikroskop. Unter- 
sbehung vieler Organe, durch welche man sich flber- 
zeugen kann , dass die leukamischen Bildungen in 
dem interstitiellen Gewebe ihren Sitz haben und 

') Material! en but pathologlschen Anatomic der 
Leuk&mle. Inaag.-Diss. Petersburg 1876. 98 8. (ruse.) 
Vgl. Petersb. med. Wchnsohr. Nr. SO. 1876. 


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Riemer, Leakimie n. Pseudoleuk&mie. 


285 


durch Persistenz ihrer Elemente (Zellen von runder 
Form, ohne jede extracellulare Snbatanz zwischen 
ihneu, welche auf jeder Stufe der Entwicklung diese 
Form beibehalten) und die Abwesenheit fast jeder 
regressiven Metamorphose sich auszeichnen, — Bo- 
wie durch den gleichzeitigen Nachweis anderer patho- 
logischer Verdnderungen im Kdrper, nnter welchen 
die Ueberftllhmg und Erweiterung der kleinen Venen 
und Capillaren mit farblosen Blutkflrpem eine con- 
stante Erscheinung ist , konnen die leukftmischen 
Neubildungen von andem ihnen fthnlichen (Tuber- 
keln, Scrofeln, bflsartigen Lymphomen, Lymphosar- 
komen) unterschieden werden. 

5) Ftlr die Entwicklung der leuklmischen Neu- 
bildungen ist eine besondere Pradisposition von Sei- 
ten der Organe selbst, die gewdhnlich durch irgend 
welche lingst abgelaufene pathologische Processe 
(ehronische interstitielle und parenchymatOse Ent- 
zflndung) bedingt wird, nbthig. 

6) Die lymphatische Neubildung kommt in die- 
sen durch den interstitiellen Entztlndungsprocess ver- 
ftnderten Organen hauptskchlich auf dem Wege der 
Extravasation und Vermehrung der farblosen Blut- 
kOrperchen zn Stamte. 

7) Die Erkrankung der Knochen lftsst sich in 
den vom Vf. untersnchten Fallen (an Rippen) niclit 
durch eine aktive Hyperplasie des Knochrnmarks, 
sondern durch eine vermehrte Extravasation der 
farblosen Btatkdrperchen nnd Wucherungen der- 
selben ausserhalb der Gefksse erklaren. DafUr 
sprechen einmal die gleiehzoitige Zerstdnmg der 
Knochen sowohl von Seiten der Geftsse des Periost 
nnd der Haversischen Kankle , als auch von Seiten 
der Geiksse der Knochenmarkritume, dann aber anch 
die mechanischen Verhaltnisse der Blutcirkulation in 
dem Knochenmarkgewebe , welche hier, wie die 
histolog. Untersuchungen dartliun , bedeutende Ver- 
langsamung des Blutlaufs u. Anhaufung einer gi'ossen 
Menge farbloser Blutkorperchen bedingen. 

Endlich m6ge noch ein von Geo. A. M u r s i c k 
(Amer.Journ. N.S. CXXXVIII. p.449. April 1875) 
verCffentlichter Fall Erwfthnung finden, der jedoch 
wegen des Mangels eines Leichenbefundes kein Ur- 
theil tlber die Betheilignng der innern Organe und 
des Knocbenmarkes an der Affektion zulasst. 

Ein 21 J. alter Mann, welcher in friiheru Jahren eine 
Limgenkrankheit uberstanden hatte, litt seit einigen Jah- 
ren an einer allmalig zunehmenden Schwellung der recht- 
seitigen Nackenlymphdriisen. Bald crstreckte sich die 
Schwellung auch auf die rechte Achselhohle u. seit 6 Mon. 
batten sich anch links die Cervikaldrfisen bis zur Wall- 
nossgrOsse entwickelt. Die Milz war gleichfalls vergrOs- 
sert und rcicbte bis zuin Nabel. Dabei magerte Pat. ab, 
wurde blass, verlor den Appetit, flebertc lcicht und litt 
wiedcrholt an Nachtschweissen. Dazu kamen nenralgi- 
sche Schmcrzen in den Armen nnd derSeite. Die weissen 
Blutkorperchen waren bedeutend vermehrt. Unter Jod- 
behandluug gingen die Drusentumoren anfangs etwas in- 
ruck. Nach cinigen Wochen trat jedoch ein Jodexanthem 
anf. HeftigeSchmerzen, dicMilzgegend einnehmend, stor- 
ten den Scblaf. es stellte sich Diarrhoe nnd nnregelmassi- 
ges Fieber ein. Urln saner, reich an Uraten und Schleim ; 
eiweiaslos. Der Appetit blieb bei fortdauernder Abmage- 

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rang erhalten. Es entwickelte sich Oedem der Haade and 
Fusee. Elsen and Chinin warde erfolglos angewandt. 
Unter den Erecheinungen desLungenodera trat etwa 9 Wo- 
chen nach der Aufnahme in das Hospital der Tod ein. 

Vf. will die LeukAmie weniger als eine Kr&nk- 
heit sui generis gelten Lassen , er halt sie vielmebr 
far eine besondere Art von Kacliexie. Was die ein- 
zelnen Symptome und Merkmale der Erkrankung 
anlangt , so geht er dieselbeu an 16 von verscliiede- 
nen Beobachtern mitgetheilten Fallen der Reihe nach 
durch. Eine Vermelirung der weissen Blutkbrper- 
chen war stets vorhanden; 15mal war die Milz ver- 
grOssert; die Lymphdrfisen desNackens, derAchsel- 
hdhle oder des Abdomens waren in 9 Fallen ge- 
schwolleu ; die Leber war in 10 Fallen mehr oder 
weniger vergrOssert ; hydropische Zustande waren 
llmal dazu gekommen; DiarrhiSe ist nur in 7 Fallen 
beobachtet worden ; Fieber and Schweisse sind bei 
6 Fallen notirt; HUmorrhagien traten 7mal auf. 
Blasse, Abmageruug, grosses Schwachegeftlhl cha- 
rakterisirte alle diese tbdtlich endenden Falle. 


Was die Therapie der Leukdmie anlangt, so 
haben wir noch kein absolnt sicher und stets von 
dauerndem Eifolg begleitetes Mittel oder Heilver- 
fahren kennen gelernt. Nichtsdestoweniger sind in 
neuester Zeit wiederum einige Arbeiten erscliienen, 
in denen tlerErfolg einiger Mittel in einzelnen Fallen 
dargethan wird. So finden wir in einem von Da 
Costa verdffentlichten Artikel (Amer. Journ. N. S. 
CXXXVII. Jan. 1875. p. 117) die subcutanen In- 
jektionen von Ergotin bei Leukamie empfohlen, 
welche er in folgenden 2 Fallen mit gilnstigem Er- 
folge angewendet bat. 

1) Ein 25jahr. Frauleln wurde am 16. Marz 1874 in 
das Pennsylvania-Hospital aufgenommen. Sie war schon 
seit Jahren nicht ganz gcsnnd. Nach einem schleichen- 
den Fieber (wohl typhoiderNatur), das sie in ihremlS. J. 
uberstanden battc , blieb eino gewisse Schwache zurSok. 
Im Fruhling 1873 begann sie uber Scheitelkopfschraerzen 
nnd gestorten Appetit zu klagcn. Sio war nicht geradn 
hungrig , aber doch nic gesattigt ; dabei magerte sie ab. 
Ausgenommen liartnackige Verstopfnng fchlten alle Ver- 
dauungsstorungen. Seit 1 Mon. hatte Pat. das Gefuhl 
eines Gcwichtes in der linken Seite und einer schweren 
Masse , die sich mit ihr beim Gehen zu bewegen schien. 
Im Urin reichliches Uratsediment. In den Stfihlen uo- 
verdaute Nahrung. Die Milzdumpfung reichte bis nahe 
an die CriBta ilei , die Lcberdiimpfung war nicht gTdsser. 
Die Untersucbung auf geschwollene Lymphdrusen ergati 
uberall eiu negatives Resultat. Das Verhaltniss der 
weissen Blutkorpershen zu den rotlien war = 1:2. Am 
24. Marz begann man mit den snbentanen Injektionen 
von Ergotin (0.3 — 0.6 Grmm.), und zwar namentlich in 
die Bauchdcckcn, jedoch auch in die Anne. Am 7. April 
dentliche Verklcinerung des Tumor. Am 11. April maass 
dersclbc nach alien Dimensionen hin 1“ weniger. Pat. 
begann uber Schmerzcn in don Einstichstellen zu klagen. 
Das Ergotin wurde ausgesetzt und Jod angewandt. Das 
AUgemcinbctinden wurde schlechter, linkerseits traten 
Zeichen lokaler Peritonitis auf. Pat. wurde schwacher 
und starb am 30. April an ErschSpfung. Bei der Autoptie 
(von Dr. Longstreth vorgenommen) fand man denn 
anch das Parietalperitonaum, besonders links am Omentum, 
adharent und chokoladenfarbenes Blut in der Bauchhohle. 
Milz von enormer Grosse mit perisplenitischen Processen ; 
Gewebe fest, Trabekel verdickt. An der Leberoberflach* 


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R i e m e r , Leukimie n. Pseudoleukamie. 


traten lange rauhe Lymphstringe , die znm Omentum hin- 
zogen, taervor. Llnke Lange darch die Milz comprimirt 
and atelektatisch. 

Vf. ist der Ansicht, dass eine frtiliere Anwendung 
dee Ergotin , zu einer Zeit , wo das Blut noch nicht 
sehr alterirt war , mehr erzielt hatte. Nach Nie- 
meyer kann ja eine VeTgrosserung der Milz und 
Drflsen Monate und Jahre bereits existiren , bevor 
noch die Blutstorung die Erkrankung offenbart. 

2) Ein 32 J. alter Schuhmacher wurde am 12. Oct. 
in die Klitiik aufgcnommen. Er klagte fiber Scjmierz and 
das Geffihl einer sehweren Masse, das er Beit 15 Mon. in 
der liukcn Seite hahe. Er sail blcich aus und hattc Sym- 
ptome von Indigestion : hauflge Anfalie von Diarrhoo mit 
Obstipation altemircnd. Die l’erkussion der Milzgegend 
ergab eine Dampfnng, die sich vom 6. Intcrcostalranro 
bis etwaa unter den Kippenrand erstreckte. Die Brnst 
zeigte links unten geringe Prominenz. Zeitweise war 
Hasten und Oppression bcim Atlunen vorhanden. Im 
Blute licsscn sich nur wenig mehr weisse Blutzcllen (10 
und 20 gegenuber 12 und 14 eines norroalen Blutes) oon- 
statiren. Es wurde Ergotin (0.3 Grmm.) einen Tag um 
den andern injicirt, die ersten 2 Male in die Milzgegend, 
dann in das Zcllgcwcbo dcs linken Arms. Nauli 7 Injek- 
tionen reichte die Milz nicht mehr fiber den untern Kippen- 
rand hinaas. Nach 9 Infektionen war der Schmerz in der 
linken Seite vcrechwunden. Pat. wnrde als gehcilt ent- 
lassen. 

Vf. knflpft hieran die Bemerkung, dass diesc In- 
jektionen bei der Mehrzahl der Driisentumoren am 
Platze seien , da es sich moist neben einer Gewebs- 
hypertrophie um erne Geftlssneubildung handle. [Ref. 
kann beide Falle nicht als Uberzeugend ftlr den 
Nutzen dieser Injektionen betrachten. Im 1. Falle 
war die Besserung nur selir vortlbergehend und ge- 
wlaa nicht zum geringsten Tlieil auf die geregeltere 
Lebensweise und die zwcckmkssigere Hospitalpflege 
zu beziehen. Im 2. Falle erscheint aber die Diagnose, 
nicht vollkommen gesichert.] 

Wilson Fox (Lancet II. 2; July 10. 1875. 
p. 45) will durcb Phosphor in einem Falle vorge- 
schrittener Lcnkamie Bessenmg erzielt haben. Dieses 
Mittel war sclion frtiher von Broadbent in einem 
Falle mit Nutzen angewendet worden , der freilicb 
town ganz fttr Leukflraie charakteristisclier war, weil 
der Grad der AnSmie im Verhilltniss zu der nur 
mSssigen Vermebrung der weissen Blutkorperchen 
ein viel zu hoher war. 

Ein 37jahr. Bicker wnrde am 30. Dee. 1874 in das 
University College-Hospital aufgenommen. Er hatte frnher 
in einer Malariagegcnd gelebt, war vor einigen Jahren 
schwicher geworden und klagte fiber einen dumpfen 
sehweren Schmerz in der linken Seite. Spater bemerkte 
er sugar eine Vergrfisserung seines Leibes. Im J. 1874 
hatte Pat. wenigstens 12 sehr heftige Schmerzanfalle, die 
von Sehaaergefuhl oder sogar von Erbrechen begleitet 
waren n. an das Vorhandensein von Nierensteinen denken 
Hessen. Elnmal entleerte er Blut dnrch das Rectum. Der 
Athem war seit October kurz geworden. Bei der Auf- 
nahme zeigte sich Pat. sehr anamUch nnd so schwach, 
dass er ohne Hfilfe kaum stehen konnte, nlrgends aber 
fidematos. Er hatte hanflge leichte Frostschauer nnd 
profuse Schwelsse. Der Urin war dunkel gefSrbt , ohne 
Albumen und Zncker. Imogen gesund ; an der Herzspitze 
ein systolisehes GerJusch. DiarrhOe wechselte mit Ver- 
stopfnng ab. Im Abdomen fuhltc man die enonn ver- 
grOsserte (Ms znm Poupart’sehen Bande reiehende), bei 
der Respiration bewegliche Milz. Das Bint war von 

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hellerer Farbe. Die weissen Blutkfirperehen waren etwa 
um das Zwanzigfache vermehrt und schieden sich in zwei 
Arten : grosse und kleine ; einige mit zwei Kernen , die 
meisten granulirt. Bis zum 20. Jan., zu wclchcr Zeit 
die Phosphorbehandlung begann, variirtc der Krankheits- 
zustand wenig: leichtes Fieber, so dass Morgens gewohn- 
lich normale, nie subnorraalc Temperatur vorhanden war. 
Der Phosphor wurde 3mal taglich zu '/mi. vom 23. Febr. 
an zu ‘/so Gran (1.1, bez. 2.0 Mgnnm.) vcrabreicht. 
Intoxlkationscrscheinungenwurdcn nicht beobaebtet. Vom 
8. Febr. an wunle cine Besserung des Appetits und eine 
regelmaasigere Vcrdauung wahrgenommen. Anfang Mirz 
hatte der Pat. eiu gesundes Ausschen und die am 2. Marz 
vorgenommene Blutiintersuchung ergab cine Ahnahmc der 
weissen Blutkorperchen. [Eine bestimmte Angabe fiber 
das Vcrhiiltmss der weissen zu den rothen Blutkorperchen 
fclilt leider vollstiindig.] Am ti. April schien die Anamie 
fast verschwundcn und die Milz war deutlich klciner. Am 
7. Mai cntlasseu, kehrte Pat. im Juni zurfick ; or sah blu- 
hend aus , der Umfang der Milz hatte jedoch nicht welter 
abgenommcn. l)as Blut mit dem eines gesunden Mannes 
verglicben , zeigte keine Zunahme der weissen Biut- 
korperehen, wie uberhaupt von Anfang an dio Ulutalte- 
ration in dicsem Falle eine geringere war. 

[Dieser Fall macht bei weitem mehr den Ein- 
druck eines mit Kachexie verbundenen einfachen 
Milztumor, der auf Intermittens beruht, als den eines 
leukamischen Milztumor. M o s 1 ex wandte in soichen 
Fallen mit unzweifelhaftem Erfolgc Cliinin an. Ref. 
mochte beliauptcn , dass in diesc in Falle ebcnfalis 
die besserc Pflege und Nahrung das Mciste zur Hei- 
lung beigetragen iiabe, wenn wir aucb, wie Vf. her- 
vorlicbt , bis jetzt noch nickts von einer spont&nen 
Heilung der Leukkmie oder einer soichen bei indif- 
ferenter Behandlung eintretenden wissen.J 

Wir kommen nun zu einer Behandlungsweise 
der Leukkmie , welche anf dem physioiogiseben Ex- 
periment bernht and durchaus rationell zu sein 
scheint. Tarchanoff (Arch. f. d. ges. Physiol. 
VEIL 1. p. 97. 1873) fand, dass die Milz dnrch 
Reizuog der Milznerven, Strychnin, Chinin, Euca- 
lyptus globulus und Erstickungsblnt, zur Contraktion 
angeregt wird, nach Zerschneidung der Nerven aber 
anschwillt. Er untersuchte nun weiterhin am Hunde, 
ob die Durchschneidung der Milznerven nicht auch 
einen Einfluss auf die Zahl der weissen Blutkorper- 
chen im Blute austtbe. Die letztem nahmen an den 
der Operation unmittelbar folgenden Tagen merklich 
an Zahl zu. Nach einer Woche jedoch war schon 
wieder das alte Verhaltniss erreiekt und die Milz 
wurde wiederum kleiner. Die Operation der Lapa- 
rotomie an sieh vermochtc nicht Leukocythilmie her- 
vorzurufen. Tarchanoff halt es biernach ftlr er- 
wieseu , dass die Milz ein weisse Blutkorperchen 
bereitendes Organ sei und dass die Leukocyth&mie 
dnrch eine Verilnderung der Nerventhfttigkeit im 
ThierkOrpcr entstehen kdnne. So wllrden Falle 
vortlbergehender Leukocythamie bei Infektionskrank- 
heiten , wo die Milz auch stets vergr<5ssert sei , er- 
klarlich. Wenn nun auch die Anatomen noch nicht 
ganz einig darilber sind, ob die menschlicbe Milz 
wirklieb glatte Muskelfasern besitzt, so liatte dock 
Botkin, aid) stfltzend auf die physiologisobea Er- 
fahrangen , nach denen der Milz eine Contraktions- 

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R i e m e r , Leukamie a. Pseudoleak&mie. 


fahigkeit (vielleicht durch die Gefltesnerven hervor- 
gerafen) zakommt, die klinische Beobachtang ge- 
nucht , dass bci der Leukamie , sowie bei Typhus, 
Intermittens und Recurrens der lndukliousstrom 
eine Yerkleinerung der Mils hervorrnfen kann. 

Elias (Deutsche Klinik 5. 1875) kounte jedoch 
diese Beobachtung Botkin’s in folgendem Falle 
nicht best&tigt finden. 

Ein H2j;ihr. Kupfereohmied , aus ges under Familie 
stamniend , erkrankte , ohne dass eine Dyskrasie nach ■ 
weisbar war , vor etwa 5 Woehen mit Scbmerzen in der 
linken Seitc des Leibrs. Bei der IJntersiichuug fand man 
diffnsen Katarrh der grussem Bronchicn, geringe Ver- 
grosserung der Leber und einen bedeutendeu , bis fiber 
die Linea alba zur rechten Lunibalgegend hin reichenden 
Milztumor. Die nntern Extremitaten waren leicht ode- 
raatos , die rechten Inguinaldrfisen massig gesehwollen. 
Der saner reagirende Urin enthielt wenig Eiweiss und 
Urate, kein Xanthin und Hypoxanthin. Die weissenBlut- 
zellen wares vermehrt, ' der rothen, meist grosser, mit 
2 Kernen versehen und stark granulirt. Das Allgcmciu- 
beflnden war im Vcrhaltniss zur Gri'gse des Tumor noch 
ziemlich gnt. Es wurdc die Faradisation, und zwar nach 
Botkin, sogleich mit starkcm Strom angewandt. llier- 
bei fanden keine irgendwic mcrk lichen Milzroutraktionen, 
wie man aus der genaucn Bezeichuung der Maassc und 
Contonren ersah, statt, dagegen trat eine schuicrzliafte 
Contraktur der Bauchmuskeln und eine damit verbundene 
Formanderung deB Al>domens ein , letztere namentlich 
dann , wenn die Elektroden nicht in der Linea alba auf- 
gesetzt warden. Die Milzoberflache ffihlte sich vollkom- 
men glatt an , dagegen beobaebtete man nicht sclten 
circumscripte Wulstungen, durch partiellc Muskelcontrak- 
tion hervorgerufen. Dnreh die starke Contraktion der 
Bauchmuskeln wurde der Tumor gegen das nachgebende 
Diaphragma angedrangt , was Vf. auch in einem Falle 
von Typhus beobachtet hat. Pat. hatte dabei immer 
eine gewisse Dyspnoe uud ertrug daher nur 12 Sitznngen. 
Sechs Woehen spater war ciue weseutliehe Verschliiniue- 
ruug des Allgemcinbctindeus zu constatiren und cs erfolgte 
bald der Tod. Aus dem Scktionsbefuude ist nichts 
Wesentliches hervorzuheben. 

Elias halt es fUr sekr zweifelhaft, ob bei solcber 
Anwendnng der Faradisation unter den Banchdecken 
und itu Bereiche der Milz noch irgendwie wirksame 
Stromescurven vorh&nden sind. Ala ungtlnatige Be- 
dingungen sieht er ferner die bei Leukamie meist 
verdickte und ausgedehnte Kapsel der Milz und die 
Veriladenmg und Qypertropliie ihrea Gewcbes an. 

B. Pseudo leukamie. 

Die Krankheit, welche wir Pseudoleukttmie 
nennen wollen und zu der wir die von Trousseau 
„Ad6nie“ genannte Affektion , sowie die grbsste An- 
zahl der als ^multiples Lymphadenom oder Lympho- 
8arkom“ beschriebenen Falle rechnen, hat sicherlich 
mit der Leuk&mie wenig oder nichtB gemein und 
kann dnreh den Mangel einer Blutalteration leicht 
von letzterer unterscliieden werden. Von den ans 
der franzOsischen und cnglischen Literatur vorliegen- 
den einschlagenden Fallen erwahnen wir zunfichat 
den von James H. Hutchinson (Transact, of 
the College of phys. of Philadelphia 3. Sdr. I. p. 47. 
1875) mit grosser Genauigkeit verdflfentlichten. 

Ein 19 J. alter unverheiratheter Mann wurde sun 
26. Jaa. 18,74 In das Pennsylvania-Hospitai aufgeaommen. 
Die Mutter dessclbcn hatte an einer VergrOsserung der 


Cervikaldrfisen gelitten und war an Phthisis gestorbeu. 
Pat. setbst , frfiher immer gesund , ffihlte sich seit etwa 
6 Woehen krank, und zwar klagte er fiber Schmerzgeffihl 
in der Brust , den Sehulter- und Armmnskeln. Am Tags 
vor seiner Aufnahme wurde er paraplegisch , auch Blaso 
und Kectum waren gelahmt. Bereita seit einigen Jahren 
war eine Vergrosserung der Nackendrusen linkerscits bo- 
merkt worden, rechterseits dagegen erst seit letztem Mai. 
Es war ausserdem eine Sehwellung am Sternum , welche 
die Grosse einer Orange erreicht hatte , vorhanden. Mo- 
tilitat und Sensibilitat war allenthalben unterhalb des 
Thorax aufgehoben. Ztigleich klagte Pat. fiber Beklem- 
mungsgeffibl. Reflexbewegungen tratou leicht an den ge- 
lahmten Muskeln ein. Auf der innem Fiache des obern 
Augeulides sass ein Tumor, der wohl durch die Vergrosse- 
rung einer Meiboin’schen Drfise bedingt war. Dazu 
kamen zahlreiche bis wallnussgrosse Tumoren , die allent- 
halben fiber den Korper, vomehmlich am Rnmpfe, ver- 
breitet waren. Die Axillar- und Inguinaldrfisen waren 
nur wenig vergrossert , Milz uud Leber gar nicht. Pat. 
sah blass und abgemagert aus. Im Blntc zeigte sich ein 
geringes Uebenuaass der weisseu Zellen. Die kleinen 
unter der Haut gelegenen Tumoren wuehsen ziemlich 
rascli und verbreiteten sich auch fiber das Gesicht. Decu- 
bitus trat auf und der Urin wurde knrz vor dem Tode 
ammoniakalisch und bluthaltig. Wahrend des ganxeo 
Krankheitsverlaufcs waren leichte Fieberbewegungen vor- 
handen. Der Tod erfolgte Anfang Marz 1874. Die 
Therapic hatte in Darreichung von Jodkalium and Jod- 
eisen bestanden. 

Set lion : An Kopf, Rumpf und Extremititea zahl- 
reiche , verschieden grosse Tumoren , deren einige , drei 
oder vier, gestielt waren und der eigentlicheu Haut ange- 
horten , wahrend die andern tiefer zwischen Haut nnd 
saperticieller Fascie lagen. Am obern Dritttheil des 
Sternum sass der grosste Tumor, wclcher » '/* — 4" Im 
DnrchmesBer hatte und durcli den Knochen hindurchge- 
drungen war. An der Oberfiache des Gehirns etwa 20 
weizenkorn- bis klcinhaselnussgrosse Tumoren , welche 
sich nur schwer von der Himsubstanz n n terse hieden. 
Dierechto Himhalfte war reicher an dlesenNenbildungen. 
Nach der Eroffnnng der Brusthohle nnd nach Herans- 
nfthme der Brusteingeweide stiess man aaf einen die 
Korper des 6., 7. u. 8. Dorsalwirbel vollstandig nmschliet- 
senden Tumor, welcher Bich durch die Intercostalraume 
hindurch bis an die Proc. spinosi verfolgen Hess. Disse 
Wirbelfortsatze waren so weich , dass sie mit dem Messer 
geschnitten werden konnten. Die Nenbildung war auch 
in den Spinalkanal vorgedrungen , adharirte an der Dura 
und comprimirte das Mark. Am letzten Dorsalwirbel 
wurde noch ein kleincrer ahnlichcr Tumor gefunden. An 
den Lungen eine grosse Anzahl von Tumoren, welche 
denen des ubrigen Korpers glichen und eben so wohl an 
der Oberfiache ais im Innern sassen. An dem Peritoaaal- 
fiberzuge der Baucheiugeweide uberall klciue Tumoren. 
Mesenterialdrusen vergrossert und prominent. An Leber 
und Milz nichts Abnormes. Die eine Nicre zeigte eine 
kleine Geschwulst, welche das Parenchym derselben com- 
primirte ; zahlreiche ahnliche Tumoren in dem perirenalen 
Zellgewebo. Iu der Blasenschleimhaut Kalkablagerungen 
and Ekchyinosen. Das Knochenmark (von der Mitte des 
linken Femur gcuommen) stellte sicli als eine gelblich- 
grfine gelatinose Substanz dar. Bei der mikroakopischeu 
Untersuchung (von Richardson gemacht) erwies sich 
der Tumor der Wirbelsaulc zum grossten Thoile aus run- 
den, ovalen u. zuweilen eckigen Zellen zusammengesetzt, 
Diese zelligen Elemente waren in Gruppen zu 5 — 10 oder 
noch mehr geordnet und wurden durch ein Masclienwerk 
zusammengehalten. Diese Zellechaufen liatten in der Pe- 
ripherie melir eine runde Form and lagen weiter von 
einander ala im Centrum. Die Lungen- oder liirn tumoren 
zeigte n ahnliche Vcrhaltnisse. 

Epikritisch kebt Vf. foigende Unstitode ate ha 
mitgetheilten Falle beeondersbemerkenswerth hervor. 


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288 


R i e m e r , Leuk&mie n. Pseudoleukftmie. 


1) Die selten vorkommende, so allgemeine Ausbrei- 
tung der Neubildung, welche meistentheils aU Lymph- 
adenom betrachtet wird. — 2) Das Vorkommen der 
Lymphadenome in Schkdel- und RttckenmarkhOhle, 
wo von nur noch eine Beobachtung von Murchison 
vorliegt. — 3) Die Unbetheiligung der Leber und 
Mila. — 4) Es war keine der von Virchow 
oder M o s 1 e r als Ursache solcher Neubildung an- 
gegebenen Affektionen, weder OtorrhSe, noch hkufige 
Anf&lle von Pharyngitis, vorhergegangen. 

Am Schlusse stellt Vf. noch 58 Falle von Adenoid- 
erkrankung zusammen und kommt dabei zu folgen- 
den Resultaten : 

Bis zum 30. J. scheint die Disposition zur Er- 
kranknng zuzunehmen. 

Die Dauer der Krankheit war eine verschiedene : 
von einigen Monaten bis zu 4 Jaliren. Die meisten 
Falle endeten nach 1 — 2 J. lethal. 

Was das Befallensein der verschiedenen Lympb- 
drUsenpartien anlangt, so waren da die Cervikal- 
drflsen entschieden bevorzngt, dann kamen die Me- 
diastinal- und Lumbardrttsen. 

Die Milz war meist vergrdssert und enthielt 
Lymphoidgeschwfllste. 

Die Leber war in der Hfllfte der Falle gesund, 
zeigte aber after auch Tumoren. 

Pan a s tbeilte nachstehenden Fall von Lymph- 
adenom in der Soc. de Chirurgie mit (Gaz. des H6p. 
116. 1872). 

Ein 46 J. alter Klempner trat am SI. Oct. 1871 
wegen einea grossen, seit 3 1 /, Mon. etwa bemerkten H ala- 
tumor in das Hospital ein. Pat. verspnrtc zuerst Schling- 
bescbwerden, eine Venninderung des Gehors linkerseits 
und eine Schweliung der Parotisgegend. Bei einer Unter- 
snchung war die linkc Mandel vergrOssert nnd gerothet 
gefnndcn nnd deshalb ein weiases Pulver eingeblasen wor- 
den. Die Beschwerden nahmen immor mehr zu , die 
Stimme bekam den nasalen Beiklang, die Artikulation 
wnrde schlechter, Pat. magcrte raach ab. 

Bei der Aufnahme des Pat. flel besonders der 
enonne , mehrfach gelappte Tumor an der linken Hala- 
seite anf. Die Hant war demselben mehrfach adbarent. 
Die Unke Mandel stellte eine graue, zerreibliche, derHirn- 
rinde ahnliche Masse dar , welche sich nach hlnten in den 
Pharynx hinein erstreckte. Blntungen 'waren nie ein- 
getreten. Bei Bernhrung des Tumor war keine Schmerz- 
haftigkcit vorhanden. Am 11. Jan. 1872 wnrde znr Er- 
leiehterung der Athmung eine theilweisc Exstirpation vor- 
genommen, indem der Tumor mit dein Finger zerstuckelt 
ward. Am Halse kam es an einer Stelle zur Fluktnatton 
und durch Incision wurde hier Eiter entlecrt. Ansser den 
genannten Halsdriisen fanden sich die Inguinaldriisen, be- 
sonders links , merklich geschwollen , hart und indolent, 
in der linken Achselhohle sass ein beweglicher , schmerz- 
loser Knoten von Wallnussgrosse. Milz dentlich ver- 
grSsscrt. Im Blute fand sich cine ziemlich betrachtliche 
Zahl weisser Blntkorperchen. Am 8. Febr. wurde noch- 
mals ein ziemlichcr Theil des Pharyngealtumor mit den 
Fingern entfernt. Die Erieichterung war danacli nur eine 
knrz dauernde. Am 9. April rnachte man wegen Suffo- 
kationsbeschwerden die Tracheotomic. Nachdem noch 
Diarrhoe dazu gekommen , Decubitns eingetreten und der 
Pat. auf das Aeusserste marastisch geworden war, erfoigte 
der Tod. Die Unteranchung des Tumor ergab ein feinos 
Netzwerk , dcssen Maschen mit cmbryonalen Zellen er- * 
fkllt wareu and welclies an den Capillarwauden seinen 


Ansgang nahm. Neben kleinern, runden , einkemlgen 
Zellen kamen grdseere, etwa doppelt so grosse vor. 

Dieser Fall scheint auf der Grenze zwischen 
Leukamie und Ailenie zu stehen oder vielmehr eine 
Combination beider Zust&nde zu sein. Solche Falle 
stehen ilbrigens nicht so ganz vereinzelt da, unter 
andern kam nach P a n a s folgender im Hopital St. 
Louis bei einem 45 J. alten Manne zur Beobachtung, 
bei dem eine Dyskrasie als Ursache nicht anfznfinden 
war. 

Im Mara 1871 liattc sich an der rechten vordeni 
Sttbmaxillargegend ein Tumor entwickelt, welchcr durcli 
Jod beliandelt wurde. Nichtsdestoweniger kam es l»ia 
zura Juni zu einer betrachtlichen Anschweliung der Sub- 
maxillar- mid Cervikaldrusen und die Krafte des Pat. 
nahmen zusehends ab , obwolil der Appetit gut und die 
Verdanung regelmassig war. Bei der Aufnahme dea Kr. 
in das Hospital fand man einen Tumor , welcher rechts 
vom Kinn zum Nacken, vomOhr bis zur Basis des Halses 
reichte , von leicht gerotheter Haut bedeckt und hart und 
indolent war. Die Respiration war zeitweise , besonders 
des Nachts , beeintrachtigt ; das Gehor war ebenfalls ge- 
stort. Die rechte Mandel war enonn vergrossert, hockerig, 
hart. Ansscrdera waren noch die Inguinaldriisen liyper- 
trophisch. An Lippc und Nase befand sich eine impetigi- 
nose Hautaffektion. Im Blute wurden relativ viel weisse 
Blntkorperchen entdeckt. 

Pan as stellt hierbei die Frage auf, ob wohl 
die Hypertropie der Mandel oder die Impetigo den 
Ausgangspunkt fllr die DrUsengeschwulst abgegeben 
habe. 

Einen weitern Fall von Adenie, obne Leukamie, 
beobachtete Pan as (l.c. 118) bei einem 65 J. alten 
Manne. 

Es hatten sich seit 6 J. zablroiche , mater der Hant 
verschiebbare insensible Drusen in der linken Inguinal- 
gegend entwickelt, ohne dass eine Verletziung oder eine 
syphilitische Affektion vorhergegangen war. In den letzten 
8 Mon. nahmen die Drusen sehr rasch an Volumen zu. 
In der Inguinal- und Cervikalgegend entwickelten sich 
ahnliche Drusentumoren und die Submaxillar- und Cer- 
vikaldrusen vergrosserten sich ebenfalls bedeutend , ohno 
dass jedoch der Allgemcinzustand die mindeste Stdrnng 
zeigte. Auch hier war eine bedeutende Voiumszunahme 
der Mandeln, und zwar beiderseits, vorhanden. Vor 26 J. 
hatte sich Pat. dieselben bereits wegen ihrer enormen 
Entwicklung exstirpiren lassen. An Milz und Leber, 
sowie am Blute war nichts Abnormes zn flnden. Wahrend 
eines 2 Mon. langen liospitalaufenthaltes war keine be- 
sondere Veranderung eingetreten. 

In seinem weiteru Vortrage besprach Pan as 
die Differentialdiagnose des Lymphotarkom und des 
Encephaloidkrebses oder des prim&ren Scirrhus der 
Drtiseu, welche nur mit Hillfe des Mikroskops zu 
ateilen sei. Die Bdsartigkeit komme unter Umatin- 
den beiden Affektionen zu. Ein malignes, also nicht 
mehr operirbares Lymphadenom soli sich erkennen 
lassen : an der Schnelligkeit des Verlaufs , an dem 
Fortwuchem auf andersartige Gewebe , an dem Er- 
griffensein innerer Organe, an der Blutalteration und 
an der aus dem Allen resultireuden Abmagernng. 
Die scrofuldsen Drilsentumoren lassen sich schon 
durch das Vorhandensein andersartiger scroful&ser 
Affektionen vom Lymphadenom oder Lymphoaarkom 
unterscheiden. 

Einen Fall von Lymphadenom, Welches an den 
Halsdrdsen ohne nachweisbare Ursache anfgetreten 


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Riemer, Leukimie a. PseudoleukAmie. 


289 


war nnd nrit ungflnstigem Ausgange exstirpirt wurde, 
bcrichtet Castiaux (Gaz. des Hop. 41. 1872). 

Eine 58jahr. Frau, Kochin, tTat am 14. Nov. 1871 
in das Hopital de la Charite ein. Pat. hatte in ihrer 
Kindheit nicht an Ilalsdrusen gelitten. Seit 4 Mon. wurde 
eine Halsschwellung bemerkt , welche sich vom linken 
Ohre bis iiber die Clavicula binaus erstreckte. Die auf 
einander gehaufteu Drusen waren der Haut nicht adbarent, 
sChmcrzloR und ohnc Fluktuation ; sie waren haselnuss- 
bis huhnereigross, hatten den Larynx verdrangt, die Hals- 
gefasse iimachnfirt und waren unter der Clavicula bis in 
die Achseihohle vorgedrungen. Die weisseu Blutkorper- 
chen erschienen nicht vermchrt. Die sehr fettreiche Kr. 
maehte von Zeit zu Zeit haufigere und tiefe Inspirationen. 
Die Dyspnoe wuchs wahrend derNacht. Die Stimme war 
merklich heiser und im linken Arm trat zuwcilen ctwas 
Zncken auf. Pat. nahm Jodkalium ohne Erfolg , cben so 
wenig waren Jodinjektionen in die Drusenhaufen von 
einem Resultate begleitet. Da mit dem raschen Wacha- 
thum der Drusen die Dyspnoe einen bedrohliehen Grad 
erreiehte, so entschloss sich Lannelongue, da die ciu- 
fache Tracheotomie ungenugend crschien , die Drusen um 
den Kelilkopf so weit als moglich zu enucleiren. Die 
Operation wurde am 26. Nov. vorgenommen. Die Jugu- 
laris interna lag frei in der Wttnde und die Carotis aah 
man deutlich pulsiren. Es wurdcu 12 bis huhnereigrosse 
Knoten enucleirt. Nach der Operation schicn Pat. leichtcr 
zu athmen nud war weniger eyanotiseh. Nach 9 T. trat 
eine erhebiiche Hlutung aus der Wunde ein, welcher trotz 
methodischen Druekverbandcs bald mehrcrc folgteu. Bei 
dem Versncbe, eine scitliclic Ligatur anziilegeu , stroiute 
ana der eroflneten Vene ein tiugerdickcr Blutstrahl. Das 
obere Ende dieses Gefasses wurde sol'ort eomprimirt, das 
uutere blieb klaflfcnd uud im Momente tiefer Exspirationen 
oder Hustenbewcgungeu schoss eine Blutmasse daraus 
hervor. Ein Zischen (von Eindriugen der Luft herriih- 
rend) wurde nicht wahrgenommen. Die Kr. war er- 
scbdpft and lebte nur noch 2'/, Stunden. 

Bei der Sektion fand man die Wandung der V. jugul. 
int. sin. durcb Gescbwulstmasse verdickt und an ihr eine 
Ulceration von 2.6 ctmtr. Lange. Der N. recurrent tin. 
hatte an der UmbiegungssteUe durcb 2 Knoten eine Com- 
pression erfakren und war deutlich abgeplattet. Kechts 
waren die Gefasse und Nerven gesund. Nur an der Ein- 
trittstelle derselben in den Thorax fand sicb eine betraebt- 
licbe Draseumasse, welche den Vagus comprimirte. 
Ebenso war der Aortenstarom, die Trachea und Bronchien 
von Drusen umlagert, deren einige eine scbwarzliche 
Farbung zeigten. Am reehten Bronchus hatte eine Drfiae 
die Wand perforirt und das Lumen obstruirt. An der 
h in tern Flache des Sternum grosse, test angeheftete Kno- 
ten, kleinere in der Pleura, sich namentlich entlang den 
Intercostalraumen erstreckend. An der Obertlache beider 
Langen weisse, erhabene, der Pleura adharirende Knoten. 
Die Pravertebraldrusen des Abdomen langs der grossen 
Gefasse bis znm Annulus crnralis bin sammtlich vergros- 
sert ; die V. cava inferior bierdnreb eomprimirt. Die 
Meeenterialdrusen waren ebenfalls hypertrophisch. An 
der Leber fanden sieb graue, rundliche, mit dem ScaipeU- 
stiele einigermaaSaen enncleirbare Inselchen. Die Milz 
war um das Doppelte grosser , mit zablreichen weichen, 
grau gefarbteu , hOchstens erbsengrossen Tumoren. Ein 
Sohnitt durch die Lymphdrusen ergab ein granes , me hr 
oder weniger fibroses nnd festes Gewebe. Die Cervik&l- 
drfisen waren die hartesten , die des Abdomen dagegen 
die weichsten und offenbar spater affleirt. Dem ent- 
sprechend fand man auch bei der mikroskopischen Untcr- 
sachnngdie bindege we bigen oder zelligen Struktnrelemente 
vorherrschend. An de? Leber stellten sich die krankhaf- 
ten Veranderongen unter 2 Formen dar: 1) wohl um- 
sebriebene Tnmoren, welche nach dem Centrum hin eine 
wirklfeh retikulirtp Snbstanz, In der Peripherie mehr ver- 
fett o te Lefeersfilton entfcielten ; 9) in Streifenfbrm ange- 
Med. Jahrbb. Bd. 179. HA. 3. 


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ordnete retikulirte Snbstanz , welche den Gef&ssstSmmen 
folgte u. Gruppen verfetteter Leberzellen umschloss. Die 
Spongiosa der Wirbel war von grauen Maasen inflltrfrt. 

Ein Fall , der allerdings wenig oder gar nichts 
mit der Leukamie gemein hat uud welcher lediglich 
ala maligner Lymphdrtlsentumor aufzufassen 1st, 
wurde von T r 6 1 a t in der Soci6t£ de chir. de Paris 
berichtet (Gaz. ltebd. 2. S6r. IX. 22. 1872). Da er 
jedoch in diagnostischer Hinsiclit einiges Interesse 
bietet, moge er kurze Erwiihnung finden. 

Bei einem 37 J. alten Manne von bluhendem Anssehcn 
hatten sich seit 2 J. 2 kleine Tumoren am reehten Unter- 
kieferwinke! eutwickelt. Vom Jan. 1871 an nahmen die 
Tumoren betrachtlich zu u. zugleich wurde das Schluoken 
Bchwercr. Kurze Zeit vor der Aufnabme in das Hospital 
trat ein kleiner Tumor an der vordereu oberen Flache des 
reehten Schenkels auf. Das Ulut war nicht leuk&misch. 
Die Ualstumoren glichen wenig beweglicheu , globuldsen 
submaxillarcn Lymphdrusen. Da der Tumor bei seiner 
rapiden Entwicklung bis zur Kiudkopfgrosse ein bimartiger 
genannt werden musste , wurde am 6. Oct. die Exstirpa- 
tion ohne Schwierigkeitcn ausgefuhrt. Am 30. Oct. zeigte 
sich in der Nahe der Narbe ein kleiner, beweglicher 
Drfisentumor , welcher sich rasch vergrosserte und am 
16. Nov. exstirpirt wurde. Hierbei starbPat., ob durch die 
Einwirkung des Chloroform oder Eindriugen von Luft in 
die Venen , lasst T r. unentschieden. Bei der Autopsie 
fand man die Milz um das Doppelte grSsser und mit meh- 
reren Tnmoren, welche erweichtcn Lymphdrusen ahnllch 
waren, dnrchsetzt. Die inlkroskopische Untersnchung 
erwies den lialstumor ais Lymphosarkom , ebenso anch 
die seknnd&ren Tumoren. 

Der Kliniker liat nach Trdlat verscliiedene 
Anhaltepunkte , um bereits bei Lebzeiten des Pat. 
ohne Mikroskop dieses maligne Lymphosarkom von 
der einfachen Lymphdriiseuhyperplasie zu unter- 
scheiden. Als solche bezeichnet T r. 1) das bereits 
erwachsene Alter des Pat. ; 2) die Abwesenheit einer 
Diathese (Scrofulose, Syphilis) ; 3) die schmerzhafte 
Entwicklung der Drllsenschwellung olme sichtliche 
Ursache ; 4) das rapid fortsclireitende Wachsthum, 
welches fast an Garcinom denken lasst. 

Die Aehnlichkeit des Lymphadenom mit Krebs 
spricht sich weiterhin in folgendem von Martin 
Oxley (Brit. med. Joum. March 4. 1876. p. 284) 
veroffentlichten Falle aus. 

Ein 6 J. alter Knabe, welcher znvor ganz mnnter 
war , began u seit 1 Jahre fiber Schwiehe zn Uagen, ver- 
lor den Appetit und hatte rhenmatische Schmerzen in den 
Gliedern. Mutter und Vater waren augenscheinlich ge- 
sund, die beiden Geschwister ebenfalls. Der gauze K5r- 
per desKnaben, namentlich dasGcsicht, Bchien geechwol- 
len ; das Gehen war schmerzhaft , der Knabe flel beetin- 
dig. Derselbe wurde immer schwacber, konnte aber 
schlafen and essen. Ira Jannar 1875 bemerkte Vf. 
an ihm eine Protrusion des reehten Anges mit Erwei- 
terang der Papille : dae Seh vermogen war bald daranf 
velUtandig erloaehen. Der Tod erfolgte am 26. Febraar. 

Bei der Sektion fand sich unter der Frontalhaut fiber 
der reehten Orbita eine Ekchymoae. Der Subarachnoi- 
dealr&tun war erweitert and mit Fialdnm erffillt. Ueber 
die Birnoberflache verbreitet lagen kleine, weicbe, steok- 
nadelkopfjgrosse Knotehen , beeonders in der Sylvi'scbea 
Grabe angehauft. Die Schiidelbasis , namentlich in der 
vordern Sphenoidalgegend and hinter der reobten OrWta 
ersebien weicher , als gewobnlich , so dass sie mit dem 
Messer geschnitten werden konnte. In dem reehten Orbl- 
talraum fand sieb eine weiche, weisse Masse, diedasAnge 

37 


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290 


R i e m e r , Lenk&mie u. Psendoleuklmie. 


vorwiirts gedriingt hatte ; dnrch das Centrum derselben 
verlief der Opticus. Der Panniculus adiposus war ziemlich 
entwickelt; nirgends DrusenvergrSsserungen. In der 
linken Lunge, namentlich in den hintern Partien , lagcn 
weichc, weisse Knotchen ; rechte Lunge gesund. Leber 
8ehr gross ; in ihrer Substanz und an der Oberflache 
feinste Knotchen , denen in Lnnge und Gehirn ahnlich. 
Nieren etwa nm das Doppelte vergrossert, Behr blass ; auf 
der Schnittflache nur wenignormales Gewebe, dazwischen 
weichere Stellen. 

Ueber die Natur der vorgefuiidenen Neubildung 
lftast rich bei der unvollatandigen (von Vf. tlbrigens 
dnrch Sussere Umst&nde entschuldigten) Beschrei- 
bong des Fallen nnd den undeutliclien Zeichnnngen 
kein sicherea Urtheil Mien. Der Charakter der Neu- 
bildnng scheint ein vorwiegend zelliger gewesen zu sein. 

Noch geringeren Werth flir die Frage von der 
Psendoleuk&mie hat folgende Beobachtung des Dr. 
J a n e w a y (Philad. med. and surg. Report XXXIII. 
22 ; Nov. 1875). 

Ein 36 J. alter Mann, der fruher syphilitisch ge- 
wesen, trat am 28. Aug. 1876 in das Bellevue Hospital 
ein. Er klagte jeden Morgen fiber Frostgefuhl , worauf 
Schweiss folgte. Chinin und Eisen wurden erfolglos an- 
gewandt. Pat., durcb hauflge Anfalle von Diarrboe ganz 
anamisch geworden, klagte einige Tage vor dem Tode 
noch fiber Schmerzen im Epigastrium. Die Leber war 
mehr als die Milz vergrossert, eine Vermehrung der weis- 
sen Blutkorperchen aber nicht vorhanden. Bei der Sektion 
fand sich die Leber vergrossert und inflltrirt. Das Mi- 
kroskop zeigte kieine weisslichc Neubildungen um die 
Portalgefasse gelagert. Dieselben bestanden aus runden, 
einem Retikulum eingebetteten Lymphzellen. 

Diesen Fall als Pseudoleukftmie aufzufassen, 
scheint Ref. sehr gewagt. Sollten die Nenbildungen 
der Leber nicht anderer Natur , vielleicht ayphiliti- 
scher, gewesen sein ? 

Einen wegen der grossen Ansdehnung der Nen- 
bildung beachtenswerthen Fall von Lymphadenom 
im Mediastinum hat Maurice Clandot (Rec. de 
m&n. de mdd. etc. milit. 3. S£r. XXXII. p. 271. 
Mai — Juin 1876) ansfdhrlich beschrieben. 

Ein 48jahr. Handworker klagte seitmehrerenMonaten 
fiber Respirationsstorungen , welche durch grossere Stra- 
pazen nnd Erkaltnng veranlasst sein sollten und vorzugs- 
weise in einem trockuen Husten und Dyspnoe bestanden. 
Zngleieh magerte er ab und wurde allmaiig scliwacher. 
Die Perkusaion ergab eine Dampfnng des Hchalles in bel- 
den Clavikulargcgenden, bei der Ansknltation wurdeansser 
einer geringen Abschwachnng des Athemgeraosches an 
der linken Spitze nichts Abnorraes gefunden. Dabei war 
das Gesicht blass , leicht gednnsen , nicht cyanotisch. 
Claud ot dachte nach der ersten Untersuchnng an das 
Vorhandensein einer tnberknlosen Infiltration, welche sich 
namentlich auf die linkc Lunge erstreckte, und erklarte 
das Oedem des Gesiclits aus der Anamie. Er verordnete 
Arsenikpillen znr Bekampfung des dyskratiseben Allge- 
meinenstandes , Pillen von Opium nnd Belladonna gegen 
die beangstigende Dyspnoe und Einpinselungen von Jod- 
tiuktur gegen das Brustleiden. Zehn Tage nachher , als 
Pat. wegen augeblicher Verschlimmerung seines Znstan- 
des wiederkam , entdeckte C I. einen Tumor, welcher die 
obere links Halfte des 8ternum , die 2 Oder 3 ersten 
Rippenknorpel einnahm und nach oben die IncisuTa stern! 
uberschritt. Pat. klagte vor AUem fiber intermittirende 
Dyspnfie und zeitwelse auftretenden trockuen Hasten. 
Der Tumor hatte die Orfisse einer Handflache, erhob sich 
etwa 2 Ctmtr. fiber dieThoraxwand, war hart, niebt tiuk- 
talrend and liess dure ha us nicht an ein Anenrysma den- 
ken. Dagegen fand sicherbch ein Druck auf die Trachea 


oder den linken Bronchus, sowie anf die venfoen GefSsse, 
vielleicht auch den Vagus statt. Einige Tage nachher 
suchte Pat. das Hospital auf. Die Anschwellung der 
Lymphdrfisen in der linken Supraclaviculargrnbe nahm 
rasch an Ansdehnung undGrBsse zu, und ergriffbald auch 
die in der Axilla rgrnbe und dem supraciavicularen Drei- 
eck gelegencn Drusen. Die DyspnSc trat paroxysmon- 
weise auf nnd war von einem heftigen Gefuhl der Be- 
iingstignng begleitet. Die Oppression schwand bald auch 
in den Intervallen der Anfalle nicht ganz und schlfisslich 
wurden die RemisBionen immer unvollstlndiger u. kurzer. 
Wie die Perkussion ergab, erstreckte sich der Tumor 
nicht nach hinten in die Intorscapulargegend. Zu dem 
Oedem des Gesichts trat bald eine merkliche odematosc 
Schwellung des linken Armes. Nach lOTagen starb Pat., 
nachdem unter steter Verschlimmerung aller Symptomc 
vollstandige Entkraftung eingetreten war. 

Bei der Autopne fand man den M. pectoralis major 
durch die wncherade Neubildungsmasse theilweise zer- 
stBrt. Der vordere Theil des Tumor setzte sich in den 
linkseitigen Intercostalraumen in den Thorax hinein fort ; 
die Neubildung hing dem Knochen nnd den Knorpeln feat 
an, jedoch war das Periost nur theilweise erkrankt, der 
Knochen seibst vollkommen unversehrt. Nach Entfernnng 
des Sternum nnd der vordem Rippentheile ergab es sich, 
dass der Tumor das Perikardium bedecktc u. sich einwenig 
nach den vordern nnd untern Grenzen beider Lnngen hin. 
ohne hier fester anznhaften , verbreitete. Der Tumor 
stand in Connex , nicht aber in Continuity mit den dc- 
generirten Drfisenmassen in der Snpraclavieuiargrube. 
Nach hinten nahm der Tumor an Breite ab nnd war nnr 
noch als schmaler Kamm vor den 2 ietzten Cervikal- nnd 
4 ersten Dorealwirbeln nachzuweisen. Die Neubildnng 
nmschloss also, ansser dem Oesophagus , welcher einfach 
dadurch comprimirt ward, der Aorta descendens, sowie der 
V. cava inf., alle fibrigen Organe des Mediastinum. Anch 
die Gefasse und Nerven des Halses waren einer Compres- 
sion ansgesetzt, was namentlich aus der fast vollstandigen 
Obliteration der V. Jugularis comm. sin. hervorging. Im 
Uebrigen ergab die Sektion : Oedem der linken Lunge, 
miliare, bis erbsengrosse snbpleurale KnOtchen an der 
Spitze der rechten Lunge, leichte Hypertrophie der untern 
Mediastinaliymphdrusen ; 4 Oder 6 waiinussgrosse Drfisen 
am Hilus der Mill , inmitten der um das Doppelte ver- 
grfisserten Milz ein Tumor von der Grosse eines Eies der 
Trnthenne, vollkommen der Nenbiidnng in der Brust iden- 
tisch nnd dnrch seine weissHche Ear be vom Milzgewebe 
scharf unterschieden. 

Der Bmsttnmor seibst bestand ans einzelnen basel- 
nnas- bis eigrossen degenerirten Lymphdrfisen nnd nnr an 
der Oberflache ans einer homogenen nnd compakten 
Masse. Anf der Schnittflache erschien er einem Ence- 
phaloidkrebs ahnlich. Die zuerst befallenen centralen 
Partien waren derber, die jfingsten fast zerfliessend ; wirk- 
liche Cystenranmn oder Erweichungsstellen kamen nicht 
vor. Die mikroskopigche Betrachtnng ergab als hanpt- 
Bachlichstes Element des Tumor fein granullrte runde und 
ovale Zellen, welche vollkommen weissen Blutkorperchen 
glichen und in einem feinen , unregelmassigen Maschen- 
werke lagen. 

In den weiteren Betrachtungen , welche Vf. an 
diesen Fall anknflpft, erOrtert er vor AUem daa Ver- 
hiUtniss des Lymphadenoma, mit welcher Neubildung 
wir es hier zu tbun haben , zum Carcinom , zum 
Lymphosarkom und zur einfachen Hypertropliie der 
Lymphdrilsen, der oft mit Leukocythamie verbunde- 
nen Adeuie. Zum Schluaa aucht er die beobachtoten 
Krankheitsaymptome ana dem pathologisohen Be- 
funde zu erkliren. Ala eine nicht gerade im Wider- 
apruch znr ganzen Auffaasung atehende, aber immer- 
hin auffalleude Thataache iat far diesen Fall der so 
eminent rapide Verlanf hervorznheben. 


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Leu be, klinische Berichte. — Goldschmidt, intrauterine unblutige Behandlung. 


291 


C. Kritiken. 


78. KUnisohe Berichte von der medicinischen 
Abtheilung des Landeskrankenhansex zuJena; 
heransgegeben in Gemeinschaft rait Dr. Franz 
Penzoldt, 1. ABsistent d. med. Klinik, von 
Dr. Wilhelm Leube, Prof. u. Dir. d. med. 
Klinik in Erlangen. Erlangen 1875. Edu. 
Besold. 8. XII u. 144 S. (3 Mk.) 

Bei Abfassung dieser Berichte, welche urspiltng- 
lich als raonatliche Beilagen zu dem Correspondenz- 
Blatt des Thttringer Aerztc-Vereins erscliienen sind, 
liatte sicli Vf. laut Vorrede die Aufgabe gestellt, 
„den Thilringer Collegen eine Uebersicht Uber die 
in der Jenenser Klinik bchandelten Kraukheitsf&lle 
zu verschaffen. “ Es wilnschte auf diese Weise zu 
erreichen , dass die auswilrtigcn Aerzte die von 
ihnen in das Landeskraukenhaus gesendeten Kranken 
nicht aus ihrem Gesichtskreise verlieren, dieselben 
vielmehr in die Lage versetzt wOrden , den weitern 
Verlauf der Kranklieit ihrer frilliern Patienten zu ver- 
folgen, „an dem klin. Durchdenken der Fille, der 
Fonnulirang der Diagnose, der Aufstellung der Indi- 
kationen und den epikrit. Betrachtungen selbst Theil 
zn nehmen“. Vf. hoffte, dass so die Klinik eine 
Stfttte wisaenschaftlicher Erfrischung ftlr die prakt. 
Aerzte des Landes bleiben werde, da er glaubt, dass 
„die frisch vom Krankenbett weg erfolgende Be- 
sprechung klinisch interessanter F&Ue und Fragen 
ganz besondere geeignet ist, das Interesse an der 
Klinik und den dort getlbten Methoden bei den Aerz- 
ten wach zu erhalten. 1 * 

Ref. ist ttberzeugt, dass Vf. seinen Zweck er- 
reicht hat, und stimmt mit ihm anch indemWunsche 
ttberein, dass aus andern Kliniken fthnliche Mitthei- 
lungen erfolgen mflgen. Die vorliegenden Berichte 
Bind jedoch auch fllr weitere Kreise, als die, fllr 
welche sie ursprllnglich bestimmt waren, von Inter- 
esse, namentlich dtirch die ausfilhrlicher mitgetheilten 
Krankengeschichten. Dieselben bilden eine eben so 
vielseitige als lehrreiche Casuistik, welche den prakt. 
Aerzten zum eigenen Studium bestens empfohlen 
werden kann , ganz besonders auch wegen der ein- 
gehenden Berttcksichtigung, welche Vf. derTherapie 
gewidmet hat. Zur Begrltndung des Gesagten fUh- 
ren wir die Kranklieiten an , welche in den mitge- 
theilten Fallen zur Beobachtung kamen. 

Echinococcus hepatis, Galvanopunktur. — Pneumo- 
nic. — Albuminurie, mit Bezug auf Diagnose des zu 
Grunde liegenden Nierenleidens. — Ekzema nniversale ; 
gfinatige Wirkung des Tannin. — Plenritischer Erguss. — 
Syphilis. — Sykosis parasitica ;. Nutzen der Carbolsaure. 
— Typhus abdominalis und recurrens. — Morbus Baae- 
dowii; Galvanisation des Halssympathicus. — Psoriasis 
nniversalis simplex gyrata ; Nutzen des 01. rusci. — Car- 
cinom des Magens. — Krankheiten der Herzklappen. — 
Chron. Alkoholismus, mit croupbser Pneumonic und ex- 
cevsiv niedriger Kfrpertemperatur ; subcutane Injektlon 

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von Aether. — Tuberkulose des Perikardiura. — Epllep- 
sie ; Galvanisation. — Hydrops ohne Albuminurie. — Dys- 
enteric ; Lammhluttransfusion. — Dysphagia paralytica 
hysterica; Galvanisation. — Chorea St. Viti. — Phos- 
phorvergiftung ; Heilung. — Spondylarthrokace cervicalia ; 
Durchbruch des Eiters nach aussen , lange Eiterung, 
Amyloidentartung. — Gonorrhoe mit Polyarthritis sub- 
acuta. — Melancholia attonita ; Lammbluttransfusion. — 
Phthisischc Erkrankungen ; Nutzen des Tannin. — Pareae 
des 3. Astes des Trigeminus mit vorwiegender Atrophie. 
— Skierose des Gchirns und Kuckeninarkcs. — Stonose 
des Oesophagus wahrscheinlieh nach Diphtherie. — Viti- 
ligo, mecbanischer Druck als atiolog. Moment. — Magen- 
gesch wur ; Nutzen der Solutio carnia, Bemerkungen hber 
die Behandlung im Allgemeinen. — Neuralgic des 3. Astes 
des Trigeminus, Heilung nach vergebl. Anwendung ver- 
sebiedener Mittel nach Ausrelssung sammtlicher Zahne 
der betr. Scite. — Kheumatismus ; Nutzen des Kali nitri- 
cum. 

Die Berichte beziehen sich auf den Zeitraum vom 
1. Nov. 1873 bis zum 31. Juli 1874 und die Summe der 
wiihrend desselben hehandelten Kr. betragt 450 (249 M. p 
153 W.), 48 Kratzkranke ohne niihere Angahe des Ge- 
schlechtes. Von dcnselben wurden entlaesen : gehellt 217, 
gebessert 75, ungeheiit 41, transferirt 13; 43 starben ; 
61 blieben in Behandlung. Unter diesen 450 Fallen ka- 
men zur Beobachtung Krankheiten des Nervensystems 61, 
der Haut (einschl. Kratze) 64, der Kespirationsorgane 70, 
der Cirkulationsorgane 1 3 , des chylopootischen Systems 
(einschl. Leber- und Milzkraukhciten) 35, des Urogenital- 
systems 25, der Bewegungsorgane (Muskeln, Gelenke) 14, 
akute Infektionskrankheiten 78; chron. Infektionskrank- 
heiten 80 ; allgem. Ernahrungsstdrungen 6 ; Intoxikatlo- 
nen 4. Winter. 

79. Ueber intrauterine unblutige Behand- 
lung ; von Dr. Sigismund Goldschmidt. 
Berlin 1876. G. Reimer. 8. 115 S. (2 Mk.) 

Mit einer den jungen Schriftsteller zierenden Be- 
scheidenheit trftgt das knrze Werk dem praktisohen 
Arzte den jetzigen Stand der intrauterinen Methoden 
vor und (lbt Vf. eine seinen bisherigen in der BevOl- 
kerung Berlins gesammelten Erfahrungen entspre- 
chende gesunde Kritik. 

Diesem Abrisse der Behandlung der nichtachwan- 
geren und eben entbundenen Gebkrmutter gebt eine 
geschichtliche, auf das Thema beztigliche Einleitung 
vor&n. Es fehlt darin der Vorachlag At thill ’a 
(Dublin Jouru. of med. Science 3. Ser. Aug. 20. 
1873), mittels eines geschlltzten sondenartigen Aetz- 
mitteltrhgers Saipeters&ure auf Baumwolle in die 
UterushChle zu bringen. Die eigentliche Unterwei- 
snng setzt den Schwerpunkt in die Therapie, welche 
erst hinterher durch pathologische Federzeichnungen 
erl&utert wird. Es ist diess ein praktisches , durch 
Marion S ims eingefUbi’tes Ver&hren. 

1) Vf. entscheidet sich ftlr die weiche, aus Zink 
und Kupfer legirte Gebftrmutter- Sonde. Wenn er 
auch mit soldier noch den puerperalen oder einen 
tlberhanpt abnorm weichen Uterus zu verletzen ftirch- 
tet, so dttrfte er nur auf Kiwisch’s Rath die dickere, 

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292 


Winckel, Berichte n. Btudien. 


breitknopfige Sonde ana Feinsilber fertigen Iassen. 
Dem Ref. wenigstens ist es noch nie zugestossen, 
dass er den Uterus sondirend durchbohrt hfttte ; van 
muss aber auch nicht in alien Fallen darauf be- 
stehen, dass man den Knopf der in die GebArmutter- 
hOhle eingefilhrten Metallsonde von den Baucbdecken 
aus hindurcbfUhle. Wichtig ist, wie mancbe in den 
Text einverleibte Krankengeschichte, eine ErzAhlung 
von zufailigem Erdffnen eines Uterus- Abscesses dorch 
die eingebrachtc Sonde. 

2) Der PressscJiwamm erfAhrt ein freimttthiges 
Lob ; viel Sorgfalt ist anf die Belehnmg Uber An- 
fertigung n. Einfilhrnng der stumpfen Erweiterangs- 
mittel fttr den Uteruskanal verwendet worden ; ein 
Beispiel, wo 14Std. langes Liegenlassen eines Press- 
sohwammes zu Peritonitis, Hama tom und langsamer 
Gene sung ftthrte, bestatigt die bekannte Regel , dass 
man ibn hochstens 6 — 8 Std. im Uterus lasse. In 
der ganzen Schrifl vermisst man die auf langj&briger 
Erfahrang der Gynakologen gegrtlndete Warming, 
dass man den Utenis mit stumpfen Werkzeugen ver- 
schone, so lange seine Anhknge, das Parametrium 
eingerechnet, entztindet oder starker gereizt u. reiz- 
bar sind. Dagegen zeugt die Erkl&rung schwerer 
Zufdlle nach Eintegung von Pressschwamm oder 
Eintpritzung von Flumgkeit durch zuriiekgehalte- 
net oder zuriickgednmgtes und resorbirtes banket 
Sebet von Nachdenken und ist fttr viele bisher an- 
dws erklArte Fftlle gtilcklich durchgeftthrt. — Vf. 
empfiehlt den /'Viy’schen Scbeidenspiegel. 

3) Die Behandlung mit Arzneimitteln erftffhet 
eine lichtvolle Scbilderung der Vorgange bei der 
Qerinnung des Blutes in lebenden Gefkssen und bei 
der pbysiologischen Wirkung der Styptika und Ad- 
stringentia. Dem Eisenchlorid wird an'Wirksam- 
samkeit und Unschadlichkeit der erste Platz ange- 
wiesen. Nur ist der bisweilen unangcnehm werdende 
Zufall nicbt erwihnt, dass durcb Eisenchlorid be- 
wirkte Gerinnsel die GebArmutter zu schmerzhafben 
ZuBammenziehungen reizen und sich schwer heraus- 
beftrdem Iassen. Dem Hbllenstein kommt der zweite 
Platz zu ; er stillte eine gefkhrliche Blutnng , wo 
Ref. vergebens das Eisenchlorid angewandt hatte. 
DaaB Vf. dem trocknen Hbllenstein keine andern 
Folgen beimisst, als dem fltlssig in die UterushOhle 
eiagespritzten, moss W under nehmen, da die Kanten 
oder Ecken eines in den Halskanal geschobenen 
Stflckchens auch nach Erweiterung des Kanales arg 
reizen kbnnen. Vf. bestatigt die Ergebnisse der 
Versuche des Ref. mit Tannin , ohne sie zu kennen : 
er „konnte nur an strotzenden Venen , und auch da 
nicht immer, Verengnngen“ bewirken. Entgangen 
sind ihm die Versuche des Augenarztes Heymann 
(Dresden) an der Bindehaut dea lebenden Menschen. 

Die TodesfilUe nach Einspritzung von Eiaen- 
ohlorid in den Uterus kurz nach der Entbindung er- 
klirt Vf. durch AdBpiration eines Blutgerinnsels, 
welehes auch durch Diffusion entstehen kann. — 
Vom Jod als Hamostatikum sah er nie eine Wirkung; 
geradezu „nnbegTeiflich ist ihm der Ruf des Terpen- 


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tindle“ ; doch nfltzte es dem Ref. in einem verzwei- 
felten Falle von Gebarmutterblutung nach Cholera 
inneriich angewendet ganz entschieden. 

Die Versuche mit Froschmuakeln , um Adstrin- 
gentien zu pi-llfen, hatten mit Lbsungen von abge- 
stufler Starke vorgenommen werden sollen; von 
Wichtigkeit ist der Behind, dass reine Ldsung von 
Eisenchlorid nie atzend wirkt. 

Dass Vf. Tripper und syphilitische Katarrhe als 
bestimmt ansteckend von den ttbrigen als vorgeblich 
nicht ansteckenden scharf trennt, entspricht nicht 
ganz der Wirkiichkeit, da bei gegenseitig hoher Er- 
regung ein akuter GenitalkataiTh gelegentlich , viel- 
leicht aber nicht verimpfbar, tlbertragen wird. Auch 
dass dysenterische VorgAnge in verengten KanAlen 
langsamer verlaufen sollen als in weiten , ist nicht 
tiberall richtig ; man denke an die Dickdarmruhr. 

Ftlr call68e Geschwtlre wird ChromsAure ange- 
legentlich empfohlen. Die chronischen Katan-he halt 
Vf. filr einer Radikalheilung nnzugAnglich — wir 
mbchten ihn veranlassen, nach 10 Jahren seine in- 
zwischen gesammelten Erfahrungen ebenfalls zu ver- 
werthen. 

Auch gegen Ausflflsse bei Neubildungen im Ute- 
nis, z. B. den zottigen und polypbsen Endometriden, 
empfiehlt Vf. mit Recht das Eisenchlorid gegentiber 
dem viel eiugreifendem Ausschaben (Beleg : ein An- 
giom der vordern Uteruswand). Dass das Glycerin 
keine weitere Wirkung habe als die des Auswaschena, 
ist doch zu bezweifeln. 

Befremdet hat es uns, dass Vf. unterlassen hat, 
die Nothwendigkeit hervorzuheben, die Uterushbhle 
vor jeder adstringirenden Einspritzung von etwaigena 
Schleim u. s. w. zu reinigen , welche dem Ref. und 
Cohnstein auch die Idee der Saugspritze eingab. 
Dass Vf. auf viel umf&nglichere Erweiterung des 
HaUkanals vor arzneilichen Injcktionen als alle seine 
Vorg&nger dringt, ist hervorzuheben, da hieraus 
seine Zuversicht entspringt , nicht oder hochst selten 
zu schaden. Nur die Vorsicht gehbrt noch dazu, 
die erste Injektion womOglich lanwarm zu machen. 
Die elektrische Sondirung der Uterushflhle, welche 
sich bereits bei Blutungen ntltzlich erwies, sollte 
auch gegen hartnacldge, mit Beschwerden verbun- 
dene Flexionen in Anwendnng gezogen werden ; 
man kann sich davon Erhebliches versprechen. 

Das fliessend geschriebene Werkchen empfiehlt 
sich auoh durch die Aussere Ausstattung; die Inter- 
punktion ist liier und da englisch. C. Hen nig. 

80. Beriohte und Studien aw dem k. sacks. 
Entbindungs - Institute in Dresden uber die 
Jahre 1874 u. 1875; von Dr. F. Winckel. 
Zweiter Band. Leipzig 1876. 8. Hirael. gr. 8. 
XIH o. 304 8. (10 Mk.) 

Der Hersusgeber leibet die Fortsetxung seiset* 
Berichte und der in dem Doppeljahre 1874 — 75 
angestellten Studien durch die Uebersioht der Ei'- 
eignisse ein, welche in dev Entbindungs - Institute 


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293 


Winekel, Beriehte u. Stadlen. 


sdbftt vkrgekowen rind. Bo schwer diese sraeh 
nun Theti waren , so ist doch die puerperal* Mor- 
tatittt fortwfthrend ge sunken, so dass sie die fiosserSt 
nifedrige Ziffer von 1.3 — 1.2% erreichte. 

Der erste Theil (p. 11 — 72) enthalt die statisti- 
sche Ueberaicht der Erlebnisse in den Jahren 1874 
and 1875, die des erstem Jahres wurde vom Her* 
snsgeber, die des letetern von Dr. Osterloh zn- 
sammengestellt , bis anf die Wochenbettsvorginge, 
welche Dr. M e w i s , und die Beftmde bei den Neu- 
gebornen, welche Dr. med. Lehmns (Frilul.) be- 
arbeitete. Es wurden im erstem Jahre von 1019 
KreisBeaden 1029 Kinder geboren (eine Gebftrende 
starb unentbunden) ; von 1018 Wdchnerinnen star- 
ben 13, a&mmtlich am Infektionsfieber. Im J. 1875 
warden 1095 Wttchnerinnen rart 1106 Kindera ver- 
pflegt; 14 Oder 15 Wfichnennnen starben [die Zahl 
ist in dem Beriehte von Osterloh nnd dem von 
Mewis verschieden angegeben 1] , davon 11 an In- 
fektkm , in Folge weleher 93 Erkrankimgen beob- 
achtet warden. Die Anwendang der Salicylsture 
ist far die ersten Wochenbettstage nicbt anznrathen, 
weil trots des Temperaturabfalles die Pnlsfreqnenz 
hooh bteibt. Die kurze Zeit angewandten Aussptt- 
longen mit Arid, benzoic, erzielten so gut wie gar 
keiae desinfieirende Wirkung. — Bei einem todt- 
gebornen reifen Kinde fand sich eine rechtseitige 
Skolioee neben einem linsengrossen Nierensteine. 
Bei einem lebend und reif gebomen , am 2. Tage 
verstorbenen Kinde zeigten sich ausser 8oor auf 
Mnnd-, Eachen- u. Kehlkopfschleimhaiit im rechten 
nntera Lungenlappen strbplenral blasagraue, steck- 
nadelkopfgrosse Einlagerungen u. in deren Mitte ein 
kirschkemgrosser , braunrother , weicher Herd mit 
graflweissen Punkten und Streifen im Centrum (unter 
dem Mikroskop Soor) und Arteriitis umbilicalis. — 
Beide Statistiken weisen eine erfreuliche Zunahme 
an Lehrmaterial in beiden Jahren gegen 1873 nach. 

Der zvoeite Theil (p. 73 — 142) enthalt die Ca- 
suistik der beiden genannten Jahre ; es sind die Bei- 
trtge zur Pathologie der Schwangerschaft and der 
Geburt von Dr. Osterloh, die zur Pathologie des 
Wochenbetts von Dr. Mewis, die zur Pathologie 
der Nengebornen nnd der weibL Genital ien von Dr. 
Lehmus (Trial.), zum Theil anoh vom Herans- 
gebkr, bearbeitet. 

Ans Dr. Osterloh 's Arbeit erwkhnen wir fol- 
gende Beobaohtungen : Ein Fall von Retroveraio 
uteri im 4. Mon. der Schwangerschaft, der dnrch 
Ulceration des Btasengrundes tddtlich endete. Drei 
Falle vom Tod der Entbnndenen dnrch Eindringen 
von Luft in die Ventn dee Uterus und des Ubrigen 
Kftrpers ; in dem einen Falle blieb es unentachieden, 
ob Luft durth Vaginalinjektionen oder Oase, die 
durch das fauitodte Kind entetanden waren , durch 
eine mptnrrrte Stelle hindurch in die balldnartig anf* 
getriebenen Venen gelangt waren. Fflnf Falle von 
Eklampsie, 4 der Erkrknkten genasen, sie waren mit 
Chloral hy drat, 1.5 Qrmm. pro dosi per anom, behan- 
dett Worden , in 1 Falle ansserdem CUoroformnar- 

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kose. Vf. fagt noch 3 8ektioH8berichte hittza, welche 
von Fallen herstammen, in denen sterbende Kreis- 
sende mit der Diagnose Eklampsie in die Anstalt ge- 
bracht winden. Wenn Vf. hierbei der Ansicht bel- 
pflichtet, dass Hkmorrhagien in die Gehirnsubetanz 
bei Eklampsie te/tr selten seien , so wird er beim 
Stndiren der etnschlkgigen 8ektionsberichte diesen 
Ausspruch noch modificiren mtlssen. Schroeder 
sagt ebenfalls , dass auf der Hfihe des Anfalles der 
Tod eintreten kdnne , melstens dnrch Lungenddem 
oder Apoplcxie. Ref. sah in 2 — 3 Fallen bei Sek- 
tionen Eklamptischer Gehimextravasate ; auch deu- 
ten die Stdmngen der Himfunktionen, wetehe Ek- 
lamptische Afters nach der Genesung darbfeten , auf 
kleinere Blntergtlsse in die Himsnbstanz. 

Als Beitrage zur Pathologie des Wochenbettes 
linden wir erwfthnenswerth einen Fall von Veijau- 
chung eines Schenkelvenenthrombus , welche durch 
Gangrfin des rcchtcn Fusses , jauchige Pleuritis und 
Perikarditis etc. zum Tode fllhrte. Ferner sind er- 
wahnt 2 Falle von Lymphangitis puerperalis, eta 
Fall von bestimmt nachgewiesener Puerperalin/ek- 
tion , die durch Phlcbothrombose und Pykmie zum 
Tode fllhrte, wahrend derselbe in einem andern Falle 
durch Embolie der Art. pulmonalis erfolgte. Eta 
weiterer Fall von Pyfimic mit Metastasen am linken 
Oberarm nnd Handgelenk nnd wahrschetalich auch 
in der einen Lunge endete mit Genesung. Unter 
4 Fallen von Puerperalmanie (0.4% aller Wdch- 
nerinnen des betr. Jahres) betrafen 3 Erstgebarende 
und der letzte eine Zweitgebkrende ; in 3 Fallen 
konnte eine hereditare Disposition (Arndt, Stone- 
house, Holm) entschieden nicht nachgewiesen 
werden, wahrend in sammtlichen 3 Fallen Gebtfrts- 
anomalien vorgelegen hatten; Vf. neigt daher zn 
der Ansicht, dass besonders Blntarme zur Puerperal - 
manie geneigt sind. Sammtliche Falle kamen in 
der ersten Woche des Puerperium zum Ausbruche. 

Von Sduglitigslcrankheiten ist namhaft gemacht 
ein Fall von hamorrliagischer Diathese bei heredi- 
tarer Lugs, ein anderer von Hydrenccphalocele mit 
Ektopie der rechten Niere und Fehlen einer Nabel- 
arterie, ferner eine Atresia aortae mit concentr. Hy- 
pertrophie des linken Ventrikele. Lnteressant ist der 
Bericht Uber 14 Kephaldmatome , von denen eines 
median (auf der Hinterhauptsschuppe) und 2 beider- 
seitig waren. Eine Ueberaicht nach den Symptomen 
und Geburtsereignissen hatte grossern Werth als die 
nach Zeit des Vorkommens ! In 6 Fallen wurde die 
Geschwulst incidirt, wie es scheint, ohne Schaden ! 

Von KrankheiUn der weibl. Genit alien (PoB- 
klreik o. stationare Frauenklinik) sind bes. die Fille 
von Interesse, fiber die der Herausgeber selbst eta- 
gehend nnd mit gewohnter 8achkenntniss referirt. 
Der 1. Fall betriflt die Entferfltmg etaes groasen 
Papillom von der hintern Wand der weibl. Ham- 
blase , welche Winckel ein Jahr bevor Simon 
die Methoden, die weibl. Urethra zngftngUch zu tta- 
chen, verbftntiiehte, ausfahrte ; er dilatfrte erst mit 

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294 


Winckel, Berichte >i. 8tudleft. 


dem Finger, dann mit Game ’ zweiamiigem Uterus- 
dilatator and konnte die Geschwulst mit dem Finger 
nach alien Seiten zerdrtlcken; seit 2 Jahren kein 
Recidiv. Gben so inter ess&nt ist ein Fall von Milt 
(Eckinokoklen) -Cyste, welche bis in das kleine 
Becken herabr&gte. Die kolossale Beweglichkeit der 
Geechwulst , die bis in das Becken hinein und ande- 
rereeits vbllig unter den linken Rippenbogen ver- 
schiebbar war, spriclit allerdings dafllr, dass die 
Mila, deren DSmpfung nicht nachgewiesen werden 
konnte, zur Entstehnng der Geschwulst den Ausgaags- 
punkt geliefert hat, von Echinococcusgeschwulst 
kann aber wohl nicht mehr die Rede sein , nachdem 
3 Probepunktionen weder Hakenkriinze noch Bern- 
stein sfture nachweisen liessen. Merkwiirdig waren 
die Angstanfalle , von denen dieKr. befallen wnrde, 
wenn der Tumor sich in der Herzgrube befand (Uebel- 
keit, rechtseitige Trigeminusneuralgie , anhaltendes 
Zusammenschlagen der Zkhne, ThriLnen der Augen, 
Abgeschlagenheit, Appetitmangel). — Auch imJahre 
1874 konnte Wjnckel das Milzgefimgerawch 
bei einer Pat. mit sehr grosser lenkftmisclier Milz 
(zum 2. Male) constatiren. — Ueberaus lehrreich ist 
die glUcklich abgelaufene Exstirpation eines fiber 
10 Kgrmm. schweren intrapen ton&alen Fibroin mit 
centralem Sarkom, 3 Wochen nach der natflrlichen 
(5.) Entbindung von einem fast reifen und lebenden 
Kinde, sowohl in Hinaicht auf Diagnose als in Bezng 
auf Prognose und Therapie. W. sagt ganz richtig, 
dass, wenn die Diagnose nicht von Anfang an auf 
ein Ovarialcystom gestellt worden ware, sondern 
wenn er die Geschwulst nochmals punktirt und har- 
punirt h&tte, er beim Anblick der Sarkomzellen (die 
von dem centralen, (tber kindskopfgrossen, leicht zu 
isolirenden und ganz ausschalbaren , mfissig derben, 
gemischten Sarkom hktten herrdhren kdnnen) wohl 
nicht operirt haben wttrde. Hier kam also der dia- 
gnostische Irrthum der trotz der ftusserst schwierigen 
Ausschklung vollstkndig geheilten Pat., die nach 
5 Mon. noch keine Spur eines Recidivs zeigte, sehr 
zu Gate. 

Der dritte und natllrlich das grdsste Interesse 
beanspruchende Theil des vorliegenden Werkes 
(p. 143 — 298) umfasst die Originalarbeiten, welche 
ein Bericht ilber 150 Geburten in Beckenendlagen 
von Dr. Osterloh erbffnet. Er theilt sftmmtliche 
Fklle in 6 Klassen, indem er die macerirten Frttchte 
(29) von den unreifen (15), ferner die Steissgebnr- 
ten bei Zwillingen (16) von den Geburten trennt, in 
denen die Beckenendlage kflnstlich hergestellt wurde 
(17). Ferner scheidet er die frflhreifen (24) von den 
reifen (54) Frttchten, die in Steisslage geboren war- 
den. Bei diesen Zusammenstellungen erhalten wir 
eine hdhere Zahl von Fallen , als Vf. in der Ueber- 
schrift vorausgesagt hat ; dagegen erhalten wir kanm 
eine Auskunft darflber, wie z. B. der nachfolgende 
Kopf bei den Steissgeburten behandelt wurde , Vf. 
sagt nur, dass man mit den Erfolgen, die bei der 
rein exspektativen Methode (Dresden) erzielt war- 
den, zufriedener sein kfiane, als mit der aktivern 


Methode, welcber H ec k e r das Wort redet Ueber- i 
zeugt wird man hiervon nicht vollstfindig, da Oater- i 
loh eine Mortalitftt von 19°/ 0 ftir die in Beckenend- i 
lage gebomen Kinder berechnet , wfthrend Ref. bei i 
aktiverem Vorgehen ziemlich dieselbe Ziffer (fast i 
19.4°/o) erhielt (vgl. Kormann, Arch. f. Gynlkol. i 
•VII. p. 1. 1875). Die Mortalit&t der Matter lftaat i 
sich ebenfalls nicht nachrechnen, da nicht alle Ziffer- i 
angaben stimmen [Druckfehler?]. i 

Eine sehr verdienstliche Arbeit ist die von Dr. ! 
R. Klemmer: Untersuchungen Uber den Staff- j 
wechsel der Wdchnerinnen und die zweckmdatige i 
Dial derselben. Vf. vergleicht seine Resultate, so- i 
weit diess mftglich, mit den von Kleinwilchter i 
erhaltenen, welch letzterer die Dikten nicht so strong' i 
von einander schied, wie Vf. es thut. Er findet, | 
dass bei Fleisehdidi die Gewichtsverluste der Woch- i 
nerinnen geringer sind , die Verluste sohneller ge- | 
deckt werden (sogar Zunahme), dass Harn- u. Ham- | 
stoffmenge wesentlich vermehrt ist, das spec. Gewieht i 
hinter dem Mittel zurilckbleibt ; ferner sind die Darnt- i 
ausleerungen ohne Klysmen hftufiger, das Lochial- i 
sekret ist massenhafter, die Schweisssekretion gering, i 
die Michabsonderung reichlicher u. tritt zeitiger ein. i 
Die Kinder nehmen spfttestens vom 3. Tage an and i 
sodann schneller zu. Befinden der Wbchnerinnen i 
(ausser vorttbergehender Diarrhde) und der Kinder i 
vortrefflich. Bei Eiardidt blieb ebenfalls ein Ge- 1 
wichtsverlust der Wbchnerinnen nicht aus (im Mittel , 
1026.26 Grmm.) ; dabei waren die Darmentleemn- i 
gen normal , die Lochien etwas geringer, die Rttok- 
bildung des Uterus normal, die Schweisssekretion 
sehr gering. Die Milchsekretion sehr reichlich, trat 
etwas spkter als bei Fleischdi&t ein. Die Kinder 
nahmen bereits vom 2.Tage ab wieder zu, erreichten 
das Geburtsgewicht binnen 2 Tagen und bef&nden 
sich stets vortrefflich. Bei gemUchter Didt trat ein 
Ge wichtsverlust der Wbchnerinnen ebenfalls ein ; 
die Harnmenge war normal, die Harnstoffmenge ver- 
ringert, das spec. Gewieht wenig erhbht. Die Darm« 
entlerungen begannen etwas zeitiger, blieben nor- 
mal , das Lochialsekret war wenig vermindert , die 
Rttckbildung des Uterus mangelhaft, die Schweisa- 
sekretion reichlicher; Milchabsonderung und Auf- 
LOren des GewichtBverlustes beim Kinde traten spft- 
ter ein, sonst bef&nden sich Wbchnerinnen und Kin- 
der wohl. — Nach alle dem empfiehlt sich die Eier- 
didt (in den ersten 3 Tagen je 4, vom 4. Tage ab 
je 7 Eier) als diejenige, welche die gttnstigsten Ver- 
h&ltnisse der Wbchnerinnen und Kinder giebt. 

Die Aetxologie und Bedeutung der Lungen- 
atelektaee Neugebomer bespricht Dr. E m i I i e 
Lehmus (Frkul.). Nachdem die Statistik nach 
alien Seiten hin erschbpfend mitgetheilt ist, maoht 
Vf. besonders darauf aufmerks&m , dass die die Ate- 
lektase nach der Geburt unterhaltenden Verhaltniaae 
ziemlich oft (44%) innerlialb der Bauchhdhle zu fin- 
den seien, und zwar alB Peritonkalergttsse, Vergrtte- 
serung der vermhiedenen Unterleibsorgane, Auftrei- 
bung des Darns und Magens. Von alien zur Unter - 


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295 


Winekel, Berichte n. Staiien. 

snehnng bemtnten atahfc t aihd ie n Kindeni (50 Ftlle) schlingnngen (24%) war kleiaer ah kn J. 1873 
warden nor 5 (12 V»%) fiber den 8. Tag hiaana (27%). Von alien mit Nabelsehnnrnmachlingnng 
erhalten ; das grdsste Hinderniss der Erhaltung dea gebornen Kindeni gingen 7% an Grande. Interes- 
Lebens lag im achlechten Sangen eineraeits nnd in sant ist, dass sich nnter 33% aller todtgebornen, 
den am Herzen (42°/ 0 ) and am Hirn , sowie an dee- nieht ausgetragenen Kinder Nabelschnoranomalien 
sen H&nten (9O°/ 0 ) vorkommenden sekundilren Vor- Linden. Unter ibnen war verh&ltnissmissig h&nfig 
gingen, in welchen Vf. eine geordnete Reihe ans ein- (8%) Stenose der Nabelvene ohne das Vorhanden- 
einander hervorgehender nnd sich bedingender pa- sein von Torsionen , welche den intrauterinen Tod 
thologischer Processe erkennen zu kOnnen glanbt. dee Kindee herbeiftthren, bei welcher aber derNach- 
Hierher gehOren die Ekchymoeen an der Atrioven- weis der Lues nur ausnabmsweise bestimmt gefohrt 
triknlargrenze (da, wo die die Herztlikbgkeit beherr- werden konnte. 

scbenden Ganglien ihren hanptsichlichen Sitz haben) Eine statistische Uebersicht geburtthiilfi. Opera- 
tad die Hyperftmie and das Oedem des Hirns mid tionen in den betr. 2 Jahren hat Dr. Daniel 
seiner Haute (mit Extravasaten) n. 8. w. Vf. nimmt Dfcdreux aus Elberfeld gegeben. Unter 2096 Ge- 
an, dass dnrch die erschwerte Blntcirkalation dorch bnrten befanden sich 201 operative (9.5%) ; wenn 
das atelektathcbe Lungengewebe eine Verlangsa- Vf. die Eingriffe in mannelle u. instrumentelle theilt, 
mnng der StrOmung und Anhinfang des Blates in dabei aber die Procents&tze ftlr die Fftlle, wo sowohl 
der rechten Herzhilfte stattfindet. Erleiden dadnrch mannelle als instrumentelle Hulfe nOthig wurde, bei- 
die Muskelfasem des rechten V entrikels eine Deh- derseits anrechnet, so erh&lt er zn hohe Zahlen ; er 
nnng, die die Contraktionskraft noch mehr herab- hat 120 (5.7%) manuelle gegen 98 (4.69%) inBtru- 
setzen mass, so verbreitet sich die Ueberladung des mentelle Eingriffe, also in Snmma operative 10.39%. 
vendsen Theiles des Kreislanfes vom Ventrikel dnrch Dadnrch widerspricht er sich ; denn er dtufte nor 
den Vorhof nach der Peripherie fort and erreicht in 103 (4.9%) mannelle, 81 (3.8%) instrnmentelle 
dem centralen Nervensystem und dessen H&uten mit and 17 (0.8%) gemischte, in Summa 9.5%, wie 
ihren grossen a. zahlreichen Blutbahnen ihren IlOhe- oben, in Anrechnnng bringen, wenn die sptttere Be- 
pankt. Dieser Conner kann sich so weit entwickeln, nutzimg seiner Statistik mdglich sein sollte. Eis- 
dass Thrombose in der rechten Herzkammer and zelne wichtigere Fttlle sind als Auszttge aus den Ge- 
Thromboee der Getihazerreissung innerhalb des Sehfi- burtsprotokollen mitgetheilt. Es erhellt hierans, 
deh oder ein Aostritt von 8erum dnrch die nnver- dass in dem Dresdner Entbindongsinstitote die Ope- 
letzte Gefksswand mit Durchfenchtong des Hirns and rationsfrequenz der Neuzeit gegen die der jdngflten 
Ansammlong in den Ventrikeln oder zwischen den Verg&ngenheit erheblich abgenommen hat. Winekel 
venflsen I Liu ten eintreten kann. macht in einem Znsatze be senders noch mats hieraaf 

Ueber die Verhdltnuee der Nabelechnur bei aofmerksam und ftthrt die Belege daffir an, sowie 
den in den Jahren 1874 u. 1875 beobachteten Ge- die viel geringern Mortalitfttsproeente. Er findet 
bnrten berichtet Dr. Th. Jaffe aus Posen. Er ver- den Grand ftlr diese gttnstigen Verh&ltnisse darin, 
gleicht seine bei 2057 Fallen gemachten Zosammen- dass jetzt mehr approbirte Aerzte in dem Institute 
stellungen mit den Resultaten KohlschUtter ’g beschkftigt sind als frtther und dass jetzt nur nach 
(Quaedam de funicnlo umbilicali etc. Lipsiae 1833. Btrengen Indikationeu kttnstlich eingeschritten wird. 
Uebersetzt in W ittl inger ’s Analekten p. 142 — Wir bringen die angefUhrten , hOchst interessanten 
269). Die vielen Zahlenreihen eignen sich weniger Zahlenwerthe in vertLnderter Form in fdgender Ta- 
zum Ausznge, wir mflssen daher auf das Original belle: 
verwehen. Die H&ufigkeit der Nabelschnurum- 



1 

Ue- 

burta- 

sahl 

Zange 

VVendung 

Extrak- 
ttlon am 
Fnase 

knnstl. 

Fruh- 

geburt 

Perfora- 

tion 

kunstl. 

Entbin- 

dnng 

Mortal! tat : 
Mutter | Kinder 

Caru* 

1814—1827 

2666 

7.2% 

14 % 

1.06% 

1:1277 

1 : 272 

1 : 10.2 

2. 19% 

1 U,3% 

Haase 

1827—1846 

4446 

8.7 

0.7 

1.17 

1: 494 

1 : 163 

1: 8.6 

3.69 

12.1 

Grenier 

1846-1864 

8366 

6.3 

1.14 

0.9 

1 : 398 

1 : 309 

1 : 12.3 

1.72 

9.1 

Winekel 

1872—1876 

inch 

3363 

• 2.9 

I 

0.44 

0.63 

1:3363 

1 : 419 

1 : 13.6 

1.70 

9.9 


Zu den MortalitiUsproceBten ist in erwfthuen, gestorbenen ab, so erhftlt man statt obiger 9.9 °/ 0 
Hmh von Grenaer die transferirten Kranken nebst non 11.6%. Hoffen wir, dass nach einem lttngern 
deren Kindeni nicht weiter verfolgt warden, von Zeitraum noch dieselben gttnstigen MortaliULtspro- 
Winckel aber deren Endschicksal eingerechnet cente, vielleicht noch bessere aufgezAhlt werden 
worden ist. Das Mortalitttsprocent der Kinder ist kOnnen 1 

bis zumEnde des 8.Tages berechnet; Otters warden Unter sxichvmgen betreffend die Niederkunft 

jedoch kranke Kinder (sammt ihren Mttttern) Linger alter Erstgebarender. Vom H erauageber. 
in der Aastalt zurttckgehalten , zuweilen bis mm Cohnstein (393 iFlUe) , Ahlfekd (102), 

16. Tags. Becfauet man von diesen anch noch die Hecker (422) nnd Krttger (Winekel, 1. Be- 


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296 


Winckel, Berichte u. StudieH. 


richt 1873, p. 154: 26 FttUe) aind zu sehr verschie- 
denen Resullaten gekommen; dean sie berechnen 
derReihe nach die MortalitOt zu reap. 27, 9, 5.4 and 
fast 8 °/ 0 . Vf. stimmt nur dem Satze bei , dass in 
Entbindungsinstituten mit zeitweiligen Puerperal- 
iieberepidemien alte Eratgebiirende in httherem Grade 
gefilhrdet sind, als jtingere (Hecker, Hugen- 
berger). In den vergangenen 2 Jahren beobaeh- 
tete Winckel 64 EratgebOrende, die liber 30 Jahre 
alt waren, und kounte an ihnen von Neuem den Satz 
erhttrten , dass bei ihnen eine besondere Prttdisposi- 
tion zu Gesichtslagen (2 Fftlle) besteht. Ferner 
aber kann er (gegen Hecker) aus seinen Zahlen- 
angaben nachweisen , dass ein wesentlicher Unter- 
achied in Betreff der Dauer der 2. Periode zwischen 
jungen and alten Erstgebilrenden nicbt rorhanden 
ist, wtthrend die 1. Periode eine etwaa lingere Dauer 
hat. Das m&nnliche Geschlecht Uberwog das weib- 
liche bei den Kindern alter EretgebOrender in tthn- 
licher Weise (136.8:100), als es Ahlfeld (137: 
100), Hecker (133 : 100) u. Schramm (132.8 : 
100) angegeben haben. — Die Dammrisse sind bei 
alten Erstgebarenden 2 — 3mal hftufiger als bei 
jungen , und scheinen die der ersteren schwerer zu 
heilen, als die der letzteren. GeburtshUlfliche Ope- 
rationen sind bei alten Erstgeb. h&ufiger , und daher 
auch die Mortality der Kinder urn etwa 1 %mal 
bdher, als gewohnlich. — Nimmt Vf. biensu noch 
288 Ffllle aus gut geftlhrten Hebammentabellen , so 
kommt er zu fast denselben Schllissen , abgesehen 
von der Mortality der Wdchnerinnen , die natllrlich 
in der Privatpraxis eine geringere ist , als in Insti- 
tuten, aber doch doppelt so hoch ist , als die align- 
meine Mortality der Wdchnerinnen des ganzen Lan- 
des. So bedenklich als Hecker und Ahlfeld 
aageben, erscheint jedoch die Prognose fill* die alten 
Erstgebkrenden nicht. Unter den Todesursachen der 
letztern scheinen die Nierenerkrankungen eine gr os- 
sere Rolle zu spielen, als sonst. 

Eine sehr interessante and eingehende Arbeit 
des Eerausgebers bildet den Beschluss des hdchst 
beachtenswerthen Werkes: Beitrage zur geburts- 
hulfkchen Statistik und zur Kenntniss des Heb- 
ammenwesens im Kdnigreich Sachsen. Ver- 
glzich der Geburtsh&lfe in Privathausem und in 
Gebarhdusem. 

In Paris kamen bekanntlich durch die Le fort ’- 
schem Untersuclmngen die grossen Gebttrhttuser in 
Misskredit, da er 1875 dem Brttsseler internationalen 
Congresse folgende Mortalitfttszahlen vorlegte. Es 
sollten nftmlich sterben 

▼on den bei den Hebammen Entbnndenen 0.3% 

„ „ in „ allgem. GebSrhfinsern 4.1% 

« . . * kWnerem • „ 2.4% 

n n > » Clin. d'Acconchemeata $.6% 

Darauf hin warden die grossen Geb&rh&user fttr 
vollstkndig unbrauchbar erklOrt , anstatt dass man 
daran gegangen wise , jene Zahlen kritisch zu be- 
lenehten mud die Pneeperalfieberepidemieo in den 
b«4r. Inutitutea wirksam zu bek&mpfen. Um nun 


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die puerperale Mortality anderer Lander and ande- 
rer Hebammen mit der Pariser vergleichen zu kOn- 
nea , revidirte Winckel s&mmtliche Hebammen- 
tabellen des Kdnigreichs Sachsen vom Jahre 1874, 
und zwar von I486 Hebammen mit tlber 97000 
Gebnrten. Aus diesen wiililte er dann fttr seinen 
Zweck nur die gut geftthrten Tabellen ans und kam 
bei dieser mtthevollen Arbeit schlttsslich zu wichtigen 
Reaultaten , von denen wir hier nur die wichtigsten 
kurz erwtthnen konnen. Er fand, dass fast >/ 4 aller 
Hebammen Saclisens unter 40 Entbindnngen jfthr- 
lich haben, eine Zahl, bei welcher von der Regie- 
rung das Untersttltzungsbedttrfniss anerkannt ist. 
Es kamen auf 1 Eratgebiirende 3.5 Mehrgebfirende 
(in den GebUrhttusem <= 1:0.9), ferner waren 
durchschnittlich 8.3 % junge, 8.6% alte Eretge- 
bttrende nachzuweisen. 95.2% aller Lagen waren 
Kopflagen. Von den kunstlich Entbundenen star- 
ben im Mittel 5.4°/ 0 , von den Kindern im Mittel 
27.4%. Bei den Erstgebarenden wurde mehr als 
doppelt so oft wie bei Mehrgebarenden arztliche HQlfe 
ntithig. 32% aller Hebammen hatten eine pner- 
perale Mortalitatsziffer von 1.5% aafzuweisen. Wie 
schwer die Verwerthung von Hebammentabellen ist, 
zeigt das Faktum , dass in denselben 46 Puerperal - 
fiebertodesfalle (fast 7%) mehr angegeben sind, als 
in den Todtenscheinen. Winckel berttcksichtigt 
deahalb nur die Hebammenziffern, ohne die Trennnng 
in Puerperalfieberf&lle und accidentelle Krankheiten 
dnrcliftthren zu kdnnen. Ref. kann nicht nmhin, die 
Benutzung der Hebammentabellen als vollgflltiges 
Material fttr statistiscbe Erhebungen fast ganz ver- 
werfen zu mttssen. Man erhillt stets nur ein an- 
nftherndes Verhttltniss. Diess wird sich seit Einftth- 
rnng der StandesOmter und der von diesen geftthrten 
Staats register gekndert haben, noch mehr, wenn der 
Vorachlag des Vf. , die betreffenden Fragcolonnen 
beatimmter zu fassen und zn vermehren , beherzigt 
wird ; er macht ihn besonders fttr die Hebammen- 
tabellen, die vom Bezirkzarzte zn controliren sind. 
[Das ist aber auch nur eine allgemeine Controle, die 
sich nie bis in die Einzelheiten erstreeken kann, wie 
Vf. selbst von den Gesichtslagen bemerkt hat. Hier 
ist der Feliler haarstriiubend, andere, weniger durch- 
sichtige , laufen in Masse nnter.] Dagegen ist Vfs. 
Vorachlag wohl zu beherzigen, dass bei jeder ktinst- 
lichen Entbindung der Arzt eine Rubrik der Heb- 
ammentabelle ausfttllen soil ; dabei wird er [hoffent- 
lich 1] anch das, was die Hebamme schrieb, contro- 
liren. Letztere aber durch eine Gratifikation ver- 
leiten zu wollen , die Wahrheit zu melden , ist wohl 
nicht ganz glttcklich erdaoht ; denn diese wird dann 
die gnten Hebammen , die mehr zu thun haben nnd 
ihre B Ocher besser ftthren, eher treffen, als die weni- 
ger gnten, welche meist weniger zu than haben and 
ihre Btteher mangel haft ftthren. — Ans den Tabellen, 
in denen Vf. den Namen der Hebammen aufftthrt, 
die im Jahre 1874 mehr als 2 Todes&lle hatten, er- 
fiafcren wir leider nicht, wie viele Gebartea w&hrcnd 
dee betv. Jahres statthatten; dew die Hebammen, 


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Rocha rd, Hiatoire de la Chirurgie franchise etc. 


die keine Todeaftile batten , Bind nicht namhaft ge- 
macht. Hierin erblickt Ref. einen Fehler fttr die 
Statiatik ; denn das schlttssliche Mortality tsprocent 
bezieht sich danu nur auf eine Somme der betr. Heb- 
ammen, nicht etwa auf den ganzen Ort, wo letztere 
ihre Praxis betrieben haben. Ref. liittte (lberhaupt 
die Nameu nicht genannt, sondern Buchstaben ange- 
fhhrt und nur den betr. Bezirks&rzten die Nameu an- 
gefUhrt, damit diene die betr. Ilebauunen zu grtisse- 
rer Reinlichkeit anlialteu. Das hilft ja aber Alien 
Nichts ! Ehe nicht die Hebammen , wie auch 
Fritsch (Klinik der geb. Op. 2. Aufl. 1876. Vor- 
rede) betont, verpflichtet sind , sich und ihre Instru- 
mente stets durch Carbols&ure zu desinficiren, indem 
aie sich und jene vor und nach jeder Untersuchung, 
resp. nach jedem Gebrauche der Iustrumente in einer 
mehrprocentigen Carbols&ureloaung waschen mtlasen, 
eher wird auch die bei einzelnen Hebammen kolos- 
sale Mortalitat (bei einer Epidemie bis 35%) nicht 
geringer! MOgen die Untersuchungen Vfs. auch 
Diesen, der die Gewalt dazu in Hiinden hat, zu einer 
derartigen segensreichen Neuerung anregen; diess 
w&re dann der pi'aktische Nutzen von W i n c k e 1 ’ s 
iusserst fleissiger und. mtthevoller Arbeit. Ehe wir 
uns von derselben trennen , mllssen wir noch kurz 
auf den Vergleicheingehen, den Winckel zwischen 
der GeburUhulfe in Kliniken und in Privathauiern 
zieht. Es kommen in der Klinik fast viermal so 
viel Erstgebfirende vor, als in den Privathausern. 
Da nun Morbilitat und Mortalitat Erstgebiirender 
wegen deren grosserer Infektionsdisposition (weil 
grdsserer Operationsfrequenz) grosser ist als die von 
MehrgebSrenden , so ist daraus erklart, dass die 
Mortalitat in Kliniken grosser ist , als in Privathilu- 
sern. Ferner ist das ZahlenverhAltniss der ehelichen 
Geburten zu den unehelichen in Klinik und Privat- 
praxis gerade umgekehrt, auch daher die grdssere 
Zahl von Syphilitischen in der Klinik ; letztere aber 
disponiren ganz be Bonders zu par&metritischen Af- 
fektionen. Daher kommt es, dass in der Klinik die 
Zahl der Matter , die ihre Kinder nicht stillen k5n- 
nen, grosser ist, daher die groasere Kinderstcrblich- 
keit in der Klinik gegen die Privatpraxis. Da dem 
Yf. seine eigenen Zahlen nicht allein genflgten, 
dehnte er die Beobachtungen aber 15 Geburtshauser 
Deutschlands a lls und fand seine (DreBdner Entbin- 
dungsanstalts-) Zahlenwerthe bestatigt ; er kommt da- 
her zu dem Satze , dass das Verhaltniss der puerpe- 
ralen Sterblichkeit in Privathausern sich zu demjeni- 
gen in grbsseren Gebarhausern verlialte wie 10: 17. 
Es konnen daher die von Lefort beigebrachten 
Zahlen (lber Pariser Verbal tnisse nicht oline Weite- 
res mit denjenigen der Gebarhauser verglichen wer- 
den. Schlflsslich aber ist die Zahl deijenigen Heb- 
ammen, deren puerperale Mortalitat dem Durch- 
schnitte der Gebarhauser Uberhaupt sehr nahe kommt 
(3.4 : 3.0%), eine bei weitem grftasere als man diess 
bisber gewusst hat (7.2 %). Man muss also die Ur- 
sache der Pnerperalinfektionsfklle nicht allein in den 
Mod. Jahrbb. Bd. 172. Hit. 3. 

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erkrankten Individuen , nicht allein in ihren Woh- 
nungen und materiellen Verbal tnissen suchen , son- 
dern hauptsachlich in der Hebamme und den von ihr 
benntzten Instrumenten. Ref. kann nicht umhin, zu 
betonen , dass eine gleiche Feststellung auch in Be- 
zug auf die Hebearzte nothig ist ; denn wenn auch 
hier eine grdssere Sorgfalt, eine grossere Beachtung 
der Selbstdesinfektion vorauszusetzen ist, so ist doch 
nicht zu leugnen , dass nach dieser Seite noch lange 
nicht geuug geschieht, und dass daher auch durch 
die Hebearzte (zu denen sich Ref. selbst zahlt) eine 
Verbreitimg von Puerperalinfektionskrankheiten hat 
stattgefunden ltaben konnen. 

Wir haben den reichen Inhalt des vorliegenden 
Werkes nur andeuten kdnuen, brauchen es kaum den 
Fachgenossen zu empfehlen ; denn wenn nicht der 
Name des Iler&usgebers allein es schon empfiehlt, so 
thut diess hinlanglich der letzte Artikel , den wir 
eingehender besprochen haben. Kormann. 

81. Histoire de la Chirurgie framjatse au 
XIX e sieole. Etude hiitorique et critique 

rnr lei progriit en chirurgie et done lei 
iciencet qui 1 ’y rapportent, depuis la tup- 
presiion de VAcadSmie de Chirurgie juique 
a Cepoqiie actuelle; par le Dr. Jules 
Rochard, directeur du service de santd de 
la marine etc. etc. Paris 1875. J. B. Bail- 
li&re et fils. 8. XVI et 896 pp. (14 Frcs.) 

Wenn man sich nicht genug wundem kann (lber 
die Schnelligkeit, mit der die Franzosen es verstan- 
den haben, die tiefen Wunden, welche der unselige, 
durch jesuitischen Einfluss hervorgerufene Krieg 
ihrem Lande iu nationalOkonomischer Hiusicht ge- 
schlagen hat, zum Vemarben zu bringen, so ist die 
Th&tigkeit, welche sich bei ihnen auf dem Felde der 
Wissenschaft geltend macht, um den Bchon unter den 
Casarismus verloren gegangenen Einfluss wieder zu 
gewinnen, nicht minder der vollen Beachtung werth. 
Beides beweist nur , welch eine enorme Ai'beitskraft 
diese elastische Nation, die Uberdiess, gleich wie ihr 
Land , mit so vielen herrlichen Eigenschaften aus- 
gestattet ist , besitzt. Seit ihrem Ungltlcke beseelte 
aber der eine Gedanke alle Franzosen , den verloren 
gegangenen Einfluss wieder zu gewinnen ; dass diess 
nur durch Arbeit geschehen kOnne , erkannten Alle : 
daher dieser allgemeine, auf alien Gebieten sich ent- 
wickelnde Fleias. 

Auch R.’s Buck giebt ein rdhmliches Beispiel 
davon; das Werk ist nicht bios eine patriotische 
That, indem Vf. als der erste es versuchte, eine Ge- 
schichte der franziiaischen Chirurgie des 19. Jahr- 
hunderts zu sckreiben, sondern auch ein wissenschaft- 
liches Verdienst. Die stete Ignorirung der Ge- 
sehichte fllhrt entweder zur Stabilitat oder zur Un- 
wissenheit. Der in Frankreich wieder erwachte 
historische Sinn bekundet daher auch die wissen- 
schaftliche Wiedergeburt des Landes. Von alien in 
der neuern Zeit in Frankreich erschienenen medio. 

38 

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298 


Koch aid, Histoire tie la Chirurgie frangaise etc. 


historischen Schriften ist aber die vorliegende , auf 
sorgfkltigem Qaellenstudium beruhende, unbedingt die 
bedeutendste. 

Wenn wir Eins an dem Buche auszuaetzen haben, 
waa raanchem Deutschen, namentlich den politischen 
Heissspomen , den Genuss desselben einigerniaassen 
verleiden wird , so ist dieses der oft verletzendc pro- 
vocirende Chauvinismus , den Vf. auch auf das Ge- 
biet der Wissenschaft (lbertrftgt und der sich wie 
ein rother Faden durch das ganze Buch hinzieht. 
Zweierlei gereicbt aber dem Autor zur Entschuldi- 
gung , das wir bervorheben mtissen , um gerecht zu 
sein. Einmal die kurze Zeit, welche seit dem flir 
Frankreicli so unheilvollen Kriege verflossen ist, zu 
kurz , um die Glutb des nationalen Hasses abzuktlh- 
len , sodann der Umstand , dass ein hervorragender 
deutscher Naturforscher vor einigen Jahren in einer 
flffentlichen Rede den paradoxen Ausspruch that, 
dass Deutscliland bis zum Jalire 1822 keine nationale 
Medicin besessen, sondem ganz allein unter fran- 
zOsischem Einflusse gestanden hatte. Auf diesen 
Ausspruch sttltzt sich der Vf. gerade in derselben 
Weise, wie Tissot in seinem bertLchtigten Buch 
„Ausflug in das Milliardenreich“ fortwiihrend 
Heinrich Heine als Zeugen anftihrt. Wenn 
aber Deutsche tlber Deutsche in so wegwerfender 
Weise zu urtheilen sich erlauben , so kann man es 
einer so eitlen Nation, wie ja die Franzoscn sind, 
doch nicht libel nehmen , dass sie selbst an ihre wis- 
senschaftliche Infallibilitfit glauben. Wir kdnnen es 
nur als ein schlagendes Beispiel davon betrachten, 
wohin Unkenntnis8 in der Geschichte der Medicin 
ftihrt, wenn ein deutscher Gelehrter es dffentlich aus- 
zusprechen wagt, dass die Deutschen vor dem Jahre 
1822 noch keine wissenschaftliche Medicin be- 
sessen hfttten. Lehrt nicht im Gegentbeil die Ge- 
schichte der deutschen Medicin, dass Deutschland 
schon iml8. JahrhundertFrankreich und die ttbrigen 
Lander weit ttberragte, ja sogar damals die Fflhrer- 
schaft Ubernommen hatte ? Erst in Folge der fran- 
zbsischen Revolution von 1789 wurde uns dieselbe 
wieder entrissen n. Frankreich erlangte, wie in poli- 
tischer, so anch in wissenschaftlicher Beziehnng die 
Hegemonie, welche aber nicht mit dem Jahre 1822 
anfhdrte, sondem eret recht begann. Man muss, will 
man der Wahrheit die Ehre geben, nach imserer 
Ueberzeugung eingcstehen , dass der Charakter der 
deutschen Medicin im 19. Jahrhundert nicht national, 
sondem franzbsisch gefirbt ist, im Wesentlichen 
gallische , bereits dort abgeblasste Ideen , welche 
von ihren Begriindem in Frankreicli in die Rum • 
pelkammtr geworfen sind, in Deutschland unter der 
Firma der „exakten Wmentchaft" wieder erstan- 
den sind. National blieben nur unsere Klassiker 
und eine Disciplin der Medicin, welche mit der 
grdssten Entschiedenheit gegen Frankreich sich ab- 
sperrte, die medicinische Historiographie. Die gleiche 
Ansicht ist llbrigens anch von Dr. H. B a a s in seinem 
Grnndriss der Geschichte der Medicin (8. 463. 648) 
ausgesprochen worden. 

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Leider erlanbt der uns hier gestattete Raum 
nicht , in den Inhalt des eben so umfangreichen als 
interessanten Buches nkher einzugehen. Der Vf. 
hat seinem Werke folgende Eintheilung zu Grande 
gelegt: I. Periode, die franzosische Cliimrgie unter 
der Republik , dem Consulate und dem Kaiserreiche 
1792 — 1814. II. Vom Sturze des Kaiserreichs 
bis zum Tode Dupuytren’s. III. Vom Tode 
Dupuytren’s bis zur Entdeckung der chirurgi- 
schen Anastherie. IV. Von dicscr Entdeckung bis 
jetzt. Aus dem Inhalte selbst heben wir Folgendes 
hervor. 

Im .1. 1792 gab es In Frankreich 18 franzfisische 
Universitaten mit 18 medicinischen Fakultaten nnd 16 
medicinische Collegicn, ausserdem die Akademie der 
Chirurgie. In dieecm Jahro wurden die Universitaten 
aufgehoben , cbenso alle Akademien und literarische Ge- 
sellschaften , welche durch den Staat patcntirt und dotirt 
waren. Denn in den Augen der Glcichheitsminner war 
der Unterrieht ein Privilegium , das Wissen eine Aristo- 
kratie. Charakteristisch fur unsere hcutigen deutschen 
Bestrebungen ist der vom Vf. citirte Ausspruch Mal- 
gaignc’s: *Dic Chirurgie erhob sich im Mittelalter nicht 
fiber das Handwork, Par 6 und Petit hatten sie zu einer 
Kunst erhoben, Hunter erhob sie zu einer Wissen* 
schaft-. Erst 100 Jahre spater, Jjemerkt er weiter, dran- 
gen Hunter’s Ideen fiber den Kanal. Desault hatte 
das Genie , welches grosse Dinge hervorbringt , und die 
Macht der Ueberzeugung , welche diese annehmen laast. 
Er fuhrte den klinisch-ch irurgischeu Unterrieht in Frank- 
reich ein, ihm gebfihrt das Verdicnst, daselbst diese 
Unterrichtsmethode gegrundet zu haben : im ersten An- 
lauf gclang es ihm , dieselbe in Frankreich zu einer Voil- 
kommenheit zu bringen , welche sie bis dahin in Europs 
nicht erreicht hatte ; er erkannte das Bedurfniss davon, 
welches Alle um ihn verkannten. Offlcieller Unterrieht 
existirtc nur dem Namen nach; die Iernbegicrige Jugend 
wusste nicht, wohin sie ihre Schritte richtcn sollte. 
Desault zeigte ihr den Weg nnd ffihrte sie in’s Hdtel- 
Dieu. Man kann ihn als den Schfipfer der chirurgischen 
Auatomie betrachten. Produkte der Studirstube konnten 
bei einem so wohl ausgeffillten Dasein keinen Platz flnden. 
Daher hat Desault nichts gcschrieben. Bichat gab 
spater seine Vorlesnngen heraus. 

Als sich in Frankreich in Folge der aufgehobcnen 
Universitaten schon 1794 ein Mangel an Mititararzten 
herausstelltc, wurden drei medicinische Schulen gegrundet, 
in denen schon damals die Geschichte der Medicin , die 
Hygieine und die gerichtliche Medicin als gesetzliche 
Unterricbtszweige aufgenommen wurden. Die Akademien 
der Medicin und Chirurgie standen wieder auf und ver- 
einigten sich zu einer Societe de m^decine. 

Bichat, durch Pinel, der die Naturgeschichte 
auf die Pathologic nnd Eintheilung der Krankheiten an- 
wandte , angeregt , wurde der Schfipfer der allgetneinen 
Anatomic. Trotzdem verachtete Bichat das Mikroskop, 
er that in Bczng hicrauf den Ausspruch : r Man siehtAUes, 
was man will, wenn man im Dunkeln sieht “. 

P e 1 1 e t a n wurde dann der Nachfolgcr von D e s a u 1 1. 
Er that sich bei seinem Auftreten mehr dnrch glanzcndc, 
als durch solide Eigenschaften hervor. Von Boyer 
wird ausgesagt : r der Gedanke , eine 8chule zu grunden, 
konnte bei dicsem bescheideneu Geiste nicht aufkomraen, 
da er ein Fcind der Ncuerungeu und von einer religiosen 
Bewunderang fur seine Vorganger beseelt war 1 *. 

Larrey hat 25 Feldzfige raitgemacht , 8 Wnnden 
empfangen , GO Hchlachten und mebr als 400 Gefechten 
beigewohnt. Napoleon 1. sagte in seinem Testamente .• 
,ich vennache dem Chefchirurgen Larrey 100000 Fr. ; 
er ist der tngendhaftcsteMann, den ich je gekannt habe". 
Die Religion derPflicbt, welche er bis znm Fanatismus 


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Rochard, Histoire de la Ghirargie fran^aise 

ausbildete, war das Motiv seines ganzen Lebens. Er war 
das Idol der Soldaten , so dass er legendenhaft wurde. 
Larrey's Verdi jnst war es, das kalte VVasser in der Be- 
handlung der Wunden wieder einzufubren, wiihrend 
damals noch die Arquebusaden von Schmncker, 
Theden u. s. w. im Scbwunge waren. Ferner plaidirte 
er fur einfache Verbande, deren Reformator spater 
Mathias Mayor von Lausanne wurde. Auch die Nahte 
brachte er wieder zar Geltung. Im Gegensatz tur Mei- 
nung der Akademiker, welche fur Spatoperationen waren, 
cntBChied sich L a r r e y fur die sofortigen. 

Die Hauptschuler von Bichat waren Dupnytren, 
Laennec u. Bayle. Ersterer wandte die Laennec’- 
sehen Lehren auf die Chirnrgie an, proklamirte znerst 
die Principien der pathotogiscben Physiologie nnd zeigte, 
dass die Erzengnng der krankbaften Gewebe unter den- 
selben Gesetzen stande wie die der gesunden. 

Die Entdeckung der Hnmoloqie und Hetrrologie, 
Homniomorphie u. Heternm^rphie gebubrt aber Laennec. 
Er war der Grunder der allgemeincn patbologisohen Ana- 
tomic. Dupnytren beansprucbte Jedoch die Prioritat fur 
sich , indem er Laennec besckuldigte , in einem Cours 
diess von ihm gehort zn hahen. 

Dnpuytrenn. R o n x sind in Frankreicb die eigent- 
licben Scbdpfer der chirurgisebcn Anatomie. Ersterer 
stammt, wie die meisten franzSsischen Cbirurgen, aus 
einer ganz armen Familie. Mit 30 Jabren war er schon 
beriihmt. Als Sabatier starb, erhielt er desses Stelle. 
Unter Dnpuytren und seinen Mitbewerbern fand ein 
wahrer Kampf statt , in dem der Ehrgeiz in Animositiit 
ausartete, die Rivalitat fast bis zur Gewaltthatigkeit ging. 
Sobald Dupuytren in der Fakultiit si h Pelletan 
gewachsen fiihlte, bemuhte er sich mit alien Kraften, ihn 
zu verdrangen ; 1815 riiumtc derselbe ihm seinen Plata 
ein. Es war ein Gluck fur die Wissenscliaft und fur 
die Schule von Paris. Denn Pelletan, Boyer and 
Dubois reprasentirten die Chirurgie des 18. Jahrhnn- 
derts. Dupnytren war kalt, zugeknbpft, misstrauisch, 
verschlossen , immer in der Defensive, uberliess nichts 
dem Zufalle und spracb sich in verwickelten Fallen nicht 
eher aus , bis das Nachdenken ihn zu einer gewissen 
Sicherheit gefiihrt batte. Dann aber blendete er seine 
Zuhorer durch die Sicherheit und Tiefe seiner Diagnostik 
und die Kuhnheit seiner Entschlusse. Man erzahlt in 
dieser Beziehung Geschichten, die an's Wunderbare gren- 
zen. Die enthusiastische Bewunderung seiner Schule hat 
ohne Zweifel dazu beigetragen, sie auszuschmucken , und 
der durchaus nicht skrupulose Professor lieh gem die 
Hand dazu ; eine gewisse Art von Kffektbascherei , die 
man, ohne streng zu sein,. als wissenschaftliche Charla- 
tanerie bezeichnen muss , war dabei nicht immer ausge- 
schlossen. D u bois , sagt I si do r B ourdon , operirte 
schneller als er, Desault glanzender und raajestatischer, 
Boyer kluger, sanfter, menschlicher, Roux war ge- 
lehrter in seinem Wissen , eleganter in seinen Bewegun- 
gen, namentlich mit seinen Fingem , Marjolin nach- 
denkender, Lis franc rascher, aber kein Chirurg, hatte 
den siehern Blick des Anges, ein gesunderes Urtheil, eine 
festereHand, keiner hatte einen in derGefahr weniger er- 
schutterten Geist als Dupuytren. Aber er hat aus der 
Wissenschaft einen Wcg fur seinen Ehrgeiz gemacht, ans 
seinem Talente ein Mittel zum Reich thum, aus seinem 
Stolze eine wilde Gottheit, der er Alles geopfert hat, 
Alles bis zur heiligen Liebe der Wahrheit. 

Bei Richerand war die ganze Zeit seines Lebens 
der Neid der herrschende Zug seines Charaktere gewesen. 

Lis franc war die niederschmetternde Ueberlegen- 
heit Dupuytren’ s unertraglich ; der entstehende Ruhm 
Velpeau’s verdunkelte ihn. Indem er zu wenig Herr- 
schaft uber sich selbst hatte , um seine Emplindungen 
zom Schweigen zu bringen Oder um sie wenigstens zu ver- 
bergen , gab er sich g&nz ihrer Heftigkeit hln , und seine 
Angriffe hberschritten alles Maass. 


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etc. — Jackson, Notes of ophthalmologic. 299 

Sanson ist der einzlge Schuler von Dnpnytren, 
welcher nicht von der argwohnischen Eifersncht seines 
Meistcrs betroffen wnrde, der einzige, der zu ihm in guten 
Beziehungen blieb, ohne irgend etwas von seiner Wurde 
zu vergeben, ohne Jemals zum Scbmeichler herab zu sin- 
ken. Der Ruhm Dupnytren 's hat sogar den Ruf von 
Delpech aus dem Feldc geschlagen. Diese beiden 
Manner, so verschieden in ihrem Charakter, der eine 
mhig, kalt, naebdenkend, umsiehtig, der andere heftig, 
aufbrausend , begeistemd , baben beide von derselben 
Letdenscbaft gclitten , vom Ehrgeize. Alle beide hatten 
mehr Bewunderer als Freunde. 

Die hier gegebene Charakteristik der Heroen der 
franzOBischen Chirurgie mag den Beweis liefern, dass 
Vf. in Bezug auf seine Landsleute unparteiisch ist, 
weder ihre Fehler beschhnigt oder verschweigt, noch 
ihre Talente und Lichtseiten mehr hervorhebt, als 
die Wahrheit es zulftsst. Wirklich plastiBch schildert 
er die Chirurgen allffr Perioden, bringt das noth- 
wendige biographische Material, die bezllgliche Lite- 
ratur ihrer Schriften, eine gedningte Analyse der- 
selben und ein Urtheil flber ihren sittlichen Werth 
und ihre wissenschaftlichen Leistungen. Die Ge- 
schichte ist bis auf die neueste Zeit hinabgeftlhrt und 
sind alle Zeitgenossen in derselben Weise behandelt 
worden. Schon hierdurch erhfilt das Werk einen 
erhbhten Werth filr deutsche Aerzte und Chirurgen, 
zumal in den letzten Decennien , wie es sonst so oft 
der Fall , kein medlcinischer Reiseschriftsteller flber 
die gegenwiirtige franzbsische Medicin nnd Chirurgie 
sich ausgesprochen hat. 

Nattlrlich, wo der Vf. im Vorbeigehen auf die 
deutsche Chirnrgie nnd Medicin zn sprechen kommt, 
da vermissen wir die Unparteilichkeit und das ruhige 
objektive Urtheil, das er bei seinen Landsleuten an- 
wendet. So sagt er z. B. : die Tenotomie verdanke 
Frankreicb ihren Ursprung, man mtlsse denselben 
bei Delpech und Dupnytren suchen , Deutsch- 
land habe nnr die franzhsischen Keime befruchtet 
und Dieffenbach und Stromeyer kftmen erst 
in zweiter Linie. 

Von der deutschen Wissenschaft sagt Vf.: „es 
kostet tins keine Ueberwindung, auszusprechen, dass 
Deutschland mllchtig zum Fortschritt der Wissen- 
schaft beigetragen hat. In seiner wissenschaftlichen 
Bilanz kommen aber viele Mflnzen von schlechtem 
Gehalte vor und viele Anleihen, welche einen andern 
Namen verdienen; wenn man aber hinwegnimmt, 
was Deutschland nicht gehSrt , so ist sein Loos noch 
reich genug zur Befriedigung seines Stolzes. Es 
wtlrde unwtlrdig von uns sein , wenn wir das Erbe 
unserer Vftter in die HAnde von tomenschaftliehen 
Parvenus fallen lassen wollten, nnsere Pflicht ist es, 
dasselbe zurtlck zu nehmen nnd znrttck zu erobern“. 

Heinrich Rohlfs. 

82. A Physician’s Notes on Ophthalmologry ; 
by J. Hughlings Jackson, M. D., Phy- 
sician to the London Hospital etc. London 
1875. Harrison and Sons. 8. 28 pp. 

Die vorliegende Scbrift ist ein durch einzelne 
Zus&tze vermehrter Abdruck verschiedener zerstreu- 


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Medicinische Bibliographie des In- u. Auslands. 


300 

ter Arbeiten des Vfs. , welche zuerst im Periskop 
der Royal London Ophthalmic Hospital Reports 
(VoLVIH. 2. 1875) gesammelt erschienen sind. Es 
findgn rich darin aphoristische Bemerkungen fiber 
einzelne, noch sehr dunkle Capitel der Physiologie 
und Pathologie der Augennerven, sowie kurze Kran- 
kengeschichten. Die einzelnen Aufsfttze stehen nar 
in einem sehr lockeren Zasammenhange nnter ein- 
ander. Eine kurze Inhaltsangabe mag bier gc- 
nfigen. 

Heilung einer doppelten Neuritis optica ohne Sehsto- 
rung. — Ueber angebome Syphilis an einem Ange und 


fiber syphilltische Amaurose. — Verhalten der LShmnng 
derAngenmnskelnerven zu dem Schwindelgeffihl und fiber 
oculare Vertigo im Vergieich zur Ataxle und dem Schwin- 
del bei Krankheiten des Kleinhirns. — Ueber laterale 
Abweichungen der Augen bei Erkrankungen des Pons. — 
Ueber Hemiopie und Hemiplegie. — Ueber Hemiopie nnd i 
Farbensehen bei einseitiger Epilepsie. — Ueber Farbe als 
Umsetzung einer molekularen Bewegung in eine Empftn- 
dnng. — Ueber das anatomiscbe Snbstrat der Gesiohts- i 
vorstellungen. — Ueber die Lokalisation der Angcnbe- ! 
wegungen im Kleinhirn. — Ange u. Ohr bei dem Urtheil 
fiber Raum und Zeit. — Ueber Farbensehen bei Amaurose 
und Epilepsie und fiber farbige Aura in ihrcr Bcziehung ! 
zu den Traumen der Epileptischen und der epileptischen ! 
Manic. G e i s s 1 e r. 


D. Medicinische Bibliographie des In- und 

Auslands. 

Sammtliche IAteratur, bei der keine besondere Jakreszahl angegeben iet, ist vom Jahre 1876. 


I. Medicinische Physik und Chemie. 

Bastian, H. Charlton, Ueber die Gihrung des 
Harns. Gaz. de Par. 37. p. 444. 

Bouchard u. Cadier, Ueber einige Fehlerquel- 
len bei dem Nachwels desEiweisseB imHarae mittels Jod- 
Kalium-Jodquecksiiber. Gaz. de Par. 46. p. 642. 

Bouchard u. Cadier, Ueber Dosirung der Al- 
kaloide im Han. Gaz. de Par. 47. 

Bunge, 0., u. 0. Schmiedeberg, Ueber die 
Bildung der HippnrsSure. Arch. f. experim. Pathol, u. 
Pharmakol. VI. 2 u. 3. p. 233. • 

Calberla, E. , Eine Einbettungsmasse. Morphol. 
Jahrb. H. 3. p. 446. 

Dreschfeld, Julius, Tlnktionsflfissigkeit fur 
bistologisebe Zwecke. Med. Centr. -Bl. XIV. 40. 

Escherich, Die quantitativen Verhaltnisse des 
Sauerstoffes der Luft verschieden nach Hohenlage u.Tem- 
peratur der Beobachtungsorte. Bayer, arztl. Intell.-Bl. 

xxm. 44. 

Farsk/, Frz. , Bestimmungcn d. atmospbar. Koh- 
lensaurc in den JJ. 1874 — 1876 zn Tabor (Bohmen). 
(Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss.) Wien. Gerold’s Sohn. 
Lex.-8. 118. 80 Pf. 

Finkler, Tittmar, Ueber das Isopepsin. Arch, 
f. Physiol. XIV. 1. p. 128. 

Fleck, Ueber dleMethoden der Alkaliengewinnung. 
Jahresber. d.Ges. f. Natur- u.Heilk. in Dresden 1875/76. 
p. 3. 

Fleischer, Rich. , Ueber das 8ohicksal der Sali- 
cyisiure im thier. Organism us. Deutsches Arch. f. klin. 
Med. XIX. 1. p. 58. 

Gscheidlen, Rich., Ueber das constante Vor- 
kommen einer Schwefelcyanverbindung im Ham der Sauge- 
thlere. Arch. f. Physiol. XTV. 7 u. 8. p. 401. 

Haas, Herm. , Ueber die Eigenschaften des salz- 
sauren Albumin. Prag. med. Wchnschr. 1. 36. 

Hammarsten, Olof, Ueber Laetoprotein. Nord. 
med. ark. V1H. 2. Nr. 10. 

Hoppe-Seyler, F., Ueber Unterschiede im chem. 
Ban u. der Verdaunng hCherer n. niederer Thiere. Arch, 
f. Physiol. XIV. 7 u. 8. p. 394. 

Jakseb, Rudolph v., Ueber das Vorkommen von 
Nuclein im Menschengehirn. Arch. f. Physiol. XU1. 10 u. 
11. p. 469. 


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Jelinek, Carl, Anleitung zur Anstellung meteoro- 
log. Beobachtungen u. Sammlung yon Hfllfstafeln. 2. um- 
gearb. u. verm. Ausgabe. Wien. Leipzig. Engeimann. 
Lex. -8. XIV n. 201 8. 3 Mk. 

Keates, Thomas W. , Ueber Erzengung von 
schwefliger Saure. Lancet H. 21 ; Nov. 

Klebs, E., Eine Schneidemaschtne znr Anfertigung 
mikroskop. Praparate, nebst Bemerk. fiber mlkroskop. 
Sohneiden. Arch. f. experim. Pathol, u. Pharmakol. VI. 
2 u. 3. p. 206. 

L a i 1 1 e r , A. , Ueber Glnten u. dessen Dosirung in 
trocknen Zustande. Ann. d’Hyg. 2. 8. XL VI. 3. p. 426. 
Nov. 

Lucae, A., Phonometer. Deutsche med. Wchnschr. 
IU. 1. 1877. 

M a 1 a b s e z , Colorimeter zur Besthnmnng der Farbe- 
kraft des Blutes. Gaz. de Par. 46. p. 553. 

Mnnk, Immanuel, Ueber die Verbreltung der 
nngeformten Fermente im ThierkSrper. Deutsche med. 
Wchnschr. U. 48. p. 576. 

Peligot, Eug. , Ueber die Wlrkung der Borsaure 
n. ihre Vcrbindungen auf Pflanzcn. Gaz. de Par. 44. 

p. 628. 

Plank, J. , Versuche fiber das Warmoleitungsver- 
mSgen von Stickstoff, Stickoxyd, Ammoniak u. Leuchtgas. 
(Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss.) Wien. Geroid’B Sohn. 
8. 22 8. 40 Pf. 

Potechin, J., u. J. Rjasanzew, Ueber saure 
Harngahrung. St. Petersb. med. Wchnschr. 39. p. 7. 

Rosenberg, Emil, The use of the spectroscope 
in its applications to scientific and practical medicine. 
New York. G. P. Putnams Sons. 8. 68 pp. with illustra- 
tions. 

Salkowski, E., a) Ueber quantitative Bestimmung 
der Hamsaure im Harn. — b) Ueber Bildung unlosl. Nie- 
derechlSge imK6rper. — c) Ueber eine neue Farbenreak- 
tion des Eiweiss. — d) Ueber die Bestimmung des Indigo 
im Harn. Virchow's Arch. LXVQI. 3. p. 399. 

Schrodt, Max, Vergleichende Knocbenunter- 
such ungen, angesteUt am 8kelete eines Fleischfressers. 
Chem. Inaug.-Diss. Leipzig. Jena. Deistung. 8. 56 8. 
60 Pf. 

Seegen, J., Ueber die Umwandlung von Glykogen 
in Traubenzuoker durch Speichel- u. Pankreasferment. 
Med. Centr.-Bl. XIV. 48. 


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301 


Medicinisehe Bibliographic des In - n. Auslands. 


Smith, Walter G. , Ueber Nachweis ron Gallen- 
pigment. Dnbl. Jonrn. LXH. p. 449. 496. [3. 8. Nr. 60.] 
Dec. 

StBhrer jtm. , Emil, Die Projektion physikal. 
Experiments u. nattrrwissenschafU. Photogramme. Leip- 
zig. Quandt n. Handel. 8. 64 8. mit eingedr. Holzschn. 

1 Mk. 60 Pf. 

Ustimo witsch, C., Ueber die angebl. znckerzer- 
setzen.de Eigenscbaft des Glycerins. Arch. f. Physiol. 
XIII. 10 n. 11. p. 363. 

Winkler, Clem., Anleitnng znr chem. Unter- 
snchnng d. Indnstrie-Gase. l.Abth. Qualitatire Analyse. 
Freiberg. Engelhardt. 8. VI n. 166 S. mit eingedr. 
Holzschn. u. 1 Taf. 8 Mk. 

Yv on , Ueber die Dosirnng des Harnstoffs 1m Blnte. . 
Gaz. de Par. 60. p. 602. 

8. a. HI. 2. Wissozky; 3. Ffirbringer, JI- 
derholm, Kuhne, Knnkel, Pavy, Perewozni- 
koff, Kndzki, Velden, Wiskemann. V. 2. Re- 
gensburger. VIII. 3. a. Stein, Stockvls; 7. 
Brouardel. X. Klink, Nasse. XI. Parrot. XU.6. 
Salkowski; 9. Chauveli.Jaillard. XHI. Lap- 
t sc h in sky. XIX. 2. Chaudelon, Kulz; 3. St rue - 
bing. 

It. Botanik. 

Kraus, Versuche mit Pflanzen im farbigen Licht 
u. fiber das Verhalten des Zuckcrsaftes der Zellen gegen 
Aikohol n. Glycerin u.die VerbrcitungdesZuckers. (Sitz.- 
Ber. d. naturf. Ges. zu Halle.) Halle 1877. Schmidt. 4. 
118. 80 Pf. 

Naegeli, Ueber niedere Pilze. Deutsche med. 
Wchnschr. II. 49. p. 690. 

8. a. I. Peligot. VIH. 11. Pflamliche Parasiten. 
XIX. 2. PiUe als KrankkeUterreger. 

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ontologie. 

Arndt, Ueber Entwicklung der Bakterien. Deut- 
sche med. Wchnschr. ni. 1. p. 10. 1877. 

Dnbois-Reymond, Emil, Darwin versus Ga- 
liani. Rede in d. Offend. Sitzung d. kon. preuss. Akad. 
d. Wiss. zur Feier d. Leibnizischen Jahrestags am 6. Juli 
1876 gehalten. Berlin. A. Hirschwald. 8. 30 8. 80 Pf. 

Hermann, L. , Die Vivisektionsfrage. Ffir das 
grossere Publikum beleuchtet. Leipzig 1877. F. C. W. 
Vogel. 8. 64 S. 1 Mk. 20 Pf. 

Jolly, Natur u. Bestimmung des Menschen n. der 
Thlere. Gaz. de Par. 40. 

Moleschott, Jacob, Der Kreislauf des Lebens. 
5. Aufl. Mainz. Victor v. Zabem. 8. 5. u. 6. Lief. 
S. 267—384. Je 1 Mk. 

Morris, Henry, Ueber Anatomie im Allgemeinen. 
Brit. med. Journ. Oct, 21. 

Spencer, Herbert, Die Principien der Blologie. 
Nach der 2. engl. Ausgabe ubersetzt von Dr. B. Vetter. 
I. Band. Stuttgart. E. Schweizerbardsche Verlagshandl. 
gr. 8. VIH u. 544 8. 

Waldeyer, Ueber die einfachsten Lebenserscbei- 
nungen derOrganismen. Deutschemed. Wchnschr. n. 41. 

8. a. 1. Hoppe, Stohrer. HI. 3. Balbiani, 
Flemming, Langhans. XIX. 1. Preyer. 

2) Zoologie ; vergleichende Anatomie. 

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menopteren. Gaz. de Par. 40. p. 479. 

Brfihl, Carl Bernb. , Zootomie aller Thterklas- 
sen, fur Lemende, nach Autopsien skizzirt. Atlas in 60 


Liefrgn. zn 4 Taf. 6. n. 7. Lief. Wien. HBlder. Fol. 
(Je 4 Taf. mit 4 Bl. Text.) Je 4 Mk. 

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lusken in ihrer Bedentung fur das natiirl. System dersel- 
ben. Erlangen. Bcsold. 8. 33 8. 80 Pf. 

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ohne Nabrung zn leben. Journ. de l’Anat. et de la Phy- 
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69 8. mit 1 Tafel. 

Pouchet, G., u. Jobert, Ueber das Sehen bei 
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Kooget, Ueber den elektr. Apparat der Torpille. 
Bail, de l’Acad. 2. 8. V. 42. p. 1007. Oct. 17. — Gaa. 
de Par. 45. 47. p. 640. 564. 

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gieichenden Anatomie. 7. Aufl. Jena 1877. Herm. Dufft. 
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Schultz, Alexander, Znr Entwicklungsgesehiekte 
der KnorpelAsche. Arch. f. mikroskop. Anat. XHI. 3. 
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niss zwischen Stoffweohsel u. Korpertemperatur bei den 
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WlederBheim, R., Die Hites ten Formen des Car- 
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Hamoglobin u. die Bildung von Blutgefassen u. BlntkQr- 
perchen bei Siogethier- u. Hfihnerembryonen. Arch. f. 
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W olf, O. J. B. , Ueber das Rlechorgan derBienen. 
Jahresber. d. Ges. f. Natur- n. Heilk. In Dresden 1876/76, 

p. 20. 


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302 


Medicinische Bibliogr&phie des In* n. Anslandn. 


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XIII. Hannover. XIV. 1. Lavdowsky, Molden- 
haner, Rfidinger. 

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Anthrofiologie, — Ethnologie. 

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Gesetz bei der Warmeabgabe derselben. Arch. f. Anat., 
Physiol, u. wise. Med. 3. p. 267. Vgl. a. Berl. klin. 
Wchnschr. XIII. 39. p. 667. 

Allen, Harrison, Zur Anatomie des Gehirns. 
Philad. med. Times VII. 236 ; Dec. 

Allis, Oscar H. , Ueberdie Fascia lata, ihreFunk- 
tion u. ihre Bedentung fur die Diagnose der Schenkelhals- 
frakturen. Philad. med. Times VI. 229 ; Sept. 

Arloing u. L6on Tripier, Ueber die Wirkung 
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Arndt, Ueber den Zellenkem. Deutsche med. 
Wchnschr. II. 48. p. 676. 

B a 1 b i a n i , Ueber Zellkerntheilung. Gaz. de Par. 
47. p. 666. 

Benedikt, Moritz, Raubthiertypus am menschl. 
Qehirn. Med. Centr.-Bl. XIV. 62. 

Blacher, K. , Zum Bau der menschl. Eihuilen. 
Arch. f. Gynakol. X. 3. p. 431. 

Boguslawski, N. , Ueber die Struktur der mark- 
haltigen Nervenfasern. St. Petersb. med. Wchnschr. 36. 

Budge, Albrecht, Ueber Knochenlymphgefasse. 
Ztschr. f. Anat. u. Entwicklungsgesch. II. 3 u. 4. p. 317. 

Burckhardt, G. , Ueber sensible u. motor. Lei- 
tung im Ruckenmark. Schweiz. Corr.-Bl. VI. 18. p.644 ; 
19. p. 562. 

Cadiat, Ueber die Cirkulation im Gehim. Gaz. 
de Par. 60. p. 600. 

Chap puis, Die morpholog. Stellung der kleinen 
hlntern Kopfmuskeln. Ztschr. f. Anat. n. Entwicklungs- 
gesch. II. 3 u. 4. p. 287. 

Colasanti, Gius. , Ueber den Einfluss der um- 
gebenden Temperatur auf den 8toffwechsel der Warrablu- 
ter. Arch. f. Physiol. XIV. 1. p. 92. 

Couty, Ueber die Beziehungen des Gehirns zum 
Sympatbicus. Gaz. de Par. 49. p. 587. 

Ditlevsen, J. G. , Ueber die Endignng d. Geffihls- 
nerven beim Menschen u. Wirbelthieren. Nord. med. 
ark. VIII. 2. Nr. 11. 

Du Bois-Reymond, E. , Ueber die negative 
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Mflnchen. Oldenbourg. 8. 8. 481—660. 1 Mk. 20 Pf. 

Fnrbrlnger, Paul, Die gebrauchlichsten Recept- 
formelo d. med. Klinik zu Heidelberg. Heidelberg 1877. 
C. Winter. 16. VI u. 79 S. 1 Mk. 60 Pf. 

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Pharmacopoea germanica. Halle. Buchhandl. d. Waisen- 
hauscs. Folio. 1 Mk. 60 Pf. 

Schllckum, 0., Pharmaceut. Atlas. Bildliche 
Darstellung d. pharmaceutisch wichtigen Gegenstande : 
Apparatc, Instrumente , Droguen, arzneil. GewSchse u. 
Thiere. Leipzig. E. GOnther. 8. VH n. 240 8. mit eta- 
gedr. Holzschnltten. 9 Mk. 


Schmidt, Th., Compendium d. Arzneinrittellehre. 
6. verm. u. verb. Auflage. Leipzig. Abel. 8. VI u. 208 S. 
2 Mk. 

Zusammenstellung, tabellarische , d. Arznei- 
stoffe nach lhrer von d. deutschen Pharmakopoe verge 
Bchriebenen Aufbewahmng. Mit einem Anhange: Die 
Aufbewahrung solcher Arzneistoffe , welche in der Phar- 
makopoe nicht aufgenommen sind, wegen ihrer stark en 
Wirkung aber im Giftschranke Oder abgesondert auf- 
bewahrt werden mussen. Eichstatt. Krull. 4. 24 S. 
80 Pf. 

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a. VI. XIX. 3. 

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fblennorrholachen Syphilis) oder Sykosis Hahnemann's. 
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nation VUI. 9 ; syphilit. Affektionen VIII. 10 ; Helmin- 
thiasis VUl. 11 ; Fdtallebcn X ; Zahnfeviode XV ; Tiidtuny 
d Neugebornen XVII. 1 ; Kindersterblichkeit XIX. 4. 


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Mars — Mai. 

Bourguet, Ueber Massenreduktion b. Hernicn mit 
innerem Sack. Arch. g6n. 6. 8. XXVIII. p. 404, 658. 
676. Oct.. Nov., D6c. 

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Journ. Nov. 25., Dee. 2. 

Morgan, Herbert M., Falle von Hernicn. Brit, 
med. Journ. Nov. 25. p. 679. 

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complicirt mit akuter Bronchitis; Abtragnng ernes grossen 
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stand. Heilung. Brit. med. Journ. Sept. 16. p. 364. 

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tem Bruchsack. Finska lakares&llsk. handl. XVII. 3 
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Whately, G. F. , Eingeklemmte Inguinalhernie ; 
Colotomie ; Heilung. Lancet II. 23 ; Dec. 

8. a. VHI. 6. Lang; 6. fiber hartntickige Darm- 
verttop/ung. X. Benbam, Wlggert. XII. 3. Fox, 
Kirchltoff, Petrnzelli, Ricoohon. XIX. 1. 
Jahretbericht 


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7) Frakturen und lAixationen. 

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Kaiser schnitt. XU. 2 — 11. Operationen wegen den ein- 
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achn. 40 Pf. 

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bei Geisteskranken. Lancet II. 14 ; Sept. p. 480. 

Witkowsky, Lndwig, Ueber d. melanchol. 
Anfangsstadium d. Geisteskrankheiten. Berl. klin. Wo- 
chenschr. XIII. 60. 

S. a. III. 3. Benedikt. VIII. 2. a. Willc; 10. 
Mickle. X. Weber. XVII. 1. tweifeUuiflr See! in- 
zutUinde, Verbrechen u. Wabnsinn ; 2. Geisteskrankheitcn 
h. Soldo ten. XIX. 1 . Jahrubtricht ; 2. Boyd; 3. D n k e s . 
Faye. 

XVII. Staatsarzneikunde. 

1 ) Im Allgemeinen. 

Anselgepflicht bei ansteckenden u. gcmein- 
gefahrlicben Krankheiten. Gesundheit II. 3. 

Baer, A., Ueber d. Nothwendigkeit eioer suver- 
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Deutsche med. Wchnschr. II. 38. 40. ("Med. Beamten- 
Ztg. 13. 14.) 

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II. 1. 

Bernays, Albert, J., a) Ueber d. Wirkung d. 
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Dreguen. — b) Ueber d. Stadium d. Medioin in London. 
8t. Thom. Hosp. Rep. VI. p. 27. 61. 

Bezirksarzte, Zur Stellung selcher in Baden. 
Aerztl. Mittheil. sub Baden XXX. 19. 

Bonneau, Tod d. Kindes wahrend d. Kntbindung; 
geriehtliche Untersuchung. Ann. d’Hyg. 2. S. XLV1. 3. 
p. 492. Nov. 

Buchanan, George, Ueber offentliches Sanitats- 
wesen. Med. Times and Gas. Oct. 28. 

Caspers, Joh. Ludw., Prakt. Handbucb d. ge- 
richtl. Medioin. Neu bearb. u. verm, vou Prof. Dr. Carl 
Liman. 6. And. 2. Bd. (Thanatologischcr Theil.) Berlin. 
Hinschwald. Lex.-8. XXII u. 1022 S. 20 Mk. 

Charpentier, Fall von Kindesmord. Ann. d’Hyg. 
2. 8. XLVI. 3. p. 478. Nov. 

Dab I, L.. Ueber arztl. Thatigkeit Unexaniinirter 
in Norwegen. Norsk. Mag. 3. R. VI. 11. S. 766. 

Dewar, D., Isollrungd. Hausgenossen ansteckender 
Kranker. Gesundheit II. 2. p. 23. 

Dorsch, G., Ueber d. Leichenschau-Keichsgesetz- 
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3 oeh 4. 8. 169. 1876. 

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in eiser chem. Fabrik. Vjhrschr. f. gerichti. Med. N. F. 
XXV. 2 . p. 809. Oct. 

Falk, Fried r., Zur Casuistik t&dtlicher Schadel- 
verietzungen. Vjhrschr. f. gerichti. Med. N. F. XXV. 2. 
d. 262. Oct. 

Francis, C.R., Seibstmord durchErhenken. Med. 
Times and Gaz. Dec. 2. p. 634. 

Fronmfilier sen., G., Ob ein neugeborenes Kind 
lebend oder todt in den Fiuss geworfen wurde V Memora- 
ble* XXL 8. p. 840. 


Ffihrer, C., TSdtung eines neugeborenen Kindes 
durch Krahenangenpulver. Vjhrschr. f. gerichti. Med. 
N. F. XXV. 2. p. 290. Oct. 

Gallard, T., Fall von Pftucherei. Ann. d'Hyg. 
2. S. XLVI. 3. p. 466. Nov. 

Gauster, Moriz, Zur Gewerbe-Gcsetzgebung. 
Mittheil. d. Ver. d. Aerzte in Niederdsterr. II. 2. 

Gauster, Moriz, Der zweite Aerztevereinstag in 
Oesterreich. Mittheil. d. Ver. d. Aerzte In Niederdsterr. 
II. 15. Vgl. a. 16. 17. 18. 18. 20. 

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wesen in d. dcutschen gesetzgebenden Versammlungen. 
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H a a s i s , Schwere Korperverletzung mit glucklichem 
Ausgaug. Memorabilien XXI. 11. p. 494. 

Hawksiey, Ueber Controle fiber Krankheiten. 
Public Health V. Oct. 27. 

Heschl, Untersuchung d. Gehlrns eines Raubmdr- 
ders. Wien. med. Wchnschr. XXVI. 62. 

Hofmann. Eduard, Ueber d. forensisch wieb- 
tigsten Lcichenerscheinungen. Vjhrschr. f. gerichti. Med. 
N. F. XXV. 2. p. 229. Oct. 

Hofmann, Eduard, Schlige mit d. Hand in's 
Gesicht: Tod durch Pachymeningitis ; fragl. Zusaramen- 
hang. Wien. med. Presse XVU. 46. 

Hofmann, Eduard, Misshandlung eines Be- 
rauschten. Tod am 3. Tage durch Haemorrhagia inter- 
meningealis ; Pachymeningitis haemorrhagica ; Leber- 
ruptnr; chron. Alkoholismus. Wien. med. Presse XVII. 50. 

Hofmann. Eduard, Ueber d. Skopzenthum in 
Knssland. Wien. med. Wchnschr. XXVI. 60. 51. 

Hofmann, Eduard, Ueber d. Tod durch Er- 
henken. Mittheil. d. Ver. d. Aerzte in NlederSsterr. II. 8. 
— Wien. med. Wchnschr. XXVI. 62. 

Jaumes, Alph., Ueber gerichti. Medicin. Ann. 
d'Hyg. 2. 8. XLVI. 3. p. 499. Nov. 

K a p f f , Ueb. Zerstfirung d. Leichen durch Insekten- 
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Kostli n , O., Ueber d. Handel mit Geheimmlttetn 
u. d. Hebammenwesen in Wfirtemberg. Wurtemb. Corr.- 
Bl. XLVI. 32. 

Langwteser, Karl, Ueber Zurechnungsfahigkeit. 
Wien. med. Presse XVU. 48. 61. 62. 

Maclaren, James, Fall von Kindesmord. Edinb. 
med. Joum. XXII. pi 533. [Nr. 268.] Dec. 

Major, Carl. Htatistik d. znr Ansfibnng d. Heil- 
kunde in Bayem nlcht approbirten Personen. Bayer, 
firitl. Intell.-Bl. XXni. 36. 

Medicinal taxe. Berl. klin. Wchnschr. XUI. 42. 

p. 611. 

Nebinger, Andrew, Ueber Fruchtabtrelbung. 
Transact, of themed. Soc. of tlie8tate of Pennsylv. XI. 1. 
p. 119. 

Ogston, Francis, Vorlesungen fiber geriehtliche 
Mcdicin. (Tod durch Krtrinken u. Erhenken.) Med. 
Times and Gaz. Sept. 30; Oct. 14; Nov. 4. 11. 18. 26. 

Parson, Joshua, GerichtsarztI. Falle (mit Bezug 
auf d. JuBtizwesen iu Landdistrikten in England), Brit, 
med. Journ. Nov. 4. 

Popp, Infektiou durch Leder? Deutsche Ztschr. f. 
prakt. Med. 47, 

Preismann, Edmund, Ueber d. Moglichkeit, 
stattgehabten Coitus ohoe Genitaluntersuchung zu er- 
kennen. Wien. med. Presse XVII. 47. 

Preuss, Ueber angeb. Verrenkungen vom gerichts- 
arztl. Standpunkt. Vjhrschr. f. gerichti. Med. N. F. 
XXV. 2. p. 806. Oct. 

Sanitatsdienst, fiffentl., Gesetsvorlage zur Or- 
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44. p. 1421. 

Sauvet; Jeannel, Zur fiffentl. Hygieine in Mar- 
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Simulation von Krankheiten s. VIII. 8. a. A boles. 
XVH. 1. Zippe; 2. Geuteahrankheiten. 


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95 S. 2 Mk. 

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Presse XVII. 62. 

Tod , plotzlicher, a. VIII. 2. d. Klebs ; 3. d. Bussartl; 
4. Power; 6. Leven; 10. Kitli. XI. Marais. XII. 11. 
Danfortk. 

Trunkancht a. VIII. 3. a. Alkoliolismus. XVI. 
Be (idle, Crothers. 

Wei abac h, A., Die Erkrankungen d. Matrosen 
auf Segelachiffen. Wien. med. Wchnachr. XXVI. 48.49. 

Welle, Ueber Sanitatagesetzgebung. Public Health 
V. Nov. 17. 

Wiener, Angeblicher Abortus bei einem Kinde von 
12 V» Jahren. Wien. med. Presse XVII. 38. 39. 

Zippe, Heinrich, Simulation von Vergifhmgs- 
wahn. Wien. med. Wchnachr. XXVI. 38. 

8. a. III. 1. fiber Viviseltionen ; 4. Liebrecht. 
IV. VIII. 2. a. Erichsen; 2. c. Eramert; 3. a. 
Hydropkobie, Milzbrand , Rolz; 5. March and; 9. fiber 
Vaccination; 10. fiber Prostitution, Paschkis; 11. 
Trichinose. X. Githena. XI. Czar da, Kinder- 
sterbhchkeit , Menden. XIII. Koppe, Sartisson, 
Treichler. XIV. 1. Moldenhauer, Schmaltz; 
2. Lacassagne. XVI. Bonnet, Ffirst, Hecker, 
Leidesdorf, Licbmann, Sncil. XVIII. I)aui- 
mann, Haubner, Leiaering. XIX. 1. Sludium il. 
Medicin ; Ausbildung d. Aerzte; 2. Fox, Ide, Lacas- 
aagne, Packard, Sorgcnfrey, Erblichleit , Ge- 
werbskrankheiten ; 3. Charteris; 4. Morbidil&ls- u. 
Mortalitdts-Statistik. 


2) MilitdrarztUche Wissensrhaft. 

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Derblich, W., Die Feldsanitat. Zwei Vortriige, 
gehalten im militar-wissenachaftl. herein in Lemberg. 
Teacben. Karl Prochaska. 8. 42 S. 1 Mk. 

Derblich, W. , Die Militar-Gesundheitspflege, 
deren Werth u. Bedeutung. Wien. Gerold's Soliu. 8. 
IV u. 71 8. 1 Mk. 60 Pf. 

Fischer, G-, Statistik d. im Kriege 1870/71 im 
preuss. Heere u. in d. mit dems. im engern Verbandc ge- 
atandenen norddeutschcn Bundescontingenten vorgekom- 
menen Verwundungen u. Todtungen. Berlin. Verlag d. 
k. geh. Ober-Hofbuchdr. gr. 4. 64 S. 

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aimnlirter unter Soldaten. Militararzt X. 18. 

Haberkorn, F., Geaundheit8pflege f. d. Soldaten 
u. ein Bild seines KSrperlebens. Strassburg. Schultz u. 
Co. 8. IV u. 140 8. 1 Mk. 

Hand bn ch fur d. k. k. Militiir-SanitStswesen. 
Herauag. von Reg.-Arzt Dr. Stawa, Reg.-Arzt Dr. Carl 
Kraus u. Ober-Stabsarzt Dr. Jos. Lticlen. 8. Lief. Wien. 
Seidel n. Sohn. 8. VIII u. 266 8. 2 Mk. 

Hickl, Aerztl. Bcrichte ana d. Kriege in Montenegro. 
Wien. med. Wchnschr. XXVI. 47. 60. 

Leitfaden zum Unterrichte im Sanitatadienste in 
d. k. k. Landwehr. Wien. k. k. Hof- u. Staatsdr. 8. 
32 8. 40 Pf. 

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rebellion. Part II. Vol. Q. Prepared under the direction 


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of Joseph K. Barnes by George A. Otis. 8urgical history 
First issue. Washington 1876. Government Printing 
Office, gr. 4. 1024 and XX pp. with plates and woodcuts. 
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p. 401. Sept. — Oct. 

Ventilationsversuche in Eisenbahn-Kranken- 
wagen. Wien. med. Presse [mil.-arztl. Ztg.] 40. p. 1293. 
— Militararzt X. 19. 

Verbandmaterial ind. osterr. Feld-Sanitats- 
anstaltcn. Militararzt X. 23. 

Zipperling, Hugo, Technisehe Heschreibung d. 
ersten osterr. Sanitats-Schulzuges d. souveranen Malteser- 
Ritter-Ordens. (Aus „Dcr frciw. Sanitatadienst im Kriege 
d. souveranen Malteser-Ritter-Ordens , Grosspriorat von 
B6hmeu u .) Wien. Seidel u. Sohn. 8. IU u. 36 S. mit 
9 Taf. 7 Mk. 20 Pf. 

8. a. IV. Bouillard. XII. 1. Anliseptisrlw Ur- 
handlung ; Esmarch's Methode d. Blutsparung ; 3. Sehuxs- 
verletzungen ; 7. a. Schuss/rakturen. XIII. Dor. XIX. 1. 
Jahresbericht ; 2. Davy. 

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Bugnion, Ed., Das bdsartige Katarrhalftebor d. 
Rindes(brandigeKopfkrankhcit) in Luzern u. Oheraargau. 
Deutsche Ztschr. f. Thiermed. u. vergleich. Pathol. III. 
1 u. 2. p. 63. 

Dammann, a) Die Diphtherie d. Kafber, cine 
auf d. Mcnachen fibertragbare Zoonose. — • b) Ueber d. 
Lebensdaueru. d. Verkapseinngd. Trichinen im Schwedne. 
Deutsche Ztschr. f. Thiermed. u. vergl. Pathol. III. 1 u. 
2. p. 1. 92. 

Fauvel, Albert, Ueber d. angeblich gegen d. 
Hundswuth als Heilmittel wirkenden Insekten. I/Anne 
m(‘d. I. 11 ; Oct. 

Frank, L., Haudbuch d. thierarztl. Gebnrtshfilfe. 
Berlin. Wiegandt, Hempel u. Parey. Lex. -8. VII I u. 
607 S. mit 119 eingedr. Iiolzschn. 14 Mk. 

Haubner, Khachitis u. Tuberkuloee d. Kindeanach 
Huttenrauchsfutter. Jahresber. d. Gea. f. Nature u. 
Heilk. in Dresden 1876 76. p. 115. 

Heusinger, K. F., Pferdeseuche in Fort Randall. 
Nebrasca im J. 1866. Deutsche Ztschr. f. Thiermed. u. 
vergl. Pathol. HI. 1 u. 2. p. 101. 

Hundswuth, Ugeskr. f. Lager 3. R. XXII. 9. 
Leisering, Ueberd. Hundswuth, deren Geschichte, 
geograph. Ausbreitung u. Aetiologie. Jahresber. d. Ges. 
f. Natur- u. Heilk. in Dresden 1876 76. p. 66. 

Mager, Milzbrand-Enzootie im Elsass. Deutsche 
Ztschr. f. Thiermed. n. vergl. Pathol. HI. 1 u. 2. p. 96. 

Siedamkrotzky , O., n. V. Hofraelater, An- 
leltung zur mikroakop. u. cbem. Diagnoetikd. Krankhciten 
d. Hausthiere. Dresden. Sehfinfeld. 8. VIII n. 192 8. 
mit 60 eingedr. Holzschn. 4 Mk. 


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341 


Medioinfeche BMographie dea In- u. Auslanda. 


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S. a. III. 2. Doanadien, Megnin. IV. U oi- 
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XIX. Medicin 1m Allgemeinen. 

1) Allgemcines , Sanimelicirke, Volk xschrif ten. 

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II. Bd. 1 . Abtheilung. lunere Medicin. A. Hirsch, 
skate Infektionskrankhciten ; Max Burcharill , akute 
Kiantheme ; C. Westphal, Psychiatric it. Krankheiten d. 
Nerrensysfeins ; Liebermeiiter , Krankheiten d. Cirkula- 
tinnsapparates ; Friinzel , Krankheiten d. Kespirations- 
organe ; IV. Ebstein. Krankheiten d. Xase, d. Kehlkopfs 
a. Luftrfihre ; Nothnui/cl , Krankheiten d. I >igestions- 
organe ; L. Rieis u. Giiterhock , Krankheiten d. ilarn- u. 
tnannlichen Geschlechtsorgane ; L. Riess, akute u. chron. 
oonstitntionelle Krankheiten. 

2. Abtheilung . A eus sere Medicin. Jiurile/eben, 
allgemeine Chirurgie ; E Gurlt, Kriegsehirurgie ; Schbn- 
bom, Krankheiten d. Bewegnngsapparates (Knochen, Ge- 
lenke, Muskeln), OTthopadie, Gymnastik ; E. fiurlt. Aro- 
pntationen, Kxartiknlationen, Kesektionen ; E. Trendelen- 
burg , ehirurg. Krankheiten an Kopf, Hals n. Brust ; 
Simon, chirurgische Krankheiten am Unterlelbe; Heine, 
Uiiterleibsbruche ; Mam , Augenkrankheiten ; Lucae, 
Ohrenkrankheiten ; Albrecht, Zahnkrankheiteu ; Levin, 
Hantkrankheiten ; Eeissl, Syphilis. 

3. Abtheilunt ■/. Gynilkolo gie n. Padiatrik. 

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Wegen der pathologisoh-anatomischen V erinderangen 
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wie IX., X., XII. 3. -9., XIII., nach Vergiftmgen VII. 
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3) AUqtmeim Therapie . 

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4 Mk. 40 Pf. 

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S. a. III. 3. Gamgec, Tollin. VIII. 2. d. Da 
Silva; 3. a. Mamore, Notter; 6. Hofmann; 6. 
Fayrer; 9. Fox, K 5 bner, Scheiber; 10. Proksoh. > 
IX. Simpson, Wernich. X. Go ode 11. XH. 1. 
B&rdeleben, Bradley, Fnmagalit, Hender- 
son; U. Estlander; 12. Andrews, Downie. 
XUI. Magnus. XVI. Le nt z , T u ke. 


E. Miscellen. 


i. 

Das grossherzogl. badische Justiztmuislerium hat in 
Betreflf der gemeinsch&dliehen KurpfuseAerei folgendou 
sehr beherzigenswerthen Erlass (Mara 1876) veroffent- 
liekt. Es seien in jungster Zeit Freuprechungen der nicht 
approbirten Ueilkunstlcr von der Anklagc fahrlfissiger 
TOdtung oder Korperverletznng anf Grund einer ganz 
wnrichtigen Rcchtsauffausung erfolgt, welcbe fur Lcben 
und Gesundheit der 8taatsaugehorigen sehr gefahrlicli sei. 
Die Gericbte sprachen naralich in solchen Fallen den An- 
geklagten frei, weil demselben diejenigen Kenntuisse und 
Erfabrungen gefehlt batten , tvelche zur Erkennang der 
wahreu Natur des Leidens und damit zur Einleitung einer 
riehtigen Behandlnng erforderlich gewesen wfiren. Aber 
gerade in der Uebenialune der Beliandlung eiuesKranken 
(der dadurch von der Zuzlehung elnes riehtigen Arztes ab- 
gekalten wird), ohne die zur Ausfibnng der lleilkunst er- 
forderliche Bilduug zu besitzeu , begehe der Kurpfuscher 
eine itra/bare Fahrliisrigkeit nnd er hafte strafrechtiich 
ebenso fur die Folgen der He land lung, wie Jederusann. 


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der eine, besondere Kenntuisse und Fertigkeiten voraus- 
setzende andcre Bcrufsthatigkeit, ohne solche zu besitzen, 
ausubt und dadurch einen seliadlicben Erfolg kcrbeiffihrt. 
Die grossherzogl. badischen Staataauwalte siud augewic- 
sen, diesc Grundsatzc bei Verfolgiing der Kurpfuscherei 
zu vertreten und n gcgeu freisprechcnde Urtheile der Ge- 
richte, die Nichtigkeitsbeschwerde, gestutzt auf unrich- 
tige Auslegung des Rechtsbegriffes der Fakrlassigkeit 1 * 
einzuwenden. 

2 . 

ITnter dem Titel Heilkilnstler des alien Roms 
und ihre bilrt/erliche Stellung“ hat der als grlindlichcr 
Kenner des klassischen Alterthumes bekannte Prof. G. 
Ritter von Rittersbaln In Prag eine Abhandhmg 
veroffcntlicht '), welchc Jeder geblldetete Arzt wegen der 


i) Samml. gemeinverst. wins. Vortrage, henuog. von 
R. Virchow und Fr. v. lloltaendorff. X. Ser. 
Heft 238. Berlin 1876. 


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S a c h -fR e g i 8 t e r. 


345 


anziehenden Schilderung der betreffenden Vcrhaltuisse den Beantwortnng der Frage benntzt, was dem arztlichrn 
1 mit grossem Vergnugen dnrchlesen wird. Dieselbe ge- Htande zu seiner Hebung, und dein Staate zugleich, — 
winnt aber noch dadurch an Wiehtigkeit, dass Vf. das fur welchen diese Hebung von hober Bedeutung ist — 
Krgebniss seiner Untersuchnngen am Schlusse zur treffen- auch heut zu Tage noch Noth thut. 


Sach - Register. 

(Die Zahlen beziehen sich auf die Seite.) 


Abortus, Bezieh. zur Entwicklung von UteruBflbrom 
42. — , b. Gebarmuttermyom 46. — , b. Thieren nach 
| Verabreichung vou Salicylsaure 186. 

Abscess, in der Unigebuug des Huftgelenks, Pyamie 
62. — , der Bauchdecken als Urs. einer Magenflstel 
j 167. — , sekundarer ini Mediastinum bei Oesophagus- 
fistel 269. 

Abschabung, zur Heilung von Noma 268. 

Acetum plumbi, Nutzen bei Bubonen 81. 

Acid urn s. Saure. 

Adcnie, Bezieh. zu Leukamie 276. — , Casuistik 287. 

— , Combination mit Leukamie 288. — , Diagnose von 
I Encephaloidkrebs 288. 

| Adenoidgewebe, Entwicklung b. inoculirter Lungen- 
tuberkulose 99. 

{ A ether, gewohnheitsmassiger Missbrauch der Eiuath- 
mung 126. 

! Aetzammoniak, gegen Rheumatismus 129. 

Aetzmittel, Nutzen bei Pseudarthrosen 156. 
iAfterfissur, b. Sauglingen 257. 

!Akrodynie, Geschichte 19. (Epidemien) 19. 21. — , 
sporad. Anftreten 21. — , Aetiologie 21. 

Alaun, Nutzen bei Erkrankuugcn d. Conjunctiva 177. 

Albuminurie, nach Bepinselung der Haut mit Jod 18. 
— , Nutzen des Fuchsiu 80. 

Aikohol, Wirkung auf d. Gasaustausch im Organismus 
124. • — , Anwend. bei Morphinisms 238. 

Alkoholismus, Aehnlichkeit mit Morphinismus 237. 

Aloe, therapeut. Werth d. krystallin. Stoffes 11. 

Alopecie, chronische (Wesen u. Syinptome) 24. (Ver- 
halten d. Raum- u. Drucksinnes) 25. (Behandlung) 26. 
j Alter, Pigmententartung d. Kuckenmarks in Folge 
; solch. 129. 

, Amblyopie, durch Bleivergiftung bedingt 75. 

Ainmoniak, salicylsaures als Antipyretikuin 190. — 
S. a. Aetzammoniak. 

Anaemia splenica 275. 

Anamie, Bezieh. zu NeuraBthenie 16. 

Anasthesie, d. Haut, Nutzen d. Faradisation 208. 

Anasthetikum, Colchicin als solch. 1 1'. 

Aneurysma racemosum am Kopfe 268. 

I AngeborneKranklieiten s. Fettzellgewebc ; Nabel- 
brucb. 

Angina Ludovici 133. — , tonsillaris, Nutzen des Kali 
chloricum 263. 

! Anilinfarbc, Unschadllchkeit d. rcinen 80. — , giftige 
1 Wirkung 116. 

Antagonisinus, d. physiolog. Wirkung d. Pikrotoxin 
i u. Chloralhydrat 12. 

Amthropometrie 225. 

Antipyretikum, Salicylsaure u. ihre Salze 185. 190. 
191. — , Salicin 200. — , Creositinsiiurc 202. 

AutiBeptischc Met bode, bei Operatiou ciuer 
Knochengescliwulst unter dein Ligam. patellae inferius 
268. 

A p o p 1 e x i e der Horuhaut 75. 

Apparat, Desault’s, f. Behandl. vou Oberschenkelfrak- 
turen 163. 

Med. Jabrbb. Bd. 172. Hft. 3. 


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Arsenik, Vergiftung durch Tapeten bedingt 14. — , 
Wirknng auf d. Stoffwechsel 124. 

Arteria, lingualis , Ligatur 229. — , meninges media, 
Ursprung aus der Ophthalmica 228. — , ophthalmica, 
Urspruug der Mcningea med. aus ders. 228. — , pul- 
monalis (Eudoarteriitis diphtheritica) 258. (Thrombose 
bei Caries des Os sacrum bei einern Kinde) 259. 

Arthritis s. Gicht. 

Arzneimittel, Resorption von der Vaginalschleimhant 
ans 40. — , Einfl. auf den Gastaustausch bei Thiereu 
123. — , Uebergang aus dem Blute d. Matter in das 
des Fotus 257. 

Ascites , Stoning des Lymphstroms bei solch. 96. 

Astragalus, Luxation 153. 

Atelektase, der Lungen bei Neugebornen 294. 

Atlas s. Processus odontoideus. 

Atresie, narbige d. Muttermunds als Geburtshinderniss 
69. 

A trophic, der Muskeln (progressive) 128. (amSchulter- 
blatt, Reibegerauscb) 266. 

A t r o p i n , toxische Wirkung , V erschiedenh. bei Men- 
schen u. verschied. Thieren 128. — , der Stillenden 
verabreicht bei Eklninpsie des Kindes 149. — , gegen 
p'rofuseu Sclnveiss bei Wecbselfieber 207. 

Aufkreischen, nachtliches der Kinder 148. 

Augapfel, Drainage dess. 102. — , Hygrorn d. Schleim- 
beutels am Obliquus sup. 271. — S. a. Exophthalmus. 

Auge, Anwend. des Buthylchloral bei Affektionen dess. 
177. — , Kopfschinerz in Folge von Anstrengung 272. 
— S. a. Sehorgan. 

Augenheilkunde, Handbuch der gesammten (red. 
von Alfr. Graefe u. Theod. Samisch, H. 2. IV. 
2. VII. 1. Rec.) 219. — , Beitrage zu soldier 299. 

Augenhohle, Gefassgeschwulst in solch. nach Ver- 
letzung 73. 

Augenlid, oberes, Impfpocken an solch. 224. 

Augenniuskel s. Musculus. 

Bad, kaltes, Collapsus nach solch. 224. 

Bakterien s. Kugelbakterien. 

Barbaloin 12. 

Barometer, Bedeutung f. die Ilygieinc 116. 

Bauch, Verletzung mit Vorfall des Netzes 68. (Behand- 
lung) 69. 

Bauchdecken, Gangriin nach Eisumschiagen 60. — , 
trau mat. Varices an solch. 65. — , Abscess in solch. als 
Urs. einer Magenflstel 167. — , Haruatom ders. 216. 
— , Tastbarkeit der Nabelschnur durch dies. 254. — 
8. a. Bauch wand. 

Bauch fell s. Peritonaum. 

Bauchhohlc, Austritt des Inhaltcs aus dem wahreud 
der Entbindung zerrissenen Uterus in dies. , Gastro- 
tomie 142. 

Bauchschuitt, wegen Uterusrnptur mit Austritt des 
Lnhaltes in die Bauchhohle 142. 

Bauchwand s. Bauchdecken., 

Becken, spondylolisthetisches 142. — , Forrnen dess, 
bei Fotus u. Neugebornen 146. — , Fraktur (zur Stati- 
44 


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546 


Sach-Register. 


stik) 160. (des Darmbeins) 161. (Zerreisaung d. Blase 
d. Hernia diaphragmatica bepatis) 162. — , Zerreisanng 
der Symphysis ossium pnbis mit gleichzeit. Fraktur des 
Obersehenkels 161. 

Beckenendlagen, Beckenlagen, Extraktion 265. 
— , Arten u. Behandlung 294. 

Beckenorgane, beim Weibe, diaphanoskop. Unter- 
suchung 260. 

Bei n , angebome Hyperplasie des Fettzellgewebes 247. 

Beingeschwur, Nutzen desJodoforni .33. Behand- 
lung mittels Circumcision 176. 

Berichte u. Stndien aus deni kon. sacks. Entbindnngs- 
Institute zu Dresden fiber die JJ. 1874 u. 1875 (yon 
F. Winckel, Rec.) 292. — S. a. klinische Berichte. 

Bet ten, Uebertragung von Krankheiten dnrch solche 
77. 

Bibliotheca obstetricia (von Mathias Lempertz, 
Rec.> 116. 

Bindegewebe, Bezieh. zur Entstehnng von Alopecie 
19. — , Bezieh. zu Lupus 29. — , Lymphgefasse in 
solch. 83. 84. — , Zusammenhang der Saftkanale in 
solch. rait den Blutgefassen 84. 

Bindehaut, Diphtheritis, Unterschied von Cronp 107. 
— , blennorrhoische Entzfindung, Entstehnng 107. , 

Nutzen des Alanns bei Erkranknngen ders. 177. 

B 1 a s e n b i I d u n g bei Keratitis 74 . 

Blasenstein, mit einem Fortsatze in die llarorohre 
169. 

Blei, Vergifbrng als Urs. von Amblyopic 76. 

Bleiessig, Nutzen bei Bubonen 31. 

Hlennorrhagische Entzfindung, der Sehnen- 
schelden 34. — , der Bindehaut, Aetiologie 107. 

Bint, BeschafTenheit bei verkolilten Leichen 76. — , 
Verhalten bei Leukamie 273. 275. 278. 279. (eigen- 
thuml. Krystalle) 284. 

Bluterguss, zwischen Galea aponenrot. u. Ilirnschale 
bei Erysipelas phlegmonosnm capitis 136. 

Blntgefasse, Zusammenhang mit den Lymphcaplllaren 
82. — , Zusammenhang mit den Saftkanalcn im Binde- 
gewebe 84. — , Wirknng des Secale cornutum anf dies. 
234. 236. 

Blntkorperchen, Verhaltniss der weissen zu den 
rothen bei Leukamie 276. 280. 

Blntstrom, Einfl. anf die Absondcrung d. Lymphe 92. 

Blutnng, Nichteintreten b. nlcht nnterbundener Nabel- 
schnur 146. — , Stillung durch Secale cornutum 236. 
— , spontane bei Leukamie 278. — 8. a. Gebarmutter- 
blntung. 

Bodenanfgrabung, Bezieh. zur Verbreitung von 
Typhus 106. 

Brand s. Gangran. 

Bright’sehe Krankheit, chronische, Behandlung 
208. 

Bromkalinm, gegen nachtl. Aufschrecken dcr Kinder 
148. 

Bromkampher s. Camphora. 

Bronchiektasie, rheumatoide Erk rankling bei solch. 
132. — , method, exspirator. Compression des Thorax 
znr Bef&rderung d. Expektoration 133. 

Bronchien, Lymphgefasse ders. 88. 

Bronchopnenmonie, chron. , Nutzen d. Kali chlor. 
233. 

Brfissel, Statistik der im Hospital St. Jean beobachte- 
ten Frakturen u. Luxationen 161. 

Brnstbein s. Sternum. 

Brustdrfise s. Mamma. 

Brustumfang, Verhaltniss zur KBrpergrSssc 179. 

Brustwarze, fiberzahlige secemirende 39. 

Brustwirbel, Fraktur, Consolidation 169. 

Bubo, Nutzen: des Acetum plumbi 31. desJodoform bei 
eiterndem 32. kalter Duschen 33. 

Buibarparalyse, Pathologie 100. 

Bursa praepatellaris, Affektion bei Syphilis 248. 

Bursitis, syphilltische 248. 

Bntylchloral, Anwendung in d. Augenheilkunde 177. 


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Call ns, protrahirte Blldung in Folge von Syphilis 166. 

Camphora monobromata, Nutzen bei Nervenkrank- 
heiten 18. 

C-a rbolsaure, Ansspfiinng des Magens mittels d. Lb- 
sung b. Magenerweiterung 134. 

Care in om s. Krebs. 

Caries des Os sacrum mit Thrombose der Lungenarte- 
rie bei einem Kinde 259. 

Centrum tendineum, Bau 120. 

Cephalaea s. Kopfschmerz. 

Cervikalncrven, Anastomoseu rait d. Hypoglossus 
230. 

Cbeinisches Handworterbuch (von O. D a m m e r, 

■ Rec.) 223. 

Chin in , Wirknng auf den Gasaustausch im Organisraus 
123. 

Chirnrgie, Gesch. dere. in Frankreicb im 19. Jahr- 
htrad. 297. 

Chloasma, Nutzen des Oels od. der Tinktnr von ver- 
dorbenem Mais 11. 

Chloralhydrat, Antagouisinus gegen Pikrotoxin 12. 

, Wirknng b. normalen Gebnrten 69. 142. — , Nutzen 
b. Morphinismus 238. — , Wascluingen mit der Lbsung 
bei Pityriasis 246. 

Chloroform, Zusatz znr Salicylsanre zur Verhiitung d. 
Erbrechens n. der Uebelkeit 191. - , Uebergang aus 
d. Blute d. Mutter in d. Fotus 257. 

Chorda tympani, Geschmacksfasem in ders. 118. 

Christ’sches Kinderhospital zu Frankfurt a. M.. 
Berlcht f. 1873. 107. 

Circn incision, znr lleilung grosser Oeschwfire 62. 
176. 

Cirrliose der Leber, hypertrophische b. Syphilis 247. 

Clavicula, Ansatz d. Oraohyoidens 117. — , Fraktur 
(Behandlnng) 162. (in Folge von Osteomyelitis) ICO. 
— , Luxation d. acroraialen Endes 269. 

C o 1 c h i c i n , physiolog. Wirkung 1 1 . 

Co lie a hepatica, mit Ikterus bei Retention der Men- 
struation 138. 

Co I lapsus, nach kalten Badem 224. 

C o n d y 1 u s s. Femur. 

Conjunctiva s. Bindehaut. 

Constitution, lymphatlsche 96. 

Contagiositat, d. Erysipelas 136. — , d. spitzenKon- 
dylome 136. 

Contributions to practical surgery (by George W. 
Norris, Rec.) 151. 

Convulsionen, epileptische b. Morphinismus 240. 

Coordination, Wesenders. 242. — , Stoning b. Klein- 
himtumoren 242. 

Cornea s. Hornhant. 

Coryza chronica, Nutzen d. Kali chloricum 233. 

Creositinsaure, als Antipyretlkum 202. 

Crista ilei s. Darmbein. 

CroupSse Entzundung, d. Magens n. d. Pharynx b. 
Kindern 268. — S. a. Bindehaut. 

Crotonchloral, Anwendung ind. Augenheilkunde 177. 

Curare, Uebergang aus d. Blute d. Mutter in d. Fotus 
267. 

Cutis pcndula 246. 

Cyankallum s. Ferri-, Ferro-Cyankalium. 

Cyste d. Vagina 214. — , imMagen b. einem Kinde 268. 
— S. a. Milz. 

Cytisus laburnum, Vergiftung durch d. KBrner 16. 

Dammriss, b. d. Entbindung 214. 216. 

harm, leukam. Geschwfilste in solch. 276. 

Darmbein, Fraktur 161. 

Da u men, Luxation (d. Endphalanx, Rcsektion) 163. 
(nach hinten) 262. 

Decidua polyposa tuberosa 139. 

Delirium tremens, Nutzlosigkeit d. Camphors mono- 
bromata 18. 

D c 1 p h 1 n 1 u , Wirkung 233. 

Delphinium staphysagria, Wirkung d. Alksloide 833. 


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8 a c h - R 

Dermatolysis 246. 

Desault’s Apparat f. Behandl. yon Oberschenkel- 
frakturen 163. 

Desinfektion, prophylaktisehe in d. Geburtshfilfe 210. 

Diat, wahrend d. Wochenbetts 294. 

Diaphanoskopische Untersuchung der Becken- 
organe b. Weibe 260. 

Diaphragma, Lymphgefasse dess. 85. 

DigitaliB, Wirkung aof d. Gasaustausch im Organis- 
mtu 124. 

Dipbtheritis, d. Conjunctiva, Unterscbied von Croup 
107. — , Nutzen d. Salicylsaure 200. — , End arte rii tie 
puimonaliB 268. — , Geschwfir im OesopbagiiB 258. 

Distorslon d. Gelenke. Nutzen d. Massage 173. 175. 

Distraktion, bei Behandlung von Gelenkkrankheiten 
267. 

Drabtscblinge, zur Abtragung von Uteruspolypen 67 . 

Drainage de l’oeil dans differents affections de cet or- 
gans et particuliferement dans ledecollementdelardtine 
(par StephaneRibord, Ree.) 102. 

Drillingsgeburten, Hauflgkeit in Russland 213. 

Drneksinn, Verhalten an d. behaarten Kopfhaut 26. 

Dr n sen, Geschwulst, subcutane Ergotioinjektion 286. 
— 8. a. Brustdruse ; Jnguinaldru.se. 

Duet us tboracicus, Abtiuss derLympbe aus soich. beim 
Hunde 91. — , Whartonianus , denselben begleitende 
Venen 229. 

Dura-mater, Widerstandsfahigkeit gegen Feuer 76. 

Durcbieuchtung, Anwend. bei Untersuchung der 
Beckenorgane b. Weibe 260. 

Dusche, kalte, Nutzen bei Bubonen 35. 

ISchinoooceuB d. Mile 274. 

Ecrasement, zur Entfernung von Uternsflbromen 66. 

E i e r d i a t bei WScbnerinnen 294. 

Eihaute, Verwachsung mit dem aussern Muttermunde 
141. 

Eis, Nutzen d. method. Anwend. b. Epilepsie, Hystero- 
epilepsie u. Ovarialbyperasthesie 19. — , Auflegen auf 
den Bauch als Urs. von Gangran der Bauchdecken 60. 

Eisen, Absorption der Baize von d. Vaginalscbleimhaut 
ana 40. — 8. a. Ferrain; Gldheisen. 

Ei weiss, Einfl. des Arsenik auf die Zersetzung dess, 
im Organismus 124. 

Ei weissbarnen s. Albuiuinurie. 

Eklampsie. bei Sauglingen 148. (Bezieli. zur Epilep- 
sia) 149. — , bei der Entbindung, Verhalten des Gc- 
hirns 293. 

Ektasle der Bklera, Drainage des Auges 103. 

Ekzem, akutes, venose Stauungen in d. Haut 27. 

Elektrisation, allgemeinc , Nutzen bei Neurasthenic 
17. — , bei Rhenraatismns 208. — , bei neuralg. Affek- 
tioaen 208. — , bei Singultus 208. — 8. a. Faradisa- 
tion ; Galvanisation. 

Elektrolysc, Nachweis kleiner Mengen giftiger Me- 
talie mittels soich. 126. 

Elektropunktnr bei Pseudartbrosen 166. 

Embolie, als Urs. von Osteomyelitis 160. . — , nach 
Osteomyelitis 269. 

Embryo, Ban der Sehnen 7. 

Emmet’s Operation zur Heilnng alter Rupturen des 
Mutterhalses 58. 

Emphysem s. Lungenemphysem. 

Kncepbaioidkrebs, Diagnose von Adenle 288. 

Endarteriitis pnlmonaiis diphtheritica 258. 

Endometritis decidualis tuberoso-polyposa 139. 

Endotenium 7. 

Endothelium der serosen Haute 98. 120. (Verande- 
rung bei der Entzundung) 98. 

Entblndnng, Bezieh. zur Entwickhiug von Uterns- 
flbrom 42. — , Gebarmntterblntung nach ders. (Eisbe- 
handlung, Gangran d. Bauchdecken) 60. (b. Placenta 
praevia) 144. — , Uterusruptnr mit Austritt d. ganzen 
Inhalts in d. BauchhOhle , Bauehsehnitt 142. — , An- 
wend. d. Chloralhydrat b. ders. 142. — , Anlegung von 


e g i b t e r. 347 

Leibbinden nach ders. 144. — , Eintritt von Luft in d. 
Venen der Geb&rmntter als Todeeursache 293. — , 
Eklampsie b. soich. 293. — , alter Erstgeb&render 295. 
— , in Privathausern u. Gebarhausern 295. — 8. a. 
Geburt. 

Entbindnngs-Institut, zu Dresden, Berichte u. 
Stndien fiber d. JJ. 1874 u. 1875 (von F. Winckel, 
Rec.) 292. 

Entwicklung, d. Gelenkfadhlen 3. 

Entzundung, Bezieh. d. venosen Btauung zu soich. 
28. — , Oedem b. soich. 28. — 8. a. Croupflse Entzfin- 
dnng. 

Enucleation, von Gebarmutterflbromen 54. 56. 
Epidemien, im Konigreiche Sachsen 114. 
Epilepsie, Nutzen: d. Camphora monobromata 18. 
d. method. Anwend. des Eises 19. — , Bezieh. zur 
Eklampsie d. Sanglingsalters 149. 

Epileptische Convulsionen, bei Morphinismus 
240. 

Epiphyse, Abtrennung am Femur 162. 

E p 1 1 h e I i e n , p latte im Tbierreiche 120. 
Equinusstellung, d. Fusses nach Quetsehung, plast. 
Operation 271. 

Erblichkeit, d. Gicht 23. d. Syphilis 35 fig. 
Erbrochen, b. Kleinhirngeachwfilsten 243. 
Erdaufgrabungen, Bezieh. zur Verbreitung dee 
Typhus 105. 

Ergotin , subcutane Injektion gegen: Uterusfibrora 44. 

61. 62. Leukamie 86. Drusengeschwulste 286. 
Erschopfungsnenrose s. Neurasthenic. 
Erstgebarende, Morbiditatsverhaltnisse215. — , alte, 
Niederkunft soich. 296. 

Ernptionsfieber, Bezieh. zu idiopath. Parotitis 244. 
— 8. a. Erythema nodosum. 

Erysipelas, Contagiositat 186. — , phlegmonfises am 
Kopfe mit Bluterguss zwischen Galea aponeurotica u. 
Himsehale 136. 

Erythema, epidcmicum 19. — , exsudatlvura, als vaso- 
motor. Neurose 27. — , nodosum , Symptome u. Ver- 
lauf 245. — , papulatum , venose Stauungen In d. Haut 
27. 

Essig 8. Blelessig. 

Etat cribte d. Gehlms 97. 

Exant hem, akutes, Bezieh. zu idiopath. Parotitis 244. 
Exophthalmus, pulsirender 73. 

Expektoration, Anrcgung dnrch'methodische exspira- 
tor. Compression d. Thorax wand 133. 
ExtensionsBChiene nach Sayre T49. 

Extraktion d. Fotus b. Beckenlagen 256. 
Extreraitaten, Einwicklung mit leinenen Rollbinden 
gegen Gebarmutterblntnng 144. — , plast. Operationen 
an soich. 271. 

Facialneuralgie, Nutzen d. Salicylsaure 199. 
Faradisation, Nutzen b. : akutem Gelenkrheuraatis- 
mus 207. Hautanasthesie 208. 

Far be s. Anilinfarbe; Fuchsin. 

Femnr, Fraktur (Behandlung) 151. (spontane) 158. (b. 
Zerreissung d. Symphysis ossinm pubis) 161. (zwisohen 
d. Condylen) 162. (Heilung mitDeformitat, Osteoklase) 
163. (sterufdrmige d. Condylen) 163. (AiiHgleichung d. 
Verkiirzung) 163. (d. Halses , Einkeilung) 164. — , 
PBendarthrose, Heilung durch Elektropunktnr 156. — , 
Epiphysenlosung 162. — , Schussfraktur, Behandlung 
163. — , Luxation (subglenoidale) 264. (iliaca) 265. 
(habitnelle nach hinten) 266. 

Ferri-, Ferro-Cyankalium, Resorption von [der 
Vaginalschieimhaut aus 40. 

Ferrum candens s. Gluheisen. 

Fettzellgewebe, Hyperplaske am Belne 247. 

Fener, Wirkung auf verschied. Leichentheiie 75. 

Fi brocellulargeschwulst (d. Haut) 246. (d. Va- 
gina) 247. 

Fibroid d. Gebannutter 44. 45. 


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348 


Sac h - Register. 


Fibroin, d. Gebarmutter, Aetiologie 41 . (Puerperalver- 
haltnlsse) 42. (indirekte Reize) 43. — , 8itz 41. — , 
HSuflgkeit b. verheiratheten Frauen 42. — , Sympto- 
matology 43. — , Scbwangersch. b. solch. 44. — , Dif- 
ferentialdiagnose von Schwangerschaft 45. — , Behand- 
lung (d. Blutung) 44. (subcutanelnjektion vonErgotin) 

44. 61. 52. (kalte Einspritzungen) 51. (Enucleation) 
54. (Ecrasement) 55. (elast. Ligatur) 55. (Abtragung 
mit d. Drahtschlinge) 67. — , Geburtsverlauf b. aolch. 

44. — , Einleitung d. Fruhgeburt 46. — , Kaiserschnitt 

45. — , Einfl. auf Entetehung von Abortus 45. — , lym- 
pbangiektatiscbes , Laparohvsterotomie 48. — , von 
wechselndem Umfange 49. — , Entwicklung von Krebs 
in solch. 50. — , subperitonaales u. intrauterines 50. 
— , Verkalkung 50. — , als Urs. von Parametritis 217. 

Fibroin d. Haut u. d. unterliegenden Gewebe 246. 

Fibroma moiluscum 246. 

Fibromyom d. Gebarmutter (als Geburtshindemiss) 

46. (lymphangiektatisches) 48. 

Fibula, Fraktur (isolirte) 157. (b. Distortion d. Fuss- 
gelenks, Anwendbarkeit d. Massage) 173. — S. a. 
Unterschenkel. 

Fieber, Mittel gegen solch.: Salicylsaure u. ihre Salze 
185. 190. 191. 199. Salicin 200. Creositin 202. 

• Fifcvre essentielle erythema teuse 246. 

Finger s. Zeigefinger. 

Fissur, d. aussern Platte d. Schlafenbeins 169. — , des 
After, b. Sauglingen 267. 

Flstel, d. Harnrdbre b. Weibe als Urs. von Vaginismus 
251. — , d. Oesophagus mit sekund&rem Mediastinal- 
abscess 269. — S. a. Magen. 

Fleischdiat b. Wochnerinnen 294. ' 

F6tus, hereditare Syphilis d. Leber als Urs. von Hydv- 
amnion 144. — , Form d. BeckenB 146. — , Zunahnin 
d. Lange u. d. Gewichts 220. — , Gcsichtslage , Ver- 
bessertmg mit d. Hand 254. — , Beckenlage (Extrak- 
tion) 255. (Arten u. Behandlung) 294. — , Uebergang 
von StofTen aus d. Blute d. Mutter in dens. 257. -- 
S. a. Kind. 

Fraktur, Nutzen d. Sayre’schen Extcusionsschienc 1 49. 
— , Nutzen d. Klcieulado 149. — , Statistik 149 Hg. — , 
Psendarthrose (Entstchung u. Behandlung) 155. 156. 
(Methode zur Verhutung) 167. — , durch Muskclgcwalt 
161. — , spoutane b. Allgemeinkrankheiten 158. — , 
Behandlung d. Deformitaten nach imgliicklich geheilter 
153. — , complicate, Prognose u. Verlauf 154. — , pro- 
trahirtc Callusbildung nach soldi, b. Syphilis 156. — 
8. a. Becken ; Clavicula ; Darmbeiu ; Femur ; Fibula ; 
Fissur ; Huinems ; Malleolus ; Processus odontoideus ; 
Sohadel ; Schussfraktur ; Sternum; Tibia; Ulna; Unter- 
schenkel ; Wirbelsaule ; Zeigefinger. 

Frankfurt am Main, Verwaltung d. Medicinalwcscns 
in d. JJ. 1873 u. 1874 103. 

Frankreich, Gcsohichte d. Chirurgie im 19. Jahrh. 
297. 

Franz-Josef-Kinderspital in Prag, Mittheiiungen 
aus dems. 258. 

Fremdkorper unter d. Haut, Anwend. d. Kupfersalbe 
168. — S. a. Gabel ; Luftwege ; Messerklinge. 

Frenulum linguae s. Zungenbandchen. 

Fruchtpreise, Einfl. auf d. Wachsthum d. Bewohner 
178. 

Fruchtvrasser, vorzeitiger Abfluss als Urs. von 
Krampfwehen 214. — , Einfl. d. Abganges auf Beckcn- 
endlagen 265. 

Fruhgeburt, Einleitnng (wegen Uterusfibrom) 45. 
(wegen Hydramnios) 68. (bei Spondylolistbese des 
BeckenB) 142. 

Fuchsin, Unschadlichkeit d. relnen 80. — , Nutzen 
gegen Albuminurie 80. 

Furunculosis diffusa b. einem Kinde 259. 

Fuss, Equinusstellung nach Quetscbung, plast. Opera- 
tion 271. 

FusBgelenk, Fraktur beider Knochel mit Luxation d. 
Talus 161. — 8. a. Astragalus ; Tibiotarsalgelenk. 


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Fusslage, Haufigkeit 255. 

Fusswurzel, Zweitheilung d. 1. Keilbeins 227. 

Ciabel, verscbluckte, Falle 169. 170. 

Galvanisation, d. Haissympathicus 208. — , d. Milz 
b. Leukamie 287. 

Gangran, d. Bauclidecken in Folge von Eisbehandlung 
wegen Metrorrhagie nach d. Entbindung 60. 

Gangraena oris, Nutzen d. Kali chloricum 232. 

Gasaustausch im Organismu6, Wirkung einiger Arz- 
neimittel auf dens. 123. 

Case, d. Lympbe b. Hunde 93. 

Gastritis crouposa b. Kindern 268. 

Gastrostomie 170. 

Gastrotomie, Entfernung einer Gabel aus d. Magen 
mittels solch. 169. — S. a. Bauchschnitt. 

Gebaranstalt, d. kais. Erziehungshauses zu Peters- 
burg, Bericht (vonE. Bidder u. W. Sutugin, Rec.) 
212. 

Gebarende, Einfl. verechied. Umstande auf d. Morta- 
lity 212. 216. 

Gebarhaus, Entbind. in solch. gegenfiber d. in Privat- 
hausern 296. 297. 

Gebarmutter, Bau d. Schleimliaut d. Korpers 41. — . 
Stein oder Leiomyom in solch. 50. — , Polyp, Draht- 
schlinge zur Abtragung 57. — , Durchbohrung mit der 
Sonde 138. Aetiologie d. patholog. Anteflexion 139. 
— , Zerreissung wahrend d. Entbindung mit Austritt d. 
ganzen lnbaltes in d. Bauchhohle , Bauchschnitt 142. 
— , doppelte, Vergrosserung d. einen Hornes als Ge- 
burtsbiuderniss b. Schwangerschaft im andern Horne 
143. — , Retroflexion d. schwangem 211. — , puev- 
perale Eutzundnugen 216. 217. Wirkung d. Secale 
cornutum auf dies. 235. 236. — , normale Lage 250. 
— , median. Bchandl. d. Krankheiten ders. 252. 
Tuberkulose ders. u. d. Tubcn b. einem Kinde 239. 

unbiutige Behandlung im Inncrn ders. (von Sigis- 
munri Goldschmidt , Rec.) 291. — , Eintritt von 
Luft in d. Venen als Todesnrs. 293. 8. a. Beckcn- 

organe ; Endometritis ; Laparohysterotomie ; Mesometri- 
tis ; Parametritis; Perimetritis. 

G charm utter blutung, b. Fibrom 43. (BchaudJuug) 
44. (kalte Einspritzungen) 51. — , nach Operation von 
Fibronieu 55. — , nach d. Entbindung (EiBbehandluug, 
Gangrau d. Bauchdecken) 60. — , Kin wick lung d. Ex- 
tremitiiten in leinene Rolibinden 144. (b. Placenta prae- 
via) 144. 

Gebannutterfibrom s. Fibrom. 

Gebarniutterhals, Fibromyome in d. Wand d. Ka- 
nals als Geburtsbinderniss 46. — , Eroffnung durch 
l’ressschwamm 263. — , Emmet's Operation zurlleilung 
alter Rupturen 68. — , Verhalten wahrend d. Schwau- 
gerschaft 140. — , Hypertrophic d. vaginalen Theiles 
263. 

Gebarmuttermund, Erweiter. durch Pressschwarom 
66. 262. — , narbige Atresie als Gcburtshindernlss 59. 
— , grosse vordere Lippe als Gebnrtehinderniss 60. — , 
ausserer, Verwachsung d. Eihaute mit dems. 141. — , 
kunstl. Erweiternng 252. 

Geburt, b. Uterusflbrom 44. — , Hinderniss (Fibro- 
myome in d, Wand d. Cervikalkanals) 46. (narbige 
Atresie d. Muttermunds) 59. (grosse vordere Mutter- 
mundslippe) 60. (vergrossertes Horn eines Uterus dn- 
plex) 148. — , normale, Wirkung d. Chloralhydrat 69. 
142. — , Einfl. d. operativen Behandlung auf d. Ver- 
lauf 296. — 8. a. Drillings-, Friib-, Steise-, ZwiUingg- 
geburt; Entbindung, 

Geburtshulfe, prophylaktische Desinfektion 210. — 
8. a. Bibliotheca. 

Geburtshulfliche Operationon, Klinik ders. (von 
Heinrich Fritsch, 2. Aufl. Rec.) 210. — , Einfl. 
auf d. Verlauf d. Geburt 296. 

G eburtsstatistik f. d. Konigreich Sachsen 112. 

Gefiingnisse, Hygieine 111. 

Gefassgesch wuist, In d. Orbits naoh Verletzung 73. 


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349 


Sach-Regist er. 


Geheimmittelwesen im KSnlgr. Sachsen 111. 

Gehirn, Neurasthenic yon solch. ausgehend, Nutzen d. 
Phosphor 18. — , Widerstandsfahigkeit gegen Feuer 
76. — , Ausdehnung d. Lymphgefasse in solch. bei 
Lungenemphysem 97. — , Etat cribld 97. — , Gestal- 
tung b. verschied. Schadellagen ‘206. — , Erkrankung 
d. innern Kapsel 240. — , Tuberkulose b. einem Kinde 
258. — . Verhalten b. Puerperaleklampsie 293. — , 
kleims , Tuberkel in solch. 61. 268. (Geschwnlst in 
solch., Symptomatology) 241. (Diagnose) 24. 244. 

Gehirnparalyse, Diagnose von Morphinisms 237. 

Gelstesstorung, Morphiuismus als sokhe 237. 

Gelbsuchts. IkteruB. 

Gelenk, Lymphgefasse 83. — . seitl. Bildung eines 
solch. zwischen d. Vorderarmknochen nach Fraktur d. 
Ulna 161. — . Verletzung. Nutzen d. Massage 172. — , 
am Zungenbeine u. am Kehlkopfe 27. — , Distraktion 
b. Behandl. d. Erkrankungen 267. — S. a. Hflft-, 
Knie- , Metacar po-Phalangeal-Gelenk ; Pseudarthrose ; 
Schulter-, Tibiotarsalgelenk. 

Gelenkhohle, Entwicklung 3. 

Gelenkkorper (im Kniegelenk) 171. (in Fingergelen- 
ken) 172. 

GelenkrheumatiBinus, akuter, Behandlung (Mas- 
sage) 175. (8alicyUaure) 195. (Salicin) 201. (Faradi- 
sation) 207. 

Genitalien, Reizzustande, Nutzen d. Camphora rnouo- 
bromata 18. — , b. Weibe (Lage d. innern) 250. 
(Krankheiten ders.) 293. 

Genussmittel, Fiirbung mit Fuchsin 80. 

Gerichtsarztliche Gutachten (von Hermann 
Friedberg, Rec.) 116. 

Germanische Schadclform 204. 

Geschlchte, d. grauenStaares (von H ugo Magn us, 
Rec.) 116. 

Oeschwur, syphilitisches, Nutzen d. Jodofonn 32. -, 
(’ircumcision zur Heilung 62. 176. , varikiise* (Knt- 

stehnng) 62. (Circumcision) 62. (imGesicht) 63. (Searl- 
rtkation, Verband mit Tischlerleim) 63. dlaiitrans- 
plantation) 63. 64. - , Entstciiuug nacli d. Tragon vou 
Striimpfcn aus mit Aniliufarbe grfiirbter Wollc 116. , 

Nutzen d. Kali chloricum 233. — , diphthcritisclica im 
Oesophagus 268. — S. a. Beingeschwur. 

Geschwtilst, an d. Vulva, Ahtragung mit einem stiel- 
bildenden Instrnmente 251. — S.a. I>arm; Fibrocellu- 
largeschwulst ; Gehirn, kleines ; Knochcngesehwulst. 

Gesicht, varikoses Geschwur in solch. 63. 

Gesichtslagen, Verbessemng mit d. Hand 254. 

Gesichtsscbmerz, Nutzen d. Salicylsanre 199. 

Gesundheitspflcge, System ders. (von Ludwig 
Hirt, Rec.) 221. 

Gewebe s. Granulationsgewebe. 

Gewebstnrgor 94. 

G i c h t , erbliche Uebertragung 23. 

Gift s. Metalle; Vergiftung. 

Glaukom, Drainage d. Anges 103. 

G latze s. Alopecie. 

G 1 u h e i s e n , Ersatz durch Paquc tin's Thermokaiiterium 
72. 

Goldregen s. Citysus. • 

Granulationsgewebe, Bedeutung f. d. Scrofulose 
244. 

Gr5sse s. KorpergrSsse. 

Grnndwasser, Bexieh. zur Verbreitung d. Typhus 105. 

Gumma d. Haat, Nutzen d. Jodoforra 32. 

Gnmml arabicum, Verband mit solch. 71. 

Gummdse Bursitis 248. 

Gntachten, gerichtsarztliche (von Hermann Fried- 
berg, Rec.) 116. 

Haare, Beschaffenh. b. Alopecie 25. 

Haarseil, Anwend. b. Behandl. d. Pseudarthrosen 156. 

Hadern a. Lumpen. 

Haematom, d. Vulva, d. Vagina u. d. Bauch wand 216. 

Haemostatiknm, Secale corantum 236. 


Haken, stnmpfer, Anwend nag b. schweren Steisagebnr- 
ten 266. 

Hals, Lymphadenom an solch. 288. 

Halswirbel, Luxation d. 5. nach vorn 153. 

Handbuch d. gesammten Augenheilknnde (red. von 
Alfr. Graefe u. Theod. Saraisch, Ul. 2. IV. 2. 
VII. 1, Rec.) 219. 

Handwdrterbuch, chemisches (von O. Damme r, 
Rec.) 223. 

Handgelenk, Luxation 261. 

Ham, Einfl. d. kunstl. Unterdrucknng d. llautperspira- 
tion 180. — , Uebergang d. Salicylsanre in solch. 180. 
— , Beschaffenh. u. Verhalten b. Leukamie 275. 278. 

Harnblase, Zerreissnag b. Beckenfrakturen 162. — , 
Katheterisation b. Retroflexion d. schwangern Uterus 
211. — , Papillom an d. hintern Wand, Exstirpation 
293. 

Harnleiter, Verdoppelnng auf d. einen Seite b. Weibe 
39. 

Harnorgane, Reizzustande, Nntzen d. Camphora mo- 
nobromata 18. 

HarnrOhre, b. Weibe (Verdoppelnng) 39. (Fistel als 
Urs. von Vaginismus) 251. — 8. a. Tripper. 

Harnstoff, Ausscheidung b. Leukamie 275. 

Ilarnwege. Doppelbildungen an solch. b. Weibe 39. 

Haut. Saftbahnen ders. b. Menschen 7. — , Bepinselung 
mit Jod , Jodismus u. Albuminurie nach solch. 13. — , 
venose Stauung (Symptome) 26. (b. verschied. Krank- 
heiten) 27. — , Gumma, Nutzen d. .Iodoform 32. — , 
Transplantation auf Geschwure 63. — Lymphgefasse 
ders. 81. (Zusammcnbaug mit d. Blutgef&ssen) 82. — , 
Anwend. d. Kupfersalbe b. fremden Korpern unter 
ders. 168. — , Anasthesie, Nutzen d. Faradisation 208. 
— , Fibrome ders. 246. — , Affektion b. Leukamie 273. 
— S. a. Kopf-, Schleim-, serfise Haut. 

Ilautkrankheiten, Nutzen d. Tinktur Oder d. Oels 
aus verdorbenem Mais 11. — , Lehrbnch ders. (von 
1 s i d o r Neumann, Rec.) 209. 

Haut perspiration, kunstl. Unterdrucknng, Einfluss 
auf <1. Organismus u. anatom. Veranderungen nach 
solch. 180. 181. 

Hauttransplautation, Verhalten d. transplantirten 
Stucke 64. 

Hebammenwesen, Statistik im Konigreich Sachsen 
296. 

Heilkunstler, im alten Rom 344. 

Heilmittel, d. Wille als solch. 182. — S. a. Arznei- 
mittel. 

Hernia, dlaphragmatica d. Leber b. Beckenfraktur 162. 
— , umbilicalis, angeborne 259. 

Herz, Verletzung ohne sofort. Tod 66. — , Einfl. d. 
Woohenbettes auf Erkrankungen 217. — •, allgem. Hy- 
drops b. Erkrankung dess., Nntzen d. So&riflkationen 
208. 

Herzbentel, Paracentese 269. 

Herzklopfen, Nutzen d. Bromkamphers 18. d. Eises 
19. 

H i r n h a n t , harte, Widerstandsfahigkeit gegen Feuer 76. 

Histoire de la Chirurgie fran^aise (par J. Rochard, 
Rec.) 397. 

Hornhant, Physiologie u. Uistologie 73. (Nerven) 73. 
74. (Verhalten d. normalen Zellen) 74. — , Entzondung 
(traumatische, Verhalten d. normalen Zellen) 74. (Ein- 
fluss d. Bakterien) 74. (mit Blaschenbildung) 74. — , 
Affektion nach Durobscbneidung d. Trigeminus 76. — , 
Apoplexie in ders. 75. — , Verschwarungsprocesse an 
ders. Keratotomie 108. 

Hospital s. Brussel; Frankfort; Kinderhospital ; 
Mainz ; Stuttgart. 

Hum eras, Fraktur (Behandlung) 152. (d. anatom. 

Halses mit vollstandiger Umdrehung d. Gelenkkopfes 
um seine vertikale Acbse) 160. (d. Halses , Diagnose 
von Luxatio subcoracoidea) 260. (d. Condylns internus 
b. Luxation beider Vorderarmknochen) 261. — , Luxa- 
tion (Rednktion) 163. (doppelseitigc) 260. (unter d. 


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nso 


8 » c h • R e g i s t e r. 


Proc. ooracoideos, Diagnose tod Fraktnr am Halae) 
260. — , Pseudarthrose, operative Behandlung 161. 

Hand’, Gase d. Lymphe b. solch. 93. 

Hydatide, Morgagni'sche 230. 

Hydra in nlon, kunstl. Frfihgeburt wegen soleh. 68. — , 
Pathogenic 143. 

H ydrargyrum, bichloratnm corro3ivum , subentane 
Injektion gegen Syphilis 249. — S. a. Stomatitis. 

Hydrops, e vacuo, Entstehnng 96. — , allgem. b.Herz- 
krankheit, Nutzen d. Scariflkationen 208. 

Hygleine, d. Gefangnisse 111. — , Bedeutung baro- 
metr. Beobachtungen 116. 

Hygrom d. Schleimbeutels am obern sohlefen Augen- 
muskei 271. 

Hyperasthesie d. Ovarium, Nutzen d. method. An- 
vrendung d. Eises 19. 

Hyperplasie, angeborne d. Fettzellgewebes d. Beins 
247. 

Uypertrophie, d. vaginalen Theils d. Uterushalses 
253. 

Hypnotikum, Bromkampher 18. 

Hypnotismus, kunstl. erzeugter 181. 

HypogloBsns s. Nervus. 

Hysterie, Bezieh. zu Neuraethenie 16. — , Nutzen d. 
Bromkamphers 18. 

Hystero-Epilepsle , Nutzen d. method. Anwend. d. 
Eises 19. 

Jahresberieht, fiber d. Verwaltung d. Medioinal- 
wesens in Frankfurt a. M. (XVII. u. XVIU. Jahrg. 
1873. 1874, Bee.) 108. — , d. Landes-Medicinal-Colle- 
giums fiber d. Medioinalwesen im KSnigr. Sachsen f. 
1874 (Bee.) 103. 

Ichthyose, venose Stanungen in d. Haut 28. 

Identitat, einer Person, Bestimmung nach aufgefun- 
denen Knochen 28. 

IkteruB u. Leberkolik b. Retention d. Menstruation 
138. 

Impetigo , Nutzen d. Tinktur oder d. Oels aus verdor- 
benem Mais 10. 

Impfpocken, am obern Angenlid 224. 

Inguinaldrusen, Entzfindung , Nutzen d. Acetnm 
plumbi 31. 

Instrument, sHelbildendes zur Abtragung von Ge- 
schwfilsten 261. 

Intercostalneuralgie, Nutzen d. Salicylsaure 199. 

Intrauterine unblutige Behandlnng (von Sigismund 
Goldschmidt, Bee.) 291. 

Jochbein, zweigetheiltes 227. 

Jod , Jodismus u. Albuminurie nach Bepinselung d. Haut 
mit soleh. 13. 

Jodkalium, Resorption von d. Vaginalschleimhaut aus 
40. — , Nutzen b. Morphinismus 238. 

Jodoform, Nntzen bei : syphilit. Geschwfiren 32. Bein- 
geschwfir 33. Leichentnberkel 33. 

IrrCnanstalten, im K6nigr. Sachsen 110. 

Ischias, Nntzen d. Salicylsaure 199. 

M.alte, Nutzen d. Anwendung b. Bubonen 33. 

Kahlk5pfigkeit s. Alopecie. 

Kaizersehnitt, wegen Uteruafibroid 46. 

Kali, Nutzen d. kanstischen u. d. kohlens. b. Alopecie 
56 . — t ohloricum, physio log., toxische u. therapeut. 
Wlrkung 281. 

Kalinm s. Brom-, Cyan-, Jod-, Rhodankaiium. 

Kaltwasserbehandlnng d. Typhus, verglichen mit 
d. Behan dl. durch Salicylsaure 195. 

Kampher s. Monobromkampher. 

Kanalisationsarbeiten, Bezieh. zur Verbreitung 
d. Typhus 106. 

Kaninchen, Transplantation d. Haut von soleh. auf 
Menschen 63. 

Katarakte s. Staar. 

Kathete risation d. Harablase b. Retroflexion d. 
schwangefn U terse 211. 


Kaustika s. Aetamittel. 

Kauterium s. Thermokauteriom. 

Kehlkopf s. Larynx. 

Keilbein, erstes d. Fnsswurzel, Zweithellung 227. 

Keratitis, bullosa 74. — S. a. Hornhaut, Entzfindung. 

Keratotomie, wegen Ulcerationsprocessen 209. 

Kind, Nichtgestilltwerden, Einfl. auf d. Sterblichkeit 61. 
— , weisse Hepatisation d. Lunge 107. — , nachtliches 
Aufsohrecken 148., — , Pyopneumothorax 148. — , Peri- 
tonitis 148. — , Verwendung d. Salicylsaure b. soleh. 
196. 197. — , Zunahme d. Lange u. d. Gewichts 225. 
— , plotzl. Tod b. soleh. 268. — Perisplenitis 259. — 
S. a. Abscess; croupSse Entzfindung; Cyste; Dlpb- 
therie; F6tus; Furunculosis; Gchirn, kleines; Korper- 
gewicht ; Lnngenarterie ; Magen ; Nabelbrnch ; Nen- 
geborne ; Osteomyelitis ; Pharynx ; Polydipsie ; Sing- 
ling ; Thrombose; Tnberkulose. — , in geburtshfilfl. 
Beziehung, Wendung 216. — S. a. Fotus; Todtgeburt. 

Kinderhospital, Christ'sches in Frankfurt a. M., Be- 
richt f. 1873 107. — , inPrag, Mittheilungen aus dems. 
268. 

Kleidungsetficke, Uebertragnng von Krankheiten 
durch solche 77. 

Kleienlade,f. Behandlung complicirtcr Frakturen 149. 

Klinik, d. geburtshfilfl. Operationen (von Heinrich 
Fritsch, 2. Aufl. Rec.) 210. 

Klinische Berichte von d. med. Abtheilung d. Lan- 
deskrankenhauses in Jena (von Franz Penzoldt 
u. Wilh. Leube, Rec.) 291. 

Kniegelenk, Schiene f. soleh. 149. — , Tumor albus, 
Fraktur 168. — , lose Korper in soleh., Operation 171. 

Knielage b. Fotus, Hauflgkelt 266. 

Knochen. Bestimmung d. Identitat nach soleh. 77. — . 
Lymphgefiusse dera. 89. 91. — , Transplantation zur 
Heilung von Pseudarthrose 167. — , Wirkung. d. Sallcyl- 
aaure auf solche 189. — , syminetr. Nekrose 270. 

Knochen geschwulst, unter d. Lig. patellae inferius, 
antisept. Operation 268. 

Knoclienmark, Affektion b. Leukamie 276. 278. 281. 
286. 

Kndohel s. Malleolus. 

Kobalt, Nachwels mittels Elektrolyse 126. 

Korpergewicht, Zunahme (im intrauterluen Leben) 
226. (n. d. Geburt) 226. 

K5rpergrosse, KCrperlange, d. Rekruten (statist. 
Untersnchungen) 177. (Verhaltniss zum Brustumfange) 
179. — , Zunahme im intrauterinen Leben u. nach d. 
Geburt 225. 

Korperwarme, Verhalten b. venosen Stauungen in d. 
Haut 26. — , Verhalteu nach kfinstl. Unterdrfickung 
d. Hautperepiration 180. — , Wirkung d. Salicylsaure 
auf dies. 189. 191. 

Kohlendunst, Vergiftung 14. 

Kohlengrube, Sinken d. Luftdrucks als Warnungs- 
zeichen vor b6sen Wettern 116. 

Kohlensaure, Wirkung von Arzneimitteln auf d. Aus- 
scheidnug 123. 

Kolik s. Leberkolik. 

Kolpitis, Pathologie 216. 

Kondylom, breites, Nntzen d. Jodoform 32. — , Bpitzes, 
Contagiositat 236. 

Kopf, Verlctzung, Trepanation 66. — , phJegmonoseb 
Erysipel mit Bluterguss rwischen Galea apoueurotica 
u. Ilirnschale 136. — , Aneurysma cirsoideum an soldi. 
268 

Kopfhaut, behaarte, Verhalten d. Rauraainnes an 
soleh- 26. 

Kopfschmerz, als 8ymptom von Kleinhirntumorcn 
242. — , in Folge von Anstrengung d. Angen 272. 

Krampfwehen, Ursachen u. Behandlnng 214. 

Krankenanstalt Rudolphs-Stlftnng in Wien , Bericht 
vom J. 1874. (Rec.) 206. 

Krankenhaus s. Hospital; Laudekkrankenhaus. 

Krankenspeise, Wertii d. Legumiuoee 122. 


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Sach-Register. 


351 


Krankheit, Uebertragung dnrch Ktoidongsfctitake, 
Batten a. Lumpen 77. 

Krankheiten s. venerische Krankheiten. 

Kreba, gleichzeit. Vorkommen mit Lupna 80. — , Ent- 
wicklung in Uteruamyomen 50. — , d. Brast, Exstir- 
pation , Metastaae anf d. Obcrschenkel n. spontane 
Fraktar dess. 168. — , ala Ura. von spontanea Frak- 
tnren 168.— 8. a. Encephaloidkrebs. 

Kryatalle, in Bint, Oeweben n. Spntis b. Lenkamie 
284. 

Kngelbakterien, Einflnss anf Entstehung d. Kera- 
titia 74. 

Kupfersalbe, Anwendung b. fremden KSrpern nnter 
d. Bant 168. 

Knrpfnscberei im Konigr. Sachaen 111. — , Verord- 
nnng wegen ders. 344. 

li am in aria, Erweiterung d. Mutterhalskaiiala mittels 
aolcb. 56. 

Landeakrankenbaua a. kliniscbe Berickte. 

I.a p a ro by a t ero torn i e , b. Fibrom d. Uterna 48. 

Larynx, Striktnr, Heilung dnrch kfinstl. Kehlkopf 70. 
— , Resektion b. Stenoae 70. 71. — , Eindringen von 
Speisen in dens., Tracheotomie 168. - Gelenke an 
soldi. 227. 

Leber, Btemzellen in aolch. 117. — , hereditare Syphilis 
b. Fotus ala Urs. von Hydramnion 144. — , Hernia 
dlaphragmatica b. Reckenfraktur 162. — , hyper-tropb. 
Cirrhose b. Syphilis 247. — , Besehaffenh. b. Lenkamie 
276. 

Leberkolik, mit Octeraa b. Retention d. Menstruation 
13$. 

Leguminoac, Nahrwerth n. Bedeutnng ale Kranken- 
apeise 122. 

Lehrbuch, d. Hautkrankhciten (von laidor Neu- 
mann, 4. Anfl., Roc.) 209. 

Lchrthatigkeit, populare 208. 

Leibbinde, Anlegnng nach d. Entbiodnng 144. 

Leichentuberkel, Nntzen d. Jodoform 33. 

Leichnam, Verkohlung verschied. Theile 76. 

Leiomyom d. Uterus 50. 

Leiatendruae s. Inguinaldroaen. 

Leukaemia, splenica 279. — , lymphatica 281. 

Leukamie, Weaen dera. 273. 286. — , Verhalten d. 
Blutes b. aolch. 273. 278. (VerhaltnisB d. weiasenBlut- 
korperchen zud. rothen) 275. — , Besehaffenh. d. Leber 
276. — , Besehaffenh. d. Hants 276. 278. (llarnstoff- 
anascheidnng) 276. — , gleichzeitigea Vorkommen d. 
lienalen, lymphatiachen u. myelogenen Form 275. 278. 
283. — , Bezicli. zu Scrofuloae 277. — , Bezieh. an 
Wechselfleher 277. — , Einfl. einer Verietzuug d. Milz- 
gegend anf d. Entatehung 277. — , Entwicklung ana 
Lymphoearkom 277. — , spontane Blutungen 278. — , 
lienale (Caauistik) 279. (Verhalten d. Blutea) 279. — , 
lyrnphatiache 281. — , mit vorwiegender Betheilignng 
d. Knochenmarks 281. — , Kryatalle in Bint, Geweben 
n. Sputia 284. — , anatom. Veranderungen innerer Or- 
gane 284. — , Behandlung (Ergotin) 286. (Phosphor) 
286. (Galvanisation oder Faradisation d. Milz) 287. — , 
Bezieh. zu Pseudoleukamie 287. — , Combination mit 
Adenic 288. 

Lichen articatns, venose Btanungen in d. Haut 27. 

Lienale Lenkamie 276. 278. 279. 283. 

Ligament urn, patellae inferius, Knochengeachwnlst 
unter dems., antiaept. Operation 268. 

Ligatnr, elastische zur Abtragung von UternsAbromen 
66. — , d. Art. lingnalis 229. 

Lithinm chloratum, Absorption von d. Vaginalschleim- 
haut aus 41. 

Lnft, Eindringen in d. Venen d. Gebarmntter ala Todea- 
nrsache 293. 

Lnftdruck, atmospharischer , hyglein. Wichtigkeit d. 
Boobaehtong 116. 

Luftwege, fremde Korpar in sotoh. 168. 


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Lumpen, Uebertragnng von Krankheiten dnrch aolcbe 
77. — S. a. Papierlumpen. 

Lunge, Verhalten in verbrannten Lelchen 76. — , 
Lymphgefasse dera. 86. (Verhalten b. Krankheiten 
dera.) 98. — , inoculirte Tuberkulose, Bezieh. snr 
Entwicklung von Adenoidgewebe 99. — , weiaae Hepa- 
tization bei einemKinde 107. — , Affektion b. Leukamie 
278. 

Lnngenarterie, Lymphgefasse im Bindegewebe am 
d. Aeste ders. 88. — , diphtherit. Endarteriitis 268. — , 
Thrombose b. Caries d.Os sacrum b. einemKinde 269. 

Lungenatelektase Neugeborner 294. 

Lungenempbysem, Storungen d. Lymphstroms b. 
solch. 97. — , pneumat. Behandl. 207. 

Lnngenentzundnng, Nutzen d. Salicylsaure 193. 
200. — , Lokalisation 207. — , akustische Zeichen (von 
Paul Niemeyer, Rec.) 208. — S. a. Bronchopneu- 
monie. 

Lungentuberkulose, anskul tatorisehe Erschein ungeu 
207. 

Lnpnlin, mit Phosphoraanre gegen Morphlnismua 240. 

Lupus, anatom. Veranderungen 29. — , gleichzeit. Vor- 
kommen mit Carcinom 30. — , Verhalten : d. Blnde- 
gewebes 29. d. Lymphgefasse 30. 

Luxation, verbesserte Sayre’scbe Extensionsachiene 
149. -, zur Statistik 149 fig. — , Einfl. d. Muskel- 

thatigkeit b. trauinatiacher 259. — 8. a. Aatragalna ; 
Clavicula; Daumen; Femur; Lialswirbel; Ilandgelenk; 
Humerus ; Metacarpus ; Metatarsalknochen ; SchuKer- 
gelenk ; Sternum ; Talus ; Vorderarm ; Zehe ; Zeige- 
flnger. 

Luxuspapier, Bleiverglftung b. d. Fabrikation als 
Ure. von Sehstorung 76. 

Lymphadenom, Beziehung zu Lenkamie 287. — , am 
Halse 288. — , in d. Schadel- u. Kuckgratshohle 288. 

Lyrnphatiache Constitution 95. 

Lympbatische Lenkamie 275. 278. 281, 283. 

Lymphdrfisen, Einfl. d. Vergrosserung u. Entartung 
anf d. Lymphstrom 98. — , Affektion b. Leukamie 276. 
278. — , Diagnose d. Hyperplasie von malignen Ge- 
schwulsten 289. 

Lymphe, Abfluss aus d. Ductus thoracteus b. Hunde 
91. — , Absonderung u. Bewegung 91. (Abhingigkeit 
vom Blutstrome) 92. (Anomalien) 94. 96. 99. — , Gase 
ders. b. Hunde 93. — , Austritt aus d. Lymphgefassen 
nach Verletzung 97. 

Lymphgefasse, Verhalten b. Lupus 30. — , ektatiachc 
inEibromyomen d. Uterus 48. — , Anatomic (Urspruag) 
81. 82. 88. (Zusammenhang mit d. Blutgefkssen) 82. 
(in d. Haut) 81. 82. 88. (im Bindegewebe) 83. 84. 88. 
(d. Gelenke) 83. (Ooffnnng au d. freien Oberflaclie d. 
serdsen Haute) 84. (d. Lunge) 86. (d. Lungenpleura) 

87. (d. Bronchien) 88. (um d. Aeste d. Lnngenarterie) 

88. (d. Knochen) 89. (d. Hodens) 89. — , ira Go him, 
Ausdehnung b. Lungenemphysem 97. — , Verhalten b. 
Entzundung seroser Haute, Affektion d. Lunge u. 
Plenra 98. — S. a. Ductus thoracicus ; Saftbahnen. 

Lymphgefasssystem, Anatomie 81. — , Pbyaioiogie 
91. — , Pathoiogie 94. 

LymphatischeElemente b. Lupus 30. 

Lymphosarkom, malignes, Uebergang zu eebter 
Leukamie 277. — , Bezieh. zu Leukamie 287. — , 
Diagnose von: Encephaloidkrebs 288. Lymphdribeii- 
hyperplasie 289. 

Wag en, Dilatation mit Hypertrophic, Ansspfihmg 134. 
— , Gabel In solchem, Gastrotomie 169. — , Cyste iu 
solch. b. einera Kinde 268. — , crnpdse Entzflndunar 
b. einem Kinde 268. 

Magenfistel (nach Abscess in d. Bauchdecken) 167. 
(nach perfor. Geschwur) 167. (Behandl.) 167. 

Magengeschwur, auasere Fistel in Folge d. Perfo- 
ratioa 167. 

Magenpumpe, Anwendung b. Magenerwetternng 134. 


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352 


Sach-Register. 


Magnetische Striche, zur Erzeuguug von Somnam- 
bnlismus 182. 

Mailand, Poliklinik f. venerische Krankheiten 33. 

Mainz, Htatistik d.Frakturen u. Lnxationen im Roehus- 
apit&le 149. 

Mai a, verdorbener, Nntzen d. Oels u. d. Tinktur gegen 
Hautkrankheiten 10. 

Malleolua, Fraktur mit Luxation d. Talus 161. 

Mamma, traumatiache Entzundung 138. — , Exatirpation 
wegen Krebs, Metastaae auf Knochen, apontane Fraktur 
168. — 8. a. Brustwarze. 

Maser n a. Morbilli. 

Massage, Nutzen; bei chron; rheumat. Myitis 130. — , 
b. akuten Gelenkleiden 172. 

Mecbanische Behandlung, d. Gebarmutterkrank- 
heiten 262. 

Mediastinum, sekundarer Abscess in dems. b. Oeso- 
phagusflstel 269. 

Mcdicinalwesen, Verwaltung dess, in Frankfurt a/M. 
1873 u. 74 (Rec.) 103. — , im Konigr. Sachsen, Ber. 
f. 1874 (Rec.) 108. 

Mehrgcbarende, Morbiditatsverhaltniss 215. 

Menstruation, Retention mit lkterus u. Leberkolik 
138. 

Mesenterium, Lymphgefasse 86. — , Bau (b. Kanin- 
chen) 119. 

Meaometritis 217. 

Moaaerklinge, langes Verweilen in d. Pleurahohle 
ohne Symptome 169. 

Metacarpo - Phalangealgelenk, loser K6rper, 
Operation 171. -r-, d. Zeigeflngers, Luxation mit Inter- 
position d. Sehne 262. 

Metacarpnaknochen, Luxation des vierten 262. 

Metalle, giftige, elektrolytischer Nachweis 126. 

Metatarsalknochen, Luxation d. 1. auf d. Dorsal- 
seite 262. 

Metrorrhagie a. Gebarmutterblutung. 

Milchfieber, Pathogenic 216: 

Miliartuberkulose, akute, Vcrhalten b. Menschcn 
99. 

Milz, Beziehung zu Leukamie 273. 275. 276 tig. — , 
Krystalle in solch. b. Leukamie 284. — , Galvanisation 
oder Faradisation b. Leukamie 287. — , Echinococcus 
in solch. 294. — S. a. Perisplenitis. 

Milzgegend, Contusion, Bezieh. zur Entstehung von 
Leukamie 277. 

Mittheilungen, aus d. Franz-Joseph-Klnderepitale zu 
Prag 268. 

Mole, verechiedene Arten 263. 

Monobromkampher, Nutzen b.Nervenkrankheiten 8. 

Morbiditat, in Frankfurt a/M. 103. — , im K8nigr. 
Sachsen 112. — , Erat- u. Mehrgebarender 216. 

Morbilli, venose Staunng in d. Haut 27. — , Epidemic 
in Frankfurt a/M. 107. — , Nutzen d. Salicylsaure 200. 

Morbus Brightii 208. 

Morgagni’BChe Hydatide 230. 

Morphinismus, Pathogenle, Diagnose, Therapie 236. 
240. — , Maaaaregeln gegen Bolch. 238. — , Eintl. auf 
d. Sehwangerachaft 238. 

Morphium, Wirkung auf d. Gasauatauach im Organis- 
mus 123. — , Uebergang aus d. KSrper d. Mutter in d. 
F&tns 267. 

Morphinmhnngerb. einem Neugebomen 238. 

Mortslitat, d. Kinder (Einfl. d. Nichtgestilltwerdens) 
61. (in Frankfurt a/M.) 104. — , im Konigr. Sachsen 
112. — , d. Gebarenden u. Wochnerinnen 212. 215. 295. 

Mumps 8. Parotis. 

Mund , Furchen an solch. b. sekundarer Syphilis 37. — 
8. a. Noma. 

Mn sc ulus obliquos snp. ocull , liygrora d. Schleim- 
beuteia 271. — , omohyoideus, Verbindung mit il. 
Schluaselbelne 117. — , peronaeua longu», Dislokation 
d. Sehne 266. 


Muske'L, chron. rheumat. Entzfindung, Behandl. 129. 
— , Fraktur durch d. Wirkung solch. 161. — , Rolle b. 
tranmat. Luxationen 259. 

Muskelatrophie, progressive 128. — , an d. Scapnla, 
Reibungsgerausch 266. 

Mnskelrheumatismus, Bezieh. zu d. Anomalien d. 
Lymphstroms 96. — , chron., Diagnose u. Behandl. 129. 

Mutter, Uebertragung d. Syphilis auf d. F6tus 36. 38. 
— , Stoffwecbsel zwischen ders. u. d. Fotus (Ueber- 
gang von Arzneiraittein) 267. 

Mutterkorn s. Secale. 

Myitis rhenmatica 129. 

Myelogene Leukamie 275. 278. 281. 283. 

Myom d. Gebarmutter 44. 46. 50. — S. a. Fibrom, 
Fibro-Myom. 

IVabelbruch, angeborner 269. 

Nabelschnur, Mangel d. Blutung b. Nichtunterbinduug 
ders. 145. — , Abnormitaten 213. 266. 296. — , Fuhl- 
barkeit durch d. Bauchdecken 254. 

Nachgeburtsperiode, Gebarmutterblutung, Behand- 
lung 144. 

Nahrungsmittel, Farbnng mit Fuchsin 80. — 8. a. 
Legnminose. 

Narhe, Atresie d. Muttermundes durch solche ala 
Geburtshinderniss 69. — , nacta Verbrennnng oder 
Quetschung, plast. Operation 271. 

NasseEinwicklung, b. Morbus Brightii 208. 

Nataloin 12. 

Natron, kaustischea u. kohlens., Nutzen b. Alopecie 26. 
— , arsenigsaures, Wirkung auf d. Stoffwechsel 124. 
— , salicylicnm als Antipyretiknm 190. (b. Typhus) 
192. 194. (b. hekt. Fieber) 199. , 

Nekrose, d. Knochen, aymmetriache 270. 

Nerven, Nutzen d. Phosphor u. d. Phosphor-Zink b. 
Erkrankungen ders. 18. — , d. Homhaut 73. 74. — , 
peripherische , Oedem nach Verletznng 96. — S. a. 
Cervikalnerven. 

Nervensystem, sympathisches, Ban n. Funktion 8.9. 

Nervenzelle, peripherische 8. 

Nervus, lingualis, Venen dens, begleitend 229. — , 
hypoglossus, Anastomosen mit d. Cervikalnerven 230. 
— S. a. Chorda tympani ; Sympathicns ; Trigeminus. 

Nesselfriesel s. Urticaria. 

Netz, Vorfall b. Bauch wunde 68. (Behandl.) 69. — , 
Lymphgefasse dess. 86. — , Bau 116. 

Netzhaut s. Retina. 

Nengeb-orne, akuter Pemphigus, Contagiositat 61. — , 
Fora d. Beckens 146. — , Einfl. d. Zungenbandchens 
anf d. Saugen 147. — , Morphiurahunger 238. — , Lun- 
genatelektaae 294. 

Neuralgic, Nutzen: d. Phosphor 18. d. Salicylsaure 
199. — , d. ElektricitSt 208. — . d. Trigeminus, Be- 
handlung 207. — S. a. Facial-, Intercostal-Nenralgie ; 
Ischias. 

N cu r a s t h e ni e , Verhaltniss zuHystorie u. Anamie 16. 
— , cerebrale, Nutzen d. Phosphor 18. 

Nenritis, Pathogenie u. Diagnose 126. 

N euros e, Behandlung 18. — , d. Somnambulismus alm- 
liche kunstlich erzeugt 182. — , vasomotorische , Ery- 
thema exsudativum 246. 

Nickel, Nachweis mittels Elektrolysc 126. 

Niere, Bright’sche Entartung, behandlung 208. 

Noma, Nutzen d. Kali chloricum 232. — , Ileilnng durch 
Ausscliabung 268. 

Notes, a physicians, on Ophthalmology (by J. H ugh- 
lings Jackson, Rec.) 299. 

Nussbaum’s Methode znr Behandlung von Geschwu- 
ren 62. 176. 

Nux vomica, Nntzen b. Schwindel 207. 

Oberarm, s. Humerus. 

Oberschenkel s. Femur. 

Oedem, bei Entzundung 28. — , Eind. d. Lymphgefiiss- 
systems auf die Entstehung 95. 


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Sach-Register. 


353 


Oel, d. verdorbenen Main gegen Hantkrankhelten 10. 

Oesophagus, diphtkerit. Entzundtmg b. einem Kludc 
268. — , Fistel, sekr.ndSrer Mediastinalabscess 269. 

Omentum s. Netz. 

Omohyoideus s. Musculus. 

Omphalocele congenita 259. 

Operationen, gcburtshulfliche (Klinik derselben von 
H. Fritsch, Rec.)210. (Einflussaufd. Sterblichkeitd. 
Hatter n. Kinder) 212. 295. — , plastische an den Ex- 
tremitaten 271. 

Ophthalmologle s. Angenheilkunde. 

Opium . gewohnheitsmasBiger Missbrauch, Abgewoh- 
nnng 240. 

Os cnneiforme s. Keilbein ; hyoideum s. Znngenbein ; 
ilei s. Darrabein ; sesamoideum s. Sesambein ; temporis 
s. Schlafenbein , zygomaticnm s. Jochbein. 

Osteoklase, wegen Deformitat nach geheilter Ober- 
schenkelfraktur 163. 

Osteomyelitis, Fraktnr b. solch. 160. — , maligna 
acntissima b. einem Kinde, Embolie 269. 

Ovarium, Iiyperasthesie, method. Anwendung von Eis 
19. — , Geschwulst auf beiden Seiten, Einfl. auf d. Ge- 
webe d. Gebarm. 139. 

Oxalsaure, Vergiftung 125. 

Papierlnmpen, Uebertragnng von Pocken durch 
solche 79. 

Papillom, d. Harnblase b. Weibe, Extirpation 293. 

Paquelin’s, Therm oka uteri urn 72. 

Paracentese des Herabentels 269. 

Paralyse, durch Secale cornut. bedlngt 284. 236. — , 
8. a. Cerebralparalyse. 

Paralyaies bulbaires (par Hallopeau, Kec. 100). 

Parametritis , Sallclngegend. Fieber200. — , b.Woch- 
nerinnen 216. — , in Folge vonFibrom 217. 

Parotis, idiopath. Entzundung, Bezieh. zu d. Ernp- 
tionsflebern 244. 

Patella, Schleimbeutel vor derselben, Affektion b. Sy- 
philis 248. — 8. a. Ligamentum patellae. 

Paulinla, gegen Neuralgia frontalis 207. 

P e 1 i o s i s rheumatica 24. 

Pemphigus, d.Neugebomen (syphilitischer) 37. (ak li- 
ter, Contagiositat) 61. — , foliaceus, Bezieh. zn Anoma- 
lien d. Lymphstroms 96. 

Penis, varikoses Geschwfir 68. 

Pennsylvania-Hospital, Statistikd. Frakturen 151. 

Peptone, chemiscbes Yerhalten 231. 

Perikardinm, Paracentese 269. 

Perimetritis, Nutzen d. Salicylsaure 200. 

Perinaum, Zerreissung wahrend d. Enthindiing 214. 
216. 

Perisplenitis, bei einem Kinde 269. 

Perlteninm 6. 

Peritonaeum, Veranderung d. Endothel b. akuter n. 
chron. Entzundung 98. — , Entzundung b. Kindern 148. 

Peronaeus s. Musculus. 

PeBsarium, Forma. Einfuhrung 252. 

Petersburg, Bericht fiber d. Gebaranstalt d. k. Er- 
ziehungshauses 212. 

Pfortader s. Venae portae. 

Pharynx, crupose Entzundung b. Kindern 268. 

PhlegmonSsea Erysipel, am Kopfe mit Bluterguss 
zwischen Galea aponeurot. u. Hirnschale 186. 

Phosphor, Nutzen: b.Neuralgie 18. b. Leukamie286. 
— , Verglftnng, Wesenders. 13. — 8. a. Zinkphosphur. 

Phoaphorsiore, mit Lupulin gegen Morphinismus 
240. 

Phthisis, Nntsea: d. SaMeylsiiure 199. d. Saliciu 201. 

Pigmententartnng , d. Bfickenmarkes ate Alters- 
erecheinang 199. 

Pikrotoxin, Antagomsmus mit Chlor&lhydrat 12. 

Pity riasla furfuraoea, Behandl, mit Chloralhydrat 246. 
Med. JahrUh. Bd. 17*. Hft. 3. 


Placenta praevla, Gcbarmntterblntnng in d. Nachge- 
burtsperiode 144. 

Plaques s. Schleimhautplaques. 

Plastische Opera tionen, an d. Extremitaten 271. 

Pleura, Lymphgefasse (d. Mediastinum) 86. (d. Lunge) 
87. — , d. Lunge , Veranderungen b. akuter u. chron. 
Entzundung 98. 

Flcurahohle, langes V erweilen einer Messer k linge in 
ders. 169. 

Pleuritisches Exsudat, Anomalie d. Lymphstroraes 
b. soldi. 96. 

Plumbum s. Blci. 

Pneumatische Behandlnng d. Lungenemphysem 
207. 

Pneumothorax, traumatischer, Anomalicn d. Lympli- 
stromB 96. — S. a. Pyopneumothorax. 

Pocken s. Variola. 

Poll klinik, fur venerische Krankheiten inMailand 33. 

Polydipsie, b. einem Kinde 258. 

Polyp, d. Gebarmutter, DrahtschlingezurAbtragung67. 

Pressschwamm, zur Erweiternng d. Mutter-Mundes 
u. Kanales 66. 252. 

Priapismus, bei Schadelfraktur 160. 

Prim i par a s. Erstgebarentie. 

Privathaus, Entbindung in solch . gegen fiber der in 
GebSrhansern 296. 

Prophylaktische Desiufektion in d. Geburtshulfe 210. 

Prosopalgic, Nutzen d. Salicylsfiure 199. 

Prurigo, venSso Stauung in d. Haut 28. — , bei Kin- 
dern, lleilbarkeit 210. 

Pgeudarthrose, Ursachen u. Behandiung 166. 166. 
(Knochenhauttranspiantation) 167. — S. a. Femur, Hu- 
merus. 

Pseudolenkfimie, Bezieh. zu Leukfimie 276. 287. — 
8. a. Lymphosarkom. 

Psoriasis, venBse Stannng in d. Hant 28. 

Puerperaleklampsie, Verhalten d. Gebirns 293. 

Puerperal fie ber, Nutzen d. Salicylsaure 200. — , 
Wesen 216. — , Behandiung u. Prophylaxe 217. 

Puerperalkranhciten 217. 

Pulsation in einem Exophthalmns 73. 

Purpura rheumatica 24. 

Pyamie, in Folge einea Abscesses am Hfiftgelenke 62. 

Pyopneumothorax, bei einem Kinde 148. 

Quecksiiber s. Hydrargyrum. 

Qnellmeisel s. Pressschwamm. 

t^uetschung, der Weichtheile d. Fusses, fchlerhaftc 
Stelluug desselben in Folge der Narbenbildong , plast. 
Operation 271. 

Ran nisi nn, Verhalten an d. behaarten Kopfhaut 26. 

ReibegeraiiBch , unter dein 8chulterblatte 266. 

Reinfektion, syphilitiaclie 137. 

Rekruteri, Korpcrgrosse (Einfl. versch. Uinstandc) 177. 
(ll. Brustumfang) 179. 

Resektion, d. Kehlkopfs, wegen Stenose 70. 71. — , 
einer Phalanx d. Dauinens, wegen Luxation 163. — , 
der Brnchenden, bei Pseudartbrose 166. — , des Bruat- 
belns 217. 

Resezione ed asportazione dello sterno (di Fran- 
cesco Rizzoli , Rec.) 217. 

Retina, Entzundung (centrale recidivirende) 76. (pro- 
liferirende) 272. — , Ablosung, Drainage d. Auges 103. 

Rheumatismus, Purpura b. solch. 24. — , Aetiologie 
u. Therapie 129. — , Bebandl. mit: Salicylsaure 195. 
Saliciu 200. Elektricitat208. — 8. a. Gelenk-, Muskel-, 
Tripper-Kheumatismus. 

Rbeu matoiderkraukung, bei Bronchektasie 132. 

Rbodankalium, Resorption von der Vaginalschleim- 
haut aus 40. 

Ro 1 1 b i n d e , leinene , Einwicklung d. Extremitaten mit 
solch. gegen Gebarmutterblutung 144. 

45 


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354 


Sac h - Register. 


Rom, Stellung d. Heilkunstler im Alterthume 344. 

Rose s. Erysipelas. 

R udolphstif tung, in Wien, Ber. f. 1874 (Rec.) 206. 

Ruckenmark, Reizung, Bez. zu Akrodynie 21. — , 
Pigroententartungd.Vorderhoraer als Alterserscheinung 
129. — 8. a. Bulbiirparalyse, Tabes. 

Riickenwirbel, Fraktur, Priapismos 160. — , Ge- 
schwulst an solch. bei Pseudolenkaraie 287. 

Kuckgratskanal, Lympliadenome in solch. 287.288. 

Sachsen, Konigreich (Medicinalwesen iinJ. 1874) 108. 
(Statistik d. IJebammenweaens) 296. 

Saufer, varikose Geschwure im Gesicht 63. 

Saugling, Einfl. des Zimgenbandchens anf das Saugeu 
147. — , Eklainpsip 148. — , Krankheiten 293. - , 
Fins ura ani 257. 

San re, unterphosphorigc, toxlsche Eigcnschaften 14. — 
8. a. Kohlen-, Oxal-, Phosphor-, Salicylsaure. 

Saftbahnen, der Sehnen 4. — , der llant d. Mcnschen 
7. (ZuBammenhang mit d. Blutgefasssysteni) 82. 

Saftkanale, des Bindegewebes, Zusammenhang init d . 
Blutgefassen 84. 

Sal be 8. Kupfersalbe. • 

8 a li c i □ , als Antipyrctikum 200. 

Salicylsaure, Resorption von d. Vaginalschleimhaut 
aus 40. — , antipyret. Wirkung 185. Abortus bei d. 
Versuchsthieren 186. — , Art der Wirkung 188. — , 
Uebergang inllarn, Speichel u.Schweiss 189. — , Wir- 
kung auf d. Zahne 189. — , Einfl. auf d. Korpcrwaruie 
(Herabsetzung) 181 tig. (Steigerung) 189. — . ttierapcut. 
Verwenduug bei : Typhus 191. akutem Gelenkrlieuma- 
tismus 195. hektisclieni Fieber 199. Neuralgieu 199. 
Tetanus rheumaticus 199. Wecbselfleber 199. Scliarlach 
200. Pnenmonie 200. Puerperalfleber 200. Diphtheritis 
200. Pocken 200. Maseru 200. Perimetritis 200. 

Salicy Isanres Ammoniak als Antipyretikum 190. 

SalicylsauresNatron als Antipyretikum 1 87. 190 flg. 

Salivationscentrum 101. 

8arkom s. Lymphosarkom. 

Sarmatische Schadelform 204. 205. 

Sanerstoff, Wirkung von Arzneimitteln auf d. Auf- 
nahme dess. 123. 

Saugen, Einfl. des Zungenbandchens anf dass. 147. 

Sayre’scheExtcnsionsschiene 149. 

Scapula, Reibegerausch unter ders. 266. 

Scarifikation, gegen allgem. Hydrops b. Herzkrank- 
beiten 208. 

Scarlatina, venose Stauungen in der Haut 28. — , 
Nutzen d. Salicylsanre 200. 

Schabmethode, b. Noma 268. 

Schadel, Schussfraktur , Trepanation 65. — , Fraktu- 
ren (Casnistik) 150. (Trepanation) 150. (am Schlafen- 
bein) 159. (d. Scbeitclbcins) 159. 

Schadelformen, Znsammenstellnng der |n Wurtem- 
berg vorkommenden (von H. v. Holder, Rec.) 202. 

Schadelhohle, Lymphadenome in solch. 287. 288. 

Schadelknochen, LymphgefSsse ders. 91. 

Scharlachfiebcr s. Scarlatina. 

Schiene, f. d. Kniegelenk 149. 

Schlafenbein, Fissur d. anssern Platte 159. 

Schlaflosigkeit, Nutzen d. Camphora monobromata 
18. 

Schlafmittel s. Hypnotikum. 

Schleimbeutcl, Affektion bei Syphilis 248. — , Ent- 
wicklung unter d. Sehulterblatt, Reibegerausch 266. — , 
am obern schiefen Angenmnskel, Hygrom 271. 

Schleimhant, des UteruskOrpcre , Banders. — 8. a. 
Vagina. 

Schleimhant plaqn es, syphilitische, Nntzend. Jodo- 
form 32. 

Scblncksen, Elektrotherapie 208 . 

Schlfisselbeln s. Clavicula. 

Schultergelenk, Luxation, veraltete, Behandlnng 
152. — , Verletzung, Massage 174. 


Schussfraktur, d. Schadel s, Trepanation 65. — , des 
Femur, Behandlung 163. 

Schwamm s. Pressschwamm. 

Scliwangerschaft, bei Uterusflbrom (Bezieh. zur 
Entwicklung d. letztem) 42. 44. (Differentialdiagnose) 
45. — , in dem einen Horne eincs Uterus duplex , Ver- 
grosserung d. andern Homes als Geburtshinde miss 143. 
— , Yerlialten d. Cervix uteri 140. — , Retroflexion der 
Gebarmutter 211. — , Wirkung d. Morphinisms 238. 
— , zur Pathologic 293. 

S c h w e i s s , Uebergang d. Salicylsaure in soldi. 189. — , 
profuser b. Weehsclileber, Nutzen d. Atropin 207. 

Schwindel, Nutzen d. Nux vomica 207. — , als Sym- 
ptom bei Kleinhimtumor 243. 

Scorbut, venose Stauungen in der Haut 28. — , Go- 
scliwur. b. solch., Nutzen d. Kali chloricuui 233. 

Scrofulose, Bedeutung des Uramilationsgewcbes 241. 

Bezieh. zn Lenkamie 277. 

Secale comutum, Nutzen b. Gebannutterfibrora 52. — , 
cumulative Wirkung 53. — , iuuerl. Anwend. b. Gefass- 
geschwulsten d. Orbita 73. — , Wirkung 234. — , wirk- 
samer Bestandtheil 235. 236. 

Sectio caesarea s. Kaiserechnitt. 

Sehne, Saftbahnen 4. — , Interposition b. Luxation des 
Zeigetingers im Metacarpo- Phalangealgelenkc 262. — , 
d. Peronaeus longus, Dislokation 265. 

8 e h n e u s c li e i d e li , blennorrhag. Eutzuudung 34. 

Seliorgan, Affektion b. Kleinhimtumoren 243. 

Seide, Keinigen ders., Bezieh. zur Entstehung d. Akro- 
dynie 25. 

Sektionsbeulc s. Leichentuberkel. 

Sensibilitat, d. Kopfhaut, Storungen b. Alopecie 25. 

Septikiimie, nach Operation von Uterusflbromeu 65. 

Serose Haut, Lymphgefasse 85. — , Verandcrungen 
d. Endothels bei d. Eutzuudung 98. — , feinerer Bau 
119. 120. 

Seaambein, Bedeutung f. d. Luxation d. Damnene nach 
hinten 262. 

Setaceura s. Haarseil. 

Singultus, Elektrotherapie 208. 

Sklera, Ektasie, Drainage d. Auges 103. 

Socaloin 12. 

Somnambulismus, kunstl. erzeugter 181. 

Sonde, Durchbohrung d. Gebarmutter mit ders. 138. 

Speichel, Nervcncentrum f. d. Absonderung 101. — , 
Uebergang d. Salicylsaure in dens. 189. 

Speisen, Eindringeu in d. Larynx, Tracheotomie 168. 

Spharobakterien s. Kugelbakterien. 

Spinalirritation, Bezieh. zu Akrodynie 21. 

Spondylolisthesis, d. Beckens, Einleltung d. Fruh- 
geburt 142. 

8 p o n g i a cerata s. Pressschwamm. 

Sputa, Krystalle in solch. b. Leukamie 284. 

Staar, grauer, Geschichte dess, (von Hugo Magnus, 
Rec.) 115. 

Staatsarzneikunde s. Anilinfarbe; Betten ; Boden- 
anfgrabuug; Farbe ; Frucbtpreise ; Gebarhaus; Gefang- 
nisse ; Geheimmittel ; Gesundheitspflege ; Gmndwasser ; 
Gutaehten ; Hebammenwesen ; Heilkunstler ; Identitat ; 
Kanalisation ; Kleidungsstucke ; Knochen ; Kohlen- 
grnbe ; Kurpfuscherei ; Leichnam ; Luftdruck ; Lum- 
pen ; Luxuspapier ; Medicinalwesen ; Morphlnismns ; 
Mortalitat ; Paplerlumpen ; Privathans ; Rekruten ; 
Seide ; Strnmpfe ; Syphilis, Uebertragung ; Thierexpe- 
rimente ; Tod ; Todtgeburt ; Trichinose ; Trinkwasser ; 
Trodlennagazin ; Verbrennung; Vergiftnng. 

Staphysagrin 233. (Wirkung) 234. 

Statistik, der Frakturen u. Luxationen 149. — , des 
Hebammenwesens im Konigr. Sachsen 296. 

Stauung, venose, s. Entzfindung; Haut. 

Stein, Blldung im Uterus 50. — S. a. Blasensteiu. 

Steissgeburt, bei Fibrom im Hnttermunde 44. — ■, 
Anwend. d. stumpfeu Hakens 256. 

Stelsslage, Hiuflgkeit d. Vorkommens 266. 

Stenose, d. Larynx, Exstirpation dess. 70. 71. 


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Sach-Register. 


355 


Stephanskftrner, Wlrkung d. Alkaloide 333. 

Sterblichkeit, d. Kinder, Nichtgestilltwerden alsUr- 
sache 61. — , im Konigreich Sachsen 112. — S. a. Mor- 
talitat. 

Sternum, Resektion u. Abtragung (von Francesco 
Rizzoli, Rec.) 217. — , Luxation 260. — , Fraktur 
261. 

Sternzellen, in d. Leber 117. 

Stickstoff, Einfl. d.Arsenik auf d. Ausscheirtung 124. 

Stillen, Einfl. d. Unterlassens auf d. Sterblichkeit klei- 
ner Kinder 61. 

S t i 11 e n d e , Nutzen d. Atropin, ders. verabreicht, gegcn 
Eklampsie d. Kindes 149. 

Stoffwechsel, zwischen Mutter u. Kind 257. — , der 
Wochnerinnen 294. 

Stomata, d. Lymphgefiisse an serSsen Hauten 84. 85. 

Stomatitis mercurialis, Nutzen d. Kali chloricum 232. 

Striktur, d. Larynx, Heilung durch den kfinstl. Kehl- 
kopf 70. 

Strumpfe aus mit Anilin gefarbter Wolle aLs Urs. von 
Geschwfiren 116. 

Strychnos s. Nux vomica. 

Stuttgart, Statistik der Frakturen u. Luxationen im 
Katharinenhospital 150. 

Subcutane Injektion, von Ergotin (gegen Uterus- 
fibrom) 51. 52. (gegen Leukamie) 285. (gegen Drfisen- 
geschwiilste) 285. — , von Extractum secalis cornuti 
236. — , mit Morphium , Missbrauch 236. (Maassregeln 
gegen solch.) 238. — , von Hydrargyrum bichloratum 
corros. gegen Syphilis 249. 

Sublimat s. Hydragyrum. 

Sympathicus, Bau u. Funktion 8. 9. — , am Halse. 
Galvanisation 208. 

Symphysis ossium pubis, Zerreissung mit Fraktur des 
Oberschenkels 161. 

Synovitis d. Tibiotarsalgelenks, traumatische , Nutzen 
d. Massage 175. 

Syphilis, Nutzen d. Jodoform 32. — , Uebertragung 
36. (Unterschied zwischen hereditiirer u. congenitaler) 
36. (von d. Mutter aus) 36. 38. (vom Vater aus) 36. 38. 
— , centrale recidivirende Retinitis b. solch. 75. — , Re- 
infektion 137. — , Urs. v. Hydramnion 143. — , Urs. v. 
protrahirter Callushildung 156. , hypertroph. Cirrhose 

d. Leber 247. Affektion d. Schieimbeutel 248. - , 
Behandlung mittels hypodermat. Snblimatinjektionen 
249. 

Sy phi lorn, Nutzen d. Jodoform 32. 

System der Gesundheitspflege (von Ludwig Hirt, 
Rec.) 221. 

Tabes dorsalis, spontane Frakturen b. solch. 158. 

Talus, Luxation b. Fraktur beider Knochel 161. 

Tamponade, gegen Gebarmutterblutung nach d. Ent- 
bindung 144. 

Tape ten, Arsenikvergiftung durch solche bedingt 14. 

Test Ik el, Lymphgefasse 89. — , Vasa aberrantia an 
solch. 229. 

Tetanus, rheumaticus, Nutzen d. Salicylsaure 199. — , 
traumaticus, Bezieh. zu Neuritis 127. 

Thermokauterium Pa<juelm’s 72. 

Thierexperimente, Unzulanglichkeit ders. fur den 
Nachweis von Atropin 126. 

Thorax, method, exspirator. Compression behufs Be- 
fSrderung d. Expektoration 133. 

Thrinendruse, Affektion b. Leukaemia lymphatica 
281. 

Thrombose, d. Lungenarterie b. Caries b. einem Kinde 
259. 

Tibia, Fraktur (protrahirte Caliusblldung in Folge von 
8yphilis) 256. (sternformige) 163. (isolirte) 167. 

Tiblotarsalgelenk , traumat. Synovitis, Nutzen der 
Massage 175. 

Tonsillen, Geschwulst, Nutzen d.Kali chloricum 233. 

Tod, plStzlicher bei Kindern 268. 


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Todesart, Nachweis b. verkohlten Leichen 77. 

Todesursachen, Statistik ders. im KSnigr. Sachsen 
im J. 1874 113. 

Todtgeburt, Einfl. geburtshulfl. Operationen auf die 
Hauflgkeit 212. 

Toricelli’sche Leere, u. fiber Ausldsung (von J. R. 
Mayer, Rec.) 224. 

Tracheotomie, wegen Eindringen von Speisen in d. 
Larynx 168. 

Transplantation, der Haut (auf Geschwfiren) 63. 
(Verhalten der transplantirten 8tfickchen) 64. — , von 
Knochen zur Heilung von Pseudarthrose 167. 

Trepanation, bei Kopfverletzungen u. Schadelfraktur 
65. 150. 

Trichinose, Entwicklung d. Oedems b. solch. 95. — , 
im Konigr. Sachsen im J. 1874 110. 

Trigeminus, Ilnmhautaffektion nach Durchschneidung 
75. , Neuralgic, Behandlung 207. 

T r i n k e r , varikose Gesch wfire im Gesicht 63. 

Trinkwasser, Verhreitung von Typhus durch solch. 
106. 

Tripper, Entzundung d. Sehnenscheiden b. solch. 34. 

Tripperrheumatismus, Nntzen d. Salicylsaure 196. 

Pathologic 247. 

TrSdlermagazinc, Uebertragung von Krankheiten 
von solch. aus 79. 

Tuba Faliopiae, Tuberkulose b. einem Kinde 259. 

Tuberkel, d. Kleinhirns 61. 

Tuberkulose, d. Lungen finoculirte, Bezieh. zur Ent- 
wicklung von adenoidem Gewebe) 99. (auskultator. Er- 
scheinungen) 207. — , d. Gehirns b. einem Kinde 258. 
— , d. Uterus u. d. Tubcn b. einem Kinde 269. 

Tumor albus, d. Kniegelenks, Fraktur b. solch. 158. 

Turanische Sebadelform 204. 205. 

Typhus, in Frankfurt a. M. 104. — , Beziehung des 
Grundwassers , von Erdaufgrahungen u. Kanallsations- 
arbeiten auf d. Verhreitung 105. -- , Verbreitung durch 
Trinkwasser 106. - , Anwend. d. Salicylsaure 191. 194. 
(vergllchen mit d. Kaltwasserbehandlung) 196. — , 8a- 
licin gegen d. Fieber 201. 

U lens s. Geschwfir. 

Ulna, Fraktur, seitl. Gelenkbildung zwischen den Vor- 
derarmknochen nach solch. 161. — S. a. Vorderarm. 

Unterleib, Verletzung 68. — 8. a. Bauchdecken. 

Unterphosphorige Saure, giftige Eigenschaften 14. 

Unterschenkel, Fraktur (Kleienlade f. d. Behandl.) 
149. (beider KnSchel mit Luxation d. Talus) 151. (Be- 
handl.) 152. (Klassiflkation u. Behandl.) 165. 

Uramie, Bezieh. d. Lymphgefasssystems zu solch. 95. 

Ureter, Verdoppelung auf d. einen Seite b. Weibe 39. 

Urethra s. Harnrohre. 

Urogenitalorgane, Reizzustande, Nutzen d. Kam- 
pher-Mqjiobromat 8. 

Urticaria, ven5se Stauungen in d. Haut 27. 

Uterinmole 263. 

Uterusstein 50. 


Taccinapustel, am obern Augenlide 224. 

Vagina, Resorption von Arznei stoffen durch d . Schleim - 
haut 40. — , Cysten in ders. 214. — , Haematom ders. 
u. d. Vulva 216. — , Fibrocellulargeschwulst 247. — 
S. a. Kolpitis. 

Vaginismus, b. Fisteln in d. HamrShre 251. 

Varicella, alsVorlaufer vonMasern 107. — , Verschie- 
denheit von Variola 209. 

Varices, ind. Bauchwandnngen, traumat. Ursprungs 65. 

VarikSBesGeschwfir s. Geschwfir. 

Variola, venSse Stauung in d. Haut 27. — , Uebertra- 
gung durch Lumpen 79. — , vermehrte Absonderung d. 
Lymphe 96. — , Nutzen d. Salicylsaure 200. — , Ver- 
schiedenheit von Varicella 209. 

Variolois, symmetrische Knochennekrose nach solch. 
271. 


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356 


Namcn-Register. 


Vasa aberrantia, d. Hodens 229. 

Vaaomotorische Neurose, Erythema exsudativum 
245. 

Vater, Uebertragung d. Syphilis auf d. Nachkommen- 
schaft 36. 38. 

Veit-Smellie’acher Handgriff, zur Extraktion 
b. Beckenlagen 256. 

Vena, hypoglossa 229. — , lingualis 229. — , portae, 
Thrombose b. einem Kinde 268. 

Vene, Stauung in solch. , Bezieh. zur Entzundung 28. 
— , der Uaut, Stauung (Symptome) 26. (b. verschied. 
Krankheiten) 27. — , des Uterus, Eintritt von Luft in 
solche als Todesursacbe 293. 

Venerisc he Krankheiten, Poliklinik in Mailand33. 

Verband, mit gepuivertem Gummi arabicum 71. 

Verbrennung, V eranderungen verschied. Korpertheile 
durch solche .76. — , plastiache Operation wegen Nar- 
ben nach solch. 271. 

Vergiftung s. Aether; Anilinfarben -, Arsenik; A tro- 
pin ; Blei ; Cytisus ; Kobalt ; Kohlendunst ; Metalle ; 
Morphinismus ; Nickel ; Opium ; Oxalsanre ; Phosphor ; 
unterphosphorige Saure. 

Verheirathete, grossere Hautigkeit d . Uterusfibrorae 
42. 

Verletzung s. Bauchwand; Brustdriise ; Gelenke ; 
Herz ; Kopf ; Milzgegend ; Nerven ; Pneumothorax ; Un- 
terleib. 

Verstaucbung, Nutzen d. Massage 173. 174. 

Vertigo a. Schwindel. 

Vorderarm, seitl. Gelenkbilduog nach Fraktnr d. Ulna 
161. — , Luxation beider Knochen (mitFraktur d. Con- 
dylus int. humeri) 261. (ohue Fraktur) 261. 

Vulva, Haematom 216. — , Geschwulst in dere. , Abtra- 
gung 261. 

Waohsthum, d. Menschen (Elnfl. d. Fruchtpreise) 
178. (d. Kindes vor u. nach d. Geburt) 226. 

Wasser s. Trinkwasser. 

Wechaelfieber, Nutzen d. Salicylsaure 199. — , 
Nutaen d. Atropin gegen profusen Sohweiss 207. — , 
Bezieh. zu Leukamie 277. 

We hen, Verstarkung durch Secale cornutum 236. 


Wendung, d. Kindes 215. 

Wharton’scher Gang, Venen in d. Umgebung 229. 

Wien, Bericht d. Krankenanstalt Rudolph-Stiftung vom 
J. 1874. (Rec.) 206. 

Wille, als moral. Kraft u. als therapeut. Mittel 182. 

Wirbel s. Halswirbel. 

Wirbelsaule, Fraktur (d. Proc. odontoideus, llei- 
lung) 169. (Priapismus b. solch.) 160. — 8. a. Brust-, 
Halswirbel ; Spondylolisthesis. 

Wochenbett, Bezieh. zur Entwickl. von Uteruaflbroni 
•42. — , patholog. Vorgiiuge wahrend dess. 214. 293.’ 
— , Einfl. auf Herzkrankheiten 217. — , StofTwechsel. 1 
u. Diat wahrend dess. 294. — S. a. Puerperalkrank- 
heiten. 

Wochnerin, Einfl. geburtshulfl. Operationen auf die 
Mortaliat 212. 

Wiirtemberg, Zusanunenstellung der daselbst vorkoin- 
menden Schadelformen (von H. v. Holder, Rec.) 202. 

Zahn, Wirkung d. Salicylsaure auf dies. 189. 

Zahnfortsatz s. Processus odontoideus. 

Zanaloin 12. 

Z a n g e , Anwendung (b. durch grosse vordere Mutter- 
muudslippe bedingtem Geburtshindemiss) 60. (HSuflg- 
keit in d. Petersburger Gebaranstalt d. kaiserl. Er- 
ziehungshauses) 216. 

Zehe, grosse. Luxatio dorsalis d. 2. Phalanx 262. 

Zeigefinger, Fraktur d . 3. Phalanx, w&hrscheinl. durch 
Muskelaktion 161. — , Luxation im Metacarpo-Phalan- 
gealgelenke mit Sehneninterposition 262. 

Zelle s. Nervenzelle. 

Zellgewebe, subcutanes , Nutzen d. Jodoform gegen 
Gumma 32. — S. a. Fettzellgewebe. 

Zincum phospboratum , Nutzen bei Nervenkrankhei- 
ten 18. 

Zunge, Venen ders. 229. 

Zungenbindchen, Einfl. auf ch Saugen 147. 

Zungenbein, Gelenke an solch. 227. 

Zwerchfeil s. Diaphragms. 

Z werchfellsbruch s. Hernia diaphragmatica. 

Zwillingsgeburt, Hauflgkeit solch. in Petersburg 
213. 


Namen-Register. 


Abbot, S. L., 129. 

Abegg, G. H. F., 61. 

Adelman, G., 170. 

Agnew, Hayes, 64. 

Ahlfeld, Fr., 189. 

Albert, Eduard, 267. 
Alexander (Aachen) 76. 
Almstrem, S., 186. 

Amussat, A., 60. 

Anderson, Thomas, 279. 
Andrae 279. 

Annandale, Thomas, 168. 268. 
Arnold, J., 84. 

AtthiU, Lombe, 263. 

Aubert, H., 220. (Rec.) 
Auspitz, Heinrich, 26. 

Bully 147. 266. 

Baker, William H., 262. 
Balogh, Coloman, 74. 

Banze, C., 61. 

Bardenhewer, Ernst, 197. 
Barrier 20. 

Bartels, Max, 39. 

Barten (Greifswald) 277. 
Barudel 21. 

Bates 149. 


Bauer (Stettin) 62. 

Bauer, J. (Mtinchen), 123. 200. 
Beach, H. H. A., 159. 163. 266. 
de Beauvais 65. 

Beck 200. 

Bellamy, Edward, 161. 

Belli, Domenico, 66. 

Bennett, E. H., 169. 

Bentzen, G. E., 3. 

Berger, Oskar, 18. 

Bergeret 126. 

Bergeron, G., 80. 

Berghman, G. (Stockholm), 172. 
Bidder, Erast, 212. (Rec.) 264. 
Biesiadecki. A., 273. 

Binz, C., 188. 

Birch-Hirschfeld, V., 33. 
Bleiweis, Carl, 169. 

Bluhm 65. 

Bluroberg, P. (Tiflls), 68, 
Bodros, A.,, 22. 

Bock, H. v., 123. 

Boeck, W., 36. 

Bohm, Rudolph, 233. 

Boreischa 236. 

Borinskl, 8., 143. 

Boscher 198. 


Botkin, S., 198. 986. 

Boulton, Percy, 226. 

Brand, Ernst (Stettin), 196. 

Breisky, A., 68. 

Breuer, Joachim, 76. 

Brew 201. 

Broca, Paul, 168. 

Bronardel 280. 

Brown, Francis H., 14. 

Browne, J. Crichton, 12. 
v. Brunn (Lippspringe) 199. 
Buchheim, Rad., 236. 

Buckingham (Boston) 53. 

Budge, Albrecht, 89. 

Burehardt 62. 

Buss, Carl Emil, 186. 190. 195. 199. 

201 . 202 . 

Bnsey, Samuel C., 240. 

Butterlin 271. 

Byford, W. A., 62. 53. 

Carl, August (Frankfur a. M.), 118. 
Carpentier (Brussel) 278. 

Caspari (Meinberg) 148. 

Caspary, J., 137. 

Chappelain 26L 264. 

Charrier 47. 


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Namen-Register, 


357 


ChavBriat 20. 

Charon, A., 138. 251. 

Chrobak (Wien) 62. 

Claudot, Maurice, 290. 

Clouet, 80. 

Coghill, J. G. Sinclair, 262. 

Coiin Leon, 244. 

'xnij, V., 50. 

<>»sy 260. 

Oourvoisier, L. G., 59. 

Houston 50. 

'.'owan (Danville) 63. 

?r6quy 116. 163. 

I t Costa, J. M., 285. 
tnraer, O., 223. (Rec.) 
rolles, C., 63. 
an (Rochester) 153. 
drenx, Daniel, 296. 
ininger 265. 
lens (Paris) 66. 
marqnay, J. N., 46. 
ienham 66. 

Be RonbaU (Brussel) 151. 

.Oibrell, John A., 163. 

Diehl, Georg, 193. 198. 

Dobson, Nelson C., 10. 

Doig, A., 134. 

Drosdoff, W., 198. 
v. Dnmreicher 167. 262. 

^Edlefsen (Kiel) 148. 

Ekberg, E., 134. 

Elias 287. 

Eliecher, Julius, 138. 

Elliot, Thomas, 269. 

Emmet, Thomas Addis, 68. 
Emminghans, H., 91. 94. 

Engelsted, 8., 38. 

Etheridge 53. 

Ewald, C. A. (Berlin), 124. 191. 
Faber 199. 

Faraboenf, L. H., 262. 

Fechner, G. Th., 177. 

Fehling, H., 146. 267. 

Feltz, J., 80. 

Ferber, Adolph, 241. 

Fickert (Frankenberg) 61. 

Fiedler, C. L. Alfred, 169. 197. 199. 
236. 

v. Fillenbanm 167. 

Fiori, Cesare, 179. 

Fischer, C. Alex. (Dresden), 199. 200. 
Fischer, A., 194. 

Fischer, K. (Altstetten), 60. 
Flemming, W., 88. 

Flesch, Max, 161. 226. 

Flenry (Clermont-Ferrand) 50. 55. 
Fo4, Pio, 84. 278. 

F6rster (Breslau) 220. 

Fonresti6, H., 247. 

Fox, Wilson, 286. 

Frankenh&user (Zurick) 64. 250. 
Friedberg, Hermann, 116. (Rec.) 
Friedlander (Breslau) 197. 

Fritseh, Heinrich, 210. (Rec.) 
Ffirbringer, Paul, 188. 189. 194. 199. 
First, Livius, 39. 

dabtgens, C., 124. 

Gartner (Stuttgart) 171. 

Gallasch 281. 

Garnler, L., 166. 


Gay, George W., 161. 

Gedl, M. (Krakau) 188. 

Gegenbaur, C., 117. 

Gelssler, Arthur, 185. 

Gerhardt, C., 132. 

Gerster (Bern) 89. 

Gillette 168. 262. 

Glorami, Mario, 55. 

Gissler (Pforzheim) 192. 
Goldschmidt, Sigismund, 291. (Rec.) 
Goltdammer 193. 

Goodrich, C. G. (Minneapolis) 62. 
Gosselin 66. 138. 

Graefe, Alfred, 219. (Rec.) 

Granjux, L6on, 224. 

Grenser, Paul, 238. 

Grfinewald, O. v., 66. 

GnBniot 42. 57. 

Guntz, J. Edmund, 33. 136. 

Gu6rin, Alphonse, 253. 

Gussenbaner, Carl, 271. 

Hallopeau 100. (Rec.) 

Hamburger, E. W. , 40. 

Hammarsten, Olof, 93. 

Hamon, L., 61. 

Hatry 261. . 

Heiberg, Hjalmar, 3. 

Heine, C., 70. 

Helleday, Uno, 129. 

Heller, Franz (Wien), 129. 
Hdnocque, Albert, 50. 170. 
Herrmann. G., 120. 

Hewett, Prescott, 64. 

Hickl (Wien) 64. 

Hlldebrandt (KBnigsberg) 61. 
Hildebrandt (Treuenbrietzen) 196. 
Hlrt, Ludwig, 221. (Rec.) 

Hodder (Toronto) 63. 

Hodges, Johp F., 14. 

Hodges, R. M., 266. 

Hodgkins, D. W., 199. 

HBlder, H. v., 202. (Rec.) 

Hoffmann, C. K., 277. 

Hoffmann, L. (Schwiebus), 199. 
Hofmann, Eduard, 76. 

Holl, Moriz, 230. 

Holst, V., 16. 

Hoppe, J., 168. 

Howard (Champaign) 53. 

Huber, J. C., 58. 282. 

Hulke, John W., 159. 160. 

Hutchins (Canterbury) 80. 
Hutchinson, James H., 287. 
Hutchinson, Jonathan, 23. • 

Jackson, J. B. S., 126. 

Jackson, J. Hughlings, 299. (Rec.) 
Jackson, Reeves, 53. 

Jacob, E. H., 202. 

Jaff6, Th., 296. 

Janeway 290. 

Janzer (Bretten) 144. 

Jenks (Detroit) 62. 

Jessup, D. H., 144. 

Inkes (St. Catherine) 53. 

Johannsen, O., 199. 251. 

Johnen, B. (Dfiren) 69. 

Johnston, Jos., 56. 

Jolly 182. 

Jones, Talfourd, 198. 

Isambert 231. 

Jfidell, Gustav, 162. 

Justl (Idstete) 94. 197. 


NLapff (Esslingen) 239. 

Katz, L. (Berlin), 196. 224. 
Kelsch 281. 

Kernig (Petersburg) 187. 

Kersch, S. (Prag), 148. 

Key, Axel, 4. 7. 

Keyes, E. L., 248. 

Kidd, George H., 56. 

Kiferle, M., 47. 

Kinnicut, E. P., 24. 

Klein, E. (London), 84. 98. 
Kleinschmidt, Gust., 74. 
Kleinwachter, Ludwig, 145. 
Klemmer, R., 294. 

KlingelhSffer 150. 

Kdhlcr, Hermann, 188. 
Konigstein, Leopold, 74. 

KBs ter (Bonn) 189. 

Kolaczek 270. 

Kossel, Albrecht, 124. 231. 
KrBnlein, R. U., 160. " 

Krull, Ernst, 227. 

K&ntzelmann 83. 

K&ssner 280. 

Kustner, O., 143. 

Kupffer, C., 117. 

l>abbd, LBon, 169. 

Lahe (Marburg) 142. 

Lallement (Nancy) 77. 

Lambert, E., 69. 

Lang, Eduard (Innsbruck) 30. 
Lang bans (Bern) 89. 

Lanz (Biel) 14. 

Larcher, O., 46. 

Lanenstein, Karl, 283. 

Laveran, A., 22. 

Le Double, A., 166. 

Lehmus, Emilie, 293. 294. 
Leidesdorf, Max, 238. 

Lempertz, Mathias, 116. (Rec.) 
Leonhardi-Aster 189. 196. 
Lesser, A., 91. 

Letulle, Maurice, 162. 

Leube, Wilh., 291. (Rec.) 

Lewin, Georg, 246. 249. 

Lewis, F. B. A- (Watertown) 79. 
Litzmann, C. C. Th., 140. 
Loebner (Schwabach) 60. 

Loewel 266. 

Lorey, Carl, 107. 

Lfihe (P15n) 136. 

Lfirmann (Kiel) 189. 269. 

Maas, Hermann, 71. 

Mabboux 267. 

Mac Farran 252. 

Mac lagan 200. 

Me Meehan, Jas., 264. 

Mader (Wien) 208. 

Magnus, Hugo, 116. (Rec.) 177. 
Mans, W., 272. 

Marion, H. E., 126. 

Martenson (Petersburg) 190. 
Martin, Ed., 46. 

Martin, W. D., 240. 

Martinean, L., 246. 247. 

Martini, O., 31. 

May, George Parker, 201. 
Mayen^on 126. 

Mayer, J. R., 224. (Rec.) 

Mayer, Sigmund, 8. 

Maymon, A., 34. 

Medlng, B., 200. 


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358 

Meng, Magendie, 238. 

Me wig (Dresden) 293. 

Meyer, L. (Gottingen), 240. 
Meycrowitz, Theodor, 74. 

Miller, A. G., 149. 

Mitchell, S. Weir, 272. 

Modi. C., (Rostock) 192. 
Montgomery, H. F., 163. 269. 
Morris (Baltimore) 53. 

Mosengeil 130. 
v. Mosetig-Moorhof 72. 

Mosler, Fr.. 277. 

Muller. P. (Bern), 59. 139. 
Munchmeyer (MQnden) 247. 
Murchison, F. A., 138. 

Mnrsick, Geo. A., 285. 

Neumann, E. (Konigsberg), 282. 
Neumann, Isidor, 81. 209. fRec.) 
Neureutter, Theodor, 268. . 
Kicholls. Arthur H., 166. 
Nicoladoni, Karl, 167. 261. 
isiemeyer, Paul, 208. (Rec.) 

Nordt, Max, 192. 

Norris, George W., 151. 163. 
Nothnagel, Hermann, 126. 
v. Nussbaum 62. 167. 

Awre, Adam, 37. 

Ossikousky (Pesth) 278. 

Osterloh, Paul, 293. 294. 

Oxley, Martin, 289. 

Panas 288. 

Pel, P. H. (Leyden), 200. 

Penzoldt, Franz, 291. (Rec.) 
Philipson, G. H., 281.’ 

Plerret 128. 

Pinctis, J., 24. 

Polaillon 47. 142. 

Polland, James, 201. 

Ponflck 283. 

Popper, Joseph, 268. 

Porro, Edoardo, 66. 

Potain 279. 

Puky, A. v., 262. 

Putnam, Janies J., 13. 

, Itabl, J., 244. 

* Rabuteau, A., 126. 

Ralfe 201. 

Ranvier, L., 119. 

Rasmussen, Valdemar, 176. 

Redi6 224. 

R6gnard, Paul, 13. 

Rein, Georg, 48. 

Rctzins, Gnstaf, 4. 7. 

Revillout, Victor, 246. 280. 
Reyher, C., 70. 

Ribord, Stephane, 102. (Rec.) 
Richardson, Joseph G., 198. 
Richet, Charles, 66. 162. 166. 181. 
Richter, Hermann Eberhard, 77. 
Richter (Gftttingen) 240. 


Namen-Registcr. 

Riedinger, Ferdinand, 164. (Rec.) 
167. 

Riegel, Franz, 167. 188. 193. 199. 

200 . 

Riegner (Breslau) 149. 259. 

Riemer, B., 273. 

Riess, L., 191. 196. 199. 200. 
Rinaldi 262. 

Ringer, Sydney, 201. 

Ritter v. Ritterehain, Gottfried, 148. 
344. 

Ritter (Bretnerrimte) 160. 

Rivington, Walter. 260. 

Rizzoli, Francesco. 217. (Rec.) 
Robinson (Canterbury) 80. 

Rochard, Jules, 297. (Rec.) 
Rosenthal, Paul, 192. 

Ros8bach, J. M., 11. 

Rossi. Giacinto, 1 1. 

Roth, M., 229. 

Russel (Oshkosh) !>3. 

Sabarth, F., 16. 

Saemisch, Theodor. 219. (Rec.) 
Sanger 200. 

Saint- Vel, O., 45. 

Salkowski, E., 235. 236, 

Salmon, Joseph, 253.) 

Salzmann 198. 

Sappey 82. 

Saucerotte, T., 21. 

8caverus 161. 

Scheding, Karl, 142. 

Schirmer (Greifswald) 220. j 
Schleiffer (Greifenberg) 71. 
Schmidt-Rimpler 74. 75. 

Schmutziger 275. 

Schoffler 200. 

Schramm, Justus, 250. 

Scbreyer (Landshut) 198. 
Schtschastny, A., 284. 

Schuller, M., 260. 

Schultze, Friedrich (Heidelberg), 189. 

194. 196. 197. 

Schwalbe, G., 90. 

Schwcniger, Heinr., 64. 

8cbwinnner, Ernst, 200. 

8ehrt (Hofhcim) 49. 

Seifert, W. Gust. (Dresden), 239. '''! 
Seiler, Fr. Hugo (Dresden), 197. 
Senator, H., 201. 

Senftleben, Hugo, 75. 

Serck, J. (Dorpat), 283. 

Servier 160. 

Seyfert, Theodore H., 252. 

Sheffield, G. T., 201. 

Sieveking 198. 

Simon, Jules, 13. 

Sinkler, Wharton, 159. 

Sokoloff, N. (Petersburg), 180. 

Spath (Esslingen) 156. 

Spence, James, 163. 

Spiess, Alexander, 103. 

Spdndly 256. 


Druck von Walter Wigand in Leipzig. 


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Starke 62. 

Steffen (Frankfurt a. M.) 107. 

Stein, N. (Prag), 194. 

Stich, Ed. (Niirnberg), 67. 

Stiegele 198. 200. 

Strange (Aurora) 63. 

Strieker (Berlin) 76. 195. 

Strumpell, Adolf, 122. 

Studsgaard (Kopenhagen) 176. 
Sutugin, Wassily, 212. (Rec.) 

Tarchanoff, Johannes, 84. 286. 
Taylor, C. Bell, 64. 

Terrillon 259. 266. 

Thanhoflfer, Ludw. v., 73. 

Theile, F. W., 81. ■ 

Tholozan 20. I 

Thoma, R., 29. 

Thomas. Gail lard T. , 44. 

Thompson (Columbia) 63. 

Thurm 62. ( 

Tilden. Wm. A., 10. 

Tillaux 57. ] 

Tillmanns, H., 83. u 

Tourneitx, Fr., 84. 120. 

Tourraine 224. 

Tr&at, Ulysse, 162. 289. 

Troisier 128. 

Trotter, J. W., 262. 

Turati, Achille Francesco, 33. 

Vanzetti (Padua) 55. 

V^drfenes, J. A., 64. 

Verneuil, Ar., 249. 

Vogel, M., 68. 

Waldenatr6m, J. A., 134. 

Warner (Boston) 63. 

Wecker. L. v. , 220. 

Weinlechner 64. 

Wells, Edward, 280. 

Wenzel (Pforzheim) 192. 

Wemher, A., 268. 

Wernicke, C., 240. 

Westerlund, F. W., 175. 

Wey (Elmira N. Y.) 63. 

Whitcoinbe, Edm. Banks, 168. 

White (Buffalo) 52. 

WHfffloeworth, E., 246. 

Williams, John, 41. 

Winckol, Fanz C. L., 41. 238. 292 
(Rec.) 296. 

Wolff, Hermann, 73. 

Wolff, O. J. B., 238. 

Wolffberg, £., 187. 

Wulfflus (Petersburg) 190. 200. 
Wunderlich, C. A., 199. 

SBenker, F. 0., 284. 

Ziemssen, H. •»;, 187. 

Zimmermann (GreifswaM) 186. 
Zuckerkandl, E., 228. 229. 

Zweifel, P., 234. 


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