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Full text of "Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes"

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Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Bd. 22 1908 

Wien [etc.] Selbstverlag des Orientalischen Instituts, Universität Wien [etc.] 1887- 

http://hdl.handle.net/2027/coo.31924112770932 



HathiTrust 




www.hathitrust.org 

Public Domain in the United States, 
Google-digitized 

http://www.hathitrust.0rg/access_use#pd-us-g00gle 

This work is deemed to be in the public domain in the 
United States of America. It may not be in the public 
domain in other countries. Copies are provided as a 
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States, persons receiving copies should make appropriate 
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that heirs or the estate of the authors of individual portions 
of the work, such as illustrations, assert Copyrights over 
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non-commercial purposes. 



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WIENER ZEITSCHRIFT 

FÜR DIE 

KUNDE DES MORGENLANDES. 



BEGRÜNDET VON 

G. BÜHLER, J. KARABACEK, D. H. MÜLLER, F. MÜLLER, L. REINISCH. 



HERAUSGEGEBEN UND REDIGIERT VON 

M. BITTNER, J. v. KARABACEK, P. KRETSCHMER, 
D. H. MÜLLER, L. v. SCHROEDER, 

LEITERN DES ORIENTALISCHEN INSTITUTES DER UNIVERSITÄT 



XXII. BAND. 



WIEN, 1908. 

PARIS OXFORD 

ERNEST LEROUX. ALFRED HOLDER JAMES PARKER & Co. 

K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER 
BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 

LONDON TURIN NEW- YORK 

Lü Z AC * Co. HERMANN LOESCHER. L ^L M J^^" 

BOMBAY 
ED UCATION SOCIETY'S PRESS. 



Reprinted with the permission of the Orientalisches Institut 
der Universität Wien 

JOHNSON REPRINT CORPORATION JOHNSON REPRINT COMPANY LTD. 

111 Fifth Avenue, New York, N.Y. 10003 Berkeley Square House, London, W.l 



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First reprinting, 1966, Johnson Reprint Corporation 

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Printed in the United States of America 



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Inhalt des zweiundzwanzigsten Bandes. 



Artikel. 

Seite 

Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen, von D. H. Müller 1 

Zu den altpersischen Inschriften von Behistun, von Chr. Bartholomae ... 65 

Zwei arabische Inschriften aus Arabia Petraea, von Alois Müsil 81 

Hanscrit, von Theodor Zacharias 86 

Teachings of Vedänta according to Rämänuja, by V. A. Sukhtankar .... 121 

Sösannä, von Immanuel Low 154 

Eine neue Bezeichnung des Pronomen absolutum im Ägyptischen, von Hermann 

Junker 175 

Erklärung, von Fritz Hommel, E. Glaser und D. H. Müller 180 

Die Verleihung des Titels ,Fürst der Muslimen' an Jüsuf ibn Täsfin, von Karl 

Wilhelm Hofmeier 184 

Das Apälälied, von L. von Schroeder 223 

Berberische Studien, von Hugo Schuchardt 245 

Zur Strophik des Quräns, von R. Geyer 265 

Teachings of Vedänta according to Rämänuja, by V. A. Sukhtankar (Schluß) . 287 

Beiträge zur indischen Grammatik, von Chr. Bartholomae 334 

Wilhelm Cartellieri t 343 

Berberische Studien, von Hugo Schuchardt (Schluß) 351 

Die §§ 280 — 282 des Gesetzbuches Hammurabis, von Dr. M. Schorr . . . . 385 

Die §§ 280 — 282 des Gesetzbuches IJammurabis, von D. H. Müller .... 393 

Uber Musils Forschungsreisen, von R. Brünnow 399 

Anzeigen. 

F. Thurneau-Dangin, Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften, von 

Friedrich Hrozny 104 

Dr. Moses Schorr, Altbabylonische Rechtsurkunden aus der Zeit der L baby- 
lonischen Dynastie, von N. Rhodokanakis 108 



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IV Inhalt. 

Seite 

M. J. de Goeje, Selections from Arabic Geographical Literature, von R. Geyer 116 

Nathanael ibn al-Fayyumi, The Bustan al-Ukul, von I. Goldziher .... 200 

Rene Dussaud, Les Arabes en Syrie avant l'Islam, von N. Rhodokanakis . . 208 

John Faithfüll Fleet, C. J. E., Ph. D., Indian Epigraphy, von L. v. Schroeder 344 

Enno Littmann, Arabische Beduinenerzählungen, von R. Geyer 345 

J. S. Speyer, Studies about the Kathäsaritsägara, von J. Kirste 346 

N. Rhodokanakis, der vulgärarabische Dialekt im Dofär, von J. Barth . . . 415 
K. Brockelmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik der semitischen 

Sprachen, von Maximilian Bittner 422 

Kleine Mitteilungen. 

Altpers. sakaurim ein semitisches Lehnwort? von W. Bang 118 

Ein Sanskrit- Rätsel, von Johannes Hertel 119 

Das Tocharische und die Charri-Inschrift, von L. v. Schroeder 348 

Afcp belü efclim, von F. Calice 349 

Berichtigungen, von J. von Karabacek 350 

Fischzauber, von Theodor Zachariae 431 

Zur Frage über die Entstehung des Sämaveda, von W. Caland 436 

Verzeichnis der bis zum Schluß des Jahres 1908 bei der Redaktion der WZKM 

eingegangenen Druckschriften . 439 



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Strophenbau und Kesponsion in Ezechiel 
und den Psalmen. 

Von 

D. H. Müller. 

Rascher als mir lieb ist, gehe ich wieder daran, drei neue 
Belege für meine Strophentheorie der Öffentlichkeit vorzulegen. 
Sie drängten sich mir in einer Weise auf, daß ich sie, um Ruhe für 
andere dringende Arbeiten zu gewinnen, abschütteln muß. Diese 
Belege sind, so unglaublich es scheinen mag, durch die von Eduard 
Sachau veröffentlichten Papyrusurkunden von Elephantine hervor- 
gerufen worden. Die höchst seltsame Tatsache, daß Kambyses bei 
seiner Eroberung Ägyptens (525 v. Ch.) dort schon den Tempel in 
Elephantine vorgefunden hat, erinnerte mich daran, daß Lektor 
M. Friedmann im Jahre 1888 in einer hebräisch geschriebenen kurzen 
Abhandlung ,Ezechiel, Kapitel zwanzig*, 1 die Hypothese aufgestellt 
hat, daß die Altesten, welche bei Ezechiel erschienen waren, um JHWH 
zu befragen, ihn bewegen wollten, ihrem Plane, einen Tempel nach 
Art des jerusalemischen in Babel zu erbauen, seine Zustimmung zu 
erteilen. 

Durch den bedeutsamen Fund von Elephantine schien mir diese 
Hypothese in eine neue historische Beleuchtung gerückt worden zu 
sein und ich hielt es für angemessen, das zwanzigste Kapitel auf 
diese Vermutung hin zu prüfen. Kaum daß ich die inhaltliche Unter- 

1 Der hebräische Titel lautet: oite ü'K tkö n«o '3 |tro ^»Kpm* rwiaA iura «in fvxn 
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Wiener Zeitsohr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 1 



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D. H. Müller. 



suchung in Angriff nahm, trat mir die strophische Gliederung mit 
einer solchen Evidenz entgegen, daß ich nun ein doppeltes Interesse 
daran hatte, diese Rede zu prüfen: ein sachliches und ein formales. 
Zu welchen Resultaten ich dabei gekommen bin, wird man weiter 
unten erfahren. 

Die minutiöse Untersuchung einzelner Wendungen in der Rede 
Ezechiels, insbesondere des Ausdruckes ,und sie waren widerspenstig 
gegen mich' vwi), der sich dreimal im Kap. 20 wiederholt, führte 
mich auf ähnliche Wendungen in dem Psalm 78 und gab mir so den 
Schlüssel in die Hand, diesen Psalm strophisch zu zerlegen. 

Durch Zufall und weil ich mich wieder mit der Strophenfrage 
etwas intensiver beschäftigte, stieß ich nun auch auf die Spuren eines 
strophischen Aufbaues in Ezech. 23 und so stehe ich nun wieder 
vor dem Problem, welchem ich nach Möglichkeit aus dem Wege gehen 
möchte, das aber immer wieder an mich herantritt. 

Und wieder ist es ein eigentümlicher Zufall, daß diese drei 
Beispiele die wichtigsten drei Typen meiner Strophentheorie repräsen- 
tieren. Ezech. 20 ist eine nüchtern-prosaische Rede, wo der Gedanke 
vorherrscht und ein Schematismus vorwaltet, bietet aber so sichere 
Paradigmata der Responsion, wie sie selbst bei diesem Propheten 
nicht häufig sind. Ganz anders verhält es sich mit Ezech. 23. Es 
ist eine poetische Gleichnisrede, wie sie Ezechiel liebt, mit starker 
Hervorkehrung des sexuellen Elements. Die Sprache ist gehoben 
und rhythmisch, die Responsionen seltener und minder sinnfällig, aber 
doch deutlich genug. Der Ps. 78 ist endlich wie alle hagiographischen 
Stücke rhythmisch mit geringen Ansätzen zu Responsionen, aber die 
Absätze sind durch respondierende Wendungen scharf markiert. 

Ein sorgfältiges Studium derartiger Typen, von denen hier drei 
charakteristische vorliegen, dürfte vielleicht für diejenigen heilsam 
sein, die mit großer Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn auf ein- 
spurigen metrischen Geleisen in falsche Richtungen sich bewegen. 




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Strophenbad und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 



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Ezechiel Kap. 20. 



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A, l. 

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1 Vielleicht sind die beiden Zeilen so abzuteilen : 





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D. H. Müller. 
A, 2. 

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A, 3. 

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B, 1. 

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awnpö mrr tx ^a npnb 

B, 2. 

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labn ab Tiipna 
iaxa ^bbwö nxi 
ana tii aixn amx ^^rp , ntpx 
ixb i b S n Tiina» nxi 
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ani'raS naiaa 

1 MT add. Mira non n»s 



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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 



B, 3. 

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1 [Miro nian ntr«] 

B, 4. 



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manun bab kti s ast rcmi abn nat 

y p (16) 

ona labn *6 Trip n nxi 



c, o. 

anrnra airbp tp anm («) 
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nanaa ama naai o») 
labn Barna« ■»pro 
njwn arvaawa nw 
lxaan arrbi'raai 



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aa^rai s ra m»^ rm 
aa\-i t ?K nin 1 s a npn*? 

1 Fehlt in MT, ist aber aus V. 9, wo es überschüssig ist ergänzt. 
* Fehlt im MT. 



C, l. 




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D. H. Müller. 
C, 2. 

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amx nwpb naw ■»»bwö nxi 
ans ""ni a *rxn amx nwp* nrx 
i^bn s rnnatr nx 
a.v 1 ?? <n»n ^aw 1 ? -iöxi 

C, 3. 

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man ^p 1 ? *?nn nrnS 
orrrp^ 'aniüix Tixann n»x 

C, 4. 

nanaa anb *v nx -nx^a s ax aa(23) 

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a^as amx nnfci 
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a,m *nna s ax aai (25) 
b^ib x 1 ? o * p n 
om nr x 1 ? B , Ba^Bi 
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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 



D. 

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D. H. Müller. 

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1 MT. add. nm< '« '3 dwti. * Fehlt im MT, ist aber aus V. 



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Strophenbau und Hesponsion in Ezechiel und den Psalmen. 9 

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Übersetzung. 

Und es geschah im siebenten Jahre, im fünften [Monat], am zehnten des 
Monats, da kamen etliche von den Ältesten Israels, um JHWH zu befragen 
und setzten sich vor mich. 
Und es ward mir das Wort JHWH 's also : 

Menschenkind, rede mit den Altesten Israels 

Und sprich zu ihnen: So spricht der Herr JHWH: 

Um mich zu befragen kommt ihr? 

So wahr ich lebe, nicht lasse ich mich von euch befragen, 
Ist der Spruch des Herrn JHWH. 
Willst du sie richten, sie richten, Menschenkind, 
So tu' ihnen die Gräuel ihrer Väter kund ! 



rw"*nl*> Original from 

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10 



D. H. Müller. 



A, 0. 

(5) Und sprich zu ihnen : 

So spricht der Herr JHWH : 
Am Tage als ich Israel erwählte, 

Da erhob ich meine Hand (zum Schwüre) dem Samen des Hauses Jakobs 
Und gab mich ihnen zu erkennen im Lande Ägypten, 
Erhob ihnen meine Hand und sprach : 
Ich bin JHWH euer Gott. 



A, 1. 

(6) An jenem Tage erhob ich ihnen meine Hand, 
Sie zu führen aus dem Lande Ägypten, in das Land, das ich ihnen 

erspähet, 

Das fließend von Milch und Honig, eine Zierde ist aller 
Länder. 

(7) Und ich sprach zu ihnen: 

Werfet ein jeder die Scheusale eurer Augen fort 

Und mit den Götzen Ägyptens verunreinigt euch nicht, 

Ich bin JHWH euer Gott! 

8 

A, 2. 

(8) Sie waren aber widerspenstig gegen mich 
Und wollten nicht auf mich hören, 

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Die Scheusale ihrer Augen warfen sie nicht fort 

Und die Götzen Ägyptens ließen sie nicht fahren. 

Da dachte ich meinen Grimm über sie auszuschütten, 

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Auszulassen meinen Zorn an ihnen 
Inmitten des Landes Ägypten. 

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A, 3. 



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(9) Aber ich tat es um meines Namens willen, 

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Um ihn nicht zu entweihen in den Augen der Völker, 



Vor deren Augen ich mich ihnen zu erkennen gegeben hatte, 
Sie aus dem Lande Ägypten herauszuführen. 

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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 11 

B, l. 

(10) Und ich führte sie heraus aus dem Lande Ägypten und brachte 

sie in die Wüste 

(11) Und gab ihnen meine Satzungen 
Und meine Rechte tat ich ihnen kund, 

Welche der Mensch tun soll, damit er durch sie lebe. 

(12) Auch meine Sabbate gab ich ihnen, 

Daß sie ein Zeichen seien zwischen mir und ihnen, 
Damit man erkenne, daß ich JHWH sie heilige. 

B, 2. 

(13) Aber es war widerspenstig gegen mich das Haus Israel in der 

Wüste. 

In meinen Satzungen wandelten sie nicht 
Und meine Rechte verachteten sie, 

Welche der Mensch tun soll, damit er durch sie lebe, 
Und meine Sabbate entweihten sie gar sehr. 
Da dachte ich meinen Grimm über sie auszuschütten, 
In der Wüste sie zu vernichten. 

B, 3. 

(14) Und ich tat es meines Namens wegen, 

Um ihn nicht zu entweihen in den Augen der Völker, 
[In deren Mitte sie waren], 

Vor deren Augen ich sie herausgeführt habe. 

B, 4. 

(15) Und doch erhob ich ihnen meine Hand in der Wüste, 
Sie nicht zu bringen in das Land, das ich [ihnen] geben wollte, 

Das fließend von Milch und Honig, eine Zierde ist aller 
Länder. 

(16) Weil sie meine Rechte verachteten, 

Und in meinen Satzungen nicht wandelten 
Und meine Sabbate entweihten; 
Denn nach ihren Götzen ging ihr Sinn. 



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12 



D. H. Müller. 



C, o. 



(17) Aber ich (mein Auge) hatte Mitleid mit ihnen, sie zu verderben, 
Und ich machte ihnen nicht den Garaus in der Wüste. 

(18) Und ich sprach zu ihren Kindern in der Wüste: 
In den Satzungen eurer Väter wandelt nicht 
Und ihre Rechte beobachtet nicht 

Und mit ihren Götzen verunreiniget euch nicht. 

(19) Ich bin Jahweh euer Gott. 



[Ich habe eure Väter aus dem Lande Ägypten geführt.] 
In meinen Satzungen wandelt 
Und meine Rechte beobachtet 
Und tut sie. 
(20) Und meine Sabbate heiliget, 

Daß sie ein Zeichen seien zwischen mir und euch, 
Damit man erkenne, daß ich JHWH euer Gott bin. 



(21) Und es waren widerspenstig gegen mich die Kinder, 
In meinen Satzungen wandelten sie nicht 
Und meine Rechte beobachteten sie nicht, sie zu tun. 
Welche der Mensch tun soll, damit er durch sie lebe 
Meine Sabbate entweihten sie. 

Da dachte ich meinen Grimm über sie auszuschütten 
Meinen Zorn an ihnen auszulassen in der Wüste. 



(22) Doch ich hielt meine Hand zurück 
Und tat es meines Namens wegen 
Um ihn nicht zu entweihen in den Augen der Völker, 
Vor deren Augen ich [ihre Väter] herausgeführt habe 



c, l. 



C, 2. 



C, 3. 




Sie zu zersprengen unter die Völker 
Und sie zu zerstreuen in die Länder; 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 13 



(24) Weil sie meine Rechte nicht geübt, 
Und meine Satzungen verachtet, 
Und meine Sabbate entweiht haben 

Und ihre Augen nach den Götzen ihrer Väter [gerichtet] waren. 



(25) Aber auch ich gab ihnen 

Gesetze (Satzungen), die nicht gut waren, 

Und Rechte, nach denen man nicht leben kann. 



(26) Und ich verunreinigte sie durch ihre Gaben, 

Indem sie jeden Durchbruch des Mutterleibes [dem Feuer] weihten 

Damit ich sie starr mache 

Und sie erkennen, daß ich JHWH bin. 



D. 



(27) Darum rede zum Hause Israel, Menschenkind, 
Und sprich zu ihnen: So spricht der Herr JHWH 
Auch dadurch lästerten mich eure Väter, 

Indem sie Treubruch an mir begingen. 

(28) Als ich sie brachte in das Land, 

Welches ihnen zu geben ich meine Hand (zum Schwüre) erhoben hatte, 
Da ersahen sie jeden hohen Hügel und jeden dicht belaubten Baum 
Und opferten dort ihre Opfer 

Und legten dort ihre ärgererregenden Gaben nieder 
Und brachten dort ihre lieblichen Gerüche dar 
Und spendeten dort ihre Trankopfer. 

(29) Und ich sprach zu ihnen : 

Was ist es mit der ,Höhe 4 wohin ihr steiget, 

Und es wurde ihr Namen jHöhe* genannt bis auf heute. 



E. 



(30) Darum sprich zum Hause Israel: 
So spricht der Herr JHWH: 

Wie, auf die Weise eurer Väter verunreinigt ihr euch? 
Und ihren Scheusalen jagt ihr nach ? 




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CORNELL UNIVERSITV 



14 



D. H. Müller. 



(31) Und im Darbringen eurer Gaben, 

Indem ihr eure Kinder durchs Feuer führet, 

Verunreinigt ihr euch 

Für alle eure Götzen bis heute 

Und ich soll mich von euch befragen lassen, Haus Israels? 
So wahr ich lebe, ist der Spruch des Herrn JHWH, 
Ich lasse mich nicht von euch befragen. 

(32) Und was euch in den Sinn kommt, soll nicht geschehen, 
Was ihr sprechet : Wir wollen sein wie die Völker, 

Wie die Geschlechter der Länder zu dienen Holz und Stein. 



(33) So wahr ich lebe, Spruch des Herrn JHWH, 

Mit starker Hand, gestrecktem Arm und ausgeschüttetem Grimm werde 



(34) Und werde euch herausführen aus den Völkern 

Und euch sammeln aus den Ländern, in die ihr zerstreut wurdet, 
Mit starker Hand, gestrecktem Arm und ausgeschüttetem Grimm. 

(35) Und werde euch bringen in die Wüste der Völker 

Und mit euch dort richten von Angesicht zu Angesicht. 

(36) Wie ich mit euren Vätern gerichtet habe in der Wüste des Ägypter- 



Und euch bringen in die Fessel des Bundes 
(38) Und von euch ausscheiden, die sich empörten und von mir abfielen; 
Aus dem Land ihres Aufenthaltes werde ich sie herausführen, 
Aber auf den Boden Israels sollen sie nicht kommen. 



So spricht der Herr JHWH : 
Gehet, dienet jeder seinen Götzen 

Und dann — wenn ihr mir schon nicht gehorchet — ferner 
Sollt ihr (wenigstens) meinen heiligen Namen nicht entweihen 
Durch eure Opfergaben und eure Götzen. 
[Und ihr sollt wissen, daß ich JHWH bin.] 



ich euch regieren. 



landes, 

So werde ich mit euch richten, Spruch des Herrn JHWH. 
(37) Und ich werde euch durchziehen lassen unter dem Stabe, 



(39) Ihr aber Haus Israels, 




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CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 15 

(40) Nur auf meinem heiligen Berge, 
Auf der Bergeshöhe Israels, 
Ist der Spruch JHWH's, 
Dort wird mir das ganze Haus Israel dienen, 
Insgesamt werde ich sie dort im Lande gnädig aufnehmen, 
Und dort werde ich eure Hebeopfer einfordern 
Und die Erstlinge eurer Gaben nebst all euren Heiligtümern. 



(41) Beim lieblichen Opferduft werde ich euch gnädig aufnehmen, 
Wenn ich euch aus den Völkern herausführe, 

Und euch sammle aus den Ländern, 
In die ihr zerstreut wurdet, 

Und ich werde geheiliget werden durch euch vor den Augen der Völker. 

(42) Und ihr werdet erkennen, daß ich JHWH bin, 
Wenn ich euch auf den Boden Israels bringe, 

In das [gute] Land, 

Welches euren Vätern zu geben 

Ich meine Hand erhoben habe. 

(43) Und ihr werdet eures Wandels gedenken 
Und all eurer Handlungen, 

Womit ihr euch verunreinigt habt. 

Und ihr werdet vor euch selbst Ekel empfinden 

Wegen all eurer Bosheiten, die ihr geübt. 

(44) Und ihr werdet erkennen, daß ich JHWH bin, 
Wenn ich so mit euch verfahre meines Namens willen, 
Nicht nach eurem bösen Wandel 

Und nach euren verruchten Handlungen, 
Haus Israels, ist der Spruch des Herrn JHWH. 

Bei der strophischen Gliederung dieser Rede muß man von 
der historischen Übersicht (V. 5 — 24) ausgehen. Diese Übersicht 
zerfällt in drei Teile : die Israeliten in Ägypten (Kol. A) ; die Israeliten 
in der Wüste, erste Generation (Kol. B) und die Israeliten in der 
Wüste, zweite Generation (Kol. C). Die drei Teile forderten ge- 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



IG D. H. Müller. 

wissermaßen zu einer gleichmäßigen strophischen Behandlung heraus, 
ganz so wie die Strophenlegenden im Koran (Sürat aä-Su'arä 5 ). 1 Die 
Gliederung dieses mittleren Teiles läßt sich mit mathematischer 
Gewißheit nachweisen. Der Parallelismus der Strophen in senkrechter 
und wagrechter Richtung fällt so in die Augen, daß man einfach 
blind sein muß, um ihn zu leugnen. Freilich mußte der Aufbau 
erst gefunden werden und dies war bei dem fortlaufenden Text der 
Überlieferung und dem prosaischen Charakter der Rede nicht leicht. 
Ich selbst, der ein einigermaßen geübtes Auge für derartige Er- 
scheinungen mir nach und nach angeeignet habe, bin oft an diesem 
Kapitel vorbeigegangen, ohne dessen Gliederung zu erkennen. 

Man wird allerlei Einwendungen auch gegen die strophische 
Einteilung dieses Stückes machen, ich glaube aber bei der Be- 
sprechung desselben weiter unten, diese vollkommen widerlegen zu 
können, ich bilde mir aber nicht ein alle Welt zu überzeugen ; denn 
vorgefaßte Meinungen sind, insbesondere wenn sie ein langes Leben 
im Gehirn haften, schwer zu beseitigen und das physikalische Gesetz, 
daß ein Körper in einen Raum erst eindringen kann, wenn er einen 
andern verdrängt hat, gilt auch von psychischen Erscheinungen. 

Die Gliederung der Einleitung und des Schlusses der Rede, 
steht mangels scharfer Responsionen nicht auf der gleichen Stufe der 
Sicherheit wie die des mittlem Stückes. Die Zeilenabteilung ist, da 
Reimen fehlen, nicht so evident wie im Koran; sie wird aber durch 
Sinn und Sprachgefühl diktiert und darf auf einem hohen Grad von 
Wahrscheinlichkeit Anspruch machen. Der Maßstab der aus den 
sicheren Teilen gewonnen wurde, darf unbedenklich auch auf die 
unsichern angewendet werden. Der Maßstab ist nicht rein metrischer 
und rhythmischer Natur, sondern vielfach gedanklicher Art, wobei 
allerdings öfter, wo es angeht und der Gedanke nicht scharf genug 
ist, auch ein gewisses metrisches Maß in Anwendung kommt. 

Nach diesen einleitenden Bemerkungen gehe ich daran die 
Rede im Einzelnen zu besprechen, wobei ich sowohl auf den Sinn 

1 Vgl. Die Propheten in ihrer ursprünglichen Form i, S. 34 ff. 



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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 17 

der Rede und ihrer einzelnen Teile als auch auf die strophische 
Gliederung Rücksicht nehmen werde. 

V. 1. Gleich die Überschrift und in dieser die Datierung ist 
von Wichtigkeit : ,Im siebenten Jahre, am fünften [Monate], am zehnten 
des Monats'. Die meisten Erklärer nehmen, wie es scheint mit 
Recht, an, daß die Datierung sich auf die Zeit der Wegführung des 
Königs Jojakin beziehe und daß diese Prophezeiung im Jahre 591, 
also vor der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar stattge- 
funden habe. Nur M. Friedmann bezieht die Datierung unter Hinweis 
auf Kap. 40, 1, wo beide Datierungsarten nebeneinander vorkommen, 
auf die Zerstörung der Stadt. Was Friedmann zu diesem ab- 
weichenden Ansätze bewogen hat, sind zwei Tatsachen. Erstens 
ist das Tag- und Monatsdatum : ,am fünften Monate, am zehnten des 
Monats' höchst merkwürdig. Das Datum stimmt genau mit dem 
Tag- und Monatsdatum der Zerstörung Jerusalems durch Nebukad- 
nezar überein (Jer. 52, 12). 1 Man begreift die Wahl des Tages zu 
einem Besuche bei dem Propheten, wenn der Besuch nach der 
Zerstörung des Tempels stattgefunden hat, dagegen wäre es ein 
höchst eigentümlicher Zufall, daß die Altesten viele Jahre vor der 
Zerstörung gerade diesen Tag gewählt hätten, um beim Propheten 
vorzusprechen. 

Zweitens kann der Schluß der Rede V. 3 3 ff. vor der Zer- 
störung des Tempels nicht geschrieben sein. In der Tat sieht sich 
auch R. Kraetzschmar aus dem gleichen Grunde gezwungen anzu- 
nehmen, daß die Niederschrift der Rede erst nach 586 v. Chr. er- 
folgt, bezw. daß der Schluß von V. 33 ff. erst nachträglich zugefügt 
worden war : ,Ezechiel konnte so, wie er hier schreibt, nur schreiben, 
wenn sich zur Zeit ganz Israel (s. V. 40) im Exil befand'. 

Zu diesen beiden Tatsachen tritt nun eine Hypothese Friedmanns 
hiezu, welche sich auf die Deutung einer andern Dunkelheit dieser 
Rede bezieht. Die Ältesten kamen zu Ezechiel, ,um JHWH zu be- 
fragen'' (mm nN EmS). Aus der Antwort des Propheten geht nicht 
mit Deutlichkeit hervor, worüber sie ihn befragen wollten. Friedmann 

1 m,T rva pk rpm . . . pmtiM . ♦ ♦ vmb nrya »renn tnnai 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 2 



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18 D. H. Müller. 

sprach nun im Anschluß an eine aggadische Überlieferung die Ver- 
mutung aus, daß sie sich die Erlaubnis erbeten wollten, in Babel 
einen Altar zu errichten, um Opfer darzubringen. 

Friedmann formuliert seine Hypothese folgendermaßen: ,Die 
Israeliten (in Babylon) verfuhren wie die Völker (in deren Mitte sie 
lebten). Ein jeder errichtete sich einen Altar und opferte Gott auf 
demselben ; es waren auch solche, die nach heidnischer Manier ihre 
Kinder den Götzen durchs Feuer weihten. Deshalb kamen die 
Ältesten Israels zum Propheten und befragten ihn, ob sie in Babel 
einen Tempel bauen sollten (etwa derart wie der Onias - Tempel in 
Ägypten), um dort ihren Gottesdienst gemeinsam zu halten, sei es 
durch ahronidische Priester oder durch die Erstgeborenen, damit 
nicht jeder für sich selbst einen Altar errichte, sie vielmehr ein gemein- 
sames „kleines Heiligtum" unter den Völkern haben, wo sie ihre 
Opfer darbringen könnten'. Er wurde zu dieser Vermutung angeregt, 
durch folgende Midrasch-Stelle : Wir finden, daß Gott den Israeliten 
Götzendienst gestattet hat, denn es heißt: ,Und ihr, Haus Israels, 
so spricht der Herr JHWH, gehet, dienet jeder seinen Götzen' 
(Ezech. 20, 39); dann aber heißt es weiter: ,Aber meinen heiligen 
Namen entweiht nicht ferner mit euren Gaben und euren Götzen'. 1 
Ezechiel hielt also nach dieser aggadischen Auffassung den vorüber- 
gehenden Götzendienst für minder verderblich als die Errichtung eines 
Tempels in Babylon, welche die religiöse und politische Einheit des 
Volkes gefährden mußte. 

Freilich ist und bleibt es nur eine Hypothese, die aber jetzt 
durch den Tempel von Elephantine eine neue Stütze gefunden hat. 
Vielleicht erklärt sich daraus wie aus der ganzen Situation die 
Zurückhaltung und die orakelhaft dunkle Redeweise Ezechiels. Die 
Ältesten sind gewiß in bester Absicht gekommen und glaubten, durch 
die Errichtung eines einheitlichen Heiligtums allerlei Mißstände zu 

1 Friedmann a. a. O., Seite G. :mann mw *]io «ran Knp*cM b"m smaa n: w »mrAi 
Ti*\w b"x .na^i ib na» ™ isnrm .nmana n#p it*k 'ui vbxv dw mp»K n"-i m k"t bxv 
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HDia n?ai .i"a n^nn Emaai a"aD nai mp*s o": Kim 'im naan no« rjwa a*npa \t bm 'ui ivj ibbnn 
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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 



19 



beseitigen. Sie einfach scharf abzuweisen, wie er es in Kap. 14 getan 
hat — wo vielleicht die Vertreter einer assimilierenden Richtung ge- 
kommen waren 1 — lag kein Grund vor, da sie das Beste wollten. 
Der Hinweis darauf, daß vorübergehender Götzendienst besser sei 
als der neue zentrale Kult in Babylon, sollte sie nur von ihrem Be- 
ginnen abhalten. 

V. 3 — 4 enthalten die einleitende Strophe, worin der Prophet 
erklärt: JHWH wolle sich von ihnen nicht befragen lassen, dagegen 
sei er ermächtigt, mit ihnen zu rechten und ihnen das Bild ihrer Ver- 
gangenheit vorzuführen. Besonders charakteristisch in dieser Strophe 
sind die drei mittleren Zeilen, weil sie mit den letzten drei Zeilen 
von V. 31 genau respondieren. Diese respondierenden Zeilen markieren 
den Anfang und den Schluß der Rede: 

V. 3. V. 31. 

0"*a anx tik trrr6n btcw rrn ddS ttrrm *3ki 

mrr tik dk3 tnb b-hk dk 

Man wird vielleicht bei der Zeilenabteilung, die nach dem Sinn und 
entsprechend der massoretischen Akzentuation erfolgt ist, gegen Z. 2 

mm "hk nöK ro vrpb* möKi 
Bedenken hegen, da dieselben Worte in der folgenden Strophe (V. 7) 
zwei Zeilen bilden. Man darf aber dabei nicht vergessen, daß die 
Zeilen der Einleitungsstrophe im ganzen länger sind als die der 
folgenden, so daß die Zeilenlängen nur relativ und nicht absolut 
zu beurteilen sind; ferner, daß vielfach von der Forderung metrisch 
gleich langer Zeilen bei den Propheten in allgemeinen und in gewissen 
mehr rhetorischen als poetischen Stücken insbesondere ganz abge- 
sehen werden muß ; die Möglichkeit, daß vielleicht die Überlieferung 
da ein Wort zu viel oder dort eines zu wenig bietet, darf auch nicht 
übersehen werden. 



1 Man vergleiche Ezech. 14, 2: ,Menschenkind, diese Männer tragen ihre 
Götzen auf ihrem Herzen und den Anstoß ihrer Schuld stellen sie sich vor ihre 
Augen; sollte ich mich von ihnen befragen lassen?' Dies sagte ihnen Ezechiel 
auf ihr bloßes Erscheinen hin, ohne daß sie eine Frage an ihn gerichtet hatten; 
ihr Äußeres sprach deutlich genug für ihre Bestrebungen. 

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20 



D. H. Müller. 



V. 5 ff. in Verbindung mit V. 34 — 35 zeigen, daß dem Ezechiel 
bei der Abfassung dieser Rede die Stelle Exod. 6, 3 — 8 vorge- 
schwebt hat. 1 

V. 6 — 7 (A, 1) bietet wieder bezüglich der Zeilenabteilung einige 
Bedenken. Die drei ersten Zeilen sind im Verhältnisse zu den fol- 
genden zu lang. Vergleicht man aber damit B, 4 (V. 15 — 16) und 
C ; 4 (V. 23 — 24), so wird man finden, daß die drei ersten Zeilen 
dieser drei Strophen einander entsprechen. Die je erste Zeile lautet: 

A, 1 . fanb T TIKtM KW! OVO 

B, 4. WÖS Dnb *T TIKW "W D21 

C, 4. miÖS Dnb T DK *3K DJ 

Ein Zerbrechen dieser Zeilen in zwei Teile ist sinngemäß aus- 
geschlossen. Die je zweite Zeile lautet: 

A, l. onb wn tor pna tria» pKö DK*snnb 

B, 4. tanb] «w* p«n *?k onix m tW? 

C, 4. ö"i:3 omx pßr6 

Dem Sinne nach korrespondieren sie vollkommen miteinander. 
[Ich habe geschworen]: 

1. Sie herauszuführen aus Ägypten [und sie zu bringen] 
in das Land, das ich für sie ausgekundschaftet habe. 

2. Sie nicht zu bringen in das Land, das ich ihnen gab 
(geben wollte). 

3. Sie zu zerstreuen unter die Völker. 

Trotz der verschiedenen Länge der Zeilen korrespondieren 
sie gedanklich miteinander vollkommen. Ebenso verhält es sich mit 
der je dritten Zeile. 

A, l. manm brb kti kdti nbn 

B, 4. nianKn bzb an "dx boti nbn rat 

C, 4. man an oniK nrnbi 

A = B ad vocem; B = C dem Sinne nach, allerdings antithetisch: 
,sie werden nicht in die Krone der Länder geführt werden, sondern 



1 Exod. 6, 3: . ♦ • m.v ^kiü» *:zb no« (6) . . . nr\h »nm*i: vb mrr wi . ♦ . 
r\nb nn tkw; w« p«n ddp« Titam (8) . . . c^n: Diaiswai nnta: jnita Dan» «rtwi 
Mai nmK 



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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 21 

zerstreut werden in alle Länder'. Da nun die zweite und dritte Zeile 
in C, 4 untrennbare Einheiten bilden, so müssen die korrespondierenden 
Zeilen in A, 1 und B, 4 ebenfalls als Einheiten angesehen werden. 
Dazu kommt noch der Umstand in Betracht, daß die vier letzten 
Zeilen in B, 4 und C, 4 wörtlich und gedanklich nahezu identisch sind. 

Die weitere Zeilenabteilung in A, 1 bedarf keiner Begründung, 
sie ergibt sich von selbst; nur das sei noch bemerkt, daß Zeile 6 
und 7 in A, 1 mit denselben Zeilen C, korrespondieren und sich 
auf diese Weise gegenseitig sichern. 

V. 8 (A, 2) beginnt mit ^a nöM, dem in B, 2 btnw n*a "»a nan 
na*!öa und in C, 2 a<:an " a nöM entspricht. Desgleichen respondiert 
der zweizeilige Schluß von A, 2 anatö pH -pna ana 'bx mbab mit 
ambab naiaa (B, 2) und nanaa aa <bk mbab (C, 2). Zeile 3—5 
sind sinngemäß abgeteilt und durch Parallelen, wenn auch nicht an 
gleicher Stelle, in A, 1 ; B, 2 und C, 2 gesichert. 

V. 9 (A, 3) korrespondiert mit B, 3 (V. 14) und C, 3 (V. 22), 
hat aber einen überschüssigen Stichos. Ich streiche aaina höh -wk, 
welches sich neben DJrrpb arr^K vijma iwh auch sehr matt ausnimmt 
und vielleicht nur ältere, blassere Variante war; es fehlt auch in der 
Peöito. Es ist aber auch möglich, daß dieser Stichos aus V. 14 (B, 3) 
herübergenommen worden wurde, wo er in der Tat fehlt. 

V. 10 ff. (B, 1 ff.). Höchst künstlich gestaltet sich der Aufbau 
der beiden folgenden Kolumnen. Das Gekünstelte tritt besonders 
hervor in den vier Strophen B, 1, 2 und C, 1, 2. Die Responsion ist 
hier eine doppelte, vertikale und horizontale: 

Zeile 2. B, 1. Tip n DK ür\b [DKl 

B, 2. labn Tipna 

C, l. iab Tipna 
C, 2. labn nb *mpna 

Zeile 3. B, l. Drr.K Tijnin ^Bwanxi 

B, 2. 1DK& 'ttBltfD DK1 

C, 1. nav ^Dt'ö n«i 
C, 2. am« nwpb not? Hb & ä^o n*u 

Daß hier nur gedankliche Responsion und keine gleichen metri- 
schen Gebilde vorliegen, dürfte, meine ich, jedem einleuchten. 



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22 D. H. Müller. 

Wie ein roter Faden leuchtet aus allen vier Strophen in deren 
Mitte (Z. 4) der Satz heraus oro m Dixn Dm« rw npx 

, [Rechte], die der Mensch tun soll und dabei lebe', der einen 
Protest gegen Menschen- und Kinderopfer enthält und die religiösen 
Pflichten mit dem Leben in Einklang bringen will. In C, 1 fehlt 
allerdings dieser Satz in dieser Form, ist aber durch das kurze präg- 
nante omK itpjn angedeutet; das vm ergänzt man sich aus dem 
Zusammenhang von selbst. Daß dieser wichtige programmatische 
Satz, mit dem Ezechiel hier sein Spiel treibt, mit Lev. 18, 5: 

■» ts e tp 23 nm * m p n nK onnaun 
Dnn "»m o-ian oniK ntpy» idh 

zusammenhängt, braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden. 

Zeile 5. B, i. anb *mnaw nK djr 

B, 2. naa ibbn "mnaw nm 

C, l. nrip Timaw nxi 
C, 2. ibbn ^mnnw n« 

Während aber die Z. 2—5 in allen vier Strophen doppelt, 
horizontal und vertikal, korrespondieren, zeigen die Z. 1, 6 und 7 
nur einfache, wagrechte Responsion, 

Zeile 1. B, 1. njnan DK*SN1 D^Ö pKÖ QK^KI 

C, l. [d"*ücoo orrvoK nx Tnorn ^ki 
wobei freilich diese Zeile, wie angedeutet, von mir ergänzt worden 
ist. Die Ergänzung stützt sich darauf, daß hier eine Responsion 
zu Z. 1, B, 1 und im gewissen Sinne auch zu Z. 1, A, 1 erwartet 
werden muß. Ferner bilden die Ausgänge der vierzeiligen Strophen 
inkludierende Responsionen zu diesen Zeilen: 

Zeile 4. A, 3. onatö pKÖ DK^Xinb 

B, 3. Dirrpb dt xat in n^K 

B, 4. nrwsb DnirniK TiKann 

Mit diesem D3VTDK und öhdk korrespondiert deutlich D^nn 
in Z. 1, C, 2. 

Noch eigentümlicher gestaltet sich die wagrechte Responsion in 
Z. 6 — 7 der beiden Strophen 



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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 23 

B, l. Errrsi "rs m*6 nrnb 

C, l. DD-rm ^r^ mxb rm 

wnbx mir "o nmb 
wenn man damit Exod. 31, 13 und 31, 16 — 17 vergleicht: 

nötwri " m n n w -pt n n n nx ^K'w "3n iwi 

n^rr-nb orpmi *on mx "a abiy nns on-nb rovn nx rntppb 
DStHpö m.r ^x nnb öbiy 1 ? KinmxbK-ittP pm -rs 

Man beachte, daß auch Ezechiel diese Sätze einmal in der 
zweiten und einmal in der dritten Person wiedergibt, allerdings 
in umgekehrter Reihenfolge. Daß er sie aber aus dem Exodus ent- 
lehnt und seiner Rede als Responsion eingewebt hat, darüber scheint 
mir kein Zweifel zu sein. 

Ganz eigenartige Erscheinungen bieten die Strophen B, 4 und 
C, 4, die ja zum Teil in ihrer Beziehung zu A, 1 oben schon be- 
sprochen worden sind. Die je ersten Zeilen sind bis auf eine Variante 
(t nx für it) identisch, desgleichen stimmen Z. 4 — 7 in beiden Strophen 
dem Sinne nach und vielfach auch wörtlich miteinander überein. 

Nicht ganz aber passen in diesen Rahmen die Zeilen 2 — 3 : 

crun amx panb 
manxa amx nmbi 

Daß Gott schon jetzt in der Wüste beschlossen hätte, die 
Israeliten später nach ihrem Einzug in das Land der Verheißung 
unter die Völker zu zersprengen, steht mit der Theorie Ezechiels 
durchaus in Widerspruch. Freilich ist die Dogmatik Ezechiels oft 
recht seltsam, wie wir es bald in V. 25 — 26 sehen werden; ich 
kann aber die Empfindung nicht abweisen, daß hier auch die Form 
eine Rolle gespielt hat und daß in C, 4 eine respondierende Strophe 
zu B ; 4 geschaffen werden sollte. 

Auffällig ist ferner, daß in den letzten vier Zeilen, die mit- 
einander streng respondieren, die Reihenfolge der Begriffe mpn und 
a^Birö, 1 die in der Rede stets eingehalten ist, hier umgekehrt wird. 

1 Allerdings findet sich die umgekehrte Reihenfolge auch Ezech. 5, 6 und 
Lev. 18, 4. 



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24 



D. H. Müller. 



B, 4. C, 4. 

idkö ^iDBtröa vw "ößwö jjp 

dto ■obn *6 *»mpn nw idkö "mpm 

Vergleicht man aber damit Lev. 26, 43 : 

DVB3 r6w Tipn nro *dkö ^mös jjp^i |y 
so fällt nicht nur das doppelte jy», sondern auch die umgekehrte Reihen- 
folge auf ; was ja wohl kaum Zufall sein kann. 1 

Die Widerspenstigkeit der Söhne (D*:nn), der zweiten Generation 
in der Wüste, wird von den Kommentaren auf die böse Nachrede 
der Kundschafter gedeutet. In der Tat hat schon ein alter Psalm 
diese Stelle so aufgefaßt und paraphrasiert. Ps. 106, 34 ff.: 

nnnb irann xh man pno idköi ( 24 ) 

mm bips vew ombsiKa um ( 2 &) 

■nanas dhik ^erte nr\h tv k»m ( 26 ) 

n^iK2 ani-nbi cun omt [p^en 1 ?! ( 27 ) 

Daß diese Stelle unter dem Einfluß von Ezech. 20 steht, braucht 
wohl kaum betont zu werden, man pnND ist eine Wiedergabe von 
mxiKn KT! den Übergang im Geiste des Psalmisten bildet 

Jerem. 3, 19: o-na nnox rbm man p« -jb jn*a Freilich könnte 
man dies nicht mit Sicherheit erschließen, wenn nicht im Folgenden 
handgreiflichere Berührungen und Entlehnungen aus Ezechiel vor- 
lägen: So anb w kteh neben nrh T hk ^kw in B, 4 und C, 4 (V. 15 
und 23), dann nanaa amn ^anb, welches dem ambab nmaa und 
-onaa an ''BK trbzb entspricht. Entscheidend ist natürlich die letzte 
Zeile mariKa ann6i &m ami [p?Bp6i, 2 eine Wendung, die nur in 
Ezechiel vorkommt und nur aus ihm entlehnt sein kann. Interessant 
ist die Paraphrase ajnr für am« unter Rückbeziehung auf a^an C 2, 
(V. 21). Um die Ubersicht zu erleichtern, gebe ich auf der daneben 
stehenden Seite in kleiner Schrift die V. 6 — 24 in drei Kolumnen, 
wobei ich bemerke, daß die V. 17 — 19 nur aus Kaumrücksichten an 
unrichtigem Orte stehen. 

V. 25 — 26. Diese wunderlichen Verse haben den Erklärern 
große Schwierigkeiten bereitet. Der Prophet bezeichnet hier die 



1 p^ai fr* kommt nur noch Ezech. 13, 10 und p>> 36, 3 vor. 

2 Schon Friedmann, Baethgen und vor ihnen andere lesen por6 für fyvrb» 



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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 25 




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26 D. H. Müller. 

Vorschrift ,alles was zuerst den Mutterleib durchbricht JHWH zu 
weihen' (Exod. 13, 13) als eine schlechte Satzung, wonach man 
nicht leben kann, weil sie vom Volk mißdeutet worden ist und Kinder- 
opfer dargebracht wurden. Diese Verse bilden auch den Übergang zu 
den Kolumnen D und E, worin eine Schilderung von Israels Betragen 
im heiligen Land und im Exil gegeben wird. Mit V. 32 schließt 
die Rede. In diesem Schlußsatz drückt sich der Prophet, wie 
Friedmann richtig sagt, etwas zweideutig aus: ,Was euch in den 
Sinn kommt, wird nicht geschehen; ihr werdet nicht wie die Völker 
„Holz und Steine" verehren'. Letzteres bezeichne sowohl Götzen- 
dienst als auch den Tempel in Babylon, den sie bauen wollten ; denn 
in ihm werde JHWH's Geist nicht ruhen — er bleibt Holz und Stein. 

Was jetzt folgt, betrifft die Heimkehr aus dem Exil und kann 
nur nach der Zerstörung des Tempels geschrieben sein. (V. 33 — 38.) 
Wollt ihr aber durchaus einen Tempel, so errichtet ihn euren Götzen 
— entweihet aber dabei meinen heiligen Name nicht; mir wird ein 
Tempel auf meinem heiligen Berge errichtet werden. (V. 39 — 40.) In 
vier gleichmäßig geformten Sätzen (V. 41 — 44) wird die Zeit nach 
der Rückkehr geschildert. 1 

Der gedankliche und strophische Aufbau der Rede läßt sich 
auf folgende Formel zurückführen: 

Überschrift in Prosa. Die Frage: (V. 1 — 2). 

Einleitungsstrophe. Die Antwort: 7 (V. 3 — 4). 

Israel in Ägypten und in der Wüste : 

Kol. A:7 + 7 + 7+ 4 (V. 5—9). 
Kol. B: 7 + 7 + 4 + 7 (V. 10— 16). 2 
Kol. C: 7 + 7 + 4 + 7 (V. 19b— 24). 

Israel im heiligen Lande und im Exil : 

Kol. D : 4 + 7 + 3 (V. 27—29). 
Kol. E: 4 + 7 + 3 (V. 30—32). 

Israels Heimkehr und Läuterung: 7+7 (V. 33 — 38). 

Der Kult in der Fremde und der in Heimat: 7 + 7 (V. 39 — 40). 

In der Heimat : 5 + 5 + 5 + 5 (V. 41—44). 

1 Man beachte in der je ersten Zeile der V. 42 — 44 üwtii orron und anim 
und in der je zweiten Zeile der V. 41, 43 und 44 orn« orm wsna und osn« »roew 

2 Hier folgt die Übergangsstrophe: 7 (V. 17 — 19a). 



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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 27 



Diese Rede Ezechiels ist gewiß von großer historischer Be- 
deutimg, denn sie wirft ein scharfes Licht auf die Zustände in 
Babylon und auf die Parteiungen und Spaltungen im Leben der 
Exilierten; aber der Aufbau der Rede und der Stil derselben zeigen 
große Schwächen. Sie ist ganz prosaisch, es fehlt ihr jeder poetische 
Schwung und jede rhetorische Kraft. Ganz besonders auffallend ist 
die Art, wie er die drei historischen Perioden schildert. Anstatt 
die wichtigsten Ereignisse, welche jene Perioden charakterisieren, 
hervorzuheben, beschränkt er sich auf die schematische Aufzählung 
und Wiederholung bestimmter Phrasen, welche die Satzungen, 
Rechte und Sabbate betreffen. 

Diese Rede bildet ein Seitenstück zu Jeremias letzter Rede in 
Ägypten (Jer. Kap. 44). Was ich über jene Rede gesagt, paßt fast 
wörtlich auch auf diese: ,Sie entbehrt jedes großen Schwunges, 
welcher seinen Reden in der Jugend eigen war, sie ist fast ganz 
prosaisch und verrät den durch Leiden und Alter niedergebeugten 
Mann, aber die Zuverlässigkeit seiner Uberzeugung, gelangt hier in 
den schlichten Worten geradeso zum Ausdruck wie in den besten 
Reden und die Art der Komposition ist dieselbe geblieben'. 1 

Sie unterscheidet sich aber dennoch von jener Rede. Ezechiel 
ist nicht niedergebeugt, er sieht und verkündet das Wiederaufleben des 
Staates. Auch fehlt seiner Rede das, was das Kennzeichen jener 
Rede Jeremias ist — die Schlichtheit. Sie ist in echt Ezechierscher 
Manier gekünstelt. Aber gerade die Schwächen dieser Rede lassen 
das Gerippe derselben deutlich hervortreten. Freilich waren in ihr 
wie in der ,Beinervision' die Gebeine zerstreut und der Aufbau 
nicht zu erkennen, so deutlich und scharf auch ihr Schöpfer ihn 
markiert hat. In der strophischen Gliederung, die ich hier vorlege, 
kommt er zur vollen Geltung und gibt uns ein treues Bild des Ge- 
dankenganges. 

1 Die Propheten i, S. 93. 




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28 



D. H. Müller. 



Ezechiel Kap. 23. 

Eine Rede ganz anderer Art als die in Kap. 20 überlieferte 
liegt hier vor. Es verlohnt sich, ihre Ursprünge und die Wurzeln 



losen, ehebrecherischen Frau verglich, ist der Prophet Hosea. Die Rede 
Hoseas (2, 4 — 17) hat Ezechiel vorgelegen und unzweifelhaft an- 
regend auf ihn gewirkt, wobei er allerdings aus ihr keine so deutliche 
Entlehnungen gemacht hat wie anderwärts, aber Spuren der Verwandt- 
schaft sind vielleicht noch wahrzunehmen, wenn auch nicht mit unserer, 
so doch mit einer anderen, altern Rede, (Ezech. Kap. 16) aus der sich 
die uuserige vermittelst Beimengung anderer Elemente trst entwickelthat. 

In Hosea fordert der rechtmäßige Ehegemahl die treulose 
Frau zur Um- und Ruckkehr auf. Er droht, ihr die nötigen Lebens- 
bedürfnisse, die er ihr gewährt, sowie ihre Bekleidung und den 
Luxus, den er ihr gespendet hatte, zu entziehen: Brot und Wasser, 
Wolle und Leinen, Korn, Most und Ol und Silber und Gold; 
denn sie brachte davon ihre Opfer den Götzen (Ba'alim) dar, für sie 
legte sie sich Schmuck an, Ringe und Geschmeide, und das Silber 
und Gold verwendete sie für die Ba c alim. Er will sie auch nackt 
ausziehen und ihren Liebhabern bloßstellen. 

Genau nach demselben Rezept verfuhr Ezechiel, nur daß die 
einfachen Verhältnisse Palästinas einem gesteigerten Luxus weichen 
mußten. Korn, Most und Öl reichten für die jugendliche Geliebte nicht 
mehr aus, es wurden ihr Feinmehl, Öl und Honig gereicht. Als 
Bekleidung erhielt sie bunte Gewänder (nopn), Schuhe aus ägyp- 
tischem Leder (twin), Byssus (ww) und Seide ("twa). Als Schmuck 
bekam sie Geschmeide, Armspangen und Halskette, Nasen- 
und Ohrenringe und sogar eine prächtige Krone. 1 

Man sieht, daß Ezechiel nur mutatis mutandis dasselbe sagt, 
was Hosea vor ihm gesagt hat. Er trug nur den veränderten Ver- 
hältnissen der Zeiten und Länder Rechnung. Auch ließ er sie die 

1 Vergl. Ezech. 16, 10 ff. und 37 ff. 



ihrer Komposition zu verfolgen. Der erste, der Israel mit der treu 




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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 29 



Gewänder ausziehen, den Schmuck ablegen und vor den Liebhabern 
nackt und bloß dastehen. 1 Neben Hosea hat noch ein anderer Prophet 
das Volk unter dem Bilde einer liebenden und dann treulosen Frau 
behandelt, und zwar wohl auch im Anschluß an Hosea. 

Jer. 2, 2: ,So spricht JHWH : Ich gedenke der Huld deiner Jugend, 
der bräutlichen Liebe, wie du mir folgtest in die Wüste, in ein unbebautes Land. 

Als Gegenstück dazu : 
3, 6 ff. Sähest du, was getan hat die Abtrünnige, Israel? 
Sie geht hin auf jeden hohen Berg 
Und unter jeden grünen Baum und hurt dort. 
Ich dachte, nachdem sie all dies getan, 

Werde sie zu mir zurückkehren, sie kehrte aber nicht zurück, etc. 

Hier in Ezechiel sind nun aus einer treulosen Frau zwei ge- 
worden, zwei Schwestern die einander an Buhlerei und Treulosigkeit 
zu überbieten suchen. 

In der Tat taucht schon in Ezechiel Kap. 16, 46 neben der Haupt- 
person auch die ältere Schwester Samaria auf, aber noch so ganz 
nebenbei, so daß auch einer jüngeren Schwester (Sodom) gedacht 
wird — die Hauptperson bleibt aber Juda. 

Daraus erwuchs aber nach und nach das Gleichnis von den 
beiden Schwestern, Ohola und Oholiba, welches hier nun folgt: 



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firbim m wp dwi frrnw ispö n&w 

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1 Vergl. Hos. S. IG— 17 und Ezech. 16, 22, 43 und 60. 




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D. H. Müller. 



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manna tb n^nns (») 

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BiT^P H33P -ram 

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inn 3"in3 nnwi 

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na^n* nmn« mm (*') 
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B^BIB ^33*1 D'Snfi 

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Tpn bp 4 D"pnö btmk mm 
iwa cpipn antro ••ö^at 



MT add. fimrot »jojo nvmm wo 

MT. B'anp O'JJdi mnc najy. 

MT add. V. 13: prw£ in« yn toobj '3 kiki. 

MT. npno »w». 




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CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 



orranaa "nix man («) 
omwro a^iaa nno 
aba awhv nmö 
Saa ua man 
annbia px antra 

rrrp mnab orrbp aaprn ( 16 ) 
nanrca arrbx a^axba rbvrn 
amn aarcab Saa <aa rr*»c ixa*i («) 
amama nrnx ixaa , «i 
ana rwßj ppm na xaani 
nnnp nx Sani .Tnwn Sani («> 

rrbpa VBta ppni 
nrnriK Spa tom nppa nrcxa 

rrniatn nx nanm («») 



'nmya ^ nx -dtS 
an^aSe Si? naayni (20) 
antra aman nrca ntrx 
ana-ii btdid norm 
"pnipa nat nx npani (20 
^n D^nataa nitppa 
il'iipj nw **[pai 

m,T <anx nax na nannx faS (22) 
tSp -panxa nx tpö s aan 
ana nrcsa nppa nrcx nx 
a<aaa tSj? avixam 
antra Sai Saa *aa 
anix mtrx s aa Sa pipi jnw mpa 
aSa D^aaDi mna nan mna 
aSa a-'DiD s aan 'o^npi wvbv 



1 MT add. o'txo pwa nwt nr« 
s MT. Jim*. 




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D. H. Müller. 

ptn ybp ixai (24) 
fföp Snpai baSai aan 
papi jaai ruac 
yao "pbp itpr» 
taatrö nrrofiS titui 
arrtaaüöa -poMn 
"[2 -nwp wui (25) 
nana im« wjn 

rro* 731x1 "]B« 

1*133 n« TWWCTI (26) 

"innxsn ba inpbi 
Töö 7101 vowti (27) 
cnatö pws ini3T nxi 
on^K t^p "Ktrn kSi 
mp ^am *6 onstai 



Übersetzung. 

Und es ward das Wort JHWH's an mich also : 

Menschenkind, es waren zwei Weiber, Töchter einer Mutter 

Und sie hurten in Ägypten, in ihrer Jugend hurten sie ; 

Dort wurden ihre Brüste gedrückt, dort ihr jungfräulicher Busen betastet. 

Ihre Namen sind : Ohola, die ältere, und Oholiba, ihre Schwester. 

Und sie wurden mein und gebaren Söhne und Töchter, 

Ihre Namen sind: Samaria- Ohola und Jerusalem-Oholiba. 



Und es hurte Ohola unter mir 

Und buhlte mit ihren Liebhabern, 

Mit den Söhnen Assurs, den nahen (Helden), 

In Purpur gekleideten, Satrapen und Statthaltern, 

Lauter anmutigen Jünglingen, 

Reitern hoch zu Roß. 

1 TM add. vta bsm "jimm vtp' "primi ya ran. 



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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 33 

(7) Und sie richtete ihre Hurerei auf sie, 
Auserlesene Söhne Assurs allzumal 
Und bei allen, mit denen sie buhlte, 

Bei all ihren Götzen verunreinigte sie sich. 

(8) Und ihre Hurerei aus Ägypten gab sie nicht auf*, 
Denn sie hatten sie in ihrer Jugend beschlafen, 
Sie ihren jungfräulichen Busen gedrückt 

Und iure Hurerei über sie ausgegossen. 

(9) Darum gab ich sie in die Hand ihrer Buhler, 
In die Hand der Söhne Assurs, 

Mit denen sie gebuhlt hatte. 

(10) Sie entblößten ihre Scham, 
Nahmen ihre Söhne und Töchter weg, 
Sie selbst töteten sie mit dem Schwerte 

Und sie ward zum Exempel unter den Weibern 
Und sie vollstreckten das Gericht an ihr. 



(11) Und es sah das ihre Schwester Oholiba 

Und trieb noch verderblicher ihre Buh ler ei als sie 

(12) Mit den Söhnen Assurs, den nahen (Helden), 
Statthaltern und Satrapen, herrlich gekleideten, 
Reitern hoch zu Roß, 

Lauter anmutigen Jünglingen. 

(14) Sie aber trieb weiter ihre Hurerei, 

Sie erblickte Männer eingegraben in die Wand, 
Bilder von Chaldäern, mit Mennige gezeichnet, 

(15) Gegürtet mit Gurten an ihren Hüften, 

Mit herabhängenden Turbanen an ihren Häuptern, 
Insgesamt wie Hauptleute anzuschauen, 
Ein Abbild der Söhne Babels, 
Deren Geburtsland Chaldaea ist. 

(16) Da buhlte sie um jene auf das Ansehen ihrer Augen hin 
Und schickte Boten zu ihnen nach Chaldaea. 

(17) Und es kamen die Söhne Babels zu ihr zum Liebeslager 
Und verunreinigten sie durch ihre Hurerei. 

Und als sie unrein durch sie ward, riß sie sich von ihnen los. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 3 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



34 



D. H. Müller. 



(18) Und als sie ihre Hurerei offen trieb und ihre Scham entblößte, 
Da riß sich meine Seele von ihr los, 

Wie sich meine Seele von ihrer Schwester losgerissen hatte. 

(19) Sie aber mehrte ihre Hurerei, 

Indem sie der Tage der Jugend gedachte, 

(20) Und sie buhlte mit ihren Kebsmännern, 
Deren Glied wie das Glied von Eseln 

Und deren Erguß wie der Erguß von Hengsten ist. 

(21) Und so suchtest du die Unzucht deiner Jugend, 
Da die von Ägypten deine Brüste drückten 

Und deinen jungfräulichen Busen betasteten. 



(22) Darum, Oholiba, spricht also der Herr JHWH: 
Siehe, ich errege deine Liebhaber wider dich, 
Von denen deine Seele sich losgerissen, 

Und bringe sie von ringsum gegen dich, 

(23) Die Söhne Babels und alle Chaldäer, 

Pekod, Scho c a und Ko c a, alle Söhne Assurs mit ihnen, 
Anmutige Jünglinge, alle Statthalter und Satrapen, 
Wagenkämpfer und Helden, hoch zu Roß alle. 

(24) Und es werden zu dir kommen in Haufen, 
Wagen und Räder und Völkermengen. 
Schirmdach, Schild und Helm 

Werden sie rings um dich aufstellen. 
Und ich übertrage ihnen das Gericht 
Und sie werden dich richten nach ihrem Rechte. 

(25) Und ich richte meinen Eifer gegen dich, 
Daß sie an dir mit Grimm verfahren. 

Deine Nase und deine Ohren werden sie entfernen 
Und dein Überrest wird durch das Schwert fallen. 

(26) Und sie werden dir deine Kleider ausziehen 
Und deine Prachtgeschmeide nehmen. 

(27) Und ich werde beendigen deine Unzucht 
Und deine Hurerei aus dem Ägypterlande her, 
Daß du deine Augen nicht mehr zu ihm erhebst 
Und Ägyptens nicht mehr gedenkest. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 35 

Der Aufbau der Rede ist recht deutlich. In einer kurzen Ein- 
leitung (V. 2 — 4) werden die zwei Schwestern, die schon in Ägypten 
ihre Buhlkünste getrieben haben, vorgestellt. Sie wurden beide von 
ihrem Ehegatten heimgeführt, wie es in Babylon ja möglich war, 
zwei Schwestern nebeneinander zu heiraten. 

Darauf folgt die Geschichte der ältern Schwester, der Ohola- 
Samaria in drei Strophen (6 + 8 + 8) : I. (V. 5 — 6). Sie wird ihrem 
Manne untreu und buhlt um die Liebe der heldenhaften Söhne 
Assurs, lauter anmutiger Jünglinge, Reiter hoch zu Roß. 

II. (V. 7 — 8). Es bleibt natürlich nicht beim Flirten, sie gibt sich 
allen hin — vergißt aber nach echter Art der Buhlerinnen nicht 
ihrer Jugendliebe in Ägypten. 

III. (V. 9 — 10). Nun folgt rasch die Strafe. Sie wird ihren Buhlen, 
den Assyrern ausgeliefert. Sie stellen sie bloß hin, nehmen ihr die 
Kleider weg und töten sie selbst mit dem Schwert. 

Die Geschichte der jüngern Schwester Oholiba- Jerusalem 
ist nur etwas verwickelter, führt aber zu einer gleichen Katastrophe. 
Formell besteht sie aus sieben Strophen (6 + 3X8 + 3X8). Die 
einleitende Strophe korrespondiert mit der gleichen Strophe der Ohola- 
Geschichte. Die anmutigen Erscheinungen der jugendlichen 
Krieger haben es beiden Schwestern angetan. Die Ein- 
bildungskraft der jüngern ist aber lebhafter; sie verliebt sich in die 
Reliefgestalten der Chaldäer (V. 14—15). Sie ladet bald die leib- 
haftigen Babylonier ein, hat sie aber nach kurzem Liebesrausch satt 
— aber auch ihr Ehegemahl reißt sich von ihr los (V. 16 — 18). Und 
wiederum tauchen die Ägypter auf; denn alte Liebe rostet nicht 
(V. 19—21). 

Mit einem Darum wird nun wie oben V. 9 die Strafe einge- 
leitet. Es kommen die Chaldäer und mit ihnen oder unter ihnen 
auch die Assyrer, die anmutigen Jünglinge alle hoch zu Roß 
(V. 22 — 23). Sie rücken mit Heeresmacht heran und vollführen 
das Gericht (V. 24 — 25). Sie berauben sie des Schmuckes und der 
Kleider und töten sie selbst — so hat die Buhlerei vom Ägypter- 
land her ein Ende (V. 25—27). 

3* 



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36 D. H. Müller. 

Es mögen hier noch einige Bemerkungen folgen, welche die 
Auslassungen und Umstellungen sowie einige auffallende Über- 
setzungen rechtfertigen und begründen. 

V. 5. Dnnp übersetze ich durch , Helden' nach dem Vorgange 
von Ewald, der es mit irjp ,Krieg' zusammengestellt hat. Die Un- 
sicherheit der Überlieferung (es steht dafür V. 23 D"Knp läßt es als 
möglich erscheinen, daß hier ein babyl.-assyr. Wort n+rnp (fcurddu) 
vorliegt, wie Paul Haupt glücklich vermutet hat. 

V. ll c ist von mir als überflüssig und die Responsion zu V. 5 
und 9 störend weggelassen worden. Die Umstellung in V. 12 erklärt 
sich aus den Parallelstellen. 

V. 13 unterbricht die Erzählung in der dritten Person und 
scheint eine Glosse zu sein, die möglicherweise von Ezechiel selbst 
herrührt. 

V. 19 c halte ich ebenfalls für vom Propheten selbst eingefügte 
erklärende Glosse. 

V. 25 e — f scheint mir derselben Kategorie von Glossen anzu- 
gehören. Der Prophet Ezechiel, der sich mit der Glossierung des Ze- 
ll o 

phanja versucht hat, mag auch am Rande seines eigenen Manuskripts 
manche dunkle Wendung gedeutet haben. Diese Erklärungen sind 
dann später in den Text aufgenommen worden und stören so den Sinn 
und die strophische Gliederung. Der Prophet drückt sich hier dunkel 
aus: ,Sie werden deine Nase und deine Ohren entfernen und den 
Überrest von dir in Feuer verbrennen/ Da Jerusalem weder eine 
Nase noch Ohren hat, so erklärt er es durch ,Söhne und Töchter'. 
Sie werden Jerusalem verbrennen, aber nicht auch alle Kostbarkeiten, 
die sie sich aneignen möchten. Dies besagt V. 26, den manche Kom- 
mentare, weil er ihnen nicht in dem Zusammenhange zu passen 
schien, einfach streichen oder umstellen möchten. 

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Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 



37 



Psalm 78. 

Durch die Beschäftigung mit Ezech. Kap. 20 und die eingehende 
Kommentierung dieser merkwürdigen Rede bin ich fast zufällig auf 
den Strophenbau dieses Psalms gestoßen. Die drei respondierenden 
Verse im Ezechiel 

A, 2, 1 (V. 8) * a 

B ; 2, l (V. 13) nrnan bmw rra *a iwi 
C, 2, l (V. 21) D-»n <a nb<i 

waren die Ursache, daß ich das Wort man weiter in der heiligen 
Schrift verfolgte und dabei in Ps. 78 folgende Verse notierte: 

V. 17—18. 

rpxa p-by r.nöb xtsnb iB-on (17) 

orcstfb baa hxwb oaaba bx lari (18) 

V. 40—41. 

pö^^a ima'W nanöa mnö" rtös (40) 

nnn bK'w mpi bx idd^ wi (4i) 

V. 56—57. 

n&ir xb vnrin \rhy dt6x nx na^i ion (56) 

rran ntrpa iasn: omaxa i j d * i (57) 

Der respondierende Charakter dieser drei Versgruppen fiel mir 
sofort in die Augen und ich untersuchte zunächst den Psalm auf seinen 
Inhalt und fand, daß die Verse jedesmal den Beginn eines neuen 
Abschnittes markieren ; ferner fand ich, daß die Abschnitte mit Aus- 
nahme des zweiten annähernd gleich groß sind. Der erste Abschnitt 
hat 16 Verse, der dritte 16 und der vierte 17 Verse. 

Der zweite Abschnitt zählt 23 Verse, zerfällt aber in zwei 
Teile, von denen der erste 15, der zweite 8 Verse zählt. Der Beginn 
des zweiten Teiles ist Vers 32 : 

•pm*6ö3s iröKn xbi tu? ix ton nxt baa 

Demnach zerfällt der Psalm in fünf Abschnitte, die nach den 
massoretischen Versen eingeteilt folgendes Schema ergeben : 

(l6 + 15) + 8 + (16 + 17) 



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38 



D. H. Müller. 



Eine weitere Prüfung der respondierenden Versgruppe 56 — 57 
ergab, daß 56 a viel zu lang und daß in V. 57 das Wörtchen uD'n 
mindestens sehr verdächtig ist, da sonst das Niphal jid3 fast aus- 
nahmslos mit tinn oder nnKö konstruiert wird. 1 Ich vermute daher, 
daß eine Verschreibung für lom ist, das in der Tat noch im 
ersten Verse erscheint. Die beiden Verse mögen ursprünglich ge- 
lautet haben: 

mtäfü »6 vnnm jrbr trnbx nxnön (56) 

man rwpa ■onro onnKa toi b k i d ri (57) 

Da die überlieferten Verse nicht immer mit den Doppelstichen, 
die man wohl in der Regel in den Psalmen voraussetzen muß 
und die in diesem Psalm auch durchgeführt sind, zusammenfallen, so 
zerlegte ich den Psalm in Doppelstichen, ergänzte wohl auch aus- 
gefallene Glieder und so ergab sich mir 

für Abschnitt I (V. 1—16) 18 Doppelstiche 1 
II (V. 17-31) 18 

III (V. 32-39) 9 

IV (V. 40—55) 18 
V (V. 56-72) 18 

im ganzen also 81 Doppelzeilen. 

Beim Aufbau dieses Psalms müssen in erster Reihe die Spuren 
verfolgt werden, die uns die strophische Gliederung an die Hand 
gibt, weil diese allein uns den . beabsichtigten Gedankengang des 
Verfassers enthüllen kann, wogegen jede andere Einteilung nur aus 
der subjektiven Betrachtungsweise des Erklärers hervorgeht. 

Bei der strophischen Gliederung aber kommt es darauf an, 
ob diese durch bestimmte Kennzeichen oder durch Überlieferung 
auf den Verfasser zurückgeht oder ob sie in der Einbildung des 
Kommentators ihren Ursprung hat. Daß ein scharf beobachtender 
Erklärer, der sich in den Geist der Dichtung eingelebt hat, oft das 
Richtige trifft, ist zweifellos — er geht aber ebenso oft irre. 

1 Eine Ausnahme bildet die dunkle Stelle Micha 2, 6. 

2 Genau gerechnet 19, man darf aber wohl eine Doppelzeile für überschüssig 
ansehen. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 39 

Ein höchst lehrreiches Beispiel für diese Tatsache bildet die 
strophische Gliederung dieses Psalms durch Duhm. Er zerlegt ihn 
in 27 Strophen von je drei Doppelstichen. Die Summe der Doppel- 
zeilen stimmt also bei Duhm und mir überein. Auch in Bezug der 
Zeilenabteilung herrscht im großen und ganzen Übereinstimmung 
und nur in wenigen Fällen weichen wir voneinander ab. In den 
letzten drei Abschnitten III, IV und V ist die Zeileneinteilung genau 
die gleiche, nur in den ersten zwei Abschnitten I und II ergeben 
sich geringfügige Differenzen. 

Der große Unterschied zwischen Duhms und meiner strophischen 
Gliederung besteht aber darin, daß Duhm subjektiv vorgeht und Stro- 
phen bildet, wo in Wirklichkeit vom Autor Strophen nicht beabsichtigt 
waren, wogegen ich nur die Abschnitte als Strophen oder Absätze 
oder sagen wir als Tiraden bezeichne, von denen ich den Beweis 
fuhren konnte, daß sie im Plane des Autors lagen. 

Der Übersicht wegen gebe ich neben meinem Texte die Über- 
setzung Duhms mit kleinen Änderungen, die durch ein Sternchen 
angedeutet sind, und notiere dann die Abweichungen, die sich aus 
Vergleichung beider ergeben. 



□np *3ö fliTn nra* 



Tnin *Bp nrtxn 
*b btfBa nnnax 

DPUl UPBtf HPK 

qtjsö iroa vb 
Wi mir mbnn 
app^a http Dpi 



(1) i 

(2) 2 

(3) 3 

(4) 4 



dhcdö pin* irb 
rwp iwk rniK^wi 
bvrwvz dw mim 



(5) 6 



6 



dhid 1 ? comb 
nm^b nsoi lBip* 
sI ?k ^bpB lrDw *6i 
miBi iiid in 




d^dd dm^kd id^i 
bjtüio irr vb\ 
idS pn x 1 ? in 



(6) 8 

(7) 9 

(8) 10 



11 



7 



1 MT add pinn in. 
s V. 9 lautet in MT. : 



2 MT add. nt» viwtoi. 



anp BV3 iren 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



D. H. Müller. 



nsbb ia«a iminai 
a*nn tok rrmSBai 
l»x rrw anata p*a 
13 iaa es an 
rc* -rota n^bn bai 
'nancp] nanna pvi 
a*a nnnaa Tin 

Tita p^p nnbS 
jnbtr Tip 1 ? bavn 

IBP 1 ? 1R» p3f DK 
[1KO TP! 1BK1] 

^rrara nbp p|K an 
mpwa inaa *6i 
nna dw ti^ti 
iaS fna ffö» pn 
patr^ anS rrrc rrras 
jürn itpa anm 
*p »lip a s a s Sinai 
rniawS a^D 
onb Dm«m 
d.ts3 aba« nip 
ana mv urfo* *}m 
pnan burw» mnai 

rniKbaaa u^ann xbi 
nbnaa anwi 
bx nrrcn nun 
abüia jrbp bai 
ib od aaiübai 



bti*?« nna natr «b 
YrnWp inatrn 
«Sa nw ama« naa 
a-papi a s ppa 
aar ppa anri 
nanaa anat ppa*« 
pboa trbru irarn 



ii. 



ib Ktsn 1 ? mp 1BW 
aaaSa bx lon 
nax onbxa i-qti 
a^a iain nat nan }n 
nn bar dpiS am 
-opm mn s parc pS 
apjra nprca tw« 
anbio wann *6 "a 
bpaa o , pn» in 
bzxb ja b.tSp iböi 
Sa« ara* anb 
awa anp po s 
tk» "ispa an^p iböi 
inana anpa ba-n 
n«a ipa«n ibaan 
aniana ht xb 
[-opm mm m^fl 
amaarcaa nm 



(10) 12 

(11) 13 

(12) 14 

(13) 15 

(14) 16 

(15) 17 

(16) 18 



(17) 
(18) 
(19) 
(20) 

(21) 



1 

2 
3 
4 
5 
6 
7 

(22) 8 

(23) 9 

(24) 10 

(25) 11 

(26) 12 

(27) 13 

(28) 14 

(29) 15 

(30) 16 

(31) 17 
18 



III. 



Tp man nxt baa (32) 1 
bw Sana ba*i (33) 2 
mumm ann a» (34) 3 

a-nac dmSk o nan (35) 4 
amaa imna s i (36) 5 



1 Nach Grätz und Duhm. 



-od» ist aus V. 19 herübergenommen. 



C*nr\n\p Original from 

CORNELL UNIVERSITY 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 41 



mnSD 13ÖR3 *6i 


iüp 7nD3 aani 


(37) 


6 


nw 161 pp naa* 


[pam] amn um 


(38) 


7 


man Sa xbi 


ia« a^nb nanm 




8 


aiü" 1 *6i nSin nn 


man ntra s a nam 


(39) 


9 




IV. 

nanaa mina 1 naa 


(40) 


1 


nnn Stntr ernpi 




(41) 


2 


tk kk kn. kM km Iba kkk L h 


it TO? X? 


(42) 


3 






(43) 


4 




D^S *]B!T1 


(44) 


5 




0:0*01 di^j? Dna nw* 1 


/JEN 

(45) 


6 






(46) 


7 


^aana Dmöpüi 


D3sa tim a^ir 


(47) 


8 


a^aun 1 ? on^piai 


an^pa nnan naan 


(48) 


9 


mifi apti map 


i&k pnn aa nbw 


(49) 


10 


ib*6 aria abs 1 


(50) Qijn -osna nnbtra 




11 


mon nanS nrm 


atraa niaa nwn ab 




12 




anataa nvaa Sa nn 


(51) 13 


nanaa nnpa aanan 


iap jwsa pan 


(52) 14 


dti naa an^an« n«i 


mna ab) ntoab anan 


(53) 15 


ir»' 1 nnap m nn 


wnp niaa bx mran 


(54) 16 


nSna Sana a'ran 


D^a BiTJBÖ tf.13*l 


(55) 17 


^rwr nw» [ba] 


arrbnaa p«n 




18 


natr xt> rnnpi 


v 

\vby Q^nbx ns nan 


(56) 


1 


rran nrpa laana 


ama«a naa^i \b* i a a •> n 


(57) 


2 


im^p" 1 DTPTDB31 


amaaa ima , pa ,,, i 


(58) 


3 


brnttro nxa axan 


najN-n dviSk patr 


(59) 


4 


anaa p» bn« 


iStr pwa trän 


(60) 


5 


nas ts innsam 


irr ""aw 1 ? |nn 


(61) 


6 


napnn inbnaai 


lap annS naan 


(62) 


7 


ibbin ab vnibinai 


xn& nSax vmna 


(63) 


8 


nraan vb vniaöbxi 


ibaa anna vana 


(64) 


9 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



D. H. Müller. 



pö pnno maaa vi* fwa ppi (65) 

-ina *6 onax tDatzni brao drö*i (67) 

an« ntrx p-x "in n« rnirp toasrriK nnai (<*) 

nbwb ,w pua wnpa ff ön iaa ja^i w 

map mna ^na^i [^öö bintra d«ö^] (70) 
wan nibp nn«ö (71) pat rro6aoö innpn 

mbn: brnwai 10p apra min 1 ? 

onr raa rvuiami iaab ona opni (7^) 



Erster Abschnitt. 

1 (1) Hör 1 , mein Volk, auf meine Lehre, 

Neigt das Ohr zu meinen Worten, 

2 (2) Laßt den Mund zum Spruch mich öffnen, 

Sprudeln Rätsel aus der Vorzeit, 

3 (3) Die wir hörten und verstanden, 

Die die Väter uns erzählten. 

4 (4) Nicht verhehlten wir's den Söhnen, 

Wir erzählten es späterm Nachwuchs, 

5 Jahwes Ruhmeswerk und Stärke 

Und die Wunder, die er tat, 

6 (5) Wie er Zeugnis schuf in Jakob, 

Thora gab in Israel, 

7 Die er auftrug unseren Vätern, 

Kundzumachen ihren Söhnen, 

8 (6) * Damit es die Nachgebornen lernen, 

Ihren Söhnen zu erzählen, 

9 (7) Ihr Vertrauen auf Jahwe setzten 

Und sein Werk sie nicht vergäßen.* 

10 (8) Nicht wie ihre Väter würden, 

Ein Geschlecht, rebellisch, trotzig. 

1 1 Ein Geschlecht, des Herz nicht fest war 

Und des Geist nicht treu zu Gott hielt,* 

12 (10) Hielt nicht Jahwes Bund und wollte 

Nicht in seiner Thora wandeln. 

13 (11) Sie vergaßen seine Taten 

Und die Wunder, die er sehn ließ. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 43 

14 (12) Wunder tat er vor den Vätern 

In Ägypterland, um Zoan, 

15 (13) Ließ sie durchs geteilte Meer gehn, 

Staute Wasser einem Damm gleich, 

16 (14) Führte Tags sie durch die Wolke, 

Jede Nacht durch Feuerschein, 

17 (15) Spaltete in der Wüste Felsen, 

Ließ die Steppen Fluten trinken, 

18 (16) Brachte Bäche aus den Steinen, 

Ließ wie Ströme Wasser stürzen. 



Zweiter Abschnitt. 

1 (17) Doch sie sündigten und reizten 

Noch den Höchsten in der Steppe, 

2 (18) Sie versuchten Gott im Herzen, 

Speise fordernd, die sie möchten, 

3 (19) *Sie redeten wider Gott und sprachen: 

,Kann Gott einen Tisch anrichten?* 

4 (20) *Sieb, er schlug den Stein, da flössen Wasser 

und Bäche strömten [in der Wüste]: 

5 Wird er Brot auch geben können 

Oder Fleisch dem Volke verschaffen? 4 

6 (21) Darum [erzürnte der Höchste] 

Jahwe hörte es, brauste über, 

7 Feuer glühte gegen Jakob, 

Zorn stieg gegen Israel auf, 

8 (22) Weil sie nicht an Jahwe glaubten, 

Nicht auf seine Hilfe trauten. 

9 (23) Er gebot den Wolken droben, 

Öffnete des Himmels Türen, 

10 (24) Regnet 1 auf sie Mannaspeise, 

Himmels Brotkorn gab er ihnen, 

11 (25) Brote der starken Engel aß man, 

Zehrung schickte er bis zur Sätte. 

12 (26) Ließ den Ost im Himmel aufstehen, 

Führte in Kraft den Süd herbei, 

13 (27) Regnet 1 ihnen Fleisch wie Staub, 

Vögel gleich dem Sand des Meeres, 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



D. H. Müller. 



14 (28) Warf sie mitten in sein Lager, 

Rings um seine Wohnung her. 

15 (29) Und sie aßen übersatt sich, 

Ihr Gelüsten bracht 1 er ihnen. 

16 (30) Doch als noch die Speise im Munde, 

* Ihres Gelüstes noch nicht überdrüssig, 

1 7 [Da sah Jahwe und brauste über] 
(31) Und Gottes Zorn stieg auf sie auf, 

1 8 Viele ihrer Starken würgte er, 

Streckte Israels Jugend nieder. 

Dritter Abschnitt. 

1 (32) Trotzdem sündigten sie weiter, 

Glaubten nicht an seine Wunder: 

2 (33) So ließ er wie Hauch ihr Leben 

Schwinden, ihre Jahr* in Schrecken 

3 (34) Schlug er hin, so fragten sie, 

Suchten schnellbekehrt nach Gott. 

4 (35) Dachten dran, ihr Fels sei Jahwe 

Und der Höchste ihr Erlöser, 

5 (36) Und betörten mit dem Mund ihn, 

Logen ihm mit ihrer Zunge, 

6 (37) Wo ihr Herz doch nicht zu ihm hielt, 

Seinem Bund sie untreu waren. 

7 (38) Er, barmherzig, [ließ sie nicht], 

Schuldvergebend folgte er nicht, 

8 Hielt gar oft den Zorn zurück, 

Ließ nicht los den ganzen Grimm, 

9 (39) Dachte dran, daß Fleisch sie seien, 

Hauch, der geht und nicht zurückkehrt. 

Vierter Abschnitt. 

1 (40) Wie viel reizten in der Wüste, 

Kränkten sie ihn in der Steppe, 

2 (41) Wider Gott versuchend unc} den 

Heiligen Israels betrübend 

3 (42) Ungedenk der Hand, des Tages, 

Wo er sie vom Feind befreite ! 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 

4 (43) Zeichen tat er in Ägypten, 

Wunder im Gefilde Zoans, 

5 (44) Wandelt' ihre Nil' in Blut 

Ihre Bäche, nicht zu trinken, 

6 (45) Sandte Fliegen, sie zu fressen, 

Frösche auch, sie zu verderben ; 

7 (46) Gab dem Fresser ihr Gewächs 

Und der Heuschreck' ihre Arbeit, 

8 (47) Schlug mit Hagel ihren Weinstock 

Und mit Reif die Sykomoren, 

9 (48) Übergab der Pest ihr Vieh 

Und den Seuchen ihre Herden. 

10 (49/50) *Er bahnt dem Zorne einen Weg, 

Er schickt auf sie die Glut des Zornes 

11 Mit Überwallen, Grimm und Drangsal, 



Gibt ihre Seele preis der Pest, 

13 (51) Schlug die Erstgeburt Ägyptens, 

Mannheits Erstlinge bei Harn, 

14 (52) Ließ sein Volk wie Schafe wandern, 

Führt' in Wüsten sie wie Herden, 

15 (53) Leitete sie frei von Schrecken — 

Doch die Feinde barg das Meer. 

16 (54) Brachte sie zum heiligen Lande 

Auf's Gebirg, das er gewann, 

17 (55) Trieb vor ihnen Völker aus, 

Teilte mit der Schnur ihr Erbe, 

18 Ließ in ihren Zelten wehen 



1 (56) * Dennoch reizten sie den Höchsten 

Und bewahrten nicht sein Zeugnis, 

2 (57) *[Gott versuchend], treulos wie die Väter 

Wandten sich, ein schlechter Bogen, 

3 (58) Brachten ihn in Zorn mit Höhen, 

In Ereiferung mit Bildern. 



12 



Schickt eine Sendung böser Engel, 
Hält nicht zurück vom Tod ihr Leben, 



Israels [gesamte] Stämme. 



Fünfter Abschnitt. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



46 



D. H. Müller. 



4 (59) Jahwe hört 1 es, brauste über, 

Israel verwarf er gar, 

5 (60) Ließ das Wohnzelt Silos fahren, 

Wo er wohnte in der Menschheit, 

6 (61) Gab gefangen seine Stärke, 

Seine Ehre in Drängers Hand ; 

7 (62) Überließ sein Volk dem Schwerte, 

Auf sein Erbe zürnte er; 

8 (63) Seine Mannschaft fraß das Feuer, 

Hochzeit hatte nicht die Jungfrau, 

9 (64) Priester fielen durch das Schwert. 

Unbeweint von ihren Wittwen. 

10 (65) Wie vom Schlaf erwachte Jahwe, 

Wie ein Held, den Wein bezwungen. 

11 (66) Gab nun seinen Gegnern Schläge, 

Ewige Schande gab er ihnen, 

12 (67) Da verwarf er Josephs Zelt, 

Wählte Ephraim nicht länger. 

13 (68) Dafür wählt' er Judas Stamm, 

Zions Hügel, den er liebt, 

14 (69) Schuf sein Haus gleich Erd und Himmel, 

Die auf ewig er gegründet! 

15 (70) [Und verwarf den Saul als König], 

Wählte David seinen Knecht. 

16 Nahm ihn von der Schafe Hürden 
(71) Holte ihn von den Säugenden, 

17 Jakob nun, sein Volk, zu weiden 

Und sein Erbe Israel; 

18 (72) Der hat sie gar fromm geweidet, 

Sie mit kluger Hand geleitet ! 



Der Gedankengang des Psalms ist recht eigenartig, er schließt 
sich bezüglich der Reihenfolge in keiner Weise der historischen Über- 
lieferung an wie etwa Ps. 105, sondern ist im ganzen etwas sprunghaft 
und greift oft auf Dinge zurück, die man als erledigt ansehen konnte. 

Abschnitt I (V. 1 — 16) enthält die Aufforderung des Dichters, 
seinen Worten zu lauschen und die Schilderung der geschichtlichen 
Ereignisse aus der Vorzeit zu vernehmen. Daraus werde man lernen, 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 47 

auf Gott zu vertrauen und nicht in die Fehler der Vorfahren zu ver- 
fallen, welche den Bund Gottes nicht beachtet, seine Bahn nicht 
gewandelt und alle Wundertaten vergessen hatten. Und doch waren 
in Angesicht ihrer Vorfahren Wunder in Ägypten geschehen (was 
für Wunder wird nicht gesagt, der Plagen und des Aus- 
zuges nicht gedacht); dann folgt die Erzählung von der Spaltung 
des Meeres, von dem Stauen des Wassers gleich einem Damm, von 
der Führung in der Wüste durch die Wolke bei Tag und die Feuer- 
säule bei Nacht, endlich die von der Spaltung des Felsens in der 
Wüste, dem Trinkwasser entströmte. 

Abschnitt II (V. 17 — 31) beginnt mit den respondierenden Versen 
und schließt sich insofern Strophe I an, als darin unter Hinweis darauf, 
daß Gott aus dem Felsen Wasser fließen ließ, an ihn die Forderung 
gerichtet wurde, einen Tisch in der Wüste aufzurichten und Brot 
und Fleisch zu gewähren. Darauf folgt die Schilderung des Manna 
und der Wachteln und der bösen Folgen dieser Gelüste. 

Abschnitt III (V. 32 — 39). Diese Halbstrophe beginnt wieder, 
wenn auch nicht mit genau respondierendem Verse, so doch mit Sünde 
und Unglauben, und sagt: Sie sündigten trotz allem stets wieder 
und glaubten nicht an Gottes Wunder; kam Unheil über sie, suchten 
sie wohl Gott auf, aber nur mit dem Mund, nicht mit den Herzen — 
Gott aber verzieh immer wieder. Diese allgemein gehaltene Halb- 
strophe durchbricht die historische Erzählung. Auffällig ist aber auch, 
daß hier nur 9 Zeilen (gegen 18 der übrigen Abschnitte) sind. Ich 
möchte dabei die Vermutung aussprechen, daß der Dichter vielleicht 
die Absicht hatte, eine Geschichte der alten Zeit zu liefern, die 
strophisch so beschaffen war, daß nach je zwei Strophen von je 
18 Zeilen diese Halbstrophe, als eine Art Refrain, gefolgt war. Ist 
er mitten in seiner Arbeit erlahmt oder sind die übrigen Strophen 
verloren gegangen? — das können wir natürlich nicht wissen. 

Abschnitt IV beginnt mit einem Hinweis auf Abschnitt II und 
Abschnitt I. Die beiden ersten Verse 40 — 41 

pjrttra im:w n n n ö a i n n o * hm 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



48 



D. H. Müller. 



weisen deutlich zurück auf V. 17 — 18: 

nrs37 bsK bxvb wabs bx iori 

Daß dem so sei, hat schon der alte Psalmist erkannt in Ps. 106 

12—14. 

wxvb ^nnb 1 v w v & inaw nno 

pö^n b k Tön isia: mxn nam 

1 dot» pn ribwi anbxw nnb jm 

Mit den folgenden zwei Versen 42 — 43 : 

"3ö ans -ton dv it n« Ii]? nsi 

jpac nntrn rnfiioi rniniK onxaa nv ivx 

greift er auf den ersten Abschnitt V. 11 — 12 zurück: 

Die Wunder, die er in Ägypten verübt hatte, insbesondere die 
Plagen, welche zum Auszug aus dem Lande der Sklaverei geführt 
hatten, sowie der Auszug selbst waren eben im ersten Abschnitt über- 
sprungen worden. 

Hier nimmt er unter Hinweis auf die in Ägypten vollbrachten 
Wunder, die er fast mit denselben Worten wie oben zum Ausdruck 
bringt, die Schilderung der Plagen auf (V. 44 — 5l) und schließt 
mit der Plage der Erstgeburten (an ^nxa d^ik rwm). 

Was er hier schildert, ist nicht wirkliche Erzählung sondern, 
Reminiszenz: ,Sie gedachten nicht seiner Macht etc. Erst dann 

(V. 52 — 55) folgt die weitere Schilderung des Zuges durch die Wüste 

und des Einzuges in das Land der Verheißung. 

Abschnitt V beginnt wieder mit den respondierenden zwei Zeilen, 
schildert die Treulosigkeit der Israeliten im heiligen Lande, den 
Untergang des Heiligtums in Siloh und schließt mit dem Zusam- 
menbruche der Ephramitischen Hegemonie und der Begründung 
der Davidischen Dynastie. 

Wenn man diesen Psalm für sehr alt halten dürfte, wofür ja 
die Erwähnung von Siloh sprechen würde, könnte man glauben, 

1 Dazu vgl. V. 7 und 11. 

2 Ob man unter diesen Umständen in dem dunklen Worte nm eine Ver- 
schreibung für nwin vermuten darf in dem Sinne ,Gelüste vorbringen vor' lasse ich 
dahingestellt. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 49 

daß hier ein abgeschlossenes Ganzes zur Verherrlichung der Davidi- 
schen Dynastie vorliegt. Der Stil und die Sprache scheinen mir aber 
für eine ziemlich späte Abfassungszeit zu sprechen. Dann bleibt es 
aber auffällig, warum der Psalm hier abbricht, und ich verweise zur 
Erklärung dieser Tatsache auf die oben zur dritten Halbstrophe 
ausgesprochene Vermutung. 



Es bleibt noch übrig, die Ergänzungen und Weglassungen, zum 
Teil in Übereinstimmung mit Duhm, zum Teil aber abweichend von 
ihm, zu begründen. Schon oben wurde darauf aufmerksam gemacht, 
daß die dreizeiligen Strophen bei Duhm vielfach gar keine Berechti- 
gung haben, weil sie keine Sinnesabteilungen bieten und auch sonst 
keine strophischen Kennzeichen aufweisen. Jeder kann dies an der 
beigefügten Übersetzung beobachten und ich halte es für überflüssig, 
dies noch besonders zu behandeln und zu beweisen. 

Dagegen müssen andere Differenzen hier besprochen werden : 
V. 6 (Z. 8) habe ich jnnK *vn gestrichen, wogegen Duhm es stehen 
läßt und aus nbr D^a eine besondere Zeile bildet, was kaum zulässig 
ist. Die Worte jnnK nn können aber sehr wohl als Glosse von V. 4 
herübergenommen worden sein. 

V. 7. (Z. 9). Ebenso habe ich natr vmxöi nach dem Vorgange 
von Baethgen und anderen gestrichen, wogegen Duhm daraus wieder 
einen Stichos bildet, was nicht gut angeht. Die Phrase könnte leicht 
aus anderen Stellen eingefügt worden sein. 

V. 9 habe ich nach dem Vorgange von Baethgen und anderen 
mit schwerem Herzen gestrichen, weil, wie Hitzig mit Recht bemerkte, 
darin drei Worte vorkommen, die sich auch in V. 57 finden, und 
weil auch in der Schlußstrophe noch von den Ephramiten die Rede 
ist — der Vers steht aber ohne Jeden Kontakt. 1 Will man ihn be- 
halten, so kann man V. 5a (Z. 5) streichen. 

V. 19 (Z. 3) streicht Duhm ohne triftigen Grund. 

1 Auch Duhm setzt sich für die Echtheit des Verses mit guten Gründen ein. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 4 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



50 



D. H. Müller. 



V. 21 (Z. 6) hat Duhm recht, einen Stichos zu ergänzen, er er- 
gänzt ihn aber an unrechter Stelle: 

Darum [erzürnte sich der Höchste] 
Jahwe hört's, er brauste über. 
Ich dagegen habe vorgeschlagen: 



dann in Zorn gerät und nicht umgekehrt. Vgl. weiter unten zu V. 31. 

V. 30 streicht Duhm oniKHö m nb ebenfalls ohne Grund, dagegen 
füge ich in V. 31 -cyrvi mm kti hinzu, was ein Seitenstück zu V. 21 
bildet. 

V. 55 habe ich mich dem Vorschlage Duhm's angeschlossen. 

V. 56 streicht Duhm jt6p lori, wogegen ich ion für laDi in 
den folgenden Vers einschiebe. 

V. 70 (Z. 15) habe ich mich dem gewiß richtigen Vorschlage 
Duhm's angeschlossen. 



Nach Abschluß der Untersuchung hielt ich es für notwendig, 
die strophischen Versuche früherer Forscher zu prüfen und ihr Ver- 
hältnis zu meinem Versuche festzustellen. Franz Delitzsch, dieser 
gründliche Kenner des Hebräischen und feinsinnige Exeget, sagt über 
die strophische Einteilung dieses Psalms folgendes: ,Das Ganze zer- 
fällt in zwei Hauptteile: V. 1 — 37 und 38 — 72. Der zweite geht von 
dem Gott versucherischen Undank des Israels der Wüste zu dem des 
Israels Kanaans über. Immer je drei Strophen bilden eine Gruppe/ Man 
wird nach meiner Gliederung diese Einteilung als unzutreffend be- 
zeichnen müssen, schon aus dem Grunde, weil die respondierenden 
Anfänge der Abschnitte bei Delitzsch stets inmitten der von ihm 
postulierten Gruppen stehen. Die Gruppen 1 bei Delitzsch bilden 
keine gedanklichen Einheiten, umsoweniger die Strophen, welche auch 
bezüglich der Zeilenzahl variieren. 2 

1 i Vers 1—11; II 12—25; III 26—37; IV 38—48; V 49—59; VI 60—72. 

2 Sieben Strophen haben je acht, sieben jeneun, drei je 10 und eine 1 1 Zeilen. 



[tkö mn ibki] *awvi mm pb 

und zwar deshalb, weil man zuerst etwas Ärgerliches hört und erst 




Original frorm 
C0RNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 51 

Ch. A. Briggs teilt diesen Psalm in vier Teile ein ; von denen 
jeder aus 10 Doppelzeilen besteht. Um dies zu erzielen, hat er nicht 
weniger als 41 Doppelzeilen (also mehr als die Hälfte des Psalms) 
gestrichen, indem er die V. 40 — 48, 51, 53 als Einschub eines Editors 
aus einem alten Gedichte über die ägyptischen Plagen, die V. 4 b — 7 a, 
10—11, 56b als legalistic und die Verse 15, 21 — 22, 25, 28 — 30a, 
36—37, 49—50, 58—59, 62, 65—66, 69, 71c — 72 als expansive 
Glossen bezeichnet. 

Dieses Vorgehen ist höchst willkürlich und ganz unwissenschaftlich. 
Das heißt man Psalmen ,machen* und nicht Psalmen kommentieren'. 
Gegen die subjektiven Aufstellungen Briggs spricht schon der Um- 
stand, daß der Psalm nach meiner Einteilung in seiner jetzigen 
Form aus fünf Teilen besteht (18 + 18) + 9 + (18 + 18). Daß durch 
zufällig hinzugefügte Glossen ein solches Gebilde entstehen könne, 
muß als ganz unmöglich erklärt werden. Ausdrücklich muß aber 
anerkennend hervorgehoben werden, daß die Anfänge der Teile II, 
III mit den von mir festgestellten ganz und der von IV nahezu 
übereinstimmen. Der Umstand, daß auch V. 40 mit der gleichen 
Wendung beginnt, hätte Briggs es nahelegen müssen, daß in dieser 
Wendung eben das Leitmotiv des Psalms liegt, und er durfte schon 
deshalb hierin nicht den Einschub eines spätem Editors vermuten. 

Dieselbe Methode wendet Herr Briggs auch auf andere Psalmen 
an. Ich will hier nur noch ein Beispiel anführen: 

Ps. 105 habe ich in meinem Buche Komposition und Strophen- 
bau (Bibl. Stud. III. S. 59 ff.) behandelt. Der Psalm besteht nach 
meiner Annahme aus einer fünfzeiligen Einleitung und vier Strophen 
zu je 10 Distichen. Sinn und Strophik forderten im ganzen die 
Umstellung zweier Verse, sonst blieb der überlieferte Text intakt. 
Abgesehen von den einleitenden Zeilen, bietet Briggs statt vierzig 
nur 24 Doppelzeilen, aus denen er sich 12 Strophen bildete. Das 
Übrige (16 Doppelstichen) wird als Zusätze und Glossen gestrichen, 
weggelassen werden V. II, 1 13 und 15. Die Streichung dieser Verse 

1 Vers 11 wird auch von Duhm ohne zureichenden Grund als Glosse erklärt. 

4* 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



52 D. H. Müller. 

läßt sich in keiner Weise rechtfertigen. Wenn man in meiner Schrift 
S. 64 den Kommentar zu diesen Versen vergleicht, wird man sehen, 
wie diese Verse aus der pentateuchischen Vorlage herausgearbeitet 
wurden, und wird erkennen, daß jede Änderung des Textes hier 
einen gewalttätigen Eingriff in die gute alte Überlieferung bedeutet. 

Auch V. 22 wird ganz ohne Grund weggelassen und von den 
Versen 24 und 25 der je zweite Stichos gestrichen. Und hier lehrt 
der Kommentar, daß die beiden Halbverse aus der Vorlage stammen 
und an ihnen nicht gerüttelt werden darf. Das Gleiche ist der Fall 
mit den je zweiten Halbversen von V. 29 und 30. Auch die Weg- 
lassung von V. 28 und der Verse 38 — 45 beruht auf Willkür. 

Wiederum muß die Haltlosigkeit der BitiGGs'schen Kritik daran 
erkannt werden, daß der Psalm mühelos und ohne einschneidende 
Änderungen ein absolut klares, durch Inhalt und Responsion ge- 
sichertes Strophengebilde zeigt: (5 + 10+10 + 10+10), ein Gebilde, 
das, die Richtigkeit der von Briggs postulierten Urform vorausgesetzt, 
durch Glossen, die systemlos zugefügt worden sind, nicht hätte ent- 
stehen können. Durch dieses Gebilde hat sich der Verfasser dieses 
Psalms gegen kritische Freibeuterei verwahrt. 



Anhang. 

Psalm 78 mußte zu einer gründlichen Untersuchung von Jer. 
Kap. 7 und der damit zusammenhängenden Prophezeiungen in den 
Kap. 17, 22 und 26 führen. Natürlich taucht da wieder die Frage 
nach der Echtheit dieser Abschnitte auf, die in jüngster Zeit mit 
allzugroßer Sicherheit verneint worden ist. Ich begnüge mich für 
jetzt mit der Bemerkung, daß die Akten über diese Frage keines- 
wegs als geschlossen zu betrachten sind, wie ja in der Tat die altern 
Exegeten die Stücke fast durchwegs für echt erklären und unter 
den jüngern noch gewichtige Stimmen für deren Echtheit eintreten. 

Daß Jeremia nicht nur Gedichte gemacht hat, sondern zum 
Volke ganz verständlich reden wollte, scheint mir sicher zu sein und 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 53 

diese Stücke können in der Tat solche Volksreden sein, die er an 
verschiedenen öffentlichen Orten gehalten hat. Daß der Kern dieser 
Reden echt ist, wagt niemand zu bezweifeln, da ja einer dieser Reden 
wegen dem Jeremia der Prozeß gemacht wurde, der ihm fast das 
Leben gekostet hätte. Am meisten wird die Echtheit der Rede 
Kap. 17, 19 — 27 bezweifelt, weil darin von der Sabbatheiligung ge- 
sprochen wird und man sich gewöhnt hat, solche gottesdienstliche 
Dinge möglichst spät anzusetzen — gewiß nicht immer mit Recht. 
Die Sabbatheiligung ist nicht nur ein religiöses, sondern auch ein 
soziales Problem und man kann die Tragweite solcher Reden, welche 
sich auf dieses Problem beziehen, erst dann beurteilen, Avenn man 
feststellt, welchen Motiven sie entsprungen sind. Außerdem ist zu 
beachten, daß in diesen nach einem gewissen Schema geformten Reden 
nicht der Sabbat allein behandelt wird, sondern eine Reihe anderer 
sozialer Fragen, von denen in der Tat der Bestand eines Staates 
abhängig ist, und zu diesen gehört ohne Zweifel mit Rücksicht auf 
die arbeitende Klasse die Sabbatheiligung. 

Diese Reden bekunden ein systematisches und furchtloses Agi- 
tieren Jeremias für seine Uberzeugung. Er tritt im Tempel auf und 
verkündet dessen Zerstörung (Kap. 7), dann erscheint er vor den 
Toren Jerusalems und droht mit dem Untergang der Stadt (Kap. 17) 
und zuletzt wagt er sich in den Pallast des* Königs und verkündet, 
daß der Pallast eine Trauerstätte werden wird (Kap. 22). Dies wird 
er nicht einmal, sondern öfters getan haben. Darf man sich da wun- 
dern, daß den öffentlichen Behörden endlich die Geduld ausging und 
ihm der Prozeß gemacht worden ist? 

Indessen würde mich eine Analyse dieser Reden viel zu weit 

führen und ich begnüge mich, ohne die Echtheitsfrage hier zu er- 
örtern,, die strophische Gliederung durch die entsprechende Einteilung 

des Textes und Hervorhebung der Responsionen in gesperrtem Satz 
anzudeuten. Für meine Strophentheorie ist es ja gleichgültig, ob 
die Stücke von Jeremia herrühren oder von einem spätem Verfasser 
niedergeschrieben worden sind. Es sei noch ausdrücklich bemerkt, 
daß ich die strophische Gliederung von Kap. 22, 1 — 5 und 26, 2 — 6, 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



54 



D. H. Müller. 



da Responsionen fehlen und auch die Zeileneinteilung manches zu 
wünschen übrig läßt, nicht für gesichert halte. 



Jeremia Kap. 7. 

vrav bx .TH nvx -mn (*) 
-io>6 mm nKö 

mrr ma ippa nap ( 2 ) 
maxi mn irm nx arc nxnpi 
rrnrp ba mrr -m ipaw 
mm 1 ? ninnwnb nbxn miw a<xan 
bmttr v6k mxaü mm nax na (3) 

aa^pai bmtt 
mn aipaa aanx naarcxi 

nax 1 ? nprcn nai bx nab maan bx (*) 

nan mrr» Sa^n mm ba\n mm ba^n 
aa^Spa nxi dmti nx wwn aa s n bx "a ( 5 ) 

injn pi «rot pa irpn wp dk 
^aatrn Sx pa am ipwn xb naabxi aim na («) 
aab y~b iaSn xb annx a-nbx nnxi 
'aaTiiaxS *nna fupo ntn aipaa aanx Tiaaui (?) 

b-pm "nW? nptrn nai Sp aa 1 ? a^naa an« mn («) 
bpab napi upeh parcm ^xai nan aaan (9) 
anpm xb mrx annx avibx mn« nbm 
vbp w xnpa ntrx mn maa vsb annapi anxai (">) 
nbxn niapinn ba nx nwp fpab labaw annaxi 
(aa-rya) vbp w xnpa mrx ntn n s an mn a-sna nnpan(u) 

mT axa *rpm mn s aax aa 

(mwxna) dtp s aw ^naatr nur« ib-tra "■aipa bx xa laS s a («) 

^rw s ap njn 'aaa ib ttop nx um 
4 nSxn a^pan Sa nx aanwp pr nnpi (13) 

1 MT add. ntn oipoa s MT add. ebv njn b^v 
3 MT add. um * MT add. mn' «m 



Original from 



CORNELL UNIVERSITY 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 55 

Dnp&tr ab) wi asvn ayb* wki 

DTBT DM3] DT«? *6l DSIIX mpKl 

« D^ntsa ddk nrca rby w mp3 ntr« ivaS TPtrjno*) 

Übersetzung. 

(1) Das Wort, welches ward an Jeremia von JHWH also: 

(2) Stelle dich an das Tor des Gotteshauses 
Und rufe dort aus diese Worte und sprich : 
Höret das Wort JHWH's ganz Juda, 

Die ihr eintretet in diese Tore, um JHWH anzubeten. 

(3) So spricht der Herr der Heeresscharen, der Gott Israels : 
Bessert euren Wandel und eure Taten 

Und ich werde euch wohnen lassen an diesem Orte. 

(4) Vertraut nicht auf die falschen Worte also: 

Der Tempel JHWH's, der Tempel JHWH's, der Tempel JHWH's ist hier, 

(5) Nur wenn ihr bessert euren Wandel und eure Taten, 
Wenn ihr Recht schaffet zwischen den Leuten untereinander, 

(6) Fremdling, Waise und Witwe nicht bedrückt und unschuldig Blut nicht 

vergießet 

Und anderen Göttern nicht nachgeht euch zum Schaden, 

(7) Lasse ich euch wohnen an diesem Orte in dem Lande, das ich 

euren Vätern gegeben. 

(8) Ihr aber vertraut auf die falschen Worte, ohne jeglichen Nutzen! 

(9) Wie? stehlen, morden und ehebrechen, falsch schwören und dem Baal 

räuchern 

Und nachwandern anderen Göttern, die ihr nicht kennt, 

(10) Dann kommet ihr und tretet vor mich in diesem Hause, welches meinen 

Namen trägt, 

Und sprechet: Wir sind gerettet, um (ferner) auszuüben all diese Greuel. 

(11) Ist denn eine Räuberhöhle dieses Haus, das meinen Namen trägt, 

(in euren Augen)? 
Auch ich habe es gesehen, ist der Spruch JHWH's. 

(12) Denn geht dorthin nach meinem Orte in Schilo, woselbst ich meinen 

Namen wohnen ließ (vormals), 
Und sehet, was ich ihm getan der Bosheit meines Volkes Israel wegen. 



nnn |p Original fronn 

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56 



D. H. Müller. 



(13) Und nun weil ihr übtet all diese Taten 

Und ich zu euch redete zeitig und unablässig und ihr nicht hörtet 
Und ich euch rief und ihr nicht antwortet [ist der Spruch JHWH's], 

(14) So tue ich dem Hause, welches meinen Namen trägt und auf 

das ihr vertraut, 
Und dem Orte, den ich euch und euren Vätern gegeben, so wie 



Jeremia Kap. 17. 

mm iök ns(i») 
opn *aa nppa n-iöpi ybn 
min 1 ' ia^ts ia ixia 11 nmn 
la iwr nwn 

orrb* niöKi ( 2 °) 

mm in ii?arc 
rmrr bai rnim 'abö 
oSw "a«rp Sai 
rfatn nnsmn n^an 

mn 1 *iök na (2i) 
DSTwwa raon 
nawn ara kv& i»»n 
'D^n 1 npua oriKani 
ircpn na«bö ^ai(«) 
narcn or n« onwipi 



1 MT add. nswn ara aa'rao mm pk unnn 161. Dieses sowie die im Texte in kleinen 
Typen gedruckten Stücke halte ich für spätere Zusätze. 



ich Silo getan. 



djw nx mn »61 ipew x 1 ?! (23) 



»0» -nbo 1 ? dbip nx wp^i 
noio nnp "rbzbi 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 

"ba ppawn jnatr BK.Tni(24) 
[mxatf mrp aw 
na»n ora* s^b «van ■»nbab 

na»n or n« tmpSi 
naabö Sa i a niwp ^nbab 

nwn "ryn nw» iaai (25) 

amtzn nan B^aiaai aana a^aan 
abwiT wpi mW 

obirb nan w nwn 
min*' nya [.t^r] ( 26 ) 
p&^s pKöi o^i-^ niMDöi 

rwm^i nmei ran rby dtoö 
mm n<n min waöi 

natwi ov nx tsnp*? 
aai xtrD n«ts ^nbabi 
nawn ara abtznv ■nptps 

Übersetzung. 

So sprach JHWH zu mir: 
Geh' und stelle dich ins Tor der Volkssöhnc, 
Durch welches einziehen die Könige Judas 
Und durch welches sie hinausgehen 
Und in alle Tore Jerusalems 
Und du sollst zu ihnen sprechen: 

Höret das Wort JHWH's, 
Könige von Juda und ganz Juda 
Und alle Bewohner Jerusalems, 
Welche eintreten durch dieses Tor. 

MT rovn ovs nxtn vyn njwa. 



(19) 



(20) 



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CORNELL UNIVERSITV 



D. H. Müller. 



(21) So spricht JHWH: 

Hütet euch um euer Leben willen 

Und traget keine Last am Sabbattage, 

Daß ihr sie hineinbringet in die Tore Jerusale 

(22) Und tut keinerlei Arbeit 
Und heiliget den Sabbattag. 



(24) Wenn ihr ernstlich auf mich höret, 

Ist der Spruch JHWH's [der Heeresscharen], 
Keine Last hineinzubringen am Sabbattage 
In die Tore dieser Stadt 
Und zu heiligen den Sabbattag, 
Keinerlei Arbeit an ihm zu tun. 

(25) Werden einziehen in die Tore dieser Stadt 
Könige und Fürsten, die sitzen auf Davids Throne, 
Zu Wagen und zu Roß, sie und ihre Fürsten, 

Die Männer Judas und die Einwohner Jerusalems. 

(27) Wenn ihr aber nicht auf mich höret, 
Zu heiligen den Sabbattag 

Und keine Last zu tragen und einzutreten 
In die Tore Jerusalems am Sabbattage, 
Werde ich Feuer anzünden an seinen Toren 
Und es wird Jerusalems Paläste verzehren. 



Jeremia Kap. 22. 

mrr tök na w 
nmm *\hü rra n 
mn wn n« av mam 
mm *nn paw nnöxi (2) 
mn xoa by atrmn nmm *f?ö 
-jam ^pam nn* 

nin^ tök na w 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 



pwp tö bin i^xm 
njfc^Ki airr *tn 
iD&nn un Sa 
laawn f?* *pj Dm 
nin Dipaa 

ntn man nptra utai 
ixoa mnS owr a^abö 
rnapi »in ffDioai aana o^aan 
nb*r\ anann n* ipawi *6 an (*) 



(1) So spricht JHWH: 

Geh* hinab in den Palast des Königs von Juda 
Und rede dort dieses Wort 

(2) Und sprich: Hört das Wort JHWH's, 

König von Juda, der du sitzest auf Davids Thron, 
Du und deine Diener und dein Volk, 
Die eintreten durch diese Tore. 

(3) So spricht JHWH: 

Übet Recht und Gerechtigkeit 

Und entreißt den Beraubten der Gewalt des Bedrückers 
Und Fremdling, Waise und Witwe 
Bedränget nicht und vergewaltigt nicht 
Und unschuldiges Blut vergießet nicht 
An diesem Orte! 

(4) Denn wenn ihr dieses Wort vollführet, 
Werden einziehen in die Tore dieses Palastes 
Könige, sitzend auf Davids Thron, 

Zu Wagen und zu Roß, er selbst, seine Diener und sein Volk. 

(5) Wenn ihr aber auf diese Worte nicht höret, 
Schwöre ich bei mir, ist JHWH's Spruch, 

Daß zur Trümmerstätte werden wird dieser Palast. 



mm au *npatM 
ntn man mm nyvb n a 



Übersetzung. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



D. H. Müller. 



Jeremia Kap. 26. 



min'' "]ba inw p o'pTP iyo^öö niwro (*) 



mir ittx na (2) 
mn 11 rra "ixna nap 
nmn s np Sa by man 
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naib mmic iw onmn Sa n« 
-an jnan am 1 ?« [-ian] 
mnn ianna lawn ipo«r (3) 
atrn , 33« ntr« njnn Trami 
ambSpa jn ^aa an 1 ? nipp 1 ? 

mm "iöx na ambx maxi w 
lpaun *6 n« 
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□a^K nbw ,, a3« -iwk 
anpatr *6i rrfaw aaum 
nStra mn man nx "rinn (6) 
rfcbpb jnx nwn mpn nto 



So spricht JHWH: 

Stelle dich hin in den Vorhof des Gotteshauses 

Und sprich über alle Städte Judas, 

Die gekommen sind anzubeten im Hause JHWH's. 

Alle Worte, welche ich dir befohlen habe zu sprechen, 

[Sprich] zu ihnen, laß kein Wort weg. 

Vielleicht hören sie und kehren um von ihrem bösen Wege, 

Daß ich mich des Unheils gereuen lasse, das ich dachte 

Ihnen zuzufügen, wegen ihrer bösen Taten. 

Und sage ihnen : So spricht JHWH: 

Wenn ihr nicht auf mich hören werdet, 

Zu wandeln nach meinem Gesetz, das ich euch vorgelegt, 



-\avb mrr nwa mn "ism mn 



pxn *u bzb 



Übersetzung. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 61 



(5) Zu hören auf die Worte meiner Diener, der Propheten, 
Welche ich euch gesendet habe, 

Jeden Morgen neu gesendet, ohne daß ihr hörtet; 

(6) So mache ich dieses Haus wie Silo 
Und diese Stadt mache ich zum Fluche 
Für alle Völker der Erde. 

Kurz vor Abschluß des Druckes erhielt ich das Werk Old Te- 
stament and Semitic Studies in memory of William Rainey Harper, 
Chicago 1908 in zwei stattlichen Bänden. Darin finden sich drei Ver- 
suche strophischer Gliederung, so Bd. i, S. 67 ff. ,An Analysis of Isaiah 
40—42 by Ch. A. Briggs. Was von der Methode Briggs' bezüglich 
der Psalmen gesagt wurde, gilt auch von diesem Versuche. Die Be- 
handlung des Textes ist allerdings minder gewalttätig, aber die stro- 
phische Einteilung ist rein subjektiv. 

Leider kann ich auch von dem Versuche C. P. Fagnani's über 
Zephanja Bd.n, S. 260 ff. nicht besseres sagen. Vor lauter Kritik kommt 
der Prophet gar nicht zu Wort und wird in disiecta membra zer- 
stückelt. Mein Nachweis , daß Ezechiel eine Stelle aus Zephanja 
(Kap. 3) entlehnt und glossiert hat {Bibl. Sttid. in, S. 30 ff.), hätte ihn 
von der Wiederholung unrichtiger Behauptungen Marti's u. A. auf 
S. 370 ff. abhalten sollen. 

Von dem Versuche J. M. Powis-Smith über Micha (Bd. n, S. 41 7 ff.) 
möchte ich nur zwei Stücke etwas näher beleuchten, weil sie die Me- 
thode des Verfassers charakterisieren. Er legt denselben meine strophi- 
sche Gliederung zugrunde und durchlöchert sie durch Wellhausens 
Korrekturen und Streichungen, vergißt aber dabei, daß er Feuer mit 
Wasser mengt. Was dabei herauskommt, zeigen die nebenstehenden 
Texte, links nach meinen ,Propheten', rechts nach Powis-Smith und 
Wellhausens Streichungen. 

Diese drei Versuche bekunden weder ein richtiges Sprachgefühl, 
noch auch Sinn für Rhythmik; weder Verständnis des Textes, noch 
auch eine Spur von selbstständiger Kritik. Es ist ein scharfes Urteil ; 
im Interesse der wissenschaftlichen Exegese in Amerika muß es aus- 
gesprochen werden! 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



62 



D. H. Müller. 



Kap. 3. 



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Kap. 5, 6-14. 



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-pipa -poiD Tram 
Ttmtö Tiaxm 
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D^an d^öp anpa 
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d^jd apr 11 n-'nxts? n\ni 7 
a^an a^ör anpa 
nr 1 ' nianaa mnxa 
}X2i •'nnra meDD 
Döm ->,ap dx ntrx 

b^Ö pXI P|11D1 

T»nat bi? "p 1 » onn 8 
l innD 1 » T'a-x bai 



1 Das lOKi zu Anfang hat seine Bedeutung und darf nicht gestrichen werden ; 
es lenkt die Aufmerksamkeit der Hörer auf den Sprechenden. 2 b — c wird von Well- 
hausen, Nowack und Marti als Variante von V. 3 gestrichen — ohne Berechtigung, 
weil in V. 2 der gegenwärtige Zustand geschildert, in V. 3 gesagt wird, daß sie 
auch in der Vergangenheit (stets) so gehandelt haben. Vielleicht ist Melyl 
für mir zu lesen. Die Streichungen von mn» nn n« und R\in njtt sind irrelevant. Auch 
bezüglich Kap. 5 und die Streichung von V. 14 beugt sich der Verf. vor der Kritik. 



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Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Strophenbau und Responsion in Ezechiel und den Psalmen. 63 



Kap. 3. 



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mm ippr w 
amx mp* *6i 
ana ras nna^ 
nrrbbvn ipnn tons 



Kap. 5. 



mm axa xinn avs mm 9 
-pnpö T'did -msm 
mnissna "rnsKm 
-[XiH np Tnsm io 
Tnxso bs "nonrn 

Tra fiwa "msm n 
vm nb a^aipai 
"|snpo -pmsxöi "pb-OB "msm 12 
jt nppab tp mnnwi *6i 



"isnpö T»mwK Tittroi] 13 

Tnp Tnat&m 
apa nansi *)KS "mwn u 
1 lipo» nb nm o-nn na 



[o-ias] spp 1 mnatp mm c 
aon crop snps 
mm nxa *?as 

SW "bp DW1S 

an« -Dsb bn" nb*\ 

ö'nas spp 1 nnK» mm 7 
a^sn a^p snps 
np^ moros mnxs 
jkx mps n^eiss 
nsp üh 

b^o pKI SptDI DOTI 

T«nat bp it ann 8 
inns*' y^H bzi 



Der Vers bildet aber ein deutliches Gegenstück zu V. 8 und spricht nicht von Heiden 
im Gegensatz zu Israel, sondern von den Israel umgebenden Völkern und greift auf 
V. 6 a und 7* zurück, so daß man das ganze Stück Micha zu- oder absprechen muß. 

1 Die umseits stehende Inhaltsübersicht bezieht sich auf alle meine biblischen 
Studien mit Ausschluß der Propheten* (25. März 1908). 



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Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



64 D. H. Müller. Strophenbau und Rksponsion in Ezechiel etc. 



Inhaltsübersicht. 



Seite 

I. Ezechiel-Studien (1895) 

Vorwort 5 — 6 

Die Vision vom Thronwagen 7 — 29 

Die Sendung 29—34 

Entwürfe und Ausführung . 34—48 

Ein prophetisches Schema . 49 — 55 

Keilschriftliche Parallelen . 56—62 

II. Strophenbau und Respon- 
sion (1898) 

Vorwort 5 — 8 

Richter Kap. 5 9—14 

Jesaia Kap. 18 14—17 

Jesaia Kap. 31 17—18 

Jeremia Kap. 18 18—21 

Hosea Kap. 2 24—28 

Hosea Kap. 4 28—32 

Hosea Kap. 7 32-35 

Habakuk Kap. 3 36 — 39 

Maleachi Kap. 1 40 — 45 

Psalmen Kap. 46 45—47 

Psalmen Kap. 54 47—49 

Psalmen Kap. 64 49 — 51 

Psalmen Kap. 76 51—52 

Psalmen Kap. 107 53—54 

Psalmen Kap. 119 54—61 

Psalmen Kap. 140 61—63 

Die Sprüche Kap. 6 63—65 

Die Sprüche Kap. 9 65—66 

Hiob Kap. 14 66—71 

Die Klagelieder Kap. 4 . . . 71—78 

Sirach Kap. 39 78—81 

Sirach Kap. 40 81—83 

Sirach Kap. 41—42 83—86 

III. Komposition und Strophen- 
bau (1907). 

Vorwort V— VI 

Arnos Kap. 1—2 1—13 



Seite 

Neue metrische Versuche über 

Arnos 13—23 

Hosea Kap. 8 24—28 

Hosea Kap. 14 28—30 

Ezechiel Kap. 22 und Ze- 

phania Kap. 3 30—36 

Der Tag des Herrn 36—40 

Ezechiel Kap. 25 40—45 

Jesaia Kap. 47 45—52 

Maleachi Kap. 1 53— 55 

Maleachi Kap. 2—3 56—59 

Psalm 105 59—68 

Die Sprüche Kap. 1 69—72 

Die Sprüche Kap. 5 72—73 

Die Sprüche Kap. 8 73—75 

Die Sprüche Kap. 23 und 24 75—79 

Hiob Kap. 4 80—82 

Hiob Kap. 6 82—85 

Hebr. aitt /Würze' 85—88 

Zur Geschichte und Kritik 

meiner Stroplientheorie 88 — 131 
Anhang. 

«np'DDn mpa 132—141 

pp Dn n«mn 141 — 143 

K»-Q K-nn:i «mc s^oa 143 — 144 

IV. Strophen bau und Respon- 
sion in Ezechiel und den 
Psalmen (1908). 

Ezechiel Kap. 20 1—27 

Ezechiel Kap. 23 28—36 

Psalmen Kap. 78 37—52 

Anhang. 

Jeremia Kap. 7 52—56 

Jeremia Kap. 17 56—58 

Jeremia Kap. 22 58—59 

Jeremia Kap. 26 GO— 61 

Micha Kap. 8 und 5 . . . . 01—63 



pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zu den altpersisehen Inschriften von Behistun. 

Aus Anlaß ihrer Neuausgabe durch LWKing in : ,The Sculptures and Inscription 
of Darius the Great on ihe Rock of Behistun in Persia 4 . London 1907. 

Von 

Chr. Bartholomae. 

1. <JJ ^|y| hauvam Bh. 1. 10 (29) 1 . 

Die Stelle Bh. 1. 10 (27 ff.) hat folgenden Wortlaut: ima h tya h 
manä kartam pasäva h ya&ä xs\äya&iya h abavam : ka n büjiya h näma n 
küraus pu& r a h2 amäxam taumäy\ä hauvam idä x$äya&iya h äha h ' 
die senkrechten Striche geben den Zeilenschluß an. Statt hauvam 
hat man bisher paruvam gelesen. Doch versichert uns King aus- 
drücklich S. 6 No. 3 ; daß der Stein hauvam enthalte. Aber seine 
Ubersetzung , . . was king here before me' steht noch im Bann der 
alten Lesung, wie mir scheint, s. S. 69 No. Oder soll das ,before me ( 
in hauvam stecken? Ich wüßte es da auch nicht herauszuholen. 

Man könnte ja allerdings die Zeiclienreihe ^t^^yy^J^^lyl 
auch *ha h uvam lesen. Das führt aber ebensowenig zum Ziel. Soll 
etwa eine Beziehung des Wortes zu dem mpers. has ^früher' (mpB. *Sj) 



1 Die erste Zahl bezieht sich auf die Inschrift, die zweite auf den Abschnitt 
darin, die eingeschlossene auf die Zeile. 

* King hat putra. Wie aus seiner Bemerkung zu uSabärim ,Kamelreiter 4 
Bh. 1. 18 (86 f.) hervorgeht — ,unless the engraver has omitted the sign by 
mistake from the end of 1. 86', nämlich hinter dem S* des Wortes — , nimmt er 
als Gruppenzeichen für t + r. Ist ihm die ganze reiche Literatur darüber un- 
bekannt geblieben? 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 5 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



G6 



Chr. Bartholomae. 



bestehen? S. dazu FWKMüller SPreußAW. 1905. 1083. Das einzig 
Gemeinsame ist ja doch nur die Anlautssilbe ha. 1 

Weiszbach ; der ZDMG. 61. 725 die neue Lesung hauvam an 
Stelle von paruvam verzeichnet, fügt in Klammern hinzu: ,oder viel- 
mehr hauvma?'. Ich sehe aber auch nicht, was damit gewonnen 
werden soll, ma (bez. ma h nach der hier befolgten Umschreibung) 
wäre der Abi. des Pron. I. Pers. Sing., = aind. mdt. Mit welchem 
Wort des Satzes aber sollte der Ablativ in Beziehung gebracht werden 
können? 

Wenn das Wort richtig gelesen ist — und das muß ja doch 
nach Kings Angabe der Fall sein — , so läßt es sich meines Erachtens 
nur so fassen: hauvam ist der nach dem Muster von adam ,ich', 
tuvam ,du', iyam ,er (hier)' ausgestaltete Nom. Sing. ,er (dort)', der sonst 
hauv lautet. 2 Zur Schreibung vergleiche man dahyauvä ,im Land', d. i. 
dahyauv, Lok. Sing., + ä. Hier und in hauvam ist die Darstellung 
des auslautenden au beibehalten, im Gegensatz zu gä&avä, das, 
von dem # abgesehen, wozu Gdr. Iran. Piniol. 1. 7 f., genau dem 
jAwest. gätava entspricht. Die Erklärung von gä&avä ist bald ein 
Vierteljahrhundert alt; BB. 13. 69. King umschreibt freilich 



1 Ich vermag has ,friiher 4 zu verstehen als eine im Ausgang an das gegen- 
teilige pas ,später* angeglichene Adverbialbildung zu aind. sdnah, sanä, sanat, 
jAwest. hano, griech. Ivo; usw.; ich verweise dazu auf das Pahlavi-Pazand Frahang, 
wo has und pas unmittelbar hintereinander aufgeführt werden.f Wie aber will 
man *ha 7l uvam damit vereinigen? 



Man beachte dazu prakr. tumam ,du' neben tum, geschaffen nach aham ,ich'. 



Zu Bh. 4. 20 (90) gibt King die Lesung: . . niyap^is'am iya [d^ipi [. J]nam und 
bemerkt dazu: ,1t is probable that iya is a parallel form to iyam, the nom. sing, 
fem. of the demonstrative pronoun*. Es ist mir nicht deutlich, wie das gemeint ist. 
Wenn wirklich yy" J^*"" au ^ ^ em Belsen steht, so muß darin die Nachform eines 
der folgenden arischen Wörter enthalten sein: **, Ht (*id), Hias, *iiat, *iian. 
Meines Erachtens könnte nur das erste darunter allenfalls für den Nom. Sing. Fem. 
eines Demonstrativpronomens angesehen werden. Meine Zuversicht in die Rich- 
tigkeit des von King gebotenen Wortes ist nicht gar groß. 

f Daß has ein ar.*sa£rö, mit a aus n, fortsetzt, was ja lautgesetzlich möglich 
wäre, ist aus morphologischen und semasiologischen Gründen unwahrscheinlich. 




wieder mit gäd-vä (bei ihm gdthvä), ohne zu bedenken, 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zü DEN ALTPERSISCHEN INSCHRIFTEN VON BeHISTUN. 67 

daß dann doch nach bekannter Schreibregel (Gdr. Iran. Philol. 1. 160 ; 
§ 270 c. 2) *gäduvä zu erwarten wäre. 1 Gewisse Fehler sind eben 

1 märgvaibU, wie King zu Bh. 3. 3 (16) schreibt, ist nach der Fußnote ebenda 
Druckfehler. An solchen ist im transskribierten Text kein Mangel. Ich verzeichne, 
hier bloß nach Zeilen zitierend, was mir sonst noch an Druckfehlern darin auf- 
gestoßen ist, abgesehen von denen, die King selbst unter ,Corrigenda' auf S. lxxx 
vermerkt hat. 





Bh. 1. 12 


lies: 


ffvA ■ T • • 1~\ • ITT Mt • i 1*111 

khsäyathiya amiy. Die Worttrennnng ist verfehlt. 




33 




pasäva. s statt s. 


CM 
00 
CT» 


86 


n 


maSkäuvä. s statt 8. 


o 
r-» 


88 


n 


viyatarayämä. mä statt ma. 


OM 
i-H 
i — 1 


89 


V 


A _ A 

Atr\i]yadiya\Jiya]. A statt A. 


^ 

fM 
CT» 


94 


n 


pasäva. s statt s. 


i-H 

00 


2. 31 


n 


gaubataiy. tiy statt 


6 
O 
U 


38 


» 


[iJaaaJ?*stwi. * statt s. 


OM 


74 


r> 


harbdnam. ä statt a. 


o 

OM 
+j 


82 f.. 


avamSäm. d statt a. 


CÜ 

c 

CÜ 


96 


n 


/^ar//iauaj6i[£j- a *" 1 statt ai. 


T3 

c 


96 


r> 


^[wramasajamaiy. <2 statt a. 


-C 


97 


rt 


va$nä. d statt a. 


t5 
_c 


3. 2f.„ 


Hagaya, yd statt 


Q. CU 


4 


n 


dyastd. dy statt ay; s. i. 47, 3. 42. 


£ 8 

--- öl 


12 


n 


akunava(n)ta. ötatt °vaw; vgl. 5. 6. 


O it 

^ <u 


17 


r> 


upastdm. d statt a. 


18 


n 


A A 

i i i Ali T j . j i 4 

Atriyddtyahya. A statt il. 


LT) W 
° D | 


50 


y> 


pasdva. 8 statt 5. 


OM CO 
OM 1/1 
, 0) 


81 


r> 


pasäva. ä statt a. 


5-04 
'acc 


84 


V 


frdisayam. äi statt a*. 


012 
org. 


84 


n 


Bäbirum. ä statt a. 


on 2 
ust. 


92 


n 


ana{n)ta. ah statt a/i; s. a, 4y, öl usw. 


de) . 
thitr 


4. 5 


n 


kh\ßäyatMya~]. °ya statt °#c2. 


ü 2 


10 


r> 


A A 

Airi\na. A statt j4; s. 1. 74, 76 usw. 


5 1 


14 


r> 


Nabunaitahyä. nai statt m; s. 5. 81, D, I. 




30 


n 


Nabunaüahyd. S. eben. 




42 


n 


manä kartam. Die Worttrennung ist verfehlt. 


U 

T5 


49 


n 


thä[dutiy\. d statt a. [Wie denkt sich King das Wort?] 


:y of 
tizei 


54 


n 


sä[ . . . ]cZ. <2 statt a. 


'ui öi 


59 


n 


Därayavauä. ä statt a. 


> <u 

C Ol 


75 


n 


<2 statt a. 


feian (U 
es, Goo 


76 


n 


Jcunautuv. nau statt «m. Der Stein hat N ft , nicht N u . 


81 


n 


^ statt th. 


.C ^ 


82 




hamatakUa{n)tä. Statt °^a^<2. 


oddin « 
nited S 






5* 


E 








fD 0) 

1/1 4J 








5 .£ 








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68 



Chr. Bartholomae. 



gar nicht mehr auszurotten. Das gilt auch von der Umschreibung 

von TT TT TtK^T EXfft Bh ' 3 - 14 ( 84 > 86 > 88 )> 4 ' 18 ( 83 ) durch 
Vi(n)dafrand (wie in der Weiszbach-Bang sehen Ausgabe 1 ) statt °farnd ; 

ebenso lesen wir jetzt auch noch bei Praöek Geschichte der Meder 

und Perser i. 282; vgl. dagegen mein AirWb. 1442 und neuerdings 

Marquart, Untersuchungen zur Gesch. von Eran 2. 161, 183. 

Bh. 4. 87 lies: imaiSdm. mai statt mi. Der Stein hat M & , nicht M 1 . S. dazu 
Bartholomae, Zum AirWb. 150, Note 4 (und jetzt IF. 28. 90, Note). 



92 lies: . .~]dra. d statt a. 



Bh. 5. 4 


» 


[nämd da]hyäuä. Statt ndma. Der selbe Fehler im Keiltypentext. 


8 


n 


[avamSdni]. d statt a. Der selbe Fehler im Keiltypentext. 


10 


n 


uvajiyaibiS. iyai statt aiyi. 


16 


V 


vaSnd. d statt a. 


22 


w 


Tigrdm. d statt a. 


26 f. 


n 


utd$[im. d statt a. 


27 f. 


r> 


agarb[dyam. d statt a. 


29 


n 


dha. d statt a. 


29 f. 


» 


dahydui. d statt a. 


A. 9 


n 


DdrayavauS. d statt a. 


5. 12 




hyd. d statt a. 



Die Umschrift von G stimmt nicht zur Wiedergabe der Inschrift der Keil- 
typen. Letztere enthält nur 11, erstere 12 Zeilen. Jene hat den Wortlaut der 
Spiegel sehen, diese den der Weiszbach-Bang sehen Ausgabe, dort steht ocääyafriya h 
a8agartaiy, hier x$äya&iya h amiy asagartaiy. Wie bietet nun die Inschrift? 

Kleinere Unstimmigkeiten der beiden Texte finden sich auch sonst. So sollte 
z. B. Bh. 4. 90 entsprechend dem Keiltypentext geschrieben sein: [d]ipi [. .]nam, 
nicht dipi [. .]nawi. 

In den Fußnoten steht S. 6: Auramazda (2 mal) statt °dd; — S. 69: u]ta statt 
u\td\ — S. 60: khSdyathigd hamüriyd statt °ya °ya; — S. 82 ist Note 5 unverständlich; 
vgl. K und die Corrigenda dazu. 

In den mit Keiltypen gedruckten Texten ist mir außer den bereits ange- 
merkten Fehlern zu Bh. 5. 4 und 8 nur noch einer aufgestoßen, zu Bh. 1. 3, wo 



1 In welch hohem Maße King von ihr abhängig ist, zeigt sich besonders 



(Bh. 2. 33, 38, 43, 52, 58) erscheint dafür hagamatd, einmal (Bh. 3. 65) ha(n)gmatd, 
alles genau so wie bei Weiszbach-Bang. S. noch S. 65 und 70. 




statt 




schlagend in der Umschreibung von 




Fünfmal 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zu DEN ALTPERSISCHEN INSCHRIFTEN VON BeHISTUN. 69 

2. . . . -Tri TT T<^ Tl T<- • • • R a T a IY a IY a . 

Bh. 4. 7 (44): a h ura h mazd X ya&ä ima h hasiyam naiy 

duruxtam adam akunavam hamahyäyä &arda h . King, der das erste 
Wort zu °mazdä ergänzt wissen will, gibt an, daß dahinter noch 
Raum für vier bis fünf Buchstaben sei. Dann, an Stelle von X, 
folgt die in der Uberschrift gegebene Zeichenreihe. King gibt sie 
mit rtaiyiya und übersetzt den ganzen Text so: ,1 call Ahurarnazda 
to witness that it is true (and) not lies; all of it have I done'. Daß 
die ersten Worte etwa das besagen müssen, was King darin sucht, 
ist richtig; dergleichen ist schon bei Spiegel in der ersten Auflage 
zu lesen. Aber undeutlich ist mir, wie King aus dem Zeichenkom- 
plex bei der von ihm vorgeschlagenen Umschreibung eine 1. Sing, 
eines Verbs herausholen will. Auch hätte er dann doch a 7l ura h maz- 
däm, nicht °dä, ergänzen müssen. Ich lese . . . rtiyaiy und sehe in 
-aiy den Ausgang der 3. Sing. Opt. Akt., aind. -et, Awest. -öit. Der 
Verbalstamm davor ist ein denominativer, aufgebaut auf einem Nomen 
actionis auf tay- aus einer Verbalwurzel auf r-. Welche aber von 
den vielen dabei in Betracht kommt, kann kaum einem Zweifel unter- 
liegen; es ist 2 var- im AirWb. 1360 ff.; man nehme zu der dort 
Note 2 angeführten Literatur jetzt noch Salemann Manich. Studien, 
i. 69 f. Vor dem ist also jedenfalls ein V a zu ergänzen. 

Wie der Rest der Lücke auszufüllen ist, läßt sich nicht feststellen. 
Es fragt sich, ob das Verbum vartiyaiy oder ävart° oder vielleicht 
vävart gelautet hat; man vergleiche dazu npers.^ ävar und bävar 
bei Hübschmann Pers. Stud. 6, 25. Danach würde zu übersetzen sein: 
,AhuraMazda möge (mir) zeugen, ob (daß) . . i . Eine Optativform 
auf -aiy = ar. *-ait — und überhaupt eine solche der thematischen 
Konjugation — war bisher im Altpersischen noch nicht nachgewiesen. 



3- ffi<ir ET -T TT MtT] WbUaK 
Bh. 2. 13 (72 f.): pasäva' 1 adam käram fräisayam nipadiy fra- 
vartti ägarbita h anayatä abiy mäm. Die alte Lesung lautete: . . frais a- 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



70 



Chr. Bartholomae. 



yam tyaipatiy fravartiS agarbäyata utä anayatä . . . Durch 



die neue Lesung nipadiy wird eine von den beiden Stellen in Fort- 
fall gebracht, darin tya- nicht wie sonst als Relativum, sondern als 
Demonstrativum gebraucht erscheint; s. mein AirWb. 660 oben. Sie 
waren mir beide immer verdächtig; s. meine Studien z. idg. Sprach- 
gesch. 2. 68. An der zweiten freilich bietet auch King noch: pasäva h 
viväna h hadä kärä nipadiy tyaiy asiyava h Bh. 3. 11 (73 f.). Das dritte 



M^J^TyT [t^] TT Y^* Isfc der Buchstabe £TtT> der in der Mitte 

der Lücke steht, wirklich ganz sicher? Und wenn ja, so ist damit 
doch noch nicht erwiesen, daß man ein Y a dahinter ergänzen muß. 
Mir scheint ein Akkusativ, der ja nur von nipadiy abhängig gemacht 
werden könnte, sehr wenig am Platz zu sein. An der anderen Stelle 
— s. oben — ist ja nipadiy auch als Adverb gebraucht, nicht als 
Praeposition. Die Übersetzungen, die King gibt — zu Bh. 2. 13 (72 f.): 
,then did I send the army against them', zu Bh. 5. 11 (73 f.): 
,then Viväna with the army marched after them on foot' — , sind 
irreführend; er hat sie ohne Rücksicht auf die Änderung des Wortlauts 
aus der Weiszbach-Bang sehen Ausgabe übernommen; s. S. 69, No. 

Ein sehr wertvolles Wort ist ägarblta h 7 das jetzt die Stelle des 
früheren agarbäyata einnimmt. Wie es sich King zurechtgelegt hat, 
ist mir nicht ganz deutlich geworden. Nach seinen Bemerkungen in 
der Fußnote und nach seiner Lesung agarbita, mit a am Anfang, 
scheint er eine finite Verbalform darin gesehen zu haben; dann würde 
aber der Schluß doch £|yT ?TT ^ au * en müssen. In der Tat ist ägarbita h 
das genaue Gegenstück des aind. ägfbhltäh, Nom. Sing. mask. des 
Part. Perf. Pass. Der Satz: ägarbita h anayatä abiy mäm steht syn- 
taktisch dem Bh. 1. 17 (82) bezeugten: basta h anayatä abiy mäm 
völlig gleich. Und nicht nur syntaktisch, sondern auch inhaltlich. 
ägarblta 71 enthält die bisher im Iranischen noch nicht nachgewiesene 
Schwachgestalt des in agarbäya n in der Vollgestalt vorliegenden 
Tempussuffixes äi, über das ich in meinen Studien z. idg. Sprachgesch. 
2. 61 ff. eingehend gehandelt habe. 



und zweitletzte Wort werden so von 





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CORNELL UNIVERSITV 



Zu DEN AIVTPEKSISCHEN InSCHRJFTKN VON BeHISTUN. 



71 



4 - <fr T« £T ftr TtT 1 " <tt TTT 



Die Stelle Bh. 1. 19 (92) lautet: zazana h näma n vardanam 
anuv h ufrätuvä. Bisher wurde das letzte Wort h ufrütauvä gelesen, 



zu umschreiben. Welcher Kasus ist nun h ufrätuvä? 

Der altpersische Name des Eufrats ist ganz sicher kein persi- 
sches Wort, jedoch volksetymologisch etwas auf persisch zurecht- 
gestutzt; s. mein AirWb. 1830. Der Ausgang entspricht aber eben- 
so sicher dem Kasusausgang einer persischen Nominalklasse. So lang 
man h ufrätauvä las, war ja die Bestimmung des Kasus nicht zweifel- 
haft. Jetzt ist sie wesentlich schwieriger und unsicherer geworden. 

Hifrätuvä hängt von anuv ab. Im Altpersischen kommt das 
Praenomen ar. *anu sonst nicht vor. Im Awesta ist es ganz und 
gar nicht häufig; wo es sich aber findet, ist es mit dem Akkusativ 
verbunden. Das selbe gilt ausschließlich von der vedischen Sprache, 
während später ab und zu auch der Genitiv (oder Ablativ) erscheint. 
So steht in den Scholien zu Pänini 2. 1. 16: gaiigäyä anu väränasl 
,Benares (liegt) am Ganges'. 

Wollte man h ufrätuvä als Akkusativ nehmen, so müßte man 
das Wort für ein Plurale tantum erklären. Das hat wenig Wahr- 
scheinlichkeit für sich. Der Nominativ des Worts wird doch wohl 
h ufrätus gelautet haben. Also fasse ich anuv hifrätuvä entsprechend 
dem gaiigäyä anu. Der Gen. Sing, (fem.) h ufrätuvä ist wie bümiyä 
gebildet und wie aind. svaSrväh, s. Lanman Noun-Inflection 411. Im 
Awesta sind allerdings entsprechende Kasusformen der ü-Deklination 
nicht bezeugt; statt des zu erwartenden -vä (== -uuä) erscheint hier 
vielmehr -uyä. Aber deren -uy- ist sicher nicht alt, sondern erst 
nachmals in Anschluß an die ä-Deklination für -uv- eingetreten; 
s. Bartholomae IF. 9. 276 f. 



da Rawlinson den fünften Buchstaben mit ^|y| T a angegeben hatte. 
Nach King ist er aber sicher TtT T u . Danach hat man wie oben 




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CORNELL UNIVERSITV 



72 



Chr. Bartholomae. 



Bh. 1. 8 (21): martiya h hya h X . . äha h avam h ubartam abaram 
hya h arika h äha h avam h ufrastam aparsam. Hinter der durch X 
markierten Buchstabenreihe ist noch Raum für zwei weitere Buchstaben, 
die den Schluß des mit AG a R a beginnenden Wortes enthalten müssen. 
Es bildet das den Gegensatz zu AR a IK a , das an sich selbstverständ- 
lich sehr verschiedene Lesungen zuläßt. Wenn die von mir im 
AirWb. 189 vorgeschlagene Lesung und etymologische Fassung 
richtig, und wenn die Grundbedeutung des Awest. anra- ; opponierend' 
ist, wie Geldner BB. 12. 99 annimmt, so würde die Bedeutung des 
apers. arika- am besten mit widerspenstig' zu bestimmen sein; das 
ihm entgegengesetzte Wort müßte also ,willig, willfährig, folgsam' 
besagen. Dadurch wird es nahegelegt, AG a R a . . mit der durch 
aind. gürtdh, lat. grätus usw. vertretenen Wortsippe zusammenzu- 
schließen. Im Awesta Yt. 17. 6 findet sich (j Awest.) ägrdmaitiS 
Nom. Sing, als Beiwort der Göttin A$i (Art), von Geldner 3 Yasht 96 
mit ,in freundlicher Absicht' 1 , von mir im AirWb. 310 mit zustim- 
menden, entgegenkommenden Sinns' übersetzt. Es ist eine Zusammen- 
setzung, die als zweites Glied matay- ,Sinn' enthält, als erstes aber 
eine Nominalform zu der in lat. grätus usw. enthaltenen , Wurzel' 
mit dem Präfix ä und in der Bedeutung /willfährig'. Diese Bedeu- 
tung nehme ich auch für das aufs engste damit zusammengehörige 
Nomen AG a R a . . in Anspruch, das also mit ägr oder ägar angelautet 
hat. Der Ausgang ist nicht zu ermitteln. Vielleicht ägartä, Nom. 
Sing, eines Nom. ag. auf tar-; vgl. jAwest. aibijardtä, AirWb. 90. 

Es ist also zu übersetzen: ,ein Mann, der willfährig war, den 
hab ich wohl gehalten; (ein Mann,) der widerspenstig war, den hab 
ich streng bestraft'. 

1 Geldner wollte dort (S. 102) ägdrdmaittä lesen; er fügt hinzu: ,1m Sanskrit 
würde dies *ägurmati8 lauten, vergleiche ägur 1 . Und von Scheftelowitz wird das 
ZDMG. 59. 692 ohne Quellenangabe wiederholt. Ich habe die Geldner sehe Gleichung 
nicht ohne Grund beiseite geschoben. Wo ist denn sonst noch das aind. ur (und 
ir) = ar. rr durch Awest. dv9 vertreten? ,1m Awesta erseheint dafür . . regelmäßig 
ar\ Wackeknagel, Aind. Gramm. 1. 28. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Zu DEN ALTPERSISCHEN INSCHRIFTEN VON BeHISTUN. 



73 



Ich füge noch einige Bemerkungen über h ubartam und h ufra- 



stam an. Im AirWb. 1828, 1830 habe ich h ubaratam und h ufrasatam 
gelesen, die ich als Komposita mit dem Part. Fut. Pass. nahm. Ich 
sträubte mich, im letzteren Wort ein Part. Perf. Pass. zu sehen, weil 
ich das in der Gestalt *parsta- (= aind. pfstd', Awest. parSta-) oder 
mindestens doch *fra§ta- verlangte. Nun findet es sich noch zweimal 
in ganz gleichartigen Redewendungen: Bh. 4. 13 (66) und 4. 5 (38). 
Zu der letzten versichert uns King ausdrücklich, der Zischlaut sei 
hier $ (^"), nicht s (j£). s ist aber doch nur in unmittelbarer Ver- 
bindung mit t berechtigt. Zwei verschiedene Wortbildungen anzu- 
nehmen scheint mir unzulässig. Also werden wir doch von h ufraStam 
auszugehen haben, wie das Wort Bh. 4. 5 (38) bezeugt ist, und das 
s von h ufrastam, wie der Stein zu Bh. 1. 8 (22) und 4. 13 (66) bietet, 
der Einwirkung besonderer Ursachen zuschreiben müssen. 

Die analogische Ersetzung eines § durch s vor n, davor ja laut- 
gesetzlich jede alte Palatalis als § erscheinen sollte, ist im Awesta 
keineswegs selten; vgl. Gdr. Iran. Philol. 1. 13 f., § 33. 1. Zu den 
dort verzeichneten Beispielen für Awest. sn statt sn kommen noch 
hinzu: spdntö. f vasna, 1 ä$na- und vielleicht pqsnus- s. mein AirWb. 
unter den Wörtern. Ich mache noch besonders darauf aufmerksam, 
daß neben dem apers. vaSnä ,nach dem Willen', dem jAwest. vasna 
entspricht, im Turfanpahlavi (MpT.) wieder die sn-Form erscheint: 
vasnäd ,wegen', und daß diese es auch ist, auf die das arm. Lehnwort 
£nu% vasn /wegen' zurückgeht; s. Bartholomae Zum AirWb. 220. 
Wie im Awestischen vasna für *va§na nach vasmi, vasdn usw. ein- 
getreten ist, so kann sich auch im Altpersischen h ufrastam neben 

1 In Bh. 4. 14 (69) steht nach Kings Angabe: avaiy mä dauHä . . . ä h ufraUädiy 
parsä, während man früher avaiy mä dmistä avaiy ahifraHädiy jyarsä las. Die Lücke 
ist jedenfalls nach 4. 10 (56) zu ergänzen; das Wort ist biyä. Also: ,denen sei nicht 
freund, bestrafe sie streng!* h ufraHädiy nicht ahi-fr°, ist ja die Wortform, die man 
nach Bh. 1. 8, 4. 5, 13 erwartet. Daß man trotzdem bisher ahifi' gelesen hat — so 
noch jüngst Jackson JAOS. 24. 95 — , ist auffällig und eigentlich trotz der Ähnlich- 
keit der Zeichenreihe kaum begreiflich. Bei King steht ^yy ^ ^yy J^^> und man 
las dafür vielmehr yyy y*y verschiedenen Erklärungsversuche, die 

man mit ahi angestellt hat. waren also alles Versuche am untauglichen Objekt. 




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CORNELL UNIVERSITV 



74 



Chr. Bartholomae. 



h ufra$tam in Anlehnung an * afrasam 1 oder aparsam eingestellt 
haben. Aber aus dem Awesta weiß ich ein Beispiel für st statt st 
nicht nachzuweisen. 

Es liegen jedoch die Verhältnisse für das Awestische und für 
das Altpersische in diesem Punkt nicht ganz gleich. Im Awestischen 
ist die alte Palatalreihe (Brügmanns k usw.) von der Dentalreihe 
(t usw.) durchaus geschieden. Dagegen fallen im Altpersischen drei 
von den vier Vertretern der beiden Verschlußlautsreihen anlautend 
vor, inlautend zwischen Sonorlauten zusammen, nämlich g, gh und 
d 7 dh in d (anl. d, inl. d), kh und th in und außerdem ist & auch 
noch der Vertreter von %. Bei solcher Sachlage konnte es kaum 
ausbleiben, daß auch in anderer Stellung die dort gesetzlich geschie- 
denen Nachkommen der beiden Reihen durcheinandergerieten, unter- 
schiedslos gebraucht wurden. Im Awesta sind die Part. Perf. Pass. 
von , Wurzeln' auf g, gh und auf d, dh streng auseinandergehalten; 
jene enden auf sta-, diese auf sta-. Eine Verwirrung der Ausgänge 
trat nicht ein, weil eben die Wurzelausgänge auch sonst geschieden 
waren; das thematische Praesens z. B. hatte dort z, hier dagegen d (d). 
Auf einem umfangreichen Dialektgebiet aber, zu dem auch das Alt- 
persische gehört, wurde im Praesens hier wie dort d gesprochen; 
folglich dessen ging auch die Scheidung von st und st im Part. Perf. 
Pass. (usw.) verloren. 

Ich habe früher zu mehreren Malen die Gleichsetzung des 
apers. rästa- (in pa&im tyäm rästäm D. 6. 6) mit dem jAwest. rästa- 
,rectus* beanstandet, weil man sie ohne Hervorhebung und Erklärung 
der bestehenden lautlichen Schwierigkeit aufgestellt hat. Jetzt, da 
ich die Abweichung in rästa- begreife und begründen kann, habe 
ich keinen Anlaß mehr, die etymologische Gleichheit von apers. rästa- 
und jAwest. rästa- anzuzweifeln, und in Hinblick auf die Tatsache, 
daß im Turfanpahlavi räSt ,wahr' und rästlh , Wahrheit' nebeneinander 
bezeugt sind (s. Salemann Manich. Stud. ^.122), erkenne ich nunmehr 
die früher von mir bekämpfte Behauptung ausdrücklich als richtig an. 



Oder *afra&am, worauf es hier nicht ankommt. 




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Zu DEN ALTPERSISCHEN INSCHRIFTEN VON BeHISTUN. 75 

Die im Mittel- und Neupersischen weitverbreitete Ersetzung des 
wortschließenden st beliebiger Herkunft durch st: mpB. (v*f) 9 mpT. ? 
npers. (cu-c^S) döst ; Freund' — apers. daustä] mpB. i^-*^) bälist, 
mpT. burzist — jAwest. bardzistdm; usw. hat von jenen dem Verbum 
nahestehenden Nominalbildungen mit dem beschriebenen Wechsel 
von st und st, insbesondere von den Part. Perf. Pass. ihren Ausgang 
genommen. Der dort wegen des Zusammenfalls der wurzelschließenden 
Konsonanten wohl verständliche Austausch hat sich auf dem Weg 
rein lautlicher Analogie auf beliebige andere Wörter übertragen. 
Streng genommen kann also bei der von Hübschmann Pers. Stud. 236, 
Horn Gdr. Iran. Philol. 1 b. 86, Salemann ebd. 1. 262 behandelten 
Erscheinung nicht eigentlich um einen lautlichen Übergang gesprochen 
werden. Freilich sind aber da die Grenzen oft gar flüssig. 

Nach alledem kann das Verhältnis von apers. h ufrastam zu 
h ufrastam im Gegensatz zu der oben gegebenen Darstellung auch 
so gefaßt werden, daß man in h ufrastam den ältesten nachweisbaren 
Beleg für die Übertragung des Wechsels von H mit st erkennt, 
wie er sich zunächst in Fällen wie rästa- — rästa- eingestellt hat. 
Das Richtige scheint mir, beide Erklärungen zusammenzunehmen: 
der Austausch von H mit st war vorhanden, und seine Nachahmung 
im vorliegenden Fall war dadurch begünstigt, daß die mit h ufrastam 
zusammengehörigen Wörter zumeist den s-Laut hatten. 

Kommt auch umgekehrt die Ersetzung von st durch st vor? 
Für möglich muß das gelten. Für tatsächlich müßte man es annehmen, 
wenn Hübschmanns Zurückführung des mpB. sf^w drust, npers. cx*oy 
durust ? gesund' auf *drut-to : zurecht bestünde, Pers. Stud. 61. Denn 
im Turfanpahlavi kommt in gleicher Bedeutung auch druSt vor 1 , 
dessen s alsdann für jünger zu erachten wäre als dort das s. 2 Ich 
verweise aber auf Osthoff Parerga 1. 123 ff., wonach es gestattet 

1 Zu gabri duruU s. unten S. 76. 

2 Merkwürdigerweise lautet im MpT. die Schwesterform von druH (oder d^i-ust, 
mit anaptyktischem Vokal zwischen d und r), nicht *drust, sondern drist (oder d^rist; 
geschrieben DRYST). Auch im Buchpahlavi findet sich oft neben ^>jö)|i die Schreibung 

und ¥*?JY ( so * m Awestafrahang, ed. Reichelt WZKM. 14. 190, Z. 6). Wie 
ist das zu erklären? 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



76 



Chr. Bartholomae. 



ist, von zwei zwar etymologisch gleichwertigen, aber doch schon 



vor alters geschiedenen arischen Wortformen auszugehen: *drustha- 
und *drustha-, beides Zusammensetzungen mit idg. *stho- ,stehend' 
am Ende. 



die von Marr bei Salemann Manich. Stud. 1. 114 als solche erkannt 
worden sind. Ich sehe in dem Verbum eine Zusammensetzung der 
, Wurzel' sthä- mit ar. *prras , voran', der als eigentliche Bedeutung 
^voranstellen* zukommt, und beziehe mich dafür auf aind. dddhäti 
und karöti mit purdh. So lang das Wort noch als eine Verbindung 
mit sthä- empfunden wurde, so lang konnte auch die Form sthä- 
oder deren Nachform durch die Nebenform sthä- oder deren Nach- 
form ersetzt werden; s. Bartholomae IFAnz. 8. 17, wo weitere Lite- 
ratur verzeichnet ist. Zwei verschiedene Vorderglieder der Zusammen- 
setzung anzunehmen, ar. *prras und *pari (s. Horn Gdr. Iran. Philol. 
ib. 124, Salemann ebd. 1. 302), ist unnötig und mißlich zugleich. 

Aber tatsächlich belegbar scheint die Ersetzung von st durch 
St im Gabri (ZDg.) zu sein. Bereits Geiger verzeichnet uns zwei 
Fälle für St statt st. Gdr. Iran. Philol. ib. 387 steht: ,Statt s erscheint 
s in g. Lw. duruSt „stark" = np. durust'. Die Zusammenstellung 
stammt von Houtum-Schindler ZDMG. 36. 72. Sie ist aber sicher 
falsch. Das Wort für , Gesundheit' wird ebd. 36. 67 mit tandurustl 
angeführt und Justi ZDMG. 35. 383 gibt ^^j}. ZDg. duruSt be- 
deutet überhaupt nicht , stark' im Sinn von ,robustus', sondern im 
Sinne von ,crassus', wie ja auch Houtum-Schindler s Bestimmung des 
Worts durch ^ick, stark £ klar hervorgeht. Also entspricht es nicht 
dem npei-s. cXujy durust, sondern dem npers. C~£>J:>' duruSt. — Weiter 
schreibt Geiger ebd. 395 zu ZDg. SuSt ,gewasc^hen' gegenüber npers. 
§ust: ,SuSt steht für Susi, § 166 a'; dort aber wird von der 



1 Zum i darin s. Bartholomae Zum AirWb. 83. 



Ähnlich läßt sich auch die Verschiedenheit der Zischlaute bei 
mpB. nte^ö parasütan ,(die Gottheit) verehren' (skr. püjayitum), 
npers. ^>^X*oji % parastidan, mpT. paristend (3. Plur.) 1 und den ar- 
menischen Lehnwörtern tuJl^tupf,^ ampariSt ,unfromm' usw. erklären, 




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Zu DEN ALTPERSISCHEN INSCHRIFTEN VON BeHISTUN. 77 

Angleichung eines s-Lauts an einen £-Laut und umgekehrt gehandelt. 
Das ist sicher wohl möglich, und da das Wort auch in anderen zen- 
tralen Dialekten mit st vorkommt, die sonst eine Ersetzung von st 
durch st nicht kennen, muß sust aus dem Beweismaterial ausscheiden. 

Das Gabri zeigt aber noch andre Fälle auf, bei denen die für 
sust zulässige Erklärung nicht anwendbar ist. 

Das auffälligste Beispiel für -$t statt -st ist das Wort für ,Hand' 
apers. dasta-, aind. hdstah. Es scheint im Gabri nur in der einen 
Gestalt datt vorzukommen; s. Justi ZDMG. 35. 384, 391, 397, Houtum- 
Schindler ZDMG. 36. 66, 69, 72, 70 (dasta, npers. *^>'> dasta), ferner 
in dem von Justi abgedruckten Text a. a. O. 336 ff. Matth. S. 3 und 15, 
endlich in der von Browne JRAS. 1897. 104 ff. mitgeteilten Fabel im 
19. Satz. Ich räume jedoch ein, daß man hier, in dem Wort für 
,Hand', stände es mit seinem H für st vereinzelt, die Einwirkung 
des Wortes für , Faust', must, mit altem st, zur Erklärung anrufen 
könnte. [Justis Deutung, ZDMG. 35. 341 ist ohne Wert.] 

Aber bei zwei andern Wörtern mit -st, und zwar, was von 
besonderer Wichtigkeit ist, Part. Perf. Pass., wüßte ich nicht, wie 
man ihr s aus dem Einfluß bedeutungsverwandter Wörter, also wie 
allenfalls bei dast ,Hand', erklären sollte. Das ist insbesondere das 
Wort für ,gebunden< — apers. basta h , mpB. hast — , das bei 
Browne a. a. 0. Satz 19 hast lautet, während es allerdings Houtum- 
Schindler a. a. 0. 70 mit hast aufführt. Aber von ebendemselben 
wird auch S. 76 das Wort für ,gesessen', npers. cXu^ixS nisast aind. 
nisattah in doppelter Gestalt verzeichnet, als senast und senast. Daß 
St überall verdruckt sei, ist ja nicht wohl anzunehmen. Also hat 
man doch vielleicht das st von hast und senast in der oben ange- 
gebenen Weise zu erklären, insbesondere da diese Erklärungsart auch 
auf das Wort dast ,Hand' angewendet werden könnte. Ich wage es 
nicht, mich auf eine bestimmte Meinung über die Herkunft jener -st 
festzulegen. Dafür reicht das grammatische Material, das uns zur 
Verfügung steht, nicht aus. 

Eine besondere Stellung nimmt mpB. )V00) vast, mpT. vaH ge- 
wendet' neben mpB. teA vartet, vartisn usw. ein, da darin st 



nnn | p Original fronn 

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78 



Cur, Bartholomae. 



für rst aus rt-t eingetreten zu sein scheint; s. dazu Hübschmann Pers. 
Stud. 197, IFAnz. 10. 28, 35 (zu mpB. nvoo) vaStan), Salemann Gdr. 
Iran. Philol. 1. 267, Anna. 3, 307 unter c. Träfe es zu, wie man ver- 
mutet hat, daß schon im Altpersischen ar. -r&t- (aus -rt-t-) zu -r5t- 



karSta- usw., s. AirWb. 1921/2 c, ahmarsta- und allenfalls auch parSta 
V. 11. 11 f., die alsdann direkt mit aind. kytta- ,geschnitten', lat. 



gestellt werden könnten — wie man ja tatsächlich längst getan hat, 
ohne sich jedoch von der vorhandenen Schwierigkeit Rechenschaft 
zu geben; vgl. mein AirWb. 458 unten, 296 f., 878 oben — , die Er- 
scheinung für uriranisch zu erklären. Aber dem stehen wieder 
j Awest. fräkdrdstö, fräkdrdsta entgegen, die ganz sicher zu fräkdrdntat 
gehören 2 , und ebenso Vdrdzdä (aind. vj'ddhdh), vivardzdavatö, für die 
man dann doch auch Zd erwartete. Also wird man für j Awest. aesmö. 
karsta- usw. eben doch nach einer andern Erklärung suchen müssen. 
Und dabei wird auch die Frage noch weiter zu untersuchen sein, 
ob denn die angenommene Zurückführung von mpB. uex» vaSt auf 
die , Wurzel' *uart- aufrecht zu erhalten ist; s. dazu IF. 4. 131 Nc, 
wo auf jAwest. nivaStakö.srvahe ,mit eingebogenen Hörnern' — vom 
Schafbock — verwiesen ist. Auch das lett. verß , drehen, wenden' 
kann zum Vergleich herangezogen werden. Es sind anscheinend 
mehrere synonyme Verba mit verschiedenem Auslaut zusammen- 
geflossen. Und auch mit verschiedenem Anlaut. Dem npers. ^ß>ß 
gardiS ,Umdrehung' stehen im Buchpahlavi zwei Wörter gegenüber: 
iröA varti&n und ikjsA» garti§n 7 die im Mätlkän i Öatrang (ed.lRANi)30 
nebeneinanderstehen: tW^A* i )YO?\ vartiSn u gartisn i muhrak* 



1 Wegen meines Ansatzes der Infinitivendung s. KZ. 41. 332. 

2 Das ossetische Part. Perf. Pass. kärst ^geschnitten' zu kärdin schneiden' 
trägt nichts zur Entscheidung bei, da iran. st und U im Ossetischen in st zusammen- 



3 Sollte nicht die selbe Zusammenstellung auch für die Stellen 470. 2, 470 v. 
4, 9 (= Seite 19 und 21) der Turfanpahlavitexte anzuerkennen sein? Es sind 



geworden ist, daß also das mpB. ))vüO) vastan auf apers. *varstaniy 1 
zurückgeht, so läge es nahe, unter Heranziehung von jAwest. {aesmö.) 



morsus ,gebissen', sowie mit jAwest. pdrdtdnte ,sie kämpfen' zusammen- 



fallen. 




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Zü DEN ALTPERSISCHEN INSCHRIFTEN VON BeHISTUN. 



71) 



6. |<J Jfc ^] »akatam Bh. 5. 1 (8). 



Neunzehninal finden wir in den altpersischen Inschriften eine 
Datumsangabe. An siebzehn Stellen steht abgesehen von dem Monats- 
namen und der Tageszahl gleichlautend: [Monatsname] mähyä [Tages- 
zahl in Ziffern] raucabis Nakata AH a d. i. dem Sinn nach : ? in dem 
und dem Monat, an dem und dem Tag geschah es'. Nur wenn es 
sich um den ersten oder den letzten Tag des Monats handelt, weicht 
die Darstellung ab. Der letztere Fall findet sich Bh. 2. 11 (Gif.): 
&üraväharahya mähyä jiyamnam patiy d. i. ,im Monat 0. ? als es damit 
zu Ende ging', eigentlich ,senescentem (mensem) versus'; das Wort 
jiy° deckt sich mit dem jAwest. *jyamna- in ajyamna-, afrajyamna- 1 . 
Durch die Peststellung, daß der erste Buchstabe des Wortes J a ist, 
erledigen sich die früheren Herstellungsversuche; s. IF. 12. 135. 

Am ersten fand die Schlacht statt, von der Bh. 3. 1 berichtet wird. 
Das wird so ausgedrückt: garmapadahya mähyä 1 rauca h Üakatam 
AH a , d. i. dem Sinne nach: ,im Monat G., am ersten Tag (des 
Monats) geschah es'. King will hier wie sonst Sakatä gelesen wissen : 
,On the rock the sign' (am Wortende nämlich) ,is ^ TtT^ w ^ich is 
probably a mistake of the engraver for yyy'. Daß das vielmehr über- 
aus unwahrscheinlich ist, hat schon Weiszbach ZDMG. 61. 127 be- 
merkt. Wenn er aber hinzufügt, dakatam sei gerade , diejenige Form 
(Nom. Sing. Neutr.), die man nach dem Sing. rauca h von vornherein 
hätte erwarten müssen', so beruht das doch wohl auf einer gerade 
eben durch die neue Lesung hervorgerufenen Täuschung. Bisher las 
man überall, auch Bh. 3. 1, Sakatä, und, soweit ich sehe, hat noch nie- 
mand in die Richtigkeit dieser Lesung einen Zweifel gesetzt. Literatur 
verzeichnet Gray AJPhilol. 21. 10; dazu noch Justi IFAnz. 17. 108 2 . 

hier zwei Verba mit ,un<T verbunden, von denen das zweite sicher vaidänd lautet. 
Das erste ist an einer Stelle ganz, an den beiden andern vorn zerstört; es geht aber 
auf rdänd aus. Den Buchstaben vor r glaubt FWKMüller für eine Stelle mit Alif 
bestimmen zu können. Ob vielmehr Gaf? Dann hätten wir gardänd ud vardänd. 

1 Und ist der einzige altpersische Beleg für das Part. Praes. Med.; s. noch S. 79. 

a Jüsti übersetzt Bh. 1. 11 (37 f.): (viyaxnahya mähyä) 14 raucabiS &akatä so: 
,an (von) Tagen (des Monats Vy.) gingen 14 vorbei.' Was ist es aber dann mit 
dem dahinterstehenden AH a ? 




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CORNELL UNIVERSITV 



80 Chr. Bartholomae. Zu den altpersischen Inschriften etc. 

Gerade aber dadurch, daß an der einzigen Stelle, wo nicht der Plural 
rauiSahii, sondern der Singular rau£a h steht, nicht dakatä, sondern 
dakatam bezeugt ist, wird es erwiesen, daß 9-alcatä nicht Lokativ 
oder Verbum finitum 1 sein kann, sondern daß vielmehr beide, Nakata 
und d-akatam adjektivische Prädikate sind, die in ihrem Ausgang dem 
Plural und dem Singular des Subjekts, raußabis 2 und rauca h ent- 
sprechen. AH a ist demgemäß dort äfta M , 3. Plur., hier äha h y 3. Sing., 
zu umschreiben. 

Am nächsten liegt es °tam und °tä als Nom. Sing, und Plur. 
eines Stammes auf ata- zu nehmen, d. i. eines Part. Fut. Pass., bez. 
Med. Nakata- würde danach bedeuten: ,praeteriturus, im Begriff vor- 
über, zu Ende zu gehen', und es wäre zu übersetzen: ,im Monat X 
war ein Tag (waren zehn Tage) dabei zu Ende zu gehen'. Aber 
freilich, die Zahl der arischen Bildungen der Art ist recht beschränkt, 
und die beiden Part. Fut. die ich bisher für das Altpersische an- 
gesetzt hatte, Hibarata- und h ufrasata- kommen nach den Aus- 
führungen S. 72 ff. in Wegfall. 

So könnte man auch daran denken, SakaHam und SakaHä 
zu lesen, darin thematisch flektierte Kasusformen des Part. Praes. Akt. 
&aka n t~ zu erkennen wären. Aber auch da fehlt es an weiteren Be- 
legen, die geeignet wären, die Annahme zu bestätigen. Es gibt über- 
haupt im Altpersischen keinen sichern Beleg des n£-Partizips ; den 
zweifelnd gemachten Vorschlag ^fcz^yy*~ ^Jy! ^TfT TTT ha u gama n tä 
zu lesen, Gdr. Iran. Philol. 1. 220 f., § 396, habe ich im AirWb. 501 f. 
zurückgenommen; yaudaHlm aber, wie ich IF. 12. 132, AirWb. 1231 f. 

^yy . . D. 6. 4 ergänzt habe, kann natürlich nicht als sicherer 
Beleg gelten. Was mir die Erklärung des Wortes als Part. Praes. Akt. 
unwahrscheinlich macht, ist das 7c; sowohl nach dem jAwest. sataite 
(usw.) als nach mpB. &<8f> oder it>ej* sätet, womit das awestische Wort 
übersetzt wird (AirWb. 1553 f.), erwartete ich vielmehr £. 

Gießen, 23. Dezember 1907. 

1 Wie Justi wollte, s. S. 79 No. 2. 

2 Daß rauZabÜ Instr. Plur., als Subjekt fungiert, wird sich jetzt nicht mehr 
gut in Abrede stellen lassen. 



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Zwei arabische Inschriften aus Arabia Petraea. 

Von 

Alois Musil. 

5irbe Nitil jjü eine ausgedehnte Ruinenstätte (vgl. 

Arabia Petraea, I Moab, S. 174), die östlich vom Toten Meere, un- 
gefähr 14 km südöstlich von Mädaba, liegt. Der südwestliche Teil 
des Ruinenfeldes weist mehrere halbverfallene Bauten auf. Hier ent- 
deckte ich am 12. Juli 1896 eine arabische Inschrift. Sie befindet sich 
in einem tiefgelegenen, mit Tonnengewölbe versehenen Räume und 
ist in einen in der Westwand der Wölbung vermauerten, konkav 
zugehauenen Sandstein eingemeißelt. 

Höhe 0*37 cm, Breite 44 cm. Die Inschrift ist ziemlich gut 
erhalten. Nur die linke untere Ecke des Steines ist abgebröckelt, 
und infolgedessen sind die letzten Buchstaben der 7. und 8. Zeile 
verschwunden. Kopie, Abklatsch (Fig. l) und Photographie (Fig. 2). 

jJJJ jül l O Gott, vergib dem c Abd- 

\ C j> £>pJi ^ 2 al'aziz, Sohne des Häret, Sohne 

> ^ f juu U p&L 3 des ITakam, was vorangegangen ist von 

seinen Sün- 

Jij 'jiSs 4 den und was davon kommen soll, und 

bestim- 

*£~j> er*;*} ^ 5 me Verbindung zwischen ihm und seiner 

Nachkommenschaft 

j JjUL^* ^3 6 in dem sicheren Orte deiner Gna- 

[^^U d^*)'} Ji^L 7 de und laß ihn bleiben bei 

.... j^*r° Jf^p* 8 dem Teiche Muhammeds . . . 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Mor^enl. XXII. Bd. 6 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



82 



Alojs Musil. 





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Fig. 1, Abklatsch. 



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Zwei arabische Inschriften aus Arabia Pktraea. 83 

Die Zeilen 1, 3 — 5 lehnen sich an die Sure 48 2 an: viXJ 
'j*J3 &~*i> £yc f^JL> U. Die Phrase: £\ ^-yj liest man auch, worauf 
mich v. Karabacek aufmerksam machte, bei at-Tabari (Annales, ed. 
de Goeje ii S. rcr: <*^U^- ^-^^ (aJJO ^-^3. De Goeje 

schlägt {Glossarium 7 p. ccclviii) vor die Übersetzung: ,notitiam, 
familiaritatem inter nos faciat Deus'. Die Ergänzung : Jpy^ ^3^3 
ist nicht vollkommen sicher; der erhaltene Ansatz hinter dem \ dürfte 
ein s oder •» sein. 

Wer war der genannte 'Abdal^aziz b. al-Häret b. al-Hakam? 
Ich wage nur eine Vermutung auszusprechen. Bei al-Mas'udi, (Kitäb 
at tanbih tca'l-ischräf, Bibl. geogr. arab. vni, ed. de Goeje, Lugd. 
Bat. 1894, S. rn) lesen wiv: ^ U-J^o) <*J v^^% 

Nun wissen wir, daß die Beni Umejja in el-Belka* Besitzungen 
hatten, und daß sich Sulejman b. 'Abdalmalek (715 — 717 n. Chr.) 
daselbst aufzuhalten pflegte, so daß unser 'Abdal'aziz mit seinem 
Minister identisch sein könnte. Auch die Schriftzligc verweisen in 
die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts. 

Mit dem Jpy*» ist nach Goldziher (briefliche Mitteilung vom 
25. Oktober v. J.) der in der islamischen Eschatologie so wichtige 
Teich gemeint, zu dem die Gerechten (zweifelhaft ob vor oder 
nach dem großen Gerichte) geführt werden, um ihren Durst zu 
stillen. Manche Exegeten identifizieren diesen Jpy** mit dem 
(Süra 108, 1: llj; vgl. Baj<Jäwi z. St. l^i J>>*» J-Ä). 

Der Jp^ä. bildet einen Teil des Paradieses, und der Prophet be- 
zeichnet ihn als seinen Teich ^^y*» (vgl. at-Tirmidi, ed. Büläk 
1292 H., ii, 72, 10 v. u.: «ULUM CU l** 5 ^); er kann 

also mit Recht in der Inschrift J^sr genannt werden. Mit meiner 

ursprünglich vorgeschlagenen Ergänzung t^Al^ war van Berchem ein- 
verstanden, Goldziher jedoch nicht, weil ja der Jf>^ schon längst 
für alle Gerechten da ist'; dem pflichtete auch Nöldeke bei und 
meinte, daß meine zweite proponierte Ergänzung wahr- 
scheinlicher sein dürfte. Becker stimmt dieser Ergänzung zu, weil die 
, J*>i-I in der eschatologischen Literatur erwähnt werden. 

_ G* 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



84 



Alois Muöil. 



In ed-Dejr (auch Dejr el-Belah, altes Darum y>j^) findet sich 
im Hofe des Heiligtums al-Hadr, und zwar rechts vom Eingange, 
eine kurze, schlanke, zur Hälfte eingemauerte Marmorsäule mit einer 
12*5 cm hohen und 26 cm langen Inschrift, von der ich am 29. März 1898 
(vgl. Arabia Petraea, n Edom, i. Teil, S. 218) folgenden Abklatsch 
(Fig. 3) genommen habe: 





Fig. 3. 



i UV t^i ^ es* *&£ 

4 *-Ub Jlfcl 

1 Segen von Gott und Belehnung (mit Grundbesitz) von unserem Gebieter 

2 und Herrn, dem Fürsten der Gläubigen — Gnade Gottes über ihn — 

3 für den Wezir den erlauchten Abu-I-Farag Ja'küb. 

4 Gott gewähre ihm ein langes Leben! 

Z. 1. Das * von ÄSj* ist sicher, das ä von £Ua3>l halb zerstört. 
Z. 2. Vor dem Ü bemerkt man noch deutlich die Spuren von zwei 
Buchstaben. Z. 3. Über dem -> in ein Punkt; das Wort ^j*Jl 

hat stark gelitten; das £ hat die eigentümliche Final-Form; unter 
.> und über a in i^jyLso je zwei Punkte. 

Zu der Formel <UJl 2Sj* vgl. van Berchem, Inscriptions arabes 
de Syrie, Le Caire 1897, Nr. 2, Materiaux pour un Corpus inscrip- 



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Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zwei arabische Inschriften aus Arabia Petraea. 85 

tionum arabicarum, i Paris 1903, Nr. 18 ; 19; über Uj^u>j \j^yc 1. c. 
S. 384ff.; über ^ Cj>\^ 1. c. S. 25, Anm. 1. 

Van Berchem, dem ich die Ergänzung und somit die endgültige 
Lesung dieser Inschrift verdanke, machte mich aufmerksam, daß unser 
S^*** 5 ^ £r*^ identisch sein dürfte mit c-a~>^. crf V**-*?. Cr*^ ^ 
<*JJb j^jJ\ ^ ^J}S ^ der im J. 380 d. H. (991) starb. (Ibn-el-Athiri 
Chronicon, ed. C. J. Tornberg, Lugd. B. ix S. of ? auch vm £A£, £av ; 
ix ir, *•; Abu-l-Mahäsin, ed. T. G. J. Jüynboll ii, Lugd. B. 1857, 
S. *rr : (sie) ^ v^yLso ^^aJI ^jjJ\ Jl ij^-U £>^j>J\ "ä,lA.l 

Nach F. Wüstenfeld {^Geschichte der Fatimiden Chalifen', 
Abh. d. königl. Gesellsch. d. Wissensch., 27. Bd., Göttingen 1881, S. 55) 
bestand Ibn Killis Nachlaß nebst vielen anderen auch in Liegen- 
schaften', die er meistens der Gunst des Haiifen zu verdanken hatte; 
daher das der Inschrift. 

J. v. Karabacek bemerkt zu diesen Inschriften: ad 1. Z. 7 statt 
^jJx eher <*J ,bewillige ihm, laß ihm zuteil werden*. — 

ad 2. Z. 1 dem iSj* muß noch etwas vorausgehen; das Wort gUJSt in 
dieser Zusammenstellung auffallend, eher £lk-u>\ , Macht*. — Z. 2 

V 

A«Js. <*JJ\ O^-o bezieht sich auf einen f alidis$hen IJalifen (vgl. Gähiz, 
el-Mahäsin ed. v. Vloten, Z.5 u, 18 v.o. — Z. 3 der Titel 
des Wezirs neben demselben Titel des Kalifen kaum anzunehmen; 
bedenklich daher die Präposition J. — Die Inschrift fällt sicher 
in die Jahre 368—380 d. H. (979—991), da Jakub 368 den Titel 
JU^Jl j*yj\ erhielt, vgl. Makrizi, Hit, n, S. i. 



r^r\nnl*> Original fronn 

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Hanscrit. 

Von 

Theodor Zachariae. 



Zur Bezeichnung der alten heiligen Sprache der Brahmanen 
gebrauchte man im 18. Jahrhundert vielfach den Namen Hanscrit 
oder Hanscret statt des jetzt allein üblichen Namens Sanskrit. Zu- 
mal in Frankreich. Voltaire z. B. bedient sich fast immer, so oft 
er die langue sacröe des brahmanes erwähnt, der Form Hanscrit. 1 
Nur zwei Stellen sind mir bekannt, wo Voltaire, neben der Form 
Hanscrit, auch die Form Sanscrit gebraucht. Im Essai sur les mceurs 
et Vesprit des nations, chap. 3, spricht er von der ancienne langue 
sacree, nommee le Hanscrit ou le Sanscrit, und in den Fragmens 
historiques sur l'Inde, art 22, spricht er von der langue sacree du 
hanscrit, ou sanscrit. Wenn Voltaire an der Form Hanscrit fest- 
hielt, obwohl ihm die Form Sanscrit recht gut bekannt war, so er- 
klärt sich das ohne Zweifel daraus, daß ihm jene Form in den Schriften 
seines Landsmanns, des Arztes und Philosophen Fran^ois Bernier 
vorlag. 2 Auch die französischen Wörterbücher berücksichtigen die 
Form Hanscrit etwa von der Mitte des 18. Jahrhunderts an bis in 

1 In der Kehler Ausgabe von Voltaires Werken Band xvi, S. 77. 277. xvm, 
396. xxvi, 370. 468. xxvn, 232. xxxn, 231. xxxvn, 345. xlvii, 228. 238 n. 

2 Vgl. den Brief Bekniers an Chapelain (touchant les superstitions, Stranges 
facons de faire, et doctrine des Indous ou Gentils de PHindoustan; de Chiras en 
Perse, le 10 juin 1668); in den Voyages, tome n (Amsterdam 1709), p. 133. 140. 143. 
147 (Hanscrit qui veut dire langue pure). 156. — Allgemeine Historie der Reisen zu 
Wasser und zu Lande xi, 279. 284 n. 




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Hanscrit. 



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die neueste Zeit hinein. 1 Zunächst erscheint nur ein Artikel Han- 
scrit; dann erscheinen zwei Artikel, Hanscrit und Sanscrit; schießlich 
verschwindet Hanscrit ganz und gar. Das ,Dictionnaire universel 
Francis et latin' (Dictionnaire de Trevoux) gibt in der 5. Auflage 
vom Jahre 1752 einen Artikel Hanscrit, der augenscheinlich auf 
Bernier (Voyages ir, 147) zurückgeht. Insbesondere stammt aus Bernier 
die Angabe, daß der Pater Kircher 2 ein Alphabet der Hanscrit- 
sprache mitgeteilt habe. Ein Artikel Sanscrit fehlt noch im Diction- 
naire de Trevoux. Das ,Dictionnaire de FAcademie Frangaise', 
5. Auflage (1798), hat einen Artikel Hanscrit, ,Langue savante des 

Indiens On l'appelle encore Samskret, Samskroutan, Shanscrit'. 

Aber ein besonderer Artikel Sanscrit fehlt auch hier. In der 6. Auf- 
lage (1835) wird unter Hanscrit auf den Artikel Sanscrit verwiesen; 
in der 7. Auflage (1878) ist der Artikel Hanscrit verschwunden. 
Die ,Encyclopedie' (ou Dictionnaire raisonne des sciences, des arts 
et des metiers) gibt in der Ausgabe von 1778 — 81 einen Artikel 
Hanscrit, der eingestandenermaßen aus dem Dictionnaire de Trevoux 
entlehnt ist. Außerdem findet sich in der Encyclopedie ein Artikel 
Sanscrit ou Samskret mit der Bemerkung: ,cette langue sacree se 
trouve aussi nommee Hanscrit et Saniskrotam'. Schwan (1789) hat 
einen Artikel Hanscrit: ,So heißt bei den Reisebeschreibern die ge- 
lehrte Sprache der Indianer, in welcher ihre heiligen Bücher ge- 
schrieben sind/ Ähnliche Angaben kann man in den älteren Auf- 
lagen der Wörterbücher von Thibaut, Mole usw. lesen. Littre 
(1863) verweist unter Hanscrit (,on ne dit plus hanscrit') auf den 
Artikel Sanscrit. Sachs -Villatte (1893) geben 'hanscrit und sanscrit. 
— Ein Artikel hanscrito findet sich in neueren spanischen Wörter- 
büchern, z. B. in dem von Tolhausen (Quelle?). Das , Grande Diccio- 
nario Portuguez' des Frei Domingos Vieira enthält ein Wort han- 
scripto ohne Belegstelle und Erklärung, nur mit einem Verweis auf 

1 Soweit meine Beobachtungen reichen. Leider stehen mir nicht alle Auf- 
lagen der älteren französischen Wörterbücher zu Gebote. 

8 Oder genauer: der Pater Heinrich Roth in der China illustrata des Pater 
Athanasius Kircurk; Amstelodami 1GG7. Vgl. diese Zeitschrift x\% 313 ff. 




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Theodor Zachariae. 



den gar nicht existierenden Artikel sanscripto. Es wäre von dem 
größten Interesse, zu erfahren, ob und wo die Form hanscripto — 
die im übrigen stark an die Form sanscript bei John Fryer 1 er- 
innert — von einem portugiesischen Schriftsteller gebraucht wird. 
Solange sie nicht nachgewiesen wird, kann sie für eine Untersuchung 
wie die vorliegende nicht verwertet werden. 

Über das Vorkommen der Formen Hanscrit und Hanscret will 
ich noch die folgenden Angaben machen. Die indischen Buchstaben, 
deren sich die Brahmanen bedienen, werden von La Croze in einem 
Briefe vom Jahre 1714 an Chamberlayne mit dem Namen Hanscrit 
bezeichnet. 2 So spricht auch Hadr. Relandüs in seinen Dissertationes 
miscellaneae m (1708), p. 88, von den literae Brachmanicae sive 
Hanscreticae. Auf p. 99 erwähnt er ein hanscretisches Wort Poera, 
Stadt. Eine Notiz in einer Jaina-Handschrift des Britischen Museums 3 
besagt, das Buch sei ,a book in the Brahma or Hanscreet language 
(some call it Sanscroot)'. Joh. Friedr. Fritz unterscheidet in 
seinem ^Orientalisch- und Occidentalischem Sprachmeister' 4 die indo- 
stanische, von den Eingeborenen des Landes Dewa-nägaram oder 
Hanscret genannte Sprache von dem Samscrutamischen. Nach John 
Henry Grose 5 haben die Braminen eine besondere Sprache für 
sich, ,der Hanskrit genannt, in welcher der Vedam, Shaster und die 

1 A new account of East-India and Persia, London 1698, p. 161. Zitiert von 
Yüle and Burnell, Hobson-Jobson, a glossary of colloquial Anglo-Indian words and 
phrases, unter dem Worte Sanskrit. 

2 Thesaurus epistolicus Lacrozianus in (Lipsiae 1746), p. 85 = Dissertationes 
ex occasione SyÜoges orationum dominicarum scriptae ad Joannem Chamberlaynium 
(Amstelaedami 1715) p. 132. Vgl. dazu Grierson, Journal of the Asiatic Society of 
Bengal 1893, i, p. 43. 

3 Harl. 415. Siehe Blumhardt, Catalogue of the Hindi, Panjabi and Hin- 
dustani MSS. in the Library of the British Museum, London 1899, p. 1. (Mitteilung 
des Herrn William Irvine in London.) 

4 Leipzig 1748, S. 121 f. Siehe Grierson, Indian Antiquary 32, 21. 

5 Johann Heinrich Grose, Heise nach Ostindien. Aus dem Französischen über- 
setzt und mit einigen Anmerkungen begleitet von G. F. C. S. (Schad), Fürth ohn- 
weit Nürnberg 1775, S. 272. Aus dem englischen Original haben die Stelle mit- 
geteilt Yule-Bürnell, Hobson-Jobson s. v. Sanskrit. 




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Hanscrit. 



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übrigen Bücher ihres Gesetzes geschrieben sind'. Sonnerat 1 nennt 
die Brahraanensprache: Samscroutam, Samskret, Hanscrit oder 
Grandon. 2 Der französische Marineoffizier L. Degrandpre (Voyage 



1801, t. ii, p. 23) schreibt: Quelques voyageurs ont dit avoir par- 
faitement appris le hanscrit 3 au Bengale. 

Schon aus dem bisher angeführten ergibt sich, daß die H-Form 
zu keiner Zeit die Alleinherrschaft erlangt hat; und wenn auch 
Autoren wie Voltaire 4 die Ä-Form gebrauchten, wenn auch die 
französischen Wörterbücher dieser Form den ihr gebührenden Platz 
einräumten: so erhob sich doch bereits am Ausgang des 17. Jahr- 
hunderts eine Stimme, die die Richtigkeit der Form in Zweifel zog. 
Thomas Hyde schreibt in seiner Abhandlung ,De ludis orientalibus' 
(1694): Proxime quasi Nerdiludio affinis venit Indicus ludus Tschüpur, 
sie nominatus veterum Brachmanorum linguä Indice dictä Sanscroot, 
seu, ut vulgö, exiliori sono elegantiae causä Sanscreet; non autem 
Hanscreet, ut minus reetfe eam nuneupat Kircherus; 5 und derselbe 
Lacroze, der, wie wir oben gesehen haben, im Jahre 1714 die Form 

1 Voyage aux Indes Orientales et ä la Ohme (1782), i, 126 — i, 108 in der 
deutschen Übersetzung (Zürich 1783) 

* Grandon (Grantham, Kirendum) ist die südindische, speziell tamulische 
Bezeichnung der Sanskritsprache (Hervas, Oatdlogo de las lenguas n, 123). — Disto 
tera muitos livros em seu latim, a que chamao Geredao, que contem tudo o que 
hao de crer, e todas as ceremonias que hau de fazer: Diogo do Couto, decada quinta, 
liv. vi, cap. 8. Vers grandoniques d. h. Sanskritverse: Bouchet in den Lettres 
idifiantes et cuineuses xn (Paris 1781), p. 275. Andere Stellen bei Yule-Burnell, 
,Hobson-Jobson' s. v. Grunthum, 

8 Der Verfasser der deutschen Übersetzung {Sammlung der besten und neuesten 
Reisebeschreibungen 35, Berlin 1802, S. 193) hat Sanskrit für hanscrit eingesetzt. 

4 In einem Briefe an Voltaire vom 13. August 1776 bedient sich auch Batlly 
zwar der Form Hamskrit, fügt aber hinzu: Samskret parait etre le vrai 
inot indien. {Lettres sur Vorigine des sciences, 1777, p. 82.) 

5 Sgntagma dissertationum quas olim auetor doctusimus Thomas Hyde S, T. P. 

sejiaratim edidit. Accesserunt A Gregorio Sharpe. Vol. IL, Oxonii 1767, 

p. 264. Cfr. Sanscroot, ibid. p. 96; lingua Indica Sanscretica p. 126; scriptio Indica 
charactere Naugeri et linguä Sanscreticä p. 246. Die Form Sanscroot gebraucht 
Hyde auch in seiner Historia veligionis veterum Ptrsarum (1700), p. f>21. 



dans VInde et an Bengale, faxt dans les annees 1789 et 1790- Paris 




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Theodor Zachariae. 



Hanscrit gebraucht, schreibt 1731 an Th. S. Bayer: Bramanum lingua 
inter Tamulos Grantham, inter Warrugos 1 Samscrutam (Hanscrit 
hactenus sed falso norainata) et inter Marathos Balabande uocatur. 2 
Endlich bemerkt David Mill 3 in seinen ; Miscellanea orientalia' über 
die Buchstaben der Brahrnanen: Hoc scribendi genus, in veteri 
Indica lingua Kirendum, Grändum aut Grändam vocatur; a Kirchero 
in China illustrata Hanscret, ejusque vestigia premente, Andrea 

Mullero, Alphabetum Hanscriticum. Rectius vero Thomas Hyde , 

ut et Danici Missionarii ut vocantur, ad amicos datis litteris, 
Sanscroot appellant. In der Tat: die Missionare, die im Süden 
Indiens wirkten — nicht nur die protestantischen, die sogenannten 
dänischen, 4 sondern vor allem die Jesuitenmissionare, die in Süd- 
indien stationiert waren — , sowie Reisende, die sich in Südindien 
aufhielten, treten durchweg für die $-Form ein. Sehr mannigfaltig 
sind im übrigen die Formen, die uns in den Briefen der Missionare, 
in den Reisebeschreibungen usw. entgegentreten. Den bereits oben 
beiläufig gegebenen Beispielen will ich die folgenden hinzufügen. 5 



1 Unter den »Nördlichen', d. h. im Gebiete der Telugusprache. Vgl. Yule- 
Burnell, ,Hobson-Jobson' s. v. Badega. Grierson, Livguistic Survey of India iv 
(Calcutta 1906), p. 577. 

2 Thesaurus epistolicus Lacrozianus m, 64. In seiner Histoire du christianisme 
des Indes (1724), S. 429 und sonst schreibt Lacroze: Samscret. 

8 Disswtationes selectae, ed. n., Lugduni Batavorum 1743, p. 455. Vgl. Grterson, 
Indian Antiquary 32, 20. 

4 Der erste unter den dänischen Missionaren, Bartholomäus Zjegenbalg, 
äußert sich über den Namen Hanscrit in einem Briefe an Lacroze vom Jahre 1716 
aus London wie folgt: (Bramanorum lingua) quibusdam Hauserit [sie!], aliis aliter 
dicitur, attamen proprium nomen est Kirendum, neque a Bramanis ipsis un- 
quam aliter audit. — Thesaurus epistolicus Lacrozianus i, 381. Man vergleiche 
zu dieser auf den ersten Blick sonderbaren Äußerung die Bemerkungen von F. W. 
Ellis im Indian Antiquary vu, 276 n. 1 (wo übrigens die Stelle aus Ziegenbalgs 
Brief ungenau wiedergegeben ist). 

5 Vgl. sonst Paulinus A S. Bartholomaeo in seiner Sanskritgrammatik ,Stdha- 
ruham\ Rom 1790, S. 3 f. (exzerpiert von Hervas, Catälogo n, 120 ff. und von Kleüker, 
Abhandlungen über die Geschichte und Altertümer Asiens iv, 273 f.) und Yule-Burnell, 
,Hobson-Jobson' s. v. Sanskrit. 




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Hanscrit. 



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Filippo Sassetti schreibt: Sanscruta (che vuol dir bene arti- 
colata; A. de Gubernatis, Memoria intorno ai viaggiatori Italiani 



nelle Indie Orientalin Firenze 186 7, p. 117); Abraham Roger in seiner 
Offnen Thür zu dem verborgenen Heydenthum, S. 81 und sonst: 
Samscortam; Vincenzo Maria di S. Caterina da Siena (Viaggio, 



S. 601. 605 nennt die ,hochmalabarische' Sprache: Samoscrad; 
mit dem Hinzufügen, daß sie bei Kircherus ,Hanscret f heiße. In 
der jColleccäo de Noticias para a historia e geografia das nayoes 
ultramarinas' 1 finden wir die Formen Samsucrutä und Sa(n)vanscrutä. 
Der Pater Noel de Bourzes schreibt in einem Briefe 2 vom 23. März 
1719: Les quatre Vedams ont ete ecrits en une langue syavante que 
M. Bernier nomme hanscrit et qu'on appelle icy samascradam ou 
grandam. Aus den ? Lettres edifiantes et curieuses' 3 notiere ich die 
Formen Samouseradam, Samuseradam, Samouseroutam, Samscroutam, 
Samskret, Samskroutan, Samouseredam. In dem alten Katalog der 
Pariser Sanskrithandschriften 4 wird die Sanskritsprache immer als 
lingua Samskretana oder Samskretanica bezeichnet. 5 Der ,Ezour- 

1 Tomo i., Lisboa 1812, p. 50. 63. 64; vgl. Casartelli, Anthropos i (1906), 
p. 866. Sehr sonderbar ist die auch von Casartelli- hervorgehobene, mit j an- 
lautende Form, Noticias, p. 43 in der Kapitelüberschrift (Argumento em que se 
trata da falsa escritura, e historias, que os Gentios Indios tem por causa da fe, e 
esta em huma lingua chamada Jassueruta, que se aprende na escola como a 
Latina). Vielleicht ist Jassueruta nur Druckfehler, da doch sonst die £-Form 
überliefert wird. Erwähnt sei hier, daß A.Roger das Wort Sästra immer mit Jastra 
wiedergibt; was Yule-Burnell, ,Hobson-Jobson' s. v. Shaster für einen Druckfehler 
erklären. 

2 Mitgeteilt von Vinson, Revue de linguistique 35 (1902), p. 287. 

8 In der Pariser Ausgabe von 1781, Band xn, S. 275. 415. xm, 122. 395. 
xiv, 6. 67 ff. xv, 335. 



Catalogus codicum manuscripiorum Bibliothecae Regiae. Tomus primus. Parisiis 



1739, p. 434—448. 

5 Nur zweimal als lingua Samskerta seu Samskortana auf S. 445. Auf der- 
selben Seite erscheint auch — wohl zum ersten Male in einem europäischen Buche 
— die lingua seu dialectus Parakerta (vgl. S. 447). Uberhaupt verdient der alte 
Pariser Katalog der Codices Indici eine ehrenvolle Erwähnung in einer künftigen 



Roma 1672, p. 262): Sainpschardam. Philipp Baldaeus, Beschreibung 
der Ost-indischen Küsten Malabar und Coromandel, Amsterdam 1672 ; 




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Theodor Zachariae. 



vedam' (Yverdon 1778) ist, wie es auf dem Titelblatt heißt, ,traduit 
du Samscretan par un Bramel 

Wie ist nun die Form Hanscret oder Hanscrit zu erklären? 
Besteht die Form zu Recht oder verdankt sie ihr Dasein vielleicht nur 
einem Schreib- oder Druckfehler? 

Die Form Hanscret geht ohne Zweifel auf den Pater Heinrich 
Roth zurück, der in Kirchers , China illustrata' (1667) fünf Schrift- 
tafeln veröffentlichte, 1 von denen die erste die Überschrift Elementa 
Linguae Hanscret, die zweite die Überschrift Elementa Linguae 
Hanscret seu Brachmanicae in India Orientali trägt (siehe 
oben xv, 31 6 ff.). Die Form Hanscrit kommt, soweit ich sehe, zuerst 
bei Franqois Bernier vor (Voyages n, 133 und sonst). Übrigens 
kennt Bernier die Schrifttafeln bei Kircher; er beruft sich aus- 
drücklich darauf und bemerkt unter anderem, daß er selbst die 
Buchstaben der Hanscritsprache veröffentlicht haben würde, wenn ihm 
le Reverend Pere Roa 2 nicht zuvorgekommen wäre (Voyages n, 143. 147). 

Nun hat Constable in seiner Ausgabe der englischen Über- 
setzung von Berniers Reisen, 3 S. 329 f., einen Versuch gemacht, die 

Geschichte der indischen Philologie. Werden doch in ihm eine Reibe von Sanskrit- 
werken zum ersten Male richtig, oder annähernd richtig, beschrieben. Das Bhatti- 
kävya ,complectitur res gestas, seu fabulosa facta toü Kam, et ea mente compositum 
est, ut verborum Samskretanorum conjugatio discatur facilius*. Der Hitopadesa ist 
eine ,Fabularum collectio institutioni principum accommodata*. Der Prabodhacandro- 
daya ist ein ,poöma allegoricum de homine ejusque affectionibus, ex numero na- 
takorum* (p. 447—448). 

1 In dem Index Figurarum suis locis a Bibliopego inserendarum lautet der 
Titel der ersten, mit Yy bezeichneten Tafel: Elementa Linguae Hansecreticae. 
Die zweite, mit Yy 2 bezeichnete Tafel wird im Index Figurarum gar nicht aufgeführt. 

2 So heißt der Missionar Roth auch bei Niccolao Manucci (Storia di Mogor, 
transl. by William Irvine, London 1907, vol. II, p. 81). Der Name Roa erscheint 
auch, neben Roht (!), in der sehr seltenen Schrift: Relatio rerum notabilium regni 
Mogor in Asia, Aschaffenburgi 1665 (nach einer Mitteilung des Herrn Professor 
Antoine Cabaton aus dem Exemplar der Pariser Nationalbibliothek, dem einzigen 
Exemplar, das mir bekannt ist). Über diese Namensänderungen vgl. Huonder, 
Deutsche Jesuitenmissionäre des 17. und IS, Jahrhunderts, Freiburg i. B. 1899, S. 22 f., 
und Bernhard Duhr, Historisches Jahrbuch xxv (1904), S. 150. 

3 Travels in the Mogul Empire. By Franqois Bernier. A revised and improved 
edition edited by Archibald Constable. Westminster s. a. 




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Hanscrit. 



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Ä-Form zu erklären. Um zu dieser Erklärung Stellung nehmen zu 
können, muß ich sie wörtlich mitteilen. Constable schreibt: 



those published during his lifetime, Sanskrit is everywhere printed 
Hanscrit. This peculiarity has arisen, I believe, in this wise. Father 
Roth doubtlessly acquired his grounding in Sanskrit from a Persian 
Munshi, who would call the language 'Sanskrit, or Sahanskrü\ the 
form used in the Persian texts of the Ain, 1 which was written about 
1599. We learn from Father Kircher (who by the way never uses 
the word Sanskrit in any form), in the text of the work cited above, 
that it was Father Roth who with his own hand drew out the Ori- 
ginals of these plates. The first plate is headed Elementa Lingua 
[sie] Hanskret, 2 the letters Sa having been omitted by the engraver, 
or 'dropped^ to use a technical term; because although he has begun 
the heading correctly as to position, the centre of the c title > being 
axial with the body of the plate, the word Hanskret ends just too 
short by a space sufficient for two letters. This error was probably 
discovered too late to be satisfactorily remedied, and has misled many 
subsequent writers without special or technical knowledge; and in 
Yule's Glossary this form of the word is characterised as 'difficult 
to aecount for\ 

1 Yule-Burnell, ^obson-Jobson* s. v. Sanskrit, verweisen auf Atn-i-Akbarl ed. 
Blochmann i, 563, wo S(a)nskr(i)t im Text steht, während S(a)h(a)nskr(i)t als 
Variante gegeben wird nach einer Hs., die Blochmann in der Vorbemerkung zum 
1. Bande seiner Ausgabe ,sehr alt und ausgezeichnet' nennt. (Dagegen sagt er in 
der Vorrede zum 2. Bande: Though this MS. is old and the best of all I had to 
collate, it is by no means an excellent manuscript.) Die Form Sahaskrit 
findet sich, ebenfalls nach Yule-Burnell, bei dem persischen Dichter Amir Chusrau 
(1253 — 1325); siehe Elliot, The history of India, as told by its own historians in, 563. 
Ich meinesteils mache noch aufmerksam auf die Form Sahnscreta in der Vorrede 
zu der persischen Übersetzung der Upanisads in Anquetil Duperrons lateinischer 
Übertragung (Oupnek'hat i, p. 4). Wenn das Wort Sanskrit — in irgendwelcher 
Form — bei persischen Autoren selten vorkommt, so erklärt sich das wohl daraus, 
daß sie in der Regel jHmdl' statt ,Sanskrit' gebrauchen. Siehe Elliot, 1. c, 
vol. v., p. 571. 

2 Dies ist nicht richtig. Die Überschrift der ersten Tafel lautet: Elementa 
Linguae Hanscret. 



? In most of the early editions of Bernier, certainly in all of 




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Theodor Zachariak. 



Ich bedaure, dem englischen Gelehrten auf das Gebiet der 
Kupferstecherkunst nicht folgen zu können. Immerhin dürfte die 
Frage aufzuwerfen sein: Wie geht es zu, daß die Form Hanscret auf der 
zweiten Schrifttafel (siehe oben) gleichfalls erscheint? Aber davon 
abgesehen läßt sich, wie ich glaube, zeigen, daß die Voraussetzung, 
von der Constable bei seiner Erklärung ausgeht, nicht richtig ist. 
Auch sonst dürfte sich einiges gegen die Behauptung, daß die 2?- Form 
auf dem Versehen eines Kupferstechers beruhe, einwenden lassen. 

Constable ist der Meinung, daß ,doubtlessly' ein persischer 
Munshl dem Pater Roth Unterricht im Sanskrit erteilt, und daß dieser 
Perser die Sanskritsprache mit dem Namen ,Sahanskrit' bezeichnet 
habe. Es läßt sich aber in keiner Weise wahrscheinlich machen, 
daß ein Perser der Lehrer Roths gewesen ist. Im Gegenteil. Wie ich 
bereits in dieser Zeitschrift xv, 315 kurz ausgeführt habe, besitzen 
wir das bestimmte Zeugnis des Athanasius Kircher dafür, daß 
,P. Henricus Roth per quendam Brachmanem summa benevolentia 
sibi devinctum, et jam ad Christi fidem suscipiendam inclinatum, 
totam et linguae et literaturae, philosophandique rationem literis hisce 
conditam, sex annorum impenso studio, consecutus est' (China illu- 
strata, p. 162). Fast dasselbe sagt Kircher auf S. 80 desselben 
Werkes, indem er noch hinzufügt, daß Roth eine Grammatik der 
Brahmanensprache verfaßt habe. Hinzu kommt noch das Zeugnis 
in dem Elogium P. Henrici Roth. Die in Betracht kommende 
Stelle werde ich weiter unten im Wortlaut mitteilen. Der Lehrer 
des P. Roth war ohne Zweifel ein Brahmane, der, wie ich oben xv, 
319 f. zu zeigen versucht habe, die Särasvatagrammatik beim 
Unterricht zugrunde legte. Sollte sich dieser Brahmane seinem 
Schüler gegenüber der persischen Form oder Nebenform Sahan- 
skrit bedient haben? 

Allein das stärkste Argument gegen die Behauptung, daß die 
Form Hanscret bei Kircher aus der Form Sahanscret verstümmelt 
sei, ist meines Erachtens die Form Hanscrit bei Bernier. Sollte er 
diese Wortform einfach den Schrifttafeln Roths, die ihm ja allerdings 
vorlagen, entnommen haben? Das ist kaum anzunehmen; denn dann 




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Hanscrit. 



95 



würde er gewiß auch den Vokal der zweiten Silbe bewahrt und 
Hanscret, nicht Hanscrit, geschrieben haben. Man wende nicht ein, 
daß Bernier kein Sanskrit verstand. Das bekennt er selbst in seinem 
Briefe an Chapelain mit den Worten: Ne vous ötonnez pas d'abord, 



des Doctes, ... je ne laisserai pas de vous dire beaucoup de choses 



Aber Bernier hatte Umgang mit indischen Gelehrten, mit Pendets 
(ou Docteurs Gentils; u, 163). Sein ,Agah^ Danechmend-kan, ein 
gelehrter, wissenschaftlichen Bestrebungen huldigender Perser, 1 nahm 
einen der berühmtesten Pendets Indiens in seine Dienste, und dieser 
Pendet, sagt Bernier, ,outre qu'il attiroit chez nous tous les plus 
S9avans Pendets, a este plus de trois ans assis a mes costez' 
(n, 133; vgl. 128. 157). Diesen Pendets verdankt Bernier die Kennt- 
nis von indischer Literatur, Religion und Mythologie, die er in seinem 
Briefe an Chapelain an den Tag legt. Bernier ist einer der ersten 
Europäer, der die vier ,Beths' aufzählt, wobei er, was auffällig 
genug ist, 2 den Atherbabed an die erste, den Zagerbed an die 
zweite, den Kekbed an die dritte, den Samabed an die vierte Stelle 
setzt (n, 134). Ferner zählt Bernier die zehn Inkarnationen des 
Visnu auf (n, 143). Diese Inkarnationen stimmen übrigens in den 
Namen und in der Reihenfolge durchaus nicht zu den Decem fabu- 
losae Incarnationes Dei, die Kircher in seiner China illustrata 
S. 157 ff. ,ipsis Patris Rothii verbis' mitgeteilt hat. 3 Man sieht aus 

1 Bernier war der Leibarzt des Danlshmand Khän. Mehr über diesen Perser 
bei Constable in seiner Ausgabe von Bemiers Reisen, S. 4, Anm. 2. 

8 Roukou Vedan, ou, selon la prononciation Indoustane, Recbed et le Yajour- 
vedara, sont plus suivis dans la Peninsule entre les deux mers. Le Sämavedam et 
Latharvana ou Brahraavedam dans le nord. (Pere Pons, Lettres edifiantes 
et curieuses xiv, 75.) 

8 Vgl. oben xv, 315 f. Überhaupt stimmen von den älteren europäischen 
Schriftstellern, die sich mit den Inkarnationen des Visnu beschäftigen, kaum zwei 
ganz miteinander überein (vgl. noch A. Roger, 251 ff., Baldaetjs, 469 ff., Ziegenbalg, 
Genealogie der malabarischen Götter, 94 ff.). Yule-Bürnell s. v. Avatär behaupten, 
daß dieses Wort zuerst bei Baldaeus erscheine in der Form Autaar, ,which in the 
German version takes the corrupter shape of Altar 1 , und Benfey, Orient und Oc- 



si, quoi que je ne S9ache pas le Hanscrit, qui est la langue 



qui sont tirees des Livres ecrits en cette langue (Voyages n, 133). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



96 



Theodor Zachariae. 



diesem einen Beispiel, daß Bernier selbständige Angaben macht; 
wenn er auch sagt, daß er den Patres Kirker und Roa ; ebenso wie 
dem Engländer Henri Lor (Lord) und dem Holländer Abraham 
Roger zu Dank verpflichtet sei (n, 145). Ferner verbreitet sich 
Bernier über die philosophischen Systeme der Inder (n, 149 ff.); er 
kennt und nennt den Dämonen Räch/ der Sonne und Mond ver- 
schlingt und so ihre Verfinsterung bewirkt (n, 102. 154); er führt 
die Namen der vier Weltalter, Dgugue, auf (n ; 160), usf. Ein so 
wohlunterrichteter Mann wie Bernier, ein Mann, der täglich mit 
indischen Pendets verkehrte, muß die Form Hanscrit gehört haben, 
sonst hätte er sie sicher nicht gebraucht. Und noch eins. Bernier 
verstand Persisch. Aus dem Munde eines Persers könnte er die 
Form Sahanscrit gehört haben. Aber er gebraucht diese Form 
nie, sondern immer nur Hanscrit. 

Wir kehren noch einmal zu H. Roth zurück. Die Vermutung 
Constables über den Ursprung der Form Hanscret könnte trotz der 
geäußerten Bedenken als richtig gelten, wenn sich in irgendeiner 
Schrift Roths die Form Sahanscret nachweisen ließe. Leider hat 
Roth 2 wenig Schriftliches hinterlassen; und das, was ihm bei Carlos 

cident i, 728, erklärt das bei Dapper und Goethe (Wahrheit und Dichtung in, 12) 
vorliegende Altar für eine falsche Schreibweise. Aber autar wird bereits von 
H. Roth — der übrigens von Baldaeus zitiert wird — gebraucht in den Compositis 
Machautar, Matxautar (= Matsyavatära) und Barahautar (Varähävatära); ferner 
von dem Verfasser der Noticia summaria do Gentilisrno da Asia (Collecqao de Noti- 
das etc., Lisboa 1812; Torao i., p. 85 ff.); auch, um einen neueren Autor zu nennen, 
von Polier, Mythologie des Indous i, 243. Das von Baldaeus in dem holländischen 
Original seiner ,Beschreibung c gebrauchte Wort autaar fiel nun zusammen mit dem 
mittelniederländisch-altholländischen Worte autaar (outaar, outer), das ,Altar' be- 
deutet. Daraus erklärt sich die Wiedergabe von autaar — Skr. avatära mit ,Altar' 
in der deutschen Ubersetzung der ,Beschryvinge' des Baldaeus und der ,Asia 4 
des Holländers O. Dapper. Aus letzterem Werke schöpfte Goethe seine Kenntnis 
von dem ,Altar des Ram*. 

1 Ragou bei Abr. Roger, S. 87. 510, und bei Sonnerat, Voyage i, 124; Raü 
in der Collecgao de Noticias etc. i, 22; = Skr. JRähu. Constable in seiner Ausgabe 
des Bernier, S. 339. 494, denkt, wie es scheint, an Skt. räksasa. 

2 Ich bedaure, daß sich in meine kurzen Bemerkungen über H. Roth und 
seine schriftstellerische Tätigkeit, in dieser Zeitschrift xv, 314 f., einige kleine Ver- 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Hanscrit. 



97 



Sommervogel, Bibliotheque de la Compagnie de Jesus vn, 210, zu- 
geschrieben wird, ist meistens entweder nur schwer erreichbar oder, 
vermutlich, verloren gegangen. Letzteres gilt namentlich von Roths 
Sanskritgrammatik, 1 die als ein exactissimum opus totius Gram- 
maticae Brachmanicae beschrieben wird 2 und die noch Lorenzo 
Her vas vor hundert Jahren im Collegio Romano gesehen hat. 3 Mir ist 
nyr eine einzige Äußerung Roths über den Namen der Brahmanen- 
sprache bekannt geworden. Diese findet sich in einem Briefe, den 
Roth aus Rom an einen gewissen Priester Societatis Jesu in Deutsch- 
land gerichtet hat. Datiert ist der Brief ,um das Jahr 1664, kurtz 
vor der Schlacht bey St. Gotthard'. Er ist abgedruckt, nach einer 
schlechten Abschrift, in der großen Briefsammlung des P. Joseph 
Stöcklein, dem ,Welt-Bott<, Teil i, S. 113 — 15. Hier heißt es auf S. 114: 
,In dem Reiche Mogol seynd nicht gar zu viel Mahometaner/ 
sondern unendlich viel Heyden / welche ab dem Alcoran ein nicht 
geringeres Abscheuen haben /als wir Christen. Dern Brachmännern 



sehen eingeschlichen haben. Als ich jene Bemerkungen niederschrieb, war mir die 
neue Ausgabe der Bibliotheque des ecrivains de la Compagnie de Jesus von Carlos 
Sommervogel nicht zugänglich, und die treffliche Schrift von Anton Huonder über 
die deutschen Jesuitemnissionäre des 17. und 18. Jhs. (Freiburg i. Br. 1899) noch 
nicht bekannt. Einen Irrtum wenigstens möchte ich hier berichtigen. Roths Ge- 
burtsort ist nicht Augsburg, sondern Dillingen. Selbst Sommervogel schwankt noch 
zwischen Dillingen und Augsburg, aber Huonder, S. 178, gibt richtig Dillingen als 
Roths Geburtsort an. Wenn Roth bei Kircher, China, p. 156, und sonst als 
, Augustanus 4 bezeichnet wird, so erklärt sich das wohl daraus, daß Dillingen zur 
Diözese Augsburg gehört. — Eine wundersame Übersetzung von ,Henricus Roth 
Dilinganus* findet sich bei Boucher De La Richarderie, Bibliotheque universelle des 
Voyages v, 65: ,Henri Ruth de Lingen 4 . 

1 Auf meine Bitte hat Herr P. Matthias Reichmann, Luxemburg, Nachfor- 
schungen nach Roths Grammatik in der Biblioteca Vittorio Emanuele in Rom an- 
stellen lassen. Leider haben diese Nachforschungen zu keinem Ergebnis geführt. 
Für seine uneigennützigen Bemühungen bin ich Herrn P. Reichmann großen Dank 
schuldig. 

2 JRomani Collegii Societatis Jesu Musaeum celeberrimum exponit Geor- 

gius De Sepibüs. Amstelodami 1678, p. 65. Hier wird noch ein zweites Manuskript 
des Missionarius Mogoritanus P. Henricus Roth aufgeführt: ein ,Opus eximium et 
subtile Apophthegmatum cujusdam Brachmani Philosophi, Basext nomine 4 . 

3 Catdloyo de las lenguas de las naciones conocidas it, 133. 
Wiener Zeitscbr. f. d. Kundo d. Morgcnl. XXII. IM. 7 



Original frorn 



p00 S' c cornell university 



98 Theodor Zachariae. 

gibt es eine große Menge. Nachdem ich dererselben Schul- und 
Kirchen-Sprach (so sie die Heilige oder Sanscretanische heißen) 
erlernet / fienge ich nach meiner Wenigkeit an mit ihnen nicht ohne 
Frucht zu disputiren/ 1 

Hier also nennt Roth die Sprache der ? Brachmänner 4 : Sans- 
cretanisch, nicht Sahanscretanisch, wie man nach Constables Aus- 
führungen erwarten sollte. Als lingua Sanscretana (Sanseretan#) 
wird die Brahmanensprache auch bezeichnet in einem Elogium 
Patris Henrici Roth, das von dem Pater Johann Grüeber 2 ver- 
faßt ist. Das Datum ist: Tyrnau (Ungarn), d. 30. Januar 1670. 
Dieses Elogium enthält eine Stelle, worin über den Anfang von 
Roths Missionstätigkeit in Agra berichtet wird. Die Stelle lautet 
nach der im K. Allgemeinen Reichsarchiv 3 zu München verwahrten 
Handschrift wörtlich wie folgt: 

,Agram regiam Mogoris metropolim delatus, statim se totum 
animarum saluti procurandae dedit, quod intentum suum ut cum maioi-i 
successu exequeretur ; primo totis viribus incubuit ad linguam sacram 
gentilibus, quam Sanseretanam (sie) appellant, hactenus nulli Euro- 
paeo notam et solum Gentilium sacrificulis, quos Brachmänes vocant, 
familiärem, nec ab illis facile extorquendam et addiscendam. Quod 
ingenti labore ac patientia sex annorum spatio assecutus est, non 
solum linguam illam et pronuntiatione et characterum multitudine dif- 
ficillimam prae omnium Europaeorum penetrando; sed quam maxime 
Gentilium fabulosos errores superstitionesque hac sola lingua contentos 

1 Fr. Schlegel, Über die Sprache und Weisheit der lädier (1808), S. xi, führt 
die ihm bekannt gewordenen Deutschen an, die sich mit dem Studium der altindischen 
Sprache beschäftigt haben. An erster Stelle nennt er den Missionarius Heinrich 
Roth, der im Jahre 1664 ,die sanscretanische Sprache erlernt, um mit den Brah- 
minen disputiren zu können'. — Ich weiß nicht, wem Schlegel diese Worte ent- 
lehnt hat. Doch gehen sie in letzter Instanz ohne Zweifel auf die oben aus Roths 
Brief angeführte Stelle zurück. 

2 Bekannt durch seine kühne Landreise von Peking nach Agra, die er im 
Jahre 1661 in Gemeinschaft mit dem Belgier Albert de Dorville ausführte; siehe 
Huonder, a. a. O., S. 17. 187. 201. Hugh Murray, Histoi-ical aecount of discoveries 
and travels in Asia i (1820), 436 ff. 

3 Jesuitica in genere, fasc. 13, nr. 215; fol. £48. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Hanscrit. 



99 



ingenue detegendo; quo factum est, ut non pauci veritatem Christia- 
nam agnoverint Christoque nomen dederint, quos inter primos tenuit ille 
Brachman, qui hac in lingua Patri Henrico Magister fuit.' 

Wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, daß sich Roth 
einmal der Form Hanscret, auf den Schrifttafeln bei Kircher, und 
einmal der Form Sanscret, in dem vorhin angeführten Briefe, bedient 
hat. Offenbar waren ihm beide Formen geläufig. Es bleibt nur 
übrig, Hanscret für eine eigentümliche Aussprache des Wortes 
Sanscret zu halten. Diese Auffassung des Verhältnisses beider For- 
men zueinander ist nicht neu. Lorenzo Hervas — der sich haupt- 
sächlich auf die Angaben des Karmeliters Paülinus a S. Bartholomaeo 
stützt — zählt in seinem Catdlogo de las lenguas de las naciones 
conocidas n, 121, die verschiedenen Namen auf, mit denen die Euro- 
päer die heilige Sprache der Brahmanen bezeichnet haben, gibt eine 
Bemerkung über die ursprüngliche Bedeutung des Namens grandon 
und fährt dann fort: Los demas nombres de la lengua sagrada pro- 
vienen de una misma palabra radical, desfigurada ya con la di- 
versa pronunciacion de los brahmanes de diferentes lenguages, y 
ya con la pronunciacion tambien diversa de los europeos, que la 
han oido ä los brahmanes. El nombre hanscret, que usa Kircher, 
es de un celebre misionero, llamado Roth, del Mogol, y se usa por 
los brahmanes de Agra y Deli, capitales del imperio del Mogol . . . 
(n, 123); und auf S. 131 f. bemerkt Hervas: Los brahmanes en todo 
el Indostan tienen una lengua y escritura, que usan solamente en 
las cosas de su religion; y tanto ä la lengua como ä la escritura 
llaman hamscret, samscred, etc. segun las diversas pronunciaciones 
de los dialectos indostanos que hablan. Und so hält denn auch 
Grierson, der vor nicht langer Zeit 1 die bei Bernibr und Lacroze 
vorliegende Form Hanscrit kurz besprochen hat, diese Form keines- 
wegs für eine falsche Form; er meint, der Ubergang des initialen s 
von , Sanskrit 4 in h sei, aus dem philologischen Gesichtspunkte be- 
trachtet, bemerkenswert, und fügt hinzu: c it seems to point to an 



Jouimal of the Asiatic Society of Bengal 1893, i, p. 43. 



7* 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



100 Theodor Zachariae. 

authority Coming from Eastern Bengal where s is in populär speech 
pronounced as h\ Über diese ostbengalische Aussprache des s 
äußert sich Grierson in der Linguistic Survey of India v, 1 ? p. 201, 
wie folgt: c It (Eastern Bengali) exhibits well-marked peculiarities of 
pronunciation, — a Cockney-like hatred of pre-existing aspirates, and, 
in addition, the regulär Substitution of an aspirate for a Sibi- 
lant. While Standard Bengali is unable to pronounce sibboleth, 
except as shibboleth, 1 Eastern Bengali avoids the sound of sh y and 
has c hibboleth 3 \ 

Der Form ,shibboleth' zunächst entspricht die Form ,Shan- 
scrit^ — eine Form, die oft genug angetroffen wird; vgl. z. B. 
; Hobson-Jobson' u. d. W. Sanskrit oder, um ein wenig bekanntes Bei- 
spiel anzuführen, Fr. Gladwins ,Specimen of an Asiatic Vocabulary' 
(im Anhang zu: Ayin Akbary . . . translated from the original Persian, 
London 1777). Es darf hier wohl auch daran erinnert werden, daß 
einst Fr. Ellis in seiner Abhandlung 2 über die Pseudo- Vedas aus 
Schreibungen wie Chamo Bedo d = Sämaveda, oder chorbo = sarva den 
Schluß zog, die Originale jener Vedas müßten entweder in Bengalen 
(oder Orissa) entstanden oder von einem Manne verfaßt worden sein, 
der dort die Elemente des Sanskrit erlernt hatte. 

Der Form ,hibboleth' aber entsprechen die Formen Hanse r et 
bei Roth, Hanscrit bei Bernier. Indessen ist nicht anzunehmen, 

1 Vgl. Linguistic Survey of India, v, 2 p. 2. Grierson, The Languages of India, 
Calcutta 1903, p. 53. 

2 Account of a Discovery of a modern imitation of the Vedas, with Remarks on 
the Genuine Works. By Francis Ellis. — Asiatick Researches xiv (Calcutta 1822), p. 3. 12 f. 

8 Der Titel des berufenen Ezour Vedam lautet eigentlich: Jozour Bed, wie 
Ellis p. 19 gezeigt hat. Vedam ist die südindische, speziell tamulische Form 
des Wortes Veda (Bürnell, Indian Antiquary vm, 99), im Gegensatz zur bengalischen, 
überhaupt nordindischen Wortform Bed, Bedo (,Hobson-Jobson* s. v. Vedas). 
Beide Formen (,Vedan ou Bed 4 ) kennt der wohlunterrichtete Pater Pons; den 
ersten Veda nennt er Roukou Vedan, ,ou, selon la prononciation Indoustane, Rec- 
bed 4 {Lettres ddißantes et curieuses xiv, 75). Die nordindische Form mit initialem b, 
also Bed oder Beth, gebraucht, wie nicht anders zu erwarten, Francas Bernier 
(s. oben). Bernier schreibt auch Bechen oder Besehen für Vi§nu; Roth schreibt 
Bexno, Barahautar (= Vi§nu, Varähävatära), s. Kircher, China illustrata, p. 157. 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Hanscrit. 



101 



daß diese Formen gerade die ostbengalische Aussprache des 
Wortes Sanskrit darstellen. 1 Bernier hat allerdings, wie er selbst 
berichtet (Voyages n, 329), das Königreich Bengalen zweimal besucht; 
aber längere Zeit hat er sich daselbst, soviel bekannt, nicht aufge- 
halten. Der Missionar Roth hat, nach Kirchers Bericht, Bengalen 
auf seiner Reise vom Süden nach dem Norden Indiens berührt; 2 
die Stätten seiner Wirksamkeit jedoch und mithin die Stätten, wo 
er längere oder kürzere Zeit verweilte, waren, nach dem oben an- 
geführten Elogium: Salsette 3 bei Goa; Vitzapor; 4 und endlich 
Agra. Hier war es, wo er das Sanskrit erlernte, hier traf er mit 
Bernier zusammen. Ich denke, wir gehen nicht fehl, wenn wir an- 
nehmen, daß Hanscret eine vulgäre nordindische Aussprache 
des Wortes Sanskrit ist, die Roth und Bernier in Agra gehört 
haben. Die Neigung, den Zischlaut s durch den Hauchlaut h zu 
ersetzen, ist in den neuindischen Sprachen arischen Ursprungs weit 
verbreitet. 'The sibilant has a tendency*, schreibt John Beames 5 , 

3 Sollte vielleicht der oben zitierte Degrandpre die Aussprache ,Hanscrit c in 
Bengalen gehört haben? 

2 (P. Henri cus Rhodius) ex Goa in Mogolum Regnum missus in Dalcan [cfr. 
,Hobson-Jobson* s. v. Idalcan], quod modo Regnum Visipor dicitur, Gati monte superato 
venit in Colconda, et hinc in Montipur et recto in Boream itinere Bengalam et 
Decanum Regnum, et hinc per Delhi urbem rectä Agram Mogidi Regis curiam per- 
venit. — Kircher, China illustrata, p. 90 sq. 

3 Über dieses Salsette vgl. ,Hobson-Jobson c Sm v . Salsette, b. — Der Ort, wo 
Roth seine Missionstätigkeit begann, heißt Cucullin [um]: in der Geschichte der 
katholischen Missionen bekannt als die Stätte, wo Rudolphus Aquaviva und vier 
andere Missionare den Märtyrertod erlitten; Nuove Lettere delle cose del Giappone. 
In Venetia 1585, p. 175 — 188. Stöcklein, ,Weltbott l v, p. 82. Müllbauer, Geschichte 
der katholischen Missionen in Ostindien (1851), S. 100 f. 

4 D. h. Bijapür. Dorthin begab sich Roth als Dolmetscher eines portu- 
giesischen Gesandten (tanquam socius legati Lusitani eiusque interpres), olfenbar, 
weil er, Roth, der Landessprache mächtig war. Überhaupt wird ihm eine große 
Sprachkenntnis nachgerühmt: omnes ferme linguas Orientales ex felicitate memoriae 
addidicit, ut sine difficultate, tanquam in iis natus, et legere et scribere et cum 
quovis erudito conversiiri potuerit. — Roths Aufenthalt in Bijapür währte nicht lange. 



A comparative grammar of the modern Aryan languages of India i (1872), 



p. 258, cfr. p. 75. Siehe auch Grierson, Zeitschrift der deutschen morgenländischen 
Gesellschaß 50, 17 ff.; Journal E. Asiatic Society 1901, p. 788. 




Original from 
C0RNELL UNIVERSITV 



102 Theodor Zachariae. 

'more or less developed in all the languages, though culminating 
in Sindhi and Panjäbi, to pass into h\ Genaueres hierüber werden 
wir ohne Zweifel erfahren, wenn die noch ausstehenden Bände der 
,Linguistic Survey of India' veröffentlicht sein werden. Vorläufig 
will ich auf eine Äußerung von Grierson über die Aussprache des 
s als h verweisen. In einer Charakteristik der Räjasthänl-Sprache be- 
merkt er: c Like Sindhi and other north-western languages, vulgär 6a- 
jaräti 1 pronounces s as h. So also do the Speakers of certain 
parts of Rajputana 3 (The Languages of India } Calcutta 1903, p. 89). 

Zum Schlüsse will ich ein Zeugnis anführen für die Aussprache 
des $ als h in der (ehemaligen) Provinz Gujarät. Ich verdanke 
dies interessante Zeugnis einer gütigen Mitteilung des Herrn William 
Irvine 2 in London» 

Der Pater Joseph Tieffentaller 3 hat seiner Beschreibung 
Indiens, die Johann Bernoulli in deutscher und französischer Über- 
setzung herausgegeben hat, eine Reihe von kleinen Abhandlungen 
vorausgeschickt, deren eine 4 sich mit dem Ursprung des Namens 

1 Vgl. Beames, Comparative grammar i, 77. Bhandarkar, Journal of the 
Bombay Brauch of the Royal Asiatic Society xvn, 2, p. 156 (Gujarätis, especially of 
the uneducated classes, pretty freely pronounce s as h). 

* Derselbe Gelehrte macht mich auf das Wort hün (Name einer Münze) auf- 
merksam; nach Yule-Bijrnell ^Hobson-Jobson' s. v. Pagoda) ,no doubt identical with 
sonä, and an instance of the exc hange of h and **. Indessen diese Etymo- 
logie steht keineswegs fest. Nach Wilson stammt das Wort vom kanaresischen honnu 
(Gold); siehe ,Hobson-Jobson' s. v. Hoon. 

8 Bernoulli, dem viele gefolgt sind, schreibt den Namen: Tieffenthaler, aus 
einem, wie mir scheint, ganz nichtigen Grunde; vgl. die Vorrede zur Description 
de VInde, Tome I. Nouvelle ed., Berlin 1791, p. xvm. Man sollte aber aufhören, 
den Namen so zu schreiben, denn der Missionar schrieb seinen Namen: Tieffen- 
taller, und nie anders. Vgl. namentlich den zu wenig beachteten Aufsatz von 
A. S. Allen in den Proceedings of the Asiatic Society of Bengal 1872, p. 59: Note on 
Father Tieffentaller^ of the Society of Jesus and Missionar*/- Apostolic in India. — 
Nach Allen starb übrigens Tieffentaller nicht, wie Huonder, a. a. O., S. 179, an- 
gibt, ,um 1770', sondern am 5. Juli 1785. 

4 Ich kann sie nur in der französischen Übersetzung benutzen: Des- 
cription historique et geographique de VInde, Tome i., nouv. £d., Berlin 1791, p. 29 
bis 30. Die oben mitgeteilte Anmerkung Anquetil Duperrons findet man auch 
in der deutschen Übersetzung, Band n, Teil n, Berlin und Gotha 1788, S. 185. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Hanscrit. 103 

, Indien' beschäftigt (Unde Indiae nomen impositum?). Tiepfentaller 
erklärt hier die Ansicht der Europäer, der Name Indien sei von 
dem Flusse Indus abzuleiten, für einen Irrtum, Der Name Indus 
sei durchaus fremd und unbekannt ,aux gens du pays et aux nations 
voisines' (incolis et accolis). ,Le fleuve que les Europ^ens, trompös 
par quelque ressemblance du son, nomment Ylndus, et qui separe 
l'Indoustan de la Perse, se nomme chez les naturels du pays: Sindh, 
en ajoutant k la fin la lettre A; et les Persans le nomment Aha 
Sindh; ce qui signifie les eaux du Sindh (aqua Sindhi). II est 
faux par cons^quent que le pays ait etö nommö d'aprfes le fleuve 
dont je viens de parier; car si celk etoit il faudroit dire Sindhe et 
non Inde. (Sindhia non India,) la lettre S n'^tant pas si difficile 
a prononcer que les Grecs et les Europeens eussent du Toter du 
mot Inde*. 

Anquetil Duperron, der eine Reihe von Anmerkungen zu 
Tieffentallers Werk geliefert hat, bemerkt hierzu: ,Dans la langue 
Indoustanne Yh et Ys sont quelque fois prises l'une pour l'autre: 
ainsi il y a des gens qui disent Hourat au lieu de Sourat, 
(Surate).' Danach hat also Anquetil Düperron ; der lange genug 
in Surat gelebt hat, um das, was er behauptet, wissen zu können, 
den Namen dieser Stadt als ,Hurat' aussprechen hören. Schwerlich 
aber hat man jemals Hurat geschrieben; wenn auch Bernoulli 
im Vorwort zur französischen Ausgabe von Tieffentallers Werk i, 
S. xix, frischweg behauptet: II y a des gens qui ecrivent Hourat 
au lieu de Surate. 



Cr\rsn\c> Original fronn 

CORNELL UNIVERSITY 



Anzeigen. 



F. Thureau- Dangin, Die sumerischen und akkadischen Königsin- 
schriften (= Vorderasiatische Bibliothek, i. Band, Abteilung l). 
Leipzig, J. C. HiNRiCHs'sche Buchhandlung, 1907. 8°. XX, 275 S. 
M. 9— , geb. M. 10 — . 

Die neugegründete , Vorderasiatische Bibliothek', deren erster 
Band hier besprochen werden soll, stellt sich zur Aufgabe, ,diejenigen 
Urkunden in Umschrift und Übersetzung zusammenzustellen und all- 
gemein zugänglich zu machen, die für die Kunde des Alten Orients 
maßgebend sind'. Den bei weitem größten Teil dieser Urkunden 
liefert die Keilschriftforschung und so beginnt die , Vorderasiatische 
Bibliothek' naturgemäß mit den Inschriften der altbabylonischen Kö- 
nige. Der vorliegende erste Band derselben, der von dem französi- 
schen Assyriologen F. Thureau-Dangin bearbeitet ist, enthält in der 
Hauptsache die sumerisch oder semitisch abgefaßten Inschriften der 
altbabylonischen Könige und Patesis, die vor der Hammurabi- 
Dynastie Babylonien ganz oder nur teilweise beherrschten. Kurz 
vor dem Erscheinen dieses Bandes hat Thureau- Dangin seine Arbeit 
auch in der französischen Sprache — unter dem Titel: Les inscrip- 
tions de Sumer et d'Akkad. Paris, E. Leroux, 1905 — erscheinen 
lassen. 

Die Aufgabe, der sich Thureau-Dangin bei der Herausgabe 
dieses Bandes gegenüberfand, war eine äußerst schwierige. Die 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Die sumerischen und arkadischen Königsinschriften. 105 

Mehrzahl der hiehergehörenden Inschriften ist sumerisch abgefaßt 
und bietet bei dem jetzigen Zustand der sumerischen Philologie dem 
Ubersetzer nur allzuoft die größten Schwierigkeiten. Auch paläo- 
graphisch sind diese in der archaischen Keilschrift geschriebenen 
Inschriften nicht leicht zu behandeln; nicht selten stoßen wir in den- 
selben auf Schriftzeichen, die der Identifizierung noch harren oder 
deren Lesung zum mindesten noch zweifelhaft ist. Hierzu kommt 
noch der Umstand, daß der Herausgeber — wenn wir von seinen 
eigenen hiehergehörenden Arbeiten absehen — verhältnismäßig nur 
geringe Vorarbeiten (Amiaud, Jensen u. A.) vorfand. Viele der von 
ihm in diesem Bande behandelten Inschriften waren bis jetzt gar 
nicht übersetzt und auch bei denen, von welchen eine Übersetzung 
bereits vorlag, konnte sehr oft von einer bis in alle Details gehenden 
und auf der Höhe der Wissenschaft stehenden Durcharbeitung so 
gut wie keine Rede sein. 

Als Ergebnis seiner Arbeiten legt uns nun Thureau-Dangin ein 
Werk vor, das in allen Beziehungen als eine glänzende Leistung 
bezeichnet werden muß. Ja der Ref. steht nicht an, es als das wich- 
tigste der in dem letzten Dezennium erschienenen assyriologischen 
Werke — und an tüchtigen Arbeiten war die Assyriologie in den 
letzten Jahren wahrlich nicht arm — zu bezeichnen. Für den Hi- 
storiker ist dieses Werk, das die Inschriften der altbabylonischen 
Könige in der Umschrift ediert und philologisch genau übersetzt, eine 
Sammlung der wichtigsten Quellen für die Geschichte Vorderasiens 
im 3. Jahrtausend v. Chr. Es wird den Fachmann in die Lage ver- 
setzen, sich von den verwickelten politischen Verhältnissen des alten 
Babyloniens ein klareres Bild zu machen, als dies bis jetzt möglich 
war. Manche Frage der altbabylonischen und altorientalischen Ge- 
schichte dürfte dadurch der Lösung nähergebracht werden. Auch 
der Kultur- und Religionshistoriker wird in diesem Buche eine un- 
ermessliche Fülle wertvollen Materials finden, das, gesichtet und 
verarbeitet, unsere Kenntnis der babylonischen Kultur und Religion 
in hohem Maße bereichern wird. Der Löwenanteil der Beute scheint 
jedoch dem Philologen zufallen zu sollen. Die ältesten sumerischen 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



106 F. Thureau-Dangin. 

Texte, deren Sumerisch von semitischen Einflüssen noch ganz oder 
sogut wie ganz frei ist, liegen uns hier endlich in einer peinlich 
genauen Umschrift 1 und Übersetzung und in einer möglichst voll- 
ständigen Sammlung vereinigt vor. Und aus diesen Texten ergibt 
sich bei näherer Betrachtung ein Bild der sumerischen Sprache, 
das von dem aus den späteren bilinguen Texten gewonnenen in 
vielen Punkten nicht unwesentlich abweicht. Es stellt sich heraus, 
daß das Sumerische ursprünglich doch nicht so regellos war, wie es 
uns — zum Teil mit Recht, zum Teil jedoch mit Unrecht — auf 
Grund der bilinguen Texte bis jetzt erschien. Einige seiner philo- 
logischen Ergebnisse hat Thureau-Dangin in ZA. xx, S. 380 ff. (unter 
dem Titel: ,Sur les pr^fixes du verbe sumerien') veröffentlicht. Er 
zeigt hier, daß i oder e im Sumerischen die Endung des Nominativs 
und Akkusativs und a die des Dativs Sg. ist; er stellt fest, daß das 
Verbalpräfix na = ,ihm', ni = ,ihn' und ne = ,ihnen' ist, und gibt 
weiter eine einleuchtende Deutung auch der übrigen Verbalpräfixe 
des Sumerischen. Diese Beobachtungen dürfte die Zukunft noch 
vermehren und so erscheint die Hoffnung vollkommen gerechtfertigt, 
daß die Assyriologie bald in der Lage sein werde, eine die Forde- 
rungen der modernen Sprachwissenschaft erfüllende Grammatik des 
Sumerischen zu liefern. Damit wäre aber eine der Hauptaufgaben 
der Assyriologie vollbracht. Wenn sich Thureau-Dangin, der das 
gesamte Material in dem Maße, wie sonst wohl kaum jemand, be- 
herrscht, entschließen sollte, die so dringend nötige sumerische Gram- 
matik zu schreiben, so wäre dies im Interesse der Wissenschaft nur 
wärmstens zu begrüßen. 

Thureau-Dangin schickt seinem Buche eine Einleitung voraus, 
die dem Leser einen historischen Überblick über die in dem Buche 
berücksichtigte Epoche bieten soll. Es folgen dann zunächst die In- 

1 Thureau-Dangin bat für das Sumerische sein eigenes Umschriftsystem. 
Schade, daß er seinem Buche nicht eine Zeichenliste (eventuell ohne Keilschrift- 
zeichen, nur mit Hinweisen auf Brünnow, Meissner und die einzelnen Vokabulare) 
mit Umschriften beigefügt hat; das Buch würde dadurch, soweit die Umschrift in 
Betracht kommt, also in paläographischer und philologischer Hinsicht, an Benutz- 
barkeit viel gewonnen haben. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Die sumerischen und arkadischen Königsinschriften. 107 



Schriften der Könige und Patesis von LagaS -Telloh (Abschnitt i). 
Es ist dies der Hauptteil des Buches; er allein umfaßt die Seiten 
2 — 150, während die Inschriften aus den übrigen Städten Babylo- 
niens usw. (Abschnitt n — xxi) sich nur auf 72 SS. (S. 150 — 222) ver- 
teilen. Die Inschriften des ersten Abschnittes stammen fast ausnahms- 
los aus Telloh; aber auch viele von den Inschriften der übrigen Ab- 
schnitte sind in Telloh gefunden worden : so ist Thureau-Dangins Buch 
auch ein sehr beredtes Zeugnis für die epochale Bedeutung der Aus- 
grabungen de Sarzecs in dieser südbabylonischen Stadt. Aus dem 
ersten Abschnitt seien hier besonders die wichtigen Übersetzungen 
der Geierstele Eannatums, der Kegelinschriften Urukaginas und der 
äußerst schwierigen Zylinderinschriften Gudeas hervorgehoben. Ab- 
schnitt ii enthält die bis jetzt bekanntgewordenen Inschriften der 
Herrscher von Umma (so [oder Alma?] ist jetzt statt des Thureau- 
ÜANGiN'schen GiShu zu lesen; s. meine Ausführungen in ZA. xx, 
S. 421 ff.), worauf als Abschnitt in — v je eine Inschrift von feuruppak, 
Kisurra und Adab folgt. Abschnitt vi faßt die in Niffer gefundenen 
Inschriften der Könige Lugalzaggisi, Lugalkigubnidudu, Lugalkisalsi, 
En§a(g)kusanna und eines mit Namen unbekannten Königs, der den 
König Enbi-IStar von Kis bekämpfte, zusammen. In dem Abschnitt vn 
sind die Inschriften der Patesis und der sonstigen Bürger von Nippur 
vereinigt. Die Abschnitte vm und ix enthalten die wichtigen, meist 
semitisch abgefaßten Inschriften der Herrscher der Städte Kis und 
Akkad. In den Abschnitten x — xvin sind die spärlichen Inschriften 
der Herrscher von Mari (x), Gutiu (xi), Hursitu (xn), Lulubu (xm), 
Ganhar (xv), Asnunak (xvi), Der (xvn) und Kima§ (xvm), wie auch 
eine stark zerstörte Stele aus Scheichan (xiv) angeführt. Abschnitt xix 
enthält die in Susa gefundenen Inschriften der susischen Herrscher, 
Abschnitt xx faßt die Inschriften der Könige von Sumer und Akkad, 
d. i. der Dynastien von Ur, hin und Larsa, zusammen und der Ab- 
schnitt xxi, der letzte, behandelt endlich die Inschriften der Könige 
von Uruk. 

Ein Anhang verzeichnet weiter alle bisher bekanntgewordenen 
Daten aus dieser Zeit der babylonischen Geschichte und ein von 




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CORNELL UNIVERSITV 



103 



MOSKS SCHORR. 



St. Langdon zusammengestelltes Verzeichnis der Eigennamen und 
wichtigsten Kultgegenstände beschließt sodann das schöne Werk, das 
des wärmsten Dankes der Fachgenossen sicher sein darf. 



(Sitzungsber. d.phil. hist. Kl. der Kais. Akad. d. Wissensch, in Wien, 
155. Bd., 2. Abh.) 1907. 

Seit der Auffindung und Publikation des Kodex Hhmmurabi 
hat die vergleichende Rechtsforschung das altbabylonische Recht in 
weiterem Umfange als vorher in den Kreis ihrer Untersuchungen ein- 
bezogen. Was die Kunstgeschichte schon längst getan hat, dem 
kann sich nunmehr auch die Jurisprudenz, nachdem die Philologie 
ihr den Weg gewiesen hat, auf die Dauer nicht entziehen. Der Ein- 
fluß Vorderasiens auf die abendländische Zivilisation des Altertums 
ist eine Frage, deren Beantwortung die vergleichende Kulturgeschichte 
auf allen Punkten wird in Angriff nehmen müssen. 

Die großen direkten oder indirekten Zusammenhänge, in denen 
das altbabylonische Recht teils zu vorderasiatischen, semitischen 
Rechten, teils — durch diese — zu abendländischen Rechtsinstitu- 
tionen steht (Exodus, Talmud, syrisch-römisches Rechtsbuch, grie- 
chisches Recht, xn Tafeln), hat D. H. Müller herausgearbeitet in 
seinem Kommentar zum Kodex Hammurabi und in zahlreichen Ar- 
tikeln, welche die letzten Jahrgänge dieser Zeitschrift brachten; 
(besonders Bd. xix, 139 — 195 über das syrisch-römische Rechtsbuch). 
Dazu kam in seinen rechtsvergleichenden Studien Semitica i. n. der 
Nachweis einer Rechtsübernahme (Mosaisches -Armenisches Recht), 
welche für die vergleichende Rechtsbetrachtung insofern großen me- 
thodologischen Wert hat, als sie zu älteren, nur auf Umwegen zu er- 
schließenden ähnlichen Vorgängen eine handgreifliche Parallele bildet. 



Friedrich Hrozn*. 



Dr. Moses Schorr, Altbabylonische Rechtsurkunden aus der Zeit der 
L babylonischen Dynastie (Umschrift, Übersetzung und Kommentar). 




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Altbabylonische Rechtsurkunden etc. 



109 



Wenn nun das Gesetzbuch König Hammurabis besonders bei 
richtiger Erkenntnis seiner Komposition , wie sie D. H. Müller ver- 
tritt, an und für sich genügt, um die babylonischen, weiterhin semiti- 
schen Rechtsinstitutionen aus ihrer isolierten Stellung herauszureißen 
und mitten in die Kulturfermente der antiken Mittelmeerländer zu 
werfen, tuen die Kontrakte noch ein übriges nach der praktischen 
Seite hin. Auch das praktische Rechtsleben der Babylonier scheint 
auf abendländische Rechtsgepflogenheiten und Zeremonien abgefärbt 
zu haben, wie gerade Schorr an einer sehr interessanten Stelle seines 
Buches nachweist (p. 106); und darüber wird wohl aus den Kon- 
trakten noch weitere Belehrung zu schöpfen sein. Nun besitzen wir 
aus vor- und nach^ammurabischer Zeit reiches .urkundliches Material, 
welches das Gesetzbuch zum Teil illustriert, zum Teil sogar ergänzt. 
Wiederum ist es Schorr, der in einer später noch zu erwähnenden 
Schrift 1 auf nicht weniger als fünf Rechtsinstitute hinweist, die vom 
Kodex Hammurabi, wenigstens in der uns erhaltenen Form, 
nicht normiert, aus den Urkunden nachzuweisen sind: 2 Sozietät, 
Rückkauf, Tausch, Vollmacht, Schuldassignation. Dazu mag als Pen- 
dant angeführt werden, daß die von Müller mit viel Scharfsinn 
unternommene Rekonstruktion der §§ 98 ff. von den Urkunden be- 
stätigt wird. 3 

Wenn auch schematisch und formelhaft abgefaßt, sind diese 
Urkunden keineswegs leicht zu interpretieren, in ihrem juristischen 
Sinn und Inhalt ohne weiteres schnell zu erfassen. Die Terminologie 
festzustellen, die Bedeutung öfters begegnender, noch unerklärter 
Formeln und Ausdrücke, die gerade für das Wesen der beurkundeten 
Rechtsgeschäfte bezeichnend sind, eindeutig zu bestimmen, wird erst 
die Vollständigkeit des Materials ermöglichen, oder dessen tunlichst 
große Mannigfaltigkeit, die Vergleiche gestattet. Das nächste Desi- 



1 Kodeks Hammurabiego a 6wczesna praktyka prawna. 

2 Die Lücke nach § 65 wird bis zu einem gewissen Grade verantwortlich sein. 

3 Schorr, im Extraü du Bulletin de VAcadimie des Sciences de Ch'acovie. Juin, 
Juillet 1907, p. 88. 




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110 



Moses Schorr. 



deratum ist daher die Publikation aller erhaltenen Kontrakte 



85 Rechtsurkunden aus der Zeit der i. babylonischen Dynastie 
legt uns M. Schorr in einer trefflichen Arbeit vor, die über dieses 
Desideratum hinausgehend und weiter ausgreifend, es nicht unter- 
läßt, auch größere Zusammenhänge zu beachten. Die allgemeinen 
Ergebnisse sind zum Teil im Vorwort niedergelegt; zum Teil wurden 
sie aber vom Verfasser mit Heranziehung anderer Materialien zu 
einer selbständigen Arbeit erweitert, über welche ein kurzer Vor- 
bericht schon vorliegt. 1 Sie betreffen im allgemeinen das Verhältnis 
der Theorie zur Praxis im altbabylonischen Rechtsleben, worüber 
schon B. Meissner 2 und D. H. Müller 3 geschrieben haben, und im 
besonderen die Frage nach der Existenz einer Appellation, beziehungs- 
weise Wiederaufnahme einer Klage in derselben Sache. 4 Aber schon 
aus dem Vorwort der hier zu besprechenden Schrift erhellt in der 
klaren Darstellung des Verfassers eine Tatsache von fundamentaler 
Bedeutung: daß nämlich mit Anbruch der neubabylonischen Periode 
eine durchgreifende Neuordnung der Rechtsverhältnisse eintritt; wo- 
bei nicht bloß der Rechtsgeist dieser Zeit ein völlig anderer, sondern 
auch die Rechts spräche, der bureaukratische Kanzleistil ein ganz 
neuer wird. Dieser Abschnitt bezeichnet gewissermaßen eine Eman- 
zipation des babylonischen Rechtes vom Sumerismus; denn das alt- 
babylonische Recht ist zumindestens in seiner sprachlichen, genauer: 
graphischen und syntaktischen Einkleidung vom Sumerischen abhängig, 
während die Rechtsinstitutionen ihrem Wesen nach sehr wohl semi- 
tisch sein können, wenn auch ihren Formen Spuren sumerischen 
Einflusses anhaften. 

Die vorliegenden Urkunden bewegen sich auf den verschie- 
densten Rechtsgebieten, als da sind: Kauf, Tausch, Darlehens- 

1 Extraü du Bulletin de VAcaddmie des Sciences de Cracovie, Juin, Juillet 1907, 
p. 87 ff. 

2 MM. d. Vorderas. Oesellsch. 1905, 4 (p. 25—71). 

3 Semüica i, p. 19 ff. 

4 Altbabylon. Rechtsurk., p. 25 f., 66, 163. 



und zwar in Transkription und mit Übersetzung. 




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Altbabylonische Rechtsurkunden etc. 111 

geschäfte; Schenkung, Miete, Adoption ; Freilassung von Sklaven, 
Erbteilung; und endlich: Gerichtsprotokolle. Als nachahmenswert 
will ich ; was die äußere Form der Edition betrifft, gleich hervor- 
heben: die Umschrift des Textes und seine deutsche Wiedergabe in 
parallelen Kolumnen; und, was die Übersicht besonders erleichtert: 
ihre Zerlegung in einzelne, auch äußerlich kenntlich gemachte Sinnes- 
abschnitte. 1 In der Hand des Verfassers hat dieser rein praktische 
Kunstgriff eine methodologische Erkenntnis gefördert, und zwar die: 
daß die Urkunden je nach ihrem Inhalt ein stilistisch wie syntaktisch 
feststehendes Schema aufweisen; so sehr, daß in zweifelhaften Fällen 
aus dem Schema auf den Inhalt geschlossen werden kann. Ähnlich 
verhält es sich ja bei Inschriften: Bau-, Weih- oder Grabinschriften 
sind je nach einem bestimmten Muster stilisiert. 2 So gelang es dem 
Verfasser, eine ganze Reihe von Verträgen nach diesem Kriterium 
richtig zu bestimmen und zu erklären. 3 

Ein weiteres Verdienst des Verfassers ist es, wenn wir nun in 
der präzisen philologischen und juristischen Erklärung der Termini 
um ein gutes Stück weitergekommen sind. Neben manchem anderen 
muß hervorgehoben werden die Deutung des in den Vertragsklauseln 
stets wiederkehrenden tarn = anfechten und ragdmu = klagen. 
Gut begründet und auch kulturhistorisch wichtig ist die Gleichung 
$asarum = Kataster; GI&-BAR mesefyu = ge&ichtes Maß; ana kabi 
= durch Vollmacht; mänahtu — Kosten,' vom Verfasser schon 
Bd. 18, p. 220 dieser Zeitschrift postuliert. Schorr erschließt end- 
lieh für E-NLDUB die semitische Lesung naspakum = Speicher. 
Auch für Grammatik und Syntax des Altbabylonischen fällt manches' 
ab; ich weise auf das hervorhebende und restringierende ma hin 
(p. 60 f.) und auf die Differenzierung des Akkusativ- und Dativ- 
objekts im Pronomen suffixum (p. 138 f.). Von den oben erwähnten 
Gleichungen kommt saSarum = Kataster und Ifabü = bevoll- 
mächtigen auf die Rechnung D. H.Müllers, der, wie der Verfasser 

1 Nach dem Muster von D. H. Müller, Semüica i, p. 20. 

* Vgl. D. H. Müller, Ezechiehtudien 49. 

8 Vorwort p. 2 und im einzelnen: p. 166, 178 u. ö. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



112 



Moses Schorr. 



im Vorwort und im Verlaufe seiner Abhandlung des öftern betont, 
die Interpretation dieser Verträge in philologischer wie juridischer 
Hinsicht bedeutend gefördert hat. Daß Schorr die Resultate der 
MüLLEitschen Hammurabiarbeit sich angeeignet und ebenso nützlich 
als scharfsinnig auf die Erklärung der Rechtsurkunden angewendet 
hat, versteht sich von selbst. Wie unverständlich ein altbabylonischer 
Kontrakt bleibt bei Mißachtung der subordinierenden, besonders kon- 
ditionalen Bedeutung des ma, hat Verfasser p. 12 f. seiner Arbeit 
so deutlich gezeigt, als man nur wünschen kann. 

Einige Kleinigkeiten anzuführen sei mir im folgenden gestattet. 
Zunächst zur Phrase: dinam Sühuzu. Sie kommt in Prozeß Urkunden 
und Protokollen vor, nicht in allen, bei Schorr in acht Fällen unter 
achtzehn, und zwar in diesem Zusammenhange: 1 

a) Nr. 10 (p. 37): Reklamation ("ps) — Betretung des Rechts- 
weges 2 — daiänü dinam iiSähizüsunütiuia — Strafe. 

b) Nr. 15 (p. 48 f.): Klage (an) — daiänü etc. — Zulassung 
der Angeklagten zum Eid — Ausgleich. 

c) Nr. 16 (p. 52): ,Prozeß' (pn) 3 — daiänü etc. — Eidliche 
Aussage des Angeklagten — Ausgleich. 

d) Nr. 21 (p. 64): Klage (an) — Betretung des Rechtsweges — 
dinam etc. — Reinigungseid des Angeklagten — Zurück- 
weisung der Klage. 

e) Nr. 25 (p. 73): Klage (an) — daiänü etc. — Strafe. 

f) Nr. 26 (p. 75): Reklamation (ipö) — daiänü etc. — Urteils- 
ausfertigung. 

g) Nr. 28 (p. 78): Klage (on) — daiänü etc. — Musterung 
im Kataster. — Urteil — Strafe. 

h) Nr. 72 (p. 167). Siehe weiter unten. 

Schon aus dieser Zusammenstellung erhellt, daß dajänü dinam 
uSdhizüsunütinia nicht bedeuten kann: ,nachdem die Richter ihnen 

1 Die einzelnen Prozeßmomente bezeichne ich mit Schlagworten. 

2 Damit markiere ich die Phrase: ana dajänitni Uikü u. ä. Vgl. Schorr, p. 66 f, 

3 idznüma »nachdem sie prozessiert*. Vgl. Schorr, p. 53; 67, wo es als Sy- 
nonymon von ragümu, pakäru etc. erwiesen wird. 




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Altbabylonische Rechtsurkunden etc. 



113 



(sc. den Parteien) das Urteil zur Kenntnis gebracht haben'. 1 Denn 
es würde dann die Urteilsverkündigung der Untersuchung v or an- 
gehe n, sei es daß diese durch eidliche Einvernehmung des Ange- 
klagten erfolgt wie in b) c) d) oder durch Musterung im Kataster 
wie in g); davon abgesehen, daß in b) und c) ein Ausgleich statt- 
findet, die Richter also zu dem Urteilsspruche in diesem Prozesse 
gar nicht kommen, den man sie vor dem Ausgleich ganz unnötiger- 
weise fällen läßt. Es wird also nichts übrig bleiben, als dinum auch 
an diesen Stellen mit Prozeß zu übersetzen, welche Bedeutung ja 
das Wort noch Nr. 9, Z. 7 tatsächlich hat. 2 Will man dem sühuzu 
die Bedeutung ,verkünden' 8 belassen, so dürfte der Sinn der Redens- 
art sein: ,nachdem die Richter ihnen (den Parteien) die Prozeß- 
Eröffnung), die Zulassung zum Prozeß verkündet', oder besser: 
,nachdem die Richter sie ihren Prozeß beginnen oder führen geheißen, 
ihren Prozeß eingeleitet haben', o. ä. 4 Dasselbe wird die Phrase 
auch an der von Schorr p. 93 angeführten Stelle aus Hainmurabis 
Briefen an Siniddinam bedeuten, 5 wo der König diesem befiehlt: 
dinam kima simdatim sühizsunüti ,laß sie den Prozeß nach dem 
Gesetz einleiten oder führen. 6 Dann wird aber auch in den oben 
skizzierten Urkunden a) e) f) ebenso übersetzt werden müssen, 
obwohl diese, weil ganz kurz gehalten, kein Kriterium an die Hand 
geben wie b) c) d) g), die uns die Sinnlosigkeit der bisherigen Auf- 

1 Meissner, Beiträge zum altbabylon. Frivalrecht, p. 125 erklärt: , Entscheidung 
wissen lassen 4 . 

2 ina dinim ilütunütima übersetzt Schorr: ,uachdem sie sie im Prozesse besiegt 
hatte', p. 3G; vgl. auch p. 53 und 67: dänu = prozessieren, rechten. 



4 [Vielleicht könnte man als Analogie dazu die Voruntersuchung unserer 
Strafrichter anführen, wonach erst der Beschluß der Ratskammer erfolgt, ob die 
Anklage zu erheben ist. D. H. Müller.] 

5 King, iii. 38. Die Situation ist da folgende: Hammurabi sendet den Ap- 
pellanten an Siniddinam. Dieser soll seine Klage untersuchen, auch die Gegen- 
partei kommen lassen und: dinam ktma etc. 

6 Ich würde, zwar nicht der Konstruktion, aber dem Sinne nach, die gleich- 
falls vom Richter der Partei gegenüber gebrauchte Redensart vergleichen : ana nU . . . 
naddnu ,zum Schwur bestimmen 4 . 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 8 



Schorr, p. 38. 




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CORNELL UNIVERSITV 



114 Moses Schorr. 

fassung erwiesen haben. Daß aber in h) [Nr. 72, p. 167] den Worten: 
daidnü dinam uSähizüSuniitima ein Zeugenverhör vorangeht, be- 
weist nichts gegen meine Argumentation; denn mit Zeile 25 beginnt 
da ein neuer Prozeß, wie schon Schorr p. 168 f. andeutet. 

Der Bedeutung des Schemas für die richtige Auffassung der 
altbabylonischen Verträge geschah schon oben Erwähnung. Ich 
möchte noch, an die Ausführungen Schorrs zu diesem Punkte an- 
knüpfend, bemerken, daß die formale Angleichung heterogener 
Kontrakte den alten Babyloniern nicht unbekannt war. 

Ich meine damit Urkunden, wie Schorrs Nr. 32, 54, 57, 61, 
62, 67, die von Schorr in Hinblick auf das Schema im allgemeinen 
als Darlehen, im besonderen, mit Ausnahme von Nr. 32 (Geld- 
darlehen), 57 (Sesamdarlehen) als Hofdarlehen bezeichnet werden, 
obwohl diese nach Schorrs eigener und zwar sehr richtiger Inter- 
pretation Kommissionsgeschäfte betreffen (Nr. 54, 61, 62, 67), hin- 
gegen eine Werklieferung vorliegt in Nr. 57, und Nr. 32 als eine 
Art Arbeitsvertrag anzusprechen ist. Es liegen also verschieden- 
artige Verträge vor, die in das stereotype Schema der Darlehens- 
quittung eingekleidet worden sind, 1 um gewisse Vorgänge auf ein- 
fachere zurückzuführen. So haben (Nr. 57) drei Brüder A, B und C 
ein bestimmtes Quantum Sesam ,geborgt' (iltekü). In der Tat haben 
sie es empfangen, um Öl daraus zu pressen. Nach einem Monate 
sollen sie das Ol abliefern. An Stelle der Zeitangabe für die Schuld- 
begleichung steht hier der Lieferungstermin der verarbeiteten Ware. 2 
— In Nr. 32 haben drei mit Namen genannte Männer X, Y und Z 
je zwei Sekel Silber von N. N. für die Ernte ^geborgt' (iltekü). ,Am 
Tage der Ernte' fährt der Kontrakt fort ,werden sie als Schnitter 8 

1 Beachte neben dem Schema auch N 3 p^ i 2. 

2 Daß es sich nicht um ein Darlehen handelt, das auch in anderer Form 
zurückerstattet, beglichen werden kann, erhellt aus Z. 10: ,nachdem sie den Sesam 
ausgepreßt haben werden*. So ist auch: libba SaluUi Samnim Z. 2 zu erklären. 
Vgl. Schorr, p. 137. 

8 So fassen auch D. H. Müller (briefliche Mitteilung) und Pick in der OLZ. 
vom 15. Ii. 1908 diese Stelle auf. Schorr: die Schnitter. Die Klausel dürfte der bei 
Meissner, Nr. 22 ähnlich sein; nur fehlt dort die Entsprechung für ,als Schnitter'. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Altbabylonische Rechtsurkunden etc. 115 

kommen. Wenn sie nicht kommen, [trifft sie] das Gesetz des Königs/ 
Ein gewöhnlicher Arbeitermietvertrag liegt da nicht vor, wie man auf 
den ersten Blick vermuten möchte; denn solche haben ihr eigenes, 
von diesem ganz verschiedenes Schema; 1 trotzdem müssen die als ,Ent- 
lehner' genannten drei Männer mit den verpflichteten Schnittern iden- 
tisch sein. Nun heißt es aber von ihnen nicht : ,Am Tage der Ernte 
werden sie eintreten', noch auch ,am . . . des . . . Monats sind sie 
eingetreten'; und dieses (erebu) wäre beim Mietvertrag der ter- 
minus technicus des Dienstantrittes, nicht das hier gebrauchte ; kom- 
men' (aldku). Der Fall wird wohl so liegen, daß X, Y und Z das 
Geld von N. N. empfangen haben, um es bei der Ernte 2 abzuar- 
beiten, aldku bedeutet technisch die Verpflichtung des Schuldners 
am Fälligkeitstermine vor dem Gläubiger zu erscheinen. — Die teil- 
weise Ähnlichkeit des Schemas in Kauf-, Darlehens-, Miet- 
verträgen, besonders freier und unfreier Arbeiter, hat schon Schorr 
p. 95 betont. Daß die oben erwähnten Kommissionsgeschäfte (Nr. 54. 
61. 62. 67) in die Form von Darlehensquittungen gebracht wurden, 
versteht sich um so leichter, als ja für die kreditweise vom Hof zum 
Vertrieb übernommene Ware Zinsen zu bezahlen waren. 3 Auffallend 
ist nur an diesen ^Darlehensgeschäften, daß der Rückzahlungstermin 
dem Ermessen des Hofes überlassen war; 4 , [Sobald] der Spediteur', 
oder ,am Tage, an welchem der Herold des Hofes wegen des Geldes 
Aufruf erlassen wird', o. ä. ersetzt die Zeitangabe für die Schuld- 
begleichung. 

Im Aussageprotokoll Nr. 73 wird, worauf mich mein Kollege 
Dr. P. Koschaker aufmerksam macht, Sikil kaspim kankam wohl 
eher als ,gemünztes Geld, aes signatum' zu fassen sein. (Meissner, 
Beiträge zum altbabylonischen Privatrecht, Nr. 50, Z. 18 [p. 50], 
p. 102 N. 1 und 133.) 

1 Vgl. Schorr, p. 95. 

2 Der Tag der Ernte, für den die Schnitter benötigt werden, ersetzt den 
Rückzahlungstermin bei den eigentlichen Darlehensquittungen. 

3 Nr. 54, Z. 10, Schorr, p. 130 f. 

4 ,Am Tage, an welchem der Hof das Geld zurückverlangen wird 4 , Nr. 62, 12 ff. 

8* 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



116 M. Schorr. Altbabylontsche Rechtsurkünden etc. 

Zum Schluß meiner Besprechung kann ich nur dem Wunsche 
Ausdruck verleihen, daß Schorr, welcher mit dieser ausgezeichneten 
Arbeit in die erste Reihe der berufenen Interpreten altbabylonischer 
Urkunden sich gestellt hat, in seiner kulturhistorisch wie philologisch 
gleich interessanten Arbeit mit demselben Erfolge fortfahre; und 
wenn er uns zu den vorliegenden 85 Urkunden acht Indices 1 gibt, 
so möge er dann auch ein Übriges tun und ein Verzeichnis der 
Personennamen hinzufügen; wie wichtig es für das Verständnis 
der Verträge werden kann, wenn man eine Statistik der Parteien: 
Kläger und Angeklagten, sowie der Zeugen bei der Hand hat, das 
hat uns Schorr selbst gezeigt bei Besprechung seiner Nr. 70, die er 
scharfsinnigerweise mit Nr. 21 zusammenbringt, worauf er in beiden 
zwei Phasen desselben Prozesses erkennt und den Sachverhalt zu 
rekonstruieren in die Lage kommt. 

Wenn ich überhaupt an dieser Edition etwas auszustellen hätte, 
so wäre es das Verzeichnis ,phonetisch geschriebener Wörter', welches 
m. E. besser als Glossar anzulegen wäre; dann hätte z. B. auch das 
ideographisch geschriebene ummdnu mit einem Hinweis auf UM-MI-A 
dort Platz finden können. Welche Wörter wichtig, welche minder 
wichtig sind, wird immer nur nach subjektivem Ermessen bestimmt 
werden können; und was heute nebensächlich erscheint, ob Einzel- 
wort, ob Phrase, dem wird vielleicht morgen durch alle Urkunden 
nachgegangen werden; darum bin ich für Konkordanzen. Warum 
soll z. B. das für mehrere Urkundengruppen charakteristische iltekit, 
ilteki nicht auch unter x 3 pb i 2 stehen neben ilki, ilkü etc., sondern 
bloß unter den ,häufigsten Ideogrammen' (p, 190, Kol. b Mitte) ohne 
Angabe seines Vorkommens? 

N. Rhodokanakis. 



M. J. de Goeje : Selections from Arabic Geographical Literature, edited 
with notes (Semitic Study Series edited by Richard J. H. Gottheil 

1 Einschließlich eines Literaturverzeichnisses. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



M. J. de Goeje. Selections from Arabic Geogr. Lit. 117 

and Morris Jastrow jr. Nr. vm). Leiden. Late E. J. Brill. 1907. 
x+ 114 S. in 8°. 

Dieses Bändchen der rasch beliebt gewordenen Sem. St. Ser. 
enthält Lesestücke aus den berühmtesten geographischen Werken 
der arabischen Literatur in glücklicher Weise zusammengestellt von 
dem Altmeister de Goeje, der bei der Auswahl den Gesichtspunkt 
festhielt, zu zeigen, wie die wichtigsten Punkte der islamischen Welt 
sich in der Beschreibung arabischer Autoren darstellen. Den Anfang 
macht die Beschreibung des Persischen Golfs aus den Masälik al- 
mamälik von al-Istahri, dann folgt die Schilderung von Sana 3 nach 
dem Kitäb al-Vläq an-nafisah des Ibn Rusteh. Aus dem Kitäb al- 
masälik wa-l-mamälik des Ibn Hordädbeh ist die Beschreibung des 
Bosporus abgedruckt, aus der Jazirah von al-Hamdani der Anfang 
des Kapitels Sifah ma^mur al-'ard (D. H. Müller st, 3 — 6) und 
die Aufzählung der Inseln (Müller ot ? IG — ov ? 8), aus dem Kitäb 
al-buldän von Ibn al-Faqih al-Hamadäni die Beschreibung der ara- 
bischen Halbinsel, aus der Reisebeschreibung des Ibn Jubair die 
Darstellung von Harrän, Mambij, Buzä'ah, Halab und Hamät, aus 
dem Mujam des Yäqüt die Artikel Bdbil und Diiinbäiuend, aus al- 
Muqaddasi (oder al-Maqdisi) die Schilderung des iranischen Wüsfcn- 
plateaus, aus den c AjWib al-Hind das Kapitel über Zanzibar. Daß 
diese Texte in mustergültiger Weise revidiert sind, ist selbstverständ- 
lich. Die Lektüre des Büchleins zu Studienzwecken ist also sehr zu 
empfehlen; die angehängten Noten werden dabei einigermaßen be- 
hilflich sein, obwohl man hier mitunter etwas mehr wünschen möchte. 
Die deutsche Ubersetzung der englisch abgefaßten Bemerkungen 
leidet nicht selten an einer gelinden Unbeholfenheit des Ausdrucks, 
was nicht etwa aus Pedanterie, sondern eben nur in Hinblick auf 
die Bestimmung für Studierende bemerkt sei. 

R. Geyer. 



f^rfconl*> Original fronn 

CORNELL UNIVERSITY 



Kleine Mitteilungen. 



Altpers. Sakaurim ein semitisches Lehnwort? — Da das 



Beh. IV 65 vorliegende Sakaurim jetzt durch wiederholte Kollation 
feststeht, so möchte ich die Frage stellen, ob es sich in dem Worte 
nicht um eine Ableitung der Wurzel npp handeln kann. Einem Plural 
*$akörlm steht, soviel ich weiß, nichts im Wege. Unter Annahme 
von Foys scharfsinniger Konjektur, die sich als richtig erwiesen hat, 
wäre der Sinn etwa: ,ich habe streng nach den Gesetzen einer un- 
parteiischen Gerechtigkeit gerichtet: und auch weder einem Verleumder 
noch auch einem . . . Gewalt angetan'. Dazu vgl. den ausdrück- 
lichen Zusatz in der ns. Version am Schluß von § 51 : appanlakkimme 
akkari uggi inne hutta, der zwar in uggi ein unbekanntes Wort ent- 
hält, im ganzen aber hervorheben zu sollen scheint, daß der König 
keinem Unschuldigen oder Ungehörten Gewalt angetan hat. 

Die Entscheidung wird zum Teil bei den Semitisten, zum Teil 
vielleicht wohl auch in der definitiven Lesung des auf sakaurim 
folgenden Wortes liegen. 

Zum Schluß mag daran erinnert werden, daß dieser ganze 
Paragraph, der zahlreichen abstrakt -politischen Begriffe wegen, 
äußerst schwierig ist, was auch darin zutage tritt, daß die ns. Ver- 
sion in arikka sicher, in iStukra wahrscheinlich, ein Lehnwort zu 
gebrauchen genötigt war. 

Louvain. W. Bang. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Kleine Mitteilungen. 119 

Ein Sanskrit-Rätsel, — Zu den interessantesten Kapiteln des 
von Käälnäth Päij(Jurafig Parab herausgegebenen Subhäshita-ratna- 
bhändägäram 1 gehören diejenigen, welche Rätselstrophen enthalten, 
sei es, daß das Rätselhafte in der Form oder im Inhalte derselben 
begründet ist. Wo der gelehrte indische Herausgeber die Lösung 
kannte, hat er sie gegeben. An anderen Stellen deutet ein Frage- 
zeichen an, daß das Rätsel ihm Rätselhaft' geblieben ist. Ein solches 
ungelöstes findet sich auf S. 294, Nr. 32 und lautet: 

Mit anderen Lesarten und der beigefügten Lösung fand ich dieses 
in der Tanträkhyäyika-Hs. R. 2 Auf den leeren , Schinutz- 
blättern' dieser Hs. haben verschiedene Hände allerlei kleine Texte 
— Grammatisches, Stotras u. a. — eingetragen, und unter diesen 
Einträgen befindet sich auch unser «er^t in folgender Form: 

Man übersetzt natürlich: ,Hari ging, nachdem er das Kumärasam- 
bhava gehört, seinen Sinn auf das Raghuvamäa richtend, in den 
Himmel, um denselben (eben diesen) Daäakantha (Rävana) zu töten.' 

Der Wortlaut ist klar; aber der Inhalt spricht aller Vernunft, 
aller Geschichte und aller Mythologie Hohn. Hari hat Kälidäsas 
Kumärasambhava gehört und verlangt, auch das Raghuvaipöa zu 
hören; statt dessen geht er aber in den Himmel, findet dort den 
nach Lanka gehörigen Rävana und tötet ihn, und das alles, nach- 
dem Kälidäsa die Tötung des Rävana durch Räma bereits besungen hat! 

Der Kommentar, den der alte kaschmirische Pancjit glücklicher- 
weise beigeschrieben hat, befreit uns von unseren Beklemmnissen. 
Er erklärt: *<pfa: ^rfr^f vrift IttX W?FX\ *P*T*T 

1 Ich besitze die Ausgabe von 1891 und zitiere nach dieser. 
8 ZDMG. Lix, 1 ff. 



r\nolf> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



120 



Kleine Mitteilungen. 




<*!<*ty« i ffr: *n *nrx ^fwf ^nr <*faM T*pr$ i n 
<*'*tttt' 5 surr* i für: ^nhr: ^nrfcr ^ini^rrwra *fr: jfwr^r- 



Es ist also zu übersetzen: 

; Als Hari von der Geburt des Dasakantha gehört hatte, stieg 
er, um denselben zu töten, vom Himmel auf die Erde herab, indem 
er seinen Sinn auf die Familie [auf eine Geburt in der Familie] des 
Raghu richtete/ 

Die oben aus Parab abgedruckte Fassung ist anscheinend 
zu übersetzen: ,Der lotusäugige Räma, der Trefflichste aus dem Ge- 
schlechte der Räksasas, richtete seinen Sinn auf das Raghuvaipsa, 
nachdem er das Kumärasarjibhava gesehen hatte'; der wahre Sinn 
aber ist: ^Nachdem der lotusäugige Räma, der Trefflichste (seines) 
Geschlechtes, die Geburt der Räksasas gesehen hatte, stieg er, seinen 
Sinn auf die Familie des Raghu richtend, auf die Erde herab/ 

Daß die kaschmirische Rezension vor der von Parab veröffent- 
lichten an sich den Vorzug verdient, ist sicher. Sie enthält zwei 
,puzzles* mehr, TpiN mc un d ^^ffft m d. Daß sie ursprünglicher 
ist, ist ebenso sicher; denn von Räma kann man nicht sagen, daß 
er , seinen Sinn auf die Familie des Raghu richtete*. Als er dies 
tat, war er eben noch nicht Räma, sondern Hari. Die von Parab 
veröffentlichte Fassung erscheint also als eine verwässerte Umdichtung. 

1 Das vom Herausgeber eingeklammerte Wort steht in der Hs. zu Anfang 
einer neuen Zeile. 



Johannes Hertel. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Bamanuja. 

By 

V. A. Sukhtankar. 
Preface. 

Sir Monier Williams in his ,Hinduism' (p. 140) writes : — 
,Rämänuja was born at Öri Parambattura (about 26 miles west of 
Madras), and is known to have studied at Conjeveram and to have 
resided at Sri Rangam, near Trichinopoly. He probably flourished 
about the middle or latter part of the 12th Century/ 

Pancjita Räma Misra 6ästrin 1 of the Benares Sanskrit College, 
the learned editor of Rämänuja' s works, says in the Introduction to 
his edition of Vedärthasamgraha that Rämänuja was a Drävicja 
Brähmana of the family Härlta ; his father's name was Kesava and 
his mother's, Käntimatl. The Guru of Rämänuja was his maternal 
uncle, $ailapürria, who is said to have been a great scholar of Rä- 
mäya^a. But for his philosophical knowledge and for his way of 
interpreting the teachings of the Upanisads, Rämänuja is indebted 
to the Guru of his Guru (paramaguru, Ved. Saipg. p. 144), Yämu- 
näcärya. Rämänuja begins his Vedärthasamgraha as well as his 
commentary on the Bhagavad-Gltä by paying his tribute of respect 
to Yämuna. A work of the latter, Siddhitraya* has been edited 

1 The Pan<Jita has also published a separate book, called Äcäryaparicarya 
giving all the traditional Information concerning Rämänuja and his sect. 

2 I. e. /Three Demonstrations 4 . The work is divided into three chapters, 
the first dealing with the nature of the souls (fUma-siddhi), the second with the 
problem of God's existence (i&oara-siddhi) and the third with the nature of con~ 
sciousness (samvit-siddhi). 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen!. XXII. Bd. 9 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



122 V. A. SüKHTANK AR . 

by Räma MiSra Sästrin in the Chowkhambä Sanskrit Series (no. 36, 
Benares 1900), which shows that Yämuna was a man of great ori- 
ginality and of real philosophical insight. Not only do we meet in 
Rämänuja's works with a few quotations from Siddhitraya, but we 
see that Rämänuja generally follows the same lines of argument as 
we find in Yämuna's work. 

According to Räma MiSra Öästrin (loc. cit.) Rämänuja wrote 
the following works : — l) Vedärthasarjfigraha y 2) ßribhäsya, 
3) Gitäbhäsya, 4) Vedäntasära, 5) Vedäntadipa, 6) Nityärädhana- 
vidhi, 7) (a) fertgadyam, (b) ßaranägatigadyam and (c) Bfhadgadyam, 
which three together make the prose work generally known by the 
name of Gadyatrayam. 

The last two of these I have not been able to see; but to 
judge from their titles they are very probably works of more po- 
pulär nature and have not much to do with Rämänuja's philosophi- 
cal teachings. Of the rest the first three are undoubtedly by Rä- 
mänuja. The phraseology, modes of expression as well as complete 
agreement in views ; leave no room for doubt. These works were 
written in the order given above; in Örlbhäsya Rämänuja refers to 
Vedärthasaipgraha by name (p. ix 263 & p. x 267) and in Gitäbhä- 
sya we see several traces 1 which show that it was written after 
Örlbhäsya. The following Dissertation is based on these three 
works. 

Vedärthasamgrahaisa short and independent work, of polemi- 
cal nature, in which Rämänuja tries to establish his way of inter- 
preting the main teachings of the Upanisads against those of other 
schools of Vedänta, especially against that of the ,illusionists' (Mä- 
yävädins). This work, along with the commentary on it by Sudar- 
Sana Süri, is edited in the Pandit (vol. XV — XVI). Öribhäsya, the 
principal work of Rämänuja, is a commentary on the &äfiraka 
Sütras of Bädaräyana. This voluminous work (along with the com- 
mentary, $ruti prakäiikä, also by Sudariana Süri) was being pu- 

1 The commentary on Gltä xni. 2 contains a long quotation from Srlbhä§ya 
(p. x 302 f.). Cf. also Gltäbhäsya vm. 23—27 with Srlbhäsja Sü. iv- 2. 20. 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 123 

blished for eleven years in the Pandit (vol. VII ff.). 1 The following 
remarks of Dr. Thibaut concerning Sribhäsya do not contain the 
least amount of exaggeration : — ; The intrinsic value of the Sri- 
bhäsya is — as every student acquainted with it will be ready to 
acknowledge — a very high one; it strikes one throughout as a 
very solid Performance due to a writer of extensive learning and 
great power of argumentation, and in its polemic parts, directed 
chiefly against the school of Samkara, it not unfrequently deserves 
to be called brilliant even. And in addition to all this it shows 
evident traces of being not the mere out-come of Rämänuja's indi- 
vidual views ; but of resting on an old and weighty tradition/ (In- 
troduction to his translation of the Vedänta Sütras. S. B. E. 
vol. XXXIV, p. xvn.) The Sribhäsya has been translated by Dr. Thi- 
baut 2 in the S. B. E. vol. XLVIII. Grltäbhäsya is a running and 
lucid commentary on the Bhagavad-Gitä. (Published in Bombay at 
the ,Laksmivenkateävara' Press. Saka 1815. 1893 A. D.) 

Of the remaining two works, Vedäntasära and Vedäntadtpa, 
which are attributed to Rämänuja in the above list, I have not been 
able to see the former. Rev. J. J. Johnson in his edition of Ve- 
däntatattvasära (p. v) says that he was enabled to look over a copy 
of that work and that it was a very brief gloss on the Brahma 
Sütras. But according to Thibaut (loc. cit. p. xvi) it is a ? systema- 
tic exposition of the doctrine supposed to be propounded in the 
Sütras'. Rev. Johnson does not believe that the work is by Rämä- 
nuja himself. Vedäntadlpa is published in the Benares Sanskrit Se- 
ries (nros. 69 — 71). The language of this book is so different froin 
that of the three works which undoubtedly are Rämänuja's, that I 

1 From the fourteenth volume of the Pandit the works edited in it, can be 
bound and paged separately. Hence in the following Dissertation I have referred 
just to the pages of Vedärthasamgraha and of the latter portion of Sribhäsya. But 
in referring to the first portion of Sribhäsya I have added the number of the vo- 
lume in Roman figures. In the references where no mention of the work is made, 
Si'ibhäfya is to be understood. 

1 1 found the translation of great help in my study of Rämänuja and I take 
this opportunity to express my sincere thanks to the learned translator. 

9* 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



124 V. A. SüKHTANKAR. 

cannot believe that the work belongs to the same author. But it is 
a very clear and trustworthy abridgment of the ärlbhäsya, made, 
as a rule, in the very words of the latter work. 

Another work which is not included in the above list, but 
which is usually attributed to Rämänuja is Vedäntatattvasära. It is 
published with English translation and notes by Rev. J. J. Johnson 
in the Pandit. (Reprint, 2nd edition, Benares 1899.) Rev. Johnson, 
for reasons which he has stated in the preface, came to the conclu- 
sion that the work was not by Rämänuja himself, but by some fol- 
lower of his. And now we learn from Räma Miära Äästrin (loc. cit.) 
that the author of this work is Sudarsana Süri } the learned com- 
mentator of Rämänuja's works. The work has been rightly describ- 
ed by Rev. Johnson as ; consisting of a series of refutations of the 
leading Säipkara doctrines and vindications of those of Rämänuja'. 
It is füll of quotations from Rämänuja' s works and gives a true idea 
of the important teachings of Rämänuja. 

In the beginning of Vedärthasamgraha Rämänuja alludes to 
Yämuna as having dispelled the delusion, which was caused by the 
false Interpreters of Vedänta doctrines. And in the opening verses 
of the Sribhäsya he says that he wants to teach the saving truths 
of the Upanisads, which Pärä&arya (i. e. Vyäsa, who according to 
the tradition is identical with Bädaräyana, the author of the Sütras 1 ) 
had put together and which the ,teachers of old' had safely handed 
down, but which have become, owing to conflicting interpretations, 
hard to grasp. The turning-point of the various interpretations of the 
Vedänta teachings lies in the construction to be put upon the rela- 
tion of oneness, which the Upanisads teach to exist, between Brah- 
man on the one hand and the world of matter and souls on the 
other. In his works Rämänuja argues against three classes of ; de- 
luded followers of Vedänta' (Vedä'valambi-kudrsti, Ved. Saing. p. 149). 
The most prominent among these are the ,Illusionists' (Mäyävädins), 
who cut the Gordian Knot by simply denying reality to the world. 

1 Of course Rämänuja too believes that the author of the Sütras is also the 
author of the Mahäbhärata. (p. 481 f.) 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 125 

According to them not only the world of matter, including our bodies 
and sense-organs, not only our consciousness of pain and limitations, 
but even the consciousness of individuality is an illusion, the only 
reality being Brahman, which is undifferentiated, objectless, pure 
, consciousness'. 

The other two ,false' interpreters of Vedänta have great agree- 
ment between themselves. They differ from the ,Illusionists' in ad- 
mitting that Brahman possesses all good qualities and is not an ,un- 
differentiated mass of pure consciousness'. Further they admit that 
the world of matter has a real existence, though essentially it is the 
same as Brahman. The contact of the material bodies with Brah- 
man acts upon the latter as ,limiting adjuncts' (Upädhis) and thus 
we get the individual souls. But in the interpretation of this point 
in their theory, the two schools differ. According to one view (which 
the commentator attributes to Bhäskara) the Brahman actually under- 
goes all the sufferings and transmigrations of the individual souls 
under the influence of the Upädhis. The second view (which is 
known as the view of ,simultaneous difference and non-difference' 
[bhedäbheda] and which the commentator attributes to Yädavapra- 
kä§a) fights shy of such a revolting admission and says that though 
the Brahman undergoes the limitations of individual souls, it also 
remains at the same time in its prestine exalted condition. It finds 
no contradiction in saying that a thing can be different and at the 
same time non-different from itself. On the contrary it says that all 
things always present themselves to us under these two aspects. 
They present ,non-difference' as far as their (causal) substance (kä- 
rana) and class-characteristics (jäti) are concerned; and they present 
difference, as far as their (effected) conditions (kärya) and individual 
characteristics (yyakti) are concerned. But according to this view, 
whereas Brahman and matter are essentially (sväbhävika) non- 
different and also essentially different; Brahman and individual 
souls are essentially non-different but only accidentally (aupä- 
dhika) different. (Ved. Samg. pp. 14 — 15; Sribhäsya p. x 256, x 
479 ff.) 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



126 V. A. SüKHTANKAR. 

Rämänuja thinks that none of these views is in harmony with 
the true teachings of the Upanisads and that they are besides in- 
volved in many logical difficulties. Against all of them he maintains 
that not only the world of matter, but even the individual souls have 
a real existence of their own and that neither of them are essen- 
tially the same as Brahman. Hence unconsciousness belongs only 
to matter, and ignorance and suffering only to the individual souls, 
and Brahman is eternally free from all imperfections. But still Brah- 
man and the entire world form a unity; because both matter and 
individual souls have existence only as the ,body' of Brahman, i. e. 
they can exist and be what they are and can act, only because 
Brahman is their Soul (ätman) and the inwardly Controlling Power 
(antaryämin). Apart from Brahman they are nothing. 

As said above Rämänuja claims that his teaching is in con- 
formity with that of the ,teachers of old' (pürväcaryas) and that 
other schools had introduced unjustifiable innovations. How far is 
he justified in making this claim? The two schools of Bhäskara and 
Yädava never rose to any great importance and are now practically 
unknown in India and therefore we can leave them out of con- 
sideration. Hence the question reduces itself to, whether the ,Illu- 
sionists' or Rämänuja represents the older view of Vedänta more 
faithfully. Unfortunately the works of older expounders of Vedänta 
are not extant. Rämänuja quotes a few passages dealing with some 
of the important points of the System from the writings of ancient 
teachers, which show that he was in the main following the tradi- 
tion. I shall give here a few illustrations. l) The passages quoted 
from tho Väkyakära in äribhäsya (pp. vn 627 & 634 ff.) show that 
Rämänuja is closely following him in the conception 1 of the nature 
of ,knowledge' that leads to final release and of its pre-requisites. 
2) On p. ix 601, of Örlbhäsya we have quotations from the Vrtti 
and from the Dramidabhäsya, which show that their authors believed 
in the continued individual existence of the released (asarlra) 

1 That this conception presupposes that the ,bondage* is not merely an il- 
lusion (niäyä), will be shown below. (See p. 159 ff.) 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



TeACHINGS OF VEDANTA ACCORDING TO RaMANUJA. 



127 



souls and that according to them the powers possessed by the re- 
leased souls were the same as taught by Rämänuja. 3) The Väkya- 
kära says ,(Brahman) is to be understood as the Soul of all' (p. x 
267); the Vrttikära says ? Brahman is the Soul of all, the Ruler' 
(p. xn 484). 4) On p. 138 of Vedärthasaiiigraha the Väkyakära and 
Bhäsyakära are quoted to show that they taught Brahman to possess 
qualities. (Cf. Öribhäsya p. ix 607 & xm 575.) 5) Two quotations 
frorn Dramidabhäsya (p. 299 & p. 400) speak of a Personal God (as 
Supporter of the worlds and Distributer of rewards). That something 
like ,lower Brahman' is not meant will be seen from the fact that 
in the second quotation the word ätman is used to denote God. 

Indeed, I admit the number of quotations is too scanty to 
enable us to arrive at any positive conclusion ; but still I think that 
the above quotations do not leave us quite in the dark as to their 
views on the point in question. One point I should like to lay stress 
on is that these writers are referred to as Vrttikära, Väkyakära, 
Bhäsyakära and not by their proper names, 1 which shows that they 
were recognised as authorities in the Vedänta school and were not 
merely individual sectarians. 

The only ancient complete document on Vedänta System which 
we possess, is the Sütras of Bädaräyana, which besides possesses the 
merit of being equally authoritative to every follower of Vedänta, to 
whatever school of interpretation he may belong. The difficult pro- 
blem of ascertaining the teachings of the Sütras has been handled 
with admirable skill by Dr. Thibaut in the scholarly Introduction to 
his translation of the Vedänta Sütras. (S. B. E. vol. XXXIV.) The 
result of his enquiry he sums up as follows : ? They (the Sütras) do 
not set forth the distinction of a higher and lower knowledge of 
Brahman ; they do not acknowledge the distinction of Brahman and 
I§vara in Öamkara's sense ; they do not, with Sarpkara, proclaim the 
absolute identity of the individual and the highest Seif (p. c). ,The 
greater part of the work is taken up with matters which, according 

1 The Bhäsyakära is sometimes referred to by his name, Drami<}äcärya. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



V. A. SüKHTANKAR. 



to Öainkara's terminology, form part of the so-called lower know- 
ledge... We certainly feel ourselves confirmed in our conclusion that 
what &ainkara looked upon as comparatively unimportant formed in 
Bädaräyana's opinion part of that knowledge higher than which there 
is none' (p. ci). Thibaut's conclusions are, as he himself says, only 
negative ; but he is perfectly justified in drawing even from them the 
conclusion that ,the System of Bädaräyana had greater affinities 
with that of the Bhägavatas and Rämänuja than with the one of 
which the ßämlcara Bhäsya is the classical exponent'. Any further 
study on the same Jines can only go to strengthen his conclusion. 

The internal evidence of the Sütras can be confirmed also by 
other considerations. Thus, for instance, Colonel Jacob in the Intro- 
duction to his edition of Vedäntasära (Bombay 1894) (p.vnf.) points 
out the fact, that Sarpkara again and again ignores the distinction 
which he draws between the higher (para) Brahman with out attri- 
butes and the lower (apara) Brahman with attributes — a distinction 
which is of fundamental importance in his System; and remarks ,To 
me, therefore, it seems impossible to come to any other conclusion 

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than that the visistädvaitavädins, or some similar schools, were in 
possession of the field in äaipkara's time, and that his own mind was 
so saturated with their doctrines as to be unable to shake them off 
even when propounding an antagonistic System' (p. ix). 

I should like to mention here one circumstance, which also 
points in the same direction, and to which Ramanuja himself has re- 
ferred. The Uttara-mlmäijisä or Vedänta has been from ancient times 
known by the name of $äriraka-rrümämsä as well as Brahma- 
mimärrisä, which certainly shows that ßarlraka (one possessing a 
body) was considered to be the principal denotation of Brahman. 
Rämänuja remarks : — ,Every thing in this world, whether indivi- 
dual souls or material things, form the body of the Supreme Soul, and 
therefore He alone can be said to possess a body unconditionally 1 

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1 Unconditionally, because Brahman possesses the body without itself be- 
coming a body of someone eise. The individual souls possess bodies too, but they 
are themselves bodies of Brahman. 

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Teachings of Vedänta ACCORDING TO Ramanuja. 129 

(nirupädhikah särlra äima). For this very reason competent persons 
call the body of teachings (sästra), having Brahman for its subject- 
matter, ßärlraka.' (xi 580.) That the name ßciriraka is old, can 
be seen, because we meet with it in a passage which Rämänuja 
quotes from the Vrttikära. (vn 266.) Cf. also Srutiprakäsikä xi 
581 : samhitam etac chärlrakam iti Vrttikäravacah. And if the com- 
mentators of Öamkara are right in stating that some of their author's 
polemical remarks are directed against the Vrttikära, the latter must 
have lived before äaipkara (cf. Thibaut, loc. cit. p. xxi). But we 
have positive evidence that the name ßarlraka was in use long be- 
fore Öamkara. For we meet with it in a passage which Sam- 
kara himself quotes from ? revered' Upavarsa in his commentary on 
Sütra in. 3. 53. That Upavarsa was an ancient and revered name 
is seen from the fact, that not only Öamkara, but even ßabara Svä- 
min before him, apply to him (Upavarsa) the appellation ? Bhagavat'. 
He is said to be the author of the Vrtti on the Pürvamimämsä and 
from the passage quoted by Sainkara, it seems that he also wrote a 
commentary on the ßärlraka (Öärirake vaksyämah). 

It will be a very valuable means to ascertain how the Vedänta 
teachings were understood in the early days 7 if we can find refe- 
rences to them in early Indian works. The first to come into con- 
sideration for this purpose are the Buddhistic and Jaina scriptures. 
But I am not aware of any reference in the former. Both the 
Brahmajäla and the Sämanna-phala Suttantas, which are specially 
known for the information they give of the ,heretical' doctrines, con- 
tain no distinct reference to the Vedänta school. The Tevijja-Suttanta, 
no doubt refers to the Vedic schools, which are said to teach the 
way, leading to the union with Brahman. 1 But it throws no light 
on what was understood by Brahman and what the way of being 
united with it, was. 



1 Prof. Rhts Davids thinks that here Brahma, in the masculine, is to be 
understood and says that the neuter Brahman is unknown in the Nikäyas. (Dia- 
logue8 of the Buddha, p. 298.) 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



130 



V. A. SüKHTANKAR. 



But in the Sütrakftänga, the second Ahga of the Jaina Canon, 
there are three passages which obviously refer to Vedänta. Accord- 
ing to the first (i. 1. 1. 9), Vedänta teaches that as one lump of clay 
presents itself under many forms, so the Intelligent One (Vinnfc 
Vijüa) appears under various forms as the Universe. According to 
the second passage (n. 1. 26) the teaching of the Vedänta is : — 
,Here all things have the Seif for their cause and their object, they 
are produced by the Seif, they are manifested by the Seif, they are 
intimately connected with the Seif, they are bound up in the Seif'. 1 
This teaching is further explained by several illustrations. In the 
third passage (h. 6. 47), the Vedänta distinguishes itself from the 
Jaina view in so far as it (Vedänta) assumes ,an invisible, great 
eternal, imperishable and indestructible Soul, who excels all other 
beings in every respect, as the moon excels the stars'. 2 One can 
see at once that in all these passages not a trace of the Mäyä- 
doctrine is to be found. 3 

The special importance of the references in the Sütraki'täftga 
lies in the fact, that they show us how Vedänta was understood even 
before our present Vedänta Sütras were composed. The Sütra- 
kj-täüga, being an Afiga, belongs to the older portion of the Jaina 
Canon (cf. p. xl of the Introduction to the S. B. E. vol. XLV), and 
must be older than the Vedänta Sütras, which, according to un- 
animous tradition refer more than once to the Bhagavad-Gltä, and 
by whose time the Päsupatas, the Päncarätras and all the four Bud- 
dhistic schools were definitely established. 

1 Not only the thought, but even the mode of expression in this passage 
reminds of Rämänuja. 

2 At this place as well as in the last passage I have quoted from Prof. Ja- 
cobi's translation of the Sütrakrtänga in S, B. E. vol. XLV. 

8 It may however be stated that in i 12 7 the opinion of Akriyävädins is 
given thus : ,There rises no sun, nor does it set; there waxes no moon, nor does it 
wane; there are no rivers running, nor any winds blowing; the whole world is 
ascertained to be unreal*. 

The original of the last Hne is : vanjhe niie Jcasiqe hu loe-bandhyo niyatah 
krtmah khalu lokal},. The ancient commentator is apparently right in ascribing this 
opinion to the Sünyavädins and not to the Mäyävädins. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Ramanüja. 131 

Of even more importance than this positive evidence is in this 
connection, I think, the negative argument. If such a peculiarly 
striking doctrine as that of Mäyä had been at the time in existence, 
is it likely that it should have been altogether ignored in the earlier 
Buddhistic and Jaina works? In works like the Brahmajäla Sut- 
tanta, where metaphysical questions of every imaginable variety are 
touched, the total absence of any reference to the Mäyä-theory can 
only be understood on the assumption that it was at the time alto- 
gether unknown. 

All these circumstances make it pretty certain that some Cen- 
times before as well as after Bädaräyana, the Upanisads were not 
considered to teach the Mäyä-system. 

But here the question naturally arises whether the Upanisads 
taken by themselves, i. e. apart from the interpretations put on thein, 
however ancient or authoritative, teach the Mäyä-view or favour Rä- 
mänuja's interpretation that Brahman is related to the world as the 
soul to the body. This question is very important, because the Upa- 
nisads are, after all, the ultimate authority for any System of Ve- 
danta. In the Upanisads there are no doubt a number of obscure 
passages, which would be unintelligible without the help of scholastic 
interpretations ; but on the whole the texts are clear enough to enable 
us to form a correct idea of their general drift. And if one would 
directly approach the Upanisads, without allowing oneself to be in- 
fluenced by the scholiasts, and without the intention of finding in 
them the thoughts of any particular System of philosophy, whether 
Indian or European, I don't think one would have a moment's hesi- 
tation in answering the above question in Rämänuja's favour. From 
the days of Colebrooke the majority of Modern scholars has been 
of opinion that the Mäyä-view is unknown to the Upanisads. 
Mr. Gough, who in his explanations of the Upanisads largely follow- 
ed the commentators of äamkara's school, advocated the opposite 
view. His arguments have been satisfactorily dealt with by Thibaut 
(loc. cit.), who showed that the chief passages, which are cited as 
teaching the Mäyä-view, ,admit of easy interpretations, not in 



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132 V. A. SüKHTANKAR. 

any way presupposing the theory of the unreality of the world' 
(pp. cxvii — cxx). 

Thibaut also discusses the question of ,the true philosophy of 
the Upanisads apart from the System of the commentators' ; and the 
conclusions he arrives at are : — l) The Upanisads do not make 
the distinction between a higher and a lower Brahman, or between 
a saguna and a nirguna Brahman. (p. cxv.) 2) The Upanisads do 
not call upon us to look upon the whole world as a baseless illu- 
sion to be destroyed by knowledge. (p. cxix.) 3) The doctrine ac- 
cording to which the soul is merely Brahma bhräntam [a deluded 
Brahman] or Brahma mäyopadhikam [Brahman under the conditions 
of Mäyä] is in no way countenanced by the majority of the passages 
bearing on the question. 1 (p. cxxii.) It will be to the point if I quote 
here also Thibaut's remarks concerning the Öändilyavidyä (Ch. Up. 
in. 14) : — ,This small Vidyä is decidedly one of the finest and most 
characteristic texts ; it would be difficult to point out another passage 
setting forth with greater force and eloquence and in an equally 
short eompass the central doctrine of the Upanisads. Yet this text, 
which, beyond doubt, gives utterance to the highest conception of 
Brahman's nature that Sän^ilya's thought was able to reach, is 
by äamkara and his school declared to form part of the lower 

1 In one point in this connection, Thibaut thinks that Samkara faithfully re- 
presents the prevailing teaching of the Upanisads, viz therein that the soul of the 
,sage 4 is in the end completely merged and indistinguishably lost in the Universal 
Seif. (p. cxxi.) But I cannot quite agree with Thibaüt's view. The origin of this 
idea lies in the teachings of Yäjnavalkya. But he emphatically teaches that the 
powers of consciousness, which souls possess, are indestructible. (Br. Up. iv. 5. 14, 
iv. 3. 23 — 30.) When one is freed from all worldly desires (akäma) and sets one's 
heart on the Universal Soul (ätmakäma), then one is freed at death from the con- 
nection with the sense-organs (pränas) and can rest in Brahman (iv. 4. 6), a State 
exactly similar to the State in which the soul is believed to exist in deep sleep 
(iv. 3. 21). There is no actual empirical consciousness (n. 4. 12), but this is only 
because there is nothing different to be conscious of, and not because the souls 
cease to be conscious subjects (iv. 3. 23 ff., iv. 4. 14). ,Consciousness is possible in 
this state' (alam vä are idam vijnänäya, n. 4. 13). In Ch. Up. vn. 23 the same State 
is described in the same words, and according to Ch.Up.vn.22 one enjoys bliss in it. 



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Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 133 

Vidyä only, because it represents Brahman as possessing qualities' 
(p. cxiv). 

But the final conclusion of Thibaut's enquiry is such as one 
would hardly expect from the arguments he has brought forth. He 
says, ? The fundamental doctrines of Sarrikara's System are manifest- 
ly in greater harmony with the essential teaching of the Upanisads 
than those of other Vedäntic Systems' (p. cxxiv). He thinks that in 
the Upanisads there are passages ,whose decided tendency it is to 
represent Brahman as transcending all qualities, as one undifferentiated 
mass of impersonal intelligence' (p. cxxm). ? And as the fact of the 
appearance of a manifold world cannot be denied, the only way open 
to thoroughly consistent speculation was to deny at any rate its 
reality, and to call it a mere illusion due to an unreal principle, 
with which Brahman is indeed associated, but which is unable to 
break the unity of Brahman's nature just on account of its own un- 
reality' (p. cxxv). In short, according to Thibaut the theory of Mäyä 
is the necessary consequence of the attempt to reconcile the ap- 
pearance of the manifold world with the Upanisad teaching that 
Brahman was ,one undifferentiated mass of impersonal intelligence*. 
The words ; undifferentiated mass of impersonal intelligence' no doubt 
faithfully render the phrases of Öaipkara's school, but what exactly 
Thibaut understands by them, I do not know. I think Rämänuja 
shows great philosophical insight, when he says that ,if no difference 
be involved, intelligence could not be what it is, it would be something 
altogether void, without any meaning' (Sribhäsya x 405). But does 
the conception of ,one undifferentiated mass of impersonal intelligence' 
at all come forth in the Upani§ads ? Can the logical steps be traced 
there or in the pre-upanisad Literature, which could have led to such 
a highly abstract, if not meaningless, conception? Do not the pas- 
sages, which are believed to convey such an idea, admit of a more 
natural and easier interpretation ? And to say that Mäyä-doctrine 
is a natural consequence of this conception is, it seems to me ? put- 
ting the cart before the horse. We naturally are conscious of plura- 
lity and distinctions, and in order to know that nothing but ,un- 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



134 V. A. SüKHTANKAR. 

differentiated mass of intelligence' exists, the knowledge that all plura- 
lity is an illusion, must go before. 1 

Further is it a piece of ,thoroughly consistent speculation' as 
Thibaut calls it, to accept the eternally undifferentiated Brahman as 
the only reality and to explain the appearance of the world by calling 
it ,a mere illusion, due to an unreal prineiple, with which Brahman 
is associated, but which is unable to break the unity of Brahman's 
nature, just on account of its own unreality'? It is unfortunately true 
that philosophical works contain more contradictions than those of 
any other kind! But even in philosophy I know of no sentence 
which is more fraught with inner contradictions than the above one. 
To try to explain the Mäyä-view by the help of Schopenhauers phe- 
nomenalism scarcely improves the matter, because Schopenhauers 
System is equally beset with difficulties and contradictions. 2 

The other Upanisad conception, a ,thorough following out of 
which 4 led to the development of Mäyä, is, according to Thibaut, 
that ? the union with Brahman is to be reached through true know- 



1 The same reasoning applies, in my opinion, to the bold attempt, that Prof. 
Deussen is making to identify the teachings of the Upanisads with the System of 
Schopenhauer. He takes the word ätman (Soul), which in the Upanisads is generally 
used to denote the one active principle, which is immanent in the entire universe, 
through which all Operations of the world, whether physical or psychical, are car- 
ried out, to mean ,the pure subject of knowledge* in Schopenhauers seose, i. e. as 
existing ,without time, space, and causality*. In tliis way, whereas the Upanisads 
want to teach that all things exist only through the power of ätman (i. e. the 
Universal Soul), Prof. Deussen understands them to teach Schopenhauers phenomi- 
nalism, viz ,the world is my idea*. And this phenominalism, he wants us to under- 
stand to be the meaning of the Mäyä-doctrine! 

1 am sorry I cannot for want of space enter into the details of Prof. Deus- 
sen's arguments. But I should like to note here one a priori argument which 
makes» his interpretation at least doubtful. Schopenhauers conception that ,the 
pure subject of knowledge* is the only existent reality, is intelligible only on the 
ground of his development of Kantian phenominalism. But neither in the Upa- 
nisads nor in the literature preceeding them, do we meet with any considerations, 
that could lead to such a phenominalism. 

2 ,Schopenhauer had brought all the caprices and contradictions of his nature 
into his philosophy.* Ed. Zeller. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Teachings op Vedanta according to Ramanüja. 135 

ledge only' (p. cxxv). But what the Upanisads teach is, to use Thi- 
baut's own words, ,not that true knowledge sublates tbe false world, 
but that it enables the sage to extricate himself from the world' 
(p. cxx). The two ideas are entirely different. The Upanisads teach 
that when one by steady self-control has freed oneself from all worldly 
desires, and by habitual meditation and insight has realized the na- 
ture of Brahman and is attached to it, then at death one is united 
with Brahman and has not to enter a body again. (Mund. Up. m. 
2. 1 — 6, Br. Up. in. 5, iv. 4. 6 ff., Ch. Up. m. 14, vm. 13 and several 
other places.) How such a conception could logically lead to the 
idea that the whole world is unreal, I must confess I cannot understand. 

Another reason why Thibaut thinks that Samkara is more 
faithful to the spirit of the Upanisads is that ,the older Upanisads 
at any rate lay very little stress upon personal attributes of their 
highest being; and hence Öamkara is right, in so far as he assigns 
to his hypostatised personal Isvara a lower place than to his abso- 
lute Brahman' (p. cxxiv). If by personal Isvara is meant only an 
external god, like the gods of the Vedic times, or like the various 
gods of later mythology, certainly it is not the conception of the Upa- 
nisads of their Brahman or Atman. And it is not also RämänujVs 
conception. But if the question be asked if the Brahman of the Upa- 
nisads is eternally inactive, an undifferentiated mass of intelligence, 
(whatever these words may mean !), or if the Brahman produces and 
continually sustains the entire universe, I think the answer would be 
most decidedly in favour of the second alternative. But it is accord- 
ing to äamkara only Mäyä, an illusion! If there is any leading 
thought in the Upanisads, it is that Brahman is the only Power that 
works in every part and constituent of the universe. It is through 
the power of Brahman that winds blow and fire burns, the rivers, 
the sun and moon, the days and nights follow their appointed course. 
Brahman is entered within to the tip of the nails. It is inside all 
the elements in the world, inside all the heavenly bodies, inside all 
the constituents of man, ruling and Controlling from within. Brahman 
is also the power within all ,gods', our sense-organs work through 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



136 



V. A. SUKHTANKAR. 



the power of Brahman. Through Brahman we breathe our breath 
and think our thoughts. It is this thought of the immanence of Brah- 
man in the world and in man, over which the authors of the Upa- 
nisads break into perpetual ecstasies. It is the one anthem which 
they are never tired of singing. Indeed in attempting to describe 
Brahman as the mysterious power that works within every thing, 
great or small, they find, as might be expected, all terms derived 
from experience inadequate ; and therefore they often describe Brah- 
man negatively; but this negative description is entirely a different 
thought from the one, which the Mäyä-system implies. 

In short nothing appears to me more foreign to the spirit of the 
Upanisads than the Mäyä-doctrine. It perverts, as Thibaut himself 
has pointed out (p. cxx), their manifest sense. Indeed I do not want 
to deny that some passages from the Upanisads, if taken by them- 
selves, i. e. detached from the context, will lend themselves to Mäyä- 
interpretation ; in other words if you bring a Öaijikara or a Schopen- 
hauer with you, you may discover something in them, that can be 
construed to imply Mäyä. But then such passages can be discovered 
any where and not only in the Upanisads ! 1 only one has to take 
leave of all historical and critical methods of study, which after all 
are the only way to arrive at truth. 

But if Mäyä-doctrine is foreign to the Upanisads, how is the 
fact to be explained that Öamkara advocated with great success the 
view that Mäyä formed the integral part of the Upanisad teachings ? 
Nothing would be more absurd than to assert that Öamkara invented 
the whole Mäyä-system and consciously misconstrued the Upanisads 
in order to gain authority for his teachings. Firstly, the Mäyä-view 
is too unnatural to be the product of one head. It presupposes the 
speculative work of generations. Secondly we know that Gaucjapäda 
had before taught Vedänta, which is not very different from that of 
6amkara. And for aught we know there might have been others 
before Sainkara who held the same views regarding the teachings of 



1 e. g. Prof. Deussen finds fullblown Maya in RgVeda i. 164. 46! 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



TEACHINGS OF VeDANTA ACCORD1NG TO RaMANUJA. 137 

the Upanisads. 1 And lastly, on reading Saipkara's Bhäsya on the 
Vedänta Sütras, one can at once see that he was convinced that the 
Upanisads taught Mäyä. How is it then to be accounted for that the 
Upanisads came to be believed to teach Mäyä? 

In the history of philosophy from the ancient times to the pre- 
sent day, we have ample evidence of cases, where into ancient and 
honoured texts thoughts have been read, which were perfectly foreign 
to it and which were the products of entirely different lines of thought. 
The numberless constructions that have been put on Kant's teachings 
from the days of Fichte may serve as a modern illustration. Simi- 
larly if it can be shown that the Mäyä doctrine was developed in- 
dependent of the Upanisads and had gained in importance in India 
some time before Öaipkara, the assertion that the conception of Mäyä 
is foreign to the Upanisads, would gain greatly in force. Because if 
Mäyä-view be in the atmosphere, it is not at all unlikely, that minds 
imbued with it, and still looking upon the Upanisads as the ultimate 
authority, should read it into them. 

Now this in fact was the case. In the early centuries of the 
Christian era, the Mahäyänist schools of Buddhism, and especially 
that of the Mädhyamikas, had developed Systems of philosophy, 
which were perfect prototypes of the later Mäyä-system cf Öamkara. 
I shall quote here from H. Kern, ,Manual of Indian Buddhism' p. 126 f. 
a short passage indicating the drift of the teachings of the Mädhyamika 
school, also called ,nihilists' (Sünyavädins), and showing the striking 
analogy between them and &amkara's System: — ,In their nihilism 

they teach that the whole of the phenomenal world is a mere 

illusion. Like the scholastic Vedäntins they recognise two kinds of 
truth, the Paramärtha and the Samvrti, answering to the Päramärthika 
and the Vyävahärika of the Vedänta. The second kind of truth is, 
properly speaking, no truth at all, for it is the produce of Reason 



1 Yämuna in his Siddhitraya (p. 5) mentions among the expounders of Ve- 
dänta, Bhartrprapafica, Bbartrmitra, Bhartrhari and Brahmadatta, who, according to 
Räma Misra Sästrin, lived before Sarpkara, but belonged to tbe same herd (sayüthya)\ 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 10 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



138 V. A. SüKHTANKAR. 

(buddhi), and truth 1 lies outside the domain of Reason; Reason is 
Saijivj'ti. Hence, in fact, all is delusion, dream-like. There is no exi- 
stence, there is no cessation of being, there is no birth, there is no 
nirväna, there is no difference between those who have attained 
Nirväna and those whe have not. All conditions, in fact, are like 
dreams/ The &ünyaväda is, as Kern points out, ,the legitimate logical 
out-come of the principles underlying ancient Buddhism' (loc. cit.). 
Here we can understand the philosophical significance of, as well as 
the line of arguments which led to, the doctrine of Mäyä, which, if 
we take Samkara by himself, remains perfectly unintelligible. 

,In the sixth and seventh centuries the Buddhist scholasticism 
had its palmy days' (Kern, ,Manual' p. 130). We hear of many 
learned Brähmans having turned Buddhists at that time. And in all 
probability in those days the Buddhist ideas made their influence 
feit on the interpretation of the Upanisads. Then in the 8th Century 
came Öaipkara. He appropriated for the Vedänta all that was at 
the time considered of high philosophical value, and fought the Bu- 
ddhists with their own weapons. His remarkable dialectic powers 
contributed greatly to the downfall of Buddhism in India. But very 
often the conqueror turns out in reality to be the vanquished; and 
so it was in this case. The Nirväna of Nägärjuna came out triumphant 
under the new name of äaijikara's highest Brahman. The Buddhistic 
denial of the existence of soul (anätmaväda) asserted itself in the 
teaching that the ,sense of V was only an Illusion. Several terms, 
like avidyä, nämarüpa got impressed with Buddhistic meanings. The 
results of the Buddhistic speculations on PratUyasamutpäda and 
Buddhi became concentrated in Mäyä, a term not unknown to 
Buddhistic philosophy. 

That the Mäyä System was , Buddhistic nihilism in disguise' 
did not fail to be noticed in India from early times. According to 
Dr. Bhandarkar (Report 83 — 84) the Vedäntists of the Mädhva 
School call the Mäyävädins , Buddhists in disguise' (pracchanna- 



1 It is Nirväna, of which nothing positive can be predicated. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanüja. 139 

bauddhas). The same remark was made before them by Rämänuja 
(s. ii. 2. 27). And even before hira Yämuna quotes in his Siddhitraya 
(p. 19) two verses, one from the ,open Buddhists' (prakata-saugatas) 
attributing the ,false 4 distinction between subject and object of know- 
ledge (grähya and grähaka) to Buddhi (Reason), and the other from 
,Buddhists in disguise' attributing the same distinction to Mäyä. Then 
in Padmapuräna Uttara Khan (Ja 43 (Aufrecht's Catalogue of San- 
skyt manuscripts in Oxford p. 14 note l) we have ,The Mäyä theory 
is a false doctrine, „Buddhismindisguise"' 1 : mäyävädam asacchästram 
pracchannam bauddham ucyate. 



The Teachings of Vedanta according to Ramanüja. 

In Vedärthasaingraha (p. 7) Rämänuja says, ,The purpose of 
Vedanta (i. e. the Upanisads) texts is to destroy the peril of trans- 
migration to which those individual souls (jlvätman) are helplessly ex- 
posed, who, as a result of the mass of good and evil deeds (karman), 
done through beginningless ,nescience' (avidyä), have been conjoined 
to various kinds of bodies, and who identify themselves erroneously 
with them (i. e. the bodies). This purpose they (the Vedänta-texts) ac- 
complish by teaching : 1. the true nature and qualities of the individual 
souls as disconnected from bodies. 2. the true nature and qualities 
of the Supreme Soul, who is their (i. e. of the individual souls) inward 
Controller; and 3. the ways of worshipping the Supreme Soul, which 
lead to the disclosure of the true nature of the individual souls and 
to the infinitely blissful realisation of Brahman/ Following this con- 
ception of Rämänuja, I shall divide the Teachings of Vedänta in three 
chapters : the first dealing with the nature of Brahman, the second 
with the nature of the individual souls and the third with the sub- 
ject of the final release (moksa). 

1 For this reference I am indebted to Prof. De la Vallee Poussin. 

10* 



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140 V. A. SüKHTANKAR. 

Chapter I. 
Nature of Brahman. 

Rämänuja says that ,Brahman exists in, and is to be ineditated 
on, as having three forms : — l) Brahman in its own nature (svarüpena), 
i. e. as the cause of the entire world; 2) Brahman as having for its 
body (i. e. as the Soul of) all the suffering souls 1 (bhoktr); 3) Brahman 
as having for its body (i. e. as the Soul of) the objects 2 and of the 
instruments of suffering/ (p. xn. 38 7, 3 Ved. Saipg. p. 138). The objects 
and instruments of suffering constitute the extire material world. So 
it will be convenient to divide R/s teachings concerning the nature 
of Brahman under three heads, l) B. in its own nature, 2) B. as the 
Soul of the individual souls, and 3) B. as the Soul of the material world. 

1. Brahman in its own nature. 

The word Brahman is, according to R., derived from the root 
bfh (to grow), and means any thing that possesses greatness (brhattva) ; 
but it primarily denotes that which possesses unsurpassable (infinite) 
greatness in its nature as well as in its qualities; and such can only 
be the Lord of all (sarvesvara). (p. x. 361 and p. vir. 209 f.). ,Because 
unconditioned greatness (etc.) is possible only in the universal Soul/ 
(p. 62.) ,Hence the word B. denotes the „Highest Person" (Purusottama), 
who in His nature is devoid of every imperfection and possesses 
numberless qualities of unsurpassable excellence/ (p. vn. 207.) Two 



1 Bhoktr is one who experiences the fruit of one's former acts (karman). 
The word is generally translated by ,an enjoying soul'. But even where the fruit 
of the acts {karman) is, from the worldly point of view, pleasant, it is from the 
point of view of the final release something entirely undesirable; and hence is 
rather a suffering* than an enjoyment. 

2 The objects of suffering are the material objects with which the souls are 
surrounded; and the instruments of suffering are the bodies and sense-organs which 
they possess. The sole purpose of the entire material world is conceived to be that 
of requiting the souls for their past acts or Karman. 

3 For the explanation of the references see p. 129, note 1. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vbdanta according to Ramanuja. 141 

things are to be noticed here : lstly B. is a Person, and not to be 
considered as impersonal, and 2ndly B. is not without qualities. What 
R. understands by ,person' {Purusa) may be seen from the fact that 
he ascribes unconditioned ,Personality' to the Universal Soul only 
(p. xiii. 283). By a person he understands one who possesses the power 
to realize one's wishes and purposes (sattyakäma & sattyasamkalpa. 
Ch. Up. viii. 1. 5). The individual souls also possess this power 
(Ch. Up. viii. 7. l) and therefore they are ,persons' (purusas). But 
their power is conditioned 1 or limited as long as they are not freed 
from the necessity of transmigration, which R. always expresses by 
saying that they have ,apurusärthas 6 i. e. want of the powers of 
a person, because they are compelled to suffer the consequences of 
their karman. 2 

Brahman is defined in Sü. i. 1. 2 as ,the Cause of the creation, 
sustenance and dissolution of the world'. In order to understand 
exactly what R. means by this definition we must bear two things 
in mind : — lstly creation does not mean creation out of nothing, 
nor does dissolution mean dissolution into nothing; and 2ndly, creation, 
sustenance and drssolution are not brought about by an external 
agent; they are acts from inside, immanent. 

The following considerations will make this point clear. R. knows 
nothing of absolute creation or of absolute dissolution. ,When one 
says that some thing did not exist (asadvyapadesa) (e. g. when one 
says that jars, plates etc. did not exist in the morning), what is 
meant is not that there was absolute non-existence (tucchatä) of that 
something, but that it existed before in a different form and had 
different qualities' (e. g. the plates, jars etc. existed as a lump of clay.). 
(p. 358). ,Existence (sattva) and non-existence (asattva) are attributes 
of a substance/ (p. 358, cf. Sü n. 2. 31. p. 443). ,When a substance 
possesses qualities that enable it to be called a certain thing, there 
is the existence of that thing; but when the substance possesses 

1 The meaning of ,conditioned 4 will be given below. 

2 Cf. p. 674 : — jivasya karmavasyatvät taltatkavmänugunyena tattadvastusam- 
bandha evä 'puruvävthah. 



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142 V. A. SüKHTANKAR. 

qualities other than these, then there is the non-existence of this thing' 1 
(p. 354). ,Thus for instance when clay possesses a broad base and 
the shape of a belly, then we say that a jar exists, but if that clay 
has the shape of potsherds etc., we say that the jar does not exist/ 
Thus reasoning teils us that non-existence means assumption of dif- 
ferent attributes. Besides this kind of (relative) non-existence (asattva) 
no (absolute) non-existence (tucchata) is conceivable' (pp. 358 & 59). 

Thus, if previous non-existence of anything is incomprehensible, it 
follows that creation or destruction in the strict sense of the words 
is equally incomprehensible. They must therefore be understood in a 
relative sense. Thus R. says , creation (utpatti) and destruction are 
different states of the same causal substance* (p. 344). ,That which 
already exists, is created' (sata evo'tpattih). This paradoxical Statement 
is thus explained : — ,When a substance (dravya) undergoes different 
states in succession, there occurs the „destruction" of the substance 
in the previous State, and the „creation" of the substance in the present 
State, but the substance remains the same in all its states' (p. 345). 

To such considerations R. is led by his acceptance of the old 
orthodox doctrine of ,Satkäryaväda', i. e. the doctrine that ,the effect 
(kärya) is existent in the cause (kärana)'. (kärane käryasya sattvam) 
or that ,the effect is non-different from the cause' (käranäd ananyat 
käryam). This conception of the relation between cause and effect 
has probably its origin in the teachings of the sixth chapter of the 
Ch. Up. This chapter aims at teaching that the world is not different 
from Brahman, and that by knowing Brahman the world becomes 
known. The kind of oneness between the world and Brahman is 
illustrated in the first section of this chapter by three examples. ,By 
knowing one clod of clay all things made of clay are known; (because 
they have) „beginning with speech, modification, name" (yäcärambha- 
nam vikäro nämadheyam), but the only truth is that they are clay'. 
The other two examples are : 1. By knowing one ball of copper 
everything made of copper is known: and 2. by knowing one pair 

1 vyavahärayogyatä hi sattvam, virödhivyaoahärayogyatä tadvyavahärayoyyasyä- 
vattvam, Cf. also p. 358, sattvadkarmäd dharmäntaram asattvam» 



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Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 143 

of nail-scissors everything made of iron is known. On these passages 
the Vedänta doctrine of the non-difference of the effect from the cause 
or Satkäryaväda 1 is grounded. But the interpretation put on them, 
especially on the four words väcärambhanam vihäro nämadheyam 
are very divergent, and hence the accounts given of the Satkäryaväda 
vary considerably from each other. Samkara interprets these words 
as follows (Brahmasütras n. 1. 14) : — ,The modification (yifcära) 
originates and exists merely in speech. In reality there is no such 
a thing as effect. It is merely a name and therefore unreal/ But 
one could easily see that the words in question do not at all Warrant 
such a conclusion. Literally translated the words mean ,beginning 
with speech, a modification, a name'. But that the modification origi- 
nates merely in speech and is merely a name is ^arpkara's own 
addition; and therefore that the effect does not exist in reality is an 
unwarrantable conclusion. There is not a single word here, as R. says 
(Ved. Saipg. p. 53), that denys reality to the modification. Öarnkara 
says (B. S. n. 1. 14) that only by accepting the unreality of the effect 
could we understand the oneness of the cause and effect. But R. says 
,this is exactly what we cannot do. For the real and the unreal 
cannot possibly be one. If these two were one, it would follow either 
that Brahman is unreal or that the world is real* (p. 350). Saipkara's 
view may more properly be termed Satkäranaväda and cannot be 
called by the old name of Satkäryaväda. But it is not even Satkärana- 
väda* because in order that a kärana (cause) may be a kärana, 
there must be a kärya (effect). Samkara's view is only Sanmätraväda' 
it denys reality to all change and so to all causality. Also the corollary 
of the Satkäryaväda viz. by knowing the cause you know the effect, 
looses all its meaning, as R. points out (Ved.-Sarng. p. 18 & 54), if 
äaipkaras interpretation be accepted. For if the effect be unreal, 
there is nothing to be known. 

There are one or two considerations, which R. has not mentioned, 
but which would help us to understand the meaning of the expression 

1 This doctrine is accepted also by the Särnkhya System. The Vedäntists of 
the Mädhva school, howener, reject it. 



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144 



V. A. SüKHTANKAR. 



mcarambhanam vikäro nümadheyam, and thus enablc us to determine 
what. according to the Ch. Up., should be understood by Satkäryaväda. 



four tiraes in the fourth section of the same chapter. The context 
helps us here to understand the sense in which it is used. In section 2 
it is stated that the Original Being (Sat) created Light, Light created 
Water, Water created Food. In section 3 the Divinity (viz. sat) forms 
a resolve to make these three substances, viz. Light, Water and Food 
,tripartite' and to distinguish them by ,names and forms'; and then 
does accordingly. ,Making tripartite' nieans, as the following section 
shows, mixing up the three substances, so that every part of the 
mixturc will bc made up of all the three. Distinguishing by means 
of ,nauies and forms' is in the Upanisads, as it has been ever since 
in Indian philosophy, an act of individualizing. Compare Br. Up. i. 4. 7 
,Then this (i. e. the Cosmos) was undistinguished (i. e. was a chaos). 
Only through r name and forin* is it distinguished, so that (we say) 
this one has such and such a name and such and such a form/ To 
loose .name and form* is to loose individuality ; cf. Mu. Up. in. 2. 5 
Pr. Up. vi. 5. Thus to distinguish anything by name and form means 
to make individual things out of it. Then we see in the Upanisads 
that the activity of creation or of evolving many out of one, is gene- 
rally preceded by a resolve on the part of the Creator, expressing 
itself in words like. ,1 shall be many* ,1 shall create worlds' cf. Ait. 
Up. i. 1. 3, in. 1, Tait. Up. Ii. 6. Ch. Up. vi. 2. 3 & 4, Br. Up. i. 2. 
1 and 4 and several other places. Compare also how in Ch. Up. vii. 4 
a series of resolves (samkalpa) brings the whole order of the world 
into existencc. 1 Thus in our text also the act of distinguishing the 
mass of light, water and food by ,name and form' is begun with 
a resolve on the part of the Divinity to do so. Then we have in the 
fourth section ,In äre the red form (colour) is the form of light, the 
white form is the form of water, the black form is the form of food. 

1 Cf. FgYtda x. 1:29. 4. ,First of all arose in him (the First born) desire, 
wliieh was the tirst seed of mind. It was the bond between non-being and being.* 
In Brähmanas too Prajäpaü ürst wishes and then creates. 



Firstly, the expression vacarambhcu}am etc. has been again used 




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CORNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Ramanüja. 



145 



The „fire-hood" of fire vanishes „beginning with speech, modification, 
name." The truth is that it is the three forms (viz. of light, water and 
food)/ The same thing is then said of the sun, the nioon, and the 
lightening, viz. ,their red form is the form of light, the white of water, 
the black of food. The „sunhood" etc. of the sun etc. vanishes „beginn- 
ing with speech, modification, name". The truth is that they are the 
three forms/ These passages obviously teach (as is clearly expressed 
in the next two following sentences) that all individual things like 
fire, sun etc. are made out of light, water and food, just as the follow- 
ing section teaches that all the constituents of man are made up of 
the same three elements. Apart from these elements, the individual 
things vanish. But we have seen how the individual things were 
made out of these three elements. Firstly there was a resolve by the 
Divinity and then they were given names and forms. This is, it seems 
to me, what is implied by the expression ,beginning with speech, 
modification, naine'. For instance, when it is said in 4. that fire has 
,beginning with speech, a modification, a name { , it means, I think, 
that the making of fire out of the three elements was begun with 
a resolve by the Divinity expressing itself in speech ,1 shall distinguish 
by name and form' (väcärambhanam)- then it was actually accomplished 
by the Divinity giving a particular name (nämg, — nämadheya) and a 
particular form (rüpa = vikära). If this interpretation be right, the 
meaning of 4. 1 — 4 is that fire, sun etc. are nothing but light, water 
and food, only they have received a different name and a different 
form by the wish of the Divinity. But there is not the least ground 
to suppose that this receiving of a different ,name and form' is unreal. 
On the contrary it is expressly stated in 3. 3 that the Divinity did 
distinguish by ,name and form' (cf. x 105 f.). Applying this reasoning 
to the illustrations in 1. 4 — 6, the meaning e. g. in the first case, 
would be : by knowing one clod of clay, all things made of clay 
(jars, plates etc.) are known, because they (i. e. jars etc.) have their 
beginning in a resolve (e. g. by a potter) and have a different name 
and a different form. But the truth is that they in substance are 
all clay. 




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CORNELL UNIVERSITV 



146 V. A. SüKHTANKAR. 

Hence tlie Satkäryaväda, that is based on this passage in the 
Ch. Up., can only mean that an effect (or an effected thing) is the 
same as the cause (or the causal substance) with a different narae 
and in a different form. And this is exactly what R. understands by 
it (Ved. Samg. p. 53). He understands the expression väcärambhanarri 
vlkäro nämadheyam in a slightly different way from the one I have 
indicated above. ärambhanam he says, is the same as älambhanam = 
touch; and väcä he explains by vähpürvakena vyavahärena hetunä = 
for the sake of that, which is preceeded by speech, viz. vyavahära 
i. e. ,practical use'. So that according to him the expression means 
,in order to be of practical use (the causal substance) touches (i. e. 
assumes) a particular name and a particular form 1 (p. 342). But accord- 
ing to him the effects are real and they are produced by the same 
substance assuming different forms (Ved. Saipg. p. 53). 

The tenet of the Satkäryaväda, according to R., is : — ,An 
effect is the same as the cause, which has attained to a different 
condition' (p. 187) or as he expresses on p. 355 ,The causal substance 
in a different condition is the effect 4 . Between the cause and its 
effect there is oneness as far as the substance is concerned, and there 
is difference as far as the qualities and the form are concerned. But 
this difference there must be, ,or eise these relation between cause 
and effect would be unknown' (p. 275). The cause and effect may 
have common attributes (sälaksanya), for instance in gold (the cause) 
and ear-ring (the effect), where the characteristics of gold are seen in 
both. But this is not necessary. The cause and effect can have dif- 
ferent attributes (vailaksanya)* for instance ,cowdung (the cause) 
and scorpions (the effect)' or ,honey and worms'. But still the same 
substance must be present in both, e. g. the constituent element ,earth* 
that was present in cowdung is present in the scorpion (pp. 355 & 56, 
p. 27 7). The Vaiiesika school does not admit the Satkäryaväda on 
the grounds that cause and effect (e. g. clay and jar, or threads 

1 In Ved. Sang. (p. 53) the expression is explained as meaning ,The same 
substance is „touched" by a different usage vyavahära a different form and a dif- 
ferent name'. 



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Teachings of Vbdanta according to Ramanuja. 147 

and cloth) are objects of different ideas (buddhi), arc indicated by 
different words (Sabda), are used for different purposes (kärya), come 
into existence at different times (käla), have different forms (älcära) 
and different number (samkhya). Further in order to change the 
cause into the effect the activity of an agent is necessary (p. 306). 
But R. says that by admitting that the cause and effect have different 
states (avasthä) or different shapes {samsthäna) all these differences 
(viz. of idea, word etc.) as well as the activity of the agent can be 
accounted for (p. 344); and therefore it is unreasonable to assuine a 
change of the substance, of which we know nothing (p. 356). To the 
objection, ? that by admitting that a non-existing state is originated 
(viz. in the effect) he contradicts Satkäryaväda', R. answers ,the states 
are incapable of being apprehended and handled apart from the 
substance to which they belong (and hence they cannot be said to 
be originated); what originates etc. is that which possesses the states 
(i. e. the substance)'. But as explained above ,origination' is* a par- 
ticular State of the ever-existing substance. Thus ,even if we admit 
„origination", the Satkäryavüda is not contradicted' (p. 345). 

Thus we see that creation in its usual sense, i. e. creation out 
of nothing, is rejected by R. as inconceivable. But in Sütra i. 1. 2 
Brahraan is described as the cause from which the world proceeds. 
In what sense then does the world proceed from B. ? Arc we to 
understand that matter exists by the side of B. and that B. only 
shapes the world out of it? In other words, are we to understand 
that the material cause of the world is outside of B. and that B. 
is only its efficient cause? To this question R/s answer is decidedly 
in the negative. B. is at once the material as well as the efficient 
cause (Sütras i. 4. 23 ff. Ved. Samg. p. 55 f. Gitä xm. 2). 

R. emphatically rejects the existence of matter (Pradhäna or 
Prakrti) and of individual souls independent of B. In the beginning 
there was B. one only, without a second. Here lies the point of dis- 
agreoment between him and the Sämkhya philosophy, though with 
the details of that System R. agrees (pp. 85 & 99). Thus for instance, 
in Sü. ii. 3. 9 he describes the world as comprising ; Avyakta, Mahat, 



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148 



V. A. SüKHTANKAR. 



Ahaipkära, tanmäträs, indriyas, sky, air etc/ (cf. also Ved. Saipg. p. 110). 
Then he says (p. 140) ,the (soul) by erroneously imputing to himself 
the attributes of Prakj'ti, becomes the cause of the modifications of the 
latter'. Also the order of evolution, accepted by R., is almost the same 
as that of Säinkhya (Sü. n. 3. 15). The Prakfti is said to possess the 
three Gunas. (Gltä xiv. 5; p. xn. 82, p. 190). Then he agrees with 
Sämkhya in admitting the existence of inany Purusas; and in this 
point he thinks the Sämkhya is more reasonable than the Vedäntic 
schools of absolute non-dualism (Öaipkara, Bhäskara etc.); the latter, 
he says, are beset with the same difficulties as the Säinkhya, but as 
they moreover deny the plurality of souls, they make themselves all 
the more absurd (p. 410 f.). The difficulties which, according to R., 
the Säinkhya cannot solve, are that, in as much as the Prak^ti (matter) 
is unconscious (jada) and the Purusas are eternally without activity 
and without change, and thus as there is no conscious operating 
cause, the periodical origination (spsti) and dissolution (jpralaya) of 
the world cannot be properly explained; nor could the suffering and 
release of the Purusas be accounted for (Sü. n. 1. 10 and n. 2. 1 — 9). 

But R. has not made an attempt to show by arguments why 
the view, that B. acts from out-side on an eternally and independently 
existing Prakrti and thus produces the world, is unreasonable. In 
Sü. i. 4. 23 and n. 1. 3, where he refutes the theistic Säipkhya and 
Yoga, which hold this view, he only says that such a view contra- 
dicts the teachings of the sruti. And ,in supersensuous matters the 
Scriptures are the only authority, and reasoning is to be used only 
to confirm it* (p. 289). The Scriptures emphatically reject any duality 
of principles previous to the creation. Cf. Ait. Up. i. \, Ch. Up. vi. 2. 1 
Br. Up. i. 4. 11 & 17 etc., where it is said ,in the beginning all this 
was Brahman (also called Ätman [Seif], Sat [Being]), oneonly'; the 
Chändogya Upanisad adds further ^without a second', which, R. says, 
is intended to negative the existence of any ,operating cause' besides 
this ,one Being' (p. ix. 312, x. 362). In the accounts of creation in 
Ch. Up. vi. 2, and Tait. Up. n. 6 we have ,1t (i. e. Brahman) thought, 
I shall be many*. Which, R. remarks, shows that B. makes the world 




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Teachings op Vedanta ACCORDING TO RImanuja. 



149 



out of itself (Sü. i. 4. 24, p. 194); or, as in explaining Tait. Up. n. 7 
he says, B. is both the object and the agent in the act of creation 
(Sü. i. 4. 26, p. 195). 

These texts, as well as the text of the Satkäryaväda, viz. ,by 
knowing one, everything is known* (Ch. Up. vi. 1. 3. B\\ Up. n. 4. 5) ; 
preclude us from accepting the existence of anything apart from 
Brahman. In other words B. is not only the efficient but also the 
material cause of world. But this according to the Satkäryaväda would 
mean that B., the cause, is the same as the world, the efFect; only it 
has assunied another state. Such a conclusion is further confirrned by 
several Upanisad-texts, e. g. Ch. Up. in. 14. 1, vn. 25. 2, Br. Up. n. 4. 6, 
Mai. Up. iv. 6 etc., which declare that this world is Brahman. Several 
texts again negative all plurality : cf. Br. n. 4. 6, iv. 4. 19 etc. 

But we know that the world comprises Souls, who are nierged 
in ignorance and suffering, and matter, which is without consciousness 
and always changing. Now if the world be the same as Brahman, 
the suffering of the individual souls and the unconsciousness of matter 
will have to be afctributed to B. ; a conclusion which, of course, cannot 
possibly be accepted (cf. p. 365, Sü. n. 1. 23). Samkara avoids such a 
conclusion by declaring that the only reality is Brahman, which is 
nothing but eternally undifferentiated, objectless consciousness, and 
that all plurality of things and individual souls is nothing but illusion. 
But such a slap dash method is not only revolting to all human ex- 
perience, not only is it involved in a mesh of inner contradictions, 
which R. has again and again clearly pointed out; but also it is in 
direct Opposition to by far the greater — nearly the whole mass of 
the teachings of the Upanisads, which Öamkara escapes only by brand- 
ing them with the name of ,lower knowledge' (aparä vidya). But 
R. says that if we rightly grasp the relation between the world and 
B. as taught by the Upanisads, we shall see that the transformation 
into the world not only leaves it free from all evils, but brings un- 
alloyed glory to it (p. xn. 483, p. 196 etc.). 

,A11 Upanisads' says R. ,teach that the entire world, whether 
in a gross state on in a subtle one, and comprising both souls and 




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150 



V. A. SüKHTANKAR. 



matter, is the body of B.' (p. 284). Compare the Antaryämi-Brähmana 
(Br. Up. in. 7) where it is taught that earth, water, fire, sky, air, 
heaven, sun, the regions, moon and stars, space, darkness, light, all 
elements, breath, speech, eye, ear, mind, skin, knowledge, and semen 
are the body of Brahman and are controlled by it frora within. The 
Mädhyandina recension reads ,soul' in the place of ,knowledge' and 
adds ,worlds, sacrifices and Vedas' to the Iist. The parallel passage 
in the Subfila Up. adds further ,buddhi, ahaipkära, citta, avyakta, 
aksara, and lastly death'. Thus we see that according to these texts 
all gross elements, all the parts of the sours psychological apparatus, 
the souls themselves (see Sü. i. 2. 21, p. xm. 125), Vedas, ceremonies, 
and the subtler elements, all are said to be the body of B. in so 
far as they are controlled by it frora within. Compare also Ch. Up. 
vi. 8. 7 ,all this (world) has this (viz. Brahman) for its Soul'; Tait. 
Ar. in. 24. , Entered within, the Controller of beings, the Soul of all'. 
In the accounts of creation (Ch. Up. vi. 2 f. B\\ Up. i. 4. Tait. Up. 
ii. 6 etc.) it is said that Brahman entered the whole world before dis- 
tinguishing it into individual things. In the Tait. passage (n. 6) it is 
expressly stated, (according to R.'s interpretation, p. xi. 533), that 
B. entered the material things (acetana) as also the individual souls; 
(cf. especially vijnänam avijiiänarß ca). There are again various places 
like Mu. Up. ii. 1. 4, Ch. Up. v. 18, where the whole universe is de- 
clared to be the body of B., and B. the soul of everything, in whom 
everything is woven like warp and woof (Br. Up. in. 8). 

But how is the relation between body and soul to be understood? 
By ,body' R. says, is not necessarily meant something that has a 
particular shape, or that depends on breath for its existence, or that 
possesses organs of sense, or that is the cause of giving pleasure or 
pain (p. 284 f.). As implied in the Antaryümi-brähmana (,controls 
from within') R. defines ,body' as ,any substance which a conscious 
being (cetana) completely controls and Supports for its own purpose 
and whose only nature consists in being subservient to the conscious 
being' (p. 286). ,The whole world with its souls and matter is the 
body of Brahman, because it is completely controlled and supported 




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CORNELL UNIVERSITV 



Teachings op Vedanta according to Ramanüja. 



151 



by Brahman and has the only nature of being subservient to it.' 
Taken in this sense the world is more properly a ,body* to Brahman 
than our body is to us; because ,in diseases etc. our Controlling power 
is met with obstructions' (p. 286). 

One or two things deserve to be noticed in connection with this 
conception of Brahman having the world for its body. 

Firstly what it does not mean : — Connection with a body is 
generally held to be undesirable, because it is the cause of pain and 
suffering and limits the soul's natural powers of knowledge (p. 297). 
But having the world for its body does not cause B. any suffering. 
Because, R. explains, ,it is not the connection with a body as such 
that causes a soul to suffer pain or pleasure; pain and pleasure are 
the consequences of his past karman. But B. is entirely free from 
karman c (xn. 582 and p. 298). Therefore there is not the least pos- 
sible occasion for it to suffer pain. On the contrary as it shows its 
wonderful controlling-power it adds to its glory. Then we have not 
to understand that, because all the things in this world are a ,body* 
to B., therefore they are its ,form' {rüpa), just as the body of an 
individual soul is its form. B. is in the things but remains in them 
,as it were' without a form {rüparahitatulyam eva). Because it is B. 
who brings about ,names and forms' and hence it is above them 
(p. 676). But this must not be understood to mean that B. has no 
form (rüpa) whatsoever. On the contrary in accordance with Ch. Up. 
i. 6. 6, &v. Up. in. 8, Gltä viii. 9 etc., R. distinctly says that B. has a 
wonderful divine form, possessing eternal, unsurpassable and infinite 
lustre, beauty, fragrance, tenderness, charm, youth and so on. (p. xn. 82). 
But it is not the result of Karman, nor is it made of matter (Prakvti). 
And when B. incarnates itself, as it in its compassion often does 
(Gaud. Ka. in. 24, Mu. Up. n. 2. 6, Gltä iv. 5) in Order to show fa- 
vour to its devotees, it transforms this very form into that of a ce- 
lestial being (deva), man etc., without at the same time abandoning 
its characteristic nature (xm. 354, Gltä iv. 6). 

Secondly we have to note what this conception of the world 
as ,body' of B. implies. According to the definition of ,body' given 




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152 V. A. SüKHTANKAR. 

above, its essence consists in being subservient to the soul embodied 
in it. This means that a body cannot have an existence independent 
of the soul. Just as class characteristics (jäti) cannot exist independent 
of an individual of the class, or just as a quality cannot exist in- 
dependent of the substance which it qualifies, so a body cannot exist 
independent of the soul embodied in it. The connection between the 
soul and body is not like that between a man and his walking-stick 
or his ear-ring. Because the walking-stick or the ear-ring can exist 
independently of the man, but the body cannot. On this account body 
is nothing more than a ,mode a prakära of the soul. That ,body* is 
a ,mode' of the soul, just as a quality or generic characteristics are 
modes of a substance, is seen from the following facts : — ,l) The 
soul is the only Substrate of the body, because when the soul departs, 
the body perishes. 2) the soul is the only final cause (prayojana) 
of the body, because the body exists only to give pleasure, pain etc. to 
the soul. 3) The body is known only as a distinguishing attribute 
(yUesana) of the soul. Because all souls being alike, the distinction 
between them as a man or a woman, or as a celestial or a human 
being or an animal, can only belong to the bodies they occupy'. 

Now just as the word ,cow* (which is only a generic name) 
implies the idea of an individual in whom the class- characteristics 
of a cow inhere; or just as the word , white' implies the idea of a thing 
possessing the white colour; so the word indicating a body (a celestial 
being [deva], man, cow etc.) implies the idea of the soul embodying it. 
We may use the word ,body' independently, but we use it just as 
we may use ,whiteness' ,cow-ness' etc. i. e. only through abstraction 
(nisJcarsaka) ; but primarily the world ,body' has its meaning only 
in reference to the soul embodied in it. And as a matter of fact in 
our daily life, as well as in the Veda, words denoting only bodies 
are used to denote the souls in them as well. For instance we say 
,a particular soul has been born a man or a woman'; where man 

1 R. explains what he understands by ,mode' thus : — /when we say „this 
is such", the idea conveyed by „such" is a mode of the thing expressed by „this" 
in so far as it can exist only relative to it* (p. xi. 535). 



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Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 



153 



or woman denote the soul occupying the man's or woman's body. 
This usage is perfectly justiiiable, because the bodies are merely 
the ? modes' of the souls; and where one term expresses a ,mode' 
belonging to a thing expressed by another term, the two terms can 
stand in Sämänädhikaranya (i. e. in apposition with each other, or 
one can here say, } in the relation of subject and predicate'). For 
instance we say ,Khan4a is an ox*' ; where the term ,ox' expresses 
class characteristics and therefore is a ,mode' of ,Khan(Ja^ which is 
the name of a particular ox; or we say ,the cloth is white ; where 
white' being a quality is a ,mode' of cloth. Similarly it is quite right 
to say ,the soul is a man', where ,man ( denotes a body and there- 
fore is a ? mode' of the soul embodied in it (pp. x. 257 — 264 ; xi. 534 — 
538. Ved. Samg. pp. 107— 110). 

(Fortsetzung folgt.) 



Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 11 



f'"* rtj^nl/> Original fro m 



p00 S' c cornell university 



Sosanna. 



Von 



Immanuel Low. 



Die 14. Auflage des GissENius'schen Wörterbuches faßt das Er- 
gebnis der vielfachen Erörterungen über die Identifikation des bib- 
lischen Sösannä in die Worte zusammen: ; Name einer Blume, nach 
der gewöhnlichen Auffassung: der Lilie, wahrscheinlich aber eine 
umfassende Benennung für mehrere Blumenarten/ Fonck hat das 
Verdienst, der Lilie das Recht gesichert zu haben, daß man sie aus 
der Konkurrenz nicht ausschließe, und es ist zweifellos, daß man mit 
der traditionellen Ubersetzung Lilie nicht fehlgeht. Dabei soll nicht 
geleugnet werden, daß das Wort §ö§annä auch andere großblühende 
Blumen von auffälliger Farbe bezeichnet habe. 

Das arabische süsan bezeichnet jetzt meist blaublühende Iris- 
arten, 1 doch hat sich der Name nicht gerade auf blaublühende be- 
schränkt, da man sonst in Übersetzungen für solche nicht: himmel- 
blaue süsan 2 gesagt hätte. Übrigens steht süsan arabisch auch für 
Lilie und weiße Lilie. 3 

1 Ascherson, Naturwissenschaftliche Wochenschrift ix (1894) 310 bei Christ, 
ZDPV 22, 68. 

2 cr^U^ cj^r*- 

3 Guigues, Le livre de Vart du trailement de Nagm ad-dln Mahmüd, Beyroutb, 
1903, p. 94*. Steinschneider ,Heilmittelnamen der Araber* \WZKM xi und xn, zi- 
tiert als: Sha] Nr. 1080 aus Gafiki und Serapion: susen: lilium. Berggren, Guide, 
Appendix: 859 lilium. Sissane für Lilium hat Foureau, Noms arahes et herberes de 
quelques plantes, Paris 1896, p. 38. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



ÖöÖANNA. 



155 



Dagegen, daß Irisarten unter sösannä mitinbegriffen sind und 
namentlich für xpt'vov Mat. 6, 28. Luk. 12, 27 ? die Iris in allererster 
Linie der Wahrscheinlichkeit steht' 1 wäre die Einwendung zu er- 
heben, daß Tptc im Mischnischen, Syrischen und Arabischen m dem 
entlehnten griechischen Worte bezeichnet wird, daß man also zur 
Zeit der Entlehnung des Wortes für diese Pflanze keinen einhei- 
mischen Namen hatte. Am frühesten taucht ditk in der Mischna auf 
— spätestens im zweiten Jahrhundert. Es wird neben Efeu (DiDp) ge- 
nannt und ist jüdisch palästinisch zu hditk (ndtpk) aramaisiert. 2 Die 
Syrer haben irsä V^r*! a ^ s Lehnwort und geben es durch süsan mit 
irgendeiner näheren Bezeichnung wieder. So z. B. a) wilde, weiße 
Lilie cr^y* = t^a* U+ä+ DBB (Bar Bahlül ed. Duval) 

147; b) Uf i 5 Ä i U-io\ 3 ^^y** Pflanzennamen 47 DBB 851 zu ^r*, V^r*!; 
das Ol iptvcv V^f^l? \ J * JJ *° lj?**^"*^ cr co^-uJ\ ^äo. Da die Wurzel 
offizineil war, gibt man für auch: li^o»*^ If^; ^-^>^J( «J.^ 

^3^U^\. c ) Zu £uptc 4 Pflanzennamen 48. Galen, ZDMG 39, 290: 
eine Art Ija?? V* <*YP l ' a > c*" 5 *"^ 61. 909. 

d) Zu Ifr^spov \sd^) ^-J\ ^^5^1 Z)ßJ8 150. (Dasselbe meinen 

die an unrechte Stellen geratenen Glossen DjBB 642 und 656 mit 

^Venn Maim. zu Ohol. 8 ? 1 di^vn durch ^"^** m4, * am ^*' ^ 5 erklärt, so bin 
ich geneigt, hierin ein altes Korruptel von ^j,y\ c ^y^ zu sehen. 



1 Christ, ZDPV 22, 80. Neugriechisch /.pivo; alle lilienartigen Gewächse, 
namentlich aber Iris. Fraas, Synopsis 287. 

2 Ohol. 8, 1. Kil. 5, 8 T. in 78 2. Pflanzennamen 48. Krauss ii 42. Irrig di^k 
mit falscher Erklärung: Bacher, Arab-pers. WB des S, b. S. p. 37 hebr. — Es 
wäre zu erwägen, ob niK (an dieser Stelle nicht: Reis) TSvi v 68 6 j. vn 37 b 28 
nicht hiehergehört. S. J. Low, Reis (Z. /. Ass. xxi) 206 n. 1. 

3 ^^U-"^ Nr. 2451: |ZolQsop v^vS V^S?'- 

4 ^^o^ola xyris, Berggren, Droguier, Ms. der DMG: Iris silvestris Dioskor., 
gladiolus foetidus. Espatule ou glayeul puant. 

6 kJ*^/*^ ^äX)\ yb^ yJ^A^^A^-, die breitblätterige Minze: Pflanzen- 

namen 48 aus den Berliner Maim-Hss. ; doch hat Derenbourg n\\r j^J^^^o ohne 
die Glosse über Minze, Kaftor wa-Ferah 122 b 9 ed. Berlin, p. 757 ed. Jerusalem. 

Pflanzennamen 271. 

11* 



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p00 S' c cornell university 



150 Immanuel Löw. 

Aus dem Syrischen haben die Araber das Wort als ent- 
lehnt = Mowaffaq 23 und 149 cA*- 4 ^ cr M) *-" > - Ebenso Vullers 
und KäSef er-rumüz bei Sha 212, der auch Avicenna, Ali ibn Abbas, 
Gäfiki, Abu 'Salt hat. Ibn Baitär i. 103. Guigues p. 4* 48* 50* 
82* 94*: yrisd Iris florentina L. ^y^li-^l c^**** süsan 

asmängüni Lis bleu (iris). Dasselbe Maimünl, batfön ed. Kroner 38 ■ 
44 b 49 ft und 81 n. 114 nicht, wie Kroner übersetzt: saphirfarbige 
Lilie, sondern: Schwertlilie. 

Die Irisarten, welche Diosc. i, 1 p. 9 beschreibt, gelten für Iris 
florentina L., von der die offizinelle Veilchenwurzel stammt, und 
/. germanica L., 1 die dunkel violette Schwertlilie, deren Wurzelstock 
ehemals auch offizinell war. Von diesen ist keine in Palästina ein- 
heimisch, aber beide werden dort viel kultiviert und Post 770 hält 
sie auch dort, wo sie im Freien vorkommen, für verwildert. Diese 
Irisarten tragen also mit Recht den fremden Namen irsä. Allerdings 
heißt dann gerade die kultivierte Iris: wilde süsan* So z. B. bei 
dem aus syrischen Quellen schöpfenden Aßaf (ms. München): vrwo 
lrrby nbsn inra "wro rrab inr: irmn cra -wb pbrv Kim jvtk am ma p&w 
dtsdi mnnb höh (^?to>). 

Von diesen Arten abgesehen hat Palästina eine Reihe ein- 
heimischer Schwertlilien. So die prächtigen /. Lorteti WBarb und 
L Helenae WBarb. 3 Post, der für Iris allgemein den arabischen 
Namen süsan gibt (767) hat außer den genannten noch neun ein- 
heimische Schwertlilien : I, Sisyrinchium (arab. zambak, 'onseil, 
Jchaitah*), I. histrio Rchb., I Palaestina Baker, I. fumosa Boiss et 
Haussk. I cretensis Jauka, L pseudacorus L., I. ochroleuca L., I. Sari 



1 I. germanica L. wurde seit Forskal auch in Ägypten nicht wieder gefunden 
und wird aucli da nur in Gärten kultiviert vorkommen. Ascherson und Schwein- 
furth, Flore (VEgypte 149. 

2 Jj-O ^i>n 4> Pflanzennamen p. 47. 

3 Christ, ZDPV 22, 76 Post 770. J. Helenae auch in Ägypten. Ascherson 
und Schweinfurth, Flore oVEgypte 149. 

4 Ascherson und Schwetnfurth, Flore d'Egypte 149: zambaq (Forsk.) *anseyl 
(Schweinf.) kheytah (Aschers.). 



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§Ö§ANNA. 157 

Schott und /. pallida Lam. Die Identifikation von SoSannä und 
Anemone coronaria weist Christ mit Recht zurück. 1 

Es kann nicht in Abrede gestellt werden, daß syr. und arab. 
süsan für großblühende Irisarten steht. Da aber andererseits seit 
Boissier, Fonck und Christ feststeht, daß die weiße Lilie einen Be- 
standteil der Flora des heiligen Landes bildet 2 und süsan auch für 
Lilie gebraucht wird, so kann man mit der jüdischen und christlichen 
Tradition Sösannä des Alten und xpivov des Neuen Testamentes ruhig 
weiter durch Lilie wiedergeben. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, 
daß in bautechnischem Sinne eine andere Pflanze, Lotus (Lagarde) 
oder Nelumbie (Leunis) gemeint sei. Das Wort selbst soll allerdings 
Lehnwort aus dem ägyptischen s§§n, Lotus, sein. 3 Es ist im aramäi- 



1 ZDPV 22, 79: ,Es ist merkwürdig, daß die Bewohner des heiligen Landes, 
die ich kenne und über die Frage hörte, eine andere Blume in Vordergrund stellen: 
die Kronen-Anemone. Der Grund ist jedenfalls die unvergleichlich leuchtende Blut- 
farbe, die gehoben wird durch den blauschwarzen Knauf der Staubfäden im Zen- 
trum der Korolle und das Vorkommen der Blume in großen Scharen. ... Es ist 
die augenfälligste Blume Palästinas. Doch widerstrebt es mir, das Wort xpiva über 
den Bereich der Liliifloren auszudehnen. 4 Obwohl einmal auch bei Syrern und 
Maimüni für }nNSn MiOi -j^on rww auch ^L*aJ\ ^SULä — Anemone — 
vorkommt, Pflanzennamen 380, hat die neuere Auflage des GESENius'schen WB Fürrers 
Anemone coronaria, das die 12 A. hatte, mit Recht gestrichen. Schon der durchaus 
gesicherte arabische Name ^L^jiXH ^SIäJo schließt diese Kombination aus. Zu 
A. cor. s. Post 36, der den arabischen Namen gibt. Berggren Ms. der DMG s. v. 
Anemone. Pflanzennamen 201. 380. Ben Jehuda schlägt als hebräische Übersetzung 
des arabischen Namens die Neubildung *üt™ vor. Millon 134. 

2 Post 803 Lilium candidum L., arab. zenboq. Standort: Rocks; Kesruwän 
(Lebanon). Übrigens hätte man schon nach der Nachricht des Dioskorides (s. unten 
S. 12) am Vorkommen der Lilie in Nordpalästina nicht zweifeln sollen. Christ, 
ZDPV 22. 73 auf Grund des BoissiER'schen Herbars. Die entgegengesetzten An- 
gaben von Leunis, Synopsis § 718 und anderen sind zu berichtigen, doch ist anderer- 
seits auch Hamburger, RE s. v. Lilie richtigzustellen, wenn er ganz ohne Grund 
sagt, daß die weiße Lilie in den Tälern Palästinas ,den ersten Rang einnimmt 4 . 

3 Lag. Mitt. n. 15 ff. Die WBB s. v. ZDMQ 46, 117. 247. Die Zusammen- 
stellung mit OTp weißer Marmor, ehe weißes Zeug, Greis, Meier Wurzel- WB 81. 
Fürst und Ges. 8. 9 ist verfehlt. Lag. Mitt. n. 20. Die Kombination von 

mit £j*j*y*s ist verfehlt; Lag. a. O. 19. Joret, Les plantes dans Vantiquite, p. xix. 
163. 400 hat mehrfache Ungenauigkeiten. 



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158 



Immanuel Löw. 



sehen SöSantä (targ., 1 pal.-syr., 2 syr., nsyr. 8 ) arab. susan, sausan* 
np. susan, arm. SuSan 5 erhalten; SöSannä steht in der Bibel in Psalm- 
übersehriften, SöSan von Säulenkapitälen und dem Rande des bron- 
zenen Meeres, mischnisch vom Kopfe des Nagels und der Warze 
des Ethrogs, während es im Targum und zum Teile auch in der 
syrischen Bibelübersetzung Blüte allgemein bedeutet. 6 Im hebräischen 
Sirach. steht in der Schilderung der Herrlichkeit des Hohenpriesters 
]VW als Parallele zu p, Blüte, dürfte aber darum die Lilie meinen. 7 

An die erste Stelle unter den Blumen rückte in früh nachbibli- 
scher Zeit die Rose, so daß schon das Targum — durch des HL 
,Sö$annä unter Dornen' irregeführt — von der Rose unter Dornen 
spricht, was dann eine lange Reihe jüdischer Erklärer von Parhön 8 
bis Mandelkern beibehält. 9 

Mischnisch SöSannlm pl. ; als Blume auf Gräbern. 10 Im Midrasch 
gilt es für Lilie, nur ausnahmsweise taucht einmal der Ausdruck 
SöSannä Sell'wäräd auf (Lev. r. 23, 3. MCant. 2, 2), wie es scheint: 
Rosenblüte. 

Die arabisch redenden Schrifterklärer und Lexikographen z. B. 
Abulwalid geben arab. süsan und meinen die Lilie, jdid erscheint 

1 Levy TWB\ *Hiilie, überhaupt eine mit einem Kelch versehene Blume*. 
Levy meint die Blumenkrone, einen Kelch hat die Lilie nicht. 

* Schulthess s. v. U 1 A,o aus Hos. 14, 6 Mt. 6, 28, ^aqa Susanna Lc. 8, 3. 

3 Maclkan: Süfanä, a lily. 

4 Fraenkel, Aram. Fremdw. 143. Es gibt nach Delitzsch auch zwei assy- 
rische Pflanzennamen, die vielleicht zu erwähnen sind, Hmu und tfiSänu. Delitzsch 



Dafür dürfte Targ. j. Gn. 30, 37 (TW ruzb *?po) für p^> mm nen zu lesen sein: -len 
mm. In der ähnlichen Schilderung der Pracht des Heiligtums heißt es bei Gabirol 
(Prins, Abudr. 68): Heil dem Auge, das gesehen die Lilie Sarons! 

8 'öHK DHTI 65 d . 

9 Concordanz s. v. rosa (al. lilium). Luther übersetzt ,mit den Juden* ( Winer 
R WB) ebenfalls Rose. REJ 18, 108. 

10 Jetzt ist als Gräberschmuck in Palästina Aloe vera L. verbreitet, Post 783, 
doch wächst auch die Gräberpflanze der Griechen, Asphodelns ramosus L. (Lenz 302, 
Buchholz, Die drei Naturreiche nach Homer 214) in Palästina, Post 783. 



HWB 694. 



5 Hübschmann, Arm. Gr. i. 2, 314. 6 Lag. Mitt. n. 18. 

7 50, 8. Für pnb mc im selben Verse vermute ich rnc Pflanzennamen 319. 




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Sog ANNA. 



159 



als Glosse in den großen Halachot, 1 bei Ibn Esra, 2 bei Mölr Aldabi, 3 
der sagt, sie sei der Rose ähnlich, aber weiß. Er gibt ihre medizi- 
nischen Kräfte an, an die man noch im 19. Jahrh. geglaubt hat. 4 
Europäische Schrifterklärer bieten romanische und deutsche Glossen. 
Romanisch: giglio b hieli(lili), •»b'K ist bei D. Kimchi WB statt 
zu lesen, **vh liri in einem anonymen Kommentare zum HL und 
im Buche Asriel. 6 Lilio und lüg hat Elia Levita, 7 lügen auch Jakob 
Herschel Emden, 8 der die Blätter in Öl auf Wunden zu legen 
empfiehlt, was auch Baruch Lindau 9 tut. Der Arzt Tobijja Kohen 
gibt für Lilium album türkisch: zampak. 10 Arabisch <5-^j zanbak 
(aus pers. zanbah Lag. Mitt. n. 20) steht a) für Iris Sisyrinchium L. 
und L germanica L. (Forsk. lix, Ascherson und Schweinfürth, Flore 
d'ßgypte 149), b) für Polianthes tuberosa L. (Guigues 13* 66* 96*, 
der es auch für Jasminum Sambac hat), c) für Lilium candidum 
(Forsk. cix., 11 Post 803), d) für Jasminum Sambac L. (Nyctanthes 
Sambac Forsk. lix) (Ascherson und Schweinfürth 103. Guigues 13 *, 
Woenig, Pflanzen Ägyptens 235. 344) e) für Ol dieser Pflanze, huile 
de zambac (Berthelot, La chimie au moyen dge i (1893) 111 Jacob, 
Altarabisches Beduinenleben 2 , p. 52 Sha Nr. 950. Pflanzennamen 265. 
PSm 3413 DBB 459. 1167 w^oJ^ ^oiOj, ^aio^, ^<H" 0b 

hieher zu ziehen Vullers ,syr/ = J^, >j) ?), f) für Pancratium 

(so im Ms. der BMG) expansum, Berggren 868 J^ij zumbak. 12 

Wie bei Kimchi steht auch bei Salomo Ibn Melech violi (^m)/ 3 
doch meint er die Lilie, denn er hebt hervor, die Blüte sei sechs- 



1 Hai. ged. 70 33. 35 Hildesh. jkdid ed. Ven. — Eschkol 1. 68. 

2 Salfeld HL 68. 

3 s e bile 'emünä v f. 77 b Aust. 

4 Richter, Arzneimittellehre, 1832, ir. 264. 

5 Ibn Esra: Salfeld HL 69. REJ 17, 117. 

6 Salfeld HL 106. 

7 Tisbi sv. «rm. Grünbaum, Jüd.-deutsche Chrest. 483. 

8 Migdöl oz 6 b 4. 9 Resit limmüdlm 80*. 10 Ma'ase Töbijjä 152». 

11 2ot[j.ßaxt Forsk. p. xxiv. 

12 Vgl. noch senbak, Convolvulus hederaceus Forsk. lxiii. 



18 Michlal Jon HL 2, 1. 




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160 Immanuel Löw. 

teilig und weiß. Die Bemerkung rührt von Ibn Esra her und ver- 
dient als eine der seltenen Pflanzenbeschreibungen der jüdischen 
Literatur mitgeteilt zu werden: ,Manche halten söäannä für eine 
weiße Blume von gutem, aber betäubendem Gerüche und diese Er- 
klärung stimmt mit der Etymologie des Wortes überein, da die Blume 
stets sechs weiße Blumenblätter hat und innerhalb dieser wieder sechs 
lange, stangenförmige Zweigchen — die Staubfäden — . Allerdings muß 
dann das Schriftwort: ,seine Lippen Lilien' auf den Geruch und nicht 
auf die Farbe bezogen werden. i Letzteres ist dem Kontexte ent- 
sprechend und wird auch von Neueren vielfach angenommen. 

Sonst ist allerdings nicht viel von botanischer Beobachtung der 
Lilie zu verzeichnen. Der Midrasch hebt einigemal hervor, wie saft- 
strotzend sie sei. D. Kimchi erläutert zu Hosea 14, 6, sie habe keine 
Wurzeln, sei leicht zu entwurzeln, darum werde Israel auch mit den 
tiefwurzelnden Bäumen des Libanon verglichen. Die Lilie wendet ihr 
Herz nach oben — wohl vom Gipfeltriebe der Palme übertragen — : 1 
Israel wird erlöst, wenn sein Herz sich bußfertig Gott zuwendet. Die 
Lilie wird unter Dornen zerstochen, doch bleibt ihr Herz Gott zu- 
gekehrt: so Israel. Trotz aller Steuern und Abgaben an die Fremd- 
herrschaft bleibt es seinem Gotte treu. 2 

Der Midrasch etymologisiert: sesSönlm, die Lernenden, 5 der 
Sohar: 4 die ,sich ändernde' Blume: zu Anfang — als Knospe — 
grün, später rot (oder?) weiß. Hier dürfte die Feuerlilie erwähnt 
sein, die in der älteren Literatur nicht vorkommt. 

Abravanels Bemerkung, daß die Lilie unter Einwirkung des 
Taues aufblüht, während strömender Regen sie hinwegspült, ist erst 
aus dem Schriftverse Hos. 14, 6 erschlossen. 

Im Sohar sehen wir die beiden Erklärungen Lilie und Rose 
zusammenfließen. Der Sohar beginnt mit der Erläuterung des Schrift- 



1 Pflanzennamen 113. — Midr. Ps. 45: 

2 Lev. r. 23, 5 MCant. 2, 2 § 5. 

3 M. Ps. 45, 1 und Machiri Ps. 

4 i. 221» in. 170». 



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§6§ANNA. 



161 



wortes: ,wie die Lilie unter den Dornen*. Da wird die Bemerkung 



d. i. die Lilie, die rote, d. i. die Rose. Zunächst wird das Wort 



geben dreizehn Attribute Gottes schützend die Gemeinde Israels. 
Darum wird Gott zu Beginn des Schöpfungswerkes ein zweitesmal 
erst genannt, nachdem auf die erste Nennung dreizehn Wörter ge- 
folgt sind. Durch die fünf bis zum dritten Gottesnamen folgenden 
Wörter 1 wird auf die fünf die sösannä umschließenden großen Blätter 
— also die fünf blätterige Rose! — als auf das Heil hingewiesen, 
wie denn geschrieben steht: ich erhebe den Kelch des Heiles, den 
Kelch der Eulogie, der, den fünf Blättern der Rose entsprechend, auf 
die fünf Finger aufzusetzen ist. Die Rose, das ist der Segenskelch! 
Die auf das dritte 'Slöhlm folgenden Worte aber sind die ersten fünf 
Worte des Schema, während das sechste Wort: 'ehäd die alles 
zusammenfassende Wurzel der sösannä bedeutet. 2 Dies läßt sich 
aus der verworrenen Darstellung der beiden Soharstellen heraus- 
schälen. Die dreizehn ,Blätter* der Lilie dürften auf die sechs Perigon- 
blätter, die sechs Staubgefäße und den Griffel gehen. Die sechs 
Perigonblätter erwähnt der Sohar ausdrücklich: 3 er sagt daselbst, 
die Lilie habe zwei Farben — weiß und rot — , der Apfel aber 
drei. Das kabbalistische Asriel-Buch sieht in den sechs Perigonblättern 
die sechs Flächen des Körpers. 4 

Im Sohar wird weiter ausgeführt: Solange die Blüte geschlossen 
(k&'&k, kötid) ist, hat die Knospe keinen Duft, sie wird darum unter 
Dornen nicht gesucht und gesammelt: erst wenn der Duft der ge- 
öffneten Blüte entströmt, findet und sammelt man sie: so Israel, wenn 
es Buße tut. 5 An die rote Rose erinnert den Kabbalisten die rote 
Kuh 6 und auch mit dem Schriftworte: seine Lippen sösannlm ist 

1 So unter Vergleichung von Sohar in. 233 b . 

2 Sohar i. 1»; in, 233 b . 

3 in, 286 b u. 

4 Salfeld HL 106. 

5 in. 233 a . b . Vgl. Isak Ibn Sahula. Salfeld, HL 160. 

6 in. 180 b um« «poio. 



eingeschaltet, es gebe verschiedene Arten der sosanna: die weiße, 



auf erstere bezogen: so wie die Lilie dreizehn (?) Blätter hat, so um- 




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162 



Immanuel Löw. 



ihm die Rose gemeint. 1 Die Gemeinde Israels wurde der Rosenlippen 
im Liebeskusse des Weltenkönigs teilhaft, von dem es heißt: ,Er 
küsse mich mit den Küssen seines Mundes/ 2 

In den Tiy^ünim 3 wird das Thema variiert und weitergeführt. 
Die Lilien, unter denen der Geliebte weidet, sind das Morgen- und 
Abend-Sch6ma, die fünf Blätter die ersten Wörter desselben, die 
dreizehn Blätter der Zahlenwert des letzten Wortes : 'ehäd. 

Die ,$ösannä der Täler* wird mit Rücksicht auf den Standort 
nicht die weiße Lilie meinen. Die daneben genannte Blume, häbas- 
seletk ha-Särön ist eine Herbstzeitlose, vielleicht die an der Küste 
und in der Niederung wachsende Colchicum Steveni Kunth, 4 während 
heute in Sarona bei Jaffa die Meerstrand-Narzisse, Pancratium ma- 
ritimum L. für diese biblische Pflanze gehalten wird. Pancratium 
maritimum L. heißt heute 8ü8an h und dürfte der ,üösannä der Täler' 
am besten entsprechen. 

Der Amora R. Judan 6 hält — wie die Peäitta — fiäba§seleth 
und Sösannä für Synonyma und R. Samuel b. Meir schließt sich in 
seinem Kommentare dieser Meinung an. 7 

Eine besondere Art, Sösannath ha-melech, erwähnt die Mischnah 
und meint damit die weiße Lilie, da derselbe Ausdruck bei Dios- 
korides diese meint. Obwohl die weiße Lilie zu den Griechen und 
Römern aus Syrien kam, glaube ich die hebräische Benennung als 
Übersetzung von xpi'vov ßaat/ayiv ansehen zu müssen. 8 Denselben Aus- 

1 in. 140 *> 295 b . 
* m. 287*. 

3 Kap. xxv Ende, xxvi Anfang. 

4 Post 809. Narcissus Tazetta L. für hähasseleth — Post 776 Führer in 
Schenkels Bibellexikon — ist durch die Geschichte des Namens Narzisse so gut 
wie ausgeschlossen. Pflanzennamen 174. 265. 

5 Ascherson und Schweinfurth, Flore aVEgypte 149. ZDPV 22, 68. Fonck 56. 
Post 777. Pancratium illyricum Forsk. 209: Susann. 

6 Cant. r. 2, 1 § 3. Bacher, Ag. d. pal Am. m. 264. 

7 Kommentar zum HL ed. Jellinek z. St. r6o Vds. 

8 Kil. 5, 8 T. in. 78 2. S. unten S. 15. Daß der griechische speziellere Aus- 
druck in Palästina Aufnahme fand, ist nach der Analogie von 8<xp.<xax7)va, xeSpo;, 
vi/.oXao5, jtcpatxa usw. für einheimische Kulturgewächse nicht verwunderlich. 




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SoSannä. 



163 



druck hat die syrische Übersetzung des Sirach 39, 14. 50, 8. Da 



die Syrer in der Erklärung des ihnen fremden Ausdruckes schwanken, 
dürfte er aus dem hebräischen Originale beibehalten sein. Im auf- 
gefundenen hebräischen Texte steht der Ausdruck (50, 8) nicht. 
Maiinüni und Bar Seröäewaj halten die Königs- SöSannä für Anemone 
coronaria L., 1 an welche sie aus demselben Grunde denken, aus 
dem diese Pflanze auch für SöSannä überhaupt gehalten wird. 2 Die 
Erklärung des jerusalemischen Talmud zur Stelle ist leider korrupt: 
sie scheint xpi'vov gelautet zu haben. 3 R. J. Siponte rät auf die Rose, 
R. Simson aus Sens lehnt aber diese Erklärung ab. Der Zusatz ha- 
melech führte Salomo b. Samuel auf dibd HNW, Ocimum 

Basilicum L., 4 Buxtorf auf: Königskrone, Fritillaria, von der Post 5 
in Palästina fünf Arten fand. Ein Schulbeispiel philologischer Pe- 
danterie ist es, wenn Rosenmüller für HL 5, 13 — seine Lippen 
Lilien, von fließender Myrrhe triefend — an die Fritillaria denkt 
und die Honiggrübchen an der inneren Basis der Perigonblätter für 
,fließende Myrrhe* in Anspruch nimmt. Eine SöSannä- Axt, die ich 
Pflanzennamen 380 erwähnt habe, ist zu streichen: in bö"0 rwntf 6 ist 
rww nur Dittographie des vorhergehenden mjNP, wie alle Zeugen 7 
haben, böna ist korrumpiert aus htimp, bomp, und das ist der Sing, 
zu pbiöip, eine Cucurbitacee, die ich bei Kraüss ii. 569 behandelt 
habe und die eine Luffa oder eher eine Bryonia sein wird, da wir die 
hebräischen Namen der sonstigen Cucurbitaceen Palästinas kennen. 

1 Es wird wohl Anemone (Post 36) und nicht Ranunculus asiaticus L. gemeint 
sein. Post 39. 

» S. oben S. 4. 

3 Krauss ii. 540. 

4 Bacher brieflich. Vgl. Bacher S. b. S. p. 66, hebr. Nr. 730 Pflanzennamen 152. 

5 804. 

6 j. Sukka in. 53 d 40. 

7 bonpn minra TNeg. 618 15 und alle früheren jerusalml-Ausgaben. T. noch LA. 
jonp. R. Simson Neg 11 4: ponpsi, »»n Sukka 24° Jerusalem: ^onpsi mjNM. Wie mir 
L. Grünhut 22. xi. 07 schreibt, lesen manche Targumausgaben für p^ioip Jes. 34 13, 
Hos. 9 6: p^ioip. Mir ist diese jedenfalls falsche Lesart unbekannt, p^ioip selbst 
war von mir schon Pflanzennamen 357 als verdächtig bezeichnet worden. Es wird 
ein alter Fehler für paix^p oder *paiBip vorliegen. 




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164 



Immanuel Löw. 



Die erste unter den Blumen ist die Lilie und unter den Lilien 
die erste die der Täler, denn während die Berglilie leicht welkt, 
wird die der Täler immer saftstrotzender. 1 Sie ist darum das Bild 
der Frommen, lehrt R. Eleazar b. Pedath im dritten Jahrhundert. 2 
Schon früher hatte R. Simon b. Jochaj gepredigt, das Angesicht der 
Frommen werde dereinst in siebenfältigem Freudenglanze erstrahlen 
wie die Lilie, die hier neben Sonne und Mond, neben Firmament 
und Gestirnen, neben dem Blitz und dem goldenen Leuchter des Heilig- 
tums genannt wird. Hieran anknüpfend wird die Lilie späteren 
Kabbalisten ein Bild der Auferstehung. 3 

Eine bildliche Darstellung der Lilie scheint auf den Schekeln 
und Halbschekeln beabsichtigt zu sein, die man Simon dem Has- 
monäer, neuerdings dem Aufstande von 66 — 70 zuschreibt. 4 In einer 
assyrischen Zeichnung will Bona via die weiße Lilie, Madonna = Lily, 
erkennen. 5 Aus dem Mittelalter sind die Lilien der Wappen jüdischer 
Adelsgeschlechter zu erwähnen. 6 

SöSannä ist weiblich, daher wird die Geliebte ihr, der Geliebte 
aber dem männlichen Apfelbaume verglichen. 7 Daher wurde Susanna 
Frauenname, am frühesten bei der Heldin des Susanna-Buches vor- 
kommend. 8 Der Name ist weit gewandert und hat sich in neueren 

1 Bacher, Ag. d. Pal Am. n. 492 n. 3. irira MPs. 80 Anf. D'n'ttio Lev. r. 23, 6. 
M. Cant. 2, 1 § 1. 2. 3. 2, 2 § 6. Raschi zu Ps. 45, 1. 

2 Bachek a. O. 76 nach MCant. 2, 1. MPs. 1, 3 § 20 Buber. Vgl. noch wo 
a^im Pflanzennamen S. 85. Die Lilie der Täler = die Seele: Behinath 'öläm p. 52 
Hirschfeld. 

3 Bacher, Ag. d. Tann. n. 146. Sifre u. 10. 47. Hoffmann, M. Tann. 6 23. 
Pesikta 179 b . Buber zu MPs. 11, 6 und zu Machiri Ps. 80,1. Poetisch verarbeitet 
bei Sachs, Stimmen it. 63, der allerdings wie immer auch hier Rose für söSannä setzt. 
Gamaliel di Monselice, Pirlje sirä 96 a Mantua. 

4 Schürer i. 636. REJ Actes p. cciii. 

5 Bonavia, The flora of the assyrian monuments 1894, p. 31. 

6 REJ xv. 123. Jew. Enc. s. v. Coat of Arms. 

7 R Samuel b. Meir, HL, z. St. ed. Jellinek. 

8 Lag. Mitt. ir. 21 Souaavva Onomasticon 56 19, 66 2, 179 34 Lagarde: xpivov, 
lilium. rrp^n na nwm Juchasin 238 b London. Seder hadöröth Jahr 3521. i. 125 
Warschau. Jellinek, Beth hamidrasch vi. 126 ff. Die jüdischen Quellen sind im 
Artikel Susanna in der Jew. Enc. übergangen. 




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CORNELL UNIVERSITV 



SoSanna. 



165 



Sprachen vielfach erhalten (span. Azucena 1 deutsch und französisch 
Susanne, Suzanne, magyar. Zsuzsanna mit mehreren Koseformen), 
mußte aber in neuester Zeit dem englischen Lily weichen. Als 
Familienname gehört Ibn $öSan* hieher, während der Gaon $e§nä* 
und der gleichnamige Vater des Gaons Amram zu dem biblischen 
Eigennamen ßesän gehören dürfte. 

Die Stadt Susa (susan*) hat nach den Zeitgenossen Alexanders 
des Großen ihren Namen von der Lilie, die in Persien coüacv heißt. 6 
Die ; Königslilie' y.ptvov ßaaiXcxäv heißt nach der Glosse bei Dioscorides 
syrisch craaa, Wiener Hss.: craXa, was auch nur aus coöaov entstellt 
sein wird. Des Dioskorides Königslilie 6 ist die weiße Lilie, Lilium 
candidum L. und ist mit Sösannath ha-melech der Mischna identisch. 
Dioskorides berichtet, die zu Salben geeignetsten Lilien wüchsen in 
Syrien 7 und Pisidien, die feinste Liliensalbe komme aus Phönizien 
und Ägypten. 8 Die Salbe hat ihren heimatlichen Namen ccöcivov j/ipcv 
nach Griechenland und Rom mitgebracht. 9 

Israel gleicht der Lilie. In vielfacher Parallele führt Abin 
diesen Vergleich durch. 10 Wie die Lilie in der Sonnenglut welkt, 
aber im Tau frisch erblüht, so ist Israel welk und erblüht erst, wenn 



1 Grünbaum, Jüd.-span. Chrest. 29. 33. Brüll, Jahrb. vm. 171. 

2 Gall. jud. 15. REJ xv. 122. Ein Selbstmörder Ibn Susan aus Toledo: 
Juchasin 230 London. Uber die Familie Sassoon s. Jew. Enc. sv. Bensasson, Z.f.JLB. 
1907, 100. 

8 x:wv Neubauer, Chron. i. 62 16 Eskol i. 8 5 Auerbach, xsw Neubauer Chron. 
i. 187 26, ii. 230 17. — 15. Müller, EinL Resp. d. Gaon. 63. Kohut, Ar. s.v. 

4 Lag. Mitt, n. 16. Auch keilscliriftlich so. Bibl, ppitp und davon Kiwitt 
Esra 4 9 und Gesen. 14 s. v. Mischna: Midd. 1, 3 Kel 17 9. Talmud: s. Jastrow s. v. 
Neubauer, Giogr. 381. Im Rätselgedichte Rosin, Reime i. p. 145 n 9 steht für Lilie: 
ircu Tp. 5 Athenaeus xti. 513 f. und Schweighaeuser z. St. 

6 i. 451 dazu ii. 541. Fraas 286. 7 i. 452. 8 i. 66. 

9 Theophrast bei Athen xv. 689 d und Schweighaeuser z. St. Hippocrates ii. 561 
Kühn, daraus Galen xix. 82. — Galen vi. 220. xix. 743. Paulus Aegineta, Steph. 
Byz. und Eustathius bei Diosk. u. 368. Salm. Exercc. Plin. 861, und homon. hyl. 
iatr. 22 F. 23 A. Susinum Plin. xm. 2. 

10 Bacher, Ag. d. Pal. Am. in. 411 nach Lev. r. 23, 6 MCant. 2, 2 § 6. Poetisch 
bearbeitet sind die Lilien- Vergleiche des Midrasch bei Sachs, Stimmen ii. 159 f. und 
die Anmerkung dazu p. 297. 



'rw"*nl*> Original from 

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166 



Immanuel Löw. 



der Schatten Esaus vergeht und Gott wie Tau für Israel wird. 1 Wie 
die Lilie in ihrem Dufte vergeht, so Israel in der Ausübung der 
Gebote. Wie die Lilie um ihres Duftes willen da ist, so die Frommen 
um der Erlösung willen. Wie die Lilie zu Anfang und Ende der 
Mahlzeit auf dem Tische der Könige erscheint, so Israel in dieser 
und der kommenden Welt. Wie die Lilie unter den Pflanzen, so ist 
Israel kenntlich 2 unter den Völkern. Wie die Lilie für Sabbat und 
Festtage, so wird Israel für die künftige Erlösung vorbereitet. 

Die Lilie unter Dornsträuchern 3 ist, nach Chanan aus Sepphoris, 
wer im Trauer- oder Hochzeitshause die Segenssprüche, oder in der 
Versammlung Unwissender das Schema und seine Benediktionen re- 
zitiert. 4 Die Lilie unter Dornsträuchern ist auch Rebekka, die in 
böser Umgebung rein gebliebene. 5 Ahnlich die Söhne Korahs. 6 Das 
Bild wird vielfach verwendet: Israel aus Ägypten schwer heraus- 
zuholen, wie die Lilie aus Dornsträuchern. 7 Ebenso verhält es sich 
nach dem Einzüge in das heilige Land zu den Eingeborenen 8 und 
endlich bei der künftigen Erlösung, wo das Dorngestrüpp ausgerodet 
werden muß, ehe die Lilie gepflückt werden kann. 9 Der heilige 
Sänger betet für Israel, die Lilie unter Dornen, die zerstochen wird, 
daher die Psalmüberschrift: c al sösannim. 10 Trotz der Stiche bleibt 
der Sösannä ihre Schönheit und Röte — hier dem Targum folgend: 
die Rose gemeint — : so Israel unter den Heiden. 11 Israel spricht: 
Ruht des Herrn Schechina auf mir, so bin ich wie die Narzisse des 
Paradieses und meine Taten wie die Rose im Tale desselben, ver- 
läßt mich aber um meiner Sünden willen die Schechina, so gleiche 

1 Hosea 14, 6. 

2 Jesaja 61, 9. 

3 HL 2, 2. D'mn nicht etwa Dorn, Stachel, sondern Dornstrauch. 

4 Bacher, Ag. d. Pal. Am. in. 675. 

6 Bacher, a. O. n. 243 aus Gen. v. 63 Anf. 

6 M. Ps. 45, 1. 

7 Bacher, a. O. n. 76: Eleazar b. Pedath. 

8 Bacher, a O. in. 358 Berechja. 

9 Bacher, a. O. in. 78 Aibo. 

10 Raschi, Ps. 69, 1. 

11 Raschi HL 2, 1. 




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&OÖANNA. 



167 



ich der Rose unter Dornen, deren Blätter zerstochen und zerrissen 
werden wie ich vom Elend des Exils. 1 Daher die Bitte um Erlösung: 
Aus den Dornen lies die Lilie auf, 2 und das Bild Gabirols für 
Abraham: Im Dorngestrüppe blühte er auf wie eine Lilie. 3 Auch 
im Sohar noch — auf die Rose bezogen — : Israel unter der Menge, 
wie die Rose unter Dornen, über welche sie hervorragt, 4 oder Israel, 
die einzigartige Rose unter den Blumen der Erde. 6 

Lasset eure (guten) Werke saftvoll sein wie die Lilie, so er- 
klärt Achä aus Lydda die Uberschrift des achtzigsten Psalms. 6 Der- 
selbe erklärt: Wenn diese Augen tief auf mir ruhen, übe ich gute 
Werke, saftvoll wie die Lilie der Tiefe, und stimme an den Gesang 
aus der Tiefe. 7 Abbä bar Kahänä läßt die Gemeinde sprechen: 
Gott liebt mich auch, wenn ich in die Tiefen der Bedrängnis ver- 
senkt bin, befreit er mich aber, so kommen meine liliengleich saft- 
strotzenden Triebe und Gesänge 8 zum Vorschein. 9 

Lilie der Tiefe — das ist NahSön b. c Aminädäb, der allen vor- 
an sich unerschrocken ins Meer wagte. 10 Lilie der Tiefe wurde 
Israel, als es am Meere Gott schaute. 11 Dem Sohar ist diese Tiefe 
die Urtiefe, der Urgrund alles Seins. 12 

,Lilienumzäunt' 18 wird einmal auf die Worte der Lehre, 14 sonst 
auf das Synedrion, die wie auf runder Tenne sitzenden siebzig 



1 Targum HL 2, 1. 2. 

2 Pizmon f. d. 17. Tammuz: jtnt> wipb pino. S. Prins, Abudr. p. 75 n. 
8 Prins, p. 17: ppws mc p*rrr rsitpoa. 

4 pis p NTins Sohar i. 137 a in. 37 b . 

5 ii. 189 b . 

6 Bacher a. O. in, 145 aus MPs. 80. 

7 Ps. 130, 1. Bacher a. O. 149 aus MCant. 2, 1. 

8 w — p-w. 

9 Bacher a. O. n. 498 aus MPs. 1, 20- MCant. 2, 1. Ähnlich Bacher iii. 384 
Berechja. MCant zutta p. 25 Buber. 

10 Machiri Ps. 69, 1. 

11 Daselbst. 

lf i. 221% in. 107». 

13 HL 7, 3. 

14 Bacher a. O. iii. 265 aus MPs. 2, 20. MCant. 7, 3. 




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168 Immanuel Löw. 

Ältesten, bezogen. 1 Auf dasselbe wird die Psalmüberschrift SöSan 
c edüth 2 gedeutet, wie in Targum und Mid rasch die Überschriften 
von Ps. 45, 69 und 80. Zu Ps. 45 erläutert Raschi ausführlich: der 
Sang gelte den Gelehrten, die zart und schön sind wie die Lilie 
und voll guter Werke wie diese saftstrotzende Blume. Sonst sieht 
man im Lilienzaune auch den Zaun des Gesetzes, der Israel ein- 
hegt und, obwohl luftig und leicht, nicht eingerissen wird. 3 Eine An- 
spielung auf die rote Lilie findet der große Agadist Levi in diesem 
Bibelverse. 4 

Mein Geliebter ist hinab in seinen Garten gegangen zu den 
Balsambeeten, in den Gärten zu weiden und Lilien zu pflücken. 5 
Mein Geliebter — Gott — ging hinab in seinen Garten — die Welt 
— zu den Balsambeeten — zu Israel — , in den Gärten — den 
Völkern der Welt — zu weiden und Lilien — die Frommen — 
zu pflücken, die Gott im Tode aus ihrer Mitte entfernt, so legt 
R. Simon b. Läkls den Schriftvers in einer Trauerrede aus. 6 Sonst 
sieht man in dem Garten Synagogen und Lehrhäuser, aus denen die 
Frommen hin weggeholt werden. 7 Im Targum, wie immer auf die 
Rose bezogen: Wie einer, der aus den Beeten Rosen pflückt, hat 
Gott Israel in Babylon aufgelesen. Gott liest die Verdienste des 
thoralernenden Israel auf, um sie in sein Gedenkbuch einzutragen. 8 
Der unter Rosen weidet: die Taten der gegen Amalek unter Josua 
ausziehenden Frommen gleichen der Rose. 9 



1 Bacher a. O. in. 545. Targum HL. Abot Natan 2 Anf. Jelamdenu bei 
Ak. Grünhut, Likk. v. 92 b . Tanch. Debar. 3. Gen. r. 74, 15. Sohar in. 233», Ibn 
Esra z. St. 

2 Ps. 60, 1. 

3 Snh. 37 ft Bacher a. O. in. 609. Pes. r. 35* b . Raschi z. St. 

4 Bacher a. O. n. 387. MPs. 2, 12. 79 n. 1. Buber. MCant. und Abot Natan 
2 Anf. Lev. r. 12 und 19. Pes. r. 35 b Friedmann z. St. 

5 HL 6, 2. 

6 Bacher a. O. i. 401. 

7 MCant. z. St. 

8 Raschi z. St. 

9 Targum HL 2, 16. 



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SögANNA. 169 

,Seine Lippen söSannlm': 1 die Lippen der Lernenden (SeSBönlm), 
der Weisen, die mit der Thora sich beschäftigen. 

Henoch wird bei Lebzeiten der Erde entrückt, wie man die 
Lilie pflückt, ehe sie ihren Duft verliert. 2 

Kränze aus Lilien gebühren dem König. 3 Ein König entdeckt 
in seinem gänzlich verwilderten Obstgarten eine sösannä sell'tväräd, 
also wohl eine Rosenblüte und steht um der einen Blume willen von 
der Ausrodung des Gartens ab: also übte Gott dem ganzen Menschen- 
geschlechte gegenüber Schonung um Israels willen. 4 

Chanoch Sundel Lurie erläutert in seinen 1842 erschienenen 
naturphilosophischen Betrachtungen zu perek sirä h den Schriftvers: 
,Ich will Israel wie Tau sein, es blühe wie die Lilie' folgendermaßen. 
Seien wir empfänglich für den göttlichen Ruf zur Buße, wie die 
Lilie für den Tau, der sie befällt, empfänglich ist. Die Naturforscher 
nehmen an, daß der Duft der Blüten {ßösannlm in weiterem Sinne) 
vom Tau stamme. Dieser befällt zwar alle Pflanzen gleicherweise, 
der Schöpfer aber hat der zum Duften bestimmten Lilie den nach 
oben geöffneten Blütenbecher verliehen, damit er die Tautropfen auf- 
nehme, während diese bei anderen Pflanzen auf die Außenseite fallen 
und, statt aufgesogen zu werden, zu Boden fallen. Der Tautropfen 
aber wird in der SöSannä zum Wohlgeruch. Darum heißt Israel 
häbbasselet, d. i. die noch zur grünen Knospe gefaltete Blüte, die aber 
durch den Tau des göttlichen Wortes zur farbenreichen SöSannä erblüht. 
Lurie denkt wohl an die in die Kelchblätter eingeschlossene Rosen- 
knospe. Er führt dann weiter aus, wie die grüne Hülle der Körper, 
die umschlossene, gefaltete Blüte aber die Seele sei, die in Leiden 
geläutert die Hülle abstreift und in Buße und guten Werken erblüht. 

Zur Vergleichung sei aus dem Bibellexikon des Peter Bod, 6 
eines ungarischen protestantischen Schriftstellers (geb. 1712), folgendes 

1 HL 5, 13. 

2 Sohar i. 56 b . Kompliziertere kabbalistische Deutung Sohar in. 263 a . 

3 MPs. 45, 1 auch Machiri. Ziegler, Königsgleichnisse 9. 

4 Ziegler, Königsgleichnisse 291. 

5 f. 51 b Preßburg. 6 Leksi/con, 1746 s. v. liliom. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d« Morgenl. XXII. Bd. 12 



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170 Immanuel Low. 

angeführt: ,Die Lilie ist Symbol der Kirche. Wie die Lilie unter 
Dornen: so wie uns die Lilie lieber ist als die Dornen, so die Kirche 
lieber als die Gesellschaft der Ungläubigen. Wie die Lilie von den 
Dornen, so wird die Kirche von den Ungläubigen verletzt. Besonders 
aber ist die Lilie Sinnbild des einzelnen Gläubigen. „Dein Bauch 
ein lilienumhegter Getreidehaufen": in deiner Gemeinde ist die reiche 
und gesunde seelische Nahrung umgeben von Gläubigen, die von 
Glauben und guten Taten duften. Das Lilienöl ist Wöchnerinnen 
zuträglich, d. h. die duftende und kräftige Wissenschaft Christi, mit 
der er seine Kirche in ihrer Not belebt und sie befähigt, selbst in 
Leiden viele Söhne zu gebären/ 

Die kirchliche Symbolisierung der Lilie, zum Teile auf der 
jüdischen fußend, klingt noch in Delitzschs Kommentar zum HL 
stark nach. Die symbolische Bedeutung der Lilie in der christlichen 
Welt geht auf die Bilder des Hohenliedes zurück. Die himmlische 
Reinheit ward in der Lilie — der Madonna-Lily der Engländer — 
angeschaut und mit Lilienblüten ohne Staubfäden wird der Engel 
der Verkündigung dargestellt. Hermann Christ gibt 1 eine kurze Zu- 
sammenfassung der Darstellungen der weißen Lilie auf Bildern von 
Mariä Verkündigung. Die ältesten weist er bei Simone Martini 
(gest. 1344) und Lippo Memmi (1357), Lionardo da Vinci (1519) — 
auch Botticelli malt den Erzengel mit der Lilie — bei Hubert und 
Jan van Eyck (1432), bei Hans Holbein d. A. (1524) und anderen nach. 

Die jüdische Dichtung, auf Sprachschatz und Bilder der Bibel 
angewiesen, verwendet die sösannä im Sinne der Bibel und der Agada, 
so daß bei synagogalen Dichtern Sösannä ohne weiteres für Israel 
steht. So im bekannten IJanukkaliede 2 eines Mordechaj: 

Alles Ol ward unrein von Leichen, 
Doch mußte den Lilien zum Zeichen 
Der letzte der Krüge gereichen. 

Wie die biblischen Wendungen und Bilder die Phantasie der 
jüdischen Dichter beherrschen, ist am Beispiele der SöSannä bei dem 

1 ZDPV 22, 65 f. Hehn 6 250. 

2 Mä'öz §ür. S. Jew. Enc. s. v. 



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SoäANNA. 



171 



größten, bei Jehuda ha-Levi augenfällig zu zeigen. Wo er sösannä 
neben der Rose — wäräd — erwähnt, meint er jedenfalls die Lilie; 1 
der weißen Lilie wird ein duftiges Gewand verglichen, das dem 
Dichter geschenkt wurde: 

Könnt 7 es der Sonne Glanz entziehn? 
Hat es der Lilie Blättern ihn entliehn? 2 

Die rote Lippe, der SöSannä verglichen, wird die Feuerlilie meinen, 
doch kann auch die Rose gemeint sein; 3 obwohl dies bei arabisch- 
sprechenden Schriftstellern unwahrscheinlich ist. 

Die Lipp' der Feuerlilie nicht vergleichet, 
Die edle, deren Farbe nicht verbleichet. 

,Rubinen-Lippen, Perlen-Zähne, Augen mit des Pfeiles Blitzen, der 
Schläfen Pracht wie roter Lilien'. 4 

Das biblische Bild: seine Lippen Lilien vmnw) (HL 5, 13) 
ist in der Verbindung von \vw *nb nicht bloß bei ihm beliebt. 5 Das 
Blumenblatt selbst als Wange (*nb) angesehen: Sie lacht meiner 
Zähren, wie die Lilie lacht, ob auch der Wolken Träne ihre Wangen 
netzt. 6 Der Dichter begrüßt den nahenden Frühling: 

Die Wolke erbarmt sich der durstenden Au 

Gleich Liebeszähren 
Auf Lilienwangen schon senkt sich ihr Tau. 7 



1 i. p. 200 Nr. 137, Z. 17 Brody: in seinem Garten 

ipw mym narr ramm vn. 
Auch: pcnen pc n. p. 217, Nr. 6, Z. 4. 

2 i. p. 181, Nr. 122, Z. 6: 

tm» "«KB rv& rhu d« 

nDDKB ]tnv ^JJB 1K 

8 ii. p. 323, Z. 13: lüp v:w '3 vuo wa nrv ]vwz xb — vrh. 
4 ii. p. 13, Nr. 8, Z. 3: hgin rwircu Tin npn. 

6 n. p. 54, Z. 23: owip pcn» t6. i. Noten p. 172 Brody: Tarschisch p. 44: 
nmrb ptfitf ; p. 45 ptnvs jvrb* Gabirol: ihre Lippe wie die Lilie, rot wie Blut. Brody 
und Albrecht, p. 38, Nr. 36, Z. 3. 

6 ii. p. 234. Z. 17: rv>nb "hv ap nyon prran n;tritf3 ♦npai 1 ? pn»n. 

7 i. p. 171, Nr. 113, Z. 1. 

pr ja nanrt von» o»ap »cm 

12* 



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172 



Immanuel Löw. 



An anderer Stelle: 



Wie Manna auf der Lilien Wange die Tränen aufgelesen. 



Weiter steht dann Lilie schon direkt an Stelle der Lippe: ,das Haar 
beginnt sein fein Gewebe um die Lilien zu weben'. 2 ,Mein Geliebter 
ist hinabgegangen in seinen Garten .... zu weiden in den Gärten 
und Lilien zu pflücken' 3 gibt in den beiden letzten Versgliedern eine 
beliebte Musivformel zur Einkleidung der Gedanken. Die Weisen 
von Tyrus sind 

Freunde, die pflücken die Lilien der Klugheit, 
Brüder, die weiden am Felde der Einsicht. 4 

Der Geliebte wird aufgefordert: 

In ihren Gärten weiden, Freund, nicht zögere dein Sinn, 
Zum Beet der Liebe, Lilien zu pflücken, ziehe hin. 5 
,Lilien zu pflücken' bildet im Wechsel mit ,in Gärten zu weiden' 
den Kehrvers eines Liedes zum Hochzeitsabbath. 6 Das biblisch- 
agadische Bild; wie die Lilie unter Dornen, so Israel unter den 
Völkern klingt nach in dem Huldigungslied an Samuel ha-Nagid: 

Dein Schutz birgt sie vor Stämmen, die sie knechten, 

Wie Dornen sich mit Lilien verflechten. 7 



1 i. p. 34, Nr. 25, Z. 6: wpb ]ww *nb bv fcsv Brody, Noten p. 66 führt dazu 
aus Charlzi an : |tn»n »r6a ftsp mjttHi. 

2 ii. p. 321, Nr. 112, Z. 11. 
• HL 6, 2. 

4 i. p. 97, Nr. 68, Z. 53: 



Dem Reim zuliebe verbindet Samuel ha-Nagid Lilien mit im statt mit vpb Brody 
und Albrecht, p. 33, Nr. 26, Z. 4. Einem Wortspiel zuliebe taucht bei ihm auch 



ijn rnaiam D'in ivpb meto ohh 



das biblische naio auf, a. O. p. 33, Nr. 27, Z. 5. 

5 ii. p. 30, Z. 12: 



rr::i -|in mjrb *innnn na -n mn 
vpbb miD nanx nanrt 



Ähnlich ii. p. 26, Z. 14: oww ttipWi w n a*m nxn*?i rnhxh. 

6 ii. p. 51, Nr. 5*2. 

7 i. p. 86, Nr. 61, Z. 14: 




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CORNELL UNIVERSITV 



ÖoSanna. 173 

Ähnlich an Ahron Alemani im Abschiedsliede : 

Und sondre Löwen du von Lämmern 
Und Lilien von abgerißnen Dornen. 1 
Sösan und habasseletk verbunden wie im HL : ; Lilie der Lieblich- 
keit und Zeitlose der Schönheit' 2 und ähnlich: ? Lilie der Täler und 
Myrte von Saron' 3 als Umbiegung von HL 2 ? 1. 

Das Psalmwort: ,Die unter Tränen säeten, werden mit Jubel 
ernten' 4 wird in einem Hochzeitsliede variiert : 

Die in der Trennungszeit mit Tränen du gesäet, 
Die Lilien pflücke unter Jubel heut. 5 

Israel ,blühe wie die Lilie'. 6 Beginn eines Hochzeitsliedes : 

Der Bräutigam blühe wie die Lilie inmitten der fröhlichen 
Freunde. 7 

Die frühvollendete Tochter beklagt der Dichter als 
Lilie, vor der Zeit gepflückt. 8 

Das Lied seines Freundes wird dithyrambisch gefeiert und da heißt 
es unter anderem: 

Wär aus des Gartens Beeten es gepflückt, 
Es wären Lilien, die man gepflückt. 9 
Mose Ibn Esra sieht in den , Scharen der Höhe', den ,Sternen des 
Abends' , Lilien im blühenden Garten'. 10 Granatäpfel im Liliengarten 

1 i. p. 116, Nr. 80, 1. Z.: 

D'brnb ü'bnv pa pnam 
o'moa D»acip pa 1 ? awwi 

2 i. p. 133, Nr. 91, Z. 1: »d» rftxani onon ppity. 

3 ii. p. 288, Nr. 60, Z. 2: pi» oim D'po;' 

4 Ps. 126, 5. 

5 ii. p. 277, Z. 33: nyaia ianrii dwisvi 

n:ia dvh Djn thd 's* 

6 Hosea U, 6. 

7 ii. p. 43: prups jnn mc». 

8 ii. p. 137, Z. 16: rrDitsp nnr *6a n:np. 

9 i. p. 17, Z. 33 f.: rrmtsp n:üir: vn p n:nj> paa nctsp: dk- Vgl. noch ii. p. 231, 
Z. 5 aijna m:piMrcwb ap und i. p. 100, Nr. 70, Z. 28: bwüi mwa mtaeo 

10 Diwän-Ms., Brody, Halevi i. Nt)ten p. 205 Hagoren vn. 67 n. 35. 
Schon Gabirol, Dukes Schire Schlomo p. 55, Nr. 53: Die Himmel ein Beet, die 
Sterne die Lilien. Brody und Albrecht p. 39. 



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174 Immanuel Löw. Sööanna. 

sind ihm die Brüste der Braut. 1 Lilien streut der Lenzeswind im 
Garten aus. 2 Abraham Ibn Esra regt sich über den Kaiirschen 
Versanfang: iwk pftP f«w : in ungewohnter Weise auf. 

Des Tales Lilie sieh verschüchtert bangen, 
Den Weihetag zu feiern voll Verlangen, 
Vor dir sieh Stamm und Aste im Verein, 
Dir büßend heut des Lebens Kraft zu weihn. 3 

Ihm, sagt Ibn Esra, ist die heilige Sprache wie eine Stadt ohne 
schützende Mauer, er tauscht masculina und feminina, sagt pöp \vw 
statt rww und setzt dazu das Adjektivum hövk! Außerdem, so setzt 
er in Verkennung des dichterischen Bildes hinzu, wie kann man 
der Lilie Furcht und Schrecken zuschreiben, während ihr nur die 
Attribute ,gepflückt', ,saftig grün* oder , verdorrt' zukommen? 4 ,Seine 
Lippen Lilien' bezeichnet nach Ibn Esra die Engel, die zum Menschen 
gesandt werden, wie Gabriel. 5 Der Sommer rühmt sich bei ihm, 

Er habe Blüten, Früchte, Blätter 

Und Lilien, Cyperblumen, Aloe hätt' er 

Wie eine Braut, die pranget im Gewand! 6 

Die biblische söäannä hat auch heute noch ihren Zauber bewahrt. 
Widmann läßt den ,Heiligen' sprechen: 

Susannenblumen seh ich purpurn blühen 
Und denke, daß sie wenig sich wohl mühen, 
Zu weben dies ihr königliches Kleid, 
Das Salomons Pracht und Herrlichkeit 
Weit überstrahlt. 7 

1 Brody und Albrecht, Sa'ar ha-slr, p. 70, Z. 35. 

2 A. O., p. 64, Z. 27. 

8 Sachs, Übersetzung zum Machsor iv. 269. 

4 Ibn Esra zu Koh. 5, 1. 

5 Zu HL 5, 13. 

6 Rosin, Reime und Gedichte des Abr. Ibn Esra i. 106, Z. 40 — 41. 

7 J. V. Widmann, Der Heilige und die Tiere iv. 



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Eine neue Bezeichnung des Pronomen absolutum 

im Ägyptischen. 



Die Sonderstellung der Grammatik der Spätzeit tritt nirgends 
schärfer hervor, als im Gebrauch der Pronomina; unter anderem findet 
sich dort eine Anzahl neuer Bildungen, die sich neben den älteren 
Formen einbürgerten, oder auch dieselben verdrängten. 

Den in meiner ? Grammatik der Denderatexte' § 51 ff. an- 
geführten Pronomina absoluta muß nunmehr eine weitere Bildung 
oder Umschreibung hinzugefügt werden, deren Existenz mir bei der 
Bearbeitung der Edfutexte klar wurde. 



Von 



Hermann Junker. 



1. Schreibungen. 



1. Pers. sing, masc 



* ^T$lf ; 5$ ^ vom König s esagt ^ ; 




2. Pers. sing, masc, 



-4k 



3. Pers. sing. masc. 




fem. 



3. Pers. plur. 





Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



170 



Hermann Junker. 



2. Bedeutungserweise. 

a. ,Ich gebe dir das Weltall . . . was darinnen ist 



es, du bist sein Herr, nichts ist dabei, was sich dir entzieht/ Rochem. 
Edfu 1 i, 112. Ahnlich ein Paralleltext: 

~ Jl ~ J (d ^) aaaaaa ^ V Ebend. 

Dagegen steht ebend. n, 60: ,. . . was Nwt h\d macht, was Geb 

AAAAAA A A A AAAAAA .. 

trägt: ^3^öö()^^-3fcÄ dein ist es, du bist sein Herr/ Var. 

AAAAAA A fV AAAAAA M ■ 

ebend. x, «>: <Q 



AAAAAA 



Dem Ptolemäer sagt zufolgedessen Jgbsß dasselbe wie 



AAAAAA 



Worte des kleinen Horus: [| ^ ^ ^ jj^ * * ,Ich 

bin Re, der aus der Nenet hervorkommt [. . . die . . . Götter lob- 
singen vor mir].' Mar. Dend. 2 ra, 8. 

Ptolemäus IV. spricht zu Ptolemäus III. und Berenike: 



s 



AAAAAA AAAAAA 



• - ~r 1 ^ ■ | 

1 Q ö ® (j <=> ° ? Ich bin der Erbe, euer 

AAAA I I Hl <^ ^> dJ AAAAAA 



Thronfolger, ich erhielt das Königtum auf euer Geheiß/ Rochem. 
Edfu ii, 40. 

Isis ruft in einem Klagelied ihrem Gatten zu: ,0 Osiris . . / 

n ^ aaa/^vv A O ^ ö U / ||||| Deine Schwester bin 

ich, trauernden Herzens, [deine] Frau, vor Kummer (Snm) krank/ 
Ebend. i, 211; vergl. ebenda i, 159; n, 77. 

Horus erhält in der Beischrift zur Darbringung von Schminke 
die Titel: (J ° ^ ® ^ p=^=i ^ *"saaa j^o ^ , Vertreter des 
„Leuchtenden" in der Nacht; er ist ein zweiter „Ewiger" [Re]/ 
Ebend. i, 88. 

Ptolemäus IV. wird durch folgende Worte mit Harendotes iden- 
tiiiziert: [,Es kommt der König ... zu dir, Osiris'] 
^1 ^ Q *L ' * st Horus, der Sohn, der seinen Vater schirmt/ 

Ebend. i, 216. 



1 Uochkmonteix, Le Temple tVEdfou. 

2 Mariette, D ender alt. 



rw"*nl*> Original from 

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Eine neue Bezeichnung des Pronomen absolutum ktc. 



177 



Arsinoe spricht, auf ihren Gemahl hinweisend, der Osiris ein 
Opfer bringt: cf> — »— j^Var. j ^ C==3 ® ^ 1 

,Nimm es von seiner Hand, es ist ja dein Sohn, nimm an sein Opfer/ 
Ebend. i, 92. 

Der König überreicht Amon einen Kuchen mit den Worten : 
,. . . Koste seinen süßesten Geschmack J^^ ^ 1 1 ^ es ist ja 
die Speise deiner Majestät/ Ebend. n, 47. Dieselbe Phrase kehrt 
ebend. i, 103 wieder bei der Darreichung der rnl'-t: ^ ß\ ^zz^ 

n öl. . . <d>i i i A \j. 

(I — ,Deine tägliche Speise ist es/ 

,HeifS, Osiris . . . I] \f f f f ^ | @ (] ^ — ,Eb kommen 
die §hm-w es sind die Herren der itr. tj. 6 Ebend. i, 209. 

b. Die Fälle, in denen im- den anderen Pronomina absoluta im 
selben Satzgefüge parallel gebraucht wird, seien hier eigens an- 
geführt: 

a. Neben lnk y ntk usw. Hathor spricht dankend zum König: 
,Ich gebe dir . . . was die Sonne umkreist, was der Mond er- 

„ y^TtJf l AAAAAA r\ AAAAAA 

blickt Q | I ihr Herr bist du, du bist 

AMAAA AAAAAA V^^O I I I I I 

ihr Herrscher/ Ebend. i, 62. 

/?. Neben hiwj. Der König räuchert und libiert seinen ver- 

J\ AAAAA \ QNj | AAAAAA 

götterten Ahnen und spricht dabei " ü Vf i 

o | & (sie?) $ c na ^ l <S Li I AAAAAA I a I 

i ^ü=f iiuj M v\ ; lch bin euer Sohn, bin aus 

AAAAAA I P ' " ^ -\ 1 AAAAAA 1 -_CT^fc \ J 

euch hervorgegangen, euer Nachfolger auf Erden bin ich/ Ebend. i, 42. 

y. Neben twt. Bei der Zeremonie des Räucherns der Uräus- 
schlange deutet Arsinoe auf Ptolemäus IV. und spricht zu Horus: 

der auf deinem Throne steht, er ist es, der der Schlange räuchert/ 
Ebend. i, 33. 

3. Der Gebrauch dieser Konstruktion ist nicht auf die Tempel- 
inschriften der Ptolemäerzeit beschränkt. Schon jetzt lassen sich 
einige Beispiele aus früherer Zeit anführen, und gewiß wird sich 
die Zahl derselben vermehren, wenn jetzt nach der richtigen Er- 
kenntnis der Ausdrucksweise die Texte daraufhin einer Durchsicht 
unterzogen werden; doch so ausgedehnt wie in der Spätzeit ist der 



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178 



Hermann Junker. 



Gebrauch früher sicher nie gewesen. Sethe, Urkunden, iv, 17, 13 1 
steht ,Der, dem wir dienen ist er/ Den Pyra- 

midentexten ist folgender Beleg entnommen : ,0 N. N., Geb bringt 

f\ Q AAAAAA AAAAAA fTf-g^l AAAAAA «V 

dir den Horus, daß er dich schirme 1| jj y _ r _^ > | J j ,_^J^ 
|1 /www [j er bringt dir die Herzen der Götter, ihr Herr bist 

du/ Maspero, Pyram, de Sakk., S. 123. 

4. Über die Entstehung der neuen Pronominalbildung läßt sich 
Sicheres nicht sagen. Der Umstand, daß Im- nur als Prädikat im 
Nominalsatz zu belegen ist, legt den Gedanken nah, daß es ur- 
sprünglich ein präpositioneller Ausdruck war. Vielleicht kann man 
darauf hinweisen, daß m die Identität bezeichnet [z. B. iwf m blk 
,er ist der Sperber'], und in der Apposition gebraucht wird. Oder 
es konnten, wie Sethe mir vorschlägt, möglicherweise Sätze wie die 
folgenden zur Entstehung der neuen Formen geführt haben: 



^Q^. )f\ Sie erkennen ihren Herrn in dir/ 

iii ö in- eüj ' 

Dendera L. D. iv, 53 ; 

'wvaaa ? gie sehen 

AAAAAA AAAAAA ^ I • 

ihren Gott in dir/ Rochem. Edfu i, 209. 

In jedem Falle wurde aber ein solcher Zusammenhang von 
den Ptolemäern nicht mehr empfunden, und ihnen galt im- als ein 
in bestimmten Fällen gebräuchliches Pronomen absolutum, so wie 
ink und die anderen. 

IL V: 



1. Eine ganz verwandte Bildung liegt vor in r-, z. B.: 
< ~ > — *— ' ® ^ i ,Thot bin ich, der die neun Götter erfreut/ 

| O □ , || AAAAAA /? 

Ebend. i, 470. Die Parallele ebend. i, 208 hat Ebend. i, 471 




steht : | -<s>- ^ j ^aaa ^ ^ . . . ( czezd ,Horus bin 

ich, der seinem Vater opfert, . . . ich bin der Sohn der Geiergöttin/ 
Die Königin spricht, auf ihren Gemahl weisend, zum Gotte: 
eeed^^^^ ^^fö>°*-^ ,Dein Thronfolger ist er, sein Er- 
zeuger bist du, [er ist dein Bild an der Spitze der Lebenden]/ 
Ebend. i, 51. 



1 Nach freundlicher Mitteilung von Sethe. 



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Eine neue Bezeichnung des Pronomen absolutüm etc. 179 



Der Wasserspeier am Dache zu Dendera sagt von sich: 
(*ic?)° ß<rr> ?) A ? ^ ° ° ,Der Löwe (o.a.) bin ich, der 
Herrscher der Wüste/ Dümichen, Histor. Inschr. n } 35 6. 

2. In dieser Bildung wird die alte Hervorhebungspartikel r 
stecken, die sich in den Ptolemäertexten gerne mit dem Pronomen 
absolutüm twt verbindet; doch wird ^J^^^ neben @J nur als 
Subjekt im Nominalsatz verwendet, während r- nur als Prädikat zu 
belegen ist. 



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CORNELL UNIVERSITY 



Erklärung. 



Der trotz mancher Vorboten doch überraschend schnell ge- 
kommene Tod meines Freundes und Kampfgenossen Eduard Glaser 
(f 7. Mai 1908, abends 9 Uhr) hat mir in erschütternder Weise ge- 
zeigt, zu was schließlich eine fortgesetzte, wenn auch ursprünglich 
den edelsten Motiven entsprungene Fehde führen könnte, nämlich 
zunächst Haß übers Grab hinaus und dann endlich vielleicht doch 
noch Reue, für die es dann aber zu spät ist. Denn stets hängen 
sich bei solchen Fehden die menschlichen Leidenschaften daran und 
die gegenseitige Erbitterung steigert sich und wächst, statt sich zu 
einer auch dem Gegner gerecht werdenden Milde abzuklären. 

Glücklicherweise hat sich Eduard Glaser im August vorigen 
Jahres, gewiß in Vorahnung seines Todes, mit dem Manne, den er 
von jeher, zu Recht oder Unrecht, für seinen Hauptgegner gehalten 
hatte, mit Herrn Hofrat Prof. Dr. D. H. Müller, noch ausgesöhnt. 
Wie es immer im Leben der Fall ist, so wird hier anfangs auf 
beiden Seiten gefehlt worden sein, es traten Mißverständnis um Miß- 
verständnis dazu, und schließlich schien das krankhaft gewordene 
Mißtrauen und die alles Maß übersteigende Polemik des sonst so 
edel angelegten, verstorbenen Freundes jede Aussicht auf dereinstige 
Aussöhnung und Verständigung mit Herrn Hofrat Müller auszu- 
schließen. Gottlob ist der Fall, daß sich das Grab über dem einen 
der beiden Gegner schließen sollte, nicht eingetreten: als Freund, 
der Vergebung erhalten und gegeben, durfte Glaser diese Erde 
verlassen. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Erklärung. 181 

Mich aber hat sein Tod als Memento mori so erschüttert, daß 
es mir ein Bedürfnis ist, auch meinerseits das Kriegsbeil zu begraben 
und hiemit öffentlich, mit der Bitte um möglichst baldigen Ab- 
druck, zu erklären, 

daß ich jedes harte und verletzende Wort, das ich in meinen 
Schriften, vor allem in meinen ,Aufsätzen und Abhandlungen', 1 
bei meiner Polemik gegen Herrn Hofrat Prof. Dr. D. H. Müller 
gebraucht, hiemit in aufrichtigem Bedauern feierlich zurück- 
nehme. 

Ob Herr Hofrat Müller mir so schnell verzeihen kann, ist 
eine andere Frage. Vielleicht überzeugt ihn aber, falls Gott mir 
noch ein bis zwei Jahrzehnte zu wirken schenkt, die Zukunft, daß, 
sogar auch, wenn ich ihm gelegentlich wissenschaftlich gegenüber- 
treten müßte, er es fortan mit einem Fachgenossen zu tun hätte, 
aus dessen Worten er Hochachtung und das Bestreben, ihm in allem 
gerecht zu werden und das frühere gut zu machen, herausfühlt. 

München, am 16. Mai 1908. 

Prof. Dr. Fritz Hommel 

auswart. Mitgl. der böbm. Ges. der Wiss. in Prag. 



Dieser loyalen Erklärung des Herrn Prof. Dr. F. Hommel möchte 
ich einige Worte hinzufügen. Am 24. August 1907 erhielt ich von 
Herrn Dr. Eduard Glaser telegraphisch die Anfrage, ob er mich 
in Gutenstein, wo ich die Sommerferien verbracht habe, behufs einer 
persönlichen Aussprache besuchen darf. Ich antwortete telegraphisch 
mit Ja. Am folgenden Tage kam Dr. Glaser gegen elf Uhr vor- 
mittags und blieb bei mir bis gegen sechs Uhr abends. Die wenigen 
Stunden haben genügt, um das Mißtrauen, das ihn durch Jahrzehnte 
beherrscht hatte, zu beseitigen und ein aufrichtiges Einverständnis 
herbeizuführen. Aus der Korrespondenz, die zwischen uns stattfand 
und die bis knapp vor sein Hinscheiden reicht (meine letzte Karte 

1 Und hier wiederum in erster Linie in dem dort S. 129 ff. abgedruckten, auch 
als Separatbroschüre ausgegebenen Aufsatz ,Die südarabischen Altertümer des 
Wiener Hofmuseums 4 . 



nnn |p Original fronn 

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182 Erklärung. 

an Glaser trug das Datum 5. Mai 1908), drucke ich, wie ich glaube im 
Sinne Dr. Glasers, folgenden Brief (München, 28. September 1907) ab: 1 

Seit meiner Abreise von Gutenstein quält mich Ein Gedanke! 

Unser Friedensschluß von Gutenstein darf weder für Sie noch für mich 
eine unhaltbare Situation schaffen. Für mich ist die Situation ja ganz günstig; denn 
ich habe in den ,Altjem. Nachrichten' meinen ganzen Groll gegen Sie abgelagert 
und daraus schon in meinem Aprilbrief 2 (auf Grund Ihres Schweigens) die er- 
forderlichen versöhnlichen Konsequenzen gezogen, denen ich durch meine Reise 
nach Gutenstein im August die endgiltige Sanktion gab. Dabei erklärten Sie 
jedoch, von meinen Ausführungen in den ,A. N.' absichtlich keine Kenntnis ge- 
nommen zu haben und keine nehmen zu wollen, obzwar Sie von verschiedenen 
Herren auf den Inhalt aufmerksam gemacht worden seien. Dadurch begeben 
Sie sich aber in eine Situation, die ich nicht billigen kann. Jetzt, wo die Aus- 
söhnung erfolgt ist, kann und darf ich nicht wünschen, daß Sie vor der wissen- 
schaftlichen Welt in aller Ewigkeit in ungünstiger Beleuchtung dastehen. Es 
ist mir also ein Herzensbedürfnis, daß Sie aus dieser Lage herauskommen. Da 
habe ich denn die Empfindung, daß Sie sobald als möglich 3 in einer wissen- 
schaftlichen Zeitschrift, am besten in der WZKM, eine kurze und nicht ver- 
letzende Erklärung veröffentlichen sollten, in welcher Sie zu meinen Behaup- 
tungen Stellung nehmen, ausdrücklich betonend, daß Sie nur infolge ander- 
weitiger Arbeiten oder auch absichtlich bisher von meinen Behauptungen keine 
Notiz nahmen, diesen jedoch nunmehr sei es im Allgemeinen, sei es im Be- 
sonderen, ein formelles Dementi entgegensetzen, indem Sie etwa dies oder jenes 
als Ausfluß meiner Aufregung bezeichnen oder ähnlich. 

So ist der langjährige Streit dann auch formell beendigt. Ich halte diese 
Formalität in Ihrem Interesse sowohl wie im Interesse der dauernden Aussöhnung 
— diese hatten wir ja beide im Auge — für notwendig. Es soll keinen Sieger 
und keinen Besiegten geben, auch keinen Zank mehr und keine Wortklauberei 
und auch keine Rechthaberei. Wir decken über die Vergangenheit einfach den 
Schleier des Vergessens und Vergebens; denn wir stehen beide an der Schwelle 
des Alters und wollen dereinst einmal ruhig und nicht unversöhnt ins Grab 
sinken. 

Auf diesen Brief antwortete ich Dr. Glaser, daß ich auch jetzt 
die 7 Altjemenischen Nachrichten' nicht lesen und auch keine öffent- 

1 Der Abdruck wurde von zwei Freunden Dr. Glasers mit dem Original 
verglichen (Müller). 

2 Dieser Brief blieb unbeantwortet (Müller). 

3 Nach meinem eventuellen Tode — wer kann wissen, wann man stirbt? — 
könnten Sie es nicht mehr; denn wer würde Ihnen Glauben schenken? 



t\r\Ci\& Original from 

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Erklärung. 



183 



liehe Erklärung in dieser Sache abgeben möchte. Mir genüge es, 
wenn er den wahren Sachverhalt kenne. 

Im Zusammenhange mit diesen Vorgängen wird man die spontane 
Erklärung des Herrn Prof. Dr. F. Hommel verstehen und würdigen 
können. Nach dieser Erklärung halte ich auch meinerseits die lang- 
jährige Fehde, die mir viel Kummer und Ärger gemacht und die 
unberufenen Elementen mich zu verdächtigen Anlaß gegeben hat, für 
abgeschlossen und nehme diese aufrichtige Erklärung Prof. Hommels 
gerne und aufrichtig zur Kenntnis. 

D. H. Müller. 



rinrull** Original fronn 

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Die Verleihung des Titels ,Fürst der Muslimen 6 
an Jüsuf ibn Täsfin. 



Gelegentlich einer größeren Arbeit, bei welcher ich mich ein- 
gehender mit den Staatstiteln der Chalifen zu beschäftigen hatte, 
mußte ich notwendigerweise auch auf den Titel ^^%I^-J\ d. i. 
,Fiirst der Muslimen' Rücksicht nehmen, obwohl derselbe — wie 
gleich hier bemerkt sei — offiziell von den Chalifen nicht geführt 
wurde. Der Umstand jedoch, daß seine Bedeutung sich von der 
des hervorragendsten Staatstitels des Chalifates, dem ^^o>J\ 
d. i. ? Fürst der Gläubigen', mehr durch die Form als durch den In- 
halt unterscheidet, wie auch die Tatsache, daß er einer jener wenigen 
Titeln blieb, die bei dem Zerfall des Chalifenreiches von den größeren 
oder kleineren Dynasten, die sich der Trümmer des Reiches be- 
mächtigten, nicht usurpiert, sondern vom Chalifen selbst als hervor- 
ragende Auszeichnung verliehen wurden, macht uns gerade diesen 
Titel und seine Träger interessanter. 1 

Der erste, dem er zuerkannt wurde, war der Feldherr Sa c d ibn 
Abi Wakkäs, 2 der ihn wegen seiner ausgezeichneten Kommando- 

1 Bevor ich in die weiteren Darlegungen eingehe, komme ich einer an- 
genehmen Pflicht nach, meinen verehrten Lehrern, den Herren Hofrat Professor 
Dr. Josef Ritter von Kärabacek und Professor Dr. Maximilian Bittner für ihre 
vielfachen Ratschläge, mit welchen sie mich bei meiner Arbeit unterstützten, meinen 
wärmsten Dank auszusprechen. 

2 Ibn Haldün, Proleg., ed. Slane, Tom. i, p. 409: ^j^JO Lo^l äobsuoM 



Von 



Karl Wilhelm Hofmeier. 




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Die Verleihung des Titels ,Fürst der Muslimen' etc. 185 



führung in der entscheidenden Schlacht von el-Kädisijje vom Chalifcn 
'Omar erhalten hatte; von da an kommt meines Wissens dieser Titel 
nicht mehr vor, bis im 5. Jahrh. d. H. der Almorawide Jüsuf ibn 
TäSfin als Träger desselben erscheint. 

Die Umstände, welche hiezu geführt haben, sind wichtig genug, um 
einer Prüfung unterzogen zu werden. Es sei mir deshalb gestattet, zu- 
nächst in kurzen Zügen die historische Bedeutung Jüsufs zu skizzieren. 

Vom ersten Herrscher aus der Dynastie der Almorawiden zum 
Statthalter ernannt, brachte er es in einem Zeiträume von wenigen 
Jahren so weit, daß er als der eigentliche Herr eines Reiches galt, 
dessen Grenzen sich von Algier im Osten bis nach dem Sudan im 
Süden und bis an die Meeresküste im Westen erstreckten. Alle 
Aufstände, die im Reiche gegen ihn ausbrachen, schlug er nieder, der 
Ruf seiner Tapferkeit drang über die Europa von Afrika trennende 
Meerenge von Gibraltar, das Lob seiner ausgezeichneten Herrscher- 
tugenden ließ die Herzen der spanischen Araber, die von den Christen 
immer mehr bedrängt wurden, ihm entgegenschlagen. Nur mit den 
größten Anstrengungen vermochten sich auf der pyrenäischen Halb- 
insel die kleinen islamischen Staaten ,*£)-*) nach dem Unter- 
gange des Omaijadenreiches zu behaupten und als schließlich die Not 
aufs Höchste gestiegen war, da richteten die Fürsten von Sevilla und 
Granada an Jüsuf ibn Täsfin die Bitte, ihnen gegen die , Ungläubigen' 
Hilfe zu leisten. Der schon 79 jährige Fürst leistete dem Rufe Folge 
und landete bei Algeziras mit einem starken Heere ; Alphons vi. von 
Leon, der eben mit seinen Truppen vor Saragossa lag, hob die Be- 
lagerung auf und eilte dem mächtigen Feinde entgegen; bei Zalläka 
trafen sich die beiden Heere; gemäß den Vorschriften seines Pro- 
pheten forderte Jüsuf seine Gegner zur Annahme des Ishim auf; 
Alphons lehnte natürlich ab und ließ durch einen Boten dem Jiisuf 
sagen: ,Morgen ist Freitag, der Festtag der Muslimen, übermorgen 
Sabbath, der Festtag der Juden, überübermorgen Sonntag, der Fest- 
tag der Christen; so soll die Schlacht also am Montag stattfinden! 1 
Der ritterliche Morawide willigte ein, aber am nächsten Tage, Freitag 

1 El-Kartäs, ed. Toknherg, p. «w- 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen!. XXII. Bd. 13 




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186 



Karl Wilhelm Hofmeier. 



den 23. Oktober 1086 n. Chr., überfiel Alphons verräterischerweise 
den Feind. Schon wandten sich die Truppen der spanisch arabischen 
Fürsten zur Flucht, als Jüsuf mit seinem Heere rechtzeitig eingriff 
und den Christen eine fürchterliche Niederlage beibrachte. Ihre 
Macht war nun für lange Zeit gebrochen, der Islam triumphierte in 
Spanien, das seit der Zeit des glanzvollen omaijadischen Chalifates 
von Damaskus zum erstenmal wieder unter demselben Herrscher 
wie Nordafrika stand: Jüsuf ibn Tääfin war nun c> ^wXä3\ vi£U, d. i. 
,Beherrscher der beiden Gestade' 1 und von diesem Zeitpunkte an 
beginnen die Beziehungen zwischen Bagdad und dem Almorawiden- 
hofe. Einander scheinbar widersprechende Berichte haben bei Be- 
urteilung dieser Beziehungen zu Irrtümern geführt, weshalb in den 
nachfolgenden Zeilen der Versuch gemacht werden soll, den Zeit- 
punkt und die Ursachen dieser Beziehungen sowie auch das Resul- 
tat der dadurch hervorgerufenen Gesandtschaften zwischen Jüsuf 
und dem Chalifenhofe festzustellen. 

Es ist quellenmäßig sichergestellt, daß die Almorawiden, mit 
Ausnahme des ersten Herrschers dieser Dynastie, Abu Bakr ibn c Omar, 
den Titel ,Fürst der Muslimen' geführt haben. 2 Es fragt sich nun : 
wie sind sie dazu gekommen? 

Der wichtigste Bericht hierüber ist von Sojüti, weil er der einzig 
genau datierte und, wie aus dem folgenden hervorgehen dürfte, der 
glaubwürdigste ist; er sagt: 3 

1 Ibn IJaldün, 1. c. p. 413. 

* Vgl. die von Max van Berchem, Titres califiens d 1 Occident, Journal Asiatique, 
Extrait du numero de Mars-Avril 1907, p. 31. Note 2 angeführten Quellen; die- 
selben wären noch zu ergänzen durch: Abulfeda, ed. Reiske, Tom. in. p. 156, 
264, 272, 356; Ibn Abi Dinar in Michele Amari, Biblioteca Arabo - Sicula, Vol. u. 
p. 290. — Was noch den Punkt betrifft, daß auch dem Abu Bakr ibn 'Omar der 
Titel , Fürst der Muslimen* beigelegt wird, wie dies z. B. Ibn el-Atir tut, so ist zu 
bemerken, daß sich dieser selbst in seinen späteren Angaben, auf die wir noch zurück- 
kommen werden, widerspricht. 

3 Sojüti, Tärib al-IJulafä', ed. Bulalj, p. iv«. 




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Die Verleihung des Titels ? Fürst der Muslimen' etc. 187 

? Im Jahre 79 (479) schickte Jüsuf ibn Täsfin, Herr von Ceuta 
und Marräkesch (Marokko) zu el-Muktadi, 1 um zu bitten, daß er 
ihn zum Herrscher mache und ihm die Investitur über die in seinen 
Händen befindlichen Länder verleihen möge. Darauf schickte der 
Chalife an ihn die Ehrenkleider, die Fahnen 2 und die Bestallung 
und verlieh ihm den Ehrentitel (lakab) „Fürst der Muslimen". 
Darüber freuten sich Jüsuf und die Rechtsgelehrten des Magrib 
(Nordafrika)/ 

Sojüti nennt also das Jahr 479 d. H. = 1068/9 n. Chr., in 
welchem die Schlacht von Zalläka geschlagen wurde, als Datum 
jener Titelverleihung. Mit der Angabe, daß diese unter dem Chalifate 
des el-Muktadi bi-amr-Alläh sich ereignete, stimmt auch ein Bericht 
des Ibn-el-Atir überein, 8 der, ohne ein Datum anzugeben, denselben 
unmittelbar an die Schilderung der Schlacht von Zalläka anschließt: 

,Die Rechtsgelehrten Spaniens sagten ihm (dem Jüsuf), daß sein 
Gehorsam nicht entsprechend sei, ehe er für den Chalifen das Kanzel- 
gebet verrichten lasse und ihm (dem Jüsuf) eine Bestallung mit 
den Ländern von dem Chalifen zukomme. Daher schickte Jüsuf 
zum Chalifen el-Muktadl bi-amr-Alläh nach Bagdäd eine Gesandt- 



1 Es ist dies der Chalife el-Mufetadi bi-amr-Alläh (467—487 d. H. = 1075— 
1094 n. Chr.) 

a Major H. S. Jarrett, History of the ChaUfs hy Jaldlüddin äs Sujuti, p. 446 
scheint sich über die Bedeutung dieser Worte nicht ganz klar gewesen zu sein; 
abgesehen davon, daß er mit dem Singular ,a robe of honour* gibt, setzt er 

hier den unbestimmten Artikel, bei der Übersetzung des folgenden Wortes ^c\Jl 
»Standards* läßt er den Artikel weg. In unserem Falle sind auch solche Kleinig- 
keiten von Bedeutung, da hier, wie ich es demnächst eingehender behandeln werde, 
ganz bestimmte Kleider und Fahnen gemeint sind. 

3 Ibn el-Atir, ed. Tornberg, Tom. x. pag. 1 . r und 1 . r. 

13* 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



188 



Karl Wilhelm Hofmeier. 



schaft, worauf dieser ihm die Ehrenkleider, die Fahnen und die 
Bestallung verlieh und er wurde „ Fürst der Muslimen" und „Helfer 
der Religion" (Näsir ed-din) betitelt. 

Diese Meldung ist deshalb interessant, weil sie uns die un- 
mittelbare Ursache der Gesandtschaft Jüsufs nach Bagdad angibt. 
Der Fürst war nämlich ein großer Freund der Gelehrten, zeichnete 
dieselben aus 1 und hörte ihren Rat gerne; daß er ihn auch be- 
folgte, dafür zeugt dieses Beispiel. Merkwürdig ist es immerhin, 
daß, trotz einer Jahrhunderte währenden politischen Unabhängigkeit 
des moslimischen Spaniens, ein solcher Rat gerade von Gelehrten 
dieses Landes ausging. Es kann daraus gefolgert werden, daß sie 
nur aus dem Grunde den siegreichen Fürsten zu einem politisch 
so weittragenden Entschlüsse bewogen, weil in ihnen die Idee 
vom Papst-Königtume des Chalifates so lebendig war, daß sie er- 
warten konnten, Jüsuf würde diesem Rate, dessen Befolgung sein 
Ansehen unter der orthodoxen Bevölkerung nur zu festigen im- 
stande war, nachkommen. Der Erfolg gab ihnen, wie wir sehen 
werden, Recht. 

Hierzu kommt nun noch eine für die Datierung unserer Begeben- 
heit wichtige dritte Quelle; im el-Kartäs heißt es nämlich: 2 

yfc^ ^-^^Ju^^Jl <^1& \^JLo^ s^joLi liX« ySus. 5\ja1\ **£U 



,Und er (Jüsuf) wurde el-Emir benannt. Als er aber Spanien erobert 
und die Schlacht von Zalläka geliefert und Gott, der Erhabene, 



selben Tage die Könige und Emire von Spanien, die mit ihm in 
jener Schlacht waren, dreizehn an der Zahl, den Eid der Treue 
leisteten, da huldigten sie ihm und begrüßten ihn als „Fürsten der 



1 Ibn el-Atir, ed. Tornberg, Toni, x, p. tav. 
,J El-Kartäs. ed. Tornberg, p. aa. 



durch sie die christlichen Könige gedemütigt hatte und ihm am 




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Die Verleihung des Titels , Fürst der Muslimen' etc. 189 



Muslimen". So war er der erste von den Beherrschern des Magrib 
(Nordafrika), der „Fürst der Muslimen" 1 genannt wurde/ 

Aus dem vorstehenden ergeben sich folgende Schlüsse: 

1. Jüsuf ibn Täsfin nannte sich vor dem Tage der Schlacht 
von Zalläka wenigstens offiziell nicht , Fürst der Muslimen'. 

2. Nach der Schlacht von Zalläka am 23. Oktober 1086 n. Chr. 
begrüßten die Fürsten der durch Jüsuf ibn Tääfin von der drohenden 
Christengefahr befreiten pyrenäischen Halbinsel ihren Helfer und 
Retter mit der Anrede ? Fürst der Muslimen*. 

3. Die Rechtsgelehrten Spaniens rieten dem Fürsten ; eine Ge- 
sandtschaft zu dem abbäsidischen Chalifen nach Bagdad zu senden 
und diesen um die Investitur zu bitten. 

4. Jüsuf befolgte diesen Rat und erhielt vom Chalifen el-Muktadi 
bi-amr- Allah außer der Bestallungsurkunde und den Symbolen der 
erfolgten Investitur, die offizielle Ernennung zum ; Fürsten der Mus- 
limen'. 

Es wäre nun zu erwarten, die Bestätigung dieser Nachrichten 
auf den Münzen, als den beglaubigtsten Zeugen der Zeit, zu finden. 
Dem ist nicht so. Merkwürdigerweise ist bis jetzt kein Gepräge 
bekannt geworden, durch das in Ermanglung anderer urkundlicher 
Denkmäler, 2 der Beweis erbracht wäre, daß Jüsuf ibn Tääfin während 
seiner, nach der Verleihung des stolzen Titels eines ,Fürsten der 
Muslimen 4 noch 21 Jahre währenden Regierung, denselben tatsächlich 
geführt hätte. Da dieser auffallende Umstand mit Recht Bedenken 
gegen die historische Treue der Überlieferung zu erregen vermöchte, 
lohnt es sich, auf eine nähere Untersuchung einzugehen. 



1 Tornberg, Annales regnum Mauritaniae, Vol. n. p. 121 macht zwischen j^c\ 
^yLo^}\ d. i. .Fürst der Gläubigen* und ^^^1^%^J\ j«yc\ d. i. ,Fürst der Muslimen* 
keinen Unterschied, sondern übersetzt beides mit ,imperator fidelium', was den 
wahren Sinn verdunkelt. 

* Max van Berchem, L c. p. 33, Note, führt eine Inschrift Jüsufs an; es ist 
dies die Inschrift von Nedroma, die nicht datiert ist; da aber dem Jüsuf ibn Täsfin 
auf derselben kein anderer Titel, als der eines Emirs beigelegt wird, kann man 
nach dem oben Gesagten schließen, daß dieselbe vor 479 d. H. entstanden ist. 




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190 Karl Wilhelm Hofmeier. 

Die erste, mit dem Geldwesen des Jüsuf Ibn TäSfin in Be- 
ziehung stehende Nachricht betrifft eine Änderung der Münzprägung 
im Jahre 473 d. H., derzufolge Jüsuf die bisherige Münze in seinem 
Verwaltungsbereiche ändern und seinen Namen daraufsetzen ließ. 1 
Zweifellos beabsichtigte der damals schon zu großer Macht gelangte 
Emir, obwohl sein Oheim Abu Bakr ibn 'Omar, 2 wenigstens noch 
dem Namen nach, regierte, vor allem das Münzrecht, welches neben 
dem Kanzelgebet das vornehmste Souverenitätsrecht im Islam ist, 
sich anzumaßen. Man darf dieser aus so verläßlicher Quelle stam- 
menden Meldung gewiß Glauben schenken, trotzdem in bezug auf 
die bisher bekanntgewordenen Emissionen des Jüsuf ibn Täsfin sich 
folgendes ergibt: 

1. Es sind bisher keine Münzen von Jüsuf ibn Tääfin, die vor 
dem Jahre 480 d. H. geprägt sind, bekannt geworden; 3 allein dieser 
Umstand schließt natürlich nicht aus, daß derlei Stücke existierten 
oder in Privatsammlungen bewahrt werden. Übrigens gibt es eine 
große Zahl undatierter Münzen, von welcher immerhin ein Teil 



1 El-Kar^äs, ed. Tornberg, p. ^ r ^^JLibl!) ^ lJ*-*o^> Jjo 

2 Die Stammtafel der Almorawiden ist folgende: 

Wartautak 



Jabjä 



Warküt 



'Omar 
_J 



Abu Bakr 



Täsfin 



Ibrahim 



Täsfin 

I 

Jüsuf 



'Ali 



Isfcäk 



Ibrahim. 

Die Schreibung der beiden ersten Namen wird verschieden überliefert; sie ist über- 
haupt noch nicht festgestellt. 

3 Ich stütze mich hierbei hauptsächlich auf die Kataloge der drei großen 
Sammlungen in London, Paris und Berlin. 



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Die Verleihung des Titels 7 Fürst der Muslimen' etc. 191 

bereits in den Jahren 473 — 480 d. H. geprägt sein kann. Als Erstlings- 
prägungen Jüsufs sind zu nennen: 

Jahr: 480 Münzstätte: Sigilmäse 1 

„ 486 „ Cordova 2 

„ 487 „ Agmät 8 

„491 „ Marräkesch 4 

„ 494 „ Almeria 5 

„ 497 „ Sevilla 6 

„ 497 „ Valencia 7 

„ 497 „ Denia 8 

„ 500 „ Malaga 9 

2. Abu Bakr ibn 'Omar emittierte nach der eben zitierten 
Usurpierung des Münzrechtes durch Jüsuf auch noch Münzen; die 
letzten von ihm ausgegebenen Goldstücke sind folgende : 

Jahr: 463 Münzstätte: Sigilmäse 10 

„ 476 „ Sigilmäse 11 

„ 478 „ Sigilmäse 12 

Aber auch diese anscheinend widersprechenden Münzdaten 
geben noch keinen genügenden Grund, an der Zuverlässigkeit des 
el-Kartäs zu zweifeln, denn da Abu Bakr ibn 'Omar bloß in seiner 



1 Lavoix, Catalogue des monnaies Musulmanes, Tom. n. No. 527. 

2 Lavoix, 1. c. No. 540. 

3 Lavoix, 1. c. No. 516; St L. Poole, Catal. of the Oriental Coins in the British 
Miuteum, Vol. V. No. 4. 

4 Lavoix, 1. c. No. 534; St. L. Poole, 1. c. No. 5. 

5 Lavoix, 1. c. No. 543. 

6 Lavoix, 1. c. No. 535. 

7 Lavoix, 1. c. No. 536. 

8 Lavoix, 1. c. No. 538. 

9 Lavoix, 1. c. No. 542. 

10 H. Nützel, Katalog der orient. Münzen der kgl. Museen zu Berlin, Vol. u. 
No. 563. 

11 Lavoix, 1. c. No. 512. 

12 Lane-Poole, 1. c. No. 2. 



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192 



Karl Wilhelm Hofmeier. 



Residenzstadt Sigilmase noch Münzen ausgab, läßt sich annehmen, 
daß ihm die Befugnis hiezu offen oder stillschweigend von Jusuf ibn 
TäSfin zugestanden wurde. 

Auf allen derzeit bekannten, auf den Namen Jüsufs geprägten 
Geldstücken 1 findet sich, ebenso wie auf den Prägungen Abu Bakrs 2 
kein anderer Titel als der eines Emirs ( >r ~o"dl). Zwar behauptet 
Codera: 3 ,Las unicas monedas de Yu§uf que conocemos con la in- 
scripcion ^^i-älS ^ Ji^ t ^.^I^Jl j~o\ Amir almuslimin Yu9uf ben 
Texufin, son las acunadas en Segelmesa en los anos 483, 84, 85, 86, 
88 y 94'; aber wie unbegründet diese Behauptung ist, zeigt Max 
van Berchem 4 in seiner Abhandlung über die Titeln der westlichen 
islamitischen Dynastien: ,M. Codera croyait, sur la foi de t^moignages 
inexacts, que le nouveau titre parait sur les monnaies de Sidjilmäse 

depuis 483; le maitre espagnol m'ecrit que se rallie k Topinion 

de M. Vives.' Dankenswert ist es jedoch, daß Max van Berchem 5 
nach Vives eine Münze zitiert, auf welcher dem Jüsuf der Titel 
eines ,Fürsten des Muslimen' indirekt beigelegt wird, indem es heißt: 
el-Emir Ali ibn emir el-muslimin = ,der Emir 'Ali, der Sohn des 
Fürsten der Muslimen*. Die Richtigkeit dieser Lesung vorausgesetzt, 
wird nichts an der Tatsache geändert, daß eine Münze Jüsufs mit 
diesem Titel bisher noch nicht ans Tageslicht gezogen worden ist. 
Umso erfreulicher dünkt es mich, daß wir uns in dieser Frage 
wenigstens auf eine sichere historische Angabe zu stützen vermögen. 
Die schon mehrfach erwähnte Hauptquelle el-Kartas 6 berichtet, Jusuf 
habe nach der Schlacht von Zalläka eine Änderung der Dinare an- 



1 Lavoix, 1. c. No. 516—546; Nützel, 1. c. No. 564—581; St. L. Poole, 1. c. 
No. 4—9. 

2 Lavoix, I.e. No. 507— 513; Nützel, 1. c. No.563; St. L. Poole, 1. c. No. Iund2. 

3 D. Francisco Codeka y Zaidin, Titulos y nombves propios en las Monedas 
AräbigO'Espanolas, p. 32. 

4 Max van Berchem, Titres Califiens (TOccident, Journal Asiatique, Extrait du 
numero de Mars-Avril 1907, p. 32, Note. 

5 Max van Berchem, 1. c. nach Vives, Monedas de las dinastias arabigo-espaiiolas 



No. 1697. 



El-Kartäs, ed. Tornberg, p. aa. 




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Die Verleihung des Titels , Fürst der Muslimen' etc. 193 



befohlen, wonach diese neuen Goldgepräge folgende Legende ge- 
tragen hätten: 1 
Avers: 

dJLll ^\ *3» V Es ist kein Gott außer Gott 

^}}\J^3j wX-oä* Muhammed ist der Gesandte Gottes. 

^^l^Jl T ^o\ Der Fürst der Muslimen 

^j^L&U ^Jua^ Jusuf ibn Täsfin. 

Randschrift : 

,Wer nach einer anderen Religion als dem Islam verlangt, wird nicht 
angenommen werden und am jüngsten Tage wird er zu den Ver- 
worfenen gehören/ (Sure in, Vers 79.) 
Revers : 

^to'Jl Der Imäm 
Diener 
aJJl Gottes 
^^Lo ^yc\ Fürst der Gläubigen 
J^UäJI Der 'Abbäside. 

Randschrift : 

Datum und Ort der Prägung. 2 

Wenn ich nicht auf diese so verläßliche Quelle verweisen könnte, 
aus welcher zweifellos hervorgeht, daß schon Jusuf ibn Täsfin sich 
auf seinen Münzen ,Fürst der Muslimen' nannte, würde ich mich 
gerne bei der Erklärung des Umstandes, daß wir keine solchen 
Gepräge besitzen, sondern dieselben erst mit der Regierungszeit des 
^Ali ibn Jusuf beginnen, den Worten Max van Berchems: 3 ,Ce 
retard des monnaies sur les autres documents n'a rien d'anormal. 



1 Ich gebe die folgenden Inschriften nach der auf den Almorawidenmünzen 
üblichen Einteilung. 

2 Zur obigen Beschreibung bemerke ich, daß die almorawidischen Goldstücke 
nicht das vollständige muhammedanische Glaubenssymbolum aufweisen, sondern im 
ersten Teile desselben das sogenannte Tahlil. Vgl. Karabacek, ,Die arabischen 
Papyrusprotokolle, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der kais. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien, Bd. 161, i. Abh., p. 30. Note 1. 

3 Max van Berchem, 1. c. p. 33. Note. 



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Karl Wilhelm Hofmeier. 



Les protocoles monetaires sont plus lents que les autres a se modi- 
fier, sans doute par une raison tvhs simple, c'est qu'il fallait changer 
le coins; aussi Tabsence d'un titre sur une monnaie datee ne prouve 
pas encore que le titulaire ne portait pas ce titre a cette date' an- 
schließen; nach der oben zitierten Quelle wird diese Erklärung jedoch 
hinfällig. 

Aus dem bisher Gesagten läßt sich wohl mit Recht der Schluß 
ziehen: Im Jahre 479 und zwar nach der Schlacht von Zal- 
lä^a wurde dem Jusuf ibn Tääfin vom Chalifen el-Muktadl 
bi-amr-Alläh der Titel ,Fürst der Muslimen' verliehen. 

Ich wende mich nunmehr einer anderen für unser Thema 
historisch äußerst interessanten Erscheinung auf den oben bespro- 
chenen Münzen zu. Der Reverstext des im el-Kartäs beschriebenen, 
ausschlaggebenden Gepräges, sowie auch der bereits bekannten 
Münzen Abu Bakrs und Jüsufs bieten nämlich ein Faktum, das 
bisher in seiner geschichtlichen Bedeutung noch nicht gewürdigt 
worden ist, aber dennoch mit der behandelten Frage in Beziehung 
steht. Es beleuchtet insbesondere das merkwürdige, die Begründer 
lange überdauernde politische Einvernehmen zwischen dem bagdäder 
Hofe und den Almorawiden. 

Zunächst begegnen wir auf den Münzen unter dem Titel fU>^l 
,der Imäm' der Wortgruppe v*-^ d. i. 'Abd Allah. Man wäre 
natürlich versucht, darin sogleich den Namen c Abd Allah zu sehen, 
was auch wirklich geschehen ist. So schon Hammer - Purgstall : 1 
? Damals »prägte er (Jüsuf) die Münzen, auf deren Rückseite, nebst 
Ort und Jahr der Prägung, der Name 'Abd Allahs, des siebenund- 
zwanzigsten Chalifen des Hauses l Abbäs.* Auch Max van Berchem 2 
scheint diese Ansicht zu teilen, indem er von den Almorawiden sagt: 

, et frapp&rent leurs monnaies au nom de Timärn c Abdalläh 

al-'abbäsi.' 

1 Hammer-Purgstall, Gemäldesaal der Lebensbeschreibungen großer moslimischer 
Herrscher in. p. 164; hier werden auch die Titel ,Fürst der Muslimen 4 und 
»Fürst der Gläubigen* verwechselt. 

2 Max van Berchem, 1. c. p. 30. 




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Die Verleihung des Titels ? Fürst der Muslimen* etc. 195 

Allerdings muß zugestanden werden, daß zur Zeit Jüsufs ein 
Chalife namens <*JJ\ v>-^ d. i. 'Abd Allah regierte; es ist dies der 
oben erwähnte Chalife e Abd Allah el-Muktadi bi-amr- Allah (467—487 
d. H. = 1075 — 1094 n. Chr.). Aber demselben angeblichen ? c Abd 
Allah' begegnet man noch durch ungefähr ein Jahrhundert auf den 
Münzen der Almorawiden, während welcher Zeit doch nur noch ein 
Chalife dieses Namens regiert hat! Es ist also ganz ausgeschlossen, 
daß mit diesem f Abd Allah eine bestimmte Person gemeint sein kann. 
Es muß vielmehr diese Wortverbindung in appellativischer Fassung 
als bescheidener Titel ,Diener Gottes' übersetzt werden, woraus dann 
hervorgeht, daß der Münzrevers sich im allgemeinen auf die c abbä- 
sidischen Chalifen bezieht. 

Schon in der ersten Zeit des Islams tritt *AJ\ d. i. 'Abd 
Allah = Diener Gottes als epistolographische Anrede auf. Als frühesten 
mir bekannten Beleg führe ich jenen Brief an, den Müsa el-As'ärijj 
an den Chalifen c Omar schrieb und der mit den Worten begann: 1 
cr *^c^ r )\ j^c\ düJl w x^ Ä J = ; An den Diener Gottes, c Omar, den 
Fürsten der Gläubigen'. Als staatsrechtlicher Titel 2 erscheint 

aber zum erstenmale auf Münzen des Chalifen Merwän i. 3 und 
blieb durch alle Zeiten des Chalifates als solcher bestehen, nachdem 
er schon unter c Abd el-Melik zu erhöhter Bedeutung gekommen 
war, als Iustinian n. mit polemischer Spitze gegen denselben auf 
seinen Solidi sich Seruus Christi nannte. 4 Auch auf den Münzen 
der Almorawiden bedeutet er nichts anderes; er wird in eine Linie 
gestellt mit den offiziellen Staatstiteln el-Imäm und Emir el-muminin 
(Fürst der Gläubigen). 

Dadurch also, daß die Almorawiden die offiziellen Staatstitel 
des Chalifates auf ihre Münzen setzten und sich selbst zunächst mit 



1 al-Ja'qubi, Hist., ed. Houtsma, Tom. n. p. ivr. 

2 Das eben erschienene erste Heft der Bealenzyklopädie des Islams berück- 
sichtigt, wie ich sehe, diesen Titel nicht. 

3 Karabacek, I. c. p. 33. Note 6. 

4 Vgl. Papyrus Erzherzog Rainer, Führer durch die Ausstellung, p. 20; 
Karabacek, 1. c. 




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196 



Karl Wilhelm Hofmeier. 



dem einfachen Titel eines Emirs, später mit einem ihnen von den 
Chalifen verliehenen Titel begnügten, wollten sie dem Chalifenhofe 
huldigen und die staatliche und kirchliche Autorität der 'Abbäsiden 
anerkennen. Wie schon oben angedeutet wurde, und woran nicht 
zu zweifeln ist, sollen die Dinare der von Jüsuf ibn Tääfin im 
Jahre 479 angeordneten Neuprägung am Schluß der Inschrift im 
Mittelfelde den Beinamen J^oUaM ,der 'abbäsidische' getragen haben. 
Die Münzen Abü Bakrs und Jusufs, die wir kennen, haben ihn nicht, 
wiewohl sonst der Revers auch die überlieferte Legende: 
Crr ^U > *Jl j^c\ = ? Der Imäm (und) Diener Gottes, Fürst der 
Gläubigen' trägt. Erst unter den Prägungen aus den letzten Regierungs- 
jahren des Sohnes und Nachfolgers Jüsufs, dem 'Ali ibn Jüsuf, be- 
gegnen wir diesem Beinamen. Es sind dies folgende Stücke: 
Jahr: 535 Münzstätte: Fez 1 
„ 536 „ Fez 2 

„ 537 „ Marräkesch 3 

„ 537 „ Sevilla 4 

Aus dem Gesagten geht unzweifelhaft hervor, daß die Hinzu- 
fügung des <^oUjt)t = ? der 'abbäsidische' eine Verstärkung der 
Huldigung involvierte, die die Almorawiden der Autorität der theo- 
kratischen Herrschaft des 'abbäsidischen Hauses zu zollen sich ent- 
schlossen hatten. 

Zum Schlüsse möchte ich noch jene Berichte, die mit den oben 
besprochenen nicht übereinstimmen und Anlaß gaben, daß man das 
Datum der fraglichen Titelverleihung nicht genau fixieren konnte, 
auf ihre Stichhältigkeit prüfen; der wichtigste unter ihnen findet 
sich bei Ibn ^aldün; 5 er lautet: 

kJ^»^ rtr^ J^^* cj*° s-Jr**^ ) ^-^*o J^**-»^ ü^UU { js^ UJ $ 

1 Lavoix, 1. c. No. 565. 

2 Nützel, 1. c. No. 602; Lane-Poole, 1. c. No. 45. 

3 St. Lane-Poole, 1. c. No. 46. 

4 Nützel, 1. c. No. 589. 

5 Ibn Haldun, Proleg. ed Slane, Tora. i. p. 413. 



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Die Verleihung des Titels ,Fürst der Muslimen' etc. 197 



,Als der Name des Chalifates getilgt worden war und die Chalifen 
ihre Vorherrschaft verloren hatten, ferner als sich unter den berberi- 
schen Stämmen Jüsuf ibn Tääfin, der König der Lemtünen im Magrib 
erhoben hatte, da herrschte Jüsuf ibn Tääfin über die beiden Ge- 
stade (Nordafrika und Spanien). Da er ein frommer Mann war, 
sehnte sich sein Hochsinn, in den Gehorsam gegen den Chalifen ein- 
zutreten, um den Anforderungen der Religion zu entsprechen. Er 
ließ dem abbäsidischen Chalifen el-Mustazhir durch eine Gesandt- 
schaft, bestehend aus dem c Abd Allah ibn el- c Arabi und dessen Sohn, 
dem Richter Abu Bakr von den Scheichs zu Sevilla, seine Huldigung 
überbringen und diesen durch dieselben um seine Ernennung zum 
Statthalter des Magrib und um seine Investitur bitten. Die Gesandten 
kehrten mit dem für ihn über die nordafrikanischen Länder aus- 
gefertigten Bestallungsdiplom des Chalifen zurück, nachdem sie (in 
Stellvertretung) mit den für ihn bestimmten Kleidern und der Fahne 
investiert worden waren. Auch zeichnete ihn der Chalife mit der An- 
rede , Fürst der Muslimen 4 aus, die Jüsuf nun zum Ehrentitel annahm/ 
Ähnlich lautet ein Bericht Ibn el-Atirs: 2 

«xJLJisaJl ^\ ,J-*a>jU äil£M ^jJU v^X-^U> v^äJCJ iJLJiixM ^$Ji^^ 

GL*£ &suo ^^xS^ üojsA &sl*q^ ^y^j cxy^^y^^ <*JJU ^JaX^-^Jl 

\j^-JLÄJ (_^Jik^ f \Uo^\ ijsd tj^Z&\ >^ er* 



,Und als Jüsuf Spanien beherrschte, so wie wir erzählt haben, 
versammelte er die Rechtsgelehrten und beschenkte sie und sie sagten 

1 1. d^^-J. 

2 Ibn el-Atir, ed. Tornberg, Tom. x. p. rAV und r AA. 






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198 Karl Wilhelm Hofmeier. 

ihm: es ist notwendig, daß deine Statthalterschaft zum Chalifate zu- 
gehörig sei, damit der Gehorsam gegen dich Pflicht für alle sei; 
darauf schickte Jüsuf zum Chalifen el-Musta?hir billäh, dem Fürsten 
der Gläubigen, einen Gesandten mit reichen Geschenken und schrieb 
zugleich einen Brief, in welchem er erzählte, was Gott von den 
fränkischen Ländern eroberte und wie sehr er auf den Sieg des 
Islams vertraue. Gleichzeitig bat er um die Investitur mit der Statt- 
halterschaft der Länder und es wurde ihm seinem Wunsche gemäß 
die Bestallungsurkunde von dem Diwan des Chalifates ausgefertigt. 
Auch wurde ihm der Ehrentitel (lakab) „Fürst der Muslimen" ver- 
liehen und die Ehrenkleider übersandt, worüber er sich sehr freute/ 
Damit stimmt auch Abulfeda 1 überein, der die fragliche Titel- 
verleihung unter dem Chalifate des el-Musta?hir billäh (487 — 512 d.H.= 
1094 — 1118 d. H.) also mindestens acht Jahre später, als wir bereits 
festgestellt haben, geschehen sein läßt. Alle diese Angaben stehen 
demnach in direktem Widerspruch mit jenen Sojütis (vgl. p. 3) und 
der ersten Mitteilung Ibn el-Atirs (vgl. p. 4), demzufolge dem Jüsuf 
ibn Täsfin der Titel eines ,Fürsten der Gläubigen' im Jahre 479 d.H. 
nach der Schlacht von Zalläka vom Chalifen el-Mu^tadi bi-amr- 
Alläh verliehen worden ist. Dazu kommt noch der bestätigende 
Bericht im el-I£artas über die Münzreform Jüsufs nach der Schlacht 
von Zalläka. 

Wie sollen wir uns aber unter solchen Umständen den zweiten 
Bericht Ibn el-Atirs und die Meldungen Abulfedas und Ibn ^lalduns 
erklären ? 

Codera will dadurch Klarheit schaffen, indem er sagt, Jüsuf 
habe zwar den Titel eines ,Fürsten der Muslimen' im Jahre 479 d. H. 
angenommen, aber erst einige Jahre später vom Chalifen die Be- 
stätigung hierfür erhalten. 2 Ich vermag mich dieser Auslegung — 
nach dem, was ich oben über die Zuverlässigkeit Sojütis gesagt 

1 Abulfeda, ed. Reiske. Tom. m. pag. 356. 

2 Max van Berchem, 1. c. p. 32: il (M. Codera) en concluait que Yüsuf le 
prit en 479, apres Zalläqa, et qu'il lui fut confirmö par Bagdad, quelques ann^es 
plus tard. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Die Verleihung des Titels ,Fürst der Muslimen' etc. 199 

habe — nicht anzuschließen; denn die bündige, klare Angabe des- 
selben läßt keinen Zweifel darüber aufkommen, daß das Ansuchen 
um die Investitur und die Vollziehung derselben gleichzeitige Akte 
des Jahres 479 d. H. waren. 

Es kann sich vielmehr hier um nichts anderes handeln, als 
daß Jüsuf ibn Täsfin nach dem Tode des Chalifen el-Muktadl bi- 
amr-Alläh nach Bagdad eine Gesandtschaft schickte, um dessen Nach- 
folger zu huldigen und bei dieser Gelegenheit auch vom neuen 
Chalifen el-Mustazhir billäh in der ihm von seinem Vorgänger ver- 
liehenen Würde bestätigt zu werden. Gegen diese Annahme spricht 
nichts, für sie alles, weshalb ich glaube, daß mit dieser Auffassung 
das Richtige getroffen ist. 

Somit lassen sich die Ergebnisse in folgende Punkte zusammen- 
fassen : 

1. Vor der Schlacht von Zalläka im Jahre 479 d. H. nannte 
sich kein Almorawide offiziell ,Fürst der Muslimen'. Wenn dem- 
nach einige Berichte melden, daß Jüsuf ibn Täsfin oder dessen Vor- 
gänger Abu Bakr ibn 'Omar vor diesem Datum derart angeredet 
wurden, mag dies nur wieder eine neue Bestätigung dafür sein, wie 
aus einer oft gebrauchten Anrede schließlich ein offizieller Staats- 
titel entstanden ist. 

2. Jüsuf ibn Täsfin war derjenige, der diesen Titel dem Cha- 
lifen el-Muktadl bi-amr- Allah zu verdanken hatte und diesen stolzen 
Ehrentitel auf seine Münzen setzen ließ, von welchen allerdings bisher 
kein Stück bekannt geworden ist. 

3. Der Chalife el-Mustazhir billäh bestätigte Jüsuf neuerdings 
in dieser ihm von seinem Vorgänger verliehenen Würde. 




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Anzeigen. 



The Bustan al-Ukul 7 by Nathanael ibn al-Fayyumi; edited and trans- 
lated from an unique Manuscript in the Library of Columbia Uni- 
versity, by David Levine, Ph. D. New York (Verlag der Macmillan 
Company, 1908) xvi + 142 + 88 SS. in 8°. — Preis g 2. 50. 

Die vorliegende aus Siidarabien stammende Schrift (Mitte des 
xii. Jahrh.) gehört zur selben Literaturgattung wie das von mir un- 
längst herausgegebene Ma'änl al-nafs, mit dem Unterschiede, daß 
Nathanael ibn al-FayyümI seinen kürzer gefaßten Erörterungen über 
Emanation, Mikrokosmos und andere neuplatonische Thesen eine 
Reihe von ethischen und speziell jüdisch-religiösen Abschnitten folgen 
läßt, zu welchen auch ein polemischer Exkurs gegen die islamische 
Lehre von der Abrogation des Gesetzes (Ä*j>^£Ji 67 — 70) gehört. 
Dem letzten (siebenten) Kapitel, in dem die eschatologische Frage 
behandelt ist, hat er (80 — 82) merkwürdigerweise Betrachtungen 
über die Qualitäten des Gemeindevorbeters (nnat rrbtr) einverleibt, 
zu denen er nur sehr schwer einen Übergang gefunden hat. Auch 
in den nicht genau philosophischen Teilen, wie z. B. besonders in 
seiner Darlegung des Messiasglaubens (59 ff.) werden neuplatonische 
Gesichtspunkte verwendet, die das ganze Buch durchziehen. Die 
Geheimniskrämerei (43, 20) teilt er mit den übrigen Schriftstellern 
dieser Richtung. Nathanael macht keinen Anspruch auf Originalität. 
Er bekennt es frei heraus, daß er in diesem Buch ? nichts aus sich 
selbst erforscht hat, und nur Ideen mitteilt, die er von anderen ge- 




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The Büstan al-Ukul. 201 

lernt hat (abi 1. xbx)] vielmehr hat er diese sich lernend angeeignet 
und als Erinnerung für seine Kinder (vgl. 25, 2) und die Genossen 
(ichwän), denen das Buch in die Hand kommen sollte, nieder- 
geschrieben' (21, 4 ff.). Indem er die These erörtert, daß Gott nichts 
Böses schafft, erklärt er mit Nachdruck, daß er vorträgt ,was er von 
anderen gelernt hat' (77, 13). Mit derselben Erklärung schließt er 
auch seine Schrift (88, 6 ff.). Insbesondere schöpft er, wie der Heraus- 
geber erkannt hat, aus den Abhandlungen der von ihm nicht aus- 
drücklich genannten Ichwän al-safä, denen er nicht nur Gedanken 
entnimmt, sondern auch den Wortlaut entlehnt. Dies wäre klarer 
hervorgetreten, wenn der Herausgeber in den Anmerkungen zu den 
betreffenden Stellen, statt der auszüglichen Ubersetzungen Dietericis 
das arabische Original der Rasä'il herangezogen hätte. Bereits auf 
den ersten Blick verrät sich die Abhängigkeit von der Phraseologie 
der Ichwän durch die immerfort wiederkehrende Anredeform: 

^3 c>J V. (48, 10; 52, 18; 77, 11 und sonst), 

bekanntlich eine spezielle Eigentümlichkeit der Rasä^il. Nicht nur in 
seiner Psychologie, Kosmologie und Askotik USjJ\ i^JyL 

G8, 21) ist er Schüler der Ichwän^ erTernt von ihnen auch die den 
anderen Konfessionen gegenüber zu übende Toleranz; alle seien 
Mitarbeiter an dem Werk der Weltvernein ung; er zollt den Propheten 
aller Bekenntnisse die Anerkennung als Gottgesandte. ,Man dürfe 
niemand von den Anhängern anderer Bekenntnisse ablehnen' (68, 10 ff. 
"t:w: nicht ,disobey' Übers. 107, paenult.). Was jedoch von den 
Ausführungen der , Lauteren' auf ihn den tiefsten Eindruck gemacht 
zu haben scheint, ist ihre kosmische Zahlensymbolik; der Nach- 
weis, daß die Zahlenharmonie sich im großen und kleinen in allen 
Erscheinungen des Kosmos und den religiösen Einrichtungen kund- 
gibt. Nathanael schwelgt förmlich in der Ausführung dieses Ge- 
dankens und in seinem Nachweis aus dem biblischen und talmudischen 
Schrifttum, sowie aus den Institutionen des Judentums. Die ge- 
künstelte, oft recht weithergeholte Ausführung dieser Idee nimmt 
einen großen Teil der Schrift in Anspruch; der Verfasser kehrt 
immer wieder auf sie zurück. Alles was ihr nur im entferntesten 

Wienrr Zoitsclir. f. d. Kunde d. Morgen!. XXII. Bd. 14 



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202 Nathanael ibn al-Fayyumi. 

angepaßt werden kann, wird herbeigeholt. Bezeichnend ist z. B. daß 
er, was der Herausgeber zur betreffenden Stelle hätte anmerken 
sollen (16, 18), Prov. 19, 23 gleich im Sinne der agadischen Deutung 
b. Beräkh. 55 b , oben, benutzt: P?tfi statt Rrtpi. Die Darstellung der 
Zahlensymbolik beginnt er mit den gegensätzlichen Paaren 
(gleich den nhiöfl im Ssfer Jesirah iv, l), in denen sich alles Leben 
und Naturgeschehen bewegt. Auch die Eigenschaften des Menschen 
lassen sich in 70 gegensätzlichen Paaren (= 140) zusammenfassen, 
die der Verfasser einzeln aufzählt. Der vom Übersetzer dargestellte 
Katalog läßt nur 69 Paare erscheinen, was daher kommt, daß er die 
Worte (10, 15) pbi öp ^bnt pbibx pm pbtbx id nbeibm nicht richtig 
erklärt hat. nböj^Ki ist in flbfiabKi zu emendieren und gehört als 
Gegensätzliches neben nfcbSbxi, das sonst vereinzelt stünde; pbi^K id 
pbibx pm sind das 70. Gegensatzpaar; die Summierung beginnt mit 
ibis. Danach ist die Übersetzung (,Thus, mans qualities, good and 
bad are altogether' usw.) zu ändern. Die unter den Dreiergruppen 
erwähnten nltsmp 'j (10, 25) sind nicht mit dem Übersetzer auf das 
Trisagion zu beziehen (17, Anm.4, ebenso 22, 19, Übers. 37, 10 u. ü.), 
sondern auf die drei ,Heiligkeitsgrade'. 

Nathanael zeigt sich auch in nichtjüdischen Dingen ziemlich 
belesen. Er zitiert gerne Gedichte, nicht nur hebräische, von Ibn 
Gebirol (aus der Veränderung, die der Verfasser an einem der Zitate 
von diesem Dichter anbringt, hat L. p. x. in scharfsinniger Weise 
die Abfassungszeit des Buches erschlossen), Jehuda ha-Levi, sondern 
auch arabische (11, 1; 25, 7; 28, 12; 30, 11. 22; 32, 12; 36, 9; 44, 14; 
45, 1; 53, 3 (hier jmo = piap = J^S [vgl. Ma c änl al-nafs, Anm. 

zu 9 N. 5] 55, 17. 20; 69. 20). Es wäre Sache des Herausgebers 
gewesen, diese in korruptem Text gegebenen Stücke in Ordnung 
zu bringen. Auch Koranverse werden nicht selten zitiert oder an- 
gewendet (25, 5 = Sure 56, 78); dazugehörtauch 68,2 J-£-J\ <^L*S XLj 
(Sure 16, 62; 30, 26). Er zitiert sogar eine biblische Legende 
nach ihrer Fassung im Koran (22, 7) und bemüht sich an einer Stelle 
um die Erklärung eines Hadlt Spruches (18, 1 ff.) im Sinne der 
Zahlensymbolik (pbx 1. xbx)- 



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The Bustan al-Ukül. 203 

Dr. Levine hat den arabischen Text nach der einzigen Hand- 
schrift der Bibliothek der Columbia-Uni versity herausgegeben und 
nebst einer englischen Übersetzung mit Anmerkungen und einer ein- 
leitenden Studie begleitet, in welcher er über die Persönlichkeit des 
Verfassers (er sei der Vater des Adressaten des jemenischen Send- 
schreibens des Mairuünl), über die Verhältnisse der südarabischen Juden 
von der Zeit ihrer Einwanderung bis zu der des Verfassers abhandelt. 
Der arabische Text ist ein Beweis mehr für die Untunlichkeit, sich 
in der Behandlung dieses Schrifttums an die durch nachlässige Ab- 
schreiber hergestellten korrupten, aller aufmerksamen Folgerichtigkeit 
entbehrenden Vorlagen zu klammern. Wenn dies in bezug auf den 
grammatischen Stand der Texte bis zu einem gewissen Grade (wo 
man voraussetzen darf, den Sprachgebrauch des Verfassers vor sich 
zu haben) geboten ist, so ist es unmöglich, der verworrenen Ortho- 
graphie der Abschreiber treu zu bleiben. Der Kopist der Handschrift, 
die dieser Ausgabe zugrunde liegt, schreibt z. B. ^\ bald xbx bald 
•^K, aber auch % schreibt er zuweilen *bx (76, 5; 85, 19); innerhalb 
zweier aufeinanderfolgenden Zeilen schreibt er IwX* abwechselnd Kin 
und nn (44, 21—23); Q bald <ük (2, 21), bald nBK (18, 23); 
bald Kin (20, 13; 47, 16), bald «nn (12, 5); = (29, 21) 

und zwei Zeilen darauf nrax = Zu den häufigsten Ver- 

wechslungen gehört die Setzung von n statt k am Ende der Worte 
und umgekehrt. Der Herausgeber hat im Text die Schreibweise 
der Vorlage reproduziert, aber in den Fußnoten grobe Verstöße 
zuweilen korrigiert; freilich hin und wieder auch an unrichtiger 
Stelle oder in unrichtiger Weise, während er wieder anderes un- 
bemerkt gelassen hat. 5 1 * 1. -jbiöB ; ibid. 2 1. k.ttdö; 20 3 1. rpwx 
oder biöK; 26 2 1. nyntttB (das übrige ist im Text in Ordnung). — 
30 3 1. bxhibx fnhzh. — 32* pnbb. — 37 4 md\ — 41 2 fhw. — 
52 2 b'KiB r\b). — 54 3 ist itkd beizubehalten. — 67 1 am«. — 82 2 K!TK. 
— 87 4 fnntt^K. Andererseits sind 5 3 , 7 3 , 16 2 , 37 6 , 45 \ 47 61 6 , 
62 1 (nach dem im Islam üblichen Sprachgebrauch kann 



Die kleinen Ziffern bezeichnen die Nummern der Fußnoten. 

14* 



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204 



Nathanael ibn al-Fayyümi. 



als Eulogie des Messias wohl dienen), 67 2 unnötige Veränderungen; 
an diesen Stellen können die Lesarten des Textes ungestört bleiben. 

Es würde zu weit führen, wenn wir hier unsere Randbemer- 
kungen zum arabischen Text wiedergeben wollten. Im allgemeinen 
möchten wir es für wünschenswert halten, daß bei der Bearbeitung 
solcher arabischer Schriften strengere philologische Disziplin zur 
Geltung käme als ihnen öfters zuteil wird. Wir reflektieren auf den 
arabischen Text nur in Fällen, in denen dadurch die Gestaltung der 
Übersetzung beeinflußt wird. In der letzteren sind die Gedanken 
des Verfassers mit ziemlicher Treue wiedergegeben. An einigen 
Stellen jedoch können wir die Erklärung des Herausgebers nicht 
billigen. 

1, 18 den Worten ,his are the celestial sphere* entspricht nichts 
im arabischen Text. — 8, 8 v. u. ,or their causes' entspricht der 
falschen Lesart in (5, 18) die in jk verbessert werden muß: ,daß ihre 
Ursachen usw.'. — 9, 4 v. u. ,He transeends' usw. ist eine zu freie 
und komprimierte Ubersetzung des Originals 6, 12 ff. ; dasselbe gilt 

von 11, 3 v. u. im Vergleich mit Text 7, 18 (1 xuan möna 

DjttK [Kb] *hy nnyo mstwi). — 16, 9 v.u. ,conjunction and disjunction* 
richtiger: Treue und Treulosigkeit (T. 10, 10). — 25, 6 nicht ,every 
tribe in Israel gave birth', sondern: jeder der Söhne Jakobs {asbät) 
wurde zu sieben Monaten geboren (T. 15, 13) nach Pirke R. Eli c ezer 
c. 36 k'"' nprb nbiD dw ma n* n*6 mb* n*vnn hmwö töik ■w6k n 
D^toü. — ibid. Z. 11 (T. 15, 16) »PöMK rbSDi ,die beiden Salzgründe 
von iröBDK* nicht ,Sabki, Aspamia'; die geographische Identität sowie 
die Zugehörigkeit dieser Stellen zu den Meeren ist allerdings unklar. 
— 29, 13 ,as if he were'; der Text nao 18, 2 ist in nana zu verändern 
und danach zu übersetzen. — 30, 11 nicht ,the twelwe (so!) syllables' 
und ,the twelwe letters of the formula of faith' sondern die 7 ent- 
spricht den , sieben sprechenden Propheten' (pttitt) und die 12 ,den 
zwölf Personen die man „Argumente" (njn) nennt', bekanntlich Ter- 
minologie des ismä c ilitischen Schi c itismus (s. zuletzt E. G. Browne, 
A Literary History of Persia, i 409). — 32, 10 v. u. ,One of the 
learned says : From that it is seen that with nine letters death is 




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CORNELL UNIVERSITV 



The Bustan al-Ukul. 



205 



meted out and the people of each generation pass away'; die rich- 
tige Übersetzung wäre: ,Einer von den einsichtsvollen Gelehrten 



nao (statt hü) ■»vi ja sagt: Mit neun Buchstaben hat er seine Wünsche er- 
reicht (hxjö btil) und über seine Zeitgenossen geherrscht nntöi bnK indi' 
(Text 19, 19). — 34, 24 ,These things are as they are owing to the 
various wishes of the Creator' = T. 20, 23. ,Die Ursache, warum 
diese Dinge so verschieden sind, ist der Wille des Schöpfers'. — 
42,4 ,is perfect, and both world usw.'. Was hier mit is perfect 
übersetzt ist, Knarx, ist ein £>\S Ö un d o 3 ^' zu lesen. — 34, 2 ff. die 
völlig unverständliche Übersetzung ist auf den mangelhaften, er- 
gänzungsbedürftigen Zustand des Textes (34, 2 ff.) gegründet; der- 
selbe muß so ergänzt werden : ktS ra nbb* ["i*nK jöl ^Sk bxpi 

*\bx toDD ftrw HD nbbx i*nK jöi] npDii. — 58,10 ,with his Divine seal' 
richtig ,mit Notwendigkeit'; nnnbiO nicht von (36,4); über 
s. ZDMG 41, 131 und vgl. hier T. 49, 13; 57, 2. — ib. Z. 24 ,joy', 
richtig: , Stillung des Durstes' *p*m 1. Kni (T. 36, 10). — 69, 20 ,digni- 
taries'; das rambxi des Textes 43,4 ist in nir.abai Schreiber, Sekretäre 
zu verändern. — 82, 2 v. u. nicht ,seven and twelve sections' sondern 
,zwei Abschnitte (p^a) bestehend aus sieben und zwölf Worten' 
(T. 51, 25). — 95, 14 ,confounded the hinderers andrewarded the worthy'; 
richtig ,Wunder zu üben (die gewohnten Ordnungen zu zerreißen) 
und die Substanzen zu verändern'; freilich bedarf der Text (59, ult.) 
einiger Korrektur: jk^kSk (statt bnpi) sbpi (statt p-wy 1 ?«) thii^r p-oi; 
101, 8 v. u. ,but if not, it will be otherwise'; richtig: ,wenn nicht, 
so haben wir nichts zu bereuen', im T. 64, 6 ist onp K^D in nnn k^b 
zu verbessern. — 106, 17 ist ponpnöb« (67, 10) Subjekt ,die Heiligen 
mögen nicht ehelichen von den Töchtern K.' — ibid. Z. 18 ,went 
unto them'; nin ist in v\m zu verändern ,machte man Be- 
schränkungen'. — 107, 9 v. u. ,neither interdict nor decree are 
necessary'; richtig: ,es ist nicht nötig in apodiktischer Weise 
(annbw rtop^x) von jemandem auszusagen, daß'. — 118, 4 v. u. ,Eat — 
values' ist T. 75, 13 ff. mißverstanden: ,In kurzer Zeit werden sie ihr 

(der dunjä) als Speise dienen; sie verzehrt und schätzt gering 

. . . .< — 120, 11 von: bare knees when knocked together* ist nicht 




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CORNELL UNIVERSITV 



206 



Nathanael ibn al-Fayyumi. 



die Rede; 1. (76 ult) rrSix^K dk^k^k -[KanacK ,das Aneinanderstoßen der 
irdischen Körper*. — 123, 3 v. u. ,God mercifully designed' ,möge 
Gott sich erbarmen eines Mannes der spricht und gewinnt' (Text 
79, 7). — 125, 11 ,should be sanctified'; für onprr (80, 2) ist zu lesen 
cnpn* (vgl. 82, 9 rbbx t pn m Dnprv kö 1 ?). Dies Verbum wird häufig 
vom Vorbeter angewandt, z. B. Pseudo-Ibn Kutejba, Imäma wa-sijäsa 
(Kairo 1904) n 324 ult. ^-Ulb viuJLo» CU*J>£2 ^ ibid. 325, 1 <oJLÜ 
^U-i*. — 127, Z. 14: ,this fact is announced'; nriK D"3nö (81, 8) 
,man sagt ihm übles nach'; (dasselbe Versehen Übers. 127, 5 v. u. ,it is 
not necessary to announce who he is'). — Ibid. Z. 9 v. u. bete? 
Dpb nariöi (81, 15) ,may humble say the blessing and bring the 
people into favor' ,der demütig (-|-o hw) und dem Volk genehm 
(passiv: nmö nicht nanö) ist'. — 129 ; 7 ,whatever he learnes' fort- 
setzender Relativsatz: ? (der kennt) was ihn lehrt (nöby) gottesfürchtig 
zu sein'. — 130, 3 v. u. ,the consumption of beasts of prey to satisfy 
the demands of stomach usw.'; ganz verkehrt! der Sinn ist ,die Raub- 
tiere (Subj.) fressen verendete Tiere (1. ftjvöblfl *yibb), die auf der 
Oberfläche der Erde sind; wäre dies nicht, so würde die Luft ver- 
pestet werden' usw. — 136, 11 ,that is equivalent to saying that all 
his days will be spent . . .' richtig: ,und außerdem (d. h. außer den 
angeführten Versen; Rio 1. xidi) noch andere seiner Hindeutungen 
(nö^K 1- rrwrK) auf die bleibende Wonne usw.' (T. 86 penult.). — 
137, 8 ,the fate of the lost'; priKB^K des Textes (88, 2) ist = 
,die beiden Scharen': dies ist der Zustand (auch dies ist im Dual 
"nban) der beiden Scharen'. — Von sonstigen nötigen Textemendationen 
will ich doch noch einige angeben: 9, 3 das zweite ro'iKjbiO 1. .TiK^Ki. 
— 13, 25 mrc 1. Ksntp. — 16, 10 rbi sö 1. rbxiK. — 22, 2 tS^k bnvbm 
gehört zusammen. — 

In bezug auf den Sprachgebrauch des Verfassers möchten wir 
zum Schluß noch eine Bemerkung folgen lassen. 

Sehr häufig finden wir bei Nathanael Beispiele für die in nord- 
und südarabischen Dialekten gewöhnliche Anwendung von ^U, auch 
mit Suffixen in adverbialer Bedeutung = noch, oder <J noch 
nicht (27, 8. vgl. 24 <*<^Ä.y J^a3 ^ wir sind noch nicht zu 




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CORNELL UNIVERSITV 



The Bustan al-Ukul. 207 

ihrer Stufe gelangt; 67, 14 Ia^X^-j^ <J sie waren noch nicht [nach 
Syrien] eingezogen). Zuletzt haben Socin (Diwan aus Zentralarabien 
in 294 s. v. >U) und Landberg (Dialectes de TArabie meridionale 
i 126 und Index s. v. aus der mittel- und slidarabischen Volks- 
sprache Beispiele für diesen Sprachgebrauch angeführt, der im jüdisch- 
arabischen Schrifttum ungemein häufig anzutreffen ist. S. meine Be- 
merkungen in ZDMG. 50, 746 und vgl. Maimüni, Einleitung in die 
Mischnah, ed. B. Hamburger, 59, 5 v. u. nj-ia i:: nb Nnxjn ,wir 
haben dafür noch nicht Muße gefunden'. Der Ubersetzer verkennt an 
einigen Stellen die richtige Bedeutung dieses Sprachgebrauchs bei 
seinem Autor; z. B. 74, 9 xön^rs -b pnbiK^K pnp^K ixri >die beiden 
ersteren Kräfte sind noch immer in Wirksamkeit', nicht wie 117,12 
,according to the manner and method of the two powers'; 74, 
25. 26 am^K 's mKjtt .... wnbx *a Drrwjn ,während sie noch in der 
Welt sind .... während es noch im Mutterleib ist', nicht wie 118, 
4. 8. 10 übersetzt wird: ,they are accustomed to this world' ,it is 
accustomed to imprisonement in the womV (wo der Herausgeber 
an £jU Gewohnheit gedacht zu haben scheint); 78 ult. jpöjb irp 
nsn^ nxnoK HKnan ,es gibt noch (andere) erhabene Geheimnisse in 
Betreff der Dinge, die wir erwähnt haben', was der Herausgeber 123,19 
falsch übersetzt: ,all this refers to the aforementioned noble mysteries*. 

Zu den von Nathanael angeführten jüdischen Schriftstellern 
gehört auch Bechaji b. Josef (24, 21), dessen ^->^J\ v_jL# er charak- 
terisiert (|öni Übers. 41, 7 ,he considered' 1. jfcii), um über seinen 
Standpunkt hinauszugehen. Wären die Maänl al-nafs eine Schrift 
Bechajis, so hätte der Verfasser, zu dessen Zeit ein Buch jenes Autors 
doch noch nicht verschollen sein konnte, bei den vielen Beziehungen, 
welche die Tendenz des Bustän zu den Maänl hat, diese als Schrift 
Bechajis gewiß erwähnt. Übrigens lehnt dieser selbst ähnliche Studien 
ganz entschieden ab. Chöböth iv 3 (ed. M. E. Stern 207): na trp:r «bi 
nbrnm r6nnnn "r;r las ibs^n irrnb bov *6i -px wm. Dies ist unzwei- 
deutig. Bechaji würde ein Doppelspiel getrieben haben, wenn er selbst 
dennoch ein Buch wie die Maänl al-nafs geschrieben hätte. 

I. GOLDZIHEB. 



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208 



Renk Dtjssaud. 



Rene Dussaud, Les Ambes en Syrie avant V Islam. Paris 1907. 

Diese Arbeit des bekannten und verdienten Erforschers des 
syrischen Hinterlandes gibt in sieben Kapiteln die Vorlesungen wieder, 
\ welche Dussaud am College de France ,tiber die Entzifferung und 
Erklärung der safatenischen Inschriften wie über das Eindringen 
arabischer Elemente in das vorislamische Syrien' im Winter 1905 — 
1906 abhielt, als er die CLERMONT-GANNEAu'sche Lehrkanzel supplierte. 
Durch den Charakter des Buches, als eines in Druck gelegten Kol- 
legienheftes, ist es nun bedingt, daß Dussaud, der auf den Forschungs- 
ergebnissen seiner Vorgänger fußt, aber auch aus eigener Anschau- 
ung das Land kennt, nicht bloß Neues, Selbsterkanntes oder Selbst- 
vermutetes mitteilt; er will auch ein brauchbares Handbuch liefern, 
welches den Historiker, Kunsthistoriker und Philologen über die 
wichtigsten Fragen und Probleme überhaupt orientiert, die in en- 
gerem und fernerem Zusammenhange stehen mit der von Blau und 
D. H. Müller begonnenen, von J. Halevy fortgesetzten, und von 
Enno Littmann abgeschlossenen Entzifferung der safatenischen In- 
schriften; an dieser sind ja Dussaud selbst und sein Reisegenosse 
Macler hauptsächlich durch Bereicherung des Materials hervorragend 
beteiligt. 1 

Bedeutende Funde und Arbeiten der letzten Jahre, wie Brünnow- 
Domaszewski's Provincia Arabia, Strzygowski's Mschatta und die 
Forschungen Alois Musil's ganz besonders haben uns in Syrien bald 
den Brennpunkt, bald den Kreuzungspunkt von Kulturströmungen 
erkennen lassen, die, sagen wir vor der Entdeckung \Amras weder 
geahnt noch erschlossen werden konnten. Während Musil östlich 
und westlich der Pilgerstraße ein schon in alten Zeiten blühendes 
Kulturleben entdeckt, und auf die Wanderungen der Beduinen 
als Kulturträger aus dem Süden und Osten (Südarabien und Meso- 
potamien 2 ) hinweist, versucht es Dussaud in diesem Buche, welches 

1 Zur Entzifferung der safatenischen Schrift haben noch F. Puaetorius, zur 
Klassifikation des Alphabetes M. Lidzdauski wertvolle Beiträge geliefert. 

2 Für dieses vgl. auch D.H.Müller, Die Gesetze Hainmurabis etc. p. 219. 242 f. 




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CORNELL UNIVERSITV 



LfiS ArABJSS EN SYltlE AVANT i/IsLAM. 201* 

im selben Jahre wie die große 'Amrapublikation der Wiener Aka- 
demie erschienen ist, an der Hand eines Beispieles nachzuweisen, 
wie allmählich ein nomadisierender Araberstamm seßhaft wird, seine 
Eigenart, ja selbst die eigene Sprache und Schrift verliert, fremde 
Götternamen aufnimmt, bis endlich die Aufsaugung des nomadisie- 
renden durch das kulturell überlegene ansässige Element vollzogen 
ist. Da gibt es vielerlei Zwischenstufen und Ubergänge in dieser 
großen Entwickelungslinie; sie vollendet sich nicht ohne allerlei Neben- 
erscheinungen, wie Verschiebungen der Kulturgrenze gegen die Wüste 
usf. Die Abschnitte des DussAUD'schen Buches, welche dieses ethno- 
logisch-geographische Problem behandeln, sind die gelungensten der 
ganzen Schrift (Kap. i und vn). 

Es ist interessant, gleich das erste Kapitel ,le desert de Syrie' 
mit dem zu vergleichen, 1 was Sprenger in seinem ,Das Leben und 
die Lehre des Muhammad' i 243 ff. von den Grenzverschiebungen 
zwischen Kulturland und Wüste sagt. Dussaud betont mehr die 
friedliche Eroberung der Wüste durch die Ansässigen unter dem 
Schutze einer tatkräftigen Regierung, welche diese vor raublustigen 
Beduinen schützt; Sprenger mehr die gewaltsame Verdrängung der 
Ansässigen durch die kriegerischen Beduinen, wenn diese von keiner 
starken Hand im Zaume gehalten werden. Der Einwanderung von 
Beduinen ins syrische Kulturland stellt Dussaud die überseeische 
Auswanderung der Bewohner des Libanon entgegen; wie jene einen 
Leitfaden der politischen Geschichte Syriens in ältester und jüngerer 
Zeit darstellte, so läßt sich auch die Kolonisation überseeischer 
Länder durch die Phöniker in ältester Zeit vergleichen mit dem ja 
auch wirtschaftlichen Momenten entspringenden Wandertriebe, der die 
modernen Syrer des Libanon nach Amerika, Afrika und Australien 
führt, wo sie ähnlich den Phönikern mit Beibehaltung ihrer Sprache 
und ihres Kultes geschlossene Ansiedlungen in kleinem Maßstabe 
bilden. Als die wichtigste Erkenntnis, welche sich aus Dussaud's 
Darstellung, (p. 3 ff.) für die vergleichende Kulturgeschichte ergibt, 

1 Zur Stellung der Beduinen zu den Ansässigen vgl. auch R. Geyer, diese Zeit- 
schrift xxi. 389. 



rw"inl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



210 



Rene Dussaud. 



möchte ich die durch Tatsachen erhärtete Möglichkeit einer Konta- 
mination von Beduinentuin und Seßhaftigkeit betrachten, die ja auch 
von D. H. Müller für die Israeliten vor der kanaanäischen Ein- 
wanderung gefordert worden ist. 1 Man weiß, daß diese Frage für 
die Rekonstruktion alter Kulturzustände durchaus nicht belanglos ist. 

Der Anteil an Kulturarbeit, welcher dem römischen Weltreiche 
an der Grenze der Wüste zukommt, führt Düssaud zur Betrachtung 
des römischen Limes. Hier hatte er Brünnow-Domaszewski zu sicheren 
Wegweisern. 2 Obgleich kein römisches Kastell, dominiert in diesem 
Abschnitte das immer noch heiß umstrittene Mäatta und neben ihm 
die Inschrift von en-Nemära, aus welcher Dussaud weitgehende 
Schlüsse für die Erbauer und die Datierung jenes Palastes zieht. 
Neu ist in Zeile 4 jener Grabschrift Dussauds Lesung: arh\ «neb r\bon 
,et les d^legua (sc. les tribus) auprfes des Perses et des Romains'. 
In seiner ersten Entzifferung 3 las Dussaud diesen Passus itnfi pbyn 
nvb und bemerkte zu 4 jr6m ,1a lecture materielle de ce complexe 
nous parait certaine'. Jedoch wurde Dussaud durch eine erneuerte 
Prüfung des Originales im Louvre zu dieser Änderung der ersten 
Lesung bestimmt. 5 In der Übersetzung folgt hier Dussaud nunmehr 
auch Peisers und Hartmanns Deutung von wiß (bezw. sna) als 
, Perser' nur in anderer Beziehung als seine Vorgänger vorgeschlagen 
hatten. 6 Für Dussaud wird die so gewonnene enge Verbindung Per- 
siens mit Rom zum Ausgangspunkte kunsthistorischer Deduktionen, die 
hauptsächlich Mäatta betreffen. Im Könige aller Araber *|bö 
nbs), dessen Gedächtnis die Grabschrift von en-Nemära wieder er- 
weckt hat, sehen Clermont-Ganneau, Hartmann und bis zu einem 
gewissen Grade auch Peisf.r einen König von IJira. Auf Grund der 

1 Die Gesetze Hammurabis, p. 214 f. 

3 Nachträglich wäre noch hinzuweisen auf R. Brünnow in dieser Zeitschrift 
Bd. xxi, p. 290 ff. zu Gebel Seys, Ka?r el-Abyafl und Msatta. 

3 Mission dans les regions desertiques de la Syrie . . . par R. Dussaud avec 
la collaboration de Fr. Macler 1903, p. 314 ff. 

4 Ebenda p. 320. 

5 . . . le texte . . . tel qu'un nouvel examen nous porte a le lire, p. 34. 

6 Orieiüalistische Literaturzeitung 1903, p. 277 ff. 1906, p. 573 ff. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



LES ArABES EN SyRIE AVANT l'IsLAM. 



211 



sicheren Datierung (Z. 5 der Inschrift) rekonstruiert Dussaud die 
Liste der ersten Könige dieser Stadt folgendermaßen: 1 



Imrul-Kais (i.) b. c Amr ?— 328 
e Amr (n.) b. Imrul-Kais 328—358 etc. 
Wie hängt das mit Msatta zusammen? 

Strzygowski hatte von rein kunsthistorischen Erwägungen ge- 



Zeit macht, hat Brünnow, Provincia Arabia n. 310 f. betont, aber 
auch die Vermutung von der Hand gewiesen, als wäre eben Imrul- 
Kais b. c Amr (gest. 328), an den man zur Not denken könne, der 
Bauherr von MSatta gewesen. Einen ganz anderen Standpunkt als 
Brünnow vertritt Dussaud, soweit die Datierungsfrage und die Erbauer 
von Mäatta in Betracht kommen; er schließt sich da jenem Gedanken- 
gange an, den Strzygowski bei Besprechung des i. und n. Bandes 
von Brünnow-Domaszewskis Provincia Arabia 2 so formulierte: , Dieser 
„roi de tous les Arabes" Imru'l-Kais spielt also dokumentarisch belegt 
in einer Zeit, über welche die literarischen Quellen schweigen, die- 
selbe Rolle, wie die späteren Gassänidenfürsten/ Es könne also 
schon im 4. Jahrh. n. Chr. Könige in jener Gegend gegeben haben, 
fähig, M§atta zu erbauen. — Mit der politischen Stellung THras 
und seiner Herren, die im 4. Jahrh. Rom und Persien 3 befreundet 

1 p. 36, Note 3. 

* Deutsche Literaturzeitung 1906, Sp. 2466. 

8 Nach Hartmann 1. c. war Imrul-Kais ein mit den Byzantinern verbündeter 
Lahmide. Nach Dussaud ist er ein König ,tenant son iuvestiture des rois de Ferse, 
mais egalement Talli^ de Rome' (p. 38). Das stützt sieh wohl auch auf die Lesung 
(s. o.): trrh vith rbzn. Das Original kann ich nicht nachprüfen, doch scheint das 
Faksimile, bei Lidzbarski, Ephem. n. 34, welches Dussauds Zeichnung wiedergibt, 
nicht dafür zu sprechen. In der Gruppe, welche Dussaud jetzt "b n^rn liest, hat n 
nicht die finale Form wie Z. 1. in r6r Z. 3. Ende, 4. Ende und der mit n ligierte 
Buchstabe scheint mir für ein b zu kurz. Es wird also Dussauds erste Zeichnung 
an dieser Stelle zu verbessern sein. Zur persischen Investitur, welche sich Dussaud 



c Amr (i.) b. c Adi 



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leitet Msatta ins 4., spätestens ins 5. Jahrhundert unserer Ära gesetzt 
und den Bau Gassäniden zugeschrieben. Die Schwierigkeiten, welche 
die Annahme einer solchen Bauleistung durch Grassäniden in so früher 




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212 



Rene Dussaud. 



waren, bringt Dussaud die ,syrisch-persische' Stilmischung, die er 
an Kasr el-'Abyad und Mäatta findet, in Verbindung, (p. 34,38,55.) 
Es sind dies eben seines Erachtens Bauten, welche die mit per- 
sischen Kulturelementen gesättigten Lafrmiden als Freunde und 
Verbündete Roms in Syrien aufführen durften. Dies erkläre den 
^persischen' Einschlag in der Ornamentik, welcher sich in Kasr el- 
^Abyad scheu hervorwage und in MSatta siegreich durchbreche 1 
(p. 38 Mitte, 44 oben, 46 unten, 48 ff. 51, 55). In diesen Bauten, 
besonders aber in Msatta, hätten wir das Vor- und Urbild der früh- 
arabischen Kunst vor uns. 

Das Syrische an M§atta, das bei Strzygowski mehr im Hinter- 
grunde stand, kehrt Dussaud (p. 50 f.) bedeutend hervor. Da er das 
^Persische' daneben gelten läßt, sowohl in der Architektur (p. 45 f.) 
als auch in der Ornamentik (s. o.), wenn auch nicht in dem Maße, 
wie Strzygowski (vgl. p. 48 f.), so will ich darin nicht einen Wider- 
spruch Dussauds zu seiner eigenen These erblicken, daß Mäatta von 
den halbpersischen Lajimiden erbaut worden sei. Ich möchte in- 
dessen auf einen Gegensatz hinweisen, welcher die Diskussion der 
letzten Jahre über Msatta durchzieht. R. Brünnow hat in dieser 
Zeitschrift xxi. 288 f. zugegeben, daß Strzygowskis kunsthistorischer 
Beweis die Datierungsfrage entscheiden müßte, wenn M§atta, d. h. der 
Bau gleichzeitig mit der Fassade entstanden wäre. Diese aber sei 
nicht für den Bau komponiert, sondern zusammengesetzt aus älteren, 
obendrein verschiedenen Kunststilen angehörenden Bausteinen. Dem 
vermutlich ganz orientalischen Zickzackmotiv sei ein diokletianisches 
Gesimse einfach aufgesetzt. Dann hätte Brünnow freilich keinen 
Grund, von seiner Provincia Arabian. 171 ff. vorgetragenen Datierung 
Msattas abzukommen! Ob Msatta und seine Fassade einheitlich 



hauptsächlich aus dem Ausdruck irrt« n ergibt (p. 35 f.), vgl. Lidzbarski, Ephera. 
Ii. 35, Musil c Amra p. 149 und Düssaud selbst, Mission etc. p. 317. 

1 Nach Brünnow jedoch, diese Zeitschrift xxi. 290 f., sind beide, Qasr el- 
'AbyacJ und Msatta, Bauten der Gassäniden. Mit anderen Worten: für den Stil 
sind die historischen Erwägungen allein nicht entscheidend und man wird sich 
vorsehen müssen, die vorislämische Kunst nicht zu sehr als ,Politikunv zu behandeln. 




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LES ArABES EN SYRIE AVANT i/ISLAM. 



213 



komponiert sind oder nicht: das letzte Wort in dieser Frage wird 
man, denke ich, füglich dem Kunsthistoriker überlassen müssen. 
Wenn ich recht sehe, zweifelt auch Düssaud keinen Augenblick 
daran, daß Msatta und seine Fassade in allen ihren Teilen zusammen- 
gehören. Dann hätte er aber das antike und hellenistische Element 
in den Friesen (Palmette und Akanthus) als Faktor mit in Anschlag 
bringen müssen 1 — und eben dieses Neben- und Ineinandergehen 
orientalischen und hellenistischen Kunstschaffens 2 nennt Strzstgowski 
an Msatta nordmesopotamisch : ein Begriff, den Düssaud, wie 
mir scheint zu Unrecht, vollkommen ablehnt (p. 50), indem er bloß 
von persischen oder sassanidischen Motiven und Kunstströmungen 
spricht. 

Im einzelnen möchte ich zu diesem Kapitel der DussAuVschen 
Schrift noch bemerken, daß Strzygowski nicht ,Fart byzantin' 3 
für den mesopotamischen Kunstkreis beansprucht, sondern die by- 
zantinische Ornamentik allein zum Teil daraus ableitet. 

Die Eigenart der safatenischen Buchstaben gibt Dussaud den 
Anlaß, daß er der südsemitischen Schriftfrage nachgeht und nach 
dem Ursprünge des phönikischen Alphabetes forscht, dieses ,mod&le 
unique de tous les alphabets connus' (Halevy). Die Resultate der 
DussAUD 7 schen Untersuchung sind neu und überraschend: die süd- 
semitische (d. h. sabäische) Schrift gehe auf ein nicht genau bezeich- 
netes griechisch-archaisches Alphabet zurück; und das phönikische 
selbst stamme möglicherweise von der altkretischen (ägäischen) Schrift 
ab, die wir seit den Funden von Knossus zwar kennen, aber der- 
zeit noch nicht zu lesen vermögen. Ob sich Düssauds Mitforscher 
mit diesen zwei Thesen werden befreunden können, möchte ich be- 
zweifeln; die zweite trägt der Verfasser selbst mit aller Reserve vor; 
und in der Tat, solange die kretischen Inschriften für uns stumm 
sind, ist eine Diskussion in dieser Frage verfrüht. Was aber den 



1 Vgl. meinen Aufsatz, diese Zeitschrift Bd. xix, p. 305 f. 

2 Ebenda 304 und Dussaud selbst p. 50. 

3 Dussaud, p. 48 unten, auch 41 letzter Absatz. 




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214 Rene Dussaud. 

postulierten griechischen Ursprung des sabäischen Alphabets betrifft, 
da liegen die Dinge anders. 

D. H. Müller hat in der lihjänischen Schrift eine Reihe von 
Zeichen nachgewiesen, welche den entsprechenden phünikischen näher 
stehen, als die monumentalen sabäischen Formen. Müller schloß 
daraus, daß das lihjanische Alphabet ein Mittelglied sei zwischen 
dem altphönikischen und sabäischen. 1 In ähnlichen Bahnen bewegte 
sich Praktorius, als er 1902 2 das dem Lihjänischen, überhaupt süd- 
semitischen verwandte Safäalphabet ,die erste uns bekannte Etappe' 
nannte ,auf der Wanderung der gleichfalls von Phönizien ausgegan- 
genen südsemitischen Schrift nach Süden'. 

Im Gegensatz zu diesen zwei Forschern hält Lidzbarski 3 dafür, 
daß das nordsemitische Alphabet direkt nach dem Süden impor- 
tiert worden sei, und später, in stark veränderter Gestalt, 
wieder nach Norden sich ausgebreitet habe; diesen Rückweg 
hätte es aber angetreten, als seine monumentale sabäische Form noch 
nicht endgültig festgestellt war; so erkläre sich z. B. die abweichende 
Form des lihjänischen g als ^ u. m. a. 4 Ihm folgt Dussaud im großen 
und ganzen darin, daß er das Lihjanische, Thamudenische und Safa- 
tenische für Tochteralphabete des Sabäischen hält. 

Wir wollen hier davon absehen, die Irrwege und gewundenen 
Pfade zu verfolgen, welche die Schrift von Norden nach Süden oder 
umgekehrt gegangen ist. Die Tatsache bleibt unbestritten, und auch 
Diussaud 5 muß sie zugeben, daß es im Lihjänischen, 6 Safatenischen 
etc. Zwischenformen zwischen dem Phünikischen und dem monu- 
mentalen Sabäisch gibt. Es kann nun sein, daß das Lihjanische 
(D. II. Müller) oder, wenn auch minder wahrscheinlich, das Safa- 

1 Epigraphiselre Denkmäler aus Arabien (l)enkschr. d. Kais. Akad,d. Wisseiisch.) 
1SS9, p. 4 und 15 ff. 

2 ZJDMG. Lvi. G79. 

3 Ephemeris, i. 109 ff. und n. 23 ff. 

4 Ebenda n. 27. 

s S. weiter unten p. 217 unten. 

6 Dieses berücksichtigt Dussaud allerdings viel zu wenig. Müllers Arbeit 
(s. o.) wird gar nicht erwähnt. 



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215 



tenische (Praetoriüs) eine Etappe auf dem Wege nach dem Sa- 
bäischen sei; die wievielte, läßt sich schwer sagen; es kann sein, 
daß das Lihjänische und Safatenische Etappen auf dem Wege vom 
Sabäischen seien und dennoch bei einzelnen Buchstaben ältere Formen 
als dieses bewahrt hätten. Mir ist die erstere Annahme, wie sie 
D. H. Müller vertritt, wahrscheinlicher. Daß die safatenischen In- 
schriften umsoviel jünger sind, als die sabäischen, spricht nicht da- 
gegen, daß einzelne ihrer Schriftzeichen als älter anzusehen sind: 
dies kann verschiedene Gründe haben. 1 Wenngleich nach Lidzbarski 
auch die Abarten des sabäischen Alphabets dem Prinzipe der Sym- 
metrie folgen, ja es bisweilen noch weiter durchführen mögen als 
dieses, 2 so spricht auch Lidzbarski, und wohl mit Recht, dem Safa- 
tenischen kursiven Charakter zu. 3 Daß es aber neben dem monu- 
mentalen sabäischen Schriftduktus noch einen kursiven gegeben 
haben muß, ist bei einem Handelsvolke wohl evident. 4 Sollten diese 
kursiven Formen nicht den phönikischen näher geblieben sein und 
die älter anmutenden Zeichen des §afä dieses ,kursive< Sabäisch 
wiederspiegeln? Das wird sehr wahrscheinlich gemacht durch Lidz- 
barskis Nachweis, daß bei der Umformung des sabäischen Alphabets, 
wie wir es aus den Bauinschriften etc. kennen, künstlerische u. z. 
architektonische Motive mitgewirkt haben, wie Stabilität, Symmetrie 
und Schlankheit. 5 Durch all diese Erwägungen bleibt aber die Tat- 
sache unberührt: nach D. H. Müller ist eine Reihe von lihjänischen 
Buchstabenformen älter, und sie stehen dem Phönikischen näher als 
die sabäischen Schriftzeichen. Lidzbarski war geneigt, in der safa- 
tenischen Form des a ein Mittelglied vom Phönikischen zum Sabäi- 
schen zu erkennen; 6 doch ist er inzwischen von dieser Ansicht wieder 
abgekommen. 7 Hingegen wird es wohl dabeibleiben, daß lihjänisch 
IM (= d) eine Mittelform von ± zu ^ lihjänisch >| eine Zwischenstufe 
von ^ zu V darstellt. 8 Für die Ableitung der südsemitischen n und 

1 Vgl. schon oben p. 214, Note 4. 

2 Lidzbarski, 1. c. n. p. 25, Z. 31 ff., p. 27, Z. 8. 8 Ebenda n. p. 33, Z. 17. 
4 Ebenda i. p.113, 2. Absatz. ö Ebenda i. 113ff., 118, 126. 6 Ephem. i. 122. 
7 Ebenda n. 27. 8 Ebenda i. 123; Müller 1. e. 16 zu X 




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Rene Dussaud. 



T-Formen reicht das Phönikische — auch ohne Zwischenstufen — 
vollkommen aus; 1 zu ^ aus g vgl. Müller p. 17 und Lidzbarski, 
Ephemeris i. 123. 

Dussaud drängt nun, wie mir scheint unberechtigterweise, so- 
wohl diese älteren Formen oder Zwischenstufen, die ja in südara- 
bischen Alphabeten erhalten sind, als auch Erwägungen allgemeiner 
Natur zu sehr in den Hintergrund 2 und hebt Mittelformen hervor, 
die er in altgriechischen Alphabeten findet. Seine Theorie zer- 
schellt an lihjanischem H = ^ H = i un d sabäischem (!) ft, das nur 
aus phön. X (zu H)> nicht aus griech. Z abgeleitet werden kann. 3 
Es ist auch meines Erachtens überflüssig für nriDB beim Griechischen 
eine Anleihe fürs Sabäische zu machen, wenn wir mit semitischen, 
dem sabäischen zunächstliegenden Alphabeten auskommen, welche 
direkt zum Phönikischen hinüberleiten; oder griechische Mittelformen 
den sabäischen zugrunde zu legen, wo die phönikischen Urformen 
ausreichen: aaböjfpi^n, bezw. ein archaisch-griechisches Alpha- 
bet heranzuziehen, wo die geforderten Zwischenformen in so un- 
bedeutendem Maße sich von den phönikischen unterscheiden würden : 
Tk2(32J). 4 Was endlich die Stellung von bbv im Sabäischen anlangt, 
so genügt zu ihrer Erklärung vollkommen, was Lidzbarski, Eph. i. 
113 f. 126 (Schlankheit!) vorgebracht hat. Wenn hier das Alt- 
griechische vom Phönikischen abweichende, aber dem Sabäischen mehr 
entsprechende, oder ganz gleiche Formen (:b) hat, so liegt eben ein 
Produkt paralleler Entwicklung vor, deren Walten man nie verkennen 
sollte; das gleiche gilt von der griechischen Gestalt des \ 5 



1 Ebenda n. 28. 

2 Z. B. ist die von Düssaud auf der Tafel p. 75 geforderte Mittelform A A 
dem Lihjänischen eigen, sogar in viel besser passender Form als die griechische! 
Vgl. Dussauds Tabelle p. 63 und die EüTiNo'sche Schrifttafel bei Müller, a. a. O. 

8 Dussaud selbst p. 70! Müller a. a. O., 16 f. Lidzbarski, a. a. O. n. p. 28, 
Z. 10 ff. 22 ff. 

4 Vgl. Düssaud p. 75 die Tafel. Zu: vgl. Lidzbarski, a. a. O. i. 122, 124. — 
Zu l i fehlt die ,forme intermexliaire supposeV, wie es scheint, auch dem Griechi- 
schen; Dussaud a. a. O., p. 75 (die Tafel) verzeichnet wenigstens keine. 

5 Und vielleicht x (San). Lidzbarski, 1. c. i. 117, 124, 125. 




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217 



Was endlich die von Praetorius (allerdings in umgekehrter 
Abhängigkeit der Formen von einander, als sie Dussaud vertreten 
möchte) vorgebrachte Gleichung: a> = o* und f = X anlangt, worauf 
Dussaud so viel Gewicht legt, so ist inzwischen Praetorius selbst 
davon abgekommen, wenigstens o und cp zu einander in ein Ab- 
hängigkeitsverhältnis zu bringen. 1 

Ich glaube also, daß wir zur Alternative nicht berechtigt sind, 
welche Dussaud aufstellt (p. 78): 

1° Ou bien Talphabet phenicien a subi tout k coup une de- 
formation rapide pour aboutir, d&s au moins le vm e sifecle avant 
notre ere, k Talphabet sabeen; mais cette deformation, tout k 
fait parallele k celle qui a donne les alphabets grecs ar- 
chaiques, n'a laisse aucune trace; 2 

2° Ou bien l'alphabet saböen derive directement d'un ai- 
phabet grec archaique 2 . . . 

Was den Zeitraum betrifft, den das sabäische Alphabet zu 
seiner der griechischen parallelen Entwicklung und Umwandlung 
gebraucht hat, ist meines Erachtens das Richtige wieder von Lidz- 
barski (1. c. i. 128) getroffen worden; davon abgesehen, daß offizielle 
Feststellungen von Schriftstilen, wie sie an öffentlichen Bauten etc. 
zu verwenden sind, auch rasch und gewaltsam vor sich gehen können. 3 
Die Spuren dieser Umwandlung aber, die Dussaud vermißt, möchte 
ich im lihjänischen und zum Teil im safatenischen Alphabete ver- 
muten, welch letzteres uns sehr wohl auch ältere Schichten, unter 
neueren eingebettet, erhalten haben könnte. 

Nun aber gibt Dussaud selbst zu, 4 daß das Safatenische Formen 
besitzt, welche den phönikischen näherstehen als den sabäischen. 5 
Diese Erscheinung zwingt ihn, ein Oszillations- bezw. Regressions- 



1 Dussaud, p. 78; Praetorius: Über den Ursprung des kanaanäischen Alpha- 
bets, Berlin 1906, p. 11, 13. (Vgl. Lidzbarski, Ephem. n. 119 f.) 
1 Von mir gesperrt. 

8 Dies hat D. H. Müller für das äthiopische Alphabet klar gemacht. 
4 S. oben p. 214 unten. 
8 p. 68 ff., zu 3 w sogar 3 und d. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen 1. XXII. Bd. 15 




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218 



Rene Dussaud. 



gesetz zu abstrahieren, demzufolge ein Buchstabe nicht immer kon- 
stant, nach derselben Richtung hin sich entwickelt, sondern vielmehr 
um eine Durchschnittsform pendelt und sich von dieser bald nach 
der einen, jüngeren, bald nach der anderen, älteren Form hin ent- 
fernt. 1 ,Si donc, dans le lihyanique et le safaitique, on rencontre 
des formes intermediaires entre le phenicien et le sabeen, ce n'est 
pas, comme Tadmettent MM. Lidzbarski et Praetorius, 2 par suite 
d'une evolution incomplete, mais par 3 le fait d'une regression incon- 
sciente vers le type primitif (p. 69). Dann ist es aber auffallend, 
daß die safatenischen Schriftzeichen nach Dussaud selbst zu den 
phöniki sehen (p. 64, Z. 7) Formen zurückschwingen, statt zu den 
griechischen, von welchen die sabäischen nach seiner Auffassung 
unmittelbar herrühren. 4 

Der safatenische Dialekt ist, wie der lifrjänische und thamude- 
nische, ein nord arabischer. Einen grammatikalischen Abriß davon 
gibt Dussaud im iv. Kapitel. Da sein Buch keine sprachgeschichtlichen 
Ziele verfolgt, hat der Verfasser seine Auseinandersetzungen auf ein 
bescheidenes Maß beschränkt. Seinem Leitgedanken treu, betont 
Dussaud hauptsächlich jene Abweichungen der Sprache vom klassi- 
schen Arabisch, die ihm eine Folgeerscheinung der veränderten Lebens- 
weise (Seßhaftigkeit) des Volkes sind (p. 108 und 112). Um die 
einer Rezension gesteckten Grenzen nicht zu überschreiten, muß ich 
Dussauds gutem Beispiele folgen und ein näheres Eingehen auf das 
Problem mir versagen, welches die Schlagworte Volkssprache — 
Schriftsprache heraufbeschwören. Vielleicht hätte hier aber doch 
das Lihjänische vergleichungsweise herangezogen werden können, 
da Müllers Vorarbeit 5 vorlag; so ist die Kontraktion der Diphthonge 

1 p. 67, 68 f. 

2 Und D. H. Müller, müssen wir hinzufügen. 

3 So wohl statt ,pas'. 

4 Vgl. auch p. 72 : . . . le phd phenicien . . . aboutit en safaitique, a. une 
lettre plus voisine de la phe"nicienne que la lettre sab^enne 4 . — Was Düssaüd 
p. 69 von der byzantinischen Form des A sagt, scheint mir weit hergeholt und 
nicht bestimmend. 

6 1. c. p. 1 1 ff. 




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LES ArABES EN SYRIE AVANT l'IsLAM. 219 

av)j ay auch dort beobachtet worden 1 Was Dussaud von den 
,lettres faibles' sagt, ist mir nicht recht klar geworden/ 2 Die an- 
gesetzte Pluralform ruuwus* ist wohl nur Schreib- oder Druckfehler; 
denn ras kann bloß ruüs (oder rUs) gebildet haben und bilden. 
Die Schreibung -ikd beweist, daß die Safatener dieses inter- 

vokalische x aus *• wohl auch k sprachen. 4 Zum safatenischen Artikel 
(ebenso zur Konjugation der Verba tertiae ■>) wäre wieder auf das 
Lihjänische hinzuweisen gewesen; letzteres kennt neben n auch den 
Artikel n; zur sprachwissenschaftlichen Erklärung dieser Formen und 
ihrem Verhältnis zu hebr. n hätte J. Barths Aufsatz in The American 
Journal of Semitic languages and literatures, xm. 1896 6 verglichen 
werden können. 

Etwas eingehender behandelt Dussaud (p. 96 ff.) die safateni- 
schen Eigennamen; 6 die hier reichlich angeführte Literatur erlaubt 
es jedem, die angedeuteten Fragen weiter zu verfolgen. — Faksi- 
milierte Graffiti (p. 100 ff.) aus Dussaud-Maclers Sammlung, denen 
eine Transkription, Übersetzung und Erläuterung beigegeben ist, 
gewähren Einblick in einige kontroverse Punkte der Interpretation. 
Die wenigen kulturhistorischen Momente, welche die Inschriften er- 
kennen lassen, die noch spärlicheren historischen Daten, die sie uns 
verraten, führt Dussaud im Zusammenhange vor (p. 109 — 115). 

Die folgenden zwei Abschnitte (Kap. v. vi) führen uns ins sa- 
fatenische Pantheon, gewähren uns einen Rückblick in die arabische 
Gähiliyya und einen Ausblick auf aramäische und griechische Götter- 
entlehnungen und Konkretismen. 



1 p. 13, in, 3 a. 

a Vgl. auch Cl. Huart in Joum. as. 1907 p. 181 ff. 

8 Ich übertrage bloß die französische Orthographie in die deutsche. 

4 E. Littmann, Zur Entzifferung der thamudenischen Inschriften p. 44 hätte 
hier berücksichtigt werden müssen. 

8 Jetzt »Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zum Semitischen', i. 1907, 
p. 47 ff. 

6 Vgl. auch Düssaüd im 1. Kap. p. 15 f. Zu bysv bnvüw J.^ov^uA (ebenda) 
vgl. Lidzbarski, Ephem. n. 44, Note 1. — Zum Vorkommen nordarabischer Eigen* 
Damen in den Inschriften von el-Öla Müller, 1. c. p. 4. 

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220 



Rene Dussaud. 



Im einzelnen möchte ich zu Kap. v bemerken, daß im naba- 
täischen Texte CIS, u, 183 1 (man rhxb), die Lesung als richtig 



aniö und (yaaßoO), von welchen Dussaud p. 127 spricht, mn 

würde nicht ,grotte, sanctuaire' besagen bezw. die ^Schatzkammer^ 
andeuten, 2 sondern das Postament des Gottheitssymboles bezeichnen, 
oder den Altar. 

In CIS, ii. 422 — 423 zerlegt Dussaud (p. 126 f.) Krynnx, welches 
Lidzbärski 3 und Nöldekb 4 als Athargatis auffassen, in nny inK : Ort, 
d. i. Heiligtum der Ate. Zur Bekräftigung dieser Lesung beruft 
er sich auf eine LiTTMANN'schf; Inschrift, in welcher er n:i rhx 
-\nx m bx erklärt als: ,AUät, Herrin des Heilig tum es'. Aber da kann 
wohl nriK einfach ,Platz, Ort' bedeuten, wie so oft in den §afatenischen 
Inschriften; 5 Allät wäre die ,genia* loci gewesen. 

Betreff der Gleichsetzung Arsu = Ru<Jä (Dussaud p. 132, 144) 
wäre auf die Schwierigkeit hinzuweisen, welche sich aus aram. x 
— arab. J> vom Standpunkte der Lautverschiebung ergibt. 6 — Auch 
in diesem Kapitel sind mehrere safatenische Graffiti in Text und 
Ubersetzung mitgeteilt; darunter manche recht schwierige Stücke, 



1 Dussaud, p. 124 f. 

2 Dussaud denkt wohl an das Gab£ab der Ailät in Tä*if (vgl. bei ihm p. HD). 
Die Bedeutungen, welche man Lisän s. v. n. 128 f. findet, lassen auch in s^Jl^a etwas 
dem Drro, ").n = *u% ^Loi5 ähnliches vermuten. 



4 Ebenda n. 123, 

5 vgl. Dussaud selbst, p. 13S, Z. 6. — Hieße "K in diesen speziellen Verbin- 
dungen Heiligtum, so hätte Simplicius das von ihm als kt: vw mißverstandene 
rtrjnr» (so im Aramäischen) = Athargatis, eben nicht bloß mit 107105 Östov übersetzt. 
(Dussaud 126.) Auf eine Anfrage schreibt mir E. Littmann über jene Inschrift fol- 
gendes (26. 11. 08): ,Bei ~rK"Vs ran hat mir die Deutung, die Sie geben, immer noch 
am meisten eingeleuchtet. AVenn ich die Inschrift ediere, werde ich näher darauf 
eingehen müssen; bisher habe ich persönlich ir« hier für „Ort" gehalten.* 

6 Nöldeke, in Ephem. 11. 123 f. Man erwartete aramäisches p oder i>, vgl. 
Hoffm ann, in ZA. xi, 214. 



vorausgesetzt, dieses Wort seiner Bedeutung nach doch eher zu 
aram. (st. estr.), syr. )f^I, äth. ID^G* ?Hügel, Steinhaufen* zu stellen 
sein wird, als zu arab. ^3 , Höhlet 2 in wäre dann hier soviel als 



3 Ephem. 1. 195 f. 




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LES ArABES EN SYRIE AVANT l/IsLAM. 



wie p. 138; und die bei Götteranrufungen üblichen Formeln be- 
sprochen. 

In Kap. vn werden folgende Gottheiten einzeln behandelt: Allah, 
Rudä, 1 Gad c Awid (= Osb^ 'AousiSYjvöv; letztere bezeugt); Sanis, Ita 1 
(pnx, rn% o£?, "EQaoc) Rahäm (Nöldeke: §ay c al-kawm, in 

welchem Dussaud einen Kriegsgott oder vielmehr eine Gottheit der 
bewaffneten Truppe erkennt. Zu seinem antibacchischen Charakter 
würde diese Bestimmung gut passen. 

Kap. vn greift auf den Anfang zurück und bespricht die end- 
gültige Assimilation der ansässig gewordenen Safatener an die ara- 
mäische Bevölkerung. Religionsgeschichtlich drückt diese sich aus 
in der Aufnahme des Be c el Samin und Dusares in das safatenische 
Pantheon, sprachgeschichtlich darin, daß jene ihren Dialekt verlieren 
und seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert griechische Inschriften 
setzen; in einer solchen, welche Dussaud (p. 135) mitteilt, ruft ein 
Archelaos den Zzbq 2aq>aÖY)voc an. 

Damit schließt die Arbeit des französischen Gelehrten, der es 
verstanden hat, in großen Zügen und in einer äußerst anmutigen 
Darstellung ein großes ethnologisches und kulturhistorisches Problem 
vor unseren Augen aufzurollen und zu deuten. Wenn man auch 
hie und da ihm nicht in allen Einzelheiten beipflichten kann, so 
gelingt es Dussaud doch, durch die Fülle des gebotenen Materials 
und durch scharfsinnige Kombinationen unsere Aufmerksamkeit zu 
fesseln, und zur Mitarbeit an der Lösung gar mancher Probleme an- 
zuregen. 

Graz. N. Rhodokanakis. 



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Das Apälälied. 

Von 

L. y. Schroeder. 

Das merkwürdige kleine Lied von der Apälä, RV 8, 80 (resp. 
8 ; 91), hat schon ziemlich früh die Aufmerksamkeit der Indologen 
auf sich gelenkt, ohne daß man bei der Erklärung desselben wesent- 
lich über dasjenige hinausgekommen wäre, was schon die indischen 
Kommentatoren und Exegeten uns bieten. Daß dies aber für ein 
richtiges Verständnis des Liedes durchaus ungenügend, ja in wesent- 
lichsten Punkten ganz direkt irrefahrend ist, scheint mir aus einer 
vorurteilslosen Betrachtung des Textes deutlich hervorzugehen und 
soll im folgenden dargetan werden. In diesem Falle, wie in so 
manchen ähnlichen Fällen, versagt die Tradition durchaus, und die 
europäische Forschung sieht sich vor die Aufgabe gestellt, aus dem 
Texte des Liedes selbst, in Verbindung mit seiner rituellen Verwen- 
dung — denn auch eine solche ist uns wenigstens für einen Vers 
bezeugt — die eigentliche Bedeutung und den Zweck der Dichtung 
zu erschließen, respektive dieselbe mit größtmöglichster Wahrschein- 
lichst festzustellen. 

Schon Aufrecht hat bekanntlich in einem der ersten Bände 
der Indischen Studien Text und Übersetzung des Liedes, Säya^as 
Kommentar dazu und das betreffende Stück von Sha^guru9ishyas 
Kommentar zur Anukramapikä mitgeteilt und einige Bemerkungen 
daran geknüpft, 1 nachdem schon vorher durch Adalbert Kuhn die 
entsprechende Stelle der Brihaddevatä im ersten Bande derselben 

1 Vgl. Th. Aufrecht, ,Die Sage von Apälä 4 , Lidische Studien, Bd. IV, p. 1 — 8. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 16 



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224 



L. V. SCHROEDER. 



Studien veröffentlicht war. 1 Nach Aufrecht wäre der Inhalt der 
; Sage* einfach der: , Apälä, von einer Hautkrankheit behaftet, bringt 
Indra ein Somaopfer dar, der sie zum Danke in der Art heilt, daß 
er sie durch drei Höhlungen seines Wagens zieht/ 2 Daß diese Art 
Heilung oder Reinigung einen durchaus volkstümlichen Charakter 
trägt, war schon Kuhn und Aufrecht ganz deutlich und ließe sich 
heute noch durch manche weitere Parallele belegen. 3 Über diesen 
Punkt kann kein Zweifel bestehen. Dagegen halte ich es für mehr 
als fraglich, daß wir uns Apälä wirklich mit einer Hautkrankheit 
behaftet zu denken haben, so bestimmt auch die Kommentatoren 
davon reden. Tatsächlich ist von einer solchen Krankheit im Liede 
selbst nicht die Rede, nur von einer rituellen Reinigung, aus welcher 
Apälä mit sonnig glänzender Haut (süryatvac, wörtlich ,sonnenhäutig') 
hervorgeht. Ich kann daher Aufrecht nicht ganz Recht geben, 
wenn er a. a. O. p. 8 sagt, ,daß keiner der Erklärer irgendeinen 
Zug hinzufügt, der nicht schon im Liede selbst sich vorfindet'. Diese 
Behauptung läßt sich in so bestimmter Fassung um so weniger auf- 
recht erhalten, als die Erklärer nicht nur die im Liede angedeutete 
Beziehung der Apälä zu Indra in mannigfaltiger Weise weiter aus- 
malen, sondern mehrfach auch von einer Verschmähung oder Ver- 
stoßung der Apälä von Seiten ihres Gatten berichten, 4 ja sogar ganz 
genau wissen wollen, was aus dem Hautabfall der Kranken bei der 
dreimaligen Reinigung geworden sei, nämlich 1. ein Stachelschwein 

1 Indische Studien, Bd. i, p. 118. 

2 Vgl. Aufrecht, a. a. O., p. 8. 

3 Vgl. auch A. Weber, Indische Studien, Bd. v, p. 199 (383. 387. 411); 
M. Winternitz, ,Das altindische Hochzeitsrituell nach dem Apastambiya-Grihyasutra 
und einigen andern verwandten Werken*, Wien 1892, p. 46 (Denkschriften der 
Jcais. Alcad. d, Wiss., phil.-hist. Kl., Bd. xl). 

4 Säyana sagt: purd kildtrisiitdpdld brahmavddini kenacit kdranena tvagdosha- 
dushtd satyata eva durbhageti bhartrd parilyaktd pitur dgrame tvagdoshaparihdrdya 
ciram Jcdlam indram adhikritya tapas tepe usw.; ShacJguriKjishya: apdldtrisutd tvdstt 
kanyd tvagdoshini purd, ata eva durbhageti bhartrd tyaktd usw. Im Jäimimya 
Brähmana heißt es, ohne Erwähnung eines Gatten: apdld ha vd dtreyi tilakd vd 
dushtatvacd vdpy dsa usw. Auch das Cätyäyana Brähmana und die Brihaddevata 
erwähnen den Gatten nicht. 




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Das Apalälied. 



225 



(galyaka), 2. eine Eidechse (godhä), 3. ein Chamäleon (Jcrikaläsa). 1 
Apälä, die Tochter des Atri, soll, wegen jener — offenbar ekel- 
haften — Hautkrankheit von ihrem Gatten verschmäht, sich in die 
Einsiedelei ihres Vaters zurückgezogen und eifrig Buße geübt haben, 
bis sie das Abenteuer mit Indra erlebt und von dem Gotte gereinigt 
und geheilt wird. Aber das Lied selbst weiß nichts von dieser Ver- 
schmähung durch den Gatten. Sie ist ganz offenbar bloß aus einem 
falschverstandenen Worte des vierten Verses erschlossen, resp. ver- 
mutet und dann als Tatsache behauptet worden. Das Wort pati- 
dvishas kann durchaus nicht ,dem Gatten verhaßt' bedeuten — das 
ist eine sprachliche Unmöglichkeit — sondern nur ,den Gatten haßend', 
,dem Gatten abgeneigt*. In der Geschichte von Apäläs Verschmähung 
und Verstoßung liegt demnach nicht Tradition, sondern Gelehrten- 
arbeit — und zwar eine verfehlte — vor, während die Geschichte 
von den drei Tieren, die aus Apäläs krankhaftem Hautabfall ent- 
stehen, sehr deutlich an ähnliche Erfindungen der Brähmanazeit er- 
innert. Und darin hat Aufrecht jedenfalls Recht, daß ,der frische 
Quell der Sage zur Zeit der Abfassung der Brähmanas längst ver- 
ronnen' war. Was die Kommentatoren zu dem Inhalt des Liedes 
hinzutun, ist gelehrte Vermutung, in der phantastischen Art der 
Brähmanazeit weiter ausgesponnen und mit allerlei Zutaten versehen, 
für welche in dem Texte selbst kein ausreichender Anhaltspunkt 
vorliegt, die aber auch gewiß nicht echter, alter Sagentradition ent- 
stammen. 

Unser Material zur Beurteilung der Tradition ist neuerdings 
in erfreulicher Weise vermehrt worden. Die Brihaddcvatä liegt in 
Text und Ubersetzung von Macdonell vor uns und H. Oertel hat 
dem Apäläliede einen besonderen, sehr sorgfältig gearbeiteten Auf- 
satz gewidmet, in welchem er die Geschichte von Apäläs Heilung 
durch Indra nach dem Jäiminiya-Brähmana mitteilt, zusammengestellt 
mit dem wesentlich übereinstimmenden Texte des Cätyäyana-Brähmaiia, 



1 So Säyana und Sha<Jgurucishya, vgl. Aufrecht, a. a. O., p. 4 und 8. Über 
die Version des Jäiminiya Brahmana und des Cäty. Brähmana vgl. weiter unten. 



16* 




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226 L. V. SCHROEDBR. 

der uns schon aus Säyanas Kommentar bekannt war. 1 Auch be- 
richtet Oertel ebendaselbst (p. 26) von einer ähnlichen Geschichte, 
die im TMB 9, 2, 14 von Aküpäträ, der Angirastochter, erzählt wird, 
deren Haut wie die Haut einer Eidechse {godhd) gewesen sein soll. 
Indra reinigt sie dreimal und macht sie sunskinned. 

Etwas wesentlich neues erfahren wir aus der Version der Sage 
im Jäiminiya-Brähmaija nicht. Und es ist kaum ein Vorzug, wean 
hier, wie ähnlich auch im Q&tyäyana-Brähma^a, erzählt wird, daß 
Apälä selbst nach der ersten Reinigung durch Indra zu einer Eidechse 
(godhd) wurde, dann bei der zweiten Reinigung zu einem weiblichen 
Chamäleon (kjikaldsi) und endlich beim drittenmal zu einer sarri- 
gvishtikd, — einem Tier, welches das Qatyäyana-Brahma^ia sanujlishtakd 
nennt, von dessen Charakter wir aber nichts auszusagen wissen. 

Oldenberg glaubte das Lied von Apälä und Indra zu seinen 
sogenannten Akhyäna-Hymnen rechnen zu sollen, und wenn er auch 
selbst bemerkt, daß ,die Lücken, welche die Verse übrig lassen', 
,nicht sehr erheblich' seien, so hält er doch dafür, daß an einigen 
Stellen ,auf eine vorauszusetzende prosaische Erzählung zu rekur- 
rieren' sein dürfte. 2 Wie ich über die OLDENBERö'sche Äkhyäna- 
Theorie denke, habe ich soeben ausführlich dargelegt. 8 Auch das 
Apälälied wird sich schwerlich als Stütze dieser Theorie ver- 
werten lassen. Immerhin muß anerkannt werden, daß Oldenberg 
in einem wichtigen Punkte die vorherrschende indische Tradition 
bereits korrigiert hat. Er hebt ganz richtig hervor, daß Apälä nach 
Vers 4 eine patidvish, nicht eine patidvishtd, nicht eine vom Gatten 
verschmähte Frau ist, ,wie die späteren Fassungen der Erzählung 

1 Vgl. H. Oertel, ,Indra eures Apälä', im Journal of the American Oriental 
Society, ed. by Charles R. Lanman and George F. Moore, eighteenth volume, New- 
Haven 1907, p. 26—31. 

2 Vgl. Oldenberg, ZDMG, Bd. 39, p. 76. — Geldner (Vedische Studien i, 
p. 292) sieht in dem Apäläliede eine Mischung von Itihäsa- und Samvädaversen, 
Er faßt Vers 2—6 als Samväda zwischen Apälä und dem als stumme Person ge- 
dachten Indra. Auf den Inhalt des Liedes geht er nicht näher ein. 

8 In meinem Buche Mysterium und Mimus im Rigveda, Verlag von H. Haessbl 
in Leipzig, 1908. 



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Das Apälälied. 



227 



wollen', daß sie vielmehr deutlich als eine Jungfrau bezeichnet wird 
(Vers l), und er sieht dementsprechend in ihr ein ,männerscheues 
Mädchen', das ,(von Hause?) geht, um der Ehe zu entfliehen' und 
in dem die Begegnung mit Indra eine Wandlung hervorgebracht zu 
haben scheint. Ganz richtig weist er auch auf jene ^gesegnete Ehe 
der Apelä' hin, ,im Hinblick auf welche der Bräutigam, wenn er bei 
der Hochzeit seiner Braut die galali (einen Stachelschweinstachel) 
in die rechte Hand gibt, betete': 



Hier steht also Apälä neben Qaci und Aditi als Typus einer 
glücklichen, gesegneten Ehefrau da. In unserem Liede aber erscheint 
sie noch als Jungfrau. Daß das Lied von einem Mädchen singt, 
kann meines Erachtens nicht zweifelhaft sein. Die Bezeichnung kanyd, 
mit welcher Vers 1 beginnt, sollte jedes Mißverständnis von vorn- 
herein ausschließen. Denn kanpd bedeutet, wie Grassmann ganz 
richtig in seinem Wörterbuch erklärt, ,die Jungfrau, besonders häufig 
die als Braut geschmückte, dem Bräutigam zugeführte'. Das Peters- 
burger Wörterbuch sagt ,Mädchen, Jungfrau, Tochter'. Niemals hat 
das Wort die Bedeutung ,Frau, Ehefrau'. Schon das macht die Ge- 
schichte von der verschmähten Ehefrau Apälä, die in mehreren 
Kommentaren spukt, ganz unwahrscheinlich, ja unmöglich. 

Wir finden aber die Heldin des Liedes bei einem der Kom- 
mentatoren — Haradatta — auch wirklich ausdrücklieb als Mädchen 
gefaßt. Seine Darstellung der Geschichte weicht in mehreren Punkten 
von der gewöhnlichen Art, wie dieselbe sonst erzählt wird, ab. Sie 
lautet nach der Mitteilung von M. Winternitz: ,Hier erzählt man 
folgende Geschichte (itihdsa): Es war ein Mädchen, namens Apälä; 
die war mit dem weißen Aussatz behaftet, und niemand heiratete 
sie. In dem Gedanken, wie sie doch den Indra verehren könnte, 
stieg sie einst, um zu baden, in einen Fluß. Wie sie so von der 

1 Vgl. ,gänkhäyanas Grihyasütra* 1, 12, 6, (Indische Studien, BcL xv, p. 25. 26); 
Oldenbkrg, a. a. O., p. 76. 



yaiheyarp, Qacirri vävätdm suputrdm ca yathäditim 
avidhavdm cdpdldm evam tvdm iha rakshatdt. 1 




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228 



L. V. ScHROEDER. 



Strömung dahingetragen wurde und wieder die Liebe in ihrem 
Herzen trug, da sah sie eine von der Strömung fortgetragene Soma- 
pflanze. Den Sorna zermalmte sie mit ihren Zähnen und brachte 
seinen Saft dem Indra dar. Indra trank ihn, ließ durch die drei 
Löcher eines Wagens, eines Karrens und eines Joches Wasser rinnen, 
reinigte sie dreimal mit diesem Wasser und machte sie glänzend wie 
die Sonne/ 1 

Bei Säyana geht Apälä, an ein Somaopfer fiir Indra denkend, 
zum Flußufer, badet daselbst und pflückt auf dem Wege den Sorna. 2 
Das Wort srutd im 1. Verse des Liedes kann ,auf dem Wege', aber 
auch ,in der Strömung' bedeuten, daher die Verschiedenheit der Auf- 
fassung bei Säyana und Haradatta ganz begreiflich ist; kanyä aber 
kann nur ,Mädchen, Jungfrau' bedeuten, und in diesem einen Punkte 
ist Haradatta jedenfalls im Rechte. Die ekelhafte Hautkrankheit spukt 
aber auch bei ihm. Jungfer Apälä findet keinen Gatten, weil sie 
mit dem weißen Aussatz behaftet ist. 

Ich habe bereits oben bemerkt, daß diese, von allen Kommen- 
tatoren erwähnte Hautkrankheit der Apälä in dem Liede selbst nicht 
vorkommt. Es lassen sich aber, wie ich denke, auch positive Gründe 
dafür anführen, daß diese Krankheit — Aussatz, oder was es sonst 
gewesen sein mag — nichts weiter ist als eine Erfindung der Kom- 
mentatoren, respektive eines findigen Kopfes unter ihnen, der für 
alle seine Nachfolger maßgebend geblieben ist. 

Der einzige Anhaltspunkt für die Annahme einer Hautkrank- 
keit bei Apälä kann im 7. und letzten Verse des Liedes gefunden 
werden, der in wörtlicher Übersetzung lauten würde: ,1m Loch des 
Wagens, im Loch des Karrens, im Loch des Joches, o hundertfach 
kräftiger Indra, die Apälä dreimal reinigend machtest du sie zu 
einer sonnenhäutigen' — d. h. offenbar zu einer, deren Haut rein 
und hell wie die Sonne glänzte. 

1 Vgl. Winternitz, a. a. O., p. 43, Anm. 2. 

2 Säyana sagt: sä kaddcit indrasya 8omah priyakaro bkavati, tarn indräya 
ddsydmtti buddhyd naditiram jpratydgamat; sä tatra sndtvd pathi somam apy alabhata; 
tarn ddäya griham pratyägacchantt mdrga eva tarn cakhäda usw. 




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Das Apälälied. 



229 



Nun erwäge man wohl: Dieser Vers gehört zum Hochzeits- 
ritual der Inder! Wir finden ihn in dem ersten großen Hochzeits- 
liede des Atharvaveda 1 beim Brautbad verwendet. Mit Vers 39 
werden daselbst die Brahmanen aufgefordert, das Badewasser für 
die Braut herbeizubringen. Dann heißt es Vers 40 : , Heilvoll soll dir 
das Gold, heilvoll sollen dir die Wasser sein, heilvoll soll dir der 
Pfosten sein, heilvoll des Joches Loch! heilvoll sollen dir die 
hundertfach läuternden Wasser sein! heil voll vereinige den Leib mit 
dem Gatten! 1 Und nun folgt unser Vers (41), den ich metrisch 
folgendermaßen wiedergebe : 

In Wagens Loch, in Karrens Loch, in Joches Loch, du Mächtiger, 
Apälä dreimal reinigend machtest du sonnig ihre Haut. 

Stark verballhornt wird dieser Vers in ganz entsprechendem 
Zusammenhang auch bei Apastamba im Grihyasütra 4, 8 verwendet. 2 
Im vorausgehenden Sutra (4, 7) ist gesagt, daß vedakundige (Brah- 
manen) in gerader Anzahl ausgesendet werden sollen, um Wasser zu 
holen. Dann heißt es (4, 8) in der Übersetzung von M. Winternitz: 

,Mit dem folgenden Yajusspruch legt er auf ihr Haupt einen 
aus Darbhagras (geflochtenen) Ring, und mit dem folgenden (Rigvers) 
stellt er auf diesen (Ring) das nächste Loch eines Joches 
und legt in das Loch mit dem folgenden (Rigvers) Gold 
hinein; mit den folgenden fünf (Rigversen) läßt er sie (nun) baden, 
bedeckt sie mit dem folgenden (Rigvers) mit einem neuen Gewände 
und umgürtet sie mit dem folgenden (Rigvers) mit einem Jochstricke. 3 



1 Vgl. AV. 14, 1, 41. 

2 Vgl. M. Winternitz, »Das altindische Hochzeitsrituell' usw., p. 43; Ap. M. 



3 Vgl. M. Winternitz, a. a. O., p. 21. — In Cäfikhäyanas Grihyasütra 1, 15, 6 
erscheint der Vers zwar im Hochzeitsritual, doch in ganz anderem und, wie ich 
meine, sekundärem Zusammenhange. Er wird dort rezitiert, während (die Gattin?) 
in die Kummetlöcherdes Hochzeitswagens je einen Zweig von einem fruchttragenden 
Baume steckt, oder nachdem diese Zweige schon darin befestigt sind. Vgl. Olden- 
bergs Text und Übersetzung dieses Sütra in den Indischen Studien, Bd. xv, p. 30. 31. 
Zu dieser Zeremonie paßt der Vers natürlich nur ganz äußerlich, durch die Anfangs- 
worte, die offenbar der Anlaß waren, daß man ihn dabei verwendete. 



Br. 1, 1, 9. 




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230 



L. V. SCHROEDER. 



Kein Zweifel, der Vers wird im Ritual dazu verwendet, die 
Braut vor dem Brautbade, das der Vereinigung mit dem Gatten voraus- 
geht, zu läutern und zu reinigen, respektive solche Reinigung zu 
konstatieren. Hier ist selbstverständlich von keiner Hautkrankheit 
die Rede. Es handelt sich bloß um eine rituelle Läuterung vor der 
Vereinigung der jungen Frau mit dem Gatten, wie sie auch durch das 
Bad mit geweihtem Wasser und andere Zeremonien noch bewirkt 
werden soll. Und solche Reinigung ist vollauf motiviert. Es ist ja 
bekannt genug, daß das Weib nach dem Glauben der meisten Völker 
auf primitiver Stufe, und so auch der Arier in alter Zeit, als unrein 
angesehen wird, 1 Soll die sexuelle, die eheliche Verbindung heilvoll 
sein, so muß die Braut zuvor in mannigfacher Weise geläutert 
werden. Und das bewirkt offenbar auch die Zeremonie mit dem 
Loch des Joches. Gewiß hat man die Braut ursprünglich wirklich 
dem Durchziehen durch gewisse zum Wagen gehörige Öffnungen 
unterworfen, was dann erst später abgeschwächt, aber nicht ganz 
verschwunden ist. Der Vers des Apäläliedes erinnert an die voll- 
ständige dreifache Läuterung in dieser Art. 

Der volksmäßige Brauch ist im allgemeinen stabiler und zäher 
als die Sage. Auch hier handelt es sich um einen volksmäßigen 
Brauch, der im priesterlichen Ritual Aufnahme gefunden hat. Und 
der Brauch ist mehr dazu angetan, uns das Verständnis des Liedes 
zu erschließen, als umgekehrt. Vor allem aber müßen wir uns 
hüten, Dinge, die in dem Liede tatsächlich garnicht vorhanden 
sind, nur von den Kommentatoren erzählt werden, zum Ausgangs- 
punkt der Betrachtung zu machen. Und das wäre in diesem Falle 
die Hautkrankheit, der angebliche Aussatz der Apälä, von welchen 
weder der Brauch noch das Lied etwas weiß. 

Es wäre doch eine ganz ungeheuerliche Geschmacklosigkeit, 
beim solennen Brautbad von einer aussätzigen oder sonst wie mit 
ekelhafter Hautkrankheit behafteten Person zu singen, die Gott 
Indra gereinigt haben soll und die damit gewissermaßen das Vorbild 



1 Vgl. Winternitz, a. a. O., p. 42. 43. 46. 




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Das ApAlälied. 231 

für die zu reinigende Braut abgibt. Und wenn wir von der mehr- 
fach erwähnten Kommentatorenweisheit absehen, haben wir auch 
nicht den geringsten Grund, den alten Indern diese Geschmack- 
losigkeit zuzuschreiben. 

Noch an einer andern Stelle des Hochzeitsrituals erscheint, wie 
wir bereits sahen, Apälä neben Qaci, der Gattin des Indra, und 
neben Aditi genannt, als Typus eines Weibes, das in der Ehe glück- 
lich geworden (vgl. oben, p. 227). Soll auch das wieder jene hautkrank 
gewesene Person sein? Ein wirklich ekelhafter Gedanke. 

Ich glaube, es läßt sich sogar behaupten, daß die Geschichte 
von der Hautkrankheit der Apälä nicht einmal recht stimmen will 
zu etlichen Zügen der Sage, wie sie die indischen Gelehrten uns 
selbst berichten. Es heißt z. B. in der Brihaddevata (6, 99), daß 
Indra sich in die Apälä verliebte, als er sie in der menschenleeren 
Einsiedelei ihres Vaters erblickte. 1 Sie merkt sein Begehren, geht 
mit dem Wassergefäß zum Wasser, findet den Sorna, keltert ihn in 
ihrem Munde, und der Gott trinkt ihn dann aus ihrem Munde heraus. 
Den letzteren Zug finden wir übereinstimmend auch bei Shacjguru- 
9ishya, im Jäiminiya-Brähma^ia, im Qätyäyana-Br. 2 und bei Säyana, 
welch letzterer ebenfalls davon zu berichten weiß, daß sich Indra 
dabei in Apälä verliebt. 3 Stimmt das wohl zu der Vorstellung von 
einer Hautkranken, Aussätzigen, vor welcher der eigene Gatte Ekel 
empfindet? 

Und sehen wir uns das Lied an. In Vers 3 spricht sich Sehn- 
sucht nach dem Kommen des Indra aus. Dann heißt es weiter 
Vers 4 : 

Ob er's wohl kann? ob er's wohl tut? 
Ob er uns wohl verbessern wird? 
Ob wir, den Gatten hassend, gehn, 
Mit Indra uns vereinigen? 

1 Brihadd. 6, 99: täm indrag cakame drishfvd vijane pitur dgrame. 

2 Brihadd. 6, 102 und Sha<Jguru$ishya: papdv indrag ca tanmukhdt] Jäim. Br. 
und £äty. Br. : asydi mukhdt somam niradhayat. 

8 Säyana: tata indras tdm k&mayitvd tasyd dsya eva damshtrdbhydbhishutam 
somam apdt. 



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232 



L. V. SCHROEDER. 



Sehen wir ab von der Schwierigkeit, welche hier der plurali- 
sche Ausdruck bereitet, desgleichen von dem Epitheton ,den Gatten 
hassend', — auf jeden Fall spricht sich der Wunsch des Mädchens — 
oder der Mädchen — nach Vereinigung mit Gott Indra aus. Würde 
wohl eine Hautkranke, Aussätzige dem Gott Indra dazu passen? 

Endlich aber — last not least — wenn eine arme Hautkranke 
durch ihr Somaopfer die Gunst des Gottes Indra erlangt hat und 
nun eine Bitte äußern soll, ist es nicht selbstverständlich, daß sie 
vor allen Dingen um Befreiung von ihrer ekelhaften Krankheit 
bitten wird? Apälä richtet sogar drei Bitten an Indra, aber — 
sonderbar genug — die Bitte um Genesung von ihrer Krankheit 
befindet sich nicht darunter! Sie bittet vielmehr 1. des Vaters Kopf — 
der nach den Kommentatoren eine Glatze hatte — möge Haare be- 
kommen; 2. das Ackerfeld möge entsprechend bewachsen sein, d. h. 
natürlich reichen Getreidesegen tragen; 3. es mögen ihr selbst Haare 
auf dem Bauche wachsen. 

Die ersten beiden Bitten haben selbstverständlich mit einer 
Hautkrankheit der Apälä nichts zu tun, ganz abgesehen davon, daß 
die erste in der Situation einer armen Schwerkranken fast läppisch 
klingt. Aber auch die dritte Bitte spricht von keiner Genesung, 
keiner Krankheit. Nur gewaltsam konstruiert man den Gedanken- 
gang, der Apälä wären durch jene Krankheit die Haare am Bauche 
ausgefallen und das Wiederwachsen derselben würde mit Genesung 
gleichbedeutend sein. Es ist ganz undenkbar, daß jemand, der an 
einer schlimmen, sein Glück zerstörenden Krankheit leidet, im ge- 
gebenen Falle den rettenden Gott in dieser Weise mit ganz anders- 
artigen Bitten behelligen wird: 



5. Hier diese Flächen alle drei, 
Indra, laß bewachsen sein: 
Des Alten Kopf, das Ackerfeld, 
Dann diese da auf meinem Bauch. 

6. Hier dieses unser Ackerfeld, 
Dann ferner diesen meinen Leib, 
Und weiter noch des Alten Kopf, 
Laß alle diese haarig sein! 




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Das ApAlämep. 233 

Nein, hier ist von Hautkrankheit, Aussatz u. dgl. m. garnicht 
die Rede. Es handelt sich um ganz andre Dinge. Ein Mädchen 
bittet den starken Gott darum, daß ihr die Haare in der Scham- 
gegend wachsen mögen, — d. h. sie bittet darum, daß der Gott sie 
mannbar werden lasse. Die parallele Bitte für das Ackerfeld spricht 
auch deutlich genug. Gerade den vedischen Indern ist der Vergleich 
des weiblichen Leibes mit dem fruchttragenden Ackerfelde sehr 
geläufig. In dem zweiten großen Hochzeitsliede des Atharvaveda 
wird die junge Frau bei der Ankunft im neuen Hause begrüßt als 
beseeltes Ackerfeld, das den männlichen Samen aufnehmen soll, — 
und dabei wird dasselbe Wort gebraucht, dessen sich Apälä hier 
bedient {urvdrd). 1 Es ist klar genug. Das Mädchen bittet darum, 
reif zu werden, fruchtbar zu werden, gleich dem Ackerfelde mit 
seinen Saaten. Möge das Feld bewachsen sein mit Ähren, mein 
Bauch mit Haaren, d. h. mannbar, reif dazu, Frucht zu tragen, wie 
der von dem großen Gotte gesegnete Acker Früchte trägt. 

Das ist gewiß ganz in der Ordnung und vollauf befriedigend. 
Freilich, der ,Kopf des Alten' und die Bitte, daß auch er behaart 
sein möge, ist damit noch nicht erklärt. Da steckt noch ein Ge- 
heimnis drin. Man begreift auch kaum, was dem Mädchen daran ge- 
legen sein kann, daß ein glatzköpfiger Vater wieder Haare bekommt. 
Die Bitte erscheint fast abgeschmackt. Ich glaube denn auch, daß 
es sich tatsächlich um etwas ganz andres handelt, — um etwas, was 
keineswegs abgeschmackt wäre und was in engstem Zusammenhang 
mit der Bitte um die Fruchtbarkeit des Ackerfeldes stünde. 

Das Wort tatd ,der Vater', ,der Alte', ,das Väterchen', erscheint, 
abgesehen von unserem Liede, nur noch einmal im ganzen Rigveda, 
und zwar in einem kleinen volkstümlichen Liede, das bei einem 
volkstümlichen Umzüge mit Heiltümern der Fruchtbarkeit gesungen 
wurde (RV 9, 112). Und in diesem Liede bezeichnet tatd, wie ich 
nachgewiesen zu haben glaube, den Vegetationsalten, den Kornalten, 
jenen wohlbekannten Fruchtbarkeitsdämon oder Vegetationsdämon, 

1 Vgl. AV. 14, 2, 14 dlmanvdty urvdrd ndrrydm dg an, t&sydm naro vapata bijam 

asydm. 



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234 L. V. SCHROEDER. 

den man in Niederdeutschland ,de Oll' zu benennen pflegt. 1 Nehmen 
wir an, daß das Wort auch im Apäläliede dieselbe Bedeutung hätte, 
dann würde das ganz vortrefflich in den Zusammenhang passen und 
einen wirklich guten Sinn ergeben. Das Feld soll Saaten tragen, 
der altgewordene, kahlgewordene Vegetationsdämon soll wieder 
Haare bekommen, d. h. er soll wieder jung werden. Das wären 
ganz parallele Gedanken, durchaus zu einander und zu der per- 
sönlichsten Bitte des Mädchens stimmend. Fruchtbar werde Feld 
und Flur durch die Gnade des Gottes, fruchtbar auch des Mäd- 
chens Leib! 

Man ist versucht, bei diesen Vorstellungen des Rigveda, an 
den altnordischen Mythus von der Göttin Sif zu erinnern, der Ge- 
mahlin des Thörr, deren Name sich unter den Nafnathulur als eine 
der Bezeichnungen für ,Erde' vorfindet. Der Mythus erzählt von 
ihr, daß Loki, der mit ihr gebuhlt haben soll, sie ihres Haares be- 
raubt habe. Thorr aber zwingt Loki, seiner Gemahlin von den 
Elfen neues Haar fertigen zu lassen, das wie Gold glänze. Ivaldis 
Söhne schmieden es und alsbald wächst es auf der Göttin Haupte 
fest (vgl. E. Mogk, Germanische Mythologie, 2. Aufl., p. 130). Diese 
Göttin scheint — nach Mogk, a. a. 0. — ,aufs engste mit dem sproßen- 
den Erdreich verknüpft zu sein'. Schon Uhland gab die schöne 
Deutung: ,Sif, die schönhaarige Göttin, ist das Getreidefeld, dessen 
goldener Schmuck im Spätsommer abgeschnitten, dann aber von 
unsichtbar wirkenden Erdgeistern wieder neu gewoben wird'. Schwer- 
lich hat W. Golthbr recht, wenn er diese Deutung bestreitet. 2 Für 
uns ist hierbei wohl zu beachten, daß Thorr und Indra zweifellos 
urverwandte Götter sind. Wenn Indra 1. dem Vegetationsdämon das 
ausgefallene Haar wieder wachsen läßt; 2. das Ackerfeld mit Ähren 
versieht; 3. die Schamhaare des Mädchens, dem er sich als Lieb- 

1 Vgl. L. v. Schroeder, Mysterium und Mimus im Rigveda, p. 447. — Im AV 
5, 24, 16; 18, 4, 77 und TS. 3, 2, 5, 5 wird das Wort tata bei der Anrufung der ab- 
geschiedenen Väter gebraucht. Kathopanishad 1, 3 redet Naciketas seinen lebenden 
Vater so an. 

2 Vgl. W. Golther, Handbuch der germanischen Mythologie, p. 262. 263, Anm. 



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Das ApAlälied. 



235 



haber zu nahen scheint, wachsen läßt — dann sind in all diesen 
drei göttlichen Taten Beziehungen zu dem Sif- Mythus kaum zu 
verkennen. 

Doch, wie dem auch sei, das Apälälied stellt sich jedenfalls 
als ein Mannbarkeitszauber dar, welcher durchaus passend mit der 
rituellen Reinigung des weiblichen Leibes für die sexuelle, respektive 
eheliche Vereinigung abschließt, — eben darum auch durchaus dazu 
angetan war, mit diesem Schlußvers im Hochzeitsritual Aufnahme 
zu finden. 

Ja, es fragt sich, ob wir den Namen der vielberühmten Apälä 
nicht als ein ursprüngliches Appellativum zu deuten haben. Das 
Wort apdld, von päla ,der Schützer, Schirmer' abgeleitet, könnte 
diejenige bezeichnen, welche noch keinen Schützer, keinen männ- 
lichen Schutz, keinen Gatten hat, — keinen ndthd, welch letzteres 
Wort die Bedeutungen , Schützer' und , Gatte' in sich vereinigt. Es 
würde in gewisser Weise auch an das vedische abhrätd anklingen, 
das bruderlose Mädchen, das eben darum in freierer Weise den 
Männern sich zuwendet. 1 Und wir erinnern uns auch an Yamis 
Wort, die, den Bruder Yama zum Gatten begehrend, über den Zu- 
stand klagt, wo ihr der ndthd, der Schützer und Gatte fehlt. 2 Es 
fragt sich auch, ob wir bei dem mehrfach hervortretenden pluralischen 
Ausdruck unseres Liedes nicht an eine Mehrzahl von Mädchen zu 
denken haben, die den Mannbarkeitszauber üben. 

Doch ehe wir weitere Vermutungen wagen, dürfte es gut sein, 
das ganze Lied im Zusammenhange sich zu vergegenwärtigen. Daß der 
Ton desselben ein durchaus volkstümlicher ist, scheint mir unmittelbar 
einzuleuchten. Diesem Eindruck wird sich wohl niemand entziehen 
können. Ich gebe im folgenden meine metrische Übersetzung, in 
welcher ich Inhalt und Form des Liedes möglichst gleichmäßig ge- 
recht zu werden versucht habe: 

1 RV. 1, 124, 7 abhrätöva purrisd eti pratict; vgl. auch RV. 4, 5, 5 abhrdtdro 
nd yoshdno vydntafy usw. 

* RV. 10, 10, 11 kim bhrdtdsadydd andthdm bhdväti, was. heißt denn ,Bruder l , 
wo kein , Schützer* da ist? 




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236 



L. V. SCHROEDBR. 



RV 8, 80 (resp. 91). 



1. Das Mägdlein ging zum Wasser hin, 
Den Sorna fand sie auf dem Weg, 
Nach Haus ihn tragend sagte sie: 
Dem Indra will ich keltern dich, 
Dem £akra will ich keltern dich! 

2. Der du dort gehst, ein ganzer Mann, 
Nimmst Haus für Haus in Augenschein, — 
Trink zahngepreßten Sorna hier! 

Körner und Brei sind mit dabei, 
Der Kuchen und das Loblied auch. 

3. Wir möchten dich so gerne schaun, 
Und sehen dich noch immer nicht! 
Nur sachte jetzt, ganz sachte jetzt — 
Sorna, ström' dem Indra zu! 

4. Ob er 's wohl kann? ob er's wohl tut? 
Ob er uns wohl verbessern wird? 1 
Ob wir, dem Gatten abgeneigt, 

Mit Indra uns vereinen gehn? — 

5. Hier diese Flächen alle drei, 
Indra, laß bewachsen sein: 
Des Alten Kopf, das Ackerfeld, 
Dann diese da auf meinem Bauch. 8 

6. Hier dieses unser Ackerfeld, 
Dann ferner diesen meinen Leib, 
Und weiter noch des Alten Kopf — 
Laß alle diese haarig sein! 

7. In Wagens Loch, in Karrens Loch, 
In Joches Loch, du Mächtiger, 
Apälä dreifach reinigend, 
Machtest du sonnig ihre Haut. 



1 Wenn Indra das Mädchen, respektive die Mädchen mannbar macht, darf das 
wohl als Verbesserung bezeichnet werden. — Bei Aufrecht ist dieser ganze Vers 
unrichtig übersetzt, weit besser bei Grassmann, doch hat auch er das falsche ,von 
dem Gatten verschmäht*; Ludwig: ,verhaßt dem Gatten 4 ; Aufrecht gar: ,von meinem 
Gatten lang gehaßt, vermähl' ich mich mit Indra bald'. 

2 Sowohl Aufrecht wie Grassmann sagen , meinen siechen Leib', obwohl 
von dem Siechtum nichts im Texte steht! Besser Ludwig : »meines Bauches Fläche'. 




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Das Apälälied. 



237 



Man hat beim Lesen dieses Liedes überhaupt nicht den Eindruck, 
daß hier eine ,Sage' erzählt wird — und das ist ja auch garnicht 
der Fall. Es handelt sich vielmehr um eine kultliche Begehung 
häuslicher Art, die von jungen, der Mannbarkeit nahen Mädchen 
ausgeführt wird. Einleitend sagt das Liedchen bloß, das Mägdlein 
habe auf dem Wege zum Wasser — vielleicht mit dem Wassergefäß 
ausgehend, um Wasser zu schöpfen, 1 also zufällig — den Sorna ge- 
funden und wolle ihn nun dem Indra keltern. Gleich im folgenden 
Verse beginnt aber auch schon die an den Gott sich wendende 
Einladung zum Genuß des Sorna, den man ihm mit den Zähnen ge- 
preßt und durch allerlei Zutaten — Körner, Brei, Kuchen — zu 
einem solennen Schmause vervollständigt hat. Der Gott wird dabei 
— wie sonst niemals — als virakd bezeichnet, etwa , Männchen' oder 
,ganzer Mann', d. h. wohl ein Inbegriff der Männlichkeit. 2 Eigentümlich 
ist dabei die Vorstellung, als vigiliere er von Haus zu Haus und 
blicke spähend überall hinein. Man hat den Eindruck, so etwas 
könne nur zur Abend- oder Nachtzeit gesungen werden, und die 
Wahrscheinlichkeit spricht wohl auch dafür, daß eine Feier dieser 
Art nicht am hellen Tage begangen sein dürfte. Die Mädchen sehnen 
sich den Gott zu schauen und lassen ganz leise, leise die Somatropfen 
rinnen, die ihn herbeilocken sollen. Sie fragen sich gespannt, ob 
er es wohl könne und tun werde, ob er ihnen wohl die ersehnte 
, Verbesserung', die Vollendung der weiblichen Reife, spenden werde. 
Sie fragen sich zaghaft, ob sie, die noch nichts von einem Gatten 
wissen wollen, denn wirklich gehen und sich mit Indra vereinigen 
sollen. Dann aber folgt die dreifache Bitte, in welcher der Sinn 
des Liedes gipfelt: der Gott wolle jene drei Flächen — des Alten 
Kopf, das Ackerfeld und des Mädchens Bauch — bewachsen sein, 

1 Vgl. Brihaddevatä 6, 100. 101: udakumbham sam&ddya apdm arthe jag&ma 
sä, drishtvä somam apdm ante tushtdvarcd vane tu tarn usw. Bei Shadgurucishya 
findet sich der entsprechende Zug in einem späteren Stadium der Erzählung. 
Nachdem Indra den zahngepreßten Sorna bereits aus dem Munde der Apälä getrunken 
hat, heißt es (Vers 6): udakumbham aamdddya tena sdrdham tu sdpyagdt, rigbhih 
8tutvd jagddendram kuru mdm sutvacam tv iti. 

2 Vgl. maryakd , Männchen', RV. 5, 2, 5. 




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238 



L. V. SCHROEDER. 



respektive den Mädchen die Schamhaare wachsen lassen. Und sie 
rühmen zum Schlüsse, wie Indra in dreifacher ritueller Reinigung 
Apälä — respektive das noch gattenlose Mädchen — geläutert und ihre 
Haut sonnenhell strahlend gemacht habe. Damit war sie vollendet und 
fertig gemacht zur sexuellen, respektive ehelichen Vereinigung. Das 
typische Mägdlein, das zur typischen glücklichen Frau geworden, die 
nicht Witwe ward, 1 d.h. also sich fort und fort ihres Gatten freuen durfte. 

Wenn die Haut der Apälä bei der Läuterung sonnenhell ge- 
macht wird, dann ist wohl auch daran zu erinnern, daß ja Süryä, 
die weiblich gedachte Sonne, die typische, vorbildliche Braut der 
Inder ist. Die indische Braut stellt Süryä dar und spielt bei der 
Hochzeit die Rolle der Süryä. Daher ist es gewiß sehr passend, 
wenn das Mädchen, das zu dieser Rolle vorbereitet und vollendet 
wird, durch göttliche Einwirkung eine sonnenhell leuchtende Haut 
erhält, wodurch sie dem Wesen der Süryä ähnlich wird. Andererseits 
aber wird die Braut im Hochzeitsritual gelegentlich auch ermahnt, 
der Indräni gleich zu werden, der Frau des Indra (vgl. AV. 14, 2, 31); 
ja eine vorbereitende Hochzeitszeremonie, bei welcher die Braut mit 
besonders präpariertem Wasser begossen und nach einigen Opfern 
ein Tanz von vier oder sechs jungen, respektive nicht verwitweten 
Frauen ausgeführt wird, trägt den Namen Indränikarman, 2 d. h. Indräni- 
Handlung, — eine noch nicht weiter aufgeklärte Bezeichnung, für 
die wir aber jetzt vielleicht darauf hinweisen können, daß die jungen 
Mädchen durch den Mannbarkeitszauber des Apäläliedes speziell zu 
Indra in eine nahe Beziehung treten, wodurch sie zeitweilig quasi 
Indrafrauen oder Geliebte des Indra werden. 

Einen wichtigen Zug unseres Liedes aber haben wir bisher 
noch übergangen. Hier bereiten junge Mädchen den Somatrank für 
Indra — eine häusliche Opferfeier, die weitab liegt von dem offiziellen 
Opfer, bei welchem nur Priester den Sorna keltern dürfen. Und die 

1 Vgl. in dem oben angeführten Verse aus Qäiikhäyanas Grihyasütra 1, 12, 6 
die Bezeichnung avidhavdm cdpdldm. 

2 Vgl. E. Haas in Webers Indischen Studien, Bd. v, p. 293 f. — Eine solche 
,nicht verwitwete Frau* wird auch Apälä nach ^änkh. Grihy. 1, 12, 6. 




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Das Apalalied. 



239 



Mädchen bereiten ihn in einer höchst eigentümlichen, sonst unerhörten 
Weise, — respektive Apälä tut es so, nach den Schilderungen der 
Kommentare. Unser Lied bezeichnet den Sorna, zu welchem Indra 
in das Haus geladen wird, als jdmbhasuta, d. h. zahngepreßt, durch 
das Gebiß, durch die Zähne gepreßt oder gekeltert, während sonst 
bekanntlich der Sorna von den Priestern mittels der rituellen Preß- 
steine (grävdnah) gekeltert wird. 

Die Kommentare und Brähmanas bestätigen und erläutern uns 
dies, indem sie übereinstimmend von der Apälä erzählen, dieselbe habe 
den glücklich gefundenen Sorna, um ihn für Indra zu keltern, in ihrem 
Munde gekaut. Indra habe das Geräusch ihrer kauenden Zähne ver- 
nommen und habe es für das Geräusch der Soma-Preßsteine gehalten, 
sei daraufhin herbeigeeilt und nun mit Apälä ins Gespräch geraten. 
Sie fordert ihn dann auf, den von ihr mit den Zähnen gepreßten 
Sorna zu trinken, und er trinkt oder saugt ihn aus ihrem Munde, 
worauf sie das Recht erhält, sich etwas von ihm auszubitten. 

So abgeschmackt es auch klingt, daß das Geräusch von Apäläs 
den Sorna kauenden Zähnen den Indra herbeigelockt und anfänglich 
getäuscht habe, so wertvoll bleibt im ganzen die in dem Liede selbst 
wohlbegründete Nachricht, daß hier der Sorna nicht, wie gewöhnlich, 
in der rituellen Presse des Opfers gekeltert, sondern von einem 
Mädchen, respektive einer Anzahl von Mädchen — denn das Lied 
spricht hier im Plural — mit den Zähnen gekaut und so zum Rausch- 
trank für den Gott bereitet wird. Wir erinnern uns alsbald jener 
primitivsten Art, wie bei manchen primitiven Völkern der solenne 
Rauschtrank bereitet wird — durch Kauen, und zwar gerade durch 
Kauen seitens der Weiber, wobei der Speichel eine gewisse Rolle 
zur Erzielung des Gährungsprozesses spielt. 

Wohlbekannt ist vor allem die drastische Bereitung des soge- 
nannten Kawa-Kawa, des berauschenden Kawa- oder Ava-Tranks bei 
den Südseeinsulanern, — der gegohrene Saft von gekauten Wurzeln 
des Piper methysticum. 

Darüber sagt F. Ratzel in seiner Völkerkunde : ,Eine flache, 
auf drei kurzen Füßen ruhende Schale aus hartem Holz wird auf 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXU. Bd. 1 7 




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240 



L. V. SCHROEDER. 



den Fußboden gestellt, junge Mädchen und Frauen lagern sich 
im Kreise darum, brechen kleine Stücke der getrockneten Avawurzel 
ab, stecken sie in den Mund und speien sie gut durch- 
gekaut als Brei in die Schale aus. Wasser hinzu, das Gemisch 
umgerührt, und das Getränk ist fertig/ 1 

,Auch in Mikronesien ist die Ava nicht unbekannt, wird aber 
nicht durch Kauen, sondern durch Stampfen der Wurzel gewonnen/ 2 
Diese letzte Art der Bereitung ist ohne Zweifel die jüngere, während 
diejenige durch Kauen und Ausspucken die weit primitivere, ältere ist. 

Etwas Ähnliches gibt es auch in Südamerika. ,In Guyana 
wirft man Stücke Kassawa in ein großes Gefäß und gießt kochendes 
Wasser darüber. Die abgekühlte Masse rühren die Weiber mit den 
Händen um und zerkauen sie zu förmlichem Brei; dieser wird in 
einen langen Trog aus einem ausgehöhlten Baumstamm gespuckt und 
mit warmem Wasser übergössen/ Das Getränk erinnert an saures 
Bier und wirkt berauschend. 3 

Es darf wohl als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden, daß 
in dem Apäläliede sich die Erinnerung an eine ältere, primitivere 
Art der Somabereitung erhalten hat, bei welcher dieser berühmte 
altindische Rauschtrank noch nicht durch Zermalmen der fleischigen 
Stengel der Somapflanze mittels der rituellen Preßsteine zustande 
gebracht wurde, sondern durch Kauen, — und natürlich darauf- 
folgendes Ausspucken derselben in ein bereitstehendes Gefäß. Wenn 
es Mädchen sind, die in solcher Art den Sorna bereiten, dann erin- 
nert das noch mehr an die Kawabereitung bei den Polynesiens Und 
das Fortleben dieser primitiven Somabereitung im häuslichen Kreise, 
in dem weiblichen Teile der Bevölkerung, erscheint um so wahr- 
scheinlicher gerade unter der Voraussetzung, daß die von uns vor- 
getragene Auffassung des Apäläliedes die richtige ist. Denn dann 
handelt es sich ja hier um einen alten, primitiven Ritus, ganz volks- 

1 Vgl. F. Ratzel, Völkerkunde, 2, Aufl., Bd. i, p. 241. Die Sperrung rührt 
von mir her. 

2 Ratzel, a. a. O. 

3 Vgl. F. Ratzel, a. a. O , Bd. i, p. 509. 510. 




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Das Apälälied. 



241 



müßiger Art, der von den stets besonders konservativen Weibern 
aufrecht erhalten wurde und einen für sie eminent wichtigen Akt 
betraf, welcher sich etwa der Jünglingsweihe des männlichen Ge- 
schlechtes an die Seite stellen läßt. 

Aber auch im altnordischen Mythus scheint die Erinnerung an 
einen ähnlich bereiteten Rauschtrank der Vorzeit noch fortzuleben. 
Es ist freilich eine etwas phantastische und dabei wenig appetitliche 
Geschichte. Als die Asen und Vanen Frieden schlössen, da traten 
sie beiderseits an ein Gefäß heran und spuckten hinein. ,Aus dem 
Speichel schufen die Götter einen Mann namens Kwasir, der war so 
weise, daß er auf alle Fragen Bescheid wußte. Als er auf seinen 
Wanderungen einmal zu zwei Zwergen, Fjalar und Galar, zu Gaste 
kam, erschlugen ihn diese und ließen sein Blut in zwei Krüge und 
einen Kessel rinnen. Der Kessel heißt Odhrerir, die beiden Krüge 
Son und Bodn. Unter das Blut mischten sie Honig und daraus 
ward der Met, durch den jeder, der davon trinkt, zum Dichter 
oder Weisen wird/ 1 

Versuchen wir, das ganz Phantastische von dieser Erzählung 
abzuziehen, so bleibt die Geschichte von der Entstehung des mythischen 
Dichtermetes aus dem Speichel, den Asen und Vanen bei feierlicher 
Gelegenheit in einen Kessel spuckten, übrig. Im Hintergrunde des 
Mythus aber lebt offenbar die schon stark verwischte Erinnerung 
an einen begeisternden Rauschtrank, der wohl in ähnlicher Weise 
bereitet wurde, wie der Kawa-Trank in Polynesien und der nach 
unserer Vermutung auf ähnliche Art hergestellte Somatrank der 
Mädchen beim Mannbarkeitszauber des Apäläliedes. 

Den Namen des Kwasir hat schon Simrock mit dem slavischen 
Worte Kwas zusammengebracht, das ,fermentum' bedeutet, bei den 
Russen aber bekanntlich ein beliebtes, säuerliches, leicht berauschen- 
des Getränk bezeichnet. Darnach darf man vermuten, daß Kwasir 
ursprünglich der Name jenes mythischen Rauschtrankes war, welchen 



1 Vgl. W. Golther, Handbuch der germanischen Mythologie, p. 351. 352. — 
E. Moqk, a. a. O., p. 115. 



17* 




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L. V. SCHROEDER. 



neulich auch schon R. Much mit dem ähnlich bereiteten berauschen- 
den Getränk in Polynesien und Guyana zusammengebracht hat. 1 

Hält man dasjenige, was Veda und Edda uns lehren, zusammen, 
dann wird man wohl kaum daran zweifeln können, daß trotz mannig- 
facher Verdunkelung und phantastischer Umgestaltung bei den Indern 
und Germanen in der ältesten Zeit die Erinnerung an einen Rausch- 
trank noch fortlebt, der vermutlich in der Urzeit ungefähr in jener 
primitiven Art bereitet wurde, wie wir sie bei dem polynesischen 
Kawa -Trank kennen. 

Habe ich mit meiner Erklärung des Apäläliedes Recht, dann 
deutet dasselbe — wie auch noch andere Lieder des Veda — zurück 
auf rituelle Bräuche der ältesten vedischen Zeit, welche in der Folge 
verloren gegangen und vergessen worden sind, aber durch die Ver- 
gleichung gestützt und durch ethnologische Parallelen aufgehellt 
werden. Als das Lied nicht mehr verstanden wurde, da wurde aus 
der Apälä — ursprünglich wohl nur eine Bezeichnung des Mädchens, 
das noch keinen Mann hat — eine Sagengestalt, von welcher man 
nun allerlei wunderliche Dinge erzählte, die man mit mehr oder 
minder Glück und Geschick aus dem Apäl&liede herauszulesen und 
zu deuten suchte. Daß man eine solche Erzählung dann noch durch 
mancherlei Zutaten weiter ausgestaltete, die bloß der Phantasie ent- 
sprungen sind, wird wohl jedermann begreiflich finden. Wenn für 
uns bei näherer Betrachtung diese nicht gerade glänzende Sagen- 
gestalt sich in Nebel auflöst und verflüchtigt, so ist das kaum als 
ein Verlust zu betrachten. Mit dem Einblick in das Mysterium eines 
vedischen Frauenritus, eines Mannbarkeitszaubers mit zahngepreßtera, 
d. h. primitiv gekautem Sorna, haben wir hoffentlich Besseres ge- 
wonnen. 

Nicht ganz aufgeklärt ist bis jetzt noch der Zug des Liedes, 
nach welchem die Mädchen als patidvishas bezeichnet werden, d. h. 
als solche, die den Gatten hassen, dem Gatten abgeneigt sind, also 
von der Ehe nichts wissen wollen. Vielleicht erklärt sich dieser Zug 

1 Vgl. Rudolf Much in seiner Besprechung von F. Kauffmanns Haider', 
Göttingische Gel Anzeigen 1908, Nr. 5, p. 369. 370. 




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Das ApAlAlied. 



243 



im Lichte einer Hypothese, zu welcher mich neulich das Buch von 
H. Schurtz über Altersklassen und Männerbünde geführt hat. 1 Es 
ist allerdings eine einigermaßen kühne Vermutung, die darum auch 
nur mit aller Reserve geäußert werden soll. 

Die Tänze der Maruts, respektive ihre mimetische Darstellung 
in altvedischer Zeit, im Vereine mit gewissen wohlbekannten euro- 
päischen Bräuchen, haben es mir wahrscheinlich gemacht, daß die 
Inder ursprünglich, in der ältesten vedischen, respektive in der vor- 
vedischen Zeit die Einrichtung des sogenannten Männerhauses oder 
Junggesellenhauses kannten, welches auch später noch als Sabhä, 
d. i. als Versammlungshaus bei ihnen fortlebt. Charakteristisch für 
die Einrichtung des Männerhauses aber ist, nach den ethnologischen 
Parallelen, das Privilegium der freien Liebe, welche den Junggesellen 
mit den noch unverheirateten Mädchen gestattet ist. Es wäre nun 
ganz wohl denkbar, daß die Mädchen unseres Liedes, wenn sie die 
Mannbarkeit ersehnen, nach dem ,Männlein' (viraJca) ausschauen, 
mit ,Indra* sich zu vereinigen wünschen, während sie von der Ehe 
mit einem Gatten noch nichts wissen wollen — daß diese Mädchen 
eben zunächst an eine Zeit der freien sexuellen Liebe denken und 
von ihr reden. Gott Indra vertritt für sie gewissermaßen das Prinzip 
der Männlichkeit, nach dem sie verlangen und das ihnen auch nicht 
versagt bleibt, ohne daß sie sich schon an einen Gatten fest zu binden 
brauchten. Er wäre hier etwa der Valentin seiner Valentine, der Ge- 
liebte zur Zeit der Maibrautschaft. Wir werden dabei auch wieder 
an jenes bruderlose Mädchen erinnert, das sich den Männern zu- 
wendet (RV. 1, 124, 7). Und auch die bekannte merkwürdige Vor- 
stellung der Inder, nach welcher das Mädchen vor seiner Verheiratung 
der Reihe nach mehreren Göttern — dem Sorna, dem Gandharven 
Vi9vävasu, dem Agni — als Gattin angehört, erklärt sich vielleicht 
am besten unter der Voraussetzung einer — wenigstens ursprünglich 
vorhandenen — freien Liebesgemeinschaft der noch Unverheirateten. 
Diese Vorstellung ist derjenigen einer liebenden Vereinigung des Mäd- 



Vgl. L. v. Schroeder, Mysterium und Mimua im Rigveda, p. 472 — 479. 




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244 



L. V. SCHROEDER. DAS ApALALIED. 



chens mit Gott Indra entschieden analog. Die Mitglieder des Männer- 
hauses stellten bei den von mir nachgewiesenen kultlichen Spielen 
und Tänzen verschiedene Götter, den Indra, die Marut, die Gandhar- 
ven, Sorna, Agni u. a. dar. So konnte sich unschwer die Vorstellung 
bilden, daß die Mädchen, welche mit ihnen in ein Verhältnis traten, 
sich mit gewissen Göttern verbanden. Indra aber war die Haupt- 
person jener Spiele. 

Ich habe oben darauf hingewiesen, daß merkwürdige Züge des 
Apäläliedes zu dem altnordischen Mythus von Sif, der Gemahlin des 
Thorr, zu stimmen scheinen. Der Name der Sif aber hängt mit dem 
Worte ,Sippe' zusammen, und dieses wiederum mit dem altindischen 
Worte sabhd, das Versammlungshaus, das Männerhaus, 1 mit welchem 
wir nach unserer soeben geäußerten Vermutung Apälä in nähere 
Beziehung treten sahen. So mag Sif- Apälä ursprünglich das Mädchen 
sein, das der Gewittergott Thorr-Indra mannbar macht und als 
Geliebte besitzt, — seine Valentine, das bräutliche Mädchen, als 
dessen mythisches Abbild die fruchtbare, Ähren tragende Erde sich 
darstellt, — das Getreidefeld, wie Uhland ganz richtig sagte, die 
urvard unseres Rigvedaliedes. 

1 Vgl. W. Golther, a. a. O., p. 263; Uhlenbeck, Etymologisches Wörterbuch 
der altindischen Sprache, s. v. sabhä. Hier wird sabhä unter anderem mit goth. sibja, 
ahd. sippea, sippa , Verwandtschaft, Sippe 4 und ebenso mit an. Sif, dem Namen der 
Göttin, plur. sifjar ^affinity, connection by marriage 1 , etymologisch zusammengestellt. 
Der Grundbegriff des Wortes scheint etwa »Gemeinschaft 4 oder ,Verbindung' zu sein. 




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Berberische Stadien. 



Von 



Hugo Schuchardt. 



I. 



Ein alter Plural auf -w? 



Die berberische Pluralbildung ist eine höchst verwickelte; zu 
der starken Ungleichmässigkeit innerhalb jeder Mundart gesellt sich 
eine nicht minder starke zwischen den Mundarten. Ich schicke 
mich an, dieses Labyrinth in einer bestimmten Richtung zu durch- 
kreuzen, aber nur behufs einer vorläufigen Orientierung. Der Natur 
eines solchen Versuches gemäss sehe ich von allen hemmenden und 
erschwerenden Einzelheiten ab, so fast immer von der Angabe des 
örtlichen Vorkommens für die einzelne Form, die also dann durch- 
aus nicht als eine sehr verbreitete zu gelten braucht; wo es der 
eigentliche Zweck erheischt, gebe ich wenigstens die Quelle an aus 
der ich sie geschöpft habe. 1 

1 Die Darstellung der Laute bereitet mir einige Schwierigkeit, nicht bloss 
weil die einzelnen Mundarten sich in ihrem Lautbestand keineswegs ganz decken, 
sondern hauptsächlich weil nur zwei von ihnen lautlich genau (auch mit Berück- 
sichtigung von Quantität und Betonung) aufgezeichnet worden sind, die sill.xische von 
Tazerwalt durch Stumme ('95. '99), die der Beni Snüs durch Destaing ('07). Ich 
schliesse mich im wesentlichen dem zweiten an; vor allem bediene ich mich um 
die dentalen und gutturalen Reibelaute (mit Ausnahme der Zischlaute) wieder- 
zugeben, der griechischen Zeichen: <f, &, y,x* ^ es letzten aber nur für den vordem 
Reibelaut (er kommt verhältnismässig selten vor), für den hintern bleibt das her- 
kömmliche h (so Destaing in der Tabelle S. 1; die Bestimmung für jenes S. 11: 
,a peu pres le x grec* ist ungenau, da x im Griechischen, ebenso wie ch im 
Deutschen eine doppelte Aussprache hat). Die palatalen AfFrikaten schreibe ich dz 
und t$, wie ich das schon früher bei den kaukasischen Sprachen getan habe. 
Unsilbiges i und u drücke ich durch i und u aus, wenn mich meine Quellen über 
die Unsilbigkeit in keinem Zweifel lassen. 




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246 



Hugo Schuchardt. 



Zunächst ist die Pluralbildung des artikelartigen Präfixes von 

der des Nomens abzutrennen. Jene stellt sich, in der verbreitetsten 

Form, so dar: T>1 . 

m. a- y rl. i- 

w. ta-, „ ti-. 

Ich bemerke gleich hier dass das weibl. Substantiv im Sing, auch 
ein gleichsinniges Suffix -t zu haben pflegt. Das Präfix — ich möchte 
es kurz als ,Artikel* bezeichnen — ist mit dem Substantiv fest ver- 
wachsen; daraus erklärt sich dass es nicht selten für beide Zahlen 
das gleiche ist: das des Sing, dehnt sich auf den Plur. aus, so a-ddäg 
Baum: a-ddäg-en, oder, was weit häufiger ist und besonders beim 
Fem. vorkommt, das des Plur. auf den Sing., so i-ls Zunge: i-U-aun^ 
ti-filles-t Schwalbe: ti-fellas. In einigen Fällen haben wir die der 
ursprünglichen entgegengesetzte Entsprechung i-: a-, so i-SSer Finger- 
nagel: aSSar-en (neben a-sS-; i-ss-' a-§s-: a-§§-)] i-ls Zunge: 
a-ls-iun; i-nzer (ti-nzer-t) Nase: a-nzar-en (ti-nzar-in). Dann ist aber 
irgendwie der Stammvokal im Spiel 1 ; wie ja vor vokalischem An- 
laut der Artikel nicht selten seinen Vokal einbüsst, dann also vom 
männlichen nichts übrig bleibt, so udem Gesicht: udm-aun. Auch 
vor Konsonanten schwindet das a- des Sing, und das i- des Plur. oft, 
ersteres wohl häufiger, so (a-)dad Finger: (i-)dud-an. Der Unterschied 
der Zahl findet sich zuweilen nur im Artikel ausgedrückt: a-SermeSan 
Eidechse: i-serme$an* baba Vater: i-baba. Wir sollten dann ebenso 
wie bei ital. il sofä: i sofä von Indeklinabilien d. h. undeklinierten 
Substantiven reden. 

Wie im Arabischen unterscheidet man auch im Berberischen 
zwischen innern und äussern Pluralen der Nomina. Die erstem 
sind aber hier keineswegs so vorherrschend und mannigfach wie 

1 Man vergleiche zu dem ersten der beiden letzten Wörter: hausa hdlie 
(PI. halusa), kopt. las Zunge. Zum zweiten einerseits arab. manhar (PI. menäfier) 
Nasenloch, Nase — auch im Berb. kommt die gutturale Spirans nach n vor: 
silh. ti-nhev-t, (t)i-nhar(-t) Nase; anderseits hausa hantU (PI. hantuna), kanuri kentsä 
Nase — der anlautende Guttural erscheint in a-yendiuv (Basset Loqmän S. 282), 
a-henSus (Basset Zenatia II, 100) Nase, welches aber dem äg.-arab. nahMtf Nasen- 
loch sehr nahe kommt. 



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Berberische Studien. 



247 



dort. Sie beruhen regelmäßig auf der Umwandlung des letzten Vokals 
in a (ä y ä) } z. B. a-Sentuf Schopf: i-Sentaf- i-zbil Härchen: i-zbäl. 
Dabei wird auch der Vokal der vorhergehenden Silbe grossenteils 
abgeändert, z. B. i-glgil Waise: i-gugal; a-gäiu Kopf: i-güia. Die 
veränderte Tonlage ergibt die scheinbare Umstellung einer Liquida; 
so erklärt sich a-mgerd Hals: i-mgrad aus den volleren Formen 
a-mgerSd: i-mgerdd. Da hier dem (kurzen) a Stummes bei Destaing 
ein ä entspricht (: i-yiäl =: i-yiäl Esel), so lassen sich zu diesen 
berb. Plur. die arabischen K x K 2 äK 3 (klass. J\**, auch J^^) ver- 
gleichen, z.B. k(e)bir gross: k(u)bär; kelb Hund: kläb. Bei gleichen 
Wörtern wird man freilich oft die Übereinstimmung vermissen, so: 

a-hidur Schaffell: i-hidar j arab. 1 hldüra: hijädir 
a-bernus Burnus : i-bernas } bernüs : beränis 

a-farnu Ofen : i-furna] fom : (a)fran (lat. furnus). 

Hingegen sind zahlreiche arabische Plur. unberberischer Bildung 
ins Berberische übergegangen, so (selsela Kette:) slasel; (a-ssuk 
Strasse:) i-ssuäk } arab. seläsel, asuäq. 

Äussere Plurale entstehen durch Antritt einer Endung. Das 
Berberische kennt nur eine solche als primäre, nämlich: 

1) m. -en (Stumme und Destaing: ~en 2 ), w. -in (Dest.: -In) 3 , 
z. B. a-myar Greis: i-myar-en* ta-myar-t Greisin: ti-myar-in. Nach 
Vokal steht einfach -n, so a-rba Kind: i-rbä-n- ti-lki-t Laus: ti~ 
lki-n- doch bilden die vokalisch auslautenden Nomina ihren Plural 
gewöhnlich auf andere Weise. Innerhalb des Berberischen begegnen 

1 Es handelt sich natürlich hier überall in erster Linie um das maghrebische 
Arabisch. 

8 Das e stellt bei diesen beiden nicht einfach ein kurzes e vor, da sie ja 
im allgemeinen die Kürze unbezeichnet lassen, sondern ein sehr kurzes, ein Redu- 
ziertes*. 

8 Die Berbern pflegen zwar diese Endung arabisch ^-(\x.~an ^\-) zu schreiben; 
daraus ist aber wohl weiter nichts zu schliessen als dass die Vokale wenn nicht 
den Haupt-, so doch einen Nebenton tragen. Vgl. Stumme Handb. des Schilhischen 
von T. S. 13 Anm.: ,Bei der Anwendung der arabischen Schrift für seine Sprache 
verfährt der Schilt sehr willkürlich hinsichtlich des Lang- oder Kurzschreibens 
der Vokale.' 




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248 Hugo Schuchardt. 

wir diesem pluralischen -n wieder bei der 3. PI. des Personalpronomens 
und des Verbs; ein ursprünglicher Zusammenhang mit arab. -in 
(klass. ^rr Gen.-Akk.) würde fraglich sein, wenn das -na die 
eigentliche, im Stat. constr. vorliegende Pluralendung nur erweitert 
(s. Brockelmann Vgl, Gr. der sem. Spr. i, 452 f.). Wie es sich mit 
der Vokaldifferenzierung -en: -in verhält, muss noch untersucht 
werden. 

Davon ist aber nun nicht zu trennen: 

2) -an (Dest.: -ön), auch, doch nur sehr selten, bei weibl. Sub- 
stantiven. Für diese Endung gibt es verschiedene Erklärungs weisen, 
die wohl bis zu einem gewissen Grade verschiedenen Ursprungsweisen 
entsprechen. 

a) -an ist nur eine mundartliche Variante von -en: i-fis Hyäne: 
i-fis-en, i-fis-an. 

b) -an vertritt -en unter besondern lautlichen Bedingungen, 
nicht nur nach gewissen Konsonanten (wie sich auch für 
-in nach h -tm und nach emphatischen Konsonanten -yn 
findet), sondern hauptsächlich wenn durch die Unter- 
drückung des vorhergehenden Vokals die Endsilbe mehr 
Gewicht erhält, so i-l(e)f Schwein: i-lf-an; ussen Schakal: 
üsm-än (Dest.; uSsän-en St.); a-safar Mittel: i-sefr-an. 
Aber im zweiten Fall haben wir vielleicht eher umgekehrt 
das Gewicht der Endung als die Ursache des Vokal- 
schwundes anzusehen (vgl. Masqüeray Observ. gramm. 
sur la gramm, touareg S. 45, B, a). 

c) -an gründet sich analogisch auf -a-n, wo das -a Auslaut 
entweder des wirklichen Stammes ist (wie in a-rba] s. oben 
S. 247) oder des innern Plur. (wie in i-tra-n Sterne zu i-tri; 
s. unten S. 251). 

d) -än ist zusammengezogen aus -aun, -auen (s. unten), so 
i-l(e)$ Zunge: i-ls-än neben i-ls-aun, i-ls-auen. 

e) -än stammt aus dem Arabischen; hier findet es sich in 
K 1 VK 2 K 3 än (klass. und £>^*i), z. B. dgär Nachbar: 
dfirän { berb. ld k ar\ Id^ir-an, berberisiert a~dgar: a-d^ar-en. 



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Berberische Studien. 



249 



Weit seltener und erst aus innern Plur. abgezogen sind die 
beiden folgenden Endungen: 

3) -a, welches nicht als Endung eines äussern Plur. angeführt 
wird, aber da diese ganze Zweiteilung nur einen beschreibenden 
Charakter trägt, angeführt werden sollte; z. B.: 



mSüsa (MSLP 14, 486). Doch das sind innere Plur., und von solchen 
werden wir auch innerhalb des Berberischen ausgehen müssen; es 
scheint nämlich dass die innern Plur. von zweisilbigen vokalisch aus- 
lautenden Stämmen denen der obigen Art als Vorlage gedient haben, 
z. B. a-qarru Kopf: i-qurra] a-falku Falke: i-fulka; ta-zerzi-t Strahl: 
ti-zerza, wo ja das -a schon als Pluralzeichen empfunden werden 
konnte, vor welchem der Stammauslaut geschwunden wäre (vgl. 
unten S. 251). Auf die Einwirkung solcher innern Plur. von zweisilbigen 
konsonantisch auslautenden Stämmen wie i-gigil: igugal usw. sind 
andere zurückzuführen wie ti-sir-t Mühle: ti-siar] a-huSim Schnauze: 
i-husiam] a-hunsim Faust: i-hunsiam) a-gelzim Hacke: i-gelziam\ 
a-ger&il Matte: i-ger&ial; ta-hri-t (t für d-i) Tasche: ti-hriad] auch 
ta-gaim-t Vorderarm : ti-guiam. Dieses -ia- hat sich nicht selten da ein- 
gestellt wo bei gleicher Tendenz -ua- zu erwarten war, z. B. a-bernus 
Burnus: i-bernias ; a-genduz Kalb: i-gundiaz] a-serdun Maultier: 
i-serdian; a-henfuS Schnauze: i-henfias. Es findet sich aber sogar 
für -a- des Sing., so ti-qantar-t Brücke: ti-qantiar, wohl umgekehrt 
rsj -ar neben -i'ar. Denn dem Bedürfnis den Plur. durch ein -a der 
letzten Silbe gekennzeichnet zu sehen, konnte ja in jener dritten 
Weise genügt werden die ich oben als die regelmässige angeführt 



a-nyus Stachel: i-nyus-a 

a-mus Katze : i-mus-a 

ta-bbur-t Türe : ti-bbur-a 

ta-mur-t Land : ti-mur-a 

ta-sir-t Mühle : ti-sir-a. 



Ähnliche Plurale kennt das Kuschitische, z. B. saho afür Eidechse: 
afür-ä, egil Bach: egll-ä; und näher noch liegen arabische wie 
K 1 K 8 üK 3 a (klass. ÄJ^äS), z. B. Sba Hyäne: dbua- mess Katze: 




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250 Hugo Schuchardt. 

habe, und so gibt es denn neben ti-siar (und tisir-a) ein ti-sar, 
neben a-gelziam ein i-j&zzäm, neben i-bernias ein i-bernas, neben 
i-serdian ein i-serdan. Bei den Plur. einsilbiger Stämme wie tisiar 
lässt sich auch an die arab. Plur. KjKjäKg von Stämmen mediae 
^5 denken wie blr Brunnen: biär (so auch berberisch, doch daneben 
biur* vgl. arab. ab'ur)* kls Börse: akiäs (berb. ebenso). 

4) -t (-#) an weiblichen Substantiven auf -a arabischen Ursprungs, 
z. B. yimra Gewitter grosse Wassermasse): yimra-t\ taSita 

Zweig (i^ki)): ta-Uta-t] besonders an romano-arabischen, z.B. fertuna 
Sturm (iS^i^i): fertuna-t] tabla Tafel (£L*l>): tabla-t. Bisweilen tritt 
-ä-t an konsonantisch auslautende Singulare (wie im Arab.; s. Stumme 
Tun. Gr. S. 78), so zbltär Hospital (^k^-*o): zbltär-äd'. Im Sing, 
erscheint statt -a oft -et, welches auf den arab. Status constructus 
zurückgeht, z.B. elqendre-t Brücke (S^kiS): elqendra-t] elbale-t Schaufel 
(äJb): elbala-t* zenqe-d- Strasse (^^j): zenqä-d", ta-bune-t 1 kleiner 
Backofen (ü>>U>*): ti-buna-t. Wenn auch altberberische Wörter auf 
-a an dieser Pluralbildung teilzunehmen scheinen, so stammt sie doch 
aus dem Arabischen. Aber, wie sich aus dem gleich Folgenden 
ergeben wird, es muss das ältere Berberische eine entsprechende ge- 
kannt haben; der innere Plur. der weiblichen Noipina (~at:) -üt (vgl. 
Brockelmann Vgl. Gr. der sem. Spr. i, 441) gehört dem Hamitischen 
wie dem Semitischen an. 

Als gemischte Plurale gelten in der berberischen Grammatik 
diejenigen die zugleich innere und äussere sind, d. h. innere durch 
den Antritt einer Endung erweiterte, z. B. a-fus Hand: i-fass-en; 
ta-yät-t Ziege: ti-yyd-yn. Es versteht sich von selbst dass der innere 
Plur. (*i-fas) kein selbständiges Dasein gehabt zu haben braucht; 
auch hier, wie bei allen Flexionserscheinungen, ist der Einfluss der 
Analogie in Anschlag zu bringen. Ferner ist genau zu prüfen ob 

1 Uber dieses auch in Ägypten gebräuchliche Wort s. Völlers ZDMO 50, 632. 
Der Berber nimmt die erste Silbe für den , Artikel*. Vgl. ta-banta Schürze: ti-banl- 
iuhiy auch arab. tebänta: -üt j span. devantal; doch findet sich Abfall des d- oder 
der ersten Silbe schon im Romanischen: span. avantal, südfr. bantal, vantal (s. mein 
Bask. u. Moni. S. 29). 



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Berberische Studien. 



251 



ein anscheinend gemischter Plur. nicht in Wirklichkeit nur ein 
äusserer ist, indem quantitative oder qualitative Veränderungen des 
Stammes durch die Endung hervorgerufen worden sind. Hierher 



a-zru Stein: i-zr-an (so Stumme), falls wir -an als Endung ansehen; 
denn dann handelt es sich um die Ausstossung des stammauslautenden 



(Destaing i, 193). Ebenso wahrscheinlich ist allerdings die Umwand- 
lung von -i und -u in -a: *i-tra } i-zra (dieses ist die verbreitete Form), 
davon i-tra~n, i-zra-n. Aber wiederum a-barku Barke: i-bark-an 7 
nicht i-barka-n, sonst wäre auch -a- umgelautet: *i-burka-n (vgl.a-falku: 
i-fulka). Endlich haben wir, da -a als Pluralendung festgestellt ist, 
Plurale wie ta-mar-t Bart: ti-mir-a nicht unter die innern, sondern 
unter die gemischten einzureihen. 

Es gibt nun aber auch gemischte Plur. die äussere Plur. von 
äussern Plur. sind, oder mit andern Worten die zwei verschiedene 
Endungen haben, und zwar als erste die weibliche -ät (-at). Während 
von den beiden Numerusausgängen ~at: -ät der des Plur. im Semiti- 
schen blühend gedieh, ging er im Berberischen ein, welches wiederum 
das -t des Sing, fester hielt als das Semitische. Dieses -t pflegt im 
Plur. von der Endung -in abgelöst zu werden, z. B. ta-kur-t Ball: 
ti-kur-in. Falls aber der Vokal vor dem -t gewahrt ist, bleibt dieses 
gern auch im Plur., z. B. d-a-rb-ät Mädchen: d-i-rb-äd'-ln] tu-bb-Qt 
Stich: tu-bb-$t-in] ti-rb-it Mädchen: ti-rb-ät-in oder ti-rb-U-in] ti-sl-it 
Braut: ti-sl-at-irt] t-sil-ut Braut: te-sel~at-in] d-a-yend^au-d- Löffel: &i- 
yendtau-fr-en (s. unten S. 263); dann und wann entspricht auch einem 
-t nach Konsonanten ein -at-in, so ta-lqim-t Bissen (i^£J): ti-luqm- 
at-in; öfter einem -a ohne -t y z. B. tä-la Hügel: Vi-l-'dt-in. Eine sehr 
merkwürdige Form ist: til-at-uin Augen (JA 5 83, i, 339), wo t 
in das sonstige tuar. tit-auin (zum Sing, tit) eingeschoben zu sein 
scheint. Noch bemerkenswerter aber ist dass im A f §a§a (s. Basset 
Zenatia n, 54) das weibl. # im Anlaut des Plurals oft fehlt (oder schon 
in dem des Singulars) und dann dem plural. -in nachgesetzt wird 
(als -t), so 9a-hzau-t Mädchen: i-hzau~in-t) a-yiul-t Eselin: a-yiul- 



gehören auch Fälle wie a-idi Hund: i-id-an] i-tri Stern: i-tr-an' 



-i und -u vor -a 



} i-di-an (Basset Loqinän S. 334), * i-tri-an, i-zru-än 




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252 



Hugo Schuchardt. 



in-t (anders verhält es sich mit a-serdun-t w. Maultier: i~serdan-t) 



weibl.Plur. aus der des männl.Plur. -w und der des weibl. Geschlechtes 



weiblichen Plur. auf -at-in usw. sind nun männliche nachgebildet 
worden, wie aha Bruder: aharten \ a-gzza Baumstamm: a-gZzä-ten\ 
i-nsi Igel: i-nsi-ten) anu Brunnen: anu-d-en. In auffälliger Weise ent- 
sprechen diesen berberischen Pluralverhältnissen die des südarabi- 
schen Mehri (s. Jahn Gramm, der Mehri-Sprache S. 33 f.). Die Mask. 
bilden den Plur. auf mit vorhergehendem betonten Vokal oder 
Diphthong', z. B. ddif Gast: daifön; die Fem., die sich im Sing, 
von den Mask. durch die Endung -t unterscheiden, ,auf -öt (häufig) 
unter gleichzeitiger Vokal- und Akzentveränderung im Worte', z. B. 
Ijhrnumet Taube: hemämot, aber auch auf ,-ten (häufig) mit vorher- 
gehendem langen Vokal (Diphthong) oder ohne solchen, oft unter 
gleichzeitiger Vokal- und Akzentveränderung im Worte', z. B. dafddt 
Frosch: daf danten; dafrit Zopf: darf arten- und endlich wiederum 
die Mask. ,(oft) nach Art der Feminina auf -ten mit vorhergehendem 
langen betonten Vokal (meist ü, 6) oder auch ohne solchen', z. B. 
rizdn Fessel: rizanuten. Aber auch innerhalb des Hamitischen be- 
gegnen wir sehr deutlichen Anklängen an jene berberische Plural- 
bildung (s. Fr. Müller Grundr. 3, n, 243; Reiniscii Pers. Fürte. 
S. 298), und zwar im Hochkuschitischen, besonders in den Agau- 
sprachen. Diese besitzen gemeinsam als Pluralzeichen -/, neben 
welchem im Chamir -tän steht und mit überwiegender Häufigkeit im 
Quam -/an, z. Ii. cham. azin Bräutigam: aztn-tän\ quara nun Hand: 
nän-tan (cham. nan-t, bil. nän-tet)] neu Haus: nen-tan (cham. nin-te, 
bil. Uiten-t). Ich fasse dieses -tän (-tan) als -t-ün ; die zweite En- 
dung (d. h. -än) kommt hier, wie im Äthiopischen und im Semitischen 
überhaupt, auch selbständig vor (Keinisch Pers. Fiirw. S. 284 f. 
betrachtet -/, -te ebensowie -an als aus -tän gekürzt oder verschliffen). 
Die von Reinisch Die Quarasprache i, 89 § 111 gegebenen Beispiele 
könnten allerdings an Entlehnung von -an aus dem Äth. denken 
lassen ; denn es sind insgesamt Plurale von Lehnwörtern und 



das Ägyptische bietet dazu eine Parallele, wenn die Endung -wt des 



-/ zusammengesetzt ist (s. Erman Ägypt. Gramm. 2 § 117, A). Den 




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Berberische Studien. 253 

besonders Erweiterungen äthiopischer Plur., wie kahen Priester: 
Jcahen-ät-an ; masfen Richter: masäfen-t-an. Fälle wie cham. zin-tän 
Schwestern neben zin-t Brüder hatten Reinisch (Die Chamirsprache 
i, 103, wo auch auf das -ten des Mehri hingewiesen wird) den Ge- 
danken nahe gelegt, -tän entspräche als weibl. Pluralendung einer 
männlichen -an; er war aber davon zurückgekommen, da er den 
unterschiedslosen Gebrauch beider Endungen festgestellt hatte (und 
das quara zan-tan Brüder neben sen-t Schwestern hätte die beste 
Kontraindikation geliefert). Mich hindert das jedoch nicht hier ebenso 
wie im Berberischen und Mehri das -t als ursprüngliches Zeichen 
des weibl. Geschlechtes zu betrachten, obwohl es hier nicht mehr, 
wie dort, im Sing, diese Rolle ausfüllt; man berücksichtige auch in 
welchem Masse das arab. und äth. -at auf männliche Substantive 
ausgedehnt worden ist. 

Der zusammengesetzten Pluralendung m. -t-en, w. -t-in stelle 
ich nun innerhalb des Berberischen eine andere solche gegenüber: 
m. -ii-en (zgz. -un), w. -u-in, z. B.: 

a-meksa Hirt : i-meksa-uen 

ta-smi Nadel : ta-smi-uin. 
Über diese Endung, die sich einer ausserordentlich weiten Ausdehnung 
in allen Mundarten erfreut, hat bisher eine ganz andere Ansicht ge- 
herrscht. Basset Man. de langue kabyle (°87) S. 64 § 73, A sagt: ,Dans 
certains mots, la terminaison est oun ^ ou ouen ^\ qui represente 
sans doute un ancien ou tombe au singulier.' 1 Stumme Hdb. des 

1 Rev. criL '06, n, 503 kommt Basset nachdrücklich auf diese Erklärung 
zurück, indem er in seiner übrigens gerechten Kritik von Sarrionandias Gramdtica 
de la lengtia rifena (*05) ihm vorwirft bezüglich des u in einen Irrtum verfallen 
zu sein, nämlich zu glauben, es sei jajoute au hasard 4 . Aber er verkennt dass 
Sarrionandia nicht im entferntesten an die Deutung der Sprachtatsachen denkt, 
sondern nur an ihre Beschreibung. Er sagt S. 133 f. von der l.Form der unregel- 
mässigen Plurale auf -n: ,Intercala un au entre el final del Singular y la desinencia 
regulär* usw. und von der 2.: ,En vez de aw, intercala un iV usw. Das ist doch 
wesentlich nichts anderes als wenn Hanoteau Ess. de gramm. kab. (*58) S. 24 sagt: 
»D'autres placent le son ou et iou avant la terminaison cn' und S. 29: ,Enfin, certains 
noms singuliers interposent le son ort entre a et n du pluriel.' Und auch Stumme spricht 
zunächst (S 37 f.) nur von dem , Auftreten 4 eines u oder du oder iu vor der Endung (ejn. 



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254 



Hugo Schuchardt. 



Schilk. v. T. ('99) S. 41 § 76 schliesst sich mit einer notwendigen 
Einschränkung an: ,das w der erstgenannten Endung [-unn] dürfte 
oft der wieder zum Vorschein kommende letzte Radikal der Wurzel 
sein'. S. auch Destaing i, 57 f. 179. Also während in den beiden zuletzt 
genannten Plur. für mich *(i-)meksa-u, *(ta-)8mi-u alte Plurale sind, 
sind sie für die andern alte Sing. Diese Auffassung ist für sich be- 
trachtet sehr ansprechend; sie kann sich auf zahllose Analogieen 
stützen, besonders allerdings in den arischen Sprachen (leo : leones, 
cor : cor da usw.); das Arabische aber bringt die äusserlich ähnlichsten 
Formen entgegen, teils schon alte, wie smä Himmel : smäuät, teils 
diesen folgende, junge, wie T)äSä Pascha : bäSäuät. Bevor ich nun 
die Wahrscheinlichkeit beider Erklärungen gegeneinander abwäge, 
will ich einen Überblick über die Ausbreitung dieser Endung geben. 
Sie tritt am häufigsten nach dem Auslaut a und i ein, wofür ich oben 
je ein Beispiel gebracht habe; daher kommt es dass -auen (-aun) und 
-iuen (-iun) als selbständige Endungen gefühlt werden können. Zu- 
nächst ersetzen sie einander, z. B.: 

i-nsi Igel : i-ns-auen 

tä-nsa Zufluchtsort : ti-ns-iuin. 

Es fehlt übrigens nicht an Fällen in denen sich -i vor -auen erhalten 
hat (vgl. i-di-an oben S. 251), so: 

a-sli Bräutigam : i-sli-auen 

i-syi Adler : i-syi-auen 

i-nsi Igel : i-nsi-auen. 

Zuweilen schwindet der vokalische Auslaut vor -uen, so: 

üa-ulca Wurm : &i-uk-uin (neben ti-uk-iuin) 

a-zekka Grab : i-zekk-uen (neben a-zekka-uin) 

te-nelli Faden : te-nell-uin 

i-nisi Igel : i-nis-uen. 

Umgekehrt pflegt an konsonantischen Auslaut -auen oder -iuen an- 
zutreten, so: 

i-l(e)s Zunge : i-l$-auen y i-h-aun, a-ls-iun 

ti-yerdem-t, ti-yirdem-t Skorpion : ti-yerdm-auin 9 ti-yirdem-iuin 
ul Herz : ul-aun. 




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Berberische Studien. 255 

Wie neben -en als Pluralendungen -an und -a stehen, so neben -uen: 

-uan und -ua. Jenes z. B. in: 

a-zekka Grab : i-zekk-uan 

i-genni Himmel : i-genn-uan 

i-kerri Schaf : i-kerr-uan. 

Dieses z. B. in: 

ta-la Quelle : ti-l-iua (neben ta-l-iuin, ta-l-uiri) 

ta-mda Sumpf : ti-md-iia (neben ti-md-uin) 

ti-zgi Wald : ti-zg-ua 

ti-rgi-t brennende Kohle : ti-rg-ua 

ta-mur-t Land : tu-mur-ua (gewöhnlich ti-mur-a) 

ti-fyu-t } di-feyu-ts Artischokenhaupt : ti-fy-aua^i-fey-ua (v. i-y/Kopf?). 

6 

Dass nun dieses pluralische -u- aus dem Singular stamme, ist 
eine Annahme die sich kaum durch positive Gründe wird stützen 
lassen. Dem Berberischen sind die Wortausgänge -au und -iu keines- 
wegs zuwider, und wenn hier je das -u verloren ging, so gewiss 
nicht dank irgend einem Lautgesetz, sondern durch Analogiewirkung. 
Basset MSLP 9, 81 f. erklärt a-zegza (: i-zegz-ua) 7 a-ziza (: i-ziza-un) 

£ g 

aus a-zegzau, a-zizau: blau, durch einen Abfall des -u. Der Sach- 
verhalt scheint mir ein anderer zu sein, aber ein etwas verwickelter, 
sodass ich ihn nur kurz andeuten kann. A-zegzau geht, wie aus 
jener Stelle zu ersehen ist, auf das Verb zigzu blau sein (oder werden) 
zurück. Die Perfektformen solcher Eigenschaftsverben werden grössten- 
teils durch den Wandel des in der letzten Silbe stehenden i oder u 
zu a aus dem Grundverb gewonnen, und von ihnen die Adjektive durch 
Vorschlag von a abgeleitet, z. B. i-uriy er wird gelb, i-uray ist gelb, 
a-uray gelb; i-mlul er wird weiss, (i-mellul ist weiss,) a-mellal weiss. 
Lautet das Verb auf -u aus, so wird im Perfekt entweder ein a da- 
vor eingeschaltet, so i-zigzau y oder es geht das ~u selbst in -a über, so 
i-ylu er wird teuer, i-yla ist teuer; i-dru er wird tief, i-dra ist tief, 
und zu einem solchen Perfekt gehört das Adj. a-zegza ) a-ziza, 1 dem 

=> o 

1 Eine gleichbedeutende Nebenform von zigzu ist zigziu, und ganz ebenso 
stehen harHu er wird rauh, hriu weit, sfiu hell den perf. harsau, krau, *fay, gegen- 
über. Das letzte Verb (s/tu) fasst Stumme S. 219 als eine «-Form und vergleicht dazu 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 18 

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256 



Hugo Schuchardt. 



aber eine mdl. Form zizu (: i-zizau-n^ Motylinski Dj. Nefousa) ent- 
spricht. 



Ich wüsste kaum ein Wort von denen die im Plur. ein -u- in 
der Endung aufweisen, bei welchem der Verlust eines -u oder, bei 
konsonantischem Auslaut, eines -au oder -tu des Sing, sich irgendwie 
wahrscheinlich machen Hesse; höchstens gibt mir tuar. ulem Herz: 
ulam-an (JA 3 83, i, 335) neben sonstigem ul : ul-aun, ul-atcen zu 
denken, da auch tuar. ulhi Herz (ebenda) zweisilbig ist und im 
Kunama urfä, ülfä : Bauch, Herz bedeutet (wozu Reinisch saho garbd 
dass. = arab. qurb stellt; und arab. qalb?). Hingegen lassen sich 
sehr viele unter jenen Wörter aufzeigen die im Sing, nie ein ~u be- 
sessen haben, nämlich wenn ich nicht irre alle aus dem Arabischen 
oder Romanischen entlehnten, wie ta-mezgida Moschee: ti-mezgad-iuin* 
ta-skäla Leiter: ti-skäl-iuin. 

Wie immer sich die Dinge im einzelnen verhalten mögen, der 
Grundstock der Plurale mit -u- wäre entweder ein ziemlich kleiner 
gewesen — dann ist die grosse analogische Ausdehnung schwer 
verständlich; oder er wäre ein grosser gewesen — dann bildet 
wiederum die Menge von Nominen auf -au und -iu oder überhaupt 
auf -u ein Rätsel. Wenn hingegen, wie ich vermute, -u ursprünglich 
ein Pluralzeichen war, dann besteht ein solches Miss Verhältnis 
nicht. Auch Hesse sich diesem -u in dem äg. -w eine Stütze geben, 
um vorderhand von kuschitischem -wä 7 ~ü, -o, sowie von altarab. 
-ü(-na) abzusehen. Ein männl. -u hätte dem weibl. -t gegenüber 
gestanden, beide wären durch den Antritt einer jüngeren, eigent- 
lich geschlechtslosen Endung -n verkapselt worden, auf die dann 
der Ausdruck des Geschlechtsunterschiedes überging: -uen, -uin — 
-ten y -tin. 

Eine Bestätigung für die BAssETSche Ansicht scheinen auf den 
ersten Blick gewisse — übrigens von ihm nicht herangezogene — 
Singularformen auf -au und (noch häufigere) auf -in zu gewähren, 

ti-fayb-i Licht; aber es verhält sich zu dem aus dem Arab. stammenden sfu oder 
#fu hell werden wie zigziu zu zigzu. Die Perfektform i-sfa er ist hell stimmt zu 
i-yla, i-dra. 




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Berberische Studien. 



257 



die besonders vor dem weibl. (und zugleich demin.) -t beliebt sind. 1 
Wenn wir sie aber scharf ins Auge fassen, so erkennen wir dass sie 
aus Pluralformen auf -auen und -iuen (-in) zurückgebildet sind und 
sich neben die ursprünglichen Singularformen gestellt haben. Am 
deutlichsten zeigt sich das bei Lehnwörtern, da uns ja hier die 
letztern unmittelbar dargeboten sind. In allen folgenden Beispielen 
habe ich die Plur. zwischen die alten und die neuen Sing, gestellt 
und die örtliche Zusammengehörigkeit der Formen in den beiden 
letzten Spalten durch übereinstimmende Zahlen (unten) ausgedrückt. 
l ass Nest (o^) L asus, 

c aSsiu v 

t(a)-as§iu-t^ 
c askeriu ly 



i-as§-iuen, 
ti-a§s-iuin 



c asker Armee, Soldat (j^** 6 ) 
'aud (Basset Zenatia n, 82) Pferd 
Jcers Bauch, Magen {J*j$)> 

ta-kers-et 3 dass. 
uard, uordy uerd Rose koll. [>^)y 

ta-liier-t 2 ind. 
uzz, uezz y uzz-et Gans (j$ koll., 



i- asker-iuen*. 

i-skr-iuen 2 
i- c aud-iuen 17 

i-auö-iuen 2 
krus, 

i-kers-iuen 
ti-kers-imn* 
a-uord-iuen,, 
i-uerd-iuen 9 



askriu 2 Soldat 
^audiu^ 
a- c auöiu 2 



2> 



a-ker§~iu 



2? 



ta-kers-iu-t* 
a-uordiu., 
a-uerdiu 9 



i-uzz-iuen 



i? 



a-uzziu 



i? 



i-bezz-iuen < 



a-bezziu« 



(i-uzziun Wild- 
gans). 

Wo wir es mit altberberischen Wörtern zu tun haben, werden 
wir kaum je an der Herkunft eines -u (-u) aus dem -um des Plurals 
zweifeln können, da ja nicht nur die kürzere Singularform die all- 
gemein verbreitete zu sein, sondern auch gegen die Zurückführung 
auf die w-Form sich zu sträuben pflegt. Man erwäge folgende Fälle: 



1 Destaing i, 179 sagt: ,Un i ou un u faisant partie de la racine et ayant 
disparu au masculin peuvent apparaitre au feminin ou au diminutif; aber auch 
für alle Maskulina die ihm als Beispiele dienen, d-yenza, d-ziza, d-yer&a, mü$ y 
d-nüzi gibt es Formen auf -i und-w,-w, wie unten ersichtlich werden wird (s. auch S.255). 

2 Auf die Wiedergabe des l- in den sonstigen Formen habe ich verzichtet. 

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Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



260 



Hugo Schuchardt. 



In manchen Fällen kann ich für den Sing, nur eine Form auf 



Für a-skiu Neger setzt Basset MSLP 9, 88 die Wurzel ski an; 
indessen neben dem Plural mit -tu- besteht auch ein solcher mit 
-au-: a-sk-auen (Basset Zenatian, 100), und die an jener Stelle 
angeführte Form a-sekJciu sowie die ghedam. (PI.) sikk-iuen dürften 
eher auf sekk weisen, womit sich vielleicht öilh. i-sgän (Stumme), 
i-seggan (Cid Kaoui) er ist schwarz in Beziehung bringen Hesse. 

Es gibt im Kabylischen Verbalnomina auf -iu-t mit dem Präfix 
ti-m- (die 18. Klasse bei IIanoteau Gr. kab. S. 219) und im Tuareg 
solche auf -au-t mit dem Präfix t- (die 5. Klasse bei Hanoteau Gr. 
tarn. S. 104; vgl. Basset Man. S. 52 und Dial. berb. S. 163), z. B. 
d-i-m-eny-iu-d- Mord (von eny tödten), t-erh-au-t Liebe (von erhi lieben). 
Die Silben -iu- und -au- füllen wesentlich die gleiche Rolle aus. 
Übrigens kommt -au-t auch im Kab. vor, und zwar finde ich es bei 
Huyghe, so ta-m-els-au-t fagon de s'habiller (Han. : xH-m-els-iu-& 
action de s'habiller), ta-ns-au-t hospitalitö pendant la nuit, bivouac 
(Han.: d , i-m-ens-iu-d' action de passer la nuit), ta-hedr-au-t Gegen- 
wart, ta-is-au-t oder t-iss-au-t action de faire paitre. Wie sich dies 
lötzte Substantiv zu dem betreffenden Verb, eks lautlich verhält, ist 
mir nicht klar; nach Analogie von ta-m-els-au-t Hesse sich ta-m-eks- 
au-t erwarten. Das kommt bei Huyghe vor, bedeutet aber Hirtin 
und entspricht dem a-meksa Hirt, sodass das -au- auf den Plural 
i-meksa-uen, ti-meksa-uin bezogen werden muss. Es liegt nun aber 
der Gedanke nahe ob nicht auch in den erwähnten Verbalnominen 
das Pluralzeichen -u steckt. Wenn sich die Bildung von Pluralen 
mit der von Abstrakten nahe berührt, so können wie jene aus 
diesen, so auch diese aus jenen erwachsen. 1 Dass, nach Hanoteau, 
hier regelmässig vor -m- der weibl. Artikel im Plural erscheint, ist 
wohl zu beachten (die Beni Snus allerdings gebrauchen nach 

1 Ich erinnere hierbei an eine eigentümliche Bildung des Chamir: ,Aus dem 
Plural auf -an (-an) kann mittelst Anfügung von -t [wohl eigentlich Zeichen des 
weiblichen Geschlechtes] ein Abstraktum gebildet werden, z. B. von hait Lüge 
die Form haH-an-t Lügengewebe* (Reipisch Die Chamir spracht i, 104 § 202). 



-u nachweisen, betrachte diese aber doch nicht als ursprüngliche. 




Original from 
C0RNELL UNIVERSITV 



Berberische Studien. 



261 



Destaing i, 175 &a- oder und ebenso die Bildung gleichwertiger 
Nomina mit weiblicher Pluralendung (11. Form bei Hanoteau Gr. 
kab. S. 214 f. ), z. B. &i-uy-in oder &-uy-in Kauf (b. snus &a-mesy- 
iü-d), &i-u$-in oder &i-s-in Ankunft (tuar. ti-s-ii). Basset Man. S. 52 
glaubt dazu bemerken zu müssen : ,Bien qu'ayant la forme du pluriel 
feminin, ces noms verbaux se construisent avec le singulier.' 

Wie sich aus -auen und -tuen im Sing, -au und -iu entwickeln 
konnte, so aus -uen (-un) mit vorausgehendem Konsonanten, also 
mit unterdrücktem Vokal ein silbiges -u, so a-mettu, i-ssu, ta-ferru-t 
(s. oben S. 258 f.) und noch: 

&e-borz-et Fenster d-i-borz-uin d-ford^u (Basset Rif } 

(wohl Dem. von neben &-burdg-et) 

borz Schloss) 

a-mu$, muSS 7 ta-muäa, ti-mus-iuin, d-i-mus- a-ma§§u(C.KAOvi Maroc), 
ta-mus-t Katze uin 1 ,i-mu&-uen } ta-mus§u-t (ebd.), 



Ebenso wird wohl zu beurteilen sein i-kru junger Hammel, zum 
Plur. i-kr-uan (Stumme) = i-kerr-uan zum Sing, i-kerr-i (s. oben 



Zuweilen drang das auf das -u- folgende -i- mit in den Sing.; 
oben (S.258f.) sind schon a-friui = a-friu = (t)a-fri-(t) } &a-ksaui-& = 
ta-ket$au-t und i-Hui = i-si(u) verzeichnet. Häufiger scheint -ui- nach 
Konsonanten zu sein, z. B.: 



muS - uen 
muSS-un 



musu-^ (Sarrionan- 
dia S. 135). 



S. 255). 



ta-habbi-t Hautpustel ti-habb-iuin t , 
(von arab. ti-hebb-uiin 



2 



ta-liabbui-t t (Huyghe), ta- 
hebbui-tz (C. Kaoli 
Maroc) 



a-zermum , $a-zermu- i-zermemm-uien x 
mi-ft Eidechse te-zelmum-uin 



a-zermemmuie 1 (C. Kaoui 
Mar), ta-zermemmui-t 
(ebd.), ta-zelmumui-t 2 
(Motylinski Dj. Nef.) y 
<&a-zelmummui-& (De- 
staing i, 178). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



262 



Hugo Schüchardt. 



In &a,'mernui-& Angel (pivot): &i-mern-uin (Olivier); ta-merniu-ti 



ti-mern-iuin (Huyghe), wohl von emu fortsetzen, hinzufügen (Nomen : 
ti-m-erna) } hat die im Grunde gleiche Pluralendung zwei verschiedene 
Singularendungen ergeben. 

Wenn die zusammengesetzten Pluralendungen -au-en, -iu-en, 
-u-en zwar, wie ich zuletzt gezeigt habe, nicht immer, aber doch 
grösstenteils an der Verbindungsstelle auseinandergebrochen worden 
sind um neue Singulare zu liefern, so hat natürlich dabei kein auch 
noch so dunkles Bewusstsein von der ursprünglichen Funktion des -u 
mitgewirkt. Hierdurch wird uns die Frage nahe gelegt ob nicht 
andersgeartete Pluralausgänge in ähnlicher Weise fruchtbar geworden 
sind. Dem -au-en, -au-in, -ait-n geht lautlich parallel : -a-i-en y -ai-in, 
•ai-n, und diesem entspricht öfter im Sing, ein -ai neben -a. Nun 
ist allerdings -ai (-aie) im Berberischen eine ziemlich häufige Nominal- 
endung: wir finden sie bei Nomina actionis und agentis von Verben 
auf -i y wie amzaj. Glättung, aratai Mischung von emzi glätten, erti 
gemischt sein ; amendai Fallensteller, anagmai Sucher von endi Fallen 
stellen, egmi suchen (Hanoteau Gr. kab. S. 212. 225; Gr. tarn. 
S. 103. 106 f.), und auch sonst, z. B. a-uetai Jahr (: i-ueti-an), zuweilen 
aus dem Arabischen herübergenommen, so ta-duai-t Pfeifenkopf {duäia 
Äf)$> Lerch.) : ti-duai-n\ ta-hsai-t Kürbis : ti-hsai-in. Ich 

glaube aber nicht dass ein -a des Sing, jemals durch einfachen Laut- 
schwund aus -ai entstanden ist, auch nicht in mirza bitter, miza 
schwer, ä-zlza blau : {-mer$a~in 9 i-miza-in, i-zlzau-en, wo nach Destaing 
i, 206 i und u im Plur. ,wiedererscheinen*. Es werden die beiden 
ersten Formen in entsprechender Weise zu erklären sein wie das in 
bezug auf die dritte oben S. 255 geschehen ist; man vergleiche jrirza 
und i-irzäi er ist bitter gewesen, i-izä und %-izäi er ist schwer gewesen 
zu i-iyla und i-iylai} Das -ai (auch mit der Variante -au) zeigt sich 
z. B. in folgenden Fällen mehr oder weniger deutlich als aus dem 
Plur. entsprungen: 



1 Destaing i, 133 f., wo offenbar zweimal ,doux* für ,lourd' verschrieben ist. 
Sind nicht auch die ersten Formen mit z zu schreiben (vgl. die spätere Stelle)? 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Berberische Studien. 



263 



a-yanza, a-yend^a, 
i-yend$a, ta- 
yend^a Löffel 
(nach Stumme 
} span. gancho) 



d-i-yen d%a- uin 2 , 
i-yanSa-un 1 , 



fri-yandza-in^ ti~ 
[ d-i-Jyend^a-in^ 
i-yendga-in 6 , 

i-yenza-ien, 
yenza - iin 6 



a-yanzan x (Stumme), ta-yendgau-t 
(C. Kaoui Maroc), &a- 
yendzau-d'i (Olivier; JA 
5 85, i, 160), 
- $e-yandzai-& s (JA 3 85, i, 159), 
ta-yendzai-t 4 , d-a-yendzai-d-^ 
(J-4'87, ii, 408), öa-yenzai- 



# 5 (Sarrionandia S. 135; 



a-yerda, a-yerda 
Ratte 



a-qqa-in 
i-ziua-in, 
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ti-ziua- 



Destaingi, 179), a-yendzai e 
(Basset Zenatia i, 5l) 
i-yerda-ien v i-yer- a-yerdai t (C. Kaoui Mar.), 

da-in S-a-yerdai-d- (Sarrionandia 

S. 126; Destaing i, 179) 
i-gzdi Baumstamm ti-gzda-in^, ti-zda- ti-gzdai-t 1 Zwergpalme (Basset 

in 2 Rif S. 97), ta-zdai-t 2 w. 

Palme (Basset Zenatia 
i, 79; Huyghe) 
ta-qqai-t (Stumme) 
ta-ziuai't 1 (Basset Zenatia i, 
21) 

ussa-ien ly ussa-in %} ussaie 12 (Huyghe; Olivier), 
u$ka-ien s , uski-ä $-u§sai-d' (Sarrionandia 
in 4 , uska-uen S. 126), uskai s (C. Kaoui 

Mar.), uskiäi^ (Stumme). 
In andern Fällen, wie a-dd^ai Kinnbacken: i-dd^ai-n (Motylinski 
Dj. Nef.)] a-srai, a-srai Fell: i-srai-en (C. Kaoui Mar.), i-sräi-n 
(Stumme); ta-glai-t Ei : ti-glai (C. Kaoui Mar.), ti-gilai (Stumme) usw. 
kann ich keine Singularform auf -a beibringen. 

Bei dem eben genannten ti-glai, sowie bei te-zd-ai, das sich 
neben ti-gzda-in y ti-zda-in findet, ist nicht an einen Abfall des -n zu 
denken, so wenig wie bei der Endung -na neben -uan\ auch die 
Plurale {ß--iua Rücken:) &-iuäu und (d-zhia Schüssel:) &i-zniäu 
(Destaing i, 200) dürfen uns nicht dazu verlocken, obschon ich hin- 
sichtlich deren Erklärung mich nicht sicher fühle und an Überlebsei der 



ä-qqä Kern 
a-ziua Traube 

uSsa, uska Wind 
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Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 



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CORNELL UNIVERSITV 



264 Hugo Schuchardt. Berberische Studien. 



von mir angenommenen Plural bildung nicht zu denken wage. Te-zd-ai 
gehört zum Sing, te-zdi-t (Huyghe) und in die Klasse der innern 
Plurale, die ja durch die Einsetzung eines a in die letzte Silbe ge- 
kennzeichnet sind. 1 Gewöhnlich wird zwar dann das 4 verdrängt, 
nicht selten aber auch — wie es scheint, besonders im Silhischen und 
Rifischen und nur bei Femininen — das a vor dem -i eingeschaltet, 
so ti-meqqi-t Tropfen: ti-meqqai; ta-ins&ri-t 2 Zimmer: ti-ms&räi* d-i- 
fri-d' Blatt (s. oben S. 258): d-i-frai. Gern bei Wörtern arabischer 
Herkunft; gehen solche in der Grundsprache auf -l oder -lia aus, 
so war ja die Einschiebung des -a vor dem -i fast geboten, z. B. &d- 
hedml-d' Messer (<^**>i.): Si-hedraai) de-SaSt-fr Hut (£^£>L&): d-i-susai; 
d-a-hendi-fr Seidentuch (^.^a): &i~hendaie (so Olivier, neben &i- 
hendi-in\ Huyghe hat ti-hendi-aie mit einem überflüssigen -?-). Aber 
das a von &t-husai Kürbisse beruht auf dem des arab. Sing, küsäia, 
für den ich im Berb. nur ta-hsai-t nachweisen kann (s. S. 262). Arab. 
arezzai Wespe (Lerchundi) stammt wohl von einem gleichlautenden 
berb. Plur. (zu kab. a-rez, a-rz: a-rz-en) } wie (koll. Beaussier) 

von a-rzazai (zu kab. a-rzaz: a-rzaz-en), welches, im mar. Mas. und 
Öilh. (Cid Kaoui) singularisiert wurde; dort a-rzazai (== arezzai 
u. d. W. ? guepier'): i-rzazai-en, hier ua-rzazai (dieselbe Rolle wie hier 
spielt u in silh. [Stumme] ua-rzan Wespe: ua-rzän-en y aber auch 
i-ua-rzan). 



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1 Ein gewöhnlicher innerer Plural ist a-qerrui Kopf: i-qurratfe) ] befremdlich 

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ist nur dass daneben steht a-qerm: i-qurra (auch a-qerroi i-qerra). Aber auch 
hier ist mir der von Basset (Dial. berb. § 75) angenommene Abfall von -i im Sing, 
noch nicht sicher; die zweiten Formen scheinen die älteren zu sein; vgl. a-qarnu 
Kopf: i-qatma (Basset Zenatia n, 111). 

2 Stumme führt hierneben das entsprechende maghr.-arab. Wort, io^o^ nicht 
an, auch nicht das diesem entstammende span. almaceria, noch das romanische 

m -i— 

Grundwort für ersteres. Doch ist aus seinem Schweigen nicht zu folgern dass er 
an der angegebenen Herkunft des berb. Wortes gezweifelt habe. 

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Zur Strophik des Quräns. 

Von 

R. Geyer. 

Zweck der folgenden Zeilen ist, auf einige für die Frage nach 
der Strophik des Quräns vielleicht nicht ganz unwichtige Beobach- 
tungen aufmerksam zu machen, die ich selbst nicht weiter verfolgen 
kann, da ich mit anderen Arbeiten zur Zeit überreichlich beschäftigt 
bin. Während D. H. Müller bei seiner Stropheneinteilung ver- 
schiedener Quränsüren von rein stilistisch-rhetorischen Motiven aus- 
ging, gelangte ich zu meinen Beobachtungen während einer wegen 
zu knapper Zeit leider nur in flüchtiger Weise ermöglichten Unter- 
suchung der Quränreime gelegentlich des Studiums von Völlers' 
Volkssprache und Schriftsprache. Die immerhin überraschenden 
Resultate dieser Untersuchung veröffentliche ich in einer demnächst 
in den Gott gel. Anz. erscheinenden Besprechung des VoLLERSSchen 
Buches; in mancher Hinsicht berührt sich das dort Gesagte mit 
dem hier Vorgebrachten. Doch will ich an dieser Stelle einige 
weitere Bemerkungen vorführen, die dort keinen entsprechenden 
Platz fanden, weil sie über den Rahmen des behandelten Gegen- 
standes hinausgingen. Auch soll manches dort Berührte hier in 
klarerer und präziserer Weise wieder aufgenommen und manche 
Einzelheiten richtiggestellt werden. 

Der Quräntext, den W. N. Lees seiner Ausgabe von Zamah- 
ääri's Kaäsäf beigegeben, weist eine von dem Texte der Flügel- 
schen Edition wesentlich abweichende Verseinteilung auf, wovon 
noch die Rede sein wird. Der genannte, von mir im folgenden mit 



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266 R. Geykr. 

Zain. bezeichnete Abdruck vermerkt aber nicht bloß die Suren-, 
Juz'- und Versabteilung, wie Fl. (= Flügel) es tut, sondern notiert 
auch die beim rituellen Vortrage zu beobachtenden Pausalvorschriften 
und Prostrationen (t^'S)? erstere mit allerlei, dem erweiterten System 
des Ibn Taifür as-Sajäwandi entsprechenden, von Nöldeke, Gesch. 
d. Q. 352 aufgezählten Zeichen, die Rukü c aber mit der Sigle £• 
Es ist a priori klar, daß diese Prostrationen die stärkeren Abschnitte 
des Vortrags und also auch des Textinhalts markieren müssen, und 
tatsächlich ist dies auch, wenigstens in dem LsESSchen Abdrucke, 
fast durchwegs der Fall; wo ein oder das andere Mal eine Ab- 
weichung von dieser Regel vorliegt, können wir mit Fug annehmen, 
daß entweder das Rukü c falsch eingesetzt oder sonst irgendwelche 
Störung eingetreten ist. Die Richtigkeit unserer Voraussetzung wird 
ferner auch dadurch bestätigt, daß einerseits kein Absatz zwischen 
zwei Suren ohne Rukü c ist und daß andererseits jedes Rukü c mit 
einem Versende (nach der Einteilung bei Zam.) zusammenfällt. 1 
Dann ist auffällig, daß das auf ein Rukü 1 treffende Versende häufig 
aus dem Reimzusammenhange tritt, so xm 26, xiv 6, 32, xvi 72, xix 41 
(von V. 35 ab auf ün), xxn 34, xxiv 56, xxvm 28, lxxxix 30, xc 20, 
xciu 11, xcvi 19, xcvni 8, cxi 5 (weitere Beispiele in der erwähnten 
Besprechung in den Gott. gel. Anz.). Endlich trifft nicht selten der 
Reimwechsel mit einem Rukü c zusammen, wofür zahlreiche Belege 
in der Anzeige von Völlers' Volkssprache gegeben sind. Ob die 
Verteilung der Rukü f für alle Quränrezensionen, bezw. für alle islami- 
schen Riten identisch oder variabel ist, müßte noch untersucht werden. 
Doch spricht der Umstand, daß Zam. in S. n 19 hinter eine bei 
Flügel fehlende Verstrennung zeigt, die zugleich mit Rukü c versehen 
ist, eher für Schwankungen und Differenzen zwischen den einzelnen 
Rezensionen. Betrachten wir nun jene Suren die nach D. H. Müller 

1 Dagegen finden sich Juz'- Einschnitte ohne Rukü c , wie z. B. vor Juz' 3, 5, 
6, 7, 9, 10, 11, 12, 14, 16, 20, 23. Juz* 21 fällt nach der Einteilung bei Zam. mit 
einem Rukü* (nach S. xxix 43) zusammen, während es nach Fl. hinter V. 44 
ohne R. wäre. Andere abweichende 'Ajzä* bei Zam. : Juz* 20 hinter S. xxvn 56 und 
Juz* 23 hinter S. xxxvi 20. 



nnn |p Original fronn 

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Zur Strophik des Qurans. 



267 



strophische Gliederung zeigen, mit Rücksicht auf die bei Zam. ver- 
merkten Ruku c , so sind solche Prostrationen vorgeschrieben in S. vn 
vor V. 57, 63, 71, 83, 92, 98, 106, 124, 127, 138, 146, 151, in S. xi vor 
V. 27, 38, 52, 64, 72, 75, 85, 99, in S. xv vor V. 16, 26, 45, 61, 80, in 
S. xix vor V. 16, 42, 52, 67, 86, in S. xxvi vor V. 9, 33, 52, 69, 105, 

123, 141, 160, 176, 192, in S. xxxvi vor V. 33, in S. xliv vor V. 29, 
43, in S. li vor V. 24, 31, in S. liv vor V. 23, 41, in S. lvi vor V. 38, 
74, in S. lxix vor V. 38, in S. lxxv vor V. 31 und in S. lxxviii vor 
V. 31; in den weiteren vier von D. H. Müller behandelten Suren 
sind nur Anfang und Ende mit Rukü c versehen. Von den 52 hier 
notierten Rukü c treffen also nur sieben, nämlich jene vor S. vn 98, 

124, 127, 151, xix 86, xliv 29 und lvi 38 auf das Innere Müller- 
scher Strophen, während 45 mit den von Müller aufgestellten 
Strophentrennungen zusammenfallen. Die von Müller auf Grund 
stilistischer und rhetorischer Prämissen vermutete Textteilung stimmt 
also innerhalb der 13 betreffenden Suren an 45 von 52 Stellen mit 
den in der Rezension bei Zam. durch die Prostration bezeichneten 
Abschnitten überein. Wie es sich mit den nicht auf Strophenabsätze 
fallenden Rukü c verhält, wird bei der Perlustrierung der einzelnen 
Suren zu erörtern sein. Bevor ich aber dazu übergehe, muß ich noch 
zwei auch für die Strophik des Qurans wichtige Momente hervor- 
heben, die ich in dem öfter erwähnten Artikel in den Gott. gel. Anz. 
ausführlich behandle, so daß ich hier nur kurz darauf zu verweisen 
brauche. Ich habe nämlich dort durch Vergleichung des Flügel- 
schen Textes mit Zam. nachgewiesen, daß die Verseinteilung des 
Qurans in den verschiedenen Rezensionen stark variiert; ich meine, 
daß daraus ein zwingender Schluß auf verhältnismäßig späte Ein- 
führung dieser Einteilung gezogen werden darf. Andererseits habe 
ich dort gezeigt, daß die Verseinteilung wenigstens der beiden ver- 
glichenen Rezensionen — aber auch wahrscheinlich aller anderen — 
sich durchaus nicht streng an die reimenden Textglieder hält, son- 
dern allerlei Binnenreime unbeachtet läßt und oft recht komplizierte 
Reimstrophengebilde — absichtlich oder unabsichtlich — bis zur 
Unkenntlichkeit verhüllt. Daß die Rukü'absätze häufig mit diesen 




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268 



R. Geyer. 



Gebilden zusammenfallen, habe ich ebenfalls an verschiedenen Bei- 



müssen daher bei der Untersuchung der poetischen Formen des 
Quräns festgehalten werden, und in diesem Sinne will ich nun die 
von Müller behandelten Suren besprechen. 

S. i zeigt in ihrem kurzen Aufbau in V. 6 eine aus dem Reim 
tretende Endung. Nimmt man den Reim als Richtschnur, so erhalten 
wir sechs Zeilen, von denen die letzte V. 6 und 7 zusammenfaßt. 
Die Sure zerfällt in zwei gleich viel Zeilen, je drei, enthaltende 
Hälften, in deren jeder die Keimfolge folgendermaßen aussieht: in, 
im } in; die erste Hälfte enthält die Lobpreisung Gottes, die zweite 
das Gebet um rechte Führung. Die Teilung der sechsten Zeile in 
zwei Verse geschah vielleicht, um in der Fätihah die heilige Sieben- 
zahl zur Darstellung zu bringen. 

S. vii. Eine regelrechte Stropheneinteilung ist in dieser Sure, 
wie schon Müller zeigt, nicht bemerkbar; betrachten wir aber die 
Verteilung der Rukü c , so nehmen wir eine auch inhaltlich mehr 
oder weniger ausgeprägte Gliederung wahr, die sich folgendermaßen 
entwickelt: a) V. 1 — 9 Drohung mit der Rechenschaft beim jüngsten 
Gericht, b) V. 10— 24 Empörung des Iblis und Sündenfall, c) V.25— 
29 Kleider Ordnung, d) V. 30 — 37 Höllenstrafen der Ungläubigen, 

e) V. 38 — 45 Unterscheidung von Gerechten und Ungerechten, 

f) V. 46—51 Späte Reue der Ungläubigen, g) V. 52—56 Gottes 
Zeichen in der Natur, h) V. 57 — 62 Noah, i) V. 63—70 Hüd, 
k) V. 71—82 Sälih (71—77) und Lot (78—82), 1) V. 83—91 Suaib, 
m) V. 92 — 97 Schema der Prophetensendungen, n) V. 98 — 123 Nutz- 
anwendung daraus (98 — 100); Entsendung Mosis und Bekehrung der 
Zauberer (101 — 123), o) V. 124—126 Pharaos Widerstand und Mosis 
Aufmunterung an sein Volk, p) V. 127 — 137 Unglauben der Ägypter 
und Exodus der Israeliten, q) V. 138 — 145 Moses auf dem Sinai, 
r) V. 146—150 Das goldene Kalb und Mosis Zorn, s) V. 151—156 
Mosis Gesetzgebung, t) V. 157—162 Israel in der Wüste, u) V. 163— 
170 Legende von Elath, v) V. 171—180 Gottes Zeichen in der Ge- 
schichte, w) V. 181—188 Gottes Strafgericht und Ratschluß, x) V.189— 



spielen anschaulich gemacht. Alle diese verschiedenen Momente 




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Zuu Strophik des Quräns. 



269 



205 Gott die Zuflucht der Gläubigen. Nicht immer scheint das RukiV 
am richtigen Platze zu stehen; so dürfte es z. B. von V. 150 auf die 
Teilung zwischen 152 und 153 zu verschieben sein; auch hinter 
V. 97 ist die Prostration auffällig und wäre eher hinter V. 100 zu 
erwarten, wie auch Müller abteilt. Daß in dieser offenbar ziemlich 
salopp komponierten Sure Müllers Teilungen nicht immer durch die 
Rukü c setzung bestätigt wird, kann nicht verwundern; umso mehr ist 
zu beachten, daß in jenen Partien, wo die inhaltliche, durch Respon- 
sion gekennzeichnete Gliederung schärfer hervortritt (V. 57 — 11 ( J), 
Müllers Abschnitte genau mit den Rukü c zusammenfallen. Also ge- 
rade die Unregelmäßigkeiten dieser Sure sind ein augenscheinliches 
Indizium für die Richtigkeit seiner Theorie. Eine genauere Unter- 
suchung der Reimverhältnisse würde übrigens vielleicht noch manche 
jener Unregelmäßigkeiten beseitigen können; da die Sure aber durch- 
aus in dem charakterlosen #?i-Klang reimt (die austretenden Reime 
139, 143, 146, 157, 186 fallen in der Einteilung bei Zam. weg), so 
ist eine solche Untersuchung sehr erschwert und würde hier zu 
weit führen. 

S. xi. Müllems Strophen V. 27 — 98 fallen genau mit den Rukü c - 
abschnitten zusammen, nur fehlt das Rukü c hinter V. 46; die Noah- 
legende zerfiele somit nur in zwei Abteilungen von 11 (2 X 6 — 
und 14 (2 X 7 ) Zeilen, zeigt dann also eine auffallende Analogie zu 
den folgenden Legenden von Hüd, Abraham und Su'aib (vgl. Müller, 
Proph. i 43 u.). Die Legende von Sälih zerfällt, wenn man die Reim- 
gestaltung in Betracht zieht, ebenfalls in zwei Teile, wovon der erste, 
auf ib [üb) reimende, vier Zeilen umfaßt, da V. 66 des ausfallenden 
Reimes wegen mit V. 67 eine Zeile bildet, der zweite, auf iz (ud 1 ) 



zwei Zeilen (V. 69 und V. 70 -}~ 71) zählt, so daß dieses Stück im 
ganzen sechs Zeilen lang ist, was zu den übrigen Strophen (als 
Hälfte?) paßt. Bei Berücksichtigung des Reims verändert sich 
übrigens auch die Struktur der Abrahamstrophe wesentlich. Sie 

1 Die verschiedenen Dentale reimen (assonieren) im Qurän aufeinander; 
Beispiele in der VoLLERS-Anzeige. 



reimende und durch die Responsionsformel 





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270 R. Geyer. 

f C 

zerfällt dann durch Teilung von V. 84 hinter >$**m in zwei gleich 
(sieben Zeilen) lange Abschnitte, die, nebenbei gesagt, durch End- 
responsion (^jJLp\ • • • vJ^a^ Ci» [V. 77] und ^ 

[V. 84]) verbunden sind; den Reim bilden die Elemente td und 
ib in allerlei Verschränkungen, während in der ebenso gebauten 
Su'aibstrophe in jeder Hälfte sich noch je zwei auf in ausgehende 
Elemente verranken. Auch der von D. H. Müller nicht behandelte 
Rest der Sure, Nutzanwendungen aus der Moseslegende enthaltend, 
zerfällt durch den Rukü'vermerk hinter V. 111 in zwei gleich Jange, 
durch Anfangs- (^^ vXaJ 3 [V. 99] = <^ y* tliol XaJ 3 

Cj\J&\ [V. 112]) und Endresponsion (^yU^j^^J^^ U]^ 
[V. 111] = Ui J?^ ^Ij ^3 [V. 123]) verbundene Strophen 

von je 14 Zeilen (unter Hinzurechnung der bei Zam. vermerkten 

neuen Versendigungen: cxy^° in V. 99, ^ii-Xir° in V. 120 und 
9 , * 

in V. 122). Die erste der beiden Strophen beginnt mit einer 

nicht reimenden Zeile (cr^°) und zeigt dann zwei Folgen von je 
fünf Zeilen, deren erste vier in jeder Folge auf üd ausgehen, 
während je die fünfte (V. 103 und 108) aus dem Reim tritt, wobei 
aber beide untereinander assonieren (ib = iq)] den Schluß der Strophe 
bildet ein Abgesang von drei Zeilen, deren beide erste wieder auf 
üd reimen, während die dritte und Schlußzeile ganz aus dem Reim 
tritt (^p^äXo). Die zweite Strophe ist viel einfacher gebaut; sie be- 
ginnt ebenfalls mit einer nicht reimenden Zeile (v-^o^i), der ein Di- 
stichon auf %r(u) folgt. Die übrigen elf Zeilen gehen aber auf den 
Allerweltsreim ün aus. 

S. xv. Die Rukü c fallen auch in dieser Süre stets auf Müller- 
sche Strophenteilungen, jedoch so, daß dadurch eine andere als die 
von Müller vorgeschlagene Gruppentrennung entsteht. Die erste 
Rukü'abteilung deckt sich mit Müllers Gruppe 1, wogegen Gruppe 2 
nur bis V. 25 reichen und Gruppe 3 schon mit V. 26 beginnen 
würde. In dieser Verteilung würden Gruppe 2 und 3 durch die 
Anfangsworte *U~JlJ\ ^ jjj ^ (V. 16) einerseits und 

^LlJ^t LüUa. jSij (V. 26) andererseits respondieren. Auch inhaltlich 
ist diese Gruppierung gerechtfertigt, da in Gruppe 1 die Disposition 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Zur Strophik des Quräns. 



271 



der ganzen Sure gegeben ist, in Gr. 2 Gottes Fürsorge in seiner 
Schöpfung, in Gr. 3 der Engelssturz des 'Iblis erzählt wird. Müllers 
Verbindungsstrophe (V. 45 — 50) ist durch die Rukü'teilung bei Zam. 
nicht abgegrenzt, sondern gehört dort einer bis V. 60 reichenden 
Gruppe an, die, mit der Erwähnung der Paradiesesfreuden beginnend, 
Abrahams Heimsuchung durch die Engel erzählt. Die nächste Rukü c - 
strophe (V. 61 — 79) berichtet von dem Strafgerichte über die Sodo- 
mien, während die letzte (V. 80 — 99) nach kurzer Erinnerung an 
die Affaire mit Hijr die Nutzanwendung zieht und zur Gottesfurcht 
und Gläubigkeit ermahnt. Die Zeilenzahlen der einzelnen Rukü'strophen 
bilden folgende Reihe: 15 + 10 + 19 + 16 + 19 + 20. Aus einer 
flüchtigen Betrachtung der im wn-Klange verlaufenden Reime ließ 
sich nichts Auffälliges erschließen. Der Aufbau der Strophen wäre 
nach der RukuVerteilung ziemlich unregelmäßig, doch möchte ich 
unter Erwägung des Umstandes, daß hier die aus anderen Suren be- 
kannten Strafgerichtsberichte wesentlich abgekürzt und rein exem- 
plifikativ zugespitzt vorliegen, die Möglichkeit des Verlustes größerer 
oder kleinerer Stücke betonen. In V. 78 und 79, die Müller (Proph. 
i 48) eliminieren möchte, könnte das Fragment eines längeren Be- 
richtes übrig geblieben sein. Die MüLLERschen Gruppenunterteilungen 
werden durch das Vergleichungsergebnis weiter nicht berührt. Nament- 
lich ist die Einbeziehung der Verbindungsstrophe V. 45 — 50, die ganz 
so aussieht, als ob sie ursprünglich nicht in den Zusammenhang der 
Sure gehört hätte, in den folgenden RuküVbschnitt wohl gerade aus 
ihrem Interpolationsursprunge erklärlich. Da der sinngemäße Ein- 
schnitt zwischen V. 44 und 51 einmal feststand, so konnte das Ein- 
schiebsel sowohl zum vorangehenden, wie zum nachfolgenden Ab- 
schnitte gezogen werden. Man zog das letztere vor, da der Inhalt 
des interpolierten Stückes als Einleitung zu der Erwähnung des 
,Freundes Allahs' zur Not paßte, während es mit der im früheren 
Abschnitte abschließenden Nennung der Hölle keine rechte Be- 
rührung bot. 

S. xix. Auch hier wird Müllers Teilungsvorschlag durch die 
Rukü c setzung im wesentlichen bestätigt. Die Betrachtung der Reim- 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXU. Bd. 19 




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272 



R. Geyer. 



Verhältnisse gestaltet aber die einzelnen Strophen noch viel regel- 



mäßiger als Müller selbst, sich an die Versteilung der FLüGELSchen 
Textausgabe haltend, annahm. Eliminieren wir nämlich den aus dem 
Reim tretenden V. 3 1 durch Zusammenziehung mit V. 4 (wodurch 
eine dem V. 5 an Länge nahekommende Zeile entsteht) und beachten 
wir den bei Zam. als besonderer Absatz erscheinenden Binnenreim 
£ju in V. 14, wodurch, nebenbei gesagt, die Responsion mit V. 33 
noch kräftiger hervorgehoben ist, so zerfällt die Hauptgruppe der 
Täuferepisode (V. 1 — 15) in drei gleich lange, je fünf Zeilen um- 
fassende Strophen, wobei ich annehme, daß das Ende des (übrigens 
bei Zam. mit V. 8 zusammengezogenen) V. 7 in ^J*s£* (etwa in der 
m. E. nicht unmöglichen Aussprache «J^?*) auf £-^> etc. reimt; sollte 
aber diese Annahme nicht stichhältig sein, so ist die Zeilenfolge 5 -f- 
4 -f 5 noch immer symmetrisch. In der Marienepisode verteilen sich 
infolge der durch den Mangel des Reims begründeten, auch bei Zam. 
vorgenommenen Vereinigung von V. 26 mit 27 die Zeilen auf die 
einzelnen Strophen im Verhältnis von 6 -f- 5 -f- 7. Bei einer genaueren 
Vergleichung je der dritten Strophe der beiden Hauptgruppen fällt 
übrigens auf, daß die Anrede Yahyäs in V. 13 keinen rechten Zu- 
sammenhang mit dem Vorangehenden hat, und daß die Analogie von 
V. 30 hier eine Frage des Volkes an Zakariyyä erwarten ließe. Wenn 
somit angenommen werden könnte, daß vor V. 13 eine Zeile aus- 
gefallen ist, so hätten wir folgende Stichenverteilung auf die beiden 
Hauptgruppen: Yahyä 5 + 4 + 6, c fsä 6 + 5 + 7, wobei die Strophik 
durch vielfach verkettete Responsionsglieder unangreifbar gesichert 
bleibt. Die Zusatzstrophe V. 35 — 41 ist durch die Rukü'setzung der 
Marienepisode ebenso angegliedert wie bei D. H. Müller. Der Vor- 
gang ist hier der gleiche wie mit dem Einschiebsel V. 45 — 50 in 
S.xi. Die Abrahamstrophe (V. 42 — 51) Müllers ist durch zwei Rukü c - 
vermerke abgegrenzt, während ein solcher hinter V. 58 fehlt und da- 

1 In dem öfter herangezogenen Aufsatze in den O'ött. gel. Am. nahm ich 
noch an, daß durch Erweichung des b als mitreimend betrachtet werden 

könne; doch hat mich genauere Überlegung von der Unwahrscheinlichkeit eines 
solchen Vorganges überzeugt. 




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Zur Strophik des Quräns. 



273 



gegen die beiden von Müller als zusammengehörig behandelten 
Strophen V. 52 — 58 und V. 59 — 66 durch ein Rukü c von einander 
getrennt sind. Daß hier die Unsicherheit trotz Müllers vorsichtiger 
Betonung der obwaltenden Schwierigkeiten (Proph. i 29) nicht bei 
ihm, sondern bei jenen Faktoren zu suchen ist, die bei der Rukü c - 
einteilung maßgebend waren, geht aus dem auffälligen Mangel eines 
Rukü c nach V. 7 5 7 wo sowohl die inhaltliche Scheidung als auch der 
Reimwechsel eines erwarten ließen, hervor. Auch für den durch den 
neuen Reim hervortretenden End abschnitt der Sure bleibt Müllers 
Gliederung trotz des hinter V. 85 übel genug angebrachten RukiV 
im wesentlichen aufrecht, wie eine Untersuchung der Reimverhältnisse 
bezeugt. Nehmen wir nämlich Rücksicht auf die, durch die Vers- 
teilung bei Zam. an das Ende neuer Verse gerückten Binnenreime 
\SJ3 in V. 91 und 93 und \^^ x in V. 94, so haben wir drei Strophen, 
von denen die erste (V. 76 — 83) acht, die zweite (V. 84 — 90) sieben, 
die dritte (V. 91 — 95) acht Zeilen zählt, während die Verse 96 — 98 
eine besondere Coda zu der großen Symphonie darstellen und die Ver- 
heißung des ewigen Glückes für die Gottesfürchtigen und die ewige 
Strafe für die Ungläubigen in feierlicher Weise zusammenfassen. Das 
zwischen V. 85 und 86 eingesetzte Rukü r kann, wie gesagt, an dieser 
Gliederung nichts ändern, weil es einerseits inhaltlich eine eklatante 
Störung darstellt und weil andererseits die Verse 84 — 87 auch durch 
die Reimverschlingung c izzä — diddd — 'azzä — c addä als enge zu- 
sammengehörig gekennzeichnet sind, wobei als charakteristisch für 
das in dem Bau der ganzen Sure dokumentierte Formgefühl darauf 
verwiesen werden mag, daß der sonst nur an dieser Stelle (V. 84 
und 86) vorkommende Reimauslaut -zzä im letzten Verse der Coda 
noch einmal auftaucht. Ob die Verteilung der Rukü c in dieser Sure 
auch in anderen Quränrezensionen wiederkehrt, müßte eine Ver- 
gleichung lehren, die anzustellen ich augenblicklich nicht in der Lage 
bin; aber auch die Übereinstimmung aller Riten könnte das eklatante 
Deplacement der beiden letzten Prostrationsvermerke nicht annehm- 



1 Über die Keimfähigkeit von Jjr.» mit vgl. Völlers, Volksspr. S. 97 ff. 



19* 




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274 



R. Geyer. 



barer machen; beide sind offenbar zu weit nach hinten gerückt und 
gehören vermutlich hinter V. 58, bezw. hinter V. 75. Eine Ver- 
gleichung zwischen der von Müller vorgeschlagenen (Proph. i 33) 
und der aus den obigen Ausführungen resultierenden Strophen- 
gliederung der Sure ergibt folgendes Bild: I. Abschn. (V. 1 — 15): 
Geburt Johannis 5 + 4 + 5(6) (M. 6 + 5 + 4); IL Abschn. (V. 16— 
34): Geburt Jesu 6 + 5 + 7 (M. 6 + 6 + 7); Zusatz (V. 35—41): 
Polemik gegen das Christentum 7 (M. 7); III. Abschn. a) (V. 42 — 
58): Versch. Propheten 10 + 7 (=17) und b) (V. 59—75): Propheten- 
lose Zeit, Auferstehung 8 + 9 (=17) (M. 10 + 7 + 8 + 9); IV. Abschn. 
(V. 76 — 95): Polemik gegen Andersgläubige 8 + 7 + 8 und Coda 
(V. 96 — 98): Lohn des Glaubens, Strafe des Unglaubens 3 (M. 8 + 
7 + 8). Sie zeigt augenscheinlich, wie überraschend die Ergeb- 
nisse der beiden so verschiedenen Beobachtungsmethoden überein- 
stimmen. 

S. xxvi. Die RuküVermerke fallen in dieser Sure ausnahmslos 
auf MüLLERSche Strophenzwischenräume, und zwar mit einer einzigen 
Ausnahme (nach V. 32) auf solche, die Müller durch Teilungsstriche 
hervorhebt. Daß ein derartig markierter Abschnitt mit der Rukü f - 
verteilung auch zwischen den von Müller nicht auf diese Weise ge- 
schiedenen Versen 32 und 33 anzusetzen sein dürfte, scheint mir 
durch die Einführung der ägyptischen Medizinmänner im nächsten 
Abschnitte begründet. Die Rolle der Acht in der Zeilenzahl der 
Moseslegende ist auffällig und schon von Müller hervorgehoben. 
Beseitigt man den Unreiin des V. 59 1 durch Vereinigung mit V. 60, 
so erhält man statt der neunzeiligen eine regelrechte achtzeilige 
Strophe; es bleibt dann nur die Unregelmäßigkeit der siebenzeiligen 
Strophe V. 33 — 39, die aber durch Ausfall einer Zeile erklärbar ist, 
da man zwischen V. 38 und 39 eine Erwähnung der im letzteren 
Verse sprechenden Personen vermißt. Die Abrahamlegende zeigt 
nach Müllers Abteilung unregelmäßige Strophen; ich würde trotz 



1 Daß das gleiche Versende in V. 16 mitgezählt werden muß, hat nichts 
Auffälliges, da am Strophenausgang nicht selten Unreim auftritt. 




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Zur Strophik des Quräns. 



275 



seiner Ausführungen (Proph. i 41) die Trennung der zweiten und 
dritten Strophe hinter V. 86 vornehmen, wo ein anderes Thema be- 
ginnt, und den V. 96 zur vierten Strophe nehmen, zu der er inhalt- 
lich besser gehört; so erhalten wir vier gleich lange Strophen zu je 
neun Zeilen, welche Zahl auch in den Strophen der nächsten Legenden 
von Noah und Hüd wiederkehrt. Die Geschichte von Sälih zählt 
bei Berücksichtigung des Binnenreims ^^j^m^aj» in V. 152 zwei gleich 
lange Strophen zu je zehn Zeilen, während die Legenden von Lot 
und Su'aib zur regelmäßigen Achtzeiligkeit in je zwei Strophen 
zurückkehren, die dann im Schlußteil der Sure das Feld behauptet. 
Ich möchte nämlich für die Zusammenziehung der bei Müller mit- 
einander abwechselnden Fünf- und Dreizeiler eintreten mit Rücksicht 
auf V. 197, der des Unreims halber mit V. 198 zusammenzuziehen 
sein wird, wogegen V. 194 hinter dem Binnenreim lTi ZWGl 

Verse zerfällt. Allerdings könnte ein neuer Fünfzeiler mit V. 195 enden 
und der Dreizeiler mit V. 196 beginnen; inhaltlich wäre dies möglich. 
Der bei Müller fünfzeilige Schlußabsatz wird durch die im Unreim 
begründete Zusammenziehung von V. 227 und 228 zu einem Vier- 
zeiler (8/2); auch Zam. teilt so ab. Der Teilstrich, den Müller hinter 
V. 223 einsetzt, scheint mir inhaltlich nicht begründet, da die Er- 
wähnung der Sayätin in V. 221 unmittelbar zu der Polemik gegen 
die von ihnen inspirierten Dichter in V. 224 ff. hinüberleitet; tatsäch- 
lich ist denn auch an dieser Stelle keine Prostration vorgeschrieben. 
Unsere Betrachtung zeigt somit diese Sure unter eklatanter Bestätigung 
von Müllers Einteilung in einer noch weit regelmäßigeren und bis 
auf die unbedeutende Abweichung in der vierten Strophe vollkommen 
abgerundeten Form, wie aus folgender Zusammenstellung ersichtlich 
werden möge: 



I. Einleitung 



1. Strophe (V. 1— 8) 8 Zeilen 



Ruku ! 



II. Moses und Pharao 



3. 



2. 



U 9-1-6) 8 
( „ 17—32) 8 + 8 



Ruku ! 




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276 



R. Geyer. 



III. Moses und die 
Zauberer 



Strophe (V. 33— 39) 7 (8 — l) Zeilen 

„ ( „ 40- 47) 8 „ 

Halbstr. („48—51) 4 „ 



IV. Exodus 



Strophe ( „ 52— 60) 
(„ 61— 68) 



V. Abraham 



n 
n 
?? 



(„ 69- 
U 96 " 



- 77) 

- 86) 

- 95) 
-104) 



9 
9 
9 
9 



VI. Noah 



( „ 105-109, 111-113, HO) 9 „ 
(„ 114-122) 9 „ 



VII. Hüd 



(„ 123- 
(„ 132- 



-131) 
-140) 



9 
9 



VIII. Sälih 



„ (» 141 
» U 151- 



-150) 
-159) 



10 
10 



IX. Lot 



(„ 160- 
(„ 168- 



-167) 
-175) 



8 
8 



X. Su'aib 



XI. Nutzanwendung < 



25 

2. 

Ruku ! 



77 



(n "6- 
(„ 184- 



(,, 192- 

(» 200- 

(„ 208- 

n (» 216- 

Halbstr. („ 224- 



-183) 
-191) 

-199) 
-207) 
-215) 
-223) 
-228) 



8 
8 

8 
8 
8 
8 
4 



C*f\r\ci\t> Original from 

C0RNELL UNIVERSITY 



Zur Strophik des Quräns. 



277 



Daß ein literarisches Gebilde von solcher Ebenmäßigkeit der 
Form nicht zufällig entstanden sein kann, liegt doch wohl auf der 



S. xxviii. In dieser von Müller ohne Textvorführung nur kurz 
analysierten Sure verteilen sich die Rukü 1 nach Zam. auf die Zwischen- 
räume hinter V. 12, 20, 28, 42, 50, 60, 75 und 82. Eine genauere 
Untersuchung unterlasse ich, möchte aber hier in aller Kürze auf den 
dritten Abschnitt (Mosis Abenteuer in Midian) verweisen, dessen 
acht Zeilen folgende Reimverschränkung zeigen : erster und letzter 
Vers il, zweiter bis fünfter Vers ün 7 tr, ir y in, sechster und siebenter 
Vers in. Müllers Absätze stimmen ungefähr mit den RukiV- 
vermerken überein. 

S. xxxvi. Die durch die Responsion gesicherte MüllerscIic 
Gliederung berührt sich mit der Rukü'einteilung nur insofern, als tat- 
sächlich das zweite RukiV der Sure auf den Zwischenraum zwischen 
Strophe 1 und 2 fällt; auch hier habe ich einer näheren Unter- 
suchung des Aufbaues nicht vorgreifen wollen. 

S. xliv. Hier fällt das erste der bei Zam. vermerkten Rukü 1 
mitten in Müllers Strophe 4, während das zweite sinngemäß zwischen 
Strophe 5 und 6 zu stehen kommt. Die Position des ersten Rukü' 
ist aber kaum haltbar, weil dadurch die Legende von Pharaos Be- 
strafung in ganz unverständlicher Weise entzweigeschnitten wird. 
Hier wird erst eine Vergleichung der verschiedenen Rezensionen Auf- 
klärung bringen können. 

S. li. Wenn wir von den neun (eigentlich acht) im Reim ab- 
weichenden Versen der Eingangsbeschwörung, über die in den Gött. 
gel. Anz. gesprochen ist, absehen, so zerfällt die Sure zunächst in 
eine Straf- und Lohnverkündigung von 14 Zeilen (V. 10 — 23), dann 
in einen Legendenteil von zusammen 23 (V. 24 — 46) und einen Nutz- 
anwendungsteil von 14. Zeilen (V. 47 — 60). Im Legendenteil sind 
14 Zeilen der Geburt Isaks und dem Strafgerichte über Sodom ge- 
widmet; es sind die, welche Müller in seinen ,Propheten' behandelt. 
Die übrigen neun Zeilen enthalten Fragmente der anderen bekannten 
Strafgerichtslegenden, bei denen natürlich fraglich bleibt, inwieweit 



Hand. 




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278 



R. Geyer. 



die Verkürzung ursprünglich oder auf nachträgliche Verstümmelung 



der Siebenzahl unverkennbar. Die drei eingetragenen Rukü c fallen 
hinter V. 23, 30 und 46 und bestätigen Müllers Abteilung. 

S. liv. Müllers Abteilungsprinzip wird auch hier durch die 
RukiVsetzung bestätigt. Im übrigen scheint die Sure in ziemlich 
verstümmeltem Zustande erhalten zu sein (vgl. Proph. i 54 o.). 

S. lvi. Das Rukü c hinter V. 37 ist scheinbar ohne rechten Sinn 
und für den Vortrag geradezu störend angebracht; es kann aber 
auch andeuten, daß hier im Text etwas nicht recht in Ordnung sei. 
Tatsächlich stehen im vorangehenden Absätze die damit offensicht- 
liche Responsion bildenden Verse 13 und 14 in einem ganz anderen 
Zusammenhange. Der Sinn dieser Verse ist nach der Tafsirliteratur, 
daß zu den Vordersten im Paradiese viele von den Frommen vor 
Muhammads Auftreten und nur wenige nachher, die ältesten und 
treuesten Mitglieder seiner Gemeinde, gehören; sie geben also Ant- 
wort auf die Frage, wer wohl die sind. Einen ähnlichen 
Sinn und Bezug müssen nun die V. 38 und 39 haben; die Ver- 
mutung, daß sie ursprünglich auch eine analoge Stellung eingenommen 
haben, liegt nahe genug. Danach gehörten sie also zwischen V. 26 

/ s C f 

und 27 als Antwort auf die Frage: ^Us^°\ Li. Daß eine 

derartige Bemerkung bei den , Genossen zur Linken', den Sündern, 
nicht zu erwarten ist, liegt in der Natur der Sache ; ihrer gab es vor 
und nach der Berufung Muhammads unzählige. Aber die Antwort 
auf die bezügliche Frage liegt in den Worten des V. 49: cr^S^* ol 
auch hier finden wir wörtliche Responsion mit den soeben 
besprochenen Stellen, was Müllers Theorie einen neuen Halt gibt, 
wenn ich auch in Einzelheiten zu einer anderen Teilung gelange. 
Vor allem aber ist von Wichtigkeit, daß Zam. V. 22 hinter und 
V. 40 hinter dem ersten JU-«iJ\ teilt, wogegen bei ihm V. 46 und 47 
zusammen einen Vers bilden. Besonders hervorzuheben ist die Teilung 
von V. 40, weil sie per analogiam zu gleicher Teilung der Verse 8, 9, 
10 und 26 führt, zu der auch die Reimverhältnisse dieser Stichen 
berechtigen. Beachten wir ferner, daß das letztere auch für die 



zurückzuführen ist. In den anderen Teilen ist die rhythmische Rolle 




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Zur Strophik des Quräns. 



279 



Verse 3 und 32 gilt, so erhalten wir für die Textverse 1 — 56 eine Reihe 
von 63 Zeilen, für deren Zusammenfassung in strophische Gebilde 
noch folgendes zu bemerken ist. V. 1—7 bilden eine achtzeilige Ein- 
gangsstrophe, deren vier erste Stichen einen einheitlichen, in den 
beiden Mittelzeilen nur assonierenden Reim zeigen, während die zweite 
Hälfte drei assonierende und zum Schluß eine nichtreimende Zeile 
umfaßt Dann folgt eine sechszeilige, aus identischen Reimpaaren 
bestehende Übergangsstrophe (V, 8 — 10), in welcher die drei Kate- 
gorien armer Seelen am Tage des jüngsten Gerichts aufgezählt 
werden (in V. 10 ist wohl das fragende U> ausgefallen und zu er- 
gänzen). Jede dieser drei Gruppen wird sodann in einer sechzehn- 
zeiligen Strophe bezüglich des ihrer harrenden Loses behandelt. 
Jede Strophe beginnt mit der Wiederholung der in der Übergangs- 
strophe gestellten Frage. Nur die erste Strophe (V. 11 — 25), welche 
die dort an dritter Stelle genannte Gruppe der , Vordersten* be- 
handelt, schließt sachgemäß bloß mit einem überleitenden Demon- 
strativsatz daran an. Die zweite Strophe (V. 26, 38, 39, 27 — 37) 
bespricht die ,Genossen der Rechten', die dritte (V. 40 — 55) die ge- 
nossen der Linken'; jede dieser drei Hauptstrophen zählt unter Be- 
rücksichtigung der oben berührten Momente 16 Zeilen. Zum Schluß 
steht ganz isoliert V. 56, der ein Resume der Gerichtstagsschilderung 
gibt und nach meiner Meinung sich nicht bloß auf die dritte Gruppe, 
sondern auf das Ganze bezieht. Die isolierten Rahmenverse, die 
Müller für die zweite und die dritte Hauptabteilung der Sure kon- 
statiert, finden also auch hier im ersten Teile ein Pendant. Durch 
diese Strophenteilung gelangt aber auch das bei Müller in die Mitte 
der zweiten Strophe fallende Rukü c nach V. 37 an das Ende der- 
selben und bestätigt somit bei Korrektur einer nebensächlichen Un- 
ebenheit die Richtigkeit seiner Ansätze im ganzen. Was Müller 
(Proph. i 24 f.) zur Begründung seines Vorschlages, die V. 24 und 25 
hinter V. 39 zu versetzen, vorbringt, wird durch die Isolierung von 
V. 56 gegenstandslos; Strophe 2 erhält vielmehr durch V. 37 mit 
den Worten cx^T^ / einen befriedigenden natürlichen Ab- 

schluß. Die Beziehung zur Rekapitulation in der Schlußstrophe 




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280 



R. Geyer. 



V. 89, 90 wird damit nur in einem kleinen Detail gestört, behält 
aber im übrigen ihre volle Kraft. Müllers Gliederung der zweiten 
Hauptgruppe ist durch die respondierenden Bestandteile derart ge- 
sichert, daß ein Zweifel nicht aufkommen kann. Bezüglich der 
dritten Hauptabteilung ist vor allem bemerkenswert, daß durch die 
Setzung des Rukü c hinter V. 73 die Isolierung dieses Verses gesichert 
ist. Die sachlich begründete Zusammenziehung der Verse 91 und 92 
(Doppelreim am Versende kommt im Qurän unzählige Male vor) bei 
Zam. würde scheinbar die von Müller konstatierte Progression der 
Zeilenzahl in den Strophen dieses Teils stören. Wenn man aber 
V. 95 zur letzten Strophe zieht, was durch den Sinn sehr wohl er- 
möglicht wird, indem ein derartiger Abschluß, der die Rekapitulation 
nochmals bekräftigt, die Strophe auch inhaltlich abrundet, so ist nicht 
nur die Progression wiederhergestellt, sondern auch die Identität 
der Rahmenverse 73 und 96 durch die Isolierung des letzteren noch 
schärfer hervorgehoben. Auch hier tritt also, trotz scheinbarer Ver- 
schiebung der MüLLERSchen Voraussetzungen im einzelnen, eine ekla- 
tante Bestätigung seiner grundsätzlichen Aufstellungen auf rein for- 
malem Wege zutage. 

S. lxix. Das in der S. lvi waltende Prinzip der Strophen- 
einrahmung durch isolierte Verse ist hier in veränderter Form wieder- 
zufinden, indem der durch den Reim von der Schlußabteilung der 
Sure sich abhebende Hauptteil (V. 4 — 29) durch zwei je dreizeilige, 
im Reim sowohl vom Haupt- wie vom Schlußteil, als auch unter- 
einander verschiedene, je in der Zeilenlänge wachsende Rahmen- 
gesätze (V. 1 — 3 und V. 30 — 32) eingefaßt ist. Der so bezeichnete 
Hauptteil zerfällt seinerseits in zwei Unterabteilungen, deren Gliederung 
und eigentümliche Reimverhältnisse bei Müller (Proph. n ff.) er- 
sichtlich sind. Wenn Müller zwischen V. 12 und 13 einen Trennungs- 
strich setzt, so halte ich diese Scheidung für zu scharf; auch der 
nach V. 32 gesetzte Strich ist m. E. nicht am Platze, weil er die 
zusammenhängende Rede des richtenden Engels entzweischneidet. 
Er muß vielmehr hinter V. 37 verschoben werden und trifft dort mit 
dem bei Zam. vermerkten Rukü c zusammen. Die Strophe V. 33 — 37 




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Zur Strophik des Quräns. 



281 



gehört somit noch zum Hauptteile und bildet eine Art Coda dazu, 
deren Reim sich in dem folgenden dreigliedrigen Abgesange fort- 
setzt. Zieht man V. 44 wegen des ausfallenden Reims zu V. 45, so 
haben wir im Abgesange die von Müller in so vielen Fällen kon- 
statierte symmetrische Strophenfolge zu 5 + 4 + 5 Zeilen. 

S. lxxv. Die durch den Reimwechsel so deutlich bestätigte 
MüLLERSche Gliederung wird auch durch das Rukü c hinter V. 30 
bekräftigt. Die Sure zerfällt dadurch in einen Hauptteil und einen 
zweistrophigen Abgesang. Unter Berücksichtigung der Binnenreime 
gestaltet sich die Zeilenverteilung noch regelmäßiger als bei Müller. 
V. 16 fällt nämlich mit seinem Ende scheinbar aus dem Reim- 
zusammenhang, besteht aber tatsächlich aus zwei untereinander 
reimenden Hälften, die hinter dem ersten zu teilen sind. Dadurch 
wird die dritte Strophe siebenzeilig wie die zweite. Die fünfte Strophe 
hat unter Berücksichtigung des Binnenreims in V. 29 sechs 

Zeilen. Die Strophen gliedern sich somit nach der Zeilenzahl in der 
Folge 6+7+7 + 6 + 6 im Auf- und 5 + 5 im Abgesang. Jede 
Strophe hat ihren besonderen Reim; nur die dritte hat eine kompli- 
ziertere Reimkonfiguration {a + a, 6 + 6, c + c + c) und die beiden 
Strophen des Abgesangs reimen gleich. 

S. Lxxvm. Auch diese Strophe wird durch ein Rukü* hinter 
V. 30 in Auf- und Abgesang geteilt. Während ersterer Gottes Zeichen 
in der Natur bespricht und mit dem Strafgerichte des jüngsten Tages 
droht, setzt dieser mit der Schilderung der Paradiesesfreuden ein und 
wiederholt die Mahnung an das Weltgericht. Jeder der beiden Teile 
zerfällt wieder in zwei (ungleiche) Hälften; der erste hinter V. 16, 
der zweite hinter V. 36. Die Zeilenzählung ergibt 5 + 6 +5; 4 + 6 + 4 
für den Auf- und 6 + 4 (V. 40 reimt nicht und bildet mit V. 41 
eine Zeile; so auch bei Zam.) für den Abgesang. Beachtenswert 
sind die Reimverhältnisse. Die erste Strophe (V. 1 — 5) reimt auf ün, 
der Rest der ersten Hälfte des Hauptteils auf ddä mit verschiedenen 
assonierenden Abweichungen, die aber so angebracht sind, daß immer 
wieder rhythmische Ordnung erkennbar wird. So reimen in der 
zweiten Strophe (V. 6 — 11) je die beiden ersten und die beiden 




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282 



R. Geyer. 



letzten Verse untereinander rein, während der dritte näher an die 
letzten (äjd : dsd), der vierte näher an die ersten Verse {ata : ddd) 
assoniert. In der dritten Strophe (V. 12 — 16) assoniert ddd mit dtd 
im ersten und vierten Verse, der zweite und dritte reimen mit äjd 
und der fünfte endet mit einer von beiden Gruppen gleich weit ent- 
fernten Assonanz. In der ganzen übrigen Sure herrscht der Reim 
dbä, ebenfalls mit rhythmisch geordneten Assonanzen durchsetzt, die 
sich einerseits als Anklänge an ddd y andererseits als solche an dqd 
qualifizieren. Hervorgehoben zu werden verdient, daß die Ab- 
weichungen vom Hauptreim dbd durchwegs an den Anfang oder an 
das Ende der Strophen (Halbstrophe im Abgesang) postiert sind. Die 
vierte Strophe (V. 17 — 20) beginnt im ersten Vers mit dtd, dem der 
zweite mit äjd (Assonanz an dqd 1 ) folgt; der dritte und vierte Vers 
haben dbd] die fünfte Strophe (V. 21 — 26) zeigt ddd, dbd, dbd, dbd, 
dqd, dqd, die sechste (V. 27—30) durchwegs dbd, die siebente (V. 31 — 
36, Beginn des Abgesangs) dzd (Assonanz an dqd 1 ), dbd, dbd, dqd, 
dbd, dbd, die achte (V. 37 — 41) durchwegs dbd. Beachten wir, daß 
dfd in V. 16 näher an dbd anklingt, so ergibt sich für die Sure 
folgendes Reim- und Strophenschema, wobei der Exponent x die 
Assonanz zur Basis im allgemeinen, der Exponent e die Annäherung 
der Basis an die Basis e bezeichnet: 2 



1 Ich sehe in diesem Zusammentreffen eine Art vorgreifender Annäherung 
in der Aussprache des an die in der späteren Sprache durchgeführte Palatali- 
sierung zu s, wozu man das von Völlers über die quränische Aussprache des Jj 
Gesagte vergleiche ( Volksspr. 10 f.). 

2 Konkordanz der Reimtypen und der Reimsilben: 

a =- ün, im 



b = ddd 



c e — dsd, d$d 



d = dbd 

d* = dfd 
e = dqd 



e x = djd, azd. 




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Zur Strophik des Quräns. 



1. Strophe 



2. Strophe 



3. Strophe 



4. Strophe 



5. Strophe 



6. Strophe 

Ruku ! 



V. 


1 


a 


77 


2 


a 


77 


3 


a 


77 


4 


a 


n 


5 


a 


"7? 


6 


b 


77 


7 


b 


n 


8 


e x 


n 


9 


b x 


r> 


10 


c c 


rj 


11 


c e 


77 


12 


b 


77 


13 


e x 


77 


14 


e x 


7? 


15 


b x 


77 


16 


d x 


75 


17 


b 


77 


18 


e x 


77 


19 


d 


77 


20 


d 




21 


b 


n 


22 


d 




23 


d 


73 


24 


d 


77 


25 


e 


77 


26 


e 


77 


27 


d 


77 


28 


d 


77 


29 


d 


77 


30 


d 



pOO 



gle 



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284 



R. Geyer. 



7. Strophe 



Abgesang 



8. Strophe 



V. 31 

33 
34 

» 35 
» 36 
„ 37 
„ 38 

n 39 



Halbstrophe 



Halbstrophe 



„ 40 + 41(2 



S. lxxx. Auch hier ist die Bestätigung der MüLLERSchen Strophen- 
gliederung durch den Reim offensichtlich. Nachzutragen wäre, daß 
V. 15 nach dem Binnenreim fj*"* abzuteilen ist, wie das denn auch 
bei Zam. der Fall ist. Dadurch wird das Strophenschema für den 
ersten Teil in 4 + 6 + 6 verbessert. V. 18 mit dem Unreim $ü=a 
schließen zu lassen, geht nicht an; er dürfte bis ÜIä. in V. 19 
reichen, wodurch Identitätsreim mit V. 17 hergestellt wird. Bei der 
fünften (neunzeiligen) Strophe (V. 24 — 32) ist bemerkenswert, daß je 
der dritte Vers aus dem strengen Reimschema heraustritt. Interessant 
ist auch die Einrahmung dieser Strophe durch die Versenden 
und ^Cclso^, die nach Analogie von S.xlvii als aufeinander reimend 
angesehen werden können. Das Gesetz, nach dem die verschiedenen 
Pronominalsuffixe einander hiebei vertreten, wäre noch zu unter- 
suchen. Ob wir dagegen V. 33 als besondere Zeile anerkennen 
dürfen, scheint mir angesichts seiner Reimlosigkeit zweifelhaft; ziehen 
wir ihn zu V. 34, so ist das Strophenschema des zweiten Teils: 8 + 
9 + 9 (d. i. verglichen mit dem des ersten Teils: 2X8 + V2X6 + 
Vi X 6). 

S. lxxxii. Die durch Reimgestaltung und Inhalt gesicherte 
Gliederung Müllers würde durch die Teilung von V. 12 hinter 
dem Binnenreim q^L^aj» an Rundung noch gewinnen; die Süre zer- 
fiele dann in zwei Teile, deren erster eine Strophe zu fünf Zeilen 
umfaßt, während der andere aus zwei gleich langen Strophen zu je 



c 



00 



gk 



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Zur Strophik des QurÄns. 



285 



sieben Zeilen bestünde. Daß der letzte Vers aus dem Reimgefüge 
tritt, hat nach dem oben (S. 266 Mitte) Gesagten nichts Auffälliges. 

Die Gliederung der Suren xc und xcn ist klar und bedarf 
keiner weiteren Bestätigung. 

Ich unterlasse absichtlich eine Zusammenfassung der im vor- 
stehenden gemachten Beobachtungen, weil viele Einzelheiten noch 
weiterer Untersuchung durch Heranziehung hier nicht berück- 
sichtigter Quränrezensionen und möglicher ritueller Abweichungen 
bedürfen und weil auch, wie schon gesagt, meine Beleuchtung der 
betr. Reimverhältnisse durchaus nicht überall als abschließend gelten 
will. Das Eine aber muß hervorgehoben werden, daß nach dieser 
Untersuchung nur zwei von den sieben oben (S. 267) aufgezählten, 
mit Müllers Teilungsvorschlägen in Widerspruch stehenden Rukü c , 
nämlich die in der schwierigen Sure vn hinter V. 123 und 126 ge- 
setzten, standgehalten haben und daher geeignet sind, jene Vorschläge 
endgiltig zu widerlegen. In allen übrigen Fällen, also in 50 von 52 
behält Müller Recht. 

Aus dem Vorgebrachten scheint mir jedenfalls hervorzugehen, 
daß das genauere Studium der quränischen Dichtungsformen noch 
allerlei nicht unwichtige Tatsachen aufzudecken vermöchte. Vor allem 
aber glaube ich gezeigt zu haben, wie richtig die Voraussetzungen 
sind, von denen die MüLLERSchen Ansätze ausgingen. Ich selbst bin 
dessen Beobachtungen lange Zeit hindurch wenn nicht gerade skep- 
tisch, so doch indifferent gegenüber gestanden. Umso schlagender 
mußte mich die Übereinstimmung zufällig gefundener und Müller 
selbst unbekannt gebliebener Tatsachen mit den von ihm vorgebrachten 
Beispielen strophischer Gliederung im Quräntexte von der Richtig- 
keit seiner Anschauungen überzeugen. Daß sich in Zukunft an der 
Hand des bisher Nachgewiesenen weit über Müllers eigene Er- 
wartungen hinaus eine ganze Reihe von strophenartigen Gebilden 
wird aufzeigen lassen, scheint mir heute ziemlich sicher; freilich 
werden ebenso sicher nicht alle solchen Formen die Merkmale der 
Concatenation und Responsion aufweisen, von denen Müller aus- 
gegangen ist. Aber dies hat er selbst schon bei einzelnen der von 




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CORNELL UNIVERSITV 



286 



R. Geyer. Zur Strophik des Qjjrans. 



ihm behandelten Texte ausdrücklich hervorgehoben. Andererseits 
scheint mir aus meinen Darlegungen wenigstens soviel unwiderleglich 
hervorzugehen, daß die gesamte Quränwissenschaft auf einem sehr 
unsicheren Boden zu operieren gezwungen ist, so lange ein Haupt- 
erfordernis ihres Apparates fehlt: eine wirklich wissenschaftliche, 
allen Anforderungen der Kritik entsprechende, mit allem historischen, 
philologischen, religionswissenschaftlichen und liturgischen Rüstzeug 
vergleichend und diskursiv ausgestattete europäische Quränausgabe. 
Ohne diese müssen alle Einzelforschungen im Qurän vorläufig unzu- 
sammenhängendes Stückwerk bleiben; als solches sehe ich auch 
meine vorstehenden Ausführungen an und veröffentliche sie nur, um 
zur weiteren Untersuchung im Sinne von D. H. Müllers Vorgang 
anzuregen und um die Unbrauchbarkeit der bisherigen Textausgaben 
zu demonstrieren. 




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Teachings of Vedanta according to Kamanuja. 

By 

V. A. Sukhtankar. 

(Fortsetzung.) 

Now we have seen that the Upanisads teach us that the entire 
world is the body of Brahman, who is its Soul. According to what has 
been just said, this means that the world and all things in it ; whether 
physical or psychical, can exist only as ,modes' of B. It is only as 
,body' of B. that the world derives its reality (yastutva). Hence all 
words denoting the things in this world must at the same time sig- 
nify B. ; in so far as it has these things for its ,body* or ? modes' 
(x. 217). ,For instance words like „cow", „horse" „man" etc., though 
they denote shapes only, imply the bodies in which these shapes in- 
here and to whom they are therefore related as „modes"; but these 
bodies imply the individual souls whose „modes" they are; and at 
last these souls imply B., because they exist only as its „modes". 1 
In this way it will be seen that all words in the end express 

1 This illustration shows that according to R. there is strictly speakihg only 
one ,Substance' viz. B. Individual souls are ,modes' of B. and matter is mode of 
individual souls, just as class-characteristics, qualities (colour, taste etc.) etc. are 
,modes 4 of matter. In what sense matter or material bodies are »modes* of souls 
will be seen below. 

This doctrine of one Substance having everything in the world for its ,modes' 
sounds like that of Spinoza; but it should be remembered that the ,modes* here 
are not related to the Substance in an analytical and logical way, as Spinoza thinks, 
but possess a real existence of their own, though entirely controlled by and dependent 
on the ,Substance'. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen!. XXII. Bd. 20 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



288 V. A. SüKHTANKAR. 

Brahman, 1 and therefore can in their primary sense be used as predi- 
cates of B.' (p.xi. 537, Ved. Samg. p. 30). In other words we are justi- 
fied in saying that anything whatsoever is B. It is in this sense that 
the expression ,all this is B/ (Ch. Up. m. 14. 1, Br. Up. n. 4. 6 etc.) is 
to be understood. ,A11 this c viz. the world is B., in so far as it is 
the ,body' or ,mode' of B. The world is one with B., not because 
it is B, in itself (svarüpena), but because B. is the Soul 2 and the 
world the Body (Ved. Samg. p. 33). As explained above the unity 
between the world and B. is like the unity between a quality and 
the thing it qualifies. The world is B. because it can exist only 
as ,mode' of B., i. e. apart from B. it can have no existence. To 
affirm this kind of unity is the purpose of the texts which deny the 
existence of plurality (Bj\ Up. n. 4. 6, rv. 4. 19 etc.). They do not, on 
the other hand, deny that plurality which is brought about in B. by 
its own resolve ,may I be many' (Ch. Up. vi. 2. 3) (p. ix. 371 f.). 

The same reasoning is to be applied in order to understand the 
meaning of the celebrated Upanisad formula ,tat tvam asi ( (thou art 
that). In this sentence both ,thou' and ,that' signify B.; ,that' signi- 
fies B. as the cause of the entire world, and ,thou' signifies B. in 
so far as it controls from within and hence has ,thou', i. e. this 
particular individual soul, for its body (x. 204, xi. 479, Ved. Samg. 32, 
Gltä xm. 2) , „Thou" apparently denotes an individual soul, but a soul 
being the „body" of B. is only its „mode" and therefore incapable 
of existing and acting apart from it, and so it denotes B. as well'. 
(Ved. Samg. p. 35). Thus while the soul is a ,mode' of B., and while, 
as explained above, a ,mode' can stand in sämänädhikaranya (i. e. 
in the relation of predicate to subject) with the substance to which 
it belongs, an individual soul can stand in sämänädhikaranya with B. ; 

1 For this reason, R. says, the science of etymology is completed only after 
knowing Vedänta (Ved. Sang. p. 38). 

2 Cf. Tait. Up. ii. 6. ,H ay i n g created all this, he entered it; and having 
entered it, he became „Sat u and „tyat u . 4 It is through entering i.e. by being 
the soul, that B. becomes the world. 

Compare Br. Up. i. 5. 21 as an illustration of this way of thinking. See the 
note below. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 289 

in other words we can predicate B. of an individual soul and say 
,thou (i. e. a particular soul) art B/ (x. 266 i. Ved. Samg. p. 110). 

The sentence ,thou art that' teaches, it is argued by the absolute 
non-dualists, that the individual soul is B. and nothing but B. There 
can be no difference between the two; or eise their being placed in 
sämänädhikaranya would have no meaning. When two words are 
placed in this relation, they are meant to convey the sense of unity; 
and in order to grasp this unity we must ignore the special character- 
istics of the two. Thus when it is said ,This is that Devadatta', in 
order that we may understand the unity between the subject and 
the predicate, we must altogether ignore J this-ness i and ,that-ness' 
from the two respectively, so that the idea conveyed by the sentence 
is Devadatta, and Devadatta alone. If we do not give up ,this-ness' 
and ,that-ness c the subject and the predicate would be different and 
thus there would arise contradiction between the two, and the sentence 
would be meaningless. Similarly in the sentence ,thou art that' the 
distinctions of ,thou' and ,that' are to be ignored; they are false 
distinctions, products of nescience; the truth that the sentence teaches 
us, is that there is nothing but pure B., B. without any distinctions 
(Ved. Sang. 43). 

Against such a view R. answers, that the very fact that the 
individual soul and B. are placed in sämänädhikaranya (i. e. as 
subject and predicate), presupposes some difference between the two; 
that if the special distinctions conveyed by the words are to be ig- 
nored, and if the object be merely to convey the idea of a purely 
undistinguished thing, no reason is left for employing several words; 
only one word could do it. Thus the raison d'etre for sämänädhi- 
karanya vanishes (pp. xi. 415, x. 205, Ved. Samg. p. 44). But if sä- 
mänädhikaranya is expressed, there must be some purpose in em- 
ploying the different words, and hence their special meanings must 
not be ignored. Of course as the words stand in sämänädhikaranya 
they must refer to one and the same thing; i. e. a unity must underlie 
the differences expressed by the words. Hence the words in a 

sämänädhikaranya express different ,modes' of one and the same 

20* 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



290 V. A. SüKHTANKAft. 

substance (x. 205, xi. 411). If the distinctions conveyed by the 
different words were incapable of being combined ii* the same thing, 
we could coraprehend no unity between them, so that they cannot 
be used in sämänädhikaranya. Thus we cannot say ,a jar is a cloth^ 
because the class-characteristics of a jar and those of a cloth exclude 
each other. But we can say ,the lotus is blue'; because the class- 
characteristics of a lotus can inhere in the same substance along 
with the quality of ,blueness' (p. xi. 414). Hence what sämänädhika- 
ranya requires is that the terms should express 7 modes' of the same 
substance (x. 258, Ved.Sarpg. p. 44). But if there be no difference of 
; modes*, there can be no sämänädhikaranya (xi. 415,' x. 205). Hence 
the sentence ,thou are that' must express and expresses ,modes' of B. 
(x. 210). Thus the sentence instead of denoting the absolutely non- 
differentiated unity of B., on the contrary teaches that B. has distinct 
characteristics (x. 203 f.). Such an explanation of the sentence, R. says, 
can alone be in agreement with the teachings of the whole section 
(Ch. Up. vi. 1 — 8). Here it is taught that B. (called Sat) having 
formed a resolve of ,becoming many', created light, light created 
water, and water created food. Then it is explained that everything 
in the world, including the constituents of man, are made out of these 
three elements. Then in vi. 8 it is told that ,food' has its source in 
, water', , water' in ,light', and ,light' in ,Sat c , i. e. in B. The whole 
teaching is then summarised in the sentence ,all creatures have their 
source in Sat, their home in Sat, their support in Sat ( . Then comes the 
conclusion ,all this (i. e. the world) has this (i.e. Sat, or B.) for its soul; 
that is real; that is the Soul; thou art that, oh ^vetaketu*. R. says, that 
the great truth which this section wants to teach is, that ,the world 
has B. for its soul' (p. x. 211) and that of this truth, ,thou art that' is 
only a special case, an illustration 1 (p.x. 217, p. 349 Ved. Saüg. p. 32). 

1 This way of mentioning that the soul of the world is also the soul of the 
individual souls is common in the Upani§ads. Compare e.g. the Antaryamin-brähmanaj 
where the soul and Controller of the earth etc. is everytime said to be thy soul and 
Controller (also cf. Ch. Up. in. 4. Br. Up. in. 4 & 5, Kau. Up. in. 9 etc.). In this con- 
nexion R. points out that in the expression ,thy soul*, ,my soul*, the words ,thy* and 



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,uu ö lL C0RNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 291 

It is in this way that B. is the cause of the sustenance of the 
world. B. sustains the world because it is the Soul of the world and 
apart from it, the world cannot exist. ? To be dependent on and be 
controlled by the Supreme Person is the eternal and essential nature 
of everything' (Sü. n. 4. 14. p. 602). But the world will not remain 
for ever in its present State, nor has it been so from eternity. In 
common with all the schools of Indian Philosophy, R. believes in 
repeated creations 1 and dissolutions of the world. ,The stream of 
creation is without beginning' (p. 384). At the end of each y Kalpa c 
(i. e. a world-period) the world is dissolved, the grosser substances 
dissolve themselves into subtler ones, tili at last ultra-subtle matter, 
called ,darkness' (tamas 2 ) is alone left. This so-called 7 darkness' too 
is related to B. as its ; body' ? but is so extremely subtle that it does 
not deserve to have a separate designation (p. 19 7) and is as it were 
non-existing (asatkalpa) (p. 202). When the world is in this State, 
B. is said to be, as in Ch. Up. vi. 2. 1 ; ; One only, without a second' 
(p. 190). But even in this State of non-separation, the souls together 
with matter, both reduced to extremely subtle condition, exist as 
body of B. (p. 366) ,The „darkness" does not get altogether lost in B., 
but becomes one with it (eklbhavati) and is no more distinguished by 
„names and forms"' (p. 191, cf. also Br. Up. i. 4. 7). ? But only when the 
world is distinguished by ? names and forms* has it the attribute of 
existence, and when this distinction vanishes the world has the attribute 
of non-existence 3 ' (i. e. the world can be said not to exist) (p. 358). 

,my' denote the individual soul and therefore ,thy soul' and ,my soul' i. e. the soul 
of the individual soul is B. — a distinction, which, if one bears in mind, will save 
one to a great extent from misunderstanding the spirit of the Upanisads. 

1 This belief does not seem to be known to the Brähmanas or to the earlier 
Upanisads. EigVeda vi. 48. 22 seems expressly to deny it; though x. 190. 3. implies 
it. It is mentioned also in Ath. Veda x. 8. 39 & 40. And several passages in Svet. Up. 
show that at its time this belief was commonly accepted. 

2 In the Subälä Up. Cf. also EigVeda x. 129. 3 Svet. Up. iv. 18 Manu i. 5. 
According to another passage in the Sub. Up. this state is also called ,death* 
(p. 199). 

8 As remarked on p. 6, existence and non- existence are to be considered 
only as attributes of a permanent substance. 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



292 



V. A. SlJKHTANKAR. 



,Thus B., which is „one only, without a second", in so far as 
it has for its body only extremely subtle matter and souls, which 
have become one with it and do not deserve a separate designation, 
forms a resolve to become many and transforms itself into the world 
in a gross state, distinguished by names and forms' (p. 201). ,In all 
conditions B. has souls and matter for its „body". When they are 
in a subtle condition, B, is „cause", and when they are in a gross 
condition the sarae B. is effect and called the world' (p. 366). ,Thus 
the effect, viz. the world, is non-different from the cause, viz. B/ 
(p. 349). ,When there is no distinction of „names and forms", B. is 
„one" and „cause"; and when there is, it is many and effect' 
(p. 190). ,When B. is in causal state, the world is in the State of 
dissolution 1 (Natura naturalis), when B. is in effected State, the world 
is in the State of creation (Natura naturata)' (Ved. Saög. p. 115). 

It is in this sense that we have to understand that B. is both 
the material and the efficient cause of the world. Not only matter 
and souls are body of B., and hence incapable of existing independ- 
ently of it, but before creation they exist in so subtle a condition 
that they may be said to be non-existing. Then at creation B. who 
is ,one without a second', transforms itself into this wonderful world 
of matter and souls (p. 202). 

In the Sütras this relation of B. to world is compared to that 
of threads to cloth (n. 1. 19) and to that of wind to the five prä~ 
nas 2 (ir. 1. 20). Further to show that B. transforms itself into the 
world without using any instruments, the creation is compared to the 
turning of milk into curd (Sü. n. 1. 24). To the objection, that B. 
being without parts (niravaya) and without instruments, we cannot 
conceive how it could create the world, R. answers that the scrip- 
tures teil us that B. possesses all wonderful powers and therefore 
it is not impossible for it to do so (Sü. n. 1. 27 & 31). 

But though B. has thus a causal state and an effected state, 
; we have not to understand that B. undergoes changes like clay or 

1 In this state the world exists only potentially {6aktimäträ~va6e$am) p. 19. 

2 See below p. 317. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 293 

gold', i. e., the world is not made of B., just as pots are made of 
clay or Ornaments are made of gold (p. 300). In its causal State B. 
has for its body the world in an extremely subtle condition; but 
when the time of creation comes, B. transforms it into the world in 
a gross State, when matter undergoes various essential changes and 
the souls too undergo a kind of change ; 1 but B. remains always the 
same, all changes being precluded from its nature. But all the same 
B. assumes a different State, because while it had first the world in 
its subtle State for its ,body', now it has the world in its gross 
State for its body. Thus the change, which consists merely in the 
assumption of a State different from the causal one, is common to B. 
and souls and mattet (p. 530 & 531). And we have seen that a 
cause in a different State is its effect. Hence B. can pass from its 
causal State into an effected state without at the same time under- 
going any changes in its elf (Gitä 212). ,The Supreme Soul is in an 
effected State (käryatva) in that sense only that it controls and hence 
is the soul of matter and souls in their gross State; but just for this 
reason, viz. that He is their Controller and soul, He is not touched 
by the weakness {apurußärtha) of the souls and the transmutations 
of matter. In possession of unlimited knowledge and bliss etc. he for 
ever abides in His uniform nature, engaged in the sport of making 
the world go round* (p. 203). ,Because the imperfections adhering 
to the body do not touch the soul and the qualities of the soul do 
not extend to the body. For instance in the case of embodied 
beings (celestial beings, men etc.), childhood, youth, old age belong to 
the body and not to the soul, and knowledge, pleasure etc. belong to 
the soul and not to the body' (p. 283). ,Just as in a particoloured 
cloth made of a mass of white, black and red threads, whiteness etc. 
is seen only in those parts where those particular threads are; and 
hence in the effected State (i. e. in the cloth) there is no intermingl- 
ing (of the natures of threads), just as there was none in the causal 
state (i. e. in the mass of threads); similarly though the world is 



1 See below p. 301. 



nnn |p Original from 

,uu ö lL C0RNELL UNIVERSITY 



294 V. A. SuKHTANKAK. 

made of the aggregation of souls, matter, and the Lord, still in its 
effected State there is no intermingling of their respective character- 
istics, viz. being a sufferer (souls), being the object of suffering 
(matter), being the Controller (Lord). But there is this difference : 
the threads are capable of existing separately and therefore they 
have causal and effected states only when they are incidentally 
brought together by the will of some person. But individual souls 
and matter are in all their conditions the „body" of the Supreme 
Person and possess reality only as His „modes"; therefore the Su- 
preme Person Himself is both cause and effect; all words always 
denote Hirn alone. But as far as differences of nature and the 
absence of their intermingling is concerned, there is similarity' (Gitä, 
pp. 211—212). 

Thus by understanding the chief teaching of the Upanisads, 
that B. is the soul of the entire world, to mean that the world has 
existence only as ? mode' of B., R. can say that there exists B. alone, 
and at the same time say that the world of plurality exists as well ; 1 
he can say that the world and the individual souls are B., and at 
the same time affirm that the world and souls are different from it; 
further he can say that B. is both the material and the efficient 
cause of the world, and accepting the text of the Satkäryaväda say 
that the cause viz. B. is now different from the effect, viz. the world, 
and at the same time assert that B. is eternally in possession of un- 
limited knowledge, bliss etc., while suffering and transmutations are 
the lot of the souls and matter. In this way he can accept and 
harmonize the whole mass of seemingly contradicting Upanisad-texts 
without calling the greater part of them ,aparä vidyä' (lower know- 
ledge) (p. 366, Ved. Saipg. pp. 131—34). 

The next principle Upanisad-text that comes in consideration 
in ascertaining the .nature of B. is Tait. Up. il 1. ,Existence, know- 
ledge, infinite is B.' ,This text describes that nature of B., which 



1 Hence R.'s System is known by the name of ViSistadvaita, i. e. modified 
raonism. 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 295 

distinguishes it from everything eise. Here the term „existence" ex- 
presses that B. has unconditioned existence, and so distinguishes it 
from matter and souls still implicated in matter; because as both 
undergo changes of states called by different names, they have no 
unconditioned existence. The term „knowledge" expresses the eter- 
nally non-contracted and uniform knowledge of B.; and so disting- 
uishes it from the souls that have attained final release, because their 
knowledge was at one time contracted. Lastly the term „infinite" 
expresses that B. is not limited by time, space or other things, and 
as B. possesses qualities, the infinity belongs to its qualities as well 
as to its essential nature (svarüpa). This distinguishes B. from the 
souls called „nityas" 1 (eternals), because their essential nature as 
well as their qualities are limited' (p. x. 365). 

The chief thing to be noted in connexion with this text is that 
according to R. ,Existence etc/ are attributes of B. and do not form 
its essence; in other words B. has existence etc. and not, as the 
non-dualists would say, B. is existence etc. ,It cannot be said that 
B. is „mere existence" (sanmätra), because existence is one element 
{arräa) of B., and this existence is besides „distinguished" {savi&esay 
(p. 353). ,We say „a jar exists, a cloth exists" and thus we know 
that existence is a predicate of substances, and therefore it cannot 
itself be a substance or a cause' (p. 354). ,The same thing holds 
good of „knowledge" as of „existence"; „knowledge or consciousness" 
(anubhütij jftäna, avagati, sarrivid) is an attribute of a knowing sub- 
ject and related to an object' (p. vin, 641, p. 440). ,We cannot pos- 
sibly conceive of „knowledge" that is without a Substrate (i. e. sub- 
ject) or without an object' (ix. 48). ,Just as when there is no person 
to cut and nothing to be cut, the act of cutting cannot take place, 
so in the absence of connexion with „I" or „ego" no knowledge 

1 R. does not refer to these ,nityas l again. It seems from the commentary 
that they mean souls who were never implicated in the state of transmigration 
(saTTisära), and consequently they had neither to undergo any changes nor was their 
knowledge ever contracted. But beiiig only individual souls they are both in size 
and powers limited (i. e. they are minute [ami] and do not possess powers of shap- 
ing the world etc.). 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



296 



V. A. SüKHTANKAR. 



can exist' 1 (ix. 52). ,A knowing subject has „knowledge" for bis 
essential nature and knowledge can inhere only in a knowing sub- 
ject. Therefore the Upanisad texts, like the one in question, which 
declare tbat „B. is knowledge only mean that knowledge is the 
essential nature of B. and not that „pure knowledge" is the only 
reality' (p. ix. 314, x. 304). Besides the Upanisads say in several 
places that B. is a knower: see Mu. Up. i. 1. 9, &vet. Up. vi. 8. 11, 
Bj\ Up. ii. 4. 14, and all the places where, as in the accounts of 
creation, it is said ,B. thought' (p. ix. 314). Here it should be noted 
that ,the „knowledge" of B. is iuimediate, i. e. not dependent on the 
organs of sense, because oinniscience is its nature. It has direct in- 
tuition (säksätkära) of colour etc. and not a visual perception of 
colour/ Cf. 6vet. Up. in. 19 (p. xm. 87 and 122). ,Further the know- 
ledge of B. is always of the agreeable kind and therefore is of the 
nature of bliss. Hence in the case of B. knowledge and bliss mean 
one and the same thing. For this reason B. is also called „bliss" 
(Tait. Up. in. 6, Bj\ Up. in. 9. 28), which means, not that B. is bliss, 
but that it has bliss for its essential nature' (p. ix. 370). 

Then when it is said that B. is infinite, i. e. not limited by 
time, space or other things, 2 we have not to understand, as the com- 
mentary remarks (p. x. 402), that B. is spaceless and timeless and 
that nothing besides it exists, but it means that it is omnipresent 
and eternal, and that nothing exists independent of it. ,For Upa- 
nisads teach that B. is all-pervading, cf. Svet. Up. in. 9, Mu. Up. i. 
1. 6 etc.* (p. 707). And when B. is said to be of minute size (e. g. 
Ch. Up. in. 14. 3) or when it is said to reside in the heart of man 
(e. g. Br. Up. iv. 4. 22) or when it is said to be of the size of a 
thumb 3 (e. g. Ka. Up. iv. 12, vi. 17), it is intended only to enjoin 
meditation on B. in this form (pp. xn. 580, xm. 568, xm. 637). 

,Everywhere in &ruti and Smrti B. is taught to possess twofold 
attributes (ubhayalifiga) viz. l) total absence of any evils and 2) being 

1 Hence as B. has knowledge, it is not without the sense of ,P (p. ix. 209). 

2 See last page. 

3 Because man's heart is said to be of the size of a thumb (p. xm. 638). 




Original from 
C0RNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Ramanüja. 297 

endowed with all the auspicious qualities (p. 672). Only these two 
classes of attributes together can express the distinctive nature of B. 
Because the individual souls too possess the (auspicious) qualities of 
bliss etc.; but in their case these qualities are capable of being joined 
to evils, but B. is by its very nature opposed to all evils. Hence 
the possession of the auspicious qualities by B. must be thought of 
as characterised by the absence of all evils (p. 783 f.). The text 
which R. chiefly refers to as illustrating at once both these classes of 
B/s qualities is Ch. Up. vin. 1. 5 ,This Soul (i. e. B.) is free from 
evil, free from old age, free from death, free from grief, free from 
hunger, free from thirst ; whose wishes are realised, whose purposes 
are realised'. ,Here the first part of the text denies of B. qualities 
that are evil, and the last two terms assert those that are auspicious. 
Similarly in other places only those qualities are denied of B. which 
are evil. Cf. Br. Up. in. 8. 8, Mu. r. 1. 6, etc.' (p. x 303). ,The quali- 
ties are evil because they belong to the world formed of the indi- 
vidual souls and matter' (p. 784, cf. p. ix 314), i. e. they belong 
either to matter or to souls that are implicated in matter. Compare 
for instance Br. Up. in. 8. 8 ,The wise call it (i. e. B.) the Imperish- 
able (aksara). It is not large ; not small, not short, not long, not red, 
not oily, not shadowy, not dark, not made of air, not of sky, not 
sticky, without taste, without smell, without eye, without ear, without 
speech, without mind, without light, without breath, without pleasure, 
without mouth, without measure, without inside, without outside; it 
eats nothing'. After denying thus of B. qualities which matter gives 
rise to (präkrta), 1 the text continues ,By the control of this Im- 
perishable, sun and moon are held apart (i. e. follow their respective 
courses), by its control the earth and sky are held apart, by its con- 
trol minutes, hours, days, nights, half-months, months, seasons, years 
are held apart, by its control the rivers flow from the snowy mount- 
ains to the east, to the west and in other directions'. Thus ,the 
texts which say that B. is without (certain) qualities (nirguna) deny 



1 p. ix 314. 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



298 



V. A. SUKHTANKAR. 



of it only the undesirable qualities, and the texts which assert that 
B. possesses (certain) qualities (saguna) attribute to it only the auspi- 
cious qualities. Hence there is no contradiction between the two 
kinds of texts and there is not the least reason to assume that the 
subject of one of them is unreal' (ix317f.). In this sense we have 
to understand another celebrated text from the Upanisads: ,neti, neti' 
(not so, not so) (Br. Up. m. 9. 26; iv. 2. 4, 4. 22, 5. 15). /The „so" 
in „not so" refers to the attributes of the world, known without the 
help of the Scriptures (i. e. in ordinary ways), and therefore „not 
so u expresses that the nature of B. is not like that of the world. 
This interpretation is confirmed by the words which immediately 
follow; for they deny only such attributes of B. as belong to the 
world' (p. 803 f.). Similarly ,not so, not so' which occurs again in 
another connection in Br. Up. n. 3. 6, the ,so' refers to the two forms 
of B. described in that chapter and ,not so' denies that B. is limited 
to them alone. This interpretation is confirmed by what follows: ,1t 
is „not so" because there is nothing greater than it. Its name is 
„Reality of realities", the individual souls are realities, but it is their 
Reality.' Thus ,not so' does not deny all attributes of B. The chapter 
expressly teaches several attributes of B., which could not otherwise 
be learnt, and if thereupon the ,not so, not so' were to deny them 
all, it will be ,like the talking of a mad man' (Sü. in. 2. 21, p. 682 f.). 

,The only way to attain to deathlessness (amftatva) is the know- 
ledge 1 of the Supreme Person' (p. 156). ,But as B. cannot be known 
by any ordinary means of knowledge, only the Scriptures can reveal 
it to us' (p. x 431). ,But the Scriptures again and again insist on 
declaring the glorious qualities of B. and thus show that they lay 
special stress on them. And the Scriptures, which are thousand times 
more loving than one's own parents, are not, like a cheat, capable 
of teaching, with particular insistence, qualities — not otherwise to 
be known — which have no real existence and hence are to be dis- 
regarded, and thus still more perplex men, who are already wearied 



1 For wbat R. understands here by ,knowledge' see below. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 299 

by the cycle of transmigration and are anxious for release' (p. 803). 
,For these reasons B. is to be apprehended as possessing infinite 
number of auspicious qualities and hence it must be considered to 
be characterised in two ways (i. e. as free from all evils and endow- 
ed with all Hessings)' (Sü. in. 2. 25, p. 686). ,Nor is this possession 
by B. of infinite auspicious qualities — knowledge, bliss etc. — to 
be regarded as adventicious; 1 it is essential and hence eternal' 
(p. 353). ,The qualities of the infinite B. are also infinite, and there- 
fore neither speech nor mind can grasp their extent (Tait. Up. n. 4). 
Hence those who believe that they know the limits of B., do not 
know B. (Ke. Up. n. 3), because B. is without limits' (p. ix 367). 

I shall conclude this section by quoting the brief description of 
B., which R. gives in the beginning of the fourth Päda of the first 
chapter : — ,B. is the object of that knowledge, which alone leads 
to the highest good, viz. the final release; it is the cause of the ori- 
gination etc. of the world; it is different in nature from matter and 
from souls, whether bound or released, totally opposed to all evils, 
all-knowing, all-powerful, capable of achieving all its purposes, pos- 
sessing every kind of auspicious quality, the inward Soul of all, 
possessing unrivalled glory' (p. 71). 

2. Brahman as the Soul of the individual souls. 

,Some Upanisad-texts declare that the souls are different from 
B. and others declare that the two are non-different. In order that 
both these classes of texts may be true in their primary (literal) 
sense, the individual soul must be admitted to be a part (am&a) of 
B.' (p. 571); cf. Gitä xv. 7, Ch. Up. in. 12. 6. But by ,part< we have 
not here to understand a part cut off from the whole (khanda). Be- 
cause B. is indivisible and secondly B. being different in nature 2 
from the individual soul, the latter cannot be a part of the former 
in this sense. ,The individual soul is a part of B. in the sense in 

1 i. e. through Mäyä or Upädhis. 
8 vide supra p. 296 f. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



300 V. A. SüKHTANKAR. 

which the brightness of a luminous body is a part of that body; or 
in the sense in which the generic characteristics of cow or horse 
are parts of a cow or a horse; or whiteness or blackness are parts 
of white or black things, or in the sense in which a body is a part 
of a celestial being, man or other embodied beings. For a part 
means any portion of a thing {ekavastvekade§a) y and hence a dis- 
tinguishing attribute is a part of a thing distinguished by it. Hence 
in a distinguished thing we can discriminate between the distinguish- 
ing part and the distinguished part. Therefore although the dis- 
tinguishing attribute and the thing distinguished are related to each 
other as part and whole, they are essentially different from each 
other. In the same way although individual soul and B. are related 
to each other as a distinguishing attribute and the thing distinguished 
and hence as part and whole, they can still be essentially dif- 
ferent. ... Hence all mention (in the Upanisads) of difference be- 
tween B. and soul refers to the essential difference between B. as 
the object distinguished and the soul as a distinguishing attribute. 
But the mention of unity between the two is equally valid, because 
a distinguishing attribute cannot exist apart from, and is bound to 
the thing distinguished (Sü. n. 3. 45, p. 574 sq.). Thus we see that 
by saying that individual soul is a part of B., R. means exactly the 
same thing as when he says that B. is the Soul and the individual 
soul the Body. The latter is only a ,mode< of the former. 

As B. is the Soul of individual souls, B. exists together with 
them in the different bodies. But this connexion with a body brings 
suffering to the individual soul, because he is subject to Jcarman 
and must suffer what it brings to his lot; but B. being subject to 
nothing, the same connexion not only leaves it free from any evils, 
but on the contrary adds to its glory by manifesting its Controlling 
and governing power. Cf. Mu. Up. m. 1. 1 (eijd of Sü. in. 2. 12 and 
beginning of in. 2. 13, p. 674). 

,In the State of dissolution of the world the individual souls 
abide as „body" of B. in an extremely subtle condition, devoid of 
„name and form" and thus incapable of being designated as some- 



nnn | p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 



301 



thing different from B/ (p. 384). Then at the time of creation ,the 
souls undergo a change which consists in the expansion of their 
power of knowledge, so as to raake them fit to sufFer the fruits of 
their past karman 1 (p. 531). In this sense ,the souls are an effect 
of B/ (p. 142). ,Thus the souls have an effected state (käryatva), 
inasmuch as they undergo a change of state; but this change con- 
sists only in the expansion of their power of knowledge. There is 
no change in their essential nature' (p. 530). ,Changes as that of 
clay into a pot are denied in the case of souls' (p. xi 586). ,Then 
they are joined to different bodies, celestial, human etc. in accordance 
with their karman. Thus the inequalities in the world being due to 
the karman of the souls, B. is not exposed to the charge of cruelty' 
(p. 383). In these bodies ,all the activities of the souls — from 
thinking to winking of an eye — are subject to their karman' 
(p. xi 360). 

But this karman is not to be considered as something indepen- 
dent of B., so that it could, as the Sämkhyas says, act of itself on 
,matter' and so modify it that its products might correspond to the 
deserts of the individual souls (p. 399). ,On the contrary the nature 
of karman is to be understood as follows : — Our good and evil 
karman pleases or displeases the Supreme Person, and their fruits, 
viz. future pleasure or pain, depend on the favour or disfavour of 
the Lord' (p. 400). ,It is only He — all-knowing, all-powerful, su- 
premely generous — who being pleased with our sacrifices, charities, 
offerings etc., as well as with our worship, has the power to reward 
us with enjoyment here or in the other world, as well as with final 
release. karman on the other hand , which is unconscious and 
transitory, is incapable of producing its fruit at a future time' 1 
(p.710). ,The Lord having prescribed that certain works are proper 
and others improper, supplies all the individual souls with bodies, 

1 R. rejects the existence of apürva or adr.f a — the supposed invisible pro- 
duct of an act which possesses the power to produce in due time the proper fruit 
of the act — by calling it mere fancy (parikalpana) unauthorised by scriptures 
(airuta) p. 712 and p. 5. 




Original from 
C0RNELL UNIVERSITV 



302 



V. A. SüKHTANKAR. 



sense-organs etc., needed to perform their works, and with power to 
employ them; reveals to them Scriptures teaching the rules of pro- 
per conduct; and Himself enters within them as their inward Soul 
and abides there to control and to „assent u<1 (p. 401). 

Thus ,the individual souls depend entirely on B. for their activity' 
(p. 563). /The power which the souls exercise over their sense-organs 
is dependent on the will of B.' (p. 602). ,B. is the intestinal fire 
that digests the eaten food' (p. xn 246, Gltä xv. 14). ,Brahman is 
the power with which all breathing creatures breathe their breath' 
(p. 792). ,It is the source of all joy on the part of the individual 
souls* (p. xi 586). ,Husband, wife, son etc. are dear to us, not be- 
cause of our will nor of their will, but because of the will of B/ 2 
,The activities of the objects of senses, of the senses themselves, of 
mind, of intellect, of the soul and of the body are all dependent on 
the will of B.* (p. 75 sq.). ,Memory and perception, as well as their 
loss, are worked by B/ (Gltä xv. 15). ,1t is by the will of the Su- 
preme Person that an individual soul is either in the State of bondage 
or of release. He hides 3 the true, essentially blessed nature of the 
soul who has committed sins in his beginningless chain of karman' 
(p. 657). ,1t is He, who as the Inner Soul, brings about even the 
spiritual worship (by means of which an individual soul can attain 
release). Thus B. is not only the object to be attained by worship, 
but is also the means of performing the worship itself (p. 78). 

But this immanence of B. in the souls is not to be so construed 
as to leave no room for freedom of action on their part. ,The souls 
resting in B., and furnished by it with bodies and sense-organs as 
well as with powers to use them, apply themselves of their own 
accord and in accordance with their own wishes, to works 
either good or evil' (p. 402). ,No action indeed is possible without 

1 For the meaning of »assent 4 see next page. 

2 This is the interpretation which R. puts on Br. Up. iv. 5. 6 (p. 159 sq.) 

8 The hiding of the souTs true nature takes place by its connexion with a 
body in the ,creation-state* of the world, and with subtle matter in its ,dissolution- 
state' (p. 657). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Teachings op Vedanta according to Ramanuja. 303 

the assent (anumati) of the Inner Soul; but in all actions there is 
the volitional effort (prayatna) made by the individual soul; and 
the Supreme Soul, by giving His assent to it, carrys out the action. 1 
For this reason the scriptural injunctions and prohibitions with regard 
to conduct are not devoid of meaning' (Sü. n. 3. 41, p. 563, Ved. 
Saüg. p. 140). ,And also for the same reason the Lord cannot be 
charged with arbitrariness for rewarding those who obey His com- 
mands and punishing those- who transgress them. Nor can He be 
accused of beiüg merciless. Because niercy shown to persons who 
are given to transgressing the right rules of conduct, does no good; 
on the contrary it produces weakness (apumstva). To chastise them 
is in this case the right thing. For otherwise to punish one's enemies 
would be a blamable act. By chastising the transgressors and by 
not tolerating the infinite and unbearable sins gathered during the 
endless ages, God Himself helps to increase happiness to the highest 
degree' (p. 402.) 

Just as individual souls are not without freedom to please or 
displease the Supreme Person by their acts, so He too in His deal- 
ings with them is not entirely bound by their karman. He can show 
special favour or disfavour to them. ,When one is fully earnest in 
his resolve to please God, God of His own accord engenders in his 
mind love for virtuous actions, such as are means to attain to Hirn; 
on the other hand, when one obstinately insists on displeasing God 
by his acts; in order to punish him God engenders in him love for 
actions that degrade him and oppose his attainment of Him' (p. 564, 
Ved. Saög. p. 141 & 142). Cf. Kau. Up. m. 9, Gltä x. 10—11 & xvi. 
19. When an individual soul attains to perfect realisation of B., it 
gives highest pleasure to B., who, as we shall see in another chapter, 
destroyes all the effects of his entire karman m , and frees him com- 
pletely from the round of transmigration (p. 930 sq.). 

I shall conclude this section also by quoting a passage (p. 572) 
in which R. expresses the relation of soul to God : — ,The soul is 

1 The individual soul only wills the action, but the power that carrys it 
out is B.'s. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 21 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



304 V. A. SlJKHTANKAR. 

created by B., is controlled by it, is its body, is subservient to it, 
is supported by it, is reduced to the ,subtle' condition by it (viz. 
in the ,dissolution-state' of the world), is a worshipper of it, and de- 
pends on its grace for its welfare'. 

3. Brahman as the Soul of the material world. 

Matter or Prakrti is thus characterised (p. 112) : — ,Matter 
is the substance out of which the whole world is made, which is the 
means for the experience of pleasure and pain and for the final re- 
lease 1 of the individual souls who are iraplicated in it from eternity, 
and which is without consciousness 4 . 

Some passages in the Upanisads teach that the world is the 
sanie as B., whereas there are others which teach that it is different 
from B. In order that both these teachings niay be equally true, 
three explanations are suggested of the nature of the relation between 
the world and B. Firstly, the difFerence between B. and the world 
is like the difference between a snake coiled up and the same snake 
lying at length, i. e. the difFerence lies only in the position or form 
samsthäna (Sü. in. 2. 26, p. 688). Secondly, the relation between the 
world and B. is like that between light and a luminous body; 
i. e. the oneness between the two is only in so far as the class- 
characteristics are concerned (Sü. in. 2. 27). Both these explanations 
R. rejects as unsatisfactory, declaring himself in favour of the third, 
according to which the material world is related to B. in the same 
way as the individual souls are, viz. as part to whole, in the sense 
that the world is a distinguishing attribute (visesana) and B. the ob- 
ject distinguished (visista). B. and world are one, because an attri- 
bute cannot exist independently of the thing distinguished by it ; but 
as an attribute is essentially different from the thing it distinguishes, 
so is the world essentially different from B. (Sü. in. 2. 28). 

But matter is even more completely dependent on B. than the 
souls. Because, as said above, the souls can will an action, though 

1 Because the souls are in need of bodies in order to do the work that would 
ultimately lead to their final release (p. 70). 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Tbachings of Vedanta ACCORDING TO Ramanuja. 



305 



they require the ,assent' of B. to carry it out. Further ,the past 
actions (karman) of the souls regulate the formation of the world ; 
(p. 142). But matter, being unconscious, has no power of its own. 
,Only with B. for its Soul can matter do its work. Otherwise it can 
have neither different natures, nor difFerent states, nor different acti- 
vities* (p. 85). For instance the change of water into ice or of milk 
into curd cannot take place if B. were not Controlling it (Sü. n. 2. 
2, p. 398). The change of grass eaten by a cow into milk takes 
place only because B. brings it about and not of its own power; for 
the change does not take place when grass is eaten by a bull 
(Sü. ii. 2. 4, p. 404). 

As explained above (p. 291) even in the ,dissolution' State of the 
world (pralaya) matter does not get lost, but remains in an ex- 
tremely subtle form as the body of B., without the distinction of 
,nanie and form', and is known by the name of Tamas (darkness) 
(p. 191). Matter in this ,causal* condition is uncreated, ajä, as in 
&vet. Up. i. 9, iv. 5 and in Gitä xni. 19 (p. 109). This ,causal f matter 
is not however the same as Säinkhya Prakrti. Because it is, so to 
say, one with B. (Brahmatäpannä), and the three Gunas are not 
as yet evolved in it. Only when the time of the creation of the 
world comes, the Gunas arise in it; hence what according to the 
Säinkhya is the original Prakrti, is according to R., something efFect- 
ed (kärya) (pp. 109 & 190). This Prakrti ha'ving three Gunas has 
a beginning and is ,created', just as all its transmutations are. 

Individual souls and material things both have effected con- 
ditions (käryatva) in so far as they assume a condition, difFerent froin 
what thev had in the ,dissolution-state' of the world. But the mate- 
rial things have an origin {utpatti), whereas it (the origin) is denied 
of the souls. Because the change that takes place in the case of the 
souls when they pass from the ,subtle' to the ,gross< state consists 
only in the expansion of their power of knowledge, which was con- 
tracted. But the material things, such as sky etc., undergo a change 
of their essential nature (svarüpä-'nyathähhäva). And a change of 
the essential nature is what is meant by origin (utpatti) (p. 530). 




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CORNELL UNIVERSITV 



3Ü6 



V. A. SUKHTANKAR. 



Another reason why the material things must be considered to have 
an origin is that they are made up of parts {sävayava)^ and what is 
made up of parts cannot be eternal (several places in Sü. i. 1. 3). 

The order in which, at the time of creation, the ,ultra-subtle* 
matter, called ,Darkness* (tamas), gradually transforms itself into 
grosser bodies is ; according to R., the one taught by the Subälä 
Upanisad 1 (p. 517). It is as follows : — ,Darkness' (tamas) — the 
jlmperishable' (aksara) — the ,Unevolved' (avyakta = the Prakrti 
of the Sämkhya) — the ,Great' (mahat) — the ,first dement' (Bhü- 
tädiy i. e. the ahamkara of the Säqikhya) — the ,subtle elements* (tan- 
mätras) — the substance out of which the sense-organs are made 
(indriyäni) — Space 2 (äkäSa) — Wind (väyu)^ — Fire — Water 



1 The Subälä Up. states the order in which the world, at the end of one of 
its periods, gradually dissolves itself and finally ,becomes one* with B. (p. 200). 
But R. remarks the order of creation must be the reverse of this (p. 198). 

2 ÄkäSa (space) is thus strangely considered to be a product of the trans- 
formations of matter. The following is probably the explanation of this queer 
idea : — 

AkäSa primarily means, as ,Petcrsburger Wörterbuch* rigthly observes, ,empty 
space 4 (,freier Raum'); it denotes either empty space in general, i. e. all-pervading 
as in Br. Up. in. 8. 4; or as is in an uncritical way more commonly understood, 
the empty space that extends in all directions above the surface of the earth. In 
this sense the word äkäSa is understood in common language and in this sense it 
was used in the older Upanisads. 

The aecount of creation given in Ch. Up. vi. 2 f.. which obviously depends 
on Br. Up. i. 2, gives only three elements as constituting the entire world, viz. 
Light (= fire), Water, and Food (= earth). From earlier times ,Air l or ,Wind 4 
(Väyu) had, on aecount of its power of sustaining life and on aecount of its cease- 
less activity (cf. Br. Up. i. 5. 21 — 22), gained importance in Indian speculation. 
Cf. Br. Up. in. 7. 2 ,Air is the thread in which this world and the other world, and 
all creatures are strung together'. Hence it naturally came to be considered as an 
original element of the world along with the other three and gained precedence 
over them. Then in Ch. Up. vn äkäta is mentioned along with the three elements 
of Ch. Up. vi. 2 : — ,Water is greater than food* (vn 10), ,light is greater than 
water 4 (vn. 11) and ,äktda is greater than light' (vxi. 12). Probably this is the first 
authority for counting äkäSa along with the other elements. And passages like 
Br. Up. in. 8. 7—8, in. 7. 12, Ch. Up. vn. 26. 1 could easily suggest that it was 
created by B. So we have in Tait. Up. n. 1 ,From this ätman (i. e. B.) arose 



— Earth. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Teachings op Vedanta according to Ramanuja. 



307 



Such an account of the creation of the world is much later 
than any found in the earlier Upanisads. Instead of this long series 
of the Subälä Upanisad, the Chändogya has only three elenients and 

äkäia; from äkäia wind; from wind fire; from fire water; from water earth*. The 
order here given has ever since remained authoritative for almost all Systems of 
Indian philosophy. In this way äkäia began to be counted along with the four 
elements. Cf. Svet. Up. n. 12, vi. 2, Pr. Up. vi. 4, Mungl. Up. n. 1. 3. But in all 
these places äkäia means ,space', as is seen from the fact that the word used in 
its place is ,Kba', literally ,an opening', ,a hole'. In Ait. Up. m. 3 ,earth, wind, 
äkäia, water, and fire 4 are for the first time called panca mahäbhütäni i. e. five great 
created things. But this does not imply that they were all alike considered to be 
of material nature. On the other hand we have reasons to believe that äkä&a was 
not, even in philosophical circles, considered material like the other four. Thus 
we see for instance, that later the Jainas comprise all the material elements under 
the name Pudgala; but they do no include äkäia under it, which they consider to 
be a separate ,substance* (dravya), infinite in extention and having the function of 
,giving space*. (Tattvarthädhigama Sütra v. 1 — 18. Translated by Prof. Jacobi in 
Z. D. M. G. vol. 60.) The materialistic school of the Cärväkas, according to the 
account given of them in the Sarvadarianasamgraha, teaches : ,In this world there 
are four elements, earth, water, fire, wind. Consciousness arises out of these four'. 
The Buddhists, even of the school which does not deny reality to the external 
world, understand äkäia in a negative sense, as the absence of other things (äva- 
ranäbhäva). 

In the Nyäya and Vaise§ika philosophy äkäia denotes a ,substance* (dravya) 
having sound as its quality; and a special word, dii, is used to denote a ,sub- 
stance' which enables us to localise. The word dii, in general usage as well as in 
the Upani§ads, means cardinal points. The source of the idea of attributing sound 
as quality to äkäia very probably lies in the efforts towards schematising in phi- 
losophy. The four elements wind, fire, water, earth were considered to be the Sub- 
strates of touch, colour, taste and smell respectively, which form the objects of 
four of our senses; and a fifth substance was wanted to form the Substrate of sound; 
and äkäia was made to take its place; because it was generally counted along with 
the four elements; and probably because Ch.Up.vii. 12.1 contained a similar idea. 
But even in Nyäya and Vaisesika Systems, was äkäia considered to be a material 
element like the other four? There are several considerations which show that it 
was not. As is well-known, these two schools are atomistic. But whereas wind, fire, 
water, and earth are constituted of atoms, äkäia is not. Just like ,space' (dii) it 
is all-pervading, eternal (i. e. not created), and one whole (eka); it is not made up 
of parts (niravayava). Whereas the four elements enter into combination with each 
other, äkäia does not. Motion (kriyä) inheres in the four elements, but not in 
äkäia. From all this it seems very probable that äkäia was supposed to possess 
the same nature as dii, the difFerence between the two lying in their functions; 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



308 



V. A. SüKHTANKAR. 



the Taittirlya has five. R. sees no contradiction between these va- 
rious accounts; for he thinks that the circumstance that some of the 

that of the äkäSa being to be the Substrate of sound; and that of the dis being to 
be the means for localising. But these two functions being too heterogeneous to 
beloug to the same substance, äkäsa and dis were considered to be two di-ferent 
substanees. That even in these Systems äkäsa continues to possess its old and com- 
mon meaning is seen from the fact that Nyäya and Vaisesika writers use kha, ga- 
gana, vyoraan etc. as its Synonyms. 

In the laborious scheme of the Sämkhya philosophy äkäka is for the first 
time said in an outspoken way to be a product of the transmutations of matter. 
It is the consequence of two circumstances; firstly, the traditional way of count- 
ing äkäSa along with the four elements; and secondly, the correspondence, intro- 
duced between our five senses and the five substanees. But this idea did not re- 
main confined to the Sämkhya. The Sämkhya scheme of the Constitution and evo- 
lution of the world was more or less adopted in the later works on Vedänta; and 
consequently here too äkäsa becomes a product of matter and enters into combi- 
nation with the other elements, as the scheme of paneikarana shows. But stränge 
as it may appear, all these writers understand äkäia in its usual sense of ,space'. 
In Tattva-samäsa, an important work on Sämkhya (translated by Max Müller in 
his ,Six Systems 4 ), äkäsa is said to come into existence like the other four ele- 
ments by the transformations of matter and to possess sound for its quality, but its 
funetion is said to be ,to give space to the other four elements*. 

Samkara uses äkäSa in its usual sense of space. But he says that we know 
of its existence, because we must assume some Substrate for sound (Br. Sü. n. 2. 
24). And following Tait. Up. n. 1 he maintains that it is created and not eternal 
(Sü. xr. 3. 7). According to R. we can know that äkäSa exists, because it enables 
us to localise the flights of birds etc.; so that we can say ,a hawk flies here, a 
vulture flies there' (p. 434). He too uses the word in the sense of space, though 
according to the scheme of creation given above, he believes it to be a product of 
matter. Further he admits that äkäSa is not made up of parts (niravayava); but 
he says ,we must hold it to be created, because. the Scripture teils us so* (p. 505). 

From all this it will be seen that in Indian philosophy there are properly 
speaking only four material elements; and that its äkäSa has nothing in common 
with the ,ether of the Greeks. And hence the common notion that India and 
Greece both have the same five elements is not accurate. As long ago as 1875 
Prof. Jacobi had pointed out (Z. D. M. G. vol. xxix, p. 244) the mistake of trans- 
lating äkäsa with ,ether'. But the force of tradition seems to be as strong among 
the modern interpreters of Indian philosophy as it was on the philosophy itself. 

Before leaving this subject it will be interesting to note that R. does not 
consider ,time' to be a separate substance like ,space*; but only an attribute of 
substanees (padärthavis'esana) (p. 452). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Ramanüja. 309 

elements are not mentioned in a text does not imply that the text 
denies them (cf. Sü. n. 3. 6, p. 506). 

A point in this connexion on which R. lays special stress is ; 
that we have not to understand this order of creation to mean that 
the different elements in it are produced, as the Sämkhya would 
say, by the elements preceeding them. It is B. having these ele- 
ments for its body, who produces the elements that follow (Sü. n. 
3.14, p. 514). For this reason it is not wrong if the account of crea- 
tion is begun, as in Ch. Up., by saying that B. created fire, or, as 
in Tait Up., by saying that B. created sky; or if, as in Mu. Up. n. 
1. 3, the things created by B. are stated promiscuously instead 
of following the true order; because in reality each and every 
element in the series is created directly by B. (Sü. n. 3. 15 & 16. 
p. 515). 

After all these elements are created, they constitute what is 
called ,the world in aggregate' (samasti-srsti p. 606), i. e. each of 
the elements is isolated from the other and exists in an undivided 
totality. In order to produce from this ,world in aggregate' ,the 
world of individual bodies' (vyasti-srsti) with the distinctions of names 
and forms, it is considered necessary that all the elements are mixed 
up (p. 613). The origin of this idea lies in Ch. Up. vi. 3. But there 
the number of elements is only three; and hence the act of mixing 
them up is called ,making tripartite' (trivrtkaranam). R. makes use 
of the same word, but as is seen from the smrti text which he quotes 
(p. 614), he understands by it the mixing up, not only of the three 
elements in Ch. Up., but of all the elements enumerated above. He 
does not confine this , mixing up', as the Sämkhya and the later 
works on Vedänta do, to the change of the ,subtle elements' into 
gross ones; nor does he give any detailed scheine, like that of the 
Sämkhya or the one known by the name of panclkarana. But this 
much we learn from him that the elements are mixed up in such a 
way that, instead of all the things in the world being made up of 
all the elements in equal quantities, there is in them always a pre- 
ponderance of some one of the elements. Thus what we call water 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



310 



V. A. SüKHTANKAR. 



has a preponderance of the element ,water' in it, though it contains 



all the other elements in snialler proportions (p. 615). 

These elements, when mixed up, form what is called a ,cosmic 
egg* (cmrfa). In this ,egg' is born Hiranyagarbha y l also called Pra- 
jäpati or Brahma, He has four faces and is considered the highest 
among the ,celestial beings' (p. 609). He is also called creator 
(dhätr), because he is entrusted with the work of making the various 
kinds of individual bodies out of the , world in aggregate* (samasti- 
sr$ti). So far the ,subtler elements' of which the sense- organs are 
made, and the ,gross elements' of which the gross bodies are made, 
are not divided into separate sets of sense-organs and bodies. So 
that the individual souls are as yet without bodies. They are col- 
lectively represented by Hirapyagarbha, who has the whole ,cosmic 
egg' for his body. For this reason he is called a ,collective indivi- 
dual-soul* (samasti-jlva). 

Hiraijyagarbha then creates the world as we see it, having the 
distinctions of ,name and form*. But here R. wants us to note that 
in reality this work is done, not by Hiranyagarbha, but by T i. hav- 
ing Hiranyagarbha for its body (p. 610). This is, R. thinks, the 
meaning of Ch. Up. vi. 3. 2. B. having taken the ,collective soul 5 
i. e. Hiranyagarbha for its ,attribute' (vtiesana) i. e. as its ,body', 
enters the world and distinguishes it by ,naines and forms', i. e. pro- 
duces celestial and other kinds of embodied souls (p. 610). 

The world which is thus produced, is always of the same form 
as it had before the previous dissolution (p. 202). At the beginning 
of each creation B. recollects 2 the arrangement of the world as it 
existed before, and creates accordingly (p. 201). When B. has creat- 
ed the ,cosmic egg' and Hiranyagarbha in it, it manifests the Vedas 



1 Hiranyagarbha is just an individual soul like any other; but his acts in 
his previous lives were of an extra-ordinary merit; and as a reward, he is appoint- 
ed to his high office for one world-period. 

2 This is the interpretation, which R. puts on TPlYjfTW?! >He practised 
penance*. Tait. Up. n. 6 etc. Cf. Mu. Up. t. 1. 9 TTTfT^t fP? • I »whose 
penance consists in knowledge* (p. 201). 




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CORNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta ACCORDING TO RÄMANUJA. 311 

in exactly the same arrangement and succession (of words, chapters 
etc.), which they had in the previous world-period, 1 teaches them 
to Hiranyagarbha and appoints him to create the world of individual 
bodies. Cf. Svet. Up. vi. 18 (p. 19). The characteristics of the bodies 
of various beings like Indra and so forth, present themselves to the 
mind of Hiranyagarbha through the words of the Vedas, which he 
has learnt, and thereupon he creates them 2 (p. 13). 

1 This is what we have to widerstand, R. thinks, when the Vedas are said 
to be eternal {ixitya) and ,independent of any person* (apauruseya. This word is 
generally translated by ,of superhuman origin*. But what is eternal can have no 
origin, whether human or superhuman). These attributes do not imply that the 
words of the Vedas exist eternally; because , words {Sabdas) are products of the 
„first element" (bhütädi); and therefore they cannot exist in the State of complete 
dissolution of matter' (p. 18). The Vedas are independent of any person {apauruseya) 
and eternal, because they are always recited in exactly the same order in which 
they existed before, by committing them to memory* (p. 20, Ved. Samg. p. 243). 
The order of the Vedas is independent even of B.; just as it is of us; the only 
difference being that B. has not to depend on memory for the knowledge of the 
Vedas; it comes to it spontaneously' (p. 21). 

Besides the kind of complete dissolution of the world, which is called prä- 
krtika pralaya (Dissolution of the original matter) and which is always meant 
wherever ,dissolution* is spoken of in this dissertation, there is believed to take 
place another kind of dissolution called naimittika pralaya (occasional dissolution), 
when only the ,world of individual bodies 1 is dissolved, but the ,cosmic egg 4 and 
Hiranyagarbha persist. In this case the Vedas exist in the memory of Hiranya- 
garbha (p. 18). 

But Hiranyagarbha does not band down the knowledge of the Vedas by teach- 
ing them to others. Because according to the tradition, the , original seers* (rsis) 
for the first time directly see the Vedas, and do not learn them from others. At 
the beginning of each creation, Hiranyagarbha endows certain individual souls 
with the bodies and powers of Vasistha and other Seers (rsis) and thereupon these 
rsis practise certain penances and then are able to see the Vedas, having exactly 
the same accents and letters, as those seen by the rsis of the former world-period 
(p. 17). Then the rsis teach them to their pupils; and these again to their pupils 
and thus by an unbroken succession of teachers and pupils the Vedas are handed 
down perfectly free from mistakes of any kind (p. 400). 

2 Indra, Agni and other Vedic ,deities* (devatäs) are not particular indivi- 
duals; these names rather denote, like the word ,cow', particular kinds of bodies. 
At the beginning of each world-period an individual soul is, as a reward for bis 
good karman, endowed with the body of Indra. He is then the Indra of that world- 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



312 



V. A. SüKHTANKAR. 



The creation of the various bodies by Hiranyagarbha, or more 
accurately by B. having Hiranyagarbha for its body, is the act of 
? distinguishing by naines and forms' spoken of in Ch. Up. vi. 3. 3. 
? The individual souls, having B. as their Soul, entered the world 
(i. e. the „cosmic egg") and distinguished it by „names and forms"/ 
That is, out of the cosmic egg, different bodies were made, having 
different names and different shapes, and the individual souls were 
einbodied into them according to the quality of their acts (karman) 
in their past lives. These bodies were situated in fourteen different 
worlds (the world of Prajäpati, the world of Indra and so forth, our 
earth being one of them). They (i. e. embodied souls) are divided 
into four main classes : celestial beings (devas), animals, human be- 
ings, and unmoving beings (p. xiii642). What kind of embodied souls 
are understood by the term ,unmoving beings' (sthävara)? The word 
sthävara denotes the vegetable as well as the inorganic world. That 
the plants are believed to be the bodies, occupied by souls, is with- 
out question; as we can see from the frequently occuring expression 
,Souls from Brahma down to grass' (cf. p. x 350); and on p. x 519 
among the different kinds of souls he counts trees, bushes, creepers, 
grosses, and so on. But are stones and the like inhabited by souls? 
The following considerations make me think that E. does not make 
an exception of them. In order to denote all kinds of embodied 
souls R. very often uses the expression ,from Brahma down to un- 
moving things' (sthävara) (cf. p. xm 642). And as he has nowhere 
directly or indirectly indicated that the inorganic substances do not 



period and discharges the functions of that office. At the end of that period, he 
looses his body and ceases to be an Indra; next time another individual soul may 
take his place (p. 13). Thus Indra, Väyu etc. are all individual souls, who, on 
account of their past acts of high merit, are given, for a definite period of time, 
the various important offices which they occupy (p. xn 42). They are sometimes 
called ^eathless' (amrta). But this does not mean that they never part with their 
bodies; it only implies that they live very long (p. 506). 

Though Indra and so on are embodied beings, still they can assume any 
number of bodies at the same time and be present at all the different sacrifices 
to which they are invited (p. 9). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Teachings op Vedanta according to Ramanuja. 313 

contain souls, I do not see why the word sthävara should be restrict- 
ed to plants alone. Besides there are several positive indications, 
from which it seems that R. believed that the souls are embodied 
even in inorganic substances. On p. 285 he says that souls are em- 
bodied in stones, dry wood etc., as a punishment for their deeds. 
In Vedärthasaipgraha (pp. 30 — 31) he names along with celestial 
and human beings ,dry wood, stones, grass, jars, cloth, and so on' 
as the material things with which the individual souls join them- 
selves. Further according to his interpretation of Ch. Up. vi. 3.3 the 
world that we see, with its distinctions of name and form, can come 
into existence only through the individual souls entering it. This 
he clearly expresses as follows : — , All things have their reality and 
can be denoted by a word, only because the individual souls, hav- 
ing B. for their Soul, have entered them' (p. x 215, Ved. Samg. p. 28). 
Hence all individual material things in this world are directly the 
bodies and therefore the ,modes' of individual souls, and indirectly 
of B., as B. is the Soul of the individual souls 1 (p.xi537, Ved. Samg. 
pp. 30 f.). 

Chapter II. 
Nature of souls. 

Souls exist either as conjoined to matter or as free from con- 
tact with it. In the former State the nature of the souls suffers from 
great limitations, which matter puts it under. Hence the nature of 
the souls will be conveniently treated in two separate sections, the 
first dealing with the nature of the souls in themselves, and the 
second with that of the souls implicated in matter. 

A. Souls in themselves. 
The attribute which belongs to the essence (särabhüta) of a 
soul is consciousness (jnäna). On this account it is itself sometimes 

1 See above the foot-note on p. 287. 



rw"inl<> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



314 V. A. SüKHTANKAR. 

called (in the Upanisads) ^consciousness' (p. 543, Sü. 29). But we 
must note that the soul is not consciousness itself (jnanamätram), 
but it is by its nature the subject of consciousness or knower {jnätf) 
(p. 538). In judgments like ,1 know' or ,1 am happy' that which is 
expressed by the term ,F is the soul. It is of psychical nature 
(ajada) and is to be known as ,V in immediate self-experience (p. ix 
109). The consciousness of ,1' is not a mere quality of the soul, that 
can pass away; it is the essence of the soul. The loss of the con- 
sciousness of 9 V would be the annihilation of the soul 1 (p. ix 150). 
But ^consciousness' is an attribute which expresses the essential na- 
ture of the soul (svarUpa-nirUpana dharma), for no soul can exist 
without consciousness (p. 544). Even in dreamless sleep the soul is 
not without consciousness. Because though there is then no con- 
sciousness of objects, still the sense of ,P (aham-artha) continues 
(p. ixl43, p. 545). Along with consciousness R. frequently mentions 
? bliss' (änanda) as constituting the essential nature of souls (cf. p. xi 
586). As in the case of B. (see above) this means that in the 
original natural State of the souls their consciousness is always of the 
agreeable kind (p. xn 667). In this state their knowledge is of the 
intuitive nature, i. e. not dependent on the senses (p. xm 122). 

But consciousness is not the only quality of the souls. 2 The 
soul is not only a knowing subject, but has also the power to act. 
Because the scriptures enjoin certain actions and prohibit certain 
others and attach certain rewards and punishments to them, all which 



1 Hence according to R. the consciousness of ,1* belongs to the essence of 
the soul and is neither illusion (as the non-dualists would say) nor superimposed 
by matter (as the Sämkhya would say). 

* The text which is believed to teach the opposite view is Br. Up. iv. 6. 13. 
,Just as a lump of salt has no (distinguishable) inside and outside, but is through 
and through of the same taste, so the soul has no (distinguishable) inside and out- 
side, but is through and through consciousness.* But R. does not think that this 
text denies of the soul all other qualities except jConsciousness'. It only says that 
just as no part of the lump is without salt taste, so no aspect of the soul is with- 
out consciousness. But as the lump of salt has colour, hardness and other qualities 
besides taste, so can the soul too have other qualities (p. 1025). 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 315 

would have no meaning if the souls were not themselves able to act 
(p. 555f.). According to the Säipkhya all activity belongs to matter 
and according to Öamkara it belongs to Buddhi (Br. Sü. n. 3. 40). 
But R. says ,if the activity belongs to something other than the soul, 
how could the soul be made to suffer the consequences of acts that 
are not its own?' But because the soul possesses the power to act, 
it is not necessary that it must always act; it acts or does not act 
just as it likes (p. 559, Sü. 39); when the souls are conjoined to 
bodies, as a retribution for their karman, their actions are influenced 
by the qualities (sattva, rajas, and tamas) belonging to the material 
of their bodies 1 (p. 557). But when they are free from contact with 
matter, they can realize their wishes by their mere will (sarrikalpäd 
eva) (p. 1028). Then they are subject to no outward power (p. 1029). 
But whether as in their natural state the souls possess the power to 
realize all their wishes, or as in their embodied state they have their 
power limited by contact with matter ; all their activity is dependent 
on the will of B. (p. 563 & p. 1046). 

As said above (p. 296 f.) the souls in the state of their pristine pu- 
rity possess all the auspicious qualities in common with B. (p. 783). 
The qualities, which according to Ch. Up. vm. 1. 5 express the na- 
ture of B. (see above p. 296 f.), belong, according to the same Upanisad 
(vm. 7. l), also to the essential nature of the individual souls (p. xm 
629 bottom, and p. 630). But even in their essential nature the souls 
differ from B. in two points. Firstly, they have no power whatso- 
ever on the movements in this world, which belongs exclusively to 
B. (p. 1040). And secondly they are of atomic size, 2 whereas B. is 
all-pervading. That the souls are of atomic size (anu) we know, 
because the Scripture teaches that they actually move from place to 
place (Br. Up. iv. 4. 2 & 6, Kau. Up. i. 2 etc.), which would not be 
possible if they were all-pervading (Sü. n. 3. 20 & 21, p. 539). The 

1 This is, according to R., the meaning of Gitä in. 27 etc. 

2 The opposite view is held by the Vaisesika, Nyäya, Sämkhya, Yoga as 
well as the non-dualistic schools of Vedänta. R. objects to it on the ground that 
different consciousnesses of different souls cannot be accounted for (p. 546, Sü. 32). 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



31t) V. A. SüKHTANKAR. 

Scriptures moreover distinctly teach that the souls are of atomic 
size (Mu. Up. in. 1. 9, Svet. Up. v. 8 & 9) (p. 546, Sü. 23); when join- 
ed to bodies they reside in the heart. 1 But stili the consciousness is 
feit all over the body, because consciousness is related to the soul 
as light is related to a luminous body, i. e. just as the light extends 
beyond the place occupied by the luminous body, so does the con- 
sciousness extend all over the body, though the soul resides in the 
heart 2 (p. 542, Sü. 26). But as long as soul is implicated in matter, 
its consciousness cannot spread itself beyond its body; but when it 
is free from matter, its consciousness can extend to any number of 
bodies, which it may like to assume for the time, or to any distance 
(p. 1036). It is then omniscient, Ch. Up. vn. 26. 2 (p. 1038). 



B. Souls conjoined to matter. 

We have seen that both B. and souls by nature possess alike 
all auspicious qualities. But that which distinguishes B. from the 
souls is, that the former remains eternally free from contact with any 
evil, whereas the latter can be joined to evils. As a punishment for 
the sins committed by the souls during their beginningless 3 karman, 
B. conceals their naturally blessed condition. This concealment is 
brought about by joining them to ,subtle l matter in the ,dissolution- 
state' of the world or to material bodies in tlie ,creation-state c (p. 657). 

Originally the souls have all alike the same nature. In them- 
selves they have no distinctions as celestial beings, human beings 
etc. (p. xni 643). The distinctions of Brähmana, Ksatriya etc. are 
duc to the connexion with the different kinds of bodies (p. 577, Sü. 47). 

1 On this aecount the souls joined to human bodies are themselves sometimes 
(e. g. JSvet. Up. v. 8) Said to be of the size of a thumb, which is the size of the 
human heart (p. xm 638). 

2 The comparison between light and consciousness is very common in the 
works on Vedänta. 

3 lcavman is said to be beginningless, in order to avoid the reasoning in 
circle, viz. the connexion with bodies depends on harman, whereas kamian wants 
bodies for being performed. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 317 

,The possession by souls of „name and form" (i. e. a body) 
brought about by the connexion with matter, as a retribution for 
their good or bad deeds, is called Samsära, (cycle of births and 
deathsV (p. xm 355). ,In the State of Sarrtsära the essential nature 
of the soul does not undergo any transmutation as of clay into a 
pot; only the knowledge and bliss, which belong to the essence of 
their nature are contracted' (p. xi586). And as a consequence, while 
they are in this State moving about in one of the worlds, they sufFer 
evils, whether they are awake, or dreaming, or fast asleep, or in a 
State of swoon (p. 617). Now they are subject to the influence of 
karman and no more free to act as they like (p. 1036). For their 
knowledge they have to depend on their Organs of sense (p. xm 122). 

As explained above the souls that are thus joined to bodies, 
are divided into four classes : l) celestial or superhuman beings, 
which include all kinds of demi-gods as well as demons and ghosts; 1 
2) human beings; 3) animals including beasts, birds, crawling and 
creeping insects etc.; 4) stationary beings 2 (sthävara) (p. x 519). 

Of these classes only the human beings, as may be expected, 
are described in a somewhat detailed way. They possess a gross 
body, fivefold breath, and eleven Organs. The gross body is made 
of all the five elements, but in it the element ,water' preponderates 
(p. 621, Sü. 2). Breath (Präna) is in substance the same as the ele- 
ment ,wind'; but it is ,wind' existing in a different condition and is 
not to be considered as ,wind' itself or as a function of ,wind' (p. 595, 
Sü. 8). It is further not to be considered as an element of the ina- 
terial world but as an Instrument of the soul, like eye or ear (p. 597). 
Its function is to support the body and the organs 3 (p. 598). The 
five different motions of breath in the body have five different names, 

1 R. mentions the following as illustrations of this class : — Deva, Asnra, 
Gandharva, Siddha, Vidyädhara, Kinnara, Kimpurusa, Yaksa, Raksas, Pi&äca. 

2 For the explanation of this class see above p. 313. 

3 For this reason the organs themselves are often called Pränas in the Upa- 
nisads, cf. Br. Up. i. 5. 21 (p. 605). 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



318 



V. A. SUKHTANKAR. 



Präna, Apäna, Vyana, Udäna and Samana; but in reality they are 
all one breath 1 (p. 598, Sü. 11), cf. Br. Up. i. 5. 3. 

The eleven Organs are : five organs for doing work, five outer 
organs of sense, and manas or the inner organ of sense (p. 590, 
Sü. 5). The functions of the organs of work are seizing (hands) 
going (feet) etc. The functions of the outer organs of sense are see- 
ing, hearing etc. They give rise to knowledge of their respective 
objects (colour, sound etc.), when they (the objects) are present and 
come into contact with the organs. The inner organ (i. e. manas) 
gives rise to the knowledge of inner states, such as pleasure, pain etc. ; 
it can have no knowledge of the external objects without the help 
of the outer organs (p. x 409). The function of manas is threefold : 
decision (adhyavasäya), consciousness of seif (abhimäna), and reflec- 
tion (cintä); and in reference to them it is called Buddhi, Ahamkära, 
and Citta respectively; in reality all the three are the same organ, 
viz. manas, cf. Br. Up. i. 5. 3 (p. 950). All the organs, even manas, 
are in themselves material, produced by the transmutations of matter 
(pp. 330 & 586). But they are not made of gross elements. Manas 
is made of the ,first element' (Bhütädi) (p. 950); and the rest are 
made of ,subtle elements' and can exist only if they have ,subtle 
elements' for their Substrate (p. 622). 

All the organs as well as breath (Präna) are of atomic size 2 
(pp. 593 & 600). Each of them is said to be ruled by some one of 
the deities (devatäs), e. g. the speech by Fire, the eye by the Sun, 
the breath by Wind, and so on (p. 277). Besides these deities the 
organs are of course under the power of the souls. But the power 
of the deities as well as the power of the souls have their origin in 
the will of B. (p. 602). 



1 Breath is said to be present in ,stationary' bodies also; but there it does 
not assume its fivefold form (p. 285). 

2 The reason why the organs and breath are supposed to be of atomic size 
is, that they are believed, as we shall see later, to accompany the soul, when it 
leaves the body; but in doing so they are not visible (p. 593). 




Original from 
C0RNELL UNIVERSITV 



Teachings of Vedanta according to Rämänuja. 



319 



The states in which the embodied souls exist are either of 
waking, or of dreaming, or of deep sleep, or of swoon. A few 
words are necessary to give R/s views concerning the nature of the 
last three. 

In dream the soul lies in the veins, called Hitä (p. 149). All 
that it enjoyes or suffers in dream is created by B. (Ka. Up. v. 8, 
Br. Up. iv. 3. 10); because as long as the soul is not freed from con- 
nexion with matter, its power to create the things for its own en- 
joyment is lost to it 1 (p. 655, Sü. 3). These creations exist just for 
the time and are seen only by the person dreaming and are intend- 
ed to be the retribution for acts of minor importance (p. 658). We 
do not see the effects of the experiences in the dream on the body, 
because a new body, exactly similar to the one lying on the bed, 
is given for the time to the dreaming person (p. x 150 bottom). 

In deep dreamless sleep the soul forsakes ,name and form', 
i. e. is disconnected from the body, Organs etc. and becomes united 
with B. (p. xi 197). In so far deep sleep is similar to final release; 
but there is this important difference between the two : in final re- 
lease the auspicious nature of the souls becomes manifest, so that it 
is all-knowing, füll of bliss etc.; but in deep sleep there is no (ob- 
jective 2 ) knowledge and no joy. Cf. Ch. Up. vm. 11. 2. When it 
wakes, it leaves B., is conjoined again to its body and Organs and 
begins once more to experience the fruit of its karman (p. 666 f.). 
Thus, whereas according to Öamkara the State of deep sleep is si- 
milar to that of final release, R. compares it to the State in which 
the souls remain during the ,dissolution-state' of the world (p.xm618). 

According to Ch. Up. vm. 6. 3 the soul, when in deep sleep, 
lies in the veins near the heart. According to Br. Up. it then lies 
in the pericardium (purztai). And lastly according to Ch. Up. vi. 8.1 
it becomes united with B. in deep sleep. R. finds no contradiction 
between these Statements, because he thinks that by combining them 

1 Another reason why the experiences in dreams are the creations of B., is 
that the dreams forebode the good or ill fortune that is to come (p. 658, Sü. 6). 



2 See above p. 314. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 



22 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



320 



V. A. SüKHTANKAR. 



all we arrive at the truth. Directly the soul sleeps in B., but B. 
lies in the pericardium, whereas the pericardium lies on the veins 



? Swoon is half way to death. Because at death all breath 
leaves the body, but in swoon the „subtle" breath is still connected 
with the body' (p. 669). 

The next point to be considered is the state of the souls after 
death. Death means Separation of the soul from the gross body. If 
the soul has in its life attained to perfect realisation of the true na- 
ture of B. and if its karman is completely destroyed, then after death 
it attains final release (moksa) and has not to be born again, i. e. 
has no more to assume a material body. Otherwise it must in due 
time be re-born and experience the fruit of its karman. In the next 
chapter, which will deal with Final Release, there will be occasion 
to speak of the condition after death of the souls who have attained 
to the realisation of B. Hence at this place will be considered the 
case only of those, who have to be born again. 

The souls of the latter kind are roughly divided into two 
classes : 1) those who have performed sacrifices and other good 
works (istäpürte)- and 2) those who have not done what is enjoined, 
and done what is prohibited, i. e. the sinners (p. 637). We shall first 
consider the state of the former. 

At the time of death, according to Ch. Up. vi. 8. 6, the organ 
of speech is united with manas (the inner organ) (p. 947). But as 
we see from Pr. Up. m. 9 all the organs become united with manas, 
and not the organ of speech alone (p. 948, Sü. 2). Manas, thus 
united with all the organs, is itself united with breath (Präna) 
Ch. Up. vi. 8. 6 (p. 949). Then breath is united with the departing 
soul Br. Up. iv. 4. 2 (p. 952). The soul thus united with breath, 
manas and organs, is joined to all the subtle (p. 967) elements, as 
suggested in Ch. Up. vi. 8. 6 and Bj\ Up. iv. 4. 5 (p. 952 f.). These 
,subtle elements' form the Substrate for the organs which accompany 
the soul (p. 622) and cause the formation of the gross body when 
the soul is re-born (p. 621). The subtle elements, organs, manas 



(p. 664). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



TeACHINGS OF VeDANTA ACCORD1NG TO RaMANUJA. 



321 



and breath form the ,subtle body', together with which the soul 
leaves the gross body at death. 

The proceeding so far is common to both those who have 
realised the nature of B. and to those who have not. But hence 
their ways part (p. 955). The souls of the former class leave the 
body by the hundred and first vein 1 Jeading from the heart to the 
head and then proceed on the ,path of the celestial beings' (devayäna), 
which will be described in the next chapter. The souls of the latter 
class, on the other hand, leave the body by some other vein Ch. Up. 
vin. 6. 6 (p. 956); and if they have performed sacrifices and other 
pious works, they ascend to the moon by the ,path of the fore- 
fathers' (pitryäna). This path passes through the following places : — 
sinoke, the region of night, that of the fortnight in which the moon 
wanes, that of the six months in which the sun goes to the south, 
the world of the fore-fathers and sky and then it reaches the moon 
Ch. Up. v. 10. 3 — 4 (p. 634). When the souls arrive at the moon, 
they enjoy themselves in the Company of the celestial beings as long 
as their karman entitles them (p. 626). But when thfcy have finish- 
ed enjoying the fruit of their karman, they return again to the earth 
Ch. Up. v. 10. 5 (p. 631); because they could not be retributed for 
all their karman in the moon. A remainder is still left unretribut- 
ed (anusaya), and to suffer its consequence they must be born again 
on the earth. If this remainder be of a good kind, they are born 
in one of the three higher castes; but if it be evil, they have to be 
born in the lowest caste (cändäla) or as some wretched animal like 
a dog or a pig Ch. Up. v. 10. 7 (p. 633). 

Their return journey from the moon to the earth is described 
in Ch. Up. v. 10.5 — 6 as follows : — ,They return by the same way 
as they came to the sky, from the sky to the wind; having become 
wind it (the returning soul) becomes smoke; having become smoke, 
it becomes mist; having become mist, it becomes a cloud; having 
become a cloud it rains down. Then they (i. e. the returning souls) 
are born as rice, or barley or herbs or trees or sesamum or beans. 

1 Called susumnä. 



22* 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



322 V. A. SüKHTANKAR. 

From here it is very difficult to proceed. 1 Then it becomes the 
person who eats it as food and discharges it as semen.' 2 Thereupon 
they get into the kind of womb (yoni) which their karman deserves. 
Here they are joined to a body and begin to experience pleasure or 
pain (p. 652 ; Sü. 27). Before this, i.e. throughout their return-journey 
from the moon, they were without bodies and experienced neither 
pleasure nor pain. And if the text says ,it becomes wind, smoke 
etc.', it only means that they come in contact with wind, smoke etc. 
and become similar to them (p. 646). Even the words in the text 
,they are born as rice etc/ must not be taken in their literal sense. 
The souls are only in conjunction (sarriUesa) with rice etc., as they 
are in conjunction with the person who eats rice etc. (p. 648). 

The sinners 3 do not go after death to the moon (p. 645). They 
are denoted by ,the third place' in Ch. Up. v. 10. 8. They are re- 
born at once on the earth (p. 641). But as they do not go to the 
moon, they must be born without the need of father and mother, 
because, as explained above, the transmission from the father to the 
mother 4 is the last stage of the souPs return-journey from the moon 
(p. 641). This means that they are born either as vermin, suppos- 
ed to be born from damp heat (svedaja), or as plants (udbhijja) 
(p. 642). 

Chapter III. 
Final Release. 

The individual souls are by their nature in possession of un* 
limited knowledge of agreeable kind and enjoy perfect communion 

1 This implies that the journey from the sky to rice etc. was easy and 
quick (p. 647). 

2 Deussen translates this sentence differently and perhaps more correctly. 
But R. (p. 652) as well as other Indian interpreters understand it in the above 
manner. 

8 See above p. 320. 

4 Called ,fifth oblation' according to Ch. Up. v. 9. 1. 



nnn |p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Teachings op Vedanta according to Ramanuja. 323 

with the Supreme Spirit. But this their nature is obscured by nes- 
cience 1 (avidyä) in the form of beginningless karman. When this 
nescience is destroyed and when the soul regains its natural State of 
being in communion with the Supreme Soul, it is said to have at- 
tained ? final release' (molcsa) (p. xn 667). 

The only means to attain release (moksa) or deathlessness 
(amrtatva) is the knowledge of the Supreme Person 6vet. Up. in. 8 
(p. 157). But B. cannot be known by ordinary means of knowledge ; 
it can be known only by the help of the Scriptures (p. x43l). The 
knowledge of B. which leads to deathlessness is given in the (last) 
part of the Vedas, known by the name of Upanisads, a systematic 
discussion of whose texts forms the subject- matter of the ßarlraka- 
Mlmämsä (p.vn414). But before one begins the study of the $ärtraka- 
Mimärnsä, it is necessary that one has studied the Karma- (or Pürva-) 
Mimärrisä, which discusses the nature of the rites and ceremonies 
prescribed in the earlier part of the Vedas (p. vn 675). The two 
Mimäipsäs are not opposed to each other in character. They together 
form one single work, the differences between the two being just 
like the differences between the two halves of the first Mimämsä or 
between the various chapters (p. vn 266). The right procedure of 
the study is as follows : — The Student first learns from his teacher 
to recite the Vedas. But while reciting, he notices that the Vedas 
mention certain means to serve certain purposes; thereupon he applies 
himself to the study of the Mimämsäs in order to ascertain the exact 
nature of the Vedic passages. Then he comes to see that the fruit 
of mere works (karmari) prescribed in the earlier part of the Vedas 
is limited and passing; whereas he remembers that the latter part of 
the Vedas, called the Upanisads, which also he had learnt to recite, 
promises a reward, which is unlimited and eternal, viz. ,deathless- 



1 According to R. nescience (avidyä) is nothing eise than the result of 
karman, and its effect is not to create an illusion (mäya) of a world of distinc- 
tions, which in reality does not exist; but it only contracts the souFs power of 
knowledge, see above p. 817. 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



324 V. A. SUKHTANKAR. 

ness'; and thereupon he applies himself to the study of the ßäriraka- 
Mimärfisä (p. vn 351 f.). 

Whereas according to Samkara a thorough knowledge of the 
Karma-Mimämsä is not necessary for gaining the knowledge of the 
nature of B., R. considers it to be an essential pre-requisite. This 
difference of view is due to the difFerent conceptions of the two re- 
garding the souFs states of bondage 1 and release. According to Sam- 
kara bondage or Samsära has no reality, and to know that it is an 
illusion is to attain release. According to R. Sarnsära is a reality, an 
actual implication into a really existing matter; and therefore release 
is something that must be actually accomplished. Just like Sainkara, 
R. says ,The cessation of nescience (avidya) is release, and this 
cessation takes place only through the knowledge of B.' (p. vn56l). 
But the two understand these words in totally different ways. äam- 
kara understands by ,nescience* what produces an illusionary ap- 
pearance of a false world of plurality, and hence the knowledge that 
B. is the only reality and all distinctions are an illusion puts an end 
to ,nescience', which is the same as being released. Now as the 
Karma-part of the Veda proceeds from an entirely opposite point of 
view, 2 its knowledge is of no use to gain the knowledge of B., which 
puts an end to nescience (Br. Sü. i. 1. l). But according to R. nes- 
cience means the influence of karman — karman and its influence 
both having real existence (p.x308). But as explained above (p. 301), 
the influence of karman coraes into Operation only through the will 
of B. Our karman pleases or displeäses the Supreme Person, and its 
fruit is the result of His favour or disfavour. Hence the knowledge 
which puts an end to nescience, i. e. which destroys the effects of 
karman, is that knowledge, which by propitiating the Supreme Per- 
son, removes all His displeasure (p. 932). Katha Upanisad n. 23 says 
that the ätman (i. e. B.) cannot be gained by reflection, meditation 
or hearing; ,only he gains Hirn whom the ätman (i. e. B.) chooses'. 
R. explains this as follows : — ,Only he can be chosen by B., who 

1 i. e. Samsära, see above p. 320. 

2 Because all karman presupposes distinctions. 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 



325 



is dearest to B.; and he alone can be dearest to B., to whom B. is 
dearest' 1 (p. vn 629). 

,Hence the knowledge which the Vedänta-texts prescribe (as 
the Hieans for release) is other than the knowledge of the meaning 
of the sentences (describing the nature of B.); it is of the nature of 
meditation or communion (p. vn567). This we see from the fact that 
the terms ? knowing' (yid) and ,meditating' (apäs) are indiscriminately 
used in the Upanisads with regard to the same object, cf. Ch. Up. 
ni. 18. 1 & 6, Br- Up. i. 4. 7, Ch. Up. iv. 1. 6 & iv. 2. 2 (p. vn 621). 
Now ,meditation' (dhyäna) means uninterrupted steady remembrance. 
For this reason Ch. Up. vir. 26. 2 mentions ? remembrance' (smrti) as 
the means for release (p. 622). The parallel passage, Mu. Up. n. 2. 8, 
mentions ,seeing f (drsta) in the place of ; remembrance^ which shows 
that the remembrance which leads to release must be so vivid that 
it acquires the nature of ,seeing' 7 i. e. of direct visual perception 
(pratyaksata) (pp. vn 626 & 628). Only he can attain to the Supreme 
Person, who possesses the remembrance (of B.), which has acquired 
the nature of direct perception, and who has become extremely fond 
of it (i. e. of remembering B.) because of his most intense love of 
the object of his remembrance (viz. B.). This kind of steady re- 
membrance is known by the name of Bhakti 2 (devoted attachment) 
(p. vn 630). ,Hence knowledge which is the meäns for attaining B. 
is meditation, practised day by day, made constantly intenser by re- 
petition, and continued tili death' (p. vn 634). Thus the knowledge 
that leads to final release has two elements : firstly the possession 
of the right knowledge of the nature of B. as taught in the Upani- 
sads; and secondly, being able to realise always the immediate pre- 
sence of B. (Brahma-säksätkära) by repeated meditations on its 



1 Cf. Gita x. 10 ,To those who are constantly devoted and worship me with 
love, I give that knowledge by which they reach me*. 

2 In Ved. Samg. (p. 146) R. defines Bhakti as follows : Bhakti is only a par- 
ticular kind of , knowledge', of which one is infinitely fond, and which leads to the 
extinction of all other interests and desires. 



nature. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



326 V. A. SüKHTANKAR. 

Now what obstructs the origination of this kind of knowledge 
is karman, not only of evil kind, but also good karman (such as 
sacrifices etc., done with the object of gaining the reward, cf. p. xm 
174) (p. vii 671). AH such karman increases in us the qualities of 
rajas and tamas, which oppose the quality of pure sattva, which is 
needed in order that the true knowledge may arise in us (p. vii 
672). Hence before we attain the true knowledge of B. it is necess- 
ary that all the undesirable karman is destroyed; and this can be 
done only by performing the prescribed religious duties without de- 
siring a reward for them (p. vn 674), or as R. puts it in another 
place (p. x 313), with the sole object of propitiating the Supreme 
Person. 

The Performance of religious works is necessary not only for 
the origination of , knowledge', but even after it is originated. 1 ,Be- 
cause sacrifices and similar works, performed day by day, purify the 
mind and the realisation 2 of B. takes place with ever-increasing vi- 
vidness' (p. 885, Sü. 35). ,As agnihotra (a short sacrifice to be per- 
formed daily) and other rites are helpful to the realisation of B., and 
as this realisation requires to be made always more vivid by practis- 
ing it daily tili death, the religious duties of one's äSrama (stage of 
life) must be performed every day; otherwise if the duties are left 
undone, the heart will loose its purity and the realisation of B. will 
not take place' (pp. 939 & 940). , Hence the knowledge which is the 
means for the attainment of B., wants the Performance of works pre- 
scribed by the Vedas (cf. p. 460) for the different stages of life 
(ä&rama) (p. vn 675). 

But the nature of the religious works, that must be performed, 
as also the passing and limited nature of the fruit of mere works, 
can be learnt only from the Karmamlmäijisä, and therefore its study 
forms an essential prerequisite to the study of the Brahmamlmäijisä 
(p. vn 675). 

1 Sarrikara holds the contrary view (Br. Sü. hl 4. 25). 

8 I have translated Vidyä by Realisation of B.', because as explained above, 
this is what R. means by it. 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 327 

The same sacrifices etc. that form the duties of the äsrama, 
are to be performed also as helpful towards the realisation of B. 
(p. 885, Sü. 34). But religious works like agnihotra etc. can be per- 
formed only by those who belong to the äärama of an householder 
(grhastha). Hence only in the case of householders the Performance 
of daily and occasional rites and sacrifices is necassary for the at- 
tainment of Vidyä (realisation of B.) (p. 876). But men who have 
retired from the world (Urdhvaretas) can also attain Vidyä as we 
see from Ch. Up. v. 10. 1, B\\ Up. iv. 4. 22 etc. They of course 
cannot perform the sacrifices of agnihotra etc. (p. 864). In their 
case Vidyä depends only on the Performance of the duties incumbent 
on their own äsramas (p. 874). Men of all the four äöramas can 
attempt to attain Vidyä, and the Performance of the duties of their 
respective äsramas is helpful towards it (p. 885, Sü. 36 beginning). 
And to belong to one of the äsramas is also not absolutely necess- 
ary for the attainment of Vidyä. Even those who belong to no 
äsrama, such as widowers, can attain it by the help of prayers, fast- 
ing, charity, worship of some deity, and so forth (p. 886). But to 
remain outside of an äsrama is allowable only in case of necessity. 
When possible, one must belong to some äsrama] because the Per- 
formance of äsrama duties is of greater merit than the good works 
done outside of an äSrama (p. 887). But those, on the other hand, 
who have taken the vow of an ascetic life (naisthika, vaikhänasa, 
parivräjalca), but have fallen from that life, loose their right to the 
attainment of Vidyä (p. 889); no expiatory ceremony (präyaäcitta) 
can restore it to them (p. 890). The other class of people who have 
no right to the attainment of Vidyä are the jSüdras; because they 
can have no access to the Vedas. They can hear itihäsas and pu- 
ränas, but it can help them only to destroy their sins, but not to at- 
tain Vidyä (p. 34 f.). 

In addition to performing the religious rites, the householder 
must strive to gain calmness of mind, self-control, etc. (ß\\ Up. iv. 4. 
23); because only thus composure of mind can be secured, which is 
necessary for the rise of Vidyä (p. 878). Further he must not, un- 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



328 V. A. SüKHTANKAR. 

less in case of extreme necessity, eat ,unclean' food. Because as 
Ch. Up. vii. 26. 2 says, ,Pure food produces pure sattva, and pure 
sattva produces steady remembrance' (p. 881, Sü. 29). 

Then according to Br. Up. in. 5 there are three conditions which 
help the rise of Vidyä ; viz. l) learning (pänditya), 2) being like a 
child (bälya) y 3) sageness (mauna). Firstly, one must possess learn- 
ing, i. e. one must have the knowledge of the pure and perfect na- 
ture of B. and get it fixed through hearing and thinking and through 
increasing the quality of sattva in oneself by means of devotion to 
the Supreme Person (p. 899). Then secondly one must be like a 
child, which means that one must be free from self-conceit, and not 
that one has to assume all the ways of a child, such as wilful be- 
haviour, and so on (p. 902 f.). And lastly one must be a sage, i. e. 
one must be able to practise concentrated meditation on B. (p. 900). 

Following the Väkyakära (i. e. Tanka) R. mentions seven con- 
ditions as helpful to the attainment of Vidyä. They are l) keeping 
the body unpolluted by unclean food (vivelca), 1 2) absence of attach- 
ment (vimoka), 3) repeated reflection (abhyäsa), 4) performance of 
religious works (kriyä), 5) good conduct (kalyäna), 6) freedom from 
dejection (anavasäda) and 7) freedom from exultation (anuddharsa) 
(pp. vn 634 f.). 

The meditations which one has to practise every day in order 
to obtain release, are to have for their subject some portion of the 
Upanisads, describing the nature of B. These portions are known 
by the name of Vidyäs. There are a number of such Vidyäs in the 
Upanisads, e. g. Sad-vidyä, Bhüma-vidyä, Dahara-vidyä, and so forth 
(p. 836, Sü. 56). Some of these Vidyäs occur in more than one Upa- 
nisad, e. g. Dahara-vidyä occurs in Ch. Up. vm. 1. 1 f. and Br. Up. 
iv. 4. 22 f. (p. 799, Sü. 38). In that case the characteristics of B. 
mentioned in all the versions of the Vidyä, are to be combined (p. 719, 
Sü. 5). All the Vidyäs can destroy the beginningless karman, which 
hinders the realisation of B., and lead the meditator to the attain- 

3 In the translation of these terms, I have followed the explanation of the 
Väkyakäi*a. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Teachings of Vedanta according to Ramanuja. 329 

ment of B., which bestows unsurpassable bliss on him. Hence it is 
enough if one meditates only on one Vidyä, because the reward can- 
not become greater even if one meditates on more than one Vidyä 
(p. 841). Every meditation must include all the essential qualities of 
B., such as existence (satya), knowledge, bliss, purity, infinity, and 
so forth, whether these qualities are mentioned in that particular 
Vidyä or not (p. 739). The qualities which express the essential 
nature of B. are of two kinds, positive and negative (see above 
p. 296). Hence every Vidyä must include both these classes of qualities 
(p. 784). But the subordinate qualities of B. need not be included in 
every Vidyä (p. 786). In all the Vidyäs the meditator must meditate 
on B., not as difFerent from himself, but as his Soul, i. e. he must 
consider B. related to himself in the same way as he is related to 
his own body (p. 915). In some of the Vidyäs B. is represented 
under some symbol (Pratika)) but the only adequate symbol for B. 
is an individual soul, as freed from all connexion with matter. Hence 
only those who meditate on B. either directly or under the symbol 
of an individual soul, disconnected from matter, are led to final re- 
lease; whereas those who meditate on B. under some other symbol 
are not (p. 1000). The meditations are to be practised in a sitting 
posture (p. 925). There is no particular time or place fixed for them. 
They can be practised at any time and at any place, which are 
suited for the concentration of mind (p. 927). 

As explained above Vidyä is by its nature extremely pleasing 
to the Supreme Person; and consequently when one attains it, not 
only the effect of his past sins (viz. the displeasure of the Supreme 
Person) is destroyed, but he does not incur His displeasure for the 
sins that he might commit after the origination of the Vidyä. But 
this immunity from the consequences of the future sins, is in the case 
of such sins only as he might commit unintentionally. Because as 
Ka. Up. ii. 24 teaches, one can never attain Vidyä, unless one is 
turned away from evil conduct (p. 932). But it is not only the effect 
of the sins that opposes the success of the Vidyä, but also that of 
good works (punya), such as sacrifices etc. (performed with a view 



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330 V. A. SüKHTANKAR. 

to reward) (see above). Hence when one attains Vidyä, the effect 
of his good works too is destroyed. But as good works help one to 
practise Vidyä by providing one with the necessary rain, food etc., 
they are destroyed only at death (p. 936, Sü. iv. 1. 14). 

According to Vedänta karman is divided into two portions, 
l) prärabdha (what has commenced to operate) and 2) samcita (ac- 
cumulated). Our bodies and surroundings as well as all our present 
experiences are the consequences of the prärabdha portion of our 
karman. Besides this portion there is a whole, beginningless mass 
of our karman, which is called sarßcita. It is karman only of the 
latter class that is destroyed through the rise of the Vidyä. The 
prärabdha karman, on the other hand 7 persists; and only after suffer- 
ing its füll consequences can one attain final release. For the retri- 
bution of the prärabdha karman, the present life may be sufficient, 
or it may be necessary to be born again 1 (p. 945). 

After the Vidvän (i. e. one who has attained Vidyä) has suffered 
all the consequences of his prärabdha karman, he dies; and at death 
he is completely freed froin all his saijicita karman, both good and 
evil (p. 768). But he does not at once loose his ,subtle body' 2 (see 
above p. 320). Just like the souls of those who have performed good 
works without attaining Vidyä (see above), the soul of the Vidvän too 
is ; at the time of death, united with Organs, breath and subtle elements 
(p. 967). Then the Vidvän along with his ,subtle body' forsakes the 
gross body by the hundred and first vein leading from the heart to 
the head. He is able to find out this vein because of the power of 
Vidyä, and because he had learnt of it while he was practising me- 

1 Under the class of those who, even after attaining Vidyä, are not released 
at death, come also those persons, who, like Vasistfia and others, are appointed to 
some office (adhikära). They must wait tili the term of their office comes to an 
end, in order to get released (p. 774). 

2 The subtle body, just like the gross one, owes its existence to karman. 
But it continue3 to exist even after the destruction of the latter, because the power 
of Vidyä sustains it, in order that the Vidvän may proceed on the path of the ce- 
lestial beings (devayäna) and go to the place, where the fruit of Vidyä, viz. final 
release, can be obtained (p. 772 and cf. p. 957). 



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TEACHINGS OF VeDANTA ACC0RD1NG TO RAMANUJA. 331 

ditations, and also because through the favour of B., who stayed 
along with him in the heart, the top of the heart is lit up (p. 972). 
After having thus left the body by the hundred and first vein, the 
Vidvän proceeds by the rays of the sun (p. 973). The rays of the 
sun are present even at night, as is seen from the heat feit at nights 
in summer and because the Scriptures teil us that the sun's rays are 
connected with the veins (in the human bodies) (Ch. Up. vm. 6. 2). 
Hence even if the Vidvän dies at night, still he can proceed on his 
path (p. 974). 

The path along which the Vidvän proceeds, is known by the 
name of Devayäna (path of the celestial beings). It is described in 
the following passages of the Upanisads : — Ch. Up. iv. 15.5 — 6, vm. 
6. 5—6, v. 10. 1 — 2; Bf. Up. vi. 2. 15; v. 10. 1; and Kau. Up. i. 3. 
All these accounts vary more or less from each other; but R. says 
they all refer to the same path, the apparent differences between them 
being due to the fact that either the passages call some of the places 
on the path by different names, or the details left out in some are 
supplied by others. Hence in order to get a complete description of 
the path we must combine all these accounts (p. 982). In this way 
we learn that the path passes through the following places in order : — 
rays of the sun (called the world of Fire in Kau. Up.) — region 
of the day — region of the fortnight in which the moon waxes — 
region of the half-year in which the sun goes to the north — region 
of the year — the world of wind (mentioned in Bj\ Up. v. 10. 1 and 
called Deva-loka in B\\ Up. vi. 2. 15) — sun — moon — lightning — 
the world of Varuna — the world of Indra — the world of Prajä- 
pati — Brahman 1 (Sü. iv. 3. 2—3, pp. 983—989). 

The presiding deities (devatäs) of each of the places from the 
,rays of the sun' to the , lightning' conduct the Vidvän to the next 
stage of the path (p. 990). But the ,non-hurnan' (amänava) person, 
who presides over the ,lightning', conducts him all through the 
remainder of his journey, and not only to the next stage (p. 991). 

1 Brahma-loka. R. says that this Compound is to be understood to mean 
,world which is B.' i. e. B. itself (p. 998). 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



332 



V. A. SüKHTANKAR. 



Though B. is omnipresent, the Vidvän must go to a definite 
place in order to completely get rid of ,nescience' (p. 997). Here he 
is freed from all connection with matter i. e. attains final release. 

The State in which the soul finds himself after being released, 
is the füll inanifestation of his true nature (Ch. Up. vin. 12. 3). He 
is neither provided with any new magnificent body (p. 103), nor are 
the excellent qualities, such as ,freedom from sin etc.', which he now 
possesses, newly originated in him. These qualities have been his 
own from eternity; but as long as he was in samsära (the State of 
being connected with matter), they were obscured (or contracted) by 
,nescience' in the form of karman. But when his karman is de- 
stroyed and when he attains B., these qualities manifest themselves 
again in their fullness (pp. 1016 — 1017). 

A released soul not only continues to be a knowing subject 
(Ch. Up. vm. 12. 5), but he becomes omniscient (Ch. Up. vn. 26. 2) 
(p. 1038). As such the consciousness of ,P of course continues in 
the State of release. If this consciousness were to be lost, it would 
amount to the annihilation of the soul. In that case there would be 
nothing desirable in release and none would want to exert oneself 
in the least to attain it 1 (p. ix 150 f.). 

The released soul can realise all his wishes (satyasarriJcalpa). 
This means he is master of himself and is no more subject to in- 
junctions and prohibitions (yidhivisedha) (p. 1029). According to 
Ch. Up. vm. 12. 3 ,He (i. e. the released soul) moves about laughing, 
playing, rejoicing with women or with chariots or relatives*. The ob- 
jects and persons with whom he enjoyes himself are produced by 
him by his mere will (Ch. Up. vm. 2. 1 f.) (p. 1028). Sometimes B. 
produces these objects for him (p. 1034). He can remain without 
any body or he can assume one if he likes (p. 1033). He also can 
assume several bodies at the same time (Ch. Up. vn. 26. 2); and his 

1 The knowledge (samjnä), which according to Br. Up. n. 4. 12 is denied to 
the souls after death, is according to R., that kind of knowledge, which one has 
in the samsära state and for which one has to depend on matter (i. e. senses) 
(bhütänuvidhäyitva-prayukta) (p. 546). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



TeUbhings of Vedanta according to Ramanuja. 333 

power of knowledge being no more contracted by karman, he can 
extend his consciousness to any number of bodies (p. 1036). But the 
connexion with bodies not being due to karman (p. 285), it does not 
bring any evil. 

The released souls can also go at will to all the different ma- 
terial worlds (vikäraloka) and freely enjoy all the pleasures in them 
(Ch. Up. vii. 25. 2) (p. 1043). But the joys they enjoy there are not 
limited and passing. Because they do not look upon the objects of 
their enjoyment by themselves, and as such, liable to change (yikära), 
but as the manifestations of B.'s glory (p. 1044). When one is still 
subject to karman and therefore looks upon the world as different from 
B., the world seems painful or at best of limited pleasure. But when 
one is freed from karman and can look upon the world as the mani- 
festation of B/s glory, the same world seems füll of bliss (p. xm 468). 

Even though the released soul can realise all his wishes, he 
has no power whatsoever on the movements of the world. The glory 
of the released soul consists in possessing the ability to realise per- 
fectly the nature of B. (p. 1040). Even in the state of release, when 
there is a likeness between B. and the soul with regard to the pos- 
session of all the auspicious qualities, the soul can exist only as the 
,body', i. e, as a ,mode c of B.; and now that his ,nescience' is de- 
stroyed, he fully realizes that he is not separate from B. (p. 1019). 
The possession of the auspicious qualities by the souls as well as their 
continuing to possess them eternally depends on the will of B. (p. 1046). 

The released souls, being completely freed from the bondage 
of karman and having their power of knowledge no more contract- 
ed, find their highest joy in the communion with the infinitely bliss- 
ful B., who has been the sole object of their love; and consequently 
they cannot wish for anything eise or want to do something that 
might put them back again into samsära. The Supreme Person too 
most intensely loves those, who have perfectly realised His nature 
(Jnänin) (Gitä vii. 17 — 18), and therefore having got them once, He 
will never wish to send them back. Hence when the souls are once 
released, they do not again return to samsära (p. 1048). 



nnn | p Original from 

,uu ö lL C0RNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur indischen Grammatik. 



Von 



Chr. Bartholomae. 



1. Zum Gen. Plur. der r-Stämme im Aind. 



Die Lösung der Fragt, wie die Entstehung des Gen. Plur.- 
Ausgangs -fnäm zu erklären sei, wird von Scheptelowitz in dieser 
Zeitschrift, 21. 122 in einer Weise versucht, die, wenn richtig, als 
weiteres Beweisstück dafür dienen kann, daß man oft unter Verken- 
nung der einfachsten Verhältnisse geneigt ist, Schwierigkeiten da zu 
suchen, wo in der Tat gar keine vorhanden sind. Er verweist auf 
die jedem, der ein wenig von indischer Grammatik weiß, bekannte 
Tatsache, daß das urindische f späterhin vi gesprochen worden ist 
(vgl. WZ KM. 21. 121), und daß derartige Prakritismen schon in den 
vedischen Dialekten erkennbar und wirksam gewesen sind, x habe 
bereits in vedischer Zeit den Lautwert vi gehabt, und: 1 ,Nur deshalb, 
weil pitrbhis wie *pitribhis ausgesprochen worden ist, ist der Gen. PL 
der r-St. nach Analogie der i-St. gebildet. Da in der Aussprache 
das *pitribhis dem agnibhis entsprach, so ist nach agnlnäm ein 
pitrnäm (gespr. pitrinäm) gebildet und der ursprüngliche gen. pl. 
*piträm verdrängt worden und entsprechend dem acc. plur. agnin 
ist pitfn aus dem eigentlichen *pit?n8 umgestaltet/ 

Diese Erklärung von piifnäm (und pitfn) übertrifft entschieden 
alles an Einfachheit, was bisher darüber gesagt worden ist. Schade, 
daß sie bei genauerer Betrachtung nicht standhält. 

Bekanntlich ist das Vorkommen von aind. f m der Schrift be- 
schränkt auf vier Kasus der r-Deklination: Gen. Plur. (mit dem Aus- 

1 Ich zitiere genau nach dem Abdruck. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Beiträge zur indischen Grammatik. 335 

gang -fnäm), Akk. Plur. mask. {-f n )> fem. (~r¥) und neutr. (-fni) ; der 
letzte ist im Veda noch nicht bezeugt. Der Anlaß, ein besonderes 
Schriftzeichen für f einzuführen, kann also doch nur bei jenen Kasus- 
formen gelegen haben. Nun belehrt uns aber Scheftelowitz, es sei 
darin nicht f 7 sondern rl gesprochen worden. Bei der Annahme, statt 
X sei späterhin zwar rl gesprochen worden, es habe sich aber die 
alte Schreibweise erhalten, würde man auch so noch das Vorhanden- 
sein eines besonderen Zeichens für f begreifen. Aber nach Schef- 
telowitz' Erklärung ist jene Annahme ausgeschlossen, da eben ihr 
zufolge pitfnäm usw. von Anbeginn ihrer Bildung an in der zweiten 
Silbe nichts anderes als rl gehabt haben. Also müßte man sich die 
Schreibung f^IcTISrnT pitfnäm so deuten: Neben agnibhih bestand 
*pitribhih 7 das man aber, entsprechend seiner früheren Aussprache 
— also in historischer Schreibweise — mit fa^f*^ pitfbhih darzu- 
stellen gewohnt war. Als sich nun nach dem Musterverhältnis agnibhih 
zu agnlnäm neben *pitribhih der neue Gen. Plur. *pitrlnäm — an 
Stelle von *piträm — griech. rcaTpwv — eingebürgert hatte, da schrieb 
man das rl darin nicht, wie es am nächsten gelegen hätte, mit den 
Zeichen r + l, sondern man glaubte, weil man eben gewohnt war, 
das ri der r-Stämme mit einem einheitlichen Zeichen darzustellen, 
auch für deren rl ein einheitliches Zeichen gebrauchen zu müssen, 
und man gewann dies, indem man das in *pitribhih (fac|fä:) übliche 
mit einer Längenmarke versah. So allein würde es mir begreiflich 
erscheinen, daß sich der Ausdruck des gesprochenen rl durch das f- 
Zeichen auf die genannten Kasus der r-Deklination beschränkt. 1 
Wie Scheftelowitz über die orthographische Frage denkt, hat er uns 
nicht mitgeteilt. 

Scheftelowitz hat bei seiner Erklärung von pitfnäm auf eines 
zu achten ganz und gar vergessen, das ist die Quantität der ersten 

1 Die von Scheftelowitz, a. a. O. 122 angeführten Präsensformen mit rt: 
vrtnäti neben vrnäti und hhrlnäti neben bhrnäti kommen dabei nicht in Betracht. 
Sie enthalten, wenn überhaupt echt, altes i und verhalten sich zu der Nebenform 
wie jAwest. brin-mdha zu npers. x£ burr-ad (aus s. Bartholomae, Air Wh. 

972. — Scheftelowitz' Bemerkung zu aind. iriniui a. a. S. 121 gibt von dem, was 
bei J. Schmidt, Festgruß Roth, 186 steht, keine klare Vorstellung. 

Wiener Zeitscbr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 23 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



336 Chr. Bartholomab. 

Silbe. 1 Wäre f^HTirRT nur graphischer Ausdruck für *pitrinäm, wie 
Scheftelowitz lehrt, so müßte es im Metrum den Wert dreier Längen 
haben, die erste Silbe wäre ja durch ^Position' lang. In der Tat aber 

wird das Wort als Bacchius gemessen, d. i. ^ 7 und zwar im Rig- 

veda an allen Stellen, die sich rhythmisch sicher bestimmen lassen. 
Bei neunmaligem Vorkommen überhaupt findet sich pitfnäm fünfmal 
am Verszeilenende, und zwar einmal am Ende einer Gäyatrl (RV. 6. 
4G. 12), viermal am Ende einer Tristubh (RV. 4, 17. 17, 6. 21. 8, 7. 
33. 4, 10. 88. 15). Gleiche Endung und Silbenzahl wie pitfnäm und 
ebenfalls kurzen Sonanten in der ersten Silbe haben im Rigveda noch 
svdsfnäm und tisfnäm, jenes drei-, dies zweimal bezeugt, tisfnäm 
findet sich einmal am Ende einer Gäyatrl (RV. 8. 101. 6); 2 svdsf- 
näm bildet an allen drei Belegstellen den Ausgang einer Tristubh- 
zeile (RV. 1. 124. 9, 3. 1. 3, 11). Von besonderer Beweiskraft sind 
nun jene Stellen, darin °fnäm am Ende einer Tristubhzeile steht, da 

diese normal auf w ausgeht. Es kommt ja vor, daß die neunte 

(drittletzte) Silbe darin lang ist; s. Oldenberg, Rigveda, i. 64; Ar- 
nold, Vedic Metre, 204. Aber das sind unter der gewaltigen Masse 
ganz verschwindend wenige Ausnahmen. Da nun aber die Wörter 
pitfnäm und svdsfnäm zusammen siebenmal in dieser Stellung bezeugt 

1 Auf die hohe Unwahrscheinlichkeit, daß es ein — FR ? •TUTT'^ g e * 

schricbenes — *wtnö>n, *nrinäm ,der Männer 4 gegeben habe, mit der Konsonanten- 
verbindung nr, die sonst, außer in künstlichen Wörtern, nicht vorkommt, mache 
ich nur nebenher aufmerksam. Freilich, nach den Vorschriften unserer Sanskrit- 
grammatiken würde auch ein Instr. Sing. *nrä, ein Dat. Sing. *nrc existieren; lehren 
sie doch, daß ndr- ,Mann 4 ganz wie pitdr- , Vater' flektiert werde, nur daß als 
Gen. Plur. neben nrriäm auch nrnäm zulässig sei; so z. B. M. Müller, Sanskrit 
Grammar 12 , § 237, wo nar-, nach pitar- dekliniert, vollständig vorgeführt wird, zu- 
letzt Stenzler-Pischel, Elementarbuch'*, § 77 und Thumb, Handbuch, 1. § 299.* Wo 
finden sich aber die Formen nrä, nre (und wo der Gen. Sing, nuh, der ja allerdings 
dem gAwest. ndrdS genau entsprechen würde)? Der Rigveda bietet für den Dativ 
ndre, für den Genitiv ndrah. — der Instrumental kommt nicht vor — , in der späteren 
Sprache aber werden die Formen thematisch gebildet: narena, naräya, narasya. 

* Am Ende der Tri3$ubhzei\e RV. £. 69. 2c lesen wir tisrnam; s. dazu Grass- 
mannj Wörterbuch, 556; Arnold, Vedic Metre, 143. 

* Anders, aber auch nicht richtig, Geiger, Elementarbuch, 17. — [In der inzwischen erschienenen 
achten Auflage des STEKZLERschen Elementarbuchs ist die Angabe verbessert. Korr. -Note.] 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur indischen Grammatik. 



337 



sind, so muß es für ausgeschlossen gelten, daß sie für die vedischen 

Dichter einen anderen rhythmischen Wert gehabt haben als w . 

Dem wird nur der widersprechen dürfen, der sich etwa auf den Stand- 
punkt stellt, den vor einer Reihe von Jahren einmal Pischel vertreten 
hat, daß von einer , wissenschaftlichen Metrik des Veda in Wahrheit 
noch gar nichts vorhanden sei'. Wer diesen Standpunkt nicht teilt, 
für den ist es ausgemacht, daß der in pitfnäm auf t folgende Laut 

eben wegen der Messung ^ kein konsonantischer gewesen sein 

kann. Man halte dazu die Messung der ersten Silbe des Wortes in 
RV. 1. 117. 17, 5. 2. 1, 6. 9. 2, wo piträ, pitre den Schluß einer 
Tristubh bilden — hinter dsivena, dadäti, dvarena — , somit als Spon- 
däus gelten. 1 Auch die Voraussetzung für Scheftelowitz' Erklärung 

1 Mit dem dritten ^r-Kasus des Wortes, dem Gen.-Lok. Du., hat es im Rig- 
veda bekanntlich eine besondere Bewandtnis. Er findet sich, pitroh geschrieben, 
20mal, und zwar immer in einer Tristubh- oder Jagatizeile unmittelbar hinter der 
Zäsur, die dabei zweimal (RV. 1. 31. 4, 140. 7) hinter die vierte, sonst hinter die 
fünfte Silbe fällt. Hinter der Zäsur nach der fünften in der Tristubh steht auch 
das einmal belegte sväsroh. Das r von pitroh und sväsroh, die beide nach dem 
Metrum ^ ^ _ zu messen sind, ist nicht anders zu beurteilen als das y des an der 
gleichen Versstelle und mit dem gleichen rhythmischen Wert bezeugten Gen.-Lok. Du. 
hdryoh (RV. 3. 45. 2, 4. 16. 11, 8. 33. 4); s. dazu Kirste, BB. 16. 294ff., wo weitere 
Literatur verzeichnet ist, ferner Arnold, Vedic Metre, 88. Sonst ist der Kasus nur 
noch viermal durch mätröh belegt; der Ausgang troh darin ist RV. 7. 3. 9 sicher 
einsilbig; daß er an den anderen Stellen zweisilbig sei, wie auch neuerdings Arnold, 
a. a. O. will, ist jedenfalls nicht mit Bestimmtheit zu erweisen. — Ich bemerke bei 
der Gelegenheit, daß Oldenbergs Angabe über die Gen.-Lok. Du. der r-Stämme, 
Rigveda, 1. 374, Note, nicht zutreffend ist. Im Versausgang findet sich einzig und 
allein mätroh RV. 8. 60. 15, und zwar im Ausgang einer Oäyatr-tzeile, die ohne An- 
stand als eine katalektische genommen werden darf. Arnold erkennt die Katalexe 
grundsätzlich an (a. a. O. 7), macht aber, wie mir scheint, in der Praxis zu wenig 
Gebrauch davon. So stehen z.B. die Infinitive auf -adhyai, das er S.96 -adhiai ge- 
lesen wissen will, alle am Zeilenende; bei der von Arnold vorgeschriebenen Lesung be- 
kämen alle Zeilen einen ungewöhnlichen Ausgang, nämlich w w ^ _ und ^ ^ ^ _ • 

Bei der Gelegenheit möchte ich übrigens doch fragen: sind Arnold meine 
Beiträge zur vedischen Metrik in Ar. Forsch. 2, Stud. z. idg. Sprachgesch. 1 und 
BB. 15 gänzlich unbekannt geblieben? Vgl. z. B. Stud. 1. 78 No., BB. 15. 193 und 
Arnold, a.a.O. 102; BB. 15.21b und Arnold, 131 (zu vdstor usräh); BB. 15. 192f. 
und Arnold, 181 (iva); endlich Ar. Forsch. 2. Iii. und Arnold, 300ff., wobei der 
Widerspruch zu 181, iva zu beachten ist. 



23* 




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338 



Chr. Bartholoma b. 



von pitfnäm, daß fa^f*?: nicht pitfbhih mit sonantischem y, sondern 
pitrtbhih gesprochen worden sei, scheitert an der Metrik. Ich halte 
es nicht für nötig, näher darauf einzugehen. 

Also wird man eben doch bei der alten Deutung von pitfnäm 
stehen zu bleiben haben. Das f darin war ,ein einheitlicher Laut', 
und seine , Entstehung setzt voraus, daß auch ,das kurze 2* ? aus dem 
es erst nach Analogie des Verhältnisses von i, u zu ihren Längen 
erwachsen ist' — agnibhih : agnlnäm und ftübhih: ftündm — pitfbhih : 
pitfnäm — , damals . . . ein einheitlicher Laut war'; J.Schmidt, Kritik 
der Sonantentheorie, 15. 

Auf die Frage nach der Abgrenzung des analogisch erzeugten 
f der r- Deklination in pitpiäm usw. und des Ersatzdehnungs-f in 
*7nfllkdm 9 *dflhdh usw. (geschrieben mfllkam, drlhdh) habe ich wohl 
nach den obigen Bemerkungen nicht nötig einzugehen; ich verweise 
dafür auf meine Ausführungen in ZDMG. 50. G82ff. 



2. Zum aind. Sandhi pratydnlt sd. 

In KZ. 29. 500 habe ich die Regel aufgestellt und zu beweisen 
gesucht: ,Ein zwischen Nasal und Geräuschlaut stehender arischer 
Verschlußlaut hatte bereits zur Zeit der arischen Sprachgemeinschaft 
eine bestimmte Veränderung (Reduktion) erfahren, die demnächst in 
den arischen Einzelsprachen zu seiner völligen Verdrängung führte'. 
Man vergleiche dazu Wackernagel, Aind. Gramm. 1. 2G9 und Brug- 
mann, Grundriß 2 , 1. 638f., der mir durchaus beistimmt. Dagegen wendet 
sich Scheftelowitz in dieser Zeitschrift 21. 115. Der Ausfall des 
mittleren Konsonanten sei vielmehr Sonderentwicklung des Iranischen. 
Und zum Beweis dafür heißt es alsdann: x ,So setzt z. B. RV. pra- 
tyahk sa . . . ein vorind. *pratyahks sa voraus, dagegen wäre ein 
vorind. *pratyaüs sa entsprechend dem Aw. paityq§ ... zu *pratyam 
(bez. ^pratyarn) sa geworden'. Das klingt so einfach, daß man gar 
nicht versteht, wie Brugmann sich meiner Behauptung anschließen 
konnte, und daß deren Ungereimtheit erst jetzt — nach 20 Jahren — 



1 S. oben S. 334, Note 1. 



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Beiträge zur indischen Grammatik. 



339 



aufgezeigt worden ist. Aber der Satz, mit dem Scheftelowitz meine 
Aufstellung widerlegt zu haben meint, ist eine unbewiesene Behauptung 
und eine unbeweisbare. Oder wie will ihn Scheftelowitz beweisen? 

Die Möglichkeit, daß die urindische Auslautsverbindung h 
(gutt.) + Zischlaut im Sandhi wesentlich anders behandelt worden 
ist als die Verbindung n (dent.) + Zischlaut, bestreite ich nicht. Ob 
ein Wort, das in Pausa auf -?i hinter kurzem Sonanten ausgeht, alsVor- 
form ein auf -n, -n£, -ns oder -nts auslautendes Wort hat, ist bekannt- 
lich für den vedischen und klassischen Sandhi ganz gleichgültig. Vor 
s- erscheint das -n unverändert oder auch mit einem sekundär ent- 
wickelten Übergangslaut t vermehrt. Das erkennt ja Scheftelowitz 
auch ganz ausdrücklich an, a. a. O. 118 f. Rigvedische Beispiele für 
diesen Sandhi habe ich KZ. 29. 509 zusammengestellt. Was sind nun 
aber die Gründe, die Scheftelowitz zu der Behauptung bestimmt 
haben, ein vor der Ausbildung des Sandhi bestehendes -ans (richtiger 
doch -aiisl) 1 hätte sich im Sandhi vor s- anders gestalten müssen als 
-ahks (-anlcs), es hätte darin der Anusvära oder der Anunäsika für 
den gutturalen Nasal eintreten müssen, während doch -ans und ants 
durchaus die nämliche Sandhiform ergeben haben? Scheftelowitz 
beruft sich auf das Awest. paityqs; dem entsprechend wäre ,ein vor- 
indisches pratyans ... zu *pratyam sa . . . geworden'. Aber im 
Awesta heißt es doch auch hos ,der seiende', während man im Rig- 
veda sdn satä oder auch sdnt satd (nach RVPrät. 236) liest, 8. 43. 
14. Mit diesem Beweisstück ist es also nichts. — Ich erkläre noch- 
mals, daß ich die Notwendigkeit gleichartiger Sandhibehandlung von 
altem -ants und -ahks keineswegs behaupte. Aber ebensowenig ist 
es zu erweisen, daß sie grundsätzlich verschieden behandelt worden sind. 

Hätte Scheftelowitz statt pratydn — mit h hinter kurzem So- 
nanten — vielmehr präh — mit n hinter langem Sonanten — zum 
Stützpunkt seiner Theorie genommen, so wäre er jedenfalls noch 
besser gefahren. Im klassischen Sandhi freilich wird -äh nicht anders 
als -än behandelt. Im vedischen aber besteht ein Unterschied, und 

1 S. unten S. 341. 




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340 



Chr. Bartholomae. 



zwar in der Stellung vor Sonanten, wo -än unverändert bleibt: prän 
eti RV. 1. 164. 38 , -än dagegen zumeist durch -ärp ersetzt wird: 
citrärn üpa RV. 4. 22. 10, ny äyärh avisyäm 2. 38. 3, Sd&värh dpo 2. 
38. 6. Hält man prän eti mit citrärp, üpa zusammen, so kann man 
allerdings zu dem Schluß kommen: Das -än von citrän (Akk. Plur. 
mask.) beruht sicher auf -än«; die Nasalierung in citräfh ist also durch 
den Zischlaut hervorgerufen, der dem Nasal ursprünglich folgte; da 
nun prän keine Veränderung erfährt, so kann der Laut, der zur Zeit 
der Ausbildung des Sandhi dem Nasal folgte, kein Zischlaut gewesen 
sein; als man *citräns sprach, bestand folglich noch die Form *pränks. 
Der Schluß hätte eine gewisse Berechtigung, wenn der Sandhi -am 
für -än überall auf -ans beruhte. Das ist aber keineswegs der Fall. 
Zahlreiche Nom. Sing, mit dem gleichen Sandhiausgang setzen viel- 
mehr -änts voraus, nämlich mahäfii, das nach Lanman, JAOS. 10. 
506 46mal bezeugt ist, und die Nominative auf -väm, -mäfh (dmavärh, 
gömäm usw.), die nach Lanman, a.a.O. 517 97mal vorkommen. Nun 
kann man ja allerdings den Ausweg einschlagen, zu erklären, in 
mahäfh usw. sei der Sandhi nicht ursprünglich, er sei vielmehr hier 
dem der Akk. Plur. nachgebildet. Die Annahme, die bei einer be- 
stimmten Gruppe von Wörtern mit -än berechtigte Sandhiform sei 
auf andere mit gleichem Pausaausgang übertragen worden, ist selbst- 
verständlich durchaus zulässig. Aber sie ist im vorliegenden Fall 
nicht zutreffend. Man erwartete doch, daß sich die Übertragung auf 
jedes beliebige Wort mit -än erstrecke. Allein die ursprünglich auf 
-änt ausgehenden 3. Plur. sind ausgenommen, s. ä vahän äSü RV. 1. 
84. 18. Der Sandhi -ärh erscheint für vor- oder urindisches -äns (ci- 
träm), -änst (ayärri) und -änts (sdsväni), nicht aber für -änt y also nicht, 
wo kein Zischlaut im Spiel ist. Also ist eben doch das ursprüngliche Vor- 
handensein eines Zischlauts die Bedingung für den Eintritt des Sandhi. 1 

1 Johansson freilich denkt an Zufall, IF. 14. 338 f. Man erwäge aber, daß 
der Sandhi -äm vor Sonant im Innern der Zeile mehr als 200mal bezeugt ist, 
während sich -än in gleicher Stellung nur 9mai findet; s. RVPrät. 292 mit Olden- 
bkrg, Bigveda, 1. 428; und von diesen neun Ausnahmen fallen vier auf die 3. Plur. 

(g&cchän, ghösän, vahän, sphuräri). 




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Beiträge zur indischen Grammatik. 



341 



Aus alledem könnte man folgern, oder hätte Scheftelowitz 
folgern können: Der Akk. Plur. *citräns hat die antesonantisehe 
Sandhiform citrüm, d. h. der schließende Zischlaut ist geschwunden, 
nachdem er den unmittelbar vorangehenden Zischlaut in den Ann- 



zeigt die nämliche Sandhigestalt: tväväfh] das setzt voraus, daß t ge- 
schwunden, der Nasal und der Zischlaut in unmittelbare Verbindung 
getreten waren. Nun aber erscheint *prdhks (Awest. fras) im Sandhi 
vor Sonanten als prdh. Daraus ist zu schließen, daß zu der Zeit, da 
*tvävän$ für *tvävänts gesprochen wurde, ein gleichartig entstandenes 
*prähs nicht vorhanden war, da man auch hier sonst den Anunä- 
sika erwarten müßte. Aber die Voraussetzung dabei ist, daß für den 
Sandhi der Auslautsverbindung Nasal + Zischlaut die Art dieser Laute 
ohne Bedeutung sei. Und das ist eben nicht zu erweisen; s. oben. 
Nehmen wir aber einmal an, es wäre richtig, so würde sich doch 
für die Verwendung von prüft (eti BV. 1. 164. 38, suprdh ajö 1. 
162. 2), der sonst üblichen Form, noch ein besonderer Grund geltend 
machen lassen, -ns ergibt im Sandhi vor Sonanten -rar, vgl. ydjyümr 
(utd RV. 5. 31. 13) aus *ydjyüns. Danach wäre *prän$ in gleicher 
Stellung zu *prdmr geworden. Wie in der i- und tt-Deklination 
-imr und -ümr erscheint, so verlangt man in der r- Deklination -ffhr. 
Das findet sich aber nur einmal: nf-fhr (ablii RV. 5. 54. 15). Sonst 
begegnet auch in der Stellung vor Sonanten die Pausaform auf 
-fn (s. Lanman, JAOS. 10. 429). Wackernagel, Aind. Gramm. 1. 330 
gibt als Grund dafür an, man habe die Verbindung zweier r in einer 
Silbe gescheut. Der gleiche Grund könnte auch den Gebrauch von 
*prämr verhindert haben. Außer prdh kommt nur noch arväh in 
Betracht (RV. 1. 104. 9, 3. 43. 1, 5. 83. 6). Hier ist ein r allerdings 
nicht in der gleichen, sondern in der vorausgehenden Silbe enthalten. 
Aber auch gegen die Aufeinanderfolge von r in zwei benachbarten 
Silben besteht eine gewisse Abneigung; vgl. Bartholomae, AirWb. 
582, IFAnz. 20. 170 zu ai. catura-. 

Ich mache zum Schluß auf den Sandhi -h ch- (-V W-) für 
-n 6- aufmerksam. Er ist allerdings nur einmal belegbar und darum 



nasika umgesetzt hatte. Der Nom. Sing. *tvävants (Awest. d-wävqs) 




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342 



Chr. Bartholomae. 



fast in allen Grammatiken unberücksichtigt geblieben. Wir finden 
ihn RV. 3. 35. 6, wo Aufrecht arvän chasvattarndrp, schreibt; vgl. dazu 
RVPrät. 235 und 223. Er scheint mir dafür zu sprechen, daß für 
den Nom. Sing, der ä/i/c-Stäuime zur Zeit der Sü&tadichtung allein 
die Form des Satzauslauts üblich war; ein *arvänks &a§v° wäre sicher 
nicht zu arvän cha§v° gestaltet worden. 

Ich kann nicht finden, daß die Annahme, es sei das im Sandhi 
hinter -ii vor s- auftretende k ein sekundärer Ubergangslaut — 
vgl. Wackernagel, Aind. Gramm. 1. 332 — ebenso wie das t hinter 
-n vor s-, von Scheftelowitz irgendwie erschüttert worden ist. 

Gießen, Mai 1908. 




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Wilhelm Cartellieri f 



Allzufrüh ist am 29. Mai a. c. einer unserer ersten 
Mitarbeiter, der a. o. Professor der altindischen Philologie und 
Altertumskunde an der k. k. Universität Innsbruck, Dr. Wilhelm 
Cartellieri, aus diesem Leben geschieden. 

Cartellieri war einer der talentvollsten Schüler unse- 
res großen Indologen und Mitbegründers dieser Zeitschrift, 
Dr. Georg Bühler. Wie hoch ihn dieser sein Lehrer schätzte, 
geht allein schon aus der Tatsache hervor, daß er ihm die An- 
fertigung der überaus schwierigen Tafeln zu seiner Indischen 
Paläographie in dem Grundriß übertrug. Über indische In- 
schriften hat Cartellieri noch in mehreren Publikationen in 
der Epigraphia Indica und im Indian Antiquary gehandelt. 
Das Hauptgebiet seiner Arbeit aber bildete die kunstvolle 
Poesie des sogenannten Kdvya, mit welcher sich seine in 
unserer Zeitschrift veröffentlichten Untersuchungen beschäf- 
tigten. Schon der erste Band der WZKM brachte Cartellieris 
Aufsatz über ,Subandhu und Bana', der als klassische Arbeit 
bezeichnet werden darf. Demselben Gebiete gehört sein Auf- 
satz über ,Das Mahäbhärata bei Subandhu und Bäna' im 
xiii. Bande der WZKM an. 

Wilhelm Cartellieri wurde im Jahre 1860 zu Eger in 
Böhmen geboren, als Sohn des Dr. med. Paul Cartellieri. Er 
bezog die Universität Wien im Oktober 1878, studierte hier und 
zeitweilig auch in Leipzig vergleichende Sprachwissenschaft 
und Indologie, wurde im Jahre 1884 in Wien zum Doktor phil. 
promoviert, habilitierte sich an der Universität Innsbruck im 
März 1899 und wurde im Jahre 1902 zum a. o. Professor ernannt. 

Die Zahl der Arbeiten Wilhelm Cartellieris ist keine 
bedeutende, sie sind aber durchweg als erstklassige Leistungen 
zu bezeichnen. Wir werden diesem Mitarbeiter ein ehrenvolles 
Andenken bewahren. 



Die Redaktion. 




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Anzeigen. 



John Faithfull Fleet, C. J. E., Ph. D., Indian Epigraphy, The 
inscriptional basis of Indian historical research, Oxford, at the 
Clarendon Press 1907 (reprinted from the Imperial Gazetteer of 
India, The Indian Empire, Vol. ix, pp. 1 to 88). 

In dem vorliegenden überaus wertvollen Büchlein bietet J. F. Fleet, 
wohl der erste unter den jetzt lebenden Kennern der indischen Epi- 
graphik, eine lichtvolle Darstellung des Wesens und Wertes der 
indischen Inschriften für die Erforschung des so überaus schwierigen 
Gebietes der indischen Geschichte. Ein Überblick dieser Art, der 
in knappster Form zusammengedrängt die Summe eines reichen 
Forscherlebens zieht, muß jedem Indologen willkommen sein und 
darf um so freudiger begrüßt werden, als gerade die indische Epi- 
graphik, wenn auch in ihrer Bedeutung allgemein anerkannt, doch 
auch jetzt noch bei uns zu den seltener kultivierten Zweigen der 
Indologie gehört. Wie wichtig die Pflege dieser Studien für uns 
alle ist, ergibt sich aus Fleets sachkundigen Mitteilungen mit über- 
zeugender Deutlichkeit. Sind doch die Inschriften, wie er kräftig 
betont (p. lf.; p. 5 f.), bei dem Mangel echter historischer Werke 
fast die einzige sichere Quelle für die alte Geschichte Indiens. Das 
FLEETSche Buch darf und muß darum auch allen Studenten des 
Sanskrit auf das Wärmste zum Studium empfohlen werden und 
bildet die denkbar beste Ergänzung zu der von uns seinerzeit be- 
sprochenen History of India von A. F. Rudolf Hoernle (vgl. Bd. xxi 
dieser Zeitschrift, p. 386). 



L. v. Schroeder. 




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Enno Littmann. Arabische Beduinenerzahlunöen. 345 

Enno Littmann. Arabische Beduinener Zählungen. L Arabischer Text. 
II. Übersetzung. Mit sechzehn Abbildungen. (,Schriften der Wis- 
senschaftlichen Gesellschaft in Straßburg', 2 und 3.) Straßburg. 
Verlag von Karl J. Trübner. 1908. vm + 58 und xi + 57 S. 
M. 14.—. 

In der langen Reihe der in den letzten Jahren so zahlreich er- 
schienenen Publikationen aus der modernen volkstümlichen Literatur 
der Araber nehmen diese fünf von Littmann mit der von mir wieder- 
holt gerühmten Sorgfalt und Sachkenntnis herausgegebenen und über- 
setzten Geschichten eine eigene Stellung ein. ,Beduinen'erzählungen 
sind sie nur insofern, als sie einem Vorfahren des Vermittlers vor etwa 
60 Jahren in den Zeltlagern ostjordanischer Beduinen erzählt wurden; 
auch sind sie dem Inhalte nach im ganzen beduinischen Milieus. Die 
Sprache dagegen ist angeblich literarisch', zeigt aber eine ganze 
Menge vulgärer Anklänge und Formen. Offenbar haben also diese 
Erzählungen sprachlich, und vielleicht auch inhaltlich, eine Wandlung 
mitgemacht, die wohl auf das Konto des ersten Gewährsmannes, seine 
Halbbildung und Befangenheit in unbeduinischen Anschauungen zu 
buchen sein werden. Trotzdem wohnt diesen Texten ein hoher phi- 
lologischer und stoffgeschichtlicher Wert inne und Littmann verdient 
für ihre Veröffentlichung unseren Dank. Gerade im gegenwärtigen 
Augenblicke ist der Wert dieser Publikation umso höher, als die Texte 
aus derselben Gegend stammen, die Musil in seinen Reiseberichten 
aus Arabia Petraea schildert, so daß viele Einzelheiten durch des 
kühnen Reisenden Darstellung, namentlich im dritten Bande, der den 
ethnologischen Reisebericht enthält, in ein helleres, manchmal auch 
anderes Licht gerückt sind. So wird wohl auch Littmanns Bemerkung, 
Übers. S. vi, betreffend die bei den Beduinen angeblich herrschende 
,laxe Moral' durch Musils Darlegungen der betreffenden Verhältnisse, 
Ar. Petr. m, 175, widerlegt, und die bezüglichen Stellen in L/s Texten 
sind wohl aus dem Stil dieser Literaturgattung, vgl. 1001 Nacht usw., 
zu erklären. Übrigens sind Littmanns Ausführungen in der Vorrede 
zur Übersetzung bei aller Knappheit von besonders instruktiver Klar- 



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346 



J. S. Speyer. 



heit und tragen, wie auch das Glossar zum ersten Teil, in hohem Maße 
zur Erhöhung des Wertes bei, den wir den Texten wie auch der 
Ubersetzung zubilligen müssen. 



J. S. Speyer. Studies about the Kathäsaritsägara. Amsterdam 1908. 



(,Verhdlg. d.k.Akad. d.Wiss. zu Amsterdam'. Lit.Abtlg. Neue Reihe. 
Teil vm, No. 5.) Gr.-8°, 178 S. 



der Ströme der Erzählungen', wie man nach der Beliebtheit, deren 
sich gegenwärtig Untersuchungen über die Herkunft und Wanderungen 
orientalischer Geschichten erfreuen, vermuten könnte, sondern sind 
philologisch-kritischer Natur. Bekanntlich wurde der Anfang des K. 
von Brockhaus schon im Jahre 1839 publiziert, das Ende allerdings 
erst 1866, und trotzdem Brockhaus seiner Ausgabe keinen kritischen 
Apparat beigab, war die allgemeine Meinung wohl die, daß er seine 
Aufgabe in vollkommen zufriedenstellender Weise gelöst habe, so daß 
auch das Petersburger Wörterbuch das Werk des sächsischen Gelehrten 
als zuverlässige Quelle benutzte und Tawney darnach seine aus- 
gezeichnete Ubersetzung anfertigte. Von dieser günstigen Meinung 
wird man nach dem, was Speyer auf Grund einer gewissenhaften 
Vergleichung dieser editio princeps mit der des Durgaprasäd (Bom- 
bay 1889, 2. Aufl. 1903) ermittelt hat, wohl zurückkommen müssen, 
obgleich auch dieser Ausgabe, als einer indischen, eine varietas lec- 
tionis fehlt und daher eine der Wichtigkeit des Werkes entsprechende 
ein Desideratum der Zukunft bleibt. Derjenige, der diese Arbeit 
unternehmen wird, darf sich übrigens nicht auf die Handschriften 
allein stützen, sondern muß auch die Bj'hatkathämanjarl des Ksemendra 
heranziehen, die bekanntlich, ebenso wie Somadevas , Ozean', ein Aus- 
zug aus Gunädhyas größerem Werke, der Brhatkathä, ist, ja er wird 
noch eine dritte, in jüngster Zeit aufgefundene Version den Brhatkathä- 
slokasamgraha berücksichtigen müssen, obgleich dieses Resume, nach 
dem wenigen was bis jetzt davon bekannt geworden ist, einen andern 



R. Geyer. 



Diese Studien beschäftigen sich nicht mit dem Inhalte des ,Ozeans 




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CORNELL UNIVERSITV 



Stüdies about the Kathasaritsagara. 347 

Grundtext zu repräsentieren scheint. Freilich ist Ksemendras Werk, 
das nur ein Drittel des Urnfangs des K. erreicht und noch dazu in 
einer schlechten Ausgabe vorliegt, nur mit Vorsicht zu benutzen, aber 
trotzdem möchte ich dasselbe nicht so tief stellen als es Speyer tut, 
dessen Sympathien augenscheinlich auf Seiten Somadevas stehen. 
Gerade die Flüchtigkeit, mit der Ksemendra vorging, ist meines Er- 
achtens ein Präjudiz für die Annahme, daß er sich nicht damit auf- 
gehalten haben wird, Ordnung in der logischen Reihenfolge der 
Ereignisse, wo sie im Original nicht vorhanden war, herzustellen 
(vgl. S. 33 f.), während dies viel eher Somadeva, der mit Bedacht 
arbeitete, zuzutrauen ist; und wenn selbst dieser letztere manche Ge- 
schichte zweimal erzählt, so wird das im Original ebenfalls der Fall 
gewesen sein (S. 36). Bei dem Charakter solcher Fabelsammlungen 
ist das sogar etwas ganz Natürliches und man darf sich daher bei ihrer 
Rekonstruktion nicht allzusehr von inneren Gründen leiten lassen. 

Interessant sind die Erwägungen, auf Grund deren Speyer die 
Abfassung des Grundwerkes auf ca. 400 n. Chr. verlegt (S. 44 ff.), 
und ich glaube kaum, daß sich Ernstliches gegen diesen Ansatz wird 
vorbringen lassen, obgleich ich dem Faktum, daß sich ein und derselbe 
Vers im Kathasaritsagara, im Tanträkhyäyika und im Mudräräksasa 
findet (S. 51 f.); nicht allzuviel Gewicht beilegen möchte, da der darin 
ausgedrückte Gedanke ein Gemeinplatz zu sein scheint. 

Sehr dankenswert ist die Liste der Stellen, an denen die neue 
Ausgabe offenbar den richtigen Text gibt (S. 94 — 153), sowie das 
Verzeichnis eigener Konjekturen (S. 154 — 173) des Verfassers, der 
wohl vor allen berufen wäre, den zahlreichen Freunden indischer Er- 
zählungskunst die Arbeiten der beiden kashmirischen Dichter in end- 
gültiger Form vorzulegen. 

J. Kirste. 



rinrtffl** Original fronn 

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Kleine Mitteilungen. 



Das Tocharische und die Charri- Inschrift. — In der von 



H.Winckler entdeckten, einem indogermanischen Stamme der Charri 
zugeschriebenen Inschrift aus Boghazköi erscheinen bekanntlich die 
Namen der indischen — und gewiß schon indopersischen — Götter: 
Mitra, Varuna, Indra, Näsatya (— Aminen). (Vgl. Mitteilungen der 
Deutschen Orientgesellschaft zu Berlin, Dezember 1907, No. 35, 
p. 51). Die hochbedeutsame, aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. stam- 
mende Inschrift zeigt bei dem Namen des Mitra, resp. auch (V)aruna, 
ein merkwürdiges Suffix assil, resp. assiil oder aäsiel, bei dem der 
Nasatya (nasaattiia) ein Suffix anna. Uber diese bemerkte Eduard 
Meyer in seiner lichtvollen Abhandlung ,Das erste Auftreten der 
Arier in der Geschichte* (Sitzungsberichte der Kön. Preufi. Akademie 
der Wiss., Gesamtsitzung vom 9. Januar 1908) p. 16: ,Die Suffixe 
asbil und anna müssen der chetitischen Sprache angehören und 
werden wohl in Zukunft von hier Aufklärung finden/ 

Inzwischen haben Dr. E. Sieg und Dr. W. Siegling in gewissen 
aus Turfan stammenden Manuskripten mit Brähmischrift eine bisher 
unbekannte indogermanische Sprache nachgewiesen, welche sie als 
/focharisch, die Sprache der Indoskythen', bezeichnen, während 
11. Pischel sie vielmehr ,eine Sprache der Indoskythen' nennen 
möchte (vgl. Sitzungsberichte der Kön. Preuß. Akademie der Wiss., 
Gesamtsitzung vom 16. Juli 1908, p. 915 ff.; p. 934). Diese Sprache 
zeigt einen mit dem Suffix assäl gebildeten Komitativus und im 
Nominativ Pluralis ein Suffix af& (vgl. a. a. 0., p. 922—924). 




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Kleine Mitteilungen. 



349 



Es springt in die Augen, daß diese Suffixe jenen Charri-Suffixen 



nach für assil aufs beste der Komitativus, für anna der Nominativ 
Pluralis. Einen Dual scheint das Indoskythische, resp. Tocharische, 
nicht zu kennen (s. a. a. 0., p. 922), daher dafür natürlich der Plural 
eintreten muß. Die respektive Stelle der Charri-Inschrift läßt sich, 
wenn wir die erwähnten Suffixe mit denen des Tocharischen identi- 
fizieren, ganz bequem übersetzen: ,Die Götter mit Mitra zusammen, 
die Götter mitVaruna zusammen, der Gott Indra, die Götter Näsatya' 
(Plural), resp. ,die Näsatya genannten Götter. 4 

Es liegt darnach wohl nichts näher als die Frage : Sprachen 
nicht auch die sogenannten Charri im Reich Mitani ,eine Sprache 
der Indoskythen'? Waren nicht auch sie ein indoskythischer Stamm? 



Ahhü belü efylim. — In Band xxi, S. 11 ff. dieser Zeitschrift be- 
spricht Hrozn* die Kaufverträge auf dem Obelisk des Manistusu, 
Königs von Kis. Hiebei hebt er hervor, daß auf die Aufzählung der 
Eigentümer der verkauften Felder noch jeweils eine Reihe von Namen 
folgt, die als ahhü belü eklim, also als ,Brüder der Eigentümer des 
Feldes' bezeichnet werden. H. sagt hiezu: ,Ihre Namen werden hier 
einfach, ohne jede Bemerkung, hinter denen der Eigentümer des Feldes 
verzeichnet. . . . Sie sind keine Eigentümer des Grundstückes, sie 
haben bloß ihr Geld in diesem investiert, und es wird daher den 
eigentlichen Besitzern des Grundstückes, die die Kaufsumme erhalten, 
überlassen, sich ihrerseits mit ihren Associes abzufinden/ 

Diese Auffassung scheint mir juristisch nicht gut haltbar. Denn 
wenn diese ,Associes' direkt mit dem Käufer in Verbindung treten, 
dann muß sie dieser auch selbst abfinden, und es müßte etwas davon 
im Vertrage stehen; sind sie aber lediglich mit den Eigentümern in 
einem persönlichen Rechtsverhältnisse, dann ist ihre Nennung im Kauf- 
vertrage zwecklos, um nicht zu sagen widersinnig. 

Es liegt m. E. hier vielmehr ein Fall des in den orientalischen 
Rechtssystemen ebenso wie z. B. im älteren deutschen Recht ver- 



assil, assiel und anna sehr naheliegen, und es paßt der Bedeutung 



L. v. Schroeder. 




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350 



Kleine Mitteilungen. 



breiteten Retrakt- (oder Einstands-) rechts vor. Vgl. z.B. Lev. 25, 25: 
,Wenn dein Bruder in Armut gerät und verkauft von seinem Besitze, 
und es kommt ein Rückkaufsberechtigter (b& „ Verwandter a ), so soll 
er rückkaufen, was sein Bruder verkauft hat/ 

Nehmen wir nun an, daß ein analoger Rechtssatz auch in Baby- 
lonien galt — bei Hammurabi steht freilich nichts davon — so dürfen 
wir in den a. 6. e. eben die einstandsberechtigten Verwandten (D*bio) 
sehen, die durch Mitunterzeichnung des Vertrages auf die Ausübung 
ihres Rückkaufsrechtes verzichten, womit also der Kauf unanfechtbar 
wird. So erklärt sich alles aufs Beste. 



In meiner zweiten Abhandlung ,Zur orientalischen Altertums- 
kunde' über ,Die arabischen Papy rusprotokolle' (Sitzungs- 
berichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, phil. hist. Klasse, 
161. Band, i. Abhandlung) sind Druckfehler stehen geblieben, die 
durch die bedingte Eile der Drucklegung entschuldigt werden mögen. 
Außer dem a. a. O., S. 103 bereits gegebenen Verzeichnisse trage 
ich hier noch folgende Berichtigungen nach: 

S. 10, Z. 5 v. o. 1. — S. 15, Z. 6 v. o. 1. — S. 15, 

Z. 10 v. o. 1. ^^3. — S. 14, Z. 1 v. u. 1. <w. — S. 15, Z. 4 v. u. 1. 
CU^JJu. — S. 18, Z. 17 v. u. 1. *S j*oj>. — S. 25, Z. 9 v. o. 1.: 
,und als el-Mamün seinen Bruder el-I£äsim der Nachfolge verlustig 
erklärte und . . / Durch den Ausfall der Worte ist der Sinn meiner 
Beweisführung entstellt worden; ich wollte die besondere Wichtig- 
keit des Tiräz durch eben dieses Beispiel in zweifacher Weise be- 
legen : durch den Verlust desselben und durch die Verleihung des 
Rechtes auf denselben, die mit der Entfernung und Einsetzung der 
Thronfolger verbunden waren. — S. 33, Nr. 16 ist das * zu tilgen. — 
S. 34, Z. 3 v. u. 1. 'Awwäm. — S. 39, Z. 11 v. o. ist zu cr ~ L £ UJ * hinzu- 
zufügen: (sie!). Die Vorlage des Stickers hatte offenbar ^^ybUaJl, 
was auch aus der schlechten Zeichnung hervorzugehen scheint. 



F. Calice. 



Berichtigungen. 



J. von Karabacek. 




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Berberische Stadien. 

Von 

Hugo Schuchardt. 
II. 

Zu den arabischen Lehnwörtern. 1 

Keinem der beginnt berberische Texte zu lesen — falls es 
nicht gerade tuaregische sind, kann es entgehen dass hier die Zahl 
der arabischen Lehnwörter Legion ist; aber er wird zunächst nur 
den Eindruck einer gewissen Eintönigkeit empfangen und erst all- 
mählich erkennen wie mannigfache und auch wie schwierige und 
wichtige Probleme mit ihnen verknüpft sind. Bisher hat man diese 
nur gelegentlich beachtet; besonders verdanken wir Stumme, der 
keine solche Gelegenheit vorüber gehen lässt, manche feine Bemer- 
kung. Den Titel ; Les mots arabes passes en berbfere' trägt ein Auf- 
satz R. Bassets in der Nöldeke- Festschrift von 1906 (S. 439 — 443); 
aber er bildet einen allzu bescheidenen Ausschnitt aus einem sehr 
grossen Ganzen. Wenn Basset sich in so engen Grenzen hält, ,sans 
aborder une etude d'une grande importance et qui est encore a faire, 
celle de Finfluence de Parabe sur les dialectes herberes', so erinnert 
er uns daran dass keiner wie er die Eignung und die Mittel besitzt 
diese Aufgabe zu bewältigen, die für den Berberologen nicht nur 
eine nahe liegende, sondern vielleicht die nächst liegende ist. Möge 
nun die Saumseligkeit der Berufenen als Entschuldigungsgrund für 

1 Wo kein Gewährsmann genannt ist, hat als solcher zu gelten für das 
Zenaga Faidhekbe '77, für das Tuaregische (Md. der Taitoq) Masquekay '93, für 
die Md. von Dz. Nefusa Motylinski '98, für das Silbische Stumme '99, für das Rifi- 
sche Basset '99, für das Zuawische, die kabylische Hauptmundart Huyghe 'Ol, für 
die Md. von Ghedames Motylinski '04, für das Sawi Huyghe '06, für das marokko- 
sche Mazigh (Tamaziyt) C. Kaoüi '07. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen!. XXII. IJd. 24 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



352 



Hugo Schuchardt. 



die Voreiligkeit des Unberufenen dienen, welcher einige allgemeinen 
Erwägungen und einige besondern Hinweisungen darzubieten wagt. 

Ich knüpfe an Bassets Beitrag an. Er teilt die arabischen 
Lehnwörter des Berberischen in zwei Klassen: l) berberisierte und 
2) solche die ihr arabisches Aussehen gewahrt haben. Als eine scharfe 
vermag ich diese Zweiteilung nicht zu erkennen; wie auf andern Ge- 
bieten, so hat gewiss auch hier die Anpassung fremden Sprachgutes 
sich in sehr verschiedenem Grade vollzogen. Die Bedeutung, die 
grammatische Form, die Lautgestalt brauchen ja nicht die gleiche 
Beweglichkeit aufzuweisen. In der Tat hält sich Basset auch nur 
an das zweite Kriterium (von den Wörtern der zweiten Klasse sagt 
er: ,le seul changement provient des modifications phonetiques') und 
von besonderer Wichtigkeit erscheint ihm die Behandlung des arabi- 
schen Artikels. Aber auch hier werden Mittelstufen bemerkt. Es beruht 
natürlich auf Ubereinkunft ob man mit Stumme (Hdb. S. 35f. Anm.) 
,berberisiert' nicht nur diejenigen Nomina nennt bei denen der ara- 
bische Artikel durch den berberischen 1 ersetzt ist (wie a-rzli Fuss- 
soldat } er-red~li), sondern auch die ,welche bei festbleibendem arab. 
Artikel bcrber. Diskriminanten erhalten' (wie ta-l-hfift Flintenkugel } 
el-hafifa). Bildungen der letztern Art sind wohl nicht ganz so selten 
wie Basset S. 439 Anm. 3 andeutet; sie kommen neben den ent- 
sprechenden mit ganz arab. oder ganz berb. Artikel vor, z. B. Silh. 
tä-l-girgat = l-girgat Nuss; mar.-maz. ta-l-qerqubt ind. : el-qerqub 
koll. Nuss und silh. ta-l^-t^int (St.) = zuaw. ta-t 5 inat 8 Apfelsine; 
mar.-maz. ta-l-uert — zuaw. ti-uordeL Rose : silh. ta-li-zdid w. : Ii- 
zdid in. neu (vgl. Stumme Hdb. § 63). Wenn nun vom arab. Artikel 
-J\ zum weibl. Artikel ta- des Berb. ein Sprung führt, so ist er mit 
dem männl. a- anscheinend durch einen Übergang verbunden: a- 
kaddad } al-haddäd Schmied; a-rzli } ar-reddi. Dabei müsste aber 
angenommen werden dass in dem Arab. welches zugrunde liegt, 
das a noch seinen reinen Klang besass, wie das in dem Spaniens 
der Fall war (Peter von AlcalA schreibt al), das die zahlreichen 

1 Ich spreche von einem berberischen ,Artikel* im Sinne der ursprünglichen 
Funktion (s. Bevb. Stud. i, 246). 




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Berberische Studien. 



353 



span. und port. Substantive mit al- lieferte. In den maghr. Mdd. 
jedoch erscheint seit lange der Artikel als el- (1-, le-) und in gleicher 
Gestalt weisen ihn die Lehnwörter des Berb. auf. Nur ganz aus- 
nahmsweise findet sich al-, z.B. silh. albärräk Bude, albettä Flasche 1 ; 
und so werden wir dieses in a-l- (vgl. den PI. i-l-bettäten) zerlegen 
müssen, d. h. hierin ebenso eine Verknüpfung des berb. mit dem 
arab. Artikel erblicken wie in dem voi'her erwähnten ta-l-. Auch in 
silh. adzdr Nachbar steckt a-l-] es ist } arab. aber äilh. azarif 

Flussufer } arab. ^y?-. Und keine andere Erklärung ist zulässig für 
das nicht seltene arr- neben rr- im Öilh. 7 wenn auch hier eine 
Lautneigung förderlich gewesen sein mag (vgl. Stumme Hdb. § 52). 
Eine grosse Mannigfaltigkeit zeigt der Anlaut von JJ»/M das Pfund 
PI. JU>yJt in den berb. Mdd.: 

, silh. silli. mar.-maz. zuaw. f*™ 1 

arab. v x (ohne 

(Stumme) (C. Kaoui) (Olivier) Artikel) 

Sg. ar-ratl, maghr. er-rtal 2 r-rädl* 7 er-retel a-rdel a-rdel rdel 

r-rdäl, 

ar-rdäl usw. 

PI. al-artäl „ er-rtäl* r-rdäl er-retal er-redal i-rdelen ardal. 

USW. 

1 Stumme setzt zu algdmu (algdumu) Gebiss des Pferdes das arab. ^IäJÜ\ 
mit einem Fragezeichen, welches ich nicht verstehe. Es kann sich doch nur auf 
den Artikel beziehen; kommt dieser aber hier in Betracht? Wir müssen a-lgämu 
abteilen wie a-rzli- das g statt dz weist auf eine frühe Entlehnung, und wie 
sehr sie eingebürgert ist, ergibt sich aus der vokalischen Endung im Sing.; aus 
dem Phir. i-lguma (vgl. äg.-arab. lugtim, algima) ist, nach Analogie von i-güia: Sing. 
a-gdiu] i-süfa: Sing, a-säfu usw., a-lg&mu statt a-Igam (so hat C. Kaoui für das mar. 
Maz. = silh. a-föam) gewonnen worden. — Das Fragezeichen Stummes bei ^yLH 
neben alkäusu Baumsichel gilt dem Substantiv selber; das k für q — das Berb. hat 
sonst (e)l-qus — stimmt allerdings bedenklich; hat sich etwa arab. Bäume 
beschneiden eingemischt? — Zu alku oder alküu Mauerloch, Nische bemerkt Stumme 
nichts; man denkt an span. alcöba oder franz. alcoue. 

2 Die »umgesprungene' Form scheint nicht allen maghr. Mdd. eigen zu sein. 

3 Ich habe kein direktes Zeugnis für diese Form, auf die mich die berb. Formen 

c 

weisen. Da wo man l-esuäq, l-erzäq usw. (Plurale ^JIaäI) sagt, wird man auch 
l-ertäl sagen. 

4 Auch r-r&tö. Zu dem Wechsel zwischen t und d welcher hier ersichtlich 
ist, bemerke ich vorderhand dass er nicht bloss in arab. Lehnwörtern, wie Silh. 

24* 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



354 



Hugo Schuchardt. 



Nicht überall entsprechen sich der Artikel des Sing, und der des 
Plur.; zu a-rdel : er-redal vgl. sill?. a-lzam : el-le£uma (C. Kaoüi). 

Es wäre nichts als Formalismus wenn man sagte, die arab. 
Wörter seien zum Teil ohne Artikel ins Berb. eingedrungen und 
hätten hier den berb. Artikel angenommen. Insofern überhaupt in 
berb. Mdd. arab. Lehnwörter ohne den einen wie den andern Artikel 
vorkommen, so sind sie zu beurteilen wie die echtberb. Wörter welche 
eines solchen entraten. Nach Stumme Hdb. S. 25 f. kennt das Öilh. 
keine artikellosen arab. Nomina. Das Kabyl. scheint sich ebenso zu 
verhalten. Huyghe (Dict.kab.-fr. S. xvi) drückt sich folgendermassen 
aus: ,Un nombre considerable de substantifs empruntes a Tarabe sont 
employ^s en kabyle avec Tarticle el. Cet article a ete retranche, 
bien que parfois [dieses Wörtchen bringt eine gewisse Unsicherheit 
in die Sache] il en soit venu a faire partie integrante du mot kabyle. 
Ainsi, bien que Ton prononce toujours latimurga, lencir, il faudra 
chercher Kmurqa, ncir, etc/ (A 5 = h, c — £). Olivier hatte gesagt: 
(Dict. fr.-lcab. S. iv) . . pour la plupart des noms qu'ils ont em- 
pruntes h Tarabe, les Kabyles conservent Tarticle el* exemple el 
month, la mort. Iis le prononcent quelquefois assez legerement, 
faisant k peine sentir 17; exemple Imichmach, Tabricot. Nous Pecri- 
rons tantot de cette manifere, tan tot de Tautre ; selon que la pronon- 
ciation Texigera/ Wenn nun dem Z- Stummes vor den ,Mondbuch- 

Ifoddä, mar.-maz. elfeddet, zuaw. Ifetta (Basset Nöldeke-Fschr. S. 442 f. ; so hat in 
der Tat Olivier, aber Huyghe: fedda) Silber, sondern auch in echtberb. Wörtern 
auftritt, wie tuar. zuaw. adu, dz.-nefusa, bougie a$u Wind (Basset Man. kah. S. 7; 
DiaL berb. S. 22 f.; Zenatia i, 3; Belkassem Couvs de l. kab. S. 222 Anm. 1). Und 
dass er nicht bloss mundartlich ist, sondern ihn auch ein und dieselbe Md. in 
verschiedenen Formen des gleichen Stammes kennt; so um das jenem Substantiv 
verwandte Verb zu nennen, zuaw. evdel leihen, artal {avdal) Darlehn. Das hängt, 
soviel ich sehe, mit der Verdopplung inlautender Konsonanten und dem t- von 
Habitativformen zusammen, worüber ich bei einer andern Gelegenheit mich aus- 
führlich zu äussern gedenke. Jetzt will ich nur noch hinzufügen dass wenn im 
Span, und Port. arab. \> nicht bloss mit £, sondern auch mit d wiedergegeben wird 
(Dozy und Engelmann Gloss. S. 19), das auf berb. Einfluss zu deuten scheint; so 
finden wir gerade für jjj^ altport. arredel neben arretel (s. Ztschv. /. vom. Phil. 



'08, 469). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Berberische Studien. 355 

staben' auch bei Ülivier l- entspricht, so bietet letzterer bei Assimi- 
lation des l- an einen folgenden Dental nicht selten den gedoppelten 
(gedehnten) Konsonanten wie Stumme, nur mit dem anlautenden e-, 
z. B. ennaqus = nnäqus, errekab = rrlcäb, meistens aber, und ich 
denke bei den Nichtliquiden regelmässig, den einfachen, z. B. denub = 
dd^mb, t s efafy = ttffdh, fam — tfdm, sebah = ssbdJi, doch auch nuaqes 
(PI. von ennaqus) = nnuäqes, resas = rrsäs. Vielleicht handelt es 
sich nur um eine mangelhafte Wiedergabe der Aussprache ; liegt aber 
wirklich der einfache Konsonant vor, so gewiss nicht infolge der 
Unterdrückung des Artikels, sondern infolge der Vereinfachung des 
gedoppelten. Diese erklärt sich leicht, sie wird in gewissen Fällen 
auch da eintreten wo die Dopplung noch herrscht (simm steht sogar 
bei Stumme als Variante von ss^mm). Die Pluralformen bestätigen 
grossenteils die eben gemachte Annahme, nämlich dann wenn 
aK 1 K 8 äK 3 zugrunde liegt, also l- nicht assimiliert wird, z. B. seyol: 
Uuyal (Ol.) = Ssyol : laSydl (St.); suq, Isuaq = ssüq, lasuäq (vgl. er- 
roh: Iruah usw.). 1 Nach dem oben (S. 353 f. Anm. 4) Gesagten kann dd 
durch (t)t vertreten werden; so lautet denn das silh. ddämün Bürge im 
Zuaw. tarnen PI. tuamen. Wenn es aber im Sawi statt dessen heisst damen : 
tuamen, so erklärt sich das aus der Verwendung des berb. Artikels 
im Sing., des arab. im Plur., wie sie bei diesem Worte deutlich vor- 
liegt in silh. a-demman : ed-damen 2 (C. Kaoui). Vgl. oben a-rdel, er- 
redal. Auf dieses Verhältnis (t)t- (urspr. dd-) : -d- (urspr. -d-) gründet 
sich gewiss erst das andere: (t)t- (urspr. -tt-) : -d- (urspr. t-) 7 das wir 
in der zuaw. Numerusdeklination wahrnehmen: 



1 Wie diese Plurale mit l- genaue Abbilder arabischer sind (s. S.353 Anm. 3), 
so entsprechen auch arabischen mit l- und epenthetischem e vor K x K 2 V (z. B. 
lebndts neben elbnät 8 Marcais Le dialecte arabe parle ä Tlemcen S. 116 f.) berberische 
wie silb- lemnaäir zum Sing, elmenäar Säge (C. Kaoui). Freilich kommt im Berb. 
le- (Ii-) im Sing, und Plur. in weiterer Ausdehnung vor. So gibt z. B. C. Kaoui 
sill.i. mar.-maz. leqlem (PI. hqlum) Schreibfeder an, während es bei Mar^ais a. a. O. 
heisst: ,jamais leqlem' (sondern elqlem). 

2 Das doppelte m geht mit dem einfachen d zusammen und umgekehrt; vgl. 
die Habitativformen demmen und tarnen von zuaw. deinen Bürge sein. 



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356 



Hugo Schuchardt. 



tadeln Tiegel, mit berb. Art. adagin 



taq Fenster PL leduaq (Olivier); Dem. taduiqt (Huyghe) zum 
PI. tuiqan 

tarf, terf Seite PI. adraf (Hu.), Hmf (Ol.) 
tir Vogel PI. diur (Hu.), lediur (Ol.). 

Es trügt also der Schein als ob der Sing, des Artikels entbehre. 
Wenn Stumme d^nänt Garten dem arab. o^"^ gleichsetzt, aber den 
PI. zznäin oder zznänät j ^^-i-t oder CA3Ui.l ? so ist allerdings in 
der ersten Form das l des arab. Artikels nicht enthalten, wie das bei 
ad z ar (s. oben S. 353) der Fall ist, sondern dmänt steht für t-znän-t, 
hat also den berb. weibl. Artikel; übrigens verzeichnet Stumme an 
anderer Stelle auch die Singularform zznan. — An das was ich aus 
ineinen Quellen geschöpft und hier dargelegt habe, vermag ich das 
zweite von Basset Nöldeke-Fschr. S. 438 für den Übertritt des arab. 
Artikels gegebene Beispiel nicht zwanglos anzuschliessen : ,arabe 
domaine, plur. ^!iU\, en berbere melk pl. Imelak <^^UJ'. 
Ich erwartete Imelk (so Olivier u. ,propriete'; Stumme: Imilk; C. 
Kaoui: elmelk, elmalk): lemlak, vom arab. PI. amläk, mag derselbe 
auch im heutigen Maghr. m(e)läk lauten (s. vorhergehende Seite). 
Diesem entstammt silh. amlak (von C. Kaoui als Sing, gebucht und 
zwar u. ,propriete' als ,droit de possession'). Die Form amellek (bei 
Olivier u. ,possession') weist den berb. Artikel auf, ist aber vielleicht 
durch den arab. Plur. beeinflusst worden, da hier Singular- und 
Pluralbedeutung ineinander schwanken. Huyghe gibt melk ,ohne 
Plur/ mit letzterer an. 

Aus dem früher Gesagten darf nicht geschlossen werden dass 
der berb. männl. Artikel des Sing, nur auf dem arab. al beruhen, 
nicht auch aus einem anlautenden a des Nomens selbst umgedeutet 
sein könne. Die Zusammensetzungen mit abu- (arab. gew. 
wie auch berb. bu-) haben im Zuaw. grossenteils i- im Plur., z. B. 
abnqdam Fusstritt : ibuqdamen. Und ebenso liegt der Ursprung des 
weibl. Artikels aus der ersten Stammsilbe eines arab. Wortes in 
einigen Fällen deutlich vor, so: 




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Berberische Studien. 



357 



äj^j [ Hf. &abdi& Schüssel 
JaJ^Uj { silh. tayürit Freudentriller 

^yLi { d2.-nef. tekura (sonst berb. a-saqur) Beil 

tj*** PI, j^s^ { zuaw. d-ezera : &ezur (Ol.) ; ted~ra : td*ur (Hu.) 



Baum 

fjy^> { zuaw. tabaqit Schüssel (s. unten S. 365). 

In dem vorletzten Worte wirkte Dissimilation mit, die anderseits zu 
b.-menacer seddzert (X4'85 ; i, 150), silh. mar.-maz. essed^ret (C. Kaoui), 



(e)sSar. Die analoge Umgestaltung eines romanischen Wortes habe 
ich Berb. Stud. i, 250 Anm. erwähnt. — Auch das stammhafte -t im 
Auslaut von arab. Wörtern ist gelegentlich als weibl. Geschlechts- 
zeichen behandelt worden. Arab. Ihänüt { sil^. tahdmi-t PI. tihduna 
und männl. alidnu PI. ihduna ist von Stumme Hdb. § 35 besprochen 
worden. Ganz ähnlich verhält es sich mit silh. Ihanqt Traube PI. l(a )hnüq, 
wozu Stumme bemerkt: ,arab., doch welches Wort?' 1 Es ist kein 
anderes als >>Ä-i& Traube (so auch Lerchundi: ( anqöd 7 aber die Helot 
haben wXÄXc 'anqed) und auch in unveränderter Gestalt lebt das Wort 
noch im Berb. fort, wenigstens im Öawi: c anqud, auch xanqut (aus 
dem PI. Vanqat) Traube, zuaw. 'anqud Schnur für die Mützenquaste. 2 
Wegen h für ' verweise ich auf Marqais MSLP 14, 106, dem zufolge 
dieser Übergang in den maghr. und in andern arab. Mdd. sehr ge- 
wöhnlich, auch dem Anlaut nicht fremd ist; wir finden ihn noch in 
silh. ahsus Hütte ] ^£5*^, was sich an das von Marcais angeführte 
oran. höSäis kleine Zelte = ^^bUi^ anschliesst. Noch in andern 

1 Ich will hier noch zwei ähnliche Fragen Stummes beantworten: Iferuzan 
Fransen wird auf einem altspan. freso Franse beruhen, das zunächst einen arab. 
Plur. *ferüz (wie felüs Geld u. ä.) ergab, und ligtläs Nachttopf eignet dem Arab. in 
der Gestalt gelläs (s. Lerchundi u. ,bacin*), worin ich ein germ. Glas ver- 
mute im Sinne von Harnglas. Nordische Ärzte würden die Sache und das Wort 
eingeführt haben. Doch bleibt zu erwägen ob es nicht vielmehr mit mar.-arab. 
gelläs Stand (des Jägers) von ^wJbw niedersitzen sich vereinigen lässt. 

2 So geht auch zuaw. tamauait PI. timuuaie (Olivier hat u. ,poutre* und ,solivc £ 
d-amauafö: d-imuaie) Balken auf arab. 'ämüd (= *amüd) Stütze, Holzpfeiler, Balken 
PI. 'atiämld, (äg. Spiro) *amäwid y *aniäuid zurück. 



tuar. teseyert führte; oder es fielen s und d* in s zusammen: zenaga 




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358 Hugo Schuchardt. 

Fällen hat sich der konsonantische Auslaut eines Substantivs dem 
weibl. -t angeglichen, so silh. Iferddut Paradies } ^^>y^\ (Stumme). 

Soweit sich völlig berberisierte und noch fremdartig gebliebene 
Lehnwörter überhaupt scheiden lassen, werden sich grossenteils jene 
als die älteren, diese als die jüngeren erweisen. Ich sage: grossen- 
teils; denn Basset (der übrigens die Überflutung Nordafrikas durch 
die B. Hilal im 11. Jhrh. mit Recht hier als epochemachend ansehen 
wird) fasst den Zusammenhang zwischen dem Grad der Wortanpassung 
und der zeitlichen Verschiedenheit als einen zu absoluten auf. Gerade 
die in den Vordergrund gerückte Behandlung des arabischen Artikels 
ist für die ältere oder jüngere Entlehnung des mit ihm verbundenen 
Wortes keineswegs massgebend. Auch wenn wir die etwaigen be- 
grifflichen und lautlichen Abänderungen dieses Wortes selbst gar 
nicht in Rechnung ziehen wollen, so dürfen wir doch nicht übersehen 
dass oftmals der Artikel hier diese, dort jene Gestalt hat (z. B. äilh. [C. 
Kaoui] el-men§ar Säge, le-zdid neu, mar.-maz. a-menSar, tc-zdid, zuaw. 
a-mensar, a-dgdid) und dass auch in derselben Sprechweise Unstimmig- 
keit zwischen Sing, und Plur. vorkommt. Aber über die gesamte 
Masse der Lehnwörter hin hat sich die Erwägung zu erstrecken 
dass früh Aufgenommenes mehr oder weniger unverändert geblieben 
und anderseits in jüngster Zeit Aufgenommenes stark entstellt worden 
sein kann. Es wirken eben noch andere Umstände bestimmend ein, 
vor allein die Begriffsklasse eines Wortes. Feste und allgemeine 
Einrichtungen wie Religion und Rechtspflege schützen gern die 
Wörter die zu ihrer besondern Verfügung stehen, in ihrer Lautgestalt, 
und wiederum wechselt solche oft sehr stark bei Bezeichnungen für 
gewisse Gegenstände der sinnlichen Beobachtung die gleichfalls überall 
verbreitet sind. Dieses geschieht allerdings mit Erbgut sowohl wie 
mit Lehngut, und zwar wesentlich vermittelst Wortmischung. Im 
Romanischen gibt es wenig Wörter welche so auffällig bunte Wand- 
lungen durchgemacht haben wie das alte für Eidechse: lacerta] und 
da diese in der Natur und den natürlichen Bedingungen des Tieres 
begründet sind, so habe ich sehen wollen ob sich im Berberischen 
nicht etwa Ähnliches ereignet hat, und ich bin nicht ganz enttäuscht 



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Berberische Studien. 



359 



worden. Das Chamäleon heisst im Arab. '^j*-, ^A^-, ^Wr*- (in 
Marokko scheint dies, Lerchundi zufolge, nicht üblich zu sein); das 
Wort ist ins Berberische eingedrungen, und tritt zunächst mit gleicher 
Bedeutung in der Md. von Bougie auf als aharbebbu (Basset Loq- 
mdn S. 342), dann als aharbubu (PI. iharbeba) Eidechse im Zuaw. 
(Olivier; ich finde es nicht bei Huygüe). Es ist mit dem arab. -bä 
(-bäia, -bäna) eine Reduplikation vorgenommen worden, wie sie in 
allen Sprachen für die Bezeichnungen sehr lebendiger kleinerer 
Tiere, insbesondere der Ameisen und Spinnen beliebt ist; vgl. tuar. 
ametaytay grün und rote Eidechse, twiekelkelt gelbe Eidechse (Du- 
ve trier Les Toudreg du Nord S. 227), amteytey mit Stacheln be- 
deckte Eidechse, imezeregreg kleinere Eidechse der gleichen Art 
[aber amazregga Mauergecko bei Düveyrier], akadka kleine Baum- 
eidechse (Masqueray). Das Chamäleon ist nicht aus eigener Macht- 
vollkommenheit zu jener reduplizierten Wortform gelangt (wenn es 
im Kabyl. tata heisst, wie im maghr. Arab. [ü'G oder so bezieht 

sich das wahrscheinlich auf das Hervorschnellen der Zunge), sondern 
durch Vermittlung der Eidechse, mit welcher selbst es freilich keine 
grosse Ähnlichkeit hat. Dass jener Name des Chamäleons überhaupt 
auf die Eidechse übertragen worden ist, beruht wohl auf der Ähn- 
lichkeit mit arab. ctf^ 2 *- grosse Eidechse (aber nach Brehms Tier- 
leben 5 7, 59 Schleuderschwanz), das sich ebenfalls ins Berb. verpflanzt 
hat: mzab. ahardam Eidechse (Basset Zenatia i, 69), südwestoran. 
aherdan grosse Eidechse (Basset JA '85, n, 352; das von ihm da- 
neben gesetzte arab. entspricht aber doch nicht dem ,grand 
lezard'?). Aus aharbebbu, -bubu ist anderswo geworden: mar.-maz. 
azermum, silh. azermemmuie (C. Kaoui), südwestoran. tazelmumit 
(Basset JA '85, ii, 352), warsenis &azermumi& (Basset Zenatia n, 
96), b.-snus d-dzelmumm u ld', b.-iznacen dazelmummeSd- (Destaing i, 
178), ghedam. tezermumit Eidechse ; d2.-nef. tazelmumuit, bougie 
dazermemmuid- Gecko (Basset JA '85, n, 352, welcher hierin eine 
Entlehnung des alg.-arab. i^o^j erblickt; es verhält sich umgekehrt). 
Wechsel zwischen b und m ist auch sonst belegt, so ahbu = 
ahmudz Loch (Basset Dial.berb. S.S. 67). Es scheint dass das zuaw. 




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360 



Hugo Schuchardt. 



azrem Schlange sich eingemischt hat; anderseits — aber das eine 
schliesst das andere nicht aus — berührt sich das Wort mit tuar. 



Endlich hat sich azermum usw. weiter entwickelt zu d2.-nef. aser- 
meSan Eidechse und wargla tasimserant PI. timseseranin (Basset 
Zenatia i, 69), und auch §awi asberiun grüne Eidechse, aberzegun 
graue Eidechse sind vermutlich daran anzuknüpfen (Umstellung von 
zrb zu zbr und zu brz? vgl. Wörter wie zuaw. aberhus Tierchen, 
aberquS gefleckt, aberzigzau Grünfink). 

Eine eigenartige Schwierigkeit entsteht wenn das zum berb. 
Wort zu vergleichende arabische auf die Gebietweite der erstem 
Sprache, d. h. auf Nordwestafrika beschränkt ist. Dann ist es ja 
an sich nicht unwahrscheinlich dass es selbst aus dem Berb. entlehnt 
worden ist, und erst die Prüfung der näheren Umstände wird die 
Entscheidung herbeiführen. So ist z. B. in der Bed. Pferd (berb. 
c aiid, 'audiu s. Berb. Stud. i, 257) nur maghrebisch; aber seine 
Lautgestalt und sein sonstiges Vorkommen (so altarab. altes Kamel 
Hommel N. der Säugetiere bei den südsem. V. S. 157) zeigen dass 
es nicht aus dem Berb. stammt. In den meisten Fällen wird aber 
nun diese Schwierigkeit dadurch gesteigert, zum Teil geradezu un- 
überwindlich gemacht dass das betreffende Wort weder dem Berb. 
noch dem Arab. ursprünglich eignet, sondern in beide Sprachen aus 
einer dritten gekommen ist. Es bleibt dann nicht bei der Wechsel- 
frage: in diese zuerst oder in jene zuerst? Beide können es auch 
zugleich, wenigstens unabhängig voneinander aufgenommen haben. 
Oder zwar diese zuerst, aber um es von jener mit irgend einer Ver- 
änderung zurückzuerhalten, das heisst es hätte ein Hin-und-herwandern 
stattgefunden wie wir es an unserem Biwak } bivouac j bzwacht zu 
erläutern pflegen, welches aber oft einen so geringen Ausschlag auf- 
weist dass er schon aus einer geringen Entfernung nicht mehr er- 
kennbar ist. Wir müssen uns vor allem gegenwärtig halten dass die 
Lautsysteme des Berb. und des Arab. ähnlich genug sind um fremde 
Elemente in ganz ähnlicher Weise umzugestalten. Wie uns im maghr. 
Arab. nicht selten n für fremdes l begegnet, z. B. fysjän Offizier } 



agezzeram, ghedam. ud^izzam PI. dgezzamen Dornschwanz (arab. 





Original frarn 
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Berberische Studien. 



361 



ital. uffiziale (s. Stumme Tunis. M. u. G. S. xix; Marqais Le d. arabe 



de Tlemcen S. 22), so auch im Kabylischen, und wir dürften hier 



bei Doutte MSLP 12, 390 lesen dass sie häufig von den arabisch 
redenden Kabylen begangen wird und für die Araber den Gegen- 
stand von Scherzen und Kalauern bildet. Und es könnte ja das in- 
direkt durch Völlers ZDMG*§§ y 618 bestätigt werden welcher über 
den Tausch zwischen l und n im äg. Arab. schweigt. Indessen fehlt 
es doch bei ihm an andern Stellen nicht an Beispielen dafür, wie 
burtuäna } ital. portogallo (s. übrigens, auch wegen innerarabischer 
Fälle, Spitta-Bey Gramm. S. 26; Willmore The spoken Arabic of 
Egypt 1 S. 27; der letztere hat u. a. kabsüna Kapsel, tantana = tan- 
tilla Band, aus dem Ital.). Zur Entscheidung dieser besondern 
Frage trägt wie ich denke der Artikel von zuaw. lfit s ian (Olivier) 
nichts bei, so wenig wie bei silh. zuaw. Igirra } span. guerra usw.; 
der mochte sich leicht an jedes umherflatternde fremde Wort an- 
setzen. Darum kann ich jene Zwiespältigkeit nicht begreifen die 
Stumme Hdb. § 40 aufstellt: , Manche fremden Nomina nichtarabischen 
Ursprungs kommen sowohl mit dem arabischen Artikel als ohne ihn 
vor; so sagt man neben böllärSz Storch auch Ibellärez: im ersteren 
Falle liegt direkte Aufnahme des nichtarabischen (griechischen) 7te- 
kagyög vor, im andern Falle dagegen direkte Aufnahme der arabi- 
schen Fassung zß^V Wenn auch diese lautliche Umgestaltung des 
griechischen Wortes sich ebenso gut innerhalb des Berb. wie des Arab. 
erklären lässt, so hat sie sich doch kaum zweimal, an getrennten 
Stellen vollzogen. Obwohl das Wort sich heute nur im maghr. Arab. 
findet, werden es die Araber doch im Ostmittelmeer von den Griechen 
entlehnt haben, oder stammt es aus byzantinischer Zeit? Im spaik Arab. 
erscheint es, vielleicht von ^ schimmern beeinflusst (vgl. rumän. 
barzä Storch, insofern es von einem Adj. ,weiss' abgeleitet ist), als 
PL (Peter von Alcalä hat bullüja PI. bulug); und bei 

AbulwalId, einem Cordobaer des 12. Jhrhs., als ^5^; es kann aber 
auch vi zu II assimiliert worden sein, denn in den Leidener Glossen 
steht A-^yi (umgestellt aus ^bulurd^a'i). Die Helot kennen noch 



den Ursprung dieser Verwechslung von l mit n suchen wenn wir 




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362 



Hugo Schuchardt. 



bülüdga wo sich offenbar bü = abü, eingemischt hat, 

der erste Teil von so vielen Zusammensetzungen, auch von Vogel- 
namen (bei lüdxa dachte man wohl an ^> 5 - von Ort zu Ort wan- 
dern). Arab. belläredj, -e£ {bellärd^a, -ia) trat mit dem Artikel ins 
Berb. ein; hier konnte es ihn leicht verlieren ohne durch den berb. 
ersetzt zu werden — es wurde als fremdes Wort gefühlt, aber, weil 
vierradikalig, nicht als arabisches. Im Öilh. lautet der Plural id- 
bellärez nach Stumme Hdb. § 62; aber C. Kaotji bietet (bellarez:) 
bellarzen ; des berb. Artikels bedient sich im Plur. das Zuawische : 
(bellard^ bellirdgi) ibellirdzen, und es ist hier das i- auch in den 
Sing, eingedrungen: ibelliredg, iblireB (Olivier). Ganz berberischen 
Zuschnitt hat mar.-maz. abarrah PL ibarraZen (C. Kaoüi unter drei 
Wörtern für Storch) ; der Stamm ist wohl zusammengezogen worden 
(vgl. b.-snus berräre£ Destaing i, 250). Ich denke dass auch tuar. 
ayellendium PI. iyellendgam hierher gehört; es bedeutet nach Mas- 
queray Storch, aber nach Duveyrier Les Toudreg du Nord S. 226 
demoiselle de Numidie (ardea virgo). Im Süden scheint dieser Name 
nicht vorzukommen : Barth Reisen v, 688 verzeichnet awelimm. 
ualia Storch. 

Wichtiger als die Frage nach Art und Richtung der Entlehnung 
ist die ob überhaupt eine solche stattgefunden hat, ob nicht die augen- 
fällige Übereinstimmung zwischen einem berb. und einem arab. Wort 
aus der hamitisch-semitischen Urverwandtschaft zu erklären ist. Das 
sicherste Kennzeichen für letztere ist das Vorkommen des Wortes in 
andern hamitischen Sprachen ; die sonstigen Kriterien, vor allem das 
lautgeschichtliche harren noch der Feststellung. In manchen Fällen 
ist aber der Gedanke an Urverwandtschaft ganz ausgeschlossen, z. B. 
wenn Basset (Nöldeke-Fschr. S. 442) nicht Recht hätte das berb. 
deger 1 u. ä. werfen aus gleichbed. arab. herzuleiten; denn 



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1 Die von Basset früher (Dial. berb. S. 67) vertretene Ansicht dass hier d (t) 



vorn angefügt sei (vor berb. ger werfen), Hesse sich keinesfalls durch den Hinweis 
auf die Hintenanfügung eines d {t) stützen welche in berb. akerda u. ä. Diebstahl, 
amker'ed u. ä. Dieb (zu aker, aktiv stehlen) stattgefunden habe. Wenn Stumme ge- 
sagt hat, das d (£) sei hier unerklärt, so verhält es sich auch jetzt noch so. Ich 

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Berberische Studien. 



363 



Form und Bedeutung des letztern sind sekundär, und eine Konver- 
genz beider Wörter nach rückwärts nicht vorstellbar. Nicht selten 
schwanken wir, für ein berb. Wort, zwischen mehreren arab. Quellen. 
Bei alyam usw. Kamel hat man begreiflicherweise an arab. J^. ge- 
dacht oder doch an das gleiche Wort einer andern semitischen 
Sprache. Die Einwendungen dagegen liegen auf der Hand, obwohl 
sie vielleicht nicht völlig unwiderleglich sind. Basset Le nom du 
chameau chez les Berber es (Verh. des 14. Orientalistenkongresses) 
hat daher alyam auf <**J aus dem Munde schäumen (vom Kamel) 
zurückgeführt und es ist in der Tat schwer von dem Zusammenhang 
zwischen beiden Ausdrücken abzusehen. Aber wie haben wir ihn 
aufzufassen? Zwischen dem arab. Verb und dem berb. Substantiv 
muss entweder ein arab. Substantiv oder ein berb. Verb stehen, und 
von keinem ist bisher eine Spur aufgezeigt worden. Eine Verlegen- 
heit wie sie sich nicht gar selten für jeden einstellt der Entlehnungen 
nachgeht. 

Zuweilen liegen die möglichen arab. Quellen für ein berb. Wort 
so nahe beieinander dass man sie kaum auseinander halten kann. 
Wenn Stumme im Glossar zu ,asijad (>^^>) Jäger' setzt: ,auch asijätf- 
ssaijdd, ssaijäd (>CL*a)l)', so scheint das Fehlen und das Vorhandensein 
des arab. Artikels den einzigen Unterschied auszumachen. Das ist 
aber nicht der Fall. Das Arab. hat das Verb säd jagen, in der 2. Form 
saiiad, davon saiiäd Jäger. Das Berb. hat Verb und Nomen entlehnt 
und auch von dem entlehnten Verb selbständig das Nomen abgeleitet. 
Aber die beiden an verschiedenen Stellen geschöpften Nominal- 
vermag nicht mit Basset an eine Stammerweiterung zu denken (sie findet sich ja 
nicht beim Verb selbst), sondern nur an den Antritt nominaler Suffixe, wenn diese 
auch sonst nicht nachgewiesen sind. Es haben gewiss eine Reihe solcher im Berb. 
bestanden von denen wir heute kaum noch Spuren wahrnehmen; vgl. besonders 
Stumme Hdb. § 58, 3. Das gruppenweise Auftreten von Endungen entscheidet frei- 
lich nicht allein, da die Möglichkeit nachträglicher Angleichung gegeben ist (so 
steht §ilb- aniaiud Lerche vielleicht für *aniaitd j arab. ma\ied feiernd, zum Feste 
beglückwünschend von j^c 2.). Eine weibliche Nisbenendung lebt fort im zuaw.-ga, 
z.B. hmurga Morgen-, Abendröte (Hu.), Nordlicht (Ol.) j arab. S^^. Röte; K awudga 3 
*awudia Anbetung, von f awed } j.^c; Serga, sawi öerriia Nachkommenschaft J ^o^i 
(vgl. t'ahga, Sawi t K ahhia Last } i^jo, von K ahh% } ^t), 






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364 



HüGO SCHUCHARDT. 



ausdrücke mussten — von einer etwa auf Verb und Nomen verteilten 
Tempoverschiedenheit der Lautbehandlung — ganz zusammenfallen, 
weil der Ableitungsvorgang in beiden Sprachen der gleiche war. Es 
wurde innerhalb des Berb. z. B. von ezdem, hab. zeddem Holz hacken 
az(e)ddam Holzhacker ganz ebenso gebildet wie innerhalb des Arab. 
von gazar 2. gazzar schlachten gazzär Schlächter (mar. gezzär, 

tun. zäzzär- daher berb. ag[e]zzar, [sawi] azezzar). Hierbei drängt 
sich die Frage auf ob nicht etwa das Berb. diese ganze Nominal- 
bildung selbst aus dem Arab. übernommen hat; man bedenke die 
Häufigkeit der arab. Handwerkerbezeichnungen (s. z. B. Destaing i, 
185 f.). Abseits zu stellen wären die Adjektive gleicher Form wie 
asemmad kalt (Verb esmed, hab. semmed). 

Fragezeichen anderer Art werden sich den folgenden arab.- 
berberischen Herleitungen zugesellen, die mir in den Wurf kamen 
während ich weit abliegenden Zielen zustrebte. 

i J**\ (PI. <^*l), af c a (PI. afä'i) Viper, ähnlich im Äth. und Hebr. 
Ist äg. hfiwj kopt. hof = hf$-t, kopt. hbö, hfö Schlange (Erman Ag. 
Gloss. S. 82) urverwandt damit? das Zeichen der Hornviper bedeutet 
im Äg. den Laut /. Die Vermutung dass gr. ö'gug aus einer semitischen 
oder hamitischen Sprache entlehnt sei, scheint noch nicht endgültig 
beseitigt. Im span. Arab. zeigt sich das Wort schon etwa seit dem 
12. Jahrh. mit dem Anlaut i-: iaf^a (PI. iifaa), bei Peter von Alcalä u. 
,serpiente': ydfaä (PL yf da). Zu dieser Form könnte berb. ifiya Schlange 
gestellt werden; aber dies ist nur aus Tuat und Gurara belegt. {JA 
5 87, ii ? 427); andere Mundarten und zwar in weiter Verbreitung bieten 
ef-, if- 7 fiyar (zenaga auogör; Basset Loqmdn S. 301 trennt aber dies 
uager y wie er schreibt, von fiyar S. 286). Im maghr. Arab. verwächst 
nicht selten der Artikel l- mit dem Substantiv, ein Vorgang der 
innersprachlich sein kann, wie der entsprechende im Romanischen, 
aber auch auf berb. Einfluss beruhen; vgl. darüber A. Fischer 
Marokk. Sprichw. Nr. 28 (die ich jetzt nicht selbst einsehen kann); 
Doutte MSLP 12, 362 N. 119; Mar^ais Le d, arabe de Tlemcen S. 20. 1 

1 Das Gegenstück dazu ist der Schwund von anlautendem Z, der aber wohl 
nur bei Lehnwörtern vorkommt (Mak^ais MSLP 14, 104); ich erinnere noch an 




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Berberische Studien. 365 

So ist denn im maghr. Arab. lef c a (PI. lefa) Viper üblich, auch dar- 
über hinaus, im Maltaschen, das ja nach Stumme sich an das Syro- 
arabische anschliesst: Ufa (nicht im äg. Arab., wo efa gilt). Damit 
steht im Einklang berb. lafa, lefa u. ä. ; südwestoran. alfai PI. 
ilfaien (JA 5 85, n, 370) ist aus dem alten arab. Plur. gewonnen. 
Daneben aber findet sich ein Substantiv gleicher Bedeutung, welches 
Basset Loqmän S. 309 (rif. talefsa) ganz von dem arab. Lehnwort 
S. 363 trennt, und das mannigfache Formen aufweist: mzab. wargla 
talefsa (Basset Zenatia i, 98), zuaw. talefsa (Olivier), talafsa 
(Huyghe), a c sasa, b.-halima (d')alefsa (Basset Zenatia n, 115), rif. 
d-arefsa, dz.-nef. telifsa, ghedam. tulifsa, rif. tafsa (JA 5 83, i, 301), 
silh. talefsa (ebend.), rif. dlefsiu, w. Sälefsa (Sarrionandia S. 127), 
b.-snus dlefsin, w. d-älefsa (Destaing i, 179), mzab. alefed- (Mas- 
queray Comparaison usw. 1879 u. ,serpent'). Das -s- kann uns nicht 
hindern dieses Wort dem früher besprochenen gleich zu setzen; aber 
wie ist es zu erklären? Natürlich nicht mit Belkassem Cours de l. 
kabyle S. lxxxv als aus dem c Ain entstanden, welches vielmehr ganz 
geschwunden zu sein scheint (vgl. amgud, ayedui } £>Xä. folg. 
Seite). Ich sehe nur zwei Möglichkeiten. Entweder steckt in dem 
-s- ein Ableitungssuffix (vgl. o^>*^ serpens Freytag, und s. unten 
S. 378 f.) oder es hat sich irgend ein andres Wort eingemischt, das 
freilich erst gesucht werden müsste. Dazu besässen wir eine gute 
Analogie. Arab. JfcJ» Schüssel hat zuaw. tabaqit (ßabaqid' Ol.) dass. 
(statt tabaqit; s. oben S. 357) ergeben; vielleicht unter dem Einfluss 
von franz. baquet mit dem es auch begrifflich sich deckt. Daneben steht 
zuaw. tabaqsit ($abeqsi$ Ol.) mit unwesentlichem Bedeutungsunter- 
schied; und das beruht auf der Vermischung von tabaqit mit dem 
Synonym arab. <^-"*-^, <^~^ (aus dem Türk.), welches Huyghe im 
Dict. fi\~chaouia als dieser berb. Md. angehörig bucht: tebsi PI. 
ibasi. Man vergleiche auch zuaw. bougie dabehsisd- frische Feige 
neben guraja &ibehaien dass. Plur. (JA 5 85, i, 165). 



anlcuiS J rom. langosta usw. (Simonet S. 17) und ubra = lobra J span. lobarro, robalo 
(Simonet S. 313; vgl. siz. lüvaru usw. Ztschr.f. vom. Phil. '07, 643). 



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366 



Hugo Schuchardt. 



3>j4- o^j4*)> j ün g er oy}^ Feldratte, Feldmaus (s. Hommel 



N. der Säugetiere b. d. südsem. V. S. 337. 364 f.). Das äg. Arabisch be- 



Nallino usw.) als girdön (PL garädin), Hommel a. a. O. als (PL) gurddn. 
Auch das Maltasche: d £ urdien. Beaussier gibt , s. m. et coli. . . . 
rat (Est), raton 1 , mangouste (Sah.)'. Die Helot und Lerchundi haben 
es nicht. Duveyrier Les Toudreg du Nord S. 225 führt d^ird als 
den arab. Ausdruck für 5 rat raye, mus barbarus' an (aber auch er 
für Ratte das allgemeine fär). Davon stammt doch nun ohne Zweifel 
berb. ayerda, ayerda Ratte, Maus (vgl. Berb. St i, 263), obwohl 
es Basset Loqmdn S. 278 unter die echtberb. Wörter stellt und auch 
Stumme fremden Ursprung nicht anmerkt. Die Vertretung des g 
durch y darf nicht befremden. In drei von den vier Fällen wo nach 
Basset Dial. berb. S. 42 f. g ein y vertritt, dürfte ersteres das Ur- 
sprüngliche sein: in agmar Pferd, agris Eis (auch adzris), amgud 
Zweig. Im letzten vermute ich wenigstens arab. Strunk der 

Palme, welches auch (= £^) junges Pferd oder Kamel bedeutet 
und wie zuaw. ad&d'aun, so d2.-nef. ayedui Füllen zu Nachfolgern 
hat. Für den Übergang des g in y darf berb. iyid, iyid Ziegenböck- 
chen selbst dann angeführt werden wenn es mit gleichbed. arab. 
^j^-, hebr. % % phön. usw. urverwandt ist, was wegen berb. 
tayatt Ziege nicht ganz unwahrscheinlich. Sonst gibt es noch hinläng- 
liche Belege für den Wechsel zwischen y und g : ismey = ismeg Neger 
(Basset Rif S. 10 = 80), tegerdumt = tiyardemt Skorpion (JA '85, i, 
193) usw. Es liegt übrigens noch eine jüngere Entlehnung des arab. 
Wortes vor, und zwar in zuaw. izirdi (Olivier), äawi zirda } mag nun 

9 

das franz. ,raton', welchem es gleichgesetzt wird, irgend eine Ratten- 
art oder den Ichneumon (s. oben) bezeichnen. Mit dem arab. Wort 
scheint mir auch somal. d$lr 7 sowie mehri d^iret zusammenzuhängen; 
Jahn stellt letzteres zu dfirü vorbeigehen = arab. <j;j4" laufen. Dgird 
dürfte zu «y*-, *na, ?H schaben, scharren (vgl. »?r^ Biber) gehören wie 

1 Bedeutet hier raton wirklich so viel wie rat de Pharaon Ichneumon? Ge- 
wiss ist es nicht in diesem Sinne von C.Kaoui genommen, welcher es mit silb. tayuda 
euakaly mar.-maz. tayuda n uaMl .(Erdmaus?) übersetzt. 



sitzt das Wort; wenigstens verzeichnet es so Hartmann (nicht Spiro, 




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Berberische Studien. 



367 



arab 



. Maus, Ratte zu Ji ausgraben. Herm. Möller Sem. und Indog. 



i, 365 fragt ob das arab. Wort nicht durch d erweitert worden ist, um 



Hält man den ausl, Dental fest, so wird man an slaw. kriti usw. Maul- 
wurf erinnert (vgl. ital. topo, -a Maus, Ratte = talpa Maulwurf). 

i-^*. Garten, dann Paradies. In ersterer Bedeutung wird die 
angegebene Wortform durch verdrängt. Das Berb. hat beide 

Formen und Bedeutungen angenommen: d^nan usw. Garten und 
dünnet usw. Paradies. Aber das arab. Wort steckt noch in einem 
dritten berb. Wort, dem für Himmel. Gilt in unsern Sprachen 
Himmel, caelum usw. zunächst in natürlichem Sinne und wird 
erst ins Religiöse übertragen, so ist mit dem arab. innerhalb 
des Berberischen das Umgekehrte vorgegangen. Wenn die Vor- 
kämpfer des Islam nach oben wiesen um den Fremden, waren es 
nun Christen oder Heiden, den Himmel Muhammeds anzupreisen, 
so nahmen diese das Wort in dem weiten Sinne den ihr Sprach- 
gebrauch nahe legte. Dass die Berbern ursprünglich ein anderes 
Wort für Himmel i. w. S. besessen haben als das heute übliche, be- 
zeugt das Kanarische. Es befestigte sich aber dann ä^a. auch in 
dem religiösen Sinne; es wurde also gleichsam zweimal ins Berb. 
aufgenommen. Dieser Verschiedenheit der Bedeutung entspricht die 
Verschiedenheit der Form, die aber im allgemeinen keine sehr starke 
ist. Mit der früheren Entlehnung verbindet sich der berb. Artikel; 
so heisst z. B. im Sawi und zu Ghedames der Himmel adsenna, das 
Paradies eldzenna, aber auf Djerba dieses izenni (JA 5 83, i, 292). 
Während hier £ auch für das erste Wort mit dem jüngeren Laut 
auftritt, bleibt es anderswo als Guttural, z. B. zuaw. igenni- wiederum 
steht im Tuareg neben ad z enna Himmel als lautlich vorgeschrittenere 
Form elhennet Paradies (h}z}dz). Im wesentlichen deckt sich dieses 
igenni usw. begrifflich mit dem arab. U*^. Dass beide auch auf den 
christlichen Himmel bezogen werden, ist weniger bemerkenswert als 
dass sie gern als Ausdruck für eine besondere Himmelserscheinung 
dienen. Von einem starken Regenguss heisst es arab. U-*J\ ^U* 
JpyJl der Himmel fiel auf die Erde (Beaussier), und wörtlich ebenso 

Wiener Zeitechr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 25 



es mit sanskr. giri-s Maus, lat. ghs Haselmaus vergleichen zu können. 




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3G8 



Hugo Schuchardt. 



kab. iyli d igenni yef dinurd- (z. B. Belkassem Cours de l. kab. 



S. 83). In der Bed. Regen neben der: Himmel wird bezeugt tuar. 
agenna, ad&nna, azenna (C. Kaoui; Masq.; Mot. u. a.) b.-halima 
azenna (JA "87, n, 424), aber auch wie wir sagen: tuar. aman en 
azenna, tuat, gur. aman uzenna Wasser des Himmels (JA 3 83, i, 340; 
J 87, n, 424); und in der Deminutivform: mzab. tazennut 1 , tad?en- 
nuit, tizenniut (Basset Zenatia i, 83; Dial. herb. S. 65) neben azennu 1 
Himmel (JA 5 85 ; i, 157); das gleichbed. b.-menacer ennuu&, ait- 
lialfun &ennuu& (JA '85, i, 188) ähnelt nur zufällig, es kommt von 
arab. *^Jl ennu der Regen (dessen — im Sinne von: es regnet — 
sich auch die letztere Mundart bedient). Ferner bedeuten Luft (neben 
Himmel): tuar. agenna (C. Kaoui), maivmaz, izenna, silh. igenna (C. 
Kaoui), tarud. iginna (Basset), und so besonders in der weibl. (demin.) 
Form: tuat, gur. tizennau (JA '87, n, 400; aber Himmel: azenna), 
mzab. tuzinist (Basset Zenatia i, 37). Dem tuar. agenna, ad^enna, 
azenna, mzab. tazennut eignet auch die Bed. Wolke; ebensowie dem 
ghedam. tid-naii 1 , welches dem Plur. zuaw. tignau von tignut 1 Himmel 
(Ol.; Huy.; Basset Loqmän S. 305) entspricht. Man bemerke endlich 
die adverbialen Ausdrücke tuat, gur. suzenna (JA 3 87, n, 415), rif. gu- 
Senna (Basset Loqmän S. 305) oben, silh. arigemian (Stumme) empor, 
eig. himmelwärts, ganz wie arab. U-^Jt ^J* (Beaussier). Es gibt nun 
aber Formen die mit den angeführten gleichbedeutend und ihnen 
auch sehr ähnlich sind und deren Zuordnung zu ihnen doch ge- 
wissen Bedenken unterliegt. Bassp:t JA *83, i, 335 setzt neben das 
azenna der SO.-Tuareg, der Kel-Wi das asenna der SW.-Tuareg, 
der Awelimmiden. Die letztere Form stammt aus Barth Reisen v, 6 74 
(aschmna* aus anderer Quelle gibt Basset JA ^87, n, 451 als awel. 
Wort für Himmel adennek, eig. das Blaue), welcher verschiedene 
awel. Formen mit sch, also S = sonstigem z oder z verzeichnet, so 
asikke morgen, aUnkat Gazelle, tasdait Dattelpalme, ised Esel, estnge 
Feind, und an dieser Lautentsprechung (deren auch Basset Dial. 

1 Das -7t, -u stammt aus dem Plur.: mzab. izennuan, zuaw. igennuan, 
sawi idzennuen, zenaga gunuen ; s. Bei b. Stud. i, 257 ff. Den begrifflichen Unter- 
schied der doch im Zuaw. zwischen igenni und tignut bestehen muss, keune ich nicht. 




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Berberische Studien. 



369 



berb. S. 32. 37 gedenkt) können wir eigentlich nicht zweifeln, da ised 
auch von Basset selbst aufgenommen worden ist und aSenked, a§engi 
sich in der Md. der Ahaggar, der NW.-Tuareg finden (JA 3 87, n, 446. 
453); insbesondere möge man sich an die mundartlichen Wandlungen 
des alten berb. Stammnamens erinnern: amaziy, amazey, amasey. Aber 
wie verhält sich nun zu aschinna Himmel das ebenfalls bei Barth 
a.a.O. S. 676 gebuchte adjinne Regen ? Wollten wir etwa in diesem 
besondern Fall die dem Deutschen geläufige ungenaue Umschreibung 
von z erblicken (Basset a. a. O. S. 444 Anm. 2 sagt in der Tat dass 
Barth nicht bloss franz. ch, sondern auch franz. j mit sch wieder- 
gebe), so warnen uns davor wiederum das asinna Wolke 1 der B. Menacer 
(JA 5 85, i, 180) und das asina womit (neben azenna) Huyghe Dich 
fr.-chaouia das franz. ,ciel, la region superieure' übersetzt. Es führt 
uns dies zur Vermutung dass neben dem aus dem Arab. stammen- 
den Wort für Himmel ein ähnlich lautendes alteinheimisches vor- 
handen war, und sie dürfte bestätigt werden durch zuaw. asigna, 
asignu (Olivier; Basset Loqmän S. 305 unter GN), asigna (PI. asu- 
gna Huyghe, der asignu in einer ganz abliegenden Bedeutung kennt), 
äawi asigna koll., mar.-maz. asegno (PI. isogna) Wolke (dazu das 
Verb: zuaw. signu Perf. isagnu bewölkt sein), die eine Vermischung 
von sin- und gen- darzustellen scheinen. Wie ünmer man über die 
zuletzt besprochenen Wortformen denken mag, Basset und Stumme 
hätten agenna, igenni usw. nicht für echtberb. halten dürfen. Man 
kann doch nicht annehmen dass ihnen das arab. hier nicht gegen- 
wärtig war; freilich hätte es Basset JA J 83, i, 292 f., wo er auch izenni 
Paradies anführt, ausdrücklich ablehnen müssen wenn er an kanar. 
achaman Gott und achano Jahr erinnern wollte. Und ebenda S. 310 
verweist er nur wegen der verschiedenen Bedeutungen von azenna 
usw. auf Newman Libyan Vocabulary (^82) S. 187; hier aber heisst 
es auch: ,Arabic Jenna „garden (of Eden)", gives the moral sense 
of Heaven; but Agenna, Ajenna 7 seem only to take the physical 
sense Sky. Yet since in Haüssa Heaven is Alitxana [damit ist wohl 

1 Sehr merkwürdig ist der Plur. dazu: istinina, welcher an das arab. ^^yLto 
von Jahr erinnert. 



25* 




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370 



Hugo Schuohardt. 



gemeint 'aldgana ?], evidently for Eljenna, I conclude that the Libyan 
Ajenna is an Arabic importation. 4 Schon vorher hatte Masqüeray in 
seiner Vergleichung des Zenaga mit dem Öawi und dem Mzabischen 
('79) SA S. 27 Anm. 4 gelegentlich des zen. gunuen Himmel, wobei 
er an arab. o**^ Genien dachte, gesagt: ,11 s'ecarte tres-sensiblement 
du mot usite chez les autres Berberes, djenna, guenna, qui (Tailleurs 
est, lui aussi, un mot arabe ou du moins un mot commun aux deux 
langues des l'origine.' Sollte nicht saho agdnnä Höhe, oben (agdnna- 
kö von oben; Reinisch bemerkt nichts dazu) zu gdnnat, d^dnnat 
Paradies in demselben Verhältnis stehen wie die entsprechenden 
berb. Wörter zueinander? 

Loä. alt Vollblutpferd, vulgärarab. das gewöhnliche Wort für 
Pferd (s. Hommel N. der Säugetiere S. 39. 65), so nach Beaussier in 
Tunesien und im Osten; Lerchundi hat es nicht (u. ,caballo'). 
Hisän (liasän, husän, hsän) ist von den Berbern als Plural ge- 
fasst und mit i-isan, i-iisan y e-iiisan, tsan (nur die Kel-Wi bringen 
hier die bei ihnen sehr beliebte Endung -at-in \s.Berb. Stud.i, 252] an: 
isatin\ die Zenaga sagen: isu) wiedergegeben worden; daraus dann 
der Sing, gewonnen: a-is, a-iis, i~is (iSi). 1 Die beiden arab. Laute 
die hier das Berb. abgeändert hat, sind h und s. Beide gelten nicht für 
echtberb. Bezüglich des erstem sagt Basset Dial. berb, S. 56: ,Le 
comme le a, n'existe en berbere que dans les mots Prangers, ou 
comme affaiblissement d'une autre gutturale/ Anl. h des Arab. scheint 
im Berb. zuweilen geschwunden zu sein; doch sind die Belege welche 
Newman und Andere dafür geben, zum grössten Teil nicht annehmbar. 2 
Sicher ist nur die Gleichung berb. U(e)f Wildschwein = arab. ^a^. 
Basset (Notes sur le Chaouia) JA '96, 386 f. Anm. 24 sagt von 

1 Wirklich im Plural ist ein berb. Tiername ins Arab, übergegangen : ifker 
(ißer, i%fer\ zenaga ßreS Faidij. [irSigi Basset Loqmdn S. 249], sodass zwei Metathesen 
der Konsonanten vorliegen: 213, 132) Schildkröte; allerdings auch mar.-arab. efklr, 
afker, aber allg. maghr.-arab. (auch malt.)/eÄrön (PI. fekären), aus dem PI. (a)fakrän 
= berb. PI. ifekran entwickelt. Wiederum berb.: wargla fekrun, zuaw. tafekrunt. 

2 Der Schwund von h~ in zuaw. usw. etfef nehmen j arab. v^kksL ist auch 
mir nicht unwahrscheinlich. Basset Loqmdn betrachtet ersteres als echtberb. (S. 275), 
während er auf letzteres b.-men. fy&ef bezieht (S. 346). 



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Berberische Studien. 371 

ersterem: ,C'est sans doute de ce mot que vient l'arabe algerien ^^Ji*./ 
Aber dieses Wort ist nicht bloss rnaghrebisch, es ist auch in Ägypten 
und Syrien bekannt und kann somit nicht aus dem Berb. entlehnt 
sein; entweder sind beide Wörter urverwandt oder das berb. — und 
das ist mir das Wahrscheinlichere — stammt aus dem Arab. Übrigens 
hat sich das h von o^ 5 ^ ^ n ein paar berb. Formen erhalten, wenn 
auch nicht als h. Das Sawi hat nach Huyghe: ies PI. ißsan (Vorr. 
S. V heisst es: ,</ tient le milieu entre g et -A*); Mercier Le Chaouia 
de V Aurea S. 4 schreibt: iis PI. i%san (das % drückt das Je doux' aus, 
welches ebenso laute wie das ch im deutschen welcher — vgl. Berb. 
Stud. i, 245 Anm.). Iis steht nicht wie Mercier glaubt, für *t'x 5 > son- 
dern für *i-his; nur im Plur. ist der Stammvokal geschwunden. Eine 
rifische Md. ersetzt dieses h durch s: iSsan (Basset Rif S. 105). 
Was das s anlangt, so sagt Basset Dial. berb. S. 30: ,Le c ( L >>) est 
excessivement rare en herbere oü il ne parait pas avoir existc a l'ori- 
gine/ Indessen wenn eine Sprache von Haus aus t und d besitzt, 
so ist es nicht allzu wahrscheinlich dass ihr einmal s und z gefehlt 
haben, und man ist sogar geneigt das Vorhandensein des letztern in 
einigen maghr.-arab. Mdd. auf den Einfluss des Berb. zurückzuführen 
(s. Mar^ais Le d. arabe de Tlemcen S. 15). Jedenfalls lässt sich diese 
Frage nicht ohne Beihilfe des Ägyptischen und Kuschitischen ent- 
scheiden. Für unsern Fall wird es aber genügen auf die nicht 
seltenen Beispiele von berb. s } arab. «s hinzuweisen, wie silh. ahors 
Ring } uPj^-; ssmar Thau } ; ssiniia KafFeebrett } (Stumme). 
Ist meine Erklärung richtig, so gehen die Berbern desjenigen Wortes 
verlustig das man ihnen als ursprüngliches für Pferd zuerkannt hatte: 
ais. Denn c aud(iu) kommt aus dem Arab. (s. oben S. 360); ayedui 
Füllen ebenso (s. oben S. 366); tagmart Stute aus dem Lat. (s. Berb. 
Stud. in). Der Plur. zu dem letzten Wort: tiyallin, sowie teyalli9 
Maultier, welche Basset JA 3 85, i, 172 zusammen mit ayiul Esel 
von einem Stamme yl mit der Bed. von Reittier überhaupt ableiten 
möchte, schliessen sich mir zufolge an arab. J^=*- (koll.) Pferde an. 
Beispiele für den innersprachlichen Wechsel zwischen h und y gibt 
Basset Dial. berb. S. 45. 54 (denen hinzuzufügen yasais Erniedrigung } 



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372 Hugo Schuchardt. 

^LoL^rL Basset Loqmän S. 346) und -iZ- würde, was ich augenblicklich 
nicht belegen kann, zu -II- geworden sein. Rif. aerzim («74*83, i, 292) 
und mar.-maz. amektar Pferd haben wenigstens einen entschieden 
arab. Anstrich. Eher könnte man tuar. (taitoq) tibed^aut Stute für 
altberb. halten, jedoch schwerlich in dieser Bedeutung; nach Basset 
JA *87, i, 449 gilt tuar. (ahaggar) abegau, w. tibegaut von einem 
schlechten Pferd, und er stellt es mit Recht zu dem abeggi, abaggi 
das in den verschiedenen tuar. Mdd. den Schakal bezeichnet; er hätte 
dazu noch vergleichen sollen tuar. (awel.) ibegge Pferd von geringerer 
Güte bei Barth Reisen v, 684 (ebenda S. 686: ebeg PI. ebeggdn Schakal). 
Diese sprachlichen Tatsachen sind keine Beweise gegen das Alter 
der libyschen Pferderasse, sondern nur für das Alter der arabischen 
Pferdezucht. 

Jy* PI- Jl*** Wort, Rede. Dieser PI. hat meines Erachtens den 
gleichbed. berb. Sing, anal, das sonst für echtberb. gilt, ergeben, eben 
sowie die gleichbed. dinka uel (PI. uol\ dazu das Verb oguöl ,Dialekt, 
eig. in einer fremden Sprache reden' Mitterrutzner), barea uäl oder 
riol (+ ai machen { uol-ai sprechen), kunama aürä (oder dies vom 
weiblichen Sing, arab* qaula?). Von axial ist abgeleitet saiial (sauel, 
sattl) sprechen, singen, rufen (s. Stumme Hdb. § 113 S. 70). Daneben 
steht siuel (siul)- wie verhält sich diese Form zu jener? Es gibt 
Mundarten die sich nur der einen oder der andern bedienen — diese 
Verallgemeinerung ist etwas Sekundäres; und es gibt Mundarten in 
denen sanol die Gewohnheits- oder wie Stumme sagt, Habitativform 
zu siuel ist — das ist das Ursprüngliche. Also z. B. zuaw. sittel 
(Perf. isauel), hab. sanol, gegenüber von silh. sanol, hab. tsauol und 
Sawi siuel, hab. (auch) tsiuel. Die verschiedene Vokalisierung beruht auf 
einer festen Regel; vgl. zuaw. sifeg fliegen lassen, simes beschmutzen, 
zizzel laufen lassen usw.: safag, Sornas, zazzal gewohnheitsmässig 
fl. 1., b., 1. 1. usw. Die ^Grundform' wird dargestellt durch afeg fliegen, 
ames schmutzig sein, azzel laufen usw. Dem Schema gemäss wäre 
sanol eine doppelt abgeleitete Form, in der wirklichen Sprach- 
entwicklung ist es, wenn auch nicht die Grundform schlechtweg, so 
doch die verbale (denn wenn anal Verb wäre, so müsste sanol be- 



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Berberische Studien. 



373 



deuten: sprechen lassen). Diese Feststellung ist nicht unwichtig. 



denn es handelt sich nicht um ein einmaliges Vorkommnis. Wenn 
in einer Sprache ein neues wandelbares Wort auftaucht, vor allem 
wenn ein solches aus einer andern Sprache übernommen wird, so 
geschieht das in einer bestimmten Form, aber nicht notwendigerweise 
in derjenigen welche in dem Bilde zuoberst steht in dem unsere 
grammatischen Vorstellungen gefestigt sind. Das Sachliche macht 
sich auch hier geltend. So können die Ausdrücke für Dinge die 
meistens zu mehreren auftreten, im Plural entlehnt werden, so die 
für Tätigkeiten die meistens in der Wiederholung auftreten, in der 
Gewohnheitsform. An das eben besprochene Wort schliesst sich 
demnach das folgende innerlich an. 

\j* span. qard , äg. qärä, maghr. qrä er hat gelesen ergibt im Berb. 
die Gewohnheitsform, und zwar liegt in den einen Mundarten die ältere 
Aussprache, in den andern die jüngere zugrunde: zuaw. qar f silh. qrä. 
Daraus hat man die , Grundform' yer gewonnen, nach dem Verhältnis 
der 7. HANOTEAuschen Form zur Grundform (Verdopplung des ersten 
Konsonanten, wobei yy zu q wird, und Verwandlung des e der 
letzten oder einzigen Silbe in a), z. B. zuaw. eggar von ger werfen, 
qaz von yez aushöhlen (den Boden). Da das arab. Wort auch her- 
sagen, ausrichten u. ä. bedeutet, so dient zuaw. qar als Gewohnheits- 
form noch zu ini sagen, nennen; im Silh. bedeutet auch die Grund- 
form y°r, yar rufen wie lesen. Basset und Stumme haben dieses Verb 
für echtberb. gehalten; doch finde ich eben noch dass in dem von 
Basset herausgegebenen Nachlass Motylinskis i. Gramm, et dict.fr.- 
touareg ('08) S. 193 zu ayer lesen der arabische Ursprung be- 
merkt wird. 1 

Es gibt schließlich eine Gruppe arabischer Lehnwörter des 
Berberischen welche ganz abgesehen von ihren Bedeutungen durch 

1 Ich erwähne bei dieser Gelegenheit dass Stumme auch bei silh. yidjj, yli 
emporsteigen die arab. Herkunft verschweigt, welche Basset Loqmän S. 358 f., auch 
für rif. Wm, angibt. Hieher hätte vielleicht noch kab. all gehört, das ebenda S. 307 
unter den echtberb. Wörtern steht, sowie tuar. ad$ (Masq.), ayer (Mot.), rif. ari\ 
doch ist Urverwandtschaft fast wahrscheinlicher. 




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374 



Hugo Schuchardt. 



ihr blosses Vorhandensein ein wichtiges geschichtliches Zeugnis bilden. 
Genauer gesagt, durch ihr Vorhandensein auf einem gewissen Gebiet, 
nämlich den kanarischen Inseln, deren alte Bewohner, die Guanchen 
eine nun seit Jahrhunderten erloschene berberische Mundart (wiederum 



Entdecker und Eroberer über die Kultur dieser Guanchen berichten, 
zeigt sie uns von arabischem, aber auch von christlichem Einfluss 
unberührt, sodass sie sich von ihren festländischen Verwandten vor 



Dass aber arabische Seefahrer mehrfach die Inseln berührt haben, 
ist an sich, wahrscheinlich und wird durch gewisse Mitteilungen der 
Geschichtschreiber bestätigt. Schon vor der bekannten Entdeckungs- 
reise der May rurin (der Getäuschten), welche zu Anfang des 12. Jhrhs. 
von Lissabon aus stattfand, hatte laut Ibn-el-Kuthia [Qüfiui] aus Cordoba 
(10. Jhrh.) ein Ben Farruk eine solche mit 130 Mann unternommen; 
er traf auf den Kanarien Landsleute, die mit den Einwohnern in 
gutem Einvernehmen lebten (Berthelot Antiquites canariennes 1879 
S. 31 f.). Aus dieser Nachricht dürfen aber keine sehr gewichtigen 
Schlüsse gezogen werden, und ebensowenig lässt sich, wenn man auf 
Grund des Typus und der Sitten der alten oder der neuen Kanarier, 
sowie der Schädelfunde eine Zusammengesetztheit dieser Bevölkerung 
mit Recht angenommen hat, die Grösse des etwaigen arabischen Anteils 
mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmen. Indessen enthält das Ka- 
narische unverkennbar arabische Wörter, d. h. solche die nicht bloss 
semitisch sind, sondern kaum aus einer andern semitischen Quelle 
geflossen sein können, und daraus ergibt sich dass noch nach dem 
7. Jhrh. irgendwelche Verbindung zwischen dem Festland und den 
Inseln stattgefunden hat. Vielleicht — die Beschaffenheit der von 
mir zu besprechenden Wörter führt mich darauf — kamen nicht 
Araber selbst herüber, sondern mehr oder weniger arabisierte Ber- 
bern und zwar auf der Flucht. Schon in dem grossen Werke wel- 
ches Berthelot in Gemeinschaft mit Barker -Webb herausgab: His- 
toire naturelle des lies Canaries und zwar im 1. Teil des 1. Bdes. 
(1842), weist er auf die arabischen Bestandteile im Kanarischen hin; 



mit örtlichen Verschiedenheiten) redeten. Was uns die europäischen 



deren Islamisierung und Christianisierung abgetrennt haben müssen. 




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Berberische Studien. 



375 



freilich enthält die S. 225 gegebene Liste ganz Unsicheres, wenn 
nicht Unmögliches. Von den Personen- und Ortsnamen tragen aller- 
dings viele ganz arabisches Gepräge (s. ebenda S. 228); in den beiden 
Klassen ist ein anlautendes Ben- erstaunlich oft vertreten. Es schwebt 
mir auch vor dass ich irgendwo auf die Form Bafomet gestossen bin. 
Auf wunderliche Gedanken könnte alcorac, acoran Gott bringen wenn 
so richtig geschrieben ist; wir finden aber in diesem Sinne auch 
achoran und achahurahan, sowie mit der Bed. Mensch: coran. 
Solche Varianten in Form und Bedeutung sind es die uns die wissen- 
schaftliche Verwertung des verhältnismässig reichen von Berthelot 
zusammengetragenen Wortschatzes erschweren; ein Prodromus der 
die Zuverlässigkeit der mannigfachen Überlieferung gründlich unter- 
suchte, wäre vonnöten, ist aber nicht zu erhoffen. Berthelot hat 
zwar im allgemeinen viel Fleiss und Sorgfalt aufgewandt; aber er 
ist doch in manche Versehen verfallen und hat sich manche Frei- 
heiten erlaubt. Es ist nun auch keineswegs meine Absicht alles viel- 
leicht oder wahrscheinlich Arabische im Kanarischen aufzuspüren 
und zu behandeln, ich beschränke mich vielmehr auf zwei Wörter 
die auch dem 'festländischen Berberisch eigen sind und von denen 
wenigstens das eine ein besonderes Interesse einflösst, daher eine 
etwas umständliche Besprechung erfahren wird. 

Grüne Feigen hiessen auf Canaria, nach Viera, arahormaze, 
nach Galindo, achormaze oder -se (Berth. S. 186. 218). Der Schotte 
G. Glas hat darin zutreffend das silh. arkarmuse erkannt. Echtberb. 
ist dieses aber nicht, sondern geht zurück auf arab. ^5 karm, kavma 
Weinstock, welches im Maghr. auf den im Stamm und Blatt nicht 
unähnlichen und jedenfalls kulturell verschwisterten Feigenstock über- 
tragen worden ist. Dass das semitische Wort ursprünglich eine all- 
gemeine Bedeutung gehabt hat (hebr. tro Garten und Weingarten, 
syr. V^r^ Weingarten und Weinstock, äg. klnw, spät k)mw, kopt. 
göm Garten Erman Äg. Gloss. S. 136; vgl. Herm. Möller Sem. tc. 
Indog. i, 167), kommt wohl für das maghivarab. Wort nicht in Be- 
tracht. Der eigentliche arab. Ausdruck für den Feigenstock ist 
crz> */ a P Ä (erz* ' koll. Feigen); beide Ausdrücke im Sinne des letztern 




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376 



Hugo Schuchardt. 



verknüpft finden sich JA *43, n, 220 Z. 6: (alg.) wo der 

erstere gleichsam das Genus bezeichnet wie unser Rebe (vgl. 
<&>y& dornige Rebe = smilax aspera Dozy). Von diesem karm ist 
nun abgeleitet das maghr.-arab. karmüs koll., karmvsa ind. Feige, 
insbes. trockene (frische Feige Beaussier). Wenn Dozy 

dies Wort als berb. bezeichnet, so kann sich das nur auf das Suffix 
beziehen, das aber im Berb. nicht ohne weiteres erkennbar ist. Das 
Berb. besitzt ein deminutives welches sich zunächst in den weib- 
lichen und deminutiven Substantivformen £(#) — t(&) einstellt, also 
die Verkleinerung entschiedener zum Ausdruck bringt (vgl. Belkas- 
sem Cours de l. kab. S. xcif.; Basset Man. de l. kab. S. 58 f.; Dial. 
berb. S. 65 f.; Destaing i, 178); so: 

sawi timmi-H (Huyghe), hemmi-st (Mercier S.9) Mündchen, von imi 
zuaw. tamummu-st (Hu.), &amemmu-5 (Ol.) Pupille, von tamumu 
dass. 

zuaw. tabru-st (Hu.) Stückchen, neben tabru-it. 
Nach Konsonanten tritt -es ein, auch sonst zuweilen: 

zuaw. tadad-est (silh. tadät-f) kleiner Finger, von adad 
b.-iznacen d'dqenenn-esd' (Destaing = b.-snus &dqenenn ~ ix9) 

Kaninchen, zu zuaw. agunin usw. dass. 
b.-iznacen d-dzelmumm-esd' Eidechse; s. oben S. 359 
b.-snus &ins~est Igelchen (Destaing), von iensi 
zuaw. &abrur-est Hagelkorn (Basset), von abruri Hagel. 
Das -s nimmt auch die Stelle des auslautenden Konsonanten ein, 
besonders wenn dieser ein Nasal ist, so: 

zuaw. d-amda-sd- kl. Tümpel (Belkassem), von amdun 
zuaw. &aqemmu-sd' Mündchen (ebd.), aqemmU'S Mündchen, 

Mund, von aqamum Schnabel 
zuaw. &illi'Sd' Laus (Ol.), tüli-St Nisse, Ungeziefer (Hu.) zu 
sawi tillikt, zuaw. tilkit Laus. 
Ein sicheres Beispiel für ein solches nach a ist mir nicht gegen- 



CÜ 



i 

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f\l 1/1 

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> <u 



wärtig; geht etwa zuaw. aqurras, taqarrast gespaltenes Rohr (oder 



=> o 
— - o 



Rute) um die Kaktusfeigen zu pflücken auf aqerrum großer ab- 



geschnittener Baumzweig zurück? Es hat sich nun aus einem urspr. 

.E -o 
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1 S Digiiized by ^OOglC CORNELL UNIVERSITY 

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Berberische Studien. 



377 



-u-s ein -us als eigene Endung entwickelt; das hängt mit dem Ein- 
dringen des plural. ~u- in den Sing., besonders der Feminina zu- 
sammen, von dem ich Berb. Stud. i 9 257 ff. gehandelt habe (die 
Singularform auf -u allein scheint schon manchmal deminutive 
Bedeutung zu haben). So finden wir denn: 

zuaw. tabaq-ust Soldatenschüssel 1 , von tabaqit Schüssel (s. oben 



zuaw. taqb-ust und aqb-u§, b.-snus &aqb-üst (Destaing i ; 202) 
Krug, Topf, von arab. qubb } span. cubo Eimer? 



Hamdus (= arab. 'Amrün, Hamdün), von *Amar, Hamed. Eigen- 
tümlich, fast als männl. Geschlechtszeichen in rif. aharmuS Sohn 
zu taharamt Tochter, von arab. Ä*^*. (JA 5 83, i, 295). Meistens ver- 
mag ich aber dann das Stammwort nicht nachzuweisen, und nur 
die Bedeutung des ganzen Wortes bezeugt mir die des Suffixes, so 
zuaw. ab* aus (sawi abhus) kleiner Wurm, Insekt, abelhakkuS kl. 
kriechendes Insekt (b.-menacer d'abelaqust Mücke Basset Loqmdn 
S. 230), awellas kl. Stein (vgl. tuar. abelal Stein), aberhus kl. Tier, 
kl. Hund 2 , abzuis kl. Sperling 3 {tiziusi 9 sawi zaus Sperling) usw. Zuaw. 
c aqus Glasperle ist umgebildet aus gleichbed. (koll.) € aqiq (maghr.-arab. 
Ctt**)- Auch das -is von silh. üdemis Ohrfeige, von ü(ßm Gesicht 
(Stumme Hdb. § 58, 3) halte ich ebenso für deminutiv wie das von 
silh. tqumsist (gew. koll. qumsis) Wanze, worin ich ein * cumice für 
cimice wiederfinden möchte. Ich kenne im Berb. kein -Vs das sich, 
etwa mundartlich, mit diesem -Vs völlig deckte. Aber jener Wort- 
ausgang begegnet uns so häufig dass er wohl zum grossen Teil auch als 
Ableitungssuffix aufgefasst werden muss (ich habe hier vorzugs- 
weise das Kabylische im Auge). Seine Bedeutung oder Bedeutungen 

1 Dieser Bedeutung nach ist das Wort freilich ein Augmentati v. 

2 Ins Arab. übergegangen: ^äyb^j Dachshund (Lerch.), von Hund, Mensch, 
Baum: unrassig, unedel, nicht okuliert (Beauss.). 

8 Ins tun. Arab. übergegangen: ^j&>jy> Sperling (Beauss.). 



S. 357) 

zuaw. tatit-uSt Aufflein, von tit 

O 7 • 



Dieses -§ und insbesondere ~u§ begegnet uns also auch in männ- 
lichen Formen (aqemmus, aqbuS) und so in den Koseformen c Amrus 9 




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378 



Hugo Schuchardt. 



vermag ich nicht festzustellen, besonders da fast nie das Stammwort 
ersichtlich ist; hie und da scheint ebenfalls deminutive vorzuliegen, 
etwa in tuzinist (s. oben S. 368) und in zuaw. ibqis Ohrfeige neben 
gleichbed. abqa? (zum obigen awellaS kleiner Stein vgl. zuaw. abures 
dass. rvj aburur Maultierkötel). Vielleicht aber ist •$ eine funktionelle 
Abänderung von -s: die Deminution wäre durch die Verbreiterung 
des Zischlautes ausgedrückt (wie im Bask. durch ch — s für z = s 
an jeder Stelle des Wortes). Manchmal sind die Wörter auf -s Ad- 
jektive oder verraten adjektivische Grundbedeutung, z. B. zuaw. ag- 
mums Dickschnabel, von aqamum Schnabel (adarraies dass. von 
adar Fuss?). Dasselbe aber gilt, und in noch weiterem Umfang, von 
denen auf -S; man bemerke auch zuaw. aberqa§ l 9 aberqaqas, aberqus, 
aberquqes gefleckt, gesprenkelt neben aberquq Pflaumen, aberqas, 
aberqemuS kleine, fast rote Feigenart (hier ist das praecox auf die 
Feige übertragen worden, wie ja auch arab. frühreif für die 
Frühfeige gesagt wird). Doch erfordert alles das eine gründliche 
Untersuchung, die sich auch auf die nichtkab. Mdd. zu erstrecken 
hat. Ich begnüge mich darauf hinzuweisen dass auf -Vs nicht 
wenige Namen von Pflanzen und Tieren endigen; als Beispiele 
für -us nenne ich zuaw. adarus, §awi tarus, maghr.-arab. cr^j^* 
Jagdhund; sawi ^atrus, maghr.-arab. w*}^ ^atrüs (Stumme Tun. Gr. 
§ 79 2 ) Ziegenbock; §awi amlus dass.; warsenis c azlus dass. (Basset 
Zenatia n, 80; vgl. sawi zalay, südwestoran. azelay dass. Basset JA 
3 85, ii, 334). Nun gibt es im Berb. und maghr. Arab. eine Reihe 
von Tiernamen auf -us die aus dem Lat. entlehnt sind: 



1 Aber aus diesem aberqaS ist im Zuaw. ein Verb zurückgebildet worden: 
berqes gesprenkelt sein, wohl mit Anlehnung an berbeä von den Blattern gezeichnet 
sein, ahevbah punktiert, gesprenkelt (auch maghr.-arab. ^y&jS). Ein Wechsel zwi- 
schen berq- und berb- findet auch bei Wörtern anderer Bed. statt: zuaw. berquqes 
Art Kuskus (vgl. aberkus Brei), auch maghr.-arab. ^^wjy^j = Sawi aberbuä Kuskus 
und maghr.-arab. Üo^j Art Kuskus. 

2 Das hier angeführte qalü? Exkrementklumpen dürfte sich an irgend ein 
romauisches Wort, wie ital. cäccola, kat. cagcdlo o. ä. ansch Ii essen. Dunkel ist mir 
baboß Schwanz ; das dazu gehörige Verb (Beaussier schreibt eignet auch 
dem äg. Arab. 



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Berberische Studien. 379 

asinus {§ilh. asnus (Quedenfeldt Ztschr.f.Ethn.*89, 200; Stumme 
ZDMG 5 94 ; 393), rif. asnus, w. Sasnusd- Sarrionandia S. 139 
Eselchen 

carabus { tun.-arab. qäbrds (= malt, qabru) Krabbe (Stumme 

Tun. Gr. § 79); vgl, zuaw. tißraqest Krabbe 
cattus { maghr.-arab. qattüs (neben ?a#), w. qattüsa (Simonet 

S. 246), ghedam. agettus, d2.-nef. qattus, d2erid, dzerba iatus 

(Basset 9. Orient.-Kongr.) Katze 
pullus { maghr.-arab. fullüs j w.fullüsa Huhn (Simonet S. 233 f.), 

äilh. mar.-maz. afullus Hahn, tafullust Henne (Stumme; 

C. Kaoui), äawi fullist (PI. ifullesen) Hühnchen 
turdus ( maghr.-arab. dordüs Amsel (Simonet S. 179). 
Darf ich hinzufügen : 

* perdicus (vgl. span. perdigön) { maghr.-arab. r ferküs junges 

Rebhuhn 1 ? 

Meine Vermutung, ich darf nicht sagen Ansicht, inbetreff dieser 
Wortformen ist folgende. Das östliche Arabisch hat in nicht wenigen 
griechischen Lehnwörtern das Nominativzeichen -s gewahrt, und 
zwar hat dieses dann meistens u vor sich (z. B. abnüs, auch berb. } 
eßsvog), so auch in qarbüs } ytfnjmg. Unter denjenigen Wörtern des 
äg. Arab. welche nach Völlers ZDMG '97, 311 ff. aus dem Lat. 
stammen, befinden sich nur drei auf -us (-üs) 7 - und sie sind abgesehen 
von gewissen Bedenken denen die Gleichungen selbst unterliegen, 
erst durch das Griechische vermittelt worden. Für diejenigen lat. 
Lehnwörter im westlichen Arab. welche nicht etwa aus dem öst- 
lichen eingeführt worden sind, sondern sich dort erst seit dem 7. Jhrh. 
eingebürgert haben, ist diese Erklärung unzulässig. Das Lat. konnte 
kaum noch ein volkstümliches -s des Nom. Sg. liefern und dieses wäre 
auch wie das plur. -s des Romanischen in der späteren Litteratur, zu -§ 
geworden. So werden denn jene Wörter auf -us ins Arab. aus dem 
Berb. gekommen sein und dieses sie Jahrhunderte früher aus dem 

1 Dafür zuaw. sawi aferrudz, welches aber nach C. Kaoui im mar. Maz. Hahn 
bedeutet (so auch im südmaghr. Arab. Hahn nach Beaussier; tun. farrtiz Hähn- 
chen nach Stumme Tun. Gr. § 66). 



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380 



Hugo Schuchardt. 



lebendigen Latein geschöpft haben, sie an einheimische Wörter 
gleichen Ausgangs angliedernd. Auch lat. Pflanzennamen mit er- 
haltenem -us fehlen im Berb. nicht gänzlich ; so haben wir : 



Alles das führt mich nun dazu in arab. karmibst ein altberb. -us 
anzunehmen. Doch ist damit die Geschichte des Wortes noch nicht 
beendet. Eine der ersten Pflanzen welche die Spanier aus Südamerika 
nach dem alten Kontinent herüberbrachten, wo sie sich rasch am 
Mittelmeer ausbreitete, nämlich die Opuntia ficus indica Mill., Stachel-, 
Kaktusfeige, indische Feige, spanische Feige, figue de Barbarie ist 
von den Arabern Christenfeige genannt worden : (koll.) tin en-nasärä 
und in Nordwestafrika karmüs en-nasärä (s. Löw Ar am, Pßanzenn. 
S. 426). Das letztere findet sich auch bei den Berbern und ist von 
Huyghe und C. Kaoui gebucht: karmus (kermus) en-nesara* über- 
setzt lautet es südwestoran. tazart n irumin (JA *85, n, 344), harawa 
SazarS irumien (Basset Zenatia n, 90). Wenn die Frucht warsen. 
&arrummoS& (a. a. O.) heisst, so wird darin ein durch arumi christlich 
umgebildetes karmus zu sehen sein. Aber kermus (Ikermus) allein 
genügt im Kab. zur Bezeichnung der Stachelfeige; akermus hat 
Newman Kab. Voc. S. 47. Für die eigentliche Feige schlechtweg 
kommt es in der Regel nicht vor, wohl aber bei einer besondern 
Beschaffenheit derselben. Unter grünen Feigen (so wird ja das 
kanar. Wort übersetzt) können auch die noch grünen verstanden 
werden, die zur Zeit der Reife eine andere Farbe haben; das ar- 
karmuse von Glas (ar- ist wohl soviel wie der arab. Artikel al-) be- 
gegnet uns nämlich wieder im äilh. akkurmis (PI. ikkurmas C. Kaoui) 
unreife Feige. Daran reihen sich nun an, indem schliesslich die 
Unreife oder Unfrische als wesentliches Kennzeichen gilt und Über- 
tragung auf andere Früchte stattfindet: 

zuaw. akurbuz, zuaw. (Ol.) mar.-maz. agurbiz schlechte Feige 

zuaw. aharbuS innen verdorbene Feigen 

tuat, gurara akahbuS, akahbaS (akend-af) Feige (JA 5 87, u, 



pirus { zuaw. tifirest, sawi, mar.-maz., silh. tafirast (C. Kaoui), 
d2.-nef. faris Birne. 



412) 




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Berberische Studien. 



381 



zuaw. akerkuS schlechte, unreife Feige (Ol.), aqerqus unreife 



di .-nef. fergus abgefallene, grüne Feige 

zuaw. akersus vor der Reife abgefallene Feigen (das Wort be- 
deutet anderswo Baumstamm) 
silh. ahar7).jL§ unreife Datteln (Stumme Hdb. §58, 3: , zweifelsohne 
auf zurückzuführen'). 
Das erinnert, ohne dass ein wirklicher Zusammenhang bestünde, an 
die baskische Reihe gurbit^ kurkut s usw. Erdbeerbaum (Bask. u. 
Rom. S. 33). 

Ein zweites arab. Lehnwort im Kanarischen ist azamotan ge- 
knetete Gerste, nach Galindo auf Lanzarote gebraucht (Berth. S. 186) 
= zuaw. d-izemix} Mehl dessen Korn vor dem Mahlen geröstet worden 
ist (Ol.), tuar. (sergu) tezomit Brot (Basset Dial. berb. S. 8), b.-snus 
tazimmU Destaing i, 278 Z. 8 v. u. (eine nicht näher beschriebene 
Speise, die auch im franz. Text als tazemmit angegeben ist). Es 
kommt ebenso wie s(e)mid, s(e)mid, maivmaz. äilh. essemid (C.Kaoui) 
Weizengries, feinstes Mehl von arab. J^+~*> dass. (äg.-arab. 

s-, simU, -t auch Art Kuchen), welches Völlers ZDMG 5 97, 298 
als Lehnwort aus dem Griech. } asf.iiöaXig anführt; doch scheint 
dieses sowie das lat. simila, selbst ein Lehnwort zu sein. Aus dem 
Ägyptischen, wegen kopt. samit? Doch könnte dies wie pers. samul 
aus dem Arab. stammen. Bemerkenswert ist z für s in den ganz 
eingebürgerten Formen (vgl. Marqais MSLP 14, 112). 

Ich lasse die Erörterung über ein drittes kanarisches Wort 
folgen, bei dem für mich wenigstens der Gedanke an Herkunft aus 
dem Arabischen ausgeschlossen ist; doch ragt das Arabische in die 
wirklichen oder scheinbaren Zusammenhänge des Wortes hinein und 
deren Entwirrung kann vielleicht gerade von diesem Punkte aus 
wirksam gefördert werden. Auf Teneriffa hiess der Schuh, nach 
Viera, xerco (Berth. S. 186). Das x ist hier wohl nicht s (so Basset 
Dial. berb. S. 27. 50. 55), sondern ts auszusprechen, welches sonst 
ch geschrieben wird ; wir haben in ihm den weiblichen Artikel zu 
erkennen, der im Kanarischen allerdings meistens als t- erscheint. 



Feige (Hu.) 




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382 



Hugo Schuchardt. 



Aber t r erko = xerco wird gestützt durch das ebenfalls tener. cAa- 
rnato Frau (nach Galindo, Berth. S. 185) = zuaw. tamettut usw.; 
übrigens kennt die Md. von Ghat t§- neben t- als weibl. Art. (s. 
JA '83, i, 317); schon bei Berth. S. 222 findet sich zu xerco das 
gleichbed, ghedam. zergost (aus welcher Quelle?) verglichen, und dann 
hat Basset JA 5 85, i, 156 (hier umschreibt er noch: kherko, der neu- 
span. Aussprache des x gemäß) es einer grösseren Zahl berberischer 
Wortformen angereiht. Ich stelle zunächst, mit Beiziehung der neueren 
Hilfsmittel, die auf -as (worin wir ein den oben besprochenen Suffixen 
ähnliches zu sehen haben) zusammen (die allg. Bezeichnung: Fuss- 
bekleidung, Schuh lasse ich weg): 

zuaw. arkas Stück Leder mit dem sich die Kabylen den Fuss 
einwickeln (Basset), Sandale (Ol.), Schuh französischer 
Form, Stiefelette (Hu.) ; tarkast eleganter Schuh (Hu.), &ar- 
kast (Basset Loqmän S. 250) 
§awi arkas ; Huyghe hat für Ledersandale ayrus (so C. Kaoui 
mar.-maz. für Sohle), für Spartosandale tasili (ebenso b.-snus 
PI. tislla Destaing i, 332 Z. 4 v. u.) 
b.-menacer arkas, Dem. tarkast (Basset Zenatia n, 50) 
bougie, dz.-nefusa erkas 

b.-halima arsas an den Fuß gebundene Sohle (Basset Zenatia 



südwestoran. tarkast (JA 5 85, i, 156) 
tuat, gurara t x arkast (JA *87, n, 405) 
ghedam. terkas Sandale. 
Nicht hierzu gehören: silh. turzeiet Sandale (C. Kaoui), und wargla 
trihit Fussbekleidung (Basset Zenatia i, 47), b.-snus Srrihaii^d' Frauen- 
pantoffel (Destaing i, 332 Z. 5; im franz. Text mit holya übersetzt) 
} arab. Frauensocke. Wohl aber: 

b.-iznacen, boftwa aharkus Fussbekleidung (PI. iharkusen JA* 85, 
i, 156), mar.-maz. aherkus (PI. iherkas) savate; maghr.-arab. 

(PL haräkes) alpargata de esparto Lerch., savate 
Beauss. (Dozy hat auch ^yJ^*). 



Ii, 82) 

mzab. tarsast (ebenda); JA *85, i, 156 ist tersest geschrieben 




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Berberische Studien. 383 

Und es lässt sich davon schwer trennen : 

mar.-maz. aburkes (PL iburksen) Schuh (wegen eines arab. J^^y. 
s. Dozy u. 

Haben wir hier eine ursprüngliche Form *bark- anzusetzen, in 
welcher einerseits a nach dem Labial zu u geworden, anderseits b- 
abgefallen wäre? Ein solcher Abfall des b und zwar gerade vor a 
ist nicht unerhört. Zwar kann ich hierfür nicht zuaw. agus — bougie 
abagus (Huyghe) Gürtel anführen, wo ja b sich an g assimiliert hat 
{aggus Olivier), wohl aber zuaw. arkul } arab. buryul } pers. baryöl 
Weizengraupen u. ä. 1 Es besteht indessen eine andere Möglichkeit, 
die der Vermischung von (h)arkus 7 -as mit arab. bolya Pantoffel. Diese 
Art der Fussbekleidung und der Bundschuh (aus Leder oder aus 
Spartogras) sind zwar so verschieden wie nur irgend möglich; es 
haben sich aber doch die Namen beider gemischt; wie käme sonst 
bolga, in Südspanien alborga zur Bed. Espartoschuh ? Das alles ist 
natürlich nur ein Hin- und Hertasten ; aber ohne das geht es ja nicht 
ab, bevor man die richtige Stelle findet. Ich glaube nicht dass Baist 
mit seinen sehr sorgfältigen Erörterungen über span. abarca und al- 
pargate [Ztschr, f. vom. Phil. 5 08, 43 f.) zu einem abschliessenden 
Ergebnis gelangt ist. Dass wir bask. abarka aus dem Baskischen 
selbst nicht erklären können, mag gleichgiltig sein (trotz dem gleich- 
bed. irischen brog wird man an eine Entlehnung aus dem Keltischen 
nicht denken) ; misslich aber scheint es mir doch dass das in Ägypten 
und Marokko übliche bolya (belya) im Arab. keinen festen Grund 
und Boden unter sich hat, sodass noch Völlers ZDMG 3 97, 311 an 
ein bask. Grundwort denken durfte. Ich beabsichtige an einem 
andern Orte auf diese Frage zurückzukommen. 

1 Es fragt sich ob nicht etwa wie arab. za-, Sa-, $a- im Berb. zum weibl. 
Artikel ta- (s. oben S. 357), so auch arab. ha- zum männlichen Artikel ua- (Stat. 
ann.), a- (Stat. abs.) hat umgedeutet werden können (vgl. Stumme Hdb. § 26 und 
Anm. § 32. § 91). So wäre z. B. silh. azälim Zwiebeln (in andern Mdd. Sing.) auf 
arab. koll. + Pluralendung zurückzuführen, welche letztere nur im Hebr. 

ganz gleich lauten würde: (berb. z, z j arab.? ist häufig). Zu dem bei Stumme 

§ 58, 3 wegen des -im angeführten ayanim Schilfrohr vgl. arab. ÜU£, hebr. HJ[5 usw.; 
ferner tuar. ayatim Sandale: iyit Sohle (Masq. ; Mot.); tuar. ayeüenditim oben S. 362. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 26 



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384 Hugo Schuchardt. Berberische Studien. 

Unter den arabischen Lehnwörtern des Kanarischen bieten ein 
besonderes Interesse dar die für 4 und 5 in der jüngeren Zahlwörter- 
liste : arba und cansa, denen in der älteren alteinheimische gegen- 
über stehen. Ganz jung können diese Entlehnungen nicht sein, sie 
haben ja Zeit gehabt die Zehner arbiago und cansago zu bilden. 
Sie werden aber auch nicht in die Zeit der Phönizier hinaufreichen, 
obwohl Pietschmann Ztschr. f. Ethn. 5 79, 389 zu weit geht wenn er 
sagt : ,Die Form cansa macht es so gut wie unmöglich dass diese 
beiden Wörter etwa aus dem Phönizischen entlehnt wären/ Dass 
das Libysche überhaupt den Einfluss des Phönizischen oder genauer 
gesagt, des Punischen erfahren hat, wird nicht zu leugnen sein, aber 
er muss, allem zufolge was die geschichtliche Überlieferung meldet, 
weit hinter dem des Arabischen zurückgeblieben sein. Und wenn 
die heutigen berberischen Mundarten noch phönizische Elemente ent- 
halten, so sind unsere Augen fast immer zu schwach sie als solche 
zu erkennen (doch s. die Anm. auf der vorhergehenden Seite). Man 
hat das pun. gadir y das vor allem durch den berühmten Ortsnamen 
bezeugt ist, im berb. agadir wiedergefunden; es ist das nicht un- 
wahrscheinlich, aber erweisen lässt es sich angesichts des arab. 
nicht. Für die Erklärung des berb. idim Blut hat das von Augustin 
bezeugte pun. edom nichts vor dem arab. ?> voraus; übrigens wird 
Basset Nöldeke-Fschr. S. 440 f. Recht haben Urverwandtschaft anzu- 
nehmen, wenngleich die andern hamitischen Sprachen nicht wie bei 
aman (PI.) = *U Wasser die Zwischenglieder liefern. 



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CORNELL UNIVERSITY 



Die SS 280 — 282 des Gesetzbuches Hammurabis. 

Von 

Dr. M. Schorr. 

Diese drei Bestimmungen bieten bei tieferer Analyse nicht un- 
erhebliche sachliche Schwierigkeiten, so sehr sie auf den ersten Blick 
ganz verständlich erscheinen. Besonders drängen sich bei näherer 
Betrachtung des § 280 allerlei Fragen auf. Auch hat dieser Para- 
graph in der sprachlichen wie auch sachlichen Wiedergabe ver- 
schiedene Deutungen 1 erfahren, von denen aber keine ganz zu be- 
friedigen vermag. 

Es gilt nun vor allem ihn nochmals philologisch präzise zu 
übersetzen : 

jWenn ein Mann in fremdem Lande einen Sklaven oder 
eine Sklavin eines [anderen] Mannes kauft: wenn, nach- 
dem er 2 heimgekehrt war, der Herr des Sklaven oder der 
Sklavin seinen Sklaven oder seine Sklavin erkennt; 3 wenn 
jener Sklave oder jene Sklavin Landeskinder sind, erfolgt 
ohne jedwedes 4 Geld ihre Freilassung'. 6 

1 Ich verweise hier kurz auf die betreffenden Übersetzungen, respektive Er- 
klärungen bei Schetl, Müller, Peiser, Winckler, Harper, endlich Delitzsch 
(Deutsche Literaturzeitung 1904, Nr. 49). Zu Delitzschs Interpretation vgl. Müller 
in WZKM xix, S. 372 ff. 

2 seil, der Käufer mit dem Sklaven. 

3 Oder besser: kenntlich macht (durch Zeugen etwa, die sein Eigentumsrecht 
bestätigen). 

4 mal der Betonung. 

5 andurdrsunu iföakan. — Es ist wichtig und für das Verständnis der Be- 
stimmung entscheidend, die Bedeutung dieses Ausdruckes sprachlich und juristisch 

26* 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



386 



Dr. M. Schorr. 



Die Bestimmung besagt also: Wenn jemand einen babyloni- 
schen (inländischen) Sklaven im Auslande kauft und bei der Rück- 
kehr ins Inland dieser Sklave von jemand als sein Eigentum erkannt 
und reklamiert 1 wird, dann ist der Sklave kraft des Gesetzes frei. 

Der § 281 2 schließt sich an den vorigen eng an und normiert: 
Wenn jener im Auslande erworbene Sklave ein Ausländer ist, wird 
er dem ihn reklamierenden Eigentümer gegen Ersatz des Kauf- 
preises an den Käufer, der die Höhe desselben eidlich deklariert, 
rückerstattet. 

Schon die äußere Fassung der beiden Bestimmungen, die viel- 
mehr eine Norm bilden, 3 zeigt, daß die einzige Differenz in beiden 
Fällen nur darin besteht, ob der Sklave ein In- oder Ausländer 
ist, im übrigen aber derselbe Tatbestand beiden Paragraphen zu- 
grunde liegt. 

Dieser Tatbestand muß klar festgestellt werden. Der frühere 
Eigentümer kann seinen Sklaven entweder infolge von dessen Flucht 
oder durch Diebstahl (Entführung) verloren haben. Die erstere 
Eventualität schaltet sich aber im Vorhinein aus, weil das Gesetz 
unmöglich einem flüchtigen Sklaven, der vom Auslande ins Inland 
zurückkehrt, ohneweite rs die Freiheit schenken würde, was der 
§ 280 zweifellos besagt. Somit ist der den §§ 280 — 281 gemeinsame 

genau zu präzisieren. Derselbe kommt noch zweimal im KH vor, nämlich § 117 
(Kol. in * 65) und § 171 (Kol. xn* 71—73). An allen drei Stellen ist nach der 
Heliographie bei Scheil, ebenso nach der Autographie bei Harper das Verbum 
i$-sä-ak-ka-an = isSakan iv 1 zu lesen und passiv auch zu fassen: ,Die Freiheit wird 
bewirkt', d. h. sie erfolgt kraft Gesetzes, nicht durch Rechtsgeschäft, wie mich 
mein verehrter Freund Dr. Koschaker mit Recht (brieflich) aufmerksam macht. 
Peisers Übersetzung an unserer Stelle ,er soll ihren rechtlichen Zustand herstellen' 
ist weder sprachlich noch sachlich haltbar. 

1 Daß der Sklave vom Eigentümer auch reklamiert wird, geht zweifellos aus 
§ 281 hervor. 

2 Es darf im § 281, der sonst sprachlich klar ist, die Verschiedenheit des 
Ausdruckes für den Händler* (Z. 89 äaiamänum; Z. 94 damkarum) nicht irreführen. 
Es ist dieselbe Person, wie ein Blick auf die §§ 117 — 119 erweist, wo die beiden 
Ausdrücke wechseln. 

3 Ebenso wie die §§ 4 — 5 und viele andere, die von Scheil getrennt wurden. 
Vgl. die Zusammenstellung WZKM xviu, S. 212 (Anm. zu § 4). 




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Die §§ 280 — 282 des Gesetzbüches Hammurabis. 



387 



Kasus: der Sklave wurde seinem Herrn gestohlen, respektive ge- 
raubt und ins Ausland verkauft, wo er nun vom Händler wieder 
käuflich erworben wurde. 

Bei dieser Voraussetzung ist nun der § 281 ganz klar und 
bedarf weiter keiner Erläuterung. 

Dagegen erheben sich im § 280 nicht unwesentliche juristische 
Schwierigkeiten. 

1. Weshalb geht der Händler seines Kaufpreises verlustig? 
Die Annahme einer mala fides beim Kaufe ist ohne jede Stütze, 
denn was hätte in ihm, der den Sklaven am ausländischen Markte 
kauft, den Verdacht wecken sollen, daß er gestohlenes Gut erwerbe? 

2. Weshalb muß der Eigentümer seinen gestohlenen Sklaven, 
den er im Besitze eines anderen erwischt, freigeben, einzig und 
allein, weil er im Auslande erworben wurde? Wäre derselbe Sklave 
im Inlande verkauft worden, so hätte ihn der Eigentümer doch für 
alle Fälle zurückbekommen, gemäß den §§ 9 — 10. 

3. Was veranlaßt das Gesetz bei ein und demselben Tat- 
bestande den inländischen Sklaven freizugeben, den ausländischen 
aber dem früheren Eigentümer zurückzustellen? 

Wie man sieht ist die Norm des § 280 keineswegs so klar und 
juristisch unanfechtbar, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. 

Nun scheint mir den Schlüssel zur Lösung dieses interessanten 
Rätsels ein alter Rechtsatz der talmudischen Jurisprudenz zu bieten. 
Er lautet: 1 jmn p XT pxb nannb 1K ü'^vb roy *aiön ,Wenn jemand sei- 
nen Sklaven an einen Heiden oder ins Ausland 2 verkauft, wird dieser 
Sklave frei/ 

Es handelt sich um einen beschnittenen heidnischen 3 Sklaven, 
der weder an einen Nichtjuden im Inlande noch außerhalb Palästinas 
selbst an einen Juden verkauft werden darf. 

1 Mihidk Gütin iv 8 (Talm. b. Gittin 43 b ). 

2 seil, selbst an einen Juden. 

3 Nach talmudischem Gesetz mußte der heidnische Sklave, der bei einem 
Juden in Dienst war, sich beschneiden lassen und war zu bestimmten religiösen 
Übungen verpflichtet. Andererseits war es schon zur Zeit Herodes' verpönt, jüdische 
Sklaven zu halten. Vgl. Josephus Antiquitales xvi, Kap. i, 1. 




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388 



Dr. M. Schorr. 



Im Talmud a. a. O. wird darüber debattiert, ob dem Verkäufer 
die Pflicht obliegt den Sklaven loszukaufen oder dem Käufer, ihn 



Es ist sehr wahrscheinlich, daß in jenem Rechtsatze, insoferne 
er den Verkauf eines inländischen Sklaven ins Ausland verbietet, 
ursprünglich eine uralte, vielleicht gemeinsemitische Rechtssitte vor- 



einem fremden Stamme zu verkaufen. 1 Im talmudischen Rechtsatze 
spiegelt sich freilich, dem Zeitgeiste gemäß, noch ein weiteres, reli- 
giöses Motiv wieder, insoferne es einem ins Ausland verkauften 
Sklaven (ebenso wie einem an einen Heiden im Inlande verkauften) 
benommen ist, die nur im Lande bindenden religiösen Pflichten zu üben. 2 

Wie immer aber dem sein mag, sicher ist, daß jener Rechtsatz 
in seiner prinzipiellen Norm für den § 280, wenn anders er ver- 
standen werden soll, als Voraussetzung postuliert werden muß. Mit 
anderen Worten: § 280 enthält implizite die Norm: Wenn ein 
babylonischer (inländischer) Sklave ins Ausland verkauft 
wird, ist er von Rechts wegen frei. 

Auch hier wird man zunächst in dieser Norm einen alten Recht- 
satz, wie ihrer ja so manche ^ammurabi aus dem Gewohnheitsrechte 
früherer Perioden in sein Gesetzbuch herübergenommen hat, 3 er- 
blicken dürfen. Nur mit dem Unterschiede, daß im entwickelten 
Handelsstaate jener Zeit, jene Norm sich nicht mehr als Ausdruck 
des Stammesbewußtseins, sondern vielmehr als der des territorialen, 
staatlichen Solidaritätsgefühls geäußert haben dürfte. 4 



1 Ich glaube, daß dieses Motiv auch dem biblischen Gesetze Lev. xxv 47 ff., 
welches den Sklavendienst eines Juden bei einem Stammfremden n; im Inlande 
normiert, zugrunde liegen dürfte. Die spätere Tradition macht es sogar dem jüdi- 
schen Sklaven zur Pflicht, sich nur an einen Juden in Sklavendienste zu begeben. 
Vgl. Torath-kohanim zu Lev. xxv. 

2 Vgl. Gütxn 44 a mirots rrb ppcn «an kdv bzi. 

8 Vgl. D. H. Müller: Die Gesetze JJammurabis, S. 222 ff. 

4 Das erhellt schon daraus, daß sonst im ganzen Gesetzbuche — wie Kohler mit 
Recht betont — kein Unterschied zwischen einem In- und Ausländer gemacht wird, 
im Gegensatze zur biblischen Gesetzgebung (vgl. z. B. Deut, xv 3; xxm 20 — 21.) 



unentgeltlich freizugeben, falls letzterer ein Jude ist. 



liegt, wonach es verboten war einen Sklaven vom eigenen Stamme 




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Die §§ 280 — 282 des Gesetzbuches Hammurabis. 



389 



Vielleicht trat noch ein weiteres volkswirtschaftliches 
Moment hinzu. Es sollte dadurch der Export inländischer Arbeits- 
kräfte ins Ausland verhindert werden, damit es im Lande selbst 
an letzteren nicht fehle. Durch die Entwertung eines solchen Sklaven 
fürs Inland sollte dessen Verkauf ins Ausland möglichst erschwert 
werden. 

Treten wir nun mit dieser postulierten und begründeten Be- 
stimmung an die Erklärung unseres Paragraphen heran, dann lösen 
sich alle Schwierigkeiten und der Zusammenhang mit § 281 ergibt 
sich von selbst. 

Zwei Momente sind festzuhalten: 1. Die Norm, daß der Ver- 
kauf eines inländischen Sklaven ins Ausland die Befreiung des 
letzteren von Rechts wegen bewirkt. 2. Der Tatbestand der 
§§ 280 — 281, daß der Sklave seinem Herrn gestohlen, respektive 
geraubt wurde. 

Nun können wir auch die Stellung des Gesetzes zum Händler, 
zum Sklaven und zum Eigentümer näher prüfen. 

I. Der Händler geht seines Kaufpreises verlustig. Mit 
Recht. Er hat einen babylonischen Sklaven, den er dem Aus- 
sehen und der Sprache nach sicher als solchen erkannt haben muß, 
im Auslande gekauft. 

Er mußte wissen, daß dieser Kauf null und nichtig sei und 
daß das Gesetz einen auf diese Weise gekauften Sklaven allenfalls 
als freien Mann betrachtet. Er hat allem Anscheine nach mala 
fide gehandelt: darauf bauend, daß der Sklave vom Herrn selbst 
verkauft nicht reklamiert wird, ging er darauf los gegen das Gesetz 
den Sklaven bei sich im Inlande zu behalten. Es trifft ihn daher 
mit Recht die Strafe des Kaufpreisverlustes. 

Nun könnte man aber zugunsten des Händlers einwenden, 
er habe den Sklaven für einen entlaufenen gehalten und habe ihn 
im Interesse des Eigentümers gekauft. 

Diese Rechtfertigung hält aber nicht Stand, denn dann hätte 
er falls er den Eigentümer kannte, ihm den Sklaven freiwillig ins 
Haus zustellen sollen, wofür er nach § 17 noch belohnt worden wäre. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



390 



Dr. M. Schorr. 



Falls er ihn aber nicht kannte, hätte er den Sklaven nach § 18 
zum ,Palast' (ekallum) bringen sollen, um den Eigentümer eruieren 
zu lassen und ihm den Sklaven zurückzugeben. Er wurde aber vom 
früheren Herrn auf der Straße ergriffen, der sein Eigentumsrecht 
erst durch Zeugen erweisen muß (uteddü). Augenscheinlich hatte 
er also gar nicht die Absicht, den Sklaven freiwillig dem früheren 
Herrn zurückzugeben. 

II. Der Sklave ist kraft Gesetzes frei. 

Sieht man zunächst von der Reklamation des Eigentümers ab, 
so ist die Befreiung des Sklaven an sich ganz im Sinne jenes Ver- 
botes. Er war schon im Momente frei, wo er ins Ausland verkauft 
wurde. Ganz logisch und einwandfrei findet der Rechtsatz bei ihm 
Anwendung, daß ein babylonischer ins Ausland verkaufter Sklave 
eo ipso, d. h. also auch bei Rückkehr ins Inland die Freiheit erlangt. 

III. Konsequenterweise verliert der Eigentümer seinen 
gestohlenen, respektive geraubten Sklaven. 

Dieser Punkt bietet die einzige Schwierigkeit. Weshalb sollte 
der Eigentümer schuldlos seinen gestohlenen und nun wieder- 
gefundenen Sklaven verlieren? 

Das Eine ist klar: Es liegt eine Kollision zwischen der Rechts- 
norm, die den Sklaven kraft jenes Verbotes freigibt und dem Eigen- 
tumsrechte des Herrn. Man könnte nun zur Begründung der Be- 
handlung des Eigentümers auf den talmudischen Satz hinweisen: 
*inn riK pnn aip* 1 - Das strikte, dem allgemeinen, sozialen Interesse 
dienende Gesetz müsse seine Anwendung finden auch da, wo mittel- 
bar ein einzelner, wenn auch ein Unschuldiger getroffen wird. Allein 
es bedarf gar nicht dieser äußersten Rechtfertigung des Gesetzes. 
Vielmehr kann man sagen: Der Sklave ist einmal von Rechts wegen 
frei, der Eigentümer aber möge sich ähnlich wie im § 125 an den 
Dieb halten, 1 den zu eruieren ihm durch Vermittlung des Händlers, 
respektive des ausländischen Verkäufers, vielleicht ermöglicht werden 
kann; der Dieb wird ihm dann den Schaden doppelt ersetzen. 



1 Daran hat auch Koschaker gedacht. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die §§ 280 — 282 des Gesetzbuches Hammurabis. 391 

Ferner kann man geltend machen, daß der Eigentümer sich 
jedenfalls in den Verlust seines Sklaven dreingefunden hat. Denn 
er mußte damit rechnen, daß der Dieb ihn ins Ausland verkauft hat 
und daß ein babylonischer Händler sich hüten wird einen Sklaven 
zu kaufen, dessen er bei Betreten babylonischen Bodens eventuell 
verlustig gehen kann. 1 

Anders im § 281, wo der Eigentümer damit rechnen durfte, 
daß der Sklave doch noch einmal ins Inland zurückkehren kann, 
etwa durch käufliche Erwerbung und daß er ihn dann vom Käufer 
reklamieren könnte. 

Somit läßt sich auch die Behandlung des Eigentümers im Ge- 
setze genügend rechtfertigen. 

Der § 281 ist dann, wie schon oben ausgeführt wurde, klar 
und einwandfrei. Der Händler hat den Sklaven auf legalem Wege 
erworben und hatte keinen Grund zu verdächtigen, der Sklave sei 
als gestohlenes Gut ins Ausland gekommen. Er hat also volles Recht 
auf Ersatz seitens des reklamierenden Eigentümers. 

Es bleibt nun noch § 282, der letzte Paragraph des« Gesetz- 
buches, der ebenfalls nicht genug erklärt ist. 

Man faßt ihn allgemein als eine selbständige Bestimmung auf, 2 
die mit den vorangehenden in keinem Zusammenhange steht. 

Nun ist zweierlei möglich: 

1. Der Sklave verweigert den Gehorsam im Hause seines 
Herrn. Was soll in diesem Falle heißen, daß der Herr ihn als 
seinen Sklaven gerichtlich überführe (ukdn) ? Er dient doch bei ihm 
im Hause und kann die härteste Züchtigung erfahren? 

Somit bleibt nur der Kasus: 

1 Auch hier könnte man auf einen Rechtsatz hinweisen: rwvnb Kir ray vpDan 
■vnmi? va -px (Kiddüschin 72 b ). ,Wer seinen Sklaven für herrenloses Gut er- 
klärt, spricht ihn eo ipso frei. Der Sklave bedarf keines Freilassungsaktes.* 
Raschi z. St. erklärt, daß dies auch auf einen geraubten Sklaven Anwendung rindet, 
auf den der Eigentümer verzichtet hat. Beachtenswert ist, daß der Satz im Namen 
zweier babylonischer Amoräer, Rabs und Samuels tradiert wird. 

2 Daher übersetzen alle wardum ,ein Sklave* (un esclave, a slave usw.). 
Man würde dann allenfalls warad awelim erwarten. 



rw"*nl*> Original from 

»UUgl^ CORNELL UNIVERSITY 



392 Dr. M. Schorr. Die §§ 280—282 des Gesetzbuches H. 



2, Der Sklave ist geflüchtet, wurde aber vom Herrn selbst auf 
der Flucht ergriffen und leugnet nun dessen Eigentumsrecht an 
seine Person. Bei diesem Tatbestande aber müßte diese Bestimmung 
in der Gruppe der §§ 15 — 20 figurieren, welche über Sklavenflucht 
handeln, etwa nach dem § 18, während sie hier ganz isoliert dasteht. 

Die Annahme aber, daß es sich hier um Freiheitsansprüche 
seitens des Sklaven handle (vindicatio in libertatem)/ dünkt mir 
schon deshalb unwahrscheinlich, weil dann die Vindikationsformel 
lauten müßte: mar awelim andku ,ich bin der Sohn eines Freien 
(ein Freier)', nicht aber: ul bell atta, was bloß die Leugnung des 
Eigentumsrechtes dieses Herrn ausdrückt, nicht aber den Anspruch 
auf Freiheit überhaupt. In diesem Falle wäre auch die Überführung 
seitens des Herrn, 2 daß er sein Sklave (kima warad-zu) gar nicht 
beweisend, weil der Sklave trotzdem ein freier Man sein kann. 3 

In Wirklichkeit aber bildet dieser Paragraph keine selbständige 
Bestimmung, sondern gehört sachlich eng zum § 181. 

Der Sinn ist: Wenn jener geraubte, nichtbabylonische Sklave, 
der ins Ausland verkauft, dann wieder ins Inland zurückgebracht 
und vom früheren Eigentümer reklamiert wurde, diesen als seinen 
Herrn verleugnet, dann soll man ihn als seinem Herrn zugehörig 
gerichtlich überführen und ihm das Ohr abschneiden. 

Diese Interpretation dünkt mir juristisch einwandfrei. 

Die §§ 278 — 282 bilden auf diese Weise eine Einheit, insoferne 
sie alle über Sklavenkauf, respektive Reklamation bei Sklavenkauf 
handeln. 

Lembergs Anfang Mai 1908. 

1 So hypothetisch Koschaker (brieflich). 

2 Auch findet es Koschaker mit Recht auffallend, daß der Herr die Be- 
weislast trägt. 

3 So z. B. kann der Fall vorliegen, daß er als Kind entführt (§ 14), als Sklave 
verkauft wurde und dann nach einigen Jahren durch Zufall von seiner freien Ge- 
burt Kunde erhält. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Die §§ 280—282 des Kodex Hammurabi. 

Von 

D. H. Müller. 

Im Anschlüsse an den vorangehenden Artikel des Herrn Dr. M. 
Schorr möchte ich hier einige Bemerkungen über diese Paragraphen 
machen. Der Grundgedanke, daß die Paragraphen 280 — 281 auf 
der Norm basieren: ,Wenn ein einheimischer babylonischer Sklave 
nach dem Auslande verkauft wird, er von Rechts wegen frei wird' 1 
scheint mir richtig und zutreffend zu sein. Indessen ergeben sich 
bei einer genauen Prüfung dieser Paragraphen allerlei Schwierig- 
keiten und Zweifel, die von Dr. Schorr nicht gelöst worden sind. 

Es sind drei verschiedene Möglichkeiten vorhanden, wie ein 
babylonischer Sklave (gleichwohl ob er ein eingeborener oder frem- 
der ist) nach dem Auslande gelangt und dort verkauft wird: 1. Sein 
Herr selbst verkauft ihn. 2. Er wird gestohlen oder geraubt und 
nach dem Auslande verkauft. 3. Der Sklave flüchtet nach dem Aus- 
lande. Nach Anschauung Dr. Schorrs behandeln diese Paragraphen 
lediglich den zweiten Fall, wogegen der erste und dritte Fall aus- 
zuschalten sind. Es ist nun höchst auffallend, daß der Kodex 
JJammurabi, der sonst so klar und präzis ist, hier plötzlich allge- 
meine Bestimmungen vorschreibt, die nur auf einen speziellen Fall 
anwendbar sind, und gerade auf den ersten Fall, der den Aus- 

1 Durch diese Bestimmung wird in die Behauptung Kohlers, daß im Kod. 
IJam. zwischen einem In- und Ausländer kein Unterschied gemacht wird, Bresche 
gelegt. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



394 



D. H Müller. 



gangspunkt bildet, nicht angewendet werden sollen. Ferner muß 
jedes Gesetz, abgesehen von den Motiven aus denen es hervor- 
gegangen ist, vom Richter nach dem Wortlaut interpretiert und 
angewendet werden. Das Gesetz lautet aber ganz allgemein: ,Wenn 
jemand einen Sklaven im Auslande kauft usw.* und kümmert sich 
nicht darum, wie der Sklave nach dem Auslande gekommen ist. 
Der Richter, der über den Fall zu urteilen hat, muß nach dem 
Wortlaute des Gesetzes das gleiche Urteil fällen gleichviel wie der 
Sklave nach dem Auslande gekommen ist. Mir scheint in der Tat, 
daß die Paragraphen 280 — 281 im Prinzipe auf alle drei angeführten 
Fälle angewendet werden müssen. 

Freilich ergeben sich daraus, vom reinen Rechtsstandpunkte 
betrachtet, allerlei Inkonsequenzen, die in das Rechtssystem und die 
Rechtsanschauung des 5am. Kod. nicht recht passen wollen. 

Wir müssen aber neben dem Rechtsstandpunkte noch andere 
Momente in Betracht ziehen und die Motive erörtern, welche diesen 
Bestimmungen zugrunde liegen können. In der Tat können sozial- 
politische Motive so mächtig werden, daß sie die Grundprinzipien 
des Rechtes bis zu einem gewissen Grade verschieben oder auf- 
heben. Die Beurteilung dieser beiden Paragraphen vom Standpunkte 
des reinen Privatrechtes scheint mir daher verfehlt und zu keinem 
richtigen Verständnis derselben zu führen. 

Es sind schon oben die drei Möglichkeiten angeführt worden, 
wie babylonische Sklaven nach dem Auslande gelangen und dort 
auf dem Sklavenmarkte ausgeboten werden konnten. Alle diese drei 
Fälle werden häufig vorgekommen und von Sklavenhändlern ziem- 
lich stark ausgenützt worden sein. Sie raubten Sklaven, verkauften 
sie nach dem Auslande, von wo sie wieder nach Babylon eingeführt 
worden sind; man umging so das Gesetz, daß der Kauf schriftlich 
und rechtmäßig stattfinden müsse, weil man von dem Verkäufer im 
Inland einen solchen Nachweis über einen im Ausland erworbenen 
Sklaven nicht fordern konnte. Sie beredeten vielleicht auch die 
Sklaven nach dem Auslande zu fliehen, wo sie von ihnen wieder 
aufgegriffen wurden, indem sie ihre Notlage und Unbehilflichkeit 




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CORNELL UNIVERSITV 



Die §§ 280 — 282 des Kodex Hammürabi. 



395 



benützten und sie wieder nach Babylon verkauften, das wohl der 
beste Markt für Sklaven war. Um nun diesem Unfug zu steuern 
sind diese Bestimmungen getroffen worden. 

Die Bestimmungen beziehen sich auf alle drei Fälle und haben 
allerlei Härten, indem sie gegen das anerkannte Privatrecht ver- 
stoßen — aber das Staatswohl forderte sie. Um den unreellen 
Handel mit Sklaven zu verhüten, wurde der Import und Verkauf 
babylonischer Sklaven erschwert, indem bei nicht eingeborenen 
dem Händler jeder Gewinn unmöglich gemacht worden war, bei ein- 
gebornen Sklaven (nach der alten Bestimmung) der vollständige 
Verlust des Kaufpreises drohte. Man machte da keinen Unterschied, 
ob der Sklave von seinem Herrn verkauft, oder seinem Herrn geraubt 
oder entflohen war. 

Es wäre auch die ganze Maßregel illusorisch gewesen, wenn 
da Unterschiede gemacht worden wären. Der Händler hätte einer- 
seits alle möglichen Ausreden, die, weil sie sich auf Geschäfte im 
Auslande bezogen, schwer kontrolliert werden konnten, andererseits 
durfte man dem Händler auch nicht zumuten vor dem Kauf sich 
nicht nur über die Provenienz des Sklaven zu vergewissern, sondern 
auch über die Art wie der babylonische Sklave (der eingeborne oder 
nichteingeborne) nach dem Auslande gekommen war. 

Wie es oft bei Hammürabi geschieht, wird auch hier der 
häufigste und typische Fall herausgegriffen: nämlich wenn der Herr den 
Sklaven erkennt und eventuell seine Identität feststellt. Es könnte 
aber ebensogut der Sklave selbst auf die Tatsache aufmerksam 
machen, daß er ein babylonischer Sklave sei, und diese Tatsache 
durch Zeugen erhärten, das Resultat würde das gleiche sein. Der 
Fall, daß der Herr selbst den Sklaven ins Ausland verkauft hat, 
wird nicht ins Auge gefaßt, weil sich dann der Herr kaum selbst 
melden würde — aber wenn er sich wirklich meldete, so würde der 
eingeborne Sklave frei und der ausländische müßte ihm (nach dem 
Wortlaute und dem Geiste des Gesetzes) gegen den wirklich bezahlten 
Kaufpreis wieder ausgefolgt werden, vorausgesetzt, daß nicht aus- 
drückliche Verzichtleistung von seiner Seite vorläge. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



396 



D. H. Müller. 



Wie würde sich es aber stellen, wenn der Sklave seinem Herrn 
nach dem Auslande entflohen war? — Die Erlangung der Freiheit 
könnte allerdings als eine Prämie auf das Durchgehen angesehen 
werden. Es scheint aber, daß die sozialpolitische Maßregel weit 
eher Verkauf seitens des Herrn oder Raub zu treffen suchte als die 
Flucht ins Ausland seitens der Sklaven, die ohne fremde Anregung 
und Hilfe nicht leicht bewerkstelligt werden konnte. Dem einge- 
borenen Sklaven wurde, wenn er vom eigenen Herrn verkauft oder 
von anderen geraubt wurde, die Rückkehr in die Heimat durch diese 
Maßregel sehr erleichtert und wenn davon auch ein entlaufener ein- 
geborener Sklave Gebrauch gemacht hat, so lag darin ein geringer 
Schaden als etwa durch die halbe Maßregel; der nicht eingeborne 
Sklave konnte ja ohnehin keinen Nutzen daraus ziehen. 1 

Allerdings hat die sozialpolitische Maßregel ein solches Über- 
gewicht erlangt, daß die alte Norm in den Hintergrund gedrängt 
wurde. Wenn der Sklave nach dem Auslande geflohen ist und er 
dann aus dem Auslande heimgebracht wird, erlangt er die Freiheit; 
dieses entspricht ja nicht der vorausgesetzten alten Norm, wo die 
Freiheit rechtlich nur beim Verkaufe seitens des Herrn eintritt. 
Gegen diese Einwendung muß darauf hingewiesen werden, daß ja 
auch nach der Interpretation des Dr. Schorr dasselbe eintritt, wenn 
der Sklave gestohlen oder geraubt und nach dem Auslande verkauft 
worden ist; auch in diesem Falle ist die Voraussetzung der alten 
Norm, daß der Herr den Sklaven nach dem Auslande verkauft hat, 
nicht eingetroffen und trotzdem erlangt der Sklave die Freiheit. 
Die subtile Unterscheidung, daß hier wenigstens der Sklave ver- 
kauft worden ist, wenn auch nicht von seinem rechtmäßigen, 
so doch von seinem faktischen Besitzer (dem Dieb oder Räuber), 
scheint mir durchaus nicht stichhältig zu sein, erstens weil auch 
der Entlaufene zu guter Letzt verkauft wurde, da er ja sonst 
nicht nach Babylon als Sklave hätte zurückgebracht werden 



1 Die Bestimmungen von § 17 beziehen sich aufs Inland und haben auf das 
Ausland keine Anwendung. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Die §§ 280 — 282 des Kodex Hammürabi. 



397 



können, 1 zweitens weil ja dadurch die im Gesetze getroffene all- 
gemeine Bestimmung eine Einschränkung erleiden würde, die im 
Wortlaute des Gesetzes in keiner Weise begründet ist. Deswegen 
nehme ich an, daß das Schwergewicht dieser Paragraphen in der 
Bestimmung liegt, daß ein babylonischer Sklave im Auslande nicht 
wieder erworben und in Babylon verkauft werden darf, wobei jedoch 
durch die alte Norm eine Differenz zwischen dem eingeborenen 
und ausländischen Sklaven gemacht wird; der erstere erlangt 
dadurch von Rechtswegen die Freiheit, der zweite erlangt sie nicht, 
aber der Händler darf aus dem Handel keinen Gewinn ziehen. 2 

Ich verhehle mir durchaus nicht die Schwierigkeiten, welche 
meiner Interpretation anhaften, sie hat aber den Vorzug, daß sie den 
Wortlaut des Gesetzes respektiert und ihm keine Gewalt antut. So 
weit über die Paragraphen 280 — 281. 

Dr. Schorr versucht aber auch den letzten Paragraphen des 
^ammurabi-Kodex in Verbindung mit den beiden vorangehenden zu 

1 Auch der Hinweis darauf, daß der ursprüngliche Besitzer sich an den Dieb 
halten und von ihm Ersatz fordern konnte, reicht nicht aus, weil ja auch die Ver- 
leitung zur Flucht und die Begünstigung derselben eine strafbare Handlung war, 
für die der Besitzer gewiß Ersatz fordern konnte. 

2 Selbstverständlich wenn irgend jemand einen Anspruch erhebt; denn sonst 
hatte sich das Gericht mit der Sache nicht zu befassen. Vielleicht hängt damit 
auch die Formulierung des § 281 zusammen, wo zuerst von üaiamanum (Z. 89) und 
dann von damkarum (Z. 94) gesprochen wird (s. Schorr, S. 386, Note 2). Der Mann, 
welcher im Ausland den Sklaven gekauft hat, wird zuerst als Käufer eingeführt; 
nachdem er aber von Gerichtswegen nicht als Käufer anerkannt wird und auch 
nicht das Recht hat über seine Ware als Käufer zu verfügen, so wird er als Kauf- 
mann bezeichnet. Ebenso verhält es sich im Kod. IJam. §117 — 119. Im § 117 ist 
die Rede vom verkaufen oder verpfänden. Der Käufer wird in der Tat 
Saiamanum (Z. 62) genannt; er hat natürlich auch das Recht, die Sklavin weiter 
zu verkaufen. Dies braucht nicht weiter gesagt zu werden. Dagegen mußte es 
beim verpfänden (§ 118), wenn es geschehen war, als zulässig erklärt werden. Da 
ist aber nicht mehr vom Käufer, sondern vom Kaufmann (damkarum) die Rede. 
Desgleichen wird im § 119 vom Kaufmann gesprochen und nicht vom Käufer, 
obgleich er die Sklavin gekauft hat, weil es sich da um eine Sklavin handelt, 
die ihrem Herrn Kinder geboren hat. Der Herr hat das Recht, die Sklavin gegen 
den bezahlten Kaufpreis zurück zu fordern; da ist der Käufer in der Tat nicht 
mehr Käufer, sondern Kaufmann. 




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CORNELL UNIVERSITV 



398 D. H. Müller. Die §§ 280 — 282 des Kodex Hammurabi. 



bringen und so eine Art Trias zu schaffen. Die comunis opinio geht 
dahin, daß einem Sklaven, der seinen Herrn verleugnet und be- 
hauptet, daß er nicht sein Herr sei, wenn er gerichtlich vom Gegen- 
teile überführt ist, von seinem Herrn als Strafe das Ohr abgeschnitten 
wird. Die Einwendungen Dr. Schorrs gegen diese Auffassung schei- 
nen mir absolut nicht stichhältig. Es kann sich hier (wie schon 
Dr. Koschaker ausgesprochen hat) um eine vindicatio in libertatem 
handeln, aber auch um die Behauptung des Sklaven, daß er nicht 
diesem, sondern einem anderen Herrn gehöre — wie es ja bei Erb- 
streitigkeiten und dergleichen vorkommen kann, daß der Besitz eines 
Sklaven strittig ist. Der Sklave kann auch eine Neigung zu einem 
Erben haben und der Meinung sein, daß er ihm gehöre und infolge- 
dessen einem anderen, der auf ihn Anspruch erhebt, den Dienst 
verweigern; er kann es bona fide tun, er kann es aber auch mala 
lide tun, um einen ihm unbequemen Herrn los zu werden. Über alle 
diese Fälle hatte wohl das Gericht zu entscheiden, wem er in Wirklich- 
keit gehört. Es liegt daher gar kein Grund vor diesen Paragraphen 
auf den ganz ausgesucht speziellen Fall zu beziehen, daß ein nicht 
einheimischer babylonischer Sklave seinem Herrn gestohlen und ins 
Ausland verkauft wurde und nun nach Babylon importiert und von 
seinem Herrn reklamiert worden ist. Daß der letzte Paragraph sich 
nicht auf beide vorangehenden beziehen kann — weil ja der baby- 
lonische einheimische Sklave eo ipso die Freiheit erlangt — muß ja 
Dr. Schorr auch zugeben. Die drei Paragraphen bilden also in 
keiner Weise eine Einheit und der letzte Paragraph betrifft demnach 
ganz allgemein einen rebellischen Sklaven, der male fide nicht aner- 
kennen will, daß er der Sklave des N. N. sei. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Über Musils Forschungsreisen. 1 

Von 

R. Brünnow. 

Mit dem zweiten Bande 2 von Arabia Petraea ist der topo- 
graphische Reisebericht des Verfassers zum Abschluß gebracht. 

Die Anlage ist die gleiche wie im ersten Bande; die einleitende 
topographische Übersicht behandelt in derselben Reihenfolge wie 
dort den Aufbau des Gebirges (l. Teil, p. 1 — 9), die Wasserläufe 
(p. 9 — 20), die Tränkorte (p. 20 — 21), die Mineralprodukte (p. 21), 
das Ackerland (p. 21 — 22) und die Verkehrsstraßen (p. 22 — 24). Es 
versteht sich, daß die hervorragenden Eigenschaften, die Musil im 
ersten Bande an den Tag legt, auch hier hervortreten, und zwar in 
erhöhtem Maße; ist doch der größte Teil des edomitischen Gebietes 
ungleich schwerer zu bereisen als das verhältnismäßig leicht zugäng- 
liche und von den Türken vollkommen beherrschte Moab und bietet 
es sogar stellenweise noch größere Gefahren als die östliche Wüste. 

Für das Zitieren wäre es entschieden bequemer gewesen, wenn 
die zwei Teile als einzelne Bände bezeichnet worden wären; wie die 
Routen im ersten Bande an der Südgrenze von Moab abbrechen, so 
hätten sie es auch hier an der eine noch weit schärfere Demarkations- 
linie bildenden 'Araba tun können, und der eine Band wäre dem 

1 Alois Musil, Arabia Petraea, Band n: Edom, togographischer Reisebericht. 
1. Teil. Mit einer Umgebungskarte von wädi Müsa (Petra) und 170 Abbildungen 
im Texte. — 2. Teil. Mit einer Übersichtskarte des Dreiecknetzes und 152 Ab- 
bildungen im Texte. 

2 Vgl. diese Zeitschrift, Bd. xxi, p. 353—374. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXII. Bd. 27 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



400 



R. Brünnow. 



eigentlichen peträischen Gebiete von el-GHbäl und eS-&erä ; der andere 
dem Negeb vorbehalten geblieben. Oder aber es hätten die Pagi- 
nierung und die Numerierung der Abbildungen fortlaufend durch- 
geführt werden sollen. 

Die Anordnung des Reiseberichts nach der zeitlichen Folge der 
Routen ist auch in diesem Bande beibehalten ; allerdings ist der Verfasser 
diesmal bestrebt gewesen, die mit jener An ordnuugsweise verbundenen 
Nachteile wenigstens bei den Beschreibungen der einzelnen Ort- 
schaften auszugleichen, indem er die Ergebnisse verschiedener Reisen 
zu einem Gesamtbilde vereinigt. Die Routen sind in folgender Tabelle 
zusammengestellt; eine kürzere Übersicht, in der aber auch die im 
ersten Bande enthaltenen Routen eingefügt sind, findet sich im 
dritten Bande der Provincia Arabia, p. 364 f. 



Datum 


Seite 


Musil 


Provincia Arabia 


1896. 


l.Teil 


1896. 




Aug. 14. 




Reise von el-Kerak nach Kal'at el-Besä 








s. Bd. i, p. 26—85. 




Sept. 2. 


27 


Kalat el-JJesä — Wädi-I-IJesä hinab — 








*Ain el-Bze^ijje 


Ii, 20 





28 


'Ain el-Bze'ijje — Ras el-Hesä. — Tärik el- 








Bä^er — Hochebene el - Musfara — Rö- 








merstraße 






30 


Römerstraße bis Lager etwa bei Meile 54 








von Petra 


i, 83—85 


3 




Lager— el-Kfeljef— at-Twäne 


i, 85—88 




32 


at-Twäne — Lager in der Nähe von Meile 








32 von Petra 


i, 92—96 


4 


35 


Lager — Kasr Dösak — c Ain Negel — el-Gi 


j, 96—102 


5 


41 


el-Gi— Petra 


i, 102 






Beschreibung von Petra pp. 42 — 150, 








vgl. unten S. 410 ff. 




8 


150 


Petra— el-Bgaä-el-WVjra— el-Gi 








el-Gi— Odruh 


i, 429—431 


9 


152 


ruh— Ma'än 






154 


Ma'än — c Ain Gorba' 


(i, 463) 



pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Übek Musils Forschungreisen. 401 



Datum 


Seit© 


TT OTT 


Provincia Arabia 


1896. 


l.Teil 






Sept. 10. 


155 


\Ain Gorba* — 'Ain Negel — es-Söbak 


h 463—464 z. T. 






es-Söbak — J)äna 


i, H2-113umg. 


11. 


156 


I)äna— et-Tfile— Wädi el-£Tesä 


i, 108—1 12 umg. 


12. 


157 


Wädi el-IJesä — el-Kerak 


r, 103— 107 iimg. 


15. 




Reise von el-Kerak nach Mädeba, Bd. i, 








p. 86—100. 





Mai 25. 


165 


r?Ji7?p Tj30*pp Iipi TT i v Vi p f Vi pi 1 1 ljra 

-ILrlZi&C J-JdgCI UCl Jlll Ucb £J U lltJ 1 1 1 JVd 




^6 I 




T iU <ypi*— Ri i* pc-KpV»;i A^7arii or.Rwpni 




27. 1 


166 


Wädi er-Rwelji — Bijär f Aslüg — Nakb 








Räreb — Wädi el-Marra 




28. 


169 


^\^5,fli pl -TVf ü ITA ^laWi T?iirpVi T^ViPiiP ;i 1 - 

TT dUi Cl ITA all a .Li rtlVU 11 dl C U Iii UCIJ C dl 








\l a t v a n 

JJA. tx l > 1 all« 




29. 


174 


ai-Matrada— 'Ain Kdejs — Wädi el-Mohseb 




30. 


182 


Wadi el-Mohseb — Ain el-Kusejroe — el- 








Biren — Wädi el AbjacJ 




31. 


189 


Wädi el-AbjatJ. — es-Sbejta — Wädi el-Gorf 




Juni 1. 


192 


Wädi el-Gorf- Bijar c AslÜg~Wadi ed- 








Dhejhefi 




2. 


194 


Wädi ed-Dhejhefi — «Arara — Teil r Aräd 




3. 


196 


Teil c Aräd — Hebron — (Jerusalem) 




17. 




Reise von Mädeba nach el-Leggun und 








el-Middin und zurück, Bd. i, p. 105 — 








147. 




Nov. 16. 


198 


Razze— Lager bei Gehir Baräta 




17. 


199 


Lager — Wädi Ftes 




18. 


200 


Wädi Ft^s— Lager beim W T ädi Martaba 




19. 


201 


Lager — el-Halasa — Lager bei el-'Awga 1 




20. 


205 


Lager — el- f Awga' — el-Biren — \Ain el-Ku- 








§ejme 




21. 


210 


\Ain el-I£u$ejme — er-Rhejbe 




22. 




er-Rhejbe— Wädi es-§ini — Hirbet Zkäluh 




23. 


211 


Hirbet Zfeäljih— Razze 





27* 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



402 R. Brünnow. 



Datum 


Seite 


M U S I L 


Provincia Anibia 




1 . 1 eu 










März 28. 


215 


Razze — Lager bei ^Jirbet Ummu Nfeejle 








29. 


217 


Lager— Dejr el-Belah— Süfc Mäzen— Dorf 












Beni Shejle 








30. 


223 


Beni Shejle — Ma'in — $än Junes — Bir 












Refab 








31. 


226 


Bir Refafc— el-'AriS 








April 2. 


230 


el-*Ari$ — Lager beim Wädi el-Azärefc 








3. 


231 


Weiter durch das Wädi el-Azäre^ 








4. 


233 


Lager — Temäjel el-Mweleb 








5. 


235 


Temäjel el-Mwelefr — 'Ain Kdejs— Lager 












in der Ebene §fära Umm c Amer 








6. 


236 


Lager — Lager im Wädi Abu Mljer 








7. 


239 


Lager — 'Abde 








9. 


241 


'Abdo — Räs el-Wab?i — Lager im Wädi 












el-Fede'i 








10. 


244 


Lager — Wädi en Naffo — Lager im Wädi 












el- c Agrem 








11. 


245 


Lager— Nalfb el- f Arüd— Bijär ei- r Eded— 












Lager im Wädi el-Be^i 








12. 


249 


Lager — Nafeb el-Mitli— Wädi el-Geräfi— 












Wädi §ejber — Wädi el - Lebjäne — 












Lager beim Nafeb el-Bajjäne 








13. 


252 


Lager — Wädi el-Bajjäne — el-\Araba — Mä 












Ra<Jjän — Lager bei §adr el-Mene'ijje 








14. 


254 


Lager — Wädi el-Mene r ijje— Moje Defijje 












—Rugm el-Fattib— el-'A^aba 










257 


Beschreibung von el-'Aljiaba 








15. 


260 


el-'Alfaba — Rugm el-Fattiti— Wädi el- 












Jitm — Lager beim Wädi Radda Bäfcer 




471- 


472 


16. 


262 


Lager — Mojet el-5älde — Meilensteine — 












al-]£wera (p. 265: Beschreibung) — 












Lager beim Gebel Mleb 


h 


472- 


-473 


17. 


266 


Lager — Zisterne IJaräbt el-'Abid — Naljb 












Stär — \Ain Aba - 1 - Lesel — Lager im 












Wädi Aba-l-Lesel 


h 


474 




18. 


270 


Lager — Ma'än 




474- 


-476 






Beschreibung von Ma'än (Photographien : 








1 




Fig. 145, 146). 









rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Uber Musils Forschungsreisen. 403 



Datum 


Seite 


M U S I L 


Provincia Arabia 


1898. 


l.Teil 






April 21. 


274 


Ma'än — Basta — Lager im Gebel es-Sera* 


i, 467 zum Teil 


22. 


275 


Lager — *Ain Ajl — \Ain e§-§adaka — f Ain 








Delära— Lager 


i. 467—469 


23. 


281 


Lager — IJirbet er-R?efc — *Ain et-Tajjibe 








—Petra 




Mai 2. 


287 


Petra — el -Befla — el- Bäred — Bedebda— 








Lager bei *Ain ez-Zwetre 




3. 


289 


Lager— el-Ht§e— 'Ain el-'Erälj— 'Ain Sam- 








mä^ — Lager auf dem Tabljat el-I£ar- 








büs im Wädi el-]$wer 




4. 


292 


Lager — Päna — Fenän — Lager am Gebel 








gäled 






293 


Beschreibung von F§nän: Fig. 150 — 165 








(Situationsplan Fig. 150: Grundriß der 








Basilika: Fig. 160; Aufriß der Wasser- 








leitung: Fig. 162). 




5. 


298 


K'fina.n — Dana — Nkeib Asenier — I^ao'pr hpi 








Umm IJarbe 




6. 


300 


Lager — IJarandal — Wädi el-IJarir — ^ir- 








bet Masmil— Wädi el-IJesä 








Reise von hier nach el-Kerak — Rabba — 








das Tote Meer — Mädeba— Ka§r at- 








Tüba — el-Mwal&ar— el-Msatta— Ku- 








§ejr 'Amra — 'Ammän, Bd. i, p. 151 — 








210. 




1900. 




1900. 


Juli 4. 




Reise von Mädeba nach Umm er-Ra§ä? 








und zurück, dann über el-Kerak und 








IJanzira nach dem Wädi el-IJesä, Bd. i, 








p. 215—261 




Aug. 10. 


313 


Wädi el-Uesä- Hirbet efl-Pbä a— el-'Ejme 




11. 


316 


el-'Ejme— et-Tf He (Fig. 166)— Busejra— 








'Ain Lafza 






320 


Beschreibung von Busejra (Situations- 








plan: Fig. 167; Photographie: Fig. 168). 





rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



404 



R. Brünnow. 



Datum 


Seite 


Musil 


Provincia Arabia 


1900. 


l.Teil 






Aug. 12. 


322 


c Ain Lafza — JJirbet Nusranijje — Rücken 








el -'Ellerae (Panaberg) — Bir Sfcäde 








(Biyär es-Sebaa)— Römerstraße— gir- 








bet es-Sm§ra — W&di el-Bardijje— c Ain 








el-'Afcid — es-Sobak (Fig. 169, 170)— 








JJirbetUmm Löza — Lager in der Nähe 


cfr. r, 120 


13. 


328 


Lager— Hirbet el-]Jarka— f Ain el- f Eräl* 








— Ligg el- c Asid 




14. 


333 


Ligg el-'Asid— el-Bäred— el-B&Ja— Petra 




18. 


334 


Petra— el-B§<ia— Bedebda— el-Hise 




19. 


336 


el-Hise— c Ain el-*Ebr (bei at-Tfile) 




20. 


337 

i 


'Ain el-'Ebr— Wädi el-IJesä— el-Kerak 





1901. 


2. Teil 


1901. 








Mai 9. 




Reise von Madeba nach Kusejr 'Amra, 












Kasr al-Ifaräni, ]£asr a ^Tuba und ]Ja- 












dir el-Ginz, Bd. i, p. 265—317 








Juni 17. 


3 


ttadir el-Ginz — IJaggstraße — Lager im 












Wädi Burma 








18. 


4 


Lager — at-Twäne — Bir el-IJarir — Wädi 












el-Mwejle— at-Tfile 








19. 


7 


at-Tfile — Be?ejra — Lager bei Jläoa 








20. 


8 


Lager— Päna — F6nän— Päna 








21. 


9 


Päna — Römerstraße — Wädi Negel — 


'> 


112- 


-113, 98— 






Lager südlich von 'Ain Negel 




110 




22. 




Lager — Petra 


i, 


100- 


-102 


27. 


10 


Petra— el-Gi 


i, 


429 




28. 


11 


el-Gi — 56r el-Hise — 'Ain Negel — Lager 












eioe Stunde südlich von 'Ain et-Tarik 


i, 


94- 


102 umg. 


29. 


13 


Lager— 'Ain et-Tarik— at-Twäne— Wädi 












el-IJesä — Lager am nördlichen Rande 












des Wädis 




80- 


-94 umg. 






Reise von üät Räs nach Kasr Bser und 












Mädeba, Bd. i, p. 320—355 









pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Uber Musils Forschungsreisen. 



405 



Datum 


Seite 

l 


Musil 


Provincia Arabia 


1901. 


; 2. Teil 






Juli 18. 




Hebron — Jutta — Lager 




19. 


i i8 


Lager — Ksejfe (Fig. 8)— Hirbet IJazze — 
Lager im Wädi el-Geräbi 




20. 


23 

i 


Lager— Kurnüb (Fig. 10 — 13)— Lager in 
der Nähe 




21. 


29 


Lager — Naltb ed-Dabbe — Lager 




22. 


34 


Lager — 'Abde— Lager in der Nähe 




23. 
24. 


36 

OQ 
öö 

44 

46 


Lager — es-Sbejta 

nacn n i*ai rill vi trA« 43. r* >J nöif n ( Irirv 1 f\ 9Q . 

oebciireiuiiiig vuii Ko-oueji-it \r ig. ±o — oo ? 

Situationsplan: Fig. 15; Grundrisse: 

Fig. 18, 20, 24, 28). 
es-Sbejta — el-Mesrife (Grundriß: Fig. 34) 

— Lager bei den Temäjel Räsed 

J^CmeL %2L VT X J L < * l \\ ■ K\ Uli Kj\j KJ€* 




1902. 




1902. 




Aug. 18. 


53 


IJazze— Dejrel-Belab— Sulf Mäzen(Fig.36) 

TT TA /T^* <% \ T**A T*\ /* 1 

IJan Junes (Fig. 37) — Bir Refal.i 
(Fig. 38) 




19. 


59 


Bir RefaU— Weli es-Sejti Nüran— Teil el- 
Fare* 




20. 


62 


Teil el-Färe'— Hirbet el-Fär (Fig. 39)— 
Bir Abu Jjaljun (rig. 40) — Bir es- 
Seba (Fig. 41) 




21. 


67 


Bir es-Seba* — Teil el-Brejg— Rugm el- 
Haz'ali 




22. 


70 


Rugm el-IJazah — Wadi es-Sidd — Bir 
Ibn Turkijje — Lager beim Wädi es- 
Srejfeijje 




23. 


72 


Lager — Bijär c Aslüg (Fig. 42) — Lager in 
der Ebene el-Kumajjene 




24. 


78 
79 


Lager — Hirbet es-Sa r adi — er-Rbejbe 
Beschreibung von er-Rtiejbe (Fig. 44 — 

56; Situationsplan: Fig. 44: Kubbet 

el-Bir: Fig. 46—53) 




25. 


83 


er-Rbejbe — Ras el-I£arn — Teil Sunnära 
— Wädi el-AbjacJ— Lager beim Kabr 
es-§ejb 'Amri 





pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



406 



R. Brünnow. 



Datum 


Seite 


M u S I L 


Provincia Arabia 


1902. 


2. Teil 






Aug. -b. 


Ol 

88 


Beschreibung von el-'Awga' (Fig. 57 — 63; 
Situationsplan: Fig. 57; Grundrisse: 
Fig. 59, 60). 




27. 


102 


el-'Awga* — es-Sbejta 




28. 


103 


es-Sbejta — 'Abde 

Beschreibung von 'Abde (Fig. 64—119; 
Situationsplan: Fig. 65; Grundriß des 
römischen Lagers: Fig. 88); 




Sept. 2. 


151 


'Abde — Wädi er-Ramlijje— Lager imWädi 
Abu Mo dir 




3. 


153 


Lager — Bir el-IJafir (Fig. 120)— Wädi 
Umm Metnan — - Isaljb el- c Ain — \Ain 
el-Kderät 




4. 


157 


e Ain el-I£derät — 'Ain el-Rsejme — Temäjel 
el -Mweiefr (Se'ib Umm Hrejbe: 
Fig. 123) 




5. 


162 


Temäjel el-MweleJi südwärts— Wädi Lus- 
sän— Lager im Wädi el-Mzere* 




6. 


169 


Lager— Wädi el-Majen— Ar<J el-'A^üm 
— Bijär el-Majen (Fig. 128)— Lager 
bei den Setätin 




7. 


172 


Lager — Kuntile'A^rüd— Wädi el-l£raje — 
Kabr ed-Dibri— Lager im R6<J Qag&b&d 




8. 


176 


Lager — Temäjel el-Geräfi 




9. 


177 


Temäjel el-Geräfi— Nafcb ed-Dil (Fig. 130 
—133)— Lager bei Mä ?a$än 




10. 


183 


Lager — IJafäjer Rafljän — 'Asla* al-Ktibe 
(Fig. 134)— ^irbet el-Mene'ijje (Fig. 
137) — Lager 35 Minuten südlich von 
Bir Gber 




lt. 


190 


Lager— Bir Gber— r Ain Täba (Fig. 138, 
139)— Lager bei der Mündung des 
Wädi el-Mweleb 




12. 


194 


Lager— f Ain IJarandal (Fig. 141)— grejbe 
IJarandal (mit römischem Lager: 
Situationsplan: Fig. 142) 




13. 


197 


Rarandal — über die Wasserscheide Rist 
al-IJawwar — Lager im Wädi el-]$mejd 





pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Über Musils Forschungsreisen. 407 



Datum 


Seite 


M U S I L 


1 

Provincia Arabia 


1902. 


2. Teil 






Sept. 14. 


201 


Lager — IJafäjer el-IJamr — f Ain el-Wejbe 
(Fig. 143)— Lager im Wädi el-Fläsi 




15. 


205 


Lager IJosob (Fig. 144; Situationsplan 
des römischen Lagers Fig. 145) 




16. 


209 


Hosob— Ksejret-Tlät(Fig.l47; Situations- 
plan des römischen Lagers: Fig. 148) 
— südwärts weiter — Lager im Gebel 
Umm Rummäne 




17. 


215 


Lager — Fenän 




18. 




Fenän— Lager am Fuße des Naltb Namala 




19. 


217 


Nafeb Namala — el-Be(Jä (Sik Namala: 
Fig. 149, 150)— ei-Gi 




20. 


221 


el-Gi — 'Ain e§-§adr (Fig. 151)— 'Ain es- 
§wä|j — Ain el-Far c — Ma'än 




24. 


224 


Ma'än — südwärts — Lager imWädi 'Akejlje 




25. 


225 


Lager — Wädi Taberijja — al - Batra — at- 
Teläge— IJirbet en-Nasära — el-Karana 
(Grundriß des römischen Lagers : 
Fig. 152) 




26. 


229 


ai-Karana— nördlicher Fuß des Naltb Star 
— Wädi Aba-l-Lesel — al-Rren — e <J- 
Pör — f Ain e§-Sadalca — Lager beim 
Räs Ajl 




27. 


233 


Lager— Ras Ajl — girbet Da^äta — l Ain 
es-§adr — el-Gi — Petra 




Okt. 4. 


not 

235 


Petra — el -Be<Jä — Bedebda — f Ain ez- 
Zwetre — gor el-Hise — Hirbet el-Mek- 
des— Hrejbet al-Gafäli — Hirbet 'Azurn 
bei *Ain Negel 




5. 


237 


girbet 'Azurn— durch das Wädi Negel— 
Rugm al-Rwer — girbet es-Smera'— 
girbet et-Tük— Rücken von 'Elleme 
Päna — Wädi Barandel — Lager beim 
girbet Umm Zejtüne 




6. 

: 
l 


240 


Lager— girbet Neltl^ed— IJirbet as Sa'id 
— Hirbet al-Masmil — Rugm Karaka 
—Wädi el-Hesä 


r, 108—110 umg. 





rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



408 



R. Brünnow. 



Im folgenden sind die Routen topographisch geordnet: 



I. G-ibal und es-Serä. 



A. Das Gebiet nördlich von Petra. 

1. Vom Wädi el-tfesä. bis zum Meilenstein 32 von Petra. 

1. Wädi el-Hesa (bei Pät Räs) — at-Twäne ; umgekehrt: 29. Juni 1901 

(2, 15—16). 

2. Kalat el-Hesa— at-Twäne : 2.— 3. Sept. 1896 (1, 27—32). 

3. Padir al-Ginz— at-Twäne: 17.— 18. Juni 1901 (2, 3—4). 

4. at-Twäne— at-Tfile: 18. Juni 1901 (2, 4—7). 

5. at-Twäne— Meilenstein 32 von Petra: 3. Sept. 1896 (1, 32—35); umgekehrt: 

28.-29. Juni 1901 (2, 12—13). 



6. Wädi el-^Jesä (bei el-'Acüze)— at-Tfile; umgekehrt: 11. Sept.1896 (1, 166); 

20. Aug. 1900 (1, 336—337). 

7. Wädi el-IJesä — Masmil — IJarandal — päna; umgekehrt: 5. — 6. Mai 1898 

(1, 298—301); 5.-6. Okt. 1902 (2, 240—243). 

8. Wädi el-Uesä (beim Sejl 'Afra)— el-'Ejme— at-Tfile: 10.— 11. Aug. 1900 

(1, 313—316). 

9. at-Tfile— al-Busera— Päna: 11.— 12. Aug. 1900 (1,316—323); 19.— 20. Mai 

1901 (2, 7—8); umgekehrt: 11. Sept. 1896 (1, 156). 

10. at-Tfile— Petra; umgekehrt: 18.— 19. Aug. 1900 (1, 334—336). 

11. Päna— Wädi el-#wer— Petra; umgekehrt: 2.— 4. Mai 1898 (1,287—292). 

12. Päna— Fenän : 4. und 5. Mai 1898 (1, 292, 298) ; 20. Juni 1901 (2, 8). 

13. Fenän— Sit Namala— Petra: 18.— 19. Sept. 1902 (2, 215—221). 

14. Päna— Meilenstein 32 von Petra: 12. Aug. 1900 (1, 323—324); 29. Juni 

1901 (2, 9); umgekehrt: 10. Sept. 1896 (1, 155—156); 5. Okt. 1902 
(2, 237—240). 



15. Meilenstein 32— f Ain Negel: 4. Sept. 1896 (1, 35); 21. Juni 1901 (2, 9); 

umgekehrt: 28. Juni 1901 (2, 12); 4.-5. Okt. 1902 (2, 236—240). 

16. Meilenstein 32 — es-Sobak: 12. Juli 1900 (1, 324—326); umgekehrt: 

10. Sept. 1896 (1, 155—156). 

17. es-äobak— f Ain Negel: umgekehrt: 10. Sept. 1896 (1, 155). 

18. es-Sobak— Petra: 12.— 14. Aug. 1900 (1, 327—333). 

19. c Ain Negel— Petra: 4.-5. Sept. 1896 (1, 37—41); 21.— 22. Juni 1901 

(2, 9—10); umgekehrt: 27.— 28. Juni 1901 (2,10-12); 4. Okt. 1902 
(2, 235—236). 

B. Das Gebiet südlich von Petra. 

20. 'Ain Negel— 'AinGorbä— Maan: umgekehrt: 9.— 10. Sept. 1896 (1,154—165). 

21. Petra— Odrut— Maan : 8.-9. Sept. 1896 (1, 150—154). 



2. Vom Meilenstein 32 von Petra bis Petra. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Über Musils Forschungsreisen. 



409 



22. Petra— 'Ain e§-?wäb— Ma an : 19.— 20. Sept. 1902 (2, 221—223). 

23. Ma'an — al-Rarana — c Ain §adafca — Dabäba — Petra : 24.— 27. Sept. 1902 

(2, 224—236). 

24. Maän — Basta— 'Ain $adalja — 'Ain Delära — Petra: 21.— 23. April 1898 

(1, 274—286). 

25. Maan — durch das Wädi el-Jitm — el-'Afeaba: umgekehrt: 15. — 18. April 

1898 (1, 260—270). 

I. Südpalästina und der ISTegeb. 

A. Südpalästina. 

26. IJazze — el-IJala§a — el- c Awgä — 'Ain el-Kusejme— er-Rbejbe — IJazze : 16. — 

23. Nov. 1897 (1, 198-211). 

27. ßazze— el- f Aris— 'Ain Rdejs— 'Abde: 28. März— 9. April 1898 (1, 230—240). 

28. Razze-Bir es-Seba— Bijar c AslÜg: 25.— 27. Mai 1897 (1, 165—166); 18.— 

23. Aug. 1902 (2, 53—75). 

29. Bijar 'Aslüg — \Ain Kdejs — c Ain el-Kusejme — es-Sbejta — Bijar 'Aslüg : 

27. Mai— 1. Juni 1897 (1, 166—193). 

30. Bijar 'Aslüg— Teil f Aräd— Hebron: 1.— 3. Juni 1897 (1,193—197). 

31. Bijär ^slüg— er-Rbejbe— el-'Awgä— es-Sbejta— 'Abde: 23.-28. Aug. 1902 

(2, 76—106). 

32. Hebron — el-Ksejfe — Kornüb — r Abde — es-Sbejta — el-Mesrife — eKffalasa — 



B. Der Negeb. 

33. c Abde — Nafeb el-Mitli — el-'Araba — Mä Ratfjän: 9. — 13. April 1898 

(1, 241—254). 

34. 'Abde— 'Ain el-Kusejme— Wadi Lu^än— Wadi el-Geräfi— Nafeb ed-Dil— 

Mä Radjan: 2.-9. Sept. 1902 (2, 151—183). 

35. Mä ßacljän— el- c Afeaba: 13.— 14. April 1898 (1, 254-256). 

36. Mä Racjjän— f Ain Rarandal— f Ain el-Wejbe— Hosob— Tläfc— Feoän : 9.— 

17. Sept. 1902 (2, 185—215). 

Der wichtigste Abschnitt dieses Bandes ist die Beschreibung 
von Petra, die nahezu ein Drittel des ersten Teiles einnimmt (1, 
p. 41 — 150). Müsil hat während fünf verschiedener Aufenthalte, 
die zusammen ungefähr den Zeitraum eines Monats umfassen, die 
Umgebung der Stadt aufs Gründlichste durchforscht und eine An- 
zahl Monumente entdeckt, die Domaszewski und mir wie auch allen 
früheren Reisenden entgangen waren. Ob die von ihm gesammelten 
nabatäischen Inschriften das von Euting in so meisterhafter Weise 



Bir es-Seba r : 18.— 24. Juli 1901 (2, 17-47). 




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CORNELL UNIVERSITV 



410 



R. Brünnow. 



zusammengetragene Material wesentlich bereichern werden, können 
wir erst nach dem Erscheinen des Inschriftenbandes beurteilen. Be- 
sonders hervorzuheben sind seine durch zahlreiche Photographien und 
Pläne erläuterte Beschreibung des Kreuzfahrerschlosses el - W c ejra 
(p. 59 sqq.) und seine Aufnahme des Heiligtums von ed-Dejr (p. 147 sq.), 
die bei uns fehlen; auch bei den von uns aufgenommenen Monu- 
menten hat er manche wertvolle Ergänzungen geliefert. Es wäre 
aber sehr zu wünschen gewesen, daß er unsere Nummern zitiert und 
seine Darstellung dadurch mit der unserigen in Einklang gebracht 
hätte, womit dem Leser unendliche Mühe erspart geblieben wäre; 
mit unserem Petraverzeichnis wollten wir einen Grundstock liefern, 
an den sich die Späteren anschließen konnten, um der heillosen Ver- 
wirrung zu steuern, die in der Bezeichnung der einzelnen Monumente 
bisher geherrscht hatte, und es ist im Interesse des Werkes selbst 
sehr zu bedauern, daß der Verfasser hierauf gar keine Rücksicht ge- 
nommen hat. Ich bin daher auch hier gezwungen, das von ihm 
Versäumte nachzuholen und ein Verzeichnis der von ihm beschriebenen 
Monumente zu geben, in dem ich unsere Nummern anführe. 

Beschreibung von Petra: 1. Teil, pp. 41 — -150: 

p. 42 : Wasserbehälter beim Eingang in das Bäb es-Sik: und zwei 
Mühlen. 

p. 44 : Grab el-JJän (Fig. 7) = Br. 4. 

p. 45: Kuppe 5aräbt er-Ramla mit Opferplatz; Br. 1 erwähnt die 

dazu hinaufführende Treppe, 
p. 46: Bogengrab (doch nicht Br. 3?) und ein Heiligtum (Br. 21?). 
p. 47: Altar am nördlichen Ufer des Bäb es-Sils. 



(Fig. 16, 19 und p. 53) = Br. 31. 
p. 50: Uralte Senkgräber (Fig. 13—14); §ahrig-Grab (Fig. 15) = 
Br. 30; Kammern, Altäre und Votivnischen über dem Tunnel 
Fig. 17—18). 

p. 53: Der Mozlem-Tunnel (Br. 31) und das Tal an seinem Nordende. 



48: 



Sahrig Gräber (Fig. 11 = Br. 7 und 9, Fig. 12 = Br. 9). 
al-Grajdi = Br. 34 — 35 ; Stützmauer = Br. 29 ; al-Mozlem-Tunnel 




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Über Musils Forschungsreisen. 



411 



58: Ausführliche Beschreibung von al-W'ejra (Fig. 20 — 33) = 
Br. 851, 

73: es-Sik (Fig. 34—37): Br. p. 215 sqq. 

76: In einer südlichen Seitenschlucht des Sik (Br. 58) eine Altar- 
nische (Fig. 38); dann die Altarnischen Br. 60 (Fig. 39—41). 

77: al-Gerra oder al-Kas c a (Fig. 62) = Br. 62. Daß der Name el- 
TJ&zne oder {mznet Fir f aun erst von den Fremdenführern her- 
rührt, bezweifle ich; er kommt bereits bei Irby vor, allerdings 
nicht als Bezeichnung des Tempels, sondern des vermeintlich 
darin verborgenen Schatzes und scheint aus Jerusalem zu 
stammen; Burckhardt hat Kasr Fir c aun. 

78: Wasserleitung (Fig. 43): Br. p. 211. 

79: Die Opferstätte Umm Hasän (vgl. p. 98), zu der die Treppe 
Br. 63 durch die mit Altarnischen (Fig. 44 — 47) versehene 
Schlucht Zarnük al-Gerra hinaufführt. — Kammer mit rohem 
menschlichem Bildnis an der Außenwand (Fig. 48) = Br. 65 
(Fig. 262). Gegenüber davon eine Badeanlage. 

80: Durch die Schlucht Zarnük Kudlah (Fig. 49 = Br. 80) auf 
den Obeliskenberg hinauf. 

81 : ,künstliche Plattform, besteht der Länge nach aus sieben un- 
gleichen parallelen Teilen, die dadurch entstanden sein dürften, 
daß aus dem festen Sandstein Baumaterial gebrochen wurde' 
= Br. 88. — Zitadelle (Fig. 50—52) = Br. 85 (Fig. 269). 

83: Großer Opferplatz (Fig. 53— 61) = Br. 85 a. 

91: Altarnische unterhalb des Opferplatzes (Fig. 62 — 63, vgl. Br. 
Fig. 284); andere auf dem Wege zum Theater hinunter 
(Fig. 64—65). 

94: Nabatäische Inschriften = Br. 93. 

96: Obelisken (Fig. 50, 66) = Br. 89, 90. Auf den Felswänden 
weiter südlich nabatäische Inschriften = Br. 290a. Dann hinab 
zum Heiligtum 

97 : Haräbt en-Nmer (Br. el-Mer) : nabatäische Inschriften =Br. 292, 
südlich davon das Heiligtum = Br. 290. 
Vom Zarnük l£udlah (Br. 80) hinüber zum 




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A\2 R. Brünnow. 

p. 98: Opferplatz Umm Hasan (Fig. 67—70; vgl. p. 79, Fig. 71: Blick 
auf el-Madras); von dort hinab durch 

p. 102: die Schlucht Zarnük el-Gerra (p. 79), wo nabatäische In- 
schriften gefunden wurden, nach el-Gerra (Br. 62) und dem 

p. 103: Theater (Fig. 72— 75) = Br. 161. 

p. 104: Stadtgebiet, zunächst die Nordhälfte: 

p. 105: Basilika, vielleicht Br. 424. Turm. 

p. 106: Wasserbehälter; Kirche (Fig. 76). — Auf der Südseite des 
Baches: die Straße =Bi\ 404; Relief (Fig. 77, vgl.Br. Fig. 348). 

p. 107 : Wasserbehälter ==Br. 410 und Bad = Br.408. — Tor (Fig. 78) 
= Br. 400. el-Kasr (Fig. 79) = Br. 403, mit Altar = Br. 402. 

p. 108: Zebb Fir'aun — Br. 409. — Dann nach al-Farasa und in 
das nördliche Wädi (Br. p. 271): 

p. 109: Grab = Br. 239; Mauersperre mit Treppe ^= Br. 243. 

p. 112: Wasserbehälter = Br. 246. — Dann in das südliche Wädi 
von al-Farasa (Br. p. 279): Grab (Fig. 80) = Br. 258. — Dann 
zurück zur Westwand des Obelisken- oder Theaterberges Umm 
'Eledi (nicht des Gebel el-Hala): Grab (Fig. 81) = Br. 229; 
Grab (Fig. 92, irrtümlich bezeichnet) = Br. 228. 

p. 113: Morär el-Krät (Br. Südgräber): Sahrig-Grab (Fig. 82—83) = 
Br. 307. — Dann zum Gebel Harun (Fig. 84 — 85) = Br. 
p. 419. 

p. 114: Klosterruine unterhalb des Gipfels. 

p. 115: Beschreibung des Aarongrabes (Fig. 86). 

p. 118: Vom Gebel Harun zurück nach Gebel et-Torra (Br. Süd- 
westwand auf Fig. 323) und Gebel el-Barra (Br. el-Habis), 
Gräber am Fuße des letzteren (Fig. 87) = Br. 364 — 372 
(Fig. 326). 

p. 120: HasmelHabis (Fig. 88) = Br. Akropolisberg, p. 300. Ruinen 
(der Zitadelle von Petra?) auf dem Gipfel. Fig. 89 ist eben- 
falls der Akropolisberg und zeigt das unvollendete Grab Br.400. 

p. 122: Zum Theater zurück. 'Unajsu-Grab = Br. 808. 

p. 124: Grab Umm es-Senedik = Br. 7 72. Südlich davon eine Treppe, 
die auf den Berg al-llobza hinaufführt zu einem festen Turm 



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Uber Musils Forschungsreisen. 



413 



und einer Zisterne. Gräber Umm c Amdän = Br. 766 und 
Umm Zakeke (Fig. 90) = Br. 765. Grab des Sextius Floren- 
tinus= Br. 763; ,aus der Steinschlucht neben diesem Grabe 
führt eine Treppe auf al-Hobza hinauf; „oben ein zerstörter 
Wachtturm, einige Wasserbehälter, kleine Gärten, auf einer 
großen Kuppe ein Altar und mehrere offene Kammern Ui . 

125: Nordwestwand = Br. 758 — 697. Wasserbehälter = Br. 696. 
Senkgräber = Br. 698 (Nischen). 

126: Wasserleitung. Opferaltar = Br. 688. — Morär en-Nasära = 
Br. Nordostgräber (p. 369). — Straße, die den Namala-Paß 
mit Petra verbindet = Br. 646. — Plateau 'Arküb el-Hise 
(Br. Fig. 401) mit Gräbern (Br. 636—644). Gedeckte Wasser- 
leitung. 

127: Die älteste Anlage der Stadt, die Befestigungen und Handels- 
magazine. 

130: Wädi Abu 'Aleka (Fig. 91), in seinem oberen Teile Wädi 
Ma'esret el-Kebire genannt (vgl. S. 131) = Br. Wädi et-Turk- 
mänijje. — Grab mit der nabatäischen Inschrift = Br. 633. 

131: Opferplatz = Br. 625. — Wädi Ma'esret el-Wasta = Br. 
Drittes Nordwestwädi (p. 355). — Rücken Mamät Mansür 
(vgl. zu diesem Namen Revue biblique, 1907, p. 282) = Br. 
el-Ma'aitere (p. 345). Grabkammer mit nabatäischen Inschriften 
= Br. 531. 

132; Wädi Ma'esret et-Tarfäwijje = Br. Zweites Nordwestwädi 
(p. 339). Das Bild Fig. 92 gehört nicht hierher, sondern 
stellt die Westwand des Obeliskenberges mit dem Grabe 
Br. 228 dar. Im oberen Teile des Wädis: 

133: Nabatäische Inschriften, wohl Br. 470 und 474 a. Altarrelief 
(Fig. 93). Sahrig-Grab (d. h. viereckiger Pylon); ich habe 
jedoch keins bemerkt und vermute, es ist das Hegr-Grab 
Br. 472 gemeint. 

134: Se'ib ed-Dejr (Fig. 94) = Br. Erstes Nordwestwädi. Treppe 
= Br. 442. Römisches Grab mit Spuren einer nabatäischen 
Inschrift rechts von der Tür = Br. 453, vgl. Br. 455. Die 




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414 



R. Brünnow. Über Musils Forschungreisen. 



Treppe hinauf, nach wenigen Minuten (etwa bei Br. 458?) 
nach rechts durch einen Felsenriß in die Schlucht Kattar 
ed-Dejr (Fig. 95), die von mir nicht besucht wurde, wahr- 
scheinlich aber von Eütinö. 

p. 135: Heiligtum, nabatäische Inschriften (wohl = Br. 461) und Altar- 
nischen (Fig. 96 = Br. Fig. 363; Fig. 97—99). Dann wieder 
durch die Treppe hinauf auf die 

p. 137: Ebene Umm Zejtüne (Br. p. 329), darin ein Felsklotz mit 
einem Opferaltar (Fig. 100). 

p. 138 : 50 Schritte südlich (nördlich?) davon die Klause mit drei Kreuz- 
zeichen und einer nabatäischen Inschrift=Br. 460. ,50 Schritte 
südlich davon eine andere Treppe, die zu einigen Klausen 
führt, bei denen sich auch ein großer Saal befindet. 

p. 139: Ihnen gegenüber sieht man am Ostrande der Ebene eine 
dritte Treppe, die auf eine ziemlich hohe Kuppe führt, wo 
ein ähnlicher Opferplatz zu sehen ist. Etwa 60 Schritte von 
der zweiten Treppe erblickt man im Westfelsen eine be- 
gonnene Tür und ein schönes römisches Grab (Fig. 101) mit 
einer einfachen Tür, doppelten Senkgräbern und mit naba- 
täischen Inschriften. Daneben zwei Altarnischen (Fig. 102)/ 
Zu dieser Beschreibung hätte eine Kartenskizze gehört; die 
Lage dej verschiedenen Monumente läßt sich schwer er- 
kennen. — Durch die zweite Treppe (p. 138) auf das Hoch- 
plateau von ed-Dejr. 

p. 142: Der große Tempel al-Fatüma (Fig. 103—107, 111, 148) = 
Br. 462. Vor dem Tempel, etwas nördlich davon, ein Opfer- 
altar (Fig. 108— 110). In der Nähe eine Treppe, die auf das 
Dach des Tempels führt. Dem Tempel gegenüber, auf einer 
Sandsteinkuppe, liegt 

p. 146: das Heiligtum von ed-Dejr (Fig. 112— 116)== Br. 468. 

p. 147: Heiligtum mit nabatäischen und griechischen Inschriften = 
Br. 465. Heiligtum mit Kamelrelief (Fig. 117, mit etwas zu 
viel Phantasie gezeichnet, und 118) = Br. 466 (Fig. 368). 



(Fortsetzung folgt.) 




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Anzeigen. 



N. Rhodokanakis, Der vulgär arabische Dialekt im Dofdr (Zfdr). 
i. Prosaische und poetische Texte, Übersetzung und Indices. Wien 
1908. Alfred Holder (Südarabische Expedition. Band vm). 

Als eine weitere Frucht der an wissenschaftlichem Ertrag un- 
gewöhnlich reichen , Südarabischen Expedition' legt N. Rhodokanakis 
prosaische und poetische Texte im Dialekt von Dofär (j^>) am per- 
sischen Meerbusen vor, welche er in Wien von dem Weihrauch- 
arbeiter Mhammed ben Selim al-Ktiri aufgenommen hat, demselben 
Gewährsmann, welcher D. H. Müller die von ihm publizierten Stiawri- 
Texte überlieferte. 

In der Kunst des Erzählens ist dieser Beduine nicht gerade 
ein Virtuose; seine Geschiehten leiden vielfach an störender Sprung- 
haftigkeit; es fehlen nicht selten notwendige Bindeglieder, 1 oder es 
werden Voraussetzungen der Handlung erst hinter dem Bericht über 
diese selbst nachgebracht. — Auch klagt der Herausgeber über seine 
Unzuverlässigkeit und Ungeduld beim Erteilen von Erklärungen. 
Während er Anstößiges ohne Bedenken vortrug, leistete er bei den 
ihm abgefragten Deutungen starke Stücke im Verdrehen. Doch griff 

1 Z. B. fehlt in Nr. xm das bewegende Motiv der Handlung, daß die Sultans- 
tochter den Neffen geliebt hat, der sie seinem Oheim auslieferte, wodurch erst die 
Eifersucht dieses letzteren sich erklärt. — S. 60, 1 heißt es ,eine von den Frauen*, 
wo es gerade darauf ankommt, daß es die Frau des Ermordeten war. — In Nr. xiv 
ist der Ausgang der Geschichte recht lückenhaft erzählt, usw. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen!. XXII. Bd. 28 



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416 



N. Rhodokanakis. 



oft der Überlieferer der Soqotri-Texte, 'Ali ben Ämer en-Nubhäni, 



ratend und aufklärend ein. Diese Mängel des Berichterstatters 
kommen naturgemäß in geringerem Grade bei den Prosa -Texten 
zum Ausdruck; in den poetischen Stücken mit ihren zahlreichen 
seltenen und fremden Wörtern und losen Zusammenhängen wirkt 
dieser Mangel weit empfindlicher. Rhodokanakis hat sich aber keine 
Mühe verdrießen lassen, aus den oft langstieligen Darlegungen des 
Erzählers das Wesentliche der Erklärungen zu extrahieren und teils 
als kurze arabische Glossen, teils als deutsche Erklärungsworte in 
den Anmerkungen wiederzugeben. Ohne diese aufopfernde Geduld 
und eindringende Hingebung würden die Gedichte vielfach ungelöste 
Rätsel geblieben sein; auch jetzt erscheint nicht weniges noch dunkel, 
oder die Originalerklärungen, wie Rhod. selbst oft betont, zweifel- 
haft. Durch die hart neben die Texte gedruckte Übersetzung wird, 
wie in den vorangehenden Bänden, das Einlesen und Verständnis 
vorzüglich gefördert. Ein zweiter Teil, der in Vorbereitung ist, soll 
Einleitung, Grammatik und Glossar bringen. Sehr angenehm wird 
es von dem Leser empfunden, daß die Transkription dieser Texte 
ohne die sonst vielfach üblichen verwirrenden Künsteleien durch- 
geführt ist. 

Die Erzählungen sind zum Teil Märchen, unter denen einzelne 
mit denen der vorangegangenen Bände verwandt sind, z. B. Nr. ix 
mit dem Mehr! -Text bei D. H. Müller i, 80 ff. (Die Reise zur Tochter 
des Sonnenaufgangs, der Morgenröte). Andere enthalten lustige 
Schelmenstreiche, wie Nr. iv von den drei diebischen Brüdern, 
Nr. vi die Taten des tapferen Räubers Abu Nasar, lose Anekdoten, 
Nr. xi Schwänke des Fuchses be-Nuwäs, Nr. xn Listen des lieder- 
lichen Sibeyr, stark erotischen Charakters. — Lieblich und gefühl- 
voll ist Nr. xm : Ein Neffe, der durch List seinen Oheim in den Be- 
sitz der Sultanstochter gebracht hat, wird von diesem aus Eifersucht 
getötet; aber die Prinzessin, die den Neffen liebte, stirbt an dessen 
Grabe. Zwischen ihren Gräbern sproßt ein Baum empor, und jeder 
Vorbeikommende erzählt, das ist das Grab dieser beiden Liebenden. 
— Kulturhistorisch interessant sind z. B. Nr. vn: Sa c id liefert einen 




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Der vulgärarabische Dialekt im DofAr. 



417 



Mann, der eine Blutschuld gegen Sa'ids Stamm auf sich geladen 
hat, den Rächern aus; nachdem aber der Mörder vor seinem Tod 



eigenen Oheim; Nr. vm: Von dem, der das Gottesurteil findet (Mim- 
rit). Er faßt die Zunge des Verdächtigen mit einem glühenden 
breiten Eisen zweimal, von jeder Seite einmal. Dann schließt der 
Geprüfte den Mund und speit darauf aus. Wenn er weit ausspeit, 
ist er unschuldig; wenn er aber schuldig ist, schwillt seine Zunge 
an. — Nr. x erzählt vom Sklavenfang, bei welchem ein tapferer 
Sklave sich ins Meer wirft, ein anderer, gefangen genommener, den 
Rächern wieder abgejagt wird. 

Interessantes folkloristisches Material enthalten die prosaischen, 
wie die poetischen Stücke auch sonst. Z. B. wird ein Totenopfer 
S. 14 ; 3 und 52, 8 — 10 dargebracht. — Einem im Kampf Gefallenen 
zu Ehren, über dessen Grab man keine Steinplatten zu legen hat, 
zerbricht Abu Zeid sein Schwert und pflanzt die eine Hälfte zu 
Häupten, die andere zu Füßen auf (10, 30 f.). — Die Frau, die Blut- 
rache für ihren Mann genommen hat, trinkt einen Schluck vom Blute 
seines Mörders (60, 27). — In dem Gedichte cxxiv hört ein Mann, 
der mit seiner Kamelin in der Wüste und hier eingeschlafen ist, 
eine Frau, die mit ihrem Kinde gestorben und nun ein Dämon 
(sikniyye) ist, singend klagen, daß sie beide nichts zu essen haben. 
Da gießt er Milch zu Boden, melkt sein Kamel und gießt auch diese 
Milch nochmals den Gestorbenen hin. 

Auf die Anlässe der Gedichte, die so mannigfaltig sind wie 
das Leben der Beduinen, im einzelnen einzugehen, ist nicht möglich. 
Hingewiesen sei hier nur auf die poetische Verherrlichung der körper- 
lichen Reize der schönen Talha nach deren Vermählung (S. 64 ff.), 
die starke Ähnlichkeit mit den von Wetzstein veröffentlichten sy- 
rischen Hochzeitsliedern hat. — Die Gedichte werden auch für 
das Lexikon sehr ergibig sein. Rhodokanakis wird erfreulicher Weise 
im ii. Teil dieser Frage, sowie der über Metra und Reim besondere 
Untersuchungen widmen, die sehr erwünscht sind. 



den Sa'id angerufen hat, tötet dieser die Rächer, darunter seinen 



28* 




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418 



N. Rhodokanakis. 



Ein Hauptwert dieser Publikation liegt auch in der grammati- 
schen Erschließung dieses neuen Dialekts. Freilich ist es ein un- 
vermeidlicher Mangel, daß er nur von einem einzigen Erzähler her 
aufgenommen ist und dessen individuelle Eigentümlichkeiten natürlich 
nicht überall mit denen der Gesamtheit übereinstimmen (vgl. z. B. 
weiterhin über mehrfaches Schwanken bei ihm selbst). Aber im 
Großen gewinnen wir jedenfalls ein treues Bild dieses Dialekts. Im 
Folgenden sollen nur eine Reihe seiner wesentlichen Erscheinungen 
hervorgehoben werden. 

Charakteristisch ist dem Dialekt die starke Neigung zur Ak- 
zentuierung der Schlußsilbe; dies tritt sowohl beim persönlichen 
Pronomen, als beim Perf. des Verbs, z. T. auch beim Imperfekt, als 
endlich bei den zweisilbigen Nomina mit kurzen Vokalen hervor 
(weiteres s. unten). 

Auf dem konsonantischen Lautgebiete kann hier auf die 
feineren Modifikationen der Aussprache (Einltg. S. vin) nicht ein- 
gegangen werden. Ich nenne nur die häufige Mouillierung nach Z, £, 
wie el(y)e = ^,31, c as{y)dyeyn ,zwei Mahlzeiten', ä(y)ä c er ,Haar', 
wass(y)u jverläumdeten' 139, 14 (nur vereinzelt nach k). — An- 
lautendes Hamza fällt bei häufigen Wörtern in Fällen wie bü, hü, 
htah ,seine Schwester' weg. — Der Übergang von / in t findet sich 
(wie in dem bekannten tim ,Mund'), z. B. in et-tawgiyya ,die obere' 
für klass. fawg, sowie in dilti, diltü , springe (fem.), springet' (42, 
Anm. 4) neben häufigem dlif. 

Auf dem vokalischen Gebiet ist die starke Entwicklung der 
Imäle hervorstechend, die nicht bloß in den von den alten Gram- 
matikern beobachteten Fällen erscheint, sondern auch z. B. in hene, 
me , Wasser', mhe ,bei ihr', elye ,zu' (hier auch z. B. in Mekka), 
wobei die Grammatiker es ausdrücklich leugnen, sehr auffällig bei 
Perfekten von V'f wie km, gel u. a. m. — Klassisches i wird öfter 
iy gesprochen, z. B. in hey ,sie', efthey ,öffne' (fem.) 49, 4, deleyla 
,Führer' 74, 3, c aleyla ,Kranke' 74, 13 u. a. — Einschub kurzer 
Vokale findet sich häufig in Poesie des Metrums wegen, z. B. hese- 
bena ,wir dachten' 'afidena ,wir sprangen auf, yikedibün ,sie lügen' 




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Der vulgärarabische Dialekt im Dofär. 



419 



132, 11, matelüb ,Gesuchter' 74, 1. 11 u. a.; in Prosa z. B. sarahena, 
baradena 41, 2. 5, yifaademün 40, 18 u. s. 

Beim Pron. pers. sind zumeist schlußbetont: end ,ich' (auch 
ene 12, 27; 51, 11; ne 27, 18; — in Poesie auch dna)\ entd, ente ,du'; 
— ,er' ist gewöhnlich hew (selten hdw 21, 2, höw 22, 15, hü 22, 24. 
30 u. ö.); fem. hey, auch hiy (13, 12). — Plur. 1. P. hene; 3. P. msc. 
hum (mit deutendem Präfix enhüm 13, 26 = ^i). 

Unter den Suffixen weist die 2. P. sg. fem. das § (Keskese) 
auf, z. B. bintis , Deine (f.) Tochter' 23, 9; batis ,ich will Dir geben' 
das., u. a. — Die 3. P. sg. msc. lautet hier ah, z. B. Iah, rdsah, smdh 
,sein Name'. Der zugrunde liegende Ausgang a des Nomens ent- 
spricht also dem im Hebr. und Aram. vorauszusetzenden. — Im 
Fem. erscheinen neben dem gewohnten hd ziemlich häufig Verfär* 
bungen, 1 z. B. timhe ,ihr Mund' 3, 11; 12, 6; bihe 12, 10, Ihe 14, 1, 
sogar bh% 2, 29; 3, 25; 50, 10; 63, 3 [dicht neben uyyehä, tiydbhä 
Z. 17; ebenso 2, 11 u. ö.] ; ejibht ,ich werde ihr geben' 2, 7 u. a. Es 
wäre noch genau festzustellen, in welchen Fällen des Umlauts, wie 
in den obigen, ein benachbartes e, i als Ursache anzusprechen ist; 
Ihe, mhe und andere Präpositionen könnten sich als Analogiebildung 
nach b(i)he erklären. — Im Plur. lautet die 2. P. msc. küm 34, 17, 
körn, die 3. P. msc. hörn, aber auch hem (42, 1. 2. 30 hier nach vorher- 
gehendem %, e), wohl Analogiebildung nach dem fem. hen (3, 27. 32 u. s.) 

Das Demonstrativum msc. ist hddä und hdde, auch hede{\\, 11.33); 
ohne Vorschlag: de 2, 16. Wie auch im Mekkan., Oman! u. s. kommt 
in Verbindung mit ki nur kide vor, z. B. 29, 24; 50, 21; in dessen 
überall konsequentem de sich das ursemitische Masculin de deutlich 
erhalten hat (vgl. meine Sprachivissensch. Untersuch, i, 35). Die 
Komposition delheyn (dilheyn) jetzt' findet sich auch im Omäni 
ebenso. — Das Fem. ist di (29, 25 u. o.); es wird vom Erzähler 
zuweilen auch für das Msc. verwandt; z. B. 13, 21. 23; 12, 30. — 
Das fem. Demonstrativ für das Entferntere ist dik 3. 18; dikhe 'l 
leyld ,in jener Nacht' 7, 11. Plural: deldk ,illi' 53, 5. 24. — Für die 



1 Vgl. das iräqische hä. 




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420 



N. Rhodokanakis. 



Frage dient auch hier das weitverbreitete min, für das Relativ 
Ii 1 neben elli. 

Bei der Verbalflexion ist die Endbetonung im Perfekt 3. P. 
Sg. msc. und fem. charakteristisch und derjenigen beim Personal- 
pronomen und den zweisilbigen Nomina parallel. Z. B. ga'dd ,saß', 
üsel ,gelangte', hebelit ,sie war schwanger', lebsü ,sie kleidete sich', 
dibirü ,sie ward wund', sirdet ; sie floh 4 ; auch mit Suffix 3. P. Sg. 
drzetah ^sie stach ihn' 12, 1, u. a. m. Infolge des Abfalls des un- 
betonten ersten Vokals bilden sich zuweilen Vorschlagsvokale : idkdl 
,ging hinein', elsik ,blieb hängen', enddr ,schlüpfte heraus'. — Die 
3. P. PK endigt auf dw, öw, 2 also nach Analogie der Vbb. ult. w] z. B. 
dhaldiv ,sie gingen hinein', Hrdötc ,sie flohen', gadöw ,sie blieben' usw. 
Seltener erscheint ü, wie in hallü 22, 31, tgaddü 23, 1, gdlu 2, 14 
u. a. — Die 2. P. PI. endigt auf tü, z. B. gultü 11, 25, sragtü 5, 4, 
tndderü 5, 4. — Das Imperfekt in der Bedeutung des Wollens und 
der Zukunft nimmt fea-Präfix zu sich, z. B. bändm ,ich werde schlafen', 
dna bäsrüq ,ich werde stehlen' 22, 18, dna bazra ,ich will säen' 
48, 18 u. a. — Hinsichtlich des Tons finden sich hier nebeneinander 
Fälle wie ba-nekfir ,wir wollen graben' 52, 4, ndhdl /wir wollen ein- 
treten' 69, 7 (s. auch die eben erwähnten), und wieder ydhfir, yiktib, 
das Z. 5, tidilif 5, 28 u. a. — Unter den Konjugationen sei die 
eigenartige achte hervorgehoben: giteleb ,verwandelte sich' 49, 7, 
gitsemdt ,sie wurde gc* \i' 32, 26. 

Von unregelmäßigen Verben verlieren diejenigen prim. 
Hamzatae im Perf. i infolge der Endbetonung den ersten Radikal: 
Ml ,aß' 14, 9; 42, 17 auch Jcdl 22, 32, keldu ,aßen' 21, 3, kelet 42, 
14, h^o-hen ,raubten sie' 33, 7. Zur Auffüllung der Wurzel werden 
sie dann in anderen Personen z. T. wie ■> h behandelt: 3 hdeynä /wir 
nahmen' 41, 36. — Das Impf, lautet jdkel. 

Bei den Vi? ist auffällig der Umlaut der Stammsilbe in fcen ,war', 
gel ,sprach', sefü ,sie sahen' 21, 24 (neben Jcdn, das aber seltener 



1 Wie auch im IJa<Jramaut, Tunis und Malta; nahe Verwandtes in andern 
Dialekten. 

2 Ebenso au im Iraq. 3 Vgl. hierzu tunes. klä, hdü u. a. 



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Der vulgärarabische Dialekt im Dofar. 421 

ist, sogar kdnt ,Du bist' 33, 4; 35, 22; gdl 3, 17; 2, 7 u. s., sdr 
,zog' 3, 12, rdh ,ging' 3, 22). Nicht auffällig ist es bei dem in- 
trans. nem ,schlief 37, 12, wozu bab.-talm. n'l zu vergleichen. Liegen 
in den ersteren Fällen Bildungen nach Analogie der intransitiven, 
wie z. B. des altarab. maeta, haefa, naema oder der *"V vor? 

Die jrp-Verba zeigen auch hier wie in den anderen modernen 
Dialekten, beim Antreten konsonantischer Endungen Analogiebildungen 
nach den «»"b; z. B. gassdynä ,wir folgten Spuren' 59, 16, raddeyn 
,sie (fem.) kehrten zurück' 44, 21, silleynah ,sie (fem.) trugen es fort' 
10, 18, temmeyn ,sie (fem.) sind fertig' 57, 5; tmeyt 8, 13. 32. Dahin 
gehört wohl auch das d in temm-d-hen ,er erledigte sie (eas)' 16, 19. 
— Nach Art des Klassischen ist der Imp. 2. P. msc. fokki .löse aus' 
58, 25. 

Von den -»"b, die wenig Eigentümliches bieten, sei hier die mit 
anderen Dialekten zusammenstimmende Endverkürzung in dem Wort 
tadl , komme!' herausgehoben. 

Das Nomen zeigt wenig Abweichendes gegenüber den andern 
neuen Dialekten. Die Formen mit zwei kurzen Vokalen sind Oxytona, 
wie hebel ,Schwangerschaft', hsed , Feindschaft', heneS ,Schlange', hatdb 
,Holz', sobir ,Myrrhe'. — In Poesie hat sich öfter die Nunation er- 
halten; wie kullin 64, 5; 67, 20; sowohl auch in kasireten, suweydeten 
53, 11. 15. 17. 

Von Partikeln seien erwähnt das auch sonst weitverbreitete 
ta, te ,bis, bis daß', taand ,bis zu' 3, 24, ta fil leyl ,da in der Nacht' 
32, 33. — yam ist sowohl Präposition der Zeit, wie yam es-sobeh, yam 
leyla ,des Morgens, des Nachts', als Konjunktion der Zeit, und zwar 
eine sehr gewöhnliche für ,als, wann'; es hängt wohl mit äth. y amma 
zusammen. 1 Eigenartig ist mdell-ah ,siehe da er' ganz in der Art 
des klassischen *l&.ULJt \>\ konstruiert; z. B. mdellhü Vrajjäl ,da 
war es ein Mann' 50, 28, mdellah hü kullah trab ,da war es ganz 
Staub' 49, 5. — Beachte ferner md-kin ,aber, jedoch' 53, 1 gegenüber 
klass. ldkin, — ü-lä in Poesie ,und wenn' 89, 19. 22 in der Be- 
deutung des klass. $ — tele ,zuletzt' 132, 19. 11 usw. 

1 Wie verhält sich aber dazu das iräqische yämm ,bei'? 



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422 K. Brockelmann. 

Rhodokanakis hat in dieser unter erschwerenden Umständen 
durchgeführten Aufnahme der Texte und deren (namentlich in den 
poetischen Stücken) recht schwierigen Ubersetzung sehr wertvolle 
Beiträge zur arab. Dialektforschung gegeben. Er dankt in der Vor- 
rede seinem Lehrer D. H. Müller, der zahlreiche Stellen mit ihm 
besprochen und vom Ganzen eine Korrektur gelesen, sowie M. Hart- 
mann, der ihm zu Nr. n (bü Zed) mehrfache Beiträge geliefert hat. 
Seine Publikation ist sehr sorgfältig und gehaltreich. Wir dürfen 
in dem schon vorbereiteten Band n, welcher eine systematische Ver- 
arbeitung dieses neuen Materials, darunter auch die notwendigen Unter- 
suchungen über Metrum und Reim der Gedichte bringen soll, einem 
weiteren gediegenen Beitrag zur Dialektforschung entgegensehen. 

Berlin. J. Barth. 



Brockelmann, Dr. K., ordentlicher Professor an der Universität Königs- 
berg, Grundriß der vergleichenden Grammatik der semitischen Spra- 
chen, Band i, Laut* und Formenlehre. Berlin, Verlag von Reuther 
& Reichard, 1907 und 1908, gr. 8°. xvi, 665 S. — Mk 32. — 

Es dürfte wohl feinen Semitisten geben, der nicht schon die 
erste Lieferung des in seinem wichtigeren Teile seit kurzem fertig 
vorliegenden, jüngsten Werkes Brockelmanns freudig begrüßt hätte. 
Und nun findet man auch, was man erwartet hatte : schon in diesem 
der Laut- und Formenlehre gewidmeten ersten Bande seines .umfang- 
reichen Kompendiums hat der Verfasser alles zusammengetragen, was 
auf dem weiten Felde der semitischen Sprachen zu holen ist, Inter- 
essantes und Wissenswertes in Hülle und Fülle und, was die Haupt- 
sache ist, das Buch bietet jedenfalls jedem, gleichgiltig mit welchem 
Zweige des semitischen Sprachstammes er sich auch befassen mag, 
eine Menge von Anregungen zu weiterem Forschen. Was da ge- 
bracht wird, ist auch wirklich staunenswert. Schon aus der Einleitung 
ersieht man, daß Brockelmann die einzelnen, großen Gruppen der 



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Grundrisz der vergleichenden Gramm, der semit. Sprachen. 423 

semitischen Sprachen in ihrer Gesamtheit überblicken und ihre Ent- 
wicklung und Verbreitung von den ältesten Zeiten bis auf unsere 
Tage verfolgen will. Und dann führt er uns auch alle, sowohl die 
alten, toten Hauptvertreter in ihrer starren lapidaren oder literären 
Gestalt, als auch die jüngsten, noch lebenden Ausläufer in ihren 
mannigfaltigen Wandlungen, nach ihren lautlichen und formellen 
Eigenheiten vor, immer das Charakteristische jeder einzelnen von 
den vielen Sprachen und Mundarten herausgreifend und diese nach 
streng wissenschaftlicher Methode mit den anderen vergleichend. 

Seinen Hauptzweck hat das Werk zweifelsohne erreicht. Von 
einem Abschlüsse semitisch-sprachvergleichender Studien kann je- 
doch, wie Brockelmann selber auch hervorhebt, natürlich noch lange 
nicht die Rede sein. In dankenswertester Weise macht der Forscher 
vor allem auf jene semitischen Idiome aufmerksam, welche erst durch 
die Publikationen der Südarabischen Expedition der Kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften zu Wien zwar weiteren Kreisen zu- 
gänglich geworden sind, bis jetzt aber noch immer viel zu wenig 
Beachtung gefunden haben. Denn gerade aus diesen drei Sprachen, 
aus dem Mehri, dem Soqotri und dem Shauri, dürfte die vergleichende 
Grammatik noch sehr viel Nutzen gewinnen. Brockelmann selber 
tritt hie und da allerdings einem von diesen drei wichtigen Faktoren, 
dem Mehri, etwas näher, während er die beiden anderen so gut wie 
vollends beiseite läßt, ,um', wie er meint (Vorrede, vn Mitte), ,nicht 
durch Verwertung noch unabgeschlossener Materialien der drohenden 
Gefahr des Irrtums zu verfallen'. Da jedoch die Befürchtungen des 
Verfassers trotz seiner Zurückhaltung dort, wo er aus dem Mehri 
zitiert, mitunter nicht ganz unbegründet zu sein scheinen, möchte 
ich einige von diesen Stellen noch vor Publikation meiner Mehri- 
Studien 1 gleich hier verzeichnen, um so etwaige durch solche Versehen 
leicht entstehende Mißverständnisse zu verhüten. Dabei sei es mir 
aber auch gestattet, einige andere Bemerkungen beizufügen: 

1 S. Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Jahr- 
gang 1908, Nr. xvii, S. 114— -116: ,Studien zur Laut- und Formenlehre der Mehri- 
Sprache in Südarabien'. 



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424 



K. Brockelmann. 



S. 33 zitiert Brockelmann unter den Lehrbüchern für das 
Amharische auch L. Mahler, Praktische Grammatik der amharischen 
Sprache. Wien 1905. Dieses Buch hatte ich kaum zwei Wochen 
nach seinem Erscheinen im Allgemeinen Literaturblatt xiv, Nr. 21, 
Sp.654 — 657 am 15. November 1905 angezeigt, um die verehrten Fachge- 
nossen so bald als möglich vor einem Sammelsurium von Sprachschnitzern 
zu warnen, das auf jeder seiner 223 Seiten die glänzendsten Beweise für 
die geradezu fabelhafte Unwissenheit seines Schöpfers bringt. Um so 
größer war mein Erstaunen, hier bei Brockelmann, der bezüglich 
der Literaturangaben doch sehr wählerisch zu sein scheint, 1 in einem 
gewiß ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Werke neben den 
Namen eines Prätorius, Guidi und Mondon -Vidailhet den eines 
Mahler genannt zu finden, der doch auch in der Orientalistischen 
Litter atur-Zeitung von F. E. Peiser ix, Nr. 12, Sp. 650 — 652, und 
zwar erst ein Jahr später, am 15. Dezember 1906, in der gebührenden 
Weise getadelt worden war. Das Versehen Brockelmanns, der also 
auch die zweite der beiden Rezensionen nicht gelesen hatte, 
schien mir nur erklärlich, als ich annahm, er habe sich bei der 
Besichtigung des famosen Buches durch Reklame., Prospekte, Aus- 
stattung, Umfang und etliche andere hier nicht zu nennende, immerhin 
sonst den Stempel der Zuverlässigkeit aufdrückende Äußerlichkeiten 
täuschen lassen und so geglaubt, bei diesem Buche entspreche den 
äußeren Vorzügen jedenfalls auch der innere Gehalt. So machte ich 
denn Brockelmann auf die erste der beiden Rezensionen aufmerksam. 
Darauf allerdings, daß Brockelmann das Buch überhaupt noch 
nicht in der Hand gehabt hatte, als er es zitierte, war ich nicht 
gefaßt, s. Nachträge und Berichtigungen, S. 658 ad S. 33: ,Das Mach- 
werk von L. Mahler hätte ich hier nicht genannt, wenn es 
selbst oder die Besprechung von M. Bittner, Allgemeines Literatur- 
blatt xiv, Sp. 654 — 657, mir rechtzeitig bekannt geworden, 
wäre/ 

1 So findet man unter den Studienwerken bei ,Arabisch* weder Wahrmund 
noch Scheikho, unter denen bei ,Syrisch* weder Gismondi noch Nestle an- 
gegeben. 




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Grundrisz der vergleichenden Gramm, der semit. Sprachen. 425 

S. 76, Z. 5 — Z. 2 v. u.: ,im Mehri gäjen Jüngling PL gäjenöt' — 
dieses gäjenöt (recte gajenot) ist aber gar nicht der Plural zu 
gäjen (recte gajen) Jüngling, sondern es ist das Femininum zu 
diesem und zwar der Singular, und heißt soviel wie ,Mädchen', 
s. Jahn, Die Mehri- Sprache in Südarabien, n. Teil, S. 184, Kol. i, 
Z. 3 und Z. 6 von oben. — ,sfenet Schiff und ,qasadet Gedicht' können, 
wenn sie den Ton auf der Endung haben, unmöglich qatilat-F ormen 
sein, also arab. sflna und qasida, denn die qatilat-Fovmeii behalten 
im Mehri ihren Ton immer! — Statt ,gäsüne tauch en' muß es richtig 
heißen gäsone tauchend (mit .s, arab. y \j>yz, ein Mehri-Partizipium). 

S. 122, sub d, ß spricht Brockelmann davon, daß im Altarabischen 
nicht selten griechisches % durch § wiedergegeben werde. Die 
Erklärung — es liegt koptische Aussprache vor — findet man 
bei M. Bittner, ,Der vom Himmel gefallene Brief Christi in seinen 
morgenländischen Versionen und Rezensionen', Denkschriften der 
Kais. Akad. der Wiss. Wien li, i. 1905, S. 193, An in. 2 — dort z. B. 
^o^LiJl = %EQOvßifx. Vgl. Rochemonteix, ,La prononciation moderne 
du Copte dans la Haute Egypte', Memoires de la Societe de lin- 
guistique vn, p. 262. — So erklärt sich natürlich auch bei Brockel- 
mann Tigre drasme = dQa%(irj. 

S. 132, sub k, ß gibt Brockelmann Beispiele für die Verschiebung 
von s zu h im Mehri. Dort lese man statt haqsu tränken : haqoii, statt 
hima hören : hima, statt hiroq stehlen : hiroq, statt hltt sechs : 
entweder hitt oder hit und statt hoba sieben : hoba. — Die Längen 
müssen bezeichnet werden, wie Jahn, Grammatik der Mehri- 
Sprache in Südarabien, S. 9, woraus Brockelmann hier zitiert, auch 
die Längen richtig bezeichnet hat. 

S. 142, sub e, wo Brockelmann ein von Jahn, I. c, S. 19 oben, un- 
vollständig gegebenes wichtiges Lautgesetz des Mehri 1 stillschweigend 
berichtigt, resp. vervollständigt, lese man statt msabbäh Lampe : 
msabdh (mit einem s), wie Jahn, 1. c, S. 18, u. zw. 1. Z., richtig hat. 

1 u ü l pflegen, ob sie ursprünglich oder sekundär sind, ist gleichgiltig, in 
der Nähe von Gutturalen oder emphatischen Lauten in die Diphthonge au, ou 
resp. ay, ey überzugehen (Bittner). 



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426 



K. Brockelmann. 



S. 168, sub fehlt in den Beispielen aus dem Mehri jedesmal 



saibahy zaibak, sofer, zofer, souna und zouna. Gar so selbstver- 
ständlich ist der Akzent hier nicht! 

S. 230, Anm. Der PI. von Mehri habre Sohn ist habün (mit it, 
aus habdri), nicht habun. 

S. 246, sub ii Dissimilation von reduplizierten Bildungen 91. a, 
1. Z. wird das Mehriwort für , Stern' zitiert, nach Jahn, 1. c., S. 8, 
und zwar als koblcüb, bei Jahn steht aber dort richtig und deutlich 
Icoblcib, und zwar lautet so der Singular, während kobküb, wie 
Brockelmann aus JcobMb verlesen hat, für Jcobköb (JcabJcöb) stehen 
würde und der regelrechte Plural zum Singular kobkib (gewöhnlich 
Jcablcib) wäre. 

S. 271, sub Mitte, bringt Brockelmann die Gleichung ,hebr. 
bghgn >> mehri häbu Daumen (Jahn 12)'. Schlägt man aber bei Jahn, 
1. c, S. 12, Z. 7 von unten, nach, so findet man dort ,häbm Daumen 
— hebr. JHä', also häbin und nicht häbu, das bei Brockelmann 
auch im Index steht, häbu würde übrigens, wenn habü gelesen, 
,Menschen, Leute' bedeuten und ein plur. tant., wohl = äth. AUh s sein. 
Ebenda, 1. Z., fehlt bei todi Brust das Zeichen der Länge auf 
dem o; lies tödl (aus tädey, tädey } tady y tady = arab. Cs^)- 

S. 304, Zu amhar. 'ersü, *essü 7 f. erseua (nach Brockelmann 
aus reesü sein Kopf) ,er, sie' möchte ich gegen die naheliegende 
Verbindung mit äth. reesü ,sein Kopf vor allem einwenden, daß 
dieses fast nur reflexiv (= sich), und zwar als reeso, aber in der 
Regel nicht als Verstärkung des Pron. pers. sep. gebraucht wird 
(= er selbst). Siehe jetzt auch Rbinisch, Das persönliche Fürwort 
und die Verbalflexion in den chamito-semitischen Sprachen, Kais. 
Akad. der Wiss., Schriften der Sprachenkommission, Bd. i, S. 111. 

S. 305, sub d, Pron. pers. 3. P. PI., wäre noch auf eine Neubildung 
des Amharischen zu verweisen, die man bei Afevork, Grammatica 
della lingua Amarica findet, S. 66, nämlich ennässü und ennärsü, 
die aus dem Sing, g m. essu, ersii genau so gebildet sind, wie 2. P.P1. 
ennänt(a) aus dem Sing. g. m. ant(a) du (m.), nämlich durch Vor- 



der Akzent: lies saibah, zaibah, sofer, zöfer, souna und zouna statt 




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Grundrisz der vergleichenden Gramm, der semit. Sprachen. 427 

Setzung von enna = äth. J|A das bekanntlich (aber selten) im Äth. 
zur Bildung von Pluralen verwendet wird. Siehe Reinisch, 1. c. ; 
S. 94 unten und 147 oben. 

So 332, Z. 13 und 14, behauptet Brockelmann: ,Auch im Mehri 
ist y ahät Schwester unter dem Einfluß von habrit Tochter umgestaltet 
zu gayt/ Doch verhält sich die Sache wie folgt: gayt und 'ahdt 
haben miteinander direkt nichts zu tun, sondern gayt (für gi-t, 1 mit 
ay statt i wegen des g) ist eine Weiterbildung von gä Bruder = 
Ca)ha durch zweifache Bezeichnung des Genus femininum, nämlich 
1. durch Wandel von d m i (wie beim Pron. dem., cf. Brockelmann, 
S. 297 oben) und 2. durch Anfügung von -t. Genau dasselbe ge- 
schieht beim Zahlworte ,eins': m. lad und f. tayt = tid-t (mit ay statt % 
wegen des t und Assimilation des rad. d an die Endung -t). Daß tidt 
wirklich die Grundform für tayt ist, beweist der Mehriausdruck für 
,einäugig', den Jahn, s.v. awer, S. 165, Col. n, awer ayntit schreibt, 
was wohl richtiger awer ayn tit wörtl. ,blind auf einem Auge' ge- 
schrieben werden sollte. Dem Mehri awer blind liegt übrigens das 
von Jahn nicht verglichene äth. öOKC i caecus doch viel näher, als 
arab. einäugig, hebr. ij? und syr. f*o^ blind. 

S. 332, sub y, möchte ich zu n ]> r (in arab. ibn 7 hebr. ben, 
assyr. bin [bin binni Enkel] und mehri her pl. blt, habre pl. habün, 
f. hart [NB. Jahn hat bort] pl. bant } habrit pl. habanten, aram. bar) 
darauf hinweisen, daß ,gebären* im Mehri Mrü heißt i. e. ybrw und 
Mehri ber (habre) Sohn und bort (habrit) Tochter vielleicht doch zu 
dieser Radix ebenso gehören, wie z. B. arab. Knabe, Sohn zu 
^ gebären und griech. xe%vov zu t/xtw gehört. NB. ybny heißt im 
Mehri (als benü) nur ,bauen*. 

S. 408, Z. 6 v. u., stellt Brockelmann folgende Behauptung auf: 
,Im Mehri ist die Endung' — es ist dort von der Femininendung 
die Rede — ,stets gedehnt und sie erscheint als ät, %t y et, öt, ait, aut c 
und dann weiter: ,als Kürze erscheint sie wohl nur in Lehnwörtern 
aus dem Nordarabischen'. Die Regel ist wie folgt zu fassen: die 

1 So im Sj}auri y9^s ihre Schwester', vgl. Südarab. Exped., Bd. VII. in. 
D. H. Müller, S. 37, Z. 25. 



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428 



K. Brockelmann. 



Femininendung hat den Ton und ist lang, wenn ihr in keiner Silbe 
des betreffenden Wortes ein naturlanger Vokal oder Diphthong voraus- 
geht, sonst ist sie kurz, und zwar ist es dabei vollkommen gleich- 
giltig, ob wir ein echtes Mehriwort oder ein arabisches Lehnwort 
vor uns haben. 

S. 442, ß kommt Brockelmann auf die Femininbildung zurück 
und sagt: ,Da das Mehri im Sg. der Fem. schon durchwegs lange 
Vokale hat' — was nach dem Ebengesagten falsch ist — ,so 
hängt es an den PI., obwohl dieser ständig ö (<[ ä } oder dessen 
Äquivalente, s. § 74 f '() hat, und daher oft schon durch den Vokal- 
wechsel genügend gekennzeichnet wäre, noch die m. Endung In an, 
die hinter der Drucksilbe zu en verkürzt wird' und dann weiter 
,Nur die Lehnwörter aus dem Nordarabischen, die das kurze et des 
Fem. bewahrt haben' — s. die vorhergehende Bemerkung! — 
, erhalten auch das einfache öt des PL C — Die Sache verhält sich 
aber anders: das Mehri hat zwei Endungen für den PI. der Fem. 
6t und öten, und zwar steht dt, wenn die Fem.-Endung des Sing, un- 
betont ist, oten y wenn diese betont ist. Dabei kann en in öten nicht 
= in sein, denn die Mask.-Endung des Plur. In ist im Mehri immer 
betont und da müßte nach den Lautgesetzen des Mehri aus öt-tn 
ein ätin werden. NB. nawarlt Lampenzylinder könnte als fem. 
nur eine Nisbe sein, also für nawariyet nawariyt nawariyt nawariyt 
stehen (ad YJy>) — solche Verkürzungen kommen vor — dann wäre 
der PI. richtig nawariyot. 

S. 453, sub ß bemerke man, daß erstens 4n (nach den Laut- 
gesetzen auch als eyn, ayn erscheinend) sich im Mehri nicht bloß in 
, einigen Nomm/ hält, sondern bei einer großen Anzahl von Sin- 
gularen der Formen ((toi — qitdl (qatäl, qutdl), sowie q'tel = qdtal 
regelmäßig zur Bildung eines äußeren männl. PI. verwendet wird, 
wiewohl das Mehri eine reichentwickelte innere Pluralbildung kennt, 
dann zweitens, daß dieses -In nicht ,an alle fem. und inneren 
Plurale' tritt — weder an die einen, noch an die anderen — und 
drittens, daß die Behauptung, vor Suffixen werde l an alle in- 
neren Plurale gehängt, sich als nicht haltbar erweist, indem das 




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Gründrisz der vergleichenden Gramm, der semit. Sprachen. 429 

NB. unbetonte und kurze % (£) zwischen Suffixen und inneren Pleu- 
ralen doch bloßer Gleitvokal sein dürfte. 

S. 506, e heißt es: ,Das Mehri scheidet wenigstens die beiden 
Haupttypen noch scharf* — gemeint sind die der Transitiven und 
Intransitiven beim Grundstamme des Zeitwortes — ,indem es qatal 
zu qatöl, wie qabör, qatil aber zu verschiedenen Formen entwickelt, 
wie qayreb, libes, niheq, lehäq, deren Ratio noch nicht im einzelnen 
aufgeklärt ist (vgl. Prätorius, DLZ 1906, 2654)/ Da fehlt zunächst 
bei qayreb der Akzent — 1. qayreb, und bei libes das Zeichen der 
Länge oder besser der betonten Länge — 1. libes. Die Sache steht 
so: aus qatal wird qatöl, dem qatil aber entspricht qitel, wobei zu 
beachten ist, daß das % von qitel nach den Lautgesetzen — neben 
Gutturalen und emphatischen Lauten! — auch als ay oder ey er- 
scheinen kann, daher libes, aber qayreb. Neben qatöl und qitel gibt 
es noch eine dritte Form für den Grundstamm, nämlich qetel (selten 
qetdl), aber nur bei Wurzeln mediae gutturalis (mit Ausschluß der 
mediae 'Ayn), wie niheq und lelidq. 

S. 555, ß. Der Ind. wird durch den Mod. energ. auf en nie im 
Grundstamme, sondern nur in bestimmten abgeleiteten Stämmen 
ersetzt; er wird gebraucht beim Steig.- und Einwirk.-Stamm und den 
auf diesen zurückgehenden Kausativ-, Reflexiv- und Kausativ-Reflexiv- 
bildungen — das Mehri kennt nämlich auch äth. II 2 (3), III 2 (3) 
und IV (2, 3). 

S. 611, b. Bei den Verbis mediae wdw wird sich der Unter- 
schied zwischen Transitiven und Intransitiven nicht er- 
bringen lassen. Dem Grundstamme liegt die Form qtol (aus q a tdl) 
zugrunde; wäw ist ausgefallen. NB. Das Kausativum bewahrt das 
wdw] wir haben zum Beispiele sär er stand für s(w)är, aber haswör* 
ob im Grundstamme ä e ö au oder ou steht, hängt von der Be- 
schaffenheit des ersten oder dritten Radikals oder auch beider ab ! 
In Sauq ist au erst aus ö wegen des q entstanden, i. e. §auq = §woq 
$(w)öq Sdq. Man vergleiche auch Fälle, wo das wdw sich im Grund- 
stamme erhalten hat, wie tawoi fertig sein. 



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430 



K. Brockelmann. Grundrisz der vergl. Gramm, etc. 



S. 624, b ist die 3. P. PL m. von ksu er fand unrichtig zitiert; 
sie lautet mit Jahn, S. 109, ksium und nicht Jcsüum. — Und nun 
noch eins! Ebenda hat Brockelmann neben hedenü als Bedeutung 
,schwieg' (sie!) stehen; dieses hedenü (Jahn hat hedenü) ist Kausa- 
tivum zu dinl schwanger werden und heißt daher wörtl. ,er hat 
geschwängert', wie Jahn, S. 108, Z. 6 v. u. richtig und deutlich 
hat: aus diesem ,er hat geschwängert' ist nun bei Brockelmann ein 
,er hat geschwiegen' geworden und daher finden wir dort S. 624, b 
in der vierten Zeile hedenü ,schwieg' statt richtig schwängerte'. 1 

1 Ein sonderbares Quiproquo ist S. 243, Z. 8 und 7 v. u. zu konstatieren, 
wo Brockelmann in Klammer — nomina sunt odiosa, weshalb ich hier algebraische 
Größen einsetze — folgendes hat: , — und sehr konfus X bei Y, dort und dort'. 
Da Brockelmann den Namen des X gesperrt gedruckt hat, will er das schmeichel- 
hafte Epitheton wohl diesem X an den Kopf werfen, übersieht aber, daß dieser X 
dem Y nur die Beispiele talequale ohne Text gegeben hat und daher bei Y 
nicht mit Anführungszeichen zitiert ist. Wenn also an der inkriminierten 
Stelle etwas ,konfus' wäre, müßte sich Brockelmann, vorausgesetzt daß er seinem 
Unwillen durchaus Luft machen müßte und ihm in einer eines Gelehrten würdigeren 
Form Ausdruck verleihen könnte, wohl gefälligst an den Y halten. 



Maximilian Bittner. 




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Kleine Mitteilungen. 



Fischzauber. — Ausgehend von einem indischen Hochzeits- 
brauch habe ich oben 18, 299— 306. 20, 291 — 301 eine Reihe von 
Hochzeitsbräuchen behandelt, die sich alle dadurch auszeichnen, daß 
bei ihnen Fische eine Rolle spielen. Zwei Publikationen, die im 
Laufe des vorigen Jahres erschienen sind, veranlassen mich, an 
dieser Stelle zwei Nachträge zu meinen früheren Aufsätzen zu geben. 

1. Zunächst möchte ich das Fischorakel, das ich oben 18,304f. 
aus De la Flottes Essais historiqnes sur VInde (1769) mitgeteilt 
habe, auf eine ältere und, wie ich glaube, zuverlässigere Quelle zu- 
rückführen. Genau wie von De la Flotte auf S. 297 — 305 seines 
Buches, so werden auch von dem Venetianer Niccolao Manucci in 
seinen Memoiren, die jetzt von William Irvine in Ubersetzung heraus- 
gegeben werden, 1 die Hochzeitszeremonien der südindischen Rajputen 2 
ausführlich beschrieben: und das bei diesen Zeremonien vorkommende 
Fischorakel, von dem De la Flotte spricht, wird von Manucci 
ebenfalls erwähnt. Wenn der Braut das Täli umgebunden worden 
ist, erzählt Manucci iii, 63 f., wird dem Hochzeitsgott Pillaiyär Ver- 

1 Storia do Mogor, or Mogul India (1653—1708). By Niccolao Manucci, 
Venetian. Translated, with introduction and notes, by William Irvine. Vol. in. 
London 1907. 

2 c Of the ceremonies followed by the Rajahs at their weddings* Manucci iii, 
61 — 66 = De la Flotte 297 — 305 'Mariages des Rajepouts*. Unter diesen Rajputen 
ist wahrscheinlich die Kaste namens Rauz oder Rädzu zu verstehn, die von den 
K§atriyas abzustammen behauptet. Siehe Irvine zu Manucci iit, 61 (wo auf das 
Madras Manual of Administration m, 754 verwiesen wird). 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XXlI.Bd. 29 




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432 Kleine Mitteilungen. 

ehrung dargebracht. c They say that this god has such control over 
marriages that his own father when he married worshipped him in 
the manner practised at this day. 1 It is for this reason that they 
style him "the son born before his father". 2 The sacrificing and wor- 
ship ended, they throw at once into a large vessel, placed there in 
readiness and füll of water, an imitation fish made of a substance 
resembling flour. One of the relations of the newly-married pair 
holds it by a string, and moves it to and fro in the water. Then 
the bridegroom, as a proof of his skill, shoots a small arrow from 
his bow at this fish. If he hits, everybody breaks forth in his praise, 
saying he is very skilful in the use of arms, most valiant, most 
fortunate. If he misses, they say he is unlucky and maladroit. 
But hit or miss, the game ends/ 

Um die Vergleichung mit der entsprechenden Stelle bei De la 
Flotte (Essais, p. 300 — 301) zu erleichtern, lasse ich auch diese im 
Wortlaut folgen : 

c Apres que le Taly est attache, les nouveaux epoux s'asseient 
sur une espece de trone pour se faire voir de tous les spectateurs. 
Cependant on apporte les offrandes destinees au Dieu Poulear; mais 
ä toutes ces ceremonies succede bientot un spectacle nouveau et qui 
amuse beaucoup toute Tassemblee. On a un poisson artificiel 
attache k un fil ? on le jette dans un grand vase plat rempli d'eau, 
et un des parens du mari le fait tourner continuellement. La nouvelle 
mariee, pour faire voir son adresse ; prend un petit arc et une flache, 
et tire sur ce poisson. Si eile le touche du premier coup, outre 
Tadmiration et les applaudissemens qu'elle s'attire, on en augure 
encore bien pour le succfes du mariage; si eile le manque apres 
trois coups, c'est un mauvais presage pour l'avenir. 5 

1 Fast dasselbe, was Manucci hier im Text sagt, sagt De la Flotte in einer 
Anmerkung auf S. 300 seiner Essais: 'Les Indiens pretendent que PouUar influe 
tellement sur les mariages, que son perc Boutren ayant voulu se marier en secondes 
noces, fut oblig6 de Tadorer pour se le rendre propice\ 

a Soll dies eine Übersetzung des Namens Vinaigem (Vinäyaka = GaneSa) sein, 
der von Manucci III, 18 allerdings mit 'He who is not God' erklärt wird? Nach 
De la Flotte 8.189 bedeutet Vinagnien oder Vinayaguen s.v.a.'qui n'a point de pere\ 



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Kleine Mitteilungen. 



433 



Daß es sich bei dieser Zeremonie um ein Orakel handelt, 
kommt bei De la Flotte deutlicher zum Ausdruck, als bei Manucci. 
Im übrigen stimmen beide Berichte ziemlich genau miteinander über- 
ein. Mit einer Ausnahme: während bei Manucci der Bräutigam 
mit einem Pfeile nach dem künstlichen Fische schießt, ist es bei 
De la Flotte die Braut, die diese Handlung ausführt. Wenn wir 
uns nun fragen, welcher von den beiden Autoren den Vorgang richtig 
dargestellt hat, so werden wir uns für Manucci entscheiden müssen. 
Manucci lebte eine ganze Reihe von Jahren 1 in Madras und kann dort 
sehr wohl, mehr als einmal, Gelegenheit gehabt haben, die Hochzeits- 
zeremonien der Rajputen zu beobachten und eine genaue Schilderung 
davon zu entwerfen. De la Flotte dagegen verweilte nur verhältnis- 
mäßig kurze Zeit in Indien und hielt sich selten längere Zeit an 
einem und demselben Orte auf. Es ist kaum anzunehmen, daß er 
jemals Augenzeuge einer Rajputenhochzeit gewesen ist. Der Verdacht 
liegt nahe, daß er seinen Bericht einer schriftlichen Quelle ent- 
nommen hat. Und so dürfte es sich in der Tat verhalten. Auf 
S. 1 seines Buches sagt De la Flotte allerdings, er habe die ge- 
bräuchlichste Sprache Indiens erlernt und die Religion, die Sitten, 
den Charakter und die Gewohnheiten der Bewohner des Landes an 
der Quelle studiert. Aber auf Seite 167 erfahren wir, daß er die 
Genealogie der indischen Götter (die er S. 167 — 198 mitteilt) sowie 
mehrere andere Abschnitte über die Religion der Inder einem 
Manuskript entlehnt habe, das dieselben Gegenstände behandelte. 2 
Dieses Manuskript ist ohne Zweifel seine Hauptquelle — wenn nicht 
seine einzige Quelle — für alles das gewesen, was er über die 



1 Von 1686—1709; siehe Irvine, Journal of the Royal Asiatic Society 1903, 730. 

2 J'ai tire cette g6n6alogie, ainsi que plusieurs autres articles sur la religion 
des Indiens, d'un manuscrit apporte de Pondichery en 1767, et qui a dte dirige 
par les soins de M. Porciier, ancien Gouverneur de Karikal. On voit, d'un cöte", 
le texte Indien (?), et de Tautre, les figures de toutes les Divinites peintes par un 
homme du pays, d'apres les originaux qui sont dans les Pagodes. — Abbildungen 
der indischen Götter, die Manucci anfertigte oder anfertigen ließ, sind noch er- 
halten; siehe Irvine, Journal of the Royal Asiatic Society 1903, 727 — 28. 

29* 




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Kleine Mitteilungen. 



indischen Gottheiten, über Hochzeits- und Totengebräuche, über die 
Witwenverbrennungen usw. berichtet. Ferner muß angenommen 
werden, daß der Verfasser des Manuskriptes die Memoiren Manüccis 
gekannt und sehr stark benutzt hat. Nur unter dieser Annahme 
lassen sich meines Erachtens die außerordentlich zahlreichen, sach- 
lichen wie wörtlichen Übereinstimmungen 1 zwischen De la Flotte 
und Manucci begreifen. Auf das Manuskript, das De la Flotte, 
nach seiner eignen Aussage, exzerpierte, wird auch seine Beschreibung 
der Rajputenhochzeit zurückgehen. Die oben berührte Abweichung 
von Manüccis Darstellung hat entweder bereits in diesem Manuskript 
gestanden, oder sie ist durch ein Versehen De la Flottes bei der 
Benutzung seiner Quelle hervorgerufen worden. Etwas bestimmtes 
läßt sich vorläufig nicht ausmachen. 

2. Der von mir oben 20, 291 ff. besprochene jüdische Hoch- 
zeitsbrauch — das Schreiten der jungen Eheleute über einen Fisch — 
ist neuerdings auch als ein Brauch der arabischen Bevölkerung 
der tunisischen Hafenstadt Sfax nachgewiesen worden. Meine früher 
(oben 20, 295) geäußerte Vermutung, daß wir in dem Überschreiten 
des Fisches keineswegs einen ausschließlich jüdischen Brauch zu 
sehen haben, wird dadurch in erwünschter Weise bestätigt. 



1 Um den bereits gegebenen Beispielen noch eins hinzuzufügen, will ich 
den Anfang des Abschnittes f What the Hindus say of Paradise and of Hell* bei 
Manucci iii, 22 und den Anfang des Abschnittes 'Sentimens des Indiens sur le Pa- 
radis* bei De la Flotte S. 221 einander gegenüberstellen: 

They imagine that we enter into 
glory in five different places. The first 
they call Zoarcan. It is here that in their 
opinion dwells the king of the gods, called 
Devydyrey, with bis two wives Yzachy 
and Indariny, and five mistresses famous 
for their excessive beauty. There the 
three hundred and thirty thousand million 
gods keep him Company, and with se- 
veral millions of mistresses taste and en- 
joy delight of every sort. 



Google 



II y a, selon les Indiens, cinq en- 
droits destine's k ceux qui sont dignes 
de la be'atitude. Le premier est appelle* 
Xorgan\ c'est-lä que r6gne le Roi des 
Dieux, Devendren, avec ses deux femmes 
legitimes Xachi et Indirani, et avec cinq 
concubines celebres par leur beaute. Les 
vassaux de Devendren, sont les trois cens 
trente-trois millions de Dieux qui ont 
plusieurs millions de concubines. 



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Kleine Mitteilungen. 435 

Karl Narbeshuber teilt in seiner Schrift 1 Aus dem Leben der 
arabischen Bevölkerung in Sfax (Regentschaft Tunis) einen arabischen 
Text mit, der von Werbung, Verlobung und Hochzeitsfeierlichkeiten 
handelt. Der neunte Abschnitt dieses Textes führt die Bezeichnung 
,Der Tag des Abendgebets' (so benannt, weil an ihm die jungen 
Eheleute zum ersten Male das Abendgebet gemeinschaftlich verrichten) 
und lautet nach Narbeshübbrs Übersetzung S. 16: ,Es kommt die Mutter 
der Braut, um sie zu besuchen; der Bräutigam dagegen kauft sehr viel 
Fisch ein. Man legt den Fisch auf den Boden, und er und die 
Braut schreiten siebenmal darüber hinweg. Zu Mittag ißt man Fisch- 
suppe und Gerstenbrot/ 

Nui wenig abweichend ist der Vorgang, den Leo der Afrikaner 
in seiner bereits früher angeführten Schilderung der Hochzeitsfeier- 
lichkeiten in Fez wie folgt beschreibt: Der junge Ehemann verläßt, 
gewöhnlich am siebenten Tage nach der Hochzeit, das Haus, kauft 
eine Menge Fische ein, bringt sie nach Hause und läßt sie durch 
seine Mutter oder durch irgend eine andere Frau auf die Füße seiner 
Gattin werfen. 2 — Von einem Uberschreiten der Fische ist bei 
Leo allerdings keine Rede. 

Auf S. 20 seiner Schrift bemerkt Narbeshuber, daß der Fisch 
nach dem Glauben der Bevölkerung von Sfax Glück bedeutet. Glück 
hat man zu erwarten, wenn man von Fischen träumt. Öfters hört 
man Sfaxer — besonders jedoch die Sfaxer Juden — ausrufen, 
wenn sie einem kleinen Kinde, das ihnen gezeigt wird, Glück 
wünschen wollen: elfyüt *aUh 9 d. i. der Fisch sei über ihm. 3 

Sehr reichliches Material über den Fisch als Glückspender 
und Übelabwehrer findet man bei Eusübe Vassel in seinem unten 

1 Veröffentlichungen des städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig. 
Heft 2. Leipzig 1907. Professor Goldziher hatte die Freundlichkeit, mich auf 
diese Schrift aufmerksam zu machen. Vgl. seine Anzeige der Schrift in der Deutschen 
Literaturzeitung 1907, Sp. 2459 — 60. 

2 Leo der Afrikaner, übersetzt von Lorsbach. Herborn 1805, S. 235. Siehe 
auch diese Zeitschrift 18, 306. 20, 291. 

3 Vgl. dazu Eusebe Vassel, La litterature populaire des Israelites Tunisiens, 
Paris 1904 — 1907, S. 128 (= Revue Tunisienne xn, 550). 



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Kleine Mitteilungen. 



zitierten Buche; so auf S. 130 f. 161 ff. 199 (= Revue Tunisienne 
xn, 550 f. xm, 223 f. 358). 271 und auf S. 3 des Anhangs. 1 Hierher 
gehört auch ; was Tüchmann von einer Sitte berichtet, die bei den 
tunisischen Juden gilt. Diese legen, bei Hochzeiten und Festlich- 
keiten, im Innern des Hauses den Schwanz eines Fisches, gewöhn- 
lich den eines Thunfisches, 2 auf ein samtnes oder seidenes Kissen 
nieder. 

Schließlich will ich nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß 
das Schreiten über einen Fisch als jüdischer Hochzeitsbrauch auch 
von Abraham Danon in seinem Aufsatz Les superstitions des Juifs 
Ottomans erwähnt wird. Er schreibt: Le premier jour de la noce, 
on fait passer les deux epoux sur un poisson etendu en terre. 
C'est un signe de fecondite (Melusine viii, 268). 

Halle a. d. S., im Oktober 1908. 



Sämaveda gehörigen Texte einer Kritik unterworfen, die ebenso 
gründlich wie belehrend, anregend und fördernd ist. In einem der 
Hauptpunkte weicht Oldenbergs Ansicht von der meinigen ab. Ich hatte 
für das Uttarärcika, d. h. die Sammlung von Strophen, Pragäthas, Trcas 
und Süktas, die tatsächlich beim Ritual verwendet werden, ein höheres 

1 Hier erzählt Vassel, daß er einst ainer Jüdin wegen ihres blühenden Aus- 
sehens Glück wünschte. Um die zu befürchtende üble Wirkung dieses Glück- 
wunsches zu beschwören, erwiderte die Jüdin: ,weil ich am Donnerstag Fisch ge- 
gessen habe 4 . Vgl. dazu Nöldeke, Gottingische gelehrte Anzeigen 1908, S. 165. — 
Uber die Verwendung der Fische beim Zauber, insbesondere beim Liebeszauber, 
hat neuerdings Adam Abt gehandelt in seinem Buche Die Apologie des Apuleius 
von Madaura und die antike Zauberei, Gießen 1908, S. 61 ff. (= Beligionsgeschichtliche 
Versuche und Vorarbeiten, Band iv, S. 135 ff.). 

2 Melusine vnr, 34. Der Schwanz eines Thunfisches wird auch von Vassel 
unter den übelabwehreriden, glückbringenden Dingen erwähnt: a. a. 0., S. 131. 189 
(= Revue Tunisienne xu, 551. xm, 350); Anhang S. 2. 



Theodor Zachariae. 



Zur Frage über die Entstehung des Sämaveda. — In den 
Gott. Gel. Anz. (1908, Nr. 9) hat neuerdings Oldenberg meine An- 
sichten über die Entstehung und das gegenseitige Verhältnis der zum 




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Kleine Mitteilungen. 



437 



Alter beansprucht als für das Pürvärcika ; d. h. die Sammlung von Einzel- 
strophen, die gleichsam einen Index zu den bei den Somaopfern ge- 
sungenen Melodien bildet. Ich halte auch nach Oldenbergs Bemer- 
kungen im ganzen an dieser Ansicht fest und wiederhole eine von mir 
(,de Wording van den Sämaveda', S. 6) geäußerte Behauptung, daß eine 
Sammlung von Pragäthas, T^cas usw., welche tatsächlich beim Ritual 
zur Verwendung kamen, älter sein muß als eine Sammlung von 
Strophen, die nur dazu diente, die Singweisen, auf welche jene 
Pragäthas und Trcas gesungen wurden, gleichsam zu registrieren. 
Ich denke nun, daß zwischen Oldenberg und mir nur ein Miß- 
verständnis herrscht, und hoffe, daß er meine These annehmen wird, 
wenn sie so formuliert wird: Von altersher bestand der heilige Dienst, 
das Somaopfer, in verschiedenen Gestalten. Dabei wurden seit 
Menschengedächtnis vom Sänger mit seinen Gehilfen an bestimmten 
Momenten TYcas und Pragäthas auf bestimmte Singweisen gesungen. 
Solche Pragäthas und Tj-cas wurden schon früh gesammelt: eine 
solche Sammlung ist uns im Uttarärcika erhalten; ich sage nicht 
in dem uns vorliegenden Uttarärcika, sondern meine dessen Vor- 
läufer. Diese Möglichkeit gibt Oldenberg selber zu, wenn er (S. 728, 
Bern, l) schreibt: ,Möglich ist natürlich, daß, als das Pürvärcika re- 
digiert wurde, ein Kanon der Agnistoma-Liturgien schon fixiert war'. 
Ob er fixiert war oder nicht, tut weniger zur Sache, einen Kanon 
muß es jedenfalls gegeben haben und nur dieses habe ich behaupten 
wollen. Das Bedürfnis einen Index zu den Melodien zu besitzen, 
hat sich erst später fühlbar gemacht. 

Daß die auf uns gekommenen beiden Arcikas nicht zum jetzt 
bekannten Ritual stimmen, ist unzweifelhaft; zum Uttarärcika vgl. 
meine Bemerkungen in der Einleitung zum Ärseyakalpa, S. vm. Das- 
selbe gilt für das Pürvärcika, vgl. Oldenberg, GGA. 1908, S. 714 — 719. 
Daß im allgemeinen das uns bekannte Ritual auch des Hotr's nicht 
zu der auf uns gekommenen Samhitä stimmt, ist ebenfalls bekannt. 
Mit dem Ritual des Atharvaveda, ausgenommen das spätere Buch xx, 
wird es ebenso sein; unter den für den Pitrmedha bestimmten 
Strophen z. B. gibt es in der Atharvasarnhitä manche, von der kein 




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las 



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Viniyoga überliefert ist. Wir besitzen ja doch nur Fragmente des 
Vcda aus sehr verschiedenen Zeiten und es ist sehr wohl denkbar, 
daß die Strophen und Lieder, für die es in der historischen Zeit keine 
Verwendung mehr gibt, aus den liturgischen Sammlungen anderer 
Familien oder naheverwandter Schulen herrühren, und in die Saijihitas, 
als sie ihre jetzige Gestalt bekamen, einverleibt wurden. So möchte 
ich auch die Anwesenheit vieler Singweisen und damit korrespon- 
dierenden Yonis im Grämageyagäna-Pürvärcika erklären, für die es 
jetzt keine Verwendung mehr gibt (Oldenberg, op. cit. S. 714). 

Noch ein Punkt bleibt dunkel: weshalb nämlich das Erlernen 
des Uttarärcika nicht erwähnt wird (vgl. Oldenberg, op. cit S. 719). 
Wir wissen aber nicht, ob mit dem Studium des Pürvärcika nicht 
das Erlernen auch der in der Liturgie zu verwendenden Strophen, 
Pra<räthas usw., verbunden wurde. Erlernt mußten diese doch auch 
werden. Beim Upäkarana heißt es (Gobh. in, 3. 5): äditas chandaso 
y dhitya. In seiner Prakääikä gibt Subrahmanyavidvän auf S. 102 ff. 
die Texte an, die , gelesen* werden sollen, darunter auch Uttarärcika 
1 — 62, den ersten Ardhaprapäthaka also. 

Der Rest meiner Anschauungen über die Entstehung des Säma- 
veda wird von Oldenberg nicht beanstandet und meine Argumen- 
tation für die relativ jüngere Entstehungszeit des Üha und Ühyagäna 
läßt er unangetastet. 

Hiermit meine ich meine Ansichten über die Entstehung des 
Sämaveda näher begründet zu haben. 1 

1 Daß die Konkordanz mir nicht vorlag, hätte Oldenberg wohl denken 
können. Sonst hätte es mir keine Mühe gekostet, die Nachweise, die er S. 736 
gibt, selber zu geben. 



Utrecht, Nov. 1908. 



W. Caland. 




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Verzeichnis eingegangener Druckschriften. 



439 



Verzeichnis der bis zum Schluß des Jahres 1908 bei der Redaktion 
der WZKM eingegangenen Druckschriften. 



ford Barney. Traduit du Persan par Hippolyte Dreifus. Paris, Ernest 
Leroüx, 1908. 

Ananda Ranga Pillai, The private diary of. Dubash to Joseph Franqois Du- 
pleix and governor of Pondichery. A record of matters political, histori- 
cal, social, and personal, froin 1736 to 1761. Translated from tbe Tamil 
by order of the government of Madras, and edited by Sir Frederick 
Price, assisted by K. Rangachari. Vol.H. Madras, Printed by the Super- 
intendent, Government Press, 1907. 

Andersen, Dines, A Päli Reader with notes and glossary. Part n: Glossary 
(first half and second half). Leipzig, Otto Harrassowitz, 1907. 

Arrhenius, Svante, Die Vorstellung vom Weltgebäude im Wandel der Zeiten. 
Das Werden der Welten. Neue Folge. Aus dem Schwedischen übersetzt 
von L. Bamberger. Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft, 1908. 

Atti della R. Accadcmia dei Lincei, anno cccv. 1908. — Rendiconto dell' 
adunanza solenne del 7giugno 1908 onorata dalla presenza di Sua Maest;\ 
il Re. Vol. Ii. Roma, Tipografia della R. Accademia dei Lincei, 1908. 

Bevan, Anthony Ashley, The Nakä'icl of Jarir and Al-Farazdak. Vol. i, Part 3 ; 
Vol. Ii, Part. 1. Leiden, E.J.Brill, 1907/8. 

Bingham, Hiram, A Gilbertese-English Dictionary. Boston, American Board 
of Commissioners for foreign missions, 1908. 

Caland, W., Altindische Zauberei. Darstellung der altindischen , Wunschopfer 4 . 
Verhandelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amster- 
dam. Afdeeling Letterkunde. Nieuwe Reeks. Deel x, No 1. Amsterdam, 
Johannes Müller, 1908. 

Catalogue, A supplementary, of Sanskrit, Pali and Prakrit books in the library 
of the British Museum, acquired during the years 1892—1906. Compiled 
by L. D. Barnett. London, British Museum, 1908. 

Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. Curantibus J.-B.Chabot, J.Guidi, 
H. Hyvernat, B. Carra de Vaux. Scriptores Coptici. Versio. Series in. 
Tomus i. Acta Martyrum interpretati sunt J. Balestri, O. E. S. A. et 
H. Hyvernat. Parisiis, E Typographeo Reipublicae, Carolus Poussielgue; 
Lipsiae, Otto Harrasso witz, 1907. 



c Abd-oul-Beha, Les lec,ons de Saint-Jean-d'Acre, recueiliies par Laura Clif- 




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440 Verzeichnis eingegangener Drückschriften. 

Devanagar, bhäratiy citravicitr bhäsäöin ke lekhöm se bhüsit ek advitiy sacitr 
mäsik patr. (Einzige illustrierte Monatsschrift mit Scbriftbeiträgen der 
verschiedensten Volkssprachen Indiens). Jahrgang i, Heft 5. Calcutta, 
The Manager, ,The Devanagar 4 , ,Ekalipivistaraparishad', 1907. 

Dolens, Noel ; et A. Khatch, Histoire des anciens Armeniens. Publie par 
TUnion des Etudiants Armeniens de l'Europe. Geneve, 1907. 

Elbogen, J., Studien zur Geschichte des jüdischen Gottesdienstes. Schriften der 
Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Bd. i, Heft 1 und 2. 
Berlin, Mayer und Müller, 1907. 

Enzyklopaedie des Islam. Geographisches, ethnographisches und biographisches 
Wörterbuch der muhammedanischen Völker. Mit Unterstützung der Inter- 
nationalen Vereinigung der Akademien der Wissenschaften und im Verein 
mit hervorragenden Orientalisten herausgegeben von Th. Houtsma und 
A.Schaade. 1. Lieferung. Leiden, E.J.Brill-, Leipzig, Otto Harrasso- 
witz, 1908. 

Gibb, E.J.W., the late, AHistory of Ottoman Poetry, Vol.v. Edited by Edward 
G. Browne. London, Luzac & Co., 1907. 

Gibb, E. J.W., Memorial. Vol. in, 2: The Pcarl-Strings. AHistory of the Resuliyy 
Dynasty of Yemen, by c Aliyyu 'bnu 5 1- Hasan 'el-Khazrejiyy. Translation 
and Text with annotations and index by the late Sir J. W. Redhouse. 
Edited by E.G.Browne, R.A.Nicholson, and A.Rogers, and printed 
for the trustees of the ,E. J.W. Gibb Memorial'. Vol. n, containing thesecond 
half of the translation. Leyden, E.J.Brill; London, Luzac&Co., 1907. 

Gibb, E. J. W., Memorial, Vol. vi, 1. The Irshad al-arib ilä ma c rifat al-adib or 
Dictionary of learned men of Yaqüt. Edited by D. S. Margoliouth and 
printed for the trustees of the ,E. J.W. Gibb Memorial', Vol.i, containing 
part of the letter \. Leyden, E.J.Brill, London, Luzac & Co., 1907. 

Ginneken, Jac. van, Principes de Linguistique psychologique. Essai de synthese. 
(Bibliotheque de philosophie experimentale. Directeur E. Peillaube, iv. 
Leipzig, Otto Harrassowitz, 1907. 

Handes Amsorya, Jahrgang 1908. Wien, Mechitharisten, 1908. 

Hölscher, Gustav, Landes- und Volkskunde Palästinas. Mit 8 Vollbildern und 
einer Karte. Sammlung Göschen, Nr. 345. Leipzig, Göschen, 1907. 

Hommel, Fr., Geschichte des alten Morgenlandes. 3. verbesserte Auflage. Durch- 
gesehener Neudruck. Sammlung Göschen, Nr.43. Leipzig, Göschen, 1908. 

Ho ward Y, G., Clavis Cuneorum sive Lexicon Signorum Assyriorum Linguis 
Latina, Britannica, Germanica sumptibus Institut! Carlsbergici Hauniensis. 
Pars Ii. Ideogrammata rariora. 2. Lieferung. Leipzig, Otto Harrassowitz, 
1907. 



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Verzeichnis eingegangener Druckschriften. 



441 



Jacob, Georg, Türkische Bibliothek. Bd. 8 : Der übereifrige Xodscha Nedim. 
Eine Meddäh-Burleske türkisch und deutsch mit Erläuterungen zum ersten 
Male herausgegeben von Friedrich Giese. Berlin, Mayer & Müller, 



Jacob, Georg, Türkische Bibliothek. Bd. 9 : Beiträge zur Kenntnis des 
Derwisch-Ordens der Bektaschis von Georg Jacob. Mit einem Anhang 
von Professor Snouck Hurgronje in Leiden und zwei Tafeln. Berlin, 
Mayer und Müller, 1908. 

Ibn al QalänisI, History of Damascus 363 — 555 a. h., from the Bodleian Ms. 
Hunt. 125, being a continuation of the history of Hilal ai-Säbi. Edited with 
extracts from other histories, and summary of contents by H.F. Amedroz. 
Leyden, E. J. Brill, 1908. 

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gical Institute of America. Issued quarterly, with illustrations. Vol. xi ; 
1907; Supplement to Vol. xi, 1907; Vol. xn. Ns. 1—3, 1908. Norwood, 
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Baltimore, The Johns Hopkins Press, 1908. 

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zig, Otto Harrassowitz). 

Keller, H., Sechster Band des Kitäb Bagdäd von Ahmad ibn abi Tähir Taifür. 
Herausgegeben und übersetzt. I.Teil: Arabischer Text. n. Teil: Deutsche 
Übersetzung. Leipzig, Otto Harrassowitz, 1908. 

La Vallee Poussin, Loüis de, Bodhicaryävatära. Introduction ä la pratique 
des futurs Bouddhas. Poeme de Qäntideva. Traduit du sanscrit et annote. 
Extrait de la Revue d'histoire et de litteraturereligieuses, t.x, xietxu, 1905, 
1906, 1907. Paris, Bloud et Cie; Leipzig, Otto Harrassowitz, 1907. 

Littmann, Enno, Arabische Beduinenerzählungen, i. Arabischer Text, n. Über- 
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1907. 




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Bd. xi, Teil 1 und 2. Tokyo, 1908. 

Moberg, Axel, Buch der Strahlen. Die größere Grammatik des Barhebräus. 
Übersetzung nach einem kritisch berichtigten Texte mit textkritischem 
Apparat und einem Anhang zur Terminologie. Einleitung und 2. Teil. 
Leipzig, Otto Harrassowitz, 1907. 

Oriens Christianus. Römische Halbjahrhefte für die Kunde des christlichen 
Orients. Mit Unterstützung der Goerresgesellschaft herausgegeben vom 
Priesterkollegium des deutschen Campo Santo unter der Schriftleitung 
von Dr. Franz Cöln. vi. Jahrgang, 1. und 2. Heft. Eom, Tipografia Poli- 
glotta; Leipzig, Otto Harrassowitz, 1906. 

Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei, Classe di scienze morali, storiche 
e filologiche, Serie quinta, Vol. XVI, fasc. 6° — 12°, e Indice del Volume*, 
Vol. XVII, fasc. 1° — 6°. Roma, Tipografia della Accademia, 1907. 

Revue Biblique Internationale publice par TEcole Pratique d'Etudes Bibliques, 
etablie au Couvent Dominicain Saint-Etienne de Jerusalem. Nouvelle 
Serie, v. annee, No. 4. Octobre 1908. Paris, V. Lecopfre, 1908. 

Rivista degli Studi Orientali pubblicata a cura dei professori della scuola Orien- 
tale nella R. Universität di Roma. Anno I. — Volume I., Fasc. 2 — 4. 
Leipzig, Otto Harrassowitz, 1907/8. 

Seidel, Ernst, Mechithar's des Meisterarztes aus Her ,Trost bei Fiebern*. 
Nach dem Venediger Drucke vom Jahre 1832 zum ersten Male aus dem 
Mittelarmenischen übersetzt und erläutert. (Gedruckt mit Unterstützung der 
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Verzeichnis eingegangener Druckschriften. 



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Bahrüpiä & c. Compiled and edited by G. A. Grierson. India, Calcutta, 
Office of the Superintendent of Government Printing, 1907. 

Testament, Old, and Semitic Studies, in Memory of William Rainey Harper, 
edited by Robert Francis Harper, Francis Brown, George Foot 
Moore. Vol. I. and II. Chicago, The University of Chicago Press, 1908. 

Thalheimer, A., Beitrag zur Kenntnis der Pronomina personalia und possessiva 
der Sprachen Mikronesiens. Stuttgart, J. B. Metzler, 1908. 

Thomsen, Peter, Systematische Bibliographie der Palästina- Literatur, auf Ver- 
anlassung des deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas bearbeitet. 
1. Bd., 1895 — 1904. Leipzig und New York, Rudolf Haupt, 1908. 

Thought, Indian. A Quaterly, devoted to Sanskrit Literature, edited by G. Thi- 
baut and Ganganatha JHA. Vol. I. No. 4. Published by the Editors, 
Allahabad. Leipzig, Otto Harrasso witz, 1907. 

Tolman, Herbert Cushing, The Behistan Inscription of King Darius. Trans- 
lation and critical notes to the Persian text with special reference to re- 
cent reexaminations of the rock. (Vanderbilt University Studies, founded 
by A. H.Robinson.) Nashville, Tenn. Published by Vanderbilt Univer- 
sity. Leipzig, Otto Harrassowitz, 1908. 

Virolleaud, Ch., L' Astrologie Chaldeenne, Fase. 3. Le livre intitule «enuma 
(Anu) llu Bel» publie, transcrit et traduit. Texte cuneiforme, Ishtäi\ Paris, 
Paul Geuthner, 1908. 

Winckler, Hugo, Die babylonische Geisteskultur in ihren Beziehungen zur 
Kulturentwicklung der Menschheit. (Wissenschaft und Bildung. Einzel- 
darstellungen aus allen Gebieten des Wissens, 15.) Leipzig, Quelle & 
Meyer, 1907. 

Woitsch, L., Aus den Geschichten Po-Chü-i's. Peking, 1908. 
Woitsch, L., Einige Hsieh-Hou-Yü. Peking, 1908. 
Woitsch, L., Zum Pekinger Suhua, i. Teil. Peking, 1908. 




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